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- - .#9632; PS
DIE PATHOLOGIE UND THERAPIE
DES
SPAT DER PFERDE.
FÜR THIERÄRZTE UND STUD1RENDE
BEARBEITET
W. DIECKERHOFF,
l.i:ilKKll AN DKK KONtOLtCHEN TIIIKKARZNEI-SCMULK zu BERLIN,
- .
MIT 2 ÜT-HOGR: TAFELN.
#9632; -c - #9632; -#9632;
#9632;raquo;8^=
HEULIN 1875. VERLAG VON AUGUST HIRSCHWALD
UNTER DEN LINDEN (S.
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Das Rechl der tTebersetzung in fremde Sprachen wird mrlieh;
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Vorwort.
In der Dachfolgenden Schrift lege ich dem thierärztlichen Publicum eine klinische Abhandlung vor: über den Spat der Pferde. Obsclinii auf die Nbthwendigkeil einer axonogiiiphiächen Bearbeitung
des (iegenstandes seil Decennienj und gerade von den praktischen Thierärzten hingewiesen ist. so hat diese Aufforderung doch bislang ihre Erledigung nichl gefunden. Die Opportunitäl der Arbeit wird daher gewiss nicht in Abrede gestellt werden können. Handelt es sich doch um einen krankhaften Zustand, der zu den häufigsten und gel'ürchtetsten Fehlern zählt, von welchen die Pferde betroffen werden.
Bei der Bearbeitung der Schrift ging ich von dem Gedanken aus. sowohl den Anforderungen der thierärztlichen Praxis gerecht zu werden, als die Darstellung nach allen Seilen möglichst erschöpfend durchzuführen. Nur in dieser Art schien es mir ausführbar, für die thierärztliche Beurtheilung und Behandlung des Spat sichere Grund­lagen aufzustellen. Auch der Praktiker muss von einer Krankheit mehr, als die Terminologie, die allgemeinen Erscheinungen und die einzelnen Heilmittel keimen. Die Ergebnisse der empirischen Beob­achtung, wie der inductiven und der experimentellen Untersuchung dürfen ihm nicht fremd sein, wenn er die concreten Verschieden­heiten eines fehlerhaften Zustandes mil wissenschaftlicher Sicherheit erkennen und beurtheilen will.
Im Gegensatz zu dem Verfahren mancher Schriftsteller der neueren Zeit habe, ich meiner Arbeit die geschichtliche Entwickelung der Lehre vom Spat in einer literarischen Uebersicht vorausgeschickt. Es ist das erste Mal, dass das zerstreute Material in einer grösseren
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IV —
Vollständigkeil geamp;uumell wird. Nicies, was unsere Literatur bietet, kennzeichnete sieb bei Dälierer Untersuchung als eine blosse Wieder­holung bereits ausgesprochener Meinungen und konnte deshalb keine Berücksichtigimg finden, ünterstiitzl wurde ich bei diesen Studien durch die Arbeiten des verdienstvollen Altmeisters der Veteriniu-Wisscnscliat't: Ed. ilejiiiü; in Stuttgart.
Die gewissenhafte Angabe der alten und neuen Literatur war mir für die vorliegende Arbeil mehr, als ein ornamentaler Zweck. Zunächst musste ich mir sagen, dass ich für die von mir aufgestellten neuen Gesichtspuncte nur dann auf einige Beachtung in weiteren Kreisen würde rechnen können, wenn nelien denselben zugleich die bis dahin in Geltung befindlichen Ansichten zur Kenntniss gebracht und einer vergleichenden Beurtheilung des Lesers zugänglich gemacht würden. Prindpaliter habe ich es aber für eine Ehrenpflicht er­achtet, das Wissen unserer Vorfahren über den Spat der Pferde aus der Vergessenheit wieder hervorzuholen. „Vielleicht ist es in heutiger Zeit ein Verdienst, das historische Recht anzuerkennen; denn es ist in der That erstaunlich, mit welchem Leichtsinn gerade diejenigen, welche jede Kleinigkeit, die sie gefunden haben, als eine Entdeckung preisen, über die Vorfahren aburtheilen.quot; (Virchow). Das Wert des berühmten Gelehrten verdient gewiss, wie für die medicinschen Wissenschaften im Allgemeinen, so für die Lehre der einzelnen Thierkiankheiten als eine ernste Mahnung' beherzigl zu werden.
In der Erörterung der einzelnen Capitel war ich geflissentlich bestrebt, die Diction nicht aus den Grenzen der Objectivität heraus­treten zu lassen. Wenn trotzdem die Arbeit umfangreicher geworden ist, als ich ursprünglich glaubte, so liegt der Grund darin, dass die wichtigsten Probleme in dem Auftreten und dem weiteren Verhalten des Spat bei der kritischen Untersuchung sich in zahlreiche Einzel­heiten autlösen mussten. Ihre motivirte Darstellung schien mir am so mehr anentbehrlich zu sein, als die blosse Aneinanderreihung
von thatsächlichen Behauntmu
lern Studirenden nicht verständlich
wird, in dem Capitel von der Aetiologic des Spat fand ich mich sogar genöthigt, über den Rahmen einer speciellen Krankheitsbe-schreibung weit hinauszugreifen. IVoch hat die Physiologie des Re-wegungs-Apparates der Pferde eine für die klinische Betrachtung
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— V —
ausreichende Bearbeitiu^; aichl gefunden. So gern ich bereit bin, die auf diesem Gebiete liegenden Arbeiten von Colin (Physiologie) Günther (Myologie) und Roloff (Beurtheilong des Pferdes etc.) nach ihrem ganzen Werthe anzuerkennen, so muss ich doch hervor­heben, dass die Aetiologie der chronischen Lahmheiten in manchen wesentlichen Puncten wissenschaftlich noch nicht gestützt ist. Ohne die Kenntniss der physiologischen Leistungen, denen die verschiedenen Abschnitte il-'s Bewegungs-Apparates dienen, lässt sieh aber die specielle Aetiologie mancher pathologischer Prozesse an denselben nicht ergründen. Daher war es für die vorliegende Arbeit unab-weislieh, die Anatomie und Physiologie des Sprunggelenks einer Betrachtang ad hoc zn unterziehen.
Zu den Abbildungen habe ich vorzugsweise nur solche Prnpa-i-ate ausgewiildi. die das Verständniss der Entwickelungsgeschichte des Spat und der von mir vorgesclüagenen Therapie erleichtern können. Igt;ie allgemein bekannten Abnormitäten beizufügen, hielt ich für überflüssig und die Veränderungen in den Gelenkknorpeln und in den Sprunggeleukknochen haben nur deshalb eine bildliche Diirstellung nicht gefunden, weil dieselben aus dem Studium der allgemeinen chirurgischen Pathologie bekannt sein dürften und weil eventualiter ihretwegen die Beigabe einer dritten Tafel erforderlich crewesen wäre. Die Zeichnungen hatte mein Freund und früherer Schüler, Herr Thierarzt E. Mieckley die Güte, anzufertigen. Seinem Talent, anatomische Präparate und lebende Thiere nach der Natur aufzunehmen, verdanke ich die correcte Ausführung der Figuren und o-ern spreche ich demselben hierdurch öffentlich für seine freund­liche Mühwaltung meinen Dank aus.
Berlin, den lö. Juni 1875.
Dieckerhoff.
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Inhalts -Verzeichniss.
Einleitung.
Seite
sect;sect; 1—28 • • •.................nbsp; nbsp; nbsp; 1
sect; 1. Allgemeines..............nbsp; nbsp; nbsp; 1
sect;sect; 2—4. Ansichten über den Ursprung des Wortes „Spat''nbsp; nbsp; nbsp; 2
Literatur des Spat.
Ssect; 5—28.................nbsp; nbsp; nbsp; 5
sect; .'). Jordanus Ruffus. Marx Fugger. Thomas Blonde-
ville. Carlo Ruini. Valentin Trichter....nbsp; nbsp; nbsp; ö
sect; (1. de Solleysel.............nbsp; nbsp; nbsp; 7
sect; 7. de Saunier.............nbsp; nbsp; nbsp; 9
sect; 8. W. Gibson.............nbsp; nbsp; 11
| 9. v. Sind ..............nbsp; nbsp; 13
sect; 1lt;raquo;. Zehentner. Prizelius.........nbsp; nbsp; 13
sect;11. Bomgelat.............nbsp; nbsp; 14
| 12, Lafosse..............nbsp; nbsp; 16
$ 13. Kersting..............nbsp; nbsp; 16
sect; 14. Abildgaard.............nbsp; nbsp; 17
sect; 15. Anoiu-mus aus dem Jahre 178;quot;).....nbsp; nbsp; 18
sect; 16, J. D. Busch. Vierordt........nbsp; nbsp; 19
sect; 17. Rohlwes..............nbsp; nbsp; 20
sect; 18. llavemann.............nbsp; nbsp; 21
sect; 19. Nauiaanii. Tennecker. Bürger. Viborg. d'Arbo-
val. Dietericlis...........nbsp; nbsp; 22
sect; 20. v. Hoehstetter............nbsp; nbsp; 24
I 21. Schwab..............nbsp; nbsp; 25
sect; 22. Hering. Schrader sen. Rychner. Strauss .nbsp; nbsp; 20
sect; 23 Baumeister.............nbsp; nbsp; 27
sect; 24. Englische und französische Autoren ....nbsp; nbsp; 27
sect; 25. Hertwig. Kreutzer. Günther......nbsp; nbsp; 29
sect; 2(i. E. Gurlt jun. Schrader jun. Anacker . . .nbsp; nbsp; 30
sect; 27. Roloff. Schütz ...quot;........nbsp; nbsp; 31
sect; 28. Stockfleth. Williams.........nbsp; nbsp; 32
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- VIIl
Definition.
sect;sect; 29 sect;sect; 32-
u
7raquo;;
Aetiologie,
36
Generelle Anlage.
33—45 . . ..............
sect; 33. Spul dor Rinder. Spat beim Esel und Maulthicr sect;sect; 34—40. Anatomie des Sprunggelenks.....
37
sect;';:34-. Knochen des Sprunggelenks......
sect; 37). Bänder und Fascien.........
sect;sect; 37—;jy. Der Beuger des Schienbeins und der vordere ünterschenkelmuskel.......
sect; 40. Der Schleimbeute] an der inneren Sprung­gelenk-Fläche ............
sect;sect; 41—45. Physiologie des Sprunggelenks ....
39
40
42
46
17
sect;sect;
1 n nere Ursachen.
4(;-(;c.t.................5G
1) Mangelhafte histologische Einrichtung des
Sprunggelenks.
sect;sect; 47—57.....,..........
sect;sect; 47—53. a) Erbliche Anlage.......
sect; 54. 1raquo;) Jugendliches Alter........
^$ 55—57. c) Constitution des Sprunggelenks . . sect;5t). k. Feine oder trockene Constitution (trockene
Sprunggelenke)..........
57 57 66
es
sect; 57. ,3. Grobe oder schlaffe Constitution (voile, aufgedunsene, schwülstige, fette, sueculente
oder grobe Sprunggelenke)......
2) Mangelhafter Bau de.- Sprunggelenks.
sect;sect; 58—65..........' . . . .
69
7n 71 71 12 73 73
sect;sect; •#9632; sect;
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.1.
a. Stellung des Sprunggelenks Die rückständige Stellung . Die säbelbeinige Stellung . . Die kuhhessige Stellung . . .
Die gerade Stellung.....
Die weite (fassbeimge) Stellung . 1). Länge, Breite und Tiefe des Spru
ilaquo;
71
75 7lt;i 77 78 78
Das grosse Sprunggelenk . . . Das kleine Sprunggelenk . . Das flache Sprunggelenk . . Das schmale Sprunggelenk Das geschnürte Sprunggelenk Das kurze, dicke oder runde Spru gelenk..........
80
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------nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1 -T.------
Seite
sect; 64. lgt;ie innere Sprunggelenk-Fläche ....nbsp; nbsp; 80
sect; 65. i'1' öie normale Form.......nbsp; nbsp; 81
ßß. lgt;ie ebene (schräge) Form.....nbsp; nbsp; 81
•#9632;•'. Die ausgeschnittene Form.....nbsp; nbsp; 81
3) MangelLiafter Körperbau.
sect;sect; 66—68................nbsp; nbsp; 83
sect; (IC), a. Mängel im Bau der Mittelhand ....nbsp; nbsp; 83 ij (17. b. Mängel im Bau des Beckens (Kruppe
oder Kreuz)..........nbsp; nbsp; 84
$ 68. c. Mängel im Bau des Kniegelenks . . .nbsp; nbsp; 8G
4) Ungeeignetes Temperament. sect; 69..................86
Aeuss ere U rsachen.
sect;sect; 70—TG.................88
sect; 71. üebermässige Anstrengung der Pferde ... 89 sj 72. Üebermässige Anstrengung auf ungeeignetem
Terrain und bei mangelhaftem Hufbeschlag. HO sect; 73. üebermässige Belastung der Hinterfüsse bei Er­krankungen anderer Gliedmassen . . . . !*1 sect; 74. Entstehung des Spat bei einer totalen Sprung­gelenk-Ente und ung .........92
sect; 7:quot;). Die Meinung, dass der Spat aiigt; rheumatischen
Einflüssen entstehen soll.......92
sect; 76. Verwundungen des Schleimbeutels (traumati­scher Spat)............94
Entwickelangs-Cireschiehte und pathologische
Anatomie.
sect;sect; 77-88.................95
sect;sect; 77. 78. 1) Die anatomischen Veränderungen des Schleimbeutels an der inneren Sprunggelenk-Fläche.............. 95
vjvj 7(d. 80. Die anatomischen Veränderungen in der Kbrösen Schicht der Gelenkkapsel und am Pe-
riost der Sprunggelenkknochen......98
vj 81. Die anatomischen Veränderungen der Synovial-
Kapsel und der Gelenkknorpel......102
sect; 82. Die anatomischen Veränderungen der Sprung­gelenk-Knochen ...........105
sect;sect; 83—88. Gomplicationen des Spat......107
sect; 85. Verkürzung der Fascien am Sprunggelenk . 111 S 86. Deformirende Entzündung des Tibio-Astragal-
Gelenks (verhärtete Sprunggelenk-Galle) . 111 sect;sect; 87. 88. Fungöse (eiterige) Arthritis an der unteren
Articulation des Sprunggelenks . . . .112
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sect;sect;
Theorie des Spat.
Suite
89-97..................
sect;sect; 89. '.laquo;gt;. Anatomische Begriffsbestimmung .... 115 sect; 91. Aeusserer (periustealev) und innerer (Gelenk-) Spat. I usichtbarer Spat. Der Knochenspat (Beinspat). Der seröse Spat (Spatgalle, feuchter oiler weicher Spat). Der fibröse Spat (Zell-gewebsspat). Der traumatische Spal . . . 119 sect; \)2. Uuzulässigkeit der Worte: Rehspat, Hasenspat,
Blutspal ............, 12J
sect;93. Absatz oder abgesetzte Sprunggelenke . . . . 122 sect;sect;. 94 97. Kritik der bisherigen Ansichten über die
Pathogenese des Spal.........123
Theorie der Spatlahinlieit.
98 -108................ 129
Diagnose.
109—148..................143
sect;sect; 110—114. ;i. Erkennung des Spal.......U4
sect;sect;115 121. I). Erkennung der Spatlahmheit. . . . 148
Differential-Diagnose des Spat.
sect;sect; U* 137 -. • • ,.............nbsp; nbsp; 158
sect; 123. Die steifen (verbrauchten) Sprunggelenke .nbsp; nbsp; 159
#9632;Jj 124. Die acute Entzündung der Haut ....nbsp; nbsp; 15^
Narben und Verdickungen der Haul . . .nbsp; nbsp; l(JO
sect;sect;125—135. Der Zuckfuss oder Hahnentritt . . .nbsp; nbsp; 160
sect; 12gt;). Bisherige Ansichten über den Zuckfuss .nbsp; nbsp; 160
sect; 127. Kritik der.M'llieu.........nbsp; nbsp; nbsp; IQ$
sect;sect; 128—130. Theorie des Zuckfuss.....nbsp; nbsp; ](;4
sect;sect; 131 —135. Unterscheidung des Zuckfuss in ver­schiedene Alien..........nbsp; nbsp; 169
sect; 131. a. Der selbständige oder idiopathische
Zuckfuss..........nbsp; nbsp; jgg
sect; 133. Heilung desselben durch Tenotomie. .nbsp; nbsp; 172 sect; 134. Heilung desselben mittels Durchschnei­dung der taScie........nbsp; nbsp; 172
sect; 135. b. Dor durch Spat und andere Felder
complicirte Zuckfuss......nbsp; nbsp; 174
c. Der symptomatische Zuckfuss . .nbsp; nbsp; 174 sect; 136. Die Verkürzung der .Fascie an der inneren
Seite des Hinterschenkels.......nbsp; nbsp; 175
sect; 137. Die Verkürzung der Fascie am Becken und
Oberschenkel...........nbsp; nbsp; 176
sect;sect;
gt;ss
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— XI
Differential-Diagnose der Spatlahmheit.
sect;sect; 138—148................nbsp; nbsp; nbsp;17(3
sect; 138. Hüftlahmheil......^.....nbsp; nbsp; nbsp;177
sect;sect; l?)-'—142. Chronische Kniegelenk-Entzündung .nbsp; nbsp; 179 sect; 143. Chronische Entzündung des Tibio-Astragal-
Gelenks (verhärtete Sprunggelenk-Galle) .nbsp; nbsp; nbsp;182
sect; 144. Eaiöcherne Hasenhacke........nbsp; nbsp; 183
sect; 145. Chronische Entzündung der Sehnenscheide
vom Seitenbeuger des Hufbeins ....nbsp; nbsp; nbsp;183
sect; 14t). Sehnenklapp am ELinterfusse......nbsp; nbsp; 184
sect;sect; 147. 148. Leist und Schale (Ringbein) . . .nbsp; nbsp; 184
Prognose.
sect;sect; 149—154................nbsp; nbsp; 188
SS 149—152. a) Beurtheilung des Spat ....nbsp; nbsp; 188 sect;sect; 149. 150. Beurtheilung des Spat im Allge­meinen und nach den besonderen Symptomennbsp; nbsp; 188 sect; 151. Beurtheilung für die forensische Praxis .nbsp; nbsp; 191 sect; 152. Beurtheilung für die Pferdezucht . . .nbsp; nbsp; 192 sect;sect;153. 154. h) Beurtheilung der Spatlahmheit . .nbsp; nbsp; nbsp;104
Therapie.
sect;sect; 155—180................107
Ssect; 155 -IGO. Theorie der Behandlung.....107
sect;sect; 161 —178. Die speciellen chirurgischen Heilmittel
und Operations-Methoden......204
sect; 161. Die Einreibung von reizenden und scharfen
Arzneimitteln..........204
sect; 162. Die Einreibung von ätzenden Arzneisnh-
stauzen............205
S 163. lgt;ie Application eine.- Aetzmittels unter
der Haut.............206
sect; 104. Die Anwendung des Haarseils an der in­neren Sprunggelenk-Fläche.....208
SS 165—107. Die Application des Glüheisens auf
der Haut............ 209
SS 168—172. Die operative Oeti'nimg des Sclileiiu-beutels am fächerförmigen Insertionsschen-
kel des Schienbeinbeugers......213
SS 168. 169. Experimentelle Untersuchungen zur Operation der Eröffnung ties Schleim­beutels ......'......213
sect; 170. Erfolge der Operation......216
sect; 171. Die Oeffnung des Schleimbeutels durch
Incision............217
r
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— XII —
Seite
sect; 17quot;^. 1 *ie Oeffiiung des Schleimbeutels mit dem
Glüheisen...........218
sect;sect; 173—I7ö. lgt;:is „Durchbrennen des Spatquot; und das Brennen mit einem glühenden eisernen Stift
in die Spatexostosen........219
^ 17(J. Die Durchschneidiing der medialen Endsehae des
vorderen ünterschenkelmuskels .... 224
sect; 177. Der Beinhaatschnitl (Periostomia).....22ö
sect; 17S. iJie Neurotomie............227
sect; 179. Behandlung einzelner Momente der Spatlahmheit . 228 sect; 180. Prophylaxis..............230
Erklärung der Abbildnngen........232
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E i 111 e i t u u g.
^ ]. So bekannt die mil dem Namen des Spat bezeichnete Abnor-mitiii des Sprunggelenks seil den ältesten Zeiten ist. so wenig hat man l)is zur Gegenwart zu einer befriedigenden Erkenntniss seines Wesens gelangen können. In der älteren Literatur der Veterinar-kunde weiden so ziemlicb alle Fehler, die auf einer anatomischen Voiänderung der verschiedenen Theile des Sprunggelenks beruhen, unter dem Namen „Spatquot; oder mit dem Beiworte-spat beschrieben. ZumTheil i-i die Beschreibung derselben aber von den älteren Schriftstellern nicht einmal mit der genügenden Klarheit ausgeführt werden, um die specielle Natur desjenigen krankhaften Zustandes, der in Wirk­lichkeil gemeint ist, mit Sicherheit erkennen zu können. Neben dem eigentlichen Spat (wahrer, harter oder Knochen-Spat) sind verschie­dene andere Fehler des Sprunggelenks der Pferde als Spatgalle, wrei-cher Spat. \\ asserspal. Blntspal, 1 lalmenspat, llasenspat. Kehspat, Ochsenspat u. s. w. beschrieben worden. Trotz ihrer, in mehr, als einer Hinsicht begründeten üngehörigkeit wurden diese Namen so­wohl von vielen Thierärzten, als von den Laien festgehalten und wir sind noch heute weit davon entfernt, die an diese verschiedenen Namen geknüpften Voruriheile überwunden zu haben. Die Herbei­führung einer Verständigung über die Nomenclatur der verschiedenen Sprunggelenktehler und insbesondere über die Feststellung eines ein­heitlichen Begriffs des „Spatquot; bleibt dabei- auch jetzt noch eine sehr berechtigte Aufgabe. Als ein Beitrag zur .Förderung dieser Verstän­digung dürfte sich die Mühe wohl verlohnen, die Begriffe und An­sichten, welche bisher über den Spat bekannt geworden sind, einer historischen Untersuchung zu imterziehen.
Dtockorhoff: Spat der Pferdo,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I
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Einleitung.
sect; 8. Die Zeit, in welcher der deutsche Name: Spat oder die gleichbedeutenden Worte anderer Sprachen theils in dem gegenwärtia gebräuchlichen Sinne, theils in einer allgemeineren Bedeutung zuerst verwendet wurden, ist nicht ermittelt. In Deutschland war das Won „Spatquot; schon allgemein bekannt, bevor der abnorme Znstand eine specielle Beschreibung gefunden hat.
Altdeutsch: Spaat, Spatt, Späth, Spaten, Spathenund Spatten.
Lateinisch; spavauus und spavenius.
Schwedisch: span (benspatt).
Dänisch: spat (beenspat).
italienisch; sparagogno oder sparavano, gt;p;ivaiio und spavauagno
(Spat) und spavento (Hahnentritt).
Englisch: spavin (bone-spavin).
Französisch: eparvin; in der älteren französischen Literatur
auch esparvin, öpervin und es})avent.
Spanisch: esparavan.
üeber den etymologischen Ursprung des Wortes „Spatquot; ist man getheilter Meinung. Die Geschichte der Veterimir-Knnde tjibi übei* die Entstehung des Wortes keinen Aidschluss. hie deutsche, schwedische, dänische, italienische, englische, französische und spanische Bezeichnung für den Fehler des Spal lassen auf eine gemeinschaftliche Abstammung des Wortes schliessen. Hering (Vorles. für Pierdeliebh. S. I5(i. Anmerk.) hat hierfür, und wie es mir scheint, mit vielem Recht das im Mittelalter von Jordanus Ruffus (1250) benutzte lateinische Wort spavenius in Anspruch ge­nommen. Ob Ruffus, der bei dem Kaiser Friedridi II. Stallmeister war. die- Wort zuerst gebildet oder bereits vorgefunden hat, ist nicht erwiesen. Der Begriff des lateinischen Wortes spavenius, für welches später gewöhnlich spavanus gesetzt wurde, dürfte unzweifel­haft mir dem.Werte spasmus zusammenhängen. Letzteres radicirt in dem griechischen amieis = das Zucken, Ziehen {anaiti' = ziehen) oder lt;wflaquo;i;uoo — anda/uu, Krampf, Zuckung. Der lateinische Aus­druck spavenius oder spavanus würde daher eigentlich einen ge­linden Grad von Krampf bezeichnen.
Die Benutzung des griechischen und lateinischen Wortes für die Bewegung spatkranker Pferde wird hiemach verständlich, wenn
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Der Name; „Spatquot;.
|5
man bedenkt, dass in alter Zeil ganz allgemein und in der franzö­sischen Literatur auch gcironwäriig noch der Zuckt'uss oder Ilalmen-tiiu der Pferde dem Spat zugerechnet wird, und dass in der Ihui manche mil Spat behaftete Pferde eine zuckende Bewegung mit der kranken Gliedmasse ausführen. Auf einer traditionellen Auffassung beruhend, hat in ganz Eurojra liigt;./.ur Mitte des vorigen Jahr-bunderts der Gebrauch bestanden, viele chronisch verlaufende Kraak-Leitszustände der liinteren Gliedmassen, deren Sitz unbekannt blieb, auf den Spat zu beziehen, wenn eine ziehende oder zuckende Be­wegung des Schenkels mit denselben verbunden war. Es ist daher nirlit unwahrscheinlich, dass gerade das Symptom des Ziehens und Zuckens mit der hinteren Gliedmasse die Veranlassung zur Bildung eines Namens für diese krankhaften Zustände der Pferde abgegeben hat. in aller Zeit wurden fast alle Krankheiten nur nach ihren hervorstechenden Zufällen benannt. Jede irreguläre Bewegung der Gliedmassen wurde aber von den alten Empirikern als Krampf (spasmus) gedeutet. Die Annahme, dass durch eine Corruption des Wortes spasmus die lateinischen Ausdrücke spavenius und spavanus gebildet seien, dürfte sich schon deshalb mit einiger Wahrscheinlich­keit rechtfertigen lassen. Aus dem Worte „spaveniusquot; ist die italie­nische Bezeichnung spavento und spavanagno entstanden und aus letzterer, beziehungsweise augt; dem lateinischen Worte selbst können sehr weld nach und nach sämmtliche, in die verschiedenen Sprachen des heutigen Europa übernommeneu Namen für den Spat hervor­gegangen sein. Vielleicht führen einzelne derselben nur bis auf die altfranzösische Bezeichnung zurück. .lames Winter (the horse in health and disease London isni S. 347) hat wenigstens die Ansicht ausgesprochen, dass das englische Wort „spavinquot; von dem französi­schen „esparvinquot; abstamme.
;#'
sect; .'i. In der deutschen Literatur hat hiervon abweichend auch
noch eine andere Ansicht Verbreitung gefunden. Nach derselben
soll das Wort „Spatquot; der altdeutsche Begriff für „spätquot; sein und
demgemäss nichts weiter, als eine Verspätung der spatlahmen Glied-
masse bei der Bewegung der Pferde bezeichnen. Obgleich die beiden
Worte ..Spiitquot; und „spätquot; nach ihrer Aussprache nahe zusammen
l*
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*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Einleitung.
hegen, so kann idi docb eine etymolpgisclie Venvandschaft zwischen denselbeu nirgends nacliwii-cu. Die Behauptung lines Zusammen-liciug-s finde ich zuerst ausgesprochen in einer Abhandlung, welche L785 zu Wien anonym erschien.*) Ks lieissl daselbst S. 114. „Wird es (das spatlalmie Pferd) aus dein i-uhigen Stande vrorgefiilu't, so verrätb sich das üebel deutlich, weil das Thier mil dem fehlerhaften bcheukel znrücke hleibi und im Gehen gleii-hsam aachschleppet. Viel­leicht konunl von da der Name Spul - Ler.quot; Diese Ableitung des Wortes Spat, die wahrscheinlich nur in dem zufälligen Gedanken eines Autors aiigt; dem vorigen Jahrhunderi ihre erste Entstehung ge­funden bat, wurde von vielen deutscbeii Sehriftstellein gelegentlich wiederholt. tloclisteiterquot;*) Imi sogar geglaulit. den üisprimg des Wor.es .~:;..-it damil ei-klilien zu kiinnen, dalt;s bei spatkranken Pfer­den die Bewegimg des 8[)niuggeleuks an sich „verspätetquot; wird. Auch dieser Meinung sind einige deutsche Autoreu der neueren Zeil ge­folgt. Gerlach (gericbtl. Thierbeilkunde 2, Aufl. S. 375) behauptet z- B. indem er lieim Gehen spatlahiuer Pferde in dem Aufheben lies kranken Beins zwei Momente unterscheidel. folgendes: .Das erste (Moment) erfulgi langsam, zögernd: der Fuss verspätet sich, daher der Name.''
So weit meine Ivenntniss der deutschen Literatur reicht, habe ich indess gefunden, dass das Wort „Spatquot; lange bekannl und ge­bräuchlich war, bevor diese Erklärungen autgestelll worden sind. line Richtigkeit ist im In.heu Maasse zweifelhaft, wenigstens mit plausiblen Argumenten nicht zu unterstützen.
sect; -I. Einige Schriftstoller Englands und Dentschlands haben das Won „Spatquot;' mit jedem Knochenauswuehs identificirt. ..Der­gleichen Geschwülste werden bei den Pferden gemeiniglich L'eber-beine, KnochenausM-fichse, Spaten u. s. w. genannt und von einandei'
*) Abhandlung von dem Bau, Erkänntniss des Alters und der Farben der Pferde, Wien 1785.
**) Conrad v. Hochstetter. Theoretisoh-praktiselies Handbneli der Pferde-keuutniss und Pl'erdewartuug Bern I8il bis isl'I. ;;, Tln-il s. 7y
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Der Name: ,,Spat'quot;.
durch Beinahmen imtei-schieden, die von dem besonderen Tlicile des Gliedes, wo sie sich gebildel haben, hergenommen sind......)
[ndess scheint diese Verallgemeinerung des Begriffs nur in be­schränkten Kreisen A.nerkennung gefunden /.n baben. Die späteren Thierärzte haben eine solche Begriffsbestimmung uichl mehr beachtet.
Ans keinem Buche kann ich entnehmen, dass die Beschaffen­heil der Knochengeschwiilste zur Wahl df- Wortes: Späth, Spult oder Spatten getühH hätte. Nur Williams**) hat sich in neuester Zeil darauf berufen, class Rokitanskv eine Knochengeschwulsl als „spathigquot; beschreibt. Der englische Ä.utor, welcher das deutsche Eigenschaftsworl ..spathigquot; mil „spavinedquot; übersetzt hat. knüpft daran die Meinung, dass möglicherweise das Worl .,Spatquot; — spavin — einige Verwandschafl mil einer bestimmten An von Exostosen haben könne. Da William- die Stelle nichl uähej- angegeben hat, wo der Ausdruck „spathigquot; von Rokitanskv gebrauchl isl und da ich mich um die A.uffindung derselben in den Werken Rokitansky's vergeblich bemüht habe, so bin ich nichl in der Lage, mit Sicher­heit zu sagen, in welcher Bedeutung dies Eigenschaftswort von dem Wiener Gelehrten benutzt worden ist. Allein in der deutschen Sprache kann ein Gegenstand sehr wühl als .,spatliigquot; bezeichnet werden zu dem Zwecke, um einen Vergleich auszudrücken mit dent brüchigen, autgebläliten oder aufgelockerten Gefüge, welches der Kalk-Spath, Fluss-Spath, Baryt-Spath, Bitter-Spath u. s. w. dar­bieten. Her in der Mineralogie gebräuchliche Name der Spathe ist al.or zur Erklärimg des in der Pferdekunde aeeeplirten technischen Ausdrucks „Späthquot; uiemals in Bezug geuDmmen worden und Williams hat vielleicht das deutsche Wort „spathigquot; unrichtig übersetzt.
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sect; .'). Schon die Thierärzte des Alterthums haben den Spat gekannt. Wenigstens haben sie die am Sprunggelenk und beziehungs­weise an der inneren Seite desselben vorkommenden Geschwülste als Ursache von Lahmheiten betrachtet und mit den mannigfiachsten
*) .1. Clark. Abhandlung von der Verhütung der Pferdekrankheiteu, Aus dem Engl. übers. Wien iT'.m S. 271.
**) The principles And practice of veterinary surgery. Einburgh 1872. S. 282
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6
Einleitung,
Mitteln, namentlich auch mil dem glühenden Eisen behandelt. Leider
^i1quot;1 m|- Dur imvollstilnclige Nachricliten über die Wissenschafi der alten griechischen Thierärzte erhalten geblieben, Während des Mittelalters fehlte jede Neigung zu aatitrwissenschaftlichen Studien und auch die Pferdekunde hal in diesem langen geschichtlichen Zeitraum kein.' selbständige Bearbeitung erfahren. Eine einzige und rühmliche Ausnahme lial Jordanus Ruffus gemacht, der in seinem Werke (de mediciim equorum, 125(J -? —) auch verschiedene Fehler cklt; Sprunggelenks der Pferde mil Einschluss des Spal beschreibt.
Der berühmte Pferdezüchter Marx Fugger zeigl an verschiedenen St.dien seines Buchs „ühev die Stutereiquot; (1578), class er viel Ver-ständniss von den Lahmlieiten der Pferde besass. Derselbe liess auch durch Mang Seuter eine Zusammenstellung seiner Kenntnisse über die Rossarznei veröffentlichen. Dies Buch erschien 1599 unter dem Titel: Hippiatria. Einmsl Schönnes und Nützliches Buech von der Rossartzney u, s, w. In der vom I. Januar 1583 datirten Vorrede führt Mang Seuter darüber Klage, dass „in den laquo;emeinen Büchern von der Rosssu'tzney, so man hin und vvider in den Händen umbtregt, so wol getruckt. als auch geschriebenquot;, die Arzneien nicht in einer bestimmten Ordnung aufgeführt seien. Es liaben hiernach im Mittelalter aucli in Deutschland Bücher über die Pferdekrank­heiten exisiin. Dieselben sind wahrscheinlich nur Auszüge aus den älteren griechischen und lateinischen Abhandlungen gewesen. Nach der Erklärimg, die Mang Seuter (I. c, S, 2HS) über den Spal gibt muss derselbe zu jener.Zeil als fehlerhafter Zustand allgemein be­kannt gewesen sein. Er sagt: „Die Spatten widerfahren einem Ross an den hindern schencklen innwendig des Bein- nachcndl bey dem Elenbogen bey dem Geäder, wirdl ein liarttc Beulen, darvon ein Pferd gar fast biss mans ein vveyl reütt, das der spatl erwärmet, so last alsdann das hincken nach.quot;
Ebenfalls gegen Ende des 16. Jahrhunderts erschien von dem englischen Thierarzt Thomas Blundeville ein Buch (the four chie-fesi offices belonging to Horsemansliip), in welchem der Spal zum grösssten Theü nach den älteren lateinischen Büchern von Ruffus und Rusius abgehandelt ist.
Das zwei Jahrhunderte hindurch rühmlichst bekannte und
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Literatur.
vielfach ausgebeutete Werk von Ruini*) liefen bereits eine fast ebenso vollständige Darstellung der Sprunggelenk-Fehler wie die späteren Ä.bhandlungen der ersten französischen Veterinäre. Ruini hai von der Piphacke (cappelletto), Sprunggelenk-Galle (vesciconi de] garet-tone), Hasenhacke (jarda oder zarda), Sehnengalle (galle), vom Hahnentritt (spavento), Spal (spaiugagno oder sparavano) und von der Cürbe (curba oder corba) eine kurze diagnostische, ätiologische und curative Beschreibung gegeben.
Valentin Trichter, (Pferd-Anatomie oder Neu — auserlesen; vollkommen verbesserl und ergänztem Ross-Artzney-Buch. Frank­furt und Leipzig 1716. 2. Theil, S. 877 und 922) schliessl sich mit -einen Mittheilungen über den I lalmeiitriii und über den Spat fast wörtlich an die Darstellung von Ruini an. Den Hahnentritt erklärt er für „eine Krankheit, so sich dem Krampff um etwas vorgleicht und von den Italienern Spauento, das ist der Schrecken, genannt wird.
sect; 6. Solleysel**) erörtert in ähnlicher An die Piphacke (le capelet), die Galleu am Sprunggelenk (les vessigons), das Rehbein (le jardon ou jarde) den trockenen Spat (l'esparvin see)- den Oehsen-spat (l'esparvin de boeuf), die Blutadergeschwulst (la varisse) und die Curbe (la courbe***).
Wie aus diesei üebersiclit und ausserdem aus vielen anderen Abschnitten seines Werkes hervorgeht, hat Solleysel das Buch von Kuini und wahrscheinlich auch die älteren lateinischen Arbeiten ge­kannt und für die Bezeichnung der krankhaften Zustände benutzt. Meines Wissens war Solleysel der erste, welcher für den Zuckfuss oder llalmeiiirln die Bezeichnung des trockenen Spat in die Literatur eingeführt hat. Er trennt den fehlerhaften Zustand desselben aber scharf ven dem wirklichen Spal und liefen von demselben 1. c. im 17quot;). Capitel folgende Beschreibung:
„Der trockene Spat (I'esparviii sec) ist zum Unterschiede von dem anderen derjenige, bei welchem am Sprunggelenk nichts gesehen wird. Derselbe ist nichts Anderes, als eine verschlechterte und verdorbene Bewe-
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*) Carlo Kuini, Dell'Auatomiaet dell' [nfermitadel Cavallo. Bologna 1598. **) De Solleysel. Le parfait uiaiVeh.il. 1664. Neue Auflage 1775. ***J In den deutschen Bearbeitungen der älteren französischen Werke ist das Wort courbe vielfach mit „Schalequot; übersetzt worden.
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Einleituns
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gang, welche mit einer krampfhaften Bewegung etwas gemeinsam y.n haben scheint. Er entwickeil sich daher, weil -las Sprunggelenk von unreinen unri zähflüssigen Materien eingenommen ist. welche von den obere,, Partien herabkommen und sieh in den, die Bewegung ausführenden Muskeln auf­halten. Dieselben verhindern .las Sprunggelenk, sieh zu bewegen, so class das Pferd genöthigt ist, die ganze Bewegung mit der Hanke zu machen. Daher hebt es das Bein plötzlich und höher, als nöthig sein würde. Dies.. Belästigung ist dadurch ausgeprägt, dass die meist,,, Pferde, welche den Zuckfuss haben (qui harpeut) nicht mehr zucken, sobald das Sprunggelenk warm geworden ist. d. 1,. wenn die Pferde erst 50 oder 60 Schritte gegangen sind. Hall man einen Augenblick still, laquo;n dass das Sprunggelenk wieder erkaltet, so wird das Pferd mit den ersten Schritten welche es macht, das Bein hoch aufheben, als wenn es aus dem Stall gekommen wäre. Dies nennen wir den Zuckfuss (qui est, cc que nous appellons harper.. Dies Uebel ist allen bekannt, die Augen haben. Dem:, indem man sieht, dass ein Pferd einen Hinterschenkel höher aufhebt, als nöthig ist. so woiss mau auch, dass ein Spat die Veranlassung dazu gibt, Die Pferde haben diesen Fehler zuweilen an beiden .Sprunggelenken: er ist nicht immer schmerzhaft und verursacht keinen Nachtheil von solcher Bedeutung wie der Ochsenspat Wenn aber .las Pferd hinten enge geht, wird es „,„ so weniger Werth haben, es sei denn, dass mau es zum Conrbettiren abrvhtet. Zu diese,,, Zweck wird es höher und mit mehr C4razie ausschlagen. Aber es wird
bald verbraucht sein, denn die Spate bestehen, obgleich sie trocken s......
nicht immer ohne Schmerzen. Von solchen Pferden sagt man, dass -ie den Zuckfuss (Hahnentritt) haben.-'
Die Auffassimg SolleyseKs ist für die framösischeu Thioräiztfi bis zur Gegenwart massgebend geblieben, Audi heute noch er­klären dieselben den Zuckfuss der Pferde für Irockenen Spat (('parvin sec).
Vom Ochsenspal (lesparvin de boeuf) sagt Sollevsel folgendes;
„Die andere Art von Spat ist diejenige, die man Ochsenspat nennt; denn die alten Ochsen sind fast alle damit behaftet. Es ist eine Geschwulst, welche durch den Zusammenlauf kalter Feuchtigkeiten entsteht. Dieselben verdichten sich mit der Zeil und werden wie Knochen, indem das Subtilere in der Geschwulst verdunstet und aufgelöst wird. Der Ochsenspat wird durch dieselben Einflüsse, wie das Rehbein und die Galle (le jardon et le vessigon) verursacht, aber er macht das Pferd lahm. Man erkennt ihn als eine Geschwulst, die unten und innen am Sprunggelenk gelegen ist. und zwar an dem Orte, wo das Schienbein (la Jambe; -ich mit demselben ver­einigt. Anfangs erseheint er klein, nachher wird er grosser. Das Pferd lahmt oft in Folge der Spate: zuweilen lahmt es auch nicht davon. Der Schmerz, den dieselben ihm verursachen, ist oft so gross, das sie davon mager und in den Flanke,, aufgezogen weiden „nd die Arbeit nicht er­tragen können.
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Literatur.
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Die rferdc, welche mit derartigen Spaten bebaftel sind, haben kaum noch Leib tind was mich persönlich betrifft, so würde ich ein solches um keinen IVis wünschen, loh habe viele Pferde mit zwei grossen Ochsen-spaten gesehen, welche nicht lahmten und auch nicht magerer waren. Auf dem Pflaster trabten sie gleichmässig mit beiden hinteren Gliedmassen und es fehlte ihnen nicht an Leib. Solche Pferde werden in ebenen Gegendon Dienste leisten, ohne sobald mit einer Krankheit bebaftel zu werden. Aber für ein Gebirgsland ist es sicherer, keinen Gebrauch von ihnen zu machen.quot;
Es kann hiernach aichl bezweifelt werden, class Solleyel mit dem Woric Ochsenspal nur jenen Zustand gemeinl liat, welchen wir gegenwärtig schlechtweg Spal nennen. Wahrscheinlich ist die Be­nennung von den grösseren Spatgeschwälsten hergeleitet und dem französischen Pnblicura schon geläufig gewesen, bevor Solleysel sein Werk schrieb. Die Verwirrung in der .Nomenclatur haben erst die späteren Akuteren herbeigeführt.
sect; 7. Saunier*) hat schon drei Arien von Spat aufgestellt. Seine Ansichten sind später oft wiedergegeben. Deshalb will ich dieselben in der üebersetzung iiilt;T tnittheuen.
„Die Spate (los epervins) können bei allen Pferde-Arteu vorkommen. Aber es gibt Pferd.', welchquot; ihnen mehr unterworfen find, als andere. Dies ist von der Art des Pferdes abhängig. Beispielshalber gibt es drei Arten von Spat und man kann die verschiedenen Pferde-Arten bezeichnen, welche der besonderen Art von Spat unterworfen sind. Die trockenen Spate kommen gewöhnlich bei feinen Pferden vor, wie den spanischen, italienischen, portugiesischen. Berber- und arabischen Pferden, sowie bei denjenigen, welche in trockenen und hochgelegenen Gegenden (Gebirgs-Ländern) erzogen sind. Dieser Felder entsteht auch mit der Race, Denn ein Hengst, welcher mit demselben behaftet wäre, würde - nenn er 20 Stuten bedecken sollte — auf 19 Fohlen den Spat vererben. Deshalb soll man vorsichtig sein bei einem Pferde, mit welchem man züchten will.
Obgleich es ein Hauptfehler ist, wenn ein Pferd auf beiden Püssen Spat hat, so wird dasselbe in einer Reitbahn —#9632; vorausgesetzt, class es in den Händen eines geschickten Stallmeisters sich befände, der es mit Geduld, namentlich beim Courbcttiren auf das Hinterthcil gesetzt hätte — schöner aussehen, als die. anderen Pferde. Aber ein so gutes Aussehen es auch haben mag, es wird aus mehreren Gründen niemals für die Campagne brauchbar sein. Erstens sind solche Pferde niemals schnell und dann auch sehr steif (tres rüdes) im Galop, so dass ein schwacher oder alter Heiter die Ermüdung, welche ein solches Pferd mit seiner Nicreu-Partie veran-
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'#9632;'#9632;) J. de Saunier. La parfaite connoissauce des chevaux; doime au public par sou Els Gaspard de Saunier. 17;U. S, 150,
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Kinliü'Uiiijj
lasst, niclii lange aushalten kann. Dies isl selbst im Schritt und im Trabe der Fall, weil ein solches Pferd die Hinterfüsse sehr hoch emporhebt, hastig niedersetzt mul wieder emporhebt, als wenn es auf Dornen marschire. Hai eiraquo; Pferd nur einen (an einem Fasse) Spat, so ist es sein- unangenehm. Daher ist es nothwendig, auf die Sprunggelenke feiner Pferde y.u achten, wie ich oben gesagt habe. Denn sobald auch nur eine geringere Goschwulst am unteren Ende des Sprunggelenks an der inneren Seite erscheint, muse man immer fürchten, dass die Spate mit der Zeit und während der Arbeil sieh vergrössern
Die zweite Art von Spat, welche fast an derselben Stelle vorkommt, aber grosser ist, nennt man den fetten Spat (epervin gras) Ein solcher kommt gewöhnlich bei den Pferden vor. die in fetten und nassen Gegenden erzogen sind. Diese Art macht früher oder später ein Pferd steif (estropie un cheval), wenn man nicht gleich anfangs ein Heilmittel dagegen anwendet. Tritt dieser Spat an beiden Pässen auf, so lahmt das Pferd nicht. Aber es ist zn grosser Dienstleistung nicht geeignet. Die Wirkungen von diesem Spat sind von dem vorigen verschieden. Denn, wenn ich von jenen gesagt lialic, dass .las Pferd die Püsse sehr hoch hebt und das Sprunggelenk heftig beugt, so hat dasselbe bei diesem im Gegentheil Mühe, die Sprunggelenke zn beugen. Elt; ist daher weder für die Reitbahn, noch für die Campagne geeignet. Wenn ein Pferd diesen Spat nur an einem Fnsse hat und dann ein wenig arbeiten muss, so wird es nothwendig hinken.
Die dritte Art, welche von allen dreien die schlimmste ist, heisst Ochsenspat (epervin de boeuf).quot;
Oa nach dem Titelblatt und der Vorrede ein Theil des Werkes von {'. Saunier schoE von dessen Vater bearbeitet ist, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts lebte, also ein Zeitgenosse Solleysel's war, so bleibt es zweifelhaft, wer von beiden der eigent­liche Verfasser der Artikel von den äusseren Pferdekrankheiten sein mag. Es wird aber nicht mit Unrecht behauptet werden können, dass im Anfange des IS Jalirlumderts in Frankreich das Vorkom­men von drei Arten des Spat zicnilieh allgemein angenommen wurde. Saunier hat als besondere Fehler des Sprunggelenks ausserdem noch die Galle (vessigon) die Bintadergeschwülste (Varices) und die Curbe (conrbe) beschrieben. lgt;u- Kehbein fjardon) ist kaum erwähnt. Das letztere hal nach der auf Tafel 7 befindlichen Abbildung etwa am Köpfchen des äusseren Griffelbeins seinen Sitz und von der Curbe wird gesagt, dass sie das ganze Sprunggelenk einnehme, sowohl in der Gegend, wo die Gallen vorkämen, als auch da, wo der Spat und die Blutadergeschwülsie ihren Sitz hätten.
Aus den von Saunier angeführten Symptomen ist ohne
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Literatur.
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Schwierigkeil naohzirweisen, class alle diejenigen Fülle von Spat, die sich durch geringfügige Geschwulstbildung kennzeichnen und solche, die durch stärkeres Heben der afficirten Gliedmasse bei der Bewegung charakterisirl sind, sowie auch der ohne Spatbildung vor­kommende Hahnentritt (Ziirkt'ii-lt;) sämmtlich von ihm unter dem Namen des trockenen oder dürren Spal zusammengefiussl worden sind.
Diejenigen Formen des Spal dagegen, die wegen der stärkeren Geschwulst ein grösseres Absehen bedingen und die von Solleysel als Ochsenspal beschrieben waren, hat Saunler den fetten oder dicken Spat benannt.
Was aber nun ausserdem noch mit Ochsenspat hat behauptet werden .--ollen, li'i-si sich ans der Darstellung nicht einmal mit Wahr­scheinlichkeit errathen. Vielleicht wäre In die Notnenclatur des Spai und in die Declaration seines Wesens weniger Verwirrung hin­eingetragen worden, wenn sich Saunier damit begnügt hätte, die von lunnl und später von Solleysel getroffene Unterscheidung zwischen Hahnentritt und Spat einfach zu aeeeptiren.
sect; 8. Gibson*) gebraucht den Namen Knochenspat (bnne spavin) und definirt denselben als eine harte Geschwulst an der Inneren Seite der Kniekehle (Sprunggelenk). Kr werde nicht allein deswegen so genannt . weil er in Ansehung der Härte einem Knochen gleicht, sondern auch zum Unterschiede von dem Rlut-spatt, welcher weich ist und ebenfalls seinen Sitz in der „Kniekehlequot; hat. Die Ansicht Gibson's von der Entwickelung des Spat hat im vorigen Jahrhundert eine allgemeine Anerkennung gefunden. Sie ist als Ausfluss degt; damals herrschenden humoral-pathologischen System- anzuseben. OWold von den späteren Scliriftstellern mehr­fach modificirt, blieben die ürtheile Gibson's doch bis auf Rohlwes und Havemann die Basis für die theoretische Erklärung der Genesis des Spat. Daher will ich des historischen Interesses wegen die Aus­führungen Gibson's nach der Uebersetzung von Koch (S. 227. 10. Capitel) hier mittheilen.
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'#9632;#9632;#9632;] W. Gibson. A now treatise of the diseases of horses. London tTf)4. Deutsche Uehers. von Job. Georg Christoph Kucli; unter dem Titel: William Gibsons Abhandl. von den Krankheiten der Pferde etc. Göttingen 1780.
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13
Einleitung.
.,Uin jedoch die wahre Natur dieser Kraukheil zu kennen, ist zu be­merken, dass die beiden Reihen kleiner Knochen im Kniegelenk und im unteren Thcile des Knies, woselbst der Spat seinen Sitz hat, solchergestalt verbunden, ineinander gefiigl und gerichtel sind, dass dadurch die Ver­rückung dieser Gelenke verhütet wird, die sieh ausserdem leicht ereignen würde; ingleiehen, das durch die Richtung die Bewegung des Knies er­leichtert und solchem eine Federkraft gegeben werde. Bei jungen Pferden, und fast bei allen anderen jungen vierfüssigeu Tbieren sind jene Knochen sein- knorpelig, feucht und biegsam, welches zu den geschwinden und raschen Bewegungen beiträgt, wozu junge Pferde von Natur geneigt sind. Bei alten Pferden werden diese kleinen Knochen härter und dauerhafter, vereinigen sich test in Einen und machen gewissermassen einen Theil des Knies und dessen Fortsatzes aus, und zwar bei einigen so sehr, dass sie schwer von einander zu trennen sind, welches dann auch die Ursache ist, weswegen alte Pferde steif in den Gelenken werden. Das Gelenkwasser dieser Knochen besteht aus einem Sehleim von leimiger Consistenz, wodurch solche fest zusammen gefügt werden.
Wenn sich hier zufällig oder ans irgend einer Ursache ein Ueberfluss der Säfte ereignet, so wird dadurch eine Geschwulst unter der Haut und den Membranen der Kniekehle veranlasst; auch drängt sich zu Zeiten, wenn das breite Band, das diese kleinen Knochen bndeckt, mit zu vieler Feuch­tigkeit angefüllt ist. solches vor, schwillt auf, wird hart und bildet eine Geschwulst. Diese ist zuerst nichts anders, als ein verhärteter Leim ; allein durch die Länge der Zeit wird solche dein Callus eines zerbrochenen Knochens gleich mtd sieht einem Stück Kieselstein iihnlich, ohne sichtbare Poren oder Zwischenräume, ausser den kleinen Löchern zum Durchgänge der Nerven und Blutgefässe, wie sich solche in andern Knochen finden, zu haben.
Aus dieser Beschreibung legt sich klar zu Tage, dass der Knochen-Spalt seinen Ursprung und Wachsthum von der Mass,- erhält, wodurch die Knochen und Bänder des Knies ernährt werden, und dass solcher gemeinig­lich sich bei jungen Pferden äussert, die man zu viel gebraucht, ehe sie ihre volligen Kräfte' erhalten, da solche nämlich zu übermässigem Uebersetzen gezwungen oder zu sehr auf die Danken gesetzt werden, wodurch man die Händoi- und Häute erseblatil und überhaupt alle Verbindungen des Knies schwächt. Zu Zeiten kann der Spatt auch von einer liatürlicheu Schwäche herrühren, und auf diese Weise erblich sein: denn einige Pferde sind vor andern vorzüglich dergleichen Kehlern unterworfen und werde': von dem Spalt befallen, selbst wenn ihnen keine Gewalt noch harte Begegnung widerfahren. Nach Krankheiten bekommen Pferde ebenfalls den Spall, be­sonders nach solchen, wobei die Schenkel augegriffen werden. Oft rühret der Spat auch von Schlägen und andern Zufällen her, die in der Kur ver­nachlässigt werden. (Jeberhanpt kann alles, was einen zu grossen Zufhiss von Feuchtigkeiten nach diesen Theileu führt, dazu die Veranlassung geben, wenn z. 1!. Pferde zu lange im Grase bleiben oder mit vielem erschlaffen­den Futter ernährt werden.
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Literatur.
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Mangel au hinlänglicher und im Gegentheil zu lieftigo iintl unzeitige Arbeit kann ebenfalls zum Spatt beitragen, wie alle dergleichen Fälle auch Plussgallen und andere Auswüchse an den Knochen und Gelenken hervor­bringen können.
Der Spatt, welcher an dem unteren Theile des Knies hervorkommt, ist nicht so gefährlich, als der, welcher höher zwischen den beiden runden Hervorragungen des Schenkelkiiochens sieh äussert. Der Spatt nahe an der Kcko ist nicht so naebtheilig, als der. welcher mehr einwärts nach der Mitte zu sich äussert, weil dadurch die Beugung des Knies nicht so sehr leidet. Ferner ist zu bemerken, class der Spatt, der von gewöhnlichen
Zufällen herrührt, nämlich v(.....inem Schlage oder Stosse, zuerst kein
wirklicher Spatt, sondern nur eine Quetschung und folglich nicht so gefähr­lich ist, als wenn er von einer natürlichen Ursache entstanden wäre. Auch i.^r der Spatt bei Fohlen oder jungen Pferden nicht so gefährlich, als bei völlig ausgewachsenen; und bei ganz alten Pferden ist solcher selten heil­bar, indem er alsdann entweder die Wirkung einer Verdrehung der oben erwähnten kleinen Knochen, oder einer seidechten Beschaffenheit des Körpers überhaupt ist.quot;
sect; 9. v. Sind*) bal den sogenaunten Hahnentritt der Pferde nielii nl- einen besonderen Fehler betrachtet; er anerkennt vielmehr nur eine Art \'on Spat.
,,Da er die Bewegung bald mehr oder woniger hindert, so hat man ihn vor diesem in mehrere Arten, z. E. den Ochsenspatt, Hahnenspatt, dürren Spatt u. s. w. unterschieden.quot;
lieber die Eatwickelung des Spat spricht sieh v. Sind in folgenden Sätzen aus:
,.Wenn bei dem Gebrauch der Muskeln in der Arbeit die Sehnen und Bänder zu viele Gewalt leiden, und die Geftisse in demselben zu sehr ausgedehnt und geschwächt werden, so sammeln sich leichtlich die Säfte in den Gelenkbändern der kleinen Knochen, werden scharf, fressen die Theile au und bringen dadurch den callum hervor, den wir den Spalt nennen. So wie nun dieser Callus immer härter wird, so wird er auch unempfindlicher und das Pferd lernt mit der Zeit wieder besser gehen. . . Bisweilen bemerkt man bei einem Pferde nach vieler und schwerer Arbeit die Zufälle lies Spattes, ohne dass man den Spatt selbst wahrnimmt; diets ist aber ein Zeichen, dass er bald selbst zum Vorschein kommen werde und die Säfte schon ausgetreten sind.''
sect;. 10. Der Stallmeister Zehentner**) führte die Bezeichnung des unsichtbaren Spat in die Literatur ein. Er trennte den Begriff
*) Freiherr von Sind, Vollst. Unterricht etc. 4. Theil, Practische Pferde-arzneykunst 1770. S. 248.
*'*) Abhandl, von der Kunst, Pferde zu kennen; Frankfurt IS.quot;i7. 1. Cap.
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14
Gialeitunf.
sogar in drei Abstufungen: 1) den unsiclitbaren starken, 2) den un­sichtbaren schwachen Spat und 3) den Lendeaspat, welcher eemeiniff-lieh beide Hinterfüsse bis ans Kreuz, zuweilen aber auch mir einen I' uss einnimmt etc.
Pnzelius*) bat diese Unterscheidung, welche nur auf einem geringeren oder böheren Grrade eines und desselben Fehlers beruhe zurückgewiesen und über den unsichtbaren Spat folgende Erkläi-uno1 abgegeben: „Es giebt Pferde, welchen die Beweglichkeit der Ellen­bogen (Fersenbein. D. V.) oder der Hanken schwer wird, ohne dass man eine Lähmung oder einen äusserlichen. an einem dieser Theile sich befindenden Zufall bemerken könnte, und wovon mau uoeb weniger bis hierhin einen Grund anzugeben weiss; dieses uennet man den Lendenspat, oder den unsichtbaren Spat.quot; Im üebrigeu reproducirt Prizelius die Angaben Solleysel's.
sect; 11. Von grossem Eiufluss auf die Begriffsbestimmung des Spal während mehrerer Decennien waren die Ansichten der beiden berühmten französischen Thierärzte Bourgelut und Lafosse. Der 1-Jrsteie,':j) li,-u hdgende teblei'hafte Zustände am Spruuogeleuk unter­schieden: l) die Piphacke (capelet; passe-cam])ane). 2) Die Schrunden (les solandi-es) (.der Raspen legt; rapes) in der Sprunw-gelenkbeuge. 3) Die Gallen (les vessigons), worunter er die Hygrome in der (legend zwischen der Tibia und der Achillessehne versteht. 4) Den Blutspat (la varice) der in einer Ausdehnung der Schenkelblutader bestehen soll. Bourgelat war der Meinung, dass die Ausdehnung, wenn sie übermässig sei, von Schmerz be­gleitet wäre Die Ersclilafl'uug und Erweiterung der tamselbänder des Sprunggelenks sei ein besonderer Fehler, den mau mil Unrecht Blutspat nenne. ;gt;. Die Kurbe (la courbe), deren .Sitz von Bourgelat an den inwendigen und unteren TheiJ der Tibia verlegt wird, was
*) Vollst, Pferdewissenschaft Leipzig 1777. I, Bd. 8. 90, #9632;'#9632;quot;• Bourgelat. Elemenraquo; de l'art vöterinaire. Traite de la conformation
exterieure du cheval 1. Ausg. Paris 17C8. .'). Ausg. besorgt von .1. I! Hnzard.
1818, — Deutsche l'ebers. der ersten Ausgabe von Johann Knobloch; unter dem
Titel: Bourgelat's Anweisung zur Kenntuiss und Behandlung der Pferde. Prag
und Leipzig 1789.
1
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Literatur.
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ihm mit Recht von Lafossp zum Vorwurf gomaclit wurde. G) Die .Spate i)e.~ eparvins), von denen mau his dauin schon 3 Arten unterschieden habe: den trockenen Spat (Tdparvin see), den Ochsen­spat (l'eparvin de boeuf) und den callüsen S|)at (l'^parvin calleux). Unter dem Namen iles trockenen Spat beschreibt Bourgelat blos den Zuckfuss oder Hahnentritt le tnouvement de harper). Den Uclisen-spat will er dagegen nicht anerkennen. Er sagt, dass heim Ochsen bisweilen an der ganzen inneren Seitenfläche des Sprunggelenks eine Geschwulst durch die stockende Lymphe tier Grelenkbänder hervor­gebracht werde, die im Anlange weich sei. später aber hart und gypsartig werde. Die Möglichkeit einer seieben Geschwulst beim Pferde sei zwar nicht zu leugnen. Wenn sie aber wirklich zugegen wäre, dürfe man sie doch nieht für ein, dem Sprunggelenk eigenes Üebel halten, weil sie sieh auch an jedem anderen Körperlheile eben so erzeugen könne. Bourgelat beb m endlich, dass die einzige Geschwulst, die bei Pferden wirklich als Spat angesehen werden sollte, die callöse sei, die ihren Sitz im Knochen selbst habe. Es sei dies eine Beingeschwulsl (gonflement) am inneren und oberen Theile des Schienbeins, welche auch die Alten Spat (eparvin) ge­nannt haben. 7) Das Rehbein (le jardon oder la jarde), eine Ge­schwulst — une lumeur cm un gonflement — am ausseren oberen 1 heile des Schienbeins, hart und von gleicher Natur \4le Kurbe und Spat. Auch die Folgen seien nicht weniger traurig. 8) Die Keilen (les cercles), eine Geschwulst, die das Sprunggelenk ringsherum um-gieht, aus Schlägen, Anstrengungen, Gelenkwassersucht etc. hervor­gehe, in wirkliche Gelenkverwachsung ausarte und mit einem totalen Verlust der Bewegung im Sprunggelenk verbunden sei.
Dass Bourgelat den Erkrankungen des Sprunggelenks eine grosse Wichtigkeit beilegte und dass seine Darstellung ihm selbst vielleicht nicht genügt hat, resultirt ans folgender Schlussbemerkung; ,,A]le diese verschiedenen, bis jetzt mehr nach ihrem Sitze, als nach ihrer Beschaffenheit und ihren Ursachen bekannten Fehler, von denen ein mit der Leistung der grössten Anstrengungen betrauter Körpertheil betroffen wird, sind immer sehr zu fürchten, ohne von denjenigen Fehlern zu sprechen, welche als anderweite Folgeu der
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IG
Einleitnncr.
gleichen Anstrengungen entstehen and aoch keine eigenen und selb-stiindiüen Benennungen erhalten baben.quot;
#9632;.
sect; 12. Lafosse*) hat sicli in den wesentlichsten Punkten zu
ähnlicheu Ansichten bekannt, wie ^ie von Bonrgelat vertreten wur­den. Von dem Ochsenspat sag! Lafosse, dass er eine uatürliche Geschwulst oder eine Verdickung sei, mit der das Pferd geboreu werde. Sie bestehe fast immer auf beiden Gliedmassen zugleich. Ein derartiges Sprunggelenk der Pferde heisse auch: jarret du boeuf. Ais trockenen Spat beschreibt aucb Lafosse den Hahnentritt oder Zuckfuss, binsichtlich dessen er zugleich versichert, dass er bei ver­schiedenen Sectiouen derartiger Pferde Nichts gefunden habe. Nur die Griffelbeine habe er stärker augetroffen. Dieselben schienen die Beugesehneu zu reizen.
