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BIBLIOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
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Lelirbucli
. /
der
thierärztlichen Gebuftshülfe
-
Carsten Harms,
Doctor der Thierheilkmide, Hauptlehrer an der Königlichen Thierarzneischule zu Hannover.
Mit 52 in den Text
en Hciuamp;hnitten.
ITAN
R.
Mr
Schmorl amp; von Seefeld.
1867.
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Druck von August Grirape in Hannover.
:
.
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Vorwort.
bei der Bearbeitung dieses Werkes habe ich mir die Aufgabe gestellt, Alles, was Literatur und eigene Erfahrung für die Greburtshülfe Interessantes bieten, in systematischer Ordnung und in möglichster Kürze zusammenzustellen.
Die Literatur habe ich in meinem Sinne gewissen­haft benutzt, und habe folglich stark sichten müssen. Es konnten sogar einige der mehrfach wiederholten . Beobachtungen nicht berücksichtigt werden; es sind dagegen aber auch wiederum vereinzelt dastehende Thatsachen, wie die Fruchthälterwand- und die veri­table Fruchthälterhöhlen-Wassersucht, das Eihaut-Oedem etc., soweit sie zu meiner' Kenntniss gelangt sind, aufgenommen worden.
Mit dem in der Literatur Grefundenen habe ich meine eigenen Erfahrungen verflochten, so dass ich wohl behaupten darf, nicht bloss gesammelt, sondern auch einen Beitrag geliefert zu haben.
Die Anordnung des Materials ist, meiner Meinung nach, eine tibersichtliche. Die mit Consequenz durch­geführte Eintheilung wird das Studium hoffentlich er-
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leichtern; hat aher leider die Wiederholung einiger abnormer Zustände in der dritten Abtheilung nicht umgehen lassen.
Bei der Bearbeitung habe ich mich stets, ganz besonders aber in der dritten und vierten Abtheilung, kurz gefasst. Es ist dies freilich ein arger Verstoss gegen die jetzt vielfach geltende Regel, wornach man mit vielen Worten möglichst wenig zu geben sucht; ich hoflfe jedoch, dass mir daraus ein Vorwurf nicht erwachsen werde, weil ich, wie ich annehme, für den Collegeu stets, und für den Laien wenigstens in den rein praktisch-geburtshülflichen Abtheilungen verständ­lich geblieben bin.
Für die verschiedenen abnormen Lagen der Frucht habe ich eine fast ganz neue Nomenclatur aufgestellt. Ich glaube, dass ich damit einem längst gefühlten Be­dürfnisse nachgekommen; ob ich aber in der Wahl der Bezeichnung stets glücklich gewesen bin, das muss ich dem Urtheile der Collegeu überlassen.
Von den Zeichnungen sind die der Instrumente naturgetreu, die der abnormen Lagen natürlich sche­matisch.
Hannover, den 1. Juli 1867.
Harms.
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Malts-Yerzeichniss.
Vorwort. Einleitog.
Erste Abtheilung.
Die Anatomie der weiblichen. Oeschlechtswerkzeuge.
Seite
Die Scham.....................nbsp; nbsp; nbsp;1
Der Kitzler.....................nbsp; nbsp; nbsp;2
Die Scheide............*.........nbsp; nbsp; nbsp;3
Der Fruchthälter...................nbsp; nbsp; nbsp;4
Die Eierstöcke....................nbsp; nbsp; nbsp;7
Der knöcherne Gehnrtsweg...............nbsp; nbsp; nbsp;8
Kintheilung des knöchernen Geburtswcfies..........nbsp; nbsp; 13
Die Beckondurchmosser.................nbsp; nbsp; 14
Die Messungen des Geburtsweges bei lebenden Thiereu.....nbsp; nbsp; 15
Die Fiihrungslinie...................nbsp; nbsp; 15
Zweite Abtheilung.
Die Physiologie der Schwangerschaft und Geburt.
Die Reife......................nbsp; nbsp; 17
Die Brunst.....................nbsp; nbsp; 18
Der Begattungsaet..................nbsp; nbsp; 20
Die Befrnchtimg....................nbsp; nbsp; 20
Die Schwangerscliaft..................nbsp; nbsp; 21
Die Pruchthüllen. nebst Inhalt . ............nbsp; nbsp; 23
Der Foetas.....................nbsp; nbsp; ?8
Die Geburt.....................nbsp; nbsp; 39
Die mehrfache Schwangerschaft bei dem Pferde und Rinde . . . .nbsp; nbsp; 46
Dritte Abtheilung.
Die Pathologie des Mutterthieres.
Abnormitäten der Brunst................nbsp; nbsp; 48
Abnormitäten, die eine regelmässige Begattung verMnäern ...nbsp; nbsp; 52
Krankheiten, die durch die Begattung herbeigeführt werden. ...nbsp; nbsp; 53
Abnormitäten und Krankheiten, welche die Conception veriindern .nbsp; nbsp; 55
Die abnormen Schwangerschaften.............nbsp; nbsp; 57
Krankheiten, die während der Schwangerschaft auftreten und durch
dieselbe bedingt sind...............nbsp; nbsp; 60
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Abnormitäten und Krankleitsznstände, welche die Geburt behindern 67 Krankheiten, welche bei dem Begattungsacte entstehen und durch
denselben herbeigeführt werden...........76
Kraniheiten, welche nach der Geburt auftreten, resp. zur Behaud-
lung kommen..................82
Vierte Abtheilung.
Die Pathologie des Eies.
Fünfte Abtheilung.
Die geburtshülflicheu Bandagen und Instrumente.
Die Bandagen....................nbsp; nbsp; nbsp;119
Die Geburtshaken..................nbsp; nbsp; nbsp;122
Die Geburtszangen..................nbsp; nbsp; nbsp;126
Die schneidenden Instrumente .............nbsp; nbsp; nbsp;128
Anhang......................nbsp; nbsp; nbsp;131
Sechste Abtheilung.
Die geburtshülflichen Operationen.
Die Zerstückelung der Frucht.............133
Die geburtshülflichen Operationen, die an der Mutter vorgenommen
werden...................139
Siebente Abtlieilung.
Die eigentliche Oeburtshülfe, Tocarexis.
Die gelmrtshülfliche Untersuchung............nbsp; nbsp; nbsp;145
Das Geburtslagcr..................nbsp; nbsp; nbsp;147
Die Stellung- und Lage des Muttcrthieres bei der Geburt ....nbsp; nbsp; nbsp;147
Vorsicbtsmassrcgeln bei der Hülfeleistung.........nbsp; nbsp; nbsp;147
Die Entbindung des Jungen durch Zug..........nbsp; nbsp; nbsp;147
Die abnormen Lagen der Frucht.............nbsp; nbsp; nbsp;150
AUgemeine Kegeln für die Behandlung..........nbsp; nbsp; nbsp;150
Die einseitigen abnormen Vorderscheukcl-Lagen.......nbsp; nbsp; nbsp;151
Die beiderseitigen abnormen Vorderscbenkel-Lagen......nbsp; nbsp; nbsp;156
Die abnormen Kopf-Lagen...............nbsp; nbsp; nbsp;160
Die complicirten abnormen Vordertheil-Lagen........nbsp; nbsp; nbsp;168
Die einseitigen abnormen Hinterschenkel-Lagen.......nbsp; nbsp; nbsp;168
Die beiderseitigen abnormen Hinterschenkel-Lagen......nbsp; nbsp; nbsp;173
Anhang......................nbsp; nbsp; nbsp;176
Die Seite-Lage...................nbsp; nbsp; nbsp;177
Die Rücken-Lage..................nbsp; nbsp; nbsp;180
Die Quer-Lage...................nbsp; nbsp; nbsp;184
Die eigentliche Geburtshülfe bei dem Schafe und Schweine ...nbsp; nbsp; nbsp;186
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Einleitung.
Jjlan bezeichnet die Hülfeleistung bei der Geburt als Geburtsliülfe — Tocarexis —; die Lehre, die alles dafür Nothwendige umfasst, als Geburtshülfelehre — Tocarexeo-logia —. Man hat in neuerer Zeit auch die Namen Geburts­kunde — Tocognosia — und Geburtslehre — Tocologia — einzuführen versucht. Beide bezeichnen aber nur die Kunde oder Kenntniss von der Geburt; von dem Zwecke, der Hülfe­leistung, liegt Nichts in deren Begriff.
Da der Zweck dieser Lehre ist, die Regelwidrigkeiten, die im Zeugungsleben auftreten, zu erforschen, um sachgemäss dagegen einschreiten zu können, so ist meiner Meinung nach der Name Geburtshülfelehre der bezeichnendste; sprachge­bräuchlich jedoch ist nur der Name Geburtsliülfe.
Die Geburtshülfe greift in verschiedene Fächer der Heil­kunde, als Anatomie, Physiologie, Pathologie, Chirurgie etc., ein. Sie ist dessen ungeachtet eine Wissenschaft für sich, bildet ein abgeschlossenes Ganze, und ist nicht, wie man noch an einigen Orten zu glauben scheint, ein Theil der Chirurgie, sondern nur, wie auch diese, ein Theil des Stammes, der Thier-heilkunde.
Das Alter der Geburtshülfe ist unbedingt ein sehr hohes. Man darf wohl annehmen, dass, so lange Thiere als Hausthiere gehalten worden sind, auch zuweilen das Bedürfniss der Hülfe­leistung bei der Geburt aufgetreten ist.
Das Bedürfniss ist jedoch nicht immer dasselbe geblieben, sondern hat mit der Zeit zugenommen. Je mehr die Thiere
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durcli künstliche Paarung, Haltung und Nutzung von iLrem Naturzustande entfernt worden sind, um so öfterer sind jeden­falls Regelwidrigkeiten bei der Geburt aufgetreten, und desto häufiger hat Hülfe bei derselben geleistet werden müssen.
Dessen ungeachtet hat die Greburtshülfe sowohl als Wissen­schaft, wie auch als Kunst noch nicht den wiinschenswerthen Höhepunkt erreicht.
Soll die Geburtshülfe recht gedeihen und bald zur vollen Blüthe gelangen, so muss der Praktiker, nachdem er auf der Schule theoretisch ausgebildet worden ist, Thatsachen sammeln und der Oeffentlichkeit übergeben.
Dass der Studirende nicht auf der Anstalt zum fertigen Geburtshelfer ausgebildet werden kann, sieht wohl Jeder ein. Es kann hier in diesem Fache, wie in allen anderen prakti­schen Fächern der Thierheilkunde, nur das Fundament gelegt werden, auf dem dann weiter gebaut werden muss.
Das Fundament muss natürlich ein möglichst festes, gleich­falls aber auch umfangreiches sein. Alle Regelwidrigkeiten, die im Zeugungsleben auftreten, muss der in die Praxis ein­tretende Thierarzt, soweit sie jetzt bekannt sind, theoretisch kennen; und in der eigentlichen Geburtshülfe — Tocarexis — muss er durch Manipulationen am Phantome so weit gekommen sein, dass er nicht nur im Stande ist, eine abnorme Lage der Frucht leicht zu erkennen, sondern auch rasch einen Heilpüan aufzustellen und einzuleiten.
quot;Wer so ausgerüstet in die Praxis eintritt und die wün-sclienswerthe Ridie, Geistesgegenwart, Entschlossenheit und manuelle Fertigkeit besitzt, der wird sehr bald zum fertigen Geburtshelfer.
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ERSTE AETHEILUNG.
Die Anatomie der weibliehen Gesclileehts-werkzeuge.
Uie erste Bedingung für das Studium, namentlich aber für die praktische Ausübung der Geburtshiilfe ist die auato-misclie Kenutniss deijenigen ïheile des Thierkörpers, welche bei den gesehlechtliclien Functionen betheiligt sind. Es werden deshalb in dem Nachstehenden aussei' den eigentlichen Ge-schlechtswerkzeugen auch die einzelnen Theile, welche den knöchernen Geburtsweg bilden, abgehandelt werden. Die Be­schreibung der einzelnen Theile geschieht vom geburtshülf-lichen Standpunkte aus; es wird deshalb der Anatom Manches, der Geburtshelfer hoffentlich Nichts vermissen.
Die Scham, Vnlva.
Die Scham, gewöhnlich der Wurf genannt, liegt senkrecht unter dem After, von welchem sie nur durch das Mittelfleiscb — Perinaeum — getrennt ist. Sie besteht aus der Schamspalte — Rima vulvae —-und den seitlich dieselbe begrenzenden Scham­lippen — Labiae vulvae —. Die Schamlippen haben den Kreismuskel, den Kitzler mit seinem Muskel, Nerven, Gefässe und lockeres Bindegewebe zur Grundlage. Diese Grundlage ist an der inneren Fläche von einer Schleimhaut, au der äusseren von der allgemeinen Decke, die hier sehr fein, schwach behaart und reichlich mit Talgdrüsen und Nerven versehen ist, bekleidet.
Die Scham ist bei allen Thieren im Wesentlichen gleich gebaut; sie zeigt aber nach dem Alter und Nährzustande des Thieres, sowie auch nach der Thierart geringe Verschiedenhei­ten. Bei jungen Thieren sind die Schamlippen voll und gespannt, die Schamspalte ist geschlossen; bei alten Thieren und solchen, die häufig geboren haben, sind die Schamlippen runzelich, und die Schamspalte ist nicht so gut geschlossen. Bei gut genährten Thieren sind die Schamlippen gespannter und voller, als bei
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schlecht genährten; bei diesen weicht sehr häufig die Scham von ihrer senkrechten Lage ah, nähert sich der horizontalen und kommt in den Sitzbeinausschnitt zu liegen. Bei dem Pferde sind die Schamlippen mit kurzen Haaren spärlich besetzt; der obere Winkel der Scham — Commissura superior— ist spitz, der untere — C. inferior — rundlich. Bei dem Hinde sind die Scham­lippen mit langen Haaren spärlich besetzt, der obere Winkel ist rundlich, der untere spitz und mit einem Haarbüschel yer-sehen. Bei dem Schafe und Schweine sind die Schamlippen ähnlich denen des Rindes; sie sind aber stets etwas runzelicb und im unteren Winkel mit einem kleinen Hautlappen versehen. Die Scham dient zur Entleerung des Harnes, zur Auf­nahme des Penis bei der Begattung und zum Durchtritte des Jungen bei der Geburt. Bei dem letzten Acte tritt eine bedeutende Ausdehnung derselben ein, die aber in einzelnen Fällen doch nicht bedeutend genug ist.
Der Kitzler, Clitoris.
Derselbe liegt in dem unteren Winkel der Scham, hat viele Aehnlichkeit mit dem Penis des männlichen Thieres und wird deshalb auch als weibliche ßuthe oder weibliches Glied — Membrum muliebre — bezeichnet. Er besteht aus den Zellkör­pern, der Eichel, der Vorhaut und dem Aufrichter des Kitzlers.
Die Zellkörper — Corpora cavornosa clitoridis — bestehen aus kleinen communicirenden Räumen, Venenräumen, die mit einem Epithel ausgekleidet sind, und deren Wände, in welchen die Arterien offen enden und aus welchen die Venen hervorgehen, hauptsächlich aus contractilen Faserzellen bestehen. Sie sind bei den verschiedenen Thieren nicht allein absolut, sondern auch relativ von verschiedener Dicke, na­mentlich aber von verschiedener Länge. Sie sind bei dem Pferde ca. 21/2—3 Zoll, bei dem Rinde ca. 4 Zoll, bei dem Schafe und Schweine ca. 2 Zoll lang. Sie fangen, bedeckt von dem Kreismuskel der Scham, dem Aufrichter der Clitoris und von der Haut, an der oberen Fläche des Sitzbeines mit zwei Schen­keln an, welche sich zu einem Strange vereinen, der nach rückwärts in die Eichel übergeht.
Die Eichel — Glans clitoridis — zeigt denselben Bau, wie die Zellkörper. Sie liegt frei vor und ist nur von der allgemeinen Decke, die hier ganz haarlos, aber mit sehr vielen Drüsen besetzt ist, bekleidet.
Als Vorhaut — Praeputium clitoridis —bezeichnet man die kleine Hautduplicatur, die zwischen dem Schamrande und der Eichel liegt.
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Der Kitzler-Muskel oder Aufrichter des Kitzlers — Musculus erector clitoridis — entspringt, bedeckt von dem Kreismuskel der Scham, an dem hinteren Sitzheinaus­schnitt und endet an den Zellkörpern des Kitzlers. Seine Wirkung ist die Aufrichtung des Kitzlers.
Den Nutzen des Kitzlers kennt man zur Zeit noch nicht mit Bestimmt]leit. Während der Brunst erfolgt eine Schwel­lung desselben, und man nimmt an, dass durch die Frictionen desselben bei der Begattung das Wollustgefühl erhöht, und in Folge dessen leichter eine Conception erreicht werde.
Die Scheide, Vagina.
Die Scheide, die in der Beckenhöhle unter dem Mastdarm und über der Blase liegt, von der Scham bis zum Muttermunde reicht, bei dem Pferde ca. 1 Fuss, bei dem Kinde l1^ Fuss, bei dem Schafe und Schweine ca. 3 Zoll lang ist, besteht aus 3, resj). 4 Häuten. Die innerste ist eine Schleim­haut; diese ist arm an Schleimdrüsen, reich an elastischen Fasern und mit einem starken Pflaster-Epithel bedeckt. Die von dieser nach aussei! liegende ist eine aus con-tractilen Faserzellen bestehende Haut, deren Fasern theils longitudinal, theils transversal verlaufen, jedoch nicht mit so grosser liegelmässigkeit, wie in der Muskelhaut des Darmkanales. Die hierauf nach aussen folgende ist eine Bindegewebshaut, welche in den verschiedenen Lagen eine verschiedene Festigkeit zeigt. Die an die Muskelhaut stosscnde Partie ist ziemlich fest — fibrös —, die andere dagegen rein locker und dient zur Verbindung mit den an­grenzenden Theilen. Die vierte Haut ist die seröse Baiachhaut, die nur den vordem Theil der Scheide umgiebt.
Die Scheide ist im gewöhnlichen Zustande reich an Falten; dieselben verlaufen in dem Vorhofe — der Raum von der Scham bis zur Harnröhrenmündung — transversal und sind klein, in dem übrigen Theile der Scheide longitudinal und sind gross. In Folge dieses Faltenreichthumes der Scheide und der Elasticität der Schleimhaut ist die bedeutende Ausdehnung jener, wie man sie bei der Geburt sieht, möglich.
Die H a r n r ö h r e n m ü n d u n g liegt in der hinteren Partie der Scheide; dieselbe ist bei Pferden und Schweinen leicht zu finden, bei Rindern aber nur dann leicht, wenn man die anato­mischen Verhältnisse genau kennt. Bei diesen Thieren mündet sie zwischen 2 Blättern, die vorderhalb einer kleinen Grube stehen, aus. Das vordere Blatt ist bedeutend höher, als das hintere, und wird als Scheidenklappe bezeichnet.
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Die Scheitlenklappe — Valvula vaginae — ist eine Diiplieatur der Schleiin haut, die vorderluüb der Harn­röhrenmündung quer über die Scheide gestellt ist. Sie ist bei dem Pferde und Rinde regelmässig vorhanden, aber von sehr verschiedener Ausdehmiwg. Nimmt sie, wie ich es selbst bei Pferden und Eindern gesehen habe, den ganzen Eaum der Scheide quer über ein, so bezeichnet man sie auch als Jungfernhäutchen — Valvula hymen—. Dies ist zwar selten der Fall, wenn aber, so wird sie bei der ersten Begattung gewöhnlich gesprengt — Defloration d. M. — Sie hat den Nutzen, dass sie das Einfliessen des Harnes in den vorderen Theil der Scheide verhindert.
Die Scheidengänge, die bei den Pferden und Wieder­käuern gewöhnlich vorhanden, sind Ueberreste des Wolffschen Körpers. Sie liegen zwischen der Schleim- und Muskelhaut, fangen neben der Harnröhretmiündung an und enden stumpf und blind in den breiten Mutterbändern.
Die Scheidendrüse, Duverneyscbe oder Bartholi-nische Drüse — Glandula, vaginae seu Duverneyiraquo; seu Bartholini — kommt nur bei den Wiederkäuern vor. Sie liegt auf beiden Seiten des Scheide aeinganges und ist bei der Kuh 1 ^ Zoll lang und ll4 Zoll dick. Sie sondert eine klare, gelbliche Flüssigkeit ab, die sicli mitirater, in Folge eines Verschlusses des Ausführungsganges, in bedeutender Menge ansammelt.
Der Fruchtliälter, Uterus.
Der Fruchtliälter, auch Gebärmutter, Tragesack, Tracht genannt, liegt unter dem Mastdärme, über der Blase und im jungfräulichen Zustande fast ganz in der Beckenhöhle, ragt nur eben in die Bauchhöhle hinein. Er besteht in seiner Wand aus einer inneren oder Schleimhaut, einer mittleren oder Muskelhaut, und einer iiiLSseren oder serösen Haut.
Die Schleimhaut ist mit Flimmer-Cyliuderepithel be­deckt und enthält in ihrer Gnmdsubstanz die Uterindrüsen — Glandulae utriciüares—, welche mit einem Cylinderepithel aus­gekleidet sind und im nichttriichtigen Uterus geschlängelt liegen. Bei dem Pferde und Schweine ist 'die Schleimhaut stark faltig; bei dem Wiederkäuer mit Hervorragungen — Cotyledones — besetzt, die bei dem Rinde an der Oberfläche convex, bei dem Schafe concaw sind.
Die Muskelhaut ist eine aus contractilen Faserzellen bestellende Haut, an welcher die innere Schicht hauptsächlich einen transversalen, die ausseilaquo; hauptsächlich einen longitudi-nalen Faserverlauf zeigt.
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Die seröse Haut ist ein Theil der serösen Bauchhaut. Der Fruchtbälter wird eiugetheilt iu den Hals, den Körper und die Homer.
Der Mutterhals, Collum s. cervix uteri, mit dem Mutter­munde, Oriflcium uteri.
Der Mutterhals ist die hinterste Partie, liegt zwischen der Scheide und dem Körper des Uterus und verbindet mit­telst eines in ihm befindlichen Kanales diese beiden Theile miteinander. Diesen Verbindungskanal bezeichne ich als Mutter­mund, und theile ihn ein in den äusseren — Orificium uteri externum — und inneren — Orificium uteri internum —. Mutterhals und Muttermund sind demnach gleich lang; sie zeigen bei den verschiedenen Thieren ziemlich beträchtliche Abweichungen.
Bei dem Pferde ist dieser Theil 2-3 Zoll lang, 1—1 raquo;^ Zoll dick und ragt mit einem starken Wulst sowohl in die Scheide, als auch in den Körper des Uterus hinein. Die Muskelhaut ist hier sehr stark; die Fasern verlaufen grössten-theils transversal und bilden einen starken Ringmuskel. .Die Schleimhaut besitzt starke, longitudinale Falten, so dass der ganze Muttermund blattchenförmig erscheint. Bei jungen Thieren ist der Muttermund vollkommen geschlossen, lässt sich aber leicht mittelst der Hand öffnen; bei alten Thieren und solchen, die häufiger geboren haben, ist derselbe meistens etwas geöffnet.
Bei der Kuh ist dieser Theil 3—4 Zoll lang, 1—1 % Zoll dick und ragt auch mit einem starken Wulst in die Scheide und den Körper des Uterus hinein. Die Muskelhaut ist sehr dick und bildet mit der Schleimhaut starke, nach innen vor­stehende Falten. Der äussere Muttermund besteht aus zwei solchen von rechts, oben und hinten nach links, unten und vorn verlaufenden Falten und zwei in gleicher Richtung ver­laufenden Gängen. Der erste Gang liegt zwischen der ersten und zweiten Falte, und der zweite zwischen der zweiten Falte und dem Innern Muttermunde. Dieser Theil wird mit von der Scheide gebildet und ist nur im trächtigen Zustande or­dentlich entwickelt. Der innere Muttermund ragt mit einem kleinen Zapfen, in welchem sich die Eingangsöffnung befindet, in den äusseren Muttermund hinein; er besteht aus drei star­ken Falten und zwei Gängen, die in gleicher Richtung, wie in dem äusseren Muttermunde verlaufen. Der ganze Mutter­mund der Kuh besitzt also — im trächtigen Zustande — fünf Falten und vier Gänge, die, kurz gesagt, schraubenförmig ver-
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laufen. Der Muttermund der Kuh ist stets gut gesclüossen und schwer zu offnen.
Bei dem Schafe ist dieser Theil 4—5 Zoll lang, verhält­nissmassig schwach in der Muskulatur, welche in Verbindung mit der Schleimhaut sich auch zu Falten, die quer über ge­stellt sind, zusammengelegt hat. Im Ganzen besitzt der Mutter­mund des Schafes sieben Falten mit sechs Gängen, von denen drei Falten mit drei Gängen auf den äusseren und vier Falten mit drei Gängen auf den inneren Muttermund kommen. Der Muttermund des Schafes ist auch stets geschlossen, ein Oeffnen desselben mit der Hand für gewöhnlich nicht möglich, weil man nicht hineingelangen kann.
Bei der Sau ist diese Abtheilung 10—12 Zoll lang und verläuft in leichten Schlaugenwindungen. Die Muskulatur ist nicht stark und bildet mit der Schleimhaut zwei Reihen Wärzchen. Die Wärzchen sind der Länge nach und so ge­stellt, dass sie zwischen einander eingreifen. Auch bei diesem Thiere ist der Muttermund stets gut geschlossen und mit der Hand nicht zu öffnen.
Der Körper und die Höruer des Fruchthalters, Corpus et Cornua uteri.
Bei dem Pferde ist der Körper des Uterus verhältniss-mässig grosser, als bei dem Wiederkäuer und namentlich auch dem Schweine; bei diesen Thieren, besonders dem Schweine, sind aber die Höruer verhältuissmässig bedeutend grosser, als bei dem Pferde.
Die Uterusbänder, Ligamenta uteri.
Der Uterus wird in seiner Lage erhalten durch einige Bänder, welche als Duplicaturen der serösen Haut zu betrach­ten sind, die aber alle contractile Faserzclleu eingeschlossen enthalten.
Die breiten Mutterbänder — Ligamenta uteri lat a — entspringen jederseit der Lendengegend — bei dem Rinde weiter rückwärts, als bei dem Pferde —, setzen sich nach abwärts fort und gehen so au den Eierstock, die fallo-pische Röhre und den Uterus.
Die runden Mutterbänder — Ligamenta uteri ro­tunda — entspringen jederseits mit einem freien Ende an dem breiten Mutterbande und gehen nach der Stelle, wo bei männlichen Thieren der Bauchring liegt, um dort zu enden.
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Die fallopischeu Köliren. Tubae fallopiauae.
Diese, auch Muttertrompeten, Eileiter, Tuben genannt, sind enge, in den breiten Mutterbänderu geschlängelt ver­laufende Röhren, durch welche Uterus und Eierstock mit einander in Verbindung stehen und die, wenn man will, als Fortsetzungen des Uterus zu betrachten sind. Sie bestehen aus einer äusseren oder serösen Haut, die nichts Eigenthüm-liches zeigt; aus einer mittleren oder glatten Muskelhaut, an der man nach aussen einen longitudinalen, nach innen einen transversalen Faserverlauf wahrnimmt; und aus einer inneren oder Schleimhaut, die dünn, faltig, arm an Schleimdrüsen und mit einem Flimmer-Cylinderepithel bedeckt ist.
Bei dem Pferde ist der Kanal sehr eng; er fängt mit einer sehr kleinen Oeffuung — Ostium uterinum — die durch ein kleines Wärzchen markirt ist, am Uterushome an, verläuft, stark geschlängelt, dem Eierstocke zu, wo man die zweite Oeffuung — Ostium abdominale — findet, die aher trichterförmig ist, und deren freier Eand Abtheilungen zeigt, die mau als Fransen oder Fimbrien bezeichnet.
Bei dem Wiederkäuer ist der Kanal viel weiter, als bei dem Pferde; er geht allmälig aus dem Ho nie hervor, verläuft in langen Windungen und endet trichterförmig mit stark ge-fransetem Rande am Eierstocke.
Bei dem Schweine entspringt und yerliluft dieser Kanal ähnlich, wie bei dem Wiederkäuer; er endet aber in einem so grossen, gefranseteu Trichter, dass er zur Zeit der Brunst
deu Eierstock damit'vollständi
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umfasst.
Die Eierstöcke, Ovaria.
Dieselben sind bei dem Pferde verhältnissmässig bedeutend grosser, als bei dem Schweine und dem Wiederkäuer. Sie sind durch das Eierstocksband — Ligamentum ovarii —das ein Theil des breiten Mutterbandes ist, aufgehangen und be­stehen aus den Umhüllungshäuten und dem Eierstocksgewebe.
Die Umhüllungshäute, eine äussere oder seröse und eine innere oder fibröse Haut — Tunica fibrosa seu Albu-ginea — zeigen nichts Eigcnthümliches.
Das Eierstocksgewebe, Stroma, besteht aus einem Bindegewebe, das arm an elastischen Fasern ist, vom Hilus aus nach allen Seiten ausstrahlt, Nerven und Gefässe, letztere in grosser Menge, enthält. In diesem Gewebe liegen die Grafschen Bläschen oder Eierstocksfollikel — Vesiculae Gra-fiani seu folliculi ovarii —. Dieselben bestehen in ihrer Wand
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aus einer äusseren oder Bindegewebehaut, einer mittleren oder homogenen Haut, der Membrami propria der Drüsen, und ans einer inneren oder Zellenlmit — Membrana grannlosa —. Einge­schlossen in diesen Bläschen ist eine gelbliche, eiweissreiche Flüssigkeit — Liquor folliculi —. Die Membrana granulosa zeigt an einer Stelle eine Zellenanhilufung, Keimhilgel — Cümulus proligerns — in welchem das Ei — Ovulum primitivum — liegt. Dasselbe zeigt die einzelnen Theile, welche an jeder vollkom­menen Zelle vorhanden sind, nur werden sie anders genannt, nämlich: die Zellenniembran, Dotterhaut — Zona pellucida sen Membrana vitellina —, der Inhalt, Dotter — Vitellus —, der Kern, Keimbläschen — Vesicula germinativa — und das Kem-körperchen, Keimfleck — Macula germinativa —.
Der knoclieme Geburtsweg.
Derselbe wird durch das Becken, das Kreuzbein und die ersten Schwanzwirbel gebildet. Diese Knochen linden sich auch bei dem männlichen Thiere, und ich werde sie desshalb hauptsächlich vergleichend betrachten.
Das Becken, PeMs.
Der Name Becken stammt aus der Menschenheilkunde, wo dieser Knochen eine Aehnlichkeit mit einem Becken hat. Dies ist bei den hier in Betracht kommenden Thieren weniger der Fall, dessenungeachtet doch der Name beibehalten worden.
Das Becken besteht zunächst aus den beiden unge­nannten Beinen, Ossa innominata. Dieselben besitzen an ihren vorderen oberen und hinteren unteren Enden An­sätze, auf die man erst in neuerer Zeit aufmerksam geworden ist, und die sich nicht bei allen Thieren ganz gleich verhalten. Ich habe gefunden, dass bei dem Pferde, Kinde, Schafe und Schweine äusserer und innerer Winkel des Darmbeines An­sätze haben, welche durch eine Knochenleiste, die an dem vordem Bande des Darmbeines liegt, verbunden sind. Ebenso, dass der Sitzbeinhocker einen starken Ansatz besitzt, der sich bei dem Binde, Schafe und Schweine als dünne Platte bis tief zwischen die inneren Ränder der Sitzbeine erstreckt, hier an Masse stärker ist, und als dreiwinkliches Knochenstück sich präsentirt. Die Stelle, wo beide ungenannten Beine in den Scham- und Sitzbeinen zusammenstossen, nennt man die Schambeinfuge, Synchondrosis ossium pubis. Die­selbe ist bei der Geburt knorpelig und deshalb leicht zu trennen; späterhin jedoch tritt eine tbeilweise Verknöcherung ein, und ist dann eine Trennung nur mit Gewalt zu beschaffen.
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Die Verknoclienmg tritt nicht bei allen Thieren zu gleicher Zeit und an gleicher Stelle ein. Eei dem Pferde verknöchert die vordere Hälfte der Schambeinfuge; bei dem Rinde und Schafe die hinterste und vorderste Partie derselben.
Jedes ungenannte Bein besteht aus dem Darm-, Scham-uud Sitzbein.
Das Darmbein, Os ilium.
Dasselbe ist der vorderste und oberste Theil, hat eine von oben und vorn nach unten und hmten schräg verlaufende Lage, ist grösstentheils platt und von dreiwinklicher Gestalt. Man unterscheidet an diesem Knochen drei Winkel: ilusserer, innerer und unterer; drei Flächen: vordere untere, hintere obere, und innere; und drei Ränder: vorderer, äusserer und innerer.
Der äusserc Winkel ist von zweieckiger Form und wird gewöhnlich als unwichtig für die Geburtshülfe be­zeichnet, weil er keinen directen Emfiuss auf die Becken­weite hat. Wenn mau indessen bei Thieren ein und derselben Race, ein und derselben Grosse Untersuchungen anstellt, findet man ohne Ausnahme bei dem weiblichen Thiere eine grössere Breite der Croupe und ebenfalls eine grössere Becken­weite, wesshalb man auch berechtigt ist, von der Croupenbreite mit auf die Beckenweite zu schliessen.
Der innere Winkel hat eine stumpfspitze Form und grosse Bedeutung für die Geburtshülfe, weil durch seine Stellung die Grosse des Geburtsweges hauptsächlich mit bedingt ist. Je weiter die inneren Winkel von einander ent­fernt sind, um so hoher liegt das Kreuzbein, und desto bedeutender sind die senkrechten Durchmesser. Wir finden deshalb auch bei allen Thieren, dass die inneren Winkel des Darmbeines bei dem weiblichen weiter auseinander stehen, als bei dem männlichen. Die Entfernung beider inneren Darmbeinwinkel beträgt bei der Stute l3/4 Zoll, bei dem Hengste 1 Zoll, bei der Kuh 2 Zoll, bei dem Bullen 1 Zoll, bei dem Mutterschafe mittlerer Grosse l1^ Zoll, bei dem Widder 1 Zoll, bei der Sau 2 Zoll und bei dem Eber l1^ Zoll. Dass diese Maasse nach Grosse und Inclividualität variiren, ver­steht sich ganz von selbst.
Der untere oder Pfannenwinkel ist bei den weib­lichen Thieren stets schwächer, als bei den männlichen, wodurch der Querdurchmesser bei den weiblichen gewinnt.
Die vordere untere Fläche steht bei den verschie­denen Thieren etwas verschieden; sie ist bei allen convex und dient zur Gelenkverbindung mit dem Kreuzbein. Diese
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Verbindungsstelle liegt bei dem weiblichen Thiore dem inneren Winkel nähei-, als bei dem miinnliulien.
Die hintere obere Fläche entspricht im Allgemeinen der Form der vorderen unteren; sie ist bei dem Pferde, der Kuh und dem Schafe stark, bei dem Schweine leicht concav, und bei der Kuh, dem Schale und Schweine mit einer der Länge nach verlaufenden Leiste — Innen semicircularis seu ar-cuata cxterua d. M. — versehen, wodurch diese Partie bedeu­tend verstärkt ist.
Die innere Fläche nähert sich der dreieckigen Form; sie fängt an der Verbindungsstelle des Darm- und Kreuzbeines schmal an, verläuft, an Breite zunehmend, nach abwärts bis zum Verstopfungsloche, wo sie in die obere Fläche des Scham­beines übergeht.
Der vordere und äussere Rand bieten kein Interesse für die Greburtshülfe.
Der innere Rand geht von dem inneren bis zu dem unteren Winkel und ist von grossem Einfluss auf die Becken­weite. Schon allein nach dem Verlaufe des inneren Randes kann man bestimmen, ob ein Becken von einem männlichen Thiere, einem weiblichen oder Castraten stammt. Wer diese Bildung genau berücksichtigt, wird nie den Fehler machen, Becken männlicher und weiblicher Thiere zu verwechseln. Bei dem weiblichen Thiere verläuft der innere Rand in einem grossen, regelmässigen, tiefen Bogen nach abwärts, während er bei dem männlichen nur ein kurzer, scharfer Ausschnitt ist.
Der Kamm der Beckenpfanno gehört theils dem Darm-, theils dem Schambeine an. Er liegt über der Becken­pfanne, hat Einfluss auf die Beckenweite und zeigt nach Thierart und Geschlecht einen etwas verschiedenen Bau. Er ist bei dem Rinde, Schafe und Schweine bedeutend höher, als bei dem Pferde; bei dem weiblichen Thiere gerade, bei dem männlichen nach einwärts geneigt. Bei dem Pferde ist derselbe mit seinem unteren resp. hinteren Ende weiter nach innen vorgestellt, als der vordere Darmbeinrand, und ist des­halb der Kammdurchmesser bei diesem Thiere im Becken-ausgange kleiner, als im Beckeneingange; der Unterschied beträgt ca. 1 Zoll. Bei der Kuh, dem Schafe und Schweine ist der Kammdurchmesser allenthalben gleich gross.
Das Schambein, Os pubis.
Dasselbe liegt unter und hinter dem Darmbeine und vor dem Sitzbeine. Es ist ein plattes, dreiwinkliches Knochen-
#9632;#9632;
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stück, das bei dem weibliehen Tliiere grosser an Umfang, dünner und flacher ist, als bei dem männlichen.
Der vordere Hand ist bei dem weiblichen Thiere scharf, bei dem männlichen dick, und ist bei diesem namentlich der iSchambeinstaehel sehr stark entwickelt.
Der innere Rand dient zur Verbindung mit dem gleich­namigen Knochen der anderen Seite.
Der aus sere Band dient mit zur Bildung des eirunden Loches.
Die untere Fläche hat kein Interesse für die Ge-Imrtshülfe.
Die obere Fläche ist von dem vorderen Rande bis zur Vereinigungsstelle des Scham- und Sitzbeines bei dem Pferde und Schafe leicht convex, bei dem Schweine gerade und bei der Kuh coneav; von dem inneren bis zu dem Ver­stopfungsrande bei dem Pferde und Schweine stark sehüssig, bei dem Schafe gerade und bei der Kuh stark aufsteigend.
Das Sitzbein, Os ischii.
Dasselbe ist ein viereckiges Knochenstück, das seine Lage hinter dem Schambeine hat und nach Geschlecht und Thier-art manche Verschiedenheiten zeigt.
Die obere Fläche bildet bei allen Thieren von dem inneren nach dem äusseren Rande hin einen coneaven Bogen, der bei dem Pferde gering, bei der Kuh, dem Schafe unet Schweine aber stark ist. Durch diese Bildung ist bedingt, dass die obere Fläche der vereinigten Sitzbeine von dem einen äusseren Rande bis zu dem anderen eine concave Fläche bildet, die bei dem Pferde lange nicht so bedeutend ist, als bei der Kuh, dem Schafe und Schweine. Von der Veroini-gungsstelle des Sitzbeines mit dem Schambeine nach dem hinteren Rande hin verläuft die obere Fläche bei dem Pferde leicht absteigend, bei dem Schweine und Schafe gerade und bei der Kuh stark aufsteigend.
Die untere Fläche hat kein Interesse für die Ge-burtshülfe.
Der innere Rand dient zur Verbindung mit dem gleich­namigen Knochen der anderen Seite.
Der aus sere Rand ist bei dem männlichen Thiere höher und stärker als bei dem weiblichen; bei der Kuh, dem Schafe und Schweine wiederum hölier, als bei dem Pferde; bei diesem aber stärker, als bei jenen.
Der Sitzbein höckor ist bei den männlichen Thieren stets stärker und mehr vorstehend, als bei den weiblichen;
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steht bei der Kuh, dem Schafe und Schweine höher, als bei dem Pferde, und hat bei diesem eine zweiwinkliche, bei jenen eine dreiwiuldiche Form.
Die eirunden oder Verstopfungslöcher haben kein besonderes Interesse für die Geburtshülfe; sie sind bei dem männlichen Thiere durchgeheuds grosser, als bei dem weiblichen.
Das Kreuzbein, Os sacrum.
Dasselbe liegt zwischen den Darmbeinen, hinter den Lenden- und vor den Sehwanzwirbeln; os bildet die obere Decke der Beckenhöhle und reicht als solche bei dem männ­lichen Thiere weiter rückwärts, als bei dem weiblichen. Es reicht bei der Stute bis zum liinteren Bande des Verstoplüngs-loches, bei der Kuh und der Sau bis zum vorderen Rande des Sitzbeines und bei dem Schafe bis zum vorderen Rande des Schambeines. Es bestellt bei dem Pferde und Wieder­käuern aus fünf, bei dem Schweine aus vier einzelneu Wir­beln, die nur in der Jugend zu trennen, später verwachsen sind und dann ein zusammenhängendes Stück bilden. An demselben unterscheidet man zwei Flächen: eine obere und eine untere, zwei Enden: ein vorderes und hinteres, und zwei seitliche Ränder.
Die obere Fläche ist convex; bei dem männlichen Thiere mehr, als bei dem weiblichen; und bei dem Schweine mehr, als bei den anderen Thieren.
Die untere Fläche richtet sich in ihrer Form nach der oberen; je convexer die obere Fläche, um so coneaver ist die untere. x\n dieser Stelle liegen die starken Kreuznerven ziemlich frei vor und können bei nicht richtiger Hülfoleistung leicht beschädigt werden.
Das v o r d e r e E n d e verbindet sich mittelst dreier Gelenk-Hächen mit dein letzten Lendenwirbel; von der Richtung dieser G-elenkflächen hängt die Stellung des Kreuzes ab.
Das hintere Ende dient zur Verbindung mit den Schwanzwirbeln.
Die seitlichen Ränder dienen zur- Anheftung des Kreuzsitzbeinbandes.
Die ersten Schwanzwirhel, Ossae caudae.
Dieselben bilden freilich die Decke der Beckenhöhle, haben dessen ungeachtet wenig Interesse für die Geburtshülfe, weil sie mit dem Kreuzbeine, wie auch unter sich beweglich
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verbimclen sind, und deshalb dem andringenden Jungen nur einen geringen Widerstand entgegensetzen können.
Das Krenzsitzbeinband, Ligamentum tuberoso et spinoso sacrum.
Dasselbe verdient hier deshalb noch besonders angeführt zu werden, weil es die Beckenhöhle von der Seite scbliesst. Es fängt an dem Seitenrande des Kreuzbeines und der ersten Schwanzwirbel an und gellt bis zu dem Kamme der Beaken-pfanne und dem äusseren Sitzbeinrande. Nach der Beclceu-bildung, namentlich nach der Höhe des Kammes und des äusseren Randes des Sitzbeines, ist die Ausdehnung dieses Bandes verschieden. Dieselbe ist bei dem Pferde und Schafe bedeutender, als bei dem Schweine und der Kuh. Diese Einrichtung, dass die obere Seitenwand der Beckenhöhle eine häutige, ist deshalb ausgezeichnet, weil die grossen Quer-durchmesser des Jungen oben durch müssen, und dieses Band neben der erschlafften Muskulatur dem Jungen wenig Wider­
stand ent
quot;o^o1-
nsetzt.
Die Eintheilung des knöchernen Geburtsweges.
Gewöhnlich unterscheidet man ein grosses und ein kleines Becken. Dieser Eintheilung kann ich jedoch nicht folgen, sondern unterscheide, nach Günther sen., einen Becken­eingang und Beckenausgang. Der Beckeneingang findet seine vordere Grenze in dem vorderen Rande der Darm- und Scham­beine, der Beckenausgang seine vordere Grenze in dem liinteren Rande des Darmbeines und dem Kamme der Beckenpfanne.
Der Beckeneingang ist bei dem Pferde rundlich, und kann es in diesem Theile für den Durchtritt des Jun­gen einerlei sein, ob dasselbe auf dem Bauche oder Rücken liegt. Der Ausgang aber ist bei diesem Tliiere, wenn der Schwanz stark gehoben, das Kreuzsitzbeiuligament erschlafft und ausgedehnt ist, eiförmig mit nach oben gerichteter Basis, und deshalb kann das Junge durch diesen Theil nur dann leicht hindurchtreten, wenn es richtig liegt. Bei der Kuh sind der Ein- und Ausgang elliptisch. Für das Durchtreten des Jungen durch den Beckeneingang ist es auch bei diesem Thiere einerlei, ob das Junge auf dem Bauche oder Rücken liegt; für den Beckenansgang aber nicht, weil derselbe so hohe knöcherne Seitenwandung hat. Bei dem Schafe und Schweine sind die Verhältnisse ähnlich, wie bei der Kuh.
Es kann also das Junge nur leicht durch den Geburtsweg hindurchtreten, wenn es richtig, d. h. auf dem Bauche liegt.
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Die Beckendurchraesser.
Ich unterscheitle zwei senkrechte Durchmesser: einen vorderen und hinteren, drei Querdnpchmesser: einen vorderen, mittleren und hinteren, und zwei Liingcndurchmesser: einen oberen und unteren.
Der vordere senkrechte Durchmesser liegt hei dem Pferde zwischen dem zweiten, bei dem Kinde und Schweine zwirohen dem vierten Kreuzwirhel und der oberen Fläche des Schambeines.*)
Der hintere senkrechte Durchmesser liegt bei dem Pferde zwischen dem Ende des Kreuzbeines und der oberen Fläche des Sitzbeines. Derselbe fehlt den anderen Thieren.
Der vordere Querdurchmesser liegt zwischen den Darmbeinen da, wo sie ihre grösste Entfernung zeigen.
Der mittlere oder Pfannenquerdurchmesser liegt zwischen dem Kamine der Deckenpfanne der einen und dem der anderen Seite.
Der hintere Querdurchmesser liegt zwischen den inneren Rändern der Sitzbeinhöcker.
Der untere Längendurchmesser liegt in der Scham­beinfuge.
Der obere Längen durch mess er liegt zwischen dem hinteren oberen Rande des Sitzbeinhöckers und dem vorderen Rande des Darmbeines.
Die Durchmesser bei der Stute:
Vorderer senkrechter Durchmesser. .
Zoll,
hinterer senkrechter Durchmesser . .
vorderer Querdurchmesser......
mittlerer Querdurchmesser | ^^gojjg
hinterer Querdurchmesser.......
unterer Längendurcbmesser......
oberer Längendurchmesser......
Länge des Reckens reichlich .
9
•7%
7
Gif,
7V2
8^ 12
Kuh
Die Durchmesser bei der Vorderer senkrechter Durchmesser
vorderer Querdurchmesser.....
Kammdurchmesser..........
8 7 7
Zoll,
*) Bei dem Schafe nehme ich deshalb keinen senkrechten Durcli-messer an, weil das Kreuzbein nur bis zum vorderen Rande des Scham­beines reicht.
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hinterer Querdurchmesser....... G'/o Zoll,
unterer Längemlurchmesser...... 8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
oberer Längeiulurchmcsser......11nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Lauge des Beckens..........15nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Die Durchmesser bei dem Schafe:
Der vordere Querdurchmesser.....3 Zoll,
der mittlere Querdurchmesser.....3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
der hintere Querdurchmesser.....l3/4 „
der untere Längendurchmesser .... 2:J/4 „
der obere Längendurchmesser.....3l/2 „
die Länge des Beckens.........ti '^ „
Die Durchmesser bei dem Schweine — Sau:
Der senkrechte Durchmesser.....33/4 Zoll,
der vordere Querdurchmesser.....3Jfi „
der mittlere Querdurchmesser.....S1^ „
der hintere Querdurchmesser.....4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
der untere Längendurchmesser . . . . S1!raquo;
der obere Längendurchmesser.....ß'^ raquo;
die Länge des Beckens.........9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Diese Grossen der Durchmesser habe ich selbst an Becken aufgenonimen. Sie variiren nach der Grosse des Thieres, nach der Race und Individualität ziemlich beträchtlich, haben dessen ungeachtet doch grosses Interesse für die Geburtshülfe, weil sie uns die ungefähre Grosse, namentlich aber das Ver­hältnis s der einzelnen Grossen des Beckensangeben.
Die Messungen des Gebnrtsweges bei lebenden Thieren.
Dieselbe geschieht weder mit einem Messstock, noch mit einer Zange, sondern mittelst der ausgespreizten Hand. Die Spannweite der Hand ist freilich verschieden, doch kann man als mittleres Maass
für den Daumen und Kleinenfinger 9 Zoll, „ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ Mittelfinger 8 „ und
„ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ Zeigefinger 7 „
wohl annehmen.
Die Feststellung der Grosse des Geburtsweges gewährt aber nur dann einen Nutzen für die praktische Geburtshülfe, wenn gleichzeitig die Grosse des Jungen mit aufgenommen wird. Durch Vergleichung beider Grossen kann man in den meisten Fällen feststellen, ob eine Geburt leicht, schwer oder vielleicht gar nicht erfolgen wird.
Die Führungslinie.
Darunter verstehe ich eine durch den Geburtsweg gehende, gleich weit von allen Wandungen entfernte Linie; oder die
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Linie, welche das Junge mit seiner Längenachse bei dem Durchtritt durch den Gehurtsweg nehmen muss. Dieselbe muss von dem Geburtshelfer stets berücksichtigt werden, be­sonders aber dann, wenn der Gehurtsweg absolut oder relativ sehr eng ist. Die Innehaltung ist nur möglich durch riclitige Leitung des Zuges, Zugliuie, und dafür kommen folgende Punkte in Betracht:
1)nbsp; Die Lage des Jungen und die Höhe des Schambein­randes im Vergleich zu der unteren Fruclithälterwand. Das Junge muss bei der Geburt gegen den Berg hinan; mehr bei dem stehenden, als bei dem liegenden Thiere.
2)nbsp; Die Stellung der Croupe. Dieselbe kommt namentlich für die Zuglinie bei dem Austritt in Betracht; je schüssiger die Croupe von Hause aus steht oder durch die Wehen ge­bracht ist,' um so mehr muss der Zug' bei dem Ausgange nach abwärts gerichtet sein.
3)nbsp; Die Länge des Kreuzbeines. Hinterlialb des Kreuz­beines wird dem vordringenden Jungen nach oben hin kein erheblicher Widerstand geleistet, weil die Schwanzwirbcl aus­weichen*).
4)nbsp; Die innere Grundfläche des Beckens. Dieselbe ist bei dem Pferde leicht convex, bei dem Schweine und Schafe ziemlich gerade und bei dem Rinde stark concav. Bei diesem Thiere steht der hintere Sitzbeinrand höher, als der vordere Schambeinrand.
5)nbsp; Die knöcherne Seitenwandung.
6)nbsp; Die grossen Durchmesser des Jungen. Die grossen Querdurchmesser des Jungen liegen in der Stirn- und Hüft­partie; die grossen Tiefendurchmesser in der Ellenbogen-und Kniescheibengegend.
Wenn man diese Punkte berücksichtigt, ergiebt sich die Führungslinie von selbst; sie ist, das Thier stellend gedacht, wie folgt:
Bei dem Pferde und dem Schweine muss der Zug für den Eintritt leicht aufsteigend, für den Austritt leicht absteigend und für den Durchtritt gerade aus gerichtet sein.
Bei der Kuh und dem Schafe ist es für den Ein-und Durchtritt, wie bei dem Pferde und Schweine; bei dem Austritte muss aber der Zug aufsteigend sein.
*) Das Kreuzbein weicht zufolge seiner eigenthümlichen Verbindung mit dem Becken und dem letzten Lendenwirbelbeine und den Darm­beinen auch aus, jedoch nur wenig; hei Pferden und Rindern mit dem hintersten Ende 1—l'/ï Zoll.
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ZWEITE ABTllEILÜNG.
Die IMiysiologio der Schwangerschaft und Geburt
in dieser Abtheilung werden besonders die Schwanger­schaft und Geburt besprochen, jedoch auch andere Zustände kurz erwähnt werden.
Die Reife, Pubertät.
Die Entwicklung unserer Hausthiere geht von kleinen Zellen aus, die, umschlossen von den üraff'schen Bläschen, im Eierstocke liegen und als weibliche Eier bezeichnet werden. Dieselben sind von frühester Jugend an vorhanden, erlangen ihre Keimfähigkeit aber erst in einer spätem Lebenszeit, und diese bezeichnet man als die der Reife. Dadurch, dass die Keimfähigkeit der Eier erst auftritt, nachdem der Körper den grössten Theil seiner Entwicklung zurückgelegt hat, ist auch einer Ausartung der Thiere vorgebeugt worden.
Der Eintritt der Reife.
Bei dem Pferde tritt dieselbe mit ca. l^/j Jahre,
„ Rinde „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ „ 1 quot; „
„ „ Schafe „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ „ 6—-8 Monaten und
„ Schweine „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ „ 5—8
ein.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass je schneller die Körperentwicklung nach der Race vor sich geht, und je besser die Fütterung ist, um so eher die Reife erlangt wird.
Der Einlluss der Reife auf den Organismus nach dem Geschlechte.
In der ersten Zeit des Lebens sind beide Geschlechter bis auf den Unterschied der Genitalien vollkommen gleich;
2
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#9632;
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sobald sie aber anfa-ngen zu reifen, tritt eine verschiedene Bildungsrichtimg ein, die nicht mit der erlangten Reife ab-schliesst, sondern noch über dieselbe hinausgeht.
Das weibliche Thier hat ein gutmüthigeres Naturell, weniger Kraft, eine feinere Stimme, einen feineren Hals, feinere und längere Hörner, eine breitere und kürzere Croupe, als das männliche. Kühe, Schafe und Säue haben nicht so dicke und so stark behaarte Haut, als die entsprechenden männlichen Thiere; bei dem Pferde zeigt sich das Um­gekehrte *).
Die Brunst,
Sobald die Eeife erlangt ist, tritt beim weiblichen Thiere zu gewissen Zeiten das Verlangen nach dem männlichen Thiere ein, und dasselbe bezeichnet man als „Brunstquot;. Das Auftreten ist durch das Keifsein eines oder mehrerer Eier bedingt.
Brunst #9632; Erscheinungen.
Schwellung des Euters; Schwellung, Succulenz und Kitzel in der Scham — Pferde blinzeln mit der Clitoris, Hunde rutschen auf dem Hintern, Alle uriniren häufiger —; grössere Secretion von — mitunter blutigem — Schleim in den Geni­talien und Ausiiuss desselben; Rothimg der Scheidenschleim­haut; sehnsüchtiges Verlangen nach dem Begattungsacte — die Thiere sind unruhig, brüllen, wiehern, grunzen, meckern, suchen das männliche Thier auf, weigern die Futterauf-nahme, Kühe und Säue fangen an zu reiten —; quantitative und qualitative Veränderung der Milch — die der Kuh las st sich häufig nicht buttern, die der Sau soll den Ferkeln ge­fährlich werden können —; das männliche Thier wird zur Begattung zugelassen.
1
Dauer der Brunst.
Dieselbe beträgt
bei dem Pferdenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;48 Stunden,
„ „ Rindenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 24—36
„ „ Schafenbsp; nbsp; nbsp; 20—30 „ und
_ , Schweinenbsp; 24—40 „
*) Eigenthttmlich ist die innige Beziehung zwischen den Testikeln und Hörnern. Nimmt man dem jungen Bullen einen Testikel, so ent­wickelt sich an der entsprechenden Seite ein Ochsenhom, an der anderen ein Bnllenhorn. Einmal habe ich dies wenigstens heoliachtct.
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Nach Alter, Individualität und Jahreszeit treten aber Abweichungen ein. Im Anfange der Brunst sind die Er­scheinungen am heftigsten, in der Mitte derselben soll aber am leichtesten eine Conception erfolgen.
Wiederholung der Brunst hei nicht erfolgter Conception.
Bei dem Pferde tritt alle 4 Wochen, nach dem Füllen den 7—9. Tag,
bei dem Einde tritt alle 3 Wochen, „ „ Schafe „ „ 3—4 „ und „ „ Schweine „ „ 3—4 „ die Brunst wieder ein, jedoch im Frühjahr und Sommer regel-miissiger, als im Herbst und Winter; nur bei dem Schafe fällt die natürliche Brunst in den Herbst.
