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BIBLIOTHEEKtINIVERSITEIT UTRECHT
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1
DIE
KRANKHEITEN DES HUNDES
UND DEREN BEHANDLUNG.
VON
FRANZ KONHÄUSER
ADJDNKT AM K. K. THIERARZNEMNSTITUTE IN WIEN.
WIEN 1874. WILHELM BRAUMÜLLEE
K. K. HOP- UND UNlVEBSITiTSBUCHHlNDLEB.
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VORWORT.
Um einem vielseitig ausgesprochenen Wunsche und Be­dürfnisse zu entsprechen, unternahm ich es, die wichtigsten Krankheiten des Hundes und deren Behandlimg zusammen­zustellen, u. z. gestützt zum grossen Theile auf die Erfah­rungen und Beobachtungen, welche ich durch mehrere Jahre unter der vorzüglichen Anleitung des Herrn Professor Dr. Pillwax gemacht habe; theilweise benützte ich bei dieser Zusammen-stelhuig auch Aufzeichnungen aus der Pathologie und Therapie der Hausscäugethiere vom Herrn Regierungsrath Dr. Böll und aus dem einstigen Handbuche über Hundekrankheiten von Prof. Dr. Hertwig.
Ich habe meine Schreibweise populär und die Darstellung im praktischen Sinne gehalten, damit dieses Buch nicht blos von Seite der Fachcollegen, sondern auch allgemein in Ge-brauch gezogen werden kann.
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Der Verfasser.
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INHALT.
Erster Atosclmitt. Functionelle Störungen, Blut- und Infectionskrankheiten.
Seite
1.nbsp; Das Fieber . . ...................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1
2.nbsp; Der Seorbut........................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2
3.nbsp; Der Typbns.......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
4.nbsp; Die Wnthkrankheit.................... .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;6
Zweiter Absclmitt Besondere Krankheiten einzelner Organe.
I. Kapitel.
Krankheiten der am Kopfe heflndliclien Organe.
A) Gehirn- und Rückenmarkskrankheiten.
1.nbsp; Gehirneutzündung...................nbsp; nbsp; nbsp;19
2.nbsp; Gehirnödem............ ,..........nbsp; nbsp; nbsp;20
3.nbsp; Lähmungen...... .................nbsp; nbsp; nbsp;21
4.nbsp; Fallsucht..........................nbsp; nbsp; nbsp;23
5.nbsp; nbsp;Starrsucht................... .....nbsp; nbsp; nbsp;26
6.nbsp; Veitstanz..........................nbsp; nbsp; nbsp;27
7.nbsp; Eclampsie der säugenden Hnndinen.............nbsp; nbsp; nbsp;27
8.nbsp; Starrkrampf.......................nbsp; nbsp; nbsp;29
B) Krankheiten des Auges.
1.nbsp; Die katarrhalische Augenentzündung.......... . .nbsp; nbsp; nbsp;81
2.nbsp; Die rheumatische Augenentzündung............ . .nbsp; nbsp; nbsp;35
3.nbsp; Flecken oder Trübungen an der durchsichtigen Hornhaut.....nbsp; nbsp; nbsp;36
4.nbsp; Der graue Staat ....................nbsp; nbsp; nbsp;37
5.nbsp; Der schwarze Staar .....................nbsp; nbsp; nbsp;38
6.nbsp; Die Augapfel-Wassersucht...................nbsp; nbsp; nbsp;40
7.nbsp; Der Vorfall des Angapfels...................nbsp; nbsp; nbsp;41
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VI
Inhalt. C) Krankheiten des Ohres.
Seite
1.nbsp; Das Blntohr...... ..............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;44
2.nbsp; Der Ohrwurm......................nbsp; nbsp; nbsp;45
3.nbsp; Der Ohrenfluss.................... . .nbsp; nbsp; nbsp;48
4.nbsp; Polypen im Ohre.......................nbsp; nbsp; nbsp;50
D) Krankhafte Zustände in der Maalhöhle.
1.nbsp; Warzen . ,.........................nbsp; nbsp; nbsp;51
2.nbsp; Aphthen oder Maulschwämmchen................nbsp; nbsp; nbsp;52
3.nbsp; Verletzungen und fremde Körper im Manie..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;52
4.nbsp; Fehler der Zähne......................nbsp; nbsp; nbsp;53
5.nbsp; Entzündung der Ohrspeicheldrüse . ...........nbsp; nbsp; nbsp;55
II. Kapitel.
Krankheiten des Halses.
1.nbsp; Die Entzündung der Schilddrüsen und die Vergrössernng derselben oder der Kropf....................nbsp; nbsp; nbsp;56
2.nbsp; Die Halsentzündung......................nbsp; nbsp; nbsp;59
3.nbsp; Fremde Körper im Schlünde...............nbsp; nbsp; nbsp;60
III. Kapitel.
Krankheiten in den Brustorganen.
1.nbsp; Die Staupe.............
2.nbsp; Die Brustfellentzündung...........
Die Lungentzündung..............
nbsp; nbsp; nbsp;63
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 69
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;71
4.nbsp; Die Brnstwassersucht..............., . . .nbsp; nbsp; nbsp;74
5.nbsp; Der Bronchialkatarrh..................,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;76
6.nbsp; Der Krampfhusten....................nbsp; nbsp; nbsp;77
7. Die Eurzathmigkeit
79
IV. Kapitel. Krankheiten der Verdanungsorgane.
1.nbsp; Die Bauchfellentzündung .................nbsp; nbsp; nbsp;80
2.nbsp; Die Bauchwassersucht.....................nbsp; nbsp; nbsp;81
3.nbsp; Die Magendarmentzündnng .................nbsp; nbsp; nbsp;83
4.nbsp; Die Kolik........................nbsp; nbsp; nbsp;84
5.nbsp; Der Gastricismus.......................nbsp; nbsp; nbsp;86
6.nbsp; Das Erbrechen.......................nbsp; nbsp; nbsp;87
7.nbsp; Der Durchfall...............^ . . . . • .nbsp; nbsp; nbsp;89
8.nbsp; Die Ruhr.............. .........nbsp; nbsp; nbsp;91
9.nbsp; Die Verstopfung.......................nbsp; nbsp; nbsp;93
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Inhalt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; VII
Seitenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i|i;
10.nbsp; Die Leberentzündung . .............• . . . .nbsp; nbsp; nbsp;95
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11.nbsp; Die Wumkrankheit.................... •nbsp; nbsp; 96
12.nbsp; Vergiftnngen........................nbsp; nbsp; nbsp;98
13.nbsp; Mastdarmvorfali......................nbsp; nbsp; nbsp;99
14.nbsp; nbsp;Die Entzündung des Afters, die Entzündung und Eiterung der After­drüsen .......................nbsp; nbsp;102
15.nbsp; Die Fettsucht................... ...nbsp; nbsp;103
16.nbsp; Die Abzehrung.......... ...........nbsp; nbsp;104
V.nbsp; Kapitel Krankheiten der Harn- nnd Geschlechtsorgane.
1.nbsp; Die Nierenentzündung...................nbsp; nbsp;105
2.nbsp; Die Harnblasenentzündung................nbsp; nbsp;100
3.nbsp; Der Blasenkrampf................... . .nbsp; nbsp;108
4.nbsp; Steine in der Harnblase und Harnröhre.............nbsp; nbsp;109
6. Das Blutharnen.......................nbsp; nbsp;112
6.nbsp; Condylome an der Ruthe.......... .......nbsp; nbsp;113
7.nbsp; Die Harnruhr......#9632;................nbsp; nbsp;114
8.nbsp; Der unwillkürliche Harnfluss .................nbsp; nbsp;115
9.nbsp; Die Entzündung und Vereiterung der Vorsteherdrüse.......nbsp; nbsp;116
10.nbsp; Die Entzündung des Hodensackes und der Hoden........nbsp; nbsp;117
11.nbsp; Phimosis und Paraphimosis................nbsp; nbsp; 118
12.nbsp; Der Tripper.........................nbsp; nbsp; 120
13.nbsp; Der Vorfall der Gebärmutter................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;121
14.nbsp; Neubildungen in der Scheide nnd in der Gebärmutter......nbsp; nbsp;126
15.nbsp; Die Euterentzündung . . . #9632;..............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;126
16.nbsp; Neubildungen in den Milchdrüsen..............nbsp; nbsp;128
17.nbsp; Schwergebnrten.......... ..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;129
VI.nbsp; Kapitel. Die Eingeweidehrtiche.
1.nbsp; Der Nabelbruch....................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;135
2.nbsp; Der Leistenbruch..................... .nbsp; nbsp;136
3.nbsp; Der Schenkelbruch...................nbsp; nbsp; 137
4.nbsp; Der Flankenbruoh.....................nbsp; nbsp; 138
VII. Kapitel.
Krankheiten der Haut.
1. Das Hautjucken......... ... . . . .nbsp; nbsp; 139
2 Die nasse oder fressende Flechte, das Eczem ........ .nbsp; nbsp; 140
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VIIInbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Inhalt.
Seite
3.nbsp; Die Flechte (Schnppenflechte) .................141
4.nbsp; Die Krätze........,.............. 142
VIII. Kapitel.
Von den Wunden im Allgemeinen...... . 143
IX.nbsp; Kapitel. Knochenbrüche..........149
X.nbsp; Kapitel.
Verrenkungen.......... 154
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Erster Abschnitt.
Functionelle Störungen, Blut- u. Infectionskrankheiten.
1. Das Fieber.
I
Man versteht darunter eine functionelle Störung im Nerven­systeme, welche in den meisten Fällen als Vorgänger und Be­gleiter der verschiedensten innerlichen und äusserlichen Krank-
heitsprocesse zugegen ist, nach Beobachtungen aber auch für sich allein, ohne Vorhandensein eines örtlichen Processes, bestehen
kann.
Die Erscheinungen des Fiebers bestehen in einer Traurig­keit, Mattigkeit, zuweilen schlafstichtigem Zustande des Hundes ; die Temperatur des Körpers ist entweder im Allgemeinen erhöht oder ungleichmässig vertheilt; häufig stellt sich auch ein Frost­schauder ein. Die Hunde verkriechen sich, leisten den an sie er­gehenden Zurufen ungern oder gar nicht Folge. Die Fresslust nimmt ab oder hört ganz auf, der Durst ist meist vermehrt, der Absatz von Excrementen und des Urins verringert sich ; Puls­und Herzschlag sind erhöht, manchmal unregelmässig, schwach fühlbar, das Athmen ist beschleunigt.
Als Ursachen des Fiebers gelten fast durchgeliends bedeu­tende Reize und locale Krankheiten.
Die Prognose über diesen krankhaften Zustand kann sich verschieden gestalten; günstig ist selbe dann, wenn das
KonUiiuser. KrankUoiti'ii ilfs Hnndes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
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2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fnnctionelle Störtmgen, Blot- und lufectionskrankheiten.
Fieber, im geringen Grade entwickelt, als Begleiter eines au sge-dehnten örtlichen Krankheitsprocesses sich vorfindet; ungünstig, wenn das Fieber im hohen Grade bei geringer Ausbreitung des localen Processes zugegen ist.
Die Behandlung des Fiebers besteht zunächst in der Aus­wahl eines massig temperirten, luftigen und reinen Aufenthalts­ortes. Man gönne dem Hunde Ruhe und verabreiche ihm als Nahrung leicht verdauliche nicht zu fette Futterstoffe in sehr kleinen Portionen. Als Getränk setze man ihm frisches reines Wasser oder verdünnte Milch vor.
Bei bedeutend erhöhter Temperatur des Körpers ist die innerliche Anwendung kühlender Mittel, als : Bittersalz, Glauber­salz, Doppelsalz, Salpeter, etwa Vlaquo; Quentchen — 1 Loth (2—15 Gramm) in 2—4 Loth (30—00 Gramm) Wasser gelöst, stündlich einen Kaffee- bis Esslöffel voll je nach der Grosse und Race des Hundes verabreicht, vollkommen angezeigt.
Es erweist sich hier auch die Verabreichung solcher Arznei­mittel als sehr zweckdienlich, welche direct auf das Nerven­system einwirken; z. B. die Digitalis, das Aconit, entweder als Extract oder in Tinctur, wovon 2—3 Gran (oder 0-12—0-18 Gramm) in (30 Gramme,) 2 Loth, destillirten Wassers zu lösen sind und stündlich 1 Kaffeelöffel voll zu verabreichen ist. Ebenso ge­währt das schwefelsaure Chinin, 1 Gran oder (0 06 Gramm) auf ein Pulver mit gestossenem weissen Kochzucker oder Süssholzwurzel-pulver, genau gemischt, täglich 2 Stück derselben verabreicht, in vielen Fällen einen guten Erfolg.
2. Der Scortaut.
Der Scorbut ist eine Blutkrankheit, deren Merkmale sich beim Hunde hauptsächlich an dem Zahnfleische localisiren.
Dieser Krankheitsprocess kennzeichnet sich durch eine Auf­lockerung, Erweichung und dunkelrothe Färbung des Zahnfleisches; durch den Ausfluss eines zähen, mistfarbigen Schleimes aus der Maulhöhle und das Lockerwerden der Zähne. Gleichzeitig ist ein sehr übler fauliger Geruch aus dem Munde zugegen. Die Fress-lust ist sehr gering; die Thiere sind matt und magern rasch
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Der Scorbnt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
Nachdem diese Merkmale durch 6—8 Tage bestanden haben,
bilden sich am Grunde des Zahnfleisches und an der Schleim-
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haut der Lippen und Backen Geschwüre, welche ein mistfarbiges Aussehen besitzen und mit bläulichen Rändern umgeben sind. Der üble Geruch aus dem Munde ist in diesem Falle noch inten siver, die Abmagerung des Körpers geht noch schneller vor sich und die Hunde erliegen nach 2—3 Wochen der Krankheit.
Die Ursachen des Scorbut sind in den meisten Fällen eine mangelhafte Ernährung des Hundes oder die gänzliche TEut ziehung der Fleischnahrung. Aber auch ein sehr feuchter, dunstiger, finsterer Aufenthaltsort und andere ungünstige Aussenverhältnisse tragen oft zur Entstehung desselben bei.
Die Vorhersage einer etwaigen Heilung stellt sich um so ungünstiger, je grössere Ausbreitung der Krankheitsprocess hat und je länger sein Bestehen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;^|
Die Behandlung hat die Beseitigung der Ursachen im Auge zu behalten und besonders eine gute Fleischnahrung ist unerlässig.
Innerlich können bittere, gewürzhafte oder herbe Arzeneien, wie: Kalmus, Wermuth, Tannin (erstere Stoffe im Gewichte von 1 Quentchen (oder 4 Gramm) — letzteres von 2—4 Gran (oder 0-12—0*25 Gramm) auf 1 Unze oder (30 Gramme Flüssigkeit) in Abkochung verabreicht werden.
Das Reinigen des Zahnfleisches und der etwa vorhandenen Geschwüre kann ebenfalls mit einer Abkochung der vorerwähnten Mittel, oder mit Weinessig, Salbeiwasser, Alaunlösung stattfinden. Sehr guten Erfolg leisten zum Bepinseln des erweichten Zahnflei­sches und der Geschwüre, Mischungen aus: Salbeiwasser und Rosen­honig 7a 1 Loth,'oder (15 Gramm,) Myrrhentinctur 1 Quent. oder (4 Gramm) — oder aus Chlorwasser 1 Loth (15 Gramm), Salbei­wasser 2 Loth (30 Gramm) und Myrrhentinctur 1 Quentchen (4 Gramm); auch aus Tannin 2 Gran (012 Gramm), Myrrhen­tinctur 1 Quentchen (4 Gramm), und Weinessig 2 Loth (30 Gramm).
Etwa locker gewordene Zähne sollen durch das Ausziehen entfernt werden, und darnach ist das Zahnfleisch wieder gut zu reinigen.
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Functionelle Störungen, Blut- und Infectionskrankheiten.
3. Der Typhus.
Der Typhus ist eine Infectionskrankheit, welche sich bei Hunden durch folgende Merkmale zu erkennen gibt.
Bei Beginn dieses Krankheitsprocesses stellt sich ein ver­ändertes Benehmen des Hundes ein; er wird traurig, matt, ver­liert den Appetit, und ist zuweilen mit Diarrhöe behaftet. Bei näherer Untersuchung des Hundes zeigt sich die Bindehaut der Augen massig oder stark geröthet, der Blick ist matt, der Puls beschleunigt, manchmal kaum fühlbar, die Zahl der Athemzilge ebenfalls vermehrt, die Körpertemperatur meist wechselnd.
Diese eben angeführten Erscheinungen lassen jedoch nicht mit Bestimmtheit auf das Vorhandensein des Typhus schliessen, indem auch anderen Krankheitsprocessen erwähnte Merkmale vorausgehen.
Nachdem die früher angeführten Symptome durch etwa 3—4 Tage bestanden haben, stellt sich eine Anschwellung des Vorkopfes ein, und wie andere Thierärzte angeben, treten auch am Bauche und an der innern Fläche der Schenkel kleine blass-röthliche Flecken auf, welche beim Drücken mit dem Finger ganz blass werden, und an welchen die Haut sich sehr warm, oft brennend heiss anfühlt.
Manche der Patienten erscheinen in diesem Zeiträume ent­weder sehr aufgeregt, laufen wie bewusstlos herum, winseln oder bellen und erkennen ihren Herrn nicht mehr. Die Augen sind im Ganzen sehr geröthet, die Maulschleimhaut ist heiss und etwas aufgelockert, der Kopf fühlt sich sehr heiss an.
Die meisten derart kranken Hunde liegen andauernd in einem stupiden, bewusstlosen Zustande dahin, so dass sie nicht einmal beim Anrufen den Kopf in die Höhe richten. Häufig wechselt der erregte mit dem bewusstlosen Zustande bei einzelnen Patienten ab. Hat der Process die eben erwähnte Ausbreitung erlangt, so ist der Appetit gänzlich verschwunden, der Durst manchmal vermehrt; das Maul ist bald ganz trocken, bald schmierig feucht, die Zunge bräunlich belegt, an den Rändern eigenthümlich lebhaft gefärbt. Zuweilen finden sich auch einzelne rothe Flecken an der Maulschleimhaut. Das Athmen geht kurz.
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Der Typhus.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; g
manchmal sogar beschwerlich, häufig unter Stöhnen und von einem sehr matten,, trockenen Husten begleitet, vor sich; die Zahl der Herzschläge ist ungemein erhöht, selbe sind nur schwach fühlbar. Die Kothentleerungen erfolgen, wenn nicht ursprünglich Diarrhöe besteht, in der ersten Zeit nur selten ; nach ö—6 Tagen stellt sich aber fast immer Durchfall ein mit Entleerung einer röthlichen, schleimigen, stinkenden Flüssigkeit. Der Urin, welcher selten entleert wird, ist röthlich gefärbt, klar und von gewöhn­lichem Geruch. Gewöhnlich magern die Thiere rasch ab.
Die Dauer des Krankheitsprocesses ist sehr ungleich, meist sterben die Hunde schon nach 6—8 Tagen. Tritt Genesung ein, so wird der Puls voller, weicher, die Zahl dem normalen allmälig ähnlicher; das Maul wird andauernd und gleichmässig feucht, die Thiere erhalten ihr Bewusstsein wieder, werden munterer und fangen an Nahrung zu sich zu nehmen. Fast immer schuppt sich die Haut des Körpers etwas ab, besonders an jenen Stellen, wo die rothen Flecken bestanden haben.
Bei der Section der an Typhus zu Grunde gegangenen Hunde findet man in den verschiedensten Organen, insbesondere im Nahrungsschlauche, auffallende pathologische Veränderungen. Im letzteren findet man die Schleimhaut der dünnen und dicken Gedärme geschwellt, gelockert, dunkel geröthet und von mehr oder weniger gehäuft stehenden Puncten ausgetretenen Blutes durchzogen. In seltenen Fällen ragen die Peyer'schen Drüsen­haufen in Gestalt dunkelgerötheter, geschwellter, siebähnlich durchlöcherter Wülste, über die Schwellung der angrenzenden Darmschleimhaut hervor. Häufig findet man die Schleimhaut des Dünn- und Dickdarmes von blutigen oder sulzigen Infiltrationen entweder nur in geringer oder grösserer Ausbreitung durchsetzt. Dieses Infiltrat gelangt in manchen Fällen zur Aufsaugung, oder es bilden sich daselbst Schorfe, nach deren Abstossung Geschwüre zurückbleiben. Gewöhnliche Erscheinungen sind Blutungen und sulzige Exsudate an der Schleimhaut des Kehlkopfes, der Luft­röhre und des Schlundkopfes.
Als Ursachen des Typhus bei Hunden sind schlechte, verdorbene Nahrungsmittel, eine schlechte Haltungsweise, eine sehr heisse Luft und ttbermässige Anstrengungen anzunehmen.
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6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fnnctionelle Stürnngen. Bint- and lafectiouskrankheiten.
Die Behandlung ist meistentheils sehr schwierig. Ist ein bedeutender Hitzegrad des Körpers mit Verstopfung zugegen, so erweisen sich schwache Lösungen von Glauber-, Bitter- oder Doppelsalz (I Loth auf 3 Loth Wasser oder 15 auf 45 Gramm) stündlich einen KaffeelöiFel voll verabreicht, als zweckdienlich. Sehr kleinen zarten Hunden kann man statt der erwähntevi Salze den Kindermeth oder das Wiener-Laxiertränkchen (jede 2 Stunden einen Kaffeelöffel voll) verabfolgen. Besteht bereits Diarrhöe, so muss man selbe durch passende Mittel stillen. Guten Erfolg leistet in diesem Falle eine Mischung von 6—10—20 Gran (O^ST—0-6 —1-4 Gramm) roher Alaun mit 2—4 Loth (30—60 Gramm) arabi­schen Gummischleim, welche Menge man dem Hunde auf 2-3 mal verabreichen kann ; ebenso sind Klystiere sehr zweckdienlich, und sobald blutiger Durchfall eintritt, können auch Klystiere von kaltem Wasser gesetzt werden.
Bei Gehirncongestionen und Aufregung des Hundes und gegen starke Betäubung werden am zweckmässigsten kalte Umschläge am Kopf andauernd bis zur Beseitigung dieser Zufälle angewendet.
Nachdem sich erwähnte Zustände gemässigt haben, so suche man die Kräfte des Hundes durch bittere und gelind er­regende Mittel, sowie durch leicht verdauliche Nahrungsstoffe zu heben und sorge stets für eine reiue trockene: Luft.
Ferner sehe man darauf, dass die kranken stets von anderen gesunden Hunden abgesondert sind; die Ausleerungsstoffe der Ersteren sollen bald entfernt und nach dem gänzlichen Ver­schwinden der Krankheit die Lagerstätte sehr gut gereinigt werden.
4, Die Wuthkrankheit.
Die Wuthkrankheit (Tollwuth, Hundswuth, Wasserscheue) ist die wichtigste unter den Krankheiten des Hundes, theils, weil sie bisher in jedem Falle den Tod des betreffenden Hundes zur Folge hatte, hauptsächlich aber desshalb, weil in dem kranken Thiere ein Ansteckungsstoff erzeugt wird, welcher auf andere Thiere und selbst den Menschen wirksam übertragen werden kann, und dadurch das Leben dieser Wesen einer grossen Gefahr ausgesetzt wird.
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Die Wuthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7
Die Wuth selbst zerfällt in die rasend e, tolle, und in die stille Wnth.
Beide Formen diflferiren jedoch nicht wesentlich von einander, sondern stellen nur verschiedene Erscheinungsweisen ein und derselben Krankheit dar.
Man unterscheidet im Verlaufe der Wuth drei Stadien, u. z. jenes der Vorläufer, das der ausgesprochenen Wuth (Irritations­stadium und jenes der Lähmung (paralytisches Stadium).
Stadium der Vorläufer:
Zuerst stellt sich eine Abweichung in dem gewöhnlichen Benehmen der Hunde ein. Die Hunde sind in diesem Stadium verstimmt, u. z. bald munterer, ungewöhnlich freundlich, leicht zum Zorne geneigt, bald auffallend mürrisch, träge und unfreundlich; häutig wechseln diese beiden Gemüthszustände, so dass die Hunde launenhaft erscheinen. Gleichzeitig tritt eine auf­fallende Unruhe der Hunde ein, sie wechseln häufig ihre Lager­stelle, krümmen sich daselbst wie zum Schlafe zusammen, fahren jedoch bald wieder auf, um neuerdings ihren Platz zu wechseln.
Die Fresslust ist gewöhnlich in der Art verändert, dass die Hunde ihre Lieblingsspeisen noch manchmal zu sich nehmen, das gewöhnliche Futter aber unberührt stehen lassen oder nur be­schnuppern. Eine grosse Zahl wiithender Hunde sah ich, die schon im Beginne dieses Stadiums, jedes, selbst das ihnen liebste Futter verschmähten. Schon frühzeitig äussert sich die Neigung, unverdauliche und ungeniessbare Gegenstände, als: Holz, Stroh, Hadern, Erde, Leder u. dgl., den eigenen oder fremden Koth zu beissen und zu verschlingen, und kalte Gegenstände: Eisen, Steine u. s. w., sowie den eigenen Urin zu belecken. Manche derart kranke Hunde zeigen einen gesteigerten Geschlechtstrieb, indem sie entweder ihre eigenen oder die Geschlechtstheile anderer Hunde sehr häufig und anhaltend beriechen und belecken. Bei allen spricht sich eine gewisse Mattigkeit und Schwerfällig­keit im Gange, bei einzelnen Schwäche und Zittern des Hinter-theiles aus. Stubenhunde gehorchen schon im Beginne der Krank­heit ihrem Herrn nur mit Unlust, bei Hof- und Kettenhunden zeigt sich eine auffallende Scheu, Unruhe und Widerspänstigkeit. Eine eigentliche Beisssucht ist um diese Zeit gewöhnlich noch
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8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fiiuctitmelle .störnngen. Bint- uud lufevtiouskrankheiten.
nicht vorhanden. Das äussere Ansehen der Hunde ist da noch wenig verändert; bei einzelnen ist das Athmen etwas beschleu­nigt, bei anderen ist eine stärkere Injection der Bindehaut der Augen, eine Erweiterung der Pupille, eine leichte Vermehrung der Absonderung der Nasenschleimhaut oder massiges Geifern, manchmal eine leichte Hchlingbeschwerde, ein Würgen und eine Neigung zum Erbrechen zugegen. Hunde, bei welchen sich die Wuth durch den Biss eines wüthenden Hundes entwickelte, zeigen oft vor Ausbruch der Krankheit eine grosse Empfindlichkeit der Bissstelle, auf welche man durch das häufige Lecken, Kratzen und Nagen an derselben von Seite der Hunde aufmerksam wird.
Nach 2—3 Tagen, oft auch schon nach 12 Stunden, beginnt das Stadium der eigentlichen Wuth, oder das Irritationsstadium, wo die Krankheitserscheinungen anfallsweise deutlicher hervor­treten. Während solcher Anfälle steigern sich die, wenn auch stets, doch in geringerem Grade vorhandenen Symptome, und gewöhnlich ist der erste Anfall der heftigste und am längsten (lauernde.
Zu den charakteristischen Merkmalen in diesem Stadium gehören: der Drang zum Entweichen aus dem Hause, die auf­fallende Neigung zum Beissen, und die eigenthümliche Verände­rung der Stimme und der Art des Bellens.
Der Anfall beginnt meist mit einer Steigerung der Unruhe ; die Kranken wechseln noch häufiger ihre Plätze und suchen ins Freie zu gelangen. Stubenhunde drängen sich desshalb mehr als gewöhnlich zur Thttre. Ketten- oder sonst wie eingesperrte Hunde suchen ihre Ketten zu zerreissen, zerfressen einen Theil der Thüre, reissen Bretter oder Latten von der Umkleidung des Stalles los und trachten dadurch ins Freie zu kommen. Befinden sie sich im Freien, so rennen selbe planlos umher und durchlaufen innerhalb kurzer Zeit weite Wegstrecken. Nach einigen Stunden kehren die meisten wieder zurück, und dressirte oder Stubenhunde zeigen gleichsam ein Bewusstsein ihres durch das Weglaufen be­gangenen Vergehens; denn sie schleichen sich furchtsam in das Haus, sind ungewöhnlich freundlich und verkriechen sich gerne. Während dieses Anfalles ist die Neigung ^zu beissen auch am deutlichsten ausgesprochen. Manche Hunde schnappen oder beissen
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Die Wnthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
mir leicht und im Vomberlaufen; andere hingegen beissen mit Wuth auf ihnen vorgehaltene oder in den Weg kommende Gegen­stände und oft so heftig, dass sie sich die Zähne ausbrechen und die Lippen blutig verletzen.
Sind solche Hunde eingesperrt, so beissen sie in die Stäbe ihres Käfiges oder nagen an den hölzernen Wänden desselben, wühlen in dem Streustroh und schütteln dasselbe mit den Zähnen bis zur Erschöpfung. Am meisten wird die Beisssucht der tollen Hunde durch andere Hunde, durch Katzen und Geflügel, weniger durch andere grössere Thiere, und am wenigsten durch den Menschen erregt, welchen sie gewöhnlich, besonders wenn er zu ihren Bekannten gehört, nur wenig tief beissen, so dass bisweilen nur Quetschungen oder Hautabschürfungen entstehen.
Die Art des Beissens eines mit der Wuth behafteten Hundes ist von jener eines gesunden, bloss bissigen Hundes nach eigener Beobachtung sehr verschieden. Während der Erstere auf einen ihm vorgehaltenen Gegenstand heimtückisch losfährt, sich in den­selben verbeisst und durch reissende Bewegungen an sich zu bringen sucht, so dass man Mühe hat, ihm denselben zu ent­ziehen, — so fletscht der gesunde, bloss bissige Hund, die Zähne, fasst den vorgehaltenen Gegenstand unter Knurren, beisst in den­selben und lässt ihn gleich wieder aus. Ein in den allermeisten Fällen fast entscheidendes Zeichen der Krankheit, welches manch­mal schon im ersten Stadium zugegen ist, ist die Veränderung der Stimme und der Art des Bellens. Die Stimme wird rauh, zuletzt, wenn die wüthenden Hunde sehr viel gebellt haben, ganz heiser. Die Art des Bellens ist eigenthümlich, indem die tollen Hunde nicht immer so wie die gesunden jeden einzelnen Laut oder Anschlag von dem anderen abgesondert hören lassen, sondern sie schlagen mit einem Laute an und ziehen die Stimme fast heulend einen Moment fort und ein wenig in die Höhe, so dass das Ganze ein Mittelding zwischen Bellen und Heulen ist. Manche der Patienten stossen dieses Gebell sehr oft aus, andere nur dann, wenn sie gereizt werden; nur in sehr seltenen Fällen bleibt die Stimme ganz unverändert.
Eine eigentliche Wasserscheu besteht bei wüthenden Hunden nicht; im Gegentheile lecken selbe ihren eigenen Urin, plätschern
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10nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Functionelle Störungen, Blat- and lut'ectionskrankheiten.
mit der Zunge in Wassergefassen und saufen selbst mit Begierde. Auch den Anblick des Wassers und das Begiessen mit demselben vertragen sie ganz gut, nur werden sie durch die letztere Mani­pulation stark aufgeregt, wo sie selbst nach dem Wasserstrahle schnappen. In diesem Stadium der Wuth verschmähen die Kranken gewöhnlich das ihnen gereichte Futter vollkommen; hingegen steigert sich bei ihnen die Lust zum Genüsse unverdau­licher und ekelhafter Gegenstände. Viele an rasender Wuth leidende Hunde erbrechen sich öfters, u. z. entweder ohne eine besondere Veranlassung, oder nachdem sie früher stark gereizt wurden; das Ausgebrochene ist gewöhnlich eine schleimige granbraune Flüssigkeit, zuweilen mit Nahrungsstoffen, oft mit un-geniessbaren Dingen gemengt. Einzelne Fälle beobachtete ich, wo, besonders nach einer Erregung oder Eeizung des Kranken, sehr heftiges Brechwürgen eintrat, ohne dass derselbe etwas er­brochen hätte. Harn und Excremente werden fast immer in geringer Menge, sehr häufig verzögert, und unter Schmerzen ab­gesetzt ; es tritt innerhalb kurzer Zeit eine auffallende Abmage­rung der Kranken ein. Die Schleimhaut des Maules rasend wüthender Hunde ist in der Regel nur kurze Zeit wenig feucht, in den meisten Fällen mehr trocken als im gesunden Zustande, und fast immer ganz ohne Schaum und ohne Geifer. Indessen findet sich von dem Vorerwähnten doch eine Abweichung in denjenigen Fällen, wo die wüthenden Hunde wegen einer Affection des Rachens nicht schlingen können, und desshalb der Speichel in Fäden aus dem Munde fliesst. Einzelne Beobachter fanden manchmal eine Anschwellung der Zunge, der Nase und des ganzen Kopfes vor. In der Regel zeigt sich eine stärkere Röthung der Bindehaut und öfteres Schliessen der Augen.
Das Athmen ist während der einzelnen Anfälle gewöhn­lich beschleunigt und erschwert.
In dem Gange solcher Hunde ist anfangs nichts Auffallendes zu bemerken; unrichtig ist die Annahme, dass wüthende Hunde den Schweif zwischen die Hinterschenkel herabsenken, sogar da­selbst einklemmen, oder dass sie stets geradeaus laufen. Das Erstere tritt erst ein, wenn die Schwäche ilh Hintertheile zunimmt; das Letztere findet gewöhnlich nur dann statt, wenn die Hunde
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Die Wnthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11
verfolgt werden, während sie sonst häufig von der geraden Rich­tung nach rechts und links abweichen.
Während ihres Herumschweifens scheinen sie nahezu be-wusstlos zu sein, sie laufen in diesem Zustande fort, bis sie ent­weder zusammenstttrzen, oder wieder zum Bewnsstsein kommen, und dann nicht selten nach Hause zurückkehren.
Die Dauer dieses Stadiums ist ebenso unbestimmt wie jene des ersten; es erstreckt sich nicht leicht über 3—4 Tage, nach welcher Zeit es entweder unmerklich in das folgende übergeht oder unmittelbar durch den Eintritt der Lähmung mit dem Tode endet.
Das dritte Stadium, das der Lähmung, entwickelt sich aus dem vorigen, indem die Anfälle schwächer, die freien Zwischen­räume weniger ausgesprochen werden. Die Abmagerung nimmt sehr rasch zu, die Hunde erhalten: durch ihr struppiges Haar, die eingefallenen Flanken, die matten, zurückgesunkenen Augen, die getrübte Hornhaut, die stark vortretende Nickhaut, das meist offenstehende, trockene Maul mit hervorhängender, bleifarbiger Zunge ein unheimliches und ekelhaftes Aussehen. Die Schwäche im Hintertheile steigert sich, es tritt allmälig Lähmung desselben ein, die Thiere gehen schwankend, mit nachgezogenen Hinter-füssen und hängendem Schweife, oder sie liegen wie schlaf­süchtig, erheben sich nur mit dem Vordertheile, besonders wenn sie gereizt werden, wo sie noch beissen oder wenigstens herumschnappen. Ihre Stimme wird heiser, das Athmen ange­strengt, die Pupille ist erweitert. Zuweilen treten Convulsionen ein, welche bald nur die Muskeln einzelner Partien, bald den ganzen Körper befallen. Endlich gehen die Thiere meist am fünften bis siebenten Tage, seltener später, eher etwas früher zu Grunde.
Die bisher angeführten Erscheinungen kommen besonders ausgesprochen jener Form der Wuthkrankheit zu, welche man als Tollwuth, rasende Wuth, bezeichnet.
Bei der sogenannten stillen Wuth sind die Merkmale der Hirnreizung nicht so deutlich; die Aufregung ist weniger ausgesprochen, die Unruhe, die Neigung zu entlaufen und die Beisssucht sind geringer, die Krauken sind mehr still und traurig.
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Functiouelle Störungen. Bint- und Infectionskranklieiten.
Meist stellt sich schon zeitlich eine Lähmung des Hinterkiefers ein, welche als das wichtigste Symptom dieser Form der Wuth betrachtet werden kann. Der Hinterkiefer hängt dann mehr oder weniger schlaff herab, und die Kranken sind am Beissen und an der Aufnahme des Futters und Getränkes gehindert. Nur wenn man sie stark reizt, sind sie im Stande den Kiefer zu schliessen, wesshalb es selbst bei dieser Form gefährlich bleibt, sich solchen Hunden unvorsichtig zu nähern.
Indem das Maul offen steht, fliesst gewöhnlich Speichel und Geifer aus demselben. Manchmal verratheu die Kranken durch ihr Benehmen Schmerzen im Hinterleibe; die Excremente sind dann weicher, selbst flüssig.
Die übrigen Erscheinungen, namentlich die eigenthümliche Veränderung der Stimme, welche solche Hunde jedoch seltener hören lassen, als rasend wüthende, die Störung des Bewusstseins, die Veränderung des Appetites, der schnelle Eintritt der Abmage­rung und der Lähmung des Hintertheiles gegen das Lebensende, so wie die Schnelligkeit des Verlaufes verhalten sich wie bei der rasenden Wuth. Doch sind mir bei letzterer Form der Wuth viele Fälle bekannt, welche schon nach 3—4 Tagen, vom Auf­treten der ersten Symptome gerechnet, den Tod bedingten.
Ursachen. Die Wuthkrankheit entsteht bei den einzelnen Hunden auf zweierlei Weise, nämlich durch Selbstentwick­lung und durch Ansteckung. Obwohl auf die letztgenannte Art am häufigsten die Wuth sich entwickelt, so kann doch die Selbstentwicklung nicht geleugnet werden, wofür namentlich das zeitweilige seuchenartige Auftreten der Wuthkrankheit unter den Hunden spricht.
Man will gefunden haben, dass gewisse Eacen der Hunde, z. B. die kleinen englischen, die Pintscher, Pudel, Spitze, die Wolfs-, Fleischer- und doggenartigen Hunde, ferner solche, welche ein reizbares Temperament besitzen, und schon von Jugend auf sich böse und bissig zeigen, dann Männchen im überwiegendennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; L
Verhältnisse zu Weibchen, jüngere, verzärtelte, zu üppig genährte, bastardirte, dann wenig Bewegung machende Hunde eine beson­dere Disposition zur Selbstentwicklung dfcr Wuth zeigen. Ich bin der Ansicht, dass allen Hunderacen eine vollkommen gleiche
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Die Wuthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13
Disposition zur Selbstentwicklung der Wuth eigen ist. Als Gele­genheitsursachen beschuldigt man sowohl grosse Sommerhitze als bedeutende Winterkälte; die Krankheit kommt jedoch auch im Frühjahre und Herbste, und bisweilen gerade im kühlen Sommer häufiger vor. Eine andere Ursache soll der Mangel an gutem und frischen Trinkwasser sein, was gewiss nicht wahr ist, indem
die Wuth auch bei Hunden entstand, die stets frisches Wasser
I und in hinreichender Menge zur Verfügung hatten. Von Vielen
wird heftig aufgeregter und nicht befriedigter Geschlechtstrieb, welcher sich dort, wo eine zur Menge der männlichen Hunde unverhältnissmässig geringe Anzahl weiblicher Hunde gehalten wird, bis zur Raserei steigern kann, und vielleicht nicht ohne Grund als eine der Ursachen des Ausbruches der Wuthkrankheit angesehen, wobei hauptsächlich psychische Aufregung und Erbit­terung, mit welcher sich die männlichen Hunde herumbeissen, in Anschlag zu bringen sein dürfte.
Keines der angeführten Momente allein scheint den bisheri­gen Erfahrungen nach die Krankheit hervorbringen zu können.
Sichergestellt ist es, dass die Wuth unter den Hunden zeit­weilig eine auffallende Verbreitung gewinnt, und wahrhaft seuchen­artig herrscht. Von welchen Umständen dieses epizootische Auf­treten abhängig sei, ist völlig unbekannt.
Bewegt sich die spontane Entstehung oder die Selbstent­wicklung der Wuth noch auf dem Gebiete der Hypothesen, so ist anderseits festgestellt, dass die einmal entwickelte Krankheit u. z. schon in ihrem ersten Anfange ein Contagium erzeugt, welches bis zum Ende derselben fortentwickelt, selbst noch einige Zeit nach dem Tode, jedoch kaum über 24 Stunden und so lange das Cadaver nicht völlig erstarrt ist, wirksam bleibt und auf den Menschen, auf Säugethiere und Geflügel übertragen werden kann. Es ist fixer Natur, haftet, wie Impfungen nachgewie­sen haben, am intensivsten am Speichel und Geifer des Maules und im Blute, aber auch an allen Aus- und Absonderungen. Der Genuss von Milch und Fleisch brachte nach (Hertwig) keine Infection zu Stande.
Das Contagium wird am häufigsten durch den Biss wuth-kranker Thiere übertragen. Diese Uebertragung erfolgt jedoch
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Fnnctionelle Störungen, Blut- und Infectionskrankheiteu,
nicht in jedem Falle unbedingt, sondern sie ist von verschie­denen Umständen abhängig, namentlich von der Empfänglichkeit des gebissenen Thieres für den AnsteckungsstofF, von der Stärke der Blutung aus der Bisswtmde, von der Befeuchtung oder Trocken­heit der Zähne des beissenden Thieres und von der Verschieden­heit der Intensität des Ansteckungsstoffes; denn es sind mehrere Fälle bekannt, wo ein oder der andere Hund von wirklich wuth-kranken Hunden mehrmals gebissen oder selbst mit dem Spei­chel der wuthkranken Hunde oder eines hydrophobischen Men­schen geimpft worden ist, und wo doch bei der über ein bis 3 Jahre hinaus fortgesetzten Beobachtung eines solchen Hundes die Wuthkrankheit nicht entstand, und wo man somit annehmen musste, dass dem gebissenen Hunde die Empfänglichkeit für den Ansteckungsstoff mangelte. Andererseits hat man gefunden, dass wenn die Bisswunden stark bluteten, weit seltener die Wuthkrankheit entstand, als da, wo die Wunden klein waren, wenig oder gar nicht bluteten; ebenso gibt es Fälle, dass, wenn der wuthkranke Hund ein ganz trockenes Maul hatte, oder wenn er kurz vorher ein anderes Thier gebissen und sich gleichsam die Zähne an demselben abgewischt hatte, das nachher von ihm gebissene Thier von der Wuthkrankheit nicht befallen worden ist. Und nachdem der Erfahrung gemäss manche wiithende Hunde durch ihren Biss die Mehrzahl der Verletzten anstecken, wäh­rend dies bei anderen nicht der Fall ist, so kann auch eine Verschiedenheit in der Intensität des Contagiums angenommen werden.
Die Zeit, in welcher ein Hund nach der Ansteckung in die Wuthkrankheit verfällt, ist in den einzelnen Fällen sehr ver­schieden. Es sind Fälle verzeichnet, wo die Krankheit 8 Tage nach dem erhaltenen Bisse eines wüthenden Hundes entstand. In den meisten Fällen bricht sie in der 4. bis 6. Woche, seltener erst zwischen 0 und 12 Wochen und äusserst selten noch später aus. Nach Angabe soll bei einem Hunde erst nach 5 Monaten, und bei einem anderen Thiere erst am Schlüsse des 7 Monates die Wuth zum Ausbruch gelangt sein!
Die durch Ansteckung erzeugte Krankheit tritt bald in der Form der rasenden, bald in der Form der stillen Wuth aut^
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Die WnthkvankheU.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15
was jedenfalls von der Disposition des gebissenen Thieres abhängig ist.
Der Verlauf der Wuth ist ein sehr rascher und endigt stets mit dem Tode. Die Dauer der Krankheit hat sich in keinem Falle über 10 Tage erstreckt, meist erfolgt der Tod zwischen dem 5. und 6. Tage, oft noch früher, schon nach 3—4 Tagen. Die Section liefert nur äusserst wenige derartige pathologische Merkmale, welche mit einiger Gewissheit der Wuthkrankbeit aliein zukommen, und es ist in vielen Fällen sehr schwer durch die Section allein das Vorhandensein der Wuth zu constatiren.
Die wichtigsten pathologischen Erscheinungen sind: eine stärkere Anfüllung der Getässe des Gehirns und des Rücken­markes, manchmal seröse Exsudationen in dasselbe; ausgebreitete Hyperämien des Unterhautbindegewebes, der Musculatur, der Leber und Nieren, umschriebene oder ausgebreitete Hyperämien, selbst Blutungen in der Milz, dunkles, wie theerartiges, keine oder nur sparsame Gerinnungen bildendes Blut, welches bald nach dem Tode ausgedehnte Leichentränkungen veranlasst. Hyper­ämien und Blutaustretungen auf der Schleimhaut des Nahrungs­schlauches kommen bisweilen ausgesprochen bei der stillen Wuth vor, u. z. im Schlundkopfe in geringerem Grade, am entwickelt­sten im Magen, dessen Schleimhaut an den Falten geschwellt, von Extravasaten durchzogen und häufig von hämorrhagischen Erosionen besetzt erscheint, Hyperämien der Zunge, die bisweilen durch Bisse verletzt ist, der Mandeln und Speicheldrüsen. Aehn-liche Veränderungen finden sich auf der Schleimhaut des Kehl­kopfes, besonders des Kehldeckels, der Luftröhre und ihrer Zweige, welche überdiess häufig mit einem schaumigen Secrete erfüllt sind. Gewöhnlich findet sich ein ungewöhnlicher Inhalt des Magens, als Stroh, Heu, Fetzen, Haare, Koth u. s. w. oder ein gänzlicher Mangel dieser Stoffe, oder das Vorhandensein einer nur geringen Menge von Futterstoffen im Magen. Im Gan­zen betrachtet zeigt der anatomische Befund bei ausgespro­chenen Fällen dieser Krankheit einige Aehnlichkeit mit jenem, welchen man bei Hunden nach acuten Vergiftungen mit narkoti­schen Substanzen, oder bei anthraxkranken Thieren antrifft.
Aus dem Angeführten ergibt sich, dass die Diagnose der
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Functionelle Störmigen, Blut- nnd Infectionskrankheiten.
Wuthkrankheit keinesfalls aus einzelnen, für gewiss ausgegebenen Merkmalen, sondern aus der Aufeinanderfolge gewisser Reihen von Erscheinungen und Störungen entnommen werden könne.
Es gibt aber auch Krankheiten, mit welchen die Wuth ver­wechselt werden könnte, u. z.
a)nbsp; Die Fallsucht, bei welcher jedoch Krampfanfälle mit Bewusst-losigkeit, Geifern und Schäumen aus dem Maule und ängst­liches Schreien zugegen sind.
b)nbsp; Die Halsentzündung (Bräune), wo alle Erscheinungen der Wuthkrankheit, mit Ausnahme der Schlingbeschwerden, fehlen, und eine grössere Empfindlichkeit der Schluudkopf-gegend gegen einen angebrachten Druck zugegen ist.
c)nbsp; Magen- und Darmentzündungen, welche sich durch Fieber­erscheinungen, Schmerzen im Hinterleibe und durch den Mangel nervöser Erscheinungen leicht von der Wuth unter­scheiden lassen.
d)nbsp; Die Gegenwart fremder Körper im Rachen und im Schlünde, wo stets starkes Geifern und Speicheln zugegen ist, wo der fremde Körper leicht gefühlt oder gesehen werden kann, und wo die abnormen Erscheinungen sogleich verschwinden, sobald der fremde Körper entfernt wird. Symptome der grössten Raserei und Aufregung stellen sich auch ein
e)nbsp; bei der Gegenwart des bandwurmähnlichen Fünfloches (Pentastomum taeniodes) in den Stirnhöhlen und zahlreicher dreigliederiger Bandwürmer (Taenia Echinococcus), welch' letztere sich mit ihren Haken fest in die Dünndarm-schleimhaut anhängen. In beiden Fällen gibt die Section hierüber genauen Aufschluss.