Der schwielige Spat (l'eparvin ealleux) käme von einer Aus­dehnung der gemeinschaftlichen Seiteubünder und der besonderou Bänder her, welche den Mittelfussknochen mit dem Kahnbeiu vei*-binden und derjenigen Bänder, welche die letzteren unter sich ver­einigen. Mii (Jurechi hiesse der Spat der schwielige. Denn im Beginn sei er weich: er würde darauf hart und endlich schwielig, oder besser: er verknöchere. Genau ausgedrückt verdiene nur diese Art 'mn Uescliwul.-i den Namen Spat.
sect; L3. Kcrsting**) erzählt, dass die Pferdeärzte fünferlei Spat aufstellten: Ochsen-, trockener. Blut-, Lenden- und Hahnen-Spat. I uter diesen nehme er nur einerlei Spat an, „dessen ganze Ver­schiedenheit dann besteht, dass er einmal der trockene und ein andermal der feuchte Spat genannt werden kann.quot; Aus der Be­schreibung (versting's gehl hervor, das,-, er als „feuchten Spatquot; das Hygroin in der Bursa des Sehienbeinbeugers augesehen hat. heu sogenannten Blutspal identilicirl er mil der Sprunggelenk-Galle und über den coufusen Begriff des Lendenspat giebt er folgende treffende
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':) Lafosse. Cours d'hippiatrique. Paria 177quot;J **) Johann Alt;iam Kersting's nachgelassene Maimscripte iilier die Pferde Ai'zin-iraquo; i--.nsi-liMit. HeraiiSfirej'L'ben von Sothi'ii. #9632;_'. Auli. Berlin 1792. •'lt;. 11'
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I.itor.'itur.
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Bemerkung: „Unter dem Namen des Lendenspats verstanden die Alien jede Lähmigkeit, wenn da,s Pferd an einem oder dem anderen Hinterbeine beständig etwas hinkte micl sie den Sitz dos Schadens niclit zu bestimmen wussten. Wenn das Pferd bei allen angewandten Hilfsmitteln hinkend blieb, so gaben sie solche Lähmigkeit für den Lendenspal aiigt;. In was aber der Lendenspal eigentlich bestehen sollte, dai'über hat sich Keiner erklärl und meines Erachtens hat es-auch ICeiner gewusst.quot;
Für die Unterscheidung des Spa1 in treckenen und teiicliien wird von Kersting ;dgt; besonderes Kriterium angegeben, dass der Feuchte Spal also das llvgroma des Schleimbeutels — plötzlich auftrete, während l)ei dem trockenen Spal die Cleschwulsl ei^sl später erscheine, nachdem das lietreffende Pferd lange zuvor schon gelahmt babe. n.'igt; Zustandekommen des ^trockenen Spatquot; erklärt Kersting in folgender Weise:
„Der Anfang des trockenen Sj^it besteht darin, dasa durch eine widernatürliche Bewegung des Kniegelenks (Sprunggelenks) die sehnen-hsiftcu Zasern, womit die zwei hingen, aufeinander liegenden Gelenkknocheu zwischen der Stelle und dem oberen Thcile des Schienbeins aufeinander befestiget werden, übernatürlich ausgedehnt worden simi. Durch diese Aus­dehnung verlieren diese Bänder diejenige Beschaffenheit, welche sie geschickt macht, hei der Bewegung des Heines auf einen gewissen Grad, ohne Schmerzen dabei zu empfinden, verlängert zu werden Ks kann auch sein, dass die .Säfte zwischen diesen Zasern zu stocken anfangen and daher das Pferd heim Anfange einer Bewegung Sirinnerz empfindet, wenn diese Gelenk­kapseln in etwas ausgedehnt werden. Ein solcher Schmerz hält bei Pferden eine geraume Zeit an, ehe die Gelenkkapseln dieses Orts dicker werden und eine Erhöhung des S|iiits zum Vorschein kömmt. Man kann daher leicht bei solchen spatigen Pferden bintergaugen werden, indem die Aus-tretung des Spats nicht im geringsten wahrzunehmen und dennoch dasselbe davon hinkt. Oft veranlasst dies, die Ursache des Hinkens in der Huft oder anderswo zu suchen. Sobald dieser trockene Spat anfängt auszu­treten, ist derselbe von Anfang an nicht weich, wie der feuchte Spat, sondern so hart, wie Knochen anzufühlen, wde denn auch in der That die sehnenliaften Gelenkkapseln an dem lt; gt;rte, wo der Spat sieh befindet, gar bald knochenhafl werden.quot;quot;
sect; 14. Ahildgaard*) trennf in seiner Auffassung zwischen zwei Arten von „Beinspatquot;. Die erste isi identisch mit Kurbe. Die
*) Unterricht von Pferden etc.; Kopenhagen und Leipzig 1771. S, 81 Uieckcrliuftquot;: Sjiat der Pferde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;gt;
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Eia1eitnnegt;,
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zweite isl dasselbe, \\;i- die Franzosen „eparvinquot; nenucn und von ge­ringerer Wichtigkeit, „weil dieser Beiuspal aieclriger und folglich dem Gelenke nichl -lt;gt; anlic sitzt.quot; Abildgaard liilll den Beinspat för ..eine Auswachsuug ans dem Knochen selbstquot; und t'iijj:! aoch folgende Erklärung hinzu: „Trockener Spal wird der Zufall uneigent­lich genannt, wenn das Pferd eben tiichl binkt, aber die Hinterbeine sehr schnell bewegl und sie im Gehen gleiciisam zu gt;ieli reisst. Es verrätli gt;\r\\ diese unorclentliclie Bewegung sehr deutlich durch die ersten Schritte, so das Pferd Ihut: isl aber, wenn das Pferd etwas gegangen und wann geworden, mein mehr wahrzunehmen, üebrigens ist an dem Beine selbst Nirln- zu sehen. Es muss aber dieser Zu­fall m den Muskeln und den;)) Nerven seinen Sitz haben.quot;
Diese Mittheilung lässl erkennen, class der berühmte Verfasser
die Zufälle des Hai.....ntriM der Pferde nur oberflächlich beachtet
bat. Im üebrigen bal A. noch unterschieden den „Blutspatquot; — bestellend in einer A.nsdehnung der vena saphenanbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; und den
„Wasserspatquot;, womit er dir Sprunggelenk-Galle meint.
gt;j 15. In einer, im Jahre 17S5 zu Wien anonyiu erschienenen Ab-nandlung von dem Bau, Adter und Farben der Pferde werden folgende Krankheiten des Sprunggelenks unterschieden: II Aderkropf oder Blutspat. quot;.') Zuckfuss, Hahnpntritl oder Hahneuspar. „IHe Ursache dieser Bewegung hegt wahrscheiulicher Weise im Sprunggelenke, die man aber weder von aussen sehen, noch innerlich bei der Zerlegung der I heile linden kann. V\ ir suchen sie blos in einer krampfartigen Zusammenziehung der Schenkelnerven, die die Pferde im Gehen den Fuss liöher, als im aatiirliehen Stande aufzuheben zwinget.quot; '.'gt;} Piphacke. 4) Rehbein oder äussere Schale „an der äusseren Seii(; des Sprunggelenkes, etwas ab- und rückwärts.quot; Das mein-nach vom gelegene Rehbein wird für unschädlich gehalten. „Ist hingegen der Auswuchs mehr nach rückwärts gegen die Flachse zugekehrt, so geben die Pferde gleich im Anfange krumm, weil alsdann die Flachse bei ihrer Bewegung sich daran reibet und dem Thier Schmerzen macht.quot; 5) Flussgallen, worimtev die Sprunggelenk-Galle verstanden wird. 6) Der wahre Spat .... entstehet oberhalb am inneren vorderen Rande des ersten Knieknochens (Gritfeibein?) an dem Ort,
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Literatur.
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wo die Schenkelgefässe und der Schenkelnerve berablaufen. Er ist von zweierlei An. bald isi er glatt, rund und Hacb, wie o\u Hügel; bald auf dem kleinen Knöpfcheii wie Linsenkömer berauswachsend. Ju beiden Fällen gehen die Pferde lahm, vorzüglich aber im letzten, weil von diesem die darüber kleidende Nerve mehr gereizel wird, als von Jenem. Im Ä.nfange ist dalaquo; üebel schwer /.n erkennen. Derjenige, der von der Bewegung des Schenkels und den natürlichen Er-höhungen des Sprunggelenkes nicht genaue Begi'iffe hat, kennt es gar nicht. Audi der geübte Kenner kann es übersehen, wenn er das Pferd betrachtet, dasgt; es eine Welle gejagel worden und sicli erhitzet hat, weil es alsdann Fast ganz gerade gehet; wird es hin­gegen aus dem ruhigen Stande vorgeführt, so verräth sich das üebel deutlich, weil da- Thier mil dem fehlerhaften Schenkel zurücke bleibt und im gehen gleichsam nachschleppet.quot; 7) der Ochsenspat, „der etwas mehr ober- oder rückwärts entstehet, ist minder schädlich., als tier wahre, weil er weder der Nerve, nueh einer Flachse im Wege ist, die über das Sprunggelenk gehen. Bisweilen isi er gar natür­lich, das ist kein Beinauswuchs, sondern eine blosse weitere Mer-vorragung des inneren Randes vom 4. Knieknochen, die eine dem Spat ähnliche Erhöhung von unten vorstelltquot;. 8) Die Schale oder der Knrli „entsteht mitten an der inneren Seite des Sprunggelenks. Sie bestehet ebenfalls in einem beinigten Auswuchs, der aus der Mitte des inneren Theils der Rolle oder des ersten Knieknochens hervorsprosset. Sie macht im Anfange die Thiere nicht so Lahm, wie der wahre Spat. Wie diese Geschwulst älter wird, so vermehrt sich ihre Grosse, oft breitet sie sich so ans. class die Knieknochen ganz zusammen schliesscn, die Ligamenten sieh verbeinern, das Gelenk gleichsam eingeklammert, die Bewegung gehemmt, der Schenkel steif und das Thier lahm wird.quot;
sect; 16. J. 1gt;. Busch*) verlegt den Sitz des Spat „zwischen die Flechsen der inwendigen Seite des Kniegelenk.- der Hinterbeine.quot; Er verwirft die Bezeichnungen Blutspath, Beinspath, Lendenspath, Ochsenspath, Hasenspath u. dgl. weil mit denselben ganz andere
*) J. 1). Busch. Archiv für Rossärzte uml Pferdeliebhaber, Erstes Biiud-elicu. Marburg 17S.S. Versuch einer Abbandlnng aber ileu Pput der Pferde.
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Kiiili'itimp.
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kruriklieiifii gemeinl seien, die mil dein Spat nicht verwechselt werden diuften. Er findel die Einthellung in sichtbax-eu und unsicht-baivn. sowie in trockenen tmd feuchten Spal lächerlich. Die Eul-stehung des Spal erklärl Busch ähnlich, wie schon Gibson vor ihm - aus einer Ansackimg der lymphatischen Flüssigkeit, welche dem Gelenk (Bändern und Seh neu) in bestimmten Get'ässen („Pliess-wassergeßisse-') mgeführl werde. Diese in den Gefössen enthaltene Lymphe werde durch mancherlei Ursjichen (Tiarte Strapazen, plötz­liche Erkältungen u. s. w.) zähe, sie verdicke sich, Ixiiufe sich mehr an und verhärte endlich /u Knochen. Wem, durch Gewall gar einige Fliesswassergei'ässc /ejrisseu. so trete die Lymphe in die Zwischenräume des Zellgewebes und werde dort zu Knochen. Hierin beruhe tier erste Keim des wirklichen Spat. Die heim Spat vorkommenden parostcalen Knochenneubildungen sind von Husch schon gesehen worden. Dagegen ist ihm die Erkrankung der Ge-lenkflächeu noch uicht bekiinnt.
Vierordt*) schliesst sich der Ansicht v.m Busch au. Auch nach ihm igt;i die näeli-^ie Lisadie des Spal ..die allzugrnsse Aus­dehnung oder Zerreissimg der Gefasse, welche den Knochensafl und den Bäudersafl (nichl Gelenkschmieie) fiiluen und Austretung jeuer Säfte zwisclien die Gelenkkiiuchen als l'olge einer durch allzustarke Anstrengung dieser Theile emstamlenen Schwäche.'- Hiernach könne. wie Vierordt helmu[)te.t, der Spatkm.chen an verschiedenen Stellen des „hinteren Kniegelenk-- entstehen, nhne deswegen seinen Namen zu ändern.
sect; 17. Kohlwes**) dei iiiilt;trcitig eine reiche Ettahrung über die Entwickelung der chronischen Krankheiten des Spnmggelenks besass lia( flen Sitz de- Spiil auf die Knocheu-Erhabeuheiteu beschränkt, die medial am oberen Ende des Schienbeins, am kleinen undgrosseu schifiormigen Hein und am Pyramidenhein vorkommen. Auch die Ursachen des Spat hat Rohlwes ganz correel als ererbte Anlage und
¥) Practisches Handbuch tut Thierärzte, Carlsruhe 1800; S. isi8. '*) Joh, N'icol. IloliUvHs. Magazin für die Thierarzneykunde; III. Band BerUn 1801. Abhandhuig vom Spat de- Pferde, dessen Ei-keimtni.ss, Sitz. Kirr..,,-'
sebaft und Hcilart.
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Literatur.
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nh äussere Veranlassung getrennt. Nach llmi i^f dio äusserliche nnd wahre Ursache, die einen Spai erzeugen kann, eine Ausdehnung der sehnigen Verbindungen am Sprunggelenk. Hierdurch entwickele sich an der tnsertionsstelle des sehnigen Bandes eine Entzündung, die einen Zufluss von Säften bis in den Knochen hinein und eine Erweiterung des letzteren erzeuge Die Erweiterung entstehe am Kopf des Schienbeins und an den schiffömiigen Reinen um so leichter weil diese Knochen einen porösen und lockeren Ran bätten. Femer dachte Rohlwes. class durch die Zerrung eine Verletzung der Knochen­haut nnd in Folge dessen Kntzimdung mil Zufluss von Säften und Erweiteruns! des Knochens berbeis'efiihrl werden könne.
sect; 18. Mii der im Jahre 1805 veröffentlichten Entdeckung, dass heim Spat die Gelenkflächen selbs) erkrankt -eien. formtdirte Havemann*) eine neue Theorie der Spatlahmheit. Dieselbe hat lange Zeit hindurch eine ziemlich allgemeine A.nerkenniing gefunden.
üeber die Beschränkung des Begriffs vom Spat hat Havemann die Ansichten Kersting's acloptirl und auch die Eintheilung in harten oder Knochen- und weichen oder feuchten Spai beibehalten. Doch hat er ~ieli nicht darühei' ausgesprochen, wsis unter dem Namen des feuchten Spai eigentlicli verstanden weiden soll. In lliiiHehi auf die Xunienehiinr der Spnitiggelenk-Knuiklieiteii lud Llavemann die Wdiie: Kinlie. llasenliiic.ke, llasenspal und Uehbein für congmente Begriffe angesehen und unter denselhen die hinten und nach aie--w;i;'igt; am Sprunggelenk (eine Haudhreil unter der Spitze der Hacke) vni k.iinmende Erhöhung verstanden. Die Erweiterung der sogenanten Spatader stellt er in Abrede und den „Rlutspar' Ix'trachtel er al^ gleich­bedeutend mii llinterkuieheiigc- otler Rtannen-üalle res]). W'asserspat.
Schon Kersting hatte gelehrt, dass bei manchen Pferden die Spatlahmheil längere Zeit vorhanden raquo;ei, bevor die Spaterhöhungen hervortreten. Durch Zehentner war der Name des unsichtbaren
Spat bekannt geworden. llavemi..... betonte, dass dieser Spat
weit seltener sei, als die anderen Arien. Ihm genügte aber die Erklärung nicht, dass die K.....;henspitzen durch Druck
n
#9830;) August Conrafl Havomnun. Anleitung /.ur Beurtheilnng des ilussern Pferdes otc. -2. Aufl. Hannover 1805. 3, Aufl. 1822.
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Eiiileitunsr.
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gegen die Bänder .....I Sehnen ein,, schmerzhafte Empfindung und
dadurch ein Lahmgehen der Pferde bedingen sollten. Gestützl auf mehrjährige anatomische Untersuchungen deutete er das Zustande­kommen der Spatlahmheif mil folgenden Worten: „Die wahre Ur­sache der Lähmung beim Spatte liegt immer in den kranken Ge­lenkflächen. Sobald die Gelenkflächen der platten Knochen rauh werden und mithin die Natm-auf ein Zusammenwachsen der Knochen (anchylosis) hinarbeitet, ßlngt die Lähmung an. Bei dem unsicht­baren Spatte lösen sich die knorpeligen Gelenkflächen eher auf und werden rauh, machen mithin das Pferd lahm, bevor sich au.swcndig auf den Knochen Knochenmaterie absetzel und den Spatt sichtbar macht. Hiemus gehl dem lieh die Unmöglichkeit hervor, dass sieh die Lähmung beim Spatt durch Brennen oder durch andere Mittel abhalten, oder wenn sie schon eingetreten ist, heilen lasse.quot;
sect; 19. Gegenüber dieser Theorie verblieb indes- Naumann*) bei der älteren Ansieht, dass die Spat-Erhölumg nach ihrer beson­deren Lage an irgend ein Band oder eine Sehne stossen könne und in Folge der hierbei verursachten Schmerzen die Spatlahmheil hi­
ding.-. Naumann erweitert auch den Begriff des Spat wieder dal dass unter demselben mehrere, das Sprunggelenk besond
im. an-
gehende Uebel zu verstehen seien. Ais Ochsenspal bezeichnet er in Uebereinstimmung mit den englischen Thierärzten die in der Sprung­gelenkbeuge bervortretende (relenkgalle.
S. von Tennecker** suchte zuerst den Zwiespalt zwischen den Ansichten Uavemann's und der älteren Auffassung zu vermitteln. Er vertritt die Meinung, das- der Spat (der harte oder Knochen­spat) oft auf der Heibeflächc der Gelenke -einen Anfang nehme und sieh oach den Seitenflächen des Sprunggelenke erstrecke, in anderen Fällen aber auf der äusseren Fläche der Knochen anfange mid sich auf die Reibefläche der Grelenke ausdehne. Von den Pferden, bei denen sich der Spat entwickelt, ohne dass die Thiere lahm gegangen
;';) Hoher die vorzüglichsten Theile der Pf'terdewissenschaft. Berlin 1815, ,quot;gt;) Vgl. ila^ Oanze der Thierheilkunde von Rohlwes. Fortgesetzt von S. v. Tennecker IV. Theil. Leipzig 1825.
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Literatur.
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sind, oder spater lahm werden, glaubl Tennecker, dass dor Krank-beitszustand nur auf der ümfläche der Knochen bestehe und laquo;ho Gelenk-Knorpel noch iiiclit afficirl babe.
Bürger*) betrachtel den Spal gleieb dem üeberbein und der Schale als eine Knochengeschwulst (osteophyma). Sein Vorschlag, für denselben den ICunstausdruck „tarsosteophymaquot; anzuwenden, hal indess keinen A.nklang gefunden. Indem Barger ganz sachgemäss die Gallen algt; unablüingig vom Spa1 imd unter dem Namen der Gelenkwassersuchl begreift, iiiachi er bezüglich der anderen Sprung­gelenkfehler folgende Unterscheidung:
a.nbsp; nbsp;Piephacke Pternophyma).
b.nbsp; Hasenhacke, Easenspath, Rehbein, Kurbe der Pferde (Lagop-terna equorum).
c.nbsp; nbsp;Blutspath, Ochsenspath, feuchter Späth, weicher, fetter Späth, Blutgalle (Tarsocirsus), worunter eine Ausdehnung der Vena saphena verstanden wird, die alter nur selten vorkomme.
(I. Knochenspath, wahrer Späth, trockener Späth der Pferde (Tarsosteophyma equorum I.
E. Viborg**) bringt verschiedene Spnmggelenkfehler unter den Begriff des Spat. Der eigentliche Spal wird als Knochenspat (beenspat) und wenn sich die Ikostose zugleich unter die Vena saphena erstreckt, als A.derspat (aarespat bezeiclmet. Daneben wird der Zuckfuss unterschieden als Hahnenspat (haiies[nit); ferner das
Rehbein als Hasenspat (harespat otlej' liarel.....n): der Ochsenspat
(kospat), ilessen Sitz an die äusstne Seite des Sprunggelenks verlegt wird: der Wasserspat (vamlspat), worunter die Sprunggeleuk-Galle veistandeii wird: der Bluts[iat ((dudspat) als varix der v. saphena und der Zellgewel)ss|)at (cellevaevsspat) womit die von einer Ent­zündung des medialen Insertiousseheukels vom vorderen l uter-
schenkelmuskel fleischige Poiti.....les Schienbeinbeugers) abgeleitete
schwielige Verdickung des Schleimbeutels an der inneren Sprung­gelenkfläche bezeichnet wird.
Eurtrel d'Arboval***) folgt dem Vorschlag von Bourgelat und
-' :,ifi
quot;- II. Bürger. Die Veterinair-DiagnostiU etc. Berlin 1830. **) Hestens Ydrelaere ved Eric Viborg. 1821. S. in:;. ***) Dictionnaire etc. J8-2i;. Deutsch von Reunur. Weimar isrrj.
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Eililflluiig-.
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Lafosse, das Wort „Spatquot; nur für die Knoehengeschwulsi zn s^-Iiraiiclicn. die an cfej inneren Seite ded Elöhrenbems unter dem Sprimggelen]? des Pferden entsteht.
Dieterichs*) definirl den Spat im Sinne 1 hixcnninnV als eine
Entzündung der Gelenkflächen, der Gelenlcknorpe! und der K.....iheu.
Er machte den Vorschlag, für das Leiden den technischen Namen „tai-sarthrocacequot; zu bmutzen, ohne indess eine allgemeinere Zu.stim-miins; zu finden,
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#9632;
sect; 20. Conrad von Hochstetter**) betrachtet unter Spat im All­gemeinen alle Schäden tun Sprunggelenk, welche die Beugung und ehe Kraft desselben heeintmehtigen oder schwächen: Insbesondere
unterscheidet er vier verschiedene Arten (den Blutspat, den K.....;hen-
spat, den Ochsenspat oder Sehneus[ial und den llalinentritl oder trockenen Spat), die alle an der inwendigen Seite des Sprungelenks vorkommen.
Das Wesen des Knochenspat oder „Untersatzquot; findet Elocii-stetter In einer Knocheuansclnvellung des (Spat- Hügels am Schien^ bein und der Scliwielen der schitförmigen Beine. An diesen Stellen inserire sich die Sehne des \(.rdeien Kmlen-Jluskels, den er auch Sprunggelenk-ßeugei- benennt. Nach Hochstettcr soll durch diesen Muskel der untere Theil des Sprunggelenks in den Schraubengängen der Tibia „aufgerolltquot; werden. Da bei dieser Bewegung ein bedeu­tender Kraftaufwand erfordert weide, so entstehe an dem Ein­pflanzungsorte der Seh,.....i,,,. „gewaltige Zerrung und .\nschnel-
lung.quot; Hierdurch werde der Elügel des Scliienbeins (J{öhre) in -einem Zusamiuebunge mil den übrigen Knochen verletzt. Der
Km.dien gt;elbsl laquo;erde in Folge dessen aufgelockert .....I es entsehe
ein Knochenauswuchs. Sobald die Kiu.chengeschwulsl (die aus­getretene K.....•Iienmaieii,.; sich gehörig verhärtet habe, und der Zu­sammenhang derKuochen wieder hergestellt sei, Hessen die Schmer­zen nach, so dass die Spatlahmheit in vielen Fällen wieder aufhöre.
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#9632;
*) Veteriniir-Cliirurgiu, Berlin 1822. 5. Anil. 1850.
**) Theoretisch-praktisches Handbuch der Pferdokenntniss imd Pferde­wartung, Drei Theile. Bern 1821 bis 1824. III. S. 79.
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Literatur.
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Dir Theorie Hochstetter's knfipfl an die ältere Ansicht von EloUwes an. Sie unterscheidel sich von derselben nur insoweit, als Hochstetter eine Zerning lies Knochens an der (nsertionsstelle und beziehungsweise durch die Wirkung des Schienbeinbeugers voraus­setzt, während Rohlwes die Entwickelung des Spal von der Zerrung des Periosl an der Ä-nheftungsstelle der Bandmassen überhaupt ab­leitet. An citicr anderen Stelle seine.- oben citirten Werke- (II. S. 90) -nebt Hochstetter die Entwickelung des Spal von einem ..allzu hef­tigen Aufprallen der Lasi auf dem Grelenke und von der allzu ge-waltsamen Anschnellung des Fersenbeins durch die Achillessehnequot; herzuleiten, weil hierdurch die besonderen inwendigen Baader eine Verletzung des Knochens mi ihren Einpflanzungsstellen (den schiff-förmigen Beinen und dem Röhrenbein) herbeifübrten. Der Ociisen-.s|)!it wird von Hochstetter mil dein Zellgewebs-Spat Viborg's identificirt.
sect; 21. Schwab*) liissi den flehten, wahren oder Knochenspat ;hin einer Entzündung der Knochen hervorgehen, welche durch Er-schütterung derselben, vorzüglich aber durch Zerning, mich theil-weise Zerreissung ihrer Bänder veranlasst werde. Das Wesentliche des ächten Spal sei nicht die Ant'treilmng (Anschwellung), sondern die Verwachsung des Knochen untereinander.
Nach'Schwab s(,li die Häufigkeil des Spat gegenüber anderen Spnmggelenkfehlern zinn Theil darin begründet sein, das- die innere Seite des Tarsus schwächer gebaut sei, algt; die äussere und weil das innere Seitenband minder fest mit dem Knochen verbunden sei. als da- äussere. Auch soll beim Setzen. Pariren u. -. w. da- Gewicht rle- Körpers -ehr stark auf die innere Seite fallen, wodureb die Bänder gezerrl und die Gelenkflächen gequetscht würden. Entgegen der Ansicht Ilaveniann's spricht Schwab die Meinung aus, das- die Schmerzen und resp. das Hinken aus dem Leiden aller Gelenktheile und aus der verminderten Beweglichkeit der Knochen bervorgehen.
Der uniiehte. falsche oder Ochsenspat sei zwar auch eine an­gewöhnliche, selh-t widernatürliche Erhöhung imi der inneren Fläche
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*) Anleitung zur äussereraquo; Pferdekemitniss. Züricli 1831. 'S, Aufl. 1836.
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Einleitung.
des Spronggeleiiks, werde ahn- nicht durch äussere Ursachen resp. durch Entzündung veranlagst. Vielmehr sei dor Ochsenspal eine Folge der Knochen-Erweichung, von welcher übrigens nur die Füllen unter einem Jahre und auch nur sollen befallen würden. Die Unter­scheidung vom ächten Spal soll darin liegen, dass der Ochsenspal an beiden Sprunggelenken an der gleichen Stelle und meisten.-- auch von ganz gleicher Grosse vorkomme, ferner dass die Beweglichkeit der Gelenke beim Ochsenspal vollkommeD frei sei.
sect; 22. Die Verwirruni;' über den Begriff des Spul bei den alteren Autoren wurde von Hering*) zutreffend hervorgehoben. Derselbe erörtert den Spat oder Beinspat als eine Exostose an der inneren Fläche des Sprunggelenks, deren nächste Ursache in einer Entzündung der Beinhaul beruhe. „Starker Gebrauch, schiefe Tritte u. s. w. können eine solche Entzündung veranlassen, am ehesten an den Stellen, wo sieb eine Sehne oder ein Gelenkband an die Bein­haut befestigt und bei starker Anstrengung sich von dem darunter liegenden Knochen loszutrennen strebt.quot; Aehnlicb wie Schwab glaubt auch Hering bezüglich der Aetiologie des Spat, dass die Gesammt-last des Körpers immer mehr gegen die Mittellinie wirkt und dass somit auch die inneren Theile der Glieder bei vielen Stellungen und Bewegungen mein- zu tragen haben. algt; die äusseren. Leber die Spatlahmheit aeigl sich Hering später**) der Ansichi zu. classf der Schmerz und das Hinken beim Spat von der Entzündung der Knochen und der Spannung der dureb die Exostose emporgehobenen Bänder und Sehnen abhängig sei.
(;i. \V. Schrader***) i-t im üebereiustiuiuuuig mil Havemanu der Meinung, dass die Geleiikflächen zwischen dem grosseu und kleinen schifförmigen Bein in Folge von Stauchung und Quetschung der Knorpel üuersi entzündlicli erkiunken und dass hieraus Carlo der Knorpel und Knochen tail gegenseitiger Berührung und Ver-
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*i Vorlesungen für Pferdeliebhaber, Stuttgart 1834. S, IM, **) Operationslehre, Stuttgart lS.rgt;7. S. 295.
*'*quot;') (i. W. Schratler Vprzeicbn. meiner Samml. kraukh. Knochen vom Sprunggel. des Pferdes, Nelisi e.iuigeu Bemerk, in Bcziifr auf Spat. Mag. von Gurlt und Hertwig, 5. Jahrg. imi.K S. Wgt;.
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Literatur.
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wachstmg der letzteren hervorginget „Igt;ie Spatexostoseü tnaclien so zu siigen den Schluss bei dem ganzen Vorgange der Spatbildong.quot;
Kvclmer*) vermuthet, dass bei der Entstehung des Spat die Gelenkbänder zuerst leiden und mil ihnen die Beinhaut, „woraus eine chronische Entzündung sicli entwickelt, die sich bis in das Knorpelhäutchen der Gelenkflächen hinein erstreckt.quot; Demgemäss sei der Spat eine Knochenentzündung mit oder ohne tiefe Gelenk­entzündung und deren Folgen.
Strauss**) will den Begriff des unsichtbaren Spat nicht aner­kennen. Er ist vielmehr der Ansicht, dass die Krankheitsfalle, die zu der Aufstellung des unsichtbaren Spat geführt haben, in einer ßeinhautentzündung, beziehungsweise in der entzündlichen Entwickc-lung des Spat beruhen.
sect; 2?gt;. In der späteren Zeit sind keine weiteren selbständigen Ansichten über die Entwickelung und die besondere Natur des Spat beigebracht worden. Mindestens habe ich nicht finden können, dass die neuereu Autoren über die anatomische Grundlage des Spat eine Behauptung aufgestellt bätten, die in der iilteren Literatur nicht bereits angedeutet wäre. Der Vollständigkeit wegen will ich indess noch einige ürtheile anführen, von denen die Auffassung einer grösseren Zahl von Thierärzten bis /.uv Gegenwarf beeinflusst wor­den ist.
Baumeister'*quot;) hat neben anderen Sprunggelenk-Fehlern unter­schieden: den Blutspat als varis in der v. saphena; den weichen Spat als eine seröse Anfüllnng der Bursa des inneren Sehnenastes für den Backbeinmuskel des Schienbeins; den Spat oder Beinspaf als eine, durch vorausgegangene Entzündung erzeugte Auftreibung und Verwachsung der Sprunggelenk-Knochen unter sich, mit dem Schienbein und inneren Griffelbein; den Ochsenspat als harte Er-babenheiten auf beiden Flächen degt; Sprunggelenks, jedoch ohne Knochenauswüchse.
sect; 24. Die englischen Thierärzte (Coleman, Goodwin, Percivall,
*) Hippiatrik. I. Band. Bern ts^J. S. l.M, **) Vet. Chirurgie, Wien lS4.i. S. 606. ***i Kenntniss ile* änsseren Pferdes, Statterart 1846.
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Youad ii. A..) erkennen den Spal als eine Exostose an dor inneren Seite des Sprunggelenks, die ihre Entwicklung durch eine Entzündung der Gelenke an den kleinen Sprunggelenk-Knochen, namentlich an den schifformigen Beinen linde. Mit der Entzündung trete Knochen-raaterie ans, die das Verbinclungsmittel zwischen diesen Knochen abgebe und mil deren weiterer Ausscheidung sich die Geschwulst an der inneren Seite des Sprunggelenks bilde. Nach Goodwin*) soll der Spa1 zunächsl mil einer Entzündung und Ulceration der Syno-vinl-Jlemliran zwischen beiden schifiwmigen Beinen beginnen. Durch die A.usbreitung dieses Prozesses auf die Knochen entstehe Caries. Youatl (ibid. S. 358) ist dagegen der Ansicht, dass diese Entzündung eines Theils der Synovial-Membran noch nicht Spat sei. Letzterer bestehe immer in einer Vergrösserung.
In der thierärztlichen Gesellschafl zu London wurde die Dis­kussion über den Spat Jahre hindurch fortgesetzt, worüber die Sitzungsberichte im „Veterinarianquot; mitgetheill sind.
Carlisle**) lindet die Ursache de- Spat in einer Ausdehnung und Erschlaffung der Haft bändet' am Sprunggelenk. In Folge dessen entstehe eine Ablagerung von Knochemnaterio und erst seeundär
Entzündimg der Syim vial-Mem bran sowie ülceiari.....md Absorption
des Gelenkknorpels. Spo.....#9632;lt;#9632; und Youatl (ibideni S, Mo treten
dieser Meinung eutgeiien und glauben, chuss der Spal in einer Ent­zündung und Verknöcherimg der Gelenkknorpei beruhe, deren Ur­sache nicht in einer Ausdelmung. sonderu in fiiner Erschütterung (concussion) der Sprimggelenkbänder zu suchen sei. Carlisle hat ebenso, wie schon vor ihui Schwall, die Meinung ausgesprochen, dass die innere Sein- di- Spinnggelenks stärker ttelastei werde als die äussere und das.- in diesem Verhalten eine Ursache des Spat gefunden werden müsse. Youatt***) behauptete sogar analog wie Havemann von dem l:el(erliein am Vorderschenkel angenommen hat, dass wegen der einseitigen Belastung des inneren Griffelbeins
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*) Ct. Tht Veterniariau 183.1. Vol. 111. S. 155. **) Cf. The Veterinarian 1839. Anhaug S, 107. ***) Vouatt. Das Pferd etc. Deutsch bearbeite! von E. Hering. .Stuttgart 18:17. S. 285.
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Literatur.
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die Verbinduiig zwischen diesem und dem Röhrenbein zuniiclist ai'ticiil wridc.
Das Wort Bugspat (bog-spaviu) wiiil in England allgemein füi' die einfacke Sprunggelenk-Galle an der vorderen Fläche des Ge­lenks gebiaucht Den Blutspat siehl Percivall*) für eine Ver­wechselung mit einer gefüllten Gelenkkapsel an, bei der allerdings in Folge des Druckes gegen die vena saphena die letztere sich mit Blut fülle uiul so nur grosser erscheine, ohne lt;,s zu sein. „We have never had reason, to suppose, thai aii\ actual dilatation or enlargement
existed.''
Die neueren französischen Schriftsteller**) anerkennen als Spat eparvin — jede Knochengeschwulst an der inneren Seite des Sprunggelenks, welche sich muh ohereu Ende des metatarsus an das innere Griffelbein, die platten Sprunggelenkknochen und selbst über das IJollliein erstrecken kann. |)agt; Wesen des Spat soll in einer vollkommenen oder unvollkommenen Verwachsung der Gelenk­flächen an den bezeichneten Knochen beruhen, in dein Masse, wie die Verwachsung sich vollende, werde die Periostose des Spat ali-inäliL'; grosser, während sich die Lahmheit oft in gleichem Masse vermindere. Mit dem An-ireien des Spat soll die Ankylose voll­endet sein. Diese Knocliengeschwulsl wird in der Praxis der Franzosen als callöser oder Ochsenspat (eparvin callettx ou de boeuf) bezeichnet, zum l uterschiedo von dem trockenen Spat eparvin sec), womit auch jei/t norli der Zuckfuss oder Hahnentritt benannt wird. I)ic Gallen (1. c. Artikel Jarret) werden als tumeurs synoviales betrachtet und nicht mehr algt; eine besondere An von Spat gekennzeichnet. Der Blutspat wird als identisch mit der vorderen Sprunggelenk-Galle (vessigon articnlair anterieur) angesehen, obwohl die V. saphena in seltenen ballen in der Sprunggelenkbeuge varikös sein könne.
sect; 20 Hertwig***) bezeichnet als Spat Jeden Knochenauswuchs an der inneren Seite des Sprunggelenks und gibt als Grundlage
*) W. Percivall. Lameness in the horse. London I84!l und 1852. S. 300. **) Cf. I. Nouveau dietionnaire lexioographiqne et descriptif des sciences medicales et vcteriiiaires. Paria 18Ü1.
•2. Zundel. Dietionnaire de medicine, de Chirurgie et d'hygiene vete;ri. naires ete. par Hurtrel d'Arboval; üditioii entierement refondue, 187^.
***) Pract, Handlmcli der Chirurgie, Berlin 1850, 3. Aufl. 1874,
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desselben sowohl die acute, als die chronisclie und selbst die trau­matische Butzönduug des Sprunggelenks an. in der dritten Auf­lage seines Handbuchs hat Hertwig diese Ansicht zwar beibehalten, den Spitt aber neben dem Rehbein und tier Hasenhacke als eine blosse Form der exsudativen und ossificirenden Entzündung des Sprunggelenks - arthritis deformans tarsi — angesehen.
Kreutzer*) versteht unter Spat die Osteophytenbildung an der inneren Seite des Sprunggelenks. Nm-li seiner Entstehungsweise sei der Spm eine Grelenkentzündung, lquot;'i welcher die Synovialkapsel, die Anheftungsstelle der Gelenkkapsel an den Knochen und die um­gebende Beinhaul Antheil nimmt. In den geriiiEfcren (ir.iden finde sich keine Veränderung in den Knochen selbst und an den Gelenk­knorpeln. Bei bochgradigem Spat -ei eine Anschwellung der Ge-lenkendeu nur Atrophie und nucli wohl mil gänzlichem Verschwinden der Gelenkknorpel zu erkennen.
Günther**)erachtet d;is \\ esen dt-gt;. dem gt;S|i:it zu Grunde liegenden Krankheitsprozesses :ilgt; unaufjgeklärt. Mil Bezug iiuf den Hahnen­tritt hat Günther (I. c. S. 364) icuersl zwischen den Abnormitäten, bei denen lt;'iin.' zuckende Bewegung der Flinter schenke] vorkommt, getrennt. Der Spat. Ivei welchem ein schnelles (kramplartiges) Auf­ziehen des Schenkels während der Bewegung des Pferdes beobachtet wird, ist aacb ihm als „Habnenspatquot; zu bezeichnen. Daneben unter­scheidet Günther den laischeu Hahnentritt und den eigeutlichen Hahnentritt oder unwillkürlichen Zuckfuss.
sect;2i). Von E. Gurlt jun.***) wird angenommen, dass der Spat in einer entzündlichen Erkrankung der Eusswurzelknochen und ihrer Gelenke bestehe und das.- derselbe -einen Sitz vorzugsweise an dein grossen und kleinen schifförmigen Bein babe, „und /.war in den Gelenken, welche dieselben untereinander, sowie mit dem grossen Metatarsalknochen unten, und dem Astragalus oben verbinden.quot; I gt;agt; erste Auftreten der Erkrankung linde sieh jedesmal in dem Gelenke
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*) Gruudrisa der gesammten Veterinävmedicin Urlangen 1858 **) Dio Beurtheihmgslehre clegt; Pferden von Friedrich und Karl (iüutlii-r Hannover 1859.
***) E. Gurlt. Beiträge zur vergl. pathol. Anatomie der Gelenkkrank'
ligt;-lt.-ii Berlin 1853, S. tj^:!.
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Literatur.
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zwischen beiden schifformigen Beinen, von wo gt;iraquo;;li die Erkrankung auf die, dieselben verbindenden und umkleidenden Ligamente und auf das Periosl ausbreite. Es wird nl- bemerkenswerth bezeichnet, aber unaufgekläii gelassen, dass die A.nhäufung der nach und nach sich bildenden und die Gelenke durcli üeberlagerung ihrer Eländer ankylotisch oiachenden lixostosen fast ausschliesslich auf der innei*en Fläche der Fusswurzel stattfindet.
Schrader*) hal in einer vergleichenden pathologisch-anatomischen Darstellung der chronischen Gelenkkrankheiten des Pferdes mit Bezug auf ilns Zustandekommen des Spal zwischen der Krankheit, der Gelenkflächen und der Knochenhaul unterschieden. „Beide sind zwai' häufig vorhanden, gehen eine aiigt; der anderen hervor, können alier auch eben so häufig eine jede für sich bestellen.quot; Einige Beobachtungen von Pferden, die 4 bis 8 Wochen lahmten, dann gesund wurden und später Spaterhöhungen zeigten, interpretirl Schrader folgendermassen (I. c. S. 17): „Hier ist offenbar Knochenhautent-zfindung oder ein Erkranken des Gelenkitindes das primäre Leiden und da Knochenhaut und Gelenkbänder gewissermassen ineinander übergehen, so findet bei der straffen Beschaffenheit der Gelenke auch hier leicht eine Ankvlose statt.quot;
Die andere Art von Spat hat Schrader (1. c. S. 148) unter Ajinahme der von E. Gurlt jun, (I. c. S. 79) gewählten Bezeichnung für eine chronische Gelenkentzündung in den unteren AbtheUungen der lliiiterfnsswuizel erklärt: „Spat vom Gelenk ausgehend, im An­fange auch gewöhnlich unsichtbarer Spat genannt.''
Den Ansichten Schröders trat Anacker**) entgegen. Derselbe erblickt das Wesen des Spat in einer arthritis chronica defonnans prolifera.
sect; 27. Roloff***) stellt die Entwickelung des Spat mit dem Zu-staudekommeu der entzündlichen Anschwellungen osteomalacischer und rachitischer Knochen in Parallele. Die periosteale Natur für
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*) 0. P. W, Schrader jun.: Ueber die chronischen Gelenkkrankheiten des Pferdes. Magazin von Gurlt and Ilertwig, Hi Bd. Berlin 18G0. 1. und •gt;'. Heft.
**) Der „Thierarzt,quot; 111. Jahrg. 18(14. S. 283. #9830;**) Cf. Vircbow'a Archivj Bd. 37 i 186ß, S. 479.
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EiiiU?itmi£.
die AnschweUungen aa den Gelenkenden rachitischer Knochen be­tonend, behauptet er zugleich das Vorkommen derselben anatomischen Einwirkung an gesunden Knocheu. „Heftige Prellungen, Ausgleiten und dergl. heftige Einwirkungen führen bei Pferden nicht selten an gewissen Theilen periostitis mit nachfolgender Hyperostosenbildung herbei. Dahin gehöreu Spat, Rehbein, gewisse Hasenhaoken u. s. w. L)ic Entzündung gehl in der Regel von der Insertionsstelle der Bänder aus.quot;
Gel^entlicli einer Bekämpfung der bezüglichen Ansichten Roloff's hal Schütz*) in üehereinstimmung mil Anacker die Meinung ausgesprochen, dass die Hyperostoseu beim Spat aus einer Gelenkentzündung hervorgeben und dass innerhalb derGelenk-kapsel derjenige Tlicil des Periost. der an den Gelenkknorpel stössl und noch von der Synovialmembran bedeckt ist. Ausgang zur Hyperostosenbildung wird. „Einer Arthritis verdanken die Hyper-osiogt;eii ihre Entstehung, die gerade dieser Veränderungen wegen den Namen der deformireuden Arthritis erhalten hat.quot;
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sect; 28. Stockfleth** ^cliüessi sich der Auffassung an, dass der Spat sowohl ausserhall) des Gelenks, als innerhalb desselben seinen Sii/. haben könne. Die Ursache der Lahmheii soll aber vorzugs­weise in Caries auf den Gelenkflächen liegen.
Williams***) interpretirl den Spat als eine Exostose an der inneren .Seite des Sgrimggelenks, welche durch Entzündung (ostitis) der schifförmigen Beine und der Metatarsalknochen entstehe und welche gewöhnlich mit einer Verwachsung des einen oclei mehrerer der Sprunggelenkknochen ende. Das Vorkommen des Spat an der inneren Seile erklärt Williams ähnlich, wie Schwab mit der Be­hauptung, dass die innere Seite des Sprunggelenks von der Körper­schwere mehr hetrotfen werde, als die äussere. Er ist ferner der Meinung, dass wegen der besonderen Einrichtung des Sprunggelenks
*i Cf. Virchow's Archiv. Bd. 4ö, 1869. S. 383.
**) Tidsskrift for Vcterinairer udgived af Prof, Bendz og Bagge, Kiolm huvii 1868. C'itirl nach Hering; Repert. 30. Jahrg. 1809. S. •2i;-i.
***) VV, William-s Tlio principles ami practice of reteriimn surgery Edinburirh 1872.
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Literatur. Definition.
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bei dor Beagnng ein Druck imrl in Folge dessen eine Quetschung der Knochen an der inneren Seite entstelle. Zugleich nimmt Williams (1. c. S 283) auf Pro£ Barlow Bezug, der die Ursache des Spat auf eine Compression der schifformigen Heine wahrend der stärksten Beugung des Sprunggelenks zurückgeführf hat.
Andere englische Thieriirzte der neueren Zeit sind der Ansicht, dass die als Bedingniss des Spat behauptete Quetschung des Sprung­gelenks durch heftiges Auftreten mit dem Fusse auf den Boden her-heigeführt werde.
Das „Rehbelnquot; wird von Williams ebenfalls zum Knochen­spat gerechnet, obgleich Percivall seine Zweifel daiüber ausgesprochen hat, ob die Exostose an der iius-eren Seite des Sprunggelenks Spat genaünt werden könne.
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sect; 29. Schon eine oberflächliche Durchsicht der bezüglichen Literatur, die ich in ihren wichtigsten Productionen vollständig an­geführt habe, zeigt, dass die Autoren zu einer präcisen Detiuitiou des Begriffs vom Spat nicht gelangt sind. Es erseheint mir insbe­sondere ungeeignet, jeden chronischen Entzündungszustand im ganzen Sprunggelenk, oder in einem Theile desselben als „Spatquot; oder als eine besondere Art des Spat zu bezeichnen. Leider hält es immer schwer, Namen, die selbst nach ihrem ganzen begrifflichen Inhalt verwerflich erscheinen, zu beseitigen, nachdem dieselben einmal in das allgemeine Bewusstscin des betheiligten Publicums übergegangen sind. Und ich wage nicht zu hoffen, dass die Thierävzte und sonstigen Pferdekenner in England von der Bezeichnung bog-spavin (Bug-Spat), beziehungsweise in Deutschland von den Worten Reh­spat und Hasenspat ablassen werden. Auch in der französischen Literatur ist man dem an sich durchaus sachgemässen Vorschlage von Lafosse, den Namen „Spatquot; nur auf die Geschwulst anzuwenden, die sich an der inneren Seite und um die unteren Abtheilungen des
Dleckerboff: Spat der Pferde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
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Definition.
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SpruBggelenkraquo; entwickelt, uiclit getolu;t. trotzdem sich Huiü-cl d'Arboval, Lecoq u. A. diesei' ÄJisicht ausclilossen.
Das Hinderniss tih- die liigt;li(T nicht erreichte anatomische Be­griffsbestimmung des Spa! scheint mir besonders darin gesucht wer­den zu müssen. (1m.-gt; hei manchen Pferden sehr verschiedene patho­logische Zustän de ;iiii Spruuggelenk gleichzeitig vorkommen. Da die genetische Entwickelung der einzelnen Spruuggelenkfehler auf einer chronisch verlaufenden Entzündung beruht, so wird es erklärlich, dass man stets geneigl war, den grössten I heil dei'selben auf gleiche ur­sächliche Einflüsse /.u beziehen und gleichsam einen ontologischen Zusammenhang /.wischen ihnen anzunehmen. Daher mag es ge­kommen sein, dass der Begriff des „Spatquot; bei den älteren A.ut.oren zu allgemein gehalten ist.
Das practisclie Bedürtniss der rhierärzte hal aber stets da­bin gedrängt, den Begrifl rles Spat aui jene chronischen Entzündimgs-prozesse /n besclu'iinken, die an der inneren Seite des Sprunggelenks, und zwar an dem oberen Knde der Metatarsal-Knochen, den beiden schifförmigen Beinen und dem ryramideubein vorkommen. Das überaus häufige Aidnvten dieses Ivrankhcitszustaudes Im Vrei'hältniss zu manchen anderen A.bnnnnitätoii des löpruuggelenks ist allgemein bekannt. A.ucli zv allen Zeilen haben die .\utoreii sowohl in der bildlichen, al- in der descriptiven Darstellung des Spat und seinei Besonderheiten zunächst diese begrenzte oder besser partielle Ent­zündung des Sprunggelenks im Auge gehabt. A.ber in der Literatur ties Spat findet sich bei Vielen, dalt;- die ganze Beschreibung mit der Definition und dem behaupteten Sitze des Üebels nicht im Ein­klänge steht. Haubner (die inneren und äusseren Krankheiten der landw. Haussäugeth.) sowohl, als Hering (Operationslehre) fanden ebenfalls diese ünVereinbarkeit. Dieselben sahen sieb daher genö-tliigi. einen „bpat im weiteren Sinnequot; und einen „Spat im gewöhn­lichen oder engeren Sinnequot; zu unterscheiden. .10s ist aber nach meiner Meinung nicht gut, alle chronischen Krankheitszustände des Sprunggelenks mit dem Beiworte des „Spat1' auszudrücken, wie es vcni manchen Seilen gewohnheitsmässig noch immer geschieht. Die bezüglichen Krankheitsnamen erhalten dadurch gar leicht missver-
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Definition.
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ständliche Nebenbegriffe, die das Verstiitulniss imnöthiger Weise er-schweren müssen.
sect; 30. IVr Spat stellt nach meiner Aiit't'assimg einen compli-cirten Entzündungs - Process von chronischem Verlaute dar, welcher in dem inneren Blatte der Bursa vom fächerförmigen (medialen) Sehneaschenkel des Schienbeinbeugers seinen Anfang nimmt, sicli von dii auf die Gelenkkapsel und auf das Periost der unteren Ab-theilungen des Sprunggelenks fortsetzt und eine chronische Entzüu-(llln^;#9632; der Synovialmembran mir Erweichung und Auflösung der Gre-lenkknorpel und Entzündung des Knocbenmarks herbeiführt.
l)ic Entzündung tritt demnach zuerst als eine periarthritis auf, die erst im weiteren Verblute eine arthritis complicirt. Sie hat regelmässig tbeils einen fibrösen, theils einen ossificirenden Character und führt daher immer zu einer Neubildung von festem, schwieligem Bindegewebe und von wirklichem Knochen (osteophyten, exostoseu und hyperostosen). I )iese Neubildungen sind unter dem Namen: sichtbarer Spat. Spaterhöhung oder Spatknochen bekannt.
Bei vielen Pferden bedingt ein solcher comphcirter Entzün-dungs-Prozess mit seinen Folgen eine bald nur leichte, bald äosserst Lartnäckige und selbst unheilbare Lahmheit. In einer grossen Zald von Fällen verursacht aber der ganze Vorgang sowohl in seiner Entwickelung, als in seinem weiteren Verhalten keine schmerzhaften Empfindungen und daher auch kein Lahmgehen.
Wegen des besseren Verständnisses für die Aetiologie babe ich steglaubt, diese Begriffsbestinununs;, deren eingehende Besründung weiter unten erfolgt, vorausschicken zu sollen. Nach derselben um-schliessl der Begriff des Spat die ganze Gruppe der hier in Betracht kommenden Entzündungs-Vorgänge, unbekümmert um die Frage, ob dieselben eine Lahmheit verursachen, oder nicht. In diesem Um­fange ist auch von den meisten Autoren der Begriff des ..Spat'' tixirt worden. Zugleich entspricht eine solche Auffassung der Be­deutung, welche das nicht sachverständige Publikum dem Worte „Spatquot; gewöhnlich beilegt. Denn auch in weiteren Kreisen wird in dem Lahmgehen der Pferde kein entscheidendes Kriterium für den Begriff an sieh gefunden.
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Definition. Aetiologie.
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sect; 31. Havemann lial zuerst erkannt, dass bei dem complicirtea KriiiiklicitsziiMimdc des Spal theils das Grelenk und tlieils die um dasscllie situiricu (Icwi'Jn' li'idcn. Unter dem Kinlliisse der Theorie tlaveiuaiins versuchte v. Tennekei' vom klinischen Standpunkte uns zwischen den periarthritischen und den arthritischen Krankheits-vorgängen zu trennen. Rychner und Andere lassen die gesammte Erkrankung aus einer entzündliehen Affectiou der Beinhaul und der Gelen kl raquo;ander hervinüelieu. Percivall und Seinader haben nichl uiinder eine periosteale (äuserer Spat) und eine Gelenk-Erkrankuug (Gelenk­spat) unterschieden. Allein liigt; jdzi bat die Kutwickelungsgeschichte und die Aufeinanderfolge der V'eriinderungen in den verschiedenen beim Spat betheiligten Gewehen uoeb von keinem Autor eine befriedigende Erklärung gefunden. Die Kritik von den aufgestellten Ansichten werde ich mit der pathogeuetischen Erörterung verbinden. Xeu ist in meiner Auffassung von der Genesis und der Natur des Spat, dass die Gelenkentzündung niemals primär ist und dass eine partielle und chronische Entzündung der dem inneren Aste vom Schienbeinbeuger anliegenden Bursa den ganzen Krankbeitszustancl zunächst einleitet. Da ich aut diesen genetischen Zngt;animenhang in der Erkrankung der einzelnen Gewebe für die Eomiulirung der aetiologischen und therapeutischen Gesichtspunkte einen besonderen Werth lege, xi habe ich meine Ausichi von der anatomischen Grundlage des Spat schon au dieser Stelle kurz angedeutet.
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Aetiologi (\
sect; 32. Seil jeher bat man die Ursachen für die Entstehung ties Spat nach zwei Keihen betrachtet. In der That konnte schon die empirische Beobachtung der Entwickelung des 8pat an einer grösseren Zahl von Fällen eine andere Auffassung nicht zulassen. Wie bei dem Zustandekommen einer jeden Krankheit, so sind auch beim Spal entsprechende anatomische und bistolocische Eimichtunsen als Anlage (Disposition) vorauszusetzen. Ausserdem sind äussere Veranlassungen wirksam.
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Generelle Anlage, Simt, der Rinder.
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Die Erfahrung zoigt. rlass bei jungen Pferden laquo;las Audreten des Spat nicht selten zum grössten Tlieil tlnrcli eine almoinie An­lage verursacht wird, während in anderen Fällen und bei älteren Thieren fast immer die äusseren Momente (Anstrengung etc.) von grösserer Dignität sind und als causa proxima angesprochen werden müssen.
sect; 30. Generelle Anlage. Die alten französischen Vete­rinäre Solleysel und Saunier haben behauptet, class die Ochsen noch bäufiger am Spai erkranken -ollen, als die Pferde. Nachdem diese Meinung schon durch Bourgelat und Lafosse ailt; ein Irrtlium erkannt war, glaubte Naumann, dass der Spat eine dem Pferde eigenthüm-liche Krankheit sei. Allein beim Kinde und besonders lgt;ei den Arbeitsochsen linden sich recht liiinlig. sowohl an einem, als gleich­zeitig an beiden Sprunggelenken Deformitäten (Spaterhöhungen), die nach ihrem Sitze dem Spat der Pferde entsprechen.
Der ..Spat der Kinderquot; geht auch aus einer periartlmtis hervor und das Zustandekommen desselben vollzieht sich ebenamp;llsinFolgeeiner Rei­zung des Schleimbeutels, der unter dem [nsertionsschenkel des Schien­beinbeugers liegt. Auf diese Bursa beim Rinde wird hier meines Wissens zum ersten Male aufmerksam gemacht. Sie ist kleiner, hat auch eine andere Page als beim Pferde und bedeckt die fibröse Gelenk­kapsel in der unteren Artikulation dos Tarsus an der medialen Seite. Nach einer durch angestrengte Arbeitsleistung entstehenden trockenen Entzünduug obliterirt der Schleimbeute] und es entwickelt sich eine fibröse Verdickung am oberen Ende des Röhrenbeins, an welchem zuweilen auch eine Periostitis mit Knochenneubildung her­vorgerufen wird. Bei der Section fand ich in zwei Fällen ansser-dem Trübung der Synovia in der unteren Gelenkabtheilung, aber keine Zerstörung der Knorpel. Nach meinen Beobachtungen leidet heim Spat der Rinder immer nur die untere Artikulation des Tarsus. Da die kleineu Sprunggelenkknochen zugleich anders gebaut und weniger beweglich sind, als heim Pferde, so bleibt die Entzündung stets auf einem geringeren Grade bestehen. In der Thal sind mir in einer grösseren Erfahrnng bezüglich der Rindvieh-Krankheiten nur sechs Fälle (eine Kuh und fünf Ochsen) begegnet, bei denen
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Aetiologio.
fliese fibröse Geschwulst, beziehungsweise die B[uochennenbilclung raquo;n der iiuierea Seite des Sprunggelenks sich für die Tliicre in einem nachweisbaren (nude schmerzhaft erwies. Ein wirkliches Hinken wie beim Spat der Pferde dürfte beim Rindvieh wohl kaum beobachtet sein. Wenigstens ist mir ans der Literatur und aus meiner eigenen Eri'almmcr kein solelier Fall bekannt pewurdeii.
Gegenüber der Entwickelungs - Geschichte dieser Knochen-geschwulsl beim Rindvieh zeigl demnach die Entstehung des Spar und sein weiteres Verhalten bei dein Pferde manche Besonderheiten. Indem ich diese letzteren für wichtig genug halte, um den Spat der Pferde in einer besonderen Abhandlung zu betrachten, so will ich doch ausdrücklich hervorheben, dass dem Krankheitszustande an sich irgend welche eigenthümliche Eigenschaften nicht beigelegt werden können. Seine Ausbildung beruht vielmehr nur auf ent­zündlichen Erkrankungen der bet heiligten Gewebe und die Eigen-thümlichkeiten seines Verhallen- resultiren allein aus den besonderen Einrichtungen der Sprunggelenk-Partie beim Pferde. Die Kenntniss der letzteren ist daher für das Verständnis- der Aetiologie ties Spat durchaus nothwendig.
Der Lsel besitzt in -einem Sprunggelenk dieselbe anatomische .Einrichtimg wie das Pferd. Aber ich habe bis jetzt noch in keinem Falle gesehen, dass ein Esel mir dem Spat behaftet gewesen wäre. Wenn ich auch nicht zweifle, dass der Spat sich beim Esel ent­wickeln kann, so scheint mir das Vorkommen desselben doch min­destens sehr -eilen zu sein. Die Erklärung für dies Verhalten finde ich in einer festeren Constitution der Knochen und der Weichtheile am Sprunggelenk des Esels. Dagegen habe ich heim Maulthier schon wiederholt und auch einmal beim Zebra (im hiesigen zoolo­gischen Garten) das Vorhandensein des Spat beobachtet.
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sect; Md. Anatomie des Sprunggelenks. Eine Darstellung der gesammten Anatomie des Sprunggelenks liegt nicht in den, dieser Arbeit gesteckten Grenzen. Nur die wichtigsten Einrich­tungen muss ich hier berühren, um für die physiologische Betrach­tung verständlich zu bleiben.
Das Sprunggelenk — tarsus — wird von den deutschen
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Auatomie des S|imiijrj!reletiks,
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Autoren des vorigen Jahrhunderts gewöhnlich „Obert'ussquot; (Busch), oder „Ellenbogengelenkquot; (Prizelius), oder „Kniegelenkquot; (Kersting) genannt. In der französischen Literatur luvt sich bis zur Gegen-wart die Bezeichnung: le jarrel (die Kniekehle) erhalten. Englisch: the hock.
Für die klinische Betrachtimg der Sprunggelenk-Gegend ge­wahrt es einige Vortheile. das untere Ende der Tibia und den oberen Abschnitt des Metatarsus als zu derselben gehörend anzusehen. (Vgl. die Abbildungen auf Taf. 1 Fig. 1 und 2.) Das Sprunggelenk des Pferdes wird demnach gebildet ans:
1)nbsp; nbsp;dem unteren Gelenkende des ünterschenkelbeins itibia):
2)nbsp; nbsp;dem Fersenbein (calcaneus).:
3)nbsp; nbsp;dem Rollbein (talus s. astragalus):
3) dem Pyramidenbein oder vereinigten ersten und zweiten keilförmigen Bein (os cuneiforme primum el secundum);
.V) dem kleinen schifförmigen oder dritten keilförmigen Bein (os cuneiforme tertium):
(i) dem grossen schifförmigen Hein oder Kahnbeiu (os naviculare);
7)nbsp; nbsp;dem Würfelbein (os cuboideum):
8)nbsp; nbsp;dem oberen (ielenkende des ilittelfusses (metatarsus), der aus den drei ossa metatarsi dem Schienbein oder Röhren­bein, dem äusseren und inneren Griffelbein — besteht.
Die Knochen der Sprunggelenk-Partie lassen sieb zweckmässig in fünf einzelne Reihen eim heilen :
1)nbsp; nbsp;das untere Ende der Tibia, mit welchem das obere Stück des Fersenbeins nur indirect verbunden ist:
2)nbsp; nbsp;das Kollbein und das untere Stück (Gelenkende) des Fersenbeins:
3)nbsp; nbsp;das grosse schiftörmige Hein und das obere Stück des Würfelbein.-:
#9632; f) das Pyramidenbein, das kleine schiftörmige Bein und das untere Stück des Würfelbeins: öl das obere Ende des Schienbeins, des inneren und äusseren
Griffel beins. Zwischen diesen Knochen reihen bestehen demnach vier Gelenk-Verbindungen, die sich indess in der hinteren Abtheilung der äusseren
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Aetiologie.
