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BIBUOTHEEK
DIERGENEESKUNDE
UTRECHT
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RIJKSUNIVERSITEITTE UTRECHT
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2427 786 9
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C Jf/il
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ffiiie : r^ Anleitung \^mmamp;^ I
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zur
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mikroskopischen und chemischen
Diagnostik
der Krankheiten der Hausthlere
für Thierärzte und Landwirthe.
Bearbeitet von
Dr. 0. Siedamgrotzky,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dr. V. Hofmeister,
Professoren an der Könlgl. Thlerarzneisctmle zu Dresden.
Zweite vermehrte und verbesserte Auflage.
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Mit 56 Original-Holzschnitten
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B1BLIOTHEEK DER
RIJKSUNIVERS1TEIT
UTRECHT.
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DEESDEN.
G. Schonfeld's Verlagsbuchhandlung.
1884.
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Vorwort zur zweiten Auflage.
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JJie günstige Aufnalime, welche die erste Auflage des vorliegenden Werkchens bei Thierärzten und Studirenden gefunden hat und welche namentlich auch durch die vollständigen üebersetzungen ins Französische und Italienische und die theilweisen ins Dänische und Eussische hervorgetreten, beweist, dass die Anleitung zur mikroskopischen und chemischen Diagnostik durchaus zeitgemäss gewesen ist und einem wirklichen Bedürfniss entsprochen hat.
Bei der nothwendig gewordenen zweiten Auflage haben wir deshalb Form und Inhalt im Wesentlichen beibehalten; jedoch waren wir bemüht alle die zahlreichen Errungensehaften der neuern Forschung einzufügen. Um mehrfach geäusserten Wünschen zu genügen, ist das Werk durch eine kurze Anleitimg zur Untersuchung von Neubildungen vervollständigt worden; ausserdem wurden die Holzschnitte um sechs vermehrt.
Möge auch der neuen Auflage die freundliche Aufnahme und nachsichtige Beurtheilung zu Theil werden, wie sie der ersten entgegen gebracht wurde.
Dresden, Juli 1884.
O. Siedamgrotzky. V. Hofmeister.
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Inhaltsverzelchniss.
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Einleitung......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1
I. Allgemeines über die Anwendung des Mikroskopes......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
11. Die häufigsten Verunreinigungen mikroskopischer Präparate . .nbsp; nbsp; nbsp;17
HL Allgemeines zur chemischen Analyse...........nbsp; nbsp; nbsp;33
IV.nbsp; Blut......................nbsp; nbsp; nbsp;43
V.nbsp; Milch......................nbsp; nbsp; nbsp;61
VI. Schleim.....................nbsp; nbsp; nbsp;70
VH. Harn......................nbsp; nbsp; nbsp;82
Vin. Koth......................nbsp; nbsp;148
IX. Haut......................nbsp; nbsp; 156
X. Wundsecrete (Eiter-) Exsudate und Transsudate.......nbsp; nbsp; 176
XI. Neubildungen...................nbsp; nbsp; 186
Anhang.
Futter.......................nbsp; nbsp;191
Wasser.......................nbsp; nbsp; 195
Fleisch.......................nbsp; nbsp;202
Müch........................nbsp; nbsp;212
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Einleitung.
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Die Diagnostik ist die Kunst, aus den vorhandenen Kraakheits-erscheinungen auf die Natur, auf das Wesen der Krankheit zu sehliessen. Die Diagnose möglichst richtig zu stellen, die krankhafte Veränderung im Organismus genau zu erkennen und zu bezeichnen, ist die erste und wichtigste Aufgabe des behandelnden Arztes. Deshalb genügt eine symptomatische Diagnose, d. h. die Bezeichnung einer Krankheit nach einem und meist dem auffallendsten Symptome (z. B. Bluthamen) nicht, da sie über das Wesen der Krankheit keinen Aufschluss giebt, sondern der Endzweck aller rationellen Krankenuntersuchungen muss auf die Feststellung der anatomischen Diagnose hinauslaufen. Nur durch eine solche wird eine genaue Prognosis und eine rationelle Therapie gesichert. Wenn freilich auch die Unzulänglichkeit unserer Kenntnisse und Hilfsmittel uns oft nicht das vorgesteckte Ziel erreichen lässt, so muss es doch immer das Endziel bleiben.
Die Diagnostik fusst auf der sorgfältigen Beachtung aller Krank-heitserseheinungen. Da die subject!ven Symptome, d. h. die eignen Wahrnehmungen des Patienten über seinen veränderten Zustand beim Mangel einer Sprache der Thiere dem Thierarzte verloren gehen, so ist dieser um so mehr auf die Beachtung aller objectiven Symptome angewiesen. Sämmtliche Sinne (Auge, Ohr, Tastsinn, in untergeordnetem Maasse auch Geruch und Geschmack) müssen diese Wahrnehmungen vermitteln. Die alltägliche Erfahrung beweist aber, dass selbst die durch üebung geschärften Sinne nicht zur sichern Erkennung aller Krankheitserscheinungen ausreichen. Deshalb
Siedamgrotzky u. Hofmeister. Diagnostik. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
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sind schon seit langer Zeit in der Krankemintei-suclmng Hilfsmittel angewendet worden, so für das Ohr das Plessimeter, der Percussions-hammer, das Stethoscop, für den Tastsinn das Thermometer, für das Auge das Mikroskop und das chemische Reagens.
Die ersteren Unterstützungsmittel sind schon seit längerer Zeit auch den Thierärzten bekannt und werden wohl, wenigstens von den jüngeren Generationen derselben, in ausreichendem Maasse benutzt. Auch an Anleitungen zur Auscultation und Percussion fehlt es nicht. Die Thermometrie gewinnt von Jahr zu Jahr mehr Anhänger, auch unter den älteren praktischen Thierärzten.
Dagegen ist das Mikroskop und die chemische Analyse erst in
jüngerer Zeit bei thierärztlichen Untersuchungen mehr und mehr verwendet worden, wenn auch noch lange nicht in dem Maasse wie sie es verdienen.
Diese mangelhafte Verwendung jener bei Krankenuntersuchungen hat allerdings ihren Grund zum Theil darin, dass sie die Mitführung und Aufstellung umfänglicher Apparate nothwendig machen würde. Trotzdem sollte diese Einschränkung nicht dahin führen, dass die Resultate der mikroskopischen und chemischen Krankenuntersuchung vollständig unbeachtet bleiben. Denn dieselbe wird nicht nur in einzelnen schweren oder interessanten Fällen, bei denen unser Wissen Schiffbruch leidet, die grössere Mühe lohnen und auffallendere Anhaltspunkte liefern, sondern sie wird auch namentlich bei allgemeiner verbreiteten Krankheiten oft allein im Stande sein, das Wesen derselben, die sie bedingenden Schädlichkeiten festzustellen. Wenn deshalb auch nicht der Benutzung beider Hilfsmittel in jedem Falle das-Wort geredet werden soll, so möchten doch derlei Untersuchungen häufiger vorgenommen werden, als es bis jetzt geschieht. Dann wird nicht nur dem Einzelnen durch grössere Sicherung der Diagnose Nutzen erwachsen, sondern mit der Zeit auch die Wissenschaft bereichert werden.
Die Anwendung des Mikroskops und der chemischen Analyse bei der Krankenuntersuchung erfordert jedoch Uebung; eine gewisse Sicherheit erlangt man auch hier erst nach häufigerer Anwendung. Im Nachfolgenden soll hierzu die Anleitung gegeben werden und zwar, wie sie bei unsem Prakticanten in Brauch ist. Nur die ein-
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fachsten Untersuchungen, die jeder Praktiker ohne grosse Hilfsapparate und umständliche Manipulationen ausführen kann, werden berücksichtigt, denn nur sie sind in der Praxis anwendbar und direct zu verwerthen. Häufige Anwendung, besonders in der Studienzeit unter Anleitung eines Lehrers, bleibt natürlich die Hauptsache, denn auch hier „macht Uebung den Meisterquot;.
Nach einer allgemeinen Anweisung über den Gebrauch des Mikroskops und der Anwendung der chemischen Analyse, sowie einer Betrachtung der häufigsten Beimengungen in mikroskopischen Präparaten folgen die Untersuchungsniethoden von Blut, Milch, Schleim, Harn, Koth, Haut, Eiter, Neubildungen, soweit sie in diagnostischer Beziehung in Betracht kommen.
Häufig tritt aber auch an den Thierarzt die Aufgabe heran, Futter und Wasser auf vermuthete Schädlichkeiten, Fleisch in Bezug auf seine Geniessbarkeit, Milch auf etwaige Verfälschungen .zu untersuchen. Hierzu sind einige Anleitungen in dem Anhange gegeben.
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I. Abtheilung.
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Allgemeines über die Anwendung des Mikroskopes.
Von hoher Bedeutung ist der erste Schritt des beginnenden
Mikroskopikers, die Auswahl und die Anschaffung eines Mikroskopes. Wie beim Handwerk nur durch gutes Arbeitszeug Zeit und Geld erspart und die beste Arbeit geliefert werden kann, so wird auch bei der mikroskopischen Untersuchung nur durch ein gutes Instrument Zeit gewonnen und durch die Klarheit der Bilder Täuschung und Aerger vermieden. Vielfach kommen von unbekannten oder gar unbenannten Firmen Mikroskope, meist für massige Preise, in den Handel, die bei allem Glänze ihrer äusseren Erscheinung in der Regel einen so mangelhaften optischen Apparat besitzen, dass sie zu genaueren Untersuchungen nicht benutzt werden können. Vor dergleichen Instrumenten kann nicht genug gewarnt werden. Sie mögen dem Laienpublikum überlassen bleiben, welches mit dem Bewusstsein, ein Mikroskop mit möglichst starker Vergrösserung zu besitzen, zufrieden gestellt werden kann. Nicht die Grosse des mikroamp;kopischen Bildes ist, wie vielfach noch angenommen wird, maassgebend für die Brauchbarkeit eines Instrumentes, sondern die scharfe und naturgetreue Wiedergabe des Objectes.
Eine Garantie für die Güte des optischen Apparates eines Mikroskopes liefern nur die bekannteren und erprobteren Firmen*). Im eigensten Interesse der letzteren liegt es, nur Gutes aus den Händen
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*) Die bekannteren Firmen deutscher Optiker sind: Beneehe in Berlin (SW. Grossbeerenstrasse 19), Hartnack in Potsdam (Weisenstrasse 39), E. Leitz in Giessen, G. und S. Merz in München, F.W. Schieck in Berlin (SW. Hallesche Strasse 14), Schmidt und Haensch in Berlin (S. Stallschreiberstrasse 4), Seibert und Krafft (Gundlachs Nachfolger) in Wetzlar, C. Zeiss in Jena. Von unseren Schülern werden meist folgende Instrumente benutzt: von Zeiss No. VII b (System A, D, 2 Oculare für 140 Mark), von Hartnack
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zu geben. An diese muss sich der Thierarzt bei Anschaffung eines Mikroskopes um so mehr wenden, als die Beurtheilung eines solchen nicht leicht ist und langjährigen Grebrauch verschiedener veraussetzt. Bei der Auswahl aus dem Preiscourante der besseren Firmen muss man wesentlich die Leistungsfähigkeit der einzelnen Nummern in Betracht ziehen. Für die gewöhnlichen klinischen Untersuchungen und für den Anfänger genügen die kleineren Instrumente, welche mit zwei bez. 3 Systemen und zwei Ocularen ausgerüstet sind und in der Regel eine Vergrössemng von 50 bis 300 erlauben; ein Mehr an optischen Apparaten ist, wenn auch nicht nothwendig, doch vielfach bequemer. Von den Systemen wähle man ein schwächer ver-grösserndes, welches mit dem niedrigsten Ocular eine Vergrössemng von ca. 50 bis 70 und ein stärker vergrössemdes, welches mit demselben Ocular eine solche von 240 bis 300 liefert. Immersionssysteme sind für den Praktiker zwar nicht nothwendig, wer sich jedoch mit Untersuchungen von Bacterien etc. beschäftigen will, kann ein (Wasser-, besser noch Oel-) Immersionssystem, sowie einen Condensor bez. Abbe'schen Beleuchtungsapparat nicht entbehren. Hierdurch wird allerdings ein Mehraufwand von 200—400 Mark veranlasst, da meist auch ein grösseres Stativ verwendet werden muss. Ausser den Hilfsapparaten, welche gewöhnlich dem Mikroskope beigefügt werden (Objectträger, Deckgläschen, Pincette, Skalpell, Nadeln), ist die Anschaffung1 eines mit Mikrometer versehenen Oculars wünschenswerth zum Zwecke etwaiger Messungen; für rein praktische Zwecke ist das Ocular-Mikrometer allerdings entbehrlich. Derartige Instrumente werden für ca. 75 bis 160 Mark geliefert.
Die Prüfling eines Mikroskopes erfordert, wie erwähnt, Erfahrung und Uebung und muss deshalb, besonders wenn es sich um eine genaue Beurtheilung der optischen Leistungsfähigkeit handelt, geübten Mikroskopikem überlassen werden. Da indessen Jeder, der ein Mikroskop zu kaufen beabsichtigt, gern sich selbst ein Urtheil bilden möchte, so ist auch hier der Ort, in Kürze diejenigen Punkte anzuführen, die dabei in Betracht zu ziehen sind.
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No. 11A (Syst. 4 und 7, Ocular 2 u. 3 für 124 Mark). Lediglich zum Zwecke der Trichinenschau liefert P. Wächter in Berlin (SO. Köpnickerstrasse 115) ein brauchbares Instrument für 45 Mark.
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Der mechanische Theil des Mikroskops ist bis zu einem gewissen Grade untergeordnet. Ein solider Bau erhöht indess wesentlich die Gebrauchsfähigkeit des Instrumentes. Ein hufeisenförmiges, verhältnissmässig schweres Stativ ist wegen des sicheren Standes, dann aber auch wegen der freieren Bewegung des Spiegels vorzuziehen. Trommelfüsse, wie sie früher in Brauch waren, sind deshalb ziemlich verschwunden. In der neueren Zeit wird der Billigkeit wegen der Hufeisenfuss vielfach durch eine runde Fussplatte ersetzt. Ein quadratischer, feststellender Tisch ist besser als ein schmaler. Die beweglichen Tische, durch deren Auf- und Niederschrauben die feine Einstellung geschieht, sind nicht angenehm. Das Object wird dabei häufig in eine schiefe Ebene gebracht und hierdurch die gleichmässige Uehersicht des ganzen Sehfeldes erschwert. Der Beleuchtungsspiegel ist bei besseren Instrumenten in der Eegel doppelt, ein planer und ein concaver. Grösstmögliche Beweglichkeit desselben ist Hauptbedingung, da man vermittelst schiefer Beleuchtung das Object genauer durchmustern kann. Eine Blendungsvorrichtung zur Abbiendung übermässigen Lichtes kann nicht gut entbehrt werden. Am besten sind Cylinderblendungen von verschieden grossem Durchmesser. Sie werden in die centrale Oeffnung des Tisches eingesetzt; aber auch die bei billigeren Instrumenten angebrachten Scheibenblendungen (drehbare Scheiben mit verschieden grossen, runden Oeffnungen unter dem Tische) versehen ihren Dienst. Der Tubus darf weder zu sChwer noch zu leicht in der Hülse beweglich sein, damit einerseits die „grobe Einstellungquot; nicht zu sehr erschwert wird, andererseits der Tubus stehen bleibt. Eine Ausfütterung der Hülse mit Tuch- ist nicht wünschenswerth, erfordert wenigstens beim vollständigen Herausziehen des Tubus grosse Sorgfalt, damit dasselbe sich nicht ab-stosse. Die feinere Einstellung geschieht am besten durch eine Schraube, welche Hülse und Tubus in Bewegung setzt; nur hierdurch ist, wie bereits erwähnt, die gleichmässige Uebersicht des Objectes möglich.
Besonders wünschenswerth ist dann noch femer, dass das Schraubengewinde am unteren Ende des Tubus für das System nicht zu fein geschnitten sei; derlei enge ajnd niedrige Gewinde überdrehen sich leicht, nutzen sich schnell ab und erfordern grössere Sorgfalt
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und Zeitaufwand beim Anschrauben der Systeme. Ein Eevolver-apparat zum schnellen Wechseln der Objective, welche sich dann durch einfaches Drehen einstellen, ermöglicht eine bedeutende Zeit-erspamiss.
Der wichtigste Theil des optischen Apparates sind die Objectivsysteme (Linsensysteme), kurzweg Systeme genannt. Geschlossene Systeme, bei denen die einzelnen Linsen unverrückbar aneinander bleiben, werden jetzt ganz allgemein und mit Recht den verstellbaren vorgezogen. Die genaue Centrirung, der richtige Abstand der einzelnen Linsen von einander und damit die Unveränder-lichkeit der optischen Leistung werden hierdurch besser gewahrt. Bekanntlieh werden die am Rande stark convexer Linsen hindurchgehenden Lichtstrahlen nicht genau im Focus vereinigt, so dass das entstehende Bild unscharfe, unbestimmte Ränder erhält und femer werden weisse Lichtstrahlen durch Glaslinsen in mehrfarbiges Licht zerlegt, so dass besonders die Endfarben des Spectrums, Roth und Violett, an den Rändern des Bildes erscheinen. Mit diesen Störungen der sphärischen und chromatischen Aberration haben die Optiker viel zu kämpfen und suchen daher durch geschickte Combination von Crown- und Flintglas zu ihren Linsen die Mängel derartiger Bilder zu verringern. Gute (aplanatische) Linsen geben deshalb nicht nur Bilder ohne farbige Ränder, sondern das Bild muss auch so fein und scharf gezeichnet (definirt) sein und alle Einzelheiten der Oberfläche und Tiefe angeben (auflösen), dass man ohne allzugrosse Anstrengung über das Object orientirt ist. Dabei soll das ganze Bild in einer Ebene liegen, so dass man die Gegenstände des Centrums und die der Peripherie möglichst gleich deutlich erblickt. Zur Beurtheilung der optischen Leistungsfähigkeit benützt man gewöhnlieh die sogenannten Test-(Prüfungs)objecte, von denen einige den Mikroskopen beigefügt werden. Solche Testobjecte bieten mehr oder weniger feine und daher schwierig erkennbare Zeichnungen ihrer Oberfläche dar, deren genaue Erkennung ein gutes System ermöglichen soll. Für kleine Vergrösserungen werden die Schuppen von Hipparchia janira, für stärkere Systeme die Diatomeenschalen (besonders Pleurosigma augulatum für mittelstarke, Surirella gemma, Grammatophora subtilis für sehr starke Systeme, mit ihren
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zierlichen Zeichnungen benutzt. Näheres über die Prüfung der optischen Leistungsfähigkeit bieten die Handbücher über den Gebrauch des Mikroskopes. Doch ist auch dem Anfänger zu empfehlen, sich unter Anwendung verschiedenen Lichtes und schiefer Beleuchtung in der Auflösung der beigefügten Testobjecte möglichst zu üben und sich so über die Leistungsfähigkeit seines Instrumentes zu orientiren.
In Bezug auf die 0 c u 1 a r e mag nur erwähnt sein, dass schwache Oculare vom geübten Mikroskopiker vorgezogen werden, weil sie weniger Licht consumiren, ein grösseres Gesichtsfeld darbieten und schärfere Bilder geben, als stärkere. Die durch letztere bewirkte stärkere Vergrösserung des Objectes leistet für jene Vor-theile keinen Ersatz.
Der Gebrauch des Mikroskopes erlernt sich am besten unter Anleitung eines Lehrers, da das lebendige Wort und die praktische Unterweisung mehr leistet, als die Schrift. Denjenigen, welchen eine solche Anleitung nicht zu Theil wurde, ist die Anschaffung eines Handbuches über das Mikroskop und eine fleissige Uebung an normalen Geweben des thierischen Organismus zu empfehlen. Nur einige Hinweisungen, welche eigentlich nicht oft genug empfohlen werden können, mögen hier Platz finden.
Zur Beleuchtung ist natürliches Licht dem künstlichen unter allen Umständen vorzuziehen. Directes Sonnenlicht ist stets zu vermeiden, am besten ist das Licht von einer weissen Wolke oder einer weissen Wand. Bei stärkeren Vergrösserungen und ungefärbten Ob-jecten ist eine Abdämpfung des Lichtes durch Blendungen zum feineren Erkennen absolut nothwendig, 'denn starke Beleuchtung verwischt die Details und ermüdet das Auge. — Bei Untersuchungen am Abend oder an trüben Tagen, namentlich mit starken Vergrösserungen, benutzt man als Lichtquelle eine Gas- oder Petroleumlampe mit Milchglas oder weissem Papierschirm oder auch die von Lassar construirte Lampe. Zur Schonung der Augen und Abdämpfung des gelben Lichtes werden schwach-blaue Glasplatten verwendet, welche man entweder auf die Oeffnung des Objecttisches oder (rund) auf das Ocular legt.
Für Untersuchungen von Mikroorganismen mit starken Ver-
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grösserungen ist ein Condenser, resp. Abbe'scher Beleucli-tungsapparat nothwendig (Koch). Durch diesen zwischen Spiegel und Object angebrachten Apparat werden die Lichtstrahlen gerade im Object so concentrirt, dass die gewöhnlichen Contouren, so weit sie auf Unterschieden des Lichtbrechungsvermögens beruhen, fast vollständig verschwinden, dafür aber die gefärbten Theile um so deutlicher hervortreten. Namentlich gilt dies für gefärbte Spaltpilze, die bei gewöhnlicher Beleuchtung oft verdeckt weiden. Bei der Auswahl des Stativs muss man natürlich darauf Eücksicht nehmen, dass dieser Apparat angebracht werden kann.
An der Wahl der Systeme erkennt man leicht den geübten oder unerfahrenen Mikroskopiker. Möglichst viele Verwendung der geringer vergrössernden Systeme, besonders der mittelstarken, kann nicht genug angerathen werden. Sie ermöglichen durch das grössere Sehfeld die leichteste Orientirung und ersparen dadurch Zeit. Deshalb müssen sie besonders bei Durchmusterungspräparaten, in denen man oft lange nach bestimmten Gegenständen (z. B. thierischen Parasiten) suchen muss, verwendet werden. Erst dann, wenn die schwächeren Vergrösserungen einen TJeberblick verschafft haben, werden die stärkeren Systeme zur genaueren Ermittelung zweifelhafter Stellen benutzt. In einigen wenigen Fällen (bei Untersuchung von Blut, pflanzlichen Parasiten, Zellen etc.) sind stärkere Systeme sofort zu benutzen.
Die stärkeren Oculare vergrössem zwar bedeutend, verkleinem aber das Gesichtsfeld, vermindern die Helligkeit, sowie die Schärfe des Bildes und sollten aus diesen sehr gewichtigen Gründen nur ganz ausnahmsweise den schwächeren vorgezogen werden. Nur der Anfänger neigt stets zu dem leidigen Gegentheile, um nur Alles möglichst gross zu sehen.
Die Aufstellung des Mikroskopes geschieht am besten einige Schritte vom Fenster entfernt, damit das Licht möglichst horizontal den Spiegel trifft. Nachdem das passende System dem Tubus angeschraubt, wobei man womöglich den letzteren nicht aus der Hülse zieht, sodann das Ocular eingesetzt ist, sucht man durch Drehung des Spiegels mit beiden Händen das Licht in den Tubus, in welchen man hineinsieht, zu werfen und lässt den Spiegel dann in der ge-
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fundenen günstigsten Lage stehen; sodann wird das Object auf den Tisch gelegt und es erfolgt nun die „grobe Einstellungquot;, indem durch eine vorsichtige, schraubenförmig abwärts drehende Bewegung der Tubus dem Objecte genähert wird, bis das Bild dem beobachtenden Auge erseheint. Ein Aufstossen des Objectives auf das Deckglas, sowie jede Verunreinigung der Linse muss dabei streng vermieden werden. Deshalb ist es nothwendig, sich die Brennweite der einzelnen Systeme, d. h. den Abstand, den die Linse vom Objecte haben muss, wenn ein Bild wahrgenommen werden soll, genau zu merken. Bei einiger Aufmerksamkeit erlangt man bald die Fertigkeit, die Systeme in die annähernd richtige Brennweite einzustellen.
Nur zur „feinen Einstellungquot; wird die Schraube benutzt. Bei beweglichem Tische ist darauf zu achten, dass derselbe vor der Einstellung stets horizontal stehe, da sonst bei schräg stehendem Objecte nie das ganze Sehfeld gleich deutlich übersehen werden kann.
Zu den stärksten Vergrösserungen reichen die gewöhnlichen (Trocken-) Systeme nicht aus, sie geben ein zu lichtschwaches Gesichtsfeld. Hier benutzt man die Immersionssysteme, bei welchen zwischen Objectivsystem und Deckglas ein Tropfen einer das Licht stärker als Luft brechenden Flüssigkeit gebracht wird, so dass auch der sonst verloren gehende Theil der Eandstrahlen in die Linse gelangt. Bei den Wasserimmersionen benutzt man destillirtes Wasser, und zwar in der Weise, dass man zunächst die Linse behaucht und dann mit Hilfe eines Pinsels oder Glasstabes mit einem Tropfen jener Flüssigkeit betupft. Oft sind bei diesen Systemen Correctionsvoiiichtungen (Schraube) angebracht, wodurch die Linsen desselben genähert oder entfernt werden können, je nach der grösseren oder geringeren Dicke des Deckgläschens. Bei den Oel- (homogenen) Immersionen, welche durch Helligkeit und auflösende Kraft die Wasserimmensionen weit überragen, setzt man vor der Einstellung einen kleinen Tropfen Cedernholzöl auf das Deckglas.
Zur Schonung des Mikroskopes muss dasselbe stets nach dem Gebrauche sorgfältig in den Kasten^, gepackt werden, wobei man es am Fusse oder an der Säule anfasst. Bei häufiger Benutzung ist die Aufstellung unter einer Glasglocke praktisch. Linsen und Oculare
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reinigt man durch Abstäuben mit einem feinen Haarpinsel oder mit trocknem, weichen Waschleder oder einem seidnen Tuche.
Das mikroskopische Sehen, das schnelle und richtige Erfassen des mikroskopischen Bildes wird erst durch die nöthige Uebung erlangt. Fortwährende Drehung der Schraube auf- und abwärts während des Sehens ist durchaus nothwendig, wenn man nicht blos ein Plächenbild erhalten, sondern sich über das Präparat in seinen verschiedenen Tiefen, kurz über seine körperlichen Formen, orientiren will. Bei Durchmusterung (z. B. beim Suchen nach Trichinen, Milben etc.) ist es zweckmässig, nicht durch planloses Hin- und Herschieben Zeit zu vergeuden, sondern durch reihenweises Vor- und Rückwärtsschieben die möglichst vollständige Betrachtung des ganzen Präparates zu ermöglichen.
Zur Anfertigung der Präparate bedarf man einer feinen Pincette, zweier spitzer Präparirnadeln (oder Nadelhalter mit englischen Nähnadeln); wenn möglich, einer Staamadel, einer feinen Scheere und dann einer Anzahl Objectträger und feiner Deckgläschen, beide immer der Zeiterspamiss wegen im Vorrath rein. Von ersteren sind die länglich-viereckigen (das englische Format 30 mm br., 80 mm 1.) die passende Form; von letzteren benutzt man mit Vortheil stärkere, weniger zerbrechliche bei schwachen Vergrösserungen und widerstandsfähigen Präparaten und schwächere, meist 1/6 Mm. starke, für stärkere Vergrösserungen. Schon des Focalabstandes wegen sind die dickeren Deckgläser bei starken Vergrösserungen nicht zu verwenden, da sonst ein Aufstossen der Endlinse erfolgen würde. Von sonstigen Utensilien sind noch wünschenswerth: ührschälchen bez. gläserne Farbennäpfchen, Glasstäbe, Glasröhreben, bez. Pipette, Glasglocken, eine Platte von schwarzem Glase und eine von weissem Porzellan als Unterlagen.
Bei Untersuchung von Flüssigkeiten ist die Herstellung des Präparates sehr einfach. Mittelst eines Glasstabes wird ein kleiner Tropfen auf die Mitte des Objectträgers gebracht und mit dem Deckgläschen vorsichtig, indem man dasselbe von einer Seite langsam auffallen lässt. bedeckt. Fällt das letztere plötzlich auf die zu untersuchende Flüssigkeit, so entstehen, da die Luft nicht so schnell entweichen kann, störende Luftbläschen. Pressungen auf das Deck-
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gläschen sind ganz unzulässig. Soll die Flüssigkeit verdünnt werden, so wird vor der Bedeckung ein Wassertropfen neben den ersten gesetzt und das Zusammenfliessen und Mischen beider bewirkt. Hat man den Bodensatz von Flüssigkeiten (am besten in Kelchgläsern aufgestellt) zu untersuchen, so verwendet man eine dünne Glasröhre als Pipette; mit dem Finger an einem Ende luftdicht geschlossen, wird sie bis zum Boden eingeführt, dann der Finger ein wenig gehoben, wieder geschlossen und so herausgehoben.
Sind feste Präparate zn untersuchen, so werden sie vom Messer, der Scheere etc. vorsichtig auf den Objectträger, auf den man schon vorher einen Tropfen Zusatzflüssigkeit gebracht, übertragen, mittels der Nadeln sorgfältig ausgebreitet oder nach Bedürfniss zerzupft und dann bedeckt. Wenn grössere Massen bei geringerer Vergrösserung (auf Trichinen, Milben) zu untersuchen sind, so weiden dieselben auf dem ganzen Objectträger möglichst ausgebreitet und mit einem, am besten um ein Geringes kleineren Objectträger und zwar unter schrägem Winkel zu jenem bedeckt; letzteres geschieht, damit die Hand nicht immer das Deckglas beim Durchmustern verschiebt. Ausser im letzten Falle muss man es sich zur Eegel machen, stets nur ganz kleine Mengen auf den Objectträger zu bringen. Die peinlichste Eeinlichkeit ist zur Schonung des Instrumentes und zur Klarheit des Bildes nicht genug zu empfehlen, besonders wenn Reagentien benutzt werden, welche sämmtlich mehr oder weniger die Linsen angreifen.
Zur Herstellung von Dauerpräparaten (namentlich bei Parasiten und Schnitten erwünscht) benutzt man entweder Glycerin oder Canadabalsam. Bei ersterem verfährt man in der Weise, dass man das Object (trocken, aus Wasser oder Weingeist) in einen auf den Objectträger aufgetragenen Tropfen Glycerin bringt, bedeckt und durch das Auflegen einer kleinen Bleispitzkugel auf das Deckgläschen, das überschüssige Glycerin hervorpresst. Nachdem man dies mit Fliesspapier abgesaugt und den Band gesäubert (mit feiaer Leinwand in Alkohol getaucht), umzieht man den Rand, auf das Deckglas übergreifend, mehrfach mit einem erhärtenden Kitte (Canadabalsam und Chloroform aa, Asphalt-, MaSkenlack). An Stelle des Glycerin kann man dicken Mucilago Gummi arabici mit Gly-
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cerin (aa) oder Glycerinleim (Gelatine gequellt und Glycerin aa unter Erwärmen vereint) benützen. Zum Einlegen in Canada baisam müssen die Präparate gänzlich von Wasser und Alkohol befreit sein. Deshalb kann man nur trockene Präparate (Milben, gefärbte Bac-terien etc.) direct so einlegen. Andre, namentlich Schnitte, werden zur Entwässerung einige Minuten in ein Uhrschälchen mit absolutem Alkohol gelegt, dann in Nelkenöl gebracht und erst nachdem man dies abgesaugt mit Fliesspapier, in einen auf den Objectträger gebrachten Tropfen von Canadabalsam (Can. und Chloroform aa) eingelegt und bedeckt. Eine Umrandung ist nicht weiter nothwendig.
Die Zusatzflüssigkeiten müssen der Reinerhaltung wegen in Flaschen mit eingeschliffenem Glasstöpsel aufbewahrt und dürfen nur mit reinen Glasstäbchen oder feinen Glasröhrchen, von denen man immer einen kleinen Vorrath haben muss, aufgetragen werden. Sehr bequem sind die sog. Cobaltfläschchen, deren eingeschliffener Glasstöpsel sich nach unten in einen Glasstab verlängert, zur Aufbewahrung und zum Gebrauche der Zusatzflüssigkeiten. Das Zusetzen geschieht entweder auf oder an das unbedeckte Präparat oder wenn dasselbe schon bedeckt ist (z. B. bei Zusatz eines Reagens) neben dem Bande des Deckgläschens auf dem Objectträger. Das Einfliessen des Tropfens kann man unter Umständen beschleunigen dadurch, dass man am entgegengesetzten Rande des Deckgläschens einen Streifen Filtrirpapier anlegt, welcher die unter jenem befindliche Flüssigkeit ansaugt.
Die Zahl der Zusatzflüssigkeiten und Reagentien ist für die gewöhnlichen klinischen Untersuchungen eine geringe. Nothwendig sind:
DestillirtesWasser als Zusatzflüssigkeit für wenig veränderliche Präparate. Am bequemsten in einer Spritzflasche*) aufbewahrt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fis-1- Spritznasche.
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*) Durch den Kork einer mittelgrossen Glasflasche sind zwei Glasrühr-chen eingeführt. Das eine, mit einem schräg nach oben abstehenden Mundstücke versehen mündet unter dem Korke. Das andere steigt vom Boden bis über den Kork und ist dort in eine schräg nach unten gerichtete Spitze ausgezogen. Der Gebrauch der gefüllten Flasche ergiebt sich von selbst.
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Kochsalzlösung s/4—10/0 als sog. indifferente Zusatzflüssigkeit für empfindliche Präparate, z. B. aller frischen thierischen Gewebe, Blut etc.. welche in reinem Wasser aufquellen. An Stelle derselben können auch gleich starke Lösungen von phosphorsaurem Natron, die serösen Flüssigkeiten verschiedener Höhlen, Blutserum, Echinococcusflüssigkeit etc. verwendet werden. Da letztere jedoch nicht immer zu haben, ist jene wenigstens annähernd indifferente Flüssigkeit vorzuziehen, jedoch wegen eintretender Verunreinigung ebenfalls öfter zu erneuern. Aehnlich verhält es sich mit dem sogenannten Jodserum, welches aus klarer Echinococcusflüssigkeit oder Amnioswasser der Wiederkäuer dadurch bereitet wird, dass man auf je 30 Grm. 6 Tropfen Jodtinctur bis zum Eintritt einer rein gelben Färbung beimengt. Nach der allmälig erfolgenden Erblassung der Flüssigkeit ist von neuem Jodtinctur zuzufügen.
Beines Glycerin (Glycerinum purissimum) als aufhellende Flüssigkeit für nicht empfindliche Präparate. Die aufliellenden Flüssigkeiten für Spiritnspräparate: Terpentinöl, Anisöl, Kreosot kommen bei klinischen Untersuchungen nicht in Betracht.
Essigsäure bringt Eiweiss und leimgebende Substanzen zum Aufquellen, so dass dieselben durchsichtiger werden und sowohl Zellenkerne als ..andere Einlagerungen deutlicher hervortreten lassen, ferner als Eeagens auf verschiedene Substanzen.
Kali- oder Natronlauge (Glasstöpsel mit Paraffin einzm-eiben!) bewirkt Aufquellen vomemlidi aller Epidermisgebilde, Schorfe, Borken . . ferner der meisten Gewebe und macht sie durchsichtig. Pilze, sowie -mit Chitin bedeckte thierische Parasiten lässt sie unverändert. Weiter als Eeagens benutzt.
Jodtinctur hauptsächlich als Eeagens auf Stärkemehl, welches sie blau färbt. Da sich bei Zusatz der Tinctur zu wässriger Flüssigkeit leicht das Jod krystallinisch ausscheidet und das Präparat verun-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gt;M reinigt, so benutzt man besser eine Jodjodkaliumlösung. (Jodum 1, Jodkalium 2, Wasser 20 oder Lugol'sche Lösung (4:6: 100.)
Aether als Entfettungsmittel von trocknen, besonders Hautpräparaten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;
In vereinzelten Fällen machen sich allerdings noch einige andere
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Reagentien nothwendig, dieselben werden .an den betreffenden Orten Erwähnung finden.
Messungen mikroskopischer Präparate sind für den Praktiker meistens entbehrlich; aber zuweilen doch wünschenswerth. Jetzt ist es allgemein gebräuchlich, das Ausmaas eines Objectes in Millimetern = mm. anzugeben; ausserdem verfährt man jedoch auch vielfach nach Hartings Vorschlag und nimmt ein Tausendstel eines Millimeters = Mikromillimeter (Mikron) = mmm. = ,laquo; als Einheit. Das Messen geschieht nach mehreren Methoden und mit verschiedenen Instrumenten. Die theuren Schraubenmikrometer sind trotz ihrer Leistungsfähigkeit wenig im Gebrauch; ganz allgemein dagegen die Glasmikrometer, d-h. Glasplatten, auf denen mit Diamant eine Scala eingeätzt ist. welche einen oder 10 mm. in 10 resp. 100 oder 200 Theile eintheilt. Früher wurden dieselben als Objectivmikro-meter benutzt und zwar so, dass man das Object auf jene Scala wie auf einen Objectträger brachte. Man kann dann sofort im Mikroskope ablesen, wie viele der Theilstriche von dem betreffenden Objecte gedeckt werden. Die Einfachheit ist jedoch nur scheinbar, denn nicht immer liegt das Object gerade passend in der Längsrichtung der Scala, ausserdem ist die Eintheilung nicht fein genug und man ist auf die Schätzung der Zwischenräume angewiesen. Auch wird die Scala durch das häufige Reinigen leicht abgenutzt und die Präparate beim Umlegen auf jenen Objeetivmikrometer oft verdorben oder zum Messen unbrauchbar gemacht.
Deshalb ist jetzt das Ocularmikrometer mehr gebräuchlich. Die mit der Eintheilung versehene Glasplatte wird in das Ocular und zwar auf die Blendscheibe desselben gebracht. Beim Einblick in das Mikroskop erkennt man dann jene Scala einfach durch die oberste Ocular linse vergrössert. Liegt irgend ein Object unter dem Systeme, so sieht das Auge bald und kann leicht ablesen, wie viel Theilstriche des Mikrometers von dem Objecte gedeckt werden.
Damit ist natürlich noch Nichts gewonnen, denn um die wirkliche Grosse des Objects zu kennen, muss der Werth eines Theil-striches des Ooulurmikrometers und zwar für jedes System des Mi-kroskopes einzeln bekannt sein. Diese Angabe findet sich meist in den Mikroskopen beigegebenen kleinen Tabellen, in denen eine Rubrik
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angiebt, dass 1 Theilstrich des Oculannikrometers für Syst. IV = 0,0125 mm. etc. ist. Diese Angaben beziehen sich auf Messungen bei ausgezogener Mikroskopröhre, sind aber vielfältig so ungenau, dass eine Nachprüfung und Selbsbe^timmung im eignen Interesse liegt.
Zu diesem Zwecke ist allerdings ein zweites Mikrometer noth-wendig. Dasselbe legt man als Object auf den Objecttisch, setzt das Ocular mit dem Mikrometer ein und bestimmt, wie viel Grade des Ocularmikrometers zu Deckung eines, zweier oder mehrerer Object-mikrometerstriche nothwendig sind. Gesetzt den Fall, dass 8 Theil-striche des Objectm. = 0,8 mm. gedeckt werden von 50 des Ocularmikrometers, so würde jeder der letzteren = 0,8/60 = 0,016 mm. angeben. Eine einzige Messung genügt aber nicht, sondern indem man ca. 10—15 mal diese Werthe bestimmt, bekommt man Mittelzahlen, bei denen sich die Fehler ausgeglichen haben. Um diese Fehler möglichst gering zu machen, darf man nur die in der Mitte liegenden Grade messen, da die Eandobjecte stets etwas stärker vergrössert erscheinen.
In dieser Weise bestimmt man den Werth eines Ocularmikro-metergrades für jedes System und fertigt sich eine Tabelle, in der die Werthe von 1—10 Graden des Ocularmikrometers ausgerechnet sind. Dann geschieht im speciellen Falle die Berechnung sehr schnell.
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II. Abtheilung.
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Die häufigsten Verunreinigungen mikroskopischer Präparate.
Bei den mikroskopischen Untersuchungen zu diagnostischen Zwecken kommen fremdartige Beimengungen sehr häufig vor. Um diese Verunreinigungen als unwesentliche Gegenstände auszuscheiden und sich vor Täuschungen zu bewahren, ist der Anfänger genöthigt, die am häufigsten vorkommenden Beimengungen womöglich gesondert kennen zu lernen. Erst durch diese Kenntniss ist er im Stande, das Wesentliche von dem Unwesentlichen abzuscheiden und die Untersuchung schnell und gründlich vorzunehmen. Deshalb folgt hier eine Aufzählung und, wo nöthig, eine Beschreibung der häufigsten zufälligen oder unvermeidlichen Beimengungen.
Luftbläschen erscheinen meist als runde, seltener in der Form sich den umgebenden Gebilden anbequemende Körper mit relativ kleinem, hellen Centrum und nach innen dunkelschwarzen, nach aussen grauen, von hellen Eingen unterbrochenem Bande. Besondere Hülfsmittel zur Erkennung sind die leichte Verschiebbarkeit und Veränderlichkeit bei Berührung des Deckgläschens. (Als Präparat für das Studium kann lufthaltiger Schleim dienen.)
Petttröpfchen in wässerigen Plüssigkeiten erscheinen als kug-liche Gebilde mit grösserem, hellen Centrum und dunkelcontourirtem Rande. Die kleinsten, staubförmigen Fettmoleküle zeichnen sich zwar durch ihr sehr helles Centrum und ihre scharfen, schwarzen Begrenzungen aus, können aber zu Verwechselungen mit Bacterien Anlass geben. Ausziehen mit Aether, unter Umständen, nachdem das Präparat vorher getrocknet, bringt die Fetttröpfchen zum Verschwinden. Grössere, festere Pettmassen zeigen oft keine kugliche, sondern aus-gebuchtete Formen, aber starken Glanz und dunkle Contouren. (Präparate: Milch, Hautsecrete mit stumpfer Messerklinge abgestrichen.)
Siedamgrotzky u. Hofmeister, Dingoottik. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2
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Staubförmige Partikelchen (Kiesel, Sandkörnchen, Kohlensplitter etc.) gelangen mit der Luft häufig in thierische Präparate und zeigen vielgestaltige Formen und meist scharfe Ecken und Kanten. Aehnlich verhalten sich Krystalle der verschiedensten Formen (s. Harn).
Pflanzentheile sind bei unsern Pflanzenfressern sehr häufige Verunreinigungen und stammen sowohl vom Futter als von der Einstreu.
Sehr verbreitet sind Stärkemehlkörnchen (s. Fig. 11c); sie erscheinen als rundliche, ovale und zwar rund- oder spitzeiförmige Körperchen, die um einen meist excentrisch gelegenen Kern Schichtungen in Form concentrischer Linien zeigen. Sie sind leicht durch ihre charakteristische Form kenntlich; ausserdem aber durch die
Blaufärbung nach Zusatz ^ 0 IhH \nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;wasserhaltiger Jodtinctur
sicher zu unterscheiden. (Kartoflel-,Weizenstärke-mehl.)
Pflanzen haare (Fig. 2) vom Futter herrührend , erscheinen als kegelförmige, meist einzellige und unverzweigte Gebilde von gelblichgrünlicher Farbe. Mehrzellige und Drüsenhaare sind seltener. Form und Farbe sind charakteristisch (Heustaub. Abgeschabte Haare verschiedener Pflanzen).
Oberhautzellen (Fig. 2) der Pflanzen kommen in sehr verschiedenen Gestalten, meist in Fetzen zusammenhängend, vor. Am häuflgsten sind die langgestreckten, tafelförmigen Oberhautzellen der Monocotyledonen, deren Wände gelblich und die prismatischen, vieleckigen Oberhautzellen der Samen, deren Membranen vielfach braun erscheinen (Fig. 2 oben links). Hinlt;und wieder kommen auch die polygonalen und buchtigen Oberhautzellen der Dicotyledonen vor. (Heustaub, direct entnommene Oberhaut verschiedener Pflanzen. Koth.)
2. Koth vom Kinde.
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Von den verschiedenen Pflanzenzellen treten besonders die langgestreckten Taserzellen der Monocotyledonen, zuweilen aucli Eöhren-zellen mit ring- oder spiralförmigen Verdickungen (Spiralbänder) einzeln oder zusammenhängend als Verunreinigungen auf. Am schönsten kann man sie imKothe der Wiederkäuer (siehe Fig. 2) studiren. Eine besondere Erwähnung verdienen die Leinwand-und die Baumwollenfasern, welche nicht vom Futter, wohl aber von Verbänden oder von den Wisch
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tüchern für die Objectträger etc. sich als Verunreinigung einschleichen. Beide erscheinen als lange, farblose oder künstlich gefärbte Fäden; erstere (Fig. ob) rund im Querschnitt, längs gestreift, zuweilen in feine Fasern sich auflösend, mit ringförmigen Zeichnungen; letztere (Fig. 3c) plattgedrückt, bandartig, mit abgerundeten Kanten, häufig um die Achse gedreht. Jutefasern sind lang, nicht rund, sondern mehrseitig mit ver
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änderlichen Lumen versehen. (Die Seidenfäden sind dagegen stielrund, ohne Streifung, zuweilen mit flügel
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Figur 3. Gespinnstfasern.
a)nbsp; Seidcnfasern.
b)nbsp; Leinenfasern.
c)nbsp; Baumwollenfasern,
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artigen Anhängen (Fig. 3 a).
Ausser diesen Pflanzentheilen kommen aber auch pflanzliche Organismen als Verunreinigung vor.
Die gewöhnlichsten Algen erscheinen als einzelne oder zu Ketten vereinigte Kugeln oder als Fäden, welche aus. länglichen, walzenförmigen Gliedern bestehen. Die mit doppelten Contouren gezeichneten Zellen scbliessen wasserhelle Zellflüssigkeit, schwach gekörntes Protoplasma in wandständiger Schicht und netzartigen Strängen und stets grüne Chloropbyllkömer und Zellkerne ein. Als grünliche Fäden oder Wandbelag finden sie sich in allen Wasserbehältern ein und kommen mit diesem Wasser in die Präparate. Zum Studium verwende man die erwähnten grünen Massen.
Die vorsichtigste Beachtung und Beurtheilung in mikroskopischen Präparaten verdienen die nicht selten vorkommenden PÜZC und Pilz-theile und zwar um so mehr, als diese kleinen Lebewesen sich weit-
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verbreitet sowohl auf abgestorbenen organischen Massen (Aaspilze), als auf und in lebenden Organismen (Parasiten) vorfinden.
Den Hauptbestandtheil der Pilze machen die einfachen oder gegliederten, chlorophylllosen Pilzfäden (My ce lien)— siehe Fig. 6; 1. — aus. Dieselben können direct durch Abschnürung hüllenlose Keimzellen (Conidien, vielfach auch Sporidien genannt) erzeugen oder sie treiben besondere fruchttragende Fäden (Hyphen). Auf letzteren werden die Keimzellen in verschiedener Weise gebildet: direct durch Abschnürung (Acrosporen), auf besonders geformten Zellchen (Sterigmen) oder in eigenthümlichen, zusammengesetzten Fructificationsorganen (Sporenkapseln, Sporangienund Sporenschläuchen, Asci). Die Keimzellen unterscheidet man in hüllenlose Conidien und Sporen, welche mit einer widerstandsfähigen, oft gefärbten Aussenmembran (Episporium) versehen sind.
Die neuere Forschung hat nachgewiesen, dass ein und derselbe Pilz verschieden geformte Fruchtträger und Keimzellen hervorbringen kann, so dass anscheinend verschiedene Pilzgestalten (Morphen) doch einer Art angehören (Pleomorphismus der Fruetificationsorgane). Durch diese Erkenntniss werden eine grosse Zahl von früher anscheinend selbständigen Pilzspecies hinfällig und gelten nur noch als Fructification sformen Andrer.
Fast in keinem mikroskopischen Präparate, welches man der Haut unserer pflanzenfressenden Hausthiere entnimmt, dann aber fast ebenso wenig im Nasenschleime und im Kothe vermisst man die Sporen der ROStpiize (Uredineae), welche mit dem Stroh und Heu eingeführt,
in der Luft zerstreut werden und überall hindringen.
Die einzelligen Sommer-sporen (Stylosporen, Uredo-sporen) jener Pilze, einfache ovale oder rundliche Zellen, deren bräunliches Episporium punktirt rauh erscheint, sind weniger häufig. Dagegen finden sich überall die Winter-Fig. 4. Teieutosporen von Hostpilzen. sporen(Teleutosporen, siehe
a) von Uroroyces, b) Ton Fuccinla, c) Ton Phragmidium, d) Hyphen derselben. 1 : 300. Fig. 4) meist kurz gestielte, keulen-
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förmige Körperchen mit dickem, gelben bis dunkelbraunen glatten Episporium. Nach der verschiedenen Form dieser Sporen kann man auch die Gattung der ihnen angehörenden Pilze erkennen. Die verbreitetste Spore ist keulenförmig und ihre Membran enthält 2 über einander sitzende Zellen. Sie gehört der Gattung Puccinia (b) an, deren verschiedene Arten besonders auf Gramineen, (Getreide- und Wiesengräser) den bekannten Eost erzeugen. Einzellige, gestielte Teleutosporen gehören zur Gattung Uromyces (a), von der eine Art besonders auf Leguminosen parasitirt. Keulenförmige Sporen mit 4—8 Zellen, die einfach oder in zwei Reihen über einander stehen, entstammen der Gattung Phragmidium (c) Parasiten der Rosen und Rubusarten. Aehnlich sind die auf Com-positen, Campanulaceen vorkommenden Coleos poriumsporen, deren schlauchförmige Sporen am oberen Ende durch Querwände in mehrere Zellen eingetheilt sind.
Die noch sonst gekannten Rostarten finden sich, da sie nicht auf gewöhnlichen Futterpflanzen vorkommen, fast nie vor. Die erwähnten sind dagegen so häufig und in die Augen springend, dass sie schon oft für etwas Wesentliches gehalten wurden, so z. B. beim Rotz als der diese Krankheit veranlassende Pilz.
Man thut daher gut, sich mit ihnen bekannt zu machen, indem man das staubförmige, rostrothe Pulver an Rostflecken der Pflanzen mikroskopisch untersucht.
Neben den Sporen kommen sehr oft auch die bräunlichen gegliederten Fäden der Uredineen, welche jene Sporen tragen (Hyphen) vor. (Fig. 4d).
Die Uredineen, Eostpilze sind schmarotzende Pilze, welche ihre Sporen unter der Epidermis der Pflanzen erzeugen, durch die sie endlich hindurchbrechen und in Form kleiner, gefärbter Staubhäufchen zu Tage treten. Viele von ihnen zeigen einen eigenthümlichen Generationswechsel und bewohnen während desselben mehrerlei Pflanzen.
Häufig finden sich die Sporen der Brand- oder Russbrandpilze (Ustilagineen). Es sind dies meist einfache, kugelrunde, kleine Zellen (siehe Fig. 5), deren braune Aussenhaut (Episporium) entweder glatt oder netzförmig gegittert ist. Die verbreitetsten sind die runden, glatten, gelbbräunlich gefärbten Sporen des Staub- oder Flugbrandes, (a) Ustilago carbo Tul, welche in dlaquo;n Aehrchen der Getreide-
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• All ^. arten, besonders Hafer und Gerste, aber
9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 'qß auch anderer Gräser vorkommen. Seltner
raquo;. A ^jj^ rf35i sind die netzförmig gegitterten, braunschwar-
^/nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;r^ zen Sporen des Weizenbrandes, (c) Usti-
anbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;do £nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1 .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ....
_, , .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ j „ lago caries, Tilletia caries, Stink-Schmier-
Fig. 5. Sporen Ton Brandpilzen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0
a) von Ustiiaso carbo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Steinbrand) in den Fruchtknoten des Wei-
l T0nn-.,ri0^8t 8 deg;Clt;:n,ta'-AA zens und die in Gruppen vereinigten Sporen
c) von Tilletia canes. 1:100.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;rrnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;f
(mit centraler grösserer Spore) des Roggenstengelbrandes (b, Urocystis occulta) am Stengeides Roggensund Weizens; man lernt sie am besten kennen durch Untersuchen des schwarzen Staubes an den betreffenden, brandigen Pflanzentheilen.
Die Ustilagineen sind Schmarotzerpilze, besonders der Gramineen, welche ihr Mycel durch die ganze Pflanze treiben, aber nur an bestimmten Stellen, meist dem Fruchtknoten, durch Abschnürung Sporen bilden, welche als dunkle Staubmassen hervortreten.
Dass endlich auch die sogenannten Schimmelpilze zuweilen als Verunreinigungen in Präparaten vorkommen, darf nicht Wunder nehmen, wenn man die weite Verbreitung derselben bedenkt.
Die Mycelien und Hyphen derselben (Fig. 6., 1.) sind mehr oder weniger verzweigte Fäden, welche entweder ungetheilt oder durch Querscheidewände septirt sind. Ihre zarte, ungefärbte Membran um-schliesst ein feinkörniges Protoplasma, durchsichtige Vaeuolen und zuweilen kleine Oeltropfen. Kerne fehlen. Die vorkommenden. Co-nidien sind kleine, einzellige, meist runde Kugeln. Häufig findet man nur sterile Mycellager und gar keine Sporidien. Um sich vor Täuschungen zu bewahren, ist es gerathen, die Schimmelarten, wie sie sich überall darbieten, zu untersuchen.
Die verbreitetsten Schimmelpilze, welche übrigens nicht mehr einer Familie, den Fadenpilzen zugerechnet werden, sondern sich z. Th. als besondere Fructificationsformen anderer Pilze herausgestellt haben, sind:
Der gemeine Pinselschimmel (Fig. 6, 2.) Penicillium glaueum, Penicillium crustaceum, bildet überall anfangs weisse, dann graublaue Pilzlager. Sein verästeltes Mycel quot;trägt septirte Hyphen, die durch mehrfache gabiige Theilung pinselartige Pruchtstände erzeugen. An den Spitzen der Zweige tragen pfriemenförmige Sterigmen Reihen von kuglichen, einfach contourirten Conidien.
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Fig. 6. Schimmelpilze.
1. Mycel. derselben. 2. Penicilliam glaucum. 3. Ägpergillua. 4. Mucor mucedo rechts mit
gesprengter Sporenkapsel. 5. Oidium lactis. 1 : 300.
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Der Blasen Schimmel Mucor (Fig. 6, 4) mit verschiedenen Arten: M. mucedo, M. racemosus etc. wächst auf Nreichen Boden, faulenden Früchten, Excrememen und ist besonders leicht auf Pferdemist oder Brodstückchen unter einer Glasglocke zu erziehen. Er bildet auf septirten Hyphen gelblich-braun bis schwarz gefärbte Sporenkapseln (Sporangien), deren Hülle dem blasenförmig aufgetriebenen Fadenende (der Columella) aufsitzt und zahlreiche ovale, wasserhelle und zartwandige Sporen einschliesst. Ausser dieser Fructificationsform bildet Mucor aber auch grosse, mit dickem Episporium versehene Zygosporen (auf geschlechtlichem Wege durch Copulation entstehende Sporen) und in Flüssigkeit untergetaucht Kugelhefe (Mucorhefe).
Oidium lactis (Fig. 6, 5) findet sich als schimmelartiger Anflug auf saurer Milch. Seine verzweigten Mycelien schicken Aeste in die Höhe, welche sich in länglich viereckige Glieder, die Conidien, theilen. Wahrscheinlich ist Oidium nur eine niedere Morphe eines höheren Pilzes.
Der Kolbenschimmel (Fig. 6, 3.), Aspergillus und Euro t i u m ist sehr häufig auf vegetabilischen Substanzen, eingemachten Früchten, Brod etc. als weissbläulicher, grünlicher, gelber oder
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brauner üeberzug anzutreffen. Sein farbloses, septirtes, spitzwinklig verzweigtes Mycel bildet dichte Rasen und ein flaumartiges Luftmycel. Kennzeichnend sind die Fruchtträger mit endständiger Blase, auf welcher kleine einfache oder verzweigte Sterigmen durch fortwährende Abschnürung Conidienreihen bilden. Dauerfrüchte (Sclerotien A. und Perithecien E.) werden selten gebildet.
Die Kolbenschimmelarten sind besonders zu beachten, da einige von ihnen (die nur in höheren Temperaturen gedeihenden [Siebenmann]) als pathogene Pilze bezeichnet werden müssen, da sie nicht nur eine Ohr
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erkrankung beim Menschen (Otomy-kosis),einePneumomykosi3beiVögeln veranlassen, sondern auch bei In-jectionen in die Blutbahn durch Weiterwucherung schwere Allgemeinerkrankungen veranlassen können. Namentlich gilt dies von folgenden Arten. l.Aspergillus fumigatus (Fig. 7) büdet grünliche, bläuliche
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Fig. 7. Fruchtköpfchen von
1.nbsp; Aspergillus fumigatuä.
2.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nlger. 1:300.
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oder graue Easen. Kenntlich au der keulenförmigen Blase mit un
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verzweigten nach oben gerichteten Sterigmen, so dass die Köpfchen umgekehrt kegelförmig erscheinen. Gedeiht bei 37—40deg; 2. A. niger. Easen chocoladenbraun. Blase kuglig, Sterigmen verzweigt. Conidien grau oder schwarzbraun Köpfchen rund. Gedeiht bei 35deg;. 3. A. flavus. Easen goldgelb, Fruchtköpfchen auf trocknem Boden schwefelgelb, auf feuchten olivengrün, später braun. Sterigmen nur an der obern Wand der Blase, Conidien rund, selten oval, schwefelgelb bis braun.
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lt;. lt;S3^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die nur in niederen Temperaturen (10—25deg;)
#9632;o n b gedeihenden Arten: A. ochraceus (fleischfarben), ^ fl qö laquo; albus und clavatus (grünlich), sowie Eurotium V^, # e Aspergillus glaucus (gelbgrün) und E. repens
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^ih ff1 quot; schmutzig dunkelgrün (bei beiden Sterigmen von es- fe onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Blase getrennt) scheinen nur auf todten Sub-
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_ lt;0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; stanzen schmarotzen zu können.
D @nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Als Hefepilze bezeichnet man ganz all-
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Fig. 8. Hefezellen.
a)nbsp; Saccharomyces cerevisiae, Bierhefe
b)nbsp; S. Mycoderma aas Essig.
c)nbsp; Hefeartige Sprosszellen aus stehendem Harn.
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gemein jene einzelligen Pilze, welche sich durch Sprossung vermehren, deren Tochterzellen sich aber sofort trennen oder nur in lockerem Zusammenhange bleiben und dann strauchartige Sprosscolonien bilden, selten
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2—4 Brutzellen erzeugen. Die kugligen ovalen oder elliptischen Zellen (siehe Fig. 8) bestehen aus einer farblosen Membran und körnigem Protoplasma, welches einzelne helle Vacuolen und Pett-tröpfchen einschliesst. Die früher als verschiedene Graltungen (Saccharomyces, Mycoderma, Torula, Cryptoeoccus etc.) aufgestellten sind jetzt als Arten der Gattung Saccharomyces zusammengefasst. Zur Untersuchung benutzt man Bierhefe, Essigmutter etc.
Die Hefepilze sind wahrscheinlich keine selbstständigen Arten, sondern stellen nur Flüssigkeitsconidien anderer Pilze dar, die sich direct und selbstständig durch Sprossung vermehren können; jedoch kennt man bis jetzt die Grundformen nicht. Auch Brandpilze zeigen in Nährlösungen hefeartige Sprossung (Brefeld).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
Die häufigste Verunreinigung der mikroskopischen Präparate geschieht durch jene kleinsten Organismen, welche als Micro coccen, Bacterien etc., genauer als Schizomyceten (Niigeli) bezeichnet werden. Ihre Kenntniss und vorsichtigste Beachtung ist um so noth-wendiger, als mehrere von ihnen als Krankheitsursachen eine Rolle spielen.
Jene Schizomyceten sind sehr kleine, einzellige Organismen, welche sich durch Spaltung vermehren. Sie haben verschiedene (kugel-, stab-, faden-, spiralfadenförmige) Gestalt; nur mit den stärksten Vergrösserungen lässt sich bei den grösseren Schizomyceten eine Membran und ein etwas stärker lichtbrechendes Protoplasma unterscheiden. Bald beweglieh, bald unbeweglich kommen sie entweder vereinzelt vor, oder bilden, indem die Spaltung nicht perfect wird, Gliederketten (Torulaform) oder lagern sich in grossen Haufen (Zoogloeaform) zusammen, indem ihre Membranen zu einer gallertigen Masse sich auflösen, welche die Organismen vereinigt.
Ueber ihre systematische Eintheilung besteht keine allseitige Uebereinstimmung. Am einfachsten und am meisten adoptirt er-/*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;scheint das von Cohn aufgestellte System, das hier folgen soll.
Andere ältere und neuere gleichbedeutende Synonyme werden zugefügt.
Cohn theilt die Schizomyceten (Bacterien) ein (siehe Fig. 9):
I. Kugelbacterien, Sphaerobacterien (1).
Gattung: Micrococcus. kuglig oder oval, unter 0,001 mm.
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gross. Entweder einzeln (la) Monas der Aelteren) oder in feinen Gliederketten (1b) (Torulaform nach Cohn, Mycothrix, Leptothrix, nach Anderen) oder in Colonieen oder eingebettet in Schleimmassen (1c) (Zoogloeaform). Von den Arten ist am bekanntesten der Micrococcus septicus (Microsporon septicum Klebs). 11. Stäbclienbacterien. Micro bacterien.
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•gt;\ fei
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Gatt.Bac-terium (2) kurz cylind-riscb oder elliptisch, oft paarweise, selten zu 4, lebhaft sich bewegenden
Zoogloea
(Schleim-klumpen)un-
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Fig. 9. Schlzomyceten nach Cohn. 1: 650.
1.nbsp; Micrococcus, a. einzeln, b in Ketten, c. in Zoogloeaform.
2.nbsp; Bacterium, a B. termo b B. termo in Zoogloeaform, c. B. lineola,
3.nbsp; Bacillus, a. B. subtilis, b B. ulna.
4.nbsp; Vibrio, a V. ruguia, b V. serpens.
5.nbsp; Spirillum, a S. tenue, b S. volutans.
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beweglich.
B. termo (2a), kurz cy-
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(0,0015—0,002 mm. lang, V
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lindrisch 1/3 so breit), sehr häufig in faulenden
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Flüssigkeiten.
B. lineola (2c), länger und grosser (0,005 mm. 1.) In Brunnenwasser, verschiedenen Infusionen etc., oft sehr beweglich.
III. Fadenbacterien. Desmobacterien (Bacteridien Da-vaine). Verlängerte cylindrische Glieder, zuweilen zu langen Baden aneinander gereiht, beweglich und unbeweglich. Nie Zoogloea, dagegen oft sehr widerstandsfähige Dauersporen bildend.
Gatt. Bacillus (3), Fäden gerade.
B. subtilis (3a), Fäden sehr dünn und biegsam, einzelnes Glied bis 6 mm. lang, zuweilen Gliederketten, beweglich und biegsam. In Infusionen und in saurer Milch.
B. anthracis (siehe später), im Mikbrandblute.
B. ulna (3b), steifere und dickere Kettenfäden (bis 0,01 mm. 1.)
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Gatt. Vibrio (4), Faden mit formbeständigen schwachen Wellenbiegungen.
IV. Schraubenbacterien. Spiro bacterien. Fäden mit dichter und enger Schraubenwindung, welche formbeständig.
Spirochaete mit langer, eng ge^vundener Schraube, flexil. Im Blute des Mensehen bei Recurrens, im Wasser.
Spirillum (5) mit kürzerer oder weitläufiger Spirale, starr. Flusswasser. Infusionen.
Billroth nennt die Kugelbacterien Coecos, die Stäbehenbacterien aber Bacteria. Er unterscheidet nach der Grosse und Zusammenfügung
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Micrococcosnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Microbacteria,
Mesococcosnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Mesobacteria,
Megacoccosnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Megabacteria,
Streptocoecos Streptobacteria, j Gliacoccosnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gliabacteria,
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Häutchen ( zusammengehalten iPetalococcos Petalobacteria.
Alle Formen gehören zu Coccobacteria septica.
Die Schizomyceten sind in der Natur weit verbreitet; besonders kommen häufig Micrococcus und Bacterium vor. Sie treten auf als regelmässige Begleiter gewisser Zersetzungen, besonders von organischen Stoffen und gelangen, da sie sich in der Luft verbreiten können, mit derselben überall hin, entwickeln sich weiter, wo sie die Bedingungen dazu finden und vermehren sich. In vorher klaren Flüssigkeiten bedingen sie durch ihre Vermehrung eine Trübung, bilden auch an der Oberfläche irisirende Häutchen oder gallertartige Klumpen.
Für den Anfänger in klinischen mikroskopischen Untersuchungen ist es durchaus erforderlieh, dass er die Schizomyceten kennen lernt. Häufige Untersuchungen sind deshalb nothwendig, und zwar ist es vortheilhaft, zunächst Studien über die gewöhnlichen, namentlich bei Päulniss sich entwickelnden Spaltpilze anzustellen, um dann später Blut, Schleim etc. zu untersuchen. Das nöthige Material erhält man leicht, wenn man thierische Flüssigkeiten (Harn, Exsudate, Fleischwasser) einige Tage bei freiem Luftzutritt stehen lässt.
Zu den Untersuchungen sind stets die stärksten Vergrösserungen
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zu benutzen, namentlich Immersionssysteme; bei gefärbten Präparaten wird der Abbe'sclie BeleuchCungsapparat zu Hilfe genommen.
Bei der Untersuchung von Flüssigkeiten auf Spaltpilze im ungefärbten Zustande ist die Anfertigung des Präparates einfach; ein kleiner Tropfen Flüssigkeit bald aus der Tiefe, bald von der Oberfläche, wird auf den Objectträger gebracht, mit einem feinen Deckgläschen bedeckt und zunächst ohne weitere Zusätze untersucht. Man erkennt bei einiger Uebung bald die Spaltpilze an ihrer charakteristischen (Kugel-, Stäbchen-) Form, ihrer gleichmässigen Grosse, dem eigenen Glänze, sowie an der eigenthümlichen Zusammenlagerung in Form von kurzen oder längern Ketten oder Colonien, endlich vielfach an der selbstständigen Bewegung.
Trotz dieser Merkmale sind Verwechslungen leicht möglich, namentlich werden Fetttröpfchen, Eiweissmolecüle, Detritusmassen für Micrococcen, Krystalle etc. für Bacterien gehalten. Deshalb sind die betreffenden Gebilde noch durch Zusatz von Reagentien zu prüfen. Spaltpilze sind sehr widerstandsfähig und werden deshalb nicht verändert durch Einwirkung von kaustischen Alkalien (Kalilauge), verdünnten Mineralsäuren und von Aether, während jene Pseudobacterien jedenfalls durch eines jener Reagentien aufgelöst werden.
Viel leichter gelingt die Erkennung der Spaltpilze nach vorgenommener Färbung. Sie haben nämlich die Eigenthümlichkeit, gewisse Farbstoife schnell in sich aufzunehmen und festzuhalten. Als Farbstoffe finden bei den gewöhnlichen Spaltpilzen (Tuberkel-bacillen verhalten sich anders) die basischen Anilinfarben, namentlich: Vesuvin (Birmarckbraun), Fuchsin, Gentiana- und Methylviolett und Methylenblau Anwendung. Sie werden in concentrirten wäss-rigen Lösungen vorräthig gehalten.
Die Färbung selbst wird nach der von Koch gelehrten Methode vorgenommen. Von der zu untersuchenden Flüssigkeit wird ein kleiner Tropfen auf ein Deckglas gebracht und daselbst mittelst eines Platindrahtes etc. zu einer ganz dünnen Schicht vertheilt. Nachdem die Schicht an der Luft eingetrocknet, wird das mit Pincette ge-fasste Deckgläschen einige Male schnell durch eine Gasflamme durchgezogen, ohne dasselbe zu überhitzen. Es „geschieht dies, um in der Flüssigkeit vorhandenes Eiweiss zu coaguliren und hierduroh die
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Schicht zu fixiren. Sodann wird auf die eingetrocknete Schicht ein Tropfen Gentianaviolettlösung gegossen; man iässt ihn eine oder einige Minuten einwirken und spült dann mit destillirtem Wasser ab. Das Präparat kann dann sofort untersucht werden und zwar indem man das Deckgläschen mit der gefärbten Schicht nach unten auf einen Objectträger legt, auf den man einen Tropfen destillirtes Wasser gebracht hat. Wenn man das Präparat dauernd erhalten will, kann man das abgetrocknete Deckgläschen in gleicher Weise auf einen Tropfen Canadabalsam auflegen. Zum Einlegen in Glycerin ist nur Bismarckbraun zu verwenden, da sich die andern Farbstoffe in Glycerin lösen. Zuweilen ist es vortheilhafter, die Farbstoffe in dünnerer Lösung längere Zeit einwirken zu lassen; man giesst sie dann in ein Uhrschälchen und lässt das Deckglas dann in der Flüssigkeit schwimmen.
Feste Präparate d. h. Schnitte, welche bei klinischen Untersuchungen ja fast nicht vorkommen, werden einige Minuten in die Färbelösung eingelegt; die hierbei leicht eintretende Ueberfärbung, d. h. zu gleichmässig und zu dunkle Färbung vermindert man durch Einlegen in Auswaschflüssigkeit (besonders Alkohol) durch kurze Zeit, in welcher der nicht besonders festgehaltene Farbstoff sich wieder löst, so dass nur die Zellkerne und die Spaltpilze gefärbt erscheinen. Untersucht kann das Präparat dann werden einfach in destillirtem Wasser oder nach vorausgegangener Entwässerung in Alkohol und Aufhellung in Nelkenöl in Canadabalsameinschluss.
In den gefärbten Präparaten treten die gefärbten Spaltpilze ungleich deutlicher hervor, doch muss man sich auch hier vor Verwechslungen, namentlich von Micrococcen mit kömigen Niederschlägen (die bei Methylviolett am leichtesten sich färben) hüten.
Sehr grosse Vorsicht ist anzuempfehlen, wenn es sich um die Frage handelt, wie weit gefundene Spaltpilze als ein constantes Vorkommniss oder gar als die krankmachende Ursache einer Krankheit anzusehen sind. Bei ihrer Allverbreitung können sie nicht nur in die verschiedenen, mit der Aussenwelt communicirenden Schleimhautrohre eindringen und so im Schleime etc. ein gewöhnlicher, aber bedeutungsloser Befund sein, sondern sie können sich auch dem Präparate auf dem Wege vom Thierkörper bis zum Mikroskop in
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der mannigfaltigsten Art und Weise beigesellen. Aus diesem Grunde ist bei derlei Untersuchungen die grösste Sorgfalt anzuwenden; namentlich ist zu sorgen für absolut reine Objectträger und Deckgläschen, für schnelle Entnahme von Blut, Flüssigkeit etc. aus dem Thierkorper, wozu sich namentlich die Benutzung eines an einen Glasstab angekitteten Platindrahtes, der vorher und nachher geglüht wird, empfiehlt. Die neuere Forschung hat irrthümliche Deutungen über bei Krankheiten gefundene Spaltpilze verschiedentlich aufzuweisen, so dass dringend vor Uebereilung gewarnt werden muss, zumal das constante Vorkommen der Schizomyceten an sich die pathogene Bedeutung derselben nicht beweist, sondern durch Züchtungen und wiederholte Uebertragungsversuche mit positivem Erfolge erhärtet werden muss.
Nicht minder verumeinigen thierische Theile und thierische Organismen in zufälliger Weise die mikroskopischen Präparate; nur die häufiger vorkommenden seien erwähnt.
Durch Verwendung gewöhnlichen Wassers kommen zuweilen Infusorien, meistens aus der Ordnung der Ciliaten, zuweilen der Flafellaten, in ein Präparat. Sie fallen schon durch die grosse Beweglichkeit, mit der sie hin und her schiessen, auf; die gewöhnlichsten sind rundlich oder länglich, enthalten in ihrem Protoplasma einen deutlichen Kern und sind mit feinen Wimperhärchen, welche die Bewegung vermitteln, bekleidet. Am meisten verbreitet ist das Heuthierchen, Colpoda, was sich bald einstellt, wenn man Heu in einem Gefässe mit Wasser übergiesst und einige Tage stehen lässt
Seltener kommen im Wasserfrei schwimmende Räderthierchen (Rotatoria) vor, die, etwas grosser, am vorderen Körperende einen flott arbeitenden Wimperkranz tragen und in ihrem durchsichtigen Körper complicirtere Organe durchschimmern lassen.
Durch die Luft zugetragen kommen verschiedene Körpertheilchen von Insecten vor. Am häufigsten Insectenschuppen, ovale oder ländliche mit einem Nagel versehene Plättchen, welche an ihrer Oberfläche eigenthümliche Linienzeichnungen darbieten und dadurch leicht erkannt werden. Dann finden sich aber auch noch Glieder der Füsse, Flücrelfracrmente etc. mit ihren charakteristischen Formen.
Arachniden aus der Ordnung der Milben sind insofern für den
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Thierarzt wichtig, als einzelne weit verbreitete Arten, wenn sie zufällig auf Thieren und thierisclien Secreten gefunden werden, leicht für Parasiten gehalten werden können. Besonders ist das der Fall mit den Milben, namentlich der Gattung Tyroglyphus (Fig. 10), welche sich in altem Käse, Fleisch, Mehl, Heu, länger liegendem
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Hafer und anderen in Zersetzung begriffenen Stoffen, aber auch in käsigem Eiter , Hautschuppen etc.
einnisten (siehe später Futter).
Ihr ovaler, oben gewölbter Rumpf er
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scheint weiss-lich und ist
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Milben auf sich zersetzenden Massen. 1. Käsemllbe. 2. Heumilbe. 1 : 75.
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stets mit
langen, zuweilen gefiederten Borsten besetzt. Der sehr bewegliche Kopf ist schnabelartig schräg nach unten gerichtet. Die bräunlichen Füsse, stark mit Borsten besetzt, haben in der Eegel ein kegelförmiges, langes Endglied, welches schwer erkennbare Haftscheiben und Krallen trägt. In jedem alten multrigen Heustaube, in altem trockenem Käse, gebackenen Pflaumen etc. kann man sich jene Milben aufsuchen.
Als auffällige Beimengung- besonders der Hautpräparate erscheinen manchmal Zasem und Päserchen vom Barte verschiedener Vogelfedern und zwar in charakteristischer Form von starren kantigen Fäden, deren eines Ende aufgetrieben und mit kurzen, gabelförmig abgebogenen Spitzen besetzt sind.