Veränderung der Genitalien zur Zeit der Brunst.
Die Scheidenschleimhaut ist höher geröthet, succulenter und secernirt mehr als gewöhnlich.
Der Uterus ist contrahirt, das orificium geöffnet; die Wand, namentlich die Schleimhaut desselben, ist dicker, succu­lenter und blutreicher, als sonst; die Drüsen des Uterus secerniren so reichlich, dass die ganze innere Oberfläche mit einem dicken Schleim besetzt ist, der häufig Blutstreifen enthält, zuweilen ganz blutig ist.
Die Tuben sind geschwellt; die Fimbrien haben sich an den Eierstock angelegt.
Die Ovarien sind hyperämisch.
Das mit einem reifen Ei versehene Graff'sche Bläschen ist prall gefüllt, wandert allmälig an die Oberfläche, ragt scliliesslich über dieselbe hervor und platzt. Das Ei, umgeben von einem Theile des Keimhügels, den man als Keimscheibe bezeichnet, fällt aus.
Der gelbe Körper, Corpus luteura.
Sobald das Ei dem Graff'schen Bläschen entfallen ist, fängt die Membrana granulosa an zu wuchern; es entsteht eine Zellengeneration nach der anderen, die aber alle gleich nach dem Entstehen auch dem Verfettungsprocesse anheimfallen, so dass bald die ganze Masse gelb erscheint. Wenn eine Con­ception erfolgt, wird der gelbe Körper gross #9632;— bei Pferden und Bindern kastanien-, bei Schafen und Schweinen reichlich erbsengross — und bleibt lange bestehen; wenn aber keine
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Conception erfolgt, wird er uur klein und verschwindet rasch. Sowie derselbe seine höchste Entwicldung erreicht hat, zieht er sich alhnälig in das Innere des Eierstockes zurück — Rückwanderung —, wird nach und nach kleiner, und es bleibt nur eine Narbe zurück. In vielen Fällen zerreisst bei dem Platzen des Graff'schen Bläschens ein kleines Blutgefäss; es ergiesst sich dabei etwas Bhit in den Follikel, und die Narbe erscheint dann pigmentirt.
Das Cessiren der Brunst.
I)as Aufhören der Keimfähigkeit der Eier ist erstens durch die Thierart, Race und Individualität und zweitens durch die Fütterung, Haltung und Benutzung zur Zucht und Arbeit be­dingt. In letzterer Beziehung gilt: dass bei massiger Benutzung zur Zucht und Arbeit, so wie möglichst naturgemässer Fütte­rung und Haltung dieselbe unter sonst gleichen Verhältnissen
am län
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sten bestehen bleibt.
Der Begattungsact, Coitus.
In Folge der Frictionen der Eichel bei dem Begattungs-acte entsteht auf reflectorischem Wege die Ergiessung des Samens, die Ejaculation. Das Verhalten des Muttermundes und der Eichel des Penis ist bei den verschiedenen Thier-arten nicht ganz gleich. Bei dem Pferde soll, nach Günther, die Harnröhre des Penis in den Muttermund eindringen, dieser aber von der Eichel des Penis umfasst werden. Bei dem Binde, Schafe und Schweine dringt der Penis in den Muttermund ein*).
Die Befruchtung.
Darunter versteht man das Befähigtwerden des weiblichen Eies zur Entwicklung einer Frucht. Dieselbe erfolgt bei der Berührung des weiblichen Eies mit dem männlichen Samen dadurch, dass die Samenfäden — fila spermatica, — durch die Micropyie — Pflüger — oder durch die Poren der Membrana vitellina in das Innere des Eies gelangen.
Vorgänge, durch welche die Vereinigung des weiblichen Eies mit dem männlichen Samen zu Stande gebracht wird.
1) Die bei dem Coitus stattfindende Ergiessung des männlichen Samens in den Uterus. — Wahrscheinliah genügt
*) Bei dem Hunde wird auch der Muttermund von der Eichel umfasst.
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schon eine Ergiessung in die Scheide, und der Coitus selbst ist nicht durchaus uothwendig; denn man hat durch eine einfache Einspritzung eines lebendigen Samens in die Scheide auch schon eine Befruchtung horbeigeführt.
2)nbsp; Die alkalische Beschaffenheit des Uterusschleimes zur Zeit der Brunst. Die Samenfäden bleiben 6—8 Tage, und noch länger, darin lebendig.
3)nbsp; Die starte Contraction des Uterus zur Zeit der Brunst, namentlich während des Begattungsactes. Der Uterus wird bei dem Pferde und Hunde durch die bedeutende Schwellung der Eichel und wahrscheinliche Bildung eines luftleeren Raumes in demselben angesaugt.
4)nbsp; Die peristaltische Bewegung des Uterus und der Tuben, die nach der Begattung eintritt.
5)nbsp; Die Flimmerbewegung, namentlich in den Tuben.
Die Hauptsclrwingung geht vom ostium abdominale zum ostium uterinum.
6)nbsp; Die Bewegung der Samenfäden.
7)nbsp; Die geringe Zahl von Samenfäden, die zur Befruch­tung hinreicht. — Nach Prevost und Dumas können bei dem Frosche 225 Samenfäden 61 Eier befruchten. —
Der Ort, wo die Befruchtung des Eies erfolgt.
Die Befruchtung des Eies kann an verschiedenen und zwar folgenden Orten erfolgen:
1)nbsp; Am Eierstock. Ob die Befruchtung des Eies hier häufig eintritt, oder nicht, muss dahin gestellt bleiben; dass sie aber möglicli ist, beweisen die Eierstocks- und primären Bauchschwangerschaften, namentlich aber das, class man die Samenfäden am Eierstock und auf den darin befindlichen Eiern gefunden hat.
2)nbsp; In den Tuben. Hier soll sie am häufigsten erfolgen.
3)nbsp; In dem Uterus, liier kommt sie der allgemeinen Annahme nach am seltensten zu Stande.
Die Schwangerschaft, Graviditas.
Darunter versteht man denjenigen Zustand, in welchem sich das Mutterthier von dem Augenblicke der Conception an bis zur Ausstossung der Frucht befindet. Die gewöhnliche und normale Entwicklungsstätte des Foetus ist der Uterus, und wenn das der Fall, kann man eine solche Schwanger­schaft auch als Graviditas uterina bezeichnen.
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Die NestMldung.
Nach stattgefundener Conception tritt zu den während der Brunst vorhandenen Veränderungen des Uterus noch eine Hypertrophie — einfache und numerische — hinzu, wo­durch derselbe an seiner innern Oberfläche noch wulstiger und grobfaltiger wird. Gelangt nun das befruchtete Ei in den Uterus, so legt es sich zwischen zwei Falten, welche es dann bald in Folge der fortgesetzten Wucherung ihrer Elemente in Form einer Membran — Decidua — umgeben. Diese Umhüllung, die zur ersten Verbindung des Eies mit der Mutter dient, wird in Folge des starken Wachsthumes der Frucht bald dünn, zerreisst dann und schwindet schon lange vor der Geburt *).
Veränderung des Fruchthalters zur Zeit der SchwaugerscLaft.
Die Nerven nehmen an Dicke und Länge zu, lassen sich tiefer in die Substanz hinein verfolgen. Die Blutgefässe werden nicht nur grosser im Lumen und in Folge der eingeleiteten Hypertrophie stärker in der Wandung, sondern sie treiben Sprossen, es treten neue hinzu. Diese Gefässentwickhmg findet namentlich in der Schleimhaut Statt. Durch dieselbe, wie auch durch eine Neubildung von Bindegewebe — Schleim­gewebe — wird die Schleimhaut zum Mutterkuchen — Placenta uterina — umgesetzt. Bei dem Pferde und Schweine findet diese Neubildung gleichmässig an der ganzen Schleimhaut Statt; diese dient auch in einer dem ganzen Chorion ent­sprechenden Ausdehnung zur Verbindung mit dem Jungen, und giebt es bei diesen Tbieren desshalb auch nux einen Mutterkuchen. Bei dem Wiederkäuer hat die Entwicklung der Gefässe und des Schleimgewebes namentlich an den Cotyle-donen Statt, und jede einzelne derselben stellt dann einen Mutterkuchen dar. Dieselben sind bei dem Rinde länglich­rund und knopfförmig, bei dem Schafe rund und napfförmig gestaltet. In der Muskelhaut nehmen die vorhandenen Elemente bedeutend an Dicke und Länge zu, es treten ausserdem aber auch neue auf. Die Uterusbänder werden bedeutend länger
*) Früher glaubte man, dass sich gleich nach der Conception an der innern Fläche des Uterus eine Membran—Decidua vera—bilde, welche den Uterusmund und die Tuben verschliesse. Das durch die Tube ankom­mende Ei hebe dieselbe auf, schlage sie zurück — Decidua reflexa—, und au der dann freien Stelle bilde sich eine neue Membran — Decidua serotina —.
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und erscheinen in Folge einer Hypertrophie ihrer musculösen Elemente röther. Der Uterus nimmt aber nicht allein in der Dicke der Wand, sondern auch im Umfange so bedeutend zu, dass er tief in die Bauchhöhle, fast bis zum Zwergfelle hinein­ragt, wobei die Hörner folgende Lage und Gestalt annehmen: Bei dem Pferde liegen sie auf und zwischen den Grimmdarm­lagen; sie gehen von dem Körper nach aus-, vor-und einwärts, so, dass sie mit den vordem Enden einander gegenüber stehen. Bei dem Wiederkäuer liegen sie auf der schiefen Wandfläche; sie gehen vom Körper nach vor-, ab- und so stark rückwärts, dass der grösste Theil derselben vorderhalb der Uterusbänder liegt, weshalb auch bei diesen Thieren, namentlich bei dem Rinde, leichter eine Contorsio uteri eintritt, als bei den anderen. Bei dem Schweine liegen die Hörner zwischen den Eingeweiden und sind dünndarmähnlich gewunden. Während der bedeu­tenden Ausdehmmg des Uterus, schliesst sich das Orificium durch Contraction seiner Fasern und Einlagerung eines gelben, dicken, fadenziehenden Schleimes so innig, dass das Durch­dringen mit dem Finger nur schwer — bei kleinen Thieren gar niclit — zu erzwingen ist.
Die FruchtMUen nebst Inhalt.
Die Schafhaut, Asmion. Tunica ovi iutima.
Dieselbe ist eine seröse, nerven- und gcfässlose Haut, welche aus dem innern Blatt der serösen Platte hervorgeht, bei dem Wiederkäuer und Schweine an der innern Fläche mit kleinen Zellenhaufen — Plaques hepatiques nach Claude Bernard —, deren Nutzen unbekannt, besetzt ist und das J imge zunächst umgiebt. Sie ist bei dem Pferde und Schweine mit dem inneren Blatte der Hornhaut, und bei dem Wieder­käuer theils mit diesem, theils mit der Lederhaut verbunden.
Sie dient zum Schütze der Frucht, zur Herstellung eines entsprechenden Geburtsweges und daneben auch zur Lieferung des Fruchtwassers.
Das Frucht- oder Schafwasser, Liquor Aiiniii.
Dasselbe ist eine eiweiss- und salzhaltige, gelbliche, leicht getrübte, mit Flocken untermischte Flüssigkeit, welche in der ersten Zeit, namentlich von der Schaf haut, in der letzten besonders von den Hautdrüsen der Frucht geliefert wird und in Quantität und Qualität nach der Trächtigkeitspe-riode Abweichungen zeigt. Die Quantität nimmt bis zur Mitte der Trächtigkeit zu, dann allmälig bis zm* Geburt ab.
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#9632;quot;'
Hinsichtlich der Qualitiltsäiideriuig weiss man nur, dass der Eiweissgehalt in der ersten Zeit am bedeutendsten ist, allnüilig aber bis zur Geburt abnimmt, so dass dann nur noch Spuren davon in demselben vorhanden sind. Es finden sich in dieser Flüssigkeit häufig braune, kuchenähnliche Gebilde, die weiter nichts als Excremente —#9632; Meconium — sind, die sich durch den Druck abgeplattet haben und als Füllenkuchen bezeichnet werden. Der Nutzen des Fruchtwassers ist ein vielfacher:
1)nbsp; Dient es zur Vorbereitung der Verdauungsorgane der Frucht auf ihre spätere Function. Ohne eine solche würde gleich nach der Geburt die Milch Avohl nicht verdaut werden können.
2)nbsp; Dient es, namentlich in der ersten Zeit, mit zur Er­nährung und zum Aufbau der Frucht. Dass es zur Ernährung etc. verwandt werden kann, beweist schon dessen Eiweissgehalt, namentlich auch noch ein Versuch von Weydlich — Fahl, de Embryo-chemia, Erlangen 1803 —. Derselbe erhielt ein neugeborenes Kalb zwei Wochen hindurch mit erwärmtem Fruchtwasser.
3)nbsp; Dient es zum Schütze des Jungen, indem es demselben bei heftigen Einwirkungen auf die Bauchwand des Mutter-thieres, das Ausweichen erleichtert.
4)nbsp; Dient es ebenfalls zum Schütze des Mutterthieres, indem das Junge bei rascher Schenkelreckung selbst ausweicht, und dadurch der damit verbundene Stoss gebrochen wird.
5)nbsp; Erleichtert es ganz besonders den Ein- und Durchtritt des Jungen durch den Geburtsweg (s. später).
6)nbsp; Verhindert es die Compression der Nabelschnur, das Verwachsen einzelner Theile des Jungen und das Ankleben desselben an die Schafhaut.
Die Harnhaut, Allantois.
Dieselbe ist eine ziemlich feste, an der innern Fläche mit einem Epithel versehene Haut, Avelche zwischen Amnion und Chorion liegt, die Fortsetzung des Urachus ist und je nach der Thierart eine verschiedene Ausdehnung zeigt. Bei dem Pferde ist sie so gross, wie Amnion und Chorion; das innere Blatt derselben ist mit jener, das äussere mit dieser Haut verbunden. Bei dem Wiederkäuer liegt sie als beuteiförmiges Gebilde an der Bauchseite und ist nur mit einem Theile der begrenzenden Häute verbunden. Bei dem Schweine ist dieselbe auch beuteiförmig und liegt an der Bauchseite, ist aber von so bedeutender Länge, dass das durchbrochene Chorion an beiden Enden davon überragt wird. Während des Lebens
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liegt der überragende Tlicil der Allantois des einen Jungen in der eines anderen, so daas, obgleich jede Frucht ihre eigenen 11 Lilien hat, alle doch auf diese Weise mit einander in Verbindung stehen. Sie dient zur Aufnahme des Harnes — Allantois-ilüssigkeit —.
Die Allantois-Flüssigkeit.
Dieselbe wird zuerst von den Wolö'sehen Körpern, später von den Niereu der Frucht abgesondert und durch die Harn­leiter, Blase und den Uraehus der Harnhaut zugeführt, wo sie sich bis zur Geburt ansammelt, Auch in dieser Flüssig­keit finden sich zuweilen kuchenähnliche Gebilde, die mau Füllengift, Hippomanes nennt, und Wucherungen des Chorions resp. Fruchtkuchens sind, die sich später durchsenken und abschnüren. Sie bestehen aus verschieden gebildeten Kry-stallcn. Die Allantoisflüssigkeit nimmt an Quantität bis zur Geburt zu und dient zum Schütze der Frucht, wie auch zum Erweitern und Schlüpfrigmachen des Geburtsweges.
Die Lederhaut, Chorion.
Dieselbe ist die äusserste der Fruchthüllen; sie ist sehr fest und besteht aus zwei Blättern, dem äusseren — Exo-chorion — und dem inneren — Endochorion —, von welchen jenes aus dem primitiven Chorion, dieses aus dem äusseren Blatte der serösen Platte hervorgeht. Sie dient zum Schütze der Frucht, namentlich aber ist sie dadurch wichtig, dass an ihrer äusseren Fläche der Fruchtkuchen sich befindet.
Der Fruchtkucheu, Placenta foetalis.
Derselbe ist bei allen Thieren aus Schleimgewebe und Gelassen zusammengesetzt, geht direct aus den Zotten des primitiven Chorions hervor und zeigt nach der Thierart be­trächtliche Verschiedenheiten.
Er besteht bei dem Pferde und Schweine aus einer geiassreichen Membran, die mit kleinen Wärzchen besetzt ist; bei den Wiederkäuern aus wulstigen mit langen Zotten ver­sehenen Hervorragungen, die in der Zahl den Mutterkuchen entsprechen, bei der Kuh an der Fötalfläche convex, an der üterinfläclie concav sind, und bei dem Schafe sich umgekehrt in ihren Flächen verhalten. Der Fruchtkuchen dient zur Verbindung des Jungen mit der Mutter.
Die Verbindimg.
Dieselbe wird durch den Frucht- und Mutterkuchen her-
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gestellt, und da beide nach Thierart yerschieden sind, muss es aiiuli die Verbindung sein.
Bei dem Pferde und Schweine sind die kleinen Wärzchen des Fruchtkuchens von kleinen Falten des Mutterkuchens, der Schleimhaut, umfasst, — nach Einigen liegen sie in den UterindrIlsen —. Die Verbindung ist keine innige. Bei der Knh hat der Fruchtkuchen den Mutterkuchen umfasst, und lange Zotten des ersteren liegen in den Uterinclrüsen des letzteren. Bei dem Schafe hat der Mutterkuchen den Frucht­kuchen umfasst, und auch hier liegen die Zotten des letzteren in den Uterindrüsen des ersteren. Bei diesen beiden Thieren ist die Verbindung eine sehr innige, namentlich hei der Kuh*).
Anhang.
Der Nabelstrang, Funiculns umbilicalis.
Derselbe ist das Verbindungsglied zwischen der Frucht und der Mutter; er ist bei dem Pferde ca. 18 Zoll, bei der Kuh reichlich 12 Zoll, bei dem Schafe gegen 6 Zoll lang und besteht aus den Nabelarterien, der Nahelvene, dem Urachus, der Whartonsclien S\ilze und der Scheide.
Die Nabelarterien — Artcriae umbilicales — entspringen aus den inneren Schamarterien, treten von hier­aus an die Blase, nehmen den Urachus zwischen sich, gehen durch den Bauchring in den Nabelstrang, wo sie die Vene spiralig umfasst haben, von der Whartonschen Sülze umgeben sind und an die Schafhaut die geschlängelt verlaufenden Ge­lasse abgeben. Von dem Nabelstrange aus treten sie zwischen die Blätter des Chorions, verzweigen sich immer mehr und mehr und gehen im Fruchtkuchen durch die Capillarcn in die Venen über. Sie führen das von der Frucht mehr oder weniger ausgenutzte Blut dem Fruchtkuchen zu, wo es restau-rirt wird.
Die Nabelvene — Vena umbilicalis ^—, die bei allen Thieren ohne Klappen und bei dem Wiederkäuer im Nabel­strauge doppelt ist, beginnt im Fruchtkuchen mit kleinen Zweigen, welche zwischen den Chorionblättern zu immer grosseren, am Nabelstrange schliesslich zu einem zusammen-
*) Bei dem Huucle und anderen Fleisclftessern sind Mutter- und Fruclitkudien von gürtelfönniKer Gestalt, innig mit einander verwachsen, so dass nach der Geburt ein Theil der Uterusschleimlaut mit ansgestossen wird. Aelmlich ist es auch bei dem Menschen.
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treten. Dieser tritt durch den Nubelstrang und Baucliring in die Bauchhöhle ein; geht nach der Leber, wo er in der Pfortader endet. Sie führt der Frucht das im Fruchtkuchen restaurirte Blut zu.
Die Blasenschuur— Urachus— ist eine Fortsetzung der Blase; sie geht, eingeschlossen von der Arterie und der Vene, durch den Nabelstrang und erweitert sich jenseit der­selben zur Harnhant — Allantois —.
Sie dient zum Hinleiten des Harnes — Allantoisflüssig-keit — nach der Harnhaut.
Die Whartonsche Sülze — Gclatina Wharto-niana — ist Schleim- oder Gallertgewebe und dient zum Schütze des Jungen, indem sie eine Compression des Nabel­stranges verhütet.
Die Nahelstrangscheide — Vagina funiculi um-bilicalis — ist eine Fortsetzung der Schafliaut; sie umgiebt das Ganze und geht an der Bauchdecke in die Lederhaut über.
Das NabelMäschen, Vesicula umbilical is.
Dasselbe liegt zwischen Amnion und Chorion oder zwischen jenem und der Allantois. Es geht direct aus der Keimblase des Eies hervor, steht zuerst in ganzer Ausdehnung mit dem Darmkanale in Verbindung, von welchem es sich, sobald der­selbe zu einem geschlossenen Bohre umgeändert ist, abschnürt und dann nur durch einen kleinen Gang, Nabelblasen-Darmgang — Ductus omphalo entericus —, mit dem Hüftdarme in Ver­bindung steht. Es zeigt in Form, Grosse und Lebensdauer bei den verscliiedeuen Thieren Abweichungen. Es ist bei dem Pferde mit der 15. Woche ca. 3—4 Zoll lang und 7 Linien breit; bei dem Wiederkäuer und Schweine mit 28 Tagen ca. 43/4 Zoll lang. Sobald diese Grosse erreicht ist, nimmt es allmälig ab und verschwindet bei diesen Thieren schon vor der Geburt*).
Das Nabel blas eben enthält eine gelbliche, dotter-ahnlicbe Flüssigkeit, die zur Ernährung der Frucht dient.
Die Uterinmilch.
Dieselbe ist eine dickliche, leicht gelbliche, mit Flocken untermischte, rahmähnliche Flüssigkeit, welche reich an Eiweiss
Bei dem. Hunde bleibt es bis zur Geburt.
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ist, viele zellige Elemente enthält, von den üterindrüsen äbgesoudert wird und folglich an der Innern Fläche des Uterus liegt. Sie wird von hieraus von den Gefassen des Fruchtkuchens aul'geiioninien und zur Ernährung der Frucht benutzt.
Die Fruchtschmiere, Vernix caseosa.
Dieselbe findet sich auf der Haut der Frucht; sie besteht aus dem Product der Haut-, namentlich Talgdrüsen und einem Niederschlage des Schafwassers. Sie erleichtert den Durch­tritt des Jungen durch den Geburtsweg.
II
Der Foetus.
Ich kann hier nicht die Entwicklung der Fracht verfolgen, sondern mir die Eigenthümlichkeiten des Lebens derselben im Uterus, so weit dieselben für die Geburtshülfe Interesse haben, angeben.
Die Mutter ist die Aussenwelt für die Frucht; sie giebt ihr nicht allein Behausung und jegliche Nahrung, sondern sie ist ihm Alles, was die wirkliche Aussenwelt dem geborenen, resp. erwachsenen Thiere ist. So wie die Aussenwelt sich in jedem Individuum abspiegelt, thut dies auch die Mutter in dem Jungen. Lebt die Mutter während der Schwangerschaft unter ungünstigen iunern oder ausseien Lebensbedingungen, so ist dies am Jungen zu sehen, wobei man indess berück­sichtigen muss, class alle äusseren schädlichen Einflüsse im Mutterthiere abgeschwächt werden, deshalb nicht in voller Grosse auf das Junge einwirken können. Fände diese Ab­stumpfung nicht Statt, so wäre das zarte Leben der Frucht fortwährend sehr stark bedroht*).
Die Ernährung des Foetus.
Aus dem Gfraff'sehen Bläschen tritt das Ei mit einem Theile des Keimhügels, und die Zellen desselben, so wie der Rest des Dotters, der nicht zur Anlage der Frucht benutzt wird,
*) Auch der zufällige Zustand des Vatertlüeres zur Zeit der Be­gattung hat unbedingt Einfluss auf die körperliche und geistige Entwick­lung der Frucht. Newport hat beim Frosche gefunden, dass wenn abgeschwächte Samenfäden zur Befruchtung verwendet werden, die Ent­wicklung der Frucht eine schlechte, sogar unvollständige ist.
Dass sich auch ein Heer von Krankheiten, die sogenannten erblichen, in ihrer Anlage überträgt, lehrt die Viehzucht.
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liefern demselben das erste Ernährungsmaterial. So wie das Ei in dem Uterus angekommen, ist es das Secret dieses Organes, die Uterinmilch, der Inhalt des Nahelbläschens, das Frucht­wasser, namentlich aber das Blut des Mutterthieres direct, wodurch die Ernährung und der Aufbau Statt finden. Die Gefässe der Mutter und Frucht liegen in dem Mutter- und Fruchtküchen in der innigsten Berührung, und es besteht zwischen beiden eine diosmotische Strömung der Art, dass branchbare Stoffe von den Gefässen des Mutterthieres in die des Jungen, und ausgenutzte von ersteren in letztere über­gehen. Mutter- und Fruchtkuchen ersetzen dem Jungen die Athmungs- und Verdauungsorgane.
Der Foetal-Kreislauf.
Das in dem Fruchtkuchen restaurirte Blut geht durch die Nabelvene nach der Pfortader, mischt sich mit dem durch dieses Gefäss gesammeltem Blute, durchströmt die Leber, geht dann durch die Leberveuen nach der hintern Uohlvenc, durch diese in die rechte Vorkammer und zufolge der eigenthüm-lichen Stellung der Eustachischen Klappe durch das eirunde Loch nach der linken Vorkammer, linken Kammer, dem Stamme der Aorta und so in die hintere und vordere Aorta über. Das durch die hintere Aorta abfliessende Blut mischt sich, auf nachbemerktem Wege, mit dem der vorderen Hohl­vene, und dieses Gemisch geht dann theils zu allen Theilen des Hinterkörpers, dem Darmkanale etc., um zu ernähren, theils durch clie Nabelarterien nach dem Fruchtkuchen, um restaurirt zu werden. Das Blut der vorderen Aorta tritt zu allen Theilen des Vorderkörpers, liefert denselben das Er­nährungsmaterial und sammelt sich in der vorderen Hohlvene, von wo es in die rechte Vorkammer, rechte Kammer, Lungen­arterie und durch den Botallischen Gang in die hintere Aorta strömt*)
*) So ist der Foetal-Kreislauf schematisch dargestellt. Der
eine Theil des Blutes der hinteren Hohlvene tritt mit in die rechte
. Kammer; ein Theil des der vorderen llohlvcne in die linke Vorkammer;
und ein Theil des der Lungenaiteric durch die Lunge und Lungenvencu
auch in die linke Vorkammer.
Das Blut des Foetus ist hräunlich; der Unterschied zwischen dem Arterien- und Venenblute gering. Rein arterielles Blut findet sich hei dem Foetus uur in der Nabelvene; jenseits derselben ist alles gemischtes, doch das, was nach dem Arordertheile dos Körpers strömt, ist reiner, als das, was zum Hiutertheile gelangt.
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Die lage der Frucht, Situs Foetus.
Die Lage der Frucht ist in der ersten Zeit sehr wech­selnd, später jedoch constant und zwar so, dass dieselhe auf dem Bauche mit umgeschlagenen Schenkeln ruht, der Hals milssig gekrümmt und der Kopf gegen die Brust gerichtet ist. Bei dem Pferde und Rinde liegt die Frucht theils im Körper, thoils in dem einen Hörne; bei dem Schafe, wenn mehrere Früchte vorhanden sind, liegen sie in den Hörnern vertheilt, und hei dem Schweine eins in dem Körper, die anderen in den Hörnera.
Die Bewegungen des Foetus.
Dieselben sind theils passive, theils active. Erstere ent­stehen durch die Bewegungen des Mutterthieres und sind demselben jedenfalls, besonders bei vorgeschrittener Trächtig­keit, unangenehm. Letztere treten erst in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit, in der fünften Schwangerschafts-Periode, ein. Sie bestehen in selbstständigen Muskelcontractionen, werden wahrscheinlich durch unbequeme Lagerung der Theile veran-lasst und sind dem Mutterthiere nicht minder lästig.
Die Altersbestimmung des Foetus.
Um das Alter einer Frucht wenigstens annähernd be­stimmen zu können, hat man die ganze Schwangerschaft in sieben Perioden eingetheilt. (S. d. Phys. v. Gurlt.)
Die erste Periode. Sie ist für alle Hausthiere auf die erste und zweite Woche nach der Empfängniss ange­nommen. Das Ei gelangt in dieser Zeit aus dem Eierstocke in die Gebärnuitter und wächst so, dass es am Ende dieser Periode 3/4 —1 Linie im Durchmesser hat. Der Keimfleck oder die Keimscheibe ist grosser und deutlicher geworden, von dem Foetus aber noch keine Spur vorhanden.
Die zweite Periode fällt bei den Einhufern und Wiederkäuern in die dritte und vierte Woche und dauert bei dem Schweine bis zur ersten Hälfte der vierten Woche. In dieser Periode hat das Ei die längliche Form angenommen und ist an der ausseien Fläche mit Zotten besetzt. Es ent­steht die erste Anlage des Foetus, welcher eine Länge von 4—5 Linien erreicht: Kopf, Rumpf und Glieder sind zu erkennen; die Krümmung am Nacken ist erfolgt; die Glied-maassen sind kleine Stümpfchen.
Die dritte Periode reicht von dem Ende der zweiten, bei dem Pferde und Rinde bis zur achten, bei dem Schafe bis zur ersten Hälfte der siebenten und bei dem Schweine bis zur
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ersten Hälfte der sechsten Woche. Am Ende dieser Periode ist der Emhryo des Pferdes ungefähr 2 Zoll, der des Rindes l3/4 Zoll, der des Schafes l1/,^ Zoll und der des Schweines l3/4 Zoll lang — vom Scheitel bis zur Srhwanz-wurzel. Das Gesicht ist von dem Hirnschädel besser abgesetzt, die Zunge ragt etwas hervor, der harte Gaumen ist in der Mittellinie geschlossen, und hat Querfurchen und Wülste, die Augen­lider nähern sich, die äusseren Ohreu sind kleine, vorn übergebogene Hautfortsätze, das Geschlecht ist zu erkennen, die Anlagen zu den Eutern erscheinen als kleine Grübchen, die Gliedmaassen sind gegliedert und die Zehen gespalten.
Die vierte Periode reicht von dem Ende der vorigen, bei dem Pferde bis zur dreizehnten, bei dem Rinde bis zur zwölften, hei dem Schafe bis zur neunten incl. und bei dem Schweine bis zur ersten Hälfte der achten Woche. Der Embryo des Pferdes ist dann 6, der des Rindes ö1^, der des Schafes 372 nnd der des Schweines 3 Zoll lang. Die äusseren Theile entwickeln sich mehr, die Hufe, Klauen und Krallen bilden sich. Au den weiblichen Geschlechtstheilen ist der Kitzler bei dem Pferde schon in die Scham einge­schlossen, bei den Wiederkäuern ragt er noch hervor.
Die fünfte Periode chuiert von dem Ende der vorigen, bei dem Pferde bis zur zwei und zwanzigsten, bei dem Rinde bis zur zwanzigsten, bei dem Schafe bis zur ersten Hälfte der dreizehnten und bei dem Schweine bis zur zehnten Woche. Der Embryo des Pferdes ist 13 Zoll, der des Rindes etwa 12 Zoll, der des Schafes 6 Zoll und der des Schweines 5 Zoll lang. Es sind Haare an den Lippen, über den Augenbogen und den Augenwimpern vorhanden; die Striche sind bei dem Foetus des Pferdes und Rindes deutlich über die Fläche er­haben. Der Foetus macht in der Gebärmutter von aussei! deutlich wahrnehmbare Bewegungen.
Die sechste Periode dauert von dem Ende der vorigen, bei dem Pferde bis zur- vier und dreissigsten, bei dem Rinde bis zur zwei und dreissigsten, bei dem Schafe bis zur achtzehnten und bei dem Schweine bis zur ersten Hälfte der fünfzehnten Woche. Der Foetus des Pferdes ist dann reichlich 2 Fuss, der des Rindes gegen 2 Fuss, der des Schafes etwa 1 Fuss und der des Schweines ungefähr 7 Zoll lang.
Die siebente Periode reicht von dem Ende der vorigen bis zur Geburt.
Die Oeschlechtsbestimmnng.
Wie es zugeht, class bald männliche, bald weibliche In­dividuen gezeugt werden, und die Zahl der verschiedenen
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Geschlechter eine ziemlich gleiche ist, darüber wissen wir zur Zeit nichts Bestimmtes*).
Die Lebensf'älugkeit des Foetus.
Zn welcher Zeit die Frucht der verschiedenen Thiere in ihrer Entwicklung so Aveit gekommen ist, um ausserhalb des Fruchthälters leben zu können, steht noch nicht fest. Nach­dem was ich darüber gesehen habe, nehme ich an, dass diese Lebensfähigkeit zu Anfang der siebenten Periode erreicht ist.
Zu früh geborene Thiere müssen aller ganz besonders gepflegt, namentlich recht warm gehalten werden, weil die einzelnen Functioueu noch nicht mit voller Energie von Statten gehen**).
Diagnose der Schwangerschaft.
Dieselbe ist in vielen Fällen recht leicht, in anderen da­gegen schwierig.
Erscheimmgen, die auf Trächtigkeit schliessen lassen.
1) Das Cessiren der Brunst. Wenn dieselbe sonst regelmässig eingetreten ist und nach stattgefimdener Begattung ausbleibt, so spricht das für erfolgte Conception, wobei man
*) Es wäre ja ausgezeklmet, wenn der Züclitor es in seiner Hand hätte, nach Beuchen männliche oder weihliche Individuen entstehen y.n lassen, und deshalh ist mau seit alter Zeit hemülit gewesen, die ge-schlcchtshestiinmenden Ursachen festzustellen. Es liegen darüber sehr viele Angaben vor, von denen ich hier einige folgen lasse.
Linker Hoden und Eierstock sollen die Keime der weiblichen Indi­viduen liefern.
Bei üppiger Nahnuig sollen namentlich weihliche Individuen fallen.
Ein dünner Same soll mehr weibliche Thiere liefern.
In weidereiebeu Gegenden sollen mehr weihliche, als männliche Thiere geboren werden.
Zieht man der Stute beim Sprung den Schwanz rechts, giehts ein männliches, umgekehrt ein weihliches Füllen. Wird die Ktlh mit vollem Euter besprongen, bringt sie ein weibliches, sonst ein männliches Kalb. Der Widder erzeugt zu Anfang der Deckzeit, wo er noch in voller Kraft steht, mehr männliche, als weihliche Individuen.
Nach Thury soll aus dem im Anfange der Brunst befruchteten Ei ein -weibliches und aus dem am Ende derselben befruchteten ein männ­liches Thier sich entwickeln etc.
Alle diese Angaben haben sich in der Praxis nicht bestätigt gefunden.
**) Der Annahme, dass der Foetus nur von der Mutter zugeführte Wärme besitze, kann ich nicht beipflichten; sondern nehme an, dass er schon frühzeitig, besonders aber, wenn er schon so ziemlich ausgewachsen ist, solche entwickelt; denn neugeborene Thiere können wenigstens ein paar Tage ohne Nalirung leben; sie müssen also das Material zur Wärmeentwicklung schon vor der Geburt in sich führen. Ausserdem sprechen für meine Ansicht auch noch andere Gründe.
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jedoch der Thatsache, dass die Brunst nicht immer regel-nüissig auftritt und einzeln sehr leicht verläuft, Rechnung tragen muss.
2)nbsp;Der Wechsel des Temperaments. Die Thiere wer­den friedfertiger wenn sie trächtig sind; die Kampfeslust legt sich.
3)nbsp; Die Abstumpfung der Sensibilität. Diese Er­scheinung sieht man namentlich bei Stuten. Wenn dieselben sehr kitzlich sind, legt sich diese unangenehme Eigenschaft mitunter sofort nach erfolgter Conception.
4)nbsp; nbsp;Die Aenderung im Körpergebrauche. Der Gang des Pferdes wird schwunglos; es gebraucht nicht gern den Kücken. Alle Thiere nehmen sich vor starken Sprüngen etc. in Acht.
5)nbsp; Die grössere Futter aufnähme. Dieselbe stellt sich jedenfalls, wie angegeben ist, ein, kann jedoch selten als diagnostisches Zeichen dienen.
6)nbsp; Das Versiegen der Milch. Das ist eine Erscheinung, die blos bei Kühen in der letzten Zeit benutzt werden kann.
7)nbsp; Die erschwerte Respiration. Dieselbe tritt bei allen Thieren im Verlaufe der Trächtigkeit ein, ist jedoch am leichtesten bei dem Gebrauchspfeide zu beobachten.
8)nbsp; nbsp;Grösserer Umfang des Bauches, als sonst bei gleicher Fütterung. Diese Erscheinung kann man ganz gut mit benutzen, darf aber nicht immer und ohne alles Weitere von einem grossen Bauchumfange auf Trächtigkeit schliessen. Güste Thiere haben, wenn sie Heu (Pferde) oder Stroh (Rinder) bekommen, häufig einen grosseren Bauchum-fang, als trächtige bei concentrirter Nahrung. Die Messung des Bauches, die man ziu Feststellung der Trächtigkeit empfohlen hat, ist deshalb auch nur von geringem Werth; will man sie für diese Diagnose benutzen, muss man dabei die Fütterung und die Kameraden berücksichtigen, und die Messung häufig wiederholen*).
Die Feststellung einer Schwangerschaft.
Dieselbe ist möglich durch eine specielle Untersuchung; durch die äussere und innere Exploration.
1) Die äussere Exploration. Dieselbe besteht darin, dass man den Bauch des Mutterthieres an der geeigneten Stelle untersucht, ob Theile einer Frucht zu fühlen sind; oder.
*) Dass trächtige Thiere von besonderen Gelüsten befallen werden und auffallend häufiger urimren, als sonst, habe ich in der Praxis nicht gefunden. Dagegen tritt jedenfalls eine vermehrte Kolilensiiure - Exhala­tion ein, welche Erscheinung aber keinen diagnostischen Werth für quot;die Praxis hat.
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class man an der betreffenden Stelle kleine Stösse anbringt, um Bewegungen des Foetus bervorzurufen. Dieselben treten nun freilich niclit immer ein, wenn aber, so kann man sie mit der operirenden Hand, selbst mit dem Gesichtssinne wahr­nehmen. Diese Untersuchung liefert in dem letzten Drittheile der Trächtigkeit Resultate.
Bei der Stute ist die Frucht nicht zu fühlen, es kann sich also bei der äusserlichen Exploration des Bauches dieses Thieres nur darum handeln, Bewegungen des Foetus hervorzurufen. Man legt zu diesem Zwecke die Hand vor dem Euter an den Bauch, und führt kleine Stösse gegen denselben aus. Die Bewegungen sind aber, da der Foetus weit von der Bauchwand entfernt liegt, schwer hervorzurufen, und deshalb empfiehlt man die Stute zu reiten, ihr darauf kaltes Wasser zu geben, und dann wäh­rend des Sauf ens die Untersuchung vorzunehmen.
Bei der Kuh wählt man zur Untersuchung die rechte Flan­kengegend. Im günstigen Falle kann man Theile des Foetus fühlen, und auf angebrachte Stösse treten die Bewegungen leich­ter ein, als bei dem Pferde. Indessen muss man auch bei diesem Thiere diese Untersuchung mitunter wiederholen, um zu einem bestimmten Resultate zu kommen.
2) Die innerliche Exploration. Dieselbe wird von dem Mastdarme oder der Scheide aus vorgenommen, und kann nur bei grossen Thieren ausgeführt werden, a) Die innerliche Exploration durch die Scheide. Nach­dem man die Nägel kurzgeschnitten und abgeraspelt, die ganze Hand gut eingeölt hat, dringt man mit derselben, keilförmig gestellt, unter drehender Bewegung in die Scheide ein und findet bei bestehender, namentlich vorgesclirittener Schwanger­schaft, den Uterusmund durch ehe Contraction seiner Muskel­fasern und den eingelagerten Schleimpfropf innig geschlossen, den Uteruskörper über den Hals hinausragend, den Uterus mehr oder weniger mit Flüssigkeit gefüllt, und Theile eines Foetus in demselben. Diese Untersuchung darf man wohl bei dem Rinde, aber nicht bei dem Pferde vornehmen. b)Die inner­liche Exploration durch den Mastdarm. Nachdem man den Mastdarm entleert hat, dringt man in vorbemerkter Weise langsam in denselben mit der Hand ein, senkt sie und fühlt dann bei bestehender Schwangerschaft eine Fluctuation des Uterus und Theile eines Foetus in demselben. Diese Unter­suchung ist ungefährlicher, als die vorige; muss jedoch bei dem Pferde leicht ausgeführt werden, weil sonst Abortus die Folge ist*).
*) In der Menschenheilkunde benutzt man zur Feststellung einer Schwaneerscliaft noch die Auskultation des Uterus — goburtshülfliclie
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Diagnose des Lebens des Foetus.
Ob eine Frucht noch lebt, oder nicht, ist in vielen Filllen schwer zu bestimmen. Fühlt oder sieht man Belegungen derselben, so ist die Sache ja klar; wenn dieselben aber nicht hervorzulocken sind, muss man feststellen, ob solche Schäd­lichkeiten auf das Mutterthier eingewirkt haben, die den Tod des Foetus herbeiführen können; dabei aber berücksichtigen, dass ein abgestorbener Foetus für gewöhnlich auch sofort ausgestossen wird.
Die differentielle Diagnostili.
Zu den Zuständen, welche eine Schwangerschaft vorzu­täuschen im Stande sind, gehören namentlich der Heu- und Strobbauch, die Bauch- und Uteruswassersucht, sowie (Rep. VIII) Geschwülste am Ovarium und im Uterus.
Diätetische Kegeln während der Schwangerschaft.
Die Fütterung muss möglichst naturgemäss sein. Wenn sie ökonomischer Verhältnisse wegen sehr naturwidrig ist, muss schon längere Zeit vor der Geburt allmälig auf eine mein- naturgemässe übergegangen werden. Stark blähendes und stark erschlaffendes Futter muss namentlich vermieden werden. Die Stallung muss mit guter Ventilation ver­sehen, aber nicht zugig sein; der Stand darf auf 12 Fuss Länge nur ein paar Zoll Gefälle haben. Die Bewegung, als unerlässliche Gesundheitsbedingung, muss ganz besonders dem trächtigen ïhiere zu Theil werden; man kann selbst die edelsten Pferde . bis zur Geburt zu leichter Arbeit benutzen. Die Hautpflege darf bei trächtigen Thieren um so weniger vernachlässigt werden, als bei ihnen eine grössere Quantität von Kohlensäure durch die Haut entfernt werden muss. Die übrige Behandlung muss eine möglichst ruhige sein.
Die mittlere Dauer der Tragezeit.
Die Dauer der Tragezeit lässt sich nicht mit für alle Fälle passenden, sondern nur mit Mittelzahlen angeben, von
Auskultation —. Dieselbe wird mit dem unbewaffneten Ohre oder mittelst eines Stctlioskops vorgenommen und liefert zwei wichtige Scliwan-gerscbaftzeichen. Die Herztöne des Kindes werden in der Regel nach der vierundzwanzigsten Schwangcrschaftswoche wahrgenommen und da­neben ein mit dem Pulse der Mutter zusammenfallendes Geräusch. Dieses Geräusch soll nach Einigen in der Uterin-Placenta entstehen, nach Andern in den in der ütemswand verlaufenden Gefässen. Auch bei unseren Thieren will man einzeln den Herzschlag — soll wohl heissen die Herztöne — gehört haben.
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welchen dann Abweichungen nach beiden Seiten vorkommen. Sie beträgt
bei dem Pferde 11 raquo;/3 Monat = 340 Tage, „ „ Rjnde 9i/2 „ =285 „ „ „ Schafe 44/5 „ = 144 „ und „ „ Schweine 4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ = 120 ,, *)
Folgende Umstände können die Tragezeit abändern:
1)nbsp; Das Alter. Thiere, die zum ersten Male trächtig sind, gehen meistens länger; Erstlingsstuten mitunter 12 Monate.
2)nbsp; Der Nährzustand. Sehr fette und sehr magere Thiere gehen länger, als kräftig genährte.
8) Die Eace. Die Racen, die sich rasch entwickeln, tragen nicht so lange, als solche, die sich langsam entwickeln.
4)nbsp; Das Geschlecht. Die Früchte männlichen Ge­schlechtes werden in der Regel länger getragen, als die weib­lichen Geschlechtes.
5)nbsp; Die Individualität. Es giebt weibliche Thiere, die regelmässig über die Normalzeit gehen.
6)nbsp; Das männliche Thier. Mir ist ein Fall bekannt geworden, wo in einem Jahre sämmtliche Kühe eines Dorfes, die von einem Bullen belegt worden waren, über die Normal­zeit gingen. Der Bulle wurde deshalb verkauft, und bei den in dem nächsten Jahre von ihm besprungenen Kühen zeigte sich dasselbe.
Die Fruchtbarkeit.
Von den belegten Stuten werden nach Günther 2/3, nach Andern 4/5 trächtig. Bei diesen Thieren ist das Ver-hältniss am ungünstigsten, was wohl in dem Baue der Tuben und der leicht verlaufenden Brunst liegen mag. Von den be­legten Eindern werden nach Baumeister (Geburtshülfe S. 152) 4/5 trächtig. Ich habe bei Weidehaltung ein viel günstigeres Resultat gefunden, kann es auf 9/10 setzen.
Bei dem Schafe sollen 8 0/0 gar nicht bockig werden, und von den belegten 24% güst bleiben (Baumeister). Ich habe bei den Leicester-, Down- und Marschschafen ein noch günstigeres Verhältniss, als bei dem Rinde gefunden.
Einlluss der Schwangerschaft auf den mütterlichen Organismus.
Das Blut wird reicher an Wasser und Faserstoff, dagegen bedeutend ärmer an rothen Blutbläschen; bei trächtigen Stuten
*) Diese Zulilen sind der Geburtshülfe von Baumeister ent-ncimmeu.
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ist die Speckliaut auf dem Aderlassblute bedeutender, als bei anderen. Die Respiration verliert an der gewöhnlichen Leich­tigkeit. Es muss durch dieselbe zur Zeit der Trächtigkeit eine grössere Quantität Kohlensäure aus dem Organismus entfernt werden, und der grosse Inspirator (das ZAverchfcll) ist in seiner Thätigkeit, Abflaclmng, behindert. Die Ver­dauungsorgane müssen freilich mehr arbeiten; dass daraus aber besondere Krankheiten entspringen, sogar Gelüste auf­treten, habe ich in der Praxis nicht gefunden. Auch in den Nieren muss die Thätigkeit zunehmen, weil die Mutter mehr Nahrungsmittel verarbeitet; dass aber die Transsudation von Harn auffällig vermehrt wird, habe ich nie beobachten können.
Die Hautthätigkeit wird bedeutender; es muss verhältniss-mässig reichlich Kohlensäure durch die Haut entfernt werden, und desshalb wird die Empfänglichkeit derselben gegen nach­theilige äussere Einflüsse auch grosser: denn jede Zunahme der Thätigkeit eines Organes erhöht auch dessen Verwund­barkeit. Die Gestalt verändert sich; der Bauch wird grosser, namentlich in der letzten Zeit hängend; ähnliches sehen wir an den Lippen; der Rücken biegt sich etwas ein, was bei allen Zuchtthieion, mitunter recht deutlich, zu sehen ist. Die Muskulatur wird etwas schlaffer. Die Veränderungen am Uterus sind früher schon angegeben, und die der anderen Geschlechtswerkzeuge vor der Geburt folgen später.
Einfluss der Sclnvangerschaft auf Torhandene Krankheiten.
Es ist eine unbestreitbare Thatsache die, dass ein solcher Einfluss besteht. Mir ist mehr als einmal in der Praxis vor­gekommen, dass Stuten, die fortwährend an einer leichten Diarrhöe oder angeschwollenen Schenkeln litten, während der Schwangerschaft vollkommen genasen. Der Einfluss ist in der letzten Hälfte der Schwangerschaft stärker, als in der ersten, und bei Thieren, die vordem nicht zur Zucht benutzt worden, am bedeutendsten. Ob und auf welche Krankheiten sonst noch die Schwangerschaft einen solchen Einfluss aus­übt, muss der ferneren Beobachtung überlassen bleiben.
Der Einfluss der Mutter auf die Frucht.
Dass, da die Mutter der Grund und Boden, ja sogar die ganze Aussenwelt für die Frucht ist, sich nicht nur die erb­lichen Krankheiten übertragen, sondern auch deren zufälliger Zustand während der Schwangerschaft in dem Jungen sich reflectirt, habe ich früher schon angegeben; hier handelt es sich schliesslich um das
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„Verseheu ties Mntterthieresquot;.
Unter Versehen des Mntterthieres verstehe ich den schäd­lichen EinÜuss des plötzlichen Erschreckens desselben auf die Ausbildung der Frucht. Durch starkes Erschrecken kann das Mutterthier bedeutend alterirt werden, und es ist durch­aus wahrscheinlich, dass dadurch in einzelnen Fällen die Entwicklung gewisser Theile der Erucht gehemmt, ge­steigert oder in eine falsche Richtung gelenkt wird. Wie aber dabei der Mechanismus ist, das ist, wie so manches Andere noch unklar*).
Der Einfluss der Frnciit auf die Mutter.
1)nbsp; nbsp;Durch die Schwangerschaft, also durch das Junge, wird der mütterliche Organismus, da er mehr Material ver­arbeiten muss, und mit jedem grosseren Gebrauche auch ein grösserer Verbrauch verbunden ist, mehr abgenutzt; er muss früher altern.
2)nbsp; nbsp;Die Bewegungen der Frucht sind dem Mutterthiere unbedingt unangenehm; und das um so mehr, da die Empfind­lichkeit des Uterus mit der Trächtigkeit zunimmt.
3)nbsp; nbsp;Soll nach Einigen cine Infection des Mntterthieres durch die Frucht erfolgen können. Es sollen a. Krankheiten der Frucht auf das Mutterthier übertragen werden können. Wenn ein gesundes weibliches Thier mit einem kranken männlichen gepaart wird, und die Frucht den Keim der Krankheit des männlichen aufnimmt, soll sie dieselbe auf das weibliche Thier übertragen können, und dieses wieder auf eine Frucht, die später mit einem gesunden männlichen ge­zeugt wird. b. Soll das Exterieur der zweiten Frucht mit abhängig sein von dem der ersten.
*) Ich räume also in bemerkter Weise das Vorsehen ein; muss jedoch, um nicht nüssverstanden zu werden, noch Folgendes hinzufügen.
Man ist einzeln der Ansicht, dass das Bild des Gegenstandes, welches die Blutter erschreckt, sich auf die Fracht übertrage. Das ist aber wohl etwas weit gegangen. Man glaubt noch einzeln, class, wenn ein Weib ein Kind mit langen Ohren (liasenoliren) oder einer Spalte in der Oberlippe (Hasenscharte) zur Welt bringt, sie müsse sich an einem Hasen versehen haben. Bncff (dessen GeburtsMlfe, S. 57) erzählt einen Fall, wo bei dem Weiden einer Schafheerde auf dem Scbiessplatze einem Schafe eine Pappendeckelscheibc sinf den Eileken flog und dasselbe 15 Wochen später ein Lamm mit einem runilen, 6 Zoll im Durchmesser haltenden, schwarzen Fleck auf dem Rücken gebar. Ich könnte auch eine sehr rührende Geschichte einer ehrsamen Ehefrau, die sich an einem vor einem Tabacksladen stehenden Mohren versehen hatte und zum Schrecken ihres Mannes einen Mulatten gebar, mittheilen; doch will ich'es lieber unterlassen.
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Man berichtet darüber aus alter Zeit, class, wenn eine Stute zuerst von einem Eselhengste belegt wird uilcI im näch­sten Jahre von einem Pfercleliengste, das letztere Junge (Pfcrclefüllen) eine gewisse Aehnlichkeit des ersten (Maulthier-i'üllen) zeigen solle. Es liegt aber nur eine derartige Beobachtung vor und die stammt, wie gesagt, aus alter Zeit; alle neueren Maulthierzüchter, unter ihnen namentlich Hartmann, haben dies niemals gefunden.
Die Geburt, Partus. Parturitio,
Darunter versteht man denjenigen Act des Organismus, durch welchen die Frucht ausgestossen wird. Diese Aus-stossnng wird einzig und allein durch die Mutter beschafft; das Junge verhalt sich dabei vollkommen passiv. — Früher glaubte man, das Junge helfe sich selbst gebaren. — Die Geburt erfolgt viel leichter bei den ïhieren, als bei dem Menschen, weil bei jenen der Kopf keilförmig gebaut und mit dem Atlas der horizontalen Eichtung entsprechend ver­bunden ist.
Die Erscheinungeii, welche die nahe beTorsteliende Gehurt anzeigen. Die letzte Schwangerschaftsperiode.
1)nbsp; nbsp;Die höhere Eöthung der Schleimhaut des Geburtsweges. Es besteht in derselben ein congestiver Zustand.
2)nbsp; nbsp;Die Erschlaffung und grössere Succulenz des Geburtswcgcs. Das Kreuzsitzbeinbaud, die Gesäss- und Hinterbackenmuskcln sind erschlafft, und die Croupe, resp. das Kreuz, zu beiden Seiten eingefallen. Die Schamlippen sind geschwellt, succidenter, und die Schamspalte ist grosser ge­worden.
3)nbsp; nbsp;Der Ausfluss von Schleim axis den Geni­talien. Der Schleim stammt theils und hauptsächlich aiis der Scheide, theils aus dem Uterusmunde, dessen Schleim­pfropf in Lösung begriffen ist.
4)nbsp; Die Schwellung der Milchdrüse. Dieselbe ist verschieden stark; sie kann sich bei dem Pferde auf die Schenkel, selbst auf' die untere Bauchgegend erstrecken.
5)nbsp; Das Vorhandensein von Milch in der Milch­drüse. Die Milch ist erst wässerig und geht nach und nach in die Kolostralmilch über.
Diese Erscheinungeil treten schon lange (2 bis 6 Wochen) vorder Geburt ein und nehmen all-mälig zu.
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Haltung: der Thiere, die nahe vor dem Gelbiiren stehen.
Den Thieren, die jeden Augenblick gebären können, muss 1) ein entsprechendes Lager eingeräumt und 2) volle Ruhe gegeben werden. Man giebt dem Pferde einen abgegrenzten Platz von 16 Fuss Länge, 16 Fuss Breite und horizontaler Bodenrichtung; der Kuh ein horizontales Lager, dem Schweine einen Kofen für sich, und auch dem Schafe, wenn möglich, einen abgesperrten Platz. Ausserdem muss für gute Einstreu, Ventilation und entsprechende Temperatur des Stalles gesorgt werden.
Eintheilung der Gebnrten.
Da so mancherlei Abweichungen und Störungen im Ge-burtsgeschäfte eintreten, bat man von jeher verschiedene Ein-theilungen aufgestellt, von denen ich nur die gebräuchlichsten anführe.
1) Nach der Dauer unterscheidet man eine lang- und kurzdauernde Geburt. Der eigentliche Act des Ausstossens dauert bei unseren Thieren für gewöhnlich nicht so lange, als bei dem Menschen. Die Geburt erfolat
bei
dem Pferde
in
5-
-30
ii
Rinde
))
15-
-60
17
n
Schafe
5)
5-
-30
Tgt;
ii
Schweine
11
5-
-30
und
Bei mehrfacher Schwangerschaft folgt das zweite Junge bei dem Pferde in 10 Minuten, bei dem Binde in 1—2 Stun­den, bei dem Schafe in ^ Stunde und bei dem Schweine kommen die einzelnen Jungen kurz aufeinander.
2)nbsp; Nach der Zeit, wann sie erfolgt, unterscheidet man: die rechtzeitige Geburt — Partus maturus—, wenn sie am Ende der normalen Tragezeit erfolgt, die frühzeitige — Abortus —, wenn sie zu früh, und die Spätgeburt — Partus serotinus —, wenn sie zu spät eintritt.
