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RIJKSUNIVERSITEITTE UTRECHT
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2671 587 4
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Oft
LEHRBUCH
PATHOLOGIE und THERAPIE
HAUSTHIERE.
VON
DR M. F. ROLL,
K. K. REGIEBDNGSBAXB, SIL'DlKN-DllilCCTOli L'XD PKOFKSSOlaquo; Ail K. K. TUlKKAliZNBl-
INSTITL'TK, PKOFIISSOK AN DEB LMVEKSITAT IN WIEN, UtTGLIED DKS OBEliSTKN
SANIT�TSRATllES UEI DEM K. K. SUNISTKKIUM DES INKEKN ETC.
VIERTE VERMEHRTE UND UMGEARBEITETR AOTLAGE. I. BAN D.
lt;
WIEN, 1876. WILHELM B R A U M �LL E R
k. k. Hof- end ijniveksitXtsbucuhXndlkii.
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Vorwort.
W�hrend vor wenigen Decennien noch die Zald Jener, welche der Veterin�nnedicin ihre wissenschaftliche Th�tigkeit widmeten, eine verh�ltnissm�ssig geringe war, hahen sp�ter, und namentlich in j�ngster Zeit immer zahlreicher t�chtige, mit den Aufgaben und der Methode der Naturf�rschung vertraute M�nner diesem Felde ihre Th�tigkoit zugewendet. Erfahrungen und That-sachen von bleihendom Werthe nicht nur f�r die praktische Thier-medicin, sondern auch f�r die vergleichende Pathologie f�r die Hygiene und .Sanit�tspolizei ergaben sich als Fr�chte dieser Arbeit.
Bei der Herausgabe einer neuen Auflage meines Lehrbuches der Pathologie musste ich es daher als meine Aufgabe betrachten, den vielfachen thats�chlichen Bereicherungen dieser Doctrin �ber�all Rechnung zu tragen. Unter Beibehaltung der wenigstens nach meiner Ansicht bew�hrten Anordnung und Darstellung der Materie musste demnach das Buch in vielen Theilen einer voll�st�ndigen Umarbeitung unterzogen und vielfach erg�nzt und ver�vollst�ndigt werden.
M�ge dasselbe auch in der neuen Ausgabe sich seine alten wohlwollenden und nachsichtigen Freunde erhalten und den Stu-direnden einen n�chternen Wegweiser in dem Gebiete der Thier-medicin abgeben.
Wien, im October 187;').
Dr Roll.
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IV
Vorwort zur dritten Auflage.
AJie vielfaclien und wesentlichen Bereicherungen, welche die Veterin�nnedicin und die in ihr Boreich eingreifenden Doc-trinen seit dem Erscheinen der zweiten Auflage erfahren hat, und die Erfahrungen, welche ich in einer fortgesetzten klinischen Th�tigkeit zu sammeln Gelegenheit hatte, machten eine nahezu vollst�ndige Umarbeitung dieses Buches nothwendig, sollte das�selbe dem heutigen Stande der Wissenschaft entsprechen. Ob es mir gelungen ist, dieser mir gestellten Aufgabe zu entsprechen, muss ich der Beurtheilung' Fachkundiger �berlassen. Dass ich bei der Anordnung des Materiales den in den fr�heren Auflagen eingehaltenen Gang der Darstellung der Hauptsache nach beibe�halten habe, glaube ich durch die bei dem Unterrichte erzielten Resultate rechtfertigen zu k�nnen. Die namhafte Vermehrung des Inhaltes machte die Anwendung eines compresseren Druckes, der Wunsch nach einer leichteren Handlichkeit des Buches die
Abtheiluno- in zwei B�nde nothwendi
'Squot;
Wien, im Mai 1867.
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Vorwort zur zweiten Auflage.
-Dei der Bearbeitung- der zweiten Auflage meines Lehrbuches der Pathologie und Therapie der Hausthiere war ich bestrebt, die w�hrend des kurzen, seit dem ersten Erscheinen desselben ver�gossenen Zeitraumes gewonnenen thats�chlichen Bereicherungen der thier�rztlichen Wissenschaft thunlichst zu vorwerthen. Ein selbst nur oberfl�chlicher Vergleich mit der ersten Auflage wird ergeben, dass, obwohl der Gang der Darstellung im Allgemeinen beibehalten wurde, doch die meisten Partien des Buches einer vollst�ndigen Umarbeitung unterzogen worden und ganze Abschnitte neu hinzugekommen seien. Im Interesse der bei der Erhebung und Tilgung von Thierseuchen zur Verwendung kommenden Aerzte und Thier�rzte wurde �berdies den in Oesterreich bestehenden und theilweise erst in der letzten Zeit erflossenen veterin�rpoli�zeilichen Vorschriften eine besondere R�cksichtnahme zugewendet.
Wien, im December 185it.
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VI
Vorwort zur ersten Auflage.
Wenn ich ungeachtet der zahlreichen und mitunter sehr brauchbaren Hand- und Lehrb�cher der medicinischen Pathologie und Therapie; welche die thier�rztliche Literatur aufzuweisen hat, an die Abfassung eines neuen, dieselbe Doetrin behandelnden Lehrbuches schritt, so geschah es wahrlich nicht in Verkennung der Verdienste, welche die Verfasser derselben sich um das thier��rztliche Wissen erworben haben, sondern in der Ueberzeugung, dass einerseits in vielen derselben den tagt�glich sich h�ufenden und gegenw�rtig auch in der Thiorhoilkunde, schon wegen ihres Einflusses auf die Diagnostik und die Beurtheilung der Krank-heitszust�nde nicht mehr zu untersch�tzenden Leistungen der pa�thologisch-anatomischen Forschung verh�ltnissm�ssig nur wenig Rechnung getragen und in manchen Beziehungen der Speculation und Hypothese mehr Platz als der n�chternen Beobachtung ein�ger�umt wird, andererseits aber nur wenigen Thier�rzten die zahlreichen, in Zeitschriften niedergelegten Ergebnisse neuerer Untersuchungen zug�nglich sind. Das reiche klinische und patho�logisch-anatomische Materialc unserer Lehranstalt bot in vielen Hinsichten hinreichende Gelegenheit zu Beobachtungen und Unter�suchungen, deren Resultate, mit R�cksichtnahme auf das auch anderweitig Festgestellte hier niedergelegt wurden. Dort, wo eigene Erfahrung wegen Mangel an Objecten nicht zu Gebote stand, wurden die besten und anscheinend verl�sslichsteu Quellen ben�tzt.
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VII
Ueber die Anordnung des vorliegenden Buches sei nur be�merkt, dass dasselbe in einen allgemeinen und besonderen Theil zerfalle. Der erstere enth�lt, ihres phantasicreichen Gewandes entkleidet, jene Lehren, welche man gew�hnlich als dem Gebiete der sogenannten allgemeinen Pathologie angeh�rig betrachtet und die hier, namentlich was die allgemeinen Formen der St�rung betrifft, ausf�hrlicher abgehandelt werden. Dass liiebei die patho�logische Anatomie eine vorwaltende Ber�cksichtigung fand, wird mir wohl nicht zum Vorwurfe gemacht werden, im Gegentheile glaube ich durch diese Behandlungsweise die Xothwendigkeit einer genaueren Bekanntschaft mit dieser, dem nur die n�chstliegenden praktischen Bed�rfnisse im Auge haltenden Anf�nger gew�hnlich trocken und unpraktisch erscheinenden Doctrin hervorgehoben zu haben. Der specielle Theil behandelt in neun Abtheilungen die allgemeinen und �rtlichen, nach hergebrachter Weise dem Gebiete der medicinischen Pathologie zugetheilten St�rungen, wobei die letzteren nach den physiologischen Organsystemen in Hauptabthei-lungen gebracht und nach der Verschiedenheit der Krankheits�formen an einander gereiht wurden. Eine mehrj�hrige Erfahrung hat mich in der Ueberzeugung von der Zweckm�ssigkeit und Uebersichtlichkcit dieser Art der Anordnung best�rkt. Dass auch in diesem Theile manche Abschnitte in einer von der gel�ufigen, abweichenden Form behandelt wurden, wird schon eine fl�chtige Durchsicht des Buches zeigen.
Von Polemik habe ich mich ferne gehalten und ein Litera-turverzeichniss nicht beigef�gt, da die erstere in einem Lehrbuche eine passende Stelle nicht findet, das letztere aber meiner Ansicht nach f�r den Anf�nger ohne Werth und f�r den praktischen Thierarzt, wenn er nicht in der Lage ist, eine �ffentliche oder Vereinsbibliothek ben�tzen zu k�nnen, wegen der materiellen
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VIII
Schwierigkeit, sich zahlreiche Werke anzuschaffen, meistens unn�tz ist, �berdies aber ein unvollst�ndiges Literaturverzeichniss seinen Zweck doch nicht erf�llt, ein vollst�ndiges aber unverh�ltniss-m�ssig vielen Raum in Anspruch genommen b�tte. Es gen�ge daher Jene, welche weitere Belehrung suchen, auf die die specielle Pathologie behandelnden Werke Dieterich's, Funke's, ITaubner's, Bering's, Rychner's und Veith's, auf Kreutzer's Vetcrin�rmedicin und auf das eben im Erscheinen begriffene Handbuch der Patho�logie und Therapie von Spinola, dann auf die, die neuen For�schungen enthaltenden quot;Veterin�r-Zeitschriften von Gurlt und Hertwig, Hering, Zangger, das Eecue� de rued, ceter. prat und die vom Wiener k. k. Thiorarznei-Institute herausgegebene Vier�teljahresschrift zu verweisen.
Wien, im J�nner 1856.
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Inhalt.
Die binteu angesetzten Ziffern bedeuten die Seitenzahl.
Allgemeiner Theil. I. Abschnitt. Begriff und allgemeine Formen der St�rung 3.
Leben des Organismus. Gesundheit. Kranksein, Krankheit 3. � Krankheits�ursache 4. � Innere, �ussere Sch�dlichkeiten. Verschiedenheit der St�rungen i. � Mechanische, anatomische, functionelle St�rungen G. � Allgemeine und �rtliche, prim�re und secund�re Krankheiten, Verbreitung der localen St�rung 7. � Combi�nation, Ausschliessung und Complication der Krankheit 9. � Krankheitszeichen, Semiotik, Diagnostik 11. � Unterscheidung der Symptome 12. � Krankemmter-suchung 13. � Prognose. Krankheitsverlaut' 14. � Dauer der Krankheit 15. � Stadien der Krankheit 16. � Krankheitsansg�nge 18. � Ausgleichung der St�run�gen 19. � Nachkrankheiten 21. � Tod 22. � Leichenerscheinungen 24.
II. Abschnitt. Die Ursachen der Krankheit. Aetiologie 27.
Verschiedenheit der Krankheitsursachen 27. � I. Innere, individuelle Ur�sachen 29. � i. Thiergattung 30. � 2. Lebensalter 32. � 3. Geschlecht. 4- Race 33.
�nbsp; nbsp;5. Aufzucht und Lehensioeise. 6. K�rperconstitution 34. � 7. Erblichkeit 35. � 8. Ueberstandene Krankheiten 36. � 11. Aeussere Krankheitsursachen 36. � /. Mechanische und chemische Einwirkungen 36. � 2. Atmosph�rische und kosmische Einfl�sse: a. Licht 37. � b. Temperatur 38. � c. Electricit�t 40. � d. Luftdruck, e. Feuchtigkeit 41. � f. Bewegung der Luft 42. � g. Verunreinigungen der Luft 43. � h. Tages- und Jahreszeiten 44. � S. Bodenverh�ltnisse 45. � 4. Klima 46.
�nbsp; nbsp;5. Nahrungsmittel 47. � 6quot;. Getr�nke 51. � 7. Aufenthalt auf Weiden 54. � S: St�lle 57. � 9. Lebensverh�ltnisse 59. � 10. Pr�servativ- und Arzneimittel 60. � lt. Parasiten, Sclvmarotzer 60. � -4. Pflanzliche Parasiten 61. � B. Thierische Parasiten 71. � I. W�rmer 71. � Eingeweidew�rmer, Helminthen 72. � A. Platt�w�rmer, Piatodes 74. � 1. Bandw�rmer, Cestodes 75. � o. Gmbenk�pfe, Botrio-cephalidae 79. � h. Eigentliche Bandw�rmer, Taeniadae 80. � 2. Saugw�rmer, Trematodes 87. � B. Rundw�rmer, Annelides 90. � 1. Rund- oder Fadenw�rmer, Nematoidea 91. � 2. Hakenw�rmer, Acantocephala 107. � II. Acarina 108. �
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1. Milben 109. � a. Kratz- oder K�udemilben 109. � b. Balgmilben 122. � Pentastoraiden 122. � 2. Zecken, Ixodide� 125. � III. Inseeten 126. � Fliegen 126.
__ Oestriden 126. � Geradfl�gler 146. � Halbfl�gler 147. � 12. Concretionen und
Steine 147. � A. Magen- und Dannconcretionen 149. � B. Speichelsteine 154.
�nbsp; nbsp; C. Gallensteine 157. � D. Harnsteine 159. � E. Concretionen in den Samen�g�ngen 170. � F. Concretionen in den Eutern, Milchsteine 170. � 13. Contagien tmd Miasmen 171. � Verschiedenheit der Krankheiten nach der H�ufigkeit ihres gleichzeitigen Vorkommens 178. � Krankheitsconstitution 180.
III. Abschnitt. Allgemeine Grunds�tze der Heilung 181.
Prophylaxis 181. � Therapie, Kunstheilung 184. � Empirisches und rationelles Heilverfahren 186. � Curplan, Heilanzeigen 187. � Gegenanzeigen 188.
IV. Abschnitt. Die Veterin�r-Polizei 190.
I. Prophylaktische veterin�r-polizeiliche Massregeln, Schutz�massregeln 191. � �. Schutzmassregeln gegen ansteckende Krankheiten im Inlande 191. � Anzeigepflicht, Constatirung der Krankheit 193. � Sperrmassregeln 194. � B. Schulzmassregeln gegen�ber dem Auslandlaquo; 196. � II. Tilgungsmassregeln 200.
�nbsp; Separation, Behandlung kranker Thiere 201. � T�dtung kranker und angesteckter Thiere 202. � Entsch�digung hief�r 203. � Desinfection 204. � Erl�schen einer Seuche 211. � Impfung 211.
V. Abschnitt. Die allgemeinen Formen der St�rungen 212.
I. Functionelle St�rungen 212. � 1. Sf�rimgen der Ftmctionen des Neiven-systems 213. � A. Anomalien der Empfindung 215. � a. Vermehrte Sensibilit�t, Hyper�sthesie 215. � b. Verminderte oder aufgehobene Sensibilit�t, An�sthesie 219.
�nbsp; nbsp;B. St�rungen der Bewegung 220. � a. Gesteigerte Th�tigkeit der motorischen Nerven, Hyperkinesis 221. � b. Verringerte oder aufgehobene Th�tigkeit, L�hmung, Paralyse 224. � 2. St�rungen der Absonderungen 226. � 3. St�rung in der Production der tkierisclien W�rme. Das Fieber 228. � II. Anatomische St�rungen 238.� A.. Oertliche St�rungen des Kreislaufes 238. � 1. Oertlicher Blutmangel, locale An�mie, Isch�mie 240. � 2. Oertliche Blul�berfiillung. Hyper�mie 242. � a. Active, arterielle Hyper�mie, Wallung, Congestion 243. � b. Passive, ven�se Hyper�mie, Blut�stockung 246. � 3 Blutung und Blutfluss, B�morrhagie 248. � 4. Propfbildung und Verstopfung in den Gef�ssen, Thrombosis und Embolie 255. � 3. Wassersucht, Oedem und Hydrops 260. � B. Die Entz�ndung 265. � O. Anomalien der Er�n�hrung 292. � I. Die pathologische R�ckbildung 292. � 1. Schwund, Abzehrung, Atrophie 293. � 2. Entartungen, Degenerationen 295. � a. Ver�dung, Verhornung, b. Verkalkung 296. � c. fettige Entartung 297. � d. amyloide, speckige, e. k�sige, f. Colloid-Entartung 299. � g. schleimige, h. eiweissige, i. Pigment-Entartung 300. �- k. atheromat�se Entartung 302. � 3. Brand, Necrosis 302. � II. Die pathologische Neubildung 308. � 1. Massenzunahme, Hypertrophie 314. � 2. Die Neubildungen im Besonderen 316 � I. Neubildung von Horngewebe und Z�hnen 316. � II. Neu�bildung von �usserer Schleim- und ser�ser Haut 317. � III. Neubildung von Binde�gewebe 317. � IV. Neubildung von Fettgewebe 320. � V. Neubildung Ton. Knorpel-
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gewebe 321. � VI. Neubildung von Knocliengewebe 321. � VII. Neubildung von Muskelgewebe 324. � VIII. Neubildung von Nervengewebe 324. � IX. Neubildung von Gelassen 325. � X. Neubildung von Drilsengewcbe 326. � 3. Die Ge�schw�lste 327. � I. Kinfacbe Gewebsgesclrwiilste 330. � 1. Bindegewebsgescbwulst, Fibroma 330. � 2. .Sclileimgewebsgeschwulst, Myxoma 332. � 3. Fettgescbwulst, Lipoma 333. � 4. Knorpelgesclnvulst, C'Iiondroma 334. � 5. Knochengesclnvulst, Osteoma 335. � G. Muskelgescliwulst, Myoma 33G. � 7. Nervengescliwulst, Neu�roma 337. � 8. Gef�ssgescliwulst, Angioma 337. � 9. Dr�sengeschwulst, Adenoma 337.
�nbsp; nbsp;II. Zusammengesetzte Gewebsgesclnvfllste 338. � 1. 15alggescbwulst, Cyste 338.
�nbsp; nbsp;2. Paj�llargeschwulst, Papilloma 341. � III. Zellengescbw�lste 343. � 1. Sar-com, Sarcoma 343. � 2. Krebs, Carcinoma 345. � a. Der gew�hnliche Krebs 345.
�nbsp; nbsp;a. Der Faserkrebs, Scirrhus 347. � �. Der Markschwamm, Zellenkrebs, y. Der melauotiselie Krebs, o. Der Zottenkrebs 348. � E. Der Blutscliwamm 349. � b. Der Epithelialkrebs. a. Der Cylinderejiithelialkrebs, �. Der Plattenepitlielialkrebs, Cancroid, Epitlielioma 350. � c. Der Schleim- oder Gallertkrebs 351. � 3. Lyinphzellenge-schw�lste 351. � a. Der Tuberkel 352. � b. Der Eotz- und Wurmknoten 356. � -D. Ver�nderungen der physicalischen Eigenschaften der Organe 358. � 1. Ver�nde�rungen der Grosse 358. � 2. Ver�nderungen der Gestalt, � 3. Ver�nderungen der Lage. � 4. Ver�nderungen der Verbindung und des Zusammenhanges 360. � 5. Ver��nderungen der Consistenz 361. � 6. Ver�nderungen der F�rbung 362. � E. Ver-�nderangen des Inhaltes der Organe, Ansammlung von Luft 363.
Besonderer Theil.
I. Constitutionelle Krankheiten 365. I. Abschnitt. Krankheiten des Blutes 367.
I. Ver�nderungen in der relativen Qualit�t und Quantit�t de_r Blutbestandtheile 368. � 1. Abnormit�ten der rothen Blutk�rperchen 369. � 2. Ahnormit�ten der farblosen Blutk�rperchen 370. � Leuk�mie 371. � 3. Abnormi�t�ten 171 den Bestandlheilen der Blutfl�ssigkeit 373. � a. Anomalien des Faser�stoffes 373. � c. Anomalien des Eiweisses 375. � c. Anomalien der Blutsalze 376.
�nbsp; Die Knochenbriichigkeit, Osteomalacia 377. � Die Knochenweiclie, Khachitis 381.
�nbsp; nbsp;Die L�hme der jungen Thiere 382. � Scorhut 387. � II. Ver�nderungen der Blutmenge im Ganzen 389.� Vollbl�tigkeit, Blutf�lle; Plethora, Poly�mie 390. � Blutarmuth, Blutmangel, Blutleere, An�mie, Olig�mie 391. � Bleichsucht, F�ule, Faulsucht, Cachexia aquosa, Hydraemia 393. � III. Ver�nderungen des Blutes, bedingt durch den Gehalt an fremdartigen Stoffen 397. � Er�stickung, Svffocatio 397. � Ver�nderungen durch Gifte 399. � Ver�nderungen durch die Einwirkung von Contagien und Miasmen 401. � Haminfection des Blutes, Ur�mie 401. Anh�ufung von Gallenbestandtlieilen im Blute, Chol�mie, Icterus 403.
�nbsp; Anh�ufung von Zucker im Blute, Melit�raie 404. � Anh�ufung von Pigment im Blute, Melan�mie 405. � Anh�ufung aus Neubildungen stammender zelliger Elemente 405. � Die septische Blutvergiftung, septisches Fieber, Septic�mie 405. � Die Eiterinfection des Blutes, das Eiterfieber, Py�mie 407.
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II. Abschnitt Infectionskrankheiten 410.
Rinderpest, Pestis bovina, Schaf- und Ziegenpest 411. � Pocken, Blattern, Variolae 449. � Pocken der Pferde, Variolae cquinae 461. � Kulipocken, Variolae vaccinae 453. � Schafpocken, Variolae ovinae 458. � Pocken der Ziegen, Variolae caprinae 472. � Pocken der Schweine, Variolae snillae 472. � Pocken der Fhinde, Variolae caninae 473. � Pocken des Gefl�gels 474. � Maul- und Klauenseuche, Aphthae epizooticae 474. � Anthrax, Milzbrand, Febris carbunculosa 483. � An-thraxforraen bei den verschiedenen Hausthieren 499. � �. Beim Pferde 499. � 1. Acuteste Formen 499. � 2. Der sog. Pferdetyphus 500. � B. Beim Binde 509. 1. Der Milzbrandblutschlag 509. � 2. Das Milzbrandfieber 510. � 3. Der Zungen-anthrax, Glossanthrax 512. � 4. Mastdarm-Karbunkel 513. � 5. Karbunkelkrank�heit 514. � C Beivi Schafe 515. � 1. Die Bltttsenche 515. � 2. Milzbrand-Kar�bunkel 515. � 3. Brandiger Eothlauf 516. � D. Beim Schweine 516. � 1. Milz�brandblutschlag 516. � 2. Eankkorn 516. � 3. Anthraxbr�une 517. � 4. Weisse, Borste 518. � 5. Brandiger Rothlauf 518. � E. Bei Hunden und Katzen 519. � F. Beim Hansgefl�yel 519. � Wuthkrankheit, Rabies, Lyssa 520. � Lungenseuche des Rindes, Pleuro-pneumonia boum contagiosa 540. � Rotz- und Wurmkrankheit, Malleus humidns et farciminosus 554. � Besch�lkrankheit der Pferde 572.
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Allgemeiner Theil.
Roll, Path. u. Ther. d. Hansth. 4. Aufl. I.
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I. Abschnitt.
Begriff und allgemeine Formen der St�rung.
sect;. 1. Das Leben des Organismus umfasst alle an und in diesem ablaufenden Vorg�nge, welche in einem best�ndigen Wechsel seiner inneren Verh�ltnisse und seiner Beziehungen zur Aussenwelt bestehen. Zun�chst sind es die Zellen, aus denen in letzter Instanz die Organe und schliesslich der ganze Thierk�rper zusammengesetzt ist, welche bei diesem best�ndigen mitritiven Wechsel th�tig und in gewissem Grade auch unabh�ngig sind; w�hrend ihr einheitliches Wirken sowohl durch die gegenseitige Ber�hrung und die in ein�ander greifende Bewegung vieler Elemente, als durch die Nerven und die Circulation vermittelt wird.
Jenes Gleichgewicht der Functionen, durch welches die Ele-mentartheile im Stande sind, sich in ihrer Zusammensetzung zu erhalten, sich des Verbrauchten zu entledigen und das Nothwendige anzueignen, bezeichnet man mit dem Ausdrucke Gesundheit.
L�nger andauernde St�rungen dieses Gleichgewichtes, welche die Leistungsf�higkeit einzelner Theile oder des K�rpers �berhaupt beeintr�chtigen, durch die gew�hnlichen physiologischen Vor�g�nge nicht sogleich ausgeglichen werden und den Fortbestand des K�rpers oder einiger seiner Elemente gef�hrden, bedingen das Kranksein eines Individuums. Die Aeusserungen dieses Krankseins werden gew�hnlich als Krankheit bezeichnet.
Da die physiologische Th�tigkeit der Organe sich innerhalb gewisser Schwankungen bewegt, so ist die Grenze zwischen Ge�sundheit und Krankheit keine scharfe und beide gehen durch viele Abstufungen in einander �ber; eine Aeusserung kann nur dann als eine krankhafte bezeichnet werden, wenn sich der Charakter der Gefahr damit verbindet.
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;KrankUeitsursaclien.
Als ein Mittelding' zwischen Gesundheit und Krankheit ist die schwache Gesundheit, Schw�chlichkeit anzusehen, welche an�geboren und erworben sein kann; ein Ausdruck, mit welchem man die Geneigtheit eines Thierorganismus bezeichnet, schon nach der Einwirkung geringf�giger Ursachen zu erkranken.
Die Erkenntniss krankhafter Vorg�nge setzt die Keuntniss des gesunden Lebens, der Physiologie, voraus. Zwischen den Ge�setzen des gesunden und kranken Lebens besteht kein Unterschied; sie weichen nur in den Bedingungen ab, unter welchen sie in beiden in die Erscheinung treten.
Die krankhaften, pathologischen, St�rungen sind ent�weder abnorme Zust�nde, bei welchen eine auff�llige weitere Ver�nderung, ein Wechsel in den Erscheinungen nicht, oder kaum zu beobachten ist, oder pathologische Vorg�nge, Processe, bei welchen eine Aufeinanderfolge gewisser Reihen von Ver�nderungen stattfindet.
Diese Processe kommen nicht unmittelbar zur Beobachtung, wir erkennen sie aber aus ihren Folgen, den sogenannten Krank�heitspro ducten. Diese stellen nicht etwas den Geweben des K�rpers Fremdartiges vor; sie unterscheiden sich von den Producten des gesunden Lebensvorganges nur durch den Ort ihres Vorkommens und die Art ihrer Zusammensetzung.
Die Lehre, welche sich mit der Betrachtung der pathologischen Zust�nde und Processe besch�ftiget, heisst Pathologie, und inso-ferne sie hiebei den Thierk�rper ins Auge fasst: Zoopathologie. Die allgemeine Pathologie ist die Lehre von der Krankheit und dem Kranksein im Allgemeinen, die specielle Pathologie die Lehre von den einzelnen Krankheitsformen.
Die Lehre von dem, bei pathologischen St�rungen zu beob�achtenden Heilverfahren wird Therapie genannt.
sect;. 2. Eine St�rung des gesunden Lebens kann nur durch die Einwirkung einer Ursache, welche mit R�cksicht auf die durch sie hervorgerufene Krankheit Krankheitsursache, Sch�dlich�keit genannt wird, veranlasst werden. Jedoch nicht in jedem be�sonderen Falle gelingt es, dieselbe �berhaupt oder mit Bestimmtheit nachzuweisen: da einerseits manche anscheinend geringf�gige Ein�fl�sse erst durch ihre l�ngere oder best�ndige Einwirkung allm�lig Ver�nderungen in bestimmten Organen veranlassen, welche sich objectiv durch Zeichen erst dann zu erkennen geben, wenn sie eine bestimmte Grosse erlangt haben, w�hrend die Sch�dlichkeit selbst der Wahrnehmung vielleicht v�llig entgeht, und da andererseits nicht
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KranWieitsursachen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; f)
selten eiu Zusammenwirken sehr complexer Verh�ltnisse der Eut-stehung' einer Krankheit zu Grunde lieget.
Manche Krankheitsursachen sind an und f�r sich schon in gewissen normalen oder abnormen Zust�nden und Vorg�ngen des Organismus begr�ndet, und bedingen bald ein offenbares Er�kranken, bald nur die Geneigtheit (Disposition), in Folge der Einwirkung einer anderen Ursache leichter zu erkranken. Sie werden gew�hnlich als innere Krankheitsursachen bezeichnet. Andere wirken von aussen ein, sogenannte �ussere Sch�dlichkeiten, wozu sowohl die gew�hnlichen Verh�ltnisse der Aussenwelt, unter welchen die Thiere leben, als auch ungewohnte Einwirkungen chemischer und mechanischer Art geh�ren.
Jedoch selbst eine und dieselbe Sch�dlichkeit ruft nicht bei jedem von ihr betroffenen Thiere mit Sicherheit dieselbe Erkrankung oder auch nur �berhaupt eine St�rung hervor; manche Individuen besitzen eine besondere Geneigtheit, Pr�disposition, f�r den Ein�tritt von St�rungen der Gesundheit, andere sind widerstandsf�higer gegen sch�dliche Einfl�sse. Diese Thatsache ist bald in einer an-geborncn, erblichen oder erst erworbenen leichten krankhaften Ver��nderung der Gewebselemente einzelner Organe, bald in einer Ab�stumpfung der Erregbarkeit gegen gewisse Reize in Folge der Gew�hnung an dieselben bedingt.
Nach der Einwirkung sehr intensiver Sch�dlichkeiten erfolgt in der Regel eine bedeutende St�rung in dem betroffenen Organe, und es stehen dann Ursache und Wirkung in einem nachweisbaren Wechselverh�ltnisse: in anderen F�llen reicht eine unmessbare oder sehr geringe Menge eines Stoffes hin, wesentliche Ver��nderungen im Organismus zu veranlassen (Ansteckungsstoffe, Gifte), in anderen endlich ersetzt die Andauer, die allm�lige Steigerung, der pl�tzliche Eintritt oder rasche Wechsel der Sch�dlichkeiten, die mangelnde Intensit�t ihrer Wirkung.
sect;. 3. Die Krankheitsursachen veranlassen in ihrer Einwirkung auf einen thierischen Theil entweder Ver�nderungen des Zusammen�hanges und der Verbindung, oder Ver�nderungen der inneren Zusammensetzung desselben; ihre Wirkung ist daher in letzter Instanz eine materielle St�rung der normalen Eigenschaften des thierischen Theiles.
Die Ver�nderungen in der Textur und inneren Zusammen�setzung eines Theiles sind bald schon durch die blosse Besichtigung und Pr�paration desselben zu erkennen, bald ist zu ihrer Unter�scheidung eine mikroskopische oder chemische Untersuchung erfor-
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6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verschiedenheit der St�rungen.
derlich; in vielen F�llen kann ihr Vorhandensein nur aus der Wahrnehmung einer vorhandenen Functionsst�rung- erschlossen werden, obwohl solchen Functionsst�rungen in der Regel auch Aenderungen in der Textur zu Grunde liegen m�gen, welche bis jetzt nur noch nicht nachgewiesen sind. Hiernach k�nnen die St�rungen unterschieden werden in grob-mechanische (St�rungen der Continuit�t und Contiguit�t), in pathologisch-anatomische (Fehler der Form), in pathologisch-chemische (Fehler der Mischung) und in functionelle.
Obwohl St�rungen anf�nglich sowohl als formelle, wie auch als chemische auftreten k�nnen, so f�hrt doch eine Ver�nderung der einen Art in Kurzem zu einer solchen der anderen, so dass bei urspr�nglich ver�nderter Form bald auch die chemische Constitution des Theiles abge�ndert wird und umgekehrt.
In praktischer R�cksicht gen�gt es, die St�rungen in mecha�nische, anatomische (oder organische) und functionelle zu unterscheiden; obwohl auch die letzteren, wie erw�hnt, nicht leicht unabhilngig von inneren, physikalischen oder chemischen Aenderungen in der Zusammensetzung der Theile gedacht werden k�nnen. Je weitere Fortschritte die Untersuchungsmethoden machen werden, in desto engere Grenzen wird deren Feld eingeschr�nkt werden, wie es bez�glich mancher St�rungen bereits geschehen ist. Man ist nur dann berechtiget, eine St�rung als eine functionelle zu betrachten, wenn bei einer Abweichung in der Verrichtung eines Theiles entweder keine oder nur derartige formelle oder chemische Ver�nderungen desselben sich auffinden lassen, dass sie in eine nothwendige und entsprechende Verbindung mit jener nicht gebracht Morden k�nnen.
sect;. 4. Jede Krankheitsursache, mit Ausnahme jener, welche den unmittelbaren Eintritt des Todes herbeif�hrt, muss zun�chst einen Theil des Thierk�rpers treffen, und vermag demnach auch nur an bestimmten Elementen desselben eine krankhafte St�rung zu bedingen. Jede St�rung kann daher urspr�nglich auch nur eine locale sein. Je weniger der urspr�nglich erkrankte Theil mit anderen Organen in Verbindung steht, je geringer der Einfluss seiner Function auf den Gesammtprganismus ist, desto weniger wird eine Verbreitung der St�rung auf andere Theile zu besorgen sein, die aber um so leichter und gew�hnlicher erfolgt, je inniger seine Wechselbeziehungen zu anderen Theilen durch Angrenzung, durch Gef�sse und Nerven sind.
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Verbreitung der St�rungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
Obwohl es kaum irgend eine �rtliche St�mug- gibt, welche nicht w�hrend ihres Bestehens und Verlaufes Ver�nderungen in der Mischung des Blutes, und in den Nerven veranlassen k�nnte, daher einer Verbreitung f�hig w�re, so hat man sich doch gew�hnt, die Krankheiten in allgemeine, constitutionelle, und �rtliche, locale zu unterscheiden, und begreift meist unter den ersteren jene, bei welchen entweder der ganze Organismus oder doch relativ viele Theile desselben St�rungen erleiden. Man unterscheidet die constitutionellen Krankheiten gew�hnlich in Dyskrasien (Blut-entmischungskrankheiten), bei welchen die Zusammensetzung des Blutes abge�ndert ist, in Intoxications- und Infectionskrank-heiten, bei welchen, in Folge der Aufnahme eines giftigen Stoffes in das Blut, welcher bei der ersteren aus der Reihe der anorganischen oder Pflanzenstoffe, bei der letzteren in der Regel von kranken Thieren stammt, eine allgemeine St�rung veranlasst wird. Der Be�griff der �rtlichen St�rung ist an sich klar.
sect;. 5. Die Verbreitung einer localen St�rung auf eine mehr oder weniger grosse Zahl anderer Theile kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. In einem solchen Falle heisst die urspr�ngliche locale St�rung das prim�re, idiopathische oder Erst-Leiden, die durch selbes veranlasste weitere St�rung das secund�re oder Folge-Leiden. Am gew�hnlichsten geschieht die Verbreitung des localen Leidens auf eine oder die andere, oder auf mehrere der nachstehenden Weisen:
a)nbsp; nbsp; Durch mechanische oder chemische Einwirkung. Ver�nderungen in der physikalischen Beschaffenheit, in der Schwere, Elasticit�t, Dichte, Form, Grosse und Lagerung eines Organes k�nnen durch Druck, Zerrung, Reibung zu verschiedenen Ver��nderungen in benachbarten Theilen, wie Schwund, Verschliessung von Ausf�hrungsg�ngen und Kan�len, anatomischen und functio-nellen St�rungen f�hren. Ebenso bedingen sogenannte Krankheits-producte der prim�ren St�rung, wenn sie scharf und �tzend sind, durch die Ber�hrung und chemische Einwirkung auf andere Theile nicht selten secund�re Erkrankungen von verschiedener Bedeutung und Gefahr.
b)nbsp; nbsp;Durch Ausbreitung auf angrenzende Theile (per continuitatem et contiguitatem). Diese beschr�nkt sich entweder auf das urspr�nglich ergriffene Gewebe oder Organ, oder sie findet auch �ber andere statt. So verbreiten sich die krankhaften Affec-tionen der allgemeinen Decke, der ser�sen H�ute nicht selten von der zuerst erkrankten Stelle weiter �ber diese Fl�chen; Krankheiten
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8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verbreitung der St�rungen.
der .Sclileimluuitkunillo meist in einer dein Strome der abgesonderten Fl�ssigkeit entgegengesetzten Richtung; Krankheiten der sogenannten parencliymat�sen Organe nach verschiedenen Richtungen, haupts�ch�lich aber gegen die Oberfl�che des Organes zu; St�rungen der Empfindungsnerven kommen sogleich in dem Centralorgane zum Bewusstsein; St�rungen im Bereiche der motorischen Nerven werden auf das peripherische Ende �bertragen u. s. w. Die Verbreitung auf Gewebe anderer Textur geschieht am gew�hnlichsten auf solche, die mit dem prim�r erkrankten Organe unmittelbar verbunden sind, seiteuer auf solche, die nur an dieselben grenzen. So erkrankt das Brust- und Bauchfell in der Regel, wenn Krankheitsprocesse der von ihnen �berzogenen Organe bis in ihre N�he vorge�schritten sind.
c)nbsp; Durch Vermittlung des Nervensystems. Dieses ver-anlasst zun�chst wohl nur eine der Nervenstiramung des urspr�ng�lich ergriffenen Theiles entsprechende oder entgegensetzte Stimmung in anderen nicht selten entfernten Theilen; jedoch k�nnen diese wieder die Veranlassung zum Eintritt functioneller und selbst ana�tomischer St�rungen werden. So ruft ein krankhafter Zustand in den Empfinduugsnerven eines Theiles eine entsprechende Empfin�dung in dem Gehirne hervor, und es ist dies in Krankheiten sogar dann der Fall, wenn Nerven gereizt werden, bei denen unter nor�malen Verh�ltnissen eine solche Mittheilung nicht stattfindet, wie z. B. bei den Eingeweidenerven. Erregungen oder Ver�nderungen einzelner Empfindungsnervon veranlassen dann nicht selten cou-sensuelle, sympathische oder antagonistische Wirkungen in anderen Ausbreitungen sensitiver Nervenfasern oder durch Uebertragung des Reizes auf Bewegungsnerven, auch Reflexbewegungen, bisweilen selbst in Theilen, welche von den urspr�nglich ergriffenen entfernt liegen (wie Husten bei Luugenkrankheiten), oder gegentheilig L�hmung. Erregung motorischer Nerven hat nicht selten den Ein�tritt von Mitbewegungen oder entgegengesetzt Behinderung in der Bewegung anderer Theile zur Folge. Leiden des Gehirnes und R�ckenmarkes bedingen die mannigfachsten Einwirkungen auf die Bewegungs- und Empfindungsnerven selbst sehr entfernter K�rper�stellen; wovon gewisse Krankheitsformen, wie Dummkoller, Dreh�krankheit, Starrkrampf u. s. f. auffallende Belege liefern.
d)nbsp; Durch Vermittlung der Circulation. Diese geschieht bald durch die Aufnahme der Producte localer Erkrankungen in den Strom circulirender Fl�ssigkeiten, des Blut- und Lymphstromes, z. B. bei Entz�ndungen, bei Gerinnungen innerhalb der Gefasse
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Verbreitung der St�rungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
und Fortreissen solcher Gerinnsel durch das str�mende Blut u. s. w.; bald durch die Aufnahme fremdartiger Substanzen, wie Jauche, Gifte, Contagien, Parasiten in den Blutstrom; bald durch Zur�ck�halten gewisser, zur Ausscheidung bestimmter Stoife im Blute, be�dingt durch eine Erkrankung des secernirenden Organes; bald durch Behinderung der Aufnahme gewisser Stoffe in das Blut in Folge von St�rungen der hiezu bestimmten Organe (z. B. der Lunge), bald durch Verlust des Blutes entweder im Ganzen oder einzelner seiner Bestandtheile. Alle diese Umst�nde wirken h�ufig als Krank�heitsursache f�r andere Organe und bedingen daselbst seeund�re St�rungen. Auf diesem Wege wird auch der Eintritt der Meta�stasen, Versetzungen der Krankheit, vermittelt, von welchen erst sp�ter die Rede sein kann.
e) Auf eine bisher nicht gen�gend erkl�rte Weise geschieht die Ausbreitung einer St�rung von dem urspr�nglich ergriffenen Theile auf andere gleiche Gewebe oder Organe (durch sogenannte Sympathie). Beispiele hievon liefert die Mitleidenschaft eines paarigen Organs an der Erkrankung des anderen, die Antheilnahme einzelner Abschnitte der Schleim-, ser�sen und fibr�sen H�ute an Krankheitsprocessen anderer, mit ihnen nicht in diroctem Zusammen�hange stehender Partien derselben, das h�ufige Mitleiden der Harn�organe bei Krankheiten der Geschlechtsorgane und umgekehrt.
Nicht weniger schwierig zu erkl�ren ist die Thatsache, dass Krankheitsprocesse von einem Organe auf andere, mit dem ersteren nicht in n�herer Verbindung stehende �bergreifen, nachdem die St�rung in dem erstergriffeneu entweder schon erloschen oder doch ihrem Ende nahe ist; z. B. das Auftreten von Sehnen- oder Gelenksentz�ndungen nach abgelaufener Lungenentz�ndung.
Endlich gibt es Organe, welche eine besondere Geneigtheit zeigen, bei den verschiedenartigsten, wenn nur hinreichend heftigen Erkrankungen anderer Organe in Mitleidenschaft gezogen zu werden. , Die seeund�ren Leiden sind bald den prim�ren gleich oder doch �hnlich, bald aber auch v�llig von ihnen verschieden; bisweilen h�ren sie gleichzeitig mit dem Erl�schen der Erstleiden auf, bisweilen �berdauern sie diese; nicht selten erlangt das seeun�d�re Leiden eine bei weitem gr�ssere Bedeutung und Gef�hrlichkeit f�r den betroffenen Theil, als dem prim�ren zukam.
sect;. 6. Manchmal leidet ein und dasselbe Thier gleichzeitig an St�rungen verschiedener Art, die nicht in einem nachweisbaren Verh�ltnisse zu einander stehen. Man hat in dieser R�cksicht beob�achtet, dass manche Processe besonders gerne und h�ufig neben und
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10nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Combination. � Complication.
mit einander vorkommen, sich combinireu, w�hrend andere sich umgekehrt verhalten, einander ausschliessen. So ist das Vorkommen von Tuberkeln neben Herzkrankheiten, Aneurysmen, Krebs u. s. f. ein sehr seltenes, dagegen die Combination von Cysten und Krebs ein sehr h�ufiges.
Von dieser Krankheitscombination ist aber das gleichzeitige Vorkommen von St�rungen in verschiedenen Theilen zu unterschei�den, welches entweder einer der fr�her angegebenen Verbreitungs�arten oder der gleichzeitigen Einwirkung einer und derselben oder verschiedenartiger Krankheitsursachen auf verschiedene Theile des Thierk�rpcrs, oder der wiederholten Einwirkung einer Sch�dlichkeit auf ein schon krankes Thier ihre Entstehung verdanken. In solchen F�llen spricht man dann von Complicationen der Krankheiten. So entstehen nicht selten in Folge von Erk�ltung bei Pferden Kolik und Rehe, in Folge der pl�tzlichen Abk�hlung des schwitzenden K�rpers eines �berm�ssig gef�tterten Pferdes: Lungenentz�ndung und Ueberf�tterungskolik u. s. w.
Manchmal treten die durch eine und dieselbe oder durch ver�schiedenartige gleichzeitig wirkende Ursachen veranlassten St�rungen an den verschiedenen verletzten Theilen nicht gleichzeitig in die Erscheinung; dies tiudet seine Begr�ndung entweder darin, dass die St�rung in einzelneu Theilen langsamer sich entwickelt und vor�w�rts schreitet, als in anderen, und sich daher in der Regel auch erst sp�ter durch Zeichen zu erkennen gibt, oder darin, dass die durch die Erkrankung eines Theiles bedingten Erscheinungen mit solcher Intensit�t auftreten, dass sie die, durch die vorhandene an�dere St�rung hervorgerufenen vollst�ndig decken, welche letzteren erst dann deutlich werden, wenn die Heftigkeit der ersteren ge�brochen ist. Hiedurch erlangt es bisweilen den Anschein, als w�re eine Krankheit die Folge einer anderen, gleichsam fr�her bestan�denen, w�hrend die Entwicklung beider doch zur selben Zeit statt�gefunden hat.
In der Praxis der Hausthiere, bei denen begreiflicher Weise die Mittheilung subjeetiver Empfindungen hinwegf�llt, hat man oft Gelegenheit hievon sich zu �berzeugen.
Nur selten geschieht es, dass Krankheitsprocesse ganz isolirt, und ohne St�rungen in anderen Theilen ablaufen. Hiedurch, sowie durch die Individualit�t des erkrankten Thieres ist es bedingt, dass eine und dieselbe Krankheitsform bei den einzelnen Individuen doch stets Verschiedenheiten nicht nur in den Erscheinungen, sondern auch in dem Verlaufe zeigt. Noch auffallender tritt diese Verschie-
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Krankheits-Zeichen.
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denartig-keit des Bildes derselben Krankheit hervor, wenn dasselbe bei den verschiedenen Hausthiergattungen in Betrachtung gezogen wird.
sect;. 7. Das Vorhandensein von St�rungen in dem normalen Lebensvorgange kann bei Thieren nur durch das Auftreten von Erscheinungen erkannt werden, welche mit R�cksicht auf das Zugegensein eines Krankheitszustandes oder Processes: Zeichen oder Symptome der Krankheit genannt werden. Die Lehre von den Krankheitssymptomen heisst Semiotik oder Symptomatologie; die Kunst, aus diesen Zeichen auf die ihnen zu Grunde liegenden St�rungen zu schliossen: Diagnostik.
Bisweilen sind die Krankheitszeichen so auffallend, dass sie bei einiger Aufmerksamkeit nicht �bersehen werden k�nnen; in anderen F�llen gelangt man zu ihrer Wahrnehmung erst durch eine genaue Untersuchung und durch gewisse Untersuchungsmethoden; in anderen endlich gibt sich die St�rung eines Theiles durch directe Erscheinungen gar nicht zu erkennen, und es l�sst sich nur aus gewissen anderweitigen St�rungen ein Schluss auf die Erkrankung desselben ziehen.
In manchen F�llen stellen sich Krankheitssymptome erst dann ein, wenn die ihnen zu Grunde liegende St�rung bereits eine bedeu�tende H�he erreicht hat und selbst ziemlich vorgeschrittene Textur�ver�nderungen zugegen sind; in anderen verr�th sich wenigstens ein Theil der vorhandenen St�runp-en nicht durch auff�llie-e Erschei-nungeu; in anderen l�sst sich aus den gegenw�rtigen Symptomen wohl auf das Erkranktsein eines Theiles �berhaupt schliessen, w�h�rend die besondere Art der Erkrankung nicht auszumitteln ist, in andern endlich geben sich selbst sehr bedeutende Aenderungen der Textur eines Organes durch Symptome gar nicht zu erkennen (latente Krankheiten).
Die Unterscheidung der Symptome in subjective und objec�tive hat f�r die Veterin�rmedicin keinen Werth; da die von den Thieren an sich wahrgenommenen unangenehmen Empfindungen, subjective Symptome, nicht mitgetheilt werden k�nnen.
Der Thierarzt ist daher allein auf die objeetiven Symptome beschr�nkt, worunter man solche versteht, welche mittelst der Sinne, mit oder ohne Zuhilfenahme von Instrumenten oder Untersuchungs�methoden wahrgenommen werden; sie beziehen sich auf St�rungen in der Function und auf die Ver�nderungen in den physikalischen Eigenschaften der Organe. Zu den objeetiven Symptomen geh�ren ferner die Ergebnisse angestellter W�rmemessungen, chemischer und
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankhcits-Zclchon. � Diagnose.
mikroskopischer Untersuchung-eu, vorgenommene W�gung-en der Thiero w�hrend dos Kranklieitsverlaufos.
Man nnterscheidot weiter wesentliche, essentielle, directs Symptome, welche der Grundkrankheit, und zuf�llige, acciden-telle, indirecte, welche den Folgen und Complicationen angeh�ren; �rtliche, welche dem Herde der Krankheit, allgemeine, welche dem Einfl�sse des Localleidens auf den Gesammtorganismus ihre Entstehung verdanken. Unter functionellen Symptomen versteht man jene, welche �her die Art und den Grad der Functionsst�rung eines Organes Aufschluss gehen; pathognomonischo werden jene genannt, welche f�r gewisse Krankheiten charakteristisch sind, so dass deren Vorhandensein mit Sicherheit auf eine bestimmte Er�krankung hinweist. Die Zahl der letzteren ist aber eine sehr geringe, und wird mit der Zunahme der pathologischen Kenntnisse noch abnehmen.
Die Kunst aus den ausgemittelten Symptomen die bestimmte Krankheit, Diagnose, festzustellen: die Diagnostik ist die schwie�rigste Aufgabe des Thierarztes und erfordert eben so viel Uebung als Kenntnisse und Urtheil. Die Diagnose heisst eine anatomische, wenn sie die bestimmten Ver�nderungen der Organe nachweist, durch welche die Krankheitserscheinungen bedingt werden, eine symptomatische dann, wenn sie nur ein hervorragendes Symptom der Krankheit hervorhebt, wie Durchfall, Blutharnen u. s. w.
Um zur Stellung einer Diagnose zu kommen, dient die Ana�mnese und die genaue objective Untersuchung der kranken Thiere.
Unter Anamnese versteht man die Mittheilungen, welche man von den Eigenth�mern, W�rtern u. s. w. der kranken Thiere �ber die Entstehung und den bisherigen Verlauf der Krankheit erlangen kann. Diese Mittheilungen sind in der Regel von geringem oder gar keinem Worth, da sie meist unvollst�ndig, unwissentlich oder absichtlich gef�lscht und entstellt, weitschweitig, bei Unwesentlichem verweilend, das Wesentliche �bergehend, erfolgen; in vielen F�llen ist �ber anamnestische Momente auch nicht das Geringste zu er�fahren. Bei der Constatirung von Seuchen ist die Erhebung der Anamnese oft von grossem Werth f�r die Sicherstellung der Dia�gnose in den ersten Erkrankungsf�llen und f�r die Entscheidung �ber die Art der einzuleitenden veterin�r-polizeilichen Massregeln; sie muss dann mit grosser Umsicht und Geduld und durch Einver�nehmung verschiedener vertrauensw�rdiger Personen stattfinden.
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Kranken-Untersuchung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13
Die Hauptsache bleibt immer die objective Untersuchung der verschiedenen Systeme und Organe des kranken Thieres.
Bez�glich der Details der Untersuchungen der einzelnen Organe und Systeme muss auf den besondern Theil verwiesen werden; hier soll nur die Ordnung, in welcher wir gew�hnlich die Unteranclumg kranker Thiero vornehmen, kurz angef�hrt werden.
1. Ern�hrungszustand. 2. Temperatur des K�rpers (thermometrisehe Messung). 3. Haut in Beziehung auf Farbe (bei nicht pigmentirter Haut), Elasticit�t und Spannung, Secretion, Temperatur, Trennungen des Ziiaamnienhanges, Vorhanden�sein von Umfangsvermehrungen, Beschaffenheit der Haare oder Wolle; bei Pferden: Untersuchung des Kehlganges. 4. Athmungsorgane. a) Schleimh�ute der Nase bez�glich der F�rbung, Temperatur, Secretion, Schwellung, Neubildungen, Trennun�gen der Continuit�t. b) Hals, bez�glich der Dr�sen, des Kehlkopfes, der Luftr�hre, c) Brustkorb, Gestalt desselben, Zahl und Beschaffenheit der Athemz�ge, Percussion, Auscultation, nach Umst�nden Messung, Husten, Auswurf. 5. Kreislaufsorgane,
a)nbsp; Herzschlag, Percussion und Auscultation des Herzens, b) Puls, bez�glich der H�ufigkeit und Beschaffenheit. 6. Verdauungsorgane, a] Maul, Zunge, nach Umst�nden Eaehenh�hle, Z�hne, Kauen und Schlingen des Futters und Getr�nkes.
b)nbsp; Fresslust und Durst, Art der Verdauung, c) Hinterleib, Umfang, Bewegung der Bauchmuskel, Spannung, Schmerzhaftigkeit, Fluctuation, Percussion, auch zur . Ausmittlung des Leberumfanges. d) Exeremeute, H�ufigkeit des Absatzes, Menge und Beschaft'enheit derselben, Vorhandensein von W�rmern, Beimengung von Blut, Eiter u. s. w. Untersuchung des Mastdarmes. 7. Harnorgane, a) Nieren- und Blasengegend, b) Menge und Beschaft'enheit des Harnes, Farbe, speeiflsches Gewicht, Eeaetion, Sedimente, Eiweissgehalt u. s. w. 8. Geschlechtsorgane. 9. Nerven�system. Zustand der Kr�fte, Stellung, Lagerung der Thiere, Abstumpfung oder Aufregung, Kr�mpfe, L�hmungen, Schmerzen. 10. Sinnesorgane.
Diese Ordnung erleidet nat�rlich durch den speciellen Fall vielfache Aende-rungen; die Untersuchung soll sich jedoch wom�glich auf alle Organe erstrecken und sieh nicht allein auf das erkrankte Organ beschr�nken.
In manchen F�llen l�sst sich aus den erhobenen Symptomen unmittelbar ein Schluss auf die Natur der vorhandenen Erkrankung in bestimmten Organen ziehen. Die wahrgenommenen Erscheinungen sind dann in ihrem gegenseitigen Verh�ltnisse und in ihrer Abh�ngig�keit von gewissen St�rungen bestimmter Organe zu w�rdigen. Es wird sich dabei zeigen, dass manche Erscheinungen von gewissen Zust�nden eines Organes unmittelbar abh�ngig sind, wie die Ver��nderung seiner Farbe, Elasticit�t, seines Umfanges u. s. w., und dass andere als die nothwendigen Folgen gewisser Zust�nde eines Organes angesehen werden k�nnen; wie dies von der Beschaffenheit mancher Secrete gilt, welche von dem Zustande des secernirenden Organs abh�ngig sind.
In anderen F�llen, namentlich dort, wo die Symptome nicht deutlich ausgepr�gt sind, oder wo das erkrankte Organ der directen Untersuchung nicht zug�nglich ist, kann man zur Stellung einer
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14nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Diagnose. � Prognose.
Diag-nose im Wege der Ausschliessung gelangen; wobei man die Erscheinungen aller jener Krankheiten, welche in dem vorlie�genden Falle in Betracht kommen k�nnen, sich vergegenw�rtigt, mit den vorhandenen vergleicht, und jene St�rungen ausschliesst, auf welche die erhobenen Symptome nicht passen, oder zu deren Krankheitsbild in dem vorliegenden Falle Symptome fehlen.
sect;. 8. Au die Diagnose schliesst sich die Prognose, d. i. die Vorhersage, wie die Krankheit weiter verlaufen und welchen Aus�gang sie nehmen wird. Eine richtige Prognose ist nur bei einer genauen Kenntniss des Vei'laufes der einzelnen Krankheiten unter R�cksichtnahme auf die Individualit�t des erkrankten Thieres, auf die Antheilnahme des ganzen Organismus, auf die Schwere des Falles, auf den eben herrschenden Krankheitsgenius, auf die M�g�lichkeit und, mit R�cksicht auf den Werth des Thieres, auf die Rentabilit�t eines therapeutischen Eingreifens zu stellen; ihre Rich�tigkeit h�ngt daher von der Sch�rfe der Diagnose und der Ber�ck�sichtigung aller Nebenumst�nde ab.
Man unterscheidet eine g�nstige, ung�nstige und zweifel�hafte, mehr zur ersteron oder zur letzteren hinneigende Prognose.
Nach dem Grade der M�glichkeit oder Wahrscheinlichkeit des Wiedereintrittes der Gesundheit unterscheidet man die Krankheiten in leichte, d. h. solche, bei welchen entweder Organe von unter�geordneter Bedeutung ergriffen sind, oder bei welchen man nach der Natur der St�rung die Genesung dem gew�hnlichen Verlaufe nach mit Wahrscheinlichkeit oder Gewissheit erwarten kann, und in schwere, bei welchen aus der Wichtigkeit des ergriffenen Orga-nes oder der Grosse der St�rung dem erkrankten Thiere Gefahren drohen. Gutartig heissen Krankheiten, bei welchen die Gesammt-heit der Erscheinungen, und der Mangel an Complicationen einen g�nstigen Verlauf zu hoffen berechtigt, b�sartig solche, bei wel�chen eine fortschreitende Steigerung der St�rungen und das erfah-rungsgem�sse Eintreten unvorhergesehener Zuf�lle die Genesung unwahrscheinlich machen.
sect;. 9. Die Reihenfolge von Ver�nderungen und der von diesen abh�ngigen Erscheinungen, welche vom Beginne einer St�rung bis zu ihrem Aufh�ren stattfindet, wird Krankheitsverlauf genannt.
In manchen F�llen ist der Krankheitsverlauf ein sehr kurzer; die kaum entstandene St�rung verschwindet rasch; dies ist nur m�glich, wenn der betroffene Theil keine wesentliche Aenderung seiner Textur erlitten hat; in anderen bleibt eine einmal gesetzte Ver�nderung andauernd ohne wesentliche Aenderung zur�ck, wie
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Verlauf and Dauer der Krankheit.
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bei manchen functionellen St�rungen und Kranklieitszust�nden, (Station�rbleiben der St�rung), in anderen endlich f�hrt eine Krankheit zu w eiter en Ve r�n derun ge n in demselben oder in anderen Organen, welche in der prim�ren St�rung ihre Begr�ndung finden.
Bei Functionsst�rungen im Nervensysteme tritt, wenn sie l�ngere Zeit andauern, h�ufig ein Umschlag in den entgegengesetzten Zustand ein; Kr�mpfe gehen in L�hmungen �ber, Schmerzen enden mit Empfindungslosigkeit. Cxewebsorkrankungen veranlassen bei l�ngerer Andauer meist zunehmende Ver�nderungen, durch welche die Function des Theiles gehemmt und das Auftreten seeund�rer St�rungen mit Verz�gerung des Krankheitsverlaufes nicht selten bedingt wird.
Manche Krankheiten sind durch eine Aufeinanderfolge regel-m�ssig begrenzter Perioden von einem bestimmten Gepr�ge aus�gezeichnet; man nennt sie typische. Hieher geh�ren beispielsweise gewisse Infectionskrankheiten, die Lungenentz�ndung u. s. w. Bei anderen Krankheiten verh�lt sich der Verlauf nur ann�hernd typisch, andere endlich zeigen im Verlaufe einen von dem Grade der Krank�heit abh�ngigen Wechsel der Erscheinungen, sie hoissen atypische Krankheiten.
Werden die w�hrend des Verlaufes einer Krankheit neben und nacheinander auftretenden wesentlichen Erscheinungen, insofern sie durch bestimmte functionelle oder anatomische St�rungen bedingt sind, zusaramengefasst, so erh�lt man das Gesammtbild der be�stimmten Krankheitsform.
sect;. 10. Nach der Dauer des Krankheitsverlaufes hat man fr�her die Krankheiten in h�chst acute, die bis zu 4, in sehr acute, welche bis zu 7, in einfach acute (hitzige), die bis zu 28, in sub-acute, die bis zu 40 Tagen, und in chronische, welche dar�ber andauern, eingetheilt. Diese Unterscheidung hat aber keinen beson�deren Werth; da die Dauer des Krankheitsverlaufes von so viel�fachen lind verschiedenartigen Einfl�ssen abh�ngt, dass hiernach eine und dieselbe Krankheitsform bald zu den acuten, bald zu den chronischen gez�hlt werden m�sste; sie kann daher zu einer Ein-theilung der Krankheiten in 2 grosse Gruppen, die der acuten, und jene der chronischen nicht ben�tzt werden. Gew�hnlich bezeichnet man Krankheiten als acute, die eine nicht �ber mehrere Wochen sich erstreckende Dauer haben und h�ufig von Fieber begleitet sind; meist ist ihnen auch der Charakter der Gefahr aufgedr�ckt. Man gebraucht aber nicht selten auch den Ausdruck acut als gleich�bedeutend mit rasch vorlaufend und spricht daher auch in einem
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1(3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheitsstadien.
geg-ebeneu Falle von einem acuten Verlaufe einer Krankheitsfonn, die in der Regel lang-samer abzulaufen pflegt.
Im Allgemeinen entwickeln sich nach der Einwirkung nicht zu heftig wirkender Sch�dlichkeiten oder vor�bergehender nach�theiliger Ausseuverh�ltnisse Krankheiten von kurzer Dauer; durch die entgegengesetzten Umst�nde, durch die andauernde Einwirkung solcher Einfl�sse auf von fr�her her geschw�chte und herabgekom-mene Thiere, durch die Aufnahme delet�rer oder fremdartiger Sub�stanzen in die Circulation entstehen dagegen in der Regel langwie�rige Krankheiten.
St�rungen, w�hrend deren Verlauf Texturorkrankungen ent�weder gar nicht, oder nur von solcher Art sich entwickeln, dass hierdurch eine namhaftere Functionsst�rung nicht veranlasst wird, so wie solche, bei welchen Krankheitsproducte entweder nicht aus�geschieden oder doch leicht wieder entfernt werden, verlaufen ge�w�hnlich rascher; w�hrend die entgegengesetzten Verh�ltnisse, die Ausscheidung von Producten, welche abermals als Krankheitsursache wirken, relativ bedeutende Zerst�rungen eines Organes, dann manche Krankheitsprocesse an und f�r sich, wie Neubildungen einen lang�wierigen Krankheitsverlauf bedingen.
Chronische Krankheiten verlaufen in der Regel fieberlos, oder sind nur zeitweilig von Fieber begleitet.
sect;. 11. Das Gesammtbild eines Krankheitsprocesses erleidet durch die Zu- und Abnahme der Erscheinungen und das Hinzu�treten neuer, verschiedenartige Ab�nderungen.
Im Verlaufe einer Krankheit lassen sich Zeitr�ume statuiren, welche durch das Auftreten oder Verschwinden, die Zu- und Ab�nahme gewisser Symptome sich von einander unterscheiden. Solche Epochen nennt man Stadien der Krankheit. Naturgem�ss lassen sich bei jeder Krankheit die Stadien des Beginnes, der Zunahme, der H�he, der Abnahme und des Endes unterscheiden, welche, wenn sie auch nicht bei jeder Krankheitsform gleich deutlich sich aussprechen, doch in ihrer Aufeinanderfolge niemals fehlen.
Das Stadium dos Beginnes oder Anfanges. Die Erkran�kungen treten bisweilen so pl�tzlich auf, dass man den Zeitpunkt ihres Anfanges mit Sicherheit angeben kann, wie die mit Sch�ttel�fr�sten beginnenden fieberhaften, manche Infectionskrankheiten, Krankheiten, welche nach der Einwirkung sehr heftig wirkender Ursachen, wie nach Verwundungen, Ersch�tterungen, Vergiftungen etc. entstehen, manche Krampfformen. In den meisten F�llen beginnen sie allm�lig und unmerklich; die Ver�nderungen in dem ergriffenen
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Krankheitsstadien.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1 7
Organe sind aui'angs ineist gering-fugig', und erlangen erst nach und nach eine gr�ssere Bedeutung; daher sind auch die durch sie her�vorgerufenen Erscheinungen um diese Zeit in der Regel wenig auf�fallend und werden h�utig �hersehen. Dies ist insbesondere bei phlegmatischen Thieren und bei solchen Thiergattungen der Fall, bei welchen die Reizenipf�nglichkeit des Nervensystems mehr zur�ck�tritt, wie bei Kindern. Gew�hnlich wird von den Eigenth�mern oder W�rtern der Thiere eine Erkrankung erst dann vermuthet, wenn diese zu fressen aufh�ren; es gelingt deshalb dem Thierarzte nur selten, dem Anfange einer Krankheit zu begegnen, aussei- er h�tte gesunde Thiere unter seiner Aufsicht oder es entwickelte sich bei einem bereits anderweitig kranken Thiere ein neuer Krankheits-proeess. Die w�hrend dieses Stadiums auftretenden Symptome sind oft keineswegs noch von der Art, dass sie schon auf eine bestimmte St�rung eines gewissen Organes hinwiesen; sie sprechen sich meist als unlustiges Benehmen, Traurigkeit und Hinf�lligkeit, als Abnahme der Fresslust u. dgl. aus; man pflegt diese Symptome als Vorl�u�fer, Vorboten (Prodromi) zu bezeichnen.
Bei Krankheiten, welche sich in Folge der Einwirkung eines Ansteekungsstoffes entwickeln, nennt man den Zeitraum, wel�cher von dem Momente der Einf�hrung oder Aufnahme des Conta-giums bis zum Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen w�hrt, und w�hrend dessen Krankheitssymptome entweder ganz fehlen, oder diese, wenn sie vorhanden w�ren, doch noch nicht charak�teristisch f�r die k�nftige Krankheit sind, das Stadium der laten�ten Krankheit oder das Incubationsstadium; es hat bei ver�schiedenen ansteckenden Krankheiten eine verschiedene, h�utig eine bestimmte Dauer.
Im Stadium der Zunahme (Invasion) mehren sich wegen des Fortschreitens des Krankheitsprocesses die Krankheitserschei-nungen; es k�nnen sympathische Affectionen sich einstellen und Allgemeinst�rungen auftreten.
Im Zeitr�ume der H�he (Akme) erreicht der Symptomen-complex und der ihm zu Grunde liegende Krankheitsprocess seine h�chste Entwicklung, an welcher angelangt entweder der Tod oder ein allm�liger, bald langsamer, bald rascherer Uebergang in das
Stadium der Abnahme eintritt, welches durch das Zur�ck�treten der drohendsten und st�rmischesten Erscheinungen sich kund gibt, obwohl gerade um diese Zeit bisweilen die Texturvcr�nderuugen eines Organes die h�chste Entwicklung erreicht haben und noch
Riill, Path. u. Thor. d. Hansth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2
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18nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kranlchoitsstatlien.
ganz wohl den Tod des Thieres zur Folge haben k�nnen. Aehn-liehes g'ilt von dem
Stadium des Endes, welches sich durch das Verschwinden der wesentlichen Symptome kund gibt, so dass die Krankheit nicht mehr als eine bestimmte Form zu erkennen ist. Nicht selten finden sich aber bei der genauen Untersuchung eines anscheinend schon genesenden Thieres noch wesentliche pathologische Ver�nderungen vor, welche sich gleichwohl durch auffallende Symptome nicht mehr zu erkennen geben.
Grew�hnlich wird noch das Stadium der Wiedergenesung, Reconvalescenz, angenommen, w�hrend dessen Dauer das krank gewesene Thier noch Schw�che, Hinf�lligkeit, Abmagerung, eine gr�ssere Empfindlichkeit gegen �ussere Einfl�sse u. dgl. zeigt.
Bei manchen Krankheitsformeu l�sst sich auch eine Bezeich�nung der Stadien mit R�cksicht auf die anatomischen Ver�nderungen, welche das ergriffene Organ w�hrend des naturgem�ssen Verlaufes des Krankheitsprocesses erleidet, durchf�hren, wie bei dem Pferde-Typhus, der Lungenentz�ndung, Rinderpest u. s. f.
Die R�ckkehr einer Krankheit aus einem vorger�ckteren Sta�dium in ein fr�heres heisst Recidive, R�ckfall.
Die wenigsten Krankheiten nehmen w�hrend ihres Verlaufes gleichm�ssig zu oder ab; im Gegentheile bemerkt man sehr h�ufig Schwankungen zwischen Besserung und Verschlimmerung; man be�zeichnet die ersteren mit dem Namen der Nachl�sse, Remissio�nen, letztere mit jenem der Steigerungen, Exacerbationen. Solche Verschlimmerungen treten bei fieberhaften Krankheiten mei�stens am Abend und in den Stunden vor Mitternacht ein. Krank�heiten, namentlich fieberhafte, bei welchen w�hrend ihres ganzen Verlaufes fortan Krankheits-, besonders Fiebererscheinungen in nahezu gleicher St�rke vorhanden sind, heissen anhaltende, con-tinuirliehe, jene hingegen, welche eine zeitweilige Unterbrechung der Krankhoitserscheinungen derart zeigen, dass w�hrend dieser die Thiere vollkommen gesund erscheinen: aussetzende, intermitti-rendo; die auf solche Unterbrechungen folgenden Krankheits�anf�lle werden Paroxysmen, Anf�lle genannt. Krankheiten der letzteren Art �ussern sich meistens nur durch functionelle St�run�gen im Nervensysteme und sind bei Hausthieren verh�ltnissm�ssig selten.
sect;. 12. Der Ausgang einer Krankheit ist entweder die volle Genesung, d. i. die vollst�ndige Herstellung der Normalit�t oder unvollkommene Genesung, bedingt durch das Zur�ckbleiben
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Aasg�nge der Krankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 19
von Krankheitsresten, oder die Entwicklung von Nachkrank-heiten, oder endlich der Tod.
Vollst�ndige Genesung erfolgt, wenn entweder die funetio-nellen St�rungen ausgeglichen, oder der pathologische Process voll�kommen abgelaufen ist und stattgehabte Substanzverluste wieder ausgeglichen sind, wenn mithin das krank gewesene Organ wieder in seinen fr�heren Zustand zur�ckversetzt worden ist. Sie tritt manchmal ein, ohne dass es zu der, der Krankheit eigenth�mlichen Entwicklung gekommen w�re, � die Krankheit wird coupirt, oder sie erfolgt erst nach verschieden langer Dauer unter pl�tzlichem Aufh�ren der Krankheitserscheinungen, wie bei manchen St�rungen der Verrichtung, bei Lagevor�nderungen oder dort, wo eine im Innern des K�rpers vorhandene Krankheitsursache entfernt wird.
Bisweilen tritt eine rasche Besserung ein, nachdem auf�fallende Erscheinungen, wie ein schnelles Sinken der K�rpertempe�ratur und des Pulses, Schweissbilduug, Absatz reichlichen und ver��nderten Harnes, h�utiger Absatz von Excrementen, vermehrter und consistenter Auswurf sich gezeigt haben. Solche unter auffallender Besserung des Thieres eintretende Erscheinungen nennt man Krisen (Entscheidung). Man war fr�her der Ansicht, dass durch diese Aus�scheidungen die Ursache der Krankheit, der eigentlich die Krank�heit erzeugende Stoff entfernt werde. Mit den Secreten werden wohl Stoffe ausgeschieden, welche Producte des durch die Krankheit ab�ge�nderten Stoffwechsels, mithin die Folge nicht aber die Ursache der Krankheit sind und zur Ausscheidung kommen, weil eben die Krankheit sich bessert; die Krisen sind daher nicht die Ursache der eintretenden Besserung, sondern die Folge einer mit Besserung verbundenen Aenderung des Krankheitsprocesses. Kritische Tage, d. h. solche, an welchen Krisen bestimmt eintreten oder doch zu erwarten sind, k�nnen bei Hausthieren nicht nachgewiesen werden.
Gew�hnlich aber erfolgt die Besserung allm�lig und stetig, indem entweder die functionellen St�rungen nach und nach ausge�glichen werden, oder die organischen Ver�nderungen allm�lig zur Normalit�t zur�ckkehren, ein Vorgang, den man mit dem Namen L�sung, Lysis, bezeichnet.
sect;. 13. Die Ausgleichung einer vorhandenen St�rung kann wohl auf verschiedene Weise, stets aber nur auf den, durch die physiologischen Verh�ltnisse vorgezeichneten regulatorischen Wegen stattfinden; sie erfolgt daher um so leichter, je g�nstiger sich hief�r die in der individuellen Beschaffenheit der Theile begr�ndeten Be�dingungen herausstellen.
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20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ausgleichung der St�rungen.
St�rungen im Nervensystem g-leichen sieh entweder auf dem Weg-e der Ern�hrung oder dureh Verbreitung- der St��rung auf andere Bahnen aus. Die Ausgleichung auf dem ersteren Wege erfolgt entweder durch den schliessliehen Eintritt eines Sta�diums der Ersch�pfung und der Ruhe, oder durch einen gesteigerten Stoffurasatz in Folge der Einwirkung eines st�rkeren Reizes (Gegen�reiz), oder endlich durch Herheif�hrung einer vollst�ndigeren Ern�h�rung �berhaupt, bedingt durch reichlichere Zufuhr von Bildungs-materiale. Auf dem letzteren Wege wird die Ausgleichung veranlasst durch Verbreitung der im Nervensystem vorhandenen Spannung �ber die unmittelbar betroffene Stelle hinaus in der Rich�tung der Nervenbahnen, wobei die erregten Theile ihre Erregung an die benachbarten abgeben, wornach sie, indem die Erregung sich allm�lig ersch�pft, in den normalen Zustand zur�ckkehren k�nnen.
St�rungen in der Blutinischung gleichen sich, insoferne sie auf dem Mangel gewisser Blutbestandtheile beruhen, nach�dem die sie bedingende Localaffection bis zu einem gewissen Grade abgelaufen ist, theils durch Zufuhr neuer, aus den genossenen Nah�rungsmitteln stammender Elemente, theils durch Resorption im Organismus abgelagerter Stoffe, theils endlich durch die Bildung-neuer zelliger Elemente in den Lymphdr�sen und den �brigen blut�bildenden Organen aus. � Ein Ueberschuss in den normalen Blutbestandtheilen, oder die Beimengung fremdartiger Sub�stanzen zu denselben gleicht sich bald durch Zersetzung derselben innerhalb der Blutbahn (z. B. durch Oxydation), bald durch Aus�scheidung derselben mittelst eines Absonderungsorganes, bald durch Ablagerung derselben in einem Organe aus. Insoferne solche Zer�setzungen, Ausscheidungen und Ablagerungen vollst�ndig sind, und durch sie die Ver�nderungen in der Blutmischung- vollkommen be�seitiget werden, kommt ihnen der Charakter kritischer Aus�scheidungen und Localisationen zu; nicht selten aber werden sie selbst wieder zur Ursache neuer St�rungen.
St�rungen in den Geweben endlich gleichen sich auf dem Wege der Ern�hrung ims, indem die erkrankten Elemente allm�lig verschwinden und an ihrer Stelle andere, neue sich entwickeln. Diese Regeneration erfolgt um so leichter und vollst�ndiger, je n�her die zu ersetzenden Gewebe dem Bindegewehe stehen, um so schwieriger und unvollst�ndiger, je feiner und complicirter ihr Bau ist. Die Ausgleichung ist demnach bald eine vollst�ndige, bald eine unvollst�ndige; in dem letzteren Falle kommt dem neugebildeten
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Nuchkranklteiten,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 21
Gewebe nicht selten der Charakter einer Narbe zu. Bisweilen �bernimmt ein Organ tempor�r oder bleibend die Function eines krankhaft ver�nderten, und es ist dann, trotz einer mehr oder weniger bedeutenden Abweichung des letzteren von dem normalen Verhalten, dennoch der Eintritt einer wenigstens relativen Gesund�heit m�glich.
Fremde, in ein Gewebe gelaugte Substanzen k�nnen auf ver�schiedene Weist), wie durch Reflexbewegungen, durch vermehrte Secretion, im Wege des Blut- und Lymphstromes entfernt und hiedurch die St�rung ausgeglichen worden.
Die Genesung, welche auf einem der angef�hrten Wege, durch die Anspruchnah me der durch die physiologischen Verh�ltnisse ge�boteneu Wege erfolgt, bezeichnet man mit dem Namen Natur�heilung. Dass zur Erkl�rung ihres Eintretens nicht die Annahme einer besonderen, im K�rper gleichsam hief�r reservirten Kraft, Naturheilkraft, erforderlich sei, bedarf nach dem Angef�hrten keines weiteren Beweises.
sect;. 14. Unvollst�ndige Genesung kann durch verschiedene Umst�nde bedingt werden. Gewisse Krankheiten hinterlassen nach ihrem Ablaufen eine Geneigtheit des erkrankt gewesenen Theilcs, in dieselbe Krankheit wieder zu verfallen, dahin geh�ren z. B. Ent�z�ndungen der Schleimh�ute, der Lungen, der Haut. Aller Wahr�scheinlichkeit nach ist diese Disposition durch zur�ckbleibende St�rungen der Textur und Mischung bedingt; wie aber diese ge�artet sind, ist unbekannt.
Umgekehrt wird durch das Ueberstehen mancher Krankheiten die Geneigtheit f�r dieselben entweder f�r immer oder doch f�r eine l�ngere Zeit getilgt. (Rinderpest, Lungenseuche und Pocken.) Zur�ckbleibende Krankheitsproducte, Zerst�rung eines Organes oder Organtheiles ohne gen�genden Wiederersatz f�hren zu andauern�den St�rungen als Folgen �berstandener Krankheiten.
Nach dem Ablaufen eines Krankheitsprocesses entwickelt sich bisweilen eine andere, sogenannte Nachkrankheit. Diese kann entweder durch �rtliche Ausbreitung des Processes, durch mechanische oder chemische Einwirkung der Krankheitsproducte, durch Ver�mittlung des Nervensystems oder des Blutes, durch sympathische Fortpflanzung oder durch Auftauchen des in einem Organe zur L�sung gekommenen Krankheitsprocesses in einem andern Organe oder dadurch entstehen, dass die in dem erkrankten Organe vor�handenen Ver�nderungen eine neue, von der ersten verschiedene Krankheit veranlassen (Wassersucht nach Entz�ndung der inneren
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2S?nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Tod. � Agonie,
Herzauskleidung). Manchma] tritt nach dein Ablauf einer Krank�heit eine lindere, weleho mit der ersten in gar keiner Beziehung zu stellen scheint, zu welcher jedoch entweder schon die Anlage zugegen gewesen oder die sogar schon in der Entwicklung begriffen war, hervor. Ilieher geh�ren in gewisser Beziehung auch die Metastasen.
8. 15. Der unsiiinstiyste Aussans einer Krankheit ist der all-gemeine Tod, das Aufh�ren des Stoffwechsels und der functionellen Th�tigkeit der Organe. Er erfolgt jedoch nicht immer durch die St�rung des w�hrend der Krankheit vorzugsweise ergriffenen Organes, sondern ist in sehr vielen F�llen durch Nebenzuf�lle und seeund�re Processe bedingt. Das Erl�schen des Lebensprocesses kann durch verschiedene Umst�nde herbeigef�hrt werden. Die n�chsten Todes�ursachen k�nnen gefanden werden:
f. im Mangel an N�hrmaterial (Tod durch Verhungern und Verdursten);
2.nbsp; im Mangel an Zufuhr dos Sauerstoffes (Tod durch Verblu�tung, durch Aufh�ren der Blutbewegung, durch vorhinderte Auf�nahme des Sauerstoffes und Anh�ufung- von Kohlens�ure im Blute, durch L�hmung der Athmungscentreu im verl�ngerten Marke, durch Krampf oder L�hmung der Respirationsmuskel;
3.nbsp; im Maugel an Bedingungen f�r die oxydirenden Wirkungen des Sauerstoffes (Einwirkung mancher Gifte, der K�lte u. s. w.).
Im Allgemeinen lassen sich die Todesursachen zur�ckf�hren einerseits aufquot; den Mangel an Lebensreizeu, andererseits auf die durch die Krankheit gesetzte Unf�higkeit, die Lebensreize aufzu�nehmen.
Man unterscheidet gew�hnlich den Tod vom Gehirn aus, uneigentlich apoplectischer Tod genannt, den Tod von den Athmungsorganen aus, asphyetischer, und jenen vom Herzen aus, per syncopen.
Nur bei pl�tzlichem Eintritte des Todes kommen diese drei Todesarten rein vor; bei langsamerem Eintritte desselben verbinden sie sich verschiedenartig.
Dem Tode geht in jenen F�llen, in welchen derselbe nicht urpl�tzlich erfolgt, durch l�ngere oder k�rzere Zeit eine Reihe von Erscheinungen voraus, welche das bevorstehende Erl�schen des Lebensprocesses ank�ndigen, und mit dem Namen des Todes�kampfes, der Agonie, bezeichnet worden. Ihr Eintritt ist daraus zu erkl�ren, dass das Absterben nicht in allen Theilen gleichzeitig erfolgt, sondern dass der eine Theil bereits seine Verrichtungen eingestellt hat, w�hrend der andere entweder noch vollst�ndig oder
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Agonie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 23
doch theilweise f'imctionirt. Die liaupts�chliuhsten Erscheinungen dor Ag-onie sind: Erschlaffen der Ge.sichtsinuskeln, Zur�cksinken des brechenden Auges, Verschwinden des Lebensturgors, daher starre, angezogene Haut, K�lte der Schleimh�ute der Nase, des Maules, Blass- oder Bl�ulichwerden derselben, Erkalten der Extremit�ten, Ohren und H�rner, bei bisweilen stattfindender, durch das Thermo�meter zu eonstatirender Steigerung der K�rpertemperatur (m�glicher�weise bedingt durch Freiwerden der W�rme in Folge Gerinnung der Parenchymfl�ssigkeiten), Ausbruch eines kalten klebrigen Schweisses, �nrogelm�ssigkeit, Schw�che oder �nfuhlbarkeit des Pulses und Herzschlages, Verlangsamung des Athmens, das zug-leieb m�hevoll, bisweilen st�hnend oder r�chelnd wird, Verschwinden des Bewusstseins, manchmal anwillk�rliche Entleerung der Excremente und des Harnes.
15ei manchen Krankheiten (wie Herz- und Athmungskrank-heiten) dauert dieser Vorgang l�ngere Zeit, bisweilen selbst mehrere Tage; in andern F�llen w�hrt derselbe viel k�rzer (wie bei Rinder�pest, Anthrax) oder er ist bei pl�tzlich eintretendem Tode gar nicht zugegen. Dieser letztere erfolgt bisweilen bei ganz gesunden, h�ufiger aber bei schon vorher kr�nklichen oder kranken Thieren und kann durch sehr verschiedene Ursachen bedingt werden. Der�gleichen sind Blut�berf�llungen, Blutungen, Erg�sse in das Gehirn, Ersch�tterungen desselben, so wie des verl�ngerten Markes, Zer-reissungen grosser Gefasse oder des Herzens, mechanische Behin�derung des Kreislaufes, Verhinderung des Eintrittes atmosph�rischer Luft in die Lungen durch heftige Blut�berf�llung, acute Ergiessungen von .Serum in dieselben, Aufnahme fremdartiger Substanzen in das Blut, acute Zersetzung- desselben, wie bei Anthrax oder nach sehr heftigen Bewegungen, nach Ersch�tterung- des ganzen K�rpers oder der Baucheingeweide. In manchen F�llen l�sst sich die Ursache des Eintrittes eines pl�tzlichen Todes durch die darauffolgende Section wenig- oder gar nicht aufhellen.
ij. 16. Die Merkmale des wirklich eingetretenen Todes zeigen sich theils an dem Aeussern des Cadavers, theils treten sie im Innern desselben auf; man unterscheidet daher die Leichen�erscheinungen in �ussere und innere.
Zu den �usseren Leichenerscheinungen rechnet man die bald nach dem Tode eintretende Bl�sse der sichtlichen Schleim�h�ute und der nicht pigmentirten Hautstellen, das allm�lige Verschwinden der thierischeii W�rme und Sinken der Tempe�ratur des Cadavers auf die Temperatur der umgebenden Luft, die
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^4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lcichciiem'heiiiuiitfon.
urst (liuiii wdeder stoig-t; wenu der F�ulnisspi'ooess sich einzustellen beginnt. Der Eintritt der Todeskillte erfolgt bei einigen Krank�heiten langsamer, bei anderen rascher und ist auch von dem Er�n�hrungszust�nde des Thieres abh�ngig-.
Die Tod ten starre stellt sich meist schon eine bis einige Stunden nach dem Tode ein und w�hrt nach Verschiedenheit der vorausgeg-angenen Krankheit, der herrschenden Temperatur, der fr�her oder sp�ter eintretenden F�ulniss eine verschieden lange Zeit (24�48 Stunden); sie ergreift die s�mmtlichen Muskel, tritt jedoch am auffallendsten an jenen des Kopfes und der Extremit�ten hervor. Die Ursache der Todtenstarre liegt nach Br�cke in der Gerinnung- der fl�ssigen Eiweissk�rper der Muskeln, ties Myosins (Muskelfaserstoffes), wobei nach K�hne eine freie S�ure, die Fleischmilchs�ure, auftreten soll, w�hrend der lebendige Muskel keine freie S�ure zeig-t. Der so erstarrte Muskel ist gegen�ber dem im Leben contrahirten hart, unelastisch, leicht zerreisslich und reagirt auf Reize nicht.
Bei Thieren, welche l�ngere Zeit nach dem Tode gelegen sind und eine nicht pigmentirte Haut besitzen, wie bei Schweinen, Schafen, bisweilen auch bei Hunden, trifft man Flecke, sogenannte To dt enflecke, welche entweder durch das Senken des Blutes innerhalb der ven�sen Gef�sse nach den abh�ngigsten K�rpertheilen, oder durch die Durchschwitzung- des mit aufgel�stem Blutfarbestoff getr�nkten Blutserums durch die Gef�ssw�nde und Uebertritt des�selben in die anstossenden Gewebe (in welchem Falle sie sich dann l�ngs der gr�sseren Hautvenen vorfinden), oder durch Anf�llung-der kleineren Gef�sse mit Blut in Folge eines stattfindenden Druckes bedingt sind.
sect;. 17. Wichtig ist es auch, die sogenannten inneren Leichen-erscheinung-en zu kennen, da eine Unbekanntschaft mit denselben h�ufig- zu Irrungen bez�glich der Deutung- eines im Cadaver an�getroffenen Befundes Anlass gibt. Aus der Schnelligkeit ihres Ein�trittes nach dem Tode und aus ihrer Ausdehnung lassen sich manche nicht zu vernachl�ssigende Schl�sse auf die Art der vorausgegangenen Krankheit ziehen.
Zu dun h�ufigsten der liicher geh�rigen Erscheinungen geh�ren: a) Ver�nderungen in der Farbe eines Orgaaes oder Gewebes. Sie sprechen sieh oft als eine Verminderung derselben, am h�ufigsten der rothen Farbe aus. Eine solche kann entweder durch Verringerung des Blutgehaltes eines Theiles in Folg-e von Blutsenkung nach anderen Theilen, oder st�rkerer Zusammen-ziehung der Capillargef�sse w�hrend des Sterbeactes bedingt sein, wodurch dann Tlieile, welche w�hrend des Lehens dunkelroth gef�rbt waren, nach dem Tode blass
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LeiohonerBcheinuiigen.
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ers�lieinen; oder aiv. kttutl eine FolgO der Durchtr�ukUQg des Gewebes mit einer an und f�r sich farblosen, oder nach vorherigem Austreten des Blntfarbestoffes farblos gewordenen Fl�ssigkeit, oder eudlieli nur scheinbar und durch Tr�nkung und Verdick ung der ein Organ �berziehenden Membran veraulasst sein, wie dieses z. B. an der Lober nach Dnrchfeuchtung des sie �berziehenden Bauchfelles der Fall ist.
Die dunklere rothe F�rbung wird durch Senkungen des Blutes, durch Tr�nkung des Organes mit gel�stem Hliitfarbestntf, durch l�ngere Einwirkung des Sauerstoffes oder der Darmgase auf einen blnth�ltigen Theil bewirkt. Eine Ab��nderung der F�rbung entsteht durch F�uluiss, durch Tr�nkung mit farbigen Fl�ssigkeiten, z. B. Galle, durch die Einwirkung von Darmgasen, durch Ver��nderung der physikalischen Eigenschaften (Schwellung) eines Organes; sie ist nicht selten abh�ngig von dem Grade der Trockenheit oder Feuchtigkeit desselben.
b) Ab�nderungen in der Consistent. Sie sprechen sich in der Mehr�zahl als Verminderung derselben, Erweichung, aus; bedingt entweder durch st�rkere Durchfeuchtung oder durch chemische Einwirkung, F�nlniss, Entwicklung von Gasen. In letzterer Beziehung verdienen insbesondere die Erweichungen des Magens, welche man bei Pferden und Hunden nicht selten findet, eine be�sondere Bemerkung. Sie kommen bei der ersteren Thiergattung an dem Pf�rtner-theile, bei der letzteren besonders am Grunde dos Magens u. z. nur boi Thieren vor, die nach dem Tode l�ngere Zeit gelegen sind, und werden durch die Einwirkung des sauren Magensaftes auf eine schon von fr�her her blutreiche (hyjier�mische; Schleimhaut oder durch den F�ulnissprocess veronlasst. Man findet dann die Schleimhaut blutig oder schmutzig braunroth gef�rbt, entweder blos weicher und leichter abstreifbar, oder sogar zu einem Breie oder einer gallertigen Masse erweicht.
Eine Vermehrung der Oonsistonz kann als Leichenerscheinung blos durch den Verlust der in einem Theile vorhandenen Fl�ssigkeit veraulasst werden und ist jedenfalls eine, sehr seltene Erscheinung.
o) Ver�nderungen des Volums bestehen entweder in einer Ver�mehrung desselben, welche durch den Eintritt von Fl�ssigkeiten, oder durch die Ansammlung von Gasen veraulasst wird, oder in einer Verkleinerung, welche ebensowohl durch das Aufh�ren des Lebensturgors als durch Entfernung dor ent�haltenen Blutmasse oder Fl�ssigkeiten entsteht. Manche w�hrend des Lebens vor�handene, namentlich Entz�ndungsgeschw�lste, sind auf diese Weise nach dem Tode v�llig oder grossentheils verschwunden.
di Die Durchsichtigkeit eines hautartigen Organes, insbesondere der ser�sen H�ute wird vermindert durch das Aufh�ren des Lebensturgors, durch Tr�nkung der Membran mit Fl�ssigkeit; eine vermehrte Durchsichtigkeit kann nur durch Austrocknung eines der atmosph�rischen Luft ausgesetzten Theiles ver�aulasst werden. Die Constatirung dieses Zustaudes als Leichenerscheinung unterliegt wohl keiner Schwierigkeit.
e) Eine Vorminderung des einem Organe zukommenden Glanzes wird in den meisten F�llen durch st�rkere, ser�se Durchfeucbtung, seltener durch Ver�minderung der Spannung, durch Erweichung, Unebenheit der Oberfl�che veraulasst, w�hrend eine Vermehrung desselben einer massigen Durchfeunhttmg, insbesondere eines parenehymat�sen Organes (z. B. des Gehirnes), einer bedeutenderen Spannung oder Zusammenziehung des Theiles ihre Entstehung verdankt.
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Ldclienorscheinun^oii.
f)nbsp; nbsp;Die Einstir.iUit der Theile win! in Cadavern meistens vermindert augetroffen u. #9632;/.. in Folge des Eintrittes der F�nlniss, der st�rkeren TrSnkung mittelst durebgeschwitzter ser�ser oder blutiger Fl�ssigkeit.
g)nbsp; Vun grSsserer Wichtigkeit bei Beurtheilang des Leiclienbefnndes erscheinen die Ver�nderungen, welclie in Folge der Gerinnung des Blutes und des Ausschei�dens gewisser Bestandtheile desselben, oder des Durchdringens des reinen, oder aufgel�sten Blutfarbestgff enthaltenden Blutserums entstellen. Es geh�ren hieber: die Jilnt- und Faserstoffgerinnsel, welche sieh h�ufig im Herzen und in den Gefiissen nach dem Tode vorfinden, Ihre Bildung h�ngt meist mit der Abnahme der K�rpertemperatur zusammen, obwohl nicht zu litugnen ist, dtiss die Znsammen-set�iing des Blutes, die Ber�hrung mit fremdartigen Substanzen eine, wenn auch nicht immer ausznmittelnde Rolle in Beziehung auf die Schnelligkeit ihrer Bildung spielen mag. Je rascher die Gerinnung vor sieh ging, desto umfangreicher, �ber
auch weicher ist das C'oagulum; unter entgegengesetzten Verh�ltnissen
d
kleiner, aber derber und enth�lt meist den Faserstoff von den Blutk�rperchen ge�trennt. Am umfangreichsten sind die Gerinnsel in der Kegel in der rechten Herz�kammer und erstrecken sich von da aus, wenigstens beim Pferde, nicht selten weit in die Lungeuarterien, w�hrend sie sich in der linken Kammer meist sparsamer bilden. Sie liegen bisweilen ziemlieh innig und fest der Herz wand an; wenn sie vorwaltend Kascrstoffgerinnsel sind, erscheinen sie nicht selten /.wischen den Sehnen�f�den der Klappen wie eingefilzt und f�llen bisweilen die Kammern, vorzugsweise die rechte, vollkommen aus. Da man sie manchmal bei Thieren antrifft, welche sogleich nach dem Tode secirt werden, so muss dann ihre Bildung schon auf die Zeit des noch bestehenden, wenn auch erl�schenden Thebens zur�ckgef�hrt werden. Sie entstehen liier offenbar dadurch, dass bei sehr verlangsamtem lilntlauf der Faser�stoff sich an den Sehnenf�den und den Balkenmuskeln ablagert, w�hrend die, wenn auch schwach fortdauernden Zusammenziehungen des Herzens die Gerinnung des �lutes im Ganzen hindern und dasselbe noch forttreiben. Da durch diesen Vorgang das Blut an Faserstoff verarmt, so stellt dann die Menge der iu beiden Herzkammern vortindliehen Fibringerinnsel stets in umgekehrtem Verh�ltnisse. In den Gef�ssen des �brigen K�rpers trifft man sie bei Thieren, welche bald nach dem Tode unter�sucht werden, seltener an; bei solchen jedoch, welche l�nger gelegen sind, linden sie sich bisweilen auch in den arteriellen Gef�ssen der Extremit�ten. Bisweilen zeigen die in den Herzkammern vorfindlichen Congula ein nahezu eiter�hnliches, durch die Gegenwart einer bedeutend grossen Menge farbloser Blntk�rper bedingtes Ansehen, wovon noch sp�ter die Rede sein wird.
h) Blut�berf�llung findet sich h�ufig in gef�ssreiohen, aus lockerem Ge�webe bestehenden Theilen: am ausgepr�gtesten dann, -wenn das Blut an und f�r sich d�nnfl�ssig- und dunkelgef�rbt ist, oder wenn die Gerinnung desselben durch h�here Temperatur der Umgebung (im Sommer) oder durch rasch eintretende F�ul-nks gehindert wird. Sie entstehen entweder durch Senkung des Blutes nach den tiefer gelegenen Theilen des Cadavers (wie in den Lungen, in einzelnen Abschnitten des Darmkanales), oder dadurch, dass in Folge des durch ein Organ, durch Gase u. dgl. ausge�bten Druckes das Blut zu einem anderen Organe hingepresst oder sein Abfluss verhindert wird. Solche nach dem Tode mit Blut �berf�llte Organe zeigen eine dunkle, gegen die abh�ngigste Stelle am deutlichsten entwickelte, gleich�f�rmige oder fleckige R�thung, welche nach aufw�rts zu allm�lig bl�sser wird, und in die normale oder durch Krankheiten schon von fr�her her ver�nderte F�rbung des Organes �bergeht.
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Leicbenerschoiniuigen. � KronklieitsnrsaclioD,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 21
i) Die LeichenlrKnkuiigeii beschr�nken sieh entweder iiuf das Organ, in welches der Durchtritt von Fl�ssigkeiten unmittelbar stattgefunden hat, oder sie �berschreiten die Grenzen desselben und treten in K�rperh�hlen oder andere an-stossende Organe �ber. Sie werden h�ufig durch Blutserum, welches aufgel�sten Blutfarbesto ff enth�lt, zuerst die Gefasswandungcn oder die innere Herzausklei-dung tr�nkt und dann in anstossende Gewebe oder H�hlen tritt, bedingt. Die F�rbung ist dann am st�rksten in der N�he der Gef�sse und verliert sich um so mehr, je grosser die Entfernung von denselben wird; sie ist meistens dunkelbl�ulich-roth oder violett und insbesondere in solchen Theilen sehr stark entwickelt, welche mit gr�sseren Mengen Rlutes durch l�ngere Zeit in unmittelbarer Ber�hrung gestanden haben, #9632;/.. B. an dor inneren Herzanskleidung. Rein ser�se Fl�ssigkeit dringt bisweilen von den ser�sen S�cken in die anliegenden Theile ein, durchtrSnkt, sehwellt, bleicht und erweicht dieselben, oder es gelangt umgekehrt von einem durchfeuch�teten Organe aus in H�hlen und S�cke und bedingt daselbst Ansammlungen von verschiedener M�chtigkeit.
Gallige Durchtr�nkungen finden sich bei Tbieren, welche eine Gallen�blase besitzen, wenn diese eine gr�ssere Menge, besonders d�nnfl�ssiger Galle ent�h�lt, die dann durch die Blasenwandungen in die unmittelbar angelagerten Theile, insbesondere in die Magen- und Zw�lffingerdannw�nde eindringt.
Manche an dem Cadaver bisweilen vorfindliche Erscheinungen m�ssen jedoch als Folgen der Agonie erkl�rt werden. Hieher geh�ren die Darmeinschiebungen, welche bei Pferden und Hunden bisweilen beobachtet werden und sich durch den Mangel jeder Entz�ndungserscheinung, so wie dadurch, dass sich die ineinander�geschobenen Darmst�cke leicht auseinanderziehen lassen, leicht von den schon w�hrend des Lebens gebildeten unterscheiden lassen; ferner Einschn�rungen am Magen und Darme, leichte Ach sendrehungen des letzteren ohne Merkmale der Stase oder Entz�ndung, Risse der Muskelfasern und B�nder, Zerreis-sung von Lungenbl�schen und Austritt von Luft in das Bindegewebe der Lungen.
II. Abschnitt.
Die Ursachen der Krankheit (Aetiologie).
sect;. 18. Die Lehre von den Ursachen lt;lor Krankheiten, die Aetiologie ist eines der wichtigsten, aber zugleich schwierigsten und l�ckenhaftesten Capitel der Pathologie; denn so zahlreich auch die auf die Thiere als Sch�dlichkeiten wirkenden Momente sind, so wenig auch deren Einfluss auf St�rungen der Gesundheit in Abrede gestellt werden kann, so unklar ist man in den meisten F�llen �ber die Art ihrer Einwirkung-. Als Krankheitsursache oder Sch�d�lichkeit k�nnen �berhaupt alle Einfl�sse, welche eine Krankheit zu veranlassen, oder die Fortdauer und Zunahme einer bereits vor�handenen zu beg�nstigen und zu unterhalten verm�gen, angesehen
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Krankheit ^Ursachen.
werden; m�gliclier Weise k�nnen alle ansserhalb des Or^anisnms vorhandenen Gegenst�nde und alle innerhalb desselben bestehenden Verh�ltnisse als Krankheitsursache wirken, insoferne sie die Vor�g�nge im lebenden K�rper anzugreifen venn�g-en. Nach der St�rke ihrer Wirkung- k�nnen daher auch alle Einfl�sse, deren der Orga�nismus bedarf, um sich in der Normalit�t zu erhalten, zu .Sch�dlich�keiten werden.
In manchen F�llen ist man wohl im Stande, das Auftreten einer Erkrankung mit der Einwirkung einer gewissen Sch�dlichkeit in eine unmittelbare Verbindung zu bringen, und die erstere als eine nothwendige und unausbleibliche Folge der letzteren zu er�kennen, z. B. Trennungen des Zusammenhanges als Effect statt�gehabter mechanischer Einwirkungen, die Entwicklung der Kr�tze als Folge der �ebertragung der Kr�tzmilbe, das Auftreten gewisser Erscheinungen nach der Verabreichung bestimmter Gifte, Arz�neien u. s. w. In anderen F�llen weiss man wohl, dass eine ent�standene Krankheit die Wirkung einer bestimmten Ursache ist, ohne jedoch das Wesen dieser letzteren und die Art ihrer Einwirkung genau zu kennen, wie bei den contagi�sen Inf'ectionen; meistens aber ist es nicht eine einzelne und bestimmte Sch�dlichkeit, sondern eine Gruppe vermutheter nachtheiliger Einfl�sse, die theils von aussen wirkend, theils innerhalb des Organismus selbst gelegen, den Eintritt gewisser Krankheiten bald h�ufiger, bald seltener zur Folge hat.
Manche Sch�dlichkeiten bedingen nur eine massige Ver�nderung im Organismus, welche als solche durch objective Erscheinungen entweder gar nicht zu erkennen ist, aber den Thierkorper geneigter macht, in Folge der fortgesetzten Einwirkung derselben oder einer anderen Sch�dlichkeit zu erkranken, mithin nur eine gr�ssere Disposition zu gewissen Erkrankungen setzt, oder aber sich an und f�r sich schon durch gewisse Erscheinungen kundgibt, und als Kr�nklichkeit, Schw�chlichkeit, grosse Reizempf�nglich�keit ausspricht; wobei doch auch schon Ver�nderungen in den Geweben, in den Nerven, oder im Blute vorhanden sein m�gen. Diese k�nnen aber wieder verschwinden, ohne dass es zum Aus�bruch einer eigentlichen Krankheit kommt.
Vor dem Beginne einer Erkrankung trifft einen entweder schon von fr�her her disponirten oder einen ganz gesunden Organismus eine mehr oder weniger auffallende �ussere Einwirkung, welche man als die veranlassende oder Gelegenheitsursache bezeichnet. Je nach der Individualit�t des betroffenen Organismus und dem
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Krankhdtsursachon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 20
Grade dor Einwirkung kann die, durch eine und dieselbe Ursache veranlasste Wirkung- eine sehr verBchiedenartige sein.
Je grosser die Disposition zum Erkranken ist, desto gering�f�gigerer veranlassender Ursachen bedarf es in der Regel, um ein offenhares Erkranken hervorzurufen und umgekehrt. Manche Er-krankungen kommen erst nach l�ngerer Einwirkung bisweilen sehr complexer Verh�ltnisse zur Entwicklung, so dass es dann sehr schwierig- oder unm�glich wird, die eigentliche veranlassende Ursache der Krankheit zu ermitteln, wie dies z. B. hei atmosph�rischen Einfl�ssen der Fall ist. Kino Gew�hnung- an gewisse Krankheits�ursachen, so dass diese schliosslicli nur eine geringe oder gar keine Wirkung- mehr aus�ben, ist zweifellos.
Die Wirkung- der Kraukheitsursaclien l�sst sich wohl in letzter Instanz auf eine Reizung- der Gewebselemente, u. z. h�utig- auf dem Weg-e des Blut- und Lymphstromes zur�ckf�hren, wodurch jene zu ver�nderter Th�tigkeit angeregt werden.
Durch den wirklichen Ausbruch und das Ueberstehen einer Krankheit wird bisweilen die Disposition zu einer sp�teren Er�krankung- der gleichen oder �hnlichen Art f�r l�ngere Zeit oder sogar f�r best�ndig- getilgt: in vielen F�llen aber wird sie im Greo-entheile quot;�esteiu-ert.
Die Konntniss der Krankheitsursachen ist in R�cksicht auf Hygiene, auf die Vorbauung (Prophylaxis) von Krankheiten, und in Beziehung- auf ihre Heilung- von Wichtigkeit. Nicht nur wird der Eintritt der letzteren durch die fortdauernde Einwirkung von Krankheitsursachen erschwert oder zur Unm�glichkeit, sondern es k�nnen sogar auch Einfl�sse, welche unter gewissen Verh�ltnissen als Sch�dlichkeiten wirken, bei geh�riger Regelung nicht selten zum Zwecke der Herbeif�hrung- der Genesung benutzt werden.
Die Eintheilung- der Krankheitsursachen in disponirendc und veranlassende festzuhalten, ist nicht statthaft; da eine und dieselbe Sch�dlichkeit bald als vorbereitendes, bald als erregendes Krankheitsmoment wirken kann. Wir ziehen es deshalb vor, die�selben in solche, welche innerhalb des Organismus liegen, individuelle, und in von ausseu wirkende Sch�dlichkeiten zu unterscheiden.
1. Innere, individuelle Krankheitsursachen.
sect;. 19. Alle Verh�ltnisse des Thierk�rpcrs k�nnen unter gewissen Umst�nden Einfluss auf die Entstehung- einer Ea'ankheitsdisposition
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Ghittangsanlogo,
oder einer wirklichen Erkrankung, sowie auf den Verlauf und Ans-lt;�#9632;;.lug#9632; derselben gewinnen. Diese Verh�ltnisse geh�ren bald dem normalen Leben an, und bedingen vorzugsweise nur eine besondere Geneigtheit zur Entstellung- von gewissen Krankheitsformen, oder zu gewissen Modificationeu des Verlaufes der Erkrankungen (wie die Verh�ltnisse des Alters, des Gesehleehtes, der Race, der Thier-gattung- seihst) ; bald sind sie schon an und f�r sich abnorm und geben als solche Veranlassung zum Entstehen verschiedenartiger anderer ahnormer Vorg�nge.
Die hier in Betracht kommenden Einfl�sse fallen nachstehen�den Kategorien zu.
1. Thiergratlung'.
sect;. '20. Den verschiedenen Gattungen der bei uns einheimischen Hausthiere kommt eine, durch die Verschiedenartigkeit ihrer Organisation an und f�r sich, dann durch die relative Entwick�lung einzelner Orgaue und ihre gegenseitige Verbindung und Lagerung bedingte verschiedene Geneigtheit zur Entwicklung be�stimmter Krankheitsformen zu. Hiedurch ist es bedingt, dass eine und dieselbe Krankheitsform nicht nur verschiedene Hausthier-gattungeu ungleich h�utig bef�llt, sondern dass auch Krankheiten bei einer oder bei einzelnen Thiergattungen vorkommen, welche bei anderen entweder gar nicht oder doch uicht urspr�nglich sich ent�wickeln. Man bezeichnet diese, durch die Gesauuntorganisation einer Thiergattung bedingte Disposition zu gewissen Krankheiten gew�hnlich mit dem Namen der Gattungsaulage.
Bei dem Pferde wird gegen�ber anderen Hausthiergattungen eine besondere Geneigtheit zu entz�ndlichen Krankheiten der Athmungsorgaae, zu katarrhalischen und rheumatischen Affectioneu, zu Koliken und Erkrankungen der Magen- und Darnischleimhaut, zu gewissen speeifischen Krankheitsprocesseii der Nasenschleimhaut, der Lymphgef�sso und Lymphdr�sen, zu functionellon und organi�schen St�rungen des Gehirnes und R�ckenmarkes, endlich zu Krankheiten der Hufe wahrgenommen. Die Ursache hievon ist in der d�nnen, an Schweissdr�sen reichen Haut, in der Kleinheit des Magens, dem Unverm�gen sich zu erbrechen, dem Mangel einer Galleublase, der starken Entwicklung des Lymphsystemes und der ausgesprochenen Nervosit�t des Pferdes zu suchen. Die Mehrzahl der Krankheiten des Pferdes ist durch einen acuten, bisweilen st�rmischen Verlauf ausgezeichnet. Als eigenth�mliche Krankheit kommt beim Pferdegeschlechte der Rotz vor.
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Gfottongsanlage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 31
Bei dem Rindviehe, bei weichein die reproductive Sph�re besonders vorwaltet, tritt im Allgemeinen eine Geneigtheit zu Krank�heiten der Verdauungsorgane, der Blutmischung und der Ern�hrung hervor; die meisten Krankheiten bleiben we^-en der geringeren Er�regbarkeit des Nervensystems viel l�nger �rtlich, als bei dem Pferde und Hunde, die Symptome derselben treten wenig auffallend hervor, die Stellung der Diagnose innerer Erkrankungen ist deshalb oft schwierig. Nur wenige Erkrankungen verlaufen sehr acut, die Mehrzahl dagegen langsam. In Folge der dicken, wenig empfind�lichen, nur mit sparsamen Schweissdr�sen versehenen Haut kommen sogenannte Erk�ltungskrankheiten, wegen der geringen Sensibilit�t Nervenkrankheiten nur selten vor; dagegen sind wegen des zusammen�gesetzten Baues der Verdauungsorgane St�rungen der Digestion und der Ern�hrung h�utig. Das Vorkommen von Neubildungen ver�schiedener Art, bisweilen in massenhafter Production ist dem Rinde eigenth�mlich.
Die Schafe besitzen ein geringes Widerstandsverm�gen gegen sch�dliche Einfl�sse; die Anlage zu Entz�ndungskrankheiten ist gering, gross dagegen die Geneigtheit zur Entwicklung cachektischer Krankheiten und zu acuten und chronischen Erkrankungen der Haut; ihr Organismus bietet quot;�berdies vielen Eingeweidew�rmern und ihre Haut der Kr�tzmilbe einen passenden Aufenthaltsort. Blutkrankheiten sind h�utig und verlaufen oft mit t�dtlichem Ausgang.
Die Ziegen verhalten sich bez�glich der Krankheitsanlage ziemlich �hnlich den Schafen; sie besitzen jedoch ein gr�sseres Reactionsverm�gen. Acute Processc sind h�utiger; ihnen gesellen sich nicht selten nerv�se Erscheinungen bei, oder diese treten als selbst�ndige Krankheitsform auf.
Als eigenth�mliche Krankheit kommt bei den Wiederk�uern die Rinderpest, bei Rindern die Lungenseuche vor.
Das Schwein steht r�cksichtlich seiner Gattungsanlage ziem�lich zwischen Pflanzen- und Fleischfressern; es zeigt eine besondere Geneigtheit zu Krankheiten der Reproduction und zu acuten, oft rasch zum Tode f�hrenden Entz�ndungen der Schlingwerkzeuge und des Kehlkopfes wegen des Baues dieser Organe. Zahlreiche para�sitische W�rmer finden in ihnen einen passenden Wohnort.
Dem Hunde und der Katze ist vor allen �brigen Hausthier-gattuugeii die vorwaltende Disjiosition zu gewissen selbst�ndigen oder conseusuellen Erkrankungen des Nervensystemes, insbesondere ihrer Ceutralorgane, zu gewissen Neubildungen, Carcinomen, eigen-
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;y2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Einfluss ile� Alters.
tli�mlicli. Als besondere Krankheit kommt beim Hunde die Wutli vor.
#9632;2. Lebensalter.
ij. 21. Die Wahrscheinliclikcit zu erkranken, die Morbilit�t, ist in den verschiedenen Lebensaltern eine sehr angleiche; sie ist unmittelbar nach der Geburt und in den ersten Wochen des Lebens sehr gross, und erh�lt sich, wenn auch in weniger hohem Grade bis zur vollendeten Entwicklung; im kr�ftigen Alter ist sie am geringsten, steig't aber mit zunehmendein Alter wieder.
W�hrend des F�talzustandes kommen die Missbildungen und Abnormit�ten der Lage der Organe zur Entwicklung; durch Krankheitsprocessc, welche in dem Mutterthiere ablaufen, erleidet der F�tus zahlreiche Gefahren f�r seine Gesundheit und sein Loben.
Von der Geburt bis zum vollendeten Wachsthum zeigt das junge Thier liebst der gr�sseren Geneigtheit zu Krankheiten �berhaupt, �berdies eine besondere Disposition zu Erkrankungen der Verdauungsorgane, des Skeletes, des Lyinpbgef�ss- und Dr�sen-systemes, zu Krankheiten der Blutbildung und Ern�hrung. Der AVechsel der Z�lme, die weitere Entwicklung- der Athinungs- und Geschlechtsorgane, so wie das Hervortreten der Th�tigkeit dieser letzteren bedingt eine Disposition zu Erkrankungen dieser Organe und zu consensuellen Leiden. Parasiten finden in jugendlichen Thieren ihre h�utigste und zusagendste Wohnst�tte.
Erwachsene reife Thicre, zu welchen Pferde vom voll�endeten 5., Rinder vom 3., Schafe, Schweine und Hunde vom 2. Jahre au zu rechnen sind, zeigen das relativ beste Gesundheits-verh�ltniss; acute Krankheiten verlaufen in dieser Lebensepoche gew�hnlich weit rascher und unter gefahrdrohenderen Erscheinungen als in anderen; die zur h�chsten Entwicklung gediehene Geschlechts-function bedingt das �ftere Entstehen von Krankheiten dieser Sph�re.
Im h�heren Alter erleichtert die allm�lig st�rker hervor�tretende Starre, der Schwund lind die Trockenheit der Organe das Erkranken. Leiden des Gehirnes, der Athmungs- und Verdauungs�organe chronischer Art werden h�utiger; die nach und nach ein�tretende Abn�tzung, so wie das Ausfallen der Z�hne beg�nstiget die Entstellung von St�rungen der Verdauung und Ern�hrung.
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Einfluss des Gteschlechties, laquo;lor Race.
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.'5. (laquo;eschleclit.
sect;. 22. Obwohl das Geschlecht bei den Hausthicren cine sehr hervorstechende Kraiiklieitsaiilalaquo;e nicht bedingt, so zeig-t sich doch, dass bei m�nnlichen Thiereu in Folge einer kr�ftigeren Kntwick-Inng- der Bewegungsapparate, gr�sserer Festigkeit und Derbheit der Gewebe, eines zellen- und t'aserstoffreicheren Elutes, Entz�nduiii'S-ki'ankheiten li�utigei' und gefahrvoller auftreten und einen rascheren Verlauf nehmen, als bei weiblichen Thieren, bei denen wieder h�ufiger Krankheiten der Blutbildung- und Ern�hrung' beobachtet werden. Die Verschiedenheit des Baues und der Function der Geschlechtsorgane bedingt nothwendig- auch Verschiedenheiten in den Formen der �rtlichen Erkrankungen dieser Theile. Ueberdies fuhrt bei weiblichen Thieren die Tr�chtigkeit, das Geburts- und Sauggesch�ft an und f�r sich eine Disposition zu gewissen Krank�heiten herbei, die bei m�nnlichen Thieren nat�rlich vollst�ndig fehlt; dagegen zeigen die, in Folge der Nicht- oder der �berm�ssigen Befriedigung des Geschlechtstriebes auftretenden Krankheiten bei beiden Geschlechtern viel Uebereinstimmendes.
Bei entmannten, castrirten Thieren ist die productive Th�-tigkeit auf Kosten der �brigen Functionen gesteigert; dieselben werden dadurch zu Krankheiten der Vegetation mehr, zu Krank�heiten acuton Charakters weniger geneigt, dagegen ist die Anlage zu jenen Krankheiten in ihnen getilgt, welche in der Geschlechts-fuuetion begr�ndet ist.
i. Race.
sect;. 23. Eine und dieselbe Thiergattung kann je nach der Race eine verschiedene Geneigtheit zur Entwicklung- gewisser Krankheiten zeigen. Im Allgemeinen tritt bei edlereu Racen die Disposition zu nerv�sen Krankheiten mehr hervor, als bei gemeinen.
Im Allgemeinen haben reine, constanto Racen, wenn sie in ihrer Heimath gehalten werden, in Folge der Gew�hnung- an die dort herrschenden Aussenverh�ltnisse, die relativ geringste Krank�heitsanlage; die sich aber, wenn die Thiere in andere Klimate ver�setzt werden, selbstverst�ndlich steigert.
Blendling-e, d. h. durch Racenvermischung- entstandene Thiere, �ussern gegen sch�dliche Einfl�sse ein viel geringeres Widerstands�verm�gen, und eine g-r�ssere Krankheitsanlage als reine Racethiere.
EMI, Path. n. TUer. d. Hausth. 4. Aull. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
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34nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Einftuss der Auizucht, der K�rporconstitution.
a. Aufquollt und LrliciisMcisc.
S?. 24. Gez�hmten, vorzugsweise von Jugend auf in St�llen lt;gt;(ili alt (Mi cn Thieren kommt eine arossere Empfindlichkeit lt;gt;(ilt;gt;'oii Sch�dlichkeiten zu, als solchen, welche zeitig- ahgeh�rtet, iiatur-gem�ss aufgezogen und gehalten wurden. Sowohl die ungew�hnlich heftige Einwirkung als die Entziehung der gewohnten Einfl�sse kann Krankheiten hervorrufen. Durch die Anspruchnahme gewisser Th�tigkeiten oder Organe entwickelt sich nach und nach eine Geneigtheit zur Entstehimg gewisser Krankheitsformen, die bei l�n�gerer Andauer dieser Verh�ltnisse in offenbare Erkrankung �ber�schlagen kann.
So stellen sieh bei Pferden, welche rasche Bewegungen leisten m�ssen, h�utig Krankheiten der Athmungsorgane und der von dein Hornsehulio eingeschlossenen Theile, bei solchen, die zum schweren, anstrengenden Zuge verwendet werden. Dummkoller und Augen�krankheiten ein; nur bei Besch�lhengsten und Zuchtstuten stellt sich die Chancreseuche ein; bei Melkk�hen kommen Krankheiten des Euters und St�rungen der Ern�hrung, bei zur Schur ben�tzten Schafen Krankheiten der Haut und der Reproduction h�utig vor; Mastthiere verfallen nicht selten in langwierige Lungenleiden und cachektische Krankheiten.
6. K�rpereonsl iliition.
sect;. 2;'). Von nicht geringem Einfl�sse auf die Entstehung von Krankheiten ist die K �rperconstitution, d. i. der Inbegriff der gesammien Organisationsverh�ltnisse, welcher sich durch das �usscre Aussehen, Habitus, des Thiores zu erkennen gibt.
Die starke oder kr�ftige Constitution, welche sich durch breite Entwicklung des K�rpers, dichte Knocheumasse, kr�ftige Musculatur, wenig oder keine Fettablagerung, ruhigen Puls, guten Verdauungsprocess und raschen Wiederersatz zu erkennen gibt und vorzugsweise bei m�nnlichen und vollkommen entwickelten Thieren vorkommt, besitzt wohl ein bedeutendes Widerstandsverm�gen gegen �ussere sch�dliche Einfl�sse, dispouirt aber zu heftigen und acut ablaufenden Erkrankungen verschiedener, insbesondere der Ath�mungsorgane und zu gewissen Krankheiten des Blutes.
Die reizbare Constitution, mehr dem jugendlichen Alter und dem weiblichen Geschlechte zukommend, spricht sich durch leb�haftes Temperament, weiche, d�nne Haut mit feinem, gl�nzendem
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Erblichkeit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;35
Haar, wenig entwickelte MuscuJatur aus, und disponirt, je nachdem ein oder das andere wichtigere (#9658;rgansystem eine besondere lieiz-empf�nglichkeit und geringere Widerstandsf�higkeit besitzt, zu Krankheiten des Gleliirnes und des R�ckenmarkes, der Schleimh�ute, der Athmungs- und Verdanungsorgane, oder der gesammten Er�n�hrung-.
Die schlaffe Constitution, welche sich durch starke Entwick�lung' des Fettes, der Knochen und Dr�sen. Schlaffheit der Muscu-lator und der Schleimh�ute zu erkennen gibt, disponirt zu chroni�schen, caehektischen Krankheiten, zu Neubildungen verschiedener Art, zu Entz�ndungen mit meist ser�sen oder doch wenig- gerinn-fahigen Ausscheidungen.
Das sogenannte Temperament, d. i. die Art und Weise der Aeusserung- der Q-ehirnth�tigkeit f�llt bei den Hausthieren der Wesenheit nach mit der Constitution zusammen, so dass der star�ken Constitution das cholerische, der reizbaren das sanguinische, der schlaffen das phlegmatische im Allgemeinen entsprechen w�rde.
7. Erblichkeit.
sect;. 26. Es ist eine durch die Beobachtungen der Z�chter be�st�tigte Thatsache, dass die gesunden und krankhaften Eigenschaften der Zuchtthiere auf die Nachkommenschaft �bertragen werden, sowie dass durch den �berwiegenden Einfluss des einen, der nachtheilige Einfluss des andern Elteruthieres manchmal abgeschw�cht oder ganz aufgehoben werden k�nne.
Nicht nur Anomalion der ersten Bildung-, sondern auch gewisse Krankheiten pflanzen sich in einzelnen Thierfamilien fort und zwar die letzteren derart, dass die Jungen entweder schon mit der beginnenden Krankheit oder doch mit der Anlage zu diesen Krank�heiten behaftet zur Welt kommen, welche sich dann erst in einem bestimmten Alter und zwar scheinbar ohne Einwirkung einer �usseren Ursache entwickeln. So treten gewisse Knochenkrankheiten, Koller, Augenleiden u. m. beim Pferde bisweilen als erbliche Krank�heiten auf; die jungen Thiere sind bis zu einem gewissen Alter anscheinend gesund, sobald sie aber dieses erreicht haben, werden sie von der Krankheit befallen, an welcher beide oder eines der Eltemthiere gelitten haben.
Erbliehe Krankheitsanlag-en k�nnen bisweilen durch passende Kreuzungen beseitigt werden. Es muss aber bemerkt werden, dass es h�utig- einer eingehenden Erforschung bedarf, um festzustellen.
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30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ueberstamlene Krankheiten. � Mecliunische uml chemische Kinwirkungen.
ob es sich in einer Thierfamilie, in welclier g'leichai'tige Erkran-knngeii unter Eltern und Nachkommen beobachtet werden, um eino erbliche oder um eine, in Folg'e der gleichartigen, auf Kitern und Nachkommenschaft gleich wirkenden gesundheitssch�dlichen Ein�fl�sse der Haltung, F�tterung etc., entstandene Krankheit handle.
S. Ueberstandene Krauklieiten.
sect;. 27. Bereits �b erstandene Krankheiten lassen h�ufig durch die Textur�nderungen, welche sie veraulassten, die Geneigtheit zu Krkrankunu-en derselben oder einer anderen Art zur�ck, eine Erfahrung, deren schon fr�her, sowie der Thatsache gedacht wurde, dass aus einem Krankheitszustande oft nothwendiger Weise ein anderer sicli entwickelt. Zu Lungen-Emphysemen g-esellen sich Herz�krankheiten, zu Herzkrankheiten gewisse Structur�nderungen der Leber. Manche Krankheitsprocesse pflanzen sich durch die Conti-miit�t auf andere Organe fort; die Erkrankung eines Gewebes f�hrt nicht selten zur gleichartigen Erkrankung homologer und selbst verschiedenartiger Organe und Gewebe. Ausf�hrlicher kann hievon erst im speciellen Theile die Rede sein.
11. Aeussere Krankheitsursachen. 1, Mecliiinisclie mul chemische Eiinvii-kungren.
sect;. 28. Hie mechanisch wirkenden Sch�dlichkeiten k�nnen durch ihre physische Wirkung, durch Stoss, Druck, Reibung u. s. w. K�rpertheile verletzen, und entweder an der unmittelbar betroffenen Stelle oder mittelbar in anderen, von dem Orte der Einwirkung-entfernten Organen sogleich oder allm�lig eintretende Aenderungen der Textur, der Lage, der Grosse, des Zusammenhanges u. s. w. veranlassen. Ihr Effect ist nach der Heftigkeit, Dauer und Art der Einwirkung, nach der Beschaffenheit des verletzenden K�rpers und des getroffenen Theiles h�chst verschieden, und wird �berdies durch eine etwa gleichzeitig verursachte Verletzung- von Gelassen und den dadurch beding-ten Blutverlust verschiedenartig modificirt. Es wer�den hiedurch viele der sogenannten chirurgischen Krankheiten, aber nicht selten auch innerliche Gebrechen veranlasst.
Andere Stoffe wirken auf chemische Weise nachtheilig ein. Es geh�ren hierher viele der giftig- wirkenden Substanzen und die Mehrzahl der Arzneistoffe. Chemische Einwirkungen anderer Art
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Atmosph�risclie Einfl�sse. Licht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; oi
geschehen entweder zuf�llig oder jil).siclitlich, und geben dann Ver-anlassung zu manchen oft sehr intensiven Krankheitsprocessen. Ihr Effect ist nach der Art der chemischen Substanz, nach ihrem Cou-centrationsgrade, nach der Dauer ihreiquot; Einwii'kung, aacb der Ver�schiedenheit der Applicationsstelle u. s. w. sehr different. Auf die Haut wirken chemische Agentien bald schrumpfend, indem sie Verbindungen mit ihren Eiweissk�rpern eingehen, bald verkohlend, indem sie ihr Wasser und die zur Wasserbildung aothwendigen Bestandtheile entziehen; in �hnlicher Weise oder indem sie die Verdauungsfl�ssigkeit um�ndern und hiedurch die Verdauung- be�l�stigen, wirken sie auf die Schleimhaut des Magens und Darmes; ferner auf die Schleimhaut der Luftwege, der Earn- und Gesehlechts-oi'gane, auf offene Geschw�rsfl�chen, auf welchen letzteren die Wir�kung in der Regel intensiver als auf der Haut eintritt, dann auf das Blut, wohin diese Substanzen mit Ausnahme der direct in die Gref�sse g-espritzten Stoffe, durch Aufsaugung von der Haut oder den Schleimh�uten aus, oder durch das Einathmen gelangen, end�lich auf innere Gebilde, wohin sie entweder durch das Blut oder mittelst der Durchtr�nkung- der angrenzenden Gewebe gelangen.
'2. Atinospliiiriscliv Einiliissc.
a. Licht.
sect;. '2{.). Ueberm�ssig-es und grelles Sonnenlicht wirkt zun�chst und unmittelbar reizend und in der Folge l�hmend auf den Sehnerven und kann sogar bei andauernder Einwirkung- Er�blinden veranlassen. Durch Vermittlung- des Auges kann ein Ueber-mass von Licht eine Reizung- des Gehirnes bedingen, welche zur Hyper�mie, Blutung-, selbst Entz�ndung- f�hren und durch L�hmung der Grehirnth�tigkeit auch den Tod verursachen kann. Diese Wir�kungen treten um so auffallender hervor, je pl�tzlicher der grelle Lichteindruck stattfand, je l�nger er andauerte, oder je rascher und unerwarteter der Wechsel zwischen Dunkelheit und hellem Lichte eintrat. Krankheiten der Centialorgane des Nervensystems (z. B. Starr�krampf, Dummkoller) verschlimmern sich unter diesen Verh�ltnissen.
Intensives Licht kann auf den zarteren und weissen Stellen der Haut Hyper�mie, Abschuppung der Epidermis, selbst rothlauf-ai'tigc Entz�ndung veranlassen.
Verminderung oder Mangel des Lichtes bedingt bei l�n�gerer Einwirkung eine Verringerung des Sehverm�gens und krank�hafte Empfindlichkeit des Auges selbst gegen m�ssig-es Licht.
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O�nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Toniperatur.
Andauernde Entziehung des Lichtes ver�ndert die �eschciffen-lieit der Haut, welche schlaff; blass wird, sieh selbst ser�s iutiltrirt, w�hrend die Blutbildung unvdllkoiniuen, das Blut arm an Zellen und Eiweissk�rpern, d�nn und ser�s wird und allm�lig- St�rungen in der Ern�hrung und ein cachektischer Zustand sieh hervorbilden.
b. Temperatur.
sect;. 30. Obwohl eine Lufttemperatur zwischen 15 und 22quot; C. in unserem Klima der Gesundheit der Hausthiere am zutr�glichsten ist, so ertragen sie doch namhafte Zu- und Abnahmen derselben, vorausgesetzt, dass sie nicht zu pl�tzlich erfolgen oder zu lange Zeit andauern, ohne dass hiodureb nothwendig eine St�rung der Gesundheit bedingt w�rde; namentlich dann, wenn die Tlftere lt;lurcii Abh�rtung und Angew�hnung sowohl gegen den Wechsel der Tem�peratur als auch gegen Gradunterschiede derselben widerstandsf�higer geworden sind.
Die Wirkungen h�herer Temperatur sind verschieden, je nach ihrem Grade, ihrer Dauer und der Raschheit ihrer Folge auf niederere Temperaturgrade, und sind theils rein physikalische (Aus�dehnung der unmittelbar betroffenen Gebildes, Ver�nderung ihres Coli�sionszustandes), theils chemische (Steigerung des Stoffwechsels), theils vitale (Erregung schmerzhafter Empfindungen, Erregung oder L�hmung verschiedener Functioncn).
Eine h�here Temperatur der atmosph�rischen Luft veranlasst zun�chst Congcstionirung der Haut, vermehrt die Zahl der Atheni-z�tfc und Pulse, steigert die Haut- und Lune-enausd�nstune: dasresren werden die Schleimh�ute trockener, daher der Durst grosser. Die Verdauung geht langsamer vor sieh, die Harnsecretion wird ver�ringert; die Thiere erm�den leicht. Andauernd h�here Temperaturen k�nnen zu Congestionen und Entz�ndung des Gehirnes und seiner H�ute, zum Sonnenstich, der zum Tode f�hren kann, zu Erkran�kungen der Verdauungsorgane, der Leber, zu Hautkrankheiten f�hren. Bisweilen wird heisso trockene Luft leichter ohne Nachtheil ertragen als feucht warme.
Der Einfluss h�herer Tomperaturgrade wird um so nachtbeili-ger, je l�nger er einwirkt. W�hrend einer anhaltend h�heren Luft�temperatur sind Krankheiten der Respirationsorgane, insbesondere katarrhalische Affectionen nicht selten ; die Blntmischung wird, da mit zunehmender Lufttemperatur der Kohlens�uregehalt der ausge-athmeten Luft geringer und das Blut infolge vermehrter Wasser�ausscheidung durch die Haut, eingedickt wird, abnorm; das Blut
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Temperatnr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,gt;,}
erscheint dunkler, weniger i'-erinnf�liiquot;-, es entwickeln sieli unter diesen Verh�ltnissen Knmkheiten des Digesfdonsti'actes und der Er�n�hrung, Leberleiden, nicht selten in seuchenartiger Verbreitung.
Kiu rascher Uebergang von niederen zu h�heren Temperatur-graden f�hrt in der Reg-el zu Congestionen, Blutaustritt und Knt-z�ndung-eu verschiedener, namentlich der Respirationsorgane und der Haut, weshalb auch beim pl�tzlichen Auftreten warmer Fr�hlings�tage Katarrhe der Luftwege, Lungenentz�ndungen, Grehirncongestio-nen so h�utig vorkommen. Pl�tzlicher Uebergang- von K�lte zu h�herer Temperatur kann h�utig- Brand oder Verschw�rung herbei�fahren (Application von W�rme auf erfrorene Theile).
Hohe Hitzegrade, welche einzelne K�rperstellen, Haut oder Schleimh�ute treffen, veranlassen daselbst Schmerz, Circulations-st�rungen, weiterhin Entz�ndung-, � die verschiedenen Grade der Verbr�hung- und Verbrennung-. Die h�chsten Hitzegrade bewir�ken unmittelbar Verkohlung-, den Tod des betroffenen thierischen Gewebes.
Thiere, welche an eine h�here Temperatur durch best�ndigen Aufenthalt in warmen Stallungen, sorgf�ltige Bedeckung- des K�r�pers u. s. w. gew�hnt sind, worden selbst gegen leichtere Tempe�ratur�nderungen, welche an anderen Thieren spurlos vor�bergehen, emptindlich und erlangen hiedurch eine Disposition zur Entwicklung katarrhalischer und rheumatischer Leiden.
Niedere Temperaturgrade, die K�lte, bewirken eine st�r�kere Zusammenziehung- nicht blos der unmittelbar betroffenen Theile, sondern auch, in Folge der erregten Reflexbewegungen, tiefer g-ele-g-ener contraetiler Gewebe, und beschr�nken den �rtlichen Stoff�wechsel, indem sie die chemischen Umsetzungen erschweren.
Geringere K�ltegrade wirken erregend und belebend, wenn sie einen gesunden Organismus treffen und nicht zu lange andauern; sie bedingen jedoch sch�dliche Folgen, wenn das ihnen ausgesetzte Thier verz�rtelt, von fr�her her schw�chlich oder durch voraus�gegangene Bewegung- erhitzt ist; diese Nachtheile steigern sich noch, wenn die kalte Luft gleichzeitig- bewegt ist. In Folge der Contrac�tion der Capillargef�sse der Haut wird die Ausd�nstung- derselben vermindert, die Hamsecretion vermehrt, bei l�ngerer Andauer die Blutbilduug- abnorm; Katarrhe, Lungenentz�ndungen treten h�u�tiger auf.
Sehr niedere Temperaturgrade veranlassen in Folge der bedeutenden Contraction in den Hauteapillaren seeund�re Hyper��mien in inneren Organen (Gehirn, Lungen), Bet�ubung-, Schein-
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Tempt1 nilur.
Blectricitamp;t.
und wirklichen Tod. An den �ussersten K�rpertheilen, Ohren, Ex-tromit�ten, k�nnen extreme K�ltegrade zu namhaften Hyper�mien, zu L�hmungen und zum Absterben der betroffenen Tlieiie (zu den verschiedenen Graden des Erfrierens) f�hren.
Viel h�utiger als durch extreme und l�nger anhaltende Tem�peraturen leiden die Thiere durch den raschen Wechsel an und f�r sich ertr�glicher TemperaturgTade, an welche sie sonst ganz wohl gew�hnt sind; ein solcher Wechsel wirkt um Vieles nachtheili�ger, wenn die verschieden temperirte Luft st�rker bewegt (Zugluft) ist, und in st�rkerer Transpiration botindliche Theile der Haut trifft. Diese Einwirkung, in so weit sie eine Ursache von Erkrankungen abgibt, wird mit dem Namen Erk�ltung bezeichnet. H�ufig be�merkt man, dass die unmittelbar dieser sch�dlichen Einwirkung ausgesetzten Organe erkranken; so tritt nach Erk�ltung der Brust Bronchialkatarrh, nach jener des Hinterleibes Darmkatarrh, nach jener der Hufe Huf'entziindung u. s. w. ein; besitzen jedoch die be�troffenen Thiere bereits ein zu Erkrankungen besonders disponirtes Organ, so wird in der Hegel dieses befallen. So sieht man h�utig nach Erk�ltung der Extremit�ten Bronchialkatarrhe, bei Pferden Koliken sich einstellen.
Elino streng naturwissenschaftliche Erkl�rung der Erk�ltung l�sst sich dermalen nicht geben. Die Meinung, dass durch Erk�ltung-die Absonderung der Haut unterdr�ckt und hiedurch die dem Orga�nismus sch�dlichen Stoffe im Blute zur�ckgehalten und dann irgend wo abgelagert werden und dort als Krankheitserreger wirken, erfreut sich gegenw�rtig keiner Anh�nger mehr. Die Annahme, dass durch das Streichen eines k�lteren Luftzuges �ber eine, namentlich stal�ker transpirirende oder schwitzende Hautfl�che, eine st�rkere Ab�k�hlung dieser und ein intensiverer Reiz auf die Hautnerven erfolge, welcher letztere sich auch auf andere Nervenprovinzen, namentlich sensible und vasomotorische, verbreitet, hat das meiste f�r sich und wird durch die Erfahrung gest�tzt, dass die Greueigtheit zu Erk�l�tungen durch die Gew�hnung an den K�ltereiz (Abh�rtung) gemin�dert, durch �ngstlich fortgesetztes warmes Verhalten (Verweich�lichung-) gesteigert werden kann.
c. Elektrioit�t.
sect;. 31. Dass die einem Gewitter vorhergehende elektrische Spannung- einen st�renden (erschlaffenden) P^influss auf gesunde und kranke Thiere vor�bergehend aus�bt, ist bekannt. Ob, und welchen Einfluss die atmosph�rische Elektricit�t auf die Entstehung-
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Luflitnick. � Feu�htigkoit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 41
und deu Verlauf der Kruuklieitun dor Hausthiere �ussert, ist so viel wie onbekannt.
Eine starke elektrische Entladung, der Blitz, ktinn (�ne lilu-gere oder k�rzere Zeit anhaltende Bet�ubung, L�hmung einzelner K�rpertheile; selbst pl�tzlichen Tod des getroffenen Thieres zur Folge haben. Bei der Untersuchung solcher (Jadaver Hilden sich entweder gar keine anatomischen Ver�nderungen oder aber Brand�wunden, gew�hnlich in Gestalt verschieden ver�stelter Streifen oder Linien auf der Haut.
Der Einiiuss des Magnetismus als Krankheitserreger ist v�llig- unbekannt.
d. Luftdruck.
sect;. o2. Ab�nderungen des Luftdruckes, als vermehrter oder verminderter Luftdruck sind, obwohl durch das Barometer messbar, in ihrer Wirkung auf den Thierk�rper noch nicht bekannt genug, um dieselbe als eine sichere Ursache der Entstellung bestimmter Krankheiten anzunehmen ; namentlicb da mit ihr noch zwei andere Factoren, n�mlich der Sauerstoffgehalt der Luft und die Hautaus-dtlnstung in Ber�cksichtigung- zu kommen haben, von welchen der erstere mit der Verd�nnung- der Atmosph�re sich vermindert, die letztere sich steigert. Eine massige Zunahme des Luftdruckes bringt keine wahrnehmbaren nachtheiligen Wirkungen hervor; eine namhaftere Steigerung desselben macht die Inspirationen tiefer, lang�samer, verz�gert den Puls, der zugleich voller wird, vermindert die Haut- und Lungenausd�nstung bei Steigerung der ITarnsecretion. Bei anhaltend hohem Luftdruck sollen Krankheiten mehr acuten Charakters h�ufiger sein.
Der Einttuss eines verminderten Luftdruckes, wie auf bedeutenden H�hen, tritt selbst auf h�heren Alpenweiden nicht deutlich hervor. Erst in sehr bedeutenden H�hen, wo die Luft nahezu zur H�lfte verd�nnt ist, stellt sich Beschleunigung des Pulses, kurzes Athmen, baldige Erm�dung- ein. Nicht so sehr der Wechsel des Barometerstandes, sondern der anhaltend hohe oder niedere Luftdruck scheint die Thiere zu afficiren und auf den Krankheits-charakter Einfluss zu nehmen.
o. Feuchtigkeit der Luft.
sect;. 33. Von gr�sserem Einfluss auf die Entstehung- von Krank�heiten scheint der Feuchtigkeitsgrad der Atmosph�re zu sein, welcher bekanntlich von der Lufttemperatur abh�ngig ist. Warme
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4i?nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Feuclitiijkeit. � Bewegung ilcr Luft.
Luft erscheint dem Gef�hl nie so feucht wie k�hlere mit demselben Gehalte au Wasserdampf; -weil in der erstereu das Wasser in Dampffonu bleibt, w�hrend es sich aus der letzteren, namentlich bei rascher Abk�hlung leicht in tropfbarer Form niederschl�gt. Feucbtwarme Luft behindert die W�rmeabgabe durch Lunge und Haut, erschlafft die Q-ewebe, macht die Thiere tr�g'e; veranlasst Verminderung der Fresslust, St�rungen in der Verdauung-; in feuch�ten #9632;warmen (regenden sind Erkrankungen der Schleimh�ute, beson�ders der Verdauungsorgane, Krankheiten der Blntbildung vorherr�schend. Anhaltend feuchte, k�hle Luft verringert auffallend die Hautperspiration und steigert die Harnsecretion; sie soll zu katar�rhalischen und rheumatischen Leiden, zu Entz�ndungskrankheiten disponiren und insbesondere Schafen nachtheilig sein, bei denen sie, freilich im Zusammenwirken mit anderen Sch�dlichkeiten, zur Fnt-stehung' der Bleichsucht, bei viel Keg-en zu Erkrankungen der Haut Anlass geben.
Anhaltend trockene Luft kann, da sie dem Blute grosse Meug'en Wassers entzieht, zu Eindickung des Blutes, zu Congestiv-zust�nden, namentlich der Lungen, Anlass geben.
Andauernde, mit einer niederen Temperatur verbundene Xebel wirken wie die feuchtkalte Luft �berhaupt und k�nnen zu Erk�l�tungen Anlass g'eben. Der Thau soll iu einigen Gegenden, z. B. Ungarns, wenn Pferde l�ngere Zeit auf damit beschlagenen Weiden hin- und hergehen, brandige Fussgeschw�re erzeugen; die von ihm benetzten Gr�ser k�nnen, weil stark abgek�hlt, Koliken, Aufbl�hen und Durchfalle erregen.
i. Bewegung der Luft.
sect;. 34. Eine wenig bewegte Luft wird, insbesondere wenn sie zugleich heiss ist, dadurch der Gesundheit nachtheilig, dass die Producte der Zersetzung- thierischer und pflanzlicher Substanzen, die Ausd�nstungen stehender W�sser und S�mpfe nicht fortgef�lirt wer�den und in dem betreffenden Luftkreise sich ansammeln. Die Nach�theile steigern sich bei dem I [errschen feuchtwarmer Witterung-, welche der Zersetzung- organischer Substanzen g-�nstig- ist. Massig bewegte Luft ist der Gesundheit g-�nstig-, einerseits weil sie den Luftkreis rei-nig-t, andererseits weil sie als Reiz auf die Haut wirkt und die abdnn-stendon Theile von derselben wegf�hrt. Heftige Winde behindern theils durch ihren mechanischen Druck das Athmen, theils wirken sie, wenn sie zug-leich kalt sind, auf Lung-en und Haut erk�ltend und veranlassen nicht selten Katarrhe, Rheumatismen, Entz�ndungen.
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Verunreinigungen der Luft.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4b
Die Naclitheilc der Winde sind ilbei'haupt micli dem Tempevatur-xmd Feuchtigkeitsgrade der Luft verschieden und hiernach zu be-urtheilen. W�hrend des llerrschons kalter und trockener Winde (bei uns die Ost- und Nordwinde) treten ineist acute Krankheiten der Athmongsorgane auf, bereits vorhandene verschlimmern sich; bei feuchten, warmen Winden (bei uns die West- und S�dwinde) kommen �fter Ruhr, Gastro-lntestinalkatarrhe u. dgl. vor.
g. Verunreinigungen der Luft.
S- o�. Fremde, fein in der Luft vertheilte, mechanisch wir�kende Substanzen, wie Kies, Kalk, Staub u. dgl. k�nnen Kci-ziin^on der Schleimh�ute der Augen, der Nase und der Luftwege, Blutungen und Entz�ndung derselben voranlassen.
Nicht weniger sch�dlich wirken chemische Verunreinigungen der Atmosph�re. Metalld�mpfe, wie sie sich in Berg-und H�tten�werken bei der Gewinnung- des Quecksilbers, Arseniks, Bleies, Zinnes bilden, k�nnen theils unmittelbar die Athmungsorgane be�l�stigen, theils k�nnen sie von da aus in das Blut gelangen und Vergiftungskrankiieiten bedingen; theils endlich k�nnen sie, auf Wiesen, Weiden u. dgl. niedergeschlagen, die dort wachsenden Pflanzen mit einem f�r Pflanzenfresser sch�dlichen Ueberzuge be�decken und zur Entstehung acuter und chronischer Krankheiten der Verdauungsorgane und der Blutbildung Anlass geben.
Die der Luft beigemischten ammoniakalischen Ausd�n�stungen schlecht gel�fteter St�lle reizen die Athmungsorgane, die Haut und Augen und bringen bei l�ngerer Einwirkung Katarrhe der Luftwege, Binde- und Hornhautentz�ndung-eu, langwierige Haut�ausschl�ge zu Stande. Die durch das Zusammendr�ngen vieler 'I'lliere in engen, schlecht gel�fteten Stallr�umen bedingte Luft-verderbniss kanu zum Auftreten von Katarrhen, von Dlutkrankheiten, unter den Thieren solcher Localit�ten f�hren. Die mit Zersetzungs-produeten faulender thierischer und vegetabilischer Stoffe geschw�n�gerte Luft, wie sie sich vorz�glich �ber S�mpfen oder in der N�he stehender Gew�sser vorfindet, gibt zur Entstehung constitutioneller Krankheiten, der Bleichsucht und F�ule, langwieriger Lungen- und Leherleiden Veranlassung; sie wirkt um Vieles nachtheiUger auf Thiere, die erst vor Kurzem in solche Gegenden eingef�hrt wurden, als auf bereits akklimatisirte; sch�dlicher auf Pferde und Schafe, als auf Kinder und Schweine; nachtheiliger, wenn die Luft wenig oder nicht bewegt ist, als bei dem Herrschen von Winden.
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TafjL's- mill Julircsz�ileii.
li. Tages- und Jali rcs/.eitcn.
sect;. i5lt;). Die Tageszeiten �ben, wenn �berhaupt, nur einen geriug-en Eiuf'luss auf die Entstehang von Krankheiten; mau will bemerkt haben, class �ussere Sch�cllichkeiten, die zm- Abend�oder Nachtzeit einwirken, im Allgemeinen leichter nachtheilig wirken, vielleicht wegen der um diese; Tageszeit in der Regel auch stattfindenden rascheren Tomperaturspr�nge. Jgt;ei bereits vorhan�denen, namentlich fieberhaften Krankheiten erfolgen h�ufig Abends und in der Nacht deutliche Verschlimmerungen (Exacerba-tionen).
Der Einfluss der Jahreszeiten ist ein aus jenem der Temperatur, des Feuchtigkeitsgehaltes, des Luftdruckes u. s. f. combinirter. Im Fr�hlinge sind vorz�glich die durch raschen Temperaturwechsel, gr�sseren Feuchtigkeitsgrad der Luft und des Bodens bedingten Krankheiten h�utig; Katarrhe der Luftwege, Lungenentz�ndungen, Durchf�lle, acute Hautkrankheiten, dann Verschlimmerungen vorhan�dener chronischer Leiden treten um diese Zeit sehr h�ufig, erstere bisweilen in gr�sserer Verbreitung und besonders dann mit grosser Intensit�t auf, wenn der Fr�hling- zugleich kalt und trocken ist. Im Sommer, besonders in dem weiter vorger�ckten und heissen, kommen acute Gehirnkrankheiten oder Verschlimmerungen bereits vorhandener chronischer (Dummkoller), die verschiedenen Milzbrand�formen, Magen- und Darmkatarrhe, Durchf�lle und Kuhren, dann Leberkrankheiten, h�utiger vor. Im Beginne des Herbstes, nament�lich wenn er heiss ist, dauern die genannten Krankheitsformen fort; im sp�teren Herbste stellen sich in Folge des Besuches bethauter Weiden �fter Durchf�lle ein; Erk�ltungskrankheiten, Katarrhe, Rheumatismen treten h�utiger auf; durch den Genuss der auf �ber�schwemmten oder nassen Weiden wachsenden Gr�ser entwickeln sich bei Schafen gerne cachektische Leiden. Im Winter ver�schlimmern sich gew�hnlich die chronischen Krankheiten; acute Erkrankungen der Athmungsorgane werden h�utiger und verlaufen meist mit grosser Intensit�t; durch den w�hrend dieser Jahreszeit gew�hnlichen Aufenthalt in warmen Stallungen wird die Haut der ilausthiere gegen K�lte empfindlich und es entwickeln sich dem�nach leicht Katarrhe, gewisse Krankheiten der Harnorgane, Koliken und Durchf�lle.
Durch Anomalien der in den einzelnen Jahreszeiten herrschen�den Witterungsverh�ltnisse erleiden begreiflicher Weise diese An�gaben mannigfache Aenderungen.
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BoilenverhriUuifise.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4T)
Selbstverst�ndlich sind die mit den verschiedenen Jahreszeiten eintretenden Aenderongeo in der F�tterung-, Haltung und Verwen�dung' der Hausthiere von wesentlichem Einflime auf die Entstehung gewisser Krankheitsformen.
8. liodeuverh�ltiiisse.
sect;. 37. Die Beschaffenheit des Bodens wirkt auf die Thiere
einer Gegend einerseits durch die Verschiedenheit der daselbst herr�schenden atmosph�rischen Verh�ltnisse, andererseits durch die aus der chemischen Zusammensetzung des Bodens resultirende bestimmte Beschaffenheit der dort wachsenden Pflanzen und des vorkommenden Trinkwassers.
Auf Gebirgen ist die Luft trockener, reiner, aber auch k�lter, der Luftdruck geringer, die Einwirkung des Lichtes st�rker. In Gebirgsgegenden aufgezogene Thiere sind der Kegel nach abgeh�r�teter, aber kleiner; Erk�ltungskrankheiten, acute Luugenleiden sind dort h�utiger. In hochgelegenen, den Luftstr�mungen stark aus�gesetzten Th�lern herrschen in der Regel Katarrhe und Rheuma�tismen vor; in allseitig- umschlossenen, in denen die Luft nur wenig- beweg-t, gew�hnlich feucht, im Sommer meist heiss, g-eg-en Morgen und Abend empfindlich k�hl ist, treten nebst Katarrhen und Lungenkrankheiten auch Erkrankungen des Blutes auf. Die letzteren Krankheitsformen sind noch h�utiger in tiefen, sumpfigen, allseitig- von hohen Grebirgen umgebenen Kesselth�lern.
Von H�geln durchzogene Fl�chen beg�nstigen je nach den �ber sie streichenden Winden die Entwicklung verschiedener Krank�heiten. Den Nord- und Ostwinden ge�ffnete zeichnen sich durch das Vorkommen acuter Entz�ndungen, insbesondere der Lungen, der Katarrhe und Rheumatismen; solche, welche! den Str�mungen der West- und S�dwinde ausgesetzt sind, durch das Auftreten von Krankheiten der Ern�hrung aus.
In ausgedehnten Ebenen sind die Temperatur- und Feuch-tigkeitsverh�ltnisse der Atmosph�re wohl gleichf�rmiger, aber die sie durchziehenden Winde beg-�nstig-eu insbesondere dann, wenn sie Sand- und Staubtheile mit sich f�hren, die Entstehung von Katarrhen und anderen Krankheiten der Augen, der Athinung-sorgaue und der Haut.
Stehende Gew�sser und S�mpfe veranlassen durch die nachtheilige Einwirkung der Zersetzungsgase faulender thierischer und pflanzlicher Organismen (Malaria), cachektische Krankheiten,
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40nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Klima.
durch die Beg�nstigung flcr Vermehrung und weiteren Entwicklung pflanzlicher und thierischer Schmarotzer die Entstehung constitutio-neller und parasit�rer Krankheiten.
In der Niilie gi'osser Gew�sser ist die Luft mit Feuchtigkeit
igt;usilttig'et; sie veranlasst dalier die Naehtheile, welche feuchte Luft im Allgemeinen herbeif�hrt, Gegenden, welche �fteren Ueber-schwemmungen ausgesetzt sind, worden f�r Pflanzenfresser durch die h�utige Verderbniss der Futterg-ewachse, solche, deren Ober-Hache durch Sau dl) �den gebildet ist, den Luftwegen des beim Atlimen eindringenden Staubes halber nachtheilig; Kalksand ins�besondere reizt die Haut und die Luftwege und veranlasst Er�krankungen derselben.
�cber den Linliuss der geognostischen Verh�ltnisse einer Gegend auf die Entstehung gewisser Krankheitsformen hat man in neuerer Zeit durch Pettenhoffers Untersuchungen wichtige Auf�schl�sse erlangt. Besteht der Boden aus das Wasser durchlassenden Schichten, so werden je nach dem wechselnden Stande des Grund�wassers die organischen, in Zersetzung begriffenen Substanzen bald mit Wasser bedeckt, bald von demselben entbl�sst und im letzteren Falle mit der Atmosph�re in Ber�hrung sein. Bei raschem Fallen des Grundwassers und bleibendem tiefen Stande desselben, sowie bei starker Bodendurchfeuchtung, besonders wo diese mit faulenden Stoffen in Verbindung steht, treten alle Nachtheile einer Malaria�luft zu Tage.
4. Klima.
sect;. .quot;jcS. Den Inbegriff aller, von dem geographischen Breite�grade , von den atmosph�rischen und Bodenverh�ltnissen einer Geaend abh�ninaen Einfl�sse nennt man Klima. In dieser Kiick-sieht gibt es Localit�ten, welche einen besonders g�nstigen, andere, die im Gegentheile einen h�chst ung�nstigen Einfluss auf die Er�haltung der Gesundheit und den Verlauf der daselbst auftretenden Krankheiten aus�ben.
Das von der geographischen Breite eines Ortes abh�ngige Klima kommt als Krankheitsursache in sofern in Betracht, als es durch Thatsachen erwiesen ist, dass manche Krankheiten in gewissen Fvliinaten h�utiger vorkommen, als in anderen; dass andere nur in bestimmton Klimaten urspr�nglich entstehen und sich von hier aus �ber andere Landstriche verbreiten; dass endlich Thiere, welche in Gegenden versetzt werden, deren klimatische Verh�ltnisse von jenen.
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Nitlirun^smittol.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;47
unter welchen sie aufgezogen wurden und lebten, sehr verschieden sind, Anfangs in Krankheiten verfallen, welche hei den einheimischen Thieren gew�hnlich nicht vorkommen und erst durch die Angew�h�nung an die neuen Verh�ltnisse (Akklimatisation) aUm�lig ver�schwinden; endlich, ilass die Nachkommen der in fremde EOimate versetzten Thierc nicht selten Racendeffenerationen erleiden.
5. Nalirnngrsmlttel.
sect;, 39. Die zur Erniihrung und Erhaltung der Hausthiere ver�wendeten zahlreichen und mannigfachen Futterstoffe k�nnen bald
durch das quantitative Mass, in dem sie verabreicht werden, bald durch ihre Beschaffenheit und die Art ihrer Zubereitung als Sch�dlichkeit wirken.
Bei vollkommener Entziehung der Nahrung- tritt in Folo-o der Verbrennung der eigenen K�rperbestandtheile durch den fortan eingeathmeten Sauerstoff vorerst Verminderung- des K�rpergewichtes und der Leistungsf�higkeit des Organismus dann, wenn das Thier einen gewissen Bruchtheil seines K�rpermateriales aufgezehrt hat, der Tod durch Verhungern ein. Die Zeit, binnen welcher der Tod erfolgt, h�ngt von dem Ern�hrungszustande des Thieres bei dem Beginne der Nahrungsentziehung ab: den gr�ssten Gewichtsverlust erleiden beim Verhungern das Fett, das Blut und die zur Erhaltung des Athmens und Kreislaufes nicht verwendeten willk�hrlichen Muskeln.
Eine nicht gen�gende Zufuhr einer, bez�glich ihrer Zusam�mensetzung entsprechenden Nahrung- hat �hnliche Folgen, wie die v�llige Entziehung derselben, die jedoch selbstverst�ndlich weniger rasch eintreten und ablaufen. Gen�gt die Zufuhr eben noch f�r die nothwendigen Ausgaben des K�rpers, dann k�nnen die Thiere damit selbst am Leben erhalteu werden; vorausgesetzt, dass von ihnen Arbeit und andere Leistungen nicht verlangt werden. Mangel�haft gen�hrte Thiere sind abgemagert, blutarm, gegen nachtheilige �ussere Einfl�sse sehr wenig widerstandsf�hig und zu Erkrankungen verschiedener Art sehr geneigt.
Die dauernde Verabreichung von Nahrungsmitteln, in welchen entweder nicht alle Bestandtheile einer vollst�ndigen Nahrung, oder doch einzelne derselben in ungen�gender Menge enthalten sind, kann, wenn auch nicht so schnell, dieselben Folgen herbeif�hren, wie die ungen�gende Zufuhr von Nahrung �berhaupt. In einer vollst�ndigen Nahrung m�ssen Eiweissk�rper, Fett, Kohlehydrate,
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48nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Nahrungsmittel.
Salze und Wasser in einem gewissen Verh�ltnisse enthalten sein. Felilt einer oder der andere dieser Stoffe, oder wird er dauernd in zu geringer Quantit�t zugef�hrt, so resultiren hieraas verschieden�artige St�rungen der Ern�lirung.
Die Einfuhr einer zu grossen Menge von Nahrungsmitteln heiastet die Verdauungsorgane, ersehwert die Fortbewegung des Magen- und Darminhaltes und die Einwirkung der Magen- und Darms�fte auf die Futterstoflfe. In Folge der unter diesen Ver�h�ltnissen eintretenden G�hrung dieser letzteren, und der hiebei sieh bildenden S�uren (Essig-, Milch-, Butters�ure u. s. w.) und Gase, kann es zur Entwicklung von Magen- und D�nndarmkatarrhen, Durchfallen, Qasauftreibung des Magens mit seinen Folgen, oder wenn die Zersetzung der Futterstoffe erst in den Dickd�rmen ein�tritt, zur Entstehung von Katarrh und Follicularentz�ndung in diesem Abschnitte, zur L�hmung der Muskelhaut' derselben, An�h�ufung und Eindickung der F�calstoffe in solchen gel�hmten Par�tien und ihren Folgen kommen.
Die einer Thiergattung an und f�r sieh vollkommen ent�sprechende Nahrung kann durch Ab�nderungen ihrer Qualit�t oder durch die; individuellen Verh�ltnisse eines Thieres sch�dlich werden und als Krankheitsursache wirken.
Auf die Qualit�t der Nahrungsmittel als Krankheitsursache wird bei den Krankheiten der Verdauungsorgane zur�ckzukommen sein; es m�gen daher hier nur folgende Bemerkungen Platz finden.
F�r Pflanzenfresser sind die K�rner der Getreide-arten und die Samen der H�lsenfr�chte als die kr�ftigsten Nahrungsmittel anzusehen; sie sind jedoch schwerer zu verdauen und bedingen, besonders anhaltend und in gr�sserer Menge ver�f�ttert, eine Neigung zu Entz�ndungskrankheiten. Frisch geerntete K�rnerfr�chte veranlassen bei Pferden leicht Koliken ; noch mehr gilt dies von den H�lsenfr�chten, welche auch bei Wiederkauern nebst gastrischen Zust�nden nicht selten Aufbl�hen erzeugen; bei Schweinen wurde nach dem Gen�sse von K�rner- und H�lsen�fr�chten bisweilen der Eintritt l�hmungsartiger Erscheinungen an dem Ilintertheile beobachtet. Die Samen des wegen seiner Nahr�haftigkeit hie und da verf�tterten Buchweizens bringen bei weiss-gefleckten Schweinen und Schafen, seltener bei Rindern und Pferden, und auch da nur an den weissen Hautstellen einen rothlauf�hnlichen Ausschlag und die Erscheinungen einer Congestion zum Gehirne hervor, welche bisweilen innerhalb weniger Stunden den Tod herbei�f�hrt. Beim Herrschen einer trockenen und hellen Witterung sollen
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Nahrungsmittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 49
diese Folgeu ungleich hiuifigei' tiuftreteu, als unter entgeueng'esetzteD Verh�ltnissen.
Nach der F�tterung der Klee- und einiger Grrasarten, wie des Wasserrispen-, dos Queckengrases, des Fuchsschwanzes, dann des g-r�nen Gerstenstrohes, der gr�nen H�lsenfr�chte, wird oft der Eintritt von Aufbl�hen und Durchfall beobachtet; insbesondere dann, wenn der durch Thau oder Regen befeuchtete, oder der geschichtete und hiedurch erhitzte Klee verf�ttert, oder unmittelbar nachher Wasser verabreicht wird. Am sch�dlichsten wurde in dieser R�ck�sicht der rothe Klee, weniger gef�hrlich die Luzerne, Esparsette und die �brigen Kleearten erkannt.
Die s�ssen Gr�ser sind im Allgemeinen ein sehr gedeih�liches Futter, sie k�nnen jedoch, wenn sie sehr saftig sind, Auf�bl�hung und Durchf�lle verursachen. Die grannentragendenGetreide-arten, insbesondere die Gerste, verletzten, im gr�nen Zustande gef�ttert, die Maul- und Rachenschleimhaut und f�hren zur Ent�z�ndung dieser Theile. Heu in grosser Menge oder allein gef�ttert, dehnt den Magen und die Ged�rme stark aus und veranlasst Athmungsbeschwerden ; frisch eingebrachtes Heu ist auch schwer verdaulich und gibt zu Koliken, Aufbl�hen, Congestionen zum Ge�hirne und zu den Lungen Veranlassung.
Fleisch an Fleischfresser in zu grosser Menge verabreicht, wird bisweilen erbrochen, bringt aber nach lang-e fortgesetztem Ge�n�sse einen mastigen Zustand hervor, der zu den oben angef�hrten Krankheitszust�nden disponirt. Von giftiger Wirkung kann das von mit aeuten Blutkrankheiten (Milzbrand) behaftet gewesenen Thieren stammende Fleisch werden, so wie das in F�ulniss be�griffene, wenn es nicht erbrochen wird, zu bedeutenden gastrischen Zuf�llen und zu St�rungen der Ern�hrung f�hren kann.
Kastanien und Eicheln, in zu grosser Menge gegeben, ver�anlassen LTnverdaulichkeit and Verstopfung, die Bucheckern f�hren bei Pferden und Eseln zu Entz�ndungen der Darmschleimhaut, zu Koliken, selbst zum Tode; dieselbe Wirkung wurde nach dem Ge�n�sse der aus ihnen bereiteten Oelkuchen beobachtet, w�hrend sie f�r andere Thiere unsch�dlich sind; der Genuss der terpentin-h�ltigen Fichten- und Wachholdersprossen, sowie der jungen Sprossen von Eichen, Rappeln, Weissdorn u. s. f. verursacht Blutharnen, besonders bei Rindern ; der �ftere Genuss des Pfriemeu-krautes, Heidekrautes und Ginsters bei Schafen Verstopfung, Schwindel, Entz�ndung der Gehirnh�ute, insbesondere wenn gleich�zeitig heisse, trockene Witterung herrscht.
E�ll, Path. u. Thor, d. Hausth. 1. Aufl. 1.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
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50nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Nahrungsmittel.
Reizloses Futter bel�stiget die Verdiuuingsorgane, erschlafft: sie und veraulasst Verdauungsbeschwerden, Koliken, chronische Katarrhe der Magen- und Darmschleimhaut, aus denen nicht selten cachektische Krankheiten hervorgehen. Derartige F�tterungen sind jene mit Wurzel- und Knollengew�chsen; nach l�ngerem Ge�n�sse gr�sserer Mensen von R�ben wurde Schw�che der Ver-dauung-, der Eintritt von Durchtallen, Bleichsucht beobachtet; im gefrorenen Zustande verf�ttert, erzeugen sie Koliken. Aehnliche Wirkungen: Durchfall, Erschlaffung der Verdanungsorgane veran�lassen die Kartoffeln, nach deren reichlicher und fortgesetzter F�tterung bisweilen blutiger Durchfall, Entz�ndung der Darm�schleimhaut, selbst der Tod eintritt; hei Rindern stellt sich �fter w�hrend der F�tterung mit diesen Knollen ein eigenth�mlicher Hantaasschlag an den Fesseln, manchmal Verwerfen ein. Herab�gekommenen Thieren andauernd gereicht, beg�nstigen sie die Ent�wicklung cachektischer Krankheiten, der F�ule , Bleichsucht, Knochenbr�chigkeit u. dgl. Wegen ihres Solaningehaltes sollen die keimenden Kartoffeln insbesondere auf Pferde nachtheilig wirken. Durch vorsichtige Verabreichung, Vermengung derselhen mit passenden anderen Futterstoffen und geeignete Zubereitung, z. B. Kochen, kann diesen Nachtheilen begegnet werden. Ihr Kraut �bt dieselbe sch�dliche Wirkung- wie die Knollen, nur in noch h�herein Grade, insbesondere dann, wenn es mit den Bl�then oder unreifen Samen verf�ttert wird, wo es Aufbl�hen, Durchf�lle, Koliken, selbst den Tod veranlassen kann.
Futterstoffe, welche eine grosse Geneigtheit besitzen, nach ihrer Einf�hrung in den Nahrungsschlauch elieinische Zersetzungen einzugeben, oder welche schon vor ihrer Verabreichung in G�hrung oder F�ulniss begriffen waren, wirken durch ihre Zersetzungs-producte sch�dlich; hiedurch werden die frischen Samen der Getreidearten und H�lsenfr�chte, dann die Kleien, wenn sie in zu grosser Menge oder mit Hintansetzung der n�thigen Vorsichts�massregeln an Thiere, welche an ihren Gonuss nicht gewohnt sind, verf�ttert werden, nachtheilig, indem sie Aufbl�hen, Koliken, und bei Pferden selbst Magenberstungen veranlassen.
Die Branntweinschl�m pe, vorzugsweise wenn sie von un�reifen oder gekeimten Kartoffeln herr�hrt, veranlasst h�ufig Ver�dauungsbeschwerden und Aufbl�hen, und wenn sie sauer ist, Durchf�lle, Entz�ndung der Darmschleimhaut. Alcoholh�ltige Brauntweinschl�mpe erzeugt Berauschung, Blut�berf�llung-, Entz�n-
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Nahruagsmittel,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;[)\
(lung' und Blutuug' des Geliirnes und seiuer H�ute und kann bei fortgesetzter F�tterang selbst zum Tode f�hren.
Die alleinige Verabreichung der Biertr�ber, der R�ckst�nde der R�benzucker- und St�rkefabrikation bringt leicht Ver-dauuugsbeseliwerden, Aufbl�hen und Koliken hervor, insbesondere wenn dieselben bereits in die saure G-�hmng �bergegangen sind. Saure Milch und saure Molken, welche den Schweinen eine zutr�gliche Nahrung bieten und als Vorbauungsmittel gegen Ent-z�iidungs- und Antliraxkrankheiteu dieser Thiere ben�tzt werden, rufen bei Pferden Kolik und Durchfall hervor, die wohl meist nach mehreren Stunden aufh�ren, aber bisweilen auch den Tod herbei�gef�hrt haben sollen. Ueberhaupt werden von Pferden Pflanzen-s�uren und in saure G�hruug- leicht �bei'gehende Substanzen schlecht vertragen.
lieber die nacbtheilige Einwirkung; von durch Pilze verunreinigten Futters s. Pflanzliche Parasiten.
Durch die Art der Zubereitung k�nnen manche, an und f�r sich entsprechende Futterstoffe sch�dliche Eigenschaften erlangen und umgekehrt die Nachtheile gewisser anderer beschr�nkt oder aufgehoben werden. So veranlasst gebr�htes und noch warm verabreichtes, sonst ganz zutr�gliches Futter eine Erschlaffung der Verdauungsorgane; es beg�nstiget wohl die M�stung, macht aber gegen die Einwirkung der K�lte empfindlicher und zur Entwicklung von Lungenkrankheiten geneigter; Kartoffeln verlieren durch das Kochen viel von ihren nachtheiligen Eigenschaften; durch Zusatz von Kochsalz wird selbst weniger zutr�gliches Futter besser ver�daulieh, obwohl dasselbe in zu grosser Menge verabreicht die Darm�schleimhaut zu sehr reizt, Durchf�lle, selbst Entz�ndung der Schleim�haut herbeif�hren kann. Selbst das beste und gedeihlichste Futter wird durch mechanische Beimengung von Sand, Staub u. dgl. nachtheilig und gibt durch die mechanische Reizung' der Darm-schieimhaut Veranlassung zu Entz�ndungen derselben oder legt den ersten Grund zur Bildung der Darmsteine. � Rascher Wechsel zwischen trockener und gr�ner F�tterung, sowie Unordnung in der Futterzeit veranlasst jene .Nachtheile, welche bez�glich der Nahr�haftigkeit und der zu grossen und zu geringen Menge der Futter�stoffe angef�hrt wurden.
G. dietr�nke.
sect;. 40. Die Menge des einer jeden Thiergattuug erspriesslichen Getr�nkes ist au und f�r sich verschieden; Hund, Schwein und
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52nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Getrinke.
Rind bed�rfen mehr davon als das Pferd, das Schaf und die Ziege, u. z. fordert jedes derselben eine um so gi-�ssere Quantit�t, je j�nger es ist, je trockener das verabreichte Futter, je h�her die umgebende Temperatur, je rascher mithin die Verdunstung, und je angestrengter die von ihm geforderte �ieustleistuug ist.
Wird unter solchen Verh�ltnissen eiue zu geringe Menge Getr�nkes verabreicht, so entwickeln sich Hartleibigkeit, Vermin�derung der Ab- und Aussonderungen, bisweilen (Joucremente in dem Darme. Bei g�nzlicher Entziehung des Getr�nkes und blosser Ver-abreichunu1 trockener Nahvuna'smittel quot;eheu die Thiere zu Grunde.
In Folge des fortgesetzten Genusses zu vielen Getr�nkes ent�wickelt sich Tr�gheit der Verdauung, Vermehrung der Ab- und Aus�sonderungen. Diese Nachtheile werden noch erh�ht, wenn gleich�zeitig den Thieren frisches, saftiges Futter verabreicht wird; sie treten insbesondere bei Wiederkauern dann auf, wenn sie ein Uebermass des Getr�nkes w�hrend des Wiederkauens zu sich nehmen.
Bei dem gew�hnlichsten Getr�nke unserer Hausthiere, dem Wasser, kommen bei Beurtheilung seiner sch�dlichen Wirkungen vorzugsweise die Temperatur und die Verunreinigungen in Betracht.
Zu kaltes Wasser ist Thieren, die an seinen Genuss nicht gew�hnt sind, vorz�glich aber Pferden, insbesondere dann nach�theilig, wenn sie vor der Verabreichung desselben st�rker erhitzt waren.
Zu warmes Getr�nk erschlafft bei fortgesetztem Genuss die Verdauungsorgane, vermehrt die Hautausd�nstung und veraulasst die Geneigtheit, schon durch geringe Abk�hlung des K�rpers in Katarrhe der Luftwege und des Darmkanales zu verfallen.
Manche k�nstliche, besonders warme Tr�nke, wie Br�hen, Branutweinsp�licht u. dgl. werden, obwohl ihre Nachtheile nicht unbekannt sind, dennoch des �konomischeu Nutzens wegen, nament�lich bei dem Mastvieh in Gebrauch gezogen.
Durch das unzeitige Tr�nken, insbesondere unmittelbar nach dem Gen�sse gewisser Futterstoffe oder bei erhitztem K�rper, werden vielfache St�rungen herbeigef�hrt.
Die Qualit�t des Trinkwassers ist zun�chst von seinem Ge�halte an Kohlens�ure und anorganischen Salzen (schwefelsaurem und kohlensaurem Kalk, Magnesia, Thouerde, Chloruatrium und Chlorkalium) abh�ngig. Enth�lt es von diesen, oder anderen an�organischen Bestandtheilen mehr als 0,4 Procent, so wird das Wasser
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Gotr�nke. � Aufenthalt auf Weiden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;53
schon als Mineralwasser angesehen. Der fortgesetzte Genuss sehr kalkhaltigen Wassers wird^ ob mit Recht, muss vorl�ufig dahin�gestellt bleiben, als Ursache der Entstehung von Harn-, Darm- und Speichel steinen beschuldigt. Nach dem Gen�sse dos Meerwassers wurden bei Rindern und Schafen Durchfall, Blutharnen oder wenig�stens Verminderung der Fresslust auftreten gesehen.
Verunreinigungen des Trinkwassers werden zun�chst durch salpetersaure Salze, durch organische Beimengungen pflanzlicher und thierischer Abstammung veranlasst. Dieselben k�nnen aus verunrei�nigten Fl�ssen, Kloaken u. dgl., deren Inhalt in Brunnen einsickert, stammen, deren Wasser dann ebenso, wie jenes aus Mooren, Pf�tzen, stehenden Gew�ssern, aus Teichen, in welchen Lein oder Hanf ger�stet wurde, als Krankheitserreger wirkt, wenn es zum Tr�nken ben�tzt wird. Krankheiten der Verdauungsorgane, Harnbeschwerden, Blutkrankheiten k�nnen die Folgen des Genusses sein.
Dass der Gehalt des Trinkwassers an pflanzlichen und thieri-schen Parasiten zu vielfachen St�rungen der Gesundheit in Folge der Einf�hrung dieser Keime in den Organismus Anlass geben k�nne, ist von selbst klar.
7. Aufenthalt auf Weiden.
sect;. 41. Die Hausthiere m�ssen bisweilen einen grossen Theil ihrer Nahrung auf Weidepl�tzen suchen, welche dann in mehrfacher R�cksicht als Krankheitsursache wirken k�nnen.
Vor Allem kommt bei den Weiden die Lage und der Boden zu ber�cksichtigen. Auf Weiden, welche der Sonne zu sehr aus�gesetzt und gegen ihre Strahlen nicht durch B�ume, Gestr�uche oder Mauerwerk gesch�tzt sind, erhitzen sich die Thiere und ver�fallen leicht in acute Krankheiten; die Pflanzen verdorren auf solchen Pl�tzen bald und geben dem Vieh eine ungen�gende und wenig entsprechende Nahrung.
Tiefliegende, �fteren Ueberschwemmungen oder Regen�g�ssen ausgesetzte Weidepl�tze f�hren einmal die Nachtheile einer feuchten Atmosph�re an und f�r sich im Gefolge; sie geben aber auch durch die auf ihnen sich sammelnden stehenden W�sser, welche die Thiere trinken und durch die dort h�utig wachsenden sauern Gr�ser oder wasserreichen, wenig nahrhaften Pflanzen, endlich durch den schlammigen und sandigen Ueberzug, der sich nach Ueberschwemmungen auf die Gew�chse niederschl�gt, Veran�lassung zur Entstehung verschiedener St�rungen der Verdauung und
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54nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aufenthalt auf Weiden.
Blutbildung und zu cachektischen Krankheiten, V�llig' ungen�gend f�r eine gute Ern�hrung des Viehes und direct nachtheilig erweisen sich meist die sogenannten Gemeindeweiden; der Mehrzahl nach schlecht gelegene, sonnige, den Ortschaften nahe, grossentheils w�ste Pl�tze, welche, �berdies durch die P^xcremente der dort sich auf�haltenden Thiere verunreiniget, nur einen unzureichenden und zu�gleich ekelhaften Pflanzenwuchs bieten. Auf solchen Pl�tzen wirkt demnach die Mehrzahl der bereits erw�hnten atmosph�rischen Sch�dlichkeiten im Vereine mit ungen�gendem und verdorbenem Futter auf die Thiere ein, abgesehen davon, dass der Besuch ge�meinschaftlicher Weiden bei dem Herrschon ansteckender Krank�heiten wesentlich zur Verbreitung dieser beitr�gt.
Trockene, steinige Weidepl�tze geben zu Krankheiten der Hufe und Klauen ebenso Veranlassung, wie feuchte, moorige und durch Ueberscliwemmungen unter Wasser gesetzte; w�hrend die ersteren die hornigen Theile spr�de machen und ein Einschrumpfen derselben mit Druck auf die eingeschlossenen Theile verursachen, erzeugen die letzteren flache und volle Hufe und Erkrankungen der Klauendr�sens�ckchen. Die weiteren Nachtheile des Begehens von Moorweiden sind aus dem fr�her Angef�hrten klar.
Mit kaltein Thau beschlagene Weiden, besonders wenn sie von n�chternen Thieron besucht werden, veranlassen leicht Erk�l�tungen mit ihren Folgen, und falls sie mit Pflanzen besetzt sind, welche leicht Aufbl�hen hervorbringen, beg�nstigt der Thau den Eintritt dieses Vorganges. Noch sch�dlicher ist der Thau, welcher sich auf moorigen Weidepl�tzen bildet, da dieser auch die Zersetzungsprodncte organischer Reste aufnimmt. Gegen die nach-theilige Wirkung des in den k�lteren Jahreszeiten des Morgens die Gew�chse bedeckenden Reifes werden die Thiere noch am besten durch die Verabreichung von etwas trockenem Futter vor dem Aus�treiben gesch�tzt.
Das Weiden in Nadelholzungen veranlasst, da hiebei die jungen Sprossen dieser B�ume nicht selten verzehrt werden, Reizung der Harnorgane, selbst Blutharnen; ebenso kann das Weiden in Laubholzwaldungen, in welchen viel Unterholz vorkommt, so�wohl durch den Genuss der Bl�tter desselben, als auch der daselbst wachsenden scharfen Pflanzen nachtheilig werden.
Die Stoppelweide wird theils durch die mechanischen Verletzungen, welche die harten Halme an den F�ssen und dem Gesichte der weidenden Thiere verursachen k�nnen, theils durch den Genuss des zwischen dem Getreide, besonders auf feuchteren
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Aulenthult iiiif Weiden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 00
Aeckern uninittelhar nach der Ernte wachsenden \v�sscrig,en ungedeihlichen Grases sch�dlich; w�hrend sie auf trockenen, sandi�gen Aeckern sehr unergiebig ist. Sie kann auch dadurch naehtheilig werden, dass die auf dem Boden zahlreich herumliegenden K�rner des Getreides von den gew�hnlich ausgehungerten Thieren be�gierig gefressen werden, wodurch Gelegenheit zur Ueherf�tterung mit allen ihren Nachtheilen quot;�e�'-oben ist.
Klee weiden geben, besonders wenn sie im bethauten Zu�stande von den noch n�chternen Thieren besucht werden, Anlass zum Aufbl�hen, weichein man durch vorhergehendes Verabreichen trockenen Futters, k�rzeren Aufenthalt auf der Weide und nicht unmittelbares Tr�nken nach der F�tterung vorbeugen kann. Das Weiden auf Aeckern mit sogenannten Gallen bedingt bisweilen Krankheiten der Verdauungsorgane und chronische cachektische Krankheiten.
An den Besuch der Weiden nicht gewohnte Thierc be�d�rfen stets einer geh�rigen Beaufsichtigung, wenn die daraus her�vorgehenden Nachtheile vermieden werden sollen. Bei Schafen tritt manchmal das sogenannte Verh�ten (ein Ueberfressen, welches zu cachektischen Krankheiten Veranlassung gibt), besonders leicht im Fr�hlinge ein, wenn die dnreh sparsame Winterkost ausgehungerten Thiere auf eine �ppige Weide kommen oder wenn sie im Herbste eine geile Stoppelweide beziehen. Jedoch auch im Sommer kann es durch das Weiden auf feuchten Wiesen und nach dem Gen�sse eines, durch die Sonne erw�rmten Trinkwassers auftreten.
Einen weiteren Nachtheil �ben die Weiden, sobald auf ihnen der Gesundheit naebtheilige Gew�chse, Giftpflanzen, vorkommen; obwohl nachgewiesen ist, dass die meisten derselben von den Thieren, welchen sie sch�dlich sind, hartn�ckig verschm�ht und h�chstens dann verzehrt werden, wenn sie von dem st�rksten Hunger gequ�lt werden.
Die narkotischen Gew�chse k�nnen von den Pflanzenfressern, wenigstens so wie sie auf Weiden wachsen, in bedeutenden Mengen, ohne Schaden genossen werden. So wird das frische Bilsenkraut von ihnen zu mehreren Pfunden ohne Nachtheil vertragen, w�hrend die Samen in g-r�sserer Gabe Entz�ndung der Magen-und Darmschleimhaut, Raserei und Bet�ubung hervorrufen. Eben so wenig sch�d�lich ist ihnen der Nachtschatten, der Giftlattich, der Fingerhut und die Tollkirsche.
Die Klatschrose ist den L�mmern sch�dlich; der Wasser- und gefleckte Schierling ist im frischen Zustande f�r die gr�sseren Haustliiere ohne Gefahr; im getrockneten Zustande wirkt er in geringer Menge genossen narkotisch. Die Bl�tter und Zweige des Eiben banmes sind allein genossen f�r alle Thiere ein
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56nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aufenthalt auf Weiden.
t�dtlielies Gift; unter anderes Futter gcmeiigt, scheinen sie weniger nachtbeilig zu wirken. Die Samen der Kornrade sind besonders den Schweinen sch�dlich.
Nachtheiliger ist der Gennss der scharfen und scharf-bet�n benden Pflanzen, welche Magen- und Darmentz�ndung, blutigen Durchfall, Blutmelken, selbst in kurzer Zeit den Tod veranlassen k�nnen, obwohl auch manche derselben von den Pflanzenfressern in grosser Menge ohne Nachtheil vertragen werden.
Hieher geh�ren die verschiedenen Hahnenfuss-. Adonis-, Anemonen-und Wolfsmilcharton, welche auch im getrockneten Zustande giftig wirken und Blutharnen, Blutmelken und Fehlgeburten veranlassen sollen. Das Bingelkraut bringt beim Rinde liluthanicn und Entz�ndung der Verdauungsorgane hervor, bei Schafen bedingt es nicht selten pl�tzliche Todesf�lle.
Die Herbstzeitlose, welche im gr�nen Zustande auf Weidepl�tzen von den Tbieren hartn�ckig vorsehm�ht wird, veranlasst, unter anderem Futter verab�reicht, heftige Entz�ndung der Darmschleimhaut und selbst den Tod.
Das Gottesgnadenkraut erzeugt Erbrechen und Durchfall, Entz�ndung der Magen- und Darmschleimhaut und soll seine nachtheiligen Eigenschaften auch der Milch mittheilen. Nach dem Gen�sse der Schwalb enwurzel wurde der Eintritt von Blutharnen, bei Schafen von Harnruhr beobachtet. Am gef�hrlichsten sind die Niesswurzarten, welche heftige Entz�ndung der Darmschleimhaut, blutige Durchf�lle, Kr�mpfe, selbst den Tod herbeif�hren k�nnen.
Auch andere nicht in die Kathegorie der sogenannten Giftpflanzen ge�h�rige Gew�chse k�nnen sch�dlich wirken; so hat man nach der Verf�tterung von gr�nem Lein bei dem Rindviehe den Tod eintreten gesehen. Bei der Section fand man ihn kn�uelartig zusammengedreht in den M�gen, und hiedurch die Communi-cations�ft'nungen zwischen denselben verstopft. Der auf feuchten Wiesen h�ufig vorkommende Schachtelhalm bringt Durchf�lle und Entkr�ftung hervor, das Perl- und das Knochenbruchgras wird gleich den sauern Gr�sern �berhaupt als eine der Ursachen der Knochenbr�cliig-keit, wohl mit Unrecht, beschuldiget.
Mechanische Verletzungen k�nnen auf Weiden durch harte, spr�de, stachlige oder dornige Gew�chse, welche die Thiere beim Fressen verletzen, ent�stehen. In dieser Heziehuug ist insbesondere das fadige und haarige, im Juni bis August reifende Pfriemengras zu bemerken, dessen scharfe Grannen bei Weide�schafen durch die Haut, in die Musculatur, ja selbst in die Eingeweide eindringen und daselbst Eiterung veranlassen, die durch Abzehrung zum Tode der Thiere f�hrt.
Nicht wenig werden die Thiere auf der Weide durch Insecten bel�stigt, welche durch ihr Schw�rmen das Fressen und Wiederkauen st�ren, oder durch ihren Biss peinigen. Manche von ihnen werden mit den Pflauzentheilen, auf denen sie sitzen, von den Thiereu verzehrt, und bedingen nachtheilige Einwirkungen auf die Verdauungsorgane. Zu den ersteren geh�ren die Gewitter-, Aas- und Seh meissfliege, die Ochsen- und Regenbreme, die gemeine M�cke, die Stechfliege, die fliegende Pferdelaus, die Wespe und Hornisse, endlich in einigen Gegenden der unteren Donau die Kolumbaczer M�cke. Andere In�secten, wie die Bremsen, legen ihre Eier auf die Haut der Weidethiere und ver�anlassen durch die an verschiedenen Stellen sich weiter entwickelnden Larven manche St�rungen, von denen sp�ter die Rede sein wird.
Die spanische Fliege, welche in der w�rmeren Tageszeit h�ufig auf der unteren Fl�che der Bl�tter mancher Gestr�uche sitzt, veranlasst, wenn sie mit diesen verzehrt wird, Magen- und Darmentz�ndung, Kolik, Blutharnen und Blutmelken. Pflanzen, welche von zahlreichen Blattl�usen besetzt sind, wirken nachtheilig;
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stalle.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;57
bei Pferden will man Dach dem Oennsse derselben brandigeraquo; Absterben der weissen Hautstellen beobachtet haben. Mit Baupen bedeckte Gew�chse, #9632;/,. 15. Kohl, k�nnen Entz�ndung der Maulsehleiinliaut veranlassen.
S. St�lle.
sect;. 42. Dass jede Gattung' von Hausthieren zu ihrem Gedeihen eine bestimmte Grosse und Einrichtung' der ihnen ang-CAviesenen Stallungen bed�rfe, ist aus der Hygiene bekannt. M�ngel in der Construction der St�lle werden sich um so sch�dlicher erweisen, je l�nger die Thiere in ihnen sich aufzuhalten bemiissiget sind.
Zu dunkle St�lle veranlassen eine grosse Empfindlichkeit der Augen gegen den Einfluss des Lichtes und machen die Thiere zur Entstehung von Augeueiitz�uduugeu geneigt, w�hrend im Gegen-theilc zu helle Stallr�ume, insbesondere dann, wenn das Licht direct auf die Augen einf�llt, zu Erkrankungen der Augen Veranlassung geben k�nnen.
Zu niedrige, dunstige Stallungen, ohne oder mit nicht gen�gender Ventilation verursachen eine gr�ssero Emptindlichkeit der Haut gegen nachfolgende atmosph�rische Sch�dlichkeiten, dispo-niren daher zu sogenannten Erk�ltungen. Durch den Aufenthalt in verdorbener, mit Kohlens�ure, Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Schwefelammoniak u. s. w. verunreinigten Luft, wird die Athmung wesentlich beeintr�chtigt, und die Entwicklung von Krankheiten der Lungen und von Abnormit�ten der Blutmischung beg�nstigt. Solche Stallungen k�nnen, sobald sie nicht rein gehalten und die Excremente nicht oft genug hinweggeschaft werden, durch die Ein�wirkung der Producte der F�ulniss auch zu Katarrhen der Augen�bindehaut, zu Erkrankungen der Haut und der hornigen Endtheile der Gliedmassen f�hren.
Zu hohe und ger�umige, oder mit einer f�r ihre Ausdeh�nung zu geringen Zahl von Thieren besetzte St�lle sch�tzen zur Winterszeit zu wenig vor K�lte und Frost, f�hren mannigfaltige, durch Erk�ltung hervorgerufene Krankheiten herbei, und dies um so mehr, wenn sie vorder Zugluft nicht hiul�nglicli gesch�tzt sind oder durch die Bewegung erhitzte Thiere ohne die n�thige Vorsicht in sie eingestellt werden.
Steinerne Fussb�den sind, wenn sie nicht mit reichlicher Streu versehen werden, im Winter zu kalt, gew�hren den Thieren stets ein hartes Lager, sind auch den Hufen und Klauen durch ihre H�rte nachtheilig; sie k�nnen, wenn sie �berdies ausgetreten und aneben sind, zu verschiedenen Verletzungen und, indem sie zur An-
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58nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Stlllle.
sammhing- des Harnes und Unrathes in den Fugen und L�chern f�hren, zu jenen Nachtheilon Anlass gciben, welche durch faulende Stoffe bedingt werden.
Am unreinlichsten sind, wenn nicht sehr grosse Sorgfalt auf ihre Erhaltung verwendet wird, die aus Lehm oder Erde ge�stampften Fusshoden, indem sich die Mistjaucho in ihnen versenkt und der Bodon uneben und h�ckerig oder zu einem schmutzigen Breie zerknetet wird, Ansammlungen von Excreinenten oder Jauche in schlecht angelegten oder verstopften, unter h�lzernen Dielen betindlichen Abz�gen verderben die Luft im Stalle und geben so wie die Anh�ufung des D�ngers zu jenen Krankheiten, welche durch unreine Luft erzeugt werden, zur Verderbniss des in dem Stalle oder �ber demselben vorr�thigen Futters, zur Bel�stigung der Thicre durch die in Menge sich einfindenden Insecten Anlass.
Zu dichtes Aneinanderdr�ngen der Thiere oder zu enge St�nde behindern das Niederlegen und beeintr�chtigen die K�he, geben auch zu Verletzungen durch Treten, Stossen u. dgl. Veran�lassung und wirken insbesondere auf tr�chtige Thiere nachtheilig.
Manche Folgen, welche eine unpassende Einrichtung der Stal�lungen herbeif�hrt, �ussern sich erst nach l�ngerer Zeit, wie man dies bei Thieren, welche Jahr aus, Jahr ein durchaus im Stalle leben, zu beobachten Gelegenheit hat.
In manchen Gegenden werden Thiere nur in Unterst�nden gehalten. Sind diese wenigstens vor den grellsten Einfl�ssen der Witterung gesch�tzt, und der Jahreszeit entsprechend verwahrt, sind die in ihnen aufgestellten Thiere an einen Aufenthalt im Freien von Jugend auf gew�hnt und abgeh�rtet, so wird eine solche Unterkunft nur wenig Nachtheile hervorrufen; w�hrend unter gegentheiligen Verh�ltnissen die Gesundheit gef�hrdet wird und Krankheiten man�nigfacher Art entstehen. Auffallende Belege hiezu bietet das Pfer�chen der Schafe, das Lagern der Pferde in Feldz�gen u. dgl.
Das gemeinschaftliche Unterbringen verschiedener Hausthier-gattungen in einem und demselben Stalle muss mit R�cksicht auf die differenten hygienischen Anforderungen jeder derselben, als un-zweckm�ssig und gesundheitssch�dlich angesehen werden.
Insofern die in den Stallungen vorfindlichcn Gegenst�ude und Ger�thschaften und die Dejectionen der eingestellten Thiere bisweilen Tr�ger eines Ansteckungsstoffes sind, verm�gen auch die St�lle, wenn mit ansteckenden Krankheiten behaftete Thiere in denselben untergebracht waren, die Verbreitung solcher Krankheiten auf andere, gleichzeitig oder sp�ter daselbst aufgestellte Thiere zu vermitteln.
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Lehcnsvorhaltnisse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;fgt;9
iraquo;. Lebeasrerh�ltnlsse.
sect;. 43. Da die Hausthierc unter den Verh�ltnissen, in welchen sie im freien Naturzust�nde leben, f�r viele jener Dienstesleistun-gen, zu welchen sie verwendet werden, wenig- oder nicht geeignet w�ren, so musste ihre naturgein�sse Lebensweise entsprechend den verschiedenen Anforderungen Aenderungen erleiden. Dieses, sich mehr oder weniger von dem naturgem�ssen entfernende Ver�halten muss nothwendiger Weise in den Thieren die Anlage zu gewissen Erkrankungen, und zwar vorzugsweise jener Organe be�gr�nden, welche haupts�chlich in Anspruch genommen oder in ihrer naturgem�ssen Function beeintr�chtiget werden. Es gen�ge, hier nur auf einige dieser Momente R�cksicht zu nehmen, da bei der Betrachtung der Entstehungsanl�sse einzelner Krankheiten hierauf noch �fter zur�ckzukommen sein wird.
Man pflegt den Hausthieren die rohen Nahrungsmitteln durch verschiedene Zubereitungen, durch Seh rotten. Schneiden, An�br�llen, Annetzen u. dgl. verdaulicher und nahrhafter zu machen, sie in Stallungen unterzubringen, durch Decken warm zu halten, sie durch Entmannung f�r gewisse Dienste geeigneter zu machen u. dgl. m. Obgleich manche dieser Massregeln bei geh�riger Vor�sicht den Hausthieren unsch�dlich sind, so k�nnen sie bei nicht entsprechender Regelung doch nachtheilig werden. Unpassende Ver�abreichung der k�nstlich zubereiteten Futterstoffe f�hrt zu Krankheiten der Verdauungsorgane, zu St�rungen der Ern�hrung, zu chronischen Leiden der Lungen; zu warme Bedeckung dispo-nirt zu Krankheiten, welche durch Erk�ltung entstehen. Mangel an Bewegung, wie bei Thieren, die best�ndig im Stalle gehalten oder zur Mast aufgestellt werden, bedingt Verminderung der Fress�lust, Schw�che der Verdauung, Sinken der Zahl der Athemz�ge, St�rungen der Circulation, unvollkommene Blutbildung, gesteigerten Ausatz von Fett und verschiedene chronische Erkrankungen. L�n�geres Stehen vcranlasst bei Thieren, welche an Bewegung gewohnt sind, Steitigkeit der Gliedmassen, wassers�chtige Anschwellung der�selben; �berm�ssig schnelle Bewegung, wenn lange fortgesetzt, kann den Tod durch Ueberjagung in Folge eines Schlagflusses oder Ueberladung des Blutes mit Kohlens�ure und Erstickung zur Folge haben; zu anhaltende Anstrengung veranlasst Abmagerung, mangelhafte Ern�hrung und ihre Folgezust�nde und das sogenannte Struppirtwerden der Gliedmassen.
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60nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Phiserviitiv- und Arzneimittel. � Parasiten.
Unpassende, zu schwere, zu weite oder zu en^-e Arbeits-igt;'er�the, fehlerhafter Hufbeschlag, Misshandlung- der Thierc beim Putzen, bei der Abrichtung' und Verwendung k�nnen zu lang�wierigen, meist auf mechanische Art verursachten, die Brauchbarkeit und Gresuudheit derselben beeintr�chtigenden Krankheitszustiinden f�hren.
10. Pr�servativ- und Arzneimittellaquo;
sect;. 44. Absolut nachtheilig ist die hie und da noch gebr�uch�liche und unverantwortlicher Weise noch immer durchgef�hrte An�wendung sogenannter Pr�servativmittel, besonders der h�ufige Gebrauch von Salzen, die Anstellung von Aderl�ssen, die Verab�reichung von Abf�hrmitteln, von verschiedenartig angepriesenen und einen schwunghaften Handelsartikel bildenden Geheimmitteln u. dgl., wenn sie bei gesunden Thieren in der Absicht angewendet werden, um sie hiedurch vor dem Ausbruche gewisser Krankheiten zu sch�tzen. Mit Ausnahme der Sperrmassregeln und einer natur-gem�ssen Hygiene gibt es kein Verfahren, welches obigem Zwecke entsprechen w�rde.
Sch�dlich, ja in manchen F�llen t�dtlich wirkt die Verabrei�chung von Arzneistoffen, welche einem vorhandenen Krankheits�zustande nicht entsprechen, wie sie von den thier�rztlichen Pfuschern so h�utig in Anwendung gezogen werden. Abgeschmackt, aber lei�der noch nicht aussei' Gebrauch ist die Vornahme gewisser, mit�unter selbst gef�hrlicher Operationen, welche theils zur Verh�tung, theils zur Heilung einiger Krankheiten nicht nur bei den Land�leuten, sondern auch bei dein sogenannten gebildeten Publikum in Ansehen stehen, wie des sogenannten Gaumenstechens, Kern�brennens, Maulr�umens bei schlechter Fresslust, des Haut- oder Nagelschneidens bei Augenontz�ndungen und Milzbrand, des M�useschneidens zur Verh�tung von Augenkrankheiten, des Feifelns, d. i. Klopfens oder theilweise Herausschneidens der Ohr�speicheldr�se, um Koliken oder andere Krankheiten der Pferde zu verh�ten oder zu heilen, des Tollwurmschneidens, um die Ent�wicklung der PTundswuth hintanzuhaltcn u. dgl. Unsinnes mehr.
11. Parasiten, Schmarotzer.
sect;. 45. Eine h�utige Ursache f�r Entwicklung oft schwerer Erkrankungen des thierischen Organismus geben die Parasiten oder Schmarotzer ab.
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Pflanzliche Parasiten,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (31
Man versteht hierunter selbst�udig-e pflanzliche oder thieri-sche Gesch�pfe, welche entweder ihr g-anzes Leben oder g-ewisse Perioden desselben oder nur zeitweilig- auf oder in anderen thieri-schen Organismen wohnen und sich auf Kosten dieser letzteren ern�hren, um sich weiter zu entwickeln oder zu vermehren.
Die Parasiten geh�ren theils dem Pflanzen-, theils dem Thierreiche an, und leben bald auf, bald iu thierischen und pflanzlichen Organismen, wornach sie auch in pflanzliche und thierische Parasiten, in Epi- und Entopliyten, iu Epi- und Entozoen unterschieden werden.
Ihre Gegenwart wirkt h�utig als Krankheitsursache, indem sie in den Geweben, in welche sie eingedrungen sind, verschiedene pathologische Vorg�nge und schwere functionelle St�rungen bedin�gen; in anderen E�lleu schaden sie dem Organismus, in oder auf welchem sie ihren Wohnsitz aufgeschlagen haben, dadurch, dass sie ihm das, f�r ihr eigenes Bestehen erforderliche N�hrmateriale ent�ziehen. (R�cksichtlich des N�heren �ber Parasiten, verweisen wir auf das vortreffliche Werk F. A. Z�rn's: Die Schmarotzer auf und in dem K�rper unserer Hauss�ugethiere).
A. PflansAiehe Parasiten (Phytoparasita),
sect;. 4G. Die auf und in dem thierischen K�rper vorkommenden pflanzlichen Parasiten geh�ren durchgeheuds den Cryptogainen und beinahe vollz�hlig den Pilzen an. Von manchen dieser Organismen ist es noch streitig, ob sie den Pilzen oder Algen beizuz�hlen seien.
Unter Oryptogameu verstellt man bekanntlich Pflanzen, welche ohne vorausgegangene sichtliche Bl�the und Befruchtung- sich durch Keimk�rner (Sporen) � einfache Zellen oder Zellengruppen � fortpflanzen, die sich zu einem neuen Individuum entwickeln.
Die hier in Betracht kommenden Cryptogainen geh�ren den Zellen- oder Lagerpflanzen (Thallophyten) an, bei welchen das Lager (Thallus) die Stelle einer Gliederung in Wurzel-, Stengel- und Blatt-
organe vertritt.
Der Classe der Pilze (Fungi) geh�ren Lagerpflanzen an, welche des Chlorophylls ermangeln, Sauerstoff athmen und Kohlen�s�ure ausscheiden, und, anf�hig ihre organischen Bestaudtheile aus den einfachen organischen Grundstoffen zu bilden, darauf angewiesen sind, entweder in und auf lebenden Organismen, oder aus abgestor�benen Pflanzen- und Thierleibern, oder aus den, aus diesen her�gestellten K�rpern, thierischen Excreten, ihre Nahrung zu suchen.
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62nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Pflanzliche Pumsiten.
In dein ersteren Falle spielen sie die Rolle echter Parasiten, in dem letzteren heissen sie Aaspilze (Saprophyten). Manche Pilze finden unter beiderlei Verh�ltnissen die Beding'ung'en ihrer Existenz; andere sind in einem Entwicklungszustande parasit�re, in einem anderen nicht parasit�re Organismen.
An fast jedem Pilze kann man folgende Hanpttheile unterscheiden. Vorerst einen, ans aneinandergereihten oder fadenformig-en Zellen bestehenden Theil, welcher auf und in dem Substrate, auf welchem der Pilz sich angesiedelt hat, sich verbreitet, das Wurzellager (Mycelium). Von diesem erheben sich gew�hnlich schlauch-f�rmige Zellenf�den oder Zellenreihen (Hyphen), auf welchen die Fruchttr�ger (Basidien) sitzen, an deren Spitze die Pilzsamen entweder frei durch Absclm�rung entstanden (Conidien), oder in besondere Kapseln (Sporangien) eingeschlossen (Sporen), oder durch Zeilentheilung in Sporenschl�nchen entstanden (Ascosporen) sitzen. Hei vielen Pilzen ver�steln und verfilzen sich die Hyphen, treten zu andern und ver�wachsen unter einander zu einem fleischigen K�rper (Thallus), in welchem Falle die oberen Enden der F�den die Fruchtzellen oder die samenerzeugenden Apparate unmittelbar hervorbringen, wodurch der sogenannte Fruchtk�rper (Hymenium) gebil�det wird.
Bei verh�ltnissm�ssig wenigen Pilzen sind die Sporen beweglich (sogenannte Schw�rmsporen, Zoosporen); diess sind Protoplasmak�rper, welche einer deutlichen Membran entbehren und meist mit zwei schwingenden Cilienf�den versehen sind; die Sporen der meisten Pilze dagegen ermangeln einer selbst�ndigen Bewegung und besitzen eine feste Zellenmembran, welche aus der Aussen- und Innenhaut (Epi-mid Endosporium) besteht.
Conidien und Sporen zeichnen sich durch ihre grosse Widerstandsf�higkeit gegen iiussere Agentien aus ; sie bewahren ihre Keimungsf�higkcit durch lange Zeit (bis zu 3 Jahren), und halten, ohne zerst�rt zu werden, hohe Hitze- und K�lte�grade ans.
Die Entwicklung der Conidien und Sporen zu bestimmten Pilzformen h�ngt nach Hallier's Lehre, welche gegenw�rtig noch den Gegenstand eines lebhaften Streites bildet, von den Verh�ltnissen ab, in welche dieselben gebracht werden. Da den bei dieser Entwicklung zu Tage tretenden kleinen Lebek�rpern gegenw�rtig ein grosser Einfluss auf die Entstehung von Infectionskrankheiten vindicirt wird, so m�gen die Grundz�ge dessen, was Hallier �ber den Polymorphismus der Pilze gelehrt hat, hier ihren Platz finden.
Aus den Fruchtzellen eines Pilzes gehen nach ihm unter bestimmten Verh�lt�nissen bestimmte, aber ganz verschiedene Vegetationsformen (Morphen) hervor, je nachdem sie in eine passende, N�hrfl�ssigkeit entweder ganz untergetaucht und von der atmosph�rischen Luft nicht ber�hrt (Anaerophytenform), oder halb unter die Fl�ssigkeit untergetaucht werden (Halbanaerophyten), oder an der Luft vegetiren (Aerophyten).
Wird die Fruchtzelle eines Pilzes in eine f�r ihr Leben nicht sch�dliche N�hrfl�ssigkeit so untergetaucht, dass sie von der Luft abgesperrt ist, so w�chst sie nicht wie an ihrem Lnftstande fort, sondern es findet die Ausbildung kleiner Kerne und Zellen durch Theilung des Protoplasma statt. Diese kleinen runden K�rperchen sprengen die Luftzellenmembran, werden frei und werden von Hallier: Mikro-coccus (Kernhefczellen) genannt. Auch aus dem Plasma eines jeden anderen Thei-
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Pflanzliche Parasiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �3
les des Pilzk�rpers k�nnen sicli unter den angef�hrten Verli�ltnissen Mikrococccn entwickeln.
Die Mikrococcen sind von verschiedener Gestalt und Grosse, bei der st�rk�sten Vergr�sserung- oft nur punktfomig; sie sind entweder unbeweglich oder zeigen eine selbst�ndige, durch Wimpern u. dgl. oder durch amoebenartige Contraetilit�t erm�glichte selbst�ndige Bewegung. Die zur Ruhe gekommenen Mikrococcen k�nnen sich durch Zweitheilung rasch vermehren (Schizomyceten), in Theilung begrift'en Bisquitform annehmen, oder sich zu gegliederton F�den (Leptothrix) umgestalten, oder rosenkranzartig zu Zelleuf�den aneinander reihen (Mycothrixf�den), sich in eine von ihnen ausgeschiedene, Gallertmnsse einh�llen (Zoogloeaform); sie k�nnen aber auch wachsen und sich in die L�nge strecken und st�behenf�rmige Gebilde, Bacterien, darstellen.
Alle diese Formen k�nnen, wenn sie in einer g�hrungsf�higen Fl�ssigkeit sich befinden, in echte Hefe sich umbilden und zwar ist f�r die Form der ent�stehenden Hefe ausser der Temperatur haupts�chlich der Stickstoffgehalt der N�hr-fl�ssigkeit entscheidend. Kernhefe (Mikrococcus) geht, wenn die N�hrfliissigkeit arm an Stickstoff ist, durch Sprogsung in die Sprosshefe der alkoholischen G�hrung (Kryptococcus), bei Eeichthum der Fl�ssigkeit an Stickstoff in die Stab- oder Gliederhefe (Arthro cocens) �ber.
Gelangen die letzteren Hefeformen an die Oberfl�che der Fl�ssigkeit, so dass sie theilweise dem Sauerstoff der Luft ausgesetzt sind, so kommen halbanaeroi-t hi sehe Pilzmorphen: Glied erschimmel zur Entwicklung und zwar werden aus Sprossliefe: Torula, Oidium und Hormiscinm, ans der Gliederhefe : Hormiscium ; aus Kernhefe (Mikrococcus) : die eigentlichen Mycothrixf�den.
Zu den halbanaerophytischen Schimmelmorphen z�hlt Ballier auch die Brandpilze.
Ausserdem nimmt Hallier noch eine vierte Hefeart: die Kolonieenh efe an; Zellen, die im Innern g�hrungsf�higer Fl�ssigkeiten durch L�ngs- und Quer-theilung Tochterzellen entwickeln. Durch Gallerte zu einem Klumpen zusammen�gehaltene Mikrococcen (sogenannte Zoogloeaform) werden gleichfalls als Kolonieen-hefe angesehen.
Jede Hefe, also auch der Mikrococcus, und jede ans ihr hervorgegangene halbanaerophytische Morphe geht, wenn sie auf einen trockenen N�hrboden ger�th und dem ungehinderten Luftzutritt ausgesetzt wird, in die echte aerophytisehe Pilz�form �ber, welche gew�hnlich eine Schimmelform ist.
Hiernach k�nnen im Innern des Thierk�rpers nur Mikrococcusformen und deren Hefen (als Anaerophyten), auf und in der Haut llalbanaerophyten vorkommen.
Diese Theorie von dem Morphenwechsel der Pilze wurde von Hallier auf Grund der Resultate von Cultnrversuchen aufgebaut; die Methodik dieser Versuche aber wird von vielen Botanikern, die auf dem Felde der Mykologie hervorragen, verworfen und die Ergebnisse derselben von ihnen in Abrede gestellt.
sect;. 47. Da die Pilze, wie fr�her erw�hnt, die zit ihrer Ern�h�rung nothwendigen .Stoffe, der organischeu Substanz, auf welcher sie schmarotzen, entnehmen, so m�ssen sie selbstverst�ndlich eine Zerlegung dieser letzteren veranlassen ; auf und in lebenden thieri-schen Organismen vorkommend, k�nnen sie daher theils durch ihr Wachsthum, theils durch Schw�rmsporen, theils durch die von ihnen
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64nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Pflanzlicbe Parasiten.
veranlassten chemischen Umsetzungen als Erreger abnormer Vor�g�nge, als Krankheitsursachen wirken.
Seit l�nger schon ist es bekannt, dass kleinste pflanzliche Organismen Erkrankungen der Haut und der Schleimh�ute hervor�zurufen verm�gen. Seit der Zeit, als Hallier die Anschauung aus�sprach, dass alle Hefeformen aus Mikrococcus hervorgehen k�nnen, sind viele Pathologen, gest�tzt auf die Lehre Pasteur's, dass die Hefen die Ursache der G�hrung und F�ulniss seien und im Hin�blicke auf die Aehulichkeit, welche die Ver�nderungen der Gewebe und Fl�ssigkeiten bei Infectionskrankheiten mit jenen bei G�hrung und F�ulniss zeigen, der Lehre Hallier's beigetreten: dass Mikro�coccus und dessen Hefeformen (Schimmelpilze), indem sie als Fer�mente und als Contagion wirken, alle ansteckenden Krankheiten veranlassen.
Hallier gibt weiter an, aus den, bei den einzelnen contagi�sen, und bei manchen als nicht contagi�sen Krankheiten angetroffenen Mikrococceu und Gliederschiinmelpilzen die entsprechenden Stamm-pilze gez�chtet zu haben, so dass die Ursache jeder dieser Krank�heiten in einem bestimmten Pilze zu suchen sei.
Eine nicht geringe Anzahl von Pathologen aber verh�lt sich der Lehre Hallier's gegen�ber zweifelnd oder vollkommen ableh�nend ; einerseits weil die Unterschiede zwischen pathogeneu, un�sch�dlichen und saprogeuen Mikrococceu nicht festzustellen sind, andererseits weil Pasteur's Lehre von der G�hrung: �Keine G�h�rung ohne Hefe, keine F�ulniss ohne Bacterienquot; noch vielseitig und zwar von hervorragenden Chemikern und Physiologen bek�mpft wird. Sie stellen wohl das Vorkommen von Pilzen und Hefeformen bei Krankheiten und bei G�hrungen nicht in Abrede, anerkennen jedoch nicht deren krankheitserregende Bedeutung.
In j�ngster Zeit hat Billroth auf Grund zahlreicher Unter�suchungen ausgesprochen, es als erwiesen ansehen zu m�ssen, dass in den meisten Geweben des Thierk�rpers sich entwicklungsf�hige Bacterienkeime (Dauersporen) einer von ihm Coccobacteria septica genannten Alge vorfinden, welche Alge alle Morpheu in sich ver�einigt, welche sonst als besondere Coccus- und Bacterienarten unter verschiedenen Namen angef�hrt werden. Diese Dauersporen k�nnen aus der Luft und dein Wasser in den thierischen Organismus ge�langen, sind aber f�r diesen so lange er lebt und gesund ist, ohne Bedeutung; erst wenn die organische Masse sich zersetzt, wie bei Infectionskrankheiten, kurz vor oder nach dem Tode, tindet eine Vegetation derselben statt. G�hrung und F�ulniss w�ren daher un-
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Pflanzliche Parasiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;65
abh�nu-ig vou Coccobacteria, beide bilden nur die Gelegenheits-arsache f�r die Vegetationsformen derselben, welche wieder von der Natur des Substrates abh�ng-ig seien.
Aus dem Angef�hrten ergibt sich, dass die Ansicht, kleinste pflanzliche Organismen (Hofefonneu und ihre halbanaerophytischen Morphen) seien die Erreger der Infectionskraukheiten, noch weit entfernt ist, sich einer allgemeinen Zustimmung zu erfreuen. Gleich�wohl aber haben die fortgesetzten Arbeiten t�chtiger Forscher auf diesem Felde, ungeachtet eine Uebereinstimmiing der Meinungen noch nicht erzielt ist, die endliche L�sung der Frage �ber die Natur der Contagien und Miasmen angebahnt. Leider wird die Schwierig�keit, solche kleinste Organismen zu untersuchen, ihre Natur festzu�stellen, Culturen mit ihnen vorzunehmen, sie in den Geweben und Fl�ssigkeiten der kranken Thiere zu verfolgen, und ihre zersetzende Einwirkung auf diese nachzuweisen u. s. w., die Zahl der compe-tenten Forscher stets auf einen engen Kreis beschr�nken und die Controle der Resultate vielfach erschweren.
Zweifellos d�rfte wohl der urs�chliche Zusammenhang der Anthraxbacterien mit der Entstehung des Milzbrandes sein; ob dies auch bez�glich der bei anderen Infectionskrankheiten (Rinderpest, Rotz u. s. w.) aufgefundenen Bacterien giltig sei, bedarf noch wei�terer Beobachtungen.
Ausser den auf den Thiereu selbst schmarotzenden, k�nnen auch manche auf Pflanzen lebende Pilze als Sch�dlichkeiten auf Hausthiere wirken, sobald sie mit den Futterstoffen in die Verdauungsorgane eingef�hrt werden. Es m�ssen daher auch diese Sch�dlichkeiten hier eine Erw�hnung finden.
sect;. 48. Nach de Bary werden die Pilze eingetheilt in:
I. Algenpilze, welche in ihrer Entwicklung gewissen Algen �hnlich sind.
Hieher geh�rt Peronospora infestans, welche die Kar�toffelf�ule veranlasst. Trockenfaule Kartoffeln erzeugen, nach Haubner, bei Ferkeln Verstopfung, uassfaule bei Pferden Ver�dauungsst�rungen und Durchfall, in hohem Grade faule, breiartige bei Schweinen Magen- und Darmentz�ndungen, bei Rindern heftigen Durchfall. Der sch�dlichen Wirkung solcher Kartoffel kann durch D�rren und Schrotten, oder durch Herstellung von Sauerfutter voi�der Verabreichung, begegnet werden.
Ferner werden hiezu gerechnet: die Schimmelpilze (Muco-rinei), meistens auf und von zersetzten organischen Stoffen lebende, sehr h�ufig vorkommende Pilze, an welchen sich vielfach ein Gene-
E�ll, Path. u. Thcr. il. Hansth. . Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
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(36nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Eintheilung tier Pilze.
rationswechsel beobachten lilsst, wie auch die Zusammengeh�rigkeit mancher Schiinmelfonnen mit Brandpilzen bereits nachgewiesen wurde. (Hallier theilt die Rchimmelpilze in Schlauch-, Kopf- und Pinsel-Schimmel, dann in solche mit geschlechtlicher Befruchtung.quot;)
Die auf verdorbenen Nahrungsmitteln (Brod, Mehl, K�rner�fr�chten, Heil u. s. \v.) vorkommenden Schimmelbildungen veran�lassen bei Thieren, welchen derlei Substanzen verf�ttert werden, Kolik, Aufbl�hen, Durchfall, bisweilen Zittern, Athmungsbeschwer-den, Stumpfsinn; stark verschimmeltes Streustroh soll in Folge des Einathmens von Pilzsporen Erkrankungen der Athmungsorgane ver�anlassen. Den Nachthoilcn der verschimmelten Futterstoffe l�sst sich durch Br�hen der K�rnerfr�chte mit heissem Wasser, nachheriges L�ften und R�sten derselben, durch Trocknen, Ausstauben und Besprengen des Rauhfutters mit Salzwasser, durch Verabreichung von Kochsalz an die Thiere etwas begegnen.
II. Hautpilze. Hieher geh�ren:
1. Die Russbrandpilze. Unter diesen m�ssen hervorgehoben werden:
a.nbsp; nbsp;Der Flugbrand, Staub- oder Russbrand, der Russ (Usti-lago carbo), welcher vorzugsweise auf Hafer, dann auf Gerste, seltener auf Weizen, ausnahmsweise auf Roggen, auch auf Hirse, Mais und wildwachsenden Gr�sern vorkommt.
Der Pilz zerst�rt besonders die Blttthentheile dieser Pflanzen, und m.ielit sich zuerst dadurch bemerkbar, dass uns der gesprengten Epidermis der Spelzen und des Fruchtknotens ein schwarzer Staub hervortritt; sp�ter werden die Bl�thentheile oft so zerst�rt, dass nur die Spindeln und einzelne Rudimente der Spelze zur�ckbleiben. Aber auch andere Tbeile der Pflanze li�nnen vernichtet werden. Nach J. K�hn dringt dieser Pilz schon beim Keimen der Pflanze in deren Wurzelknoten ein, sein Mycel steigt bei dem Wachsthum der Pflanze in die H�he bis zur Bl�tlie und n�hrt sich von dem Pflanzensafte. Endlich schwindet das Mycel und ist nach der Aus�bildung der Sporen v�llig verschwunden. Der schwarze Staub besteht aus mikro�skopisch kleinen Conidien.
b.nbsp; Der Weizen-, Stink-, Stein-oder Schmierbrand (�sti-lago caries oder Tilletia caries) kommt unter den Getreidearten nur beim Weizen, sonst aber auch bei wilden Gr�sern vor.
Auch hier dringt der Keim des Pilzes schon in den Keim der N�hrpflanze, steigt durch das ganze Gewebe dieser in die H�he und dringt in den Fruchtknoten, welcher sehliesslich durch die Pilzsporen zerst�rt wird. Die Bl�thenh�llen bleiben hiebei intact; die befallenen Weizenk�rner erscheinen bl�ulich. Anfangs sind die Sporen noch feucht, die Masse l�sst sich leicht zerdr�cken, ist schmierig (Schmier�brand) und riecht unangenehm (Stinkbrand), sp�ter werden sie trocken, pulverf�rmig, Und an Stelle des Weizenkoms findet sich ein schwarzer, schmierig-staubiger, manch�mal auch mehr fester K�rper (Steinbrand).
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Kintheilung der Pilze.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(j7
c.nbsp; Der Brand des Mais (Ustilago Maidis).
Der Pilz erzeugt in dem Stengel und in der Frachtspindel des Mais grosse Beulen, die Sporen enthalten, welche den Fruchtknoten auftreiben und in eine dunkelgef�rbte Masse verwandeln.
d.nbsp; Der Roggenstengelbrand (Urocystis occnlta).
Die Krankheit zeigt sieh am Halme, besonders an dessen oberen Tbeile diebt unter der Aehre,- denselben zum Aufspringen bringend, worauf die innere Fl�cbe desselben mit dunklem Brandstaub bedeckt erscheint; bisweilen sind auch die Bl�tter, Blattscheiden, Spelzen und Fruchtknoten vom Brande befallen. Er ist selten.
e.nbsp; Der Roggenkornbrand (Urocystis eecalis).
Kommt sehr selten im Fruchtknoten des Roggens vor; die Sporen bilden einen geruchlosen, br�unlich-schwarzen Staub.
2. Die Rostbrandpilze (Urodineen).
Diese Pilze sind b�ufig auf Cultur- und wildwachsenden Halm-pflanzen; sie befallen Stengel, Bl�tter, Bkittscheiden und Fruclit-knoton ihres Wirtlies. Die Krankheit g-ibt sich durch gelbr�thlicho oder br�unliche Punkte, Flocken oder Streifen an den ergriffenen Theilen zu erkennen und wird durch Pilzsporen veranlasst, die un�ter der Oberhaut dieser Stollen liegen, diese endlich sprengen und als Staub hervortreten.
Die Zahl der Rostarten ist sehr bedeutend; sie werden insbesondere dem Weizen, dann dem Hafer und der Gerste, weniger dem Roggen verderblich.
Das Getreide wird von 2 Arten befallen. Der Kronenrost (Puee.inia coro�na t.a) kommt, wenn auch bei allen Getreidearten, am h�ufigsten beim Hafer vor und veranlasst anfangs r�thliche runde Eosth�ufohen, sp�ter schwarze rundliche Flecke; der Streifen- oder Grasrost (Puee.inia graminis) bildet anfangs gelbe linienf�rmige, den Blattnerven folgende, sp�ter lang gezogene, schwarze Striche und Streifen.
IIT. Basidienpilze, weiche in Gallertpilze, Hutpilze und Kapselpilze geschieden werden.
IV. Schlauchpilze, bei welchen die Sporen im Innern von schlauchformigen oder blasenartig aufgetriebenen Zollen (Asci) ent�stehen.
ITiehor geh�ren die Mehlthanpilze (Erysiphe).
Sie �berziehen die Bl�tter und Stengel, selbst die, Fr�chte der Culturpflanzen. auf welchen sie schmarotzen, mit einem weissen oder grauweissen .strahlen- und netzartig verzweigten Mycel; die befallenen Ptianzentbeile erscheinen biedurch mit einem mehlartigen Ueberzuge bekleidet. Von dem Mycel aus dringen kurze cylindri-sche Forts�tze durch die Epidermis in das Innere des Wirthes, wo sie kugel- oder keulenf�rmig anschwellen (Haustoria).
Die sch�dlichen Folgen, welche aus dem Grenusse der von Pilzen befallenen Pflanzen hervorgehen, beziehen sich auf eine Rei�zung der Maul- und Rachenschleimhaut, des Magens und Darm-
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68nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Sch�dlichkeit der Pilze.
kanales, bisweilen der Nieren; sowie auch des Respirationstractes und ihre Folg-en ; Albrecht will nach der Verflltterung von Spreu und Stroh, welches von Schmierbraud und Streifonrost befallen war, bei K�hen das Auftreten von Kraukheitserscheiuun^en beobachtet haben, welche mit jenen der Rinderpest Aelmlichkeit hatten. Die Sch�dlichkeit der Verabreichung solcher Futterstoffe ist wobl in den Pilzen selbst, und nicht in der durch die Pilze bewirkten Erkran�kung- der Pflanzen zu suchen, da derlei Pflanzen durch eine m�g�lichst sorgf�ltige Peinigung' von Pilzen weniger nachtheilig werden.
sect;. 49. quot;Wie schon oben erw�hnt worden, verm�gen Pilze auf die Haut und auf die Schleimhaut der Hausthiere gebracht, Krank-heitsprocesse hervorzurufen und zu unterhalten. Sie gelangen dahin passiv durch die Luft, so wie durch unmittelbare und mittelbare Be�r�hrung; sie wachsen und vermehren sich auf gesunden sowohl, als auf anderweitig kranken Thieren; weniger rein gehaltene Haut�stellen, erkrankte oder wunde Schleimhautstellen scheinen das Haf�ten der Schmarotzer zu erleichtern. Das Wachsthum der Pilze er�folgt am gew�hnlichsten zwischen den Epithelien und Ilaaren, theils der Fl�che, theils der Tiefe nach, bisweilen in der Richtung und mit Ben�tzung' der Dr�seng�nge und riaarb�lge. Sie k�nnen, sobald sie reichlicher vorhanden sind, Atrophie der Haut, Zerst�ren und Ausfallen der Haare, bei massenhafter Ansammlung entz�ndliche Reizung- der Haut und der Schleimh�ute, die bis zur Ulceration f�hren kann, chemische Zersetzung- des Inhaltes des Raumes, in welchem sie zugegen sind, Reizung sensibler Nerven, durch Juck�reiz sich aussprechend, veranlassen.
Hieher geh�ren die Pilzbildungen bei Wabengrind (Favus), bei Glatzflechte (Herpes tonsurans), bis Soor, bei Zahncaries u. s. w., von welchen in dem besonderen Theiie die Rede sein wird.
Beobachtungen �ber das Vorkommen von Pilzen in den Respirationsorganen von Thieren liegen schon aus dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts vor; in neuester Zeit haben sich die�selben jedoch sehr vermehrt und es ist das Vorkommen mykoti-scher (durch Pilze bedingter) Lungen- und Brustfellentz�ndung und solcher Bronchialkatarrhe constatirt, welcher an dem betreffen�den Orte Erw�hnung- geschehen wird.
sect;. 50. Die niederen Schimmel- und hefenartigen Gebilde, welche Hallier, wie oben angef�hrt, als anaerophytische Morphen der Pilze erkl�rt, hat Ferd. Cohn zu ordnen versucht. Wir theilen seine Systematik, da sich vielseitig auf sie bezogen wird, in ihren Hauptz�g-en mit.