Dass endlich auch E pi d er misz eilen und Haare (siehe Fig. 11) der Untersuchungsthiere sich einschleichen, darf kein Wunder
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nehmen. Erstere (a) sind ja charakteristisch genug durch ihre platte, unregelmilssige Form, ihre Durchsichtigkeit und ihr Verhalten gegen Alkalien, in denen sie zu kugelförmigen, durchsichtigen Blasen aufquellen. Haare und Haarfragmente (b) kennzeichnen sich in zweifel
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haften Fällen leicht durch die Oberhäutchen , dessen dachziegelartig übereinander liegenden platten Zellen die Eindenschicht bedeckt. Letztere kommt zuweilen in splittrigen Fragmenten vor, doch erkennt man dann leicht die Zusammensetzung aus langen, oft pigmentirten, nadeiförmigen Zellen, die in Kalilauge auf
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Fig. 11. Putzstaub vom Pferde.
a Epidermiszellen. b Haarfragment.
c Stärkemetalkörnchen. d Paccinlasporen
e Fetttröpfchen und Schmntzpartikelchen
1 : 3CO.
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quellen.
Dies sind in Kurzem die Gebilde, welche durch ihre zufällige Bei
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mengung in mikroskopische Präparate den Anfänger stören und täuschen. Wer sich derartige unangenehme und auch zeitraubende Täuschungen ersparen will, thut gut, jene Gebilde sich eigens anzusehen und können diese Untersuchungen als mikroskopische Vorübungen nur empfohlen werden. Zuweilen finden sich Bewegungserscheinungen in den mikroskopischen Präparaten, ohne dass eine selbstständige Bewegung von Organismen vorhanden ist. Flüssigkeitsströmungen werden oft beobachtet, wenn die Flüssigkeit unter dem Deckglase noch nicht gleichmässig ausgebreitet oder in zu grosser Menge vorhanden ist,, ferner beim Zusatz von Eeagentien oder beim Abfliessen von Flüssigkeit. Sie sind leicht als solche zu erkennen. Dagegen täuscht die Brown'sche Molekularbewegung leicht selbstständige Bewegung vor. Man beobachtet sie sowohl an anorganischen als organischen, feinsten Molekülen, welche zitternd hin und her tanzen (z. B. an fein geriebener Kohle, chinesischer Tusche, fein pulverisirtes Carmin in einem Wassertropfen etc.
Schliesslich mögen noch die entoptischen Täuschungen, die sogenannten Mouches volantes, erwähnt sein. Beim anhaltenden Mikroskopiren mit vorgebeugtem Kopfe fallen öfter scheinbar im
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Gesichtsfelde unbestimmte, hin und her sich bewegende Schatten oder geformte Objeete, kleine kuglige Gebilde oder Perlschnurketten auf, welche bei den Bewegungen des Auges folgen. Wahrscheinlich entstehen sie durch Trübungen der brechenden Augenmedien, deren Schatten auf die Retina fällt. Durch mehrfache Augenbewegungen oder durch Schütteln des Kopfes sind diese störenden Erscheinungen in der Regel zum Verschwinden zu bringen.
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III. Abtheilung.
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Allgemeines zur chemischen Analyse.
Von Geräthschaften, Instrumenten sind nothwendig: Eine einfache Weingeistlampe. Zwei Dutzend Reagensgläser von möglichst gleicher Grosse
mit Gestell. Eine Spritzflasche (Fig. 1. S. 13). 1lt Dtzd. Bechergläser. ll9 Dtzd. Glastrichter.
1 Filtrirgestell zur Aufnahme der Trichter. 1 Satz Abdampfschalen zu 9 Stück von Meissner oder
Elgersburger Porzellan. Diverse ührgläser. Diverse Glasstäbe. Eine Pincette. Eine Papierscheere.
Filtrirpapier, grobes und feines (sog. schwedisches). 2—4 Pipetten zu 50, 20, 10, 5 CG. 1 Litermaas, kleinere graduirte Mischcylinder. Zu 10, 25, 50,
100 CC.
Siedamgrotzky u. Hofmeister, Diagnostik. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3
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[Umfassendere Untersuchungen maclion ausserdem erforderlich: Eine chemische Waage. Ein Wasserbad mit Einsatzringen. Eine kleine Schale von Platin. Ein Platinblech.
Ein Dreifuss von Eisen mit diversen Drahtdreiecken. Feine Drahtnetze aus Eisen oder Messing. Eine Tiegelzange.
Vs—1 Dtzd. Kochkölbchen verschiedener Grosse. Mehrere Meissner Porzellanglühschälchen oder Tiegel. Desgl. Meissner Porzellanspatel. quot;Eine Eoibschale von Porzellan nebst Pistill. 2 graduirte, mit eingeriebenem Glasstöpsel versehene Cylinder mit
Fuss zu 120—200 CC. Inhalt. 1 Mohr'sche Quetschhahnbürette mit Erdmann'schem Schwimmer
zu 100 CC]
Bei Anstellung chemischer Untersuchungen ist vor allen Dingen grösste Eeinlichkeit der dabei zu benutzenden Geräthschaften u. s. \v. anzuempfehlen. Es macht im Ganzen keine Schwierigkeit, Porzellanschalen und Bechergläser zu reinigen; wenn kaltes und heisses Wasser dazu nicht ausreicht, versucht man es mit verdünnter Salzsäure; genügt auch diese nicht, wendet man kalte und heisse Kali- oder Natronlauge an, spült mit Wasser, zuletzt mit destillirtem Wasser aus. Das Eeinigen der Kochkölbchen wird dadurch sehr erleichtert, dass man in diese Schnitzel von Filtrir-papier einbringt, diese mit den Reinigungsmitteln (Wasser oder Säure oder Alkali) übergiesst, das Ganze durchschüttelt und darauf sieht, dass die Innenwandungen der Kölbchen gehörig von den Schnitzeln berührt resp. gewaschen werden. Zum Reinigen der Eeagens-gläser kann sehr zweckmässig ein Holzstab dienen, dessen oberer Theil inclusive stumpfer Spitze mit Werg dicht umwunden ist, welches durch herumgeschlagenes und festgeknüpftes Band oder durch Bindfaden daran befestigt sitzt (ähnlich wie die Putzer für Lampen-cylinder).
Sind nach dem Gebrauche des Platinbleches oder der Platinschale Rückstände darauf oder darin verblieben und diese nicht durch successive Waschungen mit Wasser, Säure oder Kalilauge zu entfernen, so nehme man zur Reinigung Wasser mit
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Seesand oder Zinnsand (wie ihn die Zinngiesser zum Poliren der Zinngefässe benutzen); die betreffende unreine Stelle mit ein wenig Sand und Wasser gerieben wird darnach ganz rein und blank. Man gewöhne sich daran, das Eeinigen der Geräthscliaften immer sofort nach ihrem Gebrauche vorzunehmen, dieses wird dadurch ungemein erleichtert und dabei an Zeit gespart, es müsste denn eine lungere Beobachtung der Niederschläge, z. B. bei Eiweissreactionen u. s. w., sich nothwendig machen.
Was das Kochen von Flüssigkeiten anlangt, so kann dies zwar in Porzellanschalen direct über freiem Peuer (Spiritus- oder Gasflamme) geschehen; die Schale wird aussen sorgfältig abgetrocknet, auf den Dreifuss aufgesetzt und die Spirituslampe darunter gestellt; sicherer ist es aber, um das Springen der Schalen zu verhüten, ein feines Eisen- oder Messingdrahtnetz unterzubreiten: beim Kochen der Flüssigkeiten im Kochkölbchen oder Becherglase ist stets ein Drahtnetz und wennmöglich noch Asbest unterzulegen. Dabei darf ein Glasstab nicht im Becherglase befindlieh sein, weil dieser in der kochenden Flüssigkeit durch Stossen den Boden des Glases zertrümmern würde. Die Kölbchen kann man beim Kochen am Halse anfassen; beim längeren Kochen wird dieser sehr heiss und das Halten der Kölbchen am Halse sehr misslich; man umlege den Hals mit mehrfach zusammengelegten Papierstreifen, drehe deren überragende Enden zusammen und benutze das zusammengedrehte Endstück als Handhabe während des Kochens: diese schützt genügend vor dem Verbrennen der Finger.
Beim Kochen in Eeagensgläsem fülle man diese etwa nur zur Hälfte mit der zu kochenden Flüssigkeit, trockene sorgfältigst ihre Aussenwandungen mit dem Handtuche ab, dann umfasse man den oberen Theil des Glases mit dem Daumen, Zeige-, Mittelfinger der rechten Hand und stütze das Glas, um es in schräger, der beim Kochen günstigsten Richtung zu halten, mit der seitlichen Spitze des vierten Fingers.
Die Gas- oder Spiritusflamme, welche die Kochhitze liefern soll, darf nicht zu klein sein, muss ruhig, ohne zu flackern oder zu russen, also vor Luftzug geschützt, brennen.
Damit ein allmäliges Erwärmen des Eeagensglases mit der
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Flüssigkeit stattfinde, bewegt man den unteren Theil des Glases mehrere Male leicht über die Flamme hin und her mit zwischen den Fingern leicht rotirender Bewegung des Glases, bis man sich durch Befühlen mit der linken Hand von der gleichmässigen Durehwärmung desselben überzeugt hat und hält nun erst den unteren Theil des Glases in schräger Richtung ruhig in die Flamme und so lange, bis die Flüssigkeit im Glase aufkocht; dann entfernt man das Glas aus der Flamme und lässt diese nur seitlich den Boden des Glases bestreichen, damit kein üebersteigen der kochenden Flüssigkeit eintritt.
Hat man es mit Flüssigkeiten zu thun, die beim Kochen heftig stossen, dann darf man das Glas nicht ruhig in die Flamme halten, sondern hat durch kurze, schnelle, drehende Bewegungen des Handgelenkes die Flüssigkeit im Glase fortwährend in schüttelnder Bewegung zu erhalten.
Alkoholische und ätherische Flüssigkeiten dürfen nie über freiem Feuer gekocht werden, sondern sind auf dem Wasserbade zu erwärmen, ebenso dürfen Lösungen organischer Stoife nie über freiem Feuer bis zur Trockniss abgedampft werden, weil dieses Verfahren Zersetzung und Verbrennung der organischen Stoffe zur Folge haben würde. Das Eindampfen derartiger Lösungen bis zur Syrupsconsi-stenz resp. bis zur Trockniss ist stets auf dem Wasserbade vorzunehmen.
Als Wasserbad kann man jeden Topf mit kochendem Wasser benutzen, dessen Wasser auf dem Ofen oder über der Gas- oder Spiritusflamme kochend heiss erhalten wird und dessen obere Eand-öffnung so weit ist, dass eine Porzellanschale, in welcher die Flüssigkeit (Harn, Blut, Milch u. s. w.) verdampft werden soll, in der Weise darauf zu stehen kommt, dass ihre Wandungen den oberen Topfrand knapp 1/s überragt, während reichlich 2/3 der Schale in den Topf hineinragen und somit die Bodenfläche und der grössere Theil der Seitenwandungen der Schale von den im Topfe sich entwickelnden kochendheissen Wasserdämpfen getroffen werden, deren Wärmegrade ausreichen, die Flüssigkeiten in der Schale zum Verdampfen zu bringen.
Von Reagentien sind erforderlich (bei Aisc^affung der Eeagentien muss deren chemische Eeinheit garantirt sein; für ihre Reinhaltung
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ist durch guten Verschluss zu sorgen; gegen Verwechselungen sind sie durch sorgfältigste Etiquettirung zu schützen):
Destillirtes Wasser.
Alkohol (900/0).
Aether.
Englische Schwefelsäure. Acidum sulfuricutn purum Ph. G.
Chlorwasserstoffsäure. Acid, hydrochloratum pur. Ph. G.
Eothe rauchende Salpetersäure. Acid, nitric, fumans rubrum. Ph. G.
Concentrirte Salpetersäure. Acid, nitric, pur. Ph. G.
Essigsäure. Acid. acet. puriss. dilut.
Kali- oder Natronlauge.
Aetzammoniak-Flüssigkeit.
Kochsalzlösung.
Chlorbaryumlösung.
Salmiaklösung.
Eisenchloridlösung.
Jodtinktur.
Schwefelsaure Natronlösung.
Schwefelsaure Magnesialösung.
Schwefelsaures Kupferoxyd (Concentration der Lösung siehe Zuckerbestimmung im Harn).
Salpetersaures Silberoxyd (Concentration der Lösung siehe Kochsalzbestimmung im Harn).
Ferrocyankaliumlösung.
Phosphorsaure Natronlösung.
Oxalsäure Ammoniaklösung.
Rothes und blaues Lackmuspapier.
[Bei eingehenderen Untersuchungen würden noch zu beschaffen sein:
Absoluter Alkohol.
Chloroform.
Aetzbarythydrat.
Salpetersaurer Baryt.
Jodkalium.
Conc. Pikrinsäurelösung.
Chlorkalk.
Salpetersaures Quecksilberoxyd.
Basisch salpetersaures Wismuthoxyd.
Molybdaensaures Ammoniak.
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Essigsaures Natron.
Bleizucker.
Bleiessig.
Uebermangansaures Kali.
Nessler's Seagens auf Ammoniak.
Stärkekleister.
Zink in Stäbchenform.]
Benutzung der Reagentien bei Anstellung chemischer Re-
actionen. Reaction nennt man in der Chemie jede sinnlich wahrnehmbare Erscheinung, die bei Einwirkung zweier oder mehrerer Stoffe aufeinander hervortritt.
Das Aufbrausen bei Zersetzung kohlensaurer Salze nach Zusatz einer stärkeren Säure, die Wärmeentwicklung beim Vermischen der Schwefelsäure mit Wasser, die Bildung weisser Nebel von Salmiak beim Zusammentritt von Aetzammoniak mit Salzsäure sind Eeactionen; die Niederschläge, welche entstehen, wenn man zur Lösung eines Kalksalzes oxalsaures Ammon, zur Lösung des Kochsalzes Silbersalzlösung u. s. w. setzt, sind ebenfalls Erscheinungen, welche man Re-actionen nennt.
Jeder Stoff, der eine Reaction bewirkt, heisst ein Reagens.
Insbesondere aber bezeichnet man mit diesem Namen diejenigen Stoffe, welche durch ihre Einwirkung auf andere solche sinnlich wahrnehmbare Veränderungen oder Erscheinungen hervorrofen, dass man daraus auf deren Vorhandensein oder deren Beschaffenheit sichere Schlüsse machen kann.
Rothes Lackmuspapier wird durch Alkalien blau, blaues Lackmuspapier durch Säuren roth gefärbt; die Lackmusfarben dienen des-^ halb als Reagentien zum Nachweis der Alkalien und Säuren. Chlor-baryum (Baryum chloratum) ist ein Reagens auf Schwefelsäure, weil dieses Salz in schwefelsäurehaltigen Flüssigkeiten eine in Wasser und verdünnten Säuren gänzlich unlösliche Verbindung in Form eines weissen feinpulverigen Niederschlages von Baryumsulfat bewirkt; umgekehrt kann Schwefelsäure als Reagens auf Baryt benutzt werden. Salpetersaures Silberoxyd ist ein Reagens auf Kochsalz, weil es in Kochsalzlösungen den charakteristischen, in Salpetersäure unlöslichen, weissen käsigen Niederschlag von Chlorsilber hervorruft.
Kalilauge fällt in Lösungen von Kuftferoxydsalzen Kupl'eroxyd-
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hydrat als grünlich-blauen Niederschlag, der auch im Ueberschuss des zugesetzten Alkalis unlöslich; folglich ist Kali ein Eeagens auf Kupfersalze; bei Gegenwart von Traubenzucker, Hamzucker wird dieses blaue Kupferoxydhydrat zu pomeranzgelben oder rothen Kupferoxydul reducirt; dieses Verhalten des Kupferoxyds in alkalischer Flüssigkeit giebt demnach die Gegenwart von Traubenzucker darin zu erkennen und ist somit ein Reagens auf Traubenzucker.
Es ist nun namentlich bei der chemischen Untersuchung des Harns ausführlich angegeben, welcher Eeagentien man sich zu bedienen hat, um bestimmte Eeactionen in den Untersuchungsobjecten hervorzurufen, d. i. gewisse darin in Lösung befindliche Körper in feste, unlösliche, dem Auge sichtbare chemische Verbindungen überzuführen, welche, wie man sagt, aus ihren Lösungen als Niederschläge daraus ausgefällt werden und womit der Nachweis über das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein bestimmter Stoife darin gegeben ist; hier ist nur der allgemeineren dabei in Anwendung kommenden Manipulationen zu gedenken.
Zur Anstellung von Eeactionen in Flüssigkeiten benutzt man für gewöhnlich die Eeagensgläser; man fülle diese nur etwa zur Hälfte mit der zu untersuchenden Flüssigkeit, damit genügend Eaum für Zusatz von Eeagentien u. s. w. bleibt.
Verlangt die Vorschrift, dass die Eeaction in angesäuerten oder alkalisirten Flüssigkeiten vorzunehmen ist, dann überzeuge man sich durch Eintauchen von Lackmuspapier, ob die Flüssigkeit auch in der That nach Zusatz von Säure oder Alkali die verlangte Eeaction zeigt: bei Harnen, die sehr reich an kohlensauren Salzen sind und deshalb nach Säurezusatz stark aufbrausen, lasse man erst die Kohlensäureentwickelung vorüber, die man durch Erwärmen des Harns im Reagensglase oder auch in einer Porzellanschale und durch Umrühren mit dem Glasstabe fördern kann, ehe man die Eeaction desselben prüft.
Der Zusatz von Eeagentien geschehe in kleinen Mengen, tropfenweise; dabei halte man das Eeagensglas mit der zu untersuchenden Flüssigkeit gegen das Licht, damit man scharf beobachten kann, ob sofort oder erst aach geraumer Zeit ein stärkerer oder geringerer Niederschlag resp. Fällung entsteht.
Sind auch hier nur qualitative Untersuchungen vorgesehen und
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ist es deshalb nicht immer unbedingt nothwendig, eine vollständige Ausfällung der vorhandenen Körper durch hinlänglichen Zusatz der Eeagentien anzustreben, so kommen doch Fälle vor, wo dies nothwendig wird, z. B. bei Abschätzung des Kochsalzgehaltes des täglich entleerten Harns u. s. w.
Um sich in diesen Fällen Gewissheit darüber zu verschaffen, dass nach Zusatz des Eeagens volle Ausscheidung des betreifenden dadurch in unlösliche Verbindung übergeführten Stoffes erfolgt sei, lasse man den entstandenen Niederschlag vollständig auf den Boden des Glases sich absetzen; zu der klaren überstehenden Flüssigkeit lässt man dann einen Tropfen des Eeagens an der Wandung des Glases herablaufen und beobachtet, ob eine weitere Ausfällung oder doch Trübung erfolgt; oder noch sicherer: man pipettire eine geringe Menge der überstehenden klaren Flüssigkeit auf ein Uhrglas über und setze einen Tropfen des Eeagens hier dazu; bleibt die Flüssigkeit klar, auch unter Umständen nach Erwärmen des Uhrglases auf dem Wasserbade, so ist vollständige Ausfällung erfolgt. Durch Unterlage von gefärbtem Glanzpapier unter das Uhrglas wird die Beobachtung geschärft.
Volle Abscheidung und Trennung des abgeschiedenen, unlöslich gewordenen Körpers von den löslich gebliebenen wird aber ganz besonders dann nöthig, wenn entweder zwei Körper in einer Flüssigkeit vorhanden, die durch ein und dasselbe Eeagens gefällt werden (wie z. B. Eiweiss und Kochsalz), oder wenn man in ein und derselben Flüssigkeit auf das Vorhandensein zweier oder mehrerer Körper zu prüfen hat; dies wird durch Filtration erreicht. Nur durcb. das Filtriren ist man im Stande, Niederschläge von Flüssigkeiten vollständig und sicher zu trennen und dadurch klare und zu weiteren Untersuchungen geeignete Flüssigkeiten (Filtrate) zu gewinnen.
Zur Filtration bedient man sich Filter, aus Filtrirpapier gefertigt, welche in die Glastrichter eingelegt werden.
Behufs der Darstellung des Filters schneidet man vermittelst der Scheere nach kreisrunden Schablonen von starker Pappe oder Blech aus dem Filtrirpapier eine Kreisfläche aus, faltet diese im Durchmesser vierfach zusammen. Der Mittelpunkt, in welchem die vier Eadien sich einander berühren, bildet die Spitze des so ent-
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standenen vierwandigen Filters; mit drei übereinander liegenden Wandungen desselben fülle man die eine Hälfte, und mit der vierten Wandung die andere Hälfte des inneren Trichterraumes aus.
Das Pilter ist beim Gebrauche mit seinen Wandungen dicht an die Trichterwandurgen anzulegen, und wird mit Wasser vermittelst der Spritzflasehe durch und durch befeuchtet. Die Filter dürfen nicht über den Trichterrand herausragen; am besten ist es, wenn ihre Eadien mehrere Linien kleiner sind, als die des Trichters; die Schablonen zum Schneiden der Filter müssen der verschiedenen Triehtergrössen wegen verschiedene Grossen besitzen.
Die Trichter mit dem Filter werden beim Filtriren auf ein Filtrirgestell gestellt, welches ihnen eine sichere Lage giebt; zur Aufnahme des Filtrates ist ein Becherglas oder eine Porzellanschale unterzusetzen.
Kleine Trichter mit Filter kann man auch direct in die Hals-öffnung der Kölbchen oder in die Oefihung der Reagensgläser auf dem Gestell einsenken.
Das Aufgiessen der zu filtrirenden Flüssigkeiten muss behutsam geschehen, damit von dieser Nichts durch Herumspritzen verloren gehe oder die grösseren Filter durch schnelles, plötzliches, stoss-weises Aufgiessen von grossen Mengen der Flüssigkeiten nicht zer-reissen.
Am besten giesst man an einem senkrecht angelegten Glasstabe aus nicht allzuweit angefüllten Gefässen hinab, so dass die Flüssigkeit, am Glasstabe hinablaufend, unter sehr stumpfem Winkel etwa die Mitte, der Seitenwand des Filters trifft.
Sind die Niederschläge käsig, flockig, gelatinös oder krystalli-nisch, so filtriren sie meist gut, d. h. sie gehen nicht mit durch das Filter hindurch und trüben das Filtrat nicht.
Bei feinpulverigen Niederschlägen ist dies aber leicht der Fall; um auch hier klare Filtrate zu erhalten, muss man derartige Niederschläge vor der Filtration gut absetzen lassen (auch wohl kochen und dann absetzen lassen); hierauf die klare überstehende Flüssigkeit auf das Filter geben, vollständig ablaufen lassen, zuletzt den Niederschlag. Mit gutem Erfolg kann man auch zuweilen zwei Filter übereinander gelegt verwenden.
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Es giebt Flüssigkeiten, die ausserordentlich schwierig und langsam filtriren; man kann sicli dann helfen damit, dass man das Filter nicht aus feinem Filtrirpapier, sondern aus grobem, leicht durchlässigen schneidet.
Es empfiehlt sich, bei derartigen schwer filtrirbaren Flüssigkeiten die darin suspendirten unlöslichen Theile wennmöglich vollständig durch ruhiges Stehenlassen in cylindriseben Gefässen absetzen zu lassen und dann erst die überstehende Flüssigkeit aufs Filter zu geben.
Unter Umständen kann man auch die Flüssigkeiten durch Zusatz von destillirtem Wasser verdünnen und so filtrirbar machen.
Ist das Filtriren durch Papier absolut unmöglich, dann treten an Stelle der Filter Seihtücher; diese kommen bei den vorliegenden Untersuchungen auch in Anwendung, um Flüssigkeiten vor der chemischen Untersuchung von groben Unreinigkeiten zu befreien und es werden dazu Tücher aus feinem Mousselin benutzt.
Das Auswaschen der auf dem Filter verbleibenden Niederschläge ist meist auch bei qualitativen Untersuchungen unerlässlich, damit durch das Waschen diejenigen Stoffe gelöst in das Filtrat kommen, welche nicht zum Niederschlag gehören und auf welche das Filtrat weiter chemisch untersucht werden soll.
Das Auswaschen geschieht in den Fällen, in welchen nichts Besonderes vorgeschrieben ist, mit destillirtem Wasser, welches vermittelst der bekannten Spritzflasche (Fig. 1) aufzuspritzen ist (durch Anwendung von heissem Wasser wird das Auswaschen oftmals sehr erleichtert).
Bevor man mit dem Waschen beginnt, lässt man die auf dem Filter befindliche Flüssigkeit vollständig ablaufen; der auf dem Filter bleibende Niederschlag soll das Filter nur zur Hälfte anfüllen; jetzt erst spritzt man Wasser in der Weise auf, dass der Wasserstrahl nicht zu heftig aufstösst, die Bänder des Filters gehörig trifft und den Niederschlag gut vertheilt.
Die aus dem Niederschlage durch Waschen zu entfernenden löslichen Stoffe sind dann vollständig ausgewaschen, wenn ein Tropfen des zuletzt ablaufenden Waschwassers, .auf einem Platinbleche langsam verdampft, keinen Kückstand hinterlässt.
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Die specielleren Erkennungsmittel dafür gehören in das Gebiet der quantitativen Analyse; ebenso das Trocknen, Wägen, Glühen der Niederschläge u. s. w., worüber Lehrbücher zur Ausführung quantitativer chemischer Untersuchungen nachzuschlagen sind.
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IV. Abtheilung.
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Blut.
Genauere Untersuchungen des Blutes kranker Thiere sind bis jetzt wenig gebräuchlich. Der Grund hierfür liegt in der häufigen Eesultatlosigkeit derselben, trotzdem aus dem klinischen Bilde auf eine Alteration des Blutes geschlossen werden muss. Dennoch dürfen die Untersuchungen nicht ganz vernachlässigt werden, da sie einerseits die Diagnose stützen, andrerseits über die Natur mancher Krankheiten erhellende Thatsachen liefern können. Mit häufiger ausgeführten Blutuntersuchungen werden in Zukunft auch unsere Kenntnisse über Veränderungen desselben zunehmen.
Die Gewinnung des zu untersuchenden Blutes ist sehr einfach. Zu einer Beurtheilung mit unbewaffnetem Auge und der wohl sehr selten in der Praxis ausführbaren chemischen Untersuchung ist ein kleiner Aderlass, ein sogenannter Probeaderlass, erforderlich. Circa 100 gr Blut werden in einem gläsernen, reinen Gefässe, einem Becherglas, im Nothfalle einem Trinkglase aufgefangen. Zur mikroskopischen Untersuchung genügt ein Tropfen. Man macht zu dem Zwecke mit der Lancette einen kleinen Stich oder mit dem Messer einen kleinen Schnitt in die vorher gründlich gereinigte Haut; bei grösseren Thieren am bequemsten am Halse, bei kleineren am Ohr, (die Stellen sind gleichgiltig). Vorheriges Eeiben der Hautstelle befördert den Blutaustritt. Mittelst der Spitze des benutzten Instru-
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ments trägt man den Bluttropfen auf einen Objecttrilger und bedeckt sofort mit dem Deckglase, ohne auf dasselbe zu drücken. Den Tropfen nehme man möglichst klein (von Stecknadelkopfgrösse), da an dicken Blutschichten die Durchmusterung der Formelemente schwer oder gar nicht möglieh ist. Sofortige Bedeckung ist deshalb nöthig, weil sonst sehr leicht eine Wasserverdunstung, und hierdurch bedingt, Formveränderungen der Blutkörperchen eintreten. In vielen Fällen erleichtert man sich die Untersuchung dadurch, dass man das Blut in einen Tropfen von indifferenter Flüssigkeit (bes. s/4 p/0 Kochsalzlösung), der schon vorher auf den Objectträger gebracht war, einträgt; die Elemente des Blutes werden dadurch mehr auseinander gerückt und lassen sich einzeln besser betrachten. Wasser darf nicht verwendet werden, da es die Blutkörperchen aufbläht und das Haemoglobin zur Auflösung bringt. In der Eegel kann man bei dieser Methode der Gewinnung nicht vermeiden, dass einzelne Epidermisschüppchen von der Haut sich dem Blute beimengen. Mit grösserer Vorsicht muss man deshalb zu Werke gehen, wenn das Blut auf das Vorhandensein fremder Körper, besonders von Bac-terien geprüft werden soll. Die betreffende Hautstelle wird dann zuerst von Haaren und anhaftenden Unreinigkeiten befreit; der Schnitt oder Stich tiefer gemacht, so dass eine grössere Quantität Blut, mehrere Tropfen, binnen Kurzem austreten, weshalb man auch geradezu oft wohl kleinere Hautvenen verletzt. Erst nachdem einige Tropfen abgeflossen sind, entnimmt man die Probe. Wenn man auch hiermit Verunreinigungen durch Hautschuppen etc. nicht absolut verhindern kann, so werden sie doch viel seltner gemacht.
Makroskopische Beurtheilung. Das frisch dem Körper entnommene Blut stellt eine heller (arteriell) oder dunkler (venös) roth gefärbte Flüssigkeit dar, von alkalischer Keaction. Das specifische Gewicht schwankt von 1042—1065. Das Blut ist undurchsichtig durch den Gehalt an geformten Bestandtheilen; man erkennt diese Undurchsichtigkeit am besten, wenn das Blut in dünnen Schichten an Glaswänden (z. B. der Eeagensgläser) haftet; es ähnelt dann dem Ueberzuge mit einer Deckfarbe. Lässt man das Blut in einem Ge-fasse ruhig stehen, so wird es zunächst gallertig und erstarrt endlich
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zu einer geleeartigen Masse, es gerinnt. Die Schnelligkeit des Gerinnens ist von verschiedenen bekannten Umständen abhängig.
Beim Pferde ist es eine normale Erscheinung, dass sich, bevor das Blut gerinnt, die Blutkörperchen senken, und auf diese Weise die oberste Schicht blutkörperchenfrei, also gelblich und dtirchscheinend wird. Diese Schicht, die sogenannte Speckhaut, enthält dann nur Faserstoff; ihre Bildung rührt her von der grösseren specifischen Schwere der Blutkörperchen gegenüber dem Plasma, in welchem sich jene senken und wird befördert durch das Aneinanderhaften derselben in Geldrollenform, wodurch die Differenz erhöht wird. Je langsamer die Gerinnung stattfindet, desto grosser ist diese Senkung, desto höher also die Speckhaut.
Die farblosen Blutkörperehen, specifisch leichter als die rothen, senken sich langsamer, man findet sie deshalb am zahlreichsten an der oberen Grenze des dunklen Blutkuchens zur Speckhaut.
Nach der Gerinnung nimmt die Consistenz des Blutkuchens zu, indem er sich zusammenzieht und dabei das gelbliche Serum, welches bei Pflanzenfressern stärker tingirt als bei Fleischfressern erscheint (Zimmermann), zum Theil auspresst.
Die Differenzen in dem physikalischen Verhalten des Blutes sind schon physiologisch so bedeutend, dass zu den pathologischen Verhältnissen eine scharfe Grenze zu ziehen unmöglich ist.
Am häufigsten sind die Farbenunterschiede. Die Intensität der Farbe ist abhängig von der Zahl der rothen Blutkörperchen; das Blut erscheint deshalb blasser d. h. färbt nicht so intensiv bei Verminderung derselben (Hydraemie, Anaemie.)
Die Nuance der Farbe ist abhängig einerseits von dem Sauerstoffgehalt des Blutes (die Verbindung desselben mit dem Blutfarbstoffe, Oxyhaemoglobin, erscheint hellroth gegenüber dem reducirten Haemoglobin), andrerseits von der Form der Blutkörperchen, welche durch Sauerstoff, durch Salze schrumpfen und concaver werden und als kleine Hohlspiegel wirkend, das Licht concentrirter zurückwerfen, umgekehrt durch COjj und quot;Wasserzusatz zu Kugeln aufblähen. Hieraus erklären sich die Unterschiede zwischen arteriellem und venösen Blute. Dunkel erscheint das Blut unter krankhaften Verhältnissen meist nur nach mangelhafter Sauerstoffzufuhr, übermässigem Verbrauch
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desselben und Kohlensäureüberladung, also bei Athemnoth, Erstickung, Fieber.
Eine besondere Farbennüance erhält das Blut bei Leukaemia. Durch die Anhäufung grösserer Mengen farbloser Blutkörperchen an der Oberfläche erhält dieselbe eine bläulich schillernde Farbe; je stärker jene Anhäufung, desto mehr tritt diese Farbennüance auch im ganzen Blute auf.
Die Undurchsichtigkeit des Blutes ist abhängig von dem Vorhandensein der Blutkörperchen. Auflösung derselben macht das Blut durchsichtig, „lackfarbenquot;, wiederum erkennbar, wenn man eine Glasplatte damit benetzt und bei durchfallendem Lichte betrachtet. Vollständig lackfarben wird das Blut bei Lebzeiten der Thiere nie, in geringerem Grade jedochbeiIcterus,Septicaeniie, Faulfieber derPferde, Uebermüdung. Geringere Grade solcher Auflösung offenbaren sich leichter durch die röthliche Färbung des Blutserums, aus dem zuweilen Blutkrystalle anschiessen (s. später).
Verhältnissmässig noch wenig sicher aufgeklärt sind die Verhältnisse der Gerinnbarkeit des Blutes bei Krankheiten. Vollständiger Mangel an Gerinnbarkeit findet sich bei hoher Athemnoth, überhetzten Thieren, septicaemischen Fiebern, Faulfieber, Milzbrand und in den letzten Stadien hoher Fieber sowie bei Vergiftungen durch Acria; langsame Gerinnung bei massigen Fällen der erwähnten Krankheiten.
Die Bildung einer Speckhaut wurde einem vermehrten Faserstoffgehalt zugeschrieben, ist jedoch davon unabhängig. Bei Pferden ist sie, wie erwähnt, normal, bei andern Thieren sehr selten und ein sehr inconstantes Symptom. So findet sie sich z. B. zuweileru bei Anaemie, bedingt durch die Differenz im specif. Gewicht zwischen Blutkörperchen und dem wässrigen Plasma.
Die Festigkeit des Blutkuchens differirt ungefähr unter gleichen Verhältnissen wie die Gerinnbarkeit überhaupt.
Das nach der Gerinnung ausgepresste Serum erscheint auch unter normalen Verhältnissen zuweilen getrübt und zwar einige Zeit nach der Verdauung, und bei säugenden Thieren (Henle), zuweilen intensiver gelb gefärbt durch Eintreten von Gallenfarbstoff ins Blut, röthlich durch gelöstes Haemoglobin, nach Auflösung rother Blutkörperchen, besonders bei Septicaemia.
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Die Bestimmung des specifischen Gewichtes geschieht um- ungenau durch Anwendung der Senkwage, da die schneie Gerinnung Fehler bedingt. Auch die Wägung bestimmter Volumina giebt ungenaue Eesultate durch die stets eingeschlossenen Luftblasen. Bis jetzt hat die Bestimmung wegen dieser Unsicherheit und der grossen normalen Schwankungen keinen diagnostischen Werth.
Chemische Untersuchungen des Blutes sind für den practischen Thierarzt unausführbar; sie können aber auch um so eher entbehrt werden, als dieselben in Bezug auf Krankheiten noch wenig Sicheres ergeben haben.
Am ehesten kommt noch in Betracht die Ermittelung der Eeaction des Blutes. Der rothen Farbe wegen, lässt sich die Eeaetion des Blutes durch einfaches Eintauchen von Lackmuspapierstreifen in dasselbe schwer unterscheiden.
Recht deutlich tritt die Eeaction hervor, wenn man auf breite Streifen von rothen und blauen Lackmuspapier einen Tropfen einer concentrirten neutral reagirenden Lösung von Kochsalz oder schwefelsauren Natron setzt; es entsteht ein runder, feuchter Flecken. Bringt man nun in die Mitte des Fleckes ein Tröpfchen Blut, so breiten sich die Blutkörperchen in dem feuchten Flecken nicht weit aus, dagegen dringen die gelösten Blutsalze nach dem farblos bleibenden Rande des feuchten Fleckes vor und zeigen hier deutliche Eeaction auf Lackmusfarben.
Die Eeaction darf nicht in mit Ammoniak geschwängerter Stallluft, z. B. in Pferdeställen, vorgenommen werden, weil in Folge des Ammoniakgehaltes der Luft der Eand des auf rothes Lackmuspapier gesetzten schwefelsauren Natron- oder Kochsalz - Tropfens sich blau färbt, also alkalische Eeaction zeigt. —
Bis jetzt ist die Eeaction des Blutes stets alkalisch gefunden worden; über die verschiedene Intensität derselben ist Nichts festgestellt.
Die quantitative Bestimmung des Haemoglobins, dessen Menge bei Krankheiten oft und nicht immer entsprechend der Zahl der Blutkörperehen vermindert erscheint, ist für die practische Untersuchung noch zu umständlich, trotzdem die chemische Analyse und quantitative Spectralanalyse (Vier or dt) durch einfachere colorime-
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trische Verfahren von Quincke (Vergleich mit Picrocarminlösungen verschiedener Intensität) und Bizzozero (Vergleich mit einem Musterglas bei verschiedener Dicke der verdünnten Blutschicht) ersetzt worden ist.
Die mikroskopische Untersuchung des Blutes erfordert stets
die Anwendung der stärkeren Systeme; hei derselben kommen in Betracht: die rothen, die farblosen Blutkörperchen, der sich ausscheidende Faserstoff, endlich die sonstigen Beimengungen.
1. Die rothen Blutkörperchen (Fig. 12) unsrer Haussäuge-thiere erscheinen als kreisrunde, biconcave, helle, durchsichtige, gelblich gefärbte Scheiben, von ziemlich gleichförmigem Ausmass; bei hoher Einstellung zeigen die Scheiben einen hellen Band und dunkles Centrum, bei tieferer dunklen Rand und helles Centrum. Von der Seite gesehen präsentiren sie sich in Achter- oder Bisquitform. Der Durchmesser der Blutkörperchen beträgt im Durchschnitt beim Pferde 0,0057 mm,. beim Rinde 0,006 mm, beim Schafe 0,005 mm, bei der Ziege 0,004 mm, beim Schwein 0,006 mm, beim Hunde 0,007 mm, bei der Katze 0,006 mm. Im gesunden und unverdünnten Blute zeigen die rothen Blutkörperehen stets die Neigung sich geldrollen-artig aneinanderzulegen.
Dieselben sind in ihrer Form sehr leicht veränderlich. Am häufigsten beobachtet man eine sternförmige Veränderung derselben — Stechapfelform (Fig. 12 b), wobei sie zackige Ränder und dunklere Höcker an der Oberfläche zeigen. Sie entsteht durch Wasserentziehung und wird deshalb
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leicht gesehen, wenn der Blutstropfen auch nur kurze Zeit ohne Bedeckung abdunsten konnte, ferner stets an den Rändern des mikroskopischen Objectes, und dann bei Zusatzconcentrirter Salz
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lösungen. Man muss sich daher zur Regel machen, den entnommenen Blutstropfen sofort mit dem Deck-
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er
Tlg. 12. Normales Blut vom Pferde. 1: 500.
a)nbsp; ohne Zusatz, Geldrollenbildnng,
b)nbsp; nach Eintrocknung am Rande, Flbrtnauascheidnng,
c)nbsp; nach Wasserzusatz,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lt;
d)nbsp; farblose Blutkörperchen (Lenkocyten).
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gläschen zu bedecken, stets nur die mittlere Eegion des Objectes zu untersuchen, und nur genau gemischte 1ji—10/0 neutrale Salzlösungen (0,6 gr. auf 100 Cc. H^O, Welker) zur Verdünnung zu verwenden. Umgekehrt werden die Blutkörperchen grosser und kugelig, förmüch aufgebläht (Fig. 12 c) durch Wassereintritt, wenn Wasser oder zu dünne Salzlösungen zur Verdünnung benutzt werden; schliesslich werden sie durch Abgabe des Haemoglobins ganz farblos und scheinen zu verschwinden, doch ist das zurückbleibende Sroma durch Jodzusatz wieder wahrnehmbar zu machen; Zur Vermeidung von Irrthümem kann die Beachtung dieser leichten Veränderlichkeit nicht genug betont werden. Der Anfänger muss geradezu diese Veränderungen an gesundem Blute nach diesen verschiedenen Einwirkungen studiren.
Pathologische Veränderungen der rothen Blutkörperchen sind zwar mannigfach beobachtet, für die Diagnostik bis jetzt jedoch nur beschränkt verwendet worden. Eine Verminderung der Zahl der rothen Blutkörperchen kommt bei Anaemie vor und ist zuweilen bedeutend (1/4—1/io); in hochgradigen Fällen ist dieselbe leicht durch Vergleich mit gesundem Blute festzustellen. Geringgradigere Fälle erfordern Zählungen, zu deren Ausführung besondere (für practische Zwecke entbehrliche) Apparate von Malassez, Hayem, sowie von Thoma (hei Zeiss) construirt worden sind.
Veränderungen der Grrösse und Gestalt derBlutkörperchen (Poikalocythose) sind namentlich bei Anaemieen (traumatischen wie essentiellen) beobachtet. Häufig kommen kleinere, kuglige, intensiv gefärbte (Microcythen), seltner grössere (Megalobla sten), zuweilen (bei Leukaemie) kernhaltige, auch verzerrte (krug- oder flaschenförmige) rothe Blutkörperchen vor, über deren Bedeutung jedoch durchaus noch keine Klarheit vorhegt. Microcythen scheinen namentlich mit vermehrter Bildung von Blutkörperchen, also nach starken Blutverlusten, in der Reconvalescenz von schweren Krankheiten aufzutreten. Bei hohen Fiebern, bei Septicaemie und typho-iden Leiden erscheinen oft die Blutkörperchen etwas gequollen, gering getrübt und haben ihre Neigung zur Geldrollenbildung verloren, sind klebriger und liegen deshalb in unregelmässigen Haufen zusammen. Bei den Influenzafällen der Pferde, welche mit starker Depression
Siedamgrotzky u. Hofmeister. Diagnostik. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4
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und Herzschwäche einhergehen, findet man diese Veränderung constant. Auch experimentell ist festgestellt worden (Manassein), dass bei septicämischen, traumatischen Fiebern, erhöhter Körperwärme, C02 einwirkung, die Blutkörperchen kleiner werden. Jedenfalls ist zur Beurtheilung der Schwere des Blutleidens der Mangel an Geldrollenbildung und die üngleichartigkeit der Blutkörperchen in Bezug auf Form, Grosse und Durchsichtigkeit massgebend^ je grosser diese Veränderungen, desto schwerer die Blutalteration.
Geschrumpfte rothe Blutkörperchen in der sogenannten Stechapfelform scheinen im Blute nach hohen Fiebern vorzukommen oder sich wenigstens sehr leicht nach der Entnahme des Blutes zu bilden. Vielleicht ist in diesen Fällen das Plasma in Folge des Fiebers concentrirter und wirkt in ähnlicher Weise schrumpfend resp. wasserentziehend wie concentrirtere Salzlösungen oder die Verdunstung am Rande des Präparates. Nur bei gleiehmässigem Vorkommen dieser zackigen Körperchen im vorsichtig und ohne Zusatz angefertigten Präparate kann man eine krankhafte Veränderung annehmen. Dass die Stechapfelform nicht durch Monaden (Hüter) bewirkt wird, beweist das Verschwinden derselben nach Wasserzusatz.
Auflösung der Blutkörperchen kommt vor bei Septicae-mie und bei Icterus, ist jedoch nur mit grosser Geduld bei letzterem zu beobachten, leichter aber aus dem Auftreten von Haemoglobin-krystallen (siehe später) zu erschliessen.
2. Die farblosen Blutkörperchen (Leukocyten) (siehe Fig 12 d) bilden helle, ungefärbte, weissliche Kugeln; in der Regel sind sie etwas grosser, als die rothen Blutkörperchen, zuweilen aber auch kleiner. Ihr Protoplasma, meist fein gekörnt, umschlissst einen grossen, zuweilen auch mehrere kleine Kerne und verdeckt sie; eine Membran ist nicht vorhanden, sondern die Oberfläche erscheint schwach höckerig. Sie bieten sowohl in Bezug auf Zahl als auf Beschaffenheit so erhebliche Differenzen dar, dass es schwer erscheint Normales vom Anormalen zu unterscheiden.
Es ist eine bekannte Thatsache, dass die farblosen Blutkörperchen normal in sehr geringer Zahl (1 : 300) im Blute vorkommen. Doch unterliegt dies vielfachen physiologischen Schwankungen, da ihre Zahl wächst, wenn Lymphe, besonders solche, welche viele Lymphdrüsen
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durchfloss, vermehrt ins Blut eingeführt wurde, so z. B. einige Zeit nach der Futteramp;ufnahme. Vermehrt sind sie auch während der Trächtigkeit. Die genaue Feststellung des Verhältnisses ist eine sehr' zeitraubende Untersuchung; sie geschieht durch das Zählen der im Gesichtsfelde vorhandenen farbigen und farblosen Blutkörperehen. Indem man dann aus 15 bis 20 Zählungen das Mittel herausnimmt, erhält man ein annähernd richtiges Verhältniss. Da jedoch das Gesichtsfeld zu gross ist und man oft Blutkörperchen übersähe oder doppelt zählen würde, muss dasselbe in kleinere Abtheilungen zerlegt werden. Dies erreicht man einmal und am schönsten, wenn man einen Objecttrüger verwendet, auf dem Vio Millimeter grosse Quadrate geritzt sind oder ein derartiges Glas als Ocularmikrometer benutzt. Da ein solches Objectmikrometer nicht überall zu haben, so kann man als Ersatz das gewöhnliche Ocularmikrometer benutzen und zählt die zwischen je 5 Linien vorkommenden Blutkörperchen und wiederholt dasselbe Experiment unter Verschiebung des Objectes. Wichtig ist, dass die Blutkörperchen nicht zu dicht liegen; man muss deshalb nur ein ganz kleines Tröpfchen verwenden, oder dasselbe mit Kochsalzlösung verdünnen. Bequem ist das Verfahren von Eichard-son, bei dem ein Bluttropfen von Stecknadelkopfgrösse auf einen Objectträger durch die Ecken eines schräg gehaltenen Deckglases zu einem langen, schmalen Streifen ausgezogen, getrocknet und dann durchgezählt wird.
Für die gewöhnlichen Untersuchungen sind diese Zählungen zu zeitraubend und man kommt dann schon nach kurzer Uebung zu brauchbaren Schätzungen, da es sich meist nur darum handelt, ob die farblosen Blutkörperchen überhaupt, ob sie schwach oder stark vermehrt erscheinen.
Das Protoplasma der farblosen Blutkörperchen ist in der Kegel ganz sehwach granulirt, zuweilen enthält es etwas grössere Körnchen, die durch stärkere Lichtbrechung sich hervorheben und dasselbe dunkler granulirt erscheinen lassen. Hin und wieder kommen einzelne noch schärfer sich abhebende Punkte vor, die man als Fetttröpfchen deuten muss. Sehr selten in normalem Blute, häufiger unter krankhaften Verhältnissen kommen ganz grobgranulirte Zellen
(Fig. 13b) vor; sie erscheinen schon bei oberflächlicher Betrachtung
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dunklerund enthalten in ilirem Protoplasma gehäuft stark lichtbrechende, meist kuglige Körnchen, welche nach Essigsäurezusatz nicht vergehen, vielmehr schärfer contourirt hervortreten; ebensowenig verschwinden sie nach Aetherzusatz, verblassen jedoch nach Zusatz von verdünnter Kalilauge. Wahrscheinlich deutet diese Beschaifenheit eine regressive Metamorphose an, welche dem baldigen Untergange vorher geht. Die Contractilität des Protoplasma, die Fähigkeit Portsätze auszutreiben und einzuziehen, sich einzuschnüren etc. kann man zuweilen bei Sommer- und Zimmertemperatur beobachten, sonst muss man einen heizbaren Objecttisch benutzen.
Die Kerne der farblosen Blutkörperchen sind normal nicht oder nur schwach zu erkennen. Nach Einwirkung von Wasser, besser noch nach Essigsäurezusatz treten sie jedoch schärfer contourirt hervor und dann erkennt man, dass meist nur ein, zuweilen aber auch mehrere (2—4 kleinere) Kerne vorkommen. Die frühere Auffassung derartiger mehrkerniger Blutkörperchen als Eiterkörperchen ist nicht statthaft.
Die krankhaften Abweichungen beziehen sich einerseits auf die Zahl, andrerseits auf das Aussehen der farblosen Blutkörperchen. Massig vermehrt erscheinen die Blutkörperchen während diffuser Entzündungen lymphgefässreicher Theile mit gleichzeitiger Vermehrung des Faserstoffes (Hyperino se); sodann während und mit der Eiterbildung in Abscessen, nach der Eröffnung derselben
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vermindern sie sich schnell. Ferner und auch etwas stärker in allen, Krankheiten, während welcher ein
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vermehrter Untergang farbiger Blutkörperchen stattfindet, so bei allen typhoiden Fiebern, bei Sep-ticaemie, Gelbsucht, Rotz etc. Diese
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im Ganzen vorübergehende Ver-
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Fig. 13. Blut eines rotzigen Pferdes
mit vermehrten (a), grob gekörnten
(b), farblosen Blutkörperchen und
Elementarkürnchen (c). 1 : 500.
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mehrung der farblosen Blutkörperchen wird nach Virc how als Lenk o-cytose bezeichnet; in vielen Fällen,
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besonders den zuletzt erwähnten, kleben dann die farblosen Blutkör-perchen zu mehreren (Fig. 13 a.) bis 10 und 15 zusammen und bilden
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unregelmässige Schollen, welche zwischen den Haufen farbiger Blutkörperchen liegen.
Stark vermehrt erscheinen endlich die farblosen Blutkörperchen neben gleichzeitiger Abnahme der rothen bei der Leukaemie. Das Verhältniss steigt dann bedeutend an, so dass 1 farbloses nur auf 15, 10, 3, selbst nur 1 rothes Blutkörperchen kommt. Die
#9632;
Annahme, dass grosse oder mehrkernige Leukocyten die lien ale (mit Milzhyperplasie einhergehende), kleine, oft nur aus einem Kern bestehende, die lymph oide Form der Leukaemie andeuten, ist nicht mehr ganz zutreifend, seitdem man auch eine medulläre Form der Leukaemie kennen gelernt hat. Grosse und grosskörnige Leukocyten neben kernhaltigen rothen Blutkörperchen würden für letztere sprechen.
Grobgekörnte farblose Blutkörperchen (körniger Zerfall) finden sich in der Kegel mit gleichzeitiger Vermehrung bei hohen Fiebern mit stark ausgeprägter Schwäche (Influenza), bei den typhoiden Fiebern. Ferner sind sie, wenigstens beim Pferde häufig, während lang andauernder Eiterungen (besonders Widerrüstschäden) oder Katarrhen (verdächtige Druse) und endlich bei herabgekommenen Thieren zu finden. Nach den Untersuchungen von Ehrlich, welcher das Verhalten dieser Leukocyten an aufgetrockneten und erhitzten Präparaten gegen verschiedene Farbstoffe studirte, sind die Körner ziemlich verschieden. Diagnostisch verwerthbar sollen die sogenannten eosinophilen Körner sein, welche eine grosse Tinctionsfähigkeit gegen saure Farbstoffe (Glycerin-Eosinlösung, angewendet wie pag. 28) zeigen und bei reichlichem Vorkommen eine beginnende Leukaemie von einer Leukocytose unterscheiden lassen sollen.
3. Von körperlichen Bestandtheilen wären noch zu erwähnen die sogenannten Elementarkörnchen oder Zerfallskörper. Es sind dies kleine Gebilde, die nur mit den stärksten Vergrösserungen deutlieh wahrzunehmen sind. Sie bilden runde oder eckige, farblose Körnchen von 0,001—0,002 mm Durchmesser, welche schwach lichtbrechend und nur selten mit schärferen Contouren versehen, sich wenig von der Umgebung abheben. Fast immer sind mehrere derselben durch eine feinkörnige Masse verklebt, so dass sie dann grössere und autfallendere Gruppen bilden. (Fig 13 c). Ebenso oft
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kleben derartige Scliollen an Gruppen von farblosen Blutkörperchen an. In ihrem Verhalten gegen Reagentien stimmen sie mit den oben beschriebenen Körnern der grob granulirten, farblosen Blutkörperchen überein. In Wasser quellen sie, nach Essigsäure werden sie blasser, zuweilen schärfer contourirt; nach Aetherzusatz bleiben sie unberührt, verschwinden aber nach Kalilaugenzusatz. Wahrscheinlich sind sie Elemente von verschiedener Bedeutung, denn jedenfalls gehören auch hierher die von Bizzozero im circulirenden, normalen Blute gefundenen Blutplättchen, deren kömige Umwandlung er mit der Faserstoffgerinnung in Zusammenhang gebracht hat. Am häufigsten scheinen sie Zerfallsproducte der farblosen Blutkörperchen und ihrer Kerne zu sein, da sie dann stets auftreten, wenn jene grob granulirten Blutkörperchen (s. oben) häufiger sind. Im normalen Blute unsrer Hausthiere, besonders der von uns häufiger untersuchten Pferde und Hunde fehlen sie fast immer.
4. In demPlasma des frisch aus den Gefässen entnommenen Blutes scheidet sich nach einiger Zeit der Faserstoff aus. Derselbe tritt in Form sehr zarter, gekörnter Pasern von unmessbarer Breite auf, die un-regelmässig wellig verlaufen, sich netzartig verbinden, und in ihre Maschen die Blutkörperchen einschliessen. (s. Fig. 12 b.) Zuweilen sind sie auch etwas breiter und verlaufen gestreckter. Durch verdünnte Essigsäure werden sie aufgehellt und verschwinden dem Auge. Abnormitäten in dem Auftreten des Faserstoffes sind bis jetzt nicht bekannt.
Das Serum als farblose oder schwach gelbliche Flüssigkeit bietet bei der mikroskopischen Untersuchung nichts Wahrnehmbares: Nur bei einigen Krankheiten, in denen eine Auflösung von Blutkörperchen stattfindet, kann es schwach röthlich gefärbt erscheinen. Die Färbung ist aber mikroskopisch nicht festzustellen. Dagegen empfiehlt sich zu beachten, ob Haemoglobinkrystalle aus dem Serum anschiessen. DieHaemoglobinkrystalle {Blutkrystalle,Haemato-globulin, Haematokrystallin) bilden bei unseren Hausthieren gleich-massig rothe, rhombische Prismen oder Tafeln (s. Fig. 14), welche in der Regel drusenartig zusammenliegen. Die Formen sind bei jeder Thierart etwas abweichend. Es liegt, ^.nahe, dass solche Krystalle von Haemoglobin dort anschiessen, wo eine Auflösung der Blut-
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#9632; körperchen stattgefunden hat, wenn das Präparat beim Liegen an Wassergehalt verliert. Diese Erscheinung wurde bis jetzt beobachtet beim Typhus der Pferde, beim Icterus und der Septicaemie der Hunde. Weitere Untersuchungen wären wünschenswerth.
Zum wirklichen Nachweise, dass die gefundenen Krystalle aus dem Haemoglobin haltenden Serum sich gebildet haben, gehört natürlich, dass das Blut ohne irgend welchen Zusatz untersucht wurde. Denn schon einfacher Wasserzusatz, noch mehr Chloroform und Aether genügen, um nach einiger Zeit auch im normalen Blute {besonders der Hunde) Krystalle von Haemoglobin zu erzeugen.
Die meiste Aufmerksamkeit und eine genaue kritische Beurtheilung erfordern die fremden geformten Bestandtheile, die bei einigen Krankheiten dem Blute beigemengt sind. Man kann nicht oft genug darauf hin-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;~ X^ä^
weisen, dass bei den gewöhnlichen Unter- Fig. 14. Haemogiobinkrystaiie suchungen Verunreinigungen des Blutes von au/ detm ^quot;V TZ ^T
0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; o onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;kranken Pferdes, b. eines an
der Haut aus nie vermieden werden können, septicaemie leidenden Hnndes. Ausser den früher erwähnten Körpern sind
es besonders Epidermiszellen, welchen kleine von Hauttalg herrührende Fetttröpfchen, sowie unbestimmbare kleinste Substanzen anhängen. Nur längere Erfahrung kann hier vor Irrthümem schützen; immer ist zu bedenken, dass das Zufällige einzeln, das Wesentliche überall und immer gefunden wird.
Fett in Form kleinster Kügelchen mit stark lichtbrechendem Inhalte wird nur selten im Blutserum beobachtet.- Sein Vorkommen ist ein physiologisches nach reichlicher Fettzufuhr durch den Chylus. So ist es besonders bei säugenden Thieren und nach Fettgenuss gefunden worden, zuweilen in solcher Menge, dass das Serum ein milchiges Aussehen gewann. Eine krankhafte Lipaemie ist bei Thieren nicht bekannt.
Krystalle von Cholestearin (siehe Eiter) und Tripelphos-phat (siehe Harn) finden sich zuweilen im Blute von Cadavem, nach Krankheiten, in denen Auflösung der Blutkörperchen und Neigung
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zur Zersetzung vorliegt (Septicaemie). ImBlute lebender Thiere wurden sie nicht gefunden.
Pigmentkörnchen und Schollen und zwar sowohl in den farblosen Blutkörperchen als auch frei im Plasma (Melanaemie) wurden bei Pferden beobachtet und zwar neben zahlreichen Melanosarkomen oder diffusen Pigmentinfiltrationen der Haut.
Die Untersuchung des Blutes auf das etwaige Vorhandensein von S chizomyceten geschieht bei starken Vergrösserungen entweder direct ohne jeden Zusatz in sehr dünner Schicht oder an getrockneten und gefärbten Präparaten. Letztere stellt man in der pag. 28 beschriebenen Weise her, färbt sie mit Methylenblau oder Gentianaviolett in wässriger Lösung und spült nach einigen Minuten mit der Spritzflasche ab. Letztere Methode ist ersterer bei Weitem vorzuziehen, wenn auch hier Täuschungen leicht unterlaufen. Namentlich kommen Verwechslungen von zufällig beigemengten Körperchen, Fetttröpfchen, Elementarkörperchen etc. mit Micrococcen, seltner mit Bacterien vor. Gleichmässige Vertheilung, gleichmässiges Ausmass und sonstiges Verhalten, im Nothfalle Widerstandsfähigkeit gegen Alkalien muss als Bedingung für ihren Nachweis gefordert werden.
Das Vorkommen von Bacterien im normalen Blute lebender Thiere wird zwar mehrfach behauptet, von den meisten Autoren jedoch bestritten; dagegen treten sehr bald nach dem Tode Schizomy-ceten im Blute namentlich der grösseren Hinterleibsgefässe auf, welche vom Magen-Darmrohre hineingelangten; um so schneller, je früher die Päulniss anhebt. Aber selbst bei Krankheiten scheinen Batterien durchaus nicht so häufig vorzukommen, wie man gemeinhin glaubt. Wenigstens im kreisenden Blute ist der Nachweis nur selten und oft nicht einwandsfrei gelungen. Das strömende Blut im lebenden Organismus scheint überhaupt nicht der günstigste Boden für Bacterienentwicklung zu sein, denn bei den Krankheiten, wo wirklich Micrococcen etc. darin vorkommen, findet man sie kurz nach dem Tode in viel grösserer Zahl in der Milz, in deren Pilterwerk der Blutlauf bedeutend verlangsamt wird, wo die fraglichen Körperchen deshalb auch leichter hängen bleiben.
Bei Krankheiten unsrer Hausthiere gelang der Nachweis von
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Bacterien im kreisenden Blute verhältnissmassig selten und sind deshalb weitere und häufige Untersuchungen wünschenswerth.
Am längsten bekannt und wohl am häufigsten untersucht sind die Milzbrandbacterien. (Bacillus
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anthracis Cohn. Bacterium anthraci-cum Bollinger. Pollendersche Körperchen.) Dieselben stellen schlanke, stäbchenförmige Gebilde (s. Fig. 15) von 0,007—0,012 mm Länge und kaum messbarer Breite dar; sie sind massig scharf contourirt, ihr Inhalt ist stärker
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lichtbrechend. Meist erscheinen sie grade,
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Fig. 15. Blut ans der Drosselvene
eines milzbrandkranken Kindes.
1 : 500.
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seltener stumpfwinkelig geknickt, höchst
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selten schwach. gebogen. Stets sind sie unbeweglich. In gefärbten Präparaten erkennt man leicht ihren Autbau aus kürzeren cylindrischen Gliedern.
Zu ihrem Nachweis genügt meist schon die einfache Untersuchung eines Bluttropfens (bei Cadavern aus der Milz zu entnehmen.) Um Verwechslungen mit Blutkrystallen, Pibrinausscheidungen etc. zu vermeiden (die früher mehrfach vorgekommen) genügt die Anwendung von Eeagentien: Wasser, Essigsäure und Alkalien, durch welche die Stäbchen nicht zerstört werden. Schwieriger ist ihre Unterscheidung im concreten Falle von andern Bacterien und Bacillen, die zuweilen, abgesehen von der meist vorhandenen Beweglichkeit, täuschend ähnlich sind. Hier liefert nun das oben erwähnte Färbungsverfahren ausreichende Anhaltspunkte, wie uns Koch gelehrt. Bei starken Vergrösserungen, besonders unter Anwendung des Abbe'schen Beleuchtungsapparates erkennt man, dass die Bacillen an den Enden nicht abgerundet, son
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dern abgestutzt sind. Die an den Enden eckigen, fest aneinander schliessenden Glieder
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sind nicht durch einfache Querlinien geschie-
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Fig. 1£. Milzbrandbacillen gefärbt. 1: 600.
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den, sondern die helle Trennungslinie zeigt eine schwache Verdickung, als ob das Stäbchen in regelmässigen Abständen mit helleren Punkten besetzt wäre. Durch diese Eigen-
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thümlichkeiten unterscheidet sich der Bacillus anthracis namentlich von einem Bacillus, der häufig im Cadaverblute noch vor dem Eintritte stinkender Fäulniss namentlich der Pfortader gefunden wird und wahrscheinlich aus dem Verdauungsschlauch in das Blut eintritt. Derselbe ist sonst sehr ähnlich (wenn auch weniger zart und dabei beweglich), zeigt aber nach Färbungen deutlich, dass seine Glieder an den Enden abgerundet und nur lose mit einander verbunden sind.
Fig. 17. Baciiien aus demnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Nicht immer und stets nur kurz vor dem
a aver n e, ge ar t. . . rji0(je g^ ^ Muzbrandbacillen im Blute le-lender Thiere vereinzelt nachzuweisen; leicht gelingt es im Blute der Cadaver, wo sie unter günstigen Bedingungen nach einiger Zeit selbst lang fadenförmig ausgewachsen und ovale glänzende Dauersporen enthaltend gefunden werden.
Ebenso sind sie leichter nachweisbar und in grösserer Zahl vorhanden in dem Serum der Milzbrandcarbunkeln, das sich deshalb zur Untersuchung am lebenden Thiere mehr eignet als Blut.
Uebrigens empfiehlt sich für den practischen Thierarzt in zweifelhaften Fällen ein Impfungsversuch auf Kaninchen. In eine kleine Hautwunde der Seitenbrust wird ein Tropfen des zweifelhaften Blutes eingestrichen. Wenn Milzbrand vorhanden, entwickelt sich nach 24 Stunden ein kleiner Karbunkel, in dessen Serum leicht Baetcrien nachweisbar sind Der Tod tritt in 36 Stunden bis 4 Tagen ein und sind dann in der Milz sicher die Milzbrand-baoterien resp. ihre Keime nachweisbar.
Bei dem Rauschbrande des Rindes hat Feser ebenfalls Stäbchenbacterien gefunden; dieselben waren kürzer (0,0025—0,01 mm l.J, dicker als Milzbrandbacterien und vor allen Dingen stark beweglich.
Ueber das Vorkommen von Schizomyceten im Blute bei andern Infectionskrankheiten der Hausthiere sind bis jetzt die Acten noch nicht geschlossen, da namentlich ihre isolirte Züchtung und erfolgreiche Rückimpfung noch nicht gelungen ist. Deshalb mag nur Folgendes erwähnt sein. Im Blute rinderpestkranker Thiere wurden Micrococcen gefunden von B e aj e (körnige Massen besonders in den Capülaren), Ballier, Klebs, Semmer.
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Im Blute wuthkranker Hunde und Pferde will Hallierund Semmer Micrococcen, Pasteur dagegen Diplococcen, gefunden haben.
Beim Typhus des Pferdes wurden von Zürn isolirte oder zusammenhängende stäbchenförmige Bacterien gefunden, die sich jedoch bei stärkeren Vergrösserungen als Mycothrixketten herausstellten.
Beim Eothlauf der Schweine sind die Untersuchungs-befunde noch sehr different. So wurden von Harms im Blutplasma, zuweilen auch in den ungefärbten Blutkörperchen Sporen, Sporenketten und schlauchförmige Fäden gefunden. Bellinger fand ebenfalls Kugel- und Stäbchenbacterien im Blute der dieser Krankheit erlegenen Schweinen, Klein bewegliche, sporenbildende Baeillen, Pasteur Diplococcen.
Bei Septicaemie wurden mehrfach bei Versuchsthieren (Kaninchen, Mäusen) Micrococcen, Bacterien verschiedener Art im Blute gefunden; bei Septicaemie der Hausthiere fehlen noch genaue Untersuchungen.
Bei der Hühnercholera fand Semmer und Pasteur constant Micrococcen.
Im menschlichen Blute wurden Kugelbacterien gefunden bei Septicaemie und Pyaemie (Eecklinghausen, Waldeyer, Hüter, Klebs, Orth, Birch - Hirschfeld), femer Spirochaete (Obermeier) bei Pebris recurrens.
Thierische Parasiten und zwar Rundwürmer sind mehrfach im Blute unsrer Hausthiere (Hund, Pferd, Esel, Schaf), fast stets aber erst nach dem Tode gefunden worden. Meist waren es nicht näher bestimmbare Embryonen; nur beim Hunde, bei dem sie überhaupt namentlich in Indien, China, Japan häufiger vorzukommen scheinen, fand man ausgebildete Formen nebst ihren Embryonen und zwar: Filaria immitis s. cordis canis (cJ 1,3, ^ 2,5 mm 1.) und Hae-motozoon subulatum Leisering ((J 1,2, o 2 mm, Embryonen 0,2 bis 0,25 mm 1.). Näheres siehe „Zürn, thierische Parasiten.quot;
Die Frage, ob eine Flüssigkeit Blut enthalte oder ob eine trockene Substanz eingetrocknetes Blut sei, ist in der Eegel durch das Mikroskop leicht zu lösen. Die erste Frage ist durch einfache mikroskopische Untersuchung der Flüssigkeit oder des Bodensatzes leicht zu beant-
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worten, da sich Blutkörperchen in den meisten thierischen Flüssigkeiten (Schleim, Eiter, Harn) intact erhalten.
Ist eine eingetrocknete Masse zu untersuchen, so kann man auf zweierlei Weise verfahren.
Man sucht zunächst nach Blutkörperchen. Zu dem Zwecke weicht man kleinere Massen, schon vom Deckgläschen bedeckt in indifferenter Flüssigkeit oder 33 0/0 Kalilauge auf; nach einer Viertel- bis halben Stunde kann man dann am Rande oft die characteristisehe Form der Blutkörperchen erkennen. Waren die Massen stark eingetrocknet, so gehen die Formen bei der Aufweichung leicht zu Grunde; zuweilen erhält man aber noch genügende, allerdings vorübergehende Bilder, wenn man zu dem fertig gemachten Präparate concentrirte Kalilauge setzt und die Ränder beobachtet; die Blutkörperchen i^-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^e quellen zunächst zu ihrer ursprünglichen Form auf
/ ''quot;'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; und sind dann zu erkennen. Der genauere Nach-
S xnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;jf weis, von welchem Thiere das Blut stammt, ist bei
raquo; ^Änbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; älteren Flecken selbstverständlich nicht zu erbringen,
fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; \ höchstens, dass es von einem Säugethiere mit runden
^^^ ^lt;' Blutkörperchen (gegenüber den elliptischen der ^ ^ r übrigen Thiere, sowie Kamel und Lama) stamme. F'g. is. Hacmatin-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2um chemisch mikroskopischen Nachweise sucht
krystalle nach dernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j. n /m • 1.
Teichmann'schen man salzsaure H ae m a ti nkr y s t a lie (ieicn-Probe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;mannsche Blutprobe) zu gewinnen. Von der zu
Pulver verriebenen Masse wird ein kleiner Theil oder auch einige mit Blut getränkte Fäden auf den Objectträger gebracht, ein kleiner Krystall Kochsalz, und mehrere Tropfen concentrirte Essigsäure (am besten Acid. acet. glaciale) hinzugesetzt und dann mit dem Deckgläschen bedeckt über der Spiritusflamme ein- oder zweimal vorsichtig bis zum Kochen (Blasenwerfen) der Essigsäure erwärmt. Nach dem Erkalten schiessen dann aus der schwärzlichen Flüssigkeit dunkelbraune bis schwarze Krystalle (Fig. 18) von characteristischer Form (rhombische Tafeln oder rhombische Prismen, die sehr häufig gekreuzt, seltner drusenartig zusammengelegt sind) an, welche bei stärkeren Vergrösserungen leicht wahrgenommen werden können. Die meisten Krystalle findet man in der Umgebung der Blutpartikelchen oder am Rande des Deckglases. Zuweilen ist ein
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erneutes Kochen mit Essigsäure notlrvvendig. Hat man grössere Mengen von Pulver, dann kann man das Kochen bequemer in einem Eeagensglase vornehmen und dann den sich bildenden schwarzbraunen Bodensatz untersuchen.
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V. Abtheilung.
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Milch.
Genauere Milchuntersuchungen erstrecken sich in der Eegel nur auf Kuhmilch. Zweck der Untersuchung kann sein: Fesstellung einer krankhaften Milchveränderung oder einer Milchfälschung (über letztere siehe Anhang).
Normale Kuhmilch ist eine schwachbläulich- bis gelblich weisse, undurchsichtige Flüssigkeit, von eigenthümlichem Geruch und schwach -süssem Geschmacke; sie zeigt neutrale, schwach alkalische, oder schwach saure oder amphotere Eeaction und ein
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specifisches Gewicht von 1,028—1,035 meist 1,030.
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Untersucht man einen Tropfen Milch unter
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dem Mikroskope, so bemerkt man, dass in
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einer vollständig durchsichtigen Flüssigkeit kleine
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Kügelchen, die Milchkügelchen (Fig. 19) sus-pendirt sind. Dieselben erscheinen verschieden B' ' c u=e c cn-gross, vom staubförmigen Punkte bis zum Durchmesser von 0,025 mm, die meisten halten jedoch 0,017 mm i. D. Sie sind scharf con-tourirt, am Rande dunkel, im Centrum hell, und bestehen aus Fetttropfen, denen man vielfach eine flüssige Protemhülle zuschreibt. Diese Milchkügelchen sind es, welche die Trübung und die Farbe der Milch bedingen; beim ruhigen Stehen steigen die grösseren an die Oberfläche und bilden den Rahm, die kleinern bleiben in der abgerahmten oder blauen Milqh. Ausser den Milchkügelchen bemerkt man mikroskopisch in frischer Milch fast Nichts, höchst selten eine
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Pflasterepithelzelle und Verunreinigungen; bei länger stehender Milch treten jedoch noch Bacterien und Pilze auf. Erstere in der ganzen Milch sind etweder kleine Kugelbacterien oder in saurer Milch Ba-cillen, später auch Bacterium termo; sie sind sehr verschieden. Nach Lister wird die Gerinnung der Milch durch Bacterium lactis (rundlich oval, einzeln oder in Ketten von 3 und mehr Gliedern mit leicht schaukelnder Bewegung) herbeigeführt. Die Pilze entwickeln sich in den obern Schichten des Rahms und bilden dort an einzelnen Stellen schliesslich förmliche Rasen. Sie bestehen aus lang gezogenen gegliederten Fäden, von denen an der Oberfläche selten Fruchtträger aufsteigen und Conidien tragen. Am häufigsten findet man Oidium lactis und Penicillium glaucum (siehe p. 23). Die chemischen Bestandtheile der Milch sind:
Wasser.
Case'l'n, ein Alkalialbuminat; wird nicht durch Kochen, wohl aber durch verdünnte Säuren und durch Labflüssigkeit (getrockneter Kälbermagen mit durch Essigsäure oder Molken angesäuerte Flüssigkeit ausgezogen), besonders beim Erwärmen, bei der natürlichen Gerinnung in Folge von Milchsäureentwicklung ausgefällt.
EiweiSS (Zieger) aus der vom Käse abfiltrirten Molke durch Kochen fällbar; nur in kleinen Mengen vorhanden. Fette (Butter) in Aether löslich.
Milchzucker in der Molke durch die Trommer'sche Probe (siehe Harn) nachzuweisen.
Salze und zwar phosphorsaurer Kalk, Magnesia, Natron, Chlor-. natrium und Kali, Spuren von phosph. Eisen etc.
Nach 12—20 stündigem Stehen findet sich in der Milch Pepton, hierauf sind die früher gefundenen Albuminoide (Lactoprotein, und Albuminose) zu beziehen.
Die quantitativen Verhältnisse der Kuhmilch ergiebt folgende Zusammenstellung nach Dietrich und König:
Wasser.......85,5—90,5 im Mittel 88,0 0/0
Proteinst. (Casein. Albumin) 2,0— 5,2 „ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,2 0/0
Butter.......1,5— 6,0 „ „ 4,0 0/0
Milchzucker .....3,6^:5,2 „ „ 4,0 %
Salze........0,7— 1,0 „ „ 0,8 0/0
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Qualitative Milchanalvse. Die Bestandtheile der Milch lassen sich in folgender Weise nachweisen:
Man verdampft auf dem Wasserbado eine beliebige Milchraenge in einer Schale; es entweicht das in der Milch enthaltene Wasser; setzt man das Verdampfen bis zum völligen Austreiben des Wassers fort, so enthält der Kückstand die organischen und anorganischen Bestandthcile der Milch im trockenen Zustande.
Durch Digestion und Extraction dieser Trockenmasse mit Aether, geht das Fett (die Butter) der Mich in den Aether über, weil nur das Fett, und kein anderer Bestandtheil der Milch in Aether löslich. Erhitzt man den nach der Entfettung in der Schale bleibenden Rückstand über einer Flamme, so tritt zunächst Verkohlung der in der Milch weiter enthaltenen organischen Bestandthcile, der Eiweissstoffo und der Zuckerstoffe ein und nach vollständigem Verbrennen dieser in der Glühhitze, bleiben dann die unver-brennliohen anorganischen Salze der Milch zurück.
Der speciellere Nachweis der Eiweissstoffo in der Milch wird dadurch erlangt, dass man eine Portion Milch im Becherglase stark mit Wasser verdünnt und unter fortwährendem Umrühren mit dem Glasstabe verdünnte Essigsäure tropfenweise so lange zusetzt, bis sich ein flockiger Niederschlag bildet. Dieser setzt sich allmälig zu Boden, er enthält den Kiiseslolf oder das Casein und die Butter der Milch: die überstehende klare Flüssigkeit ab-filtrirt und das Filtrat aufgekocht lässt das darin enthaltene Albumin coa-gulirt in Flocken ausfallen: in dem klaren Filtrat hiervon, den sauren Molken, ist der Milchzucker durch die unter Harn aufgeführte Trommer'sche Zuckerprobe nachzuweisen und die Salze: Phosphorsaure Erden, phosphorsaure Alkalien, Sulfate und Chloride durch Anstellung der ebenfalls unter Harn angegebenen Eeactionen.