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Seite auf drei reduciien. weil (liilt; Würfelbeki zwei Knochen reihen deckt.
sect; 35. Die Befestigung dieser Knochen geschieht'zunächst durch die in grossei Zald vorhandenen Zwischenknochenbänder, weiche die Knochen untereinander zusammenhalten. Zweiteiigt; wird die Verbindung von je zwei zusammenstossenden Knochenreihen durch besondere Zwischenreihenbänder vermittelt. Drittens werden die sämmtlichen Abtheilungen des Sprunggelenks y.n-sammengehalten durch die fibröse Schicht der Gelenkkapseln. Dieselbe überzieht alle Abschnitte des Sprunggelenks, wiihrend die Synovialhaiu für die Gelenkverbindung einer jeden Reihe eine besondere Abiheilung, im Ganzen also vier getrennte Säcke erzeugt. Viertens befinden sich am Sprunggelenk drei gemeinschaft­liche Bänder (das innere lange Seitenband, das äussere lange Seiten­band und das hintere Baud). Fünftens endlich wird das Sprung­gelenk zum grössten Theil von der Schenkelbinde bedeckt.*) Das oberflächliche Blatt derselben umkleidet den ganzen Unterschenkel. Nach hinten verbinde! es sieb mit dem. tiefen Blatt und geht an die Achillessehne. Ein bedeutender Theil desselben bildet aber einen dachförmig gestalteten Sehnenzug. der sich zu beiden Seiten an die Tibia und an das Sprunggelenk mehrfach anheftet, an der vorderen Fläche (der Sprunggelenkbeuge) nach abwärts verläuft und sich etwa in der Mitte des Metatarsus mit der Sehne des Zehenstreckers vereinigt.
Das tiefe Blatt kommt von dem Kniegelenk, wo es mit den Bändern der Kniescheibe verbunden ist, am Unterschenkel herab, befestigt sich theils an diesen, theils an die Achillessehne und mit #9632;einer starken Abtheilung an das Fersenbein.
In Verbindung mit diesem liefen Blatt steht noch eine Ab­theilung der Aponeurose, die von Franck(l. c.) unter dem Namen der gemeinschaftlichen Scheide der Schenkelmuskeln als ein besonderes Blatt angesehen wird. Sie heftet sich unter den Wademuskeh an die Kapsel des Kniegelenks, läuft an der Tibia, an welche sie be­festigt ist, herab und bildet für die über das Sprunggelenk hinweg­gehenden Streck- und Beugesehnen die relativ starken sehnigen Scheiden. Ansserdetn steht sie im Zusammenhange mit den beiden
*) ('(. Gtintlier, Myologie 8.214. Franclt, Anatomie S. 4-C;!.
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Anatomie des Sprunggelenks.
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Muskelbänderu (dorn oberen uiid nuteren Querband). Tu der hin­teren Hälfte des Sprunggelenks gehen aus diesem Theile der Fascie starke elastische Ziifje hervor, die zu beiden Seiten von oben nach unten verlaufen und sich mit den lt;;eineiiigt;cliatiliehen Seitenbäudern an das obere Ende des Metatarsus befestigen. Diese Verstarkungs-züge haben ganz, den Character von Bändern, sind aber von den Veterinär-Anatomen nicht als solche beschrieben worden. An der hinteren Flache des Sprunggelenks bildet diese Fascie noch einen starken sehnigen Grnirt, der dem Kniebogenbande der Vorderfuss-wurzel in etwa entspricht, die Kronen- und Hufbeinbeugesehne um-fasst und zwischen dem Fersenbein und der Tibia sehr stark ist. Dieser Gurt trennt sich nach unten in zwei starke Schenkel, die an den Griffelbeinen herabgehen und sich in der Xähe dieser Knochen in /.wei Lagen spalten. Die obere Lage befestigt sich direct an die obere Fläche der Griffelbeine, wählend die zartere tiefere Lage von beiden Seiten zusammentritt und in Form einer Sehnenhaut den Fesselbeinbenger überkleidet. Die mittlere Portion dieser beiden Schenkel, die gewöhnlich einen hufeisenförmigen Ausschnitt zeigt, setzt sich an der hinteren Fläche der Kronenbein-Beugesehne in eine dichte Bindegewebs-Schicht fort.
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sect; 36. Die Leistung des Sprunggelenks steht im engsten Zu-suiuinenliange mit der Beugung und Streckung des Kniegelenks. Wenn die Pascia lata in ihrem Verlaute und in ihrem Zusammen­hange mit den Muskeln der Hinterbacke diese Verbindung schon erkennen lässt. so wird dieselbe durch die biarfbiodial verlaufenden Muskeln des Sprunggelenks noch in höheremMaasse dargethan. An der hinteren Fläche der Tibia belinden sich der Beuger des Kronen­beins und die Zmllingsmuskeln, die am Oberschenkel entspringen, über das Kniegelenk herabgehen und sich an das Fersenbein be­festigen. Die vordere Fläche des ünterschenkelbeins wird von dem langen Zehenstrecker und dem Beuger des Schienbeins bedeckt, die ebenfalls am Oberschenkel ihren Ursprung nehmen, mit dem Knie­gelenk in Verbindung stehen und gt;ich theils mittelbar, theils un­mittelbar an die Sprunggelenkknoch'en anheften. Von diesen Muskeln wird das Verhallen des Sprunggelenks beim Gange wesentlich be-
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oinflusst. Selbstredend sind auch die übrigen, am Unterschenkelbein und am Sprunggelenk verlaufenden Muskeln nicht ohne einen in-directen Werlh für die Ä.rbeitsleistung des Sprunggelenks. Ihre i-age und Wirksamkeit baben aber für lt;lie Entwickelungsgeäcfaichte und (öx die Diagnostik des Sput kein unmittelbai'es Interesse. Daher bleiben sie liier unerwähnt,
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sect; H7. Die beiden eng miteinander verbundenen Muskeln, der Beuger des Schienbeins und der vordere ünterschenkel-muskei wurden von den älterenVeterinäi'-Anatomen (Bourgelat) als ein zusammenhängender Muskelkörper betrachtet. Diese Auffassung wird von vielen Seiten auch gegenwärtig noch beibehalten. Grurlt (Vergl. Anatomie) trennte die beiden Muskeln in seiner Beschreibung. Aber er identifieiri in -einer Nomenclatur den Beuger des Schien­beins mit dem vorderen ünterschenkelmuskel. während er den letz­teren als „dritten Wadenbeinmuskelquot; betrachtet, lu der Benennung dieser Muskeln folge ich der Auffassung von Bendz, die auch von I-eisering in di'i neuen Auflage der Gurltschen Anatomie vertreten wird. Da der Name eines „Beugers des Schienbeinsquot; (flexor meta­tarsi) allgemein benutzt wird, so werde ich denselben beibehalten. Bezeichnender würde ich es allerdings linden. ..Beuger des Sprung­gelenksquot; zu sagen, worauf Hochstetter schon vor langer Zeit auf­merksam gemacht hat.*) Von Günther (Myologie) und Franck (Ana­tomie) wenden beide Muskeln um als zwei Abtheilungen des Schien­beinbeugers — eine oberflächliche sehnige und eine tiefere Flei­schige Portion angesehen. Dasselbe haben auch andere Ana­tomen gethan, von denen die vereinigten beiden Muskeln, als: vor­derer Kenleniunskel (von Hochstetter), Backsolienkelbeinmuskel des Schienbeins (Schwab^, ills: tibio pre-metatarsieii (Girard) oder als tlechisseur du inetatarse (Chauveau) beschiieben weiden.
Beide Muskeln hängen anatomisch zusammen. (Vgl. die Ab­bildung auf Tal. I [. Fig. L.) Der ganz sehnige Beuger des Schien­beins, flexor metatarsi, (synon; da- Seimenband des Sprunggelenks) nimmt seinen Anfang am untersten Ende des femur, und zwar an
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*) C. v. Hochstetter, Versuch rinn aTiatomischen Darstellung des Sprimg-gelenlia der Pferde. In Viborg'a Samml. V. Bd. Copenhagen tso7. 8. 234.
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Anatomie flgt;s Sprunggelenks.
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sect;11
der aasseren Fläche zwischen dem Bamlhöcker und der äusseren Ki-hnhenlieii für die Kniescheibe, in einer scharf bezeichneteo Knochengnilie (..unteie Sehnengiabequot;)- Er lieiri an dieser Stelle vor der ürsprungssehne des langen Zehenstoeckers mit welcher er eine .-traue Verbindung eiiic;-elit. Heber das Kniegelenk hinweg­gehend und mit dem Fettpolster desselben verbunden, verläuft der Schienbeinbeuger zunächst an der äusseren Seite der Tibia. Er hat am oberen Ende derselben seine Lage in dem grossen Ausschnitt des Knochens („Sehnenanssclmittquot; oder ..lateraler Muskel-Ausschnittquot; dei-Autoren). Hier ruht das Selmenband auf dem ausgehöhlten Theile des vorderen ünterschenkelmuskels. Es hat unter sich eine geräu­mige Bursa, die mit dem Kapselband der lateralen Hälfte des femoro-tibial-Gelenks durch eine offene Communication unmittelbar zusammen­hängt. Von dem unteren Ende dieser Bursa anfangend verbinden sich die oberflächlichen Muskelfasern des vorderen Unterschenkel­muskels mit dem sehnigen Schienbeinbeuger durch Bindegewebe. Der letztere tritt dann an die vordere Mäche der Tibia und erstreckt sich mit dem, vor ihm befindlichen dicken Muskelbauche des langen Zehenstreckers in gerader Richtung nach unten.
Im unteren Drittbeil der Tibia liegt das Sehnenband etwas nach innen, theils neben und theils noch unter dem Zehenstrecker und auf dem vorderen ünterschenkelmuskel.
Die elastischen Fascike] des Schienbeinbeugers verlaufen in dem oberen Theile gerade herab. Im unteren Dritttheil erhalten sie aber eine leicht erkennbare divergirende Richtung, wodurch, die Trennung in zwei Abtheilungen (einen lateralen und einen medialen Schenkel) entsteht. Die Fascikel des lateralen Schenkels gehen zum grössten Theil gerade nach abwärts. Ein kleiner I bed der­selben verläuft abet spiralförmig nach innen, so das.- der innere Schenkel im Ganzen etwas stärker wird, als der äussere.
Heide Ursprungs-Schenkel iindagt;sen das Endstück des vorderen ünterschenkelmuskels, unter welchem gt;ie vor dem Rollbein - Gelenk zusammenstossen. Diese zusammengewachsene Partie besitzt eine Einbuchtung, in welche die innere Gelenkwalze des Kollbein- hin-einpasst. Das Kapselband des Rollbeingelenks ist mit dem Sehnen­band fest verbunden.
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Aussprdeui sind vor dem Rollbein beide Schenkel an ihrer Oberfläche noch durch eine von ihnen ausgehende flache Sehnenhanl vereinigt, so dass der sehnige Schienbeinbeuger hier eine ringförmige Scheide bildet, durch welche die Sehne des vorderen ünterschenkel-muskels hindurchtritt.
Die glatte Sehne des letzteren besitzt schon oberhalb des Ünterschenkel-Eollbein-Gelenks mit der inneren Seile des Schien-bembeugers eine selbstständige Bursa. Auch lindet sich /.wischen dem sehnigen Schienbeinbeuger und der Fascie im anteren Dritttheil der Tibia medialer Seits häufig noch eine längliche Bursa. Zuweilen fehlt dieselbe aber bei den Pferden.
sect;. 38. Aus der i-ingfönmigen Scheide des Sohienbeinbeugers gehen drei sehnige Abtheilungen ben'or, die von den Autoren „Sehnenschenkelquot; oder „Insertionsschenkel des Schien­beinbeugeis'' benannt sind. (Vgl. die Abbildungen auf Tat'. 11. Fig. 1 und 2.)
Die vordere (mittlere) Abtheilung besteht aus 2 Por­tionen, von welchen eine von der medialen und eine von der latera­len Hälfte des Sehnenbandes entspringt. Heide Portionen, die vor dem Kapselbande des Gelenks zwischen dem grossen und kleinen schifförmigen Bein eine mit Fett ausgefüllte Lücke zeigen, treten unterhalb dieses flelenks zusammen, gehen an der oberen Sprung­gelenkfläche gerade herab und befestigen sich an den oberen Rand des Schienbeins. Sie sind mir dem vor ihnen liegenden Insertions-schenkel des vorderen üntersehenkelmuskels vereinigt.
Die aussere oder laterale Abtheilung besteh! aiigt; 2 Portionen. Aiigt; der oberflächlichen geht die Bandschleife (mitt­leres Muskelband) für die Seime des laugen Zehenstrekers hervor, die zugleich der hier befindlichen Sehneascheide als Stütze dient. Unter der äusseren Gelenkwalze des Rollbeins isl diese Portion an einer kleinen Stelle mit der zweiten verwachsen. Ihr Verlauf geht horizontal nach hinten und aussen bis zum Fersenhein, an dessen Beule, sie sich unter dem äusseren langen Seitenbande befestigt. Die zweite Portion dieser Abtheilung (von (lumber (Myologie) der tiefe Schenkel benannt) isl die stärkste. Sie entspringt aus dem
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Anatomie lt;les Spi-uiiggeleukraquo;.
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liefen TLeile der ringförmigeD Scheide lt;les Schienbeinbeugers und verläuft sohnig nach unten und aussen unter der äusseren Gelenk­wake des Kollbeius, An dieser Stelle ist sie mit der ersten Por­tion vereinigt. 'Sie befestigt sieh an das Wiirfelbein, unter der SebneuscLeide des seitlicben Zebenstjeclvers.
Die innere oder mediale A.btheiluag, die Günther ganz zweckmässig den fächei-förmigeu Insertiousschenkel genannt hat, bil­det eine breite Bandmasse, dereu elastische Fasern (nicht in allen Fällen gleichmässig) strahbg auseinandergehen. Mit dem fibrösen Tbeil der Kapsel durch ganz straffes Bindegewebe vereinigt, inserirt sich dieser Schenkel in flacher Ausbreitung theils an das grosse und kleine schifförmige Bein, theils an den oberen Rand des Schienbeiiis und theils an das Köpfchen ties medialen Griffelbeins.
sect; 39. Der vordereU nterschen kelmuskel, musculus tibialis anticus (fleischiger Theil des Schienbeinbeugers) hat seine l^age an der vorderen und ausseien Flüche der Tibia unter dem .sehnigen Schienbeinbeuger. Kr entspringt am Kamme (Kniescheibenband-höcker) der Tibia und am Wadenbein, lu seinem Verlaufe ist er mit der Tibia, auf welcher er unmittelbar liegt, nur durch lockeres Bindegewebe verbunden. Von der oberen Bursa des Schienbein­beugers au befestigen sich seine oberflächlichen Muskelfasern an den sehnigen Schienbeinbeuger. Günther deutet diese Auhet'tnng dahin, dass der Muskel am Schienbeinbeuger theilweise entspringe.
Der ursprünglich relativ breite Muskel liegt eng befestigt an den Schienbeinbeuger von der Mitte der Tibia au ganz auf deren vorderer Fläche. In seiner unteren Abtheüung läuft der Muskel in eine rundliche Sehne aus, die durch die ringförmige Scheide des Schienbeinbeugers hindurch tritt und sich gleich darauf in zwei Schenkel (einen vorderen und einen inneren oder medialen) spaltet. (Abbild. Taf. 11. Fig. 1).
Der vordere Schenkel hat bei seinem Ursprünge eine ruud-iiche Form, wird aber bald flacher. Er verläuft gerade nach unten und befestigt sich mit dem vorderen lusertionsscheukel des Schien­beinbeugers aiu oberen Baude des Schienbeins.
Der innere (mediale) Schenkel ist etwas breiter, als der
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vordere und hat cine ganz platte Gestalt. Er verläuft an der inneren Fläche des Sprunggelenks, in dem subcutanen Gewebe liegend, über die Gegend des kleinen schifförmigen Beins schräg nach liinten und unten, gehl unter der Sehnenscheide des dünnenquot; Eufbeinbeugers und unter dem inneren langen Seitenbande des Sprunggelenks hin­weg liis an dagt; Pyramidenbein und zum Theil las an den hinteren Uand des inneren Griffelbeins, wo er sich anheftet. Bei Pferden init einer feinen Haul isl dieser [nsertionsschenkel des tn. libilialis anticus unter der Haut zu fühlen und zu seilen.
sect; 40. Unter dem medialen Lnsertionsschenkel des vorderen ünterschenkelmuskels befindet sich eine Bursa (Vgl, dieAbbild. auf Taf. II. Fig. 2). Dieselbe beginnt dicht unier der Ursprungs­stelle diese- In-criion-scheukcU und ist von der oberhalb liegenden Bursa (S. 44) durch eine dünne Scheidewand getrennt. Die Bursa erstreckt sich mit ihrer oberen Begrenzung, in einem leichten Bogen über das grosse schifförmige Bein hin weggehend Ins zum Pyramidenbein. Die untere Grenze liegt auf dem Köpfchen des medialen Griffelbeins und dem Kamme des Schienbeins, etwa 1 Centimeter unterhalb der untersten Gelenkverbindung des Sprung­gelenks. Nach vom dehnt sich die Bursa bis an die vordere Fläche dos Sprunggelenks aus.
Das am Sprunggelenk anliegende (innere) Blatt dieser flachen Bursa liegt unmittelbar auf dem fächerförmigen Schenkel des Schien­beinbeugers und ist durch zartes, aber straffes Bindegewebe an den­selben befestigt. Der obere Abschnitt des inneren Blatte- heftet sich an das innere lange Seitenband des Sprunggelenks. Das äussere Blatt stützt sich an den medialen Schenkel des m. tibialis anticus. Der ganze, von diesen elastischen Sehnen nicht gestützte Theil der Bursa ist von dichtem Bindegewebe bedeckt. Letzteres hat auch an dieser Stelle bei feinen Pferden eine zartere Einrichtung und Im weniger reichlich vorhanden, als bei groben Pferden. Die Synovial-Membran dieser Bursa finde ich im gesunden Zustande immer feucht und glänzend. Abgesehen von dem sehr selten vorkommenden Hygrom habe ich noch niemals einen Tropfen Flüssigkeit iu dieser Bursa gefunden.
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Physiologie ill's SpriinggelenkM.
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sect; -11. Physiologisches Verhalten des Sprunggelenks. Zu allen Zeiten ist (ins Sprunggelenk für die Leistungsfthigkeit der Gebrauchspferde und insbesondere der Heit- und Wagenpferde als einer der wichtigsten Körpertheile \ron den Hippologen angesehen worden. Eben so alt ist der Brauch, die Grosse der Leistungen des Sprunggelenks nach einer empirischen Würdigung seiner Breite, Höhe und Winkelstellung zu berechnen. Zwar hal die Ivenntniss der anatomischen Zusammensetzung des Tarsus seil Bourgelat fort-während dazu angeregt, das verschiedene Verhalten dieser Partie auf die anatomische Einrichtung zu beziehen. Indes.- hat diese Seite des .Studiums bei den alleren Autoren zunächst nur zu der com-plexen Vorstellung geführt, dass die jedesmalige besondere Art der Sprunggelenk-Bewegung in dem Knochenbau dieses couiplicirten Gelenks begründet sei. 1 gt;a diese Auflassung nicht befriedigen konnte. so wurde ganz mit Recht zur Ergänzung derselben noch die Elasti-eitäi der Bänder und Sehnen für die Erklärung der Bewegungen im Sprunggelenk in A.nsprucli genommen. Aber auch nach dieser Richtung ist bis jetzt nur ein kleiner Theil von den Wirkungen der elastischen Apparate bei der Leistung d'-s Sprunggelenks klar er­kannt worden.
Die Schwierigkeit einer detaillirten Erörterung dieses Problems liegt vornehmlich in der grossen Verschieden heit der Sprunggelenke nach ihrer Höhe, Breite. Tiefe und Winkelstellung. Ls ist allen Pferdekennern geläufig, dass sowohl die besondere Art der Bewegung in der Hinterhand, als namentlich auch die Dauerhaftigkeit der Sprunggelenke von dieser Verschiedenheit wesentlich heeintlussl wird. Allein bis jetzt hat selbst von den Thierärzten kaum ein Anfang gemacht werden können mit der Beantwortung der Frage, inwieweit bei der Verschiedenheit im Bau der Sprunggelenke be­stimmte Haftapparate an demselben während der Arbeit stärker ange­strengt werden, als andere. Die schon im vorigen .Jahrhundert ange­bahnte und gegenwärtig allseitig urgirte Erkenntniss, dass die Bewegung des thierischen Körpers und seiner einzelnen Theile nach den Ge­setzen der Hebelwirkungen geschehe, bezeichnet /.war einen bedeu­tenden Fortschritt in der Theorie, bat aber für die Praxis kaum
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mehr, als ein allgemeiiies thatsächliches Verhältniss keimen gelehrt. Bis j^izt ilt;i egt; ebensowenig möglich, die coniplicirte Leistung des Spi-irnggelenks In ihren eiuzelneit Momenten, wie laquo;lie Grosse der Muskelarbeit anderer ßegioneu quantitativ zu bestimmen. Demi während der Muskelthätigkeil selbst verschieben sich die testen Puncte der Bebel, so dass die Arbeitsgrosse aller, bei der Bewegung betheiligten Organe sich beständig ändern muss.
Nicht wenig werden die Schwierigkeiten einet- solchen Unter­suchung vermehrt durch das compeusatorische Verhaltoiss zwischen der Spnmggelenk-Partie und der Region des Kniegelenks. Selbst durch entferntere und anatomisch mil dem Sprunggelenk weniger zusammenhängende Körper-Partien -Lenden und Hecken) wird noch ein mächtiger Einfluss auf die Grosse der Arbeitsleistung in dem­selben geülu. Es ist bisher nur wenig beachtet worden, aber laquo;chon hei einer oberflächlichen Betrachtung der Pferde während ihres Ge-brauchs -ehr leicht zu erkennen, wie sehr die Belastung des Sprung­gelenks bei mangelhaften Einrichtungeu der Lenden und des Beckens gesteigert wird.
So verwickelt indess dies physiologische Verhältniss des Sprung­gelenks zu anderen Regionen der Hinterhand ist, so darf sich der Thierarzl durch dasselbe für da* Studium der Bewegimgs-Phänoinene doch nicht entmuthigen lassen. Auch die approxmiative Berechnuns der Leistungen des Sprunggelenks liefert für die Theorie des Zu­standekommens von Fehlern an demselben schon interessante Er­gebnisse.
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sect; 42. Dagt; Sprunggelenk -teilt ein complicirtes Wechselgelenk dar, iti welchem sich bei guten Einrichtungen der Hintergliedmasse die Tibia mil dem Metatarsus unter einen) Winkel von 140 Grad vereinigt. Die ganze Leistung des Sprunggelenks beruht lediglich darin, dass es gebeugt und gestreckt werden kann. Zum überwiegend grössten Theil bat diese Leistung einen passiven Character. Sie vollzieht sich unter dem Einflüsse der anatomischen Verbindungen des KniegeJenks mit dem Sprunggelenk durch die an dein letzteren
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Physiologio des Sprunggelenks.
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befimllklicu elastischen Apparate. Zwar haben mehrere Anatomen dim Zwillingsmuskeln tieim Pferde eine activ streckende und dem vorderen Unterschenkelmuskel eine activ beugende Wirkung zuge-sclirieben. Indess ergibl sich sowoh] aus den Befestigungen dieser Muskeln, als augt; dem geringen Gehalte derselben an wirklicher Muskelsubstauz und nicht mindev auch aus der Beobachtung eines in der Bewegung begriffenen Pferdes, das- die active Wirksamkeit der genannten Muskeln nur sehr geringfügig sein kann. Ich möchte Günther (Myologie S. 216) vollständig- beitreten, wenn er ^agt: „Muskeln des Sprunggelenks algt; solche existiren nicht, da nachweis­lich bei feststehenden) Kniegelenk durch Verkürzen keines einzigen der an dasselbe gehenden Muskeln eine Streckung oder Beugung herbeigeführt werden kann.quot;
Die Beugung und Streckung des .Sprunggelenks müssen zu­sammenfallen mit der lleetirten oder extendirten Stellung des Knie­gelenks. Daher isl die ergiebige Leistung in den [Unterschenkeln eines Pferde- in erster Linie von der guten Lmwickelung derjenigen Muskeln abhängig, welche die Bewegungen im Kniegelenk vermitteln. Allein die passive Theiluahme des Sprunggelenks an der Bewegung des Pferdes igt;i deshalb uiclii von geringerer Dignität. Eine gewisse Vollkommenheit im Bau der Sprunggelenke isl erfahrungsgemäss für die anstrengende Arbeitsleistung des Pferde.- uanentbehrlich.
Mit dem Kniegelenk wird der Tarsus verbunden durch die Schenkelbinde und durch die biarthrodial verlaufenden Muskeln, be­ziehungsweise Sehnen. Der Zusammenhang wird von manchen Seiten nur in dem Kronenbeinbeuger für die Streckung und in dem Schieubeinbeuger für die Beugung des Sprunggelenks gefunden. Auch Günther (I. c. S. -4u} hat eine ähnliche Ansicht ausgesprochen; „Die sehnige Abtheilung des Schienbeinbeugers spannt mil Hülfe des Kronenbeinbeugers die Keule so zwischen dem Kniescheiben-und Sprunggelenke ein, das- diese beiden Gelenke stets in Beugung und Streckung zusammengehen müssen.quot; Sicher svhd aber von den Zwiliingsmuskeln mil der Achillessehne hierbei eine weil grössere \\ irkung ausgeübt, als von der Kronenbeinbeugesehne. Franck (Ana­tomie S. 469) und Leiseiing (Anatomie S. ü20) haben diese Leistung der Zwillingsmaskeln ebeuialls betont und sie als die Wirkung eines
Uiuckeriivif: silt;ai der PferdOinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t
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muskulösen Spannbandeü cliaracterisirt. Die klinische Erfahrung ttber das Abreissen der Achillessehne vom Felsenbein, wobei, gewöhn­lich die Kronenbein-Beugesehne in ihrer Lage und Verbindung be­lassen wird, ergibl eine solche Wirkung der Zwillingsmuskeln ij:uiz zweifellos, ünterstützl werden diese sehnigen Muskeln mit Bezug ant die Bewegungen des Sprunggelenks weiter noch durch den län­geren gemeinschaftlichen Zehenstrecker um] den Seitenstrecker an der vorderen Fläche des Schenkels und durch den Hufbeinbeuger an der hinteren Fläche. Dass auch zugleich die Muskeln des Ober­schenkels (Hinterbacke), die zum Theil in die Unterschenkel-Fascie übergehen, bei der Bewegung des Sprunggelenks betheiligl sind, wurde schon erwähnt.
Bei der Beugung des Sprunggelenks dienen demnach die Zwillingsmuskeln mil der Achillessehne und die Kronenbeinbeuce-.sehue als wichtige Hemmungsapparate. Auch die Aponeurosen be­theiligen sieh hierbei in etwa, obwohl sie sehr nachgiebig sind. Von diesen Hemmungsmitteln liegt das wichtigste in der Achilles­sehne. Durch sie findet die Beugung des Sprunggelenks um meisten ihre räumliche Begrenziuig.
Die Streckung kann bei uormai gebauten Sprunggelenken nie­mals so vollständig bewirkt werden, dass der Unterschenkel mit dem Metatarsus eine gerade Linie bilden würde. Sie findet i-lne ilemmimg in dem Beuger des Schienbeins, in dem vorderen ünterschenkel-muskel und in der Abtheilung der Fascie. die mil der Sehne des Zehenstreckers verbunden ist. Leu stärksten und. wie leichl erkannt werden kann, am meisten heiasteten Am heil an diesen Qenunungs-Vorrichtungen gegen die übennässige Streckimg des Tarsus liefen der ganz sehnige Beuger des Schienbeins. (Vgl. die Abbild. Taf. 11. Fig. 1 und .quot;).)
sect; 4.quot;!. Die Wirksamkeit dieser muskulösen und beziehunars-weise sehnigen Spannbänder beschränkl sich indess nicht darauf, dass sie als Hemmungsbänder für das Sprunggelenk dienen. Analog wie verschiedene Muskeln am Oberschenkel, die für die festgestellte (belastete) Gliedmasse streckend und für die entlastete Grliedmasse beugend auf das Knie- und Sprunggelenk wirken können, haben auch diese Spannbänder eine zweifache Bedeutung für das Sprung-
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Physiologie des Spronggeleuks.
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gelenk.*) Olme Mitwirkung i\(^ sehnigen Schieiibciiil)eugers kann ein Pt'cid (lein Sprunggelenk eine flectirte Stellung nickl geben und dliue die Achillessehne, die nur zu einem kleinen Theil von dem zwischen Oberschenkel und Fersenbein befindlichen Stücke des Kronenbeinbeugers unterstützt wird, ist eine Belastung des Fusses ganz unmöglich.
Unter „Fnssquot; kann im physiologischen Sinne inn- die ganze untere Partie der Hintergliedmasse (die Hinterfusswnrzel, der Meta­tarsus mid die Phalangen) verstanden werden. Die allgemein ver­breitete Annahme, da-- da.- Pferd die gauze Körperlast auf den Huf stütze, weil e- blos mit der letzten Zehe (Huf) in den Buden ein­greift, ist ein Inibuui. i*as ITerd gebraucht die hintere Grhedmasse vielmehr ganz nach denselben Gesetzen und auch in analogen An­ordnungen, wie der Mensch und andere Sohlengänger. DesshaJb ist es nicht blos aiigt; comparativ-anatomischen Gründen**) zulässig, das Sprunggelenk als zum „Fussquot; gehörig zu betrachten. Auch die physiologische Leistung kann eine andere Aut't'asMiiig von der Be­deutung des Tarsus nicht gestatten.
Im ruhigen Stehen vertheilt sich das Gewicht der Hinterhand gleichmä-sig aut die beiden bimeren Gliedmassen. Die Gelenke werden sämmtlicb ein wenig angespannt (gestreckt). Das Körper-Gewicht drückt auf den Huf, das Fesselgelenk und auf das Sprung­gelenk, das an der Achillessehne hängt. Man ersiebt bieraus leicht, dass auch das Stehen eine Arbeit für die Gelenke und ihre Appa­rate ist, bei der das Gefühl derErmüdnug in denselben eintreten kann.
Ein in der Schrittbewegimg begriffenes Pferd stellt die in allen Gelenken gebeugte hintere Gliedmaasse nach vom. greift mit
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*) Ich kann bei dieser Gelegenheit ein gewisses Bedauern darüber nicht verschweigen, dass die Aimtomeii viele muskulöse Apparate iim thierischen Körper nach einer einzigen Art ihrer Wirkungen in ganz ungeeigneter Weise benannt haben. Diese einmal eingeführteNomeuclatur bedingt für die Studiren-den gewöhnlich ein einseitiges Urtheil über die Wirksamkeit solcher Muskeln, wodurch das Verstäudniss der Bewegmigs-I'hannmene annöthig erschwert wird. Beispielshalber können sich Anfänger oft nur mit Mühe den Gedanken zurecht legen, dass dieselben Muskeln, welche bei festgestelltem Fuss das Kniegelenk strecken und deshalb „Streckerquot; benannt sind, bei entlastetem Fuss als Benger für das Kniegelenk l'ungiren.
**; Fruuck, Anal.....ic der Hausthiere 1871. S. 219 und ^.quot;.lt;i,
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Aetiologie
dem Huf ;mt' den Boder and lniriiri nun ziiniicli.-i tins ganze Köiper-gewicht der Hinterhand auf den lint', da* Fesselgelenk und das Sprunggelenk. Darauf erfolgl die Streckung iler Gelenke (das „Nach­schieben des Rumpfes.quot; das „Vorwärtsbringen des Körperssquot; oder der „Abschub'! in der Sprache der Heitkunst), Hierbei steigt die Belastung des „Fusses'quot; in dem Masse, als das Gewicht des Körpers durcli die (.ii'ösx' dri M i^kclaibeil vcinielirl wird, welche auf die Stx'eckuug des llfih- und Kiiiegelenkgt; verwandi weiden muss. Diese gesaomite Belastung liai das Sprunggelenk zu einem grossen Iheil zu übenieliinen und die r\chille-seline sowie der sehnige Schienbeinbeuger geben demselben liiemi den uötliigen Hall, Für die leichtere Belastung des Fusses. /. B. wälireud der eiulathen Schritt-bewegung gibt die Aelullesseline eine ausieicliPiide Stütze und der Sehienlieinlienger wirki hierbei lediglich als llemniiingsband. Sobald aber der Imiss stärker gegen den Boden gedrüekl, also das Sprung­gelenk in einer gekrümmten Haltung schwerer helastel wird, so muss zugleich mil der (Vchillessehne auch der Schieubein-beuger ungespaunl werden, damit dagt; Spriinggelenk in einer testen [jage verbleil)l. Mil jeder stärkeren Beugung degt; Knie­gelenks wird das Oberschenkelbein selbstredend schräger gestellt. In Folge dessen muss uothwendig dei sehnige Schienbeinbeuger, weil er am Femur befestigt ist. straff angezogen werden.
Man kann diese Leistung ties Sprunggelenks leicht constatiren bei einem Pferde, da- sich eine Kuntur der Achillessehne tun Höcker des Fersenbeins zugezogen hat, oder bei einer absichtlichen Durschschneiduug der Achillessehne. Kinn Fierd ist'hiernach im Stande, mit dein Fusse aufzutreten, also den Fuss zu .belasten. Ebenso sieht man bei allen im schweren Zugdieust befindlichen Pferden die grössere Belastung der Sprunggelenke schon darin, dass dieselben mil einer stärkeren Krümmung lierabgedrückl werden. Bei der Vorbereitung zum Sprunge der Pferde tragen die Sprung­gelenke fast das ganze 11 inten heil.
Nach einer Buptur des Schieubeiubeugers kann ein Pferd die Gliedmasse nicht mehr selbständig im Sprunggelenk beugen. Ks ist aber auch zugleich aussei-Stande, dem Sprunggelenk zum Behuf einer stär­keren Belastung des Fusses eine gekrümmte Stellung zu geben. I gt;ie
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Physiologie dos Spmnggelenlis.
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Acbillesselme vermag für sidi allein nicht, dem Sprunggelenk laquo;iie für fliese forcirte Belastung erforderliche feste Stellung zu sichern, wenn nicht gleichzeitig der Schienbeinbeuger angespannt wird.
Unter Berücksichtigung der vorstehenden Verhältnisse dürfte es nach meiner Meinung aucli für die physiologische Interpretation der Bewegungs-Phänoniene durchaus nothwendig sein, das Sprung­gelenk als einen integrirenden Theil des Fusses anzusehen.*) Die Thatsache, dass bei geraden Stellungen der Hinterschenke] (elephanten-arHger oder stuhlfüssiger Stand) die Achillessehne weniger lielast.et wird, als bei stark gewinkelten Sprunggelenken (säbelbeiniger und kuhhessiger Stande, kann dieser Deutung im Prinzip nicht ent­gegenstehen. Sm auffallend verschieden die äussere Form und die Lage iles Sprunggelenks bei Pferden von dem Tarsus des Menschen erscheint, so erfolgt doch die physiologische Leistung nach ganz gleichen Grundlagen. In der Reitkunst, wo man die gelenkigen Knoclienverbindungen des Pferdekörpers als „Federnquot; betrachtet, hat man dem Sprunggelenk im Verein mit dem Fesselgelenk den Namen „Fussfederquot; gegeben.
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sect; 44. Sobald zum Zweck der Vorwärtsbewegung des Körpers im Schritl oder Trab da- ilüfi- und Kniegelenk srestreckt werden -ollen, muss zunächst das (iewichl des Körpers auf einen Fuss fest­gestellt werden.**) Die Belastung des Fusses und die Streckung der Gelenke werden dadurch ermöglicht, dass der Unterschenkel ver­min,d-i der Achillessehne und des Schienheinbeugers zwischen Ober­schenkel und Fuss förmlich eingelagerl ist.
Hierbei lassen sich für unsere Hetrachlimg zwei Momente unterscheiden, Im ersten Moment erhall das Kniegelenk eine solche Winkelstellung, wie sie nach dem (linde und der Schnellig­keit der vorzunehmenden Streckung sieh als vortheilhafl erweist. Dies Moment fällt mit der Feststellung des Hufes auf den Hoden und mil der Belastung des gerammten Fusses durch das Körper-
raquo;) V.* ist eigentlicb Uein Gruiwl vorhanden, die untere Abtheilnng der Vorderjfliedmasse auch als Puss zu bezeichnen. Mit dem Fusse des Menschen kann sie weder anatomisch noch physiolugisch in Parallele #9632;.'.#9632;stellt laquo;-erden.
**) Von der Mitwirkung der Vordergliedmassen bei diesem Act wird hier abgesehen, weil sie ansserhalb der Grenzen dieier ErSrtemng lietrt.
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Aetioloprie.
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gewiohl zusammen. Die Achille-ssehne muss relativ stark augespaimt werden mid durcb den Beuger des Schienbeins wird das S|iniiilt;;-gelenls in einer entsprechenden Stellung erhalten.
Das zweite Moment ist durch die sich an die üebernahine des Körpergewichts direcl anschliessende Streckung des Hüft- und Kniegelenks bezeichnet. Bei diesem Ad muss sich das ünter-schenkelbein um eine quer durch das Unterschenkel-Rollbein-Gelenk
gehende Axe (also u.....inen festen Punkt im Sprunggelenk) drehen.
Dieser feste Punkt kann jedoch nur für einen kurzen Augenblick in Betracht kommen. Denn mit der weiteren Streckung der Ge­lenke wird der gan/.e Körper nach vorn geschoben und das Sprung­gelenk muss dadurch nothwendig seine Laue ändern. Es folgt nehm-lich dieser Bewegung, indem es selbst stark gestreckt wird und, hierbei iil.er das Fesselgelenk und den Huf hinweg mehr nach vorn zu stehen kommt.
Hieraus folgt, class die Achillessehne bei der .Streckung der Hintergliedmasse so lange erheblich be­lastet wird, als -ie einen Theil desKörpergewichts trägt, oder -- anders ausgedrücktnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;als sie sich mit ihrer In-
sertionsstelle am Fersenbein hinter einer senkrechten Linie befindet, die das Fesselgelenk in der Mitte durch­schneidet. Wird diese Linie mit der Streckung des Knie-und Sprunggelenks überschritten, so lässt die stärkere Anspannung der Achillessehne wieder nach und es muss eine Dehnung des sehnigen Schienbeinbeugers erfolgen, weil derselbe als Hemmungs-A pparat gegen die St reckung des Sprunggelenks dient. .L- ergiebiger und je schneller die Streckung des Kniegelenks geschieht, um so stärker muss die Spannung des Schienbeinbeugers werden.
In einer anderen Art ist mit jeder starken Bela­stung der Hinterhand, wie beim Pariren. Steigen. Springen etc. eine bedeutende Spai.....ng des Schienbein­beugers verbunden. Denn das Sprunggelenk wird hier­bei gekrümmt gehalten und der Schienbeinbeuger muss gleich zeit ig mit derAchi 1 lessehne demselben den nöthigen Halt gehen. Je stärker das Kniegelenk hei helasietem
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Physiologie iles Sprunggelenks.
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Fusse gebeugl wird, um so straffer mass der Schienbein-beuger angespannt werden, weil derselbe wegen seiner Be­fest igangder grösseren Schrägste! lung- des Oberschenkel­beins not bwendig folgen muss (Cf. die Abbildung Taf. 11. Fig. 3).
sect; 45. In demselben Augenblick, wo die Streclums der (ilierl-masse -istirt. erfolgen jiiicIi schon die Impulse zur Beugung. Audi hei diesem Act betheiligen sich die in Rede stehenden Spannbänder. Zum grössten Theil wird die Beugung der ganzen Hintergliedmasse ebenfalls mit dem Kniegelenk vermittelt Wenn dasselbe in einen kleineren Winkel aach oben und vora gehoben wird (Beugung), so bewirkt der Schienbeinbeuger, dass das Sprunggelenk in gleicher Ali dieser Bewegung folgt. DuvcIj die Achillossehne und den K.onenbeinbeugei- wird für das Sprunggelenk eine bestimmte Rich­tung gesichert und zugleich eine iibergrosse Beugung verhindert.
Zwischen den Acteu der Streckung und der Beugung des Sprunggelenks während der Bewegung eines Pferde- liegt nur ein Augenblick, der so klein ist, dass er bei der gewöhnlichen Wahr­nehmung räumlich kaum lixin werden kann.
Der Heuger des Schienbeins, der bei der' Streckung stark aus­gedehnt war. wird in dem Augenblicke der beginnenden Beugung durch seine Elasticität [dötzlich vorkürzt. Hierdurch wird zum Theil die federnde Bewegung de.- Sprunggelenks verursacht, die mit dem Beginn der activen Beugung des Kniegelenk- zusammenfällt. Einen wesentlichen Antheil an dieser federnden Bewegung haben ferner die zwischen der Tibia und dem Rollbein befindlichen und schräg eingepflanzten Seitonbänder. Igt;ie elastischen Fasern dieser zu beiden Seiten gelegenen Bander werden nämlich bei der Streckung des Sprunggelenks stark ausgedehnt und müssetj nach dem Auf­hören dieser Spannung mit Heftigkeil in Ihre vorherige Lage zu­rückschnellen. Auch das innere und äussere hinge Seitenband scheinen bei dieser Bewegimg mitzuwirken. Nach Franck (Ana­tomie S. 341i besteht selbst in der schielen [jage des Rollbeins beziehungsweise seiner oberen Gelenkfläche ein Grund für das Federn des Sprunggelenks.
Die festraquo;? Stellung und Haltung des Sprunggelenks, insbeson-
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Aetiologie.
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dere die Verhinderung des seitlichen Ausweichen.'! der Partie Ist __
wie Hochstetter zuerst eröi-ten hainbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;durch die eigenthümliche
Einrichtung des Untei-schenkel-Rollbein-Gelenks bedingt, das in .-einer Form etwa die Hälfte eine-: aus zwei Kämmen gebildeten und schiei nach ausseu gerichteten Schraubengewindes umfas.st.
Die ganze Bewegiuig im Sprunggelenk vollziehl sich fast aus-sächliesslich im Üntoisehenkel-Iiollbein-Gelenk. Aber auch die übrigen Gelenke sind trotz ihrer straffen Bescliaffenheil im gesunden Zu­stande einer ganz gelingen Beugung und Streckung fähio'. Man kann diese Leistung der straffen Gelenke wahrend der Schrittbe­wegung sehr gut wahrnehmen und ihr Nichtvorhandensein liefen für die Diagnose des Spat in nichl seltenen Fällen wichtige An­haltspunkte.
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sect;46. Innere Ursachen, Bevor ich zu einer Betrachtung derjenigen ursächlichen Bedingungen für den Spat übergehe, die in etticr mangelhaften histologisch-anatomischeu Einrichtung des Spruno--gelenks und in einem unvollkommeneu Bau des Köj'pers begründet sind, laquo;ill ich vorausschicken, dass der Spat erfahrungsgemäss auch bei dem bestgebauten Pferde entstehen kann, wenn dasselbe über seine Leistungsfähigkeit liinaa- zu anhaltenden Kraftanstrengunwen benutzt wird, in diesem Sinne kann selbst in einer geringen Körper-grösse, beziehungsweise in einem geringfügigem Körjiergewicht (ohne sonstige ünvollständigkeiten im Bau der Pferde i schon ein dispo-nirendes Moment gegeben sein für die Entwickelung des Spat, wenn derartigt; fhiere zu solchen Leistungen dienstbar getuachl werden, denen sie uicht genügen können, oder, um in der Volkssprache es auszudrücken, „denen sie m'clit ge^'aehsen sind.quot; Mit 'der über-mässigen Anstrengung und insbesondere bei denjenigen Pferden,
welche trotz einer .......gelhafteu Construction des Körpers dennoch
zu solchen Arbeiten im Fahr- und Reitdiensi Verwendung finden. zu welchen eigentlich nur stärkere (gt;chwere) Pferde von gutem Bau geeignet sind, uiuss nothwendig die Belastung der Sprunggelenke
erhebheb grosser weiden. Ili.....ach müssen als begünstigende Ür-
sacheu für den Spat viele Mängel im Körperbau in Betracht kommen, welche den Pferden die Ableistung der ihnen gewöhnlich obliegenden
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Innere ürsaclien. Erbliche Anlage.
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Dienstverrichlungen in der Wei.se ei-schwei'en, class sie eine stärkere Belastung mid ergiebigere Streckung der hinteren Gliedmassen noili-wendig maclien.
Bei der Vielseitigkeil der Einflüsse, die mil der Entwickelung des Siial in einem causalen Zusammenhange stehen, dürfte es für das Verständniss derselben förderlicli sein und die l ebei'sichl erleißn-lern. wenn ich die im Körper selbst begründeten (inneren) Bedin­gungen zum Spal nach folgenden Gnippen zur Erörterung bringe: 1) mangelhafte histologische Einricbtung des Sprunggelenks, 2) man­gelhafter Bau (Construction) desselben, 3) mangelhafter Bau anderer Körper-Partien und 4) ungeeignetes Peuiperament der Pferde.
sect; 47. 1) Mangelhafte histologische Einrichtung degt; Srunggelenks. In dieser Kategorie von Ursachen lassen gt;k;li die ererbte Anlage '/.am Spat, das jugendliche A.lter der Pferde und die locale Constitution des Sprunggelenks unterbringen.
a) Die erbliche Anlage. Wahrscheinlich ist die Thatsache, dass die Entstehung des Spal oft auf einer ererbten Anlage beruht, schon im Alterthum lirkmint gewesen. Wenigstens s|)richt Solleysel von dem angeerbten Spat als von einer bekannten Thatsache, und Saunier behauptet, allerdings mit einer gewissen (Jebertreibung des thatsächlichen Verhältnisses geradezu: „Wenn ein Hengst, welcher Aoiu Spat befallen ist. 80 Suiten bedeckt, so werden 1!i Fohlen den Spal erben.quot; Seit dieser Zeil ist der erblichen Anlage zum Spal fast in jeder Abhandlung über Exterieur und Zucht des Pferdes lu-zur Gegenwart gedacht worden. Allein man ist !iigt; heute über die Bedeutung der Vererbungsfühigkeil des Spat niclil einig geworden. Von manchen Seiten wird die Eigenschaft des Spat. gt;ieii in der An­lage auf die Nachkommenschaft zu vererben, für oiue so umfassende gehalten. d;igt;- mau eraquo; für notlnvendig erklärt, alle Pferde, die sich nicht vollkommen spatfrei zeigen, grundsätzlich von der Zuchl aus-schliessen. Elntgegengesetzt wird von vielen anderen Autoren die Erblichkeit des Spul ganz in Abrede gestellt oder doch unter Bezug­nahme auf die züchteri.schen Erfahrungen nur insoweit zugestanden, als eine mangelhafte Stellung und Grosse des Sprunggelenks, nicht
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Aetiolojrle.
aber neben derselben noch eine besondere iustologiscbe Anlage zum
Spat sich auf die NadiUnimcn.-cliatt übertragen könne.
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sect; 48. Igt;ie hereditäre Natur des Spal isl zunäcbsl nach der thatsächlicheu Erfaln-ung zu beui-theilen. In dieser Hinsichl sieht man bei vielen Pferden die Sprunggelenlie gesuud bleiben, trotzdem -ie. von Eltern abstammen, die mit dein Spat behaftei waren. Eine grosse Zahl von guten Bescliälern, die längere- Zeit binduich zum Decken benutzt sind, erwirbt gewöhnlicb auf neiden Hünterfüssen den Spat. Nichtsdestoweniger werden sie raquo;ach vvie \ror zum Decken verwendet, ohne dass -ich in ihrer Nachkommenschaft eine erbliche Anlage zum Spat bemerklich machte. In gleicher Weise hat .man schon seil mehr als 100 Jahren beobachtet, und ich selbst habe diese Beoliaelmmg oi'i bestätigt gefunden, dass Hengste und Stuten. die sich in Folge starker Arbeitsleistuug den Spat auf einem oder auf beiden Hinterfüßen zuzogen, eine Anlage zu demselben auf ihre Nachkommen nicht vererbten.
Andererseits ist die Thatsache eben so bekannt, dass viele Fohlen, welche von Hengsten oder Stuten abstammen, bei denen der Spal auf einem oder auf beiden Fassen, und zwar mir oder ohne Lalimheii befiehl — .-ehon mii dem üebel behaftet werden, bevor sie erwachsen sind und ohne dass sie vorher zu irgend welchen Dienstleistungen herangezogen werden. Fälle dieser Art müssen wegen der Häufigkeit ihres Vorkommens whon daiauf zurück­geführt werden, dass die ursächlichen Beclingungen des Spat ererbt worden -ind.
Endlich t)eoliachtet ruan auch bei vielen Pferden, die von gt;|iai-freien Eltern abstammen, da- Zustandekommen der- Spal schon vor dem vollendeten 4. Letiensjahre und ohne dass die Thiere hU dahin zu anstrengenden Arbeiten benutzt wurden.
Diese Ergebnisse der praktischen Erfahrung gestalten scheinbar die Frage der hereditären Natur des Spat ausserordentlich schwierig. Wenn man aber die vielen ursächlichen EinHüsse überblickt, die nach dem ganzen Hau der hinteren Gliedmassen und besonders nach der Qualität der Sprunggelenke das Zustandekommen des Spat be­dingen, so lässt sich in der grössten Mehrzahl der Fälle die Aetiologie
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Innere Ursachen. Erbliche Anlage.
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ohne Schwierigkeil auf erkennbare und genügende Motive zurück­führen. Die Besonderheiten in der Grosse, Stärke iincl Verbindung der Knochen and Gelenke vererben gt;icli erfehrungsgemäss sehr leicht. Deshalb finden sich auch, wie jeder Pfeidezüchter kennt, die bei männlichen und weiblichen Elterthieren vorhandenen Stel­lungen der Gliedmassen in ähnlicher Ausbildung bei lt;leii Nachkom­men wieder. Hat der Spal bei Hengsten oder Stuten in solchen nachweisbaren Verhältnissen seine hauptsächlichste Ursache, so werden auch die von derartigen Eltern gezeugten Pferde verhält-nissmässig leicht und beziehungsweise gt;clioii nach der Einwirkung geringfügiger äusserer Ursachen mit demselben behaftet. tnsofern kann begreiflicherweise mit der mangelhaften Entwickelung der hin­teren Gliedmassen eine hervorragende Anlage zum Spat angeerbt sein. Uml schon Kersting*), dessen scharfem Verstände diese Ver­hältnisse nicht entgangen waren, gibt darüber folgende treffende Bemer­kung:,, Man hat den Spat bisher für erblich gehalten, allein die Beob­achtungen, welche ich dabei gemacht habe, haben mich noch nie­mals davon überzeugen können, dass der Spat Mo vein Hengst oder der Stute auf das Fohlen geerbt werden könne. ich gebe zu, wenn ein Hengst oder Stute krumme und dabei schwache Beine hat. die bei heftigen Bewegungen mil den Hinterbeinen leicht vom Spat angefallen werden, dass solche schwache und zum Spat dis-ponirende Glieder -ich auf dagt; Füllen, das von dergleichen Hengst oder Stute erzeugt ist, fortpflanzen können, und man in diesem Be­tracht sagen könne, es habe daher das InUlen die Disposition zum Spat augeerbt bekommen: allein dass ein Hengst, der sonst die ge­hörige Gestalt und Stärke seiner Heine besitzt, und durch eine widernatürliche Bewegung sich den Spat zugezogen hat, auch allen denjenigen Füllen, welche von ihm fallen, den Spat auferben müsse, solches ist falsch.quot;
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sect; l'.b Indess bietet die Frage der Erblichkeit des Spat der Betrachtung noch eine zweite Seite. Denn man beobachtet, dass
#9632;) Kersting. Nachgel. Mamucr. 2. Antl. 1792. S. 42;
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Aetiolog^te.
soIIpi-I bei vorhandener mangelhafter Baiuu-I des Sprunggelenks doch iiiclit alle Pferde gleicli leiohi und in gleichem Grade den Spat be­kommen. Ebensogut, wie bei einem fehlerhaften Bau des Sprung­gelenks die Ajilage zum Spal in letzter Instanz auf eine Unvoll-kommenheii der deuche zurückzuführen ist. kann auch diese Ver­schiedenheit nur in der histologischen Einrichtung der bei der Entwickelung des Spal zuerst betheiligten Gewebe beruhen. Nach meinen l ntersucbungen über die Entstehung des Spat kommt hier zunächst die auf dem ßicherförmigen [nse.rtions.schenkel des Schien­beinbeugers liegende Bursa in Betracht, Dass die Synovialmembran dieser Bursa bei vielen Pferden leichter, als bei anderen entzünd-nch verändert wird, kann niclit befremden, wenn man die Erfah­rungen über lt;la~ Zustandekommen von Erkrankungen anderer Sehnenscheiden resp. Schleiraheute] beachtet. Zur Erklärung dieser grösseren oder geringeren Disposition einer Bursa, in entzündliche Zustände versetzt zu werden, erührigt nur. auf die cellulärc Einrich­tung zurückzukommen. Die Auffassung Virchows, dass noch inner­halb der Gienzen des gesunden Zustandes eines Gewebes die Kestig-keit und Widerstandsfähigkeit seiner celluläreti Bestandtheile verschieden sein kann, hat sich in der [)atliiilogislt;;hen Ki-fahiung vollkommen bestätigt, r'nnfiirm dieser Theorie ist daher für die
histologische Disposition /..... Spat vorauszusetzen, dass das Gewebe
der in Rede stellenden Bursa sich in dem Zustande einer unvoll­kommenen Entwickelung befindet und deshalb eine geringere Wider­standsfähigkeit gegen Besehädigungen besitzt. Sobald bei einem solchen defecten Zustande durch liäufige und anhaltende oder heftige Streckungen der Sprunggelenke eine Dehnung und Zerrung der Bursa sich vollzieht, -n wird sofort eine entzündliche Veränderung mit den weiteren Kolgen in derselben hervorgebracht. Bei besserer Einrichtung der Bursa würde dagegen die entzündliche Erkrankung erst nach einer viel stärkeren Reizung bewirkt winden können. Der Hegel nach ist die celluläre Einrichtung eine- Organs dem lii-io-logischen Aufbau dm- Constitution) des ganzen Körpers adäquat. Daher müssen die histologischen Besonderheiten eine- Organs auch wenn hlt;' durch ihren genetischen Inliali nicht Für den ganzen Körper, sondern vieliueln nur aach ihrer localen Bedeutung eine
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Innere Ursachen. Erbliche Aiilasre.
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Schwäche in sich begreifen, auf die Nachkommen übertragen wer­den. Ks ist demnach uichl der Spal selbst, der gt;irli vererbt, was übrigen- schon vor mehr, als 100 Jahren erkannt wurde. Erblich kann nur die mangelhafte Beschaffenheit der verschiedenen Gewebe
des Sprunggelenks und -jierud
Jes bezeichneten Schleimbeutels ^eiu.
sect; .quot;gt;( i. Wenn man sich aber eiue solche defecte bistologische Einrichtung der Sprunggelenk-Partie unabhängig von der (.frösse. Form und Stellung der einzelnen Knochen denkt, so wird man gar zu leicht versucht, dieselbe zu überschätzen. Denkbar i-i es zwar, dasgt; die versehiedenen Theile eine- gut geformten Sprunggelenks in ihren cellulären Einrichtungen eine Verringerung des uonnalen Zu-standes acquiriren, dtiss dieser Mangel mit -einen besonderen Eigen­schaften in die Individualität der Thiere aufgehl und als ein förm­licher Bestandtheil derselben sieh auf die Nachzucht der betreffenden Pferde überträgt. Allein bis jetzt bat ein det'ecter Zustund von dieser Beschaffenheit uichl enveisliuh gemacht weiden können bei solchen Sprunggelenken, bei welchen äusserlich nicht schon eine gewisgt;e Uuvollkonnnenheit de- anatomischen Hau- erkennbar i-t. Von manchen Ä.utoren*) i-t zwar aus mein theoretischen Gründen und vielleicht auch nach dem Eindrucke, den die durch Spat erkrankten Knochen im macerirten Zustande machen, vorausgesetzt worden, dass die erbliehe Anlage zum Spat in einem „porösen, lockereu und schwammigen Knochenbauquot; begründet sei. Aber diese Behauptung i-i nicht mii Beweisgründen zu uuterstiltzeu, auch uichl einmal wahrscheinlich. Denn gerade bei den edlen Pferden, denen seil alter Zeit ein fester, compacter Bau der Knochen zugeschrieben wird, eni-steht der Spat aotorisch viel bäufiger, als bei den Pferden der schweren Evacen, die mit einem mehr gruben (porösen) Bau der Knochen ausgestattet sein sollen.
Es kann nicht auffällig erscheinen, dass bei verschiedenen Mängeln in der Grosse (Stärke) de.- Sprunggelenks zugleich die Qualität der Gewebe verringert und das.- hierdurch eine erbliche Anlage zum Spat, bedingt ist. Aber es ist mir immer al^ eiue ge-
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*; Rohhves; 1. c. S. i:i. Falke; Krankheiten. Erlangen isös. ö. üSJ.
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Aetioiogie,
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wagte Hypothese vorgekommen: unabhäagig von dieser, mit der Körper - Constitutiou und mil der specieüen Bildung des Sprung­gelenks zasammenliängendeu localen Schwäche und gleichsam über dieselbe hinaus noch eine weitere ünvollkommenheil dei- einzelnen Gewebe des Sprun^elenks als cvbliclie lJiadis|)olt;ition ziim Spal definiren zu wollen. Denn die für den Spat in Betracht kommenden Gewebe gehören sämmtlich in die Ueihe der Biudesubstanzen. Von denselben ist bekannt, dass ihre celluläre Kestigkeil und Wider­standsfähigkeil in lioliem Grade beeinflusst wird von dem Aller des Pferdes und von dem allgemeineu Näbi-zustande des Körpers. Durch eine qualitativ und cjuantitatn zweckmässige Ernähnmg der 1 liiere erlangen sämmtliche Gewebe des Körpere eine bessere Ein­richtung, als bei mangelhafter Ernährung. Anhaltende Krankheits-zustände junger Pferde, die eine hinreichende Futteraufnahme und eine normale Assimilation der Nährstoffe nicht gestatten, bedinomi erfahrungsgemäss eine Schwäche in den, zu den Bindesubstanzen gehörenden Geweben, so dass dieselben ^chon nacl: leichten äussereu Veranlassimges entzündlich erkranken. Alle solche Einflüsse be­kunden ihre Wirkung bei jungen und noch im Wachsthum befind­lichen Pferden am meisten an den Svnovial-Membraneu (Sehnen­scheiden und Bursen) der Gliedmassen und an dem zarten Binde­gewebe, was sich unter den Haftbänderu und Sehnen an deren Insertionsstellen befindet und gewissermassen zu denselben gehört. Von diesen Bindesubstanzen und beziehungsweise von den Svnovial-liäuten erkranken selbsti-edend diejenigen am leichtesten, die bei der gewöhnlichen Belastung der Gliedmassen einer Reizung am meisten exponirt sind. Und zu diesen gehört auch die am fächerförmigen Insertionsschenkel des Schienbeinbeugers befindliche Bursa, von welcher die Entwickelung des Spat ausgeht.
Weun alle diese ursächlichen Momente für das Zustande­kommen des .Spat in Rechnung gebracht werden, so bleibt nur eine verhältnissmässig kleine Zahl von Fällen iilnig. die vorzugsweise deshalb, weil die Kitern oder Vereiteln nicht spatfrei waren und weil die Untersuchung der ursächlichen Einflüsse keine greifbaren Anhaltspuncte liefert, auf eine äusserlich nicht erkennbare hereditäre Prädisposition zu beziehen wären. In der grössten Mehrzahl der
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Innere Drsaclien, Rrblicbe Anläse,
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Fülle kann iilfcr dir oililiclic Aul;iigt;v /.uiii Spat niu' ans der mit einem imvollkommeiieii Körperbau verbundeaeD zarteren Ciinstitution iler Gewebe und insbesondere aus der Daangelbaften Gestaltung der Sprunggelenk-Partie motivirl werden.
^ 51. Hilaquo;' Unvollkommenheit iti der Constitution und im Bau der Sprunggelenk-Partie ist zum T heil durch die geringfügige Grosse des Tarsus überhaupt, viel mehr aber durch die abgeflachte — seitlich zusammengedrückte - Form der Tibia und des Tarsus ausgesprochen. Man könnte mir gegenüber diesem Satze den Ein­wand machen, inwiefern der Kau der Tibia mit der Anlage zum Spat in einem ('ausalnexus stelle. Alier diese Frage hellt sieh so­fort, wenn man heachtet, dass sich die einzelnen Theile einer Körper-Region nichl für *irli allein bilden und entwickeln, sondern dass dieselben in genetischen Beziehungen zu einander stehen. Ein sol­cher proportionaler Zusammenhang li'stelii auch in der äusseren Form und in der histologischen Einrichtung zwischen dein Sprung­gelenk und dein ünterschenkelbein. Trotz aufmerksamer Beobach­tung habe ich noch niemals ein vorzügliches Sprunggelenk bei einem Pferde gesehen, bei welchem das ünterschenkelbein mangelhaft ge­bildet war. Man braucht nicht in jedem falle auf eine ungünstige Stellung der Tibia zum Oberschenkelbein zurückzukommen, um eine unvollkommene Beschaffenheil derselben zu constatiren. Schon die äusseren Umrisse der Unterschenkel - Partie ergeben die Symptome, aus denen mit approximativer Richtigkeil ein ürtheil über die innere Einrichtung (Festigkeit) des Knochens gewonnen werden kann.
Für jede Körper - Region besteht eine gewisse üeberein-siimmiing in der histologischen Beschaffenheit der einzelnen Gewebe. Es bildet sieh in der Schenkelpartie, von der hier die Rede ist. nicht etwa der Knochen für sich und nach eigenthümüchen Aulagen, so dass die an ihm befindlichen Weicht heile gleichsam als besondere Organe mit eigenen Wachsthums-Gesetzen sich demselben blos an­fügten. Die ganze Region, (also Knochen, Muskeln, Sehnen, Gefasse, Haut u. s. w.) entsteht vielmehr nach einem einheitlichen Plan. Daher wird es erklärlich, dass bei schlechter Entwickelung eines Knochens zugleich die zu demselben gehörigen Weichtheile eine
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Aetiolopie.
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mangelhafte Einrichtung und eine geringe WiderstandsÄhigkeil gegen Beschädigungen besitzen und beziehungsweise eine abnorme Krank-heitsanlage involviven.