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Biictmen. � PsoroBpermien,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �9
Ferd. Cohu spricht sich f�r die Pflanzennatur der Bacterien aus, die er ihres Chlorophyllman^els wegen zu den Pilzen rechnet, die jedoch nie ein Mycel entwickeln, eine grosse Verwandtschaft mit den Algen zeigen, aber von den Hefen v�llig zu trennen seien.
Die Bacterien sind nach ihm chlurophyllose Zellen von kugliger, l�ng�licher oder cylindrischer, bisweilen gedrehter oder gekr�mmter Gestalt, die nur durch Quertheilung sich vermehren und entweder vereinzelt oder in Zellfamilien vegetiren. Sie besitzen ein stickstoffhaltiges, von einer Zellhaut umschlossenes Plasma. Die meisten haben einen beweglichen und einen unbeweglichen Zustand. Colin theilt sie ein in:
I.nbsp; nbsp; Tribus. Kugel bacterien (Sphaerobacterien) , mit der einzigen Gattung Micrococcus; kugelrund, unendlich klein. Durch Theilung bilden sie Kugelpaare und dann Kettchen und Rosenkranzf�den: die Torulaforra (Leptothrix, Mycothrix der Autoren). Nach ihrer Lebensth�tigkcit unterscheidet er sie in
a)nbsp; nbsp;Pigmentbacterien, li) g�hrungserzeugende, zyinogene und c) krankheitserzeugende, pathogene Bacterien.
II.nbsp; nbsp;Tribus. St �bchenbacte rien (Mi krubact erien), gleich den Bacterien (der Autoren) im engeren Sinne. Sie bestehen aus kurzen cylindrischen oder ellipti�schen Zellen, die in Folge von Quertheilung erst paarweise, zusammenh�ngen, worauf dann die Glieder unter Winkclbildiing sich trennen. Sie bewegen sicli oft sehr lebhaft, bilden keine Kettchen, vegetiren aber oft in Gallertwasser bei einander (Zoogloeaform). Hiehcr geh�rt: a) B. termo, das Ferment der F�ulniss, b) B. lineola in Infusionen verschiedener Art, im Brunnenwasser,
III.nbsp; Tribus. Fadenbacterien (Desm obacterien) in zwei Gattungen: 1. Bacillus mit geraden, quot;_'. Vibrio mit wellig gebogenen oder gelockten F�den. Sie bestehen aus, durch Quertheilung sich verl�ngernden F�den, die nicht aus rosenkranz�hnlichen Gliedern bestehen, sondern wal/.enrund sind. Sie bilden oft Schw�rme, aber nie Zoogloeaform, sind bald beweglich, bald unbeweglich.
Zu 1. Bacillus geh�ren: a) U. subtilis, das Ferment der Butters�ureg�hrung,
b)nbsp; nbsp;B. ulna: hieran schliesst sich B. anthracis, die. Milzbrandbacteridie.
Zu 2. Vibrio geh�ren: V. rugula und V. serpens.
IV.nbsp; nbsp; Tribus. Seh raube nbacterien (Spiro bacterien). Schraubenartig gewundene F�den mit schraubenartiger Bewegung; in zwei Gattungen: Spirochaete und Spirillum.
sect;. 51. Zweifelhaft bleibt es bis jetzt, ob Hie mit dem Namen Psovospermien bezeichneten Parasiten pflanzlicher oder thierischer Natur seien. F�r die erstere erkl�rt sich ,1. K�hn, welcher sie zu den Schleinipilzen z�hlt (Synchytrium Mischerianam); f�r die letztere Eimer, welcher sie als Q-regarinen aufgefasst wissen will. Es sind dies runde oder eif�rmige, aus k�rnigem Protoplasma be�stehende, manchmal mit einem Kern versehene, bis 41(, min, im Durch�messer haltende, entweder nackte, oder mit einfacher Haut oder doppelt contourirter Kapsel umschlossene K�rperchen. Die Kapseln haben oft eine oder zwei kleine Oeffnung'en (Mikropylen). Sie kommen in der Leber, in dem Darme, den Nieren und Mesen-terialdr�sen des Kaninchens, Hundes und anderer S�ugethiere,
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70nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Psorospennien.
mehrerer V�g-el u. s. w. vor; gelangen uns ihrem Wohuthicr ent�weder mit dem Kothe nach anssen, oder wenn jenes von einem anderen Tliiere verzehrt wird, in die erw�hnten Organe dieses letzteren. In heiden F�llen findet eine Vermehrung in der Art statt, dass der Inhalt der kugelf�rmig gewordenen Kapsel sieh in kleine K�rperchen theilt, welche zu St�bchen- und mondsichel-f'�rmi�'en 'J'u'' mm. lantren Gebilden sich entwickeln, welche eine am�benartige Bewegung zeigen; in ihre neue Behausung' gelangt (was bei den in der Aussenwelt befindlichen mit der Nahrung- ge�schieht), wachsen sie zuerst zu nackten Psorospermien (Gregarinen) heran, die sich sp�ter einkapseln.
In den quergestreiften Muskeln, vorzugsweise des Kehl- und Schlundkopfes, des Schlundes an der �ebergangsstelle zum Magen, des Zungengrundes, im Zwerchfell u. s. w. verschiedener Hausthiere (Kind, Schaf, Ziege, Schwein, Pferd) kommen schlauchf�rmige Psorospermien vor, welche nach Miescher, der sie zuerst im Fleische von M�usen entdeckte!: Miescher'schc Schl�uche, oder nach Kainey, der sie beim Schweine fand: Rainey'sche K�rper�chen genannt werden. Es sind dies l�nglich runde, schlauch firm ige, an einem Fnde meist zugespitzte Gebilde, welche bald mikroskopisch klein sind, aber �fter die L�nge von o�14 mm., bei einer Breite von 1�G mm. erreichen, und innerhall) einer hellen, oft gestrichel�ten, nach dem Innenraume Forts�tze ausschickenden Membran in in den hiedurch gebildeten Maschenr�umen einen k�rnigen Inhalt einschliessen. Bei starker Vergr�sserung zeigt sich, dass dieser k�rnige Inhalt aus kleinen liieren-, warst- oder mondsichelf�rmigen K�rperchen besteht, welche bei Zusatz von Wasser kugelf�rmig- auf�quellen und in eine feink�rnige Masse (nach Z�rn in Micrococcen) zerfallen.
Diese Schl�uche kommen in den Muskelfasern selbst vor und sind gew�hnlich noch von einer, von dieser letzteren gebildeten bindegewebigen Kapsel umschlossen. Sind Muskelpartien st�rker von ihnen durchsetzt, so kann Schwund der betreffenden Muskel-abschnitte und Wucherung- des intermuscul�reu Bindeg-ewebos die Folge sein; solche Muskeln sehen dann graustreifig, missf�rbig-, oder blassg-elblich aus.
Die Gegenwart der Psorosperinienschl�uche f�hrt oft keine, w�hrend des Lebens der befallenen Thierc wahrzunehmenden St�rungen herbei; h�ufig genug- veranlasst sie aber auch schwere Krankheitszuf�lle und selbst den Tod der Wirthe. Dies ist nament�lich dann der Fall, wenn dieselben in sehr grosser Anzahl in ver-
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Thieriscli*; Faiasiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;71
schiedenen Muskeln zuj',eg,cn sind, oder wenn sie in den Kehlkopf-und Iliiclieninuskeln ihren Sitz haben, und hieduroh zu Respirations-besehwerden und zum Erstickungstode f�liren.
B. T/uerische Parasiten.
tj. 52. Die thierischen Parasiten (Zooparasiten) geh�ren verschiedenen Thierklassen an. Sie leben entweder auf der Oberfl�che des Thierk�rpers (Epizoen, Ectoparasiten) oder iu Organ h�hlen und Parenchymen (Entozoen, Entoparasiten).
Manche derselben bringen ihre ganze Lebenszeit auf anderen Thiercn zu, andere loben nur w�hrend gewisser Entwicklongs-Perioden als Schmarotzer; andere endlich m�ssen activ oder passiv wandern, um bestimmte Metamorphosen eingehen zu k�nnen. Die Kntwicklung der Parasiten erfolgt durchgehends aus Eiern, iu welchen der Embryo enthalten ist, aus welchem sich gew�hnlich ein Zwischen-(Larven-) Zustand entwickelt, aus welchem das geschlechts-reife Thier hervorgeht. Die Parasiten gelangen entweder im Zu�stande des Eies, der Larve, oder des vollkommcu entwickelten Individuums auf oder iu einen Tliierk�rper. Der Lebensvorlauf eines und desselben Parasiten vortheilt sich �ber zwei oder mehrere Wolinthiere, vou welchen eines den Jugend-, das andere den geschlechtsreifen Zustand des Parasiten beherbergt, und welche oft ganz verschiedenen Thierklassen, Ordnungen oder Arten angeh�ren.
Die Einwanderung- ist entweder eine active (wie bei vielen �ussereu) oder, u. z. h�utiger, eine passive (wie bei den Ento�parasiten).
Manche bisher f�r verschiedenartig gehaltene. Thiere haben sich durch die Erkenntuiss ihrer Metamorphosen als zusainmeu-geh�ris' und nur in verschiedenem EntwicklonffSZUStande befindlich herausgestellt; w�hrend andere, scheinbar zusammengeh�rige von einander getrennt werden mussten.
I. W�rmer (Vormes).
sect;. 53. Seitlich symmetrische Thiere mit ungegliedertem, geringel�tem, oder gleichartig- segmentirtem K�rper ohne Gliedmasseu. Aus der Klasse der W�rmer kommen hier jene in Betracht, welche wenig�stens einen Theil ihrer Lebenszeit in anderen Thiereu schmarotzend zubringen ; man nennt sie :
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72nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Eingeweidew�rmer.
Eingeweidew�rmer, Helminthen, Eutozoen.
Vor nicht zu langer Zeit hat man die Helminthen als die festeste St�tze der sogenannten Urzeugung betrachtet, und angenom�men, sie entwickelten sich unter g�nstigen Verh�ltnissen in oder aus den normalen, noch mehr aber aus den pathologischen Fl�ssig�keiten und Geweben des Thierk�rpers selbst, indem diese zu selbst�st�ndigen Organismen sich erheben.
Die neueren Forschungen haben jedoch gelehrt, dass diese Organismen von geschlechtlichen Eltern abstammen und aus den in den M�ttern meist in enormer Zahl vorhandenen Eiern, der Regel nach jedoch nicht in den von der Mutter bewohnten Thieren, sondern entweder in der freien Natur oder in anderen Wohnthieren sich zu Individuen entwickeln, welche in ihrer Gestalt von jener der M�tter nicht selten so sehr abweichen, dass sie als besondere, voll�endete Thiere betrachtet und beschrieben werden konnten, w�hrend sie in der That nichts Anderes als Larven darstellen, aus welchen die vollkommenen Thiere erst hervorgehen, sobald sie in andere, ihrer ferneren Entwicklung zusagende Wohnthiere oder passende Organe gelangt sind. Bei jenen Helminthen, welche keine Geschlechtstheile besitzen, die mithin keine vollkommen entwickelten Thiere sind (Blasenw�rmer), geschieht die Vermehrung bisweilen durch Knospung und Theilung. Behufs des Eierlegens verlassen manche Eingeweide�w�rmer die Wohnthiere, sie wandern aus.
Gew�hnlich aber gelangen die Eier mit den Darmentleerangen in die Aussenwelt, wo die aus ihnen freiwerdenden Embryonen unter g�nstigen Verh�ltnissen zu einer weiteren Entwicklung ge�langen, um dann von neuem activ oder passiv in andere Thiere einzuwandern und unter zusagenden umst�nden sich zu vollst�n�digen Helminthen zu entwickeln.
Die nach aussen gelangton Eier anderer Helminthen bleiben unver�ndert und m�ssen, damit ihr Embryo sich weiter entwickeln k�nne, vorerst wieder in den Magen eines anderen passenden Wohn-thieres gelangen, damit daselbst die Eih�llc verdaut und der Embryo frei werde. In anderen F�llen unternehmen die aus den Eiern ge�schl�pften oder lebendig gebornen Embryonen vom Darme aus selbst�ndige Wanderungen in dem Wohnthiere, in dem sie geboren wurden, um, in passende Organe gelangt, sich dort, jedoch nur bis zu einer bestimmten Stufe zu entwickeln.
Dass bei diesen Vorg�ngen unz�hlige Eier zu Grunde gehen k�nnen, bevor eines in die seiner Entwicklung zusagenden Vefh�lt-
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Eingewriilew�rmer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 73
nisse kommt, ist begreiflich; wird jedoeh die enorme Anzahl ent-wicklungsfamp;higer Eier betrachtet, welche ein einziges geschlechtsreifes Thier enth�lt und zugleich auf deren, durch sehr feste Eischalen bedingte, bedeutende Lebensz�higkeit R�cksicht genommen, so muss die Furcht vor dem etwaigen Aussterben einer Art bah! ver�schwinden.
Die Helminthenbrut gelangt gew�hnlich mit dem Wasser und den Nahrungsmitteln, also auf passive Weise in die Wohnthiere. Jene Eingeweidew�rmer, welche in dem Gewebe mancher Organe, die in keinem directen Zusammenhange mit dem Nahrungsschlauche stehen, angetroffen werden, gelangen entweder nach ihrer Ein�wanderung in das Innere von Blutgef�ssen und werden mit dem Blutstrome bis zu einem, ihrer wenigstens larvenartigen Entwicklung entsprechenden Platze gef�hrt (Blutw�rmer, H�matozoen), oder sie dr�ngen sich durch die Gewebe, wobei sie durch ihre geringe Grosse, durch die Vielen zukommende Derbheit ihres Hautkleidcs und hor�nige Hacken unterst�tzt werden.
Das Eindringen der Helminthenbrut in ein Wohnthier einer�seits, so wie das Verlassen desselben, um die Eier zu legen, die Form zu �ndern und dann ein anderes passendes Wohnthier auf�zusuchen, wird mit dem Namen der Wanderung- der Eingeweide�w�rmer bezeichnet. Bei diesem Aus- und Einwandern sind sie bisweilen selbstth�tig, indem sie durch die nat�rlichen K�rper-�tfnungen aus- und einkriechen oder sich durch die Organ-Parenchyme oder die H�ute des Darmkanals hindurchdr�ngen: oder sie ver�balten sich unth�tig, indem sie mit den Futterstoffen und dem Wasser durch die nat�rlichen K�rper�ffnungen ein-, mit den Ab-sonderungs- und Auswurfsstoffeu aber aiistreten. Manche Helminthen gelangen dadurch, dass ihre Wohnthiere oder wenigstens die von ihnen bewohnten Organe von anderen Thieren gefressen werden, in diese letzteren und entwickeln sich daselbst b�uti�- erst zu ihrer vollendeten Gestalt. Dass das Gedeihen der eingewanderten Brut nur �berhaupt m�glich ist, wenn sie in ein passendes Wohnthier gelangt, ist selbstverst�ndlich; dass es �berdies durch Alters- und Gesundheitsverh�ltnisse der geeigneten Wohnthiere unterst�tzt oder gehindert werde, kann nicht in Abrede gestellt werden.
Manche Parasiten erleiden bei diesen Wanderungen eine solche Ver�nderung der K�rpergestalt, dass sie dann eine ganz andere Thierart zu sein scheinen; andere gehen, nachdem sie eine Anzahl von Individuen producirt haben, zu Grunde, ohne geschlechts�reif zu werden (man nennt sie Ammen), w�hrend die aus ihnen
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74nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Pluttw�rnicr. .
uutstiiurleiien Wesen entweder geselileclitsreif weiden, oder wieder auf angeschlecht�chem Wege Brat erzeugen, welelie entweder selbst oder erst in ihrer Nachkommenschaft wieder geschlechtsreif wird. Mti� nennt iliesen, auch bei anderen niederen Thiereu beobachteten Vorgang den Generationswechsel und versteht darunter die Erscheinung', dass ein Thier eine Brut zur Welt bringt, welche der Mutter un�hnlich ist und bleibt, aber eine neue Generation erzeugt, welche entweder selbst oder in ihren Nachk�mmlingen zur urspr�ng�lichen Form des Mutterthiores zur�ckkehrt. Die Ammen erzeugen eine Brut, ohne wahre Gcschleehtswerkzeugc zu besitzen; sie ver�mehren sich durch Theilung und Knospenbildung; sie erzeugen in ihrem K�rper Keime, die sich zu neuen Thiereu entwickeln. Bei�spiele hiezu liefern die Saug- und Bandw�rmer.
Die Art der Ern�hrung der Eingeweidew�rmer ist sehr verschieden. Viele besitzen Mund�ffnung und Darmkanal; durch die erstere nehmen sie Fl�ssigkeiten, die sie entweder frei vorfinden, oder aus K�rpertheilen aufsaugen, auf, manche besitzen auch Saug�organe und Ilaken zum Festhalten. Andere sind ohne Mund und Darm, wesshalb die Fl�ssigkeit, in der sie liegen, von der ganzen K�rperoberfl�che eingesaugt wird.
Die Nachtheile, welche die Eingeweidew�rmer veranlassen, sind verschiedener Art. in Folge ihrer mechanischen Einwirkung f�hren sie zu organischen und functionellea St�rungen, oft schweren Grades, durch ihre Ver�nderungen und Bewegungen k�nnen sie Reizungsznst�nde verschiedener Form und deren Folgezust�nde be�dingen, bei betr�chtlicher Anh�ufung entziehen sie dem Wohnthiere N�hrmateriale.
Bei der Betrachtung- der bei den Hausthieren vorkommenden Eingeweidew�rmer folgen wir der Eintheilung 0. Vog-t's, wornach dieselben in Plattw�rmer (Piatodes) und in Kundw�rmer (Annelides) zerfallen.
A. Plattw�rmer, I'latodes. Platyelinia.
sect;. 54. Die hieher geh�rigen Thiere zeigen einen mehr oder minder abgeplatteten, gew�hnlich kurzen, nur selten geringelten K�rper, dessen Anh�nge, wenn sie vorhanden sind, aus Haftapparaten � Sangn�pfen, Sauggruben, Stacheln, Haken � besteben. Sie sind Zwitter und erzeugen eine Nachkommenschaft, welche bald den Eltern �hnlich, bald von ihnen verschieden ist und h�ufig ohne selbst g-eschlechtsroif zu werden, einen Generationswechsel einleitet.
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Baiulwiirintir.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7�
Diese Abtheilung' zerf�llt in 1. Bandw�rmer (Cestodes Vog-t, J'lattwurincoloniun K�chenmeister) und '2. Saug'w�i'mer (Trematodes V., isolirtc Plattw�i'mer K�cheuiu.).
1. Bandw�rmer, Ccstodes.
g. ii5. Charakter: Mund- und darmlose Plattw�i'mer, welche sich auf dem Wcg-e des Generationswechsels durch Knospong an einer birnformigen Amme entwickeln und mit dieser durch eine l�ngere Zeit zu einer meist langen und bandf�rmigen Colonie (Strobila) zusammenh�ngen. Die einzelnen Glieder dieser Colonie wachsen mit der Entfernung von ihrer Bildungsst�tte; die letzten
und reifen, Proarlottiden genannt, l�sen sich von der gemeinsamen
... Colonie los und g'ehen nach aussen ab. Die birnf�rmige Amme
(Scolex) unter dem Namen des Kopfes des Bandwurmes bekannt, besitzt meist 2 oder 4 rundliche muskul�se und sehr contractile Saugn�pfe, und ist bei vielen Arten mit krallenf�rmigen harten, aus Chitin bestehenden Haken bewaffnet, welche in einem einfachen, doppelten oder mehrfachen Hinge am Ende des Kopfes, oder paar�weise vor jedem Saugnapfe, oder sehr zahlreich auf zur�ckziehbaren R�sseln sitzen. Mit diesen Haftorganen befestigen sieb die Band�w�rmer in der Darm Schleimhaut ihrer Wohnthiere. Die Ammen entwickeln sieh aus einem 4- oder 6-hakigen Embryo und finden sich in parencbyniat�sen Organen, aus denen sie durch eine passive Wanderung in den Darm ihrer sp�teren Wirthe gelangen.
Uutersuclit mtui ein geh�rig vorgerichtetes sogenanntes Bandwnrniglied, so �/.uigt sieh, class das vorwaltend aus Bindegewebe bestellende Korperparenchym aus zwei lieben einander liegenden Hauptsehieliten bestellt. Die �usserc, wieder aus drei Lagen bestehenclo Rindensehichte ist wesentlich muskul�ser Natur, enth�lt nach iiinen zu eine namhafte Menge fester Cuneremente, die als KalkkSrperchen bezeichnet werden, und wird nacb aussen durch eine wimperlose, helle, derbe Hautdecke be-grenzt; aus dieser Cuticula erheben sieh am sogenannten Kopfe die Haken. Haken�apparate und Saugn�pfe besitzen zu ihrer Bewegung noch besondere Muskelgruppen. Venlauungs- und Nervensystem fehlen. Die innere oder Mittelschichte enth�lt die Gesclilechtstheilc und die gross en L�n gsgef�ssst�minc. Diese letzteren bestehen aus einer Anzahl von meist 4 L�ngsst�mmen, die zu je 2 an jeder Seite verlaufen, aus welchen d�nnere Kan�le ihren Ursprung nehmen, die unter einander h�ufig coramuniciren und in der Rindensehichte sich ver�steln; an der Innenwand finden sieh zahlreiche Wimperl�jipchen. Diese L�ngsst�mme ziehen sich durch die ganze Wurmeolonie hindurch, und enden an dem Hinterrande des letzten Thieres (Gliedes) gew�hnlich mit einer einzigen gemeiusehaftlichen Oeftnung. Diese St�mme werden f�r Excretions- (Harn?) Organe gehalten und scheinen mit den erw�hnten Kalkk�rperchen in Beziehung zu stellen. Der Gesehlechtsapparat, welcher, wie bereits erw�hnt, dem sogenannten Kopfe stets maugelt, findet sich in allen
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Gliedern, sobald sie eine bestimmte Grosse erreicht liahen. und besteht in jedem Gliede aus m�nnlichen und weiblichen Organen. Die GeschlechtsfUlnung' sitzt meist an dem scharten Bande der Proglottiden, bald stets an einem, bald abwechselnd in derselben Kette am rechten nnd linken, bald auch rechts und links an einem Gliede, bald auch auf der Fl�che der Proglottiden, bald eine Oertnung am Rande, die andere auf der Fl�che. Ans der m�nnlichen Oertnuuff, die meist neben der weiblichen gelagert und von einem gemeinsamen papiUenf�rmigen Walle umgeben ist, tritt ein fadenf�rmiger Fortsatz (Cirrus) hervor, der bei der Begattung in die weibliche Oettnung eingef�hrt wird und das Ende des Samenleiters ist, der in melir-facheu Windungen gegen die Mittellinie der Proglottis l�uft und sich schliesslich in eine Anzahl feiner, bl�schenformig endender Kan�le aufl�st, die als Hoden ge�deutet werden. Die weiblichen Geschlechtsorgane bestehen bei den Gruben�k�pfen aus einem an der Geschlechts�ffnung beginnenden Kanal, der Scheide und Frnchth�lter zugleich ist, einem Keim- und einem Dotterstock; bei den T�nien aus einer Scheide mit Samenbeh�lter, einem Uterus, einem Eier- und einem Dotter�stock. Mit der Reife der Glieder entwickeln sich die Frnchth�lter immer mehr, sind mit Eiern gef�llt nnd schimmern gew�hnlich in der, der Art eigenth�mlichen Form durch die Decke hindurch. Durchschnitte, welche durch mehrere Handwurm�glieder gemacht werden, zeigen, dass Oberhaut, Rinden- nnd Mittelschicht ununter�brochen in einander �bergehen, dass die Furchen, welche die Grenze der einzelnen Glieder bilden, nur durch eine Faltung der �usseren Bedeckung und des n�chst anliegenden Theiles der Rindenschichte bedingt werden. Je grosser die Glieder werden, desto tiefer werden die nach vorne gerichteten Falten; in der Mittelschichte, in der N�he des hinteren Endes eines jeden Gliedes entwickelt sich eine quere Spalte, die weiter nach aussen dringt, bis endlich auch die Rindenschichte, bei kr�ftigeren Zusammenziehungen reisst und die Vereinigung gel�st wird.
Die reifen Eier enthalten innerhalb einer nicht selten mehrschaligen H�lle einen kugeligen, hellen K�rper, der an einem Polo mit 6 schwach gekr�mmten, paarweise nach vorne und nach den Seiten gerichteten H�kchen versehen ist, den Embryo, welcher r�cksichtlich seiner Gestalt gar keine Aehnlichkeit mit einem Bandwurm zeigt.
Die Entwicklung der Bandw�rmer findet auf folgende Weise statt:
Bei den Bandw�rmern gehen die Glieder, sobald sie vollkommen reif sind (Proglottiden) aus dem Darme des Wohnthieres ent�weder einzeln, oder mehrere noch zusammenh�ngend gew�hnlich mit dem Kothe ab, behalten durch einige Tage ein selbst�ndiges Leben, besitzen das Verm�gen der selbst�ndigen Bewegung, kriechen weiter, kommen auf Gr�ser und Bl�tter und k�nnen mit diesen in den Magen eines Thiercs gelangen, wo ihre Brut, nach Verdauung der Proglottis und der Eihiillen, falls sie g�nstige Bedingungen zu ihrer Entwicklung findet, ihre Wanderung und Metamorphose be�ginnt. Dies ist aber wohl die Ausnahme. In der Regel werden nach dem Absterben und der F�ulniss der nach aussen gelangten Proglottiden die Eier frei, welche durch ihre sehr harte Schale l�ngere Zeit den �usseren Einwirkungen widerstehen k�nnen. Gelangen
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Bimdwurmor.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;77
diese mit dein Wasser oder mit den Nahrungsmitteln in den Magen passender Wolmthiere, so werden die Eischalen durch die Einwir�kung des sauren Verdauuugssaftes gelost, die mit H�kchen ver�sehenen hl�schenf�rmigen Embryonen werden frei und durchbohren mit ihren H�kchen die Magen- oder Darmw�nde. In die Bauch�h�hle gelangt, scheinen sie den Bindegewebsziigen zu folgen und gelangen schliesslich in die verschiedensten K�rpertheile. Manche Embryonen m�gen bei ihrer Wanderung auch in Blutgef�sse ge-rathen, um dann mit dem Blutstroin weiter bef�rdert zu werden.
Ist der Embryo in ein passendes Organ gelangt, so bildet sich um ihn, vom Organe aus, eine K�rnerschichte, um welche sich ineist von aussen eine bindegewebige Kapsel anlagert, der Embryo verliert seine H�kchen, er w�chst allm�lig heran; der bis jetzt mit Zellen erf�llte Hohlraum des Bl�schens f�llt sieh mit serum�hnlicher Fl�ssigkeit, in den hiedurch an die Wand gedr�ckten Zellen ent�wickelt sich ein ausgebreitetes Gef�ssnetz. Ist die Blase zu einer gewissen Grosse herangewachsen, so beginnt die Anlage und weitere Entwicklung des sp�teren Band wurm kopfes, Scolex (oder mehrerer K�pfe), mit seineu Ilaken und Saugn�pfen, und wenn diese vollendet ist, die erste Anlage der sp�teren Bandwurmcolonie, einige schmale Glieder. W�hrend dieser Periode seiner Existenz heisst der Parasit ein Blasenwurm. In manchen Blasen entwickeln sich Tochterblaseu, in anderen kommt es nie zur Entwicklung von Scolices (kopflose Blasen, Acepholocysten).
In ser�sen K�rperh�hlen nimmt ein solcher Blasenwunn den Nahrungsstoff durch Einsaugung mittelst seiner Hautoberfl�che aus den Fl�ssigkeiten seines Wohnthieres auf, an anderen K�rperstellen festgesetzt, bildet sich an der inneren Fl�che der Blasenwand eine ser�se, Feuchtigkeit absondernde Haut aus. Nicht selten bilden die angrenzenden Orgaugewebe eine schwielige Kapsel um den Schmarotzer.
Werden reife Blasenw�rmer, oder die sie beherbergenden Thiere, oder wenigstens die von ihnen bewohnten Organe von anderen, f�r die weitere Entwicklung der Parasiten geeigneten Thieren verzehrt, gelangen sie mithin in den Darm eines anderen passenden Wohnthieres, so verlieren sie ihre Blase, und die Scolices befestigen sich mittelst ihrer Haftapparate au der Wand des Darmes. Bald beginnt nun von der Amme aus das Hervortreten der ersten Glieder, die schnell zahlreicher werden, die bekannte Bandwurm�colonie bildend, nach und nach geschlechtsreif werden, Eier ent�wickeln und endlich abgehen.
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Bandwfirmen
Aus der geschilderten Entwicklungsgeschichte geht hervor, dass die Blasenw�nner, welche man fr�her als eine besondere Ordnung der Eingeweidew�rmer angesehen hat, nur eine fr�here geschlechtslose Entwicklungsstufe der Cestoden sind. Es ist klar, dass das Zusammentreffen sehr vieler g�nstiger Umst�nde erforder�lich ist, um die Entwicklung eines Bandwurmes aus einem Band�wurmembryo zu. erm�glichen; die enorme Anzahl von Eiern jedoch, welche sich in einem einzigen sogenannten Bandwurmgliede findet, so wie bedeutende Resistenz derselben gegen �ussere Einfl�sse, welche die lange Lebensf�higkeit der Embryonen sichert, macht es begreiflich, dass selbst bei dem Zugrundegehen vieler Tausende von Eiern doch die Erhaltung der Art nicht gef�hrdet ist. Abgesehen aber davon, dass viele Blasenw�rmer sich deshalb nie zu Band�w�rmern entwickeln, weil sie nicht in den Magen und Dann eines geeigneten Wirthes gelangen, gehen viele entweder durch spontanes Absterben oder in Folge pathologischer Processe zu Grunde, in welchem Falle solche Cysten schliesslicb eine k�sig-eingedickte Masse oder kreidige Concretionen, in welchen sich noch die Haken des untergegangenen Wurmes nachweisen lassen, enthalten.
F�tterungsversuche haben die angegebene Art der Ent�wicklung der Bandw�rmer �ber jeden Zweifel erhoben. Kennt man gleich noch nicht alle zusammengeh�rigen Blasen- und Bandwurm�arten, so weiss man doch bereits, dass der Bandwurm der Katzen mit dem bandf�rmigen Blasenschwanz der M�use und Ratten, der ges�gte Bandwurm des Hundes mit dem erbsenf�rmigen Blasen�schwanz des Basen und Kaninchens, der Einsiedler-Bandwurm des Menschen mit der Finne des Schweines, der Gehirnblasenwurm des Schafes mit einer bis vor kurzem mit dem ges�gten Bandwurm des Hundes zusammengeworfenen Bandwurmart (T. Coenurus), der d�nn-halsige Blasenwurm der Wiederk�uer mit einer anderen Bandwurm�art des Hundes u. s. w. zusammenh�ngen. Um die Constatirung der hier angef�hrten Thatsachen haben sich insbesondere v. Sie�bold, K�chenmeister, Haubner, Leuckart u. A. verdient gemacht.
Bei den Grubcnk�pfen (Botriocephalen) ist die Entwicklung und Wanderung wesentlich verschieden von jener der eigentlichen Bandw�rmer. Der Embryo derselben scheint vorerst im Wasser reifen und eine bestimmte Entwicklung erreichen zu m�ssen, bevor er geeignet ist, mit dem Wasser in ein passendes Wohnthier ein�gef�hrt, die Ver�nderung bis zur Geschlechtsreife zu erlangen.
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lirubenk�ple.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 70
Die Nfichtheile der Bandw�rmer sind sehr mannigfach. Als Blasonw�rmer beeintr�chtigen sie vorzuu-sweise durch ihi-e Grosses und Zahl auf mechanischem Wei^e die Functionen der von ihnen eingenommenen Organe z. �. Gehirn, Lungen, Leber u. s. f. und hiedurch mittelbar auch den allgemeinen Gesundheitszustaud, w�hrend sie als Bandw�rmer, falls sie in geringer Zahl vorhanden sind, h�ufig wenig- oder gar nicht bel�stigen, falls sie aber in bedeuten�derer Menge angeh�uft sind, theils die Wohnthiere in ihrer Er�n�hrung beeintr�chtigen, theils aber auch durch die mechanischen Verletzungen der Darmwandungen mittelst ihrer Haken Entz�ndung der Darmschleimhaut, heftige Schmerzen, selbst Anfalle von K�serei veranlassen k�nnen.
Ueber die zusammengeh�rigen Arten der Band- und Blasen�w�rmer k�nnen nur F�tterungsexperimente und noch anzustellende genaue mikroskopische Vergleichungen der Saugn�pfe, der Be�schaffenheit des R�ssels und der Hakenkr�nze, so wie der Geschlechts�organe und liaer weiteren Aufschluss geben.
a. Grubenk�pfe, Botriocephalidae.
sect;.66. Charakter: Kopf abgeplattet, mit 2 gegen�berstehenden an den Seitenr�ndern gelagerten l�nglichen, spaltf�rmigon Saug�gruben, oder einer fl�chenst�ndigen Saugspalte; vor ersteren stehen mitunter hakenf�rmige Haftapparate; die Gliederung des Leibes wenig scharf; die Breite der Proglottiden meist bedeutender als die L�nge; Geschlechts�ffnungen seltener am Rande, �fter auf der Fl�che der Glieder; in dem letzteren Falle hat die Eischale einen Deckel, durch welchen der sechshakige Embryo hervortritt, um einige Zeit lang frei mit TTilfe eines Flimmerkleidos herum zu schwimmen. Bei manchen Botriocephalen scheint sich aus dem Embryo eine blasenwurm�hnliche Jugendform zu entwickeln; bei der Mehrzahl aber geht die Entwicklung der Strobila durch Wachsen und Gliederung des Embryonalk�rpers vor sich. Dieser aber bleibt so hinge geschlechtslos, bis er in den Darm eines geeigneten Wohn-thieres gelangt.
Bei Hausthieren kommt vor:
Der t�uschende Grubenkopf (Dibotlirium deeipiens,Diesing) oder Katzen-Gr. im D�nnd�rme der Katze.
Kopf l�nglich, Sangn�pfe soitlich stehend; Hals lang, diinn; die vorderen Glieder l�nglich, die mittleren sehr lang, die hinteren fast, quadratisch, das letzte abgerundet. L�nge bis �ber 1*2 Meter.
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Anmerkung: Bei Hunden in Island fand Krabbe mehrere Species von Botriocephalen, die er B. fttsoos, B. reticnlatus mxi B. dubius nennt. Nacli den Versuchen von Knoch kommt auch B. latus des Menschen bei Hunden zur Ent�wicklung.
b. Eigentliche Bandw�rmer, Taeniatlae.
sect;. 57. Charakter: Kopf bim- oder kug-elf�nnig oder drei�kantig mit 4 rundlichen, entgegenstehenden, mit kr�ftiger Mus�kulatur versehenen Saugn�pfen, einem undurchbohrten R�ssel, welcher eingest�lpt ist, so lauge der Wurm in einer Cyste oder K�rperh�hle eingeschlossen lebt, vorgestreckt, sobald er im Darme sich aufh�lt, entweder mit einer wechselnden Zahl von klauenartigen Ilaken von verschiedener Grosse, welche in 1, 2 oder mehreren Keihen stehen, bewaffnet ist und einen sehr kr�ftigen Muskelapparat besitzt, oder der Haken ermangelt. Der K�rper des reifen Thieres ist meist weiss, flachgedr�ckt oder rundlich, sehr selten dreikantig und besteht, wie erw�hnt, aus einer Colonie kettenartig an einander gereihter, deutlich abgesetzter Proglottiden, deren Zahl, Form und Grosse sehr verschieden ist, die aber meist l�nger als breit sind, und von denen die vorderen und kleineren geschlechts�los, die hinteren gr�sseren Zwitter, mit gew�hnlich randst�ndigen Gesclilechtsoffnuny-en sind. Die Beeattuna' geschieht entweder in einem Gliede, oder gegenseitig- zwischen zwei zun�chst liegenden Gliedern.
Den Jugendzustand der Bandw�rmer repr�sentiren die Blasen�w�rmer, Cystici, welche sich durch ihren blasenf�rmigen K�rper (sogenannte Schwanzblase), welcher bisweilen eine bedeutende Grosse erlangt, und durch die Zahl und Entwicklungsweise der hervor�sprossenden Bandwurmk�pfe charakterisiren.
In Hauss�ug'ethieren kommen nachstehende Taenien, und zwar entweder im reifen oder im unreifen Zustande, oder in beiden vor.
a) Taenien mit unbewaffnetem Kopfe (Taeniae inermes).
1. Unbewaffneter Bandwurm des Menschen. Taenia mediocanellata, K�chenmeister.
Kopf gross, fast viereckig, bisweilen mit einem verk�mmerten Stirnsauguapf ohne Haken, dagegen mit vier grossen, �usserst kr�ftigen, meist von einem schwarzen Piginentsaum eingefassten Saugn�pfen; Hals fast fehlend; die vorderen Glieder klein, aufgef�delten Rosenkranz - Perlen �hnlich, die mittleren um vieles breiter als laug, die hinteren um das 3�4 fache l�nger als breit. Die Geschlechts�ffnnngen
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Bundwiirmer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 81
gross, oft schwarz piyinoiitirt, in ziemlicher Entfernung hinter der Mitte des Seiten�landes, uuregelm�ssig abwechselnd; der Uterus durch die bedeutende Menge seiner Seitenzweige ausgezeichnet. Die reifen Proglottiden gehen meist isolirt ab. L�nge bis zu 4 � 0 Meter, L�nge der ersten Glieder bis S mm., der folgenden 9 �1-2 mm., der letzten 24 mm.; Ureite der ersten 2 mm., der n�clisten 10�l� mm., der letzten 6�8 nun.
Wohnort: der Darmkanal des Menschen.
Die Finne bewohnt die Muskeln, seltener innere Organe des Kindes. F�tterungsversuche mit den geschlechtsreifen Gliedern des T. med., welche wir wiederholt bei Schweinen vorgenommen haben, lieferten ein negatives Resultat.
Der Kopf der Finne kugelig, mit 4 Saugn�pfen und zur�ckziehbarem R�ssel (Stimsauguapf), mit einem einfachen Kranze hinf�lliger H�kchen; Hals quer ge�runzelt, Blase zuerst kugelf�rmig, dann l�nglich; L�nge des Kopfes mit dem Halse 2,��4 mm., L�nge der Blase 2quot;5�8 mm.; Breite 1-1 min.
2.nbsp; Der ausgebreitete Bandwurm (T. expansa Rud.).
Kopf sehr klein, Saugn�pfe nach vorne gerichtet, Hals sein- kurz oder fehlend, Genital�ffnungen am Gliedrande; die vorderen Glieder sehr kurz, die folgenden l�nger, rechteckig, 1 � 3 nun. laug, G�24 mm. breit, L�nge des ganzen Wurmes 0-S�60 Meter.
Wohnort: der D�nndarm des Schafes und der Ziege, selten des Rindes. Er fand sich auch bei Gemsen und Gazellen.
3.nbsp; Gez�huelter Bandwurm (T. denticulata Rud.).
Kopf klein, viereckig, die vier Saugn�pfe nach vorne gerichtet, kein Hals, Glieder sehr kurz, 12�20 mal breiter als lang, der hintere Rand jedes Gliedes wellig; Geschlechts�ffnungen am Kando dos Gliedes. L�nge 0quot;2�0-4 Meter, vorne 4�8, hinten an 26 mm. breit.
Wohnort: der Darm des Rindes.
4.nbsp; Gefalteter Bandwurm (T. plicata Rud.).
Kopf sehr gross, viereckig, mit 4 starken Sangn�pfen, Hals kurz, der Quere nach gefaltet, die Glieder G�10 mal breiter als lang. Der Wurm, in der Mitte am breitesten, wird am hinteren Ende sehr schmal, fast spitz auslaufend. Die Genital��ffnungen liegen au der Seite. L�nge '/r,�1 Meter lang, gr�sste Breite der Glieder 8 � IG mm.
Wohnort: der D�nndarm des Pferdes. Selten.
5.nbsp; Kleiner Pferdebandwurm (T. mamillana Mehlis).
Kopf stumpf, viereckig, Saugn�pfe h�ckerig mit L�ngsspalten, Hals fehlend, Glieder keilf�rmig, Gesehlechts�ffnung am Rande von einer Papille umgeben. L�nge 12 mm., gr�sste Breite 4 mm.
Wohnort: der hintere Theil des D�nndarmes des Pferdes. Sehr selten.
K�ll, Path. u. Thcr. d, Hausth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;G
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6.nbsp; Durchwachsener Bandwurm (T. perfoliata G�ze).
Kopf gross, vierseitig, Saugniipfe gross, Hals fehlend, die Glieder kurz, sehr breit, wie Bl�tter �ber einander gelagert. L�nge 25�80 min., Glieder 3�8 mm. breit.
Wohnort: der D�nndarm des Pferdes.
Die Jug-endformen dieser f�nf Arten von Taenien sind bisher unbekannt.
7.nbsp; nbsp;Der Bandwurm des Polarfuchses (T. Canis Lagopo-dis Rud.).
H. Krabbe fand bei mehr als einein F�nftheil der von ibm in Island nnter-sacliteu Hunde diese Species und zwar im hinteren Theile des D�nndarmes.
Kopf unbewaffnet, mit 4 beinahe ki-eisf�rmigen Sangn�pfen, in deren N�he sich die -t L�ngskan�le zn Anastomosen theilen; Hals glatt, die ersten Glieder mit. freiem Ange kaum sichtbar, die folgenden nehmen allm�lig an Breite zn bis zu den letzten, welche 8�3'5 mm. bei einer L�nge von 3-5�4 mm. messen. Geschlechts-�ffnuiigeu konnte K. weder an den R�ndern noch an den Fl�chen der Glieder auf�finden; dagegen werden die in den Gliedern gelagerten inneren Geschlechtsorgane durch Inhibition mit Carmiu sichtbar. Die gew�hnliche L�nge betrug 30 � 50 cm., erreichte aber auch bis 130 cm.
�. Taenien mit bewaffnetem Kopfe. Taeniae armatae.
8.nbsp; Ges�gter Bandwurm (T. serrata G�ze).
Kopf kugelf�rmig, oft fast vierseitig, R�ssel kurz, mit einem doppelten Kranze von 38�42 starken Haken besetzt, Saugn�pfe kreisf�rmig oder elliptisch, kreuzweise gestellt; Hals 2�3 mm. lang-. Die Glieder vierseitig, die vordersten sehr kurz, die folgenden l�nger, in der Entfernung von 20�24 mm. vom Kopfe fast so lang als breit, die folgenden l�nger als breit, ihr hinterer Rand ganz gerade, die hinteren Winkel vorspringend. Geschlechts�ti'nungen am Rande, unregelm�ssig abwechselnd, auf Kn�tchen aufsitzend. L�nge des Wurmes y,�1 Meter, Breite des Kopfes 2�3 mm., L�nge und Breite der fast quadratischen Glieder bis � mm., L�nge des letzten Gliedes 10 � 13 mm.. Breite 3 mm.
Wohnort: der D�nndarm des Hundes.
Anmerkung: Bis vor kurzem wurden s�mmtlicbe im Hundedarme vorkom�mende Bandwunnspecies der T. serrata oder der sp�ter aufzuf�hrenden T. cucninerina beigez�hlt. Erst die neueren seit K�chenmeister's Anregung vorgenommenen Untersuchmigen haben nachgewiesen, dass die, der T. serrata beigez�hlten Individuen verschiedenen Arten angeh�ren, welche sowohl durch die Gestalt des K�rpers und der Haken, als auch auf Grund der, aus der F�tterung der reifen Eier sich ergeben�den Resultate wesentlich von einander abweichen.
Der Larvenzustand ist:
Der erbsenf�rmige Blasenschwanz (Cysticercus pisiformis Zed.), welcher in der Leber, Lunge, in der ser�sen Haut der Bauch�h�hle der Hasen und Kaninchen, u. z. immer in Cysten einge�schlossen, bei Hasen oft in sehr grosser Anzahl vorkommt.
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Bandw�rmer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; S,quot;J
Der Kopf ist jenem des Bandwurmes gleich, Hals d�nn, Blase vorne eng, iincrlaltig, r�ckw�rts kugelig. L�nge 0�13 nun., Breite der Blase 4�(i mm.
9.nbsp; Der ger�nderte Bandwurm (T. marginata Batsch.).
Kopf fast viereckig, der R�ssel von einem doppelten Kranze von 32 bis 40 schlanken, zarten Haken umgeben, die 4 runden Sangn�pfe vorne an den Winkeln. Die Glieder dick, die vorderen sehr kurz, nehmen allm�lig an L�nge zu, in der Entfernung von nahezu '/,, Meter vom Kopfe sind sie quadratisch, weiter nach hinten viel breiter als lang; ihr Rand ist wellig hervorragend. L�nge l'/;,�3 selbst � Meter. Die Breite der reifen Proglottiden betr�gt 4�5 mm. bei einer L�nge von 10�14 mm.
Wohnort: der D�nndarm der Tluude und W�lfe.
Der Larven zustand heisst:
D�nnhalsiger BlasenscHwanz (Cysticercus tenuieollis Rud.).
Kopf dem des Bandwurms gleich, Hals laug und d�nn. Blase vorne l�ng-lieh, der Quere nach faltig, r�ckw�rts oval, von der Grosse einer llaselnuss bis zu der einer Mannsfaust.
Wohnort: das Brust- und Bauchfell, dannnbsp; nbsp;die Leber des
Schafes, Rindes, Schweines, der Ziege und anderernbsp; Pflanzenfresser.
Die o-v�ssoren Finnen sind meist von einer derben,nbsp; fibr�sen Kapsel eingeschlossen.
10.nbsp; nbsp; nbsp;Der Gehirnblasenbandwurm (Quesenbandwurm) (T, Coenurus K�chemu.).
Kopf klein, birnf�rmig, der R�ssel mit einem doppelten Kranze von 24�32 meistens 28 Haken umgeben, die Saugn�pfe an den Winkeln. Hals etwas glatt, die vorderen Glieder sehr kurz, gegen die Mitte viereckig, die letzten viel l�nger als breit, der hintere Rand der Glieder ganz gerade; die reifen Proglottiden 4-0 mm. laug, 2�3 mm. breit. Die Geschlechts�tt'nnngen am Rande unregelm�ssig abwechselnd. L�nge an 400 nun., manchmal bis 1 Meter. Die Eier bleiben auf feuchtem Grande bis 4 Wochen keimf�hig, im Trocknen gehen sie innerhalb 2 Wochen ein.
Wohnort: der D�nndarm des Hundes. Ihm geh�rt als Larvenznstand an:
Der G eh im blase invu nn ((lehirnquese , Drehwurm) (Coenurus cerebralis Rud.).
Sehr zahlreiche Scolices sitzen unregelm�ssig auf der inneren Wand der gemeinsamen Blase auf, welche sich jedoch nach aussei! umst�lpen k�nnen, ihr Kopf dem des erwachsenen Thieres gleichend, Hals flach, der Quere nach ge�runzelt. Die Blase kugelf�rmig oder l�nglich rund, von der Grosse eines Hirse�kornes bis zu der eines H�hnereies und dar�ber, durchsichtig, mit unter sich anasto-mosironden Gef�ssen und einer Ausscheidungs�tfnnng versehen. L�nge des Kopfes mit dem Halse 2�4 mm.
Wohnort: das Gehirn, seltener das R�ckenmark des Rindes, Schafes und anderer Wiederk�uer, durch Druck auf einzelne Hirn-partien die Drehkrankheit veranlassend.
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84nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bandw�rmer.
11. Der dreigliedrige Bandwurm (T. Echinococcus Siebold.) kommt im D�nndiinne der Hunde, bisweilen in enormer Menge vor und kann bei diesen Tliieren die heftigsten Anf�lle von Raserei, die mit der Wutli verwechselt werden k�nnen, veranlassen.
Kopf klein, kugelf�rmig, R�ssel rundlich mit einem doppelten Kranze von 28�50 kurzen Huken, die Saugniipfe vorne ins Viereck gestellt. Hals l�nglich, K�rper 3-, selten 4 gliederig, von welchen Gliedern das erste viereckig, kaum breiter als der Kopf, das 2. um das Doppelte breiter und um das Vierlache l�nger als das 1., das letzte und gr�sste, welches allein geschlechtsreif wird, mit Eiern erf�llt ist. Die Geschlechts�tt'uung an einem Rande. L�nge h�chstens bis 4-4 mm.
Der Larveuzustand heisst:
Vielgestaltiger H�lsenwurm (Echinococcus polymorphus Diesing).
Die Blase sehr verschieden, von der Grosse einer Erbse, eines H�hnereies, einer Faust, eines Kindskopfes und dar�ber, bald rundlich, bald in unregelm�ssige Forts�tze ausgezogen. Die Wand derselben dick gallertig, bei der Uer�hrung, selbst nach Entleerung der in der Blase enthaltenen lymphe�hnlichen Fl�ssigkeit, zitternd.
In vielen F�llen bleibt die Echinococcushlase einfach, und wird von einer, gew�hnlich sehr derben, von dem umgebenden Organparenchyme gebildeten binde-gewebigen Cyste umgeben; zwischen beiden findet man meist eine d�nne, rahm-�hnliche Fl�ssigkeitsschichte. In anderen F�llen aber erzeugen sie neue, sogenannte Tochter blasen.
Diese Proliferation kann nach aussen hin stattfinden, worauf die Tochter�blasen, wenn sie eine gewisse Grosse erreicht haben, �ber die Wand der Mutter�blase hervorragen, bisweilen durch Platzen dieser frei werden und schliesslich von einer eigenen Cyste umgeben werden. (Ech. scolieipariens K�chenm. Ech. gr a im los us Leuck. Exogener Ech. K�hl.)
Eine andere Art der Proliferation ist jene, dass die Bildung von Tochter�blasen nach dem Innenraume der Blase erfolgt und die Tochterblasen schliesslich in den luuenraum der Mutterblase fallen. (Ech. hydatitosus Leuck. Ech. altrieipariens K�chenm. Endogener Ech. K�hl.) Sind im Verh�ltnisse zur Grosse der Mutterblase nur wenig Tochterblasen zugegen, so zeigen sie eine regel-m�ssige kugelf�rmige Gestalt; im entgegengesetzten Falle erlangen sie durch gegen�seitigen Druck die verschiedenartigsten Formen. Die Tochterblasen k�nnen gleich�falls wieder (Enkel-) Blasen entwickeln.
Sowohl in den einfachen, als in den Tochter- (und Enkel-) Blasen sprossen die Scolices ans Brutkapseln, die der inneren Blasenwand anh�ngen, hervor. Eine Brutkapsel kann wenige, bis zu einigen 20 Scolices enthalten. Bisweilen finden sich sowohl losgel�ste Brutkapseln, als freie Scolices in der Fl�ssigkeit schwimmend. Der Kopf der Ammen ist dem der Taenia gleich, die Haken zarter, der Hals eif�rmig und einem muskul�sen Stiele aufsitzend; die L�nge des Scolex betr�gt '/io bis i/3 mm.
Ob bei den Haustliiereu die in der Leber beim Menschen beobachtete ;�!. Form: der alveolare oder multilocul�r e Ech in o ecus vorkomme, ist noch ungewiss. Er w�chst h�chstens zur Grosse einer Erbse heran; veranlasst aber durch die An-einanderlagerung einer Anzahl gr�sserer und kleinerer, einen gallertigen Pfropf einschliessender, in ein gemeinsames Bindegewebsstroma eingebetteter Bl�schen,
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Bantlwiirmer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sf)
verschieden grosso Geschw�lste, die eine liesondere NeiguriR- zur Uleoration zeig-en (Alveolarcancroid). Zur Scolexbildung selieint es nur in den wenigsten UUischeu zu kommen.
Nicht selten gehen die Echinococcusblaseu in Folg-e einer Entz�ndung' der Umh�Uungscyste zu Grunde. Die W�nde der Blase werden schmutzig, undurchsichtig', der Inhalt tr�be, scluuutzigg-ell), eiter�hnlich, und enth�lt eine feine Punktmasse, Fettk�golchen und in Aufl�sung- begriffene Scolices. In manchen F�llen kommt es in Folge der Vereiterung zu einer Er�ffnung' des Sackes und zum Er�g�sse seines Inhaltes in die H�hlen des K�rpers oder gewisser, mit dem Echinococcussacke in Adh�sion getretener Organe, in anderen erfolgt allm�lige Eindickung des Inhaltes zu einem Kalkbreie und Schrumpfung des Sackes.
Wohnort: in den verschiedensten Organen der pflanzen�fressenden Hausthierc und des Schweines. Sch�dliche Wirkungen veranlassen sie durch ihr Volum , durch ihren Druck auf die um�gehenden Theile, durch Verschliessung wichtiger G�nge, durch ihren Durchbruch; bei ihrem Andringen au ser�se H�ute veranlassen sie auf der Oberfl�che derselben Bindegewebsneubildungen und An-l�thungeu an die Umgebung.
12.nbsp; Dickhalsiger Bandwurm (T. crassicollis BucL).
Kopf fast vierseitig, vorne eylindriseli, mit vorne au den Winkeln stehenden vorragenden Saugn�pfen, Hals fast fehlend; die ersten Glieder sehr kurz, die fol�genden keilf�rmig, die letzten mehr lang als breit. Die Geschleehts�ffnuugen am Rande, wechselnd stehend. L�nge bis zu ij3 Meter.
Wohnort: der D�nndarm der Katze.
Der Larvenzustand ist der bandf�rmige Blasenschwanz (Cysticercus fasciolaris Rud.), welcher sich in der Leber der M�use und Ratten sehr h�utig vorfindet.
Kopf v�llig gleichartig mit jenem des Bandwurmes, Hal s fast v�llig fehlend, die Blase bandf�rmig, nicht selten quer gefaltet, hinten kugelf�rmig anschwellend. L�nge 2�8 mm. und mehr. Breite 1 � 2 mm., der Durchmesser des kugelf�rmigen Endes der Blase 2 � 4 mm.
13.nbsp; nbsp; nbsp;K�rbiskern�hnlicher Bandwurm (T. cueumerina Blech).
Kopf l�nglich, vierseitig, mit au den Winkeln vorne sitzenden Saugn�pfen; R�ssel keulenf�rmig mit unrcgelm�ssigen auf Scheiben sitzenden Ilaken, Hals kurz, die ersten Glieder keilf�rmig, die �brigen lang elliptisch (k�rbiskern�hnlich). Geschlechts�ffnungen an beiden R�ndern. L�nge 50 � 90, selbst an 200 mm.. Breite h�chstens 2 mm.
Wohnort: im D�nndarme des Hundes. Die Larve dieses Bandwurmes soll nach Melnikow ein in dem Hundehaarling leben�der �lasemvurm ohne Fl�ssigkeit (Cysticercoid) sein.
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86nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bandw�rmer.
14.nbsp; Elliptischer Bandwurm (T. elliptica Batsch).
Kopf vierseitig, kugelig, mit vorne an den Winkeln sitzenden SaugnSpfen, R�ssel birntonnig, mit einer 3�4tachen Reihe von ungef�hr 00 H�kehcn, Hills fast fehlend; die ersten Glieder sehr kurz, die folgenden nahezu quadratisch, die �brigen lang elliptisch. Geschleehts�tfnungen an beiden Leibesr�ndern. L�nge 4�13 mm., Breite quot;2 mm.
Wohnort: der Diinndarm der Katze. Die correspondironde Finnenart unbekannt.
15.nbsp; nbsp;Der Kettenhaudwunn (Einsiedlerbandwurm, lang-
gliedrig-er Bandwurm des Menschen, T. solinm Linne).
Kopf kugelig, am Ende nicht selten schw�rzlich, R�ssel kurz, mit einem doppelten Kranz von 26 dicken, plumpen Ilaken, Saugn�pfe vorne, stark vorsprin�gend, Hals fadenf�rmig, die vorderen Glieder schmal und d�nn, weiter nach r�ck�w�rts l�nger und quadratisch, die letzten, reife Eier einschliessonden, viel l�nger als breit (8�10 mm. lang, 5�G mm. breit), mit abgestumpften Winkeln. Die Ge-schlechts�ffnungen am Leibesraude unregelm�ssig wechselnd. Die Proglottiden gehen meist zu mehreren zusammenh�ngend, mit den F�calstofl'en ab. L�nge der Strobila 2�3, selten bis 8 Meter.
Aus dem Embryo desselben entwickelt sich, wie durch F�tte-rung-sversuche michg-ewiosen ist, als Larve:
Der Zellgewebsblasenschwanz, die echte Finne (Cysti-cercus cellulosae Rad.). Er besteht aus dem K�rper (Scolex) und der das hintere Ende desselben darstellenden hirsekorn- bis kirschen-grossen halbdurchsichtigen, runden oder quer elliptischen Hchwanz-blase, welche dann, wenn sie in Geweheu sitzt, von einer Kapsel eingeschlossen ist. Gew�hnlich ist der Kopf des 8colex in den Hais eingest�lpt, und man bemerkt dann an dieser Stelle eine einw�rts a-ezoffene kleine Falte.
Kopf dem des Bandwurmes gleich, und kann gleich dem kurzen Halse in die Blase eingezogen werden.
Wohnort: das Bindegewebe, die Muskeln, die ser�sen H�ute, Lunge, Leber, Milz, Nieren, Auge u. s. w. des Schweines (die Finnenkrankheit veranlassend), selten anderer Thierc (Affen, Hunde, Katzen, Rehe).
Aus den von Gerlach angestellten F�ttcrungsvcrsuchen ergibt sich, dass nur sehr junge Schweine mit Eiern der T. solinm angesteckt werden k�nnen, dass eine sehr reichliche Aufnahme solcher Eier den Tod des Schweines zur Folge haben kann, dass die Entwicklung der Finnen erst mit und nach 3 Monaten vollendet ist, und dass die Bildung der Unih�llungscysle erst mehrere Wochen nach der Aufnahme der Eier beginnt, dass sie bei 40 Tage alten Finnen noch sehr zart sei und erst von da an dichter und fester werde.
1(3. Der r�hrenf�rmige Blase use hwanz (Cysticercus tistu-laris Rud.).
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Saugw�nner.
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Kopf klein, vierseitig;, vorue abgeatumpft, mit einem doppelten Ilukenkrmize, Saugn�pfe klein, rundlich an den vorderen Winkeln, Hals kurz, etwa 12 mm. lang, rundlich, nach r�ckw�rts dicker werdend, runzlich, Blase l�nglich rund, vorne gleich weit, nach r�ckw�rts sich erweiternd, am Ende abgerundet. L�nge des Wur�mes 96 bis 100 mm., Durchmesser des Kopfes 0-4�0-5 mm., der Blase r�ckw�rts 12�14 mm.
Wohnort: das Bauchfell des Pferdes. Sehr selten.
Die zugeh�rige Bandwurmart noch unbekannt (v. Beneden versichert, dass diesem Fiuueuzustande die Taenia perfoliata zug-o-h�re; die Taenia m�sste aber dann die Hakenkr�nze der Finne verlieren).
2. Saugw�rmer, Trematodes.
sect;. 58. Isolirte W�rmer von zung-en- oder blattf�rmiger Gestalt, die sich von abgel�sten Prog-lottiden, mit welchen sie Aehnlichkeit haben, durch das Vorhandensein von Darm- und Haftapparaten, bauchst�ndigeu Saugn�pfen, unterscheiden.
Die Oberfl�che des K�rpers der Saugw�nner wird durch ein H�utchen gebil�det, unter welchem die weiche, aus Bindegewebe bestehende Grnndsubstanz des K�rpers, in welche die einzelnen Organe eingebettet sind, gelagert ist. In der ausseien Rindenschichte liegt die Hautmuskellage, andere Muskeln ziehen vom R�cken nach der Bauchfl�che und zwischen den Eingeweiden; kr�ftige Muskeln besitzen �berdies die Saugn�pfe; auch ein Nervensystem ist bei den Trematoden nach�gewiesen.
Der Leib ist jdatt, oval, lancett- oder kegelf�rmig, der Kopf vom K�rper nicht oder nur wenig abgegrenzt; der Mund am K�rperende oder nahe demselben stehend, gew�hnlich von einem Mundsaugnapfe umgeben, der Pharynx sehr muskul�s; der Darmkanal gabelig getheilt oder zweispaltig, �stig, blind endigend; die After-�ffnung fehlt; ein verzweigter gef�ssaystemartiger Excretionsapparat (Harn�organ) mit einer Oeffnung an der Hinterleibsspitze; Athmuugsorgane fehlen; in der Mitte des Schlundes ein doppelter Nervenknoten, von welchem Nervenfaden abgehen. Als Haftorgan bei Ortsbewegungon dient der muskul�se, bauchst�ndige Saugnapf. Meist sind beiderlei Geschlechtsorgane in einem Individuum vereinigt; die Ge-schlechts�ffnungcn sind gesondert, einander nahe oder entfernt, gew�hnlich in der Mittellinie der Bauch fl�che angebracht; der Penis fadenf�rmig, zur�ckziehbar, mit oder ohne Scheide; zwei, selten ein Hode; ein Keim- oder Eierstock, zwei Dotterst�cke, ein Fruchth�lter sammt Scheide. Die Begattung soll gew�hnlich zwi�schen zwei Individuen stattfinden, doch ist Selbstbegattung m�glich. Die Eier be�sitzen einen Deckelapparat; in jenen mancher Arten findet die Embryonalentwick-lung noch vollst�ndig w�hrend des Aufenthaltes im K�rper der Mutter statt, bei anderen erst nach erfolgter Entleerung und l�ngerem Aufenthalte im Wasser.
Die Saugw�nner, wenigstens die entoparasitischen sind von ihrer Entwicklung aus dem Eie bis zum vollkommenen Thiere einem Generationswechsel unterworfen, aus dessen Verlauf man wohl erst einzelne Thatsachen kennt, die sich jedoch mit vieler Wahr-
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88nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sanifw�rmer.
scheinlichkeit schon jetzt zu einem Ganzen zusammensetzen lassen. Der in dem nach atissen gelangten Ei der Treinatoden enthaltene Embryo entwickelt sich, an passende Stellen nach aussen gelangt, zu einem Thiere von ganz anderer Form und Organisation als die Eltern waren.
Der reif gewordene Emhryo wirft den Deckel der Eischale ah, wozu der Aufenthalt im Wasser nothwendig ist, und schwimmt, falls er ein bewimpertes Oberh�utcheu besitzt, herum, kriecht am Boden der Gew�sser, falls er nackt ist, bis er ein passendes Wohn-thier (Wasserinsecten, Wasserschnecken, Muscheln u. s. f.) antrifft, in dessen Inneres er eindringt. Er verliert daselbst rasch das Wiin-perkleid und umwandelt sich zu einem sich kaum bewegenden Cer-carienschlauche (Keimschlauch, Amme), oder zu einem sich lebhaft bewogenden Ammenschlauch (Redie). Im Innern dieser Schl�uche entwickelt sich entweder unmittelbar oder nach vorausgegangener Bildung seeund�rer Keimschl�uche in diesen, eine Brut geschw�nzter oder nicht geschw�nzter Cercarien. Die geschw�nzten Cercarien ver�lassen dann die Keimschl�uche und das Wohnthier derselben und schwimmen im Wasser lebhaft herum. So werden sie von Thleren entweder mit dem Wasser unmittelbar eingeschl�rft, oder sie drin�gen in W�rmer, Schnecken oder Insectenlarven ein, verlieren dabei ihren Ruderschwanz und kapseln sich ein, oder sie m�gen sich auch an Pflanzen, die an feuchten Pl�tzen wachsen, ansetzen und ein�kapseln. Werden nun solche Schnecken, Insecten oder Pflanzen von einem passenden Thiere verzehrt, so werden sie sammt der, die Cercarie umschliessenden Kapsel verdaut; diese, dadurch freigewor�den, kann in ein passendes Organ gelangen und daselbst die Ge�schlechtsreife erlangen.
Die schwanzlosen Cercarien wandern in einen zweiten Zwischen-wirth nicht ein.
Es ist begreiflich, dass durch diesen complicirten Verwandlungs�und Wanderungsprocess viele Thiere zu Grunde gehen m�ssen; der Verlust wird jedoch durch den Umstand, dass eine Amme sehr viele Cercarien erzeugen kann, wieder ausgeglichen.
Es geh�ren hieher:
1. Das Doppelloch (Distomum Dies).
Leib platt oder rundlich, bewaffnet oder unbewaffnet, Kopf nicht abgesetzt oder durch einen Hals geschieden; Mund endst�ndig oder doch vorne mit einem Saugnapf umgeben; ein sitzender oder gestielter Saugnapf am Bauehe; die Geschlechts��ffnungen einander nahe, vor, selten hinter dem Saugnapfe; Dann zvveischenkelig, selten mit Nebenzweigen besetzt. Eine Ausf�hrungs�ffnung an der Spitze des Schweifes oder am R�cken Vor der Schweifspitze.
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Sangirfitmer.
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a.nbsp; Das Leberdoppellooh, tlor gTosse Lobcvo^el (I)ist. hopaticum. Abiig', et Mehlis).
VorderkSrper ziemlicli (lick und kegelf�rmig, Hinterleib blattartig abgeflacht, gross, breit, nach r�ckw�rts sich versclnn�lerml; die Oberhaut mit schnppigen Sta�cheln besetzt; Mund- und Bauchsangnapf, beide klein, stehen nahe an einander, in der Mitte zwischen beiden liegt die Gesclilechts�ffnung. Die ovalen Eier entwickeln nach einem l�ngeren Aufenthalte im Wasser einen kegelf�rmigen Embryo, der mit Hilfe einer Flimmerbekleidung frei im Wasser herumscliwimmt, L�nge der Erwach�senen IG �40 mm., st�rkste Hreite (i�12 mm.
Wohnort: die Leberg�no-e dos Pferdes, Esels (selten); die Leberg�nge und die Ciullenblase des Rindes, Schafes, der Ziege und dos Schweines (hier h�ufig' und zahlreich vorkommend).
b.nbsp; nbsp;Lancettf�rmig-es Doppelloch, Lancettf�rmiger Le�berogel (D. lanceolatum Mehlis).
K�rper d�nn, langgestreckt, von lancettf�rmiger Gestalt, vorne spitzer als r�ckw�rts. Oberbaut nackt. Der Kopfrand �ber den Mundsangnapf schirmf�rmig vorspringend; der gr�ssere Baucbsaugnapf etwa um den �. Theil der K�rpcrl�nge weiter nach r�ckw�rts. L�nge 4�8 mm., Breite l�S'/j mm. Der Embryo, der sich im Ei schon im Leibe der Mutter fast vollst�ndig entwickelt, aber erst viele Wochen nach dem Aufenthalt im Wasser aus dem Eie hervorkommt, ist birn- oder kugel�f�rmig, auf dem Scheitel mit einem stiletf�rm igen Eortsatz bewaffnet und in der vorderen K�rperh�lfte bewimpert. Die Cercarien und Cercarienschl�nche scheinen die Tellerschnecke zu bewohnen.
Wobnort: die Gallonblase und die Leberg�ng-o des Rindes, Schafes, der Ziege und des Schweines.
In gr�sserer Menge vorhanden erweitern und vorstopfen die Leberegel die Galleng�ng-e, die auch in ihren Wandungen ausser-ordentlich verdickt und call�s werden. Hiedurch leidet die Gallen-secretion; die in den Galleng�ngen und der Gallenblase vorfindliche Galle wird schleimig- z�he, graugelb; das Leberparenchvm atrophirt in Folge des Druckes, es entwickelt sich Gelbsucht, St�rung- der Ern�hrung- und schliesslich ein cachektischer Zustand; Erscheinun�gen, die man in ihrer Aufeinanderfolge mit dem Namen der Leber�egelkrankheit (s. diese) bezeichnet.
2. Endloch, Zapfenwurm (Amphistomum Rud.).
K�rper muskul�s, platt oder rundlich, r�ckw�rts schief abgestumpft und mit einem weiten Saugnapf endend. Kopf vom K�rper nicht abgesetzt; Mund endst�ndig oder vorne, bisweilen saugnapf�hnlich; gabiig getheilter Darm; Gescblechts�ffnnngen nach vorne, einander nahe, Excretionskan�le sehr entwickelt, mit einer Ausf�hrungs-�ft'nung am K�cken; Eier elliptisch, gross; Embryo gewimpert.
a. Kegelf�rmiges Endloch, Zapfenwurm (Ainph. coni-cum Rud.).
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yUnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sjiugwiirmer. � KundwOrmcr.
K�rper spitz kegelf�rmig; liinton schief abgestutzt; der eiulstiindige Mund klein; der Saugiuipf am K�rperende selir gross, mit einem kreisf�rmigen Ringe. L�nge 4�VJ mm., vorne kaum 1 mm., r�ckw�rts 3�3 mm. dick.
Wohnort: der Pansen des Kindes, Schafes und der Ziege. Der Wurm saugt sich mit dem Saugnapfe sehr fest an eine Zotte des Pansens an, und verrichtet auch in dieser Lage mit einem dicht daneben sitzenden Individuum die Begattung-, wobei beide so innig an einander haften, dass sie selbst in Weingeist gegeben von einan�der nicht ablassen.
b. Abgestutztes Endloch, kegelf�rmiges Doppelloch (Amph. truncatum Rud. Distomum Conus Crepliu).
K�rper elliptisch, flach oder rundlich, r�ckw�rts abgestutzt, Hals schmal, Mund kreisf�rmig, Saugnapf gross, mit einem vorstehenden kreisf�rmigen, vorne gesell weiften Rande, Geschlech ts�ffnung mit einem Saume umgeben, bei zur�ck�gezogenem Peuis einem Saugnapf �hnlich. L�nge 3 � 6 mm.. Breite vorne weniger als 1 mm., hinten 2 mm.
Wohnort: die Gallenblase, seltener die Galleng�nge der Katze.
3. Halbloch (Hemistomum Dies).
K�riier fast rundlich oder flach; Kopf gross, von dem K�rper durch eine Einschn�rung getrennt, saugnapf�lmlich, schief abgestutzt, an der Seite klatt'end, gew�hnlieh l�nger als der K�rper. Der Mund fast ondst�ndig, vorne am oberen Rande. Die m�nnliche Geschlechts�ffnung (der sogenannte Saugnapf) liegt in einer Aush�hlung des Kopfes und ist wie die um Schweifende liegende weibliche Ge�schlechts�ffnung saugnapf�hnlk-h.
Gefl�geltes Ilalbloch, gefl�geltes Doppclloch (llemist. ala-tiun Dies. Distomum alat. Zeder.).
Kopf elliptisch, Mund endst�ndig mit fadenf�rmigen Forts�tzen an beiden R�ndern des Kopfes, der K�rper konisch, um das Doppelte k�rzer als der Kopf. L�nge 3�6 min., Breite 1�2 mm.
Wohnort: der D�nndarm des Hundes.
B. Kundw�rmer, Annelides.
sect;. 59. Die Rundw�rmer sind durch einen runden, nicht segmeutirten, meist geringelten, seltener glatten K�rper ausgezeich�net, dessen L�nge stets um vieles betr�chtlicher ist, als die Dicke. Sie sind getrennten Geschlechtes, besitzen weder blutf�hrende, noch der Athmung dienende Organe, ein Nervensystem ist bei vielen nachweisbar; Haf'torgane verschiedener Form sind gew�hnlich zu�gegen. Ein Generationswechsel lindet w�hrend der Entwicklung nicht statt, dagegen eine Wanderung.
Diese Abtheilung der Helminthen kann in die eigentlichen Rund- und in die Hakenw�rmer geschieden werden.
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Kundw�rmer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 91
1. Rund- oder Fadeinv�rnier, Nematoidea.
sect;. 00. Bei den Hausthieren kommen nur Rundw�rmer aus der Unterordnung' der Afterfuhrenden (N. proctucba Dies.) vor.
K�rper rund, viel l�nger als dick, h�ufig- fadenf�rmig-, elastisch, weiss, braun oder roth, g-latt oder geringelt, unbewaffnet oder be�waffnet; Kopf mit dein K�rper verschmolzen oder gesondert, be�waffnet oder unbewaffnet, gefl�gelt oder ungefl�g-elt, ohne oder mit 1�4 Lippen; Mund am vorderen K�rperende, nackt oder mit W�rzchen ixmg-eben, gez�hnt, offen oder mit Lippen oder Klappen geschlossen. Ohne, selten mit Augen. Schw�nzende des M�nn�chens von dem des Weibchens verschieden. Geschlechter getrennt. Die m�nnliche Geschlechts�ffuung- vor oder an der Schweifspitze, fadenf�rmiger Penis, bald mit bald ohne Scheide. Die weibliche Geschlechts�ffuung bald vor oder an der Spitze des Schweifes, bald gegen die Mitte des K�rpers, bald weiter vorne, selbst nahe hinter dem Munde gelegen.
Die allgemeine K�rperbecleckuug besteht aus einer Susseren Lage, Epi�dermis und Faserhaut und einer inneren muskul�sen, welche durch eine schmale K�cken-, Bauch- und zwei seitliche breite Binden unterbrochen ist. Der Ver�dauungsapparat besteht aus einer muskul�sen Speiser�hre, bisweilen einem deut�lichen Magen, einem einfachen, fast gleichweiten und geraden D�nndarm, und einem muskul�sen Mastdarm, nebst dr�sigen Organen. Als A tb m ungsorgano dienen gestielte, unter der Haut gelegene, bis in die Bauchh�hle sich erstreckende Bl�schen oder Kan�le, welche in Hantporen m�nden. Das Nervensystem besteht aus einem Hirn- und einem Schweifganglion, welche durch Ketten von Ganglienzellen verbunden sind. Die m�nnlichen Geschlechtsorgane bestehen aus einem Schlauch, wel�cher in Hoden, Samenleiter, Samenbl�schen und Ausfiihrungsgang geschieden ist, und einem fadenf�nnigen Penis. Die weiblichen Geschlechtsorgane sind einfach oder mehrfach; die einfachen bestehen aus Eierstock, Eileiter, Eruchtsack und Scheide, die mehrfachen aus einem 1�� h�rnigen Fruchtsacke, ebenso viel Eileitern und Eierst�cken und einer einzigen gemeinsamen Scheide. Sie sind eierlegend, in welchem Falle die Eier meist vorerst in Wasser oder auf feuchten Boden u. s. w. gelangen m�ssen, um den Embryo ausbilden zu k�nnen, oder der Emhryo schl�pft schon im Eileiter aus, die W�rmer geb�ren lebendige Junge; der Emhryo ist dem Muttcrthiere �hnlich.
Eine eigentliche Metamorphose kommt bei den Rundw�r�mern nicht vor; doch unternimmt die Mehrzahl derselben Wande�rungen. Bei einigen gelangt die .junge Brut nach aussen, und lebt im Wasser oder an feuchten Stellen und dringt durch die Haut in das Bindegewebe eines Wohnthieres, um dort die geschlechtliche Reife zu erlangen; bei anderen bahnt sich die Brut einen Weg in Blutgef�sse und lebt dort einige Zeit im Blute, um dann weiter zu wandern, und sich dort geschlechtlieh zu entwickeln; andere wan-
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Hundw�rmer.
(lern in niedere Thiere, wachsen und werden mit der Nahrung auf h�here Thiere �bertrafen, wo sie sich zu quot;�eschlechtsreifen Indivi-duen entwickeln; die Embryonen anderer wandern in Organe des Wirthes ihrer Eltern ein, bilden sich dort weiter aus, werden ein-gekapselt und erst g-eschlochtsreif, wenn das von ihnen befallene Organ von einein anderen passenden Wohnthiere verzehrt wird. Die in j�ngster Zeit nachgewiesenen Wanderungen der Trichina spiralis geben von der letzten Art der Wanderung ein belehrendes Beispiel. Durch die Einwanderung in den ersten Wirth bleibt die Brut noch immer im embryonalen Zustande, nimmt an Grosse zu, und erreicht nur eine gewisse Entwicklung.
1. Familie der Pfriemenschw�nze (Oxyuridea Dies.).
K�rper l�nglich, rundlich, nackt oder mit Saugw�rzchen oder Geflechten versehen, Schwanzende nackt, unbewaffnet oder an der Spitze mit Dornchen bewaffnet, der des Weibchens pfriemen�hnlich ; Mund endst�ndig-, nackt oder mit 3�4 Kn�tchen oder Papillcn umgeben; Schlund oder Speiser�hre innen gezahnt oder ungez�hnt. Penis ohne Scheide oder innerhalb einer ein- oder zweibl�ttrigen Scheide. Eierlegend oder lebendig geb�rend.
Pfriem en schw�nz (Oxyuris Rud.).
K�rper IHnglich, beinahe drehmnd, dick; Kopf nicht abgesetzt, mit einer entweder anliegenden, oder in eine Blase erhobenen und dann 2 � 4 Fl�gel bildenden Epidermis. Mund endst�ndig, nackt oder mit Kn�tchen oder W�rzchen umgeben. Schw�nzende, spitz zulaufend, beim M�nnchen spitzig, beim Weibchen pfriemen-fiirmig. Penis in einer r�hrigen Scheide; weibliche Geschlechts�fl'nung vorne oder r�ckw�rts gelegen; Fruchth�lt er zweihornig. Eierlegend.
Die mit den Excrementen des Wohnthieres abgegangenen Eier entwickeln an feuchten, warmen Pl�tzen einen cylindrischen, innerhalb der Eischale beweglichen Embryo. In diesem Entwicklungszustande mit der Nahrung in den Magen eines zusagenden Wohnthieres eingef�hrt, wird die Eischale verdaut, und der Embryo wandert in den Dickdarm, wo er allm�lig und zwar nach durchgemaehter H�utung geschlechtsreif wird. Bei anderen Oxyuris-Arton wandern die befruchteten Weibchen aus, und setzen ihre Eier ausserhalb des Darmes der Wohnthiere ab. Auch eine Selbstinfection der Wohnthiere kann stattfinden, indem diese in Folge des von den auswandernden Thieren veranlassten Juckreizes ihren After kneipen oder scheuern, und hiebei tr�chtige Weibchen oder Eier in den Mund und Magen bringen k�nnen.
a. Krummer Pfriemenschwanz (Oxyuris curvula Rud.).
Kopf kegelf�rmig, mit dicht anliegender Epidermis, K�rper beiderseits ver-schm�chtigt, vorne gekr�mmt, Seh wanzende des M�nnchens kurz, pfriemenf�rmig; jenes des Weibchens lang, pfriemenf�rmig, fast von der L�nge des K�rpers. L�nge des h�chst seltenen M�nnchens (gt;�S mm., des Weibchens 40 mm.; Dicke 2�3 mm.
Wohnort: der Blind- und Grininidarm des Pferdes. Das M�nnchen wird um vieles seltener gefunden als die Weibchen.
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Kundw�rmcr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i)3
Die Gegenwart von Pfriemenschw�nzen verarsacht den AVulin-thieren keine besonderen Beschwerden oder auffallende Nachtheile.
Probstmayr beselireibt (Wochensckr. f. Thierh. u. Vieliz. ISfi� Nr. 23) unter dem Namen Oxyuris vivipara eine Nomatode, welche er in dein Blinddarme von Pferden antraf, und welche sich dnrcli das Geb�ren lebendiger Jungen von den anderen Arten dieser Gattung' unterscheidet. M�nnchen wurden nicht gefuudcn.
2. Familie der Spulw�rmer (Ascaridea Dies.).
K�rper lang-, fast drehrund, bewaffnet oder unbewaffnet; Kopf vom K�rper nicbt abgesetzt, dreilippig-, die Lippen nackt oder mit Z�hnchen bewaffnet, Mund endst�ndis*. au der Basis der Lippen, Penis oline oder in einer r�hrigen oder zweibl�tterig'en Scheide.
Spulwurm (Ascaris Linne).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '\
K�rper, l�nglich, drehrund, vorne oder r�ckw�rts mehr verschm�chtigt, un�bewaffnet, sehr selten bewaffnet; Kopf von dem K�rper nicht abgesetzt, mit ii nackten oder durch Kn�tchen verst�rkten Lippen, ohne oder mit 2 Randfl�geln; der end�st�ndige Mund an der Basis der Lippen; das Schw�nzende nackt oder gefl�gelt; der fadenf�rmige Penis in einer zweitheiligen Scheide mit linienf�rmigen, bisweilen sehr langen Bl�ttern; die weibliche Geschlechts�rt'nung im vorderen oder hinteren Theile des K�rpers; Fruchth�lter zweih�rnig, selten S-, 4- oder �h�rnig. Eier legend sehr selten lebendig geb�rend.
Der Entwicklungsgang der Spulw�rmer ist noch nicht sichergestellt. Bekannt ist nur, dass in den Eiern von Ascaridcn, wenn sie in Wasser oder nasser Erde liegen, sich Embryonen entwickeln, und zwar bei warmer Temperatur der Umgebung innerhalb 2 bis 3 Wochen, bei sehr niederer Temperatur erst nach vielen Monaten, selbst nach einem Jahre. M�glich ist es, dass mit Futterstoffen oder Wasser Eier, welche reife Embryoneu enthalten, von verschiedenen Thieren aufgenommen werden, und dass die nach L�sung der Eischalen frei gewordenen Embryonen im Darme des Tr�gers sich nach und nach zu geschlechtsreifen Spulw�rmern entwickeln; es kann aber auch die M�glichkeit nicht in Abrede gestellt werden, dass die Eier vorerst in den Magen eines niederen Thieres gelangen, und dass hier die Embryonen sich bis zu einer gewissen Stufe entwickeln, ehe sie in ihren eigentlichen Tr�ger einwandern,
a.nbsp; nbsp;Regenwurm�hnlicher Spulwurm (Ascaris lumbricoides Linne).
Kopf nackt, Mund mit :�! halbmondf�rmigen, vorragenden, am Rande durch�scheinenden Klappen, K�rper gleichf�rmig verschm�chtigt, fast gerade, beiderseits deutlich gefurcht, das kegelf�rmige Schw�nzende des M�nnchens gekr�mmt, jenes des Weibchens stumpf kegclfonnig, gerade. L�nge des M�nnchens 100�160 mm., des Weibchens 180�200 mm. und dar�ber Dicke 4�0 nun.
Wohnort: der D�nndarm des Rindes und Schweines (auch des Menschen).
b.nbsp; Qrossk�pfiger Spulwurm (Asc. meo-alocephala Clocquet).
Kopf nackt, Mund mit drei lappigen, am Rande durchscheinenden Lippen; K�rper gleichf�rmig verschm�chtigt, fast gerade, heidersoits deutlich breit gefurcht;
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94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rundw�rmer.
das Schw�nzende des M�nnchens kegelf�rmig, fast gerade oder gekr�mmt, jenes des Weibchens stampf kegelf�rmig, gerade. L�nge des M�nnchens 160 �100 mm., des Weibchens 2�0�270 mm. Dicke von 8�12 inm.
Wohnort: der D�nndarm des Pferdes und Esels; bisweilen in so enormer Mensj-e, dass dadurch vollkommene Verstopfung' des D�nndarnii'ohres, selbst t�dtlich endende Koliken des Wohnthieres veranlagst werden, deren Ursache bisweilen in Perforation der Darm�wandung von Seite der mit Z�hncheo an den hornigen Lippen ver�sehenen Spulw�rmer liegt. Auch in den Q-alleng�ngen der Leber wurden sie angetroffen, wohin sie ans dem Zw�lffingerd�rme gelangt sein mussten.
c.nbsp; Katzenspulwurm (Asc. mystax. Kud.).
Kopf gebogen mit 3 halbmondf�rmigen Fl�geln, Mund mit kleinen abgerun�deten Lippen; K�rper beiderseits gleiclmi�ssig verschmSchtigt, fast gerade oder gekr�mmt, das Schw�nzende des M�nnchens gekr�mmt, kurz zugespitzt, des Weib�chens spitz kegelf�rmig, kurz, gerade. L�nge des M�nnchens 50�60 mm., des Weibchens 120�ISO mm. Dicke I�IMJ mm.
Wohnort: der D�nndarm der Katze.
d.nbsp; Ger�nderter Spulwurm (Ase. marginata Rud.).
Kopf mit 2 halbelliptischen, vorne und r�ckw�rts verschm�chtigten Fl�geln, Mund mit kleinen, abgerundeten Lippen, K�rper beiderseits gleichm�ssig ver-schin�chtigt, fast gerade oder gekr�mmt. Schwanzende des M�nnchens stumpf gebogen, beiderseits mit schmalen Fl�geln, an der Spitze dornig, des Weibchens spitz kegelf�rmig, gerade. L�nge des M�nnchens 50 � 60 nun., des Weihchens 100�120 mm. Dicke 2 mm.
Wohnort: der D�nndarm des Hundes.
3. Familie der Rollschwanzartigen (Spiruridea Diesing).
K�rper l�nglich, rund, selten fadenf�rmig; Kopf ohne oder mit Lippen, bald nackt, bald durch die erhobene Epidermis verschieden gestaltet, Mund endst�ndig, das Schw�nzende des M�nnchens spiralig gewunden, beiderseits mit Fl�geln, selten ohne diese; Penis in einer I- oder SSbl�tterigen Scheide.
Roll schw�nz (Spiroptera Rud.).
K�r])er l�nglich rund, unbewaft'net oder bewaffnet, mit oder ohne Fl�gel. Kopf vom K�rper nicht abgesetzt, bewaffnet oder unbewafi'net, mit oder ohne Fl�gel. Mund endst�ndig, kreisrund, nackt oder mit, W�rzchen versehen, sehr selten gezahnt. Sehwanzende des M�nnchens spiralig gewunden, mit Randfl�geln, des Weibchens gerade, ohne Fl�gel. Der fadenf�rmige Penis in einer einbl�tterigen Scheide, weih�liche Geschlechts�ffuung vorne oder r�ckw�rts oder in der Mitte des K�rpers, Fruchth�lter zweib�rnig. Eierlcgend, selten lebendig geb�rend.
a. Pallisadenwurm�hnlicher Rollschwanz (Spir. stron-gylina Rud.).
Kopf nicht, abgesetzt, nngefl�gelt, Mund kreisf�rmig, nackt, K�rper der Quere nach dicht, gestreift, halbkreisf�rmig gebogen, am vorderen Ende sanft ver-
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Rundw�rmer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 95
schmSchtigt, an der Spitze gestutzt, Schw�nzende des Miinneliens einmal spiralig gewunden, mit breiten, runden, r�ckw�rts Sstrahligen Lappen, Penis sehr lang, fadenf�rmig, seine Scheide kurz; Schw�nzende des Weibchens gerade, spitz kegelf�rmig, Gesclilechts�ffnung im hinteren K�rpertheile. L�nge des M�nnchens 10�13 mm., des Weibchens 13�20 mm., Dicke 0-� mm.
Wohnort: der Magen des Schweines.
b.nbsp; Grossniiinliger Rollschwanz (Spir. megastoma Rud.).
Kopf vom K�rper durch eine Einschn�rung gesondert, ohne Fl�gel, Mund gross, kreisf�rmig, vierlappig, nackt; K�rper bisweilen gerade, bisweilen umegel-m�ssig gebogen, der Quere nach dicht gestreift, beiderseits verschm�chtigt; vorderes Ende abgestutzt; Schwanzende des M�nnchens einmal spiralig gekr�mmt, mit stumpfer Spitze, beiderseits mit 4strahligen Fl�geln an der Goschlechts�tl'imng: Penis fadenf�rmig, gebogen; Penisscheide kurz; Schw�nzende des Weibchens spitz kegelf�rmig; gerade weibliche Goschlechts�ttnnng am vorderen K�rpertheile. L�ngenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
des M�nnchens 8-�11 mm., des Weibchens 10--I3 mm. Dicke 0-� mm.
Wohnort: die hypertrophischen, in den Wandungen sehr verdickten Follikel der Magenschleimhaut des Pferdes. Hiedurcb
entstehen hasel- bis wallnusslaquo;rosse Geschw�lste, welche am h�utig-
ill
sten an der Grenze zwischen Cardia- und Pylorustheil in der N�he des scharfen Epithelialrandes sitzen und an ihrer H�he eine oder mehrere Oeffnungen zeigen, durch welche sich eine eitrige Fl�ssig�keit mit Nestern dieser W�rmer ausdr�cken l�sst. Ist jedenfalls im Stande St�rungen in der Verdauung: und Ern�hrune zu veranlassen.
Onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;CTO
Ein gleichfalls im Magen der Pferde, jedoch frei vorkommender, fr�her als gr�ssere Variet�t des grossm�uligen Rollschwanzes bezeichneter Rundwurm, wird gegenw�rtig als kleinm�uliger Rollschwanz (Spiroptera mikrostoma) . bezeichnet. Er unterscheidet sich von dem ersteren durch seine bedeutendere K�rper-lange, die beim M�nnchen 10�22 mm., beim Weibchen 12�24 mm., bei einer Dicke von ,0-G mm. betr�gt; der vierseitige Mund besitzt 2 Z�hne; das mit 6 Papillen ver�sehene Schwanzende des M�nnchens ist in schraubenf�rmigen Windungen gebogen.
c.nbsp; Bl�tsaugender Kollschwanz (Spir. sang�inolenta Rud.).
Kopf nicht abgesetzt, ungefl�gelt; Mund fiseitig, warzig, am Saum mit 6 Z�hnen; K�rper der Quere nach gestreift, spiralig gewunden, blutroth; vorderes Ende allm�lig verschm�chtigt mit. abgestutzter Spitze; Schwanzende des M�nn�chens in 1 � 2 Windungen spiralig gedreht, mit sehr stumpfer Spitze, mit bis an dns Schwanzende verlaufenden, je mit 7 schwammartigen W�rzchen besetzten Fl�geln; Penis sehr lang, fadenf�rmig, gekr�mmt. Scheide kurz; Schwanzende des Weib�chens stumpf kegelf�rmig. L�nge des M�nnchens 30�40 mm., des Weibchens 60�70 mm. Dicke 0-� mm.
Wohnort: in Geschw�lstchen (Kn�tchen) der Schleimhaut des Magens und Schlundes von Hunden; nicht h�ufig.
d.nbsp; nbsp; Schi und faden wurm des Rindes (Spiroptera scutata oesophagea bovis M�ller).
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9(_gt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kumlw�rraer.
Koiifende abgestutzt, Muud�ffmmg rundlicli, unbewaffnet, hinteres Ende des M�nnchens etwas gekr�mmt, mit flfigelf�nnigen Anh�ngen; doppeltes Spiculmii; jenes des Weibchens zugespitzt, ohne Anh�nge, weibliche Geschlechts�ffnung am hinteren Korperende. L�nge der M�nnchen 40�60 mm., der Weibchen 80�200 mm. Die Dicke verschieden.
Wurde von F. M�ller (in Wien) in der Sclileiniliaut der Bmstportiun der Speiser�hre bei ungarischen und polnischen Ochsen und l)ei einem Pferde gefunden.
4.nbsp; nbsp; Familie der St�tzschwanzartigen (Onchocercoidea). Der Charakter der Familie und der einzigen Gattang f�llt
zusammen.
St�tzschwanz (Oneliocerea Dies.).
K�rper fadenf�rmig, beim M�nnchen locker, beim Weibchen eng'e spiralig gewunden, mit seinen Windungen ein cylindrisches Rohr bildend. Kopf vom Kor�per nicht abgesetzt; Mund endst�ndig, kreisf�rmig; Schwanzende des M�nnchens unten ausgeh�hlt mit 2 aufrechtstehenden an der Basis beiderseits mit H�kchen und an dem oberen Rande mit einem W�rzchen besetzten L�ppchen, jenes des Weib�chens verschm�chtigt, der fadenf�rmige Penis zwischen den L�ppchen. Weibliche Geschlechts�tfnung nach vorne.
a. Gegitterter St�tzschwanz, gelockter Fadenwurm (Onch. reticulata Dies, auch Spiroptera cincinnata, Filaria ciuein-nata genannt).
Der K�rper des Weibchens an seiner Oberfl�che sehr zart, netzf�rmig gerin-o-elt. L�nge sehr bedeutend (vielleicht nahezu O'� Meter), l�sst sich genau nicht bestimmen, da er unzerrissen aus seiner Wohnst�tte nicht entfernt werden kann; Breite 0-14�0-40 mm.
Wohnort: im oberen Gleichbeinhande (Fesselbeinbeuger) und
in den H�uten der grossen Schienbeiuarterie und sehr h�ufig- im Nackenbande des Pferdes in grosser Menge gefunden.
5.nbsp; Familie der Haarhalsw�rmer (Trichotrachelidea Dies.).
K�rper lang, rundlich, beim M�nnchen gew�hnlich spiralig eingerollt, beim Weibchen fast gerade, mit einem sehr langen haarf�rmigen Halse. Kopf vom Halse nicht abgesetzt, oder abgesetzt, unbewaffnet oder bewaffnet; Mund endst�ndig, kreis�f�rmig; der Penis in einer r�hrigen Scheide, aus dem Schwanzbeutel vorstreckbar; weibliche Geschlechts�ffuung vorne an der Basis des Halses.
Haarkopf, Peitschen wurm (Trichocephalus G�ze).
Der K�rper nahezu drehrund, bei dem M�nnchen gew�hnlich spiralig gewunden, bei dorn Weibchen nahezu gerade; der Hals sehr lang, haarf�rmig, nach hinten zu allm�lig dicker werdend; am Ende des nicht abgegrenzten Kopfes ein sehr kleiner Mund; das Schweifende des M�nnchens mit einem bewaffneten, sehr selten nur unbewaffneten Schwanzbeutel; das m�nnliche Glied fadenf�rmig, in einer mit ihm zur�ckziehbaren r�hrigen Scheide; Sehweifende des Weibchens gerade, stumpf; die Geschlechts�ffuung am Grunde des Halses, Fruchth�lter einfach.
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Rundw�rmer,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;97
Die aus dem Darme des Wohnthieres ausgetretenen Eier ent�wickeln im Wasser oder in feuchter Erde, je nach der einwirkenden h�heren oder niederen Temperatur schneller oder langsamer, einen Embryo, welcher ohne Zwischentr�ger in ein Wohnthier einwandert, und sich daselbst innerhalb einiger Wochen zum geschlechtsreifen Peitschen wurm entwickelt.
Nachtheilige Einwirkungen dieser Parasiten auf den Tr�ger sind nicht bekannt.
a.nbsp; Verwandter Haarkopf (Tr. affinis Rud.)
Hals sehr lang, fadenf�rmig; K�rper vorne dick, spiralig gekr�mmt beim M�nnchen, fast gerade beim Weibehen; Schw�nzende des M�nnchens stumpf, mit einem cylindrischen bewaffneten Schwanzbentel, des Weibchens wenig gekr�mmt. L�nge des Halses bei 37 min. Die L�nge des Wurmes betr�gt ungef�hr 50 mm. und die Dicke des Halses O'Vi mm., des K�rpers �ber V6 nun,
Wohnort: die dicken Gred�rme des Schafes, der Ziege, des Hirschen, Rehes und anderer Widerkauer, (nach Gurlt auch des Rindes). � Bringt dem Wohnthiere keine bekannten Nachtheile.
b.nbsp; nbsp;Gedr�ckter Haarkopf (Tr. depressiusculus Rud.).
Hals sehr lang, haarf�rmig; K�rper fast gerade; Schw�nzende des M�nnchens kegelf�rmig, gedreht. Schwanzblase cylindrisch, an der Spitze abgestutzt, unbewaffnet, beim Weibchen wenig gekr�mmt. Halsl�nge des M�nnchens an 30 mm., des Weibchens bis 37 mm. Des M�nnchens K�rperl�nge 40�45 mm.
Wohnort: der Blinddarm des Hundes. � Nicht sehr h�ufig,
c.nbsp; Gekerbter Haarkopf (Tr. crenatus Rud.).
Hals sehr lang, haarf�rmig, bisweilen undeutlich gekerbt; K�rper rund, spiralig eingerollt beim M�nnchen, fast gerade beim Weibchen; Schwanzende des M�nnchens mit einem trichterf�rmigen Beutel; Penis in einer kurzen, r�hrigen Scheide; Schw�nzende des Weibchens wenig gekr�mmt. K�rperl�nge des M�nnchens 40 mm., des Weibchens bis 45 mm.
Wohnort: die Dickd�rme des Schweines. � Nachtheile un�bekannt.
6. Familie der Haarw�rmer (Trichinidae Diesing).
K�rper haarf�rmig, mit einem d�nnen Halse, der Quere nach leicht gestreift, Kopf zugespitzt, unbewaffnet. Mund endst�ndig, rund; After am Ende des K�rpers; Schwanzende rundlich, stumpf, bei geschlechtsreifen M�nnchen mit zwei kegel�f�rmigen Papillen, welche die mit dem After zusammenflicssende m�nnliche Ge-schlechts�ffnung begrenzen; weibliche Geschlechts�ffnung am Halse; Uterus und Eierstock einfach.
Es geh�rt hieher die einzige Gattung:
Haarwurm (Trichina Owen), deren Charaktere mit jenen der Familie �bereinstimmen, mit der einzigen Art:
K�ll, I'ath. u. Ther. d. Hausth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
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98nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Rundw�rmer.
a. Spiraliger Haarwurm (Tr. spiralis Owen).
Der KHrpor fast gerade; der inittlere Tlieil des Darmes von grossen Zellen umgeben. Weibchen lebendige Junge geb�rend. L�nge des M�nnchens 1'6 mm., des Weibchens 8-3 mm. Im unvollkommenen Zustande: K�rper haarf�rmig, Mund ruiidlich; ausser dem Darmkanal die anderen Organe rudiment�r. L�nge: 0-8�1 mm.
Wohnort der erwachsenen geschlechtsreifeu Trichinen: der D�nndarm des Menschen, des Schweines, der Ratte, der Maus, des Fuchses, Marders, Iltises und anderer S�ugethiere, vielleicht auch einiger V�gel und anderer Thiere.
Die unvollkommenen Trichinen bewohnen in Kapseln ein�geschlossen and spiralig- zusammengerollt die Muskeln des Menschen und zahlreicher S�ug-ethiere.
Die Triebina spiralis ist, eine durchaus schmarotzende Art, deren Ent�wicklung man erst in j�ngster Zeit vollst�ndig kennen gelernt hat, w�hrend ihr Vorkommen im eingekapselten Zustande in den Muskeln von Menschen, WO man sie f�r unsch�dliche Schmarotzer hielt, schon seit l�nger als 40 Jahren bekannt ist.
Im geschlechtsreifeu Znstande bewohnt sie den Darm zahlreicher S�ugethiere (Darm trieb ine), und kann von da aus ihre JJrut in den K�rper desselben Wohntbieres verbreiten, WO sie in dem eigentlichen Fleische, der Muskelsubstanz, sich weiter entwickelt, einkapselt und schliesslich in K�he verharrt. Um geschlechts�reif zu werden, muss diese Brut (Muskeltrichine) in den Darm eines anderen Wohntliieres gelangen, also eine passive Wanderung unternehmen, welche gew�hnlich dadiircli vermittelt wird, dass von Muskeltrichinen durchsetztes Fleisch vom Men�schen oder von einem Thiere verzehrt wird.
Sind die bis zu einem gewissen Grade der Vollendung entwickelten Muskel-trichinen in den Darm eines passenden Wirthes gelangt, so erreichen sie innerhalb weniger (2) Tage ihre Geschlechtsreife und begatten sich; nach 4 Tagen finden sich schon Embryonen an dem Ende der Scheide und nach 5 Tagen kann jedenfalls schon die Geburt der Embryonen beginnen. Diese Heranbildung der Muskel- zu Darmtricliinen findet aber nur dann statt, wenn die Entwicklung der ersteren zur Zeit der Uebertragung schon entsprechend weit vorgeschritten war; denn die F�tte�rung mit sogenanntem jungtriebinigem Fleische bleibt erfolglos.
Die Production der Eier und Embryonen dauert ungef�hr 4 Wochen an; die von einer weiblichen Trichine abgesetzte Menge von Embryonen kann auf 1000�2000 gesch�tzt werden; die Zahl der im Darme anzutreffenden Darmtrichinen ist innerhalb der ersten 3 Wochen am reichlichsten; von der 4. Woche an nimmt sie ab, obwohl auch noch nach 6 bis 8 Wochen vereinzelte Exemplare daselbst angetroffen werden. Man findet sie in der Kegel in der Schleimschichte unmittelbar an der Schleimhaut, wo man sie bei einiger Uebung selbst mit dem freien Auge als haarf�miige weisse, ungef�hr linienlange K�rperchen wahrnehmen kann; die volle Ueberzeugung von ihrer Anwesenheit kann jedoch nur die mikroskopische Untersuchung des Darm�schleimes geben. Die Darmtrichinen gehen schliesslich am Ende ihrer Lebensdauer, bei Thieren jedoch, welche am Durchfall leiden, auch fr�her und manchmal in sehr reichlicher Menge mit dem Kothe ab. In den letzteren F�llen ist dann meist die Einwanderung der Embryonen in die Muskeln eine viel sparsamere.
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Rundw�rmer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 09
Die Frage, ob durch diiraquo; mit.den Ebccrementen arbgegangenen Darmtrichinen dann, wenn sie von einexa anderen geeigneten Organismus aufgenommen werden, cine Infection reranlasst werden k�nne, ist nodi nicht endgiltig entschieden. Den positiven Resultaten Leuckart's, Hosier's, Gerlach's stehen lt;lie negativen Pagen.stecher's, Fuchs', Ktihn's und der liier angestellten Versuche, )gt;ei wel�chen wir wiederholt trieliinenli�ltigen Darmschleim verf�tterten, entgegen.
Nach dem Tode des Wohnthieres sterben die Darmtrichinen nach 1 bis 2 Tagen gleichfalls ab.
Die wandernden Embryonen werden nur �nsserst selten im Darmscblehne, dagegen li�utig in der Bauch- und Brusth�hle, im Sacke des Herzbeutels, im GekrSse angetroffen, wohin sie nach Durcbbobrong der Darmwandungen gelangten; die wei�tere Wandemng nach den Muskeln erfolgt wohl im Bindegewebe; ihre Weiteiiiiliiiing mit dem Blutstrome geschieht gewiss nur h�clist vereinzelt.
Embryonen in den Muskeln findet man schon bald nach der Auswanderung aus dem Darme, mitbin ungef�hr 12�14 Tage nach stattgefundener Infeetion. 1 gt;as Auffinden derselben ist um diese Zeit, wegen ihrer Zartheit und sehr geringen (Irijsse schwierig; sie werden in gestreckter Lage innorhalb der Muskelfasern angetroffen; 5 bis 6 Tage sp�ter beginnen sie sich umzubiegen und zuletzt anfzundlen. W�hrend dieser Zeit erleiden die Muskelfibrillen, in welche eine Kinwandermig erfnlgt ist, auffallende Ver�nderungen; sie verlieren um die in ihnen steckende Trichine hemm ihre Quer- und L�ngsstreifung, ihr Inhalt zerf�llt in feine Molek�le, w�hrend die Muskelkeme sieb zahlreich vermehren; dabei sind die Fasern an dieser Stelle aus�gebuchtet, die Capillaren hyper�misch, das Muskelbindegewebe ser�s iufiltrirt. Um den nun heranwachsenden und sich mehr aufrollenden Wurm bildet sich ein Zellen�hof, die neugebildeten Kerne und Zellen lagern sieb regelm�ssig und dichter an�einander, w�hrend sich gleichzeitig das Saivolemma verdickt; mich sp�ter (von der 5. Woche au) grnppiren sich die Zellen auch dichter gegen die Mitte des .Schlauches zu, so dass anfangs eine zarte Abgrenzung des Tricliinenlagers nach beiden Polen bemerkbar wird, die allm�lig dichter werdend, zu einer Membran sich entwickelt, welche eine Kapsel um die Trichinen bildet, lliezu bedarf es ungef�hr eines Zeit�raumes von 2 Monaten von der stattgefundenen Infection an gerechnet Die Trichinen machen in den Muskelfibrillen nur sehr schwache Bewegungen; sie n�hren sich von dem, in Folge des durch sie gesetzten Reizes sich vermehrenden Inhalte derselben, wachsen heran und erlangen auch innerhalb der Kapsel noch eine weitere Reifung. Die Kapsel schrumpft nach und nach etwas, ihre Pole runden sich ab und werden schliesslich oval, citronenf�rmig oder kugelf�rmig. Ungef�hr nach einem Jahre lagern sich Pettmolek�le an den Polen der Kapseln ab, noch sp�ter beginnen Kalkablage-rnngen an den Polen, die sieb allm�lig �ber die ganze Kapsel fortsetzen.
Innerhalb dieser Kapseln k�nnen die Muskeltrichinen viele Jahre laug lebens�f�hig bleiben; F�ttenmgsversuche mit Fleisch, in welchem sich verkalkte Trichinen�kapseln befanden, welche von einer 13 Jahre vorher stattgefundenen Infeetion her�r�hrten, ergaben noch positive Resultate.
Sehr vielfach angestellte Untcrsuclmngen haben nachgewiesen, dass, wenn von kolossalen Einwanderungen abgesehen wird, nicht alle quergestreiften Muskeln von den Trichinen g-leichin�ssig- stark heimgesucht werden; im allgemeinen sind die dem Rumpfe n�heren Theile, dann die vordere K�rperh�lfte sammt dem Zwerchfell ge�w�hnlich reichlicher bev�lkert, als die �brigen. Die am st�rksten
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100nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rundw�rmer.
befallenen Muskeln sind in der Regel: das Zwerchfell, die Kau-, Schl�fen-, Griffelhinterkiefer-, die Hals-, Lenden-, Kehlkopf-, Aug-en-und Bauchmuskeln; und diese Muskeln sind wieder gegen ihre Enden, namentlich zun�chst des Ueherganges in eine Sehne dichter von Trichinen durchsetzt, als in ihrer Mitte. Im Herzen, sowie in den sogenannten unwillk�rlichen Muskeln kommen Trichinen nicht vor.
Durch F�tterungsversuche ist es bei sehr verschiedenartigen S�ugethieren gelungen, Muskeltrichinen zu erzeugen. Ihr nat�r�liches Vorkommen wurde bis jetzt beobachtet beim Schweine, bei F�chsen, Hamstern, Mardern, Iltisen, Ratten und M�usen.
Bei V�geln Muskeltrichinen zu erzielen, ist bisher nicht ge�lungen, obwohl es bei einzelnen zur Entwicklung von Danntrichinen gekommen ist; dasselbe negative Resultat ergab sich bei Fischen und Reptilien.
Fliegenmaden verdauen die Muskeltrichinen sehr rasch; durch die F�tterung solcher Maden jedoch, in welchen die Trichi�nen noch innerhalb der Kapseln lagen, gelang es uns Kaninchen zu inticiren.
Die nachtheiligen Wirkungen der Trichinen auf ihre Wirthe beruhen einmal auf dem Reiz, den die in reichlicher Menge vorhandenen Darmtrichinen auf die Darmschleimhaut, und die Aus�wanderung der Embryonen auf die Darmw�nde aus�ben, dann auf der durch die Einwanderang der Trichineubrut in die Muskeltibrillen bedingten parenehymat�sen Muskelentz�ndung, dem sie begleitenden entz�ndlichen Oedem des Bindegewebes und der daraus resultirenden Functionsst�rungen, namentlich der Respirationsmuskeln (s. Trichinen�krankheit).
7. Familie der Fadenw�rmer (Filaridea Dies.).
K�rper st'ljr lang, fadenf�rmig; Kopf vom K�rper nicht abgesetzt, olme oder mit 2�4 Lippen, Mund endst�ndig oder an der liasis der Lippen; Schw�nzende des Miinneliens gebogen, oder spiralig gerollt. Penis olme oder mit verschieden gestal�teter Scheide; weibliche Geschlechts�fihung vorne, selten hinten,
Fadenwurm (Filaria M�ller).
Der K�qier fadenf�rmig, sehr lang; der Kopf vom K�rper nicht abgesetzt; Mund endstiindig; der haarf�rmige Penis in einer r�hrenf�rmigen Scheide; Schwanz�ende des M�nnchens gebogen oder spiralig gedreht, des Weibchens fast gerade oder gebogen; die weibliche (Jeschlechts�ffnung hinter dem Kopfe oder Munde.
Die Entwicklungsgeschichte der bei den Hausthieren vorkom�menden Fadenw�rmer ist unbekannt.
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Kundw�rmer.
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a.nbsp; Thr�nenfadenwurm (F. lacrymalis Griirlt).
Mund kreisf�rmig, miltewaftnet, beiderseits verselim�clitigt; Schw�nzende dea M�nnchens halb spiralig. Lebendige Junge gebilrend, Ijiinge des M�nnchens 10�12 mm., des Weibchens 14�17 mm.
Wohnort: flie Ausf�lirangsg-�ng-e der Tlir�uendr�se des Pfer�des und Rindes; bisweilen auch der Kaum zwischen den Augen�lidern und dem Augapfel. � Scheint keine �blen Zuf�lle hervor�zurufen.
b.nbsp; Warziger Fadenwurm (F. papillosa Kud.).
Kopf kreisf�rmig mit 4, und weiter unten 8 kreuzweis gestellten spitzen I'apillen bewaffnet; K�rper sehr lang, beiderseits, r�ckw�rts sehr verschm�chtigt; Schwanzende des M�nnchens locker spiralig gedreht, mit 2 Papillen an jedem Rande, des Weibchens nahezu spiralig; weibliche Oesclilechts�ffnung zun�chst dem Munde. Lebendig geb�rend. L�nge des M�nnchens 52�100 mm., des Weibchens 120�180 mm. Dicke 0-C�1 mm.
Wohnort: die Bauch-, seltener die Brusth�hle des Pferdes, Esels und Maulesels, das Bindegewebe des Bauchfelles und der Muskeln, selten (verirrt) die Darmh�hle, der Sack der Spinnweben�haut des Grehirnos, der Glask�rper des Auges, die vordere Aug-en-kanuner des Pferdes und Rindes, so wie auch die Bauchh�hle dos Rindes.
c.nbsp; nbsp; Der im Blute lebende Fadenwurm (Filaria immitis, F. bsematica).
Kopf dick, rundlich mit kleinem Munde, an dessen Saume 6 Fapillen, Schwanzende des M�nnchens schraubenf�rmig gewunden, mit 10 Papillen besetzt. L�nge des M�nnchens ISO mm., des Weibchens 250 mm. Dicke 1�l1/^ mm.
Wohnort: Die rechte Herzkammer und Vorkammer, dann die Lungenarterien der Hunde. Die Weibchen geb�ren lebende Junge, die dann im Blute dieser Thiere zu Hunderttausenden an�zutreffen sind, w�hrend ausgebildete Filarien nur selten im Blute sich tindon.
Die Parasiten k�nnen zur Erweiteruna: und Zerreissuns; der Herzvorkammern und in grosser Zahl vorhanden, zur Verstopfung des rechten Herzens und der Lnngenarterien und zur Epilepsie f�hren. Hunde, welche in ihrem Blute Embryonen dieses Faden�wurmes f�hren, magern trotz ihrer Grefr�ssig-keit ab und sollen sehr hastig in ihren Bewegungen sein.
8. Familie der Pallisadenwlirmor (Strongylidea Dies.).
K�rper l�nglich, drehrund, selten faden-, noch seltener haaif�rmig, Kopf durch chitinige Streifen gest�tzt, oder mit einem Chitinring umgeben, oder beider ermangelnd. Mund endst�ndig, oder an dem Ende des nach abw�rts gebogenen Kopfes, daher unterst�ndig. Schwanzende des M�nnchens fast gerade, Penis ohne
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102nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rundw�rmer.
oder mit einer zweibl�tterigen Scheide, Sohwanzbeutel gross, trieliter-, najtf- oder scllinufBnmg, gelappt oder ganz, mit Kippen besetzt; weibliche GescIileelits�tViuing r�ckw�rts, selten vorne gelegen.
Die Entwickluno' der bis zu einem gewissen Grade ausgebil�deten , aus dem K�rper des Tr�gers abgegangenen Eier kann nur im Wasser stattfinden; in welchem, so wie vielleicht an Wasser�pflanzen, dann der nach k�rzerer oder l�ngerer Zeit ausgeschl�pfte Embryo als freier Rundwunn (lihabditisform) leben und wachsen kann. Zum geschlechtsreifeu Pallisadenwurm kann er sich erst um�gestalten, wenn er mit dem Getr�nke in ein geeignetes Wohnthior aufgenommen worden, und in dessen Darm eingewandert ist.
Die durch die Gegenwart dieser Parasiten dem Tr�ger ver�ursachten Nachtheile sind sehr verschiedenartig.
Man unterscheidet folgende Gattungen:
A. Krummkopf (Dochmius Dujardin).
Der K�rper liinglicli, fast drehrund, selten liaart'�rmig; der Kopf fast kugel�f�rmig, schief nach abw�rts gebogen, mit einem cliitinigen, ganzrandigen oder gezahnten Saume, der Mund im Mittelpunkte des gebogenen Kopfes, das Schw�nzende des M�nnchens in einen ungetlieilten oder zweilappigen vielstraldigen Beute] ausgehend; der Penis in einer zweitbeiligen Selieide; Schw�nzende des Weibchens stumpf kegel�f�rmig oder spitzig; die Oese.hlechts�ffnung in der hinteren K�rperh�lfte. Eierlegend.
a.nbsp; nbsp;Trompetenf�rmiger Pallisadenwurm (D. tubaeformis Duj. Str. tubaef. Zdr.).
Mund weit, viereckig, mit unbewaffnetem Saume, K�rper des M�nnchens vorne dicker, des Weibchens beiderseits gleichm�ssig verschin�chtigt. Schwanzblase des M�nnchens troinpetenf�nnig, strahlig, Schwanzende des Weibchens spitz kegel�f�rmig. L�nge des M�nnchens 9 mm., des Weibchens lo mm. Dicke des ersteren 0*4 mm., des letzteren 0*5 mm.
Wohnort: Zw�lffingerdarm der Katze. (Nach Zeder in Kn�tchen eingeschlossen).
b.nbsp; nbsp;Pallisadenwurm mit dreieckigem Kopfe (D. trigono-cephalus Duj. Str. trig. Rud.).
Mund rund oder dreieckig, mit unbewaffnetem Saume, nach der Kiickenfl�che gesenkt, K�rper beiderseits wenig verschin�chtigt, Schwanzbeutel des M�nnchens kugelig oder glockenf�rmig, zweilappig, beiderseits �strahlig. Schw�nzende des Weibchens kegelf�rmig. L�nge des M�nnchens 8 min., des Weibchens 12 mm. Dicke des ersteren 0*3 mm., des letzteren 0*5 mm.
Wohnort: D�nndarm des Hundes. Nach Gurlt auch im Magen, in Knoten (?) an den Eingeweiden, besonders am Magen und im Herzen.
c.nbsp; Pallisadenwurm mit abw�rts gekehrtem Munde (D. hypostomus Dies. Str. hypostomus Rud. Str. cernuus Creplin.).
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Rundw�rmer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 103
Mund nach der Bauchseite gerichtet, mit einem durch feine, ennvergirende Z�hne bewaffneten Saume, K�rper gerade, fast gleich dick; Schwanzblase des M�nnchens tellerf�rmig, undeutlich zweilappig, beiderseits Istrahlig, Schw�nzende des Weibchens abgerundet, am Ende kurz zugespitzt. L�nge des M�nnchens 12�17 nun., Dicke 0quot;4 mm.; L�nge des Weibchens 15�'22 mm., Dicke 0quot;� mm.
Wohnort: D�nn- und Dickdarm der Zieg-e und des Schafes.
B. Pallisadenw�rmer mit hornigem Munde (Sclero-stomum. Rud.).
K�rper nahezu drehrund, l�nglich, Kopf fast kugelig, mit einem Chitin-ringe, mit gezahntem oder warzigem Saume. Mund endst�ndig, Schwanzende des M�nnchens in einen weiten, ganzen oder getlieilten, vielstrahligen Beutel ausgehend, der Penis in einer zweilappigen Scheide; Schwanzende des Weibchens gerade, Geschlechts�ffnung im vorderen oder hinteren K�rpertheile; Fruchth�lter zweihornig.
a. Bewaffneter Pallisadenwurm (Sclerost. armatum Rud.).
Kopf kugelig, abgestutzt, Mund mit einem durch gerade scharfe Z�hnchen bewaffneten Saume, K�rper roth oder rothbraun, gerade, nach hinten verschm�chtigt; Schwanzbeutel des M�nnchens Slappig, der mittlere Lappen kleiner, die einzelnen Lappen lanzettf�rmig, vierstrahlig, Schwanzende des Weibchens stumpf, Geschlechts��ffnung im hinteren Dritttheil des K�rpers. Die Eichen elliptisch, in der Mitte ein�geschn�rt; die Begattung erfolgt unter einem rechten quot;Winkel, wobei das M�nnchen mit seinem Schwanzbeutel die Geschlechts�ffnung des Weibchens umfasst. L�nge des M�nnchens 20�30 mm., des Weibchens 30�55 mm.; Dicke 0-7 mm.
Die Larve desselben besitzt um die Mund�ffnung, eine rosettenf�rmige Hornplatte, erreicht eine L�nge von 15�18 mm. und zeigt erst die Anlage von Geschlechtsorganen.
Wohnort: die Larven von eingesaugtem Blute gew�hnlich ger�thet, finden sich sehr h�ufig in den Aneurysmen der vorderen Gekr�sarterie des Pferdes; seltener in der Bauchschlagader und der hinteren Gekr�sarterie. Die entwickelten Thiere kommen in dem Grimm- und Blinddarme des Pferdes (auch des Esels und Maul-thieres) vor, wo sie gew�hnlich mit ihrem Munde an der Darm�schleimhaut fest angesaugt sitzen und bisweilen in der Begattung-begriffen, angetroffen werden; sie finden sich aber auch in dem Zw�lffingerdarme, im Pankreas und in der Scheidenhaut des Hodens.
R. Leuckart (Die menschlichen Parasiten, II. 136) hat wohl zuerst die Ueberzeugung ausgesprochen, dass diese bis dahin als verschiedene Variet�ten (gr�ssere und kleinere Variet�t) angesehenen geschlochtsrcifen und nur mit Geschlechtsanlagen versehenen W�r�mer nur verschiedene Entwicklungsstufen eines und desselben Para�siten seien. Die Larvenform, wie sie in den Aneurysmen vorkommt, verwandle sich, zu einer gewissen Entwicklung gelangt, nach H�u�tungen in die bleibende Form mit Mundbecher und Geschlechts�organen. Den Entwicklungsgang des bewaffneten Pallisadenwurmes
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J04-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rundwiirntcr.
stellt man sich nach Leuckart's Untersuchungen folgemlcr-massen vor.
Die Eier des befruchteten Weibchens, der im Blind- und Grimmdarme der Pferde lebenden Scler. arm. gehen mit dem Kothe ab, und entwickeln, falls sie auf feuchten Boden gelangen, rasch Embryonen, die oft schon nach wenigen Tagen auskriechen und im Wasser oder Schlamme als freie Kundw�rmer (Rhabditis) leben. Mit dem Trinkwasser in den Darm von Pferden gelangt, dringen sie auf eine bis jetzt nicht sichergestellte Art in die gr�sseren Arte�rien des Hinterleibes, in deren Wand sie Entz�ndung veranlassen, und zur Entwicklung von Anemysmen f�hren. In diesen Aneurys-men leben die Larven, machen mehrere H�utungen durch, erlangen die Form und Reife der entwickelten Thiere und wandern dann in den Aesten der gr�sseren Eingeweide-Arterien gegen die Dickd�rme, deren W�nde sie durchbohren, um in der H�hle dieser D�rme als geschlechtsreife Thiere zu leben.
Das h�ufige Vorkommen von Aneurysmen in den gr�sseren �aucharterien der Pferde und das Vorhandensoiu von Scler. arm. (sogenannte kleinere Variet�t) in denselben ist seit lange bekannt. Das grosso Verdienst aber, das urs�chliche Verh�ltniss zwischen Scler. arm. und dem Aneurysma der Baucharterien beim Pferde, und die hohe Bedeutung der in derlei Aneurysmen gebildeten Throm�ben f�r die Entstehung der so h�ufigen und oft genug t�dtlich endigenden Koliken der Pferde nachgewiesen zu haben, kommt O. Bollinger zu. (Die Kolik der Pferde und das Wurm-Aneurysma der Eingeweide-Arterien, 1870). Wir werden sp�ter wiederholt hierauf zur�ckkommen. (S. Aneurysma und Kolik).
c. Vierstachliger Pallisadenwurm (Sclerostommn tetra-canthum Dies. Str. tetrac. Mehlis).
Kopf abgestutzt, der innere raquo;Saum des Mundes mit dichten geraden Z�lin-chen, mit 4 gr�sseren stumpfen, kreuzweise gestellten Stacheln bewaffnet, K�rper gerade, beiderseits verselim�elitigt; Scliwanzbeutel des M�nncliens Slappig, der mitt�lere Lappen am gr�ssten, alle vielstrablig, Schw�nzende des Weibchens gerade, ab�gestutzt, mit kurzer Spitze, Geschlechts�flnung ober der Schweifspitze, Begattung erfolgt, im rechten Winkel. L�nge der M�nnchen 12�14 mm., der Weibchen 14�16 mm.
Wohnort: der Blind- und Grimmdarm des Pferdes und Esels. Probstmeyer fand in diesen Darmabschnitten sehr vieler Pferde Embryonalformen des Scler. tetrac. unter dem Epithel der Schleim�haut, w�hrend Leuckart Embryonen in Kapseln der Dickdarm�schleimhaut eingeschlossen antraf.
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Runtlw�nner.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IG.')
c. Gezahnter Pallisadonwiirm (Sei. dentatom Rud.).
Kopf abgestutzt, der Saum des Mundes mit 10�12 znr�ckgekr�mmten Z�linclien. K�rper gerade, beiderseits verselimiiclitigt; Scliwanzbeutel des Miinncliens Slappig, der mittlere Lappen kleiner, alle mit 3 ungetheilten .Strahlen, Schw�nzende des Weibchens geh�hlt. Gcscldechts�tfming ober der Schweifspitze. L�nge des M�nnchens 10�12 mm., des Weibchens bis 14 mm.
Wohnort: der Dick- und D�nndarm des Schweines. (Auch in der Leber gefunden).
C. Eig-entlicher Pallisa den wurm (Stroug-ylus M�ller).
K�rper l�nglich, fast drehnmd, sehr selten prismatisch oder fadenf�rmig, Kopf vom K�rper nicht abgesetzt, nackt oder gefl�gelt; Mund endst�ndig, kreis�f�rmig, nackt oder warzig. Das Schwanzende des M�nnchens mit einem unge�theilten, eingeschnittenen oder einem zwei-, drei- oder viellappigen, vielstrahligen Beutel und einem fadenf�rmigen Penis mit zweitheiliger Scheide; jenes des Weib�chens gerade, die Geschlechts�ttnung vorne, selten hinten; Fruchth�lter zweihornig. Es geh�ren hieher sowohl eierlegende als lebendig geb�rende Arten.
a.nbsp; nbsp;Strahliger Pallisadenwurm (Str. radiatus Rud.).
Kopf stumpf, nicht gefl�gelt, Saum des Mundes nackt, K�rper gerade, vorne verschm�chtigt, Schwanzbeutel des M�nnchens zweilappig, mit abgerun�deten vielstrahligen Lappen, Schwanzende des Weibchens geh�hlt, gerade, CJe-schleclits�ffnung ober der Spitze des Schweifes. L�nge des M�nnchens 10�16 mm., des Weibchens 24�26 mm.
Wohnort: die D�nnd�rme des Rindes.
b.nbsp; nbsp;Ge�derter Pallisadenwurm (Str. venulosus Rud.).
Kopf stumpf, ungefl�gelt; Saum des Mundes nackt; K�rper fast gerade, vorne verschm�chtigt, Schwanzbeute] des M�nnchens zweilappig, abgestutzt, viel-strahlig, Schwanzende des Weibchens stumpf, gerade, Cieschleclits�ffnung ober der Spitze des Schweifes. L�nge des M�nnchens 16�20 mm., des Weibchens 20-�40 mm.
Wohnort: D�nndarm der Ziege.
c.nbsp; Fadenf�rmiger Pallisadenwurm, Luftr�hrenkratzer (Str. filaria. Rud.).
Kopf stumpf, ungefl�gelt; der Saum des Mundes mit S kleinen W�rzchen. K�rper fadenf�rmig, vorne wenig verschm�chtigt, Sehwanzbeutel des M�nnchens eingebogen, l�strahlig, Schwanzende des Weibchens spitzig, Gesclilechts�ft'nung nach r�ckw�rts. L�nge des M�nnchens 26�38 mm., des Weibchens 50�90 mm. Dicke 0quot;7 mm.
Wohnort: die Luftr�hre und ihre Verzweigungen bei Schafen und Ziegen (auch Kamoelen); rindet sich oft in enormer Menge (bei dor sogenannten Lungenw�rmerseuche, s. diese,) und kann durch Cachexie oder seine oft massenhafte Anh�ufung in den Luftr�hren-ver�stelungen durch Erstickung den Tod des Wohnthieres veran�lassen,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ii
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10(3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kundw�rmer.
Die von den kranken Schafen ausgehusteten W�rmer gehen aussen zu Grunde, die in tr�chtigen Weibchen vorhandenen Eier werden frei, in welchen sich, wenn sie in Wasser oder nasse Erde gelangen, die Emhryoneu weiter entwickeln, die von der Schale befreit, im Wasser als freie liumhv�rmer leben, oder vielleicht auch in einen Zwischenwirth gelangen. Von Schafen mit dem Trink�wasser oder dem Futter aufgenommen, wandern sie vom Magen aus aufw�rts in den Rachen und von da aus in die Luftr�hre und die Bronchien, in deren Schleimhaut, in kleine Kn�tchen eingebettet, sie sich bis zur Geschlechtsreife entwickeln, wo sie dann die Aus�wanderung beginnen.
d.nbsp; nbsp; nbsp;Kleinschw�nziger Pallisadenwurm (Str. micrurus Mehlis).
Kopf abgerundet, nicht gefl�gelt, Saum des Mundes mit 3 kleinen W�rz-chen; K�rper fadenf�rmig, Schwanzbeutel des M�nnchens abgestutzt, ungetheilt, �strahlig; Schw�nzende des Weibchens zugespitzt; Geschlechts�ffnung vor der Mitte des K�rpers. Lebendig geb�rend. L�nge des M�nnchens 3i�35 mm., des Weibchens GO�70 mm.
Wohnort: die Luftr�hren�ste des Rindes und Kalbes (nicht selten), des Pferdes und Esels (sehr selten); dann Aneurysmen des Rindes.
e.nbsp; nbsp;Seltsamer Pallisadenwurm (Str. paradoxus Mehlis).
Kopf kegelf�rmig, ohne Fl�gel, Saum des Mundes mit 3 kleinen W�rzchen, K�rper lang, fadenf�rmig, Schwanzende des M�nnchens gekr�mmt, Schwanz�beutel 21appig, �strahlig, Schwanzende des Weibchens kurz zugespitzt, um den After gesell wollen, Geschlechts�ffnung ober dem After. Lebendig geb�rend. L�nge des M�nnchens lli�20 mm., des Weibchens bis 40 mm.
Wohnort: die Luftr�hre und die Bronchien des Schweines.
f.nbsp; nbsp;Gedrehter Pallisadenwurm (St. contortus Rud.).
Kopf eif�rmig, abgestutzt, mit 2 halbelliptischen Fl�geln, Saum des Mundes mit 3 kleinen W�rzchen, K�rper beiderseits, vorne aber mehr verschm�chtigt, etwas gedreht. Schwanzbeutel des M�nnchens 21appig, �strahlig. Schw�nzende des Weibchens spitzig; Ueschlechts�ffnung ober der Spitze des Schweifes. L�nge des M�nnchens 10�l� mm., des Weibchens 18�30 mm.
Wohnort: der Labmagen des Schafes und der Ziege; die sogenannte Magenwurmseuche veranlassend.
g.nbsp; nbsp;D�nnhalsiger Pallisadenwurm (St. lilicollis Rud.).
Kopf stumpf, mit 2 sehr schmalen Fl�geln, Saum des Mundes mit 3 kleinen W�rzchen; K�rper fadenf�rmig, vorne nach Art eines Halses sehr verschm�chtigt, Schwanzbeutel des M�nnchens mit 2 l�nglichen �strahligen Lappen, Schw�nz�ende des Weibchens gerade, stumpf, Gesclilechts�ffnung r�ckw�rts. L�nge des M�nnchens 8�10 mm., des Weibchens 16�20 mm.
Wohnort: die d�nnen Ged�rme des Schafes.
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Ilak�nw�rmer.
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D. EastrongyluB Diesing.
K�rper nahezu drehrand, Innn;, Kopf vom K�rper nicht abgesetzt, der ond-stKndige, kreisf�rmige Jinntl mit 6 W�rzchen versehenj Schwanzbeute] des Miinnchens ganz, nicht strahlig; der lange, fadenf�rmige l'enis dime Scheide, die weibliche Geschlechts�ffhung vorne oder r�ckw�rta gelegen. Eierlegend und lebendige
Junge geb�rend. Die Melier geh�rigen Arten besitzen ein sehr ausgebildetes Gangliensystem.
a. Biesenpallisadenwurm (Eustr. gigas Dies. Str. gig'as Rud.).
Kopf stumpf, abgestutzt, Saum des Mundes mit 6 Sachen W�rzchen; K�rper beim M�nnchen vorne, beim Weibchen beiderseits verschm�chtiget, blut-f�rbig, Sclnvanzbeutel des M�nnchens tellerf�rmig, Schw�nzende des Weibchens abgerundet. Geschlechts�tinung vorne. Lebendig geb�rend. L�nge des M�nnchens 150�300 mm., Dicke 6�9 mm., L�nge des Weibchens 300�900 mm., Dicke 6 bis 12 mm.
Wohnort: die Nierenbecken des Hundes, Pferdes und Rindes. Bisweilen in besonderen 8iicken eingeschlossen. Bisweilen (selten) frei in der Bauchh�hle; beim Hunde auch im Herzen ang-etroffon.
2. Hakenw�rmer, Acanthocephala Rud.
sect;. 61. Der K�rper elastisch, schlauchf�rmig, weisslich oder graulichweiss, selten r�thlichgelb mit verschieden gestellten Haut�poren, unbewaffnet oder bewaffnet; Kopf: ein in den K�rper oder in eine eigene Scheide zur�ckziehbarer, mit r�ckw�rts gerichteten einziehbaren Haken bewehrter R�ssel, weder Mund noch Darm�kanal; ein feines Gef�ssnetz zwischen Haut und Muskelschlauch, welches mit dem Gefilssnetze zweier, vom Grunde des R�ssels ent�springender bandf�rmiger Forts�tze (Lemnisci) communicirt. Die Nahrungsaufnahme geschieht mittelst Einsaugung durch die Haut, die Fortbewegung der Fl�ssigkeit in den Gef�sscu durch die K�rper-contractionen. Ein Nervenknoten am Grunde der R�ssclscheidc, von welchem Aeste nach vorne und r�ckw�rts abgehen. Getrennte Geschlechter; das M�nnchen besitzt am Schwanzende einen faden- oder schwertf�rmigen Penis, der von einem beuteif�rmigen Anhange umgeben ist, mit welchem bei der Begattung das Hinter�ende des Weibchens uinfasst wird; die Geschlechts�ffnuug des letzteren am stumpfen Schwanzende; eierlegend. Ueber den Ent�wicklungsgang dieser W�rmer ist noch wenig bekannt.
Es geh�rt hieher nur die einzige Gattung:
Kratzer. Hakenkopf (Echinorrhynchus).
a. Riesenkratzer (Ech. gigas G�ze).
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108nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hakenw�rmer. � Acarina.
R�ssel knjjplformig, mit fi Reihen H.:ikelien, Hals eylindriscli, unbewaffaet, K�rper sehr lang;, drehnind, r�ckw�rts verschm�ehtigt, bisweilen rosenkranzartig eingescbn�rt, prraulieh-weiss. Bentel des Mfinncbens birnfSnnig, L�nge des M�nn�chens 65�90 mm., des Weibchens SO�450 mm. und dar�ber; Dicke des vorderen Theiles G-6�10 mm.
Wohnort: der D�nndarm des Schweines. � Der Wurm bohrt sich mit seinem R�ssel in die Schleimhaut der Darmwandung- ein, dringt nicht selten bis zum ser�sen Ueberzuge vor, ja durchbohrt auch diesen und kann durch die g-emachte Oeffnung- selbst in die Bauchh�hle gelangen. Da um die Stelle, an welcher der Wurm sitzt, sich meist mehrere g-ewulstote stecknadelkopfgrosse Wunden mit blutunterlaufenen R�ndern oder wulstige Narben in der Schleim�haut vorfinden, so scheint es, dass derselbe seinen Befestigungsort �fter wechsle und sich nach und nach in verschiedene Darmstellen einbohre.
Die nach aussen quot;-elana'ten Eier des Ech. giffas sollen von den Larven der Maik�fer (Engerlingen) gefressen werden; die nach Auf�l�sung der Eischalen frei gewordenen Embryonen wandern mit Hilfe von Stacheln in die Leibesh�hle ihrer Wirthe und entwickeln sich hier weiter, um, wenn sp�ter mit ihrem Tr�ger von Schweinen gefressen, in diesem Thiere die Geschlechtsreife zu erlangen. (Schneider.)
II. Acarina.
sect;. 62. Die gegenw�rtig- in die Classe Acarina aufgenommenen Parasiten wurden fr�her der Classe der spinnenartigen Thiere (Arachniden) beigez�hlt; ihr K�rper unterscheidet sich jedoch von jenem der Spinnen und ist auch der Entwicklungsgang ein wesent�lich verschiedener; indem die ersteren Metamorphosen zu bestehen haben, was bei den Spinnen nicht der Fall ist.
Die Charaktere der Classe der Arachniden sind folgende: K�rper rund oder l�nglich rund; Kopf vom Rumpf mehr oder weniger abgegrenzt; Kiefer aus zwei neben einander gelagerten gleichen H�lften bestehend, neben welchen zwei Taster gelegen; Thorax und Hinterleib verschmolzen (zu Thoracokoilia); Beine bei den vollst�ndig- entwickelten Thieren 8; Geschlechter getrennt. Legen meistens Eier, aus welchen eine Larve mit 6 Beinen herans-schl�pft, die bis zum vollst�ndigen Ausbilden mehrere mit Meta�morphosen verbundene H�utungen vollzieht; einige geb�ren lebende Junge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; v.
Die Classe zerf�llt in 2 Ordnungen, u. z. 1. Milben, 2. Zecken.
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Kr�tzmilben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 109
1. Ordnung: Milben.
sect;. 63. Die Classification Koch's bringt diese Ordnung in 4 Abtbeilungen; in die 4. Abtheilung: Laufmilben, und deren 5. Familie: Lausmilben geh�ren die auf den Haasthieren schma�rotzenden Kr�tzmilben und die Haarsackmilbe.
a. Kratz- oder R�udemilben.
sect;. 64. Diese auf oder in der Epidermis der Hausthiere wohnen�den Thierchen sind die Ursache der Entwicklung eines Haut�ausschlages, welcher Kr�tze oder R�ude genannt wird. Um die Naturgeschichte und Beschreibung dieser Parasiten haben sich be�sonders Walz, St. Didier, Gohier, Hertwig, Hering, Bourguignon, Delafond, Gerlach und zuletzt M. H. P. F�rsten�berg verdient gemacht. Den Angaben des vortrefflichen Werkes F�rstenberg's: �Die Kr�tzmilbe der Menschen und Thierequot; werden wir im Nachstehenden vorzugsweise folgen.
Die Kr�tzmilben der Menschen und Hausthiere werden von F. in die Gattungen Sarcoptes, Dermatophagus, und Dennatoeoptes unterschieden, welche den Gattungen Sarcoptes, Symbiotes und Dermatodectes Gerlach's entsprechen. Bevor wir zur Schilderung der Charaktere der Gattungen und Arten schreiten, erscheint es nothwendig, einiges �ber die Anatomie, die Entwicklung und die Lebensweise der Kr�tzmilben vorauszuschicken.
Anatomie und Physiologie. Vor Allem nimmt das Skelet der Kr�tzmilben die Aufmerksamkeit in Anspruch. Man versteht hierunter an bestimmten Stellen des Milbenk�rpers gelagerte, aus Chitin bestehende, bestimmt geformte St�cke. Nach dem Innern des K�rpers zu erheben sie sich zu Leisten, an welchen sich die Muskeln ansetzen; nach aussen gerichtete Forts�tze dienen den Extremit�ten zur Anheftung; chitinige Ringe umgeben die Oeffnungen in der Haut mit Ausnahme der Maulspalte, ferner die Austrittstelle der Haare, Borsten und Dornen.
Derlei Skelettheile finden sich am Kopf, besonders stark entwickelt bei den Sarcoptes, unter welchen namentlich ein hnfeisen- oder 1 vraf�rmiges St�ck an der unteren Seite des Kopfes auff�llt, welches sich nach vorne bis xn den Fresswerk-zengen, seitlich zu den Palpen, nach r�ckw�rts und seitlich bis zum ersten Fuss-paare zieht. Die dreigliederigen Palpen bestehen aus H Chitincylindern, die stellen�weise durch angeh�ufte Chitinmassen gebildete Streifen oder andersgeformte St�cke wahrnehmen lassen.
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110nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krfttzmilben,
An der Baacliseite dos Kampfes fallen die sogenannten Epimeren odor Schulterbl�tter, als br�nnlichgelbe, etwas gebogene Cbitinmassen auf. Jedes Kpimcriiii stellt ein l�ngliches, etwas gebogenes ChitinstUck dar, welches an dem K�riiertheile beginnt, wtgt; die K�sse sich befinden, und an dem man einen, in der Mitte verlaufenden dunklen Streifen bemerkt, der an dem, dem Kusse sengekehrten Ende einen rundlichen Oelenksfortsatz tr�gt, mit welchem eine an dem ersten Kuss-gliede befindliche (ielenkshiilde articulirt, wodurch eine drehende Bewegung der Extrerait�t erm�glicht ist. Die Anordnung der Epimeren ist lici den Gattungen und Arten der Kr�tzmilben verschieden. Zwischen dem 4. Fnsspaare liegen Skelettheile, welche den G-eschle.chtsorganen zum Schutz und zur Anheftung dienen.
Die fiinfgliederigen Heine zeigen an bestimmten Stellen Anli�ufdngen der Chitinmasse in Form von Streifen, Hingen, QelenkkSpfen n. s, w. Die einzelnen Glieder der K�sse articuliren mit Gelenken, die nur ein Strecken und Heugen zu�lassen; die drehende Bewegung der Extremit�ten wird nur durch das, zwischen Bpimeron und 1. Glied befindliche Gelenk vermittelt. Am 5. (letzten) Olieile der beiden ersten Fnsspaare setzt sich von dem Chitinstreifen die starke nach der Beuge�seite gebogene, fein spitzig endende Kralle fort; an dem 3. und 4. Fnsspaare sitzen an dem f�nften Gliede bei Sarcoptes 2 starke Krallen; bei dem Weibchen von Dermatocoptes und Dermatupliagus fehlen dem Endgliede des H. Hnsspaares die Krallen, die auch am 4. Fnsspaare nur rudiment�r sind. Die Enden des 3. Kuss�paares besitzen beim M�nnchen des Dermatocoptes und Dermatophagus 2 Krallen, w�hrend das Ende des 4. Kusspaa-res ohne Kralle ist.
Die TTiiut der Kr�tzmilben bestellt uns der d�nnen, feinen Cutis und ans der dariiberlie^enden, durch Ohiiitinanlageriing' ver�st�rkten Epidermis. Am Kopfe und an den Extremit�ten ist die letztere g-leicbmassig' und in bedeutender Dicke, am Rumpfe aber nur in Form d�nner Streifen abgelagert, welche durch Vertiefungeu von einander getrennt sind.
Die panzerartige Lagerung der Verdicknngsstreifen verschafft der Haut eine grosse Widerstandsf�higkeit, w�hrend die streifenartige Anordnung derselben und die Unterbrechung durch d�nnere Hautpartien die Beweglichkeit der K�rperpartien erm�glicht. Bei der H�utung l�st sich die Epidermisschichte ab und wird schliess-lich abgestreift. Die Millienhaut ist an Stellen, an welchen Skelettheile nicht angelagert sind, gelblich- oder schmutzigweiss.
Als Anh�nge der Haut kommen vor; H�rchen an den Fassenden und Palpen, Haare an der R�cken- und Hauchseite des Rumpfes, Tasthaare als Tastorgane an dem Kopfe, dem Rumpfe, und den Extremit�ten an Grosse die Haare �bertreffend und verm�ge ihrer Lage geeignet, den Thieren als Tastorgane zu dienen, Horsten, st�rker als die Haare an den hinteren E�ssen und am hinteren K�rper�rande; diese Hautanh�nge hallen eine bestimmte, f�r die Charakteristik der Gat�tungen entscheidende Lagerung und Anordnung. Bei der Gattung Sarcoptes finden sich ferner: Dornen und Stacheln, scliupjien�hnliche Verl�ngerungen der Haut und Schuppen, s�mmtlich auf der R�ckenseite des Sarcoptesk�rpers stellend.
Die zur willk�rlichen Bewegung dienenden Muskeln bestehen aus quergestreiften Muskelb�ndeln und sind in gewissen Partien stark entwickelt.
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KriiUmilbcn.
in
Als Haftor^ane bezeichnet man an den Fussemlen befind�liche Gebilde, durch welche die Kr�tzmilben in den Stand gesetzt werden, sich auf g-latten Fl�chen fortzubewegen. Es geh�ren Melier auch jene Organe, vermittelst welcher die M�nnchen von Dermato-coptes und Dermatophagus w�hrend der Begattung sich fest mit den Weibchen vereinigen.
Die Haftscheiben an den Fussenden finden sich bei allen vollst�ndig entwickelten Kr�tzmilben m�nnlichen und weiblichen Geschlechtes an dem 1. und 2. Fnsspaare, dann Igt;ei dem M�nnchen der Gattung Sarcoptes am 4. Fusspaare, lgt;ei den M�nnchen der Dermatocopten und Dermatophagen an den Enden des ;{. und 4. Fnsspaares, bei den Weibchen dieser (iattungen an den Enden des 4. Fusspaares. Die �nsseren Theile dieser Haftorgane bestellen aus einer Haftscheibe und einem Haftscheibenstiel, welche bei den verschiedenen Milbengattnngen abweichend gestaltet sind; die inneren Theile bestehen aus einem hantigen, kolbenartigen S�ck�chen, das vom Ende des 5. bis zur Mitte des 4. Fnssgliedes reicht, und von einer d�nnen muskul�sen Membran gebildet wird, �ber welche der an den Fortsatz der Kralle sieh ansetzende Beugemuskel geht. Von diesem S�ckehen l�uft ein d�nn�wandiger, h�utiger Kanal durch den Haftseheibenstiel bis zur Haftseheibe, in welcher er in Form eines erweiterten Cylinders endigt. Wird durch die Contraction der Wandungen dieses S�ckchens ein Theil der Luft ausgetrieben, so wird die Haft�scheibe sieli fest an die Theile anlegen, auf welche sie aufgesetzt wird; wozu auch oft schon der beim Heugen des Endgliedes auf das S�ckchen ansgefibte Druck ge�n�gen mag.
Aehnlie.h gebaut, jedoch grosser und in ihrer Muskelhaut st�rker entwickelt, sind die am hinteren Ende des Hinterleibes der m�nnlichen br�nstigen Dermatocopten und Dermatoiihagen vorfindliehen Haftorgaue, deren sieh dieselben zum Festhalten der Weibchen bei der Begattung, welche 4 bis 5 Tage w�hrt, bedienen.
Die am unteren Theile des Kopfes gelagerten Fresswerk�zeuge der Kr�tzmilben sind von einer d�nnen durchsichtigen Membran umgeben, an welcher sich nach vorne eine Oeffnung, die Mundspalte, befindet, aus welcher die bei den verschiedenen Gattungen verschieden gebildeten Kiefer hervortreten.
Bei Dermatophagus sind dies zwei flache, nahezu kegelf�rmige K�rper, deren jeder gleichsam ein halbes Ober- und Unterkiefer darstellt. Jede Oberkiefer�h�lfte besteht aus einem schwachen, von der Haut �berzogenen, von Muskeln um�gebenen, weicheren und einem starken, harten, freiliegenden, aus einem hohlen Chitiust�ck gebildeten Theile, an deren �usserer Wand zahnartige Spitzen und Aus�schnitte, an denen man eine Reibefl�che wahrnimmt, vorhanden sind. Jede Unter-kieferh�lfte besteht aus einem breiten, ziemlich starken Chitinst�cke, das mittelst eines Gelenkfortsatzes mit der entsprechenden Oberkieferh�lfte articulirt, und an seinem oberen Rande mit Hervorragungen und Vertiefungen, welche in jene des Oberkiefers passen, versehen ist. Die Bewegung und Befestigung der Unterkiefer gegen und an die Oberkieferh�lften geschieht durch Muskeln. Wenn die Fress�werkzeuge zur�ckgezogen sind, liegen die Ober- und Unterkieferh�lften dicht an�einander, wodurch die Maulh�hle geschlossen wird.
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W2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kr�tzmilben.
Hei Sarcoptes sind 4 solche kegelf�rmige K�rper zugegen, von welchen 2 oben und 2 unten liegen, und deren jeder eine Ober- und eine Unterkieferh�lfte tr�gt; bei Dcrmatocoptes bestehen die Fressvverkzeuge aus zwei l�nglichen, kegelf�rmigen K�rpern, an deren unterem, freiem Ende die Ober- und Unterkiefer�paare liegen, welche jedoch keine zahn�hnlichen Forts�tze zeigen; am freien Ende jeder Unterkieferh�lfte sitzen 3 gekr�mmte, spitze Forts�tze, welche bei geschlossenem Kiefer von dem Oberkiefer gedeckt werden. Auf dem R�cken der Oberkieferh�lften findet sich eine scharfe, schneideartige Leiste.
Der durch die kegelf�rmigen Organe und die umliegenden Weichtheile gebildete Hohlraum ist die Rachenh�hle, welche sich durch eine Oeffuung an die aus Chitin gebildete Schlundr�hre an�setzt, welche in eine sack�huliche Erweiterung des h�utigen Schlun�des (Hypopharynx F.), die durch einen Schliessmuskel von diesem abgegrenzt ist, m�ndet; von da l�uft die Speiser�hre bis zur Cardia des, aus einer d�nnen contractilen Membran bestehenden sack�hn�lichen Magens, von welchem aus blindsackartige Verl�ngerungen zu verschiedenen Theilen des K�rpers ziehen. An der oberen Wand des Magens tritt etwas links von der Medianlinie der Darmkanal hervor, welcher hinten an der Kloake m�ndet.
Die Verwendung der Fresswerkzeuge ist die folgende: die Sarcopten und Dermatophagen benutzen ihre Kiefer zum Nagen der G�nge und Benagen der Haut in der Art, dass sie die eine H�lfte der Fresswerkzeuge aus der Maul�spalte hervorschieben, wobei die Milbe sucht, die Spitze der Unterkieferli�lfte in den zu benagenden K�rper einzuf�hren, und durch Scbliessen der Kiefer das Ge-fasste loszutrennen und in die Maulli�hle zu f�hren. Sind mehrere Partikelchen dahin gebracht, so werden sie durch Kaubewegungen zwischen den gezahnten Kieferh�lften verkleinert. Die Dermatocopten, welche ihre Fresswerkzeuge nicht zum Benagen der Haut ben�tzen, senken ihre langgestreckten Kiefer fest geschlossen so tief in die Haut ein, dass die Maulspalte sich fest an die Haut anlegen kann, was durch die schneideartige Leiste des Oberkiefers erleichtert wird; hierauf be�ginnt das Saugen von Fl�ssigkeit aus der Haut, w�hrend dessen zugleich die Kiefer ge�tt'net, und hiedurch die am Unterkiefer befindlichen H�kchen in die Weichtheile eingesenkt werden. Hiedurch wird die Fixation der Milben in den gew�hlten Lagen gesichert, welche erst aufh�rt, sobald durch Scbliessen der Kiefer die H�kchen des Unterkiefers wieder von dem Oberkiefer gedeckt werden, worauf die Fresswerkzeuge wieder leicht aus der Haut gezogen werden k�nnen.
Die in die Maulh�hle gebrachten Stoffe werden von den Milben durch ab�wechselndes Vorschieben und Zur�ckziehen der Kiefer in die Bachenh�hle gebracht, von wo sie durch eine Oetfnung in die feste Schlundr�hre und den sogenannten Hypopharynx gelangen, durch dessen Zusammenziehungen sie in den Schlund und von diesem aus in den Magen getrieben werden. Die Futtermassen gelangen zuerst in die Mitte des Magens, und dann in Folge der peristaltischen Bewegungen an die Magenw�nde, l�ngs welcher sie sich fortschieben und so den Grund der Blinds�cke erreichen. Die liier ausgen�tzten Stoffe scheinen dann wieder mehr in die Mitte zu gelangen und nach dem Magen zu bewegt zu werden, wo sich die nicht verdauten Partikeln an die obere Wand des Magens n�chst dem Pf�rtner zu kleinen, rundlichen K�rperchen vereinigen, welche in den Darm eintreten und dort Koth-
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Kr�tzmilben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 113
ballen bilden, die durch Zusammenzielmngen des Darmes gegen den After hin be�wegt, und durch diesen entleert werden.
Ein dem Verdannngstracte m�glicherweise zugeh�riger Dr�senapparat wurde von F. mir bei Sarcoptes wahrgenommen, wo er den hinteren Theil der Speiser�hre umgibt.
Die Athmuug-sorgane liegen im Thorax und Abdomen und bestehen aus zwei sehr d�nnh�utigen, gewundenen, zu beiden Seiten des K�rpers unter dein Magen gelegenen S�cken, welche nach vorne zu, in der N�he des hinteren Endes der Epimeren des 2. Fuss-paares, mit zwei, von einem starken Chitinringe umgebene Oeffnungen den Stigmen, nach aussen m�nden.
Durch diese Organe wird dem K�rper die nothwendige Menge Sauerstoff zu�gef�hrt; das Austreten und mithin der Wechsel der Luft scheint vorzugsweise durch die Bewegungen des K�rpers und durch den Druck der anliegenden Organe auf die Luftbeh�lter veranlasst zu werden.
Die m�nnlichen Geschlechtsorgane liegen in der ver�einigten Brust- und Bauchh�hle, gesch�tzt und theilweise gest�tzt von einem Chitinger�ste, und bestehen aus 4 rundlichen, beiderseits paarweise gelegenen Hoden, aus welchen die Samenleiter hervor�gehen, die sich nach hinten laufend zu dem von einem h�utigen Kan�le umgebenen Penis vereinigen, dessen Oeffnuug dicht vor der Kloaken�ffnung gelagert ist.
In Beziehung zu den m�nnlichen Geschlechtstheilen stehen auch die bei den Dermatocopten und Dermatophagen an dem hinteren Eande des K�rpers stellenden Haftscheiben, von welchen schon die Rede war.
Die weiblichen Geschlechtsorgane bestehen aus einem unregelm�ssig gestalteten Eierstocke, mit welchem ein Eileiter ver�bunden ist, der nach r�ckw�rts zur Kloake geht und in diese unweit der Kloaken�ffnung unterhalb des Darmes m�ndet.
Mit Ausnahme der Sarcopten wird bei den weiblichen Milbenarten das Ovarium durch ein Chitinger�st gesch�tzt, und besitzen diese auch nacli der I. H�utunlaquo;- am hinteren K�rperrande zwei cylindrische, kurze Forts�tze, an welche sich die ent-sprechenden Haftscheiben der M�nnchen anlegen.
Die Begattung geschieht bei den Sarcopten anders als bei den �brigen Gattungen der Kr�tzmilben. Die ersteren vollziehen die Begattung in den G�ngen, in welchen die weiblichen Individuen leben; F�rstenberg war einmal in der Lao-e die Begattung der Sarcoptes des Fuchses zu beobachten; hiebei lag das M�nnchen unter dem Weibchen, so dass die Bauchfl�chen beider gegeneinander gekehrt waren und der hintere K�rperrand des M�nnchens jenen des Weibchens nur wenig �ber�ragte. Die Begattung geschieht durch die Einf�hrung des Penis in die Kloaken-�ftnung des Weibchens und Entleerung der Samenzellen in diese. Der Coitus scheint nur durch kurze Zeit zu w�hren.
Die Begattung der Dermatocopten und Dermatophagen, welche nicht in G�ngen wohnen, erfolgt auf der Haut des Wohnthieres in der Art, dass das Roll, Path. u. Ther. d. llausth. 4. Anil. I,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g
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114nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kriitzmilben.
briiastigo M�nnchen sein Hintertheil dem hinteren Theile des brttnst�gen Weibchens in der Art zukehrt, dass seine Haftscheiben auf die cyliiulrisclien Forts�tze des letzteren gelangen, wobei es sein Hintertheil mit Hilfe des ;#9632;!. (l�ngsten) Pnsspaares in die H�he hebt, worauf dann der Penis in die Kloake eindringt und die Samen�zellen entleert werden. Kurz nach diesem Vorgange verf�llt das Weihchen in eine Erstarrung, und wird in diesem Zustande von dem M�nnchen hinter sich herge�schleift. W�hrend dieser Erstarrung beginnt die H�utung des Weibchens, nach deren Vollendung sich erst die gegenseitige Vereinigung l�st.
Die Hier der Sarcoptes haben eine glatte, trockene H�lle, und da sie von der weiblichen Milbe in (l�ngen abgesetzt werden, so l�sst sich mit R�cksicht auf die in diesen vorgefundenen JCih�llen, die Zahl der von einer vollst�ndig entwickelten Milbe gelegten Eier auf 20 bis -24 annehmen. Eine solche Sch�tzung l�sst sich bez�glich der beiden anderen Gattungen 'nicht anstellen, da diese ihre Eier, welche bei ihrem Austritte aus der Kloake mit einer klebrigen Fl�ssigkeit �berzogen sind, wodurch sie an Krusten u. s. \v. haften, an verschiedenen Stellen der K�rperpber-fl�ehe des Wohnthieres absetzen.
Die Feststellung des Zeitraumes, wie lange die Milbenlarve im Eie zu ihrer Entwicklung bedarf, ist sehr schwierig', da einmal die Eier an den Wohnorten der Milben schwer aufzufinden sind, ferner aber der Zeitpunkt auch nicht bestimmt werden kann, wann das Ei gelegt wurde. Mit B�cksicht auf vorgenommene An-steckungs- und Bebrfitnngsrersuche und mit Bedachtnahme auf die, die Entwicklung der Larven verz�gernden Einfl�sse, kann durchschnittlich ein Zeitraum von (gt; bis 7 Tagen als die f�r die Entwicklung der Milbenlarven erforderliche Periode an�genommen werden. Auf feuchter Unterlage erhalten sich die von dem K�rper ihrer Wirthe entfernten Milbeneier 'J�4 Wochen lebensf�hig.
Der Inhalt des, beim Austritte aus der Kloake fast hellen Milbeneies tr�bt raquo;ich innerhalb weniger Stunden; sp�ter werden Anh�ufungen von Dotterzellen an verschiedenen Theilen der Peripherie des Eies bemerkt; im Verlaufe des 4. Tages treten die Umrisse des Kopfes, der vorderen Fusspaare, femer jene des 3. Fusspaares hervor. Das Austreten aus der Eih�lle scheint auf die Weise zu geschehen, dass diese zuerst an einer Stelle mittelst der Kiefer durchbohrt und sehlicsslich durch Anstemmen der Krallen der Beine gesprengt wird.
Die neugebornen Larven der Sarcoptes nagen sich an dem Theile des Ganges, an welchem sie ausgeschl�pft sind, eine Oeffnnng, durch die sie ihn ver�lassen, um Nahrung lind einen eigenen Wohnort zu suchen; jene der beiden anderen Gattungen verkriechen sich unter Epidermisschuppen, Krusten n. dgl. Die Milbenlarve, welche anfangs kleiner ist. als das Ei, nimmt schnell an Grosse zu, sie unterscheidet sich von den �lteren Milben stets chirch das Fehlen des 4. Fuss�paares. Mit dem 3. his 4. Tage nach dem Ausschl�pfen beginnt die erste H�utung. deren die weiblichen Milben nach F. 4 w�hrend ihres Lebens durchzumachen haben, und w�hrend deren sie stets in einen Erstarrungs/.ustaiid verfallen. Die Ver�nderung, welche die Milben bei der 1. H�utung erfahren, betrifft haupts�chlich die Ver�mehrung' der Fusspaare durch die Entwicklung des 4., bei den Dermatocopten und Dermatophagen �berdies die Bildung der. bei der Begattung zur Verwendung kommenden Cylinder am hinteren K�rperrande; welche letzteren aber bei der 2. H�utung' wieder verloren gehen und hei �lteren Milben nicht mehr angetroffen werden.
Nach der 1. H�utung richten sich die Sarcoptes ihren Gang her, in dem sie das M�nnchen zur Begattung erwarten, worauf bald der �_'. 1 l�ntungsproecss, der
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Kr�tzmilben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1J f)
4�5 Tage dauert, beginnt; die beiden anderen Gattungen vollziehen den Coitus in der wiederholt erw�hnten Vereinigung, worauf unmittelbar noch in der Copula die 2. H�utung der erstarrten Weibchen ihren Anfang nimmt, Die 2. H�u�tung bringt mit Ausnahme einer Vergrosserung der Schuppen und Dorne und einer st�rkeren Entwieldung des Ovariums bei Sarcoptes keine besonderen Ver�nderungen hervor; bei den Dermatocoptes- und Dermatophagus-Weibehen sind die Cylinder am hinteren K�r|ierrande verschwunden, das Ovarium ist noch immer undeutlich, und es fehlt ihm der sch�tzende Chitink�rper, das 4, Fusspaar, welches bei erwachsenen Milben das l�ngste ist, erscheint noch gleich lang mit dem dritten.
Das Sarcoptesweibchen legt sieh nach der zweiten H�utung einen neuen (iang an, in welchem es erstarrt und die 3. H�utung vollzieht; worauf es diesen Gang verl�sst, indem es in ihn an der Stelle, wo es gelegen, eine Oefihung bohrt; worauf es sich einen neuen Gang herrichtet, in welchem es die Eier absetzt.
Die Dermatocopten und Dermatophagen vollziehen einige Tage nach der 2. die 3. H�utung, welche ungef�hr ^ Tage dauert, und aus der sie vollkommen entwickelt hervorgehen, und ihre Eier absetzen. Nachdem die Milben eine ver�schieden grosse Zahl von Kiern gelegt haben, sterben sie, oder sie h�uten sich, wenn sie lebenskr�ftig genug sind, noch einmal, legen aber dann in den seltensten F�llen noch Eier.
Die Entwicklung der M�nnchen ist, ihrer geringeren Grosse wegen bei weitem schwieriger zu verfolgen; nach F. machen sie bestimmt drei H�u�tungen durch.
Das Nervensystem der Kr�tzmilben bestellt aus 2 Knoten, (leren einer am Oesophagus, der andere an der Cardia des Magens ti-eleg'en ist und welche Nerven�ste zu den verschiedenen K�rper-tlieilen und Organen abgeben. Ein Gef�sssystem konnte F. nicht auffinden.
sect;. 65. Die Lebensweise der Kr�tzmilben ist nach den Q-attungen der Milben verschieden.
Die Sarcoptes wohnen, wie schon erw�hnt, unter der oberen Schichte der Epidermis, iu welche sie sich G�no-e bohren, und darin in der Regel abgeschlossen von anderen Milben vereinzelt leben. Die Dermatocopten und Dermatophagen leben stets auf der Oberfl�che der Haut des Wohnthieres, gesch�tzt von dessen Haaren, Epidermisschuppen, Krusten u. s. w. Die ersteren veranlassen, da ihre Nahrung- nur aus Fl�ssigem besteht, ziemlich tiefgehende Ver�letzungen der Haut und geben Anlass zur Entz�ndung und Exsu�dation; die durch diese entstandenen Krusten dienen ihnen als Aufenthalts- und Brutort; die letzteren, welche sich von den J�ngern Epidermiszellen n�hren, und nur die �ussere Epidermislage zu dem Zwecke entfernen, halten sich unter diesem Hautstaub auf; beide Gattungen leben demnach gesellig.
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116nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kr�tzmilben.
Beim Einf�hren ihrer Kiefer in die Haut nehmen die Kr�tz�milben besondere Stellungen an. Da ihr nach abw�rts und vorne gerichteter Kopf, wenn die Milben auf den Flissen gleichm�ssig stehen, nicht den Gegenstand, auf dem sie sich befinden, erreichen kann, so heben die Milben, um ihre Presswerkzeuge in die Haut einzusenken, ihr Hinterthcil mittelst der Borsten des 3. und 4. Fuss-paares stark in die H�he, w�hrend sie gleichzeitig die Vorderbeine mittelst der Krallen feststellen und die gestielten Haftscheiben flach an die Haut legen. Die Sarcopten und Dermatophagen senken nun die Spitze des Unterkiefers in die Epidermis, trennen durch Schliessen der Kiefer das Erfasste, und entfernen so die verhornten Epidermiszellen. Zu den jungen Zellen, die ihnen als Nahrung dienen, gekommen, verkleinern sie das Erfasste, das schliesslich in den Magen gelangt. Die Dermatocopten senken ihre Kiefer bis in die Cutis ein, deren Fl�ssigkeit sie mit den an die Haut an�gelegten Lippen einsaugen.
Haben die Sarcoptes die Epidermis in schr�ger Richtung durchnagt, und sind sie auf die j�ngere Epidermisschichte gekommen, so f�hren sie in horizontaler Richtung- den Gang weiter, wobei sie die Vorderf�sse gebeugt, die Haftscheiben zur Seite gelegt, diox Krallen gegen die Cutis gedr�ckt, die Hinterbeine gegen den Leib gezogen und die Fussenden gegen die Cutis gestemmt halten, w�h�rend sie den B�cken, dessen Schuppen und Dornen das Zur�ck�gleiten hindern, gegen die Decke des Ganges stemmen. Durch das Einbohren in die Haut, wobei gew�hnlich die j�ngsten Lagen von Epidermiszellen verletzt werden, entsteht ein stechender Schmerz und in Folge des hiedurch gesetzten Reizes, entwickelt sich am Anfange des Ganges eine unscheinbare Entz�ndung in der Haut, #9632;welche zur Bildung eines Kn�tchens, Bl�schens Anlass gibt; das l�stige Jucken, welches bei Kr�tzkranken beobachtet wird, mag theilweise auch durch das feste Einsetzen der Krallen beim Bohren in die, die sehr empfindliche Cutis unmittelbar deckende junge Zellenschichte bedingt sein. Da die Milben bei Einwirkung von W�rme besonders lebhaft werden, so nimmt auch das Jucken bei warmer Bedeckung des K�rpers des Wohnthieres, beim Aufenthalte in warmen Stallungen auffallend zu.
Die Dimensionen der G�nge richten sich nach der Grosse und dem Alter der Sarcopten. Die Milbenlarven legen ihren Gang ge�w�hnlich nur so gross an, dass sie vollst�ndig von Epidermis be�deckt sind; sie vollziehen in diesem die erste H�utung. Hierauf nehmen sie einen zweiten Gang in Augriff, den sie nach der
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Kriitzmilben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 117
2. H�utung- durch eine neugebildete Oeffnung- verlassen; worauf sie den 3. Gang beginnen, in welchem sie die 3. H�utung vollenden. Die l�ngsten und breitesten G�nge legen die weiblichen Sarcoptes nach der 3. H�utung, wo sie vollkommen fortpflanzungsf�hig ge�worden sind, an, in welchen sie dann die Eier absetzen; in den Decken dieser G�nge finden sich �berall dort, wo Milbenlarven sich einen Weg nach aussen gebohrt haben, Oeflhungen. Nach dem Absetzen der Eier stirbt der gr�sste Theil der weiblichen Milben; jene aber die noch eine 4. H�utung vollziehen, vollenden sie in diesem 4. Gange, worauf sie ihn durch eine neugebildete Oeffnung vorlassen, und in einem frisch gebohrten Gange absterben.
Die Richtung der G�nge ist meistens geschl�ngelt; ihr An�fang ist durch ein Ku�tchen oder eine Pustel bezeichnet; derlei Efflorescenzen finden sich auch im Verlaufe der G�nge.
Der Gang des M�nnchens ist gew�hnlich nur so lang, dass der K�rper v�llig bedeckt ist; er wird wiederholt von ihm verlassen, um Weibchen zur Begattung aufzusuchen.
Von dem K�rper ihrer Wohnthiere entfernte Kr�tzmilben bleiben in feuchter Luft oder auf feuchter Unterlage mehrere Wochen lebensf�hig; unter entgegengesetzten Verh�ltnissen gehen sie, so wie ihre Eier, rasch zu Grunde; dies geschieht insbesondere durch Einwirkung h�herer Temperatargrade (50 �75IJ C)
sect;. 66. Gattung Sarcoptes. Grabmilbe. (Von rap; Fleisch und BT^aaetv sich verstecken.)
K�rper l�nglichrund, schildkr�tenf�rmig, mit Einbuchtungen an den Seitenr�ndern; nach Verschiedenheit der Art '/- �'/., mm. lang, '/j�'/., mm. breit, also oft mikroskopisch klein; Haut mit Rillen versehen; R�cken mit genagelten, schuppen�hnlichen oder mit schuppenformigen Hautverl�ngerungen, oder mit Schuppen und mit auf papillen�hnlichen Erhabenheiten stehenden Dornen besetzt; Kopf vom Rumpfe abgesetzt und mit 4 Kieferh�lftenpaaren und zwei starken, neben diesen gelegenen und denselben an L�nge gleichkommenden, dreigliedrigen Palpen versehen. Beine 8, f�nf-gliedrig, das 1. und 2. Paar mit gestielten Haftscheiben, Haft�scheibenstiel von der L�nge des Fusses, ungegliedert; das 3. und 4. Paar bei den Weibchen mit langen Borsten endend; bei den M�nnchen das 1., 2. und 4. Paar mit einer Haftscheibe und das 3. mit einer Borste versehen. Epimeren des 1. Fusspaares verschmolzen. Larve mit 6 Beinen, das 1. und 2. Fusspaar mit Haftscheiben, das 3. mit einer langen Borste endend.
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118nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; KrfitzmiHen.
Bei den Haustliieren kommen von dieser Gattung folgende Arten vor:
1.nbsp; nbsp;Sarcoptes scaLiei Latr. (fSarcoptes hominis Rasp. Sare. equi Crerlach.).
Weibchen. K�rper l�n^lichrnnd, sehildkr�tenfBrmig; Rillen in der Haut von der einen zur anderen Seite verlaufend; B�cken mit in Reihen stellenden, ge�nabelten, schlippen�hnlichen Hautverl�ngerung-en, (5 �rnst- und 14 geraden li�cken-domen besetzt. l)as 1. und 2. Fussjiaar mit gestielten Haftscheiben, das 8. und 4. Fusspaar mit langen Borsten endend. Epimeren des 3. und 4. Fnsspaares jeder Seite mit einander verbunden. Die Weibehen kommen in gr�sserer Anzahl als die M�nnchen vor. lgt;ie L�nge der fortpflan�nngsfShigen Weibchen betr�gt durch�schnittlich an ()'4� (naliezu '/.j) mm. Die Breite am 1. Thoraxringe O'S� (unge�f�hr '/;l) mm.
M�nnchen. K�rper mitdlich, R�cken mit � Brost- und 14 R�ckendomen, an der Grenze zwischen lirust- und Banchh�hle einzelne genagelte, schnppen�hnliche Hautverl�ngemngen oder Schuppen. Das 1., 2. und 4. Fnsspaar mit einer gestielten Haftscheibe, das 3. mit langer Borste endend. Die Epimeren des 1. und 2. Fuss-paares durch einen Cliitinstreifen verbunden, welcher mit dem Streifen eine Ver�bindung eingeht, an dem sich die Epimeren deraquo; 3. und 4. Kusspaares und der Stiel des hufeisenf�rmigen ChitinkSrpers der Geschlechtstheile befestigen. Die M�nnchen sind bedeutend kleiner als die Weibchen, ihr li�ngendurchinesscr betr�gt an 0quot;23 (ungef�hr '/j) mm.; ihre Breite �'19 ('/j) mm.
Wolmt in der Oberhaut des Pferdes (des Menschen, wurde auch beim L�wen, Lama, Affen, neapol. Schafe gefunden).
2.nbsp; Sarcoptes caprae F. (Ziegen-Sarcoptes).
Weibchen. K�rper rundlich, an der Brnst breiter als am Hauche; Einbuch�tungen an den Seitenr�ndem des K�rpers massig tief. R�cken mit kurzen schuppen-f�rmigen Hautverl�ngerungen mit einem meist rundlichen, seltener spitzigen Chitinst�ck am freien Ende, selten mit kurzen genagelten, schuppcn�lndiehen llautverl�ngerungen unter ihnen. Die � Brustdornen l�nglich rund; die 14 R�ckendomen massig lang, spitz zulaufend. L�nge im ausgebildeten Zustande 0-34 ('/;)) mm.. Breite 0-34 C/s) mm.
M�nnchen. K�rper l�nglichrund, beinahe eif�rmig; auf dem 3. und 4. Thorax�ringe, nahe am K�rperrande wenige schuppenf�rmige Hautverl�ngerungen; sonst wie bei den anderen Sarcoptesarten. L�nge 0quot;24 C/,) mm.. Breite 0'18 {l/b) mm.
Leben in den, in der Epidermis und in Krusten angelegten G�ngen auf der egyptischen Zwergziege. (Fr. M�ller.)
3.nbsp; nbsp;Sarcoptes squamiferus F. Schuppentragender S. (S. suis Gcrl. S. cauis Geil.)
Weibchen. K�rper l�nglichrund, schildkr�tenf�rmig; R�cken mit aus Chitin gebildeten, dreieckigen, in Reihen stehenden Schuppen besetzt; die 6 Brustdornen l�nglichrund, eichelf�rmig, K�ckendornen 14. L�nge des Weibchens �quot;46 (nahe�zu '/,) mm.. Breite 0quot;.'!5 (ungef�hr .'^ mm.
M�nnchen. K�rper rundlich, K�cken mit sehr wenigen Schuppen, d Brust-und 14 K�ckendornen besetzt. L�nge 0-32 (an lj3) mm., Breite 0-29 (�ber 'z^) mm.
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Knitzmilben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 119
Leben in G�ngen der Epidermis des Hundes und des Schweines.
4.nbsp; Sarcoptes minor F. Der kleine S. (Sarc, Cati Her. und Gorl. S, cuniculi G-erl.)
Weibehen. K�rper rand�cli, mit sdemlicb tiefen Binbuchtangen an den Seitenr�ndern, Haut mit Rillen Inder Bicbtong des C�rperrandesyerlanfend; KUcken mit tlioils genagelten, tlieils ungenagelten, reilieroveise stebenden Hautverl�ngemngen besetzt; ItnisUlomen fehlend, K�ckendomen 12. Borsten am hinteren K�rperrande fehlen. L�nge 0-25 (V4) mm., Breite 0-20 (lt;A) mm.
M�nnchen. K�rper rundlich, mit ziemlich tiefen Einbuchtungen an den Seitenr�ndern, Haut mit in der Richtung des K�rperrandes verlaufenden Killen, R�cken mit wenigen, meist nngenagelten Hautverl�ngerungen; Brustdornen fehlen, ��ckondomen 12. L�nge 0-18 (an '/:.) mm., Breite d'l-t (an '/j) nun.
Leben in Gr�ngen der Oberhaut der Katze und des Kaninchen s.
Auf dem L^uclise kommt S. \,iil|tis F. vor.
5.nbsp; Sarcoptes mutana (Eobin) von Reynal mul Lanc|uetin in einem Kr�tza\issch1ag der Hillmer entdeckt.
sect;. lt;)7. Gattung Dermatophagus. Schuppenfressende
AI �be. (Von oip\j.y. Haut und fctysiv essen.)
K�rper l�nglich rund mit Einbuchtungen an den Seiten-r�ndern: Haut mit feinen Rillen verseben; R�cken massig ge�w�lbt mit 2 starken langen Scbulterborsten und mehreren Haaren besetzt; Bauchfl�che massig nach unten hervortretend; Kopf vom Rumpf deutlich abgegrenzt, kurz, kegelf�rmig, breiter als lang; Ober- und Unterkiefer kurz, abgerundet, in zwei gleiche H�lften getbeilt; die beiden an den �usseren Seiten der Kiefer gelegenen Palpen dreigliedrig, das Endglied mit 3 H�rchen besetzt. Beine 8, f�nfgliedrig. Das 1. und 2. Fusspaar, am vorderen Rande des K�rpers hervortretend, bei beiden Q-eschlechtern gleich lang, mit starken Borsten besetzt, an den Endgliedern eine, an einem massig langen, ungegliederten Stiele sitzende, grosso, glockenf�rmige Haft�scheibe. Das 3. und 4. Fusspaar, am Seitenrande gelegen, bei beiden Geschlechtern von verschiedener L�nge; die F�sse des 3. Paares beim Weibchen kurz, am Ende mit 2 langen Borsten besetzt, die des 4. Paares lang, mit einer gestielten Haftscheibe endend. Beim M�nnchen das 3. Fusspaar dem 1. und 2. an L�nge gleich, das Endglied eine Haftscheibe und eine lange Borste tragend, das 4. Fusspaar verk�mmert, Endglied mit einer kleinen Haftscheibe endend. Epimereu des 1. und 2. Fusspaares getrennt, die des 3. und 4. Paares bei dem M�nnchen au jeder Seite durch einen kurzen Chitinstreifen verbunden: jedes Epimerou mit einer
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120nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kr�tzmilben.
Clavicula fest vereinigt. M�nnchen durch 2 am hintern K�rper-rantle hervortretende, mit Borsten besetzte Forts�tze kenntlich. Larven mit G Beinen, 4 H�utungen mit Metamorphosen verbunden, vollziehend.
P]s geh�rt hieher als Art:
Dermatophagus bovis F. (Sarcoptes bovis Hering. Symbiotes equi Gerl. Symbiotes bovis Grerl.)
Weibehen. K�rper l�nglichrund, Einhuchtnngcn deutlich, an den Seiten�r�ndern des K�rpers ziemlich tief, Endglieder des 1. und 2. Fusspaares mit grossen gestielten Haftscheiben und einer Kralle endigend; Endglieder des 4. Fusspaares mit kleinen Haftscheiben und einem Krallenrudiment; das 3. Fusspaar k�rzer als das 4., die Endglieder mit zwei sehr langen starken Borsten besetzt. Auf dem etwas gew�lbten R�cken zwei lange Sclmlterborsten und 5 Paar Haare; Hauchfl�che nach unten hervortretend; hinter den Epimeren des 1. Fusspaares und jenen des 1 zwei lyraf�rmige Chitinst�cke; der hintere K�rperrand abgerundet mit 2 langen Borsten und 6 Haaren besetzt. L�nge 0-42 (nahezu '/j) mm., Breite 0quot;27 (mehr als 74) mm.
M�nnchen. K�rper rundlich, Einbuchtungen an den Seitenr�ndern nicht tief, hinterer K�rperrand eckig, mit zwei in der Mitte hervortretenden, mit Borsten besetzten Forts�tzen; 1., 2. und 3. Fusspaar gleich lang und stark, Endglieder des 1. und 2. mit einer Kralle und grosser Haftscheibe, jene des 3. Paares mit 2 Krallen und einer grossen Haftscheibe versehen; das 4. Fusspaar kurz, verk�mmert, mit kleinen Haftscheiben endend; K�cken gew�lbt mit 2 langen Schulterborsten und 4 Paar Haaren besetzt; Bauch flach; zwischen den Hinterbeinen das Chitinger�st der Gesehlechtstheile; hinten vor den Forts�tzen zwei OetTnungen oder die aus ihnen hervorgetretenen Haftscheiben, zwischen welchen die Oefl'nung f�r den Penis liegt. L�nge 0-34 ('/s) mm.. Breite 0-29 (nahezu '/s) mm.
Leben auf der Haut des Rindes und Pferdes, verborgen unter Epidermisschuppen. Diese Milbe soll nach Dr. C. Rabe auch Ursache der sogenannten Schl�mpemauke des Rindes sein. (F�hling's landw. Zeitung XXIV. 3.)
sect;. 68. Gattung Dermatocoptes. Saugmilbe. (Von ospjxa Haut und xiitreiv haken.)
K�rper je nach dem Geschlechte l�nglichrund oder rundlich; mit Einbuchtungen an den Seitenr�ndern; Haut mit feinen Rillen; R�cken mit 2 grossen Sclmlterborsten und mehreren Haaren besetzt. Kopf vom Rumpf abgesetzt, kegelf�rmig, mehr lang als breit: Ober- und Unterkiefer lang gestreckt, in 2 gleiche H�lften getheilt, jede Unterkieferh�lfte in ihrem vordem Ende mit 3 H�kchen ver�sehen, die Oberkieferh�lften auf der obern Seite mit einem scharfen Kamme; an jeder Seite des Kopfes 2 dreigliedrige Palpen, an deren Endglied 3 H�rchen sitzen. Beine 8, f�nfgliedrig, Epimeren s�mmt-licher F�sse einzeln und mit einer Clavicula fest verbunden. Das 1. und 2. Fusspaar am vordem K�rperrande hervortretend, an den
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Kr�tzmilben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 121
Endgliedern mit gestielter Haftscheibe und Kralle, Haftscheibenstiel gegliedert, Haftscheibe troinpetenf�rmig. Das 3. und 4. Fusspaar an den Seitenr�ndern des K�rpers gelegen; beim Weibchen die F�sse des 3. Paares kurz, das Endglied mit 2 starken langen Borsten besetzt; die des 4. Paares lang, mit einer gestielten Haft�scheibe und einem Krallenrudiment versehen. Beim M�nnchen das 3. Fusspaar sehr lang, das Endglied eine gestielte Haftscheibe, 2 Krallen und eine lange Borste tragend, das 4. Fusspaar verk�m�mert. Beim Weibchen an der Bauchfl�che zwei, zu einem lyra��hnlichen K�rper vereinigte Chitinstreifen ; hinterer K�rperrand beim M�nnchen eckig mit zwei borstentragenden Forts�tzen, beim Weib�chen abgerundet, zu jeder Seite der Kloaken�ffnung 2 Borsten und
1nbsp; Tasthaar tragend. Larve mit 6 Beinen, 4 mit Metamorphosen verbundene H�utungen durchmachend.
Als Art interessirt:
Dermatocoptes cominunis (Sarcoptes eqni Her. Dermatodectes equi, D. bovis, D. ovis Gerl.).
Weibchen. K�riicr l�nglichrnnd, mit ziemlich tiefen Einbuchtnngen an den
Seitenr�ndern, Vorderbeine gleich lang, mit gestielten Haftecheiben, Haftscheibenatiel zweigliedrig; das 3. Fusspaar mit 2 langen Horsten, k�rzer als das 4., letzteres mit einer Haftscheibe endend; R�cken gew�lbt, mit 2 langen Sclmlterborsten und 3 Paar Haaren besetzt; Bauchfl�che hinter dem lyraf�rmigen Chitink�rper sich nach unten senkend; hinterer K�rperrand abgerundet mit 4 B�rsten und 2 Haaren besetzt. L�nge 0-62 (�ber %) mm.. Breite 0-26 (�ber 74) mm.
M�nnchen. K�rper rundlich, mit seichten Einbuchtungen an den Seiten�r�ndern; der hintere K�rperrand eckig, mit 2 in der Mitte hervortretenden mit Borsten besetzten Forts�tzen; die vorderen Heine gleich lang, mit gestielten Haft�scheiben und Krallen; Haftscheibenstiel zweigliedrig; das 3. Fasspaar sehr lang, mit gestielten Haftscheiben, einer langen Borste und zwei Krallen, deren �ussere
2nbsp; H�kchen tr�gt; 4. Fusspaar verk�mmert mit dem Rudimente einer Haftscheibe endend. An dem hinteren Ende der Bauchfl�che 2 Oeti'nungen, auraquo; welchen beim br�nstigen Thiere die Haftscheiben hervortreten. L�nge 0-52 ('/j) mm.. Breite �-39 (�ber 1/3) mm.
Die Milben dieser Art leben auf der Haut des Pferdes, des Schafes und des Rindes.
Wie schon erw�hnt, veranlassen (lie in und auf der Haut der Thiere wohnenden und sich fortpflanzenden Kr�tzmilben daselbst eine bedeutende Reizung, die zu Entz�ndungen, Exsudationen u. s. w, f�hrt und gewisse Ver�nderungen in der Haut bewirkt, deren Ge-sammtbild mit dem Namen der Kr�tze, R�ude bezeichnet wird, und von welchem in dem speciellen Theile ausf�hrlich die Rede sein wird.
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122nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Balgmilbon. � Pentastomum.
1). Balgmilben, Acarus.
sect;. 69. Es geh�rt liiehcr die Haarsackmilbe (Acarus folli-culoruin, Demodex foil. Owen. Simonea foil.). Sie wohnt in den Haar- und Talgdr�sen der Haut des Menschen, der Hunde und der Katzen. Man trifft mehrere Formen dieser Thierchen.
Die ausgebildeten Individuen haben eine l�ngliche wunnfrtrmige Gestalt, mit einem langen, schmalen, durch viele Querstreifen ge-gliederten, fein s�geartig gez�hnelten Hinterleibe, welcher allm�lig schm�ler wird und weniger deutlich gestreift erscheint; der Vorder�leib aus dem verschmolzenen Thorax und Abdomen bestehend, ist dick, gew�lbt und tr�gt 4 kurze, kegelf�nnigc, Sgliedrige Fasspaare, welche durch Chitinstreifen an eine chitin�se Leiste der unteren Fl�che befestiget sind und an ihrem Ende .'i spitze Krallen (oder vielleicht 2 Krallen und einen llaftlappen) tragen. Die Fresswerk�zeuge bestehen aus einem R�ssel mit einer Art Htiiet, dann zwei beiderseits gelegenen Palpen. Die L�nge betr�gt '/� � V, nun., die Breite (K)4 mm.
Die Jugendform besitzt nur 3 Fusspaare, ist schmal, am Hinter�leibe nicht geringelt und ist bisweilen kaum grosser, als die, bis�weilen neben den ausgewachsenen Individuen vortiiidlichcn spindel�f�rmigen K�rper, welche f�r Fier gehalten werden. Ueber die innere Organisation ist noch wenig- bekannt. In gr�sscrer Zahl vorhanden, veranlasst die Haarsackmilbe bei Hunden einen pustu-l�sou schwer heilbaren Hautausschlag, welcher von theilweisem oder vollst�ndigem Verluste der Haare begleitet sein kann.
Ein �hnlicher Acarus wurde von Oschatz in den Augenlider-dr�sen eines Schafes angetroffen.
sect;. 70. Zu den Acarinis werden jetzt auch die
Pentastomiden
gerechnet, obwohl sie in manchen Beziehungen, namentlich auch was die Zahl der Beine betrifft, von diesen abweichen. Als deren Charaktere stellt Leuckart folgende auf:
Wumif�rmig-e, eierlegende, parasitische Xhiere mit l�nglichem, flachem oder rumllidiem, geringeltem K�rper; Mund vorne sitzend, rund, mit einem hornenen Kinge nmgeben, Palpen wenig- entwickelt; 4 haken�hnliche, aus einer Scheide vor�streckbare F�sse; Haut lijirtlieli, von Stigmen durchsetzt; die weibliche Gesohlechts-Qfihttng an der Schwejfspitze, die m�nnliche am Abdomen mit einem fadenf�rmigen, sehr langen Penis; M�nnchen kleiner als das Weibchen. Vollkommene Metamorphose. Die Embryonen milbenartig, randlich, hinten zugespitzt oder geschw�nzt, mit t (oder (gt;) Beinen; in den inneren Organen von S�ngethieren, Fischen und Amphibien
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Pcntastomnm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IZO
eingeschlossen, �ndern sie ihre Form allm�lig in die erstliescliriebene um; wandern in die Luftwege von S�ngethieren und Ampliibien und erreichen dort ihre volle Entwicklung.
Es geli�reu hielicr die fr�her f�r zwei Species gehaltenen Pentastomum denticalatum (o-eziilineltes F�nf loch) und Pen-tastomum taenioides (bandwurm�hnliches F�nflocli), welche je�doch durch R. Leuckart's P�tteningsversuche nur als verschiedene Entwicklungsstufen einer und derselben Species festgestellt wor�den sind.
Das Pentastomum denticulatum kommt in der Leber, in den Nieren, im sabnracosen Bindegowebe des Zw�lffingerdarmes verschiedener Hausthiergattungen vor, w�hrend das 1'. taenioides in den Stirn- und Nasenh�hlen des 1 rundes lebt.
lgt;as Pentastomum taenioides kommt in Wien nur sehr selten vor. wird aber anderswo linnfig angetroffen.
Der K�rper ist l�nglieh, lancettf�nnig, riickw�rts verselun�chtigt, an der ISanehll�ehe eben, an der R�ckenfliieUe in der Mitten kielf�rmig gew�lbt, mit rings um das Thier verlaufenden Ringen (nngefillir 90) versehen, zwischen denen kleine Stigmata liegen. Diese Uingelnng tr�gt, am meisten da/.n bei, diesen Thieren eine gewisse Aehnlielikeit mit den ISanduiirmein /.u verleihen. Der Kopf ist rundlicli, vorne mit zwei kleinen Tastw�rzchen versehen; nahe dem vorderen Rande befindet sieli ein gelblicher, ehitin�ser M im dring. Die am :i. und 1. K�rpersegmente be�findlichen, in eine Tasche /.nr�ckziehbaren Haken, werden gegenw�rtig als ebenso viele zweigliedrige Meine angesehen, bei welchen die Klaue das Endglied darstellt, w�hrend das Grundglied in die Ilakentasche zur�ckgezogen ist. Beim Manuellen ein langer, vorstreckbarer Penis; die (Jeschlechtsiifl'nung des Weibchens am hinteren K�rperende, dicht vor dem After. Das M�nnehen erlangt eine L�nge von 18 bis 20 mm., bei einer Breite nach vorne von 8 mm., das Weibchen eine L�nge von 80�100 nun., bei einer vorderen K�rperbreite von 8�10 nun. Das Pentastoma taen. wohnt in der Nasen-, Stirn- und Kieferh�hle des Hundes und Wolfes, selten im Kehlkopf, es wurde aber auch beim Pferde, Maulthiere, und nach Hruckm�ller bei der Ziege angetroffen.
Das Pentastomum denticulatum (der .lugendzustand des P. taen.) be�sitzt auf seinen Ringen, mit Ausnahme der beiden ersten deutliche Stachelkr�nze, schlankere Haken mit sogenannten Nebenhaken; die Oeschlechtstbeile sind mir rudiment�r. Es ist 4-5�54� mm. lang und l-� mm. breit. Es wird in der Baucli-und Brusth�hle bei Hasen, Meerschweinchen, Ziegen, Schafen (Efirstenberg) und anderen, namentlich pflanzenfressenden S�ngethieren gefunden, in deren Lungen, Leber und anderen Organen, Mesenterialdriisen, es in eine Cyste eingeschlossen, heranw�chst.
Ueber die Entwicklung dieser Tbiere ist durch Leuckart's Versuche Nachstehendes sichergestellt: Die in die Nasen-, Kiefer�oder Stirnh�hle des Hundes gelangten Pentastomen begatten sich, sobald sie geschlechtsreif geworden; die sehr zahlreichen befruch�teten Eier (Leuckart sch�tzt die Zahl derselben bei einem Weib�chen auf mehr als eine halbe Million) gelangen mit dem Nasen-
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124nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;rentastomum.
schleime nach aussen und zufiillig- auf NahrungsstofFe, flie von Thiereu, in welchen die weitere Entwicklung- der Embryonen statt�finden kann, gefressen werden. Im Inneren des Magens werden die derben Eih�llen durch die Einwirkung- der Verdauungss�fte auf�gel�st, die mit einem �ohrapparate versehenen Embryonen werden frei, durchsetzen die Wandungen des Darmes, gelangen, vielleicht theilweise mit dem Blutstrome, in die verschiedenen Organe (Leber, Gekr�sdr�sen. Bauchfell, manchmal Lungen) und encystiren sich dort.
In diesem Zustande stellen sie einen, seine Cyste vollst�ndig�ausf�llenden, gedrungenen, kurzen (027�0-7 mm. langen) Cylinder mit vorderem abgestumpften und hinterem stark verj�ngten und etwas nach der Bauchfl�che gekr�mmten Ende und einer klaffenden, dickrandigen Mund�ffnung dar, an welcher sich sp�ter die Anlagen des Hakenapparates hervorbilden.
Erst nach mehreren Monaten sind Hakenappai-at und Stachel�kr�nze vollkommen entwickelt, w�hrend welcher Zeit auch der Geschlechtsapparat der m�nnlichen und weiblichen Thiere sich rudiment�r herangebildet hat. W�hrend dieser Zeit erleidet das Thier mehrere H�utungen. Es schl�pft endlich aus seiner Cyste aus, lebt eine Zeitlang frei in der Leibesh�hle des Wohnthieres, um schliesslich, wenn es nicht in ein seiner weiteren Entwicklung�g�nstiges Thier einwandern kann, sich abermals einzukapseln, und in dieser neuen H�lle zu Grunde zu gehen.
Werden Theile des Wohnthieres, in welchen sich reife P. denti-culatum befinden, von Hunden oder anderen Kaubthieren beschn�ffelt oder gefressen, so k�nnen diese Parasiten entweder durch die �usseren Nasen�ffnungen oder vom Rachen aus durch die Choanen in die Nasenh�hle gelangen. Pferde, Maulthiere oder Ziegen m�ssen, um inficirt zu werden, Futter beriechon oder verzehren, welches mit Pent. dent, verunreinigt ist.
In die Nasenh�hle oder deren Nebenh�hlen gelangt, entwickeln sie sich weiter zum Pentastomum taenioides, und werden (den bis�herigen Versuchen nach) nach mehreren Monaten geschlechtsreif. Bei den Weibchen trifft man die Eierst�cke mit Eiern, in denen flie Zeichen der beginnenden Embryonalentwicklung unverkennbar, oder der Embryo schon vollst�ndig entwickelt ist, angef�llt.
Die Entwicklungszeit des P. taenioides dauert diesen Ver�suchen zufolge nahezu ein Jahr; die gr�sscre H�lfte dieses Zeit�raumes wird zur Ausbildung- der Larvenform (P. dentic), die kleinere aber zur Umwandlung in das geschlechtsreife Thier in Anspruch
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Zecken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;125
genommen. Das m�nnliche Thier erreicht seiue Geschlechtsreife fr�her als das weibliche.
Das Vorhandensein einer gr�sseren Anzahl von P. taenioides in der Nasen- und Stirnh�hle der Hunde veranlasst bisweilen h�chst st�rmische Krankheitserscheinung'eu, Anf�lle von Tobsucht, Raserei, Beisssucht, die Laien f�r Tollwuth imponiren k�nnen. Das P. denticulatum kann, sobald es in bedeutender Zahl in ein Wohn-thier gelangt ist, schwere Erkrankungen bedingen, deren Symptome nach der Verschiedenheit und Wichtigkeit des befallenen Organes variiren.
Aus der Gattung Dermanyssus (Stechmilben) kommt auf dem Hausgefl�gel h�ufig die Vogel- oder H�lmersteohmilbe (I). avium) vor, welche auch auf Menschen und Pferde �hergeht, deren Blut sie sangt. Sie ist etwas �ber 1 mm. lang.
2. Ordnung: Zecken, Ixodides.
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sect;.71. Milbenartige, meist augenlose Thiere mit ledei'artiger Haut.
K�rper ei- oder bisquitf�rmig, platt bei leerem Magen, dick aufgeschwollen, wenn sie sich vollgesogeu haben; die R�cken�seite mit einem mehr oder minder derben Schild bedeckt, das Gr�bchen, Rinnen und Streifen zeigt; die r�ssolartigen Mundtheile aus einer Unterlippe, 2 f�nfgliedrigcn Tastern und gez�huten Kiefern bestehend; die acht langen Beine siebongliedrig, enden mit 2 Klauen und liaftlappen, Augen fehlen oder sind zu zweien vorhanden. Hinter dem letzten Fusspaare an den Leibesseiten die beiden Luft�l�cher, in der Mittellinie die Geschlechts�ffnung, hinter dieser die After�ffnung. Sie saugen das Blut der Thiere, auf die sie �ber�gehen.
Die Gattung Ixodes charakterisirt sich durch den langen, am Vorderende frei hervorragenden R�ssel, die langen schmalen Taster und fehlende Augen.
Bei Hausthieren kommen vor:
1. Die Hundezecke, der gemeine Holzbock (I. ricinus). Sie findet sich besonders im hohen Grase l�ngs der Waldesr�nder und Waldwege und an bebuschten Pl�tzen; kriecht behend umher und h�ngt sich an Hunde, Rinder, Schafe, auch an Menschen, und wandert auf dem K�rper weiter, bis sie eine geeignete Hautstelle gefunden hat, in welcher sie ihren R�ssel einsenken kann. Hier saugt sie sich voll Blut, so dass sie gegen den n�chternen Zustand (wo sie 1�2 mm. lang ist) unf�rmlich anschwillt und an 13 mm. laug wird. Ihre F�rbung ist von weiss durch fleischfarben in roth
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12()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Zecken. � Insocten.
und braun. Das erwachsene M�nnchen ist kleiner als das Weihchen, dessen Hiuterleih auch einer bedeutenderen Ansdehnang f�hig- ist. Xaeli Pao-enstecher's Untersuchungen sind o Altersstufen bei der Hundezecke zu unterscheiden: eine ungeschlechtliche mit 3, eine ungeschlechtliche mit 4 Fusspaaren. und endlich die dritte geschlechtsreife.
Fest gesogene Holzb�cke sollen von der Haut ihres Wirthes nicht losgerissen werden, indem der dann in der Wunde zur�ck�bleibende Kopf eine bedeutende Entz�ndung veranlasst. Es soll vielmehr der R�ssel mit einer Pincette langsam herausgezogen oder das Thier mit Oel bestrichen werden, worauf es von selbst abf�llt. Benzin t�dtet sie fast augenblicklich.
2. Die Ochsenzecke (I. reticulatus) h�ngt sich insbeson�dere an Kinder und .Schafe, und erreicht vollgesogen die L�nge einer Bohne, w�hrend sie n�chtern nur 2�!�] mm. misst.
III. Insecteu.
sect;. 72. Von den schmarotzenden Insecten, von welchen allein hier die Bede sein kann, machen manche Gattungen eine gewisse Entwicklungsperiode im Inneren bestimmter Hausthiere durch, w�hrend andere sich stets ausserhalb des Thierorganismus oder auf seiner Oberfl�che aufhalten und sich von dessen K�rpers�ften (Schweiss, Blut) oder von Epidermis und Haaren n�hren. Die hieher geh�rigen Parasiten reihen sich den Ordnungen der Zwei-
fl�ffler und der Fl�
ls'
llosen an.
Fliegen (Diptera).
8. 73. Unter den Thieren dieser Ordnung nimmt ein besonderes Interesse in Anspruch die Familie der
Oestriden, Bremsen.
Diese, w�hrend ihres Larvenzustandes auf oder in bestimmten S�ngethieren schmarotzenden Insecten sind durch ihre grossen Larven von der �ltesten Zeit her bekannt.
Ueber die Oestriden hat Dr. Friedr. Brauer in Wien (1863) eine vortreffliche Monographie ver�ffentlicht, welcher wir in dem Nachstellenden vorzugsweise folgen.
Die vollkommenen Insecten besitzen einen ziemlieli grossen, lt;ler Grand-form nach lialbkngeligen Kopf, mit an der obem Kopfh�lfte zu beiden Seiten
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Bromsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 127
gelegenen^ durch einen pew�lmlicli breiten Scheitel getrennten, meist kleinen gleich�f�rmig faeettirten Augen; (las Gesiebt ist entweder in der Mitte gew�lbt, scbildartig, oder l�ngs derselben mit einer schmalen Furche versehen; die Mundgrube klein oder schmal und dann oft tief: im ersteren Falle die R�nder oft mit dem R�ssel am Gnmde h�utig verwachsen. Die Mundtheile verschieden entwickelt, entweder rudiment�r. Taster und R�ssel oft papillenartig klein, crstere bisweilen fehlend, oder es ist ein grosser, einschlagbarer R�ssel ohne bemerkbare Taster zugegen: F�hler bald in einer einfachen herzf�rmigen Grube, bald in zwei gesonderten F�chern tief�liegend. R�ckenschild mit durchgehender oder auf der Mitte unterbrochener Quer�naht. Reine bald lang' und d�nn, bald kurz von verschiedener St�rke. Fl�gel von starken Falten reich durchzogen. Scb�ppchen immer vorhanden, Hinterleib von ver�schiedener Form, meist mit 6 sichtbaren Ringen, ohne lange Stachelborsten an den letzten Ringen, der K�rper gleichm�ssig klein oder borstig behaart.
Die v�llis- entwickelten Tliiere scheinen keine Nahrune zu sich zu nehmen, sondern auf Kosten ihres stark entwickelten Fettk�rpers ziemlich lange, mehrere Wochen, zu leben. Sie ver�halten sich his zur Erlangung der, zu ihrer Fortpflanzung n�thigen Keife ruhig, verrichten aber dann dieses Gesch�ft mit ausserordent-licher Lebhaftigkeit, namentlich wenn g�nstige Temperaturverh�lt�nisse herrschen. Sie fliegen nur an heissen, sonnigen Tagen zur Mittagszeit. Da die Larven der Oestriden auf ein schmarotzendes Leben auf anderen Thieren angewiesen sind und vielfache Sch�d�lichkeiten w�hrend aller Entwicklungsphasen auf sie einwirken, so sind diese Insecten im allgemeinen selten.
Die Eier der Oestriden entwickeln sich entweder noch im Hinterleibe der weiblichen Fliege (madengeb�rende Bremsen) und sind l�nglieh eif�rmig, nierenf�rmig gekr�mmt und �usserst zait-h�utig, oder erst ausserhalb desselben und sind hartschalig, von verschiedener Gestalt, manchmal mit einem Deckel, stets oben am hintern Ende mit einem Anhange zur Befestigung au die Haut oder Haare des Wohnthiercs versehen. Die Zahl der Maden oder Eier, welche ein Weibchen geb�ren kann, ist stets gross.
Die Larven der Oestriden f�hren eine parasitische Lebens�weise in S�ugethieren, indem sie sich von deren S�ften n�hren, u. z. bewohnen die_ verschiedenen Gattungen die Haut und das Unterhautbindegewebe, die Nasen- und Stirnh�hle, die Nasen- und Rachenh�hle, den Darmkanal. Sie zeigen anfangs eine langsame, zuletzt eine rasche Entwicklung, deren ganze Dauer sich �ber viele Monate erstreckt.
Ihr K�rper ist ans li' Ringen zusammengesetzt, von denen die zwei ersten nicht immer deutlich geschieden sind (Kopfring), daher eigentlich 11 Segmente unterschieden werden. Zwischen den beiden ersten Segmenten liegen die vorderen �usseren Athmungsorgane in Form von Funkten. Kmipfchen oder Spalten, oder in
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, 128nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bremsen.
einer EinstOlpnng der Haut verborgen, am letzten Ringe stellen sich die hinteren �usseren Athmungsurgane in Form ans- und einziehbare! Athmungsr�hren oder grosser Stigmenplatten dar. Die neugebomen Larven besitzen �ussere Mundtheile, bei den entwickelteren unterscheidet man solche mit und ohne Mnndhaken, die letzteren sind mit dem stets vorhandenen Schlundgeriiste gelenkig verbunden. Ueber den Mundtheilen liegen F�hler in Form horniger oder h�utiger Kn�pfchen. Unter den Stigmenplatten am letzten Ringe liegt der kleine After.
Die Larven li�uteu sich w�hrend ihres parasit�ren Lehens zweimal; nach der 2. H�utung- erreichen sie ihre vollkommene Grosse, �ndern meist die Farhe, verlassen dann das Wohnthier, verkriechen und verpuppen sich. Die erh�rtende Haut der Larve l�st sich hiebei rings um die Puppe, bleibt aber mit ihr durch 4 Tracheen in Verbindung-. Die Nymphe ist stets zarth�utig- und weich; der Hinterleib jener, deren Tonne grosser ist als die sp�tere Fliege, prall mit Fl�ssigkeit gef�llt, die sich erst sp�ter entleert. Die Nymphenruhe dauert 3 bis 8 Wochen, wird aber durch kalte Witterung- bedeutend verl�ngert. Die auskriechende Fliege sprengt die Tonne mittelst ihrer Stirnblase am Kopfende in der Richtung der Bogenn�hte. Die Fl�gel des ausgekrochenen Inseetes entwickeln sich innerhalb 10 Minuten bis zu einer Viertelstunde.
Von den, von Dr. Brauer aufgestellten Gattungen der Oestriden haben wegen ihres Vorkommens bei den in unseren Gegenden gehaltenen Hausthieren folgende ein besonderes Interesse:
Gattung-: Gastrophilus. Leach. (Gastrus Meigen, Oestrus Aut.)
Magenbremse.
sect;. 74. Sie schmarotzt auf dem Pferde, eine Art auf dem Esel.
Hinterleib nicht gestielt; F�hlerborste nackt; Sch�ppchen vorhanden, aber klein und meist lang gewimpert, die Schwingen nicht deckend; Mundtheile sehr klein, Taster in der kleinen Mundgrube etwas vertieft liegend klein, kugelig. R�ssel mit der, die Mundgmbe deckenden Haut verwachsen, nicht vorstreckbar.
Die Larve nacli der 2. H�utung: mit 2 Kieferpaaren, zwei gekr�mmten Oberkiefern, sogenannten Mundhaken, und 2 geraden hornigen Unterkiefern zwischen ersteren; K�rper am Hinterende gerade abgestutzt, breiter als vorne; Stigmen am letzten Ringe in einer H�hle, die durch eine Qnerspalte nach aussei! m�ndet, ver�borgen, in Form von drei Paar L�ngsschlitzen auf den Bogen, den sogenannten Arcaden. F�hler mit einem ocellenartigen Punkt. Vorderstigmen eingezogen, aussen nicht sichtbar.
Die aus den Tonnen gekrochenen Insecten sitzen, nachdem sie einen passenden Ruheplatz gefunden haben, bis zur Entfaltung der Fl�gel, was oft in weniger als einer Stunde vollendet ist, v�llig ruhig; sind aber dann sehr lebhaft, und veranlassen durch das
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Bremsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 129
Schwingen (lev Fl�gel ein bedeutendes GeWluseli. .Sie selnv�nnen namentlich auf der H�he lt;ler Tageszeit, manche Arten aber auch in warmen mondhellen N�chten, und vollziehen ihre Begattung oft
schon wenige Stunden nach dein Auskriechen aus der Tonne, wobei sich das M�nnchen auf den K�cken des sitzenden und die Leger�hre etwas nach hinten neigenden Weibchens st�rzt. Unbekannt ist es, wie lauge es dauert, bis letzteres die Eier, u. z. je nach der Art, an verschiedene Stelion des K�rpers eines f�r die k�nftige Larve geeigneten Wohnthieres absetzt.
Das Weibchen umschw�rmt hiebei das gew�hlte Thier ziemlich langsam mit nahezu aufrecht gehaltenem K�rper, wodurch die Leg-r�hro nach vorne und aufw�rts gestellt wird, h�lt wenige Secunden �ber dein Orte, wo sie das Ei absetzen will, an, entfernt sich dann pl�tzlich und l�sst das Ei, mit dem dickeren Ende; nach abw�rts gerichtet, an einem Haare haften. Es verl�sst nun das Pferd, richtet ein weiteres Ei und legt es ebenso, wobei die das Ei be�deckende klebrige Fl�ssigkeit dasselbe fest an das Haar heftet und wiederholt diesen Act so lange, bis oft mehrere hundert Eier auf ein Pferd gelegt sind.
Bei dem Absatz der Eier einiger Bremsenarten verhalten sich die Pferde ruhig, bei Gr. haemorrhoidalis aber, welcher die Eier auf die Lippen und Lippenhaare der Pferde zu legen pflegt, werden die Thierc wegen der Empfindlichkeit dieser K�rpergegend sehr unruhig, reiben das Haul am Boden, an den Vorderbeinen oder an B�umen, oder sie rennen davon, selbst in das Wasser, wohin die Bremse nicht folgen soll. Die Pferde scheinen auch diese, bisweilen im Grase verborgenen Bremsen zu wittern und hiedurch unruhig zu werden.
Die Eier von (i. equi sind weiss, daher an dunkelbehaarten Pferden leicht zu sehen, jene des 0. haemorrh. schwarz und daher schwor wahrzunehmen. Die Form der Eier ist je nach den Arten verschieden, im Allgemeinen erscheinen sie stumpf kegelf�rmig; an dem spitzen, hinteren Ende sind sie mit einem Stiele oder knopf�artigen Anhange versehen, mittelst dessen und der halben einen Seite sie am Haare haften, w�hrend das vordere, stumpfe Ende frei absteht und in Form eines Deckels von der auskriechenden Larve abgestossen wird. Die Eier bed�rfen einer verschieden langen Zeit zur Entwicklung der jungen Larven ; diese; werden entweder beim Lecken der Pferde mit der Zunge an den zug�nglichen K�rper-steilen in den Mund gebracht und gelangen dann mit den Nahrungs�mitteln in den Mag-eu, oder sie kriechen, mittelst ihrer Mundhaken
E6U, Path. u. Thor. d. UiiusUi, 1. Aull. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
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130nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bremsen.
sich au die Haare festklainnierml, weiter und erreichen endlich die K�rperoffuimgen am Kopfe des Wohnthieres. Durch gegenseitiges Lecken der Pferde k�nnen Larven auch in den Magen solcher Pferde gelangen, an deren K�rper Eier nicht abgesetzt worden waren.
Wird ber�cksichtigt, dass viele Eier durch das Putzen der Pferde entfernt werden, dass viele Larven auf ihrer Einwanderung schon zu Grunde gehen, dass endlich die erwachsene und wieder ansgewanderte Larve h�ufig nicht die passenden Bedingungen zur Verpuppung und weiteren Entwicklung findet, so wird es begreif�lich, dass die Zahl der schliesslich entwickelten Insecten bei weitem nicht jener der abgesetzten Eier entsprechen kann.
Die aus dem Ei gekrochene Larve ist langgestreckt, spindelf�rmig und soll ans 13 Segmenten bestellen, von welchen die ersten schwierig zu unterscheiden sind. Der Kopftheil besitzt i F�hler, zwei Mundhaken, einen Kranz und ein B�ndel beweglicher, znr�ckgebogener, vorne am 2. Ringe stehender Dornen. Aehnliche Dornen stehen am Hinterrande eines jeden der 9 auf den Eopfring folgenden Ab�schnitte, die letzten Absehnitte (10.�12.) sind v�llig nackt, der letzte zeigt an seinem freien Ende 2 Lippen, zwischen welchen zeitweilig zwei Tracheen heraustreten. Zwischen dieser Form, in welcher die Larve einwandert, und jener der erwachsenen scheint noch eine, von Nnman beschriebene zwischen innen zu liegen, welche aber ausser ihm noch Niemand gesehen hat.
Die erwachsenen Larven sind am hinteren Leibesrande viel dicker, als am vorderen und gerade abgestutzt. Ihr E�rper besteht aus 11, nach den Arten verschieden langen und breiten Hingen; der Kopfring ist der schm�lste; sein erster Abschnitt, welcher von dem zweiten durch eine mit kleinen Dornen besetzte Furche getrennt ist, ist klein und kurz, an ihm befinden sich die grossen Mundhaken, zwischen diesen die kleinen geraden Kiefer und die F�hler. Die grossen Mund�haken sind an ihrer breiten Masis mit dem Schlundgerttst gelenkig verbunden, w�hrend das freie hakenf�rmige Ende nach unten stellt. Zwischen den kleinen, geraden, gleichfalls mit dem Schlundger�ste beweglich verbundenen, an dem freien inneren Rande grob s�geartig gemimten Kiefern liegt die Mimd�ffnung.
Die �ber den Mundhaken gelagerten F�hler sind an ihrer Hasis, wo sie zusaminenstossen, kegelf�rmig, ihre freien Enden, deren Spitze mit einem hornigen Hinge versehen ist, stehen fast horizontal nach aussen. Der zweite Theil des Kopf�ringes ist l�nglich kegelf�rmig, an der Seite mit einem L�ngswulste versehen, die Oberseite der jederseits verlaufenden L�ngsfurche f�hrt gegen den Einschnitt des n�chsten Segmentes zu den eingest�lpten vorderen Atheinl�chern (Stigmen). Die folgenden 10 Binge sind r�cksichtlich ihrer L�nge und Breite bei den einzelnen Arten verschieden, an der oberen Seite stets gew�lbter, als an der unteren, ihre Haut ist steif, glatt, einer Faltung wenig f�hig; an dem Vorderrande aller oder doch der vorderen Ringe stehen Kr�nze domiger Warzen in einfacher oder doppelter Reihe; der 10. Ring ist meist etwas l�nger als die vorhergehenden. An jeder Seite des K�rpers tritt ein L�ngswulst hervor. Am 11. Ringe zeigt, sich von hinten ge�sehen eine, von wulstigen geraden Lippen begrenzte und durch sie vollkommen zu schliessende, quere breite Spalte, die Athmungsspalte, welche zu einer, von einer
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Bremsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;131
Einst�lpung der �usseren Haut gel)ildettgt;n H�hle f�hrt, an deren innerer Wand die Stigmenplatten liegen, welche durch einen gemeinsamen Chitinrahmen zu einer Platte verbunden sind. Jede Stigmenplatte ist nierenf�rmig und bestellt aus S coneentrischen Bogen; sind diese mit Luft prall gef�llt, so stellen sie sich als weisse W�lste dar, an deren Eande in Folge der Theilung durch auf die Fl�che senkrecht gestellte Stege blasige Aussackungen sich bilden; sind sie nicht mit Luft erf�llt, so erscheinen die Bogen vertieft. Das Innere jedes Bogens steht mit der �usseren Luft durch Schlitze, welche der L�nge nach paarig an jedem Bogen liegen, in Verbindung. An diese luftf�hrenden Bogen schliesst sich nach innen die sogenannte scluvanimige Schichte an, welche durch ihren Zusammenhang mit der Luftkammer die Verbindung mit den Tracheen vermittelt.
Die in den K�rper des Wohnthieres gelangten Larven haken sich nach Verschiedenheit der Art an bestimmten Stellen des Magens oder D�nndarmes fest. Sie dringen mittelst der Mundhaken auf die Weise in die Magenschleimhaut ein, dass sie dieselben zuerst gerade gegen die W�nde des Magens setzen und dessen innere Haut durch�bohren, worauf sie sie nach unten und seitw�rts wenden, so dass die Larven schliesslich wie mit einem Anker festliegen. Hierauf durchbohren die Larven mit ihren hornartig festen Kiefern die Schleimhaut und dringen in dieselbe mit ihrem Kopfe ein, um sich von dem Plasma, vielleicht auch von Eiter zu ern�hren. Sie ver�weilen entweder an dieser Stelle bis zur Reife, wozu sie ungef�hr einen Zeitraum von 10�13 Monaten bed�rfen, worauf sie durch den �brigen Darmtract mit den Excrementen abgehen, oder sie ver�lassen zur Zeit der herannahenden Reife den fr�heren Wohnsitz und haken sich am Ende des Darmkanales noch einmal ein, um dort ihre v�llige Entwicklung zu erlangen und dann abzugehen. Zur Zeit der Reife und kurz vor dem Abgehen �ndern manche Arten ihre sonst gleichm�ssig blassrothe F�rbung auff�llig, wobei einige blutroth, andere wachsgelb, andere gr�n werden. Das h�u�figste Abgehen der Larven aus dem Pferdedarm wird in den Monaten Juni bis anfangs August beobachtet; jedoch findet der Abgang der�selben auch schon vom Mai an statt und erstreckt sich selbst bis Ende September oder Anfang October.
Die abgegangenen Larven bleiben entweder in den Excre�menten, oder sie kriechen in die Erde und verpuppen sich in 12 bis 24 Stunden, wobei sie sich stark zusammenziehen.
Die anfangs gelbe oder rothe Tonne wird braun und endlich schwarz; ihre Form wechselt nach den Arten, ist aber stets hinten stumpfer und dicker, an der oberen Seite von vorne nach hinten convex, an der unteren concav, der Quere nach oben convex. Die Bedomung gleicht jener der Larve.
Die Puppenruhe dauert meist 30 bis 40 Tage. Die Tonne wird von der auskriechenden Fliege am Kopfende gesprengt, wobei die
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4 vorderen Ringe in Form zweier halbmondf�rmig'er Deckel ab-springeu.
Die Larven dieser Gattung- kommen bei Eiulmfern vor. Die Oraane der von diesen Larven bewohnten Thiere leiden nicht un-bedeutend; denn jene haken sich fest ein, und verm�gen mit ihren geraden Kiefern tiefe Gruben und Substanzverluste, Entz�ndung und Eiterung- in den Magen- und Darmh�uten zu veranlassen; in der Kegel bohren sie sich bis an die Muskelhaut, k�nnen aber, wie dies vorgekommene F�lle nachwiesen, auch diese durchdringen, wo dann die Larven mehr oder weniger zwischen den H�uten liegen, und selbst eine vollst�ndige Durchbohrung der W�nde herbeif�hren. Nach dem Loslassen der Larve bildet sich in der durch sie gebil�deten H�hle neues Bindegewebe, welches das in mehrfachen Schich�ten abgelagerte, schmutziggelb gef�rbte Epithel emporhebt; schliess-lich bleibt eine seicht vertiefte Narbe zur�ck
Bei Pferden kommen folgende Arten des Gastrophilus vor:
1. G. equi. Die g-rosse Magenbremse. (Gastrus equi. Oestrus eq.)
Gelbbraune, schwarzgefleckte, gelblich oder weisslich behaarte fliegen, mit fast durchsichtigen, braungezeichneten, an der Spitze mit zwei braunen Pnnkttiecken versehenen Fl�geln, R�okensohild hinter der Quernaht mit einer schwarzhaarigen Querbinde oder nur jederseits mit einer schwarzhaarigen Stelle, seltener ganz gelb�lich oder fiu-hsiYith behaart, die Hinterheine heim M�nnchen in einen gekr�mmten Haken ausgezogen, beim Weihehen mit einem H�cker. Die Flugzeit vom Juni bis October.
Das Ei ist l1^ mm. lang, weiss, kegelf�rmig, quergestreift, mit einem auf dem schief abgestutzten, dicken, vorderen Ende aufsitzenden Deekel.
Die reife Larve besitzt hinter den i'�hlern und Mundtheilen mehrere Reihen sehr kleiner, r�ckw�rts gebogener Dorne; am Vorderrande des i. bis einschliesslich S. Ringes oben eine doppelte Reibe nach hinten gerichteter Dornen, welche abwech�selnd stehen, und von welchen jene der ersten Reihe bedeutend st�rker sind, als jene der zweiten. Der CJ. King ist nur seitlich, aber kleiner hedornt, der 10. ist oben nackt oder besitzt nur 1�2 Dornen. An der Unterseite tragen der 2. bis einschliess�lich 10. King eine Doppelreihe dorniger Warzen.
Die reifen abgehenden Larven, deren L�nge 18�20 mm. betr�gt, haben eine gelbliche Fleischfarbe, die dornigen Warzen sind am Grunde br�unlich, an der Spitze schwarz.
Die Larven leben im Magen des Pferdes und haken sich vor�zugsweise am Cardiatheile fest; sie werden bisweilen in der Zahl mehrerer Hunderte angetroffen, und sitzen in diesem Falle meist in gr�sserer Zahl, ein Nest bildend, dicht aneinander; ausnahmsweise werden sie auch am Gaumensegel gefunden. Sie geben vom Mai bis October, am h�ufigsten im Hochsommer, ohne sich weiter au irgend einer Stelle des Darmkanales anzuh�ngen, mit den Excre-menten ab.
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Bremsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 133
Die Tonne ist l�nglich eif�nnig, ilie Oberseite gew�lbt, die Bauchseite fast gerade. Die 15�17 mm. lange und 6�7 mm. breite Puppe ruht 30�40 Tage.
2.nbsp; G. pecorum Fabr. Viehbremse. Moist unter Gastrus equi gez�hlt.
Die m�nnliche Fliege braun, dicht messinggelb Iiie und da schwarz behaart, IS'/j nun. lang, mit kurzen kugeligen K�rperabschnitten, am B�ckenschild hinter der Quernaht mit einer schwarzhaarigen Querbinde, die in der Mitte oft durch gelbe Haare unterbrochen ist. Die Fl�gel klein, gelbgran, tr�be. Die weibliche Fliege 15 mm. lang, dick, schwarzbraun und schwarz, schmutziggelb und schwarz behaart, die Fl�gel stets k�rzer als der Hinterleib, von Farbe wie bei den M�nnchen oder ganz rauchgrau. Die Trochanteren beider Geschlechter abgestutzt; die hintere Querader der Fl�gel fehlend.
Das Ei ist schwarz, l�nglich, am vorderen Kiule mit einem etwas verflachten Deckel, am hinteren mit einem Stiele.
Die reife Larve besitzt am Vorderrande des 2, bis �. Ringes eine Doppel�reihe sehr kleiner Domenwarzen, am 6. ist die Reihe in der Mitte unterbrochen, der 7. zeigt daselbst eine breite nackte Stelle, der 8. nur mehr wenige Dornen in den seitlichen Dritteln, die folgenden sind fast stets ganz nackt. An der unteren Seite tragen der 2. bis 10. Ring zwei Reiben Domwarzen am Vorderrande. Hinter den F�hlern sitzt ein mehrreihiger Domenkranz,
Die Farbe der abgehenden, 18�14 mm. langen Larven ist dunkelblutroth, die Domen sind an der 15asis heller, an der Spitze dunkler braun. Bevor sie aus dem K�rper abgehen, h�ngen sie sich l�ngere Zeit am inneren Schliessmuskel des Afters fest.
Sie werden vom Mai bis September reif, der reiclilicliste Ab�gang findet im Juli statt.
Die Tonne ist fast gleich breit, am hinteren Lude abgestutzt, die ISedornung sehr kurz, daher die stark eonvexe Oberseite wie nackt aussehend. Die Tonne ruht 26�40 Tage.
Ihr Wohnsitz im Pferdemagen ist noch nicht sichergestellt.
3.nbsp; nbsp; G. haemorrhoidalis. Mastdarinbremse. (Gastrus haem. Oestrus haem.).
Schwarzbraune und schwarze, dicht behaarte Fliege, von einer L�nge von 9�10 mm. Der R�ckenschild vor der Quernaht m�usegrau, gl�nzend, lang, dicht und fein behaart, hinten die Quernaht mit schwarzhaariger Querbinde, der Hinterleib am Anfange weiss, in der Mitte schwarz, an der Spitze orange behaart; die Fl�gel hyalin, die hintere Querader weit nach aussen von der kleinen gelegen.
Die Eier sind gedriiekt kegelf�rmig, schwarz, mit abgestutztem vorderen Ende und mit einem langen, d�nnen Stiele am hinteren Pole.
Die Larve hat am Vorderrande des 2. bis 8. Ringes zwei vollst�ndige Reihen kleiner Dornwarzen, von welchen jene der ersten Reihe kaum grosser sind, als jene der 2., am 0. Ring befindet sich in der Mitte eine nackte Stelle, der 10. und 11. Ring sind oben ganz nackt. An der Unterseite tragen der 2. bis 10. Ring am Vorderrande eine Doppelreihe von Dornwarzen, welche am 10. Ring sehr klein sind. Hinter den F�hlern ein mehrreihiger Kranz kleiner Dornen.