Bemerkt sei, dass normale Milch nur Spuren von schwefelsauren Salzen enthält. (100 Milchasche 0,3 % S03.)
Lässt man Milch in einem offenen Gefässe ruhig stehen, so bildet sich durch Aufsteigen der grösseren Milchkügelchen an der Oberfläche eine weissgelbliche Rahm Schicht, unter welcher die Milch bläulich erscheint. Durch die allmälige Umwandlung des Milchzuckers in Milchsäure, wird das Casein gefällt und gerinnt zu lockenn Käse. Das Käsecoagulum zieht sich dann etwas zusammen und presst das Milcbserum, eine schwach opalescirende Flüssigkeit, aus.
Von der Milch abweichend verhält sich das Colostrum, d. h. diejenige Milch, welche zur Zeit der Geburt abgesondert wird und von da ab allmälig bis zu 8 Tagen in- normale Milch übergeht. Das Colostrum erscheint dickflüssiger, gelblich, schmeckt salzig, reagirt alkalisch und hat anfangs ein höheres spec. Gewicht (bis 1,061).
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Mikroskopisch beobachtet man neben Milchkügelchen von sehr ungleicher Grosse und oft aneinander klebend, vereinzelten Leu-kocyten und Plattenepithelien die sog. C olustrumkörperche n (Pig 20) d. h. granulirte Drüsenzellen von rundlicher oder unregel-mässiger, nicht scharf gezeichneter Form oder Trümmer derselben, welche in verschieden starkem Grade von dunklen Petttröpfehen durchsetzt sind. Aether löst die Petttröpfehen und macht die Colo-strumkörper matter; Essigsäure und Kalilauge lösen die Eiweiss-substanzen, so dass die Fetttröpfchen frei werden. Durch Jod werden die Körper gelb gefärbt. Je mehr das Colostrum der Milch ähnlich wird, desto mehr treten die Colostrumkörperchen fettig degenerirt auf, so dass sie zuletzt nur als Zusammenballungen von Milchkügelchen erscheinen. Sie nehmen von der Geburt an allmälig ab, kommen aber vereinzelt bis 3 Wochen
Fig. 30. Colostrum von der Kuhnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^i inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; • inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j.
zur zeit der Geburt; enthält nach derselben vor. Chemisch unter-Wiichkügeichen, Coiostrumkör- scheidet sich das Colostrum durch den
perehen und Epithelzellen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-, ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-laquo;. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -i -,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;n
bedeutenden Eiweissgehalt, so dass es schon beim Kochen gerinnt, während Casefn, Fett und besonders Zucker vermindert sind.
Stutonmilch ist weiss, undurchsichtig, sehr fett und süss, spec. Gew. 1,034—1,045.
Eselmilch weiss, süss; sp. Gew. 1,023—1,035.
Schafmilch ist dicklich, weiss, von eigenthümlichem Geruch und Geschmack; spec. Gew. 1,035—1,041.
Ziegenmilch erscheint weiss, fad, süsslich, eigenthiimlich riechend; sp Gew. 1,036.
Hundemilch ist ziemlich dicklich, soll beim Erwärmen zuweüen fast breiartig werden oder vollkonimen gerinnen, beim Erkalten oft wieder dünnflüssig werden (Dumas, Bensch). Eeagirt alkalisch bei vegetabilischer, sauer bei animalischer Kost; sp. Gew. 1,033—1,036. Geschmack fade.
Die krankhaften Abweichungen der Milch treten entweder schon nach ihrer Entleerung oder erst einige Zeit später, während ihrer Aufbewahrung, hervor.
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Die Abnormitäten frischer Milch fallen in der Eegel schon ohne nähere Untersuchung auf.
Das Quantum wird, abgesehen von den bekannten physiologischen Schwankungen, vermindert bei allen erheblicheren Allgemeinleiden, Verdauungsstörungen und Eutererkrankungen, in letzteren Fällen mit bedeutenden qualitativen Abweichungen. Bei den erst erwähnten Leiden deutet die bläulichweisse Farbe den geringeren Stoff- und grösseren Wassergehalt an. Gelbe und röthliche Färbung sind nur selten durch den Uebergang von Farbstoffen (Safran, Rheum, Galium, Krapp) in die Milch bedingt; die Farbe ist dann eine gleichmässige und wird durch Kochen nicht verändert. Meist sind jene Farben Krankheitserscheinung und bedingt durch Uebertritt von Blutbestandtheilen; durch Kochen (Coagulirung und Zersetzung des Haemoglobins) werden derartige Farben in braune oder gelbbräunliche verändert. Die färbenden Blutbestandtheile sind leicht mit dem Mikroskope nachzuweisen, doch kann man auch ohne dasselbe oft schon ein Urtheil fällen.
Gleichmäs sige Rothfärbung der Milch aller Euterviertel, wobei Gerinnsel fehlen und sich nur allmälig ein rother Bodensatz senkt, wird durch den Gehalt an Blutkörperchen (oder Haemoglobin) bedingt, welche sich stetig und langsam der Milch beimengten. Sie deutet stets auf eine Allgemeinerkrankung und wird beobachtet bei Milzbrand, als Begleiterscheinung des Blutharnens und nach dem Genuss scharfer und harziger Mittel. Ungleichmäs sige Rothfärbung der Milch in Form von Streifen oder Gerinnseln, welche sich schnell zu Boden senken, und gewöhnlich auf einzelne Euterabtheilungen beschränkt, ist Folge eines heftigeren Blutaustritts bei Congestionen, Entzündungen, mechanischen Insulten des Euters.
Rein gel be Färbung des Milchdrüsensecretes geht stets einher mit dem Auftreten von fadenförmigen, häutigen oder klumpigen Gerinnseln, welche sich beim Stehen zu Boden senken, während die überstehende Flüssigkeit opalescirend und fadenziehend ist. Derartiges Secret stellt weniger Milch als ein durchgeschwitztes Blutplasma dar und kommt bei heftigen Congestionen und Entzündungen des Euters vor. Jene Veränderung, bei welcher die Milch dem Colostrum ähnlich wird, bedingtauch den mehr salzigen Geschmack. Bitter schmeckt
Siedamgrotzky u. Hofmeister, Diagnostik. 2, Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
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die Milcli nach Verabreichung von verdorbenem fauligen Putter und nach Verdauungs-, besonders Leberleiden.
Abnormer Geruch kann durch Uebergang von Eiechstoffen aus Futter und Arzneimitteln bedingt sein.
Die Veränderungen des spec. Gewichts sind wenig gekannt; Verringerung desselben findet sich bei wässriger, bläulicher, Vermehrung bei bluthaltiger oder Colostrum ähnlicher Milch.
Behufs der mikroskopischen Untersuchung entnimmt man mittelst eines Glasstabes ein Tröpfehen aus den mittleren oder besser noch aus den tiefsten Schichten der krankhaft veränderten Milch. Neben der nicht auffälligen Verminderung der Milchkügelchen ist die am häufigsten wahrnehmbare Veränderung die, dass in der Milch Co-lostrumkörperchen auftreten. Sie finden sich ebenso wie bei der physiologisch, zur Zeit der Geburt eintretenden Eutercongestion, auch pathologisch bei allen Reizzuständen des Euters, so dass aus ihrem Auftreten auf ein Localleiden der Milchdrüse geschlossen werden kann. Je grosser die Menge derselben lind je mehr sie den Drüsenzellen ähneln, d. h. gekörnt, nicht stark mit Eetttröpfchen durchsetzt erscheinen, desto heftiger die Affection. Je mehr sie fettig degenerirt und zerfallen sind, desto günstiger ist der Verlauf und desto eher die Eückkehr zur normalen Milchbildung zu erwarten.
Leicht wahrzunehmen sind femer die rothen Blutkörperchen selbst dann, wenn mikroskopisch nur die gesättigt gelbliche Farbe auffällt. Ihre Bedeutung siehe oben.
Weisse Blutkörperchen oder Eiterkörperchen (siehe Eiter) finden sich vereinzelt bei parenchymatösen Euterentzündungen, zahlreich und dann einen dicken Bodensatz bildend bei eitriger Einschmel-zung nach Entzündungen, bei Entleerung von Abscessen in Milchkanäle vor.
Die Käsegerinnsel, welche bei entzündlichen Affectionen der Milchdrüse eine gewöhnliche Erscheinung sind, treten mikroskopisch nur als structurlose, zügige Massen auf. Die dünnen weissen Häutchen, welche besonders zu Anfang jener Leiden vorkommen, bestehen aus Epithelialzellen der grössem Milchkanälchen, der Cysteme oder des Zitzenkanales, welche meist dem Pflasterepithel ähnlich zusammengelegt sind, einzeln aber kurz cylindrisch erscheinen.
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Dass unter Umständen Spaltpilze (Milzbrandbacillen Feser, Tuberkelbacillen Boiling er) in die Milcli übergehen können, ist zwar bekannt. Eine Untersuchung der Milch auf diese Bacillen zu praktischen Zwecken wird bei dem vereinzelten Vorkommen kaum zum. Ziele führen. Sie wäre in der Weise auszuführen, dass die in dünner Schicht auf ein Ohjectglas aufgetrocknete Milch zunächst durch Einlegen in Aether entfettet und sodann gefärbt würde (vergl. pag. 28 und Tuberkelbacillen).
Chemische Untersuchungen krankhaft veränderter Milch liegen einige wenige vor. Für den Thierarzt sind quantitative Analysen zu schwierig und zeitraubend und doch nur diese können Werth haben, denn nicht fremdartige Beimischungen sondern die Mengenverhältnisse der Milchbestandtheile characterisiren die Milch als normal oder abnorm. Meist beschränkt man sich auf Prüfung der Reaction und des Albumingehaltes.
Die Reaction normaler Milch wechselt zwischen schwach alkalischer, neutraler und schwach saurer; doch herrscht letetere vor. Schwach sauer soll sie meist nach Halmfutter, besonders nach Gras, sowie überhaupt im Sommer sein. Eine stärkere saure Reaction zeigt sich nach schlechtem Putter, hohen Fiebern, eine stärker alkalische beim sog. Sandigwerden der Milch, bei der sich schon im Euter kleine hirsekomgrosse Körper, aus phosphorsaurem und kohlensaurem Kalke bestehend, abscheiden.
Ferner ist leicht ein abnorm hoher Albumingehalt zu constatiren. Kocht man derartige, nicht zu stark sauer reagirende (frische) Milch, so gerinnt sie fast vollständig; doch muss man sich hüten, dieses Gerinnen mit dem zu verwechseln, welches nach stärkerer Säuerung der Milch z. B. im Sommer eintritt, sobald man die Milch erwärmt.
lieber krankhafte Milchveränderungen ist Folgendes bekannt:
Verminderung der festen Bestandtheile beobachtet man bei erheblichen Allgemein- und Verdaunngsleiden, acuten und chronischen Eutor-entzündungen.
Vermehrung des Albumins (wie im Colostrum) bei Eutercongesti-onen und Entzündungen.
Vermehrung des Kalkgehaltes ist (ausser der physiologischen Zunahme nach kalkreichem Futter (Leguminosen) und Getränk) bei Perlsucht
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und Knochenbrüchigkeit beobachtet' worden. Sie äussert sich hier und da durch Auftreten der Milchsterne und Concremente.
Obgleich man zuweilen aus dem Aussehen und der mangelhaften Con-sistenz auf Abänderungen des Caseins schliessen'kann, hat doch bis jetzt die Chemie derartige Veränderungen nicht nachgewiesen. Wahrscheinlich kommen auch noch andre unbekannte Stoffe in kranker Milch vor; so z. B. gelingt in dem kranken Product die Trommer'sche Probe selten scharf und prägnant. Ob in solchen Fällen Kroatin (welches notorisch die Zuckerprobe hemmt) oder ähnliche N haltige Zersetzungsproducte von Eiweisskörpern vorhanden sind, bleibt noch nachzuweisen. Dieselben treten ausser bei Euterentzündungen auch nach dem Verfüttern fauligen Putters und bei chronischen Verdauungsstörungen auf.
Quantitative Analysen wurden ausgeführt von Pürstenberg und ergaben
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Die bei andern Krankheiten,quot;Rinderpest, Maul- und Klauenseuche unternommenen Analysen haben, da vereinzelt, bis jetzt keinen Werth.
Ausser den erwähnten Abweichungen der frischen Milch sind noch eine Keihe von Milchfehlern bekannt, welche erst nach dem Aufstellen der Milch hervortreten.
Vorzeitiges Gerinnen beobachtet man bekanntlich normal nach schneller Säuerung, aber auch ohne auffallende Säurebildung (süsses Schlickern) krankhaft. Als Ursache wird mangelhafte Bildung des Case'in und des Milchzuckers vermuthet, ist aber bis jetzt nicht nachgewiesen.
Schleimige Beschaffenheit (lange, zähe Milch) ohne nachweisbares Euterleiden nimmt die Milch zuweilen einige Zeit nach der Entleerung an und ruft gesunder Milch zugesetzt auch in dieser die gleiche Veränderung hervor. Nach Schmidt-Mühlheim wird dieser Fehler durch ein organisirtes Ferment, einen kleinen runden Spaltpilz, einzeln oder in Kettenform vorkommend (D. 0,C01 mm)
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veranlasst, indem er aus Milchzucker eine dem Pflanzenschleime nahestehende Substanz abspaltet.
Faulige Zersetzung der Milch wird beobachtet in Folge von Unreinlichkeit, nach Verabreichung von verdorbenem Futter, von vermeintlich milchtreibendem, rohen, ranzigen Knochenmehl, Menschen-ham etc. Bei diesem Fehler wurden mikroskopisch Fäulnissbacte-rien gefunden, dagegen blieb die chemische Untersuchung ohne Eesultate. (Auch der durch Lab aus jener Milch bereitete (SchweizGr) Käse bläht durch starke Luftblasenbildung auf, berstet und zerfällt unter starker Schimmelbildung und Fäulniss.
Die blaue, gelbe, rothe Milch. Bei diesen bekanntenMileh-veränderungen wird der blaue, gelbe oder rothe Farbstoff (Anilinfarben nach Erdmann) aus dem Casem durch'ehromo gene Bac-terien, welche das Ferment darstellen, abgespalten. Bei der blauen Milch sind elliptisch geformte, an sich selbst farblose und lebhaft sich bewegende Bacterien (Bacterium eyneyaneum Schröter); bei der gelben eben solche, nur zahlreicher auftretende (Bacterium synxanthus Schröter); bei der rothen elliptische Bacteridien mit lebhafter Molecu-larbewegung (Bacteridium prodigiosum Schröter) die Ursache. Es ist demnach der Vorgang ein fermentativer, zu dessen Entstehung einerseits eine gewisse unbekannte Disposition der Milch (nach geilem Futter, starker Hitze, geringgradigen Verdauungsleiden), ein Ferment (an Gefässen, den Wänden der Milchkammern, an angespritzten Milchflecken haftend) und im untergeordneten Grade günstige Aussen-bedingungen (feuchtwarmer Aufenthalt) nothwendig sind.
Chemisch lässt sich an der ursprünglichen Milch keine Veränderung nachweisen. Der intensiv blaue Farbstoff haftet nicht am Käse, der sich durch Auswaschen fast entfärben lässt, sondern am Serum. Er wird durch Aetzkali und Aetznatron in Pfirsichroth, durch Ammoniak in Violett verwandelt, während durch Säuren die frühere Farbe wieder hergestellt wird. Bauchende Salpetersäure und Chlorwasser vernichten das Blau. Der gelbe Farbstoff wird durch Aetzkali und Aetznatron nicht verändert, durch kleine Mengen von Säuren entfärbt, doch kehrt die Farbe nach Zusatz von Alkalien zurück.
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VI. Abtheilung.
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Schleim.
Die Untersuchung des Schleimes resp. der aus den Schleimhautkanälen entleerten Producte bietet keine Schwierigkeiten und zuweilen diagnostisch gut verwerthbare Eesultate.
Die Gewinnung des Materials ist leicht, sie geschieht in der Eegel durch Abstreichen mit einem etumpfen Instrumente.
Im normalen Zustande sind alle Schleimhäute mit so geringen Mengen Schleim bedeckt, dass sie kaum zu genauen Untersuchungen genügen. Kur bei Steigerung der physiologischen Thätigkeit (im ßes-pirationsapparate bei Bewegung, im Genitalapp. bei Brünstigkeit, vor und nach der Geburt etc.) erhält man mehr Schleim, welcher mehr oder weniger dünn oder dickflüssig, fadenziehend, glasartig oder gleichmässig durchscheinend, geruch- und geschmacklos erscheint.
Von diesem physiologisch producirten Schleime ist kaum der im ersten Stadium einfacher Katarrhe zu trennen; nur ist er in der Regel dünnflüssig, fast farblos oder opalescirend. Im 2. Stadium der Katarrhe wird er dagegen stets dickflüssiger, trüber und so zuweilen .ganz weiss. Erheblichere Abweichungen dagegen zeigt der Schleim bei allen heftigeren Erkrankungen der Schleimhäute.
Die Farbe erscheint ganz weiss bei starkem Gehalt an Schleim-resp. Eiterkörperchen (chronischer Katarrh); gelblichweiss, gelb, bernsteingelb, rostfarben bis roth nach Beimischung von Blutbestand-theilen bei stärkeren Entzündungen; grünlich, bräunlich etc. durch Beimischung von Zersetzungsproducten oder Futterpartikelehen (Lungenbrand, Bräune); grau bei chronischen Lungenkatarrhen.
Dem Gehalte an körperlichen Bestandtheilen entsprechend ist der Schleim bald glasartig durchsichtig, bald durchscheinend, bald ganz undurchsichtig.
Ebenso wechselt die Consistent; dünnflüssiger, wässriger Schleim findet sich im ersten Stadium von Katarrhen und Entzün-
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düngen der Schleimhäute; dickflüssiger, zäher im 2. derselben; bei chronischen Katarrhen ist er dickflüssig, aber, weniger zusammenhängend, oft klümprig, namentlich bei Zurückhaltung in' Körperhöhlen. Ungleichmässige Consistenz in der Weise, dass dünn- und dickflüssige Züge mit einander gemischt sind, beobachtet man bei ungleichartiger Affection der Schleimhäute (Rotz). Beigemengte häutige Petzen deuten auf Croup oder Diphtherie.
Der Geruch ist nur bei Zersetzung organischer Massen abgeändert, und kann man so fauligen und cariösen Geruch unterscheiden.
Die Eeaktion ist fast immer alkalisch.
Behufs der mikroskopischen Untersuchung des Schleimes bringt man einen Tropfen auf den Objectträger (bei sehr zähem Schleime muss man ihn mit der Scheere abschneiden) und deckt ohne weitem Zusatz ein.
Normaler Schleim besteht aus einer amorphen Schleimmasse und geformten Körperchen. Erstere erscheint unter dem Mikroskope als eine homogene oder
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ganz schwach kömige Masse; im letzteren Falle liegen die kleinen, nicht scharf begrenzten und ungleich grossen Moleküle in blassen, parallel verlaufenden Streifen. Fügt man am Rande Essigsäure oder Alkohol hinzu, so wird das ge
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quollene Mucin, der Schleimstoff, welcher den wesentlichsten Bestand-
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Fig. 21. Schleim aus d. I. Stad. eines Nasenkatarrhs t. Pferd, a) normal, b) nach Zusatz von Essigsäure.
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theil ausmacht, niedergeschlagen. Schon dem unbewaffneten Auge zeigt sich hierdurch eine Trübung des Randes. Unter dem Mikroskope erscheinen dann zahlreiche, blasse oder kömige, parallel verlaufende Fäden von wechselnder Stärke oder selbst gestreifte Membranen (siehe Fig. 21b.)
Je zellenreicher der Schleim, desto mehr tritt die amorphe Schleimmasse zurück, und man erhält dann oft selbst nach Essigsäurezusatz keine oder ganz schwach fadige Niederschläge (z. B. bei sehr veralteten Katarrhen in dem eiterähnlichen Schleime). Das Mucin ist aber andererseits auch verringert bei heftigen entzünd-
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liehen Schleimhautaffectionen, mit fast wässrigem oder bluthaltigen Secrete. In beiden Fällen scheint die normalf Umwandlung der Epitlielien und der Schleimdrüsenzellen in Schleim gestört zu sein. Von geformten Bestandtheilen sind im Schleime stets Epithelien, Schleimkörperchen und deren Fragmente vorzufinden.
Die Epithelzellen sind je nach dem Orte der Entstehung des Schleimes, Platten-, Cylinder und' Flimmerepithel. Die ersten erscheinen als plattenförmig zusammengedrückte, grosse, unregelmässig polyedrische Zellen mit genaueren Contouren, homogenem Inhalte, der nur um den grossen blassen Kern herum etwas granulirt erscheint. Bei heftigeren Entzündungen mit lebhafterer Abstossung der Epithelien erscheinen sie entsprechend jünger, protoplasmareich, abgerundet. Die Cylinderzellen sind eylindrisch, kleiner, am obern freien Ende quer abgestutzt, nach unten mehr oder weniger zugespitzt. In ihren fein granulirten Protoplasma bemerkt man einen ovalen Kern. Die Flim-merepithelien (siehe Fig. 23) sind diesen ähnlich, nur tragen sie auf ihrer freien obern Fläche einen sehr zarten Wimperbesatz, der jedoch zuweilen abgestossen ist.
Im normalen Schleime erscheinen Epithelzellen nur ganz vereinzelt; vermehrt dagegen bei acuten Katarrhen im ersten Stadium und bei heftigeren Entzündungen, wo sie durch den Plasmastrom wahrscheinlich leicht abgeschwemmt werden und deshalb zuweilen in Fetzen zusammenhängend auftreten. Eine besondere diagnostische Bedeutung hat ihr Vorkommen nicht.
Plattenepithelien} finden sich auf der Conjunctiva, auf der Schleimhaut des Verdauungstractes bis zum Magen, des Naseneinganges, der Vagina,quot; Harnröhre, Blase und des Harnleiters.
Cylinderepithelien auf der Schleimhaut der rechten Magenhälfte, des Dunn- und Dickdarmes, und theilweise der Nasenhöhle.
Flimmerepithelien auf der Schleimhaut der Eespirationswege und der Nebenhöhlen (hier kürzer und weniger eylindrisch), ferner im Uterus.
Die Schleimkörperchen gleichen den farblosen Blutkörperchen so, dass eine Unterscheidung nicht gut möglich ist. Wie jene sind es kleinere, rundliche oder unregelmässig rundliche, nicht scharf begrenzte Zellen. Durch das schwachkörnige Protoplasma schimmert nur schwach ein excentrisch^gelegener, rundlicher Kern mit Kemkörperchen (oft auch mehrere Kerne) hindurch, welcher aber
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deutlicher nach Zusatz von Essigsäure hervortritt. Häufig findet man sie durch die Schleimzüge verzerrt in langgezogener Fora, (siehe Fig. 21) oder durch Auflösung aufgebläht, kaum begrenzt, nur der Kern mit unregelmässigem anhängenden Protoplasma bleibt.
Ihre Menge ist im normalen Sehleime eine geringe, ebenso im ersten Stadium einfacher Katarrhe. Dagegen finden sie sich im zweiten Stadium derselben und bei chronischen Katarrhen vermehrt, oft so stark, dass die intercelluläre Flüssigkeit fast zu fehlen scheint.
Mit zunehmender Zahl ändern sich dieSchleimkörperchen stets noch insofern, als ihre Grosse um ein Geringes abnimmt und in ihnen constant mehrere (2—6), kleine Kerne auftreten. Sie werden hierdurch denEiterkörperchen so ähnlich, dass man beide nicht unterscheiden kann.
Wenn derartiges eitrig-schleimiges Secret länger in Körperhöhlen zurückgehalten wurde z. B. bei chronischen Luftsack- und Kieferhöhlenentzündungen, katarrhalischen Pneumonien etc, dann findet man die Schleimkörperchen oft fettig degenerirt, das heisst mehr oder weniger mit dunklen Fetttröpfchen durchsetzt. Wie leicht denkbar kommen im Schleime stets auch Fragmente von Schleimkörper-c h e n als Elementarkömchen vor. Sie sind klein, unregelmässig geformt und granulirt und hellen sich nach Essigsäurezusatz auf. Ebenso häufig sind die durch Auflösung der Schleimkörperchen frei gewordenen Kerne.
Bei chronischen Katarrhen, besonders der Luftwege, findet man vereinzelt runde oder ovale granulirte Zellen von bedeutenderem Ausmass, so dass sie das Doppelte und Dreifache der Schleimkörperchen erreichen. Ob sie Drüsenzellen oder unfertige Epithelzellen sind, bleibt dahingestellt. Sie werden unter denselben Verhältnissen, wie die Schleimkörperchen, fettig degenerirt gefunden und fallen dann am meisten durch ihre dunkle Körnung (Körnchenzellen) auf. Zuweilen sind sie so von Fetttröpfchen durchsetzt, dass sie den Colostrumkörperehen ähnlich, nur eine Anhäufung zusammengeklebter Fettkügelchen darzustellen scheinen (Körnchenhaufen). Durch ihre Anwesenheit soll die graue Farbe derartig dicken Schleimes bedingt sein.
Die Hoffnung, dass man im Schleime durch das Mikroskop ausser den erwähnten Zellen noch andre Elemente nachweisen könne, welche
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durch charakteristische Formen eine sichere Diagnose ermöglichen, dass man also Rotz-, Tuberkel-, Krebszellen etc. im Schleime finden könne, hat sich nicht erfüllt.
Von Blutbes tandtheilen treten am häufigsten rothe Blutkörperchen auf. Sie verrathen sich oft schon durch die gelbliche Farbe des Schleimes und werden leicht als solche erkannt. In geringer Zahl und gleichmässig gemischt beobachtet man sie bei allen heftigeren entzündlichen Katarrhen (Druse, Gonorrhoe). Gehäuft, vorwiegend und selbst Geldrollenbildung zeigend finden sie sich im bernsteingelben Ausflusse bei croupösen Pneumonien.
Auch gelöstes Haemoglobin kommt im Nasenausfluss vor und krystallisirt bei Eintrocknung des Präparates am Rande in den characteristischen Formen aus (siehe Blut). Wahrscheinlich als Folge einer Auflösung ergossenen Blutes beobachtet man diese Erscheinung beim Typhus der Pferde und bei Fremdkörperpneumonie.
Seltner gelangen folgende Beimengungen zur Beobachtung. Crouphäutchen, schon makroskopisch erkennbar, erscheinen als ein schwachkömiges Netzwerk, zwischen dem zahlreiche Schleimkörper-chen liegen. Gewebsfetzen, von Neubildungen, Geschwüren in der Tiefe herrührend, lassen Bindegewebsfasern, Blutgefässe, Epithelbesatz leicht erkennen. Elastische Fasern (siehe Eiter), bei eitriger Auflösung von Gewebe frei geworden (Lungenbrand, Diphtheritis etc.), treten als scharf gezeichnete, netzartig verzweigte, wellige Fäden auf und zeichnen sich durch ihre Widerstandsfähigkeit gegen Reagentien aus.
Das meiste Interesse nehmen gegenwärtig die im Schleime vorkommenden Microorganismen in Anspruch. Allerdings ist dabei stets zu bedenken, dass in die nach aussen communicirenden Schleim-hautkanäle alle leicht verstäubenden Pilzsporen, Thallusfäden. Micro-coccen und Bacterien leicht eintreten und als Gelegenheitsparasiten in den Secreten erscheinen können ohne jede weitere Bedeutung. So findet man fast stets und ohne Weiteres die Sporen, auch Bruchstücke der Fäden der Rost- und Brandpilze; femer häufig Micrococcen und Bacterien, deren Nachweis durch das pag. 28 angegebene Färbungsverfahren erleichtert wird, namentlich als Begleiter von Zersetzungen.
Eine pathogene Bedeutung können wir derartigen Spaltpilzen
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wohl nur dann zugestehen, wenn sie entweder in charakteristischer Form auftreten oder sich durch ein bestimmtes Färbungsvermögen von andern auszeichnen. In dieser Beziehung sind ja in jüngerer Zeit wesentliche Erweiterungen unserer Kenntnisse eingetreten, namentlich bezüglich der Bacillen der Tuberculose und des Eotzes, deren Nachweisungsmethode aufzuführen, daher gerechtfertigt erscheint.
a) Tuberkelbacillen. (Fig. 22). Bekanntlich gelang es Koch durch Anwendung eines eigenthümlichen Färbungsverfahren (durch Zusatz von Kalilauge alkalisch gemachte Färbstofllösung) den Tuberkel-bacillus, der in neutralen und sauren Lösungen ungefärbt bleibt, nachzuweisen. An Stelle des ursprünglichen Koch'sehen Verfahrens wird gegenwärtig ein von Ehrlich modificirtes angewendet. Hierbei wird nicht Kalilauge zur Herstellung der alkalischen Farbstofflösung benutzt, sondern das Anilin (Anilinöl), eine schwach gelblich gefärbte ölartige Flüssigkeit, von welchem man sich eine gesättigte (circa 30/0) Lösung im Wasser durch Schütteln und nachträgliches Filtriren vorräthig hält. Da dieselbe bei längerem Stehen durch Oxydation sich trübt, ist sie öfters frisch herzustellen. In einer durch Zusatz einer concentrirten Lösung eines basischen Anilinfarbstoffes zum Anilinwasser hergestellten Farblösung färben sich die Tuberkelbacillen intensiv und behalten die Färbung auch nach Einwirkung verdünnter Mineralsäuren, in denen sich alle übrigen Schizomyceten entfärben. Die Ausführung dieser Färbungsmethode geschieht in folgender Weise, in der wesentlich den Anführungen von Johne gefolgt wird.
Von dem zu untersuchenden Schleime (auch Eiter etc.) wird ein ganz kleiner Theil auf ein Deckglas gebracht und dünn ausgebreitet, am besten durch Auflegen eines andern, dann wieder entfernten Deckglases. Nach Eintrocknung der Schicht zieht man das mit Pincette gefasste Deckglas (die bestrichene Seite nach oben) einige Male langsam durch eine Spiritusflamme. Hierauf folgt die Färbung. In ein Uhrschälchen mischt man 100 Theile Anilinwasser mit 12 Theilen einer concentrirten alkoholischen Lösung von Fuchsin (oder Hoff-mann'schen Violet oder andern) und lässt dann auf dieser Lösung, die bestrichene Seite nach unten, das Deckgläschen schwimmen. Eine
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vollkommene Färbung vollzieht sich erst in 24 Stunden, doch kann man die Zeit abkürzen durch Erwärmen entweder im Wärmschranke bei 40deg; C. auf ca. 30 Minuten oder über einer Spiritusflamme, bis die ersten leichten Dämpfe entstehen; im letzteren Falle lässt man noch 1—2 Minuten das Deckglas in der Farbstofflösung. Hierauf folgt die Entfärbung mit einer Mineralsäurelösung. Am besten verwendet man chemisch reine Salpetersäure mit Wasser 1 : 2, mit der man das Präparat bis zur ziemlichen Entfärbung (1/g — 1 Minute) abspült und dann in Alkohol bewegt, bis die letzte Spur der blauen oder rothen Farbe versehwunden ist. (Auch 4 0/0 Salpetersäure durch 10 Minuten oder 30 0/0 Salzsäure einige Minuten können verwendet werden.)
Damit ist die Färbung der Tuberkelbacillen vollendet, doch wird ihre Erkennung wesentlich erleichtert, wenn man den entfärbten Grund noch nachträglich mit einer Contrastfarbe (bei Fuchsin Methylenblau oder Malachitgrün, bei blauer Färbung Bismarekbraun) nachfärbt. Zu dem Zwecke giebt man auf die betreffende horizontal gehaltene Deckglasfläche einige Tropfen einer wässrigen Farbstofflösung (1 : 200), lässt sie einige Minuten einwirken und spült mit Wasser ab. Getrocknet wird es dann auf einen Objectträger mit einem Tropfen Canadabalsam gebracht.
Schnitte, deren Studium zunächst dem Anfäger zu empfehlen ist, werden in ähnlicher Weise behandelt. Aus einem frischen Tuberkel macht man sich einen feinen Schnitt mittelst eines Easir-messers. Derselbe wird dann wie oben gefärbt, in Salpetersäure und Alkohol bis zur vollständigen Entfärbung entfärbt, nachgefärbt in einer Contrastfarbe und nach nochmaligem Auswaschen in absoluten Alkohol, bis er keinen Farbstoff mehr abgiebt, in Nelkenöl aufgehellt und in Canadabalsam eingelegt.
Bei Untersuchung mit 400—500facher Vergrössemng oder bei Oelimmersion und bei Benutzung des Abbe'schen Condensor's treten dann die Tuberkelbacillen als roth oder blau gefärbte feine Stäbchen von 1ji — Vs Länge eines rothen Blutkörperchens zwischen den blauen bez. braunen übrigen Theilen deutlich hervor, zuweilen (namentlich im Sputum) im Stadium der'Sporenbildung, wobei selbst die ganze Länge aus einer Sporenreihe bestehen kann. Leider sind
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die Präparate in der Eegel nicht haltbar,nbsp; da sich die Bacillen nach einigen Wochen entfärben.
Verwechslungen sind bei der Färbungsmethode ausgeschlossen,
dagegen leicht möglich bei einfacher,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ „^ „
durch Zusatz von Kalilauge erleichterternbsp; nbsp; nbsp; nbsp; --v, ^ ^ \ ' quot;quot; )'^#9632;'
Untersuchung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-:'ffi: /#9632; v v^,''1 ^ ^
b) Rotzbacillus. Bezüglich desnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;# ^famp;^-iiMf .
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Nachweises der von Schütz undLöff- , . ,=^Ä;.'',v vquot;
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ler gefundenen Rotzbacillen ist eine lt;' --quot;^ quot;quot;' ' ~deg;~ Nachweisungs- bez. Färbungsmethode für rig. 22. Taberkeibaciiicn, gefärbt dieselben im Nasenschleime noch nicht in BronoWalsectete 1 : 700. bekannt, doch gelingt derselbe bei Untersuchung von Eotzknötchen nach folgender von Schütz angegebenen Methode.
Ein aus einem frischen Rotzknötchen angefertigter, feiner Schnitt wird in eine Mischung von Kalilauge (1 : 10,000) und concentrirter alkoholischer Methylenblaulösung Ta, gebracht. Nach 24 Stunden wird der Schnitt herausgenommen und mit Wasser, dem 4 Tropfen Essigsäure zugesetzt wurden, abgespült. Sodann wird der Schnitt zur Entwässerung je 5 Minuten zuerst in 500/0, dann in absoluten Alkohol eingelegt, in Cedernöl aufgehellt, in Canadabalsam eingebettet und bei offenem Condenser mit 400facher Vergrösserung, oder besonders bei vereinzeltem Vorkommen mit Oelimmersion untersucht. Die Bacillen erscheinen als feine gefärbte Stäbchen, ungefähr von der Grosse eines Tuberkelbacillus; oft zu zweien zusammenliegend.
c) Pneumoniecoccen.. Bei der Pneumonie des Menschen ist es in neuerer Zeit (Friedländer, Salvioli und Zäslein) gelungen, eigenthümliche Micrococcen in den Fibrin gerinnsein, Sputis und pleuritischen Exsudaten nachzuweisen und ihre pathogene Wirkung durch Züchtungen und Verim-pfungen darzuthun. Sie färben sich nach Auftrocknung der Sputa etc. in einer Lösung von Anilinwasser und Gentianaviolett; das Präparat kommt dann Vs Minute in Alkohol und wird mit Wasser abgespült. Von ovoider oder eUipsoider Gestalt unbeweglich, hegen sie meist zu zweien oder 3—4 in einer Kette an einander und sind von einer kapselartigen, bei Ketten gemeinschaftliche kapselartige Hülle (Mucin) eingeschlossen. Letztere fehlt im Sputum, da diese Hülle in Wasser, Alkalien und so auch im Speichel gelöst wird. Möglicherweise giebt diese Entdeckung die Anregung zu ähnlichen Untersuchungen bei den Pneumonieen unserer Hausthiere und bei der Lungenseuche,
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In chemischer Beziehung ist der Schleim noch wenig untersucht, besonders über die krankhaften Abweichungen fehlen uns genauere Kenntnisse. Der Schleim enthält viel Wasser, Mucin, Extractivstoffe und anorganische Salze, zuweilen auch etwas Albumin und Fett. Das Mucin, der Schleimstoff, als wesentlicher Bestand-theil des normalen Schleimes, ist in Wasser gequollen und bedingt die fadenziehende Beschaffenheit. Durch Kochen wird dasselbe nicht gefällt, wohl aber durch Essigsäurezusatz und zwar bei grösserem Gehalte selbst als Fäden in Form von Flocken, bei geringerem Gehalte als Trübung. Aehnlich wirken verdünnte Mineralsäuren und absoluter Alkohol in Ueberschuss, jedoch löst sich nach letzterer Fällung das Mucin bei Wasserzusatz wieder auf. In verdünnten Alkalien löst sich das Mucin, und verliert dadurch die Flüssigkeit, nachdem sie anfangs etwas zähflüssiger geworden ist, ihren schleimigen Character. Aehnlich, nur geringer, wirken Lösungen neutraler Salze, und daher mag es kommen, dass nach Wasserzusatz zu Schleim und der dadurch bedingten Entziehung der Alkalisalze der Schleim oft dickflüssiger und zäher wird.
Pathologisch treten grössere Mengen coagulirbarer Eiweissstoffe im Schleime auf und zwar dann, wenn vermehrte Schleim- resp. Eiterkörperchen vorkommen. Der (alsdann verdünnte) Schleim wird beim Kochen trüber, durch Essigsäurezusatz durchscheinender, weil in der Eegel gleichzeitig das Mucin an Menge abgenommen hat.
Im Speciellen mag bezüglich der Secrete der verschiedenen Schleimhäute Folgendes erwähnt sein.
1. Maul höhle. Im noimalen Zustande ist das Secret gering und in demselben ausser mehr oder weniger verhornten Platten-epithelzellen mit grossem Kerne, vereinzelte Schleimkörperchen und Micrococcen einzeln oder in langen dünnen, gradlinig oder gebogenen Fäden oft zu Bündeln vereinigten (Leptothrix buccalis) wahrzunehmen. Namentlich treten letztere zahlreich im Zahnbelag und im Zungenbelage (bei Maul-, Magenkatarrh etc. oft im Verein mit Bac-terien, auch Vibrionen etc.) hervor. Bei stärkerer Speichelabsonde-lung (Stomatitis, Angina etc.) sind neben den erwähnten Elementen, namentlich reichlicheren Kundzellen (Sehleim-, Speichelkörperchen oft kugelig aufgequollen, mit lebhafter Molcularbewegung), wohl auch
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rothe Blutkörperehen zugegen. Dass man in jedem Falle Putter-partikelchen in den verschiedensten Formen (vergl. pag. 18) wahrnimmt, ist selbstverständlich.
Besondere Bedeutung hat derSoorpilz, Oidium albicans. Derselbe findet sich in den weissliehen, häutigen oder gelblichen schmierigen Belägen der Maulschleimhaut bei Saugkälbern, welche an Maulschwämmchen leiden, nach Zürn auch bei den an der sporadischen Aphtenkrankheit leidenden Pferden und Bindern, und zwar in Ponn blasser, zarter, verzweigter, gegliederter Pilzfäden mit hellem durchsichtigen, nur an den Enden protoplasmatischen Inhalte zwischen den Epithelzellen, daneben zahlreiche runde oder ovale Sporen.
Der schmierige Belag der Geschwüre bei Maulfäule besteht fast nur aus Micrococcen und Bacterien. Auch im Blaseninhalte bei Maul- und Klauenseuche sind Micrococcen gefunden worden.
2. Der Nasenausfluss stammt entweder aus der Nase und ihren Nebenhöhlen oder aus Luftröhre und Lunge. Der eigentliche Lungenauswurf (Sputa) wird bei unsem Thieren in der Regel abgeschluckt und müssen wir deshalb bei der Beurtheilung, woher der Nasenausfluss stammt, die übrigen klinischen (Lokal-) Erscheinungen zu Eathe ziehen, die zuweilen eine genaue Entscheidung nicht gestatten.
a) Normaler Nasenschleim enthält spärliche Plattenepithel-zellen und Schleimkörperchen; im Anfangsstadium eines entzündlichen Katarrhes neben spärlichen Schleimkörperchen mehr oder weniger zahlreiche rothe Blutkörperchen, sowie Plimmerzellen, theils gut erhalten, theils zusammengeballt. Je dickflüssiger und undurchsichtiger das Seeret wird, desto mehr Schleimkörperchen treten auf. Stets sind neben einzelnen Micrococcen bei unsem Hausthieren die leicht verstäubenden Pilzsporen und Thallusfäden besonders der Rostund Brandpilze als zufällige Beimengungen zu finden, denen man keine Bedeutung beimessen kann.
Reichlicher Gehalt an rothen Blutkörperehen wird bei allen heftigeren entzündlichen Nasenkatarrhen (mit gelblich bis gelblich^ grünlichem Ausflusse) beobachtet; Blut in Substanz und anschiessende Haemoglobinkrystalle treten bei Blutungen (Typhus etc.) hervor. Crouphäutchen, Gewebsfetzen etc. siehe oben.
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Von specifischen Microorganismen sind im Nasenschleime bis jetzt nur Micrococcen bei der Staupe der Hunde gefunden worden (Semmer, Friedberger, Rabe). Sie liegen entweder in Haufen oder zu zweien oder auch zu vieren (sarcineartig) zusammen und sind durch Färbung (vergl. pag. 28) nachzuweisen. In durch Anilinöl alkalisch gemachter Fuchsinlösung färben sie sich nicht. — Der Nachweis von Rotzbacillen im Nasenschleime ist, soweit bis jetzt bekannt, leider noch nicht gelungen; hoffentlich wird bald eine diesbezügliche die Diagnose wesentlich erleichternde Methode gefunden.
Der meist schubweise austretende eitrige Schleim bei Katarrhen der Nebenhöhlen der Nase (Stirn- und Kieferhöhlenentzündung) kennzeichnet seine längere Stagnation und damit eingegangene Veränderung namentlich dadurch, dass die reichlichen Leukocyten, aus denen er fast ausschliesslich besteht, vielfach stärker und dunkler gekörnt (fettig degenerirt) sind, auch unregelmässig eckig und oft zusammengeklebt erscheinen. Nicht selten kommen dabei grössere, stärker fettig degenerirte Eundzellen vor.
Bei Angina ist der Nasenausfluss meist mit den verschiedensten schon makroskopisch erkennbaren Futterpartikelchen vermischt, doch können sie auch bei krankhaften Communicationen zwischen Maul- und Nasen-, bez. Eachenhöhle (Wolfsrachen, Zahnfistel nach den Kieferhöhlen, Gaumsegelperforationen) vorkommen.
b) Der Lungenausflu ss bietet grosse Verschiedenheiten dar. Bei den katarrhalischen Affectionen (Bronchitis, Bronchopneu-monie, chronischer Lungenkatarrh) verhält sich der oft etwas schaumige Ausfluss wie es bezüglich der ähnlichen Affectionen der Nasen' Schleimhaut erwähnt wurde. Nur verdient Erwähnung, dass man, besonders beim chronischen Lungenkatarrh, zwischen den Leukocyten (gewucherte Alveolarepithelien ?) runde oder oval granulirte Zellen von bedeutendem Ausmass findet, die an Grosse das Doppelte der Schleimkörperchen erreichen. Sie werden häufig fettig degenerirt gefunden und fallen dann durch ihre dunkle Körnung (Körn-chenzeilen) auf, zuweilen so stark, dass sie nur eine Anhäufung zusammengeklebter Fettkügelchen darzustellen scheinen (Kömchen-haufen).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; lt;
Die bernsteingelben bis rostrothen Ausflüsse aus
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#9632;der Nase bei eroupösen Lungenentzündungen der Pferde Terdanken ihre röthliche Farbe dem Vorkommen von Blutkörperchen und Haemoglobin. Bei einfacher croupöser Pneumonie (im Anschoppungsstadium) enthält der Ausfluss zahlreiche Blutkörperchen, oft in Geldrollen gehäuft, vereinzelte Flimmerepithelzellen und Schleim-körperchen, aber keine Bacterien; bei infectiöser Pneumonie (im ADSchoppungsstadium) Blutkörperchen, meist einzeln, selten in kleinen Oeldrollen, Flimmerepithel, Kugel- und vereinzelt Stäbchenbacterien. Bei Fremdkörperpneumonie (Figur 23) kommen Blutkörperchen nur ganz vereinzelt vor, dagegen scbiessen
Haemoglobinkrystalle beim Eintrocknen an; 1 #9632; -^ ^ ' '. l-$fk- Ä ausserdem finden sich Flimmerepithelzellen, 8 ^^fe^quot; ' ^alsB '#9632; ' Schleimkörperchen, massenhafte Kugelbacte- 1 8 ^V * • nquot; quot;ll ' rien, einzeln, zu zweien und in Zoogloea- \[- V^j quot;X raquo; ^s m häufen, Stäbchenbacterien und selbst Bacillus ' quot;W'^^'c .s^ quot;^ | •
subtilis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;..;%Nr ^ A- 'Vf
Seltenere Vorkommnisse sind: Gewebs- raquo; #9632;•Vv '.-';• 1 laquo; / stücke und elastische Fasern bei Lungenbrand Pig' ,3. Nn8en'ausfluss eines und Krystalle von Fettsäuren, Cholesterin etc. Pferde3 mit Fremdkörperpneu-
TT ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;tvt 1 •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;#9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; monie, enthält Flimmerepithel,
Ueber den JNachweis von Parasiten: weisse Blutkörper und Wimneiem und Embryonen bei Lungen-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bacterien.
wurmkrankheit, Tuberkelbacillen bei Tuberculose, fehlen bez. unsrer Hausthiere, genauere Mittheilungen.
3. Die Ausflüsse aus den weiblichen Genitalien sind ziemlich verschieden, je nach den zu Grunde liegenden Verhältnissen. Im Stadium der Brünstigkeit wird meist eine schleimige Flüssigkeit secernirt, welche neben Schleimkörperchen und Epithelien zuweilen Blutkörperchen enthält, namenthch bei Hunden. Im Vorbereitungs-stadium der Geburt enthält der aus dem Cervicalkanal stammende dicke, zähe Schleim reichlich Mucin, relativ wenig Schleimkörperchen. Die Lochien zeigen namenthch reichlicheren Gehalt an fettig dege-nerirten Uterusepithelien und Leukocyten, häufig freie Fetttropfen wie in der Milch; zuweilen sind sie bluthaltig (Hund).
Die übelriechenden, chocoladenförmigen Ausflüsse bei infectiöser Metritis und Vaginitis zeichnen sich neben Gehalt an weissen und rothen Blutkörperchen, verfetteten Epithelien durch das Vorhandensein
Siedamgrotzky 11. Hofmeister, Dlngnostik. 2. Anfl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ß
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von Microorganismen verschiedener Art (Micrococcen, Bacterium termo etc.) aus. Bei zurückgebliebener Nachgeburt nimmt man nicbt selten fettig degenirte Piacentarreste neben Microorganismen wahr. Beim weissen Fluss ist das Secret dem Eiter ähnlich, jedoch sind die Scbleimkörperchen meist fettig degenerirt, unregelmässig zu Gruppen zusammengesintert.
4. Aus den männlichen Genitalien ist das Trippersecret bei Hunden zu erwähnen. Dasselbe enthält fast nur Rundzellen, daneben Micrococcen, oft in Ketten vereint. Ob dieselben specifisch wie beim Menschen (Neisser), ist noch zu entscheiden.
Unter Umständen kann es von Wichtigkeit sein zu untersuchen, ob die Samenflüssigkeit männlicher Thiere (bes. von Hengsten) wirklich Samenfäden enthält, also befruchtungsfähig ist. Die Untersuchung des nach einem Begattungsact zu entnehmenden Materials (die aus der Harmöhre nachträglich abtropfende Flüssigkeit, Scheideninhalt) ist leicht; sie geschieht ohne weiteren Zusatz. Die Spermatozooen sind sehr leicht bei mittleren Vergrösserungen zu erkennen an dem birnförmigen platten Kopfe, dem ziemüch langen Schwänze und ihrer Beweglichkeit. Bei Azoospermie fehlen dieselben und das ejaculirte Secret besteht nur aus hyaliner gallertartiger Substanz mit blassen Körnchen (Prostatasecret.)
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VII. Abtheilung.
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Harn.
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Der Harn ist bei Krankheiten mannigfachen Veränderungen der physikalischen Eigenschaften und chemischen Zusammensetzung unterworfen, und zwar nicht nur bei Krankheiten des Harnapparates selbst (Nierencongestion, Entzündung etc.), beiquot; Störungen in der Circulation, welche auch den Blutlauf in den Nieren beeinflussen, (Herzfehler,
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Lungenverdichtungen), sondern auch bei allen erheblichen Allgemeinleiden und selbst bei Verdauungsleiden, in denen der Stoffwechsel Veränderungen erlitten hat.
Sicher ist, dass sich in keinem Secret der jeweilige Ernährungsund Kranheitszustand des Organismus so schnell und auffallend kund giebt, als im Harn. Eine Kenntniss dieser Veränderungen erlaubt daher oft weitgehende Eückschlüsse auf die Natur dieser Krankheiten und deshalb sind Harnuntersuchungen wichtige diagnostische Hilfsmittel. Die Untersuchungen, welche dem Thierarzte möglich sind, erstrecken sich auf die physikalischen Eigenschaften und den durch chemische Analyse und Mikroskop nachweisbaren Gehalt an normalen und abnormen Bestandtheilen. Bis jetzt wurden Harnuntersuchungen zu diagnostischen Zwecken nur wenig und meist nur an Thierarznei-schulen ausgeführt. Doch kann jeder Thierarzt derartige Untersuchungen ohne viel Zeitaufwand yornehmen, wenn auch nicht bei allen Patienten, so doch bei einzelnen werthvolleren oder bei solchen, bei denen Diagnose und Prognose sich schwer ermitteln lassen. Dies um so mehr, als die Harnuntersuchung in der Wohnung des Thierarztes vorgenommen werden kann, zu welchem Zwecke dann der Harn in Flaschen mitgenommen wird. Die Vortheile derartiger Untersuchungen werden Jedem klar, der nur einigemale ihren diagnostischen Werth in zweifelhaften Fällen kennen lernte. Am meisten sind Harnuntersuchungen angezeigt bei Krankheiten der Pferde, seltner der Binder und Hunde, bei den übrigen Thieren nur ganz ausnahmsweise.
Die Gewinnung des Harns macht nicht die Schwierigkeiten, welche man gemeinhin voraussetzt. Am einfachsten geschieht sie in der Weise, dass eine Person den Moment abwartet, in welchem sich das Thier zum Uriniren anstellt und den abgesetzten Harn in bereit gehaltenen Getässen auffängt. Zu letzteren benutzt man vortheilhaft weite Schüsseln, Gölten, Büchsen, tiefe Teller, welche weniger leicht ein Danebenlaufen des Harns gestatten. Die meisten ruhigeren Hausthie^ i lassen sich ein solches Auffangen gefallen, wenn sich die betreffende Person nicht zu unverhofft nähert. Bei Pferden, welche ja im Ganzen weniger oft uriniren, bedarf es allerdings manchmal einiger Geduld; weniger bei Bindern, welche in der Eegel
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kurze Zeit nach dem Aufstellen Harn absetzen. Aehnlich verhalten sieh Schafe. Hunde uriniren bald, nachdem sie aus dem Zimmer in's Freie geführt werden.
Dem Thierarzte stehen bei Pferden aber noch Hilfsmittel zu Gebote. Stuten führt man den kurzen Katheter in die Blase und gewinnt so schnell den Urin. Männliche Thiere können zum Uriniren gebracht werden, wenn man mit der Hand in den Mastdarm eingeht und auf die Blase langsam, aber stetig drückt, das Katheterisiren ist meist zu umständhch; für Krankenställe (in Thier-arzneischulen, Akademien, beim Militär und bei vielbeschäftigten Praktikern) kann für männliche Pferde der an unsrer Anstalt gebräuchliche, nach Angaben von Haubner gefertigte Harnbeutel empfohlen werden.
Ein solcher Harnsack (siehe Fig. 24) hat einen oval gebogenen, mit dem spitzen Ende nach vorn gerichteten Eing von starkem Eisendraht, der nach hinten etwas über die Fläche gebogen ist, zur Grundlage. Der Längsdurchmesser beträgt 32, der grösste Querdurchmesser 20 Ctm. An demselben ist nach unten ein schräg nach vom gerichteter, kegelförmiger Sack von 25 Ctm. Tiefe aus doppeltem und aussen getheerten Segeltuch (oder aus Leder, Gummi) befestigt. In der Lage wird der Sack erhalten durch 5 am Eisenringe befestigte Riemen; einer derselben mit Schleife und Sehnalle läuft vom vorderen Ende zum Deckengurt und umfasst ihn. 2 seithche Eiemen werden an den Flanken hinaufgeführt und über dem Eücken zusammengeschnallt oder an Oesen eines gewöhnliehen Schwanzriemens befestigt.quot; Die beiden hintersten Eiemen, welche unter Umständen ganz fehlen können, werden zur Seite der Sehwanzwurzel am Schwanzriemen befestigt. Pferde widersetzen sich nur selten dem Anlegen dieses Sackes und entleeren auch, oft nach stundenlangem Hängen ihren Harn anstandslos in diesen Sack. Eeinhaltung des Beutels ist natürlich sehr zu beachten. Zur Beurtheilung des gesammelten Urins wird derselbe am besten in ein Becherglas umgeschüttet.
Die sonst noch an physiologischen und landwirthschaftlichen Instituten gebräuchlichen complicirten Hamapparate sind für den Thierarzt nicht brauchbar.
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Die Gesammtmenge des binnen 24 Stunden entleerten Harnes aufzufangen, ist in der gewöhnlichen Praxis nicht gut zu ermöglichen, aber -auch zu diagnostischen Zwecken nicht nöthig.
Sowohl in Bezug auf physikalische Eigenschaften als auf
chemischen Gehalt bieten die Nierensecrete unsrer Hausthiere Verschiedenheiten dar.
Der Pferdeharn zeigt meist hellgelbe Farbe, wird aber.beim
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Pferd mit angelegtem Harnbeutel (nach Haubner).
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Stehen dunkelbraun, ist selten klar, meist trübe, lehmartig und sedi-mentirt beim Stehen. Ganz eigenthümlich ist ihm die schleimige, gallertartige, fadenziehende Consistenz. Geruch stark aromatisch, beim Stehen ammoniakalisch; Reaction alkalisch.
Rinder und Schafharn haben mit einander verglichen viel Aehnlichkeit. Von hellgelber bis dunkelbrauner Farbe sind sie meist klar und scheiden erst nach längerem Stehen ein Sediment ab. Der
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Geruch ist seltner aromatisch, mehrfach ganz indifferent. Consistenz leichtflüssig, Reaction: alkalisch.
Kälberham ist hellgelb, klar, sauer, geruchlos.
Der Harn der Schweine ist blassgelblich, klar von unangenehmem Geruch und meist alkalischer (bei Fleischkost saurer) Reaction.
Der Hunde harn ist von gelber bis gelbrother Farbe, klar, von unangenehmem (an Knoblauch erinnerndem, besonders nach Zusatz von Kalk oder Baryt und Erwärmen hervortretenden) Gerüche. Meist sauer, selten alkalisch.
Der Hauptbestandtheil des Harnes ist Wasser. In demselben sind gelöst organische und anorganische Stoffe.
Von ersteren sind die wichtigsten: Harnstoff, Harnsäure, Hippur-säure, in geringeren Mengen vorkommend Kreatin, Xanthin, Indican, Phenol, Brenzkatechin, frei und gebunden an Schwefelsäure als sogenannte Aetherschwefelsäure (Baumann und Salkowski), Hamfarb-stoffe, Schleim etc.
Von anorganischen Bestandtheilen sind erwähnenswerth die Chlormetalle (Nad, KC1., NH4C1.), die Phosphate von Natron, Kalk, Magnesia, Eisenoxyd; schwefelsaure und kohlensaure Alkalien; Kalk in Form von kohlensauren und Oxalsäuren Kalk.
Der Harn der einzelnen Thierarten unterscheidet sich im Gehalte wesentlich nach der Art der Nahrung. Pflanzenfresser enthalten anstatt der Harnsäure Hippursäure und von Salzen besonders kohlensaure Salze, während Pleischfresserharn Harnsäure, aber keine oder nur Spuren Hippursäure, und anstatt der kohlensauren bes. phosphorsaure Alkalien enthält. Eine eigenthümliche Säure besitzt nach -Liebig der Hundeharn, die Kynurensäure, die seither in andern Flüssigkeiten noch nicht nachgewiesen ist.
Näheres über die Zusammensetzung liefern die physiol. Lehrbücher.
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Beurtheilung des Harns ohne besondere Hilfsmittel.
1. Harnmenge. Eine Norm für die täglich von unsem Haus-thieren entleerte Urinmenge lässt sich nichkgeben, da dieselbe zu grossen Schwankungen unterworfen ist. Sie ist abhängig von der Wasser-
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zufuhr (durch wasserhaltiges Futter und Getränk) und von der Wasserabgabe auf andern Wegen; so vermindert sie sich auffallend bei starker Bewegung in trockner Luft, beim Schwitzen, beim Durchfall. Nach allgemeinen Annahmen beträgt die tägliche Harnmenge bei Pferden 4 — 6 kg, bei Bindern pro 500 kg Lebendgewicht 4—10 kg, bei Schafen '/^—l1/^ kg, ebensoviel bei Hunden.
Genaue Bestimmungen können bei Krankheitsuntersuchmigen entbehrt werden. Man begnügt sich meist mit Schätzungen, ob die Menge normal, spärlich, reichlich, übermässig ist.
Abgesehen von den oben erwähnten physiologischen Schwankungen, deren ursächliche Verhältnisse stets berücksichtigt werden müssen, kommen auffällige krankhafte Verminderungen der Harnmenge vor: bei übermässigen Ausscheidungen in andern Organen (Durchfälle, starke Schweisse, seröse Ergüsse), ferner bei allen heftigeren Fiebern (erst mit dem Naehlass des Fiebers steigt die Hammenge, oft ganz auffällig in kurzer Zeit, kritische Harnausscheidung), bei Herzschwäche und Sinken des Blutdruckes, nicht immer sehr prägnant bei passiver Nierenhyperaemie und parenchymatöser Nierenentzündung. Dagegen ist die Hammenge vermehrt in massigem Grade im Stadium der Abnahme der Fieber und der Reconvalescenz bei massigen Nierenreizungen, im Beginn der interstitiellen Nephritis, sehr auffallend bei der Harnruhr (Polyurie).
Die 24stündige Harnmenge betrug:
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bei einem Pferde, gefüttert mit Heu
„ Hafer, Heu Einde, „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Heu
„ Kleeheu
„ Mastfutter Schafe, „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Heu
„ Mastfutter
„ Rüben reichlich
., Kartoffeln NaCl. bis Hunde, „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Brod
„ Fleisch
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Den Einfluss der Getränkaufnahme (nach Kochsalzverabreichung) zeigt folgende Beobachtung:
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Seliafe nahmen Triinkwasser aufnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; und entieerten:
Ohne Kochsalzzugahe 1700 g Wasser 735 g Harn 5 gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2250 „ „ 1225 „ „
10 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2500 „ „ 1285 „ „
0 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1600 „ „ 980 „ „
Durch heftigen Durchfall wurde die Harnmenge eines Hammels auf 650 g gegenüber 1650 g der andern gesunden Thiere herabgesetzt.
Wie bedeutende Harnentleerungen bei der Harnruhr vorkommen, beweist eine Beobachtung von uns, dass ein Pferd stündlich 2,5 — 3 kg, in 12 Stunden über 30 kg entleerte und dieser Zustand dabei Wochenlanganhielt.
2. Die Farbe des Harnes unsrer Thiere ist eine gelbliche, welche bis zum Gelbbraun und Gelbroth hinüberspielt. Man beurtheilt sie am besten, wenn man den Urin in nicht zu weiten Gläsern oder beim Ausgiessen in dünnem Strahle beachtet. Die Farbe ist abhängig vom Vorhandensein verschiedener Harnfarbstoffe. Da man durch Verdünnung dunkler Harne mit Wasser die hellsten gelben Farben-nüancen erzeugen kann, so kann man aus der helleren oder dunkleren Farbe des Harnes im Allgemeinen auf den Wassergehalt resp. Gehalt an festen Stoffen schliessen.
In der Menschenheilkunde unterscheidet man blasse, normalgefärbte, hochgestellte und dunkle Urine; in der Thierheil-kunde blass-, hell-, stroh-, bernstein-, orange-, goldgelbe-, hell-, dunkel-, bierbraune, chokoladen-, missfarbige-, blutrothe Urine. Uebung erleichtert sehr bald die Bestimmung der Nuance.
Schon normal kommen grosse Verschiedenheiten in der Farbe-des Harnes vor. Die blasseren Farben sind bedingt durch den grösseren Wassergehalt nach reichlicher Getränkaufnahme, wässriger Nahrung etc., die dunkleren durch grösseren Stoffgehalt in Folge von concentrirter Nahrung, geringer Getränkaufnahme, starker Wasserabgabe auf andern Wegen, nach anhaltender Bewegung. Auch manche Futtermittel verursachen dunkle Färbungen, so reichhehe Mengen von Eapskuchen, Kleeheu, im stärksten Grade Bohnen- und Erbsenstroh. Femer werden gewisse Färbungen des Harnes durch Arzneimittel hervorgerufen: eine bräunliche bis tiefblutrothe (nach Zusatz von Mineralsäuren hellere) durch Verabreichung von Kheun, Senna ^
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eine kirschrotlie (bei alkalischer Reaction) nach Semen Cinae; nach Pix liquida, Carbolsäure etc. wird der anfangs normal gefärbte Harn beim Stehen an der Luft von oben nach unten zunehmend duukel-olivengrün bis schwarzgrün (durch Oxydation des aus der Carbolsäure im Körper entstehenden Hydrocliinon's, Baumann, Preusse).
Bei Krankheiten ist besonders zu unterscheiden, ob der Harn blos abweichende Nuancen der normalen Färbungen oder abnorme Färbungen zeigt.
Auffallend blasser Harn wird bei Harnruhr beobachtet; hellgelb (bei Fleischfressern gelbroth) erscheint er bei fieberhaften Krankheiten. Dunkelgelbe Farben werden zuweilen durch Gallenfarbstoff (siehe später) bedingt (Icterus, Lebererkrankungen, Darmkatarrh), ohne dass jedoch geringe Mengen des Pigmentes sich auffällig in der Pai'be äusserten.
Abnorme rothe Färbungen werden meist durch Blut- und Blutfarbstoff erzeugt; sind die Blutkörperchen unverändert im Urin enthalten, so erscheint er je nach der Menge derselben hell- bis dunkel-roth. Ist der Blutfarbstoff dagegen im Urin gelöst (schwarze Ham-winde) so entstehen mehr braunrothe Färbungen (dunkelbierbraun, bei gleichzeitig vorhandenen Sedimenten chocoladenähnliche Farbe). Bei Blutzersetzungen (Typhus der Pferde) scheinen bis jetzt unbekannte Farbstoffe, die sich vielleicht aus dem Farbstoff der zer-, fallenden Blutkörperchen bilden, eine orangegelbe bis dunkelbierbraune Harnfärbung zu verursachen.
Die Harnfarbstoffe besonders der Hausthiere, sind sehr ungenau gekannt. Im menschlichen Harne ist neben andern, zum Theil noch ungenau erforschten Farbstoffen (Urochrom und Uromelanin, Thudichum) das Urobilin (Hydro-bilirubin) ein constant vorkommender Farbstoff. Es bildet sich im Darme durch Reduction des Bilirubin und wird von dort aus resorbirt und mit dem Harne abgeschieden. Dasselbe findet sich vermehrt (neben Uroerjthrin) namentlich im Fieberbarn und scheint dabei seine Menge, da auch aus Haemoglobin Hydrobilirubin sich bilden kann (Hoppe-Seyler), einen Massstab für den Zerfall der rothen Blutkörperchen abgeben zu können.
Pferdeharn enthält kein Urobilin (Disque). Das beim Stehen eintretende Nachdunkeln des Pferdeharns wird nach Baumann durch die Oxydation des Brenzkatechins bewirkt.
Zuweilen färbt sich stehender Harn, besonders der Pferde und Rinder, am meisten nach eintretender Fäulniss oder Säurezusatz, an der Oberfläche,
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seltner im Sedimente blau. Diese blaue Färbung ist bedingt durch die Bildung vom Indigblau aus dem Indican. Letzteres bedingt keine Färbung des Harnes, kommt sogar in ganz hellem Harne vor, ist aber leicht nachweisbar (siehe später unter Harnanalyse).
3. Die Durchsichtigkeit des Harnes beurtheilt man am besten, wenn man ihn in durchsichtigem Glase gegen das Licht hält. Derselbe kann klar, schwach oder stark trübe, sedimendirend d. h. Bodensatz absetzend sein. Durch welche körperliche Substanzen die Trübung veranlasst wird, lässt sich mit blossem Auge nicht immer erkennen. Ist die Trübung durch krystallinische Substanzen oder durch Blutkörperchen bedingt, so sedimentirt der Harn, wenn er nicht zu schleimig, während andre organische, geformte Beimengungen sich meist nicht absetzen. Harncylinder erkennt man oft mit blossem Auge als kleine fadenförmige Beimengungen. (Näheres siehe Sedimente.)
iS'ormaliter ist der frisch gelassene Harn der Omnivoren und Camivoren klar; beim Schaf, der Ziege und Bind ebenfalls, dagegen beim Pferd oft schon beim Absetzen, besonders der letzten Portion, getrübt. Diese Trübung vermehrt sich binnen kurzer Zeit meist mit dem Erkalten beim Pferdeharn, aber auch im Einderharn tritt oft nach längerer Zeit eine Trübung ein. Dieselbe entsteht im Harne der grossen Pflanzenfresser durch die krystallinische Abscheidung der kohlensauren Erden. Die verschiedene Stärke in der Trübung ist wahrscheinlich abhängig von dem verschiedenen Gehalte an jenen Stoffen; beim Pferde bedingt ausserdem noch der längere Aufenthalt des Harnes in der Harnblase eine stärkere Trübung, so dass selbst die Sedimentirung bereits in der Blase beginnt und so der zuletzt, ausgepresste Urin am trübsten ist. Phlegmatische, selten urinirende Pferde zeigen trüberen Harn.
Krankhafter Weise kommen Trübungen bei allen Thiersn vor und sind dann meist Folgen von Erkrankungen des Harnapparates (siehe Sedimente) oder bei Hunden Folge fieberhafter Zustände durch Ausscheidung von Phosphaten.
Beim Pferde ist dagegen eine meist krankhafte Erscheinung, wenn sich der Harn nicht trübt; in der Regel ist er dann sauer und es fehlen die Carbonate. Das findet sich sowohl bei Säure in den ersten Wesen, als bei Fiebern.
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4.nbsp; nbsp;Die Consistenz des Harnes erkennt man beim Ausgiessen aus einem Gefösse. Die verschiedene Consistenz ist: dünn-dickflüssig, schleimig, gallertig, klümprig, fadenziehend; und abhängig vom Schleimgehalte.
Normal ist der Harn aller Hausthiere, des Pferdes ausgenommen, dünnflüssig (bei Kühen zuweilen schwachschleimig); beim Pferde dagegen dickflüssig bis gallertig, fadenziehend.
Diese allbekannte schleimige Beschaffenheit des Harnes, weiche mit dem Erkalten zunimmt und beim Kochen abnimmt, ist bedingt durch den von den Schleimdrüsen des Nierenbeckens abgesonderten Schleim, welcher sich dem Urin beimengt. Die normalen Schwankungen scheinen wesentlich von der Harnmenge abzuhängen; geringe Quantitäten sind dickflüssiger; je mehr Harn, desto mehr vertheilt sich der Schleim im Urin und desto dünnflüssiger wird er. Hunde zeigen zuweilen bei längerem Hungern dickflüssigen Harn (fast wie Oel. Bischoff u. Veit.)
Die krankhaften Abweichungen des Pferdehams in dieser Beziehung sind noch nicht genügend gekannt. Dünnflüssiger erscheint derselbe: bei acuten fieberhaften Zuständen, bei denen wie alle Secre-tionen auch die Schleimsecretion vermindert ist, im Beginn conges-tiver Nierenzustände, nach scharfen Diureticis, bei Harnruhr; dickflüssiger in der Krisis, nach längerer Anwendung besonders harziger Diuretica. Bei den übrigen Thieren ist eine schleimige Beschaffenheit des Urins meist Polge von katarrhalischen Zuständen in dem Hamapparate, besonders der Harnblase.
5.nbsp; Der jeder Thierart eigenthümliche Harngeruch ist von unbekannten Eiechstoffen abhängig. Die wenigen gekannten normalen Abweichungen bestehen darin, dass der Harn der Pferde nach Pleisch-mehlgenuss den Geruch des Menschenharns annimmt, der Hundeharn nach Leimfütterung leimähnlich riecht. Ammonikalischer Geruch des eben entleerten Urins deutet auf abnorme Umsetzungen des Harns in der Blase bei Blasenkatarrhen. Bekannt ist der Veilchengeruch des Harns nach Verabreichung von Terpentinöl.
6.nbsp; Das speeifische Gewicht des Harnes, d. h. das Verhältniss des Gewichtes eines bestimmten Volumen Harns zu einem gleichen des Wassers (1) kann nicht aus der Farbe, der Consistenz und Durch-
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sichtigkeit erschlossen werden, da dunkler, dickschleimiger, durch Blut oder Eiweiss getrübter Harn oft gar kein auffallend hohes spe-cifisches Gewicht zeigt. Nur sehr blasser und andrerseits sehr dunkler Urin lassen auf ein sehr niedriges, resp. hohes spec. Gewicht schliessen.
Vor der Bestimmung des spec. Gewichts empfiehlt es sich, den Hurn, welcher durch zufällig hinzugetretene Bestandtheile des Futters, durch Haare u. s. w. verunreinigt sein kann, durch ein mit Wasser angenetztes feines Seihtuch aus Musselin, Tüll etc. durchzuseihen. Damit ist er nicht nur für Abnahme des spec. Gewichts genügend vorbereitet, sondern auch für alle weiteren Untersuchungen.
Die Bestimmung des spec. Gewicht erfolgt:
1. Durch die Senk wage. (Harn wage, ver-Finbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gleiche Milchwage im Anhange). Dies Skalenaraeo-
meter (wenn für Harn bestimmt kurzweg Urometer genannt) ist eine gewöhnliche gläserne Senkwage mit Glascylinder, unten mit Quecksilber gefüllter Kugel,
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oben Glasröhrchen mit eingelegter Seala. Dieselbe wird in den auf 15deg; C. abgekühlten Harn eingesenkt und sinkt um so tiefer, je leichter der Harn ist;
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durch Ablesen des Theilstriches, bis zu dem das Instrument einsinkt, erkennt man das spec. Gewicht. Die Scaleneintheilung ist jedoch eine verschiedene. Bei Hellers Urometer ist die Scala von 0—8 eingetheilt und bedeutet jeder Grad 0,007 spec. Gewicht, so dass ein Harn, in dem die Senkwage bis-zu 4 einsänke, ein spec. Gewicht von 1,028 besässe. Diese Umrechnung ist beim Vogel'schen Urometer erspart. Von demselben benutzt man 2 Exemplare, das eine mit Skala von 1,00—1,02, das andere von 1,02—1,04 (Fig. 25); durch Ablesen des
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Fig. 25. Urometer nach Vogel.
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Theilstriches bis zu dem das Instrument einsinkt er-
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hält man sofort das spec. Gewicht. Das Vogelsche Urometer langt an und für sich blos zur Bestimmung eines spec. Gewichts bis #9632;iur Höhe1 von 1,040 aus: höhere spec. Gewichte von 1,05—1,08 lassen sich aber auch damit
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bestimmen, dazu ist mir die Verdünnung des betreffenden Harns mit destillirtem Wasser genau zur Hälfte erforderlich. Einen graduirten Cylinder, welcher in 100 CG. getheilt ist, füllt man genau bis 50 CC. mit dem Harn von hohen spec. Gewicht an: fügt genau 50 GG. aq. dest. hinzu und schüttelt gut um. Das eingesenkte ürometer zeigt die Verdünnung an und sinkt eventuell bis zum Theilstrich der Scala 1,025—1,040 oder den dazwischen liegenden '/j „ Theilstrichen ein. Durch Multiplication der letzten beiden Bruchstellen mit 2 erfährt man das ursprüngliche spec. Gewicht des Harns: also 1,025 X 2 = 1,050; 1,030 X 2 = 1,060 u. s. w.
Dass das Verfahren zulässig
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und richtig ist, beweist die Gontrol-Abnahme des spec. Gewichtes desselben Harnes vermittelst der spec. Gewichtswage von Mohr, welche zur Abnahme höchster spec. Gewichte in Flüssigkeiten ausreicht.
Bestimmung des sp. Gewichts
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durch die (Mohr'sehe) spec.
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Fig. 26. Mohr'sche spec. Gewichtswage.
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Gewichtswage für Harn*) (siehe Fig. 26). Die Wage hat einen Arm mit unveränderlichem Gewicht, dessen Endspitze beim Gleichgewicht genau auf eine Spitze am Gestell einsteht. Der andre Arm trägt ein gläsernes Senkthermometer als Gewicht, welches in den Ham, mit dem der beigefügte Glascylinder gefüllt ist, vollständig (nicht wie in der Abbildung #9632;wo der Eing der Deutlichkeit wegen über das Niveau hervorragt) eingesenkt wird. Die Ausgleichung des Gewichtes erfolgt durch Eeiter, welche dem in 1I10 Theile eingetheilten Wagebalken aufsetzt werden. Der grösste Reiter (a) am Ende eingehängt, giebt das spec. Gewicht 1,0, der zweite, von gleicher Grosse (b), auf die Theilstriche gehängt, die 1., der dritte kleinere, (c) die 2., der vierte kleinste (d) die 3. Decimalstelle des spec. Gewichts und der be-
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*) Zu beziehen: von Westphahl in Gelle, Prov. Hannover,
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treffende Tlieilstrich den Zähler an. Bei einem spec. Gewicht von 1,035, wie es die Abbildung zeigt, ist demnach zur Herstellung des Gleichgewichts nothwendig, dass a am Ende des Wagbalkens angehängt, c am dritten, d am fünften Theilstrich vom Unterstützungspunkte aus gerechnet, aufgesetzt wird.