3)nbsp; Nach dem Verlaufe unterscheidet man: eine gesundheitsgemässe Geburt — Eutokie —, wenn die Mutter das ganze Geschäft allein besorgt und dasselbe gut verläuft, und eine gesundheitswidrige — Dystokie —, wenn Hülfe ge­leistet werden muss. In letzterem Falle können aber beide, Mutter und Junges, gerettet werden.
4)nbsp; Nach der Zahl der Jungen unterscheidet man eine einfache und mehrfache Geburt.
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Die Ursache des Eintritts der Geburt am gewöhnlichen Ende der Schwangerschaft.
Die Anregung zur Geburt geht unbedingt von den Eierstöcken aus. Während der Schwangerschaft muss das Leben in denselben ein sehr geringes sein, denn der gelbe Körper wird in dieser Zeit sehr gross, und die Reifung der Eier hört auf. Längere Zeit vor der Geburt jedoch wird dasselbe wieder ein regeres, was aus dem Umstände, dass z. B. bei dem Pferde den 9., bei dem Rinde den 21. Tag nach der Geburt schon ein reifes Ei im Eierstoclce vorhanden ist, deutlich hervorgeht. So wie das Leben in den Ovarien in der letzten Zeit der Schwangerschaft zunimmt, tritt auch die Praeparation des Mutterthieres auf die Geburt ein; es treten Erscheinungen, wie zur Zeit der Brunst, nur in stärkerem Grade auf. Bei der Brunst treten Contractionen, peristaltische Bewegungen des Uterus ein, die nur, so gut wie die anderen Erscheinungen, ihre Ursache in dem Reifsein eines Eies, also im Eierstocke haben können. Gleich wie zur Zeit der Brunst, müssen auch am Ende der Tragezeit die Contractionen des Uterus von den Eierstöcken aus eingeleitet werden können; dass dieselben in letzterem Falle stärker sind, als zur Zeit der Brunst, liegt darin, dass die Wand des Uterus bedeutend stärker geworden ist und ihm in den Jungen ein Widerstand entgegengesetzt wird. Der beste Beweis für meine aufgestellte Ansicht liegt aber darin, dass, nachdem man den Thieren die Eierstöcke genommen hat, das Geschlechtsleben mit einem Male aufhört *).
Der Eintritt der Geburt nach der Tageszeit.
Der Eintritt der Geburt ist durchaus nicht an bestimmte Tageszeiten gebunden; jedoch fallen, namentlich beim Rind­vieh, verhältnissmässig mehr Geburten auf den Abend und die Nacht, als auf den Tag. Die Ursache davon hegt darin, class die Thiere während des Tages zu häufig gestört werden.
Der Einfluss des Mondes auf den Eintintt der Geburt.
So wie man früher dem Monde in jeder Beziehung einen grossen Einfluss auf alle Lebensvorgänge zuschrieb, so auch
_*) Nach der alten Annahme soll die Frucht, sol aid sie reif ist, sich instinctiv zum Abmarsch rüsten, dabei reizend auf den Uterus wirken und so die Contractionen desselben hervorrufen. Mim glaubte, dass bei dem im Uterus weilenden Jungen ein ilhnlicher iustinttrver Drang zur Wanderung auftrete, wie bei den Zugvögeln.
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auf den Eintritt der Gebint. Ob aber ein solcher besteht und worin, darüber wissen wir zur Zeit nichts.
Der Elufluss der Ebbe und Fluth auf den Eintritt der
Geburt.
Ich kenne Küstcngegendeu, wu der Glaube, dass die Ge­burt für gewöhnlich nur wählend der Fluth erfolge, allgemein verbreitet ist. Ich habe freilich lange Jahre hindurch Gelegen­heit gehabt, in dieser Beziehung Beobachtungen zu sammeln, es aber leider versäumt.
Die Welien, Dolores.
So bezeichnet man diejenigen Contractionen des Uterus, welche, unterstützt von der Bauchpresse, die Frucht nebst Hüllen austreiben. Obgleich dieser Vorgang ein ganz natiu-gemässer, so ist er doch mit Schmerzen verbunden, wovon man sich aber leichter bei dem Menschen, als bei dem Thiere überzeugen kann. Bei jenem tritt mit jeder Wehe der Schmerz ein und hört auch mit derselben auf.
Diese Contractionen des Uterus sollen nach B a u d e 1 o c q u e und Seanzoni an dem ganzen Organe zu gleicher Zeit auftreten, nach W i g a n d am Muttermunde, nach den Meisten aber an den Hörnern, dicht an den Eileitern, beginnen und sich nach und nach auf den Körper erstrecken. Für die letzte Ansicht führt Hohl (Geburtshülfe, S. 386) viele stichhaltige Gründe an.
Die Wehen werden eingothcilt: in die vorbereitenden Wehen — D. praeparantes —, die Geburts- oder Treflmehen — D. ad partuni — und die NacligebiirtsAvehen — D. post partum.
Die vorbereitenden Wehen vermitteln die eigent­liche Vorbereitung; sie sind zuerst schwach, von kurzer Dauer und selten, werden aber im Verlaufe kräftiger und anhalten­der und erfolgen dann häufiger.
Die Geburts- oder Treib wehen treiben das Junge durch den Geburtsweg hindurch; sie sind die kräftigsten, anhaltendsten und die, welche am raschesten aufeinander folgen.
Die Nach geburts we hen treiben die Eihüllen aus; sie sind nicht so kräftig, anhaltend und häufig, wie die Ge­burtswehen.
Der Geburtsvorgang.
Den ganzen Geburtsact theile ich in 3 Perioden ein, die ich als erste oder Vorbereituugs-, zweite oder Au sstossungs-, und dritte oder Nachgeburtsperiode bezeichne.
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Die erste oder Vorbereitungsperiode umfasstdie Einleitung und eigentliche Vorbereitung zur Geburt. Die Einleitung beginnt schon 2—6 Wochen vor derselben und be­stellt in den früher besprochenen Vorgängen, Erschlaffung und Einsclileinmng des Geburtsweges etc. Die eigentliche Vorbereitung beginnt mit der ersten Wehe und kann, nament­lich bei dem Rinde, lange anhalten. Während derselben sind alle Thiere unruhig, sie verrathen, class sie von einer Angst befallen sind. Das Pferd zeigt kolikälmliche Erscheinungen; indessen ist der Zustand durch das Vorhandensein der Wehen, die Beschaffenheit der Genitalien und Haltung des Schwanzes — derselbe wird bei allen Thicren, die mit der Geburt beschäf­tigt sind, hoch gehalten — leicht von der Kolik zu unterscheiden. Bei dem Wiederkäuer und dem Schweine ist das Benehmen ähnlich; eine Verwechslung mit Kolik liegt aber bei diesen Thieren ausser dem Bereiche der Möglichkeit. In dieser Zeit wird in nachfolgend angegebener Weise der spätere Kreislauf des Blutes eingeleitet und der Geburtsweg gebahnt. Durch die Contraction des Uterus wird der Blutlauf in dem Frucht­kuchen behindert, und so das Blut in eine andere Bahn ge­lenkt. Ebenso erfolgt auch gleichzeitig eine Lockerung und partielle Trennung der Foetalplacenta. Die getrennte Eihaut-partie mit eingeschlossener Flüssigkeit tritt dann in Folge der Wehen in den zu gleicher Zeit sich öffnenden Mutter-nmnd ein, sobald derselbe vollkommen ausgeglichen ist. Es geht dann von dem Uterus bis zur Beckenhöhle eine Wasserbahn, auf welcher das Junge leicht vorwärts bewegt werden kann.
Die zAveite oder Aussto ssungsperiode beginnt, sobald tue Eihüllen in den Geburtsweg getreten sind, die Blase, wie der Geburtshelfer sagt, sich gestellt hat. Es treten dann auch bald einzelne Theile des Jungen ein, die Eihaut — Blase — wird gesprengt, es erfolgt der Wassersprung, und das Junge wird nach und nach ausgeschoben, wobei gewöhnlich eine Ideine Blutung, veranlasst durch Zerreissung einzelner Gefässe, Statt findet.
Die dritte oder Nachgeburtsperiode beginnt '/^ oder lli Stunde nach der Geburt des Jungen, und in derselben erfolgt die Lösung der Placenta, und die Ausstossung der Ei­hüllen. Dieser ganze Vorgang, den man auch als die Nach­geburt bezeichnet, wird bei Pferden und Schweinen rasch, bei den Rindern langsam, in Stunden, beendet.
Das Athmeu des Jungen während der Geburt.
So lange die Eihaut geschlossen ist, kann die Respiration
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natürlich nicht erfolgen; lind so lange die Circulation des Blutes in dem Nabelstrauge frei ist, fühlt das Junge auch nicht das Bedürfniss. Sobald jedoch der Nahelstraug compri-mirt wird, tritt das Bedürfniss zur Eespiration auf und ward dann auch ausgeführt, wenn die Eihaut geplatzt, und der Kopf geboren ist. Ich seihst habe mich davon überzeugt, und es sind auch derartige Fälle Xe'in sel11' interessanter im 19. Bd. des Magazins v. Gurlt u. Hertw.) in der Literatur verzeichnet.
Die Geburt in den Hüllen.
Wenn die Lösung der Placenta sehr rasch erfolgt oder das Chorion zu fest ist, kann bei dem Pferde und Schweine — Wiederkäuer V — das Junge in den Hüllen gehören weiden. In solchem Falle stirbt das Junge ab, wenn nicht sofort die Eihaut gesprengt wird, was meistens durch die Mutter oder, wenn die daran verhindert ist, einzeln auch durch das Junge selbst geschieht.
Die Zerreissung der Nabelsclmur.
Wenn die ganze Geburt normal verläuft, springt das Mutterthier, nachdem das Junge geboren ist, auf, wobei der Nabelstrang zerreisst. Die nachfolgende Blutung ans dem­selben sistirt in einigen Secnnden, weil das Blut in eine andere Bahn gelenkt wird, und die Nabelgefässe sieh vermöge ihrer dicken Muskelbaut schliessen. Muss die Trennung des Nabelstranges aus irgend einem Grunde künstlich beschafft werden, so ist es am richtigsten, der Natur zu folgen, ihn, 2 bis 3 Zoll von der Banchwand entfernt, zu zerreissen.
Die Bedingungen der gesundheitsgemässen Geburt.
Das Mutterthier muss eine entsprechende Vorbereitung getroffen haben, eine Kraft, die dem in dem Jungen gegebenen Widerstände entspricht, besitzen iind, namentlich in den Ge­burtsorganen, gesund sein. Die Trennung der Placenta muss nach und nach in den drei verschiedenen Geburtsperioden er­folgen. Das Junge muss dem Geburtswege entsprechend gross und wohl gebaut sein, leben und sich in der richtigen Lage befinden.
Die normale Lage des Jungen zur Zeit der Geburt.
Die Stellung des Jungen zur Geburt ist normal, wenn es auf dem Bauche liegt und sich mit gestrecktem Vordcrtheile, Kopf auf den Schenkeln mhcnd, praesentirt. Diese Lage ist
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an den nach unten gerichteten Ballen und an der Eigcnthüm-lichkeit des Vorderknie- und Ellenbogengelenkes unschwer zu erkennen; jedoch -welche Umstände die Streckung des Jun­gen herbeiführen, weiss man zur Zeit noch nicht.
Die Rückbildung der Geschlechtswerkzeuge nach der Geburt. Die Reinigung, Lochia.
Nach der Geburt nehmen Scham, Scheide und Frucht-halter bedeutend an Umfang ab, bleiben aber grosser, als sie im 'jungfräulichen Zustande waren. Diese Abnahme erfolgt in der Scham und Scheide in Folge einer einfachen Contrac­tion ihrer muskulösen Elemente; im Uterus nehmen die Elemente — contractile Fäserzellen — nicht allein an Substanz ab, atrophlren, sondern viele derselben gehen sogar in Folge eines eingeleiteten Verfettungsprocesses ganz zu Grunde. Das ein­fache Cylinderepithel der Uterusschleimhaut wird nach der Geburt ahgestossen und durch ein Flimmer-Cylinderepithel wieder ersetzt. Das abgestossene Epithel wird mit dem während der Geburt in den Uterus ergossenen Blute, dem nach der Geburt noch sercernirten Uterinsafte und Schleime durch leichte Wehen und während des Liegens aus dem Uterus entfernt. Diesen Vorgang bezeichnet man als die Reinigung — Lochia —. Der Ausfluss ist erst röthlich, später weisslich und schliesslich glasig; er hält bei kräftigen Thieren 10 bis 14 Tage, bei schlaffen etwas länger an.
Junges und Mutter nach der Geburt.
Sobald das Junge geboren ist, wird es sofort von der Mutter abgeleckt, sorgfältig gereinigt. Es richtet dann den Kopf hoch, erhebt sich auf die Füsse, und sobald das ge­schehen, sucht 'es sofort die Milchdrüse der Mutter auf, um daraus die erste Milch, Colostrum genannt, als erste Nahrung zu entnehmen. Dieselbe hat eine abführende Wirkung, so dass bald eine Entleerung der im Darmkanale vorhandenen, zähen Kothmassen — Meconium, Darm- oder Füllenpech, — erfolgt. Ebenfalls wird auch bald der Harn und zwar ge­wöhnlich sofort durch die Harnröhre entleert. Ist die Mutter böse, will sie das Junge nicht annehmen, nicht saugen lassen, so muss man nach den Ursachen forschen, dieselben, wo möglich, entfernen, genug, das Junge unterstützen. Wird das Junge gleich nach der Geburt von der Mutter entfernt, was bei dem Rinde üblich ist, muss es die Colostralmilch als erste Nahrung erhalten, trocken gerieben, regelmässig getränkt und warm gehalten werden. Letzteres ist ganz besonders nothwendig, weil es, obgleich mit einem dichten Flaumhaar — Woll- oder
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Milchhjuir, Lanugo — bei der Geburt bedeckt, doeb sehr empfindlicb gegen die Kälte ist. Die Mutter darf in den erstenS—10 Tagen nicht arbeiten; sie muss in einem warmen, gnt ventilirten Stalle gebalten und mit leicht verdaulieben, möglichst naturgemässen Nahrungsmitteln gefüttert werden.
Die mehrfache Schwangerschaft bei dem Pferde und Rinde.
Dabei liegen die Früchte, von denen jede ihre eigenen Hüllen hat, gewöhnlich in beiden Hörnern und dem Körper des Uterus. Es kommt jedoch bei der Zwillings Schwanger­schaft auch vor, dass beide Früchte in dem Körper und dem einen Hörne liegen, wobei dieses so bedeutend ausgedehnt ist, dass bei grossen Thieren das zweite Junge nach der Ge­burt des ersten in einzelnen Fällen kaum mit der Hand zu fassen ist.
Die Diagnose ist während des Verlaufes der Schwan­gerschaft nicht mit Sicherheit zu stellen, wohl aber bei der Geburt durch die gründliche Untersuchung des Uterus.
Der Einfluss der Schwangerschaft auf die Mutter tritt bei dieser deutlicher auf und um so stärker, je mehr Früchte getragen werden.
Die nächste Ursache liegt darin, dass mehr als ein Ei zur Zeit der Brunst reif sind und befruchtet werden; eine entfernte darf man in der Jahresvegetation annehmen, weil die mehrfachen Schwangerschaften in einzelnen Jahren besonders häufig vorkommen*).
Die Häufigkeit der mehrfachen Schwangerschaft nimmt mit der Zahl ab, so dass Zwillinge häufiger, als Drillinge, Drillinge häufiger, als Vierlinge, Fünflinge u. s. w. geboren werden. Vierlinge, Fünfhnge und namentlich Sechslinge sind grosse Seltenheiten.
Die Grosse der einzelnen Jungen nimmt ebenfalls mit der Zald ab, und gleiches gilt auch von deren Lebens­fähigkeit. Von Drillingen bleibt nicht ganz selten eins am Leben; von Vierlingen, Fünflingen u. s. w. aber nur aus-nahmsAveise.
Der Ausgang einer Zwillingsschwangerscbaft ist sehr verschieden. Es können beide Jungen zur Normalzeit, vorher, wie auch nachher, lebend, oder todt, oder eins lebend, eins abgestorben, geboren werden. Es soll auch vorkommen, dass
*) Dem Vatertliiere darf, wie noch einzeln geschieht, ein Einfluss darauf nicht zugeschrieben werden.
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eins abstirbt und sofort, oder nach der Normalzeit ausge-stossen, während das lebende zur rechten Zeit geboren wird.
Die Lage der Jungen bei der Zwillingssclnvungerscbaft habe ich der Art gefunden, dass, wenn das erste sich mit dem Vordertbeile praesentirt, das zweite mit dem llintertbeile voran kömmt. Ob es aber immer so ist, darf ich nicht bestimmen.
Bei der Geburt zeigt sich, dass das erste Junge schwerer geboren wird, als die folgenden.
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DRITTE ABTHEILUNG. Die Pathologie des Mutterthieres.
Abnormitäten der Brnnst. Das Nichteintreten der Brunst.
Di
ese Abnormität, die ja leicht festzustellen ist, kömmt
bei allen Thieren, im Ganzen aber nicht häufig vor. Wenn sie besteht, muss eine gründliche Untersuchung der Geschlechts-werkzeuge vorgenommen, und die bisherige Haltung und Fütterung berücksichtigt werden, um Ainhaltepmücte für eine specielle Diagnose zu gewinnen. Nachfolgende Zustände habe ich in der Praxis als veranlassende Ursachen dieser Abnor­mität kennen gelernt.
Die Fettsucht. Der Mastzustand.
Wenn man die englischen Schweine, namentlich die der kleinen Racen, von frühester Jugend an möglichst stark füttert, bleibt die Brunst ganz aus oder sie ist so schwach, dass sie der Mast gar nicht schadet*).
Die Nichtbefriedigung des Geschlechtstriebes.
Wenn Quäne gut gehalten und nicht zur Zucht benutzt werden, bleibt die Brunst mit dem vierten Jahre einzeln schon aus. Das Leben erlischt in den Ovarien.
Vorgerücktes Alter.
Im höheren Alter treten alle Organe in ihrer Function zurück, folglich auch die Ovarien. Ein bestimmtes Alter, mit welchem die Lieferung reifer Eier bei den verschiedenen
*) Mir ist ein Fall bekannt, wo ein englischer Stier, der im Herbste importirt und den ganzen Winter kräftig gefüttert wurde, im Frühjahre nicht decken wollte. Er wurde um einen geringen Preis verkauft; im folgenden Winter schwach gefüttert, worauf sich die Lust zur Begattung einstellte.
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Thieren aufhört, lässt sich nicht angeben, weil der Organismus sich im Ganzen, wie in seinen einzelnen Theilen verschieden lange hält.
Mangelhafte Entwickelung der Genitalien.
Ich habe bei Kühen mehrfach gefunden, dass die Geni­talien mit Uterus oder Scheide schon abschlössen, Eierstöcke nicht vorhanden waren. Solche Thiere sind in der Sitzbein­höcker-Partie sehr schmal, zeigen hier einen ochsenähn-lichen Bau.
Die Zwitterbildung.
Ich habe bei Ziegen eine Zwitterbildung der Art gefunden, dass statt der Ovarien ordentlich entwickelte Testikel an den breiten Mutterbändern vorhanden waren*),
Krankheiten der Eierstöcke und des Fruchthalters,
Wenn Hydrop's folliculorum, namentlich Hydrop's ovarii besteht, hört die Eeifung der Eier häufig auf; ebenso bei der Hydrometra und der Retension der Eihäute.
B e handlun g. Findet sich bei der Untersuchung, dass die Fütterung und Haltung der Thiere oder Krankheiten irgend welcher Art die Ursachen sind, so ergiebt sich damit zugleich die Richtung für die Behandlung. Lassen die Umstände auf man­gelhafte Thätigkeit in den Ovarien schliessen, so kann ich aus eigener Erfahrung die spanischen Fliegen ganz besonders em-pfelilen. Man giebt von denselben, 4—5 Tage nach der Reihe, täglich eine Dosis, wornach ganz gewöhnlich eine Reizung der Genitalien eintritt, selbstverständlich aber nicht immer Be­gattungslust und Conception. Die Dosis von Canthariden ist für Pferde und Rinder 1—3 Scrupel. Sonst empfiehlt man noch Hirschbrunst — Boletus cervinus —, den Stinkfisch — Scincus marinus —•, den weissen und schwarzen Pfeffer — Piper album et nigrum — und ein Gemisch von Seven-kraut — Herba sabinae —, Feldkümmel — Semen carvi — und Terpenthinöl — Oleum terebenthinae —.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;*
Die Stiersucht des Rindes, Nymphomanie.
Diese Krankheit, die sonst auch noch unter dem Namen Brüller- oder Brummerkrankheit, Geilheit, geht, bietet, nament­lich in aetiologischer Beziehung, manches Dunkle. Sie kann die Perlsucht — Tuberculosis — begleiten; tritt jedoch
j/l£-*t'*~ n-fi/rwfa.
*) Eine mangelhafte Entwickelung der Genitalien undÄwitterbildung /-^ct-*quot; ^/quot;^ hat man stets bei dem weiblichen von doppeltgeschlechtlicEénZwnïïhgs- —7am-lt;: ^C//f kälbern zu befürchten — Neumann, Mai, Spiegelberg, Rueff —.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i '*#9632;
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meistens für sich auf, und ist deshalb auch als selbststiimlige Krankheit aufgestellt worden. Ich unterscheide die andauernde und die vorübergehende Stiersucht.
Die andauernde Stiersucht.
Wenn ron Stiersucht die Rede ist, meint man ganz ge­wöhnlich diese, obgleich die andere in viel grösserer Ver­breitung vorkommt, und deshalb auch mehr Bedeutung bat.
Symptome. Die Brunst tritt sehr heftig und in immer kürzeren Zwischenzeiten ein, so class die Thiere in der letzten Zeit ihres Lebens eigentlich fortwährend rindern. Eine Conception erfolgt nur einzeln in den ersten Perioden; die Frucht wird aber niemals ausge­tragen, sondern abortirt. Das Kreuzsitzbeinligament ist erschlafft, die Seitenfläche des Kreuzes zu bei­den Seiten eingefallen, und daher erscheint die Schwanzwurzel zu hoch.
Ausgang. Der Verlauf ist ein sehr lang­samer; die Krankheit dauert Jahr und Tag und führt schliesslich zur Cachexie und zum Tode.
Ursachen. Alle andauernden Krankheiten des Ovariums, die mit fortbestehender Eeizong ver­bunden sind, müssen als Ursache angesehen werden. Behandlung. Eine sofortige Verwerthung ist für den Besitzer in vielen Fällen vortheilhafter, als eine Behandlung; indessen kann die Genehmi­gimg eines Heilversuches uns immer nur erwünscht sein. Soll der Versuch gemacht werden, so können zwei Wege zum Ziele führen.
1)nbsp; nbsp;Die Zertrümmerung der Ovarien nach Zang er (Schweizer Archiv. Neue Folge, Bd. XV. Heft 3). Man soll vom Mastdarm aus den Eierstock fassen und durch Druck zertrümmern.
2)nbsp; nbsp;Die Castration. Dieselbe wird jetzt nach Charlier von der Scheide aus vorgenommen. Es sind seit der Einführung dieser Operations-metliode sehr verschiedene Instrumente dafür an­gefertigt worden, die wohl meistens (die von Charlier z. B. nicht immer) den Zweck erfüllen, aber vielfach zu complicirt sind. Ich mache die Operation in folgender Weise: Nachdem der
Mastdarm des betreffenden Thieres ausgeräumt worden ist, setze ich den Spanner (Fig. 1) so in den Muttermund, dass der Bogen des Instrumentes gegen die obere Scheidenwand zu liegen kommt; mache alsdann, während der Spanner vor-
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und mit seinem vorderen Ende abwärts gedrückt wird, um die Scheide zu spannen und vom Mastdarm zu entfernen, mit einem kurzen, spitzen Messer (einer kurzen Lanzette) in­nerhalb der Spalte dos Spanners einen ca. l1^ Zoll Fi9- 2-langen Schnitt dicht hinter dem Muttermunde in der oberen Scheidemvaud; entferne darauf Messer und Spanner; hole mittelst Daumen und Zeige­finger einen Eierstock zur Zeit nach der Scheide, tuhre mit der anderen Hand die Zange (Fig. 2) ein, setze sie auf das Bändchen des Eierstockes und drehe diesen ab. Die ganze Operation kann man in ca. 5—10 Minuten ausführen. Da diese Operation eine so tief eingreifende ist, muss das Thier, wenn es kräftig ist, in der letzten Zeit vor der Operation, wie in der ersten nach derselben massig gefüttert werden.
Die vorübergehende Stiersucht.
Dieselbe kommt alle Jahre sporadisch, zuweilen aber auch seuchenartig vor. Nur um die Stier­sucht in seuchenartiger Verbreitung handelt es sich hier.
Symptome. Alle 2, 3, 4—6 Wochen stellt sich trotz wiederholter Begattung die Brunst ein; eine Conception ist nicht zu erzielen.
Dauer und Ausgang. Das Umrindern dauert gewöhn­lich bis zum Herbste, wo, wenn man die Thiere nur zum Stier bringt, in der Regel eine Conception erfolgt.
Ursachen. Die nächste Ursache liegt auch in einer Reizung der Ovarien; die entferntere in einer Eigenthüm-lichkeit des Jahrganges, wahrscheinlich der Vegetation.
Behandlung. Auf mein Anrathen ist solchen Thieren Camphor, täglich eine kleine Dosis, mit ausgezeichnetem Er­folge gegeben worden*).
Die Afterhrunst.
Darunter versteht man die zur Zeit einer bestehenden Trächtigkeit aiiftretende Brunst. Für gewöhnlich cessirt das Leben in den Ovarien zur Zeit der Trächtigkeit so ziemlich, tritt nahe vor der Geburt mehr hervor und giebt die An­regung zu derselben. Es kömmt aber auch vor, dass während der Trächtigkeit die Reifung eines Eies erfolgt, und folglich
*) Bei einer Hündin habe ich die andauernde Nymphomanie auch beobachtet. Sie verlief ähnlich, wie bei der des Rindes angegeben.
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die Brunst auftritt. Es kommt dies bei allen Thieren und, wie es scheint, in allen Träclitigkeits-Perioden vor. Das männliche Thier wird angenommen, und es erfolgt eine aber­malige Conception — s. Superfoecundatio — oder nicht. Dass jemals Abortus darnach beobachtet worden, ist mir nicht bekannt.
Abnormitäten, die eine regelmassige Begattung verhindern.
Darüber ist mir aus der Praxis nichts bekannt, und auch die Literatur ist in dieser Beziehung sein- arm.
Der Verschluss des Ausführungsganges der Scheidendrtise.
Der Verschluss dieser Drüse, und die Umwandlung der­selben zu einer bedeutenden Retensionsgeschwulst ist (Dres­dener Jahresbericht, 64) bei einer Kuh gesehen und dabei beobachtet worden, dass das Thier bei der Begattung sehr unruhig war und nicht aufnahm. Es muss also wohl der Begattungsact unvollständig ausgeführt worden sein.
Behandlung. Einfaches Aufspalten wird genügend sein.
Die zu stark entwickelte Clitoris.
Bei einer Stute mit sonst normal gebildeten Ge-schlechtstheilen ist eine Clitoris gesehen worden, die bei der Erection 4—5 Zoll aus dem Wurfe hervorragte. Ob aber bei derselben eine Begattung fruchtlos versucht worden, ist nicht angegeben. Sollte eine solche Missbildung die Begattung verhindern, so muss die Exstirpation vorgenommen werden.
Das zu stark entwickelte Hymen.
Die Scheidenklappe ist bei unseren Thieren selten so gross, dass wir sie als Hymen bezeichnen, wenn es aber der Fall, so wird sie bei der ersten Begattung gewöhnlich gesprengt und bietet dem vordringenden Penis kein unüberwindliches Hinder-niss dar. Es kommen in dieser Beziehung aber Ausnahmen vor; es hat sich gezeigt (Dresdener Jahresbericht 61/62 und Baumeister's Geburtshülfe S. 155), dass die Scheidenklappe — Hymen — so stark und ausgedehnt sein kann, dass die Begattung dadurch verhindert wird.
Behandlung. Sie besteht in der Durchbohrung oder Durchschneidung.
Geschwülste in der Scheide.
Auch solche können, wenn sie gross sind, die normale Begattung verhindern. Die Entfernung derselben ist leicht; die Chirurgie giebt darüber die Anhaltepunkte an die Hand.
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Krankheiten, die durch die Begattung herbeigeführt
werden.
Die Beckenbrüche.
Dieselben entstehen nicht häufig bei der Begattung und sind bis jetzt nur bei Pferden und Kindern von mir beobachtet worden. Sie können an verschiedenen Stellen und in ver­schiedenem Umfange vorkommen; sie sind mitunter von sehr geringer, mitunter von sehr hoher Bedeutung, worüber die Chirurgie die Anhaltepunkte an die Hand giebt.
Die Zerreissung des Mastdarmes.
Dieselbe ist, so viel mir bekannt, bis jetzt nur bei der Stute beobachtet worden. Sie kann nach Tannenhauer's Beobachtung (Magaz. v. G. u. H. Band 28) bei richtiger Einführung des Penis entstehen; leichter unbedingt aber, wenn, was auch beobachtet worden, der Penis in den Mastdarm ein­dringt. Letzterer zerreisst in diesem Falle durch die Schwel­lung der Eichel oder durch die gegen seinen engeren Theil geführten Stösse.
Ausgang. Der ist bis jetzt immer ein tödtlicher ge­wesen, wenn der Zustand durch die Begattung herbeigeführt wurde.
Die Zerreissung der Scheide.
Die Erkennung dieses selten vorkommenden Leidens ist leicht; die Beurtheilung und Behandlung nach der Grosse und namentlich nach dem Orte verschieden. (Cf. Die Krank­heiten, die bei der Geburt entstehen.)
Die Entzündung der Scheide.
Diese Krankheit habe ich bei Rindern und Hunden nach der Begattung eintreten sehen; aber immer nur in einem ge­linden Grade. (Cf. Die Krankheiten, die bei der Geburt ent­stehen.)
Der Bläschenansschlag an den Genitalien.
Derselbe ist ein bläschenartiger Ausschlag an den Geni­talien, welcher von selbst entsteht, sich durch die Begattung fortpflanzt und gutartiger Natur ist. Er ist zur Zeit nur bei Pferden und Rindern, weiblichen wie männlichen, beobachtet worden.
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Symptome. Die Scheide und Scliam zeigen die Ent-zündungs-Erscheiuungen nebst Bläschen, die nach dem Platzen kleine Geschwüre darstellen.
Ausgang. Die Krank!icit verlauft in einer Zeit von 2—4 Wochen und geht regelnlässig in Genesung aus.
Ursachen. Darüber weiss man nur, dass das Leiden sich durch die Begattung fortpflanzt.
Behandlung. Das Leiden gleicht sich von selbst aus; soll etwas geschehen, sind schmerzstillende, deckende Mittel angezeigt. (Bilsenkraut-Extra et oder Bleiessig mit Schweine­schmalz, Einspritzungen einer schwachen Kupfervitriol-Lösung u. s. w.)
Die LähmungskrauMieit der Pferde.
Dieselbe wird sonst auch als bösartige Beschälkrankheit, Venerie etc. bezeichnet. Sie ist in ihrem Wesen, ihrer Ursache, ja, selbst in ihren Symptomen noch nicht genügend bekannt.
Symptome. Allmälige Abmagerung, Schwanken des Hintertheiles, Lähmung der Lippen, Ohren etc., und schliesslich regelmässig des Hintertheiles, zeitweises Zusammenknicken in den Gelenken, namentlich in denen des Hinterschenkels, sehr starker Juckreiz, auch wiederum besonders am Hinteitheile, Oedeme an den abhängigen Korperstellen, das sind die Er­scheinungen, die ich regelmässig bei angenommener Selbst-entwickluug, wie auch wahrscheinlicher Ansteckung gesehen habe. Zu diesen Erscheinungen müssen aber noch einzeln Quaddeln in der Haut und Geschwüre an den Geschlechts-theilen hinzutreten; dieselben sind aber durchaus nicht, wie man vielfach zu glauben scheint, pathognomonische Zeichen.
Ausgang. Die Krankheit verläuft langsam; sie kann 15 bis 18 Monate dauern, wenn der Ausgang ein ungünstiger ist. In den von mir beobachteten Fällen ist regelmässig der Tod eingetreten; doch giebt man an, dass auch Heilung eintreten kann.
Ursachen. Darüber weiss man zur Zeit eigentlich Nichts. Das eine Uebertragung bei der Begattung stattfindet, steht nach meiner Meinung fest.
Behandlung. In der Therapie dieses Leidens sind wir noch so weit zurück, dass nur Versuche gemacht werden können. Besonders empfohlen werden die Jod- und Queck-silber-Praeparate.
Die Lähmung des Blasenhalses.
So viel mir bekannt ist, liegt nur ein Fall (Repertorium, Band 7) von einer Stute vor, wo nach der Begattung, die in kurzer Zeit 4 Mal wiederholt wurde, dieser Zustand auftrat.
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Erkennung. Der Harn fliesst unwillkürlich, bei der Bewegung schussweise ab; eine Verletzxuig des Blasenhalses ist nicht vorhanden.
Ausgang. Derselbe war in diesem Falle günstig; in vier Wochen erfolgte volle Ausgleichung.
Behandlung. Es wurden fortwährend Krähenaugen — Nuces vomicae — gegeben.
Abnormitäten und Krankheiten, welche die Conception verhindern.
Wenn nach der Begattung die Conception ausbleibt, muss eine sorgfältige Untersuchung der Genitalien vorgenommen werden.
Mangelhafte Entwickelung der Tulraquo;en.
Ich habe am Cadaver die Tuben in der Art abnorm ge­funden, dass sie nach den Ovarien hin blind endeten. Eine Erkennung dieser Abnormität während des Lebens ist nicht möglich.
Die Terwachsungr der sonst normal gebildeten Tuben.
Dieselbe ist vori Rueff gefunden worden. Auch dieser Zustand ist während des Lebens nicht zu erkennen; wenn aber auch, würde das Eröffnen derselben mittelst einer Sonde — wie Rueff als Versuch vorschlägt — wohl etwas schwer aus­zuführen sein!
Das Fehlen des Muttermundes.
Diese Abnormität ist von Hekmeyer bei einem Rinde gefunden worden. Die Erkennung ist, wenn eine gründliche Untersuchung vorgenommen wird, leicht; eine Behandlung aber nicht einzuleiten.
Die Verwachsung der Scheide.
Im Dresdener Jahresberichte von 1859, Seite 94, wird ein Fall mitgetheilt, wo bei einer Kuh in Folge einer schweren Geburt eine Verwachsung der Scheide eingetreten war. Die nähere Untersuchung muss in selchen Fällen feststellen, ob eine Beseitigung möglich ist, oder nicht.
Zu starkes Hymen.
Das Hymen kann so stark und der Art gebaut sein, dass es nicht die Begattung, wohl aber die Conception verhindert. — Dresdener Jahresbericht 1861—62. Seite 125. —
Die Behandlung besteht in der Durchbohrung etc.
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Abnorme Reaction des Scheiden-Schleimes.
und Fruchthalter-
Dass dadurch jemals eine Conception verhindert worden, ist mir nicht bekannt, ich kann aber nicht unterlassen auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen, weil ich in der Lite­ratur gefunden habe, dass man gegen das Umrindern der Kühe Einspritzungen von Seifenwasser in die Scheide empfiehlt. Die Reaction des Scheiden- und Fruchthälter-Schleimes habe ich neutral gefunden; sie ist aber bei reichlicher Secretion, wie bei der Brunst Statt findet, leicht alkalisch, namentlich im Uterus. In leicht alkalischen Flüssigkeiten halten sich die Samenfäden länger, als in neutralen; in sauren gehen sie sofort zu Grunde.
Die rruchthältenvassersucht, Hydrometra ascitica.
Dieselbe kömmt sowohl bei trächtigen, als auch nicht­trächtigen Thieien selten vor. Bei nichtträchtigen Thieren ist der Muttermund gewöhnlich — nicht immer — in Folge eines chronischen Catarrhs verklebt, und in der Höhle des Frucht-hälters ist eine Flüssigkeit, die hell und dünn oder mehr schleimig ist, und keine Aehnlichkeit mit dem gewöhnlichen Fruchthältersecrete hat, vorhanden.
Behandlung. Hat man sich durch die Untersuchung per rectum et vaginam von dem Zustande überzeugt, so muss man die Eröffnung des Muttermundes vornehmen, die Flüssig­keit entfernen, iimstimmend auf die Fruchthälter-Schleimhaut wirken und eine neue Verwachsung des Muttermundes ver­hüten.
Die Nymphomanie.
Cf. Die Abnormitäten der Brunst. Die einfache Terklebnng des Muttermundes.
Dieselbe mag bei allen Thieren vorkommen, ist bis jetzt aber nur bei dem Rinde gefunden worden. Mai fand den Muttermund und den vordersten Theil der Scheide durch eine zähe, baumwachsartige Masse verschlossen.
Die Wegschaffung wird wohl nicht schwierig gewesen sein und das Uebel auch beseitigt haben.
Die Terwachsung des Muttermundes.
Dieselbe will man in neuerer Zeit häufig bei solchen Thieren, die fortwährend umrindern, gefunden haben. Ich habe dieselbe als Ursache des Umrinderns bis jetzt noch nicht gefunden, bezweifle dessenungeachtet das Vorkommen durchaus nicht. Man muss jedoch mit dieser Diagnose etwas
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vorsichtig sein, da bei der Kuh-der Muttermund sich, selbst zur Zeit der Brunst, nur wenig öffnet.
Behandlung. Wenn man zur Zeit der Brunst den Muttermund verschlossen, verwachsen findet, soll man den­selben mittelst der Hand öffnen — jedenfalls ein schweres Stück Arbeit —, den Coitus gleich vollziehen lassen und das Wiedereintreten einer Verwachsung — durch Einstreichen von Schmalz, Boe hm. Rep. V.— verhüten.
Die abnormen Schwangerschaften.
Die Schwangerschaften ausserhalb des Fruchälters. Graviditas extrauterina.
Darunter versteht man denjenigen Zustand des Mutter-thieres, bei welchem die Entwicklung eines Eies ausserhalb des Fruchthälters Statt findet.
Die Eierstocks-Schwangerschaft, G-raviditas ovaria.
Das Vorkommen derselben, was noch von vielen tüchtigen Männern bezweifelt wird, ist meiner Meinung nach durch Thatsachen aus der Menschenheilkunde — Home, Varocquier, Granville— und Thierheilkunde (Grurlt's pathologische Ana­tomie etc.) bewiesen. Bei derselben soll der Eierstock volu­minöser, die Häute dicker, das Stroma gefässreicher und die innere Fläche der Entwicklungshöhle, des Graff'schen Bläschens, zottig werden.
Ausgang. Bei dem Menschen soll im zweiten, dritten Monate eine Zerreissung der Hüllen eintreten, und darauf gewöhnlich Verblutung folgen. Es kann aber nach dem Durchbruch der Frucht auch eine Vernarbung des Eierstockes eintreten, und dann ist der fernere Verlauf, wie bei der Ab­dominalschwangerschaft angegeben ist.
Ursachen. Sie entsteht in Folge einer zu innigen Ver­bindung des Eies mit seinem Mutterboden oder in einer zu geringen Eröffnung des Graff'schen Bläschens.
Die Tubenschwangerschaft, Graviditas tubaria.
Diese extrauterine Schwangerschaft ist bei den Thieren noch weniger beobachtet worden, als die vorige. Nur zwei Fälle, von Rohlwes und Carus, sind mir aus der Literatur bekannt, von welchen der erstere eigentlich auch noch ohne Werth ist. Geschieht die Entwicklung des Eies in dem Theile der Tube, der in der Wandung des Uterus liegt, so nennt man sie auch Graviditas interstitialis sen tubo-uterina; hat sie an dem anderen Ende Statt, so nennt mau sie Graviditas tubo-ovaria.
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Bei dieser extrautermen Schwangerschaft verändern sich die Tuben, wie die Ovarien bei der vorigen.
Ausgang. Im Allgemeinen verläuft diese Schwanger­schaft, wie die des Ovarium. Es muss der Foetus aber auch zuweilen sehr lange in der Tube liegen bleiben können, denn Car us fand bei der Tubenschwangerschaft eines Hasen, dass der Foetus stärker behaart war, als gewohnlich am Ende der Tragezeit.
Ursachen. Sie entsteht in Folge einer Rückwärts-bewegung des befruchteten Eies aus dem Uterus nach der Tube oder dadurch, dass, nachdem das Sperma durch die Tube hindurch gegangen ist, eine Schwellung und Verengerung oder Verwachsung derselben eintritt.
Die Bauchschwangerschaft, Graviditas abdominalis.
Man unterscheidet eine primäre und seeundäre Bauch­schwan gerschaft. Fällt das befruchtete Ei sofort in die Bauchhöhle und kommt zur Entwicklung, so nennt man die Bauchschwangerschaft primär; tritt dasselbe aber erst später, in Folge einer Zerreissung des Uterus etc., in die Bauchhöhle ein, seenndär. Diejenigen Tlieile, mit welchen das Ei bei der primären Bauchschwangerschaft in Berührung tritt, sollen sich verdicken, gefässreicher werden — Courtial —. Es soll sich ein Sack um das Junge bilden — dies ist auch bei den beiden vorigen der Fall — und dadurch der Uterus zum Theil ersetzt werden. Dieser Sack soll aus Bindegewebe und contractilen Faserzellen bestehen, eine Andeutung von Placenta zeigen und mitunter im Verlaufe in Verfettung übergehen.
Ausgang. 1) Die Frucht trocknet auf zu einer Stein­frucht — Litho- seu Osteopaedion —, bleibt liegen und macht der Mutter keine erheblichen Schmerzen; es kann sogar eine intrauterine Schwangerschaft dabei auftreten.
2)nbsp; Die Weichtheile werden aufgelöst und resorbirt, die Knochen, eingeschlossen in den eben erwähnten Sack, bleiben liegen, ohne die Gesundheit der Mutter zu trüben.
3)nbsp; Die Weichtheile gehen in Fäulniss über; die angren­zenden Theile entzünden sich, und die Mutter geht zu Grunde, oder die Frucht wird in Folge einer Abscessbildung durch den Mastdarm oder die Bauchdecken entleert.
Ursachen. Die primäre Bauchschwangerschaft entsteht durch Nichtaufnahme des befruchteten Eies; die Fimbrien haben sich nicht angelegt, sind zu früh zurückgegangen oder es ist vielleicht die Abdominalöffnung der Tube zu klein ge­wesen. Die seeundäre entsteht in Folge einer Zerreissung des Uterus, der Tube etc. Auch kann das Ei zurück aus
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dem Uterus durch die Tube nach der Bauchhöhle gehen. P a-tuna, Hay, Hoff meister fanden, dass die Placenta im Uterus lag, der Foetus in der Bauchhöhle, uud die Nahel­schnur aus dem Uterus durch die Tube nach dem Jungen ging — Graviditas utero-tubo-abdominalis —.
Die Veränderung des Uterus bei der extrau-teiinen Schwangerschaft. Dieselben Veränderungen, die bei der intrauterinen Schwangerschaft im Uterus auftre­ten, zeigen sich auch bei dieser, nur schreitet der Process nicht so weit fort.
Die Erkennung und Behandlung der extrau-terinen Schwangerschaft. Die Eierstocks- und Tuben-sehwangerschaft sind nicht zu erkennen, die abdominale nur ausnahmsweise. Ist letztere durch die genaue Untersuchung des Bauches festgestellt, und muss etwas geschehen, so ist bei Wiederkäuern uud Schweinen der Bauchschnitt zu ver­suchen. Man muss aber bedenken, dass schon bedeutende Veränderungen in der Bauchhöhle vorhanden sein können, wodurch die an und für sich gefährliche Operation noch um so leichter einen üblen Ausaans' nimmt.
Die zu lauge Dauer der Sclnvjingerschalt, Graviditas prolongata. Spätgeburt, Partus serotinus.
Die tägliche Erfahrung lehrt, dass das Ende der Schwan­gerschaft und der Eintritt der Geburt nicht immer auf Tag und Stunde erfolgt. Wenn die Thiere bedeutend über die Zeit gehen, die grosseren einige Wochen, so bezeichnet man den Zustand als verlängerte Schwangerschaft, die Geburt als Spät­geburt. Man darf aber den Zustand, wo ein Junges im Uterus abstirbt und liegen bleibt, nicht hierher rechnen.
Erkennung. Dieselbe ist durch die Untersuchung der Mutter nicht möglich, sondern nur durch eine genaue Zeit-berechnung.
Behandlung. Stellen sich endlich Wehen ein, so ist eine Hauptaufgabe des Geburtshelfers die, die Grössenauf-nahme des Geburtsweges und des Jungen möglichst genau auszuführen, weil das Junge in vielen Fällen — nicht immer — sehr gross ist. Treten keine Wehen ein, so muss der künstliche Abortus eingeleitet werden.
Die Ueberschwängening, Superfoecundatio.
Darunter versteht man die Entwicklung von Eiern ver­schiedener Brunstperioden. Das Vorkommen derselben wird
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noch vielfach bezweifelt, obgleich viele derartige Fälle in der Literatur verzeichnet sind. Dass mitunter eine Reifung von Eiern während der Trächtigkeit eintritt, und das männliche Thier angenommen wird, steht fest. Soll aber eine Ueber-schwängerung eintreten, so dürfen meiner Meinung nach die Brunstperioden nicht weit auseinander liegen, weil die Verkit-tuug des Muttermundes mit der Zeit immer inniger, und folglich die Eröffnung desselben schwerer wird.
Krankheiten, die während der Schwangerschaft anftreten nnd durch dieselbe bedingt sind.
Die Blutung aus dem FmchtMlter.
Dieselbe habe ich einzeln bei ßindem gesehen.
Symptome. Nach der jedesmaligen Entleerung des Harnes, der normal ist, wird durch starkes Fressen eine kleine Quantität Blut entleert.
-Ausgang. Das Auspressen von Blut nach der Entleerung des Harnes hält mitunter einige Wochen an. Das Junge stirbt im Verlaufe ab und wird ausgeworfen oder geht in Fäulniss über. In dem letzten Falle stellt sich bei dem Mutterthiere ein stinkender Ausfluss aus den Genitalien und eine bedeutende Abmagerung ein.
Ursachen. Die Blutung ist durch eine Trennung der Placenten bedingt.
Behandlung. Die Entfernung des Jungen führte bis jetzt stets zur vollen Genesung des Mutterthieres.
Der Abortus.
Darunter versteht man die vor der Normalzeit erfolgende Ausstossung des Jungen. Dieselbe kommt bei allen Thieren vor und ist mit einem verschieden grossen Nachtheile für die Mutter verbunden. Dieser Nachtheil liegt aber nicht in der Ausstossung, sondern in veranlassenden Ursachen. Der Abor­tus besteht aus zwei Acten, der Lösung zwischen der Foetal-und Uterin-Placenta und der Ausstossung. Die Lösung er­folgt am leichtesten in der ersten Zeit der Trächtigkeit; dagegen sind die Wehen je näher der Geburt, um so kräftiger, weil die Uteruswand immer kräftiger wird. Man theilt den Abortus gewöhnlich ein in den Abortus im engeren Sinne, den partus immaturus und partus praematurus.
Als Abortus im engeren Sinne bezeichnet man die vorzeitige Geburt, wenn sie im ersten Dritttheile der Trächtig­keit erfolgt. Die Lösung geschieht in dieser Zeit sehr leicht, und die Ausstossung, obgleich der Uterus noch wenig entwickelt
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ist, die Wehen deshalb nur schwach sind, ebenfalls nicht schwer, weil die Frucht noch sehr klein ist. Es kommt aber vor, wie ich selbst bei Rindern gesehen und wie auch im Repert., Ed. 13 angegeben ist, dass die Frucht längere Zeit im Geburtswege liegen bleibt.
Partus immaturus nennt man die vorzeitige Geburt, wenn sie nach dem ersten Drittheil bis dahin erfolgt, wo die Frucht ihre Lebensfähigkeit erreicht. Beide Acte verlaufen, nach dem Grade der Entwicklung der Frucht und der Prä­paration des Mutterthieres, Arerschieden leicht.
Partus praematurus nennt man den Vorgang, wenn das Junge lebensfähig, aber vor der Normalzeit geboren wird. Die Lösung geschieht in dieser Zeit langsam, und die Aus-stossung ist bei nicht gehöriger Präparation des Mutterthieres schwierig.
Ich unterscheide den acut und den chronisch verlaufen­den Abortus.
Der acut verlaufende Abortus.
Derselbe tritt im Allgemeinen mehr in der ersten Träch-tigkeitszeit ein, weil in derselben die Lösung leichter erfolgt. Ebenfalls gewöhnlich nur sporadisch.
Symptome. Leichte Geburtswehen treten bald nach der Einwirkung der Ursachen ein. Eine Verwechslung mit Kolik wird wohl nicht von dem umsichtigen Praktiker begangen werden.
Ursachen. 1) Plötzliche Lösung der Verbindung zwischen Uterin- und Fötalplacenta. Dieselbe wird durch mechanische Beleidigungen des Bauches des Mutterthieres, als Schläge, Stösse gegen den Bauch, Fallen in tiefe Gruben, starkes Lau­fen etc. herbeigeführt.
2) Plötzliches Absterben der Frucht; dasselbe ist bedingt durch Erkrankung des Mutterthieres.
Behandlung. Hochlegen des Hintertheiles und Verhin­derung der Benutzung der Bauchpresse sind die ersten Bedingungen.
An Arzneien empfehle ich Camphor mit Opium. Bei dem Rinde habe ich durch diese Behandlung den schon ein­geleiteten acut verlaufenden Abortus verhindern können, bei dem Pferde nicht. Ob in solchem Falle bei dem Schafe und Schweine etwas zu erreichen ist, ist mir weder aus der Lite-ratur, noch aus der Praxis bekannt. Wenn ich jedoch die anatomischen Verhältnisse des Muttermundes dieser Thiere berücksichtige, scheint es mir möglich zu sein.
Der chronisch verlaufende Abortus. Derselbe verläuft langsam, in Wochen, und deshalb habe
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ich die ucljectivische Bezeichnung chronisch gewählt. Es tritt derselbe gewöhnlich nur in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit ein, weil bei diesem die Lösung durch die Contraction des Uterus beschafft wird — ähnlich wie bei der zur Normalzeit erfolgenden Ausstossung — und dieselben in dieser Zeit kräf­tiger sind, als früher. Er kommt meistens in grosser Ver­breitung, als Seuche, vor. In solcher ist er von mir nur bei Rindern, von Anderen — Fischer — auch bei Pferden gesehen worden. lt;
Symptome. Schon lange, 4—6 Wochen, vor der Geburt erfolgt eine Präparation des Mutterthieres. Auf diese muss man in Stallungen, in welchen der Abortus herrscht, streng achten, damit die Thiere, die eine solche zeigen, gleich in Behandlung genommen werden können. Der Act selbst zeigt nichts Besonderes.
Ursachen. 1) Ein erhöhtes Leben, eine Reizung, in den Ovarien. Diese Ursache liegt bei dem seuchenartigen Herr­schen des Abortus immer vor und Avird durch selbsterhitztes, gefrorenes, saures, mulstriges, mit Pilzen besetztes Futter, schlechtes Wasser und abnorme Mischungsverhältnisse der Pflanzen herbeigeführt. Letzteres nehme ich deshalb an, weil bei einer grossartigen quot;Verbreitung des Abortus weder bei der makroskopischen, noch mikroskopischen Untersuchung der Pflanzen etwas gefunden wurde.
2)nbsp; Krankheiten der Frucht und ihrer Hüllen.
3)nbsp; Eine Prädisposition des Mutterthieres. Thiere, die verworfen haben, thun es im nächsten Jahre gewöhnlich nicht wieder. Ich habe aber auch gesehen, dass Stuten 2, 3 Jahre nach der Reihe immer um ein und dieselbe Zeit verwarfen, und in solchen Fällen nehme ich eine Prädisposition an. Ich glaiibe, dass in solchen Fällen der Uterus sich nur bis zu einem bestimmten Punkte fortentwickeln kann, und dass, wenn dieser Punkt erreicht ist, die Contractionen beginnen.
Behandlung. Ist der eigentliche Geburtsact schon ein­geleitet, so lässt sich nichts mehr ausrichten, man muss deshalb demselben vorbeugen. Ich habe mir bei der Vorbeugung die Indication gestellt, beruhigend auf die Ovarien, von welchen bei dem seuchenartigen Herrschen des Abortus die Anregung zur Geburt gegeben wird, zu wirken. Ich habe täglich kleine Dosen Campher oder Campher mit Opium gegeben, und das mit ausgezeichnetem Erfolge. Sonst wird noch Ferrum sul-phuricum — Haubner —, wie auch Natrum muriaticum — Fischer — als Vorbeugungsmittel empfohlen.
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Die Umstülpung der Scheide — Inversio vaginae — oder Scheidenvorfall — Prolapsus vaginae — bei der Kuh.
So bezeichnet man den Zustand, bei welchem die Scheide mit ihrer inneren Fläche, Schleimhant, frei vorliegt. Sie kommt in verschiedener Ausdehnung vor, wonach der Ausgang verschieden, und auch die Eintheilung von mir getroffen ist.
Die unvollständige Umstülpung der Scheide, Inversio vaginae incompleta.
Dieselbe tritt namentlich gegen das Ende der Schwanger­schaft ein.
Erkennung. Man sieht bei dem liegenden Thiere eine faust- bis kopfgrosse, rothe Geschwulst in der Scham, die, sobald das Thier aufstellt, zurücktritt, verschwindet.
Ausgang. Sich selbst überlassen, bleibt das Uebel bis zur Geburt bestehen, tritt nach derselben gewöhnlich zurück, um gegen das Ende der nächsten Trächtigkeit wieder vorzu­treten ; in einzelnen Fällen bleibt es aber auch nach der Geburt bestehen.
Ursachen. Sie entsteht durch zu lockere Verbindun
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der Scheide mit den angrenzenden Theilen und schüssige Stallung.
Behandlung. Vor der Geburt sorgt man nur dafür, dass das Thier mit dem Hintertheile höher steht, als mit dem Vordertheile. Besteht das Uebel nach der Geburt noch fort, so soll man (Gerlach, allgem. Therapie) an beiden Seiten und oben Einschnitte in die Scheidenschleimhaut machen, um so durch die Narbenbildung das Uebel auszugleichen. Damit aber die Narbeubildung nicht gestört werde, soll man das Thier ringeln und in den ersten 24 Stunden am Niederlegen ver­hindern. Sonst kann man eine Bandage vorlegen und Ein­spritzungen von adstringireuden Stoffen machen.
Die vollständige Umstülpung der Scheide, Inversio .vaginae completa.
Erkennung. Unter dem Schwänze sieht man ein ca. 1 Fuss langes, 1J2 Fuss dickes, rothes, mirstähnliches Gebilde, an dessen hinterem Ende der Muttermund deutlich erkennbar ist.
Ausgang. Der ist nach dem Kraftzustande des Thieres und der Behandlung verschieden.
1)nbsp; nbsp;Vollständige Ausgleichung. Dieselbe tritt meistens dann ein, wenn das Thier kräftig ist, und die später ange­gebene Behandlung exact durchgeführt wird.
2)nbsp; Absterben des Mutterthieres. Dieser Ausgang steht
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zu befürchten, wenn das Thier schon 4—5 Wochen vor der Geburt wegen Schwäche festliegt.
3) Habituellwerden des Uebels. Das hat man zu be­fürchten, wenn der Besitzer lässig, die Behandlung nicht exact durchzuführen ist*).
Ursachen. Dieselben, welche bei der unvollständigen Umstülpung angegeben sind.
Behandlung. Reinigung und Reposition der Scheide, Hochstellen des Hintertheiles und Vorlegen einer Bandage, die 3—4 Monate liegen bleiben muss, das ist Alles, was man thun kann. Ist das Uebel habituell geworden, so kann nur noch Amputation der Seheide versucht werden. — Bei dem Hunde habe ich dieselbe mit Glück ausgeführt.