Die unreifen Larven sind blassr�thlich gef�rbt. Sie bewohnen den Magen der Pferde und sitzen hier meistens in H�ufchen gedr�ngt
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Bremsen.
zwischen den Larven der grossen Pferdebremse, werden aber auch im Pf�rtnertheile des Magens und im Zw�lffingerdarme, ausnahms�weise im Rachen angetroffen. Die reifen 13�IG mm. langen Larven erlangen eine schmutzig blaugr�ne F�rbung, die Dornen sind an der Basis heller, an der Spitze dunkler braun. Um ihre vollst�ndige Reife zu erlangen, verweilen sie noch eine l�ngere Zeit im hinteren Ende des Mastdarmes, wo sich ihre Farbe in Gr�n um�ndert. Sie verlassen schliesslich vom Mai bis zum September nicht mit den Excrementen das Wohnthier, weshalb man sie selten in den Excre-menten antrifft.
Die Form der Tonne ist, wio bei (J. equi, aber die Bedomnng k�rzer, die Tonne kleiner 14 mm. lang; sie ruht, SO�40 Tage.
4. (i. nasalis L. Die Nasenbremse. (Gastr. nasnlis, G. salu-taris. Oestrus duodeualis etc.).
Die Fliege ist 12�13 mm. lang, feinpelzig. Die Behaarung des Thorax oben schw�rzlich, mit goldgelben Haaren nntermischt, R�ckeuschlld gl�nzend schwarz�braun, meist sch�n kastanienbraun, goldgl�nzend, Hinterleib von verschiedener Farbe, stets dicht, lang und fein behaart, meist am 2. King weiss, am dritten schwarz, auf den folgenden orange; bei anderen sind die Endglieder nicht orange, sondern greis�haarig; andere haben vom 2. Range an orange gef�rbte Haare; die Fl�gel ziemlich klein, breit, hyalin, die hintere Querader hinter der kleinen gelegen.
Die Fier sind weiss, l�nglich elliptisch, vorne krumm, schief abgestutzt.
Die Larve ist an der oberen Seite am Vorderrand des 2.�9. Ringes mit einer einfachen Reihe von Dornwarzen besetzt, welche am 8. in der Mitte ein wenig, am 9. etwas mehr durch eine nackte Stelle unterbrochen ist; an der unteren Seite ist eine solche Bewaffnung vom 2. bis 10. Ringe zugegen.
Die L�nge der reifen Larven betr�gt 13�15 mm., ihre Farbe ist wachsartig gelbweiss; die Dornen sind an der Basis weiss, an den �ussersten Spitzen dunkelbraun; sie leben im Zw�lffinger�darme des Pferdes, nahe am Pf�rtner, und sitzen daselbst, wenn sie in gr�sserer Anzahl vorhanden sind, meist in Haufen zusammen�gedr�ngt ; selten trifft man sie im Magen, im Rachen oder Schl�nde. Sie gehen mit den Excrementen des Wohnthieres ab, und h�ngen sich nie am inneren Schliessmuskel des Afters fest.
Die Tonne ist durch die einreihige Bedomung der Ringe von jenen der �brigen G. Arten unterschieden; ihre L�nge betr�gt 16�16 mm.; sie ruht 30�40 Tage.
Von einer 5. Art: G. inermis beschreibt Brauer die weibliche Fliege, nach einem aus einer vom Neusiedler See im Pferdemist gefundenen Tonne gezogenen, und das M�nnchen nach einem schw�rmend gefangenen Exemplare. Die Larve ist unbekannt; die Tonne verh�lt sich wie bei G. equi, ist aber um vieles kleiner und in der Bedomung verschieden. Im Magen der Esel s�dlicher L�nder ist G. flavi-p e s beobachtet worden.
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�remscn,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 135
Die Bremsenlarven kommen ohne Unterscliiod in gait und schlecht gen�hrten, gesunden und kr�nklichen, jungen und alten, jedoch nur bei Weide- oder solchen Pferden vor, welche viel im Freien sich aufhalten und nicht sorgf�ltig geputzt werden.
Die jungen Larven nehmen im Magen schnell an Grosse zu. Selten findet man Exemplare, die weniger als 9�11 mm. in der L�nge messen; zur Zeit ihrer vollkommenen Reife werden sie voller und in ihren Bewegungen kr�ftiger, haften dann weniger fest an den Magenwandungen und l�sen sich endlich g�nzlich davon los. Sie gelangen in den Darmkanal und mit dem Darmiahalte nach aussen; einige Arten setzen sich, wie schon bemerkt, nochmals am After fest, um ihre v�llige lleife zu erreichen. Die Larven der grossen Pferdebremse gehen am fr�hesten ab: Numau fand die ersten am 29. April; von der Mitte des Mai bis zum Juli findet das Abgehen der verschiedenen Larven am h�utigsten statt; gegen Ende Juli bis zur Mitte des August werden noch einzelne entleert. Dieses ver�schiedene Abgehen ist von der Zeit, zu welcher die Eier gelegt wurden, abh�ngig. Nach einem trockenen, hellen Sommer, wo die Insecten vom Regen ungest�rt schw�rmen konnten, kommen im n�chsten Jahre die Larven in gr�sserer Menge und fr�her zum Vorschein. � Die Larve bleibt demnach nahezu ein volles Jahr in dem Pferdemagen, bevor sie die zur weiteren Verwandlung noth-wendige Entwicklung erreicht hat.
Die Bremse ist nach ihrer Species zu ihrer Entwicklung auf den Magen, Zw�lffingerdarm, Rachen und Schlund des Pferdes an�gewiesen; ausserhalb dieser Theile kann sie ihre Vollendung nicht erreichen. Da, wie oben bemerkt, weder Alter, Gesundheits- und Ern�hrungszustand, noch Geschlecht des Pferdes vor dem Eindringen der Bremsenlarven in den Magen sch�tzt, noch ihre Entwicklung hindert, so brauchen diese auch nicht, wie die Eingeweidew�rmer, besonders geeignete Verh�ltnisse zu ihrer Fortbildung- und ihrem Bleiben in dem Organismus. Sie geben ihre Anwesenheit in dem Pferde gew�hnlich durch Krankheitserscheiuungen nicht zu erkennen, und sind, wenn auch keine heilsamen, wie dies Clark von der sogenannten heilsamen Bremse (unserem G. nasalis) glaubte, � indem er die Ansicht aussprach, dass der durch die Larve im Magen veranlasste Reiz die Verdauung bef�rdere, w�hrend das Insect selbst durch den Kitzel, den es dem Pferde verursacht, dieses zum schnellen Laufe bewege, � doch in den meisten F�llen auch keine nachtheiligen G�ste. Die Oeffnungen, welche diese Larven verur�sachen, dringen in den meisten F�llen nur durch die Schleimhaut
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Bremsen.
bis an die Muskellmut; selten durcli die Muskelliaut hindurcli bis auf die ser�se Haut. Nur in den seltensten F�llen und dann waHr-sebeinlicb bei krankhafter Eeschaffeuheit der M�genh�ute bobren sich die Larven durcb die ser�se Haut und haken sieh, in die Bauchh�hle gelangt, an der �usseren Oberfl�che des Darmes an, wie dies auch hier einige Male beobachtet wurde. In diesem letzteren Falle kann t�dtliche Bauchfellentz�ndung eintreten. Dann, wenn sie in sehr grosser Menge angeh�uft sind, k�nnen sie Koliken und durch Entz�ndung, Eiterung der Schleimh�ute und durch gr�sseren S�fte�verlust Abmagerung und Entkr�ftnng' des Wohnthieres veranlassen. Sobald die reifen Larven von den Magenw�nden loslassen, ziehen sieb, wie erw�hnt, die H�nder der durch �useinanderdr�ngen des Gewebes verursachten Wunde zusammen und es bleibt einige Zeit hindurcli nur eine seichte Narbe der Schleimhaut zur�ck. In einigen F�llen jedoch wurde bemerkt, dass an Stellen, wo Bremsenlarven gesessen, besonders am Zw�lffingerd�rme und an dem Pf�rtnertheile des Magens, eitrige Infiltration der Wundr�nder und Losl�sung der�selben von der unterliegenden Muskelliaut zugegen war, so dass diese .Substanzverluste Aehnlichkeit mit den nach dem Gebrauche von Brechweinstein entstandenen Geschw�rchen hatten. Hertwig fuhrt einen Fall an, wo in Folge- der Durchnagung- kleiner Zweig�chen der Kranzarterie des Magens durch diese Larven, nach dem Abfallen derselben eine mit dem Tode endende Blutung- in die Magenh�hle eines Pferdes eintrat. Ebenso werden durch das Anheften der Bremsenlarven an der Schleimhaut des Einganges zum Kehl�kopfe bisweilen Erstickungsanf�lle, die bei dem allm�lig-en Heran�wachsen der Larven sieb steigern und endlich zum Tode f�hren k�nnen, verursacht. Die Larven der Mastdarmbremse k�nnen zur Zeit, wo sie sich vor ihrem Abg�nge an den After anh�ngen, dem Pferde grosse Unruhe verursachen und Hertwig- beobachtete einen Fall, wo nach dem Anheften der Larve an der genannten Stelle durch das heftige Dr�ngen ein Mastdarinvorfall entstand, welcher nur durch die Operation geheilt werden konnte.
Da man, besonders in fr�heren Zeiten, von der Gegenwart dieser Larven die Entstehung einer Menge von Krankheitszust�nden beim Pferde ableitete, so hat man auch zahlreiche und mitunter auf den Pferdemagen sehr eingreifende Mittel zu ihrer Abtreibung in Anwendung gebracht, jedoch ohne Erfolg; unter diesen wurde ins�besondere das in diesem Falle wirkungslose Chabert'sche brenzlicbe Oel anempfohlen. Die von Numan angestellten Versuche, welchen zufolge die durch drei Stunden in L�sungen von Arsenik, Stinka-
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Hromsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 137
sand, Brechnussextract, Narootin, schwefelsauren] MorpMiim, Strych-niu, Kupfervitriol, in Kalkwasser, empyreumatischen Oelen und anderen SuLstanzen gelegten und dann heraasgenonunenen Bremsen-larveu noch duich mehrere Tage for�ebten und nur durch Einwir�kung der giftigsten unathembaren Q-asarten, des Chlor- und Schwefel�wasserstoffgases, dann des Aetzaminoniaks, der concentrirten Salz-und Blaus�ure rasch zu Grunde gingen, beweisen die bedeutende Lebenstenacit�t derselben und die Fruchtlosigkeit der zur Abtrei�bung derselben aus dem Pferdemagen angestellten Versuche, welche eher dem Wohnthiere als den Larven zum Nachtheile gereichen m�ssten! Auch die Lebensz�higkeit der soeben das Ei verlassenden jungen Larven ist, wie Voigtl�nder nachgewiesen hat, eine sehr bedeutende, indem sie in einer sehr concentrirten Kalil�sung noch nach 1quot;) Stunden lebten. Es d�rfte daher, entsprechend der Ansicht Numan's, am gerathensten sein, solchen Pferden, von denen man, ihrem Aufenthalte auf der Weide nach, �berzeugt ist, dass sie Bremsenlarven beherbergen, �fter milde, einh�llende Mittel zu ver�abreichen, um die Magenw�nde gegen eine zu heftige Reizung durch die Haken und Dornenkr�nze der Larven zu sch�tzen und sie gut zu f�ttern, um den durch das Saugen dieser Thiere verursachten Substanzverlust wieder zu ersetzen.
Das einzige Schutzmittel der Pferde vor den Bremsen be�steht darin, sie nicht auf die Weide zu schicken, sondern im Stalle zu halten, oder wenn der Weidegang unvermeidlich ist, oder wenn die Pferde l�ngere Zeit im Freien zubringen mussten, die Haut der Thiere auf das sorgf�ltigste zu reinigen. Diese Vorbauung empfiehlt sieh namentlich in Gegenden, in welchen die Gastrophilus-Arten h�utig- sind.
Gattung Hypoderma. (Oestrus Aut.) Hautbremse, Haut�dasselfliege. Hi nderbiesfliege.
g. 75. Verschieden grosse Fliegen, von verschiedener, aber dichter Behaarung. Der Koyif meist breiter als der Tliorax vorne, Sclieite] flach, Stirn wenig vorsprin�gend, die Augen getrennt, F�hler sehr kurz, nackt, tief liegend, am #9632;-'. Gliede mit einer dicken geraden Horste. An der Unterseite des Kopfes liegen die Mnndtheile, bestehend aus einer Oberlippe, einer sein- kleinen Miindspalte und einem kolbigen R�ssel. Tliorax von fast kugeliger Gestalt, Ritckenschild stark gew�lbt; die Beine lang und schlank, Hinterleib meist schm�ler als der Tliorax; beim Weibchen schliesst sich au den 5. Uing die lange, viergliederige Leger�hre an, welche entweder v�llig eingezogen ist, oder deren 1. Glied eylindrisch vorragt; die �brigen 3 Glieder wer�den wie die Theile eines Fernrohres aus- und eingeschoben; im ausgestreckten Zustande steht die Leger�hre nach hinten ab und ist dabei leicht nach aufw�rts
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Bremsen,
gekr�mmt. Am Ende des letzten (iliedes befinden sieh 3 hornige, etwas nach ein�w�rts gebogene, zangenartig gegen einander greifende Anh�nge, zwischen welchen das Ei hervortritt. Die Fl�gel meist rauchig getr�bt, aber nicht fleckig, nicht gross, in der Reihe seitlich nach hinten auseinander weichend, mit der Fl�che geneigt.
Die M�nnchen sind oft grosser und haben einen st�rkeren Thorax als die Weibehen.
Ks sind dies sehr bewegliche, schnell laufende Flieg-en; manche von ihnen Heben den Aufenthalt am flachen Boden. Sie halten sich vorzugsweise in der N�he der Wohnthiere ihrer Larven auf, und folgen vielleicht deren F�hrten; manche Arten summen heiin Auf�fliegen. Jene Arten, welche ihre Eier auf vollkommen wild lehende S�ug-ethiere absetzen, haben ihre bestimmte und auf den Zeitraum weniger Tage beschr�nkte Schw�rmzeit; bei jenen, welche die Eier auf llausthiere legen, ist dies niclit der Fall. Bei dem Absetzen der Eier benehmen sich die S�ugethiere verschieden; Hirsche verhalten sich hiebei (nach Brauer) gew�hnlich ruhig, w�hrend die Binder und Rennthiere in die gr�sste Aufregung gerathen. � Beim Eier�legen verweilt die Fliege nur kurze Zeit �ber dem Wohnthiere und es scheint das Ei �usserlich entweder an ein Haar oder au die Haut des Wirthes befestiget zu werden, wof�r auch der Bau des Eies, seine Festigkeit und die Beschaffenheit der Mundtheile der Larve, welche ein Bohren derselben erm�glichen, sprechen. Es ist dies jedoch blos eine Vermuthung, da noch Niemand ein solches Ei an dem Wohnthiere haften gesehen hat.
Die Eier sind lang gestreckt, dickh�utig und am hinteren Ende mit einem dicken, f�nfseitigen Aufsatze versehen, mit welchem voran sie aus der Legr�hre treten.
Die j�ngsten Larven (1. Stadium) finden sich frei im Unterhautbinde-gewebe, im Hautmuskel, bisweilen auch unter den Fascieu der oberfl�chlichen Muskeln. Die darfiber liegende Haut zeigt keine Oeflhimg und so wie die ganze Umgebung der Larve keine Spur von Entz�ndung. Es scheint, dass die junge Larve die Haut durchbohrt und in die angef�hrten Partien kommt, w�hrend die hiedurch veraulasste kleine Haut�ft'nung sieb wieder sebliesst. Die Dauer dieses Stadiums scheint sieh �ber viele Monate zu erstrecken; die Larve erreicht bis zu 14 mm. L�nge, wird aber kaum 2 mm. breit und ist von fast cylindrischer Gestalt. Die Mund�ffnung liegt am vorderen Ende, an welchem nach oben ein gerader Spiess hervorragt, an dessen jeder Seite ein fast rechtwinklig gebogener Haken liegt, welche beide Haken so bewegt werden k�nnen, dass sie mit dem Spiess parallel stehen und als eine zum Einstechen geeignete Spitze verwendbar sind, w�hrend sie durch ihr Abbiegen das Znr�ckgleiten verhindern und das Vor-w�rtsschieben erleichtern. Hiedurch ist die M�glichkeit des Einwandems der, nach dem Ausschl�pfen auraquo; dem Ei wohl nur fadenf�rmigen Larven unter die Haut des Wohnthiercs erm�glicht. Die Larve besitzt 11 Ringe, am 2. Ringe befinden sich die vorderen Stigmen, am letzten die hinteren Stigmenplatten. Die Larve ist von
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Bremsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 139
weisser Farbe, mir am die Mund- and Schlandtheile, dann an den Stigmenplatton
erscheint eine schwarzbraune F�rbung; sie ist nackt, blass, in der trichterf�rmigen Grabe des Mundes und am Rande der Dhtedippe stehen mikroskopische Domen;
die Haut ist d�nn, fast durchsichtig und tr�gt in diesem Stadium wohl wesentlich zur Respiration bei, da die Stigmenplatten hief�r keine besondere Kinrichtung be�sitzen, sondern nur feine, por�se Cliitinplatten sind.
Im 2. Stadium, dessen Dauer sehr kurz ist (vielleicht ein Monat), w�chst die Larve in die L�nge und Breite und zeigt an der Unterseite schwarze Klccke, die sich bei Vergr�sserung als dicht beisammenstehende, schwarze Dornen zu erkennen geben; w�hrend die Farbe des �brigen K�rpers weiss ist und nur die Lippenr�nder und Stigmenplatten sclnvarzbraun erscheinen. An der oberen Seite ist die Larve mit Ausnahme der 2 oder 3 ersten Kinge nackt. Die R�nder der V-f�r�migen Mundtheile werden von Chitinleisten begrenzt, die mit dem Schlundgeriiste in Verbindung stehen: Spiess und Ilaken fehlen. Die hinteren Stigmenplatten sind nierenf�rmig, grobzellig.
Die Larve erscheint am hinteren Kode verd�nnt, am vorderen kugelig ab�gerundet, blasig.
Das 3, Stadium des Larvenznstandes scheint 2 bis 3 Monate zu dauern. Die Larve wird dick, birnf�rmig, erscheint im zusammengezogenen Zustande fast kugelig, im gestreckten kahnf�nnig mit convexer unterer und flacher oberer Seite. Die anfangs noch mehr oder weniger hell weisscu oder beingelben Larven werden mit dem Fortschreiten der Keife stellenweise braun und endlich ganz schwarz; sie sind sehr weich und geschmeidig, und einer lebhaften Contraction f�llig.
Die Mundgrube ist trichterf�rmig mit hantigen R�ndern, �ber ihr liegen zwei kleine, haarartige Ringe, die Rudimente der F�hler. An der Oberseite des Kopfendes bemerkt man eine bis zum hinteren Rande des 4. Ringes laufende, huf�eisenf�rmige, lichte Furche, welche den Raum begrenzt, welchen in der sp�teren Tonne das ausschl�pfende Insect als Deckel absprengt. Ueber dieser Deckelnaht am ersten Ringe liegt jederseits das vordere Stigma. Am 2. bis 9. Ring kann man eine obere und untere Seite, dann 3 Faar Seitenw�lste unterscheiden, deren Bedor-nung nach den Arten verschieden ist; das letzte Segment ist halbkugelig oder cylin-drisch; auf ihm sitzen die Hinterstigmenplatten frei auf.
Sobald die Larve in das zweite Stadium ihrer Entwicklung' vorgeschritten ist, reizt sie durch ihre gruppenweise aufsitzenden Dornen die Umgebung; das Gewebe tr�bt sich, es entsteht eine Bindegewebsneubildung, wie um einen fremden K�rper, die Larve wird in einen Sack eng eingeschlossen, welcher, nach We dl, nach innen aus einem schmutzig gelblichen Belege, embryonalen Binde-gewebsb�ndeln und Kernfasern, in den �usseren Lagen aus fase�rigen schwieligen Bindegewebsb�ndeln besteht, die durch lockeres Bindegewebe mit der Haut zusammenh�ngen, welche sehr hyper-�misch, mit Blutpunkten und Sugillationen durchsetzt ist. In Folge der fortw�hrenden Reizung mit dem fein bedoruten letzten Ringe entwickelt sich eine Ulceration, schliesslich Durchbohrung in der Haut, so dass der anfangs zarte, endlich bis auf einige Millimeter sich verdickende, mit dem Corium innig verschmolzene Sack mit
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Bremsen.
oincin AasfUhrangsgange nach aussei) m�ndet. Diese mit dem Heran�wachsen der Larven allm�lig' sich vergr�ssernden, �ber die Haut-obcrfl�che hervortretenden, eif�rmigen Geschw�lste werden Dassel�beulen genannt. In diesen flaschenartigen S�cken, welche die Larve so eng- umschliessen, dass an deren innerer Fl�che der Ab�druck der letzteren zu sehen ist, liegen die Larven so, dass sich das Kopfende am inneren, das Afterende am �usseren Ende befindet. Die M�ndung- des Aasf�hrungsganges befindet sich nicht auf der H�he, sondern seitlich der Beule, der eigentliche Sack liegt mehr oder weniger parallel mit der K�rperoberfl�che im Unterhautbinde�gewebe ; die M�ndung ist zeitweilig durch Secret geschlossen, das nach Bedarf durch Herausdr�ngen des Afterendes der Larve ab-gestossen wird, und entspricht an Grosse ungef�hr dem Querschnitte des hinteren Endes der Larve.
Einige Tage bevor die Larve das Wohnthier verl�sst, dehnt sie die Oefihung der Beule durch �fteres Herausdr�ngen der letzten Leibesringe aus, und verl�sst endlich eines Morgens mittelst kr�f�tigen Contractionen die Haut und f�llt zu Boden. Jene Larven, welche nicht schon jetzt zu Grunde gehen, indem sie von ihren bisherigen Wirthen zertreten, oder von V�geln gefressen werden u. dgl., kriechen mittelst ihrer bedornten Unterseite und unter kr�f�tigen Contractionen ihres K�rpers weiter, um sich an einer passen�den Stelle zu vergraben, in weicher Erde 25 bis 50 min., zwischen Heu und Laub so tief, bis sie eine feste Unterlage treffen.
Nach 12 liis 36 Stunden beginnt die Erh�rtung zur Tonne, wobei sich die Larve auf das �usserste streckt, wesshalb die Tonne grosser ist als die sp�tere Fliege. Die Nymphe, deren mit Fl�ssigkeit gef�llter Hinterleih die Tonne r�ckw�rts ausf�llt, liegt vorne erst hinter dem 4. Ring. Die Tonne ist kalmf�rmig, unten gew�lbt, ihr vorderes Ende schmal, das hintere stumpf, breit. Beim Auskriechen st�sst die Fliege an der oberer Seite das vordere, Ende der Tonne, an der von der Deckelnaht begrenzten Seite ab.
Hypoderma-Larven kommen auf Wiederkauern und Ein�hufern vor.
H. bovis. (Oestrus bovis.) Die Kinderbremse.
Schwarze, dicht behaarte Art. mit schmutzig grauem, gelblich oder weisslich behaartem Gesicht, Uilckenschitd langhaarig, vor der Qnernaht weiss oder gelb, hinter derselben schwarzhaarig; Hinterleib schwarz, an der Basis gelb oder weiss, an der Spitze rothhaarig; Beine schwarz und ebenso behaart, nur die Se.hiencnspitzen der Hinterbeine und die Tarsen gelbbraun. Erstes Hintertarsenglied dreimal so lang als das zweite. L�nge 16�17 mm. Die Eier sind l�nglich, weiss, mit einem dicken braunen Anhang am hinteren Knde.
Von dem Schw�rmen und Eierlegen dieser Fliege gilt das bei der Gattung- bemerkte. N�hert sich an heissen schw�len Sommer-
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Bremsen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 141
tag'en das Breinseuweibchen Hindern, so beginnen diese, so wie sie nur diesen Feind sp�ren, wie rasend, den Schweif nach hinten und oben gestreckt, umherzurennen; die ganze Herde schiesst br�llend durcheinander und sucht wo m�glich das Wasser auf, wohin die Fliege nicht folgen soll. Dieses wilde, rasende Benehmen ist unter dem Namen �Biesen des Kindesquot; bekannt. Da aller Vermuthung nach die Eier der Bremse nur auf die Haare oder die Haut der Wohnthiere befestigt werden, so kann dieses w�thende Benehmen der Rinder nicht durch Schmerz, der beim Durchstechen der Haut mit der Leger�hre entstehen sollte, erkl�rt werden; es scheint mehr dem Instincte der Thiere oder dem unaugeuehmeu Jucken beim Ablegen der Eier zuzuschreiben zu sein.
Die I^arvt- des 1. raquo;Stadiums ist unbekannt.
Im 2. Stadium ist sie l�nglieli keulenf�rmig, an der Oberseite fast ganz nackt und mir am 2. und 3, Ring mit kleinen Gruppen von Dornen besetzt; an der Unterseite stellen am 2. und it. Binge Querbinden aus kleinen Dornen und kleine Gruppen an der Seite der beiden ersten Ringe; der letzte King ist dicht mit mikro�skopisch kleinen Dornen besetzt. Die Seitenw�lste treten stark vor.
Im 3. Stadium ist die Larve dick, birnf�rmig, die Seiteuwiilste treten stark vor. An tier oberen Seite stellen am vorderen Bande des 2. bis �. Binges einige kleine, am hinteren Bande des 2. bis 7. oder 8. Binges mehrere Beihen kleiner Dornen, ebenso am vorderen Bande des 2. bis 5. oberen und mittleren Seitenwulstes eine kleine Dornengruppe. An der unteren Seite sind der 2. bis 9. King am vor�deren Bande mit griisseren, am hinteren mit kleineren Dornenreihen, die unteren Seitenw�lste vom 2. bis .S. Eing am Vorderrande mit einer Dornengruppe besetzt. Die zwei letzten Ringe sind ganz nackt. Die Haut ist rauh, ihre Farbe anfangs weiss, die Dornen und Stigmenplatten schwarzbraun; beim Herannahen tier Reife wird die Larve schmutzig graugelb, dann braun gefleckt, endlich v�llig schwarzbraun. Sie erreicht ihre Reife der Mehrzahl nach im Mai und Juni. Ihre Lange betr�gt 28�29 nun., ihre Breite 11 � l� nun.
Die durch die Anwesenheit diesen- Larven, Engerling-e, in der Haut der Kinder veranlassteil Dassel- oder Viehbeulen haben die fr�her angegebene Form und Structur. Bei manchen Kindern kommen nur wenige, bei anderen 20�40 und mehr solcher Beulen, auf dem Klicken, den Brustwandungen, der Schulter, an den Len�den und am Kreuze zerstreut, oder in Haufen zusanuuensredr�nst vor. In grosser Zalil vorhanden, k�nnen sie eine Abnahme im Ern�hrungszustande und in der Milchergiebigkeit der Wohnthiere verursachen; �konomisch sind sie auch deshalb von Nachtheil, weil die Haut der Kinder, wegen ihrer Durchl�cherung von geringerem Wcrthe ist.
Bei der Touneii puppe ist die Gestalt verschieden, weil die seitlichen W�lste bald stark vorgetreten, bald ausgeglichen sind; sie ist an 20 mm. lang, hinten birn�f�rmig, am vorderen Ende oben Bach, Sie ruht 28�30 Tage.
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142nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bremsen.
Um die Bremsen von den Rindern abzuhalten, werden Waschungen dieser letzteren mit Absuden von Wallnussbl�ttern in Essig, auch Ochsengalle mit Absuden von Wermuth, Raute mit einer L�sung von Stinkasand, Aloe u. dgl. empfohlen; Mittel, welche, wenn sie �berhaupt auch von den Landleuten angewendet werden wollten, wohl wenig Erfolg versprechen. Gute Hautpflege bliebe jedenfalls die Hauptsache.
Behufs der T�dtung der Larven wurden Waschungen der Dasselbeixlen mit Seifenwasser, mit Essig und Salz, �estreicheu der Oefihungen der Beulen mit Fischthran, Terpentin, Theer, Benzin anger�hmt; Mittel, welche deshalb werthlos sind, weil sie, wenn auch in Folge der Anwendung eine oder die andere Larve ersticken sollte, doch nicht im Stande sind, die Engerlinge zu entfernen, welche nach ihrem Absterben erst recht die Bildung von Abscessen in ihrer Umgebung veranlassen w�rden.
Am einfachsten werden die Larven durch das Ausdr�cken mittelst der Finger beseitiget; die jungen, zarten Larven zerplatzen hiebei, die �lteren m�ssen unter einiger Kraftanwendung durch seitlichen Druck auf die Beule entfernt werden, wobei die Rinder oft nicht unbedeutenden Schmerz �ussern.
Von anderen Arten des Btypoderma kommt H. lineata wahrscbeinlicb auch beim Rinde und beim Sobafe, H. Diana und Actaeon beim Hirsche, erstere auch beim Reh, H. tarandi beim Renntbier und H. Silenus vielleicht beim Esel vor.
Gattung Oestrus.
sect;. 76. Die hieher geh�rigen Fliegen sind meistens kleine Arten mit kurzen, d�nnen, schwachen Beinen, grossem halbkugeligen Kopfe, getrennten Augen, kleinen F�hlern, grossem Thorax und geringer kurzer Behaarung, die daher nackt und meist silbergl�nzend er�scheinen.
Das von der Lebensweise des Oestrus und von den fr�heren St�nden bekannte, bezieht sich der Hauptsache nach auf Oestrus ovis, daher sogleich dieser betrachtet werden mag.
Oestrus ovis, Schafbremse.
Kleine, gelbgraue, fast nackte Art, mit einem an der oberen Seite graubraunen, schimmernden, mit mattsclnvarzen Streifen besetzten Thorax, gelbbraunem Gesichte, harten Mundtheilen; einem gelbliclnveiss und sclnvarzgefleckten oder scheckigen, am hinteren Ende feinborstigen Hinterleibe; glasbellen, angef�rbten Fl�geln. Die kleine Querader hinter dem Ende der ersten Hilfsader gelegen, die vierte L�ngsader kaum �ber die hintere Qnerader hinauslaufend. Die L�nge betr�gt 10�12 mm.
Die Art hat eine grosso Verbreitung. Das Wohnthier der Larven ist das Schaf.
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Bremsen,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 143
Die Fliege liebt die Mauerl�cher und Ritzen der Schafst�lle und ist, bis sie ihre vollst�ndige Reife zur Begattung erlangt hat und eine entsprechend warme Temperatur eingetreten ist, tr�ge; dann aber wird sie lebhaft, erhebt sich hoch in die Luft und ruht an hohen Felsw�nden in der Sonne. Das befruchtete Weibehen sucht im raschesten Fluge Schafherden auf, welche sich, um dem Andringen der Fliege zu begegnen, entweder niederlegen und die K�pfe dicht am Boden oder zwischen den Vorderbeinen gegen die Erde halten oder sich mit gesenkten K�pfen dicht an einander in einen Kreis stellen. Wegen der Kleinheit der Fliege und ihrer grauen F�rbung ist es unm�glich, das Absetzen der Brut zu beob�achten ; das Benehmen der Schafe setzt es aber aussei- Zweifel, dass jene in die Nase abgesetzt wird. Die Schafe sch�tteln n�mlich die K�pfe, sobald die Fliegen ihre Nase ber�hren, stampfen mit den Beinen, laufen, die Nase gegen den Boden haltend, hin und her, reiben diese gegen den Boden und die Beine, sehen sich �fter um und suchen Schutz in einer Furche, auf staubigen Wegen oder in Gruben. Die N�stern erscheinen in Folge der Angriffe der Fliegen und des Reibens wund und entz�ndet.
Der Bau der Groschlechtstheile und die Form der Eikeime unbefruchteter Individuen macht es wahrscheinlich, dass diese Gat�tung lebendige Junge absetzt, dass die gekr�mmten, sehr harth�utigen Eier im Hinterleibe des Oestrus ovis bis zur Reife der jungen Larven gelangen, und dass diese aus der Geschlechts�ffnung mit einer klaren Fl�ssigkeit entleert werden. Die Larven kriechen in die Nasenh�hlen der Schafe und von da in die Stirn- und Kiefer�h�hlen, selbst in die H�hle der Hornzapfen.
Die Larven im 1. Stadium sind anbekannt. Ilnffcf�hr 10 mm. lange Larven aus dem 2. Stadium sind den erwachsenen mit Ausnahme der zarten Bedeckung v�llig �hnlich.
Im 3. Stadium der Entwicklung zeigen sie ein vorderes d�nneres und hinteres breiteres Ende; ihre oliere Seite ist gew�lbt, die untere flach; der Kopfring ist der k�rzeste, die �brigen Uingc nehmen bis zum 8. an Breite zu, vom 10. wieder ab. An der Seite der oberen Fl�che liegen beiderseits 2 Reihen W�lste �ber ein�ander, die durch eine Zickzacklinie von einander getrennt sind; die Mitte der Ober�seite ist glatt; vom 2. bis 10. King findet sich daselbst ein spindelf�rmiger, nackter Querwulst An der Unterseite ist jeder King vom 3. an, an dem vorderen Ende mit kleinen, in mehrere Reihen gestellten Doruwarzen besetzt. Am Kopfring stehen die Muudtheile nach abw�rts, an seiner Unterseite liegen die beiden grossen, klauen-f�rmigen Mundhakeu, deren dicker Basaltbeil an das Schlundgeriist gelenkig befestigt ist und in den nach unten, aussen und hinten gebogenen Spitzentheil �bergeht. Zwischen der quergespannten unteren Seite des Ringes und den Haken liegt die kleine nackte Mundgrube; �ber den Mundtheilen sitzen die dicken, kurzen F�hler. Der obere Theil des letzten K�rperringes ist senkrecht abgestutzt, und sein Rand
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144nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bremsen.
wallartig edioben, w�hrend der untere etwas �ber den oberen hinausragt und zwischen zwei Kn�tehen mit sein* kleinen Dornen besetzt ist. Die am letzten Uing'e liegenden Stigmenplatten sind f�nfeckig, mit gerundeten Winkeln, nach innen vom Centrum einer jeden liegt die StigmenotVimng. Die vonleren Stigmenplatten sind sehr klein und liegen seitlieb zwischen dem 1, und 2. King.
Die Farbe der Larven ist anfangs weiss mit rothbraunen Stigmenplatten und braunen Haken; zur Zeit der Keife, wo sie eine L�nge von 20�30 mm. erreichen, bekommen sie dunkle Querbinden auf den Ringen.
Die Larven leben wie erw�hnt in der Nase der Scliafe und deren Nebenh�hlen; sie haften mittelst ihrer hornigen Mundhaken an der Schleimhaut und gehen bei ihrer Keife durch die Nase ab.
Die abgegangene Larve verpuppt sich nach 24 Stunden.
Die Tonne ist anfangs weich und rotli mit schwarzen Querbinden, wird sp�ter braun und endlich schwarz; die obere Seite ist gew�lbt, die untere concav; die Stigmenplatten sind in einer schmalen Spalte verborgen.
Die Dauer der Puppenruhe w�hrt 6 Wochen.
In geringerer Anzahl vorhanden bringen diese Larven aussei-einer durch den fortdauernden Reiz veranlassten Vermehrung der Absonderung' der Nasenschleimhaut keine besonderen Krankheits�zuf�lle hervor; sind sie jedoch in namhafter Menge zugegen, so veranlassen sie eine Reihe von Krankheitserscheinongen, die mit dem Namen ties Bremsenschwindels oder wesren der lieftio-en Bewegungen, die das Schaf mit dem Kopfe macht, der Schleuder�krankheit bezeichnet wird. Zur Ilervorrufung- dieser Erscheinungen scheint jedoch die Gegenwart einer bedeutenden Anzahl von Larven allein nicht hinzureichen, denn (i revo fand bei Heideschnucken oft eine enorme Menge von Larven, ohne dass die Wohnthiere ausser einem bedeutenden Nasenkatarrh besondere Krankheitssymptome gezeigt h�tten ; es hat vielmehr den Anschein, als m�sste zur Hervor�rufung wenigstens des h�heren, bisweilen den Tod herbeif�hrenden Grades der Krankheit die Schleimhaut in Folge der andauernden Reizung so geschwellt sein, dass dadurch die Ausg�nge der Neben�h�hlen f�r den Durchgang der Larven v�lligquot; unwegsam werden. (S. Schleuderkraukheit.)
Bei dem fe tisch w�nzigen Schafe kommt vielleicht auch Oestrus purpureus (Brauer) vor.
In der Nase eines cgvptisclien l�itfcls fand W'edl Oestriis-Laiven, welche nach Brauer tier Cephalomyia inaculata Wied. angeh�rten.
Im Etachen des Edelhirsches entwickelt sieb die Larve von Fharyngomia pieta Mg. und Cephenomyia rufibarbis Meig., im Bachen des Elenthieres Cephenomyia Ulrichii Brauer.
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Lausfliegen. � M�cken.
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sect;. 77. Zu der Ordnung' dor Fliogeu, welclie aufquot; der �usseren K�rperoberfl�ehe der Hausthiere schmarotzen, g-eli�rt aus der Familie der Lausfliegen:
1.nbsp; nbsp;Die Pferdelausfliege (Hippobosca equina), welclie auf Pferden und Rindvieh, selten auf Hunden lebt, sich vom Blute n�hrt und eine L�nge von 6�9 mm. erreicht. Sie zeichnet sich durch einen abgerundeten Kopf mit grossun Augen, kleine einfache F�hler-hocker, breites Riickenschild, 5 Hinterleihsringe and einfache Klauen aus. Sie h�lt sich am liebsten am Bauche, in der Umgebung des Afters, unter dem Schw�nze auf. Sie scheint die Thiere weniger durch Stechen, als durch ihr schnelles Hin- und Herlaufen, welches namentlich bei Pferden intensiven Juckreiz veranlasst, zu be�l�stigen.
2.nbsp;Die Schaflausfliege (Hippobosca ovina, Melophagus ovinus) hat schwer erkennbare Augen, unscheinbare F�hlerh�cker, ein schmales R�ckenschild und keine Fl�gel. Durch die letztere Eigen-th�mlichkeit erlangt sie das Aussehen einer Laus. Sie lebt in Menge zwischen der Wolle der Schafe, saugt Blut und veranlasst die Schafe zum Zupfen an ihrer Wolle. Sie erreicht die L�nge von 4-4 mm.
Durch Waschungen der Wohnthiere mit Abkochungen von Nussbl�ttern in Essig, mit Aschenlange, Salz- oder Seifenwasser, durch Einreibungen mit verd�nntem Benzin, oder mit Terpentin�l k�nnen die Lausfliegen beseitiget werden.
Aus der Familie der Bremsen (Tabanidae) werden viele Arten, wenn sie gleich zu keiner Zeit ihres Lebens auf den Thieren wohnen, doch zur Sommerszeit zu einer Plage f�r Pferde und Rind�vieh, indem sie die Thiere anfallen, ihnen schmerzhafte Stiche bei-bringen und sich von ihrem Blute n�hren.
Aus der Familie der M�cken (Calicidae) veranlasst die Kolumbaczer M�cke (Simulia maculata) bisweilen sogar den Tod der von ihr angegriffenen Thiere.
Die M�cke ist sehr kloin. :-iquot;2 mm. lang, l'l mm. breit, bl�nlichgran, Taster, Stirn und Beine schwarzbrann, letztere mit einem weissen Schimmer, K�ckenschild mit drei schwarzen L�ngsstreifen, Hinterleib stablblati mit schwarzen ��ckenflecken.
Sie kommt vorz�glich im s�dlichen Ungarn und in Serbien vor, doch wurde sie wiederholt auch in Oesterreich, M�hren und den angrenzenden Gegenden Ungarns l�ngs der March beobachtet, nachdem ausgebreitete �eberschwemmungen stattgefunden hatten; sie findet sich aber auch einzeln hie und da in Deutschland. Sie erscheint in der zweiten H�lfte des Monats April und Anfangs Mai
B811, Path. u. Thor. d. Hausth. t. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;10
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M�cken. � Haurlinge.
oft iu so ausserordeutliclier Meuglaquo;, dass ihre Setw�rme von der Ferne gesellen als Wolke erscheinen und dass man kaum einen Atliemzug- machen kaun; ohne eine Menge derselben einzuschl�rfen. Vorz�glich fallen die M�cken Rinder, Pferde und Schafe an den Augen, den Nasenl�chern, dem After, dem Maule und den Greschlechts-theilen an und kriechen sogar durch diese K�rper�ffnungeu in grosser Zahl ein. Jeder Stich, den das Insect versetzt, veranlasst eine sehr schmerzende, harte Geschwulst, welche erst nach 8�10 Tagen wieder verschwindet. Werden Heerden, wie es oft der Fall ist, von Schw�rmen dieser Insecten angefallen, so geht bisweilen eine namhafte Zahl der Thiere theils in Folge der ausgebreiteten schmerz�haften Verwundungen, theils iu Folge der im Rachen und im Kehl�kopf eintretenden Entz�ndung und der Verstopfung der Luftr�hreu-�ste durch die eingedrungenen M�cken, zu Grunde.
Es ist nachgewiesen, dass nicht die in der N�he des alten Schlosses Kolumbacz, in dem Kalkgebirge betindlichen H�hleu ihre Geburtsst�tte seien, sondern- dass die Fliege gleich den �brigen M�cken den Ei-, Larven- und Nymphenzustand im Wasser zubringe, das sie erst im vollkommen entwickelten Zustande verl�sst. Die genannten H�hlen dienen dem entwickelten Insect blos als Zufluchts�st�tte bei ung�nstiger Witterung.
Zur Vorbauung z�nden die Viehhirten in Gegenden, wo diese M�cke oft vorkommt, stark rauchende Feuer an, um die Insecten ferne zu halten. Auch das Bestreichen der Thiere an den feineren K�rperstellen mit einem zur Syrupsconsistenz eingedicktem Tabak�absude, welchem Fett und Stein�l beigemengt ist, wird (von Sch�nbauer) empfohlen.
Aus der Familie der Fl�he (Pulicidae) kommt der Hunde�floh (Pulex canis) h�utig auf Hunden und Katzen vor.
sect;. 78. Zu der Ordnung der Geradfl�gler, Orthoptera u. z. in die Familie der Pelzfresser (Mallophaga) geh�ren:
a. Aus der Gattung Haarling, Triebedectes: die sich von feinen Haaren oder Oberhautschuppen n�hrenden Hunde-, Ziegen-, Rinds-, Pferde-, Schaf- und Katzenhaarlinge, welche auf den ihrem Namen zukommenden Hausthieren leben.
Die Haarlinge haben einen flaelien eirunden, die Brust an Breite um vieles �bertreffenden, mit neun Ringeln versehenen Leih, deren vorletzter heim Weibchen mit Seitenklappen verseilen ist, fadenf�rmige Sgliedrige F�hler ohne Dnterkiefer-taster, (gt; dicke einkrallige Heine.
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L�use. � Concretionon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;147
L. Zahlreiche Arten der Federlinge (Philopteras), welche auf verschiedeneu V�geln schmarotzen, und in mehrere Untergattungen zerfallen.
c. Uie gleichfalls auf V�geln vorkommende, sehr artenreiche Gattung Haftfuss (Liotheum).
sect;. 79. Der Ordnung der Balbfl�gler (Hemiptera) g-e-h�ren an:
Die L�use (Pediculinae). Sie n�hreu sieh vom Blute der S�ugethiere, auf denen sie leben, das sie durch ihren eingebohrten Schnabel einsaugen. Das Weibchen klebt die birnf�rmigen Eier an die Haare des Wohnthieres. Sie linden sich vorzugsweise bei schlecht gen�hrten, abgemagerten Thieren. Es geh�rt hieher die Gattung Thierlaus oder Bluttrinker (Hematopinus) mit den Arten: Hunde- (H. piliferus), Kinder- (H. eurysternus), K�lber-(H. vituli), Pferde- und Eselslaus (H. asini), Schwein- (H. suis) und Ziegenlaus (H. stenopsis).
Von L�usen und Haarling-en k�nnen die Thiere befreit werden durch Waschungen mit Tabakabkochung (1 : 20), durch Bestreichen der Haut mit Abkochung- von Stefansk�rnern (1 : 20), verd�nntem Benzin, Perubalsam, �therischem Anis�l (10�20Tropfen auf 2 Gramm Baum�l), durch Einstreuen persischen Insectenpulvers.
12. Coucretioneu und Steine.
sect;. 80. In Folge verschiedener Ursachen h�ufen sich in den H�hlen und Kan�len des thierischen K�rpers unorganische Massen, meistens als Pr�cipitate aus Dr�seusecreten oder aus von aussei! eingef�hrten Substanzen an.
Obwohl sie selbst schon Producte abnormer Vore�nee im Organismus sind und daher g-auz wohl bei den pathologischen Pro-cessen ihren Platz linden k�nnten, scheint es doch zweckm�ssiger, sie hier in Betracht zu ziehen, da sie als mechanisch wirkende Sch�dlichkeiten zu St�rungen verschiedener Art h�ufig' eenue Au-lass geben.
Die Grosse der Concremente und Steine ist sehr verschieden, und wechselt von der eines Sandkornes bis zu jener eines Kinds�kopfes und dar�ber. Die kleinsten werden mit dem Namen der Sedimente, gr�ssere mit dem von Concretionen und Steinen bezeichnet. Sie kommen bei den Hausthieren ziemlich h�utig vor und werden nach den Orgauen, in denen sie angetroffen werden, benannt.
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148nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Concretionen und Steine.
Ihre Grestalt richtet sich, nameutlich wenn sie vereinzelt vor�kommen, nach jener des Org-anes und nach den Beding-ungen, unter denen sie sich entwickeln; in inehrtacher Anzahl vorhanden, platten sie sich bisweilen gegenseitig ab; findet dann noch fortan ein Nieder�schlag von Salzen statt, so verschmelzen nicht selten zwei oder mehrere schon gebildete Concretionen zu einer uureg-elm�ssigen Masse.
Hire Oberfl�che ist bald glatt, wie polirt, wozu die Contrac-tioncn des umgebenden Orgaues wesentlich beitragen m�gen, bald uneben, h�ckerig, von Vertiefungen und OefFuungen durchsetzt.
Auf einem Durchschnitte zeigen die Steine sich bald aus einer Aneinanderlagerung formloser Niederschl�ge, bald aus couceu-|nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;trischen Schichten amorpher, k�rniger oder krystallinischer Massen
bestehend, deren einzelne Lagen bald von gleicher, bald von un�gleicher H�rte, F�rbung und Dichte erscheinen. In der Regel ist der Stein um so dichter und schwerer, je d�nner die einzelnen Schichten sind.
Die Concretionen und Steine haben meist einen Kern, welchen ein von aussen eingebrachter fremder K�rper, oder eine organische oder anorganische, im K�rper selbst producirte Materie abgibt; dieser Kern bildet dann den Anziehungspunkt f�r die Ablagerung-sediment�rer oder krystallinischer Massen. Faserstoff- und Blut�gerinnsel, Schleim, Pigment, Epithelialzellen geben am h�utigsten den organischen Kern ab, der sieb bisweilen mit Kalksalzen in-filtrirt, worauf dann erst die concentrischen Ablagerungen von Salzen um ilm erfolgen, w�hrend in anderen F�llen diese Niederschl�ge unmittelbar auf den organischen Kern stattfinden, der sieh dann in Foljre von Wasserentziehune: auf ein kleineres Volum zusammen-zieht, und hiedurch veranlasst, dass eine solche Concretion im Inneren eine H�hle zeigt und ohne Kern zu sein scheint.
Die Entstehung der Concretionen wird durch eine langsame Fortbewegung des Organinhaltes, veranlasst durch Verengerung der Ausf�hrungsg�nge, Schw�chung ihrer Contractionskraft u. s. w., durch eine durch pathologische Zust�nde des Organes abge�nderte Secretion, durch die Zufuhr einer zu grossen Menge oder ungeeig�neter unorganischer Substanzen in den Organismus beg�nstiget.
Die Wirkungen der Steine sind verschieden nach der Wich�tigkeit des Organes, in welchem sie sich vorfinden, nach ihrer Grosse, ihrem Gewichte und ihrer Gestalt; bei laugsamer Ent�wicklung k�nnen sie zu einer bedeutenden Grosse heranwachsen, ohne besondere uachtheilige Folgen zu veranlassen, ja selbst ohne
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Magen- und Darmconcremente.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;149
ihre Gegenwart durch Erscheinung-en zu erkennen zu geben. Andere wirken als fremde K�rper und werden, indem sie durch ihren Keiz Entz�ndung, Eiterung, Brand, durch ihren Druck Hypertrophien und Atrophien in den Wandungen des von ihnen eingenommenen Organes veranlassen oder Ausfuhrungsg�nge verstopfen, sch�dlich, seihst t�dtlich.
Aussei- Girard, Gurlt, Morton hat sich insbesondere F�rsten�berg um die n�here Kenntniss der bei den Hausthieren vorkommen�den Concretionen verdient gemacht, und wir folgen im Nachstehenden vorz�glich den Untersuchungen dieses letzteren.
A, Magen- und DarmconctetioneH,
sect;. 81. Man unterscheidet diese Coneremente mit R�cksicht auf ihre Consistenz und die zusammensetzenden Bestandtheile in Steine, Coneremente und Haarballen, und nach dem Fund�orte in Magen- und Darmconcretionen.
a.nbsp; Magensteine. Sie sollen, obwohl sehr selten, bei dem Pferde, u. z. nur in einzelnen Exemplaren augetroffen worden sein. Sie werden als sehr dicht und fest, von kugelf�rmiger, etwas abgeplatteter Gestalt, von Farbe grau mit einem Stich in das K�th-liche oder Bl�uliche, an der Oberfl�che glatt, fein por�s oder von seichten Vertiefungen durchzogen, von einein Durchmesser von wenigen Linien bis zu jenem eines halben Schuhes und dar�ber, beschrieben.
Wie Briu-kmiUler mit Recht bemerkt, d�rfte wohl die Mehrzahl der als Jlageusteine beschriebenen Funde der Kathegorie der Darmsteine angeh�ren, einer�seits weil das Aussehen der als Jlageusteine ausgegebenen Concretionen ganz mit jenem der Darmsteine �bereinstimmt, andererseits weil es schwer begreiflich ist, dass bei dem kurzen Verweilen der Futterstoffe im Pferdemagen und bei dem Um�st�nde, als die eigentliche Verdauung und mithin die Aufl�sung der anorganischen, im Futter enthaltenen Salze beim Pferde erst im Grimmdarm stattfindet, sich so enorme Concretionen schon im Jlagen bilden sollen.
Bei den! Hunde sollen gleichfalls, wenn gleich sehr selten und von geringer Grosse, Magensteine vorkommen, sie sollen weiss-gelblich von Farbe, an der Oberfl�che glatt und gl�nzend und, da sie sich meist in der Mehrzahl vorfinden, durch gegenseitige Ab�reibung vielfl�chig und an den Reibungsfl�chen wie polirt sein. Auch bez�glich dieser Steine ist eine Verwechslung mit Darmsteinen nicht ausgeschlossen.
b.nbsp; Darm st eine. Es sind dies dichte, speeifisch schwere, vor�waltend aus anorganischen Bestandtheilen zusammengesetzte Con-
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Darmsteino.
cretionen, von sehr verschiedener Gr�sse und Form, mit glatter, bisweilen wie polirter Oberfl�clio und coucentrischer Schichten�ablagerung, die bis nun nur beim Pferde u. z. in den Dickd�rmen gefunden wurden. Gurlt unterscheidet sie nach der Farbe, was endlich auch das einzige Eintheilungsprincip sein kann, da die chemische Zusammensetzung derselben nur wenig differirt und den vorwaltendsteu Bestandtheil die phosphorsaure Ammoniak-Magnesia bildet, zu welcher in wechselnden geringen Quantit�ten phosphorsaure und kohlensaure Kalkerde, Kiesels�ure, orga�nische Substanzen, Chlorkalium, Chlornatrium und Spuren von Eisen hinzutreten. Ihr Kern besteht immer aus einem St�ckchen Metall, Quarz oder Saud u. dgl.
Man unterscheidet die br� unl ielien, sehr festen, kleinen, luichsten.s ntlss-(^rossen, specifisch schweren, an der Oberfl�che glatten, durch gegenseitige Abreibung mehrerer meist abgeschliffenen; die selten vorkommenden gelbbraunen runden oder l�ndlichen, an der Oberfl�che durch hervorragende Krystalle von Annnnninni-trippelphosphat rauhen und sehr dichten: die h�ufigen grauen, entweder einzeln und dann runden oder eif�rmigen, oder in Mehrzahl vorkommenden und dann viel�seitig abgeschliffenen, an der Oberfl�che entweder glatten oder rauhen, mit Oeffnungen versehenen, bisweilen sehr grossen; endlich die bl�ulichen Darmsteine, welche nur eine sehr geringe Gr�sse erreichen, aber biswellen bei einem Thiere in be�deutend grosser amp;Ienge vorkommen und meist durch gegenseitige Abreibung bedingte Schlirt'fl�chen zeigen. Ihren Kern bildet ein Sandkorn oder ein anderer fremder K�rper, um welchen die concentrische Schichtenablagerung des llau|ifliestandtheiles dieser Steine, n�mlich der phosphorsauren Ammoniak-Magnesia stattgefun�den hat.
Die Entstehung dieser Bildungen kann auf lblt;-eude Weise erkl�rt werden: Die phosphorsaure Magnesia findet sich in ziemlich bedeutender Menge in den Samen der Getreidearten, vorzugsweise aber in den H�lsen, welche den gr�sston Theil der Kleie bilden ; in viel geringerer Menge kommt in ihnen phosphorsaure und kohlen�saure Kalkerde vor. In der That findet man auch, dass sich bei Pferden Darmsteine dort h�utig bilden, wo die Kleienf�tterung ein�gef�hrt ist.
Im Blindd�rme, in welchem sich die Steine am h�ufigsten vor�finden, verweilen an und f�r sich die Nahrungsmittel l�ngere Zeit und bei den mit Kleie gef�tterten Pferden deshalb um so l�nger, weil durch diese F�tterungsweise der Tonus s�mmtlicher Orgaue und auch die Energie der Zusammenziehung der Darmwandungen leidet. Die in den Verdauungss�ften enthaltene freie S�ure l�st wohl die in den Nahrungsmitteln vorfindlichen anorganischen Stoffe, die jedoch sp�ter bei der langsam vor sich gehenden Darmcontraction Gelegenheit haben, abermals herauszukrystallisiren.
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Dannconcremente.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;151
Die genannten Nahrungsmittel enthalten wohl, wie gesagt, phosphorsauro Magnesia, jedoeh nicht als Trippelphosphat vorgebil�det. Das hiezu n�thige Ammoniak findet sich theils frei, theils an S�uren gebunden in den Verdauungss�ften, theils mag- es mit dem Trinkwasser, besonders solchem, das l�ngere Zeit in Stallungen ge�standen hat, eingef�hrt werden; nicht weniger aber absorbiren die in den St�llen aufbewahrten Futterstoft'e aus der mit Ammoniak geschw�ngerten Stallluft diesen K�rper, welcher nun in den thieri-schen Organismus eingef�hrt, der phosphorsauren Magnesia einen Theil der Phosphors�ure entzieht und mit ihr das genannte Doppel�salz bildet.
Um einen, im Darme befindlichen fremden K�rper, welcher den Kern des sp�teren Steines bildet, setzen sich dann die kleinen Krystalle des Trippelphosphates in Schichten ab, welche durch den Darmschleim innig- mit einander verbunden werden. Der Absatz neuer Schichten geht entweder bis zum Abgange des Steines durch den After oder bis zur Um�nderung der F�tterung- und der dadurch bedingten Entziehung des Materiales oder bis zu dem auf irgend eine Weise erfolgenden Tod des Thieros vor sich.
f�rs ten bei-}; hat versucht, ann�herungsweise durcli Z�hlung der Schichten eines Steines die Zeit, zu berechnen, welche zu dessen Bildung erforderlich war, wobei er annimmt, dass nach jeder Fntteraufnahine eine neue Schichte sicli bilde. Ein Stein also, welcher vorn Kerne bis zur Oberfl�che 720 concentrische Ringe zeigt, w�rde bei t�glich zweimal stattgehabter F�tterung nach dieser Annahme 360 Tage zu seiner Bildung ben�thiget haben.
c. Die D ar m con crem ente bestehen vorzugsweise aus Haaren, Pflanzenfasern, dann Schleim als organischen und phosphorsaurer Ammoniak - Magnesia, phosphorsaurer und kohlensaurer Kalkerde, Kiesels�ure und Chloralkalien als anorganischen Bestandtheilen; bei einigen finden sich auch Spuren von Thonerde. Manche sind aus einem (Jonvolut von Schlamm, Sand, Steinchen und Stengeln zusammengeballt und zerbr�ckeln leicht. Die Concremente erreichen h�ufig einen viel g-r�sseren Umfang als die Darmsteine und finden sich beim Pferde und Schweine im Dickdarme, bei Hunden und Wiederkauern im Magen und Dickdarme. Sie sind por�s, von lockerem Uef�g-e, geringem speeifischem Gewichte und im frischen Zustande leicht zu verkleinern; getrocknet, werden sie fester und resistenter. F�rsten�berg nimmt folgende Variet�ten an, von welchen sich in den meisten Sammlungen Exemplare vorfinden:
1. Die aschgrauen Darracone.re mente. Sie finden sich meist in gr�ssercr Anzahl, nur selten vereinzelt im Blind- und Grimmdarme des Pferdes. Sie
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Darmconcremente.
sind von runder oder eckiger Gestelt, an der OberflRche glatt, stellenweise vertieft, hie und da heller und dann fester, oder dunkler gef�rbt und dann weniger hart. Das Centrnni nimmt entweder ein fester fremder K�rper ein, oder es wird dnreh eine kleine Hiilile geliildet, nm welche eine weiche, Bissige, fast g�nzlich aus Ilaaren bestehende Masse, der nur wenig rilan/.enfaseni beigemengt sind, hernmgelagert ist, die je weiter nach anssen, desto dichter wird, his endlich die �usserste Schichte an H�rte den Darmsteinen wenig nachgibt und ein vollkommen krystallinisehes (Jefiige zeigt. Der (raquo;rosse nach weeliseln sie \'ti� einem Durchmesser von ���-2S mm. und dar�ber.
'2. Die braunen Darmconcremente kommen gleichfalls im Dickdarme des Pferdes n. #9632;/,. in der Mehrzahl, nicht vereinzelt vor; sie sind von kngel�hnlicher Gestalt, an der Oberfl�che sammt�hnlich rauh, h�ckerig nnehen. Im ('entmin findet sieh gew�hnlich eine kleine H�hle, um welche hennn verfilzte Ilaare gelagert sind, w�hrend die �usseren Schichten nach und nach ein deutlicheres, krystallinisehes Gef�ge erhalten, sieh jedoch nie zur Dichte der ersterw�hnten Concreinente erheben. .Sie scheinen Concremente j�ngeren Datums zu sein, welche durch sp�tere Ablagerung anorganischer Salze sich zu aschgrauen Concrementen fortbilden k�nnen.
3. Die grossen Darmconcremente finden sich gleichfalls im Dickdarme des Pferdes; sie erreichen eine bedeutende Grosse, sind von unregelm�ssiger, meist l�nglicher (raquo;estalt, an der Oberfl�che rauh, h�ckerig, an einzelnen Stellen tilz�hnlich, weich, gelblich- oder dunkelbraun, an anderen hart und weiss oder grau gef�rbt. Sie enthalten in ihrem Inneren eine oder mehrere H�hlen und bestehen ans Haaren, Pflanzenresten und anorganischen liestandtheilcn, jedoch ohne wahrnehmbare Scliichten-ablagenmg.
F�r die Bildung der Concreinente scheinen meist Sand, Stein-st�ckcheu oder eingetrocknete F�calien den Kern abzugeben, um welche gebunden durch Darmschleim Pflanzenreste und ausgeschie�dene Salze sich ahlagern. Auch die w�hrend des Haarwechsels mittelst der Zunge aufgeleckten, in das Maul und von da in den Magen und in den Darmkanal gelangten Haare, k�nnen daselbst durch Schleim aneinaudergeklcbt, durch die Darmcontractionen und die vorbeigef�hrten Futterstoffe mit einander verfilzt und durch neue Anlagerung von Haaren vergr�ssert werden. Im Beginne ihrer Bildung enthalten sie nur wenig anorganische Stoffe; nach und nach jedoch setzen sich Salze an dieselben ab und bedingen das fernere Wachstlium.
Sie k�nnen sich begreiflicherweise hei jeder F�tterungsweise bilden; jedoch wird die weitere Entwicklung; eines Haarballens zum eigentlichen Concremente durch die Kleienf�tterung beg�nstiget; er wird dann zuerst zum braunen, dann zum grauen, an der Oberfl�che dem Darmsteine �hnlichen Concremente.
Die grossen Darmconcremente sind, wie dies schon die mehreren, auf einem gemachten Durchschnitte hervortretenden H�hlen nachweisen, meistens aus mehreren grauen oder braunen Concrementen zusammengesetzt; bei anderen besteht der Kern aus
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Haiirbiillo. � Falsche Parmsteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 153
faulen Futterstoffen und Kieselerde, um welche Pflauzenreste oder Haare herum gelagert sind, die mit einem weissen, aus Kalksalzen und phosphorsanrer Ammonik-Ma^nesia beistehenden Ueborzuge be�deckt sinlt;l.
d.nbsp; nbsp;Die Haarb�lle finden sich bei den Wiederk�uern meist in dem Pansen oder der Haube, selten im Dickdarme, beim Schweine und Hunde h�ufiger im Dickdarme als im Magen. Sie bestehen gr�sstentheils aus Haaren und enthaiten die anorganischen Bestandtheile (phosphorsaure Ammoniak-Magnesia und Kalksalze) in viel geringerer Menge als die Concremente des Pferdes.
Die Haarb�lle der Wiederk�uer bestehen w�hrend ihrer Bildung und in so lange sie; nicht vollendet sind, fast dnrehgehends aus spiralig �bereinander gefilzten, durch Schleim verbundenen Deckhaaren oder Wolle; sobald ihre Bildung beschlossen ist, er�halten sie einen br�unlich schwarzen, glatten, gl�nzenden �eberzug, der auf dem Durchschnitte grauweiss erscheint und nach F�rsten�berg' nebst organischer Substanz vorzugsweise aus phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia, phosphorsaurer und kohlensaurer Kalk�erde besteht. Bei Rindern sind sie gew�hnlich kugelf�rmig', bei Schafen cylindrisch mit abgerundeten Enden; ihr Durchmesser wechselt von 26�50 und 80 mm., sie sollen sich auch um fremde K�rper bilden.
Die Borstenb�lle der Schweine sind cylindrisch, durch die vorstehenden Euden der Borsten rauh und erreichen einen L�ngen�durchmesser von 80 mm. und dar�ber, bei einem Breitendurchmesser von 25�40 mm. Sie haben bisweilen einen fremden K�rper zum Kern.
Die Haarb�lle des Hundes sind nieist locker, ziemlich klein und erhalten, wie die vorher genannten, keinen �eberzug durch anorganische Salze.
e.nbsp; nbsp; Die sogenannten falschen Darmsteine, welche in ihrem Ansehen grosse Aehnlichkeit mit den wahren Darmsteinen zeigen, entstehen durch fortgesetzte Ablagerung von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia auf die Oberfl�che der aschgrauen Concremente. Sie sind von weisslichcr, grauer oder brauner Farbe, an der Ober�fl�che entweder glatt, wie polirt und mit kleinen Oeffnungen ver�sehen, oder aber durch kleine hervorspringende Krystalle rauh und uneben. Ein Durchschnitt durch dieselben weist auf die angegebene Entstehungsweisc hin, indem man um den als Kern dienenden fremden K�rper, oder um eine centrale H�hle herum eine weiche, filzige, aus Haaren oder Pflauzenresten bestehende Masse antrifft,
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Falsche Darmsteine.
um welche in concentrischen Schiebten die Ablagerung anorgani�scher Salze, vorzugsweise der phosphorsauren Ammoniak-Magnesia stattgefunden bat, welche gegen die Oberfl�che zu allm�lig an Dichte zunimmt. Sie finden sich wie die Concremente im Dickdarme des Pferdes entweder vereinzelt und dann regehn�ssig rund oder l�ng�lich, oder in gr�sserer Zahl und dann meist eckig.
Die wahren sowohl als die falschen Darmsteine und die Concremente geben, in so lange sie nicht eine gewisse Grosse erreicht haben, oder in ein engeres Darmst�ck, z. B. den Mastdarm, r�cken, zu besonderen St�rungen nicht Anlass ; es kommt sogar vor, dass selbst bedeutende Coucretionen ihre Anwesenheit gar nicht verrathen, oder manchmal nur einen einzigen, aber t�dtlich ab�laufenden Kolikanfall veranlassen. Ihre Wirkung ist eine rein mechanische, indem sie auf die Darmw�nde dr�cken oder das Lumen des Rohres verschliessen. Dies wird um so leichter und eher der Fall sein, je grosser, schwerer, an der Oberfl�che unebener und je zahlreicher sie sind; sie k�nnen dann zur Atrophie, zu Trennungen und Zerreissungen der Magen- und Darmwandungen, gew�hnlich unter heftigen Kolikerscheinuugen f�hren. Grosse Concremente heben gew�hnlich schliesslich die Wegsamkeit des Darmrohres auf, bedingen nicht zu beseitigende Verstopfungen, Entz�ndung, Necro-tisirung und Perforation der Darmw�nde.
Die Haarb�lle des Kindes geben selten Anlass zu patholo�gischen Erscheinungen; es sind jedoch F�lle bekannt, dass sie durch Aufhebung der Communication zwischen dem Pansen und den �brigen M�gen den Tod veranlassten. Die Haarb�lle des Hundes geben zu Verstopfungen Anlass, jene der Schweine k�nnen durch die rauhen, vorstehenden Borsten Reizung der Darmschleimhaut mit deren Folgen veranlassen.
Eine Diagnose auf die Gegenwart von Darmsteinen wird sich nur dann stellen lassen, wenn entweder ihr Abgang durch den Darm bemerkt oder ihr Dasein durch die manuelle Untersuchung sichergestellt wird; die durch sie veranlasste Kolik differirt sonst nicht von den Erscheinungen eines, durch andere Ursachen hervor�gerufenen heftigen Darmschmerzes. Das Vorhandensein von Haar�b�llen beim Rinde k�nnte h�chstens durch das Au.sstossen derselben beim Wiederkauen diagnosticirt werden.
B. Speichelsteine.
sect;. 82. Seltener als die eben abgehandelten, finden sich Cou�cretionen in den Ausf�hrungsg�ngeu der Speicheldr�sen des
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Speichelsteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;155
Pferdes, Esels, Maulthiercs und Kindes, welche mit laquo;lein Namen der Speichel steine bezeichnet werden.
a.nbsp; Bei dem Pferde wurden Speichelsteine in den Ausf�lirun^s-^�ng-en silmmtlicher Maulspeieheldr�sen beobachtet, am h�ufigsten jedoch in jenem der Ohrspeicheldr�se, dem Stenon'schen Speichel-gange. Sie kommen daselbst entweder vereinzelt oder in der Mehrzahl vor.
Vereinzelt vorkommend sind sie von eif�rmiger Gestalt, mit einem spitzigen vorderen und einem stumpfen hinteren Ende, einer glatten, dem Kaumuskel zugewendeten Susseren und einer inneren, durch warzen- und knotenartige Erhaben�heiten dnisig unebenen Fl�che. Solche Steine erlangen bisweilen die Grosse von �O mm., bei einer Breite von 40 mm. und einer Dicke von mehr als 26 mm. H�ufiger trifft man mehrere kleine Steine von wechselnder OrOsse an, welche dann von nahezu eylimlrise.lier Gestalt, an den einander zugekehrten Enden facettenf�rmig abgeschliffen sind und hier vollkommen an einander passen. Sie zeigen eine kreide-weisse Farbe, eine bedeutende Dichte und H�rte und auf dem Durchschnitte einen, durch einen fremden K�rper, z. 1gt;. ein Haferkorn, ein St�ckchen Strohhalm, gebil�deten Kern, um welchen herum eine d�nnschichtige Ablagerung der im Speichel enthaltenen Salze stattgefunden hat. Auch beim Esel und Maultbiere kommen solche Steine vor.
Die in den Wharton'schon und Rivini'schen G�ngen, bisher nur bei Pferden vorgefundenen Spcichelsteinchen sind klein, rund�lich, mit kleinen Forts�tzen verschen, glatt, gelblichweiss und linden sich meist in der Mehrzahl vor.
Sie zeigen auf dem Durchschnitte eine d�nne, compacte Schichtenablagerung um einen festen, nicht von aussei! hineingelangten Kern.
Die Speichelsteine bestehen aus viel kohlensaurem (8'i�SS11/,,), etwas phosphorsaurem Kalk, kohlensaurer Magnesia unil organischer Materie (Schleim, Kpitlielialzellen, Speichelstoff).
b.nbsp; nbsp; Die beim Kinde im Stenon'schen Speichelgange auf�gefundenen Speichelsteine sind kleiner als jene des Pferdes, diesen aber in Beziehung auf Gestalt und chemische Zusammensetzung �hnlich.
Auch im Ausf�hrungsgange der Bauchspeicheldr�se kommen bei diesen Thiercn kleine, h�chstens die Grosse einer Haselnuss er�reichende weisse, eckige Steinchen vorquot;, welche, da sie sicli meist in gr�sserer Zahl vorfinden, an den Ber�hrungsfl�chen facettirt er�scheinen.
Auf dem Durchschnitte zeigt sich eine ungleich starke Scliichtenablagenmg um einen aus derselben Masse bestehenden Kern. Sie bestehen vorwaltend aus kohlensaurem Kalk (91%), etwas kohlensaurer Magnesia und organischer Materie.
Die Speichelsteine bilden sich aus den, im Speichel enthal�tenen Salzen. Bei jenen, welche einen von aussen eingef�hrten
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Speicliclstoino.
fremden K�rper, welcher den Ausfluss dos Speichels erschwert, als Kern enthalten, ist die Bildung leicht auf die Weise zu erkl�ren, dass die Salze des Speichels um den tosten K�rper in Kry.stallform anschiessen. Je mehr auf diese Weise der Stein anw�chst, desto schwieriger wird die Ausf�hrung des Speichels; die in ihm gel�sten Salze fallen heraus und lagern sich schichtenweise um den anfangs kleinen, dadurch aber allml�ig heranwachsenden Stein an. Dort jedoch, wo kein fremder K�rper als Kern vorgefunden wird, muss der Grund der Steinbildung in einem zu grossen Gehalte des Speichels an Erdsalzen gesucht werden, welche, besonders hei ver�langsamtem Abfl�sse nicht in L�sung erhalten werden k�nnen, herausfallen und den Kern des zuk�nftigen Steines darstellen. Auch dor in den Speichelg�ngen abgesonderte Schleim und die ab-gestossenen Epithelialzellen treten in die Zusammensetzung des Steines ein.
Im Ston on'schon Gange vorhanden, geben sie sich durch eine verschieden grosso, harte, umschriebene, wenig bewegliche, fast unmittelbar unter der Haut gelegene Goschwulst zu erkennen; der Ausf�hrungsgang zwischen Dr�se und Geschwulst ist erweitert.
Erreichen sie ein gr�sseres Volum, so bringen sie durch den stetig wachsenden Druck die Wandung dos Speichelganges zum Schwunde, gelangen dann in das umliegende Bindegewebe und werden daselbst schliesslich eingekapselt, w�hrend der Speichel sich in die Umgebung intiltrirt. Bisweilen erh�lt sich die Verbindung zwischen der Cyste und dem Stenon'schen Gange durch einen neugebildeton Kanal, und der vom Speichel umsp�lte Stein nimmt dann noch an Umfang zu. In Folge der Behinderung des Kanons und der Verstopfung des Ausf�hrungsganges kommt die Dr�se schliesslich zum Schwunde.
Auf eine den Spoichelsteinen �hnliche Weise entsteht der Zahnstein bei Pferden und Hunden; eine schmutzig gelblich-weisse, feste Masse, die sich an den Backen- und Hakenz�hnen oft in der M�chtigkeit mehrerer Millimeter festsetzt und vorzugsweise aus schichtonweise abgelagerton Kalk- und Magnesiasalzen, welchen Flitter�berreste und Schleim beigemengt sind, besteht. Er bildet sich dadurch, dass sich die in dem Speichel und Maulschleime ent�haltenen Salze, nachdem ihr L�sungsmittel verdunstet ist, an den Z�hnen absetzen.
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Gallenateine.
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C. Gallensteine.
sect;. 83. Concretioneu, welche vorz�glich uns den Bestandtheilen der Galle bestehen und sich in der Gallenblase oder in den GaJleu-g-�ngen vorfinden, werden mit dem Namen der Gallensteine be�zeichnet. 8ie finden sich am hi�ifig-sten beim Rinde, weniger oft bei den �brigen Hausthieren; bei Schafen muss ihr Vorkommen sehr selten sein; denn es wird nur eines Falles bisher erw�hnt.
a.nbsp; Gallensteine des Pferdes. 8ie kommen als eigentliche freie Steinchen sehr selten vor. H�ufiger trifft man Concretionen in den Galleng�ngen der Leber als flache, der Wand derselben aufsitzende, gelblichbraon gef�rbte, an der Oberfl�clie drusig unebene Ablagerungen, unter denen die H�ute der meistens sackig erweiterten G�nge auffallend verdickt und starr sind, so dass es nahe liegt, sie durch Ausscheidung- gewisser Bestandtheile der, wegen Starrheit der Wandungen des Ganges langsamer bewegten Galle entstanden, zu betrachten.
F�rstenberg anterscheidet kleine runde, und grosse Gallensteine. Die ersteren, welche gew�hnlich in der Mehrzahl in dem Lehergalleujjanjjc vorkommen
sollen, wechseln von der Grosse einer Erbse bis zu jener einer kleinen Wallmiss, sind an der Oberfl�che eben und dunkelgr�n, in der Mitte hohl und wenig fest. Die letzteren sind wallnuss- bis ajifelgross, unregelm�ssig gestaltet, bisweilen, wenn mehrere zugegen sind, facettirt, an der Oberfl�che rissig, im Inneren stellenweise von H�hlen durchzogen, in welchen sich Fett und seifenarlige Verbindungen vor�finden; der Kern ist rund und besteht aus derselben Masse wie die verschieden dicken, bald dunkel, bald hellgr�n, bald weisslich gef�rbten Schichten. � Diese Steine bestellen aus Gallenfarbstoff (ungef�hr -U11/,,), Gallenharz (10�12%), Gallen�schleim (10�ISO/o)) Fett (4�19%), (falle, Wasser und geringen Mengen von Kalk und Natron.
b.nbsp; Die Gallensteine des Rindes zeichnen sich alle durch den moschus�hulichen Geruch aus, welcher dort, wo er andeutlich ist, durch Behandlung- mit Aetzkali unter gleichzeitiger Ammoniak-eutwicklung- deutlich hervortritt.
Man kann drei Arten derselben unterscheiden:
1. Die dunkelgr�nen. Sie erreichen eine bedeutende Grosse und finden sich in der Gallenblase, in welchem Falle sie die Gestalt dieses Sackes zeigen, in dem Leber- und gemeinschaftlichen Gallengange, wo sie dann von unregelm�ssiger Form sind; von Farbe dunkelgr�n, sind sie an der Oberfl�che von Kissen durch�zogen, die sich h�utig tief in das Innere erstrecken und bisweilen zu mit Fett er�f�llten Hohlen f�hren. Einzelne der in den Galleng�ngen der Leber vorfindlichen Concremente stellen hohle, d�nnwandige R�hren dar und sind als losgel�ste Incrusfa-tiouen der Wandung zu betrachten. Einige der hieher geh�rigen Steine sind hart und zeigen dann dichte, um den festen Kern gelagerte Schichten, andere sind weich, br�cklig, locker geschichtet und enthalten einen frei und lose liegenden Kern.
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Gallensteine.
]lirc grfissere Festigkeit scheint durch den gr�sseren (Jt-halt an 6allenschleim bedingt
zu sein. Die iJestandtheile dieser Gallensteine sind: (laquo;alle, Gallenhans, (iallen-larljstuff (an �JOquot;/,,), (iallenseldeini, Wasser und bisweilen Gallenfett.
2.nbsp; nbsp;Die gelblichgr�nen Oallensteine sind rund, meist facettenartig abge�schliffen, s'latt und fest. Sie zeigen eine ziemlich regehn�ssige, d�nne Schichten-abhurerong mn einen aus derselben Hasse bestehenden Kern. Sie bestehen ans einer yr�sseren Menge von Gallenschleim, Gallenharz, Galle und Wasser, einer geringeren von Gallenfarbstoff (49%) und Fett, und enthalten kein Gallenfett.
3.nbsp; Die weissen Gallensteine (Concretionen), kleiden die Gallengiinge ans, sind dalier l�nglich, im Inneren meistens huhl, an der Oberfl�che rauh, schinutzig-weiss, im Inneren gelblich braun; die W�nde sind d�nn und von krystallinischcm Gef�ge. � Sie bestehen ans viel phosphorsanreni und etwas kohlensaurem Kalk, kohlensaurer Magnesia, organischer Materie und Wasser.
c.nbsp; Die Gallensteine des Sehweines sollen kleiu, an einer Fl�che gew�hnlich abgerundet, an der anderen abgeschliffen, facettirt, dunkelbraungT�u, auf dem Durchschnitte nicht g-eschichtet sein und zerrieben ein hellgelbes Pulver darstellen. Sie bestehen aus Galle, Galleuharz, Galleufarbstoff, Gallenschleim, Wasser und Spuren von Fett.
d.nbsp; Die Galleusteine der Hunde und Katzen stellen kleine, dunkelgr�nlichbraune, zuckererbsen- bis bohnengrosse, weiche Stein�chen dar, welche sich in der Gallenblase und in dem Leberg-allen-g'ange vorfinden.
e.nbsp; nbsp;Einen Gallenstein vom Schafe beschreibt Morton; an der Oberfl�che war er gelbbraun, im Innern gr�n g-efleckt. Aussei-den Bestandtheilen der Galle enthielt er phosphor- und kohlensauren Kalk und eine grosse Menge von Oholestearin.
Die Ursache der Gallensteinbildung ist entweder in einer zu tr�gen Fortbewegung der Galle oder in einem zu grossen Gehalte der Galle an Gallenfarbstoff, vielleicht auch in der Zufuhr gr�sserer Mengen von Kalk in den Thierk�rper durch Nahrungsmittel und Wasser zu suchen. In dem ersteren Falle zersetzt sich die Galle, wodurch Gallenfarbstoff und Galleuharz ausgeschieden werden, die mit Schleim- und Epithelialzellen den Kern des zuk�nftigen Steines hergeben, w�hrend in dem zweiten Falle der �bersch�ssige Gallen�farbstoff von der Galle nicht in Aufl�sung erhalten werden kann und herausf�llt, in dem letzten aber der Kalk mit den Gallenfarb�stoffe eine unl�sliche Verbindung eingeht, welche den Kern der k�nftigen Gallensteine abgibt. Stets aber lagern sich um den einmal gebildeten Kern neue Schichten ab und bedingen hiedurch das Wachsthum des Steines. Auch fremde, in die Galleng�nge gelangte K�rper: Stengel, Futterfragmente k�nnen den Kern f�r die Bildung von Gallensteinen abgeben (Leisering).
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Harnsteine.
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Die in den Galleng�ngen vorkommenden hohlen Concretlouen besitzen keinen Kern; sie entstehen durch unmittelbare Ablagerung der genannten Bestandtheile auf die W�nde; ihre H�hle kann jedoch unter gleichzeitiger Verschliessuug des Ganges nach und nach durch neue Schichtenablagerung vollst�ndig ausgef�llt werden.
Die Nachtheile der Gallensteine sind in der durch sie be�dingten VerSchliessung der Ausf�hrungsg�nge und der theilweisen Behinderung des Abflusses der Galle in den Darmkanal zu suchen. (S. Krankheiten der Leber.)
U. Harnsteine.
sect;. 84. Die in den Harnorganen der Hausthiere vorkommendeu Concretionen werden mit dem Kamen der Harnsteine bezeichnet und nach dem Orte, wo sie sich vorfinden, in Nieren-, Blasen-, Harnr�hren- und Vorhautsteine eingetheilt.
1. Die Nierensteine sind beim Pferde, Esel, Rinde, Schafe und Hunde beobachtet worden.
a. Die Nierensteine des Pferdes sind h�utig sehr gross, entsprechen dann ihrer Gestalt nach dem Nierenbecken, und be�stehen meistens aus einem cylindrischen Mittelst�cke, welches sich nach beiden oder nach einer Seite in einen nach innen gekr�mmten hornartigen Fortsatz verl�ngert.
Sie erreichen eine L�nge von 130�160 mm. bei einer Breite von 40�80 nun. und einem Dickendnrckmesser von 26�52 mm., sind an der Oberfl�che liriiimlieli-weiss oder braun oder in beiden Farben marmorirt, an der Oberfl�che rauh, nicht selten mit dichten Krystallen kleesauren Kalkes besetzt und ans verschieden gef�rbten, dichten Schichten zusammengesetzt, die um einen aus kohlensaurem Kalk bestehenden pulverigen Kern abgelagert und hie und da von kleinen, mit kohlen�saurem Kalk erf�llten H�hlen durchzogen sind. Sie bestehen vorwiegend aus kohlen�saurem Kalk (09�86%), etwas kohlensaurer Bittererde, Spuren von kleesaurem Kalk, Wasser und organischen Substanzen.
Andere sind bei weitem kleiner als diese und zeigen y-leich-falls einen K�rper, aixs welchem zahlreiche, in die Ausbuchtungen der Nieren eingelagerte Ports�tze ausgehen, wodurch sie Aehnlich-keit mit einem Korallenstocke erhalten. #9632;
Sie sind weiss, braun oder marmorirt, an der Oberfl�che durch warzige Erhebungen und Krystalle kleesauren Kalkes rauh, auf dem Durchschnitte geschichtet und von gr�sseren H�hlungen durchzogen, die tlieils leer, theils mit kohlensaurem Kalk angef�llt sind. Die Forts�tze sind an der Basis solid und geschichtet, gegen die Spitze zu werden sie hohl. Ihrer Zusammensetzung nach bestehen sie wohl gleichfalls vorwiegend aus kohlensaurem Kalk und Magnesia, enthalten jedoch noch phosphorsanren Kalk und einen gr�sseren Reichtbum an kleesaurem Kalk (bis zu 280/0) nebst organischen Substanzen und Wasser.
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Harnsteine.
,raquo;
Seltener und stets in der Mehrzahl linden sich runde Nieren�steine, welche von der Grosse einer Erbse bis zu jener einer kleinen Wallnuss wechseln, sehr fest, br�unlichweiss. glatt oder mit kleinen warzigen Erh�hungen versehen und dann Knoppern nicht un�hn�lich sind.
Sie zeigen eine, entweder uns kohlensaiirem Kalk oder Bittererde, oder aus Ideesaurem Kalk bestehende, concentrische Schichtenablagemng um einen zuweilen aus kleesaurem Kalk gebildeten Kern und zeichnen sich durch grosse H�rte und Dichte aus.
Auch weniger dichte, unregelm�ssig runde, gclbliehweisse, abf�rbende, aus concentrischon z�hen Schichten eines erh�rteten, um einen sediment�ren Kern aus kohlensaurem Kalk gelagerten und meist mit kohlensaurem Kalk belegten Schleimes bestehende Oon-cremente finden sich bisweilen in den Nierenbecken vor.
Als blosse Zusanimensintcrungeu der Harnsalze mit Hilfe des bindenden Schleimes sind die sogenannten Niederschlag-- oder sedi-mentartigen Nierensteine zu betrachten, welche gelblichgraue, abf�rbende, leicht zerreibliche Massen mit eingesprengten harten K�rperchen von verschiedener Grosso darstellen; meistens sind bei diesem Befunde auch sandige Massen in den Nierenkan�lchen an�zutreffen. Sie bestellen vorwaltend aus kohlensaurem Kalk, mit etwas kohlensaurer Magnesia und organischen Substanzen und zei�gen keine Spur von Schichtenablagerung.
b.nbsp; nbsp;Die Nierensteine dos Esels sind selten und gleichen meistens den korallenf�rmigen des Pferdes. Sie bestehen gleichfalls gr�sstentheils aus kohlensauren Kalk (an 90%), etwas kohlensaurer Bittereide, organischen Substanzen und sind wie Jene an der Ober�fl�che bisweilen mit Krystallen kleesauren Kalkes besetzt.
c.nbsp; nbsp;Die Nierensteine des Kindes kommen hei weitem we�niger h�utig vor als jene des Pferdes. Sie sollen nach F�rstenberg auch die Gestalt der korallenstockf�nnigen Nierensteine des Pferdes, oder die Forin facettirter, grauer, an der Oberfl�che durch Krystalle kleesauren Kalkes rauher, aus phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia und Kalkerde, dann kohlensaurem Kalk und Bittererde zusammengesetzter Steinchen zeigen.
Oefter kommen kleine, weisse, meist facettirte, vorzugsweise aus kohlensaurem Kalk bestehende Steine vor, welche letzteren dann, wenn sie aus d�nnen, durchscheinenden Schichten zusammen�gesetzt sind, einen perlmutter�hnlichen Glanz erhalten. Diese zeigen bisweilen auch Spuren von kohlensaurem Eisenoxydul. Am h�u�tigsten linden sieh die metallisch gl�nzenden, runden Steinchen,
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Harnsteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;161
welche von der Grosse eines Senfkornes bis zu jener einer kleinen Erbse wechseln. Sie sind glatt, an der Oberfl�che goldgelb oder gelblichgr�n schinnnernd und ans �beraus d�nnen, durchschei�nenden, um einen kleinen Kern gelagerten Schichten zusammen�gesetzt. Sie bestehen aus kohlensaurer Kalk- und Bittererde, etwas kohlensaurem Eisenoxydul und wenig organischen Substanzen, viel�leicht den Bestandtheilen des H�matins und Harnfarbstoff.
d.nbsp; Bei dem Schafe kommen Nierensteine, nach Z�rn (Mitth. des landw. Instit. der Univers. Leipzig, 1875) nicht so selten vor, als bisher angenommen wurde. Sie sind hirse- bis hanfkorngross, weiss oder weissgrau, rundlich; sie zeigen eine glatte Oberfl�che und eine d�nne Schichtung um einen festen Kern und bestehen vorwaltend aus kohlensaurem Kalk und wenigen Trippelphosphaten. Auch kleine, gelbbr�unliche, h�ckerige, aus Kieselerde nebst Kalk und Schwefel�s�ure bestellende Concretionen wurden in den Nierenbecken und Harnleitern angetroffen (K rock er).
Dammann fand aus Kiesels�ure, Ammonium-Trippelphosphat und kohlensaurem Kalk bestehende steinige Concremente in dem Nierenbecken eines Schafes, die zu Ur�mie Anlass gaben.
e.nbsp; nbsp;Bei Schweinen kommen (Bimckm�ller) den perlmutter-gl�nzenden Nierensteinen der Rinder �hnliche, aus kohlensaurem Kalk bestehende Concretionen vor.
f.nbsp; nbsp;Bei dem Hunde finden sich bisweilen kleine, flache aus �bereinander geschichteten, tafelf�rmigen Krystalleu bestehende, meistens gelbliche, fettig gl�nzende Concretionen, welche im frischen Zustande weich, im trockenen br�chig sind. Sie bestehen vorwaltend aus Cystin.
Andere kleine, von der Grosse eines Mohnsamens bis zu jener einer Erbse wechselnde, unregelm�ssig runde Steinchen, mit war�ziger Oberfl�che, von gelblicher Farbe, aus verworrenen Platten krystallinischer Substanzen, besonders kleesaurem Kalke bestehend, kommen nicht selten vor (Bruckm�ller).
Gr�ssere in den Nierenbecken der Hunde vorkommende Steine sollen aus harnsaurem Ammoniak, phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk bestehen.
g.nbsp; nbsp;Bei der Katze kommen wie beim Hunde die Cystin- und die kleinen kleesauren Steinchen vor.
2. Die Harnblasensteine kommen bei allen Hausthiergattun-gen vor.
a. Die Blasensteine des Pferdes finden sich in verschie�denen Variet�ten, welche sich wohl weniger in ihrer chemischen
EMI, Path. u. Thor. d. Haustli. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11
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H;irnsToino.
Zusamniensetzung-, als in ihrer G-ostalt und Consistenz von einander nnterscheiden.
Am h�ufigsten sind die we is sen, eif�rmigen, nach vorne zu spitzigen, gegen 50 mm. und dar�ber langen, an 40 mm. breiten, 26�40 mm. dicken, au der Oberfl�che durch warzige Hervorragungen unebenen, im Innern von kleinen H�hlungen durchzogenen, dichten und speeifisch schweren Steine, welche der Hauptmasse nach aus kohlensaurem, nur wenig phosphorsaurem Kalk, etwas kohlen�saurer Bittererde, organischen Substanzen und Spuren von Eisen bestehen; sie zeigen eine sehr compacte Schichtenablagerung.
Eine andere bald gelblichweisse, bald braun gef�rbte Va�riet�t ist an ihrer Oberfl�che mit mehr weniger dicht stehenden Krystallen kleesauren Kalkes besetzt und zeigt auf dem Durch�schnitte dunklere und feste, mit helleren und weicheren abwech�selnde Schichten, welche um einen sedimentartigen Korn abgelagert sind. Auch sie bestehen vorwaltend aus kohlensaurem Kalk, dann kohlensaurer Bittererde, etwas kleosaurom Kalk und organischen Substanzen.
Andere, meist sehr grosso, absolut und speeifisch schwere Steine zeigen eine der Form der Harnblase entsprechende Gestalt mit einer unteren gew�lbten und oberen horizontalen Oberfl�che. Siebestehen aus zusammengesinterten Harnniederschl�gen (vorwaltend kohlensaurem Kalk mit etwas kohlensaurer Bittererde und Schleim als Bindemittel) und zeigen keine Schichtung. Man nennt sie sedimentartige Steine.
Das Harnsediment oder der Harngries stellt eine breiige, sandige, dem Harne beigemengte, pulverige Masse dar, welche aus kohlensaurem Kalk, Schleim, etwas kohlensaurer Magnesia und bis�weilen Spuren von phosphorsaurem Kalk besteht. In der Blase an der Luft getrocknet, erh�rtet es zu einer, dem sedimentartigen Blasensteine �hnlichen Masse.
b.nbsp; nbsp;Bei dem Esel werden Blasensteine selten gefunden; sie stimmen mit den weissen, gelblichweissen und braunen des Pferdes �berein.
c.nbsp; Bei dem Kinde kommen weisso, an der Oberfl�che h�cke�rige, bisweilen mit einer d�nnen braunen Schichte bedeckte Blasensteine vor, welche auf dem Durchschnitte eine Schichten�ablagerung um einen aus kohlensaurem Kalk bestehenden Kern zeigen. Die Schichten sind in der Regel weiss, stellenweise jedoch von br�unlichen Lagen unterbrochen. Sie bestehen vorwaltend aus
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llarnstoine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;10.gt;
Kieselerde, kolilens.'iurem Kalk und organischen Substanzen, etwas kohlensaurer Bittererde und Spuren von Eisen.
Die von Taylor beschriebenen Steine aus der Blase eines Ochsen, welche er perlen�hnliche nennt, die daselbst in der Zahl von 150 angesammelt waren und deren schwerster 0-5 gvmm. wog, sind wohl mit den metallisch gl�nzenden Nierensteinchen identisch. Sie wurden auch von anderen Beobachtern angetroffen und stammen offenbar aus den Nieren.
d.nbsp; nbsp;Beim Scliafe fand Bouley stecknadelkopf- bis erhsen-grosse, weisse, im frischen Zustande halbdurchscheinende Steinchen, welche, der Luft ausgesetzt, vortrocknen und zu Staub zerfallen. Sie sollen haupts�chlich aus phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia bestehen.
Weiske fand in der Harnblase und Harnr�hre eines Schaf�bockes 1�2 mm. im Durchmesser haltende, gelbbraune, runde, vor�waltend aus kohlensaurem Kalk und Kieselerde, etwas Bittererde und organischer Substanz bestehende Steinchen und in der Harn�blase und Harnr�hre eines Masthammels ein aus Bittererde, orga�nischer Substanz und Wasser bestehendes Sediment.
Auch Dam mann traf in der Harnblase und Harnr�hre bei einem Hammel phosphatische Sedimente und bei einem Schafbocke Steinchen aus kohlensaurem Kalk und Kiesels�ure bestehend.
Z�rn (a. a. ().) fand bei Schafen sowohl Incmstationen der inneren Blasenwand (bestehend aus kohlensaurem Kalkquot;), als auch runde, glatte, weisse, kuglige Steinchen von der Grr�sse einer Erbse, welche concentrische Schichtenablagerungen (kohlensauren Kalkes) um einen gelblichen Kern zeigten; so wie auch gelbe oder gelb�braune, an der Oberfl�che h�ckerige Blasensteine von rundlicher, keilf�rmiger oder tetraedrischer Gestalt.
In kleinen, in der Harnblase und llarnn'llnv eines Schafbockes (von Z�rn) angetroffenen, sehr zerreibliohen, wasserreichen Conorementen, fand Fr. Hofmann ein sehr weiches organisches Ger�ste, in laquo;lein nach lieliamthmg mit jreeioneten Keagentien eine feink�rnige Masse �brigblieb, die zahlreiche geschnunpfte K�pfe von Spermatozoon ithnliehen Gebilden zeigte. In das Ger�ste war kohlensaurer Kalk und einzelne Trippelphoaphate eingebettet.
e.nbsp; nbsp;Bei dem Schweine kommen mehrere Arten von Blasen�steinen vor, u. z. weisse, nahezu eif�rmige, an der Oberfl�che durch ungef�hr linienlange Nadeln von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia rauhe Steine, welche bisweilen durch Schleim oder Blut-farbestoff an der Oberfl�che schw�rzlich �-ef�rbt sind.
o
Auf dem Durchschnitte zeigt sich ein aus znsammengebackenen Kryst�llehen von phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia bestehender Kern, auf welchem zahlreiche,
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Harnsteine.
aus demselben Salze bestehende, linienlanfje Krystalle stehen, deren ZwischenrSume durcfa eine nicht krystallinische, sedimentarti^-e, gleich beschaffene Masse ausgef�llt werden; auf diese sind mehrere d�nne Sohichten sedimentartiger phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia aufgelagert, auf welchen dann abermals die erw�hnten Krystall-nadeln aufsitzen, um diesen Wechsel bis zur Oberfl�che des Steines fortzusetzen. Sie erreichen eine L�nge von 2fi mm. und dar�ber, bei einer gleichen Breite und einer Dicke von 20 mm.
Andere Steine von kreideartigem Aussehen zeichneu sich durch ihren geringen Zusamiuenhaug- und die g-latte, abf�rbende Oberfl�che aus.
Sie erreichen nahezu dieselbe Grosse wie die erstgenannten und zeigen auf dem Durchschnitte einen ans phosphorsanrer Ammoniak-Magnesia bestehenden kry-stallinischen Kern, um welchen sich die gleiche Masse und etwas phosphorsaure Kalkerde als Niederschlag gelagert hat.
Nach Brackm�ller kommen auch eif�rmige, braune oder schwarze, 26�40 mm. lauge, bis 13 mm. dicke, an der Oberfl�che drusig- unebene, auf dein Durchschnitte gelblichbraune Steine vor, welche zum gr�ssteu Theile aus kleesaurem Kalke bestehen.
Die eigentlichen sedimentartigen Blasensteine erreichen wie jene des Pferdes die bedeutendste Grosse, sind rein oder gelblich-weiss g-ef�rbt und entsprechen entweder der Gestalt der Blase oder stellen rundliche oder platten �hnliche K�rner dar.
Sie sseigen auf dem Durchschnitte keine Sclnchtenablagenmg und bestehen vorwaltend aus phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia, dann phosphorsanrer und kohlen�saurer Kalkerde in wechselnder Menge und organischen Substanzen.
Die auch beiden Schweinen vorkommenden Harnsedimeute bestehen vorwaltend nebst Schleiin aus kleinen Kiystallen phosphor�saurer Ammoniak-Magnesia und bisweilen Spuren phosphorsauren Kalkes.
f. Die Blasensteine des Hundes treten vorzugsweise in zwei Variet�ten auf. Die weissen kommen meistens vereinzelt, jedoch auch zu zweien vor. Sie erreichen die Grosse einer Wallnuss bis zu der eines Ganseies, sind l�nglichrund und mit warzigen Hervor�ragungen oder kleinen Kiystallen phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia besetzt, und zeigen auf dem Durchschnitte eine deutliche Schichten-ablag-erung. Bisweilen zerspringt ein solcher Stein entsprechend der Schichtung in zahllose, an einer Seite couvexe, an der anderen concave, drei- oder viereckige St�ckchen, welche bei l�ngerem Ver�weilen in der Blase, au den Kauten und Fl�chen facettenf�rmig abgeschliffen werden.
Sie bestehen vorwaltend aus phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia, etwas phos-phorsanrem und kohlensaurem Kalk, bisweilen auch aus etwas Harns�ure, nebst organischen Substanzen und Wasser.
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In der Harnblase finden sich niclit selten auch die kleinen, ans kleesaurem Kalk bestehenden, aus den Nieron dahin gelangten Steinchen, welche jedoch bei l�ngerem Verweilen in der Blase eine mehr abgerundete Form und abgeschliffene Fl�chen zeigen (Bruck-in�ller).
Die bisweilen vorkommenden Cystinsteine besteben entweder aus reinem Cystin mit etwas Schleim und stimmen dann in ihrem Aussehen vollkommen mit den fr�her erw�hnten gleichnamigen Nierensteiuchen �borein, oder sie zeigen blos einen aus Cystin be�stehenden Kern, um welchen sich abwechselnd Schichten von koh�lensaurem Kalk und Cystin herumgelagert haben. Sie haben die Grosso eines Senfkornes bis jene einer kleinen Erbse.
Das Cystin l�sst sich mikroskopisch auf die Weise leicht ansinitteln, laquo;lass man das zu untersucliende Steinclien mit Aetzammoniak behandelt, die Fl�ssigkeit filtrlrt, einen Tropfen derselben auf ein Objectgl�schen gibt und verdunsten l�sst; es schiessen hiebei die sechsseitigen S�ulen oder Tafeln des Cystins heraus. Da das Cystin schwefelhaltig ist, so l�sst sich seine Gegenwart in einem Steinclien auch dadurch nachweisen, dass man eine Probe desselben mit Aetzkali ttbergiesst, die Fl�ssigkeit von dem R�ckstande abgiesst, mit einigen Tropfen essigsauren Bleies iiliergiesst und dann stark aufkoeht; durch Bildung von Schwefelblei entsteht unter Entwicklung von Ammoniak eine schwarze F�rbung.
3. Harnr�hrensteine und Concremente kommen beim Pferde, Rinde, Schafe, Schweine und Hunde vor. Sie bilden sich iu der Regel nicht in der Harnr�hre, sondern gelangen dahin aus den Nieren oder der Harnblase.
a.nbsp; nbsp;Bei dem Pferde linden sich Harnr�hrensteiiie nur selten, Sie stellen entweder haseluussgrosse, an tier Oberfl�che rauhe, br�unliche, deutlich geschichtete, vorzugsweise aus kohlensaurem Kalk, wenig kohlensaurer Bittcrerde und organischen Substanzen bestehende, oberfl�chlich meist mit einer Schichte kleesaoren Kalkes �berzogene Steinclien dar; oder sie sind kleiner, nahezu kugel�f�rmig, gelblichbraun, abf�rbend, nicht geschichtet, sedimentartig und bestehen ans denselben Bestandtheilen wie die erstgenannten, mit Ausnahme des kleesauren Kalkes.
b.nbsp; H�ufiger finden sich Harnr�hrensteine bei dem m�nnlichen Rinde. Sie kommen in mehreren Variet�ten vor. Die metallisch gl�nzenden zeigen mit den gleichnamigen Nieren- und Blasen�steinen die gr�sste Aebnlichkeit, sind jedoch l�nglich und an der Oberfl�che mit Erhabenheiten versehen, welche durch Zusammen�lagerung mehrerer Steinclien, die von gemeinschaftlichen Schichten umzogen werden, entstanden sind.
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Harnsteine.
Sit- bestehen vorwiegend :iiis koblenraquo;atirer Kalkerde, etwas kohlensaurer Bitter�erde, Spuren von ECieaels�nre and kohlensaurem Eisenoxydulj dann organischer Materie.
Am h�ufigsten sind die .weissen Harni'�hi'ensteine von wech�selnder Grosse, die an der Oberfl�che durch warzige Hervorragnngen
oder �stiiie Forts�tze rauh sind. Sie zeiiien auf dem Durchschnitte deutliche Schichtenablagerungen um einen sedimentartigen Kern und eine grosse Festigkeit; sie bestehen vorzugsweise mis Kieselerde nebst kohlensaurem Kalk und Bittererde und organischen Substanzen. Sehr selten kommen die gelbbraunen Ihirnr�lirensteine vor; sie wechseln von der Grosse einer Erbse bis zu der einer Haselnuss, sind rund oder eckig, an der Oberfl�che glatt, mit leinen Oeffnun-g'en versehen und zeigen auf dem Durchschnitte eine regelm�ssige Ablagerung d�nner Schichten um einen Kern.
Sie bestehen vorzugsweise aus kohlensaurer ECalkerde mit etwas kohlensaurer Magnesia, Spuren von phosphorsanrem Kalk und Eisen und organischen Substanzen.
Ftirstenberg's netzf�rmige Steine stellen d�nne, weisse, viereckige, 6.5 nun. lange und eben so breite, messerr�ckendicke Platten dar, welche aus kohlensaurer Kalk- und Bittererde bestehen, deren obere Fl�che mit einem Netzwerke �bereinander geschobener Krystalle kleesauren Kalkes �berzogen ist, w�hrend die untere nur eiueu Anflug derselben aufweiset.
Die grossen weissen, bisweilen vorkommenden Harnr�hren�steine bilden sich durch schichtenweise Ablagerung von kohlensaurer Kalk- und Bittererde um einen fremden, in die Harnr�hre gelangten K�rper, wie um Stroh, Ilolzst�cke u. dgl.
c.nbsp; Bei dem Schafe hat Grirard einen kleinen, weissr�tliliehen, cylindrischen, beiderseits spitz zulaufenden, deutlich geschichteten Harnr�hrenstein gefunden, welcher nach Lassaigne vorwaltend aus Kiesels�ure nebst organischer Materie und Spuren von Eisenoxyd bestand.
Auch May fand Harnr�hrenconcremente bei Schafen, welche vorherrschend aus Kiesels�ure, etwas schwefelsaurem Kalk, organi�scher Substanz und Spuren von Bittererde und Eisen bestanden. Z�rn (a. a. O.) fand Concremente von gleicher Beschaftenheit wie in der Harnblase, u. z. am h�utigsten vor der S-f�rmigen Kr�m�mung der Kuthe, h�utig vollkommene IncruStationen des vorderen Theiles der Harnr�hre; einmal einen eingeklemmten linsengrossen Stein unmittelbar vor der Ausm�ndung der Harnr�hre.
d.nbsp; Bei dem Schweine kommen Hamr�hrensteine h�utiger beim weihlichen als beim m�nnlichen Gcschlcchte vor. Sie sind meistens
m�m
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Harnsteine,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 167
vou der Grosse einer Erbse bis zu der einer Wallnuss und ent�weder weiss, fest und hart, an der Oberfl�che mit Krystallen phos-pborsaurer Ammoniak-Magnesia besetzt, oder aber rein weiss, dabei abf�rbend, wenilt;gt;- fest zusammenh�ngend und im Innern aus Krystallen phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia bestehend.
Nebst diesen enthalten beide Arten phospliorsanre Kalkerde und org-anische Substanz, die letzteren anch etwas kohlensaure Kalkerde.
e. ]5ei Hunden zeigen die Barnr�hrensteine eine cylindrische Gestalt, eine stellenweise glatte, stellenweise rauhe Oberfl�che und eine undeutliche Schichtenablagernng um einen sedimentartigen Kern. Wie bestellen vorwaltend aus Kiesels�ure, viel organischer Substanz und etwas kohlensaurer Kalkerde.
4. In der Verhaut des Pferdes und Schweines tiudeu sieh bisweilen die sogenannten Vorhautsteine.
a.nbsp; nbsp;Jene des Pferdes sind l�ug-lich rund, bis 65 mm. lang, 40 nun. breit und 26 mm. dick, wenig- fest, meist braun gef�rbt, an der Oberfl�che rauh und mit Krystallen kleesaureu Kalkes �berzogen.
Sie zeifi'en auf dem UureUschnitte eine unregelm�ssige Scbichtenablagenmg um einen sedimentarti^en Kern und bestehen nebst kleesaurem, vorzugsweise aus koblensanrem, dann etwas phosphorsatuem und schwefelsaurem Kalk, kohlensaurer Magnesia, viel organischer Materie und Spuren von Eisen.
b.nbsp; Die Vorhautsteine des Schweines sind l�nglich rund oder kugelf�rmig, schmutzigweiss, an der Oberfl�che durch kleine Kry-stalle phosphorsaurer Ammoniak-Magnesia rauh, in regelm�ssigen krystallinischen Schichten dieses Salzes um einen aus derselben Masse gebildeten Kern abgelagert.
Igt;ei Kindern und Schafen trifft man auch Harnsteinchen an den Haaren und der Wolle an und neben der Vorhaut; bei den erstereu erschei�nen dieselben als stecknadelkopfgrosse, gelbbraune, massig feste Coneretionen an den Haaren des genannten Tlieiles; jene der letzteren sitzen einzeln auf der Wolle um die Vorhaut; sie erreichen h�chstens die Grosse einer Erbse, sind gelblichweiss und regelm�ssig um ein Wollhaar geschichtet. Beide sind aus phosphorsanrer Ammoniak-Bittererde, etwas kohlen- und kleesaurem Kalk zusammengesetzt.
Entstehungsweise der Harnsteine. Aus dein Angef�hrten ist ersichtlich, class die Harnsteine der Pflanzenfresser sich von jenen der Fleischfresser und des Schweines in chemischer Beziehung wesentlich unterscheiden. W�hrend bei den ersteren vorz�glich der kohlensaure Kalk, dann die kohlensaure Bittererde, der kleesaure Kalk und die Kiesels�ure die Hauptbestandthcile aus�machen und phosphorsaurer und schwefelsaurer Kalk und die phos�phorsaure Ammoniak-Magnesia in ipiautitativer Beziehung zur�ck-
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Harnsteine.
treten, spielt bei den letzteren die phosphorsaure Ammoniak-Magnesia und der phosphorsaure Kalk die Hauptrolle, w�hrend der kohlen- und kleesaure Kalk und die Kiesels�ure nur in relativ geringer Menge vorkommen und bei den Fleischfressern, wenn auch selten, die Harns�ure und ihre Salze nebst dem Cystin auf�treten.
Wird auf die Hestandtlieile der Harnsteine der Pflanzenfresser Bficksicht genommen und geforscht, wie dieselben in den Organismen kommen, so findet sieh, dass der kohlensaure Kalk theils als doppelt kohlensaurer Kalk im Trink�wasser gel�st in den K�rper gelangt, theils durch Oxydation der in den Nahrungs�mitteln enthaltenen pflanzensauren Salze gebildet wird.
Ebenso kommt die kohlensaure Magnesia, wenn gleich in geringerer Menge als die Kalksalze, durch die Nahrungsmittel in den K�rper.
Die Klees�ure, an Kalk gebunden ein regelm�ssiger liestandtheil des Har�nes der Pflanzenfresser, scheint erst im K�rper gebildet zu werden und zwar wahr�scheinlich durch unvollst�ndige Oxydation stickstofffreier Substanzen (der Kohlen�wasserstoffe), oder vielleicht durch Oxydation der Harns�ure.
Hie Kiesels�ure, welche bei Kindern und Schafen nicht selten einen Hauptbestandtheil der Harnsteine ausmacht, gelangt theils mit dem Trinkwasser, theils und vorzugsweise mit den genossenen Gr�sern, besonders den sogenannten Halhgr�sern, an Kali gebunden, in den Thierk�rper.
Her phosphor saure Kalk und die phosphor saure Ammoniak-Mag�nesia, welche in quantitativer Beziehung in den Harnsleinen der Pflanzenfresser zur�cktreten, gelangen theils schon als Bestandtheile der Nahrungsmittel in den K�rper, theils wird durch Oxydation des in den Proteink�rpern enthaltenen Phos�phors die Phosphors�ure erst gebildet, welche dann mit den genannten, im Blute an Kohlens�ure gebundenen Basen phosphorsaure Salze bildet.
Ebenso gelangt der schwefelsaure Kalk theils mit dem Trinkwasser in den K�rper; theils bildet sieh Schwefels�ure durch Oxydation des in den Protein�k�rpern enthaltenen Schwefels, welche dann zum Kalke tritt.
Unter den Bestandtheilen der Harnsteine der Fleischfresser und des Schweines spielt die phosphorsaure Ammoniak-Magnesia und der phos�phorsaure Kalk die Hauptrolle. Beide gelangen schon vorgebildet, in dem Fleische und Blute der verzehrten Thiertheile enthalten, in den Organismus, bilden sich aber auch noch durch Oxydation des in den ProteTnstoffen enthaltenen Phos�phors und durch Hinzutreten der entstandenen Phosphors�ure zu den genannten Basen. Da jedoch und zwar vorzugsweise zur Regeneration der Knochen best�ndig eine grosse Menge phosphorsauren Kalkes verwendet wird, so muss im Verh�ltniss eine gr�ssere Menge von Amraoniumtrippelphosphat durch die Nieren ausgeschieden werden, als von phosphorsaurem Kalk.
Der kohlensaure Kalk, welcher bei dem Schweine in gr�sserer Menge als bei Hunden als Bestandtheil der Harnsteine auftritt, gelangt auf dieselbe Weise in den K�rper dieser Thiere, wie bei den Pflanzenfressern.
Die Kiesels�ure, welche in den Harnr�hrensteinen der Hunde bisweilen in gr�sserer Menge vorkommt, gelangt bei gewissen FUttenmgsmetboden, z. B. mit Haferschrot, in den Organismus.
Die Harns�ure, welche, wenn auch nur selten und in geringer Menge, in den Harnsteinen der Hunde vorkommt, scheint bei verminderter Bewegung und
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Harnsteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;169
geringer Menge animalischer Kost als solche durch lt;lie Nieren ausgeschieden und abgelagert zu werden.
Ebenso scheint sieh das Cystin bei beschr�nkter Sauerstoffaufnahme ans Harns�ure, Benzoes�nre, Schwefelwasserstoff und Wasser statt tier sich sonst Ml-denden Prodncte, n�mlich Harnstoff, Kohlens�ure, Schwefels�nre und quot;Wasser zu entwickeln.
Zu den organischen Bestandtheilen geh�ren der Schleim, der \r(gt;r/.ugs-weise als Kitt dient, etwas Fett und der braune Parbestoff des Harnes.
Die Geg-ouwtvrt des n�tliig-en Materiales ist jedoch zur Bildung-von Harnsteinen nicht gen�gend ; denn es kann t�glich beobachtet werden, dass Thiere, welchen durch die Nahrungsmittel mehr an�organische Substanzen zugef�hrt werden, als zur Erhaltung und zum Ansatz der Gewebe n�thig war, und die daher diese Stoffe in gesteigerter Menge durch die Nieren ausf�hren, dennoch von Harn�steinen frei bleiben.
Gew�hnlich werden Krankheiten der Schleimhaut der Harn�wege, insbesondere Katarrhe derselben und ihre Folgezust�nde, durch welche eine Zur�ckhaltung des Harnes in den Harnwegen und eine alkalische G�hrung des Harnes in der Blase bedingt wird, als Ursache der Entstehung der Harnsteine beschuldigt, da sich hiebei durch Umsetzung des Harnstoffes kohlensaures Ammoniak bildet, und die schwer l�slichen Salze niedergeschlagen werden.
Nach F. Hofmann (s. Z�rn a. a. ().) kann auch der Abgang von Kohlens�ure im Harne und in dem Blute begrenzter Gef�ss-bezirke der Harnwege, eine Pr�cipitation der nur bei Anwesenheit von Kohlens�ure in L�sung erhaltenen Salze, wie des phosphorsauren und kohlensauren Kalkes, zur Folge haben.
Fremde, in die Harnr�hre oder Harnblase von aussen gelangte K�rper, die bei Krankheiten der Schleimh�ute der Harnwege aus�geschiedenen Krankheitsproducte: Epithelien, Blutcoagula, Schleim, Eiter, nach Z�rn auch Spermatozoiden (bei zu reichlich ern�hrten, noch nicht zur Zucht verwendeten Schafb�cken), geben oft genug den Kern ab, um welchen die Ausscheidung und Ablagerung von Harnsalzen stattfindet. Um einen solchen Kern schiessen nebst Schleim die verschiedenen Salze in Schichten an, deren Dicke in dem Falle gloichm�ssig ist, wenn der Stein allseitig von dem Urine besp�lt ist. Der Umfang des Steines wird unter gleichzeitiger Ali-nahme seiner Consistenz um so betr�chtlicher, je rascher, und um so d�nner und gleichzeitig inniger in seinem Gef�ge werden, je langsamer die Ablagerung erfolgt.
Fallen viele Krystalle gleichzeitig aus dem Harne heraus, so ent�steht der Harngries, der vorwaltend aus phosphorsaurer Ammoniak-
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Harnsteine. � Slilchstcine.
Magnesia besteht und durch Schleim gebunden zum sedimentartigen Steine werden kann.
Die Harnsteine zeigen neu�liiilirh die Gestalt des Organes, in dem sie sieh gebildet baben; waren mehrere Kerne bei der Bildung eines Steines th�tig, so erh�lt dieser eine anregelm�ssige, an der Oberfl�che warzige oder dr�sige Form.
Manche Harnsteine werden an dem Orte erzeugt, WO sie sieh vorfinden, wie dies von den Nierensteinen, den weissen Blasen- und den Vorhaittsteinen fjilt; manche Blasensteine jedoch entstehen auf die Weise, dass ihr zidr�nf�ger Kern als kleines Nierensteinchen durch die Harnleiter in die Blase gelangt, wie dies off deutlich bei Blasensteinen des Rindes naeii/.nweisen ist, als deren Kern sieh ein metallisch-gl�nzender Nierenstein darstellt.
Die I i am r�h re ns t ei n e gelangen, mit Ausnahme jener, welche sieh um einen in die Harnr�hre gelangten fremden K�rper bilden, alle ans den Nieren oder ans der Blase in die Harnr�hre, k�nnen jedoch durch Ansatz von Salzen ans dem vorbei�str�menden, gestauten Harne sicli vergr�ssern.
Die Harnsteine geben h�utio' Veranlassungquot; zur Behinderung des Harnabflusses, mit ihren Folgen (Ausdehnung der Harnleiter, Erweiterung der Nierenbecken, Schwund der Niere, Ur�mie, Zer-reissung gewisser Partien der harnabf�hrenden Organe u. s. w.); dann zur Entstehung von Blutung, Entz�ndung, Voreiterungs- und Jauchungsprocessen in jenem Organe, in dem sie gelagert sind, und dies um so eher, je rauher und unebener sie au ihrer Oberfl�che sind. Nicht selten entgeht ihre Gegenwart w�hrend des Lebens quot;�uzlieh der Wahrnehmung.
E. C�iwreti�nen in den Sameng�ngen.
sect;. 85. Q-amgee fand in den Sameng�ngen eines Widders, dessen Hoden bez�glich der Grosse und Gestalt keine Ver�nderung zeigten, Concretionen, welche aus phosphorsaurem und schwefel�saurem Kalk, phosphorsaurer Magnesia und einer sehr geringen Menge organischer Substanz bestanden.
F. Concretionen in den Eutern, JMilclisteine.
sect;. 86. F�rstenberg unterscheidet drei Variet�ten dieser selten vorkommenden Concretionen. Die wahren Steine, l�ngliche, runde oder winklige K�rperchen, von der Grosse eines Hirsekornes bis zu jener einer Bohne, lacettirt, wenn deren mehrere neben einander vorkommen, an der Oberfl�che entweder glatt, gl�nzend, oder rauh, von Farbe weiss, gelblich .oder gr�n, in sehr harten Schichten um einen, gew�hnlich anorganischen Kern abgelagert, aus kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk, organischen Substanzen und Spuren von
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Milchsteine. � Contagien raquo;. Uiasmen.
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Eisen und kohlensaurer Bittererde bestehend, wurden bis jetzt nur im Euter der K�he gefunden.
Die falschen Milchsteine kommen in den Milchcystornen vor (bisher bei einer Ziege angetroffen); sie zeigen im iiusseren Ansehen die gr�sstc Aelinlichkeit mit den wahren; ein Durchschnitt aber ergibt als Grundlage immer ein Concrement, mit einer H�hle in der Mitte, um welches die Schichtenablagerung der anorganischen Substanzen stattgefunden hat.
Die (Joncremente endlich sind unregelm�ssige, gr�ssere oder kleinere K�rper, die weder einen Kern noch eine Schichten-ablagcning zeigen und in der Milchcysterne oder in den Milch�beh�ltern vorkommen. Sie weisen einen grossen Gehalt an organi�scher Materie, dann phosphorsauren Kalk und Bittererde, kohlensauren Kalk und Spuren von Eisen nach.
Verheyen rechnet hieher auch den Milchsand, ein weisses Pulver, welches sich aus der gemolkenen Milch niederschl�gt, und welches aus organischer Substanz, phosphorsaurem und etwas kohlen�saurem Kalk bestehen soll.
Die organische Materie der Milchconeretionen besteht ans K�sestoff, Eiweiss, Faserstofl und Fett. Die mikroskopisclie Untersiichitng der vorher mit Salzs�ure behandelten Steine /,ei};-t d�aiie, structnrlose H�ute, die entsprechend den Schichten des Steines aus K�sestoff };'c'llil'lt'f sind, in welche Fettmolek�le, Colostnun und Blutk�rperchen, dann Epithelialsiellen eingelagert sind. Die Con-cremente erweichen bei der Einwirkung von Wasser, und zeigen dann eine sehr grosse Menge Milchk�gelchen und eine structnrlose Masse (K�sestoff)- Die in den Cunereticmen vorkommenden anorganischen Bestandtheile sind: kohlenaaiu-er und pliosphorsaurer Kalk, kohlensaure und phosiihorsaure l�ttererde, Alkalien und Spuren von Eisen.
Das Materiale f�r die Bildung der Milchsteine wird durch die Nahrungs�mittel in den Organismus gebracht; namentlich scheint die F�tterung mit Klee, Luzerne u. s. w., welche eine grosse Menge von Erdsalzen enthalten, ihre Ent�stehung zu beg�nstigen; den Kern geben die, w�hrend der Congestion und Entz�n�dung einzelner Drflsenlappen sieh bildenden MUchgerinnsel, Exsudate und Extra-vasate ab, um welche sieh dann die Brdsalze niederschlagen.
13. Contagien und Miasmen.
sect;. 87. Aussei- den bisher angef�hrten nachtheiligen Einfl�ssen, deren Wesen und theilweise auch Wirkungsweise mehr oder weniger klar ist, gibt es noch andere Sch�dlichkeiten, deren Natur noch wenig bekannt ist, und welche man nur aus ihren Wirkungen erkennt, zu deren Annahme man aber einerseits durch das gleichzeitige und gleichartige Erkranken einer gr�sseren Anzahl von Thieren, ohne die Ursache desselben in den bekannten Agentien auffinden zu
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C'ontaf�eu unfl Miasmen.
k�nnen, andererseits durch die Thatsache, dass gesunde Thiere, die mit kranken einer bestimmten Art in Ber�hrung- kamen, von der�selben Krankheit ergriffen wurden, gen�thiget wird.
Es geh�ren hieber das Miasma und das Contagium, Die durch diese specifisch, und nach Art eines Giftes (Virus) einwirken�den Ursachen hervorgerufenen Erkrankungen heissen miasmatische und contagi�se Krankheiten.
Den Vorgang- der Einwirkung einer solchen Ursache auf den Thierk�rper bezeichnet man mit dem Ausdrucke Infection, und nennt die durch die Infection veranlassten Krankheiten: Infections-krankheiten.
Entstellt das Ag-ens (Virus), durch welches die Erkrankung�eines Thieros veranlagst wird, nur innerhalb eines anderen kranken Thieres und vormag es sich nur von Thier auf Thier zu verbreiten, so nennt man ein solches Virus einen Ansteckungsstoff, Con�tagium; dun Vorgang- der Ansteckung: Contagion, und die Krankheit: ansteckend, contag-i�s. Kntwickelt sich aber das unbekannte Ag-ens, welches eine Krankheit erzeugt und weiter ver�breitet, ausserbalb eines kranken Thieres, wird es im Erdboden erzeugt und durch Luft oder Wasser verbreitet, so dass zur Er�krankung- die Ber�hrung mit einem bereits erkrankten Thiere nicht nothwendig ist, oder dass das erkrankte Thier die Krankheit nicht weiter verbreiten kann, so heisst das Virus: Miasma, die durch dasselbe hervorgerufene Krankheit eine miasmatische.
Manche miasmatische, also mnthmasslich im Erdboden ent�wickelte Gifte, k�nnen sieb innerhalb des durch ihre Einwirkung�erkrankten Organismus vermehren und auf andere Thiere nach Art eines Contagi�ms wirken. Derlei Krankheiten bezeichnet man als mias m ati s ch - c o n tagi� s e.
Die Art, wie Contag-ien entstehen, ist unbekannt; es ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass sie sich gegenw�rtig nicht mehr urspr�nglich erzengen, sondern nur von Thier auf Thier fortpflanzen (z.B. Rinderpest, Pocken, TTundswuth, Lungenseuche,Rotz). Auch be�z�glich der Miasmen ist anzunehmen, dass sie immer, jedoch nur in geringer wirkungsloser Menge vorbanden sind, aber unter g�nstigen Verh�ltnissen sieb reproduciren, massenhafter auftreten und dann als Krankheitsursache wirken.
Das specitische Gift an und f�r sich ist bei keiner einzigen ansteckenden oder miasmatischen Krankheit bekannt, noch weniger isolirt dargestellt worden. Ueber die Natur dieser Agentien sind seit jeher die verschiedensten Theorien aufgestellt worden. Manche
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ContagieD unil Uliasmcn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 173
Pathologen erkl�ren die Infektionskrankheiten als das Resultat rein chemischer, der G�hrung- �hnlicher Vorg�nge, und nennen dieselben daher zymotische oder G �hruug-skrankheiten. In neuester Zeit werden von Vielen kleinste pflanzliche Organismen als Ursache der miasmatischen und contagi�sen Krankheiten angesehen (Ilallier's Parasiten - Theorie) ? da in den verschiedensten Theilen der, von derlei Krankheiten befallenen Thiere solche Organismen angetroffen werden. Ueher die Bedeutung- dieser Pilzfonnationen f�r die Ent�stehung- der Infectionskrankheiten sind jedoch die Acten noch bei weitem nicht geschlossen. W�hrend die Anh�nger der Parasiten-Theorie in diesen Pilzen das Contag-ium oder Miasma selbst sehen, sprechen sich andere dahin aus, dass diese �berall vorhandenen kleinsten Organismen in den Geweben und Fl�ssi�keiten des kranken Thieres nur eine passende St�tte f�r ihre Entwicklung und Vermehrung f�nden, dass also zwischen ihnen und der Krankheit ein �tiologisches Verh�ltniss nicht bestehe.
Dagegen ist es sichergestellt, dass gewissen Stoffen, welchenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; [
von Thieren stammen, welche an ansteckenden Krankheiten leiden, wie Blut, Speichel, Schleim und anderen Secreten, Fleisch, Excre-monten, der Hautausd�nstung und ausgeathmeten Luft u. s. f. unter gewissen Umst�nden die F�higkeit zukomme, bei disponirten, mit ihnen in geeignete Ber�hrung kommenden Individuen dieselbe oder doch eine ganz �hnliche Krankheit hervorzurufen, wie jene war, an welcher das Thier litt, von welchem jene Stoffe herstammen; ohne dass diese Substanzen sich in objeetiver Beziehung- irgend wie von solchen unterscheiden Hessen, denen derlei inticirende Eigenschaften nicht zukommen. Man nennt solche von kranken Thieren her�stammende und urspr�nglich mit ihnen im Zusammenhange gewesene Stoffe, welchen die Eigenschaft anzustecken zukommt: Tr�ger, Vehikel des Contag-iums.
Bei den meisten ansteckenden Krankheiten kennt man die Vehikel, an welchen das Contagium insbesondere haftet und mittelst welcher unter den gew�hnlichen Verh�ltnissen die Weiterverbreitungnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
der Krankheit vermittelt wird, ziemlich genau, und ist zu dieser Kenntniss durch Impfungen, d. h. absichtliche Uebertragungen ver�schiedener Vehikel ansteckender Krankheiten unter die Haut ge�sunder Thiere gelangt, bei welchen letzteren ziemlich genau dieselben �rtlichen und allgemeinen Krankheitserscheinungen auftreten, wie bei den Thieren, von welchen man abgeimpft hat. So ist bekannt, dass das Contagium der Hundswuth im Speichel, bei der Kotz- und Wurm�krankheit in dem Secrete der Geschw�re, bei der Pockenkrankheit
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Contaa^ien unil Miasmen.
in dem lymphatischen Inhalte der Pocken, bei der Rinderpest in den Secroten der Schleimh�ute u. s. \v. enthalten sei.
Selbst die g-enaueste Untersuchung' der Vehikel konnte jedoch bis jetzt keine bestimmten Unterschiede gegen�ber den gleichnamigen Secreten bei anderen nicht ansteckenden Krankheiten nachweisen. Sichergestellt wurde jedoch, dass die Anstecknngsf�higkeit aufh�rt, wenn durch Einwirkung h�herer Teinperaturgrade oder chemischer Asjentien die ornanischen Materien zerst�rt werden.
Mittelst solcher Vehikel kann das (Jontagium an verschieden�artige belebte und unbelebte K�rper, welche dann Zwischentr�ger des Contagiums genannt werden, sich anh�ngen, und manchesmal erst von diesen aus die Ansteckung anderer Thiero veranlassen. Nicht alle K�rper sind jedoch in gleichem Grade geeignet, Tr�ger des Contagiums zu werden; man kann in dieser R�cksicht gute Zwischentr�ger oder Leiter, wozu vorzugsweise K�rper mit rauher, wolliger oder haariger Oberfl�che, wie Wolle, Baumwolle, Haare, Federn, leinene und wollene St�rte, H�ute u. dgl. geh�ren, und schlechte (Isolatoren des Contagiums), an welchen die Vehikel des Ansteckungsstoftes nur schwer oder gar nicht haften, wozu besonders dichte und glatte K�rper, wie Metalle, Glas, Harze, Firnisse, Fette u. s. w. zu rechnen sind, unterscheiden.
Die Vehikel der rein miasmatischen Krankheiten sind gar nicht, jene der miasinatisch-contagi�sen nur theilweise bekannt.
Jedes Contagium besitzt eine gewisse Tenacit�t, d. h. die F�higkeit, seine Wirksamkeit zu bewahren, wenn es an seinem Vehikel haftend, von dem kranken Thiere getrennt ist. Die Dauer der Tenacit�t ist bei den einzelnen Contagien verschieden. Voll�kommenes Austrocknen, so wie F�ulniss der Vehikel zerst�rt die meisten Contagion; unter zusagenden Verh�ltnissen k�nnen sich dagegen manche sehr lange Zeit wirksam erhalten.
Manche Contagien wirken nur in n�chster N�he, sind an ein sinnlich wahrnehmbares, tropfbar-fl�ssiges oder mehr weniger festes Vehikel gebunden und k�nnen nur bei unmittelbarer Be�r�hrung oder bei Einimpfung eine Ansteckung bewirken ; sie hoissen fixe Contagien. Andere haften an gasigen Exhalationen (aus-geathmeter Luft,. Hautausd�nstung) und werden durch die atmo�sph�rische Luft verbreitet; sie iuficiren auf einige Entfernung- hin: man nennt sie fl�chtige, volatile Contagien. Die Distanz, auf welche hin diese letzteren noch wirksam sein k�nnen, ist f�r die
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Contagion und Miasmen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1 lt; 5
einzelnen Contagien verschieden; sie kann durch eine entsprechende Luftstr�miing vergr�ssert werden.
Einige Krankheiten entwickeln blos ein fl�chtiges, andere blos ein fixes Contagium, w�hrend andere beide Arten desselben pro-duciren.
Schon �usserst geringe Mengen eines contagi�sen Infections-stoffes sind gen�gend, eine Ansteckung zu veranlassen; eine Ver�d�nnung des Vehikels durch Wasser, Luft �ber eine gewisse Grenze hinaus, macht dasselbe jedoch unwirksam. Fl�chtige Con-tagien sind daher zun�chst dem kranken Thiere am wirksamsten; in einer gr�ssereu Entfernung von demselben verlieren sie durch die Vertheilung und violleicht auch durch die Einwirkung des Sauer�stoffes der Luft leicht ihre infoeti�se Eigenschaft. Bei miasmatischen Krankheiten scheint eine gewisse Menge des Infectionsstoffes noth-wendig zu sein, wenn er wirksam sein soll.
Bedingung der Wirkung eines Contagiums oder Miasma ist, dass ein f�r ein bestimmtes Contagium empf�ngliches, dispo-nirtes Tliier einen zur Aufnahme desselben geeigneten K�rpertheil der Einwirkung desselben aussetze.
Es gibt Contagien, welche ihre ansteckende Kraft nur auf Thiere einer und derselben odor wenigstens verwandter Gat�tungen beschr�nken, w�hrend sie andere zu inficiren nicht ver�m�gen. So wirkt das Contagium der Binderpest nur auf Rinder und Wiederk�uer, jenes der Schafpocke nur auf Schafe. Andere Austeckuiigsstoff'e erstrecken ihre ansteckende Kraft auf verschiedene Thiergattungen, und es erleidet hiebei die Krankheit bei dem Ueber-gange von einer auf eine andere Thiergattung bisweilen gewisse Modificationen.
Zur Entstehung der infecti�sen Krankheit bedarf es jedenfalls auch einer individuellen Disposition.
Manche Thiere widerstehen der JElinwirkung eines Conta�giums durch l�ngere Zeit; sie k�nnen aber ganz wohl bei einem sp�teren Auftreten derselben Krankheit angesteckt werden. F�r einzelne Contagion ist die Empf�nglichkeit eine allgemeinere und verbreitetere als f�r andere; bei manchen werden gesunde und kr�ftige St�cke, bei anderen Kr�nkler oder Schw�chlinge h�utiger ergriffen. Durch die einmal �berstandene contagi�se Krankheit wird die Empf�nglichkeit f�r eine neue Ansteckung entweder f�r die Lebenszeit (Rinderpest, Pocken) oder doch f�r einen k�rzeren oder l�ngeren Zeitraum getilgt (Milzbrand, Maul�and Klauenseuche).
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Die Theile, durch welche die Aufnahme des Contagiuins stattfindet (Atria), sind verschieden und wechseln nach der Art des Contagiums. Auf der allgemeinen Decke k�nnen fl�ssige Vehikel von wunden Stellen, zwischen Epidermiszellen, oder von Follikelm�ndungen aus, sich Eingang in den Organismus ver�schaffen : obwohl auf diesem Wege wegen der dichten Bekleidung der Haut mit Haaren oder Wolle die Aufnahme eines Contagiums selten stattfinden mag. Viel g�nstigere Bedingungen er�ffnen sich hief�r, wenn ein Vehikel unter die Epidermis direct eingef�hrt wird, ein Act, der Impfung heisst, oder wenn es an oder in eine mit einer d�nnen Oberhautschichte bekleidete haarlose oder wunde Stelle, odor direct in den Blut- oder Lymphstrom (durch Biss z. B.) eingebracht wird. Ung�nstig f�r die Aufnahme des Contagiums ist der Magen, dessen Verdauungssaft die ansteckende Substanz h�utig vor ihrer Aufsaugung zerst�rt. Am empf�nglichsten sind wohl die Schleimh�ute der Luftwege, in welche insbeson�dere die fl�chtigen Ansteckungsstoffe eindringen und von da aus durch Vermittlung der feinsten Verzweigungen der Lungengef�sse in das Blut gelangen; weniger kommen jene des Maules, des Mastdarmes, der Harn- und Geschlechtsorgane hier in Be�tracht. Einige Contaarien m�ssen auf eine bestimmte Stolle ein-wirken, wenn sie Ansteckung hervorrufen sollen, bei anderen ist es
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f�r den Erfolg gleichgiltig, von welcher Stelle sie aufgenommen werden, bei anderen endlich tritt die Krankheit ausgebreiteter und heftiger auf, wenn die Aufnahme des Contagiums auf einem ge�wissen Wege, z. B. durch die Lungen, stattfindet, als wenn sie durch einen anderen Theil, z. B. die Haut, geschieht (nat�rliche und geimpfte Schafpocke).
Der Moment einer gescheheneu Infection gibt sich durch objective Erscheinungen nicht zu erkennen. Von da an bis zu dem ersten Auftreten, f�r die specielle Krankheit charakteristischer Symptome verl�uft ein f�r die einzelnen ansteckenden Krankheiten verschieden langer Zeitraum, welchen man die Incubations-Periode, Stadium der Lateuz, nennt. Sie dauert von wenigen Tagen (Rinderpest, Schafpocken) bis zu mehreren Wochen und dar�ber (Hundswuth, Lungenseuche), w�hrend welcher das Thier anscheinend vollkommen gesund ist, oder, wenn es kr�nkeln sollte, doch die, f�r die zum Ausbruch kommende Krankheit charakteristi�schen Erscheinungen noch nicht zeigt. Genauere Beobachtungen haben jedoch gelehrt, dass bei manchen acuten Infectiouskrankheiten kurz nach der Ansteckung schon Ver�nderungen in
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Contugien und Miasmen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 177
Organen sich einstelleu, die zwar am lebenden Thiere der Walir-nelummg- entgehen, bei dem kurz uaeli der Ansteckung oder Impfung get�dteten Thiere aber schon kenntlich sind (Semmer bei Kinder�pest). Auch Fiebererscheinungen, insbesondere Steigerung der K�rpertemperatur sind bei derlei Angesteckten oft kurz nach der Infection zu constatiren. Die ersten Krankheitszeicheu stellen sich entweder an jener Stelle �rtlich ein, von welcher das Contagium aufgenommen wurde, oder es treten gleich im Beginne der Krank�heit die Merkmale eines Allgemeinleidens auf. In manchen F�llen h�ngt es von der Aufnahmsstelle des Contagiums ab, ob vorerst �rtliche oder allgemeine Kraukheitserscheinungen bemerkbar werden (Schafpocke). Die �rtlichen Ver�nderungen an der Aufnahms�stelle geben sich meist durch Schmerz, R�thang, Schwellung' zu erkennen; das Allgemeinleiden tritt unter den Erscheinungen eines mehr oder weniger intensiven Fiebers auf. Meist gesellen sich zu den �rtlichen Symptomen im weiteren Verlaufe die Merkmale eines allgemeinen ErgrifFenseins, w�hrend dort, wo die geschehene Ansteckung sich zuerst durch Fieber zu erkennen gab, bald die specifische Ablagerung, Localisation, an einer bestimmten K�rperpartie sich einstellt, wornacb die Fiebererscheinungen h�ufig etwas zur�cktreten. Bei den exquisit contagi�sen Krankheiten zeigen auch die, in dem local ergriffenen Organe auftretenden Er�scheinungen gewisse charakteristische Formen (besonders bei Haut�ansschl�gen). Von diesen Localisation sherd en aus k�nnen durch Fortleitung- der �msetzungsproducte secund�re Erkrankungen anderer Organe eingeleitet weiden.
In welchem Stadium den contagi�sen Krankheiten die h�chste Ansteckungsfahigkeit zukommt, ist nicht v�llig- bekannt; w�hrend der Incnbationsperiode und in manchen F�llen gegen das Ende der Krankheit fehlt sie bisweilen; mit der vollkommenen Ausbildung der Krankheit scheint auch ihre Contagiosit�t gew�hnlich das Maximum zu erreichen.
Auf welche Weise die Ausbreitung- der �rtlich entstandenen contagi�sen oder miasmatischen Krankheit auf andere Organe und K�rpersysteme erfolge, ist mit Bestimmtheit nicht anzugeben; in manchen F�llen scheint sie durch das Gef�sssystem zu erfolgen, wobei wahrscheinlich auch Blut und Lymphe gewisse Ver�nderungen erleiden und iufecti�se Eigenschaften erlangen (Rotz, Anthrax, llundswuth), in anderen breitet sich der �rtliche Process in den urspr�nglich ergriffenen oder in den mit ihnen in sympathischer Be�ziehung- stehenden Geweben aus; f�r andere endlich langen diese
Roll, l'iith. tt. Ther. d. lliiuslli. 1. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 12
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Contagien und Miasmen.
1
Erkl�nutgsweisen uicht aus uud es muss die Uukeuntuiss des hier stattfinden den Vorganges eingestanden werden.
Der Vorlauf der meisten fieberhaften, miasmatisches und
ansteckenden Krankheiten ist ein regelm�ssigerer und in gewisse Stadien sch�rfer zu scheidender, als bei anderen Krankheiten; bei manchen Krankheiten ein ausgesprochen typischer. Bei dem ver�breiteten Herrschen contagi�ser sowohl, als miasmatisch-contagi�ser Krankheiten kann �fter bemerkt werden, dass die im Beginne der �Seuche vorkommenden Erkrankungen die schwersten sind und am h�utigsten zu einem t�dtlichen Ende f�hren; in die Mitte der Seuchendauer fallt die gr�sste Zahl der Erkrankungen, worauf dann gew�hnlich weniger und leichtere F�lle folgen. Eine und dieselbe contagi�se Krankheit tritt nicht zu allen Zeiten mit der gleichen St�rke und B�sartigkeit auf, so dass man mit Recht gutartigere und b�sartige Invasionen derselben Seuche und gewisse Moditicationen der hervorstechenden Symptome beobachten kann.
Das erste Auftreten mancher contagi�sen, besonders aber miasmatischen Krankheiten ist an g-ewisse Localit�teu gebunden, von wo aus dann bei miasinatisch-contagi�sen und ansteckenden Krankheiten die weitere Verbreitung erfolgt (Anthrax und Rinderpest); andere contagi�se Krankheiten kommen ziemlich gleich massig in allen L�ndern vor, vorausgesetzt, dass eine Gelegenheit zur Infection gegeben ist (Pocken, Wuth, Rotz u. s. w.).
Der directe Beweis daf�r, dass eine Krankheitsform eine an�steckende sei, kann durch die Impfung geliefert werden. Aber auch die Erfahrung-, dass Tliiere von einer gewissen Krankheit nur dann befallen werden, wenn sie mit einem an derselben leidenden Thiere oder den Vehikeln des Coutagiums in mittel- oder unmittelbare Ber�hrung gekommen sind, so wie die g�nstigen Erfolge, welche streng durchgef�hrte Sperrmassregeln auf die Beschr�nkung der Verbreitung der herrschenden Krankheit haben, sprechen f�r die contagi�se Natur einer Krankheit. Ansteckende Krankheiten ver-breiten sich daher in einem Stalle von einem einzigen kranken Thiere aus zuerst auf die neben diesem stehenden Thiere und von diesen aus wieder weiter auf andere; sie folgen der Richtung der Strassen, auf welchen sich Vieh bewegt, und machen von Vieh�m�rkten und anderen Centralpunkten des Menschen- und Viehver-kohres Ausstrahlungen nach den verschiedensten Richtungen.
sect;. 88. H�ufig kommen bestimmte Krankheiten unter den Tlaus-thieren in Folge miasmatischer oder contagi�ser Infection, oder durch den Einfluss bekannter �usserer Ursachen zu gleicher Zeit
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Seuchen, Kpizootion, Knzootien.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 179
otler kurz uadi eiuauder an einem Orte oder in einem Landstrielie in g-r�sserer Verbreitung zum Ausbruche; man ueunt dann solche Krankheiten: Seuchen, Panzootien, zum Unterschiede von sporadischen Krankheiten, welche einzelne Thiere unabh�ngig von Zeit und Ort befallen.
Sporadische Krankheitsf�lle sowohl, als Seuchen von geringer Verbreitung, welche neben weithin herrschenden Seuchen auftreten oder sie unterbrechen, heissen intercurrirende Krankheiten.
Nach der Art ihrer Entstehung k�nnen die Thierseuchen in Epizootien und Euzootieu unterschieden werden � eine Schei�dung-, welche namentlich in K�cksicht auf die quot;Wahl der Prophylaxis und der veterin�r-polizeilichen Massreg-eln nicht ohne Bedeutung- ist.
Unter Epizootic verstellt man eine Seuche,, welche in Folg-e verbreiteter, vor�bergehender Einfl�sse, welchen alle in einer Gegend lebenden Thiere nothwendig ausgesetzt sind und nicht ent�zogen werden k�nnen, entsteht, sieh �ber eine grosse Zahl von Thieren verbreitet and nach k�rzerer oder l�ngerer Zeit ihr Ende erreicht. Derartige naohtheilige Einwirkungen liegen bald in den Witterungsverh�ltnissen, den Jahreszeiten, bald in miasmatischen und contagi�sen lufectionen; doch bleibt der eigentliche Grund ihres Entstehens h�utig- genug- nicht erkl�rt. Die einzelnen Invasionen von Epizootien unterscheiden sich von einander durch den Grad der Verbreitung-; w�hrend manche eine umschriebene Begrenzung linden, verbreiten sich andere �ber weite Landstriche; ebeuso ist die Richtung der Ausbreitung- oft keine bestimmte. Locale Uebel-st�nde, Mangel oder Verderbniss des Futters, ung�nstige Boden�verh�ltnisse, schlechte Haltung- und Unterkunft der Thiere beg�n�stigen nicht selten die Verbreitung- von Epizootien; pl�tzlicher Wechsel der Witterung-, Aenderung- der Temperatur, der Wind�richtung, haben bisweilen ein auffallendes Nachlassen der Seuche zur Folge.
Als Euzootien oder ortseigene Krankheiten bezeichnet man Seuchen, welche in der Regel �rtlichen, au gewisse Localit�ten gebuudeneu Sch�dlichkeiten, vor deren Einwirkung die Thiere nur schwer oder gar nicht gesch�tzt worden k�nnen, ihren Ursprung verdanken. Dergleichen Sch�dlichkeiten sind: schlechte Beschaffen�heit der Futterstoffe, der Nahrungsmittel, unzweckm�ssige, gesund�heitssch�dliche Haltung der Thiere, ung�nstige, der Gesundheit ver�derbliche Bodenverh�ltnisse, Miasmen u. s. w. Einfl�sse dieser Art veranlasseu bisweilen pl�tzlich eintretende Krankheiten; h�ufiger begr�nden sie nur allin�lig zunehmende St�rungen im Organismus,
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180nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krankheits-CJenius.
ersetzen jedoch durch ihre l�ngere Andauer das, was ihnen an In�tensit�t der Wirkung abgeht. Im letzteren Falle gehen sich hei den unter solchen Verh�ltnissen lebenden Thieren auffallendere Krankheits-Symptoine erst dann kund, wenn die Ver�nderungen im Organismus bereits eine bedeutendere H�he erreicht haben. Die Beseitigung der, die endemischen Krankheiten erzeugenden Ursachen bringt derlei Seuchen zum Stillstand oder Verschwinden. Einen Beleg hief�r liefern die, durch die Drainage des Bodens r�cksicht�lich der Besserung im Gesundheitszust�nde der in einer Gegend gehaltenen Thiere, erzielten Resultate.
Wie bereits erw�hnt, sind manche Epizootien und Enzootien einer contagi�sen Verbreitung f�hig; es kommt ihnen diese Eigen�schaft entweder constant zu, oder sie gewinnen dieselbe erst unter g�nstigen Verh�ltnissen. Solehe epi- und enzootische Krankheiten erlangen dann im Wege der contagi�sen Infection gew�hnlich rasch eine weitere Verbreitung.
Als rein contagi�se Seuchen oder Contagionen werden hie und da von den Epizootien jene Krankheiten ausgeschieden, welche wenigstens in unseren Gegenden entweder unbedingt oder doch nahezu gewiss allein nur in Folge einer contagi�sen Infection vorkommen.
Als Panzootien bezeiclinet man gew�hnlich auch miasmatische Krankheiten, sobald sie eine Ausbreitung �ber Thiere einer oder mehrerer Gattungen ganzer Landstriche und L�nder erreichen, iu welchen sie gew�hnlich nicht einheimisch sind.
sect;. 89. Unter herrschender Krankheits-Constitutiou, Krankheits-Genius, versteht man die unbekannte Ursache einer bisweilen zu beobachtenden Gleichartigkeit oder Aelinlichkeit der eben herrschenden Kraukheitsformen oder des Vorwaltens der Leiden gewisser Organe, oder des Hervortretens gewisser gleich�artiger Symptome, oder eines gut- oder b�sartigen Verlaufes, ohne dass miasmatische oder contagi�se Einwirkungen daran die Schuld tr�gen.
Je nachdem diese Krankheits - Constitution in gr�sserer Ver�breitung oder auf eine bestimmte Localit�t beschr�nkt herrscht, be�zeichnet man sie als epidemische oder endemische; behauptet sie sich durch einen l�ngeren Zeitraum und pr�gt sie den dazwischen auftretenden Krankheiten einen gewissen gemeinsamen Charakter auf, so heisst sie eine stehende, station�re; erscheint sie von dem Wechsel der Jahreszeiten abh�ngig, so wird sie Jahres-coustitution genannt.
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ftrnnds�tze dci- Heilung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 181
Von Alters her spricht man von einer entz�ndlichen Krank-heits-Constitution (Vorherrschen heftiger Entz�ndungen, namentlich der Lung-en, wobei sich eine energische Antiphlogose, namentlich der Aderlass, vortheilhaft bew�hrt), einer sogenannten rheumatischen (mit �berwiegendem Auftreten entz�ndlicher Affectionen der ser�sen und fibr�sen H�ute, besonders nach raschem Temperaturwechsel, bei herrschenden Winden auftretend), einer katarrhalischen (mit Vorwalten von Leiden der verschiedenen Schleimhauttracte), einer gastrischen, bei heisser, feuchter Witterung (mit Herrschen von Magendarmkatarrlien), einer bili�sen, galligen (mit Vorherrschen von acuten Leberaffectionen, Ruhr,Darmkatarrhen), einer nerv�sen, bei intensiver Hitze, Wassermangel, verdorbener Luft (wobei sich den auftretenden Krankheiten grosse Hinf�lligkeit, Verfall der Kr�fte, nerv�se Symptome schnell beigesellen), einer septischen Constitution (mit Neigung zu profusen Blutungen, raschem Ver�fall, schweren Fiebern) u. s. f. Die Ursache des gemeinschaft�lichen Charakters der zu gewissen Zeiten oder an manchen Orten auftretenden Krankheitsformen l�sst sich wohl bisweilen in den Einfl�ssen der Atmosph�re, der Jahreszeiten, in den klimatischen und Bodenverh�ltnissen einzelner Localit�ten vermuthen; der letzte Grund hievon bleibt jedoch bis jetzt unbekannt.
III. Abschnitt.
Allgemeine Grunds�tze der Heilung.
sect;. 90. Der Endzweck des �rztlichen Handelns ist einer�seits die Herbeif�hrung der Heilung vorhandener Krankheiten, Therapie, andererseits die Verhinderung des Entstehens der Erkrankungen, Prophylaxis.
Die Vorbaunng, Prophylaxis, hat die Aufgabe, entweder das Erkranken �berhaupt zu erschweren und seltener zu machen, oder einzelne Thiere oder ganze Herden vor einer drohenden Krank�heit zu sch�tzen. Die erstere Aufgabe wird durch ein entsprechen�des di�tetisches und hygienisches Verhalten und durch Abh�rtung am sichersten gel�st; die letztere, deren Erf�llung insbesondere bei bevorstehenden Seuchenkrankheiten in Betracht kommt, umfasst
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Propliylaxis.
Mittel der verschiedensten Art, welche in di�tetische, therapeu�tische und veterin�r-polizeilielic zerfallen.
Die di�tetische Prophylaxis sucht Krankheitsursachen, von denen es bekannt ist, dass sie gewisse Krankhcitsformcn hervorzu�rufen im Stande sind, ferne zu halten; sie f�llt wohl h�ufig mit den allgemeinen Vorschriften der Gesunderhaltung-slehre zusammen, entfernt sich aber in anderen F�llen mit R�cksicht auf die oben zu vorh�tende Krankheit von ihnen. Ihre Durchf�hrung- st�sst oft auf mannigfache, insbesondere �konomische Schwierigkeiten und ist �berhaupt nur dann m�glich, wenn die durch sie veranlassten Opfer sich nicht schliesslich bedeutender herausstellen, als dor Schade, welchen die drohende Krankheit etwa verursachen k�nnte.
Die therapeutische Vorbauung- kann, wenn von den absolut sch�dlichen und widersinnigen, sogenannten Vorbauungscuren ab-g-esehen wird, blos darin bestehen, dass entweder eine schon im Keime vorhandene Krankheit, wo m�glich in ihrer weiteren Ent�wicklung gehindert, ein in den K�rper gelangter Ansteckungsstoff zerst�rt oder eine bestimmte normale oder abnorme Anlage zu einer g-ewissen Krankheit getilgt wird.
Die polizeiliche Prophylaxis ist bei Seuchen, insbesondere ansteckenden, von dein gr�ssten Belange. Sie besteht in der Durch�f�hrung- gewisser, meist auch durch Gesetze vorgeschriebener Mass�regeln, wodurch die Weitelverbreitung- von Krankheiten verhindert und die Tilgung derselben hei-beigef�hrt wird.
Die prophylaktische Behandlung-, geh�re sie einer oder der anderen der eben erw�hnten Kategorien an, ist entweder gegen die Krankheitsursache oder g-eg-en eine schon im Keime vorhan�dene Krankheit gerichtet. In ersterer Beziehung- sucht sie ent�weder der allgemeinen oder individuellen Anlage zu Krankheiten zu begegnen oder �ussere Sch�dlichkeiten zu beseitigen.
Der allgemeinen Krankheitsanlage kann in den meisten F�llen am sichersten durch ein der Thiergattung und dem eben zu behandelnden Thiere entsprechendes di�tetisches Verhalten und durch vern�nftige Abh�rtung- begegnet werden. Q-egen die Gefahr, welche von contagi�sen Krankheiten droht, ist die Impfung, d. h. die Einf�hrung eines Vehikels des Contagiums in eine passende K�rper�stelle eines noch nicht angesteckten Thieres gerichtet. Da durch die Impfung selbst aber eine Krankheit hervorgerufen wird, so kann sie strenge genommen, nicht in die Reihe der prophylakti�schen Massregeln gez�hlt werden; sie kann �berhaupt nur dann an�gezeigt erscheinen, wenn die durch die Impfung hervorgerufene
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Prophylaxis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1 Sraquo;:gt;
Krankheit milcler und gefahrloser verl�uft, als die durch gew�hn�liche Ansteckung- entstandene, oder wenn man eine wohl an und f�r sich nicht gef�hrliche, aber durch ihr nur allm�liges Fort�schreiten und ihre l�ngere Dauer l�stig-e contag-i�se Seuche abzu�k�rzen beabsichtiget.
Gegen individuelle Anlagen, welche entweder in der theils angoerbten, theils durch den fortwirkendeu Einfluss gewisser, ob�wohl an und f�r sich geringf�giger Sch�dlichkeiten bedingten, durch �ussere Merkmale jedoch nicht zu erkennenden Geneigtheit zu ge�wissen Erkrankungen, oder in einer durch vorausgegangene Krank�heiten und die hiedorch herbeigef�hrten Ver�nderungen bestimmter Organe verursachten Disposition zu bestimmten Folgekrankheiten besteht, kann in prophylaktischer Hinsicht entweder durch eine der Entstehung der bef�rchteten Krankheit entgegenwirkende Heil�methode oder durch die Beseitigung der Reste der vorausgegangenen Krankheit gewirkt werden.
Die �usseren, der Entstehung einer Krankheit g�nstigen Einfl�sse werden theils durch genaue Beachtung der allgeuieinen di�tetischen und hygienischen Principien, theils, u. z. insbesondere bei ortseigeneu Ki'ankheiten, durch flic m�glichst thunlichc Verbesse�rung oder Beseitigung jener Verh�ltnisse, unter deren Einfl�sse sie sich entwickeln und herrschen, bek�mpft. Diese sind entweder bekannt und mehr oder weniger leicht zu entfernen, oder sie sind unbekannt, in welchem Falle man sich dann dai'auf beschr�nken muss, wo m�glich solche Verh�ltnisse herbeizuf�hren, bei deren Vorhandensein die Seuche notorisch nicht vorkommt. Bei nach�gewiesen ansteckenden Krankheiten beruht die Prophylaxis in der Fernhaltung oder in der Zerst�rung des Contagiums. Diese letztere wird entweder durch das T�dten oder Separiren des mit einer contagi�sen Krankheit behafteten Thieres oder durch Zer�st�rung des Contagiums an oder mit seinem Tr�ger, was je nach der Natur der einzelnen Contagion auf verschiedene Weise zu ge�schehen hat, oder endlich, was jedoch nur selten gelingt, durch Tilgung und Zerst�rung des bereits auf ein Thier �bertragenen Ansteckungsstoffes erreicht. Das letztere kann �berhaupt nur dann mit einiger Wahrscheinlichkeit des Erfolges versucht werden, wenn das Contagium in eine Wunde eingedrungen ist, in welchem Falle man es entweder durch Waschen zu entfernen oder durch die Ein�wirkung gewisser local angewandter Mittel zu zerst�ren, oder falls es bereits in den Organismus eingedrungen und aufgesaugt worden wT�re, durch Hervorrufung und Unterhaltung eines k�nstlichen Ge-
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Heilung. � Rrtilioalcnr,
schwtii'es an der Wundstelle, durcli welche das Contagiiun einge�drungen ist, zur Ausscheidung zu bringen trachtet.
Gegen Krankheiten, welche bereits in der Entwicklung lraquo;e-griffen sind, kann nur in seltenen F�llen eine Vorbauungsbehandlung m�glich werden.
sect;. 91. Die Heilung' einer schon entstandenen Krankheit ge�schieht ohne oder unter der Einwirkung- der Kunsthilfe; die erstere heissl Xaturhoilung-, die letztere Kunstheilung-, Therapie.
Von der Naturheilung- war schon fr�her (S. 21) die Rede.
Die Kunstheilung, Therapie im eigentlichen Sinne, kann im Allgemeinen keine anderen Wege verfolgen, als die Natur-heilung. Dadurch, dass es in der Hand des Arztes liegt, die �usseren Verh�ltnisse, welche auf das Kranksein wirken, und unter welchen die Ausgleichung- der St�rungen erfolgt, zu reg-uliren, neue Verh�lt�nisse einzuleiten, den ganzen Thierk�rper oder einzelne Organe desselben in Beziehungen zu von ihm gew�hlten K�rpern oder .Sub�stanzen zu bringen, kann er Vieles leisten, was ohne sein Zuthun sp�t, gar nicht oder nur schwierig- eingetreten w�re. Die Aufgabe der Kunstheilung ist daher: St�rungen, unter Ben�tzung- der vor�handenen physiologischen Einrichtungen des K�rpers durch k�nst�liche Herbeif�hrung entsprechender Bedingungen der m�glichst g�n-stig-cn Ausgleichung zuzuf�hren.
Alle jene Eingriffe und Veranstaltungen, welche zur Aus�gleichung- oder Milderung- einer St�rung in Anwendung- kommen, werden mit dem Namen der Cur bezeichnet. Ist diese gegen die Krankheit im Ganzen und gegen die sie hervorrufenden oder unterhaltenden Ursachen gerichtet, bezweckt sie mithin eine gr�nd�liche Herstellung, so wird sie Radicalcur genannt. Ihre Aufgabe ist einerseits, jene Ursachen zu erforschen, welche die Krankheit hervorgerufen haben, unterhalten und steigern (ein besonders bei sogenannten innerlichen Krankheiten schwieriges, oft unm�gliches Vornehmen), um sie von den kranken Thieren ferne zu halten, anderseits das directe therapeutische Wirken gegen den ausgemit-telten pathologischen Process.
In F�llen, wo die Einleitung dieser Curart nicht m�glich ist, muss man sich damit begn�gen, die schlimmsten Erscheinungen zu mildern und die drohendste Lebensgefahr zu beseitigen, ein Ver�fahren, welches mit dem Namen der symptomatischen Cur be�zeichnet wird. Man unterscheidet diese wieder:
a. in die Lebenscur, deren Zweck es ist, eine drohende Lebensgefahr, falls dieselbe auch nur durch eine einzelne Erschei-
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Symptomatinshe Cut, � Empirisclics Vcrfalircn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 185
imiii;- der Krankheit bedingt wird, zu heben (z. B. Paracenthese der Brust bei Erstickiingsgefahr, verursacht durch ser�se Erg�sse in ilie Brusth�hle; Paracenthese des Pansens oder Darmes bei enormer Ansammlung von Gasen daselbst; Vornahme des Luftr�hrenstiches bei Erstickungsgefahr in Folge der Verschliessung der Wegsamkeit der Nase, des Kehlkopfes f�r die Luft; Stillung' gefahrvoller Blu�tungen bei Verwundungen u. dgl.) ;
b.nbsp; in die Erhaltungscur, deren Aufgabe es ist, ein mit chro�nischen, vielleicht unheilbaren Leiden behaftetes Thier wenigstens f�r eine gewisse Zeit, aus verschiedenen �konomischen R�cksichten am Leben zu erhalten;
c.nbsp; nbsp; in die Linderungs- oder palliative Cur, welche die Hebung solcher Krankheitserscheinungen beabsichtigt, die entweder eine Steigerung des Krankheitsprocesses oder gefahrdrohende Com-plicationen zu veranlassen im Stande sind, oder dem Eintritte der Genesung hindernd in den Weg treten. Sie ist bestrebt, einer Durchf�hrung der Radicalcur vorzuarbeiten, oder den Eintritt der Naturbeilung zu lieg�nstigeu. Endlich geh�rt hieher
d.nbsp; die sogenannte Nachcur, d. i. jenes Heilverfahren, welches w�hrend der Reconvalescenz von einer Krankheit in Anwendung kommt, tun entweder die Krankheitsreste, welche zu R�ckf�llen Veranlassung geben k�nnen, zu beseitigen, oder die in einzelnen Organen zur�ckbleibende Schw�che und Geneigtheit zu wiederholten Erkrankungen zu heben.
sect;. i)2. Man hat in der Therapie von jeher zwei Verfahrungs-weisen einander entgegengestellt, das empirische, erfahrungs-m�ssige, und das rationelle.
Empirisch heisst jenes Heilverfahren, welches als alleinigen Anhaltspunkt des Handelns bereits vorgekommene Krankheitsf�lle gleicher oder �hnlicher Art ber�cksichtiget und zur Bek�mpfung einer Krankheit jene Heilmethode und jene Heilmittel in Anwendung bringt, welche sich bereits fr�her unter �hnlichen Umst�nden erfolg�reich bewiesen haben.
Wenn gleich die Nothwendigkeit eines empirischen Verfahrens f�r jene F�lle zugegeben werden muss, f�r welche man eine ratio�nelle Therapie anzugeben noch nicht vermag und zugleich f�r jene Krankheiten zugestanden werden kann, in denen sich nach reich�licher Erfahrung eine gewisse Heilmethode als wirksam erwiesen hat, so muss doch die allgemeine Durchf�hrung dieses Principes als sch�dlich verworfen werden. Einerseits sind die Krankheitsf�lle nur selten unter einander so gleich oder auch nur einander wesentlich
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186nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rationelles Hcilveri'aliren.
so �linlicli, andererseits die in ihren �usseren Erscheinungen �lin-lic.liun �berdies in dem ihnen zu Grunde liegenden Krankheits-processe h�ufig so verschieden, endlich selbst die �hnlichsten durch die Individualit�t des kranken Thieros so mannigfaltig moditicirt, dass durch diese Umst�nde die n�tzliche oder sch�dliche Wirkung eines und desselben Mittels oder einer Heilmethode nothwendiger Weise abge�ndert werden muss. Das ganze therapeutische Handeln w�rde bei einem rein empirischen Verfahren meist auf das Curiren eines blossen Krankheitsnamens hinauslaufen. Einer vern�nftigen Empirie, d. i. der �berlegten Ben�tzung der durch die Erfahrung gewonneneu Thatsaohen �ber die, f�r die Ausgleichung der St�run�gen bew�hrten Veranstaltungen, wird sich kein Arzt verschliessen k�nnen; und es werden daher empirisches und rationelles Heil�verfahren in der Praxis immer Hand in Hand gehen.
sect;.93. Das rationelle Verfahren sucht, basirt auf die Kennt-niss der, einer gewissen Krankheit zu Grunde liegenden functionellen oder anatomischen St�rungen, ihres nat�rlichen Verlaufes und der w�hrend desselben gew�hnlich eintretenden Gefahren jene Methoden und Mittel in Anwendung zu bringen, welche nach dem Stande des pharmakologischen Wissens entweder die Ausgleichung einer vor�handenen St�rung herbeizuf�hren oder doch die gef�hrlichsten Zust�nde vorl�ufig zu beseitigen geeignet erscheinen. Diesem nach k�nnen hiebei zwei Methoden unterschieden werden: die direct heilende und die exspoetative, abwartende.
Die direct heilende Methode leitet ein Verfahren ein, durch welches die vorhandenen St�rungen oder doch einzelne ihrer wesent�lichen Erscheinungen geradezu aufgehoben werden. Gelingt hiodurch die Beseitigung sehr rasch, so dass die krankhaften Erscheinungen schnell zur�cktreten und die Gesundheit mehr weniger vollkommen wieder hergestellt wird, so heisst sie insbesondere die coupirende Methode. Sie erfordert nicht selten heftige und energische Eingriffe, welche bisweilen gefahrvolle Verschlimmerungen oder Complicationon herbeizuf�hren im Stande sind, weshalb bei ihrer Anwendung stets grosse Vorsicht zu beobachten ist.
Die Art und Weise, avif welche eine Krankheit oder ihre l�stigen Symptome direct beseitigt werden k�nnen, ist h�chst ver�schieden. Am gew�hnlichsten geschieht dies: durch Entfernung der eine Krankheit unterhaltenden oder hervorrufenden Ursache (Aus�ziehen eines fremden in den Organismus gedrungenen K�rpers, Entfernung eines Darmconcrementes, der Eingeweidew�rmer u. s. f.), wohin zahlreiche chirurgische Eingriffe geh�ren; durch rasche Besei-
ite
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Eleilanzeigen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1S7
tigung eines �rtlichen Krankheitsprocesses (mittelst eines Aderlasses, der K�lte, der chemischen Einwirkung auf das erkrankte Gewebe, durch narkotische Mittel); durch directe Anwendung von Arznei�stoffen auf den afficirten Thcil (Einf�hren von Wasser- oder anderen D�mpfen in die Luftwege, Einspritzungen in zug�ngliche K�rper�h�hlen oder Kan�le u. dgl.); durch das k�nstliche Hervorrufen gewisser, aufquot; die Zust�nde des Gesainintorgamsmus Einfluss nehmen�der Functions�usserungen (Erbrechen, Abf�hren, Schwitzen u. dgl.); durch k�nstliche Herabstimmung des Nutritionsprocesses (z. B. (lurch Blutentleerungen, Entziehung des Futters u. dgl.); durch k�nstliche Steigerung des �rtlichen Krankheitsprocesses; durch Hervorrufen von Zust�nden, welche den kranken entgegengesetzt sind (Abf�hren bei Verstopfung); durch Anwendung chemisch wirkender Substanzen als Gegengifte; endlich durch die sogenannte Ableitung, d. h. Her�vorrufung von Ver�nderungen in einem vorher gesunden Theile, um hiedurch angeblich eine Milderung des Krankheitsprocesses in dem erkrankten (Organe zu veranlassen.
Die abwartende;, exspeetative Methode beschr�nkt sich darauf. Alles abzuhalten, was den nat�rlichen Verlauf der Krankheit zu st�ren, oder Verschlimmerungen herbeizuf�hren im Stande ist. Sie sucht einer zu hohen oder st�rmischen Entwicklung des Krankheits�processes entgegenzuwirken, den zu langsamen Verlauf zu beschleu�nigen und die gefahrdrohendsten Erscheinungen zu bek�mpfen. Sie findet vorzugsweise dann ihre Anwendung, wenn bereits anatomische Ver�nderungen bedeutenderen Grades in einem Organe eingetreten sind; wenn das directe Heilverfahren wenig- oder mir zweifelhaften Erfolg verspricht oder sogar gefahrdrohend erscheint; wenn endlich der nat�rliche Verlauf der Krankheit selbst die Wahrscheinlichkeit einer nicht zu sehr verz�gerten Heilung in sich schliesst.
sect;. 94. Die plan massige Ordnung des gesaininten Heilver�fahrens bei einem bestimmten Krankheitsf�lle heisst der Curplan.
Jene vern�nftigen Gr�nde, welche das �rztliche Handeln leiten, werden Heilanzeigen, Indicationen genannt. Dieselben sind gegen verschiedene Momente der krankhaften Verh�ltnisse je nach ihrer �berwiegenden Wichtigkeit gerichtet und k�nnen daher wesent�lich folgende sein:
1. Die Anzeige aus der Ursache, Causalanzeige. Sie bezieht sich sowohl auf die Entfernung oder M�ssigung der noch fortbestehenden Krankheitsursachen, als auf die Fernhaltung solcher Einfl�sse, welche, wenn sie gleich die Krankheit nicht hervor�gerufen haben, doch sie zu unterhalten und die Herstellung- des
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Heilanzeigen. � Oegenanzeigen.
gesunden Zustandes zu hindern verm�gen. Ihre Er�lllung ist eine der wichtigsten Bedingungen der ganzen Cur.
2.nbsp; nbsp;Die wesentliche oder Kriinkheitsanzeige beruht auf dem wesentlichsten, allen abnormen Erscheinungen zu Grunde liegen�den Krankheitsprocesse, dessen Tilgung- in der Absicht erstrebt wird, um hiedurch auch die �brigen von ihm abh�ngigen St�rungen zu beseitigen. Sie ist die vernunftgem�sseste. In vielen F�llen kann ihr jedoch nicht entsprochen werden und h�utig bedingt �berdies nicht der vorwaltende Krankheitsprocess, sondern eine Reihe von Nebennmst�nden die gr�sste Gefahr im Verlaufe einer Krankheit. Die auf die Erf�llung dieser beiden Anzeigen gerichtete �rztliche Th�tigkeit gibt die Kadicalcur.
3.nbsp; nbsp;Die symptomatische Anzeige hat die Beseitigung der l�stigsten oder gefahrdrohendsten Krankheitserscheinungen zum Zwecke. Sie ber�cksichtigt zun�chst nicht den wesentlichen Krank�heitsprocess, sondern sucht unangenehmen Zuf�llen oder Gefahren zuvorzukommen oder sie zu beseitigen, und findet ihre Berechtigung zun�chst darin, dass in vielen F�llen die drohendste Gefahr nicht durch den urspr�nglichen Krankheitsprocess, sondern durch Folge�krankheiten und Nebenerscheinungen bedingt wird. Sie findet Ber�cksichtigung bei leichten Krankheiten, wo nur unangenehme oder l�stige Erscheinungen zu beseitigen sind und heisst dann ins�besondere Linderungs- oder Palliativ-Anzeige; dann dort, wo im Verlaufe einer Erkrankung gefahrdrohende Symptome oder Complicationen eintreten, welche den Fortbestand des Lebens be�drohen, Lebensanzeige; endlich in F�llen, wo die Diagnose zwei�felhaft und deshalb ein radicales Verfahren nicht durchf�hrbar ist.
Man hat die Anzeigen ferner eingetheilt in:
1.nbsp; nbsp;dringende, Haupt- und Nebenanzeigen;
2.nbsp; nbsp;in allgemeine und besondere;
3.nbsp; nbsp;in di�tetische^ chirurgische und pharmaceutische, deren Bedeutung schon aus den Namen klar wird.
sect;. 95. Ein aus allgemeinen Gr�nden angezeigtes Curverfahren kann bisweilen durch gewisse Umst�nde, wie Krankheitscomplica-tionen, Individualit�t des kranken Thieres, �konomische Verh�lt�nisse u. dgl. verboten werden; Umst�nde, welche man mit dem Namen der Gegenanzeigen, Contraindicationen, belegt. Die Lebensanzeige allein kennt keine Gegenauzeige.
In der thier�rztlichen Praxis ist bei dem Entw�rfe eines Cur-planes, da es sich in der Regel nicht um die Erhaltung eines Thieres an und f�r sich, sondern um den Nutzen, welchen dasselbe
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Kegelang des Curplanes.
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zun�chst dem Eigentliiuner liefert, handelt, die �konomische Zweekm�ssijvkeit vor Allem im Auge zu behalten. Diese ist oft Ursache, dass die Cur mancher, an und f�r sieh heilbaren Krank�heiten mit R�cksicht auf die, w�hrend ihrer Dauer auflaufenden Futter- und Curkosteu und auf die Verringerung' des Werthes, welchen das Thier nach seiner Heilung- entweder f�r immer oder doch f�r l�ngere Zeit erleidet, unterlassen werden muss. Nicht weniger k�nnen polizeiliche R�cksichten die Behandlung- gewisser Thierkrankheiten, wegen der, Menschen oder Thiereu Gefahr drohen�den Weiterverbreitung, verbieten oder doch wenigstens beschr�nken.
Der einer Krankheit im Allg-emeinen entsprechende Curplan inuss nicht selten verschiedene, durch die Thierg-attung-, das kranke Individuum, sein Alter, Geschlecht, seine K�rperconstitution, die Art seiner Aufzucht, die Gew�hnung- an manche Einfl�sse, sowie durch den eben herrschenden Krankheitsgenius bedingte Ab�nde�rungen erleiden. Ein der Krankheit und dem Individuum anpassend gew�hlter Curplan wird �berdies durch den Verlauf der Krankheit selbst, durch das Auftreten verschiedener Nebenzuf�lle und Com-plicatiouen Modificationen erfahren m�ssen.
Bei acut verlaufenden Krankheiten ist auch auf die Sta�dien R�cksicht zu nehmen. Im Zeitr�ume der Vorboten, w�hrend dessen eine sichere Diagnose noch unm�glich ist, muss sich meistens auf iScliouung- des Thieres beschr�nkt werden; in manchen F�llen kann das Darreichen eines Brech- oder Abf�hrmittels u. dg-1. den Ausbruch der eigentlichen Krankheit verh�ten. Ein Gleiches gilt im Zeitr�ume des Ausbruches, falls die Diagnose noch nicht sicher gestellt werden kann; es sind dann blos drohende und gef�hrliche Erscheinungen zu beseitigen, im Uebrig-en aber ein mehr ab�wartendes Verfahren einzuhalten. L�sst sich die Diagnose sicher�stellen, so findet die, dem bestimmten Krankheitsprocesse entspre�chende Therapie ihre Anwendung-. W�hrend des Zeitraumes der H�he ist der Krankheitsprocess einer directen Therapie in der Reg-el nicht zug�nglich, da die sog-leiche Entfernung- der Krahkheits-producte und die sofortige Herstellung- des normalen Zustandes in den ver�nderten Geweben direct nicht m�glich ist. Da w�hrend dieser Zeit die Hauptgefahr ineist von Nebenzuf�llen abh�ngig ist, so m�ssen diese vorz�g-lich beachtet werden und es findet dann besonders die Lebens- und symptomische Anzeige ihre Begr�ndung-, die auch hei sich einstellenden Verschlimmerungen ber�cksichtiget werden m�ssen, w�hrend bei Nachl�ssen die directe Heilmethode ihre Anwendung- finden kann. Im Stadium der Abnahme ist in
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Veterin�r-Polizei.
der Kegel ein indifferentes Verhalten angezeigt: mau hat h�chstens die L�sung der Krankheitsproducte und ihre Entleerung zu beg�n�stigen mid muss f�r den Wiederersatz der durch den Kraukheits-process und durch die beschr�nkte Aufnahme der Nahrungsmittel verloren gegangenen Stoffe Sorge tragen. Gleichzeitig' nmss auch die M�glichkeit von R�ckf�lleu im Auge behalten werden, um ihnen, falls sie drohen sollten, rasch begegnen zu k�nnen.
Die Behandlung w�hrend der Recouvalescenz richtet sich nach der Art des abgelaufenen Krankheitsprocesses und besteht der Hauptsache nach in einer Zur�ckf�hrnng des Thieres zu der fr�heren Lebensweise und Dienstesverrichtung.
Bei dem Entw�rfe des Curplanes f�r chronische Krank�heiten nehmen �konomische und nicht selten polizeiliche K�ck-sichten oft den ersten Platz ein. Nebst diesen muss die Anzeige aus den Ursachen die meiste Ber�cksichtigung finden, um auf die Erhebung, Beseitig'img oder wenigstens Milderung jeuer Momente hinzuwirken, welche die Krankheit hervorriefen oder sie unterhalten. Nach Verschiedenheit der Processe wird bald die directe, bald die symptomatische Cur, oder beide vereinigt zur Anwendung kommen m�ssen.
IV. Abschnitt.
Die Veterin�r-Polizei.
sect;. 9G. Die ansteckenden Krankheiten der Hausthiere erlangen h�utig- eine seuchenartige Verbreitung und bedrohen den Viehstand ganzer L�nder. Um den Gefahren, welche hieraus nicht nur dem Besitze der einzelnen Viehh�lter, sondern auch dein Nationalwohl�stande drohen, tbuuliclist zu begegnen, sind von den meisten Staats�verwaltungen polizeiliche Massregeln theils im Wege der Gesetz�gebung, theils durch Verordnungen erflossen, deren Durchf�hrung zum Zwecke hat, einerseits das Auftreten solcher Krankheiten m�g�lichst zu verh�ten, andererseits aber eine bereits zur Entwicklung�gekommene Seuche auf die thunlichst schnelle Weise zu tilgen.
Ausfiilirliclu's �ber Principien dor Veterin�r-Polizei enthalten die voxtreff-lii-lion Arbeiten Haubner's (Handbuch der VeterinHr-Polizei, 1808), Lydtin's (Die BekSmpfang ilor ansteckenden Thierkrankheiten durch ein Beichsgsetz, lS7�) und Dammann's (Die Nothwendigkeit eines einheitlichen Viebseuchengesetees f�r das Deutsche Reich, 1875).
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Scliut/.massregeln.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 191
Die Veterin�r-Polizei, iu so ferne sie sieli mit den an�steckenden Thierkrjinkheiten besch�ftigt, hat daher der Wesenheit nacli zweierlei Massreg'elu, n�mlich Scliutz- oder prophylaktische und Tilgungsniassregeln ins Auge zu fassen.
Die Seuchengesetze und Verordnungen m�ssen selbstverst�nd�lich dem jeweiligen Stande der Kenntnisse �ber die Natur der ansteckenden Krankheiten, und ihres eigenth�inlichen Contagiums Rechnung tragen. Es ist daher klar, dass die Veterin�r-polizeilichen Vorschriften von Zeit zu Zeit werden jene Ab�nderangen erleiden m�ssen, welche einerseits den Resultaten vorurtheilsloser Forschung und gekl�rter Erfahrung iu der Pathologie der ansteckenden Thier-krankheiten, andererseits aber auch den jeweiligen Verh�ltnissen des Verkehres entsprechen.
I. Prophylaktische Veterin�r-polizeiliche Massregeln (Schutz�massregeln).
sect;. 97. Der Zweck der veterin�r-polizeilichen Schutzmassregeln ist die Verh�tung- der Einschleppung und Weiterverbreitung an�steckender Thierkrankheiten ; derselbe wird um so sicherer erreicht werden, wenn die Viehbesitzer selbst mit den Beh�rden Hand in Hand gehen, die Amtshandlungen dieser letzteren kr�ftig- unter�st�tzen , und bei dem ersten Auftreten ansteckender Krankheiten unter ihrem Vieh unverweilt die Anzeige erstatten.
Geleg-enheitliche Belehrungen der Landwirthe �ber die Natur und Gefahr der ansteckenden Thierkrankheiten, �ber die zu ihrer Hintanhaltung- dienlichen Massnahmen sind in dieser Hinsicht von unbestreitbarem Werthe.
Die Schutzmassregeln k�nnen entweder gegen eine schon im Inlande herrschende Seuche oder quot;#9632;eu-en eine solche arerichtet sein, deren Einschleppung von dem Auslande her besorgt wird.
A. Schutzmassregeln g-eg-eu ansteckende Krankheiten im
Inlande.
sect;. 98. Um die Verbreitung ansteckender Thierkrankheiten, von deren vereinzeltem Vorkommen die Beh�rden oft nicht in die Kenntniss kommen, thunlichst hintanzuhalten, ist es nothwendig, dass der freie Verkehr mit Thieren best�ndig-, also auch zu Zeiten, wenn von dem Vorhandensein solcher Erkrankungen nichts bekannt ist, g-ewisseu Beschr�nkungen unterzogen und beaufsichtiget werde.
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Scbutzmassregeln im Inlamle.
In dieser Hinsicht empfehlen sich folgende Massregeln:
1.nbsp; nbsp; Rinder, welche behufs eines bleibenden Wechsels ihres Standortes durch ein fremdes Gemeindegebiet abgetrieben werden sollen, w�ren stets mit einein, von dem Ortsvorsteher best�tig-ten legalen Gesundheitspasse zu versehen, in welchem nicht nur die Gesundheit der betreffenden Thicre, sondern auch die Thatsache zu best�tigen w�re, dass in der Ortschaft, aus welcher sie stammen und in deren Umgebung eine ansteckende Thiorkrankheit nicht herrscht.
2.nbsp; nbsp;Auf Viehm�rkten w�re f�r Rinder stets ein vorschrifts-m�ssiger Gesundheitspass zu fordern; die entsprechende Einrichtung der M�rkte in R�cksicht auf die Hintanhaltung jeder Ansteckungs�gefahr w�re zu �berwachen, und daf�r zu sorgen, dass mindestens auf gr�sseren M�rkten eine Untersuchung und Beaufsichtigung des Viehes durch Thier�rzte stattfinde.
i}. Wenn ansteckende Krankheiten unter anderen Gattungen der Hausthiere herrschen, so w�ren die Pass Vorschriften auch aut diese auszudehnen.
4. Auf Viehausstellungen w�ren f�r alle dahin gebrachten Thiere, welcher Gattung immer sie angeh�ren, Gesundheitsp�sse zu fordern.
�. In gewerblichen Schlachtlocalit�ten und bei sogenannten Nothschlachtungen w�re eine sanit�re Beschau des Schlachtviehes (Vieh- und Fleischbeschau) unbedingt durchzufahren.
6.nbsp; nbsp;Personen, welche verm�ge ihres Gewerbes, mit fremdem Vieh, mit Thicrcadavern oder thierischen Rohproducten sich be�sch�ftigen, wie Fleischhauer, Viehh�ndler, Wirthe in Eihkehrh�usem, Viehhirten, Abdecker, H�ndler mit rohen H�uten, H�rnern, Kno�chen u. s. w., w�ren zur Beobachtung gewisser Vorsichtsmassregeln bei ihrem Gewerbsbetriebe anzuhalten und'darin zu �berwachen.
7.nbsp; nbsp;In seuchengefahrlichen Zeiten w�re das Einstellen in frem�den Ortschaften angekauften Viehes unter das einheimische erst dann zu gestatten, wenn es vorher an einem abgesonderten Orte durch einen gewissen, mit R�cksicht auf die Incubationsperiode der an-steckenden Krankheit zu bemessendon Zeitraum beobachtet und dessen unverd�chtiger Gesundheitszustand sichergestellt worden ist.
8.nbsp; nbsp;Eisenbahn waggons und Schiffe, welche f�r den Transport von Hauss�ugethieren irgend einer Gattung, oder f�r den Transport von thierischen Rohproducten gedient haben, w�ren zu jeder Zeit vor ihrer Wiederben�tzung zu irgend einem Transporte zu reinigen und zu desinficiren.
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Schutzmassiegeln im Inlande.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;193
In seuchenu-ef�lirlichen Zeiten oder wenn Tliiere, bei welchen die Gegenwart einer ansteckenden Krankheit nachgewiesen wird, oder Thiere, welche einer solchen verd�chtig sind, oder verd�chtioe thierische Rohproducte transportirt worden sind, h�tte die Desinfec-tion sich auch auf alle anderen, zum Transporte benutzten Gegen�st�nde zu erstrecken.
Die Durchf�hrung- der Desinfection der Transportmittel w�re in jedem Falle beb�rdlich zu �berwachen.
sect;. 99. Damit die Beh�rde, sobald als m�glich, von dem Ausbruche einer ansteckenden Thierkrankheit Kenntniss erlange, und in der Lage sei, die zur Verhinderung der Weiterverbreitung und zur Tilgung erforderlichen veterin�r-polizeilichen Massregeln zur Durchf�hrung zu bringen, sind die Besitzer, so wie die mit der Beaufsichtigung des Viehes betrauten Personen zu verpflichten unverz�glich die Anzeige an den Ortsvorstand zu machen, sobald sie an einem ihrer Tliiere die Erscheinungen einer ansteckenden Krankheit wahrnehmen, oder sobald unter ihren Thieren innerhalb einer Woche mehr als Ein Erkrankungsfall unter den gleichen Er�scheinungen vorkommt.
Dieselbe Verpflichtung obliegt auch den Thier�rzten, den Vieh-und Fleischbeschauern, wenn sie von dem Vorkommen ansteckender Thierkrankheiten Kenntniss erlangen.
Uebertretungen der Verkehrsvorschriften, so wie Vernach�l�ssigung der Verpflichtung zur Anzeige w�ren mit entsprechenden Strafen zu ahnden.
Dem Ortsvorsteher obliegt es, sobald er von einem verd�ch�tigen Erkrankungs- oder Todesfalle eines Thieres auf irgend eine Weise Kenntniss erlangt, hiervon unvenveilt die Anzeige an die betreffende politische (Polizei-) Beh�rde zu machen, unter Einem vorl�ufig die abgesonderte Unterbringung und Wartung der kranken Thiere zu veranlassen und das Hinwegbringen von Thieren aus dem betreffenden Geh�fte oder Standorte oder aus der Heerde zu ver�bieten und hintanzuhalten.
sect;. 100. Die politische (Polizei-) Beh�rde hat auf Grundlage solcher Anzeigen die Untersuchung an Ort und Stelle durch einen hiezu geeigneten Sachverst�ndigen (Amtstinerarzt) zu veranlassen, dessen Aufgabe es ist, die Natur der Krankheit zu erheben.
Die Constatirung der Krankheit macht, aussei- der Erhebung der Anamnese, selbstverst�ndlich die genaueste Untersuchung der kranken Thiere, und in vielen F�llen die Vornahme einer Section nothwendig; findet sich kein Cadaver vor, so ist es, f�r den Fall,
Roll, Path. u. Ther. il. Hausth. 4. AuS. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 18
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Constatirunp der Krankheit,
I'
class der Verdacht besteht, dass es sich um eine in hohem Grade gemeingef�hrliche und ansteckende Krankheit handelt (Rinderpest), erforderlich, dass durch das Gesetz die Erm�chtigung ausgesprochen werde, ein krankes Thier zu diesem Zwecke zu t�dten und den Eig-en-thiimer desselben hief�r zu entsch�digen.
Die Anordnung der, auf Grund der gestellten Diagnose im Sinne des Gesetzes durchzuf�hrenden veterin�r-polizeilichen Mass�regeln obliegt der Seuchen-Commission. Diese besteht (in Oester-reich) in jedem Falle aus dem Ortsvorsteher oder seinen Vertreter und dein amtlich abgeordneten Thierarzte, bei der Rinderpest ausser-dem in einem, von der politischen Beh�rde hiezu bestimmten Be�amten (Commissar); die Ortsbeh�rde des Seuchenortes ist f�r die genaue Durchf�hrung der gegen die Krankheit eingeleiteten �rt�lichen Massregeln verantwortlich und wird hierin durch die politische Beh�rde �berwacht.
Stellt sich aus den Erhebungen nur der Verdacht einer an�steckenden Thierkrankheit heraus, so w�re bis zur Behebung des Verdachtes oder bis zur erfolgten sicheren Constatirung der Natur der Krankheit aussei- der Sperre des Stalles oder Standortes, in welchem die Erkrankung vorgekommen ist, eine strenge Controlo des Viehstandes der Ortschaft, eine versch�rfte Beaufsichtigung der Fleischbeschau durchzuf�hren und die Verpflichtung zur Anzeige eines jeden vorkommenden Erkrankungs- oder Todesfalles unter dem Vieh auszusprechen.
sect;. 101. Ist eine gemeingef�hrliche ansteckende Thierkrankheit zum Ausbruch gekommen, so haben zur Verhinderung ihrer Weiter�verbreitung Sperrmassregeln zur Anwendung zu kommen, welche so lange aufrecht zu erhalten sind, bis die Seuche amtlich als er�loschen erkl�rt wird und die Desinfection in dem Stalle und Hofe vollendet ist.
Die Art und die Ausdehnung der Sperrmassregeln richtet sich nach der Natur der Krankheit, und ist dem entsprechend durch das Gesetz vorgeschrieben.
Man unterscheidet gew�hnlich folgende Kategorien der Sperre:
1. Die Stallsperre. Sie besteht in der Absperrung der kranken und verd�chtigen, und bei Krankheiten mit einem fl�ch�tigen Contagium, selbst der anscheinend noch gesunden Thiere eines Stalles.
Solche Thiere d�rfen aus dem gesperrten Stalle nicht entfernt und �berhaupt mit anderen, durch die Krankheit gef�hrdeten Thieren nicht in irgend einen Verkehr gebracht werden.
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Spcrrmassregeln.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;195
Die Stallsperre hat auch das Verbot rler Ausfuhr der mit den kranken Thieren in Ber�hrung gekommenen Futterstoffe und Streu-materialien, des D�ngers, und bei Krankheiten mit fl�clitigem Contagium auch jenes der thierischen Bohproducte im Gefolge.
Sie kommt bei allen ansteckenden Thierkranklioiten, wenn auch bisweilen mit gewissen Modificationen zur Durclif�brung.
2.nbsp; nbsp;Die Hofsperre. Sie hat die Absperrung des Geh�ftes, in welchem die ansteckende Krankheit constatirt ist, von dem Ver�kehre nach aussen zum Zwecke, und kommt nur allein bei der Rinderpest zur Anwendung. Es d�rfen dann weder Personen einen solchen Hof verlassen oder ihn betreten, noch Thiere oder Gegenst�nde irgend einer Art aus demselben heraus, oder in denselben hinein�gebracht werden, aussei- mit Bewilligung und unter Controle der Seuchen-Commission. Derlei verseuchte H�fe sollen durch W�chter beaufsichtigt und durch Warnungstafeln kenntlich gemacht werden.
3.nbsp; nbsp; Die Ortssperre. Sie kann sich entweder blos auf die s�mmtlichen Stallungen einer Ortschaft beschr�nken, oder �ber s�mmtliche Geh�fte einer Ortschaft sich erstrecken. In der ersteren beschr�nkten Ausdehnung kann sie bei jeder ansteckenden Thier-krankheit zur Anwendung kommen, sobald diese �ber den gr�ssten Theil der Thiere einer Ortschaft verbreitet ist, und bezieht sich dann nur auf Vieh, thierische Rohproducte und Gegenst�nde, welche Zwischentr�ger des Ansteckuugsstoffes sein k�nnen.
In der letzteren Ausdehnung tritt sie nur bei der Rinderpest ein und erstreckt sich dann auf Menschen, Thiere und solche Gegenst�nde, welche die Krankheit an andere Orte zu verschleppen geeignet sind. In diesem Falle ist die Absperrung der verseuchten Ortschaft durch W�chter, die Sperre, n�thigenfalls auch die Ver�legung der dahinf�hrenden Strassen und Wege, die Bezeichnung des Ortes als verseucht und jene der gesperrten Strassen durch Auf�stellung von Warnungstafeln zu veranlassen.
In St�dten und gr�sseren Ortschaften muss sich, aus R�ck�sichten des Verkehres, auf die Absperrung einzelner Theile des Ortes, h�ufig genug auf die Sperre der Geh�fte und in grossen St�dten und stark bewohnten H�usern selbst auf die Sperre des verseuchten Stalles beschr�nkt werden.
4.nbsp; nbsp;Die Weidesperre. Ihr Zweck ist, in F�llen, wo die kranken und verd�chtigen Thiere nicht unter Stallsperre gehalten werden k�nnen, sondern auf den Weidegang angewiesen sind, die Verschleppung des Ansteckungsstoffes in Folge eines gemeinschaft�lichen Weideganges mit Thieren aus verschiedenen Stallungen zu
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Sclmtzmassregeln gegen�ber dem �uslande.
verhindern. Es m�ssen {leshalh die f�r derlei Tliiere ausgew�hlten Weidepl�tze abgegrenzt, als solche kenntlich gemacht und unter
Aufsicht gestellt, die Wege, welche diese Thiere auf dem Triebe zur Weide begehen d�rfen, ausgemittelt und festgesetzt und daf�r gesorgt werden, dass gesunde Thiere nur bis auf eine gewisse Distanz, welche sich nach der Natur des Austeckungsstoffes der Krankheit richtet , solchen abgegrenzten Weidepl�tzen n�hern d�rfen.
Hieher geh�rt auch das Verbot der Ben�tzung- gemeinschaft�licher Tr�nken und Schwemmen.
5. Das Verbot der Abhaltung- von Viehm�rkten. Bei dem ausgebreiteten Herrschen einer ansteckenden Thierkrankheit in einer Ortschaft oder Gegend wird die Abhaltung von Viehm�rkten in derselben verboten, nach Massgabe der Umst�nde auch nur die Ausschliessung- bestimmter Thiergattung-en von solchen M�rkten angeordnet. Bei dem Herrschen der Rinderpest dagegen d�rfen nicht nur in der verseuchten Ortschaft selbst, sondern auch in einem gewissen, gesetzlich festgesetzten noch seuchenfreien Umkreise um dieselbe Viehm�rkte nicht abgehalten werden.
B. Schutzmassregeln gegen�ber dem Auslande.
sect;. 102. Bei drohender Gefahr der Einschleppung eines An-steckungsstoffos aus dem Auslande k�nnen gegen dieses Sperr-massregeln zur Ausf�hrung kommen; sie bestehen der Hauptsache nach in der Absperrung der Grenze, Grenzsperre. Man versteht darunter das Verbot der Einfuhr von Thieren, welche durch die betreffende Krankheit angesteckt worden sein oder als Zwischen-tr�ger des Contagiums angesehen werden k�nnen, nach Umst�nden auch jener von thierischen llohproducten und sogenannten gift�fangenden Stoffen aus dem verseuchten Auslande. Da eine voll�kommene Grenzsperre eine genaue Ueber wach im g der, der Absperrung unterzogenen Grenze fordert, so ist sie eine kostspielige, da sie den Verkehr in hohem Masse beeintr�chtiget, eine sehr dr�ckende, und da sie, namentlich an Strecken, wo der Import von Vieh noth-wendig ist, oft genug umgangen wird, h�utig auch eine illusorische Massregel.
Die Anordnung der Grenzsperre ist bei contagi�sen Seuchen ausl�ndischen Ursprunges (Rinderpest) gerechtfertigt; bei anderen ansteckenden Tliierkraukheiteu aber nur dann, wenn sie in dem
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Grenzsperre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;197
benachbarten Anslande in grosser Ausbreitung oder nahe an der Landesg-renze herrschen.
Allein auch unter diesen Voraussetzung'en wird sich bei den gegenw�rtigen Verh�ltnissen des Verkehrs eine allbedingte Absper�rung der Grenze gegen den Import von Thieren und Gegenst�nden, falls das Inland auf einen solchen angewiesen ist, f�r die Lange der Zeit nicht aufrecht erhalten lassen, sondern es werden selbst bei bestehender Grenzsperre gewisse Erleichterungen eintreten m�ssen.
Bei der Beantwortung der Frage, in welcher Ausdehnung solche Erleichterungen zugestanden werden k�nnen, ist vor allem die Zu�verl�ssigkeit und Strenge, mit welcher die Sperr- und Tilgungs�massregeln in dem verseuchten ausl�ndischen Staate zur Durch�f�hrung kommen, zu w�rdigen. Je vollkommener die Execution der veterin�r-polizeilichen Vorschriften daselbst ist, desto mehr werden Erleichterungen gerechtfertigt sein.
Es kommt hiebei ausserdem die Entfernung in Betracht, in welcher die Seuche von der Grenze herrscht. Bei grosser Entfernung kannnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i, |
sich das Einfuhrverbot auf ansteckungsf�hige Thiere beschr�nken lassen, beim N�herr�cken der Seuche wird dasselbe vielleicht auch auf andere Thiere, welche Zwischentr�ger des Contagiums sein k�nnen, und auf sogenannte giftfangende Substanzen ausgedehnt werden m�ssen; bei dem ITerrschen einer ansteckenden Thierkrank-heit zun�chst der Grenze wird eine v�llige Absperrung des betreuen�den Grenzabschnittes gegen den Import von Thieren, thierischen Rohproducten und giftfangenden Stoffen und selbst eine �eber-wachung des Menschenverkehres Platz greifen m�ssen.
Werden gewisse Erleichterungen der Grenzsperre zugestanden, so k�nnen diese gleichwohl an gewisse Bedingungen gekn�pft werden. Dergleichen k�nnen sein :
a.nbsp; Die Feststellung von Eintrittsorten f�r die einzuf�hrenden Thiere und trockenen thierischen Eohproducte.
b.nbsp; Die Anordnung, dass der Viehimport, mit Ausschluss alles
Nutzviehes, allein auf Schlachtvieh beschr�nkt werde, und dass dieses in besonderen Z�gen direct und ohne Umladung, unter polizeilicher Aufsicht und, wenn m�glich, unter Begleitung eines Thierarztes an seinen Bestimmungsort zu bef�rdern und daselbst sogleich der Schlachtung zu unterziehen sei. Findet der Transport auf weitere Strecken hin statt, so kann, wenn demselben ein Thier-arzt nicht beigegeben ist, eine thier�rztliche Revision des Gesund�heitszustandes der Thiere auf bestimmten Stationen veranlasst werden.
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Grenzsperre.
c.nbsp; nbsp;Die Forderung, class solche Transporte nur mittelst der Eisenbahnen oder auf dem Wasserwege unter bestimmten Vorsichten einaef�hrt werden d�rfen.
d.nbsp; Die Forderung- des amtlichen Nachweises, dass die einzu�f�hrenden Thiere aus Orten stammen und nur durch Gegenden g-e-kommen sind, in welchen die ansteckende Thierkrankheit nicht herrscht, und dass die zum Eintritte zug-elassenen thierischen Roh-produete nicht aus verseuchten Gegenden herr�hren und nicht in verseuchten Gegenden gelagert waren.
e.nbsp; nbsp;Die Anordnung, dass an den Eintrittsorten eine thier�rzt-liche Untersuchung des Gesundheitszustandes der Thiere, und eine Revision des vorschriftm�ssigen Zustandes der thierischen Roh-produete stattzufinden habe.
Um den Import der Rinderpest, welche stets nur �ber die Grenzen Russlands in die benachbarten Staaten eindringt, zu ver�hindern, wird eine unbedingte, jeden Eintrieb von Hornvieh aus-schliessende permanente Grenzsperre gegen Russland empfohlen.
Staaten, welche den Import russischen Viehes f�r Zwecke der M�stung oder der unmittelbaren Consumtion nicht bed�rfen und nicht in der Richtung des grossen, aus S�drussland nach den west�licher gelegenen L�ndern Europas gerichteten Verkehres liegen, werden wohl am besten thun, eine bleibende unbedingte Grenzsperre gegen die Einfuhr von Hornvieh aus Russland einzuf�hren oder aufrecht zu erhalten, u. z. um so mehr, da unter den obigen Voraus�setzungen zur Durchf�hrung der Grenzsperre die gew�hnliche Be-waebunquot;- der Grenze ausreicht.
o
Staaten aber, in welchen solche Verh�ltnisse nicht vorhanden sind, werden zu dieser Massregel sich schwer entschliessen k�nnen; denn in so lange das Bed�rfniss besteht, russisches Vieh zu im-portiren, wird bei Verh�ngung- einer unbedingten Grenzsperre der Schmuggel mit Vieh, ungeachtet einer vorst�rkten und dadurch kostspieligen Grenzbewachung nur um so lebhafter betrieben und hiedurch die Gefahr der Einschleppung der Rinderpest durch Vieh, welches bez�glich seiner Gesundheit gar nicht controlirt werden kann, bei weitem vergr�ssert werden.
Solche Staaten Hessen daher gewisse Erleichterungen der per�manenten Grenzsperre, welche gegen Russland in Betreff des Im�portes von Hornvieh und thierischen Rohproducten auch von ihnen aufrecht erhalten wird, eintreten.
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Grenzsperre.
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Dahin geh�rt die Anordnung, dass Hornvieh mid thlerische Roibproducte nur �her bestimmte Eiubruchstutioneu, in welchen zugleich die zollamtliche Behandlung- des Importes statthudet, ein�gebracht werden d�rfen. Da es aber nicht m�glich ist, bei einer blos einmaligen Untersuchung (Revision) von Steppenvieh bestimmt zu ent�scheiden, ob sich unter dem Triebe nicht ein oder das andere kranke St�ck, noch weniger aber, ob nicht unter demselben angesteckte, noch in dem Incubationsstadium stehende Thiere sich befinden, durch welche, wenn sie unmittelbar in das Inland zugelassen w�rden, die Gefahr der Verschleppung- des Ansteckungsstoffes best�nde, so er�gibt sich die Nothwendig-keit, entweder solche Thiere durch eine l�ngere Zeit an Ort und Stelle zu beobachten, zu contumaziren, oder sie an Ort und Stelle der Schlachtung- zu unterziehen und statt der lebenden nur das Fleisch der, nach der Schlachtung gesund befundenen Thiere zu versenden, oder beide Vorg�nge als zul�ssig-zu erkl�ren. Der ersteren Absicht soll durch Viehcontumazanstalteu, der letzteren durch Errichtung- von Schlachth�usern au der Grenze Gen�ge g-eleistet werden.
Unter Viehcontumazanstalten, Viehquarautainen ver�steht man Anstalten, in welchen Vieh durch einen gewissen Zeit�raum, welcher die der ansteckenden Krankheit zukommende mittlere Incubationsperiode jedenfalls �bersteigen muss, der thier�rztlichen Beobachtung- seines Gesundheitszustandes unterzogen wird.
Sollen Contumazanstalten ihrem Zwecke entsprechen, so muss ihre Einrichtung derart sein, dass eine separate Aufstellung- der einzelnen Viehtriebe m�glich, und jede Vermischung- derselben hiut-anzuhalten ist, dass die Thiere vor Unbilden der Witterung gesch�tzt werden k�nnen, dass Wasser und Futter hinreichend vorhanden, und eine genaue thier�rztliche Ueberwachung- der Thiere durch�f�hrbar ist.
Solche Anstalten sind daher kostspielig-, und nicht in jeder beliebigen Localit�t einzurichten; sie gew�hren auch keinen un-beding-ten Schutz gegen die Verschleppung- des Ansteckungsstoffes; einerseits weil M�ngel in der Durchf�hrung- des Coutumazverfahrens leicht vorkommen, andererseits weil das Contumaziren der Thiere mit Auslagen f�r den H�ndler verbunden ist und diesen gegen�ber der Schmuggel des Viehes lohnender wird.
Gegen einheimische ansteckende Krankheiten wird gegenw�rtig nirgends mehr ein Quarantahieverfahren durchgef�hrt; Oesterreich-Ungaru und Rum�nien unterhalten Contumazanstalten an der russischen Grenze zum Zwecke der Hintanhaltung der Rinderpest.
; I
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Grenzsperrp. � Til^ungsinassregela.
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Der Zweck der Schlachth�user an der Grenze ist, wie oben erw�hnt, die unverweilte Schlachtung' des iinportirten und bei einer vorl�ufigen Revision gesund befundenen Viehes an Ort und Stelle, so dass anstatt der lebenden Thiere nur das von ihnen ge�wonnene Fleisch zur Versendung- zu kommen hat.
Auch solche Anstalten werden die Gefahr einer Einschlep�pung der Rinderpest nicht vollst�ndig beseitigen k�nnen; einerseits weil zu besorgen ist, dass von den Schlachth�usern selbst aus, in welche kranke Thiere genug gelangen werden, Verschleppungen des Ansteckungsstoffes stattfinden werden, andererseits weil, sobald das Bed�rfniss der Einfuhr lebenden Viehes zur Besetzung von Mast-stallungeu besteht, entweder Viehcontumazanstalten mit allen ihren M�ngeln fortan belassen werden m�ssen, oder, wenn dies nicht der Fall w�re, jedenfalls eine Zunahme des Schmuggels mit allen seinen Folgen in Aussicht st�nde. Bisher sind solche Schlachth�user noch uiraeuds zur Errichtung aekommeu: obwohl zu Gunsten derselben sich viele Stimmen erheben, so d�rfte denselben doch eine besondere Bedeutung kaum in Aussicht zu stellen sein; da auf weite Strecken transportirtes Fleisch jedenfalls weniger hoch im Preise stehen wird, als solches, welches von an Ort und Stelle geschlachtetem Vieh stammt und eine entsprechende Verwerthung der H�ute, des Un-schlittes, der Eingeweide u. s. w. in den weit entfernten Grenz�orten schwieriger durchzuf�hren sein wird, als in grossen Consum-tion Sorten.
Einer Erw�gung werth erschiene der Vorschlag, das an der Grenze anlangende und w�hrend einer 24st�ndigen thier�rztlichen Observation vollkommen gesund erscheinende Vieh unmittelbar von der Grenze aus auf Eisenbahnen zu verladen und unter thier�rzt-licher Begleitung und unter Einhaltung aller gebotenen Vorsichten direct an seinen Bestimmungsort zu versenden, um es daselbst, ohne dass es in irgend eine Ber�hrung mit einheimischem Vieh kommen d�rfte, allsogleich der Schlachtung in einem �ffentlichen Schlachthause zu unterziehen.
i raquo;
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II. Tilgungsmassregeln.
sect;. 103. Ist eine ansteckende Thierkrankheit in einer Localit�t zum Ausbruche gekommen, so ist im allgemeinen Interesse die m�glichst schnelle Tilgung derselben geboten; denn so lange kranke Thiere vorhanden sind, so lange findet die Entwicklung von An�steckungsstoff statt und die Gefahr einer Weiterverbreitung desselben
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Sepiiration, Behandlung kranker Thiere.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 201
besteht so lange, bis alle kranken Thiere nebst dein, an Vehikeln um] Zwischentr�gern haftenden Contagimu beseitiget sind.
Aussei- der Sperre m�ssen daher zur Tilgung contagi�ser Thier-krankheiten noch andere Massregeln zur Durchf�hrung kommen, deren Bestimmung sich nach der Natur des Ansteckungsstoffes richtet. Hieher geh�ren: die Absonderung (Contumazirungj der kranken Thiere, die Behandlung derselben, die T�dtung kranker und angesteckter Thiere, endlich die Desinfection.
sect;. 104. Die Contumazirung der kranken Thiere. Sie besteht in der Trennung (Separation) der kranken und verd�chtigen Thiere von den gesunden und kommt bei allen ansteckenden Thicr-krankheiten (mit Ausnahme der Rinderpest, falls bei dieser die T�dtung des gesanimten Rindviebstandes eines Stalles gesetzlich vorgeschrieben ist) in Anwendung. Ihr g�nstiger Erfolg auf die Beschr�nkung der Weiterverbreitung der ansteckenden Krankheit tritt bei ihrer Anwendung im Beginne einer Seuche und bei Krank�heiten mit tixem Contagium am deutlichsten hervor. Am zweck-m�ssigsten geschieht die Separation, wenn die gesunden Thiere aus dem Kauine, in welchem sie bisher mit kranken und verd�chtigen sich befanden, entfernt werden. Kann dies, wie es meistens der Fall ist, nicht durchgef�hrt werden, so m�ssen die kranken und verd�chtigen Thiere entfernt und anderswo untergebracht, die ge�sunden aber an ihrem bisherigen Aufenthaltsorte belassen werden; in welchem Falle aber die Desinfection der verseuchten St�nde und der als Zwischentr�ger des Ansteckungsstoftes anzusehenden Gregen-st�nde anverweilt vorgenommen werden mass, wenn nicht zu neuen Infectionen Anlass gegeben werden soll. Werden bei den in kurzen Zwischenr�umen zu wiederholenden Revisionen neue Krankheits-ausbr�che unter den als gesund separirten Thieren constatirt, so m�ssen auch diese sogleich contumazirt werden.
Selbstverst�ndlich m�ssen jeder Abtheilung der Thiere beson�dere W�rter und besondere Stallger�the zugewiesen werden.
sect;. 105. Die Behandlung der kranken Thiere kann nur insoferne als ein Tilgungsmittel ansteckender Krankheiten angesehen werden, als sie im Stande ist, die Dauer der einzelnen Krankheits�f�lle gegen�ber dem nat�rlichen Verlaufe und mithin die Periode, w�hrend welcher eine Fortentwicklung des Ansteckungsstoffes statt�finden kann, abzuk�rzen (z. B. bei Maul- und Klauenseuche, R�ude). Sie ist immer Sache des Viehbesitzers; die Verwaltungsbeh�rde nimmt auf dieselbe nur insoferne Einfluss, als sie dieselbe durch einen Sachverst�ndigen zu dem Zwecke �berwachen l�sst, damit
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T�dtung krunker u. angesteckter Thiere.
nicht durch eine fahrl�ssige oder uuzweckm�ssige Behandlung- eine Verz�gerung' in der Tilgung der Krankheit eintrete (Zwangsheilung).
sect;. 106. Die T�dtung kranker und angesteckter Thiere ist wohl das sicherste und schnellste Tilgungsmittel ansteckender Krankheiten, da durch sie die M�glichkeit einer weiteren Entwick�lung des Ansteckungsstoffes aufgehoben wird; sie ist aber ein be�deutender Eingriff in das Eigenthumsrecht des Viehbesitzers und nur mit R�cksicht auf das allgemeine Wohl zu rechtfertigen. Sie darf daher nur bei jenen Krankheiten und in solchen F�llen ver-anlasst werden, welche durch das Gesetz als solche bezeichnet sind.
Das Tod ten kranker Thiere aus vetei�n�r-polizeilichen Gr�nden ist nothwendig bei der Rinderpest als einer fremden Con�tagion, ferner bei allen absolut oder doch in der Regel unheilbaren ansteckenden Krankheiten (Rotz-Wurmkrankheit, Wuth), dann zum Zwecke der Sicherstellung der Diagnose gef�hrlicher, durch das Gesetz namhaft gemachter Krankheiten bei dem Abgange von Cadavern.
Gegen die gesetzlich angeordnete T�dtung kranker Thiere kann von deren Besitzern ein Einspruch nicht erhoben werden.
Es kann aber auch w�uschenswerth werden, bei chronischen F�llen ansteckender Krankheiten, 1 ti welchen eine Heilung nicht wahrscheinlich ist (z. B. chronische, des Rotzes verd�chtig machende Nasenausfl�sse bei Pferden), die T�dtung der befallenen Thiere im allgemeinen Interesse zu beantragen. Die besten Erfolge werden von dieser Massregel im Beginne einer ansteckenden Seuche zu er�warten sein, wo sie in R�cksicht auf eine Begrenzung der Seuche jedenfalls mehr leistet als die Separation.
Die T�dtung kranker, namentlich schlachtbarer Thiere kann sich aber auch in �konomischer Hinsicht empfehlen, wenn die Krankheit eine schwer heilbare ist und die Schlachtung zu einer Zeit, wo die Thiere noch einen gewissen Werth f�r die Consumtion haben, vorgenoanmen wird (Lungenseuche). Eine solche T�dtung darf jedoch nie ohne die Zustimmung des Besitzers der Thiere ver-anlasst werden.
Das T�dten der einer Ansteckungsgefahr ausgesetzt ge�wesenen, daher m�glicherweise angesteckten, aber noch gesund erscheinenden Thiere aus veterin�r-polizeilichen R�cksichten findet nur bei der Rinderpest Anwendung.
Aus �konomischen R�cksichten kann sich dasT�dten (Schlachten) m�glicherweise inficirter, noch gesund erscheinender schlachtbarer Thiere bei dem Herrschen von Krankheiten empfehlen, welche mit
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Entsch�digung f�r getodtetc Thiere.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;203
grosser Lebensgefahr verbunden sind (Lungenseuche, Schafpocken). Dieser jedenfalls von dem freien Entschl�sse des Vieheigenth�mers abh�ngige Vorgang ist eine kr�ftige Unterst�tzung- f�r eine rasche Senchentilgung.
Da die T�dtung kranker, noch mehr aber jene m�glicherweise nur inficirter Thiere einen gewichtigen Eingriff in die Eigenthums-rechte dos Viehbesitzers bildet, so ist es billig, dass in bestimmten F�llen und unter gewissen Bedingungen ein Ersatz f�r derlei ge-t�dtete Thiere vom Staatsschatze geleistet wird.
Eine solche Entsch�digung wird geleistet bei der Rinder�pest f�r die, zum Zwecke der Feststellung der Diagnose durch die Section get�dteten kranken Thiere, dann f�r die, im Interesse der raschen Tilgung der Seuche get�dteten kranken und einer geschehenen Ansteckung verd�chtigen Thiere, unter der Bedingung, dass dem Besitzer der Thiere eine Schuld an der Einschleppung der Seuche oder eine anderartige Uebertretung des Seuchengesetzos nicht zur Last f�llt.
Die H�he der Entsch�digung ist nicht �berall dieselbe; im Interesse der Erzielung einer fr�hzeitigen Anzeige des Ausbruches der Krankheit und einer raschen Seuchentilgung liegt es, den vollen Sch�tzungswerth nicht nur f�r die im gesunden, sondern auch f�r die im kranken Zustande get�dteten Thiere zuzugestehen. Die Ab�sch�tzung der Thiere ohne Ber�cksichtigung der vorhandenen Krank�heit und ihres Grades, hat durch beeidete Sch�tzleute nach den Vorschriften des Gesetzes zu geschehen.
F�r Thiere, welche wegen unheilbarer ansteckender ein�heimischer Krankheiten �ber polizeiliche Anordnung get�dtet werden (z. B. Rotz-Wurmkrankheit, Wuth) erscheint eine Ent�sch�digung nicht gerechtfertigt; da die befallenen Thiere ohnehin rettungslos verloren sind und das Zugest�ndniss einer Entsch�digung nur zu verschiedenartigen Unterschleifen Anlass geben w�rde. Von anderer Seite wird dagegen zu Gunsten einer, jedenfalls aber nur theilweisen Entsch�digung f�r solche g-et�dtete Thiere (z. B. bis zu einem Dritttheil des Sch�tzungswerthes) allein die Erw�gung geltend gemacht, dass durch ein solches Zugest�ndniss die schnelle Anzeige der Seuchenausbr�che gef�rdert werden d�rfte. Bis jetzt besteht eine derartige Entsch�digung jedoch nur in wenigen L�ndern.
Am entsprechendsten erschiene es, wenn die Landwirthe mehrerer Bezirke oder eines Verwaltungsgebietes sich zu gegen�seitigen Versicherungen gegen die Verluste durch bestimmte an�steckende Thierkrankheiten vereinig-en w�rden. Es k�nnten bei
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Des in feet ion.
1
einer entsprechenden Organisirung solcher Vereine nicht nur die peeuni�ren Verluste den Einzelnen ersetzt, sondern durch eine unter solchen Verh�ltnissen in gr�sserem Umfange zu erreichende T�dtung-kranker und verd�chtiger Thiere die Tilgung ansteckender Thier-krankheiten wesentlich gef�rdert werden.
Zweckm�ssig erschiene es aber ausserdem, wenn die Beh�rden durch das Gesetz erm�chtiget w�rden, Thiere, welche auf Grund eines thier�rztlichen Befundes einer unheilbaren ansteckenden Krank�heit (z. B. des Rotzes) nur verd�chtig erscheinen, und deren Besei�tigung im Interesse des Allgemeinen nothwendig oder w�nschens-weith sich darstellt, t�dten zu lassen, und, falls die Section nach�weist, dass das vermuthete unheilbare Leiden nicht zugegen wTar, f�r das vorher abgesch�tzte Thier eine Entsch�dienng' zu leisten. Bestimmungen in dieser Hinsicht fehlen jedoch noch g�nzlich.
sect;. 107. Die Desinfection. Sie hat die Zerst�rung des An�steckungsstoffes zum Zwecke, um weitere Infectionen zu verh�ten. Dieser Zweck kann durch die Vernichtung- der Gegenst�nde, an welchen das Contagium haftet (Vergraben der Cadaver, Verbrennen von h�lzernen Gegenst�nden, von D�nger, Futter- und Streumate�rialien, Kleidungst�ckeu u. dgl.), durch Reinigung auf mechanischem Wege (Scheuern, Abhobeln u. s. w.) oder mittelst Wassers, oder durch die Anwendung von sogenannten Desinfectionsmitteln erreicht werden.
Unter den letzteren kommt der atmosph�rischen Luft, nament�lich wenn sie trocken und bewegt ist und oft erneuert wird, ver�m�ge ihrer wasserentziehenden, verd�nnenden und oxydirenden Eigenschaft, dann h�heren W�rmegraden (trockener W�rme, Gl�h�hitze, siedendheissen Fl�ssigkeiten) die sicherste Wirkung zu; ihnen zun�chst steht das Wasser.
Die Wirksamkeit der gebr�uchlichen chemischen Desinfections-mittel ist nicht zweifellos sichergestellt; es wird ihnen allen die F�higkeit eine molecularo Umsetzung der infecti�sen Substanzen durch h�here Oxydation, Wasserentziehung, Coagulation des Eiweisses u. dgl. zu veranlassen, zugeschrieben. Da aber �ber die Natur der meisten Contagien an und f�r sich noch so wenig bekannt ist, so ist es selbstverst�ndlich, dass auch �ber jene Substanzen, welche diese unbekannten Agentien sicher zu vernichten im Stande w�ren, eine Klarheit nicht herrschen kann.
Die gebr�uchlichsten chemischen Desinfectionsmittel sind : das Chlor (als Chlorgas zu R�ucherungen in St�llen, als Chlorkalk zum T�nchen von Mauern, in L�sung zum Abwaschen von Leinen- und
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Desinfection.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;20o
Lederzeug, zur Desinfection von H�uten, H�rnern); die Theers�uren, besonders die Carbols�ure; die Minerals�uren (zu R�ucherun�gen, als schwefligsaure, salzsaure, salpetersaure D�mpfe, zur Des�infection von St�llen, die schwefligsauren auch zum Desinficiren frischer H�ute); die Aetzalkalien (Aetzkali-, Aetzuatronlauge als Waschmittel f�r Zeuge, Holzgegenst�nde, Kalkmilch zum T�nchen der Mauerw�nde, des Holzwerkes, zum Desinficiren von H�uten); der Eisenvitriol (in L�sung' zur Desinfection des D�ngers).
Die Wahl der Desinfectionsmittel und die Art ihrer Anwen�dung muss sich selbstverst�ndlich nach der Qualit�t des zu des-inficirenden Gegenstandes und nach der Natur des Contagiums richten, welches vernichtet werden soll.
Das gebr�uchlichste Verfahren der Desinfection bei den ver�schiedenen Objecten soll in Folgendem kurz angegeben werden.
sect;. 108. Eine Desinfection von Menschen und Thieren, welche als Zwischentr�ger des Contagiums angesehen werden k�nnen, findet nur bei der Rinderpest statt. Sie beschr�nkt sich bei den ersteren auf gutes Waschen der unbedeckten K�rpertheile und auf eine Reinigung und L�ftung der gebrauchten Kleidungsst�cke; bei Thieren geschieht sie durch Waschen, Baden oder Schwemmen. Bei Pferden, welche zum Ausf�hren der Cadaver pestkrank gewe�sener Rinder, oder des D�ngers aus Pestst�llen verwendet wurden, ist �berdies auf eine sorgf�ltige Reinigung der Hufe zu sehen.
sect;. 109. Die Cadaver der an einer ansteckenden Krankheit gefallenen oder wegen derselben get�dteten Thiere werden gew�hn�lich in hinreichend (ungef�hr 2 Meter) tiefe Gruben entweder ohne Hinweguahme irgend eines Theiles (mit kreuzweise durchschnittener
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Haut bei Rinderpest, Anthrax, Rotz-, Wurmkranklieit, Wuth, Schaf�pocken), oder enth�utet verscharrt, bisweilen nachdem sie vorher
mit Aetzkalk bestreut, oder mit Kalkmilch �berg�ssen worden sind.
Die �ber die Cadaver gebrachte Erdschichte soll scliliesslich
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fest zusammengetreten und mit Steinen belegt werden, um das Aus�scharren und Verschleppen der Aastheile durch Hunde u. s. w. thun-lichst zu verh�ten.
Befindet sich eine Wasenmeisterei nicht in der N�he des Seuchenortes, so ist ein geeigneter Verscharrungsplatz auszumitteln, und darauf zu sehen, dass w�hrend des Transportes der Aeser kein gesundes Vieh der infectionsf�higen Gattungen die zum Aasplatze f�hrende Strasse betrete. Sollte die Strasse durch Abf�lle, Blut, Excremente u. dgl. der transportirten Aeser verunreinigt werden,
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Desinfection.
so m�ssen diese saiumt der obersten Erdschiclite abgehoben und auf den Aasplatz gebraclit und dort verscharrt werden.
Das Er�ffnen der Aasgruben zu dem Zwecke, um die in demselben befindlicheu Thierknochen zu technischen Fabrikationen zu verwenden, darf (nach den �sterreichischen Seuchenvorschriften) erst 8 bis 10 Jahre nach ihrer Schliessung-, u. z. immer erst nach eingeholter Bewilligung und unter Intervention der politischen Be�h�rden gestattet werden.
In neuester Zeit wird die Verbrennung der Thierleichen oder die Ben�tzung derselben zu technischen Zwecken anstatt des Vergrabens bef�rwortet. Beide Vorg�nge verdienen offenbar den Vorzug vor dem Vergraben, nur sind sie nicht �berall durch�f�hrbar.
Das Verbrennen wird unter allen Verh�ltnissen dort vorzu�ziehen sein, wo es sich um die Vernichtung der Cadaver milzbrand�kranker Thiere handelt, weil der Boden den Ansteckungsstoff des Anthrax durch lange Zeit wirksam erh�lt, und g�nstigen Falls auch in die Luft entweichen l�sst, wodurch zu neuen Infectionon Anlass gegeben wird, dann dort, wo Hindernisse dem Vergraben entgegen�stehen (Felsenboden, hoher Stand des Grundwassers), dagegen Brennmateriale leicht beschafft werden kann. Dort, wo Siemens-sche Brenn�fen zu Gebote stehen, verdient das Verbrennen gegen��ber dem Vergraben jedenfalls den Vorzug; sonst m�sste das Ver�brennen, besser Verkohlen der Cadaver mittelst Holz und Reisig, oder mittelst Petroleum und Theer vorgenommen werden.
Die technische Verarbeitung der Cadaver von Thieren, welche an ansteckenden Krankheiten gelitten haben, wird wohl nur bei dem vereinzelten Vorkommen solcher F�lle und wenn hiezu geeignete Fabriken in der N�he sich befinden, m�glich sein. Bei dem seuchenartigen Herrschen solcher Krankheiten, und wenn inner�halb weniger Tage eine grosse Zahl von Cadavern zuw�chst, wird eine derartige Verai'beitung wegen Unzul�nglichkeit der doch nur auf die gew�hnlichen Verh�ltnisse berechneten Betriebsanlagen, und aus sauit�ts- und veterin�r-polizeilichen R�cksichten, welche ein l�ngeres Herumliegen der Aeser nicht gestatten, sich als unzul�ssig ergeben.
sect;. 110. Im Beginne mancher ansteckender Krankheiten der Schlachtthiere wird die Ben�tzung des Fleisches der get�dteten Thiere gestattet. Die Eigenschaft infectionsf�hige Thiere durch Ber�hrung, Beriechen u. s. w. anzustecken, verliert das Fleisch zum Theile schon durch das vollst�ndige Erkalten, vollst�ndig aber
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Desinfection.