Von einer Behandlung der ausgebrochenen Wuthkrank­heit kann den Erfahrungen gemäss keine Rede sein. Alle Mittel, die man bisher zur Bekämpfung des Leidens in Anwendung gezogen hat, haben sich als erfolglos erwiesen. Dagegen kann durch eine entsprechende örtliche Behandlung der Bissstellen das Wuthgift zerstört und dadurch der Ausbruch der Wuth­krankheit möglicherweise hintangehalten werden.
Diese Behandlung besteht in dem Reinigen der Bisswunde, in dem Cauterisiren derselben mit verschiedenen Aetzmitteln
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Die Wuthkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17
^Höllenstein, concentrirte Mineral.säuren, Wiener Aetzpasta) oder mit dem Glüheisen oder in dein Ausselineiden der Bissstelle und in dem Unterhalten einer längeren Eiterung durch das Bestreichen mit reizenden Salben. Auch nach bereits erfolgter Vernarbung scheint das Ausschneiden der Narbe und die darauf folgende Er­regung und Unterhaltung der Eiterung von Vortheil.
Als Mittel, das Tollwerden der Hunde möglichst hintanzu-halten, haben sich die nachstehenden noch am besten bewahrt, und sie sind, weil die Hunde zu jeder Jahreszeit wiltheml werden können, nie aussei- Acht zu lassen:
a)nbsp; Die Hunde müssen genug zu fressen und zu saufen haben.
b)nbsp; Sie dürfen, besonders im Sommer, nicht faules oder stin-kendes Fleisch, Blut, Fett oder derlei Nahrung bekommen.
c'i Das Brot, mit welchem sie gefüttert werden, darf nicht un-ausgebacken, oder noch warm oder schimmlig sein. Sehr zuträglich ist ihnen gesalzenes Brot.
d)nbsp; Eine naturwidrige Nahrung, besonders Gewürze in derselben, und der Genuss von heissen Speisen ist ihnen schädlich. Da­gegen sind Knochen ein für sie nothwendiges Nahrungsmittel.
e)nbsp; Die Hunde müssen immer reinlich gehalten, fleissig ge­kämmt, gestriegelt und gewaschen, zottige Hunde sollen wenigstens zweimal im Jahre geschoren werden.
f)nbsp; Im Sommer lasse man sie oft im Wasser herumschwimmen.
g)nbsp; Ihre Ställe müssen oft gereinigt und mit frischem Stroh versehen werden.
h) Im Winter sind die Hunde in mit Stroh wohl versehenen Ställen vor Kälte, Wind und Nässe zu verwahren und immer mit reinem Wasser zu versehen, worauf bei strenger Kälte um so mehr zu achten ist, als das Trinkwasser leicht gefriert.
i) Es ist den Hunden schädlich, lauge Zeit unter oder neben dem heissen Ofen, oder nahe dem Feuer, oder gar den Sonnenstrahlen unmittelbar ausgesetzt zu liegen.
k) Im Sommer benöthigen die Hunde vorzüglich reines und frisches Wasser. Zu dieser Zeit muss man dafür sorgen, dass sie stets hinlänglich saufen können.
1) Man darf Hunde nicht muthwillig reizen oder anhetzen oder im Saufen hindern. Wird Jemand in Folge von Reizen
Konhäuser, Knmklu'lten äos Hundes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -
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18 Fnnctionellc Störungen, Blut- n. Infectionskrankheiten. Wuthkrankheit.
gt; I11 B
oder Anhetzen der Hunde beschädigt, so verfällt der
Schuldige in die Strafe des sect;. 392 des Strafgesetzbuches.
Dieser lautet: „Kommt bei der Untersuchung einer von
„einem Thiere zugefügten Beschädigung hervor, dass
„Jemand durch Anhetzen, Reizen oder was immer für
„absichtliches Zuthun den Vorfall veranlagst hat, so macht
„sich der Thäter einer üebertretung schuldig, und ist mit
„Arrest von einer Woche, der nach Umständen zu ver-
„schärfen ist, zu bestrafen.quot;
m) Brünstige und läufige Hunde muss man bei Zeiten sich
begatten lassen. n) Man soll die Hunde nie längere Zeit aufsichtslos herum­laufen lassen, weil sie sich da mit anderen Hunden herum-beissen und so Gelegenheit bekommen, selbst bissig und zornig zu werden ; weil sie aus Hunger und Durst schäd­liche Substanzen verzehren ; vorzüglicli aber, weil der Eigen-thümer ausser Stand ist, auf seinen Hund Acht zu haben. o) Bissige und zornige Hunde sind dort, wo sie nöthig sind, an Ketten zu legen, im Allgemeinen aber so zu verwahren, dass von ihnen Niemand beschädigt werden kann.
Die Vernachlässigung dieser Vorschrift unterliegt der Strafe des sect;. 391 des Strafgesetzbuches:
„Jeder Eigenthümer eines Hausthieres von was immer „für einer Gattung, von welchem ihm eine bösartige Eigen-„schaft bekannt ist, muss dasselbe sowohl bei Haas, als „wenn er ausser dem Hause davon Gebrauch macht, so „verwahren oderbesorgen, dass Niemand beschädigt werden „kann. Die Vernachlässigung dieser Vorsicht ist eine „Üebertretung und auch ohne erfolgte Beschädigung mit „einer Strafe von 5 bis 25, bei wirklich erfolgtem Schaden „aber von 10 bis 50 fl. zu belegen.quot;
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Zweiter Abschnitt.
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Besondere Krankheiten einzelner Organe. I. Kapitel.
Krankheiten der am Kopfe befindlichen Organe.
A) GreJiirn- und RUckeiinieiirksIci-anklieiten.
1. Gehirnentzündung.
Dieselbe besteht in einer Entzlindung umscbriebener Partien des Gehirnes, am häufigsten in einer Entzündung der Hirnhäute, und es werden meist junge Hunde, besonders während des Zahn­wechsels, davon befallen.
Erscheinungen dieses Krankheitsprocesses sind: Ein­genommenheit des Kopfes, Taumeln oder Drehen nach einer Seite, erhöhte Temperatur am Kopfe, starke Röthung der Binde­haut der Augen, höhere Röthe der Maulselileimhaut, Trockenheit der Nase und des Maules, beschleunigter Puls und vermehrte Athemzüge. Im höheren Grade des Leidens liegen die Thiere in einem fast bewusstlosen, gelähmten Zustande. Dabei fehlt der Appetit gänzlich, die Ausleerungen des Kothes erfolgen nur selten, und der Koth selbst ist hart und trocken.
Die Ursachen dieses Leidens sind :#9632; Erkältungen, iiber-mässiger Nährzustand des Hundes, zuweilen auch Stösse und Schläge auf den Kopf.
Die Prognose kann ziemlich günstig dann gestellt werden, wenn das Fieber im massigen Grade einige Tage anhält und
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
der Betäubungszustand des Thieres nicht zunimmt; sobald aber das Fieber immer heftiger wird, und die Bewusstlosigkeit rasche Fortschritte macht, so ist der baldige Eintritt des Todes zu ge­wärtigen.
Was die Behandlung anbelangt, so soll vor Allem dem Patienten ein massig warmer, reiner, luftiger und ruhiger Auf­enthaltsort zugewiesen werden. Zur Mässigung der bedeutenden Hitze am Kopfe applizirt man auf den Kopf kalte Umschläge, u. z. von in kaltes Wasser getauchten Lappen, oder indem man Schnee oder klein zerstossenes Eis in einen Lappen einlegt, und so die Umschläge unausgesetzt und gleichmässig in Anwendung bringt, bis die Thiere munterer erscheinen.
Innerlich erweisen sich solche Mittel als zweckdienlich, die ein starkes Purgieren hervorbringen. Kleinen Hunden verabreiche man das Wiener-Laxiertränkchen (stündlich einen Kaffeelöffel voll), grösseren das Calomel pro dosi einen halben Gran (0.03 Gramm) täglich 2—3 mal in Verbindung mit einem indifferenten Mittel, oder das Glaubersalz zu x/a—1 Loth (8—16 Gramm) gelöst in Camillenthee, ebenfalls 2—3 Mal täglich. Ausserdem kann man, nachdem die abführenden Mittel ihre Wirkung gezeigt haben, an dem Genick ein Eiterband ziehen und dies durch 8-14 Tage liegen lassen. Ferner halte man den Patienten diät, und verab­folge ihm als Nahrung nur eine gute Rindsuppe mit etwas Brot, bis alle Krankheitszeichen vorüber sind.
2. Das Gehirnödem.
Dasselbe besteht in einer serösen Durchfeuchtung der Gehirn­substanz.
Dieser Krankheitszustand gibt sich bei Hunden durch eine Betäubung und Bewusstlosigkeit, manchmal durch Drehen nach einer Seite zu erkennen. Ist der Process weit vorgeschritten, so können sich die Patienten nicht mehr erheben ; bringt man sie mit Gewalt auf die Höhe, so behalten sie entweder die ihnen gegebene Stellung, oder sie stützen sich an in der Nähe befind­liche Gegenstände. Fress- und Trinklust liegt ganz darnieder, ebenso ist die Koth- und Urinentleerung vei^ögert. Sie erscheinen im Allgemeinen dumm.
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Gehirnödem. Lähmnngen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 21
Der Verlauf des Krankheitsprocesses ist meist ein lang­wieriger, und eine vollkommene Genesung erfolgt sehr selten.
Die Ursachen sind fast durchgehends Hyperämien des Gehirnes, entweder in Folge iibermässiger Fütterung, besonders mit blähenden Nährstoffen, oder eine Ueberanstrengung der Hunde während grosser Hitze. Manchmal gibt auch eine mechanische Einwirkung die Veranlassung zur Entwicklung dieses Processes.
In Bezug der Behandlung kann ganz auf dieselbe Weise wie bei der Gehirnentzündung vorgegangen werden. Bei grosser Betäubung können vorzugsweise starke Gaben von Digitalis-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;
oder Bryonia-Tinctur (30 Gran oder 2 Gramm auf 1 Unze oder 30 Gramm Wasser gerechnet) verabreicht werden.
3. Die Lähmungen.
Lähmungen sind bei Hunden sehr häufig, und entweder für sich bestehend oder Folgezustände anderer Krankheiten; z. B. der Staupe, der Verstopfung, der Vergiftung mit narkotischen Stoffen, der Verletzungen am Kopfe und an der Wirbelsäule.
Die Lähmungen sind vollständig oder unvollständig, traumatisch und rheumatisch. Es können nur einzelne Theile des Körpers, z. B. ein Ohr, eine Lippe, ein Fuss, eine Hälfte des Körpers, der Hintertheil gelähmt sein, oder es befällt die Lähmung den ganzen Körper.
Als vollständig bezeichnet man die Lähmung, wenn in dem gelähmten Theile die Empfindung und das Bewegungsvermögen ganz fehlt; während bei unvollkommenen Lähmungen noch theil-weise die Empfindung und das Bewegungsvermögen in dem affi-zirten Theile vorhanden ist.
Nach dem Vorerwähnten sind auch die Erscheinungen bei den Lähmungen in den einzelnen Fällen verschieden.
Das gelähmte Ohr hängt schlaff herab, und wird weniger als sonst oder gar nicht mehr durch den Willen des Thieres be­wegt; ist die Lippe beiderseits gelähmt, so hängt sie ebenfalls schlaff herab, bei einseitiger Lähmung aber sieht man sie nach der gesunden Seite hin verzogen; ist ein Fuss gelähmt, so zieht der Hund denselben beim Gehen mit fort, tritt wenig oder gar nicht auf denselben, die Gelenke erscheinen schlaff und sind
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II
22nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Besondere Eiankheiten einzelner Organe.
durch gelinden Druck leidit zu beugen und zu strecken; ist eine Körperhält'te von der Lähmung befallen, so fällt das Thier immer auf die gelähmte Seite, und ebenso bricht das Thier mit dem llintertheil zusammen und zieht dasselbe nach, wenn diese Partie des Körpers gelähmt ist. .Sobald die Lähmung eine vollkommene ist, so verrathen die Hunde keinen Schmerz, wenn man die gelähmten Theile mit Nadeln sticht oder sonst reizt, und ausser-dem sind die gelähmten Partien des Körpers meist etwas kühler als die in der Nähe hetindlichen gesunden Theile.
Gewöhnlich magern die gelähmten Partien rasch ab.
1st die Lähmung als Begleiter eines anderen Krankheits-processes zugegen, so sieht man noch die Symptome des letzteren, so dass im Allgemeinen es leicht zu erkennen ist, ob die Lähmung selbstständig ist oder nicht.
Lähmungen entwickeln sich durch verschiedenartige Ur­sachen; besonders aber durch Verkühlungen, durch den Genuss narkotischer Stoffe, durch mechanische Einwirkungen auf den Kopf oder die Wirbelsäule, durch Knochenauswiichsc und andere krankhafte Bildungen in der Schädelhöhle und im Wirbelkanal.
Die Prognose bei Lähnuingeu ist je nach dem afficierten Theile, nach dem Grade und der Dauer des Leidens, sowie nach der Art der Ursache in den einzelnen Fällen sehr verschieden zu stellen. Im Allgemeinen gehören diej Lähmungen zu den am schwersten heilbaren Krankheiten, meist sind dieselben äusserst langwierig, oft ganz unheilbar und lebensgefährlich. In solchen Fällen, wo die Lähmung als Begleiter anderer Krankheiten zugegen ist, hängt die Beurtheilung zum Theil von der Wichtig­keit des Krankheitsprocesses selbst ah. Man will die Beobach­tung gemacht haben, dass bei Hunden im mittleren Alter Läh­mungen viel leichter zu heilen sind, als bei sehr jungen oder zu alten Thiereu. Je kräftiger und je besser ausgebildet der Hund ist, um so leichter kann er den Krankheitsprocess überstehen.
Die Behandlung verlangt auch hier vor Allem die Besei­tigung der Ursachen. Dem Patienten muss ein ruhiger, massig temperirter Aufenthaltsort angewiesen werden. Die Nahrung soll in einer guten Rindsuppe mit etwas Wöissbrot und einigen Stückchen Fleisch in geringer Menge bestehen. Gleichzeitig sorge
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Fallsncht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;28nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;'M
man für eine leichte Entleerung der Excremente. Dies bewirkt man durch die innerliche Verabreichung von Ricinusöl, Tafelöl, Kindermeth, Wiener-Laxiertränkchen, Glauber- oder Bittersalz­lösung ; äusserlich durch die Anwendung eines Seifen- oder Oel-klystieres. Bei allen Lähmungen, wo man die Ursache mit Be­stimmtheit nicht angeben kann, verabreiche man innerlich ein Decoct mit Wasser aus (025—0-37 Gramm oder 4—6 Gran) geraspelter Brechnuss, in welcher Abkochung etwa 60 Gramm oder 4 Loth) ein Gran oder 0-06 Gramm Brechweinstein zu lösen ist. Davon sind täglich vier Katfeelöffel voll zu geben. Bei trau-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;y
matischen Lähmungen hat sich in manchen Fällen die innerliche Verabreichung von 4—10 Tropfen reiner Arnikatinctur. oder der Tinctura-Bestuscheffi, 2 Mal täglich, als zweckdienlich erwiesen.
4. Die Fallsucht, Epilepsie.
Man versteht darunter Krampfanfälle, die mit Empfindungs­und Bewusstlosigkeit verbunden sind und in kurzen oder länge­ren Zwischenräumen wiederkehren
Erscheinungen: Der Anfall tritt entweder plötzlich ein, indem die Thiere nach einem kurzen Schwanken bewusst-los zur Erde fallen und von Krämpfen befallen werden; oder es gehen ihm einige Vorboten voraus; die Thiere verrathen Unruhe, bleiben, wenn sie in Bewegung sind, stehen; sie zittern, schwan­ken hin und her, stellen die Fllsse weit auseinander, laufen manchmal ängstlich hin und her, schliesslich fallen sie bewusst-los zu Boden. Hierauf erfolgen Krämpfe; die Thiere verdrehen die Augen, schlagen mit den Kiefern aneinander, und vollführen mit den Fassen laufende, unwillkürliche Bewegungen. Durch die kauende Bewegung der Kiefer wird der Speichel zum Schaum, welcher aus dem Maule tritt; manchmal schreien, klagen oder bellen dio Kranken während dem Anfalle.
Das Bewusstsein und die Empfindlichkeit ist während des Paroxismus vollkommen aufgehoben, die Pupille meist stark erweitert, die Bindehaut injicirt; die Thiere sind gegen das Anrufen, gegen das Stechen der Haut mit Nadeln vollkommen uuempfindüch; der Puls ist klein, unregelmässig, verlangsamt;
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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der Herzschlag- mauchmal pochend, das Athmen sehr beschleunigt, keuchend, röchelnd.
Allmälig lassen die Krämpfe nach, es erfolgt Absatz von Urin und Excrementen, die Thiere werden ruhiger, ihr Bewusst-sein und die Empfindung kehren zurück, sie erheben sich vom Boden, sind jedoch noch einige Zeit hindurch wie betäubt, matt und abgeschlagen.
Die Anfalle wiederholen sich in bald kürzeren, bald länge­ren Zwischenzeiten, zuweilen in einem Tage öfter als 10 Mal, in anderen Fällen erst nach mehreren Tagen einmal.
Die Ursachen der Fallsucht sind zum Theil bekannt, in manchen Fällen aber gar nicht zu ermitteln. Sie entsteht bei jungen Hunden oft zur Zeit des Zahnwechsels, in anderen Fällen nach Erkältungen, nach dem Genüsse schwer verdaulicher Sub­stanzen, nach zu starker l eberfüllung des Magens, bei Anhäu­fung von Eingeweidewürmern im Magen und Darmkaual, wie es scheint, auch durch Würmer in der Stirnhöhle und zuweilen durch (Temüthsaffecte.
Im letzteren Falle sieht man die epileptischen Krämpfe bei zarten, reizbaren Hunden entstehen, wenn die Thiere von ihrem Herrn zum Spazierengehen mitgenommen werden und dabei vor Freude wild herumspringen und bellen, oder wenn sie wegen irgend eines Vergehens grob gescholten oder anderweitig bestraft werden. Wodurch die Fallsucht bei der Staupe so häufig her­vorgerufen wird, lässt sich nicht genau angeben.
Die Prognose ist bei der Fallsucht in den einzelnen Fällen sehr verschieden, im Ganzen aber sehr ungünstig. Dort, wo die Epilepsie bei reizbaren Hunden in Folge von Würmern oder von vorübergehender Aufregung entsteht, ist sie in der Regel binnen wenigen Tagen wieder zu beseitigen: dagegen ist sie in den meisten Fällen ein gefährliches Uebel, wo sie bei dem Durchbruche der Zähne oder mit der Staupe in Verbindung entsteht und ebenso, wo sie in Folge von mechanischen Verlet­zungen am Kopfe oder am Halse hervortritt.
Bei der Behandlung der Fallsucht ausser der Zeit der Paroxismen inuss vorzugsweise auf die Entfernung der veran­lassenden Ursachen Bücksicht genommen werden.
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Fallsucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 25
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Bei schwerem Zahndurchbruche soll das geschwollene Zahn­fleisch mit einem Bistouri oder einer Lanzette gespalten und die Blutung einige Zeit unterhalten werden. Ausserdem sorge man durch Verabreichung von Abführmitteln für eine ausgiebige Darmentleerung, und trachte etwa vorhandene Darmwürmer zu entfernen. Hiezu verabreiche man 2 Loth (30 Gramm) Rizinusöl auf ein- oder zweimal, und wenn dies keine genügende Wir­kung macht, so gebe man ein Gemenge von 1 Gran ,006 Gramm) Calomel und Gummigutt oder Jalapa mit einem indifferenten Mittel, als: gestossenen weissen Zucker, Sitssholzwurzelpulver.
Ist das Vorhandensein von Bandwürmern constatirt, so ver­abreiche man Farreukraut-Extract 30 Gran (2 Gramma auf 2 Loth (30 Gramm) Pfeffermünzwasser gelöst, je nach der Grosse des Hundes auf eine oder zwei Gaben, und gebe nach einigen Stun­den ein Abführmittel.
Ausseiquot; dem vorenvähnten Arzneimittel kann mit sehr gutem Erfolge die Camala innerlich gegeben werden, indem selbe nicht nur die Würmer tödtet, sondern gleichzeitig aus dem Darmkanal entfernt. (10 — 20—30—60 Gran pro Dosis, 0 6—i Gramm.)
Wenn die Patienten vor dem Eintritte der Fallsucht oder auch in den freien Zwischenzeiten innerhalb den einzelnen Anfäl­len oft kräftig durch die Nase prusten und mit den Vorderpfoten viel über dieselbe wischen, und wenn man hieraus auf das Vor­handensein von Würmern (Pentastoma taenoides) in der Stirn­höhle schliessen kann, so empfiehlt Hertwig die Anwendung des Theer- oder Bernsteinrauches, oder die Trepanation der Stirn­höhle und die fortgesetzte Einspritzung von Theerwasser oder wässeriger Aloelösung.
Sobald die Fallsucht in Folge L'eberfütterung oder durch den Genuss schwer verdaulicher Nahrungsmittel aufgetreten ist, so leistet ein Brechmittel (1 Gran, 0-06 Gramm) Brechweinstein, gelöst in 2—4 Loth (30—60 Gramm) Aquae destillatae, oder 5—15 Gran (03—1 Gramm Brechwurzelpulver pro Dosis und nachträglich ein Abführmittel oft gute Dienste
Sind Gemüthsaffecte die Ursache des Eintrittes der Epilepsie, so bringe man die Patienten an einen ruhigen mehr dunklen Ort und gebe ihnen etwas Salpeter ins Getränk, damit sie nicht durch das Ein-
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ßesoudeiv Krankheiten einzelner Organe.
geben von Medicameuten irritirt werden. Wiederholen sich aber dennoch hierbei die Krämpfe öfter, so leisten narkotische Mittel in kleinen Gaben, wie z. B. ^g—% Gran (0007—0015 Gramm) Opium oder eben so viel Belladonna-Extract, alle zwei Stunden wiederholt, bis die Kranken Neigung zum Schlafen zeigen, die besten Dienste (Angabe von Hertwig).
Tritt nach einigen Anfällen bei dem Patienten eine hoch­gradige Erschöpfung ein, ist das Bewasstseiu und die Empfin­dung ganz darnieder liegend, so ist die Prognose eine vollkom­men ungünstige und jede Behandlung ohne Erfolg. Versuchs­weise kann das zur Heilung der Fallsucht angerühmte Chloral-hydrat angewendet werden. Mau nimmt 10—20 Gr. (06—12 Gramm) Chloralhydrat auf 2 Unz. (GO Gramm) destillirtes Wasser, und verabreicht die ganze Menge auf 3 mal innerhalb eines Tages. Der Gebrauch muss durch einige Tage fortgesetzt werden. So viel ich beobachtete, ist auf das betreffende Mittel keine Genesung eingetreten.
Die Patienten sollen während der Behandlung streng diät gehalten werden, und die Nahrung soll nur aus Milch, Eind-suppe und etwas Weissbrot bestehen. Sobald die Anfälle längere Zeit aussetzen, so kann wieder die Fleischnahrung, besonders rohes Fleisch, eingeführt worden.
5. Starrsucht, Katalepsie.
Man versteht darunter ein Starrwerden der willkürlichen Muskeln mit aufgehobenem Willenseinflusse auf die Bewegung der Theile, deren Biegsamkeit gleichwohl fortbesteht.
Die Hunde verlieren das Vermögen der selbstständigen Ortsbewegung und verharren in der einmal angenommenen Stel­lung oder Lage, wobei man ihnen aber jede beliebige Stellung, welche sie dann beibehalten, geben kann. Dieser Zustand, wobei Athmen und Kreislauf keine Abnormität zeigen, dauert einige Minuten, bis zu einer Stunde und länger (nach Hertwig selbst zwei und mehrere Wochen) an. Bei langer Andauer der Anfälle kommen die Hunde wegen des Unvermögens, gehörig Futter zu sich zu nehmen, von Kräften, und gehen an-Erschöpfung zu Grunde, sonst soll die Krankheit eine nicht ungünstige Prognose zulassen.
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Starrsncht. Veitstanz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 27
Als Ursachen werden heftige Gemtithsbewegungen, Er­kältung, der Genuss schwer verdaulicher Nahrung angegeben,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;p .s
auf deren Beseitigung die Behandlung vorzugsweise gerichtet sein muss.
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Wo die Ursachen nicht nachweisbar sind, soll nach Hertwig der Gebrauch drastischer Purgiermittel, später jener von erregen­den Mitteln, von Erfolg sein. Als Purgiermittel sind Pillen von Guramigutt und Calomel, ää gr. j—duas (oder 0-06—012 Gramm), je nach der Grosse der Hunde, oder das Krotonöl zn 1—2 Tropfen in Pillen oder Emulsionen zu verabreichen. Die später zu verabreichenden erregenden Mittel bestehen aus kleinen Gaben von kohlensaurein Ammoniak, Kainpher, Brechnuss. Aeusser-lich können Einreibungen mit Kamphergeist, Salmiakgeist oder Terpentinöl vorgenommen werden.
Die Nahrung muss massig sein, und die Hunde müssen im Ganzen mehr kühl als warm gehalten werden.
Im Allgemeinen wird dieser Krankheitszustand bei den Hunden äusserst selten beobachtet.
6. Der Veitstanz.
Man versteht darunter einen chronischen, fieberlosen Zustand, welcher durch periodische Krampfanfälle charakterisirt ist, wobei die Hunde unwillkürlich und zwecklos eine und dieselbe Bewegung wiederholen, welche einer willkürlichen und bewussten ähnlich ist. Manche Thiere laufen fortwährend im Kreise herum, stossen dabei auch an entgegenstehende Hindernisse an, und setzen dann, ohne sich vom Platze zu rühren, die automatischen Bewegungen fort. Oft beobachtet man, dass derart kranke Hunde auf Stühle und in die Höhe springen, und in der Luft schnappen.
Die Ursachen sind unbekannt.
Die Behandlung kann mit drastischen Purgiermitteln eingeleitet werden und später verabreiche man kleine Gaben von ätherisch-öligen und narkotischen Substanzen.
7. Die Eclampsie der säugenden Hündinnen. Bei säugenden Hündinnen und besonders bei solchen, welche reichlich genährt werden, kommt es nicht selten vor, dass sie in
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
eine Art von Starrsucht und unvollständiger Lähmung verfallen, wobei sich folgende Symptome wahrnehmen lassen:
Die Thiere zeigen sich plötzlich unruhig und ängstlich, haben einen stieren Blick, etwas höher geröthete Binde- und Maulschleimhaut; zuweilen ist die Nase heiss, das Athmen sehr kurz und schnell. Nach kurzer Zeit, oft schon eine Viertelstunde nach dem Eintritte des schweren Athmens sind die Hündinnen nicht mehr vermögend, sich auf den Füssen zu erhalten, sondern sie fallen auf eine Seite und bleiben, mit von sich gestreckten Extremitäten, andauernd liegen ; selbst wenn man sie auf die Beine stellt, fallen sie gleich wieder um. Dabei wird das Athmen noch mehr beschleunigt als vorher, der Puls ist klein und hart, unregelmässig. Das Bewusstsein scheint zu bestehen, aber die Thiere verschmähen Nahrung und Getränk, und die Entleerung der Excremente und des Urins ist entweder sehr verzögert oder hört gänzlich auf. Die Milchdrüsen sind stark angeschwollen, bedeutend wärmer und reichlich mit Milch versehen, deren Be­schaffenheit nicht verändert und auch den Jungen unschädlich ist.
Dieser eben beschriebene Zustand dauert, sich selbst über­lassen, gegen 48 Stunden fort und führt um diese Zeit gewöhn­lich den Tod herbei; bei zweckmässiger Hilfe ist er aber stets sehr schnell zu beseitigen.
Als Ursachen dieser Krankheit sind zu beschuldigen: Erkältungen, der Verlust mehrerer Jungen und dadurch über-mässige Ansammlung von Milch in den Drüsen, Gemüthsaffecte, besonders Gram über den Verlust der Jungen.
Die Behandlung verlangt, der Erfahrung gemäss, eine ergiebige Ableitung und rasche Mässigung^der Eiebererscheinungen.
Zur Erzielung des Ersteren verabreiche man Ricinusöl, Kindermeth, Wiener - Laxirtränkchen, Glaubersalzlösung. Um die Fiebersymptome herabzusetzen, gebe man Aconit- oder Digitalis-Tinctur, 10 Tropfen auf 2 Loth oder 30 Gramme Wasser inner­halb 3—6 Stunden ein.
Sollte trotz Abführmitteln keine Entleerung eintreten, so kann man auch ein Oel- oder Seifenklystier applizieren.
Während der Dauer dieses krankhaften Zustandes muss das Saugen von Seite der Jungen verhindert werden.
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Starrkrampf.
8. Der Starrkrampf, Tetanus.
Unter Starrkrampf versteht man heftige toaische Krämpfe der willkürlichen Muskeln, welche entweder auf einzelne Körper­partien, wie auf den Kopf und Hals beschränkt (Maulsperre, Kinnbackenkrampf, Trismus) oder über den ganzen Körper ver­breitet sind (Starrkrampf, Hirschkrankheit), und wahrscheinlich in einer specifischen Eeizung des Rückenmarkes und seiner Häute bestehen.
Die Krankheit ist bei dem Hunde selten.
Als Ursachen des Starrkrampfes werden besonders zwei, nämlich Erkältungen beim rheumatischen Starrkrampf und Ver­letzungen beim traumatischen oder Wund-Starrkrampf, angeführt. Die Zufalle sind jedoch bei diesen verscbiedeneu Ursachen nicht verschieden, sondern das Uebel äussert sich bei beiden Fällen auf gleiche Weise. Die Erkältungen können durch Zugluft, durch kaltes Waschen oder Baden, oder durch Jagen der Hunde bei er­hitztem Körper durch kaltes Wasser herbeigeführt werden. Der Wund-Starrkrampf entsteht meistens bei solchen Verletzungen, welche die sehnigen Theile an dem untern Ende der Füsse be­troffen haben, oder wo fremde Körper in der Wunde sitzen geblieben sind und stets reizen; er kann aber auch bei anderen Verwundungen eintreten. Sehr oft scheint das Entstehen des Starrkrampfes noch von einer besonderen Witterungsconstitution abhängig zu sein.
Die Erscheinungen bei dem Kinnbackenkrampf sind, dass die Patienten das Maul entweder gar nicht oder nur in sehr geringem Grade zu öffnen vermögen, und bei der näheren Unter­suchung findet man die Kau- und Gesichtsmuskeln mehr als ge­wöhnlich gespannt, derb, bei der Berührung nicht schmerzhaft. Der Blick ist stier, die Ohren werden wenig oder gar nicht bewegt, sondern steif in die Höhe gehalten. Wenn man dem Hunde das Maul öffnen will, gelingt dies selbst mit grosser Kraftanstrengung nicht; die Patienten können dabei weder bellen, noch Futter und Getränk freiwillig aufnehmen, und wenn man ihnen Flüssig­keiten in das Maul giesst, so können sie dieselben nur mühsam
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und unvollständig verschlucken, weil die Zunge gleichsam zwischen den Zalmreihen im Maule eingesperrt ist.
Hei dem allgemeinen Starrkrampf findet mau den Hals, Rumpf und die Gliedmassen des Hundes ganz steif, manchmal auch den Hals andauernd in die Höhe gerichtet oder nach einer oder der anderen Seite gebogen, die Muskeln überall sehr derb. Der Patient ist kaum vermögend zu gehen, und ebenso schwer wird ihm das Niederlegen: gewöhnlicli stellen sie die Füsse weit von einander. Mit diesen Erscheinungen sind auch die vorange-gebeneu des Kinnbackenkrampfes verbunden.
Bei beiden Formen des Starrkrampfes besitzen die Krauken ungetrübte Sinnesthätigkeit und Verstand, aber ihr Wille ist in Betreff der Bewegungen sehr beschränkt. Puls- und Herzschlag zeigen keine auffallende Veränderung; die Ausleerungen erfolgen zwar etwas verzögert, aber dennocii frei.
Jede Erregung des Patienten bedingt eine Steigerung der Erscheinungen, wo dann auch die Zahl der Pulsschläge und der Athemzüge sich oft bedeutend vermehrt.
In manchen Fällen hält der Krampf in gleicher Stärke an ; in anderen sind aber deutliche Nachlässe zu bemerken.
Der Starrkrampf ist eine sehr gefährliche und in den meisten Fällen schwer zu heilende Krankheit, jedoch bei Hunden im Allgemeinen günstiger zu beurtheilen, als bei Pferden.
Der gewöhnliche Ausgang der Krankheit ist, insbesondere beim traumatischen Starrkrampf, der in den Tod, welcher in sehr rapiden Fällen schon in 2—3, sonst gewöhnlich innerhalb 6—10 Tagen und auch noch später erfolgt.
Der Krampf nimmt in solchen Fällen rasch zu, das Maul kann gar nicht mehi geöffnet werden, das Athmeu wird sehr beschleunigt, kurz, sehr mlihsam, die Flanken sind stark auf­gezogen, hart; die Körpertemperatur ist bedeutend erhöht, über den ganzen Körper bricht reichlicher Schweiss hervor, welcher nicht selten in Tropfen zu Boden fällt; es stellt sich manchmal Durchfall ein, die Kranken stürzen zu Boden, und können sich, selbst aufgehoben, nicht mehr auf den Flissen erhalten, und geheu gewöhnlich nach einem langen Todeskampfe an Erstickung zu Grunde.
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Katarrhalisehe Ansenentzündnag.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 31
Bei dem rheumatischen Starrkrampf ist manchmal Heilung möglich, obwohl er oft über 8—14 Tage andauert.
Die Behandlung beruht bis jetzt noch nicht auf sicheren Regeln und wird daher noch mit sehr verschiedenen Mitteln zunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;s
bewirken gesucht, wobei aber wahrscheinlich die Natur das Meiste zur Heilung beiträgt. In jedem Falle suclit man zunächst die etwa noch einwirkenden Ursachen zu entfernen und ein zweckmässiges diätetisches Verhalten einzuleiten. Zu diesem Behufe ist dem Pa­tienten ein massig warmer, etwas dunkler, wo möglich von allem Geräusche freier Aufenthaltsort anzuweisen. Es soll dem Kranken öfter frisches Wasser vorgestellt werden, damit er sich das Maui
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ausspülen kann. Als Nahrung- verabreiche man ihm flüssige Stoffe, und ist er unvermögenrl diese selbst zu sich zu nehmen, so muss man ihm dieselben öfter im Tage langsam eingiessen.
Den Reiz der Wunde beim Wundstarrkrampf massige man durch Befeuchtung mit Abkochungen von schleimigen oder narkotischen Mitteln, etwa vorhandene fremde Körper entferne man aus der Wunde.
Bei gutem Nährzustande der Patienten, oder dann, wenn ein beschwerliches Athmen eintritt, kann innerlich Salpeter oder Pottaschelösung verabreicht werden.
Sind die sichtlichen Schleimhäute blass, die Thiere sehr empfindlich, so gebe man ein Brechmittel, und nach demselben Opium in solchen Gaben, dass die Thiere etwas betäubt werden.
Zur Mässigung der Krämpfe können auch sehr kurz an­dauernde Inhalationen aus einer Mischung von Chloroform und Schwefeläther (1: 8) öfter im Tage vorgenommen werden.
Ausserdem haben Klystiere von schleimigen Mitteln zur Erleichterung des Kothabganges immer eine wohlthuende Wir­kung auf den ganzen Organismus.
B) Krankheiten des A n {raquo;• e j*.
1. Die katarrhalische Augenentzündung.
Man versteht darunter eine Entzündung der Bindehaut der Augenlider.
Als Ursache der Entstehung dieses krankhatten Zustandes wird die Verkühlung angenommen. Es kann aber auch eine me-
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
chanische Reizung durch einen an der Bindehaut haftenden fremden Körper einen Entziindungsprocess daselbst bedingen.
Erscheinungen sind: Schwellung der Augenlider, stär­kere Röthung der Bindehaut, streitige Röthung der weissen Horn­haut, vermehrte Thränenseeretion, höhere Wärme des Auges. Die Patienten zeigen eine grössere Empfindlichkeit gegen das Licht, blinzeln mit den Augenlidern oder halten dieselben meist geschlossen. Mit der Steigerung des Entzündungszustandes treten die vorerwähnten Merkmale stärker hervor und es tritt eine ver­mehrte Schleimabsonderung an der Bindehaut und au den Augen­lidrändern ein. Das Sehen ist dabei in den meisten Fällen nicht wirklich gehindert, doch ein wenig gctrlibt, wenn eben durch dicken Schleim die durchsichtige Hornhaut mehr oder weniger überzogen ist.
In manchen Fällen wird die durchsichtige Hornhaut bläu­lich trübe, und dadurch wird auch das Sehvermögen gestört. In einzelnen Fällen hochgradiger Entzündung der durchsichtigen Hornhaut treten an letzterer innerhalb sehr kurzer Zeit spenadel-kopf- bis linsengrosse Geschwüre auf, welch letztere sich auch bei Vernachlässigung des Krankheitsprocesses bilden.
Die Krankheit besteht oft für sich allein an einem Auge oder an beiden zugleich; in anderen Fällen erscheint sie als Begleiter der Staupe, Lungenentzündungnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; was man an den
anderweitig vorhandenen Symptomen erkennt.
Die Vorhersage ist bei der katarrhalischen Augen-entzttndung günstig zu stellen; denn sie ist die gutartigste unter allen Augenkrankheiten, und erreicht bei einer zweckmässigen Behandlung gewöhnlich in der Zeit von 3—8 Tagen ihr Ende. Wird sie jedoch vernachlässigt oder ist selbe mit anderen Krank­heiten compliciert, so kann sie auch chronisch werden, wo dann in Folge von Bläschen- und Geschwürbilduug tiefer eindringende Verdunklungen und dunkle Flecken an der durchsichtigen Horn­haut zurückbleiben.
Die Behandlung setzt zunächst die Verhütung weiterer Erkältungen voraus, wesshalb den Patienten ein trockener, massig warmer und gegen Zugluft geschützter Aufenthaltsort angewiesen werden muss. Bei den leichteren GradenMer Entzündung genügen
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Katarrhalische Angenentznndung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3B
fleissige Waschungen mit kaltem Wasser. Ist jedoch die Binde­haut sehr aufgelockert, die Schleim- und Thränenabsondenmg sehr reichlich und eine grosse Empfindlichkeit des Auges vor­handen, so verdienen schleimige und narkotische Mittel den Vor-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nj zug. Man benützt dazu Leinsamen, Käsepappelkraut oder Eibisch­blätter, je 1 Loth'(15 Gramm) auf 1(3 Loth (240 Gramm) einer •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; | Abkochung; oder Lösungen von arabischem Gummi, 1 Loth (15 Gramm) auf 12 Loth (180 Gramm) Brunnenwasser: auch der Quittenschleim, aus 30 Gran oder 2 Gramm der Kerne bereitet, 16 Loth (240 Gramm), kann sowie die vorerwähnten Mittel zu ' l' Befeuchtungen des Auges verwendet werden. Von den narko­tischen Mitteln wählt man besonders das Beladonna- und Bilsen­kraut, und lässt von demselben 1 Loth (15 Gramm) mit l Pfundnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -(480 Gramm) Wasser kochen, und die Flüssigkeit, für sich allein oder auch mit einer kleinen Quantität Bleizucker (1 Gran zu 2 Loth Flüssigkeit oder (O.Oß Gramm zu 30 Gramm) versetzt, alle zwei Stunden einmal auf das Auge bringen.
Wenn dagegen die Empfindlichkeit gering, die Schleim-und Thränenabsonderung reichlich, und die Auflockerung der
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Bindehaut bedeutend ist, so sind Auflösungen von Zink- oder Kupfervitriol, oder auch von Augenstein (1—3 Gran, 006—018 Gramm, auf 2 Loth, 30 Gramm, Wasser), oder selbst Bleizucker (10—20) Gran auf 3 Unzen destillirtes Wasser, oder 0-ß—12 Gramm auf 90 Gramm) am heilsamsten.
Bei auftretenden Trübungen an der durchsichtigen Horn­haut, sowie bei Bläschenbildung an derselben, können die vor­erwähnten Mittel in Anwendung gebracht werden.
Sobald Geschwüre an der Hornhaut entstehen, muss das kranke Auge sehr oft im Tage gereinigt werden, und zur Heilung der Geschwüre kann Tannin, Bleizueker oder Euphrasiatinctur in Lösung (u. z. 20—40 Gran der erwähnten Mittel auf 1(5 Loth destillirtes Wasser, oder 1-2—2-8 Gramm auf 240 Gramm) benützt werden, womit man das kranke Auge einigemal im Tage be­feuchtet. Nach Hertwig kann man auch eine Salbe aus 20 Gran (1-2 Gramm) Zinkvitriol und 1 Loth (15 Gramm) ungesalzener Butter, oder aus 10—20 Gran (oder 0-6—12 Gramm) Zinkblnmen und 1 Loth Schweinfett; oder aus 30 Gran (2 Gramm) rotfaem
K on liiuiaer. Kiankli^iten .ii's Himrlefa.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 'raquo;
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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Präcipitat, 6 Gran (0-36 Gramm) reines Opium und 1 Loth frischer Butter in Anwendung bringen, von welchen Salben man Früh und Abends ein erbsengrosses Stückchen in das leidende Auge streicht.
Diese vorerwähnten Salben sollen auch dann mit Nutzen angewendet werden können, wenn die Entzündung chronisch geworden ist, und wenn veraltete Trübungen der durclisichtigen Hornhaut zugegen sind.
2. Die rheumatische Augenentzündung.
Dieselbe hat ihren Sitz in der undurchsichtigen, zuweilen auch in der durchsichtigen Hornhaut und in der Gefässhaut des Augapfels, befällt die Hunde ziemlich häufig, und ist oft mit der katarrhalischen Augenentzündung, mit der Staupe, mit Rheuma­tismus und mit rheumatischen Entzündungen complizirt.
Die Ursachen dieser Entzündung sind stets Erkältungen in verschiedener Weise, zuweilen trägt aber auch eine eigen-thümliche Beschaffenheit der Atmosphäre, besonders bei nasskalter Beschaffenheit derselben, sehr viel zum Entstehen bei.
Die Erscheinungen dieses Krankheitsprocesses Hind: eine vermehrte Wärme am kranken Auge, grosse Lichtscheu, reich­liche Thränensecretion und eine fast gleichmässige, dunklere Röthung der sonst weissen Augenhaut. Die Augenlider sind meist wenig oder gar nicht augeschwollen, aber dennoch kleben ihre Känder über Nacht häufig zusammen. Die Entzündung ist mit starkem Schmerz verbunden, und in Folge dessen zieht das Thier den Augapfel mehr in die Augenhöhle zurück, so dass derselbe kleiner erscheint. Oft wird die Hornhaut nach 2—Itägigem Bestehen der Entzündung trüb, und es bildet sich auf der Mitte derselben ein röthliches Bläschen; dasselbe verwandelt sich bald in ein Geschwürchen, dessen Räuder mehr oder weniger verdickt, der Grund aber in der Regel weissgrau und uneben erscheint. In manchen Fällen entstehen aus dem Grunde rothe Fleisch­wärzchen, die in kurzer Zeit über die Ränder hervorwachsen. Bei diesem Zustande ist stets das Sehen an dem betreffenden Auge ganz aufgehoben, bei verdunkelter Hornhaut ohne Geschwür ist es bald mehr oder weniger gestört.
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Rheumatische Angenentzfinduiig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sfj
Die rheumatische Augeucutzüuduug kann unter günstigen Umstünden in einer Zeit von 6—8 Tagen vollkommen gehoben sein, bei Vernachlässigung oder bei heftig eingewirkt habenden Ursachen und einem hohen Grade ^ des üebels kann sie aber auch mit dem akuten Charakter über 14 Tage dauern, und zuweilen wird sie chronisch. In den meisten Fällen erfolgt Zer-theilung, zuweilen aber auch bleibende Trübung der Hornhaut, oder auch die Bildung des grauen oder schwarzen Staares. Die erwähnten Hornliautgeschwüre sind gewöhnlieh vollständig und mit Wiederherstellung der Durchsichtigkeit der Hornhaut zu heilen.
Die Behandlnug verlangt auch hier zunächst die Abhal­tung neuer Erkältungen und demnächst einen trockenen, warmen Aufenthaltsort des Patienten, Vermeidung von kaltem Waschen, Baden, und bei Jagdhunden auch Vermeidung der Jagd.
Man leite eine zweckmässige Diät ein, und insbesondere rauss die Fleischnahruug wegbleiben. Ist der Hund einigermassen gut genährt, so gebe man eine Purganz aus je 1 Gran Calomel (0-06 Gramm) und Gummigutt in Verbindung mit einem indifferenten Mittel. Statt den vorerwähnten Arzneistoffen kann auch eine Lösung von 2 Drachmen (8 Gramm) bis 1 oder l1^ Loth (oder lö—24 Gramm) Glauber- oder Bittersalz, oder 1—2 Loth (15—30
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Gramm) BizinusO], oder selbst 2 Drachmen bis 2 Loth (8—30 Gramm) Kindermeth oder Wiener - Läxirtränkchen als Abführ­mittel verabreicht werden. Zur Mässigung der entzündlichen Spannung und grossen Empfindlichkeit des Auges leisten Ah-kochungen von schleimigen Mitteln für sieb allein oder in Verbindung mit narkotischen Stoffen gute Dienste. Zu den vorerwähnten Schleim - Absuden können: Quittenkern, Lein­samen, Käsepappelkraut, Eibischkraut u. s. w. verwendet werden, mit welchen lauwarmen Absuden man öfter eine Befeuchtung des kranken Auges vornehmen muss. Diese schleimigen Abkochungen können für sich allein in Gebrauch gezogen werden, oder man kann in denselben f)—10 Gran (03—0-6 Gramm) Belladonna­oder Opium-Extract lösen. Ist durch diese vorerwähnten Mittel die Entzündung vermindert, die Schleim- und Thränensecretion jedoch ziemlich stark, so können Lösungen von 5—10 Gramp;n
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Besondere Kraukheiteu einzelner Organe.
(0-3—0-6 Gramm) Bleizncker, oder 2—3 Gran (012—0-18 Gramm) Zinkvitriol, Kupfervitriol oder Götterstein in 4—8 Loth (00—120 Gramm) destillirtem Wasser zu Befeuchtungen des Auges mit Er­folg augewendet werden. Auch diese Lösungen können für sich allein oder in Verbindung mit Belladonna- oder Opiumtinctur in der Menge von ö—10 Tropfen zur Anwendung gebracht werden.
Sobald Trübungen oder selbst Geschwüre an der durch­sichtigen Hornhaut auftreten, müssen stärkere Lösungen der früher erwähnten Mittel angewendet werden, und mau muss besonders auf die Reinhaltung des kranken Auges sehen.
Ist das Leiden einmal chronischer Natur geworden, so können versuchsweise Salben aus 20 Gran (1*2 Gramm) Zinkvitriol oder Zinkblumen auf 1—2 Loth (15—30 Gramm) Butter oder Schweinfett, oder aus 1 Quentchen (4 Gramm) Calomel auf 2—3 Loth (30—ib Gramm) Schweinfett zur Heilung verwendet werden. Aber auch bei einem chronischen Leiden muss stets ableitend auf den Thierkörper eingewirkt werden.
3. Flecken oder Trübungen an der durchsichtigen Hornhaut.
Es entstehen an der durchsichtigen Hornhaut sehr häufig Flecke von grauer, bläulicher, gelblicher oder von weisser Farbe in verschiedener Grosse; die grauen und blassblauen Flecke sind gewöhnlich noch etwas durchscheinend, die gelben und weissen aber fast gänzlich undurchsichtig. Je nach der Undurch-sichtigkeit, nach dem Sitze und nach der Grosse des Fleckes ist dann auch das Sehen bald mehr, bald weniger gestört, so dass bei undurchsichtigen Flecken, welche den grössten Theil der Mitte der vorderen Fläche des Augapfels einnehmen, die Thiere meistentheils ganz blind auf dem betreifenden Auge sind.