Die rationellste Bestimmung des spec. Gewichts mittelst Pikno-meters, eines genau bemessenen Glasgefässes, in welchem Harn und auch Wasser gewogen wird, erfordert eine chemische Wage und ist für practische Bedürfnisse zu zeitraubend und auch entbehrlich.
Das spec. Gewicht des Harnes ist abhängig von dem Gehalte desselben an gelösten Bestandtheilen, so dass man aus demselben auf diesen Gehalt schliessen kann.
Selbstverständlich schwankt das spec. Gewicht des Harns schon normal in gewissen Grunzen. Wir fanden beim
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Die Schwankungen sind in weiterer Linie abhängig vom Wassergehalte des Futters, von der Getränkaufnahme, von der Abgabe des Wassers auf andern Wegen (Schweiss, Bewegung etc.) So ist z. B. das specifische Gewicht bei Grünfutter geringer, höher dagegen nach foreirter Bewegung.
Bei Krankheiten zeigt das spec. Gewicht allerdings mannich--fache Abänderungen; gewöhnlich verhält es sich aber, wie im normalen Zustande, umgekehrt proportional der Hammenge, so dass man bestimmte Schlüsse auf die vorliegende Krankheit nicht ziehen kann. Bei acuten fieberhaften Krankheiten findet sich vielfach, aber durchaus nicht contsant, etwas schwererer Harn; während der Krise ist derselbe oft trotz des trüben Aussehens von geringerem spec. Gewicht. Bei chronischen Krankheiten ist das spec. Gewicht meist etwas verringert.
Extrem niedriges spec. Gewicht (bis 1,002) findet sich neben bedeutender Harnmenge als wesentlichste und andauernde Krankheitserscheinung bei der Harnruhr der Pferde (Polyurie und Hydrurie).
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Normales oder höheres spec. Gewicht neben grosser Harnmenge erscheint bei der Zuckerharnruhr und veranlasst zur Untersuchung auf Zucker. Hohes spec. Gewicht bei normaler Harnmenge deutet auf abnorme Beimengungen, niedriges spec. Gewicht bei geringer Hammenge auf Zurückhaltung der Harnstofi'e in Folge von Nierendegeneration.
Beim Menschenharn ist es vielfach gebräuchlich aus dem spec. Gericht direct den Gehalt an Trockensubstanz auszurechnen, welcher mit dem analytisch bestimmten gut übereinstimmt*). Man multiplicirt zu dem Zwecke nach Trapp die beiden letzten Zahlen des auf 3 Stellen berechneten spie. Gewichtes mit 2, nach Häser die 3 letzten Zahlen des auf 4 Stellen berechneten spec. Gewichtes mit 0,233 und erhält dann den Trockongehalt in 1000 g Harn in g. Z. B. spec. Gewicht 1,020 Trockensubstanz 20x2 = 40 oder 200x0,233 = 46 6 g. Bei Thieren fehlen derartige Bestimniungen.
Das spec. Gewicht des Harns stellt dagegen in keiner Beziehung zu den Mengen des darin vorkommenden Harnstoffs, und das kann auch nicht sein, weil auf die Höhe desselben zwei Faktoren einwirken, der Gehalt des Harns an Harnstoff und anorganischen Salzen. Kann man auch im Allgemeinen sagen, dass, je speeifisch schwerer ein Harn ist, desto mehr ist in gleichen Mengen derselbe Harnstoff vorhanden, so ist es doch unmöglich, aus dem spec. Gewicht des Harns irgend eine genaue Angabe oder Formel für die entsprechenden Harnstoffgehalte aufzustellen, da die Salze neben dem Harnstoff von Einfluss auf das spec. Gewicht sind. Beispiele dafür:
spec.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Harnätoftmen^e im
Gewichtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2-l3tUnd.Harn i. g.
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der Kinderharn bei quot;Wiesenheufutter
„ Kleeheufutter
„ Mastfutter und zwar Protein darin in Zunahme a.
., „ „ b.
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1,042 1,043 1,043 1,030 1,037 1,034 1,037 1,066 1,060 1,063 1,045 1,046 1,054
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135
210
250
115
200
340
410 17,5 25,0 30,0 3,1 6,8
120,0 85,0
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der Schafharn
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raquo;raquo; raquo; •)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;c.
d.
bei Wiesenheufutter
,. Hafer und Heu
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„ Kartoffeln und Heu
„ Hüben und Heu der Pferdeharn hei Wiesenheufutter
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„ Heu-, Hafer-, Häckselfutter 1,039
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(die anorganischen Salze im Pferdeharn betragen beim Wiesenheufutter 140 g pro Tag und bei Hafer-, Heu-, Häckselfutter nur 100 g.
*) Neubauer, Aroh. f. wissenschft. Heilk. 5. 319. 1860.
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Beim Hunde beobachtete Bischoff und Veit, dass sich während des Hungerns das spec. Gewicht des Harns nicht ändert, aber der proeeniische Gehalt an Harnstoff; dieser nimmt allmälig ab, der prooentische und absolute Salzgehalt im Harn allmälig zu.
Bei Brodkost werden mehr Salze im Verhältniss zu den Eiweiss-stoffen eingeführt, als bei Fleischkost: das spec. Gewicht des Harns hat die nämliche Höhe, wie bei Fleischkost, da im Harn zwar weniger Harnstoff, aber mehr Salze enthalten sind.
Bei Brodfüttorung schied der Hund 22—51 g. bei Fleischfütterung 105 bis 155 g, nach 5 Hungertagen, am 6. Tage, 15 g Harnstoff pro Tag aus.
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Die chemische Untersuchung des Harns.
Aus früher erwähnten Gründen kann die Harnanalyse nur qualitativer Natur sein und sich nur auf die Untersuchung der wichtigsten normalen und anormalen Bestandtheile desselben erstrecken. Von den abnormen Bestandtheilen kommen hier in Betracht: Eiweiss, Gallenfarbstoffe, Gallensäure, Zucker u. s. w.
Zum Ersatz der quantitativen Analyse*) möchte eine vergleichende Abschätzung der Grosse der auftretenden Reactionen bei mehrtägiger Untersuchung ein und desselben Harns nach Augen-mass empfohlen werden, auf welche der untersuchende Arzt natur-gemäss von selbst gewiesen ist. Diese kann bei richtigem Verfahren und geübtem Auge zu einer sehr zutreffenden Beurtheilung des jeweiligen Standes der Krankheit führen. Wie man dabei am zweck-mässigsten verfuhrt, darüber sollen weiterhin einige Andeutungen gegeben werden.
Bei der vorzunehmenden Untersuchung des Harns empfiehlt es sich, den Gang der Untersuchung so einzuhalten, wie jetzt die damit anzustellenden Reactionen aufeinanderfolgend beschrieben sind. Es ist
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*) Botreffs der ausführlichen qualitativen und quantitativen Bestimmungen ist zu verweisen auf:
das Handbuch der physiologisch und pathologisch - chemischen
Analyse von Hoppe-Seyler. das Lehrbuch der theoretischen und praktischen Chemie von Feser. Anleitung zur Analyse des Harnk von Neubauer und Vogel,
umgearbeitet von Huppert. 1881. Die Lehre vom Harn von Salkowski und Leube. 1382.
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hierbei der Pierdeharn hauptsächlich ins Auge gefasst; sofern von Binder-, Schaf-, Hundeham u. s. w. die Eede sein wird, ist dies ausdrücklich hervorgehoben.
Nachdem zunächst Farbe, Durchsichtigkeit, Consistenz, Geruch, spec. Gewicht notirt, wird die Reaction des Harns bestimmt.
Die Reaction des Harns.
Die Eeaction lässt sich nicht aus Farbe, Durchsichtigkeit oder Trübung, Consistenz erschliessen, wenn auch saurer Pflanzenfresserharn meist hell, durchsichtig, ungetrübt erscheint. Man prüft daher stets die Reaction in bekannter Weise mit rothem und blauen Lackmuspapier, von dem man kleine geschnittene Streifen zweckmässig im Eotizbuehe oder in der Verbandtasehe bei sich führt. Saurer Harn färbt das damit befeuchtete blaue Lackmuspapier roth; alkalischer rothes blau, neutraler Urin bringt keine Farbenveränderungen hervor. Aus der Schnelligkeit des Eintritts und der Intensität der bezeichnenden Farbe erkennt man die schwächere oder stärkere Reaction, sie ist um so stärker je concentrirter der Harn ist. Die alkalische Reaction ist abhängig vom Gehalt an kohlensauren Salzen, die saure führt man meistens auf das Vorhandensein saurer (besonders saurer phosphorsaurer) Salze, seltener von freier Säure (Hippursäure) zurück. Pflanzenfresserham reagirt in der Regel alkalisch. Fleischfresserharn saAer, bei Schweinen ist die Reaction verschieden. Vorwiegend jedoch ist die Reaction abhängig von der Nahrung.
Bei animalischer Kost (in Folge reichlicherer Zufuhr von Säuren und geringerer von Alkalien, welche -die beim Stoffwechsel gebildeten Säuren binden können) reagirt der Harn sauer, so bei Hunden, aber auch bei Pflanzenfressern, wenn dieselben animalische Kost gemessen (z. B. bei säugenden Kälbern, bei mit Fleischmehl gefütterten Pferden), resp. von ihrem eigenen Körper zehren (bei anhaltendem Hunger).
. Vegetabilische Kost bedingt in der Regel alkalische Reaction und zwar seheint sie in der quot;Weise zu entstehen, dass die in den Pflanzen meist reichlich vorhandenen pflanzensauren Salze im Organismus durch Oxydation in kohlensaure Salze umgewandelt
Siedamgrotzky u. Hofmeister, Diagnostik. 2. Anfl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
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werden und letztere die im Körper durch den Stoffwechsel entstehenden Säuren vollständig sättigen. Daher kann bei Mangel an pflanzensauren Salzen in der Nahrung saure Reaction auftreten, wie bei Fütterung von Weizenstroh an Rinder beobachtet wurde; Zugabe von Kaliumacetat bewirkte alkalische Reaction (Henneberg und Stohmann). Auch nach Fütterung mit Lolium perenne an Rinder beobachtete Fürstenberg saure Reaction und bezieht sie auf den starken Hippursäuregehalt. Verabreichung von kaustischen, kohlensauren und pflanzensauren Salzen bewirkt stärkere alkalische Reaction, resp. Abnahme der sauren.
Saurer Harn wird bei längerem Stehen alkalisch in Folge der Zersetzung von Harnstoff in kohlensaures Ammon durch Einwirkung eines Fermentes (Bacterien). Er wird hierbei trübe, und riecht nach Ammoniak.
Bei Krankheiten ist besonders die Reaction des Pflanzenfresserharns diagnostisch wichtig. Saure Beation wird beobachtet bei längerem Hungern, bei Darmkatarrhen (s.. auch Phosphate) und bei allen erheblicheren Fiebern. Die Intensität geht proportional dem Krankheitszustande. Der Umschlag zur alkalischen Reaction, der oft sehr schnell erfolgt, ist stets ein prognostisch günstiges Zeichen.
Alkalische Reaction im frisch entleerten Fleischfresserharn, wenn dieselbe nicht vorübergehend und nicht von vegetabilischer Kost herrührt, ist meist Zeichen eines Blasenkatarrhs, bei welchem die erwähnte Umsetzung des Harnstoffs bereits in der Blase angeregt wird. Auch beim Pflanzenfresser tritt bei gleichen Leiden die alkalische Reaction (neben ammoniakalischem Geruch) viel intensiver hervor.
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Die weitere Untersuchung des Pferdehams auf Eiweiss, Gallenfarbstoffe, Chloride und Phosphate wird, weil die üntersuchungsmethoden einfach, am häufigsten vorgenommen, reicht auch vielfach aus zur Feststellung der Diagnose und zur weiteren Beurtheilung des Krankheitsverlaufes.
Die Untersuchungen auf gepaarte Schwefelsäure, Gallensäuren, Carbolsäure, Zucker etc. etc. sind compiicirterer Natur und werden zumeist nur dann angestellt, wenn aus anderen Symptomen der
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Charakter der Krankheit bereits erkannt ist, durch den Nachweis dieser Stoffe im Harn aber das Krankheitsbild noch schärfer hervorgehoben werden soll.
Prüfung auf Eiweiss.
Da weder aus der Eeaction des Harns, noch aus seinen sonstigen physikalischen Eigenschaften zu ersehen ist, ob derselbe eiweiss-haltig, und es gerade für den Arzt von der grössten Wichtigkeit zur Beurtheilung des Krankheitszustandes ist zu wissen, ob durch den Harn Eiweiss ausgeführt wird oder nicht, auch viele weitere Reactionen nur mit eiweissfreiem Harn angestellt werden dürfen, so ist jeder zu untersuchende Harn zunächst auf Eiweiss zu prüfen.
A. Nachweis der Eiweissstoffe. Zu denEiweisskörpem, welche im Harn angetroffen werden, zählen: Serumalbumin, Globulin, Hemial-bumose, Pepton, Haemoglobin und Methämoglobin. Der krankhafte, abnorme Harn kann einen oder den andern, oder mehrere dieser Stoffe zugleich im gelösten Zustande enthalten, weil sie theilweise schon in Wasser, anderntheils in Alkalien oder Säuren sich lösen, daher im sauren, wie im alkalischen Harn vorkommen.
Für die Diagnose handelt es sich in erster Instanz aber nicht darum, die Gregenwart des einen oder des andern Eiweissstoffes speciell nachzuweisen, sondern durch die angestellte Eeaction soll das Vorhandensein von Eiweissstoffen überhaupt, ohne Eücksicht und Unterschied ihrer besondem Eigenschaften erwiesen werden. Die Eeactionen werden mit durchgeseihtem (nicht mit durch Papier filtrirtem) Harn angestellt. Dichte, schleimige Harne von hohem spec. Gewicht sind zur Hälfte mit aq. destillata zu verdünnen.
1) Nachweis des Eiweisses auf kaltem Wege mittelst Salpetersäure-. In ein kleines, enges Eeagensgläschen lässt man einen Tropfen rother rauchender Salpetersäure einfliessen und fügt dazu ca. 2 ecm reiner conc. officineller Salpetersäure (spec. Gewicht 1,2). Auf dieses Säuregemisch schichtet man den Harn durch vorsichtiges Ausfliessenlassen aus einem zweiten Reagensgläschen, indem man beide Gläschen im möglichst stumpfen Winkel aneinander hält, so dass der ausfliessende
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Ham an der Innen-Wandung des die Säuren enthaltenden Gläschens langsam herabläuft und sich auf dem Säuregemisch schichtet.
Sehr dünnflüssige Harne setzt man am besten aus einer Pipette vorsichtig zu, welche man bis an die Oberfläche der Säuren in das Eeagensglas einführt.
Enthält der Harn Eiweiss, so bildet sich an der Grenzschicht beider Flüssigkeiten eine nach oben und unten scharf begrenzte ringförmige Trübung.
Die Albumine sind in Salpetersäure schwer löslich und scheiden sich deshalb an der Berührungsstelle der Säure unlöslich, flockig aus ^ der Eiweissring ist breit und dicht bei viel Eiweiss im Harn, schmal und dünn bei wenig Eiweiss; bei minimalen Mengen zeigt sich nur ein zartes Wölkchen; war der Harn ganz klar, so ist sogleich die kleinste Eiweissmenge zu erkennen, war er trübe, so lösen die Säuren die nicht eiweissartigen Stoffe, welche die Trübung veran-lassten, und in dem klar gewordenen Harn bleibt nur die durch Eiweiss veranlasste Trübung bestehen.
Täuschungen können in sehr concentrirten Hamen durch Ausscheidung von Harnsäure, Hippursäure und Harnstoff entstehen.
Ausscheidungen der Harn- und Hippursäure grenzen nach unten zu auch scharf ab, nach oben zu ist aber der Eing verschwommen breiter. Bei Gegenwart von Eiweiss grenzt der Eiweissring nach oben und unten zu scharf ab; der Säurering trennt sich ab davon und lagert als zweiter Ring darüber. Ist kein Eiweiss im Harn, so kann, in sehr conc. Hamen dieser Säurering aus Harnsäure auch entstehen: er zeigt sich dann in der obern Schicht des Harns oberhalb der Grenzzone; die Grenzschicht beider Flüssigkeiten, der Salpetersäure und des Harns bleibt aber klar. Der Harn-stoffiring ist deutlich krystallinisch, löst sich sofort bei Verdünnung des Harns mit aq. dest. und kommt so wenig wie der Hamsäure-und Hippursäure-Ring zum Vorschein, wenn der Harn von vornherein genügend verdünnt wurde.
2) Nachweis des Eiweiss durch Kochhitze:
laquo;) Saurer Harn bedarf keines Zusatzes;
ß) alkalischem Harn wird so viel Essigsäure zugesetzt, bis er bleibend sauer reagirt.
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(Das Ansäuern des oft stark alkalisclien und C0a reichen Pferdeharns #9632;nimmtjman in einem Beohergläschen oder in einer Porzellanschale unter tropfenweisem Zusatz von Essigsäure und unter beständigem Umrühren mit einem Ijrlasstabe vor; die COä wird dadurch schneUor und vollständiger ausgetrieben, als dies im Keagensgläschen geschehen könnte, und ohne dass in Folge des starken Aufschäumens Ueberlaufen der Flüssigkeiten zu befürchten wäre.)
Der ursprünglich saure oder der in dieser Weise mit-Essigsäure angesäuerte Harn wird im Reagensgläschen zum Sieden erhitzt und nach dem Kochen jedesmal, gleichgültig ob beim Kocher ein Niederschlag entstanden ist oder nicht, mit etwas COHC. Salpeter-Säure versetzt bis zur stark sauren Eeaction.
Entsteht im gekochten Harn ein flockiger, auch nach Zusatz von Salpetersäure bleibender Niederschlag, so ist die Gegenwart von Eiweiss erwiesen.
Der Zusatz von Salpetersäure zum gekochten Harn ist aus zwei Gründen unerlässlich:
1.nbsp; Eiweissstoffe coaguliren in der Siedehitze, aber nicht wenn der Harn von Natur stark alkalisch oder stark sauer ist, alsdann bleiben sie als Alkalialbuminate oder Aeidalbuminate auch beim Kochen gelöst. Selbst nach schwachem Ansäuren mit Essigsäure können sie beim Kochen gelöst oder doch theilweise gelöst bleiben; deshalb ist Salpetersäure zuzuführen; mit N03H bilden die Eiweissstoffe selbst in Salpetersäure schwer lösliche Aeidalbuminate, welche deshalb darin als solche zu Tage treten.
2.nbsp; Der Zusatz von Salpetersäure ist aber weiter geboten, weil der Harn, auch wenn er keine Spur von Eiweiss enthält, beim Kochen einen Niederschlag geben kann, der ebenso flockig ist, wie der Eiweissniederschlag und sich in seinem Aussehen durch Nichts von diesem unterscheidet.
Dieser Niederschlag besteht aus kohlensauren oder phosphorsauren Erden; man erkennt ihn an seiner Löslichkeit in Säuren, benutzt aber hier am besten Salpetersäure, weil diese im massigen TJeberschuss zugesetzt die kohlensauren und phosphorsauren Erden löst, die Eiweissstoffe aber ungelöst lässt.
Zu beachten ist, dass wenn N03H zu einem nicht allzu stark eiweisshaltigen Harn gesetzt wird, der beim Kochen klar blieb oder nur schwache Trübung zeigte, der anfänglich entstandene Nieder-
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schlag wieder verschwindet, auch wohl gar nicht entsteht und erst dann ein bleibender Acidalbuminatniederschlag sich bildet, wenn genügend Salpetersäure zugegen ist, um ihn unlöslich zu machen. Man verabsäume deshalb nicht zu präfen, ob aus derartigem Harn nach weiterem tropfenweisen Zusatz von Salpetersäure nicht doch noch Eiweiss sich abscheidet.
Weitere Täuschungen durch ausgeschiedenen Oxalsäuren Kalk werden hierdurch ebenfalls vermieden, weil dieser in Mineralsäure löslich ist. Harnsäure und Hippursäure scheiden sich bei gehöriger Verdünnung des Harns nicht aus; diese Niederschläge würden sich auch durch ihr pulverförmiges, gefärbtes Aussehen vom flockigen Eiweissniederschlag unterscheiden.
Hat man auf Ausscheidung von Harzsäuren, etwa nach Verabreichung von Terpentin, Eim-eibung von Crotonöl, Perubalsam, Styrax,Eück-sicht zu nehmen*), so setze man Alkohol zur erkalteten Hamprobe; die Harzsäuren lösen sich darin, Eiweiss bleibt ungelöst.
Mit beiden Eeactionen reicht man aus, um Eiweiss im Harn nachzuweisen, es seien aber noch Folgende genannt:
Man säuere den Harn reichlich mit Essigsäure an und setze dann einige Tropfen Ferrocyankaliumlösung hinzu; bei Gegenwart von Albumin entsteht ein dichter, weisser Niederschlag.
Tropft man in eine kalt gesättige Lösung der Pikrinsäure normalen Harn, so bleibt sie klar, während nach jedem Tropfen albuminhaltigen Harns ein weisser Niederschlag in Streifen zu Boden sinkt.
Eiweissnachweis mittelst Citronensäure- und Kaliumquecksilber-jodidpapiers**). Diese Methode empfiehlt sich insofern als praktisch, als sie dem Arzte gestattet, derartige Papiere mit sich zu führen, wie Lackmuspapier.
Die Herstellung dieser Papiere ist eine sehr einfache: Recht schönes, langfaseriges Eliesspapier wird mit concentrirten Lösungen theils von Citronensäure, theils von Kaliumquecksilberjodid (ca. 1 Tlü. Hg. Cl2 auf 3—4TheileIK) getränkt, hierauf getrocknet und in kleine Streifchen, etwa 2 cm lang und 0,5 cm breit, geschnitten (Geissler). Ihre Anwendung bei Pferdeham geschieht wie folgt: 5 CG. Harn (wenn über 1,040 spec. Gewicht mit 5 CG. aq. dest. verdünnt) bringt man auf ein Uhrglas oder in ein zugespitztes liqueur-gläschen, fügt einen Streifen Citronensäurepapier hinzu, lässtihn so lange darin bis der Harn durch die aufgelöste Citronensäure sauer geworden, wovon
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*) Lassar, Gentralbl. für d. med. Wissenschaft. 1879. S. 281. **) Geissler, Pharmaceut. CentralhaUe. 1883. S. 431.
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man sich durch eingesenktes blaues Lackmuspapier zu überzeugen hat. Gewöhnlich genügt dazu 1 Streifen: Der trübe alkalische Harn klärt sich unter COä Entwicklung: gelindes Bewegen des Streifens im Harn mittelst Glasstab befördert die Lösung der Citronensäure. Nachher entfernt man den Citronensäurestreifen und taucht an dessen Stelle das Kaliumquecksilber-jodidpapier in den sauern Harn; ist Eiweiss vorhanden, so entsteht ein weis ser Niederschlag, in dichten Elocken sich abscheidend, in der Wärme und in Alkohol unlöslich, wodurch er sich vom Harnsäure- und Alkaloid-niederschlag, welche wie Tauret nachwies, ebenfalls durch Jodquecksilberkalium gefällt werden, unterscheidet. Mit Mucin ist er kaum zu verwechseln, da sich dasselbe erst nach längerer Zeit ganz allmälig in durchscheinenden Wölkchen abscheidet.
Reaction auf Peptou: Man versetzt die eiweissfreie oder enteiweisste Flüssigkeit bis zur stark alkalischen Eeaction mit Kali oder Natronlauge und giebt dazu 2—3 Tropfen einer sehr verdünnten Kupfervitriollösung; weinrothe Färbung der Flüssigkeit deutet die Gegenwart von Pepton an. Oder man fügt zu einer Probe der eiweissfreien Flüssigkeit Vs Vol. cono. Essigsäure und darauf mit Essigsäure angesäuerte Phosphor wolframsäure hinzu; bleibt die Probe auch nach längerem Stehen völlig klar, so enthält die Flüssigkeit kein Pepton; zeigt dagegen die Probe sofort oder nach einiger Zeit (10 Minuten) eine milchige Trübung, so kann Pepton vorhanden sein (Fr. Hofmeister).
Eeaction auf Hemialbuminose: Erhitzt man laquo;eine Hemialbuminose haltende Flüssigkeit zum Kochen, so gerinnt die Lösung nicht, säuert man jetzt mit Essigsäure stark an und fügt Kochsalz in conc. Lösung zu, so entsteht Trübung, resp. Niederschlag. Die Trübung verschwindet beim Erhitzen und kommt nach dem Erkalten wieder. Sie besteht aus Hemialbuminose. Man darf daher an Hemitdbuminose denken, wenn Harn bei Zusatz von Essigsäure sich plötzlich stark trübt und wenn diese Trübung beim Erhitzen verschwindet.
Globulin: Löslich in Neutralsalzen, verdünnten Alkalihydraten und verdünnter Säure kommt fast nur neben dem Albumin im Harn vor. Die Hauptmenge ist Paraglobulin, ein geringerer Theil wohl Fibrinogen. Zur Iso-lirung des Globulin kann man 1) den Harn bis auf 1002 —1003 spec. Gew. verdünnen und CO^ einleiten; 2) durch Dialyse das Globulin vom Albumin trennen; 3) durch Sättigen des Hams mit schwefelsaurer Magnesia die Ge-sammtmenge des Globulin abscheiden.
B. Die Abscheidung der Eiweissstoffe. Für viele Untersuchungen des Harns ist es nothwendig, das Eiweiss vollständig aus dem Harn zu entfernen, sofern solches darin nachgewiesen ist.
a) Besitzt der Harn von Haus aus saure Reaction, so genügt es oft, ihn ohne Weiteres im Eeagensglase zum Sieden zu erhitzen; bei schwach saurer oder alkalischer Eeaction versetzt man ihn tropfen-
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weise mit yerdmmter Essigsäure, bis er bleibend stark sauer reagirt und erbitzt nun erst zum Sieden. Die Coagulation des Eiweisses in der Kocbbitze ist gut gelungen, d. h. die Abscheidung desselben ist eine vollkommene, wenn es flockig gerinnt und die überstehende Flüssigkeit wasserklar erscheint. Das nachfolgende Piltriren behufs der Trennung des Eiweisses von den übrigen gelöst bleibenden Ham-bestandtheilen geht rasch von statten; das gesammte Eiweiss bleibt auf dem Filter; das Filtrat ist eiweissfrei. Zur Prüfung wendet man am besten Essigsäure mit Perrocyankalium an; eine Probe des Piltrats, damit versetzt, darf, wenn völlig eiweissfrei, nicht den geringsten Niederschlag oder Trübung geben.
b) Ist die Abscheidung des Eiweisses in dieser einfachen Weise nicht zu ermöglichen, bleibt die Flüssigkeit milchig getrübt, geht das Piltriren langsam von statten und liefert ein trübes Filtrat, alsdann empfiehlt es sich vor Allem, die von Hoppe-Seyler *) angegebene Methode anzuwenden: man versetzt eine Probe Harn mit Essigsäure bis zur stark sauern Reaction (das ist für den an Kohlensäure reichen Harn der Pflanzenfresser von wesentlichem Vortheil, weil man hiermit die bei weiterer Ausführung der Reaction sehr störende CO^ zum grossen Theil austreibt; man verabsäume hierbei nicht den Zusatz von Essigsäure im Bechergläschen oder in der Porzellanschale zu bewerkstelligen, wie dies S. 101 angegeben), fügt alsdann ein der Flüssigkeit gleiches Volumen einer concentrirten Lösung von schwefelsaurem Natron hinzu (dasselbe muss chemisch rein und frei V0I1 Chloriden sein) und erhitzt zum Kochen; vorhandenes Eiweiss wird auf diese Weise in den meisten Fällen flockig vollständig ausgeschieden, das Filtrat davon ist ganz klar und eiweissfrei.
Sollte auch hiermit eine völlige Abseheidung der Albumine nicht glücken, so empfiehlt Hoppe-Seyler Zusatz von einigen Tropfen essigsauren Eisenoxyds zu dem mit Essigsäure und S04 Na, gekochten Harn und starkes Aufkochenlassen der Flüssigkeit.
Das essigsaure Eisen, erhalten durch Auflösen frisch gefällten Eisenoxydhydrats in Essigsäure bis zur Sättigung, wird hfeim Kochen in basisches Salz
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*) Handbuch der physiol. und pathol. chemischen Analyse von Hoppe-Seyler. 3. Aufl. S. 193 und 194.
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Terwandelt und mit dem Albumin ausgefällt; die überstehende Flüssigkeit ist Mar, eiweissfrei und leicht flltrirbar.
Sehr oft findet bei Anwendung dieses Verfahrens bei dem an kohlensaurem Kalk reichen Pferdeharn Abscheidung von Gyps in Krystallen statt.
Löst man kohlensauren Kalk (Kreide) in Essigsäure, fügt S04 Na., hinzu und kocht, so wird vorhandene Kohlensäure ausgetrieben, der in essigsaure Lösung übergehende Kalk tritt mit dem Alkalisulfat in Wechselwirkung, indem die Schwefelsäure mit dem Kalk sich verbindet und als Gyps in Krystallen sich ausscheidet, während essigsaures Natrium gelöst bleibt. Dasselbe kann geschehen beim an Kohlensäure und Kalk reichen Pferdeharn, sobald derselbe mit Essigsäure und SO4 Na2 versetzt wird; auf demselben Vorgang beruht auch das Auftreten von Gypskrystallen im sauem Pferdeharn nach reichlicher Gabe von SCj Na_,, worauf Eeser*) zuerst hingewiesen und die Erklärung dafür gab. Aus diesen Gründen empfiehlt sich die Hoppe-Seyler'sche Methode auch weniger zum Nachweis des Albumins im Pferdeharn, obwohl der krystallinische Gypsniederschlag vom flockig abgeschiedenen Eiweiss unschwer zu unterscheiden ist; sie behält aber ungeschmälert ihren Werth für die Abscheidung des Eiweisses, da Coagulation und Filtration derselben dadurch in keiner Weise gestört wird.
An Stelle des schwefelsauren Natriums Hesse sich auch eine concentrirte Kochsalzlösung mit Essigsäure verwenden. Da aber die nachfolgende so sehr wichtige Prüfung des enteiweissten Harns auf Chloride hauptsächlich im Auge behalten ist, so bleibt der Hinweis auf die Verwendbarkeit des Kochsalzes, um jede Verwechselung zu vermeiden, hier ausdrücklich ausgeschlossen.
Ist nun im Harn Eiweiss gefunden, wird dann täglich der an den einzelnen Tagen entleerte Harn wieder untersucht und will man wissen, ob die Eiweissausscheidung im Harn täglich sich gleich bleibt, ob in Zunahme oder Abnahme: so lässt sich eine sehr zutreffende Abschätzung dieser Verhältnisse dadurch erzielen, dass man
1) zur jedesmaligen Eiweissreaction gleiche Mengen Harn von möglichst gleicher Concentration verwendet, was nach Abnahme des spec. Gewichtes durch entsprechenden Zusatz von destillirtem Wasser bei sehr eoncentrirtem Harn zu erreichen ist; dass man
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*) Krystallinische Sedimente im Harn gesunder und kranker Pferde. Fe-ser und Friedberger, Zeitschrift für prakt. Veterinär-Wissenschaft. II. Jahrgang 1874. Nr. 1 S. 8 und flgd. Bildung von Gyps im Pferdeham. Peser und Friedberger ebendaselbst IH. Jahrg. 1875 S. 11 und flgd.
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2)nbsp; nbsp;in möglichst gleich hohen und gleich weiten Reagensgläsern die Eeaction vornimmt; dass man
3)nbsp; nbsp;nach dem Kochen des Harns und der Coagulation des Eiweisses im Reagensglase am 1. Tage dieses ruhig stehen und das Eiweisscoagulum darin sich absetzen lässt. Mit dem am 2., 3. und den folgenden Tagen entleerten Harn verfahrt man genau wieder in der angegebenen Weise.
Nach Augenmaa^s lässt sich dann die Höhe der an den verschiedenen Tagen in den Reagensgläsem sich absetzenden Eiweiss-schichten recht gut messen und darnach abschätzen, ob überhaupt viel Eiweiss abgeschieden ist oder nur wenig; ob die Menge der Eiweissausfuhr durch den Harn täglich sich gleich bleibt, ob sie in Zunahme oder in Abnahme.
Im letzteren Falle erscheint das Eiweiss im Harn schliesslich nur noch spurweise in einzelnen Flocken und verschwindet endlich gänzlich, der Harn bleibt beim Kochen sowohl ganz klar, als auch beim nachfolgenden Zusatz von Salpetersäure.
Die Unterschiede der Eiweiss-Ab- und Zunahme treten in gleich grossen und gleich weiten graduirten Röhren noch präciser hervor; hierorts kommen enge von 1 — 25 CC. graduirte Massröhren zur Verwendung.
Zum Vergleichsversuch werden mehrere Tage hintereinander im Beagens-glase jedesmal 5 CC. Eiweissharn mit 5 CC. aq. dest. verdünnt, durch einige Tropfen conc. Essigsäure angesäuert und mit 10 CC. SO., Naj Losung gemengt, gekocht und die gesammte Flüssigkeit inclusive Eiweiss-Coagulum in die Köhre eingefüllt Das Eiweiss senkt sich langsam, aher nach 24 Stunden vollständig zu Boden, füllt je nachdem 1, 2, 3, 4 und mehr cc der Röhre an. 1 cc Inhalt entspricht nach weiteren Untersuchungen 20 mg Eiweiss. Sind nun z. B. 3 cc Baumtheile der Röhre mit Eiweissniederschlag angefüllt, alsdann lässt sich sehr leicht der procentische Gehalt des Harns an Eiweiss berechnen, denn:
5 CC. Harn : (20 x 3) 60 mg Eiweiss = 100: x = 1,2 o/0 Eiweiss.
Eiweiss tritt im Harne gesunder Thiere äusserst selten und stets nur in geringen Mengen auf. Vereinzelt wurde es nachgewiesen bei hochträchtigen Kühen (Frank). Beim gesunden Menschen wurde mehrfach nach körperlichen Anstrengungeij Eiweiss, aber vorübergehend und in kleinen Mengen im Harne gefunden.
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. Andauerndes und in erheblicheren Mengen erfolgendes Auftreten von Eiweiss im Harne, Albuminurie, ist demnach stets eine Krankheitserscheinung, die jedoch an sich nicht auf eine bestimmte Krankheit hinweist, sondern unter verschiedenen Bedingungen zu Stande kommt. Zur vollen Würdigung der Albuminurie sind deshalb verschiedene andere Symptome zu beachten; häufig liefert die mikroskopische Untersuchung näheren Anhalt. Nach der Entstehungsweise kann man folgende Bedingungen für Albuminurie annehmen.
1.nbsp; nbsp;Veränderungen der Blutmischung. Experimentell ist festgestellt, dass Einspritzungen fremdartiger Eiweissstoffe ins Blut (Hühnereiweiss, Blut einer andern Thierspecies, lackfarbenes Blut) Albuminurie bewirken. In ähnlicher Weise kommt wahrscheinlich die Albuminurie zu Stande bei Auflösungen der Blutkörperchen und Freiwerden ihrer Eiweissstoffe bei Haemoglobinurie, Verbrennungen, möglicherweise auch bei andern schweren Blutleiden (Milzbrand, Typhus), doch können hier auch die folgenden Bedingungen eine Rolle spielen.
2.nbsp; nbsp; Kreislauf Veränderungen in den Nieren. Experimentell ist festgestellt, dass nicht durch arteriellen gesteigerten Blutdruck Albuminurie erzeugt wird, dieselbe wohl aber bei venöser Blutstauung, sowie geschwächter arterieller Blutzufuhr hervortritt. Die nähere Ursache wird dabei auf die hiermit verbundene Ernährungsstörung der Epithelien der Glomeruli zurückgeführt, die eine Funktionsstörung (grössere Durchlässigkeit) derselben, zur Folge hat. Möglicherweise spielt auch der verminderte Fittrationsdrack direct eine Eolle, da Eiweiss aus Lösungen in grösseren Mengen durch thierische Membranen hindurchtritt bei geringerem Drucke. — Klinisch wird diese Art von Albuminurie am häufigsten beim Pferde, aber auch bei andern Thieren gefunden und zwar a) bei allen nur einiger-massen erheblichen Störungen im Abflüsse des venösen Blutes (venöse Stauung); so bei Erschwerung des Lungenkreislaufes in Folge von Hepatisation, Atelectase, hochgradigem Emphysem (wenigstens nach Bewegung beobachtet, Lustig), bei Pleuritis; ferner bei Herzfehlern, sowie Dnick auf die hintere Hohlvene durch Lebererkran-kungen, Meteorismus etc., b) bei vermindertem arteriellen Blutdruck,
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so bei Thrombose der Aorta oder Nierenarterien. Hierher gehört wahrscheinlich auch die bei hohen Fiebern (namentlich Infections-fiebern) auftretende Albuminurie, wo die Triebkraft des Herzens erheblich sinkt, wenngleich auch hier die directe Einwirkung der In-fectionsstoffe auf das Nierenparenchym eine Eolle spielen mag.
3.nbsp; Krankheiten des Nierenparenchymes. Die Nieren-epithelien bilden die Scheide zwischen Blut und Harn; fehlen sie oder sind sie functionsunfähig, so treten die Eiweisskörper des Blutplasma in der Regel in grösseren Mengen in den Harn über. Deshalb wird Albuminurie nie vermisst bei allen entzündlichen und degenerativen Nierenleiden; bei acuten parenehymatösen Nierenentzündungen mit Verringerung, bei interstitiellen mit Vermehrung der Harnmenge. Die- organisirten Sedimente (Cylinder, Blutkörperchen, siehe später) geben einen nähern Fingerzeig über die Veränderung.
4.nbsp; Lokale Erkrankungen in Harnapparate, bei denen es zu Blut-, Eiteraustritt, Faserstoffbildung kommt, bewirken selbstverständlich, dass der Harn die Eiweissreactionen giebt. Das Mikroskop ermöglicht oft erst die nähere Diagnose.
Die Eiweissmengen wechseln im Urin ganz ausserordentlich; in prognostischer Beziehung ist jede Verringerung ein günstiges, jede Vermehrung des Eiweisses ein ungünstiges Zeichen.
Eine nähere Bestimmung der Natur der Eiweisskörper (ob sie Serumalbumin, Globulin, Hemialbuminose Pepton etc.) ist bis jetzt bei Thieren diagnostisch nicht verwerthet worden.
Beim Menschen kommen in dieser Beziehung erhebliche Differenzen vor (Senator). Pepton wurde von Maixner überall gefunden, wo Eiter in grösseren Mengen angehäuft war, ebenso im Lösungsstadium der croupösen Pneumonie (von Anderen nicht be-
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Sehr häufig befindet sich neben Eiweiss auch Blut im Harn; bei grösseren Mengen davon nimmt der Harn die verschiedenen Farbennüancen (siehe pag. 89) an, bei geringeren Mengen wird die ursprünglich gelbe Hamfarbe nicht altörirt. (lieber den Nachweis der Blutkörperchen und Bedeutung siehe später: Mikroskopische Harnuntersuchung.) Blutharn ist selbstverständlich immer eiweiss-
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haltig; beim Kochen des Harns färbt sich das coagnlirte Eiweiss bei Gegenwart von Blut dunkelgrau bis braun, nach Zusatz von Salpetersäure wird das Coagulum mehr oder weniger braunroth gefärbt.
Den Beweis dafür, dass dieses Coagulum bluthalt:g, giebt man nach Neubauer wie folgt: Man trocknet das Coagulum und zieht die gepidverte, fast schwarze Masse mit schwefelsäurehaltigem Alkohol aus; der Auszug nimmt vom Blutfarbstoff eine rothe oder rothbraune Farbe an; nach Verdunsten des Alkohols und Glühen im Platintiegel bleibt eine eisenhaltige Asche zurück. Nicht der Eisengehalt der Harnasche, sondern nur der Eisengehalt der Asche dieses Schwefelsäure-Alkohol-Auszugs spricht für den Blutgohalt des Harns. — Um den Harn auf Gegenwart von Blut zu prüfen, kann man auch die Heller'sche Blutprobe anwenden: Zum erhitzten Urin wird Kahlauge gesetzt, diese löst etwa ausgeschiedenes Eiweiss und nimmt eine flaschengrüne Nuance an; nochmals gekocht, fallen die Phosphate aus, reissen den Blutfarbstoff mit nieder und erhalten dadurch beim auffallenden Lichte, eine schmutzig gelbröthliche, bei durchfallendem Lichte blutrothe Färbung. Diese Heller'sche Probe gehngt auch im Pferdeharn sehr gut, wenn derselbe blutreich. Ueber die vorhandene Blutmenge im Harn entscheidet die Farbe und das Mikroskop.
Nachweis der Chloride (Kochsalz).
Der eiweissfreie oder der vom Eiweiss befreite und filtrirte Harn wird mit Salpetersäure stark angesäuert und salpetersaures Silberoxyd zugesetzt. Vorhandene Phosphate, die im neutral reagirenden Harn durch Silbersalz gefällt werden, bleiben in mit Salpetersäure angesäuertem Harn gelöst, desshalb ist der Zusatz von Salpetersäure geboten. Bei Gegenwart von Chloriden fällt nach Zusatz von Silbersalz Chi or silber als weisser, käsiger, beim Tageslicht violett, bis schwarz werdender Niederschlag zu Boden: dieser ist gänzlich unlöslich in Salpetersäure, leicht löslich in Ammoniak.
Letztere Keaction tritt im Harn wohl nie ganz rein auf: in dem Momente nämlich, in welchem durch Zusatz von Ammoniak das Chlorsilber gelöst wird, entsteht in der ammoniakalischen Lösung eine flockige, bräunlich gefärbte Abscheidung von noch nicht weiter untersuchten, organischen Stoffen und von phosphorsauren u. a. Salzen. Dieser flockige Niederschlag ist zwar von dem schweren Chlorsilberniederschlag schon dem Aussehen nach wesentlich verschieden, kann aber doch irre leiten, namentlich dann, wenn wenig Chloride im
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Ham vorhanden. Dann erst, wenn dieser flockige Niederschlag ab-filtrirt und im ammoniakalischen Filtrat durch Zusatz von Salpetersäure bis zur sauren Eeaction das Chlorsilber wieder ausgeschieden, löst sich dieses selbstverständlich nun klar und rein in Ammoniak. Um Chloride im Harn nachzuweisen, muss, wie bereits wiederholt hervorgehoben, der Harn eiweissfrei sein, weil das Silbersalz durch Eiweiss theils reducirt, theils gefällt wird.
Bei Pferdeharn ist aber auch weiter erforderlich, dass die Keac-tion nur mit kaltem, nicht erwärmten Harn angestellt werde. Der Pferdeharn ist oft so stark pigmentirt und schleimig, dass auch diese Stoffe in der Wanne das Silbersalz sofort schwärzen; der Harn wird dann augenblicklich so dunkel gefärbt, dass die Entscheidung oftmals absolut unmöglich ist, ob durch Silbersalz ein Niederschlag entstanden oder nicht; der kalte oder der nach Beseitigung des Eideg; weisses wieder erkaltete Harn dunkelt mit Silbersalz versetzt auch nach, aber sehr langsam und die Abscheidung von Chlorsilber ist nie dadurch verdeckt.
Um die Quantität der Chloride im Ham zu schätzen, sorge man zunächst dafür, dass die Silberlösung von constanter Concentration sei (1 Theil argentum nitric, cryst. et fusum auf 10 Theile aq. destill.).
Von dieser Lösung setzt man wenige Tropfen zum mit Salpetersäure angesäuertem, eiweissfreien Harn im Reagensglase.
Sind viel Chloride zugegen, so entsteht ein starker, käsige? Niederschlag von Chlorsilber, der schnell zu Boden sinkt.
Je weniger Chloride im Harn sind, desto weniger compact ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ist der Niederschlag und desto langsamer sinkt er zu Boden.
Bei minimalen Mengen von Kochsalz im Ham entsteht nur eine Spur einer weisslichen Trübung, die beim Schütteln des Hams dem Auge entschwindet.
Beim gänzlichen Fehlen der Chloride bleibt auch der Zusatz von Silbersalz total reactionslos.
Chloride (bez. Kochsalz) sind eiraquo;; constanter Bestandtheil des normalen Harnes; ihre Menge schwankt jedoch wesentlich je nach der Zufuhr durch Nahrung und Getränk. Dennoch verschwinden
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sie selbst bei mehrtägigem Hungern der Thiere nicht ganz. Pflanzenfresser scheiden mehr Kochsalz als Fleischfresser aus.
Bei Krankheiten ist der Gehalt an Chloriden häufig verringert: Zunächst gilt dies für alle erheblichen Fieber; noch mehr tritt aber die Verringerung selbst bis auf Null hervor, wenn im Körper reichlichere Mengen von Transsudaten und Exsudaten, besonders fibrinöser oder zelliger Natur abgesetzt werden (und zwar selbst bei normaler Kochsalzaufnahme).
Diese Exsudate scheinen gewissermassen die im Körper vorhandenen Chloride zu binden resp. zu ihrer Bildung zu gebrauchen. Bei einfachen serösen Exsudationen z. B. im Anschoppungsstadium der Pneumonie, bei leichten Pleuritiden ist der Kochsalzgehalt des Harns nur massig verringert, er sinkt aber bedeutend bis auf Null bei massigeren Exsudationen z. B. bei croupöser und katarrhalischer Pneumonie, heftigeren Pleuritiden, Typhus etc. Deshalb ist die Beachtung des Kochsalzgehaltes im Harn in prognostischer Beziehung sehr wichtig; vollständiges Fehlen oder bedeutende Verringerung ist ein ungünstiges, jedes Wiederauftreten oder Wachsen desselben ein .günstiges Zeichen, welches den Stillstand der Exsudation oder Be-sorption der niedergelegten Massen andeutet.
Vermehrt treten Chloride im Harne auf in der Zeit der Krisis nach heftigem Fieber und bei schneller Aufsaugung von Transsudaten und Exsudaten.
Jodnachweis.
Nach Verabreichung von Jodpräparaten, Jodkalium,' Jodoform etc. ist es #9632;dem Arzt von Interesse zu wissen, wenn das Jod in den Harn eintritt und wenn es den Organismus wieder verlassen hat.
Das Jod, in welcher Form es auch gegeben wird, findet sich nicht frei vor, sondern an Alkali gebunden; im Pferdeharn weist man es am leichtesten dadurch nach, dass man diesen mit Essigsäure versetzt, bis die C02 entwichen ist, und der trübe Harn klar erscheint; jetzt erst fügt man rauchende rothe Salpetersäure hinzu und schüttelt ihn nach einiger Zeit mit Chloroform aus. Jod kann durch keine schwächere Säure, Essigsäure, Salzsäure, aus seinen Verbindungen frei gemacht werden. Das durch rauchende Salpetersäure frei gewordene Jod färbt das Chloroform charakteristisch rothviolett.
Mohr schlägt zum Jodnachweis Eisenchloridlösung vor. Durch das Eisenchlorid werden alle löslichen Jodsalze zersetzt, indem sich Eisenchlorid
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und freies Jod bildet. Man versetzt den Harn mit Eisenchlorid und erwärmt r ein ins Keagensglas eingehangenes stärkemehlhaltiges Papier färbt sich bei Gegenwart von Jod blau.
Nachweis der Phosphate.
Der alkalische Harn wird reichlich mit Salzsäure versetzt und nachdem sämmtliche C02 entwichen ist, Chlorammonium und Ammoniak im grossen Ueberschuss hinzugefügt, was man daran erkennt, dass die mit H3 N gesättigte Harnprobe nach dem Umschütteln bleibend und stark nach Ammoniak riecht. (Wenn Eiweiss im Harn, ist dasselbe vorher abzuscheiden, und dem enteiweissten Harn HC1, CIH^N und H3N zuzusetzen; saurer Harn ist ebenfalls mit HC1 zu versetzen, bevor C1H4N und H3N hinzugefügt wird.)
Es fallen phosphorsaure Erden, phosphorsaurer Kalk und Magnesia, wenn solche vorhanden, als flockiger Niederschlag aus.
Nur ein starker Niederschlag von Erdphosphaten wird als pathologisch auffallend betrachtet.
Enthält der Harn noch weitere nicht an Kalk und Magnesia gebundene Phosphorsäure, so filtrirt man, um diese nachzuweisen, den Niederschlag der Erdphosphate ab und fügt zum Eiltrat sogenannte „Magnesiamischungquot;, eine Auflösung vonMagnesium-Hydroxyd, Chlorammonium und Ammoniak; vorhandene Phosphorsäure scheidet sich als Phosphorsäure - Ammoniak - Magnesia, sogenanntes Tripelphosphat, ab. Dieser Niederschlag entsteht öfters erst nach längerer Zeit; starkes Schütteln befördert seine Ausscheidung.
(Magnesiamischung bereitet man sich durch Ausfällen der Lösung des Magnesiumsulfats mittelst Ammoniak, Lösen des entstandenen Magnesium-hydrat-Niederschlags in Chlorammonium oder ChlorwasserstofFsäure, Uebersätti-gen dieser klaren Lösung mit Ammoniak. Die Lösung bleibt auch jetzt klar, weil Chlorammoniumsalze vorhanden, welche die Entstehung eines Niederschlags des Magnesiasalzes durch H3N verhindern.)
lieber das Vorkommmen der Phosphate im Urin der Hausthiere unter normalen und abnormen Verhältnissen sind die Akten noch nicht geschlossen.
Im Harne der Fleischfresser^ebenso der Omnivoren und Pflanzenfresser nach animalischer Nahrung z. B. bei säugenden Thieren, nach Fleischmehlfütterung) sind Phosphate ein normaler Bestand-
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theil und ist namentlich die saure Eeaction des Urins aof das Vorkommen von sauren phosphorsauren Salzen zurückzuführen.
Die Phosphate stammen zum grössten Theile aus der Nahrung, zum kleinsten aus dem Körper seihst. Ihre Aufnahme wird wesentlich begünstigt, durch die im Darmtractus vorherrschende saure Reaction (durch Bildung saurer ph. Salze). Daher wird durch Beigabe kohlensauren Kalkes direct oder im Futter (Brodnahrung) sowohl Aufnahme als Ausscheidung im Urin herabgedrückt (T er eg und Arnold).
Die Ausscheidungsgrösse ist im normalen Zustande sehr schwankend, nicht einmal das relative Verhältniss der Phosphorsäure zur Stickstoffausscheidung ist ein constantes, sondern wechselt wesentlich nach der Nahrung.
Ueber das quantitative Verhalten der Phosphate bei Krankheiten der Fleischfresser fehlen genauere Untersuchungen. Beim Menschen scheint festzustehen, dass die Ausscheidung wenigstens relativ erhöht wird, in dem Reconvalescenzstadium hoher Fieber (nicht im Fieber selbst), ferner bei Meningitis, Epilepsie, Krämpfen, Leukaemie und Osteomalacie, dagegen vermindert bei Nierenkrankheiten, Rhachitis, Gicht, chronischem Rheumatismus.
Im Harne gesunder Pflanzenfresser treten Phosphate stets nur in geringen Mengen, oft nur spurweise auf. Da ihre Mengen in den Nahrungsmitteln nicht gerade unbedeutend, da sie femer auch in die Säftemasse aufgenommen, wie dies die Untersuchungen der Gewebe und Secrete ergeben, da selbst im Körper durch den Stoffwechsel Phosphate gebildet werden, lässt sich ihr Fehlen im Harne auch so deuten, dass ihre Ausscheidung nach dem Darmkanale mit den Verdauungssäften, namentlich in den vorderen Abtheilungen des Darmrohres (Wildt), erfolgt. Von andrer Seite wird der grosse Kalküberschuss (s. oben) im Futter der Herbivoren als Ursache angegeben (Bertram, Chevron). Besonders fehlt alle Phosphorsäure im Harn hei reichlicher Fütterung von Rauh- und Grünfutter (Li eb i g). Etwas vermehrt treten Phosphate auf bei directer Verabreichung phosphor saurer Alkali-Salze, bei sehr proteinreicher Nahrung und im Hungerzustande; ob im letzteren Falle in Folge des Zehrens vom eigenen Körper, so dass der Pflanzenfresser zum Fleischfresser wird,
Stedamgrotzky u. Hofmeister, Diagnostik. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; g
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oder in Folge von unbedeutender Abscheidung von Darmsäften, bleibt unentschieden.
Ueber ihr Auftreten bei Krankheiten der Pflanzenfresser sind die Ansichten getheilt. Fröhner stellt den Satz auf, dass bei Krankheiten der Pflanzenfresser das Auftreten eines sauren Harnes immer auf das Vorhandensein einer entzündlichen Affection des Magen-Darmkanals bezogen werden müsse und dass die in diesem Falle vorhandene vermehrte Ausscheidung der Phosphorsäure ganz unabhängig von vorausgehenden Zersetzungen des Körpereiweiss, sondern auf veränderte Aufsaugungsverhältnisse im Darm-kanale zurückzuführen sei. Diese auf wenige quantitative Analysen, meist nur auf Eeactionsprüfungen beruhenden Schlüsse sind nach unsem Erfahrungen nicht vollständig gerechtfertigt. Zunächst muss dahei hervorgehoben werden, dass saure Reaction und reichlichere Phosphatausscheidung durchaus nicht Hand in Hand gehen, da erstere fehlt, sobald die Phosphorsäure an Erden gebunden ist. Dass bei Darmkatarrhen häufig saurer Urin und Phosphate im Harn auftreten, ist allerdings richtig und von uns bereits früher betont. Es ist jedoch eben so gut möglich, dass es sich hierbei um verminderte Ausscheidung der Phosphate durch die Verdauungsdrüsen handelt oder um vermehrte Bildung saurer phosphorsaurer Salze in Folge abnormer Säuerung des Darminhaltes und verringerter Zufuhr kohlensauren Kalkes mit der geringeren Aufnahme pflanzlicher Nahrung. Ferner beobachtet man aber auch Vermehrung der Phosphate bei Pflanzenfressern bei andern Leiden, bei denen nichtr immer (häufig ist es ja der Fall) complicirende Darmkatarrhe vorliegen, so namentlich im Stadium des Abfalles schwerer, fieberhafter Krankheiten, beim Muskelrheumatismus, femer bei Osteomalaoie und Rhachitis.
Schwefelsäure.
Die Schwefelsäure wird im eiweissfreien oder vom Eiweiss befreiten Harn durch Ansäuern desselben mit Chlorwasserstoffsäure und Zusatz von Chlorbaryumlösung nachgewiesen; der entstehende, durch Kochhitze noch stärker sich abscheidende feinpulverige Niederschlag von schwefelsaurem Baryt ist in verdünnten Säuren unlöslich. Bei der Abscheidung des Eiweisses ist selbstverständlich die Methode
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von Hoppe-Seyler hier nicht zu verwenden: die Coagulation desselben ist durch Zusatz von Essigsäure allein zu bewerkstelligen, oder an Stelle des SO Nai eine gesättigte Kochsalzlösung hinzuzufügen.
Die Untersuchungen von Baumann, Salkowski u. A. haben ergeben, dass die Schwefelsäure im Harn in zweierlei Form vorkommt: 1) in Form schwefelsaurer Salze (praeformirte oder Sulphatschwefel-säure) und 2) als Aetherschwefelsäure (gepaarte Schwefelsäure) in Verbindungen mit aromatischen Alkoholeü, Phenol, Brenzkatechin. Indoxyl etc. (Phenolschwefelsäure etc.)
Zum Nachweis der Sulphatsch wef elsäure versetzt man den Harn mit Essigsäure bis zur stark sauern Reaction und fügt Chlor-baryum hinzu. Der sich ausscheidende schwefelsaure Baryt ist meistentheils mit oxalsaurem Baryt gemengt, davon wird er befreit durch Behandlung mit verdünnter Salzsäure, worin der Oxalsäure Baryt löslich, der Schwefelsäure-Baryt aber unlöslich. Die Schwefelsäure der Aetherschwefelsäure weist man nach wiederum durch Ansäuern des Harns mit Essigsäure, setzt aber Chlorbaryum im grossen Ueberschuss dazu, filtrirt den entstandenen Niederschlag ab, setzt zum Piltrat Salzsäure und erwärmt; bei Gegenwart von Aetherschwefelsäure entsteht ein zweiter Niederschlag von schwefelsaurem Baryt.
Die mit dem Harn ausgeschiedene Schwefelsäure entsteht entweder im Körper durch die Oxydation schwefelhaltiger (Eiweiss-) Substanzen oder wird mit dem Futter, namentlich bei Pflanzenfressern im Heu in Form schwefelsaurer Verbindungen zugeführt. Bire Menge geht daher bei Fleischfressern ziemlich parallel der Stickstoffausscheidung, während sie beim Pflanzenfresser je nach Futterart wechselt (Weiske).
Daher erlaubt auch der Schwefelsäuregehalt des Harns bei Pflanzenfressern in Krankheiten keine bestimmten Schlüsse. Beim Fleischfresser ist die Schwefelsäureausscheidung vermehrt im Fieber (in Folge der gesteigerten Eiweissumsetzung), vermindert in der Ee-convalescenz, beides oft verdeckt und verändert je nach fehlender oder stattfindender Nahrungsaufnahme. Selbstverständlich erscheint
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die Schwefelsäure oft sehr reichlich im Harn nach medicamentöser Verabreichung von Sulphaten.
Im Pflanzenfresser-Harn ist die gepaarte Schwefelsäure oft gleich, selbst überwiegend der Menge der praeformirten, beim Rinde fand Munk die erstere letztere um das 2-21/., fache überwiegend, ohne dass der Phenol- oder Indicangehalt erheblich war. Es müssen demnach noch andere schwefelsäurebindende Substanzen im Harne vorhanden sein.
In 1000 g Pferdeharn wurden gefunden (von Baumann) Sulp hat schwefelsaure: Aether schw-efelsäure: 0,590 gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,980 g
0,600 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,220 „
1,140 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,630 „
0,606 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,335 „
In 1000 g Hnndeharn bei Brod-, Milch-, Fleischfutter
Sulphat Schwefel säure: Aether schwefelsaure: 1,026 gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,042 g
1,935 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,065 „
2,658 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,063 „
3,602 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,076 „
4,492 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,084 „
bei reiner Fleischkost: 2,060 gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,168 g
1,842 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,092 „
Anmerkung. Munk fand im Hundeharn bei reiner Fleischfütterung kein Phenol.
Kohlensäure.
Gegenwart von Kohlensäure giebt sich bei Anstellung der vorhergegangenen Keactionen gleichzeitig zu erkennen; bei vorhandener grosser Kohlensäuremenge braust der Pferdeharn nach Zusatz von Säure wie Champagner auf; bei geringem Gehalte daran ist die Gasentwicklung nach dem Ansäuern schwach, wenig Kohlensäurebläschen steigen in der Flüssigkeit auf; bei gänzlichem Mangel an kohlensauren Salzen findet kein Aufbrausen und keine Gasbläschenbildung statt.
Kohlensäure ist ein normaler Bestandtheil des Pflanzenfresserharnes, da die in der pflanzlichen Nahrung reichlich enthaltenen pflanzensauren Alkalien im Körper zu kohlensauren oxydirt und als solche ausgeschieden werden. Ihr Gehalt sinkt mit verringerter Futteraufnahme und je mehr der Harn die Eigenschaften des Fleischfresserharns annimmt.
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Kalk und Magnesia.
Auf Kalk und Magnesia wird geprüft dadurch, dass man den von Eiweiss und phosphorsauren Salzen freien Harn mit Chlorwasserstoffsäure, Chlorammonium, Ammoniak versetzt und durch oxalsamp;ures Ammoniak den Kalk als Oxalsäuren Kalk ausfällt, erwärmt, filtrirt; im ammoniakalischen, kalkfreien Piltrat dann durch Zusatz von phosphorsaurem Natron die Magnesia als krystallinische, phosphorsaure Ammoniak-Magnesia (Tripelphosphat) ausfällt.
Enthält der Harn Phosphate, alsdann sind diese nach Ansäuern des Harns mit Chlorwasserstoffsäure und Versetzen mit Salmiak durch Aetzammoniak zu fällen, der Niederschlag wird in Essigsäure gelöst und der Kalk aus der erwärmten essigsauren Lösung durch oxalsaures Ammon gefällt, das kalkfreie Eiltrat davon mit Ammoniak so lange versetzt, bis es deutlich darnach riecht, die Elüssigkeit im Glase bewegt und dann zugedeckt stehen gelassen; die vorhandene Magnesia scheidet sich auch hier in Form von Tripelphosphat aus.
Eiweiss haltige Harne sind vor Anstellung genannter Eeac-tionen von Eiweiss zu befreien. Mit Vortheil bedient man sich hier der Methode von Hoppe-Seyler s. o.; aus dem essigsauren, eiweissfreien Piltrat fällt man direct den Kalk durch oxalsaures Ammon unter Erhitzen der Plüssigkeit zum Kochen; und nach Ab-filtriren des abgeschiedenen Oxalsäuren Kalkes im Piltrat, die Magnesia durch Zusatz von Aetzammoniak etc.
Eine Abschätzung der im Harn enthaltenen Phosphorsäure-, Schwefelsäure-, Kalk-, Magnesia- u. s. w. Mengen, je nach der Grosse der entstehenden Niederschläge ist auch hier möglich; zu einer annähernd richtigen Schätzung gehört aber viel Uebung und fleissiges Beobachten: auch wird man daran zu denken haben, dass im eiweiss-haltigen Harn das abgeschiedene Eiweisscoagulum einen Theil der Salze eingeschlossen zurückhält, welche dann im Piltrate fehlen und der Ausfällung und Abschätzung entzogen sind.
Kalk und Magnesia sind normale Bestandtheile des Harns, besonders reichlich treten sie im Pflanzenfresserham auf. Ihre Aus-
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scheidungsgrösse richtet sich, wesentlich nach der Zufuhr durch die Nahrung und das Getränk. Reichlichere Ausscheidung beobachtet man bei Osteomalacie und bei Lungenschwindsucht.
Gallenfarbstoffe.
Auf Vorhandensein von Gallenfarbstoifen ist der Harn nach Gmelin in der Weise zu prüfen, dass man in ein Probirglas con-centrirte Salpetersäure etwa 1 Zoll hoch giebt, dazu einen Tropfen rauchender Salpetersäure. Der Harn, welcher eiweisshaltig sein kann, da Gegenwart von wenig Albumin die Reaction nicht stört (bei viel Eiweiss ist dasselbe durch Essigsäure etc. abzuscheiden) wird in eine Pipette aufgenommen und durch Abschluss der oberen Oeffnung derselben durch Eingeraufdruck, das Ausfliessen des Harns verhindert. Die Ausführungsspitze der Pipette legt man dann in mehr horizontaler Richtung an die innere Wand des in senkrechter Lage gehaltenen Probirgläschens an, lockert den Fingerverschluss und lässt langsam den Harn an der Innern Wand des Gläschens auf die Salpetersäuresäule herablaufen. Der Harn schichtet sich auf die Säure in dieser Weise ganz sicher. Sind Gallenfarbstoife vorhanden, so entstehen an der Schichtungsstelle sogleich oder nach einiger Zeit farbige Ringe, die unten gelb, darüber roth, dann violett, blau, zu oberst grün gefärbt sind. Schärfer noch tritt die Grünfärbung hervor, wenn man vor das Reagensgläschen zwischen Licht und Harn ein Blatt weisses Papier hält (Fröhner).
Gelbe, rothe, braune Ringe giebt auch normaler Harn. Grüne, blaue, violette Farben sind für vorhandenes Gallenpigment beweisend, blau kann dabei fehlen, und fehlt auch sehr oft, führt auch häufig zu Verwechslungen mit Indigofarbstoff.
An Stelle der untersalpetersäurehaltigen Salpetersäure kann man auch ein Gemenge von gleichen Theilen conc. Schwefelsäure und conc. Salpetersäure verwenden und nach dem Erkalten der Mischung den Harn aufschichten.
Nach Brücke versetzt man den Harn mit reiner, ausgekochter Salpetersäure, mischt, und lässt auf den Boden des Gefässes conc. Schwefelsäure fliessen.
Nach Fleischel setzt man zum Harn eine concentrirte Lösung
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von salpetersaurem Natron (Chilisalpeter), mischt and lässt die conc. Schwefelsäure auf den Boden des Gefässes fliessen. Die Eeaction tritt nach Fleische! weniger stürmisch ein, verläuft langsam und hält sich über 1IS Stunde. Unter allen Verhältnissen bleibt die grüne Zone beweisend für die Gegenwart von Gallenfarbstcffen.
Stark tingirter, brauner, orangefarbener Harn, der beim Schütteln schäumt, Fütrirpapier gelb oder grünlich gelb färbt, ist immer verdächtig, Gallenfarbstoffe zu enthalten. Färbt der Harn das Papier stark gelb und rührt diese Gelbfärbung von Gallenfarbstoffen her, so kann man die charakteristischen Parbezonen direct auf dem Papiere in sehr haltbarer Weise nach Eosenbach hervorrufen. Man lässt eine Partie Harn durch ein Filter hindurchgehen und setzt, nachdem der Harn abgelaufen, mit dem Glasstabe einen Tropfen concentrirte, sehr wenig rauchende Salpetersäure enthaltende Salpetersäure auf das Füter. (Die weiter oben angegebenen Mischungsverhältnisse der conc. Salpetersäure mit der rauchenderen Salpetersäure sind ganz brauchbar dazu: ohne Zusatz von rauchender Salpetersäure tritt die Reaction nicht ein). Die betupfte Stelle färbt sich gelbroth, am Eande schön violett, in der Peripherie bildet sich ein intensiv blauer Eing und an diesen schhesst sich sogleich ein immer deutlicher werdender, zuletzt smaragdgrüner Kreis.
Am besten ist es, das Filter im feuchten Zustande zu betupfen, die Eeaction erscheint dann intensiver; auch ist die Eeaction um so schöner, je weiter nach dem engem Ende des Filters zu die Probe angestellt wird.
Diese Eeaction schützt noch am meisten vor Verwechslung mit den Indigofarbstoffen ; auf Papier, welches mit normalem iadicanhaltigen Harn getränkt ist, erzeugt rauchende Salpetersäure haltige Salpetersäure rothe, violette Zonen, keine grünen.
Nach hiesigen Untersuchungen mit ikterischem Hundeharn tritt die Farbenreaction noch intensiver auf, wenn man aus dem .gallenfarbstoffhaltigen Harn die phosphorsauren Erden in vorher angegebener Weise fällt. Die ausfallenden Phosphate reissen einengrossen Theil der Gallenfarbstoffe mit nieder; auf ein Füter gegeben, sind sie intensiv gelb gefärbt und färben auch das Papier sehr intensiv gelb; dieses mit rauchender Salpetersäure haltiger Salpetersäure betupft, zeigt das Farbenspiel sehr schön, die grüne Farbe hält sich Tage lang. Der gelb gefärbte Niederschlag von Phosphaten vom Filter heruntergenommen, mit Chloroform geschüttelt, giebt an dieses die Gallenfarbstoffe ab. Mit dieser gallenfarbstoffhaltigen Chloroformlösung lässt sich die Eeaction in der Weise vornehmen, dass man auf sie im Eeagensgläschen rauchende salpetersäurehaltige Salpetersäure schichtet; beim ruhigen Stehenlassen färbt sich die gelbgefärbte Chloroformlösung zuerst durch und durch grün, dann ebenso blau, die blaue Farbe geht dann in schmutzigviolett über, bis die Lösung zuletzt ganz farblos wird; Farbenzonen treten nicht auf.
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Gallenfarbstoffe können auch im Sediment des Harns mit den Salzen niedergeschlagen sein; der Harn giebt dann keine Gallenfarbstoff reaction, wohl aber das Sediment.
Huppert hat eine Methode angegeben, um aus Harn Gallenfarbstoffe abzuscheiden und diese noch nachzuweisen, wenn die andern Methoden im Stiche lassen. Darnach fällt man den Urin mit Kalkmilch im Ueberschuss; der Niederschlag aus ikterischem Harn ist gelb, der aus normalem weiss. Kocht man den abfiltrirten Niederschlag mit Alkohol, welchem ein paar Tropfen verdünnte Schwefelsäure zugesetzt sind, so entfärbt sich der Niederschlag und man erhält eine schöne grüne Lösung.
Gallenfarbstoffe sind kein normaler Bestandtheil des Harnes, auch nicht, wie behauptet worden, bei Hunden, bei denen Gallenfarbstoffe am häufigsten im Harn vorkommen. Sie kommen im Harne vor, ohne dass stets eine Gelbfärbung der Sehleimhäute wahrnehmbar ist und können fehlen, trotzdem diese vorhanden, sobald Bildung und Abfluss der Galle ungestört ist. In der Mehrzahl der ¥älle deutet ihr Vorkommen im Harne darauf hin, dass der Abfluss der Galle von der Leber nach dem Darme gehemmt und in Folge der Stauung ein Uebertritt der Farbstoffe ins Blut stattgefunden hat (Resorpti onsikteru s.) Am massigsten treten sie auf beim eigentlichen Ikterus, der ja meistens bei onsem Hausthieren, besonders beim Hunde, durch eine Verschwellung der Ausmündungsstelle des Gallenganges beim Darmkatarrh oder Katarrh der Gallengänge zu Stande kommt. Femer auch bei acuten Erkrankungen des Leberparenchyms, dagegen nicht oder nur vorübergehend bei chronischen Erkrankungen der Leber (Cirrhose, Carcinom, Echinococcen). Ohne auffällige Gelbfärbung der Schleimhäute treten femer Gallenfarbstoffe bei Darmkatarrhen massigen Grades namentlich beim Hunde (Fröhner) im Harne auf. Viel seltner ist ihr Vorkommen ohne Darmkatarrh, in Folge herabgesetzten Capillar - Blutdruckes in der Leber (Aspirationsikterus), oft einhergehend mit Albuminurie, namentlich in Folge von Herzfehlem, Stauungsniere, grosser Herzschwäche in der Agonie (Fröhner).
Endlich ist noch das Vorkommen, eines haemotogenen Ikterus zu erwähnen. Experimentell ist festgestellt, dass auch im Blute aus freiem Blutfarbstoffe sich Gallenfarbstoff bilden kann bei ausgedehntem Zugrundegehen rother Blutkörperchen. So lange
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dabei allerdings das Leberparenchym gesund, scheidet dieses schnell den gebildeten Farbstoff aus, ohne dass er im Urin erscheint, anders bei Degenerationen desselben und schwacher Triebkraft des Herzens. Ob auf diese Verhältnisse das Vorkommen von Gallenfarbstoffen im Urin bei schweren Blutleiden (Typhus, Influenza, infectiösen Pneu-monien etc.) zurückzuführen ist, kann auch durch das Fehlen von Gallensäuren nicht sicher bewiesen werden.
Im Allgemeinen ist der Nachweis der Gallenfarbstoffe diagnostisch wichtig, wo die ikterische Schleimhaut fehlt und namentlich auf Darmkatarrhe hinweist; prognostisch günstig ist stets eine Abnahme oder Verschwinden derselben selbst bei noch vorhandener Gelbfärbung, sie deutet stets auf Abnahme der Gallenstauung bez. auf volle Funktionsfähigkeit der Leber hin.
Gallensäuren.
Zum Nachweis der Gallensäuren im Harn bedient man sich der „Pettenkofer'schen Gallenprobequot;; von Pettenkofer fand, dass wenn man zu einer, in wässriger Lösung befindlichen Gallensäure oder einem gallensauren Salze ein wenig Eohrzucker und dann allmälig tropfenweise unter Umschütteln conc. Schwefelsäure mit der Vorsicht setzt, dass sich die Flüssigkeiten nicht über 70deg; erwärmen, die Gallensäuren zunächst gefällt werden und die Flüssigkeit trüben, dann bei weiterem Zusatz von Schwefelsäure sich wieder lösen, und beim noch weiteren Zusatz von Schwefelsäure zuerst eine kirschrothe, dann prachtvoll purpurrothe Färbung der Flüssigkeit eintritt, die beim längeren Stehen, innerhalb 6—8 Tagen, in eine blaurothe Farbe übergeht.
Soll die Probe mit gallensäurehaltigem Harn gelingen, so muss dieser zunächst ei we issfrei sein, ist dies der Fall, dann setze man zur Hamprobe im Eeagensglas eine winzig kleine Menge Rohrzucker oder besser noch 2—3 Tropfen einer Zuckerlösung von bekanntem Gehalte (1 Theil Zucker auf 4 Theile Wasser). Bevor man mit dem Schwefelsäure-Zusatz beginnt, halte man ein Gefäss mit kaltem Wasser in Bereitschaft, damit die im Probirglas befindliche, nach Zusatz von conc. Schwefelsäure sich stark erwärmende Flüssigkeit durch Eintauchen und Umschwenken im kalten Wasser abgekühlt werden kann.
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aber nicht so weit, dass die Flüssigkeit ganz erkaltet; Wärmegrade von ca. 50—60deg; muss die Flüssigkeit behalten, sonst tritt die Eeac-tion nicht ein oder unendlich verlangsamt. Den Zusatz von Schwefelsäure regulirt man am besten dadurch, dass man die Schwefelsäure in eine Pipette aufnimmt und aus dieser nur tropfenweise die Schwefelsäure zum mit Eohrzucker versetzten Harn unter stetem Umschütteln und zeitweisen Abkühlen im kalten quot;Wasser treten lässt; im Anfange setzt man nur wenige Tropfen Schwefelsäure auf einmal zu, weil sich die Flüssigkeit' sehr stark erwärmt; später ist dies weniger der Fall, und kann jetzt der Schwefelsäure-Zusatz schneller und reichlicher, aber immer tropfenweise, vor sich gehen. Man muss viel Schwefelsäure zusetzen, ehe die Reaction eintritt, vielleicht so viel davon, als das Harnvolumen im Probirglase ursprünglich ausmachte; sobald eine blasse kirschrothe Färbung eintritt, hört man mit dem Zusätze von Schwefelsäure auf und stellt das Probirglas ruhig zur weitern Beobachtung ins Eeagensgestell. Die kirschrothe Färbung nimmt immer mehr zu bis zum Purpur- und Blauroth, und hält sich tagelang.
Vorübung mit reinen gallensauren Salzen und zwar mit minimalen Mengen davon, ist nothwendig, um die erforderliche Geschicklichkeit zur Ausführung der an sich so einfach erscheinenden Reaction zu erlangen.