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durch Einwirkung der Siedhitze des Wassers, durch P�ckeln und lang-sames B�uchern.
Fette werden durch das Ausschmelzen desinficirt.
sect;. 111. Die frischen H�ute k�nnen durch Aufh�ngen an einem luftigen Orte, wo sie his zum vollst�ndigen Trockenwerden verbleiben, desinficirt werden; diess weisen die mit solchen H�uten vorgenommenen Ansteckung-sversuchc, die ein negatives Resultat ergehen haben, zur Evidenz nach. Hiezu hen�thigon Rindsh�ute aber einen Zeitraum von wenigstens 3 Wochen; da nun w�hrend dieser langen Zeitperiode leicht Ansteckungen erfolgen k�nnen, so schreiben die Seuchennormalien andere, schneller zum Ziele f�h�rende Desinfeetionsmethoden vor.
Dahin geh�rt das Einlegen der frischen H�ute in mit Kalk�oder Chlorkalklauge gef�llte Bottiche, in welchen sie durch 24 Stun�den belassen und dann durch einige Tage dem Luftzuge ausgesetzt werden; so wie die Desinfection derselben mittelst der D�mpfe der, durch Verbrennen von Stangenschwefel entwickelten schwefligen S�ure und darauffolgende Durchl�ftung und Trocknung.
Am sichersten werden die einer vorl�ufigen Einkalkung unter�zogenen H�ute durch unmittelbare Abfuhr in eine, in dem Seuchen�orte oder seiner n�chsten Nachbarschaft befindliche G�rberei und die daselbst sogleich beginnende Verarbeitung unsch�dlich gemacht.
Das Einlegen der H�ute in Kali- oder Natronlauge zerst�rt die Textur derselben und macht sie zur Verarbeituno- untauglich.
sect;. 112. H�rner und Klauen k�nnen durch Einlegen in Salz�wasser w�hrend 12 Stunden, darauffolgendes gutes Abwaschen und Trocknen desinficirt werden.
Die Knochen kommen im frischen Zustande in Seuchenf�llen nicht zur Desinfection.
Haare, Wolle und Borsten k�nnen durch l�ngeres L�ften, durch R�uchern mit Chlorgas oder schwefligsauren D�mpfen des�inficirt werden.
Die desinficirten thierischen Rohproducte sollten erst nach erkl�rter Beendigung der Seuche aus der Ortschaft entfernt werden d�rfen.
sect;. 113. Desinfection der Stallungen und Ger�the. Sobald ein Seuchenstall von kranken und verd�chtigen St�cken geleert ist, muss er sogleich der Desinfection unterzogen werden, um so rasch als m�glich alle Vehikel und Zwischentr�ger des An�steckungsstoffes unsch�dlich zu machen.
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Desinfection der St�lle.
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Zu diesem Zwecke wird der D�nger ausgef�hrt, h�lzerne Fussh�den werden ausgehoben, die zerbrochenen und morschen Dielen oder Bohlen zerhackt und verbrannt, die brauchbaren auf beiden Seiten abgehobelt oder frisch bebauen und mit Lauge gewa�schen ; die Erde unter diesem Fassboden, oder wenn letzterer blos aus Erde besteht, wird diese so tief ausgegraben, als die Mistjauche sich darin versenkt hat; das Ziegel- oder Steinpflaster wird gleich�falls ausgehoben, mit heisser starker Lauge gewaschen und an der Luft getrocknet, die Erde unter demselben wie fr�her behandelt.
Die o-emauerten Stallw�nde werden abgekratzt und mit Kalk frisch �bert�ncht; h�lzerne W�nde abgehobelt, mit heisser Lauge gewaschen und nach dem Trocknen gleichfalls mit Kalk oder Chlor�kalkt�nche bestrichen. Alte h�lzerne Futterbarren und Raufen werden verbrannt, die noch brauchbaren �berall abgehobelt, mit heisser Lauge gewaschen, durch mehrere Tage an der Luft ge�trocknet und n�thigenfalls mit roher Carbols�ure bestrichen. Die Fenster und Th�rcn des Stalles werden hierauf ge�ffnet, damit die Luft durch mehrere Tage denselben nach allen Richtungen durch�streichen kann; nach vollkommener Durchl�ftung wird der Boden mit frischer Erde belegt und diese festgestampft, oder auf derselben die neuen gereinigten Dielen oder das Pflaster angebracht.
Entweder sogleich nach Entfernung des D�ngers, so wie nach vollendeter Stallreinigung (wie bei der Rinderpest), oder nur zu dem letzteren Zeitpunkte, werden die Stallungen durchr�uchert. Man verwendet hiezu am gew�hnlichsten die Chlord�mpfe, welche man entwickelt, wenn man auf eine, in eine irdene Schale gesch�t�tete Mischung von 3 Theilen gestossenem trockenem Kochsalz und
1nbsp; nbsp;Theil gepulvertem Braunstein allm�lig unter best�ndigem Um�r�hren 2 Theile concentrirte, mit derselben Gewichtsmenge Wasser vorher vermischter Schwefels�ure giesst, oder wenn man gleiche Gewie.htstheile Schwefels�ure und Chlorkalk mischt; wornach Fen�ster und Th�ren gut verschlossen werden.
Auch die Smyth'schen oder salpetersauren R�ucherungen k�nnen zur Desinfection verwendet werden. Man nimmt hiezu
2nbsp; Theile gepulverten Salpeter, �bergiesst ihn unter Umr�hren mit 1 Theil concentrirter Schwefels�ure und l�sst �fter umr�hren.
Auf �hnliche Weise werden auch bei sehr ansteckenden Krank�heiten die zu den St�llen f�hrenden G�n^e, gemauerte D�nger- und Jauchegruben desinficirt.
Alle bei dem mit ansteckenden Krankheiten behafteten Vieh gebrauchten Stallger�the sind gleichfalls sorgf�ltig zu reinigen;
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Desinfcction ier St�lle.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 209
Ketten und anderes Eisenwerk wird gegl�ht oder mit heisser Lauge gewaschen: Stroh, Stricke, Decken, und aus Stricken oder Gurten verfertigte Halftern u. dgl.. so wie bereits schlechte h�lzerne Gre-r�the, Tr�nkeiiner u. dgl. worden verbrannt, brauchbare wiederholt mit heisser Lauge gewaschen, wohl durchl�ftet und nach Erforder-uiss mit Kalkmilch oder einem anderen Desinfectionsmittel be�strichen; Lederzeug wird mit schwacher kalter Lauge gewaschen und vor dem vollst�ndigen Trocknen mit Fett eingerieben.
Wo die St�lle aus einem nicht zu reinigenden Materiale, z. B. Rutheugeflechten bestehen, und mit einem Anwarf nicht ver�sehen sind, m�ssen sie niedergerissen, sainmt dem darin befind�lichen D�nger und der ausgehobenen Erde weggef�hrt, und an einem abseitigen Platze verbrannt, oder geh�rig verscharrt werden. Sind jedoch derlei St�lle mit einer, mehrere Zoll dicken Lehm�schichte bekleidet, so kann der alte Anwurf abgeschlagen, das Rnthenger�ste mit siedend heissem Wasser von innen und aussen begossen, mit neuem Lehmanwurf versehen, und dann mit gew�hn�lichem Kalk beweisst werden.
Der Stalld�nger und die bei der Stallreinigung ausgehobene Erde m�ssen sorgf�ltig- aus den Seuchenstallungen wegger�umt und an Orte gebracht werden, wo sie zur Ansteckung keine Veranlassung; geben k�nnen. Sie sind auf abgelegene Felder zu f�hren und da�selbst sogleich unterzuackern, wozu man sich jedoch stets solcher Thiergattungen zu bedienen hat, die f�r die betreffende ansteckende Krankheit keine Empf�nglichkeit besitzen. Der von pestkranken Kindern herr�hrende D�nger ist jedoch, so wie die aus den Stal�lungen ausgehobene Erde unter allen Verh�ltnissen auf abgelegenen Pl�tzen in tiefe Gruben zu verscharren und mit Erde zu ver-stampfen oder zu verbrennen. Eine sicherstellende Desinfections-methode solchen D�ngers ist bisher noch nicht bekannt.
Die zum Ausf�hren gebrauchten W�gen sind wie die Stall-ger�the zu reinigen, die zu diesen Pl�tzen f�hrenden Wege von dem etwa von den Fuhren herabgefallenen Uurathe wohl zu s�ubern und d�rfen von gesunden Thieren, welche Empf�nglichkeit f�r die Ansteckung haben k�nnten, durch mehrere Tage nicht betreten werden.
Futterstoffe und Streustroh, welche sich in Holzb�den �ber den Seuchenstallungen befanden, oder mit den kranken Thie�ren in Ber�hrung gekommen oder besudelt worden sind, m�ssen an einem entlegenen Orte 14 Tage lang durchl�ftet, �fters umge�stochen, und wo m�glich nur zur F�tterung- f�r Thiergattungen
Roll, Path. u. Ther. d. Hausth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14
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Desinfection der St�lle, der Eisenbabnwaggons,
ben�tzt worden, denen die Empf�ng^lichkeit f�r die bestimmte an�steckende Krankheit mangelt. In die entleerten Futterb�den soll erst nach 14 Tagen wieder neues Futter untergebracht werden.
Desinficirte Seuchenst�lle sollen noch durch einige Tage durch�l�ftet und je l�nger je besser unbesetzt bleiben.
W�hrend der Rinderpest-Invasion tier Jahre 18���66 wurden in England umfassende Versuche mit verschiedenen Desinfectionsmitteln und Verfahren durch�gef�hrt. (S. Third re]gt;firt of the commissioners appointed to inquire into the origin etc. of cattle plague, pag. 15S�201.) Es hat sich hiehei herausgestellt dass die Desinfection am sichersten durch die Anwendung der Theers�uren, besonders der Carbol- (Phenyl-) S�ure erzielt, und durch gelegentliche Anwendung der schwefeligen S�ure unterst�tzt wird. Als das zweckm�ssigste Reinigungs�verfahren wird empfohlen:
Bez�glich der St�lle das HolzwTerk mit heissem Wasser zu waschen, welchem auf 4 Liter ein Weinglas Carb'ols�ure beigemischt ist; die W�nde mit Kalkt�ncbe, der gleichfalls C'arbols�ure zugesetzt ist, zu �berstreichen, den Boden mit heissem Wasser zu waschen und dann mit (Karbols�ure zu besprengen, scbliesslicb bei geschlossenen Fenstern und Th�ren Schwefel (I1/, Kilogramm f�r einen Stall von 10�12 St�nden gerechnet) auf gl�henden Kohlen zu verbrennen, und den Stall nach Ablauf von 2 Stunden dem Luftzuge zu �ffnen. Die R�ncherung der St�lle, aus welchen vorher die Thiere entfernt wurden, mit Schwefel, n. z. einmal in der Woche, wird auch f�r jene F�lle empfohlen, wo die Seuche in der Nachbarschaft herrscht.
Der D�nger, falls er nicht verbrannt oder vergraben, sondern untergepfl�gt werden sollte, musste durch mehrere Wochen t�glich mit einer Losung der Carbol-s�ure begossen werden; die zum Ausf�hren desselben ben�tzten Karren und Ger�the w�ren mit Carbols�urel�sung zu waschen und ebenso die D�ngerst�tte zu desinficiren.
Blut und Abf�lle sind nach vorhergegangener Begiessung mit C'arbols�ure zu vergraben, die Cadaver 2 Meter tief zu verscharren und mit ungel�schtem Kalk, dem (auf 50 Kilogramm 1'/j Liter) Carbols�ure beigesetzt ist, zu bedecken; ebenso sollen K�rner und H�ute mit einer L�sung der Carbols�ure oder des Chlorkalkes gereinigt, und mit ersterer auch die Desinfection der Personen, welche mit kranken Thieren zu thun hatten, vorgenommen werden.
Transportwagen f�r Vieh sollen nach sorgf�ltiger Reinigung und Waschung mit siedendem Wasser, dem Lauge (72 Kilogramm auf '/2 Hektoliter Wasser) bei�gesetzt ist, mit einer L�sung von Carbols�ure oder Chlorkalk desiniieirt werden.
Reim Herrschen der Seuche in der N�he wird die zweimal w�chent�liche Waschung der gesunden Thiere mit Seifenwasser, dem Carbols�ure zugesetzt wurde, und die t�gliche Bespritzung der W�nde, des Stallbodens und der Thiere mit Carbols�ure als Schutzmittel gegen die Ansteckung empfohlen.
Einer allgemeinen Anwendung dieses so anger�hmten Pr�parates bei uns, stand bis jetzt noch der ziemlich hohe Preis desselben entgegen.
sect;. 114. Die zum Viehtransporte ben�tzten Eisenbahnwaggons werden nach Entfernung des D�ngers, der zur Zeit des Herrschens von Thierseuchen verbrannt oder vergraben werden muss, entweder mit heissem Wasser oder mit gespanntem Wasserdampf gereinigt,
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Oesinfection di;r Kloilt;lcr. � Erlnschen einer Seuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 21 1
worauf die Anwendung eines Desinfectionsniittels (heisser Lauge, Bestreiehou der W�nde und des Pussbodens mit roher Carbols�ure oder mit einer Mischung- derselben mit Kalkmilch oder mit einer L�sung von Eisenvitriol oder Chlorkalk) folgt. Auf dieselbe Weise sind auch die zum Verladen der Thiere ben�tzten Objecte (Ram�pen u. s. w.), und die zum Reinigen der Waggons ben�tzten Ge-r�the (Besen, Schaufeln u. s. w.) zu desinficiren.
sect;. 115. Wollene Kleidungsst�cke und Bettzeuo- k�nnen durch L�ften, durch Einwirkung trockener W�rme; Leinen- und Baumwollstoffe u. dgl. durch Abbr�hen mit siedend heisser Lauge und darauffolgendes Auswaschen und Trocknen desinficirt werden.
sect;. 116. Die zur Unterdr�ckung einer ansteckenden Thier-krankheit getroffenen vete.rin�r-polizeilichen Vorschriften treten zur G�nze erst dann aussei- Wirksamkeit, wenn die Krankheit amtlich als erloschen erkl�rt wird.
Es erfolgt dies erst dann, wenn die Dosinfection in allen ihren Theilen vollst�ndig zu Ende gef�hrt ist, und seit dem letzten Genesungs-, T�dtungs- oder Todesfalle eines seuchenkranken Thieres ein bestimmter, f�r jede ansteckende Krankheit durch das Gesetz normirter Zeitraum, welcher sich nach der Dauer der Incubations-Periode richtet, abgelaufen ist.
W�hrend der Dauer einer ansteckenden Thierseuche hat, falls die Seucliencommission nicht st�ndig in dem verseuchten Orte ex-ponirt ist, eine periodische Nachsichtspflege durch den amtlich abgeordneten Thierarzt stattzufinden, welcher im Einvernehmen mit den �brigen Mitgliedern der Seuchencommission periodische Berichte �ber den Verlauf der Seuche an die politische Bezirksbeh�rde zu erstatten hat.
Uebertretungen der Seuchengesetze oder der zum Voll�zuge derselben erlassenen Verordnungen oder Instructionen, werden, wenn sie nicht unter das allgemeine Strafgesetz fallen, nach beson�deren, diesfalls erflossenen Bestimmungen bestraft.
Die Kosten, welche aus der Durchf�hrung der Schutz- und Tilgungsmassregeln bei ansteckenden Thierkrankhciten erwachsen, fallen theils dem Staatssch�tze, theils den betreffenden L�ndern (Provinzen), theils den Gemeinden, theils den Vieheigenth�mern zur Last. Die Bestimmungen hier�ber sind in den einzelnen Staaten verschieden.
sect;. 117. Die Impfung kann, da sie eine absichtliche An�steckung, mithin die Herbeif�hrung einer Erkrankung von Thieren
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Impfung.
y.iim Zwecke und demnacb eine Vermehrung der Krankenzidd im Gefolge liat. weder als Schutz-, noch als Tilgungsmassregel an-steckeiider Thierkrankheiten angesehen werden. Sie hat h�chstens als Nothimpfung, d. i. als Impfung von Thieren eines Bestandes, in welchem bereits eine ansteckende Krankheit herrscht, zum Zwecke der Abk�rzung der Seuchendauer eine veterin�r-polizeiliche Berech�tigung u. z. nur bei solchen Krankheiten, bez�glich welcher die Erfahrung sichergestellt hat, dass die durch die Impfung bewirkte Krankheit in der Kegel milder abl�uft, als die durch nat�rliche Infection entstehende.
Die Schutzimpfung, welche zu einer Zeit vorgenommen wird, wo die ansteckende Thierkrankheit, welche geimpft wird, in der N�he gar nicht herrscht, und die sogenannte Vorbauungs�impfung, welche an Thieren eines seuchenfreien Viehbestandes vorgenommen wird, wenn die Grefahr einer Einschleppung der an�steckenden Krankheit besteht, f�hren die Ansteckung absichtlich unter ganz gesunde Thiere ein, und veranlassen unter ihnen Erkran�kungen, von welchen sie durch entsprechende Sperrmassregeln h�tten gesch�tzt werden k�nnen.
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Da die durch die Impfung hervorgerufene Krankheit ebenso
wie die durch die gew�hnliche Ansteckung hervorgerufene das Con-tagium producirt, so sind geimpfte Viehbest�nde ebenso gemein-gef�hrlich, wie seuchende �berhaupt. Es ergibt sich hieraus die nothwendige Folgerung, dass bei geimpften Thieren dieselben Vete�rin�r-polizeilichen Massregeln zur Durchf�hrung zu kommen haben, wie bei der entsprechenden nat�rlichen Krankheit, und dass es gerechtfertigt w�re, die Vorbauungs-, noch mehr aber die Schutz�impfung zu verbieten.
Unter allen Verh�ltnissen sollte die Impfung von der Inter�vention eines amtlichen Thierarztes abh�ngig gemacht werden.
V. Abschnitt.
Die allgemeinen Formen der St�rungen.
sect;. 118. Es wurde schon fr�her erw�hnt, dass die im thierischen Organismus vorkommenden St�rungen in grob mechanische, in functionelle und in anatomische unterschieden werden k�nnen.
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Functionelle Storuugen.
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Da die ersteren dum allgememen Gebrauche nach, dem Gebiete der Chirurgie zugewiesen werden, so wird hier haupts�chlich nur von den beiden letzteren Formen der St�rungen die Rede sein.
I. Functionelle St�rungen.
sect;. 119. Die Function der Thcile des thierischen K�rpers kann, auch ohne dass in der materiellen Zusammensetzung derselben eine Abweichung bemerkbar w�re, zun�chst mich zwei Richtungen von der Normalit�t abweichen; einerseits, indem die Functionirung au und f�r sich oder mit R�cksicht auf die nachweisbaren Reize unge�w�hnlich intensiv ist, andererseits, indem sie entweder au und f�r sich oder im Verh�ltnisse zu den stattgefundenen Reizen ungew�hn�lich schwach oder unvollkommen erfolgt, oder sogar v�llig aufh�rt. Es muss jedoch hier wiederholt werden, dass auch jenen Functions-st�rungen, bei welchen man bis jetzt eine materielle Ver�nderung des Gewebes nicht nachweisen konnte, eine solche gleichwohl zu. Grunde liegen m�sse, und dass das Gebiet der rein functionellen St�rungen in Folge der fortschreitenden Frkenntniss der sie bedin�genden materiellen Ver�nderungen in den Elementen der Gewebe sich fortan verengere. Finer und derselben sogenannten Functions-st�rung liegen manchmal ganz ausgesprochene Aenderungen der Textur zu Grunde, w�hrend sie in anderen F�llen wieder mangeln (Kr�mpfe, L�hmungen, Schmerzen). Der Uebersiclitlichkeit wegen sollen jedoch diese Formen der St�rung im Zusammenhange be�handelt werden.
Es kommen hier vorzugsweise die Anomalien in den Func-tionen des Xervensystemes und der Absonderungsorgane in Betracht; als St�rung der W�rmeproduction findet hier noch das Fieber seine Stelle.
1. St�rungen der Funetioneu des Nervensysteiues.
sect;. 120. Empfindung und Bewegung, so wie die geistigen Th�tig-keiten sind die Functionen des Nervensystems, zu deren Beth�tigung die Nerven, seien sie Empfindungraquo;- oder Bewegungsnerven, eines Anstosses von aussen, eines Reizes bed�rfen, auf welchen sie, entsprechend ihrer Function, die ersteren durch Empfindung, die letzteren durch Eintritt von Bewegung reagiren. Auf die Art dieser Reaction nehmen jedoch einerseits die Centraltheile des Nerven-systemes, die centralen Nervenzellen, zu welchen der Nerv den
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Functionelle St�rungen des Nervensystems.
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einpfaDg'eneii Reiz fortleitet, Eiufluss; denn von dem Zustande dieser Centren h�ngt es ab, innerhalb welcher Grenzen sich die Reaction bewegen wird; andererseits influencirt hierauf der Zustand des Nerven und des Organes, welchem er angeh�rt und die Art und St�rke der Reize. In Bezug- auf Nervenreize unterscheidet man ilussere und innere. Die �usseren Reize wirken entweder durch die Sinnesorgane oder sie sind elektrischer, mechanischer (Druck, Dehnung-, Ersch�tterung-), chemischer (welche besonders die sensiblen Nerven afiiciren) oder thermischer Natur (Tempei-atur�nderiing-en); die inneren liegen in den Nervenzellen, in so ferne von ihnen Im�pulse ausgehen und in den Ern�hrung-sver�nderung-en der Sub�stanz der Nerven selbst. Sobald ein Reiz einwirkt, tritt eine Ver��nderung- in dem Nerven ein, die durch dessen eigene Th�tigkeit nach Art eines elektrischen Stromes in ihm fortgeleitet wird (1 nner�vation svorg-an g). Wirkt ein Reiz dauernd ein, so entfernt die hiedurch im Nerven hervorgerufene Ver�nderung diesen immer mehr von seiner Normalit�t, sie schw�cht ihn, u. z. local bez�g-lich der Aufnuhme, allgemein bez�glich der Fortleitung des Reizes. Durch Ruhe wird die geschw�chte Reizempf�ng-lichkeit wieder hergestellt; zu lange Ruhe vermag- jedoch die Erregbarkeit auch vollst�ndig-aufzuheben. Die durch die l�ngere Einwirkung- desselben Reizes aufgehobene Empf�nglichkeit eines Nerven, kann gleichwohl f�r andere Reize fortbestehen.
F�r die Functionen der Nerven in physiologischer und pathologischer R�ck�sicht gelten, wie beksumt, folgende Gesetze:
a.nbsp; nbsp;Das Gesetz tier isolirten Leitung (Weher). Die Erregung einer Nervenfaser kann von der Peripherie Iris zum Centrum auf eine andere nicht �bertragen werden; die neben ihr liegenden bleiben unver�ndert; ein verloren ge�gangener Nerv kann daher durch einen anderen in seiner .Function nicht ersetzt werden.
b.nbsp; nbsp;Das Gesetz der specifischen Energie (Bell). Auf einwirkende Reize antworten sensible Nerven nur durch Empfindung, motorische nur durch Bewegung, jene der Sinnesorgane in ihrer specifischen Weise. F�r eine diesem Gesetze zu Grunde liegende specifische Verschiedenheit dieser Nervenfasern selbst, welche sich anatomisch oder chemisch nicht, nachweisen l�sst, sprechen gewisse Thatsaclien. raquo;So degeneriren durchschnittene sensible Nerven von der Peripherie gegen das Centrum, motorische in umgekehrter Richtung; so heilen durchschnittene Nervenfasern nur mit gleichwirkenden, nicht aber sensible mit motorischen zusammen.
c.nbsp; nbsp;Das Gesetz der excentrischen Erscheinung. Jede. Empfindung, gleich�viel an welcher Stelle des Verlaufes eines sensiblen Nerven oder im Centralorgane sie entsteht, wird an das peripherische Ende des Nerven �bertragen.
d.nbsp; Das Gesetz der Sympathie, des Reflexes, wonach die Erregung einer Nervenfaser in dem Centralorgan auf eine andere �bertragen wird. Diese Ueber-tragung geschieht sowohl auf Fasern derselben, wie einer andern functionellen
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Anomalien der Empfindung, � Hyper�sthesie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 215
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Th�tigkeit, sowohl derselben, als der anderen Seite; liiedurch kommen die Rettex-bewegnngen und Reflexempfindungen zu Stande.
Die St�rungen der Nerventh�tigkeit treten unter zwei Formen in die Erscheinung-, als vermehrte und als verminderte oder
aufgehobene Function.
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A. Anomalien der Empfindung.
sect;. 121. Die an den peripherischen Ausbreitungen der Emphn-dungsnerven stattfindenden Erregungen, werden durch sie dem Centralorgan (centripetal) zugeleitet und kommen dort, entsprechend dem Zustande dieses letzteren und der Leitungsf�higkeit des Nerven zum Bewusstsein des Thieres.
Dureli die Wechselwirkung der Theile des Organismus wird eigentlich eine fortdauernde Th�tigkeit der sensiblen Nerven unterhalten (Heule), und die auf sie einwirkenden Reize verst�rken eigentlich nur diese Th�tigkeit.
Von den R�ekenmarksnerven sind nur die hinteren Wurzeln sensibel; die vorderen enthalten motoriselie Fasern, zu welchen jedoch auch sensible der hinteren Wurzeln treten. Die hinteren Str�nge des R�ckenmarks sind sensibel, die seitlichen und vorderen sehr wenig; die graue Substanz ist unempfindlich, aber sie leitet Emptindnngseindr�eke. Im Gehirn besitzt das verl�ngerte Mark und die Varolsbr�oke die gr�sste, die Schenkel des Kleinhirns, die Vierh�gel und Streifen�hflgel an ihren tieferen Theilen eine geringere, die Hemisph�ren des Gross- und Kleinhirns, der Balken, die Sehh�gel, das Gew�lbe und die Streifenh�gel an ihren oberfl�chlicheren Theilen gar keine Empfindlichkeit.
Von den Gehimnerven sind der Seh-, Geruchs- und Geh�rnerv specifische Sinnesnerven, von den G Bewegungsnerven (gemeinschaftlicher Angcmnuskelnerv, Rollnerv, �usserer Augenmuskelnerv, Angesichtsnerv, IJei- und Unterznngennerv) erhalten der gemeinschaftliche Augenmuskelnerv und der Angesichtsnerv vom drei-getheilten, der Unterzungennerv von der hinteren Wurzel des ersten Halsnerven (Schiff) sensible Fasern. Die drei �brigen Gehimnerven (dreigetheilter, hemm�schweifender und Zungenschlnndkopamp;erv) sind gemischte Nerven.
a. Vermehrte Sensibilit�t, Hyper�sthesie.
sect;. 122. Sie tritt entweder als erh�hte Erregbarkeit der Nerven gegen Reize oder in der Form l�stiger Empfindungen, Schmerzen, auf.
Eine allgemein erh�hte Reizbarkeit, wobei die Empf�nglichkeit f�r die Reize h�her als im normalen Zustande und demnach auch die Reaction eine unvorh�ltnissm�ssig starke ist, Reflexbewegungen und Circulationsst�rungen leicht eintreten, trifft man unter den Ilaus-thieren, insbesondere bei verweichlichten, schw�chlichen oder durch Krankheiten herabgekommenen Hunden, Pferden und veredelten
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Hyper�sthesie.
Schafen. Sie g-ibt sich dadurch zu erkenneu, dass an und f�r sich geringf�gige Reize schon empfunden werden und selbst Schmerz und Reflexbewegungen zu veranlassen im Stande sind. Sie ist oft unabh�ngig von nachweisbaren anatomischen St�rungen, kann jedoch auch in mangelnder Ern�hrung- der Nerven, abh�ngig- von Anomalien der Blutmischung- (An�mie), in Gewebs�nderung-en einzelner Nerven, in Krankheiten des Gehirnes und R�ckenmarkes begr�ndet sein. Beim Starrkrampf der Pferde z. B., bei welchem jedenfalls ein Reiz�zustand des R�ckenmarkes zugegen ist, geh�rt Hyper�sthesie zu den fast nie fehlenden Erscheimrng-en. Die Therapie ist entsprechend der zu Grunde liegenden Ursache einzurichten.
L�stig-e Empfindungen und Schmerzen sind als gesteigerte Function der sensiblen Nerven anzusehen; Reizungen der Sinnes-nerven veranlassen keine Schmerzen. Die verschiedenen Theile des Thierk�rpers zeigen, entsprechend dem Grade der Sensibilit�t der sie versehenden Nerven, einen verschiedenen Grad von Emptind-lichkeit. Schmerz �berhaupt aber kann �berall dort entstehen, wo Emptindungsuerven sich vorfinden; vorausgesetzt einerseits, dass von der Stelle aus, wo der Nerv gereizt wird, eine ununterbrochene Leitung- bis zinii Gehirne stattfindet und andererseits, dass dieses letztere f�r Eindr�cke empf�nglich ist. Theile, welche unter nor�malen Verh�ltnissen wenig- oder keine Empfindlichkeit zeigen, k�nnen erkrankt die heftigsten Schmerzen veranlassen, wie Knochen, fibr�se und ser�se H�ute. Auch Nerven, welche unter gew�hnlichen Um�st�nden deutliche Empfindungen nicht veranlassen, k�nnen, wie der Svmpathicus, in Krankheiten Schinerzempfindung- hervorrufen.
Die Ursachen der Schmerzen liegen bald in mechanisch wirkenden Umst�nden, wie Verwundungen, Druck und Zerrung- der Nerven durch Geschw�lste, Narben, verengerte Knochenkan�le, durch welche Nerven ziehen, Entz�ndung-sproducte; bald in Ver��nderungen der Oeutralorgane, Gehirn und R�ckenmark, in welchen dann die Schmerzen bisweilen in der Peripherie zur Wahrnehmung-kommen, bald in Erkrankungen des Organismus, namentlich in Blutalterationen. (Schmerz�usserungen beim Druck, namentlich l�ngs der Wirbels�ule beim Anthrax, bei der Rinderpest.)
Bei Thiereu l�sst sich wohl der Grad, nicht aber die Be�schaffenheit des Schmerzes erkennen und ausmitteln; in vielen F�llen kann aus der St�rke desselben mit R�cksichtnahme auf den Reichthum des kranken Organes an sensiblen Nerven ein Schluss auf die Grosse der ihn veranlassenden Ursache gemacht werden. Umgekehrt jedoch darf aus der Abwesenheit des Schmerzes nicht
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Hyper�sthesie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 217
auf die normale Bescliaffenheit eines Theiles g-eschlossen werden, da sich Gewebsst�rungen jeder Art, auch ohne zu Schmerz�nssernngen Veraulassung- zu quot;eben, entwickeln k�nnen, l�hen so wenig- gibt das Vorhandensein des Schmerzes einen Anhaltspunkt, um auf die Gegenwart einer bestimmten Erkrankung- zu schliessen.
Bei dem Umst�nde, als die subjeetiven Emptindungen eines Thieres dem Thierarzte entgehen, ist die Bestimmung- des Sitzes des Schmelzes, dessen locale Empfindung eben eine Wahrnehmung des Bewusstseius des Thieres ist, h�ufig mit Schwierigkeiten ver�bunden. Im Allgemeinen geben die Thiere ihren Schmerz entweder durch Schonung- des schmerzenden Theiles und Vermeidung jedes Druckes auf denselben, oder durch gewisse Bewegungen, Unruhe, Schlagen oder Umsehen nach diesem Theile, so wie durch eine mehr oder weniger hohe Empfindlichkeit bei Ber�hrung- desselben zu erkennen. Nach lang- andauernden und heftigen Schmerzen stellt sich bisweilen Abstumpfung- und sogar Unemptiudlichkeit gegen �ussere Einwirkungen ein, in welchem Falle dann auf ver�nderte oder aufgehobene Empf�nglichkeit der betreffenden Nerven gegen den vorhandenen Keiz, oder auf beschr�nkte Leitung- der Empfindung zum Gehirne, oder auf eine Erkrankung dieses letzteren g-eschlossen werden muss.
So lang-e der Schmerz in einem Theile heftig- ist, erfolgt auch in der Regel eine Besserung- in dem ihn veranlassenden Krankheits-proeesse oder Zustande nicht; l�sst er an Intensit�t nach, so beob�achtet man nicht selten eine entschiedene Abnahme der Krankheit. Bisweilen, jedoch nicht immer, f�llt das Aufh�ren des Schmerzes mit den ersten Erscheinungen der Besserung- zusammen, in anderen F�llen dauert jedoch die Krankheit nach dem Versehwinden der Schmerzen noch durch einige Zeit an, nimmt jedoch bald einen g�nstigeren Verlauf; in anderen endlich kann man nach einer durch arzneiliche Einwirkung bedingten Beseitig-ung- des Schmerzes die Krankheit rasch eine Wendung- zum Bessern nehmen sehen. Hiedurch gewinnt es den Anschein, dass der Schmerz bei Gegen�wart von Gewebsst�rung-en diese selbst unterhalte und deren Zu�nahme beg�nstige.
Jedoch nicht blos auf den kranken Theil, sondern auch auf andere Organe �bt der Schmerz nachtheilige Wirkungen aus. Den Einfluss auf das Gehirn erkennt man daraus, dass l�nger an�dauernde oder heftige, bei emptindlichen Thieren selbst massige, aber fortdauernde Schmerzen entweder Aufrejrunjr, die sich soa-ar bis zur Raserei steigern kann, oder aber Stumpfsinn und Be-
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Hyper�sthesie.
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t�ubung- hervorrufen. Die Entstellung- sog-enannter Mitempfin-dung-en beweist die Aiisbreitiing- des Schmerzes auf andere Empfiiidung-suerven, welche entweder in der N�he des urspr�ng-lich schmerzhaften Org-anes liegen, oder auch ganz entfernt von ihm sich befinden k�nnen; bisweilen, jedoch viel seltener, tritt bei Schmerzhaftigkeit eines Theiles Verminderung- der Empfindung oder selbst Empfindungslosigkeit in einem andern auf; am h�utigsten in der Sph�re der Triebe, wie des Hungers, Geschlechts�triebes u. s. w.
Der Einfluss des Schmerzes auf Bewegungsnerven gibt sich durch Zittern, Kr�mpfe, bisweilen auch durch den Eintritt von L�hmungen zu erkennen. Am auffallendsten ist der Einfluss der Schmerzen auf die Kreislaufs- und Absonderungsorgane, dann auf die Ern�hrung des schmerzhaften Theiles; h�utig- stellt sich, insbesondere bei heftigen Schmerzen, h�here R�thung und W�rine, Vermehrung der Absonderung, bei l�ngerer Andauer Schwund des Theiles ein, in anderen F�llen findet sich Bl�sse und Zusammen�sinken, Verminderung- seiner W�rme und Absonderung. Bei l�ngerer Andauer des Schmerzes leidet die Ern�hrung des ganzen K�rpers, das Fett schwindet, die Haut wird schlaff, das Haar glanzlos. Lange anhaltende heftige Schmerzen m�gen selbst eine Anomalie der Blut-mischung zu veranlassen im Stande sein; wobei es dunkler gef�rbt, reich an Cruor, arm an Faserstoff wird. Diese Zersetzung mag in manchen F�llen die Ursache des Eintrittes des Todes sein; wenig�stens wurden bei Pferden, welche in Folge heftiger Rehekrankheit
zu Grunde gegangen waren.
aussei- der angef�hrten Blutbeschaffcn-
heit keine Ver�nderung in irgend einem wichtigen Organe an�getroffen.
Die Behandlung der Schmerzen beabsichtiget vorerst die Entfernung der Ursachen, u. z. sowohl der �usseron als auch der inneren, d. h. der dem Schmerze etwa zu Grunde liegenden St�rungen. Wo dies nicht zu erreichen ist, indem entweder das Grund�bel f�r eine Behandlung schwer oder ganz unzug�nglich ist, oder die g�nzliche Hebung desselben eine zu lange Zeit erfordern w�rde, oder Schmerzen selbst nach der Entfernung desselben zur�ck�bleiben, oder diese eine zu grosse Heftigkeit haben und sich von der Fortdauer derselben eine Verschlimmerung des �rtlichen Krank�heitszustandes oder der Eintritt der fr�her angef�hrten Folgen be�sorgen l�sst, hat eine symptomatische Behandlung einzutreten. Diese sucht entweder auf die peripherische Ausbreitung des Nerven der schmerzhaften Partie zu wirken, was vor allem durch Abhal-
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An�sthesie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 219
tung- oder Verminderung aller auf diesen Thoil wirkenden Reize, durch Kulie, W�rme, B�hungen u. dgl., oder durch Verminderung seines Blutgehaltes, z. B. durch Scarificationen, kalte Umschl�ge oder durch revellirende Mittel, scharfe und Hiichtige Einreibungen, Anwendung- des Gl�heisens, oder durch die �rtliche (auch subeutane) Application narcotischer Substanzen, oder einiger Metallpr�parate, z. B. Blei, Zink, oder endlich durch �rtliche Zerst�rung der schmer�zenden Nerven geschehen kann. Die Therapie kann aber auch durch die Einleitung der sogenannten ableitenden Methode die Reizung an�derer, nicht schmerzhafter Nervenpartien und hiodurch mittelbar die Verringerung- des urspr�nglichen Schmerzes, oder die Leitung- der Empfindung von dem schmerzhaften Tlieile zum Gehirne aufzuheben versuchen; das letztere geschieht mittelst der Durchschneidung eines die schmerzende Partie versehenden Nervens. Eben so findet die innerliche Anwendung- von narcotischen Substanzen oder das Ein-athmen von Aether- oder Chloroformd�mpfen zu dem Zwecke statt, um die Empfindlichkeit und das Bewusstwerden des Schmerzes wenigstens zeitweilig aufzuheben; obwohl hiedurch der Verlauf der �rtlichen Krankheit in der Regel keine Ab�nderung- erleidet.
b. Verminderte oder aufgehobene Sensibilit�t, An�sthesie.
sect;. 123. Bei der An�sthesie ist die Empfindungsth�tigkeit der
Nerven verringert oder sie liegt vollst�ndig- darnieder; in dem letzteren Falle ist auch die Eeflexth�tigkeit aufgehoben. Die Ur�sachen derselben k�nnen in der Peripherie, oder im Verlaufe der Nerven oder in dem Centralorgane gelegen sein. Zu den peri-pherischen Ursachen geh�ren: die Einwirkung hoher K�ltegrade, narcotischer Substanzen, Entartung- der Nervenendigung-en bei Er�krankungen der Haut; die Leitungsf�higkeit der Nerven wird unterbrochen durch Trennung der Nerven in Folge mechanischer Einwirkungen, durch vollkommene Compression derselben, bedingt durch Geschw�lste, Exsudate, Extravasate, Anschwellung benach�barter Tlieile u. dgl., durch Entartung der Nervenstr�nge selbst; den centralen Ursachen sind beizuz�hlen: Ersch�tterungen, Blutungen, Entz�ndungen, Geschw�lste, Parasiten in den Central-organen des Nervensystemes, abnorme Zust�nde der sie umgebenden Knochen.
Die Symptome der An�sthesie sind dein Grade nach und nach den einzelnen betroffenen Nerven verschieden; es wird wieder�holt von ihnen in dem speciellen Tlieile die Rede sein. Unter den
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An�sthesie. � St�rungen der Bewegung.
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Gehirnnei-ven ist es insbesondere der dreigetheilte Nerv, dessen An�sthesie sammt ihren Folaren man bei Pferden �fter zu beobachten Gelegenheit hat; dass dieser Zustand, wenn er in den Sinnesnerven vorkommt, die entsprechende Sinnesth�tigkeit aufhebt, ist selbst�verst�ndlich.
Die An�sthesien entbehren auch nicht des Einflusses auf andere sensible Fasern und auf motorische Nerven; die Reflexbewegungen erfolgen tr�ffer oder h�ren s-�nzlich auf. In B'olice der R�ckwirkung auf die Gef�ssnerven entwickeln sich St�rungen in der Blutcircula-tion und in der Ern�hrung-, wie �demat�se Schwellung-, Erweichung, Geschw�rsbildung-, Atrophie; Vorg�nge, welche man bei L�hmung des dreigetheilten Nerven nach einander sich entwickeln sehen kann.
Der Verlauf ist gew�hnlich ein langsamer; die Prognose richtet sich nach der zu Grunde liegenden Ursache; kann diese entfernt werden, hat sie noch keine tiefer greifenden Textur�ver�nderungen veranlasst, so kann Heilung- erfolgen, im gegen-theiligen Falle nicht.
Bei der Behandlung- ist nat�rlich die Entfernung- der Ursache die Hauptanzeige, daher Entfernung- von Geschw�lsten, fremden K�rpern, Beseitigung- einer vorhandenen Entz�ndung-, Behandlung der An�sthesie zu Grunde liegender Leiden, namentlich der Central-organe, Anwendung- resorptionsbef�rdernder Mittel. Ausserdem k�nnen �ussere Reize, innerlich Kr�henaugen und ihre Pr�parate, Eisen u, s. w. versucht werden.
B. St�rungen der Bewegung-.
sect;. 124. Eine Reizung der motorischen, centrifugalen Nerven bewirkt Zusainmenziehung-, Bewegung jener Muskeln, mit welchen sie in Verbindung- stehen; je n�her der Reiz dem peripherischen Ende des Nerven angebracht wird, desto st�rker muss er sein, um eine Wirkung- hervorzubringen.
Im lebenden, sclieinbar selbst ruhenden Muskel, findet in Folge des andauern�den Einflusses der Nerven ein gewisser Grad von Spannung, Tonus, statt; dnrcli gesteigerte oder aufgehobene Innervation kommt es zu krampfhaften Zusammen�ziehungen oder zu L�hmungen der Muskeln.
Bei der Erhaltung des Tonus und bei jeder Bewegung spielt jedoch ausser der St�rke der Innervation auch die, von der Beschaffenheit des Tarenchyms des Muskels abh�ngige St�rke der Zusammenziehung des Muskels eine wesentliche Rolle.
Als Centren der motorischen Nerven dienen das Gehirn und R�ckenmark, sie veranlassen die willk�rlichen Bewegungen; die unwillk�rlichen sind bald Mit�bewegungen, welche durch die Fortpflanzung der Erregung von einer motorischen
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Krampf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 221
Faser auf eim' andereraquo; zu Stande kommen, oder Reflexbewegungen. Die Bttck-wirknng mutorisi-lier Tli�tigkeit auf die Krn�lirinig geschieht mittelst sensibler K�sern in den MnsUeln. deren Erregung im Centralorgan auf bropbische Fasern retlee.tirt wird.
Dio Anomalien der motorischen Nerven zerfallen ebenfalls in zwei Formen: in jene der gesteigerten Th�tigkeit, Reizung, Hyper-kiuesis, und in jene der Schw�che, der verminderten oder auf�gehobenen Th�tigkeit, Paralyse.
a. Gesteigerte Tli�tigkcit der motorischen Nerven, Hyperkinesis.
sect;. 125. Die gesteigerte Th�tigkeit der motorischen Nerven �ussert sicli unter der Form des Krampfes (Spasmus). Dieser besteht in Zusammenziehungen der Muskeln, welche in einer, dem gesetzten Reize nicht entsprechenden Heftigkeit erfolgen und von dein Willenseinflusse gr�sstentheils unabh�Dgig1 sind.
Der Verbreitung nach sind die Kr�mpfe allgemeine oder partielle; der Heftigkeit nach k�nnen sie sehr verschieden auf�treten. Der Hauptform nach sind sie tonische oder clonische.
Der tonische Krampf (Spasmus tonicus) besteht in einer anhaltenden oder vielmehr aus einer Reibe rasch einander folgender Zusammenziehungen einzelner oder zahlreicher Muskelgruppen. Hieher geh�rt die bisweilen zu beobachtende, l�nger oder k�rzer w�hrende Starrheit eines oder mehrerer Muskeln (wie sie nicht selten an einer hinteren Fxtremit�t bei Pferden vorkommt), w�hrend deren Dauer der befallene Theil nicht bewegt und dessen Contrac�tion selbst durch eine bedeutende Kraftanwendung nicht �berwunden werden kann, und welche von Manchen auf eine mangelhafte Fr-n�hrung der Muskelelemente zur�ckgef�hrt wird.
Der hier einzureihende Starrkrampf (Tetanus) �ussert sich durch heftige Muskelzusammenziehungen, welche entweder alle oder doch die meisten Muskeln des K�rpers befallen, oder auf gewisse Muskelgruppen beschr�nkt bleiben, und bisweilen so heftig sind, dass es zur Zorreissung einzelner Muskolb�ndel kommt. Ist der tonische Krampf vorzugsweise auf die Kaumuskeln beschr�nkt, so heisst er Maulsperre, Trismns. W�hrend des allgemeinen Starrkrampfes ist eine sehr gesteigerte Reflexth�tigkeit vorhanden, die geringsten Reize, Ger�usch, direct einfallendes Licht, Ber�hren des kranken Thieres veranlassen Steigerung des Krampfes.
Tonische Kr�mpfe der Strecker des Kopfes und Halses und der R�ckenmuskeln, durch welche der Kopf nach r�ckw�rts und der
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Krampf.
K�rper nach rlieser Kichtmig- gebogen wird, werden Opisthotonus, solche, durch welche in Folge der Znsammenziehang der Beuger des Halses und der Brust- und Btiuchniuskehi der K�rper gekr�mmt wird, Eraprosthotouus, solche, durch welche der K�rper nach einer Seite gezogen wird, Pleurothotonus genannt.
Der clonische Krampf (Spasmus elonicus) ist jene Form, Lei welcher abwechselnd Znsammenziehung und Erschlaftung der Muskeln stattfindet. Den geringsten Grad derselben bildet das Zittern (Tremor), d. h. leichte und unvollkommene, schnell auf einander folgende Znsammenziehungen und Erschlaffungen von Muskeln, welches als Symptom von Gehirnkrankheiten bei Hunden beobachtet wird und h�ufig im Froststadium des Fiebers, wo es auf einer abnormen Erregung des R�ckenmarkes beruht, dann bei heftigen Schmerzen, bei Einwirkung von K�lte, wo es als lieflox-erscheinung aufzufassen ist, eintritt. Einen h�heren Grad der clonischen Kr�mpfe stellen die Zuckungen (Convul sionen), d. li. pl�tzliche, aber l�nger andauernde, krampfhafte Zusammenziehungen einzelner oder mehrerer Muskeln dar.
Die Kr�mpfe erfolgen unwillk�rlich, der Wille hat auf sie wenig oder keinen Einfluss. Die willk�rliche Bewegung eines Theilos, in welchem einer dieser Zust�nde vorhanden ist, kann entweder gar nicht oder doch nicht so wie unter normalen Verh�ltnissen zu Stande gebracht werden, oder falls sie dennoch eingeleitet werden kann, gesellen sich zu ihr krankhafte Bewegungen. Bisweilen sind diese Formen mit Schmerz verbunden und dieser f�hrt zu einer Reizung der Centraltheile des Nervensystemes, welche dann die Krampf�zust�nde unterh�lt und steigert.
Die Ursachen der Kr�mpfe liegen bald in den Central-organen des Nervensystemes, bald in der Peripherie motorischer Nerven, bald werden sie von den sensiblen Nerven aus als Reflex�kr�mpfe angeregt.
Kr�mpfe, welche vom Gehirn aus angeregt werden, sind meist allgemeine, wobei gew�hnlich auch das Bewusstsein fehlt. Dort vorkommende pathologische Processe der verschiedensten Art k�nnen sie hervorrufen; eben so h�ufig aber laufen diese Processe ab, ohne zur Entstehung' von Kr�miifcn Anlass zu laquo;#9632;eben: daa-eiren folgen der Aufnahme delet�rer Stoffe, z. B. bei Ur�mie, Anthrax und mancher Gifte, wie Strychnin, Belladonna, Blei, Quecksilber u. s. w. in das Blut, in der Regel Kr�mpfe.
Obwohl Erkrankungen und Verletzungen des R�ckenmarkes h�ufiger L�hmung im Gefolge haben, so sind bei diesen Vorg�ngen
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Krampf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 223
doch auch tetanische Kr�mpfe nicht selten, wie flies der Eintritt von Starrkrampf nach Verrenkungen oder Br�chen der Wirbel beim Pferde zeigt.
Verletzungen. Zerrungen und Druck u. s. \v., welche in der Peripherie auf motorische Nerven einwirken, k�nnen gleichfalls Kr�mpfe veranlassen.
Die Mehrzahl der vorkommenden Kr�mpfe sind wold Reflex�kr�mpfe, hervorgerufen durch Reizung sensibler Nerven unter Vermittlung der noch funetionsf�higen Nervcncontra. Die graue Substanz des verl�ngerten Markes darf wohl als Centrum der Reflex-th�tigkeit angesehen werden.
Eine besondere Geneigtheit zur Entstehung von Kr�mpfen findet sich bei verz�rtelten und j�ngeren Hunden, dann bei weib�lichen Thieren besonders nach dem Werfen und w�hrend des S�ugens, so wie bei reizbaren schw�chlichen, durch Blut- und S�fte�verlust herabgekommenen Thieren �berhaupt.
Der Verlauf der Kr�mpfe ist ein h�chst verschiedener. In der Regel findet man, dass sie anfallsweise eintreten; es k�nnen dann in der freien Zwischenzeit die Krankheitserscheinungen ent�weder vollkommen verschwunden sein, so dass das Thier vollkommen gesund erscheint und die Entscheidung, ob die Gesammtkrankheit schon beendet ist oder noch fortdauert und neue Anf�lle zu ge�w�rtigen seien, sehr schwierig wird, oder so, dass nur geringe Krampferscheinungen oder ein Zustand von Schw�che und Er�sch�pfung zur�ckbleiben.
Die Dauer ist eine verschiedene. Manche Kr�mpfe, wie der Starrkrampf, verlaufen acut, manche, wie die Epilepsie, dauern lange, oft die ganze Lebenszeit hindurch an.
Die Therapie st�sst auf grosse Schwierigkeiten, da die Kr�mpfe meist nur Symptome einer anderen St�rung- sind und die Ursachen derselben h�ufig nicht sichergestellt und, wenn dies auch w�re, entweder nicht gehoben oder doch nicht ferne gehalten werden k�nnen. Die Vermeidung �usserer Reize, welche im Stande sind, Krainpfanf�lle hervorzurufen oder zu steigern, ist in den meisten F�llen von g�nstigem Eiufluss.
Die eigentliche Behandlung besteht in Ableitungen oder starken Reizen auf den vom Kr�mpfe befallenen Theil, in der innerlichen Anwendung von narcotischen Reizmitteln sowohl, als von einzelnen Metall-, z. B. Zink-, Arsenik-, Spiossglanzpr�paraten ; sie ist aber nach der Art der Kr�mpfe und der Verschiedenheit der ihnen zu Grunde liegenden Ursachen eine h�chst verschiedenartige.
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L�hmung.
b. Verringerte oder aufgehobene Tb�tigkeit der motoriscben Nerven,
La liniuii}gt;', Paralyse.
sect;. 126. Die verringerte oder aufgehobene F�lligkeit der Muskeln, sich zusammenzuziehen, in so ferne diese von den Nerven abh�ngig ist, wird als L�hmung' bezeichnet. Sie ist eine vollst�ndige, Paralysis, wobei der Muskel die F�higkeit sich zusammenzuziehen, vollst�ndig verloren hat, oder eine unvollst�ndige, Paresis, wobei Muskelcontractionen, wenn gleich langsam noch erfolgen. Bei den h�chsten Graden der L�hmung ist gew�hnlich auch Empfindungs�losigkeit vorhanden, und h�rt dann gew�hnlich auch die Reflex-th�tigkeit, die bei geringeren Graden bisweilen sogar gesteigert sein kann, vollst�ndig auf.
Die Ursachen der L�hmungen k�nnen auf das Gehirn, das R�ckenmark oder auf die peripherischen Verbreitungen der moto�riscben Nerven eingewirkt haben.
Den vom Gehirn ausgehenden L�hmungen kommt gew�hn�lich eine gr�ssere Ausbreitung zu, sie sind meistens von St�rungen des Bewusstseius begleitet. Erkrankungen der Streifen-, Seh- und Vierh�gel, der Varolsbr�cke, der Schenkel zum kleinen Gehirne, der Marksubstanz dieses letzteren und jene des verl�ngerten Markes bedingen am gew�hnlichsten L�hmungserscheinungen; jene des ver�l�ngerten Markes f�hren auch zu St�rungen in den Athembewegungen und im Kreislaufe. Vom Gehirn abh�ngige L�hmungen sind ge�w�hnlich einseitig- (Hemiplegien), und treten meist in gekreuzter Richtung- auf. Die Ursachen, welche L�hmungen vom Gehirn aus im Gefolge haben k�nnen, sind mechanische Verletzung-en und Krankheiten, namentlich Congestionen, Entz�ndung-, Extravasate, Exsudate, Neubildungen und Parasiten, Abschneidung- der Blutzufuhr zu demselben, Verstopfung der Gef�sse durch Pfropfbildung und Embolie, Erweichungsprocesse; die Einwirkung- mancher narcotischer und metallischer Gifte; Ver�nderung- des Blutes im Verlaufe patho�logischer Processe und davon abh�ngige St�rungen in der Ern�hrung-gewisser Hirn partien.
Vom R�ckenmark ausgehende L�hmungen sind h�ufig beider�seitig- (Paraplegien), sie treten in dein Bereiche der unterhalb der erkrankten Stelle desselben liegenden Nerven auf, und sind von keiner oder einer nur geringen St�rung der Hirnfunction begleitet. Die veranlassenden Umst�nde sind die bei der Gehirnl�hmung er�w�hnten. Der Reihe der eentralen L�hmungen geh�ren auch jene an, die nach sehr heftigen Krainpfanf�llen bisweilen beobachtet werden.
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L�hmung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;225
Peripherische L�lnnuug-en heisseii jene, deren Ursachen auf den Stamm eines Nerven, von seinem Austritte aus dein Central-organ bis zu seiner peripherischen Ausbreitang wirken. Diese Ur�sachen liegen meist in traumatisehen Einwirkungen, in Druck von -Extravasaten, Exsudaten, Neubildungen u. s. w. Am h�ufigsten kann man diese L�hmungen im Bereiche des Angesichtsnerven und des zur�cklaufenden Kehlkopfnerven bei Pferden beobachten.
Es muss auch erw�hnt werden, dass nach sehr heftigen An-strengungen der Muskeln, nach der Einwirkung einer sogenannten Erk�ltung, manchmal L�hmungen sich einstellen.
Gel�hmte Muskeln werden schlaff, blass, leicht zerreisslieh, sie entarten fettig-, verlieren die Quer-, sp�ter die L�ngsstreifung oder sie schrumpfen zu einer faserigen, h�utigen Masse. Hiodurch nimmt auch der Umfang der gel�hmten Theile ab, wenn dieser Schwund nicht, was bisweilen beobachtet wird, durch eine reichliche Fettablagerung im �nterhautbindegewebe verdeckt wird. Die func-tionsunf�hig gewordenen Nervenfasern, u. z. sowohl die peripheri-scben als die ceutralen Endigungen unterliegen gleichfalls dem Schwunde und der fettigen Entartung; die Ern�hrung des gel�hmten Tbeiles leidet, die Arterien desselben worden enger; in Folge der sich entwickelnden ven�sen Stase treten Oedein und brandiges Auf�liegen leicht ein. Bei vom R�ckenmark ausgehenden L�hmungen erfolgt meist Verminderung- der Absonderung des Harnes, er ver�bleibt l�nger in der Blase, zersetzt sich daselbst und reizt deren Schleimhaut.
Die L�hmungen entstehen pl�tzlich oder allin�lig-, z. B. durch Druck von heranwachsenden Ueschw�lsten.
Der Verlauf h�ngt von dem zu Grunde liegenden Leiden ab; kann die Ursache gehoben werden, so ist die Genesung- m�glich; durch Verbreitung der St�rung auf andere Nervenbahnen, kann Verschlimmerung erfolgen; der Tod tritt ein in Folge bedeutender Ausdehnung der L�hmung, namentlich wenn das verl�ngerte Mark ergriffen wird, oder durch St�rungen der Ern�hrung und ausge�dehntes brandiges Aufliegen.
Die Behandlung- ist in den meisten F�llen eine missliche und grossentheils erfolglose. Die Hauptrolle spielt bei ihr die Er�f�llung der Causalanzeige, welcher jedoch h�ufig, insbesondere bei veralteten F�llen nicht entsprochen werden kann. F�r ein geregeltes di�tetisches Verhalten, insbesondere f�r frische, reine Luft, gute Hautpllege, reichliche Streu, leicht verdauliches und gen�gendes Futter ist jedenfalls Sorge zu tragen. F�r die innerliche Anwendung
Rill, Path. u. Ther. d. Hausth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;l�
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St�rungen der Absontleningen.
I
empfehlei] sit-li unter geh�riger Vorsicht die Brechnnss und ihre Alkaloide. die Niesswurz, der Giftsnmaeh, die sjianisehen Flieg-en,. in manchen F�llen, besonders mit erh�hter Reflexerregbarkeit und heftigen Schmerzen, das Opium; hei den sogenannten rheumatischen Formen die kr�ftigeren �therisch-�ligen Substanzen. Aeusserlich k�nnen Reizmittel der verschieden stau Art, kalte B�der, Waschungen und Donchen, die Elektricit�t, die Acupunctur, Eiterb�nder, scharfe und fl�chtige Salben, das Gl�heisen und die Moxa versucht werden.
Bez�glicli det St�rungen der geistigen Funelionen der Thiere, insofeme sie als Theilerscheimingen llaquo;1! EJrankheiten vorkommen, wird im speciellen Theile die Rede st'in.
2. St�nmg-en der Absonderungen.
g. 127. Die Vermehrung oder Verminderung der Absonde�rungen so wie eine qualitative Ver�nderung der Secrete kann entweder von Ver�nderungen der zelligen Dr�senelemente, oder von St�rungen im Blutlaufo und Abweichungen in der Grosse des Blutdruckes, oder von Anomalien in der Zusammensetzung des Blutes abh�nffisr sein. Die Anomalien der Secretionen der einzelnen Organe k�nnen erst in dem speciellen Theile ihre Erledigung finden; vorl�ufig mag nur Folgendos bemerkt werden:
A. Eine Vermehrung der Absonderung kann durch che�mische oder mechanische Reize, welche entweder unmittelbar auf ein Absonderungsorgan oder auf seinen Ausftihrungsgang oder mittelbar nach der Aufnahme in das Blut w�hrend der Ausscheidung auf das Secretionsorgan wirken, oder durch abnorme Zust�nde der in diesem sich verzweigenden Nerven, oder durch abnorme Verh�lt�nisse der Blutmischung bedingt werden. Die vermehrte Absonderung ist bisweilen von normaler Beschaffenheit, h�ufiger enth�lt sie eine gr�ssere Menffe w�sseriger oder fremdartiger, dem Secrete sonst nicht zukommender Bestandtheile.
Eine Vermehrung- der Absonderung- hat in der Regel eine gesteigerte Aufsaugung- an anderen Stellen zur Folge; daher man zu therapeutischen Zwecken durch geeignete Mittel bisweilen Secre�tionen in g-ewissen Organen zu steigern sucht, um die in Paren-chymen und K�rperh�hlen angesammelten Fl�ssigkeiten zur Resorp�tion zu bringen und die Gewebstheile von den Umsatzproducten des Stoffwechsels zu reinigen; hierauf basirt die Anwendung von Brech-, Abfuhr-, harntreibenden und die ITautperspiration steigernden Mitteln zu den angef�hrten Zwecken.
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St�rungen laquo;lor Absornlemnwcn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5!27
Vermehrte AbsonderungeD werden um so mehr schw�chen, jn mehr stickstoffhaltige Bestandtheile durch sie aus dem K�rper ent�fernt werden; daher r�hrt der nachtheilige Einfluss langwieriger Katarrhe; Eiterungsprocesse u. dgl. Dauern abnorm vermehrte Secre-tionen durch l�ngere Zeit an, so stellt sich Verarmung des Blutes an Eiweissk�rpern, St�rung in anderen Secretionen, Abmagerung und Ersch�pfung ein.
Wird die abgesonderte Fl�ssigkeit in dem Organe oder in einer H�hle zur�ckgehalten, so treten wohl die Wirkungen auf den Q-esammtk�rper sp�ter ein; dagegen kann das Secret auf mecha�nische und chemische Weise, durch Druck, Spannung, Maceration und Aufl�sung auf das Absonderungsorgan oder die umgebenden Theile nachtheilig einwirken.
Die Therapie ist zun�chst gegen die Ursache zu richten; im Allgemeinen muss die Einwirkung von Reizen auf die kranken Absonderungsorgane und ihre Ausfiihrungsg�nge hintangehalten werden. Ueberdies erweisen sich bald adstringirende, bald narko�tische und milde Mittel wirksam; bisweilen kann durch die Steige�rung einer anderen Absonderung die abnorm vermehrte beschr�nkt werden.
B. Eine Verminderung der Absonderung kann in allge�meiner oder �rtlicher An�mie, in Krankheiten der Nervencentra oder jener Nerven, welche ein Secretionsorgan versorgen, in Ano�malien dieser Organe selbst, oder in der Steigerung der Abson�derung eines anderen Organes begr�ndet sein. In F�llen des Auf�h�rens einer Secretion ist wohl zu erheben, oh dieselbe nicht blos deshalb zu mangeln scheint, weil die Entleerung des Secretes gehin�dert ist.
Die Folgen verminderter Secretion sind verschieden nach der Wichtigkeit des betroffenen Absonderungsorganes; jedenfalls wird bei Abnahme der Absonderung eine gewisse Quantit�t von Wasser nicht entsprechend fortgeschafft, und es werden darin gel�ste Secre-tionsstofte im Blute und in den Geweben zur�ckgehalten, welche durch die Bildung von Umsetzungsproducten nachtheilig werden k�nnen. Kommt nun �berdies den Secreten noch ein besonderer Einfluss auf gewisse Vorg�nge im Organismus zu (Galle, Speichel, Magensaft u. s. w.), so leiden selbstverst�ndlich unter einer Ver-rinaeruns: der Secretion auch diese Functionen.
Die Therapie muss haupts�chlich gegen die der St�rung zu Grunde liegenden Ursachen und darauf gerichtet sein , durch die Anwendung gewisser, auf die einzelnen Secretionsorgane beth�tigend
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Fieber.
w irkonder IMittel die mjino-elluifte oder fehlende Absonderung' wieder herzustellen.
C. Eine Ver�nderung in der Beschaffenheit der Secrete beruht auf einer Aenderung der Mengenverh�ltnisse jener Bestand-tlieile, welche im physiologischen Zustande in denselben enthalten sind. Stoffe, welche unter normalen Verh�ltnissen von einer Dr�se nicht secernirt werden, k�nnen auch bei krankhaften Zust�nden durch dieselbe nicht ausgeschieden werden; dagegen kann es vor�kommen, dass ein secernirendes Organ, welches einen gewissen Stoff sonst nur in minimalen Mengen ausscheidet, bei der Erkrankung�einer anderen Dr�se, welcher die Ausscheidung der Hauptmenge dieses Stoffes unter physiologischen Verh�ltnissen zukommt, nun�mehr eine stellvertretende (vicarirende) Th�tigkeit f�r diese Dr�se, in Beziehung auf die Ausscheidung dieses bestimmten Stoffes, �ber�nimmt. Hiedureh werden bisweilen St�rungen, die sonst aus der Zur�ckhaltung des auszuscheidenden Stoffes entstehen k�nnten, ver�mieden, dagegen entsteht daraus nicht selten eine seeund�re Er�krankung jenes Organcs, welches die vacirende Secretion �ber�nommen hat.
3. St�rung: iu der Production der thierischen W�rme.
Das Fieber, Febris.
sect;. 128. Die thierische W�rme ist bekanntlich das Resultat der in allen K�rpertheilen stattfindenden Verbrennungsprocesse, zu wel�chen der thierische Organismus das Verbrennungsinateriale, die ein-geathmete atmosph�rische Luft den Sauerstoff liefert, abz�glich der W�rmeverluste durch Ausstrahlung an der K�rperoberfl�che, durch Verdunstung durch die Haut und Lungen, und durch Erw�r�mung- der Respirationsluft und der Ingesta.
Der hieraus resultirende Theil von W�rme wird durch das Blut und durch die geg-enseitig-e Ber�hrung der Organe gleich massig in dem ganzen K�rper vertheilt, welcher hiedureh eine von der �usseren unabh�ngige eonstante Temperatur erlangt und bewahrt.
Die normale K�rperw�rme ist bei den verschiedenen Thier-gattung-en verschieden und schwankt innerhalb gewisser Grenzen; sie betr�gt im Mittel bei Pferden 37-6quot; C, bei Rindern 38*8quot; C, bei Schafen und Ziegen .'j9-(jquot; C, bei Schweinen SOquot; C, bei Hunden und Katzen 38*90 C, beim Hausgefl�gel 42quot; C.; junge Thiere zeigen eine unbedeutend h�here Eigenw�rme als erwachsene.
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Fieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;229
Die Morgentemperatur ist um etwas niederer, als die Abend-temperatur, doch betr�gt der Unterschied mir wenige Zehntheile eines Grades; sie steigt w�hrend und nach der F�tterung um ein ganz Geringes; starke oder andauernde Maskelbewegung steigert die Eigenw�rme.
sect;. 129. Eine Steigerung der Eigenw�rme um einen oder meh�rere Grade (J. �ber die mittlere K�rpertemperatur ist immer ein Zeichen von der Anwesenheit des Fiebers.
Mit dem Worte Fieber bezeichnet man eine allgemeine Func-tionsanomalie, bei welcher nebst erh�hter Temperatur des K�rpers Ver�nderungen in der Nerventh�tigkeit, in den Kreislaufs- und Ver�dauungsorganen, dann in den Secretionen vorhanden sind.
Die Erh�hung der Temperatur des K�rpers ist die wesentliche Erscheinung des Fiebers; ohne eine solche ist, wenn auch alle �brigen Symptome vorhanden w�ren, der Zustand kein fieberhafter.
Fr�her betrachtete man das Fieber als eine besondere Krank�heit, welche aber auch andere Krankheiten begleiten kann, and unterschied sie in reine (essentielle) und symptomatische; mau verstand unter den ersteren solche, welche sich ohne aleichzeitige oder vorausgegangene St�rung eines mit peripherischeu Nerveu-ausbreitungen versehenen Organes einstellen, w�hrend als sympto�matische jene bezeichnet wurden, deren Auftreten die Texturerkran�kung eines mit peripherischeu Nerven versehenen Organes begleitet oder ihm vorausgeht.
Dem Eintritte des Fiebers gehen manchmal Mattigkeit, Iliiif�llig-keit, ein trauriges oder unruhiges Benehmen voraus, denen sich ver�schiedene Symptome des bestehenden oder sich ausbildenden Local-leidens hinzugesellen k�nnen. In Folge einer gesteigerten Empfindlich�keit der Hautnerven entwickeln sich reflectorische Kr�mpfe, die sich durch Aufstr�uben der Haare, Zittern der Muskeln in leichterem oder h�herem Grade, Schauern bis Sch�ttelfrost, Zusammenziehung der kleinen Arterien der Haut, daher ungleiche Vertheilung der Temperatur an der K�rperoberfl�che, wobei die Enden der Extre�mit�ten, der Ohren, des Grundes der H�rner, sich gew�hnlich k�hler anf�hlen, durch Bl�sse oder bl�uliche F�rbung und K�hle der sichtlichen Schleimh�ute �ussern. In vielen F�llen dauert dieses sogenannte Froststadium nur kurze Zeit und wird nicht selten �bersehen; in anderen ist es sehr deutlich ausgesprochen und w�hrt l�nger. Nach einiger Zeit h�rt der Krampf auf, die contrahirten Theile erschlaffen, in die wieder erweiterten Gef�sse tritt Blut, die sichtlichen Schleimh�ute und nicht pigmentirten Hautstellen er-
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Fiuber.
scheinen stark ger�thet, bisweilen erfolgt reichlicher Ausbruch von Schweiss (Hitzestadium).
Die Temperatur dos K�rpers ist schon w�hrend des Fieber�frostes erh�ht. Messungen derselben w�hrend des K�ltestadiunis (durch Einfuhrung- eines Thermometers in den Mastdarm gr�sserer Thiere), zeigen immer schon eine namhafte Steigerimg der Tempe�ratur (bis 39deg; oder 40u C), die mit dem Ende des Froststadiunis ihre H�he erreicht.
Die Zahl der Pulse �bersteigt im Fieber gew�hnlich das nor�male Mass mehr oder weniger bedeutend; die Vermehrung der�selben ist wohl der Hauptsache nach durch die hohe K�rpertempe�ratur bedingt; h�utig l�uft der Puls der Steigerung der Eigenw�rme parallel; bisweilen jedoch steht seine Frequenz mit der letzteren nicht im Einklang. Die Beschaffenheit des Pulses kann dabei eine verschiedene sein.
Das Athmcn ist gew�hnlich beschleunigt. Die Fresslust fehlt, der Durst ist gesteigert, beide Erscheinungen sind abh�ngig von dem, jedes etwas heftigere Fieber begleitenden Katarrh der Maul-, Rachen- und Magenschleimhaut, der Absatz der Excremeuto und des Harnes ist verringert, der letztere geht nun meist sparsam und, in Folge eines gr�sseren Gehaltes an Harnfarbestoff, dunkel gef�rbt ab, die Lungen- und Hautausd�nstung sind gesteigert.
Hohes Fieber hat eine rasche Abmagerung und Abnahme des K�rpergewichtes, und im Zusammenhange damit ein schnelles Sin�ken der Kr�fte bis zur v�lligen Ersch�pfung zur Folge. Sie ist bedingt durch eine gesteigerte Verbrennung der Eiwcissk�rper, die jedoch nicht immer bis zu deren Endpuncteu geht, so wie der Fette, deren Bestandtbeile in Form von Kohlens�ure und Wasser durch die Haut und Lungen ausgeschieden werden.
Die erh�hte K�rpertemperatur ist eine Folge der vermehrten Verbrennung der K�rperbestandtheile; sie wird durch eine Vermin�derung der W�rmeausstrahlung der Haut, so lange sie trocken ist, noch gesteigert.
Die erh�hte K�rpertemperatur wurde von Alters her als die wesentliche Erscheinung des Fiebers angesehen. Zur Erkl�rung dieser Erscheinung, welche, wie soeben erw�hnt, ein Resultat der gesteigerten Verbrennung der K�rperbestandtheile ist, wurden ver�schiedene Hypothesen aufgestellt. Immer ist es ein Reiz (pyrogener Stoff), welcher durch Vermittlung des Nerven- oder des Gef�ss-systems auf die Gewebselemente einwirkt.
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Fieber.
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Der fiebererzeugende (pyrogene) Stoff kann von aussen ein-gefiihrt werden (Contagium, Miasma etc.) oder sieh im Organismus
seihst hildeii (molekTil�re Stoffe aus Entz�ndxxngs-, Eiter- oder pntriden Herden u. s. w.).
Man hat nun angenommen, dass diese Reize vom Blute aus deu ersten Angriff auf jene Nervencentra richten, welche den Stoff�wechsel, demnach die W�rmebildung reguliren. Von den vielen hieher geh�rigen Fiebertlieorien m�ge nur die folgende, welche viele Anh�nger z�hlt, erw�hnt werden. Dieselbe sucht die n�chste Ur�sache des Fiebers in einer durch die fiebererregenden Ursachen verursachten L�hmung der als Moderatoren des Stoffwechsels fun-girenden Nervencentren. Als solches ist der herumschweifende Nerv anzusehen, welchem die Wirkung des Synipathicus entgegensteht.
Das Experiment hat nachgewiesen, dass die Reizung des herum�schweifenden Nerven eine Verlangsamung, die Durehschneidung desselben aber eine Beschleunigung der Herzbewegungen zur Folge hat. Durch eine Schw�chung oder L�hmung der Th�tigkeit der Wurzeln dieses Nerven im verl�ngerten Mark wird die (Geschwin�digkeit der Blutcirculation gesteigert, der Einfluss der Nerven auf die Ern�hrungsvorg�nge geschw�cht oder aufgehoben, der Stoff�umsatz daher gesteigert, die Eigenw�rme des K�rpers namhaft ver�mehrt und dadurch eine rasche Abmagerung herbeigef�hrt, Erschei�nungen, wie sie beim Fieber sich einstellen.
Die hiebei auftretenden Zuckungen und Sch�ttelfr�ste weiden als Reflexkr�mpfe angesehen, bedingt durch eine anfangs gestei�gerte Empf�nglichkeit der Empfindungsnerven gegen die geringsten Reize; nach deren Aufh�ren tritt dagegen eine Erschlaffung der Gef�ssw�nde ein, worauf das Blut sich wieder in die Gef�sse der �usseren Theile ergiesst, die W�rme deutlich hervortritt und bis�weilen auch reichlichere Ausleerungen erfolgen; die St�rung der Fresslust wird gleichfalls als von der L�hmung des herumschwei�fenden Nerven abh�ngig angesehen. Durch die in Folge der Ver�mehrung der TTerzcontractioneu beschleunigte Circulation und die hiedurch veranlasste h�ufigere Ber�hrung des Blutes mit der atmo�sph�rischen Luft und den Organparenchymen wird die Fieberhitze gesteigert, und diese w�rde eine noch bedeutendere H�he erreichen, wenn sie nicht durch die w�hrend des Fiebers verminderte Nah�rungsaufnahme, die verringerte Muskelth�tigkeit und das gesteigerte W�rmeausstrablnugsverm�gen von der anderen Seite wieder ver�mindert w�rde. Von dem mehr oder weniger contrahirten Zustande der Arterien h�ngt dann die Beschaffenheit des Pulses ab; je klci-
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Fieber.
ner und h�rter derselbe ist, auf einen je gr�sseren Widerstand mithin das cireulirende Blut st�sst, desto mehr liefen auch die Absonde-
rungen darnieder.
1 :l
Nach dieser Annahme ist demnach das Fieber als die Ver�breitung einer St�rung' auf die nerv�sen Heniinungsapparate des Stoffwechsels und der Verbrennung, durch welche die Th�tigkeit des sympathischen Nerven frei wird, anzusehen.
Nach einer anderen, in neuester Zeit sich Geltung verschaffen�den Ansicht, erlangt das Blut durch die Aufnahme eines pyrogenen Stoffes die F�higkeit, in den Gewebseleinenten einen vermehrten Stoffwechsel anzuregen; das auf diese Weise ver�nderte Blut ver�anlasse durch die Einwirkung auf die Nervencentren die w�hrend des Fiebers auftretenden nerv�sen Erscheinungen. Der Ursprung der vermehrten K�rperw�rme liegt, dieser Ansicht zufolge, in dem ganzen Organismus.
Die Gefahr, mit welcher das Fieber den Organismus bedroht, besteht in der durch den vermehrten Stoffverbrauch bedingten Ver�zehrung der Bestandtheile des K�rpers.
Man hat fr�her viel von einer heilsamen Wirkung des Fiebers gesprochen, nachdem man bemerkt hatte, dass durch den w�hrend seines Bestehens gesteigerten Stoffverbrauch manche vorhandene Fehler, Ablagerungen, Neubildungen u. s. w. entfernt werden. Deshalb aber, weil das Fieber bisweilen zur Entfernung schon bestehender Krankheitszust�nde oder Fehler beitr�gt, darf das�selbe nicht als ein Heilbestreben des Organismus, welches eine bestellende St�rung auszugleichen oder zu entfernen strebt, ange�sehen werden. Jede St�rung verl�uft einfacher und gefahrloser, wenn Fieber nicht hinzutritt, oder dasselbe doch nur einen massigen Grad erreicht; in jedem Falle ist das Aufh�ren desselben eine g�n�stige Erscheinung, selbst wenn die dasselbe hervorrufende �rtliche St�rung noch fortbesteht, da dann die Krankheit ihre allgemeine Bedeutung verloren hat, und wieder auf ihre Oertlichkeit be�schr�nkt ist.
Zur Annahme eines heilsamen Einflusses des Fiebers auf den �rtlichen Krankheitsverlauf wurde man insbesondere durch die Beob�achtung verleitet, dass im Verlaufe fieberhafter Krankheiten nicht selten Ausleerungen verschiedener Art, z. B. von Schweiss, Harn, Darmschleim u. s. w. stattfinden, welche theilweise eine Abweichung in ihrem physikalischen und chemischen Verhalten zeigen, oder dass Blutungen aus verschiedenen Stellen, z. B. aus Schleimh�uten erfolgen u. s. w., mit oder nach deren Eintreten Besserung oder
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Fieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;233
Genesung erfolgt. Man nannte solche Entleerungen kritische. Diese Ausleerungen wurden nun als das Resultat der Th�tdgkeit des Fiebers angesehen, w�hrend doch ihr Eintritt in den meisten F�llen nur die Wiederkehr der durch das Fieber gest�rten normalen Fune-tionirung der Organe anzeigt und daher meist als Folge und nicht als Ursache des Nachlasses des Fiebers, welches sich zuerst durch Verminderung der Temperatur und der Pulsfrequenz zu erkennen gibt, zu betrachten ist.
Ein rasches Herabgehen der abnorm hohen Temperatur bis auf die normale und Verbleiben auf dieser Grenze hat eine wahrhaft kritische Bedeutung, und ist nicht selten das erste Zeichen, dass auch der locale (Entz�ndungs-) Process seine H�he schon erreicht habe; wenn sich dies durch andere Symptome auch noch nicht zu erkennen gibt.
Messungen der K�rpertemperatur werden bei den grossen Hanstliiercn am besten durch Einf�bnmg eines (zuvor erw�rmten) Thermometers, an welchem sich noch Zehntheile eines Grades ablesen lassen, in den Mastdarm vorgenommen; das Thermometer irrass daselbst so lange erhalten werden, bis der Stand der Quecksilber�s�ule sich nicht weiter �ndert. W�hrend intensiver fieberhafter Krankheiten, ins�besondere jener der Athmungsorgane, so wie bei Infeetionskrankheiten kann sie bis zu 3 und 4deg; (;. die normale mittlere Temperatur �bersteigen. Andauernde hohe Temperatur ist von ung�nstiger, ein rasches, oder auch allm�liges, aber constantes Sinken derselben von g�nstiger prognostischer Bedeutung. W�hrend des Verlaufes fieberhafter Krankheiten werden gew�hnlich sowohl Temperatuirerschiedenbeiten zu den verschiedenen Tageszeiten, als auch bisweilen ein zeitweiliges Sinken und darauf�folgendes Ansteigen der Temperatur beobachtet.
sect;. 130. Nach der Art und Weise, wie die Fiebererscheinungen sich darstellen (Charakter des Fiebers) und nach der Consti�tution des befallenen Thieres hat man als Formen des Fiebers, ein einfaches (erethisches, Eeizfieber), ein entz�ndliches (syno-chales), ein Schw�che- (typh�ses, nerv�ses, torpides, fau�liges) und das Zehr- (hektische) Fieber unterschieden.
Das einfache oder Reizfieber entsteht in Folge einer massigen St�rung in einem verh�ltnissm�ssig gesunden und kr�f�tigen Thiere. Der Frost ist meist gering, die Temperatursteigerung nicht bedeutend, der Puls voll, mehr oder weniger beschleuniget, der Durst massig, die Mattigkeit oder Hinf�lligkeit nicht gross. Von der Art der Ursache und der Grosse der Localst�rung h�ngt der weitere Verlauf und die Dauer desselben ab; sind jene gering und schnell vor�bergehend, so h�rt auch das Fieber bald auf, stei�gert sich jedoch das Localleiden, so halten auch das Fieber und die Schwankungen zwischen Besser- und Schlimmerwerden an, und
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es kann mit der Zunalune jener und bei dem neuerlichen Einwirken sch�dlicher �usserer Kinfiiis.se auch h�here Grade erreichen.
Das Entz�ndungs- oder synochale Fieber entwickelt sieh hei bedeutenderen acuten (Entz�ndung-.s-) Erkrankungen meist in kr�ftigen, wohlgen�hrten Tliieren. Es tritt entweder gleich un�mittelbar als solches auf oder bildet sich aus dem Reizfieber hervor. Die Fiebererscheinung-en sind hier in h�herem Grade ausgesprochen, der anf�ngliche Fieberfrost ist st�rker und anhaltender, die darauf folgende Temperatursteigerung bedeutend, die Hitze der trockenen Maut, besonders am Rumpfe, brennend, der Puls beschleunigt, voll oder auch klein, gespannt, der Herzschlag unf�hlbar, die Fresslust damiederliegend, der Durst gesteigert, die Absonderungen ange�halten, die Mattigkeit, Abgeschlagenheit, so wie die Abstumpfung gross. Diese Form des Fiebers kommt am h�utigsten beim Pferde vor.
Das Schw�che- (typh�se, nerv�se) Fieber entwickelt sich entweder aus einer der fr�heren Formen, bei der Gegenwart oder l�ngeren Andauer h�herer Grade von Localleiden, oder in Folge der Einwirkung- miasmatischer, contagi�ser Stoffe, oder im Blute angeh�ufter abnormer Absondenxngsproducte, dann bei von fr�her her geschw�chten und kranken oder in schlechtem Ern�h�rungszust�nde befindlichen Thieren. Die K�rpertemperatur ist mei�stens bedeutend erh�ht, und an der Oberfl�che oft ungleich, der Puls beschleunigt, klein, leer, schwach, bisweilen unregelmassig, der Herzschlag f�hlbar, manchmal pochend, der Durst gross, die Schleim�h�ute entweder trocken oder von schmierigem Secrete belegt; die Entleerungen des Harnes erfolgen sparsam, der jVHst geht h�utig breiig oder v�llig- fl�ssig- ab, Mattigkeit, Hinf�lligkeit und Ab�stumpfung- sind sehr gross, die Kr�fte sehr gesunken. Oft stellen sich im Verlaufe �demat�se Anschwellungen an den Extremit�ten, der Unterbrust und dem Unterbauche, Brandigwerden von Wunden und Blutungen aus den Schleimh�uten ein.
Das Zehr- (hektische) Fieber tritt im Verlaufe verschie�dener chronischer Krankheiten auf, und ist dadurch ausgezeichnet, dass bei normaler Nahrungsaufnahme eine fortschreitende Abmage�rung- bemerkbar wird.
Viele acute, in seuchenartiger Verbreitung- auftretende mias�matische oder contag-i�se Krankbeitsprocesse zeigen w�hrend ihres Verlaufes h�ufig- einen gleichen Charakter des sie begleitenden Fiebers, der nur unwesentlich durch die individuelle Constitution der befallenen Thiero abge�ndert wird und meist unter der Form
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Viehei:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;235
eines Reizfiebevs auftritt, welches jedodi bald lt;leu Charakter des torpiden annimmt.
Dem Grade nach theilt man die Fieber in leichte, schwere und hochgradige, und nimmt die Unterscheidungsmerkmale aus der geringeren oder h�heren Entwicklung der Fiebersymptome, namentlich aus der Temperatursteigerung und der Beschleunigung des l'ulses. Insbesondere erfordern die h�heren Fiebergrade eine besondere Aufmerksamkeit, sowohl weil durch dieselben zahlreiche secund�re Erscheinungen, welche den Verlauf des �rtlichen Leidens zu verschlimmern oder an und f�r sich Gefahren herbeizuf�hren verm�gen, hervorgerufen werden, als auch deshalb, weil dieselben immer eine bedeutende Antheilnahme des gesammten Thierk�rpers anzeigen. Ihr heftiges Auftreten gleich im Beginne eines Local-leidens macht ein energischeres therapeutisches Eingreifen uoth-wendig.
Dem Verlaufe nach unterscheidet man die Fieber in anhal�tende, w�hrend deren Verlauf ein auffallender Nach.lass der Fieber�erscheinungen nicht zu bemerken ist, und diese gleichm�ssig zunehmen, sicli auf einer gewissen H�he (besonders der Temperatur) halten und schliesslich wieder stetig und gleichm�ssig abnehmen; in nachlassende, bei welchen wohl stets Fiebererscheinungen zu-g-egeu sind, welche jedoch zeitweilig st�rker hervortreten, zeitweilig wieder an Intensit�t abnehmen und bei denen man eine Zeit der Steigerung- (Exacerbation) und des Nachlasses (Remission) (insbesondere charakterisirt durch ein Steigen oder Sinken der K�rper�temperatur) unterscheidet, endlich in aussetzende (Wechsel-) Fieber, bei welchen die Fiebersymptome f�r eine Zeit lang g�nz�lich verschwinden, so dass das Thier dann vollkommen gesund er�scheint, jedoch nach bestimmten Zwischenr�umen in einer gewissen Reihenfolge wiederkehren. Man unterscheidet bei ihnen die Fieber�anf�lle (Paroxysmen) von der fieberfreien Zeit (Apyrexie).
Der Dauer nach sind die Fieber entweder acute, hitzige, welche als Begleiter acuter Krankheitsprocesse auftreten, oder chronische, schleichende oder Zehrfieber, welche im Verlaufe chronischer Krankheiten vorkommen, meist mit grosser Abmagerung und Schw�che der kranken Thiere und reichlichen Ausleerungen verbunden sind.
sect;. 131. Bez�glich der Aetiologie des Hebers l�sst sich Folgendes bemerken: Bedeutende Reize und Entz�ndungskrankheiten k�nnen bei jedem Thiere Fieber hervorrufen ; geringf�gige Ursachen veranlassen dasselbe nur bei emphndlichen, reizbaren oder schon
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23G
Fieber.
von frttber her durch Krankheiten geschw�chten Thieren. Eine und dieselbe St�rung' bedingt, je nach dieser individuellen Anlage, bei einem Thiere noch gar kein Fieber, w�hrend ein anderes bereits in verschieden hohem Grade Hebern kann. Die Ursachen, welche zu gleicher Zeit mit der Hervorrufung- einer anderen Krankheit Fieber zu erzeugen verm�gen, sind: pl�tzliche und bedeutende Ab�nderungen der �usseren Verh�ltnisse, Infection durch Contagion und Miasmen, nach deren Einwirken meist zuerst und fr�her die Symptome des Fiebers bemerkt werden, bevor jene der Localst�rungen sich wahr�nehmbar entwickeln; rasch eintretende und zu einem h�heren Gi'ade sich entwickelnde Abnormit�ten in der Blutmischung, vorhandene Functionsst�rungen und Texturerkrankungen der Organe, unter welchen insbesondere Entz�ndungen, Vereiterangs- und Nekrosirungs-processe zu nennen sind. Bei g-ieicher Disposition rufen die letzteren Krankheitsprocesse um so h�ufiger und sicherer Fieber hervor, je rascher sie zu Stande kommen, eine je gr�ssere Ausbreitung sie erlangen und je mehr die Blutmischung gleichzeitig von der Norm abweicht. Insbesondere findet man, dass sich acuten Krankheits-processen der Lunge, des Gehirnes und seiner H�ute, des Darm-kanales, der Lvmphgef�sse und Venen leicht Fieber hinzugesellt. Dass sich endlich im Verlaufe �berhaupt jeder, auch chronischen Krankheit Fieber entwickeln k�nne, wurde schon fr�her angef�hrt.
Dem erethischen und synochalen Fieber kommt eine g�nstigere prognostische Bedeutung- zu, als dem torpiden und hektischen; heftiges Fieber bei verh�ltnissm�ssig geringem �rtlichen Leiden l�sst eine bedenklichere Prognose zu, als massiges bei ausgedehntem �rtlichen Processe; andauernd hohe K�rpertemperatur und bedeu�tende Pulsbeschleunig#9632;llng#9632; machen, wie erw�hnt, die Vorhersage ung�nstig.
sect;. 132. Die Behandlung des Fiebers an und f�r sich ist nach dem Grade und dem Charakter desselben, dann nach dem ihm zu Grunde liegenden Localleiden verschieden.
Im Beginne und zwar w�hrend des K�ltestadiums hat man sich auf ein rein di�tetisches Verhalten zu beschr�nken; man sorgt f�r einen warmen Aufenthaltsort, gute Bedeckung, fleissiges Frottiren der Extremit�ten, sparsame, leicht verdauliche Nahrung- und Ab�haltung der �usseren Sch�dlichkeiten.
Das einfache (Reiz-) Fieber verlangt f�r sich keine be�sondere Behandlung, es gen�gt die Durchf�hrung des oben an�gegebenen di�tetischen Verhaltens und die Entfernthaltung der sch�dlichen Einfl�sse. Durch die Behandlung der ihm zu Grunde
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Fieber.
231
liegenden �rtlichen St�rungen wird h�ufig d.-is Fieber gemildert oder beseitig-et.
Aueh das entz�ndliche Fieber in seinen leichteren Formen erreicht h�utig' bei einem mehr negativen Verhalten sein Ende; die heftigeren Grade desselben machen jedoch die Anwendung des k�hlenden, antiphlogistischen Heilapparates, nach Erforderniss den Aderlass, die Verabreichung k�hlender Salze, er�ffnender Kly-stiere, den Gebrauch kalter Waschungen oder Umschl�ge erforder�lich. (Das N�here hier�ber bei der Entz�ndung-.) Hier erweist sich auch der Gebrauch solcher Substanzen, welche direct auf das Nervensystem (vielleicht erregend auf den herumschweifenden Nerven) einwirken und hiedurch zu eigentlichen Fiebermitteln werden, n�tz�lich, wohin die Digitalis, das Aconit, das Veratrin, die Tinctur und das Harz der gr�nen Niesswurzel, das Atropin, das Chinin geh�ren.
Das Schw�chefieber macht die Vermeidung- jeder schw�chen�den Einwirkung und die Anwendung- der bitteren, gew�rzhaften und fl�chtig reizenden Mittel und der Eisenpr�parate, bisweilen in Ver�bindung mit S�uren (Carbol-, Salicyls�ure) nothwendig. Man sorge f�r gute, leicht verdauliche Nahrung (geschrotteten Hafer, s�sses Heu, Brot; bei Schweinen und Schafen f�r Eicheln, Kastanien u. dgl.) in entsprechender Abwechslung, f�r k�hles, anges�uertes Getr�nke, frische und reine Luft.
Beim Zehrfieber stellt sich die Behandlung der Grundkrankheit als die wichtigste Anzeige heraus; vorausgesetzt, dass der wirkliche oder imagin�re Werth der Thiere die Behandlung �berhaupt noch zul�ssig erscheinen l�sst.
Wichtigere und gefahrdrohende Erscheinungen erfordern eine symptomatische Behandlung.
Durch das angegebene Verfahren kann es gelingen, die tieber-hafteu Erscheinungen zum Verschwinden zu bringen, w�hrend die �rtliche St�rung- doch noch fortbesteht und einer weiteren Ber�ck�sichtigung und Behandlung bedarf. F�r das kranke Thier ist jedoch in jedem Falle schon sehr viel gewonnen, wenn die gefahrvollen fieberhaften St�rungen beseitiget sind.
sect;. 133. Mit wenigen Worten mag hier sogleich das Wechsel�fieber seine Erledigung finden, welches wir, trotz des reichlichen zu Gebote stehenden klinischen Materiales bis jetzt zu beobachten noch nicht Gelegenheit hatten. Sein Vorkommen wird bei Pferden, Rindern, Schafen, Hunden und Affen angef�hrt, u. z. mit ein-, drei-und viert�gigem Typus, d. h. in der Art, dass die Fieberanf�lle
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Anatnmisclio St�rungen.
entweder t�glich, oder mit Dazwisclientreten eines oder zweier v�llig-fieberfreien Tage joden zweiten oder dritten Tag. u. z. zu einer be-stimmten Zeit, auftreten und das Tliier in der Zwischenzeit v�llig-gesund erscheint. Soll sieh f�r die Gegenwart eines Wechselfiebers in einein bestimmten Falle mit Entschiedenheit ausgesprochen werden, so d�rfen Erscheinungen eines acnten Localleidens, welches einen fieberhaften Zustand voranlassen k�nnte, nicht nachzuweisen sein. Diese R�cksichtnahme mag- wohl bei manchen der einschl�gigen Beobachtungen vernachl�ssiget worden sein, und es gewinnt viel�mehr den Anschein, dass bisweilen ein, im Gefolge eines acuten Krankheitsprocesses aufgetretenes, deutliehe Nachl�sse machendes Fieber f�r AVechselticber erkl�rt worden sei. R�cksichtlich der Aetiolog-ie ist bemerkonswerth, dass einige Beobachter gefunden haben wollen, dass in Gegenden und zu Zeiten, in denen das Wechselfieber unter den Menschen endemisch herrschte, dasselbe aireh unter den Schafen und Pferden vorkam.
Bez�glich der Therapie l�sst sich bei dein geringen vor�liegenden Materiale von Beobachtungen etwas Sicheres und allgemein Giltiges nicht angeben und nur bemerken, dass bei den als Wechsel-lieber in der Literatur verzeichneten F�llen sich die Anwendung purgirender Arzneien (der Aloe), bitterer Mittel (besonders des Chinins) und weingeisth�ltiger Substanzen (Wein) als erfolgreich herausgestellt habe.
II. Anatomische St�rungen.
sect;. 134. In die Kathegorie der St�rungen, welchen eine nach�weisbare Aenderung in den anatomischen Verh�ltnissen der Gewebe und (h-gane zu Grunde liegt, geh�ren :
A.nbsp; die �rtlichen St�rungen des Kreislaufes,
B.nbsp; die Entz�ndung,
C.nbsp; die Anomalien der Ern�hrung,
1). die Ver�nderung der physikalischen Eigenschaf�ten, und
E. die Ver�nderungen des Inhaltes der Organe.
A. Die �rtlichen St�rungen des Kreislaufes.
sect;. 135. Es ist bekannt, dass die Fortbewegung- des Blutes in den Gef�ssen durch die Zusainmenziehungen des Herzens erfolgt; die gleichm�ssige Str�mung desselben durch die Capillarit�t und
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Ocrtliclio St�rungen ties Kreislaufes .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 230
durch die Venen, auch w�hrend der Diastole des Herzens, wird durch die Elasticit�t der Arterien vermittelt.
Aussei- den elastischen Elementen finden sieli aber in deren W�nden, namentlich aber in jenen der mittleren und kleineren Arterien auch glatte Muskeln, von welchen der, �brigens auch von dem Ern�hrungszust�nde des Gef�ssrolires abh�ngige Tonus tlieil-weise mit bestimmt werden mag-, durch welchen die Gef'�sse eben bef�higt werden, ihr Lumen dem jeweiligen Blutdruck anzupassen. Durch �rtliche Reize der Gef�ssmuskelu kann in Folge aetiver Zu-sammenziehung derselben eine Verengerung, in Folge Erschlaffong oder L�hmung derselben eine Erweiterung- der betreffenden Gef�sse hervorgebracht worden, welche unabh�ngig- ist von dem inneren Blutdrucke.
An den Venenwanduug-en sind die elastischen Elemente viel weniger stark, als an jenen der Arterien, auch sind sie vorwiegend in der L�ngsrichtung- angeordnet; die Elasticit�t kann deshalb hier als beg�nstigendes Moment f�r die Blutbewegung- nur wenig in Betracht kommen; eine muskul�se Eingfaserhaut ist an den mittleren und kleinen Venen vorhanden, w�hrend an den gr�sseren Venen, und besonders an jenen der Bauchh�hle, der L�nge nach glatte Muskelfasern verlaufen, deren Zusammenziehung eine Verk�rzung-, deren Erschlaffung- eine Verl�ngerung der Vene zur Folge hat.
Da die Capillargef�sse eine Muskulatur nicht besitzen, so sind sie auch unf�hig-, sich selbst�ndig zusammen zu ziehen ; ver�m�ge ihres, von der Ern�hrung abh�ngigen Tonus kommt ihnen gleichwohl das Verm�gen zu, dem Blutdr�cke in einem gewissen Grade Widerstand zu leisten. Wenn bei Verminderung des �usseren oder bei .Steigerung- des inneren Druckes eine Erweiterung-, unter umgekehrten Verh�ltnissen eine Verengerung der Capillaren erfolgt, so sind diese Ver�nderungen des Lumens nur Folgen der abge�n�derten Druckverh�ltnisse, keineswegs aber einer selbst�ndigen Con�traction der Capillargef�sse.
Unter normalen Verh�ltnissen besteht bei jedem Thiere ein gewisses Maass der Kraft des Herzens und der Menge des Blutes; die Gef�sse befinden sich in einer diesem Drucke und der Quantit�t des Blutes entsprechenden Ausdehnung und besitzen die F�higkeit, ihren Durchmesser in einem Zustande zu erhalten, welcher der Ver-theilung des Blutes im ganzen K�rper und den Erfordernissen der einzelnen Organe angemessen ist.
Line ung-leichm�ssigo Vertheilung des Blutes kann, da dieses vom Herzen gleich massig in alle Theile des K�rpers getrieben wird,
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Oert�clicr Blutmangel.
nur von einer anregelm�ssigen Verengerung' oder Erweiterung der Q-ef�sse bedingt sein, welche wieder von einer selbst�ndigen Zu-saniinenzielmng oder von einer Erschlaffung der (Tef'�ssinuskel� abh�ngig ist, mit welchen Zust�nden sieh die Verh�ltnisse der Dich�tigkeit der Gefiftsswaud�ngen und der Dtirchschwitzung �ndern. Von Seite der �brigen Elemente der Grefasswandungen kann Erwei�terung oder Verengerung der Q-ef�sse nur dann zu Stande kommen, wenn sie an Ern�hrongsst�rongen leiden. Eine active Erweiterung der Get'�sse kann nicht angenommen werden; sie tritt nur nach vorausgegangene)- Zusainmenziehung in Folge von Krsch�pfung der Muskelth�tigkeit ein.
Das Centralorgan f�r die Gef�ssnerven liegt im verl�ngerten Marke; eine Reizung- desselben hat eine Verengerung- der kleinen Arterien und dadurch bedingte Erh�hung des Blutdruckes in den St�mmen der Arterien, eine L�hmung desselben Erschlaffung der Gef�sswandungeu und ein Sinken des Blutdruckes zur Folge. Die Verengerungsnerven geh�ren dem Sympathicus an, die Erweiterungs�nerven entspringen aus cerebrospinalen Wurzeln.
Die Anomalien der Blutvertheilung sprechen sich aus als �rt�liche Blutleere, locale An�mie und �rtliche Blut�berf�llung, locale Hyper�mie. An diese schliessen sich an: die Blutung, die Pfropfbildung innerhalb der Gef�sse und ihre Fortsp�lung im Blute mit Verstopfung anderer Gef�ssbahneu und die Wassersucht.
1. Oertlicher Itlutinan^el, locale An�mie, Isch�mie.
sect;. 136. Unter �rtlichem Blutmangel versteht man jenen Zustand, wobei der Blutgelialt eines oder mehrerer Organe oder Gewebe entweder �berhaupt, oder im Verh�ltnisse zum Blutgehalte des �brigen K�rpers verringert ist.
Am Cadaver erscheint ein an�mischer Tlieil blass und zu�sammengefallen, auf seiner Schnittfl�che tritt entweder Blut gar nicht oder nur in verh�ltnissm�ssig geringer Menge hervor; die sichtbaren Gef�sse sind nur wenig gef�llt oder leer, zusammen�gesunken oder klaffend. In der Regel und abgesehen von anderen Ver�nderungen ist dei- Umfang und das Gewicht eines an�mischen Organes vermindert; es ist h�ufig z�he oder br�chig und trocken.
Aus dem verminderten Blutgehalte erkl�ren sich die Erschei�nungen, welche in an�mischen Theilen w�hrend des Lebens beob�achtet werden. Diese sind: Bl�sse und geringere Temperatur
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Oert�cbeT Blntmangel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;241
(lei-solben, die letztere bedingt dureli Venninderang des Stoffwechsels; Erscheinungen, die mir an oberfl�chlich gelegenen Theilen wahi--nehmbar sind, dann verminderte Punctionirung namentlich musku�l�ser und nerv�ser Gebilde; Verminderung' der Absonderung, wo-dureb bisweilen in Folge der Zuriiekhaltung der Wecretionsstoffe im Blute Mischuugsanomalien des letzteren eingeleitet werden, endlich in Folge der verminderten Transsudation Abnahme der Ern�hrnng, s�hin schliesslich Atrophie des an�mischen Tlieiles.
Die Ursachen der �rtlichen An�mie lieeeu entweder:
a.nbsp; in einer Vendngerang der Blutmenge des K�rpers �berhaupt, bedingt durch grosse Blutverluste, ungen�gende Blutbildung durch mangelhafte Ern�hrung;
b.nbsp; in Hindernissen, welche dem Zufl�sse des Blutes oder der Circulation desselben in einem Organe entgegenstehen. Der�gleichen sind : Verengerung oder Verschliessung von Arterien (arterielle Isch�mie), veranlasst durch Krankheiten derselben, wie Ern�hrungsst�rungen der Arterienw�nde , Verstopfung derselben durch Thrombose oder Embolie, Unterbindung oder Zerreissung einer Arterie, Verschliessung derselben durch Druck;
c.nbsp; nbsp; in Reizen, welche eine Zusammenziehung der Gef�ss-muskeln veranlassen, wie K�lte, Elektricit�t, manche ArzneistofFe, wie die adstringirenden Stoffe, Mineral- und Pflanzens�uren, Blei�pr�parate, der H�llenstein, manche narkotische Substanzen u. s. w.;
d.nbsp; in dem Organgewebe selbst. Derartige Ursachen sind l�ngere Unth�tigkeit eines Theiles, andauernde und �berm�ssige Absonderungen und Exsudationsprocesse, Blutextravasate. Viele anatomische St�rungen, wie Neubildungen, bewirken auch in Folge der Compression der in den betreffenden Organen verlaufenden Ge-f�sse, locale An�mie.
Die Folgen der localen Blutarmut!] sind nach der Be�schaffenheit dos Organes verschieden. Im Allgemeinen leidet hierunter seine Function, welche entweder verringert oder v�llig auf�-ehoben wird ; in Absonderungsorganen nimmt die Menge dos Secretes ab, die Ausscheidung wird verz�gert, das Secret bleibt zur�ck, dessen Zersetzungsproducte dann zu weiteren Nachtheilen f�hren k�nnen. In Folge der An�mie einer K�rperstelle entwickelt sich stets, u. z. bald in der n�chsten Umgebung derselben, bald in entfernten Theilen eine sogenannte collaterale Hyper�mie, die entweder eine arterielle oder ven�se sein kann. Die letztere ist bedingt durch die Verlane-samung des Blutstromes in jenen Venen, welche ihr Blut aus den verengerten Arterien empfangen und durch Ausweichen des unter
Roll, Path. laquo;. Tlicr. i, Hansth. I. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;16
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Hyper�mie,
einem h�heren Drucke stehenden Blutes aus jenen Venen in die�selben, welche mit ihnen anastomosiren.
Die Ausa-iinae der An�mie sind entweder die R�ckkehr zum normalen Zustande oder Schrumpfung- und Atrophie oder bei andauerndem Druck auf die Capillaren selbst. Brand des Gewebes.
Die Behandlung- der localen An�mie hat zun�chst die Entfernung- oder Beschr�nkung- der Ursachen zum Zwecke, worauf man bestrebt sein muss, den Blutzufluss zu den an�mischen Theilen zu steigern. Dies geschieht durch Einwirkungen, welche die Gef�ss-w�nde erschlaffen, wie durch die Anwendung- der W�rme in Form von Umschl�gen, B�hungen, B�dern, durch warme Bedeckung; oder durch Erregung- der Gehirn-li�ckenmarksneiwen, wodurch eine Herabstimmung der Gef�ssnerven bewirkt zu werden scheint. TTie-hcr geh�rt die Anwendung- der Reizmittel, wie Frottiren, reizende Einreibungen, der innerliche Gebrauch der kr�ftig- erregenden Weingeist- oder �therh�ltigen, der Ammoniak-Pr�parate u. dg-1.
2. Oertliclie Bluliiberf�lluii?, Hyper�mie.
sect;. Inl. Man verstellt unter Hyper�mie den vermehrten Blut-gehalt eines Organes oder K�rpertheiles, in so ferne er die, dem Organe unter normalen Verh�ltnissen zukommenden Schwankungen �bertrifft.
Die Diagnose; einer w�hrend des Lehens vorhanden gewesenen Hyper�mie am Cadaver ist h�ufig unm�glich, da nach dem Ein�tritte des Todes der vermehrte Blutgehalt durch die Contraction der Arterien nicht selten schwindet. In der Regel findet sich die Hyper�mie nur in den Capillaren, zuweilen sind auch die kleineren Venen dos betroffenen Organes blutreicher.
Das hyper�mische Organ erscheint je nach seinem normalen Blutreichthume in verschiedenem Grade roth gef�rbt, manchmal bis zum v�lligen Versehwinden der nat�rlichen Farbe, bisweilen mit gleichzeitiger Injection der kleineren Venenst�mmchen, welche den�dritische Verzweigungen oder ein feines Netzwerk bilden; �ber die Schnittfl�che quillt Blut in abnormer Menge hervor. Gef�ssrciche Organe erscheinen in ihrem Umfange vergr�ssert; ihre Consistenz ist bald unver�ndert^ bald vermehrt, meist aber vermindert, das Gewicht ist stets vermehrt.
Bei raquo;lor mikroskopisclien TTntersncliTing finden sich ilu* Capillaren laquo;los hyper�niischen Theiles gew�linlicb ^leichm�ssig oder spindelf�rmig? erweitert, nu-Iit selten am-h verl�ngert, und mit einer abnormen Menge rother, dicht an und neben einander liegender Blutk�rperchen erf�llt.
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Active HyporSmic. � Congestion.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 243
Die Erscheinungen der Hyper�mie am lebenden Thiere sind verschieden, je nachdem dieselbe eine sogenannte active oder passive ist, die erstere heisst auch arterielle! Hyper�mie, Blut-wallnng, active Congestion, die letztere ven�se Hyper�mie, Blut�stockung-.
Die localen Hyper�mien verdanken ihre Entstehung immer �rtlichen Ursachen; die Herzth�tigkeit hat auf sie keinen Einfluss. Die active Hyper�mie stellt sicii in Folge einer Erschlaffung der Gefassw�nde ein, wobei schon der gew�hnliehe Blutdruck zu einer st�rkeren Anf�llnng der Gef�ssc f�hrt; die passive Hyper�mie entsteht entweder durch Abnahme des Blutdruckes �berhaupt, oder durch Hindernisse, welche dem R�ckfliessen des Venenblutes ent�gegenstehen.
Die activen sowohl als die passiven Hyper�mien k�nnen acut und chronisch sein; ihre Erscheinungen und Folgen sind nach den Organen verschieden.
a. Active, arterielle Hyper�mie, Wallung, Congestion.
iii:
sect;. 138. Bei der Wallung ist das vermehrte und beschleunigte Einstr�men des Blutes bedingt durch eine Verminderung der Widerst�nde im Verh�ltnisse zur Triebkraft des Blutes oder durch Vermehrung des Blutdruckes in dem betroffenen Theile. Die Be�dingungen, unter welchen arterielle Hyper�mien sich ausbilden, k�nnen daher sein :
1. Zunahme des Blutdruckes in den Arterien. Sie
entwickelt sich :
[t
a. Bei Hindernissen im Bereiche des regelm�ssigen Blutstromes, in Folge der hiedurch veranlassten Stauung und des in der n�chsten Nachbarschaft gesteigerten collateralen Seitendruckes und der vermehrten Stromgeschwindigkeit. Derlei Hindernisse k�nnen sowohl in den Arterien, als in den Capillaren, als auch in den Venen gelegen sein. Auf solche (collateralo) Hyper�mien wurde bereits bei der �rtlichen Blutleere hingewiesen. Aus derselben Ursache kommt es auch im Froststadium des Fiebers oder nach der Ein�wirkung intensiver K�lte auf die Hautoberfl�che, in Folge der Con�traction der Arterien der Haut und des erschwerten Einstr�mens des Blutes in dieselben, zu einer Steigerung des Blutdruckes in den inneren Arterien, wodurch die unter diesen Umst�nden in den Lungen, Hinterleibsorganen oder im Gehirn sich einstellenden Congestionen ihre Erkl�rung finden.
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Active Hyper�mielaquo; � Congestion.
b.nbsp; Bei erh�hter Herzthatigkeit, z. B. uach gr�sserer An-strengung. Hiedurch wird die Q-eschwindigkeit des Blutsti'omes vermehrt, und das ganze arterielle System kommt unter einen er-h�hten Blutdruck. Bei ungleicher Widerstandskraft der W�nde
entwickelt sich in dem Gebiete der weniger widerstehenden Theile Congestion.
c.nbsp; nbsp; Bei Abnahme eines Circulationshindernisses in einer gr�sseren Arterie. Nach Ausrottung von Geschw�lsten, nach rascher Entfernung des Druckes eines umfangreichen Exsudates, str�mt das Blut rasch in die vorher blutarmen Gref'�sse und Capil-laren ein und f�hrt zu einer Congestion. Die Arterien solcher G-efassbezirke kommen hiebei unter erh�hten Blutdruck, da die in dem entsprechenden ven�sen Systeme bis dahin bestandene Blut�stockung sich nicht sofort ausgleichen kann.
2. Abnahme des Seitendrucks in den Arterien. Diese kann zu Stande kommen:
a.nbsp; Durch solche Ern�hrungsst�rungen der Wandungen der Arterien, wodurch diese unter Erhaltung ihrer Elasticit�t eine massige Erweiterung erleiden. Treten nun Umst�nde ein , welche eine Zunahme des Blutdruckes veranlassen, so werden sich in diesen weniger widerstandsf�higen Theilen (sogenannte atonische) Hyper��mien entwickeln.
b.nbsp; nbsp; nbsp;Durch Erschlaffung oder L�hmung der Gef�ss-muskcln. (Paralytische Hyper�mie.) Sie entsteht durch Reizung von Empfindungsnerven (wahrscheinlich in Folge dadurch veran-lasster Paralyse von Gef�ssnervon), durch L�hmung sympathischer Nerven (Bernard'se.her Versuch), durch die Einwirkung der W�rme in mittleren Graden, der K�lte in geringeren Graden, der Elektri-cit�t, verschiedener directer Beizmittel, wie der H�clitigeu, der scharfen, dann der eigentlich chemisch wirkenden Stoffe. Bestimmte Ver�nderungen des Blutes, wie sie namentlich bei miasmatischen und contagi�sen Krankheiten vorkommen, scheinen gleichfalls l�hmend auf die Gef�ssnervcn zu wirken, und dadurch Congestionen bestimmter Organe zu veranlassen (speeifische Hyper�mien).
Symptome. Die erste wahrnehmbare Erscheinung der Con�gestion ist eine st�rkere Anf�llung der Gef�sso, Injection. An Theilen, welche der Beobachtung zug�nglich sind, bemerkt man diese Injection zuerst an Gef�ssst�mmcben, in deren Zwischenr�umen sich allm�lig eine dichtere Anf�llung der Capillargef�sse hervor�bildet, welche mit freiem Auge angesehen entweder eine gleich�f�rmige oder eine netzf�rmig sich verbreitende Anordnung zeigt.
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Autiv� Eyperamp;mie. - Claquo;nfestion.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1^4;quot;)
entweder sch�rt' begrenzt oder verwaschen, punktirt, HecUi-quot;', oder keilf�rmig ist. Bedingt durch die Injection ist die K�tlie des hyperi�nischeu Tlieiles; herr�hrend von der Erweiterung' der Gef�sse und der st�rkeren Anf�llnng mit Blut. Die R�thang zeigt nach der Anordnung- der Gef�sse eine verschiedene Form, sie ist bald scharf begrenzt, bald in allm�lig blasseren Nuancen in die normale F�rbung des Gewebes �bergehend. Das erstere ist insbesondere der Fall bei Organen, welche Capillaren enthalten, die nur wenige Anastoinosen bilden oder bei solchen, in welchen noch besondere Theile ein�gebettet sind, welche f�r sich Sitz der Hyper�mie werden k�nnen, wie z. B. der Follikelapparat in der Haut, in den Schleimh�uten. Die letztere Art der R�thung wird h�ufiger beobachtet, und nia;i findet dann, dass die ges�ttigteste F�rbung- sich in der Mitte der hyper�mischen Stelle ausgebildet hat und von da aus gegen die Peripherie sich vermindert.
FAna andere Erscheinung-, welche bisweilen in dem hyper�mi�schen Theile beobachtet wird, 1st die verst�rkte Pulsation der zu ihm hinziehenden Arterien, welche von einem Nachlass der Con-traetilit�t und von Erschlaffunquot;- der Wandunaen der Arterien abh�nfft.
Durch das vermehrte Zustr�men des arteriellen Blutes in die erweiterten Gef�sse ist auch die oft bedeutende Temperatur-Vermehrung- eines hyper�mischen Theiles zu erkl�ren. Die bemerk�bare Yolumszunahme desselben, die Anschwellung-, h�ngt einerseits von dein vermehrten Blutg-ehalte, andererseits von dem Austritte einer gr�sseren Menge von Serum und Blutplasma durch die in Folge der Erweiterung- por�ser gewordenen Wandungen der Capil�laren ab, sie wird am auffallendsten an weichen, aachgiobigen, gef�ssreichen Geweben. In cone-estionirten Absonderunffsorsjanen nimmt gew�hnlich das Secret au Menge zu und erleidet auch Aenderungen in seiner Beschaffenheit.
Der bisweilen vorhandene Schmerz ist von dem Drucke alt-h�ngig-, welchen der geschwollene Thoil auf die in ihm sich ver-zweig-euden Empfindung-snerven aus�bt, so wie von der Einwirkung der gesteigerten Temperatur auf dieselben.
In congestionirten Organen stellen sich St�rungen der Func-tionen ein, welche bald den Charakter der Steigerung-, bald jenen der Schw�chung- zeigen, und nach den betroffenen (Organen ver�schieden sind.
Die Folgen der Wallungen sind von ihrer Dauer und von der Wichtigkeit und dem fr�heren Gesundheitszust�nde des ergriffenen Organes abh�ngig. Bei kurzer Dauer in einem von fr�her her
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Passive Uyperaniic.
ffesunden Qrgane, g'elien micli die Folgen mscli vor�ber; bei l�ngerem Andauern kann es zu einer bleibenden Erweiterung der Gef�sse mit Verdickung- ihrer Wandungen und behinderter Functionsst�rung des
Organes kommen; Ijei sehr verst�rktem Blutdruck oder bei Br�cliig-keit der Gef�ss wan d�ngen kann Zerreissung der Gei'�sse und Aus�tritt von Blut in die umgebenden Gewebe erfolgen; in Organen, welche von fr�her krank waren, kann sich die Functionsst�rung durch den Eintritt von Congestion zu einer bedeutenden H�lie steigern (z. B. rasender Koller). Fine schon vorbandene Reizung der Grewebstheile kann durch den Hinzutritt der Congestion den entz�ndlichen Charakter annehmen.
Die Behandlung der Wallungen muss sich nach den Ursachen richten und kann eine �rtliche oder allgemeine sein. Ist es m�glieb, eine vorbandene Hemmung des Blutlaufes (bei collateralen Hyper��mien) zu beseitigen, so musa dies vorerst geschehen; ist dies un�m�glich, so sucht man dein Blutdruck durch Verminderung der Herzkraft oder durch Verkleinerung der Blutmasse herabzusetzen. Zu diesem Zwecke ist nach Massgabe des einzelnen Falles die An�wendung des Fingerhutkrautes, des Salpeters, Weinsteins, der schwefelsauren Alkalien und alkalischen Erden, des Brechweinsteins, der Blutentleerungen, der Hautreize angezeigt; �rtlich wirkt die K�lte g�nstig; k�hles Verhalten, Verminderung der Nahrung-, Ruhe unterst�tzten die Behandlunsgt;-.
b. Passive, ven�se Hyper�mie, Blutstockung.
ij. 139. Hyper�mien dieser Art sind bedingt durch ein Miss-verh�ltniss zwischen der Triebkraft des Herzens und den, der Fort�bewegung des Blutes in den Venen entgegenstehenden Hindernissen. Das Blut stockt dann mehr oder weniger gegen die Wurzeln der Venen hin, und es entsteht eine Verlangsamung der Circulation innerhalb des hyper�mischen Bezirkes.
Fine ven�se Hyper�mie kann daher nur unter zwei Bedingungen entstehen:
1. Ks steht dem Zur�ckfliessen des Blutes einHinder-niss entgegen. Hieher geh�ren die mechuniseben Circulations-st�rung-en, veranhisst durch Verengerung- oder Verschliessung der Venen in Folge des Druckes von Geschw�lsten, Br�chen, Exsudaten, Kothballen u.dgl. durch einfache und varicose Venonerweiterungen; durch Verstopfung der Venen in Folge von Gerinnselhildung- oder Coucretionen in denselben; durch St�rungen in der Respiration;
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Passive Hyperiimic.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^47
(lurch Kltippcnkrankhciten des Herzens, namentlicli .solche, welche den Eintritt des Blutes in das rechte Herz hindern. Solche Hyper��mien heisseu auch mechanische oder Stauungshyper�mien.
2. Die verlangsamte Blutbewegung ist durch Verminderung' der Herzkraft veranlagst, wie sie hei schweren fieberhaften Krank�heiton, bei langer Andauer des Fiebers, bei cachektischen Krank�heiten, bei fettiger Entartung des Herzens vorkommt. Gleichwohl ist dieser Zustand allein wohl nur selten im raquo;Stande, locale Hyper��mien zu erzeugen, es sind hiezu noch �rtliche Widerst�nde nothweudig-. Diese k�nnen liegen in ausgedehnteren (atheromat�sen) Entartungen gr�sserer Arterien; in der Wirkung der Schwere, die bei allgemeiner Schw�che zur Entwicklung- von Senkungs-Hyper�mien, Hypostasen, nach den tiefsten Stullen des K�rpers und dor einzelnen Organe f�hrt.
Die Erscheinungen der passiven Hyper�mie sind : eine dunkle bl�uliche R�the des Theiles, abh�ngig von der Erweiterung der Venen und Capillaren, und von der durch den langsameren Blutlauf in denselben bedingten reichlicheren Aufnahme von Kohlen-s�ure aus den (leweben; Verminderung der Temperatur, abh�ngig theils von dem langsameren Blutstrome, theils von der Verminderung des Stoffwechsels, Abnahme der Function, Neigung- zur Bildung w�sseriger Ausschwitzungen, zu Oedemen, wassers�chtigen Erg�ssen, w�sserigen Absonderungen und Blutungen; Volumszunahmen, bedingt durch die st�rkere Ausdehnung- der Clef�sse und die Transsudate; Schmerz, besonders wenn Empfindungsnerven gedr�ckt werden.
Als Folg-en k�nnen sich tiefgreifende Ern�hrungsst�rungen, bei l�ngerer Dauer Hypertrophie der Gef�ssw�nde und des Organes, h�utiger Schwund, Brand des Theiles entwickeln.
Die Behandlung der Stockung- hat die Entfernung- ihrer Be�dingungen und die directe Beseitigung- der Hyper�mien zum Zwecke. In letzterer Hinsicht k�nnen allgemeine und �rtliche Blutentziehungen, entleerende, namentlich abf�hrende Mittel, nach Massgabe des Falles, angezeigt sein.
Mit R�cksicht auf die, der Stockung- zu Grunde liegenden Ursachen kommt es einerseits auf die Erhaltung und Steigerung-der Kr�fte, andererseits auf die Beseitigung oder Minderung der, der Fortbewegung des Blutes entgegenstehenden Hindemisse an. In ersterer Beziehung- kann die Verabreichung gut n�hrender Futter�stoffe, bitterer, aromatischer, eisenhaltiger Mittel nothwendig werden; in letzterer kann durch Wechsel in der Lagerung der Thiere der Entwicklung von Senkungshyper�mien begegnet, durch Entfernung
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H�morrhiigie.
von Geschw�lsten, Eutleening von Exsudaten das Circolations-liinderniss bisweilen beseitigt werden. Bei Erseldaftung- der Getass-h�ute empfiehlt sieh die locale Anwendung- der K�lte, aromatischer, gerbs�areh�ltiger oder anderer adstringirender Umschl�ge.
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3. Ultitiiiii; und Hlulllnss, HUiiiui'rliag:ie.
sect;. 140. Unter Blutung- versteht man den Austritt von Blut aus dem Herzen oder den Gef'�ssen, Extravasation.
Die ausgetretene Masse, das Extravasat, muss demnach die Bestaudtheile des Blutes und namentlich Blutk�rper enthalten; es m�ssen deshalb hieven alle jene rothen Erg�sse ausgeschlossen worden, welche ihre F�rbung lediglich dem an das Blutserum ab�getretenem Blutfarbestoffe verdanken, und durch Traussudation aus den Gelassen austreten.
Bedeutendere Extravasationen von Blut k�nnen nur nach Zer-reissung der Gef�ssw�nde, kleinere aber auch durch die unverletzten Wandungen der Capillaren und kleinsten Venen stattfinden.
Die Erkl�rnng iler letsiteren Thatsache wird entweder in uiiiL-r, diircli den erh�hten Blutdnieh vetanlassten Erweiterung der Poren lt;li'r Wand der Capillaren und dailnn-li eriniig-lichtem Duruhdnlngen der rothen Blutk�rper (Cohnheim) oder in einem Duii-lidiiU-ken der Blutk�rperchen von Seite der sich stellenweise zusammen�ziehenden und wieder ausdeiinendeii prntopUismatiselien Wand der Capillaren gesucht.
Als Blutfl�sse bezeichnet man insgemein jene Blutungen, welche auf die Oberfl�chen der Haut, der schleimh�utigen und Dr�sen�kan�le, dann auf offene Wunden stattfinden, bei welchen mithin die Entleerung- des Extravasates nach aussen hin m�glich ist.
Je nachdem die Blutunsi-en in dem Innern oder an der Ober-ti�che des K�rpers stattfinden, unterscheidet man sie in innere und �ussere; die ersteren geschehen entweder in das Gewebe eines Theiles oder in schon bestehende H�hlen und Kan�le. Kleinere, in das Parenchym eines Theiles, durch Zerreissung capillarer Gef�sse erfolgende Blutungen heissen eapillare Bluterg�sse; sie stellen kleine, h�chstens hirsekorngrosse, rothe, in das Organgewebe ein�gesprengte Punkte dar, welche im Gehirne insbesondere eapillare Apoplexie, in der Haut, den Schleim- und ser�sen H�uten Ekchymosen, Peteehien genannt werden. Nach Zerreissung-einer gr�sseren Anzahl von Capillaren oder nach dem Bersten gr�sserer Gef�sse treten diese kleinen Extravasate n�her an einander, die dazwischen liegenden Gewebsresto werden f�r das freie Auge unkenntlich und erscheinen g-leiehm�ssig von bisweilen geronnenem
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H�morrhagie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;249
Blute getr�nkt, uneben und br�chig, ein Zustand, wolclieu man h�morrhag'ischen Infarct, �lutkuoten, oder wenn das Extra-vasat eine Geschwulst an der Oberfl�che eines Organes bildet, Haeniatom nennt. Zerreissen endlich zahlreichere oder gr�ssere Gefasse, tritt das Elut rasch und mit Gewalt aus, oder findet die Jilutung' in einem wenig- widerstandsf�higen Organe statt, so wird hiedurch das Organgewebe zertr�mmert, das Extravasat sammelt sich in einer oder mehreren hiedurch entstandenen H�hlen des be�treffenden Gewebes an und es bildet sich ein sogenannter h�mor-rhagischer oder apoplektischer Herd, Blutlache.
Nach den Organen, aus welchen Blutungen erfolgen, unter�scheidet man Lungen-, Darm-, Niereu- etc. Blutungen. Die Blutungen k�nnen sowohl aus normalen Geweben, als auch aus pathologischen Neubildungen stattrinden; bez�glich der letzteren sind insbesondere die Blutungen aus neugebildeten Gef�ssen wichtig-, deren Inhalt sich h�ufig einer Exsudatfl�ssigkeit beimischt, welche dann h�inor-rhagisches Exsudat heisst.
Die Ursachen der Blutungen sind �ussere oder innere. Zu den �usseren geh�ren: Trennungen des Zusammenhanges der Gef�sse durch Verwundungen jeder Art, durch Zerrung und Span�nung-, wie in dem Umfange entz�ndlicher Anschwellungen, durch Druck oder Lagever�nderung, durch starke Muskeleontraction.
Die inneren Ursachen beruhen auf einem Missverh�ltnisse zwischen dem Blutdruck und dem Zusammenhange der Getass-wanduug-eu. Bei normaler Gef�sswand muss der Blutdruck sehr bedeutend gesteigert sein, damit Blutungen entstehen, wie dies bis�weilen bei der Wallung-, h�ufiger bei Blutstockungen, insbesondere mechanischen, wie sie sich im Gefolge von Herzkrankheiten ent�wickeln, der Fall ist. Den meisten in diese Kategorie fallenden Blutungen, die man als active oder freiwillige bezeichnet, liegt eine Ver�nderung der Gef�sswand zu Grunde. Hieher sind zu rechneu die Blutungen aus neugebildeten, zartwandigen Gef�sscheu bei Entz�ndungen, jene aus Gef�ssen, deren Wandungen sieh im Zustande chronischer Entartung-, namentlich des atberomat�sen Pro�cesses befinden. Von einer ver�nderten Ern�hrung der Gef�sse scheint auch das h�ufige Auftreten von Blutungen ohne Wallungen oder Stockungen im Verlaufe gewisser Krankhcitsprocesse abh�ngig zu sein. Unter den Krankheiten, welche zu Blutungen besonders disponiren, sind hervorzuheben: jene, welche durch faulige Bei-mischungen zum Blut hervorgerufen werden; ferner die acuteo Exantheme, namentlich die Pocken in ihrer b�sartigen Form, die
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Hiiluorrluigie.
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Scorbut-, die Milzbrandformeii, die Hnndswuth, manche Leber- und Milzkrankheiten, caclicktisclie Krankheiten. Es ist wahrscheinlich, dass durch solche dyskrasische Zust�nde die Widerstandsf�higkeit der Get'�sswtiudunyeu so abge�ndert wird, dass sie schon unter dem gew�hnlichen oder einem etwas gesteigerten Blutdrucke Trennungen ihres Zusammenhanges erleiden. Man bezeichnet diese Geneigtheit zur Entstehung von Blutungen mit dem Namen der h�morrhagi-schen Diathese; zu bemerken ist, dass bei den meisten hieher geh�rigen Krankheiten eine Erkrankung der Milz, entweder als Theilerscheinung oder als prim�res Leiden angetroffen wird.
Die Erscheinungen der Blutung sind verschieden, je nach�dem sie eine �ussero oder innere ist.
Bei der erstereu, so wie bei jener der Schleimhautkan�le gelangt das Blut entweder bei oberfl�chlicher Lage des blutenden Theiles unmittelbar und unver�ndert nach ausseu (Nase, Maul, After u. s. f.), oder es wird bei etwas tieferer Lage des Organes (Bron�chien, Magen, Nieren) durch gewisse Reflexbewegungen nach aussen entleert und ist dann gew�hnlich mit Absonderungsfl�ssigkeiten (Schleim, Magensaft, Harn) oder einem anderen Organinhalte (Futter�resten, F�calstoflen u. dgl.) gemengt und hiedurch in seiner Farbe ver�ndert. Es kommt entweder im fl�ssigen Zustande oder in Klttmpchen, Kuchen oder nach der Form des Organ es geronnen zum Vorschein. Bei gering-f�gigen Blutungen tr�pfelt das Blut aus, bei st�rkeren capill�ren, so wie bei ven�sen Blutungen tritt bald helleres, bald dunkleres Blut in gleichm�ssigem Strome aus, bei jenen aus Arterien geschieht der Erguss stossweise und das Blut hat eine hellrothe, lebhafte Farbe.
Wird das in Schleimhautkan�le oder in nach aussen m�ndende H�hlen ergossene Blut nicht nach aussen entleert (verborgene Blu�tungen), so kann es diese H�hlen zu einer oft bedeutenden Grosse ausdehnen und hiedurch mannigfache, nach der Wichtigkeit des betreffenden Organes verschiedene St�rungen (Blutungen in die Bronchien und Lungenbl�schen: Erstickungsgefahr, in die Harn�leiter: Harnverhaltung- u. dgl.) veranlassen.
Blutungen, welche in innere, der Untersuchung-unzug�ngliche Theile stattgefunden haben, geben sich, falls sie geringf�gig und das Organ kein lebenswichtiges ist, bisweilen durch Erscheinungen nicht zu erkennen; sind sie jedoch bedeutender, so werden sie ent�weder durch die Functionsst�rung des betroffenen Organes, oder durch das Auftreten der Erscheinungen einer allgemeinen An�mie in Folge des bedeutenden Blutverlustes, wie allgemeine Bl�sse,
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ll�morrkugie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 251
K�lte dor �usseren Theile, kalte Scliwcisse, Verschwinden dos Turgors, Zittern oder Convulsionen, Langsamkeit, Kleinheit und Schw�che dos Pulses, di�gnosticirbar.
Uas spontane Aufh�ren einer Blutung ei'folg^t entweder duroli die Bildung einos Blutpfropfes, Thrombus, welcher anfangs nur mechanisch die G-ef�ss�ffnung verstopft, in der Folge iiber eine innige Verbindung mit den G-ef�sswandungen eingehen kann, oder durch den Druck, welchen das in das umgebende Gewebe oder in Holden und Kan�le ergossene Blut, die ser�se Infiltration der an-stossenden Gewebe, die etwa vorhandene Contractilit�t derselben auf die blutenden Gefasse aus�bt, oder endlich durch die in Folge �ber-m�ssiger Blutung- veranlasste Abnahme des Blutdruckes, welche zu�gleich ein rascheres Zufliessen von Lymphe, mitliiu auch von weissen Blutk�rpern in das Blut bewirkt, und die Gerinnf�higkeit des Blutes steigert. Nach der vollst�ndigen Trennung einer mittleren gr�sseren Arterie; beobachtet man ein Zur�ckziehen derselben in ihre Scheide und eine Zusammenziehung derselben. Ein Thcil des ausgetretenen Blutes gerinnt innerhalb der Scheide und in dem umgehenden Gewehe zu einem Bl utpfropf, welcher der ferneren Blutung- ein H indemiss entgegenstellt, aber nicht selten wieder weggeschwemmt wird. Haftet er jedoch durch einige Zeit fest, so bildet sich in dem Kan�le des verletzten Gef�sses seihst ein Blutpfropf, welcher sieh meist bis in die N�he des zun�chst abgehenden betr�chtlicheren Seitenastes erstreckt und, falls er nicht durch neu andringende Blutwellen oder durch Schmelzung- wieder abgestossen wird, bisweilen mit den Wandungen dos Gef�sses zu einem bindeffewebiffen Strane-e verw�chst.
Die Folgen der Blutungen h�ngen begreiflicher Weise von der Grosse und Heftigkeit derselben, dann bei inneren Blutungen von der Wichtigkeit des Organes ab, in dessen Parenchym sie statt�fanden, wodurch immer Quetschung- und Zertr�mmerung desselben in verschiedenem Grade veranlasst wird. Eine h�utige Folge solcher Blutungen ist der Eintritt von Entz�ndung- in der Umgebung- mit Gewebsneubildung und Einkapselung des Blutergusses. Bedeutendere Blutfl�sse f�hren allgemeine Schw�che, Verschwinden des Lebens-turgors, Schw�che und Weichheit des Pluses, den Ausbruch kalten Schweisses, Zittern, Convulsionen, Ohnmacht und selbst den Tod herbei.
F�r heilsam kann eine Blutung- nur dann angesehen werden, wenn durch sie die in einem Organe iiberm�ssig- angesammelte Blutmeng-e verringert wird.
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K�morrbagie.
Diis in Gewebe ergossene Blut geht allm�lig g-e\visse Veriln-derangen ein, welelie lt;leu Heilungsvoi'g'ang des Extravasates darstellen.
Jileibt das ausgetretene Blut fl�ssig-, wtis jedoch nur verliillt-uissm�ssig selten und bei kleinen Extravasaten der Fall ist, so kann eine R�cksaugung desselben iu der Art stattfinden, dass sich zuerst das Serum in der Umgebung vertheilt, worauf allm�lig' die Blut�k�rperchen zerfallen und mit ihrem Farbestofi' und dem Serum resorbirt werden; oder die Blutk�rperchen bleiben zur�ck und dienen als Grundlage f�r Pigmentk�rner oder Pigmentkrystalle, oder end�lich es tritt, namentlich bei Luftzutritt, F�ulniss und jauchige Zer�setzung des ganzen Extravasates ein, der Blutherd verwandelt sich in einen Brand- und Jaucheherd.
In der Mehrzahl der F�lle erfolgt eine Gerinnung des extravasirten Blutes, entweder auf die Art, auf welche sich ein Blutkuchen bei dem aus einer Ader gelassenen Blute bildet, so dass der Faserstoff die Blutk�rper und das Serum gleiclmi�ssig einscliliesst, oder so, dass sich der Faserstoff entweder an dem Umfange oder in der Mitte der Gerinnung ziemlich rein ansammelt. Ist das Serum nach aussen zu ausgeschieden, so kann es leicht resorbirt werden, ist es iu der Mitte der Gerinnung eingeschlossen, so bleibt es oft lange zur�ck.
Der ausgeschiedene Faserstoff schrumpft entweder, sobald er in gr�sserer Menge und ziemlich rein ausgeschieden ist, zu einer derben, knolligen Masse ein, �derer zerf�llt, gleich den meisten Blut�k�rperchen, zu einer fettigen oder feink�rnigen Punktmasse, welche der Resorption unterliegen kann. Die Blutk�rperchen aber k�nnen auch schrumpfen und sich in Pigment umwandeln, oder ihr Farbestoff wird frei und tr�nkt die Umgebung mit einer gelben rostfarbenen oder bl�ulichen F�rbung, aus welcher sich dann entweder schwarzes, braunes, rothes oder gelbes k�rniges Pigment niederschl�gt, oder aus dem sich r�thliche, rothe oder schwarze H�matoidiukrystalle herausbilden. Die l'ignieutf�rbungen erbleichen allm�lig und k�nnen endlich durch Resorption des Pigmentes vollkommen verschwinden; auch das k�rnige Pigment ist einer Verkleinerung- und Ver-schrumpfung f�hig, w�hrend Pig-mentkrystaile unver�ndert bleiben. Auffallend ist es, dass manchen Organen eine Neigung- zur Bildung bestimmter Pigmentfarben zukommt (s. Pigmentbildung).
Die Heilung gr�sserer apoplektischer Herde geht ge�w�hnlich auf nachstellende Weise vor sich. Das K.Klravasat wird nach und nach sammt dem zertr�mmerten Organgewebe, welches
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lliimorrliutjie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;253
die zottige, anebene, von Blut durchtr�nkte Wand des Herdes bildet, dureh die Einwirkung des Blutserums erweicht und verfl�ssiget; es zerf�llt tlieils zu einer Punktmasse, theils wird es in Fett umge�wandelt, gestaltet sich nach einiger Zeit zu einem r�thlich-hraunen Breie um, welcher allin�lig d�nner wird, seine Farbe ins Licht�braune und Hefengelbe um�ndert und endlich eine farblose ser�se Fl�ssigkeit darstellt. Nachdem w�hrend dieser Zeit die zottige Wand des Herdes sich ahgestossen und mit dem Fxtravasate gleiche Um�nderungen eingegangen hat, erscheint dieselbe gegl�ttet, w�h�rend sieh in der anmittelbar anstossenden, gew�hnlieh noch von kleinen Fxtravasateu durchzogenen fiewebsschichte eine Neubildung von Gef�ssen und Bindegewebe entwickelt, wodurch die Wand sieh schwielig verdickt und an der dein Extravasate zugekehrten Ober�fl�che eine weiche, gef�ssreiche, pigmentirte Auskleidung darstellt. Ist die Heilung bis hieher vorgesehritten, so hat man an der Stelle des apoplektischen Herdes eine aus Bindegewebe gebildete, an der inneren Oberfl�che nicht selten mit, aus dein Extravasate noch stammenden Faserstoft'gerinnseln beschlagene, pigmentirte Kapsel, welche die ver�nderten Reste des Extravasates einschliesst (apo-plektische Cyste), die stets bedeutend kleiner ist, als der apo-plektische Herd, dureh allm�lige Resorption der in ihrer H�hle enthaltenen Fl�ssigkeit sich fortw�hrend verkleinert und endlich nach R�cksaugung des fl�ssigen Inhaltes durch Aneinanderr�cken und schliessliche Verwachsung der Wandungen einer v�lligen Ver-schliessung f�hig ist, worauf eine rostbraun pigmentirte Narbe (apoplektische Narbe) zur�ckbleibt, Dieser g�nstige Heilungs�vorgang wird verh�ltnissm�ssig selten beobachtet. H�utiger hindert eine wuchernde Bindegewebsneubildung in der Wand die weitere Resorption des Ergusses, und man findet dann innerhalb einer dick�wandigen Kapsel eine eingedickte, beinahe durchgehends aus k�r�nigem Pigment bestehende Masse.
Bei bedeutenderen, insbesondere in Folge heftiger Quetschun�gen entstandenen Extravasaten beobachtet man den Eintritt von Eiterung in der Umgebung derselben, die zur Verschw�rung oder brandigen Zerst�rung f�hren kann, worauf gew�hnlich der Durchbruch des apoplektischen Herdes nach aussen oder innen statt hat. Dort, wo das Blutgerinnsel mit der atmosph�rischen Luft oder mit faulenden Stoffen in Ber�hrung kommt, stellt sich faulige Zersetzung desselben ein.
Die Vorhersage bei den Blutungen ist eine sehr verschiedene.
Sie richtet sich:
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TTriinoiTbagie.
a. nach dou Ursachen. Blutungen, welche im Gefolg-e von lilutkran kl leiten (h�morrhagisclier Diathese) auftreten, haben, so wie jene, welche durch Erkrankungen der Gef�ssh�ute oder durch Zerstorungsprocesse der Gewebe veranlasst werden, eine �ble Bedeutung';
h. nach dem Orte der Blutune. Im All�enieinen sind Bln-tungeu in das Parenchym eines Organes oder in Kan�le gef�hr�licher, als auf freie Oberfl�chen, weil durch jene leicht eine St�rung in der Verrichtung' des Organs herbeigef�hrt wird; jedoch h�ngt auch hier die Gefahr von der Wichtigkeit des betroffenen Organes oder Organtheiles und der M�glichkeit einer Kunsth�lfe ab;
c. nach der Grosso der Blutung-. Je bedeutender das Extra-vasat ist, desto grosser wird auch die damit verbundene Gefahr; �fter wiederholte kleinere Blutungen k�nnen jedoch auch sowohl wegen der durch sie veranlassten allm�ligen Degeneration des be�troffenen Organes, als wegen der R�ckwirkung des Blutverlustes auf das Blut uachtheilig werden. Grosse Blutungen werden gef�hrlich durch pl�tzliche L�hmung der Function eines Organes (Apo�plexie), bedingt entweder durch Zertr�mmerung desselben durch die Blutung', oder durch Verschliessung von Kan�len, oder durch Druck des Extravasates, dann durch die, durch den Blutverlust herbeigef�hrte allgemeine An�mie, endlich durch die, in Folge der nicht vollst�ndigen Heilung eines apoplektischen Herdes zur�ck�bleibenden Fnnctionsst�rungen.
Die Behandlung der Blutungen hat zuerst die Beseitigung oder Entfernthaltung' der Ursachen, welche sie hervorgerufen haben oder unterhalten, zum Zwecke. Vor allem ist bei betr�chtlichen Blutungen auf m�glichste K�he und k�hles Verhalten zu sehen. Bei Blutungen, welche sich im Gefolge von Texturkrankheiten einzelner lt; h-gane oder von fieberhaften Allgemeinkrankheiten (Anthrax, Pocken u. s. f.) einstellen, wird eine zweckm�ssige Behandlung der Gesaniint-krankheit als Causalanzeige zu gelten haben.
Die directe Stillung' der Blutung ist, sobald diese aus inneren Theilen erfolgt, meist schwierig, leichter dann, wenn sie aus zug�nglichen Organen stattfindet. Sie hat einerseits die Ver�stopfung der Trennung des Zusammenhanges des blutenden Gef�sses, andererseits die Unterbrechung oder Verminderung' der Blutzufuhr zu bewerkstelligen. Das Erstere geschieht ent�weder durch die k�nstliche Bildung eines Blutpfropfes mittelst des Bestreuens oder Bestreichens des blutenden Theiles mit zusammen�ziehenden Mitteln oder mit Substanzen, welche mit dem Eiweiss
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H�raorrha^ie. � Thrombose u. Embolie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2i);)
des Blutes Niederschl�ge bilden, Tannin, Abkochung' von Eichen�rinde, Pulver von Gall�pfeln, Cateelm, rohem Alaun, scinvefel- oder salzsaurem Eisen, Bleizucker, H�llenstein, concentrirten Mineral�s�uren, Carbols�ure, oder mittelst des Ber�hrens mit dem Gl�li-eisen, oder durch mechanische Verschliess^^na� der blutenden zue�ng;-liehen Gef�sse niittelst der Unterbindung, der Umstechung, der An�wendung' eines Druckes (Tamponade) auf dieselben.
Die Verminderung der Blutzufuhr kann durch die Com�pression des zu dem blutenden Theile f�hrenden Arterienstammes, durch die Anwendung solcher Mittel, welche eine st�rkere Zusammen�ziehung der Gef�sse veranlassen, wie K�lte, zusammenziehende weingeist- und �therh�ltig-e Arzneistoffe, so wie durch solche Medi�camente versucht werden, welche die Herzkraft herabsetzen, wie des Fingerhutkrautes, des Eisenhutes und bisweilen des Aderlasses. In manchen F�llen hat sieb auch der innerliche Gebrauch des trockenen Koch-, des Glauber- und des Bittersalzes erfolgreich erwiesen.
Auch die symptomatischen Anzeigen spielen bei der Be�handlung der Blutungen eine wichtige Rollo. So ist der bei heftigen Blutungen drohenden Ohnmacht durch Ruhe, kalte Bespritzungen, fl�chtige und scharfe Einreibungen zu begegnen; die im Umkreise gr�sserer Bluterg�sse sich einstellende Entz�ndung ist zu massigen, die Entfernung eines faulenden Extravasates (z. B. im Trag�sacke) zu versuchen, um den oachtheiligen Einwirkungen der Jauche auf das Blut zu begegnen. Zur Beseitigung der im Gefolge er�sch�pfender oder �fter wiederholter Blutungen sicli einstellenden An�mie empfiehlt sich die Verabreichung leicht verdaulichen, nahr�haften Futters, bitterer und bitter-aromatischer Mittel und der Eisenpr�parate.
4. Die PfropfbUdnnjjb Thrombosis, und die Verstopfung in den Geladen,
Embolie.
sect;. 141. In Arterien und Venen mittleren Kalibers, so wie im Herzen kommt es bisweilen w�hrend des Lebens zu einer Gerinnung des Blutes, wodurch sich ein weiches, rothes, der Gef�ss- oder Ilerz-wand locker anliegendes Gerinnsel bildet. Ein solches Gerinnsel heisst Blutpfropf, Thrombus, der Vorgang seiner Bildung Pfropf�bild u n g, T b r o m b o s i s.
In dor Regel beginnt die Pfropfbildung an der Wand des Gef�sses oder Herzens, oder an dem in ein Gef�ss eingedrungenen
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Thrombose and Bmbolio.
fremden K�rper und lieg-t nur der Innenwand des Gef�sscs an, ohne es besonders zu verengen (wandst�ndiger Thrombus) oder er ragt weiter in das Gef�sslumeu hinein und veranlasst eine Verengerung desselben (theilweise verstopfender Thrombus), oder er w�chst durch Anlagerung neuer Gerinnsel aus dem vorbeistr�menden Blute bis zur v�lligen Versehliessung des Gef�sses (vollkommen verstopfender Thrombus); seltener gerinnt das in einem Gcf�sstheile enthaltene Blut sogleich zu einem das ganze Gef�sslumen verstopfenden Throm�bus. Solche Thromben heissen primitive oder antochthone.
Die verstopfenden Pfropfe entsprechen vollkommen der Form des Gef�sses, in welchem sie sitzen; ihr dem Herzen zugewendetes Ende ist stets rundlich, kegelf�rmig; sie setzen sich gew�hnlich bis zu dem n�chsten Collateralaste fort.
Bisweilen w�chst der Thrombus durch aUm�lige und schichten�weise Anlagerung von Gerinnseln �ber seine Bildungsst�tte hinaus und ragt dann als eine verschieden gestaltete Wucherung in einen anderen Abschnitt der Herzh�hle oder in das Lumen eines anderen Gef�sses hinein. Virchow nennt dieselben fortgesetzte Pfropfe.
Frisch entstandene Thromben sind dunkelroth, feucht, weich, elastisch, auf der Schnittfl�che glatt und gl�nzend; geschichtet oder ungeschichtet; sp�ter werden sie blasser, trockener, br�cklioh; sie erscheinen auf der Schnittfl�che glanzlos, nach aussen zu gew�hn�lich rothlich, in den inneren Lagen roth gesprenkelt oder grau�gelblich.
In den Thromben der Venen und des Herzens tritt nicht selten ein fettiger Zerfall, oder eitrige und jauchige Erweichung ein. In dem ersteren Falle kann der Thrombus nach und nach durch Auf�nahme der k�rnigen Masse in das Blut kleiner werden, selbst ver�schwinden , in dem letzteren ist Entz�ndung' und Vereiterung- der Venenwand eine gew�hnliche Folge. In den Thromben der Arterien, seltener in jenen der Venen wird bisweilen die sogenannte Organi�sation beobachtet, wobei sich eine schrumpfende, mit der Gef�ss-wand in innige Verbindung tretende Bindegewebsmasse heran�bildet, w�hrend die Bestandtheile des fr�heren Thrombus gr�ssten-theils verschwinden.
Diese Organisation erfolgt wahrscheinlich durch Wucherung der Gef�ssepithelien und der Bindegewebszellen der inneren Gef�sshaut oder durch einwandernde Zellen, die sich zu Spindelzellen, sp�ter zu Bindegewebe und Gef�sschen entwickeln.
Selten tritt in Thromben die Verkalkung ein ; in Venen ent�wickeln sich auf diese Weise die Venensteine.
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Tliromliose mill Kiril)olie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^^l
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Bisweilen stellen sieh in Folge einer netzformigeii Organisation und eines theilweisen Zerfalles des Thrombus Kan�le in demselben her, durch welche der Blutlauf wieder m�glich wird (Canalisation).
Die Ursachen der Pfropfbildung k�nnen sein:
a.nbsp; nbsp;Stockung des Blutes in einem Gref�ss- oder Herz�abschnitte. Die Verh�ltnisse, welche hiezu Anlass geben, sind:
a. Absolute Verminderung' der Herzkraft im Vorlaufe ersch��pfender Krankheiten; die Thi-omben finden sich hier besonders in den gr�sseren Venen (marantische Thromboso).
�. Verengerung- oder Verschliessung- eines Gef�sslumens durch Unterbindung, Druck von Greschw�lsten, Exsudaten, nar�bigen Einziehungen; der Thrombus bildet sich hier an der .Stelle des Hindernisses der Blutbewegung und erstreckt sich gew�hnlich �ber die anmittelbar betroffene Stelle hinaus (C o in p i- o s s i o n s t h r o m b o s e).
�[. Erweiterung von Gef�ssen und Herzabschnitten. Hie-durch entstellen die Gerinnungen in den Pulsadergeschwiilsten, in varic�sen Venen, in den erweiterten Herzohren u. s. w. (Dilatation sthro in bo so).
5. Aufhebung der Coutinuitat der Gef�sse in Folge von Durclischneidung, Rissen und Zerst�rung durch pathologische Processe (traumatische Thrombose). Durch die Throm�bose wird hier die Blutung gestillt.
b.nbsp; nbsp;Abnorme Beschaffenheit der Gef�sswand, wodurch die Molekularanziehana' des Blutes abjre�ndert wird. Ilieher areh�ren:
a. Ern�hrungsst�rungen der Gef�sswaudungen, namentlich entz�ndlicher Art, wie Granulationen, fettige und kalkige Degeneration, brandige Zerst�rung derselben.
�. Ber�hrung des Blutes mit fremdartigen, in ein Gef�ss oder in das Herz gelangten fremden K�rpern, wie Nadeln, Splittern, eingezogenen F�den, eingespritzten kleinen Parti�kelchen. Hieran reiht sich die h�inorrhagische Thrombose, worunter die Fortsetzung der Gerinnung extravasirten Blutes durch den Riss in das Gef�ss hinein verstanden wird, wodurch der Verschluss der Gef�sse an der Oberfl�che von Wunden, die Blutstillung in h�morrhagischen Herden, der Verschluss von Aderlasswunden herbeigef�hrt wird. Hieher geh�rt auch
Y- die Einwirkung chemischer, das Blut coagulirender Substanzen, jauchiger Fl�ssigkeiten auf die Gef�ssw�nde.
K�ll, Path. u. Thor. il. llausth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17
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I
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Thromboue und Embolie.
Sowohl von wand st�ndigen, als von theilweise verstopfenden TbroinLen, so wie von v�llig' obtorirenden, durch neue Niederschl�ge vergr�sserten und bis �ber die Einm�ndungsstelle eines zweiten Gef�sses reichenden, sogenannten fortgesetzten Pfropfen, in welchen allen, wenn sie sich nicht org-anisircn, allm�lig eine Locke�rung- und Erweichung eintritt, k�nnen mehr oder weniger grosse Partikelclien durch das vorbeistr�mende und an sie austossende Blut losgerissen werden. Die losgerissenen gr�sseren oder kleineren Gerinnselst�cke werden mit dem Blute fortgef�hrt und, entsprechend ihrer Grosse, an irgend einer Stelle der Gef�ssbahu eingekeilt. Sie gelangen, wenn sie aus den Venen stammen, in das System der kungeuarterien; falls sie in Arterien gebildet wurden, bis in die kleinen K�rperartericu; wenn sie in den Wurzeln der Pfortader entstanden, bis in die Leber�ste dieses Gef�sses und werden je nach ihrer Grosse entweder in gr�sseren oder feineren Aestchen des be�treffenden Gef�sses festgehalten und eingekeilt. Man nennt einen solchen losgerisseneu und durch den Blutstrom fortgesp�lten und in einem entfernten Theile des Gef�sssystems eingekeilten Pfropf einen Embolus und den ganzen Vorgang Embolie. Der fortgeschwemmte Pfropf verstopft entweder das Gef�ss, in welches er eingekeilt wird, sogleich vollst�ndig oder er verengert anfangs nur dessen Lichtung, bedingt aber Verlangsamung des Blutlaufes daselbst und die Bildung von Gerinnseln, welche ihn nach und nach umgeben und in der Regel zur v�lligen Verstopfung des Gef�sses f�hren. Hinter dem Embolus entleert sich das Gef�ss gew�hnlich; vor demselben bis zu dem n�chsten Collateralaste bildet sich ein seeund�rer Pfropf.
Kleine Emboli keilen sich gew�hnlich in dem ersten Capillar-uetz, das sie zu passiren haben,'ein, und veranlassen die sogenannten h�morrhagischen und metastatischeu Infarcte. In Folge der pl�tzlichen Verstopfung zahlreicher Capillaren und der zuf�h�renden kleinsten Arterien entwickelt sich eine starke Hyper�mie, mit Zerreissung der kleinsten Gcf�sse, deren Extravasat gerinnt. Diese meist gegen die Peripherie eines Organs gelagerten h�mor�rhagischen, oder wenn der Embolus mit fauligen oder sonst che�misch wirkenden Stoffen impr�gnirt ist, als metastatische bezeich�neten Infarcte sind anfangs schwarzroth und derb, erbleichen aber sp�ter vom Centrum aus und k�nnen nach erfolgter fettiger Meta�morphose resorbirt werden, oder sie k�nnen stellenweise vereitern, verjauchen oder brandig zerfallen, wo sie dann metastatische Abscesse genannt werden.
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Thrombose und Embolie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;259
Die Ver�nderung-en, die im Embolus eintroteu k�nnen, sind �hnlich wie im Thrombus, n�mlich Resorption, Organisation (selten), Erweichung-, Verkalkung- (selten).
Nach Art der fortgeschwemmten Blutpfr�pfe wirken auch an�dere in den Blutstrom gelangte und von ihm fortgerissene K�rper, z. B. losgerissene atheromat�se St�cke der Herzklappen, der inneren Arterienhaut, von aussen iu das Gref�ssrohr gedrungene, frei gewordene Partikeln von Neubildungen, Abscessen, Luft, Para�siten u. dg-1.
Die Ver�nderungen, welche die Gref�sswaud erleidet, an welcher ein Thrombus oder Embolus anlieg-t, richten sich nach der Beschaf�fenheit dieser letzteren. Meist erfolgt eine Verdickung-, bei eitriger Schmelzung- der Pfropfe eine eitrige Infiltration und Erweichung-derselben und, falls die Pfropfe aus einem .bvuche- oder Brandherde stammen, eine faulige oder brandige Zerst�rung- des Gef�ssrohres.
Die Verstopfung- von Venen durch Propfbildung- bediug-t, falls sie g-r�ssere St�mme betrifft und nicht ein gen�gender Colla-toralkreislauf eingeleitet wird, die Entstehung- von Wassersucht in K�rperh�hlen und von schmerzhaften Oedemen. Die letzteren hat man nicht selten Gelegenheit an den hinteren Extremit�ten von Pferden zu beobachten, bei deren sp�terer Section sich dann Pfropfe in verschiedenen Abschnitten des Venensystems der Gliedmassen vorfinden. Bei l�ngerem Best�nde k�nnen sie zu bedeutenden Ver-dickung-en der allgemeinen Decke, des Uuterhautbindeg-ewebes, der Sehnen und der Beinhaut f�hren. Bei unvollst�ndiger Verstopfung namentlich kleinerer Venen und dann, wenn durch zahlreiche Colla-teral�ste die Abfuhr des Blutes erm�glicht wird, stellen sich auf�f�llige Erscheinungen nicht ein.
Die Folgen einer Verstopfung- von Arterien durch Throm�ben sind davon abh�ngig, ob ein gen�gender Collateralkreislauf sich einstellt oder nicht. In dem letzteren Ealle kann es zur An�mie des von dem vorstopften Gef�sse sonst mit Blut versehenen Theiles, zur Functionsst�rung-, zur Atrophie, zum Brande kommen.
Die Folgen einer Embolic h�ngen von der Beschaffenheit des Embolus, der Anordnung- der Gef�sse, der M�glichkeit der Her�stellung eines Collateralkreislaufes und der Wichtigkeit des betrof�fenen Organs ab.
Bei vollst�ndiger Verstopfung des Hauptstammes eines Organs oder vieler g-r�sserer Aeste derselben tritt An�mie und Brand, in der Umgebung gew�hnlich Stase und Blutextravasation ein; die Function des Organs wird gel�hmt. Bei unvollst�ndiger Verstopfung
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Wassersncht.
If
tritt, his zur Herstellung uinos Collateralkreislaiifes, An�mie des Tlieiles ein.
Die durch die. Embolie veranlassten, von der Function des betroffenen Organs abh�ngigeii Erscheinungen treten pl�tzlich ein. Unter den bei den Iliiusthieren vorkommenden EmboUen sind vor Allen jene der Darmarterien als eine der h�ufigsten Ursachen der Koliken der Pferde (Bollingei-), dann die Thrombose der Arterien des Beckens und der Hinterschenkel bei Pferden, als Ursache des sogenannten intermittirenden Hinkens, von klinischer Bedeutung.
Die Behandlung der Pfropfbildung und Embolie ist begreiflich eine sehr beschr�nkte, da Mittel, welche Thromben, oder Emboli zu entfernen verm�chten, unbekannt sind. In der Mehrzahl der F�lle wird eine locale, auf M�ssignng einer Entz�ndung, Reini�gung von Wunden und Greschw�rcn, Herbeif�hrung von Ruhe ge�richtete, dann eine symptomatische Behandlung, so wie die Regelung der di�tetischen Pflege eine Hauptrolle zu spielen haben.
.quot;gt;. Die Wassersucht, Ocdeiu und Hydrops.
sect;, 142. Unter Wassersucht verstellt man die krankhafte An�h�ufung einer dem Blutserum und der Lymphe in ihrer Zusammen�setzung �hnlichen, w�sserigen Fl�ssigkeit in den Parenchymen oder H�hlen des thierischen K�rpers. Sie tritt demnach entweder als Wassersucht der Gowebs- oder Organ-Parenchyme auf und heisst dann Oedem, �demat�se oder wassers�chtige Infiltration, oder als freier Erguss in geschlossene, ser�se H�hlen (Hydrops), und wird dann je nach der Localit�t Herzbeutel-, Brust-, Bauch-, Gelenks-, Hirnh�hlenwassersucht, Wasserbruch u. s. f. benannt.
Die hydropische Fl�ssigkeit (das hydropische Transsudat) ist eine dem Blutserum �hnliche, farblose oder schwacli gelbliche, klare Fl�ssigkeit, von alkalischer Reaction. Sie enth�lt Wasser in gr�sserer Menge als das Blutserum, Extractivstoffe, besonders Farb�stoffe, Harnstoff, l�sliche Salze, besonders Kochsalz; Faserstoff ist selten, dagegen meistens fibrinogeue Substanz enthalten, die sich beim l�ngeren Stehen der entleerten Fl�ssigkeit unter Zutritt der Tjiift als ein weiches Gerinnsel ausscheidet.
Manchmal finden sich darin auch formelle Bestaudtheile, welche entweder Beimengungen von den austossenden Oberfl�chen, z. B. Epithelialzelleu oder Abscheidungeu, z. B. von Fetten, Cholestcarin-krystalle sind, oder zuf�llig hinzutreten, z. B. Eiterzellen, Schleim-k�rperchen; sie verleihen der Fl�ssigkeit ein molkig tr�bes Ansehen.
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Wassersncltt,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2ni
Die hydropische Fl�ssigkeit stammt stets aus dem Blute; ihre Ehu'clischwitzuiig findet vorwaltend aus dem Capillargef�ss-systeme in Fol^e eines gesteigerten Seitendruckes in den Gef�ssen statt. Die Thatsaelie, dass nicht alle in der Blutfl�ssigkeit enthal�tenen Stoffe auch in dem liydropiselien Erg�sse vorgefunden wer�den, kann nur durch die Annahme erkl�rt werden, dass blos ein Theil der eiweissigen Substanzen im Blutwasser wirklich gel�st ist, w�hrend der andere sich nur in feinster Vertheilung in demselben befindet, und dass bei dem Durchschwitzungsvorgange nur der wirk�lich g-el�ste Autheil austritt, w�hrend der andere ganz, und selbst bei sein- starkem Drucke wenigstens theil weise noch zur�ckgehalten wird. Dieser Transsudationsprocess wird durch eine Blutmischung, bei welcher der Gehalt an Eiwciss betr�chtlich vermindert ist, sehr beg�nstigt.
Das Transsudat in den Oedomen enth�lt immer auch Be-standtheilo der Lymphe.
Die Ursachen, welche die Entstehung' hydropischer Aus�scheidungen veranlassen, k�nnen entweder in Ver�nderungen der Organe oder des Blutes, oder in beiden zugleich liegen. Hieher geh�ren:
a)nbsp; Mechanische Behinderung des R�ckflusses des Blutes durch die Venen (mechanische Hyper�mie). Oertliche Hemmungen des Venenstromes veranlassen �rtliche, Hindernisse des R�ckflusses des Venenblutes in das rechte Herz, wie bei Klappenfehlern, Ste�nosen in diesem Herzabschnitte, allgemeine Wassersucht. Behin�derung der Circulation in der Leber veranlasst Bauchwassersucht, Hemmung des Venenstroms in den Schenkelvenen durch Druck von aussen, durch Thrombose, bedingt Oedem der hinteren Extre�mit�ten u. s. w.
b)nbsp; nbsp;Arterielle Hyper�mien veranlassen in Folge des ver�st�rkten Seitendruckes in den Capillargcf�sseu die Entstehung des sogenannten collateralen Oedems, wie es sich in der Umgebung von Entz�ndungsherden, Abscessen u. s. w. findet.
c)nbsp; nbsp;Hemmung- des Lymphstromes in den Lymphgef�ssen, wodurch die Aufnahme und Fortf�hrung der Parenchyms�fte gehin�dert wird, kann die Entstehung- von Oedemen bedingen, die dann als lymphatische bezeichnet werden ; die Fl�ssigkeit zeichnet sich durch einen gr�ssereu Gehalt an fibrinogener Substanz aus. In sol�chen Oedemen stellen sich in manchen F�llen auch die Erschei�nungen der activen Hyper�mie ein; der Theil zeigt eine Steigerung der Temperatur, gr�ssere H�rte und Derbheit, Schmerz, so dass der
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Wussersucht.
ill
Vorgang- mehr den entz�ndliclien Charakter annimmt. Solche Oedeme kommen bisweilen an den hinteren Extremit�ten der Pferde zur Beobachtung.
d) Eine Verarmung- des Blutes an Ehveissk�rpern (w�sserige Blutbeschaffenheit, Ilydr�mie), sei sie eine Folge �usserer Sch�dlichkeiten, mangelhafter Ern�hrung oder man�gelnder Zufuhr au Erweissk�rpern oder bedeutender albumin�ser Ausscheidungen durch Blutungen und Blutfl�sse, lange dauernde Eiterung, ersch�pfende Krankheiten, Albuminurie u. s. w., f�hrt wohl an und f�r sich noch nicht zur Wassersucht, welche eine cachek-tische genannt werden kann; sie beg�nstigt aber deren Eintritt, einerseits durch die geringere Dichtigkeit der Blutfl�ssigkeit, anderer�seits durch die in ihrem Gefolge sich einstellende x\tonie der Gef�ss-wand, so dass schon eine geringe mechanische Stauung und eine geringere Steigerung des Seitendruckes in den Gef�ssen hinreicht um ser�se Transsudationen hervorzurufen.
Man unterscheidet die Wassers�chten in acute und chroni�sche; in prim�re, welche nach der Einwirkung einer Sch�dlichkeit (nach Erk�ltung) unmittelbar auftreten, sehr selten sind und deren Entstchungsart schwer zu erkl�ren ist, und seeun d�rn, welche einer der oben angegebenen Ursachen ihre Entstehung- verdanken.
Alle Wassers�chten veranlassen eine Vergr�sserung der Theile oder H�hlen, in welche die Durchschwitzung- erfolgt. Die oedema-t�sen Theile sind vergr�ssert, die Anschwellung ist teigig-, sie be�h�lt die Fingereindr�cke, welche sich erst dann, wenn die verscho�bene Fl�ssigkeit an ihren alten Platz zur�ckgetreten ist, wieder ausgleichen; seltener ist sie hart; die Theile erscheinen blass, gef�ss-arm, k�hl, unschmei-zhaft; bei einem Einschnitte zeigen sie sich mehr oder weniger durchscheinend und gallertig, und ergiessen ein klares Serum, das bei lymphatischen Oedemen fibrinogene Substanz durch Gerinnung ausscheidet. Bei l�ngerem Best�nde entwickelt sich durch den Druck des infiltrirten Serums Atrophie der Umgebung, Ver�engerung enger Kan�le (Blutgef�sse) u. s. w. Die �demat�se Infil�tration findet vor allem im Bindegewebe statt, dessen Fasern getr�bt und durch die Transsudatfl�ssigkeit auseinandergedr�ngt sind; bis�weilen erfolgen sogar Trennungen des Zusammenhanges und es bil�den sich gr�ssere mit Fl�ssigkeit angef�llte R�ume.
Das in H�hlen ergossene Serum dehnt und spannt die Wandungen derselben und ist in den meisten F�llen (mit Ausnahme der Erg�sse in die Sch�delh�hle) durch den matten Percussionsschall und dort, wo die W�nde derselben nicht zu sehr gespannt und be-
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Wassersucht,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;263
weg'lich sind, durch die Fluctuation (Schwappung), welche durch das Ausweichen und Zur�ckkehren der durch einen Druck aus der Lage gedr�ngten Fl�ssigkeit entsteht, auszomitteln. Eben so g'eben die Lagever�nderungen, welche bewegliche Organe, je nach ihrer Schwere in Folge der Ansammlung- von Serum einerseits, und den Druck dieses andererseits erleiden, Anhaltspunkte f�r die Diagnose; durch den Druck werden in den verdr�ngten Organen �berdies Functionsst�rung-en, u. z. meist Verringerung derselben, An�mie, Schwund, Durchtr�nkung' und Maceration bedingt. In Folge h�herer Grade oder langer Dauer der Wassersucht kann sich seeund�re Ver�nderung der Blutmischung', eine Eindickung' des Blutes ent�wickeln; in der Regel sind die Absonderungen vermindert, der Durst gesteigert.
Das transsudirte Serum kann unter g�nstigen Verh�ltnissen resorbirt werden und als Folge hievon dort, wo die Ursachen zu erneuerter Transsudation beseitiget und nicht schon bedeutendere Ver�nderungen wichtiger Organe eingetreten sind, Genesung' er�folgen. Bleibt das Transsudat l�ngere Zeit zur�ck, so kann es, ob�wohl es fortan Bestandtheile mit dem circulironden Blut- und Lymph�strome austauscht, Ver�nderungen erleiden. Diese sind a. die faulige Zersetzung, die dort eintritt, wo die Fl�ssigkeit mit der atmo�sph�rischen Luft in Ber�hrung' kommt, wie an exeoriirten Haut�stellen, nach vorgenommener Function; die faulige Zersetzung scheint jedoch durch die entz�ndliche Beizung der mit der Luft in Contact gekommenen Organpartien, welche leicht zur Eiterbildung f�hrt, eingeleitet zu werden; b. das Eindicken der hydropischen Fl�ssig�keit; diese erfolgt durch die Resorption des fl�ssigen Antheiles der�selben und durch die Beimongnng- festerer Theile der Umeebunff, Epithelialzellen, Lymphk�rper u. s. w. Mit diesem letzteren Zu�stande verbindet sich h�utig, insbesondere beim lymphatischen Haut-�dem, eine bedeutende Verdickung des Haxit- und Uuterhautbinde-gewebes, der sehnigen Ausbreitungen und Sehnen zu einer dichten, sehnen�hnlichen, weissen Masse; ein Vorgang, den man bei Er�krankungen der Lymphgef�sse an den Hinterschenkeln der Pferde (auch beim Hautwurme) h�ufig genug beobachtet.
Der Tod tritt bei Wassersuchten entweder in Folge der Hem�mung der Functionirung eines lebenswichtigen Organes, wie bei Oedem der Stimmritze, der Lunge, des Gehirnes, bei Brust-, Hiru-h�hlenwassersucht u. s. w. oder in Folge von Ersch�pfung, besonders bei den cachektischen Formen, ein.
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Wassersucht.
Hl
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Die Prognose ist sehr verschieden; g�nstiger f�llt sie bei den in Fol^e von Schw�che, z. B. ])oi reconvalescireuden Thieren sich einstellenden und hei acuten Wassersuchten, dann dort iius, wo das befallene Organ kein besonders wichtiges ist; weniger g�nstig stellt sie sicli bei den im Gefolge mechanischer Behinderung' der Circu�lation sieh bildenden Erg�ssen, wobei sie jedoch wieder je nach der M�glichkeit, die zu Grunde liegende Ursache! zu entfernen, bedeutend variirt; am ung�nstigsten wird sie bei den cachektisehen Formen derselben.
Die Behandlung der Wassersuchten ist nach den ihnen zu Grunde liegenden Ursachen verschieden. Bei den, bei Reconvales-ceuten vor/.ug-sweiso an den Extremit�ten, der Unterbrust und dem Bauche sich einstellenden ser�sen Durchschwitzungen reicht ge�w�hnlich ein �fteres trokenes Frottiren oder Min reiben leichterer Reizmittel, das Umwickeln der F�sso mit Binden, �ftere Bewegung und g�lte Ern�hrung zur Beseitigung des Zustandes hin. Bei den auf mechanischem Woge entstandenen Wassersuchten, ist die Ursache der Blutstockung' zu beseitigen ; ein Unternehmen, welches jedoch in vielen F�llen, wie bei Krankheiten des Herzens, der Leber, Lunge kaum je gelingt und in der Regel hier auch um so weniger versucht wird, als durch solche Krankheitszust�nde der Gebrauchs-worth der Thiere ohnehin so sehr herabgesetzt wird, dass sich ein Curversuch selten lohnt. Dort, wo �demat�se Anschwellungen der Extremit�ten in Folge �rtlicher Circulationshindernisse ent�standen sind, kann die fr�her erw�hnte Behandlungsweise versucht, die Entfernung der auf Venen dr�ckenden Geschw�lste vorgenommen, gegen Anschwellung' der Lymphdr�sen das entsprechende Heilver�fahren eingeleitet werden u. s. w. Die Entleerung' der in K�rper�h�hlen angesammelten, die Function wichtiger Organe namhaft behindernden Fl�ssigkeit durch die Puuction kann wenigstens Erleichterung verschaffen und den Erfolg- der �brigen Behandlung unterst�tzen.
Die Behandlung der cachektisehen Formen erfordert Be�r�cksichtigung der urs�chlichen Sch�dlichkeit und der zu Grunde liegenden prim�ren St�rung, dann die Regulirung der Ern�hrung und die Beseitigung der hydropischen Erg�sse. Es muss f�r frische, reine Luft, gute, leicht verdauliche Nahrung, angemessene Bewegung gesorgt werden. Zur Hebung der Verdauung und Blutbildung be�n�tzt man bittere und aromatisch-bittere Stoffe, die Eisenpr�parate, zur Entfernung der Fl�ssigkeit vorzugsweise harntreibende Mittel, die Wachholderbeeren, das Terpentin�l, die spanischen Fliegen u. s. w.
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oder Ahf�hrmittel, besonders die Drastica; die ITautsecretion kann durch Frottirungen, warme Einh�llungen u. s. w. beth�tigt werden. Gefahrdrohende Erscheinungen machen nebenbei auch ein symptomatisches Verfallren nothwendig.
B. Die Entz�ndui
I nflain matin.
sect;, 143. Eine allen Ani'ordernn^en entsprechende Definition der Entz�ndung zu gehen, ist gegenw�rtig noch unm�glich; man muss sieli vorerst darauf beschr�nken, die hei der Entz�ndung statt�findenden Vorg�nge zu schildern und entsprechend zu deuten.
Alle Erscheinungen der Entz�ndung weisen auf eine Steigerung und qualitative Aenderung der �rtlichen Ern�hrungsvorg�nge hin. �iese sind bekanntlich Saftstr�mung in den feinsten Gef�ssen, Aus�tritt von Plasma, rothen und farblosen Blutk�rperchen durch die Gcf�ssw�nde hindurch in .die Gewebe und von hier aus in ver��ndertem Zustande zur�ck in die Gef�ssc; physiologische Neu�bildung, den Wiederersatz dos Verbrauchten und das Waehsthum der Gewebe bedingend; physiologische R�ckbildung, die L�sung des Verbrauchten und Abf�hrung desselben in das Blut vermittelnd.
Alle diese physiologischen Vorg�nge sind bei der Entz�ndung gesteigert, u. z. �ussert sieb die Steigerung der Saftstr�mung in einem vermehrten Zufluss des Blutes in den Capillaren nach dem erkrankten Tbeile (Hyper�mie), in vermehrter Saftstr�mung in die Gewebe und vermehrtem Austritt von rothen, insbesondere aber farblosen Elut-k�rperchen (Exsudation), neben welcher auch eine gesteigerte R�ck�str�mung aus den Geweben in die Gef�sse einhergeht; die Steigerung der Neubildung in der Entwicklung entz�ndlicher Neubildungen; die Steigerung der R�ckbildung als entz�ndliche Entartung und Schwund. Keiner dieser Vorg�nge fehlt bei der Entz�ndung, sie sind aber gew�hnlich nicht gloichm�ssig entwickelt; durch das be�sondere Hervortreten des einen oder anderen derselben ergeben sich gewisse Grundformen der Entz�ndung.
Die �rtliche St�rung der Ern�hrung, welche man als Ent�z�ndung bezeichnet, wird durch die Einwirkung eines Reizes auf die Elementartheile selbst hervorgebracht. Die Function und die Ern�hrung der zelligeu Elemente eines Theiles wird abnorm erregt und biedureb eine Ver�nderung in der Anziehung zwischen Blut, Gef�sswand und Parenchymfl�ssigkeit gesetzt. In Folge dieser Reizung tritt eine St�rung im Kreislauf ein; auf eine anf�ngliche, schnell vor�bergehende Verengerung der kleinen Gef�sse folgt Er-
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Entz�ndnng.
Weiterung derselben, mit verlangsamtem Blutstrom; dadureh wird die Ausschwitzung durcli die Gef�sswandungen gesteigert; das Ex�sudat erlangt, mit dem Prodnete abnormer Zellen zusammentreffend, eine von dem Ern�liruugsplasma abweichende Beschaffenheit, in den Zellen entwickelt sich tr�be .Schwellung oder Wucherung, aus welchen abnormen Zust�nden bald Wiederkehr zur Normalit�t, bald ein Zugrundegehen der Zellen, bald Grewebsneubildung hervorgehen kann. Durch St�rung der Function wichtiger Organe oder durch St�rung des G-esammtorganismus kann die Entz�ndung t�dtlich worden.
Die Entz�ndung- kann als ein Process bezeichnet werden, welcher, gew�hnlich mit den Erscheinungen einer congestiven Hyper�mie be�ginnend, von Exsudation begleitet, h�ufig zur Ver�nderung oder zum Unterg�nge normaler und zur Bildung, bisweilen auch zur Zerst�rung neugebildeter Gewebe und zu einer mehr oder weniger bedeutenden Functionsst�rung des erkrankten Theiles f�hrt.
Die entz�ndlichen Vorg�nge im Allgemeinen beziehen sich:
I.nbsp; nbsp;auf die Ver�nderungen im Kreislaufe,
II.nbsp; auf den vermehrten Austritt von Ern�hrungsfl�ssigkeit und Blutk�rperchen aus dem Blute in und zwischen die Gewebe, Exsu�dation,
III.nbsp; auf die Neubildung von Zellen und Geweben, und
IV.nbsp; auf deren Untergang.
sect;. 144. I. Ver�nderungen im Kreislaufe. An der gereizten Stelle gef�sshaltiger Theile entsteht, wie dies mikroskopische Beobachtungen an durchsichtigen Theilen von Thieren (z. B. am Gekr�se von Fr�schen) gezeigt haben, eine St�rung in der Fort�bewegung des Blutes, welche zur Blut�berf�llung f�hrt. Auf eine bisweilen vorkommende, aber schnell vor�bergehende Verengerung der kleinen arteriellen und ven�sen Gef�ssst�mmchen folgt eine Erweiterung derselben, an den Arterien zugleich eine nicht unbe�tr�chtliche Verl�ngerung.
Der Blutlauf erleidet eine Verlangsamung; die zun�chst der Gef�sswand sich bewegende, sogenannte tr�ge peripherische Schichte, das Blutplasma, verschwindet allm�lig; die Blutmasse nimmt nun das ganze Gef�sslumen ein. In den Venen sammeln sich allm�lig die farblosen Blutk�rperchen zun�chst der Gef�sswand, w�hrend innerhalb dieser Schichte der rothe Blutstrom sich fortbewegt.
Nach einiger Zeit dringen farblose Blutk�rperchen mittelst am�benartiger Bewegungen aus dem Innern der Vene durch die unverletzte Gef�sswand nach aussen, w�hrend neue farblose Blut-
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Entzfinilung,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;267
k�rperchen aus dem Blutstrom au die innere Wand der Vene und durch diese hindurch nach aussen treten.
Gleichzeitig- mit den Arterien und Venen erweitern sich auch die Capillarcn; w�hrend in einigen derselben der Blutstrom mit unver�nderter Geschwindigkeit sich fortbewegt, tritt in anderen ein vollst�ndiger oder theilweiser Stillstand ein: Stase.
Farblose und in geringerer Menge auch rothe Blutk�rperchen treten durch die Wand der Capillaren nach aussen, welche nach einiger Zeit von Haufen meistens farbloser Blutk�rperchen umgeben sind. Mit den Blutk�rperchen tritt zugleich Fl�ssigkeit durch die Gef�ssw�nde hindurch � Exsudat.
Die ausgewanderten, meist farblosen Blutk�rperchen entfernen sich immer weiter von den Gef�ssen, w�hrend ihre Stelle von neu ausgewanderten eingenommen wird. Die farblosen Blutk�rperchen bilden wohl der Hauptmeng-e nach die Eiterk�rperchen.
Au gef�ssloson Theilen entwickelt sich nach der Einwirkung-des Reizes zuerst eine Tr�bung- und Schwellung- der Stelle, welche in ihrem ersten Entstehen durch Wanderung- der beweglichen Binde-gewebsk�rperchen zu der gereizten Stelle, im weiteren Verlauf gleich�falls durch ausgewanderte farblose Blutk�rperchen (Eiterk�rperchen) bedingt sein soll.
Die Hyper�mie macht dem Angef�hrten nach nicht das ganze Wesen der Entz�ndung- aus, sie ist aber eine nothwendige Erschei�nung derselben. Bei der Entz�ndung- von Organen, welche Blut-gof�sse besitzen, tritt sie in diesen, bei jener von g-ef�sslosen Theilen in der n�chsten Umgebung, von deren Gef�ssen sie die Ern�hrungs�fl�ssigkeit beziehen, auf.
Der Nachweis der Hyper�mie ist stets ein wcrthvolles diagnosti�sches Zeichen der Entz�ndung.
Zur ErM�mng der Art und Weise, wie die Hyper�mie in den einzelnen C4e-f�s.sen und die Exsudation zu Stande kommt, sind verschiedene Theorien der Entz�ndung aufgestellt worden.
Die neuropalytische Theorie (Stilling, Henle) l�sst durch die Reizung nur die Emptindungsnerven treffen und als antagonistische Wirkung eine L�hmung der Gef�ssnerven, mit Erschlaffung der Gef�sswandungen und Erweiterung des Get'�ssrohres, mit rerz�gerter Blutstr�mung und Durchtritt von Plasma durch die verd�nnten Gef�sswandungen erfolgen.
Nach der spasmodischen Theorie (Br�cke) entsteht nach der Einwirkung mancher Entz�ndungsreize an Ort und Stelle, oder reflectorisch eine Zusammen�ziehung der zuf�hrenden Arterien, wodurch die St�rke des durch diese gehenden Blutstromes und die Triebkraft vermindert, und eine Stockung de? Blutes in den Capillaren bedingt werde.
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Bntx�ndnng,
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lOinc dritte Theorie, auf nrelche wir in dem Vorhergelienden schon theflweise uns bezogen haben, ist (lie1 von Virchow besonders aiisgebildete Theorie der Attraction oder der nntritiren �eiznng. Der Beiz trifft lt;lie Eleinentartheile, die Zel len, unmittelbar, nml vim diesen geht der Anstoss /.u jeder weiteren Ver�nderung ans. in Folge der Reizung wird die auf die StolVanfnaiime, Hrn�lirun^ und Neu�bildung gerichtete Thlltigkeit der Zellen gesteigert; es entwickelt sie.li eine ver�mehrte Anziehung zwischen den Klenientartheilen und dem Blutplasma; ein gr�sserer, als der iKinnale Thoil des letzteren tritt als Exsudat aus den Gefilssen in die Klenientartheile, bedingt die Schwellung dieser und ermQglicht deren wirkliehe Ver�mehrung. Diesem nach isr die Entz�ndung ein activer Process der Klenientartheile.
Die Erweiterung der Ca]nllaren ist wenigstens theilweise die Folge einer Ver�nderung ihres Ern�hrungszustandes, wof�r auch ihre grosse, den Eintritt von Ulntniigen erleichternde Uriiehigkeit bei Entz�ndungen spricht; die Stasis ist durch die Eindickung des Blutes bedingt.
Die Entstehung der freien, �bcrfl�chlichen und der in lliililen ergossenen Exsudate, welche nicht allein auf der Anzielrang zwischen Gewebe und Blut beruhen kann, erkl�rt man sieh nach dieser Theorie ans der in den Entz�ndungsherden vor�kommenden Erweiterung der Gef�sse, in Folge der Erschlaffung ihrer Wandungen, und aus den abge�nderten Ern�hrungsverh�ltnissen dieser letzteren, durch welche Umst�nde es mOglich wird, dass auch bei normalem Blutdruck ein Austritt von Blutfl�ssigkeit erfolgen kann. Diesem nach w�ren dann die freien Exsudate eigent�lich die Folge des entz�ndlichen Processes,
Man kann sieh aber das Exsudat auch als das Resultat der vermehrten Zufuhr von Plasma und des Austrittes desselben durch die erweiterten Gef�sse einerseits und der behinderten Aufnahme desselben durch die in Folge des Druckes von Seite der erweiterten Gef�sse und des Transsudates comprimirten Lymphgef�sse denken. Schliesslich wird das, sich immer mehr in den Zwischenr�umen des Gewebes an�h�ufende Exsudat durch die Oefamp;iungen in der Oberfl�che tl�cheuhaft ausgebreiteter (Jewebe (Schleimh�ute, ser�se H�ute) auf die Oberfl�che selbst und in die von ihnen ausgekleideten Organ- oder K�rperh�hlen treten und sich in diesen ansammeln k�nnen.
sect;. 145. II. Exsudation. Unter Exsudation, Aus�schwitzung, verstellt man jenen Vorgang', bei welchem aus dem Blute eine g-r�ssore Menge von Ern�hrungsfl�ssigkeit und farblosen Blutk�rperchen durch die Wandungen der Capillaren in und zwischen die Gewebe austritt. 8io ist der wichtigste und nie fehlende Vor�gang, bei jeder Entz�ndung.
Die durch die Gef�sswandungen ausgetretene El�ssigkeit, welche gew�hnlieh auch qualitative Abweichungen von der Beschaffenheit des Blutplasma zeigt, das Exsudat, findet sich entweder auf freien Oberfl�chen und in den nat�rlichen H�hlen des K�rpers � freies Exsudat; oder es lagert sich in die Zwischenr�ume ein, welche die ein Organ zusammensetzenden Gewebe zwischen sich lassen, in welchem Falle es Infiltrat oder interstitielles Exsu�dat heisst; oder es wird in die Gewebselemente selbst aufgenommen � parenehymat�ses Exsudat. Dieses letztere bedingt die
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Ente�ndung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;269
Schwellung laquo;ler Elemente und kann eine bedeutende Volumszunahme
der betroffenen Organe veranlassen.
Die Menge des Exsudates kann eine sehr verscliiedene sein; sie wechselt von einer kaum wahrnehmbaren Spur bis zu enormen Massen, wie dies letzteres namentlich von den freien Exsudaten in den grossen ser�sen H�hlen gilt.
Die chemische Zusammensetzung der Exsudate ist im Detail noch wenig aufgehellt.
Man kann folgende Arten von Exsudaten unterscheiden:
1.nbsp; nbsp;Ser�se Exsudate. Ihrer Beschaffenheit und Zusammen�setzung nach kommen sie mit dem Blutserum �berein, sind jedoch �rmer an Eiweiss, meist reicher an Salzen und Extractivstoffen. Sie stellen entweder eine klare, oder h�ufiger durch Blutk�rperchen, Faserstoffgerinnsel, Growebsfragmento etwas getr�bte Fl�ssigkeit dar. Sie werden besonders in ser�sen H�hlen (entz�ndliche Wassersucht), auf Schleimh�uten im Beginne intensiver Katarrhe (ser�ser Katarrh), im Bindegewebe (entz�ndliches Oedem) angetroffen.
Ser�se Exsudate, welche eine gr�ssere Menge von Eiweiss enthalten, werden eiweissige (albumin�se) genannt.
2.nbsp; Schleimige Exsudate kommen am h�ufigsten auf Schleim�h�uten vor; sie sind bald d�nn-, bald dickfl�ssiger als normaler Schleim, bald diesem ganz �hnlich. Sie entstehen dadurch, dass die schleimige Um�nderung der Epithelien der Schleimh�ute und der Schleimhautdr�sen in erh�htem Grade und rascher erfolgt, und dieser Schleim mit dem aus den Gef�ssen dieser Haut austretenden Exsudate sich vermischt.
3.nbsp; nbsp;Faserstoffig-e, fibrin�se Exsudate. Sie stellen eine klare, farblose, z�he, fadenziehende, alkalisch reagireude Fl�ssigkeit dar, aus welcher sich bald nach ihrer Ausscheidung zarte, die eiweissh�ltige Fl�ssigkeit einschliessende Faserstofff�den ausscheiden.
Hieher geh�rt das sparsame Exsudat, welches sich als Aus�f�llungsmasse von Wunden, auf exeoriirten Hautstellen vorfindet. Exsudat von ganz gleicher Beschaffenheit bedeckt auch als d�nne, durchscheinende Lage die ser�sen H�ute im Beginne acuter Ent�z�ndungen.
In anderen F�llen ist das Exsudat reichlich. Bald nach seiner Ausscheidung gerinnt der Faserstoff, u. z. scheidet er sich bisweilen in so grosser Menge aus, dass er den gr�ssten Tlicil des Ergusses darzustellen scheint und dessen fl�ssigen Antheii innerhalb seiner L�cken oinschliesst; oder er schl�gt, sich als mehr oder weniger m�chtige Gerinnung auf der �ussereu Oberfl�che eines Organes
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Entz�ndung.
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oder Jiu den Wandungen einer H�hle nieder, oder er senkt sich als fadig-e oder kluinpig-e Gerinnung- verm�ge seiner Schwere an die tiefsten Stellen dieses Raumes. Der zur�ckbleibende ser�se Antheil des Exsudates erscheint bald wasserhell, bald durch zarte Fibringerinnsel, Epithelialzellen, Eiterk�rperchen (ausgewanderte farblose Blutk�rperchen) und Fetttr�pfchen getr�bt; er enth�lt ge�w�hnlich mehr Wasser und weniger Eiweiss als das normale Blut�serum. Das Verh�ltniss zwischen geronnenem Faserstoff und Serum in einem Exsudate ist h�chst verschieden; zwischen den beiden Grenzen, wo einerseits das ganze Exsudat aus Gerinnseln, anderer�seits fast ganz aus Serum zu bestehen scheint, gibt es unendlich viele Abstaftingen. Je nach der vorwaltenden Menge des einen oder anderen Bostaudtheiles hat man diese Exsudate auch in eigentliche faserstoffige und ser�s-faserstoffige unterschieden; enthalten dieselben reichliche Beimengungen von Eiter, so werden sie als faserstoffig-eiterige Exsudate bezeichnet.
Der abgeschiedene Faserstoff hat die g-r�sste Aehnlichkeit mit jenem, welcher sich in dem Aderlassblute findet, und mit den Gerinnseln, welche man bei Sectionen in den Herzh�hlen und den gr�sseren Gelassen antrifft; er stellt entweder eine zusammenh�ngende gelbliche oder gelblichgr�ne, elastische, hautartige Gerinnung dar, oder bildet, sobald er gr�ssere Quantit�ten von Exsudatserum ein-schliesst, elastische, gelbe oder r�thlichgelbe Klumpen, oder aber weiche, leim�hnliche, meist br�unlicbgelb gef�rbte Gerinnsel. Jede, auch die anscheinend dichteste Gerinnung enth�lt jedoch bald nur mikroskopisch feine, bald gr�ssere sichtbare L�cken, innerhalb welcher Exsudatserum eingeschlossen ist und welche bei hautartigen, derberen Coagulationen denselben ein maschiges, areolirtes Ansehen verleihen.
Unter dein Mikroskop zeigt der geronnene Faserstoff einen feinen Filz zarter, seliarf contonrirter, zackig oder winklig gebogener Fasern; �ltere Gerinnsel stellen eine mehr gleicliartige, feink�rnige Hasse ohne Spur von Faserung dar, in welcher sich Kiterk�rperchen und mehr oder weniger zahlreiche Fettmoleldile vorfinden.
Die fibrin�sen Exsudate kommen besonders auf ser�sen H�uten, seltener auf Schleimh�uten und in parenehymat�sen Organen vor.
Die Ver�nderungen, welche faserstoffige Exsudate eingehen, sind: das Exsudatserum wird ganz oder theilweise resorbirt; in den zur�ckbleibenden Theilen desselben kommt es bisweilen zur Ausscheidung von Fettk�rnchen und Cholestearinkrystallen. Im geronnenen Faserstoff werden folgende Metamorphosen bemerkt:
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Entz�ndung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;271
a.nbsp; nbsp;das Verschrumpfen oder Verhornen, wobei er zu einer hoi-nartigen, graulichgelben oder weissen Masse eintrocknet; ein Vorgang-, der sowohl bei gr�sseren als auch, u. z. besonders lgt;ei kleineren Exsudatmengen beobachtet wird; w�hrend desselben ver�schwindet die vorhandene Faserung- und macht einem gleichin�ssigen Ansehen Platz. In anderen F�llen zeigt solcher versclirumpt'ter Faserstoff beim Zerzupfen das Ansehen von altem Bindegewebe; l�sst jedoch unter dem Mikroskope weder Kerne noch elastische Fasern nachweisen;
b.nbsp; nbsp;das Verfetten, wobei in der dann intensiver g-elb, br�ck-lich und br�chig- oder schmierig- werdenden, k�sig degouerirten Gerinnung molekularer Zerfall und zahlreiche Fettkugeln auftreten, anorganische Salze, besonders phosphorsaurer und kohlensaurer Kalk und kohlensaure Bittererde frei werden, und die ganze Gre-rinnung oder ein Theil derselben schliesslich zu einer einulsions-artigen, aus den genannten Substanzen und Cholestearinkrystallen bestehenden Masse umge�ndert wird. W�hrend dieses Vorganges kann vielleicht eine Resorption des verfetteten Faserstoffes statt-iinden, oder es bleiben die anorganischen Salze und die Cholestearin-krystalle nach E�cksaugnng des fl�ssigen Exsudatantheiles zur�ck und stellen dann eine kalkbrei�huliche Masse oder eine m�rtel�artige Concretion dar.
4.nbsp; Fibrinogenes Exsudat kommt �fter in ser�sen H�hlen vor und stellt eine tr�be, etwas klebrige Fl�ssigkeit dar, welche beim Zutritt der Luft oder bei der Ber�hrung- mit fibrinoplastischen Substanzen (Blutk�rperchen, Eiter u. s. w.) zu einer gallertigen Masse coagulirt, oder fadige oder netzartige Gerinnsel bildet.
5.nbsp; nbsp; Das eiterige Exsudat. Der wesentliche Bcstandtheil desselben ist der Eiter, welcher entweder f�r sich, oder mit ander-artigen Exsudaten gemischt, vorkommen kann.
Der Eiter stellt eine weisslichc, gelbliche oder gr�nlichgelbe, dicke, rahm�hnliche, geruchlose Fl�ssigkeit von alkalischer Reaction dar. Er besteht aus den Eiterzellen (Eiterk�rperchen) und dem Eiterserum.
Die Eiterzellen sind von kugel�hnlicher Gestalt, d�nnwandig-, mit einem durch eiweissige Molek�le getr�bten (granulirton) Inhalte. Durch Zusatz von Wasser, verd�nnter Essigs�ure u. dgl. wird die Zelleumembran und der Inhalt durchsichtig und die Gegenwart eines oder mehrerer Zellenkerne und ihrer Kcrnk�rporchen deutlich. In manchen Zellen erscheint der Korn l�nglich, bisquit- oder klee�blattf�rmig-, d. h. in verschiedenen Stadien der Theilung begriffen,
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oder schon vollkoimnen in mehrere Kerne g'etlieilt. Aussei' diesen Zellen findet man im Eiter auch freie Kerne und zahlreiche blasse, eiweissartige Molek�le.
Das Eiterserum ist eine klare, weissliche oder schwachgelbe, alkalisch reagirende Fl�ssigkeit, welche ans Wasser, Eiweiss (1�40/0) und den Blutsalzen besteht.
Der Eiter tritt entweder an der Oberfl�che von Org-anen, namentlich von Membranen (Haut, Schleim- und ser�se H�ute u. s. w.) auf und ist dann h�ufig mit dem Secrete derselben gemischt, oder er liegt im Innern derselben.
In dem ersteren Falle kann die von dem Eiter bedeckte oder besp�lte Membran bald unverletzt, bald durch Verlust des Epithels erodirt sein, bald tiefer in das Organgewebe selbst eingreifende Substanzverluste (G-eschw�re) zeigen.
Im Innern der Parenehyme und hautartigen Organe finden sieb Eitererg�sse bald in kleinen Herden zerstreut, bald �ber srosse Oreanstrecken verbreitet. 1st der Eiter in Gewebe er-g�ssen, so fliesson die einzelnen Herdchen unter Verschwinden oder Compression der zwischenliegenden (Jewobstheile zu einem gemeinsamen Herde, einem Abscess zusammen, welcher entweder nach allen Richtungen hin an Ausdehnung zunimmt und endlich an einer Wand durchbricht, oder, falls in der Umgebung Widerst�nde vorhanden sind oder Neubildungen stattfinden, blos nach einzelnen Richtungen hin sich ausbreitet.
Die sogenannte schmelzende Wirkung des Eiters r�hrt davon her, dass durch die Bildung des Eiters die Gewebselemente anfangs durch Druck, sp�ter durch Erweichung, vielleicht theilweise auch durch Um�nderung derselben zu Eiter nach und nach ver�schwinden und ihre Stelle durch den Eiter eingenommen wird.
In der Umgebung der Abscesse stellt sich meistens eine Schwellung und Verdichtung der Gewebe in Folge der Hyper�mie, der' eiweissigen Infiltration und Wucherung der Bindegewebs-k�rperchen ein (Entz�ndungsdamm). Durch die auf diese Partien fortschreitende Eiterung, so wie in Folge des Druckes, welchen der Eiter auf die Gewebe, in welchen er angesammelt ist, aus�bt, und die hiedurch veranlasste Consumtion der Gewebe wird der spontane Durchbruch der Abscesse verursacht.
Auf der mechanischen Wirkung beruht auch die Senkung des Eiters nach tiefgelegenen Stellen mit verschiedenartiger Durch�w�hlung der Gewebe, Eitersenkungen (Hohlg�nge, Fisteln) und
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Kntz�mUing.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;278
die Ansammlung vou Eiter an Punkten, die von seiner Entwicklungs�stelle weit entfernt liefen, Cong-estiunsabseesse.
Die Eiterbildung- ist immer eine Folge von Entz�ndung-, u. z. h�herer Grade derselben.
Das Eiterserum ist identisch mit dem Blutserum, ist daher ser�ses Exsudat; die Eiterk�rperehen sind der �berwiegendsten Menge nach farblose, ausgewanderte Blutk�rperchen; zu einem kleineren Theile scheinen sie durch Theilung- oder endogene Bildung aus bestehenden zellig-en Gebilden, oder durch Theilung- vou Eiter-k�rpercben zu entstehen.
Wird der Eiter nicht bald entleert, was auf freien Oberfl�chen durch Abfliessen durch die nat�rlichen Oefihungen , bei Abscessen durch Er�ffnung- derselben auf nat�rlichem oder k�nstlichem Wege erfolgen kann, so g-eht derselbe Ver�nderungen ein.
Durch Zersetzung-, wie in Folge der Einwirkung atmo�sph�rischer Luft, l�ngeren Eiug-eschlossenseins, der Beimischung-fauliger Stoffe wird der Eiter zur Jauche, mit welchem Famen mau auch die, aus der F�ulniss organisirter normaler oder patho�logischer Gebilde entstandene Fl�ssigkeit bezeichnet. Sie enth�lt Kerne und Zellen in benagtem, verschrumpften, wie verk�mmerten, dem Zerfallen nahen Zustande, eine feine Punktmasse, Tr�mmer abgestorbenen und gel�sten Gewebes, Salze und h�utig Blut�k�rperchen in g-rosser Anzahl. Die Jauche stellt eine tr�be oder helle, d�nne, meist missf�rbige, h�utig- blutig- gef�rbte, sauer oder ammoniakalisch riechende Fl�ssigkeit dar, welche die Gewebe, mit denen sie in Ber�hrung- kommt, angreift und aufl�st.
Bleibt der Eiter l�ngere Zeit eingeschlossen, so wird das Eiterserum resorbirt. Manche Eiterk�rperchen m�gen unmittelbar in die Lymphgef�sse gelangen, die Mehrzahl schrumpft und zerf�llt nach und nach, und es bleibt eine consistente, dickbreiige oder schmierig-e, oder derb consistente k�sige Masse zur�ck (Verk�sen, Tuberculisiren des Eiters).
In anderen F�llen zeigen sich in den Eiterzelleu feine, gelb�liche, sich allm�lig verg-r�ssernde und endlich zu Tropfen zusammen-fliessende K�rnehen (Fettk�rnchen), welche in der allm�lig- bedeutend heranwachsenden Zelle den endlich v�llig verschwindenden Kern verdecken, K�rnchenzellen. Die Zellen fallen endlich auseinander und die anfangs noch zusammenh�ngenden Fetttr�pfchen (K�rnchen�haufen) zerstreuen sich schliesslich in der dadurch emulsionartig werdenden Fl�ssigkeit, welche der Resorption unterliegt. In ein�zelnen F�llen, namentlich in abgesackten kleinen Abscessen geschieht
K�ll, Path. u. Ther. d. Hansth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18
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Eutz�mlung.
K
die Aufsiuiauuff unvollst;iiilt;lilt;gt;' und es bleibt dann ein aus Salzen. Fettk�gelchen und Cliolestearinkrystallen bestehender, allm�lig sich eindickender und schliesslich verkalkender Brei zur�ck.
6.nbsp; nbsp;Das croup�se Exsudat. Es findet sich auf der Ober-Hache von Schleim- und ser�sen H�uten, welchen es in Form einer grauweissen oder gelblichen, elastischen Membran oder r�hrenartig-en Bekleidung anfangs fest anh�ngt, sich sp�ter aber von ihr losl�st (Croupmembran). Das unterliegende Gewebe ist hyper�misch und etwas geschwellt.
Die Croupmembran besteht aus einem dichten Netzwerk, in dessen Maschen Eiterzellen, feine Kerne und rothe Blutk�rperchen eingeschlossen sind. Das erw�hnte Netzwerk, welches man fr�her als aus geronnenem Faserstoff bestehend angesehen hat, soll neueren Untersuchungen nach aus einer eigenth�inlichen Um�nderung- der Epithelien des erkrankten Organs hervorgehen, in dessen L�cken dann eingewanderte farblose Blutk�rperchen sich ansammeln.
Ist bei Gegenwart eines croup�sen Exsudates die Hyper�mie und Schwellung des Organgewebes sehr bedeutend, f�llt sich binnen Kurzem dasselbe mit Eiterk�rperu und feinen Kernen und extra-vasirtem Blute, tritt die Tendenz zur brandigen Zerst�rung auf, so bezeichnet man das Exsudat als ein croup�s-diphtheritisches, wie es besonders auf den Schleimh�uten angetroffen wird.
7.nbsp; nbsp; Exsudate endlich, welche zwischen die Gewebselemento derart ergossen sind, dass diese mit Eiterk�rperchen, Kernen u. s. w. f�rmlich infiltrirt erscheinen, und welche zu einem fauligen Zerfall der ergriffeneu Membran, insbesondere der Schleimh�ute f�hren, nennt man diphtheristische. In deu ver�nderten Geweben und in dem Blute der an Diphtherie Leidenden wird ein pflanzlicher Parasit (eine Kugelbactcrie: Micrococcus diphtheriticus) angetroffen, welcher von Vielen als der eigentliche Erreger der Krankheit angesehen wird.
II ill
Die h�morrhagischen Exsudate.
Es sind dies Exsudate
von einer oder der anderen der erw�hnten Kategorien, denen eine
mehr oder
bedeutende Meng-e von
Blut beigemischt ist.
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welches aus zerrissenen Capillareu oft neuer Bildung austritt. Das extravasirtc Blut mischt sich dem nicht selten faserstoffigen Exsudate bei und ertheilt demselben je nach seiner Menge eine fleischwasser-�hnliche bis blutrothe F�rbung, w�hrend sich gleichzeitig das Fibrin des Blutes ausscheidet und sich, wie der aus dem Exsudate geronnene Faserstoff niederschl�gt und weiter ver�ndert. Der Farbestoff des Blutes, welcher meist in braune und rothe Pigmentk�rnchen, seltener in Pigmentkrystalle �bergeht, veranlasst eine br�unliehe F�rbung
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Entz�ndung,
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solcher Exsudate; die Blutzellen selbst unterliegen g-cw�hnlieh der Fettinetamorphose. Da die Resorption solcher Exsudate meist nur
laugsam oder g-ar verlust die durch Thiere noch mehr
nicht erfolgt und der bisweilen namhafte Blut-den Entz�ndungsprocess ohnehin geschw�chten
! :
herahbringt, so wird der Eintritt h�morrhagischer Exsudate als ein ung�nstiges Ereigniss betrachtet.
sect;. 14G. III. Neubildung in dem entz�ndeten Gewebe. In Folge der vermehrten Aufnahme von Eildungsmateriale schwellen die Zellen an, und es tinden nun in ihnen weitere Vorg�nge statt, welche verschieden sind, je nachdem mehr die nutritive oder die formative Reizung- vorwaltet. In dem ersteren Falle f�llt sich die Zelle mit feinen K�rnchen, wodurch der Kern undeutlich wird, sp�ter treten kleine, allm�lig sich vergr�ssernde Fetttr�pfchen auf; die Zelle geht zu Grunde; durch Bersten ihrer Wand kann der Inhalt frei werden und der Resorption unterliegen, oder allm�lig sich eindickend zur�ckbleiben; in dem letzteren hndet eine Theilung der Zellen statt, es entwickeln sieb Neubildungen, die bald nur vor�bergehender Natur sind, wie Eiter, Fleischw�rzchen, bald sich zu bleibenden Gebilden, Bindegewebe, Gef�ssen u. s. w. entwickeln.
Die Neubildung bleibender Gewebe stellt oft einen der wich�tigsten und bleibende Nachtbeile veranlassenden Vorg�nge der Ent�z�ndung dar; es sind hieher zu rechneu die Anheftungeu und fal�schen Membranen auf ser�sen H�uten; die Wucherungen des Binde�gewebes bei chronischen Entz�ndungen; die Bindegewebsne�bil-dungen bei Entz�ndungen parenehymat�ser Organe; die Knochen�neubildungen bei Entz�ndungen der Beinhaut u. s. w. In anderen F�llen aber wird durch die entz�ndlichen Neubildungen die Wieder�herstellung- verlorener Gewebstheile erm�glicht. (Regeneration, Nar�benbildungen). Von beiden Arten wird sp�ter bei den Neubildungen die Rede sein.
sect;. 147. IV. Die Vorg�nge der R�ckbildung oder Entartung (Degeneration), welche w�hrend der Entz�ndung- stattfinden, gehen meist von den Zellen und faserigen Elementen der Gewebe aus, und bestehen am h�utigsten in Fettmetamorphose und molekularem Zerfall. Bei manchen Entz�ndungen, den sogenannten degenera-tiven, sind diese Processe der R�ckbildung, des Zerfalles und Brandes das Vorwaltende. Bei anderen Entz�ndungen unterlieaen wohl Exsudat und Neubildungen diesem Vorg�nge; w�hrend die Organgewebe aus dein Kraukheitsprocesse unverletzt hervorgehen.
sect;. 148. Die Erscheinungen, durch welche die Gegenwart der Entz�ndung- am Cadaver zu erkennen ist, ergeben sich theil-
18*
1
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Kntz�mlung.
weise schon aus dem bereits Angeftthrten. Bei der Gegenwart voil Hyper�mie und Stase erscheint das entz�ndete Gewebe onge-wiilinlicb blutreich, daher g-cr�tlict, geschwollen, in seinem Gef�ge gelockert und leicbt zerreisslich. Die h�here R�thung wird theils durch die st�rkere Injection der Gef�sse veranlasst und entspricht dann vollkommen der dem betroffeneu Gewebe zukommenden An�ordnung- der Haargef�sse, theils ist sie eine Folge neugebildeter Gefassc und der w�hrend der Stase sich ereignenden Extravasa-tionen. Sie ist ihrem Grade und ihrer Beschaffenheit nach ver�schieden nach der H�he der Congestion und nach den Ver�nde�rungen , welche das Blut w�hrend der .Stase erlitten hat. Die .Schwellung und Lockerung wird durch die Infiltration der Gewebe mit dem Exsudate veranlasst; die erstere kann dort, wo die Exsudation in Organe von schwammiger Textur erfolgt ist, auch fehlen. Sp�ter verschwindet meistens die Injectionsr�the, die Geschwulst kann nach dem Tode zusammengefallen erscheinen; die
Lockeruns: oder M�rbiakeit
Br�chigkeit, mit einem
I
Worte die Ver�nderung der Gewebe, eine Folge des Eindringens oder der Einlagerung des Exsudates oder neugebildeter Gewebe, welche die alten auseinandergedr�ngt haben, bestehen jedoch fort, und h�ufig wird �berdies die Gegenwart des Exsudates durch seine Menge auff�llig. Dieses ist bald g-leichm�ssig in und zwischen die Gewebselemente eines Organes eingelagert oder, besonders in weichen, lockeren Geweben, in Herden, welche es sich durch Zer�tr�mmerung des Gewebes gebildet hat, eingeschlossen, bald auf der freien Oberfl�che hautartiger Ausbreitungen und Kan�le oder in ser�se S�cke ergossen und bei h�herem Gehalt an Faserstoff zu Gerinnungen verschiedener Form erstarrt. Ueberdies erleichtert das Vorhandensein von Neubildungen, wie sie als Zellen- und Gewebs-Neubildung und Entartung erw�hnt wurden, die Diagnose der Ent�z�ndung.
sect;. 149. Als Cardinalerscheinungen, durch welche sich w�hrend des Lebens das Vorhandensein einer Entz�ndung- zu erkennen geben soll, wurden von Alters her Schmerz, R�the, Hitze und Geschwulst des entz�ndeten Theiles ang-eseheu, welchen Sympto�men sp�ter auch die Functionsst�rung beigesellt wurde. Bei Entz�ndungen �usserer, der Untersuchung- zug�nglicher Theile lassen sich auch die angef�hrten Erscheinungen oder wenigstens einzelne derselben w�hrend gewisser Stadien der Entz�ndung nachweisen; bei der Entz�ndung innerer Theile weisen jedoch oft vor allen nur die Functionsst�rung und der Schmerz auf ihre Gegenwart hin, und
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Entz�ndung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;577
es m�ssen dann jene Symptome, welche durch die Anomalie des Ern�hrangsvorganges und durch die Gegenwart des Exsudates in gewissen Organen hervorgerufen werden und welche bisweilen durch eine genaue physikalische oder chemische Untersuchung erhoben werden k�nnen, als Anhaltspunkte bei der Stellung der Diagnose dienen.
Der Entz�ndungsschinerz ist durch die a))i)orinen Verh�lt�nisse, in welche das ergriffene Gewebe versetzt ist, und die dadurch bedingte normwidrige Erregung der Empfindungsnerven veranlasst. Diese Erregung kann im Beginne der Entz�ndung durch directe Reizung der sensiblen Nerven, h�ufiger durch den Druck der erwei�terten und mit Blut �berf�llten Haargef�sse und kleineren Arterien, im weiteren Verlaufe durch den Druck des Exsudates, durch die fortschreitende Gewebsumstaltung und wahrscheinlich auch durch die erh�hte W�rme des entz�ndeten Theiles veranlasst werden. Der Schmerz ist um so heftiger, je h�rter, unnachgiebiger oder ge�spannter, je nervenreicher und an und f�r sich empfindlicher ein Organ, je intensiver die Entz�ndung und je st�rker die w�hrend derselben sich entwickelnde Anschwellung ist. Es muss jedoch be�merkt werden, dass auch Organe, welche nur vom Sympathicus mit Nerven versorgt werden, bei Entz�ndungen schmerzhaft werden k�nnen. Im Allgemeinen beobachtet man, dass im Anfange der Entz�ndung der Schmerz am heftigsten ist und dass er sich im weiteren Verlaufe nur dann auf gleicher H�he erh�lt, wenn die Schwellung sehr bedeutend ist und die Exsudate zu festen, das Gewebe dr�ckenden Gerinnungen erstarren; dass er oft nachl�sst, wenn sich Eiterung einstellt, oder wenn ein Absterben des entz�n�deten Gewebes, wodurch auch die in demselben sich verbreitenden Nerven zerst�rt werden, eingetreten ist. Heftiger Schmerz kann zu verschiedenartigen, selbst bedenklichen Erscheinungen im Verlaufe der Entz�ndung Veranlassung geben.
Die Entz�ndnngsr�the erkl�rt sich im Beginne der Ent�z�ndung aus der st�rkeren Anf�llung der erweiterten Haargef�sse mit Blut; im weiteren Verlaufe derselben kann sie auch von neu�gebildeten , mit Blut gef�llten Gef�sschen herr�hren; sie wird in manchen F�llen noch durch extravasirtes Blut vermehrt.
Die Ursache der Entz�ndungshitze, welche nicht selten objectiv erkennbar ist und sich auch durch eine gesteigerte W�rme�ausstrahlung zu erkennen gibt, wird theils durch das vermehrte Zustr�men arteriellen Blutes, theils durch den vermehrten Stoff-iimsatz in dem entz�ndeten Theile bedingt. Die H�he der Tempe-
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Entz�ndung.
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ratar des entz�ndeten Theiles steht meist im Verh�ltnisse zu der Heftigkeit der Entz�ndung.
Die Entz�ndungsg-eschwillst wird durch die Anf�llung der Gef�sse, die Ausschwitzung von Exsudat in das Parenchym oder in die Interstitien der entz�ndeten Gewebe, sp�ter auch durch Gewehs-neiibilduugen veranhisst; sie wird h�ufig noch durch Blutextravasate vermehrt. Entz�ndungsr�tlie, Geschwulst und Teniperatursteigerung sind Lei den Entz�ndungen innerer, der Untersuchung nicht un�mittelbar zug�nglicher Organe nicht auszumitteln; bei jenen ober�fl�chlicher gelegener Theile, wo sie nachzuweisen sind, haben sie f�r die Diagnose grossen Werth.
Die St�rung der Function fehlt bei Entz�ndungen kaum je, und der Eintritt der davon abh�ngigen Erscheinungen weist oft zuerst mit Wahrscheinlichkeit auf das Vorhandensein einer Ent�z�ndung-, besonders innerer Organe, hin. So treten bei Entz�ndungen absondernder Organe Secretionsst�rungen, bei jenen des Gehirnes Tobsucht oder Abgestumpftsein, bei solchen des Darmkanales Durch�fall oder Verstopfung, des Magens Mangel an Fresslust und St�rung der Verdauung, der Lunge Athmungsbeschwerdeu u. s. w. auf; in anderen F�llen werden die Functionsst�rungeu hervorgerufen durch abnorme Reflexbewegungen in Folge krankhafter Empfindungen im entz�ndeten Organe; dergleichen sind das heftige Erbrechen bei Magenentz�ndungen der Hunde, die Axendrelmugen entz�ndeter und gel�hmter Darmpartien u. dgl. m.
Da durch die Ansammlung von Exsudaten auch verschiedene Ab�nderungen in der Lage und Verbindung der Organe veran-lasst werden, so ben�tzt man diese gleichfalls zur Diagnose der Entz�ndung, insbesondere innerer Organe. Das N�here hier�ber kann erst im speciellen Theile, insbesondere bei Betrachtung der Entz�ndungen dor Respirationsorgane, angef�hrt werden.
Bei Entz�ndungen oberfl�chlicher Theile beobachtet man bis�weilen eine st�rkere Pulsation der zu denselben hinziehenden Arte�rien ; diese mag durch eine Erweiterung und Erschlaffung der W�nde dieser letzteren und eine st�rkere Anf�llung derselben mit Blut, dann durch den Widerstand vcranlasst werden, welchen die in den Capillaren stagnirende Bluts�ule dem weiteren Vordringen des Blutes entgegensetzt.
Als ein weiteres Kennzeichen des Vorhandenseins der Entz�n�dung hat man die Faserstoffvermehrung im Blute angesehen, als deren Ausdruck man die Bildung der Speckhaut auf dem Aderlassblutkuchen betrachtete. Da die Bildung der Speckhaut von
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Eutzunduni'
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der fr�heren Senkung der Blutk�rperchen unter die Oberfl�che des Ulutes abh�ngig ist, bevor noch die Q-erinnung des Faserstoffes beginnt, mithin die Speckhaut eine am so bedeutendere Dicke haben wird, je sp�ter diese Gerinnung' beginnt, so kann aus deren Bildung in dem Aderlassblute auf die Gegenwart einer Entz�ndung noch nicht unter allen Verh�ltnissen geschlossen werden.
Die Ver�nderung der Blutraiscbung, wodurch dieselbe an einer Faserstoffmoditication reicher wird, ist jedenfalls erst eine Folge, keineswegs aber die Veranlassung des Fntz�ndungsprocesses. Bekannt�lich ist der geronnene Faserstoff das Resultat einer chemischen Ver�bindung der fibrino-plastischen Substanz (Paraglobulin), welche in den rothen Blutk�rpern, der Lymphe, dem Chylus, Fiter u. s. w. enthalten ist, mit der fibrinogenen Substanz, welche der intercellu-laren Fl�ssigkeit eigen ist. Bei den Entz�ndungen, bei welchen, wie erw�hnt, der Stoffwechsel in dem betroffeneu Gewebe sehr gesteigert ist, findet daselbst eine vermehrte Erzeugung von fibfino-geuer Substanz statt, und es wird von der Menge dieser local gebil�deten Substanz und dem Reichthum des entz�ndeten Organes an Lymphgef�ssen abh�ngen, wie viel davon dem Blute zugef�hrt wird. Da aber die Bildung fibrinoplastischer Substanz nicht in demselben Verh�ltnisse stattfinden kann, und daher zu wenig fibrinoplastische Substanz im Verh�ltnisse zur fibrinogenen vorhanden ist, um nach der Entleerung aus dem Gof�sse rasch Faserstoff zu bilden, so muss das aus der Ader gelassene Blut langsamer gerinnen, mithin eine Speckhaut entstehen.
Der �rtlichen Entz�ndung gesellt sich in Folge der Auf�nahme entz�ndlicher Producte, pyrogener Substanzen in das Blut, h�ufig Fieber bei, das �berhaupt bei intensiveren Entz�ndungen insbesondere wichtiger Organe niemals fehlt, und in der liogcl um so heftiger ist, je intensiver die Entz�ndung verl�uft, je lebens�wichtiger das entz�ndete Organ und je reizbarer das kranke Thier ist. Ebenso ist nachgewiesen, dass das derart ver�nderte Blut auch Entz�ndung in anderen Thoilen erregen k�nne (intensive Entz�ndung der Daiun Schleimhaut im Verlaufe schwerer Lungenentz�ndungen).
sect;. 150. Formen der Entz�ndung. Mau unterscheidet die Entz�ndungen mit R�cksicht auf die ihrer Entstehung zu Grunde liegenden Ursachen, auf die anatomischen Verh�ltnisse und auf den Charakter der Entz�ndung; Momente, welche die fr�her geschil�derten gemeinsamen Erscheinungen dieses Processes vielfach ab��ndern.
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Entz�ndung.
A. Mit R�cksicht auf die �tiolog'ischen Momente unter�scheidet man die Entz�ndungen in:
1.nbsp; nbsp;genuine oder spontane, d. h. solche, bei welchen eine evidente Gele�genheitsursache nicht nachzuweisen ist; wahrscheinlich trifft hier ein gerino-f�gio-er Reiz ein schon von froher her geschw�chtes Organ;
2.nbsp; nbsp;sogenannte rheumatische, d, i. solche, welche in Folge rascher Abk�h�lung des K�rpers entstehen;
3.nbsp; nbsp;traumatische, welche durch �ussere Gewalt, Verwundung, Quetschung entstellen; ihre Hedentung ist nach der Art, dem Grade und der Stelle der Ver�wundung sehr verschieden. In manchen F�llen (bei reinen Wunden) Uann die Vereinigung auf dem ersten Wege geschehen; in den leichtesten F�llen verkleben die Wundr�nder durch eine geringe, oft kaum sichtbare Menge eiweissig-en Exsudates, und aus den fest aneinander liegenden R�ndern entwickeln sich schnell Gef�sse und neue Zellen, welche die definitive Vereinigung bilden. Findet eine st�rkere Blutung aus den Wundr�ndern statt, so erfolgt die erste Verklebung theils durch geronnenes Blut, theils durch ausgeschwitztes und die Wundr�nder und Fl�chen bedeckendes und infiltrirendes albumin�ses Exsudat, die definitive Vereinigung geschieht durch Neubildung von Bindegewebe und Gef�ssen. In manchen F�llen geht auch bei reinen Wunden die Vereinigung auf dem Wege der Granulation und Eiterung auf dem sogenannten zweiten Wege vor sich, wovon sp�ter. Bei gequetschten und gerissenen Wunden treten schon cumplicirtere Vorg�nge ein, indem es sich hier auch um Abstossung abgestorbener Theile, Aufsaugung von Bluterg�ssen u. s. w. handelt. Trauinatische Entz�ndungen k�nnen durch Beeintr�chtigung wichtiger Fiinc-tionen, durch die Bildung von Thrombose und Kmbnlie, durch Py�mie gef�hrlich, selbst t�dtlieli werden. Den traumatischen reihen sich die durch Verbrennung' und Frfrieren entstandenen Entz�ndungen an;
4.nbsp; durch Einwirkung �tzender oder giftiger Stoffe entstandene, toxische. Entz�ndungen. Die durch Aetzmittel entstandenen Entz�ndungen eharakterisiren sich durch die Gegenwart von Schorfen und durch die Blutgerinnungen, welche sich in den n�chstliegenden Gef�ssen bilden. Zwischen dem Schorf und den unverletzt geblie�benen Theilen liegt, eine Schichte fettig entarteten Gewebes, durch dessen Zerfall zu Detritus und Fettmolek�len sich der Schorf l�st. In dem erhaltenen Gewebe tritt Kernwuchcrung und die Sprossnng von Capillaren, dann Eiferung ein, welche aber, wegen der Thrombose der Capillaren sparsam ist; nach dem Abfallen des Schorfes schreitet die. Xarbenbildung vor;
�. virulente Entz�ndungen, wie nach der Aufnahme von Rotz-, Wurragift; ti. dyscrasische, welche durch eine im K�rper erzeugte, krankmachende Potenz veranlasst werden, wie bei Tuberculose, Krebs;
7.nbsp; nbsp;metastatische, entstanden bald durch Embolien, bald durch chemisch inficirende, im K�rper erzeugte Stoffe, welche vom Blute aus, als Reiz auf die Gewebe wirken. Sie kommen meist an mehreren Stellen zugleich vor, befallen gew�hnlich umschriebene Stellen in L�ppcheriT oder Keilform, und fuhren seltener zur Eiterung, meist zur Entartung;
8.nbsp; nbsp;miasmatische, welche sich im Verlaufe einer, durch ein Miasma veran-lassten Allgemeinerkrankung einstellen;
0. hypostatische, die sich bei geschw�chter Herzkraft allm�lig aus Hyper��mien in tiefer gelegenen oder gedr�ckten K�rpertheilen entwickeln. Sie zeichnen
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Kntz�ndung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2^1
sich durch missfjirbige Ff�tliiing-, geringe (ser�se) Exsudation, Mangel an Neubil�dungen und durch flie Neigung zum Eintritte von Zerfall ans.
B. Mit R�cksicht auf das Vorwiegen der einzelnen ana�tomischen Vorg�nge unterscheidet man folgende Formen der Entz�ndung-:
1, Die vascnl�sen oder congestiveu Formen. Sie sind dadurch ans-ge/.eichnet, dass bei ihnen die Ver�nderungen im Kreislaufe und in den Oef�ssen vor Allem hervortreten und daher die K�thung und Schwellung, veranlasst durch Syper�mie, Verl�ngerung und Neubildung- der Oef�sse, die am meisten in die Augen springenden Symptome sind; die Exsndation ist nur gering; Neu- und �ficfcbildung fehlen v�llig oder sind nur unbedeutend. Hieher geh�ren manche Entz�ndungen der Haut, die acuten Katarrhe, ohne oder mit wenig Secret und die leichten Entz�n�dungen ser�ser H�ute, Dr�sen u. s. w. Sie entstehen h�utig durch mechanische und chemische Reize, durch sogenannte Erk�ltung.
quot;2. Die exsndativen Formen. Sie gehen aus der vascnl�sen Form hervor. Bei ihnen bildet der Ausschuitzungsprocess und das Exsudat die belangreichste Ver��nderung. Hieher geh�ren: a. die Entz�ndungen mit c.roup�sem Exsudat, wie der Croup der Luftwege, der Darmschleimhaut, manche Arten der croup�sen Lungen�entz�ndung; sie gelten h�utig nach einer Seite in die vascul�se, nach der anderen in die eiterige Form �ber; b. die Entz�ndungen mit faserstoffh� 1 tigem Exsudat, wie h�utig jene der ser�sen H�ute; c. solche mit ser�sem Exsudate, wie bei ent�z�ndlichen Ocdcmen, bei Bl�schenausschl�gen der Haut.