Die chronische Euterentzimdung.
Diese Krankheit habe ich während der Trächtigkeit nicht häufig und bis jetzt blos bei dem Rinde gesehen.
Symptome. Schon lange, 4—6 Wochen vor der Ge­burt tritt eine Entzündung des Euters ein, bei welcher der Schmerz gering ist, die Schwellung aber so bedeutend werden kann, dass das Euter bis unter das Sprunggelenk hinabreicht, fast den Erdboden berührt.
Ausgang. Dieser ist nach der Grosse und dem Bestehen des Uebels, so wie nach der Aufmerksamkeit des Besitzers ver­schieden. Ist das Uebel nicht bedeutend und frisch, der Be­sitzer aufmerksam, so ist volle Ausgleichung zu erzielen; wenn aber das Entgegengesetzte der Fall ist, bleibt das Uebel als sogenanntes Fleischeuter bestehen.
Ursachen. Wahrscheinlich Erkältung.
Behandlung. Weiche Streu, häufiges Melken, Be­schränkung der Entzündung und Förderung der Resorption, das ist, was unter allen Umständen vorgenommen werden muss. Ist die Schwellung sehr beträchtlich, so muss noch ausserdem ein Suspensorium angelegt werden. — Cf. Die Euterentzün­dung nach der Geburt.
Das Festliegen vor der Geburt.
Dasselbe kommt bei Rindern gar nicht ganz selten vor; dessen ungeachtet ist mir darüber aus der Literatur nichts bekannt geworden.
Erkennung. Dieselbe ist leicht. Ohne vorher irgend
*) Ich muss noch besonders hervorheben, dass ich einen Abortus nie eintraten sah, selbst dann nicht, wenn die Scheide 3—4 Wochen um­gestülpt blieb, der Muttermund fortwährend im Miste lag.
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wie eine Schwäche im Kreuze gezeigt zu haben, sind die Rinder mit einem Male unvermögend sich aufzurichten. Dabei ist die Fresslust etwas geringer — wie das stets der Fall ist bei liegenden Thieren — ; sonst gehen alle anderen Functionen normal von Statten.
Ausgang. 1) Die Thiere bleiben einen oder zwei Tage liegen und stehen dann wieder auf.
2)nbsp; Das Unvermögen, sich aufrichten zu können, tritt mehr­fach auf einige Tage bis zur Geburt hin ein. Dieser wie jener Ausgang sind selten.
3)nbsp; Die Thiere bleiben bis nach der Geburt liegen und stehen dann auf. Das ist der gewöhnliche Ausgang.
4)nbsp; Die Thiere sterben vor der Geburt. Dieser Ausgang ist auch selten und nur dann zu befürchten, wenn sie schon 5—6 Wochen vor der Geburt liegen. Ob der eine, oder andere Ausgang eintreten wird, lässt sich niemals mit Be­stimmtheit vorher sagen.
Behandlung. Es muss für ein bequemes Lager und tägliches Umlegen des Thieres gesorgt werden. Mit Arzneien ist nichts zu machen. Sobald das Allgemeinbefinden einen schlechten Ausgang, Absterben, befürchten lässt, muss der künstliche Abortus eingeleitet werden.
Die Gebärmutterwassersucht, Hydrometra.
Je nachdem, wo sich die Flüssigkeit befindet, unterscheidet man das Fruchthälteroedem und die Fruchihalterhölilenwas-
sersucht.
Das Fruchthälteroedem, Hydro metra oedematosa. So bezeichnet man den Zustand, bei welchem die Frucht-hälterwand mit Flüssigkeit mfiltrirfc ist. Das Leiden kommt selten vor und ist, soviel ich weiss, bis jetzt nur bei trächtigen Rindern gesehen worden. Da ich dasselbe nie gefunden habe, führe ich einen kurzen Auszug aus einer mir vorliegenden Beobachtung an. Im Dresdener Jahresbericht von 1859 ist ein Fall mitgetheilt, wo eine trächtige Kuh unter Bauch­schmerzen und Wehen erkrankte und innerhalb einer halben Stunde starb. Bei der Section fand man die Fruchthälter-wand 4—5 Zoll dick, und so stark infiltrirt, dass bei der Durchschneidung derselben reichlich Flüssigkeit abfloss.
Die Fruchthälterhöhlenwassersucht, Hydrometra
ascitica.
So bezeichnet man denjenigen Zustand, bei welchem sich Flüssigkeit zwischen dem Chorion und der Uteruswand be­findet. Auch dieses Leiden kommt selten und wahrscheinlich
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nur bei Wieclerkäuern vor. Es sind verschiedene Beobach­tungen iinteiquot; dem Namen „Fruchthälterwassersuchtquot; in der Literatm1 mitgetheilt, die meisten aber sind der Art, dass es fraglich ist, ob sie hierher gehören. — Noch in der neuesten Zeit wirft man diese Wassersucht mit dem Hydramnios zu­sammen, — Da ich diese Wassersucht auch nie beobachtet habe, fahre ich einen von Schutt (Magaz. v. G. u. H., Bd. 9) mitgethedlten Fall an.
Eine 10 Jahr alte Kuh zeigte folgende Erscheinungen: Bedeutende Ansdehnung des Bauches, Schwappung und deutlich wahrnehmbare Bewegungen des Jungen bei der Perciission, Stöhnen und geringe Fresslust. Diese Erscheinungen wurden im Verlaufe stärker; es trat Festliegen hinzu, und das Thier starb. Bei der Section waren 30 Quart Flüssigkeit im Uterus vorhan­den, jedoch die Eihäute mit dem Inhalte vollkommen gesund.
Die zu starke Schwellung vor der Gehurt bei dem Pferde.
Eine Scluvellung tritt vor der Geburt immer ein, dieselbe ist physLologisch; sie kann bei Pferden aber so bedeutend werden, dass man sie als pathologisch bezeichnen muss. Die Bewegung ist dann sehr erschwert, namentlich wenn, wie es mit­unter vorkommt, Abscesse in der Flankenfalte aufgetreten sind.
Der Ausgang ist stets ein günstiger.
Behandlung. Diese besteht darin, dass man die Thiere leicht bewegt, ihnen wenig, aber kräftiges Futter reicht-und die Colaiorien g^Jinde anregt.
Das Kalhefleber — Febris puerperalis — vor der Geburt.
Dass das Kalbfieber vor der Geburt vorkommt, ist für mich eine unbestreitbare Thatsache. Es ist in Allem dem Kalbefieber nach der Geburt gleich, weshalb ich darauf ver­weise. Hervorheben möchte ich hier nur, dass es erst nach dem Eintritt der Milchsecretion entsteht.
Dilaquo; Zerreissnng des Fruchthälters.
Dass dieselbe während der Schwangerschaft auftreten kann, ist mit durch die Abdominalschwangerschaft, namentlich aber durch Sectionen bewiesen. Sie entsteht ohne äussere Veranlassung — Seibstzerreissung, spontane Zerreissung —, oder durch besondere Einwirkungen auf die Bauchwandung. Erscheinungen, die diese Verletzung bestimmt angeben, sind nicht vorhanden; es wird (Repertorium, Bd. 11, S. 157) nur mitgetheilt, dass bei vorgeschrittener Schwangerschaft eine eigene Form des Leibes dabei entstehe.
Ausgang. Cf. Die Bauchschwangerschaft.
Behiindlung. Cf. Die Bauchschwangerschaft.
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Abnormitäten und Krankheitszustände, welche die G-eburt behindern.
Die zu enge Scham.
Für die Praxis muss man die scheinbar und die wirklich zu enge Scham unterscheiden.
Die scheinbar zu enge Scham.
Es ist bei Kindern, namentlich jungen, eine sehr häufige Erscheinung, dass bei richtiger Lage des Jungen der Kopf lange Zeit mit dem vorderen Ende in der Scham liegen bleibt, mit dem grossen Durchmesser nicht in dieselbe hinein­geht, selbst wenn kräftig angezogen wird.
Behandlung. Liegt das Thier, so stellt man sich ge­spreizt über dasselbe, umfasst die Scham beiderseitig mit den Händen und sucht sie überzuziehen. Steht das Thier, so stellt man sich hinter dasselbe, schiebt beiderseitig den Daumen zwischen das Junge — Kopf — und die Scham, und sucht diese über jene hinweg zu schieben.
Die wirklich zu enge Scham.
Es kommt vor, dass trotz aller eben bemerkten Mani­pulationen Kopf und Schenkel zu gleicher Zeit nicht durch die Scham zu bringen sind. Am leichtesten ereignet sich dies bei emphysematosen Kälbern (Dresdener Jahresbe­richt 6,/(;2), ich selbst habe es aber auch bei ganz normal gebildeten, lebenden Jungen gefunden.
Behandlung. Wenn das Junge todt ist oder geopfert werden soll, so entfernt man beide Vorderschenkel subcutan; lebt aber das Junge und soll erhalten werden, so muss man kleine Einschnitte in die Haiit der Scham machen, im Noth-falle selbst bis in die Muskelsubstanz hinein. Hat man diese Einschnitte gemacht, so muss man das Junge langsam durch­treten lassen, um ein tiefes Einreissen des Kreismuskels mög­lichst zu verhüten.
Der zu früh erfolgte Wassersprung.
Wenn die Geburt ganz normal von Statten geht, platzt die Eihaut erst, nachdem sie in den Muttermund eingetreten ist. Es ist dann viel Raum vorhanden, und das Junge steigt in einer Wasserbahn in den Geburtsweg hinein. Die Eihaut kann aber auch, wenn sie sehr mürbe oder ihre Verbindung mit der Uterinplacenta sehr fest ist, vorher platzen; ebenfalls wird sie auch häufig von unkundigen Geburtshelfern zu früh
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gesprengt. Dadurch ist der Mutter ein Mittel zur Erwei­terung des Muttermundes genommen, dieselbe geht dann langsam von Statten; die Gebärmutter zieht sich, da das Wasser abgeflossen ist, rascher zusammen und legt sich nach und nach an das Junge an. Wenn dann, wie es einzeln der Fall ist, abnorme Lagen entstehen oder solche schon vorhan­den sind, so ist die Aendernng derselben meistens schwierig. Ich empfehle deshalb folgende Kegeln für die Praxis:
1)nbsp; Das Sprengen der Eihaut — Blase — darf für ge­wöhnlich erst dann vorgenommen werden, wenn sie in die Scheide eingetreten ist, und man sich von der normalen Lage des Jungen überzeugt hat.
2)nbsp; Liegen Theile des Jamgen falsch, so muss man dieselben vor der Sprengung in die normale Lage zu bringen suchen.
3)nbsp; nbsp;Ist die Lageverbesserung bei geschlossener Eihaut nicht möglich, was häufig vorkommt, so muss man gleich nach der Sprengung rasch aus Werk gehen.
Der zu früh erfolgte Abgang der Eihaut.
Diesen habe ich selbst beim Rinde beobachtet, und es sind auch derartige Fälle im 12. und 13. Bande des Reper­toriums von dem Rinde und Pferde angegeben. Ist die Eibaut weg, und das Junge noch im Uterus, so hat sich letzterer stark contrahirt, dicht au das Junge angelegt, und die Hülfe­leistung ist immer, namentlich bei abnormen Lagen, schwierig. Indessen braucht man in solchen Fällen deshalb doch nicht zu verzweifeln. leb selbst habe unter solchen Verhältnissen den verschlagenen Kopf noch entwickelt, musste mich freilich bei dem Zurückschieben des Jungen mittelst der Krücke von zwei kräftigen Männern unterstützen lassen.
Der trocine Geburtsweg.
Je schlüpfriger der Weg, um so leichter geht die Geburt von Statten. Ist der Gebuxtsweg durch anhaltende Manipu­lationen im Uterus trocken geworden, oder ist das Junge abgestorben, vielleicht schon vor langer Zeit, am Ende gar emphysematös geworden, in welchen Fällen die Fruchtschmiere mehr oder weniger heruntergegangen ist, dann können schleimig­ölige Einspritzungen nicht genug empfohlen werden.
Dsls Hymen.
Dasselbe wird, wenn es als solches vorhanden ist, ge­wöhnlich bei der ersten Begattung gesprengt. Es kommt aber auch vor, dass nach erfolgter Begattung und Conception das Hymen noch unverletzt ist, Derartige Beobachtungen liegen
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aus der Menschen- und Thierheilkunde (Magaz. v. G. u. H., Bd. 8) vor. Es wird dadurch die Ausdehnung der Scheide mehr oder #9632;weniger verhindert, und folglich kann dann die Ausstossung des Jungen nicht von Statten gehen.
Die Erkennung kann keine Schwierigkeiten machen.
Behandlung. Sie besteht in der Durchbohrung oder Durchschneidung des Häutchens.
Ein Bandpfeiler vor dem Muttermunde.
Director Grünther theilte in seiner Vorlesung über Ge- J'A*,ixi burtshülfe mit, class er bei einer Kuh einen bandartigen 4 ' Pfeiler von der Dicke und Länge eines Fingers vor dem Mutter-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; •#9632;,
munde gefunden habe. Die Erkennung sei leicht gewesen, und die Behandlung habe in der Durchschneidung bestanden.
Fibrome am Muttermunde und in der Scheide.
Dieselben sind mehrfach, auch von mir, und in verschie­dener Grosse gefunden worden. Sind sie gross, dann behin­dern sie die Geburt und müssen entfernt werden.
Die Yerdickung der Scheidenwand.
In der Zeitschrift für Thierheilkunde und Viehzucht, Band 7, ist ein Fall mitgetheilt, wo die Scheidenwand einer Kuh allenthalben einen Zoll dick war, und die Scheidenhöhle nur l1/* Zoll im Durchmesser hielt. Bei diesem Krankheits­zustande ist nicht nur die normale Geburt, sondern selbst eine Zerstückelung des Jungen unmöglich.
Ebenfalls ist auch eine wulstartige Verdickung der unteren Wand der Scheide, die von der Harnröhrenmündung bis zum Muttermunde reichte, gefunden worden.
Der Krampf des Muttermundes bei der Kuh.
Es sind Fälle, wo ein Krampf des Muttermundes zur Zeit der Geburt bestand, vielfach angegeben; dessen­ungeachtet muss ich das Vorkommen desselben bezweifeln, bis ich mich in der Praxis davon überzeugt habe. Auch ich habe, während schon kräftige Wehen vorhanden waren, den ^^ Muttermund verschlossen gefunden; einfaches Abwarten führte aber noch immer zum Ziele, und deshalb muss ich empfehlen, in solchen Fällen nicht zu rasch einzuschreiten. Sollte jedoch wirklich einmal ein Krampf des Muttermundes vorliegen, so ist die dagegen empfohlene Behandlung, Bestreichen mit Bella­donna-Extract, gewiss richtig.
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Die Rigidität des Muttermundes bei dei' Kuh.
In der Literatur ist angegeben, dass diese Beschaffmiheit des Muttermundes in einzelneu Fällen die Geburt behindert habe. Abgesehen davon, dass dieser Ausdruck ein sehr vager ist, muss wohl Jeder, der die eigenthümliche Beschaffenheit, die Derbheit des Muttermundes der Kuh kennt, das Vor­kommen derselben mit mir bezweifeln. Leichtes Einscheiden des Muttermundes mit der Miete wird dagegen empfohlen.
Die Verwachsung des Muttermundes.
Dieselbe kommt nicht selten bei den Wiederkäuern, sehr selten bei dem Pferde und Schweine vor. Dabei ist, wie Sectionen an Ziegen mir gezeigt haben, kein Schleim in dem Muttermunde vorhanden, die besondere Einrichtung — Fal­ten etc. — ist verloren gegangen, und die Flächen, die man noch erkennen kann, sind innig mit einander verwachsen.
Behandlung. Bei Ziegen, bei denen ich den Zustand häutig gefunden, habe ich den Muttermund mittelst Finger oder Sonde nicht öffnen können; Einschnitte in denselben habe ich der schwachen Wandung wegen nicht zu machen gewagt. Bei Kühen emptiehlt man das Einschneiden des Muttermundes. Es liegen auch viele Beobachtungen in der Literatur vor, wo diese Operation zum Ziele geführt, günstig verlaufen ist; ebenso häutig ist aber der Verlauf, wie auch aus der Literatur ersichtlich, ein ungünstiger gewesen. Esjst nach diesem operativen Eingriffe Entzündung und Brand, wie auch eine gänzliche Durchreissung des Mutterhalses bei dem Durchgange des Jungen gesehen worden. Stiesse ich einmal bei dem Binde auf einen verwachsenen Mutliermuuct, quot;s o^würde ^ff^^ïT^^^^nOa^sê^^ëB^^^^^m^es^amp;er ^^^^5^1^ fflfT^m'TjedeèliteiT'oder Knopf-Bistouri leichte Eïnsclmitte im ganzen Umkreise desselben machen, ihh^ffifSli^drehende Be­wegungen der Hand zu öffnen und erweitern suchen Tmd das Junge möglichst langsam ein- und durchtreten lassen.
Der durchschossene Bauch.
Derselbe wird nicht selten bei Bindern gesehen und be­ruht in einer Erschlaffung und Ausdehnung der Bauchmuskeln.
Erkennung. Die untere Bauchwand hängt viel tiefer, als gewöhnlich.
Behandlung. Bei der Geburt muss man, da das Ein­treten der Frucht sehr schwer geht, zuweilen unmöglich ist, das Muttertbier in Bauch- oder Kückenlage bringen und die fehlende Kraft der Bauchpresse durch Menschenkraft ersetzen.
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Die Lostrennung der geraden Bauchmuskel von dem
Becken.
Dieser Zustand ist bei dem Einde gesehen worden.
Erkennung. Der Baucli berührt beinahe den Boden, und das Euter ist weit nach vorn gerückt.
Behandlung. Bei der Geburt muss regelmässig Hülfe geleistet werden, die darin besteht, dass man das Mutter-thier in Rückenlage bringt und das Junge durch Zug zu Tage fördert.
Der Fruchthälterbruch, Hysterocele.
Derselbe besteht darin, dass ein Theil des Uterus durch einen Riss der Bauchdecke hindurchgegangen ist. Er ist bis jetzt erst bei Hunden gesehen worden und entweder schon vor der Befruchtung vorhanden gewesen, oder erst während der Schwangerschaft entstanden. Die Grosse des Bruches variirt sehr; es ist mitunter nur ein Junges darin vorhanden, mit­unter fanden sich darin auch deren drei.
Erkennung. In den meisten Fällen wird wohl eine gründliche äusserliche Exploration des Bauches zur Fest­stellung genügen.
Behandlung. Man muss das Mutterthier in Rückenlage bringen und durch Manipulationen die Frucht zurückzuschieben suchen. In den Fällen, wo dies Verfahren nicht zum Ziele führte, ist der Bauchschnitt gemacht worden. Da der Aus­gang aber häufig ungünstig gewesen, und ein Fall in der Literatur — Repertorium, Band 5 — angegeben ist, wo man die Reposition von drei im Brucksacke liegenden Jungen ver­geblich versucht hatte, die Mutter nach 24 Stunden von selbst gebar, so darf man nicht allzurasch zur Operation schreiten.
Das zu enge Becken.
Es mag das Becken absolut oder relativ zu eng sein, immer behindert ein solches die Geburt. Genügt in solchem Falle ein gleichmässiger Zug von 4 bis 6 kräftigen Männern zum Durchziehen der Frucht nicht, so nehme ich, wenn nicht der Besitzer es anders wünscht, die Zerstückelung vor.
Das schiefe Becken.
Bei einer Ziege habe ich das Becken der Art verbildet gefunden, dass das rechte ungenannte Bein so stark nach innen vorstand, dass der Querdurchmesser um ca. einen Zoll geringer war, als gewöhnlich. Selbst die Zerstückelung war in diesem Falle unmöglich.
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Die brückenartige Verbindung der beiden Darmbeine.
Zu einer Ziege, die nicht gebären konnte, gerufen, fand ich den Gehurtsweg so eng, dass ich nur mit einem Finger in denselben vordringen konnte. Ich liess sie scldachten und fand hei der Section, dass beide Darmbeine am untern Winkel durch eine halbzoll dicke Knochenleiste mit einander verbunden waren.
Der Bruch des inneren Winkels des Darmbeines.
Liegt derselbe oberhalb des Kreuzbeines, so hat er auf die Eeckenweite und folglich auf den Geburtsvorgang keinen Ein-fluss; liegt er aber unterhalb des Kreuzbeines, so ist in Folge der Senkung dieses Knochens, der senkrechte Durchmesser ge­ringer, und die Geburt wird behindert.
' Der Bruch des unteren Winkels des Darmbeines.
Je nach der Verheilung kann er eine später erfolgende Geburt behindern, oder nicht. Wenn die Callusbildung sehr bedeutend -war, eine beträchtliche Verdickung dieser Partie zurückgeblieben, oder eine Verschiebung der Knochen eingetreten ist, dann ist der Querclurchmesser geringer, und der Geburts­vorgang kann sehr dadurch behindert werden. Wenn aber der Bruch gut verheilt ist, wie ich auch gefunden habe, liegt keine Kaumveränderung vor.
Der Bruch der Beckenpfanne.
Dieser Bruch kann bei den Pferden und Rindern, wahr­scheinlich auch bei den kleineren Thieren, verheilen; es erfolgt aber meistens eine sehr bedeutende Verdickung und folglich auch Kaumbeengung.
Der Bruch des Schambeines.
Derselbe verheilt gewöhnlich so, dass eine Abnahme des senkrechten Durchmessers erfolgt.
Der Bruch durch Scham- und Sitzbein.
Wenn derselbe verheilt, geschieht es, so viel ich ge­funden habe, stets mit bedeutender Verdickung und folglich auch Raumbeengung.
Der Bruch des Sitzbeines.
Denselben habe ich bei den Kühen und Pferden mehr­fach gesehen. Er betraf immer den Sitzbeinhöcker, und, da derselbe nach abwärts gezogen wird, trat eine Raumbeengung nicht ein.
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Erkennung einer Raumbeengung nach ver­heilten Beckenbrüchen. Diese ist leicht. Bei der inner­lichen Exploration durch den Mastdarm oder die Scheide kann man vorhandene Verdickungen und Hervorragungen erkennen. Bei dem tiefen Bruch des Innern Winkels des Darmbeines tritt ausserdem noch eine sichtbare, einseitige Senkung dieser Partie ein.
Der Bruch zwischen dem Kreuzbeine und dem ersten Schwanzwirbel.
Denselben habe ich bei dem Pferde gesehen. Der Schwanz hatte sich gesenkt, lag in dem Sitzbeinausschnitte und war, wie auch der Mastdarm, vollkommen gelähmt. Da das Pferd sehr alt war, so wurde ein Heilversuch nicht gestattet.
Die Trennung in der Schwanzwurzel.
Dieselbe habe ich bei einer Kuh gesehen. Es trat eine Verheilung, jedoch der Art ein, dass nach derselben der Schwanz im Sitzbeinausschnitte lag. Bei der nächsten Geburt erfolgte das Kalb erst, nachdem die neue Verbindung durch einen starken Zug gesprengt war.
Die einseitige Lösung zwischen dem Kreuz- und Darmbeine.
Dieselbe habe ich auch bei einer Kuh gesehen. Es tritt dabei eine einseitige Senkung der Kreuz- und Lendenpartie ein, woran das Uebel leicht zu erkennen, und wodurch eine Raumbeengung der Beckenhöhle bedingt ist.
Wenn eine Raumbeengung des Geburtsweges eingetreten ist, so kann es vielfach räthlich sein, den Abortus herbeizuführen. Ob, oder ob nicht und zu welcher Zeit, darüber müssen die Umstände ent­scheiden.
Die zu schwachen Wehen.
Die Wehen sind mitunter so schwach, class das Junge kaum oder gar nicht von der Stelle rückt, also Hülfe geleistet werden muss.
Ursachen. 1) Atonie des Uterus; herbeigeführt durch Ueberdehnung, wie bei der Eihautwassersucht, Fruchthälter-höhlenwassersucht und Zwillingsschwangerschaft bei grossen Thieren.
2)nbsp; Schwäche des ganzen Mutterthieres.
3)nbsp; Ermüdung des Uterus durch anhaltende Wehen.
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Be h a nel lung. Man muss sofort Bandagen anbringen und das Junge durch Zug entfernen. Sind die Thiere, denen wir Hülfe leisten müssen, so kloin, dass mit der Hand nicht in den Gehurtsweg hineinzukommen, das Junge mit einem Haken nicht zti fassen ist, so kann man sich des Seeale cornu-tum bedienen. Die Dosis ist für Schafe, Ziegen und Schweine 1 Scrupel bis 1 Drachme, für Hunde 5 bis 10 Gran. — Bei den grosseren Thieren in solchem Falle die wehentreibenden Mittel zu benutzen, ist ein nicht zu rechtfertigendes Ver­fahren, —
Die zu starken Wehen.
Wenn das Junge richtig liegt, die Verhältnisse für den Durchtritt desselben durch den Geburtsweg günstig, die Wehen yon vornherein kräftig sind: dann soll das Junge in Folge der zu raschen Lösung und Durchstossung absterben können, — was aber wohl falsch ist. Ebenfalls giebt man an, dass mit­unter durch zu heftige Wehen die Geburt behindert werde. Letzteres ist aber nur möglich, wenn man aus irgend einem Grunde das Junge vor dessen Durchtritt durch den Geburts­weg zurückschieben muss.
Behandlung. In Fällen, wo das Junge wegen zu hef­tiger Wehen nicht zurückzuschieben ist, kann ich innerliche Arzneien, Aderlässe und Klystiere etc. — wie sonst noch leider geschieht — nicht empfehlen, sondern einfach das, dass man das Mutterthier auf den Kücken lagt, und zwar so, dass das Hintertheil höher liegt, als das Vördertheil. In Holland geben einige Thierärzte gegen die zu heftigen Wehen Branntewein mit Opium; bei uns wird in neuerer Zeit die Chloroformirung empfolilen.
Die Frnchthällerunrwälznn^, Contorsio uteri.
Dieselbe kommt selten bei Pferden und Schafen, dagegen häufig bei Kühen vor. Sie besteht in einer Drehung des Uterus um seine Achse, welche in den meisten Fällen — in den von mir beobachteten immer — von links nach rechts geht, so, dass das linke Hom unter der Wirbelsäule hindurch nach rechts gegangen ist. Eine solche bezeichne ich als Drehung nach rechts. Die Fruchtliälterumwälzung ist schon im vorigen Jahrhunderte beobachtet, aber erst injieuerer Zeit mehr bekannt geworden. Dass sie früher seltener vorge­kommen ist, als jetzt, das wage ich nicht zu behaupten, halte es aber für wahrscheinlich. Ich habe sie in den ersten acht Jahren meiner Praxis nicht gesehen, aber auch nicht.
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wie man wohl glaubeu könnte, übersehen, weil ich jedes Mal clie Frucht ohne Wälzung zu Tage befördert habe; später jedoch bin ich schon mehrtäch in der Lage gewesen, eine solche behandeln zu müssen. Und so wie mir, wird es wohl manchem Collegen ergangen sein. Die Umwälzungen des Uterus gehören mit zu den unangenehmsten Erschei­nungen bei der Geburt, und, da noch nicht das gehörige Licht darüber verbreitet ist, so haben viele Collegen sich beeilt, ihre Beobachtungen durch die periodische Literatur mitzutheilen, wobei denn auch nicht ausgeblieben ist, dass gerade über den wichtigsten Punkt, die Behandlung, wenigstens anscheinend entgegengesetzte Ansichten aufgestellt sind.
Die Erkennung. Die allgemeinen Erscheinungen be­stehen darin, dass die Geburt nicht von Statten geht, dass man bei der innerlichen Exploration gegen eine faltige, trichterförmig endende Spirale stösst und in der einen der Falten einen Federkiel dicken, runden Strang — verwachsene Nabelaterie — fühlt, den man zwischen den Fingern hin- und herrollen kann.
Die besonderen Erscheinungen sind durch die Grosse der Drehung, den Ort, wo sie besteht und ob sie nach rechts oder links geht, bedingt. Bestellt sie in der Scheide, und ist sie nur eine halbe, liegt das rechte Horn links, das linke rechts, so kann man, wenn man den Falten genau folgt, mit der Hand hindurchkommen und findet dann vorderhalb der Spirale den Muttermund, der, wenn das Thier schon einige Zeit Wehen gehabt hat, offen ist. So habe ich es regelmässig gefunden. Wenn die Drehung aber eine ganze oder gar doppelte ist — Dénoc und Kossigrioll, Repertorium, Band 7 —, so kann man nicht mit der Hand durch die Spirale hindurch kommen und, je nachdem wo sie bestellt, den Muttermund fühlen, oder nicht. Hat sich nur das eine Horn oder der Uterus im Körper ge­dreht, was auch beobachtet worden ist, so wird man den Muttermund wohl offen finden, den Zustand aber jedenfalls schwerer erkennen. Die Falten gehen, wenn eine Drehung nach rechts vorliegt, von hinten und links, nach vorne und rechts. Auf die Faltenrichtung muss man, sobald man eine Contorsio festgestellt hat, besonders Rücksicht nehmen, um gleich eine richtige Behandlung einleiten zu können.
Ausgang. In den meisten Fällen gelingt es, die Drehung zu redressiren, die Frucht zu Tage zu fördern und wenigstens die Mutter zu retten. In einzelnen Fällen bleibt die Frucht liegen, verwandelt sich in ein Lithopaedion und genirt die Mutter gar nicht. In anderen Fällen, wo nichts versucht wird, oder nichts zu machen ist, entsteht Entzündung und Brand
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des Uterus, sowie des Peritonaeums, und die Thiere gehen ara 4. bis 5. Tage, oder schon früher, zu Grunde.
Sectionserscheinungen. Die Uterusbänder sind cirkelförmig gewunden, mitimter zerrissen; zwischen den Falten ist ein Oedem; der Fruchthälter ist roth, blutrünstig, mürbe, brandig; der Inhalt desselben ist schmutzig braun, vielfach übelriechend; die Umgebung in der Banchhöhle ist entzündet.
Ursachen, Ich glaube, class ein Aufrichten des Jungen und Umschlagen desselben mit seinen Hüllen und dem Uterus die Ursache ist, und class dieser Zustand entstehen kann, sobald das Junge die Fähigkeit erlangt hat, sich aufzurichten. Sonst giebt man noch an: quot;Wälzen, Springen über Gräben, Klettern über Zäune und Knicke, Fallen und Ueberschlagen an abschüssigen Stellen^ fehlerhafte Lagen des Jungen etc. Dass Kühe, die an Umstülpnng der Scheide und des Uterus gelitten haben, besonders Aaui praedisponiren, wie man angiebt, habe ich niemals gefunden.
Behandlung. 1) Wenn nur eine halbe Wälzung besteht, Theile des Jungen zu fassen sind, so muss man, nachdem das Mutterthier girt placirt ist, dessen Inisse kurz zusammen­gebunden sind, das Junge erfassen und das Mutterthier, wenn eine Drehung nach rechts besteht, nach rechts wälzen lassen.*)
2)nbsp; Wenn aber von dem Jungen nichts zu fassen ist, dann muss man das Mutterthier auf gut Glück wälzen lassen, und wenn es so nicht gehen will, die Operation von aiissen durch Druck gegen das Junge unterstützen.
3)nbsp; nbsp;Wenn auf vorbemerfcte Weise nicht zum Ziele zu kommen ist, so kann man die Bauchwand öffnen, mit der Hand hineingehen, den Fruchthälter in Ordnung bringen, und dann die Frucht zu Tage fördern. Diese Operation ist in einzelnen Fällen günstig verlaufen, in anderen ist nachher der Tod erfolgt, und in noch anderen Fällen hat man dann auch noch nicht die Eückwälzung des Uterus beschaffen können.
Krankteiten, welche bei dem Geburtsacte entstehen und durch denselben herbeigeführt werden.
Die Blutung aus dem Fruchthälter.
Eine solche kommt bei der Geburt immer vor, weil bei der Trennung der Placenten Gefässe zerrissen werden. Dieselbe
*) Wälzimg und Gegeirwäkung sind imsichere Ausdrücke, wenn man nicht nach dem Faltenverlaufe genau angegelien hat, unter welclien Um­ständen man die Dielmng als muclL rechts und links bezeichnet.
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ist deshalb für gewöhnlich als physiologisch zu bezeichnen; sie hann aber, wenn besondere Ursachen vorliegen, bedeutend, ja so bedeutend werden, dass eine Verblutung eintritt, und ist dann pathologisch, weshalb ihrer auch Erwähnung ge­schehen musste.
Ursachen. Verletzungen des Prachthalters.
Behandlung. Droht eine Fruchthälterblutung gefährlich zu werden, so hat man die allgemeine Aufgabe, die Coagulation des Blutes und die Contraction des Uterus zu befördern. Die erste Bedingung ist — die Entfernung der Eihüllen; das fernere Verfahren richtet sich darnach, ob die Verletzung eine durchgehende ist, oder nicht. Ist Ersteres der Fall, so kann man die Contraction des Fruchthälters durch innere Mittel, •— Seeale cornutum etc. — namentlich aber durch Begiessen des Mutterthieres mit kaltem quot;Wasser fördern; ist Letzteres der Fall, so muss man Einspritzungen von kaltem Wasser oder anderen adstringirenden Mitteln — Alaunlösung, Essig, Eichenrinde - Abkochung etc. — in den Fruchthälter machen.
Die Umstülpung der ScLeifle, Inversie vaginae.
Es ereignet sich zuweilen bei der Geburt, dass bei dem Durchgange des Jungen die Scheide mit ihrer inneren Fläche frei vortritt, sich umstülpt.
Ausgang. Die Folgen dieser Umstülpung sind nach der Dauer des Bestehens verschieden. Wird dieselbe rasch beseitigt, so entsteht kein Nachtheil; bleibt sie aber lange bestehen, so tritt eine Entzündung ein, die mitunter sehr be-trächtheh wird.
Ursachen. Dieser Zustand tritt leicht ein, wenn der Geburtsweg oder das Junge zu trocken sind. Ersteres entsteht durch anhaltende Manipulation im Uterus; Letzteres sieht man bei abgestorbenen, namentlich emphysematösen Jungen, bei welchen die Fruchtschmiere mehr oder weniger verloren gegangen ist.
Behandlung. Man muss Einspritzungen von schleimig­öligen Mitteln machen, den Harn abzapfen und das weitere Vortreten durch Gegenstemmen der Hand verhüten.
Die Umstülpung der Itlasc, Inversie vesicae.
Diese kommt sehr selten vor.
Erkennung. Die Blase praesentirt sich als eine rothe Geschwulst, an der man bei näherer Untersuchung die Aus-mündungsstellen der Harnleiter dadurch entdeckt, dass hier fortwährend Flüssigkeit — Harn — aussickert Zu ver-
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wechseln ist die umgestülpte Blase mit Theilen der Eihäute, welche zuweilen in beuteiförmiger Gestalt in der Scham liegen.
Ausgang. In einzelnen Fällen ist der Ausgang ein günstiger gewesen; in anderen ein ungünstiger, indem die Blase während des Vor- und Durchtretens des Jungen platzte.
Ursachen. Diese Umstülpung entsteht in Folge einer zu grossen Weite des Blasenhalses.
Behandlung. Sofortige Eeposition, und Zurückhalten der Blase in ihrer Normallage, das sind die Aufgaben, die der Praktiker zu erfüllen hat. Die er ster e Aufgabe ist leicht erreicht; die letztere nicht, weil die Blase durch die folgenden Wehen leicht wieder vorgepresst wird. Ist dies der Fall, dann muss man den Blasenhals heften.
Der Vorfall der Blase, Prolapsus Tesicae.
Erkennung. Die Blase liegt in oder theils vor der Scham in Form einer kugeligen, leicht gerötheten Geschwulst, welche sich, je nach der Anfülhmg, bald gross, bald klein zeigt, und aus der man gewöhnlich durch leichtes Drücken den Inhalt — Harn — entfernen kann, wodurch die Diagnosis gesichert wird.
Ausgang. Dieser ist, wenn die Blase nicht während des Durchganges des Jungen platzt, günstig.
Ursachen. Der Vorfall soll entstehen, wenn während des Durchtritts des Jungen die Scheide in der unteren Wand stark einreisst oder das Mittelfleisch ganz durchreisst.
Behandlung. Es muss die Blase reponirt und, um das Wiedervortreten derselben zu verhüten, die Scheidenwunde etc. geheftet werden. Ist die Blase stark angefüllt, so muss sie vor der Reposition durch leichtes Drücken, Manipuliren oder durch die Function entleert werden.
Die Verwundung der Scham.
Diese entsteht, wenn man bei der wirklich zu engen Scham Einschnitte in dieselbe macht oder auf den Zustand keine Rücksicht nimmt, das Junge mit Gewalt durchzieht. Letzteres ist ein dxirchaus falsches Verfahren, weil dabei sehr leicht tiefgehende Verletzungen entstehen.
Ausgang. Der ist nach Günther sen. — Vortrag über Geburtshülfe — nach der Tiefe der Wunden verschieden. Ist nur die Haut durch- und der Kreismuskel eingerissen, dann tritt eine gute Verheilung ein; ist aber der Kreismuskel durchgerissen, so bleiben sehr grosse Narben zurück.
Behandlung. Man muss die Wunden zunächst sorgfältig heften und kühlen.
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Die Verwundung der Scheide.
Die Scheidemvunden sind vielfach tödtlichen Verlaufes; dessenungeachtet muss mau sich bei denselben mit der Abgabe einer ungünstigen Prognose nicht übereilen, weil sie während der Geburt, d. i. während des Durchtritts des Jungen, viel gefährlicher aussehen, als sie wirklich sind.
Ausgang. Es folgt entweder volle Genesung, oder es tritt der Tod ein. Ob dieser oder jener Ausgang eintreten wird, lässt sich niemals mit Bestimmtheit vorher sagen; es ist dies bedingt durch die Thierart, die Lage und Grosse der Wunden, so wie durch Zufälligkeiten. Während die Wunden der oberen Wand und hinteren Partie wenig gefährlich, sind solche der unteren Wand und vorderen Partie, nament­lich, wenn die Bauchhöhle geöffnet ist, sehr gefährlich; bei dem Pferde, wenn die Bauchhöhle geöffnet ist, tödtlich. *)
Ursachen. Sie werden durch die geburtshülflichen Instrumente oder durch das Junge, wenn dasselbe sich in verkehrter Lage befindet, die Wehen kräftig sind oder ein starker Zug auf dasselbe einwirkt, herbeigeführt.
Behandlung. Besondere Umstände abgerechnet, kann ausser einer allgemeinen antiphlogistischen Behandlung nichts Besonderes vorgenommen werden. Bei Wunden in der unteren Scheidenwand ist jedoch die sofortige Entfernung der Frucht­hüllen durchaus nothwendig.
Die Verwundung des Uterus.
Die Fruchthälterwunden entstehen leicht bei kleinen Thieren, namentlich Schafen; bisweilen aber auch bei Pferden und Bindern.
Ausgang. Derselbe richtet sich namentlich nach dem Orte, wo sie sich befinden. Die durchdringenden Wunden der oberen Wand können heilen, wenn sie auch einige Zoll lang sind; die der unteren Wand sind meistens tödtlich.
Ursachen. Die Uteruswunden entstehen, wenn sich die Hinterschenkel des Jungen bei dessen Vortritt nicht rückwärts strecken, sondern unter dem Leibe liegen bleiben und dann gegen die untere Wand der hinteren Partie des Uterus treten. Ebenso durch unvorsichtige Handhabung der Instru­mente. In dieser Beziehung muss ich hervorbeben, dass man bei dem stehenden Pferde niemals mit langen Instru­menten im Uterus arbeiten darf.
*) Im Repertorium, Band 20, ist eine entgegengesetzte Beobaclitung mitgetlieilt, worauf ich aber nichts geben, sie höchstens als Ausnahme betrachten kann.
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Behandlung. Man muss sofort die Fruclitliülle ent­fernen und eine kräftige antiphlogistische Behandlung ein­leiten — Aderlass machen, kühlende Salze geben etc. — Sollte in solchem Falle die Contraction des Fruchthälters sehr langsam erfolgen, so kann man diese durch Begiessen des Thieres mit kaltem Wasser befördern.
Die Yerwundimg des Mastdarms.
Diese entsteht zuweilen mit der Verwundung der Scheide.
Ausgang. Der ist nach dem Orte, wo sie besteht, ver­schieden. Die Wunden der hintersten Partie sind nicht gefährlich; dagegen die der vorderen Partie meistens tödtlich. Bleibt das Thier am Leben, so kann während des ganzen Lebens eine Communication mit der Scheide bestehen bleiben, welche das Unangenehme hat, dass regelmässig die Winde durch die Scham abgehen, in einigen Fällen auch der Mist durch die­selbe entleert wird.
Behandlung. Man muss wenigstens dafür sorgen, dass der Mist in weicher Consistenz und folglich leicht abgesetzt wird. Binz schlug folgendes Verfahren ein: Er leitete eine allgemeine antiphlogistische Behandlung ein und machte schleimige Einspritzungen in die Scheide und den Mastdarm. Um das Einfallen des Mistes in die Scheide zu verhüten, brachte er in dieselbe eine Blase, die er mittelst eines Trichters mit lauem Wasser füllte, und alle 4 Tage durch eine neue ersetzte. Nach Verlauf von 14 Tagen wurden den schleimigen Einspritzungen adtsringirende Stoffe zugesetzt; nach 3 Wochen war die Wunde ungefähr, und nach ca. 16 Wochen vollkommen geheilt.
Die Trennung des Beckens in der Schambeinfuge.
Diese ist hin und wieder bei dem Rinde gesehen worden.
Erkennung. Man hat ein Krachen bei dem Durchtritte des Jungen gehört, ein erschwertes Aufstehen, Auf- und Nieder­gehen der inneren Winkel der Darmbeine bei der Bewegung des Thieres und gänzliches Festliegen beobachtet.
Ausgang. Dass jemals Heilung eingetreten, ist mir nicht bekannt.
Ursache. Sie entsteht durch zu starken Zug bei der Geburt. Eine wie grosse Kraft man bei den grossen Thieren auf das Junge einwirken lassen darf, lässt sich nicht für alle Fälle angeben, weil Grosse und Alter des Thieres dafür be­dingend sein müssen. Ich brauche bei Rindern höchstens die Kraft von 4 bis 6 Menschen, und kann ich damit das Junge nicht zu Tage fördern, dann nehme ich die Zerstückelung desselben
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vor, — wenn niclit der Besitzer ein Anderes wünscht —. Man hat zuweilen 20 Mann ohne Nachtheil bei dem Rinde benutzt; indessen muss ich ein solches Verfahren als uner­laubt bezeichnen, und zwar deshalb, weil ich von Praktikern durch persönliche Mittheilung erfahren habe, dass schon durch eine Kraft von 6 Menschen eine Sprengung des Beckens in der Schambeinfuge herbeigeführt ist, und weil das Kalb — es handelt sich hierbei gewöhnlich um das Rind — im Ver­gleiche zur Kuh meistens doch nur einen geringen Werth hat. Behandlung. Darüber weiss ich Nichts anzugeben.
Die Zerreissung des Blasenhalses.
Dieselbe ist nach Günther sen. — Vortrag über Geburts-hülfe — auch schon dagewesen.
Erkennung. Der Harn fliesst unwillkürlich und bei der Bewegung schussweisse ab; bei der inneren Exploration wird mau die Verwundung als solche wohl fesstellen können.
Ausgang. Eine Heilung tritt nicht ein; und, da die Haut der hinteren Fläche der Hinterschenkel durch den fort­während überfliessenden Harn wund wird und bleibt, sind, solche Thiere vollkommen werthlos.
Ursachen. Sie entsteht durch Theile des Jungen oder durch die geburtshülflichen Instrumente.
Behandlung. Zu versuchen ist das Heften mit Bleidraht.
Die Liilimung des Blaseuhalses.
Dieselbe soll nach Günther sen. — Vortrag über Geburts-hülfe — auch mitunter bei der Geburt entstehen. Die äusseren Erscheinungen sollen wie bei der Blasenhals-Zerreissung sein; die innerliche Exploration wird die Diagnose wohl sicher stellen.
Ausgang. In 14 Tagen soll ohne alles Zuthun voll­ständige Ausgleichung eintreten.
Die Quetschung der Kreuznerven.
Dieselbe kommt nicht ganz selten bei dem Rinde vor; dessenungeachtet ist mir darüber aus der Literatur Nichts bekannt geworden.
Erkennung. Die Thiere bleiben nach der Geburt sofort liegen; die Schenkel werden nur schwach bewegt, und bei der innerlichen Exploration findet sich kein Knochen­bruch.
Ausgang. Unter der unten angegebenen Behandlung habe ich gefunden, dass die Schenkel mit 5 bis 7 Tagen
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laquo;chon kräftiger werden, der ganze Zustand mit 2 bis 8 Wochen beseitigt ist.
Ursachen. Sie kann entstellen, wenn ein sehr grosses Junge durch starken Zug entfernt wird; leichter aber, wenn dasselbe in falscher Lage durch den Geburtsweg gezogen wird.
Behandlung. Ich lasse die Kreuz- und Lendenpartie sofort mit scharfer Salbe einreiben und die Thiere, nachdem die Schenkel etwas kräftiger geworden sind, einige Male des Tages über hoch stellen und hoch halten.
Die Zerreissung des Mittelfleisches.
Dieselbe wird bei der Xacken-Schenkel-Lage und Rilcken-Kopf-Lage — siehe diese #9632;—, mitunter durch heftige Wehen, wie auch nicht selten durch das Messer des Geburtshelfers herbeigeführt.
Ausgang. Diese Verwundung ist an und für sich nicht todtlich, selbst wenn sie, wie Stockfleth — Repertorium, Band 16, Seite 257 — beobachtet hat, 7 bis 8 Zoll tief geht. Sie hat aber das Unangenehme zur Folge, dass gleich, wie auch nach der Vernarbung, der Mist durch die Vulva entleert wird, und dass bei der demnächstigen Begattung für die richtige Einführung des Penis ganz besonders gesorgt werden muss.
Behandlung. Die Wunde muss geheftet und gekühlt, überhaupt nach den allgemeinen chirurgischen Kegeln be­handelt werden.
Krankheiten, welche nach der G-ehnrt auftreten, resp. zur Behandlung kommen.
Der gänzliche Milcbmangel zur Zeit der Geburt.
Diese Abnormität habe ich einige Male bei dem Rinde gesehen.
Erkennung. Das Euter ist bei der Geburt schlaff und enthält nicht einen Tropfen Milch; dabei ist das Mutterthier sonst Tollkommen gesund.
Ausgang. Der Zustand bleibt, wie er ist, für die ganze Lebenszeit.
Ursachen. Darüber habe ich Nichts fesstellen können.
Behandlung. Man kann bei diesem Zustande höchstens noch experimentiren, weil solche Mittel, die dem Drüsen­epithel die. verloren gegangene Fähigkeit zur Milchsecretion wieder gehen, zur Zeit noch nicht bekannt -sind.
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Das Gebären mit schlaffem Euter.
Dasselbe habe ich hauptsächlich bei dem Rinde gesehen.
Erkennung. Das Euter ist zur Zeit der Geburt schlaff und secernirt zu wenig; dabei ist das Allgemeinbefinden des Thieres nicht besonders gestört.
Ausgang. Unter entsprechender Behandlung nimmt die Milchsccretion zu, kommt aber in dem Jahre nicht auf die gewohnte Höhe.
Ursachen. Ich habe es mitunter bei allgemeiner Schwäche des Mutterthieres, wie auch gewöhnlich bei dem partus praématurus gefunden. In dem letzteren Falle ist der Zustand, wenn die Geburt zu Anfang oder um die Mitte der siebenten Periode erfolgt, als normal zu bezeichnen.
Behandlung. Häufiges Melken und kräftige Fütterung sind zu empfehlen. Arzneien, wie Fenchel, Anis, römischer und schwarzer Kümmel etc., die man aus alter Zeit her empfiehlt, nützen durchaus nichts.
Das Euteroedem hei dem Kinde.
Wenn der Organismus im Allgemeinen erkrankt ist, sieht mau nicht selten oedematöse Anschwellungen an den ab­hängigen Körperstellen auftreten. Bei dem Binde sind solche freilich sehr selten; sogar bei der Herzbeutelwassersucht, bei welcher ein Oedem im Kehlgange ganz gewöhnlich als diag­nostisches Merkmal angegeben wird, habe ich dasselbe bei dem Rinde noch nicht gefunden, obgleich ich die Krankheit häufig und einmal in der Grosse, dass zweiuudzwauzig Pfund Flüssigkeit im Herzbeutel vorhanden waren, gesehen habe. Dessenungeachtet habe ich doch mitunter als Nebenerscheinung eine ganz beträchtliche oedematöse Anschwellung des Euters bei dem Rinde gefunden.
Erkennung. Neben einer allgemeinen oder bestimmten localen Erkrankung des Organismus findet sich eine oedematöse Schwellung des Euters ohne jegliche Spur von Entzündung.
Ausgang. Der richtet sich nach dem Hauptleiden.
Ursachen. Ich habe dasselbe auftreten sehen, wenn eine allgemeine Neigung zu seröser Transsudati on oder eine Behinderung des kleineu Kreislaufs — Tuberculosis — vor­handen war.
Behandlung. Diese muss sich nach dem Grundleiden richten.
Die Euterentziuidung, Mastitis.
Sie kommt bei allen Thieren, am häufigsten jedoch bei dem Rinde vor.
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Allgemeine Symptome. Neben 'den Entzündungs-ersclieinuugen am ganzen Euter oder einzelnen Abtheihmgen desselben ist Fieber vorhanden. Die Milcli secretion ist unter­drückt, und die Milcli nicht normal. Ist die Entzütidung bedeutend, so ist der gebrauch der Hinterschenkel ein mangelhafter. Leidet das ganze Euter, so gehen die Thiere gewöhnlich gespannt; leidet nur die eine Seite, so gellen sie vielfach mit dem gleichseitigen Hinterschenkel lahm. Die besonderen Symptome sind nach dem, was besonders im Euter leidet, nach der Höhe der Entzündung und der Natur des Exsudates verschieden. Ich unter sei leide deshalb drei Formen, die ich als erste, zweite und dritte bezeichne. Obgleich dieselben nicht immer scharf abgegrenzt auftreten, hat doch diese Eintheilung namentlich deshalb Werth, weil sie die Beurtheilung erleichtert.
Die erste Form.
Bei derselben leidet hauptsachlich das die Drüse ein­hüllende Bindegewebe. Das Exsudat ist flüssig.
Symptome. Die Entzündung ist nicht hochgradig und meistens auf eine Abtheilung oder eine Seite des Euters be­schränkt. Von den Entzündungserscheinungen tritt die Schwellung in den Vordergrund; dieselbe ist oedematüs — nimmt Fingereindrücke an —. Die Milchsecretion Lat im Ganzen, namentlich aber in der erkrankten Partie abge­nommen. Die Milch der nicht afficirten Abtheilungen ist normal; dagegen die der afficirten weniger weiss, dünner und mit Flocken untermischt. Das begleitende Fieber ist schwach und von kurzer Dauer.
Die zweite Form.
Bei dieser leidet hauptsächlich das eigentliche Drüsen-und das interstitielle Bindegewebe. Das Exsudat ist fest.
Symptome. Die Entzündung ist nicht hochgradig und beschränkt sich nur auf eine Abtheilung oder eine Seite des Euters. Die erkrankte Partie ist hart, höckerig und liefert sehr wenig Milch. Dieselbe hat von ihrer weissen Farbe verloren, ist vielfach gelblich, lymphatisch und stets mit Flocken untermischt. Das begleitende Fieber ist nicht be­deutend und verschwindet bald.
Die dritte Form.
Bei dieser leiden alle Thcile und meistens das ganze Euter. Das Exsudat ist fest.
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Symptome. Die Entzündung ist sehr bedeutend. Das Euter ist sehr schmerzhaft, stark geschwollen, steinhart und häufig au der Oherfläche geröthet. Die Milchsecretion hat ganz aufgehört; es hissen sich nur einige Tropfen eines gelb­lichen, klaren, heissen Serums auspressen. Das begleitende Fieber ist quot;sehr bedeutend und hält lange an.
Ausgang. Dieser ist bei der Euterentzündung sehr ver­schieden.
1)nbsp; Vollstiinclige Ausgleichung. Sie tritt gewöhnlich bei der ersten, seltener bei der zweiten und am seltensten bei der dritten Form ein.
2)nbsp; nbsp; Theilweise oder gänzliche Verhärtung der erkrankten Partie. Sie tritt selten bei der ersten, häu­figer bei der zweiten und am häufigsten bei der dritten Form ein. Dabei ist, je nach der Ausdehnung derselben, die Milch­secretion nur geringer oder gänzlich beseitigt.
3)nbsp; Brand. Diesen habe ich nur bei dem Schafe eintreten sehen. Der brandige Theil fällt ab; das Thier kann sterben, bleibt aber gewöhnlich am Leben.
4)nbsp; Abscessbildung. Abscesse können bei und nach jeder Entzündungsform entstehen, treten indessen selten auf.
5)nbsp; Eiterung in den Drüsengängen. Dieser Ausgang tritt leicht ein, wenn die Entzündung durch Unterlassen des Melkens verursacht wird. Bei sachgemässer Behandlung stellt sich die Milchsecretion wieder ein.
6)nbsp; Uebergang in tuberculose Entzündung. Dieser Ausgang ist sehr selten und nur bei solchen Kühen, die an Tuberculosis leiden, zu befürchten.
Ursachen. Unter denselben steht die Erkältung unbe­dingt oben an. Ferner sind noch besonders hervorzuheben: das gänzliche Unterlassen des Melkens; mechanische Ein­wirkungen — Fusstritte von anderen Thiercn etc. — auf das Euter und eine Praedispositiou. Eine allgemeine Praedispo-sition ist gegeben in der grossen Thätigkeit; eine besondere in vorher überstandenen Entzündungen.
Behandlung. Das Fieber muss nach seiner Stärke und seinem Charakter behandelt werden. Bei der dritten — der unangenehmsten — Form ist ganz gewöhnlich ein antiphlogisti-sches Heilverfahren — Aderlass, Kali sen Natrum nitric, etc. — angezeigt. Ist diese Indication beseitigt, oder ist sie, wie bei einem sehr geringen Grade des Fiebers, nicht vorhanden, dann sucht man durch innere Heilmittel die Resorption des Ergossenen zu befördern. Ist das Exsudat flüssig, dann sind einfach urintreibende und Laxirmittel angezeigt; ist dasselbe aber fest, so müssen hauptsächlich solche Mittel benutzt werden, die schmel-
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zend auf die ergossenen Albuminate wirken — Kali carboni-ciun etc. —. In dem letzteren Falle ist indessen durch innere Heilmittel wenig zu erreichen. Ausserdem müssen die Tliiere massig gefüttert, stündlich gemolken und zur Beförderung der Resorption leicht bewegt werden. Durch die äusserliche Behand­lung soll auch die Entzündung gemässigt, besonders aber das Ergossene weggeschafft werden. Je nachdem das Exsudat Hüssig oder fest ist, müssen verschiedene Mittel benutzt werden. Ist das Exsudat flüssig, so hat man nur die Weg­führung zu befördern, und das geschieht durch Frottiren und Walken des Euters. Ist es dagegen fest, so muss die Masse erst eingeschmolzen und darauf weggeführt werden. Hier können spirituöse Einreibungen benutzt werden; besser aber wirken solche Stoffe, die direkt schmelzend wirken, wie Kalibäder — die stehen in dieser Beziehung unbedingt oben an; die An­wendung ist nur so schwer durchzuführen —, Seifen- und Ammonium-Liuimente und feuchte Wärme.