Ist der Harn eiweissh altig, so wird das Eiweiss zuerst durch Kochen und Zusatz von Essigsäure coagulirt und abfiltrirt, das Fil- -trat verdampft man zur Syrupconsistenz auf Wasserbad, den Rückstand zieht man mit heissem Alkohol aus und fitrirt und verdampft den alkoholischen Auszug auf Wasser bad zur Trockne, kocht den Rückstand mit Alkohol absolut aus, verdampft wieder auf Wasserbad zur Trockne und nimmt den Rückstand in wenig Wasser auf, setzt Zucker und Schwefelsäure zu, wie oben angegeben. Steht wenig Untersuchungsmaterial zur Verfügung, so bringt man den Rückstand in ein kleines Porzellanschälchen, setzt eine sehr kleine Menge Wasser dazu, erwärmt über kleinster Flamme, ej}gt bis auf wenige Tropfen ein, setzt eine Spur Zucker und S04Hg (1 Theil Säure auf 4 Theile Wasser) zu und rührt mit einem Glasstäbchen unter weiterem vorsichtigen Erwärmen um; purpurviolette Färbung tritt hei Gegenwart von Gallensäuren ein.
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Die gelben Harnfarbstoffe, die nach dem angegebenen Verfahren nicht aus dem Harn entfernt sind, alteriren das Farbenspiel der Gallensäureprobe bedeutend, die Farben behalten einen unreinen Ton. Keinere Eesultate erhält man nach Neukomm, wenn man den nach Auskochen mit Alkohol absolut, verbleibenden Rückstand in Wasser aufnimmt, mit Bleiessig fällt und etwa die gleiche Menge kohlensauren Natriums hinzufügt. Das Ganze wird zur Trockne abgedünstet, der Rückstand mit absolutem Alkohol aufgekocht filtrirt; Filtrat verdampft, in wenig Wasser aufgenommen und wie angegeben mit Zucker und Schwefelsäure weiter prüft.
E. Drechsel empfiehlt an Stelle der Schwefelsäure Phosphor säure anzuwenden; man fügt zur möglichst concentrirten Lösung der gallensauren Alkalien so viel conc. Phosphorsäure, dass die Flüssigkeit schwach syrup-artig wird, giebt etwas Rohrzucker dazu und erhitzt im Probirröhrchen im Wasserbade. Sind auch nur Spuren von Gallensäuren zugegen, so tritt schon nach kurzem Erwärmen eine prachtvolle rothe bis purpurviolette Färbung ein, selbst wenn Zucker in ziemlicher Menge vorhanden ist, da durch die Phosphorsäure der Zucker viel weniger leicht angegriffen wird als durch Schwefelsäure.
Man kann die Reaction mit der Phosphorsäure auch in Porzellanschälchen vornehmen, wie oben angegeben bei Zucker und Schwefelsäure.
Weniger complicirt erscheint die Methode von Dragendorf: 150 g Harn werden mit Salzsäure angesäuert, dann wiederholt mit Chloroform, ca. 30 g, ausgeschüttelt. Das Chloroform wird filtrirt, verdunstet, der Rückstand mit einigen Tropfen kohlensaurer Natronlösung aufgenommen und damit die Gallenprobe angestellt.
Gallensäuren wurden bisher nur selten im Harn und zwar nur bei hochgradiger Gallenstauung neben Ikterus beobachtet; ihr Vorhandensein ist deshalb stets ein prognostisch sehr ungünstiges Zeichen.
Harnzucker oder Traubenzucker.
Die Untersuchung auf Zucker im Harn kann nur im eiweiss-freien geschehen: neutraler oder alkalischer Harn wird mit Essigsäure schwach angesäuert, zum Kochen erhitzt und filtrirt.
Enthält nun dieses Filtrat oder der ursprünglich eiweissfreie Harn Zucker, so ist dieser in Form von Traubenzucker darin. Dieser besitzt die Eigenschaft, Kupferoxyd in alkalischer Lösung schon in der Kälte zu Oxydul zu verwandeln, das blendendweisse Wismuth-oxyd oder basisch salpetersaure Wismuthoxyd beim Erwärmen durch Reduction zu schwärzen, Cyanquecksilber in alkalischer Lösung vollständig zu metallischem Quecksilber zu reduciren. Der Trauben-
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zucker ist direct gährungsfähig d. h. er zerfällt ohne weitere Veränderung in schwachsaurer Lösung bei Gegenwart von Hefe und mittlerer Temperatur in Kohlensäure und Weingeist.
Auf diesen genannten Eigenschaften des Traubenzuckers beruhen seine hauptsächlichsten Bestimmungs - und Nachweisungsmethoden, worunter die Gährungsmethode dem Arzte nicht zu empfehlen, wegen Umständlichkeit und Ungenauigkeit.
1. Zuckerprobe nach Trommer: 2 — 3 CG. eiweissfreien Harn verdünnt man mit 4—6 CC. destillirtem Wasser im Probirglase, setzt Kali- oder Natronlauge zu bis zur stark alkalischen Reaction (ein Ueberschuss davon schadet nichts). Entsteht dadurch oder beim ganz gelinden Erwärmen ein bedeutender Niederschlag von kohlensauren oder phosphorsauren Erden, so filtrirt man diesen ab, und setzt nun so lange tropfenweise eine verdünnte Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd (3,5 Grm. krystallisirtes schwefelsaures Kupferoxyd gelöst in 100 Grm. aq. destill.) hinzu, als der entstehende Niederschlag von Kupferoxydhydrat sich wieder löst und die Lösung nur eben ganz schwach getrübt, aber deutlich blau gefärbt erscheint. Kali oder Natronlauge fällen bekanntlich Kupfersalze aus ihren Lösungen als Kupferoxydhydrat, dieses bleibt aber in Lösung, wenn Zucker im Harn ist. Das Vermögen eines alkalisch gemachten Harns Kupferoxydhydrat zu lösen, ist aber an sich noch kein Beweis für Zuckergehalt des Harns, weil ammoniakali-, scher Harn dies auch thut, erst das weitere Verfahren kann den Beweis für Zuckergehalt liefern.
Man erhitzt allmälig bis nahe zum Kochen; enthält der Harn Zucker, so bildet sich an der Oberfläche der heissen Flüssigkeit eine gelbe Wolke, die sich allmälig über die ganze Flüssigkeit ausbreitet und derselben beim auffallenden Lichte eine feurig-gelblich-röthliche Farbe, verleiht; erst ganz allmälig scheidet sich gelbes oder rothes Kupferoxydul beim ruhigen Hinstellen des Pro-birglases aus. Sofort nach dem Erwäimen verschliesse man das Probirglas mit einem dichtschliessenden Korke, um den Luftzutritt abzuhalten. Oeffnet man das Probirglas und giesst Niederschlag mit Flüssigkeit in eine Schale und lässt diese an der Luft stehen,
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so oxydirt sich das Kupferoxydul allmälig wieder, was deutlich an der wiederkehrenden blauen Färbung zu erkennen.
Entwickelt der Harn beim Kochen mit Kalilauge Ammoniak, durch den stechenden Geruch erkennbar, so soll man, nach anderwärts gegebenen Vorschriften, längere Zeit zur Vertreibung d^s Ammoniak kochen und nochmals Kalilauge hinzufügen, weil die Abscheidung von Kupferoxydul unter diesen Verhältnissen erschwert und verlangsamt wird. Dieses lange Kochen ist sehr bedenklich, weil die Eeaction dadurch gestört wird und möglicher Weise im Harn noch andere eiweissartige Stoffe sind, die reducirend auf Kupferoxyd beim Kochen wirken; in der Kälte reduciren diese Stoffe das Kupferoxyd nicht. Immer stelle man desshalb mit einer zweiten Portion von demselben Harn eine Gegenprobe an, indem man diese genau, wie angegeben, mit Wasser, Kalilauge und Kupfersalz versetzt, aber nicht kocht und überhaupt nicht erwärmt, sondern bei gutem Verschluss im Dunkeln, vor Lichtzutritt geschützt, im Probirglase 12 — 24 Stunden ruhig stehen lässt. Ist Zucker im Harn, so erfolgt auch hier Abscheidung von reducirteiü, gelben oder rothen Kupferoxydul, weil der Traubenzucker die Eigenschaft besitzt, Kupferoxyd schon in der Kälte, bei gewöhnlicher Stubentemperatur, zu Oxydul zu reduciren.
2. Probe nach Böttger: Zur eiweissfreien Harnprobe setze man einen reichlichen Ueberschuss einer concentrirten Lösung von kohlensaurem Natron. Hierauf eine kleine Menge von Wismuthoxyd oder basisch salpetersaurem Wismuthoxyd und koche: Enthält der Harn Zucker, so wird das weisse Wismuthsalz unter Schwarz-färbung reducirt und die überstehende Flüssigkeit braun gefärbt.
Die geringste Schwarz- oder Graufärbung des blendend weissen Salzes zeigt die Gegenwart von Zucker an.
Anhaltendes Kochen, mindestens eine Viertelstunde lang, ist bei dieser Probe sehr nothwendig.
Die Böttger'sche Probe hat durch J. B. Francqui und E. Vande Vyverre eine Modification erfahren: Diese schlagen folgende Mischung vor: Salpetersäure Wismuthoxyd-Lösung wird im grossen Ueberschuss von Kali gefällt, dann Weinsäure bis zur völligen Lösung des Niederschlags hinzugefügt. Zuckerhaltiger Harn mit einigen Tropfen dieser Mischung gekocht, giebt einen schwarzen Wismuthniederschlag.
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Nach Huppert ist die alkalische Lösung des Wismuthoxyds in Weinsäure entbehrlich; man macht den Harn mit Natron- oder Kalilauge alkalisch, setzt tropfenweise eine Lösung des salpetersauren Wismuths hinzu, so dass ein massig starker Niederschlag entsteht und erhitzt.
Wismuthoxyd wird in alkalischer Lösung weder durch Harnsäure noch durch Kreatinin reducirt, auch nicht durch Brenzkatechin und Hydrochinin. Gleichwohl schwärzt normaler Harn nicht selten bei Anstellung der Probe das Wismuthoxyd.
Salkowski warnt vor Anwendung der Kali- oder Natronlauge, er sagt: Die Wismuthprobe muss mit kohlensaurem Natron angestellt werden, das man bis zur Sättigung in dem Harn auflöst; bei Anwendung von Natronlauge tritt die Reaction allerdings weit schneller ein, aber jeder normale Harn giebt hinreichend lange erhitzt dabei Schwärzung, von' der noch nicht festgestellt ist, ob sie auf Bildung von metallischem Wismuth oder Schwefel-wismuth beruht. Man nehme nur eine sehr kleine Menge von basisch salpetersaurem Wismuth und koche mehrere Minuten lang.
Es ist sehr zu rathen, neben der Trommer'schen Probe auch die von Böttger als Controle anzuwenden, da Gegenwart von Harnsäure, Schleim etc. im Harn Reduction des Kupferoxyds zu Oxydul bewirkt, und wiederum andere Stoffe, so Peptone, Pepsin, Kreatin, Kreatinin, Ammoniak und überhaupt Körper, die beim Erhitzen mit Kali Ammoniak liefern, die Ausscheidung des Kupferoxyduls verhindern.
Der sichere Nachweis des Zuckers im Harn kann in diesen zweifelhaften Fällen nur durch sehr umständliche Manipulationen geliefert werden, deren ausführliehe Beschreibung hier zu weit führt; ebenso ist betreffs der quantitativen Zuckerbestimmungsmethoden nach von Pehling und Knapp auf die Eingangs citirten Lehrbücher zu verweisen.
Zucker wurde bislang im Harn der Hausthiere nur selten beobachtet und beachtet. Normaler Weise soll er im Rinder- und Schafham in kleinen Mengen nach verschiedenem Putter vorkommen (Gorup). Bei säugenden Hündinnen soll der Harn zuckerhaltig werden, sobald die Jungen längere Zeit am Säugen gehindert werden (Sinety). Das anhaltende Auftreten von Zucker im Harn in beträchtlicheren Mengen neben gleichzeitiger Polyurie und Abmagerung, zuweilen auch Albuminurie, ist stets krankhaft und wird als Zuckerharnruhr (Diabetes mellitus) bezeichnet. Die Krankheit ist bis jetzt nur selten bei Pferden und Hunden beobachtet. Vorübergehend und ohne Polyurie wurde Zuckergehalt des Harns (Meliturie) nur bei einem Pferde (Haubner) beobachtet.
Obgleich experimentell durch Verletzung des Bodens des 4. Gehim-ventrikels Zuckerharnruhr erzeugt werden kann (Bernard), ist es bis jetzt nicht gelungen, eine allgemein gültige Erklärung der Genese der Zuckerharnruhr aufzustellen.
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Harnstoff.
Ein qualitativer Nachweis des Harnstoffs geschieht nach verschiedenen Methoden, die meist complicirt sind; die einfachste ist die von Liebig: Man fällt vermittelst Aetzbaryt und salpetersaurem Baryt (eine Mischung von 1 Volumen einer kaltgesättigten Lösung von salpetersaurem Baryt und 2 Volumen eines kaltgesättigten Barytwassers), Phosphate, Schwefel- und kohlensaure Salze des Harns vollständig aus, so dass das Filtrat davon ganz klar und rein ist, dampft dieses zum Syrup ab, zieht den Eüekstand mit gewöhnlichem Alkohol aus. filtrirt und verdampft wieder, nimmt den syru-pösen Eüekstand in absolutem Alkohol auf und lässt den Harnstoff auskiystallisiren.
Dieser qualitative Nachweis des Harnstoffs wird deshalb weniger oft vorgenommen, weil er ohne diagnostischen Werth ist. Nur die quantitative Bestimmung der täglich ausgeschiedenen Menge des Harnstoffes würde Kück-schliisse auf den jeweiligen Krankheitszustand gestatten, da die Ausscheidungs-grösse dieses Endproductes der Umsetzung der Eiweisskörper einen Massstab zur Beurtheilung für den Eiweisszerfall im Körper giebt. Doch ist hierbei zu berücksichtigen, dass auch normaliter grosse Schwankungen je nach der geringeren oder grösseren Eiweisszufuhr mit der Nahrung vorkommen. Krankhaft gesteigert ist die Hamstoffmenge namentlich in und nach erheblichen Eiebern, besonders den acuten Infectionskrankheiten, vermindert bei Anaemie und Nierenentzündungen. — Bis jetzt fehlen sowohl für den normalen wie kranken Zustand genügende Bestimmungen bei unsem Hausthieren. Bei Pferden wird im gesunden Zustande ca. 2,5—3,5 0;0 bei Haferfütterung, 3% bei quot;VViesenheufütterung entleert. Die täghehe Ausfuhr schwankt zwischen 80 bis 192, meist nur bis 125 g. Eine ausserordentlich grosse Menge von Harnstoff (bis 460 g) wird bei der Haemoglobinurie ausgeschieden.
Hippursäure.
Zum Nachweis der Hippursäure verdampfe man 100 oder 200 CC. frisch entleerten Harn in einer Abdampfschale (was über freiem Feuer geschehen kann) auf die Hälfte seines Volumens, setze dann reine concentrirte Chlorwasserstoffsäure dazu: auf 100 CC. Harn 10 CC. Chlorwasserstoffsäure.
Die je nach 24 — 48 Stunden oder in längerer Zeit sich ausscheidenden Hippursäurekrystalle bringe man auf ein Filter, lasse die Mutterlauge abtropfen und wasche so lange mit Wasser, bis das abfliessende Auswaschwasser farblos erscheint.
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Die auf dem Filter befindliche Hippursäure ist zwar nicht ganz rein, sondern noch mit Farbstoffen gefärbt, wesshalb sie auch in diesem Zustande rohe Hippursäure genannt wird; ihre charakteristischen Eigenschaften lässt sie aber auch in diesem Zustande erkennen. (Siehe mikroskopische Untersuchung des Harnsediments. Fig. 33.)
Frisch gelassener Harn ist deshalb zu benutzen, weil im gestandenen Harn die Hippursäure bereits in Benzo6saure und Glycocoll zerfallen ist.
Die qualitative Bestimmung der Hippursäure hat ebensowenig Bedeutung, wie die des Harnstoffs; nur die Bestimmung der täglich ausgeführten Mengen könnte möglicher Weise zu Eückschlüsaen auf die Krankheit führen. Bis jetzt hegen derartige Untersuchungen bei Krankheiten nicht vor, dagegen existiren zahlreiche Beobachtungen über das Verhalten der Hippursäuremengen hei gesunden Thieren, nach verschiedenen Futtermitteln.
Zunächst ist festgestellt, dass sich im Thierkörper wahrscheinlich vorzugsweise in den Nieren, verabreichte Benzoesäure und derselben nahestehende Verbindungen (Chinasäure, Zimmetsäure) mit Glycocoll zu Hippursäure paaren und als solche ausgeschieden werden. Als Quelle der Hippursäure sind demnach diese in der Pflanzennahrung reichlicher vorkommenden Verbindungen anzusehen, doch kann auch die bei der Pankreasverdauung aus Eiweiss sich bildende Phenylpropionsäure zur Hippursäurebildung verwendet werden (E. und H. Salkowski).
Es ist durchaus von der Fütterung abhängig, ob sich nach Zusatz der Säure zum Harn sogleich sehr viel Hippursäure in Krystallen abscheidet, oder erst nach längerem Stehenlassen des Harns geringere Mengen davon.
Bei reinem Gras- oder reinem Wiesenheufutter scheiden sich im Pferde-, Rinder- und Schafham Hippursäurekrystalle in grossen Massen aus; die ganze Flüssigkeit erstarrt bei Schafen nach Zusatz der Chlorwasserstoifsäure zum eingeengten Harn zu einem Krystallbrei; auch bei Strobfütterungen, Haferstroh, Weizenstroh, ist dies in ähnlicher Weise der Fall. Hennsberg und Stohmann fanden bei Futter von Hafer- und Weizenstroh, mit geringem Zusatz von stickstoffreichem Bohnenschrot, im Einderharn 2,1 bis 2,7 Procent Hippursäure. Bei Klee- und Kleeheufutter nimmt die Hippursäure-Ausschei-dung in auffallender Weise ab; ein gleiches ist der Fall bei reichlicher Fütterung von Wurzelfrüchten.
Es finden sich bei verschiedener Fütterung pro Tag Hippursäure: beim Pferde: 65, 140 bis 165 g;
beim Rinde: 10, 25, 30, 67,5 100, 105, 130, 150 bis 160 g; beim Schafe 3, 3,5, 4,5, 5,5, 8,5, 10, 12, 13, 22,5, 23 bis 30 g.
Bei Pferden ist eine Vermehrung der Hippursäure nach starker Arbeit,
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eine Verminderung nach vollständiger Ruhe beobachtet worden (Ronssin). Ob eine erheblichere Verminderung bei Merenkrankheiten nachzuweisen ist, bleibt noch zu untersuchen. Im Harn der Pleischfresser ist die Hippureäure-ausscheidung bei Fleischnahrung ganz gering, bei Pflanzenkost wird sie auch im Harn dieser Thiere vermehrt gefunden.
Harnsäure.
Eiweissfreier Harn wird mit Salzsäure reichlich versetzt, gut umgerührt und dann 24 Stunden ruhig stehen gelassen.
Ist der Harn eiweisshaltig, so coagulirt man das Eiweiss in der unter Prüfung des Harns auf Eiweiss Seite 104 angegebenen Weise, filtrirt, setzt zum eiweissfreien Filtrat viel Essigsäure und lässt stehen.
Sehr verdünnte Harne können erst vor Zusatz der Säure ein Stück eingedampft werden.
Die Harnsäure, wenn vorhanden, setzt sich in Krystallen zu. Boden, die man auf ein Filter bringt und erst mit Wasser, dann mit Alkohol wäscht, wodurch gleichzeitig mitauskrystallisirte Hippur-säure, Benzoesäure und Farbstoffe entfernt werden, da diese Stoffe, in Wasser und Alkohol löslieh, die Harnsäure aber nicht.
Zur weitern Reinigung kann man die Harnsäure-Krystalle auch noch mit Ammoniak waschen, da Harnsäure in Ammoniak unlöslich: (in Kalilauge oder Natronlauge ist sie aber löslich). Wurde die Harnsäure durch Essigsäure ausgefällt, alsdann ist sie auch mit Salzsäure zu waschen, um etwa mitauskrystallisirten, in Essigsäure unlöslichen, Oxalsäuren Kalk dadurch zu entfernen.
Ueber die Form der Harnsäurekrystalle siehe die mikroskopische Untersuchung der Sedimente Fig. 32.
Die Krystalle sind weiter zu prüfen durch Anstellung der sogenannten von Pettenkofer'schen Murexidprobe: man bringt einige Krystalle vom Filter in ein Porzellanschälchen lässt ein paar Tropfen concentrirter Salpetersäure darauf fliessen, und verdunstet auf Wasserbad bis zur völligen Trockniss.
Bestanden die Krystalle aus Harnsäure, so lösen sie sich unter lebhafter Gasentwicklung in Salpetersäure, geben beim Verdampfen eine gelbe Masse, die bei völliger Trockniss im erwärmten Porzellan-
Sledamgrotzky o. Hofmeister. Diagnostik. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 9
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schälehen zwiebelroth gefärbt erscheint. Taucht man jetzt einen feinen Glasstab in Aetzammoniak und lässt das am Stabe haftende Tröpfchen an der Wand des Schälchens herab zur zwiebelrothen Masse fliessen, so nimmt sie eine prachtvolle purpurrothe Farbe an: setzt man in gleicher Weise ein Tröpfchen Natronlauge dazu, so ist die entstehende Farbe blauroth. Ueberschuss von Ammoniak und Natronlauge ist zu vermeiden.
Hippursäure oder BenzoBsäure und andere Salze mit Salpetersäure eingedampft, hinterlassen einen braunen Eückstand, ohne Farbespiel nach Zusatz von Ammoniak oder Natronlauge.
Harnsäure und harnsaure Salze kommen normal im Harn der Fleischfresser und, nach Fleischkost auch der Pflanzenfresser, gewöhnlich gelöst, vor und scheiden sich nur selten bei grosser Concentration und nach Abkühlung, oder bei Zusatz von Säuren aus stark saurem Harn ab. Abnorm vermehrt finden sie sich, wahrscheinlich in Folge von starkem, aber unvollkommenen Umsatz von Eiweisskörpem, besonders bei hohen Fiebern und fieberhaften Brust-affectionen auch bei Pflanzenfressern z. B. beim Pferde, bei hochgradiger Influenza, sowie bei anhaltendem Hunger. Harnsaures Ammon wurde im Fleischfresserham bei Blasenleiden in Folge von Zersetzung des Harns angetroffen, wobei er alkalisch reagirte.
Kynurensäure wurde von Liebig im Hundeharn als normaler Bestandtheil desselben entdeckt. Nach Voit erhält man reichliche Mengen davon, wenn man frischen Hundeharn mit conc. Salzsäure versetzt (auf 100 Harn 4 Säure) und 48 Stunden stehen lässt. Die ausgeschiedenen Krystalle werden zur Eeinigung in Ammoniak gelöst, die Lösung durch Thierkohle entfärbt und mittelst Essigsäure wieder ausgefällt (Schmiedeberg und Schultzen.)
Eine empfindliche Eeaction auf Kynurensäure giebt Jaffe an. Wenn man Kynurensäure in einem PorzeUanschälchen mit HCI. und chlorsaurem Kali auf dem Wasserbade oder vorsichtig über freiem Feuer zur Trockne abdampft, so erhält man einen röthlichen Eückstand, der beim Befeuchten mit Ammoniak zuerst braungrün, nach kurzer Zeit aber smaragdgrün wird. Kein anderer Bestandtheil des Harns giebt eine ähnliche Parbenerscheinung.
Sie wurde bei Hunden am meisten Bfei reichlicher Pleischnahrung, am wenigsten beim Hunger gefunden (Voit und Biederer).
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131 Indican.
Zum Nachweis des Indieans bedient man sicli am besten der Methode von Jaffe: Zu mit gleichem Volumen reiner Chlorwasserstoffsäure versetzter Indicanlösung (indicanhaltigen Harn) setzt man einige Tropfen Chlorkalklösung unter Umsehütteln. Das GemLsch färbt sich sofort intensiv blau und nach einiger Zeit setzt sich der Indigo in blauen Flocken ab.
Die Chlorkalklüsung bereitet man sich aus frisch, dargestelltem Chlorkalk, indem man diesen in destillirtes Wasser einträgt und darin zertheilt und fll-trirt; das Kitrat muss stark nach Chlor riechen, wenn es benutzt werden soll.
Wenn wenig Indican im Harn, lässt sich dieses noch nachweisen dadurch, dass man auf den mit Salzsäure angesäuerten Harn im Eeagensglase die Chlorkalklösung mittelst langsamen Zufliessen-lassens aus der Pipette aufschichtet; an der Zone beider Flüssigkeiten tritt bei Indicangehalt blaue Färbung ein. Es ist nothwendig, #9632;dass der Harn eiweissfrei ist, weil Eiweissstoffe mit Salzsäure auch Blaufärbung zeigen.
Ein Ueberschuss von Chlorkalklösung ist bei Anstellung der Eeaetion nicht besonders schädlich. Im Pferdeharn lässt sich die Bestimmung direct ausführen, weil dieser sehr indioanreich (in 1000 Cc. Pferdeharn fand Jaffe 152 Milligramm Indican). Indigo, als Zersetzungsproduct des Indieans, tritt häufig schon von selbst im faulenden Pferdeharn auf und bildet beim ruhigen Stehen ein blaues irisirendes Häutchen auf dessen Oberfläche.
Indicanarme Harne, wie Hundeham, müssen vorher concentrirt werden. Das Verfahren der Concentration ist leider zu umständlich, als dass dessen Ausführung hier angegeben werden könnte.
Da nur die Abscheidung von blauen Indigoflocken beweisend für die Gegenwart von Indican im Harn ist, so macht sich auch #9632;die Methode von Hoppe-Seyler angewandt, sehr empfehlenswerth, da sie nicht allzu umständlich und auch bei weniger concentrirten Hamen Anwendung finden kann.
Der frische Harn wird mit Bleiessig gefällt and nach den Ab-filtriren dieses Niederschlags mit Ammoniak weiter ausgefällt: dieser letzte Niederschlag wird auf ein Filter gesammelt und auf dem Filter mit concentrirter Salzsäure Übergossen und einige Stunden stehen
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gelassen. Der gebildete Indigo geht grösstentheils zunächst mit einem Theile des Chlorbleies durchs Filter, scheidet sich aber inL Filtrat nach einigen Stunden aus und kann nun in einem Asbestpfropfen, der in einen Trichter gesteckt ist, gesammelt und durch Waschen mit heissem Wasser vom Chlorblei und Säure gepeinigt werden.
Auch die elegante Methode von H. Senator ist zur Darstellung des Indigo aus Pferdeharn Fig. 27. indigokrystaiie sehr geeignet, man versetzt den eiweissfreien Harn aas Pferdehain. ^y. e^was Bleiessig, (vermeide üebersclmss) fil-trirt, misst das Filtrat und mischt mit gleichen Volumen conc. Salzsäure. Hierzu setzt man conc. Chlorkalklösung tropfenweise bis zur tief Dunkelfärbung der Flüssigkeit und schüttelt diese mit Chloroform aus im mit Glasstöpsel verschlossenen Masscylinder. Der frisch entstandene Indigo löst sich leicht in Chloroform und dieses setzt sich blau gefärbt zu Boden. Die überstehende saure, braungefärbte Flüssigkeit spritzt man ab, durch wiederholtes Ausschütteln mit Wasser und Abspritzen lässt sich die ganze Säure entfernen. Wendet man dann noch verdünnte Kalilauge zum Waschen an und wäscht auch diese wieder mit Wasser aus, so bleibt schliesslich eine ganz reine blaue Chloroformlösung des Indigo zurück.
Indigo sublimirt beim Erwärmen auf ca. 300deg; zu purpurfarben und blauen, eigenthümlich geformten Krystallblättchen. Siehe Fig. 27.
Das Harnindican (indoxylschwefelsaures Kali) bildet sich 4m Organismus aus dem Indol, einer Substanz, welches bei der Baoterienfäulniss von Eiweisskörpern und so auch im Darmkanale entsteht, von dort aus resor-birt, zu Indoxyl oxydirt wird, und sich mit Schwefelsäure paart. Es findet sich normal im Harn aller Thiere, namentlich der grossen Pflanzenfresser, stärker bei N reicher als bei N armer Nahrung und beim Hunger. Auffällig vermehrt wird es gefunden bei allen Krankheiten, welche mit ünwegsamkeit des Dünndarmes bez. Stagnation von dessen Inhalt einhergehen (ebenso wie-bei Unterbindungen desselben). Vermehrt ist es auch gefunden worden beim Menschen bei Carcinom der Unterleibsorgane und kachectischen Zuständen.
Phenol (Carbolsäure) und Kresol. Das Phenol im Harn der Pflanzenfresser von Städe 1 er entdeckt, ist nicht wie Städeler annahm im Harn präformirt und an Alkali gebunden enthalten, sondera nach E. Baumann als Phenol- resp. Kresolschwefelsäure, eine
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kleine Menge Phenol ist auch im normalen menschlicben Harn enthalten (J. Munk), nur der Hundeharn ist so gut wie frei davon.
Phenol- und Kresolschwefelsäure sind im Harn an Kali gebunden und bestehen diese Salze im Pferdeharn zum grösseren Theil aus kresol-.sehwefelsaurem Kali, zum kleineren aus phenolscbwefelsaurem Kali. Der Nachweis dieser Salze im Harn läuft stets auf die Constati-rung der beiden Spaltungsproducte des Phenols oder des Kresols und der Schwefelsäure hinaus, da Reactionen für die unzersetzten Verbindungen nicht existiren. Es wird deshalb nach Bau mann zuerst die Sulphatschwefelsäure entfernt und dann die an Phenol .gebundene Aetherschwefelsäure (wie dies unter Schwefelsäure S. 115 angegeben), die Ausscheidung letzterer ist aber noch nicht beweisend, sondern es muss noch die saure Flüssigkeit destillirt und im Destillat Phenol resp. Kresol durch seine Eeactionen nachgewiesen werden.
Phenolreactionen. 1) Auf Zusatz von Eisenchlorid entsteht eine tiefblaue Färbung. Die Färbung wird durch überschüssiges Eisenchlorid und #9632;durch Säuren zerstört. 2) Setzt man zu einer wässrigen Phenollösung etwa 1li des Volumen Ammoniak, dann einige Tropfen Chlorkalklösung (Lösg. 1 :20) und erwärmt gelinde, nicht bis zum Sieden, so tritt schöne Blaufärbung ein, bei geringem Gehalt Grünfärbimg. 3) Erhitzt man eine selbst sehr verdünnte Lösung des Phenol mit Mil Ion'sehen Eeagens zum Kochen, so färbt sich die Mischung intensiv roth. Die gleiche Keaction geben fast alle Benzolderivate, welche eine Hydroxylgruppe im aromatischen Kern enthalten. Gleiche Eeaction zeigt Kresol. 4) Versetzt man eine verdünnte wässrige Phenollösung mit Bromwasser, so entsteht sofort oder bei grösserer Verdünnung allmälig ein gelblioh-weisserkrystallinischer Niederschlag von Tribromphenol C, H3 Brg OH. Die Abscheidung von Tribromkresol-Brom C, H4 Br3 0 Br. erfolgt nur langsam und ganz allmälig, nachdem erst Trübung entstanden.
Phenol findet sich normal im Harne der grossen Pflanzenfresser, nicht oder wenigstens unbeständig im Harn der Fleischfresser. Die Quelle desselben ist ähnlich wie beim Indican die Eiweissfäulniss im Darmkanale. Daher wurde eine Steigerung der Phenolausscheidung beobachtet bei Behinderung der Fortbewegung des Darminhaltes, ferner bei Fäulnissprocessen im Organismus (Lungengangrän) sowie bei einzelnen Infectionskrankheiten. Ausserdem wird die Phenolausscheidung stark erhöht nach innerHeber oder äusserheher Verabreichung von Carbolsäure, wobei, wie bereits erwähnt, die Farbe des Harns sich verändert. So wird der Harn bei Hunden nach Theerein-reibungen grünhehbraun, bei Schafen dunkelbraun, bei Pferden dunkel (oliv-) grün.
Brenzkatechin findet sich in jedem Pferdeharn sowohl frei,
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wie an Schwefelsäure gebunden; dasselbe entstammt der im Pflanzenreiche weit verbreiteten Protokatechusäure, einem Zersetzungsproduct vieler Gerbsäuren.
Alkalischer Harn, welcher sich an der Luft dunkler färbt,, dunkelrotlie, braune Flocken abscheidet, kann Brenzkatechin enthalten. Nach dem Kochen mit Salzsäure reducirt er ammoniakalische Silberlösung schon in der Kälte; Kupferoxyd wird in alkalisch gemachten beim Erwärmen zu Oxydul reducirt. Aus diesem Reduc-tionsvermögen lässt sich aber noch nicht die Gegenwart des Brenzkatechin erweisen: ebenso ist Dunkelfärbung des Harns nach Zusatz von Eisenchlorid kein Beweis für die Gegenwart desselben; zum sichern Nachweis ist die Reindarstellung des Brenzkatechin aus dem-Harn unbedingtes Erforderniss; die Wiedergabe der etwas sehr umständlichen Darstellungsweise ist hier aber nicht am Platze.
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Mikroskopische Untersuchung des Harns.
Von quot;Wichtigkeit ist ferner die mikroskopische Untersuchung des-Harns resp. der Hamsedimente, d. h. der körperlichen Beimengungen, die eine mehr oder weniger starke Trübung bedingen. Sie sind entweder schon im Harne, wenn derselbe entleert wird, oder scheiden sich beim Erkalten und längeren Stehen aus. Ferner bleiben sie zuweilen gleichmässig in der Flüssigkeit vertheilt, besonders beim schleimigen Pferdeharn und bei grösserer Feinheit, oder senken sich, wenn sie grober und schwerer, und bilden so einen deutlichen Absatz. Man unterscheidet Organisirte (Blut-, Eiter-, Cylinder- etc.) und nicht Organisirte Sedimente (krystallinische und amorphe etc).
Zur mikroskopischen Untersuchung entnimmt man dem Harne einen Tropfen mittelst eines Glasstabes oder wenn man, was schneller zum Ziele führt, den Bodensatz untersucht, mittelst einer Pipette oder Glasröhre (siehe pag. 11). Die mikroskopische Untersuchung geschieht meist, und besonders zur ersten Orientirung, mit den mittleren, zuweilen mit den stärkeren Systemen.
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Von den nicht Organisirten Sedimenten sind die hiiufigstea folgende:
1.nbsp; nbsp;Kohlensaurer Kalk (Fig. 28) tritt in anscheinend verschiedenen Formen auf. Ursprünglich scheidet er sich in kaum wahr
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nehmbaren, kleinen Rhomboedern aus, welche sich senkrecht über-einanderstellen oder rosettenartig anordnen. Durch weitere Anlagerungen runden sich die freien Enden mehr ab und so entstehen die charakteristischen, biscuit- oder trommelschlägel- (dumbbell-) förmi-gen, glänzenden Körper, Kreuze oder Eosetten. Weiter werden daraus förmliche Doppelkugeln oder
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28. Kohlensaurer Kalk aus Pferdeharn.
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einfache Kugeln oder Kugelhaufen mit radiären Streifen, ooncentrisohen Schichtungen und auffalliger gelblicher Färbung. Zur Controle fügt man einen Tropfen Essigsäure zu. Es verschwinden dann die Sedimente unter Blasenbildung (C02 - Ausscheidung); nur die grösseren Kugeln hinterlassen eine ganz matte Zeichnung, wahrscheinlich von organischer Grundlage herrührend.
Der kohlensaure Kalk ist ein normaler Bestandtheil des Pferde-und oft des Einderharns. Er fehlt bei allen erheblichen innem Krankheiten, wo saurer Harn auftritt, und bei gestörter Eespiration. Wiederauftreten desselben im Harn bei Eespirationskrankheiten ist ein günstiges prognostisches Zeichen einer freieren Eespiration.
2.nbsp; nbsp;Oxalsäuren Kalk (Fig. 29) krystallisirt in glänzenden, stark lichtbrechenden, scharfkantigen Quadratoctaijdern oder quadratischen Prismen mit pyramidalen Endflächen. Da die Krystalle sich sehr häufig von oben präsentiren, so werden sie mit der quadratischen, selten länglichen Briefcouvertform verglichen, deren sich kreuzende Streifen durch die Kanten der dem Auge zugekehrten Octafider-flächen gebildet werden. Sie lösen sich nicht in Essigsäure, dagegen in stärkeren Mineralsäuren. Verwechslungen mit dem in ähnlichen Formen auftretenden Kochsalz sind leicht zu vermeiden, da sich
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letzteres durch Zusatz von Wasser löst. Seltner sind ovale Tafeln oder Sanduhrformen, welche sich nur durch ihre Unlöslichkeit in Essigsäure von ähnlichen Formen des kohlensauren Kalkes unterscheiden lassen (Feser).
Die krystallinische Ausscheidung im Harne erfolgt oft erst stärker beim Erkalten, ferner beim sauren Harn bei längerem Stehen, letzteres __ weil das saure phosphorsaure Natron, welches den Oxalsäuren Kalk in Lösung hält, sich allmählich zu neutralem umwandelt. Daher kann auch unter Umständen der Gehalt bedeutend sein ohne auffällig viele Krystalle. gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Oxalsaurer Kalk ist ein normaler, wenn
auch quantitativ geringer Bestandtheil des Harnes aller Thiergattungen; die Oxalsäure entstammt i-Tquot;quot;™ n ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ir.n. zwn Tlieil den Nahrungsmitteln, zum Theil den
Hg. 29. Oxalsaurer Kalknbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
aus Pfordeham, oben Oxydationsvorgängen. Die Vemiuthung, dass in
-rechts seltnere Formen. Trnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i i • j.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . i -i. inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-it i
Krankheiten ein reichlicheres Vorkommen von Oxalsäure im Harne von einer Hemmung der normalen Oxydations-vorgänge im Körper sei, hat sich nicht bewahrheitet (Fürbringer). . Allerdings beobachtet man grössere Mengen von Krystallen, so dass sie selbst ein glitzerndes Sediment bilden, bei Krankheiten der Respirationsorgane mit verminderter Sauerstoffaufnahme, so bei Lungenentzündungen, Emphysem mit Verringerung bei eintretender Besserung, femer beim Starrkrampf, nach Albrecht auch bei Darmkatarrhen; doch bestätigen quantitative Untersuchungen nicht immer eine wirkliche Vermehrung und ist deshalb Vorsicht bei der Deutung des mikroskopischen Befundes nothwendig. Nach unsem quantitativen Bestimmungen ist die Auscheidung bei dämpfigen Pferden in der Euhe nicht, dagegen wohl, wenn auch nur gering, bei der Bewegung vermehrt. — Eine Oxalurie ist bei unsem Hausthieren nicht bekannt.
3. Phosphorsaure Ammoniak-Magnesia (siehe Fig. 30), Tripel-
phosphat. Die Krystalle zeigen verschiedene Formea des rhombischen Systems, meist die des vertikalen 3-, 4- und 6-seitigen Prismas mit verschieden geformten Endflächen; am bezeichnendsten
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sind die sogenannten Sargdeckelformen, welche sich immer vorfinden. In Wasser unlöslich, wohl aber und zwar sehr leicht in Essigsäure. Tritt im frischen Harn gesunder Thiere nie auf. Da Tripel-phosphat sich bei Gegenwart von phosphorsaurer Magnesia und Ammoniakverbindungen bildet, so findet man dasselbe im Fleischfresserharn, wenn bereits eine ammoniakälische Harngähmng desselben in der Blase stattfand (Blasenkatarrh) oder wenn normaler Harn längere Zeir, steht. Im Urin der Pflanzenfresserbeobachtet man Tripel-phosphat in der Regel bei den Krankheiten, wo die Phosphate vermehrt sind, Fig. so. Tripeiphosphatkrystaiie (siehe diese) im neutralen und alkalischeunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;aus Pferdeharn-
Harn nach einigem Stehen, sowie bei der Fäulniss des Pieberharns. Ebenso findet es sich bei Blasenkatarrhen der Pferde (siehe Fig. 36).
4.nbsp; nbsp;Phosphorsaurer Kalk, erscheint im neutralen oder alkalischen Harne amorph in feinen, stark lichtbrechenden Körnchen (dreibasisch-phosphorsaurem Kalk), sehr selten in keilförmigen Nadelu, die sich mit der Spitze zusammenlegen und Kreise bilden. Scheiden sich stärker aus beim Kochen und lösen sich in Essigsäure ohne nachfolgende Krystallausseheidung zur Unterscheidung von hamsauren Salzen.
Normal selten aus dem Fleischfresserharn sedimentirend, wohl aber nach alkalischer Zersetzung desselben bei der Fäulniss oder bei Blasenleiden neben Tripelphosphat. Bei Pflanzenfressern neben letzteren unter denselben Bedingungen; ferner bei Knochenbrüchig-keit (siehe pag. 113).
5.nbsp; Schwefelsaurer Kalk, Gyps (Fig. 31), krystallisirt in kurzen und dicken Tafeln und in langen und säulenförmigen Prismen des monoklinischen Systems, oft zu Drusen vereint, löst sich in Wasser, Essigsäure und kalten verdünnten Mineralsäuren nicht.
Er tritt auf zuweilen in saurem Pferdeharn, bildet sich auch in alkalischem beim Ansäuern, und zwar dann, wenn Alkalisulfate und Calciumcarbonate vorhanden sind. Nach Zusatz von Essigsäure entsteht eine vorübergehende Klärung durch Bildung des löslichen
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Calcrumaeet.its und hierauf durch Umsetzung zu Calciumsulfat und Natriumacetat eine Trübung (Feser und Frie dberger). Letztere kann Eiweiss vortäuschen, verschwindet aber nach Zusatz von NOaH
(siehe auch pag. 105). Wurde be-
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obachtet nach Verabreichung von schwefelsauren Salzen.
6. Harnsaure Salze und Harnsäure, Die sauren harnsauren Salze, welche namentlich beim Erkalten des Harns als gelblich-röth-liches Sediment ausfallen, erscheinen amorph in kleinen, rundlichen oder eckigen Körnchen, theils einzeln, theils moosartig zusammenliegend; sehr selten krystallinisch, und zwar
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31. Gypskryatalle aud Pferdeharn.
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harn sau res Natron in prismatischen Krystallen (in Büschelform), Doppelkugeln oder dumbbells, harnsaures Ammon (nur in alkaliseh gährendem Harne meist neben Tripelphosphat) in dunkeln Kugeln oder Kugelaggregaten, welche igelartig mit Spitzen besetzt sind. Da die natürlich vorkommenden Sedimente meist nicht charakteristisch genug sind, so
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dient zu ihrer Erkennung der Zusatz von Salzsäure oder Essigsäure, wonach die Harnsäure (Fig. 32) in Krysteül-form sich abscheidet. Letztere erscheint in gelblich bis bräunlich gefärbten, sehr verschiedenenKrystallformen, amhäufig-sten in rhombischen Tafeln mit abgerundeten stumpfen Winkeln (Wetzsteinform), einzeln oder zu Rosetten und
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Fi^. 32. Harnsäurekrystalle: a aus rferdeharn, b aus Hundeharn.
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Hellebarden gehäuft. Seltner sind rhom-
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bische Prismen und Nadeln (beim Pferde, Fes er) drusig und büschlig zusaipmenliegend. Die undeutlichen Krystallformen werden deutlicher, wenn man die Harnsäure erst durch Kalilauge löst und dann durch HOL langsam abscheidet.
Harnsäurekrystalle lösen sich nicht in Wasser, Essig- und
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Salzsäure, dagegen in Alkalilaugen, Schwefelsäure, Salpetersäure, Murexidprobe siehe pag. 129. Sie finden sich besonders in coLcen-trirtem Harne, nach reichlicher Eiweissaufnahme, Fieber etc. (vergl. pag. 130).
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7.nbsp; Hippursäure (siehe Fig. 33) erscheint selten als natürliches Sediment in conoen-trirtem und stark saurem Harn, meist unter dem Mikroskop nach Anwendung von Säuren.
Die Krystalle sind rhombische, 4seitige Prismen mit 2 oder 4 schrägen Endflächen oder Nadeln, einfach oder drusig gehäuft. Bei langsamer Ausscheidung gewinnen sie AehnlichkeitmitTripelphosphat, von welchem
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sie sich durch ihre Nichtlöslichkeit in Salz-
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. 33. HippursäurekryslaHe aus Pferdeharn.
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säure unterscheiden lassen.
Hippursäure ist ein normaler Bestandtheil des Pflanzenfresserharns (siehe pag. 128).
8.nbsp; Hippursaurer Kalk (siehe Fig. 34).
Die Krystalle scheiden sich beim Eindampfen des Harns (b), ebenso bei Eintrocknung mikroskopischer Präparate von concentrirtem
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C^
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Pferdeham am Eande des Deckgläschens (a) aus. Sie bilden rhombische Tafeln, Nadeln
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und Säulen von gedrungenen Formen. Nebensächlich sei erwähnt:
9.nbsp; nbsp;Cjstin, 6seitige Tafeln, meist sehr
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regelmässig und gehäuft.
Bis jetzt nur in Harnsteinen des Hundes
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Fig. Zi. Hippursaurer Kalk ans Pferdeharn: a bei natürlicher,
b bei künstlicher Eindickuiiic.
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und einer Katze und als krystallinisches Sediment der Eindsniere beobachtet. Im Harn noch nicht nachgewiesen.
10.nbsp; Tyrosin, ausserordentlich feine, zuweilen zu Doppelbüscheln vereinigte Nadeln. Bis jetzt bei Thieren nicht beobachtet. Bei Menschen deutet sein Auftreten auf einen massenhaften Zerfall der Protei'nlwrper.
11.nbsp; Kochsalz, krj-stallisirt in farblosen, scharfkantigen Würfeln, seltener Octaedern. Die Krystalle bilden sich zuweilen bei Eintrocknung dos Harnpräparates am Eande. Bei gleichzeitigem Yorhandensein von Harnstoff sollen oetaedrische und tetraedrische Formen entstehen. Löslich in Wasser.
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Genügt die Krystallform niclit zur Feststellung der Sedimente, so muss man Reagentien anwenden. Zunächst giebt man einen Tropfen Essigsäure zum Präparat. In Essigsäure lösen sich: kohlensaurer Kalk mit Luftblasenbildung (00;,), Tripelphosphat, phosphorsaurer Kalk, harnsaure Salze unter Abscheidung von Harnsäure-krystallen. In Salzsäure oxalsaurer Kalk.
Wenn aber der Harn sehr schleimreich, dann kann es geschehen, dass der Schleim die Krystalle des ausgeschiedenen kohlensauren Kalkes und des Tripelphosphats so innig umhüllt, dass die Essigsäure sie nicht berühren und lösen kann und selbst beim Kochen des Harns im Eeageusglase nicht löst.
Es ist in diespm Falle unerlässlich, den Harn, bevor man zu seiner weiteren mikroskopischen Untersuchung schreitet, mit Kalioder Natronlauge auszukochen, worin der Schleim löslich wird; die Kalk- und Magnesiasalze sind jetzt leichtlöslich in Essigsäure, unlöslich bleibt der oxalsaure Kalk, welcher in bekannter Form kry-stallisirt unter dem Mikroskope zu finden. Es bedarf aber oft geraumer Zeit, ehe diese krystallinische Ausscheidung erfolgt; man lasse deshalb den mit Kalilauge gekochten und dann mit Essigsäure stark angesäuerten Harn mindestens 24 Stunden lang ruhig stehen; den Oxalsäuren Kalk, wenn vorhanden, findet man sehr rein auf dem Boden des Reagensglases auskrystallisirt. Hier treten dann auch seine seltneren Formen auf. Siehe Fig. 29.
Von organisirten Sedimenten kommen vor:
12. Schleim und Epithelien. Schleim ist bis zu einem gewissen Grade normaler Bestandtheil desHams, besonders vom Pferde; er erscheint unter dem Mikroskope oft in fast kaum wahrnehmbaren Schleimzügen (siehe Fig. 35). Dieselben täuschen Ungeübten leicht hyaline Hamcylinder vor, können jedoch durch ihren wechselnden Durchmesser und durch ihre leichte Verschiebbarkeit beim Druck auf das Deckglas erkannt werden. Ihre Ränder erscheinen meist durch Einlagerung kleinster Körnchnn von kohlensaurem Kalke dunkler granulirt, sie werden deshalblt;auch entgegen de:: Vermu-thung nach Essigsäurezusatz heller und verschwinden fast gänzlich; die eigentlich eintretende Mucingerinnung prägt sich unter- dem Mikroskope hier nur schwach aus. Vermehrung des Schleimes,
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schon makroskopisch an der fadenziehenden bis geleeartigen Beschaffenheit des Harns erkennbar, beobachtet man bei anhaltenderen Nierenhyperaemien; am meisten bei Typhus, ferner bei chronisch entzündlichen Zuständen der Nieren und bei Blasenkatarrhen. Verminderung des Schleimes ,„;,; #9632;{'.£• q Qi'tü sieht man im Fieberham. Bei den übrigen raquo;''i' /J'; *} (Miti Hausthieren ist der Schleim immer gering, nur j'i'/jf'i \ ]'gt;ß bei Blasenkatarrhen vermehrt und dann an wolki- ß'.fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;; :„ r ;
gen Trübungen makroskopisch kenntlich; durch das Vl, #9632;,! ^j -i;, : '• Mikroskop, nur nach Zusatz von Alkohol, Essig- -raquo;fi |rgt;^/'i | amp;,%'#9632; säure oder Jodtinctur als feinkörnig-faserige Masse \ j l
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wahrnehmbar.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'.':' R M |i j, | quot;Q
Epithelzellen sind vereinzelt in jedem Ak 'l^pquot;''/','••'ft
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Harn nachweisbar, vermehrt jedoch nur bei hyper- ^m #9632;, i: ^ aemischen Zuständen der verschiedenen Abthei- fSSßÄ^h)' I |Si lungen des Harnapparates. Die leidende Stelle
...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;t i i . i j t t i -,..1 tnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Flg. 35. Schleim aus dem
zu bestimmen, gelingt leicht durch das Mikroskop, Nierenbecken eines Pfe, -wenn man die normalen Epithelien der Harnwege des m'lt Sohieimzügen, in
...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j_ijtinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . rnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; denen kohlensaure KnlK-
sich eingeprägt hat. Für den Anfänger ist es krystaiie, und CyUnder-deshalb rathsam, diese zunächst an anatomischen und Becherzoiieu aer
_nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schleimliaut desselben.
rräparaten zu untersuchen.
Das Epithel der feineren (gewundenen) Nierenkanälchen kommt vereinzelt selten vor und stellt protoplasmahaltige, rundliche oder polyedrische Zellen dar. Grössere Mengen treten in Form von Cy-lindern auf (siehe später).
Das Epithel der Sammelröhren bilden kurze, cylindrische Zellen (Fid. 37 d.), deren bestes Merkmal das Auftreten von gelben Pigmentkömehen ist.
Das Epithel des Nierenbeckens ist nur beim Pferde charac-teristisch. Etwas höhere, zweimal so hohe als breite Cylinderzellen (Fig. 35), matt granulirt mit deutlichem Kern, oft mit Fussplatte und in der obern Hälfte mit hyalinem Tropfen oder becherartig aufgetrieben (Becherzellen), finden sich vereinzelt normal in den Schleimzügen, vermehrt bei Katarrh des Nierenbeckens.
Pflasterepithelien können aus dem Harnleiter, der Harnblase, der Harnröhre, der Vagina stammen; aus letzterer werden sie
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oft beim Katheterisiren mit fortgerissen. Vereinzelt haben sie keine Bedeutung; bei zahlreicherem Vorkommen (siehe Fig. 36) sind sie stets mit Schleim und Eiterkörperchem gemischt und zeigen katarrhalische und entzündliche Processe der betreffenden Schleimhäute an.
Die Form ist wechselnd. Meist erscheinen sie als unregelmässige, ganz durch-, , , , ;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sichtige Platten mit deutlichem Kern und
S, ^ (.p^ ^ ^^y i oft mit kurzen spitzen Fortsätzen an der
untern Fläche; dieselben stammen von der Oberfläche des Schleimhautepithels, dessen obere Schicht sie bilden. Langgezogene Zellen mit langen hyalinen Fortsätzen,
Sj
welche also keulenförmicr oder geschwänzt
r ig. ob. liodensatz nus Harn einernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;C)
Stute mit Biasenkatanh, enthält erscheinen, entstammenden mittlerenSchich-
Blasenepithelien, Sclileimküi-pcr- inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i •! a rj. j. i i. j, j.* rnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;£ ^
a . . jt . , u u. ten, und ihr Auttreten deutet tieier ffi-eitende
clien, BucterienunüTnpelphosphat.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; o
Processe der Schleimhaut an.
Am häufigsten findet man vermehrte E pit heiz eilen und zwar im Bodensatz und untermischt mit Bacterien und Tripelphosphat bei Blasenkatarrhen (siehe Fig. 36).
Bei Hunden deuten einzelne grössere, runde Drüsenzellen neben massenhaften Eiterkörperchen, Kugelbacterien und Mycothrix-fäden auf Prostatavereiterungen.
13.nbsp; nbsp;Spermatozoiden, in ihrer bekannten, characteristischen Form beobachtet man bei Hunden sehr oft im Harn. Bedeutung haben sie nicht.
14.nbsp; nbsp; Pigmentschoilen d. h. unregelmässig geformte, gelb bis gelbbraun gefärbte Körnchen oder Körnchenhaufen oder Plättchen stammen aus den Nieren und kommen vereinzelt ohne Bedeutung vor. Bei Hunden sind sehr kleine rhombische Prismen, kreuzweis übereinander gelegt, von gelbrother Farbe, eine gewöhnliche Erscheinung.
15.nbsp; nbsp; Harncylinder. Unter diesem Namen fasst man fadenförmige Gebilde zusammen, welche als Abgüsse der Nierenkanälchen aufzufassen sind. Man kann dieselben, -v*enn sie nicht zu sparsam, schon mit blossem Auge erkennen, als feine Fädchen, welche sich allmählig senken und so im Bodensatz gehäufter vorkommen. Ihre genauere Bestimmung kann nur mit mittleren und starken Systemen
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des Mikroskops erfolgen. Dem Aussehen nach unterscheidet man dreierlei.
1. Die hyalinen Cylinder (Fig. 37 a) sind langgestreckte, biegsame, mehr oder weniger gewundene Fäden von wechselnder Länge und Breite. Da ihre Substanz farblos und durchsichtig, ihre Con-touren sehr zart sind, so werden sie leicht übersehen. Durch Zusatz von Jodkaliumlösung, Pikrinsäure oder von Farbstofflösungen lassen sie sich leicht färben und treten dann deutlicher hervor. Sie lösen sich in starker Essigsäure.
In der homogenen Substanz finden sich oft Körnchen ein- oder auch aufgelagert; dieselben sindbaldblasser, nach Essigsäureeinwirkung verschwindende (Albuminoide), bald dunkler (Fett), auch feine kry-stallinische Einlagerungen kommen vor. Zuweilen ist die Körnung eine ziemlich starke und erscheinen dann die betr. gewöhnlich dickeren und kürzeren Cylinder dunkler (granulirte Cylinder). Ausser-dem finden sich nicht selten einzelne Nierenepithelien, farblose Blutkörperchen etc. den Cylindem angelagert resp. in dieselben ein-
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gedrückt.
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Jjnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;c.
Fig. 37. Harncylinder vom Pferde :
a. hyaline, b. granulirte, c. Zellencylinder,
d. Epithel der Harnkanülchen.
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Als Cylindroide werden feine oder bandförmige Gebilde mit
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unregelmässig welligen Contouren, wechselndem Durchmesser, zugespitzten oder gegabelten Enden bezeichnet, deren farblose durchsichtige Substanz mit zarten Längsstreifen versehen und zuweilen von feinkörnigen Salzniederschlägen bedeckt ist.
2. Die Wachsartigen (colloiden, gelben) Cylinder sind meist breitere und kürzere Fäden mit scharfen Contouren; ihre Substanz ist blassgelb, stark lichtbrechend, härter, weniger biegsam und ziemlich resistent gegen Eeagentien. Auch an und in ihnen finden sich kömige und zellige An- und Einlagerungen.
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3. Epithelcylinder (Fig. 37 c) (Zellencylinder) sind meist kürzere, wurstförmige Cylinder, welche dunkelgranulirt erscheinen und bei genauer Betrachtung nur aus Epithelzellen der gewundenen Nieren-kanälchen bestehen, ganz so, wie man sie erhält durch Abstreichen der Schnittfläche einer Nierenrinde. Daneben finden sich fast stets vereinzelte Nierenepithelien und farblose Blutkörperchen. Durch Essigsäurezusatz werden sie heller und lassen ihre Zusammensetzung aus Zellen leichter erkennen.
Der Durehmesser sämmtlicher Cylinder schwankt bedeutend, entspricht jedoch meist dem der graden Harn- und Schleifenkanälchen der Niere.
Die Epithel cylinder sind losgelöste Bruchstücke der Epithel-ialauskleidung der Nierenkanälchen; ihre Entstehung ist leicht denkbar bei Lockerung des Zusammenhanges zwischen Membrana propria und Epithel. Die Entstehung der hyalinen und granulirten Cylinder ist jedoch noch nicht genügend erklärt. Die frühere Annahme, dass bei hohem Blutdrucke in den Nierenkapillaren Blutplasma in die Hamkanälchen austräte, und dort Faserstoff ausschiede, welches die Form der Kanälchen annähme, ist durch den Nachweis, dass die Cylinder nicht aus Fibrin bestehen, zurückgewiesen. Nach Rovida nimmt man an, dass die hyalinen Cylinder aus unbekannten Eiweiss-derivaten (albuminoiden Substanzen), die wachsartigen aus den Albumi-naten nahestehenden Stoffen bestehen. Sie stellen nicht ein directes Exsudations-, sondern ein Secretionsprodukt dar, welches bei den hyalinen Cylindern durch eine Steigerung der Zellthätigkeit, bei den wachsartigen mit gleichzeitiger Degeneration der Nierenepithelien geliefert wird.
Harn cylinder im Harn kommen bei Pferden am häufigsten, selten bei Eindem und Hunden vor und sind stets ein Zeichen einer Nierenerkrankung. In massiger Menge finden sich hyaline und gra-nulirte Cylinder neben Albuminurie, vor allem bei venöser Stauungsniere, als Begleiterscheinung bei Lungen-, Brustfell-, Herzbeutelentzündungen, selten bei chronischer interstitieller Nierenentzündung vor. Massenhaftere Cylinder neben Blutkörperchen oder Haemoglobinurie (schwarze Hamwinde) deuten auf eine acute paren-ehymatöse Nephritis; Verminderung der hyalinen, Auftreten
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mehr granulirter Cylinder in massiger Menge sind Zeichen einer Besserung; Beimengung von Epitheleylindern neben den andern zeigen Verschlimmerung an. Epithelcylinder mit vielen Eiterkörperchen sind Zeichen einer in der Regel langsam verlaufenden, eitrigen Nephritis. Wachsartige Cylinder kommen vorwiegend bei schleichenden Nierenentzündungen vor.
Die Cylindroide treten auch ohne Albuminurie auf; sie wurden von uns bei einem Pferde beobachtet in der Eeconvalescenzperiode nach acuter Nephritis.
16. Blut. Schmutzigrothe, bis dunkelbierbraune Farbe des Urins deutet auf einen Gehalt an Blutbestandtheilen und kann der Geübtere oft schon makroskopisch, durch die Eigenthümlichkeit der Farbe, des Bodensatzes, der Gerinnsel bestimmen, welche Blutbestandtheile darin enthalten sind und woher sie stammen. In dieser Beziehung hat man zweierlei zu unterscheiden.
a) Bei der wirklichen Haematurie lassen sich mit dem Mikroskope deutlich die rothen Blutkörperchen als gefärbte, biconcave Scheiben nachweisen, selten sind sie aufgebläht oder sternförmig geschrumpft. Geringere Beimengungen geben sich makroskopisch nicht zu erkennen; zum leichteren Auffinden der Blutkörperchen giesst man den Harn in ein Kelchglas, lässt ihn darin einige Zeit stehen und untersucht dann den Bodensatz. Erheblichere Mengen dagegen werden auch ohne Mikroskop aus der deutlich rothen Farbe besonders bei durchfallendem Lichte, aus dem deutlich rothgefärbten Bodensatze oder den blutrothen Gerinnseln erschlossen. Beim Kochen fällt ein braunes Gerinnsel aus.
Wichtiger und schwieriger ist die Bestimmung, woher das Blut stamme; in dieser Beziehung ist Folgendes zu beachten. Sicher stammt das Blut aus den Nieren, wenn sich blutige Abgüsse der Harnkanälchen (Blutcylinder) zeigen. Je inniger femer die Mischung von Blut und Harn, desto mehr kann auf die Abstammimg aus den Nieren geschlossen werden; je ungleichmässiger jene, je mehr besonders umfangreiche Gerinnungen vorkommen, desto wahrscheinlicher ist die Herkunft des Blutes aus Nierenbecken (wurmähnliche Gerinnsel), Blase (klumpige Gerinnsel) und Harnröhre (nur anfängliche Roth-färbung des Harnes).
Sledamgrotzky u. Hofmeister, Didirnostik. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;10
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Den meisten Aufschluss giebt jedoch die mikroskopische Beachtung der Begleiterscheinungen. Gleichmässige Beimengungen von Blutkörperchen, ohne sonstige organische Sedimente, deuten auf massige Nierenreizung, wie sie nach harzigem und balsamischen Futter bei Rindern und Schafen enzootisch vorkommt.
Gleichzeitiges Vorkommen von Epithelien der Harnkanälchen oder Harncylindern können durch intensivere Nierenhyperaemien (active und passive), durch Nierenentzündungen, zuweilen auch durch schwere Blutleiden (Typhus, Milzbrand) bedingt sein. Beimengungen von Pflasterepithel, Schleim und Eiterkörperchen neben Pilzen, Tripelphosphat etc. lassen auf Katarrhe und Geschwüre der Harnblasenschleimhaut schliessen. Eiterkörperchen geben ebensowenig Anhalt, wie die Blutkörperchen, den meisten jedoch die characteri-stischen Epithelien (siehe diese).
b) Bei der Haemoglobinuric (Haematinurie) sind nicht die Blutkörperchen als solche, sondern nur ihre Bestandtheile im Harn vorhanden. Der Haemoglobingehalt bedingt .eine schmutzig braun-rothe bis kaifee- oder bierbraune, gleichmässige Färbung; Blutgerinnsel fehlen, ebenso Blutkörperchen. Die Eiweissreaction liefert ein missfarbig braunes Gerinnsel (siehe pag. 108). Neben dem Haemoglobin-gehalte finden sich häufig noch Cylinder.
Ueber die Entstehung der Haemoglobinurie ist man noch nicht im Klaren. Wahrscheinlich geht dieser Erscheinung eine olötzliche und massenhafte Auflösung rother Blutkörperchen innerhalb der BlutT bahn voraus und wird nun das freie Haemoglobin dutch die Nieren ausgeschieden, so dass sie als Zeichen einer gewissen Blutdissolution aufgefasst werden müsste. Die häufig damit einhergehenden Nierenentzündungen sind vielleicht erst secundärer Natur, da sie sich auch einstellen bei künstlich erzeugter Haemoglobinurie nach Einspritzung von Haemoglobinlösung (lackfarbenem Blute) in die Blutbahn.
Haematinurie kommt vor: beim Pferde unter der Krankheitsform der schwarzen Hamwinde oder Nierenrückenmarkscongestion; beim Einde und Schafe enzootisch unter nicht näher gekannten Bedingungen.
17. Eiter- (oder Schleim-) Körperchen kommen sehr wechselnd
an Zahl im Harn vor. In massiger Zahl bedingen sie kein verändertes Aussehen desselben, in grösserer dagegen Trübung; bei
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massigem Auftreten bilden sie einen graugelblichen, lockeren Bodensatz. Sie stellen meist rundliche Zellen mit nicht scharfen Contouren dar (siehe Fig. 47), in deren Protoplasma sich (meist erst nach Anwendung von Essigsäure) einer oder mehrere Kerne nachweisen lassen (siehe Eiter). Im erwärmten Harne zeigen sie zuweilen deutliche Bewegungserscheinungen. In stark ammonikalischem Harne lösen sie sich zu einer durchsichtigen schleimigen Masse auf, in der die Kerne noch nachzuweisen sind.
Massige Mengen finden sich bei Eeizzuständen im Harn- und im Genitalapparate, so bei Nierenhyperaemie und Entzündung, Katarrhen der Blasen-, Harnröhren-, Scheiden- und bei Hunden selbst der Vorhautschleimhaut. Grössere Mengen rühren von Eiterungsprocessen meist der Niere, der Blase oder bei Hunden der Prostata her und bedingen in der Regel schon im Körper eine Hamzersetzung, so dass Tripelphosphat, harnsaures Ammon etc. daneben beobachtet wird. Aus dem Vorhandensein der Eiterkörperchen allein kann man auf den Sitz des Leidens nicht schliessen, sondern wie bei den Blutkörperchen müssen die gleichzeitig vorkommenden, organisirten Beimengungen beachtet werden. So finden sich bei Niereneiterungen gleichzeitig Cylinder und selbst Gewebsfetzen der Niere; bei Blaseneiterungen zahlreiche Plattenepithelien etc.
18.nbsp; nbsp;Gewebsfetzen sind im Harn sehr selten zu treffen. Sie geben sich bei näherer Untersuchung als Nierengewebe oder Bindegewebe oder zarte Wucherungen, bei Eiterungsprocessen oder Krebs in diesen Theilen zu erkennen.
Bei Pferden können Smegmaklumpen aus der Vorhaut derartige Beimengungen vortäuschen, doch bestehen dieselben aus pigmentirten Epidermiszellen und Fett und sind leicht zu erkennen.
19.nbsp; Infusorien, Pilze und Bacterien (pag. 26 und folgende und
Fig. 36) sind meist Verunreinigungen und stammen aus Gläsern etc. oder haben sich im unverschlossen aufbewahrten Harn entwickelt. Normaler Harn ist frei von vegetabilischen Parasiten.
In krankhafter Weise können sich jedoch auch im frisch gelassenen Harne Kugelbacterien, einzeln oder zu kurzen Ketten aneinander gereiht, selbst auch Bacterium Termo vorfinden. Sie sind meist ein Zeichen eines Blasenkatarrhes (z. B. bei Stuten nach häu-
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figem Catheterisiren, wodurch die Bacterien eingeführt wurden) und deshalb begleitet von Eiterkörperchen, Epithelien und Zersetzungs-producten des Harnes, besonders Tripelphosphat. Sehr lange Ketten von Kugelbacterien neben zahlreichen Eiterkörperchen im Harne der Hunde zeigen in der Eegel Prostatavereiterungen an; wahrscheinlich bilden sich derartige lange Ketten nur bei gehöriger Ruhe der Flüssigkeit in den Prostatahohlräumen. In neuester Zeit sind auch bei den verschiedenen Tnfectionskrankheiten die zugehörigen pathogenen Spaltpilze nachgewiesen worden, allerdings weniger durch klinische mikroskopische Untersuchungen, als durch Züchtungsversuche. Jedenfalls kommen sie so vereinzelt vor, dass eine darauf gerichtete Untersuchung zu diagnostischen Zwecken selten Resultate ergeben wird. Bekannt ist das Vorkommen von Milzbrandbacillen im Harn milzbrandkranker Thiere; beim Menschen sind auch Tuberkelbacillen gefunden worden.
Fett. Zuweilen beobachtet man schon makroskopisch, noch mehr bei mikroskopischer Untersuchung Fetttröpfchen im Harn. Dieselben sind meist Verunreinigungen und entstammen der Haut aus der Umgebung der Harn-organo, besonders im Sommer. Dauernder Fettgehalt des Harns (Lipurie) deutet auf fettige Degeneration der Nierenepithelien hin, wie sie bei Fleischfressern auch oft im normalen Zustande beobachtet wird. Auch ohne Nierenerkrankung, und zwar bei reichlichem Fettgehalte des Blutes, kann Fett im Urin auftreten, wie dies Bernard bei reichlich mit Fett gefütterten Hunden beobachtete. Ueber die in der Litteratur erwähnten Fälle von Milchmetastasen, in denen der Harn ganz milchig wurde, fehlen nähere Untersushungen..
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VIII. Abtheilung.
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Koth.
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Eine eingehende Untersuchung der faeces wird für gewöhnlich nicht vorgenommen; auch kann diese entbehrt werden, weil die krankhaft veränderte Beschaffenheit des Kothes sich augenfällig genug zu erkennen giebt. Meist beschränkt man sich auf Beachtung der
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Menge, Form, Consistenz und Farbe, auf Peststellung der Reaction und nur ganz ausnahmsweise wird eine mikroskopische Untersuchung vorgenommen.
Der Koth besteht aus unverdauten Nahrungsresten und deren Umwaudlungsproducten, aus beigemischten Verdauungssäften, aus Wasser; letzteres in stets reichliehen, aber wechselnden Mengen.
In Folge der Verschiedenheit der Nahrung und der Verdauungs-organe unterscheidet sieh der Koth der Pflanzenfresser wesentlich vom Koth der Fleischfresser, sowohl in Bezug auf die B e stand-theile, als auf Menge und Form.
Der Koth der Pflanzenfresser besteht der Hauptsache nach aus den unverdaut gebliebenen Theilen der Pflanzen, welche sichnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
grösstentheils ihrer charakteristischen Form nach oft schon mit unbewaffnetem Auge wieder erkennen lassen. Rohfaser (Cellulose), Chlorophyll, Stärkemehl gehen, wenn unverdaut (und alle Nährstoffe des Futters werden theilweise selbst bei der besten Verdauung nicht verdaut) in unveränderter Form in den Koth über.
Beim Fleischfresser findet man vom verzehrten und unverdaut gebliebenen Fleisch kaum Spuren im Koth; Bischoff und Voit konnten bei Fleisehfütterung niemals unverdaute Fleischreste im Koth erkennen. Die Fleischfaser erleidet somit eine totale Umwandlung im Verdauungskanale und das was bei Fleischnahrang unverdaut im Koth ausgeschieden wird, ist entweder ganz verändertes und zersetztes Fleisch, die unverdaulichen Massen des Bindegewebes, elastische Fasern, Knoehensalze etc., oder ein Seeretionsproduct des Darms.
Fette werden bei fettarmer Nahrung fast völlig verdaut, bei fettreicher Nahrung ist auch der Koth fettreich; beim Omnivor (Schwein) ist es erwiesen, dass der reiche Fettgehalt des Kothes nicht nur von dem Fette der Nahrung, sondern auch zum Theil vom Fette der ausgeschiedenen Verdauungssäfte, vor Allem der Galle, stammt. (Heiden.) Die Kothmenge steht bei Pflanzennahrung in einem gewissen Verhältniss zur Menge der aufgenommenen Nahrung; sie nimmt zu und ab, je nachdem mehr oder weniger davon verzehrt wird; auch finden dann öftere Kothentleerungen statt. Dagegen entspricht die Menge der Faeces des Fleischfressers bei
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Pleischnahrung durchaus nicht der Menge des verzehrten Fleisches; der Fleischfresser setzt bei Pleischfutter selten Koth ab, oft erst nach tagelanger Unterbrechung und immer nur geringe Mengen.
In Krankheiten entspricht die Kothmenge der gestörten Putter-aufnahme; auffallend vermindert ist sie bei Unthätigkeit resp. Unwegsamkeit des Darmes, bei allen erheblicheren Fiebern.
Das Pferd entleert pro Tag bei reiner Wiesenheunahrang durchschnittlich 16,5 kg, bei Hafer, Heu, Häckselfuttcr 9—10 kg Koth.
Das Eind setzt bei Fütterung von Erhaltungs- oder schwachem Pro-ductionsfutter pro Tag zwischen 15—35 kg Koth ab; bei Mastfütterimg wachst die täglich entleerte Kothmenge bis zu 40—45 kg und darüber an.
Lämmer liefern pro Kopf und Tag ca. 0,5 — 1 kg, ausgewachsencopy; Schafe je nach der Fütterung 1—3 kg Koth.
Beim Schwein mit Erbsen, Mais, Gerste, unter quot;Wasser oder Milch-zusatz verfüttert, betrugen die täglichen Kothmengen ca. 0,5—1,50 kg. Die Ausscheidung wuchs bei Kleie, Milch und Wasser bis zu 2, 2,50— 3 kg pro Tag an.
Der Hund setzte bei Brodfutter 125—375 g Koth ab; bei reiner Fleischnahrung betrugen die Kothmengen durchschnittlich pro Tag berechnet (es wurde aber nicht täghch gekothet) nur ca. 27—40 g, bei Fleisch- und Fettnahrung 21—85,5 g.
Die Consistenz und die Form des Kothes ist bedingt durch den Wassergehalt.
Der Pferdekoth bildet grössere oder kleinere Bälle, rundlich auf zwei Seiten zusammengedrückt, bei Rauhfutter sind die Bälle loser gefügt in Folge der grobfasrigen Beschaffenheit der zum grossen Theil unverdaut gebliebenen Eohfaser. Der Wassergehalt des Pferde-koths wurde zwischen 73—78 0/0 beobachtet.
Das Rind liefert weichen, breiigen, sehr wasserreichen Koth mit circa 85—86 0/0 Wasser. Derselbe ist zuweilen, z. B. bei starker Rübenfütterung, gänzlich von Schleimmassen eingehüllt.
Der Schafkoth bildet kleine, feste, meist glatte, abgerundete oder ovale Bälle, die theils lose, theils durch Schleim perlschnurartig aneinanderhängen; sein Wassergehalt^ beträgt 60—70 0/0 ; bei Ver-fütterung saftreicher, viel Vegetationswasser haltender Nahrung wird der Koth weicher, wasserreicher (es sind bis zu 80 0/u Wasser darin) und ninunt die Form des Darmes an.
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Der Sohweinskoth enthält rund zwischen 60—80 0/0 quot;Wasser, er behält die Form des Darmes.
Der Hundekoth erscheint in geformten Würsten, aber auch je nach dem reichern Wassergehalt breiig; im Fleischkoth wurden
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durchschnittlich 63,7 0/0 Wasser, im Brodkoth bis zu 77 0/0 quot;Wasser
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gefunden, bei reichlicher Fettfütterung wurde der Koth fettreicher und wasserärmer, es waren nur durchschnittlich 55 n/o W'asser darin.
Da Consistenz und Form des Kothes vom Wassergehalt und daher in weiterer Linie von Zufuhr, Eesorption desselben oder wäss-riger Absonderung des Darmes, abhängt, so ist es natürlich, dass fester, trockner, kleingeformter Koth ebensowohl nach trocknem Futter, geringer Getränkaufnahme, starken wässrigen Ausscheidungen in andern Organen (Schwitzen, Harnuhr) als in Folge gestörter Darmabsonderungen (bei Fieber) und bei träger Peristaltik vorkommt. In letzterem Falle erhalten die kleingeformten Kothbälle oft noch im Mastdarm einen dünnen Schleimüberzug, wodurch ihre Oberfläche glatt und glänzend wird, oder Umhüllungen von glasigen oder fetzigen Schleimmassen. Weichen und flüssigen Koth beobachtet man nach wasserreichem Futter ebenso, wie nach übermässigen Absonderungen der Darmschleimhaut in Folge Katarrhes und Entzündung.