Ursache n dieser Horuhautflecke sind Entzündungen, welche in Ausschwitzung übergehen, entstanden durch Stösse, Schläge und Verwundungen. Im letzteren Falle sind die Flecke gewöhn­lich unebene und rauhe Narben.
Diejenigen liornhautflecke, welche bei einer eben erst ent­standenen Entzündung eintreten, sind bei einer zweckmässigen Behandlung in der Regel vollständig zu beseitigen, wogegen die
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Grauer Staar,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 37
schon längere Zeit bestehenden sehr schwierig wegzuschaffen sind ; am leichtesten verlieren sich die grauen und bläulichen, am hart­näckigsten die weissen und gelblieh glänzenden Flecke, sowie auch die Narben.
Die Behandlung verlangt die Anwendung auflösender und zertheilender Mittel. Bei einer noch bestehenden Entzündung verdienen die schon früher erwähnten Augenwässer mit Zusatz von etwas Opium den Vorzug vor allen anderen. Nach beseitigter Entzündung leistet eine Auflösung von Pottasche (10 Gran auf 1 Lotii Wasser oder 0-6 Gramm auf 15 Gramm) mit Zusatz von 3—4 Gran (0-18—0-25 Gramm) Opium, täglich 2—3 Mal mit einem Haarpinsel in das Auge gestrichen, vortreffliche Dienste. Nach 8—14tägiger Anwendung dieses Mittels kann man die graue Quecksilbersalbe (nach Hertwig) für sich allein oder auch mit Zusatz von etwas Opium (Oß Gramm auf 15 Gramm, 10 Gran auf 1 Loth Salbe), oder auch die rothe Präcipitatsalbe (20—30 Gran, 12—2 Gramm rothen Präcipitat auf 2 Loth oder 30 Gramm ungesalzene Butter) Morgens und Abends in der Grosso einer kleineu Erbse zwischen die Augenlider streichen. Auch nützen zur Abwechslung Augenwässer von Camillenblumen oder Quendel­kraut und anderen aromatischen Mitteln mit Zusatz von Pottasche (2—4 Gran zu 2 Loth Flüssigkeit, oder 0-12—025 Gramm auf 30 Gramm), sowie auch Nussöl, Leberthran u. dgl, fette Oele, täglich zweimal angewendet. Man halte die Patienten diät, gönne ihnen Bewegung in freier Luft, nnd sind sie gut genährt, kann man nach je 8 Tagen eine Purganz verabreichen.
4. Der graue Staar.
Er besteht in einer theilweisen oder gänzlichen Trübung der Krystalllinse und deren Kapsel, meistens in einer Trübung dieser beiden Gebilde zugleich. Diese Trübung beschränkt sich zuweilen nur auf sehr kleine Stellen und erscheint dann äusserlich in Form von Punkten oder Streifen, in anderen Fällen ist aber der grösste Theil oder die ganze Linse von dem Leiden ergriffen.
Die trüben Stellen sind bald in's Graue spielend, bald mehr bläulich, bald auch weiss oder gelblich, marmorirt oder fleckig sind bald vollständig undurchsichtig, oft auch nur zum Theil für
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Besondere Krankheiten einseluei Organe
das Liebt uudurchdringlich, und somit ist auch das Sehen mit dem leidenden Auge in manchen Fällen nur zum Theile gestört, in anderen Fallen aber vollständig aufgehoben. Gewöhnlich nimmt das Leiden mit grauer oder blauer Färbung der Linse seinen Anfang, welche allmälig weiss wird.
Die Erkennung des grauen Staares ist in der Regel sehr leicht, indem man die Pupille grau, blau oder weiss gefärbt sieht, und der Hund dabei mit dem leidenden Auge Gegenstände und Drohungen entweder gar nicht oder nur undeutlich erkennen kann. Ob mit dem grauen auch schwarzer Staar verbunden ist, erkennt man daran, dass bei dem blossen Vorhandensein des grauen Staares die Pupille je nach der Stärke des Lichtes sich verengert oder erweitert, während bei gleichzeitiger An­wesenheit des schwarzen Staares die Pupille unverändert bleibt.
Der graue Staar entsteht bei Hunden sehr häufig in Folge des hohen Alters und tritt gewöhnlich mit 10—16 Jahren auf. zuweilen auch erst später; in den meisten Fällen dieser Art leiden beide Augen gleichmässig Ausserdem entsteht dieses Leiden aber auch durch heftige innere Augenentzündungen, sowie durch starke Verletzungen des Augapfels und dessen Umgebung, selbst bei jüngeren Hunden.
Die Beurtheilung des grauen Staares ist im Allgemeinen ungünstig: denn derselbe wird sehr selten geheilt, und auch die in der Menschenheilkunde gebräuchliche Staaroperation war in den bisher gemachten Versuchen in den meisten Fällen ohne guten Erfolg. Die frisch entstaudeneu, durch Entzündung herbei­geführten Trübungen der Linsencapsel sollen in einigen Fällen beseitigt worden sein, dagegen ist dies hei dem in Folge des hohen Alters entstandenen grauen Staar niemals gelungen.
Die Kur ist daher immer nur als ein Versuch zu betrachten. Und da fast nie eine Heilung des grauen Staares gelingt, so führe ich auch über die Behandlungsweise nichts Weiteres an.
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5. Der schwarze Staar.
Er bezeichnet einen krankhaften Zustand des Sehnervens laquo;der auch des Gehirnes, welcher durch eine ünempfindlichkeit gegen den Eindruck des Lichtes und vollkommene Blindheit sich
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Schwarzer Staar.
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äussert, wobei alle übrigen Gebilde des Auges ihre natürliclie Beschaffenheit baben können. Im gewnhnlicben Falle ergreift die Krankheit beide Augen zugleicb ; bisweilen leidet nur das eine Auge, während das andere noeb gesund ist.
Die Krankheit kennzeichnet sich dureb Anlaufen des Hundes an alle Gegenstände, die er nicht etwa vorher mittelst des Geruches erkannt hat; an dem leidenden Auge selbst sieht man, bei klarer und unverletzter Beschaffenheit desselben, die Pupille be­deutend vergrössert, und bei der abwechselnden Einwirkung massiger oder greller Lichtstrahlen ohne eine Spur von Veränderung. Bei der Untersuchung in Beziehung auf die Unveränderlichkeit der Pupille ist es jedoch nöthig, abwechselnd das eine und das andere Auge zu verbinden, damit immer nur das zu untersuchende Auge dem Einflüsse des Lichtes blosgestellt bleibt.
Die Ursache der Entwicklung des schwarzen Staares ist bei jungen gutgenährten Hunden zuweilen ein übermässiger Blut­andrang nach dem Kopfe. Ebenso trat der schwarze Staar nach einzelnen Beobachtungen bei säugenden Hündinnen auf, wenn ihnen die Jungen plötzlich genommen wurden. Eine weitere Ursache der Heranbildung des schwarzen Staares sind heftige innere Augeneutziindungen, sowie starke mechanische Verletzungen des Kopfis. Auch im Verlaufe der Staupe und einzelner Haut­krankheiten hat sich der schwarze Staar entwickelt.
Die Beurtheilung ist nur in denjenigen Fällen einiger-masseu günstig zu stellen, wo das Leiden in Folge mechanischer Verletzungen kürzlich entstanden ist, da in solchen Fällen die Erfahrung die Möglichkeit der Heilung nachgewiesen hat; wenn aber der schwarze Staar schon durch einige Zeit besteht, so ist der Erfolg einer Heilung sehr unsicher, und meist bleibt der Hund blind.
Die Behandlung ties schwarzen Staares richtet sich nach den Ursachen der Entwicklung desselben.
Bei jungen, gutgenährten, vollblütigen Hunden muss eine zweckentsprechende Diät eingeleitet, und durch wiederholt ver­abreichte Purganzen eine Ableitung auf den Organismus bewirkt werden. Als Purgiermittel dienen Lösungen von Glaubersalz, Doppel- oder Bittersalz (1 Quentchen bis 1 Loth auf 4—ß Loth,
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
oder 4—15 Gramm auf 60—90 Gramm Wasser) ; ferner das Rizinusöl, der Kindermeth, das Wiener-Laxirtränkchen. Gleich­zeitig müssen kalte Waschungen des leidenden Auges in An­wendung kommen.
Ganz auf dieselbe Art muss die Behandlung bei säugenden Hündinnen eingeleitet werden, wenn der schwarze Staar in Folge der plötzlichen Wegnahme der Jungen aufgetreten ist.
Ist das Leiden in Folge heftiger innerer Augenentzündung oder durch mechanische Verletzung der Umgebung des Auges und des Kopfes entstanden, so müssen im Anfange kühlende Umschläge, und wenn der Beiz vorüber ist, innerlich und äusser-lich Arnikatinctur oder eine Abkochung der Arnikapflanze in Anwendung gebracht werden. Besteht das Uebel sehr lange, so kann man reizende Einreibungen in die Schläfengegeud applizieren (Terpentinöl, Salmiakgeistj.
Die angeführte Behandlungsweise des schwarzen Staates bleibt aber stets nur ein Versuch, indem ein Erfolg äusserst selten beobachtet wurde.
6. Die Augapfel-Wassersucht.
Dieser krankhafte Zustand kommt selten vor und besteht in einer Ansammlung einer wässerigen, hellen Flüssigkeit in der vorderen Augeukammer. Dadurch werden die Häute des Auges übermässig ausgedehnt, und der Augaptel erhält nach und nach einen immer grösseren krankhaften Umfang, so dass er auch stärker sichtbar aus der Augenhöhle hervortritt ; dabei ist das Sehvermögen des so leidenden Auges in der ersten Zeit noch ungetrübt. Gewöhnlich leidet nur Ein Auge, und der Unter­schied zwischen beiden Augen ist dann um so autfallender.
Die Ursachen sind heftige und wiederholte rheumatische Augenentzündungen, wiederholte Verkühlungen, und allgemeine rheumatische Affectionen, Störungen in der Circulation des Blutes, Brust- und Bauchwassersüchten, Unterdrückung von Hautaus­schlägen.
Die Augapfel-Wassersucht ist stets ein hartnäckiges und schwer zu hebendes Leiden, bei welchem man niemals im Voraus eine Heilung versprechen kann. Sich selffst überlassen kann zwar
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Angapfel-AVasKersucht. Voifall des Augapfels.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 41
dieses Uebel lauge Zeit in eiuem massigen Grade fortbestehen ; in der Regel jedoch nimmt es allmälig mehr und mehr zu und führt Hlindheit herbei; in manchen Fällen jedoch erfolgt auch Berstung der durchsichtigen Hornhaut und hiedurch Zerstörung des Augapfels.
Die Behandlung ist langwierig, und verlangt immer eine Berücksichtigung der etwa vorausgegangenen krankhaften Zu-stäude, sowie dies auch bei anderen Wassersuchten der Fall ist. Doch abgesehen hiervon, hat man die Aufgabe, die Resorption der übermässigen Flüssigkeit in der vorderen Augenkammer zu befördern und den Tonus in den Augenhäuten zu vermehren. Zu diesem Zwecke gibt man den Patienten wiederholt Purgier mittel und solche Medicamente, welche eine vermehrte Urinaus­scheidung bewirken (Terpentinöl in Verbindung mit Wachholder-beerenpulver, oder einen heissbereiteten Aufguss von 2—10 Gran, 012—-0-6 Gramm, Fingerhutkraut in längeren Zwischenräumen). Ausserdem können auch Waschungen des leidenden Auges mit aromatischen Aufgüssen vorgenommen werden. Während der ganzen Behandlungszeit muss der Patient diät gehalten und dem­selben viel Bewegung in freier Luft gestattet werden.
Ist die Ansammlung der wässerigen Flüssigkeit schon sehr weit gediehen, so kann man auch mit einer zwei- oder drei­schneidigen Nadel die durchsichtige Hornhaut nahe an ihrem Rande anstechen und die Flüssigkeit durch die gemachte Oeffnung entleeren. Dies kann in Zwischenzeit von etwa 8 Tagen 2—3 mal geschehen, während zugleich die vorerwähnte Behandlungs-weise fortgesetzt wird. Bei Berstung des Augapfels sorge man durch fleissige Waschungen mit einer Bleizuckerlösung (10—20 Gran auf 6 Loth, 0-6—1-2 Gramm auf 90 Gramm, destillirtes Wasser) für eine rasche Vernarbung.
7. Der Vorfall des Augapfels.
Bei keinem unserer Hausthierc kommt es so häufig vor, wie bei Hunden, dass der Augapfel aus der Augenhöhle vor­gedrängt wird, und hiedurch der sogenannte Augapfelvorfall entsteh t.
Man erkennt diese Verletzung daran, dass der Augapfel nicht nur mit der durchsichtigen, sundern auch theilweise oder
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
ganz mit der undurchsichtigen Hornhaut oder weissen Augenhant über die Ränder der Augenlider hervorsteht. Man findet dabei die durchsichtige Hornhaut bei leichteren Graden des Uebels und bei kurzer Zeit des Bestehens desselben glatt und durchsichtig, wie im gesunden Zustande; bei längerer Dauer des Leidens aber trüb, undurchsichtig, grau, faltig und mehr oder weniger hornartig hart, die Bindehaut und weisse Augenhaut dagegen dunkler ge-röthet und das Sehen in der Regel aufgehoben. Zuweilen ist auch der Augapfel vergrössert oder an einer oder der anderen Stelle verwundet.
Die Ursachen sind in den meisten Fällen mechanische Verletzungen, die entweder den Augapfel oder dessen Umgebung, besonders die Augenhöhle betroffen haben; ein starker Druck mit den Fingern, der Biss von einem anderen Hunde, ein Huf­schlag auf die früher genannten Theile, und andere mechanische Einwirkungen sind oft hinreichend, den Vorfall zu erzeugen. Zu diesem leichten Entstehen des Vorfalles trägt die Form und Beschaffenheit der Augenhöhle der Hunde sehr wesentlich bei; denn die Augenhöhle ist bei Hunden im Allgemeinen grosser und flacher als bei den übrigen Thieren und ausserdem nach oben nicht durch Knochenmasse geschlossen, sondern sie geht daselbst offen in die Schläfengrube über, und ist nur durch ein dünnes, sehniges Band von der letzteren geschieden. Nach Angabe Hert-wig's haben namentlich die Bulldoggs, die Mopse, die Wachtel­hunde, und zum Theil auch die Doggen eine grosse Anlage zu dem Vorfall, weil bei diesen Racen die angegebenen Eigen­schaften der Augenhöhle am meisten ausgebildet sind. Zuweilen ist der Vorfall auch durch Augapfel-Wassersucht, sowie durch Geschwülste in der Augenhöhle bedingt. In diesen letzteren Fällen bildet sich der Vorfall immer langsam aus, während er in fast allen anderen Fällen plötzlich entsteht.
Die Beurtheilung dieses krankhaften Zustandes ist je nach der Dauer und den Ursachen desselben bald günstig, bald ungünstig zu stellen.
Günstig wird das Leiden dann beurtheilt, wenn der Vorfall gering und erst kürzlich entstanden ist, und wo die durchsichtige Hornhaut noch ungetrübt, gerundet und glatt erscheint. Dagegen
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Vorfall des Augapfels,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;43
ist der Vorfall ungünstig zu beurtheilen, wenn die durchsichtige Hornhaut hornartig hart, faltig, trüb und grau erscheint; ebenso, wo der Augapfel selbst durch Wassersucht oder andere Krank­heiten vergrössert ist, und wo Geschwülste hinter dem Augapfel in der Augenhöhle vorhanden sind. Der frisch entstandene Vorfall lässt sich in der Regel durch Zurückdrängen in die Augenhöhle beseitigen und in der letzteren erhalten; wo aber bereits die früher erwähnten Veränderungen an dem Augapfel eingetreten sind, ist die Erhaltung in der Augenhöhle nicht möglich; .der Vorfall erneuert sich trotz aller Hilfsmittel immer wieder. In der Regel bleibt hier nichts Anderes übrig, als den Augapfel durch Exstirpation zu beseitigen.
Die Behandlung fordert in denjenigen Fällen, wo der Vorfall ohne organische Veränderungen in der Augenhöhle oder im Augapfel besteht, die schleunigste Reponierung desselben. Zu diesem Behufe befeuchtet man den Augapfel durch etwa b—10 Minuten andauernd mit kaltem Wasser, um eine Zu­sammenziehung in ihm zu bewirken, worauf man ihn mit der flachen Hand oder mit den beiden Daumen in die Augen­höhle zurückdrängt, während gleichzeitig ein Gehilfe die Augen­lider so viel wie möglich auseinander zieht. Sollte der freie Rand der Augenlider durch seine Contraction der Zurück­bringung des Augapfels in die Augenhöhle ein Hinderniss bilden, so ist es nöthig, diesen Rand am äussern Augenwinkel mittelst eines schmalen Knopfbistouri's eine Linie tief einzu­schneiden und dann die Reponicning durch gelindes Drücken gegen den Augapfel zu bewirken. Der einmal zurückgebrachte Augapfel besitzt immer eine Neigung wieder hervorzutreten, und desshalb ist es nothvvendig, ihn durch gelinden gleichmässigen Druck mit der flachen Hand oder mittelst eines Schwammes in der Augenhöhle zu erhalten. Es müssen dazu ein paar Gehilfen angestellt werden, die sich in diesem Geschäft unterstützen und von Zeit zu Zeit ablösen. Hat man dieselben nicht zur Verfügung, so muss man eine gut passende und leicht auf den Augapfel drückende Bandage anlegen, oder im äussersten Falle die Augenlider durch drei Hefte mit einander vereinigen, um hierdurch die Zurückerhaltung zu be­wirken. Letzteres Verfahren hat immer eine heftige Entzündung
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Busoudere Kraukheiteu einzelner Organe.
der Augenlider, und einen ungleichen Druck und Reizung des Augapfels zur Folge, und man wendet es dessbalb nur im Nothfalle an. Wo eine Bandage benutzt'wird, muss man ver­hindern, dass die Hunde dieselbe mit den Pfoten verschieben oder abreissen. Mau bindet dessbalb die Vorderfttsse mit einem um die Mitte der Vorarme gelegten Bande in angemessener Länge entweder an einen um den Leib gelegten Gurt oder auch an die Uinterfüsse. Ausserdem müssen sehr fleissig Befeuchtungen mit kaltem Wasser durch 24—36 Stunden angewendet werden. Nach Ablauf der angegebenen Zeit entfernt man die Bandage und die etwa angelegten Hefte, und applicirt geliud aromatische und zusammenziehende Mittel auf die Augenlider und deren Umgebung.
In solchen Fällen, wo der Vorfall eine Folge der Augapfel-Wassersucht ist, beginnt die Behandlung mit der Entleerung der wässerigen Flüssigkeit mittelst eines Einstiches in die durchsich­tige Hornhaut, so dass dadurch der Augapfel verkleinert wird, und dann durch einen leichten Druck in die Augenhöhle zurück­gebracht werden kann. Wo der Vorfall die Folge von Geschwülsten in der Augenhöhle ist, muss man versuchen, dieselben durch Operationen zu entfernen und kann dann erst die Zurückbringung des Augapfels bewirken.
In diesen letzterwähnten Fällen, sowie, wenn ein einfacher Augapfelvorfall schon einige Tage andauert, kann derselbe am schnellsten und zweckmässigsten durch die Exstirpation des Aug­apfels beseitigt werden, indem man selben an seinem Grunde mittelst einer Scheere lostrennt.
C) Ki-aiuklioiten dies Ohres.
1. Das Blutohr.
Es besteht in einem Erguss von Blut zwischen der Haut und dem Knorpel der Ohrmuschel, bald an der äussern, häufiger an der inneren Fläche der letzteren, und kommt bei Hunden von allen Eacen, namentlich bei den langohrigen, vor.
Dieser krankhafte Zustand kennzeichnet sich durch eine plötzliche Anschwellung der Ohrmuschel, oft in dem Grade, dass das Ohr gleichsam steif in die Höhe steht; die Geschwulst ist gewöhnlich sehr gespannt, gleichmässig elastisch, zuweilen deut
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Blntolir. Ohrwurm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;45
lieh fluctuirend, etwas wärmer, höher gerottet und schmerzhaft. Die Hunde halten gewöhnlich den Kopf mit dem leidenden Ohr etwas gesenkt, und kratzen mit den Pfoten nach dem letzteren.
Die Ursache ist in der Regel eine mechanische Verletzung, die durch verschiedene Veranlassungen entstehen kann, z. B wenn Hunde sich gegenseitig an den Ohren beissen, wenn sie sich mit den Pfoten grob an den Ohren kratzen, wenn sie durch Zerren au den Ohren bestraft werden u. dgl.
Das Blutohr besteht, sich selbst überlassen, oft lange Zeit ohne wesentliche Verminderung fort; auch bei kunstgerechter Behand­lung ist es meist ein hartnäckiges l'ebel, und sehr häufig bleibt eine (Geneigtheit zur Wiederkehrdcsselben in dem leidenden Ohre zurück.
Die Behandlung besteht darin, dass man mit einer
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Lanzette an der niedrigsten Stelle des Ohres einen Einstich unternimmt, und dann durch einen gelinden Druck das ergossene Blut oder Blutwasser entleert. In die gesetzte Wunde wird Charpie oder feingeschnittenes Werg eingelegt, und je nach Bedarf täglich 1—2 mal die Reinigung der Wunde und das neuerliche Aus­drücken des angesammelten Serums oder der vorhandenen Eiter­masse vorgenommen.
Die Entleerung des ergossenen Blutes oder Blutwassers kann auch auf die Art bewerkstelligt werden, dass man mittelst einer Nadel 2—3 Seidenfäden wie ein kleines Eiterband durch die Länge der Geschwulst zieht und die Flüssigkeit durch die kleinen Oeffnungen neben den Fäden aussickern lässt; durch die eingezogenen Fäden wird gleichzeitig im Inneren der Höhle eine stärkere Reizung erzeugt, und so die Adhäsion, Entzündung und Verwachsung befördert. — Sollte die Heilung der Wunde lang­sam vor sich gehen, so kann man, um die Verwachsung zu be­günstigen, die Wunde mit einer Höllensteinlösung (2—5 Gran auf 4 Loth destillirtes Wasser oder 012—0-3 Gramm auf 60 Gramm) von Zeit zu Zeit bestreichen.
2. Der Ohrwurm. Der Ohrwurm, äusserer Ohrwurm, auch Ohrkrebs genannt, besteht anfangs in einer Entzündung, später in einem Geschwürs-process der Spitze der Ohrmuschel.
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Besondere Krankheiten eiazelner Organe
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Den Eintritt des Leidens äussert der Hund durch häufiges heiliges Schütteln mit dem Kopfe, so daslaquo; die Ohren nach oben an das Genick und nach unten an den Hals kräftig angeschlagen werden : zuweilen kratzen sich auch die Hunde mehr wie gewöhn­lich mit den Pfoten au dem leidenden Ohr. Bei genauerer Unter­suchung findet man die Ohrspitze etwas geschwollen, sehr warm, schmerzhaft, die Haut höher geröthet, und die Haare an der leidenden Stelle gesträubt. Nach kurzer Zeit wird die Oberhaut daselbst schuppig und es sickert an einer kleinen Stelle eine seröse Flüssigkeit durch ; die Haut erweicht sich und es bildet sich ein kleines Geschwür. Dieses Geschwlirchen zerstört die Haut und den Ohrmuschelknorpel, uud erstreckt sich nach und nach vom Eande nach einwärts, so dass es zuletzt oft über 1 Zoll Länge bei etwa 2 Linien Breite erhält und das Ansehen hat, als hätte ein Wurm die Theile zernagt. Zuweilen sind 2 oder 3 solche Geschwüre an einer Ohrmuschelspitze vorhanden.
Als Ursachen dieses Krankheitsprocesses können mit Be­stimmtheit mechanische Verletzungen der Ohrmuschel durch Quetschung, Beissen, durch heftiges Schütteln mit dem Kopfe, durch Kratzen mit den Pfoten angenommen werden.
Die Beurthei lung des Leidens ist günstig, indem bei einer zweckmässigen Behandlung stets eine Vernarbnng der Ge­schwürsränder bewerkstelligt werden kann; jedoch verbleibt der vorhandene Substanzverlust und auch die Neigung zur Wieder­kehr des krankhaften Zustandes.
Bei der Behandlung des Ohrwurmes muss vor Allem das häufige Beuteln mit den Ohren beseitigt werden. Dies er­reicht man dadurch, dass man die beiden Ohren nach aufwärts an den Kopf anlegt und selbe durch eine breite Leinwandbinde in der Lage erhält. Statt letzterer kann auch eine eigene Kappe oder Haube von Leder in Venvendung gebracht werden. Dieselbe muss so breit sein, dass sie die Ohren vollkommen bedeckt, und in der Mitte die grösste Breite besitzt. Der vordere Rand dieser Lederkappe, welcher unmittelbar ober den Augen zu liegen kommt, und der hintere Rand, welcher am Halse, gleich hinter dem Genick, seine Lage haben soll, werden etwas eingezogen, wodurch sich in der Mitte des LederstlTckes ein hohler Raum
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Ohrwurm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;47
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bildet, und so die nach aufwärts gelegten Ohren nicht leicht ge­quetscht werden können. An einem Ende der Kappe müssen zwei Riemenbändchen, an dem anderen zwei Schnallen angebracht werden, womit eine feste Anlage der Haube nach unten statt­finden kann. Gleichzeitig werden einige Oeffnungen an der Kappe gemacht, damit die darunter liegenden Ohren ausdünsten können, und der Luft ZutriU verschafft wird.
Während der ersten Zeit der Behandlung muss bei dem Patienten eine zweckentsprechende Diät eingeleitet, und nach 2—'6 Tagen ein Abführmittel verabreicht werden.
Ist das Leiden frisch, so kann eine Befeuchtung mit Blei­wasser 2—3 mal im Tage mit gutem Erfolg angewendet werden. Ausserdem leistet die Bleiweisssaibe, womit die Ohrspitze au der äusseren und inneren Fläche bestrichen wird, gute Dienste. Ist einmal das Geschwür ausgebildet, so kann (nach Hertwig) das­selbe, sowie die Umgebung mit Merkursalbe täglich 2 mal be­strichen werden. Bei längerer Dauer des Leidens ist jedoch das vorangeführte Mittel zu schwach, und es müssen dann solche Medicamente in Anwendung kommen, die einen Reiz auf das Geschwür hervorbringen, wodurch dann eine raschere Heilung bewirkt werden kann. Zu diesem Behufe kann das Terpentinöl, der Höllenstein, das Glüheisen, oder der rothe Quecksilber-präcipitat verwendet werden; letzteres Präparat wird in Salben-torm gebracht (80 Gran auf 1 Loth Fett, oder 2 Gramm auf 15 Gramm), und damit das Geschwür l—2mal im Tage be­strichen.
In einzelnen Fällen erzielte ich günstige Resultate durch öfter im Tage wiederholte Waschungen der leidenden Ohrspitze mit Abkochungen von Eichen- oder Weidenrinde.
Greifen trotz der eingeleiteten Behandlung die Geschwüre um sich, so trägt man die ganze kranke Partie des Ohres mit der Scheere rund ab, und der Simetrie wegen muss auch die Spitze des gesunden Ohres in gleicher Höhe abgeschnitten werden. Sollte die hiebei entstehende Blutung stark sein, so kann man Kolofoniumpulver oder Asche aufstreuen, oder selbst ein Betupfen mit dem Brenneisen vornehmen.
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Besondere Ki-ankheiten einzelner Organe.
3. Der Ohrcnfluss.
Der Obrenfluss, die Entzündung des änsseren Gehürganges, oder der sogenannte innere Ohrwurm, besteht in einer Ent­zündung der feinen Haut, welche den äusseren Gehörgang aus-kleidet, und kommt besonders bei langobrigen Hunden vor.
Im Beginn ist das Leiden dadurch zu erkennen, dass die Hunde sehr oft mit dem Kopfe schütteln, mit den Pfoten in der Ohrgegend kratzen und wischen, dass sie auch zuweilen den Kopf etwas schielquot; und gesenkt halten. Bei der örtlichen Unter­suchung tindet man das leidende Ohr, besonders an der Wurzel, vermehrt warm, die Patienten äussern bei einem Druck gegen den Gehörgang Schmerz, und die Haut des Gehörganges ist höher geröthet, oft dunkelrotb, besonders an den hervorstehenden Falten. Zarte Hunde zeigen auch etwas Fieber. Nach einigen Tagen findet an der Haut des Gebörganges die Ausschwitzung einer gelblichen, klebrigen, serösen Feuchtigkeit statt, welche oft zu diinnen Krusten vertrocknet und sich später in eine rothbraune, übelriechende Masse umwandelt. Dieselbe bedingt eine Zerstörung der feinen Haut des Gebörganges, es tritt Eiterung, und später die Absonderung einer stinkenden Jauche ein. In diesem Falle ist zuweilen die Haut des Gehörganges verdickt, stellenweise mit Geschwüren, selbst mit wuchernden Granulationen versehen.
Die Ursachen dieser Ohrenentzündung sind noch nicht genügend bekannt. Einerseits nimmt man eine allgemeine Ver­kühlung des Körpers als Ursache an, andererseits werden mecha­nische Einwirkungen, z. ß. in das Ohr eingedrungene fremde Körper, angesammelter Schmutz, übermässig abgesondertes Ohren­schmalz, als die Veranlassung betrachtet.
Die Beurtheilung dieses krankhaften Zustandes ist in den meisten Fällen mit Vorsicht zu stellen; denn wenn gleich in der ersten Zeit die Entzündung durch Zertheilung beseitigt werden kann, so gelingt dies doch in vielen Fällen nicht; und wenn einmal die Absonderung einer jauchigen Flüssigkeit und Geschwüre eingetreten sind, so gehört dieses Uebel mit zu den hartnäckigsten und langwierigsten ; häufig kehrt es wieder.
Bei der Behandlung des Ohrenflnsses hat man etwa vor­handene fremde Körper zu beseitigen, den Gehörgang behutsam
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Ohrwurm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;49
zu reinigen, und die langen und zusammengeklebten Haare aus demselben mit der Scbeere zu entfernen. In jedem Stadium des Krankheitsprocesses gibt man zuerst ein Abführmittel und wieder­holt dies nach etwa 6—8 Tagen.
Bei frischem Leiden wendet man mehrere Male im Tage schwache Auflösungen von Bleiessig oder Bleizucker, welchem man bei bedeutender Schmerzhaftigkeit narkotische Mittel zusetzt, an. (3 Gran, OlS Gramm, Bleizucker auf 8 Loth, 120 Gramm, destillirtes Wasser, manchmal unter Zusatz von 10 Gran, 0-6 Gramm, Extr. Hyoscy.; oder 1 Quentchen, (4 Gramm,) Kirschlorbe.er-wasser in Verbindung mit 4 Loth, (60 Gramm,) Goulardschen Wassers; auch 20 Gran, (1-2 Gramm,) einfache Opiumtinetur, ver­bunden mit 6 Loth, (90 Gramm,) Goulardschen Wassers.)
Von den erwähnten Flüssigkeiten wird Früh und Abends ein Kafleelöffel voll in das leidende Ohr geträufelt, und nach einigen Minuten der nicht aufgesaugte Rest mittelst eines um den kleinen Finger gewickelten Leinwandfleckchens oder eines weichen, zugespitzten Schwammes entfernt. Ist eine grosse Schmerz­haftigkeit zugegen, kann man auch von Abkochungen narkotischer Pflanzen (2 Quentchen Tollkirschenblätter auf 8 Loth Absud, oder 8 Gramm auf 120 Gramm), oder von einem mit Milch be­reiteten Aufgusse der Hollunderblüthen Gebrauch machen, wo man, wie früher erwähnt, vorgeht.
Findet reichliche Absonderung einer klebrigen Flüssigkeit statt, so ist nebst der einmal im Tage vorzunehmenden Reinigung des Gehörganges mit lauwarmen Wasser die Anwendung stärkerer Lösungen des Bleizuckers oder Bleiessigs (6—10 Gran, 0-37—0*6 Gramm, auf 8 Loth, 120 Gramm, Aquae destill.) für sich oder in Verbindung mit 5—10 Tropfen Opiumtinetur; ferner die Anwendung schwacher Lösungen von Zink- oder Kupfervitriol (1—2 Gran auf 6 Loth destillirtes Wasser, oder O-OÖ—0-12 Gramm auf 90 Gramm) angezeigt.
Wird die Secretion sehr reichlich, das Secret selbst jauchig, übelriechend, so erscheint neben täglicher Reinigung des Ohres der Gebrauch der genannten Mittel, jedoch in noch concentrirteren Lösungen (10—20 Gran, 0-6—1*2 Gramm, Bleizucker oder Blei­essig auf 6 Loth oder 90 Gramm destillirtes Wasser; oder
Konhäuser, Krankheiten iIps Hundes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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5—10 Gran, 0-3,—0*6 Gramm Zink- oder Kupfervitriol auf 2 Loth, oder 30 Gramm, destillirtes Wasser), ferner jener des Höllensteines (2—4 Gran, 0-12—0-25 Gramm, auf 4 Loth, 60 Gramm, destillirtes Wasser) des Kalkwassers, des Chlorkalkes u. dgl. angezeigt. Günstige Erfolge erzielte Hertwig hei lippiger Granulation und sehr starker Eiterung mit einer Kreosotlösung (20 Gran oder l-2 Gramm Kreosot auf 1 Loth, 15 Gramm, destillirtes Wasser, oder 4 Loth, 60 Gramm, Salheiaufguss aus 1 Quentchen, oder 4 Gramm, bereitet), oder mit Streupulvern aus Kohle, Eichenrinde, Weiden­rinde und Chlorkalk.
In veralteten, hartnäckigen Fällen, in welchen nach Dr. Pillwax das reine Tannin (G—10 Grau, 0-36—0-6 Gramm, auf 6 Loth oder 90 Gramm destillirtes Wasser unier Zusatz von 20 Gran, 1*2 Gramm, einfache Opiumtinctur und 1 Loth, 15 Gramm, Gummischleim} sehr gute Dienste leistet, können auch Haarseile im Genick und Einreibungen scharfer Salben daselbst versucht werden.
4. Polypen im Ohre.
Bei Hunden jeder Race kommen zuweilen Auswüchse in dem äusseren Gehörgange vor, welche röthlich, bald weich, fleisch­ähnlich, bald mehr derb, fest, wenig empfindlich sind, und meistentheils von einer Seitenwaud des Gehörganges als kleine Warzen ihren Ursprung nehmen und sich allmälig bis über die Mündung des Gehörganges hervordrängen. Wenn Letzteres ge­schehen ist, tritt gewöhnlich Eiterung an irgend einer Stelle in diesen Auswüchsen ein, die Hunde schütteln dann viel mit dem Kopfe und benehmen sich überhaupt so, wie bei der Entzündung des Gehörganges, so dass man hiedurch zur Untersuchung der Ohren veranlasst wird, und hierbei den vorhin bezeichneten Zu­stand findet. Gewöhnlich ist der Gehörgang mit den Neubildungen ganz vollgefüllt, und dadurch dem Hunde auch das Gehör an dem leidenden Ohre zum Theile benommen.
Die Ursachen sind höchst wahrscheinlich mechanische Einwirkungen auf die feine Haut des Gehörgauges.
Die Beurtheilung des Leidens ist insoferne ungünstig, als eine Wiedererzeugung der entfernten Neubildungen stets zu er­warten ist.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;5
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Polypen im Ohre. Warzen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 51
Die Behandlang wird dadurch ausgeführt, dass man eine Schlinge von einem starken Seidenfaden um jede Neuhildung legt, dieselbe bis zur Wurzel hinabschiebt und durch Zuschnürung den Auswuchs zum Absterben bringt. Gewöhnlich fällt die ab­gestorbene Masse nach etwa 8 Tagen gänzlich ab. Die wunden Stellen im Gehörgange können dann mit einer schwachen Lösung von Bleizucker, Alaun oder Zinkvitriol befeuchtet werden, um zusammenziehend auf die Auskleidung des Gehörganges ein­zuwirken.
Will man die vorhandenen Neubildungen rasch entfernen, so können schneidende Instrumente in Gebrauch gezogen werden; die etwa eintretende Blutung kann durch Bestreuen mit Kohlen­pulver, Colofonium, Alaun, oder mittelst des Glüheisens gestillt werden.
rgt;) ICrankliafte Zustände in der Maulhölile.
1. Warzen.
Nicht selten kommen bei Hunden an der Schleimhaut der Lippen, des Zahnfleisches, der Zunge und des Gaumens warzen­artige Neubildungen, und zwar zuweilen in sehr grosser Menge, vor. Diese Warzen sind vergrösserte und entartete Wärzchen der Maulschleimhaut, in der Kegel sehr blass, derb und wenig empfindlich, bei Verletzungen ziemlich stark blutend. Sie ver­leihen dem Hunde ein hässliches Ansehen, verursachen aber keinen wirklichen Nachtheil.
Die Ursachen ihrer Entstehung sind unbekannt; häufig ist aber eine besondere Anlage in den Thieren vorhanden, welche sich von den Eltern auf die Jungen durch mehrere Generationen vererbt, wie dies (nach Hertwig) viele Beispiele erwiesen haben.
Die Beseitigung dieser Warzen geschieht immer schnell und gründlich durch Abschneiden derselben mittelst einer nach der Fläche gekrümmten Scheere, so nahe als möglich an der Schleimhaut. Die entstehende Blutung wird durch Befeuchten mit Essigwasser gestillt. Doch ist nicht immer der operative Eingriff nothwendig. Professor Dr. Pillwax ordiniert eine verdünnte Fowlerische Arseniklösung (30—60 Gran oder 2—4 Gramme fowlerische Lösung auf 6 Loth oder
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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90 Gramme destillirtes Wasser). Mit dieser Flüssigkeit werden die vorhandenen Warzen 2 mal täglich befeuchtet und eingerieben. Und wie ich bei vielen derart kranken Hunden beobachtete, werden diese Wucherungen nach 6—8 Tagen welk, schlaff, und fallen nach und nach von selbst ab. Doch ist diese erwähnte Lösung mit Vorsicht zu gebrauchen. Ferner kann auch die Thujatinctur angewendet werden, mittelst welcher Befeuchtungen und Einreibungen an den Warzen vorgenommen werden. .
2. Die Aphthen oder Maulschwämrachen.
Zuweilen finden sich, besonders bei jungen Hunden, Bläs­chen an der inneren, selten an der äusseren Fläche der Lippen, dann am Zahnfleisch und der Zunge. Dieselben sind hirsekorn-bis erbsengross, weissgelblich, mit seröser Flüssigkeit gefüllt; sie bersten nach 24—48 Stunden, und bilden schwache Geschwüre, welche meistens einen schmutzig-blassen, zuweilen aber auch einen dunkelrothen Grund besitzen. Dabei besteht reichliche Speichel­absonderung, die Thiere können nicht gut ihr Futter kauen; junge Hunde auch nicht gut saugen, und in Folge dessen magern sie rasch ab.
Die Ursachen sind selten zu erforsqhen; zuweilen scheint Unreinlichkeit, schlechte Nahrung, oder auch ein Miasma in der Luft die Ursache zu sein, da die Aphthen mit dem Maulweh anderer Hausthiere zugleich vorzukommen pflegen.
Die Heilung erfolgt meistentheils von selbst in 8—-14 Tagen. Reinlichkeit, gute Kost, ein Maulwasser von 1 Theil Essig, 2 Theile Honig und 4 Theile Wasser, täglich 4 mal angewendet, oder das Ausspritzen des Maules mit einem Salbei-Infusum be­fördern die Heilung sehr.
3. Verletzungen und fremde Körper im Maule.
Es geschieht nicht selten, dass Hunde beim Verzehren ihres Futters, in welchem Knochensplitter enthalten sind, — ebenso junge Hunde, wenn sie an Holz nagen und Splitter davon ins Maul nehmen, sich die Zunge, den Gaumen oder das Zahnfleisch ver­letzen. Kleine Stubenhunde nehmen oft aus Spielerei Nadeln und sonstige scharfe Gegenstände in das Maul, und stechen sich die-
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Aj)htheii o. Manischwammcheu. Fremde Körper im Maule. Fehler der Zäliue. 63
selben zwischen die Zähne, in den Grund der Zunge, in den weichen Gaumen, oder in andere, am hinteren Ende der Maul­höhle befindliche Theile.
In allen diesen Fällen entsteht als erste Erscheinung eine reichliche Schleim- und Speichelabsonderung, Geifern aus dem Maule, und zuweilen istderabfliessende Schleim mit Blut gemengt. Später zeigen die Thiere ein erschwertes Kauen, und lassen zu­weilen einen Theil ihres Futters wieder aus dem Munde fallen. Sind fremde Körper an den verletzten Theilen zurückgeblieben, so wischen die Hunde oft mit den Pfoten über das Maul.
Die Verletzungen im Maule heilen stets sehr leicht, wenn nur die fremden Körper entfernt sind.
Die Entfernung derselben ist daher die erste Aufgabe, die man zu erfüllen hat. Man lässt zu diesem Zwecke durch einen Gehilfen den Hund festhalten und durch zwei eingelegte Band­schleifen die Kiefer auseinander ziehen; oder man kann auch durch ein quer eingelegtes abgerundetes Holzstück das Maul offen erhalten, und nimmt dann den fremden Körper entweder mit den blossen Fingern, oder mittelst einer Pinzette oder Korn­zange weg. Die übrige Behandlung besteht in dem Reinhalten der Wunde, indem man das Maul öfter im Tage mit lauwarmen Wasser oder mit einem Kamillen-Infusum ausspritzt.
4. Fehler der Zähne.
a) Zahnweh. Junge Hunde leiden zur Zeit der Entwick­lung ihrer Backenzähne nicht selten an bedeutenden Zahnschmerzen, besonders im 5. bis 6. Monate ihres Alters.
Sie geben dies durch Traurigkeit, Senken oder Schiefhalten des Kopfes, durch das Wischen mit den Pfoten nach dem Maule zu erkennen, und können harte Nahrungsmittel gar nicht oder nur unvollständig kauen.
Bei näherer Untersuchung der Maulhöhle zeigt sich selbe sehr heiss, das Zahnfleisch geschwellt, dunkel geröthet, und bei einem gegen die Kinnbacken angebrachten Druck verrathen die Thiere Schmerz.
Manche Hunde verfallen in epileptische Krämpfe, welche
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Besondere Krankheiten einzelner Orgaue.
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mit Intervallen so lange andauern, bis die im Hervorwachsen begriffenen Zähne das Zahnfleisch durchbohrt haben.
Die Beseitigung dieser Zahnschmerzen ist äusserst schwierig. Man kann zwar durch Verabreichung von Salpeter im Getränk, oder durch Einschnitte in das Zahnfleisch den Keiz etwas min­dern, aber der Erfolg ist gering. Neben den genannten Mitteln ist strenge Diät, ein Abführmittel und ruhiges Verhalten der Patienten zweckmässig.
b) Zahnstein. Bei Stubenhunden, besonders bei solchen, welche mit Zucker und süssen Nahrungsmitteln häufig gefüttert werden, findet sich in sehr vielen Fällen nach und nach eine grosse Menge von sogenanntem Zahnstein an den Zähnen ein. Derselbe bildet eine schmutzig gelbliche Kruste unmittelbar an dem Zahn­fleische, besonders an den vorderen Backenzähnen. Diese erdige Masse sitzt fest an den Zähnen und drückt beständig auf das Zahnfleisch, so dass oft im Umfange der Zähne Entzündung mit Geschwürbildung entsteht. Die Folge hiervon ist, dass die Zähne locker werden, ein sehr übler Geruch aus dem Munde entsteht und die Hunde nur mühsam kauen können. Zuweilen fallen auch solche Zähne von selbst aus, oder sie nehmen eine ganz schiefe Stellung im Maule an.
Gewahrt man das Uebel bei Zeiten, so lässt sich demselben dadurch entgegenwirken, dass man mit einem geeigneten Instru­mente, z. B. einer kleinen Zange oder Pinzette, diese erdige Masse von den Zähnen abdrückt, und dann die letzteren und das Zahnfleisch, durch einige Zeit täglich 1—2 mal wiederholt, mit einem Mundwasser befeuchtet, welches aus Weinessig und Wasser (1 Theil Weinessig auf 4 Theile Wasser) oder aus Chlorkalkauflösung (1 Theil zu 15—20 Theile Wasser) oder aus einem aromatischen Infusum mit Zusatz von Weinessig bereitet wird.
Ist das Leiden so weit vorgeschritten, dass die Zähne ganz locker geworden sind, so muss man dieselben mit einer kleinen Zange ausziehen und dann so verfahren, wie im Vorhergehenden angedeutet. Dabei ist in jedem Falle eine Aenderung der Nahrung erforderlich; und man verabreiche dem Hunde Rindsuppe, Schwarz­brot und gut gekochtes Fleisch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lt;
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Die Entzündung der Ohrspeiche!dräse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;55
c)nbsp; Caries der Zähne. Caries kommt besonders häufig bei Stubenhunden und im höheren Alter der Hunde vor.
Die Patienten äussern Schmerz und wischen sehr oft mit den Pfoten nach dem Maule. Aus der Maulhöhle kommt ein übler Geruch und bei der örtlichen Untersuchung des Gebisses zeigt sich dann der eine oder der andere Zahn mit blauschwarzen Flecken oder mit eingefressenen schwarzen oder schwarzgrauen Stellen \ersehen, in welchen oft Futterstoffe zurückbleiben. Oft sind die Zähne auch locker geworden.
Die Ursachen dieses Krankheitsprocesses sind: (nach An­gabe mancher Thierärzte) zu heisses Futter, süsse Nahrungsmittel, zuweilen auch zu heftiges Beissen auf harte Gegenstände ued hiedurch Risse in den Zähnen.
Die Behandlung kann hier nur darauf gerichtet sein, die kranken Zähne zu entfernen, um zu verhindern, dass die­selben abbrechen, und zugleich um die Schmerzen und den üblen Geruch zu beseitigen. Das Herausnehmen der Zähne geschieht mittelst einer für diesen Zweck gearbeiteten kleinen Zange.
d)nbsp;Locke reZähne finden sich tlieils in Folge ungeschickten Beissens auf harte Gegenstände, theils als Folge der sub b) und c) bezeichneten krankhaften Zustände. Im ersteren Falle besteht im frischen Zustande immer etwas Blutung, ausserdem aber wischen die Thiere oft mit den Pfoten nach dem Maule, sie kauen vorsichtig, und bei der Untersuchung des Maules findet man die Verletzung.
Die Hilfe besteht im baldigen Wegnehmen der lockeren Zähne, in Verabreichung einer weichen Nahrung und im Reinigen des Maules nach dem Verzehren des Futters.
5. Die Entzündung der Ohrspeicheldrüse.
Dieselbe befällt nur eine oder beide Ohrspeicheldrüsen und kommt sowohl allein, wie auch mit katarrhalischen Krankheiten verbunden, vor.
Die Erscheinungen dieses Krankheitsprocesses sind: Anschwellung einer oder beider Ohrspeicheldrüsen, welche Ge­schwulst vermehrt warm und schmerzhaft ist; die Patienten halten den Kopf meistentheils steif oder senken ihn, und vermeiden
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Besondere Kriinkheiten einzelner Organe,
das Kauen. Zuweilen ist auch Fieber, als: beschleunigter Puls, vermehrtes Athmen, wechselnde Körpertemperatur, Traurigkeit, geringer Appetit, ferner katarrhalischer Zustand an den Augen, der Nase u. s. w. zu bemerken. Die Drüsengeschwulst erreicht gewöhnlich in kurzer Zeit eine bedeutende Grosse, so dass das Ansehen der Patienten sehr entstellt, auch zuweilen durch Druck auf die inneren Theile das Schlingen und Athmen erschwert wird.