Anderei'seits kann als eine lliatsache betrachtet werden, dass mil fest gebauten und gul geformten Knochen auch die an demselben gelegenen Organe und Apparate laquo;•um' kräftige und leistungsfähige Einrichtung besitzen. igt;eiiii die Erfahrung bestätigt, d;igt;s solche Pferde, bei denen die Knochen der Gliedmassen und beziehungs­weise die Gelenke eine gewisse Rundung erkennen lassen, auch ge­wöhnlich eine lange Zimi liindurcb grösseie Anstrengungen ertragen, ohne in Folge derselben mit entzündlichen Kvankheitszuständeu an den Gliedmassen behaftet y.u werden. Diu'cli die N.uzilge die-egt; paus der Knochen wird selbst der N'aelitlied. den eine abnorm ge­ringe Grosse (Dicke oder Schwere) derselben mil sich bringt, /um grossen 1 heil ausgeglichen. Dies Verhältniss ist m -einer allge­meinen Bedeutung auch im Publicum uicli! unbekannt. Dasselbe pflegt hierfüi die Bezeichnung der gedrechselten oder ausgedrechselten oder testen Knocheu aiiziiweiilt;leii.
sect; -i'i. Ein festes und gut uebaute^ l nterscheukelbein zeigt in seinem ganzen Verlaufe eine gerundete Form. Mit der Verringerung seiner Qualität findet sich stets eine seitliche Zusamrnendrückung lies Knochens. Dieselbe wird im unteren Drittheil des l uterschen-kels am leichtesten wahrgenommen, weil der Knochen hier zu beiden Seiten nur von der Haul und der subeutis bedeekl ist. Bei dieser unvollkommenen Bildung der l'ibia findet sich fast iu allen Fällen ein schwaches Sprunggelenk, das namentlich von beiden Seiten zu­sammengedrückt (flach) erscheint. Hierdurch wird es begreiflich, dass mit der in Rede stehenden Form des l uterschenkels eine her-vorragenue Anlage zum Spat verbunden ist. I liaigt;äelilicb kann mau bei der Mehrzahl aller Pferde mit einem solchen Bau der Tibia wahrnehmen, class dieselben den Spal haben oder doch mit Spat behaftet werden, nachdem sie nur einige Zeil hindurch zu einer stärkeren Anstrengung in der frabbewegung, namentlich im Reltdienst Verwendung linden. Selbst in denjenigeu Fällen, wo bei dieser Bildung des Unterscheukels das Sprauggelenllaquo; nach Verhält-
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[nnere Ursachen. Erbliche Anliigc
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nis- c'i\v;i^ stärker gebaut i-i and mgt;iii Spat frei befunden wird, habe ich sebr oft bei mäunbcheu und weiblicben Zuchtpferden beobachtet, diiss sich mii dieser Form der i ibia eine abnorme Ajilage zui' Spat­bildung auf die Nacbkommenschafi vererbte.
Die unvollkommene Ausbildimg der Knochen am Sprungge­lenk ist aus denselben Gründen fasl immer mit einer geringen Festigkeit der Fascien, Selinenscbeiden, Bursen u. s. w. verbunden. Dabei' ergeben -ich schon aus der relativen Grosse und ;iii- der Form der.Sprunggelonk-Knochen sichere A-n-haltspiuicte tiii- die Gonstatfrung einer abncjnnen Anluac zum Spat, wobei es gleichgültig bleibt, ob derselbe bei einem fferde •sicli bereits ausgebildet hat, oder niebt. „Fin l'f'erd mil einem an sieb fehlerhaft gebauten Spnmggelenk würde Kur Zuchi zu verwerfen sein, auch selbst dann, wenn es nicht spatkrank geworden istquot; (Herrn, von Nathusius. Vortrage über Viehzucht etc. I. Theil 1872. S. 124.)
gt;; n'-'t. Erbliche Anlage edler Pferde zum Spat. Fs igt;i schon angedeutet worden, class die Fähigkeit einer vollkommenen Ernährung der Gewebe bei den Pferden ausserordentlicli verschieden sein kann und dass diese Verscbiedenbeit auch aul die Entstehung lic-s Spat von Finfluss ist. Bei solcben l'ferden, die den boch culti-virten Schlägen der urieutalischen Kace um! deren Kreuzung—Pro-dueten angehören, die ferner nach dem Grafle ihrer Gesundheit unter den gegebeneu Verhältnissen uiclit gedeihen und dalier eine abnoi'm zarte oder verfeinerte (überbildete) (.'enstitution erlangen, bleibt während der ganzen VVachsthunisperilt;id(j eine Disposition zu entzünd­lichen Erkrankungen in den vorherrscheiui empfilnglichen Sehnen­scheiden und Gelenkkapseln be.-tehen. Da diese feinere Constitution und die von derselben abhängige Vulnerabilitäi der Gewebe hiernach einzelnen Pferde-Familien und llacen eigentbiimlich lt;ein kann, so lägt;sl gt;ieli mil einer gewissen Kiuscbränkung des Begriffs selbst eine erbbehe A.nlage zum Spal als in der Race begründet, behaupten. Die edlen ('ulim-Uaeen des orientalischen Pferdes (arabisches, persi­sches, nordafrikanisebes, engbsebes Vrollblutpferd rh;.) können nur bei der sorgfältigsten Pflege und selbst dann nicht in allen Fällen
Dieckcrhoff: Spal ilur Pferde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.j
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Aetiolofrip.
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mit Sicherbeil die Bedingungen ihrer Elxistenz und ihres perfecten Gedeihens linden. I ntei dein Einflu.ss eines rauheren Klimas und einer ungeeigneten Ernährung (ritt In der Descendenz dieser Pferde sehr häufig eine Verküminernng der Knochenbiidung hervor. ISe-kaiunlieh wird das ganzfi Körper-Wachst hum mil Einschiuss der besonderen G-estaltung der Knochen bei den, zum „schweren oder norischen Pferde'quot; gehörigen Racen von solchen Verhältnissen in viel geringerem Grade und Uuifange betroifen. Ans diesen Gründen
findet sieh in der Nachkoin.....nschat'l edler Pferde so häufic lt;'iii
unvollkommener Knochenbau und mil deuisellten gleichsam als Race-Character • #9632;ine abnorme Anlage zum Spat. Der seil alter Zeit (schon v. Saunier berührt dies Verhältnis.-;) allen edlen Pferden und neuerdings besonders dem englischen Vollblut und seiner Descendenz nicht ohne, Grund gemachte Vorwurf, dass dieselben eine erbliche Disposition zum Spat in sich tragen, wird bei dieser A-uffassung verständlich.
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sect; öd-, b) Das jugendliche Alter. Während der Zeit, in welcher die Gewebe des Ihierischen Köi'pers, sich im VVachsthum befinden, sind dieselben vuluerabler, als im vollständig fertigen Zustande. Sie weiden dahei' schon nach relativ leichten Veran­lassungen entzündlich afficirt. Diese Schwäche beruht allein darin, dass die Gewebszellen selbst noch im Werden begriffen sind, daher lebhafter ernährt weiden müssen und noch nicht die ihnen erst mit ihrer vollendeten Ausbildung zukommende grössero Festigkeit und öaltbarkeit erlangt haben.
Eine solche Keizbarkeit der Gewebe während der Entwickelungs-jahre wird bei Pferden besonders an vielen Synovialhäuten (Sehnen­scheiden und Gelenken) und am Periosf der Gliedmassen-Knochen beobachtet. Selbst massige Anstrengungen bedingen schon eine Reizung in den am meisten exponirten Sehnenscheiden und die Ein­leitung von entzündlichen Prozessen in denselben. Hei den gewöhn­lichen Arbeitsleistungen und sogar bei den freiwillig auf der Weide geschehenden forcirten Bewegungen der jungen Pferde wird das Hintertheil am meisten angestrengt. Es muss daher auch das Sprunggelenk relatn Mark gestreckt weiden. In Folge dessen
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Innere Ursachen. Jugendliches Alter.
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wird diirvli die Anspannung des Schienbeinbeugers in der Bursa dos facherförmigeD [nsertionsschenkels eine Reizung und Entzündung gesetzt, die sicli auf die CTelenkkapsel und das Periosl der benach-bai'ten Knochen fortsetzt und den Spal bedingt.
I gt;iilt;s clie lustologischen [Jnvollkommenliciten der Gewebe do
Sprunggelenksnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;neben dein jugendlichen Alter an sich ...... auch
noch durch manche andere Einflüsse herbeigeführi weiden, isl schon erörtert worden. Die Erfahrung liat alier erwiesen, dass wenn der Spal während der Rntwickelungszeil der Pferde, also bis zum 6. Lebensjahre nichi entstellt, seine A.u.sbildung später weniger leicht stattfindet. Denn mit dem vollendeten Wachsthum erlangen die ein­zelnen rheile des Sprunggelenks eine festere und widerstandsfähigere ßeschaffenheit. Selbst hei denjenigen ['ferden, l)ei denen sich nach der Bauart der hinteren Gliedmassen eine ererbte Anlage zum Spal voraussetzen lässt, entwickelt sich mit dem Ahschluss des Körper-wachsthums eine, givissere Pestigkeil in den Geweben des Sprunggelenks. Deshalb entsteht auch bei solchen Pferden, nach­dem sie das ti. [vebensjahv erst erreicht haben, der Spal nur dann, wenn dieselben mit einer relath starken Anstrengung der ilinter-schenkel arbeiten müssen. Mit anderen Worten: Das Zustande­kommen des Spat bei envaehsenen Pferden ist inuner. auch selbst dann, wenn die Sprunggelenke nmngelhafl gebaut sind, vorzugsweise aid die Einwirkung äusserer Momente zu beziehen, während ent­gegengesetzt im jugendlichen Adter - vom 1. bis (i. Lebensjahr — die histologische Piädisj)osition in vielen Pällen die wesentlichste oder nächste Ursache abgibt.
Die rhatsache, dass der Spat überwiegend häufig hei jungen und seltener bei älteren Pferden seine Entstehung findet, ist lange bekannt. Robertson und nach ilun Mogalla*) behaupteten schon, dass Pferde, die das 7. Lebensjahiquot; überschritten hätten, nur selten vom Spat beiallen würden. Man würde aber unrichtig artheilen, wenn man hieraus zugleich folgern wollte, dass die Disposition zum Spat nach dem 7. Lebensjahre sich mit dem zunehmenden Alter noch mehr verringere, Erfahrungsgemäss kann der Spat selbst im
*; G. P. Mogalla. üeber Krankheiten der Pferde 3. Auflage. Breslau 1801, 11. Daud. S. 239.
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hciln'ii Alter durcli anhaltende Ansü'engung noch verursachl werden mul Rohl'wes (1, r. S. 38) erzählt, du-- er U'i Pferden, die bereits 18 Jahre :tli waien. die Entstehung des Spat noch beobachte! habe.
vj .quot;)•quot;). c) Die locale Oonstitutlon des Sprunggelenks. Es i^i der Verdiensl Vircliows. der Ijplire von der Constitution des Körper- eine grössere Klarheil gegeben und den begrifflichen Inliah derselben auf die rellnlären Ddpi1 hisfologischen Einrichtungen und auf den mil iiii\ en ('haracler der (iewelip hescliränkl zu haben.
Mil iK-r allgeineinen Kölner-Constilnlion beflndel gt;ich in der Hegel die locale Constitiition einzelner Kegionen des Organismus in üebereinstiiumuug. Die.^e Beziehungen liaben auch für das Sprunggelenk Greltnng. |)olt;quot;h lindei man zuweilen, dass die örtliche Constitution der Sprunggelenke iihnlich wii- bei anderen kör[)er-theilen unter dein Kinflnss einer migenügenden körperlichen i'.ni-wickelnng oder uaeli anhaltenden Krankheiten (Schwellung der Gliedmassen etc. modificin wird.
In tier allgemeinen riiierzncln ^eiieidet man die Körper-( un-ii-tntiou ganz -achgemiiss in zwei Quiilitilten: die trockene oder lerne und die schlaffe oder grobe Constitution. Zwischen beiden bestehen üiannigfache üebergangsstufen und Nrodilicatiouen. die -idi entweder mehr der feinen oder mehr der groben (.'onstitiition nähern.
Die Thatsache eines gewissen Einflusses der besonderen Con­stitution tic- Sprunggelenks auf die Entstellung von fehlerhaften Zu­ständen au demselben isi nichl neu Man hat innuer gewnsst, dass die Disposition zu Gelenk- und Sehnenscheidengallen am Sprung­gelenk von diesen Verschiedenheiten theilweise abhängig ist. K-wurden nur andere Bezeiehmiugen für diese Unterschiede gewählt.
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vj :gt;'). .-. Die feine oder trockene Constitution der Sprung­gelenke (.-vn. trockene Sprunggelenke) ist liei den cultivirten Schlägen des orientalischen Pferdes gewöhnlich vorhanden. Sie lindei sich aber auch bei vielen, aus den \.rbeits-Ivacen oder :iiigt; Kreuzungen hervorgegangenen Züchtungs-Producten. Die Gelenkkapseln und die Sehnenscheiden Indien eine straffe Rinrichtuns, die äussere [laut
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Innere Ursache. Cönstitutiou .les Sprunggelenks.
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ist fein, die Subcatis trocken und straff, so dass die Umrisse di-v Sprunggelenk-KiiocheT] deutlich hervortreten.
Die-e von der Form der Sprunggelenke unabhängige Beschaffen-heil gilt vorzugsweise deshalb für erwünscht, weil bei derselben die Güllen seltener vorkommen, als bei der groben Constitution. Hei entsprechender Grosse und Stellung des Sprunggelenks wird der Werth desselben durch eine trockene Constitution auch bezüglich der Entstehung des Spal erhöht. Dieser günstige Einfluss wird uur aus dem Grunde weniger oft wahrgenommen, weil gemde in den Veredlungs-Zuchten die Miiugel im Körperbau und beziehungsweise im Bau der Sprunggelenke sehr häufig sind und weil durch die letzteren das Zustandekommen des Spa( vorherrschend begünstigt wird.
Auf die besondere Entwickeluug des Spat hat die feine Con­stitution delt; Sprunggelenks noch insoweit Einfluss. :d- bei derselben die Esntziindung gewöhnlich von A.niang an eine (issiticirende Len-denz bekundet und in der Mehrzahl der Fälle nur geringfügige Spat­geschwülste bedingt. Dagegen habe ich aus der vergleichenden Be­trachtimg zahlreicher Fälle uichl erkennen können, dass die Complication einer scluner/haften Lahmheil durch den in der Ent­wickeluug begriffenen oder ausgebildeten Spat von der besonderen Constitution des Sprunggelenks beeintlusst würde.
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sect; .quot;)7. ;#9632;#9632;' Die grobe oder schlaffe Constitution der Sprunggelenke (svn : volle, aufgedunsene, schwülstige, fette, succulente oder grobe Si)runggelenke). I'm grobe Constitution der Sprunggelenke i rifti man am meisten bei den schweren V.rbeitsschlägen. Sie wird aber auch nicht selten bei veredelten Pferden beobachtet. Die Haul ist dick, aber locker, das Haar grob, das LFnlerhaut-Hiudegewebe reich­lich und schlaff. Sehr oft wird auch die Gelenkkapsel und die Sehnenscheide de.- Hufbeiubeugers /.wischen dem Fersenbein und der Tibia etwas voller gefunden (ein leichter Grad von Gallen;. Bei kurzen (runden) Sprunggelenken ist die grobe Constitution aus­geprägter, als bei guter Länge des Fersenbeins. Sie isl lt;'iue causa praedisponens für Gelenk- und Sehnenscheide-Gallen.
Wenn die Stellung und die Stärke des Sprunggelenks nicht jrünbtis sind, so erfolgt auch bei der groben Constitution sowohl mit
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oder nach der Entstehung von Gallen, als für sich allein die Aus­bildung des Spul, die sich sehr oft mit relativ grosseu Deformitäten vollzieht. Der bedeutende ümiang der letzteren wird dadurch be­dingt, class unter dem Einfluss laquo;in- groben Constitution die Periar-thritis längere Zeil hindurch vorzugsweise einen fibrösen Character an sich trägt und bierdurch zu einer reichlichen Neubildung von Bindegewebe führt, das uur thellweisc ossificirt.
sect; .r)S. 2) Mangelliafter Bau des Sprunggelenks. Kaum ist über einen anderen Gegenstand aus der Pferdekunde so viel uach-gedacht worden, als über den Einfluss, den die Lage und die ana­tomische Gestaltung des Sprunggelenks auf die Entwickelung des Spat hat. Da aber die Ansichten über die Genesis des Spal seil jeher gar sein- differiren. su i-i man niemals zu einer übereinstim­menden Auffassung gekommen. Grösstentheils beschränken sich die bekannt gewordenen l rtheile über deiartige ursächliche Beziehungen auf blosse Behauptungen, die oft sogar mil den gewöhnlichen Er-fahrungen im Widerspruch stehen. Die Wichtigkeit des Gegen­standes für- das Studium der Pferdekunde tnag es entschuldigen wenn ich denselben in Nacbstehendeiu nach mehr generellen Ge­sichtspunkten und mit einen- grösseren Breite erörtere, ailt; vielleicht erforderlich wäre.
Die äussere Ursache für die Entstehung des Spat liegt in der übermässigen Belastung des Sprunggelenks, beziehungsweise in der abnorm starken Anspannung des Schienbeinbeugers und in der hierdurch berbeigefüimen Zerrung des auf -einem medialen Selmen-schenkel befindlichen Schleim beuteis. Es müssen dalier alle- jene Bildungen des Sprunggelenk? das Zustandekommen des Spat be­günstigen, bei welchen während des Dienstgebrauchs fortwährend übermässige Anspannungen de- Schienbeinbeugers sich wiederholen, hu Allgemeinen findel dies bei allen Pferden mit einer langen und flachen Unterschenkel-Partie statt . wenn dieselben zu anstrengenden Dienstleistungen und uamentlich In schneller Gangart Verwendung finden.
Die Verschiedenheiten im Bau des Sprunggelenks liegen so­wohl in der Stellung als in der Grosse der Partie begründet.
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Innere Ursachen. Bau lies SprtmggelenkB.
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sect; 59. a. Stellung des Sprunggelenks, Sobald man von dem (.rebranch der Rennpferde absieht, wird für alle Gebrauchs­zwecke der Pferde die grösste Leistungsfähigkeit und Güte in der Stellung des Sprunggelenks dadurch bedingt, dass das ünterschenkel-iicin von der tnöglichsi weil nach vorn befindlichen Kniescheibe an schräg nach bdnten und innen sich so weit erstrecht, dass eine Senk­rechte, welche von der quot;hinteren Fläche der Sitzbeinhöcker-Region berabfällt, genau die bintere Fläche des Sprunggelenks und des Meta­tarsus — also die Partie des Kronenbeinbeugers vom Fersenbein bis zum Fesselgelenk — berührt. Der hiernach durch die schi'äge Ein­pflanzung der Tibia auf die mit dem Mittelfuss senkrecht gestellte Fusswurzei gebildete Sprunggelenk-Winkel soll nach Hering*) 150 Grad, nach Hochstetter**] 14U Grad betragen. Bei einer solchen Einrichtung vollzieht sich die Streckung und Beugung des Sprung­gelenks mit grosser Leichtigkeit. Trotzdem kann die ganze (jlied-masse wegen der zweckmässigeu Bauart im Hilft- und Kniegelenk doch erheblich weil verlängert weiden. Mil dieser Stellung iM ge-wöhnlich auch eine genügende Höhe, Breite und Tiefe tier Sprung­gelenk-Partie verbunden und die Ueitpferde erlangen mil derselben eine grössere Befähigung, beim Gebrauch sich zu „versammeln oder, wie die Franzosen sagen, „sieh zu placiren.quot;
Geringfügige Abweichungen von dor uorraalen Stellung der Sprunggelenke sind t'üi- den Dienstgebrauch der Pferde von tinter-o'eordneter Bedeutung. J(jlt;le hochgradige Abnormität wird aber für die Fähigkeit der A-rbeitsleistunp; in beschleunigter Gangart naoh-theilig. ganz abgesehen davon, dass oft gleichzeitig eine mangel­hafte Beschaffenheit des Beckens und der Knieregiou vorhanden ist.
sect; (i'i. Zu den abuornien Stellungen dlt;i~ Sprunggelenks gehören:
r. Die rückständige Stellung, bei welcher die vom hinteren
Rande des Sitzbeinhöckers herabfallende Senkrechte entweder das
Sprunggelenk durchschneidet oder sich sogar noch vor der Sprung-
i Heriug. Vorles. für l-'ferdeliebh. S. 151. **) v. Hochstetter. Aeussere Pferdekenntniss. tB'Jl, ). Tlioil S. '214.
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gelenkbeuge befindet.*) Dcj Mittelfu.s.s stehl auf dem Fesselgelenllaquo; entweder senkrecht, odei1 ein wenig schräg nach vorn gerichtet.
Solche Sprunggelenke disponiren an -ich nicht gerade ziun S|i;ii. line naohtheiligen Folgen beruhen mehr auf einer ungleicheu Belastung des Fusses überhaupt, so dass bei anstrengender Beschäf­tigung der Pferde die Gelenkkapseln und die tlaftapparate am Fessel-und Sprunggelenk sich verkürzen und ihre Elasticitiit einbüssen. Dadurch entsteht zunächst ein fehlerhafter Gang, bei welchem die Bewegung im Sprunggelenk erschwert wird, so dass die Thiere ililt;' Partie der Fersenbeine nach aussen drehen und die Hufspitze mehr nach innen stellen. Wird bei einem solchen Gange eine anhaltende
Dienstleistung v.....[en Pferden verlangt, mi entwickelt sich in Folge
der stäj-keren Anstrengung und der ungleichen Belastung der Sprung­gelenke nicht selten der Spat.
Oft habe ich aber auch beobachtet, dass beim Gebrauch der hier fraglichen Pferde im angestrengten Dienst als Reit- und Wagen­pferde der Spat zunächst zur Ausbildung kam und dass cr.-t mit der Entwickelung desselben die drehende Bewegung des Sprunggelenks sich einstellte. \m- wenige Male habe ich bei rückständigen Sprunggelenken mit dem in der Entstehung begriffenen oder aus­gebildeten Spat eine Lahmheil verbunden gesehen.
#9632;#9632;'• Die säbelbeinige Stellung, bei welcher im Sprunggelenk ein abnorm kleiner Winkel oder, wie es oft ausgedrückt wird zu viel Winkelquot; besteht. Nach tlochstetter (1. c.) erlangt ein Sprung­gelenk die Eigenschaft eines säbelbeinigen, wenn der Sprunggelenk-Winkel weniger, als 13.quot;) Grad beträgt. Gleichzeitig wird nicht selten bei folchen Pferden eine mangelhafte lintwickelung der Knie-gelenk-Ilegion und eine lange Unterschenkel-Partie beobachtet. Hier­nach und nach dem Grade der Winkelstellung, die bekanntlich ver-
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*) ü.-iiinicisiiT (das Aeusserc des Pu-nles; inul auch Settygasl (Tliierzncht.) bezeichnen den uacli hinten ausgestreckten Stand der Kinterschcnkel eines PtVrdes all riickstHiidls-e Stellmig, D:\ aber diese -.'-tree!.!- Sedhi ;-#9632; der hiu-t reu Gliedmassen nicht aiiffebnren ist, sondern nur in Folge von anlialtender Anstreugung und im (ianzen re.iln sedten erworben wird, so scheinl mir diese Deutung uichl geeignel zu sein.
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Innere Ursachen. Bau des Sprunggelenks.
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schieden sein kann, ist die Bedeutung dieser A-bnormital Ciberhaupl /.u beiu'theilen, i*'^- Snal einwickelt sieh an säbelbeinigen Sprung­gelenken nur dann relativ leicht, wenn die Pferde in schnellen lt; rangarten arbeiten müssen. Für den anstrengenden Gebrauch in Sctmtl kann da­gegen eine besondere Disposition zum Spal nicht angenommen wei­den, üebrigeus liat diese Stellung die unter dem Namen der Hasen-hacke bekannte chronische Entzündung am S[)runggelenk liiinlig im Gefolge. „Säbelbeinige Pferde müssen, bis sio volljährig und kräftig sind, besonders in Acht genommen werden, sie inchnlien zu I !urbe.quot; (Günther. Beurtheilungslehre S. ;)-12.)
;#9632; Die kuhhessige Stellung mit eng zusammenstehenden Sprunggelenken und schräger Stellung des Mittelfusses (kleiner Sprunggelenk-Winkel). Auch von dieser Stellung kann ich uicht behaupten, das,- sie an sich die Entstehung des Spat begünstige. Oor naturgemäss mit derselben veibundene Nachtheil einer .#9632;inseitigen Belastung fülni vielmehr oft zur Entwickelung vlt;gt;n Sehnenscheiden-Gallen und entzündlichen Verdickungen an der medialen Seite des Fersenbeins. Für das Zustandekommen des Spat gelten dieselben Voraussetzungen, wie bei der säbelbeinigen Stellung.
#9632;)'. Die gerade Stellung der Sprunggelenke, die gewöhnlich mit weicheu (bärenfüssigen) Fesseln, oft aber auch mii kurzer und kräftiger Einfesselung vorkommt. Igt;agt; Fersenbein steht senkrecht und die Achillessehne liegt näher an der Tibia. Der Sprunggelenk-Winkel ist sehr weil. Nach Hering (1. c. hat das Sprunggelenk die Eigenschaft eines „geradenquot;, wenn der Winkel mehr. ;d,gt; liiquot; (irad be­trägt. In der Sprunggelenk-Beuge tritt die äussere Erhabenheit des Kellheins sichtbar hervor. Der Ehüluss, den ein derartiger Hau de-Sprunggelenks auf die Entstehuu^ von h-hUn haften Zusländeu an dem­selben hat, ist grössteutheils von der besseren oder geringeren Qualität der Kniegelenk-Partie abhängig. Ich habe stets gefunden, da- bei diesen Sprunggelenken nur eine Disposition zu leichten Affectionen (serösen Entzündungen) der Sehnenscheiden an der Achillessehne und an der Hnfbeinbeuge-Sehne besteht uud dass daher Gallen in verschiedener Grosse an den genannten Stellen leicht zui Entwickelung kommen. Die Ausbildung von Spat wird durch die gerade Stellung der
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Aetiologie.
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Sprunggelenke an sich erfakrungsgemassä oichl direcl begünstigt. Wenn aber mil derselbeu zugleich cine stumpfwinkelige Einrichtung des Kniegelenks verbunden i.st. so sind die Pferde im Ganzen mir
wenig leistungsfähig. Es entstehen dann leichl an verschiede].....
Partien der hinteren Gliedmassen entzündlieke Prozesse, die in ihren nächsten Folgen eine ungleicbmässige lielastung des Fusses und hier­durch zuweilen den Spal verursachen. Bei den geraden Sprung­gelenken breiten sich die [Deformitäten des Spal meistens nach der Sprnnggelenk-ßeuge aus.
gt;. Die weite (ftissbeiiiige Stellung der Sprunggelenke. Eine ungleiche Belastung des Fusses, die gewöhnlich eine Folge ver-aachlässigter UiifpÜege und des fortwährenden Gehens auf der äusseren Wund ist, nicht selten aucli duruli elirouische Kxankheitszustände am Fessel oder am Kniegelenk veranlassf wird. rührt zu einer solchen abnormen Stellung der Sprunggelenke, bei welcher sich zuweilen die Entstehung des Spal vollzieh! als eine Folge der einseitigen Belastung des Sprunggelenks.
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Aus vorstehender Erönernng le.sultirt, da-s im Allgemeinen die Stellung des Sprunggelenks an sieb (der „Standquot; der Hinterglied-massenj eine besondere Anlage zum Spal oichl bedingt. Als aetiolo-giselie Momente für denselben kommen alle alinuiuieii .Stellungen nur msoweil zur (.leltuug. als die Pferde dnrcli dioelben zu anhaltenden Dienstleisiungeii in benchleuiiigler tiangurl nietn geeignet gt;iiid mid alsnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;wenn sie dennoch eine solche Beschäftigung linden
mil derselben eiue stärkere Screckmig der Sprunggelenke er­zwungen wird, als bei nmmul gebauten tlinlerscheukeln, Es lquot;' aber hierbei zu beachlen. dass auch unici solchen Voraus-setzimgen sehr ofl noch früher an anderen Stellen des Sprung-gelenks, am Kniegelenk, an den Beugesehneu, oder an der Fessel-und Kronengelenk - Partie sich cluonische Entzündungs-Zustände etabliren und da— in Folge dessen die Thiere zu jedei stärkeren
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Iniieriquot; Ursachen. Ban des S|iniiii;s;elenks.
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Streckung der BintergliedmasseD unföliig werden, ohne dass gt;icli der Spai hc\ denselben einfindet,
sect; 61. b. Länge, Breite und Tiefe des Sprunggelenks, Jedem tuir einigermassen geübten Sacliverstäudigeu lt;iuu die Begriffe der Länge (Höhe), Breite und Tiefe des Sprunggelenke geläufig. Wogen der grossen Verschiedenheiten im Bau, sowie in dor Grosse und Schwere der Pferde lassen sich diese Begriffe aber nieht der-gestall in Verhältnisszahlen ausdrucken, dass daraus ein sicheres ürtheil über die jedesmalige Leistung und Dauerhaftigkeil der Sprunggelenke abstrahirt werden könnte. Die practische Anwendbar­keil dieser Termini lial daher zur notInveiuligen Voritussetzun^ die vorherige Klarstellung der durchschnittlichen (minieren quot;der nor­malen) Grosse der Sprunggelenke für die verschiedenen Gebrauchs­zwecke: als schwere und leichte Reit- und Wagenpferde, schwere und leichte Aa-beitspferde. Ein solches Diu-chsclmittsverhaltniss der Länge, Breite und Tiefe der Sprunggelenke kann nur durcb persön­liche Erfahrungen über ilire Leistungsfähigkeit bei Pferden von ver­schiedener Grosse und Bauart erkannt weiden. Damit will ich indess nicht gesagt haben, dass ich der arithmetischen Berechnung der Dimensionen degt; Sprunggelenks nach der Körperhöhe oder nach der Kopflänge überhaupt kenne Bedeutung beilege. Ich muss vielmehr diese Bedeutung insoweit anerkennen, als das Verständniss der Studireuden über die Güte des Sprunggelenks durch die Fixirung seiner Proportionen nach bestimmten Zahlen er­leichtert wird. Aber ein sicheres Ürtheil über den Werth der ver­schiedenen Sprunggelenke und über den Grad der. durch eine geringe Grosse derselben aotorisch bedingten Prädisposition zum Spat und zu anderen Fehlem lässt sich nur unter gleichzeitiger Beachtung des gesammten Körperbaus, der Constitution der Pferde und der von ihnen beanspruchten Dienstverrichtungen motiviren.
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sect; 62. Am Sprunggelenk sind vier .Seilen oder Flächen (eine vordere, hintere, äusse.re und innere) zu unterscheiden. Nach den
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Aetiologi(
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Elegeb] der Ajiatomie wird der gj-össte Dm-ohmesser eines Organs mit „Längequot; bezeichnet. Eliernach i-i die Linie welche vom Höcker des Fersenbeine bis; zum Köpfchen des Griffelbeins reicht, als die lüinge des Spnuiggelenks anzusehen. Es isl aber ebenso gebräuch­lich, diesen A.bstaud als Flöhe des Spruuggelenks zu bezeichnen. Mii „Breitequot; des S|ininggelenks wird die Ausdehnung der seit­lichen Flächen benannt; sie isl selbstverständlicli am unteren Fnde kleiner, als am oberen, i gt;lc „Tiefequot; ^Dicke) des Sprunggelenks i--i durch die horizontale Ebene der vorderen und hinteren Fläche ausgedrückt.
I*ie Nomenclatur, welche zur Bezeiciiuung eines Sprunggelenks nach Massgabe seines Gesammtvverthes angewendet wird, isl verhalt-iiissmässig dürftig. In der Praxis verständigt man sich gewöhnlich schon mit der l uterscheidung von starken (guten oder kräftigen) und schwachen (leichter oder kleinen Sprunggelenken. LHc Ver­schiedenheit zwischen beiden ist nach ihrem begrifflichen Inhalt da­hin zu fixiren, dalt;s bei einem schwachen Sprunggelenk das dem bezüglichen Pferdeschlag Kiurehörige mittlere Mass in Länge, Breite oder Ciefe nirht erreicht wird, während die Marken Spiunggelenke dein durchschnittlichen Verhalten. mindestens conform sind quot;der diissellie übertreffen.
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sect; 'i-i. Allrnn die.-e im practisciien Leben gebräuchliche Unter­scheidung :ieniiL;,i nicht, um tür die Pferdezucht und Für die chirurgi­sche Pathologie die ßeliafliing der schwachen Spiunggelenke mit einer besonderen hisiiu.-iiinii /.um Spat zu sulisiantiiien. Au- diesem Grunde ^ehe ich mich geuöihigt. die veiscliicdciien Gestaltungen des bprunggelenk.- in lieMinmitp (raquo;rii|i[)eii zusammenzufassen und dieser Uebersicht zugleich eine kurze Kritik auzuschliessen. Ich werde hierbei die in der lienitlieilungslehrlaquo;' gebräuchlichen Benennungen
beibehalte.....id im; den N'auien der ..llaelicn Sfirunggelenkequot; iiinzn-
fügen, weil ich denselben bezeichueiul linde.
i !n- grosse Sprunggelenk. Die möglichst erwünschte Bil­dung der Sprunggelenke ist bei normaler Stellung (sect; ü'1) in gleichem
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Innere Ursachen. Ban '.les Sprunggelenks.
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JMms-c ausgezeichnel durcb Länge, Breite and Tiefe. In den Band-
büclieni über die Beurtheilungslelire des Pferdes ist diese Bildung mit dem Namen der breiten, langer oder kräftigen Sprunggelenke belegt worden. Nach den frülier üblichen Messungen berechnete man die Breite eines solchen Sprunggelenks, d. b. den kürzesten Abstand von der Spitze des Fersenbeins bis zur Sprunggelenk-Beuge auf ein Viertlieil der Kopflänge.
Durch die kräftige und umfangreiche Entwickelung der Knochen wird zugleich eine grössere Stärke und Kestigkeil aller, am Sprung-crelenk liegenden, oder sicü daselbsl anheftenden ITascien und Sehnen bedingt. Sowohl diesen, als den Baftbändem wird eine raquo;rössere fiisertioiistläche an den Knochen geboten, wodurch die­selben nothwendig an Stärke gewinnen müssen. I gt;ic vorzüglichsten Sprunggelenke dieser Art lassen an der hinteren Fläche die Sehne
dejj Ki-.....#9632;ubeinlteugers in ihren Umrissen unter der Haut erkennen.
Mi, Recht wird in der Pferdezucht die Schaffung solcher Sprunggelenke als ein grosser Triumph angesehen. Denn mit ihnen l-i der Regel nach ein kräftiger Köperbait verbunden und sie ge­statten ohne Nachthe'd eine anhaltende Belastimg bei relativ starkem Gebrauch. Sprunggelenke von solcher Q,ualitäl linden sich mir bei den Cultur-Racen. Alle Pferde, die ohne sorgfältige Paarung ge­züchtet werden, besitzen dieselben ebensowenig, als die widen bezieh­
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weise halbwilden Pferde. Dass aber selbst bei diesen Vorzügen
les Sprunggelenks das Zustandekommen des Spat nicht absolut ausgeschlossen werden kann, wurde schon sect; 4(1) bemerkt.
i. \);\- kleine Sprunggelenk. Die Eigenschaft eines kleinen Sprunggelenks ist darin begründet, dass die Partie in allen Dimen­sionen sieh geringfügig entwickelt zeigt gegenüber der Schwere des Rumpfes. Am meisten findet man diesen Mangel bei edlen und veredelten Pferden Er ist der Regel nach verbunden mit einer ab­norm geringen Stärke sämmtlicher Grliedmassen. „i'i'' Pferde be­sitzen ein sehwaches (leichtes) Fundamentquot;quot;, wie das Publicum zu sagen pflegt. Oft erweist sich auch der ganze Körper von unvoll-kommenem Bau.
An dem kleinen Sprunggelenk erlangen die Sehnen und llutt-bänder sowie die Synovial-Membranen nieht die genügende Stärke.
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Aetiologie.
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Daher muss schon bei geringfügigen Anstrengungen solcher Pferdlaquo;' sehr bald eine übermässige Belastung (Dehnung) des Schienbein-beugei-s und eine Zerrung der Bursa an dem fiicherförmigen Schenkel desselben eintreten, Aus diesen ( h-ünden disponiren die kleinen Sprung­gelenke in hohem Masse zum Spat. Dies,. Disposition ist aber nicht in jedem Fall gleich gross. Sie wird verringert, wenn das Becken und die Lenden - Partie kräftig gebaui sind. Nicht minder ist aber die Beurtheilung der kleinen Sprunggelenke davon abhängig, ob die Unterschenkel-Partie, das Sprunggelenk und der Mittelfuss .#9632;inen gerundeten Knochenbau zeigen und demzufolge eine festere Einrich­tung ihrer Gewebe besitzen, oder nicht (sect; öl),
)-, Das flache Sprunggelenk. Dasselbe ist durch einen Mangel an der erforderlichen Tiefe (Dicke) characterisirt. Der frontale Durchmesser (die vordere und hintere Fläche) i-i in, Verhältniss zur Körpergrössc zu gering, so dass die ganze Partie zeitlich zu­sammen gedrückt abgeflacht -erscheint. Conform dieser Bildung des Sprunggelenks ist das ünterschenkelbpin ebenfalls flach, kantig und mager. Ganz gewöhnlich besitzt das Becken gleichzeitig einen mangelhaften hau: es is, nicht tief genug. Das abgeflachte Sprunggelenk ist in der Literatur dem Begriff delaquo; „schmalenquot; suh-summirt worden. K- Hndet sich -i-hv oft bei den schlecht ent­wickelten Pferden von veredelter Ä.bkunfl und involvirt eine so erhebliche Anlage zum Spat, dass die Mehi-zahl dei-artiger Pferde nicht spatfrei bleibt, wenn dieselben in anstrengendem Dienst gebraucht werden. Von der Seit,, betrachtet kann ein flaches Sprunggelenk sowohl in der Länge, als in der Breite weniger unvollkommen er­scheinen, obwohl niemals die seitlichen Dimensionen des suh gt;r be­schriebenen kräftigen Sprunggelenks bei demselben vorkommen.
Die Prädisposition des flachen Sprunggelenks zum Spat beruht auf anal,igen anatomischen Grundlagen, wie beim „kleinenquot; Sprung­gelenk. Dieselbe wird um so grosser, wenn diese Sprunggelenk-Bildung mit einer abnormen Länge der Unterschenkel-Partie ver­bunden ist.
0'. i)agt; schmale Sprunggelenk, bei welch..... zwar ebenfells
sämmtliche Knochen des Sprunggelenks nicht die vollkommene Aus-
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Innere Ursachen. Bau des Sprnngrgetenks.
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bildnng erlangt haben, bei dem aber die von der Seiten-Ansichl sich darbietende Abnoi'mitiil piüvalirt. I gt;:i- Fersenbein lial zwar eine genügende Länge. Dasselbe besitz! aber oichl die normale Stärke
(Dicke) und es sirlii der I iliin zu nahe. Mit dieser Bildung ist ge-wöhnlich eine Prädisposition zur Entstehung viph (lallen gegeben. Oft erkranken derartige Gelenke aucli am Spat. Das relativ leichte Zustandekommen ilegt; letztei'eii ist aber mein auf die mangelhafte Entwickelung im Ganzen ziii-nckzafübren.
AI- eine Modification des „schmalenquot; Sprunggelenks beobachtet man nicht seilen bei schweren Pferden von veredelter Ä.bkunft eine Sprunggelenk-Bildung, bei welcher die voi'dere Fläche eine abnorm starke Ausschweifung zei^t. I )agt; Sprunggelenk erscheint hierbei von der Seite betrachtei schmal und in der Sprunggelenkbeuge gleiclisam ausgehöhlt, in der hinteren AArtheilung sind die Knochen — besonders (lagt; Würtelbein — stärkei' entwickelt, so ilass die Kronenbein -Beugesehne in einer Vertiefung liegt und von der Seite gar nicht, oder uur unvollkommen sichtbar wird. Diese stärkere Entwickelung des Wih'felbeins wird von manchen Pferdezüchtern mit den sonderbaren Namen des vorgeschobenen Rehbeins bezeichnet.
Auch diese Sprunggelenke sind nicht kräftig. Sie werden beim anstrengenden Gebrauch der betreffenden Pferde leicht mit den verschiedensten Fehlern, und unter diesen auch mit dem Spat be­haftet. Doch kann ich nach meinen Wahrnehmungen nicht be­haupten, dass gt;ie — abgesehen von ihrer Schwäche überhaupt — einen hervorragenden Anlhed an der Entstehung des Spat hätten. Das geschnürte Sprunggelenk. Dieser Name wird für jene (als eine Modification des ,,schmalen'- vorkommende) Form des Sprunggelenks gebraucht . bei welcher die voi'dere Fläche an der Stelle ihres Ueberganges in den Miitelfuss scharf abgesetzt („eckigquot;) ist. Günther (ßeurtheilungslehre, S. 340) erklärt das Zustande­kommen dieser Bildung dadurch, dass „die Sehnen und Sehnenhäute durch das unterste Schnürband an die Röhre dicht angezogen wei­sen.quot; Ich habe diese geschnürten Sprunggelenke bei veredelten Pferden sehr oft beobachtet. Oh die von Günther angegebene Ur­sache für die Entwicklung derselben richtig ist, lasse Ich unent-
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Aetiologie.
schieden. Mir scheint abe'r, ilas^ die ursprimgliclie Ajila^e der Iviiochen die Grundlage ttir diese Bildung abgibt.
I )agt; geschnürte Sprunggelenk neigt zur Cuibe Günther)- Eine abnorme Anlage zum Spai habe ich bei demselben niclil beobachtet.
- Das kui'ze. dicke oder runde Sprunggelenk. Der Bil­dung des kurzen Sprunggelenks liegi eine geringe Länge des Fersen­beins zu Grunde, wühreml Im Uebrigen die Breite und Tiefe der Partie ausreichend erscbeineu. 1'ic Vchiilesseliue ist gering ent­wickelt und hat ihre Lage dicht an der Tibia, im Zusammenhange hiermit ziehen sich derartige Pferde leicht Öehnenscheiden-Gallen zu. Zwar babe ich auch wiederholt den Spat au solchen Sprunggelenken beobachtet. Doch kann ich von denselben eine grosse Disposition zum Spai nicht behaupten.
\j 64. Ausser diesen Verschiedenheiten in der Lange, Breite und lüde ist auf die Klntwickelun^ des Spat auch die besondere Beschaffen heil der inneren (mcdialon) Plücbe der Sprunggelenk-Partie von einigem Eintluss. ha- obere Kmle des Röiircnbeins bietet für
die untere Articulation des Sprunirgeleiiks nor.....Imässig eine breitere
Fläche, als der (^nersclmitl des Mitleistücks von diesen) Knochen beti'ägt. Medial am oberen Gelenkende ilaquo;gt;lizi der Knochen eine hügelfönnige llorvorrixgung. i gt;a die letztere in ihrer Grosse bei den Pferden vielfach differirt, so mn-.- auch die innere Kläche des Sprunggelenks sich in der kenn verschieden erweisen. Bei guten Sprunggelenken zeigt die innere Fläche eine leichte Wölbung au ihrem Uebergang in die Partie des Mittelfusses. Oft ist alier diese Wölbmii;- Parker. Iiezieiuiiiirsweise schäi'fer abgesetzt, ohne das der Knochen an sich eine krankhafte Veränderung erfahren hätte. Bei manchen Pferden fehlt dagegen ein solcher Hügel am üöhrenbein fast ganz und die innere Sprunggelenk-Fläche verläuft dann äusser-lich ganz gleichmässig in die Partie des Mittelfusses.
Dieser Bildung des oberen Gelenkendes am Kohrenbein hüben ältere riiierärzte, wenn -iraquo;' die Frage der Entstehung des Spat dis-cutirten, eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Kohlwes*) glaubte
*) Mag, l'fii- Tliierarzneik. Ill, Ht-rlin ISO! S. U,
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Innere ITrsaclien. R^im des Sprungg^eleuks.
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sogar, diiss dieser Tlieil des aorumlen Knochens nicht selten eine lockere und poröse Besckaffenheit annehme und diu--.- hierdurcb die abnorme Anlage zum Spat bedingt werde. Hochstetter*) hatte die Ausichi, dass der Beuger des Schienbeins (Keulenmuskel}, der hcIi um einem Schenkel medial am oberen Ende des Röhrenbeius ein­pflanzt, dureli seine stärkere Anspannung diesen Theil des Knocbeus auflockere und dass durch eine solche Auflockerung dei Sj)at erzeugt werde. Daher bezeichnete Hochstetter diese normalmässig vor­kommende Knochen-Hervorragung als „Spath-Hügel am üöhrbeine.quot; hu üebrigen sind bisher die Verscbiedenheiten der inneren Sprunggelenk-Fläche nur für die Differential-Diagnose beachtet wor­den, tlavemanu**) hat hierauf zuerst aufmerksam gemacht und [lertwig***) hat ebenhdls zu diagnostischen Zwecken 4 verschiedene loriucii der inneren Spruuggelenkflüche (tlas schräge, gerade, runde uud ausgescbmttene Sprunggelenk) liesehrieben.
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sect; (35. Nach meinem Dafürhalten geuüiri es, die Beschaffenheit der inneren (medialen) Seile des Sprunggelenks in drei Kategorien zu scheiden und ich will schon an dieser Sudle bemerken, dass der sogenannte „scharfe Absatzquot; der Sprunggelenke stets auf Spat beruht.
laquo;laquo;. Die normale Form, bei welcher eine leichte Wölbung der inneren Seite in der Gegend der unteren Articulation besteht.
ßj. Die ebene (schräge) Funn. bei welcher die mediale Seite ohne eine solche Wölbung sich glatt in die Mittelfuss-Partie fortsetzt. Diese Form kommt oft bei Pferden vor, die ein massig Qaches Sprunggelenk besitzen.
yy. Die ausgeschnittene Form, die uach tlertwig's Vor­schlag für jene Sprunggelenke anzuwenden isi. „deren innere Seile am oberen und unteren Ende dick, in der Mute vertieft ist.quot; Mit. dieser Bildung ist gewöhnlich auch das Gebiet zwischen dem Fei'sen-Keln und dem tlollbein tiefer, als liei normalen Sprunggelenken.
Dass die Verschiedenheit im Ijan des liöhrenbeius uud der
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*) Hochstetter. Pferdekeuotniss ill. S. 80. **) Havemann. Benrtbeilong, 8. Aufl. 1822. S, 19:;. ***) tlertwig;. UMnirgie, 3. Aufl. S. 231, Uiuckcrlioff: ^|iai der Werde.
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Aftiolopio.
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beiden schifförmigen Heine lt;'iiie andere Einpflanzting des filclier-fbrmigeu Sehnenschenkels vom Schienbeinbeuger mit sicii bringt, kann nielii bezweifelt weiden. Uiennil iniisgt; auch der Schleim-beutel des letzteren eine besondere Lage erhallen. Es ist nicht unmöglich, dass in Folge dieser Verhältnisse bei manchen Pferden eine stärkere, Belastung des genannten Sehnenschenkcls und damit zugleich eine Zerrung und Entzündung seines Schleimbeutels leichter herbeigeführt wird, als bei anderen. Schon Rohlwes sagt 1. c.: ,,l)ie .Krl'ulinmg hat mich gelehrt, das-; an den Sprunggelenken, die sich Ins zum Schienbein nach und nach ohne Absatz verlieren, äasserst sehen der Späth entsteht.quot; Ich habe die Richtigkeit die.ser Angabe vielfach geprüft und kann dieselbe insoweit aufrechthalten, dass, wenn die Pferde mit einer „ebenenquot; Sprunggelenk-Fläche his zum 6. Lebensjahr spatfrei bleiben und dann erst in stärkeren Gebrauch genommen werden, bei ihnen der Spat sehr seilen sieh ausbildet. Dagegen habe ich aber wiederholt beob­achtet, dass die Pferde trotz dieser Bildung sieh im jugendlichen Alter den Spat zuzogen, sobald sie erheblich angestrengt wurden. Im Allgemeinen wird indess dutch die Erfahrung bestätigt, dass der Spat bei einem flachen Bau der Sprunggelenke viel leichter entstellt. wenn die innere Fläche an der unteren Articulation eine leichte oder stärkere Wölbung besitzt. als wenn dieselbe „ebenquot; ist. Bei der letzteren Beschaifenheil entstehen vorzugsweise in anderen Ablhei-lungen des Sprunggelenks entzündliche oder irritative Prozesse mit Verkürzung der Grelenkbänder. Hierdurch wird die stärkere Streckung des Sprunggelenks unmöglich und daher entwickelt sieh der Spat bei solchen Pferden nicht mehr. Mit diesem Vorbehalt kann ich die Erfahrung von Rohlwes bestätigen.
Weun der Spat an einem Sprunggelenk mit ebener Fläche ent­steht, so kommt es nur selten zu grösseren Exostosen. Bei den meisten Pferden mit dieser Sprunggelenk-Bildung verläuft die Peri-arthritis ohne umfangreiche Neubildung.
Soweit meine Beobachtungen reichen, wird durch die ..ausge­schnittenequot; Form dei inneren Sprunggelenk-Fläche an und für sieh eine grössere Disposition zum Spat nicht bedingt,
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Innere Ursachen. Mangelhafter Körperbau.
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sect; 66. 3. Mangelhaftoi' Kör|ie rbau.
a) Mängel im Bau der Mittelhand. Das Vorschieben des Rumpfes wird durch eine kurze und lest zwischen Vor- und Nachhand eingefügte tiefe Mittelhand wesentlich erleichtert. Je schmaler der Körper, je geringer die Tiefe des Thorax und je Länger dio Partie des Rückens und der Lenden ist, um so stärker muss die Streckung der Elintergliedmassen bei der Bewegung erfolgen. Es 1st, bereits erörtert, das-, bei jeder stärkeren Streckung des Kniege­lenks auch die Belastung (Streckung) des Sprunggelenks nothwendig gesteigert werden nui--^. Werden daher liochbeinige Pferde, sowie solche mil schmal gebautem Rumpfe und langem Rücken zum an­strengenden Reitdienst, oder zu schnellen and anhaltenden Leistungen vor dem Kutschwagen oder zu jeder schweren Arbeit im Zugdienst verwendet, so disponireu sie In höherem Grade zum Spat, als Pferde mit breitem (tiefem) Rumpfe und kurzem Rücken, bei welchem be-kanntlich der Rippenkörper doch lang -ein kann.
Weit ungünstiger aber, als ein langer Rücken ist für die Be­lastung der hinteren Gliedmasse ein mangelhafter Bau der Lenden­partie. Schwache (tiefe, schmale und lange) Lenden bedingen immer einen grossen Kraftaufwand der Hinterschenkel, wenn die Thiere auch nur zu massigen A.rbeiten im Zugdienst, besonders in der Trabbewegung gebraucht werden sollen. Die Elinterglied­massen müssen fester gegen den Boden gestützt und die Streck­muskeln (Nachschieber des Rumpfes) müssen starker arbeiten, um den Körper als eine horizontal gestellte Säule nach vom gegen die Last zu schieben und die seitlichen Schwankungen während der Vorwärtsbewegung möglichst zu vermeiden.
Dazu kommt noch, dass mil der mangelhaften Entwickelung des Bippenkörpers (der Costae spuriae) auch die Verdauungs-Organe mangelhaft beschaffen sind und nicht in dem normalen Grade functioniren. Alle solche Pferde sind demgemäss nicht fähig, die für den anstrengenden Gebrauch erforderliche Quantität des Futters aufzunehmen. Sie müssen hiernach auch aus diesem Grunde sich bei den gewöhnlichen Dienstverrichtungen stärker anstrengen und frühzeitig ermüden.
Es ergibt sich aus dieser Ausführung leicht, dass durch einen
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unvollkommenen Hau der Mittelliand nebeti linderen Nachtheiien auch die grossere Belastung der Sprunggelenke mid mil derselben eine stai'kei'c A.iisgt;streckuiig (Ansmnnung) des Schienbeinbeugers berbeigefükrt wird. Und in diesen Wirkungen beruhi der ursäch­liche Einfluss, welchen die in Rede stehenden Müngel des Körper­baus für die Entstehung des Sual mil sich bringen.
iht^ viele Pferde mit den so überaus liäuhgen ünvollkommen-liciien im Bau der Mittelhand beim gewöhnlichen Gebrauch uichl um Spat leiden, wird abgesehen von der besonderen Beschaffen­heit der Sprunggelenke selbstnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; dadurch bedingt, class sich früh­zeitig schon an anderen Partien der Hintergliedmassen [Kronen- und besselbein, Kniegelenk etc.) entzündliche Aüectioneu entwickeln, blierdurch müssen die Leistungen an ^lub geringer weiden. Die Bra.uchbarkeit /.u I mbljewegungeu verliert sich ebeumässig mehr und mehr, weil die Lhiere zu geräumigen Gängen nicht mein- lie-lähigi sind. Aucb die Sprunggelenke werden unter solchen Ver­hältnissen weniger ergiebig gestreckt und sie erhalten gt;ieli deshalb frei von JS|i;it.
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sect; (17. f). Mängel im Bau des Beckens (Kruppe oder Kreuz). Gute Verbindungen des Beckens mit dem Kücken, eine richtige Stellung (eine massig abschüssige Kruppe und geräumiger Bau desselben erleichtern dem Pferde die Bewegung. Die A.b-weichuugeu von diesen normalen Verhäilnissen sind bekanntlich sehr liäung. Soweit sie hier in Betracht kommen, Indien sie erstens den Nachtheil, dass den Muskeln am Becken und Oberschenkel keine vortheilhafteu Auhettungsstellen und damit zugleich nicht die geeig­neten Angriffspunkte tür die Portbewegung des Körpers geboten weiden. Zweiteus sind die Muskeln selbst zu kurz und besonders zu schmal, so dass sie stärker angestrengt werden müssen.
Die Unzulänglichkeit derartig beschaffener Pferde für den Dienstgebrauch ist allgemein gekannt. Allein der Nnciiüieil besieht uiehi Ijlos darin, dass sie absolut weniger leisten. Nur Allem ist die
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Innere Ursachen. Mangelhafter Körperbau.
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Erkenntniss wichtig, dass solche Pferde bei den anhaltenden Arbeits­leistungen, denen sie etwa ausgesetzl werden, stets eine stärkere Re-la^stung iiml Streckung des Sprunggelenks erleiden. Denn die ganze Nachhand muss mil jeder gesteigerten Anstrengung noth-wendig stärker sogen den Boden und auf den Fuss gestützt werden.
Von allen Miiiiüvln im Bau des Beckens, die l)ei Pferden vor­kommen, erachte ich in Bezug auf die Entstehung des Spal eine verhältnissmässig geringe Tiefe des Beckens als die wichtigste. In der Literatur wird dieser unzweckmässige Bau de- Beckens als „schmales Becken oder schmale Krn|ipeB bezeichnet. Indes- fleckt der mir dieser Benennung verbundene Begriff einen -4,dien Mangel nicht vollständig. Denn da- Becken kann im (ranzen relativ schmal, alier docb rmeli viemlieli tief sein. Und andererseits finde! man be­züglich lies engen Beckens gt;ehr oft . namentlich bei hoch­beinigen Wagenpferden, rlass die Weite zwischen beiden äusseren Darmbeimvinkeln dem sonstigen Körperbau entspricht. Es ver-schmälerl sich aber das Becken nach hinten, wodurch der Ab­stand zwischen den Sitzheinhöckern verhältnissmässig klein wird. Eine derartige Bildung des Beckens giehl die Veranlassung zu einer schwachen Muskulatur am Oberschenkel (fuchslendige oder hasen-lendise Pferde.) Mil die-em Mangel wird für die (Tebrauchspferde stets eine Anlage zu Erkiankungen der Sprunggelenk-Partie und insbesondere auch zum Spal gesetzt.
Igt;ie Mängel im Bau des Beckens, die in der Beurtheilungslehre unter den Namen der „horizontalenquot;, der „ovalenquot; und „schmalenquot; Kruppe ver-tanden werden, sind nach analogen Gesichtspunkten zu beurtheilen.
Die Region des Beckens kann durch Kürze der Muskeln schwach sein, und eine Anlage zum Spat liedinaen Ud denjenigen Formen, die als „Kuppel-Kruppe (rundes Kren-/.)quot; und als ..kurze Kruppequot; benannt werden.
Einseitig kann das Becken eine Schwächung seiner Muskeln erleklen und dadurch die Entstehung des Spal begünstigen bei den­jenigen erworbenen Fehlern, die nach der Verheilung bedeutender
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Aetiologie.
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Fracturen und Rupturen (einhüftige l\rii|)po, Becken Verschiebung und schiefe ITruppe) zurückbleiben.
sect; 68. c. Mängel im Bau des Kniegelenks. igt;ic gute anatomische Einrichtung des Kniegelenks wird durch die Stel­lung und Länge des Oherschenkelbeins bedingt. Dieselbe isi gekennzeichnel durch einen breiten und starken Knochenbau in der Knie-Region und findet sich stets vereinigt mit einem breiten und liefen Becken, sowie mil einer weiten und tiefen Stellung der falschen Rippen.
Wegen des anatomischen Zusammenhangs des Kniegelenk- mit dem Sprunggelenk hat dasselbe für die Erkenntniss einer abnonnen Anlage /.u den Fehlern des letzteren eine besondere Bedeutung. Bei einer guten Einrichtung der Knie-Region vereinigt sich der Femur mit der Tibia unter einem Winkel von 120 bis 130 Grad (Hochstetter).
Erfolgt die Zusanimenfügung unter einem stumpferen Winkel? so ist die Knie-Region mangelhaft gebaut. Hierbei wird zugleich die Stärke der Knochen und der ganzen Partie geringer. Wenn diese Verringerung in einem erhebliclien Grade besteht, so bekunden auch die benachbarten Regionen stets eine unvollkommene Entwicke-lung. Die Flankengegend zwischen der Kniefalte und der Hüfte er­scheint leer: die Mittelhand ist tlachrippip, namentlich sind die fal­schen Rippen kurz und abgeflacht und die Muskeln am Oberschenkel besitzen nicht die genügende Stärke.
Allen Pferden mit diesem fehlerhaften Bau mangelt die Fähig­keit einer guten „Versammlungquot;. Sie ermüden bald in der Hinter­hand, wenn sie anhaltend stark ziehen oder in der Trabbewegung arbeiten sollen. Es erfolgt daher bei diesen Thieren -ehr leicht eine üeberanstrengung der Kniegelenk-Strecker und in Folge dessen zu-gleich eine iibermässige Belastung des Sprunggelenks und des Fessel­gelenks. Aus diesen Gründen entstehen durch die Arbeitsleistung gerade bei solchen Pferden an den einzelnen Abtheilungen des Fusses vielfache Fehler und unter diesen auch recht häufig der Spat.
sect; 69. #9632;!. Ungeeignete.-- Temperament Alle Pferde, die ein heftiges Temperament besitzen, verrichten die von ihnen gefor-
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Innere Ursachen. Ungeeignetes Temperament.
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derten Leistungen mit einer grösseren Anstrengung, als nothwendig ist. Der bierdurch schon bedingte Nachtheil wird oft nocb deshalb gesteigert, weil die heftigen Pferde während der Benutzung — selbst bei vorsichtiger Führung - nicht immer im Schritt behalten werden können. Durch das fortwährende Traben (Hundetrab) wird aber eine relativ bedeutende Belastung dei Sprunggelenke bewirkt. Wenn ein heftiges Pferd neben einem anderen von ruhigem Gemüth be­schäftigt wird, so pflegt das erstere den grössten Theil der Last allein zu ziehen. Auch durch ein solches Verhalten muss eine über-mässige Anstrengung eintreten. Ausserdem kommt noch in Betracht, dass von den Pferden mit einem unruhigen Charakter und mit hef-tigem Temperament -ehr viele einen schlechten Appetit zeigen und bei andauerndem Gebrauch nur relativ wenig Futter zu sich neh­men. Seihst redend wird auch aus diesem Grunde ihre Leistungs-föhigkeit verringert, so dass eine üeberänstrengung schon hei der gewöhnlichen Arbeit eintreten muss.
Die Erfahrung, dass durch ein heftiges Gemüth der Pferde die Entstehung des Spat begünstigt wird, ist eigentlich -ehr alt. Schon von Sind*) sagt: „Insbesondere sind dem Spult unterworfen die san­guinischen Pferde welche alle ihre Arbeiten mit Heftigkeit unter­nehmen.quot; Rohlwes (1. c. S. 27) erklärt diese Ä.nsichi für richtig. Alle späteren Autoreu sind aber auf diese, allerding.- nur in einer aphoristischen Bemerkung ausgedrückte Erfahrung nicht mehr zurück­gekommen.
indess habe ich oft beobachtet, dass sowohl bei den Post­pferden, als bei den Wagen- und Reitpferden und auch bei den Arbeitspferden der Spat sehr leicht zur Ausbildung kommt, wenn die Thiere in der Dienstleistung ein heftiges Benehmen be­kunden, durch dasselbe sich erheblich anstrengen und eine häufige und ermüdend wirkende Streckung der Sprunggelenke her­beifähren. Die Pferde mit ruhigem Temperament, sowie alle trägen Pferde erkranken erfahrungsgemäss selten an Spat. Ich brauche wohl kaum anzudeuten, dass durch da- ungestüme oder unruhige
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*) Freiherr von Kind. Vollst. Unterricht in den Wissenschaften eines
.Stallmeisters. 1770. 4. Theil, S. 6ö7.
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Aetiolosrie.
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Verhalten der Thiere im Dlm-i uuch sehr leichl manche andere rehler an den (ilicdmu-MMi liervorgerufen werden können. Neben diesen ha( aber das Temperaiuent der Pferde in dem liier bezeich­neten Sinne niicli einen nachweisbaren Einfluss auf die Entstehung des Spat, weil dessen üussere Ursache in einer übermässigen Be­lastung der Sprunggelenke licu'i.
sect; 70. Aeussere Ursachen. \m.1i .In- ausführlichen Be­sprechung; der inneren Ursachen isl die Reihe der iiusseren Veran­lassungen, welche an der Entstehung des Spat betheiligl sind, leichl zu übersehen. Dfr Spai wird durch eine Entzündung der am ßicher-förmigen [nsertionsschenkel de- Schienbeinbeugers gelegenen Rursa eingeleitet. Unter Beachtung dieses Moments werden die äusseren Bedingnisse des Spal in Ihren Wirkungen ohne Schwierigkeil ver­ständlich. In der lu'iivl wild eine Kei/mm und eni/iindlicdie Vflfec-tion der bezeichneten Bursa nur durch eine übermäs'sige An-strengung der hinteren Glledmassen verui-sacht. weil mil derselben die Sprunggelenke |3lötzlicli und heftig belastet, oder nachhaltig und stark gestreckt werden müssen (sect; 43 und 44).