Ist Verhärtung eingetreten, dann empfiehlt man Einreibun­gen von Jod und Quecksilbermitteln, namentlich von der grauen Salbe. Dass diese Mittel die Resorption kräftig befördern, ist allgemein bekannt. Bei dem Pferde können dieselben mit Yortheil benutzt werden; bei dem Rinde nur das Jod in ein­zelnen Fällen — die graue Salbe darf' wenigstens bei dem Rinde nicht benutzt werden! —
Sind Abscesse vorhanden, so muss man die Reifung durch feuchte Wärme — Einhüllen des Euters in Heede und Befeuch­ten derselben mit lauem Wasser oder Fetteinreibungen — be­fördern und lieber durchbrechen lassen, als mit dem Messer öffnen.
Besteht Eiterung in den Milchkanälchen, so genügt häufi­ges Ausmelken.
Ist der Brand eingetreten, so macht man Einschnitte bis in's Gesunde und wendet erregende Mittel — Einreibung von Oleuni terebinthinae etc. — an.
Der Catarrh der grössereu Drttseiigäiige.
Derselbe kommt selten vor und ist von mir nur bei dem Rinde gesehen worden.
Symptome. Die Thiere sind im Allgemeinen munter; liefern aber eine fadenziehende, sogenannte lange Milch.
Ausgang. Stets günstig.
Ursachen. Ich habe diesen Zustand nach direkter Er­kältung des Euters entstehen sehen.
Behandlung. Das Leiden gleicht sich von selbst aus, wenn man das Thier in günstige Aussenverhältnisse bringt.
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Die Milchabscesse umi Milchknoteu.
Darüber weiss ich aus eigener Erfahrung Nichts.
Erkennung. Durch Verstopfung des Ausfültrungsganges einer Drüsenpartie, tritt eine Ansammlung von Milch hinter der verstupften Stelle ein — Milchabscess — und bildet eine Geschwulst — Iletensionsgeschwulst —. Dieselbe soll mitunter ziemlich nahe an die Oberfläche treten und fluetuiren. Wird der Inhalt nicht entleert, so soll eine Gerinnung eintreten, und dann bezeichnet man die Geschwulst als „Milchkuotenquot;. Ob ein solcher sich vielleicht durch eine glatte Oberfläche von einem Gewebsknoten #9632;— theilweise Verhärtung nach der Entzündung — unterscheidet, ist mir unbekannt.
Au sgang. Dieser Zustand soll sich beseitigen lassen; die Milchsecretion soll aber in dem afficirten ïhcile in dem Jahre nicht wieder eintreten.
Ursachen. Wodurch die Verstopfung eines Milchkanales herbeigeführt wird, ist mir nicht bekannt.
Behandlung. Den Abscess soll man,, wenn er nahe der Oberfläche liegt, öffnen; den Knoten durch Drücken und Walken zu beseitigen suchen.
Die Lymphdrüsen-Abscesse im Euter.
Solche habe ich bis jetzt erst einige Male und nur bei dem Rinde gesehen. Sie unterscheiden sich von den gewöhn­lichen Abscessen nur dadurch, dass sie an einer und derselben Stelle wiederholt auftreten. Dieses Vergehen und Wieder­kommen habe ich bei einer Kuh reichlich zwei Jahre hindurch beobachten können.
Das Blutextrayasat im Euter des Eindes.
Dasselbe kommt nicht ganz selten und meistens an der vorderen Partie des Euters vor.
Erkennung. Diese ist in manchen Fällen nicht leicht. Wenn .eine Schwellung des Euters in voller Grosse rasch, in Stunden, eintritt, zuerst fluetuirt, weich ist, in 2—3 Tagen fest wird, scharf begrenzt ist, und Hautverletzungen am, oder ganz in der Nähe des Euters vorhanden sind, so liegt ein Extravasat vor.
Ausgang. In den von mir beobachteten Fällen folgte volle Resorption; es kann aber auch in Folge einer Zersetzung des ausgetretenen Blutes ein Durchbruch und Gcschwürbildung eintreten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
Ursachen. Es liegt eine Verletzung der Bauchdecken-vene vor.
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Be ha ii cl lung. Man muss clem Thiere yoUb Ruhe geben, und das Eirter kühlen bis die Geschwulst fest geworden ist. Ist das erreicht, dann kann man die fernere Ausgleichung durch leichte Bewegung des Thieres imd durch Einreiben der Ge­schwulst mit Spirituosen oder solchen Mitteln, die schmelzend auf die Albuminate wirken, unterstützen. Wenn ein Durch-bruch eingetreten ist, so muss das Geschwür wie jedes andere behandelt werden — Abhalten der Luft, Bestreichen der quot;Wundflache mit Digestivsalben etc. —.
Das Fibrom in dem Striclikanale der Wiederkäuer.
Dasselbe findet sich bei Rindern häufig, bei den kleinen quot;Wiederkilnern selten.
Erkennung. Die Milch ist schwer oder gar nicht durch den Strich zu entfernen. Bei näherer Untersuchung des Striches findet man in dessen Kanäle einen länglich-runden, erbsen- bis bohnengrossen Körper, der mittelst eines Stieles an der Schleimhaut befestigt, und daher beweglich ist.
Ausgang. Dieser ist, je nachdem der Körper entfernt wird, oder nicht, verschieden. Wird er entfernt, so tritt gewöhn­lich volle Ausgleichung ein. Bleibt derselbe sitzen, so kann, wenn sie nicht schon vorhanden ist, gänzliche Verstopfung des Kanales und Euterentzündung eintreten.
Ursache. Es muss in Folge einer localen Reizung ent­stehen.
Behandlung. Am besten ist es, einen entsprechend grossen Längensclmitt in den Strich zu machen und durch denselben den Körper zu entfernen. Die Behandlung der Wunde besteht in dem sofortigen Verschliessen mit Collodium oder Heftpflaster, worauf die Heilung auf erstem Wege er­folgt. Diese Operation, so ungefährlich sie auch ist, wird mitunter nicht zugestanden. In einem solchen Falle habe ich gesehen, class der Besitzer, ein sehr kräftiger Mann, das Aftergebilde zerdrückte und aus der Strichöflnung entfernte. Ich habe dasselbe später versucht; aber ohne Erfolg*).
Die strangförmige Terdleknng der Schleimhaut und des Striches und der Cysten.
Diese habe ich bis jetzt nur hei dem Rinde gefunden. Erkennung. Die Milch ist sehr schwer oder gar nicht
*) Tm 21. Jahrgange des Magaz. v. G. n. 11. findet sich eine aus­gezeichnete Abhandlung über „Milchstoinequot;. Dieselben sind mir in der Praxis nicht vorgekommen; sie werden aber wohl, wenn sie in dem Striche liegen, wie die Fibrome entfernt werden müssen.
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aus der betreffenden Drüse zu entfernen. Bei der Unter­suchung findet man, dass ein Federkiel dicker Strang von der Strichöflhung durch den Strichkanal und die Cysterne bis zu der eigentlichen Drüseusubstanz geht.
Ausgang. In den von mir beobachteten Fällen blieb das Uebel, wie es war, für die ganze Lebenszeit.
Ursachen. Diese sind mir unbekannt geblieben.
Behandlung. Ich habe das Leiden nicht beseitigen können.
Die zu grosse Enge der Strichöffnung.
Diese Abnormität kommt nur bei dem Wiederkäuer, am häufigsten bei dem Einde vor.
Erkennung, Die Thiere sind, wie man sagt, hartmelkig; die Milch ist nur in einem dünnen Strahl auszupressen.
Ausgang. Wenn ÜSTichts geschieht, so bleibt das Uebel, wie es ist, gewöhnlich für die ganze Lebenszeit; unter sach-gemässer Behandlung kann eine Besserung eintreten.
Ursachen. Das Uebel besteht in einem Bildungsfehler oder entsteht durch eine Entzündung des unteren Strich-Endes.
Behandlung. Man muss durch Darmsaite oder Lab, welche Körper sich durch zutretende Feuchtigkeit ausdehnen, die Oeffnung zu erweitern suchen. Man bringt von denselben 2 Mal täglich ein neues, möglichst dickes Stück unter den nöthigen Vorsichtsmassregeln in den Kanal. Wenn diese Be­handlung wochenlang fortgesetzt wird, tritt gewöhnlich bedeutende Besserung ein.
Die Verwachsung der Strichöffnung bei dem Wiederkäuer.
Diese kommt namentlich bei dem Einde vor.
Erkennung. Der Strich ist stark gefüllt und weich, und bei einem Druck auf denselben weicht die Milch in die Cysterne zurück.
Ausgang. Wenn die Entleerung nicht vorgenommen wird, so tritt eine Entzündung des Euters ein, die zur Verödung der entsprechenden Drüsenpartie führt.
Ursachen. Das Uebel beruht in einem Bildungsfehler oder entsteht in Folge einer Entzündung des unteren Strich-Endes.
Behandlung. Zwei Wege können zum Ziele führen. Man empfiehlt gewöhnlich, den Strich mittelst einer Taiibesect;-feder oder eines ïroikars zu öffnen, die Milch durch ein so­genanntes Milchröhrcheu zu entfernen und das Verwachsen durch Einbringen von Darmsaite oder Lab zu verhüten.
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Mit diesem Verfahren kann man, wenn der Besitzer auf­merksam ist, zum' Ziele gelangen; in Yielen Füllen jedoch wird durch das Mildiröhrcheu eine Entzündung der Schleimhaut des Striches herbeigeführt, der Kanal schliesst sich, und eine Heilung ist dann unerreichbar. Ich habe deshalb vielfach einen anderen Weg eingeschlagen. Ich habe, wenn ich nach Einleitung des erstbemerkten Verfahrens einen schlechten Ausgang befürchtete, die Durchspaltung des unteren Strich-Endes vorgenommen. In einzelnen Fällen bleibt darnach die Strichöffnung so gross, dass, sobald das Euter ziemlich gefüllt ist, die Milch abüiesst. Dieses hat man mehr bei dem milchieichcu, als bei dem milcharmcn Vieh zu befürchten.
Die zu grosse Weite der Strichöftnung.
Die Abnormität habe ich nur bei dem Einde gesehen.
Erkennung. Sobald das Euter ziemlich gefüllt ist, fliesst Milch durch den Strich ab. Bei dem Liegen, wo ein Druck auf das Euter einwirkt, ist der Äbfiuss am bedeu­tendsten ; da wo das Euter gelegen hat, sieht man weisse Flecke.
Ausgang. Der Zustand hat sich in den von mir beob­achteten Fällen nicht verändert.
Ursachen. Es ist ein Bildungsfehler, eine Lähmung des Schliessmuskels oder eine Folge des Aufspaltens des unteren Strich-Endes.
Behandlung. Man empfiehlt das üeberschieben von Horn-, Messing- und Eisenringen. Zu versnellen wäre, wenn die ersten beiden Ursachen vorliegen, durch leichte Einschnitte in den Kreismuskel das Uebel zu beseitigen.
Die Aphtlien an den Strichen des Rindes.
Die Aphthen kommen alle Jahr in meinem jetzigen Wir­kungskreise — Hannover und Umgegend — sporadisch vor.
Erkennung. Die Thiere sind während des Melkens unruhig. An den Strichen finden sich Bläschen und rundliche in einander überlaufende Geschwüre in den verschiedenen Stadien der Abheilung.
Ausgang. In zwei bis drei Wochen tritt Heilung ein.
Ursachen. Darüber weiss mau nur, dass sie an­steckend sind.
# Behandlung. Soll etwas geschehen, so ist das Be­streichen mit Bleicerat, dem man etwas Bilsenkraut-Extract zugesetzt hat, zu empfehlen.
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Die eigeiitliclien Warzen und die Welch warzen an den
Strichen.
Die ersteren sind Wucherungen der Papillen, und daher innig mit den unterliegenden Theilen verbunden; die letzteren dagegen sind Wucherungen des Unterluinthindegeweljcs, sie sind locker mit ihrem Mutterboden verbunden und leicht zu entfernen. Sie können mit der Zeit von selbst verschwinden, bleiben aber gewöhnlich für das ganze Leben bestehen, wenn sie nicht durch Menschenhand entfernt weiden. Die eigent­lichen Warzen dürfen nur in der Zeit, wo die Thiere güst stellen — durch Ligatur oder Aetzinittel —, entfernt werden; die Weichwarzen — Mollusken — habe ich in der Weise, dass ich jeden Tag eine durch die Melkerin abpflücken liess, beseitigt.
Die Sprödigkeit der Haut der Striche.
Dieser üebelstand, der leicht zu erkennen ist, entsteht durch mangelhafte Absonderung des Hauttalges. Die Heilung erfolgt regelmässig von selbst, indessen kann man dieselbe durch Bestreichen mit Schmalz oder Bléicerat beschleunigen.
Die Entzündung der Scheide, Yagiuitis.
Diese kommt sehr häufig und theils für sich, theils in Verbindung mit der Gebärmutterentzündung vor.
Symptome. Die Schleimhaut ist hoiss, gerötbet, ge­schwellt, schmerzhaft und zuerst trocken, später reichlich mit Secret belegt. Die Thiere sind in Folge der vorhandenen Schmerzen unruhig, wedeln mit dem Schwänze, trippeln mit den Hinterfüssen etc.
Ausgang. Für gewöhnlich folgt bald Genesung. Es kann der Zustand aber auch chronisch werden — s. weisser Fluss — oder in Brand übergehen, selbst croupös werden. Bei der croupösen Entzündung — Yaginitis crouposa — ist die Ausschwitzung mitunter so bedeutend,, dass die ganze Scheide förmlich verstopft wird. Die eingelagerte Masse wird dann in — mitunter grossen — Stücken entleert oder es tritt eine Verwachsung der Scheide ein.
Ursachen.quot; Sie entsteht in Folge schwerer Geburten, roher und ungeschickter Hülfeleistung oder in Folge der Ee-tension der Eihaut und Erkältung.
Behandlung. Das Fieber muss der Art und dem Grade nach behandelt, und die vielleicht noch fortwirkenden Ursachen sofort entfernt werden; ausserdem kann man schlei­mige Getränke geben, und muss schleimige oder schleimig-ölige Einspritzungen in die Scheide machen.
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Die Entzündung der Gebärmutter, Metritis.
Diese kommt aueh häufig, niimeutlicli bei dem Rinde, und meistens in Verbindung mit ScheLclen-Entzündung vor. Es ist mitunter nur die Scbleimliaut leidend — Metritis ca-tarrhosa —, in anderen Fällen die MusüceHiaut mit afficirt — Metritis plilegmonosa —. Die Bedeutumg ist, je nachdem die Muskelhaut mitleidet, oder nicht, verst hie den; dessen unge­achtet muss ich, da beide Formen unter ziemlich gleichen Symptomen verlaufen, sie auch zusammen abhandeln.
Symptome. Die Thierefiebern, stölineu, ächzen, stehen mit gekrümmtem Rücken und untergeschobenen Hinterschen-keln, verrathcn Schmerzen, wenn man den Uterus von der Flanke oder dem Mastdarm aus drückt, drängen sehr häufig und stark, wobei Harn und eine schleimige, rothliche oder selbst jauchige, höchst übelriechende Flüssigkeit aus dem Uterus entfernt wird, sehen sich mitunter nach dem Leibe um und bewegen sich schwerfallig. Der Mist ist dunkel, hart, klein geballt und wird selten und unter Beschwerden abgesetzt. Diese Erscheinungen sind bei beiden Formen, bei der phleg-monösen in hohem Grade vorhanden. Boi dieser ist ausserdem der Uterus mitunter so stark geschwolknn, dass er von der Flanke aus als harter Körper gefühlt werden kann, und so schmerzhaft, dass die Thiere auf der Höhe der Krankheit häufig wie betäubt liegen und nicht zum Aufstehen zu be­wegen sind.
Ausgang. Der ist sehr verschieden.
1)nbsp; Zertheilung. Sie tritt gewöhnlich in der catarrha-lischen Form, aber auch häufig bei der phlegmonösen ein. Der Eintritt derselben ist leicht an dem frühen Kachlassen aller Symptome zu erkennen.
2)nbsp; Verdickung der Früchthältlaquo;i'quot;\vand. Diese soll am leichtesten bei jungen, vollsaftigen Kühen eintreten, wenn die antiphlogistische Behandlung versäumi wird.
3)nbsp; Ablagerung von croupösem Exsudat an der Schleimhautoberfläche — Metritis crouttosa —. Dieser Aus­gang ist jedenfalls nicht ganz selten. Bei tödlichem Verlaufe der Metritis findet man mitunter die ganw Schleimhautober­fläche mit einer dicken Schicht Exsuchrt Ibelegt. Nach Spi-nola (Spec. Pathologie, S. 726) soll dieser Process mehr partiell vorkommen.
4)nbsp; Eiterung. Diese ist entweder sdl gemein, wenn die ganze Schleimhautoherfläche sich, wenn man will, in eine Gc-schwürflächc umgesetzt hat — Ulceratio laquo;iteri — oder local, wenn sich ein Abscess in der Uteruswand gebildet hat —
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Abscessus uteri —. Die allgemeine Eiterung ist leicht an dem Ausflusse zu erkennen; sie entsteht am leichtesten nach der catarrhalischcn Form, wird mitunter chronisch und führt dann zur Gehärmuttersclnvindsucht oder leichter, in Folge einer Resorption, zu metastatischer Lungenentzündung, häufiger aber noch zu metastatischer Darmentzündung. Der Abscess entsteht nach der phlegmonosen Entzündung; derselbe bricht mitunter später durch, und ergiesst sich dann der Inhalt in die Bauch- oder Fruchthälterhöhle. In dem ersteren Falle tritt Peritonitis ein; in dem letzteren wird die Masse durch eintretende Wehen aus dem Uterus entfernt.
5) Brand. Mutterbrand — Metritis gangraenosa —. Derselbe entsteht gern nach mechanischen Beleidigungen des Uterus. Sein Eintritt ist zu befürchten, wenn der Puls sehr hoch, schwach und klein, der Bauch aufgetrieben, der Ausfluss höchst stinkend, und das Thier ziemlich gefühllos ist.
Ursachen, ümstülpung und Verwundung des Uterus, rohe Hülfeleistung bei der Geburt, Reteusion der Eibaut, Er­kältung und andere noch unbekannte Ursachen erzeugen diese Krankheiten. Letzteres nehme ich deshalb an, weil ich diese Krankheit in einzelnen Jahren besonders häufig gesehen habe, ohne dass ich besondere Ursachen dafür auffinden konnte.
Behandlung. Im Allgemeinen ist innerlich zuerst die antiphlogistische Kurmethode angezeigt, die namentlich bei der phlegmonosen Form streng durchgeführt werden muss. — Aderlass, Salpeter oder Brechweinstein mit Glaubersalz - . Ausserdem müssen die vielleicht noch fortwirkenden Ursachen — Eihaut — sofort entfernt, die Thiere warm gehalten, schleimig-ölige Einspritzungen in den Uterus und scharfe Einreibungen in der Flanke — rechte — und auf die Kreuz­partie gemacht werden. Nimmt das Fieber im Verlaufe den fauligen Charakter au, muss demgemäss die innerliche Be­handlung geändert werden. Ich habe dann gewöhnlich Salzsäure und Terpentinöl mit vielem Schleim gegeben. Ist der Aufluss jauchig, stinkend, so macht man Einsinitzun-gen von Chlor oder übermangansaurem Kali. Letztere kann ich ganz besonders empfehlen.
Der weisse Fluss, Fluoi^albus. Leueorrlioea.
Diese Krankheit kommt hauptsächlich bei dem Pferde und Rinde vor und besteht in einem Ausfluss aus den Geni­talien. Derselbe stammt entweder aus der Scheide — Leu-corrhoea vaginalis — oder aus dem Uterus — Leucorrhoea uterina — oder aus beiden Theilen. Er ist bald von kurzer Dauer und catarrhalisch—Leucorrhoea acuta seu catarrhalis—,
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bald anhaltend — Leucorrlioea clironica —. Nur von der letzteren Form wird hinfort die Rede sein.
Symptome. Das Leiden wird dadurch erkannt, dass die Thiere bei gutem Appetit und gutem Futter nach und nach abmagern, und ein Ausfluss aus der Scham bestellt. Der Ausfluss ist einfach schleimig oder eiterig und klumpig oder missfarbig und übelriechend. Die Entleerung geschieht in kleineu Quantitäten und conthmirlich, wenn nur die Scheide leidet; dagegen in grosseren Quantitäten und periodisch, wäh­rend des Liegens und durch wehenartiges Pressen, wenn dei* Uterus afficirt ist. Die Brunst tritt im Verlaufe dieser Krank­heit noch ein, es erfolgt, wenn auch etwas schwierig, selbst eine Conception; die Thiere tragen aber nie aus.
Ausgang. Wenn das Leiden noch nicht eingewurzelt, das Thier kräftig ist, und eine energische Behandlung — namentlich örtlich — eingeleitet wird, so kann Heilung erreicht werden. Wenn aber das Gegentheil Statt findet, so tritt „leicht Cachexie ein, und dann folgt der Tod.
Ursachen. Dieser Zustand wird durch lange Verzö­gerung der Nachgeburt, übersehene und schlecht behandelte Fruchthälter-Entzündung herbeigeführt.
Behandlung. Die örtliche Behandlung ist die Haupt­sache. Mau muss Einspritzungen von adstringirenden Stoffen — Cuprum sulphuricum, Lapis divinus, Argentum nitricum, Alumen crudum etc. — in die Scheide und den Uterus machen. Innerlich muss man harzige Mittel — empfohlen kann ich besonders den dicken Terpenthin — reichen. Eyeli­ner (Bujatrik, S. 498) empfiehlt besonders die Cubeben mit Eisen.
Die Umstülpung der Scheilt;legt; luversio vaginae.
Cf. Die Krankheiten, die während der Schwangerschaft auftreten.
Die Umstülpimg und der Yorfall der Blase, luversio et Prolapsus vesicae.
Darüber habe ich hier n^r nachzutragen, dass, wenn auch die Blase längere Zeit umgestülpt oder vorgefallen gewesen ist, doch noch ein günstiger Ausgang eintreten kann. Bei der Umstülpung hat das Heften des Blasenhalses mit Bleidraht und Einspritzungen von adstringirenden Stoffen in die Blase zur vollen Heilung geführt. Bei dem einfachen Vorfalle kann nur das Heften der Wunde vorgenommen und der Harn durch den Katheter entfernt werden.
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Die ümstttlpong des Fniclithiilters, Inversio uteri.
So bezeichnet man denjenigen Zustand, bei welchem der Uterus rückwärts vorgetreten ist und sicli ganz oder zum Theil in sich selbst eingesenkt hat, so dass die innere Fläche — Schleimhaut — zur äusseren geworden ist. Man bespricht diesen Zustand gewöhnlich unter dem Namen „Vorfall des Uterusquot; — Prolapsus uteri —.
Beide Benennungen, Umstülpung und Vorfall, sind im Allgemeinen gleich passend, denn bei der Umstülpung bestellt ein Vorfall, und bei dem Vorfalle eine Umstülpimg; wenn man aber eine Eintheilung treffen will, wie es von nur geschehen ist, dann ist meiner Meinung nach der Name „Uinstülpungquot; der passendere. Die Umstülpung des Uterus, die für sich auf­treten kann, gewöhnlich aber mit gleichzeitiger Umstülpung der Scheide besteht, kommt häufig bei dem Rinde, selten bei den anderen Thieren vor und ist als ein gefährlicher Zustand zu bezeichnen. Je nachdem sich der ganze Uterus oder nur ein Theil desselben umgestülpt hat, unterscheide ich die unvollständige Umstülpung — Inversio uteri incompleta— und die vollständige — Inversio uteri completa —.
Erkennung: a) der unvollständigen Umstülpung. Die Scheide und der Uteruskörper — letztere Abtheilung an den Cotyledonen erkennbar — hängen als ein dicker, langer Wulst ausserhalb der Scham. An der Grenze zwischen beiden Theilen, ungefähr in der Mitte der heraiishängenden Partie, sieht man den Muttermund, der mit seiner Wand das Ganze in Form eines Bandes umgieht. An dem freien Ende des Uteruskörpers findet sich eine grosse Oeffmmg, von wo aus man in die Hörner, die in dem Körper liegen, also vorgefallen sind, eindringen kann. Das Ganze ist, je nach der Dauer des Bestehens und der Behandlung, von hell- bis schwarz-rother Farbe; häufig mit Heu, Stroh, Dünger etc. beschmutzt, sehr blutreich, bedeutend infiltrirt, durch Fusstritte anderer Thiere etc. verletzt un3 eisig kalt. Die Thiere, namentlich die Pferde, sind sehr unruhig, drängen stark und halten den Schwanz hoch;
b) der vollständigen Umstülpung. Dieselbe unterscheidet sich von der vorigen nur dadurch, dass die Hörner des Uterus mit umgestülpt sind; der Uterus reicht dabei mitunter tief unter das Sprunggelenk hinab.
Ausgang. Derselbe richtet sich hauptsächlich darnach, ob die Umstülpung eine vollständige, oder unvollständigci ist, dieselbe schon lange — Stunden — besteht, oder erst aufge-
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treten ist; der Uterus dunkelroth, stark infiltrirt und kalt ist, oder nicht, Verletzungen vorhanden sind, oder nicht, und wenn, oh dieselhen in der unteren Wand wild gross, oder in der oberen Wand und klein sind etc. Nur zwei Ausgänge kommen vor; entweder Genesung oder Tod.
Die Genesung tritt am leichtesten ein, wenn die Um­stülpung eine unvollstilndige ist und sofort entsprechende Hülfe geleistet wird; vielfach aber auch noch dann, wenn die Umstünde schon sein ungfmstig sind, weshalb man sich mit der Abgabe einer absolut ungünstigen Prognose vorsehen muss.
Der Tod kann herbeigeführt werden:
1)nbsp; in Folge von Verwundungen des Uterus. Die­selben entstehen durch Fusstritte anderer Thiere etc. oder bei der Hülfeleistung durch die Hand des Operateurs. Sie sind immer gefahrlich, aber nicht absolut tödtlich. Für die Be-urtheilung derselben muss man die Grosse und den Ort der Verwundung — cf. die Krankheiten, die bei der Geburt entstehen —, so wie auch das Allgemeinbefinden des Thieres und den anderweitigen Zustand des Uterus berücksichtigen. Sind, wie es nicht selten der Fall ist, Theile des Darmkanales in dem umgestülpten Uterus vorhanden und bei dessen Ver­wundung durchgetreten — vorgefallen —, so ist der Zustand, soweit jetzt die Beobachtung reicht, bei dem Pferde unbedingt, hei dem Ilinde gewöhnlich tödtlich;
2)nbsp; durch den Brand des Uterus. Derselbe kann vor der Reposition vorhanden, sein, oder nachher' auftreten. Wird der brandige Uterus reponirt, oder tritt der Brand nach der Reposition auf, so ist der Tod die unausbleibliche Folge. Mit der Diagnosis „Brandquot; muss man sich jedoch vorsehen; bei demselben ist der Uterus nicht nur dunkelroth, kalt und mürbe, sondern es liegt eine wirkliche Gewebszertrüm-merung vor;
3)nbsp; durch Apoplexie. Dieselbe hat man bei sehr fetten Thieren zu befürchten;
4)nbsp; nbsp;in Folge eingetretener Bauchfellentzün­dung — Peritonitis —. Diese Folgekrankheit tritt nicht ganz selben ein und führt gewöhnlich zum Tode.
Ursachen. Eine uuerlässliche Bedingung für den Ein­tritt der Umstülpung ist die, dass der Üterusmund noch offen ist. Die Umstüljmng entsteht in Folge heftiger Wehen, und diese wiederum in Folge anhaltender Reizungen des Uterus, wie z. B. hei der Retension der Eihaut und bei den anhaltenden Manipulationen im Uterus bei der Geburt der Fall ist. Ausserdem liegt in einzelnen Fällen eine Praedispo-sition vor. Die Thiere, Pferde, wie Rinder, die einmal an der
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Umstülpung gelitten haben, bekommen eine solche bei der nächsten Geburt sehr leicht wieder.
Behandlung. Es muss zuerst die vielleicht noch sitzen gebliebene Eihaut entfernt, das Thier gut placirt, der Uterus gereinigt, erwärmt, geschrumpft und eingeölt, der Mastdarm und die Blase entleert und dann die Reposition vorgenommen werden.
Die Entfernung der Eihaut wird auf die Weise be­schafft, dass man — bei Kindern — die Cotyledonen mit dem Daumen und Zeigefinger umfasst und die Foetalkuchen abschiebt.
Die Lage des Thieres muss der Art sein, dass es mit dem Hintertheile wenigstens einen Fuss höher liegt — ich mache die Reposition am liebsten am liegenden Thiere —, als mit dem Vordertheile. Ich mache das Lager aus langem — Pferde- — Mist und belege es mit Stroh oder einer Thür. Sind die Wehen sehr stark, so dass sie die Reposition be­deutend behindern, dann bringe ich das Thier noch ausserdem in Rückenlage. — Es ist sonst empfohlen, das Hintertheil des in Rückenlage gebrachten Thieres aufzuwinden oder dem Thiere Wasser ins Ohr zu giessen, an die Hörner zu klopfen, namentlich aber dasselbe mittelst Opium, Aether oder Chloroform zu betäuben —.
Die Reinigung und Erwärmung des Uterus nehme ich mit warmen Wasser vor. — Sonst wird Milch etc. dazu benutzt —. Ich lege den Uterus in eine Mulde und lasse so lange warmes Wasser auf ihn einwirken, bis das Ganze durch und durch erwärmt ist.
Die Schrumpfung des Uterus besorge ich mittelst warmer Alaunlösung. Sobald der Uterus entsprechend er­wärmt ist, giesse ich das dazu benutzte Wasser ab und warme Alaunlösung wieder auf; dieselbe lasse ich lfraquo;^ Stunde einwirken. Ist Alaun nicht zur Hand, dann bediene ich mich des Essigs.
Die Einölung nehme ich am liebsten mit Schmalz, sonst mit reinem Oel vor.
Die Entleerung des Mastdarmes und der Blase geschieht in allgemein üblicher Weise.
Die Reposition oder Einrichtung des Uterus nehme ich in der Weise vor, dass ich die halbgeschlossene Hand gegen den Grund des am meisten vorgetretenen Hornes setze und während der wehenfreien Zeit soweit vordringe, wie der Arm reicht. Es ist dann aus der vollständigen Umstülpung eine unvollständige geworden. Sobald das er­reicht ist, ziehe ich den Arm während einer wehenfreien Zeit
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zurück, setze die Hand gegen den Grund des Körpers des Uterus und schiebe auch diesen Theil hinein. Ist erst ein Theil des Körpers durch den Muttermund hindurch, so geht der Rest gewöhnlich leicht nach. — Dass diese Operation nicht leicht, im Gegentheile vielfach mit den grössten Schwierig­keiten verknüpft ist, weiss jeder Praktiker nur zu gut. Ebenso, dass häufig Nebenumstände zu berücksichtigen sind, man sich von Gehülfen unterstützen lassen muss, ergiebt sich von selbst. — Nach Meyer (Magaz. v. G. u. H., Bd. 25) soll man bei der Reposition mit dem Theile, der an die Scham grenzt, be­ginnen. — Sobald die Einrichtung beschafft ist, dringe ich mit der Hand bis auf den Grund der Hörner — die von Cooper dazu empfohlenen Kolben sind überflüssig —, sorge dafür, dass dieselben nicht eingeschoben liegen bleiben, weil sonst starke Wehen auftreten, und lasse die Hand 20 bis 30 Minuten im Uterus liegen. Das Thier wird alsdann — wenn möglich — 1li oder ^ Stunde im Schritt bewegt und darauf auf einen nach vorn schüssigen Stand so gestellt, dass stets das Hintertheil höher steht oder liegt,quot; als das Vordertheil. Ist die Reposition gut beschaift, dann drängen die Thiere nachher gewöhnlich gar nicht oder doch nur schwach, und es ist in der Regel genügend, wenn man einen Mann als Wache bei dem Thiere lässt, der, sobald die Wehen heftiger werden, die Hand fest gegen den Wurf legt. Sind die Wehen nach der Reposition heftig, so muss man sich zuerst überzeugen, ob die Hörner auch ordentlich eingerichtet sind, und, wenn das der Fall ist, die Vorfallgurt, die Strick­bandage oder den Lundt'schen Trachtenzwinger umlegen oder die Thiere ringeln. Letzteres ist aber nicht für solchen Fall zu empfehlen.
Um dem Eintritt der Bauchfellentzündung oder der pblegmonösen Uterusentzündung vorzubeugen, muss sofort ein antiphlogistisches Heilverfahren eingeleitet werden. Hat der Uterus wenig gelitten, ist namentlich der Eintritt der Bauch­fellentzündung zu befürchten, dann kann ich aus eigener Er­fahrung ganz besonders das boraxsaure Natron empfehlen. Dieses Mittel hat durchaus nichts Eigenthümliches in seiner Wirkung; es ist nur ein kräftiges Antiphlogisticum, was ohne Schaden in grossen Dosen — Pferden und Rindern täglich 12 Unzen, und 2 Tage nach der Reihe — gegeben werden kann.
Ist der Uterus stark infiltrirt, dann sind Scarificationen desselben angezeigt. Ist der Uterus brandig, so muss er amputirt werden. Sind Wunden vorhanden, dann kann man den Uterus so, oder nachdem dieselben geheftet sind, reponiren; sind die Wunden aber so bedeutend, dass der Tod nach der
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Reposition eintreten -würde, dann muss auch in diesem Falle die Amputation des Uterus vorgenommen werden.
Das Zurückbleiben der Nachgeburt — Retentlo secundi-narum — bei der Kuh.
Es ist bei dem Rinde eine sehr häufige Erscheinung, dass die dritte Geburtsperiode in sofern abnorm verläuft, als die Eihaut nicht zur rechten Zeit nach der Geburt aus-gestossen wird, sondern lange, mitunter sehr lange zurück­bleibt. In den meisten Fällen wird dieselbe, wenn nicht zur rechten Zeit, so doch gegen den dritten oder bis zum neunten Tage ausgestossen; in selteneren Fällen sehr langsam, in Wochen. Bleibt die Eihaut nach der Geburt im Fruchthälter liegen, so tritt gewöhnlich schon mit dem dritten Tage eine Zer­setzung derselben ein, die sich durch den stinkenden Geruch deutlich zu erkennen giebt. Durch die Einwirkung der Zer­setzungsprodukte auf den Uterus, und die Resorption derselben wird der Organismus immer alterirt, wodurch in den meisten Fällen nur die Nutzleistung gemindert, in anderen dagegen durch die Folgen das Leben des Thieres bedroht wird, weshalb dieser Zustand unsere grösste Aufmerksamkeit erheischt.
Folgen: 1) Starke Wehen. Diese können mitunter tagelang ohne besonderen Nachtheil bestehen, mitunter jedoch tritt sehr bald eine Umstülpung des Uterus ein.
2)nbsp;Abmagerung, cachectisches Aussehen. Dieses tritt regelmässig ein, wenn die Eihaut sehr langsam abgeht, wie man sagt, abfault.
3)nbsp; Blutvergiftung. Diese tritt auch leicht unter eben bemerkten Umständen ein und zwar durch die Resorption der Zersetzungsprodukte.
4)nbsp; Entzündung des Uterus.
5)nbsp; Metastasen. Solche treten im Ganzen nicht häufig ein. Nach Günther sen. soll namentlich leicht eine meta­statische Lungenentzündung auftreten.
6)nbsp; Trismus.
7)nbsp; Schlagfluss. Diese beiden Folgekrankheiten werden schon von Günther sen. (Geburtshülfe, S. 117) hervor­gehoben.
8)nbsp; Bauchfellentzündung. Diese entsteht gewiss leicht bei der Incarceration der Eihaut in der Fruchthälterwand.
Ursachen. Es liegt entweder eine Verzögerung der Lösung zwischen Foetal- und Uterin-Placenta, oder nur eine Verzögerung der Ausstossung vor.
1) Die Lösung dauert immer sehr lange, wenn, was gar nicht selten der Fall ist, eine Verwachsung zwischen Foetal-
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und Uterin-Placenta besteht, und ebenfalls bei der Frühgeburt
—nbsp; nbsp;Partus praematurus —.
2) Die Ausstossung wird verzögert durch Atonie des Uterus, Atonie des ganzen Organismus, innigen Ver-schluss des Muttermundes und Incarceration der Eiliaut in der Wand des Fruchthälters oder zwischen den Wänden des einen Hornes.
Die Verwachsung zwischen den Foetal- und Uterinpla-centen kommt gar nicht ganz selten Tor, wird vermittelt durch Bindegewebe und lässt, wie man angiebt, eine Disposition zu demselben Uebelstande für die nächste Geburt zurück.
Die Atonie des Uterus entsteht in Folge bedeutender Ausdehnung dieses Organes, wie z. B. bei der Eihaut- und Fruchthälterwassersucht und der Zwillingsschwangerschaft der FaU ist.
Der atonische Zustand des ganzen Körpers kann durch verschiedene Umstände, namentlich auch durch schlechte Fütterung, herbeigeführt werden.
Der innige Schluss des Muttermundes entsteht, wenn nicht bald nach der Gebux-t ein grosser Theil der Eihaut durch denselben hindurchtritt und darin liegen bleibt.
Die Incarceration der Eihaut in der Uteruswand wird von Eyebner (Bujatrik, S. 169) angegeben. Es soll, wie es ja auch wahrscheinlich ist, mitunter ein Theil der Eihaut durch einen Riss der Fruchthälterwand hindurch gehen.
Die Incarceration der Eihaut zwischen den Wänden des einen Fruchthälter-Hornes entsteht, wenn die Contraction in dieser Partie eine sehr energische ist.
Behandlung. In früherer Zeit standen sich hinsichtlich der Behandlung zwei Ansichten gegenüber.
Nach der einen, und zwar ältesten, sollte man das ganze Geschäft der Natur überlassen, höchstens noch innere Heil­mittel reichen, und entweder solche, die kräftigend auf den ganzen Organismus einwirken — erregende Arzneien —, oder solche, die Wehen hervorbringen oder dieselben wenigstens verstärken z. B. Mutterkorn — Seeale cornutum —, Sadebaum
—nbsp; nbsp; Herba sabinae —, selbst Zimmt ^ Loth p. d. etc. Diese Methode, die man jetzt die passive nennt, ist von allen guten Praktikern verlassen, und das mit vollem Rechte.
Nach der anderen, der sogenannten activen Methode, ent­fernt man die Eihaut mit der Hand und verfährt dabei in folgender Weise. Man lässt das Thier so stellen und halten, class das Herumtreten desselben möglichst verhindert ist, stellt sich, wenn man mit der rechten Hand operiren will, auf die
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linke Seite des Thieres, fasst den heraushängenden Theil der Eihaut mit der linken Hand, dringt, während man den frei vorliegenden Theil der Eihaut leicht anspannt, mit der rechten in kunstgerechter Weise in den Uterus ein, wobei der ange­spannte Theil der Eihaut als Leitfaden dient. Findet sich nun bei näherer Untersuchung der Fruchthalterhöhle, dass die Lösung beendet ist, dann spedirt man die ganze Masse nach aussen; besteht aber noch die Verbindung zwischen den Foetal-und Uterin-Placenten, so nimmt man die Trennung auf die Weise vor, dass man jede Verbindungsstelle einzeln mit Daumen und Zeigefinger umfasst, leicht drückt und dabei den Frucht­kuchen yon dem Mutterkuchen abschiebt. Mit dieser Lösung beginnt man am liebsten an den dem Muttermunde am nächsten liegenden Cotyledonen und geht so alhnälig auf die des Bor­nes über. Sobald man eine ziemliche Partie getrennt hat, schafft man den freien Theil nach aussen und verfährt darauf in gleicher Weise, bis man Alles gelöst und entfernt hat.
Hat der üterusmund sich schon geschlossen, dann muss man ihn durch drehende Bewegungen der Hand öffnen, was zuweilen ein schweres Stück Arbeit ist. Die Angabe, dass diese Operation mitunter durch einen zu innigen Verschluss des Muttermundes verhindert werde, ist falsch.
Hängt Nichts von der Eihaut ausserhalb des Wurfes, oder ist der heraushängende Theil abgerissen, so muss man bemüht sein, sofort einen Theil der Eihaut soweit nach aussen vor­zuschieben oder zu ziehen, dass er mit der linken Hand gefasst werden kann.
Sind die Wehen während dieser Operation sehr stark, dann könnte der Anfänger vielleicht eine Umstülpung des Uterus befürchten; indessen, so lange die Hand im Uterus ist, kann dieselbe nicht eintreten. Sind die Wehen nach beendeter Arbeit noch sehr stark, so lässt man einen Mann als Wache bei dem Thiere, der, wenn die Wehen ansetzen, einfach die Hand gegen den Wurf drückt.
Kann man mit der Hand nicht bis auf den Grund des Utemshornes kommen, was bei grossen Thieren gar nicht selten der Fall ist, so kann man nach Günther sen. (Geburts-hiilfe, S. 120) den Bauch des Thieres durch einen Baum in die Höhe heben lassen.
Die Zeit, wann die Lösung vorgenommen werden muss.
Ich nehme diese Operation, wenn nicht besondere Indi-cationen vorliegen, gleich nach dem dritten Tage vor. Bis
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zu dieser Zeit geht die Eihaut noch vielfach von seihst ab, und wenn auch nicht, so ist wenigstens die Lösung leichter zu beschaffen, und das Allgemeinbefinden des Thieres ist noch nicht alterirt. Wenn jedoch bei diesem Zustande die Wehen sehr bedeutend und zwar so bedeutend sind, dass eine Um­stülpung des Uterus zu befürchten ist, dann nehme ich die Ent­fernung der Eihaut ohne Rücksicht auf die Zeit. sogleich vor. Hat die Eihaut sehr lange gesessen, so muss man nach der Entfernimg derselben wenigstens den Uterus mit lauwarmem Wasser reinigen. Ausserdem kann man mit Vortheil abwech­selnd Einspritzungen von verdünntem Chlorwasser und Schleim machen. Statt des Chlors habe ich auch das übermangan-saure Kali in früher angegebener Stärke mit Erfolg versucht. Ferner gebe ich in solchen Fällen gerne Leinkuchen als Futter. Ist schon eine Blutvergiftung vorhanden, so müssen neben den Einspritzungen von Chlor etc. in den Uterus, aiich inner­lich die sogenannten antiseptischen Mittel gereicht werden. — Ich habe mich dann meistens der Salzsäure mit vielem Schleim bedient *).
Das ZurückMeiben der Nachgeburt bei den anderen ïhieren.
Bei der Stute ist in den von mir beobachteten Fällen die Eihaut spätestens 24 Stunden nach der Geburt ohne alles Zuthun abgegangen; es ist mir aus der Literatur auch nicht bekannt, dass bei diesem Thiere jemals Hülfe nothwendig ge­wesen ist.
Bei der Sau tritt dieser Zustand auch selten ein; bei diesem Thiere habe ich erst einmal und zwar 24 Stunden nach der Geburt die Eihaut entfernt.
Das Geburtsfieber, Febris puerperalis.
Dasselbe kommt in seiner unten zu besprechenden Eigen-thümlichkeit nur bei dem Einde vor; mir ist wenigstens weder
*) Die passive Methode habe ich nicht weiter besprochen, weil sie niemals mit Nutzen Anwendung finden kann.
Das Beschweren der Eihaut mit Besen, Steinen etc. ist nicht zu empfehlen, weil dadurch der Uterus zu verstärkten Contractionen, Wehen, gereizt wird; dagegen kann man ohne allen Nachtheil ver­suchen, durch einen leichten Zug die Eihaut zu entfernen.
Wenn bei der Abnahme der Eihaut oder der Reposition des Uterus einige Cotyledonen abgerissen werden, so macht das Nichts; selbst wenn der grösste Theil derselben entfernt wird, kann das Thier nicht nur am Leben bleiben, sondern sogar wieder trächtig werden. Letzteres, weil mehr Uterin-, als Foetalplacenten vorhanden sind. Dass man dessen-ungeachtet die Cotyledonen schonen muss, versteht sich von selbst.
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aus der eigenen Praxis, noch aus der Literatur irgend eine Thatsache bekannt, die das Gegentlieil beweist. Es wird des­halb auch gewöhnlich als Kalbefieber, sonst auch als Milch­fieber bezeichnet; letzterer Name scheint jedoch an einzelnen Orten etwas verpönt zu sein.
Das Kalbefieber kommt in einzelnen Gegenden so selten vor, dass es nur dem Namen nach bekannt ist; in an­deren dagegen so häufig, dass alljährlich an demselben mehr Kühe zu Grunde gehen, als an allen anderen Krankheiten zusammen. Es tritt vor, während — wie ich selbst ein paar Mal gesehen habe —, namentlich häufig aber nach der Geburt ein; jedoch niemals vor dem Eintritt der Milch-secretion — vor der Geburt — und —#9632; soviel ich gesehen habe — nicht nach dem zehnten Tage nach der Geburt. Es liegen, da die Krankheit so leicht tödtlich verläuft, also das grösste Interesse für uns hat, eine Masse Beobachtungen darüber vor; dessenungeachtet hat man sich über das We­sen etc. der Krankheit noch nicht einigen können. Es wird jetzt noch sogar von einem ächten und unächten Kalbe­fieber gesprochen, was für mich weder in theoretischer, noch praktischer Beziehung richtig ist. Ich kenne nur eine Form, und das ist, um bekannte Worte zu gebrauchen, die paralytische.
Symptome. Die Thiere treten von der Krippe zurück, versagen Futter und Getränk,-fangen an leicht zu drängen, mit dem Schwänze zu wedeln — Ameisenkriechen in den Geschlechtstheilen — Affection der betreffenden Nerven, namentlich des Ganglien-Nerven-Systems —, rülpsen — Luft­ansammlung im Pansen in Folge mangelhafter Bewegung desselben —, stöhnen, treten mit den Hinterschenkeln hin und her, fangen an zu schwanken in dem Hintertheile, brechen zusammen und bleiben sofort liegen, oder raffen sich unter der grössten Kraftanstrengung noch einmal wieder auf — ein gutes Zeichen —, brechen bald darauf wieder zusammen und bleiben dann bis zur Entscheidung liegen. Sie liegen in den meisten Fällen auf den halb untergeschlagenen Schenkeln mit auf die Rippenwand gestütztem Kopfe; in seltenen Fällen platt auf der Seite mit gestrecktem Kopfe und Schenkeln. Die Sensibilität und Irritabilität sind vermindert; schon einige Stunden vor dem Tode habe ich die Thiere über den ganzen Körper unempfindlich gegen Nadelstiche gefunden; die peri­staltische Bewegung tritt bei dem Beginne der Krankheit sofort zurück und erlischt später, wenn der Ausgang ein tödt-licher ist, gänzlich, so dass immer Retention des Mistes — daher Annahme einer Verstopfung etc. — und häufig eine
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Aufblähung eintritt; das Schlingen ist erschwert — daher Geifern aus dem Maule —, der Schlingungs-Apparat gegen das Ende der Krankheit, wenn es ein tödtliches ist, häufig i ganz gelähmt. Die Temperatur ist von Anfang an unter­drückt, eine Steigerung derselben kommt mir ausnahmsweise • vor — die Angabe, dass regelmässig bald nach dem Be­ginne der Krankheit die Temperatur an einzelnen Stellen des Körpers oder überall steige, habe ich nicht bestätigt gefunden —; gegen das Ende der Krankheit sinkt sie so bedeutend, dass die Thiere an der Oberfläche, namentlich den Extremitäten, eisig kalt sind. Der Puls ist gewöhnlich klein und weich, die Frequenz wenig vermehrt; ich habe denselben mitunter 4 bis 5 Stunden vor dem Tode auf 80 per Minute gefunden. Die Eespiration ist gewöhnlich der Zahl nach normal, aber tief und ziehend. Der Blick ist theilnahmlos, das Auge verharrt fortwährend in gleicher Kichtung, tritt nach und nach tief in die Höhle zurück und schwimmt förmlich in Thränen. Das Stöhnen, was im ersten Beginne der Krankheit schon vor­handen, aber so schwach ist, dass es nur bei der grössten Aufmerksamkeit vernommen werden kann, wird im Verlaufe sehr stark. Verläuft die Krankheit tödtlich, dann tritt schliesslich ein soporöser Zustand ein, aus' welchem die Thiere ruhig oder unter Convulsionen absterben.
Ausgang. Es folgt entweder volle Genesung, oder der Tod. Die Entscheidung tritt gewöhnlich innerhalb 24 Stun­den ein, kann aber auch lange, selbst, wie ich einmal gesehen habe, bis zum fünften Tage ausbleiben. Ob dieser oder jener Aiisgang eintreten wird, läset sich weder im Anfange, noch im Verlaufe der Krankheit bestimmen; nur soviel steht fest, dass, wenn einmal Besserung eingetreten ist, die Thiere auch bald ganz hergestellt sind.
Ursachen. Eine besondere Anlage besitzen Kühe, die reichlich Milch geben und solche, die schon an der Krankheit gelitten haben. Als Gelegenheitsursachen kenne ich nur den dumpfigen Stall, die erschlaffende Fütterung und den schroffen Wechsel in der Haltung gleich nach der Geburt.
Den ersten Punkt wird wohl Niemand bezweifeln; der zweite ist den Agenten der Viehversicherungs-Gesellschaften, wenigstens in einzelnen mir bekannten Gegenden, längst bekannt; der dritte und vierte Punkt zeigen sich täglich in der Praxis; und von der Richtigkeit des fünften #9632;— schrofler Wechsel in der Haltung — kann man sich leicht im Sommer überzeugen. Wenn nämlich die Kühe auf der Weide kalben, nachher sofort in den Stall genommen werden, und dieser, aus Angst dass
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eine Erkältung eintrete, dicht geschlossen wird, dann bricht leicht das MUcMeber aus*).
quot;Wesen. Ich hin der Ansicht, dass das Grundleiden in einer Affection des Ganglien-Nervensystems besteht und zwar in einer mangelhaften Thätigkeit, die nach und nach, wenn der Verlauf ein tödtlicher ist, in wirkliche Paralysis übergeht. Dass die bei dieser Krankheit auftretenden Gehirn- und Rückenmarks-Erscheinungen secundär sind, ist im Kranken-staiLe leicht nachzuweisen. Dass der Uebergang dieser Affec­tion yon dem einen Nerven-Centrum auf die anderen so rasch erfolgt, kann Niemanden, der die innige anatomische und physiologische Beziehung, die zwischen denselben besteht, kennt, überraschen.
Behandlung. In der Behandlung gehen die Ansichten, wie auch nicht anders zu erwarten ist, auseinander. Alle Beliandlungs-Methoden kann ich natürlich nicht anführen, sondern nur die besonders empfohlenen. Man giebt (Reper-toiium von Hering, Bd. 6. — Magaz. v. G. u. H., Bd. 30 etc.) Crotonoel oder (Thierarzt, Jahrg. I, S. 170) Aloe, diese zu 6 Loth auf ein Mal in flüssiger Form, oder nach Köhne Brechweinstein mit Krähenaugen — Nuc. vomic. —. Ich habe schon seit vielen Jahren den Brechweinstein — Tartarus sidbiatus — benutzt und bin mit dem Erfolge sehr zufrieden. Ich gebe von diesem Mittel in den ersten 3—4 Stunden halb-stiinxllich, später alle 1—2 Stunden eine kleine Dosis. Ist die Krankheit weit vorgeschritten, dann gebe ich ausserdem mit-uirter noch flüchtige Reizmittel. Ist Aufblähung in solchem Grade vorhanden, dass etwas dagegen geschehen muss, so neLme ich sofort die Entleerung mittelst des Troikars vor.
Vorbauung. In den Stallungen, in welchen das Kalbe-fieber alljährlich auftritt, lasse ich die Gelegenheitsursachen, so Tiel als möglich ist, abstellen und den betreffenden Thieren von einigen Stunden nach der Geburt an kleine Dosen Brech­weinstein geben.
Die Kreuzlähinimg der Kühe.
Diese tritt nicht selten, und gewöhnlich 1—2 Tage, nach der Geburt auf. Sie erscheint in verschiedener Stärke, wes­halb ich drei Formen, die ich als erste, zweite und dritte bezeichne, unterscheide.
5 Ich will durchaus nicht hehaupten, dass diese von mir aufgestell­tem Ursachen die alleinigen sind; hin aber fest überzeugt, dass die von unseieu Vorfahren auf uns vererbten Angaben, wornach Erkältung, Ueber-fressen und das sofortige Abnehmen des Jungen gleich nach der Geburt das Ealbfieher verursachen, nicht richtig sind.
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Symptome. Bei der ersten Form tritt plötzlich ein Schwanken in der Nachhand ein; dabei ist die Fress- und Sauf lust, das Wiederkäuen und die Milchsecretion normal, mit einem Worte, es ist kein Fieber vorhanden.
Bei der zweiten Form liegen die Thiere plötzlich fest, ohne dass sie vorher eine Schwäche in der Nachhand zeigten; auch hierbei tritt kein Fieber ein.
Bei der dritten Form liegen die Thiere auch plötzlich fest, es bildet sich aber im Verlaufe ein, mitunter hochgra­diges, Fieber, gewöhnlich sthenischen Charakters, aus, so dass Fress- und Sauflust, Milchsecretion etc. bedeutend unterdrückt oder gänzlich verschwunden sind.
Ausgang. Dieser ist, soviel ich gesehen habe, stets, selbst bei der dritten Form, günstig. Kommen die Thiere, wie bei der zweiten und dritten Form, zum Festliegen, so haben sie ge­wöhnlich mit 24—36 Stunden wieder so viel Kraft, dass sie sich umwenden, auf die andere Seite legen können, und wenn das der Fall ist, stehen sie gewöhnlich bald, in 12—24 Stun­den, auf. Es kommt aber auch vor, wie ich namentlich bei der zweiten Form gesehen habe, dass die Thiere 6—7 Tage liegen bleiben.
Ursachen. Wodurch das Leiden in dem einzelnen Falle hervorgerufen wird, ist mir unbekannt; man beschuldigt ziemlich allgemein eine Erkältung. Soviel steht aber fest, dass häufig eine Anlage zu derselben für die nächste Ge­burt zurückbleibt; denn ich habe gesehen, dass Kühe zwei, drei Jahre nach der Reihe davon befallen wurden; auch, dass die Krankheit ein Jahr überschlug und bei der nächsten Geburt wieder eintrat — und dass, wenn die Thiere in dem ersten und vielleicht zweiten Jahre an der zweiten Form litten, im folgenden Jahre von der dritten befallen wurden.
, Behandlung. Bei der ersten und zweiten Form habe ich nur eine Scheinkur eingeleitet; bei der dritten dagegen das Fieber behandelt — Salpeter mit Glaubersalz gereicht — und eine Einreibung in der Kreuz- und Lendenpartie gemacht.
Die Mania puerperalis.
Diese Krankheit, die selten vorkommt und, soviel mir bekannt, nur bei der Kuh beobachtet worden ist, besteht in einer Störung der Hirnfunction, und darf nicht, wie das geschehen ist, für eine besondere Form des Kalbefiebers an­gesehen werden. Ich habe sie nie beobachtet, muss mich deshalb an die Mittheilungen, die Günther (dess. Geburts-hülfe, S. 145) und Lan del (Report, v. H., B. VIII) darüber gemacht haben, halten.
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Symptome. Die Thiere sind sehr aufgeregt; beissen in Alles — auch Menschen — hinein, klettern in die Krippe, gegen die Wände, sind so schreckhaft, dass sie hei dem ge­ringsten Geräusche, auch mitunter ohne ein solches, plötzlich zusammenfahren, und schäumen aus dem Maule. Der Puls soll hart und vermehrt und der Herzschlag schwach fühlbar sein. — Das ganze Bild ist das der Hirncongestion, wobei die Thiere, wie Günther auch in dem einen Falle mittheilt, weder stossen noch brüllen. —
Ausgang. Bei früh eingeleiteter Behandlung ist derselbe günstig.
Ursache. Eine Erkältung wird beschuldigt.