Als Ursachen dieses krankhaften Zustandes sind gewöhn­lich Erkältungen anzunehmen. Nach Hertwig scheint zuweilen ein specifisches Luft-Miasma die Veranlassung zu sein, indem er die Beobachtung machte, dass zu manchen Zeiten bei mehreren Hunden fast gleichzeitig und ohne andere nachweisbare Ursachen die Krankheit auftritt.
Die ßeurtheilung dieses Leidens ist in der Regel günstig zu machen, da fast immer nach 4—8 Tagen die Geschwulst sich verkleinert und nach 8—14 Tagen sich nebst den übrigen Zu­fällen gänzlich wieder verliert.
Die Behandlung beginnt, der Erfahrung gemäss, am besten mit einem Brechmittel (1 Gran Brechweinstein auf 2 Loth destillirtes Wasser (0*06 Gramm auf 30 Gramm), die Hälfte auf einmal zu verabreichen, worauf man in die Haut der leidenden Stelle ein Gemenge von Mercurialsalbe und Kampher-Liniment verreibt und die Geschwulst mit einem wollenen Lappen bedeckt. Sollte hierbei die Zertheilung nicht erfolgen, so ist später eine Salbe aus Jodkalium (30 Gran bis 1 Drachmen, 2—4 Gramm) täglich einmal mit Nutzen zu verwenden.
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Zweites Kapitel.
Krankheiten des Halses.
1. Die Entzündung der Schilddrüse und die Vergrössorung der­selben, oder der Kropf.
a) Bei derSchilddrüsen-Entzündung findet man unter dem Unterkiefer, an einer oder an beiden Seiten des Halses, eine Geschwulst, welche rundlich hervortritt, eine glatte Ober-
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KnUiimliing der Schilddrnse und Vergrössernng derselben, oder der Kropf. 57
fläche besitzt, etwas heiss und schmerzhaft ist. Diese Geschwulst breitet sich oft über die Hälfte des Halses aus, erschwert das Kauen und Schlingen, wodurch dann Schleim aus dem Maule fliesst. Bei den leichteren Graden fehlen die letzterwähnten Zu­fälle. Gewöhnlich besteht kein Fieber, doch findet es sich bei einem hohen Grade der Entzündung.
Die Ursachen dieses Entzündungsprocesses sind meist Verkühlungen; oft aber auch ist es der Druck von einem harten, besonders metallenen und zu breiten Halsbande.
Die Schilddrüsen-Entzündung geht in etwa 8 Tagen ent­weder in Zertheilung oder in Eiterung über; letzteres ist der häufigere Ausgang. Die Geschwulst wird in diesem Falle mehr und mehr gespannt, fluctuirend, bricht zuletzt auf und entleert eine verschiedene Menge einer röthlichen, zuweilen grauen oder eiterigen Flüssigkeit. Zuweilen erfolgt eine unvollständige Zer­theilung und es bleibt dann eine verhärtete und vergrösserte Drüse zurück.
Bei der Behandlung sucht man zuerst durch Einreiben der grauen Merkurialsalbe für sich oder in Verbindung mit reinem Jod (5—10 Gran Jod auf 2 Loth Quecksilbersalbe, 0-3—0-6 Gramm auf 30 Gramm) und durch Bedecken der Geschwulst mit einem wollenen Lappen die Zertheilung zu bewirken. Tritt selbe in etwa 4 Tagen nicht ein, so befördert man dann die Eiterung, indem man in die Geschwulst eine Salbe aus 20—30 Gran Pottasche, verbunden mit 2 Loth Schweinfett (r2—2 Gramm auf 30 Gramm) verreibt und die Drüse mit einem wollenen Zeug bedeckt. Ist die Geschwulst ganz weich, öffnet sich aber nicht von selbst, so kann man sie an der niedrigsten Stelle durch einen Einstich öffnen, und dann bis zur Heilung täglich zweimal mit warmem Wasser bähen oder ausspritzen.
b) Der sogenannte Kropf, eine Vergrösserung der Schild­drüse, ist entweder durch eine Hypertrophie des Gewebes mit Entartung und Cystenbildung in demselben oder durch eine zellige Neubildung bedingt.
Oft ist nur eine, zuweilen aber sind beide Drüsen vergrössert, und bald leidet nur ein Theil derselben, bald auch die ganze Substanz.
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5.8
Besondere Krankheiten einzelner Organe.
Die Vergrösserung der Schilddrüsen findet nur nach und nach statt, und kann endlich die normale Grosse der Drüse um das Zehnfache übertreffen. Die Geschwulst ist hart, nicht schmerz­haft, im Anfange an der Oberfläche glatt, im veralteten Zustande uneben, höckerig.
Bei massiger Grosse bedingt sie keine besondere Störung; wenn sie aber sehr gross ist, drückt sie auf den Kehlkopf und die Luftröhre und erzeugt dadurch bald mehr, bald weniger er­schwertes Athmen und Husten.
Die Ursachen sind in den meisten Fällen nicht sicher zu ermitteln; zuweilen ist eine vorausgegangene, vernachlässigte Entzündung, oft wiederholte Erkältung, ein feuchter Aufenthalts­ort, schlechte und iibermässige Nahrung, Mangel an Fleif ohnahrung, daher eine krankhafte Beschaffenheit der Säfte zu beschuldigen.
So lange der Hund noch jung und vollkommen gesund ist, und wenn das Leiden erst kurze Zeit und in massigem Grade besteht, kann der Kropf durch Zertheilung beseitigt oder wenigstens sehr verkleinert werden. Unter entgegengesetzten Umständen bleiben alle Mittel fruchtlos, und es ist höchstens die Ausschä­lung der Geschwulst zu versuchen, die jedoch wegen der grossen dabei leicht zu verletzenden Blutgefässe immer mit Gefahr ver­bunden ist.
Die Behandlung findet mit Jod und seinen Präparaten statt, welche Mittel sowohl innerlich als äusserlich angewendet werden. Innerlich wird das Jodkalium (30 Gran oder 2 Gramm) gelöst in destillirtem Wasser (zwei Loth, 30 Gramm) zu 10—20 Tropfen täglich eingegeben, und zugleich der Kropf damit äusser­lich befeuchtet. Der vorerwähnten Lösung können auch zehn Tropfen Jodtinktur zugesetzt werden. Zur äusserlichen Anwen­dung eignet sich auch vortrefflich eine Salbe aus 30 Gran (2 Gramm) Jodkalium, zehn Tropfen Jodtinktur und 1 Loth (15 Gramm) Schvveinfett, welche Salbe täglich in erbsengrossen Stückchen in den Kropf einzureiben ist.
Die Anwendung dieser Mittel muss, mit zeitweis eingelegter Pause, durch 4—6 Wochen fortgesetzt werden, nach welcher Zeit oft die ganze Vergrösserung zur Zertheilung gebracht wer­den kann.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .-
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Die Halsentzüudang.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;69
2. Die Halsentzündung.
Die Entzündung dei1 Rachenhöhle, des Schlund- und Kehlkopfes findet sich bei Hunden selten, doch befällt sie ein­zeln sowohl junge wie auch alte Hunde von jeder Race.
Die Ursachen dieser Entzündung sind in den nieisten Fällen Erkältungen, zuweilen aber auch fremde Körper, welche durch ihre Spitzen oder rauhen Oberflächen beim Verschlucken die Rachenschleimhaut reizen und verletzen. In seltenen Fällen entsteht Halsentzündung auch durch das Einathmen von schar­fen Stoffen.
Die Erscheinungen sind, je nachdem der Kehlkopf oder der Schlundkopf vorherrschend leided, bald mehr in Störun­gen der Stimme und des Athmens, bald mehr in Störungen des Schlingens bedingt. Im ersteren Falle ist die Zahl der Athem-züge nur wenig vermehrt, das Athmen selbst findet mit einem hörbaren pfeifenden oder röchelnden Tone und oft mit etwas offen gehaltenem Maule statt; dabei husten die Patienten in der ersten Zeit trocken, später mit Auswurf von Schleim und mit verändertem, rauhem, zuweilen mit ganz heiserem Tone; nicht selten dauert das Husten so lange, bis ein Würgen und Erbrechen eintritt, wobei aber in der Regel nur ein wenig zäher Schleim entleert wird.
In der Umgegend des Kehlkopfes fühlt man äusserlich am Halse etwas vermehrte Wärme, eine leichte Anschwellung, und beim Drücken dieses Theiles zeigen die Patienten Schmerz und Husten. Bei heftiger Entzündung sitzen die Kranken meist ruhig mit steifgehaltenem Hals und Kopf.
Wenn dagegen der Schlundkopf allein oder am meisten afficirt ist, erscheint das Athmen sehr wenig oder gar nicht gestört, aber das Schlucken ist erschwert. Die Patienten lassen den grössten Theil des Getränkes nach dem Aufnehmen wieder aus dem Maule fliessen, und man sieht deutlich die Beschwerde im Schlingen. Meist sind die unter dem Unterkiefer gelegenen Seitentheile des Halses und die Ohrspeicheldrüse geschwellt, vermehrt warm und beim Drucke schmerzhaft. Aus dem Maule fliesst zäher Schleim. Bei beiden Entzündungsprocessen ist
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
gewöhnlich die Nasen- und Maulschleimhaut höher geröthet, der Appetit gering, und oft Verstopfung zugegen. Zuweilen ist der Puls beschleunigt, die Hauttemperatur wechselnd, in vielen Fällen aber nicht.
Die Beurtheilung des Leidens ist in der Regel ganz günstig zu machen, da fast immer die Heilung durch Zertheilung der Entzündung erfolgt.
Behandlung. Ist das Leiden frisch entstanden und in massigem Grade vorhanden, so kürzt ein Brechmittel, das nach Erforderniss in den nächsten Tagen wiederholt wird, den Krank­heitsverlauf bisweilen bedeutend ab. Hiezu eignet sich eine Lösung von 1 Gran Brechweinstein auf 2 Loth destillirtes Wasser vollkommen. (0-06 auf 30 Gramm). Ausserdem fordert die Hals­entzündung ein warmes Verhalten der Kranken im Allgemeinen und der leidenden Theile insbesondere; das letztere wird durch Einhüllen der Schlund- und Kehlkopfsgegend in warme Polster, wollene Lappen, bei stärkeren Anschwellungen durch Anwendung feuchtwarmer Wasserumschläge erreicht. Auch lässt man warme Dämpfe einathmen, welche eine Mässigung der entzündlichen Spannung bewirken, und den Kranken einige Erleichterung ge­währen.
Man halte die Patienten im Allgemeinen warm, gebe ihnen als Nahrung Milch, Suppe, oder sonst weiche Substanzen.
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3. Fremde Körper im Schlünde.
Bei der grossen Gier, mit welcher die Hunde sehr häutig die Nahrungsmittel verzehren, indem sie dieselben nur sehr un­vollständig kauen, geschieht es zuweilen, dass sie Knochen- und Holzsplitter, Fischgräten, Nadeln u. s. w., welche Gegenstände zufällig an der Oberfläche der Nahrungsmittel haften, verschlucken, und dass dann dieselben an irgend einer Stelle des Schlundes sich festsetzen; oft geschieht diess auch mit dem in grossen langen Stücken verschluckten Fleisch.
Sind diese fremden Körper gross, so verursachen sie eine übermässige Ausdehnung der betreffenden Schlundstelle, und je nach ihrem Sitze einen Druck auf die Luftröhre oder die Lunge, und bedingen ein erschwertes Athmen, Neigung zum Husten und
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Fremde Körper im Schlünde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 61
Erbrechen. Gewöhnlich sind die Patienten traurig, unruhig, ihr Blick ist ängstlich, sie husten, es stellt sich oft ein Brechreiz ein und die Fress- und Trinklust liegt darnieder. Wenn man durch diese Erscheinungen auf das Unwohlsein der Hunde aufmerksam gemacht ist, und man nimmt eine nähere Untersuchung vor, so findet man in der Maul- und Rachenhöhle viel Schleim an­gesammelt, und bei näherer Besichtigung oder beim Befühlen zeigt sich entweder am Beginn des Schlundes, oder im Verlaufe desselben längs des Halses der fremde Körper, wo bei einem an dieser Stelle angebrachten Druck von Seite des Patienten Schmerz geäussert wird.
Die Beurtheilung dieses Leidens ist bald mehr, bald weniger günstig, je nach dem Sitze des fremden Körpers, nach der Beschaffenheit desselben, nach der Art und dem Grade der schon eingetretenen Zufälle und nach der Dauer des Uebels.
Fremde Körper im Beginn und am oberen Theile des Schlun­des sind gewöhnlich am sichersten zu entfernen ; ist der Sitz des fremden Körpers längs der Halsportion des Schlundes bis zum Brusteingange, so ist dessen Entfernung schon schwieriger, und sitzt derselbe in dem Brusttheile des Schlundes, so ist die Hilfe äusserst schwer, ja zuweilen ganz unmöglich. Runde und glatte Körper, ferner solche von mehr weicher Consistenz veranlassen nur einen Druck, während feste, spitze und scharfe Gegenstände häufig eine Verletzung des Schlundes erzeugen und dadurch auch mehr Gefahr bedingen.
Körper von ersterwähnter Beschaffenheit lassen sich häufig aus dem Schlünde herausziehen oder auch in den Magen hinabstossen, während rauhe und spitze Körper in der Regel sehr fest sitzen, und in den meisten Fällen nur durch eingreifende Operationen von der Stelle zu bewegen sind.
Die durch Knochensplitter und sonstige harte und spitze Gegenstände erzeugten Verletzungen im Schlünde gehen oft in Eiterung über, und es entstehen dadurch in manchen Fällen Fisteln, die schwer heilbar sind. Oft tritt durch im Brusttheile des Schlundes festsitzende Knochensplitter Verjauchung und Per­foration der betreffenden Schlundstelle, der Erguss der Jauche in
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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die Brusthöhle ein, bedingt secundäre Brustfellentzündung und stets den Tod des Thieres.
Die Behandlung richtet sich nach der Verschiedenheit der fremden Körper und nach dem Sitze derselben. Sind die Körper weich und glatt, und können sie durch die Maul- und Rachenhöhle nicht erreicht werden, so trachte man durch Streichen und gelindes Drücken am Halse, unter der Sitzstelle, dieselben allmälig mehr und mehr in die Rachenhöhle zu drängen, so dass man sie zuletzt in derselben mittelst einer Pinzette oder Kornzange erfassen und wegnehmen kann. Gelingt dies nicht, so suche man durch Erbrechen den Körper in die Maul- und Rachenhöhle zu bringen. Zu diesem Behufe gibt man eine Auf­lösung von Brechweinstein (etwa 1 Gran auf 2 Loth destillirtes Wasser, 0-06 auf 30 Gramm , oder, wenn das Schlucken gänzlich gehemmt ist, applizirt man ein Klystier von der doppelten Menge des Brechweinsteins oder auch von einer Abkochung der weissen Niesswurz (nach Hertwig etwa 5 Gran mit 2 Unzen Wasser, 0-4 mit 60 Gramm), oder wenn man das Erbrechen recht schnell und sicher erzeugen will, kann eine subcutane Injection einer Lösung von BrechWeinstein (% Gran auf 1 Drachme destillirtes Wasser, 0-03 auf 4 Gramm) vorgenommen werden.
Fruchtet diese Behandlung nichts oder treten gefährliche Symptome auf, so geht man am besten ohne Zeitverlust zu dem Schlundschnitt über, den man an der linken Seite des Halses so ausführt, dass man an der Stelle des fremden Körpers auf 2 Zoll Länge und 1 Zoll Breite die Haare abscheert, dann die Haut neben der Drosselvene in der Richtung derselben 1—l1/laquo; Zoll lang durchschneidet, das Zellgewebe daselbst bis zum Schlünde trennt und nun in den gewöhnlich sich hervordrängenden Schlund einen ebenso langen Schnitt macht; durch die Wunde wird eine Pinzette oder Kornzange eingeführt und der fremde Körper her­vorgezogen. Sowohl die Schlund- als Hautwunde wird dann zusammengeheftet. Der Patient wird durch 36 — 38 Stunden ohne Nahrung und Getränk gelassen, und ihm nach Ablauf dieser Zeit nur flüssiges oder breiiges Futter dargereicht, bis eine vollständige Heilung der Wunde eingetreten ist.
Man kann auch den Versuch machen^ den im Schlünde be-
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Fremde Körper im Schlnnde. Die Staupe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;63
findlichen fremden Körper mittelst eines Fischbeinstäbchens, an welchem ein Schwamm gut befestigt ist, vom Maule aus in den Magen zu drängen; dies ist jedoch nur bei weichen und glatten Substanzen zu empfehlen. Sollten durch die fremden Körper wirkliche Verletzungen im Schlünde entstanden sein, so ist es nöthig, nach Entfernung dieser die Patienten durch längere Zeit nur mit flüssigem oder weichem Futter zu nähren.
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Drittes Kapitel.
Krankheiten in den Brustorganen.
1. Die Staupe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;y
Mit dem Namen Staupe, Hundekrankheit, Hundeseuche be-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; %
zeichnet man einen weit verbreiteten Katarrrh der Luftwege bis in die feinsten Bronchialverzweigungen, dem sich in der Kegel Darmkatarrhe, nervöse Erscheinungen und manchmal ein pus-tulöser Ausschlag beigesellen.
Von dieser Krankheit können die Hunde jeden Alters be­fallen werden; am häufigsten entsteht sie aber bei den zarteren, im Zimmer gehaltenen Racen, und befällt die Hunde vorzugs­weise im ersten Lebensjahre; über dieses hinaus ist sie um Vieles seltener. Die einmal Uberstandene Krankheit sichert vor einem wiederholten Anfalle nicht.
Die häufigste Veranlassung zum Entstehen dieser Krank­heit sind Erkältungen. Desshalb beobachtet man ihr Auftreten vorzüglich im Frühjahr und Herbst zur Zeit der feuchtkalten Witterung, wo sie dann bisweilen eine seuchenartige Verbreitung erlangt.
Die Staupe ist für andere Hunde ansteckend, und es erfolgt die Ansteckung durch die von den Kranken ausgeathmete Luft, meist aber durch das Nasensecret.
Erscheinungen: In den leichteren Graden, in welchen die Krankheit mehr als ein einfacher Bronchialkatarrh abläuft, zeigen sich die Kranken etwas traurig, die Fresslust ist gering, es tritt öfters Niessen und Husten ein, und man bemerkt einen
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fiesoiulere Krankheiten ein/.ttuMr Organe.
Schleimausfluss aus den Augen und der Nase. Diese erwähnten Erscheinungen|verlieren sich nach 8—10 Tagen oft gänzlich. In den höheren; Graden' treten bedeutende Fiebersymptome auf, als: eine wechselnde Körpertemperatur, Mattigkeit und Unaufmerk­samkeit des Patienten, Beschleunigung des Pulses und Athmens. Die Nase ist meist warm, trocken, oft rissig; es tritt öfteres Niesen und Ausbrausen ein, begleitet von einem kurzen, trockenen schmerzhaften Husten. Gewöhnlich thränen die Augen ziemlich stark, die Excremente werden meist verzögert, oft mit Zwang abgesetzt. Diese Erscheinungen dauern durch 4—G Tage, wo sich dann ein vermehrter Schleimausfluss aus den Augen und aus der Nase einstellt, welcher eine Verklebung der Augenlider und der Nasenlöcher bewirkt. Manchmal erscheint die durchsichtige Horn­haut trübe, oft auch mit kleinen GeschwUrchen besetzt. Das Niessen und Husten wird häufiger, und letzterer etwas feucht und weniger schmerzhaft; in diesem Falle hört man in der Brust Rasselgeräusche. Treten letztgenannte Erscheinungen ein, so kann unter, Nachlass des Fiebers und unter Abnahme der Absonderung auf den Schleimhäuten der Respirationsorgane und der Augen innerhalb einiger Wochen Genesung eintreten.
Beim Vorschreiten des Entzündungsprocesses bis in die feinsten Bronchialverzweigungen oder selbst in die Lungenbläs­chen tritt ein kurzes, stöhnendes Athmen, ein sehr schmerzhaftes Husten und hochgradiges Fieber auf. Gewöhnlich stellt sich dann eine Entzündung der Schlingwerkzeuge, ein Katarrh des Magens und Darmes ein; die Patienten zeigen eine Neigung zum Erbrechen, oder ein wirkliches Erbrechen eines zähen, gelbgrtinen Schleimes ; der Appetit ist aufgehoben, es tritt Durchfall ein, durch welchen flüssiger, mitunter blutiger, schleimiger Koth entleert wird.
Bei einzelnen Kranken treten, wenn die katarrhalischen Erscheinungen durch einige Zeit gedauert haben, nervöse Er­scheinungen auf, u. z. entweder als Zuckungen einzelner Muskeln an verschiedenen Körpertheilen, oder in der Form von fallsucht­ähnlichen Anfällen. Es folgen dann manchmal Lähmungen des ganzen Hintertheiles, welche häufig, nachdem die Hunde von der Staupe genesen sind, als selbstständige Störungen fortbestehen.
Oft wird die Staupe von einem Bläschenausfjfblag begleitet,
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Die Staupe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;65
die sogenannten Hundeplocken, welcher am Unterbauche und an der inneren Fläche der Schenkel mit fiohstichähnlichea Flecken beginnt, über denen sich dann die Oberhaut zu Bläschen erhebt, die mit einem trüben, eitrigen Serum gefüllt sind; dieselben platzen, es bildet sich eine dünne Kruste, nach deren Abfallen ein glatter, blassrother Fleck zurückbleibt.
Ist der erwähnte Ausschlag reichlich, so veranlasst er einen widerlichen Geruch an dem Thiere.
Die leichteren Formen der Staupe sind bei einer zweck-mässigen Behandlung innerhalb 14 Tagen abgelaufen.
Die höheren Grade nehmen meist einen ungünstigen Aus­gang, als dessen Anzeichen grosse Schwäche und Hinfälligkeii;, kleiner, kaum fühlbarer Puls, Unvermögen durch Husten die an­gesammelten Schleimmassen zu entfernen, ein häufiger stinkender Durchfall, ein übler Geruch der Hautausdünstung und der aus-geathmeten Luft, häufiges Auftreten der Fallsuchts-Anfälle an­zusehen sind.
Die Vorbauung gegen den Ausbruch der Staupe muss gegen die Vermeidung der oben angegebenen Gelegenheitsursachen gerichtet sein. Man soll demnach junge Hunde nicht verweich­lichen, hinlänglich lange saugen lassen und nachher mit Fleisch­nahrung füttern und im Allgemeinen vor jeder Erkältung schützen. Zur Aufzucht wähle man Hunde, die von Eltern stammen, welche nie oder nur in sehr geringem Grade an der Staupe gelitten haben; ferner wähle man solche Hunde, welche im Frühjahr geworfen wurden, da selbe bis zum nächsten Herbst bereits so weit herangewachsen sind, dass sie den ungünstigen Witterungs­einflüssen leichter widerstehen können.
Die Behandlung muss sich nach dem Stadium, dem Grade und den Complicationeu der Krankheit richten. Im Beginne der Krankheit genügt, ausser einem entsprechenden diätetischen Verhalten, ein Brechmittel, u. z. bei Abgang weicher Kothmassen aus 10—20 Gran (0-6—1-2 Gramm) Brechwurzelpulver, oder 1—3 Gran (0-06—0-18 Gramm) weisser Niesswurz in Pulver, in Verbindung mit weissen Zucker auf einmal gegeben; bei Absatz fester Excremente oder bei vorhandener Verstopfung 2—3 Gran (0'12—0-18 Gramm) Brechweinstein, gelöst in 2 Loth (30 Gramm)
Kouhäuder, Kiaukheiteu ües Uundes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
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destillirtes Wasser; oder 2—4 Gran (012—0*25 Gramm) Brech-weinstein in 2 Loth destillirtem Wasser gelöst, unter Zusatz von 20 Gran (1-2 Gramm) Brechwurzelpulver, von welchen Lösungen die Hälfte auf einmal zu geben ist, und wenn nach einer halben Stunde kein Erbrechen eintritt, so verabreiche man den Rest. Derartige Brechmittel sind oft im Stande die Weiterentwicklung der Krankheit zu unterbrechen.
Dauert nach einem Brechmittel die katarrhalische Reizung mit trockenem, rauhen Husten fort, so ist (nach Hertwig) bei starken Hunden eine Auflösung von 1 Drachme (4 Gramm) Salpeter mit quot;/s Drachme (2 Gramm) Süssholz-Extract in 4 Unzen (120 Gramm) Wasser und hiervon alle 2 Stunden einen Thee-bis Esslöifel voll, je nach der Grosse des kranken Hundes, ver­abreicht, am Nützlichsten.
Bei stärkerer Ausbildung des Katarrhes der Luftwege erscheint der innerliche Gebrauch des Salmiaks, des Goldschwefels angezeigt.
Zu diesem Behufe werden 20—30 Gran (1-2—2 Gramm) Salmiak in 3 Unzen (ÜO Gramm) destillirten Wassers gelöst und etwa 2—3 Gran (0,12—0-18 Gramm) Bilsenkraut-Extract zugesetzt, von welcher Lösung 3—4 mal im Tage 1 Kaffee- bis Esslöffel dem Patienten verabreicht wird.
Nach Weiss kann auch eine Abkochung von 3 Drachmen (12 Gramm) isländisches Moos bereitet werden. Der durchgeseihten Flüssigkeit im Gewichte von 8 Loth (120 Gramm) wird Va Loth (8 Gramm) Salmiak hinzugesetzt, von welcher Lösung ebenfalls 3—4 mal im Tage dem kranken Thiere Ya—1 Esslöffei gegeben werden soll.
Den Goldschwefel in einer Menge von 30 Gran (2 Gramm) verbindet man mit 1 Loth (15 Gramm) öüssholzwurzelpulver und macht selbe mit Honig zur Latwerge, von welcher dann dreistiodiich eine Messerspitze voll zu geben ist. — Der Goldschwefel kann auch in Verbindung mit Wachholderbeerenpulver, Anissamen, und bei bedeutender Schwäche mit Baldrian- oder Eugelwtirz-pulver verabreicht werden.
Bei hochgradiger katarrhalischer Entzündung sind gelinde Purganzen angezeigt, z. B. Rizinusöl, oder das Calomel, 1li1ji Gran (0 02—O'O'd Gramm) pro dosi, täglich 1—2 igal, so lange, bis der Koth
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Die Staupe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sect;7
weicli und grünlich gefärbt erscheint, was manchmal schon nach 10—12 Stunden der Fall ist, wo dann das Mittel sogleich aus­zusetzen ist.
Aeusserlich vollführe man bei den leichteren Graden der Staupe flüchtige Einreibungen am Halse oder an der Brust, täg­lich 2-3 mal, bei den höheren Graden der Entzündung können Senfteige oder auch Haarseile angewendet werden.
Lange andauernde Katarrhe der Respirationsorganlaquo; mit reichlicher Schleimsecretion und Hinzutritt von Darmkatarrhen erfordern die Anwendung der eisenhaltigen Salmiakblumen, wo­von 30 Gran mit je 1 Loth (2 mit je 15 Gramm) Alant- und Eibischwurzelpulver in Verbindung gebracht, und hievon 3 mal täglich Ya—1 Kaifeelöffel an den Hund verabreicht wird.
Die erwähnten eisenhaltigen Salmiakblumen (20 Gran, 1-2 Gramm) können auch mit Bilsenkraut - Extract (10 Gran, 0-0 Gramm) und Silssholzwurzelpulver (1 Quentchen, 4 Gramm) verbunden, in 8 Pulver getheilt werden, deren 3 Stück im Tage dem Patienten zu geben sind. Auch können die eisenhaltigen Salmiakblumeu in einer Oelmixtur gelöst verabreicht werden.
Sobald starke Diarrhöen eintreten, müssen das Opium, die Dover'schen Pulver, die China, das Tannin, der rohe Alaun und selbst der Silbersalpeter in Anwendung gebracht werden.
Das Opium verwendet man entweder in Pulver, wovon 3 Gran (0-18 Gramm) mit einem indifferenten pulverförmigen Pflanzenkörper gemischt und in 6 Theüe gebracht werden, wo dann 3 solche Theile im Laufe des Tages dem Kranken gegeben werden können. Oder man nimmt Opiumtinctur verbunden mit Ratanhia-tinctur, äTä 1 Drachme (4 Gramm) und gibt dem Patienten drei­stündlich 5—10 Tropfen. Die Dover'schen Pulver, 6 Gran (0-36 Gramm) werden mit je 1I3 Quentchen (2 Gramm) Eibischpulver und arabischem Gummi in Pulver gemischt, in 6 gleiche Theile gebracht und dann täglich 3 Pulver dem kranken Thiere ver­abreicht. Nach Hertvvig wird 1I2 Loth (8 Gramm) wässerige Rhabarbertinctur mit 8 Loth (120 Gramm) Kamillenthee gemengt und nach je 3 Stunden 1—2 Esslöffel voll dem Hunde gegeben.
Das Tannin in der Menge von 6 Gran mit 30 Gran (0-36 mit 2 Gramm) rohem Alaun und 1 Quentchen (4 Gramm) gumml-
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hältigen Pulvers gemengt, von welchem Gemisch 3 mal täglich 1 Messerspitz voll verabreicht wird, leistet gute Dienste. Ebenso ergibt sich ein guter Erfolg nach der Application eines Pulvers aus 20—30 Gran (1-2—2 Gramm) Tannin, 2 Gran (0-12 Gramm) Opium und 1 Drachme (4 Gramm) weissem Zucker. Statt diesem kann auch ein Gemenge von 1 Drachme (4 Gramm) rohem Alaun und 1 Loth (15 Gramm) Eichenrindenpidver oder 3 Quentchen (12 Gramm) Ratanhiawurzelpulver, oder selbst der Stahlschwefel, 3stündlich eine Messerspitze voll, in Verwendung kommen.
Stellt sich bei reichlicher Schleimsecretion eine bedeutende Schwäche des Patienten ein, so sind Abkochungen der China­rinde oder Aufgüsse der Engel- oder Baldrianwurzel angezeigt, welchen Flüssigkeiten Kampber, Schwefeläther und Hoffmanns-Geist in sehr geringen Mengen zugesetzt werden. Es kann auch die Chinarinde und Baidrianwurzel in Pulverform angewendet werden, wovon 3 mal im Tage ein halber Kaffeelöffel voll zu geben ist. Gute Wirkungen bedingt auch eine Mischung von 6 Gran (0-36 Gramm) schwefelsaurem Chinin, 2 Gran (O-^ Gramm) abgeriebenen Kampber und 1 Quentchen (4 Gramm) weissen Zucker, aus welchem Gemenge 6 gleiche Pulver zu machen sind, wo zweistündlich ein Pulver verabreicht werden kann.
Zeigen sich nervöse Erscheinungen, so sind Eiterbänder oder reizende Einreibungen längs der Wirbelsäule, innerlich kleine Gaben von Opium und Kampher in aromatischen Auf­güssen, selbst die Krähenaugen in Decoct (10 Gran in 6 Loth Wasser unter Zusatz von 1 Gran Tart, emetic.,) (0-6 Gramm in 90 Gramm unter Zusatz von 0-06 Gramm) und hievon dreistündlich 1—2 Kaffeelöffel voll) angezeigt.
Die entzündeten Augen werden mit lauem Wasser, warmer Milch, oder leichten aromatischen Aufgüssen gewaschen; bei Geschwüren der Hornhaut wendet man Lösungen von Bleizucker, Zinkvitriol, rohem Alaun, der Euphrasia, des Atropin mit gutem Erfolge an. Zurückbleibende Lähmungen und chronische Katarrhe erfordern das für diese Krankheitsprocesse bekannte Verfahren.
Langenbacher und Busse empfehlen gegen die Staupe der Hunde, bevor noch nervöse Erscheinungen aufgetreten sind, Waschungen am Kreuze und an den Extremitäten mit einer
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Abkochung der Nieswurz (6—16 Quentchen in 1—3 Pfunden Bier, 24—64 Gramm in 380—1080 Gramm Bier), welches Mittel als Hantreiz und, da die Thiere einen Theil der Flüssigkeit ab­lecken, gleichzeitig als Brechmittel wirkt.
Hunde, welche an der Staupe leiden, sollen von gesunden getrennt, und jene, welche mit einem Hautausschlage behaftet sind, auch mit dem Menschen nicht in zu nahe Berührung ge­bracht werden, da sich hei diesem ein juckender Ausschlag ent­wickeln soll.
2. Die Brustfellentzündung.
Die seröse Haut, welche die ganze Brusthöhle nach Innen und die in derselben gelegenen Organe an der Oberfläche tiberkleidet, wird nicht selten von einem Entziindungsp rocess befallen, der sich entweder blos auf das Brustfell lokalisirt, oder auch auf die Lange und den Herzbeutel iibeigeht, und entweder für sich allein oder in Verbindung mit der Staupe oder Bauch­fellentzündung vorkommt.
Die Ursachen der Entstehung sind theils mechanische Einwirkungen auf den Brustkorb (traumatische Brustfellentzün­dung^, theils nachweisbare Erkältungen, sogenannte rheumatische Brustfellentzündungen.
Der Eintritt der Krankheit gibt sich durch Fiebererschei­nungen zu erkennen, indem eine wechselnde Körpertemperatur und ein beschleunigter Puls sich zeigt. Die gewöhnliche Munter­keit verliert sich an dem Hunde, er nimmt eine steife Haltung seines Körpers an und sitzt fast beständig mit aufgerichtetem Vordertheil. Zeitweilig hört man einen schmerzhaften, dumpfen Husten und ein Stöhnen, welche Merkmale sich bei einem an der Brustwand angebrachten Druck vermehren. Beim Athmen werden die Rippenwandungen fast gar nicht mitbewegt. In den ersten Tagen des Krankheitsprocesses hört man durch die Auscultation noch das Bläschengeräusch von den Lungen, und die Percussion er­gibt einen ziemlich vollen, manchmal auch schon gedämpften Schall. Die letzterwähnten Erscheinungen erleiden im weiteren Verlaufe der Krankheit eine Aenderung durch Ausschwitzung einer serösen Flüs­sigkeit und Bildung faserstofifähnlicher Gerinnsel an dem Brustfelle,
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Beso devp Erankheitei i inzelnm' Organquot;
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wo durch die Exsudatmasse das Athmungsgeräusch von Seite der Lungen oft ganz unhörbar wird, und sich durch die vorhandenen Faserstoffgerinnungen Reibungsgeräusche einstellen. Je nach den ebenangeführten Symptomen erhält man durch die Perkussion einen gedämpften oder vollkommen leeren Ton, welche Dänipfung oder Leere des Schalles gleichzeitig die Höhe des vorhandenen Exsu­dates anzeigt.
Durch Exsudate auf der linken Seite wird das Herz stets nach der rechten Seite gedrängt, wo dann der Herzstoss nur auf der rechten Seite fühlbar ist. Durch Zunahme der Exsudatmasslaquo; wird auch der Brustumfang vermehrt, und das Athmen geschieht immer mehr mit den Bauchmuskeln und unter grosser Anstren­gung, wo gleichzeitig hochgradige Fiebersymptome auftreten.
Der Verlauf ist meistens sehr akut. Es tritt entweder Zertheilung ein und Resorption der ergossenen Flüssigkeit; oder es findet zeitweilig eine Bücksaugang des Exsudates statt, worauf eine verstärkte Ausschwitzung folgt, und es nimmt die Krankheit den Ausgang in die chronische Brustfellentzündung, die durch den Eintritt eines kachektischen Zustandes mit Sicherheit den Tod bedingt; endlich kann auch durch theilweise Verwachsung der Lungenoberfläche mit der Brustwand eine Athembeschwerde zurückbleiben. Wenn der Entzündungsprocess sehr heftig auftritt und rasch bedeutende Ausschwitzungen erfolgen, ist der Eintritt des Todes innerhalb einiger Tage zu gewärtigen.
Die Behandlung fordert zuerst eine zweckentsprechende Regelung der diätetischen Einflüsse. Zu diesem Behufe müssen die Patienten in einer gleichmässig warmen Temperatur gehalten, ihnen die nothwendige Ruhe gegönnt, und selbe nur sehr mager gefüttert werden.
Nach Hertwig kann bei kräftigen Hunden ein Aderlass gemacht werden. Innerlich gibt er zuerst ein Purgiermittel aus Calomel und Gummigutt (3—5 Gran, 0-18—0-3 Gramm) mit Honig zur Pille gemacht. Als Purganz kann auch das Rizinusöl, der Kindermeth oder das Wiener Laxiertränkchen gegeben werden. Hierauf gibt man nach etwa 2—3 Stunden den Salpeter (10—20 Gran, 0-6—1-2 Gramm) mit Glaubersalz (1—2 Quentchen, 4—S Gramm) in Wasser gelöst, alle drei Stunden wiederholt;
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HrnstWlfntziuKluug. Jjimgenentziindnng.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;71
oder den Brechweinstein (ya—1 Gran, 0-03—0-06 Gramm) in 2—4 Drachmen (8—15 Gramm) destillirtem AVassers gelöst, und bei reichlicher Exsudation den Borax (1 Quentchen, 4 Gramm) in Wasser gelöst. Gleichzeitig werden Einreibungen mit Kampher-und Seifengeist in die Brustwandung vollführt.
Viel milder und meist zweckmässiger ist die Behandlung, indem man bei hochgradigem Fieber das Fingerhutkraut in An­wendung bringt, das sich auch als harntreibendes Mittel empfiehlt. Von der Diiritalis kann das Pulver (Va—1 Gran, 003—0-06 Gramm pro dosi) oder der Extract (2—3 Gran, 0-12—0-18 Gramm), in 4 Loth, (60 Gramm, destillirtem Wassers gelöst) und endlich auch die Tinctur (4—6 Tropfen öfter im Tage) angewendet werden. Die Digitalis kann auch mit Weinstein, Pottasche und Wachhold erbeerenpulver in Verbindung gebracht werden, wodurch eine bedeutende Absonderung des Urins und dadurch eine Resorption des Exsudates eintritt. Ist die ergossene Flüssigkeit in bedeutender Höhe vorhanden, so kann auch beim Hunde durch den Bruststich eine Entleerung derselben vorgenommen werden.
In der Eeeonvalescenz sind die Thiere zu schonen, und mit leichtverdaulichen Futterstoffen gut zu nähren.
3. Die Lungenentzündung.
Dieser Entzündungsprocess befällt Hunde von allen Racen ziemlich häufig, und besteht entweder für sich oder in Verbindung mit Brustfelientzundunf?, Staupe und selbst Typhus.
Meistentheils leidet das eigentliche Lungengewebe ; oft ist nur ein Lungenflügel, oder selbst nur ein Theil desselben von der Entzündung ergriffen; doch können auch beide Lungen in ihrer ganzen Ausdehnung leidend sein.
Die Ursachen dieses Krankheitszustandes sind grössten-theils Verkühlungen in verschiedener Weise. Ausserdem auch mechanische Einwirkungen auf den Brustkorb, ebenso das Ein-athmen scharf reizender Gase und das Eindringen fremder Körper in die Bronchialverzweigungen. In vielen Fällen lässt sich jedoch irgend welche auffallende Einwirkung als ursächlicher Moment nicht nachweisen.
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Erscheinungen. Die Lungenentzündung beginnt stets mit einem heftigen Fieber. Die Hunde erscheinen matt, sehr traurig; oft zeigt sich ein Schüttelfrost. Der Puls ist beschleu­nigt, der Herzschlag im Beginne pochend; Maul- und Nasen­schleimhaut und die Bindehaut der Augen verschieden stark geröthet. Im Anfange legen sich die Kranken noch nieder, wechseln aber oft ihre Lage, später sitzen sie meist auf dem Hintertheil, und halten den Kopf in die Höhe; das Athmen ist kurz und mit Anstrengung, jedoch mit deutlicher Bewegung der Rippenwand. Das Athmen wird häufig mit offenem Munde voll­führt, wobei ein tiefes, etwas gedehntes Einathmen und ein kurzes Ausathmen vor sich geht.
Meist ist ein kurzer, schmerzhafter Husten, und im Unter­drückungsfall ein Stöhnen zugegen. Sobald das Fieber sehr hoch­gradig ist, zeigt sich die ansgeathmete Luft sehr heiss, und ebenso bemerkt man eine bedeutende Wärme und Trockenheit im Maule.
Nach dem Husten beobachtet man das Ausfliessen einer missfärbigen oder schleimigen Flüssigkeit aus der Nase.
Im Beginne der entzündlichen Anschoppung ist der Percus-sionsschall unverändert. Später stellt sich ein tympanitischer Ton ein, welcher mit dem Vorschreiten des Krankheitsprocesses einem gedämpften und selbst leeren Schall Platz macht. Diese Merk­male treten bei Hunden zuerst in den hinteren Lungenlappen auf.
Während der entzündlichen Anschoppung vernimmt man durch die Auscultation feinblasiges Rasseln, sogenanntes Knister­rasseln. Kommt es zur Hepatisation eines Lungenabschnittes, wie es gewöhnlich der Fall ist, so ergibt sich an der Stelle des gedämpften oder leeren Tones durch die Auscultation ein bronchiales oder unbestimmtes Athmen, ein consonirendes Rasseln, oder kein Athmungsgeräusch. Solange die Hepatisation in der Zunahme ist, hält sich auch das Fieber auf gleicher Höhe. Mit der zunehmenden Ausbreitung der Hepatisation wird auch die Athmungsbeschwerde um so merkbarer.
In diesen beiden Stadien der Lungenentzündung ist der Appetit gewöhnlich sehr gering; der Urin wird sparsam, röthlich oder braungelb, der Koth trocken und selten entleert.
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Longenentztindong.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;78
Im Stadium der Hepatisation erfolgt nicht selten ein tödtlicher Ausgang, welcher sich durch fortwährende Steigerung der Athemnoth, durch einen kleinen weichen, sehr scbwer fühl-baren Pnls, durch ein häufiges mattes Husten, eine Kühle der Haut, der Extremitäten und der sichtlichen Schleimhäute, und durch einen sichtlichen Verfall der Kräfte des Kranken kund gibt. Häufig entsteht ein akuter Magen-Darmkatarrh, wodurch die Entleerung weicher, übelriechender Kothmassen erfolgt.
Tritt dagegen die Lösung des Krankheitsprocesses auf, so nehmen die Fiebersymptome und die Athembeschwerde ab; der Husten wird feucht, locker; die Percussion ergibt einen tym-panitischen, und je weiter die Lösung vorschreitet, einen vollen und hellen Ton; durch die Auscultation werden feuchte Rassei-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
geräusche vernehmbar, welche selbst nach dem Verschwinden der übrigen Krankheitserscheinungen noch einige Zeit andauern.
Stellt sich eitrige Infiltration ein, so erfolgt unter raschem Verfall der Kräfte und dem Ausfluss von eitriger Schleim-masse aus der Nase ein tödtlicher Ausgang.
Bilden sich grössere Abscesse in den Lungen, so dauern die Fiebersymptome fort, und durch den Husten wird bisweilen Eiter entleert, welcher auch aus der Nase zum Vorschein kommt.
Gehen die Thiere bei diesem Ausgang der Lungenentzündung nicht rasch zu Grunde, so nehmen sie doch selbst nach Wieder­kehr der Fresslust nicht zu, und behalten ein kachektisches Aus­sehen, welches in kurzer Zeit zu ihrem Ende führt.
Der Ausgang der Lungenentzündung in Brand wird bei Hunden sehr selten beobachtet.
Der Verlauf der Krankheit ist dem Angeführten zu Folge ein verschiedener. In jenen Fällen, wo es nicht zur Hepatisation kommt, oder selbe nur in sehr geringer Ausbreitung vorhanden ist, und wo rasch eine Lösung eintritt, kann die Genesung innerhalb 6—8 Tagen erfolgen. Alle übrigen Ausgänge bedingen innerhalb kurzer Zeit den Tod.
Die Behandlung muss man mit einer zweckentsprechenden Diät einleiten. Ferner soll dem Kranken ein massig warmer, luftiger Aufenthaltsort angewiesen, und die grösste Ruhe gegönnt werden. Kräftigen Hunden sind im Beginne des Krankheits-
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Besüiiillaquo;ie Krankheiten einzelner Organe.
processes antiphlogistische Mittel (Grlaubersalz, Bittersalz) zu ver­abreichen. Ebenso erweist sich die Ipecacuanha oft zweckdienlich. Bei hochgradigem Fieber kann die Digitalis oder das Aconit in der früher bei der Brustfellentzündung erwähnten Gabe applizirt werden. Ist der Husten sehr häufig und schmerzhaft, so kann das Bilsenkraut, Opium für sich oder in Verbindung mit Salmiak, Pottasche in Anwendung kommen. Ebenso leistet in diesem Falle eine Mixtura Oliosa, in welcher eisenhaltige Salmiakblumen gelöst sind (etwa 20—40 Gran auf 6 Loth Mixtur, 1-2—2-4 Gramm auf 90 Gramm) gute Dienste. Im Stadium der Lösung verabreicht man den Salmiak oder Goldschwefel mit proinatischen und gewürzhaften Mitteln verbunden.
Tritt eine bedeutende Hinfälligkeit des Patienten auf, so wird die China und ihre Alkaloide in Anwendung gezogen, indem man Abkochungen der Chinarinde bereitet, oder das schwefel­saure Chinin (1 Gran, 0-06 Gramm, pro dosi) anwendet. Sollte Lungenbrand eintreten, so kann (nach Hertwig) der Bleizucker (4 Gran auf 8 Loth Flüssigkeit, 0-25 Gramm auf 120 Gramm) oder der Chlorkalk (30 Gran bis 1 Quentchen in 2—4 Loth des-tillirten Wasser gelöst, 2—4 Gramm auf 30-60 Gramm) ver­sucht werden.
4. Die Brustwassersucht.
Diese bestellt in der Ansammlung einer serösen Flüssigkeit in der Brusthöhle und zwar meist in beiden Hälften derselben.
Die Ursachen dieses Krankheitsprocesses sind, voraus­gegangene Lungen-Brustfellentzündungen, krebsartige Neubil­dungen in einzelnen Organen, ein kachektischer Zustand, auf­getreten durch einen starken Blutverlust oder sonstige chronische Krankheiten. Nach Angabe vom Regierungsrathe Dr. Roll entsteht auch die ßrustwassersucht bei Hunden, wenn der Abfluss des Hohlvenenblutes in das rechte Herz behindert ist.
Erscheinungen. Die Kranken zeigen sich matt, hinfällig. Das Athmen findet mit Anstrengung, unter starkem Heben der Rippen, und auffallender, pumpender Bewegung der Bauch­wandungen statt; das Eiuathmen ist etwas gedehnt, das Aus-athmen kurz. Besonders erschwert findet (Jas Athmen dann statt.
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Bi'ustwassorsucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;75
wenn die Tliiere Hegen, oder eine Treppe hinauf- oder lierunter-gehen. Der Husten ist häutig, hört sieh kurz und krächzend an. Puls- und Herzschlag sind meist matt fühlbar. In der ganzen Ausdelmuug des serösen Ergusses ist der Pereussionssehall matt und leer; die Auscultatiou ergibt an dieser Stelle gar kein Athmungsgeräusch. Nur an den nach aufwärts gelegenen Luugen-partien, welche noch mit der Brustwand in Berührung treten, vernimmt man bei der Auscultation ein verschärftes vesiculäres Athmen. Bei langer Dauer des Leidens treten ödematöse An­schwellungen an der Uuterbmst, dem ünterbäuch und Vorderfilssen auf, und es erfolgt eine schnelle Abmagerung der Thiere.
Der Verlauf ist entweder ein rascher oder langsamer, und die Heihiug gelingt höchstens nur dann, wenn die Krankheit im geringen Grade vorhanden ist, und keine organischen Ver­änderungen der Lungen den Grund ihres Entstehens bilden. Meist erfolgt der Tod.
Die Behandlung muss sich vor allein mit der Entfernung der zu Grunde liegenden Ursachen befassen. Die Aufsaugung der ergossenen serösen Flüssigkeit trachtet man durch Verabreichung solcher Mittel zu bewerkstelligen, welche vermehrend auf die Harnsecretion einwirken, als da sind: Wachholderbeeren, Ter­pentinöl, Meerzwiebel in Pulver oder als Extract, Weinstein, Fingerhutkraut.