\'j- liedarf einer grösseren Erfahrung, um beurtheilen zu kön­nen, in welchem Grade ein Pferd eine Anstrengung ebne Nachtheil ertragen kann. Der Begriff der „übennässigen Anstrengungquot; setzt dulier die Kenntniss desjenigen Masses der Arbeit voraus, welches •du l'lerd uaeli -einen Körperkräften ?.u leisten vermag, ohne in Folge dessen mil einer Beschädigung behaftel zu werden. Diese Leistungsfähigkeil isl bei den Pferden ausserordentlich verschieden, .Pferde, die wenig gehaltreiches Futter bekommen und solche Pferde, die noch nicht mindestens zwei Monate hindurch mit Körnerfatter ernährt worden sind, ermüden in einem dauerhaft anstrengenden Ge­brauch früher, als die Pferde, die sich bereits in einem leistungs­fähigen Ernährungszustände befinden. Demgemäss kann eine quan-titatn oder qualitativ mau^eiliut're rj-niilinin^ der Pferde eine Bedingung -e.n tür die übeimassige Anstrengung im Gebi'auch und sie kann duher einen Lirsächlicben Antheil Indien an der Entstehung aller aus Ueberanstrengung liervorgehenden Fehler, also auch des Spat.
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Aenssere Ursachen.
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sect; 71. Die Entwickelung des Spal wird insbesondere berbei-gefiihrl durch anhaltende!laquo; Reiten der Pferde im Trabe. Denn Iimt-bei muss der mit dem Gewicht des Heiters belastete Körper vor­zugsweise durch eine intensive Streckung der hinteren Gbedmasseu fortgeschnelll werden. An- mancherlei Gründen gehört es zur Regel, dass der Keiler das 1 linieriheil des Pferdes stärker belastet, als du-Vordertheil. Bei einer solchen Benutzung findet der Spal um so leichter seine Entstehung.
In gleicher Weise wird eine anhaltende Galop-Bewegung die Veranlassung znm Spat. weil dieselbe nur durch eine starke und mil Schnelligkeit erfolgende Streckung tier Kniegelenke und durch eine grössere Belastung der Sprunggelenke erzwungen werden kann. Beim (lauernden Gebrauch der Pferde im kurzen Galop wird vorzugsweise die Heftigkeit, mil welcher die Belastung der Sprung­gelenke in gekrümmter Haltung zu geschehen hat, nachtheilig.
Ebenso bedingen die schnellen Wendungen der Reitpferde in der Trali- und Galopbequot;'egung. wenn dieselben liänli^ wiederholt werden, eine größere Dehnung dos Schienbeinbeugers und eine Reizung der Bursa an seinem fächerförmigen [nsertionsschenkel.
Aneli das momentane Pariren der Reitpferde auf die Hinter­hand geschieht mit einer starken Belastung der Knie- und Sprung­gelenke, wobei nichl blogt; die Achillessehne, -nndern auch der Schienbeinbeuger eine stärkere Anspannung erfahrt, die um so mehr nachtheilia wirkt, als sie sich auarenblicklich und mit Heftigkeil vollzieht.
Bei den Beschälern. die iibermässig häufig zum 1 (ecken der Stuten zugelassen werden, entwickelt sich gewöhnlich im verlani von einigen Jahren Spat auf Weiden Fassen, weil mit jedem Beschäl-Aei eine bedeutende Streckung dei' Knie und Sprunggelenke statt­finden muss.
Der anhaltende Gebrauch der Wagenpferde in einer geräumigen Trabbewegung verursacht ans denselben Gründen eine Reizung der Bursa an der inneren Seite de- Sprunggelenks.
Von gleicher Wirkung ist die Verwendung der Arbeitspferde zum Ziehen schwerer Kasten, namentlich wenn die riiieie yezwiimjcn
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Aetdologie.
werden, mil laquo;ler. ihrem Körper anhängenden rchitiv grossen Last in schnellen und weiten Sehritten zu arbeiten.
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sect; 72. Alle die.se stärkeren Anstrengungen werden überhaupt und insbesondere auch in ihrem Einfluss auf die Entstehung des Spat vergrössert, wenn die Pferde im schnellen Reit- und Wagen­dienst, gt;iiler /um Fortschaffen schwer* Lasten gegen eine Anhöhe benutzt werden, Daher wird bei denjenigen schweren Zugpferden der Spal am bäufigsten beobachtet, welche in bergigen Gegenden arbeiten müssen.
Im durchfeuchteten, lehmhaltigen Acker und auf weichen (tiefen) Wegen, auf welchen die Pferde Ms über die Eesselgelenke in den klebrigen Boden einsinken, müssen die Hinteifüsse bedeutend stärker belastet werden. Nach einer mehrere Wochen fortgesetzten anstrengenden Aj-beitsleistung in dieser Art fiabe ich bei drei- rnui vierjährigen Pferden die Entstehung des Spat wiederholl beobachtet.
Die Belastung der hinteren Gliedmassen im Dienstgebrauch der Pferde wird ferner vermehrt, wenn die Hufe mit einem schlechten (verbrauchten) Beschlag versehen sind; so dass die Thiere die Füsse nicht mit der entsprechenden Leichtigkeit und Sicherheit gegen den Heden stützen können. Ebenso ist tier Gebrauch der Pferde auf glattem Buden PHaster), oder zur Winterzeil auf den mit Schnee und Kis bedeckten Strassen sehr an­strengend., wenn nicht die Hufeisen eine genügende Schärfung be­sitzen. Durch die Denutzimg der Pferde unter solchen Verhältnissen wird die Erkrankimg auf einem oder auf beiden Füssen an verschie­denen Fehlern und unter diesen auch am Spat sehr leicht, hevor-gerufen. Denn das Pferd ist hierbei genöthigt, die Hufe sein- kräftig gegen den Boden zu pressen, um auf diese Weise das Ausgleiten nach Möglichkeil zu verhindern. Die Belastung des Fasses er­folgt deshalb in dein Masse stärker, als dieselbe über das (iewicht der Hinterhand hinaus durch eine gesteigerte Thätigkeii der Knie­gelenk-Strecker erwirkt werden muss. Nichl minder erzeugt auch das häutige Ausgleiten mit den Füssen eine abnorme Dehnung
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Aeusserc Ursachen.
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des Schienbeinbeugers mil Zerrung seines Schleimbeiitels an fler inneren Seite des Sprunggelenks,
sect; 7.quot;5. Die Ausliildimtr des Spal kann auch dadurch bewirkl weiden, d;iss die Pferde wegen einer anhaltenden und schmerzhaften Krankheil in den Vox'dergliedma^sen beim Stehen und bei der Be­wegung das Gewicht der Vorhand zu einem grösseren Theile auf die Hinterhand verlegen. Die Thiere können d:igt; nur dadurch erreichen, dass sie die Küsse gegen den Boden feststellen und mit den. am Oberschenkel und am Becken sowie am Rücken situirten Muskeln den Körper auf dieselben zurückziehen. Ans der hiermit nothwendig verbundenen starken Belastung der Sprunggelenke wird es erklärlich, dass in Folge von Rhehe, sowie von anderen selnuerzliaften Huf-, Sehnen- oder Cielonk-Ijeiden an den \ oiderlt;;liedinassen bei längerem Stehen im Stalle, oder auch bei der Arbeit an einem quot;der an beiden Sprunggelenken der Spat sieh ausbildet. Schrader*) erwähnt eines Falles, nach welchem das au einer Fesselbein-Fractur der Vorder­gliedmasse leidende Pferd während der Zeit der Heilung an einem Sprunggelenk mit der Spatlahmheii behaftet wurde.
Schmerzhafte und mehrere Wochen oder .Monate andauernde Erkrankungen an einer Hintergliedmasse bewirken nicht blos, dass die Vorhand einen Theil des Körpergewichts übernimmt. Vorzugs­weise wird hierbei der gesunde Hinterfuss stärker belastet. Als eine nachtheilige Folge dieser äbergrossen Anstrengung entstehen ver­schiedene Fehler am Sprunggelenk und unter diesen auch nicht selten der Spat. Schrader (1. c.) macht von zwei Pferden Mitthei­lung, bei denen in Folge einer traumatischen Sprunggelenk-Entzün­dung nach sechswöchentlicher Dauer auf dem anderen Fuss der Spat mit Lahmheit zur Ausbildung kam. An einem dritten Pferde, das Schrader vier Wochen hindurch wegen einer schmerzhaften und abscedirenden Zellgewebs - Entzündung behandelte, trat auf dem anderen Hinterfuss nach Heilung ties üebels Spatlahmheit ein, die ein Jalir lang allen Mitteln nutzte, ich selbst habe ebenfalls solche Beobachtungen gemacht. unter anderen s;i|| ich bei zwei Pferden,
*) Magaziu von CJurlt amp; Hertwig. llt;S(iii. Bd. üG. S. 159.
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Aetioloffie.
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die ;iii alcerativen ProzesFen im linken Hinterhuf litten unrl hoi eiiiiT vierjährigen Stute erller AM\imti. die wegen einer schmerz­haften Periarthritisi am Fesselgelenk des rechten Hinterfusses be­handeil wurde, nach einer Kweimonatlichen Dauer der Krankheits-zustände ;iii dem gesunden [linterfuss den Spat entstehen. Meine Beobachtungen differiren nur insoweil von denen Schrader's, :il- bei denselben immer lediglich die A-bnonnitat illt;,-~ Spat und nichi die Spatlalimheil hervortrat. Inders uvaü dies rein zufiillig ge­wesen sein.
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sect; 74. Eine ausnahmsweise Entstehung des Spat beruht darin, dass derselbe durch eine fibröse und ossificirende Entzündung der im der hinteren Spriinggelenktläche befindlichen Sehnenscheide des Hufbeinbeugers cumplicirt wird. Mit einer acul eintretenden hoch­gradigen Entzündung dieser Sehnenscheide verbindet gt;\i\\ im weiteren Verlauf zuweilen eine Entzündung der Suhcutis und der Fascien um das pinze Sprunggelenk. Ich habe wiederholt beobachtet. d;i~- ein solcher Entzüudungsprozess sich sowohl auf die Gelenkkapsel der oberen Articulation als auf die Bursa unter dem medialen Insertions-schenkel das M. fibialis anticus fort[)tlanzte. In der letztgedachten An kann der Spat als Bestaudtheil einer totalen Sprunggelenk-Ent­zündung zur Ausbildung gelangen. Die umfangreichen Hyperostosen. die inn d;igt; ganze SiuMinggeleuk ausgebreitet -md und deren Entste­hung seit alter Zeit al~ ein Räthsel betrachtet ist. werden gewöhnlich durch eine derartige Lirsprünglich eiterig-seröse (acute), später fibröse und ossificirende ichronische 1 Entzündung der Sehnenscheide eingeleitet.
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^ 75. Da die Ausbildung der- Spat lt;u-\i -ehr oft ganz anbe­merkt vollzieht, so kann es nach der Geschichte der Heilkunde nicht auffallen, dass die liussere l rsache desselben auch in einem rheuma­tischen Einfluss ge-uchi wonlen ist. fennecker*) nahm „eine rheu­matische und gicbtUche Scharfequot; als Ursache an und l)ehanptete so-
*) Vgl. \'quot;u Siuilquot;.-* ..l'fViflviirztquot;', s. Ami. mil Aiimork. mid ZusätKen; von S. von Tennecker Is-Jn. S. r2.ri und 12s. Audi mehreru andere Schriften Ten Decker's enthalten diese Anifabe.
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Aeussere Orsacheu.
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giir. ,.iliigt;s die Spatlähmaug gi-össtentheils ersi laquo;#9632;iiR- rlicuumtisclie Lähmimg ist, ehe sie eine Spatliihmung wird.quot; Seitdem ist von vielen Ä.utorei] wiederboll wordeu, dass bei dem ZustaudekommeD des Spal oft rheumatische und selbgt;'1 specifisch ai-thritische N'erliiiit-nissc wirksam seien.
üngeaclitel ich (lilt;' Entstehung des Spa( an mehreren Hundert fierden sorj^fältig verfblgl und uichl minder das Aufti-eten und den Verlauf der Spatlahmheil in zahlreicheu Fällen vorurtheilslrei studii't liaEe. so bin ich doch noch oiemals iu (!!lt;#9632; Laue gekommen, eine Erkältung oder ein Arie iheuniaticuin als Ursache des Spal oder der Spatlahmheil in Anspruch zu uehmeu. Aus der liiteiutur isl mir ebenfalls kein concreter Fall von Spat bekannt geworden, dessen Eutwickelung auf einen rlieuinatischen EiuÜuss bätte zurückgetühi-t werden müssen. Etwaige Anal()lt;iie-Seiiliis--e können aber bei einem so baldigen Eehler, wie der Spat ist, nicht zulässig erscheinen.
Im Verlauf der Influenza und besonders im Heconvalescenz-Stadium wird aber nicht häufig — das plötzliche Auftreten einer Sehnenscheiden - Entzündung an verschiedenen Stellen der Vorder­gliedmassen beobachtet. Als Ursache dieser Entzündungen kanu nur eine mil dem Blut circulirende phlogogone Substanz (ein Acre rheumaticum) beschuldigt werden. Auch ich habe in üeberein-stimmung mit den durch die Literatur seil dem .Jahre L840 bekannt gewordenen Erfahrungen beobachtet, dass die Entzündung der Strahl-beins-Bursa (chronische Hnfgeleuk-Lahinheit) und die Entzündung an der oberen und unteren'Sehnenscheide des tlufbeinbeugers, so­wohl an einer, als gleichzeitig an beiden Vordergliedmassen auf­traten. Alier ich habe den Spat niemals auf diese Welse zu Stande kommen gesehen und ich erinnere mich auch keines Falles aus der Literatur, der auf eine solche Complication bezogen wäre.
in allen denjenigen Lullen, wo der Spat bei jungen Pferden im Reconvalescenz-Stadium längerer Krankheiten (Druse, Faulfieber etc.) sich ausbildet, habe ich stets eine genügende Veranlassung zu dem­selben in der mangelhaften Ernährung des Körpers und in der an­haltenden Belastung der Sprunggelenke während des Stehens der i liiere gefunden,
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94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aetinlogie.
Iliernuch lgt;iii ich dor Meinung, (liigt;s die Entstehung des S{):U mit rheumatischen I rsachen Nichts gemeinsam ii.it.
.sect; 7(5. 1 gt;ic Bursa au der inneren Seite des Sprunggelenks liegt dicht unter der Haut, Die durch Aufschläge oder in anderer Weise bewirkten Verwundungen können daher bis in dieselbe ein­dringen. Ks erfolgt hieraui nothwendig eine agglutinirende oder selbst eiterige Entzündung in der Synovial-Membran der Bursa mit Verwachsung und vollständiger Verstreichung ihres unieren Ab­schnittes. Diese Entzündung setzt sieh in jedem Falle auf das Penosl und die Gelenkkapsel fort und gelaugt mit einer Ivnochen-neubildung an der unteren Articulation ties Sprunggelenks zum Abschluss.
Es kann hiernach auch durch Verwundung (Hufechläge) der Spat entstehen, wie iu den ilneräiv.iliehen Lehrbüchern schon seit langer Zeit angegeben wird. Im Ganzen wird aber die innere Fläche ties Sprunggelenks wegen ihrer versteckten Lage nur selten von penetrireuden Wunden der Bursa betroffen. Leb habe bis jetzt erst drei solcher Fälle beobachtet. Von diesen waren zwei Pferde durch lluisclillige und das dritte durch ein spitzes Stück Holz während des Festliegeus im Stalle verwundet werden. In allen drei Fällen, die zu ihrer vollständigen Heilung vier bis sechs Wochen bedurften, entstand eine ziemlich erhebliche Knochen-Neubildung. Mit derselben wurde selbstredend die Bewegl ich keil in der unteren Articulation aufgehoben. Aber es wurde durch diesen Spat bei allen drei Pferden später keine Lahmheil verursacht.
LJebrigens lägt;^i sieb der angedeutete Verlauf dieser traumati­schen Entzündung und die Behauptung, dass dieselbe stets zu einer Periostitis und zu Knochen-Neubildungen fuhrt, leicht durch Ver­suche feststellen, indem man bei gesunden Sprunggelenken in die Bursa einschneidet (Spatschnitt). Zur Ermittelung dieses Verhält­nisses und zu anderen Zwecken, die in dem Capitel über die Therapie noch berührt werden, habe ich 22 solche Versuche grösstenlheils an den hiesigen Anatomie-Pferden gemacht. Dieselben führten hinsicht­lich der Folgen dieser Entzündung sietgt; zu dem gleichen Resultat.
Es ist zwar denkbar, aber bis jetzt doch Dicht dargethaii. dass
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Entwiclteluugs-Geschichtlaquo; nml patliolopisclie Anatomie.
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aucli clnrcli diesen traumatisclien Spal eine Spatlahmheit herheige-t'iilirl werden kann. Mindestens kann mil Kiieksidil auf meine obigen drei Beobachtungen und nacb den Ergebnissen meiner Ver­suche, sowie auch durch die klinische Erfahrung über lt;iie Wirkung des „Spatschnittquot; mil einiger Wahrscheinlichkeil angenommen wer­den, dass durch den traumatischen Spat eine wirkliche Spatlahmheit nicht verursach! wird. Diese Besonderheil des traumatischen Spat erkläre ich mir dadurch, d:igt;s in Folge der penetrirenden Wunde ein Theil der Bursa schnell verwachst, dass die untere Articulation sehr bald durch die Knochenneubildung festgestellt wird, dass es deshalb nur in leichtem Grade zu einer Entzündung der (lelenk-kapsel und zu geringen Zerstörungen des Gelenkknorpels kommt und (lass wegen der testen Vereinigung der Gelenkenden der Entzündungs-process bald sistirt.
E111 wi cK c 1 n n gs-G esc li i c h t e u n d pa th lt;gt;-lolaquo; i sehe Anatomie.
sect; 77. Die pathologisch-anatomischen Veränderungen des Sprung­gelenks, welche dem Spal zu Grunde liegen, lassen sieh in 4 einzelne Gruppen scheiden, insofern sie 1 die Bursa an der inneren Sprung­gelenk-Fläche; 2) die fibröse Schichl der Gelenkkapsel und das Periost; .quot;gt;) die Synovialhaut der Gelenke und die Gelenk-Knorpel und 4) die Knochen selbst in ihren inneren Einrichtungen betreffen. In einer 5. Gruppe werde ich ausserdem auf die Veränderungen be­züglich lies, nach meiner Ansicht nach controversen Vorkommens von Complicationen des Spat in Kürze zurückkommen.
1) Die anatomischen Veränderungen der Bursa des fächerförmigen [nsertionsschenkels vom Schienbeinlaquo; benger*). Nach ihrer nächsten Wirkung kommen die äusseren
*) Von der traumatischen Entzündnng der Bursa (traumatischer Spat) sehe ich hier aus dein Grunde ab, weil sie; nur sehr selten vorkommt und bei der Therapie noch eine nähere Besprechung linden muss.
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EiUtwicke'iuiigs-Qeschichte und pathologische Anatomie,
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Ursachen des Spat darin überoin. lt;la.^:- sie eine iilK'rinitssig starke ÄBäpanuiuig uud ZeiTiing tlicses [nsertionsschenkels bedingen. Mit derselben ist eine tbriwähreude Friction dessjenigen Theils tier Bni^a verbtmdeu. der diesem behnenschenkel am Sprung­gelenk unmittelbar anliegt. Der andaucnulcii Zerrung des Gewebes kann die Synovial-Membran der Bursa über einen bestimmten und von der jedesmaligen individuellen Disposition abhängigen Grad binaus null! ohne Nachtheil wiederstehea. Sie wird gei'eizt und ei leidet eine entzündliche Erniüirungri-Störuiig.
Der Grund, weshalb fast immer nur die mediale Wand des bchleuubeutels gereizl wird, liegt ausseidiesslich in dem engen Zu-samiueuhaug mit dem bchieiibeinbeuger. I *ie laterale Wand der Bursa steht nicht mit diesem, Mündern mit dem inneren Sehnen­schenkel des vonleren ünterschenkelmuskels in unmittelbarer Ver­bindung. Von beiden Spannljäiulern befestigt gt;ieli nur der seimige Scbienbeinbeuger au lt;la.-- Oberschenkelbein. Der vordere' Unter-schenkelmuskel verläul'l lediglich an der Hbia und ist ausserdem wegen seines fleischigen (. haracters in böbereiu Gj'ade nachgiebig. (Vgl. die Abbild. Tat'. II Fig. 1). Daher wird der liege] uach nur die innere, mil dem Sclueulieiiibeuger unmittelbar zusammenhängende W and des Schleünbeutels bei einer Qbennässigen Belastung des Sprung­gelenks in Entzündung versetzt.
Fast in allen fällen ist diese Entzündung eine trockene. Aus­nahmsweise bat dieselbe alier einen serösen Character. Sie bewirkt auch dann eine Verdickung in der medialen Wand der Bursa, aber ausserdem eine Ausscheidung von dünner, zähflüssiger Synovia und Ansammlung derselben in der grosser gewachsenen Bursa (Hygrom). Von dieser Art der Erkrankung des Schleimbeutels habe ich bis jetzt nur drei Fälle (bei 1, l'iinf- und quot;- vierjährigen Pferden) beob­achtet. Bei allen drei Pferdenfand sich die Veränderimg gleichmässig in Form einer flachen, lliu iuirendeu Geschwulst an beiden Hinter-füssen. ohne das.- dieselben mit einer Lahmheit behaftet waren. Eins von diesen Pferden, welches zufallig zu Gnmde ging, hatte ich Gelegenheit zu seciren.
Drtgt; Vorkommen des Hygroms in dieser Bursa (seröser Spat, teuchter Spat, oder Spatgalle) scheint schon Kersting bekannl
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Veriimlennigcii de.s Sehleimbeutels.
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gewesen zu sein. Baumeistei'*) beschreibt es unter dem Namen des „wclclien y|gt;:iiquot; niicl Stockfleth (1. c.) hat dasselbe in den ße-griff des „Zellgewebs-Spatquot; aufgenommen.
s; 78. Die Entzündung des Schleimbeutels beginnt an einem kleineren Abschnitt der medialen Wund. Es bildet ~ieli eine Durch-^(#9632;ll(#9632;lllüll!4, und /.eilige Inliltraiion des Gewebes als erstes Stadium. Zuweilen verfetten diese Zellen in der Synovial-Membran der Bursa und ich babe bei drei Sectionen gefunden, dass der Entzündimgs-Process in einem kleineren Theile der innei'en Wand des Sehleim­beutels, iiml zwar ganz gleichmässig an beiden Sprunggelenken, mit der Bildung einer kleinen, aus Fett bestehenden flachen Wulst an der unteren Articulation seinen Abschluss gefunden battc (scharf abgesetzte Sprunggelenke ohne Exostosen). Gewöhnlich entwickelt sich indes.- neben der fettigen Auflagerung neues Bindegewebe in den tieferen Schichten der Bursa, und die Entzündung be­kundet hiermit einen vorwaltend (ibrösen (bindegewebigen) Cha­racter. In den meisten Fällen von Spat tritt aber eine Fett-inetamorphose tier die Synovialis durchsetzenden Rundzelleu gar niehi ein. Die Entzündung hat vielmehr von vornherein eine in-durirende Tendenz. Im Beginn der Erkrankung zeigt sich die Syno­vialis leicht injicirt und raquo;erös durchfeuchtet. Sie verdickt sich aber nach wenigen Wochen allmälig und örscheinl dann als eine sehr ge-lässarme schwielige Haut. Vom unteren Hände ab verwachsen zu­weilen die beiden Wandungen der Bursa auf kleinere Strecken.
In den meisten Fällen, und zwar besonders bei denjenigen Pferden, bei welchen die Exostosen nur einen geringfügigen Umfang erreichen, sieht man. dass die Entzündimg der Bursa mit dem vor­stehenden Verhalten abschliesst. Die Veränderung (Verdickung) er­scheint daher bei vielen spatkranken Sprunggelenken nur in einem ge­ringen Grade. Dies mag der Grund .-ein. weshalb die Erkrankung der Bursa beim Spat bisher übersehen ist. Bei manchen Pferden bleibt aber der Krankheitsprozess in der inneren Wand der Bursa fortbestehen und es entwickelt gt;ieli dann in der Synovialis eine lebhafte Vascu-
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*) Baumeister: Keuntnisa des Aenssern des Pferdes 1845. S. 173 Dieckerlioff; Siial der Pl'enle,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7
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EntwiekelttngsgeschicbtQ und ptitliolntrischc Anatomie.
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lai'isaiion. Der untere A-bschuitt verwächst hierbei gewökn-licli. so dass die neu gebilcleteii Gefiisszotten mir in der Nähe der [nsertionssehne vom vorderen Unterschenkelmuskel, und zwar stets an der medialen Wand der Bursa auffällig hervortreten.
Endlicb wird in vereinzelten Fällen beobachtet, da-s die Ent-zündung gt;icli von tier medialen Wand auf das laterale Blatt fortsetzt und in dem letzteren eine bedeutende Verdickuug durch Bildung von schwieligem Bindegewebe hervorbringt (fibröser Spat). Durcb die chronische Entzündung in beiden Wandungen obliterirt der Schleimbeutel in seinem ganzen Umfange. Nur der geringe Theil, welcher die kleine Endselme des vorderen Üuter-schenkel-Muskels überzieht, bleibt von der Obliteration ausgeschlossen, weil die Seime sich fortwährend verschiebt und mittelst des hier­bei ausgeübten Druckes sich in eine tiefe lünne einbettet. Aul eiue solche Verdickung der lateralen Wand des Schleimbeutcls beziehen sich zweifellos jene Erkrankuugsfälle, welche Viborg als „Zellgewebs-Spatquot; beschrieb und als eine Entzündung des medialen Selmeuscheu-kels vom vorderen ünterschenkehuuskel erklärte. Der Zustand wird mehiiach auch als die anatomisclie Grundlage des von den alten Thierärzten „Ocliseuspat'quot; genannten Fehlers angesehen. Bei dieser fibrösen Verdickuug, die in der lateralen Wand der Bursa zu­weilen 1 Cim. stark ist, bestehen inituuter gleichzeitig verschiedene andere entzündliche Erkrankungen am Sprunggelenk, uamontlicb die Sprunggelenk-Galle. An den Spruuggeleuken alter and s iei gebi'auchter (alii;gt;'iiii-!ienerj ITerde iialie ich einige .Male gefunden, dass der obere Abschnitl der Bursa durch entzündliche Neubilduugcn in einen testen Zusammenhang mit der librösoii Kapsel des Libio-Astragal-Gelenks getreten war.
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v} 79. 2) Die anatomischen Veränderungen in der fibrösen Schicht der Gelenkkapsel und am Beriost der Sprunggelenk-Knochen. Nur in ihrem leichtesten Grade, bei welchem das exsudirte Material alsbald verfettet, bleibt die Entzün­dung des Schleiiubeutels au dem lächerförmigen Sehnenschenkel auf die Synovial-Membran desselben beschränkt. Im allgemeinen ist dies ein seltenes Vorkoiuumiss. I'enn die Entzündung hat eiue LidurU'ende
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Veränderungen der übrösen Gelenkkapsel und des Periost.
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Tendenz. Sie dauert daher längere Zeit |imd muss in Folge dessen sich auf das nachstliegeude und mit der Bursa direct zu-MiimiLcnhängende Bindegewebe fortsetzen. Durch letzteres verbreitet sieb der Prozess auf den anstoäseuden I heil des Kapselbaades der unteren Articulationen lliuI auf das Periost der Sprunggelenk-Knodien, Bei einer frischen Erkiankung Endet nian das Bindegewebe zwischen den Fascikeln des tacherioi'imgen Lnseiidonsschenkels suc-culent. Später erscheint dasselbe hart. Die elastischen Bascikel sellist werden in den leichten Graden eines solchen Reizungs-Vor­ganges wenig betroffen. Aber mit der Induration des zwischen ihnen befindlichen Bindegewebes verlieren dieselben sowohl in der fiieherförmigen Ausbreitung des medialen Inscrtionsschenkels. als in der fibrösen Schicht der Gelenkkapseln ihre Klasticität. Das Kapsel­band wird in Folge dessen an dem afficirten Abschnitt etwas ver­kürzt und die Entzündung wird in demselben eine sehr' lauge Zeit unterhalten, weil es sich bei jeder Bewegung des Sprunggelenks etwas verschieben muss und hierdurch stets von Neuem gereizt wird. Die entzündliche Affection des Periost wird auf zweifache Weise hervorgebracht. Einmal setzt sich die Entzündung von der Geleuk-kapsel direct auf das Periost fort und die hierdurch bedingte Reizung des letzteren wiederholt sich gewöhnlich so lange, bis das betreffende Gelenk entweder vollständig verwachsen, oder grösstentheils lest-gestelll ist. Naohdem aber an den gereizten Stellen des Periost die Bildung grösserer Knochenmasseu bewirkt ist, erfolgt auch von der im Zustande einer leichten Entzündung begriffenen Kapsel eines niehi obliterirten Gelenks eine weitere Heizung nicht mehr. Zwei­tens steht das Periost der Sprunggelenk - Knochen durch das zwischen den elastischen fascikeln der Haftapparate befindliche Bindegewebe in einer Verbindung mit dem Schleimbeutel des Schienbeinbeugers. Die Entzündung des letzteren muss sich hier­durch auch dem Periost direct mittheilen
Jedenfalls ist aber die erstere Enstehungsweise der Periostitis die wichtigste. Die Ausbreitung der Entzündung von der Kapsel auf das Periost erfolgt in vielen Fällen innerhalb kurzer Zeit. Wenige Wochen genügen schon, um eine Verdickimg des Periost und eine Neubildung von Knochen zu bewirken. In vereinzelten
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100nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bntwickelangs-GescUclite und pathologische Anatomie.
Fällen, dauert dagegen die Entzünduug der Gelenkkapsel .'gt; I)is 6 Monate, bevor eine Exostose zur Ausbildung komml (unsichtbarer Spat). unter beiden Voraussetzungen bezüglich ilues Zustande­kommens muss die Periostitis zunächst an denjenigen Stellen ein­treten, die unmittelbar unter dem a£ficirten Theil der Bursa ilire Lage haben. Entsprechend diesem Verlndtniss ei'krunkt das Periosl beim Spai thatsüchlich am häufigsten am oberen Ende des Röbreu-beins, ausserdem mir am Köpfchen des medialen Griffelbeins, am Pyramidenbein und an beiden schifförmigen Beinen. Die Entzün­dung des l'eiin-i kann -ieli /.war durch sich selbsl etwas aus­breiten; alier sie gehl doch der Kegel nach nicht über die Grenzen der Bursa hinaus. Daher bilden sich die Exostosen beim Spat stets an den Knochen der beiden unteren Gelenkreihen und nur in ein­zelnen Fällen an der Gelenkverbindung zwischen drin grossen schifförmigen Bein und dem Rollbein, weil die Bursa an ihrer uiieren Begrenzung selten lt;,im- erhebliche entzündliche \ eräuderung erleidet.
Der Charaeter der Periostitis igt;i vorwaltend ein ossificirender. 1 ndess geschehen die Knocheu-Neubildungeu nicht gleichvnässig in der ganzen Ausdehnung des Periost. Einzelne Abschnitte desselben sind für die entzündliche Ossificaiion mehr disponirt, als andere. welche oil wählend der ranzen Dauer des Prozesses nur eine fibröse Verdickuug erleiden. Daher isl die Kuochen-Geschwulsl beim Snat immer eine unregeliuässige, Auch die Dauer der Perios­titis ist nicht an alien Abschnitten gleich. Einzelne I heile wuchern längere Zeit und es bilden sieh an denselben grössere Kuochen-massen. In anderen dagegen erreicht die Entzündung viel früher ihr Ende. Der ganze Vorgang lindei eine Analogie in der luxu­riösen ('allusliihhing nach Eracturen, für die ein anderer Grund, als die Prädisposition des Periost ebenfalls nicht aufgestellt werden kann.
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sect; 80. Die Formen, in welchen die neugebildeten Knochen­massen auftreten, sind ausserordentlich verschieden. In den ersten Monaten der Erkrankung findet man gewöhnlich nur einzelne be­grenzte und Bache Erhabenheiten, die zuerst weich sind (Osteophyten) und später verknücheru (Exostosen). Wenn aber die Entzündung in
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Veränderungen der fibrösen Gelenkkapsel und des Periost.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 101
eiiipm höheren Grade einsetzt, oder auch erst allmälig eine ^rössere Ausbreitung erreichl hat, so werden die getrennten Exostosen dui'ch eine weitere, vom Periost ausgehende Knochenneubildung mehrfech vereinigt. In Folge dessen bedecken sich grössere Theile des Meta­tarsus und ofl zugleicb der anderen Sprunggelenk-Knochen an der inneren Seile mit zusammenhängendenKuochenmassen (Hyperostosen).
Die Eyperostosen des Spat stellen aber in ihrer Totalität nie­mals eine compacte Knochenmasse dar. Sie setzen sich nicht hlos ad ihrer Umfläche sondera oft bis zur ursprünglichen Knochen­grenze zusammen aus vielen einzelnen, breiten und schmalen, kolben­förmigen und zackigen, unregelmässig durcheinander verlautenden und miteinander verwachsenen Vorsprängen, deren Zwischenräume dureh Uln-öses Bindegewebe ausgefüllt sind. Sein' oft werden hier­durch die Knochen eine- oder zweier Gelenke durch eine' knöcherne üeberbrückung vereinigt (supracartilaginäre Synostosis).
Solche umfangreiche Knochen-Neubildungen setzen stets eine chronische Entzündung des Periost voraus. Mit derselben vollzieht lt;'uU oft In der nächsten Umgebung des Periost, und zwar in den fibrösen Gelenkkapseln und in den übrigen elastischen Haft­apparaten eine partielle Verknöcherung (parosteale Knochenneubil­dung). Durch die Maceration eines in grösserem Umfange am Spat erkrankten Sprunggelenks erübrigen nicht selten mehrere lose Knochenstückchen, die durch solche parosteale Knochenneubildung ihre Entstehung gefunden haben.
Dicke Knochenmassen am oberen Ende des Röhrenbeins be­wirken sieis ein Verschwinden der elastischen Fasern des inneren Sehnenschenkels vom Schienbeinbeuger und eines Theils des inneren langen Seitenbandes. An Stelle derselben bildet sich festes schwie­liges Bindegewebe, das die Knochengeschwulst bedeckt. Hat die letztere eine grössere Ausbreitung über die innere Sprunggelenk­fläche, so findet sich an derselben regelmässig eine rinnenförmige Vertiefung, in welcher die in ihren elastischen Fascikeln völlig intacte mediale Endsehne de- vorderen Unterschenkel-Muskels ver­läuft. Dies Verhalten, das übrigens schon den Thierärzten des vorigen Jahrhunderts bekannt war, wird der Regel nach selbst dann noch beobachtet, wenn die Bursa in ihrem ganzen Umfange
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Eatwickelang^-Geschichte nnä pathologische Anatomie.
obliterir) ist and in ihrer lateralen Wandung die erheblichste Ver-dickung erMiren hat. [ch habe nur wenige Male bei den Obductionen gefanden, dass die Insertionssehne des M. tibialis anticas in ihrem Endstück ebenfalls verknoclierl und mil den Hyperosten verschmolzen war. Nur diejenigen Sprunggelenke, an denen die Insertionssehne aus therapeutischen Rücksichten vorher durchschnitten war. machen hiervon zuweilen (nicht in jedem Falle) eine Ausnahme.
sect; 81. 3) Die anatomischen Veränderungen der Syno-vial-llam der Gelenke und der Gelenkknorpel. Die Ver­breitung des entzündlichen Prozesses auf den fibrösen Theil der Kapsel an den beiden unteren A.rticulationen bewirkt eine partielle Verkürzung der Kapselbänder. In Folge dessen erleiden die Gelenke Abbruch in ihrer Beweglichkeit. Da die Verkürzung nur an einem kleinen (dem medialen) Abschnitt der betreffenden Articulationen stattfindet, so muss mit derselben zugleich in der Synovialis eine entzündliche Rekung und eine Sekretions - Anomalie zu Stande kein men. [Jebrigens wird sich möglicherweise wegen der innigen Vereinigung der fibrösen Hani mil der Synovial-Membran die Ent­zündung direct von der ersieren auf die letztere fortsetzen können. Indess habe ich bei der für die anatomische Untersuchung ungün­stigen Einrichtung dieser Gelenke einen solchen directen CJebem'anquot; des Krankheitsprozesses nicht verfolgen können.
Wenn die Synovial-Membran gereizt und entzündlich verdickt wird, so muss die Synovia selbst nothwendig in einer fehlerhaften Beschaffenheit abgesondert weiden. Die Richtigkeit diese- Satzes ist leicht auf eperimentellem Wege durch Erzeugung einer trajuna-tiseben Artbromeningitis zu erweisen. Die Sekretions-Anomalie selbst llisst sieb indess in ihren weiteren Einzelheiten nicht genauer anschaulich machen. Wahrscheinlich wird von der gereizten Synovial-Membran die Gelenkschmiere in einer abnorm geringen Quantität und mit einem grösseren Gehalt an Epithelzellen abgesondert. Nach der braunröthlichen und später gelblichen Farbe der Synovia in der unteren Articulation des Tarsus -elieint es mir. dass im ersten Stadium der Krankheit derselben auch noch Bestandtheile des Blutes beige­mengt sind. Möglicherweise können auch vereinzelte Eiterkörperchen
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Veränderttiigen der Synovialkapsel und der Gelenkknorpel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wo
i,, derselben vorkommea. Die Enteündimg würde darch die letztere Ei^enschafl aoch nichi den Character einer eiterigen annehmen. Ersl durcb eine stärkere Beimischung von Eiter-Elementen würde dieselbe als eine suppurative oder purulente cluiracterisirl sein*).
In der schlechl beschaffenen Gelenkschmiere entstehen durch Zersetzung besondere chemische Verbindungen, die ihre deletäre Wirkung zunächst auf den noch gesunden Theil der Synovial-Membran and auf den Gelenkknorpel ausüben. Von diesem Reize, (Ir-scn besondere Natur incless nichi näher bekannl ist, werden :i!l(.. /M dem Gelenksinus gehfirenden Theile zunächsl betroffen. Die Heizung verbreitet sich demnach auf den am Rande des Ge­lenk- sich ansetzenden und mit dem Knorpel zusammenstossenden Theil der Synovial-Haut. Von dem letzteren muss dieselbe sich aber unmittelbar auf den subsynoyialen Theil des Periosl fortsetzen. [letzteres wird in Folge dessen liyperplastisch und erzeugt nicht -elien eine gleichmässig feste, skierotische Knochenplatte oder Leiste von elfenbeinartigem Gefüge.
Der (gefässlose) Gelenkknorpel wird durchfeuchtet und er­langt statt der ursprünglich bläulichen Färbung ein mehr gelbliches und sammetartiges Ansehen durch Trübung seiner Substanz. Nicht sc-lten treten weitere Veränderungen des Knorpels gar nicht ein, trotzdem vom Periost aus deutliche Exostosen entstanden sind. Ge­wöhnlich geht aber die Erkrankung des Knorpels weiter. Am medialen Gelenk-Rande, wo die Verhältnisse relativ günstig liegen, verdickt sich das Knorpelgewebe. Aber man findet doch an den unteren Articolationen des Sprunggelenks die warzeu- und drusen-förmigen Hervorragungen (Ekchondrosen) gewöhnlich nicht, die bei einer serös-fibrösen Arthi'omeningitis des Knie- oder ünterschenkel-Rollbein - Gelenks fast nie fehlen. Zwischen beiden schifförmigen Beinen usuriren die Gelenkknorpel nicht selten am Rande, während sie weite: zurück eine lange Zeil (selbst mehrere Jahre) sich erhalten. Häufig werden einzelne kleinere und unregelmassig contomirte Ab­schnitte des Gelenkknoq^ls vollkommen zerstört und aufgelöst, so
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*) Aussei' nacli traumutischun Kingriffen, Fractnren und Rupturen kominl eiue eiterige A rthromeniugitis an den unteren Articulationen des Sprunggelenks bei Pferden sulu' selten vor.
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#9632;i04nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Entwickelungs-Geschichte mul pathologische Anatomie.
daslaquo; sich iWv Lamina terminalis des Bjiochen.s der unmittelbaren Ein­wirkung der Synovia ausgesetzt findel Zuweilen wird der Knorpel an zahlreichen kleinen Puucten von solchen Zerstörungen betroffen, woraus -ich ein durchlöchertes oder „wurmstichigesquot; Aussehen ergibt. Ereignet sich der Zerfall der Knorpels an grössereu Stellen, so ent­wickelt sich nicht selten eine Granulation des Knochengewebes, wo-diiicli der correspondirende Theil des gegenüberstehenden Knorpels ebenfalls (durch Decubitus) zerstört wird. A.uf diese Ai-t treffen die Knochen stellenweise zusammen und verwachsen daselbst, wilhrend der Gelenkknorpel in seinen übrigen Theilen, allerdings in einer abnormen Beschaffenheit persistirt. Dies Verhalten ist an der unteren Articulation des Sprunggelenks die Kegel, lek babe noch niemals eine finale Verwachsung zwischen dem Köhrenbein und dem kleinen schifförmigen Bein gesehen. Eine oberflächliche Besichtigung dieser Articulation an einem spatkranken Sprunggelenk geniigi nicht zum Nachweis einer vollkommenen Verwachsung. In allen lYdlen aber, in denen ich dies anscheinend zusammengewachsene Gelenk mit einem Meissel trennte, land ich noch verschieden grosse Reste des Gelenkit norpels.
Dagegen usurirt der Gelenkknorpel zwischen dem grossen und kleinen schifförmigen Bein zuweilen vollständig und es kommt eine Verwachsimg heider Knochen auf ihrer ganzen Gelenktläche zu Stande (Synostosis vera). Ich habe eine totale Verschmelzung dieser beiden Knochen in I Fällen gefunden, darunter zweimal in einer solchen Vollkommenheit, dass auf verschiedenen Durclischnitten die frühere Articulation nicht einmal mehr durch eine dunkle Linie markirt war*). Die totale Verwachsung der genannten Knochen scheint mir dadurch bedingt zu sein, dass die Entzündung in der Gelenkkapsel gleich von Anfang an heftiger auftritt und dass durch die deletäre Wirkung der krankhatten Gelenkschmiere der Knorpel gleich im Beginn der Krankheit auf seiner ganzen Ausdehnung auf­gelöst wird, üebrigens prädisponirt das Gelenh zwischen den beiden schifförmigen Beinen zu einer solchen Verwachsung, weil die Gelenk-
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*) Aussei' dieser üeleuk-Veiiiindung habe Ich bisher an den Gliedmassen der Pferde nur uoeb •his Kroueugelenli der Vordergliedmasse üweimal in solcher Vollständigkeit nach einer Arthritis sicca verwachsen gefunden.
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Veränderungen der Sprunggelenk-Knochen.
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knorpel sehr dünn sind. Wegen der frühzeitigen und vollständigen Verwachsung des Gelenks werden am medialen Rande stets nur sehr geringfügige periosteale Neubildungen angetroffen. Dies erklärt sieh ans dem Grunde, weil das Periost von der Gelenkkapsel aus nur eine kurze Zeit hindureli. und /war bis zur vollkomnienen Fest­stellung des Gelenks gereizt wird. Die inzwischen neu entstandenen Osteopliyfou und Kxostosen. die grösstentheils aoch eine weiche Beschaffenbeil besitzen, verschwinden nachher Ins auf Ideine Reste durch Resorption (Vgl. die Abbild, auf Taf. i. Fig. 3).
An den Gelenk-Facetten des Pyramidenbeins und des inneren Griffelbeins erfolgen der Regel nach nur partielle Verwachsungen.
Durch die chronische Gelenkentzündung werden gewöhnlich auch verschiedene Zwischenknochen- und Zwischenreihen - Bänder der unieren Articulationen afficirt. Sie verknöchern vollständig, wo­durch das betreffende Gelenk begreiflicherweise schon his zu einem gewissen Grade unbeweglich werden muss.
sect;82. 4) Die anatomischen Veränderungen der Sprung-gelen k-K nochen*). Die heim Spat afficirten Sprunggelenk-Knochen unterliegen in ihrer Substanz zweifachen Veränderungen. Zunächst setzt sich die Entzündung vom Periost auf die Corticalis des Knochens fort und verursacht in derselben eine ossificirende Entzündung des Markgewebes. Dasselbe wird demnach umgewandelt in I (da ossea, die nach der Aufnahme von Kalksalzen eine abnorm teste und dichte Beschaffenheit (Sklerose) an den afficirten Stellen des Knochens be­wirkt. Der Prozess der condensirenden Ostitis (Osteomyelitis ossi-(icans) ist in seinen Folgezustäuden beim Spat an allen betheiligten Knochen, am ausgeprägtesten aber am oberen Ende des Röhrenbeins und am Köpfchen des inneren Griffelbeins zu erkennen.
; Für das genauere StucUum der histolngischeu VerUudeniiigen bei den Kutziindungeu der Knochen verweise ich auf die Werke von:
1.nbsp; nbsp; Virchow; Cellularpathologic, i Auflage, 2il. Capitel.
2.nbsp; nbsp; R. Volkmann; in Pitha lüllroth's Chirurgie; 11. Band, #9632;-'. Abthuilung :!. Billroth; Chirurgische Pathologie und Therapie, 7. Auflage, 1875.
(, Pütz; Lehrbuch der Allgem. chirurg. Veterinär-Pathologie und -The­rapie; Bern 1874, S. S13.
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LUbnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Eutwickelungs-Gesehicbte und pathologische Anatomie.
In einer Minieren Weise wird vom Gelonksirnis naeli der Zer­störung degt; Knorpels ;iii verschiedenen Stellen ein deletärer Eingriff m die Substanz der Spongiosa bewirkt. Als nächste Folge davon einstellt eine entzündliche Wucherung und Vergrösserung des weichen Markgewebes mit \ ernichl unp; (lacunärer Einschmelzung) der K uochen-körperchen und bezieliungsweise mil Vergrösscrung der normal-ll^;'lsslfgt;#9632; hui dem Markgewebe erRillten IJiiuine. Wenn beim Spat der Gelenkknorpe] in der oben beschr'iebenen Art stellenweise zerstört ist, so sind solclie Veränderungen mit der Durchschnittsfläche der beiden schifförmigen Beine oder des Metatarsus immer zu finden. Dieser chronische Entzündungsprocess, der nach der wissenschaft­lichen Lerminologie auch als entzündliche Osteoporose oder rarefi-cireude L)siiiis bezeichnet wird, bedingt es. dass die genannten Knochen nach der Maceration eine- spatkranken Sprunggelenks abnorm grosse,Räume (Poren) zeigen. Eine -'dein- „Porosität oder Lockerheit im Gefüge der Knochenquot; haben die alten Thierärzte viel-fach für das Bedingniss des .Spat gehalten.
Trotz dieser Wucherungen des Markgewebes nehmen die Knotdien nachweislich nickt an Umfang zu. Propotional dem nor­malen Ernährungsprozess im Knochen gehl auch bei einer solchen Entzündimg durch Gewebs-Zeriall ein gleich grosser Raumtheil ver­loren, wie durch die Wucherung neu gebildcl wird. Ebensowenig wird eine Verkleinerung der beim Spat betheiligten Knochen in ihrer Länge oder Dicke beobachtet. Wenigstens habe ich in !'• ver­schiedenen Füllen bei einer vergleichenden l ntersuchung des spat-kranken und des gesunden Fusses eines Pferde- eine Verringerung der Länge quot;der des Querdurchmessers der Knochen nicht erkennen können.
Nun den' entzündlichen Osteoporose können bei einer hoch­gradigen Erkrankung am Spat die beiden schifförmigen Beine, das Pyramidenbein, da- Köpfchen des inneren Griffelbeins und die Fpipliv.-e des Röhrenbeins ergriffen werden. Die Veränderungen selbst gestalten sich aber hinsichtlich ihres Grades und ihrer Aus­breitimg ausserordentlich verschieden. Dieselben können in den­jenigen Gelenkenden der Knochen, an welchen der Knorpel nicht oder mir unerheblich zerstört ist, gt;ellisi ganz ielilcn. Bei einer
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Veränderungen der Sprunggelenk-Knochen. ConipUcationeu iles Spat. 107
geringgradigen Erki-anknng lässi sich das Vorhandensein einer sol­chen Enteündong auf dein Knocheudiu-chschnitl kaum erkennen und bei einer grossen Intensität des Prozesses erscheint der Knochen in seiner Structur förmlich wie aufgeblälit. Zwischen diesen beiden Elxtremen liegen zahlreiche Modificiationen.
Dieser osteumyelitische Krankheitsjirozess, bei welcliem übrigens das geröthete Knochenmark selbst nicht saftreich und geschwollen ist, sondern im Allgemeinen mehr einen trockenen Habitus beibehält, erstreckt sieh gewöhnlich bis in die dem GeleiikUnor|iel nnmlttelliar anliegende Schicht der Knochen - Tafel. Sehen wird die letztere in grösserem ümiange vollständig durchsetzt, so dass die Rarefaction de- Knochens bis an den Grelenkknorpel vordringt. Nur an den­jenigen Stellen, an welchen durch Zerfall des Gelenkknorpels ein grösserer Defect eingetreten war. breitet sich die Wucherung bis in das Niveau des Grelenkknorpels aus. Es erfolgt darauf und begün­stigt durch die geringe Verschiebbarkeit der straffen Gelenke des Tarsus fast in allen Fällen eine Venvachsung mit dem gegenüber stehenden Knochen (sect; 81 S. 104). Wo diese ausbleibt und das Gelenk eine gewisse Beweglichkeit behält, da sklerosirt der Knochen an solchen Stellen und die in den Gelenksinus reichende Oberfläche desselben wird abgeschliffen. In ähnlicher Weise ändert sich auch an anderen kleinen Abschnitten in den Knochen der Character der Entzündung, nachdem die Wucherung des Markgewebes eine Zeitlang bestanden hat. Es erfolgt nehmliclt in dem neugebildeten weichen Gewebe eine Umwandlung in haue Knochensubstanz (Osteosklerose). Dagegen dringt in benachbarten Abtheilungen des Knochens die Osteomyelitis mit lacunärer Einschmelzung der Knochenkörperchen welier vor, so dass auf dem Knochen-Durchschnitt stellenweise Karefaction und Sklerose dicht nebeneinander sichtbar sind.
Eine Eiterung (Abscess) ist bisher in den am Spat betheiligten Knochen noch von Niemandem gefunden winden.
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sect; 83. 5) Die anatomischen Veränderungen bei den Gomplicationen desSpat. Die thierärztlichen Autoreu haben seif alter Zeit mehrfach behauptet, dass der Spat, d, h. die demselben zu Grunde liegende Erkrankung der unteren Articulationen des Sprung-
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Entwickelungs-Geschichte und pathologische Anatomie.
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c:olciillt;gt; sich auf die oberen und hinteren Abschnitte desselben aus-bi'eite, Hinsiclitlich der Häufigkeit, mit welcher eine derartige Fortsetzung der pathologisch - anatomischen Störung stattfinden soll, gehen die Angaben auseinander. Für die Beurtheilung dieser Frage muss ich zunächst hervorheben, dass meine Eifahrungen mil denen Haubners*) übereinstimmen, uach welchen überhaupt eine Exostose an der äus.seren (Rehbein) und an der hinteren Seite (knöcherne Hasennacuei relativ selten und eine Periostose riu^ um das ^ini/'-c Sprunggelenk ooeh viel seltener vorkommt. Gegenüber dieser Seltenheil muss es schon sehr zweitelhati werden, dass beider grossen Ziilii s|iatkr;tnkci- Ptrrdc der Krankheitsprozess sich vender inneren Seite und von der unteren Articulation des Sprunggelenks unmittelbar und gewissermassen aus sich selbst heraus auf die äussere und hintere Seite ausbreiten soll. In der That habe ich bei einer aufmerksamen Verfolgung dieser Frage mich von einer solchen directen Fortsetzung des krankhaften Prozesses nicht überzeugen können. Ich bestreite nicht die Möglichkeit, dass bei der Arthritis deformans die Entzündung der Synovialhaut sich überhaupt auf die fibröse Schicht der Grelenkkapsel fortsetzen, an der Implantation der letzteren auf das Periosl übergehen und die Entwickelung von Eyper-ostosen herbeiführen kann. Die Geschichte der chronischen Knie­gelenk-Entzündung des Pferdes liefert hierfür ganz unzweifelhafte Belege. Alter dieselbe zeigt auch, dass ein solches üeberkriechen von der Synovialis auf die Faserhaut sehr erschwert ist, und immer erst nach einer längeren Dauer des Krankheitszustandes stattfindet.
Beim Spai kann man leicht an zahllosen Beispielen nachweisen, (lass bedeutende Destructionen an den Gelenkknorpeln und in den Knochen mit kl.#9632;inen uutl grossen Hyperostosen an der inneren Seite des bprunggeleuks Jahre hindurch bestehen bleiben, ohne dass an der äusseren Seile sich eine Exostose hinzugesellt. Und doch ist begreiflicherweise die Synovialhaut der unteren Aa-ticulationen auch an der äusseren und vorderen Seite nicht intact.
öorgtältige Beobachtuneen an den dnrcli schwere Arbeiteleistung abgetriebenen I'leiden Indien mich oft erkennen lassen, dass als eine
*) Haubner; Die Inneren and ilnsseren Krankheiten der landwirtseb. üaussäutrethiere.
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Complicationen des Spat.
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unmittelbare Folge der übermässiigen Anstrengungen neben der fibrösen Entzündung laquo;Iim- Bursa des Schienbeibeugers (Spat) gleich­zeitig noch verschiedene andere entzündliche Leiden an demselben Sprunggelenk entstellen. Es gehören hierher:
eine seröse und fibröse Entzündung der Kapsel des Tibio-AstragaK ielenks (Sprunggelenk-Galle):
eine seröse Entzündung der Sehnenscheide des Bufbeinbeugers (Sehnen-Galle); eine partielle fibröse Entzündung dieser Sehnen­scheide mit Verdickuug derselben neben oder auf der Krouen-L)eiubeiigesehne (Hasenhacke); eine partielle fibröse Entzündung derselben Sehnenseheide auf dem hinteren Bande des Sprung­gelenks mit Ausbreitung auf die Gelenke und Knochen (knöcherne I Lasenhacke);
eine fibröse Entzündung der Sehnenscheide des Seitenstreckers an der äusseren Seite des Sprunggelenks mil und ohne Affection der Gelenkkapsel und des Periost (Rehbein); eine entzündliche Heizung des Bindegewebes und dos Kapsel-bandes unter dem äusseren langen Seitenbande des Sprunggelenks an dessen Insertion am Köpfchen des Griffelbeins. Der Prozess setzt sich fort auf die Gelenkkapsel und das Periost und es ent­steht zuweilen eine Exostose am Köpfchen des Griffelbeins und in einzelnen Fällen am Würfelbein, iileiht die fibröse Verdickung und Knochenauflagerung an der äusseren Seite, so bezeichnen die Thierärzte diese Abnormität auch als „Relibeinquot;. Wenn aber die Exostosen deutlich auf die hintere Sprunggelenkfläche gt;ich erstrecken, so wird der Zustand gewöhnlich in den Begriff der „knöchernen Hasenhackequot; übernommen. Die Erfahrung hat hinlänglich erwiesen, dass alle diese Krank-heitszustände viel häufiger für sich allein entstehen , als in Verbin­dung miteinander. Die Fälle indess, in welchen eine Combination unter einigen derselben stattfindet, sind durchaus nicht selten.
sect; 84. Andererseits habe, ich wiederholt beobachtet, dass erst nach der Enlwickelnng des Spat und durch die Wirkung gleichzeitig bestehender Krankheits/iistiuide am Fessel etc. das Sprunggelenk eine veränderte Stellung und einseitige Belastung
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110nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Entwickelungs-Qesehichte und pathologische Anatomie,
erfährt. Hieraus können verscliiedene entzündKche Erkrankuneen (Gelenkgalle, ETasenbacke, Rehbein) resultiren.
Der l rsprung der Sprunggeleuk-Galle ist in solchen Fällen, wie überbaupl in der Kegel, auf eine überraässige Anspannung und Zei-rung des Kapselhandes zurückzuführen. Nach längerem Besteben derselben wird ans der ui-sprünglich einfachen Hyperplasie der Syno-vialis eine fibröse Entzündung der ganzen Kapsel mit Verärgerungen des Gelenkknorpels und mit Exostosen etc. (Arthntis deformans),
Bezüglich des sog. Rebbein isl als die nächste Wirkung der angedeuteten übermässigen und einseitigen Belastimg des Sprunc-geleuks eine Reizung des unter der Sehnenscheide des seitlichen Zebenstreckers, in anderen Fällen des in und unter den elastischen Eaftapparaton befindlichen Bindegewebes und Ausbreitung des Pro­zesses v.....lemselben auf die Gelenldvapsel anzusehen.
Für die sog. knöcherne Hasenbacke oder den „Hasenspatquot; habe ich einige Male bei der anatomischen Untersuchung in üebereiu-stimmung mit Theob. Renner (Aldi, für Pferdeliebhaber und Thier-ärzte 1844) gefunden, dass zuniichsi die Sehnenscheide am hinteren langen Bande des Tarsus und da- Bindegewebe zwischen den ehistischen Fascikeln dieses Bandes entzündlich verändert wird und dass sich von hier aus der Prozess auf das Gelenk fortsetzt.
Sicher kann hiernach in allen solchen Fällen eine unmittelbare Ausbreitung der dem Spat zu Grunde liegenden chronischen Arthritis mein vorausgesetzt werden, trotzdem mit der weiteren Entwickelunquot; dieser Zustände die pathologisch-anatomischen Störungen ineinander übergeben und so an einem in hohem Grade deformirten Sprung­gelenk ein Continuum darzustellen scheinen.
Nach diesen Erfahrungen bin ich der Ansicht, dass beim Spat die Bedingungen für ein directes Fortkriechen de.- Ent-zündungs - Prozesses von den unteren Articulationen auf die fibröse Gelenkkapsel und das Periost an der hinteren und äusse-ren Seite des Sprunggelenks ausserordeutlich ungünstig liegen und dass daher die liier fraglichen anderweitigen Krankheitszustände böchstens in Ausnahmefällen als unmittelbare Complicationen des Spat zu deliniren sind.
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Complicationeu des Spat.
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sect; 85. Eine, directe Beziehung bat der Spat zuweilen zu einer Verkürzung der in der Subcutis am Sprunggelenk gelegenen Fascien. Theils durcb die veränderte Belastung des Sprunggelenks beim Spat, tlieils in Folge der periostealen Wucherungen entsteht nielu selten in einem 'l'lieil der fascien eine Rigidität und Verkürzung. Bei dieser Complication wird das Gfewebe der Fascie trockener, was aber inn- bei ganz frischen Sectionen überhaupt erkannt werden kann. Eine solche Verkürzung der Fascie beim Spat ist die Grundlage des klinisch bemerkenswerthen stärkereu Hebens der Sprunggelenke ( Hahnenspatquot;). [cb werde ad diese Veränderungen in dem Gapitel üljer die Diasuose ikm-Ii zurückkommen.
sect; 86. Neben dieser Complication habe ich in mehreren ballen beobachtet, dass die hbröse Entzündung in der lateralen Wandung der Bursa an der inneren Sprunggelenkfläche sieh nach oben tortzetzte und durch eine schwielige Verdickung des Subcutas mil einer fibrösen Entzündung der Kapsel des Tibio-Astragal-Gelenks in einer directen Verbindung stand. Ein derartiger Zusammenhang kann vielleicht auf einer unmittelbaren Fortsetzung des Entzündungs-Prozesses beruhen und die Bedeutung einer ausnahmsweisen Com­plication des Spat haben. Daher will ich der Vollständigkeit wegen die sogenannte verhärtete Sprunggeleukgalle in ihren wichtigsten pathologisch-anatomischen Veränderungen kurz berühren.
Das überaus häufige und allgemein bekannte Leiden ist für die Entwickelungs-Geschichte der Arthritis deformans im Allgemeinen lehrreich, indem an demselben der üebergang einer einfachen serösen Entzündung der Synovialhaut (Hygroma) in die deformirenden Pro­zesse des ganzen Gelenks leicht verfolgt werden kann. Die „ver­härtete Sprunggelenk-Gallequot;, die von den alteu Thierärzten gewöhn­lich auf eine Eindickung (Inspissatio) der Gelenkschmiere zurück­geführt wurde, beruht darin, dass die ursprünglich seröse Syuovitis (Hydrarthros) einen bindegewebigen Character annimmt und hu weiteren Verlaufe eine fibröse Verdickung der ganzen Kapsel herbei­führt. Auf der Synovialhaut selbst wuchern die Zotten bis zur Erbsengrösse und darüber. Ks bilden sich an ein/einen Stellen der Synovialis reichliche Vascularisatiouen. Die ganze Kapsel erreicht,
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11laquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Entwickelungs-Geschichte mid pathologische Anatomie.
nicht selten eine Dicke von L,50 ('im. Mitunter reissen in Folge einer ungleichmässigen Verküizung (Indiu-ation) der Kapsel an ihrer inwendigen Seite einzelne Bindegewebszüge ab. Dieselben ziehen sieb ;ilgt; Fäden, Balken oder Stränge an der alten Synovialhaut ent­lang durch einen 1 heil der Grelenkhöhle. Igt;ie Synovia selbst ist dick, zähe, selbst klümprig und bewirkt in dieser Beschaffenheit zweifellos eine ganz, eigenthümhehe Heizung auf den Gelenkknorpel. Derselbe wuchert am Rande der Tibia und des Astragalus zu vvarzen-nnd drusenförmigen Ekchondrosen. Am subsynovialen Periost er­folgt eine multiple Bildung von kleinen Exostosen. Einzelne der­selben irelen am Gelenkende der Tibia uicht selten in einer scharf­kantigen Beschaffenheit so weit hervor, dass sie Liei tier Bewegung des Gelenks entweder linienförmige oder breitere Abschleifungen des Knorpels (in sagittaler Richtung) zu Stande bringen.
Die Stellung des rarsus äuderl sieb durch diese deformirende Arthritis in der oberen Abtheilung oft uichl uuerhebüch. Aber eine Verwachsung (Obliteration) des Ueleuks selbst wird niemals beobachtet.