3.nbsp; nbsp; Die eiterigen (jiurnl enten) und geschw�rigen (ulcer�sen) For�men. Die ersteren, ausgezeichnet durch die reichliche, alle anderen Erscheinungen �berragende Bildung von Eiter, linden sich bei manchen Entz�ndungen des Binde�gewebes, in dem fibr�sen Ger�ste drSsiger Organe, in der Beinhaut und in Knochen, in ser�sen H�uten, besonders aber in Schleimh�uten, wo dann das eiterige Exsudat gew�hnlich mit dem Secrete der betrettenden Schleimhaut gemischt wird (Schleim-fluss, Blcnnorrh�e), in der Haut (Pusteln). Die geschwttrigen Formen zeichnen sich durch den neben der Eiterbildung fortschreitenden Schwund der Gewebe ans. Ein Geschw�r entsteht nicht blos durch einen Substanzverlust in dem Gewebe, sondern es ist zur Bildung desselben ulcerative Entz�ndung, d. i. Neubildung im Parenchym mit Untergang eines Theiles desselben unter Beitritt von Eiterung noth-wendig.
4.nbsp; nbsp;Die entartenden (degenerativen) Formen. Sie sind a. einfach degenerative (die sogenannten parenehymat�sen Entz�ndungen), veranlasst durch vermehrten Eintritt von Ern�hrungsplasma in die Zellen, welche hiedurch anschwellen und schliesslich in Folge der eiweissigen Infiltration oder durch Fett�metamorphose zu Grunde gehen (manche Nierenentz�ndungen, Entz�ndungen der Knorpel); h. durch Brand degenerirende. Hieher geh�ren die diphtheritischen Ent�z�ndungen; die gew�hnlich nach vorausgegangener hochgradiger Stase sich bildenden brandigen Schorfe im Magen und Darme beim Anthrax der Pferde; die brandigen Zerst�rungen heim Anthrax; die Nekrose entz�ndeter Knochen u. s. w. Diese For�men entwickeln sich bald durch absolute Stase des Blutes in einem Theile, bald durch die Einwirkung faulender Stoffe auf den Eiter, bald dadurch, dass der Process der Entz�ndung durch Contagien, Miasmen angeregt wurde.
5.nbsp; nbsp;Die produetiven Formen. Sie zeichnen sich durch die, alle �brigen Erscheinungen �herwiegende Neubildung bleibender Gewebe aus. Sie verlaufen
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Entz�ndung.
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meist chronisch, und betreffen das interstitielle Bindegewebe dr�siger and parenehy-niiit�ser Organe (Leber, Lunge bei der Longenseuche des Rindes), die ser�sen H�ute (Anheftung-eu und falsche H�ute, Zuttenbildung in Gelenken), die Schleimh�ute (Hypertrophie, papill�re Wucherungen), die Beinhaut (Osteophjtenbildung) u. v. a.
C. Mit R�cksicht auf den Charakter zerfallen die Entz�n�dungen in:
1.nbsp; nbsp;active. Unter activen oder sthenisc.lien lOiitz�ndimgeu versteht man Entz�ndungen, welche unter g�nstigen Bedingungen, z. I!. in gut cmistituirten Tliieren und in von fr�her her nicht ver�nderten Organen auftreten; die �rtlichen Erschei�nungen und das Fieber sind gew�hnlich heftig, aber die Ausgleichung der durch die Entz�ndung gesetzten St�rung findet regelm�ssig statt;
2.nbsp; in passive oder asthenische, welche sieh in schlecht gen�hrten, durch fr�here Krankheiten oder iibenu�ssige Anstrengung geschw�chten Thieren oder in Theilen, welche durch eine andere Krankheit bereits ver�ndert sind, oder der regel-in�ssigen Zufuhr arteriellen Blutes ermangeln, oder in welchen der Abfluss des
ven�sen Blutes behindert ist. wie in durch Ersch�tterungen, o.....plicirte Verletzungen
oder von den Nervenoentris aus gel�hmten Gebilden entwickeln. Regelm�ssige Aus�gleichungen linden hier seltener statt und nicht selten bleiben dauernde Ver�nde�rungen zur�ck.
Dem Verlaufe nach kann man acute und chronische Entz�ndtingen unterscheiden; die ersteren zeichnen sich durch �aschheit des Verlaufes aus, da der Entz�ndungsreiz bald aufh�rt, bei den letzteren dauert er entweder fort, oder es treten neue Reize auf, als welche nicht selten die Prodltcte der ersten Entz�ndung wirken.
sect;. 151. Die Entz�ndung befallt im Beginne nur eine mehr oder weniger begrenzte raquo;Stelle eines Organes oder Gewebes und bleibt entweder auf diesen Herd beschr�nkt, oder sie verbreitet sich von da aus auf einen gr�sseren Abschnitt desselben, oder auf ein ganzes Organ, oder auch auf andere, in der Regel gleichartige, seltener anders constituirte Gewebe. Eine mehr allgemeine Ver�breitung gewinnt die Entz�ndung dann, wenn sie aus einer anomalen Blutmischung hervorgeht, oder wenn eine �rtliche Entz�ndung zur Infection der Blutmasse Anlass gibt.
Die Entz�ndung kann bei jedem Thiere entstehen. Im Allgemeinen sind j�ngere, kr�ftige, wohlgen�hrte Thiere zu activen Entz�ndungen vorzugsweise disponirt; diese Anlage wird noch durch das Herrschen des sogenannten entz�ndlichen Krankheitsgenius erh�ht.
Die Gelogenheitsursachen, welche Entz�ndungen veran�lassen k�nnen, sind h�chst verschiedener Art, von denen schon bei den Formen der Entz�ndung die Rede war. Es geh�ren hieher mechanische und chemische, auf einen Theil wirkende Reize, der Einfluss der Imponderabilien (Hitze, K�lte, rasche Tempe-raturspr�nge), die Aufnahme fremdartiger Substanzen, Mias-
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Entz�ndung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;283
inen und Contag-ien^ delet�rer Stoffe in das Blut, atmosph�rische nicht n�her hekannte Ursachen, endlich gewisse Krank�heiten des Blutes, welche eine �rtliche Km�hrungsanomalie bedingen.
Mit R�cksicht auf die einzelnen Organe und Gewehe zeigt sich, dass insbesondere solche h�ufiger von Entz�ndung- befallen werden, welche durch ihre Lage oder Function der sch�dlichen Einwirkung mehr ausgesetzt sind und an und f�r sich einen gr�ssereu Keichthum von Gef�ssen besitzen.
sect;. 152. Die �rtlichen Ausg�nge der Entz�ndung- sind je nach den Formen der Entz�ndung verschieden und es muss sich der Hauptsache nach auf das dort Hervorgehobene bezogen werden. Im Allgemeinen stellt man folgende Ausg�nge! der Entz�ndung- auf:
1.nbsp; Die Zertheilnng-, Resolutio. Die in die Elementartheile in vermehrter Menge aufgenommene Ern�hrungsfl�ssigkeit wird nach Ersch�pfung des Entz�ndiingsreizes wieder abgegeben und dem Blute zugef�hrt, ohne dass die Gewebselemente ihrer Structur und Th�tigkeit verlustig geworden w�ren. Sind freie oder intersti-tielle Exsudate gesetzt worden, so h�ngt es von deren Beschaf�fenheit ab, ob sie unver�ndert, oder erst nach vorher eingeleiteter Um�nderung1 aufgesaugt werden k�nnen. Fl�ssige Exsudate k�nnen aus Schleimhautkan�lon abfliessen, oder in Parenchyme oder H�hleu ergossen, unver�ndert resorbirt werden; geronnene m�ssen vorerst wieder verfl�ssigt werden; es geschieht dies durch den Ein�tritt der bereits erw�hnten Fett metamorphose des Exsudat�faserstoffes, wobei nach und nach feine Fettk�gelchen in der gleichm�ssigon oder faserigen Gerinnung auftreten, welche dann, nachdem sie sich mit dem Exsudatserum und dem Reste der zer�fallenen Gerinnungen zu einer emulsionsartigen Fl�ssigkeit umge�wandelt haben, zur Aufsaugung geeignet werden. Bisweilen erfolgt die Resorption nicht vollst�ndig, und es bleibt dann ein Antheil des Exsudates entweder in unver�ndertein Zustande zur�ck, oder dasselbe geht die schon fr�her angef�hrten Um�nderungen ein, und es finden sich dann in den entz�ndet gewesenen Theilen fettige, kreidige, k�se�hnliche Massen vor.
2.nbsp; Zur�ckbleiben der w�hrend des Entz�ndungsprocesses ent�standenen Neubildungen. Diese veranlassen die entz�ndlichen Hypertrophien, Heteroplasien und Geschw�lste (productive Formen der Entz�ndung). Sie k�nnen zu bleibenden Functions-st�rungen, in hohlen Organen zu Verschliessungen, Ver�dungen oder Erweiterungen f�hren; sie sind h�ufig Ursache der Verwachsungen
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Entz�ntlnn^,
aneinander grenzender Theile, aber auch der Lockerung' der Ver�bindung zwischen den Organen und den sie �berziehenden Mem�branen.
In manchen F�llen dienen die Neubildungen als Ersatz ver�loren gegangener Gewebe (Heilung auf dem zweiten Wege); wobei die neugebildeten Theile den zu Grunde gegangenen entweder in jeder Hinsicht vollkommen gleichen (vollkommener Wieder�ersatz), oder in ihren Eigenschaften von diesen mehr oder weniger abweichen (Narbenbildung).
3.nbsp; nbsp;Vereiterung und Verjauchung, wovon bei den pum-lenten und geschwungen Formen der Entz�ndung die Rede war.
4.nbsp; nbsp;Entartung der von der Entz�ndung befallenen Gewebe, wozu auch der Brand, d. h. das Absterben des Gebildes, mit Unter�gang seiner Textur und das Auftreten neuer chemischer Processe (F�uluiss) geh�rt.
Im Allgemeinen betrachtet sind demnach die Ausg�nge der �rtlichen Entz�ndung entweder vollkommene Wiederherstel�lung des normalen Zustandes oder Zur�ckbleiben gewisser Ver�nderungen in dem entz�ndet gewesenen Organe in Folge der unvollst�ndigen Resorption des Exsudates, der nachfolgenden Ver�nderungen desselben und des Zur�ckbleibens der w�hrend des Entz�ndungsprocesses entstandenen Neubildungen, der entz�ndlichen Hypertrophie, der Geschw�lste, Narben und der entz�ndlichen Atro�phie, endlich die Entartung, selbst Zerst�rung des entz�ndeten Theiles.
Hieraus sind auch die Folgen zu entnehmen, welche die Ent�z�ndung f�r den Fortbestand des ganzen Organismus herbeif�hrt. Es kann vollkommene Wiederherstellung eintreten oder es k�nnen sich in Folge der in dem entz�ndet gewesenen Organe zur�ckblei�benden Ver�nderungen Nachkrankheiten entwickeln, welche je nach der Wichtigkeit des leidenden Theiles mehr oder weniger auf�fallende Nachtheile f�r den Gesammtorganismus bedingen, oder es f�hrt die durch die Entz�ndung gesetzte St�rung der Function eines lebenswichtigen Organes, oder die Infection des Blutes zum Tode des Thieres.
Bei der Stellung der Prognose ist die R�cksichtnahme auf die Constitution des erkrankten Thieres, auf die Wichtigkeit des ergriffenen Organes, auf die Ausdehnung, den Grad und Charakter der Entz�ndung, auf die ihrer Entstehung zu Grunde liegenden �tiologischen Momente von Wichtigkeit,
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Knt/.�iuluns.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;285
sect;. 153. Therapie. Bei tier Behandlung' der Entz�ndungen sind vor allem die �tiologischen Momente zu ber�cksichtigten und demnach die Entfernung der Sch�dlichkeit anzustreben. Die Anzeige aus der Ursache kann bisweilen durch mechanise he Kin-wirkungen, z. B. durch Entfernung fremder K�rper mittelst Aus�ziehen, Abwaschen, durch die Einrichtung von Verrenkungen und Knochenbr�chen, durch Abtragung reizend wirkender Neubildungen (z. B. am Auge), Abhaltung der Reibung u. s. \v., oder mittelst chemischer Agentien, z. B. durch Neutralisation eingeffthi'ter S�uren mittelst der Alkalien, durch �eberf�hrung eingebrachter Gifte in unl�sliche Verbindungen, durch Zerst�runlaquo;;- reizender Wu�cherungen durch Aetzmittel, durch die Zersetzung- eingef�hrter Con-tag'ieu und Miasmen durch chemisch wirkende Substanzen, oder endlich durch die Erregung- oder Herabstimmung funetio-neller Th�tig-koiten behufs der Entfernung- der Sch�dlichkeit, z. B. Erregen von Erbrechen oder Durchf�llen bei in den Malt;j-en und Darm gelangten Sch�dlichkeiten, Anregung von Erbrechen oder Husten bei K�rpern, welche sich in den Athmung-sorganen befinden, Anwendung- erschlaffender und narkotischer Mittel, um eine der Ent�fernung- der Sch�dlichkeit entgegenstellende krampfhafte Zusammen�ziehung, wie bei eing-ekleminten Br�chen, zu heben, geschehen. In den ineisten F�llen ist aber die eine Entz�ndung- veranlassende Ursache direct nicht zu entfernen; man muss sich dann darauf be�schr�nken, alle Sch�dlichkeiten, welche einen erw�nschten g�nstigen Verlauf der Krankheit zu behindern oder eine Ausbreitung der Ent�z�ndung zu beg�nstigen im Stande w�ren, entfernt zu halten. Das Betreffende ist bei der Therapie der Hyper�mien bereits erw�hnt worden.
Die Anzeige aus der Krankheit hat die Aufgabe, der Heftigkeit des Entziindungsprocesses Schranken zu setzen, seine Ausbreitung- zu begrenzen und die M�glichkeit der Heilung- herbei�zuf�hren.
Man bezeichnet die hiezu geeignete Heilmethode mit dem Namen der antiphlog-istischen. Sie erleidet verschiedene Ab�n�derungen, je nachdem die Entz�ndung als ein blos �rtliches Leiden verl�uft, oder mit anderweitigen, insbesondere fieberhaften St�rungen verbunden ist, und im letzteren Falle je nach dem Charakter des Fiebers. Ihr Zweck ist, den �rtlichen Stoffumsatz und die Blut�zufuhr zu beschr�nken und das etwa vorhandene Fieber zu massigen. Sie kann in die �rtliche und allgemeine Antiphlogose unter�schieden werden.
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Kntz�mlung.
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Der �rtlichen Antiphlog'ose stehen folgende Weg^e zu Gebote:
1. Die Blutentziehung aus dem entz�ndeten Theile selbst oder aus den Gef�ssen seiner n�chsten Umgehung, welche nat�rlich nur bei oberfl�chlicher Lagerung desselben einge�leitet werden kann. Hiedurch wird der Abfluss des Blutes aus dem entz�ndeten Theile erleichtert, der Verlangsamung des Blutstromes, dem Eintritte der Stase vorgebeugt und eine schon entstandene Stockung gehoben, indem die von dem Drucke des Blutes befreiten Gef�sse sich energischer zusammenziehen k�nnen.
In der Thierheilkunde wendet man zu diesem Zwecke die Scarificationen, d. i. mehr oder weniger tiefe Einschnitte in den entz�ndeten Theil (z. B. Zunge, Fleischsohle) an, wodurch man das in demselben angesammelte Blut und etwa auch Exsudat direct ent�leert, die Gef�ssw�nde zu bedeutenderen Verengerungen anregt und den Blutstrom daselbst f�r einige Zeit unterbricht. Eine etwa erw�nschte Nachblutung unterst�tzt man je nach der Lagerung des Theiles durch die Anwendung- feuchter W�rme, mittelst feuchter Umh�llungen oder Ausspritzen mit lauem Wasser
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Die Anwendung von Druck auf den entz�ndeten
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Theil, namentlich w'enn dieser eine harte Unterlage hat, um eine k�nstliche An�mie zu veranlassen und die Anh�ufung von Exsudat zu verhindern. Er rindet in der Thierheilkunde nicht selten Anwen�dung und kann durch Einwicklungeu einzelner Stellen der Extre�mit�ten bei Haut-, Sehnenscheiden- und Sehnenentz�ndungen, bei Entz�ndung der Beinhaut u. s. w., dann durch das Bestreichen entz�ndeter oberfl�chlicher Theile, wie des Euters, oder verbr�hter Stellen u. dgl. mit Collodiuin, herbeigef�hrt werden.
3. Die unmittelbare Entziehung der W�rme durch kalte Substanzen: wie kaltes Wasser, Eis, Frostmischungen in Form von Umschl�gen, Bespritzungen, �rtlichen B�dern u. dgl. Man bezweckt durch dieselbe nicht nur die Entstehung einer st�r�keren Zusammenziehung in den contractilen Theilen und hiedurch eine Verminderung der Blutzufuhr zu dein Entz�ndungsherde, son�dern auch eine Beschr�nkung des �rtlichen Stoffwechsels, indem auch die Herabsetzung der Temperatur eine Beschr�nkung des Ein�trittes chemischer Verbindungen zur Folge hat. Indem die durch die K�lte veranlasste Reizung der Hautnerven auch Reflexbewe-anmtren in anderen Theilen hervorruft, erweiset sich die Anwenduna: der K�lte auf die Haut auch bei Entz�ndungen tiefer gelegener Theile wirksam.
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Entz�mlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;287
4.nbsp; Reize, welche man direct auf den entz�ndeten Thoil zu dem Zwecke anbringt, um entweder eine st�rkere Zusammen' ziehung- und Verengerung- der zu dem entz�ndeten Theile f�hrenden Gef�sse, oder eine vollkommene Zerst�rung- des Entz�ndungsherdes zu veranlassen. In dem ersteren Falle kommt es jedoch vorzugs�weise darauf an, gerade jenen Grad und jene Art der Reizung- zu treffen, welcher eben hinreicht, eine entsprechende Zusammenziehung-der Gef�sse zu veranlassen ; da jede dar�ber hinausgehende Reizung�eine ICrschlaffnng-, selbst L�hmung der Gef�sswanduugen, somit h�here Grade der Hyper�mie zu veranlassen im Stande ist. Ilieher geh�rt die Anwendung der zusammenziehenden Stoffe (gerbs�ure-h�ltig-er Substanzen, des Alauns, des Goulard'schen Wassers u. s. f.), der Aetzmittel (des Gl�heiseus in seinen verschiedenen Graden, der chemischen Aetzmittel, wie der �tzenden Alkalien und alkalinischen Erden, der Minerals�uren, der metallischen Aetzmittel u. s. f.).
5.nbsp; Reize, welche man bald n�her, bald entfernter von dem entz�ndeten Theile anbringt, um durch die hiedurch neu hervorgerufene Hyper�mie oder Entz�ndung- die, in dem zuerst er�griffenen Organe vorhandene Congestion zum R�ckg�nge zu bringen. Man bezeichnet sie mit dem Namen der Geg-enreize. Hieher ge�h�ren die sogenannten rothmachenden und scharfen Ein�reibungen (blasen- und pustelzichenden Mittel), die Haarseile, das Lederstecken und die minderen Grade des Gl�heisens.
sect;. 154. Die allgemeine Antiphlogose hat folgende Methoden der Durchf�hrung:
1.nbsp; nbsp;Antiphlog-istische Di�t. Sie wird ins Werk gesetzt durch ein so viel als m�glich ruhiges, gleichm�ssiges Verhalten, Sorge f�r reine, k�hle Luft, Beschr�nkung- des Futters, welches jedoch bei heftigeren Entz�ndungen von den Thiercii g-r�sstentheils ohnehin verschm�ht wird, und f�r massig- k�hles Getr�nke.
2.nbsp; Allgemeine Blutentleerung mittelst des Aderlasses. Man muss bei dem Aderlasse, der heut zu Tage bei Weitem
seltener vorgenommen wird, als dies fr�her der Fall war, die un�mittelbaren und mittelbaren Wirkungen unterscheiden, welche freilich nicht strenge von einander geschieden werden k�nnen, sondern rasch in einander �bergehen. Zu den ersteren geh�ren die absolute Verringerung der Blutmenge des ganzen K�rpers und mittelbar die des entz�ndeten Theiles, die Verringerung des Seiten-drueks im Gef�sssystem, die Beschleunigung- der Fortbewegungs�geschwindigkeit des Blutes, die Ver�nderung- in der Blutvertheilung, die Verminderung- der Athembewegungeu und der W�rmebereitung,
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Kutz�ndunef.
daher der Teniperaturnachhiss, dann die hiedurch gesetzte Ver-ring-erung iler auf das Nervensystem und auf die Muskeln vom Blute aus einwirkenden Reize, wodurch die Fiebererseheinungen gem�ssig-et, krampfhafte Spannunuen o-el�st und die Herstellung der normalen Fuuetionen beg�nstiget werden. Am auffallendsten treten diese unmittelbaren Wirkungen dann hervor, wenn das Blut aus einer grossen Venen�ffnung mit Schnelligkeit und in grosser Menge entleert wird. Man bezeichnet diese Wirkungen mit dem Namen der rev�lsorischen.
Als mittelbare Wirkung des Aderlasses erscheint die Ver��nderung, welche die Blutmischung durch denselben erf�hrt. Diese ist einerseits blosse Folge der durch den Aderlass entleerten Blut�k�rperchen und der durch den Blutverlust gesteigerten Resorption w�sseriger Fl�ssigkeiten aus den Organparenchymen und der ver�ringerten Absonderungen, andererseits jedoch findet eine Vermehrung gewisser Bestandtheile des Blutes, namentlich des Faserstoffes und der farblosen Blutk�rperchen statt. Unmittelbar nach grossen Ader�l�ssen bemerkt mau, dass das Blut d�nnfl�ssiger, heller ger�thet erscheint, dass mithin die Blutk�rperchen und der Faserstoff ver�ringert sind, bald jedoch nimmt die Menge des Faserstoffes und der farblosen Blutk�rperchen zu, w�hrend jene der farbigen sieb erst nach l�ngerer Zeit wieder auf die normale H�he erhebt. Die rascheste Zuuahme des Faserstoffes wird nach wiederholten kleineren Aderl�ssen beobachtet. Im Allgemeinen kann man als seeund�re Wirkungen der Aderl�sse Vermehrung der w�sserigen, Verminderung der festen Bestandtheile des Blutes, d. h. de)' Blutk�rperchen und des Eiweisses, hingegen Vermehrung des Faserstoffes und der farb�losen Blutk�rperchen bezeichnen.
So vortheilhaft im Beginne heftigerer, lieberhafter Entz�ndungen und bei dadurch veranlassten collateralen Hyper�mien der Aderlass insbesondere durch seine unmittelbaren Folgen unter Umst�nden wirken kann, so nachtheilig wird er, wenn er unter nicht passenden Verh�ltnissen angewendet wird. Bleibende St�rungen der Ern�hrung, Ersch�pfung, An�mie, ser�se Transsudationen, langsame Reconva-lescenz sind die h�ufigsten Folgen hievon.
Da das verlorene Blut nur langsam wieder ersetzt wird, so darf der Aderlass nur unter entsprechenden Verh�ltnissen in An�wendung kommen.
Die Gegenanzeigen zur Anstellung eines Aderlasses liefern allgemeine Blutarmuth, grosse K�rperschw�che, cachektische Zust�nde, gewisse epizootische Krankheitsconstitutionen, w�hrend
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Entz�ndungnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 289
deren HerrscLen Aderl�sse nur bei der dringendsten Anzeisre an-gestellt werden sollen. Die Beschaffenheit des Aderlassblutes selbst kann allein nie die Anzeige zur Wiederholung- eines Aderlasses geben; diese inuss immer aus der Krankheit genommen werden. Bei Pferden liefert die Bildung eines weichen, zerfliessenden, mit gallert�hnlicher, br�unlichgelber Speckhaut belegten Blutkuchens, bei Rindern die schnelle Trennung des Serums von dein Blut�kuchen eine Gegenanzeige f�r die Wiederholung des Aderlasses. Bei der letztgenannten Thiergattung bildet sich auf dem, aus der Ader gelassenen Blute, weder im normalen Zustande noch in Krank�heiten, wenn das Blut �berhaupt seine Grerinnf�higkeit nicht v�llig verloren hat, eine Speckhaut.
Bei sichergestellter Anzeige f�r den Aderlass ist es am gerathensten, eine grosse Menge Blut in raschem Strome zu entleeren, um die sogenannte revulsorische Wirkung zu erzielen.
Als die mittlere Quantit�t Blutes, welche bei einem mittel-grossen Aderlasse einem erwachsenen Thiere auf einmal entleert wird rechnet man bei Pferden 4�5, bei Rindern 5��1^ Kilogr., bei Ziegen und Schafen 130�250 Gramm, bei Schweinen 500 bis 700 Gramm, bei Hunden je nach der Grosse 70�200 Gramm; grosse Aderl�sse k�nnen bis zu dem Doppelten des angef�hrten Gewichtes gesteigert werden. Bei j�ngeren Thieren muss die hier angef�hrte Menge des Aderlassblutes beschr�nkt werden.
Die passenden Orte f�r den Aderlass gibt die Operatious-lehre an.
Da die eigentlich erw�nschten Wirkungen einer Venaesection die prim�ren sind, diese aber bald vor�bergehen, so ergibt sich die Nothwendigkeit, neben der Blutentleeruug stets die anderweitige antiphlogistische Behandlung in Anwendung zu bringen; sie hat sowohl als symptomatisches Mittel zur Beseitigung der dringenden Gefahr, wie als umstimmendes Mittel, das andere Ausgleichungs�vorg�nge im K�rper vorbereitet, ihren Werth,
3. Anwendung der antiphlogistischen Salze, Salpeter, Weinstein, Salmiak, Bittersalz, Glaubersalz, der kohlensauren Alka�lien, welche k�hlend und beruhigend wirken und den Stoffumsatz beschr�nken, indem sie einerseits reichlichere Entleerungen veran�lassen, andererseits wahrscheinlich auf die Blutbestandtheile chemisch einwirken. Manche von ihnen scheinen auch nach ihrer Aufnahme in das Blut in das erkrankte Gewebe �berzugehen und dort gewisse Ver�nderungen zu veranlassen. Aehnlich wirkt das Calomel, der
Roll, Path. u. Ther. i. Hausth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 19
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Entz�ndung.
Sublimat und der Brocliwoinstein, welch' letzterer auch den Seitendruck in dem arteriellen Systeme herabsetzt, und besonders bei Lungenentz�ndungen �fter Anwendung findet.
4. Narkotische Mittel, von welchen besonders das Finger�hutkraut, die wcissc und o'i�no Niesswurzel und das Aconit bei Entz�ndungskrankheiten in so ferne eine Anwendung finden, als sie wegen ihrer verlangsamenden Einwirkung auf die Herzth�tigkeit geeignet erscheinen, das Fieber zu massigen und hiedurch dem Weiterschreiten des �rtlichen Eutz�ndungsprocesses und dem Ein�tritte unangenehmer Nebenerscheinungen Schranken zu setzen. Symptomatisch k�nnen Opium, Bilsenkraut und andere narkotische Mittel in Gebrauch gezogen werden.
Endlich sind auch der allgemeinen Antipldogose die kaum mehr in Verwendung kommenden ableitenden Mittel, wie reizende und scharfe Einreibungen, Lederstecken, Eiterbandzieben u. dgl. beizuz�hlen.
sect;. 155. Je nach dem Hervortreten eines oder des anderen elementaren Processes der Entz�ndung: Exsudation, Neubildung, R�ckbildung, wird die Behandlung im Verlaufe der Entz�ndung den Symptomen entsprechend modifieirt werden m�ssen.
Sind Exsudate in gr�sserem Masse ausgeschieden worden, so bildet es eine Hauptaufgabe, deren li�cksaugung zu veranlassen. Am leichtesten gelingt dies durch die Steigerung der Aus�scheidungen in anderen Theilen, durch die Anwendung abf�hren�der, schweiss- und harntreibender Mittel, welche jedoch aus jenen Keihen der Arzneistoffe gew�hlt werden m�ssen, welche eine neue Gef�ssreizung nicht veranlassen. Das in nat�rliche H�hlen (in Brust-und Bauchh�hle, H�hle der Scheidenhaut u. s. w.) ergossene Serum kann auch auf operativem Wege, durch Anstellung der Paracen-these, auf eine sichere und meist ungef�hrliche Weise entfernt werden; obwohl es h�ufig geschieht, dass bei noch fortdauernder Entz�ndung in kurzer Zeit die ser�se Fl�ssigkeit sich wieder an�sammelt. In manchen F�llen, wie bei der, durch pleuritisches Exsudat drohenden Erstickungsgefahr, muss die Paracenthese, trotz etwa vorhandener Gegenanzeigen, zur Kettung des Lebens oft genug vorgenommen werden.
Durch sorgf�ltige Regelung der Di�t, Verabreichung der anti-phlogistisehen Salze, des Salpeters, Calomels, des Fingerhutkrautes bei ser�sen Ansammlungen im Unterhautbindegewebe, durch mecha�nische Einwirkungen, wie �fteres Frottiren, massigen Druckverband, entsprechende Bewegung des Thieres, kann Manches geleistet
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h
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Entz�ndung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;291
werden. Auch faserstoffh�ltige, jedoch theilwoise noch im fl�ssigen Zustande befindliche Exsudate, kommen durch Druck, entsprechende Di�t, revellirende Mittel, durch die Bef�rderung- der Absonderungen und Ausleerungen, wozu aucli kr�ftiger wirkende (z. B. drastische Purgir-) Mittel verwendet werden k�nnen, bisweilen zur Aufsaugung.
Geronnene Exsudate m�ssen, ebe sie der Resorption unter�liegen, fr�her auf eine der, bei den Metamorphosen des Faserstoifes angegebeneu Weisen verfl�ssiget werden. Es scheint dieser Vorgang durch einige Hubstanzen, Jod-, Quecksilber-Pr�parate, Salmiak, Kochsalz, Kainpber, durch die �rtliche Einwirkung erh�hter, ins�besondere feuchter W�rme beg�nstiget werden zu k�nnen; wenigstens weisen die bei einer solchen Behandlung der Entz�ndung oberfl�ch�lich gelegener Theile erhaltenen llesultate darauf hin.
Der bisweilen erw�nschte Eintritt der Eiterung kann durch feuchte W�rme (in D�mpfen, B�hungen, Umschl�gen) beg�nstiget, durch �rtlichen Druck, K�lte, Verminderung der �rtlichen Blut-zufuhr, verz�gert werden. Den Eiterversenkungen begegnet man durch zeitgem�sses Oeffhen der Abscesse und durch Erkaltung des freien Abflusses des Eiters. Bei dein Eintritte von Verschw�rung muss die Ursache derselben erhoben und dieser entsprechend die Behandlung- eingeleitet werden.
Tritt im Verlaufe der Entz�ndung brandiges Absterben ein, so ist einerseits die Ursache dieses Vorganges wo m�glich zu beseitigen, andererseits die Umgebung des Brandherdes vor der Ein�wirkung der Brandjauche durch Herbeif�hrung eines freien Abflusses derselben, durch Bestreuen oder Bestreichen mit absorbirenden oder die F�ulniss beschr�nkenden Substanzen (Kohle, Chlorwasser, Oyps-theer, �bormangausaurein Kali oder Natron, L�sung von Carbol-oder Salicyls�ure u. dgl.) zu sch�tzen. Die im Umkreise dos Brandigen eintretende Entz�ndung- ist nach den gew�hnlichen Hegeln zu behandeln.
Die im Verlaufe des Entziindungsprocesses eintretenden Neu�bildungen sind, wenn sie zum Wiederersatze verlorener Theile dienen, erw�nscht und es ist ihre Bildung- entsprechend zu be�g�nstigen; im gegentheiligen Falle, wo sie zu verschiedenartigen nachtheiligen Folgen f�hren, wird ihre Behandlung auf die bei Neu�bildungen �berhaupt anzugebende Weise einzuleiten sein.
Die nach dem Ablaufe intensiverer Entz�ndungen zur�ck�bleibende allgemeine Schw�che wird durch gute Ern�hrung,
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Anomalien tier Krnahrnng.
Hintanlialtuno- heftiger Reize, F�rderung der Verdauung-, angemessene Bewegung und reine frische Luft gehohen.
1
C. Anomalien der Ern�hrung.
sect;. 156. In den Gewebselementen des thierischen K�rpers findet ein best�ndiger Wechsel der Materie statt, indem an die Stelle der verbrauchten sich zur�ckbildenden Theile neugebildete treten. Dieser Vorgang der Ern�hrung und Erhaltung beruht vorzugsweise auf der Th�tigkeit der Grewebselemente selbst, welchen das Bildungsmateriale, � das Blutplasma, durch die Capillaren und das System der Binde-gewebsk�rperchen und ihrer analogen Gebilde: Knochen-Knorpel-Sehnenk�rperchen, mit ihren Ausl�ufern zugef�hrt wird. EinHuss auf die Ern�hrung haben jedoch unstreitig die Beschaffenheit des Blutes, und die jeweilige Th�tigkeit des Gef�ss- und Nervensystemes.
Unter normalen Verh�ltnissen stehen Verbrauch und Wieder�ersatz im Gleichgewichte; �ndern sich die Bedingungen, unter welchen der Vorgang der normalen Ern�hrung von Statten geht, so erleidet diese St�rungen, welche nach der einen Richtung als unvollkommene oder vollst�ndig unterbrochene Ern�hrung und pathologische R�ckbildung, nach der anderen als patho�logische Neubildung sich �ussert. Bei der ersteren werden die Theile rascher und bedeutender r�ckgebildet, als ihr Wieder�ersatz erfolgt, sie nehmen daher an Zahl und Grosse ab oder es tritt �rtlicher Tod ein; bei der letzteren werden mehr und umfangs-reichere Gewebstheile gebildet, als zum Ersatz der zur�ckgebil�deten nothwendig ist, oder es findet die Neubildung in einer, von der Anordnung der Gewebe im normalen Zustande abweichenden Richtung statt.
Die Anomalien der Ern�hrung, welche den Texturerkrankungen der Organe am h�ufigsten zu Grunde liegen, k�nnen daher in den Formen der unvollkommenen Ern�hrung und pathologischen R�ck�bildung, und der pathologischen Neubildung betrachtet werden.
I. Die pathologische R�ckbildung'.
sect;, 107. Die pathologische R�ckbildung tritt entweder auf als eine einfach gesteigerte physiologische R�ckbildung mit vermehrtem Umsatz der Stoffe und R�ckf�hrung derselben in das Blut, ohne dass der Wiederersatz in gleichem Verh�ltnisse stattf�nde: Schwund, Atrophie, oder als eine Entwicklung neuer chemischer K�rper in
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Schwund.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 293
den Geweben, welche deren Ern�hrung beeintriichtig'en oder un�m�glich machen, Entartungen, Degenerationen, oder als voll�st�ndiges Aufh�ren der Ern�hrung, als Absterben der Gewebe, Brand, Necrosis.
1. Schwund, Ali/climiii;, Atrophie.
sect;. 158. Unter Schwund, Atrophie, versteht man die durch eine Abnahme der Ern�hrung veranlasste Verminderung der Masse und meist auch des Umfanges eines Theiles, welche gew�hnlich eine St�rung oder vollst�ndige Aufhebung der Function desselben zur Folge hat. Der Schwund betrifft die Theile entweder in der Art, dass die Elemente derselben durch eine Steigerung des Umsatzes der Stoffe und ihrer Abfuhr nur kleiner werden, aber an Zahl nicht abnehmen, oder so, dass dabei zugleich ein Tbeil der Elemente zu Grunde geht; stets jedoch betrifft er nur einzelne, nie alle Elemente des Theiles, bisweilen ist sogar bei dem Schwinden einzelner eine Hypertrophie anderer zugegen.
Die Atrophie ist entweder eine allgemeine, wenn daran mehr oder weniger zahlreiche Theile und Organe des K�rpers Antheil nehmen, wohin die allgemeine Abmagerung, dann jener Zustand, der sich bei h�herem Alter der Thiere einstellt und mit dem Namen des Altersschwundes, Marasmus, bezeichnet wird, geh�rt, oder eine partielle, wenn blos einzelne Theile, Organe oder Organ�systeme daran leiden. Gewisse Arten des Schwundes hat man mit besonderen Namen belegt, so das Schwinden des Fettes als Ab�magerung, die auf dem Wege der Verschw�rung eintretende Atrophie als Schwindsucht u. s. w. Die Atrophie kann nicht nur normale Gewebe und Organe, sondern auch pathologische Neu�bildungen befallen.
Die Erscheinungen, durch welche sich die Atrophie eines Gewebes oder Organes zu erkennen gibt, sind: Abnahme des Volums und der Dicke, eine Erscheinung, welche wohl gew�hn�lich zugegen ist, jedoch in manchen F�llen (Atrophie der Knochen, Lungen u. s. f.) auch fehlen kann; Abnahme des Gewichtes, in so ferne die geschwundenen Theile nicht durch ueugebildete fremdartige ersetzt werden oder die umgebenden Theile hypertro�phisch sind, verschiedenartige Formver�nderungen, Abplat�tungen, Verschm�l erun gen, Einziehungen und Einkerbungen, mannigfache Ab�nderungen der Textur und Gonsistenz, welche letztere bald durch das dichtere Aneinanderlagern der Theilchen
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vermelirt, Laid, insbesondere wenn in die durch Schwund ent�standenen Gewebsl�cken Fl�ssigkeiten ergossen sind, lockerer und m�rber wird. In den meisten F�llen sind atropbisclie Organe wegen der gleichzeitigen Verengerung und Ver�dung ihrer Capillaren bl�sser; nur dort, wo mit dem Schwunde eine Blut�berf�llnug des Theilcs sieh einstellt, wird eine dunkle F�rbung beobachtet. Die innerhalb obliterirender Blutgef�sse h�utig zur�ckbleibenden Blutreste geben zur Entstehung von Pigmentirungen Veranlassung. Mit dem Schwunde eines Organes schwinden stets auch gleichzeitig die das�selbe versorgenden Nerven.
Die Atrophie hohler Organe unterscheidet man in die ein�fache, sobald die normale Weite der H�hle fortbesteht, in die concentrische mit Verengerung und in die excentrische mit Erweiterung der H�hle. Die allgemeine Atrophie betrifft nicht alle Theile des K�rpers im gleichen Masse, am ersten und auffallendsten schwindet das Fett und das Bindegewebe, dann die organischen und vegetativen Muskeln, endlich die Pareuchyme, zuletzt die Knochen.
Allgemeine Atrophie kann durch alle jene Momente ver-anlasst werden, welche Beeintr�chtigungen des Ern�hrungsvorgauges zur Folge haben. Dergleichen sind:
1.nbsp; Umst�nde, welche die Blutbildung beeintr�chtigen, wie Mangel an Nahrung, (St�rungen der Verdauung durch Krankheiten der Digestionsorgane, St�rungen in der Aufnahme des Chylus, Krankheiten der Gokr�sdr�seu u. s. w., mangelhafte Blutbildung bei Krankheiten der Lungen, des Herzens, des Lymphsystemes.
2.nbsp; Verluste von Blut, wie hei anhaltenden Blutungen, oder wichtiger Bestandtheile des Blutplasma, durch Exsudatioucn, Ge�schw�re, andauernde reichliche Absonderungen.
;j. Heftiges andauerndes Fieber, welches die rasche Abmagerung durch die in den Geweben vermehrton Oxydationsvorg�nge herbeif�hrt. Die Ursachen der partiellen Atrophie Hegen: 1. in behinderter Blutzufubr, veranlasst durch den Druck, welchen fremde K�rper, sehr volumin�se Organe, Geschw�lste, Extra-vasate, Infiltrate u. s. f. auf Gewebe und blutzuf�hrende Gef�sse aus�ben, in Folge dessen auch sehr widerstandsf�hige Theile (z. B. Knochen) atrophiren; oder durch Verengerung und Ver-scbliessung der blutzuf�hrenden Gef�sse oder der Capillaren eines Theiles;
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Scliwnnd. � Entartungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;295
2.nbsp; in liirigerer Unthiitig'keit eines Organes; hieher geh�ren tlie Atrophien in gel�hmten Theilen, in welchen der Sehwund so�wohl in den Nerven als in den Muskeln eintritt;
3.nbsp; in �berm�ssig-em Gebrauch und ersch�pfender Anstrengung eines Theiles;
4.nbsp; nbsp;in der Einwirkung1 besonderer in das Blut gebrachter Substanzen, z. B. des Jod und seiner Pr�parate, einiger Metalle, z. B. Kupfer, Blei, der Alkalien.
Der Einfluss, welchen die Atrophie eines Theiles auf die �brigen Organe und den Gesainnitorganisnius aus�bt, beruht theils auf der gehemmten Punctionirung desselben und ist nach der Wich�tigkeit des Organes entweder ein sehr bedeutender (wie bei Atrophie der Lungen, Leber, Nieren) oder ein kaum bemerkbarer; theils auf der Lagever�nderung-, welche austosseude Organe durch den Schwund anderer und das Heranziehen derselben zu diesen erleiden, wodurch verschiedene Functions- und Gewebsst�rungeu entstehen k�nnen.
Die Prognose ist um so ung�nstiger, je weniger entfernbar sich die veranlassenden Ursachen herausstellen und je wichtiger das betroffene Organ ist.
Die Behandlung kann nur dann zu einem Ziele f�hren, wenn die, die Atrophie erzeugenden und unterhaltenden Ursachen zu be-seitig-en sind. Bei partiellen Atrophien wird bald ein local er�regendes (reizende und scharfe Einreibungen, Fontanelle), bald ein antiphlogistisches, bald ein restaurirendes, bald ein rein chirurgisches Verfahren (Entfernung fremder K�rper, Exstir-pation dr�ckender Geschw�lste) u. s. f. nothwendig sein. Bei all�gemeinen Atrophien m�ssen die kranken Thiere unter g�nstige di�tetische Verh�ltnisse gebracht werden, die ersch�pfenden Aus�leerungen sucht man m�glichst zu beschr�nken; bei Atrophien, welche durch speeifische Stoffe (Jod u. s. w.) hervorgerufen wurden, strebt man diese zu neutralisiren; die febrilen Formen endlich sind nach den Grunds�tzen der Therapie des Fiebers zu behandeln. Uebrigens fordern auch die einzelneu gefahrdrohenden Symptome ihre Ber�cksichtigung.
2. Eutartun^en, Degenerationen.
sect;. 159. Die Entartung besteht darin, dass die Elemente eines Organes nicht mehr in gleichartiger Weise ersetzt werden, sondern dass neue Stoffe in denselben auftreten, welche entweder Producte
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Entartungen.
I
der chemischen Umsetzung des normalen Stoffes sind, oder vom Blute aus dem Gewebe zugef�hrt werden.
Die von diesem Processe betroffenen Zellen, Fasern u. s. w. bestehen entweder fort, sind jedoch derart ver�ndert, dass ihre Function gest�rt ist, wobei jedoch die M�glichkeit gegeben ist, dass nach Entfernung der fremden Stoffe die normale Textur und Ver�richtung wiederkehren kann; oder sie gehen zu Grunde, ver�schwinden nach und nach und f�hren hiedurch zum Schwunde des Organes.
Die Entartungen betreffen sowohl normale Gewebe, als patho�logische Neubildungen; sie werden bald durch Hindernisse der �rt�lichen Ern�hrung bedingt, bald sind sie von Anomalien der Blut�bildung und Absonderung abh�ngig.
Eine Behandlung der Entartungen, wenn sie einen gewissen Grad erlangt haben, ist, in so ferne es sich um die Herbeif�hrung der R�ckbildung handelt, ohne Aussicht; eine symptomatische und palliative Behandlung, im Vereine mit einer entsprechenden Di�tetik wird die Hauptaufgabe bleiben.
Zu den Entartungen werden gerechnet:
a.nbsp; die Ver�dung, Verhornung, Sclerose, Obsolescenz. Sie besteht in zunehmender Dichtigkeit eines gleichzeitig an Volum abnehmenden Gewebstheiles. Dieser Vorgang betrifft besonders das Bindegewebe, das allm�lig zu einer gleichartigen, dichten, knorpol-�hnlichen Masse umge�ndert wird. Durch diesen Vorgang, welchen man am Narbengewebe am deutlichsten sieht, wird h�ufig die Atrophie anderer Gewebe eingeleitet.
b.nbsp; nbsp;Die Verkalkung, Verkreidung, Incrustation. Sie besteht in einer innigen Durchdringung der Gewebselemente mit Kalksalzen, wobei jene jedoch nicht zu Grunde gehen, sondern erhalten bleiben, und kann in fast allen Geweben des K�rpers und in Neubildungen vorkommen; immer sind es die Zellen, die sich mit Kalksalzen impr�gniren.
Im Beginne der Ver�nderung tritt in den Geweben eine Tr�bung ein, veranlasst durch feine dunkle Punkte, welche allm�lig sich ver-gr�ssern, und sich nach und nach so dicht anh�ufen, dass sie das Gewebe v�llig erf�llen und seine Structur unkenntlich machen. Diese Molek�le werden endlich durch die Ablagerung neuer zu einer gleichartigen Masse verbunden, welche vorwiegend aus kohlen�saurem und phosphorsaurem Kalk besteht. Nach Zusatz von Salz�s�ure hellen sich die verkalkten Theile auf, und es l�sst sich die fr�here Structur des Gewebes wieder erkennen.
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Entartungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;297
Hat die Verkalkung eine etwas bedeutendere Verbreitung- er�langt, so verleiht sie den so ver�nderten Theilen eine weisse oder gelbliche F�rbung; an diesen Stellen lassen sich harte oder kreide�artige Theilchen ausmitteln, bisweilen f�hlen sich solche Stellen wie dichtes Knochengewebe an. Die Verkalkung wird meist durch vor�gehende Gewebsver�nderungen, wie Entz�ndung, Blutung u. s. w. eingeleitet und kommt h�ufig neben der fettigen Entartung vor; der kohlensaure und phosphorsaure Kalk wird aus den in dem Gewebe vorhandenen Stoffen durch Umsetzung frei, und bildet, sobald dies erfolgt, eine Anregung f�r die fortgesetzte Ablagerung von Kalk�salzen, welche aus der Ern�hrungsfl�ssigkeit in l�slicher Form zu�gef�hrt werden. In manchen F�llen scheint auch ein gr�sserer Gehalt des Blutes an kohlensaurem Kalk dem Eintritte der Ver-kreidung Vorschub zu leisten. Ist ein Gewebe vollst�ndig verkalkt, so treten weitere Ver�nderungen in ihm nicht ein.
Von der Verkalkung verschieden ist die Ablagerung von Con-crementen, die sich durch Niederschl�ge von Salzen aus Fl�ssig�keiten im Innern der Gewebe, in Sehnen und Muskeln, in neuge�bildeten Zellen, im Bindegewebe, in Exsudaten, in den Secreten der Dr�sen und Schleimh�ute bilden.
Sie bestehen vorzugsweise aus kohlensaurem und phosphor�saurem Kalk, und treten als weissliche oder gelbliche harte Massen auf; die nach der Behandlung mit Salzs�ure zur�ckbleibenden K�rper zeigen ihre Textur noch so erhalten, dass sich unterscheiden l�sst, ob sie Zellen, Fasern, Exsudaten u. s. w. angeh�ren.
Hieher k�nnen auch die fr�her schon geschilderten Concre-tionen und Steine in den Verdauungs- und Harnorganen, dann in Dr�sen gez�hlt werden.
c. Die fettige Entartung. Die eigentliche fettige Entartung besteht in einer Umwandlung des eigentlichen, stickstoffhaltigen Inhaltes der Gewebe (der Proteink�rper) in Fett. Hievon ist die Fettinfiltration, d. i. die Ablagerung von Fett aus dem Blute in die Zellen zu unterscheiden.
Bei der Fett metamorphose bilden sich in normalen oder neugebildeten Zellen, so wie in Geweben, Muskelb�ndeln, Nerven�fasern, Bindegewebe u. s. w. kleine, allm�lig an Menge zunehmende Fettk�rnchen, durch welche die Zellen ausgedehnt und in ihrer Function beeintr�chtigt werden. Nach und nach f�llen die Fett�k�rnchen den ganzen Innenraum der Zelle aus, der Zellenkern ver�schwindet (K�rnchenzellen); schliesslich geht auch die Zellen�membran zu Grunde, die Fettk�rnchen fallen entweder sogleich
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Entartung.
auseinander oder bleiben nocli eine Zeit lang in Form von Haufen beisammen (K�ruchenbaufen). Analog ist der Vorgang bei der Fettdegeneration der Gewebe; fettig entartete Muskeln verlieren die Querstreifuug. Die frei gewordenen Fettk�rneben, welche in einer alkalischen Fl�ssigkeit schwimmen (fettiger Detritus) sind resorptions-f�big und k�nnen unter Atropbiruug des Gewebes allm�lig ver�schwinden oder es entwickeln sich, wenn sie an Ort und Stelle bleiben, Krystalle aas Fetts�uren und Cholestearin. Die fettige Entartung kann prim�r auftreten; h�utiger gehen ihr andere Ver��nderungen in den Gewebstheilen, z. B. Entz�ndung, Druck durch Exsudate, Extravasate, Neubildungen u. s. w., welche die normalen Vorh�ltnisse der Ern�hrung st�ren, L�hmung des Nerveneiuflusses vorher, und sie erfolgt seeund�r. Hieher geh�rt die Verfettung der Lungenbl�schencpithelien bei Lungenentz�ndung und Tuberculose, die Verfettung der Epithelien der Schleimh�ute, der Knochen- und Knorpelk�rperehen bei Entz�ndungen dieser Theile, die fettige Umwandlung der Muskeln, der Krystalllinse (grauer Staar), des Inhaltes der Eiterzellen u. dgl. m.
In anderen F�llen ist, wie erw�hnt, das Auftreten von Fett innerhalb einer Zelle nicht auf fettige Entartung des Zelleninhaltes zu beziehen, sondern dasselbe ist vom Blute aus in die Zelle ein�getreten (fettige Infiltration). Diese erfolgt besonders in den Leberzellcn, in den Epithelien der Hamkan�lchen bei gem�steten Thieren und bei manchen Krankheitsprocessen. Das in den Zellen abgelagerte Fett hat meist die Form gr�sserer Tropfen; nur in den h�chsten Graden der Infiltration wird die Function der Zelle gest�rt.
Fettig entartete Organe und Gewebe sind graugelb oder gelb�lich, seltener gleich massig, h�ufiger in Streifen oder Flecken gef�rbt, bisweilen fettig anzuf�hlen, br�chig und weich, meist auch blutarm; manchmal geschwunden in Folge der Resorption des neugebildeten Fettes, manchmal vergr�ssert. Die nachtheiligen Folgen der Fett-metamorpbose gehen aus der verminderten oder aufgehobenen Function der Gewebe (Aufh�ren der Secretion bei Verfettung der dr�sigen Elemente), Verlust der Contractilit�t und Consistenz (Erweiterung des Herzens bei fettiger Entartung seines Muskels, der Gef�sse) u. s. av. hervor.
Verschieden von der fettigen Entartung ist die gesteigerte Bildung von Fettzellen zwischen den Geweben, interstitielle Fettwucherung, welche die angrenzenden Gewebe, durch Druck auf diese und ihre Capillaren zum Schwinden bringt. Man kann diese Ver�nderung bei gem�steten Thieren besonders an den quer-
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Entartung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;299
gestreiften Muskeln wahrnehmen, zwischen deren B�ndel die Fett�zellen so eindringen, dass erstere nicht nur vom Fett verdeckt, sondern auch stellenweise v�llig geschwunden sind und ihre Stelle durch Fett eingenommen wird.
d.nbsp; Die amyloide oder speckige Entartung. Man versteht hierunter eine Entartung von Organen oder Geweben, bei welcher die Zellen oder die Intercellularsubstanz sich mit einer matt gl�nzen�den, gleichartigen, dirrchscheinenden Substanz iniiltriren oder er�f�llen, durch welche die Orgaue, wenn die Ver�nderung weiter ver�breitet ist, hart und prall gespannt, grau gef�rbt, auf dem Durchschnitte speck- oder wachsartig gl�nzend erscheinen.
Bei der mikroskopischen Untersuchung erscheinen die geschwollenen Gewelis-theile von einer matt gl�nzenden, farblosen, gleichartigen Substanz infiltrirt, welche durch w�sserige Jod- oder Jodkaliuml�sung eine rothbraune F�rbung annimmt, oder sie sind zerfallen und ihre Stelle durch St�cke solcher Substanz, amyloide K�rperclien, eingenommen, welche durch Zusatz von Jod und Schwefels�ure eine violette oder bl�uliche, bisweilen ins Gr�ne �bergehende F�rbung annimmt. Unter diesen Massen finden sich auch den St�rkniehlk�rpercheu �hnliche, ovale, geschichtete K�rper vor.
Die Ursache der amyloiden Entartung d�rfte in coustitutio-uellen Verh�ltnissen liegen ; sie wurde bei Hausthicren noch ziemlich selten u. z. in der Leber, den Nieren, der Vorsteherdr�se beobachtet.
e.nbsp; Die k�sige Entartung. Sie besteht in einer Umwandlung physiologischer und pathologischer Zellen, Gewebe und Exsudate in eine morsche, br�chige, k�sige, gelbliche Masse, welche schliess-lich entweder in eine aus Fettk�rnchen und eiweissartigen Substanzen bestehende Punktmasse (Detritus) zerf�llt, eiter�hnlich wird und dann bald resorbirt wird, bald die fettige oder kalkige Entartung eingeht, bald zu einein m�rtel�hnlichen Breie eingedickt wird oder zu einer hornartigen Masse verh�rtet. Sie kann eintreten, wenn den Gewoben die nothwendige Ern�hrungsfl�ssigkeit entzogen wird, oder Exsudate eintrocknen.
Die Theile werden blass, dann gelblich, trocken, sp�ter weich und br�chig wie K�se. Weil diese Ver�nderung an Tuberkeln nicht selten beobachtet wird, nannte man diese Entartung auch die tuber-cul�se.
Bei der mikroskopischen Untersuchung finden sich keine erhaltenen Oewebs-theile, sondern geschwundene Zellen und Kerne in Zerfall, neben formloser, fein�k�rniger Substanz.
f.nbsp; Die Colloid-Entartung. Sie ist bedingt durch eine Um�wandlung des Inhaltes normaler oder pathologischer Zellen in eine mattgl�nzende, leim- oder schleim�hnliche, gallert- oder wachs�artige , farblose oder gelbliche Masse, wodurch die Zellen auf-
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300
Entartung.
gebl�ht, kugelig- werden, w�hrend ihr Kern entweder verscliwindet oder gleichfalls aufgebl�ht erscheint. Die Colloidblasen zerfliessen gew�hnlich und es geht daraus eine gleichartige, leim- oder schleim��hnliche Masse ohne Reste zelliger Structur hervor, welche in das Ger�ste des Orgaues eingebettet ist.
Durch Colloid-Metamorphose entartete Theile erscheinen ge�schwollen, auf der DurchschnittsH�che blass, stark gl�nzend und von der beschriebenen Masse infiltrirt, welche beim Zusatz von Essig�s�ure nicht ver�ndert wird und sich dadurch von Eiweiss und Schleimstoff, durch den Nichteintritt der F�rbung beim Zusatz von Jod und Schwefels�ure von den amyloiden Stoffen unter�scheidet.
Dieser Vorgang ist in der Schilddr�se, den Adergeflechten, der Milz, den Nieren, dann in Neubildungen, wie in Alveolarkrebseu u. s. w. beobachtet worden.
g. Die schleimige Entartung besteht in der Umwandlung zelliger und nicht zelliger Elemente, wie der Grundsubstanz des Bindegewebes, der Knorpel, des Faserstoffes in Exsiidaten und Extra-vasaton in eine dem Schleime �hnliche Substanz, womit eine Er�weichung, selbst Verfl�ssigung derselben verbunden ist. Dieser Vorgang ist t�glich bei Katarrhen an den in reichlichem Masse neugebildeten Epithelicu der Schleimh�ute und ihrer Dr�sen zu be�obachten. In den nicht zelligen Elementen f�hrt diese Entartung in Folge Resorption der erweichten und verfl�ssigten Substanz bis�weilen zu partieller Atrophie des Organs.
h. Die eiweissige Entartung (tr�be Schwellung). Dersel�ben geschah schon bei der parenehymat�sen Entz�ndung Erw�hnung; sie kommt jedoch auch bei anderen fieberhaften und auch chronischen Krankheiten vor und besteht in einer Erf�llung der Zellen mit Molek�len von Eiweiss in Folge eines vermehrten Zuflusses von Ern�hrungsmateriale, bei nicht entsprechender Verarbeitung oder ver�minderter Abfuhr desselben, oder in Folge gewisser Blutanomalien.
Organe, in welchen eine derartige Ver�nderung zugegen ist, sind gew�hnlich etwas vergr�ssert und weicher, durchsichtige Theile getr�bt; sie k�nnen entweder wieder vollkommen normal werden, oder es tritt in ihnen Zellenwucherung, Erweichung, fettige Degene�ration ein.
i. Die Pigment-Entartung. Sie besteht in dem Auftreten eines, aus der Umbildung des Blutfarbestoffes hervorgehenden, ver�schieden gef�rbten K�rpers, des H�matoidin und Melanin, welcher in Form von K�rnchen oder Krystallen abgesetzt wird.
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Entartung.
301
Das k�rnige Pigment kommt in verschiedener F�rbung'vor,
welche vom Gelben in das Rothe, Rostbraune, Braune und Grau-schwarze bis zum intensiven Schwarz wechselt. Je nach der Ver�schiedenheit der Organe, in welchen es auftritt, ist auch die Farbe meist verschieden. 80 findet sich gelbes und rothes Pigment vorzugsweise im Eierstocke, in apoplektischen Herden des Gehirnes, braunes in der Leber, grauschwarzes im Darmkanale, am Bauch�felle, in den Lymphdr�sen, schwarzes in den Lungen und in ver�schiedenen Neubildungen. Die Ursache dieser Verschiedenheit der F�rbung liegt aller Wahrscheinlichkeit nach in den Organen selbst, da sie ziemlich constant ist. Der Form nach tritt es entweder als verbreitete, einen Theil durchziehende F�rbung, oder u. z. meist in Gestalt von kleineren oder gr�sseren, scharf contourirten, h�ufil^� gl�nzenden K�rnern oder verschieden gestalteten Kl�mpchen, selbst hockerigen Massen auf, welche entweder zwischen den Geweben liegen oder innerhalb der kleinen Gef�sschen oder der Zellen ein�geschlossen sind.
Die Pigmentkrystalle stellen schiefe, rhombische S�ulen, selten Tafeln oder Nadeln von rother bis schw�rzlicher Farbe und verschiedener Grosse dar, die bald zerstreut, bald in Haufen ffelasert sind. Die rothen H�matoidinkrystalle finden sich in Kxtra-vasaten und in Gerinnungen innerhalb der Gef�sse, die schwarzen, Melaninkrystalle, sollen nur in dem schwarzen Pigmente der Lunge vorkommen.
Das schwarze Pigment ist gegen die meisten Reagen�en unempfindlich; an
rothen Pigmenten bewirkt die Einwirkung coneentrirter Minerals�uren eine pnrpur-rothe oiler braune F�rbung, worauf eine gr�ne, blaue oder violette, endlich gelbe F�rbung folgt, und schliesslich Erblassung eintritt; eine Reaction, welche mit jener des Gallenfarbstoffes �bereinstimmt.
Die Bildung der Pigmentk�rnchen und der Pigmentkrystalle geht auf dieselbe Weise vor sich. Entweder n�mlich geben die Blut�k�rperchen, sobald irgendwo eine Extravasation oder eine Stase des Blutes eintritt, ihren Farbestoff an die Umgebung ab, welche hicdurch anfangs gleichm�ssig gef�rbt wird, worauf nach einiger Zeit das H�matin zu kleineren oder gr�sseren, gelben, rothen oder braunen K�rperchen (den Pigmentk�rnern) oder, obwohl seltener, zu kleinen rothen Nadeln oder rhombischen S�ulchen (H�matoidin-krystallen) zusammentritt, die gew�hnlich neben den K�rnchen liegen; oder die extravasirtcn oder stockenden Blutk�rperchen ver-schrumpfen zu unregelm�ssigen K�rnern, werden dichter, dunkler,
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302
Entartung. � Brand,
kleben bisweilen zu Haufen zusammen und bilden dann Pigment-k�nier oder nehmen die erw�hnte Krystallform an.
Ebenso kann der Blutfarbestoff diffus durch die Wandungen einer Zelle hindurch in das Innere derselben eindringen; er �ndert sich dann allm�lig in k�rniges oder krystallinisches Pigment um; die Zelle kann dann entweder in diesem Zustande fortbestehen oder es verschwindet deren Wand nach einiger Zeit, wornach ein Haufe von feinen Pigmentk�rncrn zur�ckbleibt. Geschw�lste, welche Pig�ment sowohl in ihren Zellen, als frei enthalten, heissen Pigment�geschw�lste, Melanosen.
Das einmal entstandene Pigment geht weitere Ver�nderungen nicht ein.
Die Pigmentmetamorphose kann normale Grewebe jeder Art und Neubildungen betreffen ; am h�ufigsten findet sie sich in Extra-vasaten, in Thromben, im Verlaufe chronischer Entz�ndungen, wohin die grauen und schw�rzlichen Pigmentirungen auf der katarrhalischen Schleimhaut des Magens und Darmes geh�ren, in manchen Ge�schw�lsten wie Sarcomen und Krebsen, wo das Pigment in den Zellen enthalten ist.
k. Die atheromat�se Entartung. Sie beruht auf einer ent�z�ndlichen oder anderartisen Erweichung: in Combinatioi) mit fettiger und kalkiger Entartung. Der Process kommt in Bindegewebssub-stanzen, am h�ufigsten auf der Innenhaut von Arterien, in zerfallenden Exsudatmassen, Extravasaten, in manchen Neabildungen vor. Der betroffene Theil wird in einen br�ckligen, gr�tze�hnlichen, gelblichen Brei umgewandelt, welcher neben Tr�mmern der zerst�rten Grund�substanz, Fettk�rner, reichliche Mengen von Cholestearinkrystallen und Kalkk�rperchen enth�lt.
3. lirainl. Necrosis.
sect;. 160. Ein Theil, in welchem die Ern�hrung vollkommen auf�h�rt, stirbt ab. Den Vorgang bezeichnet man mit dem Namen Brand, Necrosis, Gangr�na, Sphacelus.
Die brandigen Theile zeigen nach ihrer Structur, ihrem Gef�ss-reiclithume, nach deu Ursachen, welche den Brand veranlassten, nach der M�glichkeit des Zutrittes der atmosph�rischen Luft u. s. w. ein verschiedenes Verhalten. Bisweilen zeigt der abgestorbene oder bran�dige Theil, wenigstens anf�nglich, keine Abweichungen bez�glich seiner Gestalt und der Anordnung seiner Gewebselemente, dies ist insbesondere bei sehr harten, wenig gef�ssreichen Theilen (z. B.
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Brand.
303
Knochen, Sehneu) fler Fall; in der Folge unterliegen aber auch diese, namentlich, wenn sie aus der Verbindung mit den angrenzenden Theilen gesetzt, von Brandjauche umsp�lt sind, weiteren Ver�nde�rungen. In weichen, gef�ssreichen Theilen treten bald chemische Umsetzungen ein, welche das Ansehen der brandigen Tlieile ver��ndern; wobei diese in einen missf'�rbigen, �belriechenden Brei zer�fallen; das in den Gef�ssen stockende Blut zersetzt sich, die Blut�k�rperchen zerfallen, ihr Blutfarbostoff durchdringt die umgebenden Gewebe und verleiht ihnen eine rothe oder blaurothe, selbst schw�rz�liche F�rbung (falsches rotlies Oedom), bisweilen erhebt es selbst die Epidermis zu missf�rbigen Brandblasen.
In den brandigen Theilen h�ren die Lebenserscheinungen auf; sie verlieren die Sensibilit�t und Motilit�t, sie werden kalt, welk und schlaff.
Die Bedingungen zur Entstehung des Brandes liegen ent�weder I. in einer Unterbrechung der Blutzufuhr oder II. in einer Desorganisation der Gowebselemcnte, wodurch sie f�r den fernereu Fortbestand des Lebens ungeeignet werden.
I. Zur Entstehung des Brandes aus der ersteren Ursache f�hren :
a.nbsp; Verschliessung der zuf�hrenden Arterien durch Throm�bose, Embolie oder Druck von Aussen.
b.nbsp; Zerst�rung der einem Tlieile Blut zuf�hrenden (lef�sse, bei Verwundungen, wenn kein ausgiebiger Collateralkreislauf sich bildet, bei Eiterungs- und Verschw�rungsprocessen, z. B. bei Bloss-legung des Knochens von seiner Beinhaut, Trennung des Lungen�felles von der Lunge durch andringende Cavemen u. s. f.
c.nbsp; nbsp;Absolute Verhinderung des R�ckflusses des Blutes durch die Venen, wobei entweder die Zufuhr desselben durch die Arterien durch einige Zeit noch fortbesteht, oder aber gleichzeitig aufgehoben ist. Die n�chsten Ursachen hiezu geben Druck und Ein�schn�rung an irgend einer Stelle, wie bei Darmeinkleinmungen, Vorf�llen und Darmeinschiebungen.
d.nbsp; nbsp; Vollkommene Unterbrechung des Capillarstromes, wie sie sich bisweilen im Verlaufe der Entz�ndung durch den Druck von Seite derber Exsudate oder der geschwollenen Gewebselemente namentlich dann entwickelt, wenn feste Gewebe die Ausdehnung der Geschwulst hindern und den Druck steigern. Neubildungen, welche sich in die Zwischenr�ume der Gef�sse in solcher Menge einlagern, dass durch deren Druck die Circulation vollkommen auf-
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304
Brand.
gehoben wird (Tuberkeln, Krebs u. s. w.) k�nnen gleichfalls Ur�sache der Necrose werden.
Den im Verlaufe von Entz�ndungen auftretenden Brand nennt man auch entz�ndlichen Brand. Er entwickelt sich als solcher entweder im Gefolg-e einer asthenischen Entz�ndung-, welche sich in schon von fr�her her geschw�chten oder kranken, oder durch heftige �ussere Einwirkung- gel�hmten Theilen einstellt, oder der sogenannten hyperstenischen Entz�ndung, welche entweder in Folge einer neuen, auf einen schon entz�ndeten Theil angebrachten Reizung, oder einer schon urspr�nglich heftigen Reizung-, oder einer gewissen Textur des verletzten Theilos (z. B. in lehnen) auftritt. Den Eintritt des Brandes beobachtet man auch verh�ltnissm�ssig-h�ufig bei Entz�ndungen, welche ihre Entstehung- der unmittelbaren oder mittelbaren Einf�hrung- fauliger Stoffe in den Entz�ndungsherd verdanken, oder deren Producte in Zersetzung- �bergingen und auf das entz�ndete Organ zur�ckwirken. Eine besondere Neigung- zur Entwicklung- der Necrose zeigen: die Diphtheritis, die Anthrax-beulen und -Geschw�lste, dann einzelne Formen sogenannter jauchiger Entz�iiduug-en, wobei unter reichlicher Eiterung- ein Absterben der Gewebe eintritt.
II. Eine derartige Desorganisation der Gewebselemente, dass hiedurch ihre fernere Lebensf�higkeit aufh�rt, wird herbei�gef�hrt: durch unmittelbare Ert�dtung- des Gewebes in Folge heftiger Quetschung- und Zertr�mmerung-, durch Aetzung-, Verbren�nung, hohe K�ltegrade (Erfrieren); durch Ersch�tterung, wobei die gegenseitige molekulare Anordnung- der Gewebselemente ge�n�dert wird; durch l�ngere Ber�hrung- der Gewebe mit in Zer�setzung- beg-riffenen Absonderung-s- oder Auswurfsstoffen (Harn, Excreinenten), durch andauernde Zersetzung- oder F�ulniss von Eiter oder Jauche auf Wund- oder Geschw�rsfl�chen, durch Aufnahme fauliger Stoffe, z. B. jauchiger Fl�ssigkeiten von aussei) her, endlich durch speeifische Krankheitsstoffe, bei Anthrax, Rotz u. s. w.
Nach dem Verhalten, welches der brandige Theil zeigt, hat man verschiedene Arten des Brandes unterschieden und zwar:
a.nbsp; nbsp;In manchen Theilen treten durch den Brand fast keine Ver�nderungen ein; wie in necrotisirten Knochen (Sequester), welche sich wie niacerirte verhalten, indem ihre Weichtheile eintrocknen oder zerfallen.
b.nbsp; Das brandige Gewebe trocknet ein und schrumpft, indem die in ihm enthaltenen fl�ssigen Theile entweder verdunsten oder
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Brand.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;305
resorbirt werden. Diese Form des Brandes, der trockene Brand, Mumificatiou, stellt sich an Theilen ein, wo der Verdun stun g'S-process leicht stattfinden kann, also besonders an der K�rperober�fl�che und an Stellen, welche vorher, insbesondere durch Druck blutleer geworden sind (die Einklemmungsstelle bei Dannbr�chen, die Haut an den H�ften bei gr�ssereu Thiuren, welche l�ngere Zeit hindurch auf einer Seite gelegen sind). Derart brandige Theile stellen eine weisse, br�unliche oder schwarze, diclite, leder�hnliche, trockene oder noch etwas feuchte Kruste dar. Je nach der Farbe des Brandschorfes wird derselbe auch als weisser oder schwarzer Brand bezeichnet.
c.nbsp; nbsp;Die necrotische Partie erweicht entweder in-Folge einer chemischen Umsetzung der abgestorbenen Theile, oder durch die Einwirkung l�sender oder macorirender Fl�ssigkeiten (z. B. des Magensaftes). Die Erweichung kommt besonders an Theilen vor, welche mit der Luft oder jauchigen Stoffen nicht in Ber�hrung kommen. (Erweichungsbrand.)
d.nbsp; nbsp; In weichen, blutreichen, necrotischen Theilen, welche mit der Luft oder mit fauligen Substanzen in Contact stehen, kommt es zu einer wahren F�ulniss derselben; eine Form des Brandes, welche feuchter Brand, Gangraena humida, Sphacelus heisst. Die hiebei sich bildenden Producte sind: Wasser, Kohlens�ure, nicht selten auch andere Gase, Schwefel- und Phosphorverbindungen. Der brandige Theil wird schlaff, teigig, missf�rbig, durch Aufl�sung von Blutroth bl�ulich oder schw�rzlich, nicht selten erhebt sich die Oberhaut zu Blasen; die Gewebe werden fortan weicher, lassen sich durch einen �usseren Druck leicht trennen und zerfallen schliesslich zu einer zottigen, fetzigen, sp�ter schmierigen, breiigen, je nach dem .Blutgehalte mehr oder weniger dunkel gef�rbten, wegen ihres Gehaltes an fl�chtigen Fetts�uren, Schwefelwasserstoff und Schwefel�ammonium, Ammoniak u. s. w. h�chst stinkenden Jauche, Brand�jauche, welche sich auf die umgebenden Theile ausbreitet. Die Gegenwart der hiebei freiwerdenden, in Geweben oder in K�rper�h�hlen eingeschlossenen Gase (beim Anthrax rauschender, emphy-sematischer Brand genannt), gibt sich durch die Crepitation und den tympanitischen Percussionsschall zu erkennen.
e.nbsp; nbsp;Einen scharf oder ziemlich scharf begrenzten brandigen Theil heisst man Brandschorf, umschriebenen Brand; w�hrend man dort, wo sich die Grenzen des Abgestorbenen gegen die Um�gebung nicht genau bestimmen lassen, vom verbreiteten, diffusen Brande spricht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;�
ROH, Path. n. Ther. d. Haustli. 4. Au/1. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 20
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Brand.
Die Umgebung- eines brandigen Herdes ist meist �dcmat�s und hyperllmisch, bisweilen von Eiter durchzogen; da die abgestorbene Masse und die Producte der Zersetzung- als ein Entz�ndungsreiz wirken. Es kommt dabei- gew�hnlich bald zur Entz�ndung- und Eiterung; greift nun die F�ulniss nicht auch auf die ser�s infiltrirten Nachbargebilde und auf den Eiter �ber, so bildet sich eine scharfe Beg-renzung-s- oder Demarcations-Linie; durch die Entz�ndung-und Eiterung- wird das Abgestorbene umgrenzt, und von der Um�gebung getrennt. Der Brandschorf l�st sich von der Peripherie aus, w�hrend er mit den Gebilden in der Tiefe gew�hnlich noch innig zusammenh�ngt und erst nach verh�ltnissm�ssig l�ngerer Zeit v�llig abg-estossen wird; ein gewaltsames Losreissen veranlasst gew�hnlich Blutungen, die bei spontaner L�sung durch die mittlerweile gebil�deten Thrombosen meist verh�tet werden. Liegt der Brandherd an Stellen, die nach aussen communiciren, so wird die abgestorbene Masse aus dem K�rper entfernt; worauf die hiedurch entstandene L�cke durch Fleischw�rzchen und endlich durch Bindegewebe aus�gef�llt wird, wodurch es zur Schliessung der durch Brand entstan�denen Substanzverluste kommt, wozu bisweilen (wie in den Lungen) auch eine Ausdehnung- des umgebenden Parenchyma beitr�gt. Liegt ein Brandherd im Inneren eines Parenchyms, so kann die Ent�fernung des Brandigen h�utig erst nach belangreicher Zerst�rung der Umgebung- geschehen, wobei sich gew�hnlich der Brand auch auf diese verbreitet, und sich Eiter- und Jaucheg�nge oder Perfora�tionen in Kan�le und Gef�sse bilden. Dringt ein Brandherd in die N�he einer ser�sen Haut, so ist der Durchbruch dieser und der Eintritt jauchiger Entz�ndung zu erwarten.
Bisweilen ist die an der Demarcationsliuie eintretende Eiterung gering, die Fleischw�rzchenbildung- hingegen �berwiegend, so dass es nicht zu einer Abstossung, sondern zu einer Einkapselang des Brandigen durch Bindegewebe kommt (Einkapselung- brandiger Lungenst�cke bei der Lungenseuche des Kindes, Einkapselung- eines abgestorbenen Knochenst�ckes, Sequester; im letzteren Falle ver�kn�chert die Bindegewebskapsel allm�lig).
Durch den Brand wird jedesmal ein seiner Ausbreitung ent�sprechender Substanzverlust gesetzt, welcher, da die hiedurch entstandene L�cke nur durch Narbengewebe ausgef�llt wird, auch ein bleibender ist. Aussei- diesem Nachtheile drohen noch Gefahren durch die Blutungen, welche durch die Zerst�rung gr�sserer Arte�rien, bevor sich in ihnen Gerinnungen bilden konnten, entstehen, durch die Durchbohrung ser�ser H�ute, welche sich bei Necrose
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Brand.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;307
jener Organe, denen sie als Ueberzug dienen, liilufig' einstellen, durch die Verbreitung des Brandes auf die umgebenden, entz�ndeten Partien, durch den Verfall der Kr�fte bei langwieriger Eiterung�oder Jauchung-, durch die Aufhebung der Function eines zum Leben unentbehrlichen Organes, endlich durch die Aufnahme der Brandjauche oder brandiger Theile in das noch circulirende Blut, wodurch faulige Infection des Blutes (Brandfieber, Septic�mie) mit allen ihren Folgen veranlagst wird.
Aus dem Gesagten erg-ibt sich die Prognose bei dem Brande von selbst. Sie ist nur insoweit g�nstig-, als der Brand eigentlich noch nicht eingetreten ist, sondern erst bevorsteht, u. z. dann, wenn die denselben beding-endon Verh�ltnisse derart sind, dass die M�g�lichkeit ihrer Entfernung g-eg-eben ist. Bei dem einmal eingetretenen Brande ist die Prognose f�r die Erhaltung des befallenen Theiles absolut ung�nstig-, da die abgestorbenen Partien nicht wieder lebendig- gemacht werden k�nnen, und im g�nstigsten Falle ein Wiederersatz des Abgestorbenen durch blosses Narbengewebe er�wartet werden darf. Hier richtet sich die Prognose nach der Wich�tigkeit des betroffenen Organes, nach der Lage und Ausbreitung des Brandherdes, nach dem allgemeinen Kr�ftezustande des Thieres und der Art der localen Reaction. Am schlechtesten stellt sich die Vorhersage bei jenen Formen des Brandes, welche urspr�nglich durch die Aufnahme fauliger Substanzen in das Blut oder durch miasmatische oder contagi�se Infection (Anthrax) entstanden sind, dann dort, wo sich die Erscheinungen eines Resorptionsfiebers ein�
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estellt haben.
Die Therapie des Brandes hat zuerst die Aufgabe, die Ent�stehung- desselben zu verh�ten. Dies geschieht durch Entfernung- oder Abhaltung der den Eintritt desselben beg�nstigenden Ursachen: Aufhebung- des Druckes, Hebung- einer Einklemmung, Beseitigung vorhandener Stasen, Verhinderung der Aufnahme fauliger Substanzen in das Blut durch sorgf�ltige Reinigung- von Wund- und Geschw�r-flachen, Sorge f�r reine Luft, hinreichende und leicht verdauliehe Nahrung bei ersch�pfenden Krankheiten, M�ssigung einer zu hef�tigen, den Brand drohenden Entz�ndung durch ein antiphlogistisches Heilverfahren.
Ist der Brand wirklich eingetreten, so hat man die eben erw�hnten Massregeln zum Sch�tze der umgebenden Theile fortzu�setzen ; w�hrend an den brandigen Stelleu die faulige Zersetzung- so viel m�glich hintanzuhalten und die Abstossung oder Einkapselung des Brandigen zu beg�nstigen, n�thig-enfalls auch die Entfernung-
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Brand. � Patbolotjischo Neub�dung.
desselben bei oberfl�chlicher Lage durch nassere Eingriffe herbei�zuf�hren ist.
Bei zug�nglichen Stellen sorg-t man f�r m�glichste Rein- und Trockenhaltung1 derselben und Abhaltung der atmosph�rischen Luft; bei st�rkerer Absonderung' k�nnen dieselben mit Kohlenpulver, Chlorkalk, Gypsthoer, �bermangansaurein Natron oder Kali bestreut oder mit Chlorwasser oder L�sungen des mineralischen Cham�leons, der Carbol- oder Salicyls�ure befeuchtet werden. Zeigt sich die demarkireude Entz�ndung, so muss bei hyperstheniscbem Charakter derselben die Antiphlogose noch fortgesetzt werden, bei asthenischem Charakter derselben bringt man reizende Mittel (Ter�pentin�l, Kamphergeist, Digestivsalbe u. s. f.) zur Anwendung; erweisen sich diese unzureichend, so muss zu tieferen Aetzungen, zu welchem Zwecke dicke Schorfe vorerst durchschnitten werden m�ssen, oder zum Gl�heisen gegriffen werden.
Bei entsprechendem Grade der Entz�ndung gen�gt ein indiffe�rentes Verhalten; zur Zeit des Eintrittes der Eiterung erweisen sich warme Umschl�ge dort, wo sie angebracht werden k�nnen, vor-theilhaft.
Bei Necrose innerer Theile sucht man, wenn sie von aussen zug�nglich sind, unmittelbar auf die brandigen Partien einzuwirken und die Brandjauche unsch�dlich zu machen, etwa durch Inhala�tionen (z. B. von Terpentin�l bei Lungenbrand), durch passende Einspritzungen bei Brand in den dicken Ged�rmen, der Scheide, dem Tragsacke. Stets ist es eine Hauptaufgabe, die Tliiere in einem guten N�hrzustande zu erhalten, um dem Verfall der Kr�fte vor�zubeugen. Dies wird einerseits durch Verabreichung eines nahr�haften, leicht verdaulichen Futters, andererseits durch reizende und tonische Mittel erstrebt. Der Eintritt des Resorptionsfiebers erfordert eine besondere Behandlung (s. Septic�mie).
II. Die pathologische Neubildung.
sect;. 161. Bei gesteigerter progressiver Metamorphose werden mehr und umfangreichere Gewebstheile gebildet, als zum Ers�tze der verbrauchton erforderlich sind. Die neugebildeten Theile ent�sprechen bald in Form und Anordnung den normalen, bald weichen sie im Ganzen von ihnen ab, ohne dass jedoch die einzelnen Gewebs�theile einen anderen Charakter zeigen, und ihre Bildung einem anderen Gesetze folgen w�rde, als im physiologischen Zustande.
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Pathologische Neubildung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 309
Die Neubildungen k�nnen mit R�cksicht auf die Art ihres Auftretens im Thierk�rper unterschieden werden:
a.nbsp; nbsp;in solche, welche dem Wiederersatze, der Regeneration eines zu Grunde gegangenen Organes dienen; wobei die neugebildeten Theile den fr�heren vollkommen gleichen, vollkommene Regene�ration, wie sie im Bindegewebe, Knochen, Knorpeln, Nerven, den Epithelialgebilden erfolgt; oder wobei sie mehr oder weniger davon verschieden sind und als Binde- oder Ausf�llsnbstanz dienen, unvoll�kommene Regeneration durch Narbengewebe, wie in der allge�meinen Decke, den Schleimh�uten, Muskeln;
b.nbsp; in Neubildungen, welche sich w�hrend der Entz�ndung ent�wickeln, wie jene auf den ser�sen H�uten, die Wucherungen auf Schleimh�uten u. s. w.;
c.nbsp; in Vergr�sserungen der Organe, durch Gr�ssenzunahme der sie zusammensetzenden Gewebstheile veranlagst, die sogenannten Hypertrophien, oder durch Vermehrung der Zahl der Elemente und dadurch bewirkte Vergr�sserung des Organs, die sogenannte Hyper-plasie. Die neugebildeten Theile sind mit den normalen voll�kommen �bereinstimmend ;
d.nbsp; nbsp;in Neubildungen, welche bez�glich ihrer BeschafFeuheit von den Geweben des Mutterbodens, aus welchen sie sich entwickeln, mehr oder woniger abweichen, Heteroplasien.
Neubildungen, welche als eine mehr oder weniger deutlich geschiedene Masse in den Organen sich entwickeln, scheinbar unab�h�ngig wachsen, und die normalen Gewebstheile verdr�ngen oder in den Process der Neubildung hineinziehen, heissen Geschw�lste.
Bez�glich ihrer �usseren Gestalt bieten die Neubildungen grosso Verschiedenheiten dar; insbesondere gilt dies von den auf freien Fl�chen sich entwickelnden und von den Geschw�lsten, deren meist rundliche, entweder mit glatter, h�ckeriger oder lappiger Oberfl�che versehene Gestalt durch die Beschaffenheit der Umgebung mannigfache Ab�nderungen erleidet; Neubildungen, welche als infil-trirte bezeichnet werden, stellen meist in verschiedener Richtung in das Organparenchym ver�stelte Massen oder eingestreute kleine Herde dar.
Der Zahl nach kommen manche Neubildungen vereinzelt, andere in gr�sserer, bisweilen in sehr grosser Anzahl entweder nur in einem oder mehreren, selbst verschiedenartigen Organen und Geweben vor. Manche kehren nach ihrer Ausrottung nicht wieder, andere wiederholen ihr Auftreten nach der Entfernung entweder nur an der urspr�nglich befallenen Stelle, oder nicht nur an dieser.
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Pathologische Neubildung.
sondern auch an zahlreichen anderen, von der zuerst ergriffenen Partie entfernten Organen oder Systemen.
Die Grosse der Neubildungen ist h�chst verschieden; sie schwankt zwischen dem makroskopisch kaum wahrnehmbaren bis zum enormen Volum.
Die Consistenz h�ngt von den die Neubildung- zosanuuen-setzendeu Geweben und deren Metamorphosen ab.
Das Materiale zur Entwicklung- von Neubildungen liefert das Blutplasma (Blastem), welches in die Gewehselemente aufgenommen wird, von welchem dann die Neubildung- auf dieselbe Weise aus-g-eht, wie unter normalen Verh�ltnissen deren Vermehrung- und Ver-g-r�sserung. Die Neubildungen sind als eine Leistung- der Gewehs�elemente selbst, als eine fortschreitende Entwicklung- junger Ele�mente, von den schon bestehenden Gewebstheilen abzuleiten. Aus amorphem, zwischen dem Gewebe befindlichem Blastem oder aus Exsudat entwickeln sich nie Zellen oder Gewebe; wenn dies in Blutextravasaten oder Exsudatgerinnseln vorkommt, so k�nnen nur die in diesen enthaltenen farblosen Blutk�rperchen als der Ausgangs�punkt dieser Bildung- gelten.
Die Bestandtheile der Neubildungen sind g-leichartig-mit jenen des normalen thierischen K�rpers, n�mlich Elemeutar-theile: Iv�rnehou, Kerne und Zellen, dann die verschiedenen Cirund-substanzen, wie: Binde-, Knorpel-, Knochen-, Muskel-, Nerven- und Dr�seng-ewebe, Gef�sse.
Die K�rnchen siml die kleinsten, aus einer gleioliartigen Substanz bestehenden Klementartlieilehen, welelie entweder eiweissig-er Natur sind (Klejm-ntai-k�nu-hen), sieli als Inhalt der Zellen und Kerne und in der fl�ssigen Zwiscbensubstanz derselben vorfinden und m�n-lielienveise zu Kernen lieramvaelisen k�nnen, oder sich als Fett-niolek�le, Kalk- oder Pigmentk�mchen erweisen.
Kerne finden sieh entweder in Zellen eingeschlossen oder frei. Diese freien oder nackten Kerne werden angetroffen in Neubildungen, welche vorwaltend aus Zellen bestehen, und k�nnen entweder durch die Vennehrung freier Kerne normaler Gewebe entstanden, oder durch Beratung der Wandungen von Zellen, in welchen eine wuchernde Kembildung stattgefunden hat, frei geworden sein. Sie kommen ferner als Hauptelemente mancher Neubildungen vor, wo sie sieh durch Theilung vervielf�ltigen, endlich in manchen zusammengesetzten Geweben, wo sie in feste (irundsuhstanz gebettet sind.
Die Zellen kommen in den meisten Neubildungen vor und bilden in manchen die wesentlichen Elemente. Sie zeigen bez�glich ihrer Grosse und Gestalt die gr�ssten quot;Verschiedenheiten. .Sie bestehen entweder als kugelige K�rper fort, oder platten sich, indem sie sich aneinander lagern, ab, schieben sich zwischen einander oder verschmelzen zu hautartigen Ausbreitungen mit einander, in welchen durch stellenweise Resorption bisweilen Ducken entstehen, oder sie wachsen in die L�nge zu spindelf�rmigen oder geschw�nzten Zellen, oder nach mehreren Richtungen zu
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Patbologifiolie Neubildung.
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ver�stelten, steriifiiniii^en Zellen aus, welelie zu einem Netze mit einander ver�schmelzen n. s. w. J)ie Grosse der pathologiscben Zellen, die Jliuke ihrer Wand ist eine verseliiedene.
Aussei- Zellen kommen nicht selten auch sogenannte Cytoblasten, mit einem Kerne versehene Protoplasmak�rper vor.
Jede v�llig entwickelte Zelle entli�lt einen Kern. In NeubildTingen, welche vorherrschend aus Zellen bestehen, kommt es h�ufig zu einer The�ung des Kernes, welciie sich an diesen secund�ren Kernen n. s. \\'. wiederholt, st) dass dann eine bedeutend an Umfang gewachsene Zelle zahlreiche Kerne enth�lt. (Ulesenzellen.)
Diese Kerne werden entweder nach der Berstnng der Wand der Zelle frei, oder es bildet sich au der Wand der Zelle zwischen den Kernen eine Kinselmiirung, die bis zur v�lligen Absclm�rung zunimmt, so dass aus einer Zelle deren zwei ent�stehen, an welchen derselbe Process sich wiederholen kann. (Knospenbildung.)
Sehr selten mag die Kntwicklung von Tochterzellen innerhalb der Mutter�zelle tun deren Kerne stattfinden.
Durch Entartung des Kernes scheinen sich die, in manchen Zellen zu beobach�tenden gr�ssereu Hohlr�ume oder Physaliden, durch raquo;lie Ausscheidung schlei�miger Substanz um in Zellen eingeschlossene Kerne und Zellen die sogenannten Brutr�ume zu bilden.
Die aussei- den zelligen Elementen im Inneren der Zellen enthaltene Grund�substanz ist bald eine eiweissige Fl�ssigkeit, bald eine aus eiweissigeu Molek�len bestehende Masse,
An den in Neubildungen vorkommenden Kernen und Zellen k�nnen alle Ver��nderungen, wie in den, die normalen Gewebe zusammensetzenden Elementen vor�kommen. Diese sind insbesondere grosso D�nnwandigkeit der Zelle, bisweilen mit Aufbl�hen derselben oder Verschmmpfen, die Kettumwandlung durch den K�rncheu-zellen-Bildungsproeess, die Colloidentartung, die Pigmentbildung, die Verkalkung, endlich das Zerfallen zu einer feink�rnigen Punktmasse, welche zu einer k�sigen oder harten gelben Masse sich eindicken kann: k�sige Entartung.
Die Textur der �brigen, in Neubildungen vorkommenden Gewebe, stimmt mit jener der normalen �berein; vorherrschend sind unter denselben das Bindegewebe und Capillargef�sse vertreten.
Auch r�cksichtlicli des chemischen Verhaltens kommen die Neubildungen mit den normalen Geweben der Hauptsache nach �berein.
Die Neubildung der pathologischen Zellen aus bestehenden, findet durch Theilung oder endogene Zellenbildung statt. Hei der ersteren erfolgt zuerst eine. Anschwellung des ganzen Zellenleibes, darauf die Einsclm�rnng und Theilung des Kernes, endlich sehr rasch die Absclm�rung und Theilung der Zelle in zwei oder mehrere Zellen; bei der letzteren entstehen entweder nach vorausgegangener Theilung des Kernes und des Inhaltes der Zelle innerhalb der (Mutter) Zelle zwei oder mehrere Tochterzellen, oder es bilden sich aus dem Zelleninhalte neue Kerne, welche sp�ter Zellen werden und aus denen Mutterzellen austreten.
Die Folgen, welche dorch Neubildungen verauJasst werden, sind mannigfach.
In dem unmittelbar Ijetroffeuen Organe veranlassen sie Ver�dr�ngen der normalen Elemente, .Schwund in Folge des Druckes und der Zerrung, Trennungen des Zusammenhanges entweder als Folge des Druckes oder dadurch, dass sie in die Wand eines hohlen
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Pathologische Neuhildung.
Organes hineinwachsen und deren Gewebe zu Neubildung-en gleicher Art veranlassen (Krebs); Compression hohler Organe durch Druck oder Verengerung oder v�llige Verschliessung derselben in Folge des Hineinwucherns in ihre H�hle.
Die nachtheiligen Folgen der Neubildungen auf den Gesammt-organismus h�ngen von der Grosse, Zahl, Textur und von den Ver�nderungen derselben ab; sie gehen theils aus der Behinderung der Function des betroffenen Organes, theils aus der Entziehung von Nahrungsstoff, welchen die Neubildungen zu ihrem Fortbestehen und Wachsen in Anspruch nehmen, hervor. In Folge der Aufnahme k�rperlicher Elemente der Neubildung, besonders der Zellen in das Lymph- und Blutgef�sssystem, Fortf�hrung derselben mit dem Lymph- oder Blutstrome und Einkeilung derselben in den Capil-laren, wo sie sich vermehren und die anstossenden Gewebe zu einer gleichartigen Neubildung anregen k�nnen, entstehen nicht selten seeund�re oder metastatische Neubildungen an Stellen, welche von der Localit�t, an welchen die prim�re Neubildung erfolgte, weit entfernt sind.
F�r die Entwickeluns: von Neubilduni',en scheinen manche Thiere eine gewisse Anlage zu haben, welche erblich, angeboren oder erworben sein kann und sich auf eine gewisse Schw�che ent�weder des Gesammtorgauismus oder einzelner Theile, durch welche eine geringere Widerstandsf�higkeit gegen �ussere Einwirkungen herbeigef�hrt wird, zur�ckf�hren l�sst. Bez�glich der Erblichkeit findet man z. B., dass Thiere, welche von Eltern stammen, die an Tuberculose gelitten haben, h�ufig in dieselbe Krankheit vorfallen, so dass angenommen werden muss, dass gewisse Organe der jungen Thiere eine gewisse Schw�che ererbt haben. Angeboren ist die Anlage zu gewissen Neubildungen, z. B. zur Fettbildung. Erworben wird sie durch verschiedene �ussere, durch l�ngere Zeit einwirkende Sch�dlichkeiten. In den verschiedenen Altersstufen herrscht eine wechselnde Disposition zu gewissen Arten von Neubildungen; bei verschiedenen Thiergattungen ist die Neigung zur Entstehung be�stimmter Neubildungen verschieden (der bei Hunden so h�ufige Krebs geh�rt bei Pferden zu den selteneren Vorkommnissen); bei einer und derselben Thiergattung werden einzelne Organe mit Vorliebe von gewissen Neubildungen befallen (Tuberkel kommt in der Lunge und den Gekr�sdr�sen, Krebs in der Brustdr�se, der Prostata und dem Mastdarme mit Vorliebe vor u. s. w.), endlich treten bei gewissen Thiergattungen Neubildungen an Stellen auf.
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Pathologische Neubildung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 313
wo sie bei anderen Thiergattungen nicht oder doch h�chst selten vorkommen (Rotz beim Pferde).
Da Hypertrophien und Neubildungen einer Steigerung der Ernilhrungs- und Bildungsvorg�nge ihre Entstehung verdanken, so ist als Ursache derselben stets eine �rtliche Reizung des betroffenen Organes anzusehen. Diese vermag in manchen F�llen eine Ent�z�ndung hervorzurufen und es kann dann die Neubildung als Folge der Entz�ndung betrachtet werden, w�hrend in anderen F�llen die Erscheinungen der Entz�ndung vollkommen fehlen, die Neubildungen nur allm�lig sich entwickeln und heranwachsen, und bisweilen erst selbst die Veranlassung zum Auftreten der Entz�ndung abgeben.
Die �rtliche Reizung kann veranlasst werden:
a.nbsp; durch vermehrte Th�tigkeit eines Theiles (Hypertrophie der willk�rlichen und unwillk�rlichen Muskeln bei anhaltendem Gebrauche derselben, Hypertrophie eines Secretionsorganes bei Atro�phie des gleichnamigen zweiten [Nieren]);
b.nbsp; nbsp;durch mechanische Reize (Bildung von Hautschwielen an K�rperstellen, auf welchen das Arbeitsgeschirr aufliegt. Ver�dickung der Muskelhaut des Darmes bei Gegenwart von Concre-menten, Knochenneubildungen an den Sprunggelenken der Besch�l-hengste u. s. w.);
c.nbsp; nbsp; durch chemische Reize (EpidermisWucherungen nach fl�chtigen und scharfen Einreibungen, Neubildungen in der Umge�bung von Geschw�ren) ;
d.nbsp; durch die Einwirkung bereits fertiger Neubildungen auf die Umgebung und durch Aufnahme ihrer Elemente in den Blut- oder Lymphstrom ;
e.nbsp; durch ver�ndertes Blut, sobald es mit den Gewcbselementen in Ber�hrung kommt.
Die Prognose der Neubildungen ist sehr verschieden. Sie ist im Allgemeinen g�nstiger bei solchen, welche in Folge �rtlich einwirkender Sch�dlichkeiten entstanden sind, erst seit Kurzem bestehen, nur vereinzelt vorkommen, und die Umgebung und die Function des betroffenen Organes nur wenig oder gar nicht beein�tr�chtigen. Geben sie durch ihr Heranwachsen zu bedeutenden Functionsst�rungen Anlass, beeintr�chtigen sie durch die Entziehung von N�hrmateriale die Gesammtvegetation, sind sie das Resultat einer constitutionellen Erkrankung, droht die Gefahr der Resorption gewisser Theile der Neubildungen, oder die Entwicklung eines cachektischen Zustandes, so gestaltet sich die Prognose ung�nstig.
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314:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Pathologische Neubildung. � Hj-pertrophie.
Die Behandlung' der Neubildungen ist sehr verschieden. Manche derselben m�ssen in ihrer Bildung unterst�tzt und nur Abweielmugen von dem erw�nschten Vorgange so viel m�glieh beseitiget werden (Fleischw�rzchenbildong bei der Heilung auf dem zweiten Wege); andere k�nnen, insolange sie nielit hiuderlieh sind oder einen Nachtheil nicht herbeif�hren, unbehindert belassen werden; andere, welelie durch ihren Hitz, ihre Ausbreitung, die Eigenschaften ihrer Absonderungs- oder Zersetzongsstoffe Gefahr drohen, erfordern ein entschiedenes ISinschreiteu, welches jedoch insbesondere bei Neubildungen an inneren, nicht direct zug�nglichen Stellen auf viele, oft nicht zu beseitigende Schwierigkeiten st�sst und nicht selten als ganz fruchtlos aufgegeben werden mass. Die �rtliche Behandlung hat die Entfernung- der Neubildungen (durch Abbinden, Ausschneiden) oder die Zerst�rung derselben (durch Aetzmittel, Gl�heisen) zum Zwecke; sie kann durch Antiphlogose etwa vorhandene h�here Entz�nduns'Sgrade m�ssiamp;'en und hiedurch in manchen F�llen die weitere Entwicklung von Neubildungen hintanhalten.
Die allgemeine Behandlung kann nur bei manchen Formen zu einem Resultate f�hren; sie ist nach der Verschiedenheit der�selben bald eine antiphlogistische, bald eine roborirende, bald eine alterirende und resolvirende. In letzterer Beziehung verdienen ins�besondere das Jod, Arsenik und die Quecksilherpr�parate Beachtung.
Wir betrachten in Folgendem die Hypertrophien und die verschiedenen Arten der Neubildungen, wobei die Geschw�lste ihrer Wichtigkeit und ihres zusammensgt;-esetzteren oder abweichenden Baues wegen eine besondere Beachtung finden m�ssen; obwohl wir gerne zugeben, dass in manchen F�llen eine scharfe Grenzlinie zwischen diesen Abtheilungen der Neubildungen sich nicht ziehen lasse.
1. Alasseuzuiialiiuc, Hypertrophie.
ij. 162. Unter Hypertrophie versteht man die Zunahme der Masse eines Organes, veranlasst durch eine Vermehrung des Volums, einfache Hypertrophie, oder der Zahl der, dasselbe zusammen�setzenden Gewebselemente, numerische Hypertrophie oder Hyperplasie, mit beibehaltener Leistungsf�higkeit desselben. In einem wie in dem andern Falle sind die vergr�sserten oder neu gebildeten Gewebe des Organes den fr�heren gleichartig, und es schliessen sich demnach von der Hypertrophie alle jene Volums�zunahmen aus, welche durch die Bildung von, dem Organe fremd-
.
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Hyiieitrophie.
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artigen Gebilden bedingt sind und die man fr�her als falsche Hypertrophion hezeichuete.
Die Hypertrophie kann auf einzelne Growehe7 auf einzelne Ab�schnitte eines Organes beschr�nkt, oder auf ein ganzes Organ, selbst �ber ein Org-ansystem verbreitet sein. Bei der Hypertrophie hohler Organe kann die normale Weite der H�hle unver�ndert fortbestehen: einfache #9632;� oder verengert: concentrische � oder vergr�ssert sein: excentrische Hypertrophie.
Ein hypertrophisches Organ zeichnet sich durch Zunahme der Grosse, oder wo diese fehlt durch Vermehrung der Dichte und des Gewichtes aus; der Grad der Consistenz h�ngt von den Gewebselementen, welche hypertrophiren, und von dem Reichtimme an Gelassen ab; die Gestalt ist meistens plumper, die Farbe ge�s�ttigter als im Normalzust�nde; bisweilen ist eine Vermehrung der Gef�sse, eine st�rkere Entwicklung der das Organ versehenden Nerven, eine Verdickung des Neuriloins nachzuweisen.
Die Leistungsf�higkeit mancher Orgaue kann durch die Hyper�trophie erh�ht werden, wie jene der muskul�sen Gebilde;; in anderen, wie in den dr�sigen wird sie geschw�cht; in anderen endlich er�leidet sie keine bemerkbare Ab�nderung. Durch ihren Sitz und ihre Ausdehnung k�nnen Hypertrophien die Vorrichtung anderer, durch sie behinderter Organe st�ren und hiedurch sch�dlich werden.
Die Hypertrophien sind von einer gesteigerten Ern�hrungs-th�tigkeit der Elemente abh�ngig; Alles daher, was eine solche vermehrte Th�tigkeit hervorzurufen im (Stande ist, kann als urs�ch�liches Moment einer hypertrophischen Entwicklung gelten.
Namentlich geh�ren hieher, wie bereits fr�her angef�hrt wurde, Reizungen der Elementartheile durch gesteigerte Function des Orgaus, durch die Einwirkung schw�cherer chemischer oder mecha�nischer Reize; ferner die reichliche Zufuhr gewisser Stoffe, Fette, Albuminate, Kalk u. s. w. mit der Nahrung, in manchen F�llen eine erbliche Anlage.
Uober die Therapie der Hypertrophien l�sst sich im Allge�meinen nur angeben, dass unsch�dliche einer Behandlung nicht bed�rfen, und dass in anderen F�llen die Regelung des di�tetischen Verhaltens, die innerliche Verabreichimg von Medicainenten, der Jod-, Quecksilber u. a. Pr�parate, oder chirurgische Eingriffe noth-wendig werden k�nnen.
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Neubildung von Homgewebe und Z�hnen.
2. Die Neiibildangen im Besonderen.
sect;. 163. Bei der Eintlieilung der Neubildungen ist es am ent-sprechendsten, sich an ihren Bau zu halten, und die Art der Ent�wicklung- zugleich zu ber�cksichtigen. Es ist daher das sie zusammen�setzende Gewebe vor Allem in Betracht zu ziehen. Diesem nach unterscheiden wir die folgenden Arten von Neubildungen.
I. Neubildung' von Horngewebe und Z�hnen.
sect;. 164. Die neugebildcten Horngewebe verhalten sich, was Form, Grosse und Anordnung der Zellen betrifft, wie die normalen, und entwickeln sich entweder aus einer Wucherung von Epidermidal-oder von Bindcgewebszellen.
Neubildung von Epidermis findet sich als Ueberzug von Narben nacli geheilten 8ubstanzverlusten der Lederhaut; als Haut�schwiele an Stellen, welche einem andauernden Drucke ausgesetzt sind, z. B. an dem Widerriste und den Bugspitzen bei Pferden und Ochsen; als d�nne oder dicke, sich theilweise abschilfernde Lagen von Epidermisschuppen bei verschiedenen Hautkrankheiten.
Abnorme und �berm�ssige Bildung von Huf- und Klauen-horn wird bisweilen bis zur v�lligen Monstrosit�t beobachtet.
Epidermis bildet sich auch anstatt des Epithelial�berzuges aufquot; Schleimh�uten, welche der Einwirkung der �usseren Luft oder anderer Sch�dlichkeiten ausgesetzt sind und die sogenannte dermoide Umwandlung erleiden; auf der Innenwand der Dermoidcysten.
Neubildung von Epithelium findet sich als Ersatz des ab-gestosseneu Epithels bei Entz�ndungen und an Narben, als Ueberzug der Innenfl�che von Cysten (Balggoschw�lsten), von Bindegewebs-neubilduugen auf ser�sen H�uten und Schleimh�uten, als Aus-f�lluugsmassc bei Papillargeschw�lsten und Epidermidalkrebsen, als Hypertrophie des Epithels auf schleimh�utigen Kan�len.
Neubildung von Haaren findet sich als �berm�ssiges Wachs-thum nach der Dicke und L�nge; ein Wiederersatz derselben nach Substanzverlusten der Haut durch Verwundung oder Verschw�rung kommt nicht vor. Das Vorkommen von Haaren an ungew�hnlichen Stellen, z. B. auf Schleimh�uten, ist bisweilen, aber selten beob�achtet worden, so an der Bindehaut des Auges, auf der Schleimhaut der Nasenmuscheln bei Hunden; h�ufiger werden sie als Inhalt von Dermoidcysten beobachtet.
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Neubildung von Haut, � Bindegewebe.
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Bei derartigen von ausseu zug�nglichen Neubiklung-en, falls sie sich als sch�dlich oder behindernd erweisen sollten, hat die Therapie die mechanische Entfernung1 oder chemische Zerst�rung' derselben im Auge; bei den nicht zug�nglichen ist dieselbe nur auf Beseitigung der durch sie etwa hervorgerufenen gefahrdrohenden Symptome angewiesen.
Z�hne oder Zahnsubstanz kommen als Inhalt von Balg-geschw�lsten (Dermoidcysten), Neubildungen von Zahnsubstanz als Wucherung an Z�hnen vor.
II. Neubildung von �usserer, Schleim- und ser�ser Haut.
sect;. 165. Neubildung von Corium kommt nur in sehr be�schr�nktem Masse vor; nach tief eingreifenden Zerst�rungen der Haut erfolgt nur ein unvollst�ndiger Ersatz; auf der neugebildeten Haut fehlen Haare, Dr�sen und die W�rzchen, ihre Epidermis ist pigmentlos. Neubildungen von Haut finden sich bei der dermoiden Um�nderung von Schleimh�uten und als Wand der Dermoidcysten, wo sie dieselbe Structur wie an normalen Stelleu und insbesondere stark entwickelte Talg-follikol zeigt.
Neubildung von Schleimhaut wird als hypertrophische Ent�wicklung normaler Schleimh�ute angetroffen ; Substanzverluste dieser Membran worden nur durch eine Bindegewebslage mit einem d�nnen Epithelial�berzuge ersetzt.
Neubildung von ser�ser flaut findet sich als Regeneration, als Neubildung von Schleimbeuteln, als Wand ser�ser Cysten.
III. Neubildung von Bindegewebe.
sect;. 166. Sie ist eine der h�ufigsten Neubildungen und tritt als Narbengewebe, oder als eine Verdickung von Theilen auf, welche schon im normalen Zustande vorwaltend aus Bindegewebe bestehen, sie bildet die Kapseln um die in Gewebe eingedrungenen fremden K�rper, das Ger�ste verschiedenartiger Geschw�lste oder endlich selbst�ndige, mehr weniger umfangTeiche Neu�bildungen.
Die gew�hnlichen oder faserigen Mindesuhsta n/.en, das Binde-, Fett-, Knorpel- und Knochengewebe bestehen bekannflich ans einer glnt�n- oder chondrin-gebenden Grandsabstanz, in welche Zellen eingelagert sind. Bei dem Bindegewebe insbesondere ist die Grundsubstanz glotingebend, von dem Gehalte einer farblosen,
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318nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Neubildung TOB l�mlogewcbo.
hellen, eiweisaartigen oder schleiinigen Substanz feucht, bald ohne Faserung, liald faselig gefaltet, bald in Fasern gespalten, welche parallel verlaufen oder ssu einem Faserfilze geordnet sind. Die eingebetteten K�rperohen sind theils kleine Kerne (Bindegewebskeme), theils kernhaltio-e Zellen (Bindegewebsk�rperchen); diese sind spindel- oder sternf�rmig, deren ZeUenmembran setzt sieh nach zwei oder nach verschiedenen Richtungen hin in Ausl�ufer fort, welche mit jenen benachbarter Zellen in Verbindung treten. Aussei- diesen Korperehen enth�lt das Bindegewebe noch Zellen, welche mit den farblosen Blutk�rperchen in allen Eigenschaften, also auch in der F�higkeit zu wandern �bereinstimmen, und welche Wanderzellen, oder zum Unterschiede von den unbeweglichen Bindegewebsk�rperchen: bewegliche Bindegewebsk�rperchen heissen. Diese Anordnung wird durch Behandlung mikroskopischer Pr�parate mit Essigs�ure kenntlich.
Das gleichartige Bindegewebe stellt eine hautartig ausgebreitete Sub�stanz ohne alle Faserung oder mit nur leichter Andeutung derselben dar.
Das Schleimgewebe endlich, wie es im Glask�rper und im Nabelstrange vorkommt, zeigt in einer schleim- und eiweisshaltigeu Grandsubstanz nur wenige nvnde, am�boide, oder mit Ausl�ufern versehene, anastomosirende Zellen.
Die Entwicklung des neuen Bindegewebes geht auf mehrfache Weisen vor sich. Am h�utigsten niinnit sie ihren Ausgangspunkt von schon bestehendem Bindegewebe u. z. von dessen Zellen. Diese schwellen an, die Kerne theilen sich, die Zelle schn�rt sich in zwei ab. Die Wucherung der Zellen durch Theiluug nimmt rasch zu, es bilden sich Engen spindel- oder sternf�rmiger Zellen, um welche Grund-snbstanz von den sieh mehr entwickelnden Zellen ausgeschieden wird, welche hiedurch mehr von einander entfernt, werden. In wuchernder Zellenbildung begriffenes Binde�gewebe ist weich, einer Exsudatmasse �hnlich; die intercellulare Substanz kann ent�weder weich, schleim- und eiweisshaltig bleiben (Schieinigewebe), oder zu gleioh-.artigem, oder faserigem und dann leimgebendem Bindegewebe werden; bis endlieh das neu entstandene Bindegewebe dem alten normalen gleich wird. Je �lter das faserige Bindegewebe wird, desto mehr zieht es sich zusammen und wird dadurch fester und dichter.
Gleicherweise geschieht die Neubildung des Bindegewebes aus den Binde-laquo;�#9632;ewebszellen des in dem Fettgewebe vorfindliehen Bindegewebes, aus den Knorpel-zellen des Knorpelgewebes, aus Knochengewebe.
Wenn in Exsudaten, Blutgorinnseln und Extravasaten Hindegewebszelleu und Bindegewebe sich entwickeln, eine Wahrnehmung, welche durch wiederholte Beob-aehtungon gemacht wurde, so m�gen diese aus den farblosen Blutk�rpern hervor-�-ehen. worauf schon fr�her hingewiesen wurde.
Das neugebildete Bindegewebe enth�lt gew�hnlich zahlreiche Blut- und Lympli-quot;�ef�sse; jenes, welches als Narbe oder hypertrophische Bildung auftritt, manchmal auch Nerven.
Als RegeneratioD oder als Narbengewebe entwickelt sicli Bindegewebe l)ei der Heilung von Wunden und Substanzverlusten. Das Bindegewebe geht bei der Heilung auf dem zweiten Wege aus den gef�ssreieben Fleiscbw�rzohen, Granulationen, hervor, deren Bildung am besten an Wunden beobachtet werden kann, bei welchen eine Heilung auf dem ersten Wege nicht stattfindet.
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Neubildung von Bindegewebe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 319
Nachdem sich die Wunde, wie man sagt, gereinigt hat, d. i. nachdem die necrotischen Thoile der Wandfl�che und R�nder, die Extravasate und Exsudate ahgestossen sind und Eiterung sich ein�zustellen begonnen hat, erheben sich unter fortdauernder Eiterbildung von der Wundfl�che aus kleine hirsekoru- bis erbsengrosse, bis�weilen auch gr�ssere, rothe, warzenartige Erh�hungen (Fleisch�w�rzchen), welche nach und nach die ganze Wunde ausf�llen. In den tieferen Schichten bestehen sie aus einer gallertigen Grund�substanz mit reichlichen Zellen und Capillaren, an der oberfl�ch�lichen Schicht aus einer schleimigen Grundsubstanz und zahlreichen Eiterk�rpern. Im weiteren Verlaufe der Heilung wird die Eiter�bildung sparsamer, die Fleischw�rzchen werden kleiner, derber, blutarmer und �ndern sieb anfangs in gleichartiges, sp�ter in faseriges Bindegewebe um; es bildet sich eine Narbe und zuletzt vom Rande aus Epidermis. Auf dieselbe Weise erfolgt die Heilung von Ge�schw�ren und Abscessen. Die anfangs gef�ssreiche, zarte; Narbe wird nach und nach h�rter, kleiner und bl�sser.
Dieser Vorgang stellt die Heilung von Wunden auf dem zweiten Wege, oder dem Wege der Regeneration dar. Auf gleiche Weise wird auch aus dem neugebildeten Bindegewebe die Regeneration und entz�ndliche Neubildung von Knochen vermittelt.
Unter dem Einfl�sse allgemein oder �rtlich wirkender sch�d�licher Einfl�sse, bei fortdauerndem hohen Grade von Entz�ndung, sehr reichlicher Eiterproductiou u. s. w. gehen die Granulationen entweder wieder zu Grunde, sie erweichen und zerfallen, w�hrend von unten wieder neue Granulationen hervorwachsen, an denen sich derselbe Process wiederholt, oder sie wuchern als sogenanntes wildes Fleisch �ppig hervor und unterliegen dann nicht selten dem Zer�falle, wodurch der Heilungsvorgang verschiedenartig vereitelt wird.
Dort, wo neugebildetes Bindegewebe die Masse des schon vorhandenen vermehrt, erscheint der Tbeil derber, resistenter, bis�weilen sehnig oder knorpel�hnlich hart, die daneben liegenden Ge�webe unterliegen nicht selten in Folge des Druckes des sich con-traliirenden Bindegewebes (Bindegewebs-Induration) dem Schwunde. Am auffallendsten kann man solche Bindegewebshyper-trophien mit Sclerose bei Pferden in der Haut und dem Unterhaut�bindegewebe der Hinterschenkel, im Gefolge behinderter Circulation durch die Blut- und Ljmphgef�sse, oder chronischer Entz�ndungen antreffen.
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320nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Neubildung von Bindegewebe, � Fettgewebe.
Auf ser�sen H�uten veranlassen Bindeg-ewebsneubildung'en Tr�lning'en, die sogenannten Milch- und Sehnenflecke, die Anheftungen und falschen Membranen, die baumzweig�hnlichon, dendritischen Wucherungen, welche anfangs kleine, allm�lig heranwachsende und sich vielfach ver�stelnde Kn�tchen darstellen, welche namentlich auf dem Lungenfelle, dem Herzbeutel, dein Bauchfelle und der Synovialkapsel der Gelenke horvorsprossen, sich bisweilen mit Fett�zellen f�llen und dann zu dendritischen Fettgeschw�lstchen werden, bisweilen aber auch eine dichtere Textur erlangen oder verkn�chern; die sogenannten Gekr�sanh�nge, welche beim Pferde oft eine bedeutende Grosse erlangen; die freien K�rper in den H�hlen der ser�sen S�cke und die sogenannten Gelenksmfluse, welche durch die Abschn�rung des Stieles solcher Excrescenzen entstehen.
In Schleimh�uten veranlassen sie Verdickungen derselben, warzige, faltige und polyp�se Wucherungen, wie man sie nach chronischen Katarrhen nicht selten antrifft.
In fibr�sen H�uten kommen Bindegewebsneubildungen be�sonders an den Muskelfascien, an den Sehnen und B�ndern vor; an der Innern Auskleidung des Herzens und der Gef�sse, an den Herzklappen verursachen sie die sogenannten Sehnenflecke, an den letzteren auch die bisweilen vorkommenden warzigen Wucherungen; in dr�sigen Organen gibt die Bindegewebs-zunahme in Folge der durch seine Zusammenziehung veranlassten Verminderung der Blutzufuhr und des Druckes auf die Dr�senzelleu zur Entstehung der sogenannten Cirrhosen Veranlassung u. s. w.
Bindegewebe bildet sicli ferner als Kapsel um fremde K�rper, es stellt die Wand verschiedener Cysten dar, entwickelt sich in der Umgebung chronischer Geschw�re, Hohlg�nge, cari�ser Knochen, und bildet selbst�ndige oder das Ger�ste anderartiger Geschw�lste.
IV. Neubildung von Fettgewebe.
sect;. 167. Sie kommt vor als �berm�ssige Entwicklung des nor�malen Fettgewebes und als Fettgeschwulst, Lipom. Die erstere ist entweder eine allgemeine, oder eine locale. Die allgemeine Hyper�trophie des Fettgewebes, Fettleibigkeit, erreicht bisweilen sehr hohe Grade, und betrifft das Bindegewebe unter der Haiit, zwischen den Muskeln, im Netz, Gekr�se, um den Herzbeutel, die Fettkapsel der Nieren. Sie ist seltener ein pathologischer Vorgang, und dann meist mit fettiger Entartung der Leber verbunden, h�ufiger absicht�lich durch M�stung, #9632; durch die Aufhebung der Geschlechtsth�tigkeit
#9632;
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#9632;
Neubildung von Knorpel- und Knochengewebe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 321
(Castmtion) erzeugt, oder, wie bei Hundeu, eine Folge reichliclier F�tterung- bei beschr�nkter Bewegung-.
Eine locale Neubildung- von Fett findet seeund�r gew�hnlich in atrophischen Theilen und ihrer Umgebung statt (fettige Entartung�gel�hmter Muskeln u. dgl.).
Der Bau des neugebiltleten Fettgewebes stimmt mit dem normalen iiberein; es zeigt sich ein zartes, gef�ssreiches Bindegewebe von grossen Fettzellen dicht durchsetzt Die Neubildung geht aus einer Theilung der schon bestehenden Fett�zellen, nach neueren Forschungen (Virchow, F�rster) auch aus einer Um�nderung der Bindegewehszellen in Fettzellen hervor, wobei jene mit Fettk�mchen sich f�llen, welche zuletzt zu einein Tropfen zusammenfliessen, w�hrend die Zellen allm�lig ihre Ausl�ufer verlieren.
V. Neubildung von Knorpelgewebe.
sect;. 1(38. Sie ist eine der selteneren Neubildungen und kommt vor in Form von Geschw�lsten, und als entz�ndliche Neubildung nach Knochenbr�chen, als Grundlage f�r den zu regenerirenden Knochen, als Ueberzug der ein widernat�rliches Gelenk zusammen�setzenden Knochenenden; als Wucherung im Umfange der knorpeligen Ueberz�ge der Gelenksenden, als Bestandtheil der Zotten (dendri�tischen Vegetationen) und der freien K�rper in den Gelenksh�hlen bei chronischer Gelenksentz�ndung-, manchmal, obwohl selten als neuer Ueberzug von Gelenksenden.
Die Neubildung geht entweder von schon bestehenden normalen Knorpeln oder vom Bindegewebe ans. In dem ersteren Falle vervielf�ltigen sich die Knorpelzellen durch Theilung, und, indem dann von ihnen neue Grundsubstanz aus�geschieden wird, vermehrt sich der Umfang des Knorpels, oder es geht die Bildung neuer Substanz von den tieferen Schichten der Knorpelhaut aus, deren (Bindegewebs-) Zellen sich allm�lig in Knorpclzcllen um�ndeni. Diese Art der Neubildung findet daher eigentlich schon aus dem Bindegewebe statt, und wird auc anh anderen Stellen, wo normale Knorpel fehlen, beobachtet (Gelcnkszotten, Enchondrom). In anderen F�llen bilden sich durch Wucherung der Bindegewehszellen Herde junger, allm�lig zu Knorpelzellen auswachsender Zellen, welche durch die, ausgeschiedene Orundsubstanz nach und nacli auseinander r�cken.
Die neugebildeten Knorpelmassen sind von Bindegewebe �berzogen, in welchem die (Jef�sse verlaufen.
Die Ver�nderungen des neugebildeten Knorpelgewebes sind die fettige, kalkige, schleimige Entartung, die Verkn�cherung und die Um�nderung- in eine fibr�se Masse.
VI. Neubildung von Knochengewebe.
sect;. 169. Sie kommt ziemlich h�ufig vor und gebt entweder von normalen Knochen, oder von normalem oder neugebildetem Binde�gewebe oder von Knorpeln aus.
K�ll, Path. n. Thcr. d. Hausth. 4. Aufl. I,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 21
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322nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Neubildung von Knnrliengowebe.
Das neug-ebildete Knochengewebe kommt r�cksichtlieh seiuer �ig-enschaften im Ganzen mit dem normalen �berein; es ist compact oder schwammig, mit verschiedenen �eberg�ngen aus einer in die andere Textur; die Bindegewebsscliiclite, welche h�utig die neugebil�dete Kuoehonmasse �berzieht, gleicht der Beinhaut und geht auch meist aus dieser hervor; ihr Mark besteht gleich dem normalen aus Gef�ssen, Bindegewebe und Fettzellen; bisweilen fehlen die letzteren. Die Structur des neuen Knochengewebes ist bald �bereinstimmend mit jener des normalen, bald von ihr abweichend; die Grundsubstanz ist regel- oder unregelm�ssig bl�tterig, faserig oder v�llig gleich�artig; die sternf�rmigen Zellen (Knochenk�rperchen) sind verschieden zahlreich, bisweilen verschieden gross, und verhalten sich wie nor�male Knochenk�rperchen. Die Gef�sse sind h�ufig zahlreicher und weniger regelm�ssig vertheilt.
Das Wachsthum des neugebildeten Knochengewebes geht von dem umgebenden Binde- und Knochengewebe aus. Die Entartungen desselben stimmen v�llig mit denen des normalen �berein.
Die Ursachen der Knochenneubildungen sind theils bekannt (Wunden der Knochen, acute und besonders chronische Entz�ndungen der Knochen, Gelenke und umgebenden Weichtheile, Hyper�mien in der Umgebung von Knochengeschw�ren u. s. w.), theils unbe�kannt, wie bei manchen Knoohengeschw�lsten.
Die Neubildung des Knochengewebes geht meistens vom Bindegewebe, u. #9632;/.. gew�lmlich von der Beinhaut, seltener von neugebildetem oder normalem Binde�gewebe, oder von Knorpeln, wohl kaum von dem Knochengewehe seihst, wenigstens in so lange es von Kalksalzen impr�gnirt ist, aus. Geht die Neubildung vom Bindegewebe aus, so findet entweder ein directes Auswachsen der Bindegewebs�zellen zu sternf�rmigen Knochenzellen statt, w�hrend die Grundsubstanz homogen und dicker wird und sich mit Kalksalzen impr�gnirt; oder es vermehren sich die BindegewebskQrper durch Theilung, die anfangs dicht aneinander gelagerten neuen kleinen Zellen r�cken auseinander, werden grosser und zackig, die sp�rliche Grnnd-substanz wird durch Ausscheidung aus den Zellen vermehrt und f�llt sich nach und nach mit Kalksalzen.
Bei der Bildung von Knochengewebe aus Knorpelgewebe erfolgt entweder Kalkablagemng in die Kapseln und in die Grundsubstanz, w�hrend die Knorpel�zellen zu sternf�rmigen Knochenzellen werden; oder es geschieht eine lebhafte Theilung der Knorpelzellen; die in solchen Brutherden peripherisch liegenden jungen Zellen werden sternf�rmig, scheiden Grnndsubsfanz aus, in welcher Kalk-ablagenmg stattfindet, w�hrend die �brigen Zellen Markzellen bleiben, oder die Grundlage f�r die Entwicklung von Binde- oder Fettgewebe oder von Gef�ssen abgeben.
Die von Knochen ausgehenden Knochenneubildungen stellen sich dar:
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NeuMldung von Knocln-ngowelie.
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a.nbsp; als �ussere TTyperostose des Knochens, eine Verdickung' der Knochenriude, bedingt durch die Bildung- compacter Knochen-substanz von der Beinhant aus. Die Neubildung-, von den Mark-r�uincn ausgehend, welche dann mit Knochengewebe g-anz oder zum Theil ausg-ef�llt werden, heisst innere Hyperostose, Sclerose.
b.nbsp; als Exostose, Knochenauswuchs, eine umschriebene, hervor�ragende, verschieden gestaltete Verdickung der Knochenrinde, welche, wie ein Durchschnitt zeigt, entweder ohne scharfe Grenze in die dichte Rindensubstanz �bergeht (compacte Exostose), oder inner�halb einer compacten Rinde ein schwammiges Centrum zeigt. Bei anderen Exostosen erscheint die Textur bald weniger dicht, bald dichter als im normalen Knochen; sie enthalten gr�ssere markhaltige Kan�lchen, die Grundsubstanz ist gleichartig- und an vereinzelten Stellen lamoll�s (elfenbeinartige Exostose). Ragen solche Knochen�ausw�chse in das Innere eines Knochens hinein, so heissen sie Enostosen.
c.nbsp; nbsp;als Osteophyten, welche in ihrer Textur am meisten Aehnlichkeit mit der schwammigen Knochensubstanz zeigen, und gew�hnlich einen grossen Reichthum von Bindegewebe besitzen. Die Oesteophyten gehen axts der Umbildung von Bindegewebe in Knochengewebe hervor; meist ist die Beinhaut die alleinige, seltener das in der Umgebung- neuentstandenc Bindegewebe die Bildungs�st�tte der Oesteophyten.
d.nbsp; als Regeneration von Knochen nach Wunden, Br�chen, Trepanationen, Necrose. Bei diesem Vorg�nge geht die Kuochen-neubildung- der Hauptsache nach von der Beinhaut der Markmembran und dem Markgewebe aus.
Von anderartigem Gewebe geben Neubildungen von Knochen�gewebe aus: von den falschen Membranen der ser�sen H�ute, von dem neugebildeten Bindegewebe in der Umgebung chronisch entz�ndeter Gelenke, von Enchondromen, Cysten, Krebsen u. s. w.
Verkn�cherung normaler Theile, von welchen die bereits erw�hnten Verkalkungen wohl zu unterscheiden sind, kommt in binde-gewebigen Theilen. Sehnen, Fascien, Zwischenknochenmembranen, fibr�sen Gelenksb�ndern, in der harten Hirnhaut u. s. w. vor; unter den Knorpeln verkn�chern am h�ufigsten jene des Kehlkopfes, der Luftr�hre und Bronchien, der Rippen, die Hufknorpel.
Der Eintritt von Knocheuneubildungen ist dort, wo sie zur Regeneration dienen, bei Knochenwunden, Br�chen, Necrose, sowie bei manchen Neubildungen, deren Wachsthum nach dem Eintritte der Verkn�cherung stille steht, erw�nscht; sonst f�hren sie durch ihre
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324nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Neubildung von quot;Musltcl- und Nervengewebe,
inechanisclieu Verh�ltnisse verschiedene Nachtheile mit sich und setzen hei Pferden, wo manche Formen besonders um die Gelenke und an den Sehnen der Extremit�ten vorkommen, den Gebrauchs-werth namhaft herab.
Ihre Behandlung- geh�rt der Chirurgie an.
VII. Neubildung von Muskelgewebe.
sect;. 170. Neubildung- von Muskel Substanz kommt sowohl an den querg-cstreiften, als an den glatten Muskeln vor, u. z. meistens als Hypertrophie.
Die Hypertrophie quergestreifter Muskeln geht wohl zumeist aus einer Verdickung der vorhandenen Muskelfasern, viel�leicht auch aus einer Neubildung- von Primitivb�ndeln hervor. Diese letztere mag- entweder von dem Perimysium oder von den Muskel-k�rperchen ausgehen.
Eine Regeneration von Muskelfasern, deren Inhalt durch Entz�ndung, fettige Entartung- im Verlaufe schwerer fieberhafter Er�krankungen u. dg-1. zerfallen ist, findet, wie die t�gliche Erfahrung zeigt, statt; ob durch Bildung- neuer Muskelfasern, oder durch Regeneration ihres Inhaltes, ist unbestimmt; durch Verwundungen, Eiterung-, Brand u. s. w. zerst�rte Muskelpartien werden in der Kegel nicht ersetzt, sondern die entstandene L�cke durch Binde�gewebe ausgef�llt.
Die Hypertrophie glatter Muskeln, so wie eine Neubil-duntr von Muskelfasern findet sich h�uhs- an der Muskelhaut der Speiser�hre, des Mag-ens, Darmes, der Harnblase.
Die Neubildung- geht hier von den bestehenden Muskelzellen, in welchen Vermehrung- durch Theilung eintritt, wahrscheinlich auch von den Zellen des interstitiellen Bindegewebes aus. (F�rster.)
Das neugebildete Muskelgewebe stimmt im Bau mit dem nor�malen �berein.
VIII. Xeubildung von Nervengewebe.
sect;. 171. Neugebildetes Norveng-ewebe wurde in fibr�sen Anhef-tungen zwischen ser�sen H�uten (Virchow) und in fibr�sen Ge�schw�lsten der Haut (F�rster) beobachtet.
In durchschnittenen Nerven tritt allm�lig eine Regeneration der Nervenfasern ein; wodurch sie wieder functionsf�hig werden.
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Neubildung von Gcf�ssen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 325
Nur in den seltensten F�llen iiui^- ein unmittelliares Verwachsen der ge�trennten Nervenenden stattfinden. Meistens tritt eine Deg-eneration des peripherischen Nervenendes ein, welche (nach Kruch) bisweilen bis in die letzten Verzweigungen sich erstrecken soll, so dass dann das ganze peripherische EndstQck vom centralen aus ersetzt werden mfisste, bald aber nicht vollst�ndig ist, wo dann die Regeneration theils vom centralen, theils vom peripherischen Xervenstiicke ans erfolgt. Die Aus�gangspunkte der Neubildung bilden die Kerne der Nervenscheiden durch Theilung, nach Remak die Axeneylinder.
Versuche haben nachgewiesen, dass .Schnittwunden im Gehirn und R�cken�mark, ohne Bildung einer Narbensnbstanz und unter Wiederherstellung der Function heilen k�nnen.
IX. Neubildung von (ief�ssen.
sect;. 172. Die Neubildung- von Gef�ssen kommt sehr h�ufig vor; sie begleitet nahezu stets die Bildung anderer Gewebe und der Gesehw�lste, deren integrirenden Theil sie dann darstellen. Die neu�gebildeten Gef�sse haben den Charakter der Capillaren, kleinen Arterien und Venen; die Capillaren zeichnen sich von den normalen meist durch ihren bedeutenderen Durchmesser und ihre d�nneren Wandungen aus, ihre Anordnung und Xetzbildung ist sehr ver�schiedenartig; ihr Uebergang in Arterien und Venen zeigt keine Abweichung- von der gew�hnlichen Art der Verbindung.
Die Neubildung von (ief�ssen findet auf doppelte Weise statt. Entweder n�mlich verl�ngern sich schon bestellende kleinere Gef�sse und Capillaren und bilden biedurch zahlreiche Schlingen, die dort, wo sie sich dicht ber�hren und pressen, in Verbindung mit einander treten; ein Vorgang, wie er besonders in hypertrophischen Organen stattfindet, w�hrend auch die umscliriebcnen kolbigen Erweiterungen, welche an den verl�ngerten Capillaren zu bemerken sind, manchmal zur Herstellung dieser Conimnnicationen beitragen m�gen. Oder es geht die Entwicklung von den Zellen des Bindegewebes ans. In diesen erfolgt entweder Theilung; die neuen Zellen legen sich der L�nge nach an einander, verwachsen, und werden dort, wo sie an ein Capillargef�ss stossen, hohl, nehmen Blut auf und werden nach Verlust ihrer Zwischenw�nde zu Capillaren; oder die spindel- oder sternf�rmigen Bindegewebszellen erweitern sich, treten mit anderen solchen Zellen in Verbindung, wandeln sich in Kan�le um und verbinden sich schliesslich mit Gef�sscben. In der Wand der auf die letztere Art gebildeten Gef�sse zeigen sich bei mikroskopischer Untersuchung die in die Wand getretenen Kerne der fr�heren Zellen, und zwischen je zweien der�selben eine Einschn�rung als Rest der fr�her bestandenen Scheidewand, w�hrend in den W�nden der durch Verl�ngerung der Gef�sse gebildeten Capillaren dieser Befund mangelt. Die kleineren Arterien und Venen entwickeln sich wohl am h�ufigsten aus Capillargef�ssen, indem aus den durch Theilung hervorgegangenen Zellen sich von anssen die verschiedenen Gef�ssh�nte heranbilden.
Die Gef�ssbildung kann innerhalb sehr kurzer Zeit erfolgen; nicht selten finden sich schon wenige Tage nach dem Eintritte einer Entz�ndung neue Gef�sse.
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326nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Neubildung von Gef�ssen, von Dr�sengewebe.
Die ueugebildeten Gef�sse stehen dem Angef�hrten nach stets mit dem Gefiisssysteine des Mutterbodens, welches je nach der Menge der ersteren in entsprechender Weise hypertrophirt und er�weitert ist, in Verbindung. Das in ihnen enthaltene Blut ist nie neugebildot, sondern stammt von den schon bestandenen Gef�ssen, welche mit neugebihleten in Verbindung getreten sind, her. Die bisweilen in Exsudaten vortiudlichen H�ufchen von Blutk�rperchen, welche man als ueugebildetes Blut betrachtete, um welches herum sich erst Gef�ssw�nde bilden sollten, erweisen sich stets als extra-vasirtes Blut.
Die neuen Gef�sse zeigen eine verschiedene Anordnung, stehen der Ern�hrung der Neubildung, in welcher sie sich vertheilen, vor und unterliegen denselben Ver�nderungen wie die normalen Gef�sse. Insbesondere kommt ihnen eine Geneigtheit zur Obliteration mit Zuriicklassung von Pigmentstreifen, zur fettigen Degeneration der Wand mit Ruptur derselben und Austritt von Blut und zu aneurys-matischer Erweiterung zu.
Manche Neubildungen erscheinen sehr gef�ssarm , andere enthalten Gef�sse in sehr grosser Anzahl, andere endlich scheinen vorwaltend und dem gr�ssten Tlieile nach aus Gef�ssen zu bestehen.
Ueber die Neubildung von Lymphgef�ssen, obwohl sie h�utig genug stattfinden mag, liegen noch sehr wenige Er�fahrungen vor.
X. Nenbildung von Dr�sengewebe.
sect;. 173. Sie findet sich am h�ufigsten bei der Hypertrophie oder Hyperplasie der Dr�sen, und beruht auf einer Vergr�sserung der normalen Dr�senelemente, selten auf einer Vermehrung der Dr�senzellen durch Theilung.
Das hypertrophische Dr�sengewebe stimmt bisweilen mit dem normalen �berein, bald ist es, namentlich wenn die Dr�senzellen eine (schleimige, colloide) Entartung erleiden, von ihm mehr oder weniger abweichend; die Function ist bald vollkommen gleich jener der normalen Dr�sen, bald functiouiren die neuen Dr�sen�elemente nicht.
Hypertrophien kommen an den meisten Dr�sen vor; am h�ufigsten werden sie bei Thieren an den Dr�sen der Magen- und Darmschleimhaut, an der Leber, an den Lymphdr�sen, an der Schilddr�se beobachtet.
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Geschw�lste.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 327
Zerst�rte Dr�senpartien regenerireu sicli nicht. Als voll-koinmene Neubildung iinden sich Schweiss- und Talgdr�sen an der Innenwand dermoider Cysten.
3. Die Geschw�lste.
sect;. 174. Mit dem Namen �Geschw�lstequot; bezeichnet man Neu�bildungen, welche sich mit einer gewissen Selbst�ndigkeit der Organisation als ein mehr oder weniger abgeschlossenes Ganzes in einem Organe entwickeln und wachsen. Bei Festhaltung dieses Be�griffes schliessen sich Volumsvergr�sserungen eines Organes durch Entz�ndung, Blut- oder Wasserguss u. s. w. von den hier zu be�trachtenden Geschw�lsten aus; obwohl zugegeben werden muss, dass auch bei manchen dieser letzteren, wie bei den sogenannten Reten-tionscysten die Neubildung nicht erst ein secund�rer Vorgang ist
Die Entwicklung der Geschw�lste findet stets aus schon be�stehenden Geweben durch Wucherung der zelligen Elemente, nament�lich des Bindegewebes statt; es werden hiebei ganz dieselben Vor�g�nge beobachtet, welche bei den Neubildungen �berhaupt zur Sprache kamen. Die Ern�hrung und das Wachsthum wird durch die Gef�sse des Mutterbodens vermittelt; Arterien treten in die Geschw�lste ein, ver�steln sich gew�hnlich bald in ein System von Capillareu, die sich nicht selten durch eine besondere Weite aus�zeichnen, aus welchen Venen hervorgehen, die sich, zu St�mmchen vereinigt, in jene des Muttororganes m�nden; Lymphg-efiisse scheinen selten zu fehlen; die Gegenwart von Nerven wurde erst bei wenigen Geschw�lsten nachgewiesen. Aehnlich wie in physiologischen Ge�weben mag auch bei den Geschw�lsten die R�ckbildung der ver�brauchten Gewebe stattfinden, in gleicher Weise kommen in ihnen auch die bei den erstem zu beobachtenden Nutritionsanomalien, Entz�ndung, Blutung, Necrose, fettige und k�sige Metamorphose, Verkalkung u. s. w. vor.
Manche Geschw�lste entstehen in Folge localer Einwirkungen, mechanischer und chemischer Reize, andere in Folge von Ver��nderung des Blutes, m�ge diese nun eine prim�re oder durch die Einf�hrung speeifischer Stoffe entstanden sein. In manchen F�llen lassen sich diese Einwirkungen direct nachweisen, in anderen wenigstens mit grosser Wahrscheinlichkeit erschliessen, in anderen bleiben sie unbekannt. Der Einfluss der Thiergattung, des Alters, der Haltung u. s. w. auf die Entstehung mancher Geschw�lste l�sst sich nicht verkennen; so kommt der Rotzknoten nur beim Pferde-
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328nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Geschw�lste.
g-escbleclite, der Krebs um vieles h�ufiger bei Fleisch- als bei Pfltinzeufresseru u. s. w. vor.
Die iu Folee der Einwirkung eines �usseren oder iuuereu Reizes urspr�nglich eutstimdeuen Gesehw�lste heisseu prim�re; sie k�nnen entweder vereinzelt als alleinig-e im ganzen K�rper, oder vielfach in demselben, oder selbst iu verschiedenen Organen gleich�zeitig vorkommen, iu welch' letztcrem Falle die Anregung zur Bil�dung der Geschw�lste im Blute zu suchen ist. Eine prim�re ein�fache Geschwulst kann als solche fortan bestehen oder sich auf unmittelbar anstossende und innig verbundene Orgaue ausbreiten; sie kann aber auch zu seeund�rer Verbreitung, zur Bildung viel�facher seeund�rer Geschw�lste Anlass geben. Dieser letztere Vor�gang erfolgt dann, wenn nach Er�ffnung von Lymphgef�ssen oder Venen, sei dies durch Untergang ihrer Wandungen in der Geschwulst, oder durch das Hineiuwuchern dieser iu deren H�hle, speeifische Stoffe der Geschwulst und formelle Elemente in den Lymph- oder Blutstrom und mit diesem zu verschiedenen Organen gelangen, wo sie als Reiz zu speeifischer Gewebsbildung anregen, oder durch Wucherung den ersten Herd f�r eine Geschwulstentwicklung bilden m�gen.
Erfolgt die Verbreitung durch den Lymphstrom, so zeigen sich die Neubildungen gew�hnlich zuerst in jenen Lymphdr�sen, welche durch Lymphgef�sse mit dem prim�r entarteten Organe in Verbindung stehen; von hier aus kann der Transport zu entfern�teren Lymphdr�sen, endlich in den Milchbmstgang, von da in die Venen und durch das rechte Herz in die Lungen geschehen, Ge�schieht die Bef�rderung dieser Stoffe gleich urspr�nglich durch die Venen, so bilden sich h�ufig seeund�re Herde in der Leber oder in den Lungen; in beiden F�llen aber k�nnen diese Stoffe, falls sie die Lungen passiren, auch in den arteriellen Blutstrom und von da zu verschiedenen Organen gelangen und dort die Entwicklung seeund�rer (metastatischer) Geschw�lste veranlassen.
Der Einfluss der Geschw�lste auf das betroffene Organ, auf die Gesundheit und das Leben ist sehr verschiedenartig. Da die Geschw�lste sich stets aus den Geweben eines Organes entwickeln, so werden diese schon im Voraus um so ausgedehnter in den Kreis der Entartung gezogenquot; werden, wenn die Ausgangsherde der Neu�bildung gleich urspr�nglich zahlreich waren (infiltrirte Ge�schw�lste), oder wenn in der Umgebung der Geschwulst sich neue, den Umfang der Geschwulst vergr�ssernde Herde der Neu�bildung entwickeln (nicht abgekapselte, undeutlich begrenzte
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Geschw�lste.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;329
Geselnv�lste). Mit zunelimeiulem Wachsthum der Geselnv�lste und Vermehrung der Ausgangspunkte der Neubildung schreitet die Degeneration der Gewebe weiter fort und scliliesslich kann das g-anze Organ oder ein grosser Theil desselben in der Neubildung-zu Grunde gehen. War dagegen der Ausgangspunkt der Neubildung ein begrenzter, wird die Geschwulst von der Umgebung durch eine Kapsel abgegrenzt, hndet ihr Wachsthum vorwaltend nur durch die Wucherung- der eigenen Elemente statt, dann wirkt sie mehr nur durch ihre mechanischen Verh�ltnisse auf den Mutterboden und auf die benachbarten Organe ein. Nach der Wichtigkeit des in die Entartung- gezog-enen oder durch mechanische Einwirkung- in der Function gest�rten Organs, nach der Art der in den Geschw�lsten selbst gew�hnlich eintretenden Ver�nderungen, deren einige, wie die Fettinetamorphose und Verkalkung, R�ckbildungsvorg�nge dar�stellen, w�hrend andere, wie die Erweichung, Verjauchung, Blutung-u. a. zu .S�fteverlust, �lutarmuth f�hren k�nnen, endlich nach dem Umst�nde, ob eine seeund�re Verbreitung in Folge der Aufnahme von Stoffen aus den Geschw�lsten in den Blut- oder Lymphstrom erfolgt oder nicht, ist der Einfluss der Geschw�lste auf den Gesammt-organismus zu beurtheilen.
Von diesen Momenten ist auch die M�glichkeit einer Kunst�heilung abh�ngig. Scharf umschriebene prim�re, durch locale Ein�wirkungen entstandene Geschw�lste mit Bindegowebskapseln lassen, wenn sie exstirpirt werden, eine Recidive nicht leicht besorgen; diffus begrenzte oder infiltrirte prim�re Geschw�lste kehren nach der Entfernung nicht selten wieder, weil bei der Operation leicht ein oder der andere kleine Herd der Neubildung- nicht entdeckt und deshalb zur�ckgelassen wird. Bisweilen vernarbt nach der Exstir-pation einer prim�ren Geschwulst die Wunde regelm�ssig, aber es entstehen nach einiger Zeit seeund�re Geschw�lste in anderen Organen, abh�ngig von einer schon vor der Vornahme der Ope�ration stattgehabten Infection der S�fte. Seeund�re, dann solche Geschw�lste, welche einer contagi�sen Infection des Blutes ihre Entstehung verdanken, bieten keine Aussicht auf den Erfolg opera�tiver Eingriffe.
Obwohl dem Angef�hrten nach manche Geschw�lste einen merkbaren nach-theiligen Einflnss auf die Gesundheit nicht aus�ben und leicht heilbar sind, w�hrend andere Gefahren f�r den Fortbestand des Organs oder des Lebens mit sich bringen und schwer oder gar nicht heilbar sind, sich mithin als gut- oder als b�sartig verhalten, l�sst sich dieses Verhalten doch nicht als Eintheilungsgrund f�r die Geschw�lste benutzen.
Als solcher kann nur der anatomische Hau benutzt werden.
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Geschw�lste.
Fihrom.
Wie schon wiederholt- hervorgehoben, sind die Grundgewebe der Neubildungen und Geschw�lste ganz dieselben, wie die physiologischen; die Gesetze und der Typus, welche giltig sind f�r die Entwicklung und Bildung im Thierkorper, sind auch massgebend f�r die Geschw�lste, welche stets mit bekannten typischen Tiil-dungen des K�rpers �bereinstimmen.
Eas Entstehen von Geweben, die an sich normal sind, in Eorm von Ge�schw�lsten an Orten, wo fr�her schon ein �hnliches Gewebe vorhanden war, bezeichnet Virchow als Homologie; das Entstehen solcher Gewebe in Stellen, welche dieses Gewebe normal nicht enthalten, als Heterologie. Diesem nach kann eine und dieselbe (Jeschwulstart, z. �. eine Knorpelgesehwulst, einmal homolog (wenn sie aus einem voiher schon bestehenden Knorpel, z. B. der Rippe hervorgeht), unter anderen Einst�nden (z, B. im Hoden, Eierstock vorkommend) lieterolog sein. Die ersteren geh�ren mehr dem Gebiete der Hyperplasien an und tragen mehr das Gepr�ge der Gutartigkeit, w�hrend den heterologen in verschiedenem Grade der Charakter der B�sartigkeit zukommt.
Gellt man n�her auf den Bau der tliats�clilicli vorkommenden Geschw�lste ein, so zeigt sich, dass manche vorwaltend aus einem Gewebe des K�rpers, Bindegewebe, Fettgewebe, Knorpel u. s. w. zusammengesetzt sind; man kann sie als einfache Gewebs-geschw�lste bezeichnen. Andere sind, aus mehreren Geweben bestehend, zusammeng-esetzten Gebilden des K�rpers �hnlich oder gleich, zusammengesetzte Gewebsgeschw�lste; beide Kate-g-orien k�nnen mit dem Muttorbodeu homolog oder heterolog- sein.
JEiue dritte Reihe von Geschw�lsten besteht vorwaltend aus Zellen und Kernen, die als solche verharren und in eine h�here Gewebsbildung gar nicht oder nur theilweise eingehen; man nennt sie Zellen- und Kerngeschw�lste.
Die Eintheiluug' in diese 3 Gruppen festhaltend, gehen wir zur Betrachtung der bei den Hausthieren vorkommenden verschiedenen Geschw�lste �ber.
I. Einfache Gewebsgeschw�lste.
1. BindegeAvebsgeschwulst, Fibroma.
sect;. 175. Die hieher geh�rigen Geschw�lste wurden fr�her mit dem noch zu betrachtenden Myxom zusammengestellt und mit dem gemeinschaftlichen Namen Fibroide belegt, bis Virchow die Charaktere beider feststellte.
Unter Fibromen vorsteht man gegenw�rtig Geschw�lste, welche in ausgebildetem Zustande aus reifem Bindegewebe bestehen. Sie stellen gew�hnlich genau umschriebene, runde, rundliche oder ovale, bisweilen gelappte, gestielte oder aufsitzende, seltener diffuse
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Fibrom.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;331
Geschw�lste dar, deren Grosse von dem kleinsten bis zu einem colossalen Umfang1 variirt.
Die B�ndel und Faserz�g'e des sie zusammensetzenden Binde�gewebes bilden manchmal ein dichtes Flechtwerk; die Geschwulst f�hlt sich dann sehr hart an, knirscht beim Durchschneiden unter dem Messer und zeigt dann eine weisse, weiss- oder graur�thliche F�rbung und deutliche Faserung- (dichtes Fibrom, sonst auch Chondroid, Scirrhus genannt); in anderen F�llen erscheint das Bindegewebe locker, inaschig, die Consistenz ist weniger hart, die Schnittfl�che feuchter, die Geschwulst ist gew�hnlich gelappt (locke�res, areolirtes Fibrom, Zellgewebsgoschwulst).
Die Fibrome sind, obwohl sie auf dem Durchschnitte meist blutarm erscheinen, doch ziemlich reich an Gef�ssen ; ob sie Nerven enthalten, ist unbestimmt.
Das Bindegewebe solclier Geschw�lste ist dem normalen vollkommen gleich; je j�nger sie sind, desto reichlicher kommen in ihnen die zelligen Elemente vor-, elastische Fasern finden sieh gew�hnlich in den lockeren Fibromen. Pnrch das Auf�treten von Fett- oder Schleimgewebe, durch wuchernde Zellenbildung u. s. w. kann der Charakter der Fibrome rerschiedenartig ge�ndert und eine Debergangsform zu anderen Geschw�lsten angebahnt werden.
Die Entwicklung der Fibrome geht immer von schon bestehendem Binde�gewebe .aus; in Organen, welche vorwaltend ans Bindegewebe bestehen, findet sie nach Art einer localen Hypertrophie durch Vergr�sserung und Xheilung der Zellen und Ausscheidung neuer (irnndsuUstanz durch diese, in Theilen, wo Bindegewebe nur sparsam zugegen ist, durch wuchernde Vermehrung der Zellen, durch Theilung und Bildung von Zellenlagern statt.
Bei den scharf umschriebenen Fibromen erfolgt das Wachsthnm durch fort�gesetzte Theilung der Geschwulstelemente, bei den selteneren diffusen Formen kann die Vergr�sserung auch durch das Hineinziehen des angrenzenden Bindegewebes in den Process der Zeilentheilung- geschehen.
Die Fibrome kommen bei allen Hausthieren vor; sie treten entweder vereinzelt oder, wie in der Haut und auf ser�sen H�uten, auch in gr�sserer Anzahl auf. Sie entwickeln sich vorzugsweise an Fartien, welche vorwaltend aus Bindegewebe bestehen, wie in der Haut und dem Unterhautbindegewebe, in dem Bindegewebe der Muskeln und sehnigen Binden, sie kommen ferner in Schleimh�uten (Nasenh�hle, Rachen bei polyp�sen Wucherungen, Magen- und Darmkanal), in ser�sen H�uten (besonders im Gekr�se der Pferde, als eine Art der Gekr�sanh�nge und freien K�rper), in den Eier�st�cken, dem Euter, den Hoden, in der Lunge, Leber, in den Knochen (besonders im Kiefer), selten in dem Herzmuskel, an den Herzklappen, an den Adergeflechten des Gehirnes vor.
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332nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fibrom � Myxom.
Die Ursache ihrer Entwicklung l�sst sicli bei dem Vorkommen an �usseren Theileu bisweilen auf eine meehanisclie Beizuns; zur�ck-f�hren; in den meisten F�llen, namentlieli bei ihrem Auftreten in
inneren Organen bleibt sie unbekannt.
.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. .
Der Verlauf der Fibrome ist immer ehroniseh; die Ver�nde�rungen, welche beobachtet werden und die gew�hnlieh nur stellen�weise erfolgen, sind Verfettung, Verkalkung-, Pigmeutbildung- in Folge vorausgegangener Blutung', selten Knochenneubildung-; Ent�z�ndung-, Eiterung- und Verschw�rung beim Durchbruch durch die verletzte oder atrophirte Haut.
Die Folgen der Fibrome f�r den Gesammtorganismus h�ngen von dem Sitze und der Grosse der Geschwulst und von der dadurch bedingten Functionsst�rung des Organes und seiner Umg-ebung ab. Eine secund�re Verbreitung der Fibrome bei Hausthieren ist mir nicht bekannt. Nach Entfernung der einem ebirurgischen Eingriffe zug�nglichen Fibrome ist eine Recidive h�chst selten.
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2. Schleimgewehsgeschwulst, Myxoma.
sect;. 176. Die Myxome bestehen entweder aus reinem mucin-h�ltig-en Schleimg-ewebe (S. 318), oder sie enthalten gleichzeitig mehr oder weniger Bindegewebe und sind dann leiing-ebend.
Die reinen Myxome stellen eine weiche, gallertige Masse dar; jene, in welchen reichlicher Bindegewebe enthalten ist, sind mehr oder weniger derb, auf der Schnittfl�che weiss; sie haben das An�sehen einer lockeren Bindegewebsg-eschwulst und lassen auf der Schnittfl�che eine schleimige Masse hervortreten. Durch Um�nderung des Schleimgewebes in Fettgewebe (wie dies auch in der Entwick�lung des Embryo stattfindet) k�nnen sich Partien von Fettgewebe entwickeln; bei reichlicher Zellenbildung- kann das Myxom in ein Sarcom �bergehen. Die Myxome haben eine rundliche oder ovale Form, sind selten gelappt, bald scharf, bald diffus begrenzt und von verschiedener Grosse.
Die Entwicklung- geht wie jene des Fibroms aus dem Binde�gewebe hervor. Als R�ckbildung wurde nur die Fettmetamorphose beobachtet.
Die Myxome wurden von mehreren Beobachtern und auch hier im Unterhautbindegewebe des Pferdes, in den Ohren einer Katze (F�rster), in der Brustdr�se eines Hundes (Quadrini) beobachtet; sie stellen manchmal die Grundlage weicher Polypen der Nase dar.
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Lipom.
;5;5;5
Es ist nicht zu zweifeln, class sie �fter vorkommen m�gen, aber bisher mit anderen Geschw�lsten verwechselt worden sind.
3. Fettgesehwulst, Lipoma.
sect;. 177. Die Lipome stellen gew�hnlich scharf umschriebene, selten diffuse, in das umgebende Gewebe �bergreifende, in dem ersteren Falle von einer Bindeg-ewebsknpsel umschlossene, gew�hnlich lappige Geschw�lste von sehr verschiedener Grosse dar, welche aus Fettgewebe bestehen, das sich von dem normalen nicht unterscheidet. Auf einer Schnittfl�che zeigt sich das Fettgewebe durch mehr oder weniger deutliche Bindegewebsz�ge in L�ppchen und Lappen ge�schieden; bisweilen ist die Bindegewebsentwicklung sehr reichlich, w�hrend das Fettgewebe mehr zur�cktritt; solche Geschw�lste gleichen daher auf der Schnittfl�che mehr dem Speck, weshalb man sie fr�her Speckgeschw�lste, Steatome nannte; gegenw�rtig gebraucht man f�r sie die Bezeichnung faseriges Lipom, da die dichtere Consistenz nicht durch eine Verschiedenheit des Fettes, sondern durch die st�rkere Entwicklung des Bindegewebes bedingt ist.
Die mikroskopische Untersuchnng zeigt Fettzellen und Bindegewebe, in welchem Gef�sse verlaufen.
Die Lipome entwickeln sich entweder aus dem Fettgewebe durch Theilung der Fettzellen, oder aus dem Bindegewebe, indem Bindegewebszellen sich durch Erf�llung mit Fettk�rnchen allm�lig zu Fettzellen umwandeln oder, indem das Bindegewebe sich vorerst in Schleim- dann erst in Fettgewebe ver�ndert (F�rster). Einmal gebildete Lipome k�nnen durch Vermehrung der eigenen Elemente sowohl, als durch Fettproduction aus dem Bindegewebe des Mutterbodens an Grosse zunehmen.
Die Fettgeschw�lste kommen an den verschiedensten K�rper�stellen, besonders im Unterhaut-, subinuc�sen und subser�sen Binde�gewebe, in jenem zwischen den Muskeln, im Herzen, in der Leber, den Nieren, der Lunge, dem Euter, in den Adergeflechten vor. Die in den genannten Bindegewebsschichten entstehenden Lipome dr�n�gen nicht selten die �berkleidende Membran vor sich her, ziehen sie allm�lig in Gestalt eines Stieles nach und h�ngen dann ent�weder an der allgemeinen Decke herab oder in einen Schleimhaut�kanal (z. B. Magen-, Darmh�hle, Harnblase u. s. w.) oder in die H�hle eines ser�sen Sackes hinein (Gekr�sanh�nge, freie Lipome in der Brust- und Bauchh�hle), oder stellen durch fortgesetzte Proli�feration und Theilung besonders auf den Synovialh�uten, dem Lun�genfelle das ver�stigte Lipom dar; in den Leistenkanal hineiu-wuchernd bilden sie (bei Hunden) die sogenannten Fettbr�che.
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;gt;.')4-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;L'.pom. � Clioinlrom.
Die Ijipoine k�nnen einzeln, jedoch auch in vielfacher Anzahl (besonders am Gekr�se der Pferde) vorkommen; sie sind rein �rt�liche Zust�nde und entwickeln sich an dor K�rperoberfl�che bis�weilen in Folge einer nachweisbaren Heizung; scheinbar ohne, oder wenigstens ohne bekannte Ursache dort, wo sie im Inneren des K�rpers entstehen. Sie wachsen gew�hnlich langsam heran und sind von allgemeinen Folgen nicht begleitet, sie k�nnen jedoch durch ihren Druck, durch Zerrung und Raumbeengung sch�dlich werden.
Ihre Ver�nderungen sind der Schwund, mit theilweiser Resorption des Fettes, das Verkalken der Fottzellen und des binde-gewehe�hnlichen Ger�stes, die partielle schleimige Entartung, bei sich abschn�renden Lipomen am Gekr�se bisweilen die Sclerosirung der umh�llenden Membran, Zerfall der Fettzellen im Inneren und Zusammenfliessen des Fettes, gew�hnlich mit sp�terer Verkalkung, endlich, u. z. zumeist in Folge mechanischer Einwirkung auf die�selben : Entz�ndung entweder mit Verdickung der Bindegewebsz�ge oder mit Vereiterung oder Verschw�rung, oder brandige Zerst�rung.
Die Behandlung der Lipome ist auf die Exstirpation be�schr�nkt; nach gr�ndlicher Entfernung kehren sie selten wieder.
4. Knorpelgeschwulst, Chondroma.
sect;. 178. Das Chondrom geh�rt zu den selteneren Geschw�lsten der Hausthiere. Es besteht aus Knorpelgewebe, geht aber fast nie von schon bestehenden Knorpeln, sondern von einer bindegewebigen Grundlage: der Beinhaut, dem interstitiellen Bindegewebe dr�siger Organe, dem Unterhautbindegewebe u. s. w. aus. Nach F�rster geht die Entwicklung auf doppelte Weise vor sich, entweder durch unmittelbare Um�nderung des Binde- in Knorpelgewebe oder unter vorhergehender Theilung der Bindegewebszellen durch die Bildung indifferenter Zellen, welche Grundsubstanz ausscheiden und zu Knorpelzellen werden.
Die Cbondrome stellen gr�ssere oder kleinere, rundliche, lap�pige oder h�ckerige, harte oder festweiche Geschw�lste von sehr verschiedener Grosse dar, welche von aussen meistens von einer, mit den benachbarten Theilen verwachsenen Bindegewebsh�lle um�geben sind und ihrem Gewebe nach entweder aus hyalinem, oder aus Faserknorpel, oder aus beiden bestehen. Auf ihrer Schnittfl�che zeigt sich nur selten ein gleicbm�ssiges dichtes knorpeliges Gef�ge, meistens erscheinen L�ppchen von Knorpelmasse in einem dichten
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Chondrom. � O.steoni.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;335
faserigen Stroma eingeschlossen, oder es zeig-en sich neben dichteren platten, gl�nzenden, einzelne weichere, gallertige Stellen, danehen wieder faserige, stellenweise verkn�cherte Z�ge.
Das Wachsthuin geht langsam vor sich und erfolgt theils von der einmal gebildeten Geschwulst, theils durch Umbildung des an�grenzenden Bindegewebes.
Die gew�hnlichen Um�nderungen dor Chondrome sind: die Verkn�cherung, wodurch sehr dichte, elfenbein�hnliche oder maschige, por�se Knochenmassen entstehen k�nnen, die Verkrei-dung, die sehr h�utige stellenweise Erweichung der Grundsub�stanz zu einer schleimigen oder colloiden Masse.
Das Chondrom kommt noch am h�ufigsten bei H�ndinen (in der Brustdr�se) vor; es wurde aber auch im Hoden beim Pferde (Gamgee), bei Maulthieren, in der Lunge beim Rinde (F�rster), beim Esel (Paach) in der Ohrspeicheldr�se, in der Bauchh�hle (Eierstock?) einer Henne (Leisering), in Knochen, besonders den Kiefern gefunden und an den Knochenenden des Ellenbogengelenkes einer Kuh von Dam mann angetroffen; bei .Schafen wurde es in dem Unterhautbindegewebe der Schulter- und Achselgegend vorgefunden.
Ein iOier 0.6 Meter Dnrchmessei haltendes, von der Innenfl�che einer Rippe ausgehendes, in die Brusth�hle hineinwnchemdea Chondrom, von einem an den Er-seheinnn;ren des Dampfes leidenden Pferde, von nahezu Kugelgestalt befindet sich in der hiesigen pathologischen Sammlung.
Als Ursache ihrer Entstehung m�ssen wohl locale Reizungen angenommen werden, welche aber h�ufig unbekannt bleiben. An und f�r sich ist das Chondrom gutartig; es kann aber durch Druck, Functionsst�rung u. s. w. nachtheilig werden. Es kommt vereinzelt oder in gr�sserer Anzahl vor.
An zug�nglichen Stellen hat die Exstirpation bleibenden Erfolg.
5. Knodiengeschwulst, Osteoma.
sect;. 179. Diese Geschwulstform kommt bei den Hausthieren, namentlich aber beim Pferde sehr h�ufig vor; die unter dem Namen des Spathes, der Ueberbeine, Leisten, Knochenschalen u. s. w. be�kannten Geschw�lste geh�ren in diese Kategorie.
Die Knochengeschw�lste haben eine sehr verschiedene Gestalt und Grosse; sie bestehen bald aus dichter, bald aus maschiger Knochensubstanz und unterscheiden sich von der normalen nur durch die unregelm�ssige Anordnung der Knochcnzellen und der Gef�ss- und Markkan�lchon.
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33Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;OstGOm. � Myom.
Hire Entwicklung' wurde sclion bei der Knochenneubildung' geschildert. 8ie gehen meistens von Knochen, seltener von Weich-theilen, den Muskeln, dem Bindegewebe, den Hirnh�uten aus und bilden in dem letzteren Falle auch nur unbedeutende Pl�ttchen oder Kn�tchen.
Die Osteome kommen entweder vereinzelt oder in vielfacher Anzahl bei einem und demselben Thiere vor. Nicht selten k�nnen locale Reizungen, Traumen, �berm�ssige Anstrengung u. s. w. als Ursache der Entstehung der Knocheugeschw�lste nachgewiesen wer�den : iu anderen scheinen constitutionelle Verh�ltnisse ihre Ent�wicklung zu beg�nstigen.
Das Wachsthum erfolgt gew�hnlich langsam; durch ihren Um�fang, ihre Lagerung, zun�chst oder an Gelenken, k�nnen sie die Dienstf�higkeit und den Gebrauchswerth der Thiere, insbesondere der Pferde wesentlich beeintr�chtigen.
In Knochengescliw�lsten wird bisweilen der Eintritt von Ent�z�ndung, Brand, Caries beobachtet.
Die Behandlung lehrt die Chirurgie.
Zu den Osteomen rechnet Virchow auch die Zahnosteome, d. i. die Bildung kn�cherner .Schalen von der Beinhaut und dem Marke aus, um in den Kiefern zur�ckgehaltene, oder zugleich auch dislocirte Z�hne, wie man die letzteren bei Pferden besonders am #9632; Felsentheile des (Schl�fenbeines bisweilen antrifft, und fr�her als Neubildung innerhalb Cysten deutete.
6. Muskelgeschwulst, Myoma.
S. ISO. Geschw�lste, aus quergestreiftem Muskelgewebe be�stehend (Khabdomyoma), welche bis jetzt auch nur selten beim Menschen beobachtet worden sind, wurden bei Thioren noch nicht angetroffen.
Das Vorkommen von Geschw�lsten, welche aus B�ndeln glatter Muskelzellen zusammengesetzt sind (Leiomyoma) und fr�her den Fibroiden beigez�hlt wurden, ist bei Thieren gleichfalls sehr selten. F�rster erw�hnt ihres Vorkommens im Fruchth�lter, dann in der Vorsteherdr�se des Hundes, Oreste und Falconio in der Scheide einer H�ndin, Bruckm�ller unter der Schleimhaut des Darmes bei Pferden.
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Neuroin. .\n{?iom. Atlenom.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;337
7.nbsp; nbsp;Nervenye.ichwn/sf. Neuroma.
sect;. 181. Nerven markgesch w�lste, d. i. solclie, welche aus einer der grauen Gehirn- und R�ckenmarksubstanz gleichen Masse bestehen, sind bei Thieven noch nicht beobachtet worden.
Nervenfasergeschw�lste, d. i. in den Verlauf der Nerven eingeschobene, holinen- bis taubeueigrosse, derbe, glatte, von einer fibr�sen H�lle eingeschlossene Geschw�lste, �ber, neben oder durch welche die Aeste des Nerven, an welchem sie sitzen, verlaufen, sind in einzelnen F�llen bei Thieren beobachtet worden. Sie wurden den Fibromen beigez�hlt; k�nftige Untersuchungen m�ssen lehren, ob sie ein �hnliches Verhalten, wie beim Menschen zeigen, d. b. ob sie aus sich durchkreuzenden Nervenb�ndeln mit mehr oder weniger reichlich dazwischen gelagertem Bindegewebe bestehen. Nach F�r�ster geht die Neubildung vom Bindegewebe des Nerven aus.
Colin fand bei einer Kuh, welche keine darauf bez�glichen Kiankheits-eracheinungen w�hrend des Lebens o-(.zeip;t, hatte, am grossen Sympathicus an den Gehirn- und R�ckenmarksnerven verschieden grosse Gesehw�lste, welche er f�r Neurome erkl�rt, welche aber seiner Beschreibung nach Fibrome und Myxome gewesen sein d�rften.
8.nbsp; nbsp; Gefassgeschwulst, Angioma.
sect;. 182. Von Gef�ssgeschw�lsten sind bei den Hausthieren nur die Oapillargef�ssgeschw�lste, Teleaugiectasien in der Haut und auf der �armschleimhaut bekannt. Sie stellen verschieden grosse, scharf umschriebene oder diffuse, fl�chenartige oder halbkugelig erhabene, glatte oder lappige, dunkelrothe Massen dar, welche aus einem Netzwerke stark geschl�ngelter und weiter, selten mit seit�lichen Ausbuchtungen versehener Capillaren, kleinen Arterien und Venen und mehr oder weniger Bindegewebe bestehen.
Die Entwicklung geht von den sich verl�ngernden und schl�n�gelnden Capillaren des Mutterbodens aus, welche auch an den Stellen der seitlichen Ausbuchtungen vielfach neue Gef�sse bilden; ein Vor�gang, welcher bei der Gef�ssneubilduug geschildert wurde.
Das Vorkommen der arteriellen und der ven�sen Gef�ss-geschwtilste bei Thieren ist, uns wenigstens, nicht bekannt.
.''. Dr�sengesckimilst, Adenoma.
sect;. 183. Sie bildet sich gew�hnlich durch Proliferation normaler Dr�sen. Hieher geh�ren manche Polypen, manche Geschw�lste der Vorsteherdr�sen, der Schilddr�sen, des Euters.
K�ll, Path. u. Thor. d. Hansth. . Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;22
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Bal^osebwulst.
II. Zusammengesetzte Gewebsgeschwiilste.
1. Dalggescltwulst, Cyste.
sect;. 184. Unter Balgg-eschwulst, Cyste, versteht man eine Greschwulst, die aus einem geschlossenen fibr�sen Balg besteht, der einen fl�ssigen oder breiigen Inhalt einschliesst, und die, einmal entstanden, einer selbst�ndigen weiteren Entwicklung f�hig ist.
Strenge genommen sollten nur jene Cysten an dieser Stelle betrachtet werden, welche auf vollst�ndiger Neubildung beruhen; da jene, welche sich aus schon be�stehenden physiologischen Hohlr�umen durch Anh�ufung und Zur�ckhaltung der Absonderungsfl�ssigkeiten bilden (Retentionsgeschwiilste), nicht aus einer Neubildung hervorgehen. Da sie aber doch sp�ter zu einer solchen f�hren, und selbst�ndig wachsen, so werden sie, um die Uebersicht nicht zu ssersplittem, sogleich hier in Betracht gezogen werden.
Ausgeschlossen sind jedoch aus dem Gebiete der Kalggeschw�lste die cysten-artigen Einkapselungen fremder K�rper und Parasiten.
R�cksichtlich der Entwicklung der Cysten werden folgende Arten unterschieden:
1. Cysten, welche aus der Umbildung- normaler Hohl�r�ume entstehen. Ilieher geh�ren:
a. Die Cysten, hervorgegangen aus Hohlr�umen in Folge der Anh�ufung des Secretes in Dr�seng�ngen oder Follikeln von Dr�sen, abh�ngig von Druck, Verengerung, Entz�ndung, Eindickung des Secretes. Das Secret sammelt sich an, die betroffenen Stellen dehnen sich sackartig ans und treten nach und nach aussei- Verbindung mit den zu- und abf�hrenden Dr�seng�ngen; die Wand des Sackes wird nach und nach durch eine Bindegewebsmembran ersetzt, die mit dem unver�nderten oder einem modi�cirten Epithel bekleidet ist. Die Wand erh�lt den Charakter einer ser�sen oder dermoiden Haut; der urspr�ngliche Inhalt des Sackes wird theils resorbirt, theils bleibt er als fettiger Detritus zur�ck, w�hrend sich ser�se oder schleimige Fl�ssigkeit in dem nun zur Cyste gewordenen Sacke anh�uft. Ilieher geh�ren manche Cysten in den Nieren, in den Schleimdr�sen des Rachens, der Nasenh�hle, der Luftr�hre, der Verdauung-sorgane, in den Speichelg�ngen.
1). Die Cysten, welche durch Um�nderung von Schleimhaut�kan�len, in Folge einer Verengerung- oder Verschliessung der Ausf�hrungsg�ng-e durch Anh�ufung der Producte katarrhalischer Processe entstanden sind, und auf eine dem fr�heren Vorg�nge analoge Weise sich bilden. In der Art finden cysten�hnliche Um-
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Balirceschwiilst.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;339
bildungen in der Tuba, deu Galleng�ngen, den Speichelg'�ugen u. s. w. statt, deren Inhalt g-ew�lmlich eine ser�se Fl�ssigkeit ist.
c.nbsp; nbsp;Die Cysten, welche sich durch Ausdehnung geschlossener Follikel, in Folge vermehrter Seeretion der Fl�ssigkeit derselben entwickeln. Hieher geh�ren die aus Graafschen Follikelu gebil�deten Cysten des Eierstockes, manche Cysten der Malpighi'schen K�rper der Nieren, der Milz u. s. w.
d.nbsp; nbsp;Die in den Schilddr�sen so h�ufigen Cysten, entstanden durch gesteigerte Bildung und colloide Entartung von Zellen in den Follikeln, deren W�nde nach und nach die Textur von Cystenw�nden annehmen.
e.nbsp; nbsp;Die Cysten, welche durch Vergr�sserung der normal be�stehenden Schleim- oder ser�sen S�cke, in Folge vermehrter Abson�derung oder beschr�nkter Aufsaugung des Secretes in Schleim-beuteln. Sehnen- und Synovialscheidon sich bilden.
2.nbsp; nbsp;Cysten, welche um Bluterg�sse sich in der Art bilden, dass diese nach und nach vom Bindegewebe allseitig eingeschlossen werden, so dass nach allin�lig- erfolgter Aufsaugung des Blutes, eine mit ser�ser, Pigmentk�rner u. dgl. enthaltenden Fl�ssigkeit gef�llte Cyste zur�ckbleibt, wie man sie bisweilen im Unterhautbiudegowebe, zwischen deu Muskeln, im Gehirne antrifft.
3.nbsp; nbsp;Cysten, welche Producte prim�rer Entstehung sind. In den meisten F�llen geht die Bildons: von deu Bindeeowebszellen in der Weise vor sich, dass sich durch Theilung dieser ein scharf begrenzter Haufen junger, sich fortan vermehrender Zellen bildet, welcher das Bindegewebe verdr�ngt und von diesem letzteren um�kapselt wird. Die Cystenwand wird eutweder durch dieses umgebende Bindegewebe oder von den �ussersteu Zellen oder Haufen, das Epi�thel von deu n�chsteu Zellen gebildet, w�hrend die �brigen meistens die schleimige oder colloide Metamorphose eingehen und schliesslich zu einer gleichartigen Masse zusammcnfliessen.
Auf �hnliche Weise geht auch die prim�re Cystenbildung in Neubildungen, wie Fibromen, Krebsen u. s. w. vor sich.
Nach der Form unterscheidet man die Cysten in einfache und zusammeng-esetzte.
1. Einfache Cysten sind jene, welche auf dem Durchschnitte eine einfache H�hle zeigen. Sie k�nnen vereinzelt oder in ver�schiedener Anzahl, auch in Gruppen geh�uft in einem Organe vor�kommen.
22*
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raquo;540nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;BalggoscliwTilst.
2. Zusiimnienfi-osetzte Cysten lieissen jene, welche aus einer Aneinanderh�nfong (lieht an einander gedr�ngter, einfacher Cysten bestellen, welche scheinbar oder wirklich von einer gemeinsamen Membran umschlossen sind. Solche Cysten bieten auf dem Durch�schnitte einen sehr verschiedenen Anblick; bald sieht man in eine grosse Cysto zahlreiche kleinere Cysten und manchmal in diese
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wieder andere hineinragen, bald nebeneinander liegende Cysten durch Verlust der Zwischenw�nde mit einander communiciren.
Die Entwicklung solcher Cysten in einem Organe geht auf laquo;lie oben erw�hnte Weise dnreh Bildung von Zelleiihaufen, die sehr dicht neben einander liegen, vor sieh; dnreh dns Znsanmienfliessen mehrerer neben einander stellender, heranwachsen�der Cysten entstehen ein oder mehrere grosse Cysten, oder ein cystenart�ger Raum. wahrend von dem Mutterorgane noch fortw�hrend kleine Cysten producirt werden, welche in die gr�sseren Cysten bisweilen in Form traubiger Excrescenzen hinein�ragen, nicht selten ihren Inhalt dahin entleeren, und ihre fr�here Anwesenheit durch ein maschiges, honio-wahen- oder gitterartiges Ansehen der Wand der grossen Cj'ste verratlien.
Die Entwicklung der ssnsammengesetzten Cysten hernht, daher nicht auf Pro�duction seeniid�rer Cysten ans der Wand der grossen (fr�her Muttercysten genannten) Cysten, sondern auf einer reichlichen Nebeneinanderhildung von Cysten aus dem Boden des Organes oder der Neubildung', in welchen sie vorkommen. (F�rster.)
R�cksichtlich der Beschaffenheit der Wand und des Inhaltes unterscheidet man:
1.nbsp; nbsp;Ser�se Cysten (Ilydatiden), bestehend aus einer binde-gewebsartigen, innen mit einem Pflasterepithelium ausgekleideten Wand und einem ser�sen Inhalte. Sie kommen an ser�sen H�uten, an den Eierst�cken, Hoden, in der Milz, Leber, den Nieren vor.
2.nbsp;Schleim- undColloidcysten, mit gleich beschaffener Wand wie die vorhergehenden, und einem schleim- oder gallert�hnlichen Inhalte. Man findet sie am h�ufigsten in der Schilddr�se und in den Eierst�cken.
3.nbsp; nbsp;Dermoid cysten, charakterisirt durch den der Haut �hn�lichen Bau der Wand; in manchen F�llen besteht diese blos aus Corium und Epidermis, in anderen besitzt sie im Corium auch Dr�sen and Haare oder Federn.
Der Inhalt der ersteren besteht aus Epidermiszelleu und Resten derselben, aus feineren und gr�beren Fetttr�pfchen und Cholestearin-krystalleu; er ist dem Gr�tzebrei �hnlich; solche Geschw�lste heissen daher auch Gr�tzebreicysten, Atheroina. Ihr Sitz ist die allgemeine Decke.
In manchen F�llen erscheint der Inhalt weiss, glimmerartig gl�nzend, weich, aus Cholesteariusch�ppchen bestehend; man nennt
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Balggescliwulst. Papillargeschwnlst.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;341
solche Gesohw�lstchen Cholesteatomcysten. Sie sind am h�ufig�sten an den weichen Hirnh�uten.
Die eigentlichen dermoiden Cysten, welche ein mit Talg�dr�sen und Haaren versehenes Coriuni als Wand besitzen, zeigen als Inhalt abgestossene Epidermidalschuppen, Hauttalg und Detritus (Haarcysten). Cysten, welche vorwiegend Talg enthalten, werden auch als Fettcysten bezeichnet. In anderen obwohl seltenen F�llen finden sich als Inhalt solcher Cysten neben den eben an�gef�hrten Bestandtheilen Haare, Federn und andere Hornbildungen, noch seltener wohl Z�hne, wohin das von Clurlt erw�hnte Vor-konmien von Z�hnen im Hoden eines Pferdes seh�ren masr-
Das Wachsthum der Cysten geht bald langsam, bald schnell vor sich; dabei nimmt der Sack an Grosse zu, und scheidet an seiner Innenfl�che neue Massen von Inhalt ab.
Die Ver�nderungen, welche in Cysten beobachtet werden, sind: Blutung in die H�hle, bisweilen mit Ver�dung derselben, Fntziindung der Cystenwand, besonders nach localen Reizungen, manchmal von Verwachsung der W�nde, manchmal von Vereiterung des Balges gefolgt, Fettmetamorphose und Verkalkung der Wand, mit Aufh�ren des Wachsthums der Cyste, Zerreissung und Ent-leemng des Inhalts, Entwicklung von Neubildungen an der inneren Fl�che des Balges.
Die speciellen Ursachen der Cystenbildung sind unbekannt; es l�sst sich im Allgemeinen nur auf die �tiologischen Momente der Neubildungen �berhaupt verweisen.
Die Therapie ist auf die Exstirpation oder die gew�hnlich wenig erfolgreiche Punction der von aussen zug�nglichen Cysten beschr�nkt.
2. Papillargeschwulst, rapilloma.
sect;. 185. Die I'apillargeschw�lste stimmen ihrem Baue nach mit den Papillen der Haut und der Schleimh�ute �berein. Die ein�zelnen, eine solche Geschwulst zusammensetzenden Papillen bestehen aus faserigem oder homogenem Bindegewebe, weiten Capillaren, Gef�ssschlingen und einem aus Pflaster- oder Cylinderepithelien bestehenden, verschieden dicken, hornigen Ueberzuge.
Man unterscheidet sie in:
a. hornige Papillome, welche von einer sehr dicken Epidermisschichte bedeckt sind. Hieher geh�ren die Warzen, harte, au ihrer Oberfl�che gew�hnlich halbkugelf�rmige, oder ab-
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342nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Papillargeschwulst.
geplattete, runde, bisweilen rissig-e Greschw�lste von sehr verscliie-dener Grosse, welche entweder vereinzelt an d�nneren Hautstellen, an den Lippen, dem Euter, Ohre, Bauche u. s. w., bisweilen aber auch in gr�sserer Menge an verschiedenen K�rperstellen vorkommen; ferner die Hauth�rner, cylindrische oder kegelf�rmige, gew�hnlich gekr�mmte, an der Oberfl�che g-eriffie, faserige, lamell�se, beweg�liche Gebilde, von sehr wechselnder Grosse, deren Vorkommen bei S�ugethieren und V�geln an verschiedenen Stellen der Haut, be�sonders an der Stirn, Nase, hinter den Ohren, an der Kehle, an den Seitenwandungen der Brust, am Bauche, an den Schenkeln und Fesseln beobachtet wurde;
b.nbsp; beerenartige oder condylomat�se Papillome. Sie ent�stehen dadurch, dass der in die Papille tretende Bindegewebsstamm sich mehr oder weniger regelm�ssig ver�stelt, und dass die hiedurch entstandenen, mit einer d�nnen Epidermisschichte bedeckten Papilleu dicht neben einander stehen, wodurch die, an der Oberfl�che oft n�sselnden Geschw�lstchen Aehulichkeit mit einer Himbeere er�langen. Sie kommen an den Lippen, an der Zunge, an der Eichel und am Schlauche vor; manche unter dem Namen Epithelioma (von Leblanc) angef�hrte Neubildungen m�gen hieher geh�ren;
c.nbsp; zottige Papillome oder Zottengeschw�lste. Sie stellen ans zarten Zotten oder Fransen zusammengesetzte, bald zottige, bald polyp�se, weiche, blutreiche Geschw�lste dar, welche aus zarten, einfachen oder ver�stelten Bindegewebsst�mmen, welche zahlreiche Capillaren einschliessen und mit einer d�nnen Epithelialscliichte bedeckt sind, bestehen. Sie sind am Pf�rtnertheile des Magens, auf der Schleimhaut des D�nndarmes, der Luftr�hre, der Harn- und Gallenblase beobachtet worden.
Die FapiUargeschwttlste entwickeln sich entweder aus bestehenden Pupillen dnreh Hypertrophie oder durch Neubildung, indem sich aus dem Bindegewebe Z�pfchen von spindelf�rmigen Zellen erheben, welche sich theils in Gef�sse, theils in Zellen umbilden, w�hrend das Epithel sich entweder auch aulaquo; diesen Zellen bildet oder von den Epithelien des Mutterbodens durch Zeilentheilung geliefert wird.
Das Papillora, einmal gebildet, kann durch Zunahme der Elemente in der Geschwulst selbst oder durch fortgesetzte papill�re Wucherung des Mutterbodens an Grosse und Umfang zunehmen; in manchen F�llen bleibt es, zu einer gewissen Grosse herangewachsen, stehen, und beschr�nkt seine Th�tigkeit auf die Production von hornigem Epithel, wie dies bei den Warzen gew�hnlich der Fall ist.
Papillome, namentlich die hornigen, kommen bei manchen Thieren in sehr grosser Anzahl vor, in anderen F�llen trifft man nur auf vereinzelte Exemplare.
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Sarcom.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 343
In Folge �rtlicher Reizungen k�nnen sich an der Oberfl�che solcher Geschw�lste entz�ndliche Vorg�nge, Exsudation, Eiterung-, Geschw�rsbildung, selbst brandiger Zerfall entwickeln.
Die Behandlung' ist eine chirurgische.
III. Zellengesohw�lste.
sect;. 186. Die Geschw�lste dieser Abtheilung zeichnen sich von den bisher betrachteten dadurch aus, dass sie zum gr�ssten Theile aus Zellen bestehen, welche als solche verbleiben und wuchern, sich aber nicht zu Geweben entwickeln, sondern entweder unver�ndert fortbestehen oder K�ckbildung-sprocessen unterliegen. Es geh�ren hieher jene Geschw�lste, welche mau insbesondere b�sartige ge�nannt hat, indem ihnen die F�higkeit zukommt, rasch heranzuwachsen, hiebei zerst�rend auf das Gewebe, in dem sie sich entwickeln, ein�zuwirken und durch Vermittlung des Blut- und Lymphstromes sich auf andere Stellen zu verbreiten.
Man kann die hieher geh�rigen Geschw�lste in Sarcome (mit vorherrschender Spindelform der Zellen), in Carcinome (mit sehr verschieden gestalteten Zellen) und in Lymphzeil en�geschw�lste (mit den Lymphzellen gleichenden) Zellen unter�scheiden; zu den letzteren geh�rt der Tuberkel, der liotz- und Wurmknoten.
/. Sarcom, Sarcoma.
sect;. 187. Die Sarcome stellen sich als runde oder eif�rmige, h�ufig h�ckerige oder gelappte Geschw�lste von bald fester, bald weicherer Consistenz dar, welche im ersteren Fall auf der Schnitt�fl�che glatt, gl�nzend, faserig und trocken, in dem letzteren mehr oder weniger faserig oder gleichm�ssig weich, selbst zu einem Breie zerdr�ckbar erscheinen, nie aber beim Drucke Fl�ssigkeit in Tropfen�form austreten lassen. Die Farbe richtet sich nach dem Gef�ss-reichthum und ist bald weiss, bald fleischfarbig, bald braunroth.
Sie bestehen aus in faserartige Z�ge geordneten, spindelf�rmigen, manchmal mehrkemigen, j�ngeren runden, ovalen Zellen, bisweilen grossen Jlutterzellen mit zahlreichen Kernen, freien, wohl aus den Zellen stammenden Kernen, welche Gebilde in ein mehr oder weniger reichlich vorhandenes Bindegewebe eingebettet sind und aus zahlreichen Gef�ssen.
Je nach dem gegenseitigen Verh�ltnisse zwischen dem Gehalte an Binde�gewebe und Zellen kann man die Sarcome in feste oder faserige (Fasersarcorae) und in weiche oder zeil ige Sarcome unterscheiden.
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344
Surcom.
Pie Entwicklung der Sarconic lt;jelit vom Bindegewebe aus; durch Theilung seiner Zellen entwickeln sieb ZeUenliaufen, welche spindelfSrmig werden, sich ver-gr�ssem und wieder theilen, jedoch keine oder wenig Orondsnbstanz ausscheiden. Theils (lurch die fortgesetzte Theilung der eigenen Elemente, theils durch die in der Umgebung eintretende gleichartige Neubildung w�chst die Geschwulst und ver-anlasst hiedurch die allin�lige Zerst�rung des Mutterhodens.
Die Sarcome kommen vorz�glich an solchen Theilen vor, welche vorwaltend aus Bindegewebe bestehen; man hat sie in der Haut, im Uuterhautbiudegewehe, in der Brustdr�se, an den Hirn�h�uten, insbesondere aber an den Kieferknochen bei Pferden und Rindern angetroffen. Die bei der sogenannten Franzosenkrankheit oder Perlsucht der Rinder an den ser�sen H�uten vorkommenden Knoten, welche von den meisten Thier�rzten als Tuberkel, von Manchen aber als Sarcome bezeichnet werden, schliessen sich nach Virchow zun�chst den Lymphosarcomen (Dr�sonsarcomen) des Menschen an.
Die Sarcome kommen vereinzelt oder in grosser Anzahl be�sonders bei Hunden, namentlich auf den ser�sen H�uten und in dr�sigen Organen vor; eine seeund�re Verbreitung-weicher Sarcome durch den Lymph- und Blutstrom auf andere Organe wird h�ufig�beobachtet. Die Ver�nderungen, welche eintreten, sind die stellen�weise Verfettung-, Verk�sung, beide m�glicherweise mit Verkalkung-; die Nocrotisirung- und Verjauchung- beim Durchbruche durch die Haut.
Den Sarcomen geh�ren die besonders bei Schimmeln und anderen hellfarbigen Pferden so h�ufig- vorkommenden Melanosen an; sehr bindeg-ewebsreiche Sarcome von brauner oder schwarzer Farbe, welche bei den weichen Melanosen von Pigmentablagerung in die Zellen abh�ngig ist, w�hrend bei den harten auch das die Geschw�lste durchziehende Bindegewebe pigmentirt ist. Da diese pigmentirten Geschw�lste besonders bei weissgeborenen Schimmeln, �berhaupt lichthaarig-en Pferden vorkommen, so liegt der Gedanke nahe, dass der Mangel der F�rbung der Haare in einem urs�chlichen Zusammenhange mit der Pig-mentausscheiduug- in den Neubildunlt;gt;-en stehe. Diese Geschw�lste kommen prim�r in der Haut und in dem Unterhautbindegewebe vor; verbreiten sich aber seeund�r sehr h�ufig auf die Lymphdr�sen, Lungen, Leber, Milz, Nieren, auf ser�se H�ute u. s. w.
Sarcome mit eingestreuten Cysten werden, wie schon fr�her erw�hnt, Cystosarcome genannt. Sie werden besonders bei Hunden, u. z. in der Brustdr�se, in den Eierst�cken, im Hoden, in der Prostata angetroffen.
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Sarcom. Krebs.
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Die Behandlung' der Sarcome ist eine chirurgische; die Ex-stirpatiou hat bisweilen Recidive im Gefolge, da in der �mgebiug der Geschw�lste gew�hnlich schon junge Herde der Neubildung zu�gegen sind.
Von den Melanosen trennt Virchow die an der weichen Hirnhaut bisweilen vorkommenden pigmentlrten Oeschw�lste, welche er Melanoma nennt, und als Wucherungen der pigmentirten Bindegewebsk�rper dieser Membran erkl�rt. An der Basis des Gross- und Kleinhirnes, an der Varolsbr�cke und am verl�ngerten Marke findet man oft bei Pferden braune oder schwarze, Beckenartige oder streifige F�rbungen in der weichen Hirnhaut. Mehrfache Ms zur Grosse einer Haselnuss reichende schwarze Knoten fanden sich an der Uasis des kleinen Gehirnes eines Pferdes, welches w�hrend des Lehens an wiederholten Schwindelanf�llen gelitten hatte.
2. Krehs, Carcinoma.
sect;. 188. Mit dem Namen Krebs bezeichnet man Neubildungen, welche, wenn auch in ihrem �usseru Ansehen verschieden, darin �bereinkommen, dass sie, bei reichlicher Wucherung von Epithelial-zcllen, aus Zellen sehr verschiedener Form und Grosse und h�chst wechselnder Anordnung bestehen, welche in einem meist alveolar angeordneten bindegewebigen Stroma liegen. Ihnen kommt ins�besondere die Bezeichnung als b�sartige Neubildungen zu, da sie, wenn auch beim Entstehen locale Neubildungen, doch auf den Mutterbodeu zerst�rend wirken und einer seeund�ren Verbreitung durch den Blut- und Lvmphstrom f�hig sind.
Der Krebs kommt bei den ITansthieren �berhaupt nicht h�ufig vor. Bei den Pferden ist er an und f�r sich selten, �fter wird er bei den Wiederkauern, am h�ufigsten bei Hunden angetroffen, wo er bisweilen in den verschiedensten Organen tlieils als prim�re, theils als seeund�re Geschwulst beobachtet wird.
Man kann den gew�hnlichen Krebs, den Epithelialkrebs und den sehr seltenen Gallertkrebs mit ihren Unterarten unter�scheiden.
a. Der g-ew�hnliclie Krebs.
sect;. 189. Es ist dies im Verh�ltnisse noch die h�utigste Art der bei den Hausthieren vorkommenden Carcinome.
Ueber die veranlassenden Ursachen der Entstehung ist etwas Bestimmtes nicht bekannt. Bisweilen wird eine locale Heizung mechanischer oder chemischer Art beschuldigt. In wie ferne Erb�lichkeit die Anlage zu seiner Entstehung begr�nde, ist unbekannt.
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Krebs.
Die Krebse kommen in den verschiedensten Geweben vor, am h�ufigsten finden sie sieh (bei Hunden) in der Brustdr�se, in der Leber, in der Lunge, den Xieren (auch bei Pferden), den Knochen (bei Kindern), in dem Magen- und Darmkanale, der Schilddr�se, dem Hoden, in den Eierst�cken, in den ser�sen H�uten u. s. w., sccund�r besonders in den Lymphdr�sen.
Die Entwicklung geht vorwaltend von den Biudegewebs-zellen, seltener von anderen Elementen aus; durch Theiluug jeder Zelle bildet sich ein Herd junger Zellen, welcher das Bindegewebe auseinander dr�ngt, so dass das schon bestellende Bindegewebe das Stroina eines Alveolus bildet, das sich aber sp�ter durch Neubildung vermehrt. Das Wachsthum geschieht einerseits durch fortgesetzte Theilung der Krebszellen und Neubildung des bindegewebigen Stroina, andererseits durch die fortdauernde Neubildung von Krebs�masse in der n�chsten Umgebung. Durch den letzteren Vorgang gehen einerseits die Organtheile, in welchen die Krebsgeschwulst sitzt, zu Grunde, w�hrend andererseits die von diesen Massen ein�geschlossenen, noch nicht degenerirten Gewebe durch Schwund auf�gezehrt werden.
Bei diesem Fortschreiten bleibt das Carcinom nicht auf das urspr�nglich ergriffene Organ beschr�nkt; es greift auch auf benach�barte Organe von ganz anderer Textur �ber.
Das Wachsthum ist bald ein langsames, was besonders f�r die zuerst entstellenden Krebsknoten und die dichten Formen derselben gilt, oder ein rasches, wie es bei den weicheren Formen und bei den sp�ter oder nach der Exstirpation gr�sserer Krebsgeschw�lste statt�findenden Krebsablagerungen beobachtet wird.
Ist bei einem Thiere ein Carcinom zugegen, so beobachtet man bisweilen die Entwicklung der gleichen Krebsform an anderen Stellen des Organismus. Die Bildung solcher seeund�rer Carcinome kann an entfernteren Partien desselben Organes vorkommen, und ist wahrscheinlich eine Folge der Verbreitung der Krebsfl�ssigkeit durch die Bindegewebszellen und ihre Ausl�ufer, oder sie betrifft die Lymphdr�sen, welche von dem krebsigen Organe die Lymph-gef�sse beziehen, und mag durch die, in er�ffnete Lymphgef�sse ein�gedrungenen und fortgef�hrten Molek�le der Neubildung bedingt sein, oder endlich, es bilden sich in entfernten Organen (besonders Lunge, Leber, Nieren, ser�se H�ute) seeund�re Krebse, wohin die Keime durch den Blutstrom gef�hrt worden sein mussten.
Die aew�hnlichen Carcinome kommen entweder in Form einer Geschwulst oder als infiltrirte Massen vor; auf der Schnitt-
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Faserkrebs,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 347
fl�clie zeigen sie Aelmlichkeit mit einem weissen, grauen, grau-r�thliclien oder br�unlichen, saftigen Dr�sengewebe, aus welchem in der Regel ein tr�ber, rahm�hnlicher Saft hervortritt, der bei den weichen Formen die Hauptmasse der Geschwulst ausmacht, w�hrend das Stroma, das bei den festeren Formen vorwiegt, bei ihnen fast bis zum Verschwinden zur�cktritt.
Der Saft, Krebssaft, besteht vorwiegend aus meist runden, aber auch anders gestalteten, ausserordentlich zahlreichen, zart-wandigen Zellen, mit ovalen oder runden, gew�hnlich grosseu Kernen und Kernk�rperchen, Zellen mit Tochterzellen und in der Theilung der Kerne und Zellen begriffenen Zellen, gew�hnlich in geringerer Menge aus freien Kernen, welche Elemente in einer Intercellular-H�ssigkeit liegen. Das Ger�ste besteht aus zarten oder st�rkeren B�ndeln von Bindegewebe, manchmal aus embryonalem Bindegewebe, von welchem die ersteren nicht selten ein maschiges Balkenwerk (alveolare Anordnung des Ger�stes) bilden und aus weiten Capillaren, welche von Aesten der Arterien des Mutterhodens ausgehen und in die Venen desselben einm�nden.
Carcinome, bei welchen der alveolare Bau des Stroma schon mit freiein Auge sichtbar ist, heissen insbesondere alveolare Krebse. Als Cystonkrebse bezeichnet man jene Carcinome, welche sich entweder in den W�nden einer Cystengeschwulst ent�wickeln, oder in deren Parenchym sieh Cysten oder cysteuartige R�ume bilden.
Zu den gew�hnlichen Carcinomen geh�ren:
x. Der Faserkrebs, Scirrhus. Er ist charakterisirt durch die vorwaltende Entwicklung eines dichten Bindegewebsger�stes und einen geringen Gehalt an Krebssaft. Tritt er als Gesehwulst auf, so stellt er gew�hnlich knollige, h�ckerige oder gelappte, harte Massen von massiger Grosse, meist ohne zellige H�lle dar, welche auf der Schnittfl�che ein gleichm�ssiges, mir hie und da faseriges Ansehen zeigen. Bei angebrachtem Drucke tritt der Krebssaft in Tropfen hervor. Als diffuse Entartung ragt er nach verschie�denen Richtungen in umgebende Organtheile hinein, und verh�lt sich so wie die Knoten. Das Ger�ste besteht aus meist areol�r an�geordneten Z�gen ausgebildeten Bindegewebes, in deren L�cken der aus Zellen und Kernen bestehende Krebssaft enthalten ist.
Der Faserkrebs w�chst gew�hnlieh langsam; bei seinem Ueber-gange in den Markschwamm, welcher in einer wuchernden Entwick�lung von Zellen begr�ndet ist, findet ein rascheres Wachsen statt.
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r
348
MeduUurer, melanotischer, Zottenkrebs.
I 1 li
Bricht der Faserkrebs nach aussen oder in eine H�hle durch, so tritt bald durch peripherischeu Zerfall die Bildung' kraterf�rmiger Geschw�re ein.
�. Der Markschwamm, Zellenkrebs, Medullarkrebs.
Kr zeichnet sich durch einen besonderen Reichthuin an Zellen aus, deren Dasein sich durch die Gegenwart eines reichlichen milchigen Krebssaftes zu erkennen gibt, und n�hert sich seiner Consistonz nach dem weichen Gehirnmarke oder einer lockeren, rahm�hnlich zerfliessenden oder fluetuirenden Masse. Er k�mmt entweder als runde, glatte, gelappte oder blumenkohl�hnliche, graue, r�thliehe oder pigmentirte, bisweilen rasch heranwachsende und wuchernde, meist von einer lockeren, gef�ssreicheu Bindegewebs-h�lle umgebene Geschwulst oder als infiltrirte Masse vor, welche auf dein Durchschnitte ein hirninark�hnliehes Ansehen zeigt, aus der sich eine milchige, dicke oder d�nne Fl�ssigkeit dr�cken l�sst oder hervorquillt, nach deren Entfernung ein f�cheriges, h�utig zartes Grer�ste zur�ckbleibt. Blicht er nach aussen durch, so wuchert er als schwammartige, breit oder gestielt aufsitzende Geschwulst hervor, erweicht und zerf�llt. Das Stroma solcher Krebse bilden entweder (bei den weichsten Formen) vorwiegend Oapillaren, oder ein h�chst zartes, meist alveol�res Bindegewebsger�ste, innerhalb dessen L�cken der Krebssaft enthalten ist. Dieser besteht aus einer stark eiweissh�ltigen Fl�ssigkeit, welche freie und in lebhafter Theilung begriffene Kerne und runde oder verschiedenartig gestaltete (spindelf�rmige, geschw�nzte, keulenf�rmige u. s. w.), bisweilen pigmentirte Zellen enth�lt.
7.nbsp; Der melanotische oder pigmentirte Krebs. Er ist ge�w�hnlich ein Medullarkrebs, in dessen Zellen sich k�rniges braunes Pigment in verschiedener Menge (wahrscheinlich aus einer Infiltration mit BlutfarbestofF) angeh�uft hat. Solche Krebse erscheinen an der ()berfl�cbe oder auf dein Durchschnitte durchaus oder stellenweise gelb, braun, grau oder v�llig schwarz. Er kommt meist neben weissem Markschwamm in einein und demselben Thiere vor und hat ganz die Bedeutung des letzteren. Er findet sich wie dieser prim�r und seeund�r und wurde bei Hunden und einigemal bei Pferden beobachtet.
8.nbsp; Der Zottenkrebs. Er ist ein Markschwamm, welcher, wenn er in Kan�le oder H�hlen hineinragt, ein zottiges oder.blumen-kohl�hnliches Ansehen zeigt und mit mehr oder weniger zahlreichen, feinver�stelten Ausw�chsen besetzt und sehr gef�ssreich ist. Wir haben ihn bei den Hausthieren bis jetzt noch nicht angetroffen.
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BlutscliWiLiniii.
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�. Der Bl�tschwamm, Teleangiektasisclier Krebs, ist ein sehr weicher Markschwamm, der sioli durch einen grosseo Reich-thom an erweiterten und aneorysmatisch ausgebuchteten Capiliaren auszeichnet. Er stellt eine rothe oder violette, leicht blutende Masse dar, welche auf der Schnittfl�che bald noch die Textur des Mark-schwammes erkennen l�sst, bald scheinbar blos Blut ergiesst, welches sich jedoch mit Krebssaft gemischt erweist.
Die h�ufigsten Ver�nderungen, welche in den Carcinoinen eintreten, sind:
a.nbsp; Erweichung; sie erfolgt dann, wenn Krebse entweder die Haut durchbrechen oder in Kan�le und H�hlen hineinwuchem. Die obersten Lagen necrotisiren und werden mit Jauche gemischt ab-g-estossen, ein Vorgang, den man mit dem Namen des Verjauchens des Krebses bezeichnet, w�hrend von unten aus eine reichlichere Zellenproduction und Bildung von Capillaren, mithin ein Wuchern und Grr�sserwerden der Geschwulst stattfindet. Beim Faserkrebse entsteht durch das Erweichen das sogenannte Krebsgeschw�r, ein mit aufgeworfenem, knotigen Rande und vertiefter zottiger Grundfl�che versehener, mit einer rahm�hnlichen, gelblichen oder schmutzig braunen, h�utig- blutigen, �bel riechenden Jauche bedeckter Substauzverlust. In erweichenden Carcinoinen tritt bisweilen Eiterung ein, welche den Zerfall beschleunigt.
b.nbsp; Blutungen in die weichen Carcinome, durch welche eine theilweise Zertr�mmerung- derselben und Verjauchung veranlasst werden kann.
c.nbsp; Die Fettmetamorphose der Zellen und Kerne, in Folge welcher sich gelbe Punkte oder Streifen auf dem Durchschnitte einer solchen Geschwulst zeigen, die sich bisweilen zu einer netzartigen Fig-ur vereinigen (netzartiger Krebs). Diese fettige Um�nderung betrifft meist kleine Abschnitte, seltener die Krebsmasse im Ganzen und stellt in jedem Falle einen R�ckbildungsvorgang des Krebses dar; die zerfallenen Krebselemente k�nnen der Resorption unter�liegen, das Ger�ste sich an solchen Stellen zu narbenartigen Str�ngen zusammenziehen und die Geschwulst sich im Ganzen verkleinern. Manchmal folgt auf diese Ver�nderung das Aufsaugen des Fettes mit Kleinerwerden und Verschrumpfen des Aftergebildes. Bisweilen ist das Netz durch Fettmetamorphose der von der Krebsmasse um�schlossenen noch nicht degenerirten Gewebstheile gebildet.
d.nbsp; Die Verkalkung- an einzelnen Stellen von Carcinomen, in welchen die vorhergehend beschriebene narbige Contraction ein�getreten war, kommt sehr selten zur Beobachtung.
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;.550nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kpithplialkrclis.
Die Cai'cinome sind f�r eig-eutliclie arznciliclie Einwirkungen so g-nt wie unzugilng-lich. Die innerliche Anwendung- von Medica-menten (^Vrsenik-, Jod-, Quecksilberpr�paratea u. dgl.) liat sich als erfolglos erwiesen; auch die chirurgische Hilfeleistung- durch Aetzung-, Brennen und die blutige Entfernung- �usserlich zug�ng-licher Krebs�geschw�lste hat selten einen bleibenden Erfolg-; da die v�llige Ent�fernung der Krebsgeschw�lste wegen ihrer Verzweigungen zwischen den Org-antheilen sehr schwierig ist, und deshalb Recidive und seeund�re Krebsablag-erung-en in anderen Organen b�utig- eintreten.
i Tu
b. Der Epithelialkrebs.
sect;. 190. Er ist eine bei weitem seltenere Krebsform bei den Hausthieren, als das gew�hnliche Carcinom und dadurch ausg-e-zeichnet, dass die W�nde der Maschenr�uine eines bindeg-ewebig-en Ger�stes mit Platten- oder Cylinderepithelialzellen ausgekleidet und die H�hlen mit dicht aneinander g-epressten solchen Zellen an�gef�llt sind.
Nach der Beschaffenheit der Epithelialzellen werden diese Ge�schw�lste in Cylinder- und in Plattenepithelialkrebse unterschieden; beide gehen aus einer Wucherung der Bindegewebszellen hervor.
a. Ueber das Vorkommen des Cylinderepithelialkrebses bei Hausthieren liegen bestimmte Angaben nicht vor.
�. Der Plattenepithelialkrebs, Cancroid, Epithelioma wurde an den Lippen, der Zunge, in der Magen- und Darm-schleimhaut, an der Eichel und Vorhaut, in der Scheide, im Hoden (Oreste), in der Leber angetroffen; vor Jahren constatirten wir einen enormen Epithelialkrebs in der Gesichtshaut eines Ochsen. Manche der als Cancroid angef�hrten Neubildungen scheinen jedoch der Beschreibung- nach mehr den Papillarg-eschw�lsteu anzugeh�ren.
Die Cancroidgeschwtilste zeigen eine rundliche oder unregel-m�ssig-e Gestalt, sind bisweilen der Fl�che nach ausgebreitet, bald hart, bald weich, hirninark�hnlich; die Schnittfl�che erscheint glatt, faserig- oder dr�sig-, der Inhalt der Maschenr�uine ist bald mit weicherer oder festerer k�se�hnlicher, bald mit talg-�hnlicher Masse, bald mit einer rahm�hulichen Fl�ssigkeit erf�llt. Die mikroskopische Untersuchung- zeigt innerhalb des fibr�sen Maschenwerkes die An�h�ufung- von gr�sseren oder kleineren plattenartigen Epithelien in verschiedenein Grade der Verhornung-.
Das Wachsthum erfolgt bald rascher, bald sehr langsam.
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Gallni-tkrelis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.'551
Als Ver�nderungen der Cancroide worden die Verjauchung beim Durclibruch durch die Haut w�hrend �ppiger Wucherung, Ver�fettung und Verhornung der Zellen mit Ver�dung der G-ef�sse und des Stroma, und Verkalkung angegeben.
c. Der Schleim- oder Gallertkrebs.
sect;. 191. Diese Form des Krebses ist durch das Vorkommen einer schleim- oder gallertartigen Fl�ssigkeit, welche in den Maschen�r�umen eines bald fibr�sen, bald weichen, schleimigen Bindegewebes enthalten ist, charakterisirt.
Er ist wohl die seltenste Krebsform der Hausthiere. Gurlt erw�hnt sein Vorkommen in der Haut der Geschlechtstheile und an der Ruthe des Pferdes; ein Exemplar aus der Leber eines Lippen�b�ren befindet sich in hiesiger Sammlung; er scheint auch in den Gesichtsknochen dos Rindes vorzukommen. Bruckm�ller fand ihn ziemlich h�ufig in der Schilddr�se bei Hunden. Er stellt rund�liche oder gelappte, entweder gallert�hnliche, farbige oder gelblich-weisse, durchscheinende oder im Gegentheile harte, scirrh�se Geschw�lste oder infiltrirte Massen dar, welche entsprechend dieser verschiedenen Consistenz entweder aus einem sehr zarten, sparsamen Ger�ste und vorwaltendem gallertartigen Inhalte, oder aus einem dichten, feston Stroma, zwischen dessen, ein Fachwerk bildenden Balken die gallertige Masse enthalten ist, bestehen. Diese erscheint als eine gleichf�rmige Substanz, in welche kleine K�rnchen und ver�schiedenartige, meist grosso rundliche oder ovale Zellen, mit einem oder mehreren Kernen und einem gleichartigen Inhalte, dann Mutter-mit Tochterzellen und Schachtelzellen eingelagert sind.
Gallertkrcbso, bei welchen die alveolare Anordnung des Ge�r�stes besonders hervortritt, worden auch eigentliche Alveolar-krebse genannt.
tl. Li/mphzellenffescluiniJste.
sect;. 192. Die unter diesem Namen zusammengefassten Geschw�lste bestehen vorwaltend ans kloinen, den Lymphzellen und farblosen Blutk�rperchen �hnlichen Zellen und aus freien Kernen, welche in ein netzartiges zartos Faserger�st eingebettet sind (oytogene Substanz).
Zu diesen Neubildungen rechnen wir den Tuberkel und den Rotzknoten. Von den hier gleichfalls einzureihenden Schwollungen und Hypertrophien der Lymphdr�sen wird im speciellon Theile die Rede sein.
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in
352
Tuberkel,
t
a. Der Tuberkel.
::
sect;. 193. .Unter Tuberkel verstellt man kleine hirse-, lianf-, k�rn- bis erbsengrosse Q-eschw�lstchen, die nie von einer fibr�sen Kapsel abgegrenzt, sondern zwischen die anstossonden Gewebstbeile eingebettet sind, durch dichte �neinanderlagerung zahlreicher Kn�tchen ein bedeutend grosses Volumen als Knoten oder als �stig in das Parenchym eingebettete blasse erlangen k�nnen, vorwaltend aus Kernen, aus kleineren und gr�sseren Zellen und einzelnen Riesenzellen bestehen, die in ein netzartiges Gewebe eingebettet sind und nach einiger Dauer ihres Bestehens constant verschiedene Pro-cesse der R�ckbildung eingeben.
Der neuentstandene Tuberkel stellt sich als ein graues, einzeln stebendes oder mit anderen gruppirtes, fast weiches Kn�tchen von der Grosse eines Hirsekornes dar (grauer Tuberkel), und besteht der Hauptsache nach aus zahlreichen, runden oder l�nglichrunden, schart' begrenzten K�rperchen, Kernen, mit einem gleichartigen Inhalte und in der Regel aus wenigen, den farblosen Blutk�rperchen �hnlichen Zellen, endlich aus wenigen sehr grossen, eirunden oder zackigen Zellen mit sehr vielen Kernen, welche in eine sparsame, structurlose oder faserige Grundsubstanz eingelagert sind.
Nach E. Wagner besteht der frische miliare Tuberkel aus einem oder mehreren Fol�keln, deren jeder aus einem gef�sslosen Netzwerke kernbaltiger Zellen oder faseriger Substanz zusammen�gesetzt ist, in dessen L�cken die angef�hrten zelligen Elemente (Kerne, Kundzellen und vielkernige. Kiesenzellen, letztere besonders im Centrum) enthalten sind.
Das, was man gelben Tuberkel nennt, ist ein schon l�nger bestellender, verdr�sserter, im Innern in k�rnigem und fettigem Zerfall begriffener Tuberkel, dessen peripherische Schichten noch das Ansehen des grauen Tuberkels zeigen, w�hrend im Innern eine graugelbe oder gelbe, trockene, k�sige Masse zugegen ist.
Die Entwicklung des Tuberkels gebt stets aus der vielfachen Theilung der Zellenkerne normaler Gewebe, namentlich des Binde�gewebes hervor, wobei die Grundsnbstanz und die Capillaren zu Grunde gehen. Das Wachsthum der Tuberkel erfolgt nur zum geringsten Theile durch abermalige Theilung der neugebildeten Kerne, haupt�s�chlich durch die wiederholte Bildung neuer grauer (Miliar-) Tuberkel in der n�chsten Umgebung der schon bestehenden Kn�t�chen und schliessliches Zusammenfliessen derselben zu h�hnen- bis walhmssiirossen Knoten. Die innerhalb des Tuberkels etwa noch
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Tuberkel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3�3
voihamlenen Reste der normalen Gewebe g-elien durch den Druck der neugebildeten Kerne und Zellen rasch zu Grunde, oder nehmen wie das Bindegewebe an der Zellenwucherung selbst Theil. Durch die Ver�dung der Capillaren und durch die in Folge der dichten Aneinanderlagerung der Kerne und Zellen verursachte Behinderung des Stoffwechsels lassen sich auch die in den Tuberkeln eintretenden Ver�nderungen erkl�ren.
Diese Metamorphosen der Tuberkel sind folgende:
a.nbsp; Die Verhornung-; sie kommt selten und nur im grauen Tuberkel vor, welcher durch Atrophie der Kerne zu einer dichten kuorpelharten Masse verschrumpft.
b.nbsp; Der k�rnige und fettige Zerfall, welcher gew�hnlich in der Mitte des Tuberkels beginnt und sich gegen aussen fortsetzt, bis der ganze Tuberkel zu einer gelben, br�ckligen oder breiigen Masse umge�ndert ist (gelber Tuberkel). Die feink�rnige, durch fettige Degeneration entstandene Masse kann der Resorption unter�liegen und an der Stelle des Substauzverlustes sich eine kleine Narbe bilden; oder sie trocknet zu einer harten, k�seartigen Masse ein (ver�deter Tuberkel), welche von Bindegewebe umschlossen ist, oder es tritt Verkalkung- ein, wodurch der Tuberkel in eine kalkbrei- oder m�rtel�hnliche Masse umgewandelt wird (verkalkter Tuberkel). Diese Metamorphosen enthalten die Bedingungen zur Heilung der einzelnen Tuberkel, d. h. zur Einstellung seiner weiteren f�r das Organ sch�dlichen Um�nderungen. Sie haben jedoch in so lange keinen Werth f�r die Erhaltung- des betroffenen Thieres, als nicht die Bedingungen der Tuberkelbildung im Allgemeinen auf�h�ren.
c.nbsp; nbsp;Die Erweichung. Der Tuberkel zerf�llt sammt dem Gewebe, in welchem er sitzt, zu einer breiigen Masse oder einer eiterigk�sig-en oder d�nneitrigen Fl�ssigkeit. Der Vorgang ist ein chemischer, durch den fortschreitenden Zerfall der k�sigen Massen bedingt.
Die hiedurch in dem betroffenen Organe gesetzte L�cke lieisst in Parenchymen prim�re Tuberkelcaverne, auf fl�chenhaften Ausbreitungen prim�res tuberkul�ses Geschw�r.
Das prim�re Tuberkelgeschw�r ist, da die Erweichung nicht zugleich den ganzen Tuberkel betrifft, am Grunde und am Rande noch speckig oder k�sig- infiltrirt, kraterf�rmig-; nach voll�endeter Erweichung und Abstossung erscheint es gereinigt als ein flaches Geschw�rchen. Als solches kann es, obwohl selten heilen; denn meist entstehen an der Basis und an den R�ndern neue
K�ll, Path. u. Thcr. d. Hausth. i. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;23
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854
Tuberkel.
Miliartuberkel, welche abermals erweichen. Hiedurch und durch das Zusainmenfliessen mit benachbarten prim�ren Geschw�ren ent�steht das secund�re Tuberkelgeschw�r, charakterisirt durch zer�nagte, ausgab lichtete R�nder, den unebenen Grund, die Gegenwart noch nicht erweichter Tuberkel und die Tendenz, sich nach der Fl�che und Tiefe auszubreiten. Auch diese Geschw�re kommen bisweilen zur Heilung, hinterlassen aber schwielige, constringirende Narben. Grosse tuberkul�se Geschw�re k�nnen sich jedoch auch urspr�nglich bei der Erweichung ausgebreiteter tuberkul�ser Intil-trationen entwickeln.
Die durch den Vorgang der Erweichung- bedingte, manchmal sehr bedeutende Zerst�rung- der Org-aue f�hrt zur Entwicklung eines cachektischen Zustandes � der tuberkul�sen Schwindsucht.
In den die Tuberkel umgebenden Geweben tritt in Folge der begleitenden Hyper�mie nicht selten Neubildung- von Binde�
gewebe, die Ausscheidung
ser�ser
ser�seiteriger
oder
eiteriger
Fl�ssigkeit und
in Folge de
Ver�duiiquot;'
von Capillaren Pigment
bildung ein.
Bei dem Bestehen der Tuberkulose in einem Organe wird bis�weilen das secund�re Auftreten desselben Processes in jenen Lymph�dr�sen beobachtet, welche ihre Lymphg-ef�sse von jenem beziehen; von diesen aus greift der Process auf die n�chsten Lymphdr�sen und auf andere Organe �ber. Dieser Vorgang erfolgt in der Regel allm�lig, manchmal aber unter heftigen Fiebererscheinungen, und es finden sich in dem letzteren Falle enorme Mengen von Miliar-tuberkeln besonders in den Lungen und ser�sen H�uten, welche die Elemente des grauen Tuberkels enthalten.
Der Tuberkel kommt bei allen Hausthieren vor. Als prim�rer findet er sich am h�ufigsten in den Lungen, in den Lymphdr�sen, auf den ser�sen H�uten; seeund�r kommt er vor in den Lymph�dr�sen, auf ser�sen H�uten, im Kehlkopfe, in der Luftr�hre, Leber, Milz, den Niereu, dann, wenn gleich, wenigstens bei Pferden und Hunden sehr selten, auf der Darmschleimhaut. Bei Affen, welche in unserem Klima gehalten werden, ist der Lungentuberkel eine sehr h�ufige, durch secund�re Verbreitung zum Tode f�hrende Krankheit.
Bez�glich der Ursachen der Tuberkelbildung- ist man noch sehr im Dunkeln.
Die Anlage zur Tuberkulose ist h�ufig erblich; sie �bertr�gt sich von den Eltern auf die Nachzucht; sie ist bisweilen angeboren. Die Neubildung entwickelt sich h�ufiger bei j�ngeren, als bei alten
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Tubeikel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,S55
Thieren, ohne dass das Geschlecht auf sie einen bemerkbaren Einfiuss aus�bte.
Die �usseren Einfl�sse, welche die Entstehung- fies Tuberkels zu beg�nstigen scheinen, sind insbesondere: schlechte, ungen�gende Nahrung-, der Aufenthalt in unreiner, feuchter, lichtarmer Luft, h�ufiger Wechsel der Witterung, klimatische Einfl�sse, insbesondere, wenn an dieselben ungewohnte, aus anderen Gegenden stammende Thiere ihnen ausgesetzt werden (Entstehen von Lung-entuberkulose bei den in feuchte Ebenen versetzten Gebirgsracen des Rindviehes), schlechte Wartung und Pflege, vernachl�ssigte Hautcultur, mithin Momente, welche die Ern�hrungsverli�ltnisse und die Blutbildung beeintr�chtigen und veranlassen, dass den Geweben so ungeeignete Bildungsstoffe zugef�hrt werden, class die neugobildeten Elemente bald wieder absterben. (Virchow). Nicht selten entwickelt sich bei den Hausthieren die Tuberkulose im Verlaufe der Entz�ndung.
Der Verlauf der Tuberkulose ist ineist chronisch; sie kann aber, wie erw�hnt, sich unter Umst�nden acut gestalten.
Die Heilung des Tuberkels auf dem Wege des Verhornens, des k�rnigen und fettigen Zerfalles und des Verkreidens hat nur dann einen Werth f�r das Thier, wenn die ihrer Bildung zu Grunde liegende Allgemeinkrankheit aufh�rt. Tuberkul�se, zur Heilung gekommene Geschw�re lassen eine schwielige, die umgebenden Thoile an sich ziehende (constringirende) Narbe zur�ck; tuberkul�se Cavornen k�nnen sich durch die von ihren Wandungen ausgehende Bindegewebsneubildung verkleinern und endlich schliessen. Erlischt selbst die der Tuberkelbildung zu Grunde liegende Constitutions-anomalie, so h�ngt es immer von den bereits durch die Tuberkel veranlassten Zerst�rungen des betroffenen Organes ab, ob das Thier einen solchen �konomischen Werth beh�lt, dass seine fernere Erhal�tung w�nschenswerth ist.
Die Prognose ist im Allgemeinen eine sehr ung�nstige.
Die Prophylaxe hat jene Einfl�sse entfernt zu halten, welche die Entstehung der Tuberkulose zu beg�nstigen scheinen; in manchen F�llen kann durch Ausschliessung unpassender Vater- und Mutter-thiere von der Zucht, entsprechende Haltung, Wartung und F�t�terung u. s. w. der Entwicklung der Krankheit vorgebeugt werden. Die Therapie hat bei der Tuberkulose bisher Resultate nicht erzielt.
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Rotz- und Wurmkuoten.
b. Der Rotz- und Wurmknoten.
sect;. 194. Die bei der Rotz- und Wurmkrankheit der Pferde vor�kommenden Kn�tchen und Knoten wurden, in so ferne man sie �berhaupt als Neubildungen und nicht als blosse Exsudate aus einem ver�nderten Blute, oder als Stagnation der Lymphe in den Gref�ssen der Nasenschleimhaut, wie dies fr�her der Fall war, ansah, gew�hn�lich als Tuberkel erkl�rt.
quot;Virchow (in seiner spec. Patiiolog-ie) sprach sich zuerst dahin aus, dass die Eotzknoten wesentlich aus einer zelligen Wucherung hervorgehen, und dass, wenn sie sich auch rticksichtlich ihres anatomischen Verhaltens und ihrer weiteren Ver��nderungen sehr den eigentlichen Tuberkeln auschliessen, doch die Zellenformen des Rotzes viel mehr jenen des Eiters als jenen des Tuherkels gleichen. Eavitsch wies die Ditferenzen zwischen den Oewebselementen des Tuberkels und des Rotz�knotens nach und F�rster hielt gleichfalls den Unterschied zwischen beiden Knoten�formen aufrecht. Das Resultat umfassender und genauer Untersuchungen tlieilte Leisering (Bericht �ber das Vet. Wesen im K�nigr. Sachsen f�r 1802) mit und entschied sich ebenfalls f�r die specifisohe mit anderen Processen nicht zu identiti-cirende Natur der Neubildung. Virchow (die krankhaften CJeschw�lste, II.) z�hlt den Rotz und Wurm zu den GranulationsgeschW�lsten, d. i. zu jenen Neu�bildungen, welche sich an die bindegewebigen Geschw�lste anschliessen, jedoch nie reifes Bindegewebe bilden, sondern �berwiegend aus Elementen verg�nglicher Art bestehen, bei welchen der Eintritt des Zerfalles gleichsam den notliwendigen Be-schluss ihrer Existenz macht, und bei denen, je mehr sie einem Allgemeinleiden ihre Entstellung verdanken, um so mehr der entz�ndliche Charakter hervortritt.