Diese erwähnten Arzneistoffe werden meist in Pulverform gegeben, wo man etwa 2 Loth (30 Gramm) Wachholderbeeren-pulver mit je 1 Quentchen (4 Gramm) Weinstein und Terpentinöl, oder der gleichen Menge Meerzwiebelpulver verbindet, und 3 mal täglich 1 Kaffeelöffel voll dem Kranken verabreicht. Es kann auch eine Mischung von S Drachmen (12 Gramm) Weinstein mit 1 Drachme (4 Gramm) Meerzwiebelpulver verschrieben und in der eben erwähnten Weise gegeben werden. Statt Meerzwiebel­pulver kann auch der Extract (10 Gran, Oö Gramm) in Anwen­dung kommen. Die Digitalis wird in derselben Menge und Form appliziert, wie dies bei der Brustfellentzündung angegeben worden ist. Sind die Patienten noch ziemlich kräftig, so können auch von Zeit zu Zeit die schon früher erwähnten Abführmittel in Gebrauch kommen. Ausser diesen angegebenen Mitteln können
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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(nach Hertwig) auch die Pottasche (1 Drachme, 4 Gramm), das essigsaure Kali (2 Drachmen, 8 Gramm), welche Stoffe einem Wachholderbeerenaufguss oder einer Bitterkleeabkochnng zugesetzt werden, in Verwendung kommen, von welchen Lösungen 3 mal täglich 1 Esslöffel zu verabreichen ist. Ebenso leistet oft eine Lösung von 20—30 Gran (l-2—2 Gramm) Jodkalium in 3 Unzen (90 Gramm) destillirtes Wasser, 3 mal täglich 1 Kaffeelöffel voll gegeben, gute Dienste. Bei grosser Schwäche des Kranken kann der Stahlschwefel (6—10 Gran, 0-36—0'6 Gramm) in den vor­erwähnten Aufgüssen oder Abkochungen angewendet werden.
Ist die Athemnoth durch den bedeutenden serösen Erguss eine sehr auffallende, so kann man dem Thiere durch Vornahme des Bruststiches, und die darauf stattfindende Entleerung der Flüssigkeit, eine Erleicbternng verschaffen. Der Bruststich selbst wird mit einem sehr dünnen Troikart vollführt, indem man an der leidenden Seite zwischen der ö. und 9. Eippe (von rückwärts gezählt) eingeht. Während des ganzen Krankheitsprocesses muss der Hund mit guten, leicht verdaulichen Futterstoffen in genügender Menge genährt werden, damit seine Kräfte entsprechend erhalten bleiben.
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6. Der BronoMalkatarrh.
Besteht in einer katarrhalischen Affection der Schleimhaut der Bronchien, oft bis in die feinsten Verzweigungen, und bildet meist eine Theilerscheinung der Staupe, kommt aber auch für sich bestehend häufig vor.
Die Ursachen sind fast in allen Fällen Erkältungen der verschiedensten Art. Vereinzelte Fälle verdanken ihr Entstehen dem Eindringen fremder Körper in die Bronchien, und dem Ein-athmen scharfer Dämpfe und Gase.
Die Krankheit beginnt mit Fieber, welches in einer Mattig­keit, Traurigkeit und Hinfälligkeit des Thieres besteht, verbunden mit geringem, oft fehlendem Appetit. Das Athmen ist beschleunigt, der Herzschlag deutlich fühlbar, dessen Zahl vermehrt. Der Patient hustet häufig und andauernd ; der Husten selbst ist im Beginne mehr trocken, später aber locker und mit einem Aus­wurf einer Sclileimmasse verbunden. Die. Percussion ergibt fast
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Bronchialkatarrh Krampftmsten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 77
immer einen normalen Ton. Durch die Auscultation vernimmt man rauhes Bläschen- oder unbestimmtes Athmen, oft auch Rassel­geräusche. Das Urinieren und die Kothentleerung gehen durch-gehends normal vor sich.
Der Verlauf ist günstig, besonders wenn der anfangs trockene Husten feucht, die Expectoration leicht wird, wo unter allmäligem Nachlass des Fiebers in 10—14 Tagen die Genesung eintritt. Ein tödtlicher Ausgang erfolgt zuweilen durch Heranbildung einer katarrhalischen Lungenentzündung.
Die Behandlung muss mit der entsprechenden Regelung der diätetischen Einflüsse begonnen werden, und es ist daher für einen massig warmen, luftigen, trockenen Aufenthaltsort, und für eine genügende Ruhe des Patienten Sorge zu tragen.
Im Beginne leistet nicht selten ein Brechmittel aus Brech­weinstein die erspriesslichsten Dienste. Im weiteren Verlaufe ist der Salmiak mit Süssholzwurzel, Fenchelsamen- oder Wasser-fenchelsamenpulver verbunden angezeigt. Ebenso kann der Salmiak mit Stissholzsaft (ä~ä 1 Drachme (4 Gramm) gelöst in destillirtem Wasser (6 Loth, 90 Gramm) zur Anwendung kommen. Bei sehr anhaltendem Husten ist der Bilsenkraut-Extract (2—3 Gran, 012—O'IS Gramm) mit einem indifferenten Mittel zu Pulver gemacht, oder mit Salmiak (20 Gran, 12 Gramm) in destillirtem Wasser (6 Loth, 90 Gramm) gelöst, mit Vortheil zu verwenden. Statt Bilsenkraut-Extract kann auch das Morphium (1—1 '/a Gran oder 0*06—0quot;09 Gramm) der Lösung beigemengt werden. Auch bei diesem Krankheitsprocess leistet eine Mischung aus 4 Loth (60 Gramm) Glycerin und 3 Loth (46 Gramm) Leberthran, in welcher 1 Gran (0-06 Gramm) Morphium gelöst wird, gute Dienste, nur bedingt selbe meist Erbrechen.
6. Der Krampfhuston.
Man versteht darunter zeitweilig eintretende Anfälle eines rauhen, schmerzhaften, krächzenden, manchmal auch etwas lockeren Hustens, die durch eine oder mehrere Minuten andauern, und mit Brechneigung oder wirklichem Erbrechen einer zähen Schleimmasse verbunden sind; in den Intervallen sind die Kranken anscheinend ganz gesund.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|
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Besondere Krankheiten eiuzeluai- Organe
Die Ursachen sind vorausgegangene Erkältungen. Oft tritt dieses Leiden in epizootischer Verbreitung auf, ohne dass bestimmte äussere Einwirkungen nachweisbar wären, und ver­sehwindet dann wieder für längere Zeit. Nach Dr. Kölls Angabe soll dem Krampfhusten eine Neurose der peripherischen Enden der Nerven der Schleimhaut der Luftwege zu Grunde liegen; indem die unbedeutendsten Reize im Stande sind die heftigsten Reflexerscheinungen hervorzurufen.
Der Ve r 1 auf ist langwierig, mehrere Wochen, selbst Monate, und Verfasser hatte Gelegenheit viele Fälle zu beobachten, die unheilbar waren.
Die Behandlung erfordert ein warmes Verhalten der Hunde, und eine Fülterung mit leicht verdaulicher, kräftiger Nahrung. Für den innerlichen Gebrauch eignen sich Brechmittel, der Salmiak, der Asant, das Bilseukraut-Extract, in der früher erwähnten Gabe und Form. Ausserdem können Einreibungen mit einer Salbe aus: Bilseukrautöl, Kampher und Schweinfett in der Kehlkopfgegenrl gemacht werden.
In sehr hartnäckigen Fällen kann man die Blausäure und den Höllenstciu in Anwendung bringen. Erstere wird in einer Menge von ti Tropfen mit 1 Loth (15 Gramm) destillirtem Wasser und 30 Gran 2 Gramm) arabischem Gummi gemischt, und nach je 4 Stunden der 4. Theil verabreicht. Von Letzterem 1 Gran (006 Gramm) löst man in 4 Loth (60 Gramm) Baldrianwasser, und gibt davon nach je 3 Stunden 1 Kaffeelöffel voll. Der Ver­fasser machte bei einzelnen sehr hartnäckigen Fällen von Krampf­husten die Beobachtung, dass nach der Anwendung einer Mischung aus Krähenaugeutiuctur (20 Tropfen) und Kirschlorbeerenwasser (2 Drachmen, 8 Gramm) unter Zusatz von 1 Gran (0-0(3 Gramm) Morphium, 2 mal täglich 10 Tropfen gegeben, bedeutender Nachlass der Husteuanfälle eintrat. Auch bei diesem Krankheitsprocess kann die Mischung aus Morphium, Leberthran und Glycerin ver­suchsweise in Gebrauch gezogen werden. Ferner wurde in einzelnen Fällen auch das Chloralhydrat ^30—90 Gran oder 2—4 Gramm auf 2 Unzen oder GO Gramm destillirteu Wassers gelöst; 4 mal täglich 1 Kaffeelöifcl gegeben, mit günstigem Erfolg angewendet. In neuerer Zeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Ton
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Krampflu'steu. Kurzathmigkeit (Asthma).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 79
deu Himdeu gut vertragene saizsaure Morphiam bei Krampflnisteu vortrefflich wirke, u. z. pro dosi ^s Gran (O'Oö Gramm) mit einem indifierenten Mitte! bis 2 Gaben täglich.
7. Die Kurzathmigkeit (Asthma).
Sie bestellt in einer andauernden Athmungsbeschwerde ohne Fiebersymptome, welche bei Hunden jeden Alters eintreten kann.
Die Ursachen sind fast durchschnittlich ein übermässig fetter Zustand des Körpers. Bei einzelnen Fällen sind aber auch pathologische Veränderungen in einem oder dem anderen Theile der Respirationsorgane die Veranlassung.
Die Erscheinungen sind im Beginne des Leidens ein kurzes, etwas angestrengtes Athmen, besonders dann, wenn die Hunde eine Strecke gelaufen sind, oder zu viel gefressen haben. Später ist die Beschwerde mehr andauernd, und tritt haupt sächlich beim Liegen und während der Nacht auffallend hervor. Bei manchen Hunden ist das Athmen laut hörbar und pfeifend.
Gleich vom Beginn der Krankheit au besteht ein kurzer, rauher, oft auch dumpfer, keuchender Husten, der bei längerer Dauer immer zunimmt, und dann die Thiere sehr belästigt. Die Auscultation ergibt meist verschärftes Athmuugsgeräusch. Sonst sind die Hunde munter und gewöhnlich bei gutem Appetit. Nur in jenen Fällen, wo pathologische Veränderungen in den Respi­rationsorganen die Kurzathmigkeit bedingen, tritt mit der Zeit eine Abmagerung des Hundes eiu, mit deren Zunahme Fieber­erscheinungen auftreten, und wo in Folge der Eutkräftung der Tod sich einstellt.
Die Behandlung bei Asthma durch Fettleibigkeit bedingt, muss mit magerer Kost und viel Bewegung im Freien begonnen werden. Jeden 4.—(5. Tag verabfolge man ein Purgiermittel, deren schon früher erwähnt wurde. Ferner verabreiche man durch einige Zeit Jodpräparate, u. z. die Jodtiuctur (2 mal täglich 5—10 Tropfen) oder das Jodkalium (20—30 Gran in 4 Loth destillirtem Wasser gelöst, 1-2—2 Gramm in 60 Gramm) 2 mal täglich 1 Kaffee­löffel voll. Bei heftigen Hustenanfällen sind die bei Krampf husten angefilhrten Mittel in Gebrauch zu ziehen.
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
Viertes Kapitel.
Krankheiten der Verdauungsorgane. 1. Die Bauchfellentzündung.
Besteht in einem Entzündungsprocess der inneren Aus­kleidung der Bauchhöhle und des Ueberzuges der in derselben gelegenen Organe.
Die Ursachen der Bauchfellentzündung sind entweder primär in Folge von Erkältungen oder durch mechanische Ver. letzungen; oder sie entsteht secundär durch Krankheitsprocesse der in der Bauchhöhle befindlichen Organe.
Die Erscheinungen sind im Beginn der Krankheit sehr gering; erst, wenn selbe eine ziemliche Höhe erreicht hat, wird sie deutlich bemerkbar. Die Patienten gehen anfangs etwas steif, und zeigen besonders eine geringe Beweglichkeit im Hinterleibe. Derselbe wird mehr gespannt gehalten, und bei einem etwa angebrachten Druck äussern die Kranken Schmerz. Der Absatz des Kothes wird sehr langsam, unter öfterem Aussetzen und Stöhnen vollführt. Bei einzelnen Patienten ist Verstopfung, bei anderen Diarrhöe zugegen. Im Beginne des Leidens ist keine merkbare Veränderung im Pulse und im Athmen. Je mehr der Entzündungsprocess zunimmt, um so kleiner und schneller wird der Puls, und das Athmen wird ebenfalls sehr beschleunigt, so dass es erscheint, als wäre eine Erkrankung der Athmungsorgane zugegen. Der Appetit ist sehr wechselnd, und bei hohem Grade des Leidens stellt sich häufig Erbrechen ein.
Der Verlauf ist in der grössten Zahl der Fälle ein rascher, innerhalb 6—8 Tagen; zuweilen wird die Bauchfellentzündung chronisch, und dauert dann mehrere Wochen, wo unter Eintritt kachektischer Erscheinungen der Tod erfolgt. Die Beurtheilung des Krankheitsprocesses ist nur im Beginne günstig zu stellen, wo bei zweckentsprechender Behandlungsweise die Zertheilung der Entzündung bewirkt werden kann.
Beim Fortschreiten der Entzündung und Vernachlässigung des Krauken entsteht durch Ausscheidung eines gerinnbaren
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Banchfellentzündnng. Bauchwassersucht.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;81
Exsudates Verwachsung und Verklebtmg der Baucheingeweide unter einander, und dadurch Störung in ihrer Function ; oder es erfolgt die Ausschwitzung eines wässerigen Exsudates und die Bildung akuter Bauchwassersucht; in beiden erwähnten Fällen ist die Prognose sehr ungünstig.
Die Behandlung ist mit der Entfernung der Ursachen, und bei ausgesprochenem Grade der Entzündungsmerkmale mit der Einleitung des antiphlogistischen Heilverfahrens zu beginnen.
Man macht somit nach Erforderniss einen Aderlass und vollführt Einreibungen an der Bauchwand mit Salmiakgeist, Kamphergeist oder dem Kampherliniment. Auch genügen oft warme Umhüllungen der Bauchdecken. Bei hohem Schmerze können (nach Hertwig) warme Laugenbäder, durch etwa eine Viertelstunde dauernd, angewendet und nach denselben der Hund in wollene Decken eingehüllt werden.
Innerlich verabreiche man das Calomel (10—20 Gran, O^—1quot;2 Gramm) in einer schleimigen Abkochung (etwa 6 Loth, 90 Gramm), oder einer gleichen Gewichtsmenge einer öligen Mixtur, stündlich 1 Kaffeelöffel voll. Bei heftigen Schmerzen kann das Bilsenkraut-Extract (4 Gran, 0-25 Gramm) zugesetzt werden. Ist Verstopfung zugegen, appliziere man ölige oder schleimige Klystiere.
Hat die Entzündung nachgelassen, und zeigt sich eine be­deutende Menge Exsudates, so ist die Anwendung harntreibendeT Mittel angezeigt, wo der Weinstein, das Fingerhutkraut, das Terpen­tinöl, die Wachholderbeeren, die Pottasche und der Borax in der früher erwähnten Menge und Form in Anwendung gebracht werden können. Letztgenannte Arzneistoffe können auch bei chronischer Bauchfellentzündung angewendet werden. Zeigt sich darauf keine Verminderung des Ergusses, so kann die angesammelte Flüssig­keit durch dpn Bauchstich zur Entleerung kommen. Im Allgemeinen gönne man dem Kranken genügend Ruhe, und halte denselben diät, besonders im Beginne des Leidens.
2. Die Bauchwassersucht.
Besteht in einer Ansammlung seröser Flüssigkeit in der Bauchhöhle, und ist ein bei Hunden häufig vorkommender Krankheitsprocess.
Eonhäuser, Erankheilen des Hundes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;6
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Besondere Kranklieiten einzelner Organe.
Die Ursachen sind sehr verschiedener Natur. Sie ent­wickelt sich in Folge mechanischer Behinderung- der Blut- und Lymphcirculation, namentlich bei chronischen Herzkrankheiten, bei organischen Veränderungen der Leber und Milz, bei Entartung der Gekrösdrlisen, dann in Folge von Erkrankungen des Bauch­felles selbst, oder der von demselben überzogenen Organe, und in Folge von chronischen Erkrankungen der Nieren. — Häufig bleibt die Bauchwassersucht als Nachkrankheit nach abgelaufener Bauchfellentzündung zurück; selten ist sie in Folge einer allgemeinen Anämie zu beobachten.
Die Erscheinungen der Bauchwassersucht sind: eine Vergrösserung des Hinterleibes nach unten und zu beiden Seiten, verbunden mit Schlatfheit oder, bei grosser Menge des Ergusses, mit Spannung der Bauchwandungen ; ein matter Percussionsschall an dieser Stelle und eine fühlbare Fluctuation. Die Fresslust ist meist vermindert, die Verdauung gestört; der Urin wird selten abgesetzt. Je nach der Menge des vorhandenen Ergusses ist das Athmen beschwert; die Patienten sind matt und hinfällig. Allmälig stellt sich einkachek-tischer Zustand unter fortschreitender Abmagerung und Zunahme der Umfangsvermebrung des Bauches ein. Die Haut wird trocken, das Haar wird glanzlos, und es treten ödematöse Anschwellungen am Unterbauch und den Extremitäten auf.
Die Prognose fällt gewöhnlich ungünstig aus, besonders wenn organische Veränderungen die Ursache der Entstehung bilden. Nur in jenen Fällen, wo die Bauchwassersucht eine Folge leichteren Grades von Bauchfellentzündung ist, tritt zeitweilig eine Besserung durch Resorption des serösen Ergusses ein. Oft zieht sich dieser Krankheitsprocess auf Monate hinaus, um doch zuletzt den Tod durch Erschöpfung herbeizuführen.
quot; Die Behandlung muss sich vor Allem mit der Beseitigung der veranlassenden Ursachen befassen, wo aber immer grosse Anstände sich ergeben, indem äusserst selten die Diagnose der vorhandenen anatomischen Störungen richtig gestellt werden kann. Und sind selbe auch ausgemittelt, so ist deren Beseitigung und Heilung fast immer unmöglich.
Die Cur muss also blos dahin gerichtet sein, gefahrdrohende Erscheinungen zu beseitigen und die angesammelte seröse Fills-
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Banchwassersaclit. Magen-Darmeatzäudnug.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 83
sigkeit zu entfernen. In letzterer Hinsicht finden Purgier- und harntreibende Mittel, wie selbe bei der Brustwassersucht und Bauchfellentzündung angegeben wurden, ihre Anwendung. Bei grosser Menge serösen Ergusses wird auch hier der Bauchstich zur Entleerung der Flüssigkeit vollführt.
3. Die Magen-Darmentzündung.
Besteht in einer Entzündung der Magen- und Darmschleim­haut, und kommt bei Hunden sehr häufig vor, indem einerseits diese Theile bei Hunden sehr empfindlich sind, und anderseits der Hund jenes unserer Hausthiere ist, welches häufig reizbare Stoffe zu sich nimmt.
Die Ursachen sind Erkältungen der verschiedensten Art, der Genuss unverdaulicher Substanzen oder giftiger Stoffe, das Eingeben scharfer Arzneimittel.
Die Erscheinungen dieses Entzündungsprocesses sind eine grosse Unruhe und Aengstlichkeit, öfteres Stöhnen, und das Erbrechen einer gelben oder blutiggefärbten Schleimmasse.
Die Fresslust fehlt gänzlich; der Durst ist bedeutend, und mit grosser Gier saufen die Patienten kaltes Wasser. Mit dem Auftreten dieser Merkmale stellt sich gleichzeitig E'ieber ein, mit einem kleinen schnellen Puls, Kälte der Ohren und Füsse und Trockenheit der Nase. Bei einem etwa angebrachten Druck am Hinterleib äussern die Kranken bedeutenden Schmerz. Diese erwähnten Merkmale sind hauptsächlich der Magenentzündung eigen.
Bei der Entzündung des Darmkanales für sich sind wohl die gleichen Symptome wie früher erwähnt vorhanden; nur ist das Erbrechen seltener, dagegen besteht eine ziemlich starke Diarrhöe einer gelben oder blutiggefärbten Schleimmasse, ge­wöhnlich von einem sehr üblen Geruch.
Beide erwähnten Entzündungsprocesse sind in den meisten Fällen sehr gefahrdrohend, besonders wenn selbe durch spitze und rauhe Körper, welche sich im Verdauungskanale festgesetzt haben, bedingt werden. Diese fremden Körper sind fast nie nach Aussen hin auszumitteln, und wenn auch, doch nie zu entfernen.
Sind die Ursachen zu entfernen, oder war eine Erkältung
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Besondere Kvanklieiteii einzelner Organe.
die Veranlassung, so sind einzelne Fälle von Magen-Darmentzündung auch heilbar.
Die Dauer der Krankheit ist zwischen 1—8 Tagen. Auch nach gelungener Heilung bleibt oft eine grössere Empfindlichkeit der Schleimhaut, eine gestörte Verdauung zurück, welches sich durch öfteres Erbrechen und eine zunehmende Abmagerung zu erkennen gibt.
Die Behandlung erfordert auch hier vor Allem die Be­seitigung der einwirkenden Ursachen, und dann die Anwendung solcher Mittel, welche den Entzündungsprocess an der Magen-Darm­schleimhaut massigen und die vorhandenen reizenden Substanzen einhüllen, und so ihre weitere Einwirkung bedeutend beschränken. Zu diesem Behufe müssen innerlich schleimige Flüssigkeiten für sich oder in Verbindung mit Oel, und ebenso schleimige oder ölige Klystiere appliciert werden. Bei bedeutenden Schmerzen können auch geringe Dosen narkotischer Stoffe den erwähnten Flüssigkeiten beigemengt werden.
Beobachtet man eine Besserung des Leidens, und zeigt sich bei dem Patienten wieder etwas Appetit, so soll man demselben nur geringe Mengen von leicht verdaulichen Nahrungsmitteln verabreichen. Auch nachdem vollkommene Heilung eingetreten ist, muss die erste Zeit auf die Diät ein besonderes Augenmerk ge­richtet werden.
4. Die Kolik.
Unter Kolik (Darmschmerz) versteht man einen anfalls­weise wiederkehrenden oder sich steigernden Schmerz, der durch eine Reizung der Empfindungsnerven des Magens oder Darmes entsteht, und dessen Vorhandensein sich durch ein eigenthüm-liches, unruhiges Benehmen des Kranken und gewöhnlich durch einen verzögerten Abgang des Kothes und Urins zu erkennen gibt.
Die Ursachen sind Erkältungen, Verstopfungen des Darm-kanales, Steine und fremde Körper in demselben, Eingeweide­würmer und Aufblähungen.
Die Erscheinungen der Kolik bestehen in einer plötz­lichen Unruhe des Hundes, indem er Kin- und her lauft, sich
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Kolik
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zusammenkrümmt, niederlegt und gleich wieder aufsteht, nach dem Hinterleib umsieht, zuweilen nach demselben beisst, und durch ein Winseln den Schmerz zu erkennen gibt.
Der Patient ist traurig, zeigt keine Fresslust; die Haut­temperatur wechselt, der Koth wird verzögert oder gar nicht abgesetzt.
Die Schmerzanfälle setzen einige Zeit aus, um aber, und gewöhnlich im verstärkten Grade, wieder aufzutreten.
Der Verlauf der Krankheit ist gewöhnlich ein kurzer, und endet meist mit Genesung. Nur in jenen Fällen, wo. sehr harte Fäkalmassen oder Concremente die Ursache sind, und selbe nicht entfernt werden können, tritt eine mechanische Verletzung, selbst brandiges Absterben der Darmwände und tödtliche Bauch­fellentzündung ein. Das Vorhandensein zahlreicher Bandwürmer, besonders des dreigliedrigen Bandwurmes, bedingt oft Koliken mit Anfällen von Raserei, indem sich diese mit ihren Haken an der Darmwand festsetzen, und eine heftige Schleimhautent­zündung bedingen.
Die Behandlung besteht in einem warmen Verhalten des Kranken und öfteren trockenen Frottirungen oder Einrei-bitügen des Bauches mit Kamphergeist, und in der wiederholten Application von Klystieren. Zeigt sich die Kolik als eine Krampf­form, so ist die innerliche Anwendung des Kamillenthee, dem man einige Tropfen Opiumtinctur zusetzt, oder die Verwendung der Kamillentinctur angezeigt.
Bei hartnäckigen Verstopfungen sind ölige Mittel, besonders das Ricinusöl, dann die Mittelsalze, selbst einige Gran Calomel in einer Oelmixtur gelöst, anzuwenden. Sind Steine oder Con­cremente die Ursache der Kolik, so ist auf ihre Entfernung durch sehr fleissige Application - schleimiger und öliger Stoffe hinzuwirken.
Ist eine Aufblähung vorhanden, so kann die gebrannte Magnesia (zu Vs—-1 Skrupel, 0-6—1*2 Gramm), das Kalkwasser (zu 1—2 Loth, 15—30 Gramm), oder die Schwefelleber (zu einigen Gran in Wasser gelöst) wiederholt verabreicht werden. Gegen Wurmkolik werden ölige Mittel, welchen man nach einigen Stunden etwas Opium- oder Krähenaugenextracl (zu quot;/j—1
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Besoudere Krankheiten einzelner Organe.
Gran, oder 0-03—0-06 Gramm) mit Oel abgerührt, folgen lässt, anempfohlen.
5. Der Gastricismus (das gastrische Fieber).
Besteht in einem Katarrh der Schleimhaut des Magens allein, oder auch einzelner Abschnitte des Darmes. Da sich während des Lebens nicht bestimmen lässt, ob ein oder der andere Theil leidend ist, so werden beide Zustände bezüglich der Erscheinungen während des Lebens unter Einem abgehandelt.
Die Ursachen dieses Krankheitsprocesses sind: Erkäl­tungen, Ueberfütterung, schlechte, reizende Nahrungsmittel und vorhandene zahlreiche Eingeweidewürmer.
Die Merkmale dieses Leidens bestehen in einer Traurig­keit und Mattigkeit des Hundes, begleitet von einer wechselnden Körpertemperatur, beschleunigtem Puls, aufgehobenem oder wenigstens stark vermindertem Appetit. Die Schleimhaut des Maules ist gelb oder bräunlich gefärbt und die Zunge ebenfalls stark belegt. Bei manchen Kranken tritt von Zeit zu Zeit ein Erbrechen eines zähen, gelben Schleimes ein. Bei anderen der­artigen Patienten besteht Diarrhöe oder Verstopfung.
Im Allgemeinen erfolgt eine zusehende Abmagerung der Kranken.
Nach den Beobachtungen ist der Verlauf des Gastricismus ein kurzer; gewöhnlich innerhalb 6—10 Tagen mit Genesung endend.
Die Behandlung muss mit Rücksicht auf die veran­lassenden Ursachen eingeleitet werden. In jenen Fällen, wo schlechte, reizende oder zu viele Nahrungsmittel die Krankheit bedingt haben, gibt man am zweckmässigsten ein Brechmittel von Brechweinstein, Brechwurzel oder weisser Niesswurz in der bei der Staupe angegebenen Form und Menge. — Besteht eine abnorme Färbung der Maulschleimhaut mit Verstopfung, so ver­abreiche man Bitter- oder Glaubersalz (1 Quentchen bis 1 Loth, 4—15 Gramm) bis der Koth weich wird. Ist die Verstopfung sehr hartnäckig und besteht ein Verdacht auf vorhandene Ein­geweidewürmer, so kann das Calomel (1—5 Gran oder O06—0-3 Gramm pro dosi, täglich 3 mal), mit Mehl und Honig zu Pillen
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Gastricisirms ('gastrisches Fieber). Erbrechen.
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gemacht, als sehr wirksam angewendet werden. Gute Dienste leistet in diesem Falle auch das Ricinusöl, zweistündlich 1 Ess-loffel voll.
Tritt eine vermehrte Speichelabsonderung auf, zeigt sich die Zunge sehr belegt, und ist der Appetit sehr gering, so müssen bittere Mittel in Verwendung kommen, wo der Enzian- oder Bitterklee-Extract (10—20 Gran, 0-6—1-2 Gramm, in 3 Unzen, 90 Gramm Wasser gelöst) mit Vortheil benützt werden können. Finden sehr reichliche Ab- und Aussonderungen statt, und zeigt sich in Folge dessen eine bedeutende Abnahme der Kräfte, so kann ein Chinarindendecoct in Verbindung mit Kampher oder Kalmusextract, ferner der Stahlschwefel, oder selbst das schwefel­saure Chinin, verabreicht werden. In einzelnen Fällen leistete die doppelt kohlensaure Soda, täglich 3—4 Messerspitzen voll gegeben, gute Dienste.
Sobald sich eine Besserung des Leidens zu erkennen gibt, was gewöhnlich die Wiederkehr der Fresslust anzeigt, so dürfen nur leicht verdauliche Nahrungsstoffe in kleinen Mengen verab­folgt werden.
6. Das Erbrechen.
Der Hund ist jenes unserer Hausthiere, bei dem sich in Folge des Vorhandenseins verschiedener Krankheitsprocesse Er­brechen einstellt, welches gewöhnlich mit Leichtigkeit vollführt wird. Und in vielen Fällen ist dem Hunde das Erbrechen sehr zweckdienlich, besonders wenn fremde, unverdauliche, reizende oder selbst giftige Stoffe im Magen vorhanden sind, welche durch das Erbrechen entfernt werden.
Dennoch ist es oft nöthig eine Behandlung einzuleiten, wenn das Erbrechen unter heftiger Anstrengung vor sich geht, und bereits über 24 Stunden andauert.
Die Ursachen des Erbrechens sind sehr verschieden. Besonders tritt es auf nach Ueberfüllung des Magens mit zu vielen, insbesondere verdorbenen, scharf salzigen oder gewürz­haften Nahrungsmitteln; ferner bei vorhandenen unverdaulichen oder giftigen Substanzen; dann nach der Verabreichung zu grosser Gaben von Brechmitteln. Ebenso beobachtet man nach Erkältungen,
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
grossen Blutverlusten, und bei hartnäckigen Verstopfungen den Eintritt eines andauernden Erbrechens.
Die Behandlung muss vor Allem die veranlassenden Ursachen entfernen. Zeigen sich die Patienten noch munter, ist der Puls deutlich fühlbar, das Auge frisch, so kann man zur Stillung des Erbrechens kleine Gaben von schleimig-öligen und narkotischen Mitteln, z. B. Leinsamenabsud aus 3 Loth (45 Gramm) bereitet, dem man 2—3 Gran (0*12—0-18 Gramm) Opiurapulver, oder ebenso viel Bilsenkraut- oder Belladonna-Extract zusetzt, stündlich 1 Kaffee- bis 1 Esslöfifel voll an den Patienten verab­reichen.
Statt Leinsamen kann auch der arabische Gummischleim angewendet werden. Ebenso wurde die Opiumtinctur für sich (5—10 Tropfen stündlich verabreicht) mit Vortheil angewendet.
Sind derartig Kranke jedoch matt, hinfallig, der Puls bei selben klein, kaum fühlbar, die Schleimhäute blass, so sind leicht erregende, belebende krampfstillende Mittel angezeigt, als: ein Infusum von Kamillen, Baldrian, Pfeffermünze, oder der schwarze Kaffee, grüne Thee, wovon jede halbe Stunde 2 Esslöffel voll zu geben sind.
Vortrefflich wirkt die Kohlensäure, am besten in der Form von Brausepulver, als : doppelt kohlensaures Natron und Wein­steinsäure, von jedem 10—20 Gran (0*6—1*2 Gramm), zusammen in 1 Löffel voll kalten Wassers gegeben. Gute Dienste gewährt auch die Verabreichung der CO2 Magnesia mit Wasser oder Milch.
Bei hohem Grade des Leidens kann man den aromatischen Mitteln selbst den Schwefeläther (10—20 Tropfen) zusetzen. Ausserdem appliciert man Klystiere von aromatischen Mitteln, und vollführt am Bauche Einreibungen mit flüchtigen Reizmitteln.
May beobachtete wiederholt bei Hunden das Blutbrechen. Zur Stillung desselben gab er zuerst eine Lösung von 1 Quentchen (4 Gramm) Pottasche (mit Citronensaft gesättigt) in 3 Loth (45 Gramm) destillirtes Wasser und Zusatz von 1 Loth (15 Gramm) Himbeersymp, zweistündlich 1 Esslöffel voll. Gleichzeitig werden Umschläge von Weinessig und Essigäther in der Magengegend appliciert. Stellt sich eine Besserung ein, so ordinirt er für die folgenden Tage ein Chinadecoct von 30: Gran (2 Gramm) und
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Erbrechen Durchfall.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;89
später einen Absud von der Rbabarberwurzel. Beiden Abkocli-ungen setzt er 6 Gran oder ^036 Gramm) Pomeranzenrinden-Extract zu, und lässt von den Flüssigkeiten dreistündlicb einen Kaffee- bis Esslöffel voll geben.
Im Allgemeinen muss den Patienten ein warmer Aufenthalts­ort angewiesen und genügende Ruhe gegönnt werden. Nach gestilltem Erbrechen gebe man ihnen in den ersten Tagen blos Milch, später eine gute Suppe mit Weissbrot, jedoch nur in kleinen Quantitäten.
7. Der Durchfall (Diarrhöe).
Die häufige Entleerung dünner, weicher, selbst flüssiger Excremente bezeichnet man im Allgemeinen als Durchfall, Diarrhöe, Abweichen.
Die Ursachen dieses Leidens sind theils Verkühlungen, theils Ueberfütterungen, besonders mit fetten, verdorbenen Nahr­ungsstoffen, theils der Genuss scharfer, reizender fremdartiger Körper.
Bei jungen Hunden bedingt oft der plötzliche Uebergang von der Muttermilch zu einer anderen Nahrung, und der Genuss einer verdorbenen, besonders sauren Milch, Diarrhöe. Der Durch­fall bildet aber auch häufig einen Begleiter anderer Krankheits-processe.
Die Krankheit kennzeichnet sich auch durch den Abgang weicher oder flüssiger Excremente, welche aus Ueberresten der genossenen Nahrungsmittel, und ans den gewöhnlichen Verdau­ungssäften (Schleim, Galle) bestehen. Je nachdem ein oder der andere der Verdauungssäfte im reichlicheren Masse zugegen ist, erscheinen die Excremente mehr flüssig, schleimig oder gallig, auch mehr oder weniger übelriechend, aber von keiner scharfen Beschaffenheit.
In leichteren Graden des Leidens ist kein merkbares Fieber vorhanden. Finden die Entleerungen aber sehr häufig statt, so beobachtet man fieberhafte Zustände, und bei längerer Dauer eine Abmagerung und Schwächung der Patienten.
Die Dauer des Krankheitsprocesses ist sehr verschieden. Oft finden nur einige Ausleerungen, durch wenige Stunden dauernd,
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
statt. In anderen Fällen besteht das Leiden mehrere Tage. Und vereinzelte Fälle ziehen sich auf eine unbestimmte Zeit hinaus, werden chronisch. Darnach ergibt sich auch eine verschiedene Prognose. Selbe ist dann günstig zu stellen, wenn die Ent­leerungen in grösseren Intervallen stattfinden, und zum grössten Theil aus Futterresten, gemischt mit Schleim oder Galle bestehen. Sobald die Excremente nur aus Schleim oder Galle bestehen, oder wenn diesen Flüssigkeiten selbst Blut beigemengt erscheint, und wenn die Ausleerungen in sehr kurzen Zeiträumen und nebenbei sehr reichlich erfolgen, dann ist die Vorhersage un­günstig.
Bei der Behandlung des Durchfalles hat man auf die Beseitigung der veranlassenden und denselben unterhaltenden Ursachen, sowie auf eine zweckmässige Kegelung der diätetischen Verhältnisse Rücksicht zu nehmen.
Die Patienten sind vor jeder Erkältung zu schützen, und als Nahrung ist ihnen nur eine dünne Suppe zu reichen.
Ist die Diarrhöe durch eine Ueberfttllung des Magens oder durch vorhandene unverdauliche, reizende Stoffe bedingt, so erweist sich ein Brechmittel aus Brechwurzel oder der weissen Niesswurz oft zweckdienlich. Tritt bei einem solchen Zustand Kolik auf, so kann ein Infusum aus Kamillenblumen oder Wer-muth verabreicht werden; ausserdem werden schleimige oder ölige Mittel innerlich gegeben und zur Application von Klystieren verwendet. Zeigen sich die Excremente mehr farblos und schlei­mig, so gebe man eine Mischung aus 2 Unzen (60 Gramm) Kamillenaufguss und 60 Gran (4 Gramm) Ehabarbertinctur, stündlich 1 Esslöffel voll.
Findet der Durchfall unter Entleerung gelber oder grün­licher, schleimiger Excremente statt, und zeigt sich Fieber, so empfiehlt Hertwig ein Kamillen Infusum mit etwa Va—1 Drachme (oder 2—4 Gramm) Weinstein, dreistündlich 1—2 Esslöffel. Ist Leibschmerz und starkes Drängen zugegen, so gebe man Emul­sionen aus Lein- oder Mohnöl, Eibischsyrup und Citronensaft i bei sehr heftiger Kolik das Opium, dreistündlich %—1 Gran (0-02—0-03 Gramm) in Kamillenthee oder Schleim, oder das wässerige Brechnuss-Extract, 4 Gran (0-24 Gramm) verbunden
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ünrcbfall (Diarrliöe). Rabr (Dyseuteria).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 91
mit 1 Drachme (4 Gramm) Rhabarbertinctur und gelöst in 8 Loth (120 Gramm) Kamiilenthee, dreistündlich 1—2 Esslöffel.
Riechen die Excremente stark sauer, so kann ebenfalls die Rhabarbertinctur, ferner die Magnesia oder Kreide in Anwendung kommen.
Werden die Ausleerungen faulig stinkend, so ist die Kohle an­gezeigt; z. B. 1 Quentchen (4 Gramm) Holzkohle mit 30 Gran (2 Gramm) Baldrianwurzelpulver gemischt, wovon der dritte Theil auf einmal in Zwischenräumen von 2—3 Stunden in 1 Esslöffel voll lauen Wassers zu geben ist.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *
Bei durch Erkältung entstandenen Durchfällen, wo die Ex­cremente mehr wässerig-schleimig sind, und gewöhnlich Leib­schmerzen und Fieber vorhanden ist, reibt man in die Bauch-decken flüchtige Reizmittel ein, und umhüllt den Körper mil wollenen Decken. Innerlich kann nach Hertwig die essigsaure Ammoniakflüssigksit, etwa 1 Loth (16 Gramm) einer Menge von 8 Loth (120 Gramm) Hollunderblüthenthee zugesetzt, jede Stunde 1—3 Esslöffel voll verabreicht werden.
Ist der Bauchschmerz und der Zwang heftig, so setze man der vorerwähnten Mischung 1I2—1 Drachme (2—4 Gramm) Opiumtinctur zu, oder man bringe die Doverschen Pulver, 1—2 Gran (O'Oö—012 Gramm) pro dosi nach je 3 Stunden, in Anwendung.
Bei vorhandenen chronischen Durchfällen werden die ad-stringierenden Mittel in Anwendung gezogen, verbunden mit bitteren Stoffen; als: Eichenrinde, roher Alaun, Enzian, Weiden­rinde, Chinarinde. Ist grosse Reizbarkeit des Darmkanals vor­handen, so gibt man das Bilsenkraut-Extract (^—3 Gran, 0-03— 018 Gramm), oder auch das Opium (V*—1 Gran, 0-02—006 Gramm) 2—3 mal im Tage.
Im Allgemeinen beobachte man eine zweckentsprechende Diät der Patienten.
8. Die Ruhr (Dysenteria).
Man versteht hierunter einen häufig zur Geschwürsbildung führenden Entzündungsprocess der Dickdarm-, besonders Mast­darmschleimhaut, welche bei Hunden nicht selten beobachtet wird.
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
Die gewöhnlichste Ursache der Entstehung der Ruhr bildet die Erkältung, nach einem raschen Temperaturwechsel, schneller Abkühlung, und nach dem Genüsse recht kalten Wassers. In einzelnen Fällen scheinen miasmatische Einflüsse dem Auf­treten der Krankheit zu Grunde zu liegen. Und endlich entsteht die Ruhr durch Verbreitung eines Contagiums; als Vehikel des­selben sind gewöhnlich die Darmentleernngen, durch deren Aus­dünstung gewöhnlich die Ansteckung erfolgt, anzusehen.
Erscheinungen. Die Krankheit beginnt entweder plötzlich, oder nachdem ihr durch einige Tage die Zeichen der Diarrhöe vorausgegangen sind. Die Patienten zeigen sich matt, traurig, halten den Rücken aufgekrümmt. Die Körpertemperatur wechselt. Puls ist klein, schnell, das Athmen kurz, beschleunigt. Der Appetit mangelt meist vollkommen. Das Hauptmerkmal sind die Darmentleernngen, welche anfangs noch breiig, dabei aber miss-färbig und übelriechend sind, später immer dünner, endlich vollkommen flüssig werden, sehr widrig riechen, und nicht selten flüssiges oder geronnenes Blut, auch ganze Fetzen ab-gestossener Schleimhaut enthalten. Diese Entleerungen, meist in kleinen Mengen erfolgend, sind mit grossem Schmerze und heftigem Zwange verbunden. Manchmal erfolgt ein Vordrängen des Mastdarmes. Der After ist auch gegen jede Berührung äusserst empfindlich. Später tritt dieses Drängen häufig auf, ohne dass eine Entleerung erfolgt.
Die Krankheit dauert 8 bis 14 Tage und kann unter allmäliger Abnahme der Ausleerungen und des schmerzhaften Drängens in Genesung übergehen, oder auch unter Steigerung der Krankheitssymptome den Tod herbeiführen. Besonders rasch tritt der Tod ein, oft schon in 2—3 Tagen nach dem Auftreten der ersten Erscheinungen, wenn blutige, sehr übelriechende Aus­leerungen innerhalb kurzer Zeiträume erfolgen, indem die Thiere an Erschöpfung zu Grunde gehen.
Die Behandlung der Ruhr ist fast vollkommen gleich jener des Durchfalles. Die Patienten müssen einer gleichmässigen Wärme ausgesetzt, und nur mit milden, schleimigen, leicht ver­daulichen Futterstoffen (Abkochungen von Gries, Reis, Gerste, Stärkmehl oder einer leichten Fleischbr'Jhe) genährt werden.
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Ruhr (^Dysenteria). Verstopfung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 93
Als Arznei gibt man innerlich den Kamillen-, Holluuder- oder Lindenblüthenthee, abwechselnd mit schleimigen und narkotischen Mitteln. Unter letzteren ist das Opium besonders anzurathen.
Ist grosser Durst und eine besonders erhöhte Körper­temperatur vorhanden, so kann eine Mohn-, Hanf- oder Leinsamen­milch als Getränk und Arznei verabreicht werden.
Bei grosser Schwäche und Abgang sehr übelriechender Excremente ist die Anwendung herber Pflanzenstoffe und adstrin-gierender Mineralpräparate angezeigt. Selbe werden entweder für sich oder in Verbindung mit Wein, selbst kleinen Gaben von Aether oder Kampher verwendet. Schleimige Klystiere mit kleinen Gaben von Opium, recht vorsichtig applicirt, sind unentbehrlich. Sind grosse Schmerzen im Bauche verbanden, so ordinirt Hertwig warme Breiumschläge von schleimigen und narkotischen Mitteln, später Einreibungen von Kampher- oder Ammoniak-Liniment, selbst von Kantharidentinctur.
Um eine Ansteckung zu vermeiden, sollen die Kranken separirt gehalten, und nach Ablauf der Krankheit die Lagerstätte sehr gut mit Chlorkalk gereinigt werden.
9. Die Verstopfung.
Dieser abnorme Zustand in der Function der Verdauungs-organe findet sich bei Hunden sehr häufig vor, und besonders ist dies bei jenen, welche reichlich mit Knochen oder sonst schwer verdaulichen Nahrungsmitteln gefüttert werden, oder wenig Bewegung machen.
Ferner tritt dieser Zustand auch zuweilen nach voraus­gegangenen Darmentzündungen, ruhrartigen Durchfällen, nach der Anwendung drastischer Purgier-, und nach zu langem Gebrauch tonischer Mittel auf.
Professor Dr. Hertwig theilt die Verstopfung in eine wahre und falsche ein.
Nach den Beobachtungen des Verfassers können wirklich diese zwei Arten von Verstopfungen unterschieden werden.
Bei der wahren Verstopfung erscheint der Hinterleib häufig aufgetrieben, und wenn selbe schon lange besteht, so ist ein übler Geruch aus dem Maule vorhanden. Der Leib fühlt sich
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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etwas mehr gespannt und im Inneren hart an, und es sind meist faustgrosse, harte Massen wahrzunehmen. Der Hund stellt sich oft zur Kothentleerung, jedoch fruchtlos. Beim Einführen eines Fingers in den Mastdarm finden sich bald näher, bald entfernter vom After die schon früher erwähnten harten Kothmassen. Die Schleimhaut des Mastdarmes ist mehr trocken, gewöhnlich frei von Entzündung.
Je länger dieser Zustand andauert, um so stärker wird die Auftreibung des Bauches. Die Patienten werden matt, sehr traurig, die Fresslust verliert sich vollkommen, es stellt sich Fieber ein, und nach 6—Stägigem Bestehen kann durch Eintritt von Lähmung oder Darmentzündung der Tod erfolgen.
Bei der falschen Verstopfung ist keine Auftreibung des Hinterleibes vorbanden; dagegen stellen sich die Hunde sehr häufig zur Kothentleerung, wo meist unter Schmerzäusserung einige Tropfen schleimiger Excremente abgesetzt werden. Der After ist entzündet und der eingeführte Finger fühlt keine festen Kothmassen im Mastdarm, sondern die Schleimhaut desselben ist geschwellt und mit zähem Schleim belegt.
Die Behandlung der eigentlichen Verstopfung besteht darin, dass die im Dick-, besonders im Mastdarm angesammelten harten Kothmassen erweicht, und aus dem Üarmkanal entfernt werden. Zu diesem Behufe gibt man innerlich das Rizinusöl, Baumöl, den Kindermeth, das Wiener Laxiertränkchen, das Glauber- oder Bittersalz, und Aufgüsse der Sennesblätter. Ist die Verstopfung sehr hartnäckig, so können auch die Aloe oder das Calomel (1—2 Gran, 006-0-12 Gramm) pro dosi, sowie die Augustiner Pillen (2—4 Stück auf einmal) angewendet werden. Ausserdem appliciere man fleissig Klystiere von Seifenwasser und Oel in Verbindung mit Kochsalz oder Tabakabkochung.
Wenn die angehäuften harten Excremente ziemlich nahe dem After sind, so kann die Verstopfung am raschesten durch das Ausräumen behoben werden. Oft genügt der eingeführte Finger. Sehr häufig muss man ein geeignetes Instrument zu Hilfe nehmen, um die Kothballen zu erreichen und zu entfernen. Eine derartige Eaumschaufel, wie selbe auf der Hundeklinik des Prof. Dr. Pillwax im Gebrauche steht, 1st etwa schuhlang, löffel-
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Verstopfung. Leberentzfindung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;95
stielartig geformt; das einzuführende Ende ist breit, abgerundet, stumpf, und an einer Fläche etwas ausgehöhlt. Im Nothfalle kann auch ein hakenförmig umgebogener Löffelstiel zum Aus­räumen gebraucht werden.
Nachdem die Excremente auf diese Art entfernt sind, kann der gereizte Zustand der Mastdarmschleimhaut durch Oelklystiere gemässigt, und so einem Entzündungsprocesse vorgebeugt werden.