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sect;'87. An der untersten Articulation des Sprunggelenks habe ich in allerdings seltenen Fällen eine eiterige (fungöse) Arthritis bei Pferden beobachtet, die uicht von einer Verwundung, Ruptur oder Fractur herrührte. In meinen Notizen habe, ich nur 7 Fälle von dieser schweren Affection verzeichnet, die sämmtlich einen letalen Verlauf nahmen. Die anatomische Entstehung dieses Leidens Labe ieb bisher uicht aufklären können, da nieine Beobachtungen in eine Zeit lallen, in der mir die Bedeutung der Entzündung der Bursa des Schienbeinbeugers für die Entwickelung des Spat imdi nicht bekannt war und deshalb von mir unbeaebtet gelassen ist. Es ist nicht unmöglich, dass auch diese Arthritis der untersten Articulation mit einer Entzündung der bezeichneten Bursa in einem ursächlichen Zusammenbang steht. Indes- wage ich uicht. darüber ein be­stimmtes ürtheil auszusprechen.
Von drei Pferden habe ich die Section der erkrankten Sprung­gelenke gemacht. Ich land hierbei eine entzündliche Schwellung der
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Complication. Fungöse Arthritis unterster Abtheilung' des Sprunggelenks. 113
Synovialis, ferner eiteriges Sekret auf den Gelenkknorpeln; auf dem Gelenkeiule des liolireiibeins verschiedene Defecte mit zemaeten Contouren im Gelenkknorjjel, und in der Spongiosa des Röhrenbeins eine heftige eiterige Osteomyelitis mil fungösen Wucherungen in der Richtung nach dem Gelenkknorpel. Das kleine schifförmige Beiu erschien auf der Durchschnittsfläche weniger verändert.
I gt;as Bediiiirniss dieser Geleidlt;ei)tzihuhiiir;- scheint mir darin zu liegen, dass die Arthromeningitis deren Ursache mir unbekannt i.-i quot;— von vornherein mit einem eiterigen Character auftritt, dass der Gelenkkuorpel auf dem Wege der [mbibition durch das eiterige Sekrel verändert und theilweise zerstört wird und dass durch dus Eindringen der deletären Geleirkschmiere in die Spongiosa des [iölirenbeins eine purulente Osteomyelitis mit pilzförmigen, lilug-lichen und kolbigen Wucherungen des Markgewebes eingeleitet wird.
Da eine purulente Arthritis in der unteren Articulation des Sprunggelenks nach Verwundungen („Durchbrennenquot; beim Spat etc.) nicht selten entsteht und da diese mehr unter dem Bilde einer jauchigen Zerstörung des Gelenks und nicht mit einer ähnlichen Betheiligung des Knochens verläuft, so dürfte es sich empfehlen, für diese Krankheit den von Billroth zuerst in die Wissenschaft eingeführten Namen der Arthritis fungosa anzuwenden.
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sect; 88. Hei- Krankheitsverlauf der fungösen Entzündimg In der unteren Articulation des Sprunggelenks heim Pferde ist bisher meines V\ issens nach niemals beschrieben wurden. Ans diesem Grunde will ich hier zusätzlich das Krankheitsbild kurz kenn­zeichnen.
Die sonst gesunden Pferde zeigen sich nach einer Anstrengung, namentlich wenn sie auf glattem Boden oder unter anderen ungün­stigen Verhältnissen benutzt wurden, 12 higt; 20 Stunden später auf einem Uinterfusse mit einer heftigen Lahmheit behaftet und durch­aus unfähig, den kranken Hinterfuss zu belasten. Bis zum nächsten Tage steigern sich die Schmerzen, so dass die Thiere im Stehen die kranke Gliedmasse in die Höhe ziehen, auch wohl abwechselnd wieder herahgleiten lassen, ohne aber mit derselben aufzutreten. Häutiges Liegen. Mangelhafte PuUeraufualuue. Pulsbeschleunigung
Dieckerhoff: Sijat der Pferde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; S
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T14 Die fungüsc Arthritis in der untersten Abtheilnnp: des Sprnngwelenks.
bis zu 60 Sdilii^oii in dor Minute. Frequentes Atlmicn, 20 Mal und häufiger in dor Minute. Aufgezogene Baucliclecke. Am Sprimg-gelenk selbst, linden sicL um diese Zeit nocl] keine wiilinielmilnu'en Symptome.
In den nächsten Tagen ängstliclier Blick. Häufige Bewegungen mit dem kranken Hinterfusse. Kratzen rail den \Urderfüssen. An-lialtendes Liegen. Erschwertes Aufstellen oder aueb vollständige Lntiiliigkeii, sich zu erheben. Selbstredend isi die Erhebung vom Boden schwieriger, wenn das Pferd auf der erkrankten Griiedmasse liegt, als wenn es auf der anderen Seite liegend den Körper sofort mit dem gesunden Hinterfusse unterstützen kann.
Gegen den 3. bis 7. Tag der Erkrankung stellt sieb am Sprung-gelenk und nach dein Mittelfuss sich fortsetzend eine flache und ödematöse Schwellung ein, die aber oichl bedeutend ist. Durch Druck mit den tländen oder Fingern gegen das Sprunggelenk, so­wie durch drehende Bewegungen desselben werden Schmerzen her­vorgebracht. Die Pferde documentiren in ihrem Habitus die Schwere der Affection. Igt;ic Temperatur des Körpers steigt, aber nur utu etwa 1 Grad Celsius. Die Zahl dor Pulse vermehrt sieh bis zu SO und mehr in dor Minute. Im weiteren Verlaute bleibt die Futter-antuahme unvollständig. Da.- hetr. Pferd liegl viel und meistens flach auf der Seite Bei mangelhafter Aufsicht und selbst trotz der besten Ptlego tritl an verschiedenen Stellen des Körpers Decubitus ein. Der Bauch er.-choini ganz aufgezogen. Es stellt sich eine grosse und allmälig mehr zunehmende Abmagerung des ganzen Körpers ein. Einzelne Pferde scheuen es, sieh niederzulegen. Sie bleiben daher längere Zeit auf o Füssen stehen und sind auch durch kein Mittel zutii Niederlegen zu bringen. In Folge davon tritt auf dem gesunden Hinterfusse eine Anschwellung ein. die besonders das Sprunggelenk betrifft. Kommen diese Pferde später dazu, sieh niederzulegen, so können gt;ie gewöhnlich nicht wieder emporgerichtet werden und der Tod erfolgt dann schon einen oder einige Tilge nachher.
Wenn die Pferde aber zeitweise aufstehen, so schleppen sie sich bei entsprechender Pflege bis In die dritte Woche, bevor sie zu Grunde gehen. leb sah ein Pferd 27 Tage an dieser Krankheit
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Theorie eles Spat.
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leiden. Zwei Pferde stinlicn aber schon micli 10 beziehungsweise 12 Tagen.
Ein Aufbrechen des Gelenks mit Entleerung von Eiter und Bildung eines fistulösen Geschwürs habe ich bei dieser Krankheit nielit beobachtet, offenbar aus dem Grunde, weil die betr. Pferde schon früher zu Grunde gingen oder als anheilbar getödtet wurden.
i.)ie Diagnose einer solchen Arthritis fungosa ist während der ersten Tage der Erkrankung ofl sehr schwierig. In beiden Fällen, die mir zuerst begegneten, glaubte ich eine Fractur oder Ruptur im Sprunggelenk vor mir zu haben. Mit dem Eintritt der Schwellung und sobald sieh Schmerzen beim Druck gegen das Sprunggelenk feststellen lassen, ist die Krankheit mit ziemlicher Sicherheit zu er­kennen. In differenticller Hinsicht sind aber zwei Krankheitszu-stände zu beachten: die acute Entzündung der Gelenkkapsel des ribio-Astragal-Gelenks, die zuweilen plötzlich und hochgradig ein­setzt und eine heilige (purulente) Entzündung der oberen Sehnen­scheide des Hufbeinbeugers, die in seltenen Fällen ebenfalls ohne Verwundung auftreten und im Anfang sehr schmerzhaft sein kann.
Eine Behandlung halte ich für ganz aussichtslos. Die Schmerzen können dem Pferde verringerl werden durch warme Breiumschläge oder Bähungen mit schleimigeu Decocten und Infusen, oder durch Einreibung des Sprunggelenks mit Fett.
T h o o r i e d e s 8 p a t.
$ 89. Das Wesen des Spat dürfte sich zwar aus der Erörte­rung über die Aetiologie und über die pathologisch-anatomische Ent-wickelung schon hinlänglich ergeben. Bei der Wichtigkeit dieser Frage, deren Klarstellung für die klinische Betrachtung ein grosses Interesse hat, will ich jedoch die wesentlichsten Gesichtspuncte noch in einer besonderen (Jebersicht zusammenfassen und denselben die entsprechenden Erläuterungen beifügen.
Was zunächst den Begriff des Spat betrifft, so muss die Be­grenzung desselben auf die eingehend geschilderten anatomischen
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Theorie des Spat.
Störungen in den unteren Ajticulationeu des Sprunggelenks ^icli als eine unabweisliclie Nothwendigkeil herausstellen. Dagegen ist es für die Definition uichl von Belang, ob in einem eoncreten Fülle ein kleiner oder grösserer Theil mmi den beim Spal überhaupt erkran­kenden Geweben iutacl geblieben ist, oder nicht. Jeder zusammen­gesetzte Kranldieitszustand kann dui'cb das Fehlen oder die relativ geringe Entwlckelung des einen oder anderen Bestandtheils in seinem Begriff noch keine wesentliche Abänderung erleiden. Daher isl es für die Anerkennung einer Abnormität als „Spatquot; gleichgültig, ob dieselbe erheblich oder geringfügig, schmerzhafl oder schmerzlos isl. in der lhat sind die anatomischtni Verscliiedenheiten l)eim Spul ausseroiquot;dentlicli gross.
Die Entzündung kann auf eine einzelne von den unteren Articulationen beschränkt bleiben. Sie kann selbst von dieser nur einen Theil helrelVen. Oder s;e kann sicdi auf beide Gelenk reih eil gleie.bmassig erstrecken (verschiedene Lage und Form der Exostose).
Bei einzelneu Pferden konnul es vor, da-gt; die Veränderiiugen in der Bursa an der inneren Sprunggelenk-Fläche nur gering -iml, dass dagegen die Entzündung in drv Gelenkkapsel Monate bindurcli fortbesteht und dann er-i zu einer ferjoslitis und zu Exostoseu führt (unsichtbarer oder in der Entwickelung begriffener Spat bei be­stehender Lahmheit).
Andererseits kann die Erkrankung schon sistiren, nachdem erst eine einfache Verdickung in der medialen Wand der bezeicluieteu Bursa herbeigeführt ist (leicht abgesetzte Sprunggelenke).
In vielen anderen Fällen entwickelt sich nur eine leichte Ent­zündung tier Gelenkkapsel mit geringfügiger Kuüchenueubildung am oberen Gelenkende des üohrenbeius und in einer ziemheh scharf­kantigen Form (Absatz),
Trotz der Exostosen können die Gelenkknorpe] nur geringgradig verändert nnd in ihren wesenthehsten Eigenschaften noch erhalten gebheben sein (äusserer oder periostealer Spat;.
liu Gegensatz hierzu ist eine relativ kleine Zubl von Fällen dadurch ausgezeichnet, dass die Exostosen an der inneren Sprung­gelenk-Fläche ausserordentlich gering oder selbst kaum nachweisbar sind und dass die Erkrankung der (lelenkknorjiel trotzdem einen
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höheren Grad erreicht und zu Destruotionen führt (Gelenkspat, innerer oder auch unsichtbarer Spal benannt).
Endlich erQbngl noch die grössere Z;ilil der Erkrankungsfalle, in denen sowohl eine leicht wahrnehmbare Exostose, als auch die Veränderungen auf den Gelenkflächen und in der Spongiosa der Knochen gleichzeitig bestehen.
Alllaquo;' diese Modificationen repräsentiren demnach nur quantitative iiihI sraduelle Verschiedenheiten derselben Krankheit.
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sect; 90. Anatomisch beginnt der Spal mit einer fibrösen Ent­zündung in der medialen Wand der an der inneren Seite des Sprung­gelenks befindlichen Bursa. Die Riohtigkeil dieses Salzes stütze ich auf das Ergebniss von nO Sectionen, von denen ieh den Befund ver­zeichne! habe. Eine grosse Zahl von spatkranken Sprunggelenken habe ich ausserdem besichtigt, ohne die Veränderungen zu notiren. Niemals habe ich ein spatkrankes Sprunggelenk zerlegt, bei wel­chem eine entzündliche Veränderung (partielle Verdickung beziehungs­weise Verwachsung) des bezeichneten Schleimbeutels nicht bestan­den liätte.
Der wichtigste Bestandtheil des rait Spat bezeichneten zusam­mengesetzten Krankheitszustandes isl die Gelenkentzündung in den unteren Articulationen des Tarsus. Die letztere hat einen trockenen Character, d. h. es wird durch die Aj-thritis weder Serum, noch Fibrin, Elter oder Jauche gebildet. Durch die in geringer Quantität secemirte Synovia von abnormer Beschaffenheil wird der allgemeine Character dieser Entzündung nicht abgeändert. Dieselbe wird be-zeichnel mit dem Namen der Arthritis sicca.
Als wesentliches Kriterium einer trockenen Arthritis wird im Allgemeinen angesehen, dass das Gelenk durch dieselbe nichl ver­wächst, sondern dass gt;Ieli an dem benachbarten Periost Osteophyten und Exostosen entwickeln, dass der Gelenkknorpel stellenweise wucherl und an anderen Stellen ati-ophisch wird und usurirt*). Dies allgemeine Verhalten des Entzündungsprozesses gab die Veranlassung zu dem Namen der deformirenden Gelenk-Entzündung — Arthritis
*) Cf. B. Volkmann in Pitha-Billroth's Chirurgie. 11. Bd. -J. Abth. S. 666,
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Theorie des Spat.
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deformans. [ncless sind die genannten Merkmale an dea straffen Ä.rticulationen des Sprunggelenks nur zum Theilausgesprochen. Man -iclii dieselben im Gegensatz zu dem Verhalten anderer Gelenke sehr oft stellenweise oder (zwischen beiden schifförmigen Beinen) selbst vollständig verwachsen. Ferner entstehen an den unteren Ab­schnitten des Sprunggelenks die Exostosen stets aur an denjenigen Stellen, an welchen die Entzündung von aussen eingeleitet ist. I gt;a aber die Bildung von Eiter oder die Ausscheidung von Fibrin und Serum durch die Erkrankung der Gelenki; heim Spat aiciil bewirkt wird, so muss die Arthritis trotz dieser Besonderheiten dennoch unter die Gruppe derjenigen Gelenkentzündungen unter­gebracht werden, die unter dem Namen der trockenen oder defor-mirenden zusammengefasst werden.
Mil der Kenntniss des allgemeiaen Verhaltens der Gelenk­entzündung sind indess uoch keine besonderen ätiologischen Gcsichts-punete gewonnen. Die Deformation eines Gelenks in dem hier fraglichen Sinne wird durch eine eigenthümliche Entzündimg und Sekretions-Anomalie in der Synovialhaut herbeigefühil. Das Zustande­kommen der letzteren vollzieht sich aber nach verschiedenen tu'säch-lichen Einwirkungen, ist also Nichts Specifisches. Sowohl eine ursprüngheh rheumatische und suppurative Arthromeningitis (bei­spielshalber am Tibio-Astragal-Gelenk bei der Füllenlähme), als die traumatische, ferner die in Folge von Zerrungen und übermässigen Dehnungen entstehende und die durch eine Pcriarthritis auf die Gelenkkapsel -ich verbreitende Entzündung können die Veranlassung abgehen zur Ausbildung jene- besonderen Zustandes in der Syno-\iali.s. der den deformirenden Prozessen zu Grunde liegt.
Wenn ich demnach nicht anstehe, die Gelenkentzündung beim Spat als eine Arthritis deformans (A. sicca) und als den wichtigsten Theil des ganzen Kraukheitszustandes anzuerkennen, so kann ich mich doch nicht entschliessen, den empirischen Begriff des Spat als mit dieser Gelenkentzündung congruent zu erklären, wie Anacker und Schütz gethau haben. Die Tlmtsache, da.-s die Erkrankung beim Spal stets in der Bursa des inneren Schenkels vom Schien­beinbeuger ihren Anfang nimmt und dass daher auch nur an dieser anatomisch begrenzten Stelle des Sprunggelenks die Exostosen und
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Begrift'shestiinraung.
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Hyperostosen vorkommen) involvirt imcli ein besonderes Moment, das In den Begriff der Arthritis deformans uiclit aufgeht.
sect;91. Ob.schon der Spat sich aus entzündlichen Veränderungen verschiedener Gewebe zasammensetzt, so kann derselbe doch nicht als eine Gruppe verschiedener Sprunggelenk-E-rankheiten denmri werden, wie vielamp;ch geschieht. Ebensowenig ist der .S|iat als eine Modification tier „Arthritis deformans Tarsi'1 zu betrachten, wie Airacker und Schütz zunächst anregten und wie Hertwig*) ab­weichend von der in den früheren Auflagen seines Werkes vcr-iivieneii An-iclu nenenlings angenommen hat. Der Begriff des Spat kann vielmehr logischer Weise aur auf jene chronische Entzündung in den unteren Abtheilungen des Sprunggelenks angewendet werden, die von der Bursa des Schienbeinbeugers ausgeht. Gegenüber diesem Postulat bin icb allerdings genöthigt, neben der Entwickelung von Exostosen (Knochen- oder Beinspat) auch das seltene Hygrom der be-zeichueten Bursa, bei welchem übrigens stets eine fibröse Verdickimg in der medialen Wandung und eine periosteale Knochenneubildung zu­gegen ist, als zum Spal gehörend zu betrachten. Die schon von Kersting für dies Hygrom gebrauchte und von Baumeister wieder­holte Nomination des „feuchtenquot; oder „weichenquot; Spat ist demnach als Ausdruck einer Eigenthümlichkeil existenzberechtigt.
Auch die fibröse Venlickung der lateralen Wand des Schleim­beutels (fibröser Spat, oder Zellgewebs-Spat nach Viborg, Sehnen-spal nach Hochstetter) ist vom klinischen Standpunkte als eine Besonderheit des Spat zu unterscheiden.
Nicht minder ist anzuerkennen, dass durch Verwundungen der bezeichneten Bursa, eine Hyperostose mit Feststellung der unteren Articulation bewirkt wird und es kann daher nicht zweifelhaft sein, dass auch der „traumatische Spatquot; als ein realer Begriff zugegeben werden muss.
Die Trennung in äusseren (periostealen und inneren (Gelenk-) Spat hat weder eine wissenschaftliche Berechtigung, noch einen praktischen Werth. Denn die Veränderungen gehen ursprünglich
*) Chirurgie. 3. Aul. S. 229.
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Theorie des Spat.
nicht vom Periosl mul auch nichl vom Gelenkknomel au?. Es kann alter keinen Vortheil gewähren, die anatomischen Vorgänge räumlich auseinanderzuhalten. Für die klinische Betrachtung Liegt vielmehr der .Mittelpunkt der gesammten Erkrankung in der ent­zündlichen Aifection der Gelenkkapsel. Und diese kann in einer verschiedenen [ntensität ebensowohl Vorhandensein, wenn die äussere Verunstaltimg des Sprunggelenks einen grösseren Umfang erreicht, als wenn dieselbe geringfügig ist und die krankhafte Veränderung sieii vorherrschend auf das Gelenk selbsl beschränkt.
Unter dem Namen de- „unsichtbaren Spatquot; kann eine besondere Art der Erkrankung nichl begriffen werden. Das Wort isl ursprüno--lich von den deutschen Thieriirzten des vorigen Jahrhunderts nur auf eine frisch entstandene schmerzhafte Spat-Affection, und zwar so lange angewendet worden, als noch keine sichtbaren Veränderungen (Spat-Erhöhungen) berbeigefühn sind. Später haben einige Autoren, besonders die englischen Thierärzte, den Spat als „unsichtbarquot; be­zeichnet, wenn der Entzündungsprozess vorzugsweise die Articulation zwischen beiden schifförmigen Beinen betrifft und wenn mit dieser Erkrankung eine augenfällige Knochenauftreibimg nicht entsteht. Allein es lässt sich hiergegen einwenden, dass auch mit dieser Spat-Affection eine partielle Verwachsung und Feststellung des genannten Gelenks zu Stande kommt und dass der Zustand durch die mangel­hafte Beweglichkeit einzelner Sprunggelenk-Knochen erkennbar, also für den Thierarzl „sichtbarquot; igt;t.
Nach meiner Meinung ist kein hinreichender Grund vorhanden, den Namen des unsichtbaren Spat in der wissenschaftlichen Termi­nologie beizubehalten. Jedenfalls aber #9632; und darin muss ich Strauss (Chirurgie S. 606) vollständig beitreten isl der Begriff auf das Ent-wickelungs-Stadium der entzündlichen Veränderungen /.n beschränken.
Aus der vorstehenden Erörtemvig folgt, da-s die Unterscheidung einiger Arten von Spat wissenschaftlich zulässig ist Ihre Trennung rechtfertigt sich aber nicht etwa ans principiellen Verschiedenheiten, sondern nur aus dem Grunde, weil sie für das leichtere Verständniss der selten vorkommenden Zustünde einige Vortheile bietet. Nach den Besonderheiten der periarthritisehen Veränderungen unterscheide ich folgende Erkranknngsformen:
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Begrift'shestimniunp.
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1)nbsp; nbsp;Der Knoclienspal (Beinspat), welcher durch periosteale Knochenneabildungen (Exostosen) uncl geringfügige fibröse Verdickungen gekennzeichnet ist.
2)nbsp; nbsp; Der seröse Spal (Spatgalle, feuchter oder weicher Spat), bei welchem neben kleinen Exostosen eine Ansammlung von Synovia im Schleimbeutel des Schienbeinbeugers vorkommt.
3)nbsp; nbsp; Der fibröse Spat (Zellgewebsspat), der sieb neben geringen oder grösserer Exostosen durch eine starke bindegewebige Verdickung der äusseren (lateralen) Wand des Schleimbeutels characterisirt (Abbild, auf Taf. II Fig. -1).
I) Her traumatische Spat, der durch |ieneiriiende Wnndeii des Schleimbeutels bedingt wird und auch künstlich (durch Eröffnimg der Bursa mit dem Messer oder dem Glüheisen) herbeigeführt werden kann*).
sect; 92. Anderweitige Erkrankungen des Sprunggelenks können nicht als zum Spat gehörig aufgefasst oder bezeichnet werden. I*ie Entzündung der fibrösen Gelenkkapsel beim Spal ist nur eine par­tielle und ilii'e Ausbreitung geht auch fast niemals über den Umfang des medial am Sprunggelenk befindlichen Schleimbeutels hinaus. Demgemäss sind auch das sogenannte Rehbein und die Hasenhacke als selbständige Abnormitäten und inch) als Arien des Sjiai anzu­sehen. In der wissenschaftlichen Sprache kann dabei- das Beiwort des „Spatquot; (Rehspat, Hasenspat) für diese Felder nicht benutzt werden.
Die Sprunggelenk-Galle (bog-spavin der Engländer) kann eben­sowenig dem Spat beigezählt werden. Wenn .~ie aneh oft in ihren weiteren Stadien zu einer Arthritis deformans wird und sich nieht -ehen gleichzeitig mit dem Spat an demselben Sprunggelenk findet, •#9632;(i verliert sie dadurch noch nieht den Character eines selbständigen Leidens.
Dom Worte „Hlutspatquot; ist mir in Folge einer irrthümlichen Interpretation Solleysel's ein begrifflicher Inhalt gegeben worden. Eine einfache und geringgradige Sprunggelenk-Galle wurde für eine
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*) Dr.r Name „Knochenspatquot; ist eine Uebersetzuug des englischen „bone-spavinquot; mid bereits seit (lein vorigen Jahrhundert benutzt. Die sub 2, 3 und 4 befindlichen Bezeichnuugren sind von mir gewählt.
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Theorie des Spat.
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Ä.ussackong (Varix) der Vena saphena erklärt. Nachdem der Irr-thiitn einmal begangen war. wurde derselbe von vielen späteren Autoren anscheinend ans Bequemlichkeit wiederholt, aber auf ein seltenes Vorkomniss reducirt. Allein mir ist noch kein concrete!-Fall weder aus eigener Beobachtung, noch ans der Literatur be­kannt, in welchem ein solcher Aderknoten am Spranggelenk und zwar in der Gegend, wo die Spat-Exostose ihren Sitz 'hat, nach­weislich bestanden hamp;tte. Das deutsche Publikum benutzt das Worl „Blutspatquot; als identisch mit Sprunggelenkgalle, wie schon von Kersting und nach ihm von vielen anderen Autoren angenommen wurde. Manche Thierärzte dagegen bezeichnen mil Blutspal das Verhalten der Nona saphena bei jenen Sprunggelenken, bei welchen die vordere Fläche in ihrer gesammten Ausdehnung ganz, eben ist, selbst wohl in leichter Wölbimg etwas bervortritl und bei denen die Hautvene relativ gross, auch stets in ihrer ganzen Länge gleich-massig gefiüll und daher leicht sichtbar ist. Nach meiner Auffassung igt;t das vVorl „Blutspatquot; aus der wisseuschaftiiehen Terminologie ganz lallen zu lassen.
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sect; '•'.'!. \ on heiden S|iruiig!;eleuken ist unter normalen Ver­hältnissen vorauszusetzen, dass sie eine gleiche anatomisch-histolo-gische Einrichtung besitzen. Deshalb kann es mil Riicksichl auf die Aetiologie nicht auffällig sein, dass sich der Spat in zahlreichen Fällen an beiden Hinterfüssen gleichzeitig entwickelt. Der Paralle-lisnins ist in einzelnen Fällennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;und zwar bei einfachen Ver-
dickungen in der Bursa und bei kloinen Exostosen — so ausgeprägt, dass bei der Besichtigung des betreffenden Pferdes nicht einmal eine Verschiedenheil m der äusseren Form der heiden spatkranken Spunggelenke ermittelt werden kann.
Havemann*) hat zwar folgende Meinung ausgesprochen; „Findet man. dass an beiden Sprunggelenken eine massige Erhöhung vor­handen, die aher in Absicht ihrer Lage und Grosse vollkommen gleich isi und dass das Pferd Nichts Widernatürliches im Gehen äussert, so kann man gevviss sein, das.- dasselbe Nichts vom Spatte
*) Havemanu: Bcurtlieiluug des äussereu Pferdes. 8. Aull. 1822, S. 187
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Kritik der hislurigeii Ansichten.
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habe.quot; Diese Ansicht isl l)is zur Gegenwart oft vertheidigt worden. Alllt;'iii sie liai um- insoweil eine BerecMigiuig, als im aormalen Zu­stande an iiiMiielien Spranggelenken (i;is obere Gelenkende des Röhrenbeins stärker hervorragt, als bei anderen Pferden(sect;64). Will mau diese Bildung als einen aormalen Absatz benennen, so liissi sieh am Ende nicht Viel dagegen einwenden.
Jedes scharfe, höckerige oder kantige Hervortreten dieser Partie (scharf abgesetzte Sprunggelenke) beruht dagegen stets auf einer Er­krankung des Schleimbeutels in seiner medialen Wandung und der Regel naeli auch auf einer leichten Verdickung des Periosf (Exostosen). In manchen Fidlen einer solchen A.bnormitäl kann man durch eine ganz sorgfältige Besichtigung und besonders durch Palpation ganz geringe Verschiedenheiten in der Form beider Sprung­gelenke herausfinden. Zuweilen besteht aber die Abnormität an beiden Hinterfüssen ganz gleichmässig. Ungeachtet dieser Gleich­heil müssen die „scharf abgesetzten Sprunggelenkequot; aus den ange­führten Gründen und conform der wissenschaftlichen Begriffsbestim-nnmg dem Spat zugerechnet werden. Hie Frage der individuellen Bedeutung oder Bedeutungslosigkeit einer solchen beiderseitigen Ab­normität für den Dienstgebrauch der betreffenden Pferde kann dieser Sclilussfolgerung nicht derogiren ((T. Prognose).
Die ursächlichen Schädlichkeiten des Spat betreffen in den meisten Füllen die beiden Sprunggelenke eines Pferdes ungleich-massig. In Folge dessen wird die Deformation an einem Hinter-fusse stärker, als an dem anderen. Nicht -eilen bleibt ein Sprung­gelenk ganz intact, während das andere in mehr oder minder hohem tirade am Spat erkrankt. Wirft man nur einen flüchtigen Ueber-blick über die grosse Zahl der Ursachen des Spat und rechnet man hinzu, dass die Veränderungen des Periost 'die Hyperostosen) vor­zugsweise von dem Umfange und tier Dauer der Entzündung in der fibrösen Gelenkkapsel abhängig sind, so können diese- Verschieden­heiten eine besondere Schwierigkeit für die wissenschaftbche Inter­pretation nicht darbieten.
sect; 'dt. Kritik der bisherigen Ansichten über die Patliogenese des Spat. Nach der ausführlichen historischen
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Theorie des Spat.
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Darstellung, die ich dieser Arbeil vorausgeschickt habe, begnüge ich mich damit, auf die wichtigsten Memongen, die binsichüich der Entstehung des Spal zur Geltung gebrachl sind, mit wenigen Be­merkungen zurückzukommen.
Igt;oii Thierärzten des vorigen Jahrhundei-ts war die Erkrankung der Gelenkflächen beim Spat nicht bekannt. Sie vermutheten, dass die elastischen Bänder des Sprunggelenks an ihren rnsertionsstellen stark ausgedehnt und gereizt würden und dass in Folge dessen eine lymphatische Flüssigkeit exsudire, aus welcher sieb neue Knochen­massen (die Exostosen) bilden sollten. So crude uns heule eine solche Theorie erscheint, so darf doch nicht vergessen werden, dass dieselbe ein Ausfluss der medicinischen Doctrin war. die zu jener Zeil das Denken der Aerzie beherrschte. Im üebrigen l.:igt;si sieh nicht verkennen, dass die alten Thierärzte viele Sectionen spat­kranker Sprunggelenke vorgenommen haben und dass durch sie manche Beobachtungen über die Entwickelung und den Verlauf des Spat bekannt geworden sind, die für immer richtig bleiben laquo;erden.
Die Ansicht Havenaannquot;s, dass der Spat mit einer Erkrankung der Gelenkknorpel beginne und erst später zu den Exostosen führe, ist zwar von allen Autoren des gegenwärtigen Jahrhundert- auge­rührt worden. Aber abgesehen von Einzelnen winde die Unzuläng­lichkeit dieser Auffassung ziemlich allgemein gefühlt. Mit Recht erhob Strauss (Chirurgie S. 606) den Einwand, dass das Vorkommen einer Erkrankung und Zerstörung der Gelenkknorpel als Ursache der Spatlahmheil und der vom Periost aus entstehenden Osteophvten und Exostosen nicht nachgewiesen und auch nicht glaubhaft sei. Percivall (Lameness in the horse) verlang! ebenfalls zunächst that-sächliche Beweise, bevor er die Ansicht Havemann's adoptiren könne, das- innerhalb der Geleukkapsel der (laquo;rund zum Spat ge-legl werde.
bchrader*) der das ZasUmdekommen des Spat zum Theil von perio-iealen. /.um Theil von arthritischen Vorgängen ableitet, be­kennt gt;ieh bezögliclt der letzteren zu der Ansicht Havemann's. Zum Beweise ihrer Richtigkeit hat er einige Fälle von Spatlabmheit her-
*) Magaz. von Gurlt amp; Hertwig. Bd. id.
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Kritik der liislierigeu Ansichten.
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vovgcliolion, in denen sicli bei der Section die Gelenkknorpel zwischen l)ei(len schifformigen Beinen destruirt zeigten, ohne tlass Osteophyten und Exostosen gefunden wurden. Allein ich kmiii den auf diese Befunde gestützten Folgerungen Schrader's die Kraft eineraquo; Beweises nicht beimessen. .Meine Einwände sind nielit etwa Mus theoretischer Natur. Ich habe ebensn wie Schrader in mehreren Fällen ähnliche Veränderungen gerade an dem Gelenk zwischen beiden schifformigen Beinen, (an den. anderen Articulationeu bis jetzt noch nicht) gefunden. Dieselben waren aber nielit auf eine primäre Erkrankung der Gelenkknorpel zurückzufahren. Denn die mediale Wand der Bursa war stets verdickl und die fibröse Schichl der Kapsel, wie auch das Periost waren nicht ganz intact. AVeit eut-i'erni von einem Vorwurf gegen Schrader, dessen sorgfältige Beob­achtungen ich sohl' gern anerkenne, muss ich doch darauf aufmerk­sam machen, dass an den vom Periost bedeckten Seitenflächen der beiden schifformigen Beine eine geringfügige Abnormität oft schwer unterschieden weiden kann. In meinen Fällen habe ich stets die Ausbildung minimaler und tlaclier oder scharfer Leisten an den schifformigen Beinen constatirt. (Vgl. die Abbild. Tat'. 1. Fig. 3). Die Neubildung von Knocliennuisse durch das Periost. erfolgt oft in der Form von geringfügigen Exostosen. Ausser der Umfangs-Ver-mehrung ist in solchen Fällen auf der Schittfläche des Knochens eine Verschiedenheit überhaupt nicht zu erkennen. „Denn es ist ganz gleich, ob der Knochen in der Dicke physiologisch, oder (durch eine Periostitis) pathologisch wächst; dies ist nur eine quantitative und zeitliche Differenz.quot; (Virchow. Cellularpathologie i. Aufl. S. 511).
Hiernach können die Beobachtungen Schrader's nur darthun, dass an beiden schifformigen Beinen die Entzündung der libröseu Kapsel und des Periost. in manchen Fällen auf einen geringen Grad beschränkt bleibt und dass der Prozess auf der Synovialhaut und am Knorpel eine grössere Bedeutung gewinnt. Die Ansicht, dass der Gelenkknorpel den Sitz der primären Veränderung abgebe, kann ich dagegen mit Rücksicht auf meine eigenen Befunde nicht für nachgewiesen erachten.
Schrader selbst hat die specielle Ursache der Veränderungen im Gelenkknorpel unaufgeklärt gelassen (1. c. S. 156). Auch er gibt
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Theorie des Spat,
zu. dasgt;; dieselben durch die abnorm beschaffene Synovia möglicherweise bewirkl werden. Die zweite von Stluader aufgestellte Rlöglicbkeit, dass ilei' Gelenkknorpel durch Stauchungen und Quetschungen liidiit werde, Ist x-liou nach den Grundsätzender Mechanik nicht berechtigt. Denn die straffen Aa'ticulationen des Tarsus sind so fest miteinander ver­bunden, dass die beschuldigten Einflüsse eine unmittelbare Wirkung auf die Gelenkflächen gar nicht bedingen können. Und viele andere Gelenke der Gliedmassen, die wegen ihrer grösseren Beweglichkeil etwaigen Prellungen weil mehr exponirl sind, erfahren auf solche Art auch keine Veränderungen in ihrem Knorpel.
Die ursprüngliche Ansicht Havemann's fand in ueuerer Zeil noch eine grössere Zahl von Anhängern, nachdem Anacker und Schütz den Sjiat als identisch mit einer Athritis deformans er­klärten. Ich habe bereits betont, dass durch diese Deutung die Ent-wickelungsgeschichte des Spal mein anschaulicher geworden ist. Ms ist ein Irrthum, die Entstehung einer deformirenden Gelenkentzün­dung stets vom Gelenkknorpel oder von den Gelenkenden der Knochen ausgehen zu lassen.. Wenigstens werden bei den Pferden, hei denen eine skrofulöse Gelenkentzündung nichl vorkommt, die deformirenden Prozesse an den Gelenken der Gliedmassen nur von der bynovial- Membran der Kapsei eingeleitet und die letztere kann auf mehrfache Art in den eigenthihnlichen Entzündungs­zustand versetzt werden.
sect; 95. Schon bevor die Theorie Havemann's bekannt war. hatte Rohlwes behauptet, dass dem Spat eine Entzündung der Knochen zu Grunde liegt und dass die Substanz degt; Knochens und das Feriost durch eine starke Anspannung mal #9632;Zerrung der Haft­bänder gereizt und entzündlich aflicirt (aufgelockert) würden. Diese Auffassung wurde später von Hochstetter und Hering beibehalten. Berücksichtigt man aber die ausserordentlich feste Einpflanzung der elastischen Bänder und Sehnen in den Knochen und ferner die Er­fahrung, dass an vielen anderen Gelenken trotz der heftigsten Deh­nung der Bänder eine Ustitis nicht verursacht wird, sn nuiss diese Erklärung an sich schon unwahrscheinlich werden. Einen directen Nachweis haben die genannten Autoren für ihre Ansicht nicht bei-
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Kritik der bisherigen Ansichten.
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gebracht und ich habe micli vergeblich hemülit, an einer grösseren Zahl von Sectionen die von Urnen präsumirte Wirkung der llaft-bäader auf die Substanz der Knochen aufzufinden. Ich kann daher nickt annebmen, dass von einem ganz gesunden Ligament oder von einer normal besebaffenen Seime auf directem Wege an der be­treffenden [nsertionsstelle eine Ostitis herbeigefübrl wird. Auch habe ich bei den Sectionen spatkranker Sprunggelenke nie wabrnehmeu können, dass eine Uaretactioii des Knocbens der Krkraiiknng des Knorpels vorbeigeht.
sect; 9(5. Von Schwab und Hering isi die später oft reprodaciile Auffassung ausgegangen, dass die innere Seite der Gelenke an tleu Gliedmassen normalmässig stärker belastet werde, als die äussere und dass deshalb die Erkrankungen der Gelenke in einer grösseren Anzahl der Fälle medial und nicht lateral erfolgen müssten.
Presch*) glaubt diese Meinung mit Gründen der Mechanik er­klären zu können, indem er behauptet: „Das vorzugsweise Auftreten der Knoehenauswüchse an der Innenfiiicbe des Gelenks erklärt, sich leicht dadurch, dass die Gelenkkämme des Kollheins nicht, parallel­laufend sind, sondern sich wie Scbraubengänge verhalten, und der Imiss sich unter der Streckung ein wenig nach innen gegen den Mittelplan (und unter der .Beugung umgekehrt ein wenig nach Aussen) bewegt. Hierdurch wird der Druck unter der Streckung, eben der anstrengenden Bewegung, mehr auf die innere Seite des Gelenks geleitel.quot;
In ähnlichem Sinne denkt sich auch Leonbardt**), dass das Zustandekommen des Spat in innigem Connex mit der Mechanik des Sprunggelenks stehe. Durch Zurückwerfen der Körperlast bei starker Anstrengung werde der Atragalus mit aller Wucht nach innen getrieben. In Folge dessen seien Läsionen der Gelenkknorpel unter der inneren Kelle, besonders aber der Hemmungsbäuder (des
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*) V. Prosch: Handbnch iler Lehre vom Aeassero des Pferdes, bis Deutsche iibertr. von W. Braascb; Neustadt iu Holstein 1872, S. t-t5.
**) Cf. Pütz: Zeitscbr, für piiikt. Veterin. Wissenscfa, Hl. Jahrg. 1875 6. Heft. S, 225.
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Theorie des Spat.
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ligam. anteriusj, sigt;\vi(' der sich entgegenstemmenden Pyramiden- and (inti'c! beiiic „unausbleiblich und raquo;'lli-tvcrsiiindlicli.quot;
leb halte diese Ansichteu nicht für thatsächlich begründet. Bei einer gesauden Beschaffenheil der ganzen hinteren Gliedmasse wird dns Sprunggelenk trotz der Verschiedenheiten seiner Grosse und Winkelstellung und trotz der schrägen Einpflanzung des Roll­beins in allen seinen Theilen gleichmässig belastet, Die Entwicke-lung des Spat wird aber der Regel nach an solchen Sprunggelenken berbeigeführt, an welchen eine fehlerhafte Stellung noch nicht be­stellt. Die Erfahrung zeigt auch, class wenn eine abnorme Stellung des Sprunggelenks erworben wird, durch die mit derselben verbundene einseitige Belastung stets an der ümfläche der Articulationen die entzündlichen \ eränderungen erzeugt werden und dass die letzteren sich per continuitatem auf die Gelenkkapsel fortsetzen. Seihst unter erworbenen Abnormitäten kann demnach die fehlerhafte Stellung und Belastung eines Gelenks eventualiter mir bewirken, dass die Zer­störung des Gelenkknorpels an dem stärker gepressten Theile viel­leicht einen höheren Grad erreicht.
sect; !t7. Youatt*) hatte von dem Zustandekommen des Spat folgende Meinung: „Die auf das innere Griffelbein wirkende Last und Erschütterung veranlagst zuerst Entzündung des Faserknorpels, womit es an das Schienbein befestigt ist. Die Folge davon ist die Resorption desselben und die Ablagerung von Knochensubstanz an seiner Stelle. Ilierdnivh wird die Elasticität der Verbindung beider Knochen aufgehoben und es bildet sich ein üeberbein am hinteren Schienbein und /.war immer an der inneren Seile desselben.quot; i gt;ie Knochenmaterie, die das üeberbein darstelle, soll durch weitere Ausschwitzung grosser werden und den Beinspat bedingen.
Dieser Auffassung steht schon die Erfahrung entgegen, ntich welcher beim Spat eine Erkrankung des Periost /.wischen dem medialen Griffelbein und dein Röhrenbein nicht immer vorkommt. Abel- auch bei dem Bestehen derselben wird die Periostitis, wie ich mich durch die Section üher/.eugte, stet.-- von dei Entzündung der
*) Youatt; Das Pferd etc. Aus dem Engl, von B, Hering .Stuttgart 1837. 8. 286,
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Theorie der Spatlalimbeit.
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Bursa dos Schienbeinbeugers complioirt und sie verbreitet sich erst seciuidiir übei- das Köpfchen dos Griffelbeins liinaus.
Von einigen englischen Autoren ist die Meinung ausgesprochen worden, dass die Grelenkentzündung beim Spat durch eine Com­pression der kleinen Sprunggelenk-Knochen während der stärkeren Beugung dos Fusses veraulassi werde. Diese Erklärung entbehrt der physiologischen Begründung so sehr, dass ich es für aberflüssig erachte, gegen dieselbe zu polemisiren.
Theorie der Spatlalimbeit.
sect; 98. Die Ausbildung und das weitere Verhalten des Spat characterisiren sieh bei vielen Pferden als eine einfache Abnormität, durch welche der Dienstgebrauch nicht beeinträchligt wird. In vielen anderen Fällen aber werden durch den Spat schmerzhafte Empfin­dungen in verschiedenen Graden und mit einem mehr oder weniger
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starken
Lahtngehen verursacht. Diese schon seit den ältesten Zeiten
bekauute Verschiedenheit bietet für die wissenschaftliche Klarstellung ein schwieriges Problem. Die definitive Lösung desselben muss, wie leicht ersichtlich ist. einen bestimmenden Einfluss auf das therapeu­tische Verfahren mil sich bringen. Deshalb hat die Verschiedenheit in dem Verhalten des .Spat die Thierärzte /.u allen Zeiten zum Nach­denken veranlasst.
Es la^; nahe und ist auch schon öfter versucht worden, die Grrösse tlei- anatomischen Veränderungen als die Grundlage dieser Verschiedenheit anzusehen. Aber die täglichen Beobachtungen er­weisen schon, dass eine Spatlahmheit sowohl durch sehr geringe, als durch tiefgreifende und umfangreiche anatomische Störungen bedingt wird und dass in anderen Fällen gleich erhebliche Gewebs-Verände-rangen keine Sehnierzen und kein Lahmgehen herbeifahren. Deni-aach kann in dein Umfange der Krankheit für sich allein kein ausreichendes Motiv der Spatlahmheit gefunden werden.
Eine zweite und von den Thierär/.tcu des vorigen Jahrhunderts
Dieckerfao/T: Spat .ici ^furUu.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0
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Theorie iler Rpntlabmheit.
ttllgemein angenommene Ansichl gehl dahin, dass die Exostosen durch ihj'e Grosse einen Druck gegen das Periosl und eine schmerz­hafte Anspannung desselben erzeugen sollen. Die Deutung sioht mit der früheren medicinischen Ansichl von der Bildung der Exo­stosen im engsten Zusammenhange. .Sie lässl gt;icii in der Literatur bis auf Boerhaave vei-folgen, der von den Knoehenauswüchsen bei Menschen folgende Erklärung gab*). „Da diese Knochenauswüchse an der äusseren Seile der Knochen entstehen, so müssen sie uoth-wendiger Weise das Kuochenhäutchen uach und nach ausdehnen und hierdurch manchmal zu unangenehmen und ausserorclenilich schmei'z-haften Empfindungen Gelegenheit geben.-' Obwohl eine solche Meinung im vorigen Jahrhundert sehr plausibel sein konnte, so musste sie sofort hinfällig werden, als wissenschaftlich festgestelll wurde, dass die Exostose nicht vom Knochen sondern vom Periosl selbst entsteht, dass demnach das Periosl der ümfangsverniphrung des Knochens genau emspieehend grössei wiichsl und folglich auch durch die Exostose gar nicht angespannt werden kann.
Die alten Thierärzte haben ferner, und jedenfalls mil Rücksicht auf die Beschaffenheil der maceririen Knochen eines spatkranken Sprunggelenks angenommen, dass die rauhen und scharfkantigen Spitzen der Exostosen ein schmerzhaftes Stechen gegen Bänder und Sehnen verursachen und hierdurch die Spatlahmheil bedingen -(dien. Schon Havemann hal in der zweiten Auflage seines Buchs von dei Beurtheilung des Pferdes (1805) diese Erklärung zurückgewiesen und es bedarf heute kaum noch des Hinweises darauf, dass im Leben der Pferde alle Vorsprünge der Exostose durch Bindegewebe abgeglättet und vom Periosl bedeck! sind und dass die Sehnen und Bänder, die über eine Knochengeschwulsi hinweg gehen, immer sehr glatt gebettet liegen oder mit der Exostose direct verwachsen sind.
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sect; 99. Als Bavemann bei der Section spatkranker Sprung­gelenke die Erkrankung der Gelenkknorpel und der Knochensubstanz ermittelt hatte, formulirte er sofort eine neue Theorie der Spatlahm­heit. Nach derselben sollen die Schmerzen beim Spat (die Lahm-
*) Vgl. Comment: in Boerhaavü Aphorismoa; vol. IV pae, lt;|2n.
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Theorie der Spatlahmbeit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 131
heit) von der rauhen ßescliafloniieil der Gelenkfliichon veranlasst sein uud so lange fortbestellen, bis eine Verwaclisung der Knochen zu Stande gekommen ist. Obwohl dieser Gedanke von vielen Thier-ärzt.en bis zur Gegenwart aeeeptirt worden ist, so entbehrt derselbe doch der ihatsächlichen Begründung. Hering*) erhob gegen den­selben den eben so sachgemiissen, als treffeuden Einwand, dass nicht seilen ganz ausgeprägte Veränderungen an den Gelenkknorpeln sol­cher Pferde gefunden werden, die am Spat nicht gelahmt haben und dass andererseits bei einer wirklichen Spatlahmheil die Gelenkllächen
oft keine erheblichen Defecte zeigen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
f Schwab**) nahm zur Erklärung der Spatlahmheit die gesammtenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1
l'likianknng mit Einschluss der verminderten Beweglichkeit in den einzelnen Abtheilungen des Sprunggelenks in Anspruch. Mit diesem Aussprach konnte selbstredend die Erkenntniss der Bedingnisse für die Spatlahmheit nicht gefördert weiden. Die weitere Voraussetzung von Schwab, dass alle Pferde vom Spat Lahm würden, so lange derselbe noch neu sei und dass (his Hinken mehr oder weniger auf­höre, sobald eine innige Verwachsung der betreffenden Knochen vor sich gegangen sei, stimuli mit der Erfahrung, wenigstens zum Theil niclil überein. Es ist bekannt, dass sich bei vielen Pferden der Spai ausbildet, ohne dass dieselben jemals geiabmt haben oder spat-lahm weiden. Femer tritt in der unteren Articulation des Tarsus kaum jemals und zwischen beiden schifförmigen Beinen nur aus­nahmsweise eine complete Verwachsung ein. Trotzdem kann die Lahmheit geringer werden und im günstigen Falle ganz sistiren.
In der neueren Zeil hat Hering***) noch die Ansicht ausge­sprochen, dass die Lahmheit von der Knochenentzündung und von einem durch die Exostosen bewirkten Emporheben der Bänder und .Seimen, oder von der hieraus entstehenden Spannung ab­hängig sei. Hiergegen lässt sich aber geltend machen, dass ein Emporheben der elastischen Bänder durch die Knochengeschwulst gar nicht stattfindet und dass bei den Pferden eine einfache ossifici-
*) Hering: Vorlesungen für Pferdeliebhaber. 8. 166. ;::-!:; Schwab; Aeassere Pferdekenntniss. :'.. Aufl. 183G. S. 15'.raquo;. ***1 Hering: Operationslehre. •-'. Aufl. 1866. S. quot;.-J-J.
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Theorie der Rpatlalmbeit.
reade Periostitis (die Bildung von Exostosen) an den Knochen der Grliedmassen für gewölmlich nicht schmerzhafl wird. Ausserdem
lu'in die Entzündung der Knochenhaut nach dem Zustandeko.....ten
von Exostosen oft nachweislich ganz auf, trotzdem die Lahmheit fortbesteht, Dass die Periostitis und die fibrösen Verdickuugen ausserhalb des Gelenks übeihaupf keinen wesentlichen Amhcil au der Spatlahiaheit haben können, dürfte auch schon aus der allge­mein bekannten Thatsache resultiren, dass die Spalgeschwülste und beziehimgsweise die Region, in der dieselben später zur Eutwickeluiiquot; kommen, sich beim Druck mit den Fingern durchaus schmerzlos erweisen.
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•5; 100. Mit diesen Bemerkungen babe ich die theoretischen Betrachtungen, welche die Thierärzte bisher über die Bedingungen der Spatlahmheil angeslelli baben, erschöiift. Dass keim- von den aufgestellten Ansichten befriedigen kann, liegi auf der Hand.
Die wissenschaftliche Erklärung der Spatlahmheit bat vor Allem auszugehen von der Natur des entzündlichen Prozesses und von den Veränderungen, die mil jedem uoncreten Krankheitsfall am Sprung­gelenk gesetzt worden sind. Von diesem Staudpuncte will ich ver­suchen, die Grundzüge für eine Theorie der Spatlahinliett zu forinu-liren. Meine Ansichten stützen sich ausscliliesslich auf die klinische Erfahrung und ich will gewiss uichl prätendiieu, dass dieselben nicht verbesserungsfähig sein werden.
Die Entwickelung und das weitere Verhalten des Spat sind dureb die Erkrankung versebiedener Tlieile des Sprunggelenks be­dingt. Von diesen können 1. der Schleimbeute] au der inneren Seite des Sprunggelenks, 2. die Gelenkkapsel an den unteren Articulationen und 3. die Substanz der Knochen schmerzhafl afficirt sein. Nach allen drei Richtungen ist es besonders die grössere Intensität des Entzün­dungsprozesses, welche die Schmerzhaftigkeit bedingt. Aus Analogien muss auch gefolgert werden, dass die individuelle Empfindlichkeit gegenüber den anatomischen Veränderungen des Spat bei verschiedenen Pferden grosser oder geringer sein kann. Für das letztere Motiv
besitzen wir kaum eine anatomische Vorstellung und ie
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damil begnügen, hier ledigUch auf die Thateache einer solchen Ver­schiedenheit aufmerksam zu machen.
sect; 101. Xnr eine intensive Entzündung in dem medialen Bluti der Buisa be-wirkl beim Beginn des Spal eine Lahmheit, bevor noch die Neubildung von Knochenmassen eintritt. In gleichem Grade, wie die bindegewebige Verdickung in der Bui-sa vorschreitet, verliert die Entzündung an Intensität und später werden von dieser Stelle keine Schmerzen mein- ausgelöst. Jede geringgradige Entzündung der Bursa fülirl allmälig zur Induration, ohne schmerzhaft zu sein. Das letztere Verhallen dürfte sogar als die Regel anzusehen sein. Es im demnach vorsugsweise von der Intensität der Ur­sachen bedingt, igt;b die Bursitis in der ersten Entwickelung des Spat als Sitz der Lahmheit betheiligl ist, oder nicht. Dass auch der Umfang, in welchem der Entzündungsprozess von vornherein den Schleimbeutel befällt, auf die Schmerzhaftigkeil Einfluss hat, ist ein­leuchtend.
Die Richtigkeit dieser Schlüsse ergibt sich theils aus der Ob-duetinn von Pferden, die erst seit wenigen Wochen am Spat erkrankt sind, theils aus der Analogie in dem Verhalten der Sehnenscheiden-Entzündungen an anderen Körpertheilen. heider findet sich nur selten Grelegenheit, ein Pferd zu obduciren, hei welchem der Spat in der ersten Eutwickehmg begriffen ist. Obwohl ich seit Jahren dieser Frage nachspüre, so habe ich doch erst drei solche Obduc-tionen machen können, die für diese Anschauung eine Bestätigung
gaben.
Da bei dem indurirenden Character der Bursitis die Verdickung der Wandung bald bewirkt wird, so kann der Schleimbeutel nach meinem Dafürhalten eventualiter nur für die eisten Wochen als bei der Spatlahmheit betheiligl angesehen werden. In seltenen Fällen habe ich gefunden, dass eine frisch entstandene Lahmheit, die ich als vom Sprunggelenk herrührend diognosticiren musste, nach wenigen Wochen und bei anhaltender Ruhe der Pferde vollständig wieder verschwand. Bei der späteren Section solcher Pferde ergab sich eine Verdickung und abnorme Bildung von Fett an dem medialen Blatt der Bursa, aber ohne eine nachweisliche Affection des Periost
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and des Gelenks (sect; 78). Ich babe mir diese Fälle dadurch erklärt, dass diu Bursitis die Lahmheil \rerursachte und dass dieselbe mil der Verfettung des exsudirten Materials ihre Endschafl erreichte.
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sect; 102. Von dein Schleimbeutel breite! sich der Entzündungs-Prozess fast in allen Fällen nach kurzer Zeil auf die Gelenkkapsel aus. Daher wird dieselbe auch in der Regel schon von Anfang au sicher aber nach Verlauf von wenigen Wochen der Sitz der Spat-lahmheit. Nach dem Verhalten anderer Gelenke kann es nicht zweifelhaft erscheinen, das.- die Gelenkkapsel im entzündeten Zu­stande schmerzhaft wird. Da mm sowohl die Destructionen der Gelenke heim Spat, als die Cbonicität des ganzen Zustandes von der Entzündung der Gelenkkapsel bedingl werden, so halle ich die­selbe für die wichtigste und in der überwiegend grösstcn Zahl der Falle auch für die alleinige Ursache der Spatlahmheit. Von dieser Betrachtung ausgehend lassen sich die Verschieden heilen in dem Verhallen des Spat ohne erhebliche Schwierigkeiten erklären.
Der anatomische Bau des Sprunggelenks bringt es mit sieh, dass die Beweglichkeit der straffen Gelenke an der inneren Seite grosser ist, als an der äusseren. Denn das Warfelbein iaht gleich­zeitig auf dem Schienbein und auf dem Köpfchen des ausseien Griffelbeins. An der inneren Seite stehl dagegen der correspon-dirende Knochen #9632;- das Pyramidenbein — allein auf dem Köpfchen des inneren Griffelbeins. Die vielfachen elastischen Verbindungen der kleinen Sprunggelenkknochen an der i.....sren Seile müssen dem­nach eine Zerrung der Gelenkkapseln nach stattgehabter Reizung in höherem Grade begünstigen, als dies an der ausseien Seite wegen der festen Knochenverbindung möglich ist. .Hierin finde ich den Grund, dass die partielle Entzündung der Gelenkkapsel heim Spal gewöhnlich intensiver wird und häufig eine Lahmheit bedingt, wäh­rend die Entzündung der Gelenkkapsel heim Rehbein fast immer sehr bald zu einer Fixation des Gelenks rühr', und niclu schmerz­haft ist.
Die Entzündimg der Gelenkkapsel heim Spat ist eine chro­nische und deformirende. Zur Induration und Verkürzung föhrend, bleibt dieselbe so lange fortbestehen, bis das betreffende Gelenk cnl-
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weder vollständig obliterii't oder so weit festgestellt wird, dass durch die Bewegung des Sprun^eleoks eine Reizung nicht mehr ausgelöst werden kann. Im ersten Falle (der bis jetzt nur /.wiseheu den bei­den schifförmigen Beuien beobachtet ist) verschwindet die Entzün­dung vollkomiuen. Bei der zweiten Voraussetzung erfahrt dieselbe eigentlich mir einen Stillstand, d. h. sie wird auf einen ganz nie-driiren Grad züiiie.kgeführl und auf demselben erhalten. Denn man findet bei der Section solcher Sprunggelenke immer noch Zeichen der chfoniselicn Entzündung vor (trübe Gelenkschmiere, Erweichung und Verfärbung des Gelenkknorpels etc.).
Wenn die Entzündung der fibrösen Kapsel mit einer sehr ge­ringen Intensität eingeleitet wird und mit der gleich darauf angeraten Periostitis die vorherrschende Neigung zur Ossification hat, so er­folgt dimi sein- bald eine Feststellung der unteren Articulaliouen und mit derselben im klinischen Sinne eine Sisthung des Entzün-dun'-'s-Prozesses, ohne dass eine Lahmheit verursacht wird. 1st aber die Entzündung als eine einfache Eyperplasie der Kapsel und durcb relativ geringfügige bindegewebige Neubildungen characterisirt, so dauert der Prozess lange Zeit, bevor die ünbeweglichkeit des Ge­lenk,- hergestellt ist. Jene Krankheitsfälle, in welchen die Lahmheit mehrere Monate hindureb besteht, bevor die Exostosen sichtbar hervor­treten (unsichtbarer Spat), beruhen auf einer solchen Hyperplasie der Gelenkkapsel. Der Sitz, das weitere Verhalten und die spätere voll­ständige Beseitigung der Lahmheil sind deshalb immer nur von dein Verlaufe des entzündhehen Prozesses in der Gelenkkapsel
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In vielen Fällen von Spatlahmheit wird aber trotz der Ueberbrückung der Gelenke durch omfangreiche Hyperostosen die chronische Entzündung der Gelenkkapsel während der ganzen Lebensdauer der betreffenden Pferde nicht beendet und demgemäss auch die Lahmheit nicht beseitigt. Ich habe ein derartiges Pferd gekannt, das 12 Jahre hindurch mit der Spatlahmheit auf dem linken Hinterfusse behaftet blieb und wäln-end dieser ganzen Zeit zu leichten Arbeiten benutzt wurde.
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sect; 10;]. Das Gewebe der Gelenkkapsel wird im entzündeten Zustande weniger gui ernälu't, als unter normalen Verhältnissen. Diese nutritiven Schwierigkeiten, die voraugsweise die Sekretions-Anoiniilio in der Synovialhaut bewirken, verringern sich durch an­haltende Ruhe der Pferde. In der Entzündung als solcher mw--daher iu Folge dieser Be^iiiistigunfr ein Naehlass i'iniieten. Dieselbe erlang! aber sofoi-t wieder eine grössere Entensität, sobald die Kapsel von Neuem gereizt wird.
Ans diesen Gründen rerschwindel bei manchen Pferden und namentlich bei solchen, bei welchen sich der Spal noeii im Ent-wickelungs-Stadio befindet, nach einer mehrtägigen oder wochen­langen Ruhe die Lahmheil zum giössten Theil. nicht -eilen sogar vollkommen. Durch anstrengenden Gebrauch, besonders in der Trab­bewegung wird alier die Gelenkkapsel von Neuem gereizt, worauf die Entzündung und mit derselben die Lahmheit wieder zu­nehmen muss.
Einen weiteren Belag für die Richtigkeit dieser Deutung liefern einzelne junge Pferde, die in den ersten Lebensjahren mil dem Spal behaftet werden, aber die Spatlahmheil erst aussein, nachdem sie anstrengende Arbeiten verrichten müssen. Schon Rohhves (1. c. S. 3ti) hat solche Beobachtungen gemacht und icii selbst habe mehrere Pferde gekannt, bei welchen die Schmerzhaftigkeit der Affection sich in der angedeuteten Weise zu erkennen gab.
Nach denselben Principien erklären sich auch die Beobach­tungen, dass viele mit dem Spat behaftete Pferde bei anhaltendem Dienstgebrauch im Trabe sich lahm zeigen und bei einer Verwen­dung im Schritt, keine schmerzhaften Empfindungen bekunden. Denn die letztgedachte Arbeitsleistung bewirkt eine geringere Deh­nung der Gelenkkapsel
Die Richtigkeit dieser Argumentation kann auch leicht daran demonstrirt werden, dass viele spatlahme Reit- und Wagenpferde bei massigem Gebrauch im Trabe stets nur in einem geringen Grude lahmen, mit der Steigerung der Arbeit aber eine Verschlim­merung der Lahmheit erfahren. In dem Masse, als dieselben Pferde gleich nachher wieder geschont werden, gestaltet -ich auch die Lahm-heil entsprechend geringer. Eine anhaltend starke Dieustleistone
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solcaer Pferde bewirkt aber gewöhnlich eine nachhaltige Steigerung der deformirenden Geleakeutzündung und damit zugleich eine dauernde Verschlimmerung der Lahmheit, die dann sehr o£l nicht wieder auf einen geringeren Grad zurückgeführl werden kann.
^ 104. Die meisten spatlahmen Pferde und namentlich solche, die in einem wenig erheblichen Grade hinken, zeigen eine Verringe­rung der Lahmlieit, nachdem sie einige Minuten oder bis zu einer IimIUmi Stunde bewegt worden sind. Bleiben sie darauf lt;'iiK.' Zeit­lang ruhig stehen, so tritt die Lahmheit beim ersten angehen mil grösserer Deutlichkeit wieder hervor. Diese chon den alten Thier-arzten bekannte und von Kersiing bereits beschriebene Ea'scheinung wird dadurch bedingt, dass mit der Bewegung die tligiditäl in den verkürzten Gelenkkapseln nachlässt. Ich habe aber niemals gefun­den, dass die Spatlalunheit sicij durch die Bewegung vollständig ver­liert, wie in den Handbüchern vielfach behauptet wird. Sie gestaltet sich aus den angegebenen Gründen geringer und wird im üebrigen blos verdeckt, weil die Pferde und besonders solche von lebhaftem l'emperamenl im gestreckten Trabe die Schmerzen nicht cmplinden. Wenn man aber die betreö'en den Pferde selbst im erhitzten Zustande an der Hand im leichten Truhe führen lässt, so ist die Spatlahmheit ohne Schwierigkeit noch /.u entdecken.