Die Farbe des Kothes ist zumeist abhängig von der Farbe der Nahrungsmittel und dann von den GallenfarbstoSen. Deshalb erscheint der Koth der Pflanzenfresser meist bräunlichgrün, nimmt bei reichlicher Strohfütterung einen gelben Ton an, wird bei Bohnenstrohverabreichung dunkelbraun. Der Koth der Fleischfresser ist bei reiner Fleischkost dunkelschwarz, bei Fettzulage dunkel bis grau-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;
braun, bei Brodfutter gelbbraun; bei reichlichem Knochengenuss wird er mehr weisslich in Folge des Eeichthums an Kalksalzen. Bei Säuglingen ist der Koth gelbbraun.
Von Arzneimitteln bewirken bekanntlich Kalomel einen matt grünlichen (in Folge behinderter Ueberführung von Biliverdin in Hydrobilirubin), Eisenpräparate (durch Bildung von Schwefeleisen) eine schwärzliche Farbe.
Krankhaft sind besonders die hellen Farben bei unveränderter Consistenz, welche durch Mangel an Gallenfarbstoff bedingt sind und in Folge mangelhaften Gallenabflusses oder Bildung, bei Darmkatarrhen,
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Retentionsikte)us, hei Leberkrankheiten und auch bei Fiebern beobachtet werden. Auffallend sind die röthlicben Farben durch Beimengung von Blut in Folge von ruhrartigen Durchfällen etc. Blut, welches in Substanz dem normal gefärbten Kothe anhängt, stammt nur aus den dicken Därmen (Verwundungen, Milzbrandrückenblut); Blut, welches aus höher gelegenen Abschnitten des Verdauungstractus stammt, wird durch die Einwirkung der Verdauungssäfte zu einem schwärzlichen Brei umgewandelt.
Der Geruch des Pflanzenfresserkothes ist nicht widerlich; Kuh-koth riecht moschusartig; ähnlich riecht Schafkoth bei starker Oel-fütterung, welcher im übrigen keinen specifi sehen Geruch besitzt. Der Koth der Omni- und Carnivoren ist übelriechend, letzterer wird namentlich bei reichlicher Fettnahrung penetrant stinkend.
Der Geruch des Pflanzenfresserkothes wird unangenehm sauer und widerlich, sobald durch gestörte Gallenabsonderung und Abfluss, durch mangelhafte Absonderung der verdauenden Secrete und durch träge Peristaltik bedingt abnorme Umsetzungen des Speisebreis im Darmrohre sich ausbilden können.
Die Reaction. Der Koth der Pflanzenfresser reagirt in der Regel alkalisch; aber auch saure Reaction tritt unter normalen Verhältnissen und zwar anscheinend nach reichlicher Fütterung von Kohlehydraten und Fetten auf: so bei Rindern und Schafen nach starker Kartoffel-, Rüben- und Oelfütterung. Bei Pferden scheint saure Reaction namentlich bei träger Darmbewegung (vielem Stehen) vorzukommen. Der Schweinskoth reagirt ebenso wie der Hundekoth je nach der Fütterung sauer oder alkalisch; auch beim Pferde tritt saure Reaction bei Fleischmehlfütterung auf.
Von welchen Stoffen die verschiedene Reaction abhängig, ist nicht immer ausreichend nachgewiesen; aus dem Vorhandensein des Tripelphosphat im Kothe kann man schliessen, dass Ammoniakverbindungen die alkalische Reaction bedingen.
Die saure Reaction wird meist nach dem Vorgange Lehmann's auf das Vorhandensein von freier Milchsäure zurückgeführt, wofür besonders die Beobachtung spricht, dass der Koth nach stärkemehl-und zuckerreichen Futtermitteln saure Reaction zeigt. Jedenfalls kann
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sie auch bedingt sein durch andre mit der Nahrung zugeführte Siluren (Essigsäure, Schwefelsäure) und saure Salze.
Bei allen erheblicheren Erkrankungen reagirt der Koth aller Thiere gewöhnlich sauer, wahrscheinlich in Folge abnormer Umsetzungen, welchen durch die gestörten oder verminderten Darmabsonderungen und die träge Peristaltik Vorschub geleistet wird. Starksaure Eeaction beobachtet man nach starker Säurebildung im Magen und Darm bei Magen- und Darmkatarrhen nach leicht säuerndem Futter, besonders stark bei Saugkälbern.
Die Chemische Untersuchung des Kothes erstreckt sich bei den physiologisch-chemischen Arbeiten über Verdaulichkeit der Nahrung auf die Ermittelung der unverdaut im Koth ausgeschiedenen Nährstoffe: Eiweiss, Stärkemehl, Zucker, Rohfaser (Cellulose), Fett, anorganische Salze und Wasser. Doch sind bis jetzt wohl noch niemals derartige Untersuchungen in Krankheitsfällen zur Ermittelung des Grades der damiederliegenden Verdauung angestellt und selbstverständlich kann sich auch der Arzt damit nicht befassen. Die chemische Untersuchung erstreckt sich dann weiter auf das Auffinden der dem Koth beigemischten Verdauungssäfte. Die Gmelin'sche Eeaction auf Gallenfarbstoffe (p. 118.) gelingt beim Kothe nicht, weil diese im Darmkanale sich in Hydrobilirubin umgewandelt haben; sis gelingt nur nach Kalomelgebrauch. Auch wurden in Krankheitsfällen Eiweiss, Blut in den Faeces gefunden. Die Untersuchungsmethoden sind aber theils zu complicirter Art, theils noch nicht soweit ausgearbeitet, dass sie hier aufgeführt und dem Thierazt zur Benutzung empfohlen werden könnten.
Auch die mikroskopische Untersuchung des Kothes, so belehrend sie ist, unterstützt die Diagnostik nur ganz ausnahmsweise.
Zur Herstellung des Präparates wird mit der Nadel, Pincette oder mit dem Glasstabe, je nach der Consistenz, eine geringe Menge entnommen, mit indifferenter Flüssigkeit verdünnt und gleichmässig vertheilt. Die Mannigfaltigkeit der Formen ist so auffallend, dass man erst nach häufigeren Untersuchungen das Wesentliche vom Unwesentlichen zu scheiden erlernt. Die unverdauten Ueberreste des Futters bilden natürlich die Hauptmasse (Fig. 38). Bei Pflanzenfressern sind es die verschiedensten Pflanzenzellen, einzeln oder im Zusammen-
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hange, deren Chlorophyl unverändert, deren Cellulosemembran jedoch oft bis auf die incrustirten Massen, Spiralbänder und Fasern verdaut sind, so dass man nirgends besser und bequemer diese Pflanzen-theile als z. B. im Kuhkothe sehen kann. Besonders sind die
Hülsen, die Oberhaut-
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zellen, Holzfasern unverdaut. Daneben findet man noch verdauliche, aber unverdaute Substanzen, besonders nach reichlicher Stärkemehlfütterung Stärkemehlkörnchen, rissig und gelappt, aber durch Jod leicht nachweisbar. Bei Fleischfressern sind die
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unverdauten Substanzen
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Fig. 38. Koth vom Kinde, enthiilt: Oberhaut-Faser-Tüpfelzellen, Spiralbänder, Pflanzenhaare, Rofttpilze.
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Bindegewebs- und elas-
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tische Fasern, Knochenfragmente und besonders viel amorphe Kalksalze. Bei beiden finden sich daneben noch unbestimmbare Moleküle, amorphe Massen und stets Kugel-, häufig Stäbchenbaeterien; im alkalischen Kothe uusserdem fast immer Tripelphosphatkrystalle (Fig. 30).
Von Darmbestandtheilen sind im normalen Kothe nur ganz vereinzelt Cylinderepithelzellen, oder Schleimkörperchen zu finden. Bei Wiederkäuern ist an hartem Kothe oft glasartiger Schleim (als Ueberzug oder als fetzenartige Anhängsel) wahrzunehmen, der mikroskopisch die Eigenschaft des Schleimes darbietet, jedoch sehr zellenarm ist. Sonst findet sich derselbe auch noch bei Dickdarmkatarrh der Pferde, oft in grossen Mengen. Unter abnormen Verhältnissen treten dagegen auf; viel Epithelzellen bei Diarrhcg; Blut-, Schleim- und Eiterkörperchen bei sehr heftigen, ruhrartigen Durchfällen, Darmblutungen; Fibringerinnsel^bei croupösen, Gewebsfetzen bei diphteritischen Darmentzündungen.
Von Organismen sind Bacterien als normal schon erwähnt. Lustig fand im Pferdekothe constant den dem Milzbrandbacillus sehr ähn-
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liehen Heubaeillus. Beim Menschen sind neuerdings von Bienstock 5 Arten von Bacilleu gefunden worden, von denen (in Eeinculturen) einer Eiweiss, ein andrer Kohlenhydrate zu spalten vermochten, also zur Verdauung beizutragen scheinen. Sa rein a wurde in den Faeces eines an weisser Ruhr leidenden Fohlens (Frank) und eines an Durchfall leidenden Läuferschweines (Zürn) gefunden. Hefepilze treten im Kothe nach Schlämpefütterung etc. auf (Zürn). Brand-und Eostpilze aus dem Futter stammend finden sich, da unverdaut, fast in jedem Pflanzenfresserkothe. Infusorien sind, im Darminhalte mehrfach gefunden, dagegen im Kothe anscheinend nur wenig beobachtet worden. Von jeher haben die etwa im Kothe auftretenden quot;Wurmeier das Interesse der Menschenärzte auf sich gezogen, da man oft erst mit deren Erkenntniss die Diagnose stellen kann. Für den Thierarzt kämen vielleicht in dieser Beziehung besonders die Trematodeneier in Betracht.
Die Eier von Distoma hepaticum sind oval, gelblich, mit einem flachen Deckel an einem Ende versehen (0,1-4 mm, lang, 0,08 bis 0,1 mm breit). Diejenigen von Distoma lanceolatum braun, oval, ebenfalls mit Deckelchen, aber viel kleiner (Länge 0,04 mm, Breite 0,025 mm).
Die Eier der übrigen Helminthen aufzuzählen, erscheint überflüssig, da deren Vorkommen einerseits nicht so massig, andererseits die abgehenden Helminthen sich selbst verrathen; nur die durch ihre zierliche Form auffallenden, in Colonien vereinigten Eier der Taenia cueumerina bei Hunden mögen erwähnt sein.
Anhang. Von Thieren Erbrochenes wird nur höchst selten untersucht. Das Mikroskop weist darin wesentlich unverdaute oder halb verdaute und daher veränderte Bestandtheile des genossenen Futters nach. Ausnahmsweise werden Blutbestandtheile, Epithelmassen, bei Magenblutung resp. Entzündung gefunden. Von jeher ist der Sarcina eine besondere Beachtung zu Theil geworden. Beim Menschen findet sie sich im Mageninhalt sehr häufig; von unsem Thieren soll sie der Hund öfters beherbergen (Fr er ich s) ohne dass ihr aber eine krankmachende Bedeutung zukäme. Sai-cina ventriculi besteht aus kleinen farblosen, selten bräunlich
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oder grün gefärbten Zellchen, welche zu 4, 8, 16 und so fort derartig zusammenhängen, dass sie tafelförmige, kreuzweis geschnürte Packete darstellen. Sie werden vielfach den Schizomyceten zugezählt.
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IX. Abtheilung.
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Haut.
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Unter den zahlreichen Hauterkrankungen unsrer HaustMere giebt es viele, zu deren genauer Feststellung eine mikroskopische Untersuchung der Haut und ihrer Producte (Epidermis, Haare, Drüseninhalt, Plächensecret) nothwendig oder wünschenswerth erscheint. Im Wesentlichen sind es die durch Parasiten veranlassten Krankheiten, welche zwar häufig so prägnante Symptome in Bezug auf Sitz, Porm, und Begleiterscheinungen erzeugen, dass der erfahrene Thierarzt die klinische Diagnose auch ohne Mikroskop sicher stellen kann. Dennoch giebt es viele Fälle, in denen das klinische Bild je nach Reizbarkeit des Individuums und Ausbreitung der Krankheit nicht scharf genug gezeichnet ist und die Diagnose daher zweifelhaft bleibt. Anfängern aber kann überhaupt nicht genug gerathen werden, bei Hautkrankheiten das Mikroskop zu Hülfe zu nehmen. Erst durch zahlreiche Untersuchungen sammeln sie sich die nöthigen Erfahrungen, um aus dem klinischen Bilde allein sichere Diagnosen zu stellen. Schliesslich muss man aber bedenken, dass unter den zahlreichen Hautkrankheiten wohl noch manche einer näheren Erforschung durch das Mikroskop bedürfen. Welchen bedeutenden Einfluss auf die Erkenntniss des Wesens verschiedener Hautkrankheiten das Mikroskop ausgeübt hat, beweisen die zahlreichen^Errungenschaften der letzten Jahrzehnte.
Bei welchen Hautkrankheiten eine nähere Untersuchung wünschenswerth ist, lässt sich im Allgemeinen nicht angeben; ebenso-
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wenig die Symptome, welche dazu auffordern. Doch deuten starkes Jucken und dessen Folgen (Abreiben der Haare, blutrünstige Stellen), sowie allmälige und eigenthümliche Ausbreitungsweise auf äusseve Schädlichkeiten hin, welche durch das Mikroskop nachgewiesen werden sollen.
Das Material zu mikroskopischen Untersuchungen bei Hautkrankheiten ist verschieden. Bald muss man Haare durchmustern, bald Borken und Schorfe, bald abgeschabte Oberhaut, Pustelinhalt etc. Die dabei gebrauchten Vergrösserungen differiren; im Allgemeinen benutzt man beim Suchen nach thierischen Parasiten die kleineren Vergrösserungen (1 : 20—60), selbst Loupen; bei pflanzlichen dagegen die stärkeren (1 : 200—300).
Als Zusatzflüssigkeit kann man destillirtes Wasser benutzen. Da die meisten Präparate jedoch zu wenig durchsichtig sind, so hellt man oft durch Glycerin, seltner durch Terpentinöl auf. Noch vortheil-hafter verwendet man jedoch Kalilauge resp. Natronlauge von 10 bis 30 0/0 Gehalt. Indem sie die Epidermiszellen zum Aufquellen bringt, vermehrt sie nicht nur die Durchsichtigkeit an und für sich, sondern erleichtert auch durch Lockerung des Zusammenhanges eine gleichmässigere Vertheilung auf dem Objectträger. Besonders harte Borken und stark verklebte Haare weicht man schon vorher in Kalilauge in einem Uhr- oder Eeagensgläschen durch einige Stunden auf. Jene Reagentien können deshalb so allgemein benutzt werden, weil sie auf die in Betracht kommenden Parasiten mit ihrem Chitinpanzer oder ihrer Cellulosehülle nicht zerstörend einwirken.
Die betreffenden Hautproducte bringt man auf einem Objectträger mit der gewählten Zusatzflüssigkeit und vertheilt dieselben dann mit Hülfe der Präparimadeln möglichst gleichmässig. Sucht man nach thierischen Parasiten, so deckt man mit einem starken Deckglase, am besten einem um ^3 bis '/, kürzeren Objectträger und sucht durch Drücken mit Hülfe der Pinger oderquot; der Nadelstiele eine gleichmässige Vertheilung und ein Heraustreten der Luftblasen zu erzielen. Der Druck kann ziemlich stark sein, ohne eine Zer-quetschung der gesuchten Objectlaquo; befürchten zu lassen. Vermuthet man pflanzliche Parasiten, so nimmt man geringere Mengen mit der
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betreffenden Zusatzflüssigkeit, vertheilt sie mögliehst fein und deckt mit einem dünnen Deckglässehen.
Bei der Durchmusterung ist Streifen für Streifen zu durchsuchen, indem man mit der linken Hand den Ohjectträger langsam auf- und abschiebt, während die rechte Hand an der Schraube bleibt, um sofort, wenn etwas Verdächtiges wahrgenommen wird, durch genauere Einstellung das Erkennen zu erleichtem.
Das Durchmustern der Hautpräparate greift das Auge bedeutend an, weil letzteres immer neue Gegenstände ins Gesichtsfeld bekommt; beim Anfänger umsomehr, als er alle Bilder ihrer Neuheit wegen scharf fixirt. Erst die Uebung lehrt über das Gewöhnliche schneller hinwegzugehen und nur das Aussergewöhnliche scharf ins Auge zu nehmen. Von diesen unwesentlichen Gegenständen, die bei Hautuntersuchungen stets oder oft dem Auge sich darbieten, sind Epi dermisz eilen, Haare und deren Bruchstücke, Blutkörperchen, Eil er körperchen wohl allgemein bekannt. Dazu treten dann oft Schollen von blutig gefärbtem Exsudate oder Blut und besonders Fett. Da sich die kleinen Fetttröpfchen manchmal schnur-artig aneinander gelegt finden, so täuschen sie zuweilen Pilzsporen vor. Am leichtesten geschieht dies bei Vögeln, wo die schwach lichtbrechenden Fett tropf eben nicht dunkel contourirt erscheinen. In diesen Fällen und dann, wenn die grosse Menge des Fettes die Durchmusterung stört, extrahirt man dasselbe durch Aether, indem man eine Probe der Haare, Federn etc. im Eeagensglase mit Aether über-giesst und einige bis 24 Stunden stehen lässt.
Neben diesen eigentlichen Hautprodukten zeigt das Mikroskop aber noch so zahlreiche Fremdkörper, dass unter Hinweis auf Abtheilung II nicht genug Vorsicht und Uebung anempfohlen werden kann.
I. Untersuchung auf Epiphyten.
Pilze sind zu vermuthen bei denjenigen Hautkrankheiten, welche begrenztes (circumscriptes) Auftreten in rundlichen Flecken mit peri-pherer Zunahme zeigen. Man untersucht die jüngeren (tieferen) Schichten der auf jenen Flecken vorkommenden Borken oder die an der Peripherie stehenden Haare, nach vorheriger Aufweichung in Kalilauge mit stärkeren Vergrösserungen und Abbiendung zu starken
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Lichtes. Stets sind nur geringe Mengen zu verwenden. Um Fädennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j
und Conidien der Pilze möglichst zu isoliren, sucht man den Zerfall der aufgeweichten Massen durch Klopfen auf das Deckgläschen mit Messer oder Pincette herbeizuführen.
Zur Conservirung legt man die Präparate in Glycerin oder Glycerin und Mucilage Gummi arabici aa ein und versehliesst mit in Chloroform gelöster. Canadabalsam.
1. Untersuchung auf den Favuspilz.
Die Favuskrankheit oder der Wabengrind ist ziemlich selten; sie wird häufiger beobachtet bei Katzen (Mäusen), Hunden, Kaninchen, seltner bei Pferden; femer bei Hühnern. Der Lieblings-sitz bei ersteren ist der Kopf (Nasenrücken, Stirn, Ohren, besonders Ohrentäschchen bei Katzen), doch kommt er auch am Bauch, Hinterschenkeln und bei Katzen zwischen den Krallen vor.
Der Pilz, Achorion Schönleinii Remack, wuchert in der Epidermis und erzeugt durch Anhäufung von Mycel, Conidien und Exsudatmassen rundliche, schüsseiförmige Borken, welche äusserlieh graubräunlich bis graugelb, rissig und trocken, innen weissgelblieh
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erscheinen. Anfangs sind sie von den Haaren durchbohrt, doch atro-phiren diese allmälig und fallen aus. Nach der Abhebung der Borken hinterbleibt eine vertiefte, haarlose Stelle, welche schwach mit Epidermis bedeckt ist oder blutrünstig erscheint.
Die Auffindung des Favuspilzes (Fig. 39) ist leicht, denn die Borken bestehen zum grössten Theil aus einem Pilzwerk von Mycel und eingelagerten Conidien.
An den verästelten, farblosen Fäden variirt das Aussehen bedeutend. Bald sind sie fein, zart contourirt, lang gestreckt und ohne Scheidewände (besonders an den Haaren); bald stärker, knorrig, hin-und hergebogen, verästelt und kurzgliedrig. Der Durchmesser wechselt von 0,002—0,005 mm, die Gliederlänge von 0,004—0,008 mm im Mittel. Besonders stark sind die Conidien abschnürenden Endglieder und deren Bruchstücke, welche deutlich doppelte Contouren, stärkeren Glanz zeigen und in deren granulirtem Inhalte zuweilen Oel ähnliche kleine Tropfen vorkommen. Auch mitten im Verlaufe der feinen Fäden erscheinen stärkere und glänzende Glieder, welche
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Conidien abschnüren. Die Conidien sind bald rund, bald oval, stark glänzend und variiren im Ausmaass (D. 0,002—0,006 mm., nach Zürn bis 0,012 mm) Ausserdem findet man die eingelagerten Epidermiszellen durch Micrococcen stark punktirt.
Die Favuskrankheit der Hühner weicht in ihrem Aussehen von der der Säuge-thiere etwas ab. In der Eegel beginnt der Ausschlag am Kopfe, besonders am Kamm und Kehllappen, welche sich Anfangs mit weisslichen, staubförmigen Flecken, später mit schmutzig-weissgelben, trockenen, zuweilen napfförmigen Borken bedecken. Favuspiiz vom Honde. i: 300. Sclüiesslich bilden sich ähnliche Borken am Grunde der Federn an Brust und Eumpf, bis schliesslich die in dem Federsacke wuchernden Pilzmassen die Federn herausheben und Kahlheit verursachen.
Die gefundenen Pilzmassen bestehen ebenfalls aus Fäden und Conidien, von denen die letzteren meist vorwiegen. Sie schliessen sich sowohl im Ansehen als im Ausmaasse dem Favuspilze an.
2. Untersuchung auf Trichophyton tonsurans.
Die Glatzflechte (Borkenflechte, Eingflechte, kahlmachende Flechte, Herpes tonsurans) kommt am häufigsten beim Einde, seltner bei Hunden, Pferden, Katzen, Ziegen, Schafen und Schweinen vor. Die Krankheit wird durch einen Pilz (Trichophyton tonsurans) hervorgerufen, welcher sich in der Wurzelscheide der Haare und in der Haarwurzel selbst, weniger in der Epidermis entwickelt. Hierdurch werden die Haare gelockert und ausgehoben oder so zerstört, dass sie leicht abbrechen. Je nach der Eeizbarkeit der Haut wird femer vermehrte Epidermisbildung, Exsudation und dadurch Schuppen-und Borkenbildung, selbst Eiterung veranlasst.
Der Ausschlag zeigt sich in rundlichen Flecken, an denen bald nur die Haare fehlen und asbestartige Schuppen aufliegen (Pferd), bald graue oder gelbliche Borken (Eind) und Krusten (Hiund, Katze,
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Schaf) vorkommen, in denen die Haare oft noch festgeklebt sind. Zuweilen werden die Krusten durch Eiterung in die Höhe gehoben. Die Flecken finden sich am zahlreichsten am Kopfe, Halse und Rumpfe, bei Kälbern um das Maul herum (Teigmaul).
Zur mikrosk opischen Unter-
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suchung nimmt man am besten Haare, welche man an der Peripherie der Flecke mit der Pincette auszieht und an deren Wurzel man oft schon mit unbewaffnetem Auge eine gleichmässige, weissliche Umhüllung wahrnimmt. Auch kommt man, allerdings etwas langsamer, zum Ziel, wenn man die Borken aufweicht und nun die abgebrochenen Haarwurzeln möglichst isolirt und für sich untersucht. Die Exsudat- und Epidermismassen erschweren nur das Auffinden.
Schon bei geringeren Vergrösserun-gen beobachtet man an der Haarwurzel einen stark punktirten, dunkeln Mantel von Pilzmassen, welche in der Haarscheide sich entwickelten. Bei stärkeren
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Vergrösserungen (Fig. 40) und nach möglichstem Zerfall treten Conidien und Filamente hervor. Die Conidien sind
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Fig. 40. Haar vom Rinde mit
Trichophyton tonsurans. 1: 3U0.
a Haar, b Haarschiüde mit herauj--
gerissen, cPilzmantel zwischen Haar
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runde oder ovale Zellehen mit scharfen ondHiawcheiae.disoiirtePiiziBden
und Conidien.
Contouren und homogenem, stark lichtbrechenden Inhalte. Ihr Durchmesser variirt ziemlich von 0,002 bis 0,008 mm, die meisten zeigen einen solchen von 0,003—0,004 mm. An Masse überwiegen die Conidien so, dass man oft gar keine Pilz-fäden wahrnimmt; sie umkleiden dicht gedrängt die Haarwurzel, finden sich aber auch reihenweise geordnet in der Substanz des Haares, nur vereinzelt zwischen den Epidermiszellen.
Die Filamente bekommt man meist erst zu Gesicht, wenn die Haare und ihre Pilzumhüllung in Folge der Laugeneinwirkung zerfallen. Sie bilden besonders an der Oberfläche des Haares ein Netz
Siedamgrotzky u. Hofmeister, Diagnostik. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; H
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von zarten, gestreckt oder langwellig verlaufenden Fäden. Sie erscheinen einfach contourirt, innen homogen und zuweilen langgegliedert; Verzweigungen erfolgen unter stumpfem Winkel. Ihr Durchmesser beträgt 0,002—0,006 m. Die Conidien werden von ihnen anscheinend an der Spitze abgeschnürt und verbleiben im Zusammenhange als perlschnurartige Ketten.
Die stark glänzenden, runden und gleichmässigen Conidien sind so charakteristisch, dass dem, der sie einmal gesehen, Täuschungen nicht unterlaufen werden. Wohl aber glauben Anfänger öfter Pilze zu sehen, wo keine sind, und zwar vorgespiegelt durch Fetttröpfchen zwischen den Epidermiszellen. Es kommt aber auch selbst vor, dass das körnige, punktförmige Pigment der Haare, sowie die dunkelgranu-lirten Haarmarkzellen für Pilze angesehen werden. Fleissige Untersuchung gesunder Haare wird vor diesen Verwechslungen schützen.
Wie schon erwähnt, findet der Kenner die kranken Haarwurzeln oft schon durch ihre weissliche Umhüllung mit blossem Auge heraus; durch einige Tropfen Chloroform (Duckworth) nehmen die pilz-haltigen Haare eine weisslich-gelbliche Farbe an, werden opak und unterscheiden sich durch dieses Hilfsmittel von den unveränderten Haaren. Da derselbe Erfolg auf der Haut eintritt, so soll man hierdurch im Stande sein, schnell und ohne Mikroskop die Diagnose der Pilzflechte zu sichern.
Megnin unterscheidet zwei Varietäten des Pilzes. Trichophyton tönsurans , bei Pferden vorkommend, zeichne sich durch gleichmässig grossc (2—3 fi) Conidien im Haare aus und veranlasse eine trockne Flechte mit grauen Krusten, bei der die Haare über der Hautoberfläche abbrechen. Trichophyton depilans (decalvans) mit ungleich grossen (bis 5—6 (t) Conidien auf den Haaren erzeuge eine feuchte Flechte mit gelben Borken und zerstöre vollständig die Haare.
Ausser diesen wohl charakterisirten Pilzen sind auf und in der Haut der Thiere noch mannigfache Pilze und Schizomyceten beobachtet worden. Eine ausführliche Wiedergabe erscheint überflüssig, da die Beobachtungen vielfach vereinzelt und nicht genügend bestätigt sind, der ursächliche Zusammenhang zwischen Pilzen und Krankheit nicht erbracht und weil häufig der Verdacht auf Zufälligkeiten nicht ausgeschlossen ist. Wer häufig die Haut auch gesunder Thiere, besonders vom Schafe und Schweine, untersucht, wer da
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weiss, dass die Haut ein wahres Reservoir der in der Luft verbreiteten pflanzlichen Organismen ist, wer das förmliche Einschleiclien von Pilzsporen in nicht sorgfältig aufbewahrte Präparate beachtet, der wird vorsichtig werden und stets bedenken, dass nur das Wesentliche constant ist, das Zufällige sich durch seine Inoonstanz cÜarak-terisirt. Indem zur genaueren Verfolgung im Einzelfalle auf Zürn's ausführliches Werk: „Die pflanzlichen Parasiten auf und im Körper #9632;unserer Haussäugethierequot; verwiesen werden kann, mögen des Autors Worte hier zur Warnung Platz finden: „Nicht jede Spore, nicht jeder Pilzschlauch, der,, man in Hautschuppen findet, gehört zu einer Der-manose.quot;
Es wurden bei folgenden Hautkrankheiten Pilze gefunden:
bei Maul- und Klauenseuche ein dem Oidium albicans ähnlicher Pilz (Hadinger), kleine gegitterte Sporen (Bender]);
bei Schlämpemauke Stahhefezellen in der Bläschenlymphe, einzelne Pilzfäden in den Borken (Zürn);
bei Pilzflechten des Schweifes vom Herde sehr kleine Conidien in der Haarscheide (Leisering);
beim Weiehselzopf Sporen und Pilze, wahrscheinlich als Verunreinigung (Günsburg und von Walther);
beim Strahlkrobs ein Fadenpilz am Grunde der Papülen (Megnin).
Im äusseren Gehörganpr der Hunde findet sich Aspergillus (pag. 23) ohne schädlich zu werden, jedoch vermehrt bei Otitis (Spinola).
II. Untersuchung auf thierische Parasiten.
Von den thierischen Parasiten sind es besonders die sogenannten Eäudemilben (sämmtlich Arachniden), welche erst durch eine Untersuchung mittelst des Mikroskopes, seltner mit der Loupe nachgewiesen werden können. Die Epizoen aus der Klasse der Insecten erkennt man meist mit blossem Auge und hat eine mikroskopische Untersuchung in der Regel nur den Zweck, ihre Art wissenschaftlich festzustellen. Einer eingehenderen Erörterung bedürfen deshalb nur die ersteren, von denen zunächst die Milben der Haussäugethiere, dann die der Vögel erwähnt werden sollen.
1. Untersuchung auf Sarcoptesmilben.
Die Grabmilben graben sich in der Oberhaut Gänge und erzeugen hierdurch oberflächliche Hautentzündung mit Bildung kleiner
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Knötchen, an deren Spitze die Haare locker werden und Exsudation stattfindet. Daneben besteht grosses Juekgefühl, besonders in der Wärme (in warmen Stallungen, des Nachts, unter Decken etc.), so dass sich die Thiere durch Scheuem, Beissen und Gnubbern die Haare ab- und die Haut blutrünstig reiben. Bei längerem Bestehen wird die Haut dicker, legt sich in Falten und wird mit Epidermisschuppen und Borken bedeckt. Die Heftigkeit der Eäudeerscheinungen und der jeder Thierart eigenthümliche Lieblingssitz spricht für Sarkoptesräude.
Die Auffindung der Milben ist je nach der Thierart leichter oder schwerer. Bei Katzen, Kaninchen, Schweinen und Pferden genügt es, wenn man nach Abnahme der oberflächlichen, alten vertrockneten Krusten oder Borken die tieferen feuchteren Schichten derselben mit dem Messer abschabt und, wie oben angegeben, untersucht. Durch Wärme (durch Stellen des Thieres in die Sonne oder bei kleinen Thieren in die Ofenwärme, Einhüllen in Decken etc.) lockt man die Milben näher an die Oberfläche und' findet sie schneller. Bei Hunden, und im Anfangsstadium auch bei anderen Thieren, sitzen die Milben vereinzelter und tiefer. Deshalb empfiehlt es sich, mit einem scharfen Messer die Haut an den stärkst ergriffenen Stellen blutrünstig zu schaben und alles auf dem Messer Bleibende zu untersuchen. In solchen Fällen ist auch die von Eichstädt und Hehra empfohlene Methode mit Vortheil zu verwenden. Man legt die ergriffene Haut in feine Palten und trägt kleine (1—1,5 cm lange) Stückchen der Epidermis und der oberflächlichen Cutislagen mittelst einer gebogenenquot; Scheere oder eines scharfen Bistouris ab. In den ausgebreiteten und mit Kali behandelten Präparaten findet man leichter (durchschnittlich im 5. bis 6. Präparate bei Hunden) die Milben, oft in ihren Gängen liegend.
Von Ger lach ist ferner die complicirtere Methode vorgeschlagen, die Milben der Thiere auf den Menschen zu übertragen und hier aufzusuchen. Zu diesem Zwecke werden die Schuppen auf den Arm des Untersuchers aufgebunden, entweder durch Bedecken derselben mit einem Stückchen Seidenpapier, was qjan mit Heftpflaster streifen befestigt, oder durch Ueberbinden eines seidenen Tuches. Binnen 12 Stunden bohren sich die Milben in die Haut ein und nach Abnahme der Schuppen bemerkt man sie als „ein weisses Pünktchen auf
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der etwas gerötheten Haut oder auf Meinen rothen Papeln. Liisst man auf dem Knötchen erst eine Blase entstehen, dann findet man •die Milben selten noch.quot;
Die Gänge der Milben erseheinen in der menschlichen Haut als geschlängelte Striche, an deren Anfang, der Eingrabungsstelle der Milbe, häufig ein Bläschen oder Knötchen, an derem anderen Ende die Milbe, als weisslicher Punkt bemerkt werden kann. Durch das vorsichtige Einbringen einer Nadel in den Gang mit gleichzeitigem Aufritzen der Decke ist man im Stande die Milbe aufzuspiessen. Immerhin macht diese Methode nicht nur viel Umstände, sondern erfordert auch viel Uebung. Die künstlich erzeugte Krätzeeruption ist leicht durch Einreiben von Terpentinöl oder Petroleum zu beseitigen.
Die Sarcoptesmilbe (siehe Pig. 41) ist charakterisirt durch einen schildkrötenförmigen Körper mit stumpf kegelförmigem, hufeisenförmigen Kopfe; 8 fünfgliedrige, kurze Beine, die 2 vorderen Paare am Leibesrande, die hinteren 2 unter dem Bauche eingelenkt. An den Enden der Püsse finden sich neben scharfen, feinen Krallen beim Männchen am 1., 2. und 4. Fusspaar, beim Weibchen am 1. und 2. Haftscheiben auf ungegliederten Stielen; an den übrigen lange Borsten. Die Haut ist mit feinen
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Rillen versehen, mit Borsten, Haaren und auf dem Rücken mit verschieden gestalteten Schuppen und Dornen besetzt. Die Epi-meren (Chitinstützen für die Beine) des ersten Pusspaares sind verschmolzen. Das Männchen ist stets kleiner. Eier oval. Die Larven besitzen nur 6 Beine.
Das Bild der Sarcoptesmilben ist ein
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sehr charakteristisches und das einmalige Einprägen genügt, um sie leicht wieder zu
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Fi£. 41. Sarcoptes squamiferus,
Weibchen, vom Hund, von der
Bauchseite geaehea. 1 : 75.
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erkennen und von den folgenden Arten zu unterscheiden. Beim Aufsuchen fallen besonders die Beine mit ihren stärkeren braunen Chitingelenken, ferner auch die Eier auf; oft findet man auch Bruchstücke des bei der Häutung abgeworfenen Hautpanzers, besonders der Ghedmassen.
Will man sich Sarcoptesmilben einlegen, so ist eine sorgsame
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Isolirung mit Nadeln und unter der Loupe nothwendig. Hat man durch Wegschieben aller Hautgebilde die Milbe freiliegen, so berührt man sie mit der Nadelspitze, nachdem dieselbe in Glycerin getaucht ist. Die Milbe bleibt daran haften und kann leicht übertragen werden. Am einfachsten und dauerhaftesten ist der Ein-schluss in eine Mischung von Mucilago gummi arabici und Glycerin aa.
Ueber die systematische Eintheilung der Sarcoptesmüben besteht gegenwärtig keine Einigung, da bald die morphologischen Verschiedenheiten (FUr-stenberg), bald die biologischen ^namentlich das Gedeihen auf bestimmten Thierspecies und das Nichtfortkommen auf andern, Gerlach u. A.) in den Vordergrund gestellt würden. Unter Berücksichtigung beider dürfte folgendes System den practischen Bedürfnissen genügen.
I. Die grosse Grabmilbe. Sarcoptes scabiei communis Gerlach.
a Sarcoptes scabiei Fürstenberg.
Weibchen: Länglichrund, auf dem Bücken 6 Brust-, 14 Eücken-domen und reihenweis stehende genagelte Schuppen, Epimeren des 3. und -1 Fusspaares verbunden. 0,45 mm lang, 0,35 mm breit.
Männchen: Eundlich, Eückenschuppen nur einzeln. Dornen wie oben, 0,23 mm lang, 0,19 mm breit.
Lebt in der Haut des Menschen (S. hominis Ras p.), des Pferdes (S. equi Gerlach) des neapohtanischen Schafes, des Löwen (S. leonis Johne, kleinere Varietät). Auffindung leicht.
b. Sarcoptes squamiferus F., schuppentragende Grabmilbe. Weibchen: Länglichrund, Bücken mit dreieckigen nicht genagelten Schuppen in Eeihen, 6 kurze eicheiförmige Brust- und 14 längere Eücken-dornen. 0,46 mm lang, 0,35 mm breit.
Männchen: Rundlich, Schuppen geringer, Dornen wie oben. 0,32 mm lang, 0,29 mm breit.
Lebt in der Haut des Hundes (Sarc. canis G., Nachweis oft schwierig und zeitraubend Fig. 41), des Schweines (S. suis G.), der Ziege (S. caprae, deraegyptischenZiegeMüller, sowie demFettsteissschafeRoloff, übertragbar auf Zar-helschafe und Ziegen), des Schafes (auf den wolllosen Theilen des Kopfes. Gips, S. ovis.)
II. Sarcoptes minor F. und G. Die kleine Grabmilbe. Körper rundlich, Brustdomen fehlen, Eückendomen 12. Weibchen: Schuppen auf dem Rücken zahlreich, reihenweise. 0,25 mm lang, 0,20 mm breit.
Männchen mit wenigen Schuppen. 0,18 mm lang, 0,14 mm breit. Lebt auf der Haut der Katze (S. felis s. cati Her.) und des Kaninchens (S. cuniculi G), vornämlich in der Kopfhaut und zwar massig, so dass trotz der Kleinheit der Milben der Nachweis leicht gelingt.
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2. Untersuchung auf Dermatocoptesmilben.
Die Saugmilben leben auf der Haut zwischen den Haaren, bohren ihren Rüssel bis auf die Cutis und saugen Blut, wobei sie einen scharfen Saft abzusondern scheinen. Hierdurch wird lebhaftes Juct-gefühl angeregt, es bilden sich Papeln und Bläschen, sowie Schorle und Krusten. Durch letztere werden vielfach die leicht ausgehenden Haare an der Basis verklebt.
Die Grosse der Milben erleichtert ihr Aufsuchen. Scharfe Augen können sie zuweilen schon auf der Haut der Thiere erkennen, wenn Sonnenwärme die Milben lebendiger macht. Leichter noch gelingt die Erkennung, wenn man die jungem (tiefem), nicht zu dicken Krusten von der Haut abnimmt, ohne diese blutrünstig zu machen. Legt man diese auf schwarzes Papier und lässt Sonnen-, Ofen- oder Handwärme auf sie einwirken, so kann man die sich lebhaft bewegenden Thierchen mit blossem Auge oder mittelst einer Loupe leicht finden. Sicherer und be
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stimmter zeigen sich natürlich die Milben, wenn man sie mit geringen Ver-grösserungen des Mikroskops in früher angegebener Weise aufsucht.
Gerlach hat das Aufbinden der Krusten auf den Arm auch hier, besonders bei geringer Zahl der Milben empfohlen. Schon nach kurzer Zeit empfindet man Stechen und sieht nach Abnahme der Schuppen die Milben lebendig auf der Haut umherlaufen. Tritt innerhalb 2 Stunden kein Stechen ein, so sind keine Milben vorhanden.
Die Saugmilben, Dermato-
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coptes communis F. (Dermato-dectes equi., D. bovis, D. ovis Gerlach)
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Flg. 42. Weibchen von Dermatocoptes
communis von der Bauchseite 1: 75.
Vom Schaf.
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Fig. 42, haben eine ovale Körperform mit Einbuchtungen an den Rändern. Die gerillte Haut trägt keine Schuppen und Dornen, aber 2 Schulterborsten. Charakteristisch ist der abgesetzte, kegelförmig stark zugespitzte Kopf mit 3gliedrigen
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Palpen und Bolirwaffen. Alle 5 gliedrigen Beine sind bräunlich, auf einzelnen Epimeren eingelenkt. Die 2 vorderen Beinpaare stehen am Körperrande und tragen am Ende je einen Haken und eine Haftscheibe auf langem gegliederten Stiele. Die hinteren sind an der Bauchseite etwas vom Rande abstehend eingelenkt; das 3. Paar beim Weibchen kurz mit je 2 Borsten, beim Männchen lang mit je 2 Krallen und Borsten; das 4. beim Weibchen dünn mit Haftscheiben, beim Männchen verkümmert ohne Haftscheibe. Die Weibchen haben am Bauche ein lyraförmiges Stützgerüst, die Männchen zwei mit Borsten versehene, zurückziehbare Schwanzklappen. Häufig beide Geschlechter in Copulation begriifen, wobei sich beide das Hintertheil zukehren. Larven 6 beinig. Weibchen 0,6 mm lang, 0,3 mm breit, Männchen 0,5 mm lang, 0,3 mm breit.
Kommt vor beim Pferde, Rinde und besonders Schafe. Im Ganzen mehr nesterweise.
3. Untersuchung auf Dermatophagusmilben.
Die Schuppen fressenden Milben leben auf der Haut, zwischen den Haaren und Oberhautschuppen und nähren sich von den letzteren. Die durch sie bedingte Krankheit zeigt deshalb geringere Symptome. Massiges Juckgefühl, dann zunehmende Bildung von Oberhautschuppen (mehliger Staub). Ausgehen der Haare sind die gewöhnlichen Erscheinungen, denen sich später und nur selten Hautverdickung und Papillarwucherungen hinzugesellen können.
Die Auffindung der Milben ist leicht. Sie kommen stets in grossen Mengen gehäuft, förmliche Knäule bildend vor. Entnimmt man der verdächtigen Stelle Haare und Schuppen und legt sie auf schwarzes Papier in die Sonne oder in die Wärme, so kann man die mobilen Thierchen schon mit blossem Auge oder mittelst der Loupe erkennen. Bei längerem Liegen im Papiere häufen sie sich in Knäueln zusammen. Mikroskopischer Nachweis wie bei Dermatocoptes. Iso-lirung wie bei Sarcoptes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,.
Die Milben, Dermatophagus bovis F. (Symbiotes equi., S. bovis Gerlach Dermatophagus ovis Zürn) unterscheiden sich wesentlich von Sarcoptes, gering von Dermatocoptes. Körperform oval, nur beim Männchen rundlich mit seitlichen Einbuchtungen. Kopf
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stumpf kegelförmig, breiter als lang, mit Sgliedrigen Palpen und Kauwerkzeugen, Eumpf gerieft, hinterer Theil bei Weibchen oft abgesetzt, mit 2 steifen Borsten auf dem Rücken und Haaren an den Seiten, am hintern Körperende bei Weibchen 2 grössere Borsten, bei MännchenmitBorsten besetzte Schwanzklappen. Die Beine, auch die hintern, sind nahe dem Rande eingelenkt, fünfgliedrig, am Ende mit Kralle und grosser Haftscheibe mit kurzem ungegliederten Stiele versehen. Die beiden vordem stehen weiter auseinander; die hintern genähert zeigen nach den Geschlechtern Verschiedenheiten. Beim Weibchen ist das 3. Pusspaar ohne Krallen nur mit 2 langen Borsten versehen, das 4. nahezu
gleich gl-OSS; beim Männchen tragen Fig. 43. Weibchen von Dermatophaguä
beide Haftscheiben, das dritte zwei bovls von der B!quot;10hflä,;he gesehen vom
'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Pferde 1 : 75.
Krallen, doch ist das vierte verkümmert. Weibchen 0,4 mm lang, 0,27 mm breit. Männchen 0,34 mm lang, 0,3 mm breit.
Die Schuppen fressende Milbe verursacht bei Pferden die Pussräude, bei Rindern die Steissräude, bei Schafen nach Zürn ebenfalls eine Pussräude (den sogenannten Köthengrind der Negrettirace). Bei Rindern ist die Milbe oft bei Schlämpemauke (Rabe), doch auch ohne den geringsten Ausschlag an den Püssen gefunden worden (Johne). Nach Megnin soll das Verschwinden der Pussräude bei Pferden im Sommer darauf beruhen, dass die Milben in dieser Zeit ausschliesslich von den flüssigen Hautsecreten leben und dabei das Portpflanzungsgeschäft unterlassen.
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Einer gesonderten Besprechung bedürfen die Ohrmilben, welche in der Ohrmuschel und dem äussem Gehörgange lebend, daselbst Hautentzündungen und deren Polgen: flüssige Exsudate (Hund) oder Anhäufung von trocknen Borken (Kaninchen) bedingen. Bei Aufsuchung
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der Milben ist wie oben zu verfahren; da sie stets massenhaft vorhanden sind, lassen sie sich leicht nachweisen.
Die Milben gehören verschiedenen Gattungen an.
I. Dermatophagusmilben.
a)nbsp; Dermatophagus felis (Symbiotes felis Huber, Chorioptes ecau-datus catotis Megnin), von Hub er 1860 im Obre von 4 Katzen, später von Broquet, Megnin gefunden. Weibchen 0,45, Männchen 0,31 mm lang. Verursacht keine Entzündung, sondern lebt vom Ohrenschmalz.
b)nbsp; Dermatophagus canis (Sarcoptes cynotes Hering, Chorioptes ecaudatus cynotis Megnin, Cli. ecaud. auris canis Guzzoni), gefunden von Hering, Lucas, Bendz, Schirmer, Zürn u. A. ist ziemHch klein (? 0,3 cJ 0,23 m lang); das 3. Fusspaar ist sehr lang, das vierte ganz verkümmert. Veranlasst nach Megnin und No card selbst epileptische Zufälle.
c)nbsp; Dermatophagus cuniculi Zürn. Grosser wie vorige Art, aber kleiner als D. communis.
H. Dermatocoptes cuniculi Zürn ((Psoroptes longirostris cuni-culotis Megnin) gefunden von Delafond, Megnin, Gerlach, Zürn, Möller, veranlasst neben Entzündung des Gehörganges (vollständige Ausfüllung der Löffel durch Borken) Entzündung des inneren Ohres, selbst der Gehirnhäute (Taumeln, Schieftragen des Kopfes). sect; 0,8 (J 0,7 mm lang.
Die beim Ochsen von Turnbull gefundene und von Pagenstecher als Gamasus auris bezeichnete Ohrmilbe Kcheint nur ein Gelegenheitsparasit zu sein und wird von Megnin für Leptus autumnalis gehalten.
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4. Milben als Gelegenheitsparasiten.
Ausser den besprochenen wahren Räudemilben sind vereinzelt noch andre Milben auf Thieren gefunden worden.
So beobachtete Friedberger (auch Defrance bereits früher) bei einem Hunde einen Ausschlag, welcher durch eine Grasmilbe (Leptus autumnalis) bewirkt wurde. Am Kopfe fanden sich haarlose oder schwach behaarte Flecke mit lebhaft roth gefärbten Pünktchen besetzt. Diese Pünktchen waren ovale, rothgefärbte Milben mit 3, 5 bis 6 gliedrigen Fusspaaren, welche gleich lang und je mit 2 leieiförmigen Krallen ohne Haftscheiben besetzt waren. Der kurze und breite Kopf trug stark entwickelte Palpen. Diese auch beim Menschen als vorübergehender Parasit im Sommer beobachtete Milbe scheint der Jugendzustand der rothen Erdmilbe (Trombidium) zu sein.
Ferner werden Milben zuweilen aus der Umgebung, aus verdorbenem Futter etc. auf Hausthiere verschlagen, welche sonst von
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zersetzten organischen Stoffen leben und deshalb nicht als eigentliche Parasiten aufgefasst werden können. Alle sind mehr oder weniger der Gattung Tyroglyphus zugehörig oder verwandt.
Nach Megnin würden hierher zu rechnen sein: Gerlachs Symbio-tes elephantis, auch auf Ochsen beobachtet, ein einfacher Hypopus, Nymphe eines Tyroglyphus, welche auf modrigem Heu vorkommt. Herings Sarcoptes hippopodos, Strahlkrebs- oder Eitermilbe in den Geschwüren des Strahlkrebses bei einem Pferde, (nach dem Tode gefunden) wäre ein vagabondirender Acarus, in rieischkammern und Secirsälen.
Ferner beobachtete Megnin einen räudeförmigen Ausschlag bei einem Pferde, veranlasst durch Milben (weisse Argas'?), welche vom Heu auf Kopf und Hals übergegangen waren. Hering sah einen trocknen Ausschlag am ganzen Körper einer Katze durch Mehlmilben veranlasst. Zürn fand bei der Fussräude der Schafe neben Dermatophagus einen Acarus spinipes Koch und auf Kaninchen eine unbekannte Milbe. Megnin will beobachtet haben, dass jüngere Tyroglyphusmilben (Milben der Gattung Acarus Koch) bei Nahrungsmangel sich in Hypopusmilben umwandeln, indem sie einen Panzer, rudimentäre Kauwerkzeuge, am Bauche kleine Saugnäpfe bekommen und so ausgerüstet auf Thieren leben, bis sie sich bei günstigeren Nahrungsverhältnissen im Tyroglyphus zurückverwandeln.
Jedenfalls ist anzurathen, zufällig und einzeln aufgefundene Milben stets genau mit den bekannten Räudemilben zu vergleichen. Wenn die Eigenschaften nicht auffällig übereinstimmen und die Milben nur vereinzelt vorkommen, so liegt stets der Verdacht vor, dass man es mit einer verschlagenen Milbe zu thun hat, welche auf zersetzten organischen Stoffen lebte. Die bei Straubfuss und Strahlkrebs gefundener. Milben sind ebenso gut zufällige Verunreinigungen, wie die Eostpilze.
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5. Untersuchung auf Haarsackmilben.
Die Haarsackmilbe, Demodex folliculorum Owen (Acarus folliculorum Simon, Simonca folliculorum Gervais) gehört zu der Familie der Balgmilben. Sie parasitirt in den Haarhälgen und Talgdrüsen, resp. deren Ausführungsgängen des Menschen, des Hundes, des Schweines und der Katze. Zu mehreren bis zu 100 Stück in einem Haarbalge vorkommend, veranlasst sie, je nach der geringeren oder erheblicheren Empfindlichkeit der Haut, Ausgehen der Haare,
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Knötchen, weiterhin eitrige Entzündung in der Umgebung des Balges und so Pustelbildung.
Die Nachweisung der Milben gelingt sehr leicht. Sind Pusteln vorhanden, so entleert man den Inhalt durch Druck mit den Fingernägeln, oder Anstechen mit dem Messer, bringt ihn ohne oder mit Zusatz von Wasser auf den Objectträger, bedeckt und untersucht mit mittleren Vergrösserungen. Sind Pusteln nicht vorhanden, so führt man über die kahl gewordenen Hautstellen ein Messer mit dem Rücken stark aufdrückend und schabend hinweg Änbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ä und untersucht die auf dem Messer sitzenbleibenden
Massen; nur ausnahmsweise muss man stärker aufdrückend bis zum Blutrünstigwerden kratzen; in letzteren Fällen ist zur leichteren Durchmusterung ein Zusatz von Kalilauge empfehlenswerth. Die Milbe (Fig. 44) hat einen wurmförraigen Körper, dessen Kopfende stumpf, dessen hinteres Anbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;pH*! Ende allmälig zugespitzt erscheint. Kopf lyra-.
1 ' ' förmig oder hufeiseuartig deutlich abgesetzt, Thorax und Abdomen verwachsen. Am Kopfe finden sich zwei scheerenförmige Oberkiefer, 2 zugespitzte kurze Unterkiefer. 2 dreigliedrige Kieferfühler. Der Thorax durch feste Chitinstäbe (Brustbein und Epimeren) gestützt trägt 4 Paar
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Flg. 44. Acarus follicn-lorum vom Hunde: a 1 : 250, b 1 : 75, c Eier in verschiedenen Ent--wlcklungadtadien.
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stummeiförmige Füsse, jeder Fuss ist kurz kegelförmig dreigliedrig mit Krallen versehen. Der längere Hinterleib ist feingestreift und erscheint
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deshalb am Rande gezähnelt; er ist kürzer beim Männchen als beim Weibchen. Eier spindelförmig. Larven anfangs 6 beinig mit kurzem Hinterleibe, Alle ungefärbt.
Durch die eigenthümliche Form des Körpers und die stummel-formigen Füsse ist die Milbe so charakteristisch, dass man sie sehr leicht im ersten Präparat findet, obgleich Haarsplitter zuweilen ihre lang gestreckte Form nachtäuschen. Da sie bei manchen Menschen in den Aeneknötchen und Pusteln des Gesichts vorkommen, kann man sie leicht erlangen und kennen lernen.
Ausser dem Demodex folliculorum hominis kommen vor:
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1.nbsp; nbsp;Demodex folliculorum canis, Balgmilbe des Hundes, gefunden von Falk 1844. Kopf mehr quadratisch, 9 0,25—0,30, cJ 0,25 mm lang, Kopf und Brust Va der Körperlänge. Veranlasat die sogenannte Acarasräude. Der Sitz des Ausschlages ist wechselnd, entweder lokal begrenzt um die Augenlider herum, im Gesicht oder an verschiedenen begrenzten Stellen des Körpers oder allgemein und dann Kopf mit Ausnahme der Ohren, Hals, Unterbauch, Innenfläche der Schenkel, schliesslich die gesammte Oberfläche ergreifend. Die Symptome sind je nach der Empfindlichkeit der Haut verschieden. Juckgefühl besteht stets. Oft einfaches Ausgehen der Haare besonders an den Augen, und zwar ungleichmässig so, dass der Haarwuchs blos dünner erscheint; eine Reaction von Seite der Haut kann ganz fehlen, und so leben auch die Hunde jahrelang mit dem Parasiten. In der Mehrzahl entstehen jedoch kleine Eiterbläschen die an Grosse zunehmen, in der Tiefe sitzen und von (oft bläulich) gerötheter, glänzender Haut überzogen werden. Bei ihrer Eröffnung entquillt ein blutiger Eiter. Mit zunehmender Ausbreitung entsteht allgemeine Kahlheit, Ealtigwerden der Haut und Auftreten von Geschwüren. ,
2.nbsp; Demodex phylloides suis. Balgmilbe des Schweines, gefunden von Czokor. 9 0,24 mm, d 0,22 mm lang. Kopf und Brust 1I2 der Körperlänge, fast doppelt so breit als die Milbe des Hundes. Die Acamsräude des Schweines tritt am Eüssel, Halse, Unterbrust, Flanken, Bauchhaut und innerer Schenkelfläche in Form Sandkorn- bis haselnussgrosser Knoten hervor, die sich in Abscesse, Pusteln, selbst Geschwüre umwandeln.
3.nbsp; Demodex folliculorum cati. Bei der Katze in der Kopfhaut gefunden von Megnin und Ley dig.
Ganz vereinzelt ist Demodex gefunden worden in den Augenliddrüsen eines Schafes, beim Rinde und bei einer Ziege (v. Nieder-häusern).
6. Untersuchung auf Vogelmilben.
Bei Vögeln finden sich eine grosse Zahl von Milben als Parasiten, von denen die wichtigsten eine Erwähnung verdienen. a. Derm any ss us avium Duges, Stechmilbe, eine Arach-
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nide aus der Familie der Gamasinen, kommt sehr häufig in Vogelkäfigen, Tauben- und Hühnerställen Yor, und geht von dort aus des Nachts nicht nur auf Vögel, sondern auch auf Pferde, Hunde und Katzen über, um deren Blut zu saugen. Sie ist also auch Gelegenheitsparasit unsrer Haussäugethiere und erfordert deshalb unsre Aufmerksamkeit. Durch ihr Stechen erzeugt sie heftiges Juckgefühl und es entsteht ein eigenthümlicher Juckausschlag, der sich beim Pferde durch zahlreiche, kleine, runde Depilationen kennzeichnet.
Der Nachweis der Milben und damit die richtige Erkenntniss des Ausschlages ist deshalb oft schwer, weil sie die geplagten Thiere am Tage verlassen. Doch soll man nach Trasbot die Milbe leicht dadurch auffinden können, dass man den betreffenden Pferden Nachts eine Decke auflegt und am Morgen bis zur Untersuchung liegen lässt; wenn man sodann letztere schnell abhebt, so kann man mit blossem Auge die sich schnell verkriechenden Thierchen wahrnehmen. Bei Vögeln findet man die Milbe oft leichter in den Furchen der Wände, Sitzstangen, Rohrstäbe der Käfige als am Grunde der Federn. Die Milben (Fig. 45) sind länglich eiförmig
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(0,5 mm lang), meist roth gefärbt .durch den Blutgehalt in dem lyiaförmigen Darmkanal. Die 8 ziemlich gleichlangen Füsse tragen am Ende membranöse, lappige Saugnäpfe und 2 Krallen.
b. Dermatoryctes mutans Ehlers (Sar-coptes mutans Robin, Knemidokoptes viviparus Fürstenberg) die Krätzmilbe der Hühner ver-
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Fig 45. Dermanyssus
aviinn von der Uauch-
eeite 1; 35.
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anlasst die Fusskrätze (die Kalkbeine oder die Elefantiasis) namentlich bei den grossen asiati
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schen Racen.
Der Ausschlag ergreift die federlosen Theile der Beine. Man sieht die Füsse mit weissgrauen, rissigen Borken bedeckt, die sich zu einem grauen Pulver verreiben lassen; dieselben nehmen an Masse so zu, dass die Hühner nicht mehr Jaufen können und zusammenkauern; lebhaftes Jucken und Gnabbem. Zuweilen geht der Ausschlag auf Kamm, Kehllappen und Kopf über.
Die Nachweisung der Milbe ist sehr leicht, da sie in Massen vorkommt. Man weicht die abgenommenen, besonders die
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tieferen Borken in verdünnter Kalilauge in Uhrsehalchen auf und entnimmt demselben einen kleinen Theil zur Untersuchung.
Die Milbe (siehe Fig. 46) zeigt einen rundlichen Körper; die gerillte Rückenhaut trägt ein Uförmiges Chitingerüst, der abgesetzte Kopf 4 Kieferpaare und 2 3 gliedrige Palpen. Die 8 Sgliedrigen Beine sind kurz, ragen wenig über den Körperrand und tragen beim Weibchen rudimentäre, beim Männchen ausgebildete Haftscheiben. Die Larven entwickeln sich bereits in den im Mutterleibe liegenden Eiern und schimmern so durch. Die ausgebildeten Larven sind zunächst 6 beinig, Sie leben in Gängen und zwar nur dort, wo die Haut starke Epidermis und Fig. 46. Dermatoryctea keine Federn trägt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;n,utan9 vdeg;n dquot; Henne'
0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; von der Bauchseite ge-
Ausser diesen beiden häufigeren Milben kommen zeichnet,]:75.imBauche noch zahlreiche andreauf Hühnern vor; Genaueres findet zweilaquo;ntwicklaquo;lteLarTen-man hierüber in Zürn, die Krankheitendes Hausgeflügels. Nur kurz mögen folgende erwähnt sein:
Dermatophagus gallinarum. Von Caparini gefunden besonders an Hals und Brust der Hühner.
Harpirhynchus nidulans Megnin, Federbalgmilbe der Taube lebt in den kapselartig aufgetriebenen Pederbälgen. In den Federkielen leben:
Syringophilus bipectinatus, Federspulmilbe des Huhnes und der Taube in den Spulen der Flügel und Sehwanzfedern.
Ausserdem sind interessant:
Sarcoptes nidulans in Kapseln im Unterhautzellgewebe, an den serösen Häuten der Eingeweide bei Hühnern vorkommend.
Cytoleichus sarcoptoides in den Luftsäcken der Hühner lebend.
Hypodectes columbarum im Unterhautzellgewebe und den serösen Häuten der Eingeweide von Tauben schmarotzend.
Die Hautparasiten aus der Klasse der Insecten und selbst ihre Larven sind so gross, dass zu ihrem Nachweis das Mikroskop entbehrt werden kann. Allerdings wird dasselbe zur näheren Bestimmung der Art nothwendig sein, doch ist die Untersuchungsmethode so einfach, dass sie füglich übergangen werden kann. Die Eigenschaften der einzelnen Parasiten sind allgemein bekannt. Näheres
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kann in Zürn's thierischen Parasiten oder in den Lehrbüchern der Pathologie nachgeschlagen werden.
Würmer scheinen nur ganz vereinzelt als Hautparasiten vorzukommen. So beobachtete Rivolta bei einem Hunde, dass eine fressende Flechte durch Embryonen der Pilaria medinensis verursacht war. Ein Tropfen der ausgedrückten Flüssigkeit enthielt zahlreiche sich lebhaft bewegende Rundwürmer. Einen pustulösen Hautausschlag durch Wurmembryonen veranlasst, sahen wir jüngst bei einem. Hunde. Eine ähnliche Beobachtung machte Ercolani und Semmer bei einem Pferde. Pflug fand Embryonen und Eier von Oxyuris curvula im Schweifgrind eines Pferdes; Drouilly in haemorrha-gischen Knoten 5—7 cm lange Rundwürmer.
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X. Abtheilung.
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Wundsecrete (Eiter): Exsudate und Transsudate.
Ausser dem eigentlichen Eiter gelangen hier am besten alle diejenigen Flüssigkeiten zur Besprechung, welche entweder aus quot;Wunden oder aus Höhlen nach ihrer natürlichen oder künstlichen Eröffnung abfliessen (Wundsecrete, Eiter, Jauche), deren gemeinschaftlicher Mittelpunkt gewissermassen der Eiter ist. Wenn auch in der Regel eine makroskopische Betrachtung dieser Flüssigkeiten genügt, so kann doch zuweilen eine nähere, besonders mikroskopische Untersuchung zur Sicherung der Diagnose erwünscht sein.
Die Gewinnung der fraglichen Secrete durch Abstreichen, Auffangen etc. ergiebt sich von selbst; die an den Wundrändem eingetrockneten Krusten eignen sich zur JJntersuchung nicht, da durch Eintrocknung und Verunreinigung das Wesentliche verwischt und verdeckt wird.
Die aus unnatürlichen Oefifnungen des thierischen Körpers ab-fliessenden Secrete zeigen bekanntlich makroskopisch bedeutende Ab-
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weichungen und werden nach denselben verschieden benannt, ohne dass man eine scharfe Grenze zu ziehen im Stande wäre. Das frische
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Wundsecret oder die plastische Lymphe, welche nach Stillung
der Blutung aus frischen Wundflächen heraustritt, ist eine klare oder
schwach opalisirende, gelbe bis gelbröthliche, klebrige Flüssigkeit.
Von Stunde zu Stunde wird dieselbe aber trüber und weisslicher und
geht so allmälig in Eiter über. Guter Eiter (Normaleiter)
ist rahmartig, weiss bis gelblichweiss, undurchsichtig, von schwach-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; :
süsslichem Gerüche und Geschmacke. Zwischen beiden Secreten liefern
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It
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jedoch die meisten Wunden einen mehr oder weniger unreinen
Eiter. Indem die in Folge der Verwundung abgestorbenen Gewebs-
theilchen abgestossen werden und sich, ebenso wie die Blutgerinnsel,
im Wundsecrete auflösen, erscheint dasselbe anfangs braunröthlich,
dann graubraun, schmutziggelb oder gelbröthlieh, mehr oder weniger
übelriechend, durch Beimengung von Gewebsfetzen ungleichartig, und
wird erst allmälig mit der Eeinigung der Wundfläche dicker und
gleichartiger, dem guten Eiter ähnlich.
Fanden sehr ausgedehnte Zertrümmerungen von Gewebe statt, so tritt durch Fäulniss der abgestorbenen Massen Jauchebildung ein, d. h. es entleert sich eine missfarbige (graubraune, selbst grünliche), stark übelriechende Flüssigkeit von ungleicher Consistenz, welche die Umgebung corrodirt. Dass auch die meisten Geschwüre und Fisteln, in denen bedeutender Zerfall von Gewebe eintritt, Jauche oder jauchigen Eiter liefern können, ist leicht verständlich.
Die Beschaffenheit des eigentlichen Eiters bietet noch manche Verschiedenheit, je nach der geringen oder übermässigen Lebensenergie der ihn erzeugenden Gewebe, so dass er bald dünnflüssig schleimig (in Bändern, Sehnen, Knochentheilen), bald bluthaltig ist.
Aehnliehe Verschiedenheiten bietet auch der mitten im Gewebe in Folge einer Entzündung entstehende (Abscess) Eiter, der bald umrein mit Blut und Gewebstheilchen vermischt, bald unreif (dünnflüssig, schleimig), bald überreif (dick, klümprig, je nach der Zeit der Entleerung), bald käsig verändert, bald faulig und stinkend sein kann.
Die mikroskopische Untersuchung der Wundsecrete geschieht in der Eegel mit den stärkeren Systemen; nur bei grösseren körperlichen Beimengungen erlauben geringere Vergrösserungen schnellere
Siedamgro tzk y u. Hofmeister, Diagnostik. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 12
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Jfa
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Orientirung. Zusätze sind meist unnöt.hig; stark eingedicktem Eiter kann man jedoch'Kochsalzlösung, nicht aber Wasser, zusetzen.
Im Wesentlichen besteht der Eiter aus Eiterserum und körperlichen Bestandtheilen. Ersteres entzieht sich -wegen seiner Durchsichtigkeit der mikroskopischen Erkenntniss; nur aus dem geringeren oder grösseren Abstände der eingelagerten Elemente erkennt man den geringeren oder grösseren Gehalt.
Von den körperlichen Bestandtheilen sind die Eiter-körperchen die wesentlichsten.
Die Eiterkörperchen (Fig 47) sind aus den Blutgefässen ausgewanderte farblose Blutkörperchen und zeigen daher die Eigen-thümlichkeiten derselben, nur treten sie uns meist in schon abgestorbenem Zustande entgegen. Gewöhnlich bilden sie runde oder rundliche Kugeln, doch sind auch gering verzerrte Formen mit stumpfen Ausläufern nicht selten. Ihr Körper besteht aus einem feingranulirten Protoplasma, ohne Membran, so dass die glatten oder feinwarzigen Con-touren nicht scharf gezeichnet sind; im abgestorbenen Zustande sind sie grobkörnig, schliessen wohl auch vereinzelt helle Va-Fig. 47. Eiterkörperchen. cuolen in sich ein. In der Regel enthält a normal, b nach Wa.serzuSatz, die Eiterzelle mehrere (2—6) Kerne, welche
c nach Zusatz von Kochsalz-
iBsung, d nach Essigsäure. rundlich oder oval, glänzend, scharf ge-1: 500-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; zeichnet sind und kein Kemkörperchen ent-
halten. Da sie vom Protoplasma verdeckt werden, erkennt man sie erst nach Aufhellung desselben durch Wasser- oder Essigsäurezusatz (d). Nach Wasserzusatz (b) blähen die Eiterkörperchen auf, werden durchsichtig und platzen zuweilen, wobei die Kerne zurückbleiben. Concentrirte Salzlösungen (c) schrumpfen die Eiterkörperchen wie jene des Blutes und machen sie kleiner, dunkler, am Rande gekerbt und schärfer begrenzt. Alkalien lösen raquo;das Protoplasma und allmälig auch die Kerne zu einer zähflüssigen Gallerte auf.
Die Zahl der Eiterkörperchen im Verhältniss zu* Flüssigkeit ist eine ungemein wechselnde. Im rahraartigen Eiter ist sie so gross, dass dieselben dicht aneinanderliegen. Je dünner und durchscheinender
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-der Eiter, desto geringer die Zahl der Eiterkörperchen, so dass sie im frischen Wundsecrete und in der Jauche oft ganz spärlich vor-Icommen.
Auch von dem normalen Aussehen weichen die Eiterkörperchen ab. Zuweilen erscheinen sie sshon ohne weiteren Zusatz aufgequollen, wie helle Kugeln, deren Kerne ganz deutlich hervortreten. So findet man sie im zersetzten (sauren) Eiter und in der Jauche. Andererseits ist ihr Protoplasma in verschieden starkem Grade mit Fetttröpfchen, kleineren und grösseren, durchsetzt, so dass es dunkelgranulirt erscheint. Derartige fettige Degeneration der Eiterkörperchen findet man sowohl im überreifen Abscesseiter, als auch in der Jauche und dem jauchigen Ge schwur seiter.
Im käsigen Eiter sind die Eiterkörperchen aber nicht nur vielfach fettig degenerirt, sondern auch oft geschrumpft zu stark lichtbrechenden, eckigen, kleinen Schollen, von unregelmässiger Form verändert.
Als Fragmente der Eiterkörperchen treten auf: freie Kerne, kenntlich an ihrer runden oder ovalen Gestalt, scharfen Zeichnung, stärkeren Lichtbrechung und grossen Eesistenz gegen Alkalien, Elementarkörnchen, unregelmässig geformte Proto-plasmaklümpchen, blass, nicht scharf begrenzt, und endlich ganz feine, punktförmige matte Eiweissmoleküle, welche oft eine tanzende Bewegung zeigen.
Im guten Eiter sind diese verschiedenen Fragmente so selten, dass man danach besonders suchen muss. Wohl aber zeigen sie sich sowohl im unreinen Eiter, noch mehr aber in der Jauche, wo sie selbst die Eiterkörperchen an Masse übertreffen. Auch im überreifen, noch mehr im käsigen Eiter sind sie anzutreffen; im letzteren spielen besonders die widerstandsfähigen Kerne die Hauptrolle.
Eothe Blutkörperchen sind sehr häufig zu finden, sowohl im Wundsecrete als im Eiter, so lange derselbe noch röthlich oder citronengelb erscheint. In der Eegel sind sie nicht zu Geldrollen vereint, vielfach auch etwas verzerrt.
Pflasterepithelzellen, von der Oberhaut und deren Einstülpungen herrührend, kommen besonders massig in oberflächlichen Eiterungen (E c z e m, Hufeiter etc.) vor.
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Fettkörnehenzellen (siehe Schleim), runde und ovale Zellen von der 2- bis 4 fachen Grosse der Eiterkörperohen, mit bläschenför-migem Kern, gewöhnlich in verschiedenem Grade fettig degenerirt und daher dunkel, beobachtet man am meisten im Abscesseiter.
Faserstoffflocken, in Abscessen nach Quetschungen, bilden feine, körnige Fäden oder körnige, unbestimmt fadige Membranen, welche zahlreiche Eiterkörperchen in sich einschliessen.
Die schon mit blossem Auge erkennbaren Gewebsfetzen müssen zu ihrer näheren Bestimmung o'ft erst zerzupft werden; damit man sie unverdeckt von den massenhaften Eiterkörperchen beachten kann, ist man auch häufig genöthigt, durch Kochsalzlösung die Masse zu verdünnen. Ihre Bestimmung erscheint zuweilen wünschenswert!!, um den Ort der Eiterung, die Tiefe einer Verletzung etc. bestimmen zu können.
Bindegewebsfetzen sind leicht erkennbar an den parallel verlaufenden, feineren und stärkeren Bindegewebsfibrillen, welche nach Zusatz von Essigsäure aufquellen, heller, durchsichtiger werden. Bei der eitrigen Einschmelznng des Bindegewebes bleiben die elastisch en Fasern in der Eegel ungelöst und werden mit dem Eiter entleert-. Sie erscheinen (Fig. 48) als mehr oder weniger verzweigte und netzartig verbundene, dunkle, feine Fäden oder hellere, breitere Bänder, deren abgerissene Enden sich gern spiralig zurückrollen. Ihre Unveränder-lichkeit und Widerstandsfähigkeit gegen die verschiedensten Eeagentien sichern ihre Bestimmung. Fettzellen- und Muskelgewebe kommen sehr selten vor, dagegen sind Knorpel- und Fig. 43. Elastische Fasen. Knochenfragmente gerade in diagnostischer aus dem Eiter einesPfer- Beziehung von Wichtigkeit (Huf knorpelfistel, Kno-
desmitWlderrüstschaden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -.v-t.-t .-ii-ii inbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
chenwunden). Beide sind leicht erkennbar, ersterer durch das Vorkommen der bekannten ovalen Zellen in homogener Intercellularsubstanz, letztere durch Sie sternförmigen Knochen-körperchen. Uebrigens erscheinen die Knochenkrümel ces Eiters meist stark angenagt durch halbmondförmige Gruben (Howship'-sche Lakunen).
Zur Constatirung von Bacterien in den Wundsecreten ver-
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fährt man nach den pag. 28 angegebenen Regeln. Fast in jedem Eiter sind spärliche Micrococcen vorhanden, namentlich im Oberflächeneiter, im unreinen, stinkenden Abscesseiter, in Geschwürsse-creten. Massenhaft findet man sie in der Jauche und zwar einzeln und in Zoogloeahaufen, in Kugel- und in Stäbchenform.
Die Untersuchung des Eiters auf specifische Bacillen (Tu-berkelbacillen, Eotzbacillen im Wurmeiter) haben bis jetzt noch keine nennenswerth praktisch verwerthbare Resultate ergeben. Sie geschieht nach dem pag. 75 und 76 angegebenen Verfahren,
Conglomerate des Strahlenpilzes (Actinomycesboum) können in dem Geschwürssecrete der nach aussen durchbrechenden und ver-sclrvvärenden Actinomykome am Kopfe des Rindes gefunden werden. Sie werden schon makroskopisch als stecknadelkopfgrosse, weiss-oder schwefelgelbe Körnchen wahrgenommen; unter dem Mikroskope erscheinen sie als maulbeerförmige Häufchen, nach deren Zerdrücken man die bim- oder keulenförmigen Conidien, im Centrum feines netzförmiges Mycel wahrnimmt. Ihre Widerstandsfähigkeit gegen Säuren und Alkalien sichert vor Verwechslungen.
Auch krystallinische Einlagerungen kommen im Eiter vor. So findet man Tripelphosphatkrystalle in Sargdeckel- und ähnlichen Formen (siehe pag. 137) gar nicht selten dort, wo Eiter stagnirt und sich zersetzt, besonders also in der Jauche, im Hufeiter.
Andererseits sind in dickem Eiter der Abscesse, welche lange ihrer Eröffnung harrten, Cholesterintafeln und Fettkrystalle, sehr selten Leucin und Tyrosin zu finden. Sie bilden sich auch bei der sauren Gährung des Eiters, wenn man denselben einige Zeit stehen lässt.
Cholesterin (Fig. 49) erscheint in hellen, vollkommen durchsichtigen, rhombi-•schen Tafeln von charakteristischer Form und meist gehäuft. Bekannt ist ihre schöne Reaction ; nach Zusatz von Schwefelsäure färben sie sich nämlich roth bis violett, nach weiterem Zusatz von Jodtinktur werden die gquot; ' o es er n rj Farben noch intensiver und gehen in blau über.
Fettkrystalle sind fast immer nadeiförmig und in Gruppen so vereinigt, dass sie Büschel und Drusen bilden.