Bei der scheinbaren Verstopfung sind innerlich reizmildernde Mittel, äusserlich Schleim- oder Oelklystiere anzuwenden, und eine zweckentsprechende Diät zu beobachten.
10. Die Loborentzündung.
Nach Angabe Hertwig's soll dieser Entzlindungsprocess bei Hunden keine seltene Krankheit sein, während andere Autoren die Leberentzündung bei unseren Hausthiereu als äusserst selten vorkommend anführen.
Verfasser selbst hatte Gelegenheit nur sehr vereinzeinte Fälle, und da erst durch das Sections-Ergebniss constatirt, zu beobachten.
Die Ursache der Entstehung ist meist eine plötzliche Er­kältung des erhitzten Körpers; aber auch mechanische Verletzungen der Lebergegeud können eine Leberentzündung bedingen. Zuweilen soll selbe seuchenartig auftreten, wo aber die Ursachen noch un­bekannt sind.
Die Erscheinungen des Krankheitsprocesses sind : eine auffallende Mattigkeit und Traurigkeit der Hunde. Sie liegen viel; die Körpertemperatur wechselt häufig; der Puls ist be­schleunigt, das Athmen kurz. Die Bindehaut der Augen, bei weiss-licher Hautfarbe, auch die Haut- und die Maulschleimhaut, sowie das Zahnfleisch und die innere Fläche der Lippen sind gelb gefärbt. Im Maule findet sich ein schmutziggelber, zäher Schleim angesammelt. Der Appetit ist sehr gering. Der Urin ist gelb­bräunlich gefärbt, und bildet einen starken Bodensatz. Der Koth wird sparsam abgesetzt und ist blass oder gelblich weiss. Oft zeigen die Patienten bei einem an der rechten Seite des Bauches angebrachten Druck durch Stöhnen Schmerz.
Die soeben erwähnten Merkmale kennzeichnen auch jenennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j
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Besondere Kraukheiten einzelner Organe.
Krankheitsprocess (eigentlich Krankheitssymptom), welchen man als Gelbsucht benennt.
Die Leberentzündung dauert unter vorhandenen günstigen Umständen etwa 6—8 Tage, und endet bei einer zweckmässigen Behandlung mit Zertheilung; im entgegengesetzten Falle, und besonders wenn selbe rasch einen hohen Grad erreicht, führt sie innerhalb weniger Tage den Tod herbei.
Die Behandlung kann mit einem Aderlass begonnen werden (von 3 Unzen bis zu 1 Pfund). Innerlich gibt man die Mittelsalze oder das Calomel in der früher erwähnten Gabe, bis Purgieren eintritt. Wenn dasselbe vollständig abgelaufen ist, ordiniert Hertwig den Weinstein (5-20 Gran, 0.3—1-2 Gramm pro dosi) mit einem bitteren Extract. Die Cur kann man auch mit einem Brechmittel beginnen, und nach Ablauf des Erbrechens wird eine Purganz verabreicht ; wenn aber bereits weiche Excre-mente abgesetzt werden, gibt man das Opium CU—^U Grau, 0-02—003 Gramm) in Kamillenaufguss. Ausserdem werden Ein­reibungen mit Ammoniak- oder Kampherliniment in die Bauch­wand vollführt, und bei kleinen Hunden warme Bäder in An­wendung gebracht.
Während der ganzen Behandlungszeit, und auch darnach einige Wochen, müssen die Hunde mit leichtverdaulichen Stoffen genährt werden.
11. Die Wurmkrankheit.
Der Magen und Darmkanal der Hunde ist häufig der Wohn­ort von Eingeweidewürmern, u. z. kommen nach Angabe ver­schiedener Autoren folgende Helminthen bei den Hunden vor: der Gehirnblasenbandwurm, der dreigliedrige Bandwurm, der geränderte Bandwurm, der kürbiskernförmige Bandwurm, der geränderte Spulwurm, das Doppelloch, der Peitschenwurm oder zusammengedrückte Haarkopf, der blutige Kollschwanz, der Pallisadenwurm mit dreieckigem Kopfe, und am hinteren Ende des Mastdarmes eine kleine Art von Askariden.
Viele dieser Eingeweidewürmer sind ganz unschädlich; andere bedingen in Folge der Verletzungen an der Darmwand auffallende Krankheitssymptome. lt;
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quot;Wurmkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;97
Auf das Vorhandensein von Darmwürmern sollen folgende Merkmale hinweisen, als: Verminderung und Unregelmässigkeit im Appetit, Abnahme des Nährzustandes bei gleichmässig fort­bestehender Fresslust, der Eintritt von Durchfall, wechselnd mit Verstopfung, das öftere Flähmen mit der Oberlippe, das Reiben der Nase und des Afters an der Erde oder sonstigen festen Gegen­ständen, das Schnappen nach dem Hinterleibe, die ungleich erweiterte Pupille, das Auffahren und Aufschreien aus dem Schlafe, öfteres Husten, Würgen und Erbrechen, das Auftreten von Schwindel und Krämpfen.
Eine sichere Diagnose auf das Vorhandensein von diesen Parasiten kann erst dann gestellt werden, wenn man einen häufigen Abgang derselben durch den After bemerkt, oder wenn sie durch Erbrechen entfernt werden.
Am häufigsten sind es Bandwürmer, die, wenn sie in bedeutender Quantität angehäuft sind, zur Entwicklung von Zuckungen, Convulsionen, zum Eintritt von Schwindel,und Fall­sucht, bisweilen selbst zu Anfällen von Raserei Veranlassung geben.
Der Verlauf der Wurmkrankheit hängt von der Art und Menge der vorhandenen Darmwürmer ab. Bei jungen Hunden nimmt sie manchmal durch den Eintritt eines kachektischen Zu-standes einen ungünstigen Ausgang.
Die Behandlung besteht in der Verabreichung soge­nannter wurmwidriger und Abführmittel. Bei Hunden, besonders wenn sie an Bandwürmern leiden, verabreicht man das Farrenkraut-wurzelpulver (2—30 Gran, 0-12—2 Gramm), oder den ätherischen Farrenkraut-Extract (10—30 Gran,06—2 Gramm), und24Stunden darnach ein Abführmittel von Rizinusöl, Calomel, Gummigutt, Ja-lappa u. s. w. Ebenso kann mit Vortheil zum Abtreiben der Band­würmer eine Abkochung von 1li—1 Loth (4—16 Gramm) der Granat­wurzelrinde oder deren Extract in Anwendung gebracht werden. In neuerer Zeit verwendet man zur Beseitigung der Band­würmer mit besonders günstigem Erfolge die Kamala in der Gabe von Vlaquo;-—1 selbst 2 Quentchen (2—4—8 Gramm), mit Wasser geschüttelt. Ebenso kann als wurmtreibendes Mittel das Cousso, in der Gabe von 1 Quentchen (4 Gramm) mit lauem Wasser
Konliiiuser, Knuikheiten des Hundes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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oder Milch gemischt, ferner das Terpentinöl in Emulsionsform und der Stinkasant in einigen Gran in Verwendung kommen. Vor der Verabreichung der eigentlichen Wurmmittel werden die Hunde einige Tage diät gehalten, selbst leichte Pur­ganzen ihnen verabreicht.
12. Die Vergiftungen.
Vergiftungen können durch scharfe Stoffe aus dem Pflanzen-, Mineral- und Thierreiche und durch rein narkotische Substanzen veranlasst werden.
Während die ersterwähnten Gifte gewöhnlich eine Ent­zündung der ersten Wege des Nahrungsschlauches bedingen, bewirken die narkotischen Substanzen keine Veränderung in diesen Theilen.
Die Erscheinungen der Vergiftung mit scharfen oder ätzenden Stoffen stimmen mit jenen einer heftigen Magen-Darm­entzündung vollkommen überein, und es kennzeichnet sich eine derartige Vergiftung durch heftige Bauchschmerzen, Eintritt von Erbrechen, oft gleichzeitig ein heftigei-, meist blutiger Durchfall, grosse Unruhe der Patienten, kleinen schnellen Puls und sehr kurzes Athmen 5 später tritt Mattigkeit ein, der Puls wird aus­setzend, Ohren und Füsse werden kalt, und in den meisten Fällen erfolgt der Tod.
Fand die Vergiftung mit narkotischen Stoffen statt, so treten nervöse Erscheinungen, Zuckungen, Krämpfe auf, begleitet von einer Mattigkeit; die Pupille ist erweitert, der Blick stier, der Gang wankend. Später stellt sich Schlafsucht, Bewusstlosigkeit, Unempfindlichkeit und Lähmung ein, und der Tod erfolgt ent­weder ruhig oder auch unter heftigen Krämpfen. Gewöhnlich ist der Puls im Beginn mehr voll; gegen das Ende wird er sehr klein und verschwindet endlich gänzlich.
Mit Sicherheit kann eine stattgefundene Vergiftung erst durch das Sections-Ergebniss constatirt werden. Um auszumitteln, welches Gift eingewirkt hat, muss eine chemische Untersuchung des vorhandenen Magen-Darminhaltes vor sich gehen.
Die Vorhersage ist gewöhnlich ungünstig, u. z. um so mehr, je später Hilfe gesucht wird. ^
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Vergiftungen. Mastdarmvorfull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;99
Bei der Behandlung einer constatirten Vergiftung muss auf die schleunige Entfernung des Giftes durch Erbrechen hingewirkt werden. Das Erbrechen soll man durch Verabreichung lauen Wassers oder einer warmen Milch längere Zeit unterhalten ; und nur dann, wenn es zu heftig und andauernd auftritt, wäre es durch etwas Brausepulver oder Opiumtinctur zu stillen.
Gelingt die Entfernung des Giftes aus dem Magen durch Erbrechen nicht, so trachte man durch Verabreichung von Gegen­giften die Wirksamkeit zu schwächen. Zu selben rechnet man schleimige und ölige Mittel, Seifenwasser, Pottaschenlöstmg, dünne Kalkmilch, Magnesiamilch, Kalkwasser, Eiweisslösung, Milch, Molken, Abkochungen von gerbstoffhältigen Mitteln, und das Chlorwasser. — Zeigen sich bereits die Merkmale einer Magen- und Darmentzündung, so ist selbe nach den früher an­gegebenen Regeln zu behandeln.
Bei Vergiftungen mit narkotischen Stoffen gibt man manch­mal mit Vortheil etwas Essig, Weinstein, Glauber- und Bittersalz in Wasser gelöst, alle 3—4 Stunden, und zeigt sich ein voller Puls, so kann ein Aderlass gemacht werden.
Unter den narkotischen Giften sind es die Krähenaugen (Brechnuss), welche zur Vergiftung von Hunden am häufigsten verwendet werden. Die Merkmale sind der Eintritt tetanischer Krämpfe, und als Gegengift kann mit sehr gutem Erfolge sehr starker schwarzer Kaffee in kurz aufeinanderfolgenden Zeiträumen von einigen Minuten, 2—3 Esslöffel voll, mehrere Male verab­reicht, verwendet werden (nach Angabe von Prof. Dr. Pillwax).
13. Der Mastdarmvorfall.
Besteht in dem theilweisen Vortreten des Mastdarmes durch den After. Dieses Hervortreten findet auf eine zweifache Weise statt: entweder umstülpt sich der Mastdarm gleich am inneren Bande des Afters, oder die ümstülpung findet tiefer in der Beckenhöhle statt, wo der mehr nach vorne gelegene Theil des Mastdarmes nach hinten durch den After hervortritt.
Im ersteren B'alle findet man eine ringförmige, blasenartige oder cylindrische dunkelrothe Geschwulst, manchmal 3—4 Zoll lang nach abwärts hängend.
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Diese Geschwulst ist mit der Schleimhaut tiherkleidet, im frischen Zustande feucht; wird aber schon nach einigen Stunden trocken. An ihrem Ende findet sich eine kleine Oeffnung, wo der eingeführte Finger in die Mastdarmhöhle gelangt. Am Grunde hängt die Geschwulst unmittelbar mit dem Mastdarme zusammen, so dass man an der Austrittsstelle nirgends in die Beckenhöhle gelangen kann.
Im zweiten Falle findet sich meist nur eine kurze cylin-drische Geschwulst aus dem After hervorstehend, die an ihrem Ende ebenfalls eine kleine Oeflnung besitzt, und am Grunde ist sie nicht mit dem After in unmittelbarer Verbindung, so dass man im ganzen Umfange mit dem Finger zwischen Geschwulst und After in die Beckenhöhle gelangen kann.
Ausser diesen erwähnten Erscheinungen zeigt der Hund ein stetes Drängen zur Kothentleerung, zuweilen Colikschmerzen, und bei längerer Dauer stellt sich ein merkbares Fieber ein.
Die Ursachen des Mastdarmvorfalles sind grosse Schlaff­heit des ganzen Darmkanales, Verstopfung oder heftige Diarrhöe, indem bei beiden Zuständen ein fortwährendes Drängen zur Kothentleerung besteht; eine schwere Geburt, indem auch da ein heftiges Drängen vorhanden ist.
Die erste Art des Mastdarmvorfalles, wenn derselbe in geringem Grade vorhanden ist, verliert sich oft von selbst, wenn ein regelmässiger Verdauungsprocess eingeleitet wird. Meist ist aber auch da eine Kunsthilfe nothwendig. Lässt man den Vorfall 4—6 Tage unbeachtet, wo theils durch die Einwirkung der Luft, tbeils durch Druck und Reiben von Seite des Patienten die Schleimhaut sich entartet, verdickt oder selbst brandig zeigt, oder dauern die früher erwähnten Ursachen und mit denselben das stete Drängen fort, so ist selbst einem Sachverständigen die Heilung in den meisten Fällen unmöglich. Zeigt sich an dem Vorfall ein heftiger Entztindungsprocess, so pflanzt sich derselbe in einzelnen Fällen auf den übrigen Darmkanal fort, und es erfolgt da meist der Tod.
Die Behandlung muss vor Allem die Beseitigung der veranlassenden Ursachen im Auge behalten. Ist eine Erschlaffung des Darmkanales vorhanden, so ist -die Application tonischer
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Mastdarmvorfall.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;101
Mittel, und die Fütterung mit leicht verdaulichen Futterstoffen in sehr kleinen Kationen angezeigt. Zeigt sich eine Verstopfang, so muss entweder das Ausräumen der angesammelten Eothmassen vorgenommen werden, und wenn dies nicht gelingen sollte, so applicire man in sehr kurzen Zwischenräumen schleimige, ölige oder Seifenklystiere, innerlich lösende Mittel, als: Mittelsalze,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.!
Kindermeth, das Wiener-Laxiertränkchen, Rizinusöl, reines Baumöl, Calomel u. dgl.
Ist eine Diarrhöe mit Zwang verbunden die Ursache des Vorfalles, so muss dieselbe auf die bereits früher beschriebene Weise behoben werden.
Bei einer schweren Geburt muss durch rasche Hilfe der Geburtsact beschleunigt werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
Im Allgemeinen trachte man den vorgefallenen Theil des Mastdarmes, wenn er gesund ist, so bald wie möglich in das Becken zurückzuschieben, u. z. so, dass nirgends im Inneren Falten an der Darmhaut zurückbleiben. Nach diesem Reponieren stellt sich ein heftiges Drängen, und neuerdings der Vorfall ein. Um dies zu verhüten genügt oft den eingeführten Finger etwas länger in der Mastdarmhöhle zu belassen. Auch das Heben und Höherstellen des Hintertheiles nach der Zurückbringung des Vor­falles ist oft genügend zur Vermeidung einer Wiederholung. Ferner kann auch eine Naht oder Bandage am After angebracht werden, um einen neuerlichen Vorfall zu verhüten. Der vorge­fallene Theil des Mastdarmes muss vor jeder Reponierung mit kaltem oder lauem Wasser gereiniget werden; und zeigt sich die Schleimhaut trocken, geschwellt und sehr empfindlich, so befeuchte man dieselbe sehr stark mit kalten, schleimigen oder narkotischen Flüssigkeiten, und nehme dann die Reposition auf sehr sanfte Weise vor. Bei ziemlich normalem Zustand der Schleimhaut des vorgefallenen Mastdarmes kann nach dem Zurückschieben eine Einspritzung von zusammenziehenden Mitteln stattfinden.
Wenn der Vorfall auf keine Weise zurückerhalten werden kann, oder wenn eine heftige Entzündung oder starke Entartung an demselben sich zeigt, so kann (nach Hertwig) das Abnähen vorgenommen werden, u. z. auf folgende Weise : Das vorgefallene Darmstück wird zu beiden Seiten bis gegen den After zu
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gebpalten, so dass ein unterer und oberer Lappen entsteht. Jeder Lappen wird nun mit einem 6—Stachen Heftfaden derart abgenäht, dass immer eine Strecke von 5—6 Linien breit in eine Schlinge genommen und durch Zubinden des Heftfadens abge­schnürt wird. Nachdem die Hefte gut angelegt sind, schneidet man die Fäden knapp an den Knoten ab, und ausserhalb der Naht, etwa ^a Zoll entfernt, schneidet man den vorgefallenen Theil rund herum ab, und schiebt den Rest des Vorfalles mit der Naht vorsichtig in das Becken. Nach etwa 8 Tagen löst sich der durch die Naht getödtete Theil los, und die Heilung erfolgt rasch mit Zurücklassung einer kleinen Narbe.
Während der ganzen Behandlungszeit halte man die Patienten diät, und nach derselben gebe man ihnen nur leicht verdauliche Nahrungsmittel, verschone sie vor jeder Ueberan-strengung, um einen neuen Vorfall zu verhüten.
14. Die Entzündung des Afters, die Entzündung und Eiterung der Afterdrüsen.
Die Haut des Afters und die zu beiden Seiten des Afters gelegenen Afterdrüsen entzünden sich häufig, und verursachen durch die Anschwellung und Reizung dem Hunde Schmerz.
Die Ursache ist in einzelnen Fällen ein schwerer Stuhl­gang, wornach der Hund auf dem Hintertheil über den Erdboden rutscht, und bei grober Beschaffenheit desselben sehr leicht ein Entzündungsprocess der zarten Afterhaut und der Drüsen eintreten kann. Ferner ist manchmal ein scharfes Knochenstückchen an der innern Seite des Afters gelagert die Veranlassung der After­entzündung. Zuweilen werden boshafterweise scharfe reizende Stoffe, besonders Terpentinöl, dem Hunde auf den After auf­getragen, wodurch ein heftiger Entzündungsprocess des Afters und der Drüsen sich einstellt. Manchmal lässt sieh keine Ursache nachweisen.
Die Erscheinungen sind eine ein- oder beiderseitige Schwellung des Afters; die Haut ist dunkel geröthet, glänzend, bei der Berührung sehr schmerzhaft. Die Patienten sind traurig, das Hintertheil halten selbe etwas gesenkt, der Gang ist gespannt. Sie stellen sich oft zur Kothentleerung, wo meist gar keine Aus-
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Entziiiidung d. Afters, Entzündung n. EiternDg d. Afterdriisen. Fettsncht. 103
leerung stattfindet, in einzelnen Fällen eine grünliche oder weiss-gelbe Schleimmasse abgesetzt wird. Puls und Athmen ist etwas beschleunigt, der Appetit sehr verringert. Sind auch die beiden Afterdrüsen von der Entzündung befallen, so sind selbe ebenfalls geschwellt, schmerzhaft, und wenn man selbe mit zwei Fingern umfasst und einen Druck aus der Tiefe nach oben zu ausübt, so kommt eine eitrige, oft blutige Flüssigkeit zum Vorschein. Nach dem vollkommenen Ausdrücken zeigen die Kranken eine bedeu­tende Linderung.
Das Leiden ist immer sehr günstig zu beurtheilen, indem es un­gemein rasch behoben werden kann, doch kehrt es sehr leicht wieder.
Die Behandlung besteht in der Beseitigung der Ursachen, in der Mässigung der Entzündung, und in dem wiederholten Aus­drücken der eiternden Afterdrüsen. Die Entzündung kann durch kalte Waschungen, durch Bestreichen mit schleimigen oder öligen Mitteln oder mit Ceratum saturni, selbst mit Creme celeste, gemässigt werden. Ausserdem muss eine zweckmässige Diät eingeleitet werden.
15. Die Fettsucht.
Gewisse Hunde, hauptsächlich jene, welche in guter Füt­terung stehen, und dabei viel Ruhe geniessen, werden nach und nach im ganzen Körper so fett, dass dieser unnatürlich geformt erscheint.
Bis zu einem gewissen, massigen Grade dieser Fettbildung gehen alle Functionen regelmässig vor sich, und die Thiere sind dabei noch ganz munter. Sobald aber eine übermässige Fettbil­dung eintritt, werden die Hunde träge, liegen viel, und beim Gehen stellt sich Schwerathmigkeit ein. Je stärker diese Fett­ablagerung, um so auffallender wird die Kurzathmigkeit, und gleichzeitig stellt sich ein oft wiederkehrender, matter, kurzer Husten ein. Bei manchen mit der Fettsucht behafteten Hunden fallen die Haare, besonders am Rücken, aus, und bei einzelnen treten selbst flechtenartige Hautausschläge an verschiedenen Theilen des Körpers auf.
Mit Fettsucht behaftete Hunde können bei massiger Er­nährung und bei viel Bewegung in freier Luft durch viele Jahre in einem ganz erträglichen Zustande erhalten, manchmal selbst
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
von dem Uebel befreit werden. Letzteres ist wohl bei Stuben­hunden, besonders wenn selbe viele gute Bissen zum Fressen er­halten, schwer zu erreichen. Bei fortgesetzt guter Ernährung gehen derartige Hunde an Erstickung zu Grunde, oder es treten die früher erwähnten Hautausschläge auf, und die Hunde sterben an Abzehrung.
Die Behandlung muss auf eine zweckentsprechende Diät und viel Bewegung gerichtet sein. In therapeutischer Hin­sicht gibt man von 8 zu 8 Tagen ein Abführmittel von Mittel­salzen, Kindermeth, Rizinusöl, Wiener-Laxiertränkchen, Augustiner­pillen etc., und gleichzeitig müssen die Jodpräparate in Anwendung kommen, u. z. meist das Jodkalium, etwa 1—2 Gran (0-06—0-12 Gramm) 1—2 mal täglich, gelöst in destillirtem Wasser, oder man verwendet die Jodtinctur, wovon 2—10 Tropfen mit Wasser verdünnt, 1—2 mal täglich gegeben werden.
16. Die Abzehrung.
Prof. Hertwig hat sowohl bei alten wie auch bei jungen Hunden zuweilen eine auffallende Abmagerung des ganzen Körpers, verbunden mit einer Abnahme der Kräfte beobachtet, ohne dass diesem Zustande ein bestimmtes Leiden zu Grunde liege.
Je höher das Leiden entwickelt ist, um so matter, hinfälliger werden die Hunde; sie liegen die grösste Zeit, und drücken sich an den vorstehenden Theilen des Körpers auf. Die sichtlichen Schleimhäute sind bleich, oft schmutzig weiss gefärbt; der Puls ist weich, der Herzschlag pochend; das Athmen ist fast immer normal, ohne Anstrengung; nur in jenen Fällen, wo Brustkrank­heiten vorausgegangen sind, ist das Athmen angestrengt und beschleunigt. Gewöhnlich ist der Appetit sehr rege und die Ver­dauung nicht gestört. Einzelne Fälle gibt es aber, wo der Appetit vermindert ist und Diarrhöe besteht.
Der Bauch erscheint bei manchen so leidenden Hunden voll, bei vielen aber zusammengeschrumpft. Zuweilen fühlt man durch die Bauchwand die Gekrösdrüsen, welche vergrössert und hart erscheinen. Gegen das Ende des Leidens tritt ein auffallendes Fieber auf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;5
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Abzehrung. Niereuentzündang.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 105
Die Krankheit erstreckt sich in der Regel über drei Monate. Der Ausgang ist meist tödtlich, entweder durch gänzliche Er­schöpfung, oder auch indem Bauch- oder allgemeine Wassersucht hinzutritt, und durch selbe der Tod bedingt wird.
Die Ursache des Leidens ist während dem Leben oft gar nicht auszumitteln. Häufig sind vorausgegangene langdauernde Krankheitsprocesse, wie Entzündungen der Baucheingeweide, langwierige Diarrhöe, die Veranlassung.
Die Behandlung ist bei der Ungewissheit der Usachen meist eine sehr unsichere. Alle Einflüsse, welche störend auf den Ernährungsprocess einwirken, müssen vor Allem fern gehalten werden. Es darf der Hund nicht angestrengt, und soll ihm stets ein gutes Futter aus Fleisch und Roggenbrod, in kleinen Quanti­täten, aber oft, verabreicht werden.
Dem Patienten muss man einen trockenen, reinen, massig warmen Aufenthaltsort anweisen, und endlich empfiehlt Hertwig die Anwendung solcher Mittel, die die Gangliennerven-Thätigkeit anregen, als : kleine Gaben von Rhabarber, Stinkasant, bitter­aromatischen Stoffen, wodurch die Verdauung befördert wird. Ist keine Vergrösserung der Gekrösdrüsen ausgemittelt worden, so verabreiche man den Leberthran (2—3 mal täglich einen Kaffee-bis Esslöffel voll) oder die Jodpräparate in sehr kleinen Gaben. Eine vorhandene Diarrhöe ist mit den für selbe angeführten Mitteln zu beseitigen.
V. Kapitel.
Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane.
1. Die Nierenentzündung.
Ist ein bei Hunden sehr selten vorkommender Kiankheits-process. Die Ursachen sind meist mechanische Einwirkungen auf die Lendengegend; in einzelnen Fällen vorhandene Nieren­steine, stattgefundene Verkühlung, und der Genuss von scharfen Substanzen, besonders der spanischen Fliegen.
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Erscheinungen: Die Krankheit beginnt gewöhnlich mit Fieber in verschiedener Stärke.
Die Patienten gehen gespannt, halten das Hintertheil steif; bei Berührung zeigt sich eine erhöhte Temperatur der Lenden­gegend und bei einem daselbst angebrachten Druck äussert das Thier Schmerz. Der Urin wird entweder gar nicht oder nur in sehr geringer Menge abgesetzt, und ist anfangs dunkelbraun, wird später blutig und endlich mit Eiter gemengt. Der Koth wird selten entleert, ist sonst hart und trocken. Hat die Krankheit bereits einen hohen Grad erreicht, so liegen die Patienten an­dauernd auf dem Hintertheil und können sich fast gar nicht er­heben; sie erscheinen wie gelähmt.
Der Verlauf ist fast durchgehends ein sehr rascher und der Ausgang meistens sehr ungünstig. Nur dann, wenn innerhalb 2—3 Tagen der Entzündungsprocess gemässigt, und eine halb­wegs regelmässige Urinsecretion hergestellt werden kann, ist eine Genesung möglich.
Die Behandlung besteht in der innerlichen Anwendung von antiphlogistischen Purgiermitteln in Verbindung mit schlei­migen Decocten, bei heftigen Schmerzen, mit narkotischen Stoffen, z. B. des Bilsenkrautextractes.
Als Abführmittel kann auch mit Vortheil das Rizinusöl an­gewendet werden. Sonst werden kalte Umschläge oder Waschungen auf die Nierengegend gemacht, und später Einreibungen mit Quecksilbersalbe, Salmiakgeist, Opodeldoc, flüchtigem Liniment, oft mit Kampher gemischt, vollführt. Stets müssen schleimige Klystiere angewendet werden. Zurückbleibende Nachkrankheiten sind entsprechend zu behandeln.
2. Die Harnblasenentzündung.
Dieser Krankheitsprocess zeigt sich bei Hunden nur selten, und befällt meist männliche Hunde.
Die Ursachen der Harnblasenentzündung sind ganz die­selben, wie sie bei der Nierenentzündung erwähnt wurden, daher eine Verkühlung, der Genuss scharfer Substanzen und vorhandene Harnblasensteine eine Entzündung der Harnblase bedingen können.
Erscheinungen. Die Krankheit äussert sich durch einen
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Uarublaseneutziiiidaiig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 107
steifen, gespannten, langsamen Gang mit dem Hintertheile; die Patienten stellen sich oft zum Uriniren, wo entweder nur einige Tropfen, oder selbst gar kein Urin abgesetzt wird. Bei der Unter suchung mit dem Finger durch den Mastdarm fühlt man die kugelförmig aufgetriebene Harnblase, welche gespannt und warm ist, und wo bei einem daselbst angebrachten gelinden Druck die Kranken Schmerz zeigen. Sind Blasensteine vorhanden, so ist der abgesonderte Urin, oft schon einige Tage vor dem Eintritt der Entzündung, blutig gefärbt, und bei der Untersuchang der Blase mittelst eines in den Mastdarm geführten Fingers kann man in den meisten Fällen den Stein durch die Häute der Blase fühlen. Im Allgemeinen zeigen sich die Kranken sehr unruhig. Puls und Athmen ist beschleunigt, das Maul ist heiss und trocken, der Appetit gering; die Entleerung des Kothes findet selten und mit grossem Schmerze statt.
Die Entzündung der Harnblase endet entweder in Zerthei-lung, oder es erfolgt durch die Ubermässige Ansammlung des Urines Berstung der Harnblase, und durch secundäre Bauchfell­entzündung der Tod. Zuweilen tritt der Brand ein, wo an der betreffenden Stelle die Blase durchbohrt wird, sich der Urin in die Bauchhöhle ergiesst und ebenfalls durch Bauchfellentzündung der Tod bedingt wird. Die Zertheilung der Entzündung ist nur dann möglich, wenn die Ursache eine Verkühlung oder ein ge­nossener scharfer Stoff war ; selbe erfolgt dann innerhalb weniger Tage.
Sind Blasensteine vorhanden, so kann die Zertheilung nicht bewirkt werden. Die Berstung der Harnblase erfolgt erst nach 7—9 Tagen.
Die Behandlung muss vor Allem darauf gerichtet sein, die Ursachen entfernt zu halten, oder doch bedeutend zu massigen. Dem Kranken muss genügend Ruhe gegönnt, und ein Abbruch im Futter eingeleitet werden.
Im Beginne des Entzündungsprocesses erweisen sich die Mittelsalze innerlich gegeben wohlthuend. Nebst diesen können schleimig-ölige Mittel für sich oder in Verbindung mit Bilsen-kraut-Extract 1—2 Gran (0-06—012 Gramm) Belladonna-Extract 72—1 Gran (0-03—0-06 Gramm) innerlich applicirt werden. Ferner werden schleimige Einspritzungen in die Harnblase
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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gemacht, und schleimige Klystiere von Zeit zu Zeit angewendet. Zweckdienlich erweisen sich auch Einreibungen mit Queck­silbersalbe und Bilsenkrautöl am Mittelfleisch, oder lauwarme Bähungen dieser Partien.
Sind Blasensteine die Ursache der Entzündung, so ist die eben angeführte ßehandlungsweise ganz unnütz, wenn nicht die vorhandenen Steine auf operativem Wege entfernt werden. — Die Beschreibung der Operation folgt bei den Harnsteinen.
3. Der Blasenkrampf.
Derselbe besteht in einer krampfhaften Zusammenschnürung des Harnblasenhalses, in Folge dessen die Harnentleerang ge­hemmt ist.
Die Ursachen sind zu langes Zurückhalten des Urins, durch welche Einflüsse immer; ferner Erkältungen der verschie­densten Art, und endlich wird auch der Genuss sehr scharfer gewürzhafter Stoffe als Veranlassung beschuldigt.
Erscheinungen: Derart kranke Hunde stellen sich oft zum Urinieren, wobei entweder gar kein Urin, oder nur eine sehr geringe Menge tropfenweise und unter grossen Schmerzen abgesetzt wird. Im Anfange besteht kein Fieber; gewöhnlich am zweiten Tage des Bestehens werden die Patienten traurig und unruhig, und äussern bei einem auf die Schamgegend angebrachten Dracke Schmerz; gleichzeitig stellt sich hohes Fieber ein.
Bei der Untersuchung durch den Mastdarm zeigt sich die Blase gefüllt, gespannt und bei der Berührung schmerzhaft.
In günstigem Falle tritt innerhalb 24—36 Stunden Erleich­terung ein, indem bei Nachlass des Krampfes die Entleerung der Blase erfolgt; in ungünstigem Falle steigern sich die Schmerzen und Fiebersymptome und es kann Berstung der Harnblase und durch den Eintritt der Bauchfellentzündung der baldige Tod er­folgen. Die stattgefundene Berstung der Blase wird durch die Untersuchung durch den Mastdarm ausgemittelt, wobei dieselbe, während sie früher gefüllt war, ohne dass Urin abgegangen wäre, leer erscheint. Ebenso bemerkt man eine Vergrösserung des Bauches, ein heftiges Fieber, jedoch eine grössere Ruhe des Thieres.
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Blasenkrampf. Steine in der Harnblase nnd Harnröhre,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;109
Behandlung. Oft genügt ein Reiben des Bauches in der Schamgegend, um den Krampf zu mildern; und ein nachheriges Einführen des Fingers durch den Mastdarm und daselbst an­gebrachter sanfter Druck auf die Blase bewirkt eine Entleerung des Harnes. Bei hartnäckigen Fällen werden schleimige, aroma­tische oder narkotische Mittel als Klystiere lauwarm in sehr kurzen Zwischenräumen angewendet. Am Mittelfleisch werden Einreibungen mit gekochtem Bilsenkrautöl, oder mit einem Lini­ment aus 10 Gran (06 Gramm) Opium- oder Belladonna-Extract mit 1 Loth (15 Gramm) warmen Oel in sehr kurzen Zwischen­zeiten von einer ^ Stunde mehrmals wiederholt. — Professor Dr. Pillwax wendet bei krampfhaften Harnverhaltungen innerlich die Hanfsamenmilch, in sehr kurzen Zeiträumen wiederholt, mit günstigem Erfolge an. Sonst wird noch das gekochte Bilsenkrautöl am Mittelfleisch eingerieben, und lauwarme schleimige oder aro­matische Klystiere appliciert.
Erfolgt auf die angewendeten Mittel keine Mässigung des Krampfes, und ist die Gefahr einer Berstung der Harnblase vor­handen, so muss bei männlichen Hunden durch die Vornahme des Harnröhrenschnittes oder Blasenstiches, welch letzterer auch bei weiblichen Hunden vorgenommen werden kann, der Urin entleert und die Gefahr beseitigt werden.
Der Harnröhrenschnitt wird am unteren Theile des Mittel-fleisches gemacht, und durch die entstandene Oeflfnung führt man den Catheder bis in die Blase und entleert den Harn. Die Wunde muss dann öfter mit Fett oder Oel eingeschmiert werden, damit der scharfe Urin die Heilung nicht verzögert. Der Blasenstich wird durch den Mastdarm vorgenommen. Erstere Operation ist letzterer vorzuziehen, indem bei dieser bei Wiederholungen immer neue Stichwunden gesetzt werden.
4. Steine in der Harnblase und Harnröhre.
Zur Bildung von Harnsteinen ist der Hund sehr geneigt, doch leiden weibliche Hunde selten daran.
Die Ursache dieses Leidens besteht meist in einer krank­haften Beschaffenheit des Urins. Sonst kann auch eine längere Harnverhaltung zum Ausscheiden der Salze und Bildung von Harn -
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Besondere Krankheiten einznlner Organe.
steinen die Veranlassung geben. Ebenso beobachtete man, dass kleine Nierensteine aus dem Nierenbecken in die Harnblase ge­langen und sich durch Ausscheidung von Harnsalzen vergrössern und mit dem Namen Harnsteine belegt werden. Hertwig gibt an, dass, je mehr die Hunde Fleischkost und freie Bewegung erhalten, um desto weniger findet man sie diesem Leiden unter­worfen.
Erscheinungen. Die Hunde stellen sich öfter zum Uri­nieren, wo der Urin mit Beschwerde und unter Schmerzen tropfen­weise, manchmal mit Blut gemischt, abgesetzt wird.
Bei einem in der Weichen- und Schamgegend angebrachten Druck äussern selbe Schmerz. Fieber ist selten vorhanden; nur bei längerem Bestehen des Leidens werden die Kranken traurig, matt, zeitweilig unruhig, und versagen jedes Futter.
Auch beobachtet man ein stetes Belecken des Penis. Um sich zu tiberzeugen, ob Harnsteine in der Harnröhre vorhanden sind, genügt oft ein Beftthlen der Ruthe, besonders gegen das Ende des Euthenknochens, wo man etwas grössere Steine ganz deutlich ausmitteln kann.
Bei Einführung einer Sonde in die Harnröhre von der Eichel aus, wird man beim Vorhandensein eines Steines auf einen harten Widerstand gelangen.
Die Harnsteine sind aber nicht immer in dem vorderen unteren Theil der Harnröhre vorfindlich, sondern selbe sitzen auch manchmal an der Umbeugungsstelle am Sitzbein, oder finden sich in jenem Theile der Röhre, welche längs des Mittel­fleisches ihre Lage hat. Da man mittelst einer von der Eichel aus eingeführten Sonde sehr schwer in den rückwärtigen oberen Theil der Harnröhre gelangt, so muss zur genauen Constatirung des Vorhandenseins eines Steines am Mittelfleisch ein Einschnitt in die Harnröhre gemacht, und durch die gesetzte Oeffnung mit der Sonde nach oben und unten eingegangen werden. Ist irgend­wo ein Stein zugegen, so ergibt sich der vorbezeichnete harte Widerstand. Selbst ein im Blasenhalse steckender Stein kann auf diese Art ausgemittelt werden. Um sich die Gewissheit zu verschaffen, ob welche Steine in der Blase angesammelt sind, führe man den beölten Pinger in den Mastdarm ein, wo man
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Steine in der Harnblase und Harnröhre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 111
die gefüllte Blase und durch einen sanften Druck etwa vor­handene Harnsteine fühlt.
Die Vorhersage 1st ungünstig zu stellen; indem, wenn auch die vorhandenen Steine entfernt werden, immer neue Bil­dungen stattfinden, die neuerdings eine Harnverhaltung hedingen.
Die Behandlung besteht einzig in dem operativen Ein­griff, wodurch die vorhandenen Harnsteine entfernt, und so dem Urin der freie Abfluss verschafft wird. Bei Steinen im Blasen­halse gibt Professor Hertwig folgendes Verfahren an: Man ver­bindet, so wie bei jeder Operation, dem Hunde mittelst eines Bandes die Schnauze, um vor dem Beissen gesichert zu sein.
Der Patient wird recht sanft mit seinem Rücken auf einen entsprechend hohen Tisch gelegt und von einigen Gehilfen am Kopf und den Füssen festgehalten. Dann macht man am unteren Bande des Afters, etwas seitlich anfangend, einen 1 Zoll langen Schnitt im Mittelfleisch durch die Haut, den Harnschneller und durch die hintere Wand der Harnröhre, führt in die Höhle der­selben eine Hohlsonde, und spaltet die Wand so weit auf der­selben auf, dass man mit einem Finger bis in den Blasenhals gelangen kann. Nachdem man hier den Stein gefühlt, führt man eine schmale Pinzette geschlossen bis an denselben, öffnet sie hier, sucht den Stein zu erfassen und zieht ihn hervor. Da dies geschehen, und der Urin zum Theil durch die Wunde, zum Theil auf dem natürlichen Wege durch die Harnröhre abgeflossen ist, heftet man die Hautwunde mit recht eng aneinander liegenden Stichen zusammen, hält die Patienten recht ruhig und in strenger Diät, und wartet ab, ob die Wunde auf dem ersten Wege verheilt.
Ist dies innerhalb 4—5 Tagen nicht der Fall, so bestreicht man die Wundränder von Zeit zu Zeit mit einer schwachen Digestivsalbe und befördert die Heilung auf dem Wege der Eiterung.
Sind Steine in dem längs des Mittelfleisches liegenden Theile der Harnröhe angesammelt, so wird der Hund ebenfalls auf den Rücken gelegt und daselbst festgehalten, und nun an der ausgemittelten Stelle ein genügend langer Schnitt durch die Haut und hintere Haruröhrenwand vollführt.
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
Die vorhandenen Steine werden mittelst den Fingern oder einer Pinzette entfernt und durch die Sonde der freie Eaum der Harnröhre ausgemittelt, was wohl meist der ungehindert abfliessende Urin beweist. Die Hautwunde kann vernäht oder auch offen belassen werden und heilt innerhalb kurzer Zeit.
Am häufigsten finden sich die aus der Blase vorgeschobenen Harnsteine in dem vorderen Theile der Harnröhre längs des Ruthenknochens und besonders gegen das Ende desselben.
Der Hund wird gleichfalls auf den Rücken gelegt und fest­gehalten. Nun wird der Penis bis zu seinem hinteren Ende aus der Vorhaut vorgeschoben, von der Eichel her in die Harnröhre eine Sonde bis zum Stein eingeführt und durch Hervordrängen des Sondenknopfes die Stelle gekennzeichnet, wo der Stein liegt. Daselbst wird ein Schnitt durch die Penishaut bis in die Harn­röhre vollführt und die Harnsteine entfernt. Es kann aber auch der Penis in der Vorhaut belassen, und von Aussen durch die Vorhaut und Penishaut in die Harnröhre ein Einschnitt gemacht werden. Die gesetzten Wunden bleiben offen und verheilen innerhalb 14 Tagen vollkommen. Nach vollendeter Operation genügt ein ruhiges Verhalten, strenge Diät und wiederholte Reinigung der Wunde.
Um die Säfte so umzuändern, dass für die Zukunft die Harn­steinbildung beseitigt wird, empfiehlt Prof. Hertwig die Verab­reichung überwiegender Fleischnahrung, viel Bewegung und in medicinischer Hinsicht das kohlensaure Kali im Trinkwasser (1 Quentchen oder 4Gramme auf 1 Pfund oder 360 Gramme Wasser).
5. Das Blutharnon.
Dasselbe ist bei Hunden fast gar nie als selbstständiger Krankheitsprocess zu finden, sondern bildet nur ein Symptom eines bereits bestehenden Leidens, besonders der Harnorgane. So wird bei der Nieren- und Harnblasenentzündung, bei Gegen­wart von Harnsteinen, beim Typhus, nach bedeutenden Ver­letzungen und nach dem Genuss scharfer Substanzen blutiger Urin abgesetzt.
Durch eine zweckmässige Behandlung des dem Blutharn eu zu Grunde liegenden Krankheitsprocesses, wird auch dieses nach
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Condylome an der Rnthe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 113
und nach beseitigt, wessbalb ich auch keine specielle Behand-lungsweise hier anfahre.
6. Condylome an der Buthe.
Bei männlichen Hunden finden sich nicht selten an der Euthe, gegen das Ende des Kuthenknochens, unmittelbar auf der Penishaut aufsitzend, verschieden grosse schwammartige, dunkelrothe, leicht blutende Wucherungen, welche mit dem Namen Condylome bezeichnet werden.
Die Ursache der Bildung dieser Wucherungen sind üb den meisten Fällen vorausgegangene mechanische Verletzungen, welche sich die Hunde bei der Begattung zuziehen, oder welche ihnen in boshafter Weise von Seite des Menschen zugefügt werden.
Erscheinungen. Die Gegenwart dieser Condylome kenn­zeichnet sich durch einen blutigen Ausfluss aus der Vorhaut, der besonders bei und nach dem Uriniren bemerkt wird, aber auch gewöhnlich ausser dieser Zeit in einem leichten Grade fortbe­steht, worauf die Blutspuren hindeuten, welche sich an Stellen vor­finden, wo der Hund längere Zeit gelegen ist. Bei genauerer Untersuchung findet man die Eichel und den Penis stellenweise blutig gefärbt, selbst kleine Blutgerinnsel zwischen Vorhaut und Ruthe angesammelt, und wenn man den Penis gewaltsam aus der Vorhaut schiebt, gelangt man auf die bereits erwähnten Wucherungen, die entweder gestielt, meist aber breit auf der ßuthe aufsitzen. Sind diese Condylome bereits sehr gross, so zeigt sich an der Vorhaut eine bedeutende Anschwellung.
Die Prognose ist in Bezug der gründlichen Heilung ungünstig zu stellen, indem gewöhnlich nach einiger Zeit neuer­dings Condylome sich gebildet haben.
Behandlung. Sind die Condylome einzelnstehend und sehr klein, so genügen manchesmal Einspritzungen von einer Auflösung des Kupfervitriols oder des Höllensteins (15 Gran oder 1 Gramm auf 1 Unze oder 30 Gramm destilliitem Wasser) öfter im Tage wisderholt, um diese Neubildungen zum Schwin­den zu bringen. Besser ist das wiederholte Betupfen dieser Wucherungen mit Höllenstein in Substanz oder mit einer con-centrirten Kreosotlösung. Am schnellsten gelangt man zum Ziele,
Konhäusor, Krankheiten des Hnndes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8
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Besondere KrankTieiten einzelner Organe.
wenn man die Condylome, seien selbe gross oder klein, mit der Scheere vom Grunde aus wegsehneidet, und die entstandene Wunde mit Höllenstein oder dem Glüheisen betupft, um die Blutung zu stillen. Zur Ausführung dieser Operation muss das Glied aus der Vorhaut geschoben werden. Bei sehr grossen Condylomen gelingt das Vorschieben nicht, ausser man bereitet dem Thiere furchtbare Schmerzen. In einem solchen Falle wird die Vorhaut entweder von der Spitze aus nach rückwärts gespal­ten, oder an der Stelle, wo die Wucherungen aufsitzen, eine Schnittwunde durch die Vorhaut gemacht, um dann die vor­handenen Condylome zu entfernen. Die gesetzten Hautwunden heilen innerhalb kurzer Zeit.
7. Die Harnruhr.
Ist bei den Hunden eine sehr seltene Krankheit und äussert sich durch die Entleerung übermässiger Mengen, gewöhnlieh speeifisch leichten, an festen Bestandtheilen armen Harnes.
Als Ursachen beschuldiget man: verdorbene, in saure Gährung tibergegangene oder verschimmelte vegetabilische Nah­rung, zu stark gesalzene Futterstoffe, den Genuss eines harten, also an Salzen und festen Bestandtheilen reichen Wassers, scharfe urintreibende Substanzen, Erkältungen der verschiedensten Art, und selbst tibermässige Ausübung der Begattung.
Erscheinungen. Innerhalb den ersten 8—14 Tagen des Bestehens dieser Krankheit ist ausser der reichlichen Entleerung des Urins und ausser dem grossen Durste kein anderes Krank­heits-Symptom zu bemerken.
Plötzlich aber werden die Hunde matt, das Haar wird struppig, glanzlos, die sichtlichen Schleimhäute zeigen sich blass oder schmutzig gelb gefärbt, die Fresslust nimmt ab und es erfolgt eine rasche Abmagerung; der Herzschlag ist pochend, der Puls klein, sehr weich. Mit der Zunahme dieser Symptome wird auch die Schwäche grosser, und es erfolgt nach 2—3 Wochen gewöhnlich Lähmung der Nachhand. Endlich gehen die Kranken an Erschöpfung zu Grunde.
Nach Beobachtungen werden sehr junge und entgegen­gesetzt sehr alte Hnnde gewöhnlich am heftigsten ergriffen. Ist
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Die Harnruhr. Der unwillkürliche Harnflnss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;115
der Hund im Allgemeinen schwächlicher Natur und wird er von diesem Leiden befallen, so ist er gewöhnlich unrettbar verloren. Zeigt sich dagegen der Patient kräftig, wird rechtzeitig eine zweckmässige Behandlung eingeleitet, so gelingt in den meisten Fällen die Heilung.
Die Behandlung muss mit der Beseitigung der veran­lassenden Ursachen begonnen werden; es ist daher vor Allem eine gesunde, schwach gesalzene, gute Nahrung mit überwiegen­dem rohen Fleisch, ein mehr weiches, wenig Salze enthaltendes Trinkwasser zu verabreichen. Man gönne dem Patienten Ruhe, weise ihm einen trockenen, massig warmen Lagerplatz an.