Da, abgesehen von den morphologischen Differenzen zwischen Tuberkel und Rotz- und Wurmknoten, die Rotz- und Wurmkrankheit riicksichtlich des Verlaufes und. der Ansteckungsf�higkeit wesentliche Verschiedenheiten von der Tuberkulose zeigt, so erscheint es gerechtfertiget, beide Processo auseinander 7,u halten, und das Rotzgew�chs, mit welchem der Wurmkuoten identisch ist, als eine Neubildung eigener Art festzuhalten.
Da die urspr�nglich nur beim Pferde vorkommende Rotz- und Wurm�krankheit im speciellen Theile ausf�hrlich wird betrachtet werden m�ssen, so werden wir gt;ins hier auf die Schilderung des Rotzknotens und seines Verlaufes beschr�nken.
Der prim�re Sitz der Rotzknoten ist die Schleimhaut der Nase (Rotz), die Haut und das Unterhautbindegewebe (Wurm), dann die Lungen; von hier aus pflanzt sich die Krank�heit auf die Umgebung, mittelst des Lymphstromes auf die n�chst gelegenen Lymphdr�sen und weiter, durch Vermittlung des Blut�stromes auf entfernte Organe fort.
Die Rotzkn�tchen haben auf den Schleimh�uten die Grosse eines Hirsekorns, Hanfkorns bis zu jener einer kleinen Erbse, in der Haut und im Unterhautbindegewebe kommen sie auch von be�deutenderer Grosse vor; sie sitzen bald isolirt, bald in Gruppen neben einander, bald, namentlich die miliaren, so dicht gedr�ngt in
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Kotz- und VVurmknoten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;357
der Schleimhaut und in dem submuc�seD Bindegewebe, dass die betroffenen Partien wie infiltrirt erscheinen, diffuser oder infil-trirter Kotz. Die frischen Kotzku�tchen sind durchscheinend, r�th-lich grau, bestehen aus dicht au einander gelagerten, verschieden grossen Zellen, der Mehrzahl nach mit dem Charakter der Eiter�zellen, feinen Kernen, und sind sp�ter von einer Schichte embryo�nalen Bindegewebes umgeben.
Die Neubildung geht von den Bindegewebszellen der Schleim�haut der Luftwege oder der Haut aus, welche auf die wiederholt geschilderte Weise anschwellen, sich theileu und vermehren und dicht au einander liegende Zellenhaufeu bilden. Bisweilen erfolgt dieser Vorgang albn�lig, nicht selten aber befindet sich die Schleim�haut im Zustande einer mehr oder weniger intensiven Hyper�mie, manchmal sogar in dem der Kntz�ndung, und es bilden sich in diesem letzteren Falle dann gallertige Infiltrate mit dicht aneinander stehenden miliaren Kn�tchen.
Die Rotzkn�tchen erweichen von der Mitte aus durch reich�liche Production von Eiterzellen und bilden, wenn sie vereinzelt stehen, kleine Geschw�re mit sogenanntem speckigem Grunde und aufgeworfenem Bande, beide Erscheinungen bedingt durch die noch fortdauernde Zellenproduction. In Folge des speeifischeu Reizes der Rotzknoten und Geschw�re entstellt in der Umgebung Hyper�mie und Entz�ndung, und die Bildung neuer Kn�tchen und Geschw�re in der Umgebung und in der Tiefe. Hiedurch vergr�ssern sich die Geschw�re, wie beim Tuberkel, der Fl�che und der Tiefe nach, was bei den ausgebreiteten Infiltrationen gleich im Anfange der Geschw�rsbildung sich so verh�lt, und k�nnen selbst auf Knorpel und Knochen �bergreifen. Dass manche solcher Rotzgeschw�re auf der Nasenschleimhaut in der That, u. z. ganz �hnlich wie tuber-cul�se Geschw�re zur Heilung kommen und schliesslich eine nar�bige Schwiele zur�cklassen, davon konnte ich mich wiederholt bei rotzigen Pferden, welche durch l�ngere Zeit aus verschiedenen Ur�sachen unter Beobachtung standen, und bei welchen die in der N�he des Naseneiuganges sitzenden Geschw�re der directen Besich�tigung zug�nglich waren, �berzeugen. Ebenso muss ich aber auch constatiren, dass fibroido Neubildungen auf den Schleimh�uten der Athmungsorgane rotziger Pferde (wie sie Leisering beschreibt) nicht selten vorkommen, deren Entstehung ich jedoch mit Virchow dem intensiv entz�ndlichen Zustande, in welchem sich die Schleim�haut in der Umgebung bedeutender Rotzinfiltrationen stets befindet, zuschreiben m�chte.
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358nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Rotz-, Wunuknoton, � Ver�nderun^en iler Grosse.
Die Kotzkuoteu (Beulen) beim Wurm erreichen eine viel bedeutendere Grosse, sitzen in der Haut, dem Unterhautbinde-u'owebe, selbst in dem interstiticlleu Bindegewebe der Muskeln und bestehen gleichfalls aus einer reielilicheu Wucherung- von Zellen mit dem Charakter der Eiterzellen, der spindelf�rmigen Binde�gewebszellen und freien Kerne. Auch sie k�nnen erweichen und die Haut durchbrechen, was insbesondere durch die in dem umlie�genden Bindegewebe auftretende Eiterung beg�nstiget wird, und stellen dann die Wurmgeschw�ro dar.
Ausser der Erweichung kann, obwohl seltener Verfettung und Verk�sung, selbst Verkalkung in den Rotzknoten eintreten: Ver��nderungen , welche man nebst der Eiukapselung der Beule durch Bindegewebe �fter beim Wurm als beim Rotz bemerkt.
Das Weitere siehe bei der Rotz- und Wurmkrankheit.
Anmerkung. Die bei Leuk�mie und bei manchen chronischen Krank�heiten des Menschen vorkommenden kleinen knotenf�rmigen Keubilduugen von der Natnr der Lymphzellengesclnv�lste (Lymphome) sind vun Bruckmtlller bei Hun�den in dem liindeyewebe der ser�sen H�ute angetroffen worden; ebenso ist bei dem Anthrax in den Schwellungen der Mesenterialdr�sen in der Milz und in den karbnn-kuliisen Infiltrationen die Anh�ufung farbloser l�lutk�rperchen, und die wuchernde Neubildung kleiner Zellen und Kerne nachgewiesen worden.
D. Ver�nderungen der physikalischen Fdgenscltaften der Organe.
1. Ver�nderungen der Grosse.
sect;. 195. Ver�nderungen in der Grosse eines Organs werden durch viele der bisher abgehandelten Vorg�nge, wie Hyper�mie, Bluterguss, Entz�ndung, Hypertrophie und Neubildung, durch Schwund und Degeneration u. s. w. herbeigef�hrt. Es er�brigt nur mehr die Betrachtung der Erweiterung und Verengerung hohler Organe.
Die Erweiterung, Ausdehnung eines hohlen Organs kann mit unver�nderter, vermehrter oder verringerter Dicke seiner Wand bestehen; darnach unterscheidet man die Erweiterungen in ein�fache, active und passive; die active Erweiterung f�llt mithin mit der excentrischen Hypertrophie zusammen. Je rascher eine Erweiterung sich bildet, desto mehr hat sie den Charakter einer passiven; je langsamer sie sich entwickelt, desto mehr kommen ihr die Merkmale einer activen zu, welche aber schliesslich bei eiuor gewissen H�he allm�lig zur passiven sich gestalten kann.
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Ver�nderungcn der (irusse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 359
Die Enveiterung'en beissen gleichm�ssig'e, wenn sie ein Hohlgebilde in seiuem ganzen Umfange gleielif�nnig- betreffen, ungleiehni�ssige oder sackf�rmige, wenn sie nur an umschrie�benen Stellen stattfinden. Bestehen die Wandungen eines hohlen Organes oder Kanales ans mehreren H�uten, so kann die Erwei�terung entweder aus siimintlicben oder nur aus einzelnen Membranen gebildet werden, worauf sich die Eintheiluug sackf�rmiger Er�weiterungen in wahre und falsche Divertikel gr�ndet.
Die Ursachen der Erweiterungen liegen in mechanischen. der Fortbewegung des Inhaltes der hohlen Organe entgegenstehenden Hindernissen (Druck und Zerrung von Seite der Umgebung, Ver�stopfung durch fremde K�rper, durch iiberm�ssiges oder eingedicktes Secret, stellenweise Verengerung der H�hle u. s. f.), diese ver�anlassen eine Erweiterung �ber der Stelle, wo die Sch�dlichkeit einwirkte; oder sie sind in Erscldaffung der W�nde in Folge von L�hmung ihrer coutractileu Fasern oder in Texturkrankheiten be�gr�ndet.
Die Folgen der Erweiterungen sind sehr verschieden; sie be�schr�nken sich bisweilen blos auf den erweiterten Theil, in weichein sich nicht selten Entz�ndung und Brand oder L�hmung entwickelt, oder sie erstrecken sich auch auf die Umgebung, in welcher sie durch Druck Atrophie veranlassen k�nnen, oder verschonen selbst den Gresammtorganismus nicht, wie Erweiterungen des Herzens, der Gef�sse.
Die Cur muss theils auf die Entfernung der bedingenden Ursachen, theils auf Bek�mpfung der gefahrdrohenden Symptome gerichtet sein.
Die Verkleinerung eines hohlen Organes f�hrt zur Veren�gerung seiner H�hle, Stenose; sie kann durch abnorme Zu�sammenziehung der Wand bei mangelndem Inhalt, durch Druck von aussen, durch coucentrische Hypertrophie und Atrophie, durch Texturkrankheiten, z. B. Narben, veranlasst werden. Die partielle Verengerung von Kan�len wird auch Strictur, ihre v�llige Ver-schliessung Atresie genannt.
Die Folgen der Verengerung sind von der Wichtigkeit des kranken Organes abh�naiquot;', sie bestehen vorzugsweise in der Hem-mung der Fortbewegung und in der Anh�ufung des Inhaltes der H�hle oder des Kanales oberhalb der verengerten Stelle; hiedurch kann wieder Erweiterung der H�hle, Hypertrophie, L�hmung oder Zerreissung der Wandung oberhalb der verengerten Stelle veranlasst werden.
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360
Ver�nderungen der Gestalt, La^e, Verbindung,
Ad zug�nglicbeu ytelleu ist die Hilfeleistung- eine chirur�gische.
2. Veriinderiiiiareii der Gestalt.
sect;. 196. Sie sind Folge von Texturkrankheiten, von Ab�normit�ten der Lage, der Verbindung- u. s. w. und erlangen durch die sie veranlassenden Umst�nde eine sehr verschiedene Be-
deutung.
3. Ver�nderungen der Lage.
sect;. 197. Lagever�ndei-ungen sind entweder freiwillige, d. h. solche, wobei ein Organ verm�ge seiner Volums- und Gewichts�zunahme seine Lage �ndert, oder von der Umgebung ausge�hende, wobei das Organ entweder durch Geschw�lste, Exsudate u. s. w. aus seiner Lage gedr�ngt, oder in Folge von Verl�ng-e-rung-en und Verk�rzungen der dasselbe st�tzenden, anheftenden oder �berziehenden Geldlde verr�ckt wird.
Zu den Lag-ever�nderungen geh�rt auch das Hervortreten eines Eingeweides aus seiner H�hle. Dies geschieht entweder durch eine schon bestehende Ooffnung, wobei das hervortretende ()rgan, z. 15. Zunge, Tragsack, frei und ohne Umh�llung- zum Vor-sclioin kommt � Vorfall, der bei hohlen Organen, wie Scheide, Mastdarm, zugleich mit einer Umst�lpung verbunden ist, oder es erfolgt durch eine angeborene Spalte oder durch eine Wunde der Wandungen einer K�rperh�hle � Vorlagerung, oder dadurch, dass ein oder mehrere Eingeweide oder Theile derselben aus ihrer normalen H�lile in einen, von der diese IT�lile auskleidenden ser�sen Haut gebildeten (Bruch-) Sack treten, eine Lageabweichung, welche man Bruch, Hernie heisst (Leistenbruch, Hodensackbruch).
Zu den Lagever�nderungen muss auch die Einschiebung eines Theiles eines r�hrenartigen Orgaues (Darmkanal) in ein an�grenzendes St�ck desselben gez�hlt werden.
Das N�here hier�ber lehrt die specielle Pathologie und die Chirurgie.
4. Ver�ndeningeii der Verbindung und des Zusammenhanges.
i;. 198. In die Kategorie der Anomalien der Verbindung geh�rt: die Verklebung und Anl�thung sonst getrennter Theile durch Faserstoffgerinnsel, Eiter u. dgl., die lockere oder straffe Anheftung und Verwachsung- derselben durch neugebildete Binde-
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Ver�ndprungeii der Veibimhintj, der GonsistOnz,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *quot;i()l
geweLsstr�ug-e unH Membraneu oder andere Neubildungen. Die Verklebung- oder Verwachsung' der W�nde eines hohlen Organes stellt eine Art der Atresie derselben dar. Die Verwachsung der zu einem Gelenke zusammentretenden Knochenenden lieisst Gelenks-steiligkeit, Anchylose.
Gew�hnliche Formen der Lockerung der Verbindung stellen die Diastase, d. h. das Auseinanderweichen zweier unbeweglich verbundener Knochen in Folge der Trennung oder Lockerung- der sie mit einander verbindenden Substanzen, und die Verrenkung-, Luxatio, d. h. die Entfernung- zweier ein Gelenk zusammen�setzender Knochenenden von einander dar.
Eigentliche Trennungen des Zusammenhanges k�nnen durch �ussere und innere Ursachen veranlasst werden. Zu den auf ersterem Weg-e entstandenen geh�ren die durch mechanische Gewalt, mit oder ohne Substanzverlust entstandenen Wunden, die einfachen und �bmplicirten Knochenbr�che, die Knickungen weicher Knochen, die Zerreissxtng-en solider oder hohler Organe, besonders der Gef�sse, die durch Einwirkung- �tzender Sub�stanzen oder hoher Temperaturgrade g-esetzten Trennungen des Zusammenhanges u. s. w. Als innere Ursachen wirken �ber-m�ssig-e Anstrengung- wie jene der Muskeln, welche zur Zer-reissung- derselben und der Sehnen fuhren kann, namhafte Aus�dehnung- hohler Organe durch Ansammlung- ihres Inhaltes bei L�hmung- der W�nde, Verengerung- oder VerSchliessung von H�hlen u. s. f.; ebenso Texturerkrankung-en verschiedener Art, namentlich solche, welche mit einer Verminderung- der Consistenz der Gewebe eiuherschreiten, wie die Entz�ndung-, die Erweichungs-processe, die fettige Entartung-, die Atrophie, Blutungen der Paren-chyme u. s. w. Das N�here hier�ber lehrt die Chirurgie.
5. Ver�ndennijren der Consisteuz.
sect;. 199. Sie bestehen in einer Verminderung- oder Vermeh�rung derselben und sind durch verschiedene, bereits bekannte Processe bedingt.
So kann eine Verminderung der Consistenz, welche zwischen einer kaum bemerkbaren Lockerung bis zur breiigen Erweichung- schwankt, durch Tr�nkung der Parenchyme mit Trans-sudat, mit Exsudat oder Extravasat, durch Einlagerung- von weichem lockeren, neugebildeten Gewebe, durch Vereiterung- und Jauchung-, Necrose, fettige Entartung u. s. f. veranlasst sein. Sie spricht sich
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Pil J2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verfindeningen raquo;lev Consistenz, tier Ffirbung.
bald als abnorme Weichheit, Zerreisslichkeit, breiartiger Zustand, bald als Spr�digkeit, Br�chigkeit (bei Knochen) aus.
Die Vermehrung der Consistenz, deren h�chster Grad als Verh�rtung' bezeichnet wird, kann bedingt sein durch Vermin�derung der fl�ssigen, durch Atrophie der weichen Theile eines Organes. durch Neubildung und Verdichtung des ein Organ durch�setzenden Bindegewebes, durch Hypertrophie der festen Theile eines Organes, durch Infiltration mit starr gewordenem Exsudate, durch Einlagerung- derber Neubildungen, durch Verkalkung und Ver�kn�cherung. Sie erscheint als abnorme Dichtigkeit, Z�higkeit, Steife, Derbheit, bisweilen als krankhafte Br�chigkeit und Spr�digkeit.
(gt;. VerJ�ideruiigeii der P�rliiing'.
sect;. 200. Sie sprechen sich als Vermehrung oder Vermin�derung der normalen oder als eine dem Theile fremdartige F�rbung aus.
Die Erh�hung der normalen F�rbung ist meist durch einen vermehrten Blutgehalt des Theiles bedingt; sie ist um so ges�t�tigter, je dunkler an und f�r sich das Blut gef�rbt ist, sie kann ferner von Blutextravasaten, von Tr�nkung der Grewebe mit durch Blut roth gef�rbtem Serum abh�ngig sein.
Eine Verminderung der normalen Farbe ist meist ver-anlasst durch Blutarmuth, durch Mangel an Blutk�rperchen im Blute, durch Atrophie, Infiltration der Gewebe mit Serum, Eiter, durch fettige Entartung u. s. w.
Bei Verminderung oder Mangel des Pigmentes erbleichen Gewebe, welche im Normalzust�nde gef�rbt sind (z. B. die schwarz pigmentirte Haut).
Die Um�nderungen der eigenth�mlichen F�rbung werden durch Ablagerung eines Pigmentes in einem Gewebe oder durch Um�nderung des dem Gewebe im Normalzust�nde zukommenden Farbestoffes bedingt.
Eine gelbe F�rbung der Schleimh�ute und Organe wird bei intensiven Erkrankungen der Leber, bei Behinderung der Ausschei�dung der Galle, dann bei einigen acuten Krankheiten: beim Anthrax, bei Lungenentz�ndungen beobachtet. K�rniges und krystallinisches Pigment veranlasst, wie bereits erw�hnt, eine gelbe, rothe, braune, graue und schwarze, starker Fettgehalt eines Organes eine wachs-, bonig-, braun- oder graulich-gelbe F�rbung.
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Ver�ndoranffen raquo;les Inhaltes. � Luftansammlnng
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Ebenso �ndern verscMedene in den Organen wuchernde Neu�bildungen, Krebs, Tuberkel tu s. w. und die verschiedenen Tex�turerkrankungen, die F�rbung- der Organe. Bekanntlich ertheileu manche Arzueistoffe gewissen Organen und Fl�ssigkeiten be�stimmte F�rbungen; so wird der Harn nach dem Gebrauche der Rhabarber gelb, die Knochen uach dein Gen�sse der F�rberr�the roth gef�rbt.
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IC. Ver�nderungen des Inhaltes der Organe.
sect;. 201. Wir z�hlen hieher jene Ver�nderungen, welche laquo;lurch K�rper nnd Substanzen bedingt werden, welche in Hohlr�ume der Organe oder Gewebe gelangt, nicht in einen anatomischen Zusam�menhang mit denselben treten, wie die Concretionen, Parasiten, Transsud ate und Luft.
Von den Steinen und Concremeuten, den Schmarotzern und hydropischon Erg�ssen war schon fr�her die Hede, es er�brigt nur noch die Luftansammlung- zu besprochen.
Aiisamiuliing' von Luft.
sect;. 202. Luftf�rmige Stoffe k�nnen sich sowohl in Geweben, als in Organ- und K�rperh�hlen ansammeln. Die erstere Form nennt man Emphysem, die letztere wird als Pneumatosis, Tym�panitis, Meteorismus bezeichnet.
Bez�glich der Entstohung-swoise der Gasansammlung- k�n�nen folgende F�lle unterschieden werden:
a. Das angesammelte Gas ist von aussen oder von einem, zuvor schon ein Gas enthaltenden Organe, z. B. der Lunge, dem Darme, durch Wunden, Einrisse, Perforationen in ein Gewebe oder in eine H�hle eingedrungen, und ist demnach entweder atmo�sph�rische Luft oder das in dem hohlen Organe enthalten gewesene Gas. Die erstere erleidet bei ihrem Verweilen im K�rper Ver�nde�rungen, die den bei der Athmung eintretenden �hnlich sind. Die Bildung umfangreicher Hautemphyseme haben wir nach Zerreissung von Lungenbl�schen bei grosser Atheinnoth wiederholt schon bei Pferden und Rindern beobachtet; die Luft verbreitet sich entweder unter der Pleura oder l�ngs des interlobul�ren Bindegewebes weiter, dringt dann l�ngs der g-rossen Gef�sse, der Luft- und Speiser�hre in die Maschen des Bindegewebes des Halses, der Brust und dehnt sich bisweilen �ber einen g-rosseu Theil des Rumpfes aus.
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3(34-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Liiftansiimralung.
lj. Die Gase entwickeln sich durch Zersetzungsprocesse, Necrose, F�uluiss normaler und pathologischer Gebilde, oder
c. sie sammeln sich in Theilen, die auch unter normalen Verh�ltnissen Gase enthalten (wie im Magen, Darme), in gr�sserer, bisweilen in enormer Menge an (Tympanitis, Meteorismus), ein Vorgang, der durch krankhafte Processe oder Zust�nde dieser Theile (Bauchfellentz�ndung, Darmeinklemmung) sehr beg�nstigt wird.
Die Diagnose einer Gasansammlung wird bei Emphysemen in dem Unterhautbindegewebe durch das Wahrnehmen des soge�nannten Knisterns, Crepitireus bei einem auf die Geschwulst angebrachten Drucke, bei Gasansammlung im inneren, der Unter�suchung zug�nglichen Theilen durch die Gegenwart eines vollen oder tympanitischen Percussionsschallcs gesichert.
Die Folgen der Luftansammlungen sind nach ihrem Sitze und nach den ihnen zu Grunde liegenden Ursachen h�chst ver�schieden. Der Eintritt von Luft in K�rperh�hlen vcranlasst Druck und Lagever�nderung der benachbarten Theile, Entz�ndung, selbst Necrose der mit ihr in Ber�hrung stehenden Gewebe; ihre Anh�ufung in hohlen Organen bedingt eine �berm�ssige Ausdehnung und eine Punctionsst�rung derselben und kann zur L�hmung, zur Zerreissung ihrer Wandungen f�hren. Der �ebertritt von Darmgasen in das Blut in Folge starker Ausdehnung der Darmwandungen durch die�selben, kann den Eintritt des Todes durch Asphyxie beg�nstigen.
Das therapeutische Verfahren gegen Gasansammlungen muss auf die Entfernung jener Ursachen, durch welche ein weiteres Ansammeln von Luft vcranlasst werden k�nnte, und auf die Bef�r�derung dos Abzuges der bereits vorhandenen, dann auf die Besei�tigung- der Folgen, welche die Anwesenheit der Gase bedingt, gerichtet sein.
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Besonderer Theil.
I. Oonstitutionelle Krankheiten.
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Kranktifitori des lilutes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ODi
sect;. 1. Als constitutionelle Krankheiten bezeichnet man jene, bei welchen das Kranksein, wenn auch in der Regel von einem bestimmten Gewebe oder Organe ausgehend, sich bald �ber mehrere Theile oder �ber den ganzen Organismus verbreitet.
Wir z�hlen hiclier die Krankheiten des Blutes und die sogenannten In fe ct i o n skran kh e iten.
I. Abschnitt.
Krankheiten des Blutes.
sect;. 2. Das Blut, als der Mittelpunkt des Stoffwechsels, unterliegt auch unter normalen Verh�ltnissen fortw�hrend Aemlerungen seiner Zusammensetzung, welche aber durch die physiologischen Vorg�nge rasch wieder ausgeglichen werden. Bedeutendere und andauernde Ver�nderungen in der Zusammensetzung des Blutes f�hren dagegen zu St�rungen in verschiedenen Theilen des Thierk�rpers. Da n�m�lich das Blut bei der Circulation mit allen Theilen des Organismus in Ber�hrung kommt, so verlaufen die Blutkrankheiten kaum je rein als solche, sondern ziehen in der Regel andere Organe in die Mit�leidenschaft und erlangen eben dadurch f�r den Gesammtorganismus die gr�sste Bedeutung.
Die Blutkrankheiten, Dyscrasien, k�nnen als prim�re und
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als seeund�re Krankheiten sich einstellen. Als prim�re Discra-sien wird man jene bezeichnen k�nnen, bei welchen eine von aussen einwirkende Sch�dlichkeit unmittelbar in dem Blute Ver�nderungen bewirkt, in Folge welcher sich dann St�rungen in gewissen Organen
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36^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Krankheiten des Blutes.
entwickeln. Hieher k�nnen nmnclie Vergiftaugen durch pflanzliche und mineralisclie Substanzen, die Ver�nderungen, welche laquo;las Blut durch zu reichliche oder durch mangelhafte Zufuhr gewisser, zur Erhaltung seiner normalen Mischung nothwendiger Stoffe erleidet, u. m. a. gerechnet werden.
Die Entstehung der viel h�utigeren secund�ren Dyscrasieu ist von der Aufnahme dem Blute fremdartiger Stoffe aus einem bereits erkrankten Gewebe, von der Zur�ckhaltung der zur Aus�scheidung bestimmten Stoffe im Blute, oder von der Wiederaufnahme derselben in das Blut abh�ngig. Durch eine fortdauernde Zufuhr solcher Stoffe von dem Krankheitsherde aus wird die einmal ent�standene Dvscrasie unterhalten und zu Erkrankungen in anderen Organen Anlass gegeben; mit dem Aufh�ren der Zufuhr erlischt h�ufig auch die Dyscrasie, indem die abnormen Stoffe im Blute um�gewandelt und der Ausscheidung zugef�hrt worden.
Der Uebersicht wegen k�nnen die Blutkrankheiten eingetheilt werden in: I. Ver�nderungen der relativen Quantit�t und Qualit�t der Blut-
bestandtheile; II. Ver�nderungen der Blutmenge im Ganzen; III. Ver�nderungen des Blutes bedingt durch den Gehalt an fremd�artigen Stoffen.
I. Ver�nderungen in der relativen Quantit�t und Qualit�t der Blutbestandtheile.
sect;. 3. Die UnZuverl�ssigkeit der Blntanalysen und die Schwierig�keit ihrer Vornahme einerseits, sowie die auch unter physiologischen Verh�ltnissen sehr wechselnde und labile Zusammensetzung des Blutes andererseits, macht es in vielen F�llen sehr schwer, Ver��nderungen in den Verh�ltnissen der Zusammensetzung des Blutes mit Sicherheit nachzuweisen. Daher st�sst die Diagnose mancher dieser Zust�nde bei Hausthieren auf Schwierigkeiten; meistens werden derlei St�rungen erst aus den Sectionsergebnissen oder aus der Untersuchung des aus einer Ader gelassenen Blutes, oder aus der Art eines vorhandenen anderweitigen Krankheitsprocesses er�schlossen.
Es kommen hier die Blutk�rperchen, u. z. die rothen und die farblosen, dann die Blutfl�ssigkeit in Betracht.
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Abnorniitiiten '1er rothen Blutk�rperchen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 869
1. Abnormit�ten der rothen Itlntk�rperclien.
sect;. 4. Die rothen Blutk�rperchen bilden bei den S�ag-etliieren bekanntlicb runde, biconcave Scheibchen, welche aus einer farb�losen H�lle und einem Withlichen Inhalte bestehen. Hire Function: in den Lungen Sauerstoff aufzunehmen, in dem ganzen K�rper zu verbreiten und in den Capillaren gegen Kohlens�ure auszutauschen, ist f�r den ganzen Lebensprocess, ihr grosser Gehalt an Globulin f�r den Ern�hrungsvorgang- von der gr�ssten Wichtigkeit.
Ueher das Verh�ltniss der farbigen Blutk�rper zu der Blut�fl�ssigkeit im gesunden Zustande bei Thieren liegen noch wenige Angaben vor; beim Menschen finden sich in 1000 Theilen Blut durchschnittlich 512 Theile feuchter oder 112 Theile trockener Blut�k�rperchen. Nach Clement sind beim Pferde in 1000 Theilen Venenblut 112, im Arterienblut 104, uach �eclard im erstereu 123, im letzteren 132 Theile Blutk�rperchen enthalten.
Die Vermehrung oder Verminderung- der Zahl der Blut�k�rperchen ist zun�chst von der Ern�hrung- und der Chylusbereitung-abh�ng-ig. Beide Zust�nde k�nnen absolut oder relativ zugegen sein, je nachdem auf die Gesammtmeng-e der im K�rper enthaltenen rotheu Blutzellen, oder auf den procentischen Gehalt des Blutes an Blutk�rperchen R�cksicht genommen wird.
a.nbsp; nbsp; nbsp;Eine Vermehrung- der rotheu Blutk�rperchen, Polycytli�inie, soll als absolute Vermehrung bei Vollbl�tigkeit, wie sie sich bei reichlicher Nahrung-, guter Verdauung- und be�schr�nkter Muskelth�tigkeit entwickelt; als relative nach bedeutenden Ausschwitzungsprocossen, in der Reconvalescenz nach acuten Krank�heiten , bedingt durch Eindiekung- des Blutes in Folge der Aus�schwitzung- seiner Serum-Bestandtheile, vorkommen. Die absolute Vermehrung- der Blutk�rperchen mag- in Folge vermehrter Sauerstoff�aufnahme eine Steigerung- des Stoffwechsels, st�rkere Muskelactionen veranlassen und zu Congestionen und Blutungen disponiren. Die Therapie muss sich nach den zu Grunde liegenden Ursachen richten.
b.nbsp; nbsp; Eine Verminderung- der rothen Blutk�rperchen, Oligocyth�mie, erfolg-t �berall dort, wo der Verbrauch derselben die Bildung �bersteigt, also im Verlaufe acuter und chronischer Krankheitsprocesse, an�mischer Zust�nde, wie sie sich uach wieder�holten Aderl�ssen und Blutungen, lang-dauernden S�fteverlusten ent�wickeln, bei mangelhafter Ern�hrung-, gest�rter Verdauung-. Sie kann zun�chst von einem raschen Zerfalle, oder von einer beschr�nkten
Roll, I'ath. u. Ther. d. Hansth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;24
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�570
Abnormit�ten 'Iftr rotltcn, laquo;Icr rarblosen Blntk�rporcli�n,
Neubilrluiig der Bltitk�rper oder von beiden Umst�nden abh�ngig sein. Die Folgen einer absoluten Oligocyth�mie sind: geringere Sauerstoffabsorption und dadurcb bedingt verminderter iStofFweehsel und Verringerung der tliierisclien W�rme, Muskelschw�cbe. Die Behandlung bestellt in der Beseitigung der Ursachen und in der Restauration durch passende Di�t und durch den Gebrauch toni�scher, roborirender Arzneien.
c.nbsp; nbsp; lieber Ab�nderungen in der G-estalt und in der chemischen Zusammensetzung der rothen Blutk�rperchen und �ber die von diesen letzteren abh�ngigen St�rungen ihrer Func�tion liegen verl�ssliche Angaben nicht, vor. Thatsache ist es, dass bei manchen Krankheiten, wie beim Anthrax, eine Gestalt�nderung der, in dem aus der Ader entleerten Blute enthaltenen K�rperchen verh�ltnissm�ssig rascher eintritt, als unter normalen Umst�nden.
d.nbsp; nbsp;Verminderte Sauerstoffaufnahme der Blutk�rper�chen. Wird durch irgend eine Ursache die Sauerstoffaufnahme der Blutk�rperchen in den Lungen behindert, so wird hiedurch die Um�wandlung des ven�sen in arterielles Blut aufgehoben, es entwickelt sich Cyanose, welche in ihrem h�chsten Grade zum v�lligen Auf�h�ren des Stoffwechsels und zum Tode durch Erstickung fuhrt, aber auch in ihrem geringeren tirade wesentliche St�rungen veranlasst. (S. Erstickung).
2. Abiionuil�ten der farblosen Blutk�rperchenlaquo;
sect;. 5. Neben den rothen Blutk�rperchen kommen im Blute auch die farblosen Blutzellen (Lymphzellen), jedoch in bei weitem ge�ringerer Menge vor; ihr Verh�ltniss zu den rothen wird beim Menschen auf 1 : 300 gesch�tzt. Ihr gegenseitiges Zahlenverh�ltniss wechselt oft sehr bedeutend ; nach reichlichen Aderl�ssen betragen die farblosen Blutk�rper ein Dritttheil bis zur H�lfte der rothen.
Eine massige Vermehrung der farblosen Blutk�rper�chen, Leucocythose, wird im Verlaufe von Entz�ndungen, be�sonders im Unterhautbindegewebe, von acuten Exantbemen, von Anthrax, bei manchen chronischen Krankheiten, in so ferne sich diese Processe mit einer Heizung und Schwellung der Lymphdr�sen oder der Milz verbinden, h�utig genug beobachtet.
Eine bedeutende Vermehrung der farblosen Blutk�rperchen kommt bei jenem Zustande vor, welchen Virchow mit dem Namen der Leuk�mie bezeichnet.
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Leuk�mie.
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Leuk�mie.
sect;. 6. Die Leuk�mie, deren Befund zuerst von Virchow richtig gedeutet wurde, ist in ihrer ausgesprochenen Form Im jetzt bei Thieren nur selten beobachtet worden.
Sie besteht in einer so namhaften Vermehrung der farblosen Blutk�rper, d;iss sich ihr Verli�ltniss zu den rothen wie 1 : 3 und uoeh li�lier gestalten kann. Das aus einer Ader entleerte oder in dem Herzen und den grossen Cref�ssen des Cadavers vorfindliche Blut zei^t im geronnenen Zustande einen grauen Beschlag, der bei�nahe v�llig aus farblosen Blutk�rpern besteht; in den kleineu Ge-f�ssen und in den Venen der Milz wird manchmal fast weisses, selbst eiter�hnliches Blut angetroffen. Die rothen Blutk�rperchen sind an Zahl vermindert, das Verhalten der Faserstoffmenge ist nicht constant, die Wassermenge vermehrt, das speeilische Gewicht geringer.
Als Ausgangspunkte der Leuk�mie werden die Milz, welche dann durch Vermehrung der Milzpulpe und durch Bindegewebs-neubildung vergr�ssert ist (lienale Form) und die Lymphdr�sen, welche hypertrophisch werden und deren zollige Elemente sich ver�mehren (lymphatische Form), angesehen. Bei der ersteren Form finden sich nach Virchow im Blute grosse entwickelte Zellen mit ein- oder mehrfachen Kernen, bei der lymphatischen kleine Zellen, deren Membran dem grossen, einfachen Kerne oft so enge anliegt, dass sie dann wie freie Kerne aussehen.
Die Entwicklung der Leuk�mie geht wohl von der hyper�trophischen Milz oder von den Lymphdr�sen aus, jedoch nicht jede derlei Ver�nderung- ist auch von Leuk�mie begleitet.
In den Berichten �ber das Vct. Wesen Im K�nigreiclie Sachsen werden mehrere F�lle von Leuk�mie beschrieben. In ilem einen (1860) hatte das Pferd seit einem Jahre au einem knoten-qnaddelartigen Ausschlage, der Ii�uKr;- Nachsch�be machte und an Anschwellungen der Extremit�ten gelitten; pl�tzlich trat, unter Fieber-erscheinungen Anschwellung der Lymphdr�sen im Eehlgange, in der Leistengegend und Lymphangoitis am Halse und an einem Hinterschenke] ein; der bis dabin gute Ern�hrungszustand Hess nach; der Harn reagirte sauer, enthielt freie Milchs�ure und viele milchsaure Salze; ans der Nase stellte sieb Ausflnss ein und schliesslich musste das Tliier wegen Rotz get�dtet werden. W�hrend der Dauer der Beobachtung war im Blute stets ein grossei- Keielitbum an ungef�rbten Blutzellen zu beobachten. Die Section ergab ausser dein Befunde des Rotzes eine vergr�sserte. knotige, li'/n Pfund schwere Jlilz, in einzelnen Venen starke Thrombosen,
Ein anderes Pferd (1803) zeigte an der rechten Seite des Halses einen dicken, von der Ohrdr�se bis zur Achseldr�se verlaufenden Lymphgef�ssstrang, auf welchem mehrere Beulen anfsassen, und andauernde Pulsbeschleunigung, Die
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licutilraie.
Blutuntersuohuiig wies Leuk�mie uadh. Unter Behandlung mit Eisen erfolgte laquo;lie (Jeiiesung.
Leisering (1. c. 18(i5) f�lirt an, er habe in der ihm zugesendeten Milz und in den Gekr�sdr�sen eines Schweines den rollst�ndigen Befund der Leuk�mie angetroffen, so wie er auch schon fr�her (1. c 1859) den Befund der Milz eines leuk�mischen Pferdes geschildert hat, in deren Pulpe sich auch die farblosen Blut�zellen zu grossen Haufen, tausende von Blutzellen enthaltend, vereinigt vorfanden.
Ansser mehreren anderen hier bei Pferden und Hunden durch die Section nachgewiesenen Fallen wurde im .Jahre IS�� ein l-'all von Leuk�mie eines Pferdes constatirt, dessen Krankheitserscheinungen den Verdacht dieser Krankheit w�hrend des Lebens nicht erregen konnten. Ein englisches Pferd wuchs mit Lungen�entz�ndung im Stadium der L�sung zur Behandlung zu; nach wenigen Tagen stellte sich eine so namhafte Bet�ubung ein, daas auf ser�ses Transudat in die Seiten�kammern des Gehirnes geschlossen werden musste. Durch ungef�hr 3 Wochen blieb der Zustand unver�ndert; pl�tzlich stellte sich intensives Fieber und der ganze Symptomencomplex der Brustfellentz�ndung ein, so dass 4 Tage sp�ter wegen drohender Ersticknngsgefahr der Bruststicli vorgenommen werden musste, durch welchen eine sehr bedeutende Menge h�morrhagisc.her Fl�ssigkeit eurleert wurde. Zwei Tage sp�ter erfolgte, nachdem die Menge des Exsudates nachweisbar wieder sehr bedeutend zugenommen hatte, der Tod des Pferdes. Die Section wies ansser der Ansammlung einer bedeutenden Menge h�morrhagisclieii Exsudates in beiden Brusth�lften und dadurch veranlasster Compression der Lungen, Blutungen in die Schleimhaut des Magens und D�nndarmes und in die Darmh�hle, intensiven Dann�katarrh, bedeutende Vergr�sserung der Leber und der Milz, welch' letztere enorm gross, h�ckerig und breiig erweicht war, Pfropfe in den Lungen- und Nierenarterien, in den Leber- und Milzgef�ssen, welche ein eiteriges Aussehen und eine enorme Menge farbloser Blutk�rper zeigten, nach.
Ein Fall von lymphatischer Leuk�mie bei einem Hunde wird in dem I5e-richte �ber das Vet. Wesen in Sachsen f�r 1872 beschrieben, bei welchem sich unter Fiebererscheinungen Schwellungen der oberen und unteren Halsdr�sen, der Achsel-und der rechten Leistendr�sen, ein Abscess in der Unken Kniekehle bei zunehmender Schw�che und Theilnahmslosigkeit eingestellt hatten, und bei welchem eine bedeu�tende Zunahme der farblosen Blutk�rperchen, 1 : 15�22 (rothen) nachweisbar war. Die Section des get�dteten Tliieres zeigte eine weiche Schwellung s�mmtlicher Lymphdr�sen, in einzelnen derselben Abscedirung, die Milz vergr�ssert, erweicht, in der Mitte derselben ein leuk�mischer Knoten. Im Blutserum verhielt sich die Zahl der farblosen zu den rothen Blutk�rpern wie 1 : ��6, im rothen Blutcoagulum wie 1 :40; in den Faserstoffgerinnseln fanden sich nur farblose Blutk�rper.
Diese F�lle zeigen wohl, dass die Symptome der Leuk�mie bei Tliieren w�hrend des Lebens, etwas Charakteristisclies nicht bieten. Dort wo mau den Verdacht der Gegenwart eines leuk�mischen Zu-shmdes hegt, was bei den lymphatischen Formen weit eher der Fall sein wird, kann die Untersuchung- einer entnommenen geringen Blut�menge unschwer die Diagnose sichern; die Feststellung der lionalen Form wird wegen der Unsicherheit der Ausinittlung von Milz�schwellungen bei den gr�sseren Haustbioren und auch bei Schweinen und Schafen wohl stets auf Schwierigkeiten stossen. Die iu unserem
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Loubilmie. Abnormit�ten des Faserstoffes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 373
Falle vorhandene namhafte Bet�ubung', das h�morrhagische Exsudat in die BniBth�hle, der Katarrh und die Blutungen in die Schleim�haut und H�hle dos Darmtractes zeigen einige Analogie mit den Symptomen der Leuk�mie beim Menschen.
Die bei leuk�mischen Menschen in der Leber, Milz, den Nieren, in den Schleim- und ser�sen H�uten vorkommenden hirse-korn- bis haselnussgrossen, aus dicht aneinander gedr�ngten Lymph�zellen bestellenden Knoten wurden, wie bereits erw�hnt, von Bruck-m�ller bei Hunden u. z. im Mittel- und am Zwerchfell angetroffen.
R�cksichtlich der Behandlung l�sst sich etwas Verl�ssliches nicht angeben. In dem einen Falle der Dresdner Klinik (lymphatische Form) wurden Eisenpr�parate mit Erfolg gegeben. Dort wo die Diagnose sichergestellt ist, k�nnten diese, dann vielleicht Jodkali und Jodeisen versucht werden.
R�cksichtlich einer Verminderung der farblosen Blutk�rper
lie
5V
n Ano-abon nicht vor.
3. Abuoriuit�ten iu den Bcstaudtheileu der Blutfl�ssigkeit, a. Anomalien des Faserstoffes.
sect;. 7. Der Faserstoff kommt als solcher in dem normalen kreisenden Blute nicht vor, sondern wird erst in den Geweben in der Art gebildet, dass die in fast allen zelligen Elementen, vor Allem in den rothen Blutk�rperchen, dem Chylus, der Lymphe, dem Blutserum u. s. w. enthaltene fibrinoplastische Substanz (Paraglobulin) mit der fibrinogeneu, im Blutplasma enthaltenen Substanz unter entsprechenden Bedingungen zusammentrifft. Die Gerinnung des Blutes, welches beide Substanzen enth�lt, innerhalb der Gef�ssbahnen wird durch den Einfluss der lebendigen, gesunden Gef�sswand (wie Br�cke zuerst nachgewiesen hat) verhindert.
Die Gerinnung des aus den Gcf�ssen ausgetretenen oder ent�leerten Blutes erkl�rt sich hieraus; sie wird durch den Einfluss der atmosph�rischen Luft beg�nstigt.
Eine Vermehrung oder Verminderung des Faserstoffes in Krankheiten wird nur aus der schnelleren oder langsameren Gerin�nung des Blutes, aus der Beschaffenheit des Blutkuchens und der unter dem Zutritte der Luft erfolgenden reichlichen oder man�gelnden Ausscheidung fibrinogener Substanz aus Exsudatfl�ssigkeiten erschlossen.
a. Eine Zunahme des Faserstoffes, Hyperinose, findet sich bei heftigen Entz�ndungen von Organen, welche an Lymph-
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374nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Abnormit�ten ties Fiisei-htuiVcs.
und Blutgef�ssen reich siud, wie der Lungen, der ser�sen H�ute, besonders des Brustfelles. Mau hielt fr�her die Faserstoffvermelirimg im Blute f�r die Ursache der Entz�ndung und nahm eine soge�nannte phlogistische Krase mit dem wesentliehea Merkmale einer Zunahme des Faserstoffgehaltes im Blute an, wodurch dieses die Neigung erhalte, den Faserstoff irgendwo abzulagern. Bei der Ent�z�ndung wurde jedoch schon hervorgehoben, dass die Vermehrung der fibriuogenen Substanz nicht die Ursache, sondern eine Folge der Entz�udllng#9632; sei; dass in dem entz�ndeten Organe die Quelle der Vermehrung- dieses .Stoffes zu suchen sei, welcher von da aus erst dem Blute durch die Lymphgef�sse zugef�hrt wird. Es wird daher die Zunahme der fibriuogenen Substanz im Blute bei fieber�haften Entz�ndungskrankheiten die h�chste Ziffer erreichen, wenn sie in dem entz�ndeten Organe reichlich gebildet wird und das Organ gleichzeitig- zahlreiche Lymphgef�sse und Venen enth�lt.
Wenn bei Entz�ndungen durch wiederholte Aderl�sse der Faserstoffgehalt des Blutes vermehrt zu werden scheint, so beruht dies auf einer gesteigerten Resorption eines an Generatoren des Faserstoffes reichen Plasma aus den entz�ndeten Geweben.
Die Bildung- einer Speck- oder Entz�ndungshaut im Ader-lassblute ist von der Gerinnuug-sdauer des Faserstoffes und dem Senkungsverm�gen der Blutk�rper abh�ngig.
Sie kann sich �berall bilden, wo entweder bei normalem Sen�kungsverm�gen der Blutk�rper der Faserstoff langsam gerinnt; oder wo bei normaler Schnelligkeit der Gerinnung- des letzteren die Sen�kung- der Blutk�rper rasch erfolgt. Wird bei Entz�ndungskrank�heiten z. B. der Lunge, der Pleura die fibrinogene Substanz im Blute bedeutend vermehrt, so wird in dem aus der Ader entfernten Blute nur langsam eine Gerinnung eintreten; da die besonders in den rothen Blutk�rperchen enthaltene tibrinoplastische Substanz nicht nur nicht zugenommen, sondern vielmehr abgenommen haben mag, und daher die Ausscheidung- der unl�slichen Modification des Faserstoffes nicht rasch erfolgen kann. Es wird sich daher aus diesem Grunde auf dem Blutkuchen eine Speckhaut bilden. H�ufig bildet sich aber bei Entz�ndungskrankheiten keine solche Kruste; es m�gen dann die Gerinnungsf�higkeit der Faserstoffmodificationen und das Senkungsverm�gen der Blutk�rper in einem solchen Ver�h�ltnisse stehen, dass der geronnene Faserstoff die Blutk�rperchen �berall einschliesst.
Eine Behandlung m�sste sich, wenn sie zur Durchf�hrung kommen sollte, nach der zu Grunde liegenden Ursache richten. Als
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Abnornjitiiton des TuserstolVes, lies Eiweisses,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;375
Mittel, welche der Vermehrung der tibrino^eneu Substanz entgegen�wirken sollen, werden die kohlensauren und schwefelsauren Kali-, Natron- und Mag'nesiasalze, der Salpeter, der Brechweinstein an�gegeben.
�. Eine Verminderung- des Faserstoffes im Blute, Hyp-inose wird aus der Beschaffenheit des Aderlassblutes, welches bei dem Gerinnen anstatt eines festen Kuchens eine weiche gallertartige Masse bildet, die nur wenig- Serum ausscheidet, erschlossen. Man findet eine solche Beschaffenheit des Blutkuchens besonders bei solchen Krankheiten, bei welchen in Folge einer Ueberladuug- des Blutes mit Kohlens�ure die fihrinoplastische Th�tigkeit der rothen Blutk�rperchen geschw�cht ist, wie bei Anthrax, bei Krankheiten mit erschwerter und ungen�gender Respiration.
Die Behandlung- muss gegen die zu Grunde liegende Ur�sache gerichtet sein; ein entsprechendes di�tetisches Verhalten, reine, frische Luft, die Verabreichung von Minerals�uren kann die dir des Gruudleidens wesentlich unterst�tzen.
#9632;;. Zu den qualitativen Ver�nderungen des Faserstoffes geh�rt: eine angenommene g-esteig-erte Gerinnf�hig-keit des�selben, Inopexie, wodurch zur Bildung- der Pfropfe in den Gc-f�ssen, so wie der bisweilen massenhaften Gerinnungen in Exsudaten Veranlassung- gegeben werden soll.
1raquo;. Anomalien des Blweisses,
4;. 8. Der Gelialt des Blutes an trockenem Eiweiss betr�gt im Mittel 80 p. m.; es bildet also n�chst dem Wasser den Haupt-bestandtheil des Blutes.
a. Eine relative Vermehrung des Eiweisses im Blute (Hyperalbuminosis) entwickelt sich im Verlaufe von Krankheiten, bei welchen durch Secretionen eine bedeutende Menge von Serum, dagegen kein oder nur wenig- Eiweiss ausg-escliieden wird.
Durch den reichlichen Genuss proteinh�ltig-er Nahrungsmittel, bei beschr�nkter Muskelth�tig-keit und Respiration, stellt sich eine absolute Zunahme des Eiweisses im Blute und als Folge eine ver�mehrte Anziehung von Wasser ein, wodurch die absolute Menge des Blutes zunimmt und sich ein Zustand von Plethora entwickelt. Die Hyperalbuminosis ist gew�hnlich mit einer Verminderung- der l�slichen Salze, namentlich des Kochsalzes des Serums verbunden.
Die Therapie hat die zu Grunde liegenden Ursachen thun-lichst zu beseitigen, namentlich die Zufuhr proteinh�ltig-er Nahrung
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376nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Abnormit�ten dos Eiweisses, der Blutsalze,
zu beschr�nken und eine Steigerung der Muskelth�tigkeit und Respiration durch vormehrte Bewegung zu veranlassen. Auch der fortgesetzte Gebrauch salziger Purgirmittel d�rfte am Platze sein. Eine relative Vermehrung des Eiweissgehaltes im Blute gleicht sich durch Serumaufnahme aus den Parenchymen oder durch das genossene Wasser wieder aus.
�. Eine Verminderung des Eiweissgehaltes im Blute (llvpalbuminosis) stellt sich ein: durch verminderte Eiweisszufuhr in das Blut in Folge ungen�gender oder au Proteinsubstanzen armer Nahrungsmittel, oder gest�rter Verdauung und Chylusresorption, durch reichliche und fortdauernde Ausscheidungen eiweissh�ltiger Substanzen aus dem Blute, wie sie bei Durchf�llen, langwierigen Eiterungs- und Exsudatiousprocesson, Blutverlusten, bei zu reich�licher Milchsecretion stattfinden. Sie entwickelt sich h�utig im Ver�laufe schwerer acuter und chronischer Kraukheitsprocesse, w�hrend welcher die Nahrungsaufnahme darniederlag, w�hrend der Stoff�wechsel fortdauerte oder sogar gesteigert war. Mit der Abnahme des Eiweisses steigt der Serumgehalt des Blutes; es entwickelt sich eine ser�se Blutmischung (Hydr�mie); der verringerte Concentra-tionsgrad des Blutes beschr�nkt die F�higkeit, d�nnere Fl�ssig�keiten aufzunehmen, wodurch die Ern�hrung leidet, beg�nstiget aber den Austritt der Blutfl�ssigkeit in die Parenchyme, mithin die Ent�stehung von Massers�chtigen Erg�ssen.
Die Therapie muss auf Entfernung der veranlassenden Ur�sachen, Beseitigungquot; der zu Grunde liegenden Kraukheitsprocesse, Verbesserung der Ern�hrung durch kr�ftige Nahrung, gute Haut�pflege, reine Luft bedacht sein. Als Arzneimittel empfehlen sich nebenbei bittere, bitteraromatische und gew�rzhafte Mittel, dann die Eisenpr�parate. Die Beseitigung der sich einstellenden hydropischen Erg�sse kann durch die Verabreichung von Arzneien, welche die Urin-, Darm- und Hautsecretion steigern, versucht werden.
Y- Ueber qualitative Ver�nderungen des Eiweisses im Blute ist etwas Sicheres nicht bekannt.
C. Anomalien der Blntsalze.
sect;. 9. Eine Vermehrung des Salzgehaltes im Blute scheint bei allen Krankheiten vorzukommen, wo der Gehalt desselben an Eiweiss verringert ist, da der Verlust an Eiweiss theilweise durch vSalze ersetzt wird.
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Knoclienlir�clii^koit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;377
Eine Verminderung dor Blutsalze liegt der Lecksncht, der Kuochenbriichig'keit und der Knochen weiche zu Grunde, �ber welche eine vortreffliche Arbeit Roloffs ver�ffentlicht worden ist. (Virchow's Archiv o7. Bd.)
Die Knoehenbr�chigkeit, Caehexia ossifraga, Osteomalaeia.
sect;. 10. Synon. Markfl�ssigkeit, Bein weiche, Knochen-krankbeit, Kackseuche. Man versteht bierunter eine epizoo-tische oder enzootische Siechkrankheit der Rinder, Schweine und Ziegen, welche sich durch eine Verarmung der Knochen an Kalksalzen und die Neigung derselben zum Brechen und Ausweichen aus ihren Verbindungen charakterisirt.
Die Krankheit kam in den Jahren 18G5 und 1*66, welche sich durch ihre besondere Trockenheit auszeichneten, in verschie�denen Landstrichen, wo sie sonst nicht zu herrschen pflegt, darunter auch in einigen Districteu B�hmens zum Ausbruche und befiel hier nicht nur Binder, sondern auch Schweine.
Pathologische Anatomie. Nach den ausgezeichneten Unter�suchungen Roloffs (Virchow's Archiv), welcher diese Krankheit in der preuss. Provinz Sachsen zu beobachten Gelegenheit hatte, erscheinen die Knochen von Thieren, welche im Beginne der Krank�heit geschlachtet wurden, wohl noch fest und hart, ihre Markr�ume mit gut aussehendem, aber blutreicherem Marke gef�llt; doch weist eine genauere Untersuchung schon eine Erweiterung der gef�ss-f�hrenden Kan�le und Blutanh�ufung in denselben nach. Sp�ter sind die Knochen an ihrer Oberfl�che und auf ihrem Durchschnitte dichter, roth punktirt, die Markr�ume erweitert, das Mark blutreich und von Extravasaten durchsetzt; au der Diploii und an der inneren Fl�che der Rinde der R�hrenknochen finden sich feine, locker�gewordene oder losgel�ste und in dem Marke liegende Knochen-pl�ttchen. Im weiter vorgeschrittenen Stadium sind Rindensubstanz und Diploe noch mehr geschwunden, die Marksubstanz hat an Um�fang zugenommen, ist nicht deutlich mehr von der Rinde abgesetzt, sondern geht anscheinend in die Knochensubstanz �ber, beide sind stark ger�thet, die Knochensubstanz zeigt eine gr�ssere Br�chigkeit oder Biegsamkeit, das Mark ist bei abgemagerten Thieren weich, weniger fetthaltig, gallertig.
Die mikroskopische Untersuchung, welche Roloff an Knochen in den verschiedenen Stadien der krankhaften Ver�nderung vor�nahm, wiesen eine fortschreitende Verminderung der Kalksalze, eine
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l) iSnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kri�dicnbr�chigkeit.
Um�nderung der Knochensabstanz in osteoides Gewebe und endlicli in Markgewebe nach. Diese Ver�nderung erfolgt nicht immer regel-n�issig- von innen uach aussen, in welchem Falle eine abnorme Biegsamkeit des Knochens eintritt, sondern sie tritt h�ufiger herd-weisc in der noch fest erscheinenden Knochensubstanz auf und schreitet von da aus fort, so dass der Knochen die Gleichartigkeit seines Gefiig-es verliert, morscher und br�chiger wird.
Mit den anatomischen Untersuchungen stimmen die Resultate der chemischen Analysen osteomalacischer Knochen �berein, welche in diesen eine relative Verminderung der mineralischen Bestand-theile bis auf ungef�hr die H�lfte der in normalen Knochen ent�haltenen nachweisen.
sect;. 11. Aetiologie. Die Krankheit kommt besonders bei Rin�dern vor; vor allen werden tr�chtige, s�ugende und Milchk�he, seltener Arbeitsk�he und Ochsen, welche wegen ihrer Verwendung zur Arbeit kr�ftiger gef�ttert werden m�ssen, betVillen Die Krank�heit ist in manchen Gegenden onzootisch; sie kann aber in sehr trockenen Jahrg�ngen, wie schon fr�her erw�hnt wurde, sich auch in Landstrichen einstellen, in welchen sie f�r gew�hnlich ganz un�bekannt ist. Bei anhaltender D�rre erfolgt die L�sung der in dem Boden enthaltenen mineralischen Bestandtheile, namentlich der schwerer l�slichen, wozu der phosphorsaure Kalk geh�rt, nicht in dem Maasse, wie sie f�r die normale Ern�hrung- der Pflanzen uoth-wendig ist: der Einfluss der Trockenheit wird um so wahrnehm�barer, je �rmer der Boden an und f�r sich an Mineralstoffen ist und in je schwerer l�slichen Verbindungen diese zugegen sind. Dass die Cultur des Bodens unter �brigens gleichen Verh�ltnissen auf die M�glichkeit der L�sung- der Mineralstoffe bestimmend einwirken k�nne, ist von selbst klar. Roloff weist �berdies mit Recht darauf hin, dass es unter solchen Verh�ltnissen auch auf die Pflanzentheile, welche zur Verfutterung gelangen, ankommt, ob eine gen�gende Menge von mineralischen Bestandtheilen dem K�rper zugef�hrt werde oder nicht. Ist der K�rnerertrag einer unter solchen Verh�lt�nissen erzielten Ernte noch ein ziemlich guter, das Stroh aber wenig-, so ist das letztere arm an Prote'instoffen und Aschenbestand-theilen; ist jedoch der K�rnex-ertrag gering-, wie dies bei sp�ter eintretender D�rre �fter der Fall ist, und der Halm gut entwickelt, so kann das Stroh sogar reicher an diesen Stoffen sein, als unter gew�hnlichen Verh�ltnissen, und es treten dann die erw�hnten nach�theiligen Kolgen nicht ein. Bei schlechter Heu- und Strohernte wird der- Ausfall an diesen Futterstoffen meist durch Ersatzfutter, wie
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Kuochoabrficbiffkoit.
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Schlampe, jRiibenpresslinge, Kartoffel u. dgL, welche an phosphor-sam-em Kalk ai'm siud, zu decken gesucht, eben dadurch �ber eine nur mangelhafte Menge von Kalksalzen dem K�rper zugef�hrt.
Wie sein- in einer .....I derselben Gegend die Art der F�tterung auf die Ent�stehung der Knochenbr�oMgkeit einwirken k�nne, zeigte sieh in einigen Gegenden B�hmens, wo zuerst das Vieh der Landleute, welche auf die F�tterung mit dem v�llio- ungen�genden Heu und Stroh angewiesen waren, und viel sp�ter erst jenes der Grossgrundbesitzer, welche K�rnerfrucht als Beigabe verabreichen konnten, erkrankte.
Auf gleiche Weise nachtheilig- wirken auch die auf Moor�gr�nden wachsenden, schwer verdaulichen, sauren Gr�ser, wenn sie den Haupttheil der Nahrung des Viehes bilden, und nach Roloff Gras und Heu, welches auf einem Boden w�chst, der, wenn auch an Kalk sehr reich, doch an Phosphors�ure arm ist.
Durch die F�tterung mit solchen Nahrungsmitteln erf�hrt das Blut eine Verarmung au Kalksalzen, es nimmt daher letztere aus den Knochen auf, um sie an andere Gewebstheilc abzugeben. Die fr�here Annahme, dass in Folge einer abnormen Qualit�t der Futter�stoffe Substanzen in das Blut kommen, welche eine Aufl�sung der Kalksalze in den Knochen und eine Ausscheidung derselben durch die Secrete zu veranlassen verm�chten, ist thats�chlieh nicht zu er�weisen. Die Tr�chtigkeit und das S�ugen oder die Verwendung der K�he zur Milchnutzimg steigert die Krankheit wegen der Ent�ziehung des phosphorsauren Kalkes, welcher in dem ersten Falle f�r die Skeletbilduug des Jungen erforderlich ist, in dem letztern aber f�r die Milchsecrotion ben�thigt wird. J�ngere Thiere sollen nach Roloff deshalb weniger h�ufig an der Knoehenbr�chigkeit erkranken, weil ihr Wachsthum bei ungen�gender Nahrung selbst ganz stille stehen kann und ihr Bedarf an Kalk dann sehr gering wird.
Aussei- bei K�hen und Ziegen, wurde die Krankheit noch bei Schweinen und V�geln, dagegen bis jetzt nicht bei Schafen beob�achtet.
sect;. 12. Erscheinungen. Die Krankheit beginnt h�ufig mit den Erscheinungen der sogenannten Lecksucht, welche schon darauf hinweisen, dass es dem Organismus an erdigen Substanzen fehlt. Es vermindert sich die Lust mich dem gew�hnlichen Futter; die Thiere setzen �fter im Fressen aus, belecken die Kleidungs�st�cke der sich ihnen n�hernden Menschen, die Krippen und das Mauerwerk, zu dem sie gelangen k�nnen; sie magern hiebei etwas ab, ihr Haar wird glanzlos; die Menge der abgesonderten Milch
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380nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Knoohenbrflohigltolfc
nimmt iiumclnnal ab. Sp�ter steigert sich der Trieb die verschieden�artigsten, insbesondere kalk- und thonli�ltigen Substanzen, Mauer-schutt, Zieg-elst�cke, Scherben irdener Geschirre, die Mauern des Stalles, dann Holzwerk zu benag-en und zu fressen; die Tliiere greifen selbst zu ekelhaften Gegenst�nden, vermoderten Holzst�cken, alten Schuhsohlen, Stricken, Lumpen, selbst zu thierischen Excre-menten, die sie mit Begierde fressen; sie ziehen Harn und Mist-iauche dem guten Brunnenwasser als Getr�nke vor.
Sind die Uebelst�nde der F�tterung' nicht bedeutend und an�dauernd, so kann die Krankheit auf dieser Stufe stehen bleiben und durch bessere F�tterung- wieder albn�lig zur�ckgehen; dann hat, wie Roloff richtig bemerkt, die Lecksucht scheinbar als eine selbst�st�ndige Krankheit bestanden. Unter entgegengesetzten Verh�ltnissen kommt es aber zur Entwicklung- der deutlichen Erscheinungen der Osteomalacie.
Es stellt sich Steifigkeit und Schmerzhaftigkeit einer oder mehrerer Extremit�ten, des Hintertheiles oder des ganzen K�rpers ein, die Thiere trippeln hin und her, gehen nur vorsichtig und m�hsam, liegen viel und �ussern Beschwerden beim Aufstehen; es zeigt sich bisweilen ein Knacken und entz�ndliche Anschwellung der Gelenke. Die Schmerz�usserung-en bei Bewegungen r�hren wohl von der ungleichen Widerstandskraft der Knochen, die Gelcnks-anschwellungen von dein Zuge der Sehneu und B�nder an der ge�lockerten Beinhaut her. Fieberbewegungen fehlen anfangs vollst�ndig, erst wenn die Beschwerden beim Gehen und Stehen eintreten, wer�den Athmen und Puls vor�bergehend beschleunigt. Entsprechend dem Grade der Entwicklung der Lecksucht, der Qualit�t des Futters und dem Nachlassen der Fresslust kann sich Abmagerung einstellen, sie kann aber auch v�llig fehlen. Nach dem Geb�ren und w�hrend des S�ugens nehmen die Erscheinungen zu; haben die Ver�nde�rungen an den Knochen eine gewisse H�he erreicht, so erfolgen ohne besondere Veranlassungen beim Niederlegen oder Aufstehen, w�hrend des Gehens u. dgl. Br�che eines oder mehrerer Knochen, beim Geb�racte Br�che der Beckenknochen. Solche Br�che veran�lassen den kranken Thieren nie besondere Schmerzen, obwohl ihre Heilung, selbst bei Thieren, die im h�chsten Grade erkrankt waren, auf die gew�hnliche Weise eingeleitet wird.
Die Dauer der Krankheit erstreckt sich �ber Monate und Jahre. Werden die Thiere nicht fr�her geschlachtet, so gehen sie schliesslich an Abzehrung oder in Folge der Knochenbr�che zu
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Knocbenbiuchigkeit, Kuoclienwiche.
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Gtrunde. Jn Gregenden, wo die Kraukheit enzootiscfa herrscht, dauern
die K�lie mir durch einige Zeit aus.
Die Prognose ist im Beginne und selbst bei vorgeschrittener Krankheit nicht ung�nstig, wenn die di�tetischen Verh�ltnisse ver��ndert werden konueu; sonst jedoch absolut ung�nstig.
sect;. 13. Die Behandlung ist vorzugsweise eine causale. Am vortheilliaftesten wirkt immer der Abtrieb in Gegenden, in welchen die Bedingungen zur Entwicklung der Knochenbr�chigkeit nicht vorbanden sind. Ist dies nicht m�glich, so muss der Zusammen�setzung des Futters die gr�sste Aufmerksamkeit zugewendet werden; da eine blosse Vermehrung der Menge der fehlerhaft beschaffenen Futterstoffe nicht zum Ziele f�hren kann und es Aufgabe sein muss, den Thicren nebst den n�thieen organischen Stoffen die m�glichst grosso Quantit�t phosphorsauren Kalkes zuzuf�hren. In dieser Hin�sicht empfehlen sich Hafer, H�lsenfr�chte und ihr .Stroh, Kleeheu. Rapssamenkuchen u. dgl. Als Heilmittel leistet das aufgeschlossene Knochenmehl, phosphorsaurer Kalk, in der Gabe von 2 bis 4 Loth t�glich, mit Zusatz von etwas Kochsalz gute Dienste; seine Anwen�dung war auch in B�hmen, namentlich auf G�tern, wo die F�tterung mit Pressungen oder Schlampe betrieben wurde, von gutem Erfolge begleitet.
Bei Milchk�hen, welche einen besonderen Zuchtwerth haben, empfiehlt Roloff die allm�lige Unterdr�ckung der Milchabson�derung lt;lurch immer unvollst�ndigeres Ausmelken als wichtigstes Heilmittel.
In (iegenden, in welchen die Krankheit in Folge des Mangels an phosphorsaurem Kalk im Boden endemisch ist, kann die D�n�gung mit Superphosphat den Werth eines prophylaktischen Mittels gegen diese Krankheit erlangen.
Die Knoelienweiche, Bhaehitis.
sect;. 14. W�hrend bei der Knochenbr�chigkeit eine Erweichung des harten Knochens in Folge der Resorption der Kalksalze erfolgt, bleiben bei der Rhachitis die Knochen junger Thiere weich, weil eine Ablagerung von Kalksalzen in sie nicht stattfindet. Die ver�langsamte und unregelm�ssige Ablagerung der Kalksalze veranlasst eine Zellenwucherung in den Knorpeln der Epiphysen und an der Beinhaut der Diaphysen und eine Vermehrung der Bildung der Markr�ume innerhalb der Linie der Verkn�cherung, da die weichen Knochen durch die bei den Bewegungen stattfindenden Zerrungen
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;gt;Sj:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Knoclionwoii-lie. Lfilnnc.
nificluuiiscli gevaizt und zu wuchernder Production angeregt werden. Solche Knochen bleiben weich, sie werden plump, besonders an den Grelenksenden und au den Anheftnno'sstollen der B�nder, der Mus�keln und Seimen, in Folge der Zerrung der Beinhaut missstaltet, und erleiden durch den Zug der Muskeln und das Gewicht des K�rpers mannigfache Biegungen und Verkr�mmungen.
In den Knorpeln der Epiphysen findet hieliei eine UbermRssige Zellen-wncherung mit Verbreiterung und Bildnng von Markr�nmen in denselben und osteoi-der Umlnldnng in deren Umgebung statt, w�hrend der Verkalkongsprocesa �uriiek-bleibt. In den Diaphysen erreicht die Periostwnchemng eine namhafte Dicke, wobei das Balkenwerk nur nnvollkommen rerlcn�chert, w�hrend in den Areolen stellenweise Knorpelbildnng stattfindet. Im Inneren des Knochens schreitet die MarlirainnlMldiin^' ^b'iehiniissi^', niaiudiinal aneb fiberm�ssig vor, sn ilass im letzteren Falle die MarUIi�lde erweitert, wird.
Die Rhachitis ist entweder allgemein, betrifft aber dann nur ganz junge Thiere, oder local, und kommt dann besonders an den Knochen der Extremit�ten, jedoch auch an jenen des Rumpfes, wie an den Kippen, dem Becken, an den Wirhein hei Thieren vor, welche bereits das Alter mehrerer Wochen erreicht, haben; sie kann aber so lange eintreten, als der Verkn�cherungsprocess der Knochen noch nicht vollendet ist. Die Krankheit kann zur Heilung kommen, in welchem Falle die Knochen misshildet und namentlich die Epi�physen verdickt bleiben, oder es entwickeln sich in Folge der Zer�rungen der Beinhaut Entz�ndungen dieser Membran, welche sich auf das Bindegowehe und die Gelenkskapseln fortpflanzen, oder Eiterung im Knochen, welche Processe durch Py�mie oder Er�sch�pfung zum Tode der Thiere f�hren.
Die Ursache liegt immer in einer nicht gen�genden Zufuhr von Kalksalzen in den Organismus, sei es durch mangelhafte Be�schaffenheit der Muttermilch oder durch unpassende F�tterung; bei wilden Fleischfressern, jungen L�wen, Geppards sahen wir diese Krankheit entstehen, w�hrend sie blos mit g�nzlich entknochtem Fleisch gef�ttert, wurden.
Die Krankheit kommt nicht selten hei Fohlen, L�mmern, K�l�bern und Schweinen vor, und wird dann mit dem Namen L�hme bezeichnet; sie ist aber auch bei Hunden beobachtet worden.
Die L�hme der jungou Thiere.
sect;. 15. Diese bei S�uglingen und jungen Thieren vor�kommende und mit den Namen F�llen-, K�lber-, L�mmer-, Schweine-L�hme, Gelenksseuche, bezeichnete Krankheit wurde
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Liilime der jungen Thioro.
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bisher gew�hnlich :ils eiuo Kranklieit der Gelenke beschrieben. Da; sch�nen Beobachtungen and Untersuchungen Koloffs (Virchow's Archiv .-57. Rrl.) haben nachgewiesen, dass das Leiden ein rhachi-tisches ist, und dass die Q-elenksentz�ndungen, welche sieh im Ver�laufe der Krankheit einstellen, (;ine Fol^-e der Zerrungen sind, welche bei den Bewegungen der weichen und ungleich consistenten Knochen die Beinhaut, die Gelenksh�nder und das anliegende Binde�gewebe erleiden.
Die Krankheit ist entweder angeboren, oder sie tritt erst einige Zeit nach der Geburt auf; als angeborene kommt sie besonders bei F�llen und k�mmern, weniger h�ufig bei K�lbern und Schweinen vor, wo sie auch mehr local an den Gelenken der Extremit�ten auftritt. Roloff macht besonders auf die Wahrnehmung aufmerk�sam, dass w�hrend die Osteomalacie bei K�hen so h�utig vorkommt, die angeborne Rhachitis bei K�lbern so selten beobachtet werde und kommt hiedurch und durch die Thatsache, dass tr�chtige K�he von jener Krankheit am st�rksten befallen werden, weil sie um diese Zeit den F�tus zu ern�hren haben, 7,11 dem Schl�sse, dass Rinder die Kalksakt! in ihren Knochen weniger stark zu fixiren verm�gen, als andere; Pflanzenfresser, z. B. Schafe, bei deren .hingen die an�geborene Rhachitis h�ufig vorkommt, w�hrend die Mutterthiere selbst. wahrscheinlich wegen der gr�sseren F�higkeit, die Kalksalze fest�zuhalten, unter Verh�ltnissen, wo Kinder an der Knochenbr�chigkeit erkranken, gesund bleiben.
sect;� IG. Die Ursache der Entwicklung der Kranklieit liegt in einer ungen�genden Zufuhr von Kalksalzen mit den Nahrungs�mitteln, und da das Leiden am h�ufigsten entweder angeboren ist, oder sich doch noch w�hrend der S�ugezeit der L�mmer entwickelt, so kommt namentlich die Nahrung der M�tter w�hrend der letzten Zeit der Tr�chtigkeit, wo die Knochen des F�tus zur entsprechenden Ausbildung kommen sollen, und w�hrend der S�ugezeit in Betracht. W�hrend des S�ugens ist auch die Beschaffenheit des Beifutters, welches die L�mmer erhalten, und nach dem Absp�nen die Qualit�t des dann verabreichten Futters, so wie �berhaupt auch die Beschaf�fenheit, der Kalkgehalt des Trinkwassers in Betracht zu ziehen.
Die Wahrnehmung, dass die L�hme in ienen Q-eeenden bis-weilen epizootisch vorkommt, wo unter erwachsenen Thieren die Osteomalacie herrscht, g-ibt schon den Fingerzeig, dass eine gemein�schaftliche Ursache, der Mangel an Kalksalzen, beiden Krankheiten zu Grunde liea-e.
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L�hme der jungen Thiere.
Die L�hme kommt besonders bei gut g-ebalteuen und gen�lirteu Tliioreu vor, und es wurde daher als Pr�servativ Abbruch der Nah�rung der Mutterthiere w�hrend der letzten Periode der Tr�chtigkeit empfohlen; indem man von der Ansicht ausging, dass die Ueber-ladong mit Ern�hrungsstoffen die Disposition zur Entwicklung der Gelenksentziind�ngen begr�nde. Eine gute Ern�hrung der Mutter�thiere oder Jangen bringt aber nie die L�hme hervor, vorausgesetzt, dass die gut n�hrenden Futterstoffe auch die entsprechende Menge von Aschenbestandtheileu enthalten.
1st dies letztere aber nicht der Fall und geht die Ern�hrung und das Wachsthum der Jungen lebhaft von Statten, dann werden die weichen Knochen um so mehr gereizt, je bedeutender die K�r�perlast ist und je kr�ftiger die Muskeln auf sie einwirken.
Es ist eine Thatsache, dass die L�hme der L�mmer durch die Einf�hrung der Sommerlammung verh�tet werde; diese Wahrneh�mung suchte man durch die Annahme zu erkl�ren, dass bei der Sommerlammung die Gelegenheit zu Erk�ltungen der jungen Thiere hinwegfalle.
Abgesehen aber davon, dass Erk�ltungen allein die L�hme nicht zu veranlassen verm�gen, erfolgen diese zur Winterszeit in den warmen Schafstallungen wohl nicht h�ufiger, als in unbest�n�digen Sommern. Der g�nstige Einfluss der Sommerlammung ist nach Roloff wohl darin zu finden, dass die Mutterschafe in der letzten Zeit der Tr�chtigkeit und w�hrend der Periode des S�ugens ein zweckm�ssigeres Futter � junges Gr�nfutter mit hinreichendem Kalkgehalt � bekommen und dass auch den L�mmern bald junge Pflanzen geboten werden k�nnen, die sie vollkommener ausnutzen, als Heu. In dem Winterfuttor erhalten namentlich Schafe, besonders wenn das Heu kalkarm ist, oder nebenbei Wurzelgew�chse gef�ttert werden, nicht die hinreichende Kalkmenge, um den Leib des F�tus entsprechend aufzubauen; besonders dann, wenn sie soviel von diesem Futter verzehren, dass sie das kalkreichere Stroh verschm�hen. Bei gemeinen Schafen, welche verschiedenartiges Futter bekommen, ist die L�hme um vieles seltener. Roloff f�hrt die interessante Beobachtung an, dass auf einem Gute, wo die Ferkel verschiedener Mutterschweine an der L�hme zu Grunde gegangen waren, die Ferkel jeuer noch tr�chtigen Schweine, welchen vor und nach dem Geb�ren t�glich eine gewisse Menge Gr�nfutter gegeben worden war, gesund geboren wurden und blieben, und dass �ltere mit der L�hme behaftete Schweine schnell genasen, als sie t�glich Gr�u-futter erhielten.
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L�limf raquo;lor jungen Thierc.
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Dciss der Grehalt der Milch an Aschenbestandtheilen von der Qualit�t der Fatterstofife ;il)li�ng-ifi- ist, bedarf wohl keines Beweises. Nachdem nun aher in der Milch an und f�r sich kaum so viel Kalk enthalten ist, als f�r die Erhaltung lind das Wachsthum des Organismus nothwendig- ist, und er gerade nur deshalb ausreicht, weil die Knochen verh�ltnissm�ssig langsamer wachsen, als die Weichtheile, so ist es selbstverst�ndlich, dass eine Verminderung des Kalkgehaltes der Milch eine nngen�gende Ablagerung von Kalk im Knochen zur Folge haben muss und dass die Nachtheile hievon um so bedeutender sein werden, je �ppiger die Ern�hrung und das Wachsthum der Weichtheile vor sich geht.
Von wesentlichem Einfl�sse ist das Beifutter, welches den s�u�genden L�mmern gegeben wird; ist dieses schlecht, kalkarm oder veranlasst es Verdauungsst�rungen, welche die Ausnutzung behindern, so kann es die Entwicklung der L�hme beg�nstigen; leichtverdau�liches, protein- und kalkreiches Beifutter, gutes Kleeheu, Kaps�kuchenmehl u. dgl. wird nie die L�hme veranlassen.
Dieselbe Ursache, ungen�gender Kalkgehalt der Futterstoffe liegt der L�hme zu Grunde, welche sieh erst nach dem Ent�w�hnen einstellt, wenn auch zu deren Entwicklung der Grund meistens schon w�hrend der S�ugezeit gelegt worden ist. Wenn dann nur vereinzelte St�cke befa�en werden, so liegt der Grund wohl darin, dass nicht alle Thiere die ihnen vorgelegten verschie�denen Futterstoffe in gleicher Menge aufnehmen.
Verdauungsst�rungen, welche sich im Verlauf der L�hme bis�weilen einstellen, wirken stets nachtheilig, weil sie die Thiere ab�halten Futter in der entsprechenden Menge zu verzehren und das�selbe auszun�tzen. Die Thiere gehen entweder an Ersch�pfung- zu Grunde oder es bleibt die Entwicklung zur�ck, w�hrend die schon eingeleitete Wucherung in den Knochen fortschreitet und die Ver�kalkung- derselben zur�cksteht.
Dass die Krankheit nur bei einem Theile der jungen Thiere entsteht, scheint theils von der Individualit�t der Mutterthiere, die eine ungleiche Ausn�tzung- des Futters bedingt, theils von dem Um�st�nde abzuh�ngen, dass die Thiere nicht g-leichm�ssig- fressen und einzelne Stoffe besonders ausw�hlen. Die Krankheit kommt bisweilen schnell zur Heilung, wenn den kranken Jungen eine Amme gegeben wird; sie gelangt zum Ausbruch, wenn ein gesundes junges Thier eine Mutter zur Amme erh�lt, deren Junges an der L�hme zu Grunde gegangen war.
Roll, Patll. u. Ther. d. llaustli. 4. Aufl. I.
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;J(mgt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Lahme der jungen Thiere.
Wie erw�hnt, kommt die L�hme am h�ufigsten bei L�mmern
vor. Den Grund hievou sucht Roloff in deren gegen�ber anderen Thieren schnellerem Wachsthum, weshalb eine mangelhafte Kalk-ablagerung um so nachtheiliger ist. Die Krankheit ist daher beson�ders in edlen .Sch�fereien h�utig, wo eine einseitige Entwicklung des K�rpers durch eine k�nstliche F�tterung fbrcirt wird. Ausser-dem bewegen sich L�mmer im fr�hesten Alter auch mehr als an�dere junge Thiere und bef�rdern hiedurch die Entwicklung der Folgezust�nde einer mangelhaften Verkalkung der Knochen.
sect;. 17. Erscheiuuug-eu. Die angeborene L�hme kommt be�sonders bei L�mmern lind F�llen vor; die Krankheit nimmt dann gew�hnlich einen sehr ung�nstigen Verlauf; es kommt nicht zu Gelenksanschwellungen, die Bewegungen der jungen Thiere nach der Geburt veranlassen heftige Schmerzen; namentlich L�mmer gehen gew�hnlich unter Convulsionen oder L�hmungen ein.
Entwickelt sich die Krankheit erst nach der Geburt, dann kommt es zu Auftreibungen der Knochen, besonders an den Gelenks�enden und zu den in Folge der Zerrungen der Beinhaut und der Gelenksb�nder sich einstellenden Entz�ndungen dieser Gebilde und Deformit�ten der Gelenke; die Thiere empfinden bei der Bewegung die lebhaftesten Schmerzen; schonen, falls die Krankheit die Knochen der Gliedmasseu betrifft, diese, oder halten, falls die Kumpfknochen, wie besonders bei allgemeiner Kliachitis leiden, den ganzen K�rper steif und gespannt und erscheinen bald v�llig gel�hmt. Gew�hnlich stellen sich mehr oder weniger heftige Fiebererscheinungen, bis�weilen St�rungen in der Verdauung ein. In leichteren F�llen und bei einer passenden Behandlung erfolgt Genesung, nach der jedoch meistens Deformit�ten der Knochen oder der Gelenke zur�ckbleiben. Der t�dtliche Ausgang tritt durch Ersch�pfung, oder im Ver�laufe der Eiterungsprocesse in den Knochen und Gelenken durch Py�mie ein.
Aussei- dem Befunde der rhachitischen Knochen werden bei den umgestandenen Thieren die Erscheinungen der Gelenks- und Bein�hautentz�ndung, metastatische Abscesse der Lunge und Leber, Brust-und Bauchfellentz�ndung, bisweilen Vereiterung der Gekr�sdr�sen angetroffen.
sect;. 18. Die Vorbauung muss auf die Fernhaltung der wieder�holt erw�hnten, namentlich auf die Mutterthiere wirkenden Sch�d�lichkeiten gerichtet sein. Mutterthieren soll besonders in der letzten Zeit der Tr�chtigkeit kalkreiches Futter gegeben, keineswegs aber Futter abgebrochen werden; der Kalkgehalt des Trinkwassers vor-
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Ijillnne. � Scorbut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,'jS i
diaut ullo Ber�cksichtig'ung^. F�r (legenden, wo die L�hme station�r ist, und sicli eine passende Futterzusammensetzung nicht beistellen lilsst, empfiehlt Koloff den Zusatz von pr�parirtem Knoclienmehl zum Futter der tr�chtigen und s�ugenden Mutterthiere und zum Beifutter f�r die Jungen, und rechnet f�r F�llen und K�lber 4 bis 8 grm., f�r L�mmer etwas weniger t�glich.
1st die Krankheit schon zum Ausbruch gekommen, so soll die Bewegung der jungen Thiere so viel als m�glich beschr�nkt werden, um der nachtheiligen Einwirkung der Muskelaction auf die weichen Knochen zu begegnen; die kranken (lelenke sollen mit wollenen Binden umwickelt werden. Mit reizenden Einreibungen r�th Roloff an, vorsichtig zu sein, da sie die Schmerzen und die allgemeine Schw�che steigern.
Bei vo7-handenen Verdauungsst�rungen soll die Nahrung �fter, aber nur in kleineren Mengen gegeben, L�mmern, die im Saugen nachlassen, (sine Mischung von gleichen Theilen Heuthee und Milch mit Zusatz kleiner Mengen von Knochenmehl beigebracht werden. Saugen die jungen Thiere, so muss durch Verabreichung von kalk�haltigem Futter oder von Knochenmehl an die M�tter f�r die Ver�besserung der Milch gesorgt werden.
Bei eintretender Verstopfang k�nnen kleine Graben von Lein�l, bei Durchfall Opium mit Magnesia gegeben werden.
Auf die abgesonderte Haltung jener Mutterthiere, deren Junge an der L�hme leiden, legt Roloff f�r den Fall, als die Krankheit in einer Herde ausbricht, mit Recht besonderen Werth; da es hie-durch m�glich wird, die F�tterung der einzelnen Thiere entsprechend zu reguliren und die sch�dlichen Bewegungen der Jungen hintan�zuhalten.
Scorbut.
sect;. 19. Wenn auch die Abweichungen der Blutmischung bei dieser Krankheit nicht genau bekannt sind, und bald in einer Ver�minderung des Faserstoffgehaltes, bald in Anomalien der Menge der Blutsalze gesucht werden, so erscheint doch bei R�cksichtnahme einerseits auf die Krankheitserscheinungen und den anatomischen Befund, andererseits auf die aetiologischen Momente die Aufnahme derselben unter die Krankheiten der Blutmischung gerechtfertigt.
Man versteht unter Scorbut eine, seltener bei Hunden, L�mmern und Pferden, dagegen �fter bei Schweinen beobachtete Krankheit, welche durch die H�utigkeit des Auftretens von blutigen Infil-
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Srnrliul.
trationen und Blutextiavasateu hi der Haut, den Schleim- und ser�sen H�uten, so wie in Parenchymen, und l)ei Schweinen ge�w�hnlich auch durch leichteres Ausgehen der an ihrem Wurzel�ende blutigen Borsten (Borstenf�ule) sich zu erkennen gibt.
Als Ursache der Krankheit bei Schweinen werden dumpfe, feuchte, mit Excrementen �berh�ufte St�lle, schlechte, besonders faule thierische Nahrung, Maugel an frischer Luft und Bewegung beschuldiget.
Die Krankheitserscheiuungen beim Schweine sind die einer Siechkrankheit �berhaupt: grosse Hinf�lligkeit, fortschreitende Abmagerung, Appetitlosigkeit; hiezu gesellen sich Anschwellung des violett missf�rbigen, bei der geringsten Ber�hrung leicht blutenden Zahnfleisches, Lockerwerden und Herausfallen der Schneidez�hne, bei der Borstenf�ule noch ein leichtes Losgehen und Ausfallen der Borsten, deren Wurzeln dann blutig erscheinen, und die Bildung von Extravasateu in die Haut, welche hiedurch mit bl�ulich rothen Flecken oder Streifen besetzt erscheint. Bei allm�liger Steigerung der Erscheinungen des allgemeinen Siechthums gehen die Thiere unter colliquativen Diarrh�en zu Grunde. (Die von Gleisberg beschriebene Blutfleckenkrankheit der Schweine reiht sich wohl zun�chst dem Anthrax an.)
Die Section ergibt ein dissolutes, dunkles oder missf�rbiges, nur wenig gerinnendes Blut, fleckige und streitige Extravasate in der Haut, den Schleimh�uten, besonders in der Maul- und Rachen�h�hle, am Herzbeutel, Brust- und Bauchfelle, bisweilen auch ge-sclnv�rige Zerst�rungen des Zahnfleisches und Necrose der Kiefer�knochen.
Die Prognose ist nur bei noch nicht weit vorgeschrittener Krankheit g�nstig.
Die Behandlunquot;- besteht in der Entfernune: der veranlassenden Ursachen und entsprechender di�tetischer Pflege.
Hieher geh�rt besonders die Sorge f�r reinen Aufenthalt und Luftkreis, f�r die Verabreichung eines leicht zu kauenden, guten Futters (Gr�nfutter, s�uerliches Obst, gestossene Eicheln oder Kastanien). Als Arzneimittel empfehlen sich bittere, gew�rzhafte und herbe Stoffe, wie Wermuth, Kalmus, Bitterklee, Eichenrinden und dgl. in Abkochung mit Kalkwasser, Alauu oder Eisenvitriol, die Reinigung des Maules mit herben Abkochungen unter Zusatz einer Mineral-, besonders der Schwefels�ure. Sind Blutflecke in der Haut zugegen, so ist �fteres Baden und Schwemmen, dann die Vor�nahme von Waschungen mit schwacher Aschenlauge, oder mit durch
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Ver�nderungen der Blutmenge.
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Essig anges�uertem Wasser angezeigt. Locker gewordene Z�hne sollen ausgezogen werden. Da die Heilung stets mir nach lang�wieriger Behandlung eintritt, so ist in den meisten F�llen ein baldiges Schlachten der ergriffenen Schweine vorzuziehen.
Der Scorbut gibt sich bei Hunden durch Auflockerung und leichtes Bluten des Zahnfleisches, Lockerwerden der Z�hne, �blen Geruch aus dein Maule, zunehmende Abmagerung und Hinf�lligkeit zu erkennen, und verdankt schlechter Ern�hrung, besonders dem Maugel an Fleischkost und anderen ung�nstigen Aussenverh�ltnissen seine Entstehung.
Die Behandlung hat die Beseitigung der Ursachen im Auge zu behalten; gute Fleischnahrung ist nnerl�ssig; die innerliche und �nsserliche Behandhing verh�lt sich wie beim Scorbut, der Schweine.
Unter �hnlichen Erscheinungen verl�uft die Krankheit bei jungen L�mmern, bei welchen ausserdem noch Verschw�rungen der Nasenschleimhant und Caries der Nasen- und Kieferbeine be�obachtet wurden.
II. Ver�nderungen der Blutmenge im Ganzen.
sect;. 20. Die Anomalien der Blutmenge bestehen in der Ver�mehrung und Verminderung der Gesammtmasse des Blutes.
Die Angaben �ber die einer bestimmten Thiergattung zukom�mende mittlere Blutmenge sind an und f�r sich noch schwankend; noch weniger l�sst sich die Blutmenge eines individuellen Thieres auch nur ann�hernd bestimmen. Man ist daher angewiesen, aus gewissen Erscheinungen, wie aus dem Grade der Anf�llung der ober�fl�chlichen Gef�sse, aus dein Aussehen der sichtlichen Schleimh�ute und der allgemeinen Decke, so wie aus der Beschaffenheit des Pulses einen Schluss auf die Menge des in dem K�rper enthaltenen Blutes zu ziehen.
Die Folgen dieser Anomalien beziehen sich einerseits auf den Stoffwechsel, andererseits auf die Blutgef�sse. Bei Ver�mehrung der Blutmenge wird der Stoffwechsel, die W�rmebildung, die Ern�hrung gesteigert; in Folge des gesteigerten Seitendruckes auf die Gcf�sswandungcn kann es zu Transsudationen, so wie, namentlich wenn die Gef�ssh�ute selbst erkrankt sind, zu Blutungen kommen. Die Verminderung der Blutmassc f�hrt jene Folgen mit sich, welche eine Verminderung der Blutk�rperchen und der Eiweissk�rper bedingt; die nicht erf�llten Gefasse ziehen sich zu-
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.�j'.tOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; VollMutigkeit.
samraen oder collabiren und ;uis flon Parenchymen wii-d Fl�ssigkeit aufgenommen.
Vollbliiti^kcit, BluUiillo, Plethora^ I'olyiiiuic.
sect;. 21. Bei der eigentlichen, wahren Vollbl�tigkeit soll eine Vermehrung- der Blutmenge ohne Ab�nderung- seiner normalen Znsammensetzung zugeg-eu sein; meist sind aber dabei nur die Blut�k�rperchen (Polycythaemia) und der Eiweissgehaltvermehrt. W�hrend des Lebens l�sst sich auf eine Zunahme der Blutmenge nur mit Wahrscheinlichkeit aus der starken Anlullung- der Ilautvenen, der h�heren R�the der sichtlicbon Sehleimh�ute, dem kr�ftigen, vollen und harten Pulse, dem kr�ftigen Ilorzschlag-e, der vermehrten K�rper�w�rme schliessen. Dieser Zustand bedingt an und f�r sich noch nicht eine eig-entliche Krankheit, er kann jedoch dazu f�hren. Es sollen hiedurch Ausdehnung- der Gref�sse, Anh�ufung- von Blut in verschiedeneu K�rpertheilen, Gehirn, Lungen, Leber, Darin u. s. w., Zerreissung-en der Gef�sse derselben und Blutungen, u. z. schon auf Veranlassungen, welche bei anderen Thieren spurlos vor�bergehen, entstehen, und die Wiederholung- dieser Vorg�nge zur Exsudation. zu organischen Ver�nderungen gewisser Organe, zu Herz-, Gehirn-, Leberkrankheiteu, chronischen Katarrhen u. s. w., und hiedurch zu wahren Constitutionskrankheiteu f�hren k�nnen. Ist das Blut vor�zugsweise in einzelnen Gef�ssabschnitten (den Venen) oder in Organen oder Organgruppen, wie im Pfortadersysteme angeh�uft, so reihen sich solche F�lle dann den �rtlichen Hyper�mien an. H�here Grade der Vollbl�tig-keit sollen auch einen gef�hrlicheren Verlauf mancher �rtlicher Erkrankungen veranlassen und selbst t�dtliche Folgen, z. B. acutes Lungen�dem nach sich ziehen. Alle diese Erscheinungen lassen sieb aber auph ims der Zunahme der Blutk�rper und des Albumins erkl�ren, ohne die Annahme einer absoluten Vermehrung der Blutmenge uothwendig zu machen.
In den Cadavern vollbl�tiger Thiere finden sich entweder alle Theile in h�herem Grade blutreich, dunkelroth gef�rbt, das Gef�sssystem besonders in seineu ven�sen Abschnitten und das Herz von Blut strotzend, oder neben einem normalen Blutgehaitc einzelner Theile Hyper�mien anderer Organe, der Lungen, der Leber, des Gehirnes u. s. w.
Die Ursache der Vollbl�tig-keit wird zun�chst in einer Ver�mehrung des Eiweisses des Blutes und der Blutk�rperchen gesucht, worauf durch Anziehung von Wasser aus der Umgebung die absolute
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VollbUitigkcit. � Blntarmuth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 391
Menj^e des Blutes vermehrt wird. Die Vollbl�tigkeit soll sieh dem�nach vorzugsweise bei j�ngeren Thieren, welche bei einer kr�ftigen Verdauung- und wenig- Muskelanstreng-ung viel protei nh�ltig-o Nahrung- erhalten, oder nach der Unterdr�ckung gewohnter Absonderungen, wie der Milch, nach der Unterlassung�gewohnter Aderl�sse u. dgl. in. entwickeln.
Im Anfange und bei nicht hoher Entwicklung mag sich die Vorhersage g�nstig stellen; sie ist aber nat�rlich nach der Art der etwa vorhandenen �rtlichen St�rung vorschieden. Bei h�heren Graden oder l�ngerer Andauer h�ngt sie von den schon entwickelten Constitutionsabweichungen und von den ausgebildeten seeund�ren Processen ab.
Die Behandlung hat die Wiederherstellung- des Gleichgewichtes zwischen Blutbildung- und Verbrauch anzustreben. Dies geschieht durch allm�lige Beschr�nkung des nahrhaften Futters, angemessene und ausgiebige Bewegung, die Verabreichung von viel Trinkwasser, von k�hlenden und leicht abf�hrenden Salzen. Bei dem Eintritte gef�hrlicher Congestionen zu wichtigen Organen k�nnten ein reich�licher Aderlass, nach Erforderniss kalte Umschl�ge, ein kr�ftiges Purgirmittel nothwendig werden.
Wiederholte Aderl�sse und der fortgesetzte Gebrauch von Purgirmitteln wirken jedoch leicht nachtheilig.
lUutarmutlr, Blutmangel, Blntleerc, Aniimic, 01ig:�niic.
sect;� 22. Unter Blutmangel versteht man eine Verringerung der Menge des Blutes bei sonst normalen Vorh�ltnissen seiner Zusammensetzung; der Zustand besteht jedoch als solcher nicht lange rein, indem die Blutmenge sich gew�hnlich durch Aufnahme von Wasser rasch ersetzt und dann das Blut d�nnfl�ssig, blass, an rothen Blutzellen, Eiweissk�rpern und Salzen arm, speeifisch leichter erscheint und aus der Ader gelassen einen kleinen, in viel Serum schwimmenden Blutkuchen bildet. Die farbigen Blutk�rper ersetzen sich viel weniger rasch, als die �brigen BestandtheUe; die Blut�fl�ssigkeit kann nach einiger Zeit wieder von normaler Zusammen�setzung- sein, w�hrend die Menge der Blutk�rperchen vermindert ist, so dass dann jener Zustand zugegen ist, der als Oligocyth�mie bezeichnet wird.
Die Blutarmuth kann prim�r durch starken Blut- und S�fte�verlust, reichliche Eiterung, �berm�ssige Ausleerungen, durch Mangel an hinreichender Nahrung oder durch Mangel einzelner nothwendiger
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l'.lnt.inniil I
Bestandtheile derselben, rlmvli anhaltende oder �berinJissisgt;'c k�rper�liche Anstrengung, seeund�r im Gefolge verschiedener aenter oder chi'onisoher Krankheiten, durch welche entweder die Blntbildung beeintr�chtiget oder in Folge bedeutender Ausschwitzung-en die Menge der Eiweissk�rper im Blute verringert wnrde, am h�utigsten im Gefolge von acuten und chronischen Lungenkrankheiton, von ausgebreiteten und intensiven Entz�ndungen, bei Tuberkulose, Krebs u. s. w. entstehen.
Die An�mie kann sich rasch einstellen (acute An�mie), wie nach reichlichen Blutverlusten, oder sie entwickelt sich alhn�lig^ (chronische An�mie).
Bei der in Folge reichlichen Blutverlustes acut eintretenden An�mie werden die Thiere pl�tzlich sehr matt und hinf�llig, schwanken oder st�rzen selbst zusammen und werden bowusstlos (ohnm�chtig). Die sichtlichen Schleimh�ute werden blass, k�hl, das Athmen wird beschwerlich, der TTerzstoss nnfuhlbar, der Puls anfangs klein und h�rtlich, sp�ter grosser und weich, beschleunigt; die K�rpertemperatur ist vermindert (um 1�2quot; C).
Als Symptome der chronischen An�mie zeigen sich Bl�sse und Schlaffheit der Haut und der Schleimh�ute, blaugrauliche F�rbung der undurchsichtigen Hornhaut, matter Blick, Verminderung der K�rpertemperatur, Sinken der Muskelkraft, daher leichte Er�m�dung selbst bei massiger Bewegung, Verminderung der Frcsslust, Neigung zur Entwicklung von Katarrhen, kleiner, schwacher, meist beschleunigter Puls, f�hlbarer Herzschlag, in h�heren Graden Ab�magerung und Entkr�ftung, in vielen F�llen erh�hte Erregbarkeit der Herz- und Gef�ssth�tigkeit. Auch die Blutleere ist bisweilen in einzelnen Gef�sspartien oder Organgruppen vorzugsweise ent�wickelt.
Der Verlauf der An�mie ist stets ein langwieriger. Am raschesten erfolgt die Keconvalescenz aus der acut entstandenen An�mie, wenn die Ursache derselben beseitiget ist. Zuerst ersetzt sich hiobei das Wasser des Blutes durch Aufnahme von Wasser von aussen und aus der ParenchymHiissigkeit, sp�ter erfolgt der Ersatz der Blutsalze und Eiweissk�rper aus den aufgenommenen Nahrungsmitteln, am sp�testen jener der rothen Blutk�rper.
Bei der chronischen An�mie tritt eine Besserung nur langsam, u. z. in jenen F�llen, in denen sie durch locale Erkrankungen be�dingt ist, nur nach der Heilung dieser ein. Der Tod erfolgt ent�weder durch die bedeutende H�he der Blutarmuth selbst oder durch
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Blutarmutb � Bleichsucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;393
sich entwickelnde anderweitige Krankheitsprocesse; h�nfig lgt;il(let sich W�ssersucht aus.
Die R�cksichten aufquot; diese umst�nde bedingen auch die Vor�hersage.
In den Cadavorn An�mischer findet sich Bl�sse und Schlaff�heit der Organe, Blutleere in dein meist stark zusammengezogenen Herzen und in den Gef�ssen, h�ufig ser�se Durehschwitzungen in die grossen K�rperh�hlen und in das Untcrhautbindegewebo.
Die Therapie hat vorz�glich die Entfernung der, der Blut�leere zu Grunde liegenden Ursachen im Auge zu behalten.
Bei intensiven Blutungen ist daher die Stillung der Blutung die erste Aufgabe.
Bei den chronischen Formen der An�mie richtet, sich die Be�handlung nach der zu Grunde liegenden Ursache. Liegt diese in ungen�gender oder fehlerhafter F�tterung und schlechter Pflege, so reichen, so wie bei der nach Blutverlusten entstandenen An�mie Schonung der Thicre, entsprechende F�tterung und Pflege, Aufent�halt in einem reinen Luftkreise zur Beseitigung des Znstandes aus.
Tragen excessive S�fteverluste durch Eiterungen, Schleim�fl�sse u. s. w. Schuld an der Entstehung der An�mie, so muss das Augenmerk auf die Heilung dieser Frocesse gerichtet und f�r gute Ern�hrung der Thierc Sorge getragen werden; innerlich k�nnen Eisen- oder Chinapr�parate zur Anwendung kommen. Liegen der An�mie St�rungen der Verdauung zu Grunde, so enipfichlt sich neben entsprechender F�tterung die Verabreichung der bitteren und bitter-aromatischen Pflanzenstoffe mit Zusatz von Kochsalz, der Kr�henaugen, der Chinapr�parate.
Bei Thieren, in welchen sich die Blutleere nach ersch�pfenden Blutungen oder �berstandenen schweren Krankheiten entwickelt, wurde auch die Transfusion des Blutes versucht.
Blvichsuclit, F�ule, Faiilsiicht, Cachoxia atinosa, Hydraciiila.
sect;. 23. Diese Krankheit, bei welcher das Blut sehr d�nnfl�ssig, nur wenig klebend, fleischwasser�hnlich erscheint, entweder gar nicht oder nur zu einem schlaffen, lockeren Kuchen gerinnt und sich durch eine relative Vermehrung des Blutserums gegen�ber dem Faserstoffe, Eiweiss und den Blutk�rperchen auszeichnet, mithin einen h�heren Grad der Blutarniuth darstellt, kommt in ihrer vollen Entwicklung bei Schafen, weniger h�ufig bei Rindern vor, und tritt bei den ersteren meist als ein epizootisches oder enzootisches, in
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.�594nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bleiclisucht.
manchen Gregendeo station�res Leiden auf. fSie stellt bald die Kolbst�ndisgt;'e prim�re Stoning' dar, bald ist sie ein Begleiter oder eine Folgte anderer Krankheiten.
Aetiologie. Kiuc Anlage zur Bleichsucht kommt den Schafen �berhaupt verm�ge ihrer zarteren K�rporconstitution zu; jung'c, von kr�nklichen M�ttern abstammende, dann weibliche Thicrc werden im Verh�ltnisse h�utiger und fr�her von ihr befallen als �ltere und m�nnliche. Als veranlassende Ursachen k�nnen alle, der Constitution des Schafviehes nicht zusagenden �ussoreu Ver�h�ltnisse angesehen worden, welche die Ern�hrung und Blutbildung beeintr�chtigen, wohin besonders ungen�gende oder nicht ent�sprechende Nahrung und ung�nstige Witterungsverh�ltnisse, ins�besondere anhaltende N�sse geh�ren. Die letztere wirkt nicht nur direct, sondern auch durch ihren Einflnss auf die Vegetation nach-theilig. Die Bleichsucht entwickelt sich nach andauernder N�sse, bei dem Pferchen auf feuchtem oder durchn�sstem Boden, nach dem Weiden auf �berschwemmten, sumpfigen, moorigen, bethauten oder bereiften, oder von langem Regen durchweichten, mit �ppigem, gew�hnlich saurem Grase besetzten Gr�nden, namentlich wenn dies am fr�hen Morgen und sp�ten Abend geschieht (Verh�ten) bei der F�tterung- mit unkr�ftigen oder wasserreichen Nahrungsmitteln, mit Kartoffeln, R�ben, Br�hfutter u. dgl. oder zu geilem oder ver�dorbenem, dumpfigen, schimmeligen oder k�mmerlichen Futter, nach dem fortgesetzten Gen�sse stehenden, verdorbenen, besonders Sumpf�wassers. Die Krankheit erlangt vorzugsweise nach nassen Jahr�g�ngen und stattgefundeneu Ueberschwemmungen oder zu Zeiten dos Misswachses eine gr�ssere, bisweilen seuchonartige Ver�breitung- und herrscht in tiefgelegenen, mit moorigen oder feuchten Wiesen versehenen Gegenden als ein enzootisches Leiden.
Secund�r entwickelt sich die Bleichsucht im Vorlaufe ver�schiedener chronischer Krankheiten, insbesondere der Verdauuug-s-organe, dann namentlich im Verlaufe der Leberegelkrankhoit, so wie der Lungenwurmseuche der Schafe.
Auf den Einflnss, welchen die durch die Gegenwart zahlreicher Lebcregel in ihrer Textur und Function gest�rte Leber, auf die seeuud�re Entstehung- der Bleichsucht aus�bt, hat besonders Ercolani hingewiesen.
Pathologische Anatomie. Die constanten Erscheinungen sind: D�nnfl�ssiges, nicht klebendes, in verschiedenen Graden blasses, selbst fleischwasser�hnliches Blut, entweder keine oder nur unbedeutende gallert�hnliche, stark durchfeuchtete Gerinnungen in
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Bleichsucht.
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den Herzli�hlcu und gr�sseren Guf'iissen, Bl�sse der Muskulatur und der Parenchyme aller Organe, ser�se Infiltrationen in dem Binde�gewebe der Haut und der Parenchyme, Oedem dos Gehirnes oder ser�se -Erg�sse in den Seitenkammern, bisweilen Brust-, Bauch- und Herzbeutel-Wassersucht, fast stets Lungen�dem, weiche Schwellung der Gekr�sdr�sen. Nebst diesen Erscheinungen wird bei seeund�rer Bleichsucht auch der Befund des Erstleidens, besonders h�utig in den Galleng�ngen und der Gallenblase Leberegel, in den Bronchial��sten Lungenfadenw�rmer angetroffen. Das Blut zeigt eine auf�fallende Abnahme der rothen Blutk�rperchen, Verminderung des Eiweisses und Faserstoffes, so wie der Blutsalze, Vermehrung dos Wassergehaltes.
Erscheinungen und Verlauf. Da die Krankheit sich nur allm�lig entwickelt, so wird ihr Beginn h�ufig �bersehen und ihr Dasein meist dann erst bemerkt und ber�cksichtiget, wenn die Symptome bereits einen h�heren Grad erreicht haben. In diesem Falle l�sst sieh ihre Gegenwart schon aus dem tr�gen, matten Gange der Thiere, ihrer leichten Erm�dung, ihrem �fteren Zur�ckbleiben hinter der Heerde, dem geringen Widerst�nde, welchen sie beim
Fangen
leisten, vermutlien. Eine n�here Untersuchung derselben
zeigt die Wolle weniger elastisch, fettarm, matt, glanzlos, leicht ausgehend, die Haut bleich, bisweilen �demat�s, besonders am Kopfe und Halse, ebenso die sichtlichen Schleimh�ute, welche meistens mit z�hem Schleime bedeckt sind, die Bindehaut des Auges erbleicht oder bl�ulich und besonders am inneren Augenwinkel ser�s intiltrirt (Fettauge der Sch�fer), die Augenlider �demat�s geschwollen; der K�rper ist abgemagert, der Hinterleib bisweilen durch das in seiner H�hle angesammelte Serum ausgedehnt, schwappend, das Athincn selten normal, meistens beschleuniget und erschwert, manch�mal st�hnend; der Puls etwas schneller, klein, der Herzschlag- meist beiderseits deutlich f�hlbar, die Fresslust vermindert, der Durst h�ufig gesteigert, die Excremente weicher, sogar diarrhoisch, ab�wechselnd mit Verstopfung.
Wird die Krankheit in ihrer weiteren Entwicklung nicht auf�gehalten, so nehmen diese Erscheinungen an Intensit�t zu; aus der Nase, dem Maule und den Augen stellt sich ein schmieriger Aus-fluss ein, die �demat�se Anschwellung' nimmt besonders am Kopfe und Halse, als sogenannter Kropf, dann an der Brust, am Bauehe und an den Hinterschenkeln zu, die allgemeine Abmagerung und die Ausdehnung des Hinterleibes werden grosser, die Wolle f�llt b�schelweise aus, die Athmungsbeschwerdeu steigern sich mit der
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.^0(lnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Blckhr.m-ht.
Zunahme fies ser�sen Ergusses in die Brusth�hle, die Hinf�lligkeit
wird stets grosser, es stellen sieh �belriechende Durclifiille ein, die Thicro k�nnen sich endlich nicht mehr vom Boden erbeben und gehen in Folg-c von Ersch�pfung oder von Hirn- oder Lungen�dem zu Grunde.
Die gleichzeitige (regemvart von Lungenw�nnern oder Leberegeln �ndert das Krankheitsbild in etwas ab.
Der Verlautquot; ist chronisch, auf Monate und l�nger hinaus sich erstreckend; ebenso schleppt sich die Krankheit als Seuche lange hin und nimmt als solche gew�hnlich im Sp�therbste ihren Anfang.
Die Prognose h�ngt von dein Grade und der Dauer des Leidens und den hiodureb etwa bereits veranlassten Folgen, dann von dem Umst�nde ab, ob die seinem Entstehen zu Grunde liegen�den Ursachen zu entfernen sind oder nicht. Da diese letzteren ge�w�hnlich in �konomischen Ucbelst�ndon, welche nur sehr schwer, oft gar nicht gehoben weiden k�nnen, oder in von fr�her her be�stehenden anderen chronischen Krankheiten liegen, so f�llt die Vorhersage meistens ung�nstig aus.
Die Vorbauung muss auf die Ilintanhaltung der als veran�lassende Ursachen angef�hrten Sch�dlichkeiten gerichtet sein. Bei ung�nstigen Verh�ltnissen der Witterung und Weide, bei feuchtem Wetter, bei vorausgegangenen Ueberschwemmungcn soll den Thieren vor dem Austriebe wenigstens etwas trockenes, gutes Futter vor�gesetzt, und eine Mischung aus bitteren und aromatischen Stoffen mit etwas Kochsalz als Lecke gegeben werden; besser ist es, die�selben w�hrend feuchten und kalten oder regnerischen Wetters, wenn dies thunlich ist, ganz bei Hause zu behalten. Da die Krank�heit vorzugsweise Schw�chlinge bef�llt, so w�re durch die Auswahl gesunder, starkor Zuchtschafe auf die Erzielung einer kr�ftigen Nachkommenschaft hinzuwirken.
Die Heilung ist nur im Beginne der Krankheit und dort, wo die veranlassenden Sch�dlichkeiten ferne gehalten oder vermin�dert, gutes, kr�ftig n�hrendes, selbst Bitter- oder Gerbstoff h�ltiges Futter, K�rner, aromatisches Heu, H�lsenfr�chte, Schlampe, Kasta�nien herbeigeschafft und das �brige di�tetische Verfahren der Natur des Schafes cutsprechend geregelt werden kann, zu erwarten. Als Arzneimittel eignen sich bitter - aromatische und herbe Stoffe, Enzian, Wermuth, Wachholderbeeren, Calmus, Alant, Eichenrinde u. s. w. in Verbindung mit Kochsalz, besonders aber mit Eisenpr�paraten, wie Eisenvitriol, Stahlkugeln, nach Er-
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Bloiclisuobt.
Bratickuiig.
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fordei'idss mit harutreibonden Mitteln, nls Terpentin�l, Pichten-oder Wachholdersprossen, oder mit Kalkpr�paraten, Gyps,
Knochenmehl, vorzugsweise in Form von Lecken. Auch f�r das Trinkwasser wird ein Zusatz von Eisenvitriol (100 Grrannn auf 8 Kilogramm Wasser) empfohlen. Jene Tliiere, bei welchen die Krank�heit schon einen h�heren Grad erreicht hat, werden mit gr�sserem Vortheile sog-leich f�r die Schlachthank bestimmt.
Bei Reconvalescenten ist der schnelle Uebergang zu gr�nem, saftigen Futter zu vermeiden.
Dieselbe Krankheit, li�iifig- mit der Kgelkranldieit verlmiuleii, kommt bei dem Rindviehe vor, bei dem sieh dann bisweilen auch ein schuppiger Ausschlag am Kopfe, Halse und R�cken einstellt. Die Erscheinung-en, der Veiiauf, die Ursachen und die Behandlung weichen nicht von jenen der F�ule der Schafe ab. Die vom Ausschlage befallenen Hautstellen k�nnen mit Lauge oder Seifemvasser gewaschen werden.
III. Ver�nderungen des Blutes, bedingt durch den Gehalt an fremdartigen Stoffen,
sect;. 24. Dyscrasien dieser Art kommen dadurch zu Stande, dass Stoffe in dem Blute sich ansammeln, welche entweder von aussei! her in den K�rper gebracht wurden, wie Parasiten, Gifte u. s. w., oder im K�rper selbst erzeugt worden sind, wie Galle, Harnstoff, verschiedene zellige Elemente u. s. w. Die Folgen dieser Dyscrasien sind nach der Qualit�t und Menge der eingebrachten fremdartigen Substanzen h�chst verschieden, und m�ssen daher bei den einzelnen Formen selbst in Betracht kommen.
Erstickung, Snff'ociitio.
sect;. 25. Unter Erstickung versteht man jene Ver�nderung- des Blutes, wobei dasselbe an Sauerstoff arm, dagegen an Kohlens�ure gew�hnlich sehr reich ist. Sie kann schnell oder langsam eintreten.
Die Ursachen der Erstickung- k�nnen sein:
1.nbsp; nbsp;Verminderung- der Menge der rothen Blutk�rper (An�mie) und daher geringere Aufnahme von Sauerstoff durch dieselben.
2.nbsp; nbsp;Aufhebung- der F�higkeit der rothen Bhitk�rper als Sauer�stofftr�ger zu dienen, wie dies bei manchen schweren Erkrankungen des Blutes, besonders heim Anthrax, bei Septic�mie der Fall ist.
3.nbsp; nbsp;Aufnahme sogenannter irrespirabler Gase, namentlich der Kohlens�ure und des Kohlenoxydg-ases in das Blut; finde sie nun unmittelbar durch die Respirationsorgane von ausseu her, oder von
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.quot;WSnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Grstioknng.
Orgauh�hlen aus, z. B. durch Uebertritt ;uis den durch Gase sehr stark ausgedehnten D�rmen statt.
4. Erschwerung' oder Verschliessung des Luftzutrittes zu den Lmio-en. Hieher geli�i-en die Erstickungen durch Erw�rgen, Ertr�n�ken, die Verengerung oder Verschliessung der Nasen- oder Kaehen-li�hle, des Kehlkopfes, der Luftr�hre, der gr�sseren oder zahlreicher kleiner Bronchien durch von aussen eingedrungene fremde K�rper, durch Secrete, Extravasate, Entz�ndung, Exsudat, Neubildungen, Schwellung der Schleimhaut, bedeutendere Compression der Lungen durch Bluterg�sse, Exsudate, Luftausammlung u. s. w. in den Pleura-s�cken, ungen�gendes Athinen in Folge von Hirndruck, von Krank�heiten des verl�ngerten Markes, oder der der Respiration vorstehen�den Nerven, von Krampf der Respirationsmuskeln (z. B. beim all�gemeinen Staarkrampf).
�. Verminderung oder Aufhebung des Lungenkreislaufes, durch Thrombose oder Embolie gr�sserer Aeste der Lungenarterie, durch Krankheiten des linken Herzens, welche den Abfluss des Lungen-venenblutes erschweren.
Das Blut ist, bei Erstickung schw�rzlich-roth, d�nnfl�ssig und bildet wenig oder keine Gerinnungen und enth�lt freie Kohlens�ure, (bei Vergiftung durch Kohlenoxydgas ist das Blut gew�hnlich hell-roth). Bisweilen finden sieh bei den an Erstickung eingegangenen Thieren Blut-Extravasate in der Schleimhaut der Luftwege.
Das Blut ist stets in reichlicher Menge in dem rechten Herzen, in den Lungen und in den K�rpervenen angesammelt; die Gehirn�h�ute, das Gehirn, die Luftwege, die Hinterleibseingeweide und darunter besonders die Nieren sind hyper�misch.
Die Lungen sind bisweilen �demat�s, die Luftr�hre und die Bronchien enthalten gew�hnlich schaumiges Serum.
Von der angefahrten Beschaffenheit des Blutes ist die w�hrend des Lebens wahrnehmbare bl�uliche F�rbung der sichtlichen Schleim�h�ute � Cyanose � (s. S. 370s) abh�ngig.
Durch das sauerstoffarme mit Kohlens�ure �berladene Blut wird eine starke Reizung auf die Centra der Athmungsnerven (herumschweifender Nerve, Zwerchfellnerve, Zwiscbenrippennerven), das Gehirn und das verl�ngerte Mark veranlasst; in Folge der ersteren stellt sich Kurzathmigkeit (Dyspn�e) ein, in Folge der letzteren treten in den h�heren Graden der Suffocation bisweilen klonische Kr�mpfe und in Folge der Reizung der Centra der Gef�ss-nerveu eine Verengerung der feineren Arterien ein, welche eine
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Ersticlmng. � Ter�nderung tlt;s Hlutos raquo;lurch Gifte.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 399
Zunahme des Blutdruckes und Erweiterung der gr�sseren Arterien im Gefolge hat.
Die Blut�bert'iillung' des Grehirnes veranlasst Bet�ubung1 und setzt die Empfindung und Reflexerregbarkeit herab.
Die Zahl der Herzschl�ge und Pulse ist vermindert; dies h�ngt theils von der Reizung der Urspr�nge des heramschweifenden Nerven, theils von der unmittelbaren Einwirkung des kohlens�urereichen Blutes auf das Herzfleisch ab.
Die K�rpertemperatur ist in der Regel vermindert; die Ursache hievon liegt einerseits in den, im Verh�ltnisse zum Sauerstoffmangel reducirten Oxydationsvorg�ngen, andererseits in der verminderten llerzkraft und dem verengerten Zustande der Arterien, endlich auch in dem verlangsamten Blutlaufe.
Die Behandlung der Erstickung muss auf Entfernung der zu Grunde liegenden Ursache! gerichtet sein.
Ver�nderungen des Blntes durch Gifte.
sect;. 20. Manche Gifte werden, ohne eine �rtliche Reizung- zu veranlassen, rasch in das Blut aufgenommen und rufen von da aus bestimmte Wirkungen hervor; andere gelangen erst, nachdem sie �rtliche Einwirkungen veranlasst haben, in das Blut und �ndern dessen Beschaffenheit. Die Anomalien der Blutmischung sind h�ufig durch die physikalische Beschaffenheit des Blutes nicht zu erkennen oder es sind vorhandene Ver�nderungen wenigstens nicht so charak�teristisch, dass aus ihnen auf die Einwirkung einer bestimmten giftigen Substanz geschlossen werden k�nnte, deren Nachweis erst der chemischen Analyse gelingt.
Einige narkotische, alkaloidh�ltige Pflanzenstoffe ver�anlassen aber bei Fleischfressern eine eigenth�mliche Ver�nderung-des Blutes, deren Vorhandensein wenigstens geeignet ist, den Ver�dacht einer stattgefundenen Vergiftung- zu erregen. Das Blut er�scheint in solchen F�llen dunkelroth, d�nnfl�ssig, ohne Spur von Gerinnungen; dabei sind die Muskulatur, Lungen, Leber, Milz und das Gehirn gew�hnlich in hohem Grade blutreich, und schon ganz kurze Zeit nach dem Tode stellen sich blutige Tr�nkungen in ver�schiedenen Theilen ein. Ein �hnlicher Befund ergibt sich nach Vergiftungen mit Blaus�ure und seinen Pr�paraten; der Mageninhalt und das Blut verbreiten dann auch stets einen intensiven Geruch nach Blaus�ure.
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Vcnimloiuni,' des Blutes laquo;lurch laquo;iit'tp.
Vergiftungen mit Fingerhutkraut und seinen Pr�paraten be-
diu^iiu eine bedeutende Erschlaffung des Herzens und st�rkere Blutungen unter das Endocardium.
Vergiftungen durch metallische Substanzen kommen bei den Hausthieren, wenn von den zuf�lligen durch concentrirte Mineral�s�uren und alkalische Laugen abgesehen wird, am h�utigsten noch durch Phosphor, Arsenik und Sublimat vor. Aussei- den an den Ber�hrungsstellen entstehenden An�tzungen und Verschorfungen ver�anlassen die genannten Stoffe eine rasch eintretende fettige Ent�artung der Secretionszellen aller dr�sigen Organe.
In der N�he von Blei- und Arsenikwerken, bleihaltigen Silber- und arsenikh�ltigen Kupfer- oder Zinkwerkeu, wo sich die D�mpfe der H�tten auf den Boden und die ihn bedecken�den Bilanzen niederschlagen und durch Regeng�sse auch den tiiessen-deu W�ssern zugef�hrt werden, treten aber Vergiftungen durch diese Substanzen bei allen diesen Sch�dlichkeiten ausgesetzten Haus�thieren manchmal enzootisch ein.
Bei Thieren, welche durch l�ngere Zeit hindurch auf die an-o'eo-ebene Weise Blei in kleineren Mengen auf der Weide und im Wasser in sich aufgenommen haben, u. z. am st�rksten bei Rindern und dem Hausgefl�gel, weniger bei Schweinen und am selten�sten bei Pferden, Schafen und Ziegen, stellen sich die Er�scheinungen einer chronischen Bleivergiftung ein, u. z. anfangs Verminderung, sp�ter vollkommenes Aufh�ren der Fresslust, Un�ordnung, sp�ter Aufh�ren des Wiederkauens, Absatz breiiger oder trockener Excremente, in der Folge Verz�gerung oder g�nzliches Aufh�ren des Mistabsatzes, Verminderung oder Unterdr�ckung der Harn- und Milchabsonderung, Abnahme der K�rpertemperatur, be�schleunigtes, von krampfhaften Zuckungen der Respirationsinuskeln begleitetes Athmen, Beschleunigung des Pulses, welcher zugleich klein und hart wird und zuletzt beinahe verschwindet; Auf kr�mmen des R�ckens, Steifigkeit der Gliedmassen, bei Rindern kauende Be�wegungen mit Schaumbildung vor dem Maule oder Speicbelfluss, zuweilen Anf�lle von Raserei und Verlust des Sehverm�gens. Die Thiere magern bedeutend ab, weibliche werden h�utig unfruchtbar. (Diese von C. J. Fuchs beschriebene Krankheit wird in der preus-sischen Rheinprovinz Haukrankheit genannt.) Die Krankheit endet gew�hnlich mit dem Tode; die bei passender Behandlung ein�tretende Genesung erfolgt nur sehr langsam.
Die Section ergibt Hyper�mie des Gehirnes und der Lungen, An�mie der Orgaue der Bauchh�hle, Verengerung des D�nndarnies.
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vemndomngon 'ii*s Blntos durch Contitgion. � Hamuifoction.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;401
Die; Behandlang soll im Beginne lt;lcs Leidens in einem Ader�lasse, in lt;ler h�ufigen Anwendung ei-�ffhender Klystiere und in dem iuuerlicliciii Gebrauche des Glaubersalzes in gr�sseren Gaben, in Leinsamenabkochnng gel�st, bestehen. Auch in den vorger�ckteren Stadien der Krankheit erwies sieh dieses Verfahren zweckentsprechend. Selbstverst�ndlich ist das mit Blei verunreinigte Futter und Getr�nke zu entziehen; statt desselben verabreicht man bei noch bestehender Fresslust Schrott- oder Kleientr�nke.
Die chronische Vergiftung durch arsenige S�ure tritt leichter bei Rindvieh und Schafen als bei Pferden auf. In den bekannt gewordenen F�llen wurden neben den Erscheinungen einer Siechkrankheit Anschwellung und Steitigkeit der Gelenke beobachtet. Die Entfernung- der urs�chlichen Sch�dlichkeiten ist Hauptbedingung einer Heilung.
Ver�iuleiiingen durch laquo;lie Einwirkung vom Coutagieu und SUagiueii.
sect;. 27. Die Ver�nderungen, welche das Blut durch die Ein�wirkung dieser Agentien erleidet, sind nach der Qualit�t der letztern h�chst verschieden. Fs kann etwas allgemein Giltiges hier nicht angef�hrt und muss auf die Infectionskraukheiten verwiesen werden.
Die Harniiiteclioii des Blutes, Ur�iuic.
sect;. 28. Unter Umst�nden, welche entweder die Secretion des Harnes in den Nieren hindern, oder der Entleerung desselben Hinder�nisse entgegensetzen, so wie bei Harninfiltrationen in die Gewebe kommt es bisweilen zum Auftreten von Krankheitserscheinungen, welche von dem Zur�ckhalten des Harnstoffes und vielleicht auch der Extractivstoffe des Harnes im Ulute, oder von der Resorption desselben abh�ngig sind. Die Ursache der sch�dlichen Einwirkung dieses Sto�es auf die Blutmischnng wird nach Prerichs in der Umsetzung des Harnstoffes in kohlensaures Ammoniak gesucht.
Die Krankheiten, w�hrend deren Verlauf bisher der Ein�tritt von Ur�mie beobachtet wurde, sind: hochgradige Hyper�mie und Entz�ndung der Nieren, krebsige Degeneration und weit ge�diehene Atrophie der Nieren, Verschliessung des Blasenhalses durch Geschw�lste der Prostata (bei Hunden), Harninfiltration hei chro�nischer Entz�ndung und Perforation oder nach Pissen der Harnblase, Harnsteine in der Blase, im Blasenhalse und in der Harnr�hre.
E511, Patli. u. Ther. d. llaustli. 4. Anli. 1.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;26
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uarn infection.
rholftmie.
Die pathologische Anatomie liefert keine eonstanten Daten. Das Blut ist gew�hnlich dunkel gefamp;rbt, mit einem Stich ins Violette, ohne Q-erinnungen; dasselbe riecht in der Regel, so wie die paren-chymat�sen Organe, besonders Lunge, Leber und Gehirn, ziemlich stark nach Harn. Ausserdein findet sich atisser einem der an�gef�hrten die Ur�mie bedingenden abnormen Zust�nde constant eine heftige Magen- und Darmentz�ndung mit reichlicher Exsudation in die H�hle dieser Organe, welche wohl in Folge des Reizes, welchen die daselbst stattfindende Ausscheidung des Harnstoffes oder des daraus gebildeten kohlensauren Ammoniaks setzt, veraulasst sein m�gen.
Erscheinungen. W�hrend des Verlaufes einer der erw�hnten Krankheitsformen, welche stets eine verminderte oder ganz unter�dr�ckte Harnausscheidung im Gefolge haben, stellen sich pl�tzlich Fieber mit starkem Frostschauer, Bet�ubung, schweres, st�hnendes Athmen, Durchfall, bei Hunden Erbrechen und Convulsionen ein. In den bei Pferden und Hunden beobachteten F�llen erfolgte bald der Tod; nur bei Hunden, welche an Vergr�sserung der Prostata litten, war der, jedoch gleichfalls t�dtlich endende Verlauf ein lang�samerer und neben Bet�ubung traten die Erscheinungen des Darm�leidens und Convulsionen als die hervorstechendsten Symptome auf.
Die Therapie, bestehend in der Behandlung des zu Grande liegenden Leidens und in der Verabreichung diuretischer und toni�scher Mittel, lieferte bisher keine g�nstigen Resultate.
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Anh�ufung: von (tnlleiibcstaudtlieileu im �lutc, ( liol�mie. Icterus.
sect;. 29. Die Bestandtheile der Galle werden in der Leber aus dem Materiale des Pfortaderblutes gebildet; linden sich daher Gallen-bestandtheilc im Blute, so sind diese durch Resorption dahin gelangt. Die gew�hnlichste Veranlassung hiezu geben Hindernisse, welche der Excretion der Galle entgegenstehen, wie Verstopfung durch Gallen�steine, Leberegel, Zusammendr�ckung der Ausf�hrungsg�nge durch Echinococcus, Schwellung ihrer Schleimhaut u. s. w.; hiedurch staut die Galle und kommt unter einen h�hereu Druck zu stehen, als das Blut; eine Folge hievon ist der Uebertritt von Galle in das Blut (Retentions-Icterus). Dieser auf mechanische Art entstandenen Gelbsucht reihen sich jene Formen an, welche aus St�rungen des Blatlaufes in der Leber, wie bei Thrombose in der Pfortader und ihren Zweigen, bei acuter gelber Erweichung der Leber, Blut�stauungen im System der Pfortader, bedingt durch Circulations-
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i'hol�mie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 403
st�rungeii in der Lunge u. s. w., mithin in Folge der ge�nderten Druckverhiiltnissc zwischen ]}liit und G;ille sieli entwickeln.
Das Blut nimmt wahrscheinlich jdlo Q-allenbestandtheile auf;
der Giilllt;;nfarbstoff, welcher am leichtesten naeliweisbar ist, gibt dem Blutserum eine gelbliche F�rbung und dieses theilt nach seinem Durchtritte durch die Wandungen der Capillaren nach und nach den meisten Geweben, so wie den normalen und pathologischen Fl�ssigkeiten dieselbe F�rbung mit. Diese mehr oder weniger intensiv gelbe (ieterische) F�rbung spricht sieh besonders auf der nicht pigmentirten Haut, auf der weissen Augenhaut, an den sicht�lichen Schleimh�uten und im Harne, mittelst dessen die Ausscheidung des Galleufarbesto�'es aus dem Blute und den Geweben gr�ssteutheils erfolgt, schon w�hrend des Lebens aus. Die Gegenwart des Gallen-farbestoffes im Harne ist nachzuweisen, wenn man demselben in einem Reagensglase salpetrige Salpeters�ure, oder ein Gemische von 1 Theil Schwefels�ure tmd 2 Theilen Salpeters�ure zusetzt; bei An�wesenheit von GallenfarbestofF entstellt zuerst eine gr�ne Farbe, welche nach und nach in Violett, Blau und Roth �bergeht.
Von den �brigen in das Blut aufgenommenen Galleube-standtheilen veranlassen namentlich die Gallens�uren belangreiche St�rungen.
In gr�sserer Menge in das Blut gelangt, bewirken die Gallen�s�uren eine Aufl�sung der rothen Blutk�rpor, einen schw�che- oder l�hmungsartigen Zustand der Muskeln, sich aussprechend durch Mattigkeit der Thiere, Verlangsamung der Herzbewegungen, des Pulses und der Respiration, so wie wegen ihrer Einwirkung auf das Central-Nervensystem: Abstumpfung, Bet�ubung in verschiedenem Grade.
Eine Folge des gehinderten Abflusses der Galle in den D�nn�darm ist die verz�gerte Fortbewegung des Danninhaltes (Verstopfung) und die lichte F�rbung der Excremerite.
Aber auch bei Processen, in welchen eine Resorption der Galle in Folge von Stauungen derselben mit Grund nicht angenommen werden kann, tritt bisweilen Gallenfarbestoff im Blute auf und ver-anlasst Gelbsucht. Hieher geh�ren die icterisclien F�rbungen bei fauliger Blutzersetzung, beim Anthrax und anderen durch Infection entstandenen Krankheiten. Nach Frerichs wird der gr�sste Theil der in den Darm ergossenen Galle wieder in das Blut aufgenommen und erf�hrt dort eine Reihe von Umsetzungen, bis sie endlich in Harnfarbestoff u. s. w. verwandelt, aus dem K�rper austritt. Bei gewissen Krankheiten w�rden, nach ihm, in Folge des ver�nderten
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('hol�mie. - ^ulmufang von Zaclcer im Bluto.
Stoffwechsels die Bestandtheile der Gralle, namentlich die Q-allen-s�ui'en, nicht bis zum Harnfai-bestoff,. sondern nur bis zum Grallen-farbestoff umgesetzt und die Anh�ufung dieses letzteren im Blute veranlasse dann die Erscheinungen der Gelbsucht. Andere dagegen sind nach K�hne der Ansicht, dass bei jenen Krankheiten, ebenso wie nach der Einspritzung von Gallens�ureu in das Blut, die Blut�k�rperchen massenhaft aufgel�st werden, und dass das frei gewor�dene H�moglobuliu sich in Galleufarbestoff verwandelt.
Die hieher geh�rigen Formen von Gelbsucht bilden nur eine Theilerscheinung einer anderen schweren Erkrankung; die F�rbung der Gewebe und Secrete erreicht bisweilen eine ebenso bedeutende ll�lie wie bei dem Icterus aus Gallenstauung-. . lieber die Therapie s. den speciellen Theil.
Anh�iifiiiig: von Zucker im Bluto, Mclit�mie.
sect;. 30. Das Vorkommen gr�sserer Mengen von Traubenzucker im Blute, wobei derselbe in den Harn �bergeht, Zuckerharn�ruhr, Diabetes mellitus (Meliturie), ist bei Thieren bisher nur in wenigen Fidlen nachgewiesen worden (Gamgee bei einem Att'en, Perosino, Delprato, Rueff beim Pferde). Die bei dieser Krank�heit beobachteten Erscheinungen sind: Mattigkeit und Hinf�lligkeit der Thiere, Schw�che im llintertheile, gr�ssere Empfindlichkeit der Lendengegend, Ausscheidung grosser Mengen von Harn in kurzen Zwischenr�umen, von h�herem speeifischem Gewichte und s�sslichem Geschinacke, welcher an einem warmen Orte aufbewahrt in die saure Gr�hrnng �bergeht. Ungeachtet der andauernden guten Fresslust magern die Thiere mehr und mehr ab; die Haut wird trocken, das Haar glanzlos, der Durst sehr gesteigert, die �brigen Secretionen sind vermindert, die Thiere gehen endlich an Ersch�pfung zu Grunde.
Bekanntlich ist im normalen Blute immer Zucker in geringer Menge vorhanden, welcher in der Leber gebildet und dein Blute beigemengt wird, wo er Umsetzungen erleidet, deren Eudproducte Kohlens�ure und Wasser sind.
Die n�chsten Ursachen der abnormen Anh�ufung von Zucker im Blute, von wo aus derselbe in den Harn �bergeht, sind noch nicht auf�ehellt. Sie k�nnen entweder in einer mantrelhaften Um-Setzung des in normaler Menge gebildeten Zuckers im Blute, oder in einer Bildung so abnormer Mengen von Zucker in der Leber liegen, dass dessen vollkommene Verbrennung im Blute unm�glich ist. Ebenso wenig- bekannt sind die entfernteren Ursachen dieser Krankheit.
#9632;k.
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Ankllul'ung von Pigment, zolligen Elemsnten im lilutc. � Septische Blutvergiftung. 40�
Die Prognose stellt sich nach rlen wenigen beobachteten F�llen als unbedingt ung�nstig, die Therapie als hilflos dar.
Anliiinfuiiy: von Pigment im Blute, Melau�niie.
sect;. 31. Blut, in welchem k�rniges Pigment angeh�uft ist, er�scheint d�nnfl�ssig, wenig gcrinnf�liig, braunroth und enth�lt das Pigment entweder in die farblosen Blutk�rper abgelagert oder frei im Plasma schwimmend; dabei sind die meisten Parenchyme von k�rnigem Pigment durchsetzt. (Bruckm�ller.) Melan�mie wurde hier bei zwei Pferden angetroffen, welche w�hrend des Lebens an stellenweisem Ausfallen der Haare in Folge von Pigmeutablagerun-gon in die Haut und in die Haarfollikel (Alopecia areata) gelitten hatten, und bei welchen auch Pigmentablagerangen in den Lungen, der Leber, Milz und in den Nieren vorhanden waren.
Ob und unter welchen Verh�ltnissen die Entwicklung dieses Pigmentes in der Milz zu Stande komme und von da aus in das Blut gelange, muss bei der geringen Zahl der bisher vorgekomme�nen Fidle unentschieden gelassen werden. Bei Pferden, welche mit zahlreichen, namentlich weichen Melanosen behaftet sind, findet sich baldig schwarzes Pigment im Blute.
Aiih�iil'un^ aus Neubiltlimgcn stiimincmlei- zelliger Eleiueulc.
t;. .')2. Es wurde bereits wiederholt erw�hnt, dass bisweilen zellige Elemente von Neubildungen in Lymphgef�sse und Venen aufgenommen werden. In den Blutstrom gelangt und durch ihn fort�bewegt, werden diese Elemente in anderen Organen abgelagert, regen dort zu speeifischen Neubildungen an und geben zur Entwicklung seeund�rer Neubildungen Anlass. Das Entstehen der Rotzdyscrasie bei Pferden, der Krcbsdyscrasie bei Munden, die Verbreitung der Perlsucht des Rindes, der Melanosen bei Pferden gibt klare Bei�spiele hievon.
Die septische Itliitrei-giftuiig, septisches Fieber, Septiciimie.
sect;. 33. Als septische Blutvergiftung bezeichnet man eine schwere acute Allgemeinkrankheit, welche durch die Aufnahme verschieden-artiger putrider Stoffe in das Blut erfolgt.
Die Krankheiten, in deren Verlauf bisweilen ein septisches Fieber zur Entwicklung kommt, sind ausgebreitete (Quetschungen,
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4(h;
Septisclif Blutvergiftung.
namentlich mit Er�ffoung lt;lcr Haut, sowie Krankheitsprocesse, in deren Verlauf es zur Zersetzung extrarasirten Blutes, brandiger Q-ewebstlieile u. s. w. kommt.
Nielit iu jedem F�lle �ber veranlasst die Gegenwart jauchiger Stott'e den Eintritt der Septiu�iuie; es ist daher anzunehmen, dass gewisse, noch nielit v�llig' klare Bedingungen vorhanden sein m�ssen, wenn ein �ebertritt dieser Substanzen von dem Jaucheherde aus in das Blut statttinden soll. Uureli die unverletzte Haut, durch ge�sunde Schleimh�ute timlet eine Aufnahme jauchiger .St�rte, wenn sie uieht zugleich zerst�rend auf diese Gewebe wirken, in das Blut nicht statt; ebensowenig seheint dies von gut granulirenden Wund-fl�cheu aus zu geschehen; w�hrend sie unter entgegengesetzten Ver�h�ltnissen leichter erfolgt. Billroth ist der Ansicht, die Aufnahme fauliger Stort'e erfolge in der Kegel durch die Lyniphgef�sse und nur ausnahmsweise durch die Venen.
Welcher von den, in faulen thierischen Theileu sich bildenden St�rten der eigentlich giftige sei, ist bis jetzt nicht sichergestellt. Mau glaubte das eigentlich giftige Princip in einem, aus faulender Substanz dargestellten K�rper, welchen man Sepsin nannte, gefunden zu haben. Diese Annahme wird jedoch durch die Thatsache wider�legt, dass auch andere, bei dem F�ulnissproccsse sieh bildende Stoffe in das Blut injicirt, septische Wirkungen hervorzurufen verm�gen.
In j�ngster Zeit wird die parasit�re Natur des septischen Giftes behauptet, und glaubt man die Krankheitserreger in (Jocceu und Bacterieu gefunden zu haben.
Werden putride Fl�ssigkeiten in iIh- Venen eiue^ Thieres eingespritsst, so tritt sogleich Uiuulie, kurz nachher Brechneigung und Erbrechen, Steigerung der K�rpertemperatur, des Athmens und Pulses, icterische F�rbung, der Absatz d�nner, dann Silssiger und Iiluti^'er Bxcremente ein; die Thiere gehen meist zu Grunde. I5ci der Section finden sieh die Schleimhaut des Verdanungskauales, namentlich jene des l'tortnertheiles des Magens, des Zw�lffingerdarmes und Blinddarmes stark ger�thet, an den Falten mit .Extravasaten besetsst, das Epithel stellenweise abgestossen, die Darmh�lile mit rother Fl�ssigkeit erf�llt, die Milz geschwellt, in dem Bindegewebe unter den ser�sen H�uten Ekchymosen, (Bergmann.)
Die Krankheit beginnt mit einem sehr heftigen, pl�tzlich ein�tretenden Fieber, das schnell hohe Grade erreicht. Die Thiere wer�den sehr abgestumpft und hinf�llig; die sichtlichen Schleimh�ute zeigen eine schmutziggelbliehe F�rbung, mauchmal Ekchymosen, der Puls ist klein, schwach, meist sehr beschleunigt, das Athmen erschwert, die Secrete erscheinen von aufgel�stem Blutfarbestort' ger�thet, das aus der Ader gelassene Blut ist dunkel, theer�hnlich.
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.S�iMis�lie und fit�rigo Blutvergiftuug.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4U7
In dem subcutancu Bindog'ewobe entstellen bisweilen verbreitete Oedeme mit der Tendenz zur Verjauchung; g-ew�hulieh stellen sich reichliche blutige Durchf�lle ein. Unter zunehmendem Verfall der Thiere erfolgt in der Regel der Tod, nachdem bisweilen die Blut�temperatur schon einige Zeit vorher auf oder unter die normale H�he gesunken war.
Zur Stellung der Diagnose geben das meist pl�tzlich auf�tretende heftige Fieber w�hrend des Bestehens einer, die Entstehung der Septic�mie beg�nstigenden Krankheit, bisweilen aber auch erst die w�hrend des weiteren Verlaufes eintretenden Erscheinungen die Anhaltspunkte.
Bei der Section der au Septic�mie gefallenen Thiere, welche rasch in F�ulniss �bergehen, finden sich missf�rbige, blutig- ser�se Tr�nkungen, auch Vereiterung des Unterhantbindegewebes, selbst mit Gangr�n der Haut; R�thung, Schwellung und Blutung' der Darmschleimhaut, bisweilen tr�be Schwellung der Parenchyme, be�sonders der Nieren. In der Kegel trifft man acute Milzgeschw�lste und blutig gef�rbte Schwellungen der Gekr�sdr�sen an. In manchen F�llen reagirt das Blut sauer, in anderen enth�lt es kohlensaures oder hydrothionsaures Ammoniak; die Blutk�rperchen sind theilweise zerst�rt und haben die Eigenschaft, unter der Einwirkung der Uuft sich zu r�then, verloren.
Die Vorbei-sage ist in F�llen schwerer Erkrankung un�g�nstig.
Die Behandlung hat zuerst die etwa nachzuweisende Ur�sache, z. B. faulenden Eiter, Brandjauche u. s. w. zu beseitigen, eine gesunde Granulation der Wunde n�thigenfalls durch die An�wendung antiseptischer Mittel anzubahnen und f�r reine, frische Luft, gute Nahrung- Sorge zu tragen. F�r den innerlichen Gebrauch empfehlen sich Chlorwasser, verd�nnte S�uren, Carbols�ure, erregende und tonische Mittel; nebstbei erfordern die drohendsten Symptome eine besondere Ber�cksichtigung.
]}ic innerliche Verabreichung von Salicyls�nre gegen putride Infection hat sieh nach den Versuchen von Feser und Friedberger nicht nur als nutzlos, sondern sogar als sch�dlich erwiesen.
Die Eiterinfectioii des Blutes, das Eiterfleber, die Pyiimie.
sect;. 34. Unter Py�mio versteht man ein acutes Allgemeinleiden, welches durch intermittirend auftretende Fieberanf�lle und durch die Neigung zur Bildung- metastatischer Abscesse und Entz�ndungen
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KiterintecHon.
sich auszeichnet und (lessen Entstehung durch die Aufnahme von Eiter oder Bestandtbeilen des Eiters in das Blut gedacht wird.
Die Krankheiten, bei deren (je^enwart das Auftreten der Py�mie beobachtet wurde, sind intensive Eiternngsprocesse in der Haut, dem �nterhautbindegewebe, den Muskeln, in ser�sen H�uten, in Lymphdr�sen, im Tragsacke, bei der Pockenkrankheit der Schafe. Die Aufnahme von Eiterkorperchen sowold, als von Eiterserum eines wenn auch ganz frischen und v�llig- unzersetzteu Eiters in die Blntcirculation kann, einer ziemlich allgemeinen Annahme nach, das Eitorfieber erregen; die erstereu m�gen im Weg-c der Lymph-gef�sse, das letztere durch directe Aufsaugung- in den Blutstrom gelangen. Nach der Meinung- Anderer w�re aber f�r die Entstehung der Py�mie die Aufnahme eines, durch die Einlagerung von Kug-el-bacterien in das Protaplasma der Eiterkorperchen speeifisch ent�arteten Eiters in das Blut nothwendig-.
Die Entstehung der metastatischen Abscesse wird durch Venen�thrombose und Embolie losgerissener Thrombenst�ckchen oder durch Anh�ufung- der in den Blutstrom gelangten Eiterkorperchen in den Lung-cncapillaron vermittelt; vielleicht ist auch eine Anlagerung derselben an verschiedene K�rpertheile aus dem Blute m�glich, wodurch der Anstoss zur Bildung- neuer Herde gegeben w�rde.
Die im Verlaufe der Py�mie bisweilen auftretenden ausgebrei�teten motastatischen Entz�ndungen m�gen in manchen F�llen von einer Fortleitung der Entz�ndung- von dem urspr�nglichen Eiter�herde im Wege des Lymphstromes abh�ngig- sein; in den meisten F�llen ist ihre Erkl�rung- dermalen noch unm�glich.
Die py�mischen oder metastatischen Herde sind genau umschrieben und haben eine rundliche oder keilf�rmige Gestalt; im letzteren Fall ist ihre Basis gegen die Oberfl�che des Organes, die Spitze nach innen gerichtet; sie werden am h�utigsten in den Lungen, dann in der Leber, Milz, Niere ang-etroffen. Im Beginne stellen sie sich als scharf umschriebene, kleine Knoten dar, in wel�chen sich bald vom Centrum ausgehend kleine Eiterherde oder eiterige Infiltrationen entwickeln, welche schliesslich zu einem gr�sse-ren Abscesse zusammenfliessen, der gew�hnlich von einem d�nnen rothen Saume umgeben ist. Ihre Grosse ist sehr verschieden, von der Grosse eines Stecknadelkopfes bis zur Erbsengr�sse und dar�ber; sie sind gew�hnlich zahlreich in einem Gewebe oder Organe zer�streut; selten sitzen sie in gr�sseren Haufen vereinigt, dicht neben�einander.
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EitorinfooMon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 409
Erscheinungen. Die Py�iuie ist am �ftesten hei Pferden,
soltun bei Hunden, nur in vereinzelten F�llen bei Rindern und Schafen beobachtet worden. Die Krankheit beginnt gew�hnlich mit einem Schiittelfroste oder doch einem Frostanfalle und darauf folg-en-der Hitze, die Bluttemperatur ist hoch, der Fuls sehr beschleuniget. Nach einigen Stunden lassen diese Fiebererscheinungeu nach; nach anbestimmten Zeitr�umen stellen sieh aber von neuem Frostanf�lle mit Temperaturerh�hung ein, so dass im Verlaufe der Krankheit ein intermittirender Typus des Fiebers wahrnehmbar wird. Die. Steigerungen des Fiebers m�gen, wie Billroth annimmt, durch von Zeit zu Zeit stattfindende Erg�sse von Eiter oder Eiterbestand-theilen in das Blut, z. B. in Folge von fortschreitender Entz�ndung um Wunden, von Zerst�rung- oder Zerfall der Granulationen, sp�ter auch m�glicherweise durch die metastatischen Entz�ndungen ange�regt werden.
Bei dem Auftreten metastatischer Absccsse stellen sich Func-tionsst�rungen in den betreffenden Organen ein; am h�utigsten werden Athcmbesehwerden auffallend.
Die Gegenwart py�mischer Herde in den Lungen ist durch die physikalische Untersuchung nicht nachzuweisen, da dieselben gew�hnlich in das Lungenparenchym eingestreut und kaum je so gross sind, dass ihre Geg-enwart durch die Percussion sieh aus-mitteln Hesse; in manchen F�llen entwickelt sich eiterige Brustfell�entz�ndung- oder eiterige Gelenksentz�ndung, bei Pferden bisweilen auch Entz�ndung und Abscedirung im �nterhautbindegewebc, namentlich der hinteren Extremit�ten.
In leichteren F�llen erreichen die Symptome nur eine massige H�he und es kann selbst Genesung- eintreten; jedoch erholen sich die Kranken nur allm�lig. In schweren F�llen erfolgt der Tod gew�hnlich rasch, besonders wenn die Lung-enaffection eine bedeu�tende H�he erlangt, seltener nach l�ngerem Verlaufe und nachdem die Erscheinungen eines Zehrtiebers sich eingestellt haben.
Bei der Section linden sich aussei' dissolutem Blute Throm�bosen und Embolien, letztere namentlich in der n�chsten N�he der Metastasen; metastatische Absccsse in verschiedenen Parenchymen, diffuse Entz�ndungen, besonders der ser�sen H�ute, acute, umschrie�bene Schwellungen der Milz.
Die Prognose richtet sich nach der Schwere des Falles, namentlich nach der Intensit�t und der H�utigkeit der Fieberanf�lle, der Schwere der durch die Bildung- py�mischer Entz�ndungen oder Abscesse veranlassten Oomplicationen, und nach der Aussicht, die
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Kitoiiiit'cutiun. � Inlu�tiuuskmukheiten.
li
der Pyiiinie zu Grunde liegenden Ursachen zu besoitig-cn. Im All-g'emeinen stellt sie sich ung�nstig f�r die Erhaltung des Lebens oder Gebrauchswerthes des befallenen Thieres.
Therapie. Die haupts�chlichste Itiieksiclit verdient die Vor�bau ung-. Man sorge demnach f�r einen freien Abflass und f�r Entfernung- des Eiters durch Er�ffnen von Abscessen, Spalten von Hohlg�ngen, durch Waschungen und Ausspritzungen, verh�te Alles, was eine �ble Einwirkung auf granulirende Wundfl�chen aus�ben oder eine Zersetzung des Eiters veranlassen k�nnte, suche diese durch die Anwendung von Gypstheer, iiber-niangansaurem Kali, verd�nnter Carbols�iue u. s. \v. zu verhindern, und trage bei Thie-reu, deren Krankheit den Eintritt von Py�mie besorgen l�sst, f�r reine, frische Luft und gutes, reichliches Trinkwasser und kr�ftige Ern�hrung Sorge. Bei bereits eingetretener Py�mie vermag die Kunsthilfe wenig; die Hauptsache bleibt auch hier, wie bei der Septic�mie, die Regelung der di�tetischen Verh�ltnisse, die ent�sprechende Behandlung der etwa vorhandenen �rtlichen Krankbeits-processe und der gefahrdrohendsten Symptome, so wie die Erhal�tung der Kr�fte durch passende Nahrung, tonische und erregende Arzneien.
II. Abschnitt.
Infectionskraiikheiten.
ij. ;-55. Als Infectionskrankheiten bezeichnen wir jene Krank�heiten , welche in Folge der Einwirkung eines miasmatischen oder contagi�sen Virus auf den Thierk�rpor entstehen.
Wir rechnen hieher: die Kinderpest, die Pocken, die Maul- und Klauenseuche, den Anthrax oder Milzbrand, die Wuthkrankheit, die Lungenseuche, die Rotz- und Wurm�krankheit und die Chankerkrankheit der Pferde.
Ueber das Vorkommen der Masern und des Scharlachcs bei den Hausthieren fehlen uns alle eigenen Erfahrungen; die in der Literatur verzeichneten F�lle lassen auch eine andere Deutung zu.
Ein dem Abdominaltyphus des Menschen v�llig analoger Process ist bisher bei den Thieren nicht nachgewiesen worden.
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Uiudetpest,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 411
Die Einderpest, Pestis bovina.
sect;. 36. Synon.: Viehpest, Viehseuche, Viehsterben, Hornviehseuche, L�serdttrre, L�serseucbe, Magenseuche, Gallenseucliu, Uebergalle, Grossgalle, Rindviehstaupe, b�sartiges Ruhrfieber etc. etc.
Uie Rinderpest ist eine dem Rinde eigenth�mliche, aber auf andere Wiederk�uer abertragbare, fieberhafte, ansteckende Krankheit, welche die Thiere nur einmal im Lehen bef�llt, ausserhalh der Steppen Russlands als eine reine Contagion auftritt und in andere L�nder nur durch Einschleppung gebracht wird. Die Seuche war schon in alten Zeiten bekannt und hat bei ihren wie�derholten Z�gen dem Horuviehstande die schwersten Verluste bei�gebracht.
F�r die �sterreichisch-ungarische Monarchie hat die Rinderpest wegen der H�ufigkeit ihrer Einschleppuug aus dem �stlichen und s�d�stlichen Auslande (Russland, Rum�nien, T�rkei) und wegen der enormen Verluste, welche sie veranlasst, eine sehr grosse Bedeutung. F�r den Thierarzt ist eine genaue Kenntniss dieser Krankheit, um so nothwendiger, als es nur bei einer richtigen Diagnose der Krankheit m�glich wird, durch Einleitung der ent�sprechenden Massregeln gleich im Beginne der Seuche ihrer weite�ren Verbreitung Schranken zu setzen und ihren Verheerungen Ein�halt zu thun. Die Erkeimtniss der Rinderpest aus den Erscheinungen w�hrend des Lebens der kranken Thiere ist h�ufig, besonders im Beginne der Krankheit, noch mehr beim Puszten- und Steppenvieh, dann wenn es sich um die Constatirung der ersten in einem Lande vorkommenden Erkrankuugsf'�lle handelt, mit grossen Schwierig�keiten verbunden; die Sicherstellung der Art ihrer Einschleppung und Verbreitung kann oft genug erst lange nachher und f�r eine wirksame Bek�mpfung derselben viel zu sp�t stattfinden, so dass in vielen F�llen die Untersuchung eines uni�-estandenen oder a:e-schlachteten kranken Rindes bei Seuchenerhebungen das einzige Mittel bleibt, das Vorhandensein der Rinderpest zu bestimmen.
Wir sind weit entfernt, den Werth der Erhebungen �ber die Anamnese und die Wichtigkeit der Untersuchungen lebender kranker Thiere zu untersch�tzen; wir wissen aber auch nur zu wohl, wie tr�gerisch die ersteren, wie t�uschend die letzteren h�ufig sind, und legen daher in diagnostischer Beziehung ein grosses Gewicht auf den anatomischen Befund, namentlich dort, wo es sich um die
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Rinderpest.
Feststellung der Diagnose der ersten Krankheitsf�lle handelt. Sp�ter ergeben sich wohl Anhaltspunkte ^-eaug', um Irrungen zu ver�meiden.
S. 37. Aetiologie. Die noch bis in die Mitte des verflosseneu Jahrhunderts herrschende Ansicht, dass die Kinderpest �berall dort, wo sie auftritt, auch in Folge der verschiedenartigsten Sch�dlich�keiten sich entwickle, ist durch fortgesetzte genaue Beobachtungen und Erhebungen vollst�ndig widerlegt. Auch die namentlich von Lorinser vertheidigte Anschauung, dass die Krankheit in allen Steppengebieten, u. zw. in jenen Ungarns, der Moldau und Wallache! ebenso gut, wie in jenen Russlands, zur selbst�ndigen Entwick�lung komme, und dass spontane Erkrankungen des Steppenviehes an Rinderpest auch ausserbalb des Steppengebietes eintreten k�nnen, konnte vor einer eingebenden und unbefangenen Forschung nicht bestellen. Diese hat im Gregenthoile festgestellt, dass die Rinderpest in den europ�ischen R�ndern ausserhalb Russlands nicht urspr�ng�lich entstehe, sondern dass sie dahin immer eingeschleppt werde und im Wege der contagi�sen Infection sich weiter verbreite. Ucberall, wo ausserhalb Russlands die Seuche zum Ausbruch kommt, l�sst sich schliesslich die Art der Verbreitung nachweisen, wenn man die M�he genauer Nachforschung nicht scheut. Freilich kommen nicht selten erst nach Ablauf der �Seuche die Wege, auf welchen die Ein- und Verschleppung des Ansteckungsstoffes ge�schah, zu Tage; Unverstand, b�ser Wille, Furcht vor Strafe, Eigen�nutz in allen Formen reichen sich willig die Hand, wenn es gelten soll, die Art der Verschleppung des Ansteckungsstoffes zu ver�hehlen.
Wenn aber die Frage, ob die Rinderpest im westlichen Europa sich origin�r entwickle, im verneinenden Sinne entschieden ist, so verh�lt es sich ganz anders mit der Beantwortung jener, wo die eigentliche Heimat dieser Krankheit, zu suchen sei. Man betrachtete als solche fr�her ziemlich �bereinstimmend die Steppcnl�nder des s�dlichen europ�ischen Russlands. Nach der Ueherzeugung aus�gezeichneter russischer Veterin�re muss aber die Frage, wo gegen�w�rtig die Geburtsst�tte der Rinderpest ist, als eine offene be�trachtet werden, da sich diese, wenigstens im europ�ischen Russ�land, �berall noch als eine Ansteckungskrankheit darstellt, deren Geburtsst�tte ausserhalb des europ�ischen Theiles dieses Kaiser�reiches und vielleicht sogar ausserhalb der Grenzen des asiatisch-russischen Steppengebietes �berhaupt gesucht werden m�sse. (Unter-berger.)
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Kindorposi
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Mag aber die urspriiogliche Kiitwicklungsst�tto, dieser Krank�heit in vvelchein (je))i(3t(^ Russlaads immer oder selbst �ber dasselbe hinaus, in Asien liesj-en, so ist es doch eine Thatsache, dass die Rinderpest nahezu best�ndig, bald in geringerer, bald in gr�sserer Verbreitung in den russischen Steppen herrsehe, durch k�rzere oder l�ngere Zeit sich auf einzelnen Steppen erhalte, ihre Wan�derungen in andere Steppengebiete mache und so verschiedene und wechselnde Infectionsherde bilde.
Dass trotz des h�utigen Auttaucheus der Seuche doch ihre Verheerungen dort nicht so ausserordentlich sind, und der Rind�viehstand nicht nur zur Deckung des einheimischen Bedarfes hin�reicht, sondern auch zur Ausfuhr noch gen�gt, findet in dem Uni�stande, dass die Rinderpest bei dem Steppenviehe meist einen viel milderen Verlauf zeigt und die Mortalit�t bei demselben eine viel geringere ist, als bei jenem des westlichen Europa, seine Erkl�rung.
Von solchen Seuchenherden aus erfolgt durch llaudelsvieh die Verschleppung der Krankheit im Grossen in die westlichen L�nder Europas, welche die weitesten Dimensionen w�hrend gr�sserer Kriege annimmt, sobald dein Heere russisches Steppenvieh nachgef�hrt wird. Die geringf�gigen Erscheinungen, der oft sehr milde Verlauf der Krankheit bei diesen Rinderracen machen es, wie Gerlach (Die Rinderpest. 18G7) so richtig bemerkt, ausserordentlich schwie�rig, festzustellen, ob die bei einem Thiere einer solchen lleerde wahrgenommene Erkrankung auch wirklich die erste gewesen sei; eine Schwierigkeit, welche wesentlich zu der fr�her so allgemeinen, gegenw�rtig aber vollkommen widerlegten Annahme gef�hrt hat, dass die Rinderpest bei dem russischen Steppenvieh auch ansser-halb der russischen Steppen sich original- entwickeln k�nne.
Ueber die der origin�ren Entwicklung der Krankheit in #9632; den russischen Steppengebieten -� wenn eine solche heutzutage �berhaupt noch stattfindet � zu Grunde liegenden Ursachen l�ssl sich etwas Bestimmtes ear nicht anaeben.
Zweifellos ist dagegen die Ansteckungsf�higkeit der Rin�derpest, und diese ist es, welche die Verschleppung und Verbreitung der Krankheit auf den verschiedensten Wegen erm�glicht.
Ueber die Natur des Ansteckungsstoffes, dessen Gegen�wart aus seiner Wirkung auf infectionsf�hige Thiere unbestritten erkannt wird, herrschen gegenw�rtig noch verschiedene Meinungen. Wahrscheinlich liegt, wie bei manchen anderen Infeetionskiank-heiten, auch hier als Krankheitsursache die Aufnahme speeifischer Krankheitskeime in den Organismus zu Grunde, welche in diesem
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414nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ltinraquo;lerpost.
sich vermehren und Ver�nderungen in dem Blute, in den Geweben und Organen veranlassen. (S. pathologische Anatomie.)
F�r die Aufnahme des Contaginms sind Kinder jeder Race, jedes Alters und Geschlechtes, jeder K�rperconstitution, dann B��e] und, wie die Erfahrungen seit 1861 gezeigt haben, Schafe und Ziegen, selbst auch andere Wiederk�uer (Antilopen, Hirsche, an�geblich auch Kameele) empf�nglich. Die bei Schafen und Zielen in Folge der Ansteckung sich entwickelnde Krankheit stimmt in Betreff der Symptome und des Sectiousbefundes mit der Pest der Rinder �berein. Die Wirkung des Rinderpestcontagiums auf Schafe und Ziegen ist aber eine bei weitem weniger intensive, insoferne selbst bei inniger Ber�hrung- dieser Thiere mit pestkranken Kindern, die Ansteckung doch nur bei einer verh�ltnissm�ssig- geringen Zahl derselben erfolgt; dagegen werden durch das w�hrend ihres Krank�seins producirte Contagium Kinder ebenso h�utig angesteckt, wie durch pestkranke Kinder selbst.
Ob die Steppenracen eine geringere Empf�nglichkeit f�r das Kinderpestcontagium zeigen, wie angegeben wird, ist nicht sicher�gestellt.
Die einmal �berstandene Pest tilgt bei den durchseuchten Thieren die Anlage zu einer abermaligen gleichen Erkrankung; die Nachkommen durchseuchter Thiere besitzen jedoch eine Immunit�t gegen Ansteckung nicht. Es sollen jedoch F�lle vorgekommen sein, dass bei K�lbern, deren M�tter, w�hrend sie mit ihnen tr�chtig waren, an der Kinderpest durchseuchten, die Anlage angesteckt zu werden sich getilgt erwiesen habe.
Das Contagium entwickelt sich bei jedem von der Kinder�pest befallenen St�cke u. z. schon im Beginne der Krankheit; die Bildung desselben dauert w�hrend ihres ganzen Verlaufes.
Nach den von C. Ranpacli (Die Restiltate der letzten Binderpest-Impfrmgen in Karlofka. 1875) ver�ffentlichten Ergebnissen, bewirkte der schon 24 Stunderaquo; nach der Impfung mit wirksamem Impfstoffe entnommene Nasenschleim beim Impfen eine deutliche Erkrankung der Versnehsthiere.
Jene F�lle, wo bereits reconvalescirte Thiere, welche Conta�gium zu erzeugen offenbar uiclit weiter im Stande waren, dennoch die Ansteckung anderer Thiere vermittelten, sind wohl durch die Annahme zu erkl�ren, dass das w�hrend der Krankheit erzeugte Contagium noch an der Hautoberfl�che, den Haaren, den Krusten des fr�heren Exanthems u. s. f. haftete.
Das Contagium ist sowohl fl�chtig als fix; es haftet an der ausgeathmeten Luft, an der Hautausd�nstung, an dem Dunste des
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Rinderpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 415
aus der Ader gelassenen Blutes, ;in allen Fl�ssigkeiten des kranken K�rpers, dann am Fleische, an den H�uten, H�rnern, Klauen, an dem D�nger; es kann durch Zwischentr�ger der verschiedensten Art, durch Gei�thschai'ten, mit denen die kranken Thiere in ]je-r�brung gekommen sind, durch Kleider des �rztlichen und Wart�personales u. s. f. verschleppt werden; die geringste Menge des�selben reicht hin, die Ansteckung zu veranlassen.
Bei der sogenannten nat�rlichen Art der Ansteckung kommt vorzugsweise das, der atmosph�rischen Luft mitgetheilte, h�chst fl�chtige Contagium zur Wirksamkeit und die Einf�hrung des An-steckungsstoffes erfolgt, der Hauptsache nach, in die Luftwege durch Vermittlung der inspirirten Luft. Das Contagium kann aber einer�seits von der Respirationsluft und der Hautausd�nstnng kranker Thiere, andererseits von Cadavern gefallener oder krank get�dteter Thiere und von Theilen derselben, namentlich Fleisch, frischen H�uten, Wolle, Darinexcrementen und Secreten, so wie von den Unterkunfts-localit�ten pestkranker Thiere in die atmosph�rische Luft gelangen, und durch lebende Zwischentr�ger � Personen und Thiere � so wie durch por�se Gegenst�nde verschiedener Art (giftfangende Substanzen), welche den Ansteckungsstoff absorbirt haben, verbreitet werden.
Auf welche Distanz hin das fl�chtige Contagium noch zu iuticiren verm�ge, h�ng-t von verschiedenen Umst�nden ab. Selbst�verst�ndlich wird in St�llen, in welchen zahlreiche kranke Thiere sich befinden, viel Contagium sich ansammeln, und es wird daher die Luft des ganzen Stallraumes u. z. um so mehr als infecti�s angesehen werden m�ssen, je weniger bewegt und je feuchter sie ist. Bei starker Ventilation des Stalles, oder im Freien, namentlich bei bewegter und warmer Luft, findet rasch eine Verd�nnung' und durch die Einwirkung des Sauerstoffes wohl auch eine Zersetzung des Ansteckungsstoffes statt, und dieser letztere wird hiedurch un�wirksam. W�hrend daher in dem erstereu Falle Ansteckungen rasch und in gr�sserer Anzahl erfolgen, finden sie in dem letzteren nicht so schnell und nur zun�chst dor Ansteckungsquelle statt. Auf Grund vielfacher Erfahrungen kann angenommen werden, dass in freier Luft der ansteckungsf�hige Dunstkreis sich nicht �ber 20 bis '60 Schritte erstrecke, der aber selbstverst�ndlich nach der Richtung des Luftzuges und der Windstr�mung- sich um ein nam�haftes vergr�sseru kann.
R�cksichtlich der Tenacit�t des Pestcontagiums liegen viel�fache, theilweise sich widersprechende Beobachtungen vor. Der
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Uimlorpcsl.
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Ansteckung'sstoff kann durch lange Zeit wirksam bleiben, besonders wenn der Zutritt der atmosph�rischen Luft, die Einwirkung h�herer Temperaturgrade auf dessen Tr�ger, so wie Austroeknuug- der letz�teren hiutaugehalten wird. Als die besten Zerst�imugsmitte] des-selljen haben sieh die bewegte trockene atmosph�rische Luft, iu Folge ihrer dilnirenden, oxydirenden (umsetzenden) und Wasser ent�ziehenden Wirkung-, Temperaturen �ber 65deg; C. oder eine l�nger einwirkende h�here Lufttemperatur, und einige chemische �es-infectionsmittel, namentlich Chlor- und schwefligsauere D�mpfe, die Theers�ureu erwiesen. Durch vorgeschrittene Filulniss der von pest�krank gewesenenThiereu herr�hrenden Theile scheint dieAnsteckuna'S-t'�lii�keit dieser letzteren zerst�rt zu werden. Abschluss des Luft-wechseis, ein gewisser Grad von Feuchtigkeit, so wie K�lte unter Uquot; erhalten das (Jontag-ium lange wirksam. Beobachtungen, dass Rinder durch den w�hrend des Winters durchfrorenen und im Fr�hjahre wieder aufgethauten, von pestkranken Kindern herstammenden D�nger angesteckt wurden, sind wiederholt gemacht worden.
Die Incubationszeit. Von dem Momente der stattgefundenen Ansteckung bis zu jenem des offenbaren Krankheitsausbruches ver�l�uft eine Periode, w�hrend deren die Thiere entweder anscheinend ganz gesund sind, oder wenn unwohl, doch die f�r die Kinderpest charakteristischen Symptome noch nicht zeigen. (Incubationsperiode.)
Die w�hrend der f�nfziger und sechziger Jahre �ber Anregung Jessen's in Kassland mit dem unverdrossensten Eifer und aller nur w�nschenswerthen Sachkenntniss vorgenommenen Impfungen der Kinderpest haben gezeigt, dass bei geimpften Tliieren als die mittlere Dauer des lucubationsstadiums ungef�hr 5�G Tag-e anzu�nehmen seien, und dass ein Schwanken nach einer oder der ande�ren Richtung nur ausnahmsweise stattfinde.
E. Sein in er (Uebcr die pathologische Anatomie der Kinder�pest. IST�) fand bei drei, .quot;JG Stunden nach der Impfung- mit Rinder�pest, get�dteten K�lbern, und C. Kaupach (Die Resultate der letzten Rinderpest-Impfungen, 1875) schon 18 Stunden nach der Impfung' bei einem get�dteten Ochseukalbe die der Rinderpest zu�kommenden pathologischen Ver�nderungen.
F�r die nat�rliche Infection sind manche Beobachter ge�neigt, eine bei weitem l�ngere Dauer dieses Stadiums anzunehmen; dort, wo genaue Erhebungen m�glich waren, und dies ist wold nur im Beginne der Seuche in einem Hofe oder in einer Ortschaft der Fall, in so lange der Gang der Infection sich controliren l�sst, konnte ich mich von einer protrahirteren Dauer- dieses Zeitraumes
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Rinderpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4-17
bis jetzt noch nicht �berzeugen. Hiemit stimmen iiuch die von Bruckm�ller gemachten genauen BeobacHtaugen, so wie die in Eng�land gemachten Wahrnehmungen �berein, nach welchen letzteren schon 30�48 Stunden nach erfolgter Ansteckung eine Erh�hung der K�rpertemperatur um 1�2quot; C, und meistens 2 Tage sp�ter schon eine weitere Reihe krankhafter Erscheinungen eintrat.
Die Einschleppung der Rinderpest aus den Steppen Russ�lands in die �brigen L�nder Europas findet in der Regel durch Steppenvieh statt. In die �sterreichisch-ungarische Monarchie spe-ciell erfolgt sie durch aus Russland �ber die Bukowina und Gali-zien, oder im Wege Rum�niens �ber Siebenb�rgen importirte Schlachtviehtriebe, und es sind diese L�nder bei uns stets die ersten, welche von dieser Geisse! heimgesucht werden. Derlei ITeerden k�nnen die Seuche weit in das Land hinein verschleppen, ehe die Gegenwart derselben bei den Thieren constatirt wird. Be-tindet sich in einem solchen gr�sseren Triebe ein angestecktes Thier, so kann, bei dem an und f�r sich mildem Verlaufe der Krankheit beim Steppenvieh, der Ausbruch derselben leicht �ber�sehen werden; das derart kranke Thier steckt aber mittlerweile ein zweites oder mehrere andere Thiere an, welche nach Ablauf der Incubationsperiode erkranken. Auf solche Weise kann die Heerde tief in das Land kommen, ohne dass sie auch nur als verd�chtig an�gesehen wird, w�hrend sie doch auf dein Transporte den An-steckungsstoff nach den verschiedensten Richtungen hin zu ver�breiten in der Lage war. In nicht seltenen F�llen entledigen sich aber die H�ndler, sobald sie von dem Ausbruche der Seuche in ihrer Heerde Kenntniss erlangen, der kranken Thiere unter ver�schiedenen Vorw�nden, wie wegen angeblicher Lahmheit, Klauen�wehs, eines absichtlich erzeugten Knodhenbruches n. dgl. Derlei, meist um sehr geringe Preise verkaufte oder zur�ckgelassene Ochsen haben wiederholt zur weiten Verbreitung der Pest Anlass gegeben.
Ebenso k�nnen, obwohl seltener, bereits durchseuchte Rinder als Zwischentr�ger des an ihrer Haut oder au ihren Haaren haften�den Ansteckungsstoffes, zur Einschleppung der Pest Anlass geben, indem entweder Thiere des Triebes, welchem sie einrangirt sind, oder jene Stallungen, in welche sie schliesslich gelangen, durch sie angesteckt werden.
Herrscht die Rinderpest in Russland auch ausserhalb der Steppen, wie dies so h�utig der Fall ist, dann gen�gt der gew�hn�liche Grenz- und H'iquot; dels verkehr, um Seuchenausbr�che wenigstens localer Natur in den angrenzenden (Jegeuden hervorzurufen.
BSU, Path. n. Ther. il. IL-Histli. 4. Ault. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;27
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liirnlerpcst.
EiuscUeppungen der Rinderpest aus Kussland durch trockene thierischo Rohproduete sind nicht constatirt und kommen auch nicht vor, da diese Objecte, bevor sie zur Verwendung- kommen k�nnen, der l�ngeren Einwirkung der Luft oder anderer, den Ansteckungs�stoff zerst�render Agentien ausgesetzt gewesen sein m�ssen ; dagegen k�nnen in Folge des Importes frischer infecti�ser thierischer Theile selbstverst�ndlich Contagiumsverschleppungen stattlinden.
Ist die Seuche einmal in eine Gegend eingeschleppt worden, dann wird die Verbreitung derselben durch Viehin�rkto, durch Personen, welche sich mit dem Vieh und seinen Producten besch�f�tigen, durch die Communication der Einwohner verseuchter mit ienen noch verschonter H�fe und Ortschaften, durch die gemein�schaftliche Hutuug des Viehes auf Gremeindeweiden, durch die ge�meinsame Wartung gesunder und kranker Thiere, durch das Be�legen, durch das Verabreichen von Futter und Getr�nke, welches von kranken St�cken ber�hrt wurde, durch das freie Herumlaufen der Hauss�ugethiere und des Hausgefl�gels, nachdem es in Seuchen-st�lle oder zu Abf�llen kranker Rinder gelangt war, so wie durch zahlreichlaquo;^ andere, in einem gegebenen Falle oft erst nach vieler M�he zu erhebende Umst�nde vermittelt.
Die Sicherstellung einer, auf was immer f�r eine Art statt�gehabten Ansteckung kann boi dem Umst�nde, als die Rinderpest aussei1 Russland nicht spontan auftritt, die Diagnose der Krankheit erleichtern; obwohl dieses Moinont wegen der Schwierigkeiten, welche sich derartigen Erhebungen entgegenstellen, bei den ersten Erkrankungsf�llen wohl nur selten ben�tzt werden kann.
Kurz nach dem Ankaufe oder dem Einstellen von russischem Steppenvieh auftretende Erkrankungen unter dem Rindvieh fordern in jedem Falle zu einer besonderen Aufmerksamkeit bei der Unter�suchung der Thiere und bei der Feststellung der Diagnose auf.
In Folge der ziemlich bestimmten Dauer des sogenannten Incubationsstadiums erkranken, wenigstens im Beginne der Seuche, Rinder, welche in einem Stalle mit einem angesteckten oder pest�kranken Thiere stehen, in gewissen Zwischenr�umen nacheinander, so dass mehrere Tage nach dem Einstellen zuerst das oder die neben dem zuerst erkrankten stehenden St�cke, hierauf die neben diesen aufgestellten u. s. w. befallen werden, so dass die Seuche, anfangs nur von St�ck zu St�ck fortschreitet (Infectionsgang). Diese Regelm�ssigkeit der Verbreitung erleidet jedoch sp�ter, in Folge der Anh�ufung des Contagiums in der Luft des Stallraumes, durch die m�gliche Verschleppung des Austeckungsstoffes von Seitlaquo;;
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Kinclorpcst.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 419
der W�rter und anderer Personen auf entfernter stehende Thiere, durch die vielfach gebotene Ber�hrung hei dein Weideviehe und in Triohheerden manche Abweichung; je inniger die Communication, je zahlreicher das aufgestellte Vieh ist, desto h�utiger und in der Zeitfolge unregelm�ssiger worden die Erkrankungen.
Von Seuchenst�llen, Viehin�rkten, Futter-, Rast-, Eisenbahn�stationen, von Triebstrassen, auf welchen seuchende ITecrden gehalten hatten oder getrieben wurden, verbreitet sich in Folge der statt�gehabten mehrseitigen Communication die Seuche meist strahlen�f�rmig in die Umgebung (Contagionslauf).
sect;. 38. Krankheitserscheinungen. Schon w�hrend dos Incubationsstadiums findet, wie zuerst englische Beobachter nach�gewiesen haben, eine Erh�hung der K�rpertemperatur (welche beim gesunden Kinde, im Mastdarme g-emosseu, zwischen 38-5�39quot; C. zeigt) um 1 bis 2n C. statt. Selten beginnt die Krankheit unter st�rmischen Erscheinungen, wie Sch�ttelfrost, grosser Aufregung der Thiere, meistens entwickelt sie sich allm�lig. Die Binder zeig-en ein ver�ndertes Benehmen, sie stehen im Stalle traurig-, abgestumpft, von der Krippe entfernt; auf die Weide getrieben bewegen sie sieh matt, hinf�llig- und bleiben hinter der ITeerde zur�ck; manche �ussern eine gewisse Unruhe, sie treten hin und her, br�llen, stossen mit den H�rnern und stampfen mit den F�ssen.
Als eine der ersten Krankheitserscheinungen heben Bruck-m�ller und Gerlach die Verringerung- der Milchabsonderung bei Melkk�hen, die Schwellung- und tleckig-e, scharlachrothe F�rbung des Wurfes bei Kalbinen hervor; bei manchen Seucheninvasionen zeigen sich auch sein- zeitlich auf der he�rothen Manischleimhaut dunkle, rothe Flecken, die zu den sp�teren Erosionen f�hren. Die Thiere fressen wenig- und suchen nur zeitweilig und unlustig im Futter herum; das Wiederkauen h�rt entweder vollst�ndig- auf oder findet nur mit Unterbrechungen statt; der Durst ist gesteigert, der Absatz der dunkelgef�rbten, um diese Zeit gew�hnlich trocke�nen, nicht zu einem Fladen zerfallenden, an der lt; )berfl�che h�ufig mit Schleim �berzogenen Excremente ist verz�gert; manche Thiere geben durch ein �fteres Umsehen nach dem aufgetriebenen Hinter�leibe und durch Aufkr�mmen des R�ckens die Gegenwart von unangenehmen Empfindungen im Bauche zu erkennen. Der Harn�absatz und die Milchabsonderung- sind verringert, das Athmen massig-oder gar nicht beschleuniget, die physikalische Untersuchung- der Brust ergibt keine Zeichen eines Leidens der Athmungsorgane der Puls steht auf 60- HO Schlliare in der Minute.
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Rinderpest.
Diese Erscheinungen sind uoch wenig' bezoichucnd, und dann, wenn von dein Herrschen der Kinderpest noch nichts bekannt ist, f�r die Gegenwart dieser Krankheit noch nichts beweisend; werden sie jedoch bei schon coustatirter Seuche an Thieren, welche der Ansteckungsgefahr ausgesetzt waren, angetroffen, so m�ssen sie den gegr�ndeten Verdacht auf die Gegenwart dieser Krankheit reg-e machen.
W�hrend der n�chsten zwei bis drei Tag-e nach dem Auftreten der ersten Erscheinungen �ndern und steigern sicli die Symptome und werden charakteristischer. Das Fieber dauert an oder wird heftiger, die Temperatursteigerung erreicht ihre H�he; selbst bis 42u und 42�4I, C. (nach Gerlach); die Mattigkeit, Traurigkeit und Abstumpfung nehmen zu, die Thiere liegen viel oder schwanken, wenn sie sich erheben, hin und her, und zeigen nicht selten l�ngs der Wirbels�ule, besonders in der Lendengegend eine grosse Em-ptiudliehkeit gegen einen daselbst angebrachten Druck; der Puls ist beschleunigt, manchmal bis auf 90 selbst 100 und dar�ber; die Hauttemperatur wechselt h�utig, besonders au den Ohren, H�rnern und Extremit�ten, welche sich bald heiss, bald k�hl an�f�hlen.
Die Symptome eines Darmleidens treten nun schon klar her�vor; das Hinblicken nach dem aufgetriebenen Hinterleibe wiederholt sich h�utiger, die Thiere verrathen durch �fteres Hin- und Her�trippeln unangenehme Empfindungen in demselben. Die Fresslust liegt ganz darnieder, ebenso das Wiederkauen; der Durst ist ver�mehrt; die Excremente werden weich, breiig, endlich fl�ssig, nicht selten blutig gef�rbt und mit kr�mligen Partikeln gemischt; in den meisten F�llen stellen sie eine tr�be, flockige, h�chst �belriechende Fl�ssigkeit dar. Sie werden oft mit Zwang und unter Schmerzens-�usseruug, Auf kr�mmen des R�ckens, Auseinanderstellen der Hinterf�sse, bisweilen auch unwillk�rlich und stossweise, gew�hnlich in kleinen Mengen auf einmal, aber h�ufig wiederholt abgesetzt, wobei der After weit hervorgetrieben und die stark ger�thete oder missf�rbige, heisse Mastdarmschleimhaut umgest�lpt wird; bei vor�geschrittener Schw�che findet ihr Absatz selbst im Liegen der Thiere statt, und der After bleibt nach den Entleerungen h�ufig durch einige Zeit wie gel�hmt offen stehen.
Die anfangs stark ger�thete Nasenschleimhaut wird bl�sser oder gestrieint roth, von Ekchymosen durchzogen, stark gewnistet; aus den Nasen�ffnuugen stellt sich anfangs ein ser�ser, sp�ter ein reichlicher, gelblicher schleimiger oder schleimig eitriger Austiuss
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Einderpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;421
ein, welcher �ber das Flotzmaiil herabfliesst, dasselbe beschmutzt und zuletzt v�llig1 missi'�rbig und iibclrlcclicnd wird.
Auf der Schleimhaut des Maules, u. z. gew�hnlich zuerst an den Lippen und dem Zahnficischo, dann zur Seite des Zungen-b�ndchens, an jenen Stellen, an welchen im Beginne der Krankheit die rotlicn Flecke zugegen waren, tr�bt und lockert sich das Epithel, es entstehen graue oder graugelbliche, verschieden grosse Flecke, oder es erheben sich Kn�tchen, welche zusammenfliessen und sich bald mit einer breiigen oder k�sigen Masse bedecken, nach deren Abstossen die Schleimhaut hochroth, wund und leicht blutend er�scheint; es sind dies die unter dem Namen Erosionen seit lange bekannten Ver�nderungen, welche in manchen Rinderpestinvasionen constant und nahezu bei jedem kranken Thiere, in anderen dagegen selten oder nur in vereinzelten F�llen angetroffen werden. Aus dem Maule spinnt sich z�her Schleim, gegen das Lebensende dringt nicht selten eine r�thliche, schaumige Fl�ssigkeit aus ihm hervor.
Das Athmen wird beschleunigter, erreicht bisweilen die H�he von 50 bis (iO Z�gen in der Minute und geschieht manchmal mit auBallender Bewegung der Flankengegend und starkem St�hnen; die physikalische Untersuchung der Brust ergibt keine Merkmale eines Lungenleidens, nur h�utige Rasselger�usche von verschiedener Beschaffenheit werden vernehmbar; zeitweise stellt sich ein kurzer, dumpfer oder hohler Stosshuston, welcher den Thieren grosse Be�schwerde verursacht, ein.
Bei manchen Seucheninvasionen wird das Auftreten eines schuppigen, oder kn�tchen- oder krustenartigen Ausschlages an ver�schiedenen Theilen der Hautdecke, besonders am Euter, am Hoden�sacke, am Mittelfleische, um die Nase, am Kinn, am Genicke, am Halse und an den Hintcrscheukoln beobachtet.
Die Absonderung der Milch versiegt bisweilen v�llig; aus der Scheide, deren Lippen oft offen stehen und den Einblick auf die stark ger�thete und geschwellte, bisweilen mit �hnlichen Erosionen, wie sie im Maul angetroffen werden, bedeckte Scheidenschleimhaut gestatten, fliesst z�her rahm�hnlicher Schleim aus; bei tr�chtigen K�hen erfolgt in der H�he der Krankheit meistens Vorwerfen.
Das Aussehen der Kranken �ndert sich rasch, die Ab�magerung macht reissende Fortschritte; nach englischen Beobach�tungen nimmt die Menge des Harnstoffes im Harne sehr bedeutend, und in t�dtlich endenden F�llen um das Doppelte zu; die Haut wird trocken, pergamentartig (lederb�ndig), das Haar glanzlos, gestr�ubt, verworren, bisweilen entwickeln sich unter der Haut, namentlich auf
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Kimlerpost
doin R�cken, der li�utis;' auch gegoo einen angebrachten Druck sehr empfindlich wird, Emphyseme,
Das �uge sinkt zur�ck, seine Bindehaut wird bleich, der Blick matt, traurig-, die Absonderung- der Thr�nen, welche l�ngs der Nase und der Wangen berabtliessou, ist vermehrt, am inneren x\ugon-winkel sind meist Klumpen z�ben, gelblichgr�nen oder grauen Schleimes angesammelt.
In jenen F�llen, wo (reuesung erfolgt, erreichen die Krank�heitserscheinungen meist keine so bedeutende H�he und treten wieder allm�lig zur�ck; Temperatur und Puls sinken, die Thiere werden munterer, die Fresslust und das Wiederkauen kehren zur�ck, die Symptome des Katarrhes der Nasen-, Maul- und Augenlid�schleimhaut verlieren sieb allm�lig, die Erosionen bedecken sich mit Epithel, der Durchfall mindert sich, die Excremeute erlangen nach und nach wieder ihre normale Beschaffenheit; die in den Luftwegen angesammelten Schleimmassen werden durch Husten entfernt; die sehr absremagrerten Thiere erholen sich bald und erlang-eu ihre
fr�here Lebhaftigkeit und Munterkeit wieder.
Unter �brigens
gleichen Verh�ltnissen tritt die Genesung um so leichter und h�utiger auf, je weniger ausgebreitet und hochgradig der Erankheitsprocess sich entwickelt hatte.
Endet die Krankheit t�dtlich, so nehmen die Symptome an Heftigkeit zu; die Thiere stehen entweder mit unter den Bauch zusammengeschobenen Beinen und aufgekr�mmtem R�cken, oder sie liegen, unverm�gend sich auf den F�ssen zu halten, mit auf eine Schulter zur�ckgebogenem Kopf; h�ufig ist Knirschen mit den Z�hnen, Muskelzittern zugegen; die Ausfl�sse aus Nase, Maul und Scheide werden missf�rbig, �belriechend; das Athmen sehr erschwert, unregelm�ssig; bisweilen fliessen die jauchigen Excremente aus dem ge�ffneten After unwillk�rlich aus; die Extremit�ten erkalten, und ruhig oder unter einigen (Jouvulsionen und dem Hervortreten schaumigen, blutigen Serums aus Nase und Maul erfolgt der Tod meist zwischen dein f�nften und siebenten, selten erst am oilften, in sehr acuteu F�llen auch schon am vierten Tage nach dem ersten Auftreten der Fiebererscheinnngen.
Die angef�hrten Krankheitserschcinungen sind selten in ihrer vollst�ndigen Vereinigung an einem und domselben Thiere zu beob�achten, meistens �berwiegen einzelne derselben gegen�ber anderen, welche dann mehr in den Hintorgrund zur�cktreten. Namentlich sind bei dem Steppenvieh die Krankheitssymptome manchmal sehr wenig hervortretend und selbst Thier�rzte, welche die Rinderpest
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Biudcrpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4-2.'5
bei (lein westeurop�ischen Vinli sehr gut zu diagnostic�'en im Staude a'iut], w�rden in Verleg'cuheit gei'athen, wenn sie diese Krankheit bei nngarischem, sogenannten bessarabischem oder moldauer Vieli w�hrend des Lebens constatiren sollten.
sect;. 39. Pathologisch-anatomische Ver�nderungen. Die anatomischen Ver�nderungen bei der Rinderpest werden vorz�glich auf den Schleimh�uten und unter dieseu wieder insbesondere auf jenen des Gastro-Intestinaltractes angetroffen. Der Befund ist aber nicht bei allen Thiereii der gleiche; Alter, Ern�hrungszustand, fr�here Haltung, selbst die Race, namentlich aber der Charakter und die Intensit�t der einzelnen Invasionen scheinen wesentlich darauf Ein-tiuss zu nehmen. Dass der Befund bei get�dteten Thieren ein, nach der Entwicklung der Krankheit zur Zeit des Todes verschieden�artiger ist, bedarf keiner Bemerkung.
In dem Verdauungstracte sind besonders die Schleimhaut des Labes und dos D�nndarmes der Sitz der krankhaften Ver��nderungen, weniger ist in der Kegel jene der dicken Ged�rme er-griffen; auf der Schleimhaut des Maules finden sich nahezu immer, auf jener des Rachens h�utig pathologische Aenderungen. In den Respirationsorganen sind besonders die Schleimh�ute dos Kehl�kopfes, der Luftr�hre und der gr�sseren Bronchien, in den Ilarn-und Geschlechtsorganen jene der Harnblase und Scheide, dann die Haut des Euters die Localisationsst�tten des Processes.
Im Beginne der Krankheit erscheint dje Schleimhaut des Labes u. z. vorz�glich in der N�he des Pf�rtners, dann jene des D�nn�darmes geschwellt, gleichf�rmig und um die Follikel herum noch st�rker ger�thet, hie und da, besonders am Pf�rtnertheile dos Labes von Punkten und Streifen ausgetretenen Blutes durchzogen. Die Umgebung der einzeln stehenden Dr�senb�lge und der, h�ufig ein siebartiges, areolirtes Ansehen zeigenden Peyer'schen Dr�senhaufen ist ger�thet, geschwellt und gelockert. Die Oberfl�che der Schleim�haut ist mit einer tr�ben, z�hen, klebrigen, oft r�thlichon oder blutigen Fl�ssigkeit, welche in wechselnder Menge den Darminhalt bildet, bedeckt, das submue�se Bindegewebe von einer tr�ben Fl�s�sigkeit durchtr�nkt und geschwellt. Im Dickdarme sind diese Ver��nderungen gew�hnlich nicht so intensiv, verh�ltnissm�ssig am h�ufigsten kommen sie noch im Blinddarme vor, der jedoch meist nur an seinen L�ngenfalten eine hellere R�thung zeigt, und werden erst im Mastdarme wieder deutlicher. Ein �hnlicher Befund wird an den Schleimh�uten des Kehlkopfes, der Luftr�hre und ihrer Aeste, bisweilen auch an jener der Harn- und Geschlechtsorgane
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Kinilfrpebf.
angetroffen. Hieraus allein l�sst sic.li ein sicherer Schluss noch nicht ziehen, dass ein get�dtetes Thior an der Rinderpest gelitten hahe, da �hnliche Erscheinungen auch bei anderen Krankheiten vorkommen: ihre Gegenwart l�sst sich aber mit grosser Wahrscheinlichkeit an�nehmen, wenn in einem Orte bereits mehrere ausgesprochene F�lle dieser Krankheit vorgekommen waren.
Sp�ter tritt der charakteristische Befund schon deutlicher her�vor. Auf der noch dunkler ger�theten, meistens kirschrothen, oder violetten, von zahlreichen Extravasaton, besonders in der n�chsten N�he des Pf�rtners durchsetzten Schleimhaut des Labes, nament�lich an den Seitenfl�chen und dem freien Rande ihrer Falten u. z. am dichtesten wieder zun�chst am Ptortnertheile, finden sich zahl�reiche, 2�(gt; mm. im Durchmesser, 1�2 mm. in der Dicke haltende, platte oder an der freien Oberfl�che leicht gew�lbte, gelblich-braun oder r�tblich gef�rbte, mit ihrer Mitte meist fest, mit dem h�ufig wie angenagten Rande nur locker der Schleimhaut anh�ngende, k�sige , weiche plattenartige Auflagerungen, nach deren Hinwegnahme die Schleimhaut exeoriirt, leicht vortieft, heller ger�thet und stellenweise, besonders dort, wo die Pl�ttchen mit ihrer Mitte aufsassen, mit Blutpunkten besetzt erscheint. Aehnliche Auf�lagerungen Knden sich auch im D�nndarme, u. z. besonders im Zw�lfHng-crdarme und gegen das Ende desselben, im Krummdarme, welche meist auf den einzeln stehenden Drtisonb�lgen aufsitzen. Auf den Peyer'schen Dr�seuahaufen erlangen diese Platten ihre be�deutendste Grosse, indem sie jene ihrer ganzen L�nge nach oder doch stellenweise bedecken und dicke, gelbbraun oder blutig gef�rbte, au dor Oberfl�che wie zernagte, mit ihrer unteren, h�ufige Blut�punkte zeigenden Fl�che mehr oder weniger fest aufsitzende schorf-�hnliche Massen bilden. In anderen Fidlen sind diese Dr�senhaufen und deren Umgebung schiefergrau oder schw�rzlich pigmentirt, die ersteren mit einer weichen oder rahm�hnlich zerfliessenden grau-r�thlichen Masse bedeckt, nach deren Wegnahme jene ein sieb-�hnlich durchl�chertes, areolirtes Ansehen zeigen; in den meisten dieser Oeffnungen ist ein woissgclbliehes, k�siges, vorspringendes Pfr�pfchen enthalten, welches durch einen gelinden Druck leicht herauszuheben ist. In tier Umgebung dieser Auflagerungen ist die Congestionirung der Darmschleimhaut sehr intensiv, sp�ter ist die Schleimhaut der fr�her am st�rksten ger�thet gewesenen Schleim�hantpartien grau pigmentirt, und auch der Darminhalt zeigt eine ins Graue spielende F�rbung. Die solit�ron Follikel sind bisweilen zu verschieden, selbst erbsengrosseu Ku�tchcu geschwollen und
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Binderpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;425
enthalten eine gelbe, k�seiihnliclie Blasse oder eine z�he, eiterige Fl�ssigkeit.
In manchen sehr rasch verlautenden F�llen, im Ganzen aber sehr selten, tindct sich die Oberfl�che der D�nndarinschleiiiihaut von einer, oft mehrere Fuss langen, eine bis mehrere Linien dicken, r�hrenf�rmigen, grau oder schmutzig- r�thlichen, stellenweise blutig-gef�rbten hautartigen Masse bedeckt, welche entweder in ihrem ganzen Umfange an der g-eschwellten, m�rben Schleimhaut haftet oder theilweise losgestossen und zerfliesseud in die �armh�hle frei hineinh�ngt.
Achnliche r�hrenartige Membranen oder klumpige Massen tiiidcu sich bisweilen im Blindd�rme; in den seltensten F�llen nur trifft man plattenartige Auflagerungen im Grimm- oder Mastdarme, deren Schleimhaut g-eschwellt, an den vorspringenden Falten ge-r�thet, sp�ter schw�rzlich pig-meutirt, und an den Falten hie und da exeoriirt erscheint.
Im D�nnd�rme ist meist eine schmutzig-branne oder graue, bisweilen blutig- gef�rbte, hie und da durch Futter�berreste gr�nlich gef�rbte, in den dicken Ged�rmen eine breiige oder d�nnfl�ssige, meist von Blutstriemen durchzogene, h�chst �bel riechende Fl�ssig�keit angesammelt.
Im vorger�ckteren Stadium der Krankheit trifft man die platten�artigen Auflagerungen h�ufig erweicht, und am Rande meist zu einer rahm�hnlichen Masse zerflossen, w�hrend sie an einer Stelle oft noch ziemlich fest der Schleimhaut anh�ngen; insbesondere ist dies mit jenen auf den Poyer'schen Dr�senhaufen der Fall, die theilweise frei in der Darmh�hle flottiren. V�llig- losgetrennt werden sie gegen das Ende des D�nndarmes und im Dickdarme zusammen-geschwemmt und dem Darminhalte als eine weiche, flockige Masse beigemengt angetroffen.
Jene Schleimhautstellcn, auf welchen sie fr�her aufsassen, sind durch die vorhandene Schwellung, die hellere R�thnng, durch die Gegenwart der Blutextravasate, auch durch seichtere, oder tiefere Substanzvorluste der Schleimhaut kenntlich.
In manchen Scucheninvasiouen werden diese Auflagerungen auf der Schleimhaut des Labes und Darmkanales gar nicht oder nur ausnahmsweise angetroffen. Der Darminhalt stellt in solchen, von mir wiederholt (namentlich in (Jalizien im Jahre 1850 und sp�ter im Jahre 18(j4 in Kroatien) beobachteten F�llen eine z�he, tr�be, eiweiss�hnliche, weissg-elbliehc oder braunr�thliche Fl�ssigkeit dar, w�hrend die Schleimhaut ebensowohl des D�nn- als des Dickdarmes
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bisweilen in bedcutendei' Ausdolmtmg entweder rollkommen fehlt, so dass das unterliegende Bindegewebe oder die Mnskelhaut bloss zu Tage licn-t, odor nur iu Gestalt eines kr�mligen, leicht abstreif-baren, schmutzigen Breies inselartig der Muskelliaut aufsitzt und ihre abgestossenen Theile dem Darminhalte als eine flockige Masse beigemengt sind; die Beyer'sehen Dr�senhaufen erscheinen dann stark hervortretend, areolirt und mit einer zorfliessendeu, flockigen, breiartigen Masse erf�llt.
Der erste und zweite Magen enthalteu gew�hnlich breiiges Futter; ihr Epithel ist meist leicht abstreifbar, ihre Sehleimhaut in manchen F�llen stellenweise hyper�misch. Dor dritte Magen (Loser) ist bald derb, bald weich anzuf�hlen und enth�lt dem entsprechend bald feste, trockene, selbst zu Pulver zerreibliche, zwischen seine Bl�tter eingelagerte Scheiben zasammengepressten Futters, von welchem inconstanten Befunde fr�her die Krankheit auch den Namen L�serd�rre erhielt, bald breiige, feuchte Futtermassen. Aus der Beschaffenheit des Inhaltes des L�sers l�sst sich demnach durchaus nicht ein Schluss auf die Gegenwart oder Abwesenheit der Rinder�pest machen, wie dies ehemals so gew�hnlich geschah. Bei der zuerst angef�hrten Beschaffenheit des Inhaltes erscheint das die Bl�tter dieses Magens bekleidende Epithel fettig degenerirt, stellen�weise fetzig losgel�st, an den Futtermassen haftend und verleiht diesen durch die Eindr�cke seiner warzigen Hervorragungen ein areolirtes Ansehen, w�hrend die darunter Hegende Schleimhaut, von angef�llten Gef�ssen und bisweilen von Blutungen durchzogen er�scheint; bei breiiger Beschaffenheit des Futters sind die stark durch�feuchteten Bl�tter in hohem Grade m�rbe und ihr Epithel von der erbleichten Schleimhaut oft in grossem Umfange losgel�st oder doch leicht abstreifbar. Die Verschiedenheit des L�serinhaltes ist nur von der Beschaffenheit des fr�her genossenen Futters und der Menge des aufgenommenen Getr�nkes abh�ngig.
Die Gekr�sdr�sen zeigen durchaus kein gleiches Verhalten; selten erscheinen sie nahezu unver�ndert, meistens sind sie, u. z. oft bedeutend geschwellt, von einer r�thlichgelben, tr�ben, hirnmark-�linlichen Substanz erf�llt.
Die Leber ist entweder blutreich, dunkel gef�rbt, derb oder, und dies h�ufiger, matsch, blutarm, lehmgelb, fettig entartet, auf die Schnittfl�che viele d�nne Galle ergicssend. Die Galleublase ist, in Folge der mechanischen Stauung der Galle durch Stenose des Aus�f�hrungsganges, meistens sehr bedeutend airsgedehnt (hievon der ehemals gebr�uchliche Name f�r die Krankheit: Grossgalle, lieber-
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l�ii.iiipi-si.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 427
galle) und enth�lt oinc gi'osse Menge d�nner, gelblich-gr�ner Galle; ihre Sehleimhaut ist gew�hnlieh stark gesehwellt, sehr hyper�misch und uieht selten mit linBengrossen, gelblich-gr�nen, k�sigen Auf�lagerangen besetzt.
Die Milz ist in der Kegel unver�ndert, nur sehr selten an um�schriebenen Steilen geschwellt, blutreich und erweicht.
Auf der Schleimhaut des Maules und Rachens finden sich immer die Erscheinungen einer intensiven Hyper�mie; an den Lippen und am ZahnHeisehe des Hinterkiefers werden fast constant rund�liche oder unregelm�ssig bnchtige, an der Oberfl�che granulirte, gelbliche, k�sige Platten oder exeoriirte Stellen augetroffen, Ero�sionen; einen gleichen Befund zeigt nicht selten die untere Fl�che der Zungenspitze und der Grund der Zunge, am harten Gaumen fehlt bisweilen an einzelnen Stellen das dicke Epithel, am weichen Gaumen sind Tr�bungen des Epithels und Excoriationen h�ufig.
Die Schleimhaut der Bachenh�hle ist hochger�thet, bisweilen von Extravasaten durchzogen, ihr Epithel tr�be und erweicht.
Stets zeigen die Schleimh�ute der Athmungsorgane auf�fallende Ver�nderungen.
Die Schleimhaut der Nasenh�hle erseheint, namentlich an der Scheidewand und an den Nasenmuscheln, schmutzig ger�thet, ge�schwellt, stellenweise von kleinen Bluterg�ssen durchzogen, ihre Blutadern von dunklem, fl�ssigem Blute erf�llt, an ihrer Oberfl�che mit einer mehr oder weniger dicken Lage gelblichgrauen, z�hen Schleimes bekleidet, zuweilen oberfl�chlich wund.
Die Schleimhaut des Kehlkopfes und der Luftr�hre, welche im Beginne der Krankheit gleichm�ssig, oder streifig oder fleckig ge�r�thet und geschwellt ist, bedeckt sich bei weiter vorgeschrittener Entwicklung derselben mit einer zusammenh�ngenden Schichte einer hautartigen, weisslich- oder gr�nlichgelben, an den R�ndern bis�weilen rahm�hnlich zerfliessenden Auflagerung, welche sich h�ufisj' bis in die Luftr�hrenverzweigungen der dritten und vierten Ord�nung erstreckt, oder mit Platten von der Grosse einer Linse bis zu jener eines Viertelguldon-St�ckes; in andern F�llen ist sie mit einer dicken Schichte einer eiter�hnlichen sehleimigen Fl�ssigkeit �ber�zogen, unterhalb welcher sie stark gesehwellt, hie und da wund, dunkclger�thet, stellenweise von Blutungen durchzogen erscheint. Nur in Ausnahmsfallen wird ein �hnlicher Befund in den feinen Bronchien angetroffen.
Die Schleimhaut der Scheide und des Tragsackes ist in der Kegel stark geschwellt, streifig ger�thet und an ihrer Oberfl�che
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Bindeipest.
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entweder von einer La^-e z�hen, gelblichgrauen, bisweilen von Blut-striemen durchzogenen Schleimes bekleidet, oder bei K�lion, welche in Folge der Rinderpest verworfen haben oder kurz nach dem Ab�kalben von ihr befallen wurden, mit einem hautartig geronnenen oder jauchigen Beschl�ge �berzogen. Am Scheideneingango werden nicht selten kleine Blutextravasate in der Schleimhaut angetroffen.
Aussei- diesen Ver�nderungen der Schleimh�ute findet sich an den Cadavern gew�hnlich noch nachstehender Befund:
Das Haar ist meist glanzlos, struppig, die Haut bisweilen hie und da mit dem schon erw�hnten Krustenausschlage besetzt, der bei K�hen auch am Euter, besonders am Grunde der Zitzen sich vorfindet. In dem subeutaaen Bindegewebe wird bisweilen Em�physem angetroffen, welches aber in jenen F�llen, wo wir es zu beobachten Gelegenheit hatten, immer von dem Austritte der Luft aus den Lungenzellen herzuleiten war und sich auch im Mittelfelle vorfand.
Der Hinterleib ist gew�hnlich stark aufgetrieben, in den inneren Augenwinkeln z�her oder zu Borken vertrockneter, missf�rbiger Sehleim angesammelt, der sich oft auch iu Str�ngen l�ngs der Seitenw�nde der Nase herabzieht; das Flotznuiul ist ti'ocken, rissig-, die Nasen�ffnungen sind theils mit Borken vertrockneten Schleimes, theils mit dicker, missf�rbiger Fl�ssigkeit von eiterigem vVnschen verunreiniget; der Mastdarm ist meist hervorgetrieben, geschwollen, dunkel ger�thet und so wie der Schweif und die Uinterf�sse mit Kxcremcntcn besudelt.
Das Gehirn ist gew�hnlich anscheinend normal, oder etwas durchfeuchtet, seltener ist unter der Spinnwebenhaut des Grosshirnes und in den Gehirnkammci-n eine geringe Ansammlung- von Serum zugegen.
Das Gewebe der Lunge ist, falls nicht von fr�her her be�stehende St�rungen zugegen sind, entweder v�llig- unver�ndert oder etwas blutreicher als gew�hnlich, bisweilen �demat�s oder h�ufiger empliyscmatisch (interlobul�res Lungenemphysem, das wie erw�hnt auch zur Entstehung des Hautemphysems Anlass gibt).
Das Herz ist schlaff und welk, an seiner Basis bisweilen von capill�ren Blutungen durchzogen, seine Muskulatur von dunkler, schmutzigbrauner Farbe, leicht zerreisslich, es enth�lt in seinen Kammern gleich den ven�sen Gef�ssen dunkles, meist H�ssig-es oder locker geronnenes Blut. Wenige Stunden nach dem Tode schon erscheint gew�hnlich die innere Auskleidung des Herzens und der grossen Cief�sso glcichm�ssig- schmutzig blauroth imbibirt.
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Rinderpest.
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Die Niereu sind oft gesehwellt, m�rbe, blutreich, die Harn�blase meist durch tr�beu, dunklen Harn ausgedehnt, ihre Schleim�haut gewulstet, leicht injicirt, h�utig- von einem schleimigen Belege �berzogen.
Die Ansichten �ber den pathologischen Process der Rinderpest gingen fr�her weit auseinander und aueli heute besteht bez�glich desselben noch keine Uebereinstimmung. W�hrend man ehedem die Rinderpest bald als exanthematisehes Fieber, bald als galliges Fanlfieber, bald als Magen-Darmentz�ndung erkl�rte, rechnete man sie seit dem Anfange dieses Jahrhunderts zu den typh�sen Krankheiten, wobei aber wohl von der Mehrzahl der thieriirztliehen Schriftsteller die liezeiehnung �Typhusquot; mehr mit Blicksicht auf eine Reihe von Erscheinungen am lebenden Thiere, namentlich auf die grosse Hinf�lligkeit und Bet�ubung gew�hlt worden sein mag, als mit Bedachtnahme auf den auf der Darmschleimhaut ablaufenden Process. Im Jahre 1845 entschieden sich Bochdalek und Fr. M�ller und sp�ter Weber auf Grundlage pathologisch-anatomischer Untersuchungen f�r die Identit�t der Rinder�pest mit dem Abdominal-Typhus des Menschen. Ich selbst sprach mich im Jahre 1850 f�r die exsudative Natur des Rinderpestprocesses aus und habe die Platten und Auflagerungen als Croupmassen erkl�rt, bestehend aus faserstoffigem Exsudate und Kiterzellen, welche schliesslieh in einen aus Detritus und vielen Eiterzellen be�stehenden lirei zerfallen, w�hrend die Schleimhaut selbst in dem Zustande einer verbreiteten, mehr oder weniger heftigen (speeifischen) Entz�ndung sich befindet. F�r jene F�lle, welche mit einer ausgedehnten Zerst�rung der Schleimhaut einher�gehen, nahm ich die Gegenwart des diphtheritischen Processes in Ansprach.
Braueil fand die Platten in der Maul- und Rachenh�hle aus Epithelialzellen und Detritus bestehend und erkl�rte sp�ter (1802) die Rinderpest als eine Fett�metamorphose und einen molekularen Zerfall der Schleimhantepithelien und als eine Zellenwucherung in den Schleim- und Schlauchdrttsen, so wie in den Follikeln, mit nachherigem vollst�ndigen oder theihveisen Zerfall der neugebildeten Elemente.
Ravitsch sprach sich (18(54) dabin aus, dass es sich bei der Rinderpest nicht um eine blosse Ern�hrungsst�rung der Epithelialgebilde und um Zellenwucherungen in den Schleimdr�sen, sondern haupts�chlich tun eine Ern�hrungsst�rung des folli-cularen und Ijmphoiden Gewebes der Schleimh�ute handle, welche sich durch eine starke Proliferation der Bindegewebszellen und durch eine massenhaft wuchernde Bildung von Lymphzellen, und wie bei anderen Zellengeschw�lsten rapid erfolgenden molekularen Zerfall kund gibt. Findet die Zellenwucherung nahe an der Oberfl�che der Schleimhaut statt, so ist der aus ihrem Zerfall hervorgehende Substanzverlust ein seichter^ findet eine sehr starke Zellenwucherung auf umschriebenen Stellen der Schleimbaut statt, so kommt es zur Bildung der bekannten Kn�tchen und Platten, welche aus denselben zelligen Elementen bestehen, wie die Infiltrate in der Schleim�haut, jedoch durch eine feste Intercellularsubstanz zusammengehalten werden, in welcher der molekulare Zerfall fr�her eintritt, als in den Zellen Dieser Vorgang der Zellenwuchorung und ihres raschen molekularen Zerfalles ist von Entz�ndungen der Schleimhaut verschiedenen Charakters begleitet. Auf Grund seiner Unter-suchungen erkl�rt Ravitsch die Rinderpest f�r ein Typhoid.
Die im Jahre 18C5 in England zum Ausbrach gekommene und durch l�nger als ein Jahr daselbst w�lhende Rinderpest, hat Anlass zu einem gr�ndlichen Studium dieser Krankheit gegeben. Der im Auftrage der Regierimg herausgegebene, von ausgezeichneten Gelehrten verfasste Bericht (Third report of the commissioners
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Bindorpest.
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appointed to inqnirc into the origin and nature etc. of the cattle-plagne, London ISfifi) i'ntli�lt ein reiches und sehr belehrendes Materialc
Nach Sanderson besteht der Process in krankhaften Ver�nderungen der oberfl�chlichen Schichten der Haut und der Schleimh�ute, welche zur Verdicknng, Erweichung und Abstossung der epitheliolen Gebilde und zu einer gesteigerten und abge�nderten Tb�tigkeit der seeernirenden Dr�sen f�lirt. Er wie Murchinson ver�gleichen die Rinderpest mit den Menschenpocken.
Aehnlich sucht auch Bristowe die pathologischen Ver�nderungen in einer (Jongestionirung der Haut und der Schleimh�ute, welche zu einer abnndanten Wucherung der bald wieder dem Zerfalle zueilenden epithelialen Gebilde, zu einer gesteigerten Th�tigkeit der Talg- und .Schleimdr�sen und zur Eiterbildung f�hrt. Er findet eine Aelinlichkeit der Rinderpest mit den Pocken und mit der Diphtheritis.
Dr. Boale, welcher den, die mikroskopischen Untersuchungen behandelnden Theil bearbeitete, fand stets eine bedeutende Erweiterung der kleinen Venen und der Capillareu der Schleimh�ute, Neubildung und Anh�ufung von Kernen an ihren Epitholien bis zur v�lligen Verstopfung des Gef�sslumens und Atrophirung der von ihnen versehenen Gewebe, Vermehrung der farblosen, manchmal unregelm�ssige Gestalt der rothen Blutk�rper. Die Auflagerungen auf den Schleimh�uten bestehen aus sehr reichlichen Epithelialzellen, Kernen, Eiterk�rperchen (Lymphzellen?) und kleinen K�rnermassen, welche eine selbst�ndige am�benartige Bewegung zeigen; in den Darmzotten und Dr�sen wurde eine reichliche Kern- und Zellenbildung nach�gewiesen.
Nach Gerlach bestehen die der Einderpest eigenth�mlichen Processe, welche in der Haut und den Schleimh�uten ablaufen, in capill�rer Hyper�mie, wuchernder Bildung lebensunf�higer, der Fettmetamorphose und dem k�rnigen Zerfall unter�liegender Zellen in den obersten Schichten der Haut, der Schleimh�ute und in den dr�sigen Apparaten derselben. Er erkl�rt die loealen Processe von der vorerst entstandenen Erkrankung des Blutes abh�ngig.
Leisering und mit ihm theilweise Roloff vergleichen die Rinderpest mil der Diphtherie-, letzterer nimmt ausser der diphtheritischeu Entartung auch das Vor�kommen eines cronp�sen und zelligen Exsudates an, und h�lt die loealen Ver��nderungen f�r die prim�re Folge der Einwirkung des Contagiunis, worauf erst das Allgemeinleiden sich entwickle.
Die jene massenhaften Neubildungen bedingende Reizung wird offenbar durch das einwirkende Contagium veraidasst. Beale betrachtet als solches lebendige Keime, ausserordentlich kleine, ihre Form selbst�ndig ver�ndernde K�rperchen (Germinal matter), welche von einem Individuum auf das andere �bergehen, von den Schleimh�uten aus durch die Wandungen der Capillargef�sse in das Blut und von da wieder in die Gewebe gelangen, durch Aufnahme von Ern�hrungsstotfen wachsen und sieh vermehren, im Blute die rothen K�rperchen zersetzen, die farblosen zur Schwellung und zum Zerfall bringen und hiednreh C'irculationsst�rungen und zur brandigen Zerst�rung der Gewebe f�hrende Thrombose der CapiUaren veranlassen.
Naezvuski, Hallier und Klebs fanden bei pestkranken Thiereu zahlreiche Micrococcen im Blute, in den Seoreten und Geweben und betrachten diese als die eigentlichen Krankheitserreger. E. Semmer hat. in dem Blute und in den Geweben pestkranker Binder n. z. schon 36 Stunden nach deren Impfung Kugel- und Ketten-bacterieu angetroffen, welchen er dieselbe Bedeutung f�r laquo;lie Entwicklung der Binderpest Anschreibt, wie den Milssbrandbacterien f�r Jene des Anthrax.
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Kintlerpost.
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Nach den chemischen Untersuchungen Dr. Maroet's ist im Blute pest�kranker Kinder der Faserstoff fast auf das Doppelte vermehrt, die Extraetivstott'e und das Kiweiss, u. z. dieses nicht constant, vermindert; im Fleische die Alenge des durch Wasser aus/.ieliliaren Eiweisses vermehrt; Im Harne, wie schon erw�hnt, die Quantit�t des Harnstoffes gesteigert, jene der mineralischen liestandthoile ver�mindert (G-amgee fand in ihm stets Eiweiss); in der Milch das specifische Gewicht Und die mineralischen liestandtheile verringert, der Fettgehalt h�her; die Galle an Wasser und anorganischen Restandtheilen reicher.
Das schwarze Pigment der Darmschleimhaut besteht nach Bogemann aus Schwefeleisen; in dem eiterigschledmigen Inhalte des D�nndarms und in den k�sigen Auflagerungen fand derselbe sehr viel Fett (hervorgegangen aus dem fettigen Zerfalle).
sect;. 40. Die Krankheiten, mit welchen die Rinderpest m�glicher�weise verwechselt werden k�nnte, sind:
1.nbsp; Das Maulweh. Nur g�nzlich Unerfahrene kannten, u. z. nur dann diese beiden Ivrankheitsformen verwechseln, wenn die so�genannten Erosionen f�r Aphthen angesehen werden. Die Ber�ck�sichtigung des hei der Rinderpest vorhandenen hohen Allgemein�leidens, des ausgesprochenen Ergriffenseins der Darm- und �brigen Schleimh�ute, endlich der Art der Weiterverbreitung und des Ver�laufes der Krankheit werden, so wie die R�cksichtnahme, dass neben dem Maulweh stets auch das Klauenweh und bei K�hen meistens der Aphthenausschlag an den Eutern zugegen ist, vor Irrthum be�wahren.
2.nbsp; nbsp;Die Lungenseuche. Eine genaue physikalische Unter�suchung der Athmungsorgane, so wie die R�cksichtnahme auf die Entstehungsanl�sse und die Art der Weiterverbreitung der Krank�heit und u�thigenfalls die Vornahme einer Section, wird die Diagnose feststellen.
3.nbsp; nbsp; Der Durchfall (acuter Darmkatarrh) unterscheidet sieh von der Rinderpest durch die Ursachen seines Entstehens (Erk�ltung, (ir�nfiitterung etc.), seine Nichtcontagiosit�t, den Mangel krankhafter Zust�nde auf anderen Schleimh�uten, den Verlauf, die Sections-ergebnisse, endlich den Erfolg der zweckm�ssig eingeleiteten Be�handlung.
4.nbsp; nbsp;Die Ruin- (Magenseuche). Wenn gleich die Sicher-stellung der Diagnose; zwischen beiden Krankheiten im Beginne auf manche Schwierigkeiten stosseu kann, da jede mit katarrhalischen Erscheinungen beginnt, so gibt doch die Ber�cksichtigung der Ent-stehungsanl�sse, der Aufeinanderfolge der Erkrankungen in einem Viehbestande, der nicht so intensiven Contagiosit�t der Ruhr, end�lich der Seetionsbefund �ber die Art der vorhandenen Krankheit Aufschluss.
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Rillderpost.
5. Der Anthrax. Zur Dhterscheidung iler ohne �ussere Localisation verlaufenden Formen des Anthrax von der Kinderpest f�hrt die Vornahme genauer Sectionen, die R�cksiehtnahme auf die Krankheitsursachen und den raschen Ablauf der Krankheit. Bei dem Anthrax mit Localisationen, gibt �berdies das Vorhandensein der Carbnnkel, in jedem Falle aber der Befund der Milz und des Blutes Aufschluss �ber die Natur der Krankheit.
sect;. 41. Die Prognose ist bei der Rinderpest eine sehr ung�nstige, sie wird jedoch durch verschiedene Umst�nde in etwas moditicirt. Das russische Steppenvieh und die ihm ver�wandten Racen, die moldauer, die serbische, die ungarische graue Rinderrace seucht leichter durch, als die �brigen Kacen; w�hrend bei dem ungarischen Pusztenvieh bisweilen an 50 Procent und mehr durebseueben, genesen von den letzteren durchschnittlich kaum mehr als 5�10 Procent. Auch die Empf�nglichkeit, angesteckt zu worden, scheint bei den Steppenracen eine geringere zu sein.
Im Anfange der Seuche ist die Sterblichkeit am gr�ssten, sie wird mit der L�nge der Seuchendauer allm�lig geringer, gegen das Ende treten Genesungen h�ufiger ein; Vieh, welches an einen best�ndigen oder doch l�ngeren Aufenthalt im Freien gew�hnt und abgeh�rtet ist, erliegt verh�ltnissm�ssig weniger oft der Krankheit, als das durch die Aufstellung in St�llen verweichlichte; der Auf�enthalt in engen, dunstigen, unreinen, �berf�llten Stallungen hat einen ung�nstigen Einfluss auf den Verlauf und Ausgang der Krank�heit. Manche Seucheninvasiouen sind bez�glich der Raschheit des Verlaufes und der T�dtlichkeit der F�lle viel verheerender als andere, bei welchen ein Durchseuchen verh�ltnissm�ssig h�ufig be�obachtet wird. Im Sommer l�uft die Krankheit in der Regel milder ab, als im Winter.
sect;. 42. Therapie. So viele Heilmittel und Heilmethoden auch gegen die Rinderpest als untr�glich anempfohlen wurden und bei jeder neuen Invasion anger�hmt werden, so hat sich bis jetzt doch noch keines auch nur im Geringsten bew�hrt.
Als solche Heilmethoden wurden angef�hrt die antiphlo-gistische Behandlungsweise mittelst Aderl�ssen, Mittelsalzen, �ligen und schleimigen Substanzen, der Gebrauch der Minerals�uren, der eisenhaltigen Salzs�ure (nach Pessina), des Chlorwassers, die Verab�reichung der verschiedensten bitteren, gew�rzhaften, adstringirenden und erregenden Arzneistoffe, der Gebrauch von kalten Waschungen und Dampfb�dern (vor mehreren Jahren wiederholt, besonders in
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k........�poutnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;433
fJalizieu und M�hroii, jedoch ohne Ek'folg; vcrsnclit). endlich die verschiedenartigsten Geheim- und specifischen Mittel.
Die in England w�hrend der Jnvasion im Jahre 1865/(i in grossem Massstahe angestellten Heilversuehe nach verschiedenen Methoden und mit sogenannten specifischen Mitteln haben zu dem Resultate gef�hrt, dass sich auch zwischen den differentesten Be-liandlungsinethoden fast gar kein Unterschied in dem schliesslicheu Ergebnisse herausstellte; das procentische Mortalit�tsverh�ltuiss bJicb unver�ndert dasselbe. Kin g�nstigeres Genesungsverh�ltniss ergab sieh dort, wo die Thiere ein gut verdauliches, saftiges Futter erhielten und nur in geringerer Zahl in einem Stalle beisammen standen.
In den meisten europ�ischen Staaten ist gegenw�rtig die thera�peutische Behandlung der Rinderpest gesetzlich verboten und die T�dtung aller kranken und inficirten Thiere angeordnet, weil nur auf diesem Wege die Tilgung der Seuche auf die rascheste und wenigst kostspielige Weise erzielt werden kann.
sect;. 4;J. Um gesunde Kinder vor der Gefahr der An�steckung zu sichern, wurden fr�her ganz absurde Mittel in Anwendung gebracht, welche keine weitere Ber�cksichtigung ver�dienen. Die in England als Prophylacticum der Rinderpest versuchte Impfung der Kuhpocken hat sieh nicht bew�hrt. Die M�glichkeit der Eiuschleppuug dieser Krankheit und mithin die Gefahr ihrer weiteren Verbreitung im Lande k�nnte nur durch das Verbot des Rindvieheintriebes aus jenen L�ndern, in welchen sich die Rinder�pest urspr�nglich entwickelt oder von welchen aus erfahrungsm�ssig best�ndig die Einschleppungen des Contagiums erfolgen, mit Sicher�heit hintan gehalten werden. Insolange ein solches Verbot, nicht erfolgt oder nicht erfolgen kann, wird zur Sicherung des einheimi�schen Viehes vor der Ansteckung nur eine genaue Befolgung der sp�ter anzuf�hrenden Veterin�r-polizeilichen Massregeln dienlich sein. Fortgesetzte Versuche m�ssten erst lehren, ob eine systema�tische Anwendung der in England als die wirksamsten erkannten Desinfectionsmittel, Chlor, schweflige S�ure, namentlich aber Carbols�ure, die Infection durch pestkranke Thiere hintanzuhalten verm�ge, was aber sehr unwahrscheinlich ist.