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Leu ein bildet aus feinen Nadeln bestehende kugelförmige-Aggregate; Tyrosin zierlicbe Garben von Nadeln.
Von amorphen Beimengungen sind Fettkügelchen erwähnens-werth im überreifen Abscesseiter, Geschwürseiter, in der Jauche. Braune und röthliche Pigmentschollen von unregelmässiger Form bilden sich wahrscheinlich aus ergossenem Blute und kommen in allen Wundsecreten in wechselnder Menge vor.
Endlich darf es nicht auffallen, dass Verunreinigungen des Eiters vielfach vorkommen. Einige Umsicht und Erfahrung lässt das Gefundene leicht auf seinen Werth zurückführen. So rühren Baumwollen-, Leinen-, Hanffasern (Fig. 3) vom Verbandzeug, Infusorien vom Waschwasser her. Zuweilen werden (besonders im käsigen Eiter bei Mauke, Strahlkrebs) Milben gefunden, die der Gattung der Käsemilben anzugehören scheinen. Fliegenlarven, sogenannte Maden, sind schon mit blossem Auge als weisse, walzenförmige Gebilde erkennbar.
Stellt man nach diesen Darlegungen den mikroskopischen Befund zusammen, so würde sich Folgendes ergeben:
Im frischen Wundsecret findet man: rothe Blutkörperchen, normale Eiterkörperchen;
im reinen Eiter: normale Eiterkörperchen.
Im unreinen Eiter treten neben Eiterkörperchen, Trümmer derselben, Blutkörperchen, Gewebsbestandtheile, Bacterieu in massiger Menge auf.
Jauche enthält: Eiterkörperchen, vielfach unregelmässig, freie Kerne' und Protoplasmatrümmer, Gewebsbestandtheile, Tripelphosphat, Bacterien zahlreich, Pigmentschollen.
Im unreifen Eiter sind Eiterkörperchen in geringerer Zahl vorhanden,, daneben Easerstoffgeriunsel, Blutkörperchen; überreifer Eiter dagegen enthält Eiterkörperchen, vielfach fettig degenerirt und körnig zerfallen, Entzündungskugeln, Fetttröpfchen, freie Kerne, Cholesterin.
Im käsigen Eiter endlich erscheinen die Eiterkörperchen geschrumpft als unbestimmte Schollen, daneben freie Kerne, Fett, Cholesterin und Eiweiss-moleküle.
Die Chemie der Wundsecrete ist noch zu wenig bekannt, als dass sie diagnostisch verwerthet werden könnte. Am meisten untersucht ist der Eiter. Von demselben ist bekannt, dass er alkalisch oder neutral reagirt, beim längeren Stehen sich scheidet in eine untere, undurchsichtige, die Eiterkörperchen enthaltende und eine dünne, obere
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Schicht von schwachgelbem, fast durchsiclitigem Eiterseram. Der Eiter enthältWasser, Serumalbumin, mehrere andere Albuminate (Casein, Myosin), Eette, Seifen, Cholesterin, Lecithin, Extractivstoffe und Salze, besonders Kochsalz. Der reiche Eiwcissgohalt erklärt es, dass sowohl ganzer Eiter als Eiterserum beim Erhitzen eoagulirt. Nach Essig-süurezusatz beobachtet man anfangs oft Trübung durch Ausfdllung der Alkalialbuminate; sie verschwindet jedoch in überschüssiger Essigsäure nach längerer Einwirkung derselben. Bleibt sie bestehen, so deutet sie auf Gehalt an Mucin (im eitrigen Schleime der Schleimhäute).
Plastische Lymphe verhält sich chemisch wie Blutplasma.
Eine gesonderte Besprechung verdienen noch einige Wundsecrete, deren mikroskopische Untersuchung in diagnostischer und prognostischer Beziehung wünschenswerth sein kann. Es betrifft dies folgende:
1.nbsp; Hufeiter. Bekanntlich können bei Entzündung der Weich-theile des Hufes zweierlei Flüssigkeiten entstehen, die sich schon makroskopisch unterscheiden lassen. Die eine Flüssigkeit, welche nach oberflächlichen Erkrankungen (Nagelquetschungen, Steingalle) etc. entsteht, heisst in der Regel Hufjauche und ist dünnflüssig, in schwarzen Hufen grau, in weissen gelbbräunlich gefärbt. Bei der mikroskopischen Untersuchung finden sich in derselben: Blutkörperchen in wechselnder Zahl, Eiterkörperchen, meist aufgequollen, sparsam Epithelzellen, massenhafte, feine, in Kalilauge lösliche Eiweissmoleküle, Pigmentkömeheu, Kugelbacterien und Tripelphosphatkrystalle. Sie stellt also ein flüssiges Exsudat dar, in welchem eine alkalische Zersetzung oder Auflösung wahrscheinlich durch das Ammoniak der mit Harn durchdrungenen Pferdestreu, welches sich durch Hornröhrchen und Horntrennungen hineinzieht, angeregt wurde. Derlei Flüssigkeiten berechtigen zur Diagnose einer oberflächlichen Erkrankung der Weichtheile und zu günstigerer Prognose. Wirklicher Eiter ist dickflüssiger, weiss oder, wenn unrein, bräunlich und enthält, von jenem verschieden, keine oder ganz vereinzelte Plattenepithelien, aber viele Eiterkörperchen. Stets entsteht er in der Tiefe der Weichtheile und deutet daher eine schwerere Läsion an, da Knochen-, Knorpel- und Sehnenmassen leicht in den EiiÄrungsprocess hineingezogen werden.
2.nbsp; Synovia. Frische Synovia giebt sich leicht makroskopisch
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zu erkennen durch ihre Eigenschaften. Jedermann kennt die stark fadenziehende, dickflüssige, gelbe und fast klare Flüssigkeit. Hat jedoch eine Gelenkeröffnung stattgefunden, so ändert sie sich bald, sie wird dickflüssiger, undurchsichtiger, mehr und mehr eiterähnlich und gerinnt in gallertig klumpigen Massen, bis sie schliesslich ganz die Eigenschaften des Eiters annimmt. Da der Thierarzt meist erst nach einiger Zeit zur Untersuchung herangezogen wird, so ist es zwar schwer aber doch sehr wichtig, zu bestimmen, ob man Synovia oder Eiter vor sich hat. Die einfache mikroskopische Untersuchung ergiebt keinen Anhalt. Dagegen bietet sich wenigstens in den ersten 8 Tagen nach einer Gelenkeröffnung ein Unterschied, der in dem Mucingehalt der Synovia begründet ist. Setzt man nämlich dem mikroskopischen Präparate, welches aus der Flüssigkeit hergestellt wurde, am Rande Essigsäure zu, so erhält man eine deutliche Mucinausscheidung, und damit eine schon dem blossen Auge, wahrnehmbare Trübung des Randes. Unter dem Mikroskope erkennt man die feinen hellen Fäden zwischen den Eiterzellen wie im Schleime (vergl. pag. 71 u. Fig. 21). Immerhin erfordert aber die Deutung einige Vorsicht, denn nicht selten beobachtet man auch in reinem Eiter nach Zusatz von Essigsäure eine Trübung des Randes, wahrscheinlich durch Ausfällung gelöster Alkalialbuminate. Doch verschwindet dieselbe bei längerer Einwirkung der Essigsäure, während sie bei Synovia bestehen bleibt. In späteren Stadien der eitrigen Gelenkentzündungen ist das eitrigr Seeret frei von Mucin, giebt also jene Reaction nicht mehr.
Nur auf die sulzigen Ergiessungen im Milzbrandcarbunkel mag noch hingewiesen werden. In der entleerten Flüssigkeit, besonders der am Ende durch Druck entleerten, findet man die oben erwähnten Milzbrand-bacterien, zuweilen zusammengehäuft, in der Nähe weisser Blutkörperchen und förmliche Easen bildend (vergl. pag. 58).
TranSSUdate und Exsudate. In den grossen Körperhöhlen, Brust-und Bauchhöhle sammeln sich nicht selten flüssige Massen an, deren Untersuchung sowohl diagnostisch als prognostisch werthvolle Aufschlüsse geben kann über die zu Grunde liegenden Veränderungen, deren Ermittlung auf anderem Wege oft recht schwierig ist. Die Gewinnung der betreffenden Flüssigkeiten ist leicht, sie geschieht durch eine Probepunktion mit feinem Trokar, die unter antiseptischen Cautelen ausgeführt keinerlei Gefahren darbietet.
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Die Transsudate, d.h. die ohne entzündliche Veränderungen durch Lymph- und Blutstauung austretenden Flüssigkeiten sind meist ziemlieh klar ode.'.- schwach opalescirend, farblos oder schwach (wein-) röthlich gefärbt; meist bilden sich keine oder nur ganz weiche Gerinnsel nach längerem Stehen; bei röthlicher Färbung bildet sicn aber ein röthlicher Belag (Blutkörperchen) am Boden des Glases.
Bei der mikroskopischen Untersuchung gewahrt man neben sparsamem Eiweiss- und Fettmolekülen sehr selten blasse zarte Platten, farblose und rothe Blutkörperchen.
Je grosser die Menge der letzteren beiden, desto beträchtlicher ist auch die Stauung in den Blutgefüssen, während bei den nur auf Hydraemie zurückzuführenden Transsudaten die körperlichen Beimengungen äussert gering sind. Die Bestimmung des spec. Gewichtes und des Eiweisses liefert analoge Resultate, wie dies namentlich in der neuem Zeit durch Untersuchungen von Eeuss und Euneberger dargethan worden ist. Beide, spec. Gewicht und Eiweissgehalt, sind am geringsten bei hydraemischen Transsudaten, etwas grosser bei Stauungsascites, am grössten hei allgemeiner Stase; stets werden sie aber übertreffen von den chronisch entzündlichen, die ja sonst Aehn-lichkeit darbieten. Genauere Untersuchungen bei unsern Thieren fehlen bis jetzt.
Bezüglich der Höhlenexsudate deutet die Unterscheidung derselben in serö sfibrinöse, haemorrhagische und eitrige schon hinlänglich die physikalischen Eigenschaften an. Die ersteren von gelber oder gelbröthlicher Farbe, klar oder schwach getrübt, ! auch wohl einzelne Gerinnsel enthaltend, und beim Stehen locker gerinnend, enthalten bei mikroskopischer Untersuchung, neben Eiweiss-molekülen und Fetttröpfchen, Endothelzellen, d. h. verschieden gestaltete, flache Platten, oft noch mit deutlichem Zellkern, femer rothe und farblose Blutkörperchen, Fibrinflocken etc. Wichtig ist namentlich ihre Untersuchung auf den Gehalt an Schizomyceten, die man am besten an Trockenpräparaten in der pag. 28 erwähnten Weise vornimmt. Bei infectiöser Pneumonic (Lungenbrustfellentzündung) findet man in der Eegel nur Micrococcen einzeln oder zu mehreren in Ketten vor, bei Fremdkörperpneumonie wurden selbst Bacterien gefunden, während bei reiner (rheumatischer) Pleuritis beide fehlen.
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Der Befund ist demnach diagnostisch und prognostisch sehr wichtig.
Bei haemorrhagischem Exsudate ist die Menge der enthaltenen rothen Blutkörperchen selbstverständlich ziemlich verschieden; je grosser der Gehalt derselben, desto ungünstiger die Prognose, da meist erhebliche Vascularisation der ausgeschiedenen Paserstotf-schwarten vorliegt und fortdauernde Exsudation bedingt. Eitriges Exsudat, im Ganzen ja selten (meist nur bei Katzen und Hunden vorkommend) enthält vorwiegend Eiterkörperchen, daneben Körnchenkugeln.
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XI. Abtheikmg.
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Neubildungen.
Für den praktischen Thierarzt ist es zuweilen von Interesse, exstirpirte Tumoren oder deren Theile genauer zu bestimmen, denn wenn auch die makroskopische Beurtheilung in vielen Fällen ausreicht, so ist dies doch nicht immer der Fall. Die hierzu nothweraquo;-digen Untersuchungen sind jedoch nicht leicht; denn neben genauer Feststellung der Elementarbestandtheile und ihrer Anordnung gehört zur richtigen Deutung eine ziemliche Erfahrung, die man nur durch zahlreiche und genaue Untersuchungen normaler und krankhaft veränderter Gewebe erwerben kann. Diese letztere vorausgesetzt, kann die Besprechung im Nachfolgenden dem Eahmen des Buches entsprechend nur kurz sein.
Zunächst hat stets eine Feststellung der Elementarbestandtheile einer Neubildung zu erfolgen durch Untersuchung des abgestrichenen Saftes oder eines Zupfpräparates. Zu dem Zwecke legt man mit einem absolut reinen Messer eine reine, frische Schnittfläche an. Bei saftreicheren, weicheren Geschwülsten entnimmt man derselben mit dem Messerrücken eine geringere Menge des vorquellenden
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Saftes und untersucht denselben, je nach der Durchsichtigkeit ohne oder mit Verdünnung durch Kochsalzlösung anfangs mit schwacher, dann mit starker Vergrösserang. Wo die Geschwulstmasse etwas fester und der sparsame Saft sehr durchsichtig, kann man die Schnittfläche etwas schaben. Bei festen Neubildungen erhält man keinen Saft und man muss dann zur Anfertigung eines Zupfpräparates schreiten. Mittelst Scheere wird ein kleines (einige mm grosses) und dünnes Gewebsstück abgetrennt und auf dem Objectträger in Kochsalzlösung mit Hilfe zweier spitzer Präparirnadeln möglichst, fein zerzupft und dann in gleicher Weise untersucht.
Auf diese Weise lernt man die Form und Art der zelligen Be-standtheile (Epithel-, Spindel-, Rundzellen etc.) und die Structur des Gerüstes (Bindegewebsfasern, Gefässe etc.) kennen und überblickt gleichzeitig die etwa vorhandenen Degenerationsvorgänge (Verfettung, Verkäsung etc.). Selbstverständlich darf man nicht erwarten speci-fische Geschwulstelemente zu finden, wohl aber wird man schon durch die Häufigkeit gewisser Zellen mit ihren Eigenthümlichkeiten auf bestimmte diagnostische Schlüsse gelenkt.
In zweiter Linie handelt es sich um Feststellung der Anordnung der gefundenen Theile. Hierzu ist notlrvvendig die Durchmusterung von feinen, durchsichtigen Schnittenquot; aus der Geschwulst. Zur Anfertigung derselben, die womöglich jedesmal im frischen Zustande erfolgen soll, benutzt man selten eine krumme Scheere, meist ein auf der unteren Seite platt geschliffenes Easirmesser, das langsam ziehend (nicht drückend) über die Schnittfläche bewegt wird. Den gewonnenen Schnitt spült man vom Messer mit Kochsalzlösung ab und überträgt ihn mittelst Spatel auf den Objectträger.
Gute brauchbare Schnitte sind aber durchaus nicht leicht herzustellen. Die Schwierigkeiten in der Anfertigung derselben liegen einerseits in der Weichheit der Gewebe, andrerseits in der ünvoll-kommenheit der Schnittführung mit der freien Hand. Für Beides hat man Hülfsmittel.
Die Weichheit liisst sich beseitigen durch Härtung. Am besten ist die Härtung in absolutem Alkohol, wobei man nicht allzugrosse Stücke (hasel- bis wallnussgross) in eine grössere Menge Alkohol bringt, wohl auch letzteren erneuert. Diese Härtungsmethode er-
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fordert aber Zeit, will man schnell zum Ziele kommen, so muss man entweder zur Koch- oder Gefriermethode greifen. Bei ersterer werden haselnussgrosse Stücke in kochendes Wasser geworfen und 1—2 Minuten untergetaucht. Das Gefrieren lässt sich am schnellsten erzielen, wenn man auf eine Metallplatte einen kleinen Würfel des Gewebes auflegt, und gegen die untere Fläche jener mittelst Zerstäubungsapparates Aether verstäubt; die starke Verdunstungskälte bringt das Gewebe schnell zum Gefrieren.
Das schwierige Schneiden der Präparate mit der Hand lässt sich sehr vereinfachen durch die Benutzung einer Maschine, des Mikrotoms, bei welchem das Messer gleichmässig in einer Ebene vorübergeführt wird (mittelst Schlitten oder Hebel), während das Präparat durch Verstellung mittelst Schraube oder schiefer Ebene nach jedem Schnitte um die Dicke des zu fertigenden Schnittes gehoben wird. Leider sind die Mikrotome, von denen es eine grosse Zahl von verschiedener Construction giebt, für den Praktiker zu theuer. Am besten ist das von S. Roy erfundene, vielfach verbesserte Gefriermikrotom zu verwenden, weil es die Anfertigung der Schnitte in kürzester Zeit gestattet (Preis ca. 80 Mark.)
Die gefertigten Schnitte werden von der Messerklinge mit einem angefeuchteten, weichen Pinsel in ein mit Flüssigkeit gefülltes Uhrschälchen übertragen. Als Flüssigkeit dient bei frischen Schnitten Kochsalzlösung, bei in Alkohol gehärteten destillirtes Wasser. Die Uebertragung der Schnitte auf den mit einem Flüssigkeitstropfen hefeuchteten Objectträger geschieht am besten mit einem leicht gebogenen Spatel von Kupfer- oder Platinblech und die Ausbreitung mit Nadel. Nach der Bedeckung mit dem Deckglas saugt man die überstehende Flüssigkeit ab.
Häufig fertigt man von den gewonnenen Schnitten noch Schüttelpräparate in der Weise an, dass man sie in einem 3/4 mit Wasser gefüllten Reagensglas einige Minuten schüttelt, wobei die locker eingelagerten Zellen entfernt werden und das Gerüst leicht übersehbar zurückbleibt.
Selbstverständlich kann man sich noch vielfach den Einblick laquo;rleichtem durch Anwendung der verschiedenen Reagentien und durch besondere Färbungen. Von ersteren sei nur die vielfältige
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Anwendung der verdünnten Essigsäure zur Aufhellung der Binde-gewebszüge erwähnt, während man sonst zur Aufhellung im Allgemeinen Glycerin anwendet.
Die Wirkung der Färbungen beruht darauf, dass gewisse Bestandtheile der Gewebe oder der Zellen (namentlich die Kerne) Farbstoffe in grösserer Menge in sich aufnehmen und intensiver festhalten, weniger leicht abgeben, als andre und deshalb gefärbt vor andern hervortreten. Sie werden in der Weise ausgeführt, dass die Schnitte in Farblösungen (Uhrschälchen) verschieden lange Zeit eingelegt, dann abgespült und sodann in Glycerin untersucht oder nach Entwässerung in Alkohol, Aufhellung in Nelkenöl, in Canadabalsam eingelegt werden. Von den verschiedensten Färbemitteln (Jod, Carmin,.-Eosin, Haemotoxylin, Anilinfarbstoffe) über die in den Lehrbüchern der Histologie*) nachzulesen ist, kommt bei frischen Schnitten am bequemsten das Bismarckbraun zur Verwendung, das in gesättigter, wässriger Lösung in einigen Minuten färbt und bei dem Ueberfarbungen durch Einlegen in Alkohol in wenigen Minuten gemindert werden.
Ueber den Nachweis von Spaltpilzen im Allgemeinen siehe pag. 29, der Tuberkelbacillen pag. 75, 76, des Rotzbacillus pag. 77.
Hat man sich in oben erwähnter Weise über die Elementar-theile einer Geschwulst und ihre Anordnung, und zwar von mehreren Stellen orientirt, so ist es bei einiger Erfahrung gewöhnlich nicht schwer, die Diagnose zu stellen. Näheres darüber enthalten die Lehrbücher über pathologische Anatomie, sowie der Vortrag von Johne**) über Gesehwülste.
Anschliessend an letzteren mag kurz nur folgende Eintheilung der häufiger vorkommenden Neubildungen angeführt werden mit dem wesentlichsten Befunde.
I. Typische Geschwülste, welche den Bau eines normalen Gewebea in vollständig typischer Weise nachahmen.
a)nbsp; Fibrome, ausschliesslich aus flbrillärem Bindegewebe bestehend.
b)nbsp; Myxome, ausschliesslich aus (embryonalen) Schleimgcweben mit sternförmigen Zellen bestehend;
c)nbsp; Lipome, weseutüch aus Pettzcllen zusammengesetzt; eingelagert in ein bindege webiges Strom a;
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*) Ellenberger, Histologie der Haussäugethiere. •*) Johne, Vorträge f. Thierärzte IV.Ser. Heft 8/9. Ueber Geschwiil-te und deren Eintheilung.
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lt;1) Clion drome aus den verschiedenen Knorpelarten bestehend;
e)nbsp; Osteomo aus Kochengewebe aufgebaut;
f)nbsp; Lymph cm e, den Bau der Lymphdrüsen nachahmend, aus einem reticulären Gerüst mit eingelagerten Leukocythen bestehend.
g)nbsp; Myome, nur aus glatten Muskelfasern bestehende Goschwülste. . h) Papillome, Geschwülste, welche im Bau den Papillen der Haut
mit ihrer epithelialen Bedeckung nahe kommen (Horn-, Pleischwarzen, Condylome, Blumenkohl-Geschwulst), i) Adenome, die den Bau einer Drüse vollständig nachahmen. II. Atypische Geschwülste, d. h. Neubildungen, welche zwar vom normalen Typus dor Gewebe abweichen,-aber doch ihren Ursprung aus einer normalen Gewebsform und ihre Analogie bis zu einem gewissen Grade nachweisen lassen.
a)nbsp; Sarkome aus Bindegowebe hervorgehend und vorwiegend aus Binde-gewebszellen bestehend, welche nur durch spärliche Mengen von fibril-lärem oder homogenem Zwischengewebe zusammengehalten werden. iSfach den verschiedenen Zellarten des Bindegewebes unterscheidet man: Rundzellen-, Spindelzcllen-, Eiesenzellen-, Endothel-, Pigmentsarkome etc. Die Zwischenformen der Fibrosarkome enthalten reichlichere Bindegewebsziige.
b)nbsp; Carcinome, von Deck- und Drüsenepithelien ausgehend und durch Wucherung derselben in die angrenzenden Unterlagen entstehend, zeigen als Bestandtheile einerseits Deck- und Drüsenepithelien in Zapfenform, dicht zusammenhängend, und andrerseits ein binde-gewebiges Gerüst. Je nach den Zellformen unterscheidet man Platten-opithelial-, Cylinderzellen- und Drüsonkrebse.
TTT, Combinationsgeschwülste, in denen sichmehrereder erwähnten
'Geschwulstformen combiniren.
IV.nbsp; C y s t e n. Balggeschwülste entweder hervorgehend aus vorgebildeten Hohlräumen (Follikularcysten, Schleimcysten, Ketentionscyster.) oder neugebildet (Cystomo, Dermoidcysten). Alle zeigen einen bindegewebigen Balg mit Epithel oder Drüsenbelag und verschiedenartigen Inhalt (Fett, Chole-
sterin, Epidermiszellen, Haare etc.).
V.nbsp; Granulations-oder Infectionsgeschwülste aus zellenreichom
#9632;Granulationsgewebe mit Neigung zum Zerfall im Centrum.
a)nbsp; Tuberkel. Anhäufungen von epithelioiden und lymphoiden Zellen in einem feinen, bindegewebigen Netzwerk; oft im Centrum eine oder mehrere mit randständigem Kerh versehene Ricsenzellen. Im Centrum der Knötchen Tuberkelbacillen (v. pag. 77).
b)nbsp; Eotzknoten, bestehend aus einer Anhäufung kleinster miliarer Eundzellen. Im Centrum Eotzbacillen (v. pag. 77).
c)nbsp; Aotinomykome. Sarkom ähnliche grössere Knoten mit eingesprengten Actinomyceshaufen (v. pag. 181).
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A n h a n,s.
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Futter.
Zur Untersuch ang des Futters unsrer Hausthiere auf etwaige Schädlichkeiten genügt in der Regel die Beachtung des Aussehens, des Geruches und des Geschmackes, ferner die botanische Bestimmung der Bestandtheile bei vegetabilischer Nahrung, so dass die chemische Analyse nur selten, das Mikroskop nur in einzelnen wenigen Fällen und mehr zur eignen Information des Sachverständigen als Hilfsmittel benutzt wird.
Die chemische Untersuchung des Futters könnte, wenn es sich um Schädlichkeiten und nicht um Stoffgehalt handelt, nur den Nachweis eines beigemengten chemischen Steifes (Arsenik, Blei, Gyps etc.) zur Aufgabe haben. Diese Untersuchungen sind für den practischen Thierarzt unausführbar und müssen dem Chemiker überlassen bleiben.
Das Mikroskop kann zum Nachweis von beigemengten schädlichen Thieren und thierisehen Theilen, von parasitirenden oder mit der Verschimmlung und Fäulniss einhergehenden (Schimmel) Pihen dienen. Meist ist sie jedoch überflüssig, da durch das stets reichlichere Vorhandensein dieser Verunreinigungen auch gröbere und auffallende Veränderungen des betreffenden Futters bedingt werden. Deshalb nur in Kürze folgende Andeutungen.
Fast immer kommt nur die pflanzliche Nahrung und von dieser am meisten das Rauhfutter, besonders das Heu in Betracht. Vermuthet man eine Verunreinigung, ohne dass schon äusserliche Kennzeichen (z. B. beim Rost an Blättern und Stengeln etc.) auf den einzuschlagenden Gang der Untersuchung hinweisen, so schüttelt man Heu, Grummet, Hafer etc. über einem Bogen Papier aus und sammelt den Staub. Auch aus der sogenannten Heusaat, kann man sich
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die feinem Theile aussieben. Derartigen Staub benetzt man in einem Ubrgläscben mit Wasser, dem man zum schnelleren Aufweichen einige Tropfen Kalilauge zugesetzt hat. Die Anfertigung des Präparates geschieht wie gewöhnlich, die Untersuchung anfangs mit geringeren, später mit stärkeren Vergrösserungen. Bei grünen befallenen Pflanzen ergiebt sich von selbst, dass die abnormen Flecke untersucht werden müssen.
In dem mikroskopischen Bilde begegnet man einem solchen Formenreichthum pflanzlicher Zellen und Zellenagglomeraten, dass sich das Auge erst daran gewöhnen muss, sie zu ignoriren. Es handelt sich ja um Beimengungen und von diesen wären Folgende zu erwähnen:
Von Tliieren*) kommen im Futter eine grosse Anzahl vor; am meisten in lange gelagertem, in welchem sie von den Zersetzungs-produeten leben und so das Zerstörungswerk vollenden helfen.
Die bezüglichen Insecten sind in der Eegel grössere, dem blossen Auge erkennbare Thiere; sie treten im Ganzen nicht so zahlreich auf. Am meisten bekannt sind: Der Mehlkäfer, Tenebrio molitor, und seine Larve, der Mehlwurm, ferner giebt Megnin den Borkenkäfer, Bostrychus, und 2 Arten von Psocus an.
Zahlreicher sind dagegen die Milben vertreten.
Die Landmilben (Trombidina), jene bekannten, meist schön gefärbten und behaarten Milben mit siebengliedrigen Beinen und am Taster mit scheerenförmigem Endgliede versehen, kommen mehr im grünen und frischen Futter vor. (Gattung Trombidium). Ebenso sind seltner die sonst unter Moos lebenden Käfermilben (Oriba-tina) mit 6 gliedrigen Beinen und zangenförmigem Oberkiefer (Gattung Oribates). Nach Megnin kommen ferner aus der Familie der Thiermilben (Gamasina) mehrere Arten im verdorbenen Futter vor. Sie ähneln den Dermanyssusmilben, das vorderste Beinpaar ist lang und dünn, die übrigen gleichlang, alle mit 2 Krallen und Haftbläschen und gleichweit von einander öinaelenkt. Oberkiefer scheeren-
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förmig.
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Gattung, Gamasus (Futtergamasus) und Argas.
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*) Megnin. Mikroskopische und iconographische Studien über Futter-verderbniss. Journal de med. veterinairo militaire 1864.
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Am meisten vertreten ist jedoch die Familie der Lausmilben mit der Gattung A car us (Linne) oder Tyroglyphus (Latreille). Der ovale Kampf derselben ist weichhäutig, meist mit Borsten bedeckt; dieMundtheile sind in einen
beweglichen, schief nachabwärt s gerichteten Schnabel zusammengelegt; Beine in Vorder- und
Hinterpaare getrennt. Endglieder derselben kegelförmig mit Krallen und Haftscheiben. Dienbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *quot;'£* 50quot; M'11^611: !#9632; Käsemilbe, 2, Heumilbe, zur Gattung Acarus gehörigen Arten, welche im verdorbenen Futter vorkommen, sind wohl noch nicht genügend getrennt. Am bekanntesten ist neben der Käsemilbe (Fig. 50, 1.) die Heumilbe (Acarus foenarius) (Fig. 50, 2). Man beobachtet sie neben verschiedenen andern Milben in lange gelagertem, z. Th. verschimmelten Heu, besonders dem Pressheu, so dass sie in jedem Staub-Präparate zu mehreren vorkommt und zwar sowohl ausgewachsen, als auch als Larve; aber auch in gutem, gelagerten Heu fehlt sie nie. Deshalb sind es wohl auch nicht die Milben, welche nachtheilig auf den Darmkanal .einwirken, sondern wahrscheinlich die Producte der Futterzersetzung, in deren Begleitung sie vorkommen.
Aehnlich verhält es sich mit den Mehlmilben, welche sich in alter, lange Zeit liegender Kleie, Schwarzmehl, Gerstenschrot, oft in grossen Mengen ansiedeln und in den zusammengeballten Klumpen (sog. Mehlschweiss) neben Schimmelpilzen anhäufen. Auch im alten und in hohen Lagen wenig umgeschaufelten Hafer sind sie ein gewöhnlicher Befand.
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Siedamgr otzky u. Hofmeister, Diagnostik, 2. Aufl.
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Selten findet man in modrigem, schlammigen Futter kleine durchsichtige Rundwürmer (Anguillula).
Von thierischen Theilen könnten vereinzelt die Haare der Processionsraupe und andrer Spinnerraupen in Betracht kommen, weil ihr Eindringen rothlaufartige Haut- und Schleimhautentzündungen erzeugt. Die sehr langen Haare sind schwarz und weiss, spröde, mit kleinen Widerhäkchen besetzt.
Die Verderbniss, welche das Futter durch mikroskopische Pflanzen (Pilze) erleidet, besteht entweder in Pflanzenkrankheiten, durch Parasiten erzeugt, oder in Ansiedlung von Schimmelpilzen.
Befallungspilze machen sich bei grösseren Anhäufungen schon dem blossen Auge bemerkbar. Zum näheren Studium sind die botanischen Lehrbücher nachzuschlagen. Die häufigsten Rost- und Brandpilze sind bereits pag. 20, 21 und 22 erwähnt.
Mehlthau, welcher als weisslicher Ueberzug auf verschiedenen Dicotyledonen, besonders den Leguminosen vorkommt, wird durch Pilze aus der Gattung Erysiphe hervorgerufen. Das langgliedrige, netzartige Mycel verbreitet sich auf der Oberhaut, schickt kleine Fortsätze (Haustorien) in dieselbe und bildet auf den Hyphen ovale oder cylindrische Conidien, welche durch ihr massenhaftes Auftreten den mehlartigen Ueberzug der Pflanzen bilden. Die seltnere Fruchtform, die Perithecien, erseheinen als grosse, dunkle Zellenkapseln. Der häufigste Pilz ist die Erysiphe communis.
Der Russthau kommt bekanntlich auf verschiedenen, meist mit Blattläusen besetzten Pflanzen als schwärzlicher Ueberzug vor. Diese Häute bestehen aus einem anfangs hellen, später braungefärbten Mycel, dessen braune Hyphen verschieden gestaltete Conidien tragen. Am häufigsten findet man das Cladosporium herbarum (Pleos-pora herbarum), dessen braune, knorrige Fäden und braune,, zwei-oder mehrkammrigen Sporen, welche übrigens den Teleutosporen der Rostpilze sehr ähnlich werden, man auch oft auf abgestorbenen Pflan-zentheilen neben Schimmelpilzen (z. B.-dm Heu und mit diesem verstäubend auf Haut und Schleimhaut unsrer Hausthiere *)] vorfindet.
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*) Massenhafte Ansiedlung in der Luftröhre einer traeheotomirten Kuh beobachtete Zürn. Archiv für Thierheilkunde 11. 110.
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Die als Mutterkorn bekannten Gebilde bestehen aus dem Dauermycelium (Sclerotium) eines parasitirenden Pilzes (Claviceps pur-purea). Am jugendlichen Fruchtknoten der Gräser entwickelt sich die Conidien tragende Form, die als Sphacelia früher bezeichnet wurde und trägt ovale Sporen. Dann bildet sie ein sogenanntes Dauermycelium, aus dem im nächsten Jahre sich Fruchtkeulen erheben, in dem in flaschenförmigen Fniehtbehältem die Sporen gebildet werden.
Die Blattdürre und Zellenfäule der Kartoffeln wird durch einen echt parasitischen Pilz, Peronospora infestans, hervorgerufen. Das einzellige Mycel des Pilzes wuchert im Gewebe, die Hyphen treten durch die Spaltöffimngen der Oberhaut hervor, verzweigen sich baumartig und bilden ovale oder citronenförmige Conidien.
Der sogenannte weisse Eost der Cruciferen wird durch einen Pilz, Cystopus candidus, hervorgerufen; letzterer erzeugt unter der Epidermis durch Abschnürung Eeihen von Conidien, deren endständige grosser und dunkel gefärbt ist, seltener grosse höckrige und gefärbte Oosporen.
Die Schimmelpilze findet man im verdorbenen, besonders im schimmligen, dumpfigen Heu, unter den Spelzen des Hafers etc., selten in den vollkommenen Formen, meist nur mit Mycel und Conidien, während die Fruchthyphen zu Grunde gehen. Ihre Auffindung ist leicht; ihre Formen wurden bereits früher (pag. 22. 23.) erörtert.
Sonstige amorphe Beimengungen Staub, Schlamm etc. zeigen sieh unter dem Mikroskop in keiner charakteristischen Form.
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Wasser.
Untersuchungen des Trinkwassers werden vom Thierarzte nur sehr selten und erst dann gefordert, wenn durch Erkrankungsfälle eine Schädlichkeit des Wassers sehr wahrscheinlich gemacht wird. Der Nachweis der Schädlichkeit ist aber um so schwieriger, als die gewöhnliche Beurtheilung des Wassers nach Farbe, Klarheit, Geruch und Geschmack auf das Tränkwasser unsrer Thiere keine Anwendung finden kann. Alle Hausthiere ziehen ein weiches, fliessendes oder stehendes Wasser dem Brunnenwasser vor; vielfach wird trübesraquo;
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#9632;unreines Wasser aus Teichen, Pfützen, selbst Mistjauche, besonders von Rindern aufgenommen, ohne dass eine Erkrankung nachfolgt. Diese Erfahrungen machen es dem Thierarzte unmöglich, a priori ein Wasser als Getränk für Thiere ungeeignet zu erklären. Selbst genauere Untersuchungen, Nachweis von einem grossen Gehalte abnormer Stoffe beweisen die Schädlichkeit eines Wassers nicht für sich, sondern machen dieselbe nur wahrscheinlich oder bestätigen die anderweitig gemachten Erfahrungen. Dies um so mehr, als reelle Unterlagen, genaue Beobachtungen und Untersuchungen nur in geringer Zahl vorhanden sind.
Die Untersuchung kann chemisch und mikroskopisch vorgenommen werden; letztere unterstützt erstere nur im untergeordneten Grade.
Die vollständige chemische Analyse eines Wassers ist für den Thierarzt weder ausführbar noch nöthig. Die Erfahrung hat gelehrt,, dass in der Regel nur das Wasser, welches die Fäulnis s- und Zersetzungsproducte organischer (pflanzlicher, namentlich aber thierischer) Stoffe in grösseren Mengen enthält, als gesundheitsschädlich anzusehen ist und beschuldigt werden kann, ruhrartige Durchfälle, typhöse Erkrankungen, Milzbrand etc. hervorgerufen zu haben. Die Untersuchung richtet sich deshalb wesentlich auf jene Stoffe: auf die stickstoffhaltigen organischen Substanzen, auf salpetrige-, Salpetersäure, Ammoniak, und dessen Salze und auf Phosphate. Ein grösserer Gehalt an anorganischenr gelösten oder suspendirten Stoffen kommt seltner vor und bat auch geringere Bedeutung, da in dieser Beziehung die Thiere ziemliche Schwankungen vertragen. Doch gilt als Erfahrungssatz, dass Wasser, reich an Kai ksalzen, Bildung von Harnsteinen begünstigt, ein grösserer Gehalt von Magnesia salzen Verdauungsstörungen, von Kochsalz (Meerwasser) Durchfall, Harnruhr, Blutharnen und von Sand, Lehm, Quarztheilehen, Sandkolik und Lecksucht hervorrufen kann.
Eine einfache Prüfung der Wässer auf genannte gesundheitsschädlicho Stoffe wird in folgender Weise vorgenommen ic
Prüfung auf Organische Stoffe überhaupt: Eine Probe des Wassers wird auf Platinblech oder besser im Platin-schälchen bei gelinder Wärme verdampft bis zur Trockniss und dann der Eüekstand schwach über der Spiritus- oder Gasflamme geglüht. Bei Gegen-
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wart von organischen Stoffen tritt Verkohlung ein, die organiselien Stoffe schwärzen sich; sind dieselben stickstoffhaltig, so entsteht dabei der penetrante Geruch nach verbranntem Haar oder Horn, Federn. Je mehr organische Stoffe zugegen und je stickstoffreicher diese sind, desto tiefer isp die Schwärzung, desto intensiver der Geruch: hei geringem Gehalt davon tritt nur Bräunung ein, der widerliche Geruch macht sich nur schwach, schnell vorübergehend bemerkbar.
Eine andere Probe Wasser wird im Becherglase mit einigen Tropfen verdünnter, reiner Schwefelsäure angesäuert und auf dem Ofen bis etwa 70deg; C. •erwärmt. Hierauf setzt man einige Tropfen von einer rothen Lösung von übermangansaurem Kalium zu: Die rothe Farbe verschwindet, wenn •organische Stoffe im Wasser; denn diese reduciren die Uebermangansäure zu Manganoxydul, welches mit der vorhandenen Schwefelsäure eine farblose Verbindung eingeht. Bei Wasser, welches an organischen Stoffen arm ist, hält laquo;ich die rothe Färbung längere Zeit. Je mehr aber von der übermangansauren Kaliumlösung zugesetzt werden muss, bis die Farbe nicht mehr verschwindet, desto mehr organische Stoffe sind darin enthalten. Gutes Trinkwasser soll keine sogenannten organischen Stoffe, im höchsten Falle nur 30 — 50 mg im Liter enthalten, und überhaupt per Liter nicht über 500 mg Eückstand hinterlassen.
Sind viele organische Stoffe in einem Wasser und sind diese stickstoffhaltig, alsdann steht zu erwarten, dass dasselbe auch Salpetersäure, salpetrigsaure Salze, Ammoniakverbindungen und auch Phosphate laquo;nthält.
Prüfung auf Salpetersäure.
a) durch Brucinlösung: Man concentrirt das Wasser durch Eindampfen, bringt wenige Tropfen des concentrirten Wassers in ein Porzellan-schälchen, setzt 1 Tropfen concentrirte, reine Schwefelsäure dazu und 2 Tropfen •der Brucinlösung; das Auftreten einer rothen Färbung zeigt die Gegenwart von Salpetersäure an.
Eeichardt*) benutzt zum Nachweis der Salpetersäure im Wasser •eine Brucinlösung, die wie folgt dargestellt ist: Brucin (das sich, und zwar 1 Theil in 800 Theilen Wasser, löst) wird mit Wasser geschüttelt, so dass noch wenig Brucin ungelöst bleibt. Von dem zu prüfenden Wasser nimmt man vermittelst Glasstabes einen halben Tropfen auf ein weisses Porzellan-schälchen, fügt 2 Tropfen der Brucinlösung hinzu, mischt durch ein wenig Hin- und Herbewegen und tröpfelt 1—6—10 Tropfen concentrirte Schwefelsäure (die frei von salpetriger Säure ist) zu. Bei viel Salpetersäure im Wasser, z. B. 20—40 pro 100,000 Wasser, erscheint eine intensive Eöthung und Rosafärbung des Wassers sofort nach Zusatz der ersten Tropfen der
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*) E. Eeichardt, Grundlagen zur Beurtheilung des Trinkwassers. Jena bei Mauke 1873, HI. Auflage, pag. 32.
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Schwefelsäure. 5 Tropfen Schwefelsäure genügen fast stets; und tritt dann keine Eeaction ein, so ist weniger Salpetersäure als 2—3 Theile pro 100,000 Theile Wasser vorhanden.
b) Durch folgendes Verfahren, wobei sich die gleichzeitige Anstellung einer Gegenprobe mit salpetersäurefreiem, destillirten Wasser empfiehlt.
Zwei gleich grosse, etwa 110—120 CC. fassende, mit Glasstöpsel ver-schliessbare Glascylinder werden mit etwa 100 CC. des zu prüfenden Wassers der Eine, der Andere mit ebensoviel destillirtem Wasser gefällt; zu jedem der Wässer werden hinzugesetzt: 3 erbsengrosso Stückchen Zink, 6 Tropfen reine concentrirte Schwefelsäure, 1 CC. reine Jodkaliumlösung und etwas,, etwa eine Messerspitze voll, Stärkekleister. Man schüttelt das Gemisch durcheinander und lässt es dann ruhig stehen.
Ist Salpetersäure im Wasser, so tritt alsbald zuerst eine röthlicho, dann blaue Färbung ein, die immer intensiver wird, je mehr Salpetersäure vorhanden.
Im Cylinder mit salpetersäurefreiem, destillirten Wasser wird man keinamp; Veränderung bemerken, die Flüssigkeit bleibt farblos, die darin vertheilte Stärke wird nicht gebläut; erst nach mehreren Stunden tritt hier eine ganz geringe Eöthung der sich am Boden des Cylinders abgelagerten Stärke mit einem Stich in's Bläuliche ein.
Die zu verwendende Jodkaliumlösung muss frei von Jodsäuro sein, weil sonst auch bei Abwesenheit von Salpetersäure Bläuung des Stärkekleisters .entsteht, deshalb ist der Controllversuch angezeigt.
Die in Folge des entwickelten Wasserstoffs zu salpetriger Säure redueirte Salpetersäure ist es, welche das Jod aus seinen Verbindungen frei macht und so die Blaufärbung des Stärkekleisters bewirkt. Das Wasser muss deshalb frei von salpetriger Säure sein, wenn man dasselbe in der beschriebenen Weise auf Salpetersäure prüfen will. Die äussersto Grenze für den NOsHGehalt eines brauchbaren Trinkwassers ist jetzt allgemein zu 5Milligr. im liter angenommen.
Prüfung auf Ammoniak.
Auf Ammoniak und dessen Verbindungen prüft man vermittelst des. Nessler'schen Beagens. Darstellung des Nessler'schen Reagens: man löst 2 grm. Jodkalium in 50 CC. Wasser und fügt Quecksilberjodid unter Erwärmen so lange hinzu, bis etwas ungelöst bleibt, lässt erkalten, verdünnt mit 20 CC. Wasser und versetzt 2 Theile dieser Lösung mit 3 Theilen conc. Kalilange; ein etwa entstehender Niederschlag wird abfiltrirt und die Flüssigkeit gut verschlossen aufbewahrt. Zwei gleigh grosse Bechergläser stelle man nebeneinander auf untergelegtem weissen Papierbogen auf, fülle das eine mit dem zu prüfenden Wasser, das andere mit reinem, destillirten Wasser, setze vom Reagens 10—20 Tropfen zu beiden Wässern und rühre mit einem Glasstab um. Das Ammoniak haltende Wasser wird nach Zusatz des Reagens braun gefärbt, ebenso sind die entstehenden Niederschläge braun gefärbt.
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Das ammoniakfreie Wasser bleibt farblos und ein entstehender Niederschlag ist nicht gefärbt. Je weniger Ammoniak zugegen, desto lichtbrauner, mehr in's Gelbliche spielend ist die Färbung und diese macht sich dann nur durch untergelegtes weisses Papier bemerklich, wenn man von oben herab die Wasserschichten beobachtet. Ammoniak soll gutes Trinkwasser gar nicht enthalten.
Prüfung auf Chloride (Kochsalz)
geschieht durch Zusatz von salpetersaurem Silberoxj'd, nach vorhergehendem Ansäuern des Wassers mit Salpetersäure. Bei grossen Mengen von Chloriden hat man an Zufluss benachbarter Jauchen oder chlorhaltiger Fabrikabgänge zu denken.
Als zulässigen Chlorgehalt kann man 20—30 mg. p. L. annehmen.
Prüfung auf Phosphorsäure.
Zur Prüfung auf Phosphorsäure versetzt man circa 200 CG. des Wassers mit Ammoniak, lässt den entstehenden Niederschlag, welcher alle etwa vorhandene Phosphorsäure enthält, sich vollständig absetzen, giesst die klare Flüssigkeit ab, löst den Niederschlag in möglichst wenig Salpetersäure und setzt von dieser Lösung einen Theii zu einer im Keagensglase erhitzten, klaren Lösung von molybdänsaurem Ammon in Salpetersäure.
Ist Phosphorsäure vorhanden, so entsteht eine gelbe Färbung oder gelber Niederschlag von phosphorsäurehaltigem molybdänsauren Ammoniak. Gehalt an Phosphorsäure im Wasser kann auf Vorhandensein von Jauchenstoffen hinweisen.
Weitere Prüfungen auf Schwefelsäure, Kalk und Magnesia und Chloride nimmt man nach der unter Harn angegebenen Untersuchungsweise vor. Pag. 114 und 117.
Zur Beurtheilung und Abschätzung, ob diese durch die angestellten Eeactionen veranlassten Niederschläge von Kalk-, Magnesiasalzen, Chloriden und Sulfaten ganz abnorm stark ausfallen und der Gehalt des untersuchten Wassers an diesen Salzen von gesundheitsschädlichem Einfluss sein kann, oder ob die Grosso der erhaltenen Niederscldäge der betreffenden Salze dem Gehalte eines jeden guten und gesunden Wassers daran entspricht, dazu gehören vielseitige Beobachtungen und ist es bei grosser Eoutine oftmals schwierig genug, auf diese einfachen qualitativen Untersuchungen hin ein zutreffendes Urtheil sich zu bilden; es machen sich quantitative Bestimmungen alsdann nothwendig.
Unter Umständen kann man einen Anhaltepunkt zur ungefähren Abschätzung des Härtegrades eines Wassers dadurch gewinnen, dass man eine Portion davon ohne jeglichen Zusatz in einer reinen Abdampf schale 10 Minuten lang über freiem Feuer lebhaft im Kochen erhält; ist das Wasser reich an kohlensauren Erden, so trübt sich das Wasser und es scheiden sich diese in
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reichlicher Menge beim Kochen ab, indem die freie Kohlensäure des Wassers und die sogenannte halbgebundene Kohlensäure (das ist die, welche mit kohlensauren alkalischen Erden zu löslichen, doppelt kohlensauren Salzen verbunden war) entweicht.
Es ist aber wolü zu beachten, dass, wenn das Wasser hart ist in Folge seines Gehaltes an schwefelsauren Erden, schwefelsaurem Kalk (Gyps) und schwefelsaurer Magnesia, diese beim Kochen nicht abgeschieden werden und das Wasser unverändert bleibt; in diesem Falle können nur die mit dem Wasser angestellten chemischen Eeactionen einigennasson Einsicht gewähren.
Schwefelsäure soll das Wasser höchstens 20—30 Mg. im Liter enthalten und die Härte nicht mehr als 20—30 Härtegrade betragen.
Metalle, wie Blei, Zink, Arsen haltiges Wasser ist als gesundheitsschädlich zu verwerfen.
Die mikroskopisclie Untersuchung des Wassers, so interessant sie an und für sicli ist, liefert keine auffallenden Eesultate, unterstützt nur bestätigend die chemische Untersuchung und kann sie nur in wenigen prägnanten Fällen ersetzen.
Der Untersuchungsmodus selbst ist einfach. Mit starker Ver-grösserung untersucht man einen Tropfen des Wassers und des nach längerem Stehen gebildeten Bodensatzes, oder man filtrirt und entnimmt, nachdem eine grössere Menge Wasser durchgegangen, dem letzten Beste unfiltrirter Flüssigkeit vorsichtig einen Tropfen. C orte s empfiehlt einen Zusatz von Osmiumsäure (1 ccm. einer l1/-^ O.'o Lösung zu 30—40 ccm. Wasser), welche alle Organismen färbt und tödtet, so dass sie zu Boden sinken. Um zu starkes Schwärzen zu verhüten, wird nach einigen Minuten viel destillirtes Wasser zugegeben. Bei bedeutender Verunreinigung kann in einigen, bei geringer nach 24 Stunden das Abgesetzte untersucht werden. Leicht lassen sich noch Färbemittel anwenden.
Alle die vorkommenden Gestalten zu erwähnen ist unmöglich; der Formenreichthum ist so gewaltig, dass grössere Erfahrungen und Kenntnisse nothwendig sind, um alle Gebilde richtig zu deuten. Hier nur folgendes.
Anorganische ungelöste Bestandtheile (schon aus der Trübung des Wassers zu erschliessen) treten in vielgestaltigen, dunklen Molekülen auf und kennzeichnen meist durch scharfe Ecken und Kanten ihre krystallinische Abstammung.
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Organische unbestimmbare Trümmer erscbeiuen meist punktförmig, gelläuft, vielfach (gelb, grün, braun, schwarz) gefärbt. Leichter kenntlich sind pflanzliche Zellen und Fasern (pag. 18), sowie thierische Theile (Schmetterlingsschuppen, Beine von Insecten, Mäusehaare etc.).
Organisirte Gebilde fehlen fast in keinem Wasser, kommen jedoch, und besonders in klarem, geruchlosen Wasser, immer nur vereinzelt vor.
Von pflanzlichen Organismen sind es besonders die Algen, die selten ganz fehlen. Sie erscheinen als grünliche Kugeln oder als viereckige, längere oder kürzere Zellen, welche einzeln oder zu Fäden oder Zellenflächen vereint, stets durch die von Chlorophyll-kömern herrührende grüne Farbe auffallen. Nur die aus 2 symmetrischen Hälften bestehenden Diatomeen (vielfach als Testobjecte benutzt) mit den zierlichen Zeichnungen ihrer Kieselpanzer erscheinen farblos oder gelbbräunlich. Eine gesundheitsschädliche Bedeutung ist von ihnen nicht bekannt.
Verdächtiger sind dagegen Pilze und Bacterien (siehe pag. 19, 26 u. flgd.). Letztere besonders finden sich in jedem Wasser, in •dem Zersetzungsproducte organischer Substanzen nachgewiesen werden; am meisten in stinkender Mistjauche oder in Sumpf- und Moorwasser, in Wasser aus Brunnen, welche neben Jauchegruben, Aborten etc. sich befinden.
Von den Bacterien sind besonders häufig die Stäbcben-bacterien; deshalb ist es auch sehr schwer, Bacill. anthracis neben jenen aufzufinden und sicher zu bestimmen.
Bacterien in grösserer Menge zeigen stets eine Verderbniss des Wassers an. Ob allerdings dieselben eine Erkrankung nach sich ziehen würden, ist umsomehr fraglich, als dieselben ja im Darm-kanale des gesundesten Individuums in grosser Menge gefunden werden.
AehnUches gilt von den Infusorien aus der Reihe der thie-rischen Organismen. Auch diese finden sich häufig, besonders im Teich-, Pfützen- und selbst im langsam fliessenden Wasser. Die Formen derselben sind mannigfachster Art; frei und festsitzend, bewimpert und mit Borsten besetzt. Da auch diese sich im Darm-
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kanal, besonders im Pansen der Wiederkäuer vielfach vorfinden, da sie ferner wohl wenig der Magensäure widerstehen können, ist ihnen keine andere Bedeutung zu vindiciren, als dass bei massenhafterem Vorkommen ihnen grössere Mengen organischen Nährmaterials im Wasser zu Gebote stehen müssen.
Dieselbe Bedeutung haben die Eotatorien, jene durch ihre rad-förmige Drehung des Wimperorgans leicht kenntlichen, etwas grös-seren Organismen.
Eine besondere Beachtung verdienen gewiss noch die Rundwürmer, deren Nachweis allerdings leicht ist, deren Bedeutung sich aber in der Regel nicht feststellen lässt, da man es meist mit unentwickelten, nicht geschlechtsreifen, kleinen Thierchen zu thun hat. Diese allgemein als Anguillulen bezeichneten Rundwürmer verdienen jedoch mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Thierärzte, da die eigenthümliche Entwickelungsweise der meisten parasitirenden Rundwürmer (Strongylus, Ascaris etc.) darauf hinweist, dass ihre Jugendformen im Wasser sich entwickeln und erst nach dem Eintritt in den Organismus gesehlechtsreif werden.
Das Gleiche gilt von den als Entwickelungsstufe der Leberegel erkannten Cercarien.
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Fleisch.
Bei Beurtheilung von Fleisch oder Fleischwaaren durch den Thierarzt handelt es sich in der Regel um Feststellung der Geniess-barkeit oder Gesundheitsschädlichkeit desselben ' als Nahrungsmittel für Menschen. Ungeniessbar und gesundheitsschädigend wird das Fleisch unserer Schlachtthiere durch die auf den Menschen übertragbaren Infectionskrankheiten (Milzbrand, Rotz, Wuth), durch Septicaemie und alle Krankheiten, denen sich eine ähnliche Allgemeinerkrankung anschhesst (das sog. typhöse Stadium schwerer .Allgemeinerkrankungen, die putride, septische Blutvergiftung etc. nach septischer Metritis, Phlebitis, Verjauchungen u. s. w.), durch gewisse parasitäre, namentlich Wurmkrankheiten (Finnen, Trichinen); femer durch vorgeschrittene Fäulniss, welche sich auch in dem Fleische von an Zersetzungskrankheiten gestorbenen Thieren auffallend schnell einstellt.
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Am vollkommensten wird natürlich die Beurtheilung des Fleisches durch eine Untersuchung der Schlachtthiere vor und nach der Schlachtung, wobei im letzteren Falle die Besichtigung der Eingeweide den meisten Anhalt gewährt.
Am ausgeschlachteten Fleische ist die Beurtheilung schwieriger. Doch genügen vielfach, allerdings nicht immer, die mit unbewaffnetem Auge wahrnehmbaren Veränderungen, welche im Verlaufe von Infectionskrankheiten auftreten: die abnorm dunkle, braunrothe bis violette oder die hellziegelrothe Farbe, die weiche, mürbe Beschaffenheit, die Blutextravasate, das weiche, schmierige Fett und die leicht und schnell eintretende Fäulniss, um das Fleisch als ungeniessbar resp. gesundheitsschädlich erkennen zu lassen.
Nur ausnahmsweise wird bei der gewöhnlichen Fleischbeschau eine mikroskopische Untersuchung vorgenommen, regelmässig findet sie statt bezüglich der Parasiten. Letzteres Gebiet, die mikroskopische Fleischbeschau im gewöhnlichen Sinne, erweitert sich von Tag zu Tag und erforderte deshalb einen Eaum, der die Grenzen dieses Buches weit überschreiten würde. Es muss deshalb auf die Specialliteratur verwiesen werden, namentlich auf die in verdienstvoller Weise alles Neue sammelnde Zeitschrift für Mikroskopie und Fleischschau von Duncker (Verlag von E. Hopf, Spandau).
An den wesentlichen Bestandtheilen des Fleisches, den Muskelfasern selbst, zeigen sich nur bei den erwähnten Infectionskrankheiten Veränderungen, welche mikroskopisch nachweisbar sind. Verlustnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;t
der Querstreifung, körnige Trübung und scholliger Zerfall der contractilen Substanz der Muskelfasern sind stets beweisend für das Vorhandengewesensein einer erheblicheren andauernden Krankheit, welche die normale Zusammensetzung des Fleisches vernichtete und damit zum Wenigsten die Geniessbarkeit aufhob.
Zum Nachweise dieser Veränderungen bringt man kleine Schnitte der meist verfärbten Muskelsubstanz, fein zerzupft, in Kochsalzlösung und untersucht mit mittlen und starken Vergrösserungen. An Stelle der deutlichen Querstreifung findet man eine Trübung des Muskelfadeninhalts (Fig. 51 b) durch feine, staubförmige Partikelchen, welche sich nach Essigsäurezusatz etwas aufhellen und sich dadurch von Fettmolekülen unterscheiden. Zerfall des Muskelinhalts in helle,
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sclieibenförmige, aufeinandergeschichtete, niclit quergestreifte Scliollen (Pig. 51 c) wird nur selten bei sehr intensiven Infectionskranklieiten beobachtet.
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Bei der fettigen Degener ation (Fig. 51 d, o) der Muskelfasern, wie sie bei ganz gesunden, aber stark gemästeten, sonst aber auch bei sehr anämischen Thieren zuweilen gefunden wird, ist der Muskelfaden durch kleine, stark licht-breehende Pünktchen, meist streifenartig in derLängsrichtung angeordnet, getrübt. Diese kleinen Pettmoleküle sind natürlich in Essigsäure nicht, wohl aber in Aether löslich. Sehr starke fettige Dege
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* f b
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neration (e), wobei fast der ganze Muskelfadeninhalt zu Pettkugeln zerfallen ist, kommt seltner vor, ist aber auch oft
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Fig. 51. Muskclfäden: a no: mal,
b körnig getrübt, c. schollig zerr
fallen, d massig, e stärker fettig
degenerirt, f Nervenfaser.
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ein Ausgangsstadium der körnigen Trübung.
Perner kann das Mikroskop zum Nachweis von Spaltpilzen dienen.
Milzbrandbacillen (siehe pag. 57) finden sich in den vorhandenen Blutextravasaten oder sulzigen Ergiessungen zwischen döfi Muskelfasern. Man untersucht kleine Theilchen derselben mit stärkeren Vergrösserungen unter Zusatz von Kochsalzlösung. Vor Verwechslungen mit Päulnissbacterien schützt das früher (pag. 58) Erwähnte. Auch in Schinken, sowie in Wurst, welche Ochsenfleisch enthielt, sind ähnliche Bacillen gefunden worden.
Die Spaltpilze, welche bei den septicämischen Erkrankungen eine Eolle spielen, sind bei unsem Hausthieren noch nicht so genau bekannt, dass durch ihren mikroskopischen Nachweis die Diagnose gesichert wäre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; lt;
Den Bacillus der Tuberculose und des Kotzes (vergl. pag. 75 und 77) bei der Pleischbeschauv nachzuweisen ist wohl stets unnöthig, da die makroskopischen Veränderungen zur Diagnose genügen.
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Fäulniss bacterien, und zwar Microcoecus und Bacterium Termo, finden sich im faulenden Fleisch stets in grossen Mengen, besonders im schmierigen Belage der Oberfläche zu Zoamp;gloea gehäuft und stets neben Tripelphosphatkrystallen und bei stark alkalischer Eeaction. Uebrigens ist die mikroskopische Untersuchung in der Eegel überflüssig, da sich die Fäulniss augenfällig genug kund thut. Der Untersuchungsmodus ergiebt sich von selbst.
Die zuweilen auf gekochtem Heische auftretenden rothen Flecke (ähnlich wie auf Kartoffeln, Brod etc.) bestehen aus einer rotli gefärbton Schloim-inasse, welche dicht mit kleinen, unbeweglichen Schizomyceten (Microcoecus prodigiosus Colin, Monas prodigiosa Ehr.) gefüllt sind. Diese erzeugen den rothen Farbstoff, welcher bei neutraler Eeaction blutroth, bei saurer kannin-rotli, bei alkalischer ziegelroth bis gelb wird. Entsteht in dumpfigen Aufbewahrungsräumen.
Auch das seltne Phosphoroscircn frischen Fleisches wird durch kleine Kugelbacterien (Sarcinomma noctiluca Heller, Nacsch) veranlasst. Dasselbe tritt nur in gewissen Lokalitäten hervor, lässt sich übertragen auf frisches Fleisch, verschwindet aber mit eintretender Fäulniss, Einlegen in Weingeist.
Weitaus am meisten dient das Mikroskop zum Nachweis von Parasiten.
Die Finne, Cysticercus cellulosae, ist im Schweinefleische mit blossem Auge als weissliches, erbsengrosses Bläschen leicht zu erkennen; nur in gepökeltem, geräucherten und gehackten Fleische sind sie als graue, häutige Knötchen nicht charakteristisch, jedoch leichter zu erkennen nach dem Aufquellen in warmem Wasser. In solchen Fällen ergiebt das Mikroskop den nöthigen Nachweis. Die zweifelhaften Partikelchen werden mit einem Tropfen Glycerin befeuchtet, zwischen 2 Objectträgern gecpietscht und untersucht. Dann erkennt man bei kleinen Vergrösserungen (30—50) leicht den Kopf (Scolex) in kugliger Form mit 4 Saugnäpfen, sowie den auf dem Scheitel vorhandenen Kranz von meist 26 abwechselnd grösseren und kleineren Haken.
Zur Erleichterung des schwierigen Aufsuchcns der Finnen in der Wurst hat Schmidt-Mühlheim folgendos Verfahren vorgescldagen, welches auf den ausserordentlichen Widerstand der Blasenwürmer den Verdauungssäfton gegenüber fusst. Eine nicht zu kleine Probe von Wurst oder gehacktem Fleische wird mit dem 6—8 fachen Volumen von künstlichem Magensaft mehrere Stunden bei 40deg; digerirt. Bei der allmäligen Verdauung senken sich die wieder-
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stehenden Kopfzapfen und sind makroskopisch als roiskomgrosse, ireisse Körperchen, nach Aufhellung durch Glycerin mikroskopisch nachzuweisen.
(Künstlichen Magensaft bereitet man sich durch Extraction einer gewaschenen zerkleinerten Schleimhaut des Schweine- oder Hundemagens mit 0,5 0,'0 Salzsäure durch einige Stunden oder, um ein Dauerpräparat zu erhalten, mit Glycerin durch einige Tage. Von letzterem genügt dann der Zusatz einiger Tropfen zn einer 0,5 0;0 Salzsiiurelösung).
DieEindsfinne, CysticereusTa'eniaemediocanellatae s. saginatae, ist bis jetzt nur vereinzelt im Eindfleische gefunden worden. Sie gleicht der vom Schweine, nur ist sie kleiner und länglich rund. Der grade, vorn abgeplattete Kopfzapfen zeigt mikroskopisch vier Saugnäpfe, aber keinen Hakenkranz.
Im Schweinefleische sind auch Echinococcusblasen gefunden worden (Lemke). Sie zeigen eine starke, bindegewebige Kapsel, sind erbsen- bis haselnussgross; die kleineren verkalkt, die grösseren mit gallertigem Inhalt. Meist sind es Acephalocysten.
Am häufigsten wird Schweinefleisch auf Trichinen untersucht. Die Trichine (Trichina spiralis) lässt sich mit blossem Auge nicht erkennen; selbst im eingekapselten Zustande, wo die Kapseln als weisse Pünktchen sich vom rothen Fleische abheben, gehört ein ziemlich scharfes Auge zu deren Erkennen und sind dann Verwechslungen nicht ausgeschlossen. Zum Zwecke der Untersuchung entnimmt man dem geschlachteten Schweine kleine längliche Muskelstückehen aus den notorisch am meisten heimgesuchten Muskeln, den Zwerchfellpfeilern (Nierenzapfen des Fleischers), dem Zwerchfellsmuskel (Kronenfleisch oder Kranzmuskel), den Lenden-, Kehlkopfs-, Augen-, Zungenmuskeln etc.; bei Schinken aus der Nähe der Ansatzstelle an Knochen oder Sehnen. Die Anfertigung der Präparate erfolgt entweder einfach so, dass man mit einer am besten gebogenen Scheere dünne Stückchen in der Längsrichtung der Fasern abschneidet, sie mit Hülfe von Nadeln hei Wasserzusatz ausbreitet mit einem andern (womöglich kleinem) Objectträger bedeckt und etwas drückt. Wer viel zu untersuchen hat, verwendet am besten die sog. Compres-sorien; sie bestehen aus einem grossen und starken Objectträger, in welchem an jedem Ende eine Messingschraube mit daran befindlicher Mutter eingekittet ist und einem gleich grossen Deckglase mit 2 correspondirenden Löchern. Durch das Zusammenschrauben lässt
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sich ein gleichmässiger starker Druck erzielen und eine grcssere Anzahl von Präparaten (24) gleichzeitig genügend vorbereiten. Darch Einschleifen von Theilstrichen und Streifen mit Zahlen gewinnt die Uebersichtlichkeit*). Wünschenswerth ist es, dass von jedem Schweine mindestens 20—25 Schnitte, jedes von ca. 1 Dem Fläche durchmustert werden.
Die Präparate werden gewöhnlich nur mit Wasser untersucht; zur Aufhellung dunkler Stellen, wird ausnahmsweise Essigsäure verwendet. Die Schnitte von Schinken werden vortheilhaft kurze Zeit in Kalilauge (1 : 10) aufgeweicht.
Stets untersucht man mit schwachen Vergrösserungen (30.— 50) und durchmustert genau jeden einzelnen Schnitt. Da man hierbei oft einen Theil ganz übersieht, andre dagegen öfter durchmustert, so hat man versucht diese Uehelstände zu beseitigen durch Construction besonderer Vorrichtungen, welche eine regelmässige Verschiebung so gestatten, dass kein Theil übersehen werden kann. Keine dieser Erfindungen hat sich bis jetzt allgemeiner eingebürgert. Die bekanntesten sind: das Patent Wächter, bei dem 2 runde Glasplatten zum Compressorium aufeinandergeschraubt, durch Drehung der Achse und einer horizontalen Verschiebung durch eine Triebschrauhe in allen Theilen durch das Gesichtsfeld gebracht werden (ähnlich ist die Construction von A. Koch); beim Patent Schmidt amp; Haensch wird der als Compressorium dienende Tisch mit Hülfe von Hebel und Schraube Linie für Linie durch das Gesichtsfeld geführt; weiterhin sind noch zu erwähnen der Pendelobjecttisch von Klönne und Müller, die bewegliche Schlittenvorrichtung von PaulThate, das Mikroskop von Teschner mit Schindler'schem Compressorium.
Die Muskeltrichinen sind kleine Kundwürmer (von 0,8—1 mm Länge) mit vorderem, allmälig zugespitzten, hinten dickeren, abgerundeten Körperende. Sie leben in den Muskelfäden anfangs frei in einer bauchig aufgetriebenen Stelle, später daselbst eingeschlossen in einer scharf gezeichneten, länglichrunden, der Augenspalte ähnlichen Kapsel in einer etwas dunklen, kömigen Masse (siehe Fig. 52). Die
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*) Einen derartigen Glascompressor von Dunk er empfohlen, liefert H. Otto Naake, Berlin, Centralviehhof.
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uneingekapselten Trichinen sind am leichtesten zu übersehen, da sie sich nicht sonderlich abheben; sie sind entweder zusammengerollt oder beim Präpariren frei geworden, ausgestreckt mit aufgerollten
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Fig. 52. Fleisch vom Schweine mit Trichina spiralis. 1 : 100. a in einfacher, b in verkalkter Kapsel, c frei.
Enden (Fig 52 c). Viel leichter aufzufinden sind die eingekapselten Würmer, da die ganz charakteristisch augenförmige Kapsel (Fig. 52 a), in deren Mitte die Trichine schlangen- oder brezelförmig zusammengerollt liegt, stets auifällig' und bei Einlagerung von Kalksalzen (Fig. 52b) an beiden Enden durch ihre dunklen Pole selbst dem Laien sofort deutlich wird.
Sind sämmtliche Kapseln ganz und gar verkalkt, was sehr selten vorkommt, so kann man durch Entkalken derselben (durch Zusatz von Essig- oder Salzsäure) die Trichinen wieder sichtbar machen.
Verwechslungen mit andern in den Muskeln vorkommenden Gebilden: aufgerollten Muskelbündeln, laquo;Nerven- und Sehnenfasem etc. können bei einiger Aufmerksamkeit und Uebung nicht gut stattfinden. Dagegen erregen folgende Einlagerungen beim ersten Blick Verdacht und müssen genauer beobachtet werden.
Concretionen erscheinen dem blossen Auge auch als kleine
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weisse Punkte, unter dem Mikroskope als länglicli rundliche, dunkle Massen von der Grosse einer Trichinenkapsel und darüber. Doch haben sie weder die charakteristische Augenform, noch überhaupt schärfere Contouren; sie erscheinen auch gleichmässig dunkel und erst während der Auflösung in Eeagentien erkennt man ihre Zusammensetzung aus unbestimmt krystallinischen Massen. Nach der Auflösung hinterbleibt keine Spur einer Kapsel, sondern nur Muskelfäden.
Am häufigsten findet man sie in Schinken als Producte der Conservirung; nach Voit bestehen sie aus Tyrosin (früher für Guanin gehalten) und damit übereinstimmend lösen sie sich in Salzsäure ohne Gasentwicklung, in Schwefelsäure ohne Gypsausscheidung, ebenso in kaustischen Alkalien. In rauchender Salpetersäure lösen sie sich zu einer gelblichen Flüssigkeit, welche sich bei Zusatz von Kalilauge besonders nach Erwärmen schön roth färbt.
Ferner kommen Kalkconcretionen vor und zwar auch zuweilen im frischen Fleische (Bom) (häufig bei Hühnern). Sie lösen sieh bei Salzsäurezusatz mit Gasentwicklung auf. #9632;Weiterhin sind Concretionen aus Margarin- und Stearin-krystallen beobachtet worden.
Auch durch Untergang von Firmen und Echinococcen können Concre-raente entstehen. Sie sind als hirse- bis hanfkomgrosse gelblieh braune Knöt-chen von elliptischer Form mit käsigem Inhalte beobachtet worden; vereinzelt wurden Scolices oder ihre Haken gefunden (Munkenbeek). In amerikanischem geräucherten Schweinefleisch und zwar auch im nicht trichinösen, kommen kuglig geformte, stark lichtbrechende, radial gestreifte Körperchen mit cen-tralem dunklen Punkte vor, welche im trichinösen Fleische sich besonders vim die Trichinen herum gruppirt finden und deshalb diese leicht verdecken können (Köper). Sie sind wahrscheinlich krystallinische Verbindungen einer Fettsäure mit Calciumoxyd und gelänge demnach ihre Aufhellung durch Zusatz von Salzsäure.
Keuerdings sind die zuweilen in perlschnurartiger Anordnung in Form weisser Pünktchen vorkommenden Concretionen von Dunker als verkalkte Actinomycesrasen erkannt worden. In den zum Theil degenerirten Muskelfäden fnaden sich runde, ovale oder bohnen-förmige, strahlig gestreifte Scheiben mit dünner Mitte und wulstigem Eande (0,1—0,2 mm i. D.), bei deren Zertrümmerung die stark lichtbrechenden, keulenförmigen Mycelien hervortraten. Weitere Mittheilungen sind in Aussicht gestellt.
Würmer. Zunächst kommen die sogenannten Aeichen (An-guillulae, Rhabditis) in Präparaten vor, d. h. kleine Rundwürmer mit meist spitz pfriemenförmig endendem Körperende, cylindrischer
Sieda mgrotzky u. Hofmeister. Diagnostik. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 14
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Speiseröhre, rundlichem Muskelmagen, einfachem Darm, meist Hermaphroditen. Sie wurden beobachtet von Zürn mehrfach im Schweinefleische freilebend, doch konnte er nicht nachweisen, ob als wirkliche Parasiten oder durch Zufall in das Fleisch gebracht. Letzteres kommt vor durch Wasser, in welchem sie sich ja oft vorfinden oder auch mit lange gestandenem Essig (Essigälchen). Sie unterscheiden sich hinlänglich durch Körperform, wechselnde Grosse und freies Vorkommen. Ferner sind kleine Distomen (Muskeldistomen) ziemlich häufig beobachtet worden im Zwerchfell, Kehlkopfmuskeln etc. Sie sind von lang cylindrischer Gestalt, die sich aber bei der ausserordent-lich lebhaften Bewegung vielfach verändert; vom besitzen sie einen Mundsaugnapf, einen doppelt blinden Darm, einen Bauchsaugnapf. Wahrscheinlich kommen sie auch verkapselt vor (Dunker vermuthet im Februar bez. März).
Anhangsweise sei erwähnt, dass der von Natterer 1834 in Brasiüen gefundene Kundwurm Stephanurus dentatus Dies. (Sclerostomum pin-guicola Leuckart, 21ji—3 cm gross) in neuerer Zeit auch in Nordamerika und Australien als Bewohner des Fettes (Speckes) besonders in der Umgebung der Nieren bei Schweinen gefunden worden ist.
Die Rainey'schen Körperchen (Fig. 53), welche denMie-scher'schen Schläuchen, Psorospermienschläuchen gleich
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zu erachten sind, werden im Schweinefleische sehr häufig beobachtet. Dieselben sind beim Schweine ziemlich kurze, aber doch eine Trichinenkapsel an Länge überragende Schläuche, an beiden Enden stumpf zugespitzt, welche in der Längsaxe einer etwas aufgetriebenen Muskelfaser so liegen, dass ringsherum noch quergestreifter Muskelinhalt übrig bleibt. Die Schläuche sind schwach poschenförmig eingeschnürt, von unregelmässigen Querwänden in undeutliche Fächer getheilt und enthalten eine dunkelgekömte Masse, die sich bei stärkeren Ver-
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grösserungen und entleert als aus kleinen halb-
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Flg. 53. Fleisch vom Schweine mit Raine y'sehen Körperchen. 1 : 75.
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mondförmigen Körperchen bestehend erweist. Sie fallen sofort durch ihre dunkle Körnung im Fleische
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auf. Ein gutes Auge entdeckt sie oft ohne Mikroskop als längliche, weisse Pünktchen im rothen Fleische.
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Derartige Fsorospermienschläuche, wie sie jetzt meist genannt #9632;ffcrden, sind nicht auf das Schwein beschränkt, sondern kommen auch heim Pferde, Rinde, Schafe, Ziege, Eeh, Eatte, Maus etc. vor und erreichen oft viel hedeutendere Längen (so heim Pferde bis 12 mm lang in der Schlundmuskulatur) und grössero Anhäufungen (so beim Schafe am Schlünde zu erbsen-grossen Bläschen). lieber ihr Wesen sind die Ansichten nicht feststehend, #9632;da sie sowohl zu den Entophyten (Mycophyceten) als zu den Gregarinen und •deren Entwicklungsstufen, den Pseudonavicellenbehältem gerechnet werden.
Von Zopf ist im Schweinefleische jüngst ein neuer Parasit aufgefundeL, #9632;ein niederer Schleimpilz (Haplococcus), der in Amöbenform, Sporangienform (kuglige Körper mit glatter Membran und feinkörnigen in Ballen zerklüfteten Protoplasma, 0,022 mm gross) und Dauersporenform (Kugeln oder Tetraeder mit gitterförmig gezeichneter Membran) auftritt. Ueber Herkunft und Be-Kleutung fehlen weitere Mittheilungen.