Als Heilmittel gibt man in den ersten Tagen schleimige Mittel mit narkotischen Substanzen; z. B. eine Leinsamenab­kochung 5 Unzen oder 150 Gramme (von 1 Loth oder 15 Gramm) darin gelöst 8 Gran oder 0-5 Gramm Bilsenkrautexti act, zwei­stündlich Ysj bis 1 Esslöffel voll. Ebenso kann eine Eibisch­wurzelabkochung mit Bleizucker verbunden zweckdienlich ange­wendet werden.
Bei längerem Bestehen des Leidens und sich zeigender Schwäche sind bittere und adstringierende Mittel angezeigt, als: Enzian, Wermuth, Weiden- und Eichenrinde, Tannin, und bei sehr grosser Schwäche selbst die Chinarinde.
Man bereitet aus den eben genannten Stoffen Decocte und löst in selben die entsprechenden Mengen Alaun oder Eisen­vitriol. — Zeitweilig besteht Verstopfung, welche durch die inner­liche Verabreichung von Rizinusöl und durch schleimig -ölige Klystiere behoben werden muss.
8. Der unwillkürliche Harnfluss.
Bei männlichen und weiblichen Hunden kommt es nicht selten vor, dass der Urin entweder tropfenweise oder auch etwas stärker unwillkürlich abfliesst.
Dieser unwillkürliche Harnfluss besteht entweder als selbst­ständiges Leiden, was wohl selten der Fall ist; und da ist die Ursache: hohes Alter, in Folge dessen allgemeine Schwäche, oder eine Lähmung des Blasenhalses oder der ganzen Harn­blase; oder es bildet der unwillkttrliche Harnfluss ein Symptom
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eines bereits bestehenden Krankheitsprocesses, was häufiger beobachtet wird, und ist in diesem Falle dem Grundleiden gemäss zu behandeln. So findet man bei der Fallsucht, bei Ver­stopfungen, bei Lähmung der Nachhand oder bei totalen Läh­mungen, bei schweren Verletzungen des Hintertheiles u. dgl. nicht selten einen unwillkürlichen Harnfluss. Auch bei hochträch­tigen Htindinen findet man dieses Uebel, das sich aber nach der Geburt verliert.
Die Behandlung muss mit der Ruhe des Hundes und mit einer kräftigen Ernährung eingeleitet werden, besonders bei jenen Patienten, wo in Folge hohen Alters der unwillkür­liche Harnabfluss besteht. Ist eine Lähmung des Blasenhalses oder der Harnblase zugegen, so müssen stärkende, adstringie-rende und leicht reizende Mittel innerlich verabreicht werden; z. B. ein Infusum von Kalmuswurzel mit Zusatz von Eisenvitriol (2—5 Gran, 0-12—OiJ Gramm pro dosi); oder ein Decoct von Eichenrinde mit Terpentinöl (8 Gran oder 0-5 Gramm pro dosi); oder selbst Kantharidentinktur 3—10 Tropfen in einem schleimi­gen Einguss.
Aeusserlich werden flüchtige oder stärker reizende Mittel am Kreuz- und Mittelfleisch täglich 2mal eingerieben. Bei Hündinen können aromatische und adstringierende Flüssigkeiten in die Scheide gespritzt werden. Da der Urin fortwährend abfliesst, und sowohl das Thier, als auch dessen Lager verunreinigt, so muss man für die Reinigung der Kranken sorgen, und ausserdem auf ein trockenes, reines Lager bedacht sein.
9. Die Entzündung und Vereiterung der Vorsteherdrüse.
Dieser Krankheitsprocess kommt bei Hunden nicht selten vor, und soll sich angeblich in Folge zu reichlicher und guter Fütterung bei wenig Bewegung entwickeln; insbesondere leiden häufig alte Hunde daran.
Die Krankheit verläuft chronisch und man wird auf ihr Vorhandensein durch das häufige Drängen zur Kothentleerung und durch das Rutschen auf dem Hintern aufmerksam.
Bei der näheren Untersuchung durch den Mastdarm findet sich die Vorsteherdrüse vergrössert, manchmal selbst fluctuirend
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Entzünd.n.Vereiternngd.Vorstelierdrnse.Entziind.d. Hodensackes n.d.Hodrn. 117
und bei einem massig angebrachten Druck empfindlich; gleichzeitig entleert sich eine weisse, eiterähnliche Flüssigkeit aus der Harnröhre.
Bei zunehmender Vergrösserung der Prostata wird die Koth­und Harnentleerung immer beschwerlicher.
Diese Zufälle bestehen oft über ein Jahr, ohne dass wesent­liche Veränderungen im Allgemeinbefinden eintreten würden. Plötzlich aber magern die Patienten am Hintertheile ab und gehen entweder an Abzehrung oder an den Folgen der Harn­verhaltung zu Grunde.
Die Prognose ist fast durchgehends ungünstig zu stellen, besonders bei alten Hunden.
Die Behandlung führt selten zu einem Resultate. Wird die Krankheit gleich im Beginne erkannt, so kann die Heilung durch Einleitung einer strengen Diät, mit viel freier Bewegung, durch die innerliche Verabreichung von Abführmitteln und durch Einreibung von Quecksilber- oder Jodsalbe in das Mittelfleisch versucht werden. Ist einmal Eiterung der Drüse eingetreten, so ist jede Behandlung umsonst.
10. Die Entzündung des Hodensackes und der Hoden.
Eine Hodensackentzündung ist bei den Hunden keine Selten­heit, und sie kennzeichnen selbe durch einen breiten, etwas stei­fen Gang mit den Hinterfüssen, und dadurch, dass sie mitten im Laufe plötzlich stillstehen, sich niedersetzen und die kranken Geschlechtstheile belecken. Bei genauerer Untersuchung findet man den Hodensack geschwollen, sehr warm, schmerzhaft, geröthet oder selbst angeätzt; dabei fühlt man die Hoden frei und im Hodensack nichts Fremdartiges.
Die Ursachen dieses Entzündungsprocesses sind theils mechanische Verletzungen des Hodensackes, meist aber scharfe, reizende, selbst ätzende Stoffe, welche boshafter Weise auf den Hodensack aufgestrichen werden.
Seltener kommt bei Hunden die eigentliche Hodenentzün­dung vor. Ist selbe vorhanden, so zeigen die Patienten einen breiten, steifen Gang mit den Hinterfüssen, und grosse Vorsicht beim Niederlegen und Aufstehen. Die Hunde sind traurig, haben keine Fresslust, zeigen sich furchtsam und bei näherer Unter-
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suchung findet man einen oder beide Hoden verschieden stark geschwollen, sehr derb, heiss, schmerzhaft und gewöhnlich stark nach dem Leibe zu in die Höhe gezogen.
Die Ursachen sind meist mechanische Einwirkungen, auch übermässige Anstrengungen bei der Begattung, sehr selten eine Verkühlung.
Beide Krankheitsprocesse sind günstig zu beurtheilen, indem sie bei einer zweckmässigen Behandlung durch Zertheilung voll­ständig beseitigt werden. Ohne Behandlung bildet sich zuweilen eine Verdi ckung der Haut des Hodensackes oder eine Verbil-dung der Hoden.
Behandlung. Bei der Hodensackentzündung sind die etwa an selben vorfindlichen fremden, scharfen Substanzen zuerst mit Seifenwasser zu entfernen. Zur Mässigung der Entzündung müssen fleissig kalte Waschungen oder Umschläge gemacht werden. Vorhandene Anätzungen werden mit der Eibisch- oder Bleiweisssalbe bestrichen. Fand eine Quetschung des Hodensackes statt, so mache man Bleiwasserumschläge und ausserdem öfter aromatische Bähungen.
Bei der Hodenentziindung müssen viele Tage hindurch ununterbrochen kalte Waschungen oder Umschläge in Anwen­dung kommen. Nachdem der Schmerz bedeutend nachgelassen, sind Bähungen mit schleimigen, aromatischen oder selbst narkoti­schen Mitteln angezeigt. Während der ganzen Krankheitsdauer halte man die Hunde diät und sorge für einen leichten Stuhlgang.
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11. Phimosis und Paraphimosis.
Die Phimosis besteht in einer derartigen Verengerung der Oeffnung der Vorhaut, dass das Glied nicht hervorgestreckt werden kann, und hiedurch die Begattung verhindert ist und der Urin nur tropfenweise abgesetzt wird. Bei Einführung einer Sonde findet man die Ruthe rein und vollkommen frei. Die Ränder der Vorhaut-Oeffnung sind zuweilen verdickt und stark entzündet.
Die Paraphimosis oder der spanische Kragen kenn­zeichnet sich dadurch, dass der stark angeschwollene und dunkel-rothe Penis frei hervorsteht, und die Vorhaut in Falten gelegt.
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l'hiinosis und ParapUmoais.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;119
zurückgeschoben und ebenfalls geschwellt erscheint, wo sie eine Einschnürung des Gliedes mit folgender Entzündung und Eite­rung veranlasst. Das Glied ist sehr schmerzhaft und die Entlee­rung des Urins gewöhnlich gehemmt.
Die Ursachen der Phimosis sind meist Quetschungen der Vorhautränder; selten ein angeborener Fehler. — Die Para­ph i m o s i s enisteht häufig nach einer anstrengenden Begattung, wenn die Vorhaut sehr weit nach rückwärts geschoben wird und gleichzeitig ein starker Blutandrang zum gereizten Penis stattfindet.
Derselbe schwillt bedeutend an und die zurückgeschobene Vorhaut bedingt eine Einschnürung desselben. Aber auch eine mechanische Verletzung des Gliedes oder der Vorhaut ist im Stande, den erwähnten Krankheitsprocess zu erzeugen.
Sowohl die Phimosis als Paraphimosis sind bei zeitig ange­wendeter Hilfe ohne Nachtheile zu beseitigen. Beim spanischen Kragen entsteht zuweilen. Brand am männlichen Gliede mit Ver­lust eines Theiles desselben, so dass der Hund in Folge dessen nicht mehr zur Begattung geeignet ist.
Behandlung. Zeigt sich bei vorhandener Phimosis eine Entzündung der Vorhautränder, so müssen unausgesetzt kalte Waschungen oder Befeuchtungen mit einer Bleisolution gemacht werden. Die nach Ablauf der Entzündung zurükbleibende Ver­dickung kann durch den Gebrauch lauwarmer schleimiger Bähun­gen nach und nach behoben werden. Bei einer veralteten Ver­dickung der Bänder spalte man die untere Wand der Vorhaut von der Mündung her 3—6 Linien weit auf, und verhüte dann die Verwachsung der gesetzten Wunde, indem man die Vernar­bung jedes Schnittrandes für sich durch die Anwendung der 151cisalbe befördert. Bei einer angeborenen Verengerung der Vorhaut kann man die gleiche Operation ausführen oder man versuche die Erweiterung durch Einlegung von Pressschwamm in die Mündung der Vorhaut.
Bei einer frisch entstandenen Paraphimosis lege man den Hund auf den Rücken und wende dann durch 8—10 Minuten unausgesetzt Waschungen des Penis mit recht kaltem Wasser an, bis die Eichel blass und zusammengeschrumpft ist. In
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Besondere Kvfinkheiten einzelner Organe.
diesem Moment ergreift man mit dem Daumen und Zeigefin­ger beider Hände die Wulst der zurückgezogenen Vorhaut an zwei gegenüberstehenden Punkten, und zieht sie mit aller Kraft über den Penis hervor, so dass derselbe ganz von ihr bedeckt wird. Darnach können einige Stunden kalte Waschungen fortgesetzt werden. Sollte durch die bestehende Einschnürung bereits Entzündung eingetreten sein, so sind Umschläge von schleimigen Mitteln auf die Vorhaut durch etwa 2—3 Tage angezeigt. Wenn die Zurückführung der Vorhaut über das Glied durch das obige Verfahren nicht zu bewirken sein sollte, so kann man in die Eichel mehrere kleine, seichte Einschnitte machen, dieselben vollkommen ausbluten lassen, nachher das Befeuchten mit eiskaltem Wasser durch einige Zeit wiederholen und hier­auf das Glied theils durch Druck auf dasselbe, theils durch das Ziehen an der Vorhaut in die letztere zurückführen. Die kleinen Schnittwunden heilen von selbst bald ab. — Tritt Brand an den Wülsten der Vorhaut oder am Gliede auf, so befördere man die Losstossung der brandigen Theile und reinige einigemal täglich die zurückbleibenden Wunden. Zur rascheren Granulations­bildung kann verdünnte Carbolsäure zur Befeuchtung angewendet werden.
12. Der Tripper.
Besteht meist in einem Katarrh der Harnröhrenschleimhaut und entwickelt sich bei Hunden entweder in Folge einer Ver­kühlung, oder, und dies ist häufiger der Fall, durch eine über-mässige Reizung der Ruthe beim Begaltungsacte, und soll einer Uebertragung auf weibliche Hunde fähig sein.
Erscheinungen. Beim Vorhandensein des Trippers fliesst ein gelblicher, zäher Schleim fortwährend aus der Vorhaut, wel­cher den Rand der Mündung beschmutzt und etwa vorhandene Langhaare verklebt. Die Kranken zeigen keinen Schmerz am Gliede und das Harnen und Hervorstrecken des Penis geht ungestört vor sich. — Nicht immer kommt der Schleim aus der Harnröhre, sondern ist zwischen Vorhaut und Eichel angesam­melt und wird vom Ueberzuge der Letzteren, bei einem katar­rhalischen Zustand desselben, abgesondert; und dann nennt man
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Tripper. Vorfall der Gobärmntter.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 121
den Krankheitsprocess Eicheltripper zum Unterschiede von dem eigentlichen Harnröhrentripper.
Die Prognose ist beim Tripper im Allgemeinen günstig zu stellen, da er, selbst bei langem Bestehen, durch eine zweck-mässige Behandlung gehoben werden kann.
Die Behandlung besteht in der Diät und in der Anwen­dung von Einspritzungen zusammenziehender Mittel in die Harn­röhre oder Vorhaut. Derartige Arzneistoffe sind der Alaun, Zink­oder Kupfervitriol (2—6 Gran, 0-12—036 Gramm auf 30 Gramm oder auf 1 Unze destillirtes Wasser) täglich zweimal angewendet. Auch eine Eichenrindenabkochung kann in Gebranch gezogen w.erden. Ausserdem muss der Hund von der Begattung abgehalten werden.
13. Der Vorfall der Gebärmutter.
Ist ein selten zu beobachtender krankhafter Zustand. Die Gebärmutter tritt entweder nur mit dem Muttermunde mehr in die Scheide, zuweilen selbst zwischen die Schamlefzen zurück, oder sie stülpt sich um und tritt mit ihrem Grunde durch den Mutter­mund in die Scheide oder mehr oder weniger vollständig durch die Schamlefzen nach Aussen hervor.
Die Ursachen dieser Vorfälle sind theils allgemeine Schlaffheit und Schwäche des Körpers; ferner übermässige An­strengung bei der Begattung und das zuweilen durch Menschen bewirkte gewaltsame Trennen der nach der Begattung zusammen­hängenden Hunde; dann schwere Geburten und rohe Hilfe, be­sonders das gewaltsame und zu rasche Herausziehen des letzten Jungen ; ferner Durchfalle oder hartnäckige Verstopfungen und das dabei vorkommende heftige Drängen ; auch grobe Verletzungen durch Ueberfahren und endlich die Exstirpation von Neubil­dungen.
Beide Arten der Vorfälle kommen bei Hündincn jeden Alters vor, gleichgiltig, ob selbe noch nie, oder ein- oder mehr­mals geboren haben.
Die Erscheinungen sind folgende:
Bei dem eintretenden Vorfall des Muttermundes pflegen die Thiere durch öfteres fruchtloses Drängen zur Urinentleerung die
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Besondere Eranamp;heiteit eiuzeluei' Organe.
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Aufmerksamkeit auf einen krankhaften Zustand in den Harn-und Geschlechtsorganen zu erregen, und, wenn man dann die­selben untersucht, findet man den Muttermund als eine in der Scheide oder zwischen den Schamlefzen hervorstehende, fast kreis­förmige Wulst, welche etwas tiefer hinein mit der Scheiden­schleimhaut nach allen Seiten in Verbindung steht. Diese Wulst fühlt sich mehr oder weniger derb an und besitzt in der Mitte eine von der Schleimhaut Überzogene Oeffnung, durch welche man eine dicke Sonde, zuweilen auch den kleinen Finger in die Gebärmutterhöhle einführen kann; rings um die Wulst kann man mit dem Finger den freien Kaum der Scheide fühlen, jedoch ist der Scheidenkanal bald mehr, bald weniger ver­kürzt.
Auch bei der eigentlichen Umstülpung der Gebärmutter zeigen die Thiere öfter wiederholtes Drängen wie zur Urinent­leerung oder wie zum Gebären, und es zeigt sich die umgestülpte Gebärmutter als ein runder oder birnförmiger, an seinem äusser-sten Ende gewölbter Körper am hintersten Theil der Scheide, oder zwischen den Schamlefzen oder selbst aus denselben heraus­hängend. In den ersten Tagen ist die Aussenfläche des Vorfalles dunkelroth und feucht; später wird dieselbe trocken und ungleich geröthet, selbst stellenweise blauroth. Die vorstehende Geschwulst fühlt sich im Innern hohl an, und aus ziemlich dicken Wan­dungen bestehend. Auch hier kann man mit dem Finger zwischen die Geschwulst und die Schamlefzen, stets nur wenig in die Scheide eindringen; zuweilen findet man aber, wenn der Vorfall vollständig ist, die Grenze unmittelbar hinter den Schamlefzen. In diesem Falle ist gleichzeitig die Scheide umgestülpt, und man findet hier an dem vorderen Ende des Vorfalles eine rund herumgehende Wulst, als Ueberrest von dem Muttermunde. Auch ist da fast gewöhnlich das Uriniren erschwert.
Die Beurtheilung der Gebärmutter-Vorfälle ist je nach der Form, dem Grade, der Dauer und nach den etwa noch fort­wirkenden Ursachen, mehr oder weniger günstig. Das Vortreten des Muttermundes in die Scheide und selbst aus derselben hat in den meisten Fällen keine besonderen Folgen, aussei- dass die Befruchtung gehindert ist, und die Hfeilung ist bei kurzer Dauer
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Vorfall der Gebärmutter.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 123
und wenn die Thiere noch jung sind, mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten.
Die Umstülpung der Gebärmutter ist bei Hunden mittleren Alters, unmittelbar nach dem Geburtsgeschäft, und wenn keine anderen Verletzungen an der Gebärmutter bestehen, immer ziem­lich günstig zu beurtheilen, indem die Heilung in den meisten Fällen gelingt. Wenn aber dieser Vorfall bei alten Hündinen vorkommt und schon lange Zeit besteht, und nicht eben erst nach der Geburt, sondern durch andere Ursachen entstanden ist; ferner in jenen Fällen, wo der vorgetretene Uterus durch Reibung und Quetschung beim Sitzen des Patienten auf dem Hintertheil in chronische Entzündung und Verdickung ver­setzt ist, da ist die Heilung durch Zurückbringung in die normale Lage in der Regel nicht zu bewirken, sondern der Zustand ist nur durch die Exstirpation des Organes zu be­seitigen.
Die Behandlung muss mit der Entfernung oder wenig­stens Mässigung der veranlassenden Ursachen begonnen werden. Man sorge für eine reine Lagerstelle und richte dieselbe so ein, dass der Patient mit dem Hintertheil um etwas höher liegt. Ausserdem appliciere man schleimige oder ölige Klystiere, um die Kothentleerung zu erleichtern.
Der Vorfall selbst wird mit lauwarmem Wasser oder schlei­migen Abkochungen gereinigt und befeuchtet, und dann trachte man denselben von seinem Grunde aus mit den Fingerspitzen durch sanften Druck in die Beckenhöhle zurückzubringen. In dieser reponierten Lage sucht man ihn durch fortgesetzten Gegen­druck mittelst den Fingern durch einige Stunden zu erhalten. Bei dieser Manipulation müssen die Hunde ganz ruhig gehalten werden. Sollte auf diese Art der Zweck in einigen Stunden niclit erreicht werden, so kann man in die Scheide einen entsprechend grossen Schwamm einbringen und dann die Schamlefzen mit zwei oder drei Nähten zusammenheften. Ein solcher Verband darf aber nur durch längstens 24 Stunden liegen bleiben. Unmittelbar nach stattgehabter Reposition macht man oft wiederholt Ein­spritzungen von zusammenziehenden Mitteln (Alaunlösung oder Abkochung von Eichen- oder Weidenrinde).
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Besondere Krankheiten e:nzelner Organe.
In denjenigen Fällen, wo der Vorfall auf keine Weise zurückzubringen oder zurückzuerhalten ist, oder wo er so bedeu­tend entartet ist, dass er nicht mehr reponiert werden kann, muss die Exstirpation desselben vorgenommen werden. Da ich bis jetzt keine Gelegenheit hatte, die Vollführung dieser Opera­tion zu sehen, oder selbst auszuführen, so beschreibe ich den Vor­gang so, wie er von Prof. Hertwig angegeben wird.
Vor Allem müssen die etwa in der Höhle der vorgefallenen Gebärmutter befindlichen Darmtheile entfernt werden. Zu diesem Zwecke wird das Thier an den Hinterfüssen durch einige Minuten senkrecht in die Höhe gehalten, und durch gelindes Drücken und Streichen an dem Uterus, von dessen Grunde nach dem Becken hin, sucht man die Entleerung möglichst zu vervoll­ständigen.
Will man sich überzeugen, dass keine Darmschlinge mehr in der Höhle vorhanden ist, so kann man am Grunde des Uterus die obere Wand desselben durchschneiden, durch die Wunde mit einem Finger eindringen und fühlen, ob die Höhle bis zum Ansatz der Scheide an die Beckenknochen ganz leer ist. Hierauf legt man bei kleinen Hündinen um die Scheide, etwa an der Stelle des Muttermundes, eine Schlinge von einem massig dicken Bind­faden, und schnürt dieselbe so fest zu, dass die ausser der Schlinge befindlichen Theile der Gebarmutter absterben.
Die Enden des Bindfadens werden kurz abgeschnitten, und die ausserhalb der Schlinge befindlichen Theile, etwa einen Finger breit von der letzteren entfernt, quer durchschnitten und die so abgebundene leere Scheide in sich selbst und in das Becken zurückgedrängt.
Bei grossen Hündinen, wo die Masse der Scheide zu dick ist, als dass man sie mit einer einzigen Schlinge vollständig ab-tödten könnte, durchsticht man mittelst einer starken Wund­nadel, welche mit einem doppelten Faden versehen ist, die etwas auseinandergezogene Scheide in der Mitte ihrer Breite, ebenfalls in der Nähe des Muttermundes, und bildet mit dem einen Faden eine Schleife nach rechts, mit dem anderen eine nach links, und schnürt auf diese Weise die Masse mit zwei Schlingen ab. Das weitere Verfahren ist so, wie es oben angeführt wurde.
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Neubildungen in der Scheide and in der Gebärmutter.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;125
Die Nachbehandlung besteht in möglichst ruhigem Ver­halten der Thiere, in magerer Kost, in der Application schlei­miger Klystiere, and in der täglich 2 mal stattfindenden Reinigung der Scheide und Scham mit lauwarmem Wasser.
Prof. Dr. Hertwig gibt an, dass die Heilung in der Regel binnen 14 Tagen erfolgt, ohne dass besondere Zufälle eintreten.
Ich glaube jedoch, dass bei einer grossen Zahl der Patienten durch seeundäre Bauchfellentzündung der Tod erfolgen dürfte, und daher die Operation nicht so ungefährlich ist, als selbe von Seite mancher Thierärzte angegeben wird. Es wäre daher immer auf die Vertilgung des Hundes einzurathen, indem ihm dadurch die Schmerzen erspart werden.
14. Neubildungen in der Scheide und in der Gebärmutter.
Unter allen unseren Hausthieren ist der Hund dasjenige, bei welchem Neubildungen an der Schleimhaut der Scheide und der Gebärmutter noch am häufigsten beobachtet werden können. Diese Neubildungen sind theils Lipome, Sarcome, Fibroide, eigent­liche Cysten-Geschwülste, Polypen, krebsartige Gebilde und Condylome.
Die Ursachen dieser krankhaften Gebilde sind voraus­gegangene mechanische Verletzungen, wie dieselben bei schweren Geburten zuweilen entstehen; ferner kann eine gewisse Anlage zur Entstehung der erwähnten einzelnen Neubildungen ange­nommen werden.
Erscheinungen. Das Vorhandensein von Neubildungen in der Scheide kennzeichnet sich in der ersten Zeit des Bestehens durch eine gestörte Verrichtung in der Scheidenhöhle, oder durch Ausfluss von Schleim, Blut, Eiter oder Jauche. Da diese Merk­male auch einem acuten Process zukommen, so muss man zur Sicherstellung der Diagnose zur internen Untersuchung schreiten, wo man dann an der Scheidenschleimhaut eine der obenerwähnten Neubildungen fühlt. Dieselben entwickeln sich aber auch manch­mal so rasch, dass ihre Gegenwart durch das Vortreten aus der Scham bemerkbar wird.
Das Vorhandensein von Neubildungen in der Gebärmutter­höhle bleibt, im Beginne derselben, da sie keine auffalleuden
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
Störungen verursachen, gewöhnlich unerkannt. Erst wenn sie zu­fällig aus der Scham vortreten, oder so gross werden, dass sie die Zeichen der Trächtigkeit verursachen, auf die eine Geburt nicht erfolgt und eben desshalb zu einer inneren Untersuchung der Geburtstheile aufifordern, kann die Gegenwart diagnosticirt werden. Manchmal tritt auch hier ein Ausfluss von Schleim, Blut oder Jauche ein.
Die Vorhersage bei Neubildungen in der Scheide ist ge­wöhnlich eine günstige, da ihre Beseitigung mit geringer Gefahr verbunden ist; Dagegen sind Neubildungen in der Gebärmutter immer ungünstig zu beurtheilen, weil selbe das Leben des Thieres gefährden, und schwer zu beseitigen sind.
Die Behandlung geschieht am zweckmässigsten durch die Unterbindung oder durch die Entfernung mittelst der Scheere. Die etwa eintretende Blutung wird durch kalte Waschungen, Einspritzung von zusammenziehenden Mitteln, oder durch die Tamponation mit Werg zur Stillung gebracht. Die Nachbehandlung besteht in der Reinigung.
Bei Neubildungen in der Gebärmutter, die noch nicht so stark entwickelt sind, dass selbe in die Scheide oder aus der­selben vortreten, können Einspritzungen von zusammenziehenden Mitteln in Anwendung kommen.
Bei Jauche-Ausfluss und herabgekommenem Zustand des Patienten ist es am Besten, auf die Vertilgung des Thieres anzu­tragen, da eine Heilung unmöglich ist.
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15. Die Euterentzündung.
Ist ein bei Himdinen selten zu beobachtender Krankheits-process.
Die Ursachen sind mechanische Verletzungen der Milch­drüsen, Erkältungen und das plötzliche Entfernen der Jungen bald nach der Geburt, wo durch die übermässige Ansammlung von Milch eine Anschwellung und Entzündung der Milchdrüsen sich einstellt.
Erscheinungen: Die Milchdrüsen schwellen an, die Haut zeigt sich höher geröthet, gespannt und bei der Berührung schmerzhaft; die Milchsecretion am leidenden Theile hört auf. Gleichzeitig stellt sich Fieber ein.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lt;
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Enterentzundnng.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 127
Die Euterentzündung geht bei einer zweckmässigen Behand­lung binnen 6—8 Tagen in Zertheilung über. Eiterung entsteht sehr selten. Bei Vernachlässigung tritt entweder eine allgemeine Verdickung und Verhärtung der krank gewesenen Drtise ein, oder es bilden sich harte Knotengeschwülste an einer oder an mehreren Stellen.
Behandlung. In den ersten Tagen müssen die Patienten sehr diät gehalten, und durch Verabreichung von Abführmitteln ein gelindes Laxiren bewirkt werden. Die entzündeten Drüsen bestreiche man mit Oel, und vollführe Umschläge mit Goulard'schem Wasser, oder man lasse Befeuchtungen mit lauwarmec schleimigen oder narkotischen Flüssigkeiten fleissig vornehmen, wenn die Entzündungserscheinungen nicht sehr heftig sind, zugleich muss die etwa vorhandene Milch ausgemolken werden. Ist die Schwellung der Drüsen bedeutend, können auch die Dämpfe des heissen Wassers oder heisser aromatischer Aufgüsse auf den entzündeten Theil geleitet, mit Erfolg angewendet werden. Gleichzeitig er­weisen sich erweichend- zertheilende Salben, wie die Mercursalbe, das Kampherliniment etc. nützlich.
Ist der Entzündungsprocess zum grössten Theil abgelaufen, jedoch eine Verdickung und Verhärtung der Drüsensubstanz zurückgeblieben, so ist die Anwendung der Pottasche oder des Jodkali angezeigt. Diese Mittel werden entweder im gelösten Zustande in Gebrauch gezogen und damit Waschungen an den Drüsen vollführt, wo man von der Pottasche 1 Loth (15 Gramm) auf 1 Pfund (360 Gramm) Wasser ; und vom Jodkali um 2 Drach­men (8 Gramm) auf 6 Unzen (180 Gramm) destillirten Wassers rechnet; oder man bereitet sich Salben und reibt damit die Drüsen 2 mal täglich ein. (20 Gran oder 1-6 Gramm Pottasche auf 1 Loth oder 15 Gramm Schweinfett, 30 Gran oder 2 Gramm Jodkalium auf 1 Loth oder 15 Gramm Schweiafett.)
Ausser diesen erwähnten Mitteln kann auch die Mercursalbe für sich oder mit Eibischsalbe gemengt; später die Kamphersalbe (1 Drachme oder 4 Gramm Kampher auf 1 Unze oder 30 Gramm Schweinfett) oder das kampherhältige flüchtige Liniment (Kampheröl und Salmimiakgeist aal Loth oder 15 Gramm und Kiiböl 3 Loth oder 45 Gramm) zweckdienlich zu Einreibungen verwendet werden.
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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16. Neubildungen in den Milchdrüsen.
Bei Hündinen sind sehr häufig fibröse oder krebsartige Neubildungen in den Milchdrüsen zu finden.
Als Ursache muss einmal eine besondere Geneigtheit an­genommen werden, da, wie bekannt, keines unserer Hausthiere so häufig mit Neubildungen der verschiedensten Art und an den mannigfachsten Stellen des Körpers behaftet betrotFen wird, als der Hund.
Aussei- dieser Disposition sind auch mechanische Verletzungen der Drüsen, die zu frühe gewaltsame Entfernung der Jungen von der Mutter, die zu häufig stattgehabte Trächtigkeit und darauf­folgende Säugung als Ursachen der Heranbildung zu betrachten.
Erscheinungen. Die erwähnten Neubildungen sind im Beginne sehr klein, zerstreut in der Drüsenmasse, und werden desshalb sehr häufig übersehen. Erst wenn selbe wallnussgross geworden sind, und eine Schwellung an ihrer Sitzstelle bilden, erregen sie die Aufmerksamkeit. Ihre Vergrösserung findet nur nach und nach statt, so dass oft Monate vergehen, bis selbe hühnereigross werden. Und erst nach Jahresfrist werden sie faust- und selbst kindskopfgross, wo sie bedeutend nach abwärts hängen, und durch ihr Gewicht den Gang erschweren. Fibröse Neubildungen fühlen sich hart an und besitzen mehr eine glatte Aussenfläche; während krebsartige Geschwülste etwas weicher sich anfühlen und mit einer höckerigen Oberfläche versehen sind. Diese Neubildungen bestehen meist lange Zeit, ohne eine Störung des Allgemeinbefindens hervorzubringen. Nur zur Zeit der Brunst schwillt manchmal die Umgebung des Drüsengewebes an, es ent­wickelt sich ein Entzündungsprocess, begleitet von Fiebererschei­nungen.
Wenn krebsartige Neubildungen eine ziemliche Grosse er­reicht haben, habe ich die Beobachtung gemacht, dass jedenfalls durch eine mechanische Einwirkung sich selbe neu entzünden. An der Hautoberfläche der Neubildung entstehen dunkelblaue Blasen, die Geschwulst wird an einzelnen Stellen weicher, die Thiere bekommen heftiges Fieber, und nach etwa 2—3 Wochen öffnet sich an einem erweichten Puncte die Haut und es entleert
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Neubildungen in den Milchdrüsen. Sfhwergelmrten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 129
sich eine dünne röthliche, jauchige, stinkende Flüssigkeit. Nach­dem dieses stattgefunden, mässigt sich etwas das Fieber. Aus der entstandenen Oeffnung fliesst unausgesetzt die erwähnte Jauche. Plötzlich nimmt das Fieber zu, die Thiere magern rasch ab, und es erfolgt innerhalb 6—8 Wochen der Tod.
Die Beurtheilung richtet sich nach der Beschaffenheit, dem Bestehen und der Grosse der Neubildung. Ist der Hund noch nicht alt, die Neubildung massig gross, und für sich be­stehend, kann selbe andauernd entfernt werden. Am häufigsten kommen aber nach der Entfernung der alten Neubildung neue in der Drüsenmasse zum Vorschein.
Behandlung. Bei kleinen und selbst bei massig grossen derartigen Neubildungen kann die bei der Verhärtung der Milch­drüsen, unmittelbar nach Ablauf der Entzündung, angeführte Be­handlung versuchsweise in Anwendung kommen.
Am schnellsten gelangt man zum Ziele, wenn man Neu­bildungen in der Milchdrüse abbindet oder mittelst dem Messer entfernt.
Ist die Neubildung mit einem schwachen Stiel versehen, so kann mit einer einzigen Schlinge das Abbinden stattfinden. Ist der Stiel jedoch dick und breit, so wird eine Nadel mit zwei Fäden versehen, in die Mitte des Grundes der Neubildung ein­gestochen, und nun nach links und rechts eine Schlinge gemacht und so das Abbinden vorgenommen. Wenn jedoch die Geschwulst mit einer breiten Basis aufsitzt, muss das Ausschälen mittelst Messer und Scheere vorgenommen werden. Die Wunde wird dann mit Charpie oder Werg ausgefüllt, und die Wundränder durch Nähte geschlossen. Nach einigen Tagen tritt Eiterung ein, wo sowohl die Nähte als das Werg zu entfernen ist. Die vollständige Vernarbung ist innerhalb 3—G Wochen vollendet.
17. Sehwergetaurten.
In dem normalen Vorgang der Geburten entstehen bei Hunden häufig Abweichungen und Schwierigkeiten, welche oft durch menschliche Hilfe beseitigt werden müssen. Diese Regelwidrigkeiten werden bedingt: a) durch Mangel an Wehen ;
KonMiiser, Knuikheiten laquo;les Hundes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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b)nbsp; durch ein enges oder verkrüppeltes Becken des Mutter-thieres;
c)nbsp; durch zu grosse Jungen im Verhältniss zur Grosse des Mutterthieres und der Weite seines Beckens;
d)nbsp; durch eine unregelmässige Bildung der Jungen (Missgeburt); und
e)nbsp; durch eine unregelmässige Lage des Jungen im Mutterleibe. a) Der Mangel an Wehen findet sich meist bei kleinen,
verzärtelten Stubenhunden, und ist fast durchgehends durch eine grosse Schwäche des Mutterthieres bedingt. Ausnahms­weise ist auch ein Abgestorbensein der Eihäute und Fäul-niss dieser Theile im Mutterleibe die Ursache des Wehen­mangels. Wo nur Schwäche besteht, bemerkt man, dass die Hlindin zur richtigen Zeit die Wehen kundgibt, dann aber ruhig wird, und kein weiteres Drängen zur Geburt statt­findet, trotzdem man durch den vergrösserten Bauch die Jungen fühlen kann.
Bei einer Untersuchung mittelst des durch die Scheide ein­geführten Fingers fühlt man selbe von regelmässiger Be­schaffenheit, den Muttermund erweitert und das Junge noch ganz in der Gebärmutter liegend. Sind gleichzeitig die Ei­häute abgestorben, so sind auch stets die Jungen todt, und alle diese Theile gewöhnlich schon zur Zeit der Geburt der fauligen Zersetzung unterworfen. Der Bauch ist in diesem Falle sehr gespannt, bei der Berührung schmerzhaft, und aus der Scheide fliesst eine grünliche, schleimige, stinkende Flüssigkeit. Dieser Zustand ist immer rait grosser Gefahr für das Leben des Mutterthieres verbunden; während bei einfacher Schwäche der Mutter und sonst normaler Be­schaffenheit der Geburtstheüe und der Jungen fast immer die Rettung möglich ist.
Die Behandlung bei einfacher Wehenschwäche besteht in der innerlichen Anwendung specifischer Reizmittel, die die Thätigkeit der Gebärmutter anregen. Dazu eignet sich vor Allem das Mutterkorn, welches in Gaben von 8—16 Gran (0-5—1 Gramm) alle l/2 Stunde innerlich angewendet wird, bis kräftige Wehen eintreten. Es kann als Pulver
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Scliwergeburten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;131
oder in einem Kamillenaufguss gegeben werden. Nebst diesem Mittel kann auch die Zimmtrinde (10—20 Gran oder 0-ß—1*2 Gramm) pro dosi dem Kamillen-Infusum zugesetzt und verwendet werden. Gleichen Zweck erfüllt die Zimmt-tinctur, von welcher einige Tropfen in kurzen Zwischen­räumen wiederholt zu verabreichen sind, bis sich kräftige Wehen einstellen. Ausser den innerlich angewendeten Mitteln erweisen sich auch Einspritzungen eines Kamillenaufgusses in die Scheide als zweckdienlich. Gewöhnlich stellen sich unter der angegebenen Behandlungsweise bald Wehen ein, wo dann die Geburt ganz vor sich geht, oder wenigstens das Junge mit dem Kopfe durch den Muttermund in die Scheide gedrängt wird, so dass man es mit den Fingern oder einer schmalen Zange erfassen und hervorziehen kann.
Ist bereits eine Fäulniss der Eihäute und Jungen zugegen, so können ebenfalls die vorerwähnten Mittel zur Erhöhung der Lebensthätigkeit der Gebärmutter in Gebrauch gezogen werden. Gleichzeitig müssen Einspritzungen in die Gebär­mutter von einem Kamillen-Infusum in Anwendung kommen. Wenn nach einiger Zeit die Jungen durch den Gebär­muttermund in die Scheide vorrücken sollten, so trachte man selbe mit den Fingern oder einer Zange zu erfassen, und ziehe selbe sanft und gelinde heraus, da diese todten Theile sehr weicher Beschaffenheit sind, und bei einem raschen und etwas starken Anziehen leicht ein Abreissen einzelner Theile stattfinden könnte, welches dann die Hilfe erschwert.
Die Nachbehandlung besteht in einer kräftigen Fütterung des Mutterthieres und in dem wiederholten Einspritzen von Kamillenthee oder eines sonst aromatischen Aufgusses in die Scheide und Gebärmutter. b) Ein im Innern zu enges Recken ist bei Hunden eine äusserst seltene Ursache zu schweren Geburten.
Die Hündin richtet sich zur Geburt, zeigt kräftige Wehen, und dennoch kann sie die Jungen nicht zur Welt bringen. Bei der darauf stattfindenden Untersuchung durch die Scheide zeigt sich der Muttermund wohl offen, jedoch
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132nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Besondere Krankheiten einzelner Organe.
der Beckenraum sehr beengt, und so das Hinderniss der Geburt.
Je nach dem Grade der Beengung des Beckens und der etwa ausgemittelten Grosse der Jungen, muss man beur-theilen können, ob der Durchgang der letzteren durch das Becken bei einiger Hilfe von Aussen her möglich ist oder nicht. Im ersteren Falle trachte man unter Zuhilfnahme zweckentsprechender Instrumente, durch Herausziehen des Jungen die Geburt zu bewerkstelligen. Kann das Junge auf diese Art nicht herausgebracht werden, so bleiben nur zwei quot;Wege zur Hilfe übrig, nämlich: die Zerstückelung des Jungen, oder der Gebärmutterschnitt.
Die Wahl zwischen diesen beiden gefährlichen Operationen ist davon abhängig, ob das Junge in der Gebärmutter noch lebend ist oder nicht, und ferner: ob dem Eigenthümer mehr an der Erhaltung des Jungen oder des Mutterthieres gelegen ist. Ist das Junge bereits todt, so muss unbedingt die Zerstückelung stattfinden; lebt aber das Junge, und ist dasselbe vielleicht von edler oder seltener Race, oder ist das Mutterthier alt und kränklich, so ist in den meisten Fällen der Gebärmutterschnitt vorzunehmen.
Zur Ausführung der Zerstückelung lege man sich das Mutterthier in die Seitenlage so auf einen Tisch, dass das hinterste Ende des Beckens etwas über den Tischrand vor­steht. Dann suche man den nächst vorliegenden Theil des Jungen auf, und ziehe ihn so weit gegen den Gebärmutter-mund, dass man ihn mit einem Messer oder mit einer Scheere erreichen kann, und schneidet selben möglichst nahe am Körper glatt ab und entfernt ihn. Ebenso ver­fährt man nach und nach mit den übrigen erreichbaren Theilen. Die soeben erwähnte Operation ist aber nur bei grossen Hündinen, und da äusserst selten ausführbar.
Der Gebärmutterschnitt, auch Kaiserschnitt genannt, wird in der Weichengegend einer oder der anderen Seite aus­geführt. Man scheert auf einer Fläche von 3—4quot; Länge und 2quot; Breite die Haare rein ab, bringt die Haut in eine Querfalte und durchschneidet selbe, so dass eine 3—4 Zoll
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Schwergeburten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 133
lange Wunde entsteht. Dann werden die Bauchmuskeln und das Bauchfell durchschnitten, die etwa auf der Gebär­mutter liegenden Gedärme zur Seite geschoben und nun die Gebärmutter selbst geöffnet. Die daselbst liegenden Jungen werden nun schnell sammt den Ei bauten vorgezo­gen und entfernt, und darauf die Gebärmutterwunde zusara-mengenäbt. Das Gleiche vollführt man an der Wunde des Bauchfelles und der Haut, legt dann die Hündin sanft an einen ruhigen Ort und gibt ihr in den ersten Tagen ein schwach nährendes, mehr flüssiges Futter (Suppe, verdünnte Milch) in geringer Menge.
ßei günstigem Verlauf können nach etwa 8 Tagen die Nähte entfernt werden. Die aus der Gebärmutter genom­menen Jungen können gleich nach der Operation an die Zitzen der Mutter gelegt werden. Nur dann, wenn bei dem Mutterthiere in Folge der Operation eine Bauchfellentzündung eintreten sollte, was keine seltene Erscheinung sein dürfte, sind die Jungen mit Milch künstlich aufzuziehen. c) Bei Hunden kommt es häufig vor, dass das Junge im Mutterleibe eine für das Mutterthier unverhältnis s-mässige Grosse erreicht, und dann zur Zeit der Geburt schwer oder gar nicht durch das Becken den Ausgang erlangen kann. Die Ursache hierzu ist fast immer das Paaren mit zu grossen männlichen Thieren.
In diesem Falle ist die Hilfe ganz auf dieselbe Weise zu vollführen, wie dies im Vorhergehenden angegeben wurde.
d)nbsp; Missgeburten finden sich beim Hunde wenig vor. Ueber die Gegenwart einer solchen und dadurch bedingten schweren Geburt, kann man sich durch die interne Untersuchung Gewissheit verschaflen.
Die Hilfeleistung besteht darin, das man das Junge ent­weder als Ganzes herauszuziehen trachtet, oder, wenn dies nicht möglich, die Zerstückelung auf die früher angege­bene Art und Weise vornimmt.
e)nbsp; Durch eine fehlerhafte Lage des Jungen oder seiner einzelnen Theile werden ebenfalls schwere Geburten erzeugt.
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Bcdoudcre Kiaukliaiten eiuzeluei Organe.
Was die unregelmässigen Lagen des ganzen Körpers oder seiner einzelnen Theile anbelangt, so dürften diese beim Hunde ganz in derselben Art und Weise vorkommen wie bei den grösseren Hausthieren, und es gibt also: feh­lerhafte Kopf-, Hals- und Fusslagen, Steissgeburten, Rücken-und Querlagen. Welche Art einer fehlerhaften Lage zugegen ist, kann beim Hunde wohl nicht ausgemittelt werden, da die Geburtswege zu klein sind.
Die Hilfe bei allen diesen Abweichungen besteht darin, dass mau den am meisten vorliegenden Theil des Jungen mit zwei Fingern, wenn möglich, festhält, in einem wehen-freien Moment das Junge in die Gebärmutter zurückschiebt, und auf diese Art vielleicht verbessernd auf die fehlerhafte Lage einwirkt.
Sobald dann Wehen eintreten, kann das in eine bessere oder vielleicht selbst regelmässige Lage gebrachte und bereits in den Geburtswegen befindliche Junge durch anfangs gelindes, dann rasches Anziehen aus denselben befördert werden. In maneben Fällen geht nach der verbesserten Lage, beim Vorhandensein kräftiger Wehen, die Geburt von selbst vor sich.
Nach beendeter Geburt überlasse man das Mutterthier der Ruhe und gebe ibm wenig und nicht besonders näh­rendes Futter. Zeigt sich Verstopfung, gebe man gelind abführende Arzneimittel.
Bei Hündiiien, deren Junge todt zur Welt kamen, oder bald nach der Geburt gestorben sind, schwillt zuweilen das Euter durch Anhäufung der Milch in demselben bedeu­tend an. In einem solchen Falle ordiniere man strenge Diät, und ausserdem gebe man Abführmittel (Bitter- oder Glaubersalz, Calomel, Rizinusöl, Olivenöl, Kindermeth, Wienertränkchen etc.) Innerhalb 4—8 Tagen verliert sich die Anschwellung.
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Nabelbrnch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 135
Sechstes Kapitel.
Die Eingeweide-Brüche.
Bei Hunden finden sich Nabelbrüche, Leisten-, Schenkel-und Flankenbrüche. Alle diese Brüche kommen bei beiden Ge­schlechtern vor, jedoch verhältnissmässig selten.
1. Der Nabelbruch.
Die Nabelbrüche haben ihren Sitz an der Nabelstelle in der Mitte der unteren Bauchfläche und sind in den meisten Fällen angeboren. Sie entstehen durch das Offenbleiben oder durch eine abnorme Erweiterung des Nabelringes, wo dann das Netz oder ein Darmtheil durch die Oeffnung sich hervordrängt. Die Nabelbrüche kennzeichnen sich durch eine gewöhnlich kleine rundliche oder kegelförmige Geschwulst, welche sich elastisch weich anfühlt, bei einem auf sie angebrachten Druck verschwin­det, jedoch nach dem Aufhören desselben wieder zum Vorschein kommt. Gleichzeitig kann man bei dem Eindrücken der Geschwulst eine runde Oeffnung in den Bauchmuskeln fühlen. In der Rege 1 ist die Geschwulst ohne Schmerz und ohne Funktionsstörung.
Die Ursache zu den Nabelbrüchen ist ein zu starkes Ausdehnen des Bauches an der Nabelstelle bei dem Abreissen der Nabelschnur unmittelbar nach der Geburt; zuweilen ist aber die Nabelöffnung in der Bauchwaud zu weit offen geblieben.
Die Vorhersage bei Nabelbrüchen ist fast immer günstig zu stellen, indem die Heilung in den meisten Fällen vollkommen gelingt.
Behandlung. Nabelbrüche bestehen oft durch das ganze Leben des Hundes, ohne jemals nachtheilige Folgen mit sich gebracht zu haben, und es ist demnach eine Behandlung strenge genommen gar nicht noting. Will jedoch der Eigenthümer einen Nabelbruch beseitigt und geheilt haben, so kann dies auf mehr­fache Weise stattfinden: Bei kleinen derartigen Brüchen kann deren Beseitigung manchmal durch fleissige Waschungen und Befeuchtungen von Abkochungen adstringirender Mittel bewerk­stelligt werden. Viel schneller gelingt die Heilung durch das
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
Abbinden des Brucbsackes, u. z. entweder mit einer Schlinge, oder wenn der Brucb mehr länglich ist, mit zwei Schlingen, indem durch die Mitte des Brucbsackes eine Nadel mit zwei Fäden versehen gestochen wird, wo jeder Faden für sich zu einer Schlinge verwendet wird. Selbstverständlich muss der im Brucbsack vorhandene Darmtheil oder das Netz vor Anlegung der Schlinge in die Bauch bohle zurückgeschoben werden.