Die Impfling der Rinderpest mittelst Thrilnenfl�ssigkeit, Nasenschleim, Geifer u. s. w., welche Secrete von leichter erkrank�ten Thieren zu nehmen w�ren, hat in R�cksicht auf die Herbeif�h�rung eines milderen Verlaufes der Krankheit bei dem einheimischen Vieh oder eines Schutzes desselben vor einer k�nftigen uat�rlicbeu
R�U, Path. u. Ther. d. llaustU, t. Auli. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;28
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Binderpsst.
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Infection keinen Werth. Denn einmal ist die Ang-a,be, dass die durch die Impfung' hervorgerufene Krankheit milder sei, als die in Folge der nat�rlichen Ansteckung entstandene, wenigstens f�r unser ein�heimisches Vieh durchaus nicht bewiesen, und dann w�rde durch die, zu einer Zeit, wo die Seuche nicht herrscht, fortgesetzte (Schutz-) Impfung- die Gefahr einer weiteren Verbreitung und eines b�sartigen Auftretens der Pest fortw�hrend unterhalten, mithin die Viehbesitzer andauernd der Besoi'gniss schmerzlicher und empfindlicher Verluste ausgesetzt werden. Als Pr�servativmittel h�tte sie f�r die west�europ�ischen L�nder nur dann von Belang werden k�nnen, wenn sie in jenen Gegenden, in welchen sich die Rinderpest angeblich origin�r erzeugt, nach Jessen's Vorschlag allgemein h�tte vorge�nommen werden k�nnen; indem dann alle von dort zu uns ge�brachten Triebheerden bereits durchseucht gewesen w�ren, mithin die Gefahr einer Einschleppung der Krankheit von selbst hinweg�gefallen w�re. Da aber noch nicht einmal die Gegenden, in welchen eine urspr�ngliche Entwicklung der Rinderpest stattfindet, sicher�gestellt sind, die durch mehr als ein Decennium in verschiedenen Gegenden des europ�ischen und westasiatischen Russlands in aus�gedehntestem Massstabe vorgenommenen Impfungen nachgewiesen haben, dass eine erwartete Mitigation des Impfstoffes durch die Durchf�hrung durch viele Generationen nicht erzielt werde, und die Vornahme solcher Impfungen nunmehr nur dem Ermessen der Vieheigenth�raer unter Einhaltung gewisser Vorsichtsmassregeln freigestellt worden ist, so muss vorl�ufig von den in Aussicht ge�stellten Vortheilen dieses Vorganges abgesehen werden.
Bevor die Anwendung der Keule als alleiniges Tilgungsmittel der Rinderpest gesetzlich vorgeschrieben war, wurde auch in west�europ�ischen L�ndern die Impfung zum Zwecke der Abk�r-zung: einer in grosser Verbreitung herrschenden Seucheninvasion, wo wegen der vielen Ber�hrungspunkte mit Vehikeln des C�nta-giums eine vielf�ltige Ansteckung kaum zu vermeiden war (als VorbauungS- und Nothimpfung) durchgef�hlt, aber nur zu dem Zwecke, um Thiere, welche in Folge der nat�rlichen Ansteckung erst nach und nach erkrankt w�ren, auf einmal zu inficiren und hiedurch den Verlauf der Seuche abzuk�rzen. Man hat zu diesem Zwecke b�um- oder schafwollene F�den mit dem Nasenausflusse oder den Thr�nen von Thieren befeuchtet, bei welchen die Rinder�pest in einer milden Form und in dem ersten Stadium zugegen war, dieselben unter die Haut der inneren Seite der Hinterschenkel, des R�ckens, der Brust oder des Triels der zu impfenden Rinder
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Rinderpest.
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gezogen, und dieselben his zum Anschwellen der Impfstellen und dem Auftreten der Krankheitserscheinungen liegen gelassen. Mit der Durchf�hrung- des Keulungsverfahrens ist die Vornahme der Impfung- der Kinderpest selbstverst�ndlich unvertr�glich.
S- 44. Die Pest der Schafe und Ziegen. Es wurde schon fr�her hervorgehoben, dass in der j�ngsten Zeit der Uebergang der Rinderpest auch auf andere Wiederk�uer, darunter insbesondere auf Schafe und Ziegen nachgewiesen worden ist. Nachdem aus fr��heren Jahren vereinzelte Beobachtungen von Jessen, Serg-ejew, Paschkewitsch und mir vorlagen, welche es wahrscheinlich machten, dass Schafe und Ziegen durch das Contagium der Rinder�pest angesteckt zu werden verm�gen, wurden im Jahre 1861 dies�bez�gliche Beobachtungen von Marcs in Prag und von Galambos in Pest, gemacht. Marcs war der erste, welcher eine genaue Schil�derung- dieser Infectionskrankheit der Schafe gab (Gest. Viertelj.-Schrift f�r Vetkd. 1863). Im Jahre 1863 kam in Krain in Ort�schaften, in welchen die Rinderpest herrschte, die analoge Krank�heit auch unter den Schafen vor; dieselbe Beobachtung wurde im K�stenlande, in Oesterreich, G-alizien, Ungarn und Sieben�b�rgen, im K�nigreiche Polen, in Italien, w�hrend der Invasion der Seuche im Jahre 19,()5 in England und sp�ter auch in anderen L�ndern gemacht. Aus dem Acclimatisationsgarten zu Paris sind Berichte ver�ffentlicht worden, dass daselbst Gazellen, welche, auf ihrem Transporte von London aus, der Ansteckung ausgesetzt waren, an der Rinderpest erkrankten, und Yaks, Auerochsen, Zebus, Ziegen, Antilopen und Hirsche, ja sogar Pekarischweine(?) ansteckten.
Die M�glichkeit des Ueberganges der Rinderpest auf Schafe und Ziegen ist nicht nur durch verl�ssliche und genaue Beobach�tungen in F�llen nat�rlicher Infection, sondern auch durch Impfungen, wie sie in Krain, in Wien, in Kussland u. s. w. vorgenommen worden sind, zweifellos sichergestellt.
Das Auftreten der Schaf- und Ziegenpest wurde stets und �berall nur in Localit�ten beobachtet, in welchen die Rinderpest herrschend oder wenigstens die Gelegenheit zur IJebertragung des Rinderpestcontagiums gegeben war. So lange die M�glichkeit zu Infectioneu dieser Thiere fehlt oder hintangehalten wird, bleiben sie von der Pest verschont. Das Contagium der Rinderpest wirkt jedoch bei weitem nicht so intensiv auf Schafe und Ziegen, als auf Rinder; eine namhafte Anzahl von ihnen widersteht der nat�rlichen An�steckung- selbst bei inniger Ber�hrung- mit kranken Rindern, und auch
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Kinderpest.
die Inintuiiquot;' eramp;ibt dasselbe Resultat. So zeigte sieh, class bei der
loonbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,-'
in B�hmen, in Krain und im K�stenlande im Jahre 18()i3 vorgekom�menen Sehafpest nur etwas �ber 20 Procent der der Ansteckung-s-oet'ahr ausgesetzt gewesenen Thiere erkrankten; bei den in Wien vorgenommenen Impfungen widerstanden �ber 45Procent der Infection. Es kann aber nicht �bergangen werden, dass es auch Umst�nde geben m�ge, welche die Haftung des Contagiums beg-ilnstigen; wie dies die, aus einem Districte Polens durch Seifmann ver�ffentlichten Daten nachweisen, wo von dein Schafviehstande mehrerer Ortschaften 74 Procent erkrankten.
Die bei Schafen und Ziegen einmal ausgebrochene Krank�heit entwickelt ein Contagium, das sowohl Thiere derselben Art, als auch Kinder zu Lnficiren vermag; es haftet jedoch bei weitem seltener bei Schafen und Ziegen, als bei Hindern. Die in Folge der Ansteckung von Schafen aus, bei den Rindern sich entwickelnde Pest ist eben so intensiv und endet eben so h�ufig t�dtiieb, wie die durch �ebertragung von Rind auf Rind entstandene; die hie und da aufgetauchte Ansicht von der M�glichkeit einer Milderung des Rinderpest-Contagiums mittelst einer Durchf�hrung desselben durch Schafe ist durch die Erfahrung v�llig widerlegt worden.
Das Incubationsstadium bei der Schafpest schwankte zwi�schen 4 und 9 Tagen bei nat�rlicher Ansteckung, zwischen 2 und 6 Tagen bei der Impfung. Nach der �ebertragung der Krankheit von Schafen auf das Rind schwankte die Dauer des latenten Sta�diums zwischen 4 und S, nach Impfungen zwischen '#9632;) und 4 Tagen. Die Impfung der Schafpocke vermag, wie dies Versuche gelehrt haben, die Infection der Schafe durch dasRinderpestcontagium nicht hmtanzuhalten.
sect;. 45. Symptome. Die ersten Krankheitserscheinungen sind in der Regel Hinf�lligkeit, Verringerung der Fresslust und des Widerkauens, Beschleunigung des Athmens und Pulses; im weiteren Verlaufe stellt sich unter Zunahme der Mattigkeit und vollst�ndigem Aufh�ren der Fresslust und des Widerkauens R�thung der Nasen-und Maulschleimhaut und der Conjunctiva, sp�ter sehr reichlicher schleimiger AusHuss aus der Nase und aus den inneren Augenwin�keln ein; in der Maulh�hle sammelt sich reichlicher, z�her (Jeifer: auf dem Zahnfleische treten nicht selten rothe Flecke auf, die sieh mit gelblichen, br�unlichen Auflagerungen bedecken; das Atluneu nimmt an H�ufigkeit zu und wird sehr erschwert; es stellt sich ein kurzer, rauher, schmerzhafter Husten und Z�hnekuirschen, der Absatz anfangs weicher, dann breiiger oder v�llig fl�ssiger, bisweilen
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Bindertest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4f) lt;*
blutiger Excremente ein; die kranken Thiere liegen dann fast be�st�ndig-, und k�nnen sich aufgehoben nicht oder nur schwankend auf den F�ssen erhalten.
In manchen der mit (ienesung- endigenden F�lle erreichen die Symptome nur eine m�ssig-e H�he ; in anderen aber erfolgt noch die Reconvalescenz, nachdem die Schafe dem Tode schon unrettbar verfallen schienen. Als die erste, auf eine Wendung zum Besseren hinweisende Erscheinung ist es anzusehen, wenn die theilnabmslos dahinliegenden Thiere sich erheben, etwas munterer herumblicken, das Futter beschnuppern und zu verzehren beginnen; schon am n�chsten Tage ist gew�hnlich die Fresslust rege; die Beschleunigung ties Athmens und die H�ufigkeit des Hustens lassen nach; durch mehrere Tage hindurch bleiben die Excremente noch breiig; am l�ngsten, oft 10�12 Tage und dar�ber, erh�lt sich, wenn auch fortan abnehmend, der Ausfluss aus der Xase und die Bildung von Schleimkrusten an den inneren Augenwinkeln; noch l�nger w�hrt es, l)is die Reconvalescenten einen guten Ern�hrungszubtand wieder erlangt haben.
Der t�dtliche Ausgang erfolgt meistens zwischen dem 3. und �. Tage, selten sp�ter nach dem Beginne der Krankheit. Manche Thiere gehen nach dem Ablauf der aenten Krankheit an Ersch�pfung zu Grunde. Auf den mehr oder weniger g�nstigen Verlauf der Krankheit mag der Charakter der eben herrschenden Rinderpest, der Gresundheits- und Ern�hrungszustand der Schafe zur Zeit ihrer Infection, die Art ihrer Haltung w�hrend der Krankheit wesent�lichen Kinfluss nehmen.
Das Genesungsprocent bei der Schafpest ist jedoch in der Regel ein viel g�nstigeres, als bei der Rinderpest. W�hrend z. B. im Jahre 1868 in Krain, im K�stenlande und in der Milit�rgrenze nur 7-8, 5-7 und 16-8 Procent der vou der Pest befallenen Rinder genasen, ergaben sich in diesen 3 L�ndern bei Schafen die Gene-sungsprocente mit 39'5, 305 und 27-7. Es liegen aber auch Beob�achtungen �ber einen viel ung�nstigeren Verlauf der Schafpest vor; so wurden im Jahre 1863 in Polen nur 208 Procent Genesungsf�lle berechnet; im G�m�rer Komitate Ungarns erfolgte die Genesung in sehr wenigen F�llen ; in 4 Orten Galiziens, in welchen die Schafpest im Jahre 18H4 herrschte, genasen sogar nur 3 Procent der erkrankten Schafe.
Nach den bisherigen Wahrnehmungen scheint es, dass von fr�her her cachektische Schafe, dann solche, welche w�hrend des Krankheitsverlaufes in engen, dunstigen St�llen gehalten werden oder
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KinAevpest.
im Fielen ong�ustigeii Witterungseinfl�ssen ausgesetzt sind, der Krankheit viel h�utiger unterliegen.
Die Pest der Ziegen ist bis jelzl (mit Ausnahme einer Invasion in Sicilien) .selten beohachtet worden; ihre Erscheinungen kommen mit jenen der Sehaf'pest v�llig �berein; die Proeente der Gcucsung-sfiille haben sieh bisher noch schwankender hei'ausgestellt, als bei dieser.
Der Sectionsbefund bei pestkranken Schafen stimmt mit jenem, welcher bei der Rinderpest geschildert wurde, vollkommen ilberein. Bemerkenswerth ist jedoch, dass in der �berwiegendsten Mehrzahl der F�lle mehr oder weniger g-rosse, genau begrenzte Entz�ndungsherde in den Lungen angetroffen werden, welche, wenn sie bis an die Oberfl�che reichen, gew�hnlich die Entwicklung einer umsehriebenen Entz�ndung des Brustfelles, die h�utig zur Verkle�bung mit der gegen�berliegenden Stelle des Rippenfelles f�hrt, zur Folge haben.
[Telier gelungene Heilvorsuche bei der Schaf- und Ziegen�pest ist uns nichts bekannt.
sect;. 46. Veterin�r-Polizei. Die Veterin�r-polizeilichen Mass-regeln, welche gegen die Rinderpest zur Durchf�hrung kommen, haben zum Zwecke:
1. Das Find ringen der Seuche aus ihrem Heimats�lande oder aus einem nur zeitweilig von ihr heimgesuch�ten Staate des Auslandes zu verh�ten (Schutzmassregeln), und 2. die in das Inland bereits eingeschleppte Seuche so rasch als m�glich zu tilgen (Tilgungsmassregeln).
Die Schutzmassregeln zerfallen demnach in solche, welche gegen L�nder, von welchen die Gefahr der Linschleppung best�ndig droht, dauernd aufrecht erhalten werden m�ssen, und in solche, die nur zeitweilig und dann zur Durchf�hrung kommen, wenn in einem Auslandsstaate, welcher f�r gew�hnlieh frei von der Rinder�pest ist, Ausbr�che der Seuche stattgefunden haben.
sect;. 47. Best�ndige Schutzmassregeln gegen die Ein-schleppungsgefahr. Als dauernd von der Rinderpest verseuchte L�nder werden in R�cksicht auf veterin�r-polizeiliche Schutzmass�regeln Russland, von wo her die ersten Verschleppungen der Seuche in andere Staaten stets erfolgen, dann vorl�ufig noch Rum�nien, wegen der in Folge vielf�ltigen Verkehres mit Russland daselbst h�ufig vorkommenden Invasionen der Rinderpest angesehen.
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Km'lerpest.
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Im allgemeinen Theile schon (S. 196) wurden jene Massregeln, welche in Hinsicht auf den Schutz vor der Einschleppung- in Be�tracht kommen k�nnen, angefahrt, ilieher geh�ren:
1. Die Erlassang eines dauernden Einfuhrverbotes von Kindern ans diesen L�ndern. Jn j�ngster Zeit ist auch in Oester-rcich-llngarn ein solches Verbot lebhaft bef�rwortet worden. So lange aber der Bedarf des Importes von russischem und Moldauer Vieh besteht, erscheint diese Massregel kaum durchf�hrbar.
Es wird wohl darauf hingewie�en, Aaan Oesterreicb �ber spine wcstlidip Grenze nicht viel weniger Vieh ansfUhre, als die Einfiihr �ber suino �stliche Grenze betr�gt. Hiebe! wird aber itberselien, dass das expor�rte Violi der Hauptsache nach Nutz- und Zuchtvieh ist, und dass durch Gesetze oder Verordnungen nicht zn er�zielen sein werde, dass diese Thiere, statt nach Deutschland exportlrt, in die Mast-stallungeo Galiziens oder auf den Sohlachtviehmarlct Wiens abgetrieben werden. Sollte ein solches Einfuhrverbot f�r Oesterreich erlassen werden, so m�sste, wenn es nicht im Voraus ganz illusorisoli sein soll, auch Ungarn in �hnlicher Weise vor�gehen; es w�re aber dann, da die T�rkei schon seil Jahren verseucht ist, nothwen-dip, einen Milit�rcordou von Krakan aus liis Cattaro zu ziehen, wenn das Verhol nicht blos auf dem Papiere stehen soll. Olp dies m�glich ist, muss der Beurtheilong jedes Einzelnen tiberlassen bleiben.
Bis zu dem Zeitpunkte, wo ein dauerndes Einfuhrverbot f�r Vieh aus den genannten L�ndern erlassen werden kann, besteht f�r Oesterreich die Notwendigkeit, durch andere Massregeln die Gefahr der Einschleppung der Rinderpest von dort her abzuwehren. Hieher geh�ren vor Allem die Viehquarantainen, die Grenzbewachung und die Schlachth�user an der Grenze.
2. Die Quarantaine-Anstalten. Die aus Russland und der Moldau nach Oesterreich einbrechenden Rinder, Schafe, Ziegen und Seh weine d�rfen die Grenze nur an den, zur contumazm�ssigen Beobachtung eingerichteten Einbruchstationen (Viehcon tumaz-anstalten) �berschreiton, in welchen die Rinder durch eine be�stimmte Zeit einer contumazin�ssigen Beobachtung, die Schafe und Ziegen einer eint�gigen Beobachtung und der Desinfection ihrer Klauen vor der Entlassung, die Schweine in der Regel nur einer Revision unterzogen werden.
Die Anforderungen, welche an Viehcontumazen gestellt werden m�ssen, wurden schon fr�her (S. 199) pr�cisirt. Der Vorgang bei der Aufnahme, Beobachtung und Entlassung der Thiere muss durch eine besondere Instruction geregelt sein.
Das aus der Contmnaz austretende Vieh muss mit einem be�sonderen Viehpasse versehen, und soll, wo nur immer m�glich, mittelst der Eisenbahn weiter bef�rdert werden.
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Rinderpest.
Von gr�sster Wichtigkeit ist die Feststellung der Zeitperiode,
durch welche die Rinder der eontunuiziinitlichen Beobachtung zu unterziehen sind.
Wiederholt babe ich niich f�r eine, der mittleren Dauer der Incubationsperiode entsprechende Herabsetzung der Contumazzeit f�r das aus dem �stlichen Auslande �bertretende Hornvieh unter der Voraussetzung erkl�rt, dass die Contumazanstalten v�llig ent�sprechend eingerichtet sind: in der �eberzeugung, dass nur hie-ilurch den vielen, mit einer ann�thig langen Observationsperiodc verkn�pften Uehelst�nden, welche dem Schleichhandel nur unter die Arme greifen und die Einschleppung der Rinderpest erst recht beg�nstigen, begegnet werden k�nne. Auch gegenw�rtig noch halte ich eine Contumazperiode von 10, h�chstens 12 Tagen unter der obigen Voraussetzung- f�r vollkommen gen�gend. Die Angaben, dass selbst nach Ablauf einer 21t�gigen Contumazperiode noch Er�krankungen an der Rinderpest unter dem ;ius der Quarantaine entlassenen Vieh vorgekommen seien, will ich nicht bezweifeln; ein solches Ereigniss l�sst sich aber aus einer mangelhaften Einrichtung' der Anstalten oder einer nicht gen�genden Beaufsichtigung und Uiier�rztlichen Beobachtung- der Thiere ganz wohl erkl�ren; je tadel�loser beide sein werden, desto seltener werden auch die zum Deck�mantel von Unzuk�mmlichkeiten ben�tzten, ungew�hnlich langen Incubationsperioden hervortreten.
In jedem Falle muss aber die Contumazperiode eine feste sein, und darf nie zwischen einem Minimum und Maximum schwanken. Ein Variiren derselben vernichtet jede Sicherheit im Handel und im Abschl�sse von Lieferungsvertr�gen und ist ein m�chtiges F�r-derungsmittel des Schmuggels.
Das ganze Institut der ViehquarantaJnen wurde in letzter Zeit vielfai-li an�gegriffen; es ist jedoch liei weitem hesser als sein Kuf. Trotz des bedeutenden Vieb-importes ans Kussland geh�ren seit Jahren schon Ausbrttebe der Binderpest in dem westlichen Theile Oalizieus und in den angrenzenden Nebenl�ndern zur Selten�heit; die Einschleppnngen der Seuche nach Oesterreiob erfolgten vielmehr der Hauptsache nach aus Croatien, theilweise ans Ungarn und ans der T�rkei. Die in Ostgalizien vorgekommenen Ausbr�che der Krankheit beschr�nkten sich in der Regel auf Ortsehalten der Grenzbezirke und waren durch den Im-alen Grenzrerkehr veranlasst. Wenn auf die g�nstigen Erfolge hingewiesen wird, welche Preussen durch die Grenzsperre erzielt hat, so wird hiehei die Richtung des s�dnissisehen Handelsverkehres und die unmittelbare Angrenzung Galiziens an die Steppengebiete Russland? ganz ansser Acht gelassen.
Thierischc Rohproducte d�rfen �ber die Grenzen dieser L�nder gleichfalls nur �ber die Contumazanstalten und nur unter
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Rinderpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 441
der Bedingung gebracht werden, dass deren Abstammung aus souelicnfreien Gegenden mittelst beh�rdlicher Ccrti�eate naehgewiesen ist. Eine Ausnahme von der Beibringung solcher Ausweise w�re nur bez�glieb gewaschener oder calcinirter, in S�cken oder Ballen verpackter Schafwolle zu machen.
Ohne Desinfection ist die Einfuhr von vollkommen trockenen H�uten und Knochen, eben solchen H�rnern, Hornspitzcn und Klauen, gesalzenen oder getrockneten Rinderd�rmen, geschmolzenem Talg in F�ssern und Wammen, Kuhhaaren, Schweinsborsten, Schaf�wolle und Ziegenhaaren, in S�cken oder Ballen verpackt, zul�ssig.
Frische H�ute und rohes Fleisch w�ren von der Einbringung unbedingt auszuschliessen, andere frische Kohproducte einem Des-infectionsverfahren zu unterziehen.
Bei dem Vorkommen frischer, einem Desinfectionsverfahren zu unterziehender Artikel, gemengt mit solchen, bei welchen ein solcher Vorffana' nicht stattzufinden hat, w�re die aranze Waaren-partie �ber die Grenze zur�ckzuweisen.
o. Zur Hintanhaltung des Schmuggels mit Rindern, Schafen und Ziegen findet schon unter gew�hnlichen Verh�ltnissen eine strenge Ueberwachung der Grenze gegen Russland und die Moldau durch die Finanzwache statt, welche, wenn in den benach�barten Gegenden der angrenzenden Staaten die Hinderpest in gr�ssc-rer Verbreitung herrscht, mit Zuhilfenahme von Milit�rmannschaft versch�rft wird. Ausserdcm besteht zu demselben Zwecke in den der Grenze zun�chst gelegenen Bezirken Galiziens und der Buk,,, wina in jedem Orte ein Viohstandskataster, in welchem das vorhandene Vieh, welches zugleich durch einen Brand kenntlich gemacht wird, verzeichnet, und jeder Zuwachs und Abgang in Evi�denz gehalten wird. Besondere Vertrauensm�nner k�nnen �berdies als Grenzinspectoren bestellt und ihnen auf Grundlage einer In�struction die Ueberwachung des Verkehres mit Hornvieh an der Grenze und in den Grenzgegenden �bertragen werden.
4. Die Errichtung von Schlachth�usern an geeigneten Ein�trittsorten l�ngs der Grenze gegen Russland und die Moldau unter der Bedingung, dass sie unter unmittelbarer Aufsicht der politischen Beh�rde, beziehungsweise eines landesf�rstlichen Thierarztcs stehen und zu dem Zwecke, um eingetretene Rinder, Schafe und Ziegen, welche nach einer mindestens sechsst�ndigen und w�hrend einer F�tterung vorgenommenen Beobachtung gesund befunden wurden, ohne weiterer Contumazirung zu schlachten und das Fleisch der auch im geschlachteten Zustande gesund befundenen Thiere im
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442
Kinderpetjt,
Schlachtorte selbst oder in grossen Verbrauchsorten zu verwerthen. wurde durch das (besetz vom 2. Mai lS7o bewilligt. Durch die Verordnung vom 14. Mai 1873 wurde der hei der Coucessioiiiruusi' solcher Etablissements, bei dem Eintriebe und bei der Schlachtung der Thiere, dann bei der Verfrachtung und Verwerthung des Fleisches und der H�ute einzuhaltende Vorgang vorgeschrieben.
Da solche Schlauhth�user biraquo; jetzt noch nicht /.ur EiTielitnng gekommen sind, liissl, sich �ber die Erfolge derselben, welche im Voraus als sehr belangreich ge�schildert wurden, nichts angeben (s. .S. quot;200).
�. Beaufsichtigung des aus den Contuxnazen entlasse�nen Viehes. Aus den Contumazanstalten austretende Transporte von Schlachtvieh m�ssen an die n�chste Eisenbahnstation zur Ein-waggonirung angewiesen werden; f�r Viehtriebe, welche bis zur Eisenbahn den Landweg zu ben�tzen haben oder im Lande selbst zur Aufstellung in Orten bestimmt sind, welche mit der Eisenbahn nicht erreicht werden k�nnen, sind besondere Triebstrassen, l�ngs welchen die Errichtung von Futter- und Raststationen angeordnet wird, anzuweisen.
An bestimmten Stationen dieser Triebstrassen bestehen �e-schau-Commissionen, welche aus einem Thierarzte und einem politischen Beamten zusammengesetzt sind, deren Aufgabe es ist, die Zahl und Art der Thiere mit den Angaben der Viehp�sse zu controliren, den Gesundheitszustand der Thiere zu untersuchen und den Befund so wie die in den Stationen etwa stattfindenden Ab-verk�ufe auf den B�ssen zu bemerken. Bei Abg�ngen an der Zahl der Thiere ist, wenn der Anstand nicht aufgekl�rt wird, der Trieb durch zehn Tage zu contumaziren und bei dem Antreffen eines verd�chtigen Krankheitsfalles die amtliche Erhobung desselben zu veranlassen. Eine gleiche Revision der Thiere ist jedenfalls auch an der f�r deren Verladung bestimmten Eisenbahnstation vorzunehmen. Der Transport solcher Thiere hat in besonderen Z�gen direct bis an den Bestimmungsort zu geschehen, und die hiezu ben�tzten Waggons sind vorsehriftsm�ssig zu desinficiren.
Kommt in den angrenzenden L�ndern der europ�ischen T�rkei die Rinderpest zum Ausbruche, so treten, wegen der Unzul�nglich�keit der Handhabung der veterin�r-polizeilichen Massregeln in diesem Reiche, gegen die von dort zu Lande und zur See einlangenden Viehtriebe f�r die Seuchendauer alle jene Massregeln in Wirk�samkeit, welche bez�glich Russlands und der Moldau fortw�hrend bestehen.
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Rinderpest.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-I 13
sect;. 48. Zeitweilige S�hutzmassregeln g'og'i�i die in anderon Staaten des Auslandes herrschende EUndei'pest. Kommt die Rinder�pest in einem anderen Staate des Auslandes zum Ausbruche und droht von daher die (Tcfahr der Seucheneinschleppnng, so m�sscu f�r die Dauer der Seuche Schutzmassregeln zur Durch�f�hrung kommen, deren Strenge der Grosse der Ansteckungsgefahr angepasst werden muss. Iliebei wird zwischen den verseuchten und den seuchenfreien Gegenden und Orten des von der Seuche be�fallenen Landes zu unterscheiden und auf den Umstand K�cksicht zu nehmen sein, ob die Krankheit in gr�sserer oder geringerer Entfernung von der Grenze herrscht, ob die Verkehrsverh�ltnisse derart sind, dass selbst aus gr�sseren Entfernungen her die Eiu-schleppung der Krankheit innerhalb kurzer Frist m�glich ist (Eisen�bahnverbindungen u. dgl.), und ob die Tilgungsmassrcgcln in dem betreffenden Lande mit Energie durchgef�hrt werden oder nicht. In dieser Beziehung trifft das �sterreichische Gesetz folgende Be�stimmungen:
1.nbsp; Aus verseuchten Gegenden des Auslandes d�rfen nicht eingef�hrt werden: a. Rinder, Schafe und Ziegen, b. Abf�lle und Rohstoffe von diesen Thieren in frischem oder getrocknetem Zu�stande, mit Ausnahme von Milch, dann Schafwolle, welche nach�weislich gewaschen oder calcinirt und in S�cken oder Ballen ver�packt ist, c. Heu, Grummet, Stroh und D�nger, d. gebrauchte Stallgcr�thc, Anspanngeschirre f�r Kinder, f�r den Handel bestimmte getragene Kleider, Schuhwerk und Hadern.
Heu und Stroh als Verpackungsmittel ist am Bestimmungsorte der Waare sofort zu verbrennen.
2.nbsp; Aus seuchenfreien Gegenden eines verseuchten Landes kann, solange eine grosse Gefahr der Einschleppung der Seuche nicht besteht, die Ein- und Durchfuhr der unter 1 (a bis d) ge�nannten Thiere und Gegenst�nde unter der Bedingung gestattet werden, a. dass die Einbringung nur an hiezu besonders bestimmten Orten erfolge, b. dass bei jedem Viehtransporte der unverd�chtige Gesundheitszustand der Thiere durch amtliche Zeugnisse (Viehp�sse) dargethan, durch eine thier�rztliche Besichtigung sichergestellt und �berdies nachgewiesen werde, dass dieselben aus Gegenden kommen und nur durch Gegenden passirt sind, in welchen die Rinderpest nicht herrscht, c. dass bez�glich der unter 1 b, c, d genannten Gegenst�nde der Nachweis geliefert werde, dass dieselben nicht aus verseuchten Gegenden stammen und nicht in verseuchten Orten gelagert waren.
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4-14
Rindoriiest.
Ueber das Resultat der �ntemicliungen der Tliiere und Waaren hat der an dein Eintrittsorte aufgestellte Thierarzt ein Protokoll zu f�hren.
3.nbsp; Bei grosser Gefahr der Eiuschleppuug- der Seuche tritt gegen die unter 1 (a bis d) namhaft gemachten Thiere und Gegen�st�nde die Absperrung- der bedrohten .Strecke der Grenze (die Grenzsperre) ein. Personen, von denen bekannt oder anzunehmen ist, dass sie in verseuchten Orten gewesen oder mit Thieren aus verseuchten Orten in Ber�hrung gekommen sind, haben sich dann vor ihrer Zulassung- in das Inland einer Desinfection zu unter�ziehen.
4.nbsp; nbsp;Selbst im Falle der ang-eordneteu Grenzsperre k�nnen aus seuchenfreien Gegenden, unter Einhaltung- der unter 2 ange�f�hrten Bedingungen, �ber Bewilligung- der Laudesbeh�rde zu�gelassen werden: a. Transporte von Schlachtvieh, h. Transporte von trockenen thierischen Kohproduetcn. Solche Transporte d�rfen nur auf Eisenbahnen oder auf dem Wasserwege! stattfinden und m�ssen direct ohne Umladung- bis an ihren Bestimmungsort bef�r�dert und das Schlachtvieh daselbst sogleich der Schlachtung-, die benutzten Eisenbahnwaggons und Schiffe der Desinfection unter�zogen werden.
5.nbsp; Transporte von Wiederk�uern oder thierischen Rohproducten, welche die bestimmten Eintrittsorte umgangen haben, werden als verfallen behandelt.
sect;. 40. Tilgungsmassregeln. Ist die Rinderpest im Inlande ausgebrochen, so kommt eine Keihe von Schutz- und Tilgungsmass�regeln zur Ausf�hrung, bei deren Festsetzung- die R�cksichtnahme auf die Thatsache, dass diese Krankheit eine exotische, nur in Folge der Einschleppung des Contagiums von ausw�rts her ent�stehende ist, massgebend sein muss. Es handelt sich liiebei einmal darum, so rasch als m�glich in die Kenntniss von dem Ausbruche und der Verbreitung- der Krankheit zu kommen, dann aber darum, die M�glichkeit einer weiteren Entwicklung- des Ansteckung-sstoffes durch schuellc Wegschaffung- aller kranken Thiere, und die Ver�schleppung desselben durch Sperrmassregeln und durch schleunige Vernichtung oder Desinfection aller Tr�ger und Zwischentr�ger des Contagiums hintanzuhalten. Die Grundz�ge dieser Massnahmen wurden schon im allgemeinen Theile besprochen, sie finden auf die. Rinderpest die vollste Anwendung. Es wird sich daher auf sie bezogen und soll nur noch die besondere Art ihrer Durchf�hrung bei dieser Krankheit hier besprochen werden.
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�iudorpest.
4-15
1.nbsp; nbsp;Anzeig-e. Wenn in einem Ki'ODlande der Ausbruch der Rinderpest amtlich kundgemacht ist, tritt die Verpflichtang der unverz�glichen Anzeige an den Ortsvorstand und an die politische Bezirksbeh�rde schon dann ein, wenn auch nur an einem Kinde die Erscheinungen einer innerlichen Erkrankung �berhaupt wahr�genommen werden.
F�r Personen, welche nach den allgemeinen Bestimmungen (S. 193) zur Anzeige nicht verpflichtet sind, k�nnen Belohnungen ans dem Staatssch�tze f�r die erste Anzeige von Hinderpestaus-br�chen in bisher seuclienlVeien Ortschaften, so wie f�r Anzeigen von wirklich begangenen IJebertretungen der Seuchenvorschriften festgesetzt werden.
Die Ortsbeh�rde hat, sobald sie von einem den Verdacht der Hinderpest erregenden Erkrankungs- oder Todesfalle oder von einem aasgesprochenen Falle der Kinderpest Kenntniss erlangt, vorl�ufig den Fall im Orte zu verlautbaren, die Sperre des bet rettenden Stalles oder Standortes zu veranlassen, das Entfernen von Rindern, Schafen und Ziegen aus dem Orte zu verbieten und hintanzuhalten und den gemeinschaftlichen Weidegang einzustellen.
2.nbsp; nbsp; Seuchencommission, Untersuchung und Oonsta-tirnng der Krankheit. Die �ber Anzeige eines, den Verdacht der Kinderpest erregenden Erkrankungs- oder Todesfalles von der Beh�rde; bestimmte Seuchencommission bestellt in Oesterreich aus einem politischen Beamten, einem Amtsthierarzte und dem Vorsteher des Seuchenortes. Diese hat an Ort und Stelle die Untersuchung der betreffenden Thiere vorzunehmen und ist, falls Cadaver nicht vorhanden sind und durch die Untersuchung der lebenden Thiere der Verdacht der Kinderpest nicht in vollkommen beruhigender Weise behoben wird, berechtigt, zum Zwecke der Vornahme der Section ein erkranktes, vorher der Sch�tzung zu unterziehendes Thier t�dten zu lassen.
3.nbsp; nbsp;Pestverdacht. Kann auf Grund der Untersuchung die Kinderpest nicht sichergestellt, der Verdacht ihres Bestehens aber auch nicht ausgeschlossen werden, so tritt nebst den, unter 1 an�gef�hrten Massregeln und der Aufnahme des Viehstandes der Ort�schaft die Stall-, beziehungsweise! Geh�ftsperre in ihrer vollen Ausdehnung (s. S. 1(.'4. 195), ausserdem die Verpflichtung zur Anzeige jedes Erkrankungs- und Todesfalles eines Kindes, Schafes oder einer Ziege und jeder beabsichtigten Schlachtung von Kindern aus unverd�chtigen Stallungen ein. Diese Massregeln bleiben aufrecht, bis entweder der Verdacht der Kinderpest vollkommen beseitiget
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44laquo;
Rinderpest.
oder die (iegeuwart der Krankheit sicherg'estellt ist. Ills ist Sache der Seuchencomniission, beziehungsweise des Thienirztes durch wieder�holte Uutersuchuug'en �b kurzen Zwischenr�umen zu einer sicheren Diagnose zu gelangen.
4. Sperrmassregeln. Ist die Gegenwart derliinderpest sicher�gestellt, so treten zur Verhinderung' der Weiterverbreitung der Seuche Sperrmassregeln in Wirksamkeit, u. z.:
a.nbsp; nbsp;Die Geh�ftsperre (S. 195) in Betreff des verseuchten Hofes in ihrem vollen Umfange;
b.nbsp; nbsp;Die Ortssperre in Betreff der Ortschaft, in welcher die Kinderpest constatirt wurde (S. 195), n�thigenfalls mit Zuhilfe-nalimo von Milit�r. Ausserdem sind Schafe und Ziegen aus den seuchenfreien St�llen f�r die Dauer der Seuche zu entfernen, Hunde, Katzen, Schweine und Federvieh eingeschlossen zu halten, die im Freien betroffeneu zu t�dten; das Fahren mit Rindern wird ver�boten; Personen, welche den Ort verlassen, sind, so lange noch krankes Vieh im Orte vorhanden ist, dem angeordneten Desinfec-tionsverfahren zu unterziehen; die Abhaltung von M�rkten jeder Art, so wie von Tanzmusiken und gr�sseren Zusammenk�nften der Leute wird untersagt; die Einfuhr von Wiederkauern darf nur, in so weit sie f�r die Verproviautirung- nothwendig- ist, die Durchfuhr solcher Thiere und thierischer liohproducte mittelst der Eisenbahn oder auf Schiffen durch den Seucbeuort nur unter Beobachtung bestimmter Schutzmassregelu stattfinden. Zum Zwecke, einer Er�leichterung in der Durchf�hrung der Desinfectionsmassregeln ist die Anordnung- w�nschenswerth, dass aus den seuchenfreien Stallungen der Mist t�glich entfernt werde.
Kommt die Kinderpest in gr�sseren St�dten oder aus�gedehnteren Ortschaften nur an einzelnen Funkten zum Aus-bruche, so k�nnen die Sperrmassregeln auf einzelne Theile der Stadt oder Ortschaft, oder auf den Seuchenhof, und wenn der Seuchenansbruch in einem, von vielen Personen bewohnten Hause stattgefunden hat (z. B. in grossen St�dten), n�thigenfalls auf den verseuchten Stall beschr�nkt werden.
Verseuchte H�fe, welche isolirt und mindestens 500 Meter von den n�chsten H�fen jener Gemeinde, welcher sie angeh�ren, entfernt liegen, k�nnen als Seuchen orte f�r sich angesehen werden; die �ber sie verh�ngten Sperrmassregeln finden dann auf die be�treffende Gemeinde kenne Anwendung.
In der als verseucht erkl�rten Ortschaft ist. der Vielisfand aufzunehmen; hiebei ist zur Hintanhaltung einer weiteren Ver-
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Einderpest.
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schleppong' des Ansteckungsstortes von Seite der Seuchencommission mit der gr�ssten Vorsicht vorzugehen.
c.nbsp; nbsp; Seuchenbezirk. Wenn die Rinderpest in einem Orte herrscht, so hat ein, nach den �rtlichen Verh�ltnissen zu bestim�mender Umkreis um denselben als Seuchenbezirk zu gelten und wird als solcher bekannt gemacht. In demselben tritt die Verpflich�tung zur Aufnahme und Evidenzhaltung des Standes an Wieder�kauern und zur Anzeige jedes Erkrankuugs- oder Todesfalles bei solchen Thieren ein, ausserdem aber kommt eine Reihe von Rc-schr�nkungen des freien Verkehres zur Durchf�hrung. Dahin geh�ren das Verbot der Abhaltung der Viehm�rkte, der Ausfuhr vou Wieder�k�uern, von roher Schafwolle, ungeschmolzenem Talg, H�rnern, Klauen, von Heu, Stroh, Grummet, D�nger, ferner die Beschr�n�kung der Ein- und Durchfuhr solcher Thiere und Stoffe innerhalb der von der Landesbeh�rde zu bestimmenden Normen.
Sind mehrere, nahe aneinander gelegene Orte verseucht, so wird f�r dieselben ein gemeinschaftlicher Seuchenbezirk in gr�sserer Ausdehnung festgesetzt; erlangt die Rinderpest eine Verbreitung �ber einen gr�sseren Landstrich, so wird das Seuchengebiet in kleinere Seuchenbezirke getheilt und f�r jeden eine Seuchen�commission bestellt.
d.nbsp; nbsp;Absperrung vou Landestheilen. Diese Massregel tritt nur dann in Wirksamkeit, wenn die Rinderpest entweder in sehr grosser Verbreitung in einem Lande, oder in zahlreich zerstreuten Seuchenherden herrscht und daher die Gefahr der Verschleppung von vielen Seiten her gegeben ist. Die Sperrmassregeln k�nnen jedoch gegen�ber solchen Landestheilen selbstverst�ndlich nicht strenger sein, als jene, welche gegen verseuchte Auslandsstaaten zur Durchfuhrung kommen.
5. Verfahren mit kranken und verd�chtigen Thieren.
a. Alle pestkrankem Rinder, so wie alle, welche mit ihnen in dem�selben Stalle untergebracht oder sonst mit ihnen unmittelbar oder mittelbar in eine solche Ber�hrung gekommen sind, dass daraus eine Ansteckung erfolgen konnte, m�ssen sofort get�dtet werden.
b. Die an der Pest gefallenen und als krank erschlagenen Rinder sind vollst�ndig, ohne Absonderung irgend eines Theiles des Thierk�rpers, hinreichend tief zu vergraben oder sonst zu ver�nichten. Ueber die Ausmittlung des Aasplatzes, die Verscharrung der Cadaver, die Versicherung des ersteren u. s. w. wurde schon im allgemeinen Theile (S. 205) gehandelt.
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MS
l�iidoriiest.
c.nbsp; Die einer g'esclieheiuiii Ansteckung' vordiichtigeu, noch ganz yesuml erscheinenden Rinder sind zu schlachten. Werden sie nach der Schlachtung von dem Thierarzte gesund befunden, so darf das Fleisch unter Beobachtung der vorgeschriebenen Vorsichtsmassregelu entweder im Schlachtorte selbst verbraucht oder (im .Sinne des Gesetzes vom 2. Mai 1873 und der Durchf�hrung-s-Verordnung vom 14. Mai 1873) in gr�ssere Verbrauchsorte behufs der Verwertliung verf�hrt werden. Die H�ute solcher Rinder d�rfen, nach erfolgter Desinfection mittelst Kalklauge, unter Aufsicht in Gr�rbereien zum Zwecke der sogleichen Verarbeitung verf�hrt werden.
Du- fr�her gebr�ucliliche Absonderung und Parceilirnng der der An-stecknng ausgesetzt gewesenen Binder hat in der lieget nur zur Verl�ngerung der Seuchendauer und /.u Verschleppungen des Anstecknngsstoffes Anlass gegeben, Ja gew�hnlich Erkrankungen unter den Thieren der Pareellen in Folge der frtlher stattgefundenen Infection eintraten.
d.nbsp; nbsp; Wenn in den verseuchten Rinderstallungen Schafe oder Ziegen sich befinden, so sind diese gleich den Hindern zu t�dteu ; entsprechend dein Befunde kann mit ihrem Fleische wie mit jenem der geschlachteten verd�chtigen Rinder vorgegangen werden.
Bei grossen Schafheerdeu, welche in St�llen untergebracht sind, die mit verseuchten Rinderst�llen in Verbindung stehen, w�re eine Parceilirnng- und Contumaziruug durch wenigstens 20 Tage zul�ssig.
e.nbsp; nbsp;Bei dem Ausbruche der Pest unter Schafen und Ziegen haben im allgemeinen dieselben Massregeln wie bei der l'est der Rinder zur Durchf�hrung zu kommen. Finden jedoch in einem urossen Best�nde von Schafen (mehr als 100 St�ck) nur verein�zelte Pestfalle statt, so erschiene, mit R�cksicht auf die geringere Disposition der Schafe f�r die Aufnahme des Pestcontagiums, nach der T�dtung der kranken eine Contumaziruug durch wenigstens 21 Tage der in Pareellen getheilten ITeerde zul�ssig und gerecht�fertigt.
f.nbsp; nbsp;Kommt die Pest in einer Riuderheerde auf einem Schirt's-oder Eisenbahntransporte oder auf dem Marsche zum Ausbruche, so w�ren alle Thiere dieser ITeerde, sowohl die kranken als die gesunden, schleunigst zu t�dten; mit den get�dteten w�re nach den fr�her augef�hrten Modalit�ten vorzugehen.
(J. Desinfection. Sie wird nach den im allgemeinen Theile gegebenen Directiven vorzunehmen sein, sie soll aber jedesmal sogleich nach der Entleerung eines Stalles und mit der gr�ssten Sorgfalt und Genauigkeit durchgef�hrt werden.
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RinJfirpcst. � Poclton.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 449
7.nbsp; Erl�seheu der Kinderpest. Die Kinderpest wird in einem Greh�fte oder in einer Ortschaft tils erloschen erkl�rt, wenn in dein ersteren alles Kiudvieh gefallen oder get�dtet ist. oder wenn in der letzteren w�hrend 20 Tagen nach dem letzten Todesfalle oder nach der letzten T�dtung eines Thieres wegen Erkrankung an der Kinder�pest oder wegen des Verdachtes dieser Krankheit ein neuer Er�krankungsfall nicht vorgekommen und die Desinfection vollst�ndig durchgef�hrt ist.
Mit der Erkl�rung der Beendigung der Seuche in einer Ort�schaft treten auch die verh�ngten Sperrmassregeln aussei- Wirksam�keit; der Bezirksbeh�rde bleibt es jedoch vorbehalten, selbst nach Beseitigung der Sperre die Wiederbesetzung der verseucht gewese�nen St�lle und das Begehen der von pestkrankem oder pestver�d�chtigem Vieh ben�tzten Weidepl�tze f�r eine angemessene Frist zu verbieten.
8.nbsp; nbsp;Entsch�digung. F�r die �ber amtliche Anordnung der Seuchencommission get�dteten Kinder, Schafe und Ziegen erhalten in Oesterroich die Eigenth�mer den vollen Sch�tzungswerth als Entsch�digung.
Die Sch�tzung geschieht durch drei, zu diesem Zwecke zu beeidende Sch�tzleute, wobei die kranken Thiere, ohne K�cksicht auf die vorhandene Krankheit, nach ihrem Werthe in gesundem Zustande abzusch�tzen sind.
Das Recht auf Entsch�digung geht verloren, wenn dem In�haber der Thiere an der Einschleppung der Kinderpest ein Ver�schulden zur Last f�llt, oder wenn er die ihm obliegende Anzeige �ber die Erkrankung der Thiere unterlassen hat; ausserdem aber w�re die Verlusterkl�rung dieses Kechtes gerechtfertiget f�r die F�lle, wenn in dem Viehstande innerhalb einer fixirten Zeitperiode nach dem Einbringen aus dem Auslande ein Ausbruch der Kinder�pest erfolgt, oder wenn bei Erkrankungen unter einer, aus Kuss�land oder der Moldau eingef�hrten Viehpartie der Nachweis �ber die durchgemachte Contumaz nicht erbracht werden kann.
Die Pocken, Blattern, Variolae.
sect;. �O. Mit dem Namen Pocken, Blattern bezeichnet man eine acute, contagi�se Krankheit, bei welcher unter Fiebererschei-imngen ein Hautansschlag auftritt, weicher im Anfange die Form von Kn�tchen zeigt, die sich in Bl�schen, Pusteln und Krusten
K�ll, Path, u. TUer. i. Haiisth. 4. Aufl. 1.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 29
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Pocken.
um�ndern; die daher einen typischen Verlauf zeiu-t und welche bei allen Hansthiergattung-eu vorkommt.
Die Pocken entwickeln sich in Folge der Infection durch das von den kranken Thieren ausgehende Contagium; es ist sehr zweifel�haft, ob sie hie und da auch spontan entstehen. Wie bei den con-tagi�sen Krankheiten �berhaupt, liegt zwischen dem Momente der Infection und dein Auftreten der charakteristischen Symptome eine Incubationsperiode, nach deren Ablauf dann unter febrilen Erschei�nungen der Ausbruch des Aasschlages erfolgt; nur die Kuhpocken beginnen und laufen gew�hnlich ohne Fieber ab.
Das Exanthem zeigt, wie erw�hnt, eine regelmassige Aufein�anderfolge von Ver�nderungen, welche sich auf einer nicht pigmen-tirten Haut am besten verfolgen lassen. Es bilden sich an gewissen Stellen der Haut zuerst kleine rothliche, von einem rothen Hofe umgebene, an Zahl allm�lig zunehmende Kn�tchen, die sich in den folgenden Tagen zu Bl�schen mit zelligem Bau und einem klaren lymphatischen Inhalt entwickeln, von denen manche mit einer Vertiefung in der Mitte, der Delle oder dem Nabel, Umbo, versehen sind. Der Inhalt wird dann eiterig, die Bl�schen werden zu Pusteln und verlieren die Helle, sobald ihre Decke straff ge�spannt ist; der eiterige Inhalt vertrocknet endlich zn einer dunklen, braunen Kruste, welche sich schliesslich von der mittlerweile rege-nerirton Epidermis l�st, und je nach der Tiefe, bis zu welcher der Process gegriffen hat, eine kleinere oder gr�ssere Narbe hinterl�sst. Bei dichtem Stande der Bl�schen und Pusteln wird auch die da�zwischen liegende und umgebende Haut mehr oder weniger bedeu�tend �demat�s geschwellt; in schweren F�llen kommt es zu gleichen Eftiorescenzen auf den Schleimh�uten.
Die Fiebererscheinungen, welche vor dem Ausbruche der Blattern meist heftig sind, lassen nach dem Auftreten der Eruption gew�hnlich nach, steigern sich aber beim Beginne und w�hrend der Dauer der Eiterung und h�ren im Stadium der Abtrocknung v�llig auf. In schweren, meist ung�nstig ablaufenden F�llen, namentlich dort, wo py�mische Erscheinungen auftreten, erreicht das Fieber gew�hnlich einen hohen Grad.
(Teber die Anatomie der Pockenpnstel sind in der lUMiesten Zeit genaue Untcrsuclmngen vorgenommen worden.
Nacli den Ergebnissen jener von Auspitz und Basel] entwickelt sieh in nniselirielieneii Haiitliezirken ein bis in verschiedene Tiefe eindringender Kntz�n-dnngsprocess, der zur Zellennenbildnng innerhalb der Papillen, zur Anschwellung der Zellen des Malpighi'schen Netzes und biedureli zur Emporw�lbnng der .Epider�mis (KnStchenbildnng) Anlass gibt. W�hrend diese Neubildung und Schwellnng der
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Pocken. � Pt'erdepocken,
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Zellen zunimmt, entwickelt sich in der Mitte des En�tchens aus alten, abgeplatteten, spindelf�rmigen Zellen des Malpighi'sclien Netzes ein Maschenwerk, in dessen R�umen eine zellenbaltige Fl�ssigkeit entlmlten ist (BlSischenbfldimg); durch diesen zelligen Jiaii wird eis erkl�rlich, dass beim Einstechen in die Pocke deren Inhalt sich nur unvollst�ndig und langsam entleerb Die bisweilen vorhandene Delle der Bl�schen erkl�ren diese Forscher dadurch, dass die im Centrum sich tilliu�lig sammelnde Fl�ssigkeit durch einen Wall von peripherisch angeh�uften geschwellten Zellen wie in eine Kapsel eingeschlossen, dass daher die Epidermis an den R�ndern der Pocken gest�tzt wird, w�hrend sie in der Mitte wegen der nur langsam an Menge zimelnnenden Fl�ssigkeit und des gleichzeitig etwas einsinkenden Papillar-k�rpers zur Delle sich vertieft. Unter zunehmender Zellenneubildung im Coriutn nimmt die Eiterbildung und die Ausdehnung der Masohenr�ume zu, das Bl�schen wird zur Pustel; in Folge der Ansammlung des Kiters versehwindet die prim�re Delle; sie kann sich aber bei theilweiser Resorption oder Vertroeknung des Eiters sp�ter wieder einstellen, Vertroeknungsdelle.
Der Process schliesst mit allm�liger Abstossung des Pustelinlialtes durch die Bildimg einer neuen Epidermis unterhalb desselben, worauf der Inhalt der Pustel zu einer braunen Kruste vertrocknet, unterhall) welcher das Malpighi'sobe Netz ent�weder wieder normal, oder theilweise geschwunden, oder sammt der Papillarschielite des Coriums zu Grunde gegangen ist; nur in jenen F�llen, wo ein Theil der Leder�haut wirklich zerst�rt wurde, kommt es zur Bildung einer eigentlichen Narbe.
Nach W. Ebstein entsteht der f�cherige Hau jener Pockenpusteln, welche tief in die Papillarschichte und in das Corinm reichen und deutliche Narben zur�ck lassen, durch die von eiterigem Inhalte erf�llten epithelialen Kappen der Corinm-papillen, von welchen letzteren gew�hnlich mehrere in einer Pustel vorhanden sind.
Die verschiedene F�rbung der Pocken ist theils von der F�rbung und Dicke der Epidermis, theils von dem verschiedenen tirade der Verdickung der Malpighi-sehen Schichte und der Entwicklung des Maschenwerkes in der Pocke, theils endlich von der Beschaffenheit ihres Inhaltes abh�ugilaquo;-.
Die Poeken der Pferde, Variolae equinae.
ij. 51. Es ist seit lange bekannt, dass bei den Pferden ein pustol�ser Aasschlag vorkommt, welcher auf K�he �bertragen die Kuhpocke erzeugt. Jonner schon war der Meinung', dass durch die Uebertragung des Inhaltes der Pferdepocke (mittelst der H�nde der Melker) die Kuhpocke entstehe. Dieser mit dem Namen: echte Mauke, Schutzmauke, bezeichnete Ausschlag- wurde w�hrend des letzten Deceuniums wiederholt in Frankreich beobachtet und mit Erfolg auf K�he und von diesen auf Menschen geimpft; er geh�rt zweifellos den Pocken au, wie dies Impfungen der Lymphe (Equine) auf Rinder und den Menschen nachgewiesen haben.
Der Ausschlag kommt gew�hnlich an der hinteren Fl�che des Fesseis, seltener auf der Haut des Nasenr�ckens, der Lippen, des Maulwiukels, des Halses, auf der Maul- und Nasenscldeimhaiit und
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Pferdepoclcen.
der Bindehaut der Ang-en vor. Chauveau sah ihn auch �ber die Haut des ganzen K�rpers verbreitet.
Seinem Ausbruche, der wohl in den meisten F�llen �bersehen wird, geht gew�hnlich ein mehr oder weniger ausgesprochenes Fieber voraus, worauf sich an der hinteren Fl�che des Fossels, besonders der weissgezeichneten Hinterf�isse, eine warme, schmerz�hafte, rosen- oder ges�ttigt rothe Geschwulst erhebt, welche sich mehr oder weniger hoch �ber die Beine hinauf erstreckt und zu einem deutlichen, oft sehr auffallenden Krumm- und Steifgehen und zur Schonung des betroffenen Fusses selbst im Stalle Veranlassung g-ibt. Auf diesen Stellen erheben sich verschiedene g-rosse Bl�schen, die sich bald in Pusteln umwandeln, welche eine gelbliche, z�he, an der Luft rasch zu braunen Krusten vertrocknende Fl�ssigkeit ergiessen, durch welche die Haare mit einander verklebt werden, w�hrend die Haut an den Falten der hinteren Fesselfl�che stark infiltrirt und ger�thet und nach Abstossung dor Epidermis mit einer schmierigen, �belriechenden Fl�ssigkeit bedeckt erscheint. Das Fieber, so wie die Geschwulst des Fesseis lassen bald nach, die Absonderung- auf den exeoriirten Hautstellen vormindert sich und h�rt auf, die Haut wird trocken, die Epidermis schilfert sich wieder�holt ab, die Krusten fallen ab und die Krankheit ist meist inner�halb dreier Wochen beendet.
Einen �hnlichen Verlauf zeig-en die blasigen und pustul�sen Eruptionen an den genannten anderen Haut- und Schleimhautpartien.
Im Jahre 1855 kam dieses Exanthem hier wiederholt bei jungen Remonten zur Beobachtung-; die Krankheit g-ing- auf andere Pferde �ber und war auf solche auch impfbar; die Impfung- auf eine Kuh blieb ohne Erfolg.
Die Krankheit kommt bei Pferden jeden Alters und Ge�schlechtes vor. Chauveau hat in der Lymphe der Bl�schen kleine Zellen nachgewiesen, welche er auf Grund seiner Versuche f�r die eigentlichen Krankheitserreger erkl�rt. Bei der Impfung- der Equine in die Haart der Pferde entsteht nur eine Pocke an der Impfstelle, bei der Einflihrung derselben in den Blut- oder Lymphstrom kom�men nach einer Incubationsperiode von acht Tagen die Pocken an den fr�her erw�hnten verschiedenen Hautstellen zum Ausbruch. Die geimpften Thiere erweisen sich f�r einige Zeit vor neuen Pockenausbr�chen gesch�tzt.
Die Heilung erfolgt bei Abhaltung- �ussercr Sch�dlichkeiten ohne Kunsthilfe.
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Kulipoclten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 453
Die Kuhpoeken, Variolae vaeeinae.
sect;. r)2. Die Kuhpockcn stellen einen an den Strichen und an dem fliesen zun�ebst gelegenen Tlieile des Euters, vorzugsweise junger und neumelkender K�he vorkommenden pustol�sen Aus�schlag dar, welcher meist mit m�ssig-em, oft auch ohne alles Fieber verl�uft, sich durch Ansteckung auf andere Hinder, durch Impfung auf diese, auf andere Hausthiere und auf den Mensehen �bertragen l�sst. Die Lymphe der Kubpocken (Vaccine) wird zur Impfung der Menschen in der Absicht benutzt, um diese vor dem Ausbruche der Menschenpocken zu sch�tzen.
Aetiologie. Es ist nachgewiesen, dass die Kuhpocken durch die Uebertragung der Lymphe der Schutzmauke des Pferdes auf das Euter der K�he mittelst gemeinschaftlicher W�rter, gemeinsamer Weiden u. s. w., so wie durch Uebertragung der Menschenpocken entstehen k�nnen, wozu aber bemerkt werden muss, dass die Infec-tioucn und Impfungen der K�he mit Menschenblattern h�ufig- fehl�schlagen. Wenn auch die Entstehung der Kuhpocken auf diesen beiden Wegen als constatirt angesehen werden muss, so sind jene Ausbr�che der Krankheit doch bei weitem h�utiger, bei welchen sich eine Infection durch Mauke oder Menschenpocken nicht nach�weisen l�sst. In den meisten F�llen findet eine Uebertragung- von Kidi auf Kuh oder, wie es scheiut, eine spontane Entwicklung- der Krankheit statt.
Die Anlage zur Entwicklung- der Pocken kommt allen Kind-viehracen, jedoch nur dem weiblichen Geschlechte zu; nie hat mau sie bei m�nnlichen Thieren spontan entstehen g-eseben, obwohl diese f�r die Aufnahme des Contagiums durch die Impfung- empfanglich sind. Am h�ufigsten kommen die Pocken bei K�hen zwischen vier und sechs Jahren vor, obwohl auch �ltere und j�ngere K�he, selbst Ivalbinen, welche noch nie geworfen haben, von denselben nicht v�llig- frei bleiben; neumelkende K�he werden, wie erw�hnt, am h�ufigsten befallen.
Die veranlassenden Ursachen des Ausbruches sind un�bekannt; die Lag-c des Ortes, seine geognostische Beschaffenheit, die klimatischen Verh�ltnisse haben keinen Einfluss auf ihr Vor�kommen ; die Stallf�tterung- scheint ihrer Entwicklung- g�nstiger als der Weidegang-; in manchen Jahrg�ngen scheinen sie h�ufiger als sonst vorzukommen; unter den Jahreszeiten soll vorz�g-lich das Fr�hjahr ihr Entstehen beg�nstigen, obwohl sie auch in den �brigen beobachtet werden. Umst�nde, welche einen vermehrten Blutandrang-
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Kiilipncken-.
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zum Enter veranlassen, die Zeit (1lt;;k Kaliums und S�ugens, Wechsel der F�tterung', �ebergang von der Stallfiitterung zum Weidegange, Erhitzen 1)eiin Ti'eiben, Ver�ndeioing der Lebensweise u. s. f. seheinen ihren Ausbruch zu beg�nstigen.
Die einmal entstandene Krankheit ist durch das in den Pocken sich entwickelnde Contagium, welches sich jedoch stets wie ein Hxes verh�lt, einer weiteren Verbreitung f�hig. Am h�ufigsten ge�schieht die Verschleppung durch die Melker, bei denen sich in Folge der Ansteckung bisweilen an den Fingern, H�nden, Armen u. s. f. gleichfalls eine oder mehrere Pocken entwickeln, deren Ausbrach meist von einem leichten Fieber begleitet ist. In Folge einer all-m�ligen Uebertragung von einem .St�cke auf das andere zieht sich der Verlauf der Seuche in einem mit vielen Thieren besetzten Stalle bisweilen �ber Monate hinaus. Durch die Impfung der Lymphe reifer Kuhpocken auf anderes Rindvieh entstehen ohne Fieber�erscheinungen locale Pocken an der Impfstelle, deren Lymphe weiter impfbar ist. Auf Stieren und Ochsen haftet die Impfung am besten auf dem Hodensacke oder Schlauche. Die Kuhpockenlymphe, deren Impfung auf den Menschen als ein Schutzmittel gegen die Ver�heerungen der Menschenpocken angesehen wird, und welche auch auf �ndert! Ilausthiere als Kinder, jedoch nicht immer mit dem gleichen Resultate �bertragbar ist, beh�lt bei geh�riger Aufbewahrung (in verschlossenen Haarr�hrchen, auf beinernen Lancetten u. s. w.) durch l�nsrere Zeit ihre ansteckende Kraft, unmittelbar von der Kuh auf den Menschen �bertragen, haftet sie weniger sicher als Lymphe, welche schon durch mehrere Generationen im Menschen durebget�hrt, humaiiisirt, ist; ebenso schlagen die Impfungen von K�hen mit humanisirter Vaccine, wie man sie zum Zwecke der sogenannten Regeneration der Vaccine vornimmt, nicht selten fehl.
Hallier hat in der Ktdipookenlyraiphe sehr kleine Kiiprelbaeterieii ei�deekl. welche, wenn sie zusanimengeh�iift liefen, eine r�thliehe F�rbung zeigen, und die bei entsprechender Cultur, zuerst zu einem Oidium, welches von Torula rnfescens nicht zu unterscheiden sei, und schliesslich zu Mncor mucedo lieranwachsen. Da nun T. rnfescens sehr oft in der Milch und ihr Micrococcns vielleicht immer im Colostrum vorkommt, so h�lt es Hallier, mit Bttcksicht auf den Umstand, dass die Knhpocken prim�r nur bei den K�hen, und namentlich bei frischmelkenden, und nur auf das Euter beschr�nkt vorkommen, f�r wahrscheinlieh. dass die K�he durch ihre eigene Milch sich mit den Kuhpoeken anstecken.
Colin rechnet die in der Pookenlymphe vorkommenden kleinsten Gebilde zu den echten Kugelbacterien und nennt sie Micrococcns variolae.
Z�rn fand gleichfalls in der Vaccine kleine, unbewegliche, aber nicht r�th-lich gef�rbte Micrococcen und Jl. Reihen in geringer Menge, w�hrend sie in der JLivmphe der Menschenpocken sich massenhaft vorfinden.
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Kuhpocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 455
Nach Chauveau sind nebst farblosen Blutk�rperchen in der Pockenlymphe K�rnchenzellen, freie Kerne und punktf�rmige Molek�le enthalten; an den letzteren Formelementen seheint nach dessen Versuchen das Ansteckungsgift ZU haften.
Zu �hnlichen Eesultaten kam Keher in Danzig.
Allen diesen Forschern zu Folge stellen die, in der Eahpockenlymphe ent�haltenen organisirtcn kleinen K�rperchen die eigentliche krankmachende Substanz dar, mag sie nun das C'ontagium selbst, oder nur der Tr�ger desselben sein.
Durch Einwirkung einer Temperatur von einigen 80quot; C, durch Zusatz von minimalen Mengen von Carbols�ure, durch Zersetzungsvorg�nge verlier! die Kuh-pockenlymphe ihre, ansteckende Eigenschaft,
sect;. 53. Erscheinuugen und Verlauf. Dom Ausbruche des �rtlichen Leidens gehen manchmal leichte Fiebererscheinungen, Mangel an Fresslust, verz�gertes Wiederkauen, Absatz trockener Excremente, Verminderung- der Harnseeretion voraus; Symptome, welche jedoch in anderen F�llen auch mangeln oder ihrer Gering�f�gigkeit wegen �bersehen werden. Eine der best�ndigsten Er�scheinungen ist die Verminderung der Menge und die Verschlechterung der BeschafFenhcit der Milch, welche d�nner wird und leichter ge�rinnt. Das Euter schwillt, besonders an den Strichen an und wird gegen das Melken empfindlich. Nach mehreren, gew�hnlich 3 his 4 Tagen, erscheinen am Euter, vorzugsweise aber an den Strichen Kn�tclien von der Grosse einer Linse bis zu der einer Bohne von blassr�thlicher Farbe, welche in den n�chsten Tagen grosser werden und unter deren Epidermis sich u. z. von der Mitte aus, eine z�he, gelbliche Fl�ssigkeit ansammelt. Sie erseheinen um diese Zeit in der Mitte gew�hnlich bl�ulichweiss, am Rande gelblich, r�thlich oder blaur�thlich gef�rbt, in der Mitte meistens vertieft, mit dem Nabel oder der Delle versehen, im Umkreise hart, geschwollen und schmerzhaft, bei Thieren mit heller Haut von einer peripherischen R�the, dem Hof umgeben. Die Pocken nehmen in den folgenden Tagen an Grosse zu und erlangen am achten bis zehnten Tage der Krankheit ihre h�chste Entwicklung, wo sie bisweilen bis zur Grosse eines Zehnkreuzerst�ckes herangewachsen sind und in vielen F�llen an dem Euter eine circulate, an den Strichen eine mehr l�ngliche Form zeigen. Nach dieser Zeit wird der Inhalt der Pocke eiterig; es bildet sich vom Mittelpunkte derselben aus eine Kruste, die sich allm�lig gegen den Umkreis hin ausbreitet, dick und dunkel�braun oder schw�rzlich gef�rbt und gl�nzend erscheint, mit der umgebenden Haut fest verbunden ist, erst nach zehn bis vierzehn Tagen, wenn sie nicht fr�her durch mechanische Einwirkung ab�gerissen wird, abf�llt und eine anfangs blaur�thliche, allm�lig er�bleichende, durch l�ngere Zeit sichtbare Narbe der Lederhaut
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Kuhpocken.
zui�ckl�sst. Durch mechanischlaquo; Verletzung der Pocke, wie durch harte Streu, rohes Melken u. dgl. bilden sich bisweilen auch schon fr�her Kr�stclicn, neben welchen jedoch die Pocke noch ihr normales, dein .Stadium ihrer Entwickelung entsprechendes An�sehen zeigt.
Bei einem und demselben Thiere tindet der Ausbruch der Pocken gew�hnlich nicht auf einmal, sondern schubweise statt, so dass sich bisweilen an den zuerst aufgetretenen bereits Borken ent�wickelt haben, w�hrend andere noch als Kn�tchen zugegen sind. Oefter scheint jedoch dieser theilweise versp�tete Ausbruch einzelner Pocken einer weiteren Impfung bei dem Melken, welche insbesondere durch vorhandene Bisse oder Spr�nge der Epidermis beg�nstiget wird, zugeschrieben werden zu m�ssen. Der ganze Verlauf der Krankheit erstreckt sich demnach bei manchen Thieren auf 4 bis 6 Wochen. Am achten bis neunten Tage, um welche Zeit die Pocke ihre gr�sste Ausbildung erlangt hat, ist der zur Abnahme des Impfstoffes geeignetste Zeitpunkt.
Die verschiedene Farbe der Kuhpocken ist durchaus unwesentlich und f�r die sogenannte Echtheit nicht entscheidend. Bei feiner weisser Haut erscheinen sie silber- oder perlmutter�gl�nzend, oder bl�ulichweiss oder schieferartig gl�nzend, bei d�nner, dunkler Haut bleigrau; bei hellgef�rbter Haut spielen sie vom Hell-rothen ins Blass- oder Fleischrothe, sind jedoch hier �berall metal�lisch gl�nzend; auf einer weissen, dicken, runzlichen Haut erlangen sie ein rahm�hnliches, glanzloses Ansehen. Wo ein Zweifel �ber ihre Echtheit erhoben wird, kann nur die B�cksichtnahme auf den typischen Verlauf der Pocke und die Anstellung eines Impfvcrsuches entscheiden.
Die Vorhersagt; bei den Kubpocken ist sehr g�nstig; sie sind ein ganz gutartiges, gefahrloses Leiden; jedoch veraulasst die, durch den Fieberzustand, die anfangs verminderte Fresslust, den �rtlichen Entz�ndungsschmerz verursachte Abnabine der Milch�absonderung einen bisweilen betr�chtlichen Entgang f�r den Eigen-th�inor, insbesondere da die abgemolkene Milch wegen ihrer schlechten Beschaffenheit sich zum Gen�sse wenig eignet. Das Entstehen b�s�artiger Geschw�re aus Pocken bei K�hen ist stets von individuellen Verh�ltnissen des kranken Thieres oder unpassender Behandlung abh�ngig.
Eine eigentliche Behandlung pockenkranker K�he ist wegen der Gutartigkeit des Leidens nicht nothwendig. Man beschr�nkt sich auf Beinhalten und schonendes Ausmelken des Euters, welches
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Kulipocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 457
letztere jedoch nie unterlassen werden darf, um einer Steigerung der Entz�ndung im Euter und einer etwa f�r die Folge andauernden Verringerang der Milclisecretion zu begegnen; Lei st�rkerer Ent�z�ndung k�nnen die Striche mit einer Mischung von Bleiessig und Oel (1:6 his 8) bestrichen werden; auch das Einlegen von j\Iilcli-r�hrchcn kann sich n�tzlich erweisen.
Da das Contagiuni der Kuhpocken ein lixes ist, so ist die Einleitung besonderer Veterin�r-polizeilicher Massregeln nicht erforderlich. Es gen�gt, die von Pocken befallenen K�he, welche von den gesunden nicht scparirt zu werden brauchen, zuletzt zu melken.
sect;. o4. Die sogenannten falschen Kuhpocken sind Euter�ausschl�ge verschiedener Art, welche bisweilen mit den echten ver�wechselt werden, sieh jedoch bez�glich ihrer Form und ihres Ver�laufes wesentlich von denselben unterscheiden.
Man rechnet gew�hnlich hieher:
a.nbsp; Die Spitzpocken. Sie erscheinen entweder f�r sich allein oder als Begleiter der echten Kuhpocken und stellen rothe, hirse-korngrosse Kn�tchen ohne Hof und Nabel dar, die sich rasch in eine spitze Pustel umwandeln, deren eiteriger Inhalt bald zu Schorfen vertrocknet. Der Verlauf dauert 4�(i Tage, die Eruption wiederholt sich jedoch h�ufig, so dass die ganze Dauer sich �ber mehrere Wochen erstrecken kann. Sie sind durch die angegebenen Merk�male hinl�nglich von den echten Pocken unterschieden.
b.nbsp; Die Stein- oder Warzenpocken. Sie stellen linsen- bis haselnussgrosse, harte, unschmerzhafte, anfangs massig ger�thete Knoten ohne Hof, oder warzen�hnliche Ausw�chse in der Haut des Euters, besonders der Striche dar, die oft wochen- und monatelang unver�ndert stehen bleiben und sich ganz allm�lig zur�ckbilden oder schliesslich au der Spitze vereitern und sich mit einer d�nnen Kruste bedecken.
c.nbsp; nbsp;Die Wasser- und Windpocken. Sie treten als rothe Flecken am Euter der K�he auf, die sich rasch zu erbsen- bis kirscheugrosseu Blasen ohne Hof und Nabel erheben, d�nnes oder eiteriges Exsudat enthalten, leicht aufplatzen und nach ihrem Ver�trocknen d�nne, schnell abfallende Krusten hinterlassen. Nicht selten wird der Inhalt rasch resorbirt, und es bleibt dann eine leere Epidennish�llc zur�ck, Windpoeken. Ihr Verlauf ist in wenigen, ��G Tagen vollendet.
Bei herrschender Maul- und Klauenseuche bildet sich nicht selten auch ein Bl�schcnausschlag am Euter.
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458nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schafpocken.
Die Schafpooken, Variolae ovinae.
sect;. 55. Aetiologie. Die Schafpocken treten meist seuchen�artig auf; ihre Entwicklung- ist von der Ansteckung- durch das Oontagiuni pockenkranker Schafe abh�ng-ig, welche auf h�chst mannigfache Weise stattfinden kann: wie durch das Einbringen pockenkranker oder erst durchgeseuchter, oder solcher Thicre, welche vor nicht zu langer Zeit die Iinpfpocke �berstanden haben, in eine gesunde Schafheerde, durch das Betroten von Weidepl�tzen, Strassen u. s. f., wo vor kurzem pockenkranke raquo;Schafe sich auf�gehalten haben, durch Verschleppung des Contagiums mittelst ver�schiedener Stoffe und Gregcnst�nde, z. B. der Felle und der Wolle von Sterblingen, des D�ngers, der Bekleidung von Menschen, durch Hunde, Katzen und Gefl�gel. Tr�ger des Contagiums sind der lymphatische Inhalt der Pocken, die Pockenkrusten, die Hautaus�d�nstimg-, die Se- und Excrete; am intensivsten entwickelt es sich zur Zeit, wo die Eiterung- in den Pocken eintritt. Der atmosph�rischen Luft initgetheilt, kann es sich auf ziemlich betr�chtliche Entfernungen hin (25�30 Meter bei ruhiger, 200 und mehr Meter weit bei be�wegter Luft) verbreiten und bei benachbarten Heerdcn Ansteckung veranlassen.
Das Pocken-Coutagium hat eine bedeutende Tenacit�t; vor Luftzutritt und anderen zerst�renden Einfl�ssen gesch�tzt, bewahrt es durch l�ngere Zeit, bis zu einem Jahre, seine ansteckende Eigen�schaft, es wird jedoch durch freien Luftzutritt, eine Temperatur von 62deg; C, durch Chlor, Alcohol u. s. f. zerst�rt. In ungereinigten .Schafst�llen h�lt es sich Monate lang wirksam, durchgeseuchte so wie geimpfte Schafe k�nnen selbst nach mehreren Monaten noch anstecken. Die Aufnahme des Contagiums geschieht unter gew�hn�lichen Verh�ltnissen meist durch das Einathmen des in der Atmo�sph�re vcrtheilten fl�chtigen Ansteckungsstoffes, sie kann jedoch auch durch Uebertragung eines Tr�gers des Contagiums auf die Haut oder die Schleimh�ute, und durch die absichtliche Einf�hrung eines solchen unter die Epidermis, Impfung, veranlasst werden.
Z�rn und Hallier fanden in den Pockenkn�tchen und in der reifen Poeken-lymphe, dann in den Schweiss- und Talgdr�sen der Haut und im Blute pocken�kranker Schafe sehr kleine Kngelbacterien, welche eine freiwillige selbst�ndige Be�wegung haben, auf Eiweiss eultivirt, zu l�nglich runden Gebilden anschwellen, die sich zu Pilzf�den vereinigen. Lymphe, welche von diesen Micrococcen befreit oder sehr mit Wasser verd�nnt ist, oder solche, welcher eine minimale Menge von Phenyls�ure zugesetzt wird, verliert die F�lligkeit anzustecken.
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Schafpocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;459
Andere Ursachen der Entwicklitng der Pockenkrankheit aussei-der contagi�sen Inf'eution k�nnen mit einiger Berechtigtmg nicht ang-enommen werden; die Vermuthong, die Krankheit k�nne auch ohne vorherige Ansteckung- bei uns zum Ausbruche kommen, er�scheint kaum zul�ssig, da sich fast bei jeder Seucheninvasion, wenn die Erhebungen nur. einigermasseu sorgf�ltig vorgenommen werden, eine stattget'undeno Verschleppung nachweisen l�sst. Ob dagegen nicht gewisse, ihrer n�heren Beschaffenheit nach uns unbekannte �ussore Verh�ltnisse das zeitweilige seuchenartige Auftreten und die ausgedehntere Verbreitung der Schafpocken �ber weite L�nderstriche beg�nstigen, so wie im Gregentheile andere Umst�nde deren Vor�kommen und Ausbreitung hindernd im Woge stehen m�gen, muss vorl�ufig' noch dahin gestellt bleiben; auffallend bleibt immer das seltene Vorkommen der Krankheit in manchen L�ndern gegen�ber dem h�ufigen Herrschen derselben in anderen, ungeachtet der Be�trieb der .Schafzucht, die Verh�ltnisse des Verkehres zwischen beiden besondere Unterschiede nicht bieten.
Nach Hallier sollen die in der Pockenlymphe vorkommenden kleinsten Organismen die Micrococcen eines Brandpilzes (Pleospora herbanun) sein, welche in einem Generationswechsel mit einem auf einer Lolchart (Lolium perenne) vorkom�menden Brandpilze (Tilletni Lolii) stehe. F�r die hypothetische spontane Entwick�lung der Schalpocken nimmt nun Hallier eine Infection der Weideschafe mit dem Micrococcus der Pleospora herbanun auf Lolium perenne, das auf Wald wiesen, raquo;n Kandem von Wegen u. s. w. w�chst, an.
Die Disposition, nach Einwirkung des Fockencontagiums zu erkranken, kommt allen Schafen, ohne Unterschied des Alters, des Geschlechtes oder der Race zu; man trifft wohl auch auf Thiere. bei welchen eine wiederholte Einwirkung des Austcckungsstoffes (z. B. durch Impfen) zu einer gewissen Zeit ohne Resultat bleibt, w�hrend sie m�glicherweise in der Folge sich f�r eine sp�tere Infection nicht unempf�nglich erweisen. Bricht die Krankheit in einer Schaf-heerde aus, so bleiben stets nur wenige Thiere (2�3 Procent) verschont. Die einmal �berstaudene Krankheit sch�tzt die durchseuchten Schafe f�r ihre �brige, an und f�r sich kurze Lebenszeit vor den Pocken.
Das fl�chtige Contagium der Schafpocken steckt Ziegen au, und veranlasst bei diesen einen ganz analogen Ausschlag; durch Impfung der Lymphe auf Hunde, Sehweine und Kaninchen entsteht eine locale Eruption an der Impfstelle. Kuhpocken auf Schafe und Schafpocken auf K�he durch die Impfung zu �bertragen, ist uns nicht gelungen.
sect;. 56. Symptome und Verlauf. Nach einer stattgef�ndenen nat�rlichen Ansteckung zeigen die Thiere gew�hnlich durch 5�8,
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Schafpocken.
nach einer Impfuntraquo;- durch 3 oder 4 Tage keine hesonderen Krank-heitserscheinnngeD, aussei- dass dieselben in den letzteren Tagen etwas trauriger- werden, in der Fresslust nachlassen und eine etwas gespanntere Bewegung- der Hinterschenke] �ussern. Man nennt dieses Krankheitsstadium das der Ansteckung- oder Incubation. Nach Alilaut' dieser Zeit stellen sich Fiebererscheinungen, Zittern und Schauer mit nachfolgender Temperatursteigerang, besonders an den ()lii-en und der Schnauze ein, der Puls wird beschleuniget, die Schafe stellen traurig-, mit gesenktem Kopfe und aneinander gestellten F�ssen, die Fresslust und das Wiederkauen h�ren auf, die Kxcreinente werden trocken, die Bindebaut des Auges wird st�rker injicirt, die Tbr�nen-absonderung- vermehrt; aus der Nase stellt sich ein anf�nglich d�nner, allm�lig- z�her, schmieriger Ausfluss ein; die ausgeathmete Luft und die Hautausd�nstung zeigt bisweilen einen eigenth�mlichen, siisslicli widrigen Geruch. Heftige Fiebersymptome lassen in der Regel auch einen st�rkeren Pockenausbruch erwarten, obgleich bei reiz�baren und g-ut gen�hrten Individuen selbst auf heftige allgemeine Erscheinungen h�ulig- nur ein massiger Hautausschlag- folgt.
Meist schon am zweiten Tage nach dem ersten Auftreten des Fiebers zeigen sich an den uu- oder weniger bewollten Hantstellen, besonders am Kopfe, um die Augen und das Maul, au der innern Fl�che der Schenkel, an der Brust, dem Bauche, der unteren Fl�cbe des Schweifes kleine, rothe, flohstich�hnliche Flecke, welche sich schon am n�chsten Tage zu kleinen, allm�lig- breiter werdenden Kn�teilen erhebeu, die um den 4. bis 5. Tag nach dem Ausbruche an der Spitze bl�sser werden, Fl�ssigkeit enthalten und den Charakter von Bl�schen annehmen, um welche herum sich ein ger�theter, wulstiger, h�rtlicher Rand in der Haut, Hof, entwickelt. Die Erup�tion lindet nicht �berall gleichzeitig- statt, daher auch der Ausschlag nicht an allen Stelleu des K�rpers dieselbe Form darbietet. W�hrend des Ausbruches ist die Haut hyper�misch und besonders dort, wo die Pocken zahlreich und gedr�ngt stehen, sogar bedeutend ent�z�ndet: so dass bisweilen die Augen, das Maul und die Nase ver-schwolleu sind. W�hrend der Entwicklung der Bl�schenform lassen die Fiebererscheinungen gew�hnlich an Heftigkeit nach oder h�ren auch vollst�ndig- auf. Um den 6. Tag nach dem Ausbruche eut-halteu die Bl�schen, an welchen hie und da auch eine Delle be�merkbar wird, eine klebrige, lymphatische Fl�ssigkeit, die sich wegen des f�cherigen Baues der Pocken durch einen Stich nicht vollkommen entleeren l�sst; man nennt solche Pocken reif; ihr klarer Inhalt ist f�r die Verwendung zu einer Impfung am geeignetsten.
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rtchal'pockon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 401
Bald tr�bt sich die Lymphe; in Folge der Vermehrung der zelligen Elemente; os bildet sich Kiter; die Pocke wird zu einer flachen oder zugespitzten Pustel; der sie umgebende Hof wird breiter und verschmilzt oft mit jenem der angrenzenden Pocken. Das Fieber nimmt um diese; Zeit gew�hnlich an Intensit�t zu, oder es stellt sich, wenn es verschwunden war, von neuem ein; die (ie-schwulst der Augenlider, des Maules und der Nasenfl�gel wird be�deutender, der AusHuss aus der Nase und dem Maule dauert fort. Dieses Stadium der Eiterung dauert f�r jede Pocke ungef�hr 3 Tage und im Ganzen, da der Ausbruch nicht �berall gleichzeitig erfolgt ist, 5�6 Tage, nach deren Ablauf das letzte Stadium, jenes der Abtrocknung beginnt, w�hrend dessen der eiterige Inhalt der Pocken vertrocknet, wobei sich zuerst in ihrer Mitte eine gelbliche, dann schwarzbraun werdende Kruste bildet, die sich allm�lig �ber die ganze Fl�che der Pocke ausbreitet, anfangs festsitzt, sich nach 5�6 Tagen losl�st und einen kahlen r�thlichen Fleck, die Pocken�narbe, zur�ekl�sst.
Sobald die Pocken zu vertrocknen beginnen, lassen das Fieber und die katarrhalischen Erscheinungen nach, die Fresslust und das Wiederkauen kehren wieder und die Thiere erholen sich um so rascher, je leichter das Fieber und je geringer die Eruption war.
Die ganze Dauer der Krankheit erstreckt sich bei einem Thiere auf ungef�hr drei Wochen und dar�ber.
Die Dauer der Seuche kann sich in einer gr�sseren Heerde �ber Monate hinaus erstrecken ; da die anfangs vereinzelt vorkom�menden Erkrankungen gew�hnlich �bersehen werden und die In�fection der �brig-en Thiere nicht mit einem Schlage, sondern all�m�lig und nach Massgabe der Verh�ltnisse; (Stallhaltung- oder Weidegang-) langsamer oder schneller erfolgt.
sect;. 57. Anomalion des Verlaufes. Von dem geschilderten regolm�ssig-en Verlaufe der Pocken kommen mehrfache Abweichuns-en vor, welche sich entweder durch eine besondere Heftigkeit des �rt�lichen und Fieberprocesses oder durch die unvollkommene Aus�bildung, zu der die Pocken gelangen, oder durch die sparsame Zahl derselben charakterisiren.
Bei sehr reichlicher Pockenentwicklung stellt sich schon im Beginne der Krankheit eine rothlaufartig-e R�the und Anschwel�lung der Haut ein; die Kn�tchen stehen dicht gedr�ngt, die aus
ihnen sich bildenden Bl�schen und Pusteln tiiessen in einander __
zusammenfliessende Pocken; die Papillen des Ceriums ver�eitern, im Unterhautbindegewebe bilden sich Abscesse, die bisweilen
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Sclial'pocltcn.
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in die Tiefe greifen und durch welche ganze Hautst�cke, die Ohren, Lippen, Aug-en, selbst Gelenke zerst�rt werden. Das Fieber ist in soleben F�llen sehr heftig', dauert auch nach der Entwicklung- der Bl�sehen fort und nimmt w�hrend des Eiterungsstadiums noch an Intensit�t zu. Die Erscheinungen des Katarrhes der Luftwege, der Maulschleimhaut und der Sehlingwerkzeuge sind sehr ausgesprochen; ans der Nase fliesst dicker, z�her Schleim, der ihre Oeffnungen h�utig- verstopft und das Athmen erschwert, aus dem Maule z�her Geifer; Pockenerruptionen auf der Sehleimhaut des Rachens, der Luftr�hre und der Bronchien kommen bei dieser Form nicht selten vor; bisweilen schwellen die Lymphdr�sen verschiedene K�rper�stellen an, welche sp�ter abseediren und langwierige, die Kr�fte der Thiere ersch�pfende Eiterungsprocesse zur Folge haben. Mit dei-Vertrocknung des Eiters zu dicken, br�unlichen Krusten beginnt die Gesehwulst der Haut nachzulassen; nach ihrem allin�ligen Losstosseu bilden sieh oft langwierige Geschw�re, die nach ihrer Heilung un-reg-elmassige Narben zur�cklassen.
Meistens gehen die Thiere entweder w�hrend des acuten Krankheitsverlaufes unter den Erscheinungen der Py�mie oder Septic�mie, oder in Folge langwieriger consecutiver Eiterungen an Ersch�pfung zu Grunde.
Noch schwerer und meist t�dtlieh sind die sogenannten b�s�artigen, h�morrhagischen, Brand- oder Aaspocken, wobei sich die braunrothen oder schw�rzlichen , sehr dicht gedr�ngt stehenden und zusaminentliessenden Pocken mit blutigem Eiter oder vielmehr Jauche f�llen, w�hrend in ihrer Umgebung die Haut stellen�weise von Petechien durchzogen ist. Die Allgemeinerscheinungen sind hier noch heftiger entwickelt als bei den zusammenfliessenden Pocken, die jauchigen Zerst�rungen noch seheusslicher; die Thiere verbreiten einen abscheulichen Gestank und gehen in der Kegel bald ein. Nicht selten kommt es auch hier auf der Schleimhaut der Nasen-, Maul- und Rachenh�hle, auf der Bindehaut der Augen zur Entwicklung von Pocken, welche das Athmen und Schlingen selir erschweren und den Eintritt des Todes beschleunigen. Die wenigen Thiere, welche durchseuchen, bleiben gr�sstentheils wollelos und siechen an chronischen Krankheiten dahin. Fast immer erfolgt der Tod, sobald Luftentwicklung in den Pocken stattfindet, emphyse-matische Poeke.
Nicht selten koimnen neben und zwischen vollkommen aus�gebildeten Pusteln an einem und demselben Thiere l�ngliche, roth-liche, nur wenig Fl�ssigkeit enthaltende Pocken vor, die sich am
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Schai'pockon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4-6.H
zahlreichsten in der Bauch- und Schamgegenci vorfinden; sie sind unter dem Namen der plattgedr�ckten Pocken bekannt; ihr Verlauf ist gew�hnlich langsamer als jener der normalen. Sie werden vorzugsweise bei schw�chlichen Thieren und beim Herrschen feuchter, k�hler Witterung beobachtet.
Die sogenannten Steinpocken, warzigen Pocken, bilden harte, feste Kn�tchen, welche entweder nur wenig ger�thet sind oder eine braun- oder ziegelrothe Farbe zeigen ; sie sitzen auf einem nicht oder wenig intiltrirten llautgrunde und sind von einem Hofe nicht umgeben. Ohne dass es zur Eiterung k�me, bl�ttert sich die Epi�dermis nach und nach ab, wodurch die Pocke kleiner wird und endlich verschwindet. Diese Form ist ebenso contagi�s wie die fr�her angef�hrten.
In manchen F�llen kommen nur sehr wenige Pocken, drei his acht oder zehn an dem Gesichte, der inneren Fl�che der 1 Unter�schenkel oder am Bauche vor, wobei das Fieber entweder voll�kommen fehlt oder nur einen sehr massigen Grad erreicht; sie heissen vereinzelte Pocken.
sect;. 58. Prognose. Der Verlauf und die Ausg�nge der Krankheit sind von dem fr�heren (lesuiulheitszustande der Thiere, von der Form und Ausbreitung der �rtlichen St�rungen, von den sie begleitenden allgemeinen Erscheinungen und von den �usseren Verh�ltnissen, welche auf die Kranken einwirken, abh�ngig; nach diesen Umst�nden richtet sich auch die Prognose!. Im AUgemeinen sind die Pocken eine gef�hrliche Krankheit und es ist selbst in g�nstigen Fidlen ein Verlust von 10�20 Procent der Erkrankten zu besorgen; ganz abgesehen davon, dass viele Mutterthiere ver�lammen, und Durchgeseuchte f�r die Folge Kr�ukler bleiben.
Ein g�nstigerer Verlauf ist bei fr�her gesunden, gatgen�hrten, inl�ndischen oder bereits aeclimatisirten Ileerden, wenn die Pocken nur in massiger Zahl oder vereinzelt vorkommen, das Allgemein�leiden nur massig ist, bei dem Herrschen heiterer, trockener, massig warmer Witterung, bei entsprechender di�tetischer Pflege und wenn f�r einen luftigen, reinen und ger�umigen Aufenthalt Sorge getragen wird, zu erwarten. Bei alten, schw�chlichen, von fr�herher kranken Thieren, bei anhaltend kalter oder lieblicher, so wie bei feucht�warmer oder schw�ler Witterung, oder sehr intensiver K�lte, bei schlechter Nahrung und Pflege, bei dein Ausbruche dicht stehender, zusammenfliessender oder brandiger Pocken ist der Verlauf und Ausgang der Krankheit ein ung�nstiger, und es gehen dann nicht selten 30, selbst bis 70 Proceut einer Ileerde zu Grunde. Enges
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Schafpnckon.
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Zusammendi'�ngen pockeuki'auker Thiere verschlimmert den Cha�rakter der Seuche. Junge, insbesondere Sangl�mmer, unterliegen meistens der Krankheit, m�nnliche Thiere werden gew�hnlich st�rker befallen; tr�chtige Mutterschafe verwerfen h�utig-, bisweilen sind die, w�hrend der Krankheit der Mutter geworfenen oder verworfeneu L�mmer gleichfalls von Pocken befallen. In manchen F�llen er�wiesen sieh die Nachkommen durchseuchter Mutterschafe in der Folge f�r die Aufnahme des Pockencontagiums unempf�nglich.
Aussei' dem Verluste, welchen die Seuche durch Todesf�lle in einer Heerde veranlasst, ist bei der Sch�tzung ihres �konomischen Nachtheiles noch der Verlust, welcher durch das Verkommen der Nachzucht und den Abgang an Wollertrag erw�chst, in Anscblao- zu bringen.
Der Tod tritt entweder durch septische Blutzersetzung, Py�mie, allgemeine An�mie, oder in Folge der verschiedenen Complicationen, als: Entz�ndungen, und brandige Zerst�rungen auf der Schleimhaut der Nasen-, Maul- und Rachenh�hle, Lungenentz�ndung und Oedem, Hyper�mien und Follicularentz�ndungen im D�nn- und Dickdarme, Gelenks- und Beinhautentz�ndung und Vereiterung derselben, Meta�stasen im Gehirn, subcutane Abscesse, ausgebreitete Vereiterung des Bindegewebes, Entz�ndung und Vereiterung der Lymphdr�sen u. s. f., ein und es sind demnach auch die Ergebnisse der an umgestandenen Thieren vorgenommenen Sectionen verschieden.
sect;. r)9. Therapie. Die einmal erfolgte Ansteckung kann nicht getilgt werden; die Mittel, welche die Krankheit nach geschehener Infection vor dem Ausbruche des Hautausschlages gleichsam ab�schneiden sollten, haben sieh als v�llig unwirksam erwiesen.
Die Aufgabe der Therapie kann bei den Pocken nur die Durchf�hrung eines symptomatischen Verfahrens sein und muss auf die Entfemthaltuug sch�dlicher Einwirkungen, auf ein geh�riges di�tetisches Verhalten, bei besonders werthvolleu Thieren auf die Beschr�nkung gefahrdrohender Zuf�lle und auf Ber�cksichtigung der Complicationen gelichtet sein. Man sorge demnach f�r einen mehr k�hlen als wannen Aufenthalt, f�r ausgiebige Ventilation ohne Zugluft zu veranlassen, f�r gute, reine Streu, vermeide jede Er�hitzung und Abk�hlung der Thiere, besonders durch N�sse und Regen und ein zu dichtes Aneinanderstehen der Kranken. Gut-sren�hrten kr�ftioen Thieren reicht mau ein mehr karges und wasser-h�ltiges Futter (Gr�nfutter, R�ben, zerschnittene Kartoffel), Schw�ch�lingen oder von f'r�herher Kranken eine kr�ftige! Nahrung. Gutartig' bl�tternden St�cken setzt man Lecken aus Kochsalz und Salpeter
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mit Hafermehl geinengt und mit etwas Schwefels�ure anges�uertes Trinkwasser vor; Thieren, welche wegen bedeutender Anschwellung der Lippen oder der Schlingwerkzeuge an der Futteraufnahme ge�hindert sind, gibt man Hafer oder (xerstenschrott mit heissem Wasser abgebr�ht im lauen Zustande oder Mehltr�nke; bei hart�n�ckiger Verstopfung k�nnen Seifenklystiere gesetzt werden. Bei den b�sartigen Formen der Pocken k�nnten erregende Arzneimittel, jedoch nur bei werthvollon oder solchen Thieren versuchsweise zur Verwendung kommen, wo noch mit einiger Wahrscheinlichkeit der Eintritt von Besserung erwartet werden darf, w�hrend jene Thiere, bei welchen sich schon ersch�pfende Entleerungen, zahlreiche Ge�schw�re u. s. f. eingestellt haben, lieber vertilgt und sammt der Haut an einem entlegenen Orte eingescharrt werden sollten. Ueber-dies w�ren etwa vorhandene Abscesse zu spalten, (beschw�re durch �fteres Waschen (mit einer Carbol- oder Salicyls�ure h�ltigen Fl�s�sigkeit) zu reinigen, Nase und Maul mit reinem, mit Salz oder durch Essig anges�uertem Wasser zu waschen u. s. w.
sect;. 60. Prophylaxis und Veterin�r-Polizei. Eine bei weitem gr�ssere Wichtigkeit als die Therapie erlangen die prophy�laktischen und Veterin�r - polizeilichen, gegen die Ein�schleppung und weitere Verbreitung der Schafpockenseuche gerich�teten Massregeln.
Herrschen die Schafpocken zun�chst der Grenze eines anstossen-den Auslandsstaates, oder sind dieselben in einem Verwaltongsgebiete des Inlandes sehr verbreitet, so empfiehlt sich ein Verbot der Ein�fuhr von Schafen, Schaffellen und nicht verpackter ungewaschener Wolle aus der betreffenden Gegend f�r die Dauer der Gefahr.
Zur Abhaltung der Ansteckung sollten in Schafh�fen, be�sonders in solchen, in denen veredelte Zucht betrieben wird, zu jeder Zeit, selbst wenn von dem Herrschen der Fockenseuche nichts verlautet, gewisse Vorsicbtsmassregeln beobachtet werden.
Solche Heerden w�ren von allen fremden Schafen, besonders dem Stechviehe und von Triebheerden entfernt zu halten; ihre Weidepl�tze sollten von diesen nie betreten werden und ihre Hunde sollte mau nicht mit jenen fremder Heerden sich belaufen lassen. Neu angekaufte Thiere w�ren durch zwei Wochen in Contumaz zu halten, bevor sie der Heerde zugesellt werden. Fremden, insbesondere Fleischern, Wollaufk�ufern u. dgl. w�re der Eintritt in die Schaf�st�lle, das Anf�hlen der Schafe, das Scheiteln ihrer Wolle nicht zu gestatten, wenn man nicht versichert ist, dass sie fr�her mit einer verd�chtigen Heerde nicht verkehrt haben. Diese Vorsichtsmassregeln
E�ll, Path. u. Ther. d. Hausth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;30
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w�ren nat�rlich zu versch�rfen, wenn die Seuche bereits in der X�lie zum Ausbrach gekommen ist.
Herrscht die Seuche in der Nachbarschaft einer Schafheerde,
so liegt es, wenn sich selbst in dieser eine Spur der Krankheit noch niclit zeigt, im Interesse des Besitzers, die Kr�nkler wenn m�glich auszumustern, da die Pocken bei diesen gew�hnlich einen b�sartigen Verlauf nehmen, die Mehrzahl solcher Thiere ihnen unterliegt und Fleisch, Wolle, Haut u. s. f., die dermalen noch benutzbar sind, dann verloren gehen. Eine �ftere Revision der einzelneu Schafe ist um diese Zeit dringend nothwendig, um sogleich zur Kenntniss etwaiger Erkrankungsf�lle zu gelangen. Der Verkehr mit fremden Schafheerden, Sch�fern, Fleischern u. dgl. ist sorgf�ltig zu ver�meiden, neu angekaufte St�cke sollten durch zwei Wochen wenig�stens abgesondert gehalten werden, bevor sie zu der alten Heerde gebracht werden.
Ist die Krankheit in einer Heerde selbst bereits ausge�brochen, so wird, selbst wenn erst wenige Thiere befallen sind, f�r die ganze Heerde die Stall- nach Erforderniss die Weide�sperre angeordnet, und f�r deren Dauer das Fortbringen von Schafen verboten. Eine Ausnahme k�nnte h�chstens in Betreff von zur sogleichen Schlachtung in benachbarten Orten bestimmten ganz gesunden Schafen gemacht werden, falls der Transport dahin ohne Gefahr der Contagiumsverschleppung m�glich ist, und �ber�wacht wird.
Um in der verseuchten Heerde eine weitere Verbreitung, wenn noch m�glich, hintanzuhalten, ist die Absonderung der Kranken von den Gesunden nothwendig. Zu diesem Zwecke l�sst man die Thiere aus dem Stalle einzeln heraus, um alle jene, bei welchen sich bereits Pocken oder auch nur ein Nasenausfluss, geschwollene Aueenlider, ein matter oder lahmer Gano- zeigen, von den noch gesund scheinenden in der Art zu trennen, dass man die letzteren in andere, entfernte St�lle, oder im Freien zwischen Hurten, des Nachts aber wenigstens unter einen gedeckten Schuppen bringt. Die Kranken k�nnen, wenn ein anderer geeigneter Unterkunftsort nicht zu Gebote stellt, in dem Stalle, wo sie bisher waren, belassen werden; zu empfehlen ist es, dass bei dieser Untersuchung alle Kr�nkler und Schw�chlinge, wenn sie auch noch gesund scheinen, von der �brigen Heerde abgesondert werden, da sich bei ihnen ge�w�hnlich die b�sartigeren Formen der Pocken entwickeln. Wo es der Raum gestattet, k�nnen auch jene St�cke, welche der Krankheit blos verd�chtig erscheinen, von den Gesunden sowohl als von den
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Kranken getrennt und in einem sogenannten Contumazstalle unter�gebracht werden, aus welchem sie jedoch sogleich zu entfernen und zu den kranken Thieren zu bringen sind, sobald zweifellose Zeichen der Krankheit bemerkbar werden.
Diese Durchsicht der gesunden und verd�chtigen Thiere muss �fter u. z. mit der Vorsieht wiederholt werden. dass sie nur von Leuten vorgenommen wird, welche mit blatternkranken Schafen uielits zu thun gehabt haben, um jeder Besorgniss einer Verschleppung des Contagiums zu begegnen. Bei Bewachung der Seuchen- und verd�chtigen St�lle sind eben so' strenge Massregeln wie bei der Rinderpest zu beobachten; alle jene Individuen, welche mit Kranken sich abgegeben haben, m�ssen von dem Verkehr mit dem gesunden Theile der Heerde sowohl, als mit Menschen, welche mit diesen zu thun haben, ferne gehalten werden; auf Fremde, sowie auf Hunde, Hausgefl�gel u. s. f. ist sorgf�ltig- Acht zu geben. St�cke, bei denen b�sartige Pocken erscheinen, sollen von den �brigen Kranken entfernt werden, am gerathensten ist es, sie sogleich zu erschlagen und sammt der ohnehin v�llig werthlosen Haut auf einem abgelegenen Platze zu verscharren.
Nur dann, wenn schon bei der Constatirung der Seuche der gr�sste Theil der Heerde sieh als erkrankt ergibt, k�nnte die Separirung- der kranken von den g-esunden Thieren unterbleiben, und die nat�rliche Durchseuchung der Heerde gestattet werden.
Die If�utp der gefallenen St�cke sind sammt den Cadavern an abgelegenen Orten tief zu verschanzen, oder sonst zu vernichten. Die WoII(i pockenkrank gewesener Schafe muss wenigstens durch 4 Wochen gel�ftet werden, ehevor sie in den Handel gesetzt wird. Der Genuss oder Verkauf des Fleisches pockenkranker Schafe ist nicht g-estattet. Der Mist aus dem Krankenstalle ist auf einen abgelegenen Ort zu f�hren und mit Erde zu bedecken und darferst nach vollendeter F�ulniss auf die Felder gebracht werden. Das oberhalb des Peststalles aufbewahrte Heu und Streustroh muss, bevor es an andere Hausthiergattungen verf�ttert wird, wohl durchl�ftet werden. Der Krankenstall ist, bevor er zur Unterbringung noch nicht durch-geseuchten Schafviehes ben�tzt wird, auf das Sorgf�ltigste zu des-inficiren; die Erde des Fussbodens ist auszuheben, mit dem D�nger, welcher sobald als m�glich untergeackert werden soll, auszufahren und durch frische zu ersetzen, die W�nde sind abzukratzen oder so wie die in Verwendung gekommenen Ger�the mit heisser Lauge abzu�waschen, an der Luft gut zu trocknen und mit Kalk zu �bert�nchen,
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Die Pockenkrankheit sollte erst als erloschen erkl�rt werden, wenn keine pockenkranken Thiere mehr vorhanden sind, wenn w�h�rend sechs Wochen nach dem letzten Geuesungs- oder Todesfalle eine Pockenerkrankung in der Heerde nicht mehr vorgekommen und die vorschriftm�ssige Desinfection der Stallungen, Standorte und Ger�the durchgef�hrt ist.
sect;. 61. Impfung der Schafpocke. Um den Verlauf der Pockenseuche in einer Schafherde, in welcher sie bereits zum �us-bruche gekommen ist, abzuk�rzen, wird h�utig- und namentlich in jenen F�llen, wo die Separation entweder nicht gut durchf�hrbar ist, oder wo sie, wegen der bis dahin stattgefundenen vielfachen Ber�hrungen zwischen kranken und gesunden Tbiereu keinen be�sonderen Erfolg- mehr verspricht, die Nothimpfung der Schafpocken durchgef�hrt. Aussei- dem raschen Ablauf der Seuche wird �ber�dies der Vortheil erreicht, dass die, durch die Impfung- hervor�gerufene Krankheit viel gelinder, meist bios local verl�uft. Unbe�dingt wird jedoch von der Vornahme der Nothimpfung- vorl�utig dort Umgang zu nehmen und vorerst der Erfolg der Separation abzu�warten sein, wo die Pockenkrankheit nachweislich erst bei einem oder bei wenigen St�cken einer Heerde zum Ausbruch gekommen ist und eine Verschleppung des Contagiums auf andere Thiere noch nicht stattgefunden hat; hier k�nnte dann sogar, �hnlich wie bei der Rinderpest, durch die T�dtung dieser wenigen kranken Thiere und die Zerst�rung- alier Tr�ger des Contagiums ein rasches (Joii-piren der Seuche versucht werden.
Die Impfung der Schafpocken wurde fr�her und wird hie und da noch jetzt auch zu anderen Zwecken durchgef�hrt; man unter�schied darnach nebst der Nothimpfung- noch die Schutz- und V orb auun g s i m p f u n g-.
Die Schutzimpfung, welche man behufs der Herbeif�hrung eines Schutzes vor einer m�glicherweise sp�ter erfolgenden nat�r�lichen Infection in ganz gesunden Schafheerden, n. z. gew�hnlich allj�hrlich bei der Nachzucht durchf�hrte, war fr�her, insbesondere in Gegenden, wo tue Schafpocken li�utig- vorkommen, sehr ge�br�uchlich. Man ist aber auch dort von der Durchf�hrung- der Schutzimpfung mehr und mehr zur�ckgekommen; daman sich �ber�zeugt hat, dass die geimpfte locale Schafpocke ein fl�chtiges Oon-tag-ium eben so gut entwickelt, wie die nat�rliche Pocke, und dass namentlich nach den, zur Gewinnung- einer g-r�sseren Menge Impf�stoffes meist nothwendigen Vorimpfungen Ansteckungen und allge�meine Pockenausbr�che in der zu pr�servirenden Heerde selbst
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stattfanden, dass man also anstatt vor einer k�nftigen Ansteckungs�gefahr zu sichern, leicht die wirkliche Krankheit in die Heerde bringe. Schafh�fe, in welchen die Schutzimpfung' allj�hrlich durch�gef�hrt wird, bilden eine recht eigentliche Quelle f�r die Production des Pockencontagimns und f�r seine Verbreitung' auf benachbarte Heerden. Ihre Vornahme w�re daher nur nach erfolgter Anzeige an die Beh�rde zu gestatten und die betreffende Heerde w�re bis zum Ablauf der geimpften Pocke jedenfalls wie eine verseuchte unter Sperre zu halten.
Wird die Impfung' zu einer Zeit vorgenommen, wenn die Pocken in der Umgebung' einer gesunden Schafhccrde herrschen, welche vor der naturlichen Krankheit pr�servirt werden soll, und wenn nicht zu erwarten ist, dass die Krankheit durch genaue Sepa-rationsmassrogeln werde abgehalten werden k�nnen, so heisst sie die Vorbauungs- (Pr�cautions-) Impfung'.
Wegen des milderen Verlaufes der geimpften Krankheit er�wartet man sich von ihr geringere Verluste. Wenn sie zur Aus�f�hrung kommen soll, w�re vorerst Anzeige zu erstatten und die Sperre wie bei nat�rlich poekenden Schafen einzuleiten.
Das Impfverfahren ist hei allen Arten der Impfung dasselbe.
Als Impfstoff bedient man sich der klaren, hellen Lymphe einer reifen Pocke; die Impfung mit Pockeneiter und Schorfen ist g�nzlich zu vermeiden. Zur Abnahme der Lymphe ben�tzt man entweder Impfpocken, die man sich durch eine Vorimpfling er�zogen hat, im Stadium der Reife, welche meist um den 10. bis 12. Tag nach der vorgenommenen Impfung sich einstellt, oder man bedient sich gleich unmittelbar der Lymphe der nat�rlichen Blattern, und w�hlt zu deren Abnahme solche Schafe, welche vorher gesund waren, nur einen geringen Grad des Allgemeinleidens und wenige, aber gut entwickelte Pocken von regelmassigem Verlaufe zeigen. Dort, wo es sich um die Gewinnung von Impfstoff f�r eine gr�ssere Anzahl von Schafen handelt, wird meistens die Vornahme der so�genannten Vorimpfung nothwendig werden, wozu man nach der Grosse der Heerde 10�12 vollkoinmen gesunde, kr�ftige St�cke ausw�hlt, sie impft, und erst den von diesen gewonnenen Impfstoff auf die �brigen Thiero �bertr�gt.
Man war fr�her der Meinung, dass die Wirkung der Pocken�lymphe, durch die Durchf�hrung durch mehrere Generationen ge�mildert, mitigirt werden k�nne, und nannte einen solchen durch eine gewisse Anzahl gesunder Schafe durchgef�hrten Impfstoff einen
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c.ultivirten; man schrieb ihm Hie Eigenschaft zn7 riass sich nach der Impfung- mit demselben blos eine locale Pocke an der Impfstelle entwickle. Die an der, am Wiener Thicrarznci - Institute durch 27 Jahre bestandenen, im Jahre ISfil aufgehobenen Schafpocken-ImptVmstalt gemachten Erfahrungen haben aber gelehrt, dass auch nach der Impfung mit einem solchen cultivirten Impfstoffe, wenn erleich in der Regel blos eine locale Pocke, doch nicht selten eine allgemeine �latterneruption erfolge und dass im Gregentheile auch die von bl�tternden Schafen unmittelbar genommene und zweck-m�ssig weiter geimpfte Lymphe meist nur eine �rtliche Pocke an der Impfstelle bedinge. Die Cultivirung kann daher nicht den Zweck einer Milderung des Pockencontagioms, sondern h�chstens jenen der Forterhaltung eines geeigneten, in seiner Qualit�t be�kannten Impfstoffes haben. Scliafpockcn-lmpfanstalten sollten aus allgemeinen vetorin�r-polizeilichen R�cksichten in Sch�fereien gar nicht geduldet werden.
Die geeignetsten Stellen zur Vornahme der Impfung sind rlie untere wollelose Fl�che des Schweifes, 5�8 Cm. vom After entfernt, die innere Fl�che des Ohres in der N�he der Ohrspitze; weniger entsprechend ist die innere Fl�che der Hinterschenkel, wegen der N�he der Leistendr�sen, wegen der beim Gehen ent�stehenden Reibung und der dadurch veranlassten Zerst�rung der Pocke und der M�glichkeit einer hiedurch bedingten weiteren Im�pfung. Man w�hlt die letztere Stelle nur dann, wenn wegen eines kurzen Schweifes oder verst�mmelter Ohren die. Impfung hier nicht m�glich ist; ganz ungeeignet hiezu sind die innere Fl�che der Vorder�schenkel, die Aussenfl�che der Hinterschenkel und die untere Bauch�gegend.
Die Impfung selbst wird auf die AVeise vollzogen, dass man die Haut an der Impfstelle mit den Fingern der einen Hand spannt, w�hrend man mit jenen der andern die mit Impfstoff im-pr�gnirte Impfnadel, u. z. mit der Furche nach aufw�rts unter die Epidermis ein- und etwa 4 mm. oder so weit als das lancettf�rmige Fnde der Nadel reicht, fortf�hrt, sie hierauf umdreht und unter leichtem Andr�cken wieder zur�ckzieht. Zerreisst die Epidermis unter der Nadel, so ist es zweckm�ssig, den Impfstich zu widerholen.
Impft man eine ganze Schafheerde, so l�sst man zur Be�schleunigung des Cxesch�ftes das Schaf mit der Pocke neben sich zur rechten Hand legen und festhalten, um die Nadel bequem mit Impfstoff f�llen zu k�nnen. Bei der Schweifimpfung l�sst man die Impflinge durch einen Gehilfen mit dem R�cken auf die zur Impfung
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bestimmte Bank derart logen niul festhalten, dass der Hintertlieil gegen den linpfer und die kahle untere Fl�che des Schweifes nach oben gerichtet ist; bei der Impfung am Ohre worden die Impflinge zur linken Seite des Operateurs stehend oder auf dein llintertheile sitzend und den Vordortheil in die H�he gerichtet festgehalten. Bei der Impfung hat man Sorge zu tragen, dass der Impfling dem Schafe, von welchem der Impfstoff abgenommen wird, niclit zu nahe komme, um die Ansteckung auf nat�rlichem Woge zu vermeiden. Sobald ein St�ck geimpft ist, wird es sogleich aus dem Stalle an einen reinen, freien Ort oder in einen Schuppen gelassen, um der Einwirkung des fl�chtigen Contagiums nicht weiter ausgesetzt zu sein. Die Impflinge werden von dem noch nicht geimpften Theile der ITeerde abgesondert, bei gutein Wetter auf besonderen, reinen Triften, sonst in gesonderten St�llen oder Schuppen gehalten. Aussei' guter Nahrung und Salzlecke bed�rfen sie keines andern Mittels. Am f�nften oder sechsten Tage nach der Impfung untersucht man die Impfstellen; alle jene St�cke, bei denen sich eine Haftung nicht zeigt, werden von denen, bei welchen sie stattfand, entfernt, um jene neuerdings zu impfen.
sect;. (52. Der Verlauf der geimpften Pocke ist folgender. Am dritten bis vierten Tage nach der Impfung, bei kalter Witterung auch etwas sp�ter, wird an der Impfstolle ein rother Fleck sichtbar, welcher sich in den folgenden Tagen zu einem dunkelrotbon, harten Knoten erhebt, von welchem sich die Oberhaut in Folge der An�sammlung von Fl�ssigkeit unter ihr abhebt, wodurch eine verschie�den grosso, zellige, meist mit einer Delle versehene Blase gebildet wird. Oogen den neunten bis eilfton Tag erreicht die Impfpocke ihre bedeutendste Grosse, am Schweife von oO mm. und dar�ber im Durchmesser; sie ist um diese Zeit bl�ulichweiss oder gelblich gef�rbt und ergiesst bei jedem, in sie gemachten Einstiche eine klare, entweder farblose oder blassrotblich gef�rbte, z�he Fl�ssigkeit. In diesem Zustande erh�lt sie sich bei k�hlerer Temperatur durch 1�2 Tage, zur Sommerszeit oft nur einige Stunden, worauf der Inhalt rasch eiterig wird und zu einem dunkelbraunen oder schwarzen Schorfe vertrocknet, der sich gew�hnlich zwischen dem zwanzigsten und f�nfundzwanzigsten Tage nach der Impfling von den R�ndern aus losl�st und schliesslich eine derbe, meist strahlige Narbe zur�ck-l�sst. Das Allgemeinleiden, welches dem Ausbruche einer looalen Impfpocke vorausgeht und denselben begleitet, ist meist ein sehr geringes; wie erw�hnt, entsteht meistens nur an der Impfstelle eine Pocke; bisweilen bleibt sie jedoch unmittelbar an der Impfstelle
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Schuf-, Ziegen-, und Sohweuiepoc1ceamp;.
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aus und es entwickeln sich um dieselbe mehrere, dann gew�hnlich kleiner bleibende und den nat�rlichen an Grosse �hnliche Pocken; in andern F�llen endlich stellt sich, ohne dass eine Jinpi'pocke sich entwickelt, oder nachdem eine solche sich eingestellt hat, ein allge�meiner Ausbrach von Blattern ein.
Die Annahme, dasraquo; dem eultivirtcu Impfstoffe die F�higkeit, durch die Ausd�nstung anzustecken, mangle, ist durch die Erfahrung hinl�nglich widerlegt, welche an der hier bestandenen Anstalt nach�gewiesen hat, dass ungoimpt'te Schafe, welche mit solchen, die mit�telst eultivirter Oviue erfolgreich geimpft worden waren, in einem und demselben Stalle, wenn auch in gr�ssercr Entfernung und durch H�rden getrennt, sich befanden, von den nat�rlichen allgemeinen Blattern und selbst deren b�sartigen Formen befallen werden.
Als Clew�hrs zeit f�r die Schafpocken ist in Oesterreich und Preussen gesetzlich ein Termin von 8, in Frankreich, im Gross-herzogthum Hessen von 9, im K�nigreiche Sachsen von 10, in Belgien von 14 Tagen bestimmt.
Die Poekon der Ziegen, Variolae caprinae.
sect;. 63. Sie kommen nur ausserordentlich selten u. z. an den Eutern vor, haben die gr�sste Aehnlichkeit mit den Kuhpocken, sind aber kleiner als diese; es wird eine selbst�ndige Entwicklung der�selben ohne vorausgegangene Ansteckung angenommen. Bez�glich ihrer Prognose und Behandlung gilt das bei den Kuhpocken Bemerkte. Dass die Schafpocken auf Ziegen �bergehen k�nnen, und dann als fieberhaftes Exanthem auf der Haut des ganzen K�rpers auftreten, wurde schon fr�her angegeben.
Die Pocken der Schweine, Variolae suillae.
sect;. 64. Sie weiden �fter als die Ziegcnpockeu beobachtet und entwickeln sich an verschiedenen Hautstellen, vorzugsweise am Kopfe, Halse, der Brust und dem Bauche, dann an der inneren Fl�che der Schenkel. Obwohl eine selbst�ndige Entwicklung ohne vorausgegangene Ansteckung angenommen wird, so scheint doch meistens eine contagi�se Infection der Entstehung der Krankheit zu Grunde zu liegen. Nachgewiesen ist, dass die Pocken der Schweine f�r Menschen ansteckend und auf Ziegen �bertragbar sind, so wie auch die Menschenpocken auf Schweine �bergehen. Die Krankheit
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bef�llt am gew�hnlichsten junge Thiere und tilgt die Empf�nglich�keit f�r eine sp�tere Ansteckung.
Erscheinungen und Verlauf. Nachdem meistens heftiges Fieber durch einige Tage angedauert hat, erscheinen an den oben erw�hnten Stellen rothe Flecke, welche sich zu Kn�tchen erheben, die gegen den sechston Tag der Krankheit eine lymphatische Fl�ssigkeit enthalten; gegen den neunten bis zeliuten Tag wird ihr Inhalt eiterig und vortrocknet sp�ter zu Krusten, welche nach meh�reren Tagen mit Hinterlassung einer Narbe abfallen. Bei den Pocken der Schweine kommen dieselben Verschiedenheiten des Verlaufes und der Ausg�nge vor, welche bei den Schafpocken angef�hrt wur�den, so dass man auch hier gut- und b�sartige, zusanimcntliessende u. s. w. Pocken unterscheiden kann, woruach sich auch die Pro�gnose in jedem einzelnen Falle richtet.
Behandlung. (Sorge f�r einen reinlichen, trockenen Stall, frische Luft, leicht verdauliches Futter. Im Anfange verschafft bis�weilen ein Brechmittel Erleichterung, in dem weiteren Verlaufe ist s�uerliches oder salziges Getr�nk (saure Milch, Wasser mit Sauer�teig, Salpeter oder Mittelsalzon), bei den b�sartigen Formen der Krankheit die Verabreichunjr erreffender Mittel anzurathen. Die Vor-bauuug besteht in der Trennung der Kranken von den Gesunden und Verh�tung jeder M�glichkeit der Verschleppung des Ansteckungs-stoffcs. Die hie und da anempfohlene Nothimpfung ist selten mit Vortheil auszuf�hren.
Die Pocken der Hundo, Variolae caninao.
sect;. 65. Eine seltene, vorzugsweise junge, jedoch auch alte Hunde nur einmal im Leben befallende Krankheit, welche, wie an�genommen wird, spontan oder durch Ansteckung von Menschen- und Schafpocken entstehen und ein nur wenig fl�chtiges Contagium ent�wickeln soll. Meiner Ansicht nach m�gen die meisten der, als Pocken diagnosticirten F�lle anderen Formen der pustul�sen Haut�ausschl�ge (namentlich den durch Acarus folliculorum veranlassten) angeh�rt haben
Erscheinungen, �ie Krankheit soll mit Fiebererscheinungen beginnen, welche durch 2�3 Tage andauern, worauf an den meisten K�rperstellen, am seltensten am R�cken und an den Seitentheilen des Rumpfes flohstich�hnliche Flecke auftreten, welche sich zu Kn�tchen und Bl�schen erheben, dann sich mit eiterigem Inhalte f�llen und zu einer Kruste vertrocknen sollen, nach deren Abfallen
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HuiuiepocIiPii.
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haarlose Narben zur�ckbleiben. Audi hier unterscheidet man die bei den Schaf- und Schweinepocken angef�hrten Variet�ten. Noch s�ugende Hunde sollen gew�hnlich eingehen, und sollen dann auch Pocken auf den Schleimh�uten der Luftwege und des Nahrungs-scblauches angetroffen worden.
Die Behandlung- besteht in einem entsprechenden di�tetischen Verhalten ; ein massig' warmer, trockener Stall, Erhaltang der Rein�lichkeit, f'riselio Luft, leichte Nahrung- sind Erfordex'niss. Im Anfange der Krankheit soll ein Brechmittel gute Dienste leisten; im weiteren Verlaufe derselben sei die Therapie blos eine symptomatische.
Da das Contag-iiun der Huudepocken nur wenig- fl�chtig- ist, so gen�ge es, die unmittelbare Ber�hrung bl�tternder Hunde mit gesunden zu verh�ten.
Die Pocken des Gefl�gels.
sect;. 66. Auch bei dem Hausgefl�gel sollen Pocken beobachtet worden sein, welche besonders au den nicht befiederten Stellen des K�rpers und um den Schnabel herum vorkommen, sich jedoch auch bis in den Schlund hinein erstrecken, und bisweilen eine grosse Sterblichkeit veranlassen sollen. Die Identit�t dieses Exanthemes mit den Pocken der Hauss�ugethiere wird von Spinola in Abrede g-estellt, welchem es auch nicht gelungen ist, Kuhpocken auf das Gctl�g-el zu �bertragen.
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Die Maul- und Klauenseuche.
g.li?. Die Maul- und Klauenseuche (Aplitbenseuchc, Blasen�krankheit, Blasenseuche, Maulf�ule, Aphthae epizooticae) ist eine unter Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen, dann auch bei Pferden vorkommende ansteckende Krankheit, welche sich durch das Auftreten von Blasen und Geschw�ren auf der Schleim�haut des Maules und an der Krone der Klauen (bei Pferden nur im Maule), bei Kindern auch durch die Bildung- eines Ausschlages am Euter charakterisirt und auch beim Hausg-efl�g-el und dem Wilde beobachtet wird.
Das Maulweh sowohl als das Klaueuweh kommt entweder, obwohl seltener, f�r sich allein oder in gegenseitiger Complication vor; das eine geht bei einem Thiere nicht selten der Entwicklung des anderen voraus; bei einzelnen Seucheninvasionen herrscht das Maul-, bei andern das Klauenweh vor.
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Manl- un'l KlaupriKeucho.
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Aetiolog-ie. Die Krankheit herrscht meistens als Seuche und kommt nur selten (besonders heim Pferde als Maulweh) sporadisch vor. Sie'erlangt in manchen Jahren eine sehr g-rosse Verbreitung, selbst �ber ausgedehnte Landstriche, und schreitet in solchen F�llen von Osten nach Westen vor.
lieber die Ursachen ihres urspr�nglichen Entstehens ist so viel als nichts bekannt und man nahm daher zur Erkl�rung der, in bestimmter Richtung fortschreitenden, bisweilen raschen Ausbrei�tung der Seuche zur Annahme eines Miasma seine Zuflucht.
In neuerer Zeit ist man jedoch mehr geneigt, die Krankheit als eine reine Contagion zu betrachten, welche mithin mir auf dem Wege der Infection entsteht, u. z. um so mehr, als in den meisten F�llen ihres Ausbruches die M�glichkeit einer stattgefun�denen Einschleppung des Ansteckungsstoffes nachweisbar ist, und die rasche Verbreitung der Seuche, falls eine solche stattfand, durch Verschleppungen des Contagiums nach verschiedenen Richtungen hin nicht unschwer erkl�rt werden kann.
Jene Beobachter, welche eine selbst�ndiga Entwicklung der Krankheit an�nehmen, schreiben dieselbe einer ganss bestimmten Ursache, n. /,. Pilzen (besonderraquo; Rost- und Mehlthaupilzen) zu, welche mit dem befallenen Futter in die Maidh�hle und den Darmtract gelangen oder mittelst der Stren mit den Fnssenden in Beriili-rang kommen (Hadinger). Das hypothetische Miasma w�rde bei dieser Annahme �auf einer Schw�ngerung der Luft mit Pilzen beruhen1' (Z�rn).
Das Contagium scheint f�r gew�hnlich ein fixes zu sein; es gelingt bisweilen St�lle durch sorgf�ltige Absperrung mitten unter verseuchten von der Seuche frei zu erhalten. Es l�sst sich jedoch nicht in Abrede stellen, dass der Ansteckungsstoff auch der Luft mitgetheilt und mittelst dieser auf eine gewisse, jedoch nicht bedeu�tende Entfernung hin verbreitet werden k�nne.
Der Infectionsstoff haftet an der in den Blasen enthaltenen Fl�ssigkeit, an dem Maulgeifer, an dem Secrete der Geschw�re; auch durch andere Se- und Excrete, insbesondere durch die Milch, endlich durch das Blut derart kranker Thiere wird die Infection ver�mittelt. S�uglinge, deren M�tter von der Aphthenseuche befallen sind, erkranken in Folge des (xenusses der Milch h�utig an Aphthen und Darmentziindunirlaquo;
o Pender fand in dem Inhalte der Blasen und in dem Beleg- der Geschw�re, aber nicht in der Milch kleine Spuren und zahlreiche Micrncoccen, Hadinger, Fleming und Spinola dem Soorpilz �hnliche Pilzformen, und man ist geneio-t. diese Organismen als den eigentlichen Infectionsstoff der Krankheit anzunehmen.
Der Ansteckuugsstoff hat eine bedeutende Tonacit�t; in ver�seuchten Stallungen erh�lt er sich durch Monate hindurch wirksam;
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Maul- uml KlaueutieiKlie.
durchseuchte Thiere k�nnen nocli nach Monaten die Krankheit ver�schleppen.
Die Infection erfolgt am gew�hnlichsten durch die g-eg-enseitige Ber�hrung, durch daw Futter, durch Athnicn der inKcirten Luft, durch Betreten der Wege und Pl�tze, welche von klauenkranken Thieren begangen worden waren; eine weite Verbreitung- der Seuche wird oft durch Trieb-, namentlich Schweineheerden, durch den Eisenbahntransport krankor Thiere vcranlasst.
Am h�utigsten kommt die Krankheit beim Rinde, Schafe und Schweine vor, seltener bei den �brigen Hausthiergattungen; zweifel�haft ist es, ob sie auf den Hund �bertragbar sei. Dagegen wurde sie beim Hansgefl�gel beobachtet; dieses wird gew�hnlich durch das Fressen von Futter, welches von dem Geifer kranker Thiere besudelt ist, oder durch das Betreten von kranken Thieren verun�reinigter Pl�tze angesteckt.
Ob das Wild bei weiter verbreitetem Herrschen der Seuche urspr�nglich oder erst dann erkrankt, wenn an den Pl�tzen seines Aufenthaltes maul- oder klauenkranke Hausthiero geweidet haben, ist mit Bestimmtheit nicht entschieden.
Durch den Genuss ungekochter Milch kranker K�he entstehen beim Mensehen Entz�ndung der Mund- und Bachenschleimhaut, �phthen daselbst und bisweilen auch an den H�nden und Fingern; durch die Infection wunder Hautstellen beim Melken kranker K�he oder durch die Besudelung derselben mit dem Geifer oder sonstigen Seereten kranker Thiere: blasige Eruptionen an den H�nden und an anderen K�rporstellen mit mehr oder weniger heftigen Fieber�erscheinungen. Durch das Kochen verliert die Milch ihre nachthei�ligen Eigenschaften. Ueber Infectionen durch Butter und K�se, welche aus der Milch krankor Thioro bereitet waren, liegen gleich�falls Mittheilungen vor, dagegen sind Uebertragungen durch den Genuss des Fleisches solcher Thiere bis jetzt nicht bekannt.
Die �berstandone Krankheit tilgt die Disposition f�r einige Zeit, jedoch nicht f�r immer.
Die Incubationszcit dauert gew�hnlich o bis 6 Tage, sie kann aber bis zu 10 und 12 Tagen sieh verz�gern; manchmal er�folgt der Krankhcitsausbruch schon am zweiten Tage nach der Infection.
sect;. H8. Erscheinungen. 1. Beim Binde. Die Krankheit be�ginnt gew�hnlich mit einem massigen Fieber, welches h�utig �ber�gehen wird; die Schleimhaut der Maulh�hle wird heiss, �berzieht sich mit z�hem Schleime, welcher nicht selten in Str�ngen aus dem
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Maul- and Kliinenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4-77
Maule hervorriiesst, die Fresslust ist vermindert, das Wiederkauen unterbrochen, die, Au�iahme des Futters verursacht Schmerzen, eben so bisweilen das Schlingen; die Thiere spielen gerne mit dem Maule im Wasser. Der Absatz von Excrementen ist verz�gert, die Absonderung der zugleich gelblich und dem Colostrum �hnlich wer�denden Milch vermindert. Nach 24 bis 48 Stunden erheben sich auf der Schleimhaut des Maules, insbesondere an der Vorder�lippe, am zahnlosen Rande des Vorderkiefers und an den R�ndern der Zunge, bisweilen bis gegen die Racbenh�hle hin, aber auch auf und um das Flotzmaul und auf der Nasenschleimhaut weisse oder weissgelbliche, anfangs hirsekorngrosse, allm�lig Ids zur Grosse einer Erbse, Haselnuss und dar�ber heranwachsende, hie und da zusammenfliessende Blasen, welche mit einer wasserhellen, gelblichen, schnell eiter�hnlich werdenden Fl�ssigkeit angef�llt sind, nach einem oder zwei Tagen bersten und nun entweder eine stark ger�thete, wunde Schleimhautstelle oder ein unreines Greschw�rchen zeigen. W�hrend die ersteren schon nach 5 bis 7 Tagen wieder mit Epithel �berdeckt sind, bed�rfen die letzteren zu ihrer Heilung eine l�ngere; Zeit, indem erst nach der Reinigung der wunden Schleimhautfl�chen die Eindeckung erfolgt. Nach dem Ausbruche der Blasen nehmen die Fiebererscheinungen ab; die Kranken geifern jedoch noch stark, nehmen wegen der Schmerzen im Maule; und Rachen nur wenig oder gar kein, insbesondere nicht rauhes Putter zu sich, haben viel Durst, halten das Maul gerne im Wasser; sie magern ab. Diese Erscheinungen verlieren sich jedoch mit der fortschreitenden Hei�lung der Geschw�re allm�lig und die durchseuchten St�cke erholen sich dann in der Regel schnell. H�ufig sind die Symptome eines einfachen Katarrhes der Nasenschleimhaut und gastrische Zust�nde gleichzeitig- zugegen.
Bei jenen Thieren, bei welchen entweder gleichzeitig mit dem Maulweh oder auch ohne dieses das Klauenweh ausbricht, stellt sich, nachdem einige Tage Fiebererscheinungen zugegen waren und die Thiere einen gespannten Gang gezeigt haben, eine vermehrte Empfindlichkeit, h�here R�the und Schmerz an der Krone der Klauen, besonders der Ballen und im Klauenspalte eines oder mehrerer F�sse, und in Folge; dessen ein auffallendes Schonen der�selben und Neigung zum Liegen ein. Einen oder zwei Tage nachher entwickeln sich an den angef�hrten Stellen anfangs kleine, allm�lig-bis zur Grosse einer Haselnuss heranwachsende;, bisweilen zusammen�fliessende und elie ganze; Klauenspalte einnehmende, mit einer hellen, gelblichen Fl�ssigkeit erf�llte Blasen, welche bald bersten und ihren
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M�ul- uuil Khuioniieuclie.
tr�be gewordenen Inhalt auf die wunde Haatoberfl�che ert;i(!Rseii7 wo er ineist zu einer Kruste vertrocknet, unter welcher rasch die Epidermis wieder erzeugt wird. In der Regel ist der Krankheits�verlauf innerhalb 14 Tagen beendet.
Unter ung�nstigen Verh�ltnissen, z. li. in unreinen Stallungen, bei unzweckm�ssigerBehandlung, oder wenn die Krauken auf eine Stoppelweide, �ber unebene, schotterige Strassen getrieben werden u. s. w. verbreitet sieh die Entz�ndung auf die sogenannte Fleischwand innerhalb der Klauenschuhe; es bilden sich daselbst Abscesse, die durcli die weissliche Farbe des dar�ber gelegenen Bornes kenntlich sind, im g�nstigen Falle an der Krone durch�brechen, bei Fortdauer der Sch�dlichkeiten jedoch, obwohl sehr selten, auch zur Lostrennung eines gr�sseren Theiles des Ilorn-schuhes f�hren.
Nicht selten bildet sich ein ganz �hnlicher Ausschlag an dem Euter und den Zitzen, besonders zun�chst ihren M�ndungen, der das Melken erschwert und zur Bildung von Schrunden und eiternden Fl�chen f�hrt; er unterscheidet sich durch die Form und Structur der Blasen sowohl als durch den Verlauf und das gleichzeitige Leiden der Maulschleimhaut und der Pussenden von den Kuhpocken, mit welchen er �fter verwechselt wurde: bei K�hen, an welchen sich dieser Ettterausschlag entwickelt, tritt eine Ver�nderung der Milch auffallend hervor. Die Milch zeigt dann auffallend das fr�her augef�hrte Aussehen, sie ist z�he, gerinnt leicht und scheidet nicht selten schleimige F�den oder Klumpen aus, welche beim l�ngeren Stehen einen reichlichen Bodensatz bilden; oft zeigt sie einen bitte�ren, eckelhaften Q-eschmack.
Bisweilen ist auch die, die Hornzapfen �berziehende Hautschichte entz�ndet und die H�rner weiden hiedurch locker: manchmal tritt der Blasenausschlag auch an dem Wurfe und an der Schleimhaut des Scheideneinganges auf; in anderen F�llen ent�wickelt sich ein mehr oder weniger intensiver Katarrh der Binde�haut der Augen und es kommt zur Phlykt�nenbildung auf der Cornea.
Der Verlauf der Krankheit erstreckt sich gew�hnlich �ber 2�3 Wochen, kann aber auch �ber diese Zeit hinaus sich ver�ziehen, was namentlich dann der Fall ist, wenn (wie wir dies oft beobachtet haben) wiederholte Nachsch�be der Eruption eintreten.
So gutartig an und f�r sich die Krankheit ist, so dass selbst von vielen hundert Kranken kaum einzelne u. z. gew�hnlich schon von fr�her her kr�nkelnde Thiere und K�lber ihr unterliegen, so
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Maul- uml Klauenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4 i 9
verursacht sic doch bei gr�sserer Verbreitung durch die bedeutende Abmagerung der Thierc und deu Verlust au Milch, durch die Hemmung, welche das.Mastgescb�ft, danu der Handel mit dem Riudviehe, insbesondere bei nur allm�liger Verbreitung in einer Heerde erleidet, bedeirteude �kouoniische Nachtheile.
2.nbsp; Bei Schafen und Ziegen, wo das Maulweh selten vor�kommt, zeigt der Verlauf keine besondere Abweichung von jenem des Rindviehes; die Blasen kommen vorzugsweise am zahnlosen Rande des Vorderkiefers zum Ausbruche. So wie beim Rinde kann die Bindehaut, die Umgegend der Augen, die Schleimhaut der Ge-schlechtstheile au dem Processe Autheil nehmen. Auch das Klauen�weh, welches bei ihnen viel h�ufiger als das Maulweh vorkommt, unterscheidet sicli nicht wesentlich von jenem des Rindes, nur tritt hier die Bl�schenbildung nicht so deutlich hervor; meist ist die Haut an der Krone und im Klauenspalte geschwollen und ger�thet und auf ihrer Oberfl�che schwitzt eine zu Krusten vertrocknende Fl�ssigkeit aus. Eiterungen innerhalb dos Hornschuhes sind h�ufiger; nicht selten nimmt auch das Klauendr�sens�ckchen an der Ent�z�ndung- Antheil (sogenannter Klatienwurm).
3.nbsp; Auch bei dem Schweine ist das Maulweh seltener; die Blasen treten dann aussei' auf der Maulschleimhaut auch auf und um den R�ssel hervor. Das h�utigere Klauenweh unterscheidet sich in den Erscheinungen nicht von dem der fr�her genannten Thier-gattungen. BeiTriebheerden, unter welchen die Klauenseuche herrscht, kann es, wenn sie harte oder kothige Strassen begehen m�ssen und vielfachen ung�nstigen Einfl�ssen ausgesetzt werden, zu einer inten�siven Entz�ndung der Fussenden, die den Thieren das Gehen nahezu unm�glich macht und selbst zum Ausschnhen f�hren kann, kommen.
4.nbsp; Auch bei dem Pferde kommt das Maulweh bisweilen in gr�sserer Verbreitung vor, wie wir dies wiederholt zu beobachten Gelegenheit hatten. Dem Ausbruche der Krankheit gehen durch einige Tage leichte Fiebererscheinungen voraus; die Maulschleim-haut ist heiss, ger�thet, mit vielem z�hen Schleime �berzogen, welcher in Str�ngen ausfliesst; die Futteraufnahme ist erschwert, die Thiere spielen gerne mit dem Maule im vorgehaltenen Wasser. Auf der inneren Fl�che der Vorder- und Hinterlippe erheben sich an der Stelle der Schleimfollikel kleine, hirsekorngrosse, bis zum Umfange einer Erbse heranwachsende, mit einer klaren Fl�ssigkeit gef�llte Bl�schen, welche schnell bersten und exeoriirte Schleimhaut-steilen zur�cklassen, die sich bald mit neuem Epithel �berkleiden.
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480nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Maul- uml Klauenseuche.
Der ganze Krankheitsverlauf ist manchnial innerhall) 7�10 Tagen beendet; er zieht sich jedoch dann, wenn der Ausbruch der Bl�s�chen schubweise erfolgt, auch �ber zwei und drei Wochen hinaus; in welchem Falle die Kranken wegen behinderter Futteraufnahme bedeutend abmagern. In anderen F�llen bedeckt sich, nachdem eine heftige Entz�ndung der Maulscldeimliaut vorausgegangen, die innere Fl�che der Lippen und Hacken, das Zahnfleisch, die obere Fl�che und die Seitenr�nder der Zunge, dann die Umgebung des Zungenb�ndehens mit weisslichgrauen oder gelblichen, ziemlich dichten Exsudatschichten von Linsengr�sse und dar�ber, welche h�ufig zusaminenfiiessen, von einem ges�ttigt rothen Hofe um�geben sind und mit der unterliegenden, blutenden und wunden Schleimhaut innig zusammenh�ngen. Bisweilen sind auch die Zunge und einzelne Abschnitte der Lippen von einer zusammenh�ngenden, selbst in die Schleimhaut infiltrirten Exsudatschichte bedeckt. Die Thiere fiebern dann heftig, die Schleimabsonderung im Maule ist bedeutend vermehrt, die Futteraufnahme nahezu unm�glich. Bisweilen ist gleichzeitig Follicuhirentz�ndung der Nasenschleimhaut, Follicu-larverschw�rung der Umgebung dos Maules und der Nasenl�cher, Entz�ndung der Lymphgef�sse an den Backen, Schwellung der Kehlgangslymphdr�sen, Bronehialkatarrh, Entz�ndung der Rachen-h�hle, acuter Magen- und Darmkatarrh zugegen. Die Heilung erfolgt hier um vieles langsame)-, die Geschw�re erlangen erst nach und nach ein reineres Ansehen und der Krankheitsverlauf erstreckt sich in solchen F�llen stets �ber .'?�4 Wochen; die Kranken magern gew�hnlich bedeutend ab und erholen sich erst, sobald einmal die Futteraufnahme wieder m�glieh wird.
5. Bei dem Hausgefl�gel kommt der Blasenausschlag an verschiedenen Stellen, bei H�hnern um die Nasenl�cher, am Kamme, aber auch auf der Maul- und Nasenschleimhaut, bei (Jansen ge�w�hnlich an den Fiissen, besonders an den Schwimmh�uten vor.
Die Vorhersage bei dem Maul- und Klauenweh ist dem An�gef�hrten nach im Allgemeinen g�nstig; nur bei Thieren, welche entweder schon von fr�her her krank waren, dann bei S�uglingen und jungen Thieren erfolgt �fter ein t�dtlicher Ausgang. Unten- un�g�nstigen �usseren Verh�ltnissen, bei unpassender Behandlung k�n�nen sich aus dem Klauenweh, wie erw�hnt, unerw�nschte Folge�zust�nde entwickeln.
Bei der Untersuchung der geschlachteten Thiere tiuden sich aussei- dem angef�hrten Befunde auf der Maulsehleimhaut, an den
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Maul- und Klauenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;481
Klanen und Zitzen bisweilen �huliclie Ver�nderungen auf der Schleim�haut des Rachens, der Magen- und Darmschleimhaut.
sect;. G9. Behandlung1. Eine eingreifende therapeutische Behand�lung ist in den meisten F�llen bei der Gutartigkeit des Leidens nicht aothwendig, ja vielmehr sch�dlich. Bei der Gegenwart eines entz�ndlichen Fiebers oder andauernder Verstopfung kann man Glaubersalz oder Kochsalz mit etwas Salpeter in einem Mehl- oder Kleientranke oder in schleimigen Absuden, bei Schweinen nach Erfordemiss ein Brechmittel geben. Bei den leichteren Formen des Maulwehes gen�gen Ausspritzungen des Maules mit kaltem Wasser, welchem man auch etwas Essig beisetzen kann. Haben sich nach dem Platzen der Blasen Erosionen gebildet, so k�nnen zu diesen Ausspritzungen s�uerliche Maulw�sser, aus Salzs�ure oder Essig mit Zusatz von Honig-, Mehl und Wasser oder aus einer Mischung aus Essig- und Wasser, Ausspritzungen mit schwacher Carbols�ure-l�suug- oder mit einer w�sserigen E�sirng- von chlorsaurem Kali ben�tzt werden; auch leicht adstringirende Pflanzenabkochung-en, z. B. von Salbei, Heidekraut u. s. w. sind passend. Gegen die schwere Form des Maulwehes beim Pferde empfiehlt sich nebst fleissigem Ausspritzen des Maules mit kaltem Wasser das Touchiren der Geschw�re mit einer H�llensteinl�sung (0-5 � P5 g-rm. auf 20 g-rm. destillirtes Wasser), Ein ganz indifferentes Verhalten ist gegen einen etwa vorhandenen Ausschlag am Euter oder an den �usseren Ge-schlechtstheilen, so wie bei dem Auftreten der erw�hnten Aug-en-entz�ndung-en zu beobachten. Bei Excoriationen am Euter, besonders zun�chst der Zitzenm�ndung, kann das Bestreichen mit Bleiessig-salbc oder mit Collodium, selbst das Einlegen von Milchr�hrchen nothwendig werden.
Man h�lt die Kranken in reinen, k�hlen Stallungen, oder l�sst sie nur kurze Zeit die Weide, auf welcher sie sich ohnehin nicht n�hren k�nnen, besuchen, setzt ihnen leicht verdauliches, weiches Futter, gekochte Knollengew�chse, R�ben, Schrott, weiches, zartes Gr�nfutter, Schweinen saure Milch, Buttermilch oder Molken und Kleie vor oder reicht ihnen, falls sie auch diese Nahrungsmittel nicht aufnehmen k�nnen, anges�uerten Kleientrank u. dgl. In der Re-convalescenz ist die Ueberf�tterung- zu vermeiden.
Auch bei der Behandlung des Klauenwehes ist eine indiffe�rente Behandlung die vortheilhafteste. Man h�lt die Kranken am besten in reinen Stallung-en, auf guter Streu, vermeidet den Aus�trieb, besonders auf nasse, moorige Weiden, oder auf harten, stei�nigen Strassen; mehrmaliges Einstelleu der Thiere in seichtes,
B�ll, Path. n. Ther. a. Hausth. 4. Au�. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
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4X2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Maul- und KhiuensGnehe.
fliessendes Wasser hat nicht seltou guten Erfolg. Die nach dem l'lutzeu der Blasen zur�ckbleibenden Erosionen oder Geschw�re k�nnen mit Elei-7 Kalk- oder Alaunwasser, schwacher Carbols�ure-l�suug- oder mit adstriugireuden Abkochungen verbunden werden. Innerhalb des Klauenschuhes angesammelter Eiter ist zu entfernen, vorhandene Ahscesse sind zu spalten.
sect;. 70. Sicheruug-s- und Tilgungsmassregeln. Bei dem Droben der Einschleppungsgefalir der Seuche aus dem Auslaude kann die Einfuhr von Wiederk�uern und Schweinen auf bestimmte Eiubruchstationen beschr�nkt und an diesen eine thier�rztliche Untersuchung- der einlangenden Thiere angeordnet werden.
Bei dem Herrschen der Maul- und Klauenseuche in einer Gegend sollen die benachbarten Ortschaften den Verkehr mit dem Seuchenorte thunlichst beschr�nken und ihr Vieh von den Weide�pl�tzen des letzteren ferne halten; eigentliche Sperrmassregeln, wie bei gef�hrlichen Krankheiten, werden aber wohl kaum zur Durch�f�hrung' kommen k�nnen, da die durch sie verursachten St�rungen des Verkehrs schliesslich mehr Nachtheile bringen d�rften, als der Ausbruch der Seuche selbst.
Ist die Seuche in einer Ortschaft ausgebrochen, so ist hievon die Anzeige zu erstatten und der Seucheuausbruch in der Umge-bunti- bekannt zu machen. In der verseuchten Ortschaft ist je nach der Verbreitung der Krankheit die Stall- oder Ortssperre, nach Umst�nden die Weidesperre zur Durchf�hrung zu bringen.
Bei Verbreitung der Krankheit �ber einen grosseren Land�strich kann die Absperrung- des verseuchten Landestheiles bei Frei�gebung- des Verkehres im Inneren desselben veraulasst werden.
Die Abhaltung von Viehm�rkten in einem Seuchenorte und der Abverkauf von infectionsf�higem Vieh aus demselben oder aus einem abgesperrten Bezirke ist zu verbieten.
Eine Nutzverwendung der Milch der kranken Thiere, der aus derselben bereiteten Butter und des K�ses ist nicht zu gestatten; die Zul�ssigkeit der Schlachtung- kranker Thiere zum Zwecke der Fleisohben�tzung- ist von der Entscheidung- des Thierarztes abh�ngig zu machen.
Die Reinigung der inficirten Stallungen ist nach den allgemei�nen Vorschriften zu vollziehen.
Die Seuche kann als beendet erkl�rt werden, wenn kranke Thiere nicht mehr vorhanden, seit dem letzten Genesung-s- oder Todesfalle wenigstens 8 Tage abgelaufen sind und die Desinfection der Stallungen, Staudorte und Gor�the vollzogen ist.
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Maul- und Klauenseuche.
Anthrax.
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Kommt die Aphthenseuche unter einem gr�sseren Viehbest�nde zum Ausbruche und l�sst sich annehmen, dass nach und nach der gesammte Viehstand in Folg-e der nicht zu vermeidenden nat�r�lichen Ansteckung' in die Krankheit verfallen werde, so kann die Impfung vorgenommen werden. Obwohl durch sie eine Milderung-des Verlaufes nicht erzielt werden kann, so wird doch eine Abk�r�zung- der Seuchendauer, mithin auch der bel�stigenden Absperrung�herbeigef�hrt, weil s�mmtliche Thiere auf einmal angesteckt werden k�nnen. Zur Impfung- wird der aus dem Maule hervorfliessenfle Geifer oder der Inhalt der daselbst vorfindlichen Bl�schen ben�tzt, ja es reicht sogar hin, die Maulschleimhaut der zu inficirenden Rinder mit dem Geifer kranker Thiere einzureiben ; bei Schafen wird �fter die Impfung am Ohr vorgenommen.
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Der Anthrax, Milzbrand, Febris carbuneulosa.
sect;. 71. .Synon. Milzseuche, Milzfieber, brandiges, wildes Blut, gelbes Wasser, gelber Schelm, Sommerseuche, Surapffieber, Pestfieber, Brandbeulenseuche, Beulen-seuche u. s. w.
Mit dem Namen Anthrax bezeichnet mau eine acute, v-e-wohnlich epi- oder enzootisch, selten sporadisch bei Pflanzen�fressern und dem Schweine, seihst bei dem Gefl�gel auftretende Infectionskrankheit, welche einer llebei-tragung auf andere Thier-gattuugen und auf den Menschen f�llig ist, und unter mannigfachen Formen abl�uft.
Allen Variet�ten des Milzbrandes ist jedoch der acute, bisweilen sehr st�rmische Verlauf, die Tendenz zur Bildung von Extravasaten und Exsudaten, die H�ufigkeit des Eintrittes brandiger Zerst�rungen, die g-rosse Gefahr f�r das Leben der befalleneu Thiere, dann der Befand eines dunklen, z�hen, h�chstens schlaffe Gerinnungen aus�scheidenden Blutes, in welchem bei t�dtlich endenden F�llen schon vor dem Tode die Pollender-Brauell'schen K�rperchen (Bacterien) anzutreffen sind, und die constante Gegenwart .acuter Milzy-eschw�lste
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Der Anthrax ist eine der am l�ngsten gekannten verheerenden Hausthier-sem-hen; schon in der Bibel und bei den n-rieeliisehen und r�mischen Schriftstellern geschieht desselben Erw�hnung; von einzelnen der letzteren werden sugar sentreffende Schildemngen der Krankheitserscheinungen geliefert. Der Milzbrand war in fr�heren
Id
Jahrhunderten eine bei weitem verheerendere Seuche, als get
die
Verbesserung der Bodenverh�ltnisse, die Fortschritte der Agricnltur �berhaupt, die
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484nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Anthiai,
strengere Durchf�hrung entsprechender Veterin�r �polizeilicher Massregeln, seinen Verheerungen bei weitem engere Grenzen gesteckt haben; auch sind manche Formen, unter welchen er fr�her aufgetreten ist, entweder verschwunden oder doch viel seltener geworden,
sect;. 72. Aetiolog-ie, Der Anthrax tritt nur in seltenen F�llen sporadisch auf und bef�llt dann nur die Thiere eines einzelnen (ieii�ftes oder seihst nur einzelne St�cke eines Stalles; in der Regel stellt er sich als enzootische oder epizootische Krank�heit ein.
Die Dispositiou f�r die Krankheit kommt unter den Ilaus-thieren vorzugsweise den Pflanzenfressern zu, geringer ist sie beim Schweine, am schw�chsten hei Fleischfressern. Am h�ufigsten tritt der Anthrax hei Kindern und Schafen, seltener bei Pferden, Eseln, Schweinen, Ziegen und dein Haus�gefl�gel auf; unter dem quot;Wilde richtet er bisweilen grosse Ver�heerungen an.
Im Allgemeinen begr�ndet weder Alter noch Geschlecht einen Unterschied in der Disposition f�r den Anthrax. Beim seuchen�artigen Auftreten den- Krankheit werden in der lleg'el zuerst die bestgen�hrten und kr�ftigsten Thiere befallen; dies gilt vorzugs�weise f�r die acutesten Formen derselben, w�hrend die weniger acuten auch schlechtgen�hrte oder herabg-ekommene Thiere er�greifen ; Thiere, welche in Gegenden, wo der Milzbrand enzootisch herrscht, neu eingebracht wurden, unterliegen der Krankheit eher und h�utiger als solche, welche au die Ortsverh�ltnisse bereits ge�w�hnt sind.
Der Milzbrand kommt unter allen Breitegraden vor; er tritt ebensowohl in den Polar- wie in tropischen L�ndern und unter mitt�leren Breitegraden auf, wenn die Bedingungen f�r seine Entwick�lung gegeben sind.
Die Krankheit wurde schon seit langem, namentlich aber seit Ileusinger's im Jahre 1850 ver�ffentlichter Arbeit �ber die Milz�brandkrankheiten ziemlich �bereinstimmend als eine Malariakrank�heit erkl�rt. Die Verh�ltnisse der Localit�ten, in welchen dieselbe als eine enzootische Krankheit vorkommt, sprachen auch sehr zu Gunsten dieser Ansicht.
Die exaeten Beobachtungen der neuesten Zeit, namentlich jene Bollinger's,1) haben aber nachgewiesen, dass nicht die sogenannte
') Zur Pathologie des Milzbrandes lS7-2. Zoonosen (in v. Ziemssen's Hand�buch der s])ez. Pathologie und Therapie 1874). tTeber die Milzbrandseuche in den baierischen Alpen. (Deutsches Archiv f�r Idin. Medlcin 1S74).
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Anthrax.
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Mcihirialuft uls solche, sondern die in ihr siispendirten kleinsten Organismen � Bacterien, � welche ausserdem auch mit dem Trinkwasser und mit den dort vorkommenden Pflanzen in den thie-rischen Organismus gelangen k�nnen, den eigentlichen Erreger des Milzbrandes darstellen.
Die Bodenverh�ltnisse, welche die Entstehung des Milzbrandes beg�nstigen, sind ziemlieh genau bekannt. Er findet sieh haupt�s�chlich in Gegenden mit sehr humush�itig-em, die Feuchtigkeit nur bis auf eine gewisse Tiefe durchlassendem, also gew�hnlich stark durchfeuchtetem Boden, in Gegenden mit Torfgr�nden, mit aus�trocknenden S�mpfen oder Gew�ssern, in solchen, die Ueber-sehwemmungen ausgesetzt sind und von welchen das Wasser nur allm�lig abfliesst oder verdunstet. Der sch�dliche Einfluss solcher Verh�ltnisse soll gesteigert werden, wenn der Boden noch salinische Bestandtheile, vorzugsweise Sulphate enth�lt, welche die Zersetzung der organischen Bestandtheile beg�nstigen.
In derart beschaffenen Gegenden herrscht der Milzbrand oft als eine wahre enzootische Krankheit, und sie k�nnen mit Recht als Milzbrandbezirke bezeichnet werden.
Dass die Beschaffenheit des Bodens und das Grundwasser in der That eine grosse Holle bei der Entwicklung des Milzbrandes spielen, beweisen die Resultate, welche Aeudurungen dieser Verh�lt�nisse r�cksichtlich der H�ufigkeit des Vorkommens der Krankheit herbeif�hren. So erw�hnt Wald, dass der Anthrax in mehreren Milzbranddistricten des Regierungsbezirkes Potsdam in Folge der Einf�hrung der Stallf�tterung und der Verwandlung der gef�hrlichen Weidegr�nde in Ackerboden an H�ufigkeit abgenommen habe; so f�hrt Buhl an, dass als auf den Rath Pettenkofer's der Stand des Grundwassers auf dem Gest�te Neuhof bei Donauw�rth durch Drainage auf einen tieferen Stand gebracht worden war, der durch mehr als ein Jahr dauernde Pferdetyphus vollkommen aufh�rte; so erw�hnt Reinelt, dass nach der Durchf�hrung der Theissregulirung der sonst im Biharer Comitate Ungarns sehr h�utige Milzbrand nahezu v�llig verschwunden sei.
Begreiflich kann jede Gegend, durch ungew�hnliche Verh�lt�nisse, z. B. durch bedeutende Ueberschwemirmngen vor�bergehend und f�r einige Zeit die Eigenschaften eines Milzbrandterrains er�langen.
Ausserdem ist die Luft- und Bodentemperatur von wesent�lichem Einfl�sse. Bekannt ist es, dass insbesondere w�hrend der heissen Sommermonate (Juli und August, selbst im September),
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486nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Anthvax.
w�hrend welcher auch die Bodenw�rme ihr Maximum erreicht und aus sehr feuchtem Boden die g-r�ssten Wassermeng'en verdampfen, die zahlreichsten F�lle von Milzbrand vorkommen.
W�hrend dem man fr�her die genannten Verh�ltnisse des Bodens, seines Wassergehaltes und der Temperatur f�r Erreger einer, ihrer Wesenheit nach unbekannten Malaria ansah, betrachtet man sie heutzutage nur als vorz�glich geeignet, das Milzbrandgift (Bacterien) lebensf�hig zu erhalten und seine Entwicklung zu f�rdern.
Bellinger ist geneigt anzunehmen, dass das Milzbrandgift der Hauptsache nach durch die Cadaver der an Milzbrand umge�standenen Thiere, oder durch Theile derselben (Blut, Koth u. s. w.) in den Boden gelange und erkl�rt auf diese Weise das station�re oder enzootische Auftreten der Krankheit in Gegenden, wo das Verscharren solcher Cadaver, ihres Kothes und ihrer anderen Ab�f�lle nur unvollkommen oder gar nicht vorgenommen wurde. Zur Unterst�tzung dieser Ansicht weist er auch auf die Thatsache hin, dass dort, wo man mit den Leichen anthraxkranker Thiere vor�sichtig umging, sie entweder verbrannte oder verkochte oder sonst auf eine geeignete Weise unsch�dlich inachte, die Verheerungen des Anthrax aufgeh�rt haben.
Wenn auch diese Art der Conservirung und Weiterverbreitung des Anthraxgiftes f�r sehr viele, vielleicht selbst f�r die meisten F�lle des enzootischen Anthrax Geltung hat, so ist sie doch nicht f�r die Erkl�rung aller, besonders der sporadischen Eruptionen des Anthrax ausreichend, und es d�rfte die Annahme, dass das Anthrax-gift (Bacterien) auch in dem Boden von Localit�ten sich vorlinden k�nne, wo bisher oder doch seit langer Zeit Milzbrandf�lle nicht vorgekommen sind, nicht v�llig auszuschliessen sein.
Wie fr�her erw�hnt, wurden kleinste Organismen von be�stimmter Form und bestimmten Eigenschaften, welche Anthrax-bacterien genannt werden, als das eigentliche Krankheitsgift erkannt.
Die Milzbrandbacterien wurden zuerst von Pollender, dann unabh�ngig
von Diesem von Braueil in dem Blute an Milzbrand g-efallcner Thiere, von dem letzteren auch in jenem von derart kranken Menschen aufjrefunden. Brauell traf diese st�bchenf�rmigen K�rper, vvelelie keine moleculiire Bewegung zeigen und die er f�r Vibrionen erkl�rte, auch in dem Blute lebender milzbrandkranker Thiere wenige Stunden vor ihrem Tode, w�hrend sie in dem Blute genesender Thiere fehlten. Er war der erste, welcher einen Zusammenhang dieser st�bchenartigen K�rper mit dem Anthraxproeesse feststellte, obwohl er sie als eigentliche Erreger
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des Anthrax nicht gelten lies*, da er lt;lilt;' Krankheit auch durch Inipfangen*mit Ulut, in welchem die St�bchen fehlten, hervorrufen konnte.
Dayaine sprach sieh (I8G3) f�r die Bacteriennatur dieser E�rperchen aus, welche er zur Unterscheidung von den bewegungsffthigen F�nlnissbacterien Bacte-ridien nannte; er erkl�rte diese Organismen, welche in enormen Mengen in dem Blute milzbrandkranker Thiere vorkommen, gest�tzt auf seine Experimente, f�r das eigentliche Krankheitsgifi.
In neuester Zeit wird, mit R�eksieht auf die Ergebnisse vielfaeher Versuche, diese Meinung wohl kaum von irgend einer Seite mehr angezweifelt werden k�nnen. Die diagnostische und prognostische Bedeutung dieser Kiirperelien war bereits seit Jahren sichergestellt, da sie in dem Blute noch leitender anthraxkranker Thiere u. /.. kurze Zeit vor deren Tode anzutreffen waren, und Thiere, bei denen dies der Fall war, stets als unrettbar verloren sieh herausstellten.
Die Milzbrandbacterien werden gew�hnlich den Spaltpilzen (Schizomyceten), nach H�ekel den zwischen Thier- und Pflanzenreich stehenden Protisten (Urwesen) zugez�hlt. EL Hoffmann reiht die Bacterien zu den einfachsten Organismen, die aber nur von gleichartigen Wesen erzengt werden und nicht nach Umst�nden zu verschiedenartigen Gebilden sich entwickeln k�nnen, und deren Leben unbedingt an das Vorhandensein von Sauerstoff gebunden ist; das Vorkommen der Jlilzbrand-baeterieu im Blute anthraxkranker Thiere sei pathognomisch; sie wirken daselbst einerseits chemisch zersetzend auf dasselbe, andererseits mechanisch durch Ver�stopfung der C'apillargef�sse. Nach F. Colin geh�ren die Milzbrandbacterien zu den Fadeubacterien (Desmobacteria), n. z. zur Gattung JSacillus als Bacillus Anthracis. (S. Seite G9.)
Die Milzbrandbacterien stellen nach Bollinger gerade, selten gebogene oder stumpfwinklig eingeknickte, nie verzweigte, blasse, anscheinend ungegliederte und homogene, unbewegliche St�bchen von einer L�nge von 0'007 � 0,012 min. und nahezu unmessbarer Breite dar; neben diesen finden sich in geringerer Anzahl klei�nere Formen von O002�O'OO� mm. L�nge bis zu den kleinsten Punkten, die bei starker Vergr�sserung als Kugelbaeterien sich zu erkennen geben. Bei st�rkerer Vergr�sserung oder nach dem Aufquellen im Wasser zeigen aber die Fadenbacterien einen gegliederten Bau, welcher durch eine Aneinanderreihung runder oder eylin-derischer Zellen bedingt ist. Die Kugelbaeterien k�nnen nach Bollinger auch allein, ohne St�behenbacterien, im Blute vorkommen, sie vermehren sich durch Zweithei�lung und setzen als Gliederzellen zu Reihen vereinigt die Fadenbacterien zusammen, welche durch Zellentheilung weiter wachsen. Sie unterscheiden sieh von anderen (z. B. F�nlnissbacterien) durch die Gleichm�ssigkeit ihres Ansehens und ihre Un-beweglichkelt, widerstehen aber wie diese der Einwirkung concentrirter S�uren und Alkalien; sie verlieren durch den Eintritt der F�ulniss in der Fl�ssigkeit, in welcher sie sich befinden, ihre Virulenz, durch l�ngere Einwirkung einer Temperatur von 60deg; C. und dar�ber ihre Entwicklungsf�higkeit; sie werden durch L�sungen von Carbols�ure, Chlorwasser u. dgl. getndtet, dagegen durch Eintrocknen und Tempe�raturen unter 0deg; conservirt.
Hieraus erkl�rt sich die bedeutende Tenacit�t des Anthraxgiftes.
W�hrend des Krankheitsverlaufes vermehren sich die Bacterien in dem kranken Thierk�rper oft zu einer enormen Meng-e; das kranke Thier und alle seine Theilo, so wie die Cadaver solcher Thiere sind dann Tr�ger des Ansteckungsstofics,
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488nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anthrax.
Das Krankhoitsgift wirkt entweder nach Art eines fl�chtigen Contagiums in Folge des Einatlnnens der Luft, welche die Krank-heitskeiine enth�lt und ist, wenn dieselben nicht unmittelbar aus dem Boden stammen, an die Lungeuausd�nstung der lebenden Thiere und an die Exhahitionen der Cadaver gebunden, oder es geht von Tr�gern oder Zwischentr�gern in die Luft �ber. H�utig aber geschieht die Ansteckung ohne Vermittlung der Luft (fixes Contagium) durch die Besudlimg mit Blut, Exsudaten, Extra-vasaten u. dgl., durch Grenuss des rohen Fleisches kranker Thiere u. s. w., namentlich wenn diese Substanzen mit wunden Haut- oder Schleimhautstellen in Ber�hrung kommen.
Die Ansteckuugsf�higkeit des Blutes und der von ihm stam�menden Exsudate ist durch wiederholte, zahlreiche Impfversuche mit Anthraxblut an verschiedenen Thieren sichergestellt, abgesehen davon, dass Erfahrungen �ber Infectionen auf nat�rlichem Wege durch Blut und andere fl�ssige und feste Theile milzbrandkranker Thiere in leider nur zu bedeutender Zahl vorliegen. Diese Stoffe erweisen sich wohl am ansteckendsten, wenn sie von einem noch lebenden kranken, oder erst vor kurzem gefallenen oder get�dteten Thiere stammen; sie bewahren aber diese Eigenschaft noch lange Zeit nach dem Tode, vorausgesetzt, dass sie nicht in F�ulniss �ber�gegangen sind.
Die Resistenz des Contagiums gegen �ussere Einwirkungen (Luft, W�rme, Feuchtigkeit u. s. f.) ist eine sehr grosso, was durch die Lebensf�higkeit der Bacterien erkl�rlich wird; es sind F�lle bekannt, dass durch Unschlitt, getrocknete, selbst gegerbte H�ute, Rosshaarc, Wolle, welche von milzbrandkranken Thieren stammen, noch die Ansteckung vermittelt wurde; selbst das Kochen und Braten des Fleisches vermag die infecti�se Eigenschaft dos Fleisches nicht in allen F�llen zu zerst�ren.
Der Ansteckungsstoff erh�lt sich unter zusagenden Bedingun�gen selbst Monate und Jahre lang in dem Boden, in welchem die Cadaver anthraxkranker Thiere verscharrt wurden. Die angebliche infecti�se Eigenschaft der daselbst wachsenden Pflanzen mag wohl nur durch Krankheitskeime bedingt sein, die an der Oberfl�che solcher Gew�chse haften. In Stallungen und auf Weidepl�tzen, wo anthraxkranke Thiere sich befanden, erhalten sich die Bacterien-keimo sehr lange lebensf�hig.
Unter gew�hnlichen Verh�ltnissen geschieht die Ansteckung bei nahem Beisammenstehen gesunder und kranker Thiere in engen Stallungen, wobei, aussei- der Ansteckung durch die Luft, auch
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Anthrax.
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durch Lecken, durch W�lzen im Unrathe der Krankon u. s. w. eine wahre Impfung statthnden kann ; ferner durch das Beriechen oder den Genuss des von Kranken herstammenden Aderlassblutes, des rohen Fleisches der Umg-estandenen, wodurch besonders Hunde, Schweine und Gefl�g-el angesteckt werden, w�hrend Menschen mei�stens durch unvorsichtige Manipulation mit kranken Thieren oder ihren Cadavern, durch den Stich von Insecten, welche mit Blut oder Excrementen Antliraxkranker besudelt sind, oder durch den Genuss des Fleisches, der Fleischbr�he, der Milch u. s. f. der An�steckung verfallen. Das Contagium kann an jedem Theile des K�r�pers haften, um so leichter dann, wenn die Oberfl�che an der be�troffenen Stelle wund oder excon'irt ist; aber selbst die M�glichkeit des Eindringens durch eine unverletzte Haut oder Schleimhaut ist bei der Kleinheit der Bacterien nicht auszuschliessen.
F�r die Ansteckung gcuiigt die Einf�hrung minimaler Mengen eines Tr�gers des Kranklieitsgiftes. Bei Impfversuchen konnte schon mit '/jq Tropfen Milzbrand; blutes Ansteckung bewirkt werden, und nach Davaine war sogar die Einf�hrung eines Millionteltropfens Antliraxlilntes bei Meerschweinchen von Erfolg begleitet. Impfungen mit Mint, welches weder Kugel- noch Padenbacterien oder deren kleinste Keime enth�lt, wie mit Blut des F�tus eines mil/.bramlkmnken weiblichen Thicres, in welches die Bacterien nicht �bergehen k�nnen, blieben resultatlos.
An der Stelle der localen Infection bildet sich ein localer Anthraxherd, von welchem aus die Infection des Blutes vor sich geht; diese erfolgt bisweilen so rasch, dass schon wenige Stunden nachher die Erscheinungen des allgemeinen Anthraxleidens bemerk�bar werden.
Der von dem Augenblicke der geschehenen Ansteckung bis zum deutlichen Ausbruche der Erscheinungen der Krankheit ver-fliessendo Zeitraum, das Incubationsstadium, ist von verschie�dener Dauer, er erstreckt sich bisweilen nur auf Bruchtheilo einer Stunde, h�utiger auf 12 oder 24 Stunden, selten l�nger als auf 3, 4 oder 6 Tage.
Die in Folge der Infection entstandene Krankheit weicht nicht selten in der Form von jener ab, der das Contagium seine Ent�stehung verdankte; sie beginnt, wie erw�hnt, bei localer Infection als �rtliches Leiden an der Impfstelle, bei der Aufnahme des An�steckungsstoffes durch die Luftwege, oder, was seltener geschieht, in den Magen jedoch gleich urspr�nglich als Allgemeinleiden. Der einmal �berstandene Anthrax sch�tzt gegen wiederholte Anf�lle der Krankheit nicht.
Die Wirkung, welche die Bacterien in dem Organismus, in den sie eingedrungen sind, hervorbringen, und die Krankheits-
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490nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Anthrax.
erscheinungen, welche sie bedingen, hat zuerst Bollinger klar�gestellt. Gest�tzt auf den Nachweis H. Hoffmann's, dass das Leben und Wachsthum der Bacterien an den Sauerstoff, den sie �usserst begierig- aufnehmen, gebunden sei, nimmt er an, dass die Bacterien (welche in dem Blute milzbrandkranker Thiere in so enormer Menge vorkommen, dass Davaiue deren Zahl in einem Tropfen Blutes auf 8�10 Millionen sch�tzt) bei ihrer raschen Ver�mehrung- im Blute allen Hauerstoff daselbst aufzehren und eine Ueberladung- desselben mit Kohlens�ure veranlassen. Die Menge der Kohlens�ure wird durch den im Blute selbst stattfindenden lebhaften Oxydationsvorgang- noch bedeutend vermehrt. Aus dieser Kohlen-s�ure-Ueberladung des Blutes erkl�ren sich die bei den aeutesten, den Vergiftungen durch Blaus�ure h�chst �hnlichen, dann die bei den acut ablaufenden F�llen wahrnehmbaren Erscheinungen, wie Con-vulsionen, Athemnoth, ungleiche Vertheilung der K�rpertemperatur, Cyanose und Erstickung-, dann der bei Sectiouen anzutreffende Befund: dunkle, theer�hnliche Beschaffenheit des Blutes, Ueberf�l-lung- der Venen, Lungenhyper�mie, Blutungen, cyanotische F�rbung der Parenchyme.
F�r die langsamer verlaufenden F�lle von Anthrax und f�r jene, bei welchen sich blos Baoterienkeime vorfinden, vermuthet Bollinger die seeund�re Bildung- anderer chemischer Grifte im Blute (putridc Stoffe, vielleicht auch, wie Bender annimmt. Schwefel�wasserstoffgas), welche die Ursache f�r das Fieber und die �brigen Erscheinungen abgeben.
Von der abnormen Blutbeschaffeuheit, welche eine Aenderuug-in den Anziehungsverh�ltnissen zwischen den rothen Blutk�rperchen und den Gef�ssw�ndcn, ein Zusammenkleben der ersteren unterein�ander und ein Anh�ngen an die Gef�ssw�nde zur Folg-c hat, ist eine bedeutende Steigerung- des Blutdruckes und die Transsudation von Blutplasma in die Gewebe und die Bildung von Extravasaten abh�ngig-, deren Entstehung durch die gleichzeitig eintretende Er�n�hrungsst�rung der Gef�ssw�nde beg�nstigt wird. Eine Folge dieses Durchtrittes fl�ssiger Blutbestandtheile ist wieder eine st�rkere Ein-dickung des Blutes.
Die in dem Anthraxblute stets wahrnehmbare Vermehrung der farblosen Blutk�rper wird durch die Reizung der Milz und der Lymphdr�sen, welche von Seite der Bacterien und Bacterienkeime gesetzt wird und sie zu einer reichlicheren Bildung von Lymph�zellen anregt, erkl�rt.
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Anthrax.
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Als eine medianische Wirkung' der Bacterieu stellt sich die Thromb()sirl^ng#9632; verschiedener GeiHSsabschnitte heraus, veranlasst durch eine Aufstauung von Bacterien in denselben, welche wieder zu Embolien anderer Getassbezirke Anlass g-eben kann. Als Folg-e derselben treten wieder locale Blutanh�ufungen, Transsudationen und Extravasationen, dann necrotischer Zerfall in den betreffenden Org-anen ein.
sect;. 73. Anatomischer Befund. Das Blut anthraxkranker Thiere zeigt ein eigenth�mliches Aussehen; es ist dunkel schwarz-roth, rothet sich kaum an der Luft, ist z�hfl�ssig, theer�hnlich und gerinnt entweder gar nicht oder h�chstens zu einem lockeren, schlaffen Kuchen; die rothen Blutk�rperchen kleben oft zu Haufen zusammen; sie erscheinen unregelm�ssig- gestaltet, im Zustande des Zerfalles; in Folge der Abgabe ihres Farbestoffes an das Blutserum ist das letztere roth gef�rbt und veranlasst bald nach dem Tode ausgebreitete Leichentr�nkungen. In dem Blute von Thieren, welche an Anthrax gelitten haben, findet sich nebst den Milzbraudbacterien und ihren Keimen, eine ausserordentliehe Menge farbloser Blut�k�rper, so dass bei protrahirtem Verlaufe der Krankheit (wie in manchen F�llen des Pferdetyphus) das Blut eine nahezu leuk�mischo Beschaffenheit zeigt.
Die Venen sind stets mit Blut �berf�llt; namentlich ist dies mit jenen des Unterhautbindegewebes, der ser�sen und Schleimh�ute, des Darmkanales und der Gekr�sdr�sen der Fall. Nie fehlen umfang�reiche, manchmal enorme Geschw�lste der Milz im Ganzen oder einzelner Theile derselben (woher der Xame Milzbrand), deren Parenchym zu einem violetten oder schw�rzlichen Breie zerflossen, manchmal emphysematisch, und deren Kapsel bisweilen geborsten angetroffen wird, so dass dann Theile der Milzpulpe in die Bauch�h�hle ausgeflossen vorgefunden werden ; die Lymphd r�sen (nament�lich jene im Gekr�se, aber je nach der Localisationsstelle des Processes auch jene anderer K�rpertheile) sind entweder einfach geschwellt und blutreicher, oder bedetitend vergr�ssert, sehr blut�reich und erweicht; Leber, Lungen und Nieren erscheinen meist geschwellt, m�rbe, blutreich.
In dem Bindegewebe unter der Haut, um die grossen Gef�sse in der Brusth�hle, in den subser�sen und submue�sen Bindegewebs-schichten, in der Muskulatur und in den verschiedenen parenehy-mat�sen Organen finden sich mehr oder weniger grosse Extra-vasate, in den beiden letztgenannten Theilen oft in solchem Grade, dass hiedurch das Gewebe stellenweise zertr�mmert erscheint. In
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Anthrax.
der Haut, dem Unterhaiitbindogewebe; zwisclieu den Muskeln, in dem subser�sen Bindegewebe des Mittolfellos (Auticardia, Avantcoour), um die grossen Gef�sse, in dem Bindegewebe des Bauchfelles, be�sonders um die Nieren, dann in dein submuc�sen Bindegewebe des Darmtractes werden gallertige, gelbe oder gelbr�tldiehe Exsudate, welche, wenn sie in der Haut vorkommen, mit dem Namen Kar�bunkel und Anthraxrothlauf-flescbwiilste bezeichnet werden, angetroffen; sie haben die besondere Tendenz zum jauchig-en Zerfall oder zum brandigen Abstorben.
In den Cadavern anthraxkraukor Thiere stellt sich die Todten-starre nur sehr unvollkommen oder gar nicht ein; sie gehen, zu�mal bei h�herer Lufttemperatur schnell in F�ulniss �ber, so dass oft schon nach Ablauf weniger Standen klare, durch Leicheu-erscheinungen nicht getr�bte Sectionserscheinungen nicht mehr zu erwarten sind; aus Nase und Maul quillt gew�hnlich eine blutige Fl�ssigkeit hervor; die blutig ger�tbete Scheide und der eben so beschaffene Mastdarm sind stark hervorgetrieben. Bei der Abnahme der Decke erg-iesson die Hautgef�sse viel dunkles, z�hes Blut, die innere Oberfl�che der Haut so wie das darunter gelegene; Binde�gewebe sind meist von Blutoxtravasaten durchzogen oder von den oben erw�hnten, mehr oder wenigen' intensiv gelb gef�rbten, ent�weder gallertig- zitternden oder derben Exsudaten intiltrirt; die Muskulatur ist m�rbe, wie gekocht, h�ufig an�misch, manchmal durch Imbibition von Blutfarbestoff dunkel brauuroth, violett oder schw�rzlich gef�rbt.
sect;. 74. Die Erscheinungen des Anthrax w�hrend des Lebens der Thiere sind verschieden, je nachdem die Krankheit sehr acut und nahezu als Blutkrankheit abl�uft, ohne dass es w�hrend des kurzen, gew�hnlich t�dtlich endenden Krankheitsverlaufes zur Bildung von Localisationsherden, die am lebenden Thiere wahrnehm�bar w�ren, kommt, oder je nachdem solche schon w�hrend des Lebens deutlich hervortreten; in welchem Falle dann neben den Symptomen der Blutkrankheit noch jene, welche durch die St�rungen der localen Circulation und der Ern�hrung bedingt sind, zur Beob�achtung kommen.
Die erstere Form bezeichnet man gew�hnlich als Anthrax-fieber, die letztere als rothlaufartige und karbuneul�se Formen.
Bollinger unterscheidet folgende Formen des Anthrax: 1. den apoplecti-formen Anthrax, dessen Dauer nur Minuten bis zu mehreren Stunden betr�gt, 2. den acuten Jlilzbrand, dessen Dauer zwischen wenigen Stunden bis zu einigen Tagen
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Anthrax.
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wechselt, 3. die subacoten Jlil/.hramlfiinnen, wozu die rothlaiifartigei) und karbun-col�sen Formen geh�ren,
1. Das Anthraxfieber ist durch den li�chst acuten Verlauf und durch die Einwirkung- des ver�nderten Blutes auf die Central-orgaue des Nervensystems charakterisirt; die Bildung localer Anthrax-licrde ist wenigstens wilhrend des Lebens nicht nachzuweisen. Auch das Anthraxfieber kommt wieder unter mehreren Formen vor. Manchmal tritt der Tod bei bis dahin ganz gesund scheinenden, ja gew�hnlich bei den bestgen�hrten, kr�ftigsten St�cken einer TTeerde pl�tzlich ein; die Thiere st�rzen im Stalle oder w�hrend des Gehens, Ziehens, pl�tzlich wie vom Blitze getroffen zusammen und sind todt, apopleetischer oder fulminirender Milzbrand, Erdsturz, Hexenschuss, Teufelsschuss; oder die Thiere fangen an zu zittern und zu schwanken, schwer zu athmen, ihr Puls wird sehr beschleunigt, der Herzschlag- pochend, es stellt sich Cyanose, blutiger Ausfluss aus Nase, Maul und After ein, die Thiere verfallen in Convulsionen und gehen in k�rzester Zeit zu Grunde. Bei der Section finden sich nie die Erscheinungen eines Blutergusses in das Gehirn; der Tod erfolgt hier vom Blute aus durch die L�hmung des verl�ngerten Markes und der von dieser abh�ngigen Athem-und Herzbewegungen.
Bisweilen verl�uft die Krankheit nicht so rasch, sondern die Thiere erholen sich scheinbar wieder, jedoch erfolgt binnen Kurzem ein zweiter Anfall, dem sie dann unterliegen. In dem Zwischen�r�ume zwischen den Anf�llen dauern Bet�ubung-, Zittern, blutige Entleerungen an; von einem vollst�ndigen Zur�cktreten der Krank�heitserscheinungen in den Zwischenr�umen der Anf�lle, der sog-e-nannten intormittirenden Form des Anthrax habe ich noch kein Beispiel gesehen.
ISoIlinger hat einige F�lle von intermittirendem Anthrax bei Rindern beob�achtet, bei welchen die Thiere w�hrend der Nachl�sse der Krankheit das Bild voll�kommener Gesundheit zeigten, und rocht diese Art des Verlaufes durch ein allm�liges verschwinden und entsprechendes massenhaftes Wiederanftreten der Bacterien zu erkl�ren.
Je nachdem ein oder der andere Theil der Centralorg-anc des Nervensystems vorherrschend von der Einwirkung- des Blutes betroffen wird, ist es abh�ngig, ob die erkrankten Thiere Aufregung und Tobsucht (furibunden Milzbrand), oder gleich anfangs mehr paralytische Erscheinungen zeigen.
Das eigentliche Anthraxfieber verl�uft nicht so h�chst acut: seine Dauer erstreckt sich �ber mehrere Tage und es erfolgen,
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wenn gleich verlmltuissin�ssig- selten, F�lle von Geuesung. Es kommt besonders Lei Kindern, aber auch bei Pferden vor, und wird sp�ter geschildert werden.
2. Der Milzbrand mit, sciiou w�hrend des Lebens wahrnehm�baren Localaffectionen tritt unter der Form des Milzbrand�rothlaufes und der Karbunkel auf; bei beiden erfolgen die Blutungen und die Ablagerung der schon erw�hnten gelbsulzigen Massen, u. z. bei der ersteren diffus in die Haut, in das Bindegewebe unter der Haut und zwischen die Muskeln, bei den letzteren innerhalb umschriebener Grenzen in Art von Beulen in die Haut, auf Schleim�h�ute, in das subser�se Bindegewebe u. s. \v. Beiden kommt die Neigung zum jauchigen Zerfall und zur Necrotisirung zu. Mit der zunehmenden Entwicklung- dieser Ablagerungen wird bisweilen ein deutlicher Nachlass der Fiebererscheinungen, mit dem Zur�cktreten derselben eine heftige .Steigerung der Symptome des Allgemein�leidens und gew�hnlich ein t�dtlicher Ausgang beobachtet. Nach der Verschiedenheit des Sitzes der (leschw�lste treten Functions-st�ruugen mannigfacher Art, Athembesclnverdeu, Unverm�gen den Harn, die Excremeute zu entleeren u, s. w. ein. N�heres wird bei den einzelnen Formen angef�hrt werden.
sect;. 75. Die Prognose ist im Allgemeinen sehr ung�nstig; die meisten Todesfiille erfolgen in Orten, wo die Seuche schon seit l�ngerer Zeit nicht geherrscht hat und im Beginne der Invasion, gegen das Ende der Seuchendauer, werden die Genesungsf�lle ver-h�ltnissm�ssig h�utiger. Am ung�nstigsten verlaufen die acutesten und acuteu Formen, welchen nahezu alle befallenen Thiere unter�liegen; g�nstiger wird die Prognose in den F�llen mit Localaffec�tionen, vorausgesetzt, dass diese nicht lebenswichtige Organe oder solche Stellen betreffen, wo sie wichtige Functionen hemmen (wie Beulen oder Geschw�lste um oder an der Schleimhaut des Kehl�kopfes) ; ein rasches Verschwinden bestehender Ablagerungen l�sst einen t�dtlichen Ausgang bef�rchten, aber auch hier betr�gt die Sterblichkeit noch 70 Procent und dar�ber. Die �belste Prognose begr�ndet der Anthrax der Schafe; bei Schweinen und Pferden ist er in der Regel gef�hrlicher als beim Kinde. Nach dem Ab�laufe der Krankheit bleiben bisweilen Nachkrankheiten, bedingt durch gewisse bleibende anatomische Ver�nderungen einzelner Organe, z. B. der Lungen, Leber, Milz, des Gehirnes, des Darmes u. s. w. zur�ck.
sect;. 76. Therapie. Im Allgemeinen ist das Heilverfahren bei allen Milzbrandformen nahezu dasselbe; die uothwendigen Ab-
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weichung-en werden sp�ter noch erw�hnt werden. Bei gut gen�hrten, kr�ftigen Thieren und wo sehr schwere Circulationsst�rungen und grosse Athemuoth vorhanden sind, kann ein reichlicher Aderlass versucht werden.
Die fr�her gebr�uchliche innerliche Verabreichung' antiphlogisti-seber Purganzen, Bitter-, Doppel-, Glaubersalz in Verbindung mit Sal�peter und Weinstein, des Brechweiusteins, leisten eben so wenig', wie das Ziehen von Eiterb�ndern, das Stecken der Grillwurzel u. dgl.
Mehr verspricht die innerliche und subcutaue Anwendung- der Carhols�ure (die wir bei Pferden schon seit einigen Jahren mit ziemlich gutem Erfolge gebrauchen); die so ger�hmte Salicyls�ure (die sich nach Kolbe im Blute in Carbols�ure umwandelt) hat sieb bis jetzt nicht bew�hrt. Z�rn lobt auch die Fowler'scbe Arsenikl�sung.
Ausserdem empfiehlt sich wiederholtes Begiessen der Kranken mit kaltem Wasser und nachheriges Trockenreiben des ganzen K�rpers, auch �fteres, n. z. mehrmals des Tages wiederholtes Schwemmen kann (besonders bei Schweinen) vortheilhaft sein. Pferden lassen wir gew�hnlich mehrmal des Tag-es den g-anzeu K�rper mit Kamphergeist oder Terpentin�l bespritzen und t�chtig' und anhaltend frottiren.
Bei �usserlichen Affectionen wird gew�hnlich folg-ende Behandlung- eingeschlagen: rothlaufartige Anschwellungen werden mit kaltem Wasser oder Wasser und Essig �fter gewaschen und gut frottirt, oder Umschl�ge von mit verd�nntem Essig- ange�r�hrtem Lehm gemacht; Einschnitte oder scharfe Einreibungen iu dieselben zu machen, ist meist nachtheilig, weil sich dann leicht brandiges Absterben in grossem Umfange einstellt; brechen die Ge�schw�lste von selbst auf und fliesst durch die entstandenen Oetf-nungen und Kisse Brandjauche oder Exsudat aus, so m�ssen dieselben mit Aufg�ssen aromatischer Kr�uter �fter gewaschen und k�nnen mit Kampherschleim, Terpentin�l, Cblorkalkl�sung, Gypstheer u. dgl. belegt, oder mit L�sung von Carbols�ure, �bermangansaurem Kali u. dgl. gewaschen werden. Die Beulen oder Karbunkel werden am besten tief gespalten, der Inhalt so viel m�glich ausgedr�ckt und die Wunde dann mittelst scharfer und reizender Mittel, Ter�pentin�l, spanischer Fliegen, Euphorbiumharz, concentrirter Mineral�s�uren behandelt oder selbst mit dem rothgl�heuden Eisen gebrannt. Spinola emptiehlt statt dieser reizenden Substanzen Breiumschl�ge auf die, bis zu den gesunden Theilen gespaltenen Karbunkel anzu�wenden, um Eiterung herbeizuf�hren. Das Durchziehen von
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496nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anthmx.
Haarseilen durch dieselben ist wog-en der langsam und sp�t ein�tretenden Wirkung weniger vortheilhal't. Aehnlicli verf�hrt man auch mit jenen Karbunkeln, welche emphysematisch werden.
Das di�tetische Verhalten der kranken Thiere besteht darin, dass man sie in ger�umige, luftige, mit reiner Streu ver�sehene St�lle bringt, welche man durch �fteres Aufspritzen von Wasser und Verh�ngen der Fenster oder Vorstecken von gr�nem Reisig vor dieselben k�hl zu erhalten sucht, ihnen oft frisches Brunnen- oder anges�uertos (auch Chlor-) Wasser zum Getr�uke und leichte Mehl- oder Kleientr�nke und etwas weniges, frisches, mit Salzwasser befeuchtetes Gr�nfutter als Nahrungsmittel ver�abreicht.
sect;. 77. Prophylaxis. Die Vorbauung muss dort, wo der Anthrax als enzootische Krankheit herrscht, die Verbesserung der Bodenverh�ltnisse, welche der Erhaltung des Anthraxgiftes g�nstig sind (durch Drainage, Entsumpfung u. s. w.) ins Auge fassen. Ausserdem ist der sorgf�ltigen Verscharrung, besser noch Vernichtung- der Cadaver der am Anthrax umgestandenen Thiere, ihres Kothes und aller �brigen Abf�lle, der genauen Durchf�hrung der Desinfection aller Objecte, an welchen Blut, Koth und andere Theile des kranken Thieres haften k�nnen, die geuaueste Sorgfalt zuzuwenden.
Gute Ventilation in den Stallungen, Vermeidung der als be�sonders gef�hrlich bekannten Weide- und Tr�nkpl�tze, verdorbener Nahrungsmittel, Verabreichung eines saftigen Futters (Gr�nfutter, R�ben, Kartoffel, Krautbl�tter u. s. w.), eines reinen (von Ammoniak und Salpeters�ure freien) anges�uerten Wassers, f�r Schweine der sauren oder Buttermilch, der Molken, Beschr�nkung der Quantit�t des Futters �berhaupt und wiederholtes Vorsetzen desselben in kleinerer Menge, k�hles Verhalten im Stalle oder Unterbringung des Viehes in schattigen Waldungen, Vermeidung jeder �berm�ssigen Anstrengung, besonders an heissen Tagen, �fteres Schwemmen und Baden sind in prophylaktischer Hinsicht cnipfehlenswerth. Dass jede Gelegenheit zur Einschleppung des Krankheitsgiftes hintanzuhalten sei, ist selbstverst�ndlich.
Als therapeutisches Vorbeugemittel empfiehlt sich bei Aufrecht�haltung der eben angef�hrten di�tetischen Prophylaxis der Zusatz der Carbols�ure zum Trinkwasser (1 : 100).
sect;. 78. Veterin�r-Polizei. Von dem Ausbruche des Milz�brandes ist der Beh�rde die Anzeige zu erstatten.
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Anthrax.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;497
Die o-esuuden Thiere sind von deu kranken abzusoudein: i'iir
die kranken Thiere sind eig-ene W�rter, welche mit gesundem Vieh nicht in Ber�hrung- kommen, zu bestellen, und besondere Futter-, Tr�nkgeschirre und Ger�the zu verwenden; die verseuchten St�lle sind abzusperren.
Kommen Milzbrandf�lle in mehreren Stallungen einer Ortschaft vor, so tritt die Ortssperre, bei dem Auftreten der Krankheit unter dem Weidevieh die Weidesperre ein.
Den W�rtern der kranken Thiere ist bei der Verrichtune-ihres Dienstes die gr�sste Vorsicht zur Pflicht zu macheu, damit sie jede Besudelung- ihrer Haut mit dem Blute, Geifer, mit Jauche oder dem in deu Beulen enthaltenen Exsudate sorgf�ltig- vermeiden.
Wer daher an deu H�nden oder am Gesichte eine anscheinend noch so unbedeutende wunde Stelle, Hautabsch�rfung oder einen Hautausschlag hat, soll sich mit der Besorgung anthraxkranker Thiere durchaus nicht befassen. Insbesondere m�ssen die W�rter sich h�ten, den Krankon mit der blossen Hand in das Maul oder in den Mastdarm zu langen, oder sich von ihnen das Gesicht be-Iiauchen oder begeifern zu lassen; eben so m�ssen sie bei dem Abledern und Aufhauen der Aeser die gr�ssto Vorsicht beobachten.
Nach jeder Besudelung sollen die betreffenden Hautstellen wohl mit lauwarmem Seifenwasser und hierauf der gr�sseren Vorsicht halber mit eine)- verd�nnten S�ure (z. B. starkem Essig) oder mit einer L�sung von chlorsaurem Kali oder Carbols�ure gewaschen werden. Dieselbe Vorsicht haben auch Thior�rzte, welchen die Be�handlung derlei Kranker obliegt, zu beobachten und es ist f�r sie jedenfalls gerathen, bevor sie zur Untersuchung- der Maulh�hle oder des Mastdarmes solcher Thiere schreiten, Operationen (z. B. das Scarificiren der Karbunkel, Ziehen von Eiterb�ndern u. dgl.) oder Cadaver�ffnungen vornehmen, sich die H�nde mit Oel wohl zu be�streichen.
Bei der Vornahme von Sectionen ist die gr�sste Vorsicht anzuwenden und es soll zu diesen vor dem vollst�ndigen Erkalten der Cadaver nicht geschritten werden.
Das Aderlassblut von milzbrandkranken Thieren, die sonsti�gen Abf�lle und Theile derselben (besonders Koth), so wie die, bei denselben gebrauchten Haarseile, Verbandst�cke u. dgl. m�ssen sogleich hinl�nglich tief verscharrt oder besser noch verbrannt werden.
Kleinere Hausthiere, wie Schweine, Hunde, Katzen, Feder�vieh m�ssen von den St�llen und den Abg�ngen milzbrandkranker
K�ll, Path. u. Ther. �!. Hausth. l. Anfl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 32
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Anthrax.
Thiere, so wie von den Cadnvern derselben auf das Sorgf�ltigste abgehalten werden.
Die Aeser der am Milzbrande gefallenen Thiere sind unter Beobachtung der n�thigeu Vorsicht anabgeledert, d. h. ohne ITinweg-nahme irgend eines Theiles und mit durchschnittener Haut tief zu verscharren, oder besser zu verbrennen, oder auf eine andere gleich sicherstellende Weise zu vernichten. Eben so ist mit dem Fleische, den Eingeweidon und sonstigen Theilen oder Producten eines erst nach der Schlachtung als anthraxkrank erkannten Thieres vorzu�gehen.
Das Schlachten milzbrandkranker oder auch nur der Krank�heit verd�chtiger Thiere jeder Art zum Zwecke der Ben�tzung des Fleisches ist, so wie der Verkauf der Milch derart kranker Thiere unbedingt verboten.
Die Schlachtung noch gesund erscheinender Thiere eines ver�seuchten Hofes zum Zwecke der Verwendung des Fleisches darf nur unter Beaufsichtigung eines Thierarztes stattfinden.
Die St�lle, in welchen Thiere an Milzbrand erkrankt oder gefallen sind, m�ssen auf das Sorgf�ltigste gel�ftet, dann mit Chlor�gas gut ausger�uchert und hierauf durch mehrere Wochen gel�ftet werden; der D�nger ist zu verbrennen oder so wie die Erde des Stallbodens zu vergraben, letztere durch neue zu ersetzen, die Krippen und Raufen, so wie alles Holzwerk sind mit heisser Lauge gut zu waschen, die Eisenger�the gut airszugl�hen, werthlose Gegen�st�nde , insbesondere Holz-, so wie Anbindger�the (Plalftern, Stricke u. s. w.) zu verbrennen. Die Decken, mit welchen die Kranken etwa zugedeckt waren, sind mit Seife gut zu waschen, besser aber zu walken; das Lederwerk muss mit Lauge oder Chlor�wasser gereiniget und nachdem es beinahe trocken geworden, mit Oel oder Fett bestrichen werden. Erst nach mehreren Wochen darf man es wagen, in solche desinhcirte St�lle wieder Vieh ein�zustellen.
Die eingeleiteten Veterin�r-polizeilichen Massregeln k�nnen aussei- Wirksamkeit kommen, wenn kein krankes Thier mehr vor�handen ist und binnen zwei Wochen nach dem letzten Genesungs�oder Todesfalle eine neue Erkrankung an Milzbrand nicht mehr vorgekommen und die Desinfection der St�lle, Standorte und Ger�the auf das Genaueste vollzogen ist.
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Antlinix beim Pfierde.
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Anthraxformen bei den verschiedenen Hausthiergattungen.
A, Beim Pferde. 1. Acutesto Formen.
sect;. 79. Dor Milzbrandblutschlag, der apoplektische Milz-brand, die acutesto Forin des Anthrax, kommt bei Pferden vor-h�ltnissm�ssig selten vor. Die hierorts beobachteten F�lle betrafen durchaus wohlg-en�hrte, kr�ftige; j�ng-ere Thiere, welche anscheinend ganz gesund, meist bei der Arbeit besch�ftiget, zu zittern aniingen, mit dem Kopfe sch�ttelten, sch�umten, zu Boden st�rzten und ent�weder in Kurzem unter Zuckungen vorendeten, oder sich scheinbar wieder so weit erholten, dass sie in die Anstalt transportirt werden konnten. Die Anf�lle kehrten jedoch in Kurzem wieder, und die Kranken unterlagen in der Regel; in der Zwischenzeit zwischen dem einen und dem anderen Anfalle stehen solche Thiere gew�hn�lich bet�ubt mit glotzenden Augen da, taumeln hin und her oder st�tzen sich mit dem Kopfe an den Barren oder mit dem ganzen K�rper an die Wand des Stalles; der Puls ist unf�hlbar, das Athmen sehr erschwert, die Schleimh�ute zeigten ein eyanotisches Ansehen. In jenen F�llen, in welchen die Pferde nicht sogleich zu Grunde gehen, dauert der ganze Krankheitsveriauf bis zum Eintritte des Todes nicht leicht �ber 4�fi Stunden.
Eine weniger acute, �ber 3�4 Tage dauernde, jedoch auch meistens mit dem Tode endigende, durch grosso Bet�ubung und Hinf�lligkeit der Kranken, Anschwellung der Augenlider, blutige Infiltrationen der Nasen- und Augenliderschleimhaut, heschwertes Athmen, sehr beschleunigten Puls und die Erscheinungen einer ge�w�hnlich heftigen, anhaltenden oder anfallsweise auftretenden Kolik, jedoch durch keine oder nur h�chst unbedeutende Anschwellungen der Haut charakterisirte Form, welche dem Milzbrandfieber der �brigen Hausthiere entspricht, kommt gleichfalls vor; in einigen F�llen trat, freilich nur nach einer h�chst sorgsamen und unver�drossenen Behandlung-, Genesung ein.
Die Section zeigt aussei- der schon fr�her angegebenen Blut-beschaffenheit und der gew�hnlich sehr umfangreichen Milzgoschwulst meist ausgebreitete Blutungen in dem Unterhaut- und subser�sen Bindegewebe, Schwellungen der Gekr�sdr�sen und bedeutende Hyper�mien der Darmschleimhaut, der Lunge und des Gehirnes.
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Pferdetyphus.
Die Vorhersage ist sehr unglinstig-; eine Behandlung' in den acutesten F�llen eben wegen der Raschheit des Verlaufes kaum durchzuf�hren. In weniger fulminanten F�llen sahen wir von reich�lichen Aderl�ssen, Begiessungen mit kaltem Wasser oder Be�spritzungen mit Kamphergeist oder Terpentin�l mit nachfolgendem t�chtigen Frottiren, von kalten Umschl�gen auf den Kopf, von der Verabreichung grosser Gaben von Glaubersalz und Brechweinstein einigemal gute Wirkung. Als ein gutes Unterst�tzungsmittel der dir erwies sich in F�llen, wo die Pferde Kolik zeigten und sich auf den F�ssen erhalten konnten, ein anhaltendes langsames Bewegen derselben. Subcutane Injectionen von Carbols�ure, die in einigen F�llen zur Anwendung kamen, hatten keinen Erfolg.
2. Der sogenannte Pferdetyphus.
sect;. 80. Wir sind noch immer der Meinung, dass die, mit dem Namen Pferdetyphus bezeichnete Krankheit am passendsten unter die Anthraxfonnen eingereiht werden m�sse, mit welchen sie be�z�glich der Erscheinungen w�hrend des Lebens und der Sections-ergebnisse vollkommen �bereinstimmt, geben aber eben so gerne zu, dass der einmal gebr�uchliche Name Typhus nicht passe, da der Pferdetyphus gar keine Analogie mit dem Darmtyphus des Men�schen zeigt.
Wir finden bei ihm dieselbe Beschaffenheit des Blutes, die Gegenwart von Bacterien in demselben, die gleichen Localisations-herde mit allen ihren weiteren Ver�nderungen, die Schwellungen der Milz und der Lymphdr�sen, wie bei den localisirten Anthrax-formen der �brigen Hausthiere.
Ein Umstand, der uns noch mehr in der Annahme der Anthrax-natur des Pferdetyphus best�rkt, ist der, dass nicht selten in einer und derselben Localit�t, in derselben 8tallung fulminante F�lle von Anthrax neben sogenanntem Typhus vorkommen oder diesem vor�hergehen. Wenn wir gleichwohl den Namen Typhus beibehalten, so geschieht dies deshalb, weil er sich, wenigstens bei uns, schon ziemlich eingeb�rgert hat und weil uns der Name ziemlich gleich-giltig erscheint, wenn nur mit ihm der richtige Begriff verbun�den wird.
iSymptome. Die Krankheit beginnt gew�hnlich mit einem Frostschauer, grosser Traurigkeit, Unaufmerksamkeit und Ab�stumpfung des Thieres, Verminderung der Fresslust und massiger Beschleunigung des Pulses und Athmens; der Absatz der Excremente
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Ptcnletyphus.
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erfolgt in der Regel reichlicher, mul diese sind zugleich ziemlich feucht. Diese imbestimmten und keineswegs charakteristischen Er�scheinungen dauern bisweilen 1�2 Tage an und geben Veranlassung, die Gegenwart eines Darmkatarrhes, welcher in solchen F�llen auch wirklich zugegen ist, zu diagnosticircn; wenn nicht etwa das Herr�schen des Pferdetyphus Ijckannt ist und auf die Wahrscheinlichkeit seiner Gegenwart in dem gegebenen Falle hinweiset. In anderen F�llen jedoch gesellen sich schon nach Vorlauf weniger Stunden Symptome hinzu, welche �ber die Gegenwart des Typhus keinen Zweifel lassen. Au verschiedenen iStellen der Haatoherfl�che treten entweder umschriebene, wallnuss- bis faustgrosse, gew�hnlich im Anfange schmerzhafte und heisse, dann aber unschmerzhaft werdende und die Temperatur der umgebenden Haut annehmende Geschw�lste, Karbunkel, am h�ufigsten an den Brust- und Bauchwandongen, l�ngs der quot;Wirbels�ule, auf der Croupe, auf der �usseren Fl�che der Hinterschenke] auf, welche bisweilen rasch verschwinden und ebenso pl�tzlich an anderen K�rperstellen wieder hervortreten; oder es stellen sich verbreitete, anfangs heisse und schmerzhafte, die Finger-cindr�cke behaltende Anschwellungen an den [Extremit�ten ein, welche diese vollkommen unifassen, von der Krone des Hufes be-ginnen und sich allm�lig nach aufw�rts u. z. vorne bis zum Ellen�bogen, hinten bis zum Kniegelenke erstrecken, dort scharf abgesetzt enden und oft einen so bedeutenden Umfang erreichen, dass den Kranken die Bewegung ihrer Gliedmassen vollkommen unm�glich wird. Aehnliche Goschw�lste finden sich h�ufig an dem Vorkopfe ein, u. z. von der Nasenwurzel beginnend bis zu den Nasenl�chern, welche hiedurch vollkommen verschwelten, selbst bis zu den Lippen sich erstrecken, welche bretthart und unbeweglich werden, wodurch das Athmen, so wTie die Aufnahme des Futters sehr erschwert oder ganz unm�glich wird, dann an dem Halse l�ngs der Drosselrinne, an der Unterbrust, dem Unterbauche und am Schlauche, wodurch die Harnentleerung erschwert wird. Werden solche frisch entstandene Geschw�lste eingeschnitten, wie dies bisweilen, jedoch stets zum Nachtheile der Kranken geschieht, so zeigen sie sich aus einem gelben, fest oder sulzig geronnenen, von vielen Extravasatstreifen durchzogenen Exsudate bestehend.
Fast gleichzeitig werden Ver�nderungen an den Schleim�h�uten bemerkbar. Die Schleimhaut der Nase wird intensiv ge-r�thet, geschwellt und von zahlreichen, punkt- und striemenf�rmigen Extravasaten durchzogen, stellenweise auch von gelben, streifenweise durch Extravasate violett gef�rbten Exsudaten infiltrirt; ein �hn-
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Pfcrdotyphun.
lieber Zustand stellt sich liiiutig- auf der Schleimhaut der Vorder-
und Hintcrli
ppc
selteucr am Zahufleische ein, das so wie die
Schleimhaut des ganzes Manles gew�hnlich eine gos�ttig-t gelbe F�rbung zeigt. Aus der Nase kommt ein z�her, missf�rbiger, h�ufig blutiger Ausfluss zum Vorschein, aus dem Maule fliegst z�her, sich in F�den und Str�nge spinnender (reifer.
Das Athmen ist im Beginne der Krankheit, wenn nicht sehr rasch eine Verschwellung der Nasen�ffnungeu und hiedurch eine be�deutende Behinderung des Eiustr�mens der Luft eintritt, oder nicht von fr�her her Krankheiten der Lungen zugegen sind, wor�ber die physikalische Untersuchung der Brusth�hle Aufschluss gibt, nur wenig ver�ndert; meistens lassen sich blos die Erscheinungen eines Bronchialkatarrhs nachweisen. Der Puls erreicht nicht leicht eine Beschleunigung �ber 60�70 Schl�ge in der Minute (eine h�here Frequenz ist von �bler prognostischer Bedeutung); er ist meist voll und weich, der Herzschlag ist bald f�hlbar, bald uuf�hlbar; die Fresslust liegt darnieder, am liebsten wird noch Gr�nfutter ge�nossen. Der Durst ist meistens bedeutend gesteigert; die Fxcre-mente sind gew�hnlich feucht, locker oder gar nicht geballt, blass, der Harn dunkel, nicht selten blutig gef�rbt und wird meist in gr�sseren Zwischenr�umen unter Dr�ngen abgesetzt.
Die Abstumpfung und Tlieilnahmslosigkeit erreichen bisweilen einen solchen Grad, dass die Kranken wie dummkollcrische Pferde mit auf den Barren gestemmten Kopfe oder gegen eine Wand gelehnt stehen, seltener sind sie aufgeregt und unruhig. Findet die Bildung von Karbunkeln auf der Magen- und Dann-schleimhaut statt, so stellt sich Kolik ein, u. z. entweder blos in der Form einer best�ndigen Unruhe des Thieres, �fteren Schar�rens mit den Vorderf�ssen, Umsehens nach dem Hinterleibe, oder aber die Thiere werfen sich zu Boden, legen sich mit angezogenen F�ssen auf den R�cken, oder w�lzen sich, springen wieder auf und zeigen durch ihr ganzes Benehmen heftige Schmerzen im Hinter�leibe an. In den intensiveren F�llen verletzen sie sich durch h�utiges Niederwerfen und W�lzen an den hervorragenden K�rperpartien, oder es entsteht bei l�ngerem Liegen brandiger Deeubitus. Bei raschem Verlaufe erfolgen auch Exsudationen und Blutungen in die Augenlider, wodurch diese unf�rmlich anschwellen und kaum er�ffnet werden k�nnen; auch Zerst�rung der Augen durch massen�hafte Blutungen in den Bulbus haben wir wiederholt beobachtet.
Der Verlauf des Pferdetyphus ist verschieden. Am g�nstig�sten verlaufen jene F�lle, wo die Localisationen vorzugsweise die
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Pferiletyi)hus.
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Haut betreffen, und die Erscheinungen eines Darmleidens entweder vollkommen fehlen oder verh�huissiii�ssiir nur sehr gering sind. Die Geschw�lste bestehen dann durch eine oder mehrere Wochen entweder nahezu unver�ndert fort und werden nur fl.11mg.Hg kleiner, w�hrend gleichzeitig' die Fiebererscheinungen zur�cktreten, eine regere Fresslust sich einstellt, die Traurigkeit und Abstumpfung sich verliert und die Thiere endlich nach 6�8 Wochen genesen, aber f�r l�ngere Zeit hindurch noch wegen ihres schlechten Er�n�hrungszustandes f�r einen angestrengteren Dienst untauglich bleiben. Der Krankheitsverlauf wird in diesen F�llen oft dadurch sehr verz�gert, dass die Haut �ber den Geschw�lsten, besonders in den Sprunggelenks- und Kniebeugen und an der hinteren Fl�che der Fessel platzt und entweder eine klare, gelbliche Serosit�t, die bisweilen zu Krusten vertrocknet, ergiesst, oder dass ganze Haut�st�cke, besonders an den genannten Stellen brandig werden, sich allin�lig von der Umgebung losl�sen und meist ausgebreitete Sub�stanzverluste hinterlassen, aus welchen abgestorbenes Bindegewebe und massenhafte, an der Oberfl�che jauchig zerflossene Exsudat�klumpen ausgestossen werden, wodurch oft bedeutende Hohllegungen, welche eine chirurgische Hilfeleistung notliwendig machen und bis zu deren vollkommener Heilung oft Monate verfliessen, veranlasst werden.
In anderen F�llen werden die Geschw�lste am Vorkopfe und die blutig-sulzigc Infiltration der Schleimhaut der Nasenh�hlen so umfangreich, dass der Luftzutritt zum Kehlkopfe erschwert oder unm�glich wird, und Erstickungsgefahr eintritt. liier kann nur der rasch ausgef�hrte Luftr�lirenstich, dessen Vornahme aber bisweilen durch umfangreiche Geschw�lste in der oberen Halsa-esjend sehr erschwert wird, die Lebensgefahr belieben. Die Can�lo muss dann bisweilen durch 8�14 Tage liegen gelassen werden; ihre Gegenwart bringt keine weiteren Nachtheile, wenn man nur f�r sorgf�ltige Reinigung der Stich�ffnungen, in deren Umgebung die Haut und das Bindegewebe in Folge dos Druckes oft brandig worden, Sorge tr�gt. In solchen F�llen gehen die Kranken bisweilen an Lungen��dem oder in Folge von Lungengangr�n zu Grunde.
Noch viel ung�nstiger verlaufen jene F�lle, in welchen gleich anfangs die Erscheinungen eines Darmlcidens auftreten, welches sich durch den Eintritt von Kolik verschiedenen Grades, durch den Absatz weicher oder fl�ssiger, oft h�chst �belriechender, h�ufig blutig gef�rbter oder mit Schorfen belegte)- Excremente zu er�kennen gibt. Meist endigen solche F�lle mit dem Tode des Thieres,
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Pferdetyphns.
obwohl, wenn auch sehr selten, der Eintritt der Genesung beob�achtet wird.
Als ein sehr ung�nstiges Ereigniss ist das rasche Ver�se h win den der Greschw�lste der Haut zu betrachten, was oft innerhalb einer oder weniger Stunden stattfindet, so dass Thiere, welche kurz vorher durch die Geschwulst unf�rmlich entstellt waren, ihr fr�heres normales Ansehen wieder erlangen. Nach dem Zur�ck�treten der Anschwellungen stellt sich gew�hnlich rasch die heftigste Kolik ein, unter deren Erscheinungen die Thiere in der Regel innerhalb weniger Stunden eingehen; bisweilen lassen nach einigen Stunden die Kolikerscheinungen nach, w�hrend die Hautgeschw�lste zur�ckkehren, und dieser Wechsel kann sich selbst mehrmals wiederholen.
H�utig gesellt sich zu dieser Anthraxform gaiigr�ncscirende Lungenentz�ndung, so wie Lungen- oder Glottis�dem.
Auf der Nasenschlelmhant l�sst sich bisweilen der ganze Verlauf der
karhnnenl�seri Infiltrationen durch die Stadien der Nee.rotisirung, des Geschw�res und des Heilunfjsvorganges beobachten. An den, besonders an der Scldeiinhant der Nasensclieidevvand h�utig zu beobachtenden hirsekom- bis linsen- und silbergroschen-grossen, runden oder l�ngliehen, bl�ulichroth gef�rbten Flecken, welche durch mit extravasirtem Blute gemischte gelbsulzige Exsndatmassen gebildet werden, necrotisirt das Tntiltrat samnit der Schleimhaut zu einem gelben Schorfe, der ringsum noch von infiltrirten Partien umgeben ist und allm�lig und in so lange grosser wird, bis die ganze infiltrirte Stelle in eine safrangelbe zunder�hnliche Schorfmasse umge�wandelt ist, welche durch eine, anfangs seichte, in der Folge breiter werdende Furche von der umgebenden Schleimhaut geschieden ist, dann von dem Rande aus sich zu l�sen beginnt, morsch und zerkl�ftet wird, und, sobald sie nur mehr an einer Stelle aufsitzt, frei in der Nasenh�hle flottirt und endlich, wenn sie vollkommen abgestossen ist, ein Geschw�r zur�ckl�sst. Dieses ist nach der Gestalt der fr�her zugegen ge�wesenen Infiltration bald vollkommen rund, bald unregelm�ssig gestaltet, an den R�ndern stark infiltrirt; es reicht bis auf den submue�sen Zellstoff und kann, falls auf beiden Seiten der Nasenscheidewand tiefergreifende Geschw�re zugegen sind, sogar zur Durchbohrung des Scheidewandknorpels fuhren. I5ei eintretender Heilung legen sich die geschwellten R�nder �ber die Grundfl�che des Geschw�res her�ber und werden d�nner, w�hrend sich vom Grunde aus zarte Fleischw�rzchen erheben und schliesslich nur eine leicht vertiefte Narbe, oder bei stattgefundeuer Durch�bohrung des Knorpels ein von einem verdichteten Rande umgebener Substanzverlust zur�ckbleibt. In anderen F�llen verschorfen jedoch besonders d�nnere Infiltrate nicht, sondern es wird das Exsudat, wahrscheinlich nach vorausgegangener Fett�umwandlung aufgesaugt.
sect;. 81. Pathologische Anatomie. Die pathologischen Ver��nderungen kommen in verschiedenen Organen, besonders aber im Nahrungsschlauch vor. Was vorerst diesen letzteren betrifft, so erscheint im Beginne der Krankheit die Schleimhaut besonders des
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Pferde typhus.
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Pf� rtnerthei les des Magens und dor d�nnen Q-ed�rme, manchmal auch jene dos Dickdarmes stark geschwellt, gelockert, dunkel ger�thet und von mehr oder weniger geh�uft stehenden Punkten ausgetretenen Blutes dtu'chzogen; durch die geschwellten,
aufgerichteten Zotten erlangt die D�nndarmschleimhaut ein sammt-�hnliches Anseilen; das unterliegende Bindegewehe ist von einer tr�ben, gallert�hnlichen Masse intiltrirt und von zahlreichen, blut-ert�llten Gref�ssen durchzosjen. In seltenen F�llen ragren die Peyer-scheu Dr�sen h�ufen in Grestalt dunkelger�tlieter, geschwellter, sieb�hnlich durchl�cherter W�lste �ber die angrenzende Darm�schleimhaut hervor. Sp�ter bilden sich am h�ufigsten in der Schleimhaut des Pt'�rtnertheilcs des Magens, des Zw�lffinger-, Blind- und Grimmdarmes zahlreiche beulenartige karbuncul�sc Infiltrate. An den beiden erstgenannten Stellen erscheint eine meist unregelm�ssige Partie der Schleimhaut in dem Durchmesser von 20�fiO mm. und dar�ber geschwellt, mehrere Millimeter hoch �ber die angrenzende Fl�che erhoben, sehr gelockert, dunkelbl�ulichroth gef�rbt und bis in die Muskelhaut, bisweilen selbst bis zu dem sub�ser�sen Bindegewebe von einer bl�ulichschwarzen, z�hen oder gal�lertigen, von gelben Exsudatstreifen durchzogeneu Masse; intiltrirt. H�ufig fliessen solche Stellen zusammen und bilden hiednreh un�regelm�ssige, mannigfach verzweigte, strahlige Formen; bisweilen sind sie so dicht geh�uft, dass die kranke Schleimhautfl�che einer mit ausgetretenem Blute gef�llten Blase gleicht, oder es sind zwi�schen den ausgebreiteten Infiltrationen nur sparsame Reste normaler Schleimhaut �brig. In dem Dickdarme sind die Infiltrationen kleiner, nur einige bis 15 oder 20 mm. im Durchmesser einnehmend ; die umgebende Schleimhaut ist d�ster ger�thet und geschwellt.
Nur in seltenen F�llen erscheinen die Peyer'sehen Dr�senhaufen stark geschwellt, von Blutextravasaten durchzoiren, die einzelnen B�lae von einer grauen, schleimig-eiterigen Masse erf�llt, das unterliegende Bindegewebe von einer gallertigen, blutigen Fl�ssigkeit durchtr�nkt. Die Schleimhautoberfl�che ist von einer z�hen, gelben, schleimigen Fl�ssigkeit bedeckt und in die Darmh�hle nicht selten eine grosse Menge dunklen, locker oder gar nicht geronnenen Blutes ergossen. Durch die violette F�rbung und die Injection, welche der ser�se Ueberzug des Darmes zeigt, ist man im Stande, schon von aussen die infiltrirten Partien zu erkennen.
In manchen F�llen kommt es zur Resorption fies Infiltrates; in solchen F�llen erkennt man an der mehr oder weniger intensiven, anfangs rothbraunen, dann schiefergrauen Pigmentirung und an der
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Pfenlctyplins.
Faltung des ser�sen Darm�berzuges die Stelle der fr�heren Infil�tration; ein Befand, den man dort, wo w�hrend des Lebens zu wiederholten Milieu Anschwellungen der liiiut jnit Kolikerseheimingen wechselten, untrill't. In den meisten Fidlen �ber necrotisiren die inliltrirten Partien zu einem feuchten, in der Folge trocken werden�den, ges�ttigt g'clljen Schorfe, welcher anfangs noch fest mit seiner Basis an dem infiltrirten submue�sen Bindegewebe oder an der Muskelhaut haftet, durch eine tiefe Demarcationsfurche von der Um-gebung geschieden ist, sich sjmler von dem Umfange gegen die Mitte zu losl�st und zuletzt nur mehr an einer Stelle aufsitzend, als zottige Masse frei in der Magen- oder Darmh�hle flottirt. Diese Schorfe entsprechen ihrer Gestalt nach den fr�heren beulenartigen Infil�traten, sie sind unregelmassig und sehr gross im Magen- und Zw�lf�fingerd�rme, ziemlieh regelmassig rund und kleiner und meist dicht geh�uft im Blind- und Grrimmdarmc. Die, die verschorften Stellen umgebende Schleimhaut ist stark gewulstet, von einer tr�ben Fl�s�sigkeit durchtr�nkt und schiefergrau oder violett pigmentirt. Der Magen und die Ged�rme sind von Gas aufgetrieben, die Schleim�haut der nicht ergriffenen Stellen gew�hnlich blass, hie und da grau pigmentirt und die Darmh�hle von einer r�thlichgraucn, �belriechen�den Fl�ssigkeit erf�llt.
Nach Abstossung der Schorfe bleiben Geschw�re zur�ck, welche entsprechend den Iiililtraten und Schorfen im Magen- und Zw�lffingerd�rme eine unreg-elmassige, buchtige oder l�ngliche, im Dickdarme eine rundliche Gestalt haben, die R�nder sind an den erstgenannten Stellen stets zackig, an den letzteren wie ausgehackt, immer jedoch sehr gewulstet, schiefergrau, selbst bl�ulichschwarz pigmentirt, den Grund der Geschw�re bildet in der Regel das sub-muc�so pigmentirte Bindegewebe, oder auch die stark pigmentirte und gelockerte Muskelhaut. Schreitet die Heilung' eines solchen Geschw�res vorw�rts, so r�cken die R�nder etwas aneinander und l�then sich au die Grundfl�che an, auf welcher drusig- uuebeue, pigmentirte Granulationen sich erhoben, w�hrend der Substauzverlust nach und nach durch Bindegewebe ausgef�llt wird. Diese Heilung konnte jedoch vollendet bisher nur an kleinen Geschw�ren beobachtet werden; �berhaupt scheint es, dass nur bei jenen F�llen von Darra-typhus Genesung eintritt, bei welchen entweder die in die Magen�oder Darmschleimhaut abgesetzten Infiltrate oder Extravasate wieder resorbirt werden, oder bei denen es wenigstens nicht zur Gesclvw�r-bildiing in gr�sserem Umfange kommt. Die Spuren geheilter grosser Geschw�re, welche nach dem bedeutenden Substanzverluste voraus-
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Pfenletyphus.
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sichtlich schwielige Narben zur�cklassen in�ssten, sind mir nicht vorgekommen. Bei einem und demselben Thiere kommen nicht selten au verschiedeueu Stellen des Darmkanales die verschiedenen Stadien des Processes zur Beobachtung-.