Endlich verdient noch erwähnt zu werden, dass auch Milben (Tyrogly-phus (pag. 193) als gelegentliche Vorkommnisse namentlich an und im Schinken gefunden worden sind.
Eine eingehende chemische Untersuchung des Fleisches wird und kann nicht vom Thierarzte gefordert werden.
Nur den Nachweis der Reaction des Fleisches hat er, wenn nöthig, zu geben, und dieser geschieht leicht durch unmittelbare Berührung des Fleisches und Fleischsaftes mitLackmuspapier (pag. 97): entweder in der Weise, dass man in einen frischen Schnitt durch #9632;das Fleisch zweierlei Lackmuspapierstreifen legt und dann die Schnittflächen gegeneinander drückt, oder dass man die auf einen reinen Teller gelegten Streifen mit einem Fleischstück bedeckt und presst. Nach Abnahme des Fleisches erkennt man leicht die Reaction. Frisches, gesundes Fleisch reagirt sauer: verdorbenes, fauliges dagegen alkalisch. — Der chemische Nachweis der verschiedenen putriden Gifte, bez. Ptomaine im verdorbenen Fleische ist nur sehr umständlich zu führen und kann deshalb nicht hier besprochen werden.
In neuerer Zeit haben die rothen Anilinfarben (Fuchsin) zur überflüssigen Verschönerung der Pleischfarbe namentlich bei der Wurstfabrication eine Rolle gespielt. Die Anilinfarben sind oft arsenhaltig und ist desshalb ihre Verwendung zu derartigen Zwecken sanitätspolizeilich verboten. Diese künstliche Färbung des Fleisches ist dadurch zu ermitteln, dass man die betreffenden Fleischstückchcn in ein Reagensglas bringt, 90o/o AUrahol darüber giesst, umschüttelt; färbt sich der Alkohol allmälig roth, so war das Fleisch gefärbt: auf Säurezusatz verschwindet die rothe Farbe des Alkohols.
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Zur Bestimmung des Mehlgehaltes in Wurstwaaren empfiehlt Am-huhl folgende colorimetrisehe Methode:
Bei fein gehackten quot;Würsten werden 2 g, hei grohflockigen 10 g Masse mit 100 bez. 500 CC. Wasser 10 Minuten lang gekocht und dann bis 200 bez. 1000 CC. aufgefüllt. 200 g dieser Lösung dürfen mit Jod keine stärkere-Bläuung geben als 0,04 g Mehl in 200 CC. H.20 gekocht.
20 CC. Wurstlösung und 20 CC. normale Mehllösung werden in 2 gleiche Cylinder gebracht und Jod bis zum Maximum der Lösung zugefügt, beidfr Flüssigkeiten durch Zusatz von H.20 auf gleiche Intensität im durchfallenden Lichte gebracht und aus der Höhe beider Flüssigkeitsschichten wie üblich diamp; Menge berechnet.
2 % Mehl-Zusatz ist das in St. Gallen gestattete Maximum. Nach einer Eeichsgerichtsentscheidung dient ein Zusatz von Semmeln in dem Verhältnisse, dass zu 10 Pfund Pleischmasse für 10—12 Pfennige Semmel genommen werden, lediglich dazu, die Brat- und Rostbratwürste beim Braten saftig zu erhalten, und kann daher nicht als Beimischung eines Stoffes bezeichnet werden, der zur ordnungsmässigen Herstellung dieses Nahrungs- und Genuss-mittels nicht gehört.
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Milch.
Der Nachweis von Milchfälschungen ist zwar nicht eigentlich Aufgabe des Thierarztes, doch wird er nicht nur oft um Rath gefragt, sondern in manchen Ländern auch als entscheidender Sachverständiger in Anspruch genommen, so dass die Erwähnung des: Notwendigsten gerechtfertigt erscheint.
Milchfälsehungen werden ausgeführt durch Wasserzusatz,. durch Abrahmen oder beides zugleich; sehr selten durch Zusatz fremdartiger Stoffe, welche die durch Verdünnung entstehende blaue Farbe verdecken sollen.
Die ersteren können durch verschiedene Untersuchungsmethoden aufgedeckt werden: durch eine vollständige oder partielle quantitative chemische Analyse, durch Prüfung des Rahmgehaltes, des specifischen Gewichtes etc. Für alle die Untersuchungen sind durch zahlreiche Beobachtungen Zahlenunterlagen geschaflfen worden, welche als Normalzahlen für gute Kuhmilch gelten. Doch muss stets darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Milch einzelner (schlechter) Milchkühe geringeren Stoffgehalt haben kann, dass deshalb jene Nor-
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malzablen nur für die Milch von mehreren Kühen, wie sie in der Eegel in den Handel kommt, von ganzen Stallhaltungen, Geltung haben können.
Da schon bei kurzem Stehen der Milch die Eahmbildung erfolgt, so muss bei der Entnahme der zu untersuchenden Probe stets die Milch gut tungerührt werden.quot;
Die vollkommenste Untersuchungsmethode ist eine vollständige quantitative chemische Analyse. Dieselbe muss wegen ihrer Umständlichkeit dem Chemiker überlassen bleiben und ist, da zeitraubend, praktisch wenig verwerthbar. Zudem fehlt es an genauen Normalzahlen für Handelsmilch, da die meisten Analysen mit Milch einzelner Kühe vorgenommen wurden und dabei bedeutende Schwankungen vorkommen (vergl. die Tabelle pag. 62).
In Paris gilt die Milch für unverfälscht, wenn ein 1 Liter 123 g feste Bestandtheüe und 30 g Butter enthält; in Bern gilt als Maximalgehalt an Wasser 90%, Minimalgell alt an Butter 8%. Die Zahlen lassen aber-wie leicht auszurechnen einen Wasserzusatz 10—15 0/0 zu guter Müch unaufgedeckt.
Der Zeitersparniss wegen hat man die vollkommene chemische Analyse durch die quantitativeBestimmung einzelner wesentlicher Milchbestandtbeile: der Trockensubstanz, oder des Wassers, oder des Zuckers, oder der Butter zu ersetzen gesucht.
Am einfachsten erscheint die von Pranz Schulze vorgeschlagene Methode der Bestimmung des Wassergehaltes und der Trockensubstanz der Milch, da sie in wenigen Minuten auszuführen ist. Der Gehalt der Müch an Trockensubstanz schwankt zwischen 14,5% und 9,5% im Mittel 12%, ihr Gehalt an Wasser zwischen 85,5% und 90,5%, im Mittel 88,0%.
Eine geringe Quantität MUch (0,4—0,5 g) wiegt man auf einer feinen Wage im Platinschälchen genau ab und verdampft unter fortwährendem Hin-und Herbewegen des Schälchens über einer ganz kleinen Spiritus- oder Gasflamme bis zur Trockne.
Der schwach gelbliche, vollkommen trockne Rückstand, wird (mit dem Platinschälchen) gewogen und erhält man so direct die Menge der Trockensubstanz und durch Abzug vom ursprünglichen Gewichte den Wassergehalt.
Hieran lässt sich eine einfache Fettbestimmung anschliessen. Uebergiesst man den im Platinschälchen zurückgebliebenen Trocken-Eückstand mit etwas Aether, giesst diesen nach einiger Zeit wieder ab, und wiederholt dieses Verfahren 6—8 Mal, so gehngt es das in der Trockensubstanz enthaltene Fett fast vollständig auszuziehen. Wenn man nun das Schälchen wieder über ganz
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kleiner Flamme hin- und herbewegt, bis jede Spur von Aether vertrieben, und: zurückwägt, so entspricht die Differenz zwischen dem nun erhaltenen und dem frühem Gewichte annähernd dem vorhanden gewesenen Fette. Auf sehr grosso Genauigkeit kann aber dieses Verfahren der Fettbestimmung in der Milch keine Ansprüche machen. Es wird jedocb wesentlich verbessert, wenn man sogleich von vorn
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herein in das Schälchen einen Platinspatel legt und dessen Gewicht gleichzeitig mit bestimmt. Durch Umrühren der Milch mit Hilfe des Spatels, beim Eintrocknen wird der Trockenrückstand mehr kömiger Natur und lässt sich dann mit Aether, wobei die Körner unter dem Aether mittelst des Spatels ohne Verlust zum feinsten Pulver, zerdrückt werden können, vollständig entfetten. Der Fettgehalt normaler Kuhmilch beträgt ca. 3%, bis 400.
Die sonst noch vorgeschlagenen Methoden t Die Bestimmung des Wassergehaltes nach Zen-neck, Ausscheidung des Käses, Abfiltriren und Abmessen der Molkenmenge in Messcylindera, des Zuckers mittelst Polarisationsapparat (Vernois Bequerell) oder Titrirens (Pogiale), der Butter nach Hoy ermann (Gewinnung der Butter durch Schütteln der gekochten Milch) und nach Trommer (Gewinnung einer Fettschicht nach Schütteln der Milch mit Salmiakgeist und Aether) sind
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nicht genügend sicher und zu umständlich, alraquo; dass ihre ausführliche Wiedergabe angezeigt wärR.
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Flg. 54. Chevalier, '/s der natürlichen Grosse.
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Anzurathen bliebe eine qualitative Prüfung der nach Abscheidung des Caseins, Fettes und Albu
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mins (pag. 63) hinterbleibenden klaren, sauem Molken auf Schwefelsäure. Diese lässt sich unter Umständen zur Controle der Milch, ob Fälschung durch Wasserzusatz stattgefunden hat, verwerthen. In der normalen Milch sind nur Spuren von Sulfaten (a. a. 0.), in den sauern Molken entsteht daher nach Zusatz von Ghlorbaryum nur eine ganz schwachraquo; Trübung von ausgeschiedenem, in verdünnten Säuren unlöslichem schwefelsauren Baryum. In den Ortschaften nun, wo das Brunnenwasser viel schwefelsaure Salze enthält, und das ist sehr häufig der Fall, giebt ersiens dieses Wasser starke Schwefelsäurereaction, wird ftun derartiges Wasser der Milch zugesetzt, so tritt dann auch in den sauren Molken nach Zusatz von Ghlorbaryum starke weisse Fällung von schwefelsaurem Baryum ein.
An Stelle dieser im Wesentlichen chemischen Untersuchungen,
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hat sich die Prüfung der Milch nach folgenden einfachen Methoden viel mehr eingebürgert und genügen dieselben für die meisten Fälle.
1.nbsp; Prüfung de sE ahm ge ha Ites durch den Eahmmesser. Als Eahmmesser (Cremometer) benutzt man einen Glascylinder von 14 cm Höhe und 4 cm Weite, an dessen Wänden eine Eintheilung in 100 Grade eingravirt ist, von dem nur die obersten 20 einzeln angegeben zu werden brauchen. Der Nullpunkt liegt oben. Man benutzt am besten den Cremometer nach Chevalier (Fig. 54), weil derselbe zugleich als Gefäss für die nachfolgende Methode verwerthet werden kann, doch kann man auch im Nothfalle andre Cylinder mit gleichmässigem Lumen und von obigen Dimensionen benutzen, an denen man einen Papierstreifen mit der aufgezeichneten Scala anklebt. Zu enge Cylinder geben ungenaue Eesultate, zu weite sind umständlich und erfordern viel Milch. In diesen Cylinder giesst man vorsichtig an den Wänden hinab so viel Milch, dass genau das Niveau der Milch zum Nullpunkt reicht. Dann lässt man den Cylinder bei mittlerer Temperatur 12—24 Stunden unberührt und senkrecht stehen. Nach dieser Zeit kann man die Dicke der gebildeten Eahm-schicht ablesen; sie soll bei mittlerer Güte der Milch eine Dicke von 10—140/0 der Milchhöhe erreichen, bleibt aber auch oft noch geringer, bis 8deg;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
Der Eahmmesser liefert nicht immer constante Eesultate, da die Temperatur, der vorher stattgefundene Transport und auch die Weite des Cylinders die Aufrahmung beeinflussen. Doch zeigen abnorm geringe Eahmschichten im Zusammenhange mit den Veränderungen des specifischen Gewichtes an, dass eine Abrahmung oder ein Wasserzusatz stattgefunden hat.
2.nbsp; Prüfung des specifischen Gewichts.
Das specifische Gewicht der Kuhmilch ist 1,029 —1,033 bei 15deg; C. üeber diese Grenzen hinaus kommen nur selten Abweichungen und dann stets nur bei einzelnen, schlechten oder ausgezeichneten Melkkühen vor. Das constante spec. Gewicht ist bedingt durch das annähernd constante Verhältniss vom Wasser (spec. Gewicht 1,00) schwereren (Milchzucker 1,55, Käsestoff 1,20) und leichteren Stoffen
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(Butterfett 0,040). Zusatz von Wasser verringert je nach der Menge das spec. Grewiclit. Durch Abrahmen, also Entnahme des spec, leichteren Fettes, steigt das spec. Gewicht auf 1,034 und darüber. Abnorm niedriges oder hohes spec. Gewicht zeigen deshalb eine dieser beiden Fälschungen an.
Durch Combination beider lässt sich dagegen das spec. Gewicht wie leicht ersichtlich in die Normalzahlen hineinconigiren, denn die durch Abrahmen schwerer gewordene Milch wird durch Zusatz von Wasser wiederum leichter. Hierin liegt die schwache Seite der spec. Gewichtsbestimmung; sie zeigt Fälschungen an, aber nicht jede Milch mit normalem spec. Gewicht kann als nicht gefälscht bezeichnet werden. Die Bestimmung des spec. Gewichts geschieht in der Kegel durch Senk wagen (Milchwagen) von denen verschiedene verbreitet sind. Am meisten empfiehlt sich das Lactodensimeter (Milchdichtigkeitsmesser) von Quevenne (Fig. 55) und zwar deshalb, weil dasselbe nicht nur das wahre spec. Gew. angiebt, wenn man den Graden die Zahl 1,0 vorsetzt, sondern weil es gleichzeitig für abgerahmte Milch abgepasst ist. Die Senkwage ist wie jede andre, nur die Scala ist eigenthümlich; sie reicht von 14 bis 42 (1,014—1,042). Auf der rechten Seite finden sich durch Klammem angedeutet die Grenzen für reine, mit ^'j,,, 2/10, 3/,0 u. s. w. Wasser verdünnte Milch, auf der linken die für die abgerahmte (vergleiche Fig. 55)..
Bei der Anwendung des Lactodensimeters ist natürlich die Temperatur der Milch zu berücksichtigen, da je wärmer dieselbe, desto leichter ist, also „einen geringeren Grad ziehtquot;, wie man zu sagen pflegt. Die Milchwage ist für den Wärmegrad von Fig. 55. Lacto- 150 q eingerichtet, und muss daher bei wärmerer
densimeter vonnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0
Qaevenne i/laquo; der oder kälterer Milch det gefundene Werth corrigirt natunichea Groslaquo;. .^^ Dag kaml bei Q u e v e nn e 's Lactodensimeter
ziemlich leicht geschehen, da ca. 5deg; G. eine specifische Gewichts-änderang von 1deg; der Milchwage oder für je 1deg; C. Vb0 der Milch-
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wage bedingen*), so dass man für je 5deg;, welche über 15deg; C. vorhanden sind, und welche scheinbar die Milch leichter machen, zu den gefundenen Graden 1deg; zuzählen, bei geringer Temperatur natürlich abziehen muss. Eine Milch, welche also bei 20quot; C. 29u der Milchwage zieht, wiegt eigenthch bei 15deg; 30deg;.
Die Manipulation ist eine einfache. Am besten benutzt man einen Eahmmesser oder Uhnlichen Cylinder, den man bis zu 2/3 mit Milch füllt. Sodann misst man mit einem Thermometer zunächst die Temperatur, dann senkt man das Lactodensimeter vorsichtig in den senkrecht stehenden Cylinder ein, wartet, bis er ruhig einsteht und liest dann, indem man das Auge mit der Milchoberfläche in gleiches Niveau bringt, einfach den einstehenden Grad ab. Die Angabe, nach der gefundenen Temperatur corrigirt, ergiebt das spec. Gewicht der Milch.
Sehr oft ist man im Stande, sofort eine Fälschung, wenigstens wenn es sich um Händlermilch, also von vielen Kühen stammenden Milch, handelt, zu constatiren. Zieht die Milch unter 28deg; der Milchwage, so hat ein Wasserzusatz stattgefunden. Ist die Milch über 1,035 schwer, so wurde ihr ein leichterer Stoff, das Fett, entzogen.
Fand dagegen Abrahmung und Wasserzusatz gleichzeitig statt, so wird diese Fälschung durch das Lactodensimeter nicht sofort aufgedeckt, wohl aber durch eine combinirte Anwendung desselben und des Cremometers. Zu dem Zwecke erfolgt zunächst Bestimmung des spec. Gewichts nach obiger Angabe, sodann stellt man dieselbe Milch im Cremometer 24 Stunden auf und notirt die Dicke der Rahmschicht und endlich rahmt man diese Milch mittelst eines Löffelchens oder einer Pipette ab und bestimmt das spec. Gewicht der abgerahmten Milch. Eine dünne Rahmschicht (4 und 5 0/o) ^d ein unter 30deg; liegendes spec. Gewicht der abgerahmten Milch beweist, dass Abrahmung und Wasserzusatz stattgefunden hat. Im Ganzen kommen derartige Fälschungen weniger vor, da abgerahmte Milch
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*) Diese Angabe genügt für die gewöhnlichen Fälle, indem man die Bruchtheile für dazwischen liegende Temperaturgrade berechnen kann. Bequemer sind die Correctionstabellen, welche Müller seiner sehr zu eingehendem Studium zu empfehlenden „Anleitung zur Prüfung der Kuhmüchquot; (Bern 1872) angehängt hat.
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nicht viel Wasserzusatz verträgt, sondern durch ihre bläuliche Farbe schon die Fälschung verräth.
Die zahlreichen Untersuchungen, welche besonders Müll er (Bern), Goppelsröder, Fleiamp;chmann, Otto U.A. angestellt haben, beweisen, dass diese einfachen Manipulationen schneller und meist auch sicherer, als die umständlichen Methoden Fälschungen aufdecken lassen.
Die sonst noch gebräuchlichen Milchwagen stehen Quevennes-Lactodensimeter insofern nach, als durch ihre willkürliche und deshalb bei verschiedenen Instrumenten nicht genau stimmende Grad-eintheilung mit der Ermittlung des Grades der Milchwage nicht auch das eigentliche spec. Gewicht bestimmt ist und dass femer eine Correction nach der gefundenen Temperatur nicht so einfach stattfinden kann. Am meisten verbreitet in Norddeutschland ist die Dörffel-sche Milchwage, deren Scala von 0 bis 23 reicht; bei normaler Milch sinkt sie bis zu 16deg; ein (äusserste Grenzen 14 und 17deg;); geringere lassen Wasserzusatz vermuthen (13deg; 1I5, 10deg; % Wasserzusatz).
3. Die optische Prüfung der Milch benutzt den Buttergehalt der Milch als Massstab für ihre Güte. Da die Milchkügelchen die Undurchsichtigkeit der Milch bedingen, so wird dieselbe um so undurchsichtiger, je mehr sie Butter, um so durchsichtigor sein, je weniger sie davon enthält. Hierauf beruhen mehrere optische Methoden, die jedoch zu umständlich für den gewöhnlichen und unzureichend für den aussergewöhnlichen Gebrauch sind, so dass sie sich nicht eingebürgert haben.
Bei allen diesen Prüfungsmethoden wird als Lichtquelle eine Kerzenflamme benutzt. Sieht das Auge durch eine zwischen zwei parallelen Glasplatten befindliche Milchschicht, welche in bestimmter Entfernung von der Kerze steht, so lässt sich durch Verdünnung der Schicht genau die Grenze der Durchsichtigkeit erreichen, bei der der Lichtkegel eben nur noch als Schimmer wahrnehmbar ist. Das älteste derartige Instrument, das Lactoskop von Donne besteht aus 2 an den Enden mit Glasplatten versehenen, ineinander gehenden Cylindem, in welche Milch eingegossen und nun durch Gegenein-anderschrauben der Cylinder deren Schicht sfr verdünnt wird, dass eben noch die Kerze sichtbar ist. Eine Scala giebt den gefundenen Buttergehalt in Procenten an. Abänderungen dieser Methode sind vielfach von Vogel, Trommer, Kroker angeregt worden, und bestehen darin, dass man zu Wasser, in einem mit 2 parallelen Glaswänden versehenen Glase, allmählich
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soviel Mileh aus einer graduirten Pipette mischt, bis eine dahinter aufgestellte Kerzenflamme dem Auge verschwindet, und aus dem geringeren oder grüsseren Verbrauch an Milch auf die schlechtere oder bessere Beschaffenheit derselben schliesst.
In der neuem Zeit hat Feser ein Laetoskop construirt, namentlich mit der Absicht, den Fettgehalt einer Milch auch bei Tageslicht prüfen zu können, welches sich als ausserordentlich bequem und handlich eingebürgert hat.
In dem untern verengerten Theile einer farblosen Glasröhre (Fig. 56) ist ein ca. 4 CG. hoher, weisser Milchglaskegel eingeschmolzen, der von der gegenüberstehenden durchsichtigen Wand des äusse-
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18 im 9 #9632;
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ren Glasmantels seiner ganzen Höhe und Breite nach
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4,75 mm weit entfernt ist, und dem auf einer der
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.lau
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Glaswand zugekehrten Fläche 6 schwarze, gleich-massig starke Querlinien in bestimmter Entfernung
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von einander eingebrannt sind. Die den Milchglas-
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kegel umgebende Glasröhre trägt eine eingebrannte
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jffflLJ!l,
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ScaJa, welche 1) den zur Ausführung der Milchprobe erforderlichen Milchzusatz (bis zum Nullpunkte)
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6L_3
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angiebt; die Milchmenge beträgt für den zur Milch-controle bestimmten Apparat genau 4. CO.; zum Abmessen dieser ist eine 4 CO. messende Pipette dem Apparat beigegeben; 2) an der linken Seite der Graduirung eine Eintheilung in GG. (von 10 GG. bis 200 GG.) für die Messung des zur Beendigung der Probe nöthig gewesenen Wasserzusatzes und 3) an der rechten Seite der Scala die aus dem Wasserverbrauch berechneten Fettprocente (von
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Vi % —10 0/o) der untersuchten Milch.
Zur Prüfung einer Milch, wird diese gut gemischt
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Fig. S6. Fes er's Laetoskop.
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und davon 4 CG. in den Cylinder eingelassen, der letzte Tropfen aus der Pipette ausgeblasen. Diese 4 CG. Milch reichen genau bis zum Nullpunkte des Lactoskops; der kleine Milchglaslegel mit seinen untern 3 schwarzen Querstrichen ist dadurch halbverdeckt und diese dem Auge unsichtbar geworden; die obern 3 schwarzen Querstriche am Kegel verschwinden aber auch und werden unsichtbar, wenn den einpipettirten 4 CG. Milch gleiche Theile Wasser zugemischt werden. In den mit der linken Hand auf-
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recht gehaltenen Apparat giesst man dann weiter aus einenraquo; mit der rechten Hand gehaltenen Gefäss Brunnenwasser in Meinen Absätzen und unter beständigem Umschütteln soviel und solange, bis die 6 schwarzen Querstriche des Milchglaskegels wieder vollzählig und eben deutlich sichtbar werden.
An der Scala ersieht man dann unmittelbar den zur Ausführung der Probe noting gewesenen Wasserzusatz in CC. und diesem entsprechend am Niveau der Flüssigkeit gleichzeitig die Fettprocente für die der Untersuchung unterworfene Milch.
Die Milchfälschungen, welche durch Zusatz fremdartiger Substanzen entstehen, scheinen in Deutschland seltner vorzukommen. Der Nachweis ist meist leichter.
1.nbsp; nbsp;Zusatz von Stärkemehl (Kartoffel-, Weizen-, Erbsen-, Eeis-, Pfeilwurzelmehl) macht die Milch dickflüssiger;~ sie schmeckt und riecht nach Mehl, zeigt einen kleisterartigen Bodensatz, wird nach dem Gerinnen und nach dem Kochen fadenziehend. Aufgedeckt wird diese Fälschung leicht durch den mikroskopischen Nachweis der Stärkemehlkörnchen (pag. 18), welche sich nach Zusatz von Jodtinctur bläuen, wonach die Milch eine bläuliche Farbe annimmt, während normale danach hellgelb erscheint.
2.nbsp; nbsp;Zusatz von Kalkmilch (theils um die Consistenz zu verbessern, theils die Gerinnung zu verhindern) kann chemisch nachgewiesen werden. Nach Zusatz von Salz- oder Salpetersäure wird die Milch filtrirt und dem Serum Schwefelsäure zugesetzt, wonach sich eine reichliche Gypsausscheidung einstellt.
3.nbsp; nbsp;Zusatz von Gehirn (angeblich in Frankreich gebräuchlich)' lässt sich mikroskopisch durch das mikroskopische Auffinden von Blutgefässen, Nervenfasern etc. im Bodensatze nachweisen.
4.nbsp; nbsp;Zusatz von Pottasche oder Natrum bicarbonicum wird meist gemacht um die Säuerung und Gerinnung zu verhindern und kann kaum als Fälschung gelten. Zu vermuthen ist derselbe, wenn die Milch nach Säurezusatz aufbraust und angesäuertes Lackmuspapier durch dieselbe schnell intensiv blau gefärbt wird.
5.nbsp; nbsp;Beimischungen von arabischem Gummi, Traganth-Stärkegummi, durch welche der Mifch ein schleimiges Ansehen und die spec. Schwere guter Milch ertheilt werden soll, lassen sich in der nach dem Gerinnen der Milch abfiltrirten Molke durch Zusatz von Alkohol nachweisen, welcher die Gummistoffe flockig ausfällt.
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Alphabetisches Register.
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Abbe scher Beleuchtungsapparat 9. Acarusräude 171. Acarus folliculomm 171. Achorion Schönleinii 159. Acrosporen 20. Actinomyces boum 181. Actinomycome 190. Adenom 190. Aether 14. Albuminurie 107. Algen 19.
Ammoniak im Wasser 198. Analyse, chemische 33. Anguillula im Fleische 209. Arachniden 31. 163. Aspergillus glaucus 23. Ausflüsse aus den weiblichen Genitalien 81. Auswaschen der Niederschläge 42.
Bacillus 26.
Bacillen im Kothe 154.
des Botzes 77.
der Tuberculose 75. ßacterien 25. 26. Bacterien, chromogene 69.
im Eiter 181.
im Harn 147.
im Schleim 74.
im Wasser 201. Bacterium Tenno, lineola 26. Baumwollenfesem 19. Befallungspilze 194. Beleuchtung des Mikroskopes 8. Bewegungserscheinungen in mikroskopischen Präparaten 32.
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Bindegewcbsfetzen im Eiter 180. Blasenschimmel 23. Blattdiirre der Kartoffeln 195. Blut 43.
Makroskopische Beurtheilung desselben 44.
Chemische Untersuchung desselben 47.
Mikroskopische Beurtheilung desselben 48. Blut im Harn 145. Blutbestandtheile im Schleim 74. Blutgewinnung 48. Blutkörperchen, farblose 50.
Zahl derselben 50.
Granulirung derselben 51.
Krankhafte Abweichungen derselben 52.
in der Milch 66. Blutkörperchen, rotho 48.
path.Veränderungen derselben 49.
im Eiter 179.
in der Milch 66. Blutplättchen 54. Blutprobe, Teichmann'sche 60. Blutserum 46.
Böttger'sche Zuckerprobe 125. Brandpilze im Futter 21. Brenzkatechin 133. Brown'sche Molekularbewegung 32.
Carcinom 190.
Casein 62.
Cholestearinkrystalle im Blute 55.
im Eiter 181. Chondrom 190.
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|gt;
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Coleosporiumsporen 21.
Colostrum 63.
Colostrumkorperchen 64. 66.
Compressoriiun 206.
Concretionen im Fleisch 208.
Condenser 9.
Conidien 20.
Consistenz des Hams 91.
Cremometer 215.
Crouphäutchen 74.
Cylinderepithel 72.
Cylinder im Ham 142.
Cylindroide 143.
Cysten 190.
Cystin 139.
Cysticercus cellulosae 205.
Cystioercus taeniae mediocanell. 206.
Darmbestandtlieile im Kothe 154. Dauerpräparate 12. Degeneration, fettige, der Muskeln 204. Demodex folliculorum 171.
phylloides 171. Dormanyssus avium 173. Dermatocoptes communis 167. Dermatophagus bovis 168. Dermatoryctes mutans 174. Desmobaeterien 26. Diabetes mellitus 126. Distoma im Meisebe 210.
'Eiter 176.
Gewinnung desselben 176.
Mikroskopische Untersuchung desselben 177.
Chemische Untersuchung desselben 182. Eiter, guter 177.
unreiner 177.
speeifischer 177. Eiterkörperchen 178.
im Harn 146. Eiweiss im Ham Nachweis 99.
Abscheidung 103.
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Eiweisshamen 106.
Eiterserum 178.
Elastische Fasern im Eiter 180.
im Schleim 74. Elementarkömchen im Blute 53.
im Eiter 179. Entoptisebe Täuschungen 32. Epidermiszellen 31. Epiphyten 158. Epithel des Nierenbeckens 141.
der Sammelröhren 141. Epithelcylinder im Harn 144. Epithelzellen im Harn 142.
im Schleime 72. Erbrochenes 155. Eselmilch 64. Essigsäure 14. Exsudate 184.
Fadenbacterien 26.
im Blute 56. Färbungen von Schnitten 29. 188.
von Spaltpilzen 28. Faserstoff 54.
Faulige Zersetzung der Milch 69. Fäulnissbacterien im Fleische 205. Favuskrankheit 159. Favuspilz 159. Fett im Blute 55.
im Ham 148. Fettkrystalle im Eiter 181. Fetttröpfchen 17. Fettzellen im Eiter 180. Fibrom 189. Filter 40. Filtration 40. Finne des Kindes 206.
des Schweines 205. Fteischuntersuchung 202. Flimmerepithelien 72. Fussräude der Hühner 174.
der Pferde 169. Futter 191.
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#9632;Gallenfarbstoffe im Ham 118. #9632;Gallensäuren im Harn 121. Oeräthschaften, chemische 33. #9632;Gerinnbarkeit des Blutes 46. Gewebsfetzen im Harn 147.
im Schleim 74. Glasmikrometer 15. Glatzflechte 160. Globulin im Harn 103. Glycerin 14.
Gmelin'sche Gallenfarbstoffprobe 118. Grabmilben 163. Gyps im Ham 137.
Haare 31.
Haare der Processionsraupe 194. Haarsackmilbe 171. Haemoglobinbestimmung i. Blute 47. Haemoglobinurie 146. Haemoglobinkrystalle 55. Haemoglobin im Schleim 74. Haematinurie 146. Haematinkrystalle, salzsaure 60. Haematurie 145. Härtegrad des Wassers 199. Harn 82.
Gewinnung desselben 83.
Eigenschaften desselben 85.
Chemische Bestandtheile dess. 85.
Beurtheilung desselben ohne Hilfsmittel 86.
Menge 86.
Farbe 87.
Durchsichtigkeit 90.
Consistenz 91.
Geruch 91.
Specifisehes Gewicht 91.
Chemische Untersuchung dess. 96.
Eeaction 97.
Prüfimg auf Eiweiss in dems. 99.
Nachweis derChloride „ „ 109. „ vonJod 111. „ der Phosphate 112.
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Nachweis der Schwefelsäure 114. „ Kohlensäure 116. von Kalk 117.
„ Magnesia 117. derGaUenfarbstoffe 118.
„ Gallensäuren 121. desHamzuckers 123. „ Harnstoffs 127. derHippursäure 127.
„ Harnsäure 129. deslndicans 131. Mikroskopische Untersiuihimg desselben 134. Hambeutel für Pferde 85. Hamcylinder 142. Harnsäure 129. Hamsäurekrystalle 138. Harnsäure Salze 138. Harnsäure bei Krankheiten 130. Hamsedimente, nicht organisirte 135.
organisirte 140. Harnstoff 127. Haut 156.
Untersuchung derselben auf Epi-
phyten 158. Untersuchung ders. auf thierische Parasiten 163. Hefepilze 24.
Heller'sche Blutprobe 109. Hemialbuminose im Harn 103. Herpes tonsurans 160. Heumilben 193. Hippursäure 127. Hippursäurekrystalle 139. Hippursaurer Kalk 139. Hufeitcr 183. Hundeham 86. Hundemilch 64. Hyaline Hamcylinder 143. Hyphen 20.
Jauche 177. Iktems 120.
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Immersionssysteme 10. Indican 131. Indigblau 90. Indigokrystalle 132. Imloxjl 132. Infusorien 30.
im Wasser 201. Inseeten im Futter 192.
der Haut 175. Listnunente, chemische 33. Jodtinctur 14. Jodjodkaliumlösimg 14.
Kälberham 86.
Käsegerinnsel 66.
Käsemübe 193.
Kalilauge 14.
Kalk im Harn 117.
Kalkgehalt des Wassers 199.
Kalkmilch in der Milch 220.
Kalk, kolüensaurer, krystallisirt im
Harn 135. Kalk, schwefelsaurer, im Harn 137. Knemidokoptes viviparus 174. Knorpelfragmente im Eiter 180. Knochenfragmente im Eiter 180. Kochen 35. Kochsalzlösung 14. Kochsalz im Harn 109. Kochsalzkrystalle im Harn 139. Kohlensäure im Harn 116. Kolbenschimmel 23. Roth 148. Kotlumtersuchung, chemische 153.
mikroskopische 153. Kothmenge 149. Kothreaction, normale 152. Köthengrind der Schafe 169. Kömchenzellen 73—180. Körnige Trübung der Muskelfasern 203. Kresol 132. Kugelbacterien 25.
im Blute 56.
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Kugelbacterien im Belage der Zähne 78. Kynurensäure 130.
IJactodensimeter von Quevenne 216.
Lactoskop von Donne 218.
Lactoskop von Feser 219.
Leinwandfasem 19.
Leptothrix 26.
Leptus autumnalis 170.
Leucin im Eiter 182.
Leukaemie 53.
Leukocyten 50.
Leukocytose 52.
Linsensysteme 7.
Lipom 189.
lipurie 148.
Lochien 81.
Luftbläschen 17.
Lymphe, plastische 177.
Lymphom 190.
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Magnesia im Harn 1Vi'.\ #9632; Magnesiagehalt des Wassers 199. Mehlgehalt in Würsten 212. Mehlkäfer 192. Mehlmilbe 193. Mehlthau 194. MeUturie 126.
Messimgen mikroskop. Präparate 15. Microbacterien 26. SLcrococcus 25. Mikrotom 188.
Miescher'sche Schläuche 210. Mikroskop — Auswahl und Anschaffung desselben 4.
Prüfung desselben 6.
Gebrauch desselben 8. ^ Aufstellung desselben 9.
Schonimg desselben 10. Mühen 31. Milben als Gelegenheitsparasiten 170.
im Futter 192.
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Much 61.
chemische Bestandtheile dors. 62.
Wassergebalt derselben 62.
krankhafte Abweichungen derselben 64.
chemische Untersuchung krankhafter Milch 67.
mikroskopische Untersuchung derselben 66. Milch von der Kuh 61. Milchanalyse, qualitative 63.
quantitative 213. Milchdiehtigkeitsmesser 216. Milchfehler 68. Milch, blaue 69.
gelbe 69.
rothe 69. Milchkügelchen 61. Milchsalze 62. Milch, schleimige 68. Müchverfälsehungen 212. Milch, vorzeitiges Gerinnen ders. 68. Milchwag quot;'quot;' Milchzucker bz. Milzhrandbacillen 57.
im Fleische 204.
in den sulzigen Ergiessungen der Carbunkel 184. Mohrsche spec. Gewichtswage 93. Mouches volantes 32. Mucin 71. 78. 184. Mucor 23. Mimdschleim 78. Murexidprobe 129. Mutterkorn 195. Mycel 20. Mycothrix 26. Myom 189. Myxom 189.
STatronlauge 14. . ... Nasenausfluss 79. Neubildungen 186.
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Oberhautzellen der Pflanzen 18.
Objectivsystemo 7.
Oculare 8. 9.
Ocularmikrometer 15.
Ohrmilben 169.
Gidium albicans im Schleime 79.
Gidium lactis 23.
Organische Stoffe im Wasser 196.
Grganisirte Sedimente im Harn 140.
Organismen im Kothe 154.
Oxalsauror Kalk, kryst. im Harn 135.
Papillom 190.
Parasiten, pflanzliche der Haut 158. thicrische der Haut 163.
Penicillium 22.
Pepton im Harn 103.
Pettenkofer'sche Gallenprobe 121.
Peronospera infestans 195.
Pferdeharn 85.
Pflanzenhaare 18.
Pflanzentheile 18.
Pflanzliche Organismen als Verunreinigung mikroslcopischer Präparate 19.
Pflanzliche Organismen im Wasser 201.
Pflasterepithelzellen im Eiter 179.
Pflasterepithelzellen im Harn 141. im Schleime 72.
Phenol 132.
Phenolschwefelsäure 115.
Phosphate im Harn 112.
Phosphorosciren des Fleisches 205.
Phosphorsaurer Kalk im Harn 137.
Phosphorsaure Ammoniak - Magnesia im Harn 136.
Phosphorsäure im Wasser 199.
Phragmidium 21.
Pigmentschollen im Blute 56. im Eiter 180. im Harn 142.
Pilze und Pilztheilo 19.
Pilze im Harn 147.
15
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226
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#9632; i[sect;.
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Pilze in der Haut 158.
im Schleim 74. Pilzfäden 20. Pilzflechte 160. Piknometer 94. Pinselschimmel, gemeiner 22. Pleospora herbarum 194. Pottasche in der Milch 220. Präparate, Anfertigung derselben 11. Processionsraupe, Haare derselben 194. Psorospermienschläuche 210. Puccinia 21. Putzstaub vom Pferde 32.
Uaderthierchen 30.
Eahmgehalt der Milch 215.
1EaIimmessor 215.
Eainey'sche Kürperchen im Fleisch 209.
Käudemilben 163.
Eauschbrand des Kindes 58.
Ecaction 38.
Kcaction des Blutes 47.
des Harns 97.
der Milch 67. Eeagontien, chemische 36. Eeinigung der Kochkölbchen 34. Eeinigung der Platinschale und des Platinblechos 34.
der Porzellanschalen 34.
der Eeagensgläser 34. Einderham 85.
Eost, weisser, der Cruciferen 195. Eostpilze 20.
Eotatorien im Wasser 202. Eotzknoten 190. Kundwürmer im Blute 59.
im Wasser 202. Eussbrandpilze 21. Eussthau 194.
Salpetersäure im Wasser 197. Salpetrige Säure im Wasser 198. Samenflüssigkeit 82.
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Sand im Wasser 196. Sarcina ventriculi 155. Sarcina im Kothe 155.' Sarcoptesmilbe 163. Sarcoptes caprae 166.
minor 166.
mutans 174.
scabiei 166.
squamiferus 166. Sarkom 190. Saugmilben 167. Schafham 85. Schafmilch 64. Schleim 70.
Mikroskop. Untersuchung dess. 71.
Chemische Untersuchung dess. 78. Schleimkörporchen 72. Schleim im Harn 140. Schimmelpilze 22.
im Futter 194. Schizomyceten 25.
im Blute 56. Schlämperäude beim Einde 169. Schleimpilze im Fleische 211. Schraubenbacterien 27. Schraubenmikrometer 15. Schwefelsäure im Harn 114. Schwefelsäure in der Milch 214. Scbweinsham 86. Seidenfasem 19. Senkwage für Harn 92.
für Milch 216. Sommersporen 20. Soorpilz 79. Speciflsches Gewicht des Blutes 47.
des Harns 91.
der Milch 215. Spec. Gewichtswage nach Mohr 93. Speckhaut 46.
Spehnatozoiden im Harn 142. Sphaerobacterien 25. Spirillum 27. Spirobacterien 27.
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227
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Sporangien 20. Sporen 20. Sporenschläuche 20. Sporenkapseln 20. Sporidien 20. Spritzflasche 13. Stäbchenbacterien 26.
im Blute 56. Stärkegummi in der Milch 220. Stärkomebl in der Milch 220. Stärkemehlkömchen 18. Staub 18.
Steissräude beim Einde 169. Stephamims dentatus 210. Sterigmen 20. Strahlenpilz 181. Stutenmilch 64. Stylosporen 20. Synovia 183. Systeme, Wahl derselben 9.
Teleutosporen 20.
Test-(Priifungs-)Objecte 7.
Thierische Theile und thierische Organismen als Verunreinigung mikroskopischer Präparate 30.
Thierische Parasiten im Blute 59.
Thiermilben im Futter 192.
Transsudate 185.
Trichine 206.
Trichophyton tonsurans 160.
Tripelphosphat im Blute 55. im Eiter 181. im Harn 136.
Trippersecret 82.
Trommer'sehe Zuckerprobe 124.
Tuberkel 190.
Tuberkelbacillus 75.
Tyroglyphus 31.
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Tyrosin im Harn 139. im Fleisch 209.
üredineae 20. Uredosporen 20. Urobilm 89. TJrocystis occulta 22. Urometer nach Heller 92. Urometer nach Vogel 92. Uromyces 21. Ustilagineen 21. Ustilago carbo 21. Ustilago caries 22.
'Verunreinigungen mikroskopischer
Präparate 17. Vibrio 27. Vogelfedern 31. Vogelmilben 173.
Wabengrind 159. Wasser 195.
Chemische Untersuchung dess. 196.
Mikroskop. Untersuch, dess. 200. Wasserbad 36. Wintersporen 20. Wundseerete 176. Wurmeier im Kothe 155. Würmer der Haut 176. Würmer im Fleische 209. Würmer im Wasser 202.
Zellenfäule der Kartoffeln 193.
Zerfall, scholliger, der Muskelfasern 203.
Ziegenmilch 64.
Zieger 62.
Zoogloea 26.
Zuckerharnruhr 126.
Zuckerprobe nach Böttger 125.
nach Trommer 124. Zusatzflüssigkeiten 13.
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laquo;RUCK VON „OHANWE9 F^SSLER, CRES3EN, GR. KL0STER3, E.
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Verlag von G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung in Dresden. 229
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ber lttuI)tDirtl)fd)ttftüd)cn |ausfättgetl)iere
mit befonbcrcr SetücEfidittgung i^rer ^u^leiftung. SSon Dr. reg;. g. ^ttuBner,
ffi. reg;. (Sei). ÜKcbiciualrot^, SBrofcffor an ber S. S. S^ieraräiteifc^ule u. ConScätfiictarät a. S.
Vierte neu bearbeitete iHuftage.
1881. gr. 8. eleg. gd). 43 SBog. 'ißreiS 10 J(, in gutem ßinfianbe 12 Jt.
lieber biesect; oner fount befte SSudj feiner 9(rt fagt $^. SIbant in ber „5ßoc[)eufc[)rift für Sljierljeilfunbe unb SSie^ud)! u. 3(.: „SSenngletd) bic (äefunbfjeitCquot; Pflege ber sect;ousect;fäugetljtere öor Stltem bem Sonbiuirt^ unb S^iecgudjftei oOHegt, ) o tann fic^ boc^ oud) ber ^iecatjt ber Dbforge für bie reg;efunbl)eitä= erljolfung biefer Spiere nidjt entjie^en, roenn onbersect; er feinen Sßeruf ganj erfüllen unb er auf bie Sejeidjuung einesect; tt)iffenfd)oftHd) gebif = bet?n SBeterinärS 3lnft)rud) mod)en Will, um fo me^r, oIsect; bemfelben ja aud) jum Qtvede ber sect;eilung Don Sranlfjetten eine 'genaue Äenntnifi ber 3uträgtid}en, foiuie ber fd)äb(id)cn (£inroir!ungen, luetc^en bie .^auSt^iere unter ben berfd)iebenen Sßerfjöttniffen ouSgefe^t finb, getabeju uitcntbrln'Iiil) ift.quot;
reg;ie „9(gronomtfd)e 3eitun3quot; (XXI. Ste 16) urttjeilt luie folgt: öaitbner ift cS, roetd^em mir bie ^f)i)fioIogifd)e SSegrünbung ber SSeterinänoiffenfdjoft betttdnlen. ?(ud) fein .^ijgieine ftetit auf bem gleidjen grunboraent. Sie ift anertannt bosect; befte Sduä) i^rer 9irt. 3Benige äfinlidje giebt eamp;, fein einätgeS fo boüftönbigeS, fo tforeS, bon fold)' umfoffenben lleberbticf unb gefunbem Urttjeü. sect;ält man biefe G5e= funb^eitSpflege neben frühere unb leiber aud) g(eid)jeitige SSerfe biefer (Gattung, fo ift ein llnterfdjieb wie }Wifd)en Sag unb 9Jad)t. Sort robe (Smpirie, ^ier tiefe, bewußte $Siffenfd)aft; jene ein copy;ammelfurium bon DJecejjten unb ßunftgriffen, ^ier bie (ogifdje Gntmidetrtng ber Se^re ausect; unumftöfjlidien SJaturgefepen. sect;aubner überäeugt, inbem er letirt. DJu^tge Slor^eit, copy;idjertjeit ber ßenntnifs, fd)arfe llmgrenäung ber Sarfteßung finb SSorjüge feiner 2ef)rbüd)er. Stnbere ^aben me^r (2^od)e in ber 38iffenfd)oft gemodjt, bie Sanbwirtljfdjaft ift bem genialen SOJann am meiften berpftidjtet für basect; borlicgenbe. @sect; ift ein uitentbe^rlid)esect; sect;anbbud) für jeben Sljieräüc^ter. 3Ber esect; nodj nid)t befifet, ber ma^e bie 5)3robe, fd)lage basect; S3ud) auf's reg;erabcwoljI auf, lefe fid) hinein unb fe^e bann ja, ob er esect; w ieber ^inweglegt. 3Jirgenbsect; finbet ber Sanbwinf) eine fo gebiegene 3ufantmen= fteEung ber Srfd)einungen unb SSebingungen belaquo; SebenS unb ber Gkfunbfjeit unferer sect;ausect;t£iiere, ber okfefce ber copy;rnä^rung unb Secretion k. 3Jm großen copy;anäen ift £)aubner'sect; SBert baS (SSefe^bud) ber S:i)icrgefunbfjeitsect;^flege — alfo auc^ fein Qnfjalt bie S8afisect; ber gangen Ianbwirtljfd)aftüdjen 5ßie^jud)t. WJe^r wiffen wir ju feiner Gmpfe^Iung nid)t ju fagen. 55ir bürfen unsect; freuen barüber, bafs unfere Siteratur in ber ^mubner'fdjen copy;efunb^eitä^fiege ein SSerf befijit, basect; feine anbere aufsuweifen ^at.quot;
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230 Verlag von G. Schönfeld's Verlagsbuchhandung in Dresden.
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Handbuch der Veterinär-Polizei.
Zum Gebrauche für Behörden, Verwaltungs- und Veterinär-Beamte, Aerzte und Thierärzte, und zur Belehrung für Landwirthe und Viehbesitzer.
Von Dr. G. C. Haubnep,
K. S. Mcdicinalrath, Prof. an der K. S. Thierarznelacbule in Dresden und Landesthierarzt.
gr. 8. eleg. geheftet. Preis -7 M.
Der Jahresbericht der gesammten Medicin, 1868, herausgegeben von Virchow
und Hirsch, sagt Bd. I. S. 491: „Das von Haubner verfasste Handbuch der
Veterinärpolizei ist die bei weitem gründlichste und vollständigste Arbeit, die über
Veterinärpolizei überhaupt je erschienen ist.quot;
(Ernährung tr^ Üintrim^
üom ttnffenfdjafttict)en unb ^ra!ttfd)en reg;e^tsect;punfte.
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Sine Bon ber fcf)Ieftfcf)en reg;efellf^aft für öater^ lQnbifd)e tultur
gclröntc ^rctöfdjrift
raquo;on Dr. Julius liüftn,
reg;el). iRcaietunaärat^, otbentl. öffentl. !lärof. u. 35itcttot
bcS Unitioutliirfiaftlidjcn SnftitutS ber UuiDcrjität stalle, frül)etein ptattifc^cn Sonbwirtljc.
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I
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3(rf)tc, quot;VS fcl)r ticrmcljrtc unb ticrbcffcrtc Auflage.
laquo;Kit 62 sect;oIäfd)n. 1881. 8. pbfcf) gebunben. $rciä 6 Ji.
Ucbcr bic8 BottrcffIi(^e SBtrt — befielt SBetfoffcr, Wie feiten, grünbli.c^c Q3rojiä unb Siefc bet SBiife'ifd)quot;!* ilaquo; fi* oereinigt — jagte f. S. bas „^annou. Ionb= uub fotftwittftiifi. SBeteinäraquo; blottquot;: Dr. gultuä Süf)n fte^t an ber gpije ber befu^teften f|8tjcren lanbtt). Seiranftalt 3;cutf(f|Iaubä unb Bor uns liegt eine neue eermeiirte unb Bcrbeffctte aufläge jencä SBertcä, bur* iBelc^eS er ftc^ mit einem reg;d)lagc einen ^ftBorragenben ÜSIaJ unter ben ffiot^p^äen beutffter flanbmirtfifeqaft erobert bat. SBir Rnb gerotS, bog ein großer Jbcit unferer Seter fiüljn'8 SBctt bep^t; unb mer e8 benu^t, Bon bem tvifien mir, bag et eä raquo;ertljttSäÖt unb lieb tat. SBir ^aten Oelcgenlieit genug, biefe SBatjtncijmung an ten S^ületn unferet obeten Älotten ju ma^en, in roeldjen bo8 SBueft bem bett. Untcrticbt ju Srunbe gelegt mitb. — äßet boä SöucJ nod) nirfit befifct unb gleiiJtBo^I ouf ben SBamen eines tationcHcn Sanb= raquo;ittfjä anfptu^ moebeu rain, bet taufe cä fidi bei nä^fter reg;elegent)eit, ftubirc c8 mit Ernft, unb er toirb bei ber fieetüte für reg;eift unb fflirt^fi^aft baä beftc @ef(Säft ma^en. S)enn ber Sag ift unb bleibt iboI)i, mit ttjeldjcm flütjn feine Sc^tift beginnt: „Ein tationeller Setrieb ber SSiebaudjt ift bic reg;tunb= läge fär bai copy;cbriljen beä unterbauet unb für bie Sientabilität beS gefammten aäirtbfefioftäbctricbeä.quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Slifftbnufrtiute sect;Hraquo;e8I)eiin. 6. Diidiclftn.
aus bem pOgftofogircQen Caboratarium uuft ber TJerfucOsanftan bes (anbmtrtQfcQafUicOen DnHituts ber llmoerfttät flartp.
herausgegeben Bon Dr. ^uliuS Aü^n,
%t\ 9!cgicrnngäratb, 5Brofetfot unb Sirettor beä lanbtt). guftitutä an ber Uniterfität.
(Sttteä .tieft: akridit ülior Sartoffelonbauucrfudie ton 3ul. ftüljn. 1880......1 ,laquo; 60 .gt;
Smciteä copy;eft: I. Unterfudiungcn über bie raquo;obentwhrme Bon ab. B. Ciebenberg, li. raquo;eftimmung ber StbfotVtionSfraft beo ttobens Bon 9i. 3aIomanoff; III. Untcrfudjnngen über bie öupinen, -fronftieit bet Scfjafe bou 3ul. iiüt)ii unb 0. Siebidjcr. 1880.........ii.ASno,)
Srittcä $eft: Eie Grgebniffe ber ouägcfütjrten SBcrfu(|e jur Ermittelung ber Utfo^c ber (Hüben-mübigfeit unb jur Erforfcbung ber 9!atur ber fßematoben. raquo;on 3uliu8 ffüljn. 1881. 6WK —^
iBicrtelaquo; copy;eft: Sie SBirlfamleit ber Slcniatoben.SangBflonien. Son guliul ftfi^n. — Ueber SDioltofe, foluie über ifomrre Olueoniäureii. SBon 31. copy;erjfelb. — Untcrfn^mif.cu über biellrfaAe ber fileemäblgfeit. ÜSon i8. Sufeleb. 1882................KM—$
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Verlag von G. Schönfeid's Verlagsbuchhandlung in Dresden. 231
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Bericht über das Veterinärwesen im Königreich Sachsen.
Herausgegeben von der Königlichen Commission für das VeterinUrwesen.
I.-XIV. Jahrg. (1856- 1869) äUf 1.50. XV.-XXVIII. Jahrg. (1870—1883) a Ji? 3.50.
Sammlung von Gestüts - Brandzeichen
der
Staats- und Privat-Gestüte Europas und des Orients.
Zusammengestellt von Karl Brauer,
Kgl. Bezirksthlerarzt in Annaberg i. S.
Taschenformat.
7o Seiten lithogr. Tafeln, eleg. ausgestattet (über 600 Brandzeichen enthaltend).
Broch. Preis 3 Jl. Für Pferdebesitzer, Hippologen, für Sportsmen und Offiziere aller Waffengattungen interessant und werthvoll beim Pferdekauf.
Ueber die Ursachen der Mauke oder Schlämpemauke
(Träberausschlag, Fussgrind, Fussräude, Fussmauke)
des Rindes
Von Dr. Alhert Johne,
Professor an der Kgl. ThierarzneUchDle zu Dresden. 1878. gr. 8. 41;4 Bogen. Preis \ Jt da %.
#9632;Die X^unbefrage
Dom Stanbpunfte bet Parteien unb ber 5]Solijei in SJcutfdjlanbS
gröfjetcn Staaten.
(Ein K eformo orfd)Ui}
Bon atrtljut äö. ftöiiirt^ljcim
raquo;- £- fflrl|. Siedicrunnäcatl).
1880. H. 8. 76 copy;eiten. laquo;ßretä 1 Jl.
Schreibung aller Slrten besect; roirt^fd^aftli^en gebcroielieS, nebft Stnleitung jur 3lufju$t, pflege, copy;rnäljrung unb aSerroertfiung beffelben,
mit tejonfacret SBcrüdftc^tigung ber fitonfljeitcn unb i^rcr Rettung. -Hon Dr. 2t. laquo;. @b. raquo;albamttd.
1882. 9Ktt 33 ^oläf^nitten. 8. tjübfd) gebunben 3 JL
copy;ine Anleitung jum 9tusect;brüteu unb jur Slufjuc^t alter Sitten bon $ausect;gef(ügel.
SSon Otto @¥ttnl)albt,
Segrünber ber Sicma (ürünliolbt .t So. in CbcclöBnit} bei Xrcäbcu, gaitil Don reg;cflfiaelju(f)t=2(ppigt;t;atcii.
3tDcite umgearßeitete unb burcT) eine flefcOicöte her ßünflKcOen Oärut unb iQter
Ktitroicfiefuni] 6is jur flenenroart rocrenllicfi oerme^cte Auflage. 3Kit 9 .sect;oIä)d)nitten. 1881. Xaf^cnformat, cartonnirt. laquo;ßreiS 1 J( 20 4.
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232 Verlag von G. Schönfeld's Verlacrsbuchhandluno' in Dresden.
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3tx ^uff^mictr.
JBtffrfirtff für baraquo; g.t\ammit !|laquo;fIrBfrf|Ia0raquo;hjeTen.
Kcbigirt unter TOitmirfung ^erborragcnber ga^genoffen Don
21. yttttfljiiifraquo;,
iöeiciilagleötcr ani SBorftanb bet ßel)rf(t)miebe an ber K. 5EöictocaHCii(^uIe in 3)teäben.
Mit SIMUbungen. ädonatli^ eine gut nu^geftattete Sflummer oon
minbeftenä 16 copy;eiten.
laquo;PreiS für ben ianim ^cfytQanu Wlad 3.—
(Jvfd)eint feit 1883. reg;te Bcitidjrift ift foreot)! Oon ben ^raftittf)en sect;ufic()micben alsect; and; öon ben S^icrätätcn mit grofscm SBeifall aufgenommen morben. Sie „3?iertoIja5resect;fd)rift für unffenfd). SBeterinärlunbequot; 61. S3b. 7. copy;eft faßt:
„?3ir Ijaben bereits im 58. SBanbc unfcrcr 3ctt)d)rift auf basect; Erfdjcincn bicfer treff(id)en 3citfd)rift aufmertfam gcmad)t. copy;egenroävtig Hegt ber erfte Qaljrgcmg üolI= enbct üor unb man muß geftc^en, er enthält eine SRci^c öon Stuffäjjen, raquo;eld)e nic^t 6Iosect; Bon ben eigentttdjen S8efd)lagtunbigen, fonbcrn aud) Don Stilen, meWje fic^ für biefcS S^cmo intereffiren, bic grijfete S8ead)tung Dcrbiencn.
„5Bir ^eben toon ben jaljlreid)cn Arbeiten nur fieruor: S)er gegenmärtige reg;tanb= trnntt ber medjonifdjen Sßerrid)tungen besect; $ferbcbufesect;. SSon Sungroif. ffllit 6 sJ(b= bilbungen. Qnftrument jum 9)to|nebmen für sect;ufeifen mit 2 Slbbitbungen. lieber ben SSertti ber 3etjenrid)tung am Sifcn. 35on reg;raf öon Sinfiebel. Sgt;cr copy;traljllaquo; frebsect;. Sßon Sdjlcg. 3ltr antifeptitd)cn Jüc^anblung ber Steingoüen, 9!agc(tritte unb aSernagelungen. ißon 6^eld)oü8fi). lieber .sect;aftpf(id)t ber reg;d)miebc. SJon Saltier. SScl'd)e g-e^ter werben beim Stugmirtcn begangen? SSon reg;emfelben.
ä
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Frontseiten in 5)Jferbe{)ufen in g-olge bc8 reg;ebraud)esect; üon bcutfd)er Sorfftrcu. reg;er
Hufnagel. Sßon SungmiJ. 2Jiit 9 Slbbilbungcn. S8inter=QEtjen. SSon SKenbe. aßit 4 Slbbilbungen u. f. lo. — Sitte Strtifel ftnb fet)r gut gefi^riebcn unb bertreten in roürbigcr SSeife ben rationelten Söcfd)Iag. 5I8ir tonnen baljer biefe IJeitfdjrift nur 6eften8 empfeljten.quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'iKKüIIcr.
Grundzüge der Naturgeschichte der Hausthiere.
Von Dr. Martin quot;Wilckeus,
Prof. an der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien. 1880. gr. 8. 21 Bogen. Preis gebunden 6 Jl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;_
,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Oesterr. Monatsschrift f. Thierheilkunde 1881 No. I: „ . . . . Wie
aus dem Inhalte hervorgeht, enthält das Werk Alles, was für den Veterinär, Land-wirth und Thierzüchter, überhaupt für jeden Gebildeten von Interesse ist. Es ist ein schätzenswerthes Nachscblagebuch, gleichsam ein Lexikon in den angedeuteten Disciplinen, das jeder Bibliothek einverleibt zu werden verdient.quot;
Kölnische Zeitung 1884 vom 26. Febr.: „Der uns durch andere gediegene
laquo;
Schriften bestens bekannte Verfasser bietet uns in dem genannten Buche ein willkommenes Hülfsmittel, um uns über die wichtigsten Momente der Naturgeschichte unserer Hausthiere soweit unterrichten zu können, als es für den Landwirth als Thierzüchter geboten ist. Nach einer Einleitung, worin unter andern auch der Begriff Hausthiere als „der den Menschen nützlichen und wirthschaftlich verwendbaren Thierequot; bestimmt wird, „welche sich unter seinem Einflüsse regelmässig fortpflanzen und der künstlichen Züchtung unterworfen werden könnenquot;, geht der Verfasser zu einer Darstellung der paläontologischen Entwicklung^der Hufthiere über, macht uns hierauf mit den unpaarzehigen und paarzehigen Hausthieren bekannt und bespricht dann die Zehenthiere (Kaninchen, Katze, Hund). Im folgenden zweiten Abschnitt werden wir mit den zoologischen Merkmalen unseres Nutzgeflügels vom Schwan bis zur Taube bekannt gemacht, während der drilte Abschnitt den Insecten des Hausstandes, den verschiedenen Seidenspinnern, den Bienen und der Cochenille gewidmet ist. Das Wilckens'sche Buch bildet eine passende Ergänzung zu den vielen, einer Gebrauchsanweisung ähnelnden, lediglich den Nutzen predigenden Büchern über die Zucht und Ernährung der Hausthiere.quot;
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Verlag von G. Schönfelds Verlagsbuchhandlung in Dresden. 233
in aiüdfic^t auf S5au, aSewt^tungcn unb .^ufbefdjlofl.
reg;eineinfa|Iicf| in SBort unb 58ilb bargefteüt Bon
Dr. m. @. reg;. IsiTBrinö unbnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;reg;. m. copy;arftnann
(IS'?t). fflicS.gt;iHatf), SBrof. bet fflnoiomic jc. re.ac^tctb.töcotct.ii. vrott.^ufh-fdilaaä on bcr Säniflt. Sljictotäneiitfiule ju Stcäbcn.
fünfte atnflnnc. 1883, in tljrem sect;Wetten, ben sect;ufte)quot;d)Iaä
oetveffenben S^eit umgearbeitet Don
31. yungmit?,
üeijter beä t^cotet. unb ptalt. ^ufbejcftlogä on bet Söniat. S^icroräitcij^ule.
9Kit 159 sect;oIji(^nitten. $reiS 6 J£.
%vüttxlt bsr Ißttflß über bis 5. Buflage.
„S8orliegenbesect; S3ud), bQsect; nunmehr in 5. 9(uflage unsect; Borliegt, gehört ju jenen SBüdjevn, bie feiner gmpfefilung bebürfeu, ba fie fid) felSft entpfefiten. S-ä ift einsect; ber aüerbeften unter ben guten SBüdjera, bie über ben Cquot;gt;ufbeic^(ag ^anbeln, unb babel feine einfo^e Sompilation, fonbern burd) unb burd) Originaduerf. Sofj bieä feine öer= biente SSürbtgung finbet, gef)t ausect; ber rof^en Slufelnonberfolge neuer 9(uf(agen tjerbor. Siefe neue 9tuf(age äeid)net fid) üon ben früheren namentli^ boburd) ausect;, bofj ber äiueite, ^raftifd)e S^eil burdj Sung to it öödig umgearbeitet unb öerme^rt würbe, wasect; fc^on barausect; Ijerborgeljt, bafi 50 neue Stbbilbungen fitnäugefommen finb. Sungmiti ge^iSit ju ben beröorragenbften unb sugleid) prottifd)ften Wänuem beS .sect;ufbefd)Iag? unb ift bemraquo; entfpre^enb auc^ feine Arbeit. reg; ie urfä^lidjen SBer^öltniffe, bie jemeiltg jioedenttyre^enbe ^orm besect; S8efd]Iagä finben in überäeugenbfter SBeife i^re SarfteEung. Zxok ber gütte be'3 SBlotertoIS — man benfe nur an bie SKaffe neuer copy;rflnbungen im ,sect;ufbefd)Iage, bie Wenge neuer ^atenteifen — ift basect; S8uc^ furä gefiolten unb mit fritif^em Solide nur bosect; SBrouc^bore eermert^et morben u. f. w.quot; ^titfd)tifl für laquo;ftitrmtJiicin 1882.
„ . . . Hcberalt im gonäen S3ud)e ertennt man bie forgfam ^rüfenbe Strbcit, bie nid)t baS tleinfte unbead)tet läfet unb basect; bo^e reg;efd)id, bie erlangten Diefultate äum moblgeorbneten copy;ansen ju fügen. SSenn fid) bterauä ein proftifdjer copy;rfofg ergiebt, iDeId)er ben in ffireSben gebilbeten sect;uffc^mieben fogor raquo;ielfod) in SRufetonb Stellungen üerfd)afftr fo äeigt fic^ bamit nur bie gefejsmäfiige copy;rnte ber ausect;geftreuten copy;aot, ber fd)önfte So^n beä 5orfd)ersect; unb Se^rerS.quot; laquo;tut JttJfd)rift f. raquo;cUttnotr-Äeiiciit 1882, 9Jr. 12.
„. . . %iit ben prafttfd)en 38ert^ besect; borüegenben 5ß5erfeS f^rid)! atlerbingä am beften bie SJotljKenbigfeit einer fünften Auflage; wir iDoüen aber trotibem nid)t unter= (offen, basect; S8u(^ jebent ipferbebefijjer, inäbefonbere ben jüngeren Samerabeu ber £aöal= leric, fomie ben @sect;fabron?djefg. lederen für ibre gobnenfdimiebe unb Scbmiebeieöen, äur Slnfcbaffung beftensect; ju empfeblen, luobei wir ben ^rerä Don 6 J( bei febr fd)üner, äwedentfpredjenber 9tusect;ftattung in Rapier, S)rud unb QKuftrotionen gerabeju alsect;-äußerft billig be5eid)nen muffen.quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bmlfdje ^laquo;rts-Jtitnng 1882 Kr. 87.
„Qcsect; ift eine mabre reg;enugt^uung für ben S3erid)terftatter über lanbwirtbfdjaftücbe (Sd)riften, wenn er unter ber Sßenge Don 58üd)ern, bie ibm jur SBeurtbeilung übergeben werben, einsect; finbet, bosect; er o^ne ödjeu unb 9{üdfjalt auf's 3Särmfte empfeblen fann. ,3u biefen wenigen gebort basect; Dorliegcnbe, je|t in 5. Auflage erfd)ienene .öanbbud) obne 3gt;ueifeI- reg;urd) forgfältigeS copy;tübium beffelben Wirb fid) ein jeber öerftänbige fianbwirt^ gegen jablreidje Serlufte fdjüfeen fönnen, bie if)tn burd) UntenntniB biefeä widitigen reg;ebietesect; fo böufig erwad)fen.' reg;er t^eoietif^e unb praftifi^e Sbeil beä SBudjeö, jeber mit großer Sad)tenntniJ5 gearbeitet unb für bie Untcrweifung Ooräüglidj 6ered)net, greifen ootttommen inetnanber. 9Benn bie Sonbwirtbe bafür forgen wollten, baß bie .'puffd^niebe Don biefem 33ud)e fienntniß nähmen, fönnte Diel Unbcil Dermieben werben.quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i)cutfd)t laquo;anraquo;raquo;. Pttp 1882, 9Ir. 99.
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234 Verlag von G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung in Dresden.
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Signaturen für Hausapotheken
der
Thierärzte.
Nomenciatit nacti der neuesten FMmacopoea gemanica.
149 Etiquetten auf weissem Papier 1 mit schwarzem Druck, 70 Etiquetten auf rothem Papier J Lettern in 3 Grossen.
17 Bogen.
Preis: S *ii SO 4
Schriftproben der 3 Grossen.
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1
I
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Spiritus saponat.
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Magnesia carbonica.
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Liquor Kali arsenicos.
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Die meisten Thierärzte Deutschlands sind mit Hansapotheken versehen. Die Mehrzahl der letzteren aber entspricht nicht in ihrer Bezeichnung, Signatur, den jetzigen Anforderungen in Hinsicht der leichten TJebersichtlichkeit, Deutlichkeit und Bezeichnungsweise der jetzigen Pharmacopoe.
Es werden sehr oft Gifte und starkwirkende Mittel mit gleicher Signatur wie alle anderen Mittel, und in der Regel Alle nur mit der gewöhnlichen Aufschrift in Tinte bezeichnet sein.
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Verlag von G. Schönfeid's Verlagsbuchhandlung in Dresden. 235
Schon der Name „Hausapothekequot; setzt eine gewisse Einrichtung entsprechend den öffentlichen Apotheken, wenn auch nnr in ganz verjüngtem Maassstabe, voraus, d. h. Standgefasse verschiedener Art, Kästen, Eeposituren etc., die ebenfalls auch so bezeichnet sein müssen, dass man sofort über den Inhalt nicht in Zweifel sein kann, dass man schon aus der Art der Signatar über die Natur dar Stoffe ihrer Wirkung nach aufmerksam gemacht wird.
Wer eben eine theuere Einrichtung treffen will und wessen Geldbeutel es erlaubt, kann sich Standgefasse mit eingebrannten oder in Oel geschriebenen Signaturen anschaffen, allein dies findet man gewiss nicht oft.
Um nun eine billige, deutliche und allen Anforderungen der Pharma-copoe entsprechende Bezeichnungsweise zu ermöglichen, hat sich die eben-genannte Verlagshandlang veranlasst gesehen, Signaturen zu drucken, welche die wichtigsten und in den meisten Hausapotheken der Thierärzte befindlichen Arzneiwaaren und Präparate in verschiedener Grosse und die Gifte mit schwarzem Druck auf rothem Papier enthalten, und hofft damit einem Bedürf-niss entgegen zu kommen, welches gewiss auch bei den Eevisionen der Hausapotheken von den Bezirksthierärzten empfunden wird.
Es wird dadurch eine Gleichmässigkeit in den Hausapotheken in Beziehung der Bezeichnung herbeigeführt, die geeignet ist, nicht nur das Aeussere derselben zu heben, sondern auch die sichere Dispensation der Arzneiwaaren zu fördern und somit eine den öffentlichen Apotheke.i entsprechende Bezeichnungsweise zu erzielen.
Die vorliegende Form haben wir deshalb gewählt, weil jede Art von Gefässen, Kästen etc. damit versehen werden kann. Die Sihrift ist eine selbst bei mittlerer Beleuchtung sofort deutlich abzulesende.
Für solche Stoffe, welche die Signatur beim Herablaufen leicht zerstören oder unscheinbar machen, sind 2 bis 3 Ex. vorhanden.
Für Gifte haben wir noch Todtenköpfe beigedrnckt, welche über oder unter der Signatur angebracht werden können.
Was die Benutzung betrifft, so werden die Signaturen am Besten mit einer Leimlösung, weniger gut mit starker Gummilösung angeklebt.
Um dieselben haltbarer zu machen, ist es vortheilhaft, nach dem vollkommenen Trocknen der aufgeklebten Signatur, sie mit einer dünneren Lösung von arabischem Gui;E^ 1:3, zu überpinseln. Ist dieser Ueberzug getrocknet, so kann man die Signaturen mit Copallack überziehen, wodurch sie nicht nur einen lebhaften Glanz und besseres Aussehen erhalten, sondern auch abgewaschen werden können.
Nur bei Oelen vermeide man das Lackiren der Signatur mit Copallack, und verwende entweder Schellacklösung, oder aber nur die Gummilösung, da der CopaUack beim Ablaufen von Oelen über die Signatur, was gar nicht zu vermeiden ist, klebt und sie dann unscheinbar macht.
Bei richtiger Behandlung kann man dann auf eine bis 10 jährige Dauer der Signaturen recht gut rechnen.
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236 Verlag von G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung in Dresden.
Die Königliche Thierarzneischule zu Dresden
in dem ersten Jahrhundert ihres Bestehens.
Festschrift zur Säcular-Feier am 7. October 1880.
Herausgegeben von der Direction der Konigl. Thierarzneischule.
Verfasst von Dr. A. G. T. Leisering,
K. S. Mediciimlrath u. Prof. an der Thierarzneischule. 1880. Lex. 8. l33/4 Bogen, mit 2 lithogr. Plänen. Preis 4 Jf.
Ucbcrfidtf öcr Sfelctmusfcln öcs Qunbes
raquo;on Dr. 31. @. %. Scifccinfl,
'#9632;UroFefior an tct Sönißt. S^icroräitcifdiule äquot; S)te8bcn.
9Rtt 8 ^oIsfd)nittcn. 8. brorf). ^reisect; 1 uär.
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Die 21btüe^r 6er Hinberpeft
t5on ben (5rcn3en Deutfdjlanbs.
SSon Dr. 9{cmitlaquo;fl.
8. eleg. gc^. $rcisect; 40 4.
Ueber die Structur und das Wachsthum
der
Hornscheiden der Wiederkäuer und der Krallen der Fleischfresser.
Von Otto Siedamgrotzky,
Professor an der Königl. Thierarzneischule in Dresden. Mit 4 lithogr. Tafeln, gr. 8. eleg. geh, Preis 2 ^ 50 ^
Hie
öetmnar|ioli)ei-Ö5e|e^e u. öerortmungen
für to tmugreld) Jadjfen
nebft gemeinfagli^cr Söcle^rung über bie in bcn @Sc[e^en aufgeführten
3ujn praftifepen copy;ebraudjc für ÖrnDaltmigöüramtr, (Bnnriuöniorftäiibf, 8Ll|icrärjte imö ßauJiioirtljc
äufammengeftedt raquo;on Dr. O. SiebrtntrtroJjln,
ißrofcffot on ber Äfinigl. SSterarjncite^ute unb Sanbcät^ierarät.
Ütit S(idKfgi(lcr. Safd)(nformat; in (Sanjleinmand gebnnien. })rcts 2 Jt.
Sie öorliegcnbe, bon berufenfter sect;anb beforgte gufantntenftellung enthält basect; 9ieid)Sgcfc^, betreffenb bie 9lbiDef)t unb Untcrbrüctung Bon SSie^jeuc^en öom 23. Suni 1880, nebft ben baju crlaffenen Qnftruttionen unb Skrorbnungen — auc^ ben neueften Dorn 4. SRätä unb 9. 9Kai 1881 —, ber (SntfrfiäbigungSDerorbnung unb ber 3tn= roeifung für bo8reg;eäinfeftion8= unbßbbuttionäberfa^ren; ferner baä 3linber= (jeftgefej; bte SScrorbnung, betreffenb baä SSerfatjven mit SHjiercn, reelle an einer onftectenben Sronttieit leiben ober berenDcrbärf)tig finb; basect; 9?eid)sect;gefe^, betreffenb bie Sefeitigung öon Slnftciungäftoffen bei SJiebbeforberung k.; unb enblicf) gemeinfQJ3lid)e, f)öd)ft roert^öolte Sßele^rungen über bie erjdjeinungen, ben Sßerlauf unb bie Urfadjett ber betveffenben Sranfßeiten (*. 83. aKiljbronb, £oII= rout^, 0{og=, 9RQUf= unb Skuenfeuc^e, 2ungenfeutf)c, ^octen, Dtäube, 3tinberlt;)eft it.).
%\t Bereinigung fämmtlidicr in Sodjfen geltenben beterinärpoIiäciUcpen SSor= fdftriftcn in einem ijonblirficn S3anbe wirb, gegenüber bem biSfierigen unbequemen 3gt;tgt;ange, bie betreffenben copy;efe^e in ben einjelncn reg;cfe^= unb SSerorbnungäblättern äufammenjufuc^en, qIsect; ein rcaljreS Scbürfnife anertannt bellen muffen. Qeber S8te^= befi^er, unb jeber, ber birett ober inbirett mit Spieren ju fc^affen tiat, wirb, um fid) im gegebenen fjode md)t nur über feine quot;ßf üdjten, fonbem aud) über feine SRec^te rafd) unb fic^ev untetrid)ien ju tonnen, fid) begt;3 Befi^eä unfereS S8ud)eä nic^t entfe^tagen bürfen.
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