Einzelne spadahme Pferde weichen von dieser Hegel ab, indem sie trotz anhaltender Bewegung keine Abnahme in dem Grade der Lahmheit erkennen lassen. Es kommt sogar vor, dass die Lahm­heit bei der fortgesetzten Bewegung sich noch steigert Die Ver-anlassung zu diesem Verhalten liegt --ehr wahrscheinlich in beson­deren Veränderungen an den kranken Gelenken, die mir indess nicht näher bekannt sind. Denn ich habe bisher keine Gelegenheit gehabt, die Section spatkranker Sprunggelenke von solchen Pferden zu machen. Zuweilen habe ich die Verschlimmerung der Spatlahmheit bei der Bewegung dadurch erklären können, dass die Pferde sich mit den Hinterfüssen einen unregelmässigeri Gang aneignen, indem sie beharrlich mit der äusseren Seite der Hufe auftreten, sich hier­durch leicht streiten und das Pessel-Gelenk einseitig belasten. Auch darf nicht übersehen werden, dass manche Pferde theils wegen der
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Schmerzen in dem spatkranken Spiiinggelenk, theils wegen ihrer im-zweckmä-ssigen Bauart überhaupt bei dw .Vilieil balil enuäden und
in Folge dessen schlechter gehen.
sect; 105. Zur Beuitheilung der Digaitüt, welche in der entzünd­lichen Affection der Knochen beim Spat begründet ist, li'issi sidi zunächst als erfiihrungsgemäss ansehen, dass die condensii-enden Prozesse (Osteos klerose) im A-Ugemeinen mehr eine salutäre Bedeutung haben. Es scheint, als ob clüit-li dieselben überhaupt keine Schmerzen hervorgebracht werden. Ebenso können die Gelenkknorpel bei der defonuireudeu Arthritis sehr erhebliche Defecte erleiden, ohne dass deshalb schmerzhafte Empfindungen eutstehen.
Was dagegen die chronische Osteomyelitis betrifft, durch welche die Elarefactiou der spongiösen Substanz in den Sprunggelenkknocheu liedingt wird, so habe ich durch vielfache Sectioneu in üeberein-stiiamung mit Hering, Schrader und Anderen festgestellt, dass die­selbe in einer massigen Ausbreitung nicht schaierzhaft war. Eine tiefer gehende entzündliche Osteoporose scheint aber nicht schmerzlos zu bleiben. Nur ist es bis jetzt nicht möglich, den Autheil zu bestim­men, den eine hochgradige Erkrankung der Knochensubstanz an der Spatlahmhcit hat. Es würde unfruchtbar sein, hiei-über eine Hypothese zu formuliren und ich gestehe offen, dass das thatsächliche Material, das mir zu Gebote siehi. nicht hinreicht, diese Frage mit anuähem-der Richtigkeit zu beantworteu. Wahrscheinlicli wird die ganz steife und schmerzhafte Bewegung des Sprunggelenks, die sieh bei jahre­langem Bestehen des Spat und bei erhebücheu Destructionen der Knochen oft herausstellt, zum Theil durch die chronische Knochen­entzündung verursacht.
sect; [06. Die speciellen Phänomene, unter denen die Spatlahm­heil auftritt, können durch mancherlei Bedingnisse modificirt werden. Die weit verbreitete Meinung, dass die Lahmheit in jedem Falle Etwas Characteristisches, d. h. besondere und für die Differential-Diagnose zu verwerthende Eigenthümlichkeiten habe, ist ganz irr-thümlich. Mindestens gehl die Berechtigung dieser Behauptung
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nicht weiter, als dass dieselbe auf eine Ueberein^timinaDg der Symp­tome in einer grösseren Zahl von Fällen Anwendung finden kann.
Die einer jeden Spatlahuiheil zu Grunde liegenden Sclimerzen werden in dein Momente und während der Dauer der Belastung des Fusses empfunden. Schmerzhafl wird demnacb nur die Streckung lt;les spatkranken Sprunggelenks und nicii!. wie oft behaupte! wird, die Beugung — das Ä.ufheben des Fn- ses - .
Bei einer Beachtung dieser Thatsache wird die abnorme Hal­tung lies Beckens verständlich, die in ihrer Besonderheil gewöhnlich das am meisten auffällige Symptom der Spatlahmheil ausmacht. An der kranken Seite wird das Bedien während der Beugung des Fasses gesenkt gehalten. Sobald aber der spatkrauke Fuss auf den Boden gestellt wird, bebt das Pferd die Beckenhälfte derselben Seite gleich darauf ungewöhnlich hoch, um auf diese Weise eine Streckung des Kniegelenks ohne svesentliche Betheiligung des Sprunggelenks zu ermöglichen. Zur A.bkürzung des schmerzhaften Momentes der Streckung in dem kranken Sprunggelenk wird der entgegengesetzte gesunde Kn-s mit einer abnorm grosscn Schnelligkeit nach vorn ge­führt und stärker belastet.
Das Krankheitsbild einer Spatlahmheil ändert sirb zunächst danaeli, ob die Pferde nur auf einem oder gleichzeitig auf beiden Uinterfüssen mil einer schmerzhaften Spat-Affection behaftel sind. Begreiflicher Weise wird in Folge einer schmerzhaften Erkrankung beider Sprunggelenke die Belastung der ganzen Hinterhand soviel, als möglich vermieden und es müssen hierdurch Symptome hervor­treten, die bei der SpaÜahmheit auf einem Fusse nicht wahrgenom­men werden. Bei der Arbeitsleistung, und bei längerem Bestehen des Lebeis auch im .Stande der Ruhe wird die Partie der Lendeu-wirbel etwas in die Höhe gezogen und das Becken gesenkt, um eine stärkere Oetfuung des Hüftgelenkwinkels zu erreichen. Nach an­haltender Anstrengung erscheinen die Bauchmuskeln stark contrahirt (aufgezogener Bauch). Die Füsse werden gewöhnlich mir mit dem Zehentheil der Hute aulgestellt und in kurzen Schritten so wenig wie möglich belastet. Das ganze Verhalten der Pferde documentirt das Bestreben, die Körperlast nach Möglichkeil von den Sprung­gelenken zu entfernen und auf die oberen Partien, sowie auf
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Theovia der Sp; tlahmheit,
das \'onlriiliril zu übertragen. Ofi besteh! dieser scbmerzhafte Gang auf beiden Hinterfüssen ganz gleich. Dem wissenschaftlichen Begriff gemäss muss derselbe trotzdem ;illt; eine Lahmheit definirt werden. A.us dej alien Zeil hal sich im Publiciun durch Tradition der [rrthum erhalten, dass eine S[)atlahmheil auf beiden Füssen gleichzeitig nichl vorkomme oder wimiger uachtheilig sei. Schon in der älteren Literatur i-i diese falsche Annahme wiederhol! berichtigt worden.
in ihren Grundziigeu kommen die urgirteu Symptome auch bei der Spatlahmheit auf einem Hinteifusse zur Geltung. Ins­besondere wird das Becken an der leidenden Seile bei der Bewegung gesenkt gehalten, um die Verlängerung der Gliedmasse zum grössten I heil mil den oberen Gelenken allein bewirken zu können. Da aber trotzdem wegen der Schmerzen im Sprunggelenk die Streckungquot; der ganzen Gliedmasse zu gering ausfällt, so macheu manche Pferde ialier nicht alle) etwas kürzere Schritte.
Ant die besondere Gestaltung der Spatlahmheil ist ferner von Einfluss der Umfang, mil welchem die Entzündimg in der Gelenk­kapsel einsetzt, sowie auch der Grad und der specielle Sitz des Leiden.-. Selbst die Bauart des Rumptes und besonders die Tiefe des Beckens und die Stärke den- am Oberschenkel situirten .Muskeln ändern das Verhallen der spatlahmen Pferde. Bei schmal gebautem Körper und mangelhaftem Becken bewegen gt;ich die spatlahmen Pferde mehr mit steif gehaltenen Gelenken in der leidenden Glied­masse, als bei kräftigem Körperbau.
sect; In?. Die durch eine frische Entzündung in der Bursa und in der Gelenkkapsel entsteheuden Schmerzen veranlassen gewölmlich eine zuckende Bewegung der Gliedmasse und nach dem Grade der Entzündung selbstredend ein entsprechend starkes Hinken. Mil der weiteren Entwickelung der Krankheit tritt eine Ver­kürzung der Kapsel an der inneren Seile der linieren A rl ieulal hin ein. Die Schmerzen entstehen dann gewöhnlich nur an einer relativ kleinen Stelle.
Die l'leide suchen bei dieser, als die Regel anzusehenden Art der Entwickelung de- Spat eine Verminderung der Schmerzen in der
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Schrittbe'wegang dadurch zu erreiclieB, dass sie die äussere Seite des Sprunggelenks und bezielrnngsweise die äussere Wand des Hutes stärker belasten, namentlich laquo;las Fersenbein etwas nach aussen stellen. Die elastischen Elaftbänder des Sprunggelenks müssen hierdurch abnorm stark angespannl laquo;'erden. In Folge dessen schnelll das Sprunggelenk in dem Momemr. in welchem die Belastung des Fusses aufhört und die Beugung beginnt, mil einer zuckenden Bewegung empor, die etwas stärker ist, als die Federwirkung eines normal beschaffenen .Sprunggelenks (sect; 45). in diesem Verlialten tier Haftbänder linde ich die Erklärung für die Erscheinung des Zuckens, die von vielen Seilen als der SpaÜahmlieil chaxacteristisch erachtet wird. Da der Spat bei den meisten Pferden an einer kleinen Stelle der unteren Artikulation des Sprunggelenks sich entwickelt, so wird die beschriebene zuckende Bewegung in der Thai recht oft beobachtet. Dieselbe kommt aber eben so gut vor, wenn der Spat als eine einfache Abnormität besteht und kein eigentliches Hinken im klinischen Sinne bewirkt. Daher bat (lagt; Symptom für die Differential-Diagnose unreinen beschränkten Werth. Wenn mit der weiteren Ausbildung der Exostosen die Be­weglichkeit des Sprunggelenks erheblich verringert oder gar eine abnorme Stellung desselben herbeigeführt ist, so wird die zuckende Bewegung heim Gehen der Pferde nicht jueh #9632; beobachtet.
Die Erleichterung, welche mit der stärkeren Belastung der äusseren Seile eintritt, findet auch noch darin (.'inen Ausdruck, dass Pferde, die in geringem tirade an der Spatlahmheit mit und ohne Exostosen leiden, keine Schmerzen bekunden, wenn sie mit dem Hinterthcil nach derjenigen Seite herumtreten, auf welcher sich das spatkranke Sprunggelenk befindet. Die Thiere lassen dagegen schmerzhafte Empfindungen erkennen, sobald sie im Stande der Kühe genöthigt werden, nach der dem kranken Sprunggelenk ent­gegengesetzten (gesunden) Seite herumzutreten. Manche Arbeits­pferde, die zwar mit dem Spat behaftet sind, aber in ihrer gewöhn­lichen Dienstverrichtung keine Lahmheit zeigen, verrathen nicht selten ausschliesslich durch dies Symptom die Kxistenz einer schmerzhaften Empfindung im Sprunggelenk. Uebrigens war dies Ver­halten -pallahmer Pferde schon den alten Thierärzten genau bekannt*).
*; C£ Kerstiug; Niiohgul. Manuscr, 2. Aufl. S. 419
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Theorie der Spatlabmheit.
Viele Pferde schonen lt;lio spatkranken Spranggelenke dadurch,
ilass sie die Muskeln theils einer, iln-ils beider Gliedmassen nicht gleichmässig wirken lassen and vorzugsweise gern die Hufspitze belasten (die Trachten etwas beben). Wahrscheinlich in Folge hier­von, vielleichf auch durch eine directe Ausbreitung der entzündlichen Reizung i'etrahiren ^i(#9632;ll zuweilen die am Sprunggelenk situirten Fascien, aamentlich in demjenigen Absclinitt, der über die vordere Fläche liiuweggelil and sich in der Mitte ilegt; Röhrenbeins mit der Strecksehne vereinigt. Diese AlmoTmitiil beding! das stärkere. Heben der Sprunggelenke (Hahneutritt), das zuweilen nls eine Complication des Spat sich kundgibt. Erfahrungsgemass findet sich dies Symp­tom büußger bei der einfachen Abnonnitiil des Spat, als bei einer bestehenden Spatlahmheit (Niiquot;l. das Gapitel über den Zuckfuss bei der 1 )ilVcreni, ial-i )ingnose).
vj 108. .Mii der Entwickelung des Spat an der unteren Aiii-culation des Sprunggelenks auf beiden Fassen wird nicht sehen beobaebtet, das.- sich die Pferde eine Sprunggelenk weite Stellung der tlinterscbenkel und einen weilen (la!lo, aneignen, i-i die AfPection der Sprunggelenke schmerzhaft, so pflegen manche Pferde die Huf­spitze abnorm stark zu belasten und im ruhenden Zustande die Füsse abwechselnd zu entlasten und nach vom zu stellen (schildern). Die Veranlassung zu diesem Verhalten lieo-i in dein Bestreben der Pferde, die .Siiiinnmiii dei Haftbänder an den entzündeten Ahschnitten des Sprungijelenks möglichst zu verringern und das Grefühl der Er­müdung oder des wirklichen Schmerzes in denselben gt;:u mildem. Wenn auf einem Kusse eine schmerzhafte Entzündung mit ausge­prägter Hynerostose in der Nähe der Sprunggelenk-Beuge besteht, so entwickelt sieb uichl seilen an derselben Gliedmasse ein Abbiegen (Ausweichen) des Sprunggelenks nach aussen. Diese Ab­änderung in der Stellung des Sprunggelenks ist eine Folge der ein­seitigen Belastung und ereignet sich am leichtesten bei schlecht gebauten Pferden mil einer langen Unterschenkel-Partie. Denn das an sieh gewöhnlich Hache Sprunggelenk kann bei der hiermit ver­bundenen ungünstigen Einpflanzung einer nachhaltigen Verschie-
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Diagnose.
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bung seiner einzelnen Tlieile keinen genügenden Widerstand ent­gegensetzen.
Isi d\e ckronisclie Entzündung vorzugsweise oder uusscliliesslieli auf die Articulation zwischen beiden schiflFörmigen Beinen beschränkl so werden die Schmerzen gewölmlieh mii- iliu-eli eine leicht gekrünimle Haltung des Sprunggelenks ausgedrückt. Aucb bierbei müssen die Pferde unverhältnissmässig stark mil den Muskeln der Kniegelenk­liegion arbeiten. Nicht selten bestellt diese Art der Erkrankung ziemlicb gleichmässig auf beiden Füssen und bei relativ geringfügigen [leriostealen Neubildungen, Du* Belastung des Hufes erfolgt bei dieser Spat-Affection gewöhnlich mit der ganzen Tragfläche gleich­mässig.
Die Ausbildung einer grossen Hvperostose mehr nach vorn an der Sprunggelenkbeuge bewirkt entgegengesetzt nicht selten eine ausgestreckte .Haltung der Sprunggelenke sowohl im Stande der Ruhe, als bei der Bewegung. Da das Gelenk in der gestreckten Stellung durcb die entzündlichen Neubildungen festgestellt wird, so sind die betreffenden Pferde oft genöthigt, beim Gehen die raquo;anze Gliedmasse steif und etwas zur Seile gericbtet nach vorn zu führen und aus-schliesslich mil der [lufspitze aufeutreteu.
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D i a g is o s c,
sect; 109. Der Spat ist schon als einfache Abnormität, wenn mii derselben eine Lahmheil selbst nicht verbunden ist, ein Schönheits­fehler, an welchem viele Personen bei der beabsichtigten käuflichen Erwerbung eines Pferdes Anstoss nehmen. Zugleich i.-t zu berück­sichtigen, dass einzelne mit der blossen Abnormität des Spat behaftete Pferde bei einem stärkeren Gebrauch sich die Spatlahmheit zu­ziehen. Die Erfahrung beweist femer, dass wenn die Spataffection auch nur in einein geringen Grade schmerzhafl ist, ohne bei einem langsamen Gebrauch eine offenkundige Lahmheil herbeizuführen, die Pferde dennoch verhällnissiniissig früh abgenutzt werden. Ans allen diesen Gründen ist es bei der Besichtigung der Pferde von besonderem
am
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Diagnose
Interesse, niclit blos die Existenz einer Spatlahmheit, sondern aueli schon das Bestehen des Spal überliaupl zu erkennen. Daher dürfte es berechtigl sein, die diagnostische Erörterung unter beiden Gesichts-puucten durchzufühi-en.
sect; 110. a. Erkennung des Spat. Währenddes Entwickelungs-ötadiums isl der schmerzlos auftretende Spai nicht zu erkennen. Erst nachdem sich Verdickungen in dem Schleimbeute] des Schieu-beinheugers und besonders kleine oder gi-össere Exostosen gebildet halien — oder, wie das Publicum sagt, nachdem der Spal „ausge­treten igt;i — lassen sich bestimmte Kennzeichen gewinnen.
Oie mediale Sprunggelenk-Fläche zeigt bei den Pferden vielfache Verschiedenheiten (sect; li.V). die bei der Untersuchung auf das Vor­handensein von Spal beachtel werden müssen. Isi die Innere .Seite an rlcr [Jebcrgangsstelle in die Partie des Röhrenbeins von Natur ganz eben, so lälaquo;st sieb jede abnorme Erhöhung ohne Schwierigkeil ermitteln. Bei einer stärkeren Entwickelang des Gelenkendes vom Röhrenbein verläuft die innen: Sprunggelenk-Fhiclie normalmässig mit einer leichten oder stärkeren Wölbung in die Mittelfuss-Region. I gt;ie „ausgeschnitteneuquot; Sprunggeleuke besitzen sogar im gesunden Zustande am Röhrenbein und an beiden schifförmigen Beinen eine rundliche und relativ starke Erhabenheit, die von Unkundigen leicht für Spal angesehen werden kann Eine starke Ausbildung (Ausfüllung) 'l''1' vorderen Fläche de,- Sprunggelenke bewirkt, das- die innere ilauivene (Vena saphena magua) ungewöhnlich hervortritt. Hicr-durch kann das wirkliche Bestehen kleiner Spatexostoseu eben so leicht verdeckt werden, als umgekehrt das Publicum oft verleitet wird, die Partie, an sieb für krankhaft zn halten.
Unter Beachtung dieser Verschiedenheiten sind bei der Unter­suchung eines Pferdes beide Sprunggelenke an der medialen Seite sorgfiütig miteinander zn vergleichen. .Jede geringfügige Ab­weichung in den Umrissen des einen Sprunggelenks gegenüber dem anderen it air. Spat zu deuten, wenn dieselbe in dei Gegend der Bursa des Schienbeinbeugers bemerkt wird und uichi in der äuseren Haul oder in der Subcutis (Verdiekung, Narbe etc.) ihren Sitz hat. Endet die Region des Sprunggelenks am Kopf des Röhrenbeins mit
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Erkennung dus Spat,
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einer schar fen Leiste (scharf abgesetzte Sprunggelenke), so liegt ebenfalls Spat vor, wenn selbst eine Verscliiedenheii an beiden Fassen nicht wabrgenonuneD werden kann. Grössere Exostosen gt;inil sowohl an und für sieh, als durch eine Vergleichung beider Sprung­gelenke stets mil Leichtigkeit festzustellen. Denn selbst in den Fällen, wo der Spat mit grösseren Deformitäten an beiden oprung-gelenken gleichzeitig vorkommt, besteht doch niemals eine vomge üebereinstimmung der inneren Fläche derselben.
sect; 111. Die Besichtigung der Sprunggelenke wird in zweifel­haften Fällen am besten von verschiedenen Stellen bewirkt, weil die Spat-Exostosen sowohl nahe der Sprunggelenk-Beuge, als nacb hinten bis zum Pyramidenbein ihren Sitz haben können. Das Pferd ist auf ebenen Boden so hinzustellen, dass die innere Sprunggelenk-Fläche an beiden Fassen gleichmässig beleuchtet wird. Der Schweif wird angebunden und das llaar au der inneren Seite des Sprung­gelenk,- mit der befeuchteten Hand glatt gestrichen. Man stellt sieb nun zunächst hinter dar- Pferd, und zwar an eine Stelle, von wel­cher an beiden Fassen genau derselbe Abschnitt der Sprunggelenke gleichmässig übersehen weiden kann. Darauf wechselt man den Standort, um die innere Fläche beider Sprunggelenke nacheinander von hinten und in schräger Richtung vollständiger betrachten zu können.
Zur Ermittelung einer kleinen Spaterhöhung an der Sprung­gelenk-Beuge eignet sich die Besichtigung von vorn, indem man -ich gerade vor das Pferd stellt und in gebückter Stellung /.wischen beide Vorderschenkel hindurch einen Blick auf die Sprunggelenke wirft, dede Ungleichmässigkeil in der Beschaffenheit der inneren Seile an beiden Sprunggelenken ist durch sorgfältige Betrachtung ZU lixiren.
Endlich wird die Besichtigung der Sprunggelenke von beiden Seilen des Pferdes vorgenommen, indem man sich abwechselnd neben die Vorderschenkel jeder Seite stellt und einen möglichst genauen Eindruck von den Contouren eines jeden Sprunggelenk:- behufs einer Vergleichung zu gewinnen sucht.
Zuweilen befinden hc.Ii nahe der Sprunggelenk-Beuge kleine
Uiockerboff: Spal dot Pforde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 10
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Diftffnose.
und flache Exostosen, die trotz der in dieser Vollständigkeit be­wirkten Besichtigung nicht mil Sicherheit eikanul werden, [n solchen
Füllen gibt die Untersuchung mil den Fingern näheren Aufschluss. Mit Bestimmtheit kann auch ut't nur durch Palpation f'e.stgesicllt werden, oh eine Verdickung der liaui der etwa bemerkten Ungleich­heit heider Sprunggelenke zu Grunde liegt, sowie ferner, ob durch die eigenthümliche Bildung der Sprunggelenk-Knochen die Venn saphena schärfer hervortritt und die Veranlassung zu einem suspecten Absehen der Sprunggelenke ist.
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sect; 112. Ein wesentliches Hilfsmittel zur Erkennung des Spat ist die Betrachtung der inneren Sprunggelenk - Fläche in der Schritt­bewegung. Kleine Exostosen, die namentlich bei finer dicken Be­schaffenheit der Haut an dem stehenden Pferde nicht zu entdecken sind, treten in scharfer Ausprägung hervor, wenn die Haut heim Gehen straffer angezogen werden muss. Die Besichtigung geschieht am vortheilhaftesten aus einiger Entfernung, indem man die Pferde an sich vorbei führen lässt und tue innere Sprunggelenkflüche des sich bewegenden Hinterfusses sowohl von vorn, algt; von der Seite und von hinten scharf betrachtet. Der Vergleichung wegen sowie überhaupt zur Erlangung einer Sicherheit über die spatfreie Be­schaffenheit des betreffenden Pferde- ist es erforderlich, beide Sprung­gelenke nacheinander in dieser Weise anzusehen.
Abgesehen von dem seltenen Vorkomuiss, bei welchem ledig­lich eine Verdickung des Schleimbeutels oder eine ganz leichte periosteale Neubildung am Röhrenbein vorliegt (abnorm abgesetzte oder scharf abgesetzte Sprunggelenke), ist in jedem Falle von Spat zu erkennen, dass die Betheiligung der straffen Gelenke an der Beugung und Streckung der Hinterfusswurzel entweder ganz aul­gehoben oder doch wesentlich verringert ist. Der erfahrene Sach­kenner vermag an diesem Verhalten der Sprunggelenke auf den ersten Blick die Abnormität des Spat zu ermitteln. Dem noch wenig Geübten kann ich daher nicht genug empfehlen, durch sorfältiges Beobachten spatfreier Sprunggelenke von verschiedener Bauart sich zunächst ein klare- Bild von dem umfange zu verschaffen, in welcher)!
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Erkennung dos Spat.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 147
die straffen Aiticülationen bei der Beugung and Streckung normal-miissip; nachgeben.
Das Vorhandensein des Spat an dem Gelenk zwischen beiden schifformigen Beinen ist in manchen Füllen nur mit ganz unerheb­lichen Exostösen verbunden. Bei solchen Erkrankungen gibt allein die genaue Betrachtung des Sprunggelenks während der Bewegung des Pferdes einen sicheren Aufschluss, indem die betreffende Articu­lation sich nicht nielii' nachgiebig zeigt.
sect; 113. Die Exostösen selbst zeigen in ihrem Sitze und in ihrer äusseren Form mannigamp;che Verschiedenheiten. Am meisten limlet man eine massig scharfe und unregelmässige Leiste am oberen Ende des Röhrenbeins und im Verlauf der unteren Articulation. Bei veredelten Pferden, die anhaltend stark im Reit- und Wagen­dienst halien arbeiten müssen, ist der Spat recht oft ids eine geringfügige rauhe Knochengeschwulst am Köpfchen des medialen Ciriffelheins, am kleinen schifformigen und Pyramiden-Bein ausge-geträgt. Wenn die hidden schifformigen Beine mit dem zwischen ihnen befindlichen Grelenk ausschliesslich erkrankt sind, so hat die Exostose auf denselben nicht selten die Form einer flachrunden, dein Grelenk entsprechend verlaufenden Leiste. Am Röhren­bein bildet gt;ieli in einzelnen Fidlen nahe der Sprunggelenk-Beuge eine Exostose in Form eine.- kleinen Zapfens. Die häufig vorkom­menden dickeren Knochenneubildungen, die vorzugsweise vom Köhrenliein ausgehen, Indien gewöhnlich eine rundliche Form und eine breite Basis. Sehen erstrecken sieh die Hyperostosen gleich-massig über sämmtliche Knochen der beiden unteren Articulationen. Nur in denjenigen Fällen, in weltdien der Spat mit einer deformiren-den Entzündung des Unterschenkel - Rollbein - Gelenks (indurirte Sprunggelenk-Galle) oder mit der sogen, knöchernen Hasenhacke combinirt ist, zeigen die Sprunggelenke so umfangreiche Verun­staltungen.
Einen seltenen Fall bezüglich der äusseren Form der Exostösen beim Spat beobachtete ich im .fahre i860 bei einer dem Landschlag angehörenden, wenig veredelten zehnjährigen Stute. Die Exostose
hatte am rechten Sprunggelenk ihren Sitz auf dem oberen Ende des
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Diagnose
Röhrenbeins. Sic war von einer tellerförmigen Gestall und erstreckte sioli an der unteren Articulation entlang auf eine Länge von 4 cm. Ihre Dicke betrug nur 1,50 cm. und ilu'e seitliche Ausdehnung -1 cm. Mit ihrem freien Rande war die Exostose leichl nach oben gei'ichtet. Oiis betreffende Pferd erwies sich in einem ganz leichten und kaum wahrnehmbaren Grade spat lahm.
sect; 114. Das nur selten vorkommende Hygrom in der Bursa ties Schienbeinbeugers (die Spatgalle; seröser, feuchter oder weicher Spat) gibt sich als eine rundliche Geschwulst zu erlvennen, die zwar eine ganz gleiche Form hat, wie manche Spat-Exostose, aber bei der Untersuchung mit den Fingern deutliche Fluctuation zeigt. Die Feststellung dieser Art von Spal ist demnach nicht schwierig.
Schwielige Verdickungen in der äusseren Wandung des Schlcimbeutels — fibröser Spat, Zellgewebsspat — mauifestiren gt;icli als eine gleiclimässig über die innere Sprunggelenk-Flüche aus­gebreitete harte Masse, die wogen ihrer Festigkeit von Nichtkennern irrthümlicher Weise für eiri Conglomerat von Exostosen gehalten wird. Allerdings sitzen unter den nougebildeteii [est(;n Bindegewebs-Massen vielfache Exostosen. Dieselben sind aber weder zu sehen, noch durch das Gefühl zu entdecken (Vgl. dieAbbild. aufTaf. 1] Fig.4).
sect; llö. b. Erkennung dor Spatlahmheit. \)i': Begriff' der Spatlahmheit ist an das nachweisliche Bestellen einer schmerz­haften Fmpfindung in der Abnormität des Spal gebunden. Daher können alle jene Spat-Affectiouen, bei welchen nur eine steife Hal­tung der Sprunggelenke in Folge der partiellen odor totalen Ver­wachsung der nnicren Articulationen beobachtet wird, nicht als der Spatlahmheit zugehörig angenommen werden. Das abnorm starko Heben der mit Spat behafteten Sprunggelenke während der Be­wegung im Schritt und Trabe und der Sprunggelenk weite Gang fallen ebenmässig nicht unter den Begriff der Spatlahmheit, wenn mit diesem abnormen Verhalten nicht durch Kürze der Schritte, so­wie durch ungewöhnlich starkes Emporziehen der Sprunggelenke und Aufziehen der Bauchmuskeln etc. das Vorhandensein von Schmerzen vorrathen wird. Es lieel auf der Hand, dass die Grenzen, wo der
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Erkennung der Spatlahmbeit.
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Spai aufhört, eine bedeutungslose Abnoimität zu sein und zum Sitz einer sclimerzhafteu A.ffectiou (Lahmheit) wird, aichl gaaz scharf bezeichnet werden könnea. Die üuregelmässigkeil der Bewegung (das i linkem i-i die alleinige sichere Grundlage für die Beurthei-lung dieser Verschiedenheit.
sect; 116 Die wichtigsten Zufälle, durch welche sich die Spat­lahmheit cliaructerlsirt, habe ich bereits bei der theoretischen Er­örterung doi'selben berührt. Indem ich auf letztere Bezug nehme, will ich in der folgenden Darstellung vorzugsweise nur die diagno­stisch wichtigen Symptome ausführlicher berücksichtigen.
Von vielen Seilen wird behauptet, im Entwickelungsstadium des Spat und der SpaÜahmheit sei eine vermehrte Wärme am Sprunggelenk mit der Hand zu constatiren. Obschon ich theore­tisch uicht bestreiten will, das- eine frische Entzünduug des Schleimbeutels und der Gelenkkapsel eine geringe Steigerung der Walen Temperatur mit sich bringen kann, so muss ich doch betonen, dass ein Unterschied in der Wärme beider Sprunggelenke dureli die Untersuchung mit der flachen Hand auch im eisten Sta­dium des Spat nicht nachgewiesen werden kann. Täuschungen kön­nen sowohl bei der Vergleichung beider Sprunggelenke, algt; aus anderen Gründen leicht eintreten. Babe ich doch gesehen, dass demand die grössere Wärme an der inneren Fläche eines Sprung-o-elenks als Ausdruck des beginnenden Spat erklärte und nicht be­achten wollte, dass zwei Tage verlier Ganthariden-Tinctur auf die Haut eingerieben war.
Ebensowenig ist ein Druck mit den Fingern auf die innere Seile des Sprunggelenks schmerzhaft.
In einem ganz geringen tirade äussert sieh die Spatlahmbeit oft nur dadurch, dass die Pferde im Stande der Ruhe den kranken Hinterfuss schonen, zeitweise nach vorn stellen und mit dem Fessel­gelenk auch wohl überknicken. Heim Herumtreten nach der dem kranken Fasse entgegengesetzten Seite zeigen die Pferde in dem A.ugenblick, in welchem sie die Gliedmasse belasten sollen, Schmerzen. Wenn aber dasselbe, beispielshalber am rechten Hinterfuss in einem geringen Grade spatkranke Pferd im Stande der Ruhe
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DiaffDose.
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gciiötliigt, wild, nach rechts herumzutreten, so lässl es keine, oder doch keine aunälligei) Schmerzen wahrnehmen, weil hierbei aui-dieäusseren Abschnitte des Sjirunggelenks belastet weiden (sect; lu7). Dies Verhalten finde! sich bei fast allen spatlahmen Pferden. In einem höheren (linde der Lahmheit ist ;il)ej- das Eerumtreten nach jeder Seite schmerzhaft. Inuiieiliiii wird es dem betreffenden Pferde leichter, die [vörperlast auf den nach aussen gebrachten kranken EEinterfuss zu übertragen als entgegengesetzt das nach innen gestellte Sprunggelenk zu belasten
Im Schritt ist eine geringfügige Spatlahmheit häufig gar nicht wahrzuuehmen. Dagegen empfinden alle spathihmen Pferde bei der Bewegung im Trabe verhältnissmässig grosse Sclimerzeu. Im km-zen Galop vertheilt sieh die K(quot;ii|ierla-.i ungleichmässig auf die Hinter-tüsse. iJesliall) fallen gewöhnlich die auf einem |misgt; spatlahmen Pferde sehr leiclii aus dem Trabe in die Galop-Bewegung (sect; 1!'.)), um den gesunden Fuss auf diese Weise stärker zu belasten.
Nachdem die spatlahmen Pferde eine kürzere Zeil geführt oder geritten sind, verringert sich gewohnlicb die Lahmheit. Sie er­scheint aber um so stärker, wenn dieselben Pferde nach einer kur­zen Zeit der Ruhe zunächst wieder in Bewegung gesetzl werden.
Eine übermässig starke Anstrengung der spathihnien Pferde be­wirkt, dass die Lahmheit emeu halben Tag später und für die nächst­folgenden Tage in einem höheren Grade hervortritt, als sie vorher bestanden hat.
Die Spatlahmheit kennzeichnet sich bei vielen Pferden nur durch eine ziehende Bewegung mit dem Sprunggelenk. Mil dem längeren Bestehen der Erkrankung, oft aber auch (namentlich bei Reit- und VVagenpferden, die sieh gewohn hei tsmüssig in einem ge­schwinden Schritt bewegen) von Anfang an erfolgt die Bcwegunc des Sprunggelenks „zuckendquot; (sect; 107) und bei stärkerem Heben und Senken des Beckens „ziehendquot;. Der Puss wird darauf mit einem relativ kurzen Schritt nach vorn geführt und erreich! nicht ganz die Fusstapfe der entsprechenden Vordergliedmasse. Nicht selten beobachtet man aber auch und besonders wenn die hinteren Ab­schnitte des Sprunggelenks vom Spat nicht betroffen sind und die Exostose sich nahe der Sprunggelenkbeuge befindet, dass die Pferde mit der spatlahmen Gliedmasse normal weil schreiten. In dem
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Erkennung der Spatlalimbeit.
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Aagenblicfe aber, in welchem die kranke Gliedmasse belastet wer­den muss, empfindet da- Pferd Schmerzen, die es durch möglichst beschleunigtes Vorbringen und schnelle Belastung ties gesunden Fusses zu verringern sucht. Bei dieser Bewegung wird das Hecken an der mil dem spa!kranken Fusse zusammenhängenden Seite un­gewöhnlich stark gesenkt und gehoben. Daher muss das Sprungge­lenk, das der Bewegung des Beckens folgt, bei vielen spaÜahmen Pferden im Gange (in der Trabbewegung) stärker in die llölie gezogen werden.
Nach längerer Dauer der Spatlahmheit und besonders bei grösseren Knochenneubildungen am Sprunggelenk wird die Glied-masse steif gehalten und zuweilen selbst schleppend über den Boden bewegt.
Manche Pferde treten nur mit der Hufspitze auf, so dass die Trachten allmälig länger herabwachsen. Im Stalle stehen diese Thiere ebenfalls auf der vorderen Hälfte des Hufes. Sie bohren sich auf gepflastertem Boden oft eine Vertiefung vor einem ent-sprechend geformten Stein und suchen auf diese Weise der ganzen Tragfläche des Hufes eine, geeignete Unterstützung zu verschaffen. In vielen Fällen lässf sich im Gange eine drehende Bewegung des Fusses (Abbiegen des Fersenbeins) wahrnehmen, wobei die Pferde die Hufspitze und die äussere Wand des Hufes, beziehungsweise den äusseren Schenkel des Hufeisens stärker abnutzen, als die innere Seile.
Alle diese Symptome haben, wie jeder Thierarzt weiss, Nichts Characteristisches. Sie sind aber für die Diagnose des Spat aus­reichend, wenn gleichzeitig eine Spat-Exostose vorhanden ist (sicht­barer Spat) und wenn an allen anderen Gebieten der betreffenden Gliedmasse sieh keine Abnormitäten finden, die eveutualiter als Ursache der Lahmheit mit Grund beschuldigt werden können.
sect; 117. Schwielig ist die Spatlahmheit zu erkennen, wenn die Erkrankung des Sprunggelenks noch keine äusserlich nachweisbaren Veränderungen hervorgebracht hat (unsichtbarer Spat). In den Hand­büchern der Chirurgie und der Beurtheilungslehre ist vielfach auch für diese Spatiahmheit eine zuckende Bewegung des Sprunggelenks
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Diaguc
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beim Gehen der Pferde ;il- [nithognomonisch angenommen wurden. Allein ich hübe an einer grössercn Zahl von Pälleu die* Symptom zuweilen beobachtet, oft aber auch uichi wahrgenommen. Mitunter findet -ii-li in der Bewegung der erkrankten Gliedmaüse wie bei anderen schwer erkennbaren Lalunheiten nur ein „/.lehenclerquot; Gang und ein geringfügiges 'linken. [jetzteres verlier! sich bei längerer liuhe und wird stärker oacli eine!' grösseren An­strengung. !gt;ie Pferde machen hei der Bewegung nur kurze Schritte mit den [linterfüssen und stellen in der Ruhe den leiden­den Fuss oft nach vorn (schildern), worauf schon llavemann (1. c. 3. Aull. S. 189) aufmerksam gemacht hat. Bei sehr schmerzhafter Entziimluug der Gelenk kapsei und bei „stoileri Fesselnquot; beobachtet man in der Schritt bewegung ein förmiiches üebcrknicken mit dem besselgelenk. Oft fehlt aber dies Symiitom.
Es kommen Fälle vor, in d(.....n eine solche Spatlahmhcit 5 bis
li Monate andauert, bevor die Spal-Exostose sichtbar wird. Der Kegel naeli lasst sich aber schon nach einoin '#9632;] bis I VVociien langen Bestehen der Lahmheit die Verdickimg medial am imteren Ende des Sprunggelenks bei einer sorgfältigen Untersuchung erkennen.
Die Diagnose des in der Entstehung begrifiPenen oder unsicht­baren Spat als die Grundlage einer Lahmheit i-i zuweilen nur unter Beriicksichtigimg der etwa zu ermittelnden Ursachen, des negativen Befundes an den übrigen Abtheiiungen der leidenden Gliedmasse und des weiteren Verlaufs der Lahmheil zu ermöglichen. Auch ist es für die Praxis wichtig, sich bewusst zu bleiben, class erfahrungs-gemäss in der grösseren Mehrzahl der Fälle die Spatlahmheil erst auftritt, nachdem sich bereits die Ausbildung kleiner aber wahr­nehmbarer Exnstoseu ..... Sprunggelenk vollzogen hat. Dass aber die
schon vor mehr,als hundertJahren bekannt gemachte und später wieder­holt bestätigte Wahrnehmung von dem Hervortreten des „sichtbaren Spatquot; nach einem längeren Bestehen der Spatlahmheil richtig ist, will ich kurz an zwei Beispielen aus meiner eigenen Erfahrung darlegen.
sect; 118. 1) Ein siebenjähriger, dem Arbeitsschlage angehören­der Wallach von mittlerer Schwere und leicht gehauten Gliedmassen wurde seit % Jahren im Karrendiensl benutzt. Am ; 7. April 1859
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Erkeimmig der Spatlalinihtit.
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erwies sich derselbe in Folge anhaltender Anstrengung auf dem rechten Hinterfusse lahm. I'x'i fortgesetzter Arbeil verschlimmerte sieb die Lahmheit in deu aächsten H Tagen. Meine Untersuchung cmal/ üeberknicken des Fesselgelenks und schleppende Bewegung der Gliedmasse mil so starkem Hinken, class der weitere Gebrauch nicht mehr möglich war. im Uebiigen batte die Untersuchung der ganzen Gliedmasse ein negatives Ergebniss. Anhaltende Ruhe besserte an dem Zustande nur wenig. Durch die Mobilmachung der Armee Ihiul ich vom 1. ^i:^i bis '/.am •quot;gt;. Se[)tember keine Gelegen­heit, das Pferd wieder zu untersuchen. Es war inzwischen am Fesselgelenk zu wiederholten Malen eingerieben und mil dem Glüh-eisen behandelt worden, hatte aber während der ganzen Zeit nichl /um Arbeiten benutzt werden können. In Folge der Behandlung bestand eine massige Schwellung an der Partie des Fesselgelenks. Die Lahmheit hatte im Uebrigen noch dieselbe Beschaffenheit, wie I Monate früher. Das Pferd winde vom 10. September ab nur ex-speetativ behandelt und täglich im Schritt ein wenig geführt. Nach und nach wurde die Lahmheit geringer. Am 7. October bemerkte ich zuerst die Bildung einer Spat-Exostose am oberen Ende des Röhrenbeins und entsprechend dem Verlaufe der unteren Articu­lation. Dieselbe wurde allmälig stärker und erreichte in der Form einer scharfen und unregelmässigen Leiste die Grosse eines mensch­lichen Daumens. Ende November war die Lahmheil ohne weitere Behandlung verschwunden. Die Partie des Fesselgelenks liess ausser den durch das Brennen bedingten Narben nicht die geringste Ver­dickung erkennen.
Ich habe diese- Pferd, das ein halbes Jahr hindurch am so­genannten unsichtbaren Spat gelahmt halle, später noch 'd Jahre beobachtet und dasselbe als fehlerfreies, zu landwirthschaftlichen Zwecken recht geeignetes Arbeitspferd gekannt. Ks ist nicht wieder spatlahm geworden und wurde im Jahre ISG8 wegen einer Knorpel-li-lei am Vnrderfusse getödtet.
2) Im Januar 1869 kaufte ich zu eigenem Gebrauch eine sechsjährige Stute von veredeltem Landschlag. Dieselbe hatte einen schmalen Körperbau und massig flache, aber vollkommen spatfreie Sprunggelenke. Sie wurde im einspännigen Dienst vor einem ver-
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154nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Diagnose.
hältnissmässig scbweren W'n^'ii gebraucht. Nach einer nein Tage nacheinancler fortgesetzten anhalteuclen Anstrengung zeigtlaquo; sich das Pferd am 7. März beim Herumtreten im Stalle auf dvm rechten Hinterfusse lahm. Ä.uch beim Vorführen im Trabe belastete es den Fuss nur unvollkommen und erwies lt;irli in einem leichten Grade uiukend. Der Gang war schleppend und die Lahmheil verlor hcIi auch bei der Bewegung nicht vollständig. Häufiges Schildern mil dem leidenden Fusse beim Stehen im Stalle. Eine achttägige Ruhe verbesserte den Zustand so weit, dass das Pferd beim Vorführen keine Lahmheit erkennen liess. Durcb eine einmalige Anstrengung im einspännigen VVagendiensl stellte sieb aber die Lahmheit wieder ein. Confonn der vielfach gebräuchlichen [nterpretation hätte man die schleppende Bewegung als Ausdruck einer Hüftlahmheit ansehen können. Kh benutzte das Pferd nun zweispännig al^ Wagenpferd trotz der Lahmheit, die nach starken Anstrengungen sich steigerte und bei massigem Gebrauch in einem geringen Grade bestehen Mieli. Obwohl ich über die Diagnose nicht zweifelhaft war und das Pferd täglich besichtigte, so kennte ich doch erst am 9. April die ersten Zeichen einer leichten Verdickung an tier unteren Articulation des Sprunggelenks wahrnehmen. Die sich darauf weiter ausbildende Exostose war von rundlicher Form und erstreckte sich bis an die Sprunggelenk-Beuge. Bis zum 1. August gebrauchte ich das Pferd im zweispännigen Dienst, worauf ich es verkaufte und nicht wieder gesehen habe. Eine Behandlung babe ich nicht versucht, weil ich dem Pferde keine Ruhe gestatten konnte. Der Zustand hatte sich his zum August nicht gebessert. Das Pferd hat demnach einen Monat hindurch am sogenannten unsichtbaren Spat gelahmt und die Spatlahm­heit auch nach der Ausbildung der Exostosen nicht wieder verloren.
sect; ll'd. Die Untersuchung eines Pferdes auf Spatlahmheit ge­schieht am besten auf festem Boden, auf welchem das Pferd nach vorheriger Besichtigung der Sprunggelenke am losen Zügel im leichten Trabe geführt wird. Der gestreckte Trab und die anstren­gende Bewegung gegen eine Anhöhe eignen sich zu dieser Unter­suchung weniger, weil die Pferch; hierbei die Kniegelenke mit grösserer Energie strecken müssen und in Folffe dessen die Schmerzen im
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Erkfimung der Spatliihiiiheit.
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Spranggelenls nirlit empfinden. Aiigt; diescni Gninde erleichtert auch das Vorfahren der Pferde auf hartem Boden dio Feststellung einer geringfügigen Siiatlahmheit. I)lt;'ini die Pferde müssen -icli im losen Boden mehr anstrengen, und sie lassen hierbei den für die meisten Lahmheiten in einer' Hintergliedmasse bezeichnenden Unterschied in der Haltung der beiden Beckenluilften (Kruppe) weniger hervor­treten. In der Gralop - Bewegung ist eine Spatlahmheil gewöhnlich tiichl zu bemerken. Der Regel nach bewegen sich die spatlahmen Pferde, wenn der linke Hinterfuss leidet, am leichtesten im Rechts-Galop und umgekehrt beim Erkranken des rechten Hinterfusses im Links-Galop. Denn derjenige Fuss, der beim Galop am meisten unter dem Körper steht, muss am stärksten belaste! werden. In vielen Fällen ist das spatkranke Sprunggelenk steif gestellt, so dass dasselbe ohne bedeutende Schmerzen nicht stärker gebeugt werden kann. FiS ist leicht begreiflich, dass bei dieser Beschaffenheit eines Sprunggelenks die Pferde eine Galop-Bewegung gern in der angegebenen Art aus­führen, #9632;weil der beim kurzen Galop am weitesten zurückbleibende Hiuterfuss am wenigsten gebcngl zu werden braucht.
Von dieser allgemeinen Regel kommen aKer auch Ausnahmen vor. Wenn ein Sprunggelenk durch die Spat - Affection in den hinteren Abschnitten verkürzl und in einer leicht gekriimmten Sielluiii!: fixirt ist, so Labe ich wiederholt gefunden, dass die Pferde es vor­ziehen, in der entgegengesetzten Art zu galopiren.
Bei einer geringfügigen Spatlahmheit wird die Diagnose durcb folgende Untersuchung oft bedeutend erleichtert. Das Pferd wird auf ebenen linden gerade hingestellt. Der einer Spatlahmheit verdächtige Fuss wird am Röhrenbein erfasst, in die Höhe geschoben und an der nach hinten emporgehobenen Hufspitze etwa 2 bis 3 Minuten so festgehalten, dass alle Gelenke möglichst stark gebeugt sind. Hier­auf lässt man das Pferd sofort im Trabe angehen. 1st dasselbe mit der Spatlahmheit behaftet, so beobachtet man. dass es 10 bis 20 Schritte weit eine stärkere Lahmheit zeigt, als vorher. Zuweilen haben sich die Schmerzen für den Augenblick sogar so bedeutend vermehrt, dass die Thiere mit dem spatkranken Fuss einige Schritte weil den Boden 'sw nicht berühren (auf drei Füssen springen) odei nur mit der Hufspitze auftreten. In gleicher Weise zeigen sieh die Pferde,
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Dhi-ruosLquot;.
wenn sie heim Besclilngen das -ipatkranlje Sprunggelenk in einer gebeugten Stellung luibeu hallen müssen, füi'einige Minuten unfähig, dasselbe zu belasten.
Die Ursache dieses scliou seit langer Zeil bekannten Verhaltens der spatkranken Pferde ünde icb darin, dass die entzündete Gelenk­kapsel durch die lieugung in einzelnen Theilen leichl verschoben wird und wegen des Mangels an Elasticitäl uur ganz allmälig in dire vorherige Lage zuriickgebrachl werden kann. i*a^ beschriebene Verfaiiren wird von vielen Seiten als entscheidend für die Diagnose der bpatlahinheil gehalten und deshalb als „Spatprobequot; bezeichnet. Dasselbe ist aucli in der Thal geeignet, in manchen an sich zweifel­hatten Fällen die Gründe für die Feststellung einer Spatlahmheit wesentlieb zu vervollslündigeu. Es darf aber dabei uicht aussei' Aelu gelassen vvejden, dass div angedeutete momentane Vcrschlininierung des Lahmgehens in gleicher Weise bei einer deformireudeu Entzün­dung des Unterschenkel-Rollbein-Gelenks (veriiärtete Sprunggelenk-gaile), bei der sog. knöchernen Ilaseuhacke, bei der chronischen Gonitis und bei manchen chronischen und selbst acuten Entzünduugs-/nsiiinden der Fessel-Partie der hinteren Gliedmassen ebenfalls vor­kommt. Da indess alle diese Zustände noeb durch besondere Lrscheinungen lt;icli bemerkbar machen, so behält das Verfahren in vielen Fällen und bei einem grösstentheils aegativen Befunde der Untersuchung einen grossen Werth für die Entscheiduug der Frage, nh ein Pferd am Spat oder an einem anderen Kranklieitszustande lahmt.
sect; ]'2i). Die lungere Dauer einer Spatlahmheit bewirkt der [lege] nach eine Atrophie in den am Becken gelegenen Muskeln. Die ersten Zeichen des Muskelschwund gt;iml gewöhnlich schon nach einem (hei- bis vierwöchentlichen Bestehen der Spatlahmheit deutlich zu erkennen. Eine sehr schmerzhafte (hochgradige) Spatlahmheit kann -elion früher eine wahrnehmbare Verkleinerung in dem Um­fange der (iesii-s- oder Kruppenmuskeln zn Stande bringen. Da aber das Becken an der kranken Seite wegen der gebeugten Haltung des Kniegelenks stets etwas gesenkt wird und da hierchu'ch die h.ruppenmuskeln in ihrer äusseren Gestaltung abgeflacht weiden, so kann der Beginn der A.trophie gewöhnheb nielit genau unterschieden
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Erkennung der Spatlahmheit.
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werden. Nachdem die Spatlahmheit einige Monate bestanden hat, findet man die ganze Gruppe der Krappemnuskeln an der kranken Gliedmasse verkleinert. Die äussere Haul liegt mit der ebenfalls atrophiscb gewordenen Aponeurose diclit auf denselben, das intra­muskuläre Bindegewebe isi zusammengeschrumpft, so dass der obere Tlieil des grossen Kruppenmuskels, ferner der äussere Kruppenmuskel und der lange Auswärtszieher durch Hache Längsfurchen in be­sondere Abtheilungen getrennt erscheinen. Selbst wenn die spat­lahmen Pferde nicht zur Dienstleistung herangezogen werden, wie /. I). bei den Fühlen, bildet sich die Atrophie an den bezeichneten Muskeln, obschon in einem geringeren Grade.
Die hier beschriebene Atrophie der Muskeln gestaltet sich als eine einfache Aplasie, die ihre Ursache in der mangelhaften Arbeil linde!. Bei der Spatlahmheit werden vorzugsweise diejenigen Mus­keln der leidenden Gliedmasse wenig gebraucht, die ausschliesslich zur Streckung der oberen Gelenke bei festgestelltem Fasse dienen. Andere Muskelgruppen, die neben ihrer Streckwirkung auch bei der Beugung des freien Schenkel- betheiligt sind und deshalb immer noch relativ stark arbeiten müssen, unterliegen der Atrophie weniger. Ilierdurch erklärt sich die Erscheinung, dass bei einer Spatlahmheit die Gesäss- oder Kruppenmuskeln stark zusammenschrumpfeu, wäh­rend die Muskeln, die sich au die Kuieschcibe und an die libia iuseriren, von der Atrophie kaum nachweisbar betroffen werden.
sect; 121. Als entfernte Symptome der Spatlahmheit sind noch zu registriren: die beim Gebrauch der Pferde hervortretende An­spannung der Bauchmuskeln, die Beschleunigung des Athmens und die Verringerung der Futteraufnahme. Die grössere Spannung der Bauchmuskeln (das „Aufschürzen des Leibesquot;) wird bedingt durch das Bemühen der Pferde, bei der Bewegung die Hinterhand mit möglichst geringer Anstrengung der Hilft- und Kniegelenk-Strecker durch die Muskeln des Bauches auf die festgestellte Vordergliedmasse zu ziehen*), also die Sprunggelenke zu entlasten. Die abnorm
*) Cf. Günther: Myologie, S, 136,
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Differential-Diagnose ilns Spat.
starke Frequenz dor Respiration und der Mangel an Appetit stehen mit diesem Verhalten der Baudhmoskolatui in nultelliareii) Znsani-menliange, mögen aber ausserdem aueb aus den schmerzhaften Empfindungen direct bervorgehen und auf reflectorischem Wege ver­mittelt werden.
sect; 122. Differential - Diagnose des Spat. Die Kriterien des Spat ergeben sieh aus der bisherigen Darstellung schon zweifellos. Wegen des Interesses für die thierärztliche Praxis will ich indess auf die für die differentielle Diagnostik wichtigsten Zustände noch besonders eingehen.
(Jas häufige Vorkommen des Spat verleitete einzelne Thierärzte des vorigen Jahrhunderts zu der ganz irrthümlichen Behauptung, dass alle Pferde in einem geringen Grade mil dem Spat behaftet seien. Nachdem dieser Irrthum berichtigt war. liess sich mit der Geschichte des in seiner Häufigkeit oft ganz überschätzten unsicht­baren oder verborgenen Spat eine bequeme Handhabe gewinnen, um die Unzulänarlichkeit des Wissens bei der Untersuchung von Pferden
sehen Lahmheiten in der Hintergliedmasse Nichts Anderes entdecken kann, als Spat, wird freilich oft eine falsche Ansieht aussprechen.
Der Thierarzt darf bei der Untersuchung auf Spat nie aussei Acht lassen, dass die Pferde im jugendlichen Alter sehr leieltt, nach dem zurückgelegten 7. Lebensjahre aber verhältnissmässig selten mil demselben uoch behaftet weiden und dass der Spa; bei allen älteren Pferden der Regel nach nicht mehr entsteht, wenn die Gelenke der Hintergliedmasse (Kniegelenk, Sprunggelenk, Fessel- und Kronen-gelenk) durch irgend welche Reizungs- und Entzündungsprozesse ihre Elasticität in einem erheblichen Grade verloren haben, bezieh­ungsweise wenn eine stärkere Belastung der .Sprunggelenke nielit mehr möglich ist. Der unsichtbare d. h. der ohne äusserlicb wahr­nehmbare Verunstaltungeines Gelenks einige Zeit hindurch bestehende Spat wird daher bei älteren und quot;in ihren Hinterfüssen steif ge­wordenen Pferden der Regel naeli nicht vorausgesetzt werden können.
Die wichtigsten abnormen Zustände, die gegenüber dem Spat besonders berücksichtigt werden müssen, sind folgende:
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Steife Sprunggelenke. Haut-Entzüadttng am Spranggelenk,
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sect; 123. 1) Die Be schaff enheil der Sprunggelenke bei älteren Pferden und bei solchen, die äbermässig stark gearbeitet haben, „verbrauchtquot; oder „steifquot; siud. Sowohl im Alter, als nach anhaltenden Anstrengungen auch schon in jüngeren Jahren verliert die fibröse und auch die Synovial-Kapsel au den Arliculaiioneu des Sprunggelenks die Fähigkeil einer normalen Er-Qahning. Das zwischen den elastischen Fascikeln befindliche und für die untritiven Verhältnisse der Kapsel ausserordcntlicii wichtige Bindegewebe wird hart und test. In Folge dessen verkürzt sich die Kapsel, womit stets ein Mangel an Elasticität verbunden ist. Dieselbe Abnormität kann auch eintreten, wenn die normale Leistung des Sprunggelenks in Folge einer anderweitigen Erkrankung der Gliedmasse längere Zeit hindurch beschränkt wird.
Das Sprunggelenk wird bei diesem Zustande während des Gehens in einer steifen Haltung vorwärts geführt. Recht baldig beobachtet man einen derartigen Mangel an Elasticität bei Pferden, deren innere Sprunggelenk-Fläche ganz eben ist und in einer geraden Linie sich in die Mittelfuss-Partie fortsetzt (sect; li.')).
Vom Spat unterscheidet sich die Steifheit des Gelenks durch das Fehlen der Exostosen Sput-Erhöhimg und dadurch, dass d;igt; Sprunggelenk nicht in einer einzigen Artikulation, sondern ganz gleichmässig steif gehalten wird.
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sect; 124. 2) Die acute Entzündung der Haut an der
inneren Seile des Sprunggelci
I )urch Quetschungen,
Reibungen, Hufschläge etc. entsteht nicht -dien eine entzündliche Schwellung der Cutis und Subeulis an den Stellen, wo der Spal seinen Sitz hat. Der ödematöse Character der Schwellung lä.-st ihre Niitur leicht erkennen.
Dem Thierarzt muss aber stets gegenwärtig sein, dass im Handel mit Pferden zuweilen durch Application eines reizenden Mittels auf die Haut eine gleichmässige Schwellung der inneren Sprunggelenk-Fläche zu dem Zwecke herbeigeführt wird, um die vorhandenen Spat-Exostosen zu verdecken.
Wenn die Deformität des Spal nur an einem Fasse aus­gebildet 1st. so wird mitunter das Sprunggelenk des anderen
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Differential-Diagnose dos Spat.
(normalen) Pusses mit einem scharfen Mittel eingerieben, um für einige Tage eine Schwellung der Haul und bierdurch eine grössere Gleichförmigkeit in he'uleu Sprunggelenken zu erzielen.
3) Narben und Verdickungen der Haut. leli habe oft beobachtet, dass eine chronische Lahmheit irrthümlicher Weise als Spat angesehen und dass die Innere Seile des bprunggelenks mit scharfen oder ätzenden Mitteln oder mit dem Glüheisen behandelt war. In Folge dessen bleiben Verdickimgen in der Haut bestehen, die bei oberflächlicher Untersuchung mit dem Spat verwechselt wer­den können.
sect; 12.quot;). I) Der Zuckfuss oder Elahnentritl der Pferde (engl: Stringhalt: frauz: Eparvin sec). Mil der Entwickelung des Spat oder nach einer längeren Dauer desselben entsteht nicht selten bei den Pierdcu sowohl auf einem, als gleichzeitig auf beiden ELinterfüsscn eine Abnormität des Ganges, bei welcher die Sprunggelenke unvollkoinjuen gestreckt, dagegen stark gebeugl und schnell (zuckend) in die Höhe gezogen werden. Dieselbe fehler­hafte Bewegung kommt aber aucb ohne eine Spataffection als selbständige Abnormität vor. Sie ist seil alter Zeit und bis zur Gegenwart den Thierärzten ein llatbsel gewesen, für welches ver­geblich eine ausreichende Erklärung gesucht wurde. b,s dürfte da­her entschuldigt werden, wenn ich bei dieser Gelegenheit den [lahneutritt der Pferde ausführlicher bespreche, da ich für denselben eine von den bisherigen Ansichten ganz und gar abweicheade Auf­lassung vertrete.
sj 12d. In der geschichtlichen üebersicht der Lehre vom Spat habe ich bereits der französischen Autoren gedacht, welche den Zuck­fuss liii eine Arl von Spat (trockenen Spat) ansehen. Die ursäch­lichen Bedingungen des Fehlers sind damit selbstverständlich nicht anschaulicher gemacht worden. Lafosse und uacli ihm viele Andere haben bei der Section der Sprunggelenke von den mit Hahnentritt behafteten Pferden eine pathologisch-anatomische Veränderung nicht gefunden. Abildgaard halte nach dem Vorgänge der älteren franzö­sischen Thierärzte die Ansicht. das- das Zustandekommen des
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Zuckfuss oder Hahnentritt.
161
Zuckfuss in irgend eincT Affection der Muskeln and Nerven am Hinterschenkel beruhe. Nach einer Angabe Tennecker's (v. Sind's Pferde-Arzt, 8. Aull, 1820, S. 127) hat Eavemami das Wesen des Felilers mit einer doppelt vermehrten Action der Beugemuskeln gegen die Streckmuskeln zu erklären gesucht. Von manchen Thierärzten wurden mit Rücksichl auf das gleichzeitige Vorkommen des Hahnen-trin mit Spal und andern Fehlern als Ursachen entzündliche Erkran­kungen (Caries) der Gelenkflächen und des Periost an den Sprung­gelenk-Knochen (besonders die Knorpeldefecte am Rollbein) be­schuldigt. Villaie (La Clinique veierimure, 1845) glaubte, dass eine abnorm starke Entwickelung der Gräte des (Jnterschenkelbeins die Ursache des Eahnentritt sei. Hochstetter (Pferdekenntn. 3. Thl. S. 8ö) vertral die Meinung, dass der Zuckfuss nur bei Pferden inii
geraden oder gestreckten Sprunggelenken en
tstehe. Er verlegte die üi
sache in eine krampfhafte Reizbarkeit und in eine rheumatische Affection des vorderen Keulen-Muskels (vereinigter Schienbeinbeuger und vor­derer Unterschenkelmuskel). Hering — Vorles. S. 159 — erklärte so­wohl diese Ansicht, als die behauptete Erkrankung der Nerven für uu-walirsclicinlich, oline aber seinerseits eine andere Theorie aufzustellen. Youatt*) und Spooner**) finden auf Grund von Sectionen das Beding-uiss dos I iabneiiirin in einer Affection des Nervus ischiaclicus. Es soll in Folge derselben die gleichmässige Action aufgehoben werden, weshalb die Bcugemuskeln, die von Natur stärker seien, als die Streck­muskeln, das Sprunggelenk auf das Schenkelbein und letzteres auf dngt; Backbein ziehen müssten, und zwar „über die Stellung hinaus, welche durch die natürlichen mechanischen Verbindungen dieser Ge­lenke ihnen angewiesen ist.quot; Spooner, der die Obductionsbefunde erhoben hat, bemerkt, dass der „Krampf-' nicht vom Gehirn und liückemnark herrühren könne, auch keine Localkrankheit der Schenkel­muskeln sei, sondern auf die von ihm stets gefundenen Ekchymosen des Neurilemma im lliiftnerven zurückgeführt werden müssten.
Kenner***) erwähnt gegenüber Hochstetter, dass die Mehrzahl
#9830;) The Veterinarian. Is3ä. s. 602.
**) Ibidem 1838. S. 432. Vgl, auch den Bericht reu Schrader im Magaü ron Gurlt und Hertwig, 5 Jahrg. 1839. S. i'Xi.
***) Theobald Renner. Abhandlungen für Pferdeliebhaber und Tliierärzto Jena (laquo;44, S, 39. üeber den Hahnentritt der Pferde.