Analoge Ver�nderungen tindeu sich, wie schon erw�hnt, auf der Schleimhaut der Nasenh�hle.
Aussordem vordienen die Anschwellungen in der Haut und in dem Unterhautbindegewebe eine besondere! Beachtung. Die abnormen Partien erscheinen auf einem Durchschnitte nicht selten auf 4�8 cm. und dar�ber verdickt, das Unterhautbiudegewebe mit einer g-elben, sulzigen, von zahlreichen Blutstriemen durch�zogenen Masse intiltrirt, welche sich auch in dem die Muskeln ver�bindenden Bindegewebe vorfindet; nicht selten sind derbe Exsudat�klumpen und abgestorbenes Binde- und Sehnengewebe in bnchtigen, von einer jauchigen, auf der Haut Brennen verursachenden Fl�ssig�keit umsp�lten Hohllegungen unter der allgeineinen Decke, theil-weise noch mit der Umgebung zusammenh�ngend, vortindlich. Die Muskulatur ist stets m�rbe, wie gekocht, oft dunkclbl�ulichroth gef�rbt, stellenweise von blutigen Herden durchzogen ; h�utig finden sich solche Blutungen in der linken Herzkammer, u. z. an der Ursprungsstelle der Warzenmuskeln, wobei die innere 1 [erzauskleidnng von dem ergosseneu Blute in Gestalt hanfkom- bis erbsengrosser Bl�schen oder woniger erhabener Flecke emporgehoben ist, w�hrend das unterliegende Herzfleisch auf die Tiefe einer oder mohrerei' Millimeter vom Blute durchtr�nkt und bisweilen zertr�mmert er�scheint. Eben so h�ufig sind solche Blutungen in den Kau- und Schl�fen-, dann in den zur Seite des Halses gelegenen Muskeln; auch in jenen des Auges und bisweilen in diesem letzteren selbst finden sich Blutextravasate; in dem letzteren Falle zeigen sich die inneren Gebilde des Augapfels zertr�mmert.
Blutungen und sulzige Exsudate in der Sehleimhaut des Kehl�kopfes, insbesondere in den Kehldeckel- Giesskannenkuorpel- und in den Stimmb�ndern, so wie in der Schleimhaut der Luftr�hre und des Schlundkopfes geh�ren zu den gew�hnlichen Er�scheinungen des Befundes.
Die Beschaffenheit des Blutes ist die beim Anthrax im allgemeinen angef�hrte; st�bchonf�rmige K�rper haben wir in rascher ablaufenden F�llen, in welchen eine Untersuchung kurz vor und nach dem Tode vorgeuommen wurde, augetroffen. Acute Schwellungen der Milz auf das Zwei- bis Dreifache ihres normalen Volumens, zuweilen mit beulenartigen Auftreibungen auf der Ober-
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rtVrtk'typhus.
Hache, Erweichung ihres Parenchymes zu cinoin braunrotlicn oder violetten, schmierigen, leiclit abstreifbai'en oder �ber die Schnitt�fl�che hervorquellenden Breie, Schwellungen der Grokr�sdr�sen geh�ren zu dem constanten Befunde. Als die h�iitig'sten Combina-tionen finden sicli Lungenbrand, acutes Lungen�dem, seltener Oedem der Stimmritze; Blutungen unter das Brustfell, in die Fott-kapseln der Nieren, Anschwellungen der Bronchialdr�sen kommen nicht selten vor. Der Befund des Gehirnes und der Leber ist nicht constant, Hyper�mie derselben jedoch ziemlich h�utig'.
g. 82. Der Verlauf des Pferdetyphus ist entweder ein sehr acuter, unter heftigen Kolikerscheinungen innerhalb weniger Tage zum Tode des Thieres f�hrender, oder es erstreckt sich die Krank�heitsdauer auf eine oder mehrere Wochen, und wenn die sehr lang�wierige Reconvalescenz hinzugerechnet wird, selbst �ber Monate hinaus.
Die Vorhersage ist im allgemeinen eine ung�nstige; man kann rechnen, dass bei verbreitetem Herrschen desselben ungef�hr die H�lfte der Kranken und dar�ber unterliegt. Am �belsten stellt sich die Prognose bei herabgekommenen oder von fr�her her kranken Thieren, bei welchen sich sehr leicht gangr�nescirende Lungenent�z�ndung'entwickelt, dann dort, wo heftige Kolikerscheinungen auf ausgebreitete Karbunkelbildungen im Darme hinweisen, oder wo starke Verschwellung der Nasen�ffnungen und der Schleimhaut der Nasenh�hle oder Infiltrationen um den Kehlkopf herum eintreten und dann der Tod gew�hnlich durch Lungen�dem erfolgt, endlich dann, wenn vorhandene Geschw�lste der Haut rasch zur�cktreten.
sect;. 83. Was die di�tetische Behandlung betrifft, so emptiehlt es sich, typhuskranke Pferde in einem reinen, k�hlen, luftigen, gut zu ventilirenden Stalle, oder wenn es die Witterungsverh�ltnisse g-estatten, in gedeckten Unterst�nden unterzubringen; das Getr�nke soll in frischem reinen Wasser, welches bis zumquot; angenehm s�uer�lichen Geschmacke mit Salz- oder Schwefels�ure anges�uert oder mit Carbols�ure versetzt werden kann, die Nahrung in Gr�nfutter, Mehl- oder Kleientr�nken bestehen.
Was die eigentliche Therapie anbelangt, so beschr�nkton wir sie in den letzten Jahren der Hauptsache nach auf die innerliche Verabreichung und die subeutanen Injectionen w�sseriger L�sungen von Carbols�ure, u. z. mit anscheinend g�nstigem Erfolge. Der Gebrauch der Salicyls�ure lieferte keine g�nstigen Resultate.
Aussei- dieser, gegen die Krankheitsursache gerichteten Be�handlung fordert das Auftreten gefahrdrohender Erscheinungen,
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Pfenletyplius. � Antlmix beim Kinde.
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Kolik, Durchfall u. s. w. noch ein entsprechendes symptomatisches Verfahren.
Bei Blutandrang- zum Kopfe und gegen st�rkere Bet�ubung' werden am zweckm�ssigstoii kalte Umschl�ge auf den Sch�del an�gewendet. Kmpfehlenswerth sind �ftere Frottirung-en des ganzen K�rpers, besonders aber der angeschwollenen Theile mit Stroh�wischen, u. z. entweder trocken oder nach vorausgegangener Bo-giessuug- mit kaltem Wasser oder Bespritzung des K�rpers mit Kamphergeist oder Terpentin�l. Der in Folge st�rkerer Anschwel�lungen am Kopfe und Halse eintretenden Erstickungsgefalir kann durch die rechtzeitige Vornahme des Luftr�hreustiches begegnet werden.
Platzt die Haut an einzelueu Stelleu der Geschw�lste, z. B. im Sprunggelenke, an der hinteren Fesselrt�che, so befeuchtet mau diese Theile wiederholt mit Goulard'schem Wasser oder legt mit �leiessigsalbe bestrichene Wergb�uschen in die tieferen Schrunden ein; bilden sich Brandherde in der Haut und im Unterhautbinde�gewebe, so emptiehlt sich die Anwendung des Gypstheeres oder das Verbinden mit einer L�sung von �bermaugansaurem Kali oder Carbols�ure. Von ung�nstigem Erfolge ist in der Regel das Scariti-ciren der Anschwellungen oder das Einziehen von Eiterb�ndern in dieselben, da sich in Folge dessen gerne brandiges Absterben solcher Partien einstellt. Sollten sich Hohllegungen bilden, so w�ren diese nach den Grunds�tzen der Chirurgie zu behandeln.
Die gegen den Pferdetyphus einzuleitenden pr�servativen und veterin�r-polizeilichen Massregeln stimmen mit den fin�den Anthrax �berhaupt giltigen �berein.
/gt;'. Beim liimle.
1. Der Milzbrandblutschlag.
sect;. 84. Der Milzbraudblutschlag-, Erdsturz, Teufelsschuss, Blutstaupe, Blutseuche u. s. w. Anthrax apoplecticus, tritt unter �hnlichen Erscheinungen, jedoch h�utiger auf, als beim Pferde und macht gew�hnlich den Anfang einer Anthraxepizootie. Er be�f�llt meist die bestgen�hrteu, kr�ftigsten Thiere oft w�hrend der Arbeit, wo sie zusammenst�rzen und bei dem Austritte eines blutigen Schaumes aus der Nase und dem Maule unter Convulsiouen meist innerhalb weniger Minuten zu Grunde gehen. Nicht selten werden
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Antlirax beim Kinde.
Thicro, welche-Abends iinschoinend ganz gesund waren, Morgens todt im Stalle gefunden. In anderen F�llen verl�uft die Krankheit nicht so rasch, sondern die Thiere �ussorn einige Stunden vor dem Anfalle Mattigkeit und Abgestumpftheit, oder sind heftig aufgeregt, furibunder Anthrax; sie h�ren auf zu fressen, gehen schwan�kend und taumelnd, sch�umen aus dem Maule, dessen Schleimhaut gew�hnlich gelblich gef�rbt ist; das Athmen ist beschleuniget, uuregelm�ssig, mit starkem Flankenschlagen, der Puls sehr schnell, undeutlich zu f�hlen, der Herzschlag entweder unf�hlbar oder pochend, die K�rporw�rme entweder sehr erh�ht oder ungleich ver-theilt, und dann besonders die Extremit�ten und das Gesicht k�hl. Sp�ter fangen die Thiere an zu zittern, das Auge wird hervor-gotrieben, die Pupille erweitert, sie st�rzen zur Erde und gehen unter Zuckungen, Z�hncknirschen, unter Hervortreten blutigen Schaumes aus dem Maule und blutiger Excremente aus dem After zu Grunde. Der ganze Krankhcitsverlauf dauert jedoch auch hier nur wenige Stunden; er erstreckt sich blos in jenen F�llen, wo die Thiere sich nach einem Anfalle wieder erholen, auf 12�30 Stunden und endiget in der Regel mit dem Tode. Bez�glich der Sectionsdaten, der Prophylaxis und Therapie gilt das vom Anthrax im allge�meinen und bei der acuten Form des Pferdes Bemerkte.
2. Das Milzbrandfieber.
tj. 85. Das Milzbrandfieber beginnt gew�hnlich mit einem Frostschauer, welcher h�ufig �bersehen wird und bald einer bren�nenden Hitze Platz macht; die Rinder zeigen eine auffallende Mattig�keit und Hinf�lligkeit, sie stehen entweder theilnahmslos und abge�stumpft mit gesenktem oder auf die Krippe aufgest�tztem Kopfe da, oder sie werden unruhig, blicken wild herum, br�llen, stampfen mit den F�ssen, schlagen mit denselben gegen den Bauch, wobei die Augen hervorgedr�ngt und glotzend erscheinen (furibunder Anthrax). Die K�rperw�rme wechselt nun h�utig, die Extremit�ten sind meist k�hl, das Athmen wird beschleuniget, kurz, bisweilen schnaufend, der Puls sehr schnell, undeutlich zu f�hlen, die sicht�lichen Schleimh�ute sind heiss, gclblichroth gef�rbt, das Flotzmaul trocken, �fter ist Z�hncknirschen zugegen. Die Fresslust und das Wiederkauen fehlen oft g�nzlich; der Durst ist nur selten gestei�gert, die Excremente sind dunkel gef�rbt, trocken, meist mit Blut gemengt, oft stellen sich auch Zeichen heftiger Kolikschinerzen ein.
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Anthrax beim Binde.
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Bei Melkk�hen verringert sich die Menge der Milch auffallend oder diese versiegt auch vollst�ndig; sie zeigt, so lange sie abgesondert wird, entweder keine auffallenden Ver�nderungen, oder sie ist schmutzig-hlilulichweiss gef�rbt, z�he, von fadem Geschinacke und geht rasch in F�uluiss �ber. Auch bei dieser Form des Anthrax unterscheidet man einen schnelleren und einen langsameren Verlauf. Bei dem ersteren nehmen die Erscheinungen sehneil an Heftigkeit zu und der Tod kann schon innerhalb 12�30 Stunden gew�hnlich unter Convulsionen und unwillk�rlichen, blutigen Ent�leerungen erfolgen. Nimmt die Krankheit einen langsameren Ver�lauf, so steigern sich die Symptome mit geringerer Heftigkeit; es kann sogar eine scheinbare Erleichterung erfolgen, w�hrend welcher die Thiere munterer sind und wieder etwas Futter zu sich nehmen. Allm�lig- jedoch werden die Kranken matter, abgestumpfter. Puls und Athmen beschleunigter, die Absonderungen der Schleimh�ute werden vermehrt, aus Maul und Nase fliesst dunkles Blut, es stellen sich blutige Durchf�lle und Auftreibung des Hinterleibes ein, die Thiere verfallen zusehends, Ohren und Extremit�ten erkalten und, nachdem bisweilen Emphyseme unter der Haut des K�ckens auf�getreten sind, erfolgt der Tod meistens nach 3 -7 Tagen nicht selten unter Convulsionen.
Bei dieser Form des Anthrax kommen nach der Versicherung verl�sslicher Beobachter bisweilen so deutliche Intermissionen vor, dass w�hrend derselben die Thiere nahezu gesund erscheinen (inter-mittirender Anthrax).
Als Sectionsergebnisse finden sich: Auf�lkng der meisten Organe, insbesondere der Lungen, mit dunklem, z�hen, thecrartigen Blute, Milzgeschw�lste oft enormen Umfanges, Infiltrationen der Gekr�sdr�seu, intensive Eyper�mie der Darmschleimhaut, bisweilen auch karbuneul�se Infiltrationen derselben, excessive Bluterg�sse in die Darmh�hle, Extravasate in dem Bindegewebe unter der Haut, in den ser�sen H�uten und zwischen den Muskeln, h�ufig auch sulze�hnliche, gelbe Exsudate um den Ursprung der grossen Ge�lasse aus dem Herzen, um den Brusttheil der Luftr�hre (die soge�nannte Anticardia, Avaut-coeur). In vereinzelten F�llen lang�sameren Verlaufes haben wir auch Schwellungen der solit�ren und der Peyer'schen Dr�sen beobachtet.
H�utig entwickeln sich im Verlaufe des weniger acuten Anthrax-fiebers karbuneul�se Anschwellungen an der K�rperoberfl�che, deren Auftreten bisweilen von einem Nachlass des Fiebers begleitet ist, und von welchen sp�ter gehandelt werden wird.
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;512nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anthrax beim Rinde.
Die Prognose ist auch liier sehr ung-�ustig-, am* dort, wo die Erscheinungen sich auf einer massigen Hohe halteu, tritt manchmal Q-enesung ein. Bez�glich der Aetiologie, Behandlung und der polizeilichen Massregeln fi'Ht das im allgemeinen Bemerkte.
;!. Der Zungenanthrax, Glossanthrax.
sect;. 8G. Der Zungenanthrax (Zungenkarbunkel, Zungen�brand, Zungenf�ule, Pestblatter), eine bei uns nur selten epizootisch vorkommende, in fr�heren Zeiten h�ufiger beobachtete; Anthraxform, ist durch das Auftreten von Blasen auf dem K�cken und Grunde der Zunge, am (r�umen, der inneren Fl�clie der Lippen, der Backen und um das Zungenb�ndchen herum charakterisirt, deren Ausbrache selten Fiebererscheinungen vorangehen. Die Blasen sind anfangs weisslich und durchscheinend, werden rasch missf�rbig, violett oder schw�rzlich und nehmen besonders dann, wenn sie in geringere!- Anzahl zugegen sind, schnell an Umfang sogar his zur Grosse eines H�hnereies zu. Dieselben platzen entweder und er-giessen eine schwarze, �tzende Jauche, oder sie bedecken sich mit
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einem Schorfe, unter welchem die .Tauche in die Tiefe greift und innerhalb der k�rzesten Zeit die Zunge, Lippen oder Backen zer�st�rt. Nach dem Aufbrechen der Blasen treten die Erscheinungen des Anthraxfiebers deutlich hervor; die Umgebung der Geschw�re schwillt stark an, die Schmerzen werden heftig, mit Brandjauche gemischter Schleim fliesst in grosser Menge aus dem Maule, und oft schon 24�48 Stunden nach dem Ausbruche der Blasen gehen die Kranken zu Grunde, nachdem die brandige Zerst�rung auf den Schlund- und Kehlkopf oder auch auf den harten Gaumen �ber�gegriffen hat. Selbst bei dem, durch eine rasch eingeleitete, zweck-m�ssige Behandlung erfolgenden, g�nstigen Ausgange bleiben Ge�schw�re der Maulh�hle durch l�ngere Zeit zur�ck, welche der Futteraufnahme und dem Kauen hinderlich sind. Da sich hier zuerst ein localer Infectionsherd ausbildet und das Milzbrandfieber erst sp�ter hinzutritt, so gewinnt es den Anschein, dass der Zungen-anthrax durch eine, locale Infection der Maulschleimhaut mittelst des Milzbrandgiftes entstehe.
Die Section ergibt nebst dem Vorhandensein der angegebenen Zerst�rungen im Maule auch noch die dem Anthrax �berhaupt zu�kommenden Erscheinungen.
Die Behandlung des Zungenanthrax hat vor allem die Er�ffnung und Zerst�rung der Blasen zum Zwecke. Zu einer Zeit,
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Anthrax beim Rinde,
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wo solche F�lle in einem Viehbestande schon vorgekommen sind, oder die Gelegenheit zu Infectioneu besteht, sollte das Maul des gesunden Viehes t�glich wiederholt untersucht werden. Sobald sich auch nur eine Blase zeigt, soll die Zunge vorsichtig hervorgezogen, die Blase ge�ffnet und mit Schwefel- oder Salzs�ure, verd�nnter Salpeters�ure oder Kupfervitrioll�sung ge�tzt, oder mittelst einer concentrirten L�sung von Kochsalz in Wasser und Essig oder mit einer L�sung von Carbols�ure gewaschen, oder mittelst des Gl�h�eisens zerst�rt werden. Finden sich etwa unterhalb eines Schorfes brandige Geschw�re vor, so werden auch diese nach Hinwegnahme des ersteren auf dieselbe Weise behandelt. Das Entfernen der bran�digen Infiltrate und Gewebsfetzen kann ganz gut mittelst eines scharfrandigeu blechernen L�ffels geschehen. In jedem Falle ist jedoch Bedacht zu nehmen, dass die Brandjauche nicht in die Kachenh�hle hinabfliesse oder von dem Thiere verschluckt werde, und dass Thier�rzte und W�rter eine Besudelung ihrer H�nde, des Gesichtes u. s. w., wie das Einathmeu der von den Kranken aus-geathmeteu Luft vermeiden. Die innerliche Behandlung, die Prophylaxis und die veterin�r-p olizeilichen Massregeln verhalten sich wie beim Anthrax �berhaupt.
4. Der Mastdarm-Karbunkel.
sect;. 87. Diese Anthraxform, auch R�cken- oder Lendenblut genannt, ist dadurch ausgezeichnet, dass neben den Erscheinungen des Anthraxtiebers schwarzes, z�hes, theer�hnliches Blut mit den Excrementen unter anhaltendem Drange abgesetzt wird, wobei diese gew�hnlich hart und trocken sind. Die Schleimhaut des Mastdarmes ist dabei sehr heiss, bedeutend geschwollen; die Thiere gehen ent�weder sehr rasch innerhalb weniger Stunden oder nach einigen Tagen zu Grunde. Bei der Section finden sich nebst dem, den Anthraxformen �berhaupt zukommenden Befunde sulzige Erg�sse zwischen den H�uten des Mastdai-mes und brandige Zerst�rung seiner Schleimhaut.
Die Behandlung kommt mit jener des Anthrax �berhaupt �berein, �berdies empfehlen sich kalte, etwas anges�uerte Klystiere, kalte Umschl�ge auf den R�cken. Das hie und da gebr�uchliche Ausr�umen des Mastdarmes mit der Hand w�re wegen einer leicht m�glichen Ansteckung zu vermeiden.
ROH, Patb. u. Ther. d. Hanstil. 4. Aufl. I.
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Antiirux beim Kinde.
5. Die Karbunkelkrankheit.
sect;. 88. Bei der Karbunkelkrankheit (Milzbrandkar�bunkel) treten unter den Erscheinungen des Milzbrandfiebers, oder nach localen Infectioueu, ohne dass Fieber yorhergegangeo w�re, an verschiedenen Stelleu des K�rpers, insbesondere am Triel, am Halse, au der Vorderbrust, an den Seitentheileu der Brust und am K�cken entweder scharf umschriebene Beulen, Karbunkel, oder ausgebreite-tere Geschw�lste, u. z. diese letzteren vorzugsweise an der unteren Brust- und Bauchgegeud und an den Extremit�ten auf, welche letz�tere sich im Ganzen jenen gleich verhalten, welche beim Typhus des Pferdes vorkommen. Die Karbunkel sind anfangs klein, nehmen jedoch meist rasch an Grosse zu und erlangen nicht selten einen bedeutenden Umfang'; anfangs heiss und schmerzhaft, werden sie bald k�hl, unempfindlich und zeigen sich auf einem Durchschnitte aus derbem, festgeronnenem, gelbem, von vielen Blutextravasaten durchzogenem Exsudate bestehend.
Ihr Verlauf ist eiu verschiedener; entweder wird die sie be�deckende Haut trocken, sie schrumpft ein, das Infiltrat uecrotisirt und wird durch die sp�ter in der Umgebung eintretende Eiterung ausgestossen, oder, und dies ist h�ufiger der Fall, die Beulen brechen schon nach einem oder zwei Tagen mit einer oder mehrereu Oeff-uungen auf und ergiessen eine brandig-jauchige oder z�he, blutige Fl�ssigkeit; die R�nder werden missf�rbig, schwielig, und die bran�dige Zerst�rung der Haiit und des Unterhautbindegewebes greift weiter tun sich. Nach dem Auftreten dieser Geschw�lste und Beulen massigen sich bisweilen die allgemeinen Erscheinungen und es kann Besserung und endlich Genesung eintreten, in anderen F�llen kehren die Symptome des Anthraxfiebers mit erneuerter Heftigkeit wieder und die Thiere unterliegen 3�7 Tage nach dem offenbaren Auf�treten der Krankheit. Dasselbe ist der Fall, wenn die entstandenen Anschwellungen rasch wieder verschwinden, oder wenn sie sich in der N�he lebenswichtiger Organe, z. B. des Kehlkopfes und der Luftr�hre, am Kopfe u. s. w. entwickeln. In manchen F�llen, be�sonders in flachen Anschwellungen und in den, an der Oberfl�che mumificirenden Beulen findet eine Gasentwicklung statt; solche Geschw�lste knistern und rauschen dann beim Drucke oder Dar�ber�streichen mit der Hand; ein Zustand, den man im gemeinen Leben mit dem Namen rauschender Brand, Milzbrandemphysem, bezeichnet. Auch brandiges Absterben ganzer Hautst�cke, ohne dass Geschw�lste vorausgegangen w�ren, wurde beobachtet.
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Anthrax beim Kinde und beim Schaff,
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Die Section ergibt die bekannten Daten. Die allgemeine und locale Behandlung der Karbuukelkrankheit wurde schon fr�her angegeben.
Zu den Anthraxfornien wird von einigen Scbliftstellem auch der Sterz-wurm, eine seltene Krankheitsforni, hei welcher sich Geschw�re an der .Schweif-r�be des Rindes, welche bis auf den b�nderigen Apparat der Wirbel �bergreifen und das Abfallen eines St�ckes des Schweifes zur Folge haben, gerechnet. Die Behandlung besteht in der Abnahme des Schweifes �ber dem erkrankten St�cke und im Brennen des zur�ckgebliebenen Stumpfes.
C. Beim Schafe, 1. Die Blutseuche.
sect;. 89. Die Blutseuche (Blutstaupe, Blutkrankheit, Hitze) entspricht der apoplektischen Form des Anthrax. Sie gibt sich durch �hnliche Erscheinungen wie diese zu erkennen, kommt aber viel h�ufiger bei den Schafen, als bei den �brigen Hausthieren vor. Sie tritt in einzelnen Gegenden, wie in Niederungarn, einigen Districten Frankreichs, in Schottland enzootisch auf und richtet nicht selten unter dem Schafstande enorme Verheerungen au, da sie bisweilen mehrere Jahre hintereinander vorkommt, oder auch un�unterbrochen fortdauert und in hohem Grade contagi�s ist. Sehr selten sind Vorl�ufer der Krankheit bemerkbar; anscheinend ganz gesunde und muntere Thiere st�rzen oft w�hrend des Fressens zu�sammen und gehen unter Zuckungen entweder schon innerhalb weniger Minuten zu Grunde, oder bleiben doch, nachdem sie zu�sammengest�rzt sind, liegen, indem sie sich wie gel�hmt nicht mehr erheben k�nnen; ihr Athmen ist �ngstlich, mit starker Flanken�bewegung, ihre Augen sind hervorgedr�ngt, die Bindehaut und die sichtlichen Schleimh�ute stark iujicirt, und nach Verlauf mehrerer Stunden gehen die Thiere unter Convulsiouen und dem Hervortreten blutigen Schaumes aus Nase und Maul zu Grunde.
Veredelte Schafe, so wie L�mmer und J�hrlinge sind dieser Milzbrandforiu vorzugsweise ausgesetzt. Beinahe alle Erkrankten gehen zu Grunde. Nebst den beim Anthrax �berhaupt anzuwen�denden Mitteln wird der innerliche Gebrauch des Chlorwassers empfohlen.
2. Milzbrand-Karbunkel.
sect;. 90. Der Milzbrand-Karbunkel wurde bei dem Schafe sehr selten, u. z. am Kopfe und am Euter beobachtet.
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Anthrax beim Sehai'e und beim Schweine.
3. Brandiger RotHIauf.
sect;. 91. H�ufiger kommt der sogenannte brandige Kothlauf (fliegender Brand, Flug', Kose, heilig-es Feuer) vor. Meist aach vorausgegangenen Fiebererscheinungen, seiteuer aucli ohne diese faneen gew�bnlich die st�rksten Thiere der Heerde zu hiuken oder steif zu geheu au. Bei der Untersuchung tiudet sicli an der inneren Fl�elie der Schenkel, besonders der hinteren, eine dunkelrothe oder bl�uliche, teigige oder knisternde Geschwulst, welche bald k�bl und unschmerzhaft wird und sich rasch �ber den Bauch und die Brust, selten �ber den Hals und den Kopf erstreckt: ihre Oberhaut l�st sich bald los und es sickert eine r�thliche, jauchige, sehr �bel�riechende Fl�ssigkeit aus. Das begleitende Fieber ist sehr heftig, der Hinterleib wird aufgetrieben, aus dem Maule tritt bisweilen blu�tiger Schaum und die Thiere geheu innerhalb weniger, seltener erst nach 24 oder 36 Stunden zu Grunde. Genesung tritt nur in den seltensten F�llen ein.
Die Section ergibt nebst dem beim Anthrax gew�hnlichen Befunde brandige Zerst�rungen der Haut, des Unterhautbiudegewebes und der umgebenden Muskulatur, so wie Iniiltrationeu dieser Theile mit gallertigem, gelblichem Exsudate.
D. Beim Schweine. 1. Der Milzbraudblutschlag.
sect;. 92. Die apoplektische Form des Anthrax kommt beiiii Schweine vorh�ltnissm�ssig seltener, als bei den �brigen Hausthieren vor, verl�uft aber dann gew�hnlich so acut, dass die Thiere hin�st�rzen und todt sind, bevor noch irgend ein Kranksein vermuthet wurde. Bei dem noch selteneren, minder raschen Verlaufe des Leidens werden die Thiere traurig, gehen schwankend, ihre Schleim�h�ute sind stark ger�thet, die K�rpertemperatur wechselt, es stellt sich �fter Erbrechen einer missf�rbigen oder blutigen Fl�ssigkeit ein und in den meisten F�llen erfolg't bald der Tod unter Convul-
2. Das Rankkorn.
sect;. 93. Der Maul- oder Gaumenanthrax, das Rankkoru, eine seltenere Anthraxform, kommt seinen Erscheinungen nach mit
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Anthnix beim Schweine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;51 4
dem Zungenanthrax des Rindes �berein und ist durch das Auftreten von anfang-s hellen, dann violett und schwarz werdenden Blasen auf der Schleimhaut des Maules, insbesondere auf dem Graumen und der Zunge unter gleichzeitigem Vorhandensein eines heftigen Allgemein�leidens charakterisirt. Der Verlauf ist sehr rasch, der Ausgang meist t�dtlich. Bez�glich der Behandlung gilt das beim Zungen�anthrax Erw�hnte.
.'5. Die Authraxbr�uue.
sect;. 94. Der Halsanthrax (Anthraxbr�une, Kehlbrand, wildes oder laufendes Feuer, brandige Halsgeschwulst) gesellt sich h�ufig zu dem sogenannten brandigen Rothlauf der Schweine und besteht in der Bildung von Anthraxbeulen oder G-e-schw�lsten am Halse und im Rachen. Mit den Erscheinungen eines heftigen Anthraxfiebers stellt sich beschwerliches, keuchendes und pfeifendes Athinen, heiseres Grunzen, grosse Hitze und Trocken�heit des R�ssels, Anschwellung der Zunge, br�unlich rothe F�rbung der Maulschleimhaut, erschwertes Schlingen, Athmungsbeschwerdo, Neigung zum Erbrechen ein. um den Kehlhopf herum und l�ngs der Luftr�hre entwickelt sich eine heisse, harte und schmerzhafte Geschwulst, welche sich nicht selten auch �ber die Vorderschenkel und zwischen diesen hindurch auf die Unterbrust verbreitet, im Be�ginne ges�ttigt roth ist, h�utig aber eine bleigraue und zuletzt vio�lette F�rbung' und ein �demat�ses Aussehen annimmt. Das Allffe-
.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.
nieinleiden ist gew�hnlich sehr bedeutend, die Thiere athinen schwer
mit weit ge�ffnetem Maule, sie liegen entweder oder sitzen auf dem Hintertheile; die Maulschleimhaut und der R�ssel werden bleifarbig, die Temperatur des K�rpers sinkt und die Thiere gehen durch Erstickung oder in Folge ausgebreiteten Brandes innerhalb 1 bis 2 Tagen zu Grunde. Der Eintritt der Genesung wird nur selten beobachtet; in diesem Falle wird dann das Athmen freier und we�niger beschwerlich, die Schlingbeschwerden verringern sich, die Geschw�lste bleiben begrenzt und werden allm�lig kleiner. Sowohl diese als die fr�her angef�hrte Anthraxform m�gen manchmal in Folge des Genusses von Fleisch, Blut u. s. w. anthraxkranker Thiere entstehen.
Die Behandlung verh�lt sich wie beim Anthrax �berhaupt; ausserdem wird die Anwendung von Brechmitteln (besonders der weissen Niesswurzel) ger�hmt. Kalte Begiessungen des K�rpers, s�uerliche Einspritzungen in die Maulh�hle, das Einziehen von
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Anthrax beim Schweine,
Eiterb�ndern und das Brennen der Geschwulst mit dem Gl�heisen, so wie Blutentleerun^en durch das Oeffnen der Gef�sse an dem Grunde der Ohren werden empfohlen.
4. Die weisse Borste.
sect;. 95. Der eigentliche Milzbrand-Karbunkel kommt beim Schweine seltener als beim Pferde und Rinde vor. Zu dieser Form soll auch die weisse Borste (Kopfbrandbeule) geh�ren, worunter man einen unter den Erscheinungen eines heftigen Anthraxfiebers am Halse in der N�he des Kehlkopfes und der Ohrspeicheldr�se auftretenden bohnengrossen, tiefsitzenden Karbunkel versteht, auf welchem die Borsten, zu 12�20, b�schelf�rmig sich aufstr�uben, erbleichen, hart und spr�de werden. Der geringste Zug an densel�ben soll den Thieren die lebhaftesten Schmerzen verursachen. Unter andauernden Athmungsbeschwerden, St�hnen, Z�hneknirschen und Zuckungen sollen die Thiere innerhalb weniger Tage zu Grunde gehen. Die �rtliche Behandlung soll in dem tiefen Brennen der Beule mittelst des Gl�heisens, oder in dem Ausschneiden der Haut sammt den betreffenden Borsten bestehen.
Nach einer j�ngst pubtieirten Mittheilung Z�nde IV (Deutsche Zeitschrift f�r Thiermedicin 1875) besteht die sogenannte weisse Borgte in dem Vorhandensein einer Fistel an einer Seite des oberen Theiles des Halses n�chst der Ohrspeichel�dr�se, durch welche oft ein B�schel �/iisamnienklebender Horsten mehr oder weniger tief eindringt, welche Fistel nach seinen tTntersnclmngen aus dem theilweisen Offen�bleiben der 2., 3, oder 4. E�emenspalte hervorgeht, und also eine Halskiemenfistel dar�stellt. Er bezweifelt, dass, wie angenommen wird, die in die Fistel eingedrungenen Borsten eine zum Brande f�hrende Br�une veranlassen k�nnen, ist vielmehr der Ansicht, dass es sich in jenen F�llen, wo die weisse Borste als Ausdruck oder aU Anlass einer Krankheit angesehen wird, nur ein zuf�lliges Zusammentreffen dieses angcbomen Zustandes mit einer wirklichen anderweitigen Krankheit (wozu auch der Halsanthrax geh�ren kann) handle.
5. Der brandige Roth lauf.
sect;. 96. Der brandige Rothlauf (fliegendes, heiliges, Antonius-Feuer, der Flug, Vorder- und Hinterbrand) ist die h�ufigste Anthraxform des Schweines. Auch hier sind die Vor�boten oft undeutlich nud werden meist �bersehen; die Thiere sind unlustig, matt, verschm�hen das Futter, schwanken im Gange, liegen viel, w�hlen in der Streu und vergraben sich in dieselbe, ihre K�r�pertemperatur wechselt; bisweilen stellen sich deutliche Fieber�schauer ein; Puls und Athem sind beschleuniget, die Mistentleerun-
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Anthrax beim Schweino, bei Fleiscblresscrn, beim Qoflflgel.
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geu vei'z�gert, dio Danncxcrenicntc liart und schw�rzlich; oft tritt Reiz zum Erbrechen oder wirkliches Erbrochen ein. Nacli 12�24 Stunden erscheinen an der inneren Fl�che der Schenkel, am Bauche, an der Brust und am Halse rothe Flecke, welche rasch sich aus�breiten und zusaminenfliessen und eine zusammenh�ngende rothlauf-artige Anschwellung dieser Theile darstellen, die in kurzem blut-roth, violett und bei ung�nstigem Ausgange bl�ulich schwarz wird und sich bisweilen mit einer blasigen Eruption bedeckt. Die Allg-e-meinerscheinungen nehmen zu, die Schleimh�ute werden missf�rbigj das Athmen sehr be�ngstiget, die K�rpertemperatur sinkt, es stellt sich L�hmung des Hintertheiles ein und die Thiere verenden unter Convulsionen bisweilen schon nach ��12 Stunden, meist am zweiten oder dritten Tage der Krankheit.
Bei g�nstigem Verlaute bleiben die Flecke mehr begrenzt, das Allgemeinleiden erreicht nicht den hohen Grad, und schon nach einigen Tagen tritt Besserung ein, wobei die Oberhaut sich in Schuppen abst�sst und bisweilen auch die Borsten ausfallen.
Bei der Section �ndet man den dem Anthrax zukommenden Befund.
Aussei- der gew�hnlichen Behandlung werden kalte Begiessun-gen, Lehmanstriche auf die Geschw�lste, Blutentleerungen aus den Ohren und Klystiere empfohlen.
l'J. Bei Hunden und Katzen.
sect;. 97. Der Anthrax kommt bei Hunden und Katzen selten, und wohl nur nach Ansteckungen in Folge des Genusses des von milzbrandkranken Thieren stammenden Blutes oder rohen Fleisches vor. Man hat bei ihnen sowohl die apoplektische Form, als das sogenannte Anthraxlieber, das Auftreten von Karbunkeln und roth-laufartigen Anschwellungen, besonders am Kopfe und Halse, dann von Brandblasen im Maule, also an Stellen beobachtet, wo die In�fection auf die angegebene Art am leichtesten stattfindet.
F. Bei dem Hausyefl�gel.
sect;. 98. Unter dem Hausgefl�gel, u. z. unter H�hnern, Enten, G�nsen, Truth�hnern u. s. w. wird bisweilen zur Zeit des Herrschens des Milzbrandes unter Hauss�ugethieren, oder wenn dieselben die Abf�lle anthraxkranker Thiere fressen, ein pl�tzliches Dahinsterben beobachtet, u. z. entweder ohne vorausgegangene deutliche Krank-
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520nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; wuth.
heitserscheinung-en, oder nachdem die Thiere sich anscheinend matter gezeigt hatten. Ihr Gefieder str�ubt sich auf, der Kamm und die Kehllappen der H�hner werden bl�ulich, am K�rper entwickeln sich rothe Flecke oder bl�ulich-graue Beulen, Karbunkel, die bei H�h�nern auch am Kamme und im Maule beobachtet werden, und die Kranken gehen innerhall) weniger Stunden zu Grunde. Bei der Section finden sich dunkles, theer�hnliches Blut, Hyper�mien der Muskeln, der Lungen, Leber, Milz, Blutungen in die Schleimhaut des Darmes und in die Eileiter, bisweilen auch sulzige Exsudatio�nen in rlas Bindegewebe der Haut und der karbunkul�sen Schleim�h�ute.
Als Pr�servativ- und Heilmittel wird nebst der Erhaltung oder Herstellung der gr�ssten Reinlichkeit in den Gefl�gelh�ten eine Abkochung von Vogelbeeren in Wasser und Zusammenmischung derselben mit Sauerteig, oder eine Mischung aus Eisenleile oder Eisenvitriol mit Sauerteig und Wachholderbeeren, zum Getr�nke das L�schwasser der Schmiede empfohlen. Von besserem Erfolge d�rfte wohl die Verabreichung eines mit Carbols�ure versetzten Trinkwassers sein.
Die Wuthkrankheit. Eabies, Lyssa.
sect;. 99. Die Wuthkrankheit (Tollwuth, Hundswuth, Wasserscheue) kommt haupts�chlich bei den Thieren des Hunde�geschlechtes (Hund, Wolf, Fuchs) vor, kann aber von diesen durch Ansteckung auf alle Hausthiere und auf den Menschen �ber�gehen. Sie ist eine schnell verlaufende, und so weit verl�ssliche Beobachtungen in Betracht kommen, immer t�dtlich endende Krank�heit, welche sich durch die vorwaltenden St�rungen des Bewusst-seins und Instinctes, durch zahlreiche nerv�se Erscheinungen und den Mangel constanter anatomischer Ver�nderungen als eine func-tionelle Erkrankung der Centraltheile des Nervensystems ausspricht, welche durch die Einwirkung des in das Blut gebrachten, �hnlich wie ein Fermentk�rper wirkenden Wuthgiftes hervorgerufen wird.
sect;. 100. Aetiologie. Eine spontane Entstehung oder Selbstentwickhing der Wuth, deren M�glichkeit fr�her ziemlich allgemein angenommen wurde, wird gegenw�rtig nahezu �berein�stimmend in Abrede gestellt. Die Beobachtungen namentlich, welche man zur Zeit des Herrschens einer Wuthseuche in gr�sseren St�dten in Beziehung auf die Verbreitung der Krankheit von gewissen In-fectionscentren aus �ber die verschiedenen Theile einer Stadt zu
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wutii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 521
machen Gelegenheit hut, und welche den Gang der Wuthseuche ebenso g-enau verfolgen lassen, wie den einer anderen contagi�sen Krankheit, m�ssen wohl jeden Zweifel beseitigen, dass es sich hier um eine reine Infectionskninkheit, die nur durch Inoculation von Thier auf Thler �bergeht, und nicht um eine in Folge von Selbst-entwicklung entstehende Krankheit bandle.
Die in Wien seit October 1873 herrschende Wuthseuche, an welcher bis Ende Mai 1875 .quot;KKJ Sunde erkrankt und entweder noch lebend oder todt an das Tliierarznei-lustitut abgegeben wurden, lieferte hief�r �berzeugende Nacliweise.
Die �tiologischen Momente, welche die spontane oder ori�gin�re Wuth bei Hunden hervorrufen sollten, haben gegenw�rtig nur mein- ein historisches Interesse.
Mau wollte gefunden haben, dass gewisse Kacen der Hunde, z.B. die kleinen englischen, die Pintscher, Pudel, Spitze, die Wolfs�und Tigerhunde, dann �berhaupt solche, welche von reizbarem Temperamente sind und schon von Jugend auf sich b�se und bissig zeigen, dann M�nnchen in �berwiegendem Verh�ltnisse zu Weib�chen, j�ngere, verz�rtelte, zu �ppig gen�hrte, bastardirte, dann wenig Bewegung machende Hunde eine besondere Disposition zur Selbstentwicklung der Krankheit zeigen; Annahmen, die sich nicht bew�hren.
Als Gelegenheitsursachen wurden sowohl grosse .Sommer�hitze als bedeutende Winterk�lte beschuldiget; die Krankheit kommt jedoch auch im Fr�hjahre und Herbste und bisweilen gerade in k�hlen Sommern h�ufiger vor, w�hrend sie in helssen nicht selten vollkommen fehlt. Eine andere Ursache sollte der Mangel an sj-utem, frischem und hinreichendem Trinkwasser sein, ein Moment, welches an und f�r sich zur Erzeugung der Wuth gewiss nichts beitr�gt, wenn es auch der Gesundheit der Hunde �berhaupt nicht zutr�g�lich sein mag. Von Vielen wird ein heftig aufgeregter und nicht befriedigter Geschlechtstrieb, welcher sich dort, wo eine zur Menge der m�nnlichen Hunde unverh�ltnissm�ssig geringe Anzahl weib�licher Hunde gehalten wird, bis zur Raserei steigern kann, als eine der Ursachen des Airsbruches der Wuthkrankheit angesehen, wobei haupts�chlich die psychische Aufregung und Erbitterung, mit welcher sich die m�nnlichen Hunde herumbeissen, in Anschlag gebracht wird. Wird aber in Ber�cksichtigung gezogen, dass namentlich in St�dten m�nnliche Hunde mit Vorliebe und in bei weitem gr�sserer Zahl als weibliche gehalten werden, so wird es auch nicht auffallen, dass die bei m�nnlichen Hunden zur Constatirung kommenden
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Wntli.
Wutht'�lli! an Zahl jene bei weitem �bertreffen, welche bei Weibchen beobachtet werden.
Sichergestellt ist es, dass die Wuth unter den Hunden zeit�weilig eine auffallende Verbreitung- gewinnt, und wahrhaft seucheu�artig- herrscht. F�r die Erkl�rung solcher Invasionen insbesoudere wurde die Epigenese der Wuth aufrecht erhalten und deren Ent�stehung der Einwirkung- eines eigonthiimlichen Miasma zugeschrie�ben, welches bei Hunden, die von fr�her her reizbar oder beiss-siichtig- sind, die Wuth hervorrufen sollte.
Zur Unterst�tzung der Ansicht, dass die Wuth sich unter solchen Verh�ltnissen spontan entwickle, wird die Thatsacho ange�f�hrt, dass bei der Mehrzahl der von der Wuth befalleneu Hunde Bissverletzungen sich nicht vorfinden. Wer jedoch in Betracht zieht, dass selbst Irische Bissverletzungen, bei dem dichten Haarwuchs der meisten Hunde, von den Eigenth�mern derselben in der Regel gar nicht bemerkt werden, und dass diese Wunden bei der oft langen Dauer der Incubationsperiode zur Zeit des Ausbruches der Wuth-kraukheit l�ngst zur Abheilung gekommen und unkenntlich geworden sein k�nnen, wird diesem Umst�nde keine besondere Bedeutung beilegen.
Der allen w�thenden Hunden eigenth�mliche Drang zum Herum�schweifen, und die bei denselben stets vorhandene Beisssucht macht es �berdies m�glich, dass durch ein einziges solches Thier Ver�letzungen und lufectionen einer grossen Anzahl anderer Hunde ver-anlasst werden, und in Folge dieser, Wuthausbr�che unter den Hunden verschiedener Localit�ten sp�ter auftreten.
Die in Wien herrschend gewesenen Wuthseucheu des Jahres 1^67, dann jene der Jahre 1873 � 75, mussteu jeden vorurtheils-losen Beobachter �berzeugen, dass es sich hier nicht um spontan entstandene, sondern um Krankheitsf�lle handelte, welche im Wege der Infection sich verbreiteten; wenn man nicht gerade f�r ein�zelne Stadtbezirke besondere miasmatische Herde annehmen wollte.
Die Thatsache, dass durch eine strenge Durchf�hrung sach-gem�sser veterin�r-polizeilicher Massregeln die Wuthseuche eben so wie jede andere rein contagi�se Seuche in ihrer Verbreitung ge�hemmt und getilgt werden kann, spricht gleichfalls entschieden gegen die Annahme einer Epigenese der Hundswuth.
Auch bei dem seuchenartigen Auftreten der Wuth unter F�chsen und W�lfen l�sst sich keine andere veranlassende Ur�sache finden, als die fortgesetzte Ansteckung von Thier auf Thier.
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Wuth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 023
Bei w�thenden Thieren entwickelt sieh, u. z. schon im ersten Beginne der Krankheit (vielleicht sogar schon w�hrend des Ablaufes des Incubationsstadiums), ein Contagiuin, welches sich bis zum Ende derselben fortentwickelt, selbst noch einige Zeit nach dem Tode, jedoch kaum �ber 24 Stunden und so lange der Cadaver nicht v�llig erstarrt ist, wirksam bleibt und auf den Menschen, auf S�ugethiere und Gefl�gel �bertragen werden kann. Es ist nur fixer Natur, haftet, wie Impfungen nachgewiesen haben, am intensivsten am Speichel und Geifer des Maules und im Blute, aber auch an allen Se- und Excreten. Ausgeschnittene blutlose Nervenst�cke wuthkranker Hunde in Hautwunden eingef�hrt brachten keine In�fection zu Stande (Hertwig), dasselbe gilt von dem Gen�sse von Milch und Fleisch.
Das Contagium wird unter gew�hnlichen Verh�ltnissen durch den Biss wuthkranker Hunde und anderer Fleischfresser �bertra�gen, und ist auch in der zweiten und den folgenden Generationen wirksam. Uebertragungen der Wuth durch Pflanzenfresser erfolgen, obwohl ihr Speichel eben so infecti�s wirkt, viel seltener, weil sie durch Bisse nicht h�ufig verletzen. Am gef�hrlichsten erscheinen die nicht oder nur wenig blutenden Verletzungen der Haut, da bei st�rkeren Verwundungen das Gift durch die Blutung leichter weg�gesp�lt wird; auch leichte Erosionen der Haut erm�glichen bei Be�sudlungen derselben mit Tr�gern des Contagiums die Ansteckung. Nicht jedes Individuum jedoch, in welches das Contagium einge�f�hrt wird, verf�llt in die Wuth. Verschiedene Verh�ltnisse, wie das Bedecktsein der gebisseneu K�rperstelle mit Wolle, mit dichten Haaren, Kleidern u. s. w., au welchen bei dem Bisse das Vehikel des Contagiums h�ngen bleibt, die nach dem Bisse erfolgende be�deutendere oder geringere Blutung, so wie der Umstand, ob durch �fter hintereinander erfolgte Bisse der Speichel des w�thenden Thieres von den Z�hnen bereits abgestreift ist oder nicht, scheint hierauf Einfluss zu haben.
Das procentische Verh�ltniss der wirklichen Erkrankungen unter jenen Thieren, denen das Wuthgift durch Biss beigebracht wurde, ist daher ein schwankendes (20�70n/0); selbst bei absicht�lichen Impfungen ist das Procent jener Thiere, welche in Folge derselben in die Wuth verfielen, keineswegs constant (24�70%). Die Beobachtung, dass in manchen F�llen selbst der in eine Wunde gelangende Geifer eines w�thenden Hvindes die Ansteckung nicht veranlasst, w�hrend ein anderes Mal die geringste Hautverletzung zur Aufnahme des Contagiums hinreicht und die Krankheit zum
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524nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; wutii.
Ausbruche briug-t; so wie die Ergebnisse von Versuchen, nach wel�chen einzelne Thiere jahrelang allen Ansteckungsversuchen wider�standen (ein Mops Hertwig's durch 3 Jahre), w�hrend andere gleichzeitig geimpfte Hunde angesteckt wurden, lassen auf eine Ver�schiedenheit in der Pr�disposition der Thiere f�r die Entwicklung der Wutii schliessen. welche �berhaupt bei den Pflanzenfressern und bei den Menschen geringer zu sein scheint, als bei den Fleisch�fressern. Ausserdem aber macht es die wiederholte Erfahrung, dass manche w�thende Hunde durch ihren Biss die Mehrzahl der Ver�letzten anstecken, w�hrend dies bei anderen nicht der Fall ist, an�nehmbar, dass eine Verschiedenheit in der Intensit�t des von den kranken Hunden producirten (Jontagiums bestehen k�nne. Ob die Vermuthung Fill wax's, dass besonders jene w�thenden Hunde durch ihren Biss Ansteckung veranlassen, bei deren sp�terer Section sich anthrax�hnliche Erscheinungen vorfinden, begr�ndet sei, m�ssen fortgesetzte Beobachtungen leinen; in R�cksicht auf die prophy�laktische Behandlung der von solchen Hunden gebissenen Men�schen, w�re die Feststellung eines solchen Criteriums von grossem Werthe.
Die durch den Biss verursachten Verletzungen heilen in der Kegel bald und die gebissenen Thiere erscheinen durch eine ver�schieden lange Zeit vollkommen gesund. Diese Incubationszeit, d. h. die Periode von dein Augenblicke der stattgefundenen Ver�letzung bis zum Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen, ist unbestimmt; in manchen F�llen stellt sich vor dem Ausbruche der Krankheit eine h�here Empfindlichkeit der Narbe ein, welche die Thiere durch Lecken, Scheuern und Kratzen derselben zu erkennen geben.
Der Ausbruch der Krankheit bei einem durch Biss angesteckten Thiere scheint durch gewisse Verh�ltnisse, welche eine besondere Aufregung der Thiere veranlassen, wie Zorn, erregter Geschlechts�trieb, Reizung der Bissnarben u. dgl. beschleunigt zu werden.
Die Dauer der Incubationsperiode erstreckt sich bei Hunden gew�hnlich auf 3�6, seltener auf 7�10 Wochen, obwohl auch F�lle beobachtet wurden, wo sie einerseits erst nach mehreren, 5�7 Monaten (Youatt), andererseits schon nach 3�10 Tagen zum Ausbruche gekommen ist; bei Katzen soll sie sich auf 2�4 Wochen belaufen. Bei Pferden schwankt das Incubationsstadium zwischen 15 Tagen bis 3 Monaten und dar�ber, bei Rindern zwischen 9 Tagen und mehreren Monaten, angeblich selbst bis �ber ein Jahr, bei Schafen und Ziegen zwischen wenigen Tagen und mehreren
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wuthnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;525
Monaten, gewohnlicb zwischen 2 und 4 Wochen, bei Schweinen zwischen 9 Tagen und mehreren Wochen oder Monaten nach ge�schehenem Bisse. Bemerkenswerth ist die Angabe 8pinola's, dass die Tr�chtigkeit die Dauei' des lucubatiousstadiums zu verl�ngern scheine, und dass die von ihm beobachteten sp�ten Ausbr�che der Wuth beim Rindvieh durchaus tr�chtige K�he betrafen, bei welchen sich die Krankheit gew�hnlich erst nach dem Abkalben einstellte.
Dass auch ehr Biss w�thender Pflanzenfresser und Impfungen mit dem Speichel und Blut solcher Thiere die Wuth hervorzurufen verm�gen, haben Versuche nachgewiesen; ob das bei diesen Thieren producirte Contagium weniger intensiv wirke, als jenes der Fleisch�fresser, ist nicht sichergestellt.
Die Tenacit�t des Wuthcontagiums ist eine gering-e. Impfun�gen mit Blut und Geifer, welche vollst�ndig erkalteten Cadavern entnommen waren, blieben (nach Hertwig) erfolglos.
Durch Zwischentr�ger scheint das Wuthgift entweder o-ar nicht, oder nur in geringem Grade verschleppbar zu sein, was in der geringen Tenacit�t desselben seine Begr�ndung iindet.
Ueber die Natur desselben ist nichts bekannt.
Hallier gibt an, in dem Blute wutlikranker Hunde und Pferde zahlreiche Micrococcen gefunden, und aus jenem des Hundeblntes einen eigentli�mlielien Brand�pilz gezogen zu haben. Andere Beobachter konnten aber einen solchen Befund nicht constatiren.
Auf welche Weise das Wuthgift wirke und wodurch die lang-e Dauer des latenten Stadiums bedingt werde, dar�ber bestehen nur Vermuthungen. Faber sprach die Ansicht aus, das Contagium werde nach seiner Einf�hrung in den K�rper encystirt und sp�ter unter g�nstigen Umst�nden (wie bei Entz�ndung der Cyste) erst in den Blutstrom gebracht. Virchow erkl�rt die Wirkung des Contagiums �hnlich der eines Fennentk�rpers; von der Impfstelle aus w�rden dem Blute fort und fort neue Bestandtheile zugef�hrt, welche von da aus auf das Nervensystem einwirken. W�hrend der Periode der Latenz w�rde das Contagium durch die Regulatoren des Stoft-wechsels aus dem Blute entfernt und nur bei �berm�ssiger Ansamm�lung im Blute (wie sie vielleicht bei dem Wiederentz�nden der Bisswunde durch Vervielf�ltigung des Fermentes erfolgt) der Aus�bruch der Wuth angeregt. Vielleicht aber bilden sich nach der Auf�nahme des Wuthgiftes in den K�rper, �hnlich wie bei der Alcohol-vergiftung, durch die fortw�hrende Einwirkung des Giftes allm�lig Ver�nderungen im Nervenapparate aus, welche bei dem Eintritte
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526nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; wiitii.
gewisser Einfl�sse durch den Complex der Erscheinungen der Wuth sich zu erkennen g-ehen. Wichtig- w�re es jedenfalls, durch Impf-versuche sicherzustellen, ob iu dem Blute, dem Speichel und an�deren Secreten gebissener oder geimpfter Thiore das Contagium sich schon dann vorfindet, wenn Krankheitserscheinuugen noch nicht zugegen sind, also wenn das Thier noch im Incubationsstadium sich befindet.
Welche Ver�nderungen der Speichel erleidet, um seine conta-gi�se Eigenschaft zu erlangen, ist unbekannt; m�glich, dass die in dem Blute enthaltenen Fermentk�rper in ihn �bergehen. Durch die Annahme, dass gewisse Fermentk�rper im Speichel auch durch psy�chische St�rungen in reichlicherer Quantit�t auftreten k�nnen, w�rden sich auch jene F�lle erkl�ren, wo nach dem Bisse zorniger oder geschlechtlich aufgeregter Hunde, welche selbst gesund blieben, die Wuth zum Ausbruch kam. Es w�rden in einem solchen Falle schon unbedeutende Mengen von Speichel Wirkungen auf den Organismus hervorzubringen im Stande sein, wie sie durch die Einspritzungen gr�sserer Quantit�ten normalen Speichels (von Wright) hervor�gebracht wurden; Erscheinungen, welche die gr�sste Aehnlichkeit mit jenen der Wuth zeigten.
sect;. 101. Erscheinungen der Wuth beim Hunde. Man unterscheidet gemeinhin die Wuth in die rasende, tolle und in die stille, paralytische Wuth. Beide Formen ditferiren jedoch nicht wesentlich von einander; sie stellen nur verschiedene Erschei�nungsweisen einer und derselben Krankheit dar, die von dem Na�turell der Hunde und anderen Umst�nden abh�ngig sein m�gen. Im Verlaufe der Wuth lassen sich drei Stadien unterscheiden: jenes der Voi'l�ufer, Prodroinalstadium, das der ausgesprochenen Wuth, Irritationsstadium, und das der L�hmung, paralyti�sches Stadium.
Da die Erscheinungen der rasenden Wuth ein ausgespro�chenes Bild der Krankheit bieten, ist es gebr�uchlich, diese Form zuerst zu schildern.
a) Die Tollwuth. Erstes oder Prodroinalstadium. Die zuerst auftretenden Erscheinungen sprechen sich insbesondere durch eine Ab�nderung in dem Benehmen der Hunde aus. Dieselben sind verstimmt, u. z. bald scheinbar munterer, ungew�hnlich freund�lich, leicht zum Zorne geneigt, bald auffallend m�rrisch, tr�ge und unfreundlich; h�utig wechseln diese beiden (xem�thszust�nde mit einander ab, so dass die Munde launenhaft erscheinen. Gleichzeitig werden sie auffallend unruhig, sie wechseln h�utig ihre Lagerstelle,
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wutii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �27
kr�mmen sieh daselbst wie zum Schlafe zusammen, fahren jedoch bald wieder auf und wechseln oftmals ihren Platz. Die Fresslust ist gew�hnlich in der Art ver�ndert, dass die Thiere ihre Lieblings-speiseu wohl noch zu sich nehmen, das gew�hnliche Futter jedoch entweder unber�hrt stehen lassen oder nur beschnuppern, einige Bissen davon in das Maul nehmen und wieder fallen lassen. Manch�mal �ussert sich schon fr�hzeitig die sp�ter deutlich hervortretende Neigung uugciiiessbare und unverdauliche Gegenst�nde, Holz, Stroh, Federn u. dgl., den eigenen oder fremden Koth zu beisseu und zu verschlingen, und au kalten Gegenst�nden, Eisen, Steinen u. s. w., so wie den eigenen Harn zu lecken. Bei manchen Hunden scheint der Geschlechtstrieb gesteigert; sie beriechen und belecken die Geschlechtstheile anderer Hunde h�ufig und anhaltend. Bei allen spricht sich eine gewisse Mattigkeit und Schwerf�lligkeit beim Gehen, bei Einzelnen Schw�che und Zittern des Hintertheiles aus. Stubenhunde gehorchen schon im Beginne der Krankheit ihren Herren nur mit Unlust, bei Hof- und anderen im Freien gehaltenen Hunden tritt eine auffallende Scheu, Widerspenstigkeit und Unruhe hervor. Eine eigentliche Beisssucht ist um diese Zeit gew�hnlich noch uicht vorhanden. Das �ussere Ansehen der Hunde ist noch wenig- ver�ndert, bei einzelnen ist eine massige Beschleunigung-des Athmens, st�rkere Injection der Bindehaut, Erweiterung- der Pupille, eine leichte Vermehrung der Absonderung- der Nasenschleim�haut oder massiges Geifern, manchmal eine leichte Beschwerde beim Schlingen, W�rgen, Neigung zum Erbrechen zugegen. Vor und im Anfange des Ausbruches der Krankheit zeigt sich manchmal eine gr�ssere Empfindlichkeit der Bissstelle, auf welche man durch das h�ufige Lecken, Kratzen und Nagen an derselben auf�merksam wird.
Nach zwei oder drei Tagen, oft auch schon nach 12 Stunden, beginnt das zweite, Irritations-Stadium, oder das der eigent�lichen Wuth, w�hrend dessen die Krankheitserscheinungeu nicht fortdauernd in gleicher St�rke zugegen sind, sondern aufallsweise deutlicher hervortreten. W�hrend solcher Anf�lle steigern sich die, wenn auch stets, doch in geringerem Grade vorhandenen Symptome, und gew�hnlich sind die ersten Anf�lle die heftigsten und am l�ngsten dauernden. Zu den am meisten charakteristischen Symptomen geh�ren: der Drang- zum Entweichen aus dem Hause und zum Herum schweifen; die auffallende Neigung zum Beissen und die eigenth�inliche Ver�nderung in der Stimme.
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Dor Au fall beginnt gew�hulich mit einer Steigerung- der Un�ruhe; laquo;lie Kraukeu wechseln h�utig- den Ort und suchen ins Freie zu koimnen. Stubenhuude dr�ngen sich ungew�hnlich oft zur Th�re, um zu entkommen, angebundene oder eingesperrte Hunde suchen ihre Ketten oder Stricke zu zerreissen, die Bretter oder Th�ren ihres Stalles zu durchbrechen oder zu durchbeissen, um ins Freie zu gelangen; die bei diesem Bestreben sich zeigenden Schwierig�keiten dienen nur dazu, ihre Aufregung zu steigern. Ins Freie ge�langt, schweifen sie planlos umher und durchlaufen h�ufig- innerhalb verh�ltuissm�ssig kurzer Zeit weite Wegstrecken. Auf einen solchen Anfall folgt eine Remission; dressirte und Stubeuhunde kehren nach Hause zur�ck und zeigen dann manchmal deutlich, dass sie sich der Ungeh�rigkeit ihres Benehmens bewusst sind; sie sind bei ihrer Ankunft oft ungew�hnlich freundlich, furchtsam und verkriechen sich gerne.
W�hrend eines solchen Paroxysmus ist die Beisssucht auch am deiitlichsten ausgesprochen; die w�thenden Hunde sind w�hrend desselben am gef�hrlichsten f�r Menschen und Thiere, welche dann am h�ufigsten von ihnen verletzt werden. Dieses Symptom ist aber nach dem Naturell und der Art der Aufzucht der Hunde verschieden ; manche schnappen oder beissen nur leicht und im Vor�berlaufen, andere hingegen mit Wuth und heimt�ckisch auf ihnen vorgehaltene oder in den Weg kommende Gegenst�nde und bisweilen so heftig, dass sie sich die Z�hne ausbrechen und die Lippen blutig verletzen. Sind solche Hunde eingesperrt, so beissen sie in die St�be ihres K�figes oder nagen an den h�lzernen W�nden desselben, w�hlen in dem Streustroh und sch�tteln dasselbe mit den Z�hnen bis zur Er�sch�pfung. Am st�rksten wird die Beisssucht toller Hunde durch andere Hunde, durch Katzen und Gefl�gel, weniger durch gr�ssere Thiere, am wenigsten durch den Menschen erregt, welchen sie ge�w�hnlich, besonders wenn er zu ihren Bekannten geh�rt, nur wenig-tief beissen, so dass bisweilen nur Quetschungen oder Hautab�sch�rfungen entstehen. Die Dauer solcher Anf�lle, wechselt von einigen Stunden bis zu einem ganzen Tage und dar�ber; sie ist gew�hnlich k�rzer bei dressirten und Stubenhunden, als bei wilderen Raceu ; der Nachlass ist nach dem ersten Paroxysmus oft so bedeutend, dass die Thiere dann nahezu gesund erscheinen. Durch �ussere Veranlassungen, namentlich psychische Reizungen werden gew�hnlich die sp�teren Paroxysmen hervorgerufen.
W�hrend der Paroxysmen befinden sich die Thiere in dem Zustande eines wahren Deliriums; auch aussei- der Zeit des Anfalls
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Wuth.
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scheinen sie an Sinnest�uschungen zu leiden; sie blicken stier nach eiuem Funkte, oder schnappen in die Luft, wie nach Fliegen; fahren aus einem kurzen sopor�sen Hinbr�ten auf und springen mit Geheul so weit, als es der Kaum des K�tiges oder die L�nge der Kette, an der sie Hegen, zul�sst, oder stieren selbst ihnen bekannte Menschen und Gegenst�nde starr und fremd an.
Charakteristisch ist die, manchmal schon im ersten Stadium beginnende Ver�nderung der Stimme. W�hrend bei gesunden Hunden die einzelnen Anschl�ge bei dem Bellen deutlich von ein�ander geschieden sind, schlagen wiithende Hunde mit einem Laute an und ziehen denselben in einen h�heren Ton fort, so dass die Stimme zwischen Bellen und Heulen schwankt. Manche Hunde stossen dieses Gebell oft aus, andere nur dann, wenn sie gereizt werden; nur in sehr seltenen F�llen bleibt die Stimme ganz un�ver�ndert.
Eine eigentliche Wasserscheu, wie sie fr�her als Symptom der llundswuth angenommen wurde, bestellt nicht; im Gegentheile findet man, dass wiithende Hunde ihren eigenen Urin lecken, in Wassergef�ssen mit der Zunge pl�tschern, ja selbst mit Begierde saufen. Manchmal aber ist ein eigentlicher Schlingkrampf zugegen, wodurch die Aufnahme des Getr�nkes und fester Stoffe behindert wird, welche entweder, sobald sie zum Schlundkopfe gelangen, wieder zui�ckgestossen oder kurz nach ihrem Gen�sse erbrochen werden. Auch den Anblick dos Wassers und das Begiessen mit demselben vertragen sie ganz gut, nur werden sie durch die letztere Manipulation stark aufgeregt; Beispiele, dass wiithende Hunde durch iliessendes Wasser schwammen, sind mehrere verzeichnet.
Die Kranken verschm�hen gew�hnlich das ihnen gereichte Putter; hingegen steigert sich bei ihnen die Lust zum Gen�sse unverdaulicher und ekelhafter Dingo, wie Erde, Heu Stroh, Holz, M�rtel und Koth; die Entleerungen der Excremente und des Harnes sind meist verz�gert, verringert und schmerzhaft, die Thiere magern in kurzer Zeit auffallend ab.
Die Schleimhaut des Maules ist h�utig trockcu, bisweilen selbst rissig; die Ansammlung einer gr�sseren Menge Geifers und das Herausspinnen desselben aus dem Maule wird gew�hnlich nur in jenen F�llen, wo die Thiere wegen Schlingkrampfes zu schlingen aussei- Stande sind, beobachtet; manchmal kommen Anschwellungen der Zunge, der Nase und dos ganzen Kopfes vor. In der Kegel bemerkt man eine st�rkere K�thung der Bindehaut und �fteres Schliessen der Augen, eine gr�ssere Emptindlichkeit gegen das Licht,
B611, Path. u. Tlicr. il. llaustb. I. Aufl. Inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 34
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530nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wuth.
einen gr�sseren Glanz (nach Einigen st�rkeres Leuchten) der Allgen, die Bildung kleiner Falten �ber den Augen und an der Stirne, wo�durch die Hunde ein m�rrisches, heimt�ckisches Aussehen erlangen. Das Athmen ist w�hrend der Paroxysmen gew�hnlich beschleunigt und erschwert, w�hrend der Remissionen meistens ruhig; die Unter�suchung des Pulses ist wohl nur sehr selten m�glich; nach Blaine ist er beschleunigt und hart.
In dem Grange solcher Hunde ist anfangs nichts Auffallendes zu bemerken; unrichtig ist die Annahme, dass w�thende Hunde den Schweif zwischen die Hinterschonkel herabsenken, sogar daselbst einklemmen, oder dass sie stets geradeaus laufen. Das Erstero tritt erst ein, wenn die Schw�che im Hintertheile zunimmt; das letztere findet gew�hnlich nur dann statt, wenn die Tlunde verfolgt werden, w�hrend sie sonst h�ufig von der geraden Richtung nach rechts und links abweichen. W�hrend ihres Herumschweifens scheinen sie nahezu bewusstlos zu sein, sie laufen in diesem Zustande fort, bis sie entweder zusammenst�rzen oder wieder zum Bewusstsein kommen, und dann nicht selten nach Hause zur�ckkehren.
Die Dauer dieses Stadiums ist eben so unbestimmt wie jene des ersten; sie erstreckt sich nicht leicht �ber 3 bis 4 Tage, nach welcher Zeit es entweder unmerklich in das folgende �bergeht oder unmittelbar durch den Eintritt der L�hmung mit dem Tode endet.
Das dritte, paralytische Stadium, das der L�hmung, entwickelt sich aus dem vorigen, indem die Paroxysmen schw�cher, die freien Zwischenr�ume weniger ausgesprochen werden. Die Ab�magerung nimmt rasch zu, die Thiere erhalten durch ihr struppiges Haar, die eingefallenen Flanken, die matten, zur�ckgesunkenen Augen, die getr�bte Hornhaut, das meist offenstehende trockene Maul mit hervorh�ugender, bleifarbiger Zunge ein unheimliches und ekelhaftes Aussehen. Die Schw�che im Hintorthcile steigert sich; es tritt allm�lig L�hmung desselben ein, die Thiere gehen schwan�kend, mit nachgezogenen Hinterf�ssen und h�ngendem Schweife, oder sie liegen wie schlafs�chtig, erheben sich nur mit dem Vorder-theile, besonders wenn sie gereizt werden, wo sie noch beissen oder wenigstens herum schnappen. Ihre Stimme wird heiser, das Athmen angestrengt, der Puls beschleunigt und unregelm�ssig, die Pupille ist erweitert. Zuweilen treten Convulsionen ein, welche bald nur die Muskeln einzelner Partien, bald den ganzen K�rper befallen und sich manchmal bis zum Starrkrampf steigern. Endlich gehen die
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Wuth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; f);}!
Thiere meist sopor�s am f�nfton bis siebenten Tag-e, seltener sp�ter zu Grunde.
h) Die stille Wuth. Bei der sogenannten stillen Wuth sind die Symptome der Hirnreizung nicht so deutlieh; die Aufregung ist weniger ausgesprochen, die Unruhe, die Neigung zum Fortlaufen und die Beisssucht sind geringer, die Kranken sind mehr still und traurig. Meist stellt sich schon zeitlich eine L�hmung des Hinter�kiefers ein, welcher dann schlaff mehr oder weniger weit herabh�ngt und die Kranken am Beissen und an der Aufnahme des Futters und Getr�nkes hindert. Nur wenn sie stark gereizt worden sind, sind sie im Stande, den Kiefer zu schliessen, weshalb es selbst bei dieser Form gef�hrlich bleibt, sich solchen Hunden unvorsichtig zu n�hern. Wegen des Offenstehens des Maules fliesst gew�hnlich Speichel oder Geifer aus demselben; bisweilen ist Anschwellung des Halses und der hervorh�ngendon Zunge, in manchen F�llen auch Katarrh der Nasen-, Kehlkopfs- und Bronchialschleimhaut zugegen, manchmal verrathen die Thiere durch ihr Benehmen Schmerzen im Hinterleibe; die Excremente sind dann weicher, selbst fl�ssig. Die �brigen Erscheinungen, namentlich die eigenth�mliche Ver�nderung' der Stimme, welche solche Hunde jedoch seltener h�ren lassen als tollw�thende, die St�rung des Bewusstseius, die Ver�nderung dos Appetites, der schnelle Eintritt der Abmagerung und der L�hmung des Hintertheiles gegen das Lebensende, so wie die Schnelligkeit des Verlaufes verhalten sich wie bei der rasen�den Wuth.
Der Verlauf der Wuth ist ein sehr rascher und endigt wohl stets mit dem Tode; die Angaben von eingetretener Genesung, die hin und wieder auftauchen, sind sehr vereinzelt und lassen noch immer sehr begr�ndete Zweifel zu. Die Dauer der Krankheit hat sich in keinem Falle �ber zehn Tage erstreckt, in der Mehr�zahl erfolgt der Tod zwischen dem f�nften und sechsten Tage, manchmal noch fr�her nach dem Auftreten der ersten Krankheits�erscheinungen.
sect;. 102. Die pathologische Anatomie liefert so wenig sichere Daten zur Constatirung- der Wuthkrankheit an dem Cadaver, dass es in den meisten F�llen schwer wird, aus den Sectiousergebnissen allein die Diagnose auf das Vorhandengewesensein der Wuth w�hrend des Lebens mit Sicherheit zu stellen.
Die wichtigsten Erscheinungen sind: st�rkere Anf�llung der Gcfasse des Gehirnes und des R�ckenmarkes, bisweilen ser�se Exsudationen in dieselben, ausgebreitete Hyper�mien der Muskulatur,
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532nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; wuth.
des Unterhautbindeg-cwebes, dor Leber und Nieren, umschriebene oder ausgebreitete Hyper�mien, selbst Blutung-cn in der Milz, dunkles, wie theerartiges, keine oder doch nur sparsame Gerinnungen bilden�des Blut, welches bald nach dein Tode ausgedehnte Leichen-tr�nkungen veranlasst. Hyper�mien und Blutaustretungen auf der Schleimhaut des Nahrungsschlauches kommen besonders ausge�sprochen bei der stillen Wuth vor, tu z. im Sehlundkopte im ge�ringeren Grade, am entwickeltsten im Magen, dessen Schleimhaut besonders an den Falten geschwellt, von Kxtravasaten durchzogen und h�ufig von h�morrhagischen Erosionen besetzt erscheint; Hyper��mien der Zunge, die bisweilen durch Bisse vorletzt ist, der Mandeln und Speicheldr�sen. Aehnliche Ver�nderungen finden sich auf der Schleimhaut dos Kehlkopfes, besonders dos Kehldeckels, der Luft�r�hre und ihrer Zweig-e, welche �berdies h�utig mit einem schau�migen Secrete erf�llt sind. Die von Einigen angef�hrten Hyper��mien dos herumschweifenden, des Zungonfloisclmerven, der ilals-und Brustganglien des Sympathicus sind nicht constant. Fast constant findet sich ein ungew�hnlicher Inhalt des Magens und D�nndarmes, wie Stroh, Heu, Fetzen, Haare, Koth u. s. w., zu Ballen oder wurstartig- zusammengedr�ngt und verfilzt, neben einem g�nzlichen Maugel von Futterstoffen im Magen und von Chyltis im D�nnd�rme. Die Maroehetti'sehen Bl�schen oder Pusteln an den Seiten tier Zunge haben wir bisher noch nicht angetroffen und es kann ihnen, selbst in F�llen, wo sie vorhanden sein sollten, der Worth eines charakteristischen Symptomes nicht beigelegt wer�den, da sie sich (nach Prinz) auch bei gesunden und (nach Spinola) bei anthraxkranken Hunden vorfinden sollen. Im Ganzen betrachtet zeigt der anatomische Befund bei exquisiten F�llen dieser Krankheit einige Aehnlichkeit mit jenem, welchen mau bei Hunden nach acuten Vergiftungen mit narcotischen Substanzen, Blaus�ure, Brech-nuss, Niootin u. s. f. oder bei anthraxkranken Thieren antrifft.
sect;. 103. Aus dem Angef�hrten ergibt sich, dass die Diagnose der Wuthkrankheit keinesfalls aus einzelnen, f�r charakteristisch aus�gegebenen Zeichen, sondern nur aus der Aufeinanderfolge gewisser Reihen von Erscheinungen und St�rungen entnommen werden k�nne. Die ganze Gruppe allm�lig auftretender Zeichen weiset mit grosser Wahrscheinlichkeit auf eine durch das Wuthgift veranlasste func�tion eile St�rung (bald Reizungs- bald L�hmungszustand) dos verl�ngerten Markes und der benachbarten Nervencentren hin, welche sich durch abnorme Erscheinungen in der Sph�re der Be�wegung, Empfindung und der Geistesth�tigkoit zu erkennen gibt.
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Wuth,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;533
Bei der Untersiibeiduns-- der Wuth von anderen Krank�heiten, mit welchen sie verwechselt werden k�nnte, verdienen dem�nach vorz�glich die nerv�sen Ersclieinungeu, die grosse Angst, die Sinncst�usehung-on, der Drang- zum Herumschweiten, die leichte Er-regbarkeit hei zeitweilig wenig gest�rtem Bewusstsein, der abnorme Appetit auf ungew�hnliche und unverdauliche Gegenst�nde, die sp�ter auftretenden L�hmungserscheinungen, dann die Ver�nderung der Stimme und das erschwerte Schlingvorm�gen besondere Ber�ck�sichtigung. Die Bissigkeit ist nur in so ferne bezeichnend, als sie auf eine vermehrte Reizbarkeit des Thieres zum Zorne, wobei es sich seiner nat�rlichen Waffen bedient, hinweiset; sie fehlt bei anderen w�thenden Hausthieren, welche sich in diesem Zustande ihrer gew�hnlichen Waffen (der H�rner, Hufe u. s. w.) bedienen.
Die Krankheiten, mit welchen die Wuth verwechselt w e r d e n k� n n t e, sind :
a.nbsp; die Fallsucht, bei welcher jedoch Krampfanf�lle mit v�l�liger Bewusstlosigkcit, Geifern und Sch�umen aus dem Maule und �ngstlichem Schreien zugegen sind ;
b.nbsp; nbsp; die Halsentz�ndung (Br�une), bei welcher alle Er�scheinungen der Wuthkraukheit, mit Ausnahme der Schlingbe�schwerden fehlen und eine gr�ssere Empfindlichkeit der Schlund-kopfgegend gegen einen angebrachten Druck vorhanden ist;
c.nbsp; Magen- und Darmentz�ndungen, welche sich durch die Gegenwart von Fiebererscheinungen, Schmorzhaftigkeit des Hinter�leibes und den Mangel der nerv�sen Erscheinungen von der Wuth leicht unterscheiden lassen. Noch weniger leicht mit der Wuth zu verwechseln ist;
d.nbsp; die Gegenwart fremder K�rper im Rachen und im Schl�nde, wobei stets starkes Speicheln und Geifern zugegen ist, der fremde K�rper entweder gesehen oder gef�hlt werden kann itnd die abnormen Erscheinungen sogleich verschwinden, sobald das Hinderniss entfernt ist;
e.nbsp; nbsp;Symptome der gr�ssten Aufregung und Raserei stellen sich auch ein bei der Gegenwart des bandwurm�hnlichen F�nf�loches (Pentastomum taeniodes) in den Stirnh�hlen, dann bei der Anwesenheit sehr zahlreicher dreigliederiger Bandw�rmer (Taenia Echinococcus), welche letzteren sich mit ihren Haken fest in die D�nndarmschleiinhaut anh�ngen. In beiden F�llen gibt der Sectionsbefund �ber die Natur des Leidens unzweifelhaften Auf-schluss, obwohl er auch Anlass zu der meiner Ansicht nach durch�aus nicht gerechtfertigten Annahme gegeben hat, dass die Gegenwart
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Wuth.
zahlreicher solcher Bandw�rmer die wahre Hundswuth veranlassen k�nne.
sect;. 104. Bei den �brigen Hausthieren kann sich in Folge des Bisses w�thender Hunde, wie schon erw�hnt, gleichfalls die Wuth entwickeln; die Erscheinungen der Krankheit sind nach der Thiergattung in etwas verschieden; bei allen aber kommen die fr�her angef�hrten nerv�sen Symptome constant vor.
1. Pferde werden beim Ausbruche der Krankheit unruhig, sie �ussern Juckreiz an der Bissstelle, trippeln hin und her, fahren �fters schreckhaft zusammen, wurden durch geringf�gige �ussere Einwirkungen sehr aufgeregt, zornig; das Auge ist gegen Licht em�pfindlich, der Blick stier, die Pupille meist erweitert; bei Hengsten und Stuten ist gew�hnlich eine starke Aufregung des �reschlechts-
triebes zugegen
heiserer Stimme nach Stuten,
schachten h�utig aus und wiehern mit letzteren aber stellen die Hinter-
f�sse auseinander und geberden sich wie rossig. Sp�ter stellen sich gew�hnlich Zuckungen der Hautmuskeln, selbst Kr�mpfe ein; die Fresslust liegt darnieder, das Schlingen ist erschwert. W�hrend der Paroxysmen schlagen und hauen die Pferde mit den F�ssen, beissen mit Wuth in den Barren oder andere Ger�thschaften, so dass die Z�hne, selbst der Hinterkiefer bisweilen abbrechen; das Athmen wird beschleuniget, Geifer und Schaum tritt vor das Maul, die Stimme wird heiser und rauh. In mehreren F�llen habe ich ein fortdauerndes Beissen der w�theuden Pferde an verschiedenen Theilen ihres K�rpers beobachtet, so dass schliesslich die Haut namentlich an den Extremit�ten auf weite Strecken hin blutig verletzt war. Die Dauer der Anf�lle ist verschieden; w�hrend der Nachl�sse kommen die Thiere wieder mehr oder weniger zum Bewusstsein und zeigen sich dann matt und hinf�llig; die sp�teren Paroxysmen sind gew�hnlich schw�cher, die freien Zwischenr�ume dauern l�nger an. Die Thiere verfallen rasch, es stellt sieh Schw�che, endlich L�hmung des Hintertheiles ein; die Kranken liegen von da an meist und gehen unter Convulsionen nach einer Krankheitsdauer von 4 bis (3 Tagen zu Grunde. Die Sectionsergebnissc verhalten sich wie bei w�thenden Hunden, nur fehlt der Befund der fremdartigen Substanzen im Magen.
2. Aehulich wie beim Pferde sind die Erscheinungen, welche w�theu de Rinder zeigen. Mangel an Fresslust, Traurigkeit, grosse Unruhe, leichte Erregbarkeit, Zuckungen, Sch�umen aus dem Maule, Aufregung des Geschlechtstriebes, besonders bei Stieren, Schlingbeschwerden und Aeusserung unangenehmer Emptindungen
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Wutli.
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;iu der Bissstolle sind die ersten Kranklioitssjmptomo. W�hrend der Paroxysmen sind die Augen ger�thet, stier, glotzend, die Pupille erweitert, die Stimme ver�ndert, heiser, dumpf, die Thiere br�llen h�ufig, stampfen mit den F�ssen, st�rzen zur Erde und w�lzen sich daselbst, oder sie suchen sich von den Ketten und Stricken loszu-reissen, stossen mit den H�rnern und mit der Stirue gegen Wider�st�nde mit solcher Wuth, dass die ersteren nicht selten abbrechen und die letztere blutr�nstig- wird; sehr selten tritt wirkliche Beiss-lust ein. Die Fresslust und das Wiederkauen h�ren g�nzlich auf, die Excremente werden anfangs selten und sparsam, sp�ter d�nn�fl�ssig, �fter selbst unwillk�rlich abgesetzt; die Abmagerung erreicht einen sehr hohen Grad, zuletzt stellt sich L�hmung des Miutertheiles ein, die Kranken sind unverm�gend- sich zu erheben, verfallen in einen sopor�son Zustand und gehen ein. Die ganze Krankheits�dauer erstreckt sich auch hier nicht �ber 4, 5, h�chstens 7 Tage und endet stets mit dem Tode.
3.nbsp; Auch bei den Schafen sind die ersten Zeichen der Wuth-kraukheit: Vorminderung der Fresslust, Aufh�ren dos Wiederkauens, juckende Empfindung in der Haut, aufgeregter Geschlechtstrieb; bald stellt sich bedeutende Aufregung, Ver�nderung der Stimme, Er�weiterung der Pupille, Starrheit des Blickes, Injection der Binde�haut, Vermehrung der Absonderung der Nasenschleimhaut ein. W�hrend der Wuthanf�llo machon die Schafe ungew�hnliche Spr�nge, stampfen mit den F�ssen, knirschen mit den Z�hnen, stossen mit den H�rnern gegen Menschen, Schafe, Hunde und leblose Gegou-st�udo, beisson auch mitunter in Ger�the. Solche Paroxysmen wechseln mit Intervallen der Ruhe. Bald beginnt die Abmagerung-, sp�ter stellt sich grosso Hinf�lligkeit, Schw�che, endlich L�hmung des Hintertheiles ein; die Thiere liegen gr�sstontheils unter be�st�ndigem Geifern aus dem Maule und vermehrtem Nasenausflusse und gehen unter Convulsionen innerhalb einiger (5�8) Tage ein.
4.nbsp; Ganz gleich verh�lt sich die Wuth bei Ziegen, bei denen jedoch die Beisssucht constant st�rker entwickelt ist.
5.nbsp; Bei Schweinen wird vor dem Ausbruche der Wuth ge�w�hnlich die st�rkere Empiindlichkcit der vernarbten Bissstelle deut�lich bemerkbar, die Thiere scheuern und kratzen dieselbe bis zum Aufbrechen. Ihr Betragen ist wild und schreckhaft, sie fahren unruhig im Stalle hin und her, ihr Blick ist stier, die Pupille stark erweitert, das Athmcn sehr beschleuniget, das Geifern aus dem Maide reichlich, die Stimme heiser. W�hrend der Anf�lle ist das Sch�umen aus dem Maule sehr stark, die Beisssucht heftig, und
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536nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;wuth.
sowohl gegen leblose Gegenst�nde, als auch gegen andere Thiere, selbst die eigenen Jungen, und gegen Mensehen gerichtet; -die Kranken w�hlen in dem Streustrohc herum oder verkriechen sich in dasselbe. Nach solchen Antalleii tritt eine deutliche Remission ein, w�hrend welcher Mutterschweine selbst ihre Jungen s�ugen und liebkosen. Sp�ter wird Maul und R�ssel trocken; es erfolgt rasche Abmagerung und L�hmung des ITinterthciles und die Thiore gehen gew�hnlich schon am zweiten bis vierten Tage nach dem Ausbruche der Krankheit zu Grunde.
Bei der Section finden sich dieselben Ergebnisse, wie bei der Wuth der Hunde.
6.nbsp; nbsp; Bei Katzen, bei denen die Erscheinungen wegen des scheuen Benehmens dieser Thiere nicht leicht genau beobachtet werden k�nnen, sind grosse Unruhe, Ver�nderung des Appetites, der Trieb zum Entlaufen, weites und zweckloses Herumschweiien, ungew�hnliches Heruinspriugeu oder Verkriechen die ersten An�zeichen der Krankheit, worauf heftige Beisssucht, die Neigung zum Verletzen durch ihre Krallen sich einstellt, wobei sie sich selbst angreifend gegen Menschen verhalten. Bald tritt Abmagerung, eine Ver�nderung der Stimme, welche zu einem eigenth�mlichen Schreien wird, L�hmung des Hintertheiles ein, und der Tod erfolgt ineist schon zwischen dem zweiten bis vierten Tage der Krankheit. Der Biss w�thender Katzen ist in der Kegel gef�hrlicher als jener der Hunde.
7.nbsp; Raubthiere, wie W�lfe und F�chse verlassen, wenn sie von der Lyssa befallen sind, ihren gew�hnlichen Aufenthalt, laufen k�hn in bewohnte Orte, �ussern keine Furcht vor Menschen, Hun�den u. s. w., fallen sie im Gegentheile, wenn sie sich ihnen in den Weg stellen, mit Wuth an, verletzen sie durch Bisse und verfolgen dann wie bewusstlos und schwankend ihren Weg, Pferde auf offener Strasse und Heerden auf der Weide oder in Pferchen werden von ihnen angefallen und gr�ssere Hausthiere insbesondere am Kopfe und an den Lippen verletzt. Wie erw�hnt erreicht die Wuth auch bei diesen Thieren bisweilen eine gr�ssere Verbreitung, welche durch fortgesetzte Ansteckung mittelst der Bisse vermittelt wird.
Ausserdern wurde die Wuth auch beim Schakal, bei der Hy�ne, dem Marder und Dachs beobachtet.
8.nbsp; Auch bei dem Hausgefl�gel wurde die Entwicklung der Wuth nach dem Bisse w�thender Thiere constatirt; grosse Un�ruhe, tolle Spr�ge, heisere Stimme, eine gewisse Beisssucht und
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wnth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 537
schliesslieh schwankender Gan!-' und L�hmung sind die haupts�ch�lichsten Zeichen.
Die Prognose bei ausgebrochener Wutli ist absolut ung�nstig, die erkrankten Thiere gehen unbedingt zu Grunde.
sect;. 105. Von einer Behandlung der ausgebrochenen Wuth-krankheit kann nach den bisher gemachten Erfahrungen keine Rede sein; alle zur Bek�mpfung dieses Leidens anger�hmten sehr zahl�reichen Mittel, unter denen besonders die spanischen Fliegen und die Maik�fer eine Hauptrolle spielen, haben sich als erfolglos er�wiesen. Eben so wenig hat sich nach den Mittheilungen Leisering's die von Herbst vorgeschlagene Pr�servativ- und Heilmethode der Wuthkrankheit der Hunde, bestehend in der innerlichen Verab�reichung- des Brechweinsteins, des Zinkvitriols oder Kupfervitriols bew�hrt. Dagegen kann durch eine entsprechende �rtliche Be�handlung der Bissstellen das Wuthgift zerst�rt und hiedurch der Ausbruch der Wuthkrankheit h�ufig-, u. z. mit um so gr�sserer Wahrscheinlichkeit hintangehalten werden, je k�rzere Zeit nach dorn Bisse die Behandlung- eingeleitet wird.
Diese besteht in dem Reinigen der Bisswunde, in dein Cauteri-siron derselben mit verschiedenen Aetzmitteln (concentrirte Mineral-sauren, Wiener Aetzpasta) oder mit dem Gl�heisen oder in dem Ausschneiden der Bissstelle und in dem Unterhalten einer l�ngeren Eiterung- durch das Bestreichen mit reizenden Halben n, dgl. Auch nach bereits erfolgter Vernarbung, also w�hrend des latenten Sta�diums scheint das Ausschneiden der Narbe und die darauffolgende Erregung und Unterhaltung der Eiterung von Vorthcil zu sein.
sect;. 106. aj Prophylaktische Massregeln. Zur.Verh�tung der Verbreitung der Wuth empfehlen sich folgende Massregeln, welche best�ndig aufrecht zu erhalten w�ren, gleichgiltig ob das Vorkommen von Wuthf�llen bekannt ist oder nicht.
1. Die Anzahl der nicht ben�thigteu, also namentlich der Luxushunde, ist thunlichst zu beschr�nken. Hiezu stehen beson�ders zwei Mittel zu Gebote, n�mlich
a.nbsp; die Besteuerung der Luxushunde, welche jedoch, wenn sie ihren Zweck erreichen soll, hoch und um so h�her bemessen sein muss, je grosser die Zahl der von einem Besitzer gehaltenen Hunde ist, und unnachsichtlich zu bestimmten Terminen einzu-heben w�re;
b.nbsp; der Hundefang, bei welchem alle nicht mit der Steuer�marke und einem Halsbande versehenen Hunde eingefangen und entweder sogleich get�dtet, oder nur, falls sie nicht verd�chtig sind,
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538nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wu�i,
willireiul eines kurzen, wenige (1�2) Tage nicht �berschreitenden Zeitraumes g'eg'cn Erlag1 eines bestimmten Stratbetrag'cs dem Eigen-th�mer ausgefolgt werden sollten.
2. Dem Baissen der Hunde w�re durch das obligatorische Tragen von gut construirten Maulk�rben zu begegnen. Da die Wuth sich nur in Folge des Bisses w�thender Hunde fortpflanzt, so liegt der Nutzen dieser so vielfach angefochtenen Massregel zu Tage.
Aus demselben Grunde w�re das Mitnehmen von Hunden in �ffentliche Locale (Gast-, Kaffeeh�user u. dgl.), in Omnibusw�gen, Eisenbahnwaggons u. s. w. unbedingt und f�r best�ndig zu ver�bieten.
Die Hundebesitzer w�ren zur Zeit, wenn sie die Hundesteuer erlegen, mit einer Belehrung zu betheilen, in welcher die Erschei�nungen der beginnenden Himdswuth kurz und deutlich geschildert und die Verpflichtungen, welche bez�glich der Anzeige und vorl�ufigen Verwahrunir wutliverd�chtia-er Hunde den Eigenth�mer derselben obliegen, so wie die betreffenden Paragraphe des .Strafgesetzes ver�zeichnet sind.
Die einschl�gigen Paragraphe des �sterreichischen Strafgesetzes lauten:
sect;. 391. -Jeder Eigenth�mer eines Hansthieres von was immer f�r einer �Gattung, von welchem ihm eine b�sartige Eigenschaft bekannt ist, muss dasselbe �sowohl bei Haus, als wenn er aussei- dem Hause davon Gebrauch macht, so ver-�waliren oder besorgen, dass Niemand besch�diget werden kann. Die Vernaeld�s-�sigung dieser Vorsicht ist eine �ebertretung und auch ohne erfolgte Besch�digung �mit einer Strafe von f�nf bis f�nfund/-wan/.ig, bei wirklich erfolgtem Schaden aber �von zehn bis f�nfzig Gulden zu belegen.quot;
sect;. 392. �Kommt bei der Untersuchung einer von einem Thiere zugef�gten �Besch�digung hervor, dass Jemand durch Anhetzen, Heizen oder was immer f�r �absichtliches Znttran den Vorfall veranlasst hat, so macht sicli der Thiiter einer ��ebertretung schuldig, und ist mit Arrest von einer Woche, der nach Umst�nden �zu versch�rfen ist, zu bestrafen.quot;
sect;. ;!S7. �AVer einen Hund oder sonst ein Thier, an welchem Kennzeichen �der wirklichen Wuth oder auch nur solche wahrzunehmen sind, die ver-�iniitlien lassen, dass die Wuth erfolgen k�nne, anzuzeigen unterl�sst, ist einer ��ebertretung schuldig, und zu Arrest, bei wirklich erfolgtem Ausbruche und Be�sch�digung von Menschen und Thieren aber zum strengen Arreste von drei Tagen �bis zu drei Monaten zu verurtlieilen. Ist aber hieraus der Tod oder die schwere �k�rperliehe Besch�digung eines Menschen erfolgt, so ist die Unterlassung der An-�zeige nach sect;. 335 zu ahnden.quot;
Der sect;. 335 bestimmt f�r hieraus hervorgehende schwere k�rperliche Ver�letzungen Arrest von einem bis zu sechs Monaten, f�r hieraus erfolgenden Tod eines Menschen die Strafe von strengem Arrest von sechs Monaten bis zu einem Jahre.
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wuth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 530
UebrifjenK blei1)t der Ei^enthiinier f�r jeden, duxcb wttthende Thicre ver-ursaclitmi Schaden eisatsspflichtig.
b) Massi-eg-eln bei ausgehrochener Krankheit. 1. Joder�mann ist verpflichtet, einen ihm geh�rigen Hund oder ein anderes Thier, an welchem Kennzeichen der Wuth, oder Erscheinungen, welche den Verdacht der Wuth erregen, anzuzeigen und vorl�ufig so zu verwahren, dass ein Entweichen desselben nicht m�glichst ist.
2.nbsp; Ausgesprochen w�thende Thiere sind zu t�dten.
3.nbsp; Wuth verd�chtige Thiere, von welchen ein Mensch gebissen wurde, sind, wenn m�glich, behufs Coustatirung der Krankheit ein-zufangen, sonst aber zu t�dten.
4.nbsp; Eine Ortsbeh�rde, welche von dem Herum schweifen eines w�thenden Thieres (Hundes, Fuchses, Wolfes, Katze) Kenntniss er�langt, hat dessen Verfolgung einzuleiten, und die benachbarten Ort�schaften hievon in Kenntniss zu setzen.
5.nbsp; Pfunde und Katzen, welche mit w�thenden Thieren in eine derartige Ber�hrung gekommen sind, dass daraus eine Ansteckung erfolgen konnte, sind ausnahmslos zu t�dten.
6.nbsp; nbsp;In Gegenden und Ortschaften, welche von wuthkranken Thieren durchstreift wurden, oder in welchen die Wuthkrankheit verbreitet vorkommt, sollte angeordnet werden, dass durch eine be�stimmte Zeit (nicht unter 10�12 Wochen) die Hunde entweder an die Kette gelegt, oder, wenn sie ins Freie gef�hrt werden, mit einem zweckentsprechenden Maulk�rbe versehen sein m�ssen. (Das F�hren au der Leine ist in gr�sseren St�dten aus Verkehrsr�cksichten un-zweckm�ssig). Frei, ohne Maulkorb herumlaufende Hunde w�ren ausnahmslos zu t�dten.
Zur Vertilgung herumschweifender wuthkranker wilder Thiere (F�chse, W�lfe) w�ren Streifungen und Jagden vorzunehmen.
7.nbsp; Von w�thenden Thieren gebissene Pferde und Rinder d�rfen nicht vor Ablauf von vier, andere Hausthiere nicht vor Ablauf von drei Monaten nach dem Bisse verkauft werden. Die Verwendung der ersteron zur Arbeit innerhalb der Ortsgemarkung k�nnte ge�stattet werden.
Eben so erschiene bei dem Umst�nde, als das Fleisch selbst w�thender Thiere ohne Nachthoil genossen werden kann, die Schlach�tung der gebissenen Thiere, u. z. innerhalb 24 Stunden nach dem Bisse, wenn die Umgebung der Bissverletzung hinreichend weit und tief ausgeschnitten wird, und auch sp�ter, wenn der noch vorhandene gesunde Zustand der Thiere constatirt wird, unter der Voraussetzung zul�ssig, dass das Fleisch nur f�r den eigenen Gebrauch des Vieh-
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�40nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wiith. � Lun^enseuche.
Lesitzers Verwendung �mlut. Der Yei'kauf desselben w�re onbeding^t zu verbieten.
8.nbsp; Bei dein Auftreten der ersten Erscheinungen der Wuth sind solcbe Tliiere sogleich zu t�dteu.
9.nbsp; Die Cadaver der an der Wuth gefallenen oder wegen der�selben get�dteten Tliiere sind saimnt der durch Kreuzschnitte un�brauchbar gemachten Haut hinreichend tief zu verscharren, oder auf eine andere Weise zu vernichten.
10.nbsp; F�r die Dosinfectioo der Localit�ten, in welchen w�thende Tliiere untergebracht waren, und der im Gebrauche gewesenen Ge-r�the gen�gt ein Verfahren, wie bei anderen Krankheiten mit tixem Contaeium.
Die Lungenseuche des Rindes, Pleuro-pneumonia boum contagiosa.
tj. 107. Man versteht unter Lungenseuche eine dem Kinde eigonthiiinliche ansteckende, speeifischo Entz�ndung der Lungen, welche gew�hnlich seuchenartig auftritt und dort, wo sie sich ein�genistet hat, nicht geringere Niederlagen anrichtet, als die Rinderpest,
Die Krankheit Uerrsclite erwiesenermassen schon im verflosseneD Jahrhunderte in einigen Theilen S�ddeutsohlands, der Schweiz, Frankreichs und Oberitaliens, und sp�ter im n�rdlicheu Deutschland; zu Anfang dieses Jahrhunderts war fie in Frank�reich, in S�d- iiiul Mitteldeutscldand noch immer verbreitet, im Jahre 1827 kam sie in Belgien, 1833 in Bolland xmn Ausbruche, von wo sie im Jahre 18-12 nach Gross�britannien und v.....la ans auch in aussereurop�ische L�nder versclilepjit wurde. In
Ilollaml, Belgien und England, so wie in Australien ist sie y.n einer station�ren Krankheit geworden und verursacht daselbst sehr bedeutende Verluste. Von den Liindern der �sterreichisch-imgarischen Monarchie sind B�hmen, M�hren, Sohlesien und ein Theil von Tirol diejenigen, in welchen die Krankheit am hantigsten vor�kommt; in Ungarn seheint sie noch wenig bekannt zu sein; der Grund hieven d�rfte in der geriiigeren Ausdehnimg des Betriebes der landwirthschaftUchen Gewerbe, welcher einen �fteren Wechsel des Viehes und das Zusammenkaufen desselben von verschiedenen Localit�ten noch nicht nothwendig machte, /.u suchen sein.
Aetiologie. R�cksichtlich der Entstehungsanl�sse der Lungen-seuche besteht keine vollkommeneUebereinstimmung der Meinungen.
Manche Beobachter sprechen sich f�r die M�glichkeit einer Selbstentwicklung der Krankheit aus und meinen, dass eine beson�dere Anlage durch schnell betriebene M�stung', ttberm�ssige Anspruch�n�hme der Milchabsonderung, durch den Aufenthalt in warmen, dunstigen Stallungen herangebildet werde; durch Einfl�sse also, welche nat�rlich auf fremdes, neu aufgestelltes Vieh nachthoiligor
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Lungenseucho.
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wirken m�ssen, als auf eiuheimisclies, jin sie gew�hntes. Als �ussere Sch�dliclikeiteii werden von ihnen Einw�'kuneen der verschiedensten Art beschuldiget, wie schneller Fatterwechsel, Tnlber- und Schl�mpefiitterung, die Verabreichung verdorbenen, mit Schimmel besetzten Futters, der Besucb sumpfiger, oiederer oder bereifter Weiden, rauhe, neblige, feuchtkalte Witterung,, Er�k�ltungen, IJnreinlicbkcit in der Haltung und insbesondere! in den Stallungen. J)a die Krankheit bisweilen in Localit�ten vorkommt, wo ein Ankauf von fremdem Hornvieh sieh nicht nachweisen l�sst, so l�sst sich wohl vorl�ufig die M�glichkeit einer Selbstentwicklung Dicht vollst�ndig- in Abrede stellen, obwohl diese auf die engsten Grenzen zu beischr�nken sein wird. So wird das h�ufige Auftreten der Lungenseuche in Brennereien, Zuckerfabriken u. dgh, in welchen die F�tterung mit Schlampe, mit R�benpresslingen und anderen Abf�llen der landwirthschaftlichen Industrie stattfindet, diesen F�tterungsarten zugeschrieben, w�hrend doch mit gr�sserem Rechte der in solchen Etablissements nojthwendige Wechsel des Viehes und der Bezug- von Thieren aus verschiedenen G-eeenden zu beschuldiaen sein d�rfte.
Selbst von den Vei theidigern einer selbst�ndigen Entwicklung-der Lungenseuche wird aber zugegeben, dass die Ansteckung- die gew�hnliche Ursache der Entstehung- und Verbreitung- der Krank�heit sei, und dass in R�cksicht auf die Feststellung- der Sehutz-uud Tilgungsmassregeln die Seuche jedenfalls als eine Contagion angesehen werden m�sse.
Bei der Verbreitung- der Seuche �ber weite Landstriche, bei dem Auftreten der Krankheit in bisher von ihr verschont gebliebenen L�ndern, bei der Verschleppung- �ber das Meer (nach Afrika. Australien, Amerika) kann allein nur die Ansteckung- in Betracht kommen.
Der Ansteckungsstoff haftet an der ausgeathmeten Luft, an der Hautausd�nstung, so wie an den Exsudaten und zellig-en Neu�bildungen der Lungen, wohl auch am Blute und an den Secreten: es tr�gt daher die Eigenschaften eines fl�chtigen und fixen Con-tagiumsquot; an sich. Unter den gew�hnlichen Verh�ltnissen kommt bei der Ansteckung- nur das fl�chtige Contagium zur Wirksamkeit; seine Entwicklung- beginnt schon mit dem Anfange der Krankheit und dauert w�hrend des ganzen Krankheitsverlaufes und so lange, an, bis nicht die Lunge wieder ihre volle Normalit�t erlangt hat, oder necrotische Lungenst�cke vollkommen eingekapselt sind; selbst durchseuchte Thiere k�nnen, wie dies durch die Erfahrung sicher-
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Lun^enscncixo.
srestellt ist, noch w�hrend eines l�ngeren Zeitraumes (8 � 10 Wochen) andere Kinder anstecken. Die gr�sste Intensit�t erlang-t das Con-tagiom in der H�he der Krankheit, w�hrend des sogenannten Heber-haften Stadiums.
Das Anstcckung'sgift haftet an verschiedenen, namentlich por�sen Gegenst�nden, und kann durch diese verschleppt werden ; es kann sich unter g�nstigen Umst�nden selbst mehrere Monate hindurch wirksam erhalten. Um die kranken Thiere sammelt sich ein infections-f�higer Dunstkreis an, durch welchen auf eine Distanz von 50 bis 100 Schritten und dar�ber die Ansteckung' vermittelt werden kann.
Die Ein- und Verschleppung der Lungenseuche erfolgt kaum anders als durch krankes Vieh, das mit gesundem infectionsf�higen in St�llen, auf Weidepl�tzen, Triebstrassen, auf Eisenbahnen u. s. w. zusammentrifft; Ansteckungen durch Vermittlung eines Zwischen�tr�gers geh�ren zu den seltenen Ausnahmen.
Nicht jedes der Ansteckung- ausgesetzte Rind verf�llt in die Krankheit; nach Versuchen (einer franz�sischen Commission) kann angenommen werden, dass bei dem Zusammenstehen gesunder mit kranken Hindern ungef�hr 20% der ersteren der Ansteckung wider�stehen.
Thiere, welche die Lungenseuche �berstanden haben, sind gegen eine wiederholte Ansteckung wenigstens f�r l�ngere Zeit unempf�nglich; manche Beobachter behaupten mit Bestimmtheit eine v�llige Immunit�t durchseuchter Kinder vor einer wiederholten Infection.
Nach geschehener Infection erfolgt der Ausbruch der Lungen�seuche durchschnittlich innerhalb 4�6 Wochen; ausnahmsweise schon nach 8�14 Tagen, aber selbst noch nach 10�IG Wochen. So weit die bisherigen Erfahrungen reichen, beschr�nkt das Con-tagium seine Wirksamkeit allein auf das Kind.
Kommt die Lungenseuche in einem Viehstaude zum Ausbruch, so erkranken vorerst ein oder einige Thiere, dann nach Ablauf mehrerer Wochen einige andere und so fort. In gr�sseren Vieh�st�nden kann sich hiedurch ihre Dauer auf viele Monate und l�nger erstrecken, und, falls der Abgang an Vieh durch Ankauf von neuem fortan ersetzt wird, wie in Milchwirthschaften, in Branntwein�brennereien, K�benzuckerfabriken u. s. w. kann die Krankheit, selbst nahezu station�r werden.
Herrscht einmal irgendwo die Lungenseuche., dann kann sie sich von da ans �berall hin verbreiten, wohin Gelegenheit zur An�steckung geboten ist; der in der Neuzeit bedeutend gesteigerte
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Lunffonscu�he.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 543
Verkehr mit Vieh, die Leichtig-keit, mit welcher dieses selbst auf grosse Entfernungen hin und schnell mittelst der Eisenbahnen transportirt werden kann, hat der Seuche zu einer bei weitem grosseren Verbreitung- verhelfen, als sie friilier hatte, und die fortan zunehmende Vermehrung- der Seuchenherde wird ohne Zweifel noch wesentlich zur Vergr�ssenmg der Senchengebiete beitragen. Der Gang- der Lungenseuche im Grossen wird sich daher nach den Z�g-en des Verkehrs mit Kindvieh und nach der M�glichkeit der Bildung- mehr oder weniger zahlreicher Infectionsherde richten.
Eine ziemlich allgemein best�tigte Wahrnehmung- ist es, dass die Langenseuche oft #9632;mehrere Jahre nach einander in gr�sserer Verbreitung herrscht; dann aber durch einige Zeit wieder Nachl�sse macht. Von welchen Umst�nden dies abh�nge, m�ssen fortgesetzte Beobachtungen lehren.
Die Natur des Anstecknngsgiftos lt;li'r Ltuigensoache ist nicht bekannt. IT. Weiss fand in den Lungen lungensenchekranker Rinder Gebilde, die aus pater-nosterf�rmig aneinander gereihten kleinen Zellen bestehen; Z�rn und Hallier in der lymphatischen Fl�ssigkeit solcher Lungen zahlreiche Micrococcen und Mycothrix-ketten, die von Hallier cnltivirt als Endform Mncor muoodo ergeben haben sollen.
Z�ru h�lt diese Organismen f�r den Anstecknngsstoff bei d(^r Lnngensetiohe.
sect;. 108. Pathologische Anatomie. Im Beginne der Krank�heit, welchen man nur an geschlachteten Thieren beobachten kann, erscheint au verschiedenen Stellen, gew�hnlich jedoch in der Mitte einer oder beider Lungen, das die Lungenl�ppchen vereinigende lockere Bindegewebe blutreich und ser�s intiltrirt; es umgibt in Form von 2�4 min. breiten �deinat�sen, bisweilen vou leichten Blutextravasaten durchzogenen wcisslicbgelben S�umen die hyper�mi-schen L�ppchen, aus welchen beim Durchschnitte etwas Serum hervorquillt; selten nur sind die Bl�schen um diese Zeit durch Ge�rinnsel verstopft. Liegt die ergriffene Partie nahe oder dicht an der Oberfl�che der Lunge, so erscheint an dieser Stelle das Lungen�fell getr�bt, mit eiuer d�nnen, faserstoftigen Gerinnung beschlagen, das subser�se Bindegewebe intiltrirt.
W�hrend der Krankheitsprocess von dem urspr�nglichen Herde weiter um sich greift, findet in diesem allm�lig die Ausscheidung fascrstoffi-eichen, theilweise gerinnenden Exsudates in das interstiticlle Bindegewebe statt, welches hiedurch, so wie durch eine gleichzeitig daselbst auftretende und allm�lig fortschreitende Bindogewebsneu-bildung verdickt und starr wird und an jenen Stellen, wo es mehrere kleinere Lungenl�ppchen zu gr�sseren vereiniget, eine Breite von 6�8 mm. und dar�ber erreicht, w�hrend die kleineren L�ppchen durch 2�4 mm. breite Streifen von einander geschieden werden.
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;')44nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Lungenseuche.
In Folg-e dieser Ver�nderung win! das liyporiliiiische Lnngen-pareneliym bisweilen comprimirt und luftleer; h�ufiget erscheinen nun die Lungenbl�schen, wie bei einer sogenannten croup�sen Lungenentz�ndung mit dielit aneinander gedr�ngten Zellen erf�llt, im Zustande der rothen Hepatisation. Die erkrankte, dann nicht selten bis 12 auch .quot;JO Kilogramm schwere Lunge ist fest und derb, knistert beim Durchschnitte nicht und zeigt auf der Schnittfl�che ein eigenth�mliches, marmorirtes Ansehen, indem die dunkel-oder braunrothen, selbst schw�rzlichen, comprimirten oder hepati-sirten Lungenl�ppchen und Lappen von schm�leren und breiteren graugelben oder r�thlichgelben S�umen, dem infiltrirten und hyper-tropbiseben Bindegewebe, umschlossen werden. Beinahe stets ist eine mehr oder woniger ausgebreitete Brustfellentz�ndung zugegen; Lungen und Rippenfell sind mit warzigen oder membran�sen Binde-gewebs-Neuhildungen bedeckt und mit faserstoffigen Gerinnungen, oft von bedeutender M�chtigkeit beschlagen; in der Brusth�hle ist dann eine verschiedene, meist sein- bedeutende Menge ser�ser. Faser�stoffklumpen haltender Fl�ssigkeit ergossen. In den Bronchien ist gew�hnlich schaumiges Serum angesammelt; bie und da sind die feineren Bronchialzweige durch Gerinnsel erf�llt und die in dem erkrankten Lungenabschnitte vorlaufenden Broncliialgef�sse durch Thromben verstopft.
Der weiten; Vorlauf ist ein verschiedener. Bei leichteren und umschriebenen Erkrankungen kann Resorption des Exsudates und Wiederausdehnung der comprimirten Lungenzellen stattfinden, wor-nach vollst�ndige Wiedergenesung eintritt; solche F�lle sind jedoch an und f�r sich selten. H�utiger schreitet die Neubildung- in dem interlobul�ren Bindegewebe fort; in Folge des Druckes der sich verdichtenden Bindegewebsmassen auf die Gef�sse verringert sich die Hyper�mie; die Lungenl�ppchen werden blasser; die Exsudate und Theile der Neubildung unterliegen der fettigen oder k�sigen Metamorphose oder sie verkalken. In anderen F�llen stellt sich Eiteruni'' in dem hypertrophischen interstitiellen Gewebe ein; durch den Eiter werden gr�ssere oder kleinere Lungenstiicke von der Umgebung abgel�st und schliesslich von eingedicktem Eiter um�geben, in einer von festen, aus neugebildetem, schrumpfendem Binde�gewebe gebildeten Wandungen umschlossenen H�hle nahezu unver��ndert eingekapselt (sequestrirt) angetroffen; oder es tritt in solchen losgel�sten Klumpen F�ulniss ein; sie zerfallen zu einer m�rben, einen aashaften Geruch verbreitenden und in der Umgebung- den Eintritt von Brand anregenden Masse. Wieder in anderen F�llen
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Lungenscnche.
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tritt Eiterung in den hepatisirten L�ppchen ein; die Eiterpunkte fliesson zusammen, es bilden sich kleinere, dann gr�ssere Eiter�h�hlen; bisweilen linden sieh mehrere kleinere, durch das libr�s verdickte, interlobul�re Bindegewebe von einander getrennte, mit fl�ssigem oder eingedicktem Eiter gef�llte Abscesse. In Folge des Druckes, welchen die Bronchialgef�sse durch das massenhaft ver�mehrte interlobul�re Bindegewebe erleiden, kommt es nicht selten zur Necrose umschriebener infiltrirter Lungenst�cke, welche von der Umgebung losgel�st in dem Lungenparenchyme stecken; das�selbe kann auch nach Thrombenbildung in den Bronchialartcrien eintreten. Durch Fortschreiten der Bindegewobswucherung kann es endlich zur Obsolescenz ganzer Lungenabschnitte in Folge fibr�ser Entartung kommen.
Der �ble Ausgang der Krankheit wird durch die massenhaften Erg�sse in die Brusth�hle beg�nstiget und durch die Folgen der Brustfellentz�ndung, n�mlich durch die Adh�sionen und Verwachsun�gen zwischen Lunge und Brustwandung, durch schwartige Einkapse-luugen der ersteron u. s. \v., und die nach dem Eintritte der scheinbaren Keconvalescenz zur�ckbleibende Athembeschwerde mit ihren Folgen auf den Ern�hrungsvorgang, namhaft gesteigert.
sect;. 109. Symptome. Die Krankheit beginnt gew�hnlich auf eine unmerkbare Weise und macht anfangs sehr langsame Fortschritte, die sich nur durch wenige, �berdies h�ufig' �bersehene Zeichen zu erkennen geben. Wie erw�hnt, verfliesst von dem Momente der stattgefundenen Ansteckung bis zuin deutlichen Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen ein verschieden lauger Zeitraum, der sich selbst �ber Monate hinaus erstreckt. Die gegen�ber anderen conta-gi�sen Krankheiten so auffallende L�nge des Incubationsstadiums mag wohl theilweise auch auf den schleichenden Verlauf des Leidens in seinen ersten Anf�ngen zu beziehen sein und manches der Infec�tion ausgesetzt gewesene Thier zu einer Zeit, wenigstens f�r den Laien, noch gesund erscheinen, wo der Process schon hegonnen hat und langsam fortschreitet.
Man trennt den Verlauf der Lungenseuche gew�hnlich in zwei Stadien: in das fieberlose oder Entwicklungs-, und in das acute, fieberhafte oder Stadium der entwickelten Krankheit.
In dem ersten, fieberlosen, �ber eine verschieden lange Zeit, �ber 2 bis (3 Wochen und dar�ber, sich hinausziehenden Sta�dium ist ein eigeuth�mlicher, kurzer, trockener, seltener, schwacher, sich anfangs nur des Morgens, beim Trinken, beim Aufstehen von der Streu, beim Austreiben einstellender Husten zugegen, der sp�ter
Roll, rath. u. Her. il. Ilausth. 1. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .-iii
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h�ufiger, dumpf, heiser und sclimerzluii't wird, wobei die Thiere deu K�cken aufkrilmmeu, den Kopf und Hals strecken; dieses Symptom ist manchmal das einzige w�hrend mehrerer Wochen und wird dalier oft �bersehen oder doch gering' geachtet. Sp�ter wird das Athmen beschleunigt und bei fortschreitenden Ver�nderungen in den Lungen auffallend durch Aufsperren der Nasenfl�gel und st�rkere Flankenbewegung; das Haar wird glanzlos, hie und da gestr�ubt; es stellt sich manchmal Empfindlichkeit gegen einen Druck auf deu Brustkorb, den Widerrist oder die Lenden, Ver�minderung' der Fresslust und der Milchabsonderung, bisweilen Ab�magerung, Ausfluss einer wasserhellen oder schmierigen Fl�ssigkeit aus der Nase ein; Pulsbeschleunigung, Steigerung der Temperatur, oder �fterer Wechsel derselben besonders an den H�rnern und Ohren wird bisweilen, aber nicht immer beobachtet. Eine um diese Zeit vorgenommene physikalische Untersuchung der Brust gibt gew�hn�lich schon Aufschluss �ber die allm�lig fortschreitenden Ver�n�derungen der Lunge; ihre Vornahme ist um so nofhwendiger, da die, in diesem Zeitr�ume richtig erkannte Krankheit einer Behand�lung noch am ersten zug�nglich ist. Da durch den Process der Lungenseuche die Lungenhl�schen f�r deu Lufteintritt unzug�ng�lich werden, so sind die durch die physikalische Untersuchung ge�lieferten Zeichen dieselben, wie bei der gew�hnlichen Lungen- und bei der Brustfellentz�ndung: ein in verschiedenem Grade ged�mpfter, selbst leerer Percussionsschall, bronchiales Athmen, consonirende und andere Kasselger�usche.
In manchen F�llen scheint das fieberlose Stadium vollkommen zu fehlen, oder es dauert doch nur wenige Tage; es mag diese Ano�malie von individuellen Verh�ltnissen des kranken Thieres und von dem Zusammentreffen �usserer, die Entwicklung eines sogleich acut auftretenden Fntz�ndungsprocesses beg�nstigender Umst�nde abh�n�gen. Manchmal erfolgt schon in diesem Stadium der Tod der be�fallenen Thiere in Folge der, durch weit vorgeschrittene Ver�n�derungen der Lungen sieh einstellenden An�mie.
Nach einer verschieden langen Dauer dieses Stadiums stellen sich Fiebererscheinungen ein, welche der Ausdehnung der anatomi�schen Ver�nderungen und dem Grade der individuellen Reizbarkeit entsprechen; die Krankheit tritt in das zweite, fieberhafte Stadium. Der Puls wird beschleunigt, gespannt, der Herzschlag entweder unfiihlbar oder pochend, das Flotzmaul trocken, die Ohren und H�rner sind bald heiss, bald k�hl, die K�rpertemperatur steigt auf 40�42quot; C.: die Fresslust und das Wiederkauen verlieren sich
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Lnngenseuohe.
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vollst�ndig, die Excremente worden seltener, dunkel gef�rbt, fester und in Ballen abgesetzt; die Aufnahme des Getr�nkes geschieht m�hsam, in kleinen Abs�tzen und durch �fteres Husten unterbrochen: der Harn ist dunkel gef�rbt, die Milchabsonderung- h�rt v�llig- auf. Die Kranken stehen mit weit auseinander g-estelltcn Vorderf�ssen, mit den Hinterf�sseu �fter trippelnd und legen sich entweder gar nicht oder nur auf kurze Zeit mit untergeschlagenen oder nach vorne gestreckten F�ssen auf das Brustbein, ihr Gang- ist m�hsam und schleppend; das Athmen wird sehr beschleunigt, au gestrengt, es geschieht mit vorgestrecktem Kopfe, mit Aufsperren der Nasenfl�gel, starkem Elankenschlage, Erzittern des ganzen K�rpers, nicht selten unter St�hnen und Aochzen ; der Husten ist h�utig-, dumpf, schmerz�haft, die Empfindlichkeit der Brust gegen einen angebrachten Druck bedeutend; die durch die Auscultation und Percussion gelieferten Erscheinungen verhalten sich wie bei der Lungen- und Brustfell�entz�ndung-. Bei tr�chtigen K�hen tritt gew�hnlich Verwerfen ein. Hat die Krankheit einmal eine solche H�he erreicht, so schreitet sie meist unaufhaltsam dem Tode zu. Das Athmen wird dann noch m�hevolle]- und �ngstlicher, die ausgeathmete Luft bisweilen �bel�riechend, der Husten h�ufiger; aus der Nase und aus den Augen fiiesst eiterige Fl�ssigkeit, die Haut wird trocken, fest anliegend, lederb�ndig, das Haar matt, glanzlos, struppig-, der Puls klein, schwach, �usserst beschleunigt, der Herzschlag pochend; die Thiere sind im h�chsten Grade theiinahmslos. Zuletzt k�nnen sie sich kaum mehr stehend erhalten, liegen meist auf der (Seite mit aus�gestrecktem Halse und offenem Maule, aus welchem z�her Geifer ausfliesst, laut st�hnend und mit den Z�hnen knirschend, und gehen, nachdem sich geg-eu das Ende gew�hnlich Aufbl�hen und �bel�riechende Durchf�lle eingestellt haben, zum Gerippe abgemagert, 2 bis 3 Wochen nach dem Eintritte dieses Stadiums, nicht selten aber auch fr�her durch Erstickung zu Grunde.
Die Diagnose wird durch die physikalische Untersuchung der Brust, durch die Art des Krankheitsverlaufes, der Entstehung-und Verbreitung- (Seuchengang) und in zweifelhaften F�llen durch die Vornahme der Section eines gefallenen oder krank get�dteten Thieres sichergestellt.
sect;. 110. Der Verlauf der Krankheit ist in der Regel bei jungen, g-ut gen�hrten, kr�ftigen St�cken st�rmischer und rascher, als bei alten, schw�chlichen oder von fr�her her kranken Thieren; er ist ung�nstiger, wenn die Thiere in �berf�llten, dunstigen Stal�lungen gehalten und mastig- gef�ttert werden. In Orten, wo die
air
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54'^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Iiungenseuchc.
Lungenseuche entweder bisher nocli gar nicht, oiler mir vor langer Zeit geherrscht hat, tritt sie gew�hnlich b�sartiger auf, als dort, wo sie schon heimisch geworden. Manche Scucheninvasioncn zeich�nen sich vor anderen durch eine besondere Gut- oder B�sartig�keit aus.
Die Dauer der Krankheit richtet sich nach dem fr�heren oder sp�teren Eintritte des fieberhaften Stadiums und kann sich im letzteren Falle selbst �ber Monate erstrecken.
Vollst�ndig!; Genesung erfolgt manchmal im heberlosen Stadium; der Husten wird seltener und verliert sich nach und nach, die Athembeschwerde h�rt auf; haben die Ver�nderungen in den Lungen schon eine bedeutendere H�he erreicht, so bleibt manchmal der Process auf einer gewissen Stufe stehen, ohne dass es zur Aus�bildung des fieberhaften Zustandes k�me; es kann wohl dann zu einem gewissen Grade der R�ckbildung kommen, aber eine voll�st�ndige Normalit�t der Lunge stellt sich dann kaum wieder her.
Auch in dein heberhaften Stadium erfolgt bisweilen, wenn auch seltener, Keconvalescenz; es tritt diese wohl nur in leichteren F�llen und wenn es nicht w�hrend eines laugen, heberlosen Stadiums zu bedeutenden Ver�nderungen in den Lungen gekommen ist, ein; Fieber und Athembeschwerden lassen dann nach, der Husten wird kr�ftiger, ist gew�hnlich mit reichlichem Auswurfe verbunden, ver�liert sich aber erst spilt vollst�ndig.
H�ufiger als die volle Keconvalescenz ist die unvollst�ndige Genesung, wobei entweder nur Athmungsbeschwerden und �fteres Husten als evidente Erscheinungen zur�ckbleiben, veranlasst durch die, in den erkrankten Partien der Lunge eingetretenen Ver�nde�rungen, durch das in der Brusth�hle zur�ckbleibende Exsudat, die Verwachsungen der Lunge mit der Brustwand u. s. w., oder aber auch St�rungen der Ern�hrung sich einstellen, die den �konomi�schen Werth der Thiere sehr beeintr�chtigen. Derlei anscheinend durchgeseuchte Thiere, bei welchen h�ufig necrotische, abgel�ste Lungenst�cke noch nicht eingekapselt sind, geben oft genug- zu fortgesetzten Uebertragungen des Ansteckungsstoffes und zu neuen Seuchenausbr�chen Aidass.
Der t�dtlicbe Ausgang- wird durch behinderte oder auf�gehobene Lungenfunction oder durch An�mie veranlasst. Man kann rechnen, dass ungef�hr oO��O und mehr Procent der Erkrankten unterliegen. Zu den Verlusten, welche durch den t�dtlichen Aus�gang- der Krankheit veranlasst werden, m�ssen aber noch jene hinzu quot;#9632;erechnet werden, welche; durch das Schlachten unheilbar
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Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 549
Kranker oder der an Nachkraakheiten dahin 8iec-.heiiden erwachsen, so dass im (ianzen ohne Uebertreibunff vveuigstens 60 Procent der Ergriftenen durclisclmittlieli als verloren angesehen werden m�ssen.
sect;. 111. Behandlung. Die Kranken sollen in in�ssig1 wannen, der Zugluft niclit ausgesetzten, aber stets mit reiner Luft versehenen Stallungen, selbstverst�ndlich von gesunden Rindern getrennt, unter�gebracht und von eigenen W�rtern gepflegt werden; so lange sie Fresslust zeigten, kann ihnen gutes, trockenes Futter, besonders Heu, in kleineren Portionen vorgelegt werden.
Die eigentliche �rztliche Behandlung lieferte, wie das oben erw�hnte Mortalit�tsprocent schon nachweist, bis jetzt keine beson�ders befriedigenden Resultate. Die Anwendung- von Hautreizen und ableitenden Mitteln, wie Fiterb�nder in den Triel oder an die Brust-vvandungen, das Nieswurzelstecken am Triel, selbst die Anwendung dos Grliiheiseus, scharfer Einreibungen, darunter auch der Brech�weinsteinsalbe in die Prustwandungen, wird wohl empfohlen, ist aber meist ohne allen Frfolg. F�r den innerlichen Gebrauch eignen sich Brechweinstein oder Pottasche in schleimigen Absuden, unten' Zusatz von Digitalis, dann das von Haubner empfohlene klare Theerwasser (1 Theer : 4 Wasser) zu '/., Liter dos Morgens und Abends, der Eisenvitriol zu 8�10 grra. in Wasser gel�st drei-bis viermal des Tages.
Versuchsweise k�nnte die Carbol- oder die Salicyls�ure zur Anwendung- kommen.
Pei dem Zur�ckbleiben von Nachkrankheiten wird es am vor-theilhaftesten sein, die Thiere baldigst zu schlachten oder sie, wenn dies ihr Zustand erlauben sollte, vorher etwas anzum�sten.
Durchseuchte Thiere sollen, da sie selbst nach ihrer Pecon-valesconz anzustecken verm�gen, durch l�ngere Zeit von dem �brigen Viehstande abgesondert g-ehalten werden.
sect;. 112. Vorbauung- und Veterin�r-polizeiliche Mass�regeln. Pei drohender Gefahr der Einschleppung der Lungensenche aus dem Auslande wird die Grenzsperre u. z. nach der Grosse der Gefahr in ihren verschiedenen Graden verh�ngt werden m�ssen.
Uni die Einschleppung aus verseuchten Localit�ten des In�landes thunlichst zu verh�ten, sollten die Viehbesitzer die gr�sste Vor�sicht bei dem Ankaufe von Vieh beobachten und es vermeiden, aus Gegenden, wo die Seuche einheimisch ist oder wenigstens �fter herrscht, oder von unbekannten H�ndlern es zu beziehen. Da jedoch, ungeachtet dieser Vorsicht, bei den gegenw�rtigen Verkehrsverh�lt�nissen die Gefahr einer Einschleppung- des Contagiums fortan be-
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O�Onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Lunfjenseuche.
steht, so w�re es gerathen, neuangekauftes llindvieh stets durch l�ngere Zeit, mehrere Wochen, abgesondert zu halten und erst, wenn es sich als vulikoiiiiiion gesund erwiesen hat, zu dein anderen Vieh zu stellen. Wo es irgend thunlich ist, sollte getrachtet werden, sich den eigenen Viehstand selbst zu z�chten, um nicht durch �fteren AVechsel der Gefahr einer Seucheueiuschleppung sich aus�zusetzen.
Ist die Lungensenche in einer Localit�t constatirt, so hat die Stall- und nach Umst�nden die Ortssperre einzutreten. Ausnah�men hievon k�nnten jedoch zugestanden werden hinsichtlich der Verwendung- dos Arbeitsviehes aus seuchenfreien St�llen einer ge�sperrten Ortschaft innerhalb der Gemarkung- des Ortes, und bez�g�lich des Abtriebes noch vollst�ndig- gesunder Rinder in ausw�rtige Orte behufs ihrer unverz�glichen Schlachtung-.
lu dem verseuchten Hofe ist die Absonderung- der gesunden von den kranken Thieren vorzunehmen. Bez�glich der letzteren kann entweder die Durchseuchung abgewartet, oder, was sich als �konomisch vortheilhafter erweisen wird, die Schlachtung durch�gef�hrt werden, lieber die Zul�ssigkeit des Fleischgenusses solcher geschlachteter Thiere stobt die Entscheidung dem Thierarzte zu. Das Schlachten m�sste jedoch im Seuchenhofe geschehen, das Fleisch d�rfte erst, nachdem es w�hrend 24 Stunden zum Ausk�hlen aufgeh�ngt gewesen, aus dem Hofe entfernt werden.
Zum Zwecke einer rascheren Abk�rzung der Seuche empfiehlt sich auch das Schlachten der der Ansteckungsgefahr ausgesetzt gewesenen Rinder; ein solcher Vorgang liegt bei dem schleppenden Gange der Seuche auch in dem Interesse des Kigentluimers und kommt daher h�ufig-, selbstverst�ndlich mit Zustimmung- desselben, zur Durchfuhrung.
Die Verwendung- der H�ute umg-estandener oder get�dteter kranker Thiere ist nach vorgenommener Desinfection statthaft.
Hei ilem ersten Auftreten der Lungensenche in einer Gegend, die bis dahin von ihr versehont hlieli, d�rfte sieli die Tcidtnng' des gesammten Viehstandes gegen Ersatzleistung empfehlen. Eine rasche Tilgung der Seuche in Gegenden, wo sie li�ntig- vorkommt, w�rde durch das Bestehen von gegenseitigen Vereinen zur Ver-sieherung gegen diese Krankheit (wie sie Roloff vorschl�gt), welche die Schlach�tung aller kranken St�cke veranlassen und die Entsch�digung derselben nach ihrem vollen Werthe leisten w�rden, gewiss wesentlich erleichtert werden.
Die Cadaver der au der Lungenseuche gefallenen und jener krank geschlachteten Thiere, die zum Geuusse nicht geeignet er�kl�rt wurden, sind mit Vermeidung von Rmdorgespanuen auszu-
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Lungcii�eaciio.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �ul
f�hren und nach Vorschrift zu behandeln. Der D�nger aus den Seauhenstallungen sollte vor seiner Ausfuhr mit einer Desinfections-n�ssigkeit iiberg'osson werden und w�re sog'leich iinterzuackern oder wenigstens mit JErde binreichend zu bedecken.
Dem Dunstkreise kranker Kinder ausgesetzt gewesenes Putter oder Stroh darf nur f�r zum Binderg-eschlechte nicht geli�i-ige Thiere verwendet werden. Die Desinfection der (Stallungen ist auf das g-e-naueste durchzuf�hren.
Die Seuche sollte erst als erloschen erkl�rt werden, wenn wenigstens innerhalb 8 Wochen nach dem letzten Geuesungs- oder Todes- oder Scldachtungsfalle eine neue Erkrankung1 in den ver�seuchten H�fen nicht mehr vorgekommen und die Desinfection voll�endet ist.
Rinder, welche mit den Kranken in Ber�hrung gewesen, aber gesund geblieben sind, sollten erst nach Ablauf eines gewissen Zeit�raumes (etwa (5 Wochen nach erkl�rter Beendigung der Seuche) in den freien Verkehr gebracht werden d�rfen.
sect;. 113. Als ein Mittel, die Seuchendauer abzuk�rzen und die Gefahr des Ausbruches der Lungenseuche durch nat�rliche Ansteckung zu beseitigen, wurde im Jahre 1852 von Dr. Willems in Belgien die Impfung der einer Ansteckungsgefahr ausgesetzten Rinder, die sich jedoch bei einer sorgf�ltigen Untersuchung der Lungen als noch gesund erweisen m�ssen, vorgeschlagen und anempfohlen. Die Ge�sehwulst, welche an der Impfstelle sich (Mitwickelt, hielten Manche f�r den Effect der Einf�hrung einer fremdartigen Substanz und setzten dieselbe gleich einem' anderen Hautreize, w�hrend Andere darin den Ausdruck einer speeifischen, mit dem Processe der Lungen�seuche identischen Entz�ndung um so mehr sehen, als das in diesen Geschw�lsten enthaltene Exsudat sieh mit demselben Erfolge weiter impfen l�sst.
Die Impfung' der Lungenseuche wird seitdem h�utig an den noch gesund scheinenden Rindern eines bereits verseuchten Vieh�bestandes, d. i. als Nothimpfung- vorgenommen.
Um den Impfstoff zu gewinnen, wird ein im fieberlosen, noch nicht vorger�ckten Stadium der Lungenseuche befindliches Kind geschlachtet und die aus der in St�cke zerschnittenen kranken Lunge ausfliesseude Fl�ssigkeit gesammelt, einige Zeit, stellen gelassen, wobei sich ein Gerinnsel bildet, von weichein der fl�ssige Theil ab�gegossen, am besten noch einigemal durch eine Leinwand filtrirt und im frischen Zustande als Impfstoff verwendet wird.
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552nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lunsenseuche.
Als Instrument bedient man sich einer gr�sseren gerinnten Impfnadel oder der Stick er'sehen Impfnadel, im Nothfalle einer Lancette. Die Impfung wird gew�hnlich an der hinteren oder �usseren Fl�che des Schweifes, 8�10 Centimeter entfernt von der Spitze, nachdem die Haare daselbst abgeschoren worden, mittelst eines oder zweier, im letzteren Falle aber wenigstens 30�40 mm. von einander entfernter Einstiche unter die Haut vorgenommen, wobei eine Verletzung der Beinhunt zu vermeiden ist. Andere ziehen es vor, einige Baumwollf�den mit diesem Impfstoffe zu impriigniren und mittelst einer gekr�mmten Wuudnadel an den angegebenen Stellen in die Haut des Schweifes einzuziehen. Die Vornahme der Impfung weiter oben am Schweife hat sich h�utig als nachtheilig erwiesen, da sich gerne eine starke Anschwellung einstellt, die sich nach aufw�rts verbreitet, auf den After, Mastdarm und auf die, in der Beckenh�hle liegenden Organe �bergreift und hiedurc-b, so wie durch Brand dieser Theile zum Tode dos Thieres f�hren kann; auch die Impfung am Triel, wo sie anfangs �fter vorgenommen wurde, ist gef�hrlich und unbedingt zu unterlassen.
Von dem Augenblicke der stattgefnndenen Impfung bis zu jenem des Auftretens der ersten Erscheinungen, welche sich jedoch nicht bei allen Geimpften einstellen (mau rechnet ungef�hr 10% auf erfolglose Impfungen), vertliesst ein verschieden langer Zeit�raum, der sich von einer bis zu mehreren, durchschnittlich 2 bis 4 Wochen erstrecken kann. War die Impfung von Erfolg begleitet, so zeigen sich an den Thieren Fiebererscheinungen, bisweilen auch eine leichte Erschwerung dos Athmens und ein �fter wiederkehren�der Stosshusten, die Impfstelle wird empfindlicher, warm, ger�thet und schwillt zu einer derben, heissen, kastanien- bis h�hnereigrossen Geschwulst an, die in ung�nstigen F�llen sich �ber den ganzen Schweif erstrecken kann.
Die Geschwulst geht gew�hnlich allm�lig zur�ck, bisweilen wird sie brandig und dann von der Umgebung abgestossen. Bevor noch die Impfgeschwulst eintritt, also gleich nach der Impfung, soll den Thieren Futter abgebrochen und durch Verabreichung von Salzen f�r hinreichende Darmentleerung gesorgt und zur Sommers�zeit das Abwehren der Fliegen mit dem Schw�nze verhindert werden. Hat sich eine regelm�ssige Impfgesehwulst gebildet, so kann die aus gemachten Einschnitten aussickernde Fl�ssigkeit zu weiteren, seeund�ren Impfungen ben�tzt werden; der seeun-d�re Impfstoff soll bei gleicher Schutzkraft milder und schneller wirken, indem nur kleine, rothlaufartige Geschw�lste an der Impf-
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Lungcnsenche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 553
stelle entstehen. Erreicht die Geschwulst eine bedeutende Grosse, ist die Haut sehr gespannt, so ist um dem drohenden Brande, oder dem in Folge von Jaucheintection zu besorgenden t�dtlicheu Aus�gange vorzubeugen, die Anwendung' von K�lte (Lehmanstriche mit Essig) und fr�hzeitiges Scarificiren n�thig; die weitere Behandlung ist wie beim Brand �berhaupt durchzuf�hren. Bisweilen geht in Folge dos Eintrittes des Brandes ein Theil des Schweifes verloren, woruach die Thieve, weil sie w�hrend des Verlaufes der Krankheit sehr abmagern und f�r ihre g-auze Lebenszeit entstellt sind, au Verkaufswerth namhaft verlieren.
Bei Thieren, welche sich zur Zeit der Vornahme der Impfung bereits im ersten Stadium der Lungenseuche befinden, schl�gt die�selbe h�utig nicht an; es werden aber im Gegentheile auch F�lle angef�hrt, wo sie die weitere Entwicklung- der Krankheit abge�schnitten haben soll. Rinder, welche mit Erfolg- geimpft wurden, erholen sich nach Ablauf des durch die Impfung- entstandenen Pro�cesses schnell, sollen milchergiebiger und mastf�higer werden als vorher, und vor der Ansteckung- durch lung-enseuchekranke Rinder f�r immer oder doch wenig-stens f�r eine l�ngere Zeit gesichert sein.
Aus den von einer Erauz�sisclien Commission angestellten Impfverstichen ergab sich, class unter 100 geimpften Rindern der �rtlielie Process an der Impfstelle bei (50 leiclit, bei quot;27 in Complication mit Brand � mit dem Verluste eines gr�sseren oder kleineren Sclnveitst�cla-s � bei 11 fidtlicli verlief; die Mortalit�t war also hier keine unbedeutende, und musste hiebei noch der, durch die Verst�mmelung des Schweifes erwachsende Nachtheil im �konomischen Werthe der Thiere in Anschlag gebracht werden. Diese Verluste stellen sich jedoch dann, wenn die Impfling mit Vorsicht an der erw�hnten Stelle des Schweifes und nur mit der Essildatfl�ssigkeit aus der Dunge eines im ersten Stadium der Krankheit befindlichen Rindes, oder aus der durch die Impfnng entstandenen Schweifgesehwulst vorgenommen und die Ver�wendung jauchiger oder eiteriger Fl�ssigkeit als Impfstoff unter allen Verh�ltnissen vermieden, bei drohendem Brande tiefe und ergiebige Einschnitte in die Geschwulst gemacht und die Thiere in k�hlen, reinen Stallungen gehalten, massig gef�ttert und entsprechend behandelt werden, um Vieles geringer heraus. Nach Haubner betr�gt im grossen Durchschnitt bei der Schwanzimpfung der Verlust 1 � -2%, der Verlust an Endst�cken des Schweifes ��10%; dagegen bei der Impfung am Triel der Ver�lust sich auf ��8% bel�uft.
Jene, welche in Gegenden, in denen diese Seuche beinahe fortdauernd herrscht, wie in Belgien, Holland, Norditalien, S�dtirol, in einigen Gegenden Norddeutschlands, in Schlesien u. s. w. Beob�achtungen �ber die Impfung gemacht haben, sprechen sich beinahe durchaus zu Gunsten derselben aus und bemerken, dass seit Ein�f�hrung derselben Ortschaften und St�lle, in denen sonst die Seuche fortw�hrend herumschlich, von ihr g�nzlich befreit wurden, und
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00*4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Lungenseuclie. � liotz.
(lass es zu den gr�sstcii Seltenheiten g-eli�re [1�2%), dass ein mit Erfolg geimpftes St�ck noch von der Lungenseuclie bet'allcu werde. In jedem Falle, soll die in einem Stalle zum Ausbruch gekommene Lungenseuche durch die Vornahme tier Impfung iu verh�ltnissm�ssig kurzer Zeit und mit hei weitem geringerem Verluste getilgt werden, als wenn diese unterlassen wird. Sie w�re aber nur als Notli-impfung, d. h. dann, wenn die Seuche in einem Geh�fte scheu zum Ausbruch gekommen ist, vorzunehmen, als Schutzimpfung-aber unbedingt zu widerratlieu.
Die Einleitung der Xothimpfung der Lungenseuche ist selbst�verst�ndlich stets von der Zustimmung des Eigenthiiiners abh�ngig, und darf hiebei nicht imperativ vorgegangen werden, da f�r die durch sie etwa entstehenden Verluste ein Schadenersatz von Seite des Staates nicht g-eleistot wird.
Da, wie manche Erfahrungen gelehrt haben, die Entwicklung eines fl�chtigen Contaginms auch w�hrend des Verlaufes der Impf�krankheit wahrscheinlich ist, so ist es klar, dass �ber einen Vieh�bestand, in welchem die Impfung- durchgef�hlt wurde, dieselben Sperrmassregeln zu verh�ngen sind, wie bei dem Herrschen der Lungenseuche.
Die Lungenseuche ist in Oosterreich noch nicht unter die Hauptfehler aufgenommen, wie dies in mehreren Staaten bereits der Fall ist. Mit der zunehmenden Verbreitung der Krankheit wird dies jedoch nicht zu umgehen sein. Mit R�cksicht auf die lange Dauer des latenten und lieberloseu Stadiums w�rde sich eine Ge�w�hrszeit von ungef�hr (i Wochen empfehlen.
In Laiern betr�gt die Gew�hrszeit, 40, im K�nigreiche Sachsen, in Belgien und der Schweiz 30, in Baden 14 Tage.
Die Rotz- und Wurmkrankheit, Malleus humidus et fareiminosus.
sect;, 114. Die Kotz- und Wurmkrankheit ist dem Wesen nach identisch; sie ist eine specilische ansteckende Krankheit des Pferdegeschlechtes, die von diesem aus auf andere Thiere und auf den Menschen �bertragbar ist.
Als Rotz bezeichnet man den Process, wenn die Schleimhaut der Nase, der Luftwege �berhaupt, die nahegelegenen Lymphdr�sen und die Lungen, als Wurm, wenn die Haut, das Unterhautbinde�gewebe und seeund�r die Lymphdr�sen und Lymphgef�sso befallen werden; beide Affectionen k�nnen f�r sich bestehen, oder gleich�zeitig, oder eine nach der andern auftreten. Durch das Coutagium
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liotz -Wuimkiuiikhcit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;���
des Rotzes kann Wurm, durch jenes des Wurmes Rotz hervor�gerufen werden.
sect;. 115. Aetiologie. Die M�glichkeit einer Solbstentwick-lung- der Kotz- und Wurmkrankheit wurde fr�her allg-emein ange-nonunen; und hervorgehoben, dass besonders herabgekouinieiie, seldeclit gehaltene, in enge R�ume zusammengedr�ngte, den wech�selnden Witteruugseinfl�ssen ausgesetzte, ungen�gend ern�hrte, im Allgemeinen also geschw�chte Pferde es seien, bei welchen diese Krankheit zum Ausbruche kommt.
Es wurde ferner vernmthet, dass der Rotz in derart geschw�ch�ten, oder mit einer erbliehen Anlage verseheneu Pferden im Ver�laufe einfacher katarrhalischer Leiden der Schleimhaut der Athmungs-organe, des Strengeis, der gutartigen Dr�se, der Kehle sich ent�wickeln, oder aus l�nger bestehenden Krankheiten anderer Art: R�ude, Mauke, langwierigen Eiterungs- und Jauchungsprocesseu hervorgehen k�nne.
CJ erlach war wohl der erste, welcher den Rotz f�r eine reine Ansteckungskrankheit erkl�rte und die M�glichkeit seiner origin�ren Entwicklung in Abrede stellte. Die in j�ngster Zeit nachgewiesene H�ufigkeit des prim�ren Vorkommens des Rotzprocesses in den Lungen (Luugenrotz), w�hrend die der klinischen Untersuchung zug�nglichen K�rpertheile (Nasenh�hle, Haut) noch vollkommen intact sind ; dann die sichergestellte Thatsache, dass die Ansteckung sehr h�ufig durch das fl�chtige Contagium erfolge, welches in der ausgeathmeten Luft lungenrotziger Pferde enthalten ist, liefern eine befriedigende Erkl�rung f�r die meisten F�lle, welche man bis da�hin einer origin�ren Entwicklung zuschrieb.
Wird �berdies die unbestimmte und bisweilen lange Dauer der Incubationsperiode in Betracht gezogen, so wird es klar, dass f�r viele F�lle des Rotzes der Nachweis einer stattgefuudeuen In�fection nicht zweifellos wird geliefert, und dass solche Krankheits-ausbr�che dann, wenn auch mit Unrecht, zu Gunsten einer Selbst-entwicklung werden verwerthet werden k�nnen.
Die Versuche, durch welche angeblich nachgewiesen werden sollte, dass durch Einspritzungen oder Impfungen von Eiter oder anderen reizenden Substanzen der Rotz hervorgerufen werden k�nne, stammen aus einer fr�heren Zeit, wo eine Unterscheidung zwischen den beim Rotze vorkommenden Ver�nderungen und �hnlichen Pro-cessen noch nicht gemacht wurde; ihnen stehen solche gegen�ber, welche in neuester Zeit mit einem geradezu entgegengesetzten Er�folge angestellt wurden, und aus welchem hervorgeht, dass durch die
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�5Hnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kotz-Wunntrankheit.
Infection eiteriger oder jauchiger Substanzen wohl Py�mie und Septic�mie mit ihreu Feigen, nicht aber Rotz erzeugt werden k�nne.
Alle diese Umst�nde machen es h�chst unwahrscheinlich, dass der Kotz sich origin�r, oder im Verlaute anderer Krankheiten aus diesen entwickle, und je sorgf�ltiger man die einzelnen llotzfalle in R�cksicht auf Anamnese, auf die Aufeinanderfolge der Erscheinun�gen und auf den schliesslichen Sectiousbet'iind verfolgt, desto mehr wird mau sich der Meinung Jener anschliessen m�ssen, welche eine Selbstentwicklung der Kotz- und Wurmkraukheit in Abrede stellen.
Die fr�her vielfach gel�ngnete Contagiosit�t des Rotzes wird gegenw�rtig von keiner Seite mehr angezweifelt. Das Au-steckungsgit't wirkt sowohl nach Art eines fl�chtigen, als eines fixen Contagiums. Erfahrungen, welche in Betreff der Ansteckung' von Menschen durch rotzige Pferde gemacht wurden, machten es schon fr�her wahrscheinlich, dass die von rotzkranken Pferden ausgeathinete Luft einen Tr�ger des Ansteckungsstoffes abgeben k�nne; die w�hrend der letztabgelaufenen Jahre gesammelten.That-sachen, betreffend die Ansteckung von Pferden durch solche, welche an Lungenrotz litten, l�sst die Verbreitung des Rotzgit'tes durch die Luft als eine sehr h�utigt! und gew�hnliche erscheinen.
Der fixe Ansteckungsstoff haftet an dem Nasenausflusse und der Absonderung der Wurmgeschw�re, womit die kranken Pferde ihren Standort, die bei ihnen benutzten F�ttervmgs- und Tr�nk-ger�thschaften, so wie nebenstehende Pferde besudeln k�nnen. 1st es einmal, wie dies bald geschieht, zu Anschwellungen der Lymph�dr�sen, oder zu Metastasen in verschiedenen Organen gekommen, hat sich mithin die Rotz- oder Wurmdyserasie entwickelt, dann kommt die F�higkeit anzustecken auch dem Blute, wie dies schon Viborg durch Injectionen nachgewiesen hat, und den aus ihm ab�geschiedenen Se- und Excreten und dem Fleische zu.
Die K�rperstelleu und Organe, auf welche die Uebertragung des Contagiums unter den gew�hnlichen Verh�ltnissen am h�utigsten geschieht, sind die Schleimh�ute der Athmungsorgane bis in die Lungenalveolen, wohin es mit der Respiratiousluft gelangt; dann die Nasenschleimhaut und die allgemeine Decke, welche f�r die Einwirkung des tixen Infectiousstoffes selbst im unverletzten Zu�stande, wenn auch weniger leicht als im verletzten, empf�nglich sind. Die Ansteckung erfolgt entweder unmittelbar, durch Ber�hrung mit Vehikeln des Contagiums, oder mittelbar durch Contact mit durch Se- und Excrete wurmiger oder rotziger Pferde verunreinigten Gegenst�nden, Arbeits-, Reinigung-s- und Stallger�then u. dgl. Auf
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Rotz-Wunnknmlfhoit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hf)?
die Inteusit�t des Contagiums scheint die Rascfaheit des Vorlaufes der Krankheit von Einfluss zu sein.
Die Dauer des Ineubationsstadiums ist verschieden; nach Impflingen treten die ersten Erscheinungen meistens schon zwi�schen dein dritten und achten Tage, selten sp�ter auf und die Krank�heit verl�uft dann in der Kegel acut; bei der gew�hnlichen Art der �ebertragung, namentlich beim Lungenrotz, k�nnen Wochen und Monate verfliessen, ehe sich die deutlichen Symptome des Rotzes einstellen. Das Contagium besitzt eine ziemliche Resistenz gegen �ussere Einfl�sse; durch Siedhitze wird es, so wie durch manche chemische Agentien: Carbols�ure, Chlor u. s. w., dagegen nicht durch F�nlniss des Tr�gers (Gerlach) zerst�rt. In nicht desinficirten, feuchten Stallungen erh�lt es sich durch sehr lange Zeit wirksam, durch vollst�ndiges Vertrocknen scheint es seine Wirksamkeit zu verlieren.
Nicht alle der nat�rlichen Ansteckung ausgesetzten oder der Impfung unterzogenen Pferde verfallen in die Krankheit; eine nicht unbetr�chtliche Anzahl bleibt, angestellten Versuchen zu Folge, %'er-scliont.
Die Rotz- und Wurmkrankheit kommt auch beim Esel, Maulesel und Maulthiere vor und ist auf alle Eausthiere mit Ausnahme des Rindes, auf viele wilde Thiere und auf den Menschen �bertragbar. Bei wilden Thieren (in Menagerien, Thierg�rten) kommt der Rotz nicht selten in Folge der F�tterung des Fleisches rotziger Pferde zum Ausbruche.
Die Natur des Rotzgiftes ist mich immer fraglich. In dem Blnte imd den Secreten der Geschw�re wurden niederePihsformen (Z�rn, Hallier) oder Bacterien (Fr. M�ller. Christot und Kiener) oder Meine Zellenmolek�le (Chauveau) angetroffen und als pathogene Organismen mit dem specifisclien Eotzgifte in Bezie�hung gestellt. Franck hat die katalytische Wirkting des Nasenschleimes und Blutes rotzkranker Pferde sichergestellt5 diese Fl�ssigkeiten zerlegen n�mlich Wasserstoff�hyperoxyd lebhaft in Sauerstoff und Wasser.
ij. 116. Pathologische Anatomie. Uoher die histologischen Elemente und die Ver�nderungen der Rotzneubildung wurde schon im allgemeinen Theile gehandelt. Wir beschr�nken uns hier auf die Schilderung des makroskopischen anatomischen Befundes.
a. Beim Rotz. Die Rotzneubildungcn kommen auf den Schleim�h�uten der Respirationsorgane, insbesondere der Nasenh�hle, bald in Kn�tchenfotm, bald diffus, in ersterer Form auch in den Lungen und metastatisch in anderen Orsranen vor.
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Die Rotzknoten dor Nasenschleimhaut finden sich besonders auf jener der Scheidewand und der Muscheln, seltener auf jener der Nebenh�hlen, im Beginne h�ufiger auf einer, als auf beiden .Seiten; sie stellen kleine, hirse- bis hanfkorn-, selbst erbseng-rossu, bald vereinzelt, bald dicht stehende Kn�tclien dar, welche aus einer eallertieen, srelblichweissen oder graur�thiichen Masse bestehen. Der auf der Nasen Schleimhaut der kranken Seite stets vorhandene, mehr oder weniger heftige Katarrh ist um diese Knoten herum am intensivsten. Die h�ufigste Ver�nderung-, weiche in diesen Knoten auf der Nasenschleimhaut eintritt, ist die Geschw�rsbildung-; indem die Mitte des En�tchens und die dar�ber liegende Schleim�haut eiterig- erweicht und in eine detritus�hnliche Masse zerf�llt, entstehen die sogenannten Kotzg-eschw�re, anfangs scharf um�schriebene, vereinzelt oder gedr�ngt stehende, linsengrosse, von einem aufgeworfenen Schleimhautrande umgebene, call�se, mit einem unreinen speckigen Grunde versehene Geschw�re. Der aufgeworfene Rand und der speckige Grund wird durch die fortdauernde Bildung zelliger Elemente bedingt; durch den auch in diesen eintretenden Zerfall und durch das Entstehen neuer Kn�tchen in der Umgebung-, in welchen gleichfalls der Erweichungsprocess eintritt, verg-r�ssern sich die Geschw�re, nehmen eine unregolni�ssig-e, mannigfach ver�zweigte Gestalt an, sind mit einem schmutzigen Secrete bedeckt und greifen bei l�ngerem Bestellen bis zur v�lligen Zerst�rung- der Schleimhaut und des submue�sen Bindegewebes in die Tiefe, worauf sich nicht selten auch in den Knorpeln und Knochen eine Wu�cherung- von Zellen mit �hnlichem Zerfall entwickelt, wodurch sich umfangreiche, den gr�ssten Theil der Nasenschleim haut einnehmende und den Scheidewandknorpel bisweilen durchbohrende, an den Knochen mit Osteophytbildung- verbundene Geschw�re bilden.
Das Secret ist um diese Zeit missf�rbig-, bisweilen blutig g-cstrienit, �belriechend und durch beigemengte Schleimhautreste, Knorpel- und Knochenfragmente flockig- und tr�be. Aehnliche Knoten und Geschw�re werden auch auf der Schleimhaut des Kehlkopfes und der Luftr�hre angetroffen.
Nicht selten finden sich neben den Knoten und Geschw�ren schwielige, strahlig-c Narben, als Roste fr�her bestandener, abge�heilter Geschw�re vor.
Von �-anz e-leicher Beschaffenheit sind die Knoten, welche man bei der Mehrzahl rotziger Pferde in den Lungen antrifft, die aber in der Regel anfangs von hyper�mischei i, infiltrirtem und geschwell�tem Lungenparenchym umgeben sind; nach den Uutersuchuug-en
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Rotz-Wiirmkninkheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;OOP
Leisering-'s enthalten sie in jungem Zustande eigene Get'�ssc und grenzen unmittelbar an das sie einsdiliossende Gewebe, von welchem aus sich manchmal eine eigene d�nne Bindegewebsh�lle um den Knoten entwickelt. Sie gehen selten die Umbildung in Geschw�re, viel h�ufiger jene in Verfettung, Verk�sung und Verkalkung- ein.
Beim diffusen Rotz, wie er hei der acuten Form gew�hnlich ist, finden sich die Erscheinungen einer intensiven, nicht selten zu Blutungen f�hrenden Hyper�mie der Nasenschleimhaut mit �de-mat�ser oder derber, fl�chehhafter oder wulstiger Schwellung der�selben. Es zeigen sich weisse oder grauliche, wie infiltrirt aussehende, an vielen Stellen zu unregelm�ssigen, unreinen, mehr oder weniger tief greifenden Geschw�ren zerfallene Schleimhautpartien. Dieser Befund wird nicht nur auf der Schleimhaut der Nasenh�hle, sondern auch auf jener des Kehlkopfes und der Luftr�hre angetroffen. In solchen verbreiteten Schwellungen der Schleimhaut und des sub-mue�sen Bindegewebes findet, wie Leisering- nachgewiesen hat, �fter auch eine fibroide Neubildung- nach Abstossung des Epithels statt, welche sich in ein vollst�ndiges Narbengewebe verwandelt, auf der Nasenscheidewand oft beobachtet und f�r Narben eeheilter Eotzgeschw�re gehalten wird. Die Schleimhaut der Nebenh�hlen wird bei dieser Form �fter in eine h�ckerige, schwielige Masse ver�ndert, unter welcher von den anliegenden Knochen die Bildung von Oesteophyten ausgeht. In diesen Schwielen kann wie in Kotz�knoten der Process der Erweichung- und des Zerfalles eintreten.
Der diffuse Rotz der Lunge tritt an umschriebenen Stellen bald in der Tiefe, bald an der Oberfl�che des Organes auf und ist im letzteren Falle die dar�berlieg-cnde Pleura gew�hnlich mit einer faserstoffig-en Exsudatschichte beschlagen. Im Anfange; erscheinen die erg-riffonen Lungenst�cke gallertartig- infiltrirt, von hyper�mischem Gewebe umgeben: im weiteren Verlaufe werden sie gelblichweiss, h�rter und trocken: sie verfallen gew�hnlich der Verk�sune und Verkreidung-, seltener der Vereiterung (rotzige Lungenentz�ndung). In anderen F�llen tritt, wie dies Leisering- nachgewiesen hat, in derart ver�nderten Lungenpartien die Neubildung- von Bindegewebe in den Vordergrund und man trifft dann daselbst harte, bis h�hner-eig-rosse, Fibromen �hulicbe Knoten oder schwielige Str�nge an; ein Befund, der beim Lungehrotz h�ufig- ist.
Bei beiden Formen des Lungenrotzes befindet sich die Schleim�haut der Bronchien im Zustande des Katarrhes; bei der Gegenwart zahlreicher oder umfangreicher Neubildungen ist gew�hnlich vesi-cul�res Lung-enemphysem zugegen.
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560nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ro*2 -Wurrakranltlicit.
In schweren F�llen finden sich �hnliche Herde auch in an�deren Organen, wie in den Nieren, der Milz, der Leher, den Hoden.
Die Schleimh�ute, in welchen der Botzprocess zugegen ist, zeigen immer die Erscheinungen eines intensiven Katarrhes; die Venen und Lymphg-ef�sse der Schleimhaut der Nasen Scheidewand sind meist in gr�sserer Ausdehnung- thrombosirt.
Ein constanter Befand beim Rotz sind die Schwellungen der Lymphdr�sen, u.z. anfangs im Kehlgange, sobald aber auch im Verlaufe der Krankheit andere Organe ergriffen sind, auch jener Lymphdr�sen, welche diesen Organen angeh�ren.
Eine Folge der Reizung- der Lymphdr�sen ist die auff�llige Vermehrung- der farblosen Blutk�rper in dem Blute rotzkrauker Pferde, wodurch das Blut bisweilen ein leuk�misches Aussehen ge�winnt.
Die Kehlgangslymphdr�sen sind mit seltenen Ausnahmen stets, u. z. der Seite der kranken Nasenschleimhaut entsprechend, vergr�ssert, meist durch neugebildetes Bindegewebe an den Hinter-kieferast angeheftet. Auch die Anschwellungen der Lymphdr�sen, welchen bisweilen eine Entz�ndung der zuf�hrenden Lymphg-ef�sse vorausgeht, werden durch eine Wucherung zelliger, bald erweichen�der und eine k�sig-e, in die Dr�sen eingesprengte Masse darstellen�der Elemente veranlasst.
1). Beim Wurm oder Hautrotz finden sich in dem Unter-hautbindegewobe und in der Lederhaut verschieden grosse Beulen, welche aus denselben Elementen wie die Rotzknoten be�stehen und in den gleichen Ver�nderungen wie diese, namentlich in der (jeschw�rbildung angetroffen werden, oder umfangreichere, gallert�hnliche, gelbliche oder gelbr�thliche Massen, welche sich nach Leisering- �hnlich wie Eiter verhalten, doch auch Binde-gewebselemente und Kerne enthalten, und bisweilen durch Binde-gewebsentwicklung von der Umgebung- aus eingekapselt werden. Ausserdem werden bei wurmigen Thieren gew�hnlich die Erschei-nung-en der Lymphgef�ssentz�ndung- in der Umgebung der Wurm�knoten, Beulen und Geschw�re, Anschwellungen der Lymphdr�sen, entz�ndliches Oedein und Sclerose der betroffenen Hautstellen und des Unterhautbindegewebes angetroffen.
Nicht selten findet sich, wie erw�hnt, der Befund des Rotzes und Wurmes bei einem und demselben Thiere.
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Rotz-Wurmkranlcheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 561
sect;. 117. Erscheinungen. Die Kotz- sowohl als die Wunn-kranklieit verlaufen chronisch oder acut; die letztere Form wird jedoch h�ufiger beim Rotz als beim Wurm beobachtet.
a. Der chrouisehe Kotz kann sich �ber Monate, selbst Jahre erstrecken. Ist der Process auf der Schleimhaut der Nasenh�hle zugegen (Nasenrotz), so beginnt die Krankheit gew�hnlich mit den Symptomen eines acuten oder chronischen Nasenkatarrhes, welcher sich in vielen F�llen auf Eine Nasenh�hle beschr�nkt. Der anfangs helle Nasenausfluss wird sp�ter tr�be, z�he, vorschmiert sich an den Nasenl�chern oder fliegst in Str�ngen aus und wird beim Ausbrauseu in Klumpen weggeschleudert. Bei der Unter�suchung der Nasenh�hle durch das Gesicht, noch mehr aber mit dem Finger, welche Untersuchungsweise nie zu unterlassen ist, (da jedem Thierarzte bekannt ist, welch' geringer Theil der Naseuschleim-haut mit dem Auge �bersehen werden kann), entdeckt man fr�her oder sp�ter die oben beschriebenen Kn�tchen in bald gr�sserer, bald geringerer Menge, manchmal auch v�llig vereinzelt, oder die derben wie infiltrirteu Stellen. Die Kehlgangsdr�sen schwellen mitt�lerweile, entsprechend der Seite der erkrankten Nasenschleimhaut an, erreichen die Grosse einer Kastanie oder Wallnuss und dar�ber, sind anfangs festweich und etwas empfindlich, worden aber bald hart, unschmerzhaft und sind schliesslich entweder noch etwas be�weglich oder, u. z. gew�hnlicher, mit der Haut verschmolzen und an dorn entsprechenden Hinterkieferaste befestiget. In diesem Stadium bezeichnet man die Krankheit gew�hnlich als verd�chtige Dr�se. Zwischen Kotz und verd�chtiger Dr�se besteht daher nur ein era-dueller, keineswegs ein sachlicher Unterschied.
Durch das Erweichen der Knoten bilden sich allm�lig die be�reits wiederholt erw�hnten Kotzgeschw�re, welche man bei ihrem Sitze in der N�he der Nasen�ffbungen sehen, sonst aber nur durch den eingef�hrten Finger f�hlen und bei Ber�cksichtigung der ge�schilderten Charaktere leicht von anderen Geschw�ren unterscheiden kann. (Hering und Andere bedienen sich zur Untersuchung der Nasenh�hle eines kleinen Beleuchtungsspiegels.) Sind einmal solche Geschw�re ausgemittelt, so wird die Krankheit gew�hnlich ausge�sprochener Kotz genannt.
Kino solche Dnterscheidnng erscheint ;il)cr nicht gerechtfertigt und in R�ck�sicht auf die Dnrchftthmng der veterin�r-polizeilichen Vorschriften selbst gef�hrlich; da dann Pferde, lu'i welchen Rotzgeschw�re noch nicht, dagegen aber Knoten auf der Nasenschleimhant nebst den �brigen Rotzsymptomen nachweisbar sind, zum grossen Schaden des Gemeinwohles oft genug am Leben belassen werden. Roll, Path. 11. Thcr. d, Hansth. 4. Anfl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3�
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Rotz -WunnltninlcluMt.
Der Ausfluss wird nun aUm�lig missfilrbig-, blutig- gestriemt, �belriechend und excoriirt die Tiieile, �ber welche er herabfliesst; die betroffene Nasenschleimhaut ist geschwellt, bliiss, von erweiterten Gefilsselicn durchzogen, daher ungleicb ger�thet.
Das Allgemeinbefinden der Thiei'e ist in der Kegel anfangs uud selbst Monate lang- durchaus nicht gest�rt, Fieber ist nicht zu�gegen, die Pferde sind munter, das Haar gl�nzend, anliegend, die Fresslust lebhaft, das Aussehen nicht ver�ndert. Nur bei langer Dauer der Krankheit, wo es zur Ausbreitung- des Processes auf die Umgebung, zur Kotzdyscrasie und zur Bildung von Metastasen g-e-kommen ist, stellen sich ein schlechter Ern�hrungszustand, rauhes, struppiges Haar, �fteres Husten, Athmungsbesclnverden, auch �de-mat�se Anschwellungen an den Extremit�ten, au der �nterbrust und au dem Bauche, ineist auch Wurmbeulen und Geschw�re ein, worauf die Thiere entweder au Abzehrung und Ersch�pfung, oder in Folge der unter heftigen Fiebererscheinungen auftretenden acuteu Rotz�ablagerungen zu Grunde gehen.
Bisweilen kann man w�hrend des Lebens den Heilung-svorg-ang einzelner Rotzgeschw�re beobachten, indem sich unter Verringerung oder Aufh�ren des Nasenausflusses allm�lig derbe, strahlige Narben an den Stellen bilden, an welchen fr�her Geschw�re sichtbar waren. Solche Narben machen wold den Boschluss des �rtlichen Verlaufes des Geschw�res, dagegen treten an anderen Partien der Schleim�haut frische, ihre weiteren Ver�nderungen eingehende Rotzneubil�dungen auf.
sect;. 118. b. Dor acute Nasenrotz. Diese Form tritt entweder gleich urspr�nglich als solclie auf oder sie gesellt sich als Schluss-scene zur chronischen.
Mit deu Erscheinungen eines entz�ndlichen Fiebers stellt sich eine intensive Hyper�mie und Schwellung- der Nasenschleimhaut, bisweilen mit Blutungen ein; einen oder wenige Tag-e sp�ter finden sich entweder zahlreiche, meist dicht an einander gedr�ngte Rotz�knoten, oder diffuse, gelblichgrau gef�rbte, etwas �ber das Niveau der Schleimhaut hervorragende Partien (Rotzinfiltrate Leisering's); aus der Nase fliesst gew�hnlich eine gelbliche, z�he, nicht selten blutig gestriemte lymph�hnliche Fl�ssigkeit aus. Rasch tritt sowohl in deu Knoten als in den diffusen Infiltraten der Zerfall ein, es bilden sich zahlreiche unregebn�ssige, vielfach zusammenfliessende Rotzgeschw�re, welche bisweilen bis in den Scheidewandknorpel greifen und auch �ber den Kehlkopf und die Luftr�hre sich ver�
breiten. Gew�hnlich schwellen die Lymphdr�se]]
m Kehl gange
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Botz-WnrmlcranVlieit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5(33
bedeutend au; von den Nasenl�cher]] aus verlaufer Str�nge ont-zttndeter Lymphgef�sse �ber die Barken bis zu diesen Dr�sen ; die Haut der Nasenfl�gel, seltener dos ganzen Vorkopfes wird �demat�s, das Atbmon hiedurch, so wie durch die fortan zunehmende Schwel�lung der Nasenschleimhaut und durch das Oodem, welches sich um die Geschw�re der Kehlkopfschle�nhant entwickelt, bedeutend er�schwert: die Pferde schnaufen und st�hnen; der h�utig sich ein�stellende Husten ist kurz, heiser und kr�chzend. Das Fieber nimmt im Verlaufe zu; die Thiere werden theilnahinslos, in h�chstem Grade hinf�llig; bei der (legenwart von Knoten in den Lungen wird die Respiration kurz, oberfl�chlich, beschleunigt; der Percussionsschall der Lunge ist gew�hnlich unver�ndert, nur dort, wo die Lungen durch die Einlagerung gr�sserer Massen von Rotzneubildungen in einer etwas bedeutenderen Ausdehnung luftleer geworden sind, ge�d�mpft oder leer; die Auscultation ergibt unbestimmte Athnmugs-und verschiedenartige Rasselger�usche.
Ist die Krankheit so weit vorgeschritten, dann beschl�gt sieh gew�hnlich die Schleimhaut der Nase mit dichten Gerinnseln ; auf der Haut stellen sich Wurmbeulen und Geschw�re ein, von welchen aus sich Entz�ndung der Lymphgef�sse und des umgebenden Binde�gewebes entwickelt; an der Unterbrust, dem Unterbauche, Schlauche oder Euter kommen Oedeme zum Vorschein; der Nasenausfluss wird fortan reichlicher; die Thiere verfallen und geben, wenn sie nicht fr�her get�dtet werden, nachdem sich gegen das Lebens�ende gew�hnlich noch reichliche Durchf�lle eingestellt haben, zu ekelhaften M�hren entstellt innerhalb 8�14 Tagen nach dem Ein�tritt der Fiebererscheinungen zu Grunde.
sect;. 119. c. Der Lungenrotz. Es ist ein grosses Verdienst Ger-lach's, auf die grosso Bedeutung dieser bis dahin wonig beachteten Uotzform hingewiesen und die Symptome, bei deren Gegenwart im Leben der Verdacht auf Lungenrotz rege werden soll, genauer pr�cisirt zu haben.
Der Lungenrotz, welcher jede andere Rotzform begleiten kann, kommt auch prim�r vor und kann, ehe Localisationen an K�rper�stellen, welche eine directe Untersuchung zulassen, auftreten, durch eine verschieden lange Zeit bestehen. Gerade dieser Umstand ist es, welcher lungenrotzige Pferde so gef�hrlich macht, da sie, ohne die gew�hnlichen und bekannten Erscheinungen der Rotz- und Wurmkrankheit zu zeigen, doch andere Pferde (mittelst des an der von ihnen ausgeathmeton Luft haftenden Contagiums) anzustecken verm�gen.
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Rot?. -Wurralirankhelt.
Solche Pferde zeigen anfangs und manchmal durch lange Zeit ausser einer mehr und mehr zunehmenden Athmungsbesclrwerde, einem trockenen, dumpfen Husten und einer fortschreitenden Ab�magerung keine anderen Erscheinungen, und es k�nnen oft viele Monate ablaufen, bevor die Erscheinungen des Nasen- oder Haut�rotzes hervortreten. In gr�sseren Pferdebest�nden l�sst sich �fter constatiren, dass Pferde, welche neben derart kr�nklichen, gew�hn�lich nur f�r d�mpfig oder sonst gefahrlos gehaltenen Pferden auf�gestellt waren, rotzig wurden und dass sich dies bei neu beige�stellten Pferden wiederholte. Grew�hnlich musste schon die T�dtung mehrerer ausgesprochen rotziger Pferde veranlasst werden, ehe bei dem au allen Infectionen Schuld tragenden, aber gar nicht bearg�w�hnten Tliiere der Nasen- oder Hautrotz evident hervortritt.
Nach den Bemerkungen Grerlach's muss eine, bei einem Pferde vorhandene D�mpfigkeit den dringendsten Verdacht auf Lungenrotz erwecken:
1.nbsp; wenn ein trockener, keuchender Husten vorherrschend, die Athemheschwerde dabei oft nur gering ist, das Aussehen des Thieres immer elender und das Haar schlechter wird ;
2.nbsp; wenn derlei Pferde mit rotzkranken oder rotzverd�chtigeu in Ber�hrung gekommen und darauf allm�lig d�mpfig gewor�den sind;
3.nbsp; nbsp;wenn neben einem solchen d�mpfigen Pferde ein Pferd rotzkrank geworden ist;
4.nbsp; wenn vor der D�mpfigkeit ein verd�chtiger Katarrh be�standen hat;
5.nbsp; nbsp;wenn im weiteren Verlaufe der D�mpfigkeit sich schliess-lich anderweitige Rotzerscheinungen einstellen.
Jede einzelne dieser Bedingungen macht die D�mpfigkeit des Lungenrotzes verd�chtig; das Zusammentreffen von zweien oder mehreren soll bei der Constatiruug des Lungenrotzes in so weit als gen�gend angesehen worden, dass die T�dtung und Obduction er�folgen m�sse.
Auf Grund der seit mehreren Jahren hier�ber gemachten Er�fahrungen m�ssen wir diesen Directiven unbedingt beistimmen.
sect;. 120. d. Der WxLjem (Hautwurm). An verschiedenen K�r�perstellen, namentlich an den Schultern, an den Seiten wan dun gen und an der unteren Fl�che der Brust, an der unteren Bauchgegend, an den Schienbeinen u. s. w. treten kleine, unschmerzhafte, allm�lig die Grosse einer Hasel- bis Wallnuss erreichende, in die Umgebung verfliessende Geschw�lste, Beulen auf. Manche derselben verharren
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Rotz -Wurmkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�65
lange Zeit in diesem Zustande, verschwinden wohl auch nach einiger Zeit, w�hrend neue sich heranbilden (fliegender Wurm). Andere Beulen aber erweichen bald, worauf die sie bedeckende Haut an einer Stelle mit einer kleinen Oeffnung durchbricht, durch welche sich eine gelbliche, lymph- oder eiter�hnliche Fl�ssigkeit, bisweilen eine br�cklige Masse ergiesst und Geschw�re mit verdickten, um�geworfenen R�ndern und unebenem, schmutzig gelblichem, soge�nanntem speckigen Grunde hinterlassen, welche allm�lig der Fl�che und Tiefe nach sich ausbreiten und eine missf�rbige, z�he, die Haare verklebende Fl�ssigkeit absondern. Gew�hnlich entwickeln sich bald Entz�ndungen der Lymphgef�sse und des Bindegewebes der Umgebung; es bilden sich strangartige Anschwellungen zwischen den Beulen und Geschw�ren und gegen die n�chsten Lymphdr�sen hin, in welchen durch Zellenwucherang sich eine allm�lig zunehmende Anschwellung ausbildet.
Bisweilen beobachtet mau, dass die Haut und das Unterhaut�bindegewebe besonders der einen oder anderen hinteren Extremit�t nach und nach anschwillt und hypertrophirt; es entwickeln sich sp�ter entweder beulenartige oder knotige Hervorragungen, an welchen schliesslich die Haut durchbricht und ein Geschw�r von dem eben geschilderten Ansehen sich bildet oder es findet der Durchbruch an beliebigen Stellen der sclerosirten Haut statt. In beiden F�llen findet man dann bei get�dteten Thieren in dem hypertrophirten Haut- und Unterhautbindegewebe Herde von Hasel- bis Wallnuss-gr�sse, welche mit einer gelblichweissen, gallertigen Masse, welche die beim Rotze angef�hrten Elemente enth�lt, angef�llt sind, und von denen einzelne bereits dem Durchbruche nahe sein k�nnen, w�hrend andere noch in den tieferen Schichten der Haut eingebettet liegen. Andere solche Herde enthalten innerhalb einer binde-gewebigen dicken Kapsel eine dem eingedickten Eiter �hnliche oder verkreidende Masse.
Der Verlauf ist gew�hnlich ein chronischer; bei l�ngerem Bestehen des Leidens stellen sich �demat�se Anschwellungen an verschiedenen K�rperstellen, namentlich an den Extremit�ten, und schliesslich die Erscheinungen des Lungen- und Nasenrotzes ein.
Bei dem selteneren acuten Verlauf des Wurmes treten unter Fiebererscheinungen die Wurmbeulen zahlreich an verschiedenen Stellen des K�rpers auf; worauf innerhalb weniger Tage deren Er�weichung und die Bildung der charakteristischen Wurmgeschw�re erfolgt. Bald stellen sich die Erscheinungen der Rotzdyscrasie ein, welcher die Thiere unterliegen.
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566nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Rotz-Wm-mti-anltlieit.
g. 121. Die Q-egenwart des Nasenrotzes kann nur dann als vollkommen sichergestellt betrachtet werden, wenn die charak�teristischen Knoten und Geschw�re nachzuweisen sind; ausserdem bleibt es zweifelhaft, ob nicht durch einen anderen Kraukheits-process, wie z. B. chronischen Katarrh der Nasen- und ihrer Neben�h�hlen, der Lufts�cke, durch Neuhildnngen auf der Nasenschleim-haut u. dgl. der �bel beschaffene Aiistluss und die Kehlgangsdr�sen-Anschwellung bedingt sei. In zweifelhaften F�llen ist demnach eine sorgf�ltige Untersuchung, eine genaue Beobachtung der Kranken durch l�ngere Zeit, zur Constatirung des vorhandenen Zustandes erforderlich. Zur Sicherstelhing der Diagnose kann die probe�weise Impfung mit dem Secrete der Nasenschleimhaut des verd�ch�tigen Thieres auf ein anderes Pferd, oder (nach Bellinger) auf ein Kaninchen, .Schaf oder Ziege, oder nach llaubner's Vorgang die Trepanation der Stirn- und Highmorsh�hlep rotzverd�chtiger Pferde dienen. Ist der Rotzprocess wirklich zugegen, so zeigt die, durch die Trepanation blossgelegte Schleimhaut dieser H�hlen die bereits geschilderten h�ckerigen, unebenen, wuchernden Neubildungen; diese entwickeln sich nach der Trepanation gew�hnlich sehr �ppig, f�llen manchmal die ganze H�hle aus und greifen gew�hnlich auch auf die Hautlappen �ber. Selbst wenn nach der Trepanation die Schleimhaut der H�hlen noch glatt gefanden wird, stellen sich, falls das Pferd rotzig ist, bald nachher diese Wucherungen ein. � Die immerhin m�gliche Verwechslung der Kotzgeschw�re mit Croup und Folliculargeschw�reu der Nasenschleimhaut wird bei einiger Sorgfalt vermieden werden k�nnen.
Einer Verwechslung des Wurmes mit der Lymphgef�ss-entz�ndung, mit Sclerosen der Haut, mit Ausschl�gen wird bei einiger Aufmerksamkeit und bei R�cksichtnahme auf den Verlauf begegnet werden k�nnen.
sect;. 122. Die Prognose ist beim Kotz h�chst ung�nstig; an-
laquo;
eblich gelungene Heilungen desselben geh�ren mehr dem Sagen-
kreise, als dem Bereiche der Tlmtsacheu an. Nur in jenen F�llen, wo kurze Zeit nach geschehener Ansteckung die Impfstelle tief cauterisirt werden kann, w�re es m�glich, die Entwicklung der Krankheit hint-anzuhalten. Weniger ung�nstig' gestaltet sich die Vorhersage beim Wurm, vorausgesetzt, dass die Krankheit zu einer Zeit in die Be�handlung kommt, wo sie noch v�llig local ist.
Auf eine Behandlung des constatirten Kotzes ist sich nach dem dermaligen Standpunkte unseres Wissens nicht einzulassen; da alle f�r die innerliche und �usserliche Anwendung noch so sehr
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Kotz -Wurmkninkheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;567
ger�hmten Mittel, wie Jod-, Brom-, Quecksilberpr�parate, Arsenik und arsensanres Strycliuin n. s. w, gegen denselben nichts leisten. Nach den Versuchen Grerlach's m�chte vielleicht die fortgesetzte innerliche Verabreichung- der Carbols�ure und Einspritzungen einer w�sserigen L�sung- derselben in die Nasenh�hlen im Beginne der Krankheit Einiges versprechen. Die angeblich gelungenen Heilungen beruhen meist auf einer Verwechslung des Rotzes mit Follicular-geschw�ren oder Croup der Nase, mit einfachen chronischen Nasen-ausfl�ssen, oder auf Selbstt�uschung, indem zeitweilig- eintretende, scheinbare Besserungen des chronischen Rotzes f�r vollendete Heilungen genommen wurden. Constatirt rotzige Pferde m�ssen nach den bestehenden Vorschriften unvcrweilt get�dtet werden, um sie f�r andere Pferde und f�r Menschen unsch�dlich zu machen.
Bei einem Heilversuche des Wurmes w�re die �usserc Be�handlung- die Hauptsache, und k�nnte in der Anwendung von Aetz-mitteln: rothem Pr�cipitat, Sublimat, Actzkalk u. dgl. auf die Ge�schw�re, dem Brennen dieser und der Wurmbeulou mit dem Gl�h�eisen, Einreibungen der Lymphdr�sen mit grauer Quecksilber-, mit Jod- oder scharfer Salbe bestehen. Innerlich werden, obwohl meist ohne Erfolg-, die Fowler'sche L�sung', Subliinat, Jodpr�parate u. s. w. verwendet.
i;. l'2o. Veterin�r-Polizei. Bei der grossen Contagiosit�t der Kotz- und Wurmkrankheit ist zur Verh�tung der Weiter�verbreitung derselben auf andere Thiere die gr�sste Sorgfalt auf eine genaue Durchf�hrung der veterin�r-polizeilichen Mass�regeln zu wenden.
A. Sicherungs-Massregeln gegen die Gefahr einer An steckung.
1.nbsp; nbsp;Kein anscheinend noch so unbedeutender Nasenaus-fluss, nainentlich wenn gleichzeitig- Anschwellungen der Kehl-gangslymphdr�sen zugegen sind, sollte gering geachtet, sondern stets der thier�rztlichen Untersuchung- zugef�hrt werden, und es w�ren, bevor dieser Ausfluss nicht aufgeh�rt hat, die damit behaf�teten Pferde mit anderen gemeinschaftlich nicht zu verwenden.
2.nbsp; nbsp;Auf Pferdem�rkten sollen die Pferde durch Sachver�st�ndige beobachtet und untersucht werden; entschieden rotzige und wurmige sind sogleich zu t�dten, verd�chtige zu separiren und die bei ihnen gebrauchten Oer�thschaffen vorschriftsm�ssig zu be�handeln.
3.nbsp; Die Ortsbeh�rden h�tten auf die Pferde der Fuhrleute und Pf erde Verleiher ihr besonderes Augenmerk zurichten und
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amp;QSnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Rotz -Wurnikrankheit.
�fter Revisionen durcli Sachverst�ndige unvermuthet vornehmen zu
lassen.
4.nbsp; Den Gastwirthcn w�re es zur Pflicht zu inachen, auf die bei ihnen cinzustcllentlen Pferde ein genaues Augenmerk zu richten, kein verd�chtiges Pferd aufzuneInnen, .sondern sogleich von dessen Ankunft der Ortsheh�rde die Anzeige zu erstatten.
5.nbsp; nbsp; Bei dem Vorkommen zahlreicherer Kotzf�lle unter den Pferden der Fuhrleute u. s. w., oder in einer Ortschaft, sind wieder�holte amtliche Untersuchungen der betreffenden Kategorie von Gebrauchspferden, oder aller Pferde der Ortschaft zu veranlassen.
B. Tilgungs-Massregeln. Bei dein Ausbruche der Rotz�oder Wurnikrankheit sind nachstehende Massregeln durchzuf�hren :
1.nbsp; nbsp;Jeder Eigenth�mer eines der Rotz- oder Wurnikrankheit verd�chtigen Pferdes ist verpflichtet, von dem Ausbruche der Krankheit unverz�glich die Anzeige zu erstatten, und hat sich vor�l�ufig alles Zusaiiinienspannens und Austreibens desselben mit eigenen oder fremden Pferden zu enthalten.
2.nbsp; nbsp;Ueber erfolgte Anzeige ist die Untersuchung der be-trefl'enden Pferde und der mit ihnen in mittel- oder unmittelbarer Ber�hrung gestandenen durch einen amtlich abgeordneten Sachver�st�ndigen zu veranlassen.
3.nbsp; Wird bei der vorgenommenen Untersuchung das Pferd mit ausgesprochenem Rotz oder Wurm behaftet befunden, so ist es unverz�glich zu t�dten.
4.nbsp; Der Rotz- oder Wurmkrankheit nur verd�chtige Pferde d�rfen abgesondert gestellt und bis zur Entscheidung ihres Zu-stanrles, jedoch stets nur unter polizeilicher Aufsicht, durch einen berechtigten Thierarzt behandelt werden. Sie m�ssen jedoch von eigenen W�rtern besorgt und mit eigenen Futter- und Stallger�then, welche bei anderen Pferden nicht verwendet werden d�rfen, ver�sehen werden. Dauert die Behandlung �ber sechs Wochen, so h�tte der Eigenth�mer des Thieres die Kosten der weiteren polizeilichen Beaufsichtigung zu tragen; kann oder will er sich hiezu nicht herbeilassen, so w�re die T�dtung des Thieres zu veranlassen.
5.nbsp; Die mit Rotz- oder Wurmkranken in Ber�hrung gestan�denen oder in denselben Stallungen untergebrachten Pferd e m�ssen auf das Genaireste untersucht, abgesondert untergebracht und, wenn sie auch anscheinend noch gesund befunden werden, doch durch 6 Wochen unter Stallsperre und thier�rztlicher Beobachtung ge�halten werden; sie d�rfen erst dann, wenn sich w�hrend dieser Zeit verd�chtige Krankheitserscheinungen nicht entwickelt haben, zum
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Rotz -Wmmirankhcit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 569
freien Verkehre zugelasseii weiden. Bei dem Eintritte verd�chtiger Erscheinungen sind sie bis zur Entscheidung ihres Zustandes zu contumaziren.
Tn so lauge solche, der geschehenen Ansteckung verd�chtige Pferde anscheinend gesund sind, wovon sich durch mehrmals in der Woche vorzunehmende Untersuchungen die Ueberzcugung zu ver�schaffen ist, d�rfen sie zu Dienstleistungen in oder in der N�he der Ortschaft verwendet werden; jedoch ist eine weitere Entfernung derselben von ihrer Heimat oder die Vornahme von Reisen mit ihnen nicht zu gestatten.
6.nbsp; nbsp;Wird die Kotz- oder Wurmkrankheit bei Pferden aussei-ihrem Heimatsorte constatirt, so ist von diesem Ergebnisse der heimatlichen Beh�rde des Pferdebesitzers die Mittheiluns zu machen, damit diese in der Lage sei, die �brigen etwa noch vor�handenen Pferde dieses Eigenthttmers der Untersuchung unterziehen und nach Massgabe des Befundes das Geeignete veranlassen zu k�nnen.
7.nbsp; nbsp;Sind in einer Ortschaft mehrere Kotz- oder Wurmf�lle vorgekommen, so ist eine Ke vis ion des gesammten Pferdestandes derselben vorzunehmen, um zur Kenntniss des Grades der Verbrei�tung der Krankheit zu kommen und die nothwendige Separation und die entsprechende Einleitung der Ortssperre veranlassen zu k�nnen.
8.nbsp; nbsp;Die Cadaver der an Kotz- oder Wurm gefallenen oder deshalb get�dtoten Pferde sind sammt der, durch Kreuzschnitte unbrauchbar gemachten Haut nach Vorschrift zu verscharren oder sonst zu vernichten.
9.nbsp; Die Keinigung der inficirten Pferdestallungen w�re folgendermassen vorzunehmen:
a.nbsp; Grosse Stallungen sind auf 2 bis 2-5 Meter H�he neu zu t�nchen. Ist in einem grossen Stalle nur Ein Pferd mit Kotz oder Wurm behaftet gewesen, so ist blos das Weissen des Stand�ortes und der beiderseits zun�chst anstossenden St�nde vorzunehmen; sind aber daselbst einige F�lle von Rotz oder Wurm vorgekommen, oder hat ein erkranktes Thier seinen Standort �fters gewechselt, so sind sie so wie kleinere St�lle mit wenigen St�nden unter allen Verh�ltnissen frisch mit Kalk zu �bert�nchen.
b.nbsp; Die Futterbarren, Stands�ulen, Streitb�ume und alle beweglichen so wie unbeweglichen Gegenst�nde �berhaupt, die mit dem erkrankten Thiere in Ber�hrung kamen, sind mit siedend
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Kotz-Wunuknuilvheit.
lieissem Wasser, sp�ter, nachdem sie an der Luft g-etroeknet sind, mit siedend heisser Lauge abzubriilien und abzureiben.
c.nbsp; Die Tr�nkgeschirre jedoch, wenn sie sich im schlechten Zustande befinden, dann unter allen Verh�ltnissen die B�rsten, Kartatschen, die aus Stricken oder Gurten gefertigten Halftern und die Stricke, welche bei dem erkrankten Thiere in Gebrauch kamen, sind zu verbrennen.
d.nbsp; Eben so kann sich auch die Reinigung bei allen eisernen Ger�then auf den sub b. angegebenen Vorgang beschr�nken.
e.nbsp; nbsp; Der Stallboden ist, wenn er gepflastert, mit siedend heissem Wasser und Lauge zu �bergiessen, dann geh�rig zu ver�reiben und mittelst stumpfer Stallbeseu zu reinigen, wobei der Sand zwischen den Steinen bei Ziegel- oder Kiespflasterung entfernt und durch neuen ersetzt werden muss.
f.nbsp; nbsp;Bei lehmigem oder anderswie ungepflastertem Boden ist die Erde wenigstens auf 1quot;)�20 Cm. Tiefe auszuheben und durch eine frische Lage zu ersetzen.
g.nbsp; nbsp;Die R�ucherung in den gereinigten St�llen kann nach Entfernung der in demselben etwa befindlichen Pferde mit Chlor�gas oder mit schwefligsauren D�mpfen vorgenommen werden.
h. Der gereinigte Stall ist geh�rig zu l�ften und durch wenig�stens lt;S Tage otfen und leer zu lassen.
i. Bestehen die Stallungen, in welchen F�lle von Kotzkrankheit vorgekommen sind, aus einem nicht zu reinigenden Materiale, z. B. aus Ruthengeflechten, so sind sie; niederzureissen und samint dem darin befindlichen Allste und der auszuhebenden Erde auszuf�hren und an einem abseitigen Orte theils zu verbrennen, theils geh�rig zu verscharren.
10.nbsp; nbsp;Die Beschirrung, so wie das Sattelzeug ist im k. k. Heere zu vernichten, sonst mit heisser Lauge gut zu waschen und hierauf wenigstens durch 8 Tage gut zu durchl�ften, worauf die ledernen Bestandtheile mit Fett einzuschmieren sind.
11.nbsp;Die Sperrmassregeln d�rfen erst behoben werden, wenn weder ein rotz- oder wurmkrankes, noch ein verd�chtiges Pferd sich in dem betreffenden Geh�fte befindet, und wenn 6 Wochen nach dem letzten Todes- oder T�dtuugsfalle eine neue Erkrankung nicht weiter vorgekommen ist, bei der vorgenommenen Schlussrevision an keinem Pferde Erscheinungen einer verd�chtigen Krankheit sich gezeigt haben und zugleich die Reinigung s�mmtlicher inficirter Stallungen beendet ist.
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Rotz -Wurmkrankheit.
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C. Massregeln zur Sicherung der W�rter rotzverd�ch�tiger oder wurmiger Pferde vor einer Ansteckungsgefahr. Um die Ansteckungsgefahr f�r das, bei der Wartung rotz- oder wurm-verd�chtiger oder wurmkranker Pferde besch�ftigte Personale tlnui-lichst hintaimihalten, sind gewisse Vorsichtsmassregelu zu beobachten.
Als solche empfehlen sich folgende Bestlnunungen:
1.nbsp; nbsp;Die W�rter solcher Thiere sind �ber lt;lic Gefahr einer Ansteckung zu belehren und zu warnen, dass sie sich flas Eotzgift nicht etwa einimpfen, wozu offene oder mit einer zarten Oberhaut bedeckte Stellen des K�rpers besonders g-e-eignet sind.
2.nbsp; nbsp;Leute, welche mit Hautabsch�rfungen, Wunden, Geschw�ren oder Schrunden, besonders an den H�nden oder im Gesichte behaftet sind, d�rfen zu diesem Dienste gar nicht verwendet werden, und es ist den, zu W�rtern solcher Thiere bestimmten Leuten einzusch�rfen, dass sie in dem Falle, wenn sie sich zu�f�llig- eine derartige Verletzung zuziehen, sieh um die Abl�simg von dem Wart�gesch�fte zu melden haben.
3.nbsp; nbsp;Zumeist haben sieh die W�rter zu h�ten, dass sie den aus der Nase des kranken Thieres ausfliessenden Sehleim mit der blossen Hand abwischen, und so auf das Auge, die Nase, den Mund oder �hnliche K�rperstellen �bertragen, oder dass ihnen derselbe beim Ansbrausen oder Husten des Pferdes in das Gesicht ge�spritzt werde.
4.nbsp; nbsp;Eine �hnliehe Vorsicht haben die W�rter auch rnclisichllich anderer Ab�sonderungsstoffe, ja �berhaupt aller Theile rotzverd�chliger Pferde zu beobachten, da alle diese Tr�ger des Ansteckungsstoffes sein k�nnen.
�. Gleicher Weise haben sie sich vor jeder mittelbaren Uebertragung de? Rotzgiftes sorgf�ltigst in Achl zu nehmen, wie sie z. B. durch Ben�tzung der Pferdedecken f�r den eigenen Gebrauch, oder durch l�ngere Ber�hrung von, mit thierisehen Stoffen impr�gnirten Gegenst�nden mit dem eigenen Leihe herbeigef�hrt werden k�nnte.
6.nbsp; nbsp;Wenn dem kranken Thiere Salben u. dgl. applidrt werden, so soll dies nie mit der blossen Hand, sondern stets mittelst einer Rinds- oder Schweinsblase geschehen.
7.nbsp; nbsp;Die W�rter sollen sieh in dem Krankenstalle nie l�nger als unumg�nglich noting aufhalten; sie d�rfen nicht in demselben schlafen und m�ssen nach jeder, bei einem verd�chtigen Pferde vollf�hrten Dienstleistung sich sorgf�ltigst, reinigen^ besonders die H�nde mit Lauge oder mit verd�nnter Salz- oderquot; Essigs�ure' waschen.
8.nbsp; nbsp;Eine besondere Sorgfalt muss daraufgewendet werden, in dein Kranken�stalle jederzeit eine m�glichst reine Luft zu erhalten; die St�lle d�rfen daher nicht �berf�llt, sie m�ssen oft und ausgiebig gel�ftet, die Kxcremente der Thiere ans denselben haldigst entfernt und die Streu li�ulig erneuert werden.
9.nbsp; nbsp;Die W�rter haben sich in Acht zu nehmen, dass sie die von den rotz�verd�chtigen Thieren ausgeathmete Luft nicht unmittelbar einatbmen.
10.nbsp; nbsp;Im ITebrigen sollen die W�rter gesundheitsgem�ss leben, auf geh�rige Reinlichkeit der Haut sehen, sich nach Thunliclikeit �fter waschen und baden, viel in freier Luft sich aufhalten und gut n�hren.
11.nbsp; nbsp;Nach vollendeter Wartung sollen die Kleider un
id das Bettzeug der
W�rter gereiuiget werden.
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572nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Rotz-Wurmkrankheit, � Besch�lkrankhcit.
12. Wenn bei einem W�rter eine iiocli so kleine Stelle der Haut, namentlich an den H�nden oder dem Gesichte sich entz�ndet und zu schw�ren beginnt, oder wenn sich die Erscheinungen allgemeinen Unwohlseins einstellen, so soll derselbe unges�umt �rztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Dieselben Vorsichtsmassregeln sollen auch die behandelnden Thier�rzte oder Aerzte in Anwendung bringen; die Section eines derartigen Cadavers sollte nie vor dem vollst�ndigen Erkalten desselben vor�genommen werden.
Rotz und Wurm sind (lurch das �sterreicliische Gesetz unter die Gew�hrsin�ng-cl aufgenommen, und ist die Gew�hrszeit f�r verd�chtige Dr�se sowohl, als f�r Rotz auf 15, f�r Wurm auf 30 Tage festgesetzt.
F�r Rotz und Warm gilt in Frankreich eine Gew�hrszeit von 9, in Baden, W�rttemberg, Baiern, Grossherzogthura Hessen von 14, im K�nigreich Sachsen von 15, in der Schweiz von 20, in Belgien von 25 Tagen; f�r Rotz in Preussen eine Gew�hrszeit von 14 Tagen, f�r verd�chtige Dr�se im K�nigreich Sachsen eine Gew�hrszeit von 15, in der Schweiz von 20 Tagen.
Die Besch�lkrankheit der Pferde.
sect;. 124. Die Ansichten �ber diese Krankheit, welche auch Besch�lseuche, Chankerseuche, venerische Krankheit, L�hmungskrankheit der Zuchtpferde genannt wird, gehen noch ziemlich weit auseinander. Manche Beobachter trennen die L�hmungskrankheit als ein selbst�ndiges Leiden des R�ckenmarkes, welches sich in Folge des h�ufig ausge�bten Belegactes entwickeln soll, von der Chankerseuche; ich selbst habe, gewichtigen Autorit�ten folgend, fr�her dieser Unterscheidung mich angeschlossen. Mittler�weile wiederholt gemachte eigene Beobachtungen, so wie die w�hrend eines vielj�hrigen Herrschens der Seuche in B�hmen von Mares gesammelten Wahrnehmungen haben in mir die Ueberzeugung be�festiget, dass jene Reihe von Erscheinungen, die man unter dem Namen L�hmungskrankheit als besondere Krankheitsform beschreibt, wesentlich der Chankerseuche in ihrem vorgeschrittenen Stadium angeh�re, und dass wohl die Erkrankung der Geschlechtstheile ab�laufen k�nne, ohne dass Symptome der L�hmung auftreten m�ssten, dass jedoch eine sogenannte L�hmungskrankheit bei Pferden nicht vorkomme, ohne dass in dem Genitalsystem die charakteristischen Erscheinungen noch zugegen, oder wenigstens fr�her vorhanden gewesen w�ren. Die im Verlaufe der Krankheit manchmal sich einstellenden paretischen und paralytischen Erscheinungen scheinen
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Bcsclialkraikhcit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 573
mir nicht urspr�nglich von einer Erkrankung des R�ckenmarkes auszugehen, sondern von einer entz�ndlichen Reizung- des Neurilems der betreffenden Nerven, wie man sie bei dieser Krankheit au den H�ft- und Schenkelnerven so ausgesprochen antrifft, abh�ngig zu sein; dass diese Reizung sicli sp�ter auf das R�ckenmark fortpflanzen k�nne, ist immerhin m�glich und wahrscheinlich. Uebrigens ist noch Vieles bez�glich der Entstehung der Krankheit und des Zu�sammenhanges ihrer Erscheinungen unklar, und es k�nnten bei Gest�ten angestellte Thier�rzte, welchen sich die Gelegenheit ergibt, einerseits die Krankheit von ihrem ersten Anfange an zu beob�achten, andererseits den Gang ihrer Verbreitung genau zu verfolgen, um die n�here Kenntniss der Pathologie dieser den Betrieb der Landespferdezucht so vielfach beeintr�chtigenden und sch�digenden Krankheit sich noch wesentliche Verdienste erwerben.
Ganz verschieden von der Besch�lkrankheit ist der Bl�schen�ausschlag au den Genitalien der Zuchtpferde, welcher einen h�chst gutartigen Verlauf nimmt und gew�hnlich mit vollst�ndiger Heilung endet.
Das Vermengen beider Kraukheitsformen hat die Unklarheit, welche in Beziehung auf die Diagnostik und auf die Feststellung der nothwendigen veterin�r-polizeilichen Massregeln herrscht, wesent�lich mit verschuldet.
sect;. 125. Aetiologie. Die Chankerkraukheit kommt nur bei zur Zucht verwendeten Pferden vor, und erlangt durch den Belegact ihre weitere Verbreitung. Ob die Krankheit urspr�nglich bei der Stute oder dem Hengste, oder bei beiden, oder ob sie �ber�haupt noch origin�r entstehe, ist unbekannt. Wahrscheinlich ist es, dass sie sich nur durch fortgesetzte Ansteckung erhalte.
Die Verbreitung der Krankheit geschieht durch chankerkranke Deckhengste; in Bezirken, in welchen die Seuche herrscht, l�sst sich die auf diese Art geschehene Ansteckung der Stuten von wenigen Hengsten aus rcgelm�ssig auf das Genaueste nachweisen; chankerkranke Stuten k�nnen dann den Ansteckungsstoff auf Hengste weiter �bertragen.
Vehikel des nur fixen Contagiuins sind heim Beogste besonders die Secrete der Harnr�hre, bei Stuten jene der Scheide; nach�gewiesen ist es, dass die Ansteckung von chankerkranken Stuten auf dicht nebenanstehende Stuten, wenn die; M�glichkeit einer Be�r�hrung der Genitalien vorhanden ist, erfolgen k�nne. Die Natur des Krankheitsgiftes ist v�llig unbekannt. Die Dauer der Incuba-
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ReschiUkntnldieit.
tiousperiode ist eine unbestimmte und schwankt nach den rJeol)-achtnngen Marcs zwischen 8 Tagen bis 2 Monaten und dar�ber.
sect;. 120. Erscheinungen, a. Bei Stuten stellen sich anfangs die gew�hnlichen Symptome eines Katarrhes, Wulstung und Ver�mehrung der Absonderung der Scheide ein, aus welcher eine anfangs d�nne, klare, sp�ter tr�be, dicke, r�thlich gelbe Fl�ssigkeit ausfliesst. In Kurzem schwillt der Wurf entweder �demat�s, teigig weich an, oder er wird derb intiltrirt; im ersteren Falle verliert sich nicht selten die Geschwulst nach einiger Zeit, die Schamlippen werden schlaff und gefaltet und bisweilen durch Verlust des Pigmentes ge-tiegert oder gleichm�ssig r�thlichgelb. Die Schleimhaut der Scham�lippen erscheint entweder runzlich oder mit �demat�sen, sulzigon W�lsten, oder sp�ter mit wulst- und zapfenf�rmigen Excrescenzen besetzt. Um den Kitzler herum und an dem Scheideneingange werden bisweilen verschieden grosse, mit einer gelblichen Fl�ssig�keit gef�llte Bl�schen bemerkt, nach deren Bersten seichte, mit einem gelblichen, zu Krusten vortrocknenden Exsudate bedeckte, sich nach und nach reinigende und eindeckende Substanzverluste zur�ckbleiben.
Nach Marcs kamen diese Bl�scheneruptiouen w�hrend einzelner Invasionen der Chankerseuche in B�hmen nicht zur Beobachtung; dagegen hat er wiederholt hirsekorngrosse, gruppirte, weisse Flecke daselbst vorgefunden, welche durch Zellenwucherung geschwellte Follikel gewesen zu sein scheinen.
In anderen F�llen bilden sich, wie wir dies bei mehreren Stuten eines grossen Gest�tes zu sehen Gelegenheit hatten, auf der bleichen, missf�rbigen Schleimhaut der Schamlippen und weiter hinein in die Scheide, tiefer greifende, mit stark geschwolleneu und ger�theten R�ndern versehene diphtheritische Geschw�re, welche bis�weilen auch auf der Schleimhaut der Geb�rmutter angetroffen worden sein sollen. Das Zerfliessen und Abstossen des Exsudates erfolgt hier bei weitem langsamer, und nach der Heilung bleiben strahlige, wulstige Narben zur�ck. Der Ausfluss aus der Scheide ist in solchen F�llen gew�hnlich sehr reichlich, missfarbig, selbst jauche�hnlich und veranlagst an den Theilen, mit welchen er in Ber�hrung kommt, leicht Excoriationeu.
Beim Stehen im Stalle wird nicht selten eine gewisse Unruhe der Stuten, ein Hin- und Hertrippeln, Wedeln mit dem Schw�nze, Anstellen zum Harnen, �fteres Oeffnen der Scham beobachtet.
Das Allgemeinbefinden ist gew�hnlich ungetr�bt. Bei gut eonstituirten Stuten bleibt die Krankheit h�ufig auf diese �rtlichen
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Resell lUkrunldioit.
ErBchemungeD beschr�nkt und endigt bei sorgfaltiger Behandlang nach einer verschieden langen, sic.Ii aber gew�hnlich �ber mehrere Wochen, selbst Monate erstreckenden Dauer mit Genesung; obwohl eine gewisse Geneigtheit zu Recidiven zur�ckzubleiben scheint.
Bei schleppendem Verlaufe kommt es h�ufig zur Entz�ndung einer oder der anderen H�lfte des Euters, gew�hnlich mit dem Ausgange in Eiterung, oder zur uniseliriebeneu Entz�ndung und Abscendirung in der Haut und dem Bindegewebe des Afters; bei schlaffen Thieren entwickeln sich Oedeme am �nterbauche, am Mittelfleische und an den Extremit�ten. Bei l�ngerer Krankheits�dauer stellt sich gew�hnlich ein reichlicher kl�mperiger Nasen-ausfluss mit oder ohne Schwellung der Kehlgangslymphdr�sen ein. Bei l�ngerer Dauer der Krankheit treten an verschiedenen Stellen dos K�rpers, besonders an dein Halse, an der Schulte)-, an den Brust- und Bauchfl�chen, dann an der Croupe, seltener an den Extremit�ten runde, genau begrenzte, flache, quaddelf�nnige An�schwellungen der Haut von dein Durchmesser von 30 bis �� Mm. und dar�ber, die sogenannten Thalerflecke ein, die durch eine oder mehrere Wochen bestehen, sich albn�lig wieder verlieren, wobei der Band am l�ngsten persistirt, w�hrend gew�hnlich wieder gleiche Geschw�lste an anderen Stellen der Haut zum Vorschein kommen.
Bei Stuten, bei welchen die Krankheit einen hohen Grad er�reicht hat, kommen endlich paretische und paralytische Er�scheinungen zur Wahrnehmung. Am gew�hnlichsten stellt sich zuerst eine Schw�che in der Nachhand ein; die Thiere wechseln im Stande der Ruhe �fters mit den hinteren Extremit�ten, beim Gehen wird die eine oder die andere nachgezogen, mit Anstrengung nach vorne gebracht und langsam auf den Boden aufgesetzt. In anderen F�llen knicken die Thiere in den Spruneffelenken und kesseln ein, sie strecken die Hintergliedmassen schleudernd und mit Anstrengung, manche st�rzen zusammen und sind erst nach einiger Erholung im Stande, sich wieder zu erheben. Bisweilen bessert sich mit dem Auftreten der L�hmungserscheinungen der locale Krankheitsprocess vor�bergehend oder bleibend; solche F�lle,m�gen, wenn sie w�hrend dieser Periode untersucht werden, wie Marcs mit Recht bemerkt, Anlass gegeben haben, eine selbst�ndige L�hmungskrankheit aufzustellen und den sp�ter vielleicht wieder hervortretenden Chanker f�r eine Folge dieser Krankheit anzusehen. Die L�hmungserscheinungen verlieren sich manchmal wieder, w�hrend die Affection der Geschlechtstheile fortbesteht oder wieder
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576nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bescl�lkrankheit.
zum Vorschein kommt; h�ufiger aber steigert sich die Parese all-m�lig, bis ein g�nzliches Unverm�gen sich auf dem Hintertheile zu erhalten eintritt. Es stellt sich nun rasch zunehmende Abmagerung ein, die Flanken und Weichen sinken ein, der Bauch wird stark aufgesch�rzt, die Rippen treten deutlich hervor, Schulter und Hinter�backen werden fettlos, die Hosen ausgeschweift; die Thiero sind zuletzt unverm�gend, sich zu erheben und liegen sich an den hervorragenden K�rperpartien auf. Bisweilen treten auch L�hmun�gen eines oder des anderen Ohres, der Vorder- oder Hinter�lippe auf und die Kranken gehen an Ersch�pfung oder in Folge einer hypostatischen oder metastatischen Lungenentz�ndung zu Grunde.
b. Bei Hengsten localisirt sich die Krankheit gew�hnlich auf der Schleimhaiit der Harnr�hre; seltener kommen Bl�schen oder Geschw�re auf der Eichel, Ruthe und am Hodonsacke vor, oder wenn dies auch der Fall ist, so erfolgt doch gew�hnlich bald Heilung derselben und es bleiben h�chstens nicht pigmentirte Hautstellen durch einige Zeit zur�ck. Die Diagnose der Chankerkrankheit bei Hengsten ist demnach, sobald noch die seeund�ren nerv�sen Er�scheinungen nicht eingetreten sind, bei Weitem schwieriger als bei den Stuten; die Resultate der durch einen Hengst vollzogenen Beleg-acte werden jedoch bald Aufschluss �ber seinen gesunden oder kranken Zustand geben; denn ist er trotz seiner anscheinenden Gesundheit mit einem Chanker der Harnr�hre behaftet, so theilt er die Krankheit den von ihm bedeckton Stuten mit.
Entwickeln sich sp�ter bei solchen nicht verd�chtig erscheinen�den aber gleichwohl chankerkranken Hengsten St�rungen der Motilit�t, und kommen sie dann erst zur Untersuchung, so kann es ganz wohl geschehen, dass die paretischen Symptome als Aus�druck eines R�ckenmarksleidens angesehen und auf die, als eine selbst�ndige Krankheitsform gedeutete L�hmungskrankheit bezogen werden.
Die locale Affection der Barnr�hre beschr�nkt sich auf eine h�here R�thung, Schwellung und Wulstung der Schleimhaut an der Harnr�hrenin�ndung und massige Secretion von Schleim; Er�scheinungen, welche jedoch bald zur�cktreten, so dass der Hengst unverd�chtig erscheint, w�hrend er gleichwohl die von ihm belegten Stuten ansteckt. Bisweilen sind �demat�sc Schwellungen des Randes der Vorhaut oder leichte Sderosirungen derselben, der sogenannte Fettschlauch zugegen; wogen des Reizungszustandes in der Harn�r�hre stellen sich die Hengste �fter zum Strahlen, der Harn wird
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BeseluUkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;577
manchmal uuter Sclunerz�ussertmgen und Nachpresseu wiederholt, aber jedesmal in geringer Menge abgesetzt; der Grcschlechtstrieb ist bisweilen auffallend g-esteig-ert. In diesem Stande kann sich die Krankheit lange erhalten; nach Ablauf der Besch�lperiode scheint ein gewisser .Stillstand im Verlaufe des Processes einzutreten, der sich bei der n�chstfolgenden Deckzeit wieder verschlimmert. Bei jungen, kr�ftigen, gut gehaltenen Pferden scheint sich die Krank�heit lange local erhalten zu k�nnen; unter entgegengesetzten Ver�h�ltnissen kommen die seeund�ren Erscheinungen fr�her zum Vorschein.
Ganz so wie bei den Stuten stellen sich sp�ter die thaler-f�rmigeu Quaddeln an verschiedenen Stelleu der Haut und L�hmung der hinteren Extremit�ten, sp�ter der Lippen, eines oder des anderen Ohres u. s. w. ein; die Thiere magern ab, der Hinterleib wird aufgezogen, die Hinterbacken verlieren ihre Rundung, die Lendengegend, besonders an ihrer Uebergangsstelle in das Kreuz, wird schmerzhaft, oft in dem Grade, dass die Thiere bei einem da�selbst angebrachten Drucke sich so stark zusammenbeugeu, dass sie in Gefahi- kommen, niederzust�rzen. Unter allm�liger Zunahme der Abmagerung des . Hintertheiles und Bildung von Oedemen am Schlauch und Hodensack gehen die Thiere in Folge g�nzlicher Ent�kr�ftung und Ersch�pfung manchmal unter Zutritt einer Lungen-entz�udung zu Grunde.
Als eine Modification in dem Verlaufe dieser Krankheit, ab�h�ngig von einem Reizungszustande der sensiblen Nerven der hinteren Extremit�ten, muss der bei manchen, namentlich hoch veredelten und verz�rtelten Hengsten beobachtete Juckreiz in der Haut angesehen werden, welchen Strauss als Juckkrankheit beschrieben hat. Dieser Zustand �ussert sich durch eine derart juckende Empfindung an gewissen K�rperstelleu, dass sich die Thiere durch das fortgesetzte und anhaltende Scheuern derselben die Ober�haut abstossen, wodurch schmutzige, blutr�nstige Geschw�re an der verdickten und stark angeschwollenen Haut entstehen. Nehmen bei weiterem Fortschreiten des Uebels diese Geschw�re, welche bis�weilen ein brandiges Ansehen erlangen, an Zahl zu, so steigert sich der Juckreiz, die Thiere magern bei guter Fresslust ab und der Tod erfolgt beinahe durchgehends in Folge der �ussersten Ab�zehrung.
Der Verlauf der Krankheit ist bei Hengsten viel ung�nstiger, als bei Stuten; haupts�chlich wohl deshalb, weil die Krankheit in
K�II, Path. n. Xher. d. Hausth. 4. Aufl. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 37
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�)78nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Beschalkranfebeit.
der Reg-el erst viel sp�ter, und meist erst danu, wenu entweder von solchen Besch�lern schon viele 8tuten angesteckt worden sind, oder sich hei ihnen die secnnd�ren Zust�nde entwickelt haben, consta-tirt wird.
8. 127. .Sectionsergehnisse. Bei der Section der gefallenen oder in den vorger�ckten Stadien der Krankheit g-et�dteten Thiere iinden sich aussei1 den Symptomen der allg-emeinen An�mie und Abmagerung- constant an den gel�hmten Extremit�ten Intiltration und Schwellung- des Neurilems der Hauptuervenst�mme, Infiltration der Umgebung und des zwischen die Muskeln sich einsenkenden Bindegewebes mit bedeutenden Massen gelblichen, sulzigen Exsu�dates , in manchen F�llen eine auffallende Durchfeuchtung des R�ckenmarkes und des Gehirnes, Tr�bung der Spinnwebenhaut des ersteren, bisweilen auch namhaftere Ansammlung von Serum in ihrem Sacke. Bei Hengsten ist nicht selten das Bindegewebe des Schlauches und Hodensackes ser�s infiltrirt oder sclerosirt; bei Stuten finden sich in der Scheide, manchmal auch in der Geb�r�mutter katarrhalische oder diphtheritische Geschw�re oder condylo-mat�se Excrescenzen neben den Erscheinungen eines chronischen Katarrhes. Die Schleimhaut der Nasenh�hle ist meistens katarrha�lisch, die Haupt- und Nebenh�hlen sind mit z�hem, kl�mperigem Schleime angef�llt, die Kehlgangslymphdr�sen hypertrophisch, manch�mal von Eiterpunkten durchsetzt. Die bisweilen in den Samen-str�ngen und Hoden, so wie in den Lungen vorfindlichen Abscesse scheinen metastatischer Natur zu sein.
Die Prognose ist ganz unbestimmt. Bei manchen Thieren, bei welchen die Krankheit schon bedeutende Fortschritte gemacht hat und bereits L�hmungserscheinungen sich eingestellt haben, er�folgt dennoch Genesung; bei anderen, anscheinend selbst leichteren F�llen geht sie, wenn auch langsam, doch unaufhaltbar einem lethalen Ausgange entgegen.
�. 128. Behandlung. Bei Stuten empfehlen sich im Be�ginne der Krankheit, so lange noch die Erscheinungen eines acuten Katarrhes zugegen sind, Einspritzungen von Pflanzenschleimen, wie Abkochungen von Eibisch-, K�sepappelkraut, Leinsamen; sp�ter leicht zusammenziehende Einspritzungen von Salbeiaufguss, Ab�kochungen von Eichenrinde mit Zusatz von rohem Alaun, Essig, Bleiessig, in hartn�ckigen F�llen von Aufl�sung von Zink- oder Kupfervitriol oder H�llenstein in die Scheide. Von ausseu zu�g�ngliche Geschw�re werden am Besten mit H�llenstein oder
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Beschlilbrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 579
Kupfervitriol in Substanz g-e�tzt. Das g-leichc Verfahren w�re bei Hengsten, wenn sich noch eine locale Affection nachweisen liisst, durchzuf�hren.
Es mag- noch erw�hnt werden, dass bei dein Herrschen der Chankerseuche im Pilsner Kreise B�hmens, ang-eblich mit gutein Erfolg'e der Sublimat innerlich und �usserlich verwendet worden ist.
Stellt sich an dem Euter der Stuten eine Entz�ndung'S-g-eschwulst ein, so soll der Eintritt der Eiterung- auf jede Weise, n�thigenfalls unter Anwendung einer scharfen Einreibung-, beg-�nstig-et und der sich bildende Abscess m�glichst bald er�ffnet werden; das�selbe gilt bez�glich der in der N�he des Afters sich entwickelnden Abscesse.
Treten L�hmungserscheinungen ein, so k�nnen ��chtige oder scharfe Einreibungen am Kreuze, oder, falls jene auf eine Extremit�t beschr�nkt sind, an der Austrittsstelle und l�ngs des Verlaufes der H�ftnerven versucht werden. Die innerliche Anwen�dung- bitterer, gew�rzhafter Mittel, so wTie des Brechweinsteins, Kamphers, der Kr�henaugen ist in der Regel ganz erfolglos. Die Kr�henaugen haben wir bei einem derart kranken Hengste monate�lang- und in stets gesteigerter, zuletzt ganz enormer Dosis ohne alles Resultat gegeben.
Bei Hengsten, bei welchen sich L�hmungserscheinungen zeigen, erweist sich manchmal die Castration von gutem Erfolge bez�glich der Hintanhaltung der weitereu Entwicklung- der Paresc. Das g�nstige oder ung�nstige Resultat wird einerseits von dem Grade, bis zu welchem die L�hmung- bereits vorgeschritten ist, andererseits von dem Umst�nde abh�ngen, ob zur Zeit der Vornahme der Operation das locale Leiden der Geschlechtstheile bereits erloschen ist, oder noch fortdauert.
sect;. 129. Sicherungs- und Tilgungsmassregeln. Um die Weiterverbreitung- der Bosch�lkrankheit thunlichst zu verh�ten, sollten folgende Bestimmungen zur Durchf�hrung kommen:
1. Selbst zu Zeiten, wo von dem Herrschen der Seuche nichts bekannt ist, sollten alle zum Belegen vorgef�hrten Stuten im Beisein des Ortsvorstandes besichtiget und alle zu alten, alle cachek-tischen, dann alle jene, welche einen Ausfluss aus der Scheide zeigen, welcher ein anderes Ansehen, als jener der blos rossigen Stuten hat, unnachsichtlich vom Beleggesch�fte ausgeschlossen werden.
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2.nbsp; P]beuso w�re die Ruthe des Eoscli�lheug-stes wiederholt zu besichtigen: zeigen sich au ihr Ver�nderungen irgend einer Art, auch ohne den Charakter der Chankerkraukheit, so muss der Hengst so lunge vom Besch�len ausgeschlossen bleiben, bis vollst�ndige Heilung eingetreten ist.
3.nbsp; Die Pferdez�chter w�ren im geeigneten Wege �ber die Kennzeichen dieser Kr�nklich zu belehren, damit sie dieselbe so�gleich im Beginne zu erkennen im Staude seien.
4.nbsp; nbsp;Sobald ein, dieser Krankheit verd�chtiger Fall bei den Zuchtpferden vorkommt, h�tte der Eigeuth�mer sogleich durch den betreffenden Ortsvorstand die Anzeige hievon zu machen, worauf die Beh�rde unges�umt die weiteren Erhebungen zu pflegen und die geeigneten Massregeln einzuleiten h�tte.
5.nbsp; nbsp; Damit die Krankheit nicht in andere Bezirke ver�breitet werde, w�re der Verkauf von Zuchtpferden aus dem ver�seuchten Bezirke in gesunde f�r die Dauer der Seuche einzustellen.
6.nbsp; nbsp;Kommt die Krankheit in einem Bezirke in gr�sserer Ausbreitung vor, so w�re daselbst das Belegen einzustellen und der an bestimmte Orte zu versammelnde Bestand von Zuchtpferden r�cksichtlich des Gresundheitszustandes thier�rztlich zu untersuchen.
7.nbsp; Die mit der Krankheit behaftet befundeneu Pferde d�rfen zum Belegen nicht zugelassen werden: sie sind abgesondert von deu gesunden unterzubringen, von besondern W�rtern zu be�sorgen, mit eigeneu Ger�theu zu versehen und k�nnen, falls ihr Zustand nicht schon als unheilbar sich herausstellt, in welchem Falle sie zu t�dteu w�ren, thier�rztlich behandelt werden.
8.nbsp; Um �ber deu Stand der Erkrankungen in steter genauer Kenntniss zu sein, w�re wenigstens von 8 zu 8 Tagen eine Revision des Pferdestaudes der verseuchten Ortschaften vorzunehmen.
9.nbsp; Evident chankerkranke, dann solche Hengste, welche zwar �usserlich gesund erscheinen, jedoch erwiesenermassen den Stuten die Krankheit durch den Belegact beigebracht haben, endlich Hengste, welche Stuten, die zur Zeit des Belegeus schon chankerkrank waren, belegt haben, sind der Castration zu uuterziehou.
10.nbsp; Stuten, welche mit der Besch�lseuche behaftet waren, sind selbst dann, wenn sie wieder hergestellt sein sollten, bleibend von der Nachzucht auszuschliessen und an der linken Seite des Halses durch einen Brand (B. K.) kenntlich zu machen.
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11.nbsp; nbsp;Stallung-en, in welchen besch�lkranke Pferde eingestellt waren, sind, so wie die bei ihnen benutzten Gegenst�nde einer Desinfection zu unterziehen; die Verwendung der H�ute der ge�fallenen oder get�dteten Thiere ist nach vollzogener Desinfection zul�ssig-.
12.nbsp; In Bezirken, in welchen die Besch�lseuche herrschte, sollte vor Beginn der n�chstj�hrigen Belegzeit eine thier�rztliche Revision des G-esundheitszustandes der s�mmtlichen Zuchtpferde stattfinden ; nach deren Ergebniss w�ren nur jene Thiere zur Deckung zuzulassen, welche hiebei gesund befunden worden sind.
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Drncfc von Adolf Holzhausen in Wien
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