Behandlung. In den mir aus der Literatur und durch persönliche Mittheilung befreundeter Thierärzte bekann­ten Fällen ist ein antiphlogistisches Heilverfahren eingeleitet worden, was auch gewöhnlich zum Ziele geführt hat. Gün­ther machte einen starken Aderlass, gab innerlich Natrum sulphur. Si mit Extractum datur. stramon. gi und liess die Genick- und Lendenpartie scharf einreiben*).
Der Collapsus nach der Geburt.
Dieser Zustand tritt bisweilen nach einer schweren Geburt bei dem Mutterthiere ein. Man erkennt denselben an dem gänzlichen Niederliegen aller Kräfte; es ist beinahe ein Stillstand in den Funktionen aller Organe vorhanden, der wohl durch eine plötzliche Hemmung der Funktion der Cen-tralorgane des Nervensystems herbeigeführt Avird. Der Zu­stand ist in den wenigen von mir gesehenen Fällen ohne jegliche Behandlung in kurzer Zeit, in ^ bis '^ Stunde, günstig verlaufen.
Das Verschlingen der £ihäute.
Bei den Carni- und Omnivoren tritt nach dem Verschlin­gen der Eihäute keine Störung ein, wohl aber, wenigstens mitunter, bei den Herbivoren. Von den Wiederkäuern ist mir aus meiner eigenen Praxis bekannt, dass sie in einigen Fällen die Eihäute ohne Nachtheil verzehrten, in anderen da­gegen an Aufblähung, Verstopfung etc. erkrankten. Von dem Pferde ist mir kein Fall aus der eigenen Praxis bekannt, wohl aber durch Mittheilung eines bekannten Thierarztes.
*) Wahrscheinlich ist, dass, wenn die Säue ihre Jungen tödten, zum Theil auffressen, wie es ja gar nicht ganz selten vorkommt, eine Störung in den Hirnfunktioneu vorliegt; merkwürdig nur ist, dass dasselbe sich leicht bei der nächsten Geburt -wiederholt.
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Derselbe beobachtete, dass eine Stute -wenige Tage nach dem Gebären von Kolik befallen wurde, die einige Tage anhielt und sofort aufhörte, nachdem ein langes Ende Eihaut mit dem Miste entleert worden war.
Die Milchyersetzung.
Man giebt aus alter Zeit an, die Stoffe, die zur Milch-production benutzt werden, sollten, wenn sie im Blute zurückgehalten würden, diirch eine reizende Einwirkung an anderen Orten Entzündungen etc. yerursachen können. Das ist aber, wie leicht aus der Physiologie zu beweisen ist, eine Unmöglichkeit, weshalb ich nicht weiter darauf eingehen kann.
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VIERTE ABTHEIIMG. Die Pathologie des Eies.
In dieser Abtheilung werde ich die Krankheiten deamp; Eies und solche anderen Zustände desselben, welche die normale Geburt mitunter oder immer, mehr oder weniger behindern, kurz besprechen. Die einzelnen Manipulationen und Opera­tionen, die ich dabei empfohlen und nicht näher erläutert habe, finden sich in den folgenden Abtheilungen beschrieben.
Das absolut und relativ zu grosse Junge bei der Kuh.
Das absolut zu grosse Junge kommt nicht ganz selten bei den Rindern solcher Gegenden vor, in welchen der yor-handene Stamm veredelt oder vergrössert wird, was ja regel-mässig durch eingeführte männliche Thiere geschieht. Die Durchmesser des Jungen, namentlich die des Kopfes, der ror-deren Brustpartie und des Kreuzes sind dann grosser, als die entsprechenden Durchmesser des normal gebildeten Ge­burtsweges.
Das relativ zu grosse Junge kommt in Folge von man­gelhafter Entwicklung des ganzen Beckens, schlechter Ver-heilung nach Brüchen der einzelnen Beckenknochen und Missbildungen der Mutter vor.
In ihren Folgen sind beide Zustände sich vollkommen gleich; sie behindern' die Geburt, so dass Hülfe geleistet werden muss.
Behandlung. Wenn man bei der inneren Exploration findet, dass das Junge absolut oder relativ sehr gross ist, so muss man gleich festzustellen suchen, ob dasselbe wohl unter gehöriger Leitung der Zuglinie und entsprechender Menschen­kraft durch den Geburtsweg zu bringen sein wird, oder nicht. Glaubt man Ersteres, so muss man den Geburtsweg schlüpfrig machen, das Junge anschleifen und durch eine Kraft von 4, höchstens 6 Menschen zu entwickeln suchen; hat man sich
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bei der inneren Exploration oder durch den Versuch über­zeugt, dass dies nicht möglich sein wird, so kann ich nicht empfehlen, eine grössere Zugkraft anzuwenden, sondern nur rathen, die Verkleinerung, resp. Zerstückelung des Jungen vor­zunehmen, und dafür möchte ich folgende Punkte hervorheben:
1)nbsp; Wenn das Junge sich richtig gestellt hat, aber Kopf und Schenkel nicht zu gleicher Zeit durch den Geburts­weg zu bringen sind, so muss man zunächst einen oder beide Vorderschenkel entfernen,
2)nbsp; Will der Kopf nach der Entfernung der Vorderschen­kel noch nicht hindurch, so muss man die Durchmesser desselben, die im gegebenen Falle zu gross sind, verkleinern. Ist der Querdurchmesser zu gross, so entfernt man beider­seitig die Jochbogen-Partie; ist der senkrechte Durchmesser zu bedeutend, dann nimmt man den Hinterkiefer weg.
3)nbsp; Ist das Junge, ohne dass eine Zerstückelung desselben vorgenommen wurde, bis zur Brust durchgetreten und dann nicht weiter zu bringen, was unbedingt selten der Fall ist, so kann das Hinderniss in dem Quer- oder dem senkrechten Durchmesser der Brust gegeben sein. Ist der Querdurchmesser zu bedeutend, so nimmt man einen oder beide Vorderschenkel weg; ist der senkrechte Durchmesser zu stark, so durchschnei­det man noch ausserdem die Kippenknorpel.
4)nbsp; Ist das Junge bis zum Kreuze durchgetreten und dann nicht weiter zu bringen, so sind entweder die Durch­messer des Jungen zu bedeutend, oder es liegen die Hinter­schenkel desselben unter dem Leibe und stemmen gegen den Beckenrand. Ist Ersteres der Fall, so kann man in zweierlei Weise verfahren. Man kann die Hüften abstemmen oder man muss das Junge halbiren und darauf die ganze oder halbe Wendung des Restes machen. Hat man die ganze Wendung gemacht, dann zieht man den zurückgebliebenen Theil an den Hinterschenkeln ab, oder, wenn das so nicht möglich ist, macht man noch ausserdem den Schambeinfugenschnitt. Hat man die halbe Wendung gemacht, nur einen Hinterschenkel geholt, dann entfernt man denselben subeutan und zieht darauf den Rest mittelst eines am Becken befestigten Hakens durch — von mir ausgeführt — oder man holt nachher den anderen Schenkel herbei und zieht an dem den Rest ab.
5)nbsp; Hat das Junge sich mit dem Hintertheile gestellt, und ist es nicht durch den Geburtsweg zu bringen, so kann man den Schambeinfugenschnitt versuchen, die Hüften abstemmen, wenn hier das Hinderniss liegt, oder die Hinterschenkel entfernen.
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Bei dem Füllen kömmt diese Abnormität gewiss sehr selten vor. Die einzelnen Manipulationen und Operationen werden im Ganzen dieselben sein müssen.
Die kleinen Thiere, Lämmer und Ferkel, kommen in dieser Beziehung weniger in Betracht. Bei dem Ferkel sind die angegebenen Operationen wohl kaum auszuführen; bei dem Lamme dagegen sehr leicht, wovon ich mich mehrfach über­zeugt habe. Dieses Thier kann man sogar, wenn es sich mit dem Vordertheile zur Geburt gestellt hat, nachdem man die Vorderschenkel entfernt hat, leicht in der Weise wenden, dass man das Hintertheil voran bekommt.
Die zu grosse Festigkeit der Eihaut.
Die Eihaut ist als zu fest und zu widerstandsfähig zu bezeichnen, wenn sie, nachdem sie in den Geburtsweg einge­treten ist, nicht platzt, sondern mit dem Kommen und Nach­lassen der Wehen vor- und zurücktritt. Diese Abnormität giebt bei solchen Thieren, bei denen die Verbindung zwischen den Placenten eine lockere ist, Veranlassung zur „Geburt in den Hüllenquot;; — bei solchen, bei denen diese Verbindung eine sehr innige ist, wie bei den Wiederkäuern, Veranlassung zu einer bedeutenden Verzögerung der Geburt.
Behandlung. Diese ist sehr einfach. Man durchbohrt die Eihaut mit der Hand oder, wenn das nicht möglich ist — was vorkommen soll —, durchschneidet sie. Es ist aber zu empfehlen, nicht zu rasch einzuschreiten, weil, je länger das Mutterthier arbeitet, um so mehr — natürlich bis zu einem gewissen Punkte — der Geburtsweg geweitet wird.
Das Eihaut-Oedem.
Dieser krankhafte Zustand ist von Eber hardt (Magaz. v. G. u. H., Bd. 21) bei einer Kuh beobachtet worden. Bei der Geburt präsentirte das Kalb sich in Kückenlage, wodurch die Geburt verzögert wurde und erst zu beschaffen war, nachdem man die abnorme Lage in eine normale umgeändert hatte. Die Eihaut ging bald nach der Geburt ab und war gelb sulzig. Das Kalb starb nach einigen Tagen, und die Mutter nach einigen Monaten; Letztere an der Bauchwassersucht.
Die Eihautwassersucht, Hydramnios.
Darunter versteht man denjenigen Zustand, bei welchem eine übermässige Anhäufung von Flüssigkeit in den Eihäuten Statt findet. Diese Krankheit tritt bei dem Rinde nicht ganz selten und mitunter in so bedeutendem Grade auf, dass schon 300 Pfd. Flüssigkeit bei der Section gefunden worden sind.
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Symptome. Der Bauch ist stark ausgedehnt, namentlich auch — zum Unterschiede von der Bauchwassersucht — in der oberen Partie, und fluctuirt. Die Frucht ist auf beiden Seiten des Bauches, häufiger nur auf einer Seite — rechts •—, mitunter gar nicht zu fühlen. Die Kespiration ist erschwert und die Futteraufnahme beschränkt.
Verlauf. Die Thiere bleiben ziemlich munter bis zur Geburt, oder sie magern, in Folge beschränkter Futterauf-nalime, stark ab, bekommen eine Schwäche im Hintertheile, die so bedeutend werden kann, dass sie zum Festliegen kommen, und wenn das der Fall, kann sogar der Tod eintreten.
Ursachen. Mir unbekannt.
Behandlung. Sind die Thiere ziemlich munter, so lässt man sie ruhig bis zur Geburt stehen. Bei derselben ist aber gewöhnlich Hülfe nothwendig, weil das Junge regelmässig — wenigstens in den von mir beobachteten Fällen — abgestor­ben ist, der Uterus, in Folge der übermässigen Ausdehnung, seine Contractionsfähigkeit verloren hat, und das Mutterthier abgeschwächt ist. Liegen die Thiere fest, droht der Tod ein­zutreten, so muss man den künstlichen Abortus einleiten. Derselbe ist bei diesem Zustande verhältnissmässig leicht herbeizuführen, weil dabei der Muttermund — so viel ich gesehen habe und auch von Weidemann und Saake an­gegeben wird — etwas geöffnet ist.
Die zu bedeutende Stärke des Nabelstranges.
Schaak theilt (Repertor. von Hering, Bd. 24, S. 33) einen derartigen Fall mit und bemerkt nebenbei, dass die Geburt gar nicht selten durch diese Abnormität behindert werde. Derselbe wurde zu einer gebärenden Kuh gerufen, bei def sich das Kalb so mit dem Hintertheile gestellt hatte, dass die Schenkel gestreckt — also richtig — vorlagen. Das — wie angegeben — sehr voluminöse Kalb war erst, nachdem man die Mutter niedergelegt hatte, durch 5 Mann zu. entwickeln. Nachdem man die Hinterschenkel durch den Geburtsweg gebracht hatte, hörte man ein Krachen, worauf der Rest leicht folgte. Mir ist ein solcher Fall in der Praxis noch nicht vorgekommen und ich bezweifele, dass der Nabel­strang so stark sein kann, dass 5 Mann zur Sprengung des­selben nöthig sind.
Die XJinschlingung der Nabelschnur.
Bei dem Menschen gehören Umschlingungen der Nabel­schnur um gewisse Theile des Foetus zu den häufig vor­kommenden Erscheinungen; der menschliche Foetus disponirt
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dazu, weil dessen Nabelstrang verhältnissmässig sehr lang — ca. 20quot; — ist.
Bei dem Thiere dagegen sind sie sehr selten, weil dessen Nabelschnur verhältnissmässig kurz ist. Aus der eigenen Praxis ist mir über diese Abnormität Nichts bekannt und aus der Literatur sehr wenig. Zürn (dessenGeburtshülfe,.S. 142) sagt: Geht nach abgeflossenem Fruchtwasser, bei guten und kräftigen Wehen und bei normaler Lage des Jungen die Gebint dennoch nicht vor sich, so fühlt man öfter beim Eingehen mit der Hand in die Gebärmutter, dass sich der Nabelstrang um einen Theil des Körpers geschlungen bat — durch Pulsation der Nabelschnurgefässe leicht erkennbar—. Rueff (Baumeister's Geburtshülfe, S. 225) deutet an, dass man die ümschlingung um den Hals, die Füsse und den Bauch der Frucht gefunden habe; dass dabei der Nabelstrang gespannt sei und pulsire, und der umschlungene Theil gewöhnlich abnorm liege.
Behandlung. Man soll den Nabelstrang durchschneiden und dann rasch das Junge zu Tage fördern.
Der Wasserkopf, Hydrocephalus.
Bei diesem Zustande ist der Kopf durch in der Schädel-hohle vorhandenes Wasser mehr oder weniger, mitunter sehr bedeutend, ausgedehnt, das knöcherne Schädeldach nicht ge­schlossen, die Haut von einem Knochenrande desselben bis zum anderen straff gespannt, oder beuteiförmig abgehoben.
Erkennung. Diese Abnormität ist gewöhnlich leicht zu erkennen; mau fühlt die ungewöhnliche Grosse des Kopfes, die Weichheit desselben in der oberen Partie, die vorstehenden Ränder des Schädeldaches, die grössere Anspannung der den Schädel bedeckenden Haut bei jeder Wehe und, wenn die Haut des Schädels abgehoben ist, ein reiner Wasserbeutel auf dem Schädel liegt, eine Fluctuation in demselben. Die Erkennung dieses Zustandes kann nur dann schwierig sein, wenn der Kopf so bedeutend ausgedehnt ist, dass man diesen bei der inneren Exploration nicht erkennt.
Behandlung. Man muss den Schädel perforiren und nachher die vorstehenden Knochen eindrücken oder mit dem Hakenmesser entfernen.
Die allgemeine Hautwassersucht, Anasarca.
Bei derselben ist das Bindegewebe unter der Haut, selbst diese, mehr oder weniger mit Flüssigkeit — Serum — infil-trirt. Sie ist bei dem Pferde (Magaz. v. G. u. H., Bd. 8), der Ziege (Lehnhardt, Magaz. v. G. u. H., Bd. 9) und dem Rinde beobachtet worden. Ich habe diesen Zustand nur
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an einem an die Schule eingeschickten Kalbe gesehen. Das­selbe bildete einen grossen, teigig anzufühlenden, spärlich mit Haaren besetzten, unförmigen Klumpen, an welchem die Extre­mitäten nur wenig hervorragten.
Behandlung. Ist die Frucht so nicht durch den Ge­burtsweg zu bringen, dann muss man die Zerstückelung derselben vornehmen.
Die partielle Hautwassersncht. Hantoedem. Wasserbeutel unter der Haut.
Auch durch solche kann, wenn sie bedeutend ist, die Geburt behindert werden. So wird im Thierarzt (Jahrg. 63, S. 164) ein Fall mitgetheilt, wo man am Halse eines Kalbes eine Cyste fand, die 36 Pfd. Flüssigkeit enthielt. Die Geburt wird, je nach der Lage des Oedemes — es kann an jeder Stelle des Körpers vorkommen —, früher oder später behindert, und die dann vorzunehmende Untersuchung wird wohl zur Erkennung des Uebelstandes führen.
Behandlung. Diese besteht in dem Aufspalten der bekleidenden Haut.
Die Brust- und Bauchwassersucht.
Diese Zustände können für sich allein, aber auch vereint vorkommen. Ist die Wasseransammlung bedeutend, so wird die Geburt behindert; dieselbe stockt, wenn der Bauch mit seinem vorderen oder hinteren Ende in den Geburtsweg ein­treten soll.
Erkennung. Diese ist, wenn das Junge stark vorge­treten, förmlich eingekeilt ist, nicht leicht.
Behandlung. Es muss die Eröffnung der betreffenden Höhle vorgenommen werden*).
Das Absterhen der Frucht.
Das Absterben der Frucht kommt bei allen Thieren mehr oder weniger häufig vor. Die gewöhnliche Folge davon ist, dass die Frucht sofort ausgestossen wird; es kommt aber auch vor, dass sie liegen bleibt, und dann emphysematös wird — Dunstkalb —, oder auftrocknet — Steinfrucht —, oder in Jauchung übergeht.
*) Wenn das Junge selbst oder dessen Hüllen wassersüclitig sind, liegt sehr häufig — nicht immer — ein gleicher Zustand bei der Mutter vor. Es sprechen dafür viele Beobachtungen aus der Menschenheilkunde, wie auch der von Eberhardt (Magaz. v. G.'u. H., Bd. 21) beobach­tete Fall.
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Der Einfluss des Todes der Frucht auf den Geburtsverlauf.
Die Ausstossung einer todten Frucht ist natürlich ver­schieden schwer nach dem Entwicklungsstadium derselben und der Präparation des Mutterthieres. Ist die abgestorbene Frucht nur klein, so ist die Ausstossung derselben für gewöhn-licli leicht; ist sie dagegen der Reife ziemlich nahe, so geht die Ausstossung, selbst wenn die Mutter sich gut präparirt hat und in voller Kraft steht, wenigstens langsamer als ge­wöhnlich von Statten, weil die Frucht mit dem Absterben ihre Stellung und Haltung verliert, und deshalb schwieriger und folg­lich langsamer in den Geburtsweg eintritt. Ausserdem muss besonders hervorgehoben werden, dass, wenn die Frucht abge­storben ist, ihre Stellung und Haltung verloren hat, sehr leicht abnorme Lagen auftreten; und dass diese bei einer todten Frucht viel schwerer zu verbessern sind, als bei einer lebenden, ist längst bekannt. Ferner kommt noch in Be­tracht, dass, wenn die Frucht in Folge einer Krankheit des Mutterthieres abgestorben ist, die Wehen vielfach sehr schwach sind und bald ganz aussetzen.
Die emphysematöse Frucht.
Darunter versteht man denjenigen Zustand der Frucht, wo sich nach dem Absterben derselben allenthalben unter der Haut Gase angesammelt haben. Bosetto (Rep. von Heering, Bd. 16, S. 119) fand ausserdem dabei, dass sich Gase inner­halb der Eihaut angesammelt hatten; denn bei der Durch­bohrung derselben strömte Gas aus, entzündete sich durch ein in die Nähe gehaltenes Licht und brannte mit einer 10 bis 12 Zoll langen Flamme.
Erkennung. Dieser Zustand ist bei der Geburt leicht zu erkennen; beim Ueberstreichen mit der Hand über die Frucht vernimmt man ein knisterndes Geräusch unter dem Finger. Die Geburt wird stets dadurch behindert, weil das Junge gross und, wie auch der Geburtsweg, trocken ist.
Behandlung. Wenn man, nachdem der Geburtsweg schlüpfrig gemacht ist, die Frucht nicht mittelst der früher angegebenen Kraft entwickeln kann, so muss man die Zer­stückelung derselben vornehmen. Meistens genügt die Ab­nahme eines oder beider Vorderschenkel.
Die Steinfrucht, Litho- seu Osteopaedion.
Unter Steinfrucht versteht man eine aufgetrocknete, mu-mificirte Frucht. Dieselbe bildet sich, wenn die Frucht abstirbt
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und der Muttermund verschlossen bleibt; solche Körper bleiben mitunter jahrelang in der Gebärmutter liegen; sie geniren scheinbar die Mutter nicht und -werden für gewöhnlich erst bei dem Abschlachten des Thieres gefunden.
Die Jauchung der Frucht.
Diese tritt ein, wenn die Frucht nach dem Absterben in der Gebärmutter zurückgehalten wird und Luft auf dieselbe einwirkt. Dabei findet ein Ausfluss von Jauche aus den Ge-schlechtstheilen Statt, und die Thiere drängen heftig. Durch die fortwährende Unruhe und Anstrengung tritt nicht nur regelmässig eine Abmagerung des Thieres ein, sondern durch die Einwirkung der Jauche auf den Uterus und das Blut, recht häufig eine Entzündung der Gebärmutter und eine Ver­giftung des Blutes, weshalb unbedingt Hülfe geleistet wer­den #9632;muss.
, Erkennung. Diese kann nicht schwierig sein.
'Behandlung. Man muss die Frucht sofort entfernen und die sonstigen Umstände nach den früher angegebenen Kegeln behandeln. — Siehe die Entzündung des Frucht-hälters*) —.
Die Mole, Mola.
Die Mole ist ein entartetes Ei, also ein Produkt der Zeugung. Sie entsteht in den ersten Trächtigkeitsperioden; sie wird selten bei Thieren gefunden, weil sie wahrscheinlich bald nach der Entstehung, wo sie noch an Umfang und Ge­wicht gering ist, ausgestossen wird. Nach der Entstehung und dem Aussehen unterscheidet man die Trauben- und die Blutmole.
Die Traubenmole, Mola racemosa.
Diese ist eine leichte, flockige, auf dem Wasser beinahe schwimmende Masse, welche aus einem Aggregate zahlloser, gestielter, mit Flüssigkeit gefüllter, wasserheller, hanfkorn-bis taubeneigrosser, dolden- und traubenförmig gruppirter Blasen besteht, deren Zwischenräume mit Blutcoagulis gefüllt sind, und welche im Innern einen kleinen, noch ziemlich er­haltenen Foetus oder mir Rudimente eines solchen enthält. Diese Missbildung des Eies beruht auf einer Hypertrophie
*) Die Entfernung einer in Jauchung übergegangenen Frucht oder Eihaut ist, selbst wenn das Hinderniss kein bedeutendes ist, ein unan­genehmes Geschäft, weil man sich so leicht inficirt. In dieser Beziehung möchte ich empfehlen, zum Einschmieren der Hände lieber Talg oder Fett, als Oel zu gebrauchen.
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der Chorionzotten mit secundärem Oedem. Diese Molenbil­dung ist bei dem Hunde gefunden worden.
Die Blutmole, Mula cruenta.
Diese ist bei dem Rinde (s, Kreuzers Central-Archiv, Bd. 11, S. 42G) gesehen worden und geht meistens unter dem Namen Fleischmole — Mola carnosa —. Sie ist eine mehr compacte, faserige, dem Fleische ähnliche Masse, die häufig eine oder mehrere mit farbloser oder blutiger Flüssigkeit ge­füllte, bald grössere, bald kleinere Höhlen enthält, und einen Foetus oder Theile desselben im Innern birgt, oder nicht. Sie wird durch einen Bluterguss zwischen die Eihäute erzeugt. Die Feuchtigkeit und der Farbstoff werden nach und nach zum Theil resorbirt, wodurch die ganze Masse fester und heller wird. Wenn diese Mole sich, wie es vorkommen soll, im späteren Verlaufe der Trächtigkeit entwickelt, soll sie eine ziemliche Grosse erreichen können.
Behandlung. Ob die Mole jemals in solcher Grosse, dass sie nicht durch den Geburtsweg hindurch konnte, ge­sehen worden, ist mir nicht bekannt; sollte es sich ereignen, so muss die Zerstückelung derselben vorgenommen werden, die wohl keine grossen Schwierigkeiten machen wird.
Andere MissMldungen.
Aussei' den schon erwähnten Missbildungen — Hydroce-phalus etc. — möchte ich hier noch einige andere, und zwar solche, die für die Gcburtshülfe wichtig sind, ganz im Allge­meinen hervorheben.
Die Spaltung am Rumpfe.
Dabei ist die Frucht nur in der Brust- und Bauchpartie oder in der ganzen Medianlinie gespalten, wobei die Haut mit durchbrochen ist, oder nicht. Ist die Haut in der Median­linie durchbrochen, so hat sich der Foetus nach dem Rücken zu gekrümmt, und die betreffenden Eingeweide liegen dann frei vor. Durch diese Missbildung wird die Geburt, wenigstens meistens, wahrscheinlich immer, behindert, und der Geburts­helfer bei der inneren Exploration nicht wenig überrascht, wenn die Eingeweide hier vorliegen.
Die Verkrümmungen.
Diese können an jedem Theile des Körpers vorkommen und entstehen wahrscheinlich dadurch, dass die betreffenden Theile fortwährend in gleicher, und zwar falscher, Richtung und Lage verharren müssen. Ihr Einfluss auf den Geburts-
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verlauf ist verschieden; sie behindern denselben meistens, mit­unter in selir bedeutender Weise.
Die Zwillings- und Drillings-Missgeburten.
Erstere sind schon selten, Letztere aber ganz besonders. Sie kommen, wie die pathologische Anatomie lehrt, in sehr verschiedener Weise vor; sie mögen aber sein, wie sie wollen, immer behindern sie die Geburt ganz bedeutend; und das Schlimmste ist noch, dass man sich bei der inneren Exploration nicht immer ein klares Bild von dem Vorhandenen ver­schaffen kann.
Behandlung. Darüber lassen sich nicht bestimmte, sondern nur allgemeine Regeln aufstellen. Hat man sich überzeugt, dass die Frucht mit den gewöhnlichen Mitteln nicht durch den Geburtsweg zu bringen ist, so muss man sofort zur Zerstückelung derselben schreiten. Dafür möchte ich nur empfehlen, immer zuerst Das, was gefasst oder leicht zu fassen ist, zu entfernen, und nicht die Zeit mit Herumsuchen nach irgend welchen anderen Theilen zu vergeuden*).
*) Eine weitere Besprechung der Missgeburten und solcher anderen Krankheiten des Eies, die kein specielles Interesse für die Geburtshülfe haben, musste unterbleiben.
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FÜNFTE ABTHEIIMG.
Die gebiirtshülflichen Bandagen und Instrumente.
Die Bandagen.
Die Maulschlinge.
Di
ese kann man sich aus jedem SackTÄndchen auf die
Weise machen, dass man es zusammenlegt und dann die freien Enden desselben durch das geschlossene Fig. 3. hindurch zieht (Fig. 3).
Man benutzt sie bei richtiger Stellung des Kopfes, um ihn in den Greburtsweg einzuleiten, wie auch bei abnormer Lage desselben, um ihn in die richtige Stellung zu bringen.
Bei dem Gebrauche schiebt man die Schlinge' über die keilförmig gestellte Hand bis zum zweiten Finger-Gelenke, geht so mit derselben, während man sie, um ein weiteres Aufgleiten auf die Hand zu verhüten, von aussen gespannt hält, in den Geburts­weg hinein, bis zum Jungen vor und umfasst dessen Schnauze, zieht dann die Schnur, während man die Finger, womit man das Junge gefasst hat, stark krümmt, von aussen an, so gleitet die Schlinge auf jene.
Ihre Verwendung kann bei Pferden und Wieder­käuern Statt finden; jedoch nicht bei allen gleich gut und in ganz gleicher Weise.
Bei dem Pferde benutzt man sie selten und nurnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^
dann, wenn der Kopf verschlagen ist. Je nach der Lage desselben bringt man die Schlinge um den Vorder- oder Hinterkiefer; sie gleitet aber ab, sobald der Kopf in seine richtige Lage übertritt. Bei dem Wiederkäuer benutzt man
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sie gern und in beiden bemerkten Fällen. Dem Lamme legt man sie um den Hinterkieferrand; bei dein*Kalbe fasst man die Hinterlippe mit.
Die Eingschmir.
Sie bestebt aus einem ca. 3/4 Zoll im Durchmesser hal­tenden Ringe und einem ca. 3 Linien dicken, 5 — 6 Fuss langen Stricke (Fig. 4). Fig. 4.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Man benutzt sie zum Anschleifen verschlagener
Schenkel.
Bei dem Gebrauche legt man den Ring gegen den einen Finger der operirenden Hand und geht mit demselben, während man den Strick gespannt hält, in den Geburtsweg nach dem verschlagenen Theile hin, schiebt den Ring von der einen Seite über diesen, fasst ihn von der anderen Seite und zieht ihn aus dem Geburtswege hervor.
Die Chirten (Günther sen.). Diese bestehen aus vierfach zusammengelegter und an den Rändern zusamm engenäh eter Leinewand; sie sind ca. l1^—l1^ Zoll breit und ca. 10 Fuss lang. Man benutzt sie zum Anschleifen des Kopfes und der Schenkel und bezeichnet sie darnach auch als Kopf- und Schenkel-Gurt.
An der Kopf-Gurt (Fig. 5) unterscheidet man ein Knoten- und ein Lauf-Ende. Letzteres ist deshalb durch eine Schleife — Bändchen — markirt, damit man es, wenn die Gurt grösstentheils im Geburtswege liegt, als Lauf-Ende noch erkennen kann.
Fig. 5.
Bei dem Gebrauche der Kopf-Gurt macht man sich zuerst die sogenannte Kopf-Schlinge (Fig. 5, a) in folgender Weise: Man fasst das Knoten-Ende mit der linken Hand, das Lauf-Ende mit der rechten; schlägt so dieses in einem Bogen nach links herum, legt es auf jenes und holt es von unten nach oben durch. Diese Schlinge legt man gegen die ausgespreizten Finger der operirenden Hand, dringt dann damit in dem Ge­burtswege bis zum Kopfe des Jungen vor, und schiebt sie
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über denselben. Das Ueberscliieben über den Kopf ist häufig, namentlich wenn derselbe verschlagen ist, mit Schwierig­keiten verknüpft und erleidet mannigfache Abänderungen. Bei richtiger Lage des Kopfes schiebt man zuerst das obere Ende über den Nacken, darauf den Knoten nach dem Kehl­kopfe, und zieht dann das Lauf-Ende an.
Bei dem Gebrauche der Schenkelgurt (Fig. 6) macht man sich zuerst eine zulaufende Schlinge (Fig. 6, a); nimmt dann
Fig. 6.
dieselbe auf die keilförmig gestellte Hand, dringt so damit in dem Geburtswege bis zum Fusse des Jungen vor, schiebt sie bis über das Fesselgelenk hinauf, und zieht darauf das freie Ende stark an.
Die Schenkelgurt wird in der Praxis vielfach durch einen einfachen Strick ersetzt. Derselbe legt sich leichter an und sitzt fester; verursacht aber leichter Quetschungen.
Die Vorfall-Gurt (Günther sen.).
Sie besteht aus einem Brust- und einem Hauptstücke. Das Bruststück ist eine gewöhnliche, breite Gurt, von der zwei Gurtenhälften, von welcher die eine mit einer Schnalle, die andere mit einer Letlerstrippe versehen ist, nach vorn ab­gehen. Das Hauptstück besteht aus einer Ledeqdatte mit vier davon abgehenden Gurten, — zwei unteren und zwei oberen. In der Lederplatte ist eine längliche Oeffnung für den Wurf und am oberen Ende ein Ausschnitt für den After. Die beiden oberen Gurten treten nach fusslangem Verlaufe zu einer zusammen, welche, wie auch die unteren, in eine Lederstrippe ausgeht.
Benutzt wird diese Bandage nach der Reposition des Fruchthälters und der Scheide.
Bei dem Gebrauche legt man zuerst das Bruststück (a) auf und schnallt es vor und unter der Brust zusammen; darauf das Hauptstück (b) so, dass die Oeffnung der Leder­platte den Wurf umfasst, die obere Gurt auf dem Rücken, die unteren, die jederseits zwischen Schenkel und Euter durch­gehen, an der Seitenfläche der Brust an das Bruststück
#9632;
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angüsclmallt werden (Fig. 7, Vorfall-Gurt auf einer Kuh
liegend).
Fig. 7.
Diese Bandage kann man durch einen entsprechend zu-jPfa snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sammengeknoteten Strick (Fig. 8) voll-
kommen ersetzen.
Die Geburtshaken.
Die kleinen Haken.
Diese sind ca. 4 Zoll lang und an dem hinteren Ende mit einer Oese versehen; der Haken selbst ist spitz, leicht abgeschweift und hat eine innere Bogenweite von ca. 2 Zoll (Fig. 9).
Benutzt werden sie zur Herbei­holung des verschlagenen Kopfes, wie auch, um bei der Embryotomie abge­trennte Stücke aus dem 'Fruchthälter zu entfernen. Das Anlegen derselben, was in vielen Fällen Schwierigkeiten macht, geschieht in folgender Weise: Man nimmtgt; einen Haken, nachdem durch seine Oese ein Strick gezogen, gut
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gedeckt in die Hand, führt ihn dann bis an die entsprechende Stelle, setzt die Spitze desselben auf und lässt darauf den Strick von aussen anziehen und so den Haken einziehen. Will man den oder dienbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fig. 9.
Haken zur Herbeiholung eines yerschla-genen Kopfes benutzen, so kann man verschiedene Stellen zum Anlegen benutzen, von denen ich einige besonders hervor­heben möchte.
1)nbsp; Der Winkel zwischen den beiden Hinterkieferästeu. Diese Stelle ist, na­mentlich bei demßinde, eine sehr unsichere; benutzt man sie, so muss man die Hand an Ort und Stelle liegen lassen, damit der Zug sofort sistirt werden kann, wenn der Haken durchreissen will.
2)nbsp; Die Nasenscheidewand des Kalbes. Auch diese Stelle ist unsicher.
3)nbsp; Die Augen. Je nachdem ein leich­ter Zug genügt, oder ein starker noth-wendig ist, legt man in das eine oder in beide Augen Haken. In letzterem Falle hält man beide Haken durch einen durch­laufenden Strick verbunden, weil sie dann während des Ziehens tiefer eindringen. Ich verfahre dabei in folgender Weise: Nachdem ich den einen Haken angelegt, lasse ich denselben mit der Hälfte des Strickes festhalten, ziehe darauf den zweiten bis auf die Mitte der anderen Hälfte des Strickes und lege ihn ebenfalls an; sobald beide liegen, nehme ich die freien Enden des Strickes in die eine Hand, das Mittelstück in die andere; ziehe dann jene an und gleite mit dieser allmälig nach dem Kopfe hin*).
Die Flankenliaken.
Diese haben eine Länge von ca. 5 Zoll, eine innere Bogen-weite von ca. 2lJ2 Zoll und am hinteren Ende eine grosse Oese (Fig. 10).
*) Es kommt gar nicht selten vor, class, wenn man mit dem Haken im Uterus, am Kopfe des Jungen ist, man das Auge nicht wiederfinden kann. In solchem Falle dringe ich am Kopfe des Jungen möglichst weit vor, setze dann die Spitze des Hakens gegen die Haut und lasse ihn vorerst durch einen leichten Zug hier festhalten; suche darauf das Auge von Neuem auf und sobald es gefunden, was gewöhnlich bald der Fall ist, hole ich den Haken und befestige ihn in vorbemerkter Weise.
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Man benutzt diese bei der Steissgeburt, wie auch mit­unter, wenn ein Hinter schenkel unter dem Leibe verschla­gen liegt.
Fig. 10.
Bei dem Gebrauche führt man einen
Haken, nachdem durch seine Oese ein
Strick gezogen, gut gedeckt und mit der Spitze nach abwärts gerichtet, bis hinter die Flankenfalte und schiebt ihn dann mittelst einer Viertel-Wendung hinter die­selbe. Muss man, wie bei der p. ^ Steissgeburt, beide benutzen, so
verbindet man sie durch einen durchlaufenden Strick, ähnlich, wie bei den kleinen Haken an­gegeben ist.
Der lange Haken
(Günther sen).
Er besteht aus einem ca. 3 % Fuss langen, in der Mitte runden, an den Enden platten, lJ2 Zoll dicken Eisenstabe, der an dem hinteren Ende einen Handgriff, der aus zwei aufge­legten, halbrunden Holzplatten
besteht, besitzt, und an dem anderen Ende haken­förmig gebogen ist. Der eigentliche Haken hat eine Bogenweite von ca. 2 Zoll und an seinem Ende eine grosse Oese.
Der lange Haken kann für sich allein benutzt werden, wenn ein Vorder- oder Hinterschenkel verschlagen ist. In solchem Falle wird er hinter die Streckeipartie des Vorder- oder hinter die Flankenfalte des Hinterschenkels gelegt.
Gewöhnlich findet derselbe aber in Verbin­dung mit der Kingschnur seine Verwendung. Beide in Verbindung können in allen den Fällen benutzt werden, wenn Theile so verschlagen sind, dass das Anschleifen derselben mit der Hand nicht möglich, für die Entwicklung der Frucht aber nothwendig ist. Man zieht in solchem Falle die Eingschnur von aussen durch die Oese des Hakens (Fig. 11), geht so mit demselben, gut gedeckt, bis hinter den anzuschleifenden Theil und zieht ihn etwas an; fasst darauf mit der in dem Fruchthälter
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liegenden Hand von der anderen Seite den Eiug, zieht den­selben und damit die Schnur vor, befreit den Haken aus seiner Lage, nimmt auch den in die Hand, und zieht so Beides heraus.
Der Afterhaken.
Dieser ist ca. 1 ^ Fuss lang, hat eine Oese au dem hinteren Ende und eine Bogemveite von ca. 1 Zoll (Fig. 12).
Er kann mit Vortheil bei der Steiss- .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„. 13
lage benutzt werden, wenn das Junge schon eingekeilt ist, Zange und Flankenhaken nicht (Ti mehr angelegt werden können.
Bei dem Gebrauche schiebt man ihn durch den After bis vor den vorderen Scham­beinrand des Jungen. Liegt er neben der Schambeinfuge und wird er in seiner Lage erhalten, so kann man kräftig — 2—3 Mann — daran ziehen lassen.
Die Krücke (Günther sen.).
Sie ist ca. S1^ Fuss lang, besteht aus einem runden, ^ Zoll dicken Eisenstabe, der an dem einen Ende in zwei ca. l1^ Zoll lange halbmondförmig gestellte Arme ausläuft und an dem anderen Ende mit einem höl­
zernen Handgriffe, an welchem sich eine 3 Zoll im Durchmesser haltende Scheibe
è
befindet, versehen ist (Fig. 13).
des
Sie wird besonders zum Zurückschieben Jungen benutzt.
Bei dem Gebrauche geht man mit derselben, gut in der Hand gedeckt, bis zu dem entsprechen­den Theile des Jungen und setzt sie so an, dass ein späteres Abgleiten möglichst verhütet wird. Liegt das Vordertheil vor, so setzt man sie gegen den Schnabelknorpel des Brustbeines; liegt das Hin-tertheil vor, dann gegen den Sitzbein-Ausschnitt. — An dieser Stelle liegt sie jedoch nicht so sicher, wie an jener —. Sobald man sich von der mög­lichst sicheren Lage überzeugt hat, lehnt man sich mit der Brust oder vorderen Schultergegend gegen die Scheibe, fasst dann, um mehr Kraft entwickeln zu können, in die Flankenfalte der Mutter, und hält oder schiebt so das Junge mit aller Kraft zurück.
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Genügt die eigene Kraft nicht, so kann man sich ganz be­quem von einem oder zwei Männern unterstützen lassen.
Die Krücke wird schon, wenn ich nicht irre, seit Haye-mann's Zeit benutzt, und ich muss sie als unentbehrlich bezeichnen. Man kann sie in vielen Fällen durch den Arm eines Gehülfen ersetzen, aber nicht immer; weil Armes-Länge und Armes-Kraft zuweilen nicht ausreichend sind; und weil, wenn schon ein Schenkel oder gar der Kopf im Geburtswege liegt, zwei Arme nicht mehr darin arbeiten können.
Fig. 14.
Die Greburtszangen.
Der öurtenführer (Günther sen.).
Es ist ein ca. 3 Fuss langes Instrument; be­steht aus einer oberen unbeweglichen, 1I4 Zoll dicken, halbrunden Eisenstange, an welcher an dem hinteren Ende eine Handhabe, an dem vorderen Ende ein feststehender Halbschnabel angebracht ist, und aus einer unteren beweglichen, ähnlichen Stange, an welcher an dem vorderen Ende ein be­weglicher Halbschnabel so angebracht ist, dass derselbe bei dem Vorschieben der Stange sich schliesst, beim Zurückziehen sich öffnet (Fig. 14).
Der Gurtenführer kann in allen den Fällen benutzt werden, wo bei richtiger Kopfstellung die Gurt mittelst der Hand wegen Einkeilung der Frucht nicht überzubringen ist.
Bei dem Gebrauche nimmt man das Nacken­stück der Kopf-Schlinge zwischen die Schnabelarme und schiebt dasselbe auf's Genick, öffnet darauf den Schnabel und zieht das Instrument heraus; man bringt darauf den Knoten, den man am Kno­ten-Ende fasst, nach dem Kehlkopfe, hält ihn hier fest, und zieht dann das Lauf-Ende an.
Der Gurtenführer, der sich in der Praxis nicht immer bewährt hat, und deshalb auch sehr wenig geführt wird, kann im Nothfalle durch die Krücke ersetzt werden, wovon ich mich in der Praxis überzeugt habe.
Die grosse Zange (Günther sen.).
Diese ist ca. 3 Fuss lang und besteht aus zwei losen Armen, die, nachdem sie angelegt sind, durch einen Spannring verbunden werden. Jeder Arm ist in seiner vorderen Hälfte eigenthümlich
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hakenförmig gebogen, in seiner hinteren Hälfte gerade, hier am äusseren Rande gezahnt und am Ende mit einer Oese versehen. Unweit der Oese befindet sich an dem inneren Eande des einen Anne sein Stift,
in dem des anderen eine ent-
Fig. 15.
Fig. 16.
sprechende Oeffnung (Fig. 15).
Benutzen kann man diese Zange bei der Steisslage, um das Junge in derselben zu ent­wickeln; ebenfalls auch, wenn die Steisslage mit einer Seiten­lage complicirt ist, um die Wen­dung zu beschaffen.
Bei dem Gebrauche führt man einen Arm zur Zeit, in früher angegebener Weise, hin­ter die Flankenfalte; sind beide Arme angelegt, so schiebt man den Stift des einen Armes in die Oeffnung des anderen, bringt dann den Spannring auf, schiebt ihn vor, und zieht schliesslich einen Strick durch die Oese.
Die kleine Zange (Tallich).
Diese besteht aus zwei ca. 4 Zoll langen, eigenthümlich gebogenen und kreuzweis über­einander gelegten Armen. Die­selben sind an ihren vorderen Enden mit in einander über­greifenden Zähnen, und an den hinteren Enden mit Oesen ver­sehen (Fig. 16).
Benutzt wird diese kleine Zange, wenn Körpertheile ge-fasst werden müssen, und Schlin­gen und Haken nicht anzu­bringen sind.
Bei dem Gebrauche zieht man zunächst einen Strick
durch die Oesen, bringt dann die Zange, geschlossen und gut
gedeckt, auf den entsprechenden Theil, lasst sie aufspringen, drückt sie fest auf die Haut, und lässt sie darauf durch An-
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ziehen des Strickes schliessen. Hat sie gut gefasst, so kann sie, wenn der Zug ein starker ist, wohl ausreissen; aber, so lange man den Strick gut gespannt hält, niemals abgleiten.
Die schneidendeii Instrumente.
Das krumme Fingermesser (Günther sen.).
Dieses ist eine einfache, 2^2 Zoll lange Klinge, die in der Form so ziemlich der Klinge eines Kebenmessers ent­spricht, und zwei feststehende Ringe
Fig. 17.
auf dem Rücken hat (Fig. 17).
Benutzt wird dies Messer bei der Embryotomie.
Bei dem Gebrauche hält man es auf dem grossen oder Mittelfinger, und für den Eingang in den Geburtsweg legt man Zeige- und Ringfinger zur Deckung neben dasselbe.
Das verdeckte Messer (Günther sen.).
Dieses besteht aus einer zweischneidigen Klinge, die ca. 21/2 Zoll lang und so mit dem Hefte verbunden ist, dass sie
beliebig vor- und rückwärts gescho-Fig. 18.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ben werden kann (Fig. 18).
Benutzt wird dieses Messer zum
Eröffnen des Muttermundes und zur
Embryotomie.
Bei dem Gebrauche hält man die Klinge während des
Einganges in den Geburtsweg in dem Hefte zurück, bis man
den entsprechenden Theil des Jungen erreicht hat, und
schiebt sie dann vor.
Das krumme Hakenmesser.
Es ist ein ca. S1^ Fuss langer Eisenstab, der an dem einen Ende in eine starke, hakenförmig gebogene Klinge aus­geht, und an dem anderen Ende mit einer eisernen Scheibe versehen ist (Fig. 19).
Fig. 19.
Dieses Messer kann mitunter dann Verwendung finden bei der Embryotomie, wenn dieselbe subcutan ausgeführt wird.
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Bei dem Gebrauche führt man es, gut gedeckt, hinter den zu entfernenden Theu und setzt es so an, dass die Spitze der Klinge der Längenachse der Frucht zugekehrt ist. Die Trennung des vorliegenden Theiles wird dann durch Anziehen des Messers oder durch kleine, gegen die Scheibe ausgeführte Prellschläge bewerkstelligt. Dass bei solchen Operationen die Hand des Operateurs die Stellung der Klinge überwachen muss, braucht wohl kaum erwähnt zu werden.
Der Spatel.
Dieser ist eine ca. 3 Fuss lange Eisenstange, die zu beiden Enden in einen spateiförmigen Fortsatz, von ca. 2 Zoll Länge und ca. 1 Zoll Breite, ausgeht, und an dem einen Ende leicht gebogen ist (Fig. 20).
Benutzt wird er bei geburtshülflichen subcuta- „. nen Operationen zur Durchstossung des Bindegewebes. 1S'
Bei dem Gebrauche muss der Spatel stets so gestellt werden, dass man, selbst beim kräftigen
ö
Stosse nicht durch die Haut des Jungen geräth und die Mutter beschädigt.
Das grosse Scheerenmesser (Günther sen.).
Dieses besteht aus zwei Armen, die, wie folgt, construirt sind: Der linke, unbewegliche. Arm ist
2nbsp; nbsp;Fuss 10 Zoll lang, hat an dem hinteren Ende einen Eing, der als Handhabe dient, und an dem vorderen Ende' eine rechtwinklich zur Stange ge­stellte Klinge, die 3 Zoll lang und an dem vorderen Rande scharf ist; unweit des Ringes befindet sich an diesem Arme noch ein eiserner Kasten, der in seinem Innern ein mit vier Zähnen versehenes Trieb­rad enthält, dessen Welle zu beiden Seiten nach aussen vorsteht. Der rechte, bewegliche. Arm ist
3nbsp; Fuss 2 Zoll lang, hat an dem vorderen Ende eine 2^2 Zoll lange Klinge, die auch rechtwinklich zur Stange steht, aber am hinteren Rande scharf ist; das hinterste, 7 Zoll lange Ende ist einen Zoll aus­gestellt und mit starken Zähnen versehen, welche mit denen des Triebrades des anderen Armes in einander eingreifen. Verbunden sind beide Arme durch breite Ringe, die am linken Arme festsitzen; bewegt wird der rechte Arm durch eine Kurbel, die von aussen auf die Welle des Triebrades gesetzt wird (Fig. 21a u. b).
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Benutzt wird dieses Messer beider Embryotomie.
Bei dem Gebrauche führt man es geschlossen und gut gedeckt bis zu dem abzuschneidenden Theile, öffnet es dann, schiebt es über und schliesst es. Wie es sich mit diesem Messer arbeitet, das ist mir aus der Praxis nicht bekannt.
Fig. 21b.
3 1=1
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Anhang.
Die Geburtshalfter (Fig. 22a u. b), die von Binz,
Rueff etc. erfunden, haben die Fig. 23 a.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fig. 331. Form eines gewöhnlichen Halfters
und sollen bei richtiger, wie auch abnormer Lage des Kopfes statt der Kopfgurt benutzt werden können.
Die Geburtssonde (Binz) hat Aehnlichkeit mit dem langen Haken, und wird auch zum An­schleifen verschlagener ïheile be­nutzt. Bei dem Gebrauche bedient man sich aber statt der King­schnur eines einfachen Bändchens, das, wie Figur 23 zeigt, be­festigt wird.
Der Stossbecher (Fig. 24), der von Binz erfunden, ist ein Fig. 33.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fig. 34. aus Holz oder Metall verfertigter,
hohler Cylinder. Er soll zum Zurückschieben des Jungen be­nutzt werden, wenn es eingekeilt liegt, und dann um den Kopf gesetzt werden. Er hat sich in der Praxis nicht bewährt.
Die Mutterspritze (Fig. 25) hat bis auf das Ansatzstück, was bauchig und durchlöchert ist, ganz die Form einer gewöhn­lichen Spritze, durch welche sie auch ersetzt werden kann.
DerLundt'sche Trachten­zwinger (Fig. 26) besteht aus zwei ungefähr 8 Zoll langen Eisenstäben, die an dem einen
Fig. 35.
9*
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Ende vereint, an dem anderen Ende 2 Zoll auseinander stehen
and durch zwei Queräste, die 5—6 Zoll von einander entfernt,
verbunden sind. Benutzt wird derselbe nach
der Reposition des Fruchthälters und dernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fig. 26.
Scheide. Er muss so angelegt und befestigt
werden, dass seine grosse OefFnung den
Wurf umfasst.
Die Zahnzangen, von Binz und F e y, die zur Entfernung von bei der Embry-otomie abgetrennten Stücken benutzt werden sollen, sind vollkommen überflüssig.
Die Drahtschlinge, von Träger, be­steht aus einem federposenstarken Messing­draht, der schlingenförmig gebogen und an einem Horngriffe befestigt ist. Die Schlinge bildet einen in die Länge gezogenen Kreis und kann durch Drehungen um sich selbst erweitert und verengert werden. Sie wird benutzt zum Anschleifen des verschlagenen Kopfes, wobei in folgender Weise verfahren werden soll: Man soll sie mit der einen Hand so weit vorleiten, wie man kommen kann, und sie dann mit der anderen Hand über die Spitzen der operirenden Finger hinaus und um den Kopf herum schieben. — Ger lach hat sie benutzt und mir als praktisch bezeichnet. —
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SECHSTE ABTHEILÜNG. Die gebnrtshülflichen Operationen.
Die Zerstückelung der Frucht, Dissectio Foetus. Embryotomia. Embryulcia.
• T
lm grossen Ganzen hat der gute Geburtshelfer selten Gelegenheit die Embryotomie auszuführen; dessen ungeachtet muss er das darüber Bekannte sich angeeignet haben, um im Nothfalle frei über das ganze Material yerfügen, sich leichter helfen zu können. Das Letztere muss ich ganz besonders betonen; denn alle Operationen, die einmal verlangt werden können, lassen sich nicht angeben, und die angegebenen Ope­rationen passen nicht genau in jedem Falle. Es lassen sich nur Normal-Operationen aufstellen, die sehr häufig eine grössere oder geringere Abänderung erleiden müssen, weil jeder Fall seine besonderen Eigenthümlichkeiten zeigt.
Ehe ich zu den verschiedenen Operationen speciell über­gehe, muss ich ein allgemeines Operations-Verfahi-en ganz besonders hervorheben und empfehlen, das ist das suhcu-tane Operations-Verfahren. Man kann förmlich das ganze Junge subcutan zerstückeln; jeder Theil desselben, der gefasst ist, kann subcutan entfernt werden, wenn dessen Grosse nicht die des Geburtsweges übertrifft.
Die Perforation des Schädels, Perforaiio cranii.
Diese Operation wird bei dem Wasserkopfe — Hydro-cephalus — vorgenommen, um das Wasser zu entfernen, und kann mit einem Troikar, wie auch mit einem Geburtsmesser — dem krummen Fingermesser — ausgeführt werden.
Den Troikar führt man mit zurückgezogenem Stilet bis zur Ansatzstelle, setzt dann die Caniile auf, treibt den ganzen Troikar durch und zieht das Stilet heraus.
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Das Messer führt man bis zur entsprechenden Stelle, drückt es dann durch die Haut, zieht es nach sich hin, um so eine möglichst grosse Oeffnung zu bekommen.
Die Zermaliming des Kopfes oder die Kephalotripsie,
Cephalotripsis. Die Zerquetschung des Kopfes,
Emlbryothlasis.
Der Wasserkopf ist nach der Perforation so noch nicht durch den Geburtsweg zu bringen, sondern es muss noch eine anderweitige Verkleinerung desselben vorgenommen werden. In der Menschenheilkunde wird der Wasserkopf nach der Perforation noch zusammengedrückt, zermalmt, wozu man eigene Instrumente hat, die alle darin übereinstimmen, dass sie aus zwei sich kreuzenden, mittelst eines Schlosses zu ver­bindenden Zangenlöifeln und einem Compressionsapparate be­stehen; letzterer hat den Zweck, die Griife und so durch Hebelwirkimg die Spitzen der Löffel einander bis auf ein gewisses Maass zu nähern. — Das Instrument trägt, den Ntanen Cephalotribe —. In der Thierheilkunde besitzen wir noch kein derartiges Instrument und müssen uns folglich noch in anderer Weise zu helfen suchen. Nach Günther sen. (dess. Geburtshülfe, S. 108) soll man versuchen, die vor­stehenden Ränder der Schädelknochen des perforirten Kopfes mit der Hand zusammenzudrücken oder sie mittelst des grossen Scheerenmessers zu entfernen. Ich würde in solchem Falle das krumme Hakenmesser in Anwendung bringen und, wenn irgend möglich, subcutan operiren.
Das Abnelmieii des Kopfes, Decapitatio.
Da diese Operation schwierig ist und man das Mutter-thier leicht dabei beschädigt, so darf sie nur im Nothfalle vorgenommen werden. Nothwendig aber ist sie selten, weil, wenn der Kopf verschlagen ist,, und man ihn so nicht richtig einstellen kann, gewöhnlich andere Wege — Durchziehen des Füllens in solcher Lage, Abnehmen eines oder beider Vorder­schenkel bei dem Kalbe u. s. w. — leichter zum Ziele führen. Es sind die Missbildungen, die diese Operation zuweilen noth­wendig machen, und bei denen stellt sich der Kopf, wenn die Krümmungen des Halses abgerechnet werden, richtig. Diese Operation kann mittelst des krummen Finger- und grossen Scheerenmessers ausgeführt werden.
Die Entfernung des Kopfes mittelst des krummen Fingermessers.
Sie wird in folgender Weise vorgenommen: Man schleift
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zuerst den Kopf an, setzt dann die Krücke gegen den Rumpf, durchschneidet darauf die Haut und die Muskulatur des Halses und lässt so, während man das Junge mittelst der Krücke oder Hand in der Gebärmutter zurückhält, kräftig anziehen. Eine Kraft von 3 Männern ist vollkommen ge­nügend. Ein ordentliches Exarticuliren, von dem man spricht, ist nicht möglich.
Die Entfernung des Kopfes mittelst des grossen Scheerenmessers.
Diese Operation ist gewiss am leichteten hei dem ver­schlagenen Kopfe auszuführen. Ein drei- bis viermaliges Ansetzen und Schliessen des Messers genügt zur Durchschnei­dung des Halses*).
Die Yerkleinerang des normal geMdeten, aber zu grossen Kopfes bei dem Kalbe.