Am sichersten kann die dauernde Beseitigung bewirkt wer­den, wenn man den Brucbsack öffnet, die vorhandenen Einge­weide in die Bauchhöhle zurückschiebt, und nun die Oetfnung der Bauch wand zusammennäht.
2. Der Leistenbruch.
Die Leistenbrüche entstehen, wenn Darmtheile oder das Netz dureb den Leistenring in den Leistenkanal treten und daselbst ibreu Sitz nehmen. Man siebt in diesem Falle eine läng­liche, elastisch weiche, manchmal selbst teigartige Geschwulst vom Leistenring durch den Leistenkanal nach abwärts, gewöhn­lich nicht wärmer und nicht besonders scbinorzhaft. Treten die Ein­geweide bis in den Hodensack, so bedingen sie eine verschieden starke elastische Anschwellung desselben — und man nennt dies einen 11 öden sack brucb. — Bei weiblichen Hunden tritt durch den Brucbring zuweilen auch ein Theil eines Gebärmutter­bornes, wo man seihen Gebär mutter brucb nennt.
Als Ursachen der Leistenbrüche werden mechanische Einwirkungen, besonders Ueberanstrengungen im Zuge oder bei einer etwa stattfindenden Dressur angenommen.
Die Prognose ist meist ungünstig, u. z. indem die Hei­lung mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist; und bei einge­klemmten oder eingeschnürten Darmtheilen kann, wenn nicht sehr schnell Hilfe geleistet wird, innerhalb kurzer Zeit der Tod erfolgen.
Behandlung. Die Heilung der Leistenbrüche kann nur durch die Castration an jener Seite, wo der Bruch besteht, bewirkt werden. Man legt sich den Hund auf den ßlicken, lässt die Füsse aus einander halten, erfasst den Hodensack an seinem äussersten Ende, zieht letzteres etwas in die Höhe und sucht
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Leistenbruch. Schenkelbruch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;137
nun die Eingeweide durch sanftes Drängen und Streichen aus dem Hodensack und Leistenkaual durch den Bauchring in die Bauchhöhle zu hringen, wo die zunächst dem Leistenring liegen­den Theile zuerst eingeschoben werden müssen. Ist die Reponie-rung auf diese Art gelungen, so wird der Hodensack geöffnet, die Scheidenhaut von der Umgebung vollständig getrennt bis gegen den Leistenring zu, und nachdem man sich durch genaues Befühlen überzeugt hat, dass im Leistenkaual blos der dünne Samenstrang zugegen ist, also keine Eingeweide, so legt man möglichst nahe am Leistenring um die Scheidenhaut eine Schlinge in mehreren Touren, schnürt dieselbe so fest zusammen, dass die Scheidenhaut, der Samenstrang und der Hoden abstirbt, und schneidet nun einen Ya Zoll von der Unterbiudungsstelle entfernt den Samenstrang quer ab. Es entsteht nun eine Entzündung und hiedurch in der Regel eine feste Verschliessung des Leistenringes. Die Schlinge und der kleine Ueberrest des Samenstranges wer­den nach etwa 8—10 Tagen durch Eiterung losgestossen; die Hodensackwunde heilt rasch von sich selbst.
3. Der Schenkelbruch.
Schenkelbrüche sind eine äusserst seltene Erscheinung; haben ihren Sitz an der inneren Seite des Oberschenkels, und entstehen dadurch, dass ein Darmstück oder der hinterste Theil des Netzes zwischen dem sogenannten Poupart'schen Bande hin-durchtritt, und daselbst eine elastisch weiche Geschwulst an der obersten Grenze der inneren Fläche des Oberschenkels bildet. Wenn man den Hund auf den Rücken legt, und auf die vor­handene Geschwulst einen Druck gegen das Becken zu ausübt, so verkleinert sich selbe oder wird ganz beseitigt, wo dann die Bruchöffnuug zu fühlen ist. Auch die Schenkelbrüche verdanken ihr Entstehen einer mechanischen Einwirkung, besonders einer Ueberanstrengung.
Behandlung. Die Heilung dieser Brüche ist ungemein schwer. Sind selbe klein, so können sie durch die Reponierung, ferner durch eine strenge Diät und viel Ruhe des Hundes manch­mal zum Schwinden gebracht werden. — Haben diese Brüche jedoch eine ziemliche Grosse erreicht, so kann, nach Dr. Hertwig's
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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Angabe, das Aeusserste versucht werden, u. z. das Zusammen­heften des Poupart'schen Bandes mit den Schenkelmuskeln. Der Hund wird zu diesem Behufe auf den Bücken gelegt, die vor gelagerten Eingeweide durch sanften Druck in die Bauchhöhle zurückgeschoben, und nachdem dies vollständig gelungen ist, wird der Brucbsack geöffnet. Bei dem Durchschneiden der Haut muss eine sehr grosse Vorsicht beobachtet werden, indem wie bekannt, daselbst starke Gefässe liegen, deren Verletzung ver­mieden werden muss. Nun trachtet man das obgenannte Band zu erreichen und heftet selbes an 2—3 Stellen an die Schenkel­muskel an. Darauf wird die Hautwunde zusammengenäht. Dem Hunde müssen nun die Hinterfüsse mittelst eines breiten Bandes massig zusammengebunden werden, damit er einige Tage ruhig liegen bleibt, und so die Wundränder mehr in gleichmässiger Berührung bleiben. Die operirte Stelle bleibt während der ersten Zeit ohne weitere Behandlung. Zur schnelleren Vernarbung können später eiterungsbefördernde Mittel angewendet werden. Nach dem Augefulirten ist zu entnehmen, dass die Operation mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist, und daher nur auf ausdrücklichen Wunsch des Eigenthümers durchzuführen ist.
4. Der Flankenbruch.
Flanken brücke entstehen, indem Darmstücke oder Theile des Netzes durch eine abnorme Oeffnung der Bauchmuskeln in der Flanken- oder Weichengegend sich vorlagern, so dass die äussere Haut ausgedehnt wird und den Bruchsack bildet. Es zeigt sich dann eine elastische, verschieden grosse und geformte Geschwulst, deren Inhalt sich durch einen starken Druck in die Bauchhöhle zurückschieben lässt, wo darauf die Bruchöffnung fühlbar ist.
Die Ursachen dieser Brüche sind immer mechanische Einwirkungen (Stösse, Schläge, Fall).
Die Prognose ist eine sehr verschiedene, je nach der Grosse des Bruches und Bruchringes, nach dem Alter des Bruches und des Hundes, und je nach besonderen Nebenzufällen.
Die Behandlung der Flankenbittche ist ganz so durch­zuführen, wie dies bei den Nabelbrücken grösseren Uinfanges er-
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Flankenbrnch. Hanljucken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;139
wähnt wurde. Demnach können selbe nur auf die Art geheilt werden, wenn ein Zusammennähen des Bruchringes (Bruch-öffnung) vorgenommen wird, welches natürlich erst nach voraus­gegangener Reponierung der vorgelegten Eingeweide stattfinden kann. Ist der Bruch eingeklemmt oder eingeschnürt, wie dies bei Flankenbrlichen nicht selten der Fall ist, so muss schnell Hilfe geleistet werden, indem innerhalb kurzer Zeit heftige Ent­zündung und Brand, und in Folge dessen der Tod eintreten kann. Derartige Einklemmungen lösen sich höchst selten von selbst, und die Eeponierung auf gewöhnliche Weise gelingt fast nie. Am schnellsten kann dieser unangenehme und gefahrliche Zustand durch den Bruchschnitt gehoben werden. Derselbe besteht in der Erweiterung des Bruchringes. Sobald die Bruch­öffnung genügend vergrössert ist, hört die Einschnürung auf, und die vorgelegten Theile können dann mit Leichtigkeit in die Bauchhöhle zurückgeschoben werden.
Siebeutes Kapitel.
Krankheiten der Haut. 1. Das Hautjucken.
Ein Hautausschlag, auch rothe, trockene Flechte benannt, der sich angeblich nach dem plötzlichen Uebergang von einer kärglichen zu einer sehr reichlichen Nahrung entwickeln soll, gewöhnlich aber ohne bekannte und bestimmte Ursache entsteht, und bald über mehrere Körperpartien gleichmässig verbreitet, bald auf einzelne Stellen beschränkt vorkommt.
Erscheinungen. Die Krankheit kennzeichnet sich durch das Auftreten von kleinen oder grossen, weichen oder derben, zerstreut sitzenden Knötchen, welche zuerst am Unterbauch und an der inneren Fläche der Hinterfüsse bemerkbar sind, jedoch auch am übrigen Theil des Körpers sich vorfinden. Diese Knöt­chen erregen ein sehr heftiges Jucken und dadurch einen be­ständigen Drang zum Reiben und Kratzen, welches besonders zur Nachtzeit stärker vor sich geht. Durch dieses Kratzen
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
bedecken sich die Knötchen mit Blutkrusten, die Haut an den­selben verdickt sich und ist manchmal wund und nässelnd, die Haare werden abgerieben und fallen endlich aus.
In manchen Fällen heilt dieser Ausschlag schnell, in an­deren erstreckt sich sein Verlauf über Monate hinaus, und kehrt, wenn auch geheilt, doch öfter wieder.
Bei der Behandlung ist auf ein wenig nahrhaftes Futter Rücksicht zu nehmen. Für den innerlichen Gebrauch empfehlen sich gelinde Abführmittel, von Zeit zu Zeit wiederholt. A e u s s e r-lich sind Waschungen mit gemeiner Seife, Seifensiederlange, Einreibungen mit grüner Seife, mit Theerseife, mit Theer für sich oder in Verbindung mit Leinöl oder Glycerin vorzunehmen (1 Theil Theer zu 8 Theilen Oel oder Glycerin). Versuchsweise können auch leichte Waschungen mit einer verdünnten Carbol-säurelösung in Anwendung kommen (1 Theil zu 32 Theilen Flüssigkeit).
2. Die nasse oder fressende Flechte (das Eczem).
Als Ursache dieses Hautausschlages wird grosse Unreinlich-keit, sowie zu reichliche Fütterung bei Mangel an Bewegung in freier Luft angenommen. Häufig aber ist die Ursache unbekannt.
Erscheinungen. Es bilden sich Bläschen, welche bald platzen und stark nässende Hautstellen zurücklassen, die sich durch Aufweichen der angrenzenden Epidermis und Bildung neuer Bläschen fortan vergrössern. Da gleichzeitig Juckreiz vor­handen ist, besteht ein stetes Kratzen, Kneipen und Reiben, dass selbst Blut zum Vorschein kommt, und die kranke Hautstelle ungemein rasch an Grosse zunimmt.
Der Verlauf ist langdauernd, und das Uebel gewöhnlich sehr hartnäckig.
Behandlung. Dem Patienten ist ein wenig nahrhaftes Futter in massiger Menge zu verabreichen. Innerlich sind gelinde Abführmittel angezeigt. Aeusserlich können Waschungen mit ver­dünnter Pottasche oder Schwefelleberlösung, oder das Betupfen der nässenden Stellen mit Höllenstein oder Kreosot vollführt werden. Bessere Dienste leistet das Bestreuen mit Gypstheer-pulver (4 Theile Gypsmehl und 1 Theü Holztheer) oder eine Ein-
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Nasse oder fressende Flechte (das Eczem). Die Flechte (Schnppenflechte). 141
reibung mit der Theersalbe, wie selbe früher angegeben wurde. Auch Befeuchtungen mit einer stärkeren Carbolsäurelösung (1 Theil auf 8—16 Theile Flüssigkeit) sind oft von Erfolg begleitet. Bei kleinen, zarten Hunden kann auch eine Mischung aus Peruviani-schem Balsam und Glycerin zur Einreibung verwendet werden.
3. Die Flechte (Schuppenflechte.)
Erscheinungen. Es bilden sich an einzelnen kleinen Stellen des Körpers nach und nach scharf abgegrenzte, verschieden dicke, allmälig sich ausdehnende Schuppenlagen, in welchen die Haare anfangs festgekittet sitzen, nach und nach gelockert und herausgeschoben werden, so dass ihre Wurzeln bei Wegnahme der Krusten über deren untere Fläche hervorragen und gewöhn­lich von einer Krustenlage umgeben sind. Nach der verschiedenen Beschaffenheit der Haut ist diese unter den Krusten bald trocken, bald feucht, bald kahl, bald mit Haarstoppeln versehen, bald verdickt oder auch nicht verdickt. Die Schuppenlagen sind in der Regel kreisförmig, werden aber durch das beständige Rei­ben und Kratzen, wodurch sich die Sporen verstreuen, vielfach abgeändert. Nach dem Abfallen der Krusten dauert ein Ab-schuppungsprocess fort. Die Flechte ist auf andere Hunde über­tragbar, daher ansteckend.
Behandlung. Die Kranken sind zu separiren und diät zu halten. Aeusserlich sind Waschungen mit Schwefelleber oder Theerwasser, Einreibungen mit Theersalbe zu vollführen. Haben sich die Schuppen gehoben, so sind selbe mittelst eines Kammes oder einer Bürste zu entfernen und neuerdings die oben an­gegebenen Mittel in Anwendung zu bringen.
Bei sehr jungen Hunden findet sich manchmal eine üeber-pr eduction von Oberhautschuppen vor, wo selbe in sehr grosser Menge zwischen den Haaren sitzen, und wo gleichzeitig ein widerlicher Geruch der Hautausdünstung zugegen ist.
In diesem Falle sind häufig wiederholte schleimige lau­warme Bäder aus Kleien, Eibischblätter oder Käsepappelkraut angezeigt. Nach vollkommener Abtrocknung ist die Haut durch eine Bürste von den gelösten Schuppen zu befreien, und nach einigen Tagen das Bad zu wiederholen.
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Besondere Krankheiten einzelner Orgaue.
4. Sie Krätze (Baude).
Diese Hautkrankheit wird bedingt durch die Hundekrätz­milbe und ist für andere Hunde sehr ansteckend.
Erscheinungen. Den Beginn der Krätze kennzeichnen die Hunde durch ein fortwährendes Kratzen und Reiben. Bei näherer Untersuchung findet man an einzelnen Stellen des Körpers, besonders am Unterbauch, den Filssen und am Kopf, kleine rothe Knötchen und das umgebende Hautgewebe stärker geröthet. Man nennt dies auch die rothe Räude. Besitzen die Hunde eine dicke Haut, so erscheinen die Knötchen grosser. In einigen Tagen erhebt sich die Oberhaut an diesen Knötchen zu einem Bläschen und vertrocknet samrat dem Inhalte zu einer Kruste, oder es stellen sich mehrere, später zu einem dicken, braunen Schorfe vertrocknende Krusten ein. Dies wird als Fett­räude bezeichnet. Der Juckreiz dauert fort, also auch das Kratzen und Reihen an den kranken Körperstellen, wodurch die Haare ausfallen und zum Theile kahle Flecken entstehen. Bei manchen Hunden wird in Folge des starken Hautreizes auch das Auftreten eines Eczeras beobachtet, dessen Bläschen platzen und ihre Flüssigkeit auf die Haut ergiessen. Man bezeichnet dies als die nasse Räude. Von den obenerwähnten Körper­partien breitet sich dieser Krankheitsprocess rasch über den ganzen Körper aus. Die mikroskopische Untersuchung hat nach­gewiesen, dass die Hundekrätzmilbe sehr klein ist und tief im Hautgewebe ihren Sitz hat. Letzterem Umstände ist es auch zu­zuschreiben, dass eine Heilung der Krätze beim Hunde sehr schwer ist, und fast nie gänzlich gelingt.
Der Verlauf ist chronisch. In den vorgerückteren Stadien erfolgt eine rasch zunehmende Abmagerung, selbst mit Cachexie verbunden.
Behandlung. Vor allem muss der kranke Hund von den gesunden getrennt werden. Im Beginn muss ein massig nahrhaftes, bei längerem Bestehen der Krankheit ein kräftiges Futter ver­abreicht werden. Bei sehr fetten Hunden sind von Zeit zu Zeit wiederholt gelinde Abführmittel zu geben. Aeusserlich sind Waschungen oder Einreibungen mit bisenzlicben oder narkotischen
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Krätze (RiiudB). Von den Wnnden im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 143
Mitteln angezeigt. Dazu eignet sich das Theerwasser, eine Kreosot-lösnng, eine Tabakabkochung, ferner können auch Waschungen mit der Theerseife oder Bäder mit Seifensiederlauge vollführt werden. Bei leichteren Graden und geringer Ausbreitung leistet manchmal das Einwaschen mit einer Carbolsäurelösung gute Dienste (1 : 8 oder 16). Bei kurzhaarigen Hunden kann auch eine Einreibung aus 4 Theilen Storax und 1 Theil Baumöl be­stehend, versucht werden; jeden 2. Tag zu wiederholen. Den besten Erfolg erzielt man durch die Anwendung der flüssigen Theersalbe, wie selbe von Seite des Prof. Dr. Pillwax auf der hierortigen Hundeklinik im Gebrauch ist (1 Theil Holztheer wird je nach der Grosse und dem Alter des Hundes, der Ausbreitung und dem Bestehen der Krätze mit 2—4—8 Theilen Leinöl oder Glycerin gemengt). Damit wird eine Einreibung gemacht und nach etwa 4 Tagen dieselbe wiederholt. Nach 8 Tagen, von der ersten Einreibung gerechnet, muss der Hund lauwarm gebadet werden. Darauf beobachtet man den Patienten durch etwa 2 Tage. Findet neuerdings ein Scheuern und Kratzen statt, muss man die Einreibung wiederholen. Meist sind 3 —5 Einreibungen genügend, um den Zustand auf einige Wochen, selbst Monate zu beseitigen. Uebertragungen der Hundekrätze auf den Menschen sind wiederholt beobachtet worden; der hiedurch veranlasste Haut­ausschlag heilt jedoch innerhalb 5—6 Wochen von selbst ab.
Achtes Kapitel.
Von den Wunden im Allgemeinen.
Unter Wunden versteht man alle durch äussere Gewalt-thätigkeiten an der Körperoberfläche oder an einer Schleimhaut bewirkten Trennungen des organischen Zusammenhanges, die mit Ausfluss von Blut oder Eiter verbunden sind.
Je nach dem Körper, welcher die Verletzung hervorbrachte, werden die Wunden eingetheilt: in solche von scharfen oder stumpfen Instrumenten erzeugte, oder in nicht gequetschte und gequetschte Wunden.
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
Zu den ersteren gehören: Schnitt-, Stich- und Hiehwunden; zu den letzteren rechnet man: Quetsch-, Riss-, Biss-, Schuss-und vergiftete Wunden.
Nach den verletzten Körpertheilen gibt es: Wunden der allgemeinen Decke, der Muskeln, der Sehnen, der Gelenke, der grösseren Blutgefässe und Nerven, der Knochen und der Ein­geweide.
Nach den Körpergegenden unterscheidet man Wunden: am Kopfe, Halse, an der Brust, am Bauche, am Schweife und an den Füssen.
Nach der Form und Tiefe gibt es: längliche, quere, gelappte, mit Substanzverlust versehene Wunden; ferner oberflächliche, eindringende und durchdringende Wunden.
Die Wunden werden nach der Zeit ihres Bestehens und nach den etwa eingetretenen pathologischen Zuständen ferner unterschieden: in frische, entzündete, eiternde und veraltete Wunden.
In Bezug der damit verbundenen Gefahr theilt man die Wunden ab: in leichte, schwere und tödtliche.
Je nach der Grosse und Tiefe der Wunden ist auch die Verrichtung der betreffenden Theile bald mehr bald weniger gestört. Jede frische Wunde ist von der Entzündung begleitet, welche sich durch Schmerz, vermehrte Wärme, Schwellung, höhere Röthe und eine gewisse Trockenheit an dem Theile kund gibt. Bei grossen Wunden, und bei besonders reizbaren Hunden, tritt fast immer das Wundfieber ein.
Diese ebenerwähnten Merkmale sind bei allen durch Quet­schung entstandenen, oder bei jenen in Körperhöhlen eindrin­genden Wunden viel heftiger.
Wie tief eine Wunde ist kann man bei ziemlich offenen Wundrändern theils durch das Gesicht wahrnehmen und bestim­men, stets sicherer ist aber das Einführen des Fingers oder einer Sonde, um die Tiefe des Wundkanales genau auszu-mitteln.
Die Wunden sind, wie schon früher erwähnt, bald nur sehr unbedeutende, bald höchst gefährliche krankhafte Zustände. Durch scharfe Instrumente entstandene einfache Trennungen
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Von den Wunden im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 145
der Haut und der äusseren Muskellage sind stets für leicht zu halten; tiefere Wunden dieser Art sind oft gefährlicher, und bedingen zuweilen bleibende Funktionsstörungen der betroffenen Theile. Gewöhnlich heilen sowohl die leichten als die schweren Wunden von dieser Beschaffenheit auf dem ersten Wege, d. h. durch schnelle Vereinigung. Alle durch Quetschung, d. j. durch stumpfe Körper erzeugten Wunden sind viel übler, und heilen nur durch Eiterung und Granulation. Verwundungen der Augen, des Gehirnes, des Rückenmarkes, der grösseren Blutgefasse, des Herzens und der Lungen sind fast immer höchst gefährlich und häufig absolut tödtlich.
Dagegen sind Verwundungen der Eingeweide der Bauch-und Beckenhöhle beim Hunde meist mit geringerer Gefahr ver­bunden, als dies bei den übrigen Hausthieren der Fall ist.
Bei allen Verwundungen werden Blutgefasse mit betroffen, und nach der Grosse derselben ist auch die eintretende Blutung bald geringer, bald stärker. Wurde eine Arterie verletzt, so spritzt immer ein hellrothes Blut bogenförmig und stossweise hervor; bei Verletzung einer Vene läuft ein dunkelrothes Blut an den Theilen herunter. Je grosser der Blutverlust ist, um so schwächer werden die Thiere, um so mehr sinken die Kräfte, ja selbst eine Ohnmacht und in ungünstigen Fällen selbst der Tod tritt ein.
Manchmal nimmt die Entzündung der Wunde einen sehr heftigen Grad an; es erfolgt Brand, wobei, wenn die abster­benden Theile für den Organismus von Wichtigkeit sind, eben­falls der Tod erfolgen kann.
Endlich kann auch eine übermässige Eiterung sich ein­stellen, wo, wenn selbe von langer Dauer ist und auf einer grossen Fläche vorkommt, die Thiere so geschwächt werden, dass Cachexie eintritt und endlich der Tod erfolgt.
Oft heilt die Wunde von selbst, besonders, wenn der Hund jung, kräftig und gesund ist, wo gewöhnlich ein guter Heiltrieb vorhanden ist. In vielen Fällen muss man aber die Heilung unterstützen, namentlich um die Hindernisse der Heilung und sonst gefährlichen und heftigen Nebenzufälle zu beseitigen.
Kon häaaer. Krankhülten ties Hundes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 10
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Besondere Krankheiten einzelner Organe.
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Bei jeder frischen Wunde erfordert in der Regel die Blu­tung die erste Hilfe. Ist diese gering, so genügt oft ein ruhiges Verhalten des Hundes, oder ein oft wiederholtes, massi­ges Auftropfen von ziemlich kaltem Wasser auf die Wunde, um die Blutung zu stillen. Heftige oder lang dauernde Blutungen, jedoch nur aus. kleinen oder aus tiet liegenden Gefässen, können dadurch gestillt werden, dass man in die Wunde reines Werg oder Charpie in festen Schichten einlegt, und wenn es zulässig, darüber eine breite Binde massig fest anlegt, um durch Druck gleichzeitig blutstillend einzuwirken; — oder es wird das Werg oder die Charpie mit blutstillenden Mitteln, z. B. Alaun, Essig, Eisenvitriol, Eisenchlorid etc. vorher belegt und dann in die Wunde eingeführt.
Findet die Blutung aus einem grösseren Gefässe statt, so muss man selbes unterbinden, oder, wenn es schwer zu errei­chen ist, muss die Blutung durch das Glüheisen gestillt werden. Nach jeder bedeutenden Blutung ist der Patient sehr ruhig zu halten, und zeigt er sich geschwächt, so müssen dessen Kräfte durch eine nahrhafte Fütterung gehoben werden. Jeder angelegte Verband soll durch etwa 24 Stunden liegen bleiben; die durch das Glüheisen erzeugten Schorfe werden durch die Eiterung los-gestossen.
Die zweite Hilfe besteht in der Entfernung etwa vor­handener fremder Körper, indem dieselben den Entzündungspro-cess erhöhen und die Heilung der Wunde aufhalten. Diese frem­den Körper können mit den Fingern, einer Pinzette, einer Sonde oder mit einer sogenannten Kornzange entfernt werden; auch ist oft eine Erweiterung der Wunde nöthig, um dieselben her­auszuziehen. Kann die Entfernung nicht bewirkt werden, so muss man abwarten, ob vielleicht durch die Eiterung der fremde Körper gelockert und gehoben wird, um ihn dann zu beseitigen. Sobald die Blutung gestillt und der etwa vorhandene fremde Körper entfernt ist, so erfolgt die eigentliche Heilung der Wunde auf eine zweifache Art; u. z. entweder durch schnelle Ver­einigung der Wundränder, wie dies bei allen durch schneidige, scharfe Instrumente entstandenen frischen Wunden der Fall ist; oder durch die Eiterung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lt;
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Um die Wunde auf die erste Art, nämlich: durch Ver­leimung der Wundränder, zu heilen, muss man, nach stattge­fundener Reinigung der Wunde mit kaltem Wasser, die Flächen und Eänder derselben genau aneinander legen, und sie durch eine Binde oder durch das Zusammennähen in einer dauernden, gleichmässigen Berührung zu erhalten trachten. Je rascher und genauer dies geschieht, desto sicherer und besser wird der Zweck erreicht, besonders bei solchen Wunden, wo die Brust­öder Bauchhöhle eröflhet ist. Sollten bei derartigen Wunden Eingeweide aus der Höhle hervorgetreten sein, so müssen selbe wieder vollständig in diese zurückgebracht werden, ehe eine Verschliessung der Wunde vor sich geht. Hat dieselbe statt­gefunden, so sucht man den Patienten möglichst ruhig zu erhalten und beobachtet den Grad der eintretenden Entzündung. Wenn dieser mit besonderer Heftigkeit auftritt, so sind kalte Umschläge oder Waschungen vorzunehmen. Bei bedeutendem Wundfieber oder etwaiger Verstopfung sind abkühlende und leicht purgie­rende Mittel angezeigt. — Nach etwa 8—10 Tagen sind die Wundränder zusammengeheilt und es können die Heftfäden und die Binde entfernt werden.
Die Heilung der Wunde auf dem zweiten Wege erfolgt gewöhnlich ohne jede Kunsthilfe, indem eine massige Entzün­dung eintritt, welche nach einigen Tagen die Eiterung und Fleischwärzchenbildung vermittelt. Diese letzteren füllen den Substanzverlust allmälig aus, die getrennten Theile werden mit einander verbunden, und endlich erfolgt die Vernarbung.
In den meisten Fällen hat man daher nur für einen freien Abfluss des Eiters, und für die ein- bis zweimalige Reinigung der Wunde mit lauwarmem Wasser zu sorgen. Be­steht kein freier Abfluss für den Eiter, wie dies bei tiefen Wunden besonders der Fall ist, so müssen selbe öfter ausge­spritzt werden, oder es wird an dem entsprechenden Wundrand ein Einschnitt oder am Ende des Hohlganges eine Gegenöffnung gemacht.
Zuweilen ist in den ersten Tagen die Entzündung zu heftig, wodurch die Eiterung und Granulation verzögert wird. In diesem Falle sind reizmildernde und erschlaffende Mittel zum Bestreichen
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Besoudere Krankheiten einzelner Organe.
oder zum Befeuchten der Wunde angezeigt, in so lange, bis sich die Eiterung einstellt.
Manchesmal mangelt aber der genügende Grad von Entzün­dung; die Wunde bleibt dann blass, schlaff, wie ausgewässert. Da müssen gelind reizende Mittel in Anwendung kommen, z, B. Honig, gepulverter weisser Zucker, die Digestivsalbe, eine schwa­che Carbolsäurelösung etc. Darauf wird dann mit Werg oder Charpie die Wunde bedeckt. Diese Art des Verbindens muss, täglich einmal wiederholt, so lange stattfinden, bis sich genügende Eiterung und Fleischwärzchenbildung zeigt. Eine zu lange Be­nützung derart reizender Mittel bedingt eine übermässige Granu­lation, die Bildung des sogenannten wilden Fleisches, welches aber auch bei zu lebhaftem Heiltriebe und bei der Gegenwart fremder Körper sich erzeugt.
Bei solchen Wucherungen müssen zusammenziehende und ätzende Stoffe angewendet werden, als Eichenrindenpulver, Alaun, Eisen- oder Kupfervitriol, Höllenstein. Nebst diesen Arz­neien können grössere und ausgebreitete Wucherungen mit dem Messer oder Glüheisen entfernt werden. Ist die Granulationsbil­dung massig und gut, so kann man die Heilung der Wunde allein der Naturthätigkeit überlassen.
Die Hunde haben stets eine grosse Neigung, ihre Wunden zu belecken. Dieses Belecken wirkt aber bei gereizten Wunden nachtheilig, indem es den Reiz vermehrt, also die Entzündung erhöht. Ferner werden durch ein unausgesetztes Belecken selbst die vorhandenen Fleischwärzchen zerstört und deren weitere Bildung wird gehindert und somit die Heilung der Wunde sehr verzögert. — Dieses andauernde Belecken der Wunde muss daher verhindert werden. Am leichtesten geschieht dies durch das Verbinden der Wunde. Das Losreissen des Verbandes wird durch das Anlegen eines Maulkorbes, das Zubinden des Mundes oder durch das Zusammenbinden der Füsse verhindert.
Nach den allgemein angeführten Andeutungen können alle Wunden des Körpers behandelt und geheilt werden; doch machen die Wunden durch den Viperbiss hervorgebracht eine Ausnahme. Es sind dies die vergifteten Wunden.
Im Laufe der Sommermonate, besonders an schönen, warmen
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Knochenbräche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;149
Tagen, geschieht es manchmal, dass Jagd- und Hirtenhunde von der Kreuzotter gebissen werden, und zwar an den Füssen oder am Maule. Das Beissen dauert nur einen Moment, wobei manche Hunde einen schmerzhaften Ton hören lassen. Bei der Unter­suchung findet man gewöhnlich zwei sich gegenüberstehende ganz kleine, meist gereizte Wunden. In sehr kurzer Zeit entsteht daselbst eine Anschwellung, welche sich rasch ausbreitet. Diese Geschwulst fühlt sich teigartig an und ist sehr schmerzhaft; oft wird die Haut bläulich oder auch rothfleckig. Der gebissene Theil wird kalt, in der Bewegung sehr schwach, wie gelähmt. Später wird das Thier matt, selbst total gelähmt; es erfolgt Er­brechen, der Puls wird sehr klein. Manche Hunde erholen sich nach 1—2 Tagen, wenn zeitig eine zweckmässige Behandlung eingeleitet wird. Sobald jedoch der Puls unftthlbar wird und Lähmung eintritt, erfolgt gewöhnlich nach 36—48 Stunden der Tod.
Hat ein Viperbiss stattgefunden, oder ist die Wunde sonst wie vergiftet worden, so muss selbe schnell sehr gut ausgewa­schen und nachher geätzt oder aasgebrannt werden. Bei eintre­tender Schwäche oder Lähmung sind erregende Mittel innerlich und äusserlich anzuwenden.
Neuntes Kapitel.
Knochenbrüche.
Obwohl Knochenbrüche nichts anderes sind als Wunden der Knochensubstanlaquo;, so führe ich selbe dennoch in einem eige­nen Kapitel an, u. z. weil bei keinem unserer Hausthiere so häufig dieses Uebel beobachtet werden kann, als wie beim Hund, und ferner, weil dieses Gebrechen anders behandelt wird, als bei den Wunden im Allgemeinen angefüihrt worden ist.
Der Hund ist sehr häufig Knochenbrüchen unterworfen und selbe entstehen fast durchgehends durch mechanische Einwirkun­gen der verschiedensten Art. Bei manchen Hunden soll auch eine besondere Anlage existiren.
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Am häutigsten kommen Brüche an den Knochen der E xtre-mitäten vor, und zwar entweder in der Mitte des Knochens oder gegen das Ende desselben. Nach der Art des Braches gibt es: Quere, schiefe, Längen- und Splitterbrüche, ferner unterscheidet man einfache und zusammengesetzte Brüche; bei ersteren ist nur ein Knochen gebrochen ohne sonstige Nebenverletzungen, wäh­rend bei letzteren zwei oder mehrere Knochen gebrochen sind, und sonst noch Verrenkungen, Verwundungen oder bedeutende Quetschungen bestehen.
Erscheinungen. Bei einfachen Quer- oder Längenbrüchen bleiben die Knochenstiicke meist ganz in ihrer normalen Lage und der Fuss behält dann auch seine natürliche Stellung und Form.
Man findet nur, dass der Hund den leidenden Theil schont, und auf den Fuss fast gar nicht sich stützt, sondern denselben seitwärts oder in die Höhe hält, und bei der Berührung starke Schmerzen äussert. Zuweilen besteht auch eine Anschwellung der leidenden Stelle. Bei genauerer Untersuchung durch vorsich­tiges Beugen, Drehen und Drücken bemerkt man eine abnorme Beweglichkeit, und hört ein reibendes, knarrendes, knackendes Geräusch, welches eben hauptsächlich den vorhandenen Knochen-brueh kennzeichnet, und manchmal lassen sich die Bruchstücke bewegen oder verschieben.
In einzelnen Fällen, besonders bei schiefen oder Splitter­brüchen, sind die Bruchenden aus ihrer normalen Lage getreten und gewöhnlich etwas übereinandergeschoben. Dadurch wird der Fuss kürzer, mehr weniger krumm, die Bruchstelle ist ver­dickt, man fühlt die verschobenen Bruchstücke; gleichzeitig besteht ein heftiger Schmerz und man hört auch hier das rei­bende oder knarrende Geräusch.
Bei heftiger Entzündung und dadurch bedingten starken Anschwellung der Umgebung des Bruches kann man diesen nicht deutlich wahrnehmen; erst nachdem die Geschwulst sich verloren hat, treten die Merkmale derselben deutlicher hervor, wo man sich über die Art und Form des Bruches erst sicher aussprechen kann.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; lt;
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Besteht nebst dem Knochenbruch auch eine Verwundung der äusseren Haut, so ist die Ausmittelung des Bruches unge­mein leicht.
Die sogenannten complicirten Brüche geben sich durch die ihnen eigenthümlichen Merkmale zu erkennen. Und wenn bei Brüchen am Kopf, an den Hals- und Rückenwirbeln, am Becken oder an den Rippen zugleich innere Theile durch Erschütterung, Quetschung oder durch das eingedrückte Knochenstück leiden, so sind auch stets Funktionsstörungen dieser Theile vorhanden. So findet man bei Brüchen der Schädelknochen grosse Betäubung, selbst Lähmung; bei Wirbelbrüchen oder Brüchen des Kreuz­beines ebenfalls Lähmung; bei Rippenbrüchen erschwertes, stöh­nendes Athmen u. s. w.
Die Prognose ist daher bei Knochenbrüchen verschieden. Im Allgemeinen heilen bei Hunden die Bruchstücke innerhalb 14 Tagen durch Ausschwitzung neuer Knochenmasse (Callusbil-dung) wieder zusammen.
Dort, wo keine Abweichung der Bruchstücke b esteht, erfolgt die Heilung sehr oft ohne künstliche Hilfe, u. z. so, dass der Fuss seine regelmässige Länge, Form und Richtung behält. Fand jedoch eine Verschiebung der Bruchstücke statt, so heilen die­selben unregelmässig aneinander, und der Fuss wird dann kurz und krumm, wenn nicht eine zweckmässige Kunsthilfe in An­wendung kommt.
Diese ungünstige Heilung ist insbesondere dann zu gewär­tigen, wenn der Bruch an dem oberen Theile der Extremität vorkommt, der nahe dem Rumpfe liegt und mit dicken Muskel-lagen versehen ist, indem daselbst ein Verband schwer anzu­bringen und festzuhalten ist.
Je ruhiger der Hund ist, und je einfacher der Bruch, um so rascher und günstiger erfolgt die Verheilung. Jeder complicierte Bruch ist schwer zu heilen; und wenn durch ihn eine Verlet zung edler Organe stattfand, so kann er selbst den Tod bedingen.
Behandlung. Die erste Heilanzeige erfordert die Einrich­tung des Bruches, welche dort nothwendig ist, wo die Bruch­enden verschoben sind. Zu dieser Manipulation muss der Hund festgehalten und besonders dessen Kopf fixirt werden, damit er
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nicht beissen kann. Sind die Muskeln schlaff und die Bruch­stücke leicht beweglich, so kann durch massiges Drücken und Schieben mit den Fingern die regelmässige Lage der Knochen­stücke bewirkt werden, welche dann bis zur Anlage des Ver­bandes so festgehalten werden müssen.
Findet man aber die Muskeln verkürzt und die Bruchenden ttbereinandcrgeschoben, so umfasst man mit einer Hand den unter der Bruchstelle gelegenen Tlieil des Fusses, mit der anderen Hand den oberen Theil, und trachtet nun durch gelin­des und gleichmässiges Ziehen in entgegengesetzter Kichtung die Theile so stark auszudehnen, dass der Fuss seine richtige Länge erhält und die Bruchenden einander gegenüberstehen. Nun wird den letzteren, je nachdem noch eine Abweichung fühl­bar ist, durch sanften Druck mit den Fingern die weitere Lage gegeben und der Fass so lange ausgedehnt erhalten, bis der Verband angelegt ist. Bei Brüchen der Schädel- oder Gesichts-knocben ist meistens ein Eindruck des Knochens vorhanden, und die Einrichtung findet auf die Art statt, dass man die Haut und die Muskeln an der Bruchstelle durschneidet, und nun die eingedrückten Knochenstücke mittelst der Pinzette oder einer Kornzange erfasst und hervorzieht. Gelingt dies nicht, so muss ein Theil des feststehenden Knochenrandes mittelst des Trepans entfernt und dann der eingedrückte Knochenrand gehoben, und wenn er ganz los ist, entfernt werden.
Sollte bei einem Knochenbruch gleichzeitig eine grosse Anschwellung und Entzündung bestehen, so ist dieselbe vorher zu massigen oder ganz zu beseitigen und dann erst die Ein­richtung und das Anlegen des Verbandes vorzunehmen.
Nachdem die Einrichtung des Bruches geschehen ist, kommt die zweite Heilanzeige, indem ein Verband angelegt wird. Der­selbe muss so fest angebracht werden, dass er die Bruchstücke gleichmässig aneinander hält und die Zusammenziehung der Muskeln daselbst verhindert, ohne jedoch eine Circulationsstörung hervorzurufen. Dieser Verband kann ein Schienen-, Kleister­oder Gypsverband sein.
Der Schienenverband besteht darin, dass man vorher den gebrochenen Theil mit einer schmalen Binde mehrfach
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umwindet, bis eine gleiche Oberfläche dargestellt ist. Darüber legt man dann entweder 2 breite, rinnenartig hohl gebogene oder 4 schmälere gerade Schienen von Pappe, Holz, Leder, Baumrinde oder selbst Biech rund um den Fuss, und befestiget selbe mit einer zweiten Binde oder mit mehreren schmalen Bän­dern. Die Schienen müssen das ganze Glied umschliessen, ziem­lich gleichmässig anliegen, und, wenn der Bruch mehr gegen die Mitte des Röhrenknochens zu liegt, sowohl nach unten als nach oben bis zum nächsten Gelenk reichen. Sollte der Bruch in der Nähe eines Gelenkes oder unmittelbar an demselben vor­handen sein, so müssen die Schienen so lang sein, dass selbe bis zur Mitte der angrenzenden Knochen sich erstrecken.
Der Kleisterverband wird auf die Art vollführt, dass man eine beiläufig 1 Zoll breite, 11ji2 Ellen lange Leinwand-binde mit Mehl- oder Stärkekleister vollkommen bestreicht und tränkt, und dieselbe dann tourenweise am Bruche anlegt, so dass die nachfolgende Windung die vorhergehende etwas zur Hälfte deckt. Diese Windungen müssen aussen an der Bruchstelle, auch 3 Zoll ober und unter derselben angebracht werden. Nach der Anlage des Verbandes ist der Fuss so lange gestreckt festzu­halten, bis die Kleistermasse trocken ist.
Der Gypsverband besteht darin, dass man vorher eine schmale, weiche Leinwandbinde in mehreren Touren an der Bruchstelle und dessen Angrenzung anlegt, und dieselbe dann mit einer mit Gypsmehlbrei bestrichenen Binde mehrfach um­windet, und endlich den ganzen Verband an seiner Oberfläche noch mit dem erwähnten Brei bestreicht. Diese Gypsmasse trock­net sehr schnell und bildet einen festen, haltbaren Verband. Es kann auch die mit dem erwähnten Gypsbrei versehene Binde unmittelbar auf die Haut gelegt werden, ohne vorherige Anlage einer trockenen Binde.
Auch die einfachsten Knochenbrüche, selbst bei der grössten Euhe des Hundes, erfordern zur richtigen Verheilung einen Verband.
Ist derselbe angelegt worden, so muss er täglich unter­sucht werden, ob er nicht zu fest liegt und ob der Hund ihn nicht zerstört hat. Zeigt sich den zweiten oder dritten Tag eine
Konhäuser, Krankheiteu ins Hundes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11
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Anschwellung des Fusses ober oder unterhalb des Verbandes, so ist dies ein Zeichen, dass der Verband zu fest anliegt, und man muss denselben sogleich herabnehmen. Er wird dann durch einen etwas lockeren ersetzt, und die vorhandene Anschwellung mit verdünnter Arnikatinctur fleissig gewaschen und befeuchtet. In manchen Fällen entsteht aber eine schmerzhafte Anschwellung an der Bruchstelle und dessen Angrenzung nach oben und unten, ohne dass der Verband zu fest liegt. Sobald dies sich zeigt, muss der Verband entfernt, und so lange kalte oder kühlende Waschungen angewendet werden, bis sich die Entzündung voll­kommen mässigt, worauf ein neuer Verband angelegt werden kann.
Nach 2—4 Wochen ist meistens die Verheilung eingetreten, wo man den Verband abnimmt, und die Kräftigung des Fusses der eigenen Naturthätigkeit überlässt.
Die vorerwähnten Verbandarten können aber nur bei Brüchen an den Knochen der Extremitäten in Anwendung gezogen werden, und da nur an den Vorderfüssen bis gegen das Ellbogengelenk, an den Hinterfüssen bis gegen das Keulengelenk, oberhalb diesen erwähnten Gebilden ist eine zu starke Muskellage, und die An­lage eines Verbandes unmöglich.
Zehntes Kapitel.
Verrenkungen,
Man versteht darunter das Abweichen zweier zu einem Ge­lenk verbundener Knochenenden, u. z. so, dass der Gelenkskopf aus der Gelenkshöhle entweder ganz oder zum Theil heraus­getreten ist. Nach dieser Verschiedenheit gibt es eine vollständige und eine unvollständige Verrenkung. Ferner werden die Ver­renkungen in einfache und complicirte, in frische und veraltete eingetheilt. Hat eine Verrenkung stattgefunden und dieselbe wird jedoch schon im nächsten Augenblicke durch die Elastizität der Bänder wieder aufgehoben, wobei aber fast immer eine Aus­dehnung der Bänder und eine Erschütterung des Gelenkes vor sich geht, so bezeichnet man den Zustand als Verstauchung.
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Verrenkungen kommen bei Hunden verbältnissmässig selten vor; finden sich aber an allen Gelenken, besonders an denen der Extremitäten.
Die Ursacben ihrer Entstehung sind stets mechanische Einwirkungen der verschiedensten Art.
Erscheinungen. Bei einer vollständigen Verrenkung geht der Hund lahm, u. z. oft so stark, dass er den leidenden Fuss schwer oder gar nicht bewegt, gekrümmt oder steif in die Höhe hält, und bei der Berührung des leidenden Theiles, oder bei dem Bewegen desselben grosse Schmerzen äussert. Gleichzeitig sieht oder fühlt man neben dem Gelenke eine abgerundete, harte Geschwulst, welches der abgewichene Gelenkskopf ist. Ausser diesen Merkmalen finden sich meist noch verschieden starke Quetschungen, Blutunterlaufungen, Verwundungen oder Knochen-brüche, und endlich die Symptome der Entzündung.
Unvollständige Verrenkungen, eine grosse Seltenheit, ent­stehen dadurch, dass der abgewichene Gelenkskopf auf dem Rande der Gelenkshöhle sitzen geblieben ist. Der Hund zeigt ebenfalls ein Lahmgehen und hält den Fuss im Gelenke steif. Bei der Berührung des leidenden Theiles oder bei der Bewegung des Fusses zeigt der Patient bedeutende Schmerzen.
Hat eine Verstauchung stattgefunden, so ist wohl die Form des Gelenkes und des Fusses nicht verändert, aber der Hund geht auch hier krumm, und äussert beim Bewegen des leidenden Gelenkes verschieden starken Schmerz.
Die Prognose ist bei Verrenkungen eine sehr verschiedene. Günstig dann, wenn eine vollständige Verrenkung frisch und ein­fach vorhanden ist, und eine zweckmässige Kunsthilfe geleistet wird; unvollständige Verrenkungen heben sich oft von selbst, in­dem der theilweise abgewichene Gelenkskopf wieder in seine Höhle zurücktritt. Ist jedoch eine veraltete Verrenkung zugegen, so stellt sich die Vorhersage ungünstig, indem eine Heilung un­möglich ist.
Die bei jeder Verrenkung sich einstellende Entzündung ist oft sehr heftig und lange andauernd, und verursacht ein lang­wieriges Hinken, wodurch meist ein Schwund der Muskulatur des leidenden Fusses eintritt.
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Behandlung. Sowie bei Knochenbrüchen handelt es sich auch bei Verrenkungen um die Einrichtung der Verrenkung, welche durch Ausdehnung, Gegenausdehnung und Druck auf den aus seiner Gelenkshöhle gewichenen Gelenkskopf ausgeführt wird. Nachdem dies gelungen ist, muss man trachten, die Gelenks-theile in der ihnen wiedergegebenen normalen Lage zu erhalten. Theils gelingt dies durch ein ruhiges Verhalten des Hundes, oft aber müssen Verbände angelegt werden, wie selbe bei Knochen­brüchen beschrieben wurden.
Entzündungen, Quetschungen und Verwundungen, welche etwa vorhanden sind, müssen auf die bereits früher angegebene Art und Weise bekämpft und behoben werden.
Verstauchungen werden so behandelt wie Quetschungen, und man wendet somit in frisch entstandenen Fällen in den ersten Tagen kühlende, später flüchtig erregende Mittel, welche bei veralteten Leiden sogleich in Gebrauch gezogen werden, an. Bei sehr hartnäckigen Fällen können sogar scharf reizende Lini-mente, Salben oder Pflaster in Anwendung kommen.
Bei vorhandener Schwäche oder Schlaffheit des Gelenkes werden ebenfalls flüchtig erregende Mittel zu Einreibungen, oder adstringierende Stoffe in Form von Lösungen oder Abkochungen zu Waschungen empfohlen.
Sollte bei einer stattgefundeuen Verrenkung eine bedeutende Anschwellung mit heftiger Entzündung vorhanden sein, so sind diese Zufälle vorher zu massigen, und erst dann ist die Einrich­tung vorzunehmen.
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