Diese Operation kann mitunter bei dem Rindvieh solcher Gegenden, in welchen eine Veredlung, resp. Vergrösserung, des vorhandenen Stammes betrieben wird, nothwendig werden. Man muss jedoch mit der Diagnose „zu grosser Kopf nicht zu rasch bei der Hand sein. Wenn das Junge richtig vorge­treten und nicht durch den Geburtsweg zu bringen ist, so muss man immer erst durch das Abnehmen eines oder beider Vorderschenkel die Geburt zu ermöglichen suchen, weil das Verkleinern des Kopfes schwieriger ist, als das Abnehmen der Schenkel. Kann man jedoch, nachdem die Vorderschenkel entfernt sind, den Kopf noch nicht durch den Geburtsweg hindurch bringen, so ist die Verkleinerung desselben ange­zeigt und muss vorgenommen werden. Ist in solchem Falle der Querdurchmesser zu gross, so muss die Jochbogen-Partie entfernt werden; ist der senkrechte Durchmesser zu bedeu­tend, dann muss der Hinterkiefer ausgezogen werden. Letzteres ist nicht schwer und geschieht in folgender Weise: Man legt zunächst die Maulschlinge an, macht dann jenseits der Schlinge, am Maulwinkel, einen Querschnitt durch die Haut des Hin­terkiefers, durchstösst darauf das Bindegewebe im Bereiche dieses Knochens bis zum betreffenden Gelenke hinauf und lässt dann 2—3 Mann an der Maulschlinge anziehen.
*) Der Kopf ist auch subcutan zu entfernen; indessen, da die Ope­ration so äusserst mühsam ist, und wohl kaum jemals angezeigt sein wird, so habe ich mich nicht näher darauf einlassen können.
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Das Abnehmen des Tordersclienkels. Der Schenkelschnitt — Scelotonüa — am Vordertheile.
Diese Operation ist angezeigt, wenn Kopf und Schenkel zu gleicher Zeit nicht durch den Geburtsweg hindurchgehen, und wenn der Kopf verschlagen und so nicht richtig einzustellen ist. Sie kann in zweierlei Weise, subcutan und mit offenem Schnitt, ausgeführt werden.
Die suhcutane Entfernung des Vorderschenkels.
Sie wird in folgender Weise ausgeführt: Man schleift zunächst den Schenkel an, macht dann möglichst hoch oben, am liebsten über dem Knie, einen den Schenkel umfassenden 3/4 Kreisschnitt durch die Haut, präparirt darauf mittelst der Hand von der Schnittfläche aus das Bindegewebe los und geht, sobald man sich auf diese Weise einen Weg gebahnt hat, und während der Schenkel gespannt gehalten wird, mit dem Spatel hinein und durchstösst das Bindegewebe im ganzen Umfange des Schenkels bis an die Brustmuskeln — wenn möglich auch diese —, wie auch bis zum Schulterblattknorpel. Sobald man dies beschafft hat, durchschneidet man zuerst die am ^-Kreisschnitt stehen gelassene Hautbrücke, darauf die Haut in der ganzen Länge des Schenkels und lässt dann 3 Mann kräftig anziehen.
Die Entfernung des Vorderschenkels mit offenem
Schnitt.
Man schleift zunächst auch den betreffenden Schenkel an und lässt ihn gespannt halten, durchschneidet dann mit dem krummen Fingermesser die Haut vorderhalb, oberhalb und hinterhalb der Schulter, so wie auch zwischen dieser und dem Brustbeine, wobei man Sorge tragen muss, dass die Schnitte möglichst in einander laufen. Hat man diese Durch­schneidung ausgeführt, so genügt ein Zug von 3 Männern, um den Schenkel zu entfernen.
Die letzte Operations-Methode ist die unbequemste und, wenn das Junge eingekeilt ist, nicht ausführbar.
Die Entfernung des richtig vorgetretenen Hinterschenkels. Der Schenkelschnitt — Scelotomia — am Hintertheile.
Diese Operation ist indicirt, wenn das Junge sich mit dem Hintertheile richtig gestellt hat und so nicht durch den Geburtsweg zu bringen ist, wie auch mitunter nach der halben und ganzen Wendung des Hintertheiles. Sie kann subcutan und mit offenem Schnitt ausgeführt werden.
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Die subcutane Entfernung des Hinterschenkels.
Sie wird ganz in der Weise, wie die des Vorderschenkels ausgeführt. Der Hinterschenkel springt, wenn das Junge seine Eeife erlangt hat, soviel ich gesehen habe, regel-mässig im Pfannengelenke aus, aber nicht so leicht, wie der Vorderschenkel. Den Vorderschenkel habe ich leichter mit drei Mann, als den Hinterschenkel mit vier Mann entfernen können *).
Die Entfernung des Hinterschenkels mit offenem
Schnitt.
Man schleift den betreffenden Schenkel zunächst an und hält ihn gespannt, macht so möglichst hoch oben um das Oberschenkelbein einen Kreisschnitt durch die Haut und in die Muskelsubstanz hinein, lässt dann vier Mann kräftig anziehen, so springt der Schenkel im Pfannengelenke aus.
Die Entfernung des gestreckt unler dem Leibe liegenden Hiuterschenkels.
Diese Operation ist angezeigt, wenn das Junge sich in Steisslage präsentirt, die Streckung der Schenkel nicht zu beschaffen ist, und die Durchbringung des Jungen durch den Geburtsweg mittelst des Afterhakens, der Flankenhaken oder der grossen Geburtszange, selbst nachdem der Schambein­fugenschnitt ausgeführt worden, nicht möglich ist. Sie wird in folgender Weise ausgeführt: Man macht zunächst unter dem Gelenkkopfe des Oberschenkelbeines einen Einschnitt in die Haut, dringt darauf bis auf das Oberschenkelbein vor, legt eine Schlinge um dasselbe und lässt dann drei Männer kräftig anziehen, so springt es in der Pfanne aus.
Der Schambeinfugenschnitt^ Symphysiotomia.
In der Menschenheilkunde, wo diese Operation früher mitunter ausgeführt worden ist, versteht man darunter die Trennung des mütterlichen Beckens in der Schambeinfuge. Wenn ich von dem Schambeinfugenschnitte hier spreche, so habe ich das Junge im Auge und verstehe darunter die Durchschneidung der Schambeinfuge bei demselben.
Diese Operation ist indicirt, wenn das Junge sich mit dem Hintertheile richtig gestellt hat und nicht durch den Geburtsweg zu bringen ist, wie namenthch auch bei der ein-
*) Bei nicht ausgetragenen Kälbern und Füllen springt der Schenkel nicht immer im Pfannengelenke aus.
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gekeilten Steisslage, um dann nachher von dem Afterhaken Gebrauch zu machen.
Durch diese Operation wird erreicht, dass hei starkem Zuge die inneren Ränder der ungenanuteu Beine übereinander treten, und so der Querdurchmesser verringert wird.
Die Operation wird in folgender Weise ausgeführt: Man durchschneidet die Weichtheile bis auf den Sitzbeinausschnitt und treibt dann mittelst eines meisselähnlichen Instrumentes — des Spatels — und leichter Prellschläge die Schambein­fuge auseinander. Bei richtiger Stellung des Instrumentes kann man das Mutterthier nicht beschädigen.
Die subcutane Durchschneidung der Kippenknorpel.
Diese Operation ist angezeigt, wenn der senkrechte Durch­messer der Brust zu bedeutend ist. Man macht zu dem Zwecke zunächst einen Einschnitt durch die Haut des Halses, trennt dann mittelst des Spatels das Bindegewebe bis zur letzten falschen Rippe, führt darauf das Hakenmesser oder krumme Fingermesser in geeigneter Stellung ein und durch­schneidet die Knorpel.
Das Ausnehmen der Eingeweide, Excenteratio.
Diese Operation führt man in der Weise aus, dass man die Bauchwand durchspaltet und mit der Hand den Inhalt der Höhle herausholt.
Das Halbiren des Jungen.
Diese Operation kann nothwendig werden, wenn, nachdem das Vordertheil geboren ist, das Hintertheil wegen übermässi-ger Grosse in dem senkrechten oder Querdurchmesser nicht durch den Geburtsweg zu bringen ist. . Die Operation ist leicht und wird in folgender Weise ausgeführt: Nachdem man im ganzen Umfange des Bauches die Haut und die unter­liegenden Weichtheile getrennt hat, kann man das Vordertheil durch einige Mann abziehen lassen, weil die Verbindung der Wirbel schwach ist und wenig Widerstand leistet.
Die Wendung des abgetrennten Hintertheiles.
Diese Operation ist in der neueren Zeit mehrfach, auch von mir und zwar 5 Mal bei dem Kalbe vorgenommen wor­den. Ich habe mich dabei überzeugt, dass sie eine der schwierigsten geburtshülflichen Operationen ist, die, selbst bei der grössten Ausdauer, nicht immer zu Ende zu führen ist; ich weiss ferner durch persönliche Mittheilung des Thierarztes St., dass wenn nicht ganz vorsichtig operirt wird, sehr leicht
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eine Durchbohrung des Uterus erfolgt; und deshalb werde ich sie fortan durch das subcutane Abstemmen der Hüften zu ersetzen suchen. Ausführen kann man sie in folgender Weise: Nachdem man das Junge möglichst weit rückwärts durch­schnitten, halbirt hat, legt man um dessen oben liegenden Hinterschenkel mittelst des langen Hakens die Ringschnur und lässt ihn, während man die Kreuzpartie etwas zurück­schiebt, bis vor die Schambeine ziehen, fasst ihn darauf, gleitet mit der Hand bis zum Fusse, leitet den in den Ge­burtsweg ein, zieht den Schenkel vor und schleift ihn sicher an. Den anderen Schenkel holt man dann, nachdem man das Mutterthier auf die andere Seite gelegt hat, in gleicher Weise.
Kann man den zweiten Schenkel nicht bekommen, wie es mir zweimal passirt ist, so muss man in früher angegebener Weise verfahren. (Siehe das absolut und relativ zu grosse Junge bei der Kuh.)
Die geburtshtilflichen Operationen, die an der Mutter vorgenommen werden.
Der künstlich, erregte Abortus.
So bezeichnet man die vor dem normalen Ende der Schwangerschaft von uns eingeleitete Geburt. Er ist den Menschenärzten schon lange bekannt, von den Thierärzten aber erst in neuerer Zeit — bei Pferden und Rindern — vorgenommen worden.
Er ist angezeigt, wenn eine solche Beckenenge vorliegt, dass das ausgetragene Junge so nicht durch den Geburtsweg zu bringen, vielleicht nicht einmal eine Zerstückelung desselben auszuführen ist; ferner bei der Blutung aus der Gebärmutter; mitunter auch bei dem Hydramnios, dem Festliegen vor der Geburt und deV completen Scheidenumstülpung, wenn dabei die Umstände der Art sind, dass bei Nichtvornahme dieser Operation ein langes Siechthum, wohl gar das Absterben des Mutterthieres in Aussicht steht.
Die Zeit, wann er eingeleitet werden muss, richtet sich nach den vorhandenen Umständen; kann man warten, bis das Junge seine Lebensfähigkeit erreicht hat, so ist das, namentlich bei dem Pferde, um so besser.
Er kann in verschiedener Weise eingeleitet werden, und ist leichter bei dem Pferde auszuführen, als bei dem Rinde, weil bei jenem die Reizbarkeit höher steht und der Muttermund sich leichter öffnet, als bei diesem.
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Folgende Methoden sind bis jetzt bei den Tbieren benutzt worden:
l)Der Eibautsticb. Diese Operationsmetbode be-stebt darin, dass die Eibaut mittelst eines mehr oder weniger festen, mebr oder weniger spitzen Instrumentes — einer Sonde — geöffnet, das Fruchtwasser zum Tbeil entleert und hier­durch die Gebärmutter zu Contractionen gereizt wird. Es ist bewiesen, dass durch diese Methode der Geburtsvorgang sicher eingeleitet wird, dessenungeachtet kann ich sie nicht für alle Thiere, sondern nur für das Rind empfehlen, weil dabei das Fruchtwasser beinahe ganz abfliesst, und die Ge­bärmutter sich an das Junge anlegt, ehe der Muttermund sich genügend geöffnet hat, was, wenn Lage-verbesserungen der Frucht vorgenommen werden müssen, unangenehm ist.
Die Durchführung der Sonde geschiebt in folgender Weise : Man dringt mit einem Finger in den Muttermund ein und schiebt neben demselben die Sonde bis durch die Eibaut hin­durch. Die Ausstossung der Frucht erfolgt dann bei dem Rinde nach 12—48 Stunden.
2) Die Reizung des Muttermundes mit der Hand. Diese Operationsmetbode kann ich für das Pferd empfehlen. Man dringt bis zum Muttermunde vor und macht an und in demselben drehende Bewegungen mit den Fingern, resp. mit der Hand. Wenn man diese Manipulationen in kurzen Zwi­schenzeiten wiederholt, so tritt bald — in einem von mir beob­achteten Falle nach der siebenten Stunde — die Ausstossung der Frucht ein. — Anhaltende Manipulationen im Mastdarme sind bei diesem Thiere schon genügend, den Abortus in einigen Stunden herbeizuführen, wie ich auch beobachtet habe. — Für das Rind kann ich diese Methode nicht empfehlen, denn trotz den eine ganze Nacht hindurch fortgesetzten Manipula­tionen am Muttermunde gelangte ich bei diesem Thiere in einem Falle nicht zum Ziele*).
*) In der Menschenheilkunde sind ausser diesen noch andere und zwar folgende Methoden bekannt:
1)nbsp; Die allmälige Ausdehnung des Muttermundes mittelst Press­schwamm. Diese Methode ist aber nicht beliebt, weil die Application des Pressschwamnies schwer ist, und die folgenden Wehen schwach sind.
2)nbsp; Die Tamponade der Scheide. Mittelst eines Speculums wird ein länglicher, leinener Beutel, der an seiner ausseien Hache mit Oel, Fett oder ungesalzener Butter bestrichen ist, in die Scheide gebracht und mit in kaltes Wasser getauchten Charpiekugeln gefüllt. Audi diese Methode ist nicht beliebt. Wollten wir in ähnlicher Weise verfahren, so könnten wir eine Kautschuck- oder Thierblase in die Scheide bringen und mit kaltem Wasser füllen.
3)nbsp; Die Einspritzimg in die Vagina. Die wehenerregende Kraft
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Der Bauchschnitt, Laparotomia.
So bezeichnet man die geburtshülfiiche Operation, mittelst welcher die Bauchhöhle geöffnet wird. Er ist angezeigt, wenn ein extrauterin gelegenes Junge lebensgefährliche Functions-störungen in dem mütterlichen Organismus hervorruft, wie auch mitunter bei der Contorsio uteri — s. d. —. Er wird selten ausgeführt, weil die Krankheiten, die ihn anzeigen, selten vorkommen, und weil er bei dem Pferde unbedingt, bei den anderen Thieren, namentlich bei bestehender Contorsio uteri, gewöhnlich tödtlich verläuft.
Ausgeführt wird er in folgender Weise: Nachdem das Thier entsprechend gefesselt und gelagert ist, wird die Ope­rationsstelle — weisse Linie bei dem Pferde und Schweine, rechte Flankengegend bei dem Wiederkäuer — kurz geschoren und von dem anklebenden Schmutze mittelst Strohwische, Schwamm und Wasser befreit, dann bei dem Pferde und Schweine in der weissen Linie, bei dem Wiederkäuer in der rechten Flanke und zwar mit dem Laufe der Fasern des kleinen schiefen Bauchmuskels — Muse, obliquus inferior — ein Einschnitt durch die Haut und Muskelsubstanz von solcher Grosse gemacht, dass, je nach den vorliegenden Umständen, das Junge bequem heraus oder der Arm des Operateurs wenigstens hinein kann. Es wird dann die Serosa vorsichtig getrennt, die Contorsio uteri — s. d. — beseitigt oder das Junge nebst seinen Hüllen aus dem Bauche entfernt. Die Wunde wird mittelst der Bauchnaht vereinigt, mit Collodium oder einem ähnlichen Stoffe verklebt, und eine Cirkelbinde um den Bauch gelegt. Der allgemeine Körperzustand muss streng überwacht werden; eine massige Fütterung und eine antipMo-gistische Behandlung — Blutentziehung, Verabreichung von Salpeter und Glaubersalz ete. — sind angezeigt.
solcher Einspritzungen steht fest — ist auch von mir bei einem Pferde beobachtet worden —. Die Injection dauert jedes Mal 15 Minuten uiid wird alle drei bis vier Stunden wiederholt. Nach der dritten bis vierten Injection sollen die Wehen eintreten und am dritten Tage durchschnittlich die Geburt erfolgen. Diese Methode wird namentlich deshalb wenig benutzt, weil sehr leicht Metritis und Peritonitis darnach eintreten. — In dem von mir bei einem Pferde beobachteten Falle trat auch Metritis ein.
4)nbsp; Das Einbringen eines elastischen Katheters oder einer Darmsaite in die Uterushöhle. Diese Methode ist jetzt sehr beliebt.
5)nbsp; Sonst empfiehlt man noch das Einströmeulassen von Kohlensäure in die Vagina; die Erzeugung der Wehen auf consensuellem Wege durch Reizung der Milchdrüsen; und die Hervorrufung der Wehen durch solche Mittel, die speeifisch auf den Uterus wirken, wie z. B. Mutterkorn u. dgl.
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Der Scheideusclmitt, Sectio vaginalis. Elytrotomia.
Diese Operation ist bis jetzt, so viel ich -weiss, nur bei dem Menschen ausgeführt worden und man versteht darunter die Entfernung eines in der Bauchhöhle befindlichen Kindes mittelst eines durch die Wand der Vagina dringenden Schnit­tes. Sie findet ihre Anzeige bei der Bauchschwangerschaft dann, wenn der Foetus von der Scheide aus leicht zu fühlen ist, namentlich wenn derselbe in die Beckenhöhle hineinragt und die Scheidenhaut vorgedrängt hat. Die Operation besteht darin, dass die Scheidenwand an der am meisten hervorge­drängten Stelle durchschnitten, und der Foetus herausgeholt wird. Diese Operation, die in der Menschenheilkunde schon so selten ausgeführt wird, wird bei den Thieren, wegen der Stellung derselben und des unbedingt schweren Eintrittes der Frucht in den Geburtsweg, nicht nur schwieriger in der Aus­führung, sondern auch gefährlicher sein, als der Bauchschnitt.
Der Scheiden-GfClbärmiitterschiiitt, Hysterotomia ragiualis.
Diese Operation bezweckt die Entfernung eines in dem Fruchthälter befindlichen Jungen mittelst eines durch die obere Wand der Scheide, des Muttermundes und des Frucht-hälters gemachten Schnittes. Der Scheiden-Gebärmutterschnitt ist immer eine sehr gefährliche Operation — cf. Verschlossener Muttermund bei der Geburt — und nur angezeigt, wenn ein sonst nicht zu überwindendes Hinderniss für die Geburt im Muttermunde vorhanden ist; doch von Pflug (Wochenschrift für Viehzucht u. Thierhlk., Bd. 7, S. 133) bei einer Kuh unter ungünstigen Verhältnissen mit Glück ausgeführt worden. Die Operation wird in folgender Weise gemacht: Das Thier wird niedergelegt und gefesselt, darauf ein Einschnitt durch die obere Wand der Scheide, des Muttermundes und der vorderen Partie des Fruchthälters gemacht, und aus dieser Oeffnung das Junge nebst seinen Hüllen entfernt.
Nach der Extraction des Jungen muss sofort die Eihaut entfernt und ein allgemeines antiphlogistisches Heilverfahren eingeleitet werden.
Der Kaiserschnitt, Sectio caesarea. Der Bauch-Gebär-mntterschnitt, Laparo- seu Gastro-Hysterotomia.
Kaiserschnitt nennt man die Operation, durch welche die Bauch- und Gebärmutterwand geöffnet wird, um ein Junges aus dem Leibe, dem Fruchthälter, der Mutter zu entfernen. Diese Operation ist unter jeder Bedingung gefährlich; bei
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dem Pferde unbedingt, bei dem Wiederkäuer gewöhnlich — in den von mir beobachteten Fällen immer — und bei dem Schweine sehr häufig tödtlich. Die grosse Gefahr für das Mutterthier liegt grösstentheils in der starken Verwundung, theils aber auch darin, dass es durch die anhaltenden Ge­burtsanstrengungen und Manipulationen gewöhnlich schon sehr abgemattet ist.
Angezeigt ist diese Operation, wenn der Geburtsweg so eng ist, dass eine Zerstückelung des Jungen nicht zu beschaffen oder, wenn das Junge lebt, dasselbe unversehrt nicht durch den Geburtsweg zu bringen ist, und man lieber die Mutter, als das Junge opfern will.
Ausgeführt wird der Kaiserschnitt in folgender Weise: Nachdem man, wie oben angegeben ist, den Bauchschnitt ge­macht hat, zieht man die Gebärmutter nach der Bauchwunde, durchspaltet sie in solcher Länge, dass das Junge bequem heraus kann, durchbohrt die Eihaut, zieht das Junge heraus, durchreisst die Nabelschnur, entfernt die Eihaut und die im Fruchthälter vorhandene Flüssigkeit, wobei man darauf achten muss, dass man die Bauchhöhle nicht verunreinigt. Die Uteruswunde wird nicht geheftet, sondern die Wundrähder einfach zusammengelegt; über die Schliessung der äusseren Wunde und die einzuleitende allgemeine Behandlung gilt das, was bei dem Bauchschnitte angegeben ist.
Der Kaiserschnitt an Todteu.
Wenn das Mutterthier im Absterben liegt oder eben ab­gestorben ist, so hat man, wenn das Junge noch lebt und wahrscheinlich oder sicher lebensfähig ist, die Pflicht, es möglichst rasch zu Tage zu fördern. Der Ausgang ist um so leichter ein günstiger, je kürzere Zeit das Mutterthier ge­litten hat. Besondere Regeln für diese Operation lassen sich natürlich nicht angeben, nur die Bemerkung, dass man mög­lichst rasch verfahren muss.
Die Amputation des Fruchthiilters, Amputatio uteri.
Diese Operation ist auch als sehr gefährlich zu bezeich­nen, doch bei allen Hausthieren schon mit Glück ausgeführt worden. Sie ist angezeigt, wenn der vorgefallene, umgestülpte, Fruchthälter stark verletzt oder brandig ist, und kann in zweierlei Weise ausgeführt werden. Entweder legt man eine Ligatur — ein Sackband bei den grosseren Thieren — um den Körper des Uterus, ungefähr l1^—2 Zoll von dem Mutter­munde entfernt, oder man macht an bemerkter Stelle die Schusternaht — ähnlich wie bei dem Bruchsacke —, schneidet
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dann das vordere Ende des Uterus, ca. 2 Zoll hinter der Ligatur, ab und reponirt den Stumpf.
Die Blutung wird durch Unterbindung der Gefässe oder durch Befeuchten mit coagulirenden oder adstringirenden Stoffen gestillt.
Die Nachbehandlung besteht in Injection von schleimigen, aromatischen oder adstringirenden Mitteln in die Scheide, und in der Verabreichung von kühlenden Salzen — Salpeter, Glaubersalz etc. —.
Die Vernarbung soll in 14 Tagen bis 3 Wochen erfolgfen.
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SIEBENTE AimiEILÜNG. Die eigentliche Geburtshülfe, Tocarexis.
In dem Nachstehenden ist nur speciell auf das Pferd und Rind Rücksicht genommen worden.
Die geburtsliülfliche Untersuchung.
Nachdem man den Zustand des Mutterthieres aufgenommen und festgestellt hat, ob dasselbe die Geburt leicht oder schwer überstehen wird, nimmt man. diese Untersuchung vor. Liegt das Thier, so darf man es nicht erst auftreiben, sondern muss die Untersuchung so vornehmen, weil das Anschleifen ver­schlagener Theile, was vielleicht vorgenommen werden muss, bei dem liegenden Thiere in vielen Fällen leichter ist, als bei dem stehenden. Das Aufstehen des Tliieres während der Untersuchung verhindert man dadurch, dass man den Kopf desselben aufs Genick stellen lässt. Steht das Thier, dann nimmt man diese Untersuchung bei der Kuh so vor, bei dem Pferde aber erst, nachdem man die entsprechenden Vorsichts-massregeln getroffen hat. Dem Pferde kann man, um das Schlagen zu verhüten, den Kopf und einen Vorderschenkel hochhalten lassen oder es so stellen, dass man hinter einem Standpfeiler etc. einen gedeckten Platz findet. — Spannen und Bremsen thue ich bei dieser Untersuchung nicht gern. — Hat man in dieser Weise für sich selbst gesorgt, dann muss man auch an das Mutterthier denken, Sorge tragen, dass die Reizung des Geburtsweges eine möglichst geringe wird. Die Nägel müssen kurz und stumpf, Hand und Arm erwärmt und gut eingeölt sein. Ist in beiden Beziehungen Alles berück­sichtigt worden, so dringt man mit der keilförmig gestellten Hand unter drehender Bewegung in den Geburtsweg ein und stellt den Zustand desselben, sowie die Grosse und Lage des Jungen fest.
Findet sich dabei, dass der Muttermund noch wenig, dem Stande der Wehen nach aber entsprechend geöffnet ist, so
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darf die Untersuchung zur Zeit nicht fortgesetzt, der Mut­termund nicht gewaltsam erweitert werden, sondern es muss dieses Geschäft vorerst noch der Mutter überlassen bleiben. In solchem Falle kann man durch die gewaltsame Enveiterung des Muttermundes die Geburt beschleunigen, für gewöhnlich aber eher zum Nachtheile, als zum Vortheile der Mutter, weil eine regelmässige und ergiebige Weitung des Geburtsweges dann nicht eintritt: Nur wenn durch die Beschleunigung der Geburt das in Gefahr stehende Leben der Mutter oder des Jungen leichter gerettet werden kann, darf man den in regel-mässiger Eiöifnung begriffenen Muttermund gewaltsam er­weitern.
Findet sich, dass der Muttermund offen, die Eihaut — Blase — aber noch unversehrt ist, so darf man diese nicht sofort durchbrechen, sondern muss zwischen ihr und der Ge­bärmutterwand weiter vordringen und sich von dem Vorhan­denen überzeugen. Ist das nicht möglich, dann muss man, nachdem man Alles für die vielleicht nothwendig werdende Hülfeleistung in Ordnung gebracht bat, die Sprengung der Blase vornehmen und darauf die Untersuchung fortsetzen.
Die Grössenverhältnisse des Jungen und des Geburtsweges nimmt man in früher bemerkter Weise auf. Den richtig vor­getretenen Vorderschenkel des Jungen erkennt man an den nach abwärts gerichteten Ballen und dem Kniegelenke; den richtig vorgetretenen Hinterschenkel erkennt man an den nach axifwärtsgerichteten Ballen und den Sprunggelenke. Dabei muss man jedoch berücksichtigen, dass, wenn das Junge sich in Rückenlage präsentirt, die Richtung der Ballen die ent­gegengesetzte ist.
Ob zwei vorliegende Vorder- oder Hinterschenkel einem Jungen angehören, kann man nur durch die Untersuchung der Anfügung derselben an den Rumpf feststellen; man gleitet mit der Hand an dem einen Schenkel nach dem Rumpfe hin und stellt fest, ob man von diesem direkt auf den zweiten Schenkel übergehen kann.
Der Kopf ist leicht erkannt; es muss jedoch zugleich dessen Lage ganz genau festgestellt werden.
Für gewöhnlich gilt, dass wenn der Kopf ein- oder gar durchgetreten ist, der Rest des Jungen ohne grosse Schwierig­keiten folgt; doch tritt mitunter nach dem Durchgange des Kopfes eine Stockung in dem Geburtsgeschäfte ein. Ist das der Fall, dann muss man den vor dem Geburtswege liegenden Rest des Jungen nochmals untersuchen, was immer schwierig, bisweilen auf dem gewöhnliehen Wege unmöglich ist. Ist Letzteres der Fall, dann muss man sich im Nothfalle durch die
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Brust und den Bauch des Jungen einen Weg zu dessen Hin-tertheil bahnen, was, wenn man subcutan vorgeht, nicht sehr schwierig ist.
Das Geburtslager,
Dasselbe muss entsprechend beleuchtet sein, eine fest­weiche Unterlage haben, rein und für gewöhnlich von horizon­taler Bodenrichtung sein. — Für das Zurückschieben des Jungen und für die Reposition der Gebärmutter wählt man ein nach vorn zu schüssiges Lager. Die Umgebung muss der Art sein, dass mau durch sie in der Hülfeleistung nicht genirt wird.
Die Stellung und Lage des Mutterthieres bei der Geburt.
Im Anfange der Greburt, ausnahmsweise während der ganzen Dauer der Ausstossung des Jungen, stehen die Thiere*); gewöhnlich jedoch legen sie sich, sobald die Wehen heftiger werden, und wenn dies der Fall, dann regelmässig auf die Seite. Diese Lage — Seitenlage — ist auch in den meisten Fällen, wo der Thierarzt Hülfe leisten muss, die entsprechende; sie muss aber mitunter in die Bauch- oder Rücken-Lage um­geändert werden. Ersteres ist der Fall, wenn das Junge richtig liegt, aber sehr schwer eintritt, wie z. B. bei dem durchschossenen Bauche etc.; Letzteres geschieht, wenn das Junge auf dem Rücken liegt und in solcher Lage durch den Geburtsweg gebracht werden muss, oder wenn man aus irgend einem Grunde die Kraft der Wehen brechen will.
Yorsichtsmassregeln bei der Hülfeleistung.
Bei dem Rinde wendet man gewöhnlich keine besonderen Vorsichtsmassregel% an; nur wenn man es in Rücken-Lage bringen oder gar wälzen lassen muss, so bindet man die Schenkel desselben kurz zusammen.
Bei dem Pferde jedoch muss man vorsichtig sein. So lange es steht, verfahre ich, wie bei der geburtshülflichen Untersuchung angegeben ist; so bald es sich aber gelegt hat, binde ich die 4 Schenkel kurz zusammen.
Die Entbindung des Jungen durch Zug.
Wenn das Junge mit dem Vorder- oder Hdntertheile richtig vorgetreten ist, die Mutter schwer oder gar nicht mit der Durchtreibung desselben fertig werden kann, dann muss Zug angewendet werden, wobei man in folgender Weise verfährt:
*) Beim stehenden Thiere geht die Hülfeleistung gewöhnlich am leichtesten.
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Liegt das Vordertheil vor, so schleift man den Kopf und die Schenkel an (Fig. 27), lässt dann anziehen und sorgt
Fig. 27.
dafür, dass die Kraft immer zu gleicher Zeit, und in einer, und zwar der entsprechenden, Richtung einwirkt.
Liegt das Hintertheil vor, so schleift man die Hinter­schenkel an (Fig. 28), zieht langsam, und in bemerkter Weise an, bis die grossen Durchmesser des Kreuzes eingetreten sind, ruht dann eine kurze Zeit aus, und fördert darauf den Eest möglichst rasch zu Tage, weil sonst das Junge, in Folge einer Compression des Nabelstranges, leicht abstirbt.
Während des Durchganges des Jungen durch den Ge­burtsweg muss der Geburtshelfer die Hand an dem eingetre­tenen Theile liegen haben, um den Zug richtig dirigiren zu können.
Wenn ein starker Zug angewandt werden soll, so muss man das Mutterthier gut befestigen, und das geschieht am einfachsten durch ein um das Hintertheil desselben gelegtes
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Sielen, dessen Stricke vorn an der Krippe oder Wand befestigt werden.
Fig. 28.
Ich verwende, wie schon früher bemerkt, höchstens eine Kraft von 4—6 Menschen. Steht eine genügende Menschen­kraft nicht zur Disposition, so ist man gezwungen sich anderer Hülfsmittel zu bedienen. Wie, und auf welche Weise man eine Kraft, die der von 4—6 Menschen entspricht, herstellt, ist einerlei, wenn nur bei der Einwirkung derselben die erst gestellten Bedingungen erfüllt werden, namentlich die Füh-rungslinie innegehalten wird Ich habe mich in solchen Fällen einer einfachen, starken Eisenstange — einer Brech­stange — bedient und zwar in folgender Weise: Die Stange wird in solcher Richtung in den Fussboden — Steinpflaster — eingesenkt, dass das obere Ende derselben der Mutter zuge­neigt steht, darauf die verlängerten Gurten so daran befestigt, dass zunächst die Führungslinie gewahrt ist, und man durch das Gegenstemmen gegen das obere Ende der Stange die entsprechende Kraft entwickeln kann. Die Abänderung in der Zuglinie ist sehr leicht durch das Auf- und Abschieben der Gunten und durch das Versetzen der Stange zu beschaffen.
Günther sen. empfiehlt für solche Fälle den Gebraiich einer umgekehrten und entsprechend befestigten Schiebkarre. Die verlängerten Gurten sollen um die Nabe des Bades
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aufgewunden werden. Sonst wird auch ein auf einen Baum aufgescliobenes Kutschrad in gleicher Weise empfohlen.
Die abnormen Lagen der Frucht.
Diese kommen in so unendlich grosser Zald vor, dass nicht alle, sondern nur die hauptsächlichsten abgehandelt werden können; man wird jedoch sowohl in der Erkennung, als auch Behandlung von. den angegebenen abnormen Lagen auf die sonst noch vorkommenden schliessen können. Sie sind unter einer ganz bestimmten Form aufgeführt; es muss aber für die Behandlung berücksichtigt werden, dass, wie allenthalben, auch hierüebergänge, Zwischenstufen, vorkommen.
Allgemeine Regeln für die Behandlung.
1)nbsp; Wenn eine Lage Verbesserung einzelner Theile zu be­schaffen ist, so muss sie rasch vorgenommen werden, weil nach dem Abflüsse des Fruchtwassers der Fruchthalter sich stark zusammenzieht, sehliesslich an das Junge anlegt und jede Verkleinerung der Fnichthälterhöhle die Hülfeleistung schwieriger macht.
2)nbsp; Sind fehlerhaft liegende Theile herbeizuholen, so müssen die richtig vor- und eingetretenen Theile erst angeschleift werden.
3)nbsp; Zur Herbeiholung, resp. Streckung der einzelnen Theile, muss stets die entsprechende Hand benutzt werden. Ist z. B. das Junge mit dem Vordertheile vorgetreten, und liegt der linke Yorderschenkel abnorm, so muss die rechte Hand be­nutzt werden, und umgekehrt.
4)nbsp; Alle Lageverbessénuxgen müssen für gewöhnlich in der wehenfreien Zeit ausgeführt werden.
5)nbsp; Das Mutterthier muss so placirt werden, dass die ver­schlagenen Theile oben liegen. Das gilt wenigstens für die schwierigen Fälle.
6)nbsp; Sobald Theile in die richtige Lage gebracht sind, müssen sie sofort angesclileift werden. Ausnahmen von dieser Regel ergeben sich in der Praxis von selbst.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .
7)nbsp; Man darf sich nur im Nothfalle der eigentlichen Ri-strumente bedienen; man muss stets bedenken, dass die Hand das sicherste und folglich auch das beste Instrument ist.
8)nbsp; Müssen Instrumente benutzt werden, so muss man, wenn das Junge lebt und erhalten werden soll und k^un, stets solche wählen, die gar nicht oder doch möglichst wenig verletzen. Besonders besorgt muss man in dieser Beziehung bei dem Pferde sein.
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9) Vor dem Gebrauche müssen die Bandagen erwärmt und angefeuchtet, die eisernen Instrumente erwärmt und ein­geölt werden.
Die einseitigen abnormen Torderschenkel-Lagen.
So bezeichne ich dié Lagen, bei welchen sich der Kopf und der eine Vorderschenkel richtig, der andere Vorderschenkel in fehlerhafter Lage zur Geburt gestellt haben. Sie gehören im Allgemeinen zu den weniger unangenehmen Lagen und bieten mir ausnahmsweise Schwierigkeiten in der Behandlung.
Folgende muss ich speciell hervorheben:
Die einseitige Fuss-Lage. So bezeichne ich die Lage, bei welcher der Schenkel mit der Zehe oder dem Fesselgelenke vor dem Geburtswege — den Schambeinen — zurückgeblieben ist. Sie macht niemals Schwierigkeit in der Behandlung; man fasst den Fuss und leitet ihn, indem man den ganzen Schenkel zusammenschiebt, in den Geburtsweg ein.
Die vorgetretene einseitige Knie-Lage (Fig. 29).
So bezeichne ich die Lage, bei welcher der eine Vorder­schenkel mit dem Knie, resp. dem oberen Ende der Eöhre vor dem Geburtswege liegt.
Die Beurtheihmg derselben fällt nach der Stärke der Wehen und dem Zustande des Fruchthälters sehr verschieden aus. Sind die Wehen nicht heftig, und hat der Fruchthälter sich noch nicht bedeutend zusammen gezogen, ist, mit anderen Worten, noch ziemlich Platz in dem Fruchthälter vorhanden, so ist die Behandhing leicht; im entgegengesetzten Falle schwerer.
Behandlung. Je nach den verschiedenen umständen, die vorliegen, müssen auch verschiedene Wege eingeschlagen werden.
1) Sind die Umstände einigermassen günstig, so nimmt man die Lageverbesserung des Schenkels mit der Hand allein vor, wobei mau in folgender Weise verfährt: Man zieht zunächst den Schenkel mit der Hand vor, umfasst darauf die Röhre so, dass der Daumen gegen die vordere Fläche, die vier Finger gegen die hintere Fläche derselben — in die Kniebeuge — zu liegen kommen, schiebt dann den oberen Theil des Schenkels zusammen, gleichzeitig, wenn möglich, das ganze Junge etwas zurück, zieht während dessen die Röhre vor und gleitet mit der Hand nach abwärts bis zum Fesselgeleuke, biegt auch dieses zusammen und leitet den Fuss in den Geburtsweg ein. Diese Operation ist am leich­testen bei dem stehenden Thiere auszuführen.
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2) Hat die Fruchthälterhöhle sich schon bedeutend ver­kleinert, sind vielleicht noch ausserdem die Wehen stark,
Fig. 29.
dagegen die eigene Kraft gering, und deshalb der Schenkel mit der Hand allein nicht zu strecken, so kann man mit grossem Vortheile die Krücke in Anwendung bringen, -wobei man in folgender Weise verfährt: Man setzt zunächst die Krücke gegen die Brust des Jungen und hält sie in der Lage, fasst darauf den Schenkel, schiebt dann das Junge mittelst der Krücke zurück und streckt während dessen den Schenkel in kunstgerechter — oben angegebener — Weise mit der Hand. 3) Ist in dem vorbemerkten Falle die Krücke nicht zur Hand, oder will man sich derselben nicht gern bedienen, so legt man die Ringschnur mit der Hand, oder, wenn der Schenkel zu weit entfernt liegt, mittelst des langen Hakens um denselben, setzt dann die Hand gegen das Junge und lässt, während man dasselbe zurückschiebt, den Schenkel' mittelst der Ringschnur vorziehen. Sobald der Schenkel mit seinem unteren Ende vor dem Geburtswege liegt, fasst man ihn mit der Hand und leitet ihn in den GeburtsAveg ein.
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4)nbsp; Wenn die Streckung des Schenkels mittelst der Krücke und der Hand und mittelst der Ringschnur und der EEand nicht zu beschaffen ist, so kann mau noch versuchen, sie mittelst der Eingschnur und der Krücke zu erzwingen. Man legt zunächst die Ringschnur um den Schenkel, setzt dwauf die Krücke gegen die Brust, und während man dam das Junge mit aller erlaubten Kraft zurückschiebt, lässt maji den Schenkel mittelst der umgelegten Ringschnur vorziehen. So­bald er mit dem unteren Ende vorgetreten ist, yerfährt man weiter, wie sub 3 angegeben ist.
5)nbsp; Wenn der Schenkel in der vorbemerkten Weise auch nicht zu strecken ist, so muss man ihn unter den Leib schieben, was in folgender Weise geschieht: Man setzt die HancJ oder — freilich nicht gern — die Krücke gegen das Arraiein, schiebt den Schenkel zurück, und lässt gleichzeitig das Junge an den eingetretenen Theilen vorziehen. Ist diese Operation gelungen, so hat man die einseitige Schulter-Lage hergestellt, von der später die Rede sein wird.
6)nbsp; Hat der Fruchthälter sich so bedeutend zusaanraen-gezogen, dass der Schenkel mit einer erlaubten Kraft quot;neder vor- noch rückwärts zu bringen ist, oder ist derselbe krumm gewachsen, so muss zur Zerstückelung des Jungen geschritten werden. Günther (dessen Geburtshülfe, S. 75) sagt: Liegt das Junge etc., so löse man den Schenkel entweder gans ab, oder durchschneide das Schulter- oder Ellenbogengelenfc, das Kniegelenk, wenn man nicht weiter kommen kann, und ent­ferne den Unterschenkel für sich. Man verschiebe die Opera­tion nicht zu lange und gebrauche nach Umständen das Scheerenmesser. Ich würde in solchem Falle zuerst den ein­getretenen Vorderschenkel subcutan entfernen und, wenn darauf der verschlagene Schenkel noch nicht zu strecken oder imter-z;uschieben wäre, auch diesen subcutan zu entfernen suchen und zwar in der Weise, wie für den verschlagenen Hinter­schenkel angegeben ist.
Die eingetretene einseitige Knie-Lage (Fig. 30).
So bezeichne ich die Lage, bei welcher der Schenkel mit dem Knie voran in den Geburtsweg eingefifeten ist. Diese Knielage ist im AUgemeinen unangenehmer, als die vonrige. Bei einer Stute habe ich gesehen, dass diese ihr Junges, das so eingetreten war, durchpresste; doch rechne ich dea Fall zu den Ausnahmen. Ob ein Gleiches schon bei dem Rinde vorgekommen, ist mir weder aus der Literatur, noch aus der Praxis bekannt. Ich nehme daher bis jetzt an, daamp;s die Mutter, namentlich die Kuh, ein so eingetretenes Junge für
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gewöhnlich nicht durchpressen kann, und dass, wenn man es in solchem Falle mit Gewalt durchzieht, nicht nur Muskel-
Fig. 30.
überdehnungen lraquo;ei dem Jungen, sondern auch sehr leicht, am Ende sogar bedeutende, selbst, lebensgefährliche Verletzungen des Mutterthieres herbeigeführt werden können.
Behandlung. 1) Man muss, wenn das Junge nicht schon so ziemlich durchgetreten, die grösste Schwierigkeit überwunden ist, zuerst versuchen, den betreffenden Schenkel aus dem Geburtsvrege heraus und in den FruchthLilter zurück zu schieben. Wenn das Junge noch nicht weit in den Ge­burtsweg vorgetrieben ist, und die Wehen nicht stark sind, so gelingt das Zurückschieben ohne besondere Schwierigkeit mit der Krücke, selbst mit der Hand; findet aber das Ent­gegengesetzte Statt, so muss man das Mutterthier hinten hoch stellen oder legen, selbst in Rückenlage bringen. Ist das Zurückschiehen gfilungen, so hat man sich die vorige Knielage hergestellt und muss dann, wie bei der angegeben ist, weiter verfahren.
2) Ist der Schenkel nicht zurückzuschieben, so kann man noch versuclien, namentlich bei dem Pferde, das Junge, wenn es lebt, in dieser Lage mittelst eines leichten Zuges durch den Geburtsweg zu bringen. (S. d. Behandlung sub 2 der einseitigen eingetretenen Sprunggelenk-Lage.)
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3) Ist auf dem ersten Wege nicht zum Ziele zu gelangen, und will man den zweiten Weg nicht betreten oder ist er nicht ausführbar, so muss man den Schenkel im Kniegelenke durchschneiden, und den Unterschenkel für sich entfernen.
Die einseitige Schulter-Lage (Fig. 31).
So bezeichne ich die Lage, bei welcher der Schenkel ge­streckt unter dem Leibe liegt, mit dem Schultergelenke vor
Fiy. 31,
dem Geburtswege steht. Die Beurtheilung derselben ist nach der Grosse des Gebnrtsweges und nach der Dauer und Stärke der Wehen verschieden. 1st der Geburtsweg verhältnissmässig — d. i. im Vergleiche zur Grosse des Jungen — gross, sind die Wehen nicht bedeutend, und noch nicht lange vorhanden, so ist die Behandlung leicht, im entgegengesetzten Falle mehr oder weniger schwer.
Behandlung. Es müssen, wie aus dem Vorbemerkten ersichtlich, je nach den vorliegenden Umständen verschiedene Wege eingeschlagen werden.
1) Wenn die Verhältnisse für die Streckung des Schen­kels noch einigermassen günstig sind, so nimmt man diese vor.
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Man fasst den Schenkel, zieht ihn vor und stellt so eine vor­getretene Knie-Lage her, die dann weiter, wie früher angegeben ist, behandelt wird.
2)nbsp; Sind die Verhältnisse für die Streckung des Schenkels nicht günstig, und ist der Geburtsweg relativ weit, so zieht man das .hinge so durch. Je nachdem mehr oder weniger Platz in dem Geburtswege vorhanden ist, zieht man es einfach an den eingetretenen Theilen durch, oder unter Beihülfe eines hinter die Strecker des verschlagenen Schenkels gelegten Hakens. In dem letzteren Falle tritt das Junge mehr gerade vor und ein.
3)nbsp; Hat man durch die Untersuchung oder vielleicht durch den Versuch die Ueberzeugung gewonnen, dass das Junge mit der einseitigen Schulter-Lage nicht durch den Geburtsweg geht — wie es mir bei dem Rinde vorgekommen ist —, so nuiss man bei dem Pferde, wenn das Junge lebt, selbst unter den ungünstigsten Verhältnissen, die Streckung des Schenkels
zu beschaffen suchen. Geht es so bringt man noch ausserdem
mit der Hand allein die Krücke oder die
nicht, Binsc-
schnur, selbst beide Theile, in früher bemerkter Weise, in Anwendung.
4) Ist das Junge so nicht durch den Geburtsweg zu bringen, die Streckung des Schenkels nicht zu beschaffen, so muss man den eingetretenen Schenkel subeutan entfernen und darauf das Junge am Kopfe abziehen, was dann, weun nicht besondere Abnormitäten im Geburtswege vorliegen, leicht geht.
Die beiderseitigen abnormen Yorderschenkel-Lagen.
So bezeichne ich die Lagen, bei welchen sich nur der Kopf in richtiger, die beiden Vorderschenkel in falscher Lage zur Geburt gestellt haben. Ihre Zusammensetzungen bieten die grössten Verschiedenheiten. Es kann eine beider­seitige oder doppelte Fuss-, Knie- — vorgetretene (Fig. 32), wie auch eingetretene (Fig. 33) — oder Schul­ter-Lage (Fig. 34) vorliegen; auch eine Knie-Lage mit einer Fuss-Lage, eine Fuss-Lage mit einer Schulter-Lage u. s. w. verbunden sein. Ihre Behandlung geschieht nach der früher, bei den einseitigen abnormen Vorderschenkel-Lagen erwähnten Regeln, weshalb ich auch auf eine apecielle Betrachtung aller dieser einzelnen Lagen mich nicht einlassen kann. Im Allgemeinen möchte ich in Bezug auf die Behandlung Folgendes hinzufügen: Man muss stets den Schenkel, der am leichtesten zu bekommen ist, zuerst herbeiholen und, wenn nicht die Umstände besonders günstig sind, sofort anschleifen.
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Fig. 3a.
Fig 33.
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Ist eine beiderseitige Schulter-Lage durch Unterschieben der Schenkel hergestellt worden, oder ist eine ursprünglich vor-
handene nicht zu verbessern, so kann man versuchen das Junge in solcher Lage durch den Geburtsweg zu bringen. Ist das nicht möglich, dann muss man einen oder beide Vorderschenkel — s. S. 153 — oder den Eumpf ohne Vorderschenkel subcutan entfernen. Die letzte Operation ist leicht, erfordert nur etwas Ausdauer.
Von den beiderseitigen abnormen Vorderschenkel-Lagen steht jedoch eine, die folgende, einzig in ihrer Art da, wes­halb sie auch speciell abgehandelt werden muss.
Die Nacken-Vorderschenkel-Lage (Fig. 35).
So bezeichne ich die Lage, bei welcher die Vorderschenkel über dem Halse, resp. Kopfe— Nacken—, liegen. Sie kommt nicht ganz selten vor und verläuft in der verschiedensten Weise. Es tritt, da das Junge in dieser Lage nicht durch den Geburtsweg hindurch kann, jedes Mal eine Stockung in dem Geburtsgeschäfte ein, die bei dein Rinde und dem torpiden Pferde sehr lange anhalten kann. Es kann aber auch, wenn die Wehen heftig sind, eine Durchbohrung der oberen Schei-demvand und des Mastdarmes und dann ein Vorfall des
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Darmkanales, ja selbst eine Durchreissung des Mittelfleisches eintreten.
Fig. 35.
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Behandlung. Nach den verschiedenen Umständen müssen auch verschiedene Wege eingeschlagen werden.
1)nbsp; Wenn die vorgetretenen Theile noch in der Scheide liegen, schleift man die einzelnen Theile — jeden Schenkel für sich — an, setzt darauf die Hand oder die Krücke gegen die Brust und schiebt das Junge, während man dessen Schen­kel nach der entsprechenden Seite hin festhalten lässt, mit Kraft zurück.
2)nbsp; Ist das Junge in vorbemerkter Lage eingekeilt, selbst unter der grössten Kraftanstrengung nicht zurück zu bringen, dann führt die subcutane Entfernung der Schenkel rasch und leicht zum Ziele.
3)nbsp; Wenn die Durchbohrung der Scheide und des Mast­darmes Statt gefunden hat, die Schenkel in dem Mastdarme liegen, setzt man die Krücke gegen die Brust des Jungen, schiebt dasselbe, während man die Hand an der Durchtritts­stelle der Schenkel lässt, mit aller Kraft zurück und bringt
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die Schenkel, sobald sie zurückgetreten sind, mit der Hand in Ordnung.
4)nbsp; Wenn in dem vorbemerkten Falle das Junge nicbt zurückgeschoben werden kann, dasselbe lebt, die Mutter der Art verwundet ist, dass sie unbedingt sterben wird, so muss man das Mittelfieisch — den Damm — bis zur Durchtritts­stelle der Schenkel durchschneiden, das Junge dann in die richtige! Lage bringen und zu Tage fördern*).
5)nbsp; Wenn in dem sub 4 angegebenen Falle das Junge todt und die Mutter nicht lebensgefährlich verletzt ist, oder, wenn bei solchem Zustande des Mutterthieres das Junge lebt, der Besitzer aber lieber das Junge opfern, als die Mutter weiter beschädigen lassen will, so muss man die Zerstückelung des Jungen vornehmen. Es können dann die Schenkel inner­halb der Scheide mit dem grossen Scheerenmesser abgeschnitten oder mit einem gewöhnlichen Geburtsmesser — dem krummen Fingermesser — an einem Gelenke möglichst tief eingeschnitten und darauf durch den Mastdarm abgezogen oder sie müssen subeutan entfernt werden. Bei dem Ausziehen der Schenkel muss das Junge gut zurück gehalten weiden.
Die abnormen Kopf-Lagen.
So bezeichnet man die Lagen, bei welchen sich die Vor­derschenkel in richtiger, der Kopf in falscher Lage zur Geburt gestellt haben. Sie kommen, so viel ich gesehen habe, von allen abnormen Lagen am häufigsten vor, werden durch stürmische Wehen, durch zu langsame Weitung des Muttermundes, durch zu frühes Sprengen der Blase und zu frühes Anziehen an den eingetretenen Schenkeln herbeigeführt, und finden sich ausser-dem sehr häufig bei abgestorbenen Früchten und regelmässig natürlich bei der Missbildung, die man als „Krümmung des Halsesquot; bezeichnet.
Diese Lagen gehören im Allgemeinen zu den unangeneh­meren ; sie machen je nach der Contraction des Fruchthälters, der Lage des Kopfes, dem todten oder lebenden Zustande des Jungen und der Stärke der Wehen verschieden grosso, aber niemals unüberwindliche Schwierigkeiten. Ist noch ziemlich Raum in der Fruchthälterhöhle vorhanden, der Kopf nicht weit entfernt, das Junge lebend und sind die Wehen nicht bedeutend, so ist die Behandlung leicht, im entgegengesetzten Falle schwer.
*) Bei der Durchbohrung der oberen Scheidenwand und des Mast­darmes wird, wenn die Bauchhöhle nicht geöffnet ist, die Durchschneidung des Mittelfleisches ilie Gefahr für das Leben des Mutterthieres wahr­scheinlich nicht erhöhen.
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Die Viertel-Wendung des Kopfes (Fig. 36).
Bei dieser Lage, die ich bei Pferden und Rindern, leben­den wie todten Früchten gefunden habe, ist der Kopf einge­treten und liegt mit seinen Seitenflächen gegen die obere und
Fig. 36.
untere Wand des Geburtsweges, während der übrige Theil des Körpers normal steht, wovon ich mich durch geuaue Un­tersuchung überzeugt habe.
Behandlung. Diese ist, wenn das Junge wenig vorge­treten ist, leicht; im entgegengesetzten Falle mit grösserer oder geringerer Schwierigkeit verknüpft. Folgende Wege können eingeschlagen werden:
1)nbsp; Wenn das Junge noch nicht weit vorgetreten ist, so schiebt man es zunächst mit der Hand zurück, bringt darauf den Kopf in die richtige Lage und leitet ihn sofort in den Ge­burtsweg ein. Dieser Weg hat bei dem Rinde zum Ziele geführt.
2)nbsp; Ist das Zurückschieben des Jungen mit der Hand nicht möglich, dann sucht man es mittelst der Krücke zu er­zwingen, wobei man sich, je nach Umständen, von einem oder zwei Gehülfen unterstützen lassen muss. Diesen Weg habe ich bei dem Pferde betreten müssen.
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3) Ist das Junge nicht zurückzuschieben, so führt die Zerstückelung desselben, die subcutane Entfernung eines oder beider Vorderscbenkel, rasch zum Ziele. Diese Operation muss, soweit jetzt meine Beobachtungen reichen,- in solchem Falle bei dem Kalbe und dem abgestorbenen Füllen unbedingt vorgenommen werden*).
Die Seiten-Kópf-Lage (Fig. 37).
So bezeichne ich die Lage, bei welcher der Kopf seitlich gegangen ist, an der linken oder rechten Brust-, resp. Bauch-
Fig. 37.
wand liegt. Sie kommt von allen abnormen Kopf-Lagen am häufigsten vor und ist eine der unangenehmsten in der Be­handlung.
Behandlung. Diese ist im Allgemeinen bei dem Pferde mit mehr Schwierigkeiten verknüpft, als bei dem Rinde, weil bei jenem die Wehen heftiger sind, als bei diesem, und bei
*) Mir ist freilieb ein Fall bekannt, wo ein Thierarzt ein abgestor­benes Füllen in dieser Lage durch den Geburtsweg zog; jedoch starb das Mutterthier schon nach 36 Stunden an Entzündung, resp. Brand der Scheide.
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dem Füllen, des langen Halses wegen, der Kopf gewölinlich weiter rückwärts gegangen ist, als bei dem Kalbe. Nacb der Thierart, der Wehen-Stärke und dem Zustande des Frucht-hälters, sowie des Jungen müssen verschiedene, und zwar folgende Wege eingeschlagen werden:
1)nbsp; Wenn noch viel Platz im Uterus vorhanden ist, die Wehen nicht heftig sind und das Junge lebt, so gelingt es, wenigstens bisweilen bei dem stehenden ïhiere, den Kopf mit der Hand allein in die richtige Lage zu bringen. Es ist dies von Günther jun. und mir sowohl bei Pferden, als auch Rindern ausgeführt worden, wobei wir auch die Angabe des Günther sen., dass der Kopf nach geschehener Recht-stellung leicht wieder in die alte Lage zurückgehe, bestätigt gefunden haben.
2)nbsp; Wenn unter den vorbemerkten Umständen der Kopf mit der Hand allein nicht zu strecken ist, so kann man es mittelst der Krücke und der Hand versuchen. Während man das Junge mittelst der Krücke zurückschiebt, sucht man dessen Kopf mit der Hand vorzuziehen.
3)nbsp; Ist ein lebendes Kalb in vorbemerkter Weise nicht in die Normal-Lage zu bringen, so kann ich den Gebrauch der Maulschlinge ganz besonders empfehlen. Nachdem man sie angelegt hat, lässt man den Kopf mittelst derselben vor­ziehen, während man den übrigen Theil des Jungen mit der Hand oder, wenn die Umstände sehr ungünstig sind, mit der Krücke zurückschiebt*).
4)nbsp; Ist ein lebendes Füllen auf dem sub 2 angegebenen Wege nicht in die richtige Lage zu bringen, so legt man die ïraeger'sche Drahtschlinge oder die Ringschnur, diese mittelst des langen Hakens, um dessen Hals, und lässt mittelst derselben den Kopf vorziehen, während man den Rumpf mit der Krücke zurückschiebt.
5)nbsp; Wenn ein lebendes Füllen in vorbemerkter Weise auch nicht oder doch höchst schwer in die richtige Lage zu brin­gen ist, so soll es nach Traeger, Rueff u. s. w. in den meisten Fällen gerathener sein, von jeder Lageverbesserung abzustehen und das Junge so durchzuziehen. Bei dem Rinde führt dieser Weg, wenn das Junge regelmässig entwickelt ist,
*) Der Empiriker benutzt die Maulschlinge bei dieser abnormen Kopf-Lage sehr gern, und gewöhnlich auch mit Erfolg. Wenn er jedoch während des Vorziehens des Kopfes versäumt, den Rumpf entsprechend zurückzuschieben, so tritt eine Verdrehung des Halses ein, und der Kopf liegt dann, sobald er eingetreten ist, mit seiner unteren Fläche gegen die obere Wand des Geburtsweges.
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niemals, und bei dem Pferde nicht immer zum Ziele, wovon ich mich in der Praxis überzeugt habe.
6)nbsp; Wenn das Junge abgestorben ist, dann kann man auch statt der Maulschlinge und der Kingschnur die kleinen Geburtshaken benutzen, was von mir bei dem Rinde häufig geschehen ist. Hat man sie beide in den Augen liegen und mittelst eines durchlaufenden Strickes verbunden, so kann man zwei, drei bis vier Mann daran ziehen lassen.
7)nbsp; Wenn das Junge abgestorben ist, sehr wenig Werth hat oder so nicht durch den Geburtsweg zu bringen, und eine Lageverbesserung nicht zu beschaffen ist, so führt die Zer­stückelung immer rasch zum Ziele. Das Füllen geht nach der Entfernung des einen Vorder schenkeis jedes Mal durch den Geburtsweg hindurch; das Kalb aber nur ausnahmsweise. Bei diesem Thiere muss man deshalb nach der Entfernung des einen Vorderschenkels den Kopf in die richtige Lage bringen, und erst dann die Geburt weiter fördern. Wenn bei dem Kalbe nach der Entfernung des einen Schenkels die Einstellung des Kopfes noch nicht gelingt, so muss man auch den zweiten Schenkel wegnehmen.
Diese letzte Aushülfe kann ich dem jungen Praktiker nicht dringend genug an's Herz legen.
8)nbsp; Liegt ein krumm verwachsener Hals vor, so entfernt man den Kopf mittelst des Scheeren- oder krummen Finger­messers in früher bemerkter Weise.
Die Brust-Kopf-Lage (Fig. 38).
So bezeichne ich die Lage, bei welcher der Kopf nach abwärts gegangen ist, mit dem Maule der Brust zugekehrt liegt. Sie kommt selten, jedoch in verschiedenem Grade vor. Es liegt die Stirn, das Genick, oder selbst ein Theil des Halskammes gegen die Schambeine. Je weiter der Kopf nach abwärts liegt, um so mehr hat sich der Fruchthälter con-trahirt, und desto schwieriger ist die Behandlung.
Behandlung.
a) Wenn die Stirn vor den Schambeinen steht.
1) Man fasst nach Günther sen. (dess. Geburtsh., S. 77) den Kopf in der Weise, dass die beiden vorderen Finger auf das Genick, der Daumen und die beiden hinteren Finger an die Seitenflächen — unter die Joch-Kinnbacken-Leiste oder in die Augen — zu liegen kommen, schiebt dann das Junge mit aller Kraft zurück, wendet gleichzeitig durch eine Drehung der Hand den Kopf und leitet ihn in den Geburtsweg ein.
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2) Ist die Rechtstellung des Kopfes mit der HüLnd allein nicht zu erzwingen, so kann man mit Vortheil die Krücke
Fig. 38.
zum Zurückschiehen des Jungen benutzen. Ich Late sie in diesem Falle gegen das untere Ende der Schulter gesetzt.
b) Wenn das Genick vor den Schambeinen steht.
3) Hat man durch die Untersuchung oder den Versuch die Ueberzeugung gewonnen, dass die Rechtstellung des Kopfes aut den sub 1 und 2 angegebenen Wegen nicht zu beschaffen ist, so bringt man mittelst der Hand oder des langem Hakens eine Schlinge um den Hals und lässt an derselben den Kopf vorziehen, wahrend man selbst, vielleicht unter Mtwirkuns von G-ehulten, das Junge mit der Krücke zui-öek schiebt. Diese Operation gelingt am leichtesten, wenn das Mntterthier steht oder auf dem Rücken liegt. Auch kann man im diesem taue die kiemen Geburtshaken oder die MaulschLnee zum Vorziehen des Kopfes benutzen.
4) Wenn man, wie es vorkommt, das Junge rdoht mehr zurückschieben kann, so muss natürlich zur Zerstiiickelung desselben geschritten werden. Man entfernt zunä-clist den einen oder beide Vorderschenkel, bringt darauf d^n. Kopf indem man ihn seitlich herumtreten lässt, in die rechte Lage
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und fördert dann die Geburt. Im Nothfalle muss noch ausser-dem die Decapitation des Jungen vorgenommen werden.
c) Wenn der Halskamm gegen die Schambeine steht.
Die Behandlung dieser Lage ist, wie die der vorigen, nur schwieriger*).
Die Rücken-Kopf-Lage (Fig. 39).
So bezeichne ich die Lage des Jungen, bei welcher der Kopf von seiner horizontalen Lage nach aufwärts, resp. rück-
Fig. 39.
wärts abgewichen ist. Sie kommt selten, aber in verschiedenem Grade vor. Es steht der Kopf mehr oder weniger senkrecht oder er ist soweit zurückgegangen, dass der Hals mit seinem vorderen Rande vor dem Geburtswege steht. Es tritt, die
*) Nach Rue ff (Baumeister's Geburtshülfe, S. 198) soll die Eecht-stellung des Kopfes bei dieser Lage dadurch bedeutend erleichtert werden, dass man den Schenkel der Seite, nach weleher der Kopf sich am meisten neigt, unterschiebt. Ich habe dies nicht versucht, jedoch scheint mir die Idee eine glückliche zu sein.
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Lage mag mehr oder weniger ausgebildet sein, regelmässig eine Stockung in dem GeTjurtsgeschäfte ein; es kann selbst der Kopf, wenn im Anfange seines Riickwärtsgleitens plötzlich heftige Wehen auftreten, die obere Scheidenwand und den Mastdarm durchbohren, in diesen übergehen, vor dem After zum Vorschein kommen, und auf diese Weise sogar eine Sprengung des Mittelfleisches herbeiführen.
Behandlung. Man muss den Mastdarm, wenn er noch nicht durchbohrt ist, zunächst entleeren, und erst darauf den Kopf in die richtige Lage bringen, was unter sonst gleichen Umständen am leichtesten geht, wenn das Mutterthier steht. Da die vorliegenden Umstände bei dieser Lage so sehr ver­schieden sind, so sind es auch die Wege, die für die Recht­stellung des Kopfes eingeschlagen werden müssen.
a) Wenn der Kopf mehr oder weniger senkrecht vor dem Geburtswege steht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
1)nbsp; Sind die Verhältnisse im Ganzen günstig, steht das Mutterthier, und lebt das Junge, so kann man den Kopf mit der Hand allein in die richtige Lage bringen. Er springt ein, wenn man den Rumpf des Jungen zurückschiebt.
2)nbsp; Wenn es in vorbemerkter Weise nicht geht, dann setzt man die Krücke gegen den Rumpf — Schnabelknorpel — des Jungen, fasst darauf dessen Kopf mit der Hand, und zieht diesen leicht an, während man jenen kräftig zurückschiebt. .
b) Wenn die untere Halswand vor dem Geburtswege
steht.
3)nbsp; Wenn die sub 1 und 2 angegebenen Wege nicht zum Ziele führen, dann legt man dem Jungen die Maulschlinge oder die kleinen Geburtshaken oder die Ringschnur an, setzt ihm die Krücke gegen die Brust und lässt, während man es mit aller Kraft zurückschiebt, den Kopf vorziehen.
4)nbsp; Ist die Rechtstellung des Kopfes in vorbemerkter Weise nicht möglich, dann entfernt man beide Vorderschenkel subcutan, worauf die Lageverbesserung des Kopfes in vor­bemerkter Weise vorgenommen werden muss.
c) Wenn der Mastdarm durchbohrt ist, der Kopf zum Theil oder ganz in demselben liegt.
5)nbsp; Man setzt die Krücke gegen die Brust des Jungen, schiebt es, wenn nicht anders möglich, unter Mitwirkung von Gehülfen zurück, bringt den Kopf, sobald er zurückgetreten ist, mit der Hand in Ordnung und schleift ihn sofort an.
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d) Wenn der Kopf scliou vor dem After liegt.
6)nbsp; Wenn in diesem Falle das Junge wenig Werth hat oder gar abgestorben ist, so muss man es decapitiren und dann weiter, wie sub 5 angegeben ist, verfahren.
7)nbsp; Wenn in diesem Falle das Junge lebt, die Mutter tödtlich verwundet ist, dann muss man das Mittelfleisch durch­schneiden, worauf die Geburt leicht erfolgt.
8)nbsp; Wenn in diesem Falle das Junge lebt und einen relativ hohen Werth hat, die Mutter nicht tödtlich verletzt ist, so muss man den Eigenthümer entscheiden lassen, ob er das Junge opfern oder die Mutter weiter verwunden lassen will.
Die complicirten abnormen Vordertheil-Lagen.
So bezeichne ich die Lagen, bei welchen sich der Kopf und der eine oder beide Vorderschenkel in fehlerhafter Lage zur Geburt gestellt haben. Die Zusammensetzung bietet natür­lich die grössten Verschiedenheiten. Die Behandlung, die gewöhnlich schwierig, wenigstens umständlich ist, geschieht nach der früher, bei den einseitigen abnormen Vorderschenkel-und abnormen Kopf-Lagen angegebenen Regeln, weshalb ich mich auf eine specielle Betrachtung dieser Lagen nicht ein­lassen kann. Nur Folgendes möchte ich hervorheben: Für gewöhnlich bringe ich zuerst den Kopf in die richtige Lage und darauf die Schenkel. Von dieser allgemeinen Regel weiche ich nur unter folgenden Umständen ab:
1)nbsp; wenn ich durch die Untersuchung oder durch den Versuch die Ueberzeugung gewonnen habe, dass der Kopf erst nach der Entfernung eines oder beider Vor der schenkel zu bekommen ist;
2)nbsp; wenn der eine oder der andere Schenkel sehr leicht zu bekommen ist, und die Rechtstellung des Kopfes durch das Vorliegen von Schenkeln in dem Geburtswege nicht behin­dert wird*).
Die einseitigen abnormen Hintersehenkel-Lagen.
So bezeichne ich die Lagen, bei welchen das Junge sich mit dem Hintertheile zur Geburt gestellt hat; jedoch nur der eine Schenkel richtig, gestreckt, vorliegt, der andere in fal­scher Lage. Sie sind im Allgemeinen schwieriger in der
*) Der Abgang eines Füllens durch den Mastdarm ist von Grivis (Rep. v. Heermg, Bd. 20, S. 261) gesehen worden. Die Oeffnung im Mastdarme war 6I/2 Zoll lang und 5 Zoll vom After entfernt. Das Pferd blieb am Leben.
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Behandlung, als die einseitigen abnormen Vorderschenkel-Lagen , weil die Hinterschenkel länger sind, als die Vorder­schenkel, und daher auch mehr Platz zur Streckung erfordern.
Die einseitige Fuss-Lage.
Dabei steht der Schenkel mit der Zehe oder dem Fessel gegen die Schambeine. Die Behandlung ist einfach; man fasst den Fuss und leitet ihn, indem man den oberen Theil des Schenkels zusammenschiebt, in den Geburtsweg ein.
Die einseitige vorgetretene Sprunggelenk-Lage
(Fig. 40).
Bei dieser steht der Schenkel mit dem Hakenbeine gegen den vorderen Rand des Schambeines*]. Hinsichtlich der Be-urtheilung im speciellen Falle kömmt die Verkleinerung der Fruchthälterhöhle und die Wehenstärke in Betracht.
Fig. 40.
Behandlung. 1) Wenn die Verhältnisse günstig sind, der Uterus sich noch nicht bedeutend zusammengezogen hat,
*) Wenn die Spitze des Hakenbeines gegen die untere Flache der Schambeine steht, so bezeichne ich die Lage schon als „halbe Steiss-Lagequot; — s. später —, weil bei der Behandlung derselben gerade die grösste Schwierigkeit darin liegt, das Hakenbein über den vorderen Rand der Schambeine hervorzuziehen.
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die Weken nicht stark sind und das Thier steht, so kann man den Schenkel mit der Hand allein strecken, wobei man in folgender Weise #verfiihrt: Man zieht den Unterschenkel vor, umfasst die Röhre so, dass der Daumen gegen die hintere Fläche, die vier Finger gegen die vordere Fläche derselben, in die Sprunggelenkbeuge, zu liegen kommen, schiebt darauf den oberen Theil des Schenkels kräftig zusammen, gleichzeitig, wenn möglich, das ganze Junge zurück, zieht während dessen die Röhre vor und gleitet mit der Hand nach abwärts bis zum Fesselgelenke, wendet dann die Hand in der Weise, dass der Daumen gegen die vordere Fläche, die vier Finger gegen die hintere Fläche des Fesselbeines zu liegen kommen, beugt schliesslich das Fesselgelenk möglichst stark und leitet den Fuss in den Geburtsweg ein.
2)nbsp; Ist die Streckung des Schenkels mit der Hand allein nicht möglich, so kann man die Krücke oder die Ringschnur, oder beide Theile, wie bei der vorgetretenen Knie-Lage sub 2, 3 und 4 augegeben ist, benutzen.
3)nbsp; Ist die Streckung des Schenkels unmöglich, so schiebt man ihn in früher angegebener Weise unter den Leib, und zieht das Junge dann an dem richtig vorliegenden Schenkel allein, oder unter Beihülfe eines hinter die Flankenfalte des verschlagenen Schenkels gelegten Hakens durch den Geburts­weg hindurch.
4)nbsp; Ist, nachdem der Schenkel untergeschoben ist, das Junge durch Zug an einem Haken und dem eingetretenen Schenkel nicht durch den Geburtsweg zu bringen, so. kann man zunächst den Schambeinfugenschnitt machen und, wenn dann noch nicht zum Ziele zu kommen ist, den eingetretenen Schenkel subcutan entfernen, darauf auch einen — kleinen — Haken durch das Verstopfungsloch etc. legen und so durch zwei Haken die Geburt fördern.
5)nbsp; Ist der Schenkel weder vor-, noch rückwärts zu brin­gen, dann muss man zunächst den richtig vorgetretenen Schenkel subcutan entfernen und, wenn darauf die Streckung oder Unterschiebung des abnorm liegenden noch nicht zu beschaffen ist, auch diesen subcutan entnehmen.
Die einseitige eingetretene Sprunggelenk-Lage (Fig. 41).
So bezeichne ich die Lage, bei welcher der Schenkel mit dem Sprunggelenke voran in den Geburtsweg eingetreten ist. Sie kommt selten vor und ist im Allgemeinen schwieri­ger in der Behandlung, als die vorige. Die Grosse der Schwierigkeit der Behandlung liegt in der verhältnissmässigen
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Weite des Geburtsweges und in dem Vorgetretensein des Schenkels. Ist der Geburtsweg verhältnissmässig sehr weit oder ist das Junge wenig vorgetreten, so ist die Behandlung
Fig. 41.
leicht; in den entgegengesetzten Fällen schwer. Bei Pferden — ob Rindern ? — kann das Junge in dieser Lage durch den Geburtsweg hindurchgezogen werden, jedoch entstehen dabei mitunter Beschädigungen, selbst bedeutende, des Jungen, wie auch des Mutterthieres, weshalb die Eechtstellung des Schen­kels immer vorgenommen werden muss.
Behandlung. Ist in Folge kräftiger Wehen etc. das Junge schon so ziemlich durchgetreten, die grösste Schwierig­keit überwunden, das Sprunggelenk schon vor der Scham sichtbar, dann kann natürlich eine Behandlung nicht mehr eingeleitet werden. Diesen. Umstand abgerechnet, müssen folgende Wege eingeschlagen werden:
1)nbsp; Man schiebt das Sprunggelenk in den Fruchthälter zurück, stellt so eine vorgetretene Sprunggelenk-Lage her, die dann weiter, wie früher angegeben ist, behandelt wird.
2)nbsp; Wenn das Zurückschieben des Sprunggelenkes nicht möglich ist, kann man, wenn das Junge lebt, versuchen, die
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Geburt durch einen leichten Zug ^u fördern. Man darf in solchem Falle aber keinen Strick durch die Sprunggelenkbeuge legen und daran ziehen lassen, weil dadurch die Winkel der Knochen mehr geöffnet und Mutter und Junges um so leichter beschädigt werden; sondern man muss eine dünne, feste Schnur um das untere Ende der Keule legen und daran ziehen lassen. — Gleiches gilt auch von der eingetretenen Knie-Lage —.
3) Ist das Junge unter den sub 2 angegebenen Umstän­den todt — Füllen — oder hat es einen geringen Werth — Kalb —, so dass man nur auf die Erhaltung des MuttertMeres Bedacht zu nehmen hat, dann muss man, wenn nicht der Geburtsweg relativ sehr weit ist, die Zerstückelung des Jun­gen vornehmen. Dieselbe muss auch in diesem Falle mit der subcutanen Entfernung des richtig vorliegenden Schenkels be­ginnen und, wenn darauf die Geburt auf die eine oder andere Weise noch nicht zu beschaifen ist, sich auf den abnorm liegenden Schenkel erstrecken.
Die halbe Steiss-Lage (Fig. 42).
So bezeichne ich die Lage, bei welcher der Schenkel vorwärts gestreckt unter dem Leibe liegt. — Cf. Die einseitige vorgetretene Sprunggelenk-Lage. —
Fig. 43.
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Behandlung. Nach der relativen Grosse des Geburts­weges, der Wehen-Stärke und der Verkleinerung der Frucht-hälterhöhle müssen verschiedene Wege eingeschlagen werden.
1)nbsp; Wenn noch viel Platz in der Fruchthälterhöhle vor­handen ist, nimmt man die Streckung des Schenkels vor. Man stellt zunächst mittelst der Hand und Krücke, oder Hand und Ringschnur, oder Ringschnur und Krücke die vor­getretene Sprunggelenk-Lage her, welche dann weiter, wie früher angegeben ist. behandelt wird. — Bei dem Vorziehen des Schenkels mit der Ringschnur entsteht sehr leicht die eingetretene Sprunggelenk-Lage. —
2)nbsp; Sind die Verhältnisse für die Streckung des Schenkels ungünstig, vielleicht der Art, dass sie gar nicht auszuführen ist, so zieht man das Junge in dieser Lage an den eingetre­tenen Schenkel allein, oder unter Beihülfe eines hinter die Flankenfalte des verschlagenen Schenkels gelegten Hakens durch den Geburtsweg hindurch.
3)nbsp; Ist der Schenkel nicht zu strecken, das Junge so nicht durch den Geburtsweg zu bringen, dann muss man, wie sub 4 bei der vorgetretenen Sprunggelenk-Lage angegeben ist, verfahren.
Die beiderseitigen abnormen Hintersehenkel-lagen.
So bezeichne ich die Lage des Jungen, bei welcher es sich mit dem Hintertheile zur Geburt gestellt hat, beide Hin­terschenkel aber fehlerhaft liegen. Ihre Zusammensetzungen bieten die grössten Verschiedenheiten. Es kann eine beider­seitige oder doppelte Fuss-, Sprunggelenk- oder — ganze — Steiss-Lage vorhanden, auch eine Fuss-Lage mit einer Sprung­gelenk-Lage u. s. w. verbunden sein. Die Behandlung geschieht im Allgemeinen nach den früher, bei den einseitigen abnormen Hinterschenkel-Lagen, gegebenen Regeln, weshalb ich nur wenig darüber nachzutragen habe.
Die beiderseitige vorgetretene Sprunggelenk-Lage (Fig. 43). Behandlung. Die Schenkel werden in früher angege­bener Weise gestreckt oder, wenn das nicht möglich ist, je nach Umständen einer oder beide unter den Leib geschoben, und so eine halbe oder ganze Steiss-Lage hergestellt.
Die beiderseitige eingetretene Sprunggelenk-Lage (Fig. 44). Behandlung. 1) Wenn möglich, muss man zunächst die vorige Lage herstellen, und dann nach den vorhandenen Umständen verfahren.
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Fig. 43.
Fig. 44.
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2) Ist das Junge nicht zurück zu schieben, so muss der Werth desselben, so wie die relative Grosse des Gehurtsweges für die fernere Behandlung entscheidend sein. Das Füllen — ob Rind;' — ist in dieser Lage, wenigstens mitunter, ob immer, weiss ich natürlich nicht, durchzuziehen, jedoch darf es nicht mittelst eines durch die Sprunggelenkbeuge gelegten Stranges geschehen. — S. f. —
Die Steis-Lage (Fig. 45).
So bezeichne ich die Lage des Jungen, wenn es sich mit dem Hintertheile, die Schenkel unter dem Leibe liegend, zur Geburt gestellt hat.
Fig. 45.
Behandlung. Nach der Contraction des Uterus und der relativen Grosse des Geburtsweges müssen verschiedene Wege eingeschlagen werden.
1)nbsp; Hat der Fruchthälter sich noch nicht bedeutend con-trahirt, ist das Junge wenig vorgetreten, so nimmt man die Streckung der Schenkel in früher angegebener Weise vor, und stellt eine normale Hinterschenkel-Lage her.
2)nbsp; Ist das Junge schon ziemlich vorgetreten, der Geburts­weg relativ weit, so fasst man den Schwanz des Jungen, und sucht durch Ziehen an demselben die Geburt zu fördern.
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3)nbsp; Ist das Strecken der Scltenkel nicht möglich, der Ge­burtsweg verliältnissmässig niclifc gross, so muss man die Geburt des Jungen durch die grosse Geburtszange oder durch die Fknkenluvken zu fördern suchen.
4)nbsp; Ist das Junge in dem Geburtswege eingekeilt, nicht mehr zurückzuschieben, so kann man, wenn die Flankenhaken oder die grosse Geburtszange nicht mehr anzubringen oder nicht zur Hand sind, die Geburt durch den Afterhaken fördern.
5)nbsp; Kann das Junge unter den sub 3 und 4 angegebenen Umstanden so nicht durch den Geburtsweg gebracht werden, was nicht ganz selten bei dem Rinde der Fall ist, so muss zur Yerkleineruug des Jungen gesehritten werden. Man kann dann den Schambeinfugenschnitt machen oder muss die die Hinterschenkel subcutan entfernen.
Anhang.
Die hundesitzige Lage der Hinterschenkel (Fig. 46).
So bezeichne ich die Lage, bei welcher das Junge sich mit dem Vordertheile richtig zur Geburt gestellt hat und vor­getreten ist, die Hinterschenkel jedoch unter dem Leibe liegen
Fig. 46. -
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und sich gegen die Schambeine stemmen. Diese Lage ist eine sehr unangenehme, weil sie schwer zu erkennen ist und weil, wenn das Junge stark vorgezogen wird, sehr leicht eine Durchbohrung der Fruchthälteiwand erfolgt. Es darf deshalb die Regel, dass, sobald eine wirkliche Stockung in dem Ge­burtsgeschäfte eingetreten ist, der vor dem Geburtswege liegende Theil des Jungen untersucht werden muss, nie ver­gessen werden.
Behandlung. Hat man diese Lage auf dem einen oder dem anderen Wege der üntersachung •—#9632; s. d. gehurtshülfliehe Untersuchung — festgestellt, so schiebt man die Schenkel mit der Hand oder — freilich nicht gern — mit der Krücke zurück. Das Zurückschieben der Schenkel ist stets mit Schwierigkeiten verknüpft, und es können verschiedene und zwar folgende Wege eingeschlagen werden:
1)nbsp; Wenn noch ziemlich Platz in dem Geburtswege vor­handen ist, dringt man seitlichquot; neben dem Jungen mit der Hand etc. vor und schiebt einen Schenkel zur Zeit zurück.— Bei dem Pferde von mir ausgeführt. —
2)nbsp; Wenn auf dem sub 1 angegebenen Wege, wegen Man­gels an Platz in dem Geburtswege, nicht zum Ziele zu gelangen ist, so muss man die Brust- und Bauchhöhle des Jungen öffnen, und dann von hieraus die Streckung der Schenkel vornehmen.
3)nbsp; Auch kann man unter den sub 2 angegebenen Um­ständen das Junge halbiren, und dann das Hintertheil — die Schenkel — in die richtige Lage bringen oder wenden.
Die abnorme Sehwanz-Lage.
Wenn das Junge sich mit dem Hintertheile zur Geburt gestellt hat, -so soll mitunter — nach Rueff — der Schwanz nach aufwärts abgewichen sein, auf dem Rücken liegen. Es soll die Geburt dadurch bedeutend behindert werden.
Die Behandlung, die Herbeiholung des Schwanzes wird wohl nie Schwierigkeiten machen.
Die Seiten-Lage.
So bezeichne ich die Lage des Jungen, bei welcher dessen Seitenflächen der unteren Bauchwand und dem Rücken des Mutfcerthieres zugekehrt sind. Etwas seitlich geneigt liegt das Junge stets vor dem Eintritt in den Geburtsweg, eine ordentlich entwickelte Seiten-Lage kommt aber selten und
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gewöhnlich nur bei abgestorbenen Früchten vor. Das Junge — wenigstens das Kalb — kann in dieser Lage nicht durch den Geburtsweg hindurch, es muss also eine Behand­lung eingeleitet werden, und die besteht darin, dass der Ge­burtshelfer, nachdem er die etwa verschlagenen Theile gestreckt hat, das Junge nahe am Eumpfe fasst, es in der wehenfreien Zeit unter drehender Bewegung mit der Hand allein oder unter Mitbenutzung der Krücke zurück­schiebt und, während es durch die Wehen wieder vorgetrieben wird, diese drehende Bewegung fortsetzt, wobei ihn ein Gehülfe durch Schieben an den Schenkeln und Uebereinanderdrehen derselben unterstützt.
Diese Operation macht sich am leichtesten, wenn das Junge lebt, das Mutterthier steht und der Fruchthälter sich noch wenig contrahirt hat.
Die Vorder-Seiten-Lage (Fig. 47).
So bezeichne ich die Seiten-Lage des Jungen, bei welcher es sich mit dem Vordertheile zur Geburt gestellt hat.
Behandlung. Liegt das Junge auf der linken Seite, so muss dessen Rücken durch die rechte Bauchseite der Mutter nach links übergedreht werden. Nachdem man Vor­derschenkel und Kopf in Ordnung gebracht hat, umfasst man den untersten Halstheil des Jungen mit der rechten Hand in der Weise, dass die vier Finger an die linke, der Daumen an die rechte Seite desselben zu liegen kommt, und verfährt dann weiter, wie im Allgemeinen angegeben ist.
Liegt das Junge auf der rechten Seite, so muss es durch die linke Bauchseite der Mutter nach rechts übergewendet werden, wozu man die linke Hand benutzt.
Die Steiss-Seiten-Lage (Fig. 48).
So bezeichne ich die Seiten-Lage des Jungen, bei welcher es sich mit dem Hintertheile zur Geburt gestellt hat.
Behandlung. Liegt das Junge auf der rechten Seite, so muss es durch die rechte Bauchseite nach links übergedreht werden. Man umfasst, nachdem man die Schenkel in Ordnung gebracht hat, den rechten derselben mit der rechten Hand in der Weise, dass die vier Finger an die äussere, der Daumen an die innere Fläche desselben zu liegen kommt, und ver­fährt dann weiter, wie im Allgemeinen angegeben ist.
Liegt das Junge auf der linken Seite, dann muss es durch die linke Bauchseite der Mutter nach rechts übergedreht werden, wozu man die Unke Hand benutzt.
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Fig. 47.
Fig. 48.
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Wenn das Junge in Steiss-Lage vorliegt, so soll man die grosse Geburtszange zur Wendung benutzen können*).
Die Rücken-Lage.
So bezeichnet man die Lage des Jungen, wenn es mit seinem Rücken der unteren Bauchwand des Mutterthiers zu­gekehrt liegt. Das Junge tritt in solcher Lage nicht regel-mässig in den Geburtsweg ein, ist selbst schwer einzuleiten und, wenn das geschehen ist, nur mittelst einer beträchtlichen Zugkraft durch denselben zu bringen. Dabei entstehen, namentlich bei dem Rinde, sehr leicht Quetschungen der Weichtheile de? Geburtsweges, mitunter sogar beträchtliche, weshalb man stets bemüht sein muss, das Junge in die rich­tige Lage zu bringen, oder, wenn das nicht möglich, wie es mir selbst mehrfach vorgekommen ist, wenigstens dafür sorgen muss, dass dessen grosse Querdurchmesser, soviel als möglich, durch die grossen Querdurchmesser des Geburtsweges gebracht werden, was noch am meisten dadurch erreicht wird, dass man das Mutterthier auf den Rücken legt. Ist das Junge von geringem Werthe oder gar abgestorben, so kann mit­unter die Zerstückelung desselben mit grossem Vortheile aus­geführt werden. Der allgemeinen Angabe nach soll das Kalb in dieser Lage leichter durch den Geburtsweg zu bringen sein, als das Füllen; ich habe das Entgegengesetzte gefunden.
Behandlung. Man streckt zunächst die vorgetretenen Theile — s. d. erste Anm. S. 184 — und macht darauf die Wendung des Jungen.
Die Streckung der vorgetretenen Theile geschieht nach den früher angegebenen Regeln, weshalb weder hier noch bei den folgenden Lagen speciell darauf eingegangen werden kann. Hervorheben aber möchte ich, dass sie mit Umsicht ausge­führt werden muss, weil sonst leicht, namentlich wenn der Fruchthälter sich schon ziemlich contrahirt hat, das Mutter­thier beschädigt wird, und dass sie am leichtesten zu be­schaffen ist, wenn dieses steht.
Die Wendung des Jungen sucht man in der Weise zu beschaffen, dass man es in später angegebener Weise fasst, mit steifem Arme, vielleicht unter Mitbenutzung der Krücke, unter drehender Bewegung in der wehenfreien Zeit zurückschiebt, und diese drehende Bewegung fortsetzt, wenn es durch die Wehen wieder vorgepresst wird. Für die Wendung ist eine gründliche Untersuchung der Lage des Jungen und der Nabel-
*) Dass jemals eine Zerstückelung des Jungeu bei dieser Lage nothwendig geworden, ist mir nicht bekannt.
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schnür nothwendig. Das Junge muss durch die Seite des Mutterthieres gedreht werden, nach welcher es mit dem Rücken zugeneigt liegt, Avenn nicht die Nabelschnur-Lage dagegen spricht. Diese Operation ist am leichtesten zu beschaffen, wenn das Mutterthier steht, der Fruchthälter sich wenig con-trahirt hat und das Junge lebt, und muss durch Schieben an den Schenkeln und Uebereinanderdrehen derselben von aussen unterstützt werden.
Ist das Junge nicht zu wenden, dann muss es in dieser ungünstigen Lage so, oder nach vorheriger Verkleinerung zu Tage gefördert werden. In solchem Falle muss man, für die Einleitung der Frucht in den Geburtsweg, das Mutterthier in Bauch- oder Rücken-Lage bringen.
Die Vorder-Rücken-Lage (Fig. 49).
So bezeichne ich die Rücken-Lage des Jungen, wenn es mit dem Vordertheile Torgetreten ist. Sie wird leicht mit der
Fig. 49.
Steiss-Lage verwechselt, weil der Kopf nicht sofort gefühlt wird, und die Ballen der eingetretenen Schenkel nach auf­wärts gerichtet sind.
Behandlung. Nach den verschiedenen Umständen, die dabei vorkommen, müssen auch verschiedene und zwar folgende Wege eingeschlagen werden.
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1)nbsp; Wenn die Umstände einigermassen günstig sind, so kann man die Wendung des Jungen mit der Hand allein, vielleicht unter Mitbenutzung eines Geliiilfen, der die Schenkel übereinanderdreht, ausführen. Man fasst das Junge, wenn es durch die rechte Bauchseite der Mutter gedreht werden soll, mit der rechten Hand am Halse in der Weise, dass der Dau­men an die rechte Seite, die vier Finger an die linke Seite, der kleine nach aufwärts, zu liegen kommen, und verfährt dann weiter, wie im Allgemeinen angegeben ist.
2)nbsp; Liegt das Junge schon so fest, dass das Zurückschie­ben desselben schwer geht oder mit der Hand allein gar nicht zu beschaffen ist, so soll man nach Günther sen. die Krücke in Anwendung bringen.
3)nbsp; Führt der vorbemerkte Weg nicht zum Ziele, so muss man, wenn das Junge wenig Werth hat —#9632; wie meistens bei dem Rinde der Fall ist —, dasselbe vielleicht schon abge­storben ist, dessen Vorderschenkel entfernen und darauf die Wendung machen.
4)nbsp; Wenn nach der Entfernung der Vorderschenkel die Wendung noch nicht zu beschaffen ist, dann muss das Junge in dieser ungünstigen Lage bis zur Bauchpartie durchgeführt und dann gewendet werden.
5)nbsp; Wenn ein lebendes Füllen auf dem sub 1 und 2 an­gegebenen Wege nicht in die normale Lage zu bringen ist, dann muss dessen relativer Werth, so wie die relative Grosse des Geburtsweges für die Behandlung entscheidend sein. Ich habe das lebende Füllen, wenn ich es nicht in die normale Lage bringen konnte, stets so, und zwar ohne allen Nachtheil, bis zur Bauchpartie durchgezogen, darauf gewendet — was leicht geht — und dann die Geburt weiter gefördert. Vor dem Durchziehen des unzerstückelten Kalbes in dieser Lage muss ich nach meinen darüber gemachten Erfahrungen aber warnen.
Die Steiss-ßücken-Lage (Fig. 50).
So bezeichnet man die Rücken-Lage des Jungen, wenn es mit dem Hintertheile vorgetreten ist. Diese Lage, die leicht mit einer abnormen Kopf-Lage verwechselt werden kann, ist lange nicht so unangenehm in der Behandlung, als die vorige, weil die Hinterschenkel länger sind, als die Vorder­schenkel, und daher auch besser zur Unterstützung der Wendung benutzt werden können, und weil bei der vorigen Lage die Wendung namentlich durch den Kopf, welcher dabei hinter der operirenden Hand liegt, erschwert wird.
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Behandlung. Folgende Wege müssen eingeschlagen werden:
1) Sind die Verhältnisse für die Wendung günstig, so kann man sie — unter Mitbenutzung eines Gehülfen — mit der Hand allein ausführen. Man fasst das Junge, wenn es durch die rechte Bauchseite der Mutter gedreht werden soll, mit der rechten Hand an dem rechten Hinterschenkel in der Weise, dass der Daumen an die innere Fläche, die vier Fin­ger an die äussere Fläche, der kleine nach abwärts, zu liegen kommen, und verfährt dann weiter, wie im Allgemeinen an­gegeben ist.
Fig. 50.
2)nbsp; Hat der Fruchthälter sich schon stark contrahirt oder liegt das Mutterthier, geht folglich das Zurückschieben des Jungen schwer, so muss man nach Günther sen. die Krücke benutzen.
3)nbsp; Ist das Junge nicht zu wenden, dann muss man, wenn es wenig Werth hat, vielleicht schon abgestorben ist, dessen Hinterschenkel subcutan entfernen, darauf wenden und dann
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unter Benutzung der kleinen Geburtshaken — s. fr. — zu Tage fördern.
4)nbsp; Ist das Junge, nachdem es verkleinert worden, noch nicht zu wenden, so muss es in dieser ungünstigen Lage bis zur Brustpartie durchgeführt und dann gewendet werden.
5)nbsp; Ist ein lebendes Füllen nicht zu wenden, dann muss das sub 5 bei der vorigen Lage Bemerkte berücksichtigt werden.
6)nbsp; Sind die Schenkel nicht zu strecken, so muss man sie unter den Leib schieben, und dann das Junge wenden resp. durchziehen, oder die Schenkel subcutan entfernen, und dann nach den vorliegenden Umständen weiter verfahren*).
Die Quer-Lage.
So bezeichnet man die Lage des Jungen, wenn es quer vor dem Geburtswege liegt. Je nach der Fläche des Jungen, die vorliegt, unterscheide ich die Rücken-, die Bauch- und die Seiten-Quer-Lage.
Die Rücken-Quer-Lage (Fig. 51).
Bei dieser präsentirt das Junge sich mit seinem Rücken. Sie ist eine der unangenehmsten abnormen Lagen, wenn nicht die unangenehmste von allen.
Behandlung. Man muss zunächst feststellen, ob das Vorder- oder Hintertheil des Jungen leichter herbei zu holen ist. Der Theil, der am leichtesten zu bekommen ist, wird angeschleift und vorgezogen, während der andere mit der Hand oder Krücke zurückgeschoben wird. Ist das Junge herumgetreten, so liegt es gewöhnlich in Seiten-Lage, aus der es, nach den früher angegebenen Regeln, in die richtige Lage gebracht werden muss.
Zum Anschleifen des Jungen kann man die kleinen Ge­burtshaken, die Ringschnur — Günther — oder die kleine Geburtszange — Tallich — benutzen**). Wählt man die kleine Geburtszange, so ist es am besten, deren zwei zu ge­brauchen, sie abwechselnd zum Vorziehen des Jungen zu be­nutzen, weil das Junge, wenn es während des nothwendigen Umsetzens der- Zange nicht festgehalten wird, sehr leicht in die alte Lage zurücktritt. Liegt das Junge so fest, dass es
*) Nach Günther sen. (dess. Geburtshülfe, S. 94) soll man, wenn nicht besonders viel Platz im Fruchthälter vorhanden ist, die Streckung der Schenkel erst nach gemachter halber Wendung vornehmen.
**) Thierarzt Tallich in Schleswig-Holstein, Erfinder dieses In­strumentes, empfiehlt dessen Gebrauch besonders bei dieser Lage.
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nicht zu verschieben ist, dann muss die Zerstückelung dessel­ben Torgenommen werden, wofür sich in diesem Falle bestimmte Regeln nicht aufstellen lassen.
Fig. 51.
Die Bauch-Quer-Lage (Fig. 53).
Bei dieser liegt das Junge mit seinem Bauche vor dem Geburtswege. Dabei liegen Theile des Vorder- oder Hinter-theiles oder bei der in dem Geburtswege, so dass mannichfache Abwechselungen bei dieser Lage vorkommen. Auf diese kann ich mich aber nicht speciell einlassen, weil die Behand­lung aUer nach einer bestimmten Grundregel geschieht. Für die Diagnose möchte ich nur hervorheben, dass, wennVorder-und Hinterschenkel ein- und stark vorgetreten sind, sie sich in gekreuzter Lage präsentiren.
Behandlung. Auch hier gilt, zunächst festzustellen, ob das Vorder- oder Hintertheil des Jungen leichter herbeizuholen ist. Will man das Vordertheil voran haben, so nimmt man die richtig eingetretenen Theile desselben in die Gurten und lässt sie vorziehen, während man das Hintertheil mit der Hand oder der Krücke zurückschiebt. Ist das Junge herumgetreten, dann muss es weiter nach den früher gegebenen Regeln in die richtige Lage gebracht werden.
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Ist das Junge nicht zu drehen, so verkleinert man es, namentlich an dem Theile, der zurückgeschoben werden muss, #9632;wornach bis jetzt, soviel mir bekannt, die Rechtstellung dessel­ben immer gelungen ist.
Fig. 62.
Die Seiten-Quer-Lage.
Dabei liegt das Junge mehr mit der Seitenfläche vor dem Geburtswege. Sie nähert sich der Rücken- oder Bauch-Quer-Lage, wornach die Behandlung eingeleitet werden muss.
Die eigentliche Geburtshülfe hei dem Schafe und
Schweine.
Die Rechtstellung abnorm liegender Theile geschieht bei dem Lamme und Ferkel im Allgemeinen, wie bei dem Füllen und Kalbe. Sie ist niemals, wenn man nur erst mit der Hand im Uterus ist, mit Schwierigkeiten verknüpft, stets mit
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der Hand allein zu beschaffen, muss aber mit der grössten Sorgfalt ausgeführt werden, weil sonst leicht eine Zerreissung des Fruchthälters erfolgt. Besonders hervorheben möchte ich nur, dass, wenn das Schaf ein normal liegendes Lamm nicht durchpressen kann, man die Maulschlinge oder den After­haken — diesen im Auge oder Maule befestigt — mit dem grössten Vortheile benutzen, und dass man in der Geburts-hülfe bei Schweinen ohne den Afterhaken wohl kaum fertig werden kann.
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„in dem Jungenquot; statt in den Jungen.
„Hydropsquot; statt Hydrop's.
nDassu statt Das.
„jenesquot; statt jene.
„Einschneidenquot; statt Einscheiden.
„Bruchsackequot; statt Brucfcsacke.
„Nabelarteriequot; statt Nabelaterie.
„Cysternequot; statt Cysten.
„freierquot; statt reiner.
„einseitige vorgetretenequot; statt vorgetretene einseitige.
„einseitige eingetretenequot; statt eingetretene einseitige.
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Register.
Abnehmen des Hiuterschenkels 136. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ Kopfes 134.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ Vorderschenkels 136.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;subcutanes, des verschla-
genen Hinterschenk. 137. Abnorme Reaction des Scheiden- n.
Fruchthälterschleimes 56. Abortus 60.
„ der künstlich erregte 139. Afterbrunst 51. Allautois 24. AUantois-Flüssigkeit 25. Amnion 23. Anasarca 113.
Aphthen an den Strichen des Rin­des 90. Aufrichter des Kitzlers 3. Ausnehmen der Eingeweide 138.
Jjandpfeiler vor dem Muttermunde 69.
Bartholinische Drüse 4.
Bauch, durchschossener 70.
Bauchscbnitt 141.
Bauch-Gebärmuttcrsohnitt 142.
Becken 8.
Beckenbrüche 53.
Beckendurchmesser 14.
Becken, schiefes 71.
Beckenpfanne, Bruch derselben 72.
Becken, zu enges 71.
Befruchtung 20.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ort, wo sie erfolgt 21.
Begattung 20.
Bläscbenausschlag an den Genita­lien 53.
Blase, ümstülpung derselben 77. 94.
Blase, Vorfall derselben 78. 94.
Blasenhals, Lähmung desselben 81. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Zerreissung desselb. 81.
Blutextravasat im Enter 87. Bruch zwischen dem Kreuzbeine und
dem ersten Schwanzwirbel 73. Brunst 18.
„ Abnormitäten derselben 48.
„ Cessiren derselben 20.
„ Dauer derselben 18.
„ -Erscheinungen 18.
„ Nichteintreten derselben 48.
„ Wiederholung derselben 19. Brust- und Bauchwassersucht des
c.
Jungen 114.
tarrh der Drüsengänge des Eu-
ters 86. Cephalotripsis 134. Cervix uteri 5. Chorion 25. Clitoris 2. Coitus 20.
Collapsus nach der Geburt 107. Collum uteri 5. Contorsio uteri 74. Cornua uteri 6.
Corpora cavernosa clitoridis 2. Corpus luteum 19. „ uteri 6.
Darmbein 9.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bruch des inneren Win-
kels 72. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bruch des unteren Win-
kels 72. Darmbeine, brückenartige Verbin­dung derselben 72. Decapitatio 134. Dissectio foetus 133. Dolores 42.
Drahtschlinge, Traeger'sche 132. Duverney'sche Drüse 4.
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Durchschneidung der Rippenknorpel 138.
Jiiichel des Kitzlers 2. Eierstöcke 7. Eihaut-Oedem 111.
„ Verschling, derselben 107.
„ -Wassersucht 111.
„ zu früh erfolgter Abgang der­selben 68.
„ zu grosse Festigkeit der­selben 111. Eintheilung des Geburtsweges 13. Elytrotomia 142. Embryothlasis 134. Embryotomia 133. Embryulcia 133. Entbindung des Jungen durch Zug
147. Euterentzündung 83.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; chronische 64.
Euter-Oedem 83. Excenteratio 138.
rallopische Röhren 7. Febris puerperal is 66. 102. Festliegen vor der Geburt 64. Fluor albus 93. Foetus 28. Foetal-Kreislauf 29. Frucht 28.
„ Absterben derselben 114.
„ Altersbestimmnngderselb.30.
„ Bewegungen derselben 30.
„ Diagnose des Lebens dersel­ben 35.
„ Einfluss derselben auf die Mutter 38.
„ emphysematöse 115.
„ Ernährung derselben 28.
„ Jaucliung derselben 116.
„ Lage derselben 30.
„ Lebensfähigkeit derselb. 32.
„ Zerstückelung derselben 133.
„ Stein- 115. Fruchtschmiere 28. Fruchtbarkeit 36. Fruchthälter 4. Fruchthälterbänder 6. Fruchthälterblutung 60. 76. Fruchthälterbruch 71. Fruchthälter-Entzündung 92. Fruchthälterhöhlen-Wässersucht 65. Fruchthälter-Hörner 6.
Fruchthälter-Körper 6. Fruchthälteroedem 65. Fruchthälterumstülpung 95. Fruchthälterumwälzung 74. Fruchthälter, Veränderung desselben während der Schwangerschaft 22. Fruchthälter-Verwundung 79. Fruchthälter-Vorfall 95. Fruchth ältcr-Wassersucht 56. Fruchthälter-Zerreissung 66. Fruchthüllen nebst Inhalt 23. Fruchtkuchen 25. Fruchtwasser 23. Führungslinie 15. Funiculus umbilicalis 26.
(jastro-Hysterotomia 142.
Gebären mit schlaffem Euter 83.
Gebärmutter 4.
Geburt 39.
„ Bedingungen für eine gesund-
heitsgemässe 44. „ Einfluss der Ebbe und Fluth auf den Eintritt derselben 42. „ Einfluss des Mondes auf den
Eintritt derselben 41. „ Eintheilung derselben 40. „ Eintritt derselben nach der
Tageszeit 41. „ Erscheinungen, welche die nahe bevorstehende anzeigen 39.
Geburtsfieber 66. 102.
Geburtshalfter 131.
Geburt, Haltung der Thiere vor der­selben 40.
Geburtshülfe, die eigentliche 145.
Geburt in den Hüllen 44.
Geburt, Junges und Mutter nach derselben 45.
Geburtslagcr 147.
Geburtssonde 131.
Geburt, Spät- 59.
Geburt, Stellung und Lage des Mutter-thieres bei derselben 147.
Geburt, Ursachen, welche den Ein­tritt am gewöhnlichen Ende der Schwangerschaft bedingen 41.
Geburts-Vorgang 42.
Geburtsweg, der trockene 68.
Gelber Körper 19.
Genitalien, Veränderung derselben zur Zeit der Brunst 19.
Geschlechtsbestimmung 31.
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Geschlechtstheile, Bückbildung der­selben nach der Geburt 45. Glandula Bartholini 4.
„ Duverneyi 4.
„ vaginae 4. Glans clitoridis 2. Graviditas 31.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;abdominalis 58.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ovaria 57.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;prolongata 59.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;tubaria 57.
Gurten 120. Gurtenführer 126. Gurt, Vorfall- 121.
Haken, After- 125.
Flanken- 123.
„ kleine 122.
„ langer 124. Halbiren des Jungen 138. Harnhaut 24. Harnröhre 3. Hautoedeme 114. Hautwasscrsucht, allgemeine 113.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;partielle 114.
Hülfeleistung, Yorsichtsmaassregelu
bei derselben 147. Hydramnios 111. Hydrocephalus 113. Hydrometra ascitica 56. 65. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; oedematosa 65.
Hymen 4. 52. 55. 68. Hysterocele 71. Hysterotomia vaginalis 142.
Inversio uteri 95.-
„ vaginae 63. 77. P4. „ vesicae 77. 94.
Junges, Athmen desselben während der Geburt 43. „ das absolut und relativ zu
grosse bei der Kuh 109. „ normale Lage desselben zur Zeit der Geburt 44. Jungfernhäutchen 4.
Kaiserschnitt 142.
an Todten 143. Kalbefieber 66. 102. Kephalotripsie 134. Kitzler 2. Kreuzbein 12. Kreuzlähmung der Klt;lhe 105.
Kreuznerven, Quetschung derselben
81. Kreuzsitzbeinband 13. Krücke 125.
Labiae vulvae 1.
Lage, abnorme Schwanz- 177.
„ Bauch-Quer- 186.
„ beiderseitige eingetretene Knie- 156.
„ beiderseitige eingetretene Sprunggelenk- 174.
„ beiderseitige Schulter- 156.
„ beiderseitige vorgetretene Knie- 156.
„ beiderseitige vorgetretene Sprunggelenk- 173.
„ Brust-Kopf- 164.
„ einseitige eingetretene Knic-153.
„ einseitige eingetretene Sprung­gelenk- 170.
„ einseitige Fuss- 151. 169.
„ einseitige Schulter- 155.
„ einseitige vorgetr. Knie- 151.
M einseitige vorgetreteneSprung-gelenk- 169.
„ halbe Steiss- 172.
„ bundesitzige 176.
„ Nacken-Vorderschenkel- 158.
„ normale Hintertheil- 149.
„ normale Vordertheil- 148.
„ Eücken-Kopf- 166.
„ Bücken-Quer- 184.
„ Vorder-Bücken- 181.
„ Vorder-Selten- 178.
„ Seiten-Kopf- 162.
„ Seiten-Quer- 186.
„ Steiss- 175.
„ Steiss-Bttcken- 182.
„ Steiss-Seiten- 178.
„ (Viertel-Wendung des Kopfes) 161. Laparotomia 141. Lähmung des Blasenhalses 54. Lähmungskrankheit der Pferde 54. Lederhaut 25. Leucorrhoea 93. Ligamenta uteri 6. Ligamentam tuberoso et spinoso
sacrum 13. Liquor amnii 23. Litho- seu Osteopaedion 115. Lochia 45.
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Lostreonung der geraden Bauch­muskeln 71.
Lösung, einseitige des Kreuzbeines von dem Darmbeine 73.
Lymphdrüsen-Abscesse im Euter 87.
Mania puerperalis lOö. Mastdarm, Verwundung desselb. 80. Mastdarm, Zerreissuug desselb. 53. Maulschlinge 119. Messer, grosses Scheeren- 129. „ krummes Finger- 128. „ krummes Haken- 128. „ verdecktes 128. Messung des Geburtsweges 15. Metritis 92. Milchabscesse 87. Milchknoten 87, Milchmangel 82. Milchversetzung 108. Missbildungen, einige 117. Mittelfieisch, Zerreissung dess. 82. Mola 116. Mole 116.
Musculus erector clitoridis 3. Mutter, Einfluss derselben auf die
Frucht 37. Mutterhals 5. Muttermund 5.
„ Krampf desselben 69.
„ Fehlen desselben 55.
„ Fibrome an demselben 69.
„ Rigidität desselben 70.
„ Verklebung desselben 56.
„ Verwachsung desslb. 56. 70. Mutterspritze 131.
Nabelbläschen 27. Nabelstrang 26.
„ Zerreissung desselben 44.
Umschlingung desslb. 112.
„ zu bedeutende Stärke des­selben 112. Nachgeburt, Zurückbleiben ders. 99. Nestbildung 22. Nymphomania 49.
Uriftcium uteri 5. Os ilium 9.
„ ischii 11.
„ pubis 10.
„ sacrum 12. Ossae caudae 12. Ovaria 7.
lartus 39. Parturitio 39. Partus serotinus 59. Pelvis 8.
Perforatio cranii 133. Perforation des Schädels 133. Placenta foetalis 25. Praeputium clitoridis 2. Prolapsus vaginae 63. 77. 94.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vesicae 78. 94.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;uteri 95.
Pubertät 17.
R
ife 17.
dei- Eintritt der 17. „ Einfiuss derselben auf den Organismus 17. Reinigung 45. Retentio secundinarum 99. Ringschnur 120.
bcelotomia 136. Schafhaut 23. Schafwasser 23. Scham 1.
„ Verwundung derselben 78.
„ zu enge 67. Schamhein 10.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bruch desselben 72.
Schambeinfugenschnitt 137. Schambeinfuge, Trennung des Bek­kens in derselben 80. Scham- und Sitzbein, Bruch durch
dieselben 72. Schamlippen 1. Scheide 3.
„ Entzündung derselb. 53. 91.
„ Fibrome in derselben 69.
„ ümstülpung ders. 63. 77. 94.
„ Verwachsung derselben 55.
„ Verwundung derselben 79-
„ Zerreissung derselben 53.
„ Geschwülste in derselben 52. Scheidendrüse 4.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verschluss des Aus-
führungsganges der­selben 52. Scheidengänge 4. Scheidenklappe 4. Scheidenschnitt 142. Scheidec-Gebärmutterschnitt 142. Scheidenwand, Verdickung ders. 69. Schenkelschnitt 136. Schwangerschaft 21.
,
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Schwangerschaft, Bauch- 58. „ Dauer derselben 35. „ Diagnose derselben 32. „ diaetetische Regeln wäh­rend der 35. „ differentielle Diagnostik
derselben 35. „ Eierstocks- 57. „ Einfluss derselben auf den
mütterl. Organismus 36. „ Einfluss derselben auf vor­handene Krankheiten 37. „ mehrfache bei dem Pferde
und Rinde 46. „ Tuben- 57. „ zu lange Dauer ders. 59. Schwanzwirbel 12.
Schwellung, zu starke vor der Ge­burt bei dem Pferde 66. Sectio caesarea 142. „ vaginalis 142. Sitzbein 11.
„ Bruch desselben 72. Situs foetus 30. Spatel 129.
Stiersucht des Rindes 49. Stossbecher 131.
Striche, Sprödigkcit der Haut der­selben 91. Strichkanal, strangförmige Ver­dickung der Schleimhaut desselben 88. „ Fibrom in demselben 88. Strichöffnung, Verwachsung ders. 89. zu grosse Enge ders. 89. „ zu grosse Weite ders. 90. Superfoecundatio 59. Symphysiotomia 137.
locarexis 145;
Trachtenzwinger, Lundt'sche 131.
Tragesack 4.
Trennung der Schwanzwurzel 73.
Tubae Fallopianae 7.
Tuben 7.
„ mangelhafte Entwicklung der­selben 55.
„ Verwachsung derselben 56. Tunica ovi intima 23.
U eberschwängerung 59. Untersuchung, geburtshülfliche 145. Uterinmilch 27. Uterus 4.
Valvula hymen 4. „ vaginae 4. Vagina 3. Vaginitis 53. 91. Verkleinerung des Kopfes 135. Vernix caseosa 28. Versehen des Mutterthieres 38. Vesicula umbilicalis 27. Vorhaut des Kitzlers 2. Vulva 1.
Warzen an den Strichen 91. VVasserbeutel unter der Haut 114. Wasserkopf 113.
Wassersprung, zu früh erfolgter 67. Wehen 42.
„ zu schwache 73.
n zu starke 74. Weisser Fluss 93. Wendung des abgetrennten Hintei-
theiles 138.
Zange, grosse 126.
„ kleine 127.
„ Zahn- 132. Zennalmung des Kopfes 134. Zerquetschung des Kopfes 134.
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