Dipckcrboff: Spat der Pferde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11
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102
Differential-Diagnose iles Spat,
der mit dem ETaJmeutritt behafteten Pferde eine gerade Spranggelenk-Stellung nic.lii besitze. In üebereinstimmung i\nt Spooner findel Renner die Ursache des Fehlers in einer chronischen Entzündung des Nervus ischiadicus (Röthung des Neurilemma) vom Ursprünge ins y.uv Theilung, vornehmlich aber an der Stelle seines AustriH aus dem Becken. i)ii' Betheiligung der drei Muskeln (Auswarts-zieher de- Hinterschenkels — M. biceps femoris—. dicker Einwäi'ts-
zieh
semimembranosus — und lauger Einwärtszieher
M. semitendinosus —) bei der Ausführung des Hahuentritl war Renner bekannt. Er fand zugleich, dass die heftige Verschiebung der genannten Muskeln bei einem besonders hohen Grade von Hahnen­tritt eine entzündliche Vergrösscrung und Verdickung des aidquot; dein mittleren ümdreher des Femur liegenden Schleimbeutels und die Bildung einer neuen Bursa auf dem Sitzbeinhöcker unter dem M. semitendinosus herbeiführen kann. Boccar iAnnales de med. vet. de Belgique. 184;quot;)) erblickte das Wesen des Elalmentritt in einer Verkürzung des seitlichen Zehenstreckers (Schenkelmuskcl des Fessel-und Hufbeins) und empfahl zur Heilung des Fehlers die subeutaue Darchschneidung der Endsehne des genannten Muskels unterhalb des Sprunggelenks.
Der thierärztliche Verein von Belgien discutirtc (Cf. Journ. de med. v6t. public ä Bruxolles, 1853. im Auszuge mitgeth. in Hering's. Repert. X\ . S. 77) im .lalnc 1s.quot;,;; die Frage des llahnentritl und kam zu dem Resultate, dass das Üebel als ein Symptom der ver­schiedensten Leiden der Muskeln, Sehnen, Nerven und Knochen betrachtet weiden müsse, in einzelnen Fällen könne eine Heilung durch die Boccar'sche Operation bewirkt werden.
F. und K. Günther (ßeurtheilungslehre S. 364) erklärten das lieben der Sprunggelenke bei manchen mit Spat behafteten Pferden als „eine modiiieirte Spatlälunequot; und führten dasselbe auf einen Knochen- und Gelenkschmerz zurück, wobei es nicht in Betracht komme, ob der Spat mit oder ebne Exostosen bestehe. Beide Günther trennen diese Art des Zuckfuss unter dem Namen des „Halmenspatquot; von jenem abnormen Emporheben der Hinterfüsse, das bei Zellgewebs-Entzündungon und anderen chirurgischen Leiden am Fesselgelenk, aii der Köthe und am Hufe wahrgenommen wird („falscher Hahnen-
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Zuckfuss oder Hahnentritt,
1Ö3
rriir'). Drittens wird der „eigentliche Bahnentriti oder anwillkür­liche Zuckfussquot; als ein besonderer Fehler aufgefasst. Dessen \\(,-lt;i?i sei „ein antogonistisohes Missverliältniss derjenigen Muskeln, welche vom Kreuzgeflecht versorgt werden im Vergleich zn denen, welche vom Lendengeflecht ihre Nerven erhalten.quot; igt;ie Ursache der Schwäche n den Nachschiebern des Ruin|)fes — Krujipenmiiskeln — sei in dem übernuissigen Gehrauch (üeberai'beitung) derselben begründet. Der Hahnentritt könne auch ein Folgeleiden soloher schmerzhaften Ivmnkheitszustände (Gelenk- Sehnen- und llufleidcn) sein, die mit Schwund in den Nachschiebem desRum|gt;fes verlaufen und Kierdurch eine Schwäche der letzteren gegenüber den Beugemuskeln bedingen müssten.
in seiner Myologie (S. 211) hat K.Günther bemerkt, dass der lange Einwärtszieher (M. semitendinosus) den wahren Elahnentritt bewirke. Er fand diesen Muskel unmittelbar nach dem Tode der in hohem Grade mil Uahnentritl behaficton Pfertle bedeutend schlaffer, ids an der gesunden Seite und in -einem oberen i heile an einzelnen Stellen mit Narbengewebe durchsetzt.
Williams (Veterin. surgery 1872, S. 230) detinirt den Hahnen­tritt :ds eine unwillkürliche ki'ampfhatte Bewegung der Muskehi.
sect; 127. Nach diesen historischen Mittheilungen i.-i grösstentheils eine entzündliche Affection der Hüftnervon als Veraidassung des Zuckfuss betrachtet werden. In der Kritik dieser Theorie will ich mich auf wenige Bemerkungen beschränken. leb habe bei der Section gestorbener Pferde und auch bei den durch Verblutung ge-tödteten Anatomie-Pferden sehr oft eine Hyperämie der Nerven­scheide am Stamm des Hüftnerven gefunden, ohne dass die Thiere im Leben die geringsten Abweichungen im Gange gezeigl batten. Günther (Myologie, S. 205, Anmerk.) hat bereits auf die Bedeutungs­losigkeit eines solchen Befundes aufmerksam gemacht. Sicher kann ans einer derartigen Wahrnehmung nicht, wie Renner that, auf eine chronische Nervenentzündung geschlossen werden. Es ist auch physiologisch nicht denkbar, dass bei einer Neuritis dauerhaft grössere' Impulse an die Beugemuskeln des Hinterschenkels abgegeben werden sollen. Jede Neuritis isi ein sehr schmerzhafter Zustand, I'm
mtm
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ir4
Differential-Diagnose ilas Spat,
Zuckfuss igt;1 aber in den meisten Füllen niclit vom sdunerzhafben Empfindungen begleitet und Renner seihst ei-zählt, dasser verschiedene Pferde gekannt Labe, die ihre Dienste als Reitpferde eben so i,fiit ableisteten, als jedes andere Pferd. Niemand kann sich eine Vor­stellung davon machen, wie eine entzündliche Reizung der Nerven-scheide im Stande sein soll, eine stärkere Contraction der Muskeln beim Gehen hervorzubringen, während die Thiere im Zustande der Ruhe durch dieselbe nicht im geringsten belästigt würden. Vom heutigen 8taiul[iuuete der Pathologie ist daher eine solche Auffassung ganz unhaltbar.
Die von beiden Günther früher ausgesprochene Idee, dass ledig­lich eine relative Insufficieuz der Kruppenmuskeln (Nachschieber des Rumpfes) die erhöhte Thiitigkeit der Beuger des Kniegelenks zulasse und mit derselben den Zuckfuss herbeiführe, ist physiologisch nicht zu motiviren, auch thatsächlich uichl zutreffend. In seltenen Fällen kommt bei Pferden eine unvollständige (vorübergehende) oder totale (unheilbare) Lähmung der zu den Kruppenmuskeln führenden Nerven vor, was meines Wissens von K. Günther (Myologie, S. 190) zuerst publicirt worden igt;t. Ein solches Leiden müsste mich der obigen Theorie ganz besonders geeignet sein, den Zuckfuss zur Entstehung zu bringen. In Wirklichkeit wird aber hierbei der Hahnen tritt nicht beobachtet.
sect; 12'S. Theorie des Zuckfuss. Zm Erklärung des selb­ständigen Zuckfuss (eigentlicher oder wahrer [lahnentritl nach Günther) muss ich zunächst vorausschicken, dass ich diese fehler­hafte Gangart — entgegengesetzt der auch bereits von Kenner be­richtigten Angabe Hochstetter's — bei Pferden mit gerader Stellung des Sprunggelenk- nicht beobachtet habe. Die bei letzteren und zwar seilen vorkommende abnorm starke Beugung des Fusses im Gange durfte als eine symptomatische Abnormität aufzufassen sein.
Wie leicht erkannt werden kann und von Kenner und Günther nachgewiesen ist, wird der sogenannte llalinentrill ausgeführt durch eine abnorm gesteigerte Contraction derjenigen Muskeln, die das Sprunggelenk und Kniegelenk bei freiem (entlastetem) Schenkel einfach beugen, ohne die Gliedmasse gleichzeitig vorwärts zu fülirem
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Ziickt'uss odor Hahnentritt.
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Es sind dies vorzugsweise der lange imd der dicke Einwärtszieher und der A.uswärtszieher des BQnterschenkek. Aber In dieser ab-Dormen Thätigkeil berulxl aicht das Wesen des Fehlers. Sie ist vielmehr nur ein Mittel zum Zweck.
Die bedingeade Veranlassung zum ETahnentritl liegt nach meinen üutersuclumgen in einer Reizung, Schrumpfung und Ver­kürzung der Schenkelfascie und vorzugsweise derjenigen Portion der Aponeurose, die an der vorderen Fläche des Unterschen­kels und des Sprunggelenks herabläuft und sieb am Mittelfuss mii der Sehne des langen Zehenstreckers vereinigt. Normalmässig hat dieser Tlieil der Fascie für den Schenkel-Mechanismus neben anderen Wirkungen, deren Besprechung nicht hierhergehört, auch die Bedeutung, beim (lange des Pferde- die Zurückfährung (Um-wendung) des Hufes und Fesseis über ein gewisses Mass nicht zu gestatten. Bis zu dieser Grenze zeigt sieb die Fascie aber nach­giebig. Bei einem gesunden Pferde, das sich in ruhigem Schritt bewegt, sieht man sehr leicht, dass die bezeichnete Portion der Fascie in dem Augenblick stark angespannt wird, wenn der be­treffende Hiiiiert'u-s entlastet ist und sieh sofort in allen Gelenken beugen muss. Der Huf schnell! hierbei bekanntlicb nach hinten wegen der Elasticität der [laftbünder am Fessel- und Kronengelenk, nicht aber, wie irrthümlicher Weise oft angenommen wird, durch cine active Wirkung des Hufbeinbeugers (M. perforans). Die ganz gesunde (elastische) Beschaffenheit der genannten Fuss-Gelenke einerseits und der Aponeurose andererseits vorausgesetzt, so ergibt sich aus der Beobachtung eines in der Schrittbewegung befindlichen Pferdes, dass die passive Leistungsfähigkeil (Dehnbarkeit) der in Rede stehenden Ahtheilung der Fascie erst dann eine Begrenzung für die Umwendimg (Beugung oder Zurückfuhrung) des Hufes und Fesselbeins herbeiführt, wenn die Seime des langen und des seit­lichen (minleren) Zehenstreckers in ihren oberen Abschnitten an­gespannt werden. Sobald sich aber ein trockener Reizungsprozess an der vorderen Sprunggelenkfläche in der Aponeurose aus­bildet, so kann sich dieselbe retrahiren und das Pferd ist in Folge der Verkürzung aussei- Stande: 1) das Sprunggelenk im nor­malen Grade zu strecken und 2) den Huf in der gewüliulichen Art
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Differential-Diagnose des Spat.
.....I Weise nach liinteu umzmvemlen fbcugen). Denn die verkürzte
\|i.gt;iicMinsc v(,r rloiu Sprunggeleuk kaun nicln mehr nachgeben. Ohne üinwenihuig dos Hufes*) kann aber wegen des unatomischen
Zusamiuoiihanges (Lage und Veibinduag des Kn......i- and Hufbein-
beugois) weder das Sprunggelenk, noch das Kniegelenk gebenquot;! werden. Der in der verkürzten Fascic liegende Widei-staud gruvii die tionnahuässige Hinwendung der untersten Zeheuglieder muss da­her in anderer Weise iilierwunden werden. Dies kann nur dadurch geschehen, dass das PlVnd das S[)ruiiggelenk stärker emfiorzieht. Die Zurückführuiig des Hufes wird dann lediglich durch die An­spannung der [iiifbeinbeuge-Selme liervorgebraclil und erfolgl noth-wendig (dine jede Dehnung der verkürzten Ä-püneurose. Denn mil der stärkeren Beugung des Sprunggelenks wird die Uuterscheukel-l'ascic, liesonders in der bezeichneten Portion entkstet.
Aus diesen Gründen isl ein Pferd beim Gehen geuöthigt, die ^l- Hahnentritt nder Zuckfuss bekannte Bewegung zu machen so­bald die A[)onenn)se an der vorderen Sprunggelcnklläche sich er­heblich verkürzt hat. Das Verhalten im Gauge lässt darauf schliessen, dass für das ['liier scllist in dem Moraonte, in welcliem es den Pass strecken soll, das Gefühl edner tdjuormen Spannuug in der B^ascie eintritt. Durch letzteres scheinen die Pferde zunächst zn dem stär­keren Emporheben des Sprunggelenks angeregt zu werden. Sie be­wirken dasselbe mil [jewusstsoin (wülkürlieh) und nicht, wie viel­fach beliau|itel wird, unwillkürlich.
S '-quot;#9632;'• Diel isachen der hier angedeuteten imtritiven Störunquot; de- Bindegewebe^ in und nniei der Pascie kennen jodeuftdllt; ver-sehieden sein. Ilistologisch zu den Lympliappm-aten gehörio- ist das Bindegewebe wegen der Zartheil seiner Eimichtung im A11-Seme.....n füi' derartige Ernährungsstörungen |)rädisponirt. Edle und
' vquot;quot; r,equot; All'lt.....I'quot; raquo;'i-'l dieser Art der Entlastung als eine „Beu­gungquot; des lessei-Klonen mnl ILiifl.ein.s .lefinirt. [dl lialte dizse Beüeichnung
quot;ilt;quot;ht ''lil' eorrt-et. De.....„-i ,.;„,.,#9632; |,.i,.|,!,.„ HelastniiS des Kusses werden die
Gelenke der Phalangen wohl entgegengesetzl herab- (durch-) gedrückt, aber cau;-. gewiss noch nicht „gestreckt.quot;
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Zuckfass oder Haluaentritt,
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veredelte Pferde mit feiner (zarter) Constitution incliniren zu dieser Verkilr/.ung der Fasuie (Hahnentritt) erfahrungsgemäss viel mehr, als die den schweren (groben) Schlägen angehörenden Pferde.
Nach anhaltender Arbeitsleistung siehl oian bei vielen Pierden
raquo;leichmässig mil der Veri'ingerung der Elasticitiii in den Sehnen .....I
Gelenken auch den erwähnten Abschnitl der Fascic in seinem l m-fonge kleiner werden, ohne dass zugleich eine wesentliche Verkürzung stattfände. Bei diesem Zustande ertblgl im Gange der Pferde die üinwendong der Hufe -ein- langsam und die Elintergliedmassen werden in steifer Elaltuug der Gelenke, aber ohne abnorme Hebung der Sprunggelenke vorwärts geführt. Möglicher Weise beruht ein solcher Defect in der Fascie auf dem nehmlichen [)athologisch-histo-lo^ischen Prozess und ist es nur vod Zufälligkeiten bedingt, ob bei demselben gleichzeitig eine Kürzung der Aponeurose eintritt.
Wiederholt habe ich die einfache Retraction der Fascie an der vorderen Sprunggelenk-Fläche und mit derselben den Zuckfuss eut-stehen sehen nach einer, längere Zeil anhaltenden unvollkommenen Belastimg des Fusses. Die Erklärung eines solchen Einflusses liegt in dem mangelhaften Gebrauch der Fascie: es fehll die normale An-requot;ung zui' Ernährung und es entsteht in dem Gewebe eine Schrumpfung durch „Mangel integrirender Reizequot; (Virchow). Liierher gehören jene Fälle, in denen nach chronischen Krankheiten am llnle oder am Kronen- und Fesselgelenk der Ealmentritt als ein selbständiges Leiden restirt. Auch beim Spat und bei der „knöchernen Hasenhackequot; entwickelt sich der Zuckfuss in der an­gegebenen Weise nach der unvollständigen Belastung (Streckung) des Fusses.
Entgegengesetzt kann das Gewebe der Fascie in seiner Emah-ruug gestört und in Folge dessen retrahirl werden durch andauernde abnorm starke Belastung. Nach chronischen Lahmheiten in den Vordergliedmassen entsteht bei Pferden mit schwachem EüntertheiJ nicht selten der Zuckfuss.
Renner (1. c. S. 60) sah den Hahnentritt entstehen nach der Durchschneidimg des Nervus tibialis wegen Spat, Ich habe, da ich diese Operation nicht wegen Spat, sondern wegen anderer Lahm­heiten häufig und mit Erfolg ausführe, diese Beobachtimg ebenfalls
#9632;#9632;.
#9632;^M
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Differential-Diagnose des Spat
gemacht. Die Veranlassimg zum Hahnentritl liegt aber nicht, wie Renner glaubte, in der Ncurotomie als solcher, sondern in dem Um­stände, dass die Fascie, von .Irr uichl selten .-in kleines Stücls her-ausgesclmitten werden muss, sich bei der Verheilung etwas verküi-zl
quot;lquot;1 Werdurcli die .....male Streckung des Fusses nicht mein- zulässt.
Die l)etreffenclen Pferde ziehen bei der Bewegung den Fuss gewöhn­lich etwas nach ausscn. Meistens verliert sich der auf diese Art entstandene Hahncntritl nach mehreren MoJiaten allmälig wieder.
In vielen Füllen isl eine bestimmte Vemnlassuug des Fehlers nicht zu entdecken.*)
Dem Wesen nach ist der selbständige Zuckfuss stets derselbe :,quot;:'.....'i^che Zustand. Unterschiede existiren aber einmal in quan­titativer und graduellei' und zweitens in ätiologischer Hinsicht.
sect; 130. Mil der Klarstellung der im Vorstehenden beschrie­benen ursächlichen ßedingung des Zuckfuss verliert sich das Räthsel-hafte der Erscheinung gewissermassen von selbst. Es wird mit Rücksicht auf das allgemeine Verhalten der elastischen Apparate begreiflich, dass die Abnormität schmerzlos ist, dass die Pferde uacii einiger Bewegung, d. h. sobald die Rigidität der retrahirten Fascie sich verringert, besser gehen, dass der Fehler bei Pferden mit schlecht gebauter Elinterhand (mangelhafte anatomisch-histologische Einrichtung der Fascie) am meisten vorkommt und dass derselbe nach andauernder Anstrengung der Pferde einen höheren Grad an­nehmen kann.
In der Regel entwickelt sich der selbständige Hahnentritt bei den Pferden ganz allmälig. Zuerst heben dieselben die Uinterfü.sse 'quot;#9632;,m Umdrehen und beim Scitwärtstreten mal erst im Verlaufe mehrerer Wochen und Monate wird der Fehler bedeutend und augen­fällig. Ib. Renner und Andere haben aber mitgetheit, dass der
#9632;:-; Abgesehen von den traumatisclien und cousecutiveu Eutssündungs-procossen kann die Fascie nnch eine libröse Entziindnng erfaLren. Hierbei ver-diekl und vergrüssert sicli die Aponenrose an der vorderen Sprunggelenkfläelie. Es entsteht aber keine y-r',:iWyn,r'. sondern In Folge der Verdickung jener Schönheitsfehler, den F. und K. (iiintlier (Benrtheilnngslehre S. 340) früher Irrthümlicher Weise als ,#9632;;#9632;„. Erschlaffung (Loslassen) des unteren Schnürbandes gedeutei haben,
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Zackfuss oder Iliihiu'iitritt.
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1 laliiicnliiti aucb plötzlicb in einem höheren Grrade entstehen könne. Idi lialic t'incn solchen Fnll nucli nicht beobachtet.
Pferde mil rückständiger and solche mil kuhhessiger Stellang werden sehr leicht mil dem Zuckfass in geringem Grade behaftet. Die grössere Anlage liegt in diesen Fällen in der abnormen Verbindung des Unterschenkels mil dem Sprunggelenk, durch welche eine er­giebige Streckung des letzteren nicht mögliclt ist.
Die Section von Pferden, die den Hahnentritl hinten, liissi nur dann eine haite. feste Beschaffenheit des Bindegewebes in und unter der Fascie erkennen, wenn die Besichtigung gleich nach dem Tode vorgenommen wird. Denn bei jedem Pferde trocknet die Subcutis schon in wenigen Stunden nach dem Tode so sehr, dass eine solche Veränderung nicht mehr unterschieden werden kann Has bisher, und seil mehr, als 100 Jahren stets betonte negative Ergebniss der Section an den mit Zuckfuss behaftet gewesenen Pferden scheint mir in diesem Umstände seine Aufklärung /.u linden.
sect; l.'U Die vorstehenden Ausführungen rechtfertigen vorn kli-m-cheii Standpunkte eine Unterscheidung des Zuckfuss in ver­schiedene Arten.
a. Der selbständige oder idiopathische Zuckfuss (synon. wahrer, eigentlicher oder unwillkürlicher Hahnentritt). Die unabhängig von anderen pathologischen Zuständen in dem Gewebe der Aponeurose entstehende Verkürzung (Retraction) hat mit. dein S|iat Nichts gemeinsam. Der Fehler kann daher auch nicht als eine Art von Spal dellnirt werden. Pferde, bei denen sich der Zuckfuss als ein seihständiges Leiden ausgebildet hat, werden erfahrangs-gemäss nicht mehr mit dem Spat behaftet, weil bei ihnen die Sprung­gelenke nicht vollkommen gestreckt werden können.
Das Verhalten der Pferde beim Zuckfuss ist verschieden. Oft lindct sich die Almormität nur an einer Gliedmasse, gewöhnlich aber an beiden Fassen gleichzeitig. Im letzteren Falle ist der Fehler unfeiner Seite häufig in einem höheren Grade vorhanden, als auf der anderen. Manche Pferde liehen im Schritt und Trab beide Sprunggelenke nur ein wenig stärker, als im normalen Zustande, was im Handel mit dem Namen der „hohen Actionquot; beschönigt
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Differential-Diagnose des Spat.
wird. Bei einem geringgradigen Zuckfuss gehen viele Pferde nur wiilireud der ersten Schritte zuckeudj worauf die Bewegung regel-mässig wird, i)i(_' Ä.bnormitäl liiuln sich aber jedesmal wiedei-, wenn die [mere aacli einigei' Huhe angehen sollen. Durch längei'e Kühe im Stalle wiiä der Fehler iiichl verbessert. Arbeitspferde ui'licii in vielen Fällen einige Schritte regelmässig und zucken nur mil jedem .quot;gt;. oder mil jedem 4. Schritt. Zuweilen wiederholt sieh dies aus einer förmlichen Angewohnuiig mit grosser Regelmässigkeit. Nicht -eilen wird aber auch in unregelmässiger Weise bald der .')., bald der 5. oder (I. etc. Schritt zuckend ausgeführt. Nach einer längereu Dauer des Fehlers sind die Pferde oft ge/Avungen, jede Schrittbewegung in der Ari des Zuckfuss auszuführen.
Im Gange sieht man. dass In dem Augenblick der Eliitlastung des Fusses der abnorm verstärkte Acl der Beugung erfolgt, wobei das Fersenbein ziemlich senkrecht in die Höhe gezogen wird. Die Kuie-Eegion koinml bierdurcli bei einzelnen Pferden weiter nach aussen zu stehen und in Folge dessen wird der Huf ziemlich weif zur Seite gehoben. Die unmittelbar nach der Beugung erfolgende Vorwäirtsfühmug des Selienkels erreicht nicht die normale Weite. Die Pferde können nur kurze Schritte machen, weil sie die Glied­masse nicht vollständig auszustrecken vermögen.
Im kurzen Trabe und im Galop werden die Pferde durch den Mahnentritl verluiltnissmässig weniger belästigt, als im Schritt. Denn für die letztere Bewegung ist eine relativ grosse Streckung des Sprunggelenks erforderlich, wälireml bei stärkerer Arbeitsleistung im Trabe und im Galop der „Fussquot; etwas gekrümmt gehalten werden kann, um Raum zu gewinnen für eine stärkere Streckung des Knie­gelenks. Zu letzterem Zwecke pflegen manche Pferde mit Hahnen­tritt im langsamen, aber stärkeren Zugdienst die Partie der Lenden­wirbel in die Höhe zu ziehen.
sect; 132. Der in einem geringen Grade bestehende Hahnentritt ist nur als ein Schönheitsfehler zu erachten. Die Pferde können, wie ich oft beobachtet habe, Jahre hindurch mit demselben ver-hältuissmässig stark arbeiten, ohne dass eine Verschlimmerung eintritt. Nach langem ISestehen steigert sich alier nichl selten
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ZucUfuss oder Haimeutritt.
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der Fehler so bedeutend, dass die Pferde durch denselben zu einer anhaltenden Dienstleistung ungeeignet werden. Icli liabe Pferde gekannt, die den Zuckfuss an beiden Hiuterfüssen in hohem Grade hatten, so dass mc bei jeder Arbeitsleistung Schmerzen empfanden und bald ermüdeten. Einzelne dieser Pferde gingen ganz abweichend von dem gewöhnlicheu Verhalten beim Eluhnentritl im bchntl massig gut, während sie im Trabe die Iliuterfiisse lieftig zuckend gegen den Leib zogen. Die Pferdehändler pflegen auf das in solcher Weise auftretende Leiden die Bezeichnung des „Krampfziehensquot; anzuwen­den. Youatt (1. c.) sali ein Pferd, welches trotz des Hahnentritt (i Jahre hindurch mil Erfolg auf der Rennbahn belassen und dar­auf im Training zum Führen junger Pferde benutzt wurde, zuletzt in einem so hohen Grade an dem Fehler leiden, dass es bei jedem .Aufheben der Hinterfüsse mil den Fesselgelenken heftig gegen den Bauch schlug. Eertwig (Magazin. Bd. VII. 1841. S. 311 Anmerk.) beobachtete bei einem, auf dem rechten Elinterschenkel mit dem Zuckfuss behafteten zweijährigen Vollblut-Fohlen, dass die vordere Fläche des Fesseis und des Hufes den Leib in der (legend der fechten Sporader berührte, worauf der Fuss abnorm langsam nieder-' gesetzt winde. Nach geschehener Durchschneidung des .Spanners der breiten Schenkelbinde erfolgte Heilung. Ich habe nn Jahre 18()] eine siebenjährige schöne Stute (Wagenschlag', schweres eng­lisches Halbblut) beobachtet, die wegen Hahnentritl an beiden Füssen schon durch massige Arbeiten im Ackerdienst stets ermüdet wurde, im Stall viel lag und da sie täglich zur Arbeit herangezogen wurde, innerhalb !- Monate in den Gelenken der Hintergliedmassen so voll­ständig abgenutzl war, dass sie als werthlos getödtet werden musste. Zu jener Zeit glaubte auch ich der herrschenden Lehre gemäss, dass dei Hahnentritt ein Nervenleiden sei, weshalb ich weder eine opera­tive Behandlung versuchte, uoch die Section bei diesem Pferde ge­macht habe.
Carlisle (The Veterinarian. 1840. Mitgeth. von Hering. Kepert. 1 8. oo'i) besass ein Pferd, welches in hohem Grade mit demHahnen-tritl behaftet way. Es konnte gewöhnhehe Arbeit gut leisten; wurde es aber lange und stark angestrengt, besonders im Ziehen, so war es den folgenden Tag sehr steif und blieb so viel es konnte, liegen.
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Differential-Diagnose lt;les Spat.
Es scbeinl mir, laquo;lass bei eiaem so hohen Grade von Ziickfdss die Unterschenkel-Fascie ausseiquot; der bezeichneten A.btheilung vor dem Sprunggelenk noch in einer weitei'en Ausdehnung verkürzt ist
vj. 133. Die Heilung des Hahnentritt ist bei einem verhältniss-mässig germgen Grade des Fehlers gewöhnlich zu erreichen. Her Erfolg einer operativen Behandlung gestaltet sich aber nach meinen Erfahrungen bei rückständiger und kuhhessiger Stellung weniger sicher, als bei normal gewinkelten Sprunggelenken. V'gt;n den bisher gegen das Uebel gebräuchlichen Operations-Methoden ist allein die Durchschneidung der Endsehne des Seitenstreckers der Zehe (mittlerer Zehenstrecker) empfehlenswerth*). Igt;ie günstigen Er­folge, die vielfach und auch von mir mir dieser Operation er-reichl wurden, beruhen aber uicht darauf, dass der bezeichnete Muskel heim Hahnentritt zusammengezogen wäre und dass mit der Durchschneidung der Sehne die Spannung in demselben aufgehoben wurde. Es Im vielmehr mil der Durchschneidung nur eine grössere Nachgiebigkeil der Sehne des langen Zehenstreckers zu bewirken. In Folge derselben wird die Spannung in der Fascie verringert und eine normale Bewegung ermöglicht. Ich habe lquot; Pferde nach diesem Verfahren operirt. ö von ihnen wurden geheilt, bei 2 trat eine geringe Besserung ein und bei 3 war die Operation ganz erfolglos. Gewöhnlich verschwindet das [Jebel auch bei gün­stigem Erfolge erst allmälig, nachdem die Wunde vollständig ver­narbt ist. Die Methode von Brogniez (Herausschneiden eines kleinen Stückchens der Sehne) halle ich für wirksamer, als die subeutane Trennung der Sehne.
sect; 134. Nach einer anderen, von mir selbst —#9632; und. wie sich leicht ergibt, entsprechend meiner Auflassung von dem Zuckfuss — erfundenen Operations-Methode habe ich his jetzt erst zwei Pferde behandelt, die beide seit 2 und '.) Monaten mil dem Uebel behaftet waren und sofort geheilt wurden. Die Operation besteht in der sub-
*) Cf. llci-iiig-: Operatiouslebre, #9632;_'. Aufl. 186(5. S. 310.
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Znekfuss odor Hahnentritt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17;raquo;
catanen Darchschneidnng der vor dein Sprunggelenk herablaafenden Portion der Fascie.
Das Pferd wird auf die Seite gelegt, so dass der leidende Fuss oben zu liegen kommt. Letzterer braucht nicht ausgebunden zu werden, weil die zur Operation erforderliche Streckung und Um-wendung der Hufspitze innerhalb der Fesselung geschehen kann. Ein Assistent hält die Hufspitze zunächst nach vom gestreckt, da­mit die Fascie gegen die Strecksehne und niclii gegen die Haut gespannt wird. Der Operateur durchsticht mit einem Tenotom die Haul an der äusseren Seite des Röhrenbeins etwa 3 bis 4 cm. unter­halb des Sprunggelenks. Beim Gebrauche eines abgerundeten Teno­tom wird die Haul vorher mit dem Messer durchstochen. Das Tenotom wird mit der rechten Hand dicht unter der Haut quer oder ein wenig schräge über die Fascie hin weggeführt und mit der Schneide gegen die letztere gewendet. Der Operateur umfasst mit der linken Hand das Röhrenbein von unten und legt den Zeige- und Mittelfinger derselben auf die Klinge des Tenotom. Letzteres wird mit der rechten Hand, deren Daumen an den Mittelfuss festgestellt ist, gehalten, iiideiu der Assistent durch ümwenduug der Hufspitze die Fascie anspannt, schneidet der Operateur mit dem Tenotom durch dieselbe aid die Strecksehne zu, die selbstredend nicht verletzt wer­den darf.
Es ist für den Zweck der Operation nicht erforderlich, dass die in Rede stehende Portion der Fascie in ihrer ganzen Breite durchgeschnitten wird. Der Verlauf der inneren Hautvene (V. sa-phena magna) ist sorgialtig zu berücksichtigen und es empfiehlt sich, an der medialen Seite lieber ein Stückchen der Fascie in ihrer Ver­bindung zu belassen, als durch ein rücksichtsloses Verfahren mög­licher Weise die Vene zu öffnen, üebrigens ist bei einer etwaigen Durchschneidung der Vene die Blutung durch einen Druckverband ohne Schwierigkeit zu stillen.
Nach der Operation lasst man das Pferd aufstehen und legt — inn die Luft abzuhalten — auf die kleine Wunde dicke Wergbauschen, die mit einer langen Zirkelbinde befestigt werden. Die Schliessung der Wunde erfolgt ohne Eiterung in 5 bis 7 Tagen,
Iti den beiden Fällen, in denen ich nach dieser Methode operirte,
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Differeutial-Diagnose lt;Uquot;s Simt.
wurde der 1 lalmoiitritt sofort beseitigt. Ob aber aucb in (Ich invote-rirtcn Fällen eine Heilung bewirk! werden kann, darüber müssen weitere Erfahrungen erst belehren.
sect; 135. Ii) Der durcb Spat, Hasenhacke, Schale und andere Krankheitszustände complicirte Zuckfuss. In Folge der Ausbildung des Spal und anderer fehler am Fusse wird das Sprunggelenk nur unvollkommen gestreckt. [Jierdurch entwickelt lt;icli zuweilen cine Retraction der Fxsoie In der beschriebenen An und mit derselben ein stärkeres [leben des Sprunggeleriks entweder oinseiii^' oder beiderseitig.
Die Beurtheilung eines solchen Zustandes ist zunächst davon abhängig, wie weil durch das primäre Leiden der Gebrauch dei Gliedmasse beeinträchtigl wird und im Uebrigen nach denselben Grund­sätzen einzurichten, die ich von dem idiopathischen Hahnentritt erörtert habe.
c) Der symptomatische Zuckfuss. Durch eine acute Phlegmone am Sprunggelenk, am Mittelfuss, am Fessel und an dei Krone (Manko etc.) ferner durch Entzündung der Weichtheile im Hufe (Rhehe, Nageltritl etc.) müssen die Pferde lebhafte Schmerzen empfinden, sobald beim Gehen eine Umwendung des Hufes und Anspannung der Fascie stattfinden soll. Mäher bewegen sieh solche Pferde während der Dauer dieser acuten Krankheitszuständc mil den Eigenthümlichkeiten des Hahnentritt. Ein solches Verhalten kann als symptomatischer Zuckfuss bezeichnet weiden. Wenigstens schein! mir diese Benennung den Vorzug zn verdienen vor dem Namen des „falschen Hahnentritt.quot; Mit der Ausheilung der acuten Krankheits­prozesse, zuweilen auch schon früher hört die Abnormität der Bewe­gung wieder auf. Wenn aber der krankhafte Zustand selbst Wochen oder Monate hindurch schmerzhaft bleibt, so verliert sieh zuweilen der Zuckfuss nicht mehr. Die Entstehung des Fehlers in dieser Weise habe ich wiederholt beobachtet nach schweren Kronentritten, die auf der vorderen Fläche des Kronenbeins, beziehungsweise auf der Strecksehne ihren Sitz hatten und mit einer umfangreichen Narbenbildung verheilten; femer hei der Elephantiasis am Hinter­fasse mid bei anderen Krankheiten der Subcutis.
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Verkiirzunn- äer Pasoie an fler Inneren Sdienkclfliicho.
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sect; 136. 4-) Die Verkürzung der Fascie an der inneren Seite des Hinter Schenkels. Für diesen Begriff stelle ich eine diagnostische Vermuthung auf. icli habe öfter beobachtet, und zwar sowohl lgt;ei veredelten Reit- und Wagenpferden, als bei Arbeitspferden, dass die Thiere im Stalle beständig mil breil auseinander gestellten liinieii'üssen stehen mid beim Herausführen diese Bewegung ent­weder sofort, oder nach 5 bis 10 bis 20 Schritten verlieren. Zwei abgetriebene Droschkenpferde habe ich gekanni , die im Schritt ge­wöhnlich mit auseinander gespreizten Hinterfüssen gingen, aber im Trabe sich regehnässig bewegten.
Früher glaubte ich, dass dieser Abnormität ein Gelenkleiden zu Grunde läge. Aber bei einem fünfzehnjährigen Arbeitspferde, das im Stalle stets die Hinterfüsse breil auseinander stellte, nachdem es aber 7 bis 8 Schritte gemachl hatte. Nichts Abnormes mehr zeigte und wegen Rotz getödtel werden musste, öffnete ich sänuntliche Gelenke beider Hintergliedmassen. Dieselben waren vollständig intact. Daher vermuthe ich, dass eine Verkürzung der Fascie in ihren oberen Abschnitten an der inneren Schenkeltlache die Ursache dieser Ab­normität abgibt.
In einem anderen Falle habe ich diesen Gang mit breit ge­stellten Hinterfüssen bei einem zehnjährigen Droschkenpferde (Stute, Halbblutschlag) beobachtet, das an beiden [liuterfüsson grössere Spat-Exostosen zeigte. Beim Herausführen aus dem Stalle wurde das Thier von Vielen für kreuzlahm gehalten Aber mich einer Bewegung von 30 Schritt und heim sofortigem Trabe sehen nach 10 Schritt siellle es die I linteri'iisse ganz regehnässig. Ich habe das Pferd einige Wochen hindurch beobachtet. Fs war in seiner Dienst­leistung weder durch die Abnormität seines Ganges, noch durch den Spat nachweislich beeinträchtigt.
Wenn die hier gemeinten Pferde nach der Bewegung eine Zeit­lang ruhig stehen bleiben, so tritt das abnorme Verhalten sowohl während des Stehens, als beim Angehen wieder hervor, üebermässige Anstrengungen verschlimmern die Abnormität.
Der Spat mag hiernach vielleicht in einzelnen Fällen, ähnlich wie beim Zuckfuss die Entstehung dieses Fehlers begünstigen können.
MM
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Differential-Diagnose der Spatlahmbeit
Jm üebrigen hat der letztere mil einer Spat-Affection Niciils ge­meinsam.
sect; 137. :gt;) I~)ie Verkürzung der Fascie am Becken and Oberschenkel. Mit dieser Voraussetzung erkläre ich jenes ab­norme Verhalten mancher Pferde, bei welchem beide Einterglied-massen entweder ganz gleichraässig, oder in etwa- verschiedenem tli-ade mit einer steifen Haltung sämmtlicher Gelenke nach vorn ge-tiilnl werden, ohne dass an irgend einem Gebiete der Gliedmassen die geringste Veränderung auigefunden werden könnte. Eine Obduction solcher Pferde babe ich bis jetzt nicht Gelegenheit gehabt, zu machen. Der Fehler ist mir oft begegnet bei Pferden, die zum schweren Frachtdienst längere Zeit benutzt waren. Die Thiere gehen ein wenig bodenweit, machen kürzere Schrille, und stossen oft mit der [lufspitzo an, wodurch eine häutige Erneuerung des Beschlags erforderlich wird. Ich habe aber mehrfach gesehen, das- solche Pferde Jahre hindurch noch zu relativ schweren Dienstleistungen im Schritt und auf harten Wegen gebraucht wurden, ohne besonders schnell abgenutzt zu werden. Im lesen Boden 'Acker) ermüden da­gegen die Thiere sehr bald.
Da ich selbst in den ersten Jahren meiner practischen Thätig-keit dies Verhalten der Pferde mit einem unsichtbaren Spat in Ver­bindung zu bringen suchte, so mache ich hier ausdrücklich darauf aufmerksam, das.- durch Spat eine derartige Steifheit beider Glied­massen nicht hervorgebracht wird.
Die in \ oisteliendem erwähnten Aüectionen der Hinterschenkel-Fascie umfassen wahrscheinlich noch nicht alle Formen der Erkran­kung, die au derselben auftreten mögen. Bisher i-i dies Gebiet der Pathologie, das für manche Abnormitäten der Bewegimg das Interesse der ') bierärzte in hohem Masse beansprucht, noch viel zu wenig beachtet worden.
sect; 138. Differential - Diagnose der Spatlahmheit. Die Grenzen einer Monographie müssten weil überschritten werden, wenn
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Hiiftlalimluut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;177
ich alle Kr;mllt;liriis/.iisi,:ni(lc ausführlich besprechen wollte, die im praktischea Leben tnil der Spatlahmheil zuweilen verwechselt werden. Es winde geradezu einer vergleichenden Darstellung aller Lahmheiten, die an den I linierglieilniassen des Pferdes vorkommen, bedilrfen,uiu jeder Frage begegnen zu können. Für die vorliegende Arbeit beab­sichtige ich nur, einige besonders wichtige Krankheitszustände zu berücksichtigen und von denselben solche diagnostische Momente zui1 Sprache zu bringen, die in der Literatur bisher nicht ausreichend beachtet worden sind.
Die Frage des Vorhandenseins einer Spatlahmheil gestalte! sich oft sehr schwielig in solchen Fällen, wo die Pferde seil lunger Zeit mii einer schmerzlosen A.bnormitäl des Spal behaftel gewesen sind und demnächst an einer anderweitigen Lahmheil erkranken, die sich durch keine offenkundigen Kriterien kennzeichnet. Noch schwie­riger ist aber die Entscheidung, wenn ein lahmes Pferd aeben dei Abnormität des Spal gleichzeitig au anderen Abtheilungen der Gdiedinasse chronische Entzündungszustände erkennen Ulsst, die der Erfahrung gemäss ebenfalls als ürsacbe einer Lahmheit mit Gnmd beschuldigt werden können. In dieser Hinsicht i-i zuweilen eine sichere Diaguose bei der ersten Untersuchung nicht zu ermöglichen, obschon eine sorgfältige Anamnese über manche Zweifel hinweg­helfen kann.
I) Die Hüftlahmheit, a) Von den verschiedenen Artender 1 lid'ilahinheit wird irrtliiimlicher Weise viellach eine chronische Ent­zündung des Hüftgelenks (Coxitis; malum coxae) noch immer als eine häufige Krankheit der Pferde angesehen. Gegenüber dieser Auffassung hat es zwar nicht an dissentirenden Stimmen gefehlt. Gerade die besten Praktiker haben seit langer Zeit beständig darauf hingewiesen, dass eine solche Affection bei Pferden sehr selten ist. In der That gehört das Eüftgelenk des Pferdes neben dem Ellen­bogengelenk des Vorderschenkels zu den am meisten widerstands­fähigen und daher sehr selten erkrankenden Gelenken. Wenn man von den Fracturen der Gelenkpfanne absieht, so gibt es selbst in den pathologisch-anatomischen Sammlungen nur wenige Präparate von einer selbständigen Deformation des Hüftgelenks der Pferde. Es ist ferner bekannt, dass bei den zu anatomischen Zwecken verwendeten
Diockeiboff: Spat der Pfonlo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I-
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Differential-Diagnose der Spatlahniheit.
alten Pferden, an welchen die tnannigfochstea Ä.bnormitäten vor­kommen, eine chronisclie Entzündung des Hüftgelenks fasl nie ge­fanden wird. Schon dies statistische \rerhaltniss reclitfertigl die Maxime, eine Lahmheil in zweifelhaften Fällen uichl mit einer Cuxitis in Verbindung zu bringen.
Die Knochenbrüche ;iiii Becken, die gt;ieli iii- in die Gelenk­pfanne ersireeken, können (obschon sie als solche auch zuweilen nur schwer zu erkennen sind) unter Berücksichtigung ihres plötzlichen Entstehens und ihrer besonderen Symptome von einer Spatlahmheil ohne Mühe unterschieden werden.
b) ni(gt; Entzündung der Bursa auf dem mittleren ümdreher des Femur, unter der Endsehne des mittleren Gesilss- oder Ivruppen-nuiskels entsteht in einzelnen Fällen durch Verwundung oder Quet­schung (beim Niederstürzen), Der krankhafte Zustand kann aber auch, und /.war von vornherein mil dem Character der Chronicitäl ans einer übennässigen Anstrengung iiervorgchen. unter beiden Voraussetzungen ist die Lahmheil nacli meiner Erfahrung tiichl bäufig. Bei grosser intensitäl der Entzündung und nach längerer Dauer kann siidi dieselbe auf das Periost fortsetzen und zu bedeuten­den Hyperostosen am Oberschenkelbein fülnon, wie Williams (Vete­rinary surgery. 1872, S. 274) an einer A.bbiKliiiig demonstrirt. Nach dem Grade des Zustandes gehen die Pferde mehr oder weniger lahm. Sie zeigen einen schiefen (iau^- im Hintertheil und ziehen den sieit' gehaltenen fTinterschenkel nach vorn, wobei der ilul etwas nacb aussen gerichtel und selbst mil der flufspitzc leicht über den Boden geschleift wird. Diese Symptome werden hei einer Siiatlahin-heit nicht beobachtet.
lt;#9632;) Die Quetschung dei Snbcutis in der Gegend des Hüftgelenks ereignet sich bei Pferden nach dem ungeschickten Niederfallen häutig. Durch dieselbe wird eine Lahmheit veranlasst, die einige Wochen anhalten und bei vorhandenen Spatexostosen mit der Spatlahmheil sehr leicht verwechselt werden kann. A ul'i'ällige Schwellung und vermehrte Wärme sind nicht immer mit dieser Quetschung verbunden. Auch wird die Haul selbst sehr oft von derselben viel weniger be­troffen, allt; die Subcutis. Eine schiefe Haltung des Beckens kommt nur hei den höheren Graden \lt;ir. Aber der leidende Kuss wird beim
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Chrouisclii; Kuii'wolonk-Knt/.iiiulune
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(ii'licn mil steif gehaltenen Spvnuggelenken vorwärts gefQ-hrt, was beim Spal aur durch grossere Deformitäten des Sprunggelenks he-wiiki wird. In diesem Symptom und in der Anamnese liegen Für die üntersclieidung von der Spatlahmheil die wichtigsten An­haltspunkte.
sect; 139. 2) lgt;ie chronische Kniegelenk- Entzündung (Gonitis chronica sicca; Arthritis defonnaus genu). In der chro­nischen Kniegelenk-EntzündunL!; liegt sehr oft lt;lie Veranlassung für den steifen (^;^ii;#9632; mii beiden Hin; ersehen kein bei denjenigen Pferden, die Jahre liindurch im Schritt oder im leichten Trabe stark an­gestrengt worden und deshalb —- wie im Publicum gesagt wird — stninpirt oder verbraucht sind. I^itichtfuhr-Pferde, Omnibus- und Droschkenpferde sind diesem krankhaften Zustande am meisten aus­gesetzt. Die Ausbildung desselben vollzieht sich langsam. Es ver­gehen gewöhnlich einige Monate, bevor die Verringerung der Dienst-tauglichkeii in einem auflfalligen Grade hervortritt. Fast in allen Fällen besteht die chronische Entzündung an beiden Kniegelenken gleichzeitig. Aber eine (lliedmasse leidet oft in einem höheren tirade, als die andere. Der Hegel nach i,-t nur die mediale Abthei­lung des Femoro-Tibial-Gelenks betroffen. Schrader*) hat bereits hierauf aufmerksam gemacht. Von L3 derartig lahmen Pferden, an welchen ich die Section machte, habe ich nur in einem (hochgradigen) Falle ein Mitleiden der iiusseren Abtheilung des Gelenks constatirt. 9mal befand Meh in der Kniescheiben-Bursa gleichzeitig eine chro­nische Entzündung und ihual liti ausschliesslich, wenigstens soweit, durch die Besichtigung nacligewiesen werden konnte, die mediale Abtheilung des Gelenks. Meine Befunde weichen insofern von denen Schraders ab, als nach denselben eine Miterkrankung der Kniescheiben-Bursa die lieget ist. V.lt; wird allerdings mir sehr selten eine periosteale Knochen-Neubildung an der Patella gefunden. Aber sowohl die Bursa, als der Knorpel an den Condylen des Ober­schenkelbeins und an der Kniescheibe zeigen die Veränderunffen einer chronischen Entzündung. Ich bin sogar der Ansieht, dass der
*) Magazin von Ourlt uikI üertwig, ]!(!. 26, S. 145.
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Biffereutial-Diaguose dor Spatlabmheii
Prozess in'der medialen Abtheiluug iK1- Gelenks ofl ersi durcL ililaquo;1 IJuiv^iti.-- (Kuiescheibeu-Galle) complicirl wird, weil die innere Hälfte des Gelenks bei fast allen älteren Pferden mil dein Schleimbeute] in einer directen Communication steht. In den I-Iandbüohern der Beur-theilungslehre des Pferdes wird der Ivraukheitszustand ganz uneigent-licli „Kniegelenk-Gallequot; benannt. Nach einer Dauer von mehreren Monaten, gewöhnlich aber erst nach ein lii- zwei Jabreu bilden sich flache Exostosen medial am oberen Ende der Tibia, seilen an der üusscroii Seile und am Femur.
sect; 140. Die Symptome der chronischen (iimiiigt; sind bedingt durch die Verkürzung der Gelenkkapsel und der Kniescheiben-Bursa, sowie dureb die Schmerzen bei der Streckung des Kniegelenk,-. Die Pferde stellen die Partie der Lendenwirbel hölier und das Becken in seinem bimeien Abschnitt niedriger. Es geschieht dies zu dem Zwecke, um die Elüftgelenk'.tinkei luehi1 zu üifnen und die Krujmeu-muskeln aacb Möglichkeil ausnutzen zu können. Die Kniegelenke werden in einer leicht flectirten Stellung gehalten und nur unvoll­kommen gestreckt. Bei einer stätkeren Anslrcngiuig ziehen die Pferde die Bauchmuskehi stark em])oi' uud das Athmeu wird abnorm beschleunigt. Die Muskeln am Becken werden stets atronliisch und fühlen sieh von aussen bretlhart tin. Eine hochgradige Erkrankung ist mit Auswärtsstcllung des stark flectirten Kniegelenk-- und mit emer niedrigen ITaltung des ganzen Beckens verbunden. Die Pferde machen beim Gehen nur kurze Schritte und belasten vorzugsweise die [Tufsnitze. In manchen Fällen bringen sie den Fuss mit der Beugung des Kniegelenk- ziemlich weit nach vorwärts, ziehen ihn aber wieder etwas zurück, bevor sie auftreten. Viele Pferde legen sich wegen der Steifheit der Kniegelenke nicht mein- und wenn sie liegen, so sind sie nicht fähig, ohne Eiilfe wiederaufzustehen. Durch längere Hube wird der krankhafte Zustand momentan verringert. Er erlangt aber sofort wieder einen höheren Grad, sobald die Pferde ven Neuem angc-irengi werden.
sect; 141. Ein seltenes Symptomenbild von Arthritis defbrmans jjenu aut beiden Gliedmassen beobachtete ich im Jahre 1872 an einem
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Chronische Kniegelenk-Entzündung.
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zehnjahrigeD Wallach (leichter Arbeiteschlaraquo;), der angeblich seit drei Jahren eine steife Bewegung mit beiden tlintergliedmassen hatte er­kennen lassen. Bei meiner Untersuchung fand ich um lt;las Linke Kniegelenk eine harte, feste, anscheinend aus Knochen und fibröfiem Bindegewebe bestehende Geschwulst, in welcher die Patella aichl mehr uutei-schieden werden konnte. Trotz dieser Geschwnlsl wurde die linke Gliedmasse beim Gehen noch ziemlicli weil vorwärts ge-braclit, obschon das Kniegelenk nur unvollkommen gestreckt und der Huf vorzugsweise mil der Spitze belastel winde Eine auffällige Regelwidrigkeit war am linken [liutersclienkel sowolil im Schritt als im Trabe nicht vvahrzimehmen.
Rcchterseits bestanden kleine kaum nachweisbare periosteale Ä.uHageriiugen medial am oberen Ende der Tibia und eine Ver­dickimg der Kniescheiben-Bursa, besonders an den Contouren der Patella. Die Gelenk-Kapsel seinen in hohem Grade verkürzt zu sein. Das Kniegelenk konnte sein- gut gebeugl aber nur wenig ge-siivek; werden. Beim Gehen im Schritt stellte das Pferd den rechten tlinterfuss jedesmal neben die Stelle, an welchef der linke Uintorfuss stand. Es bob die rechte Gliedmasse relativ stark, brachte sie mil flectirten Gelenken normalmässig weil nach vorn, machte aber vor dem Niedertreten jedesmal eine bogenförmige Be­wegung nach unten and rückwärts, so dass der rechte Fuss bei ein­tretender Belastung der Gliedmasse neben dem linken Mute zu stehen kam. Der jedesmalige Schritt mir dem rechten Hinterfusse betrug demnach nur die Hälfte seiner natürlichen Länge.
Im Trabe war genau dasselbe Verhalten zu constatiren. Das Pferd arbeitete lebhaft mil den Vordergliedmafcsen, war aber weder zu einer ergiebigen Bewegung, noch zu einer mittleren Leistung im Zugdienst fähig. Ein eigentliches Hinken war nicht vorhanden. Algt;''i- bei anhaltender A.rbeil wurde die Bauchmuskulatur stark auf­gezogen und im Stalle pflegte das Pferd viel zu liegen, In der ISe-wegung konnte man am rechten Hinterfusse eine starke Anspannung der Sehne des längeren (gemeinschaftlichen) Zehenstreckers bemerken.
An beiden Füssen war Spal in Form von kleinen Spatexostosen y.w erkennen und der rechte Hinterfuss war rail einer geringen Auf-treibung der unteren Epiphyse des Fesselbeins (Schale) behaftet.
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Differential-Diagnose der Spatlabmlieit,
Ich habe dies Pferd während eines Zeitraums von vier Wochen fünfmal iintemicht. I Vi- fehlerhafte Zustand, dessen Erkennung als Arthritis deformans raquo;euu nichl schwierig war, änderte sich in diaser Zeit nicht. Leider war cine Section nicht möglich, da der Besitzer das Pferd verkaufte.
sect; 14.. Die Entscheidung der Frage, ob eine Lahmheil vom Spai oder von der chmnischeu Grönitis herrührt, i-i ofl schwierig. In diagnostischer llin-irlii bleibl zu l)eachlen, diiss die ICniegelenk-Rntzündung immer, auch wenn noch keine Exostosen an der Tibia nachweislich bestellen, ein bedeutender und unheilbarer Fehler ist, welcher den Gang des Pferde-; erheblich beinträchtigt. Das e|(.i,.||_ zeitige Auftreten des Krankheitszustandes an beiden Gliedinasseu kann die Diagnose nicht minder erleichtern. In denjenigen Fällen, in welchen eine chronische Kniegelenk - Entzündung nach dem obigen SymjJtomenbilde erkannt werden kann, ist die Lahmheit auf sie zu beziehen, wenn selbst an beiden Sprunggelenken eine Spatexostose sichtbar ist. tndess muss ich zugeben, dass Fälle vor-kommen. hi welchen an einer Gliedmasse gleichzeitig die voilmndeuc Kniegelenk-Entzündung und der Spal für das Pferd schmerzhufl sein können.
gt;; 14o. 3) Die chronische (deform!rende) Entzundung des Tih in- Astragal- Gelenks (verhärtete Sprunggolenk-Cialle). Die seröse Entzündung der Sprunggeicnk-Kansel, beziehungsweise die durch Ansammlung einer abnorui grossen Menge \lt;gt;\\ Svuovitt ver­ursachte Vergrösserung und Erweiterung der Synovial-Membran illv-groma, Galle) bedingl der Hegel nach keine Lahmheit. Wenn aber die Entzündung einen deformirenden Character annimmt, so bewirkt sie stets eine Verkürzung der Gelenkkapsel und mit derselben mindestens eine steife Elaltung des Sprunggelenks beim Gehen. Oft wird aber dieser Zustand schmerzhaft, so das- die Pferde auf einem oder selbst gleichzeitig auf beiden Uinterfüssen lahm gehen.
Eine Verwechselung dieser Lahmheil mil einer schmerzhaften Affection des Spat kann nur dann begangen weiden, wenn beide Fehler zugleich an demselben Sprunggelenk bestehen. Die unter-
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Spranggelenk-Galle. Hasenhacke. Sehnenscheide-Entzündung. 183
seheidiing des Sitzen der Lahmheit isl in solchen Fällen oft nicht möglich, besonders wenn lt;lie Deformitäten der einzelnen Articula-tionen des Sprunggelenks so innig aneinanderstossen, tl;iss i'uisser-lii-li eine Grenze zwischen ihnen nicht aufgefunden werden kann. Im A-llgemeinen isl bei einer verhältnissmässig geringen Spatexostose der „verhärteten Sprunggelenkgallequot; die grössere Bedeutung beizu­legen. Bei umfangreichen tlyperostosen kann man annehmen, das-; in den Gelenkkapseln mehrerer Articulationen Schmerzen empfunden werden.
sect; 1-1-1. .[) Die knöcherne Hasen hacke. Wenn ein Sprunggelenk gleichzeitig an der sogenannten Knochen-Hasenhacke und am Sual leidet, so Ulsst sieli der Sitz der Lahmheil ebenfalls nielii in allen Fallen mit Sicherheil ermitteln. Die Erfahrung zeigt aber, class der Spai sich oft früher ausbildet, als die Hasenhacke und dass solche Pferde eist mit dem Eintritt der letzteren lahm weiden. Auch ist zu berücksichtigen, dass die Hyperostosen, die über die sjanze bintere Sprunggelenkfläche sieb ausdehnen, nur selten als eine schmerzlose Abnormität bestehen. Daher isl im Allgemeinen vorauszusetzen, dass bei dem gleichzeitigen Bestehen von Spat und knöcherner Uasenhacke die abnorme Haltung des Sprunggelenks so­wohl, als die etwaige Lahmheit vorzugsweise von dem letztgenannten Fehler verursacht werden.
sect; 145. 5) Die chronische (indurirende) Entzündung der Sehnenscheide des Seitenbeugers des Hufbeins (des medialen Kopfes des Hufbeinbeugers). Die chronische Entzündung der hier genannten, an der inneren Sprunggelenk-Fläche unter der Fnscie befindhehen Sehnenscheide ist im Ganzen selten. Sie ent­stein nach anhaltend starker Anstrengung und kann eine Lahmheit bedingen, die in ihrem Verlaufe und in ihren speciellen Syniptoincn mit der Spatlahmheit viel Aehnlichkeit hat. Algt; unterscheidendes Merkmal ist die harte mid (ban Verlaufe der Sehnenscheide ent­sprechende Verdickimg zu betrachten. ist aber gleichzeitig Spat vorhanden, so kann der Sitz der Lahmheit gewöhnlich nicht genau festgestellt werden. Es bleibt daher für die Praxis immer empffchlens-
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Differential-Diagnose iIim- Spatlahmheit.
vrerth, die Cur zu gleicher Zeil gegen beide Krankheitszustände zu richten.
sect; 146. 6) Der Sehnenklapp am Elinterfusse. Die fibröse Entzündung der oberen Sehnensclieidc des [Iiifbeiuboagers M ain fTintei'fusse viel seltener, als au der Vordergliedmasse. Sie beginnt der Regel nach in derjenigen Portion der Sehnenscheide, die -|rl1 :l1' das Unterstiitzungsband der [lufbeinbeugesehne anheftet. Der weitere Verlauf dieser Entziindimlt;'- isl mil einer bindegewebigen N'eubildung im Unterstiitzun^sbande inul Verdickung desselben, zu­weilen auch mil Verdickung der ganzen Seimenscheide und selbst hui fibrösen Neubildungen in der Kronenbein- oder der FTufbein-beugesehne verbunden. Bei tleu hrgt;heren Graden tritt zwischen diesen Sehnen und dem linterstützungsbunde Verwachsung ein. In den meisten Fällen besteht mil der (ibrösm Entzünclung von An-fanS ;l11 ,,iquot;lt;' hartnäckige Luhud.cii. Die Pferde empfinden die Schmerzen bei der [gt;elalaquo;tung des Fusses. Sie bewegen sich mil steil gehaltenem Sprunggelenk und treten vorzugsweise mit der Huf­spitze auf. Die letztere verkürzt sich deshalb und der Quf wird in
seinem ganzen vorderen A.l)schnitf verküm.....rt, während die Trachten
länger wachsen. Die Plerde ei-langen allmälig eine steile Fessel-stellung und überköthen selbsl bei jedem Schritt, wenn der Krank­heitsznstand sich Ins zu einem höheren Grade entwickeil hat.
Die l nterscheidung v.....ler Sigt;atlalimiioi1 machl nur im Be­ginn des Leidens und so lange noch kein,' Verdickung der Beuge­sehnen eingetreten ist, einige Schwierigkeiten. Aber selbsl dann ergihl die manuelle Untersuchung ausreichende Kiiterien. Das ent­zündete ünterstützungsband isl beim Druck mil den Pingera schmerzhaft. Wenn die mil dem Sehneuklapp behaftete Gliedmasse
'quot; nlien Gelenken zusi.........ngeschoben und während einiger Minuten
festgehalten wird, so bleibt die [.ahmheil unmittelbar nachher in demselben Grade bestehen, während die Spatlahmheit für die nächsten Augenblicke lt;•]],lt;#9632; Verschlimmerunc; erfährt.
sect; U'- 7. Der Leisl und die Schale (Ringbein). Die chronische (deformirende) Entzflndung des Kronengelenks, die nach
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Leist und Schale
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der gebriluchlichen Terminologie in der deutschen Sprache als „Schalequot; bezeichnel wird, geh( ikicIi meiner Ä.uffassung ebenso, wie der Spal sicis ans einer Periarthritis hervor. Der Krankheitszustand beginnt laquo;•In- oft in den kleinen Schleimbeuteln, die sich in dem Bandapparal ile- Kronen-Fes.-selbcingelenks und zwar zwischen den Schenkeln des Kronenbeinbeugers und den Eufknorpel-Fesselbeinbändern (einem Theile der Verstiirkungsbinde des Hufbeinhengci-s) — befinden*). In den beiden zum Fesselbein gehenden Portionen des genannten Bandanparates entsteht eine Bbröse Verdickung und Verkürzung, was bei der steileren Stellung des Fesselbeins leicht erkannt werden kann. Ihw in solcher Art verdickte Band jeder Seite ist als die Abnormitäl zu betrachten, die von den Thierärzten des vorigen Jahrhunderts unter dem Namen „Leistquot; quot;der ..Leistequot;' erwähnt wird. In Folge der Verkürzung der genannten Bänder kommt das Fessel­bein gerader zu stehen, so dass sieh die Grelenkflächen des Kronen­gelenks nicht mehr vollständig decken.
Zuweilen findet die Entzündung des Kronengelenks ihreVemn-lassung in einer Verstauchung (Distorsion) der elastischen Haftbänder ndcr der fibrösen Gelenkkapsel. Dieselbe wird auch nicht selten eingeleitet durch eine Phlegmone, die durch Bildung von schwieligem Narlraquo;engewebe in der I lani und in der Subcutis zum Abschluss gelangt und eine abnorme Stellung des Fesselbeins zum Kronenbein berbeiführt (Wunden, Mauke etc.). Die mit dieser deformirenden Arthritis entstehenden periostealen Knochenneubildungen (Schale) können beziiglicb ihres Sitzes und ihrer Ausbreitung sieh sehr ver­schieden iresialien. F.hcii.-o iinterliegt die abnonne Stellung des Fesselbeins zum Kronenbein manchen graduellen Verschiedenheiten. Bei einer umfangreichen Periarthritis und starken Retraction der fibrös verdickten Haftbänder treten die Pferde oft nur mit der Huf­spitze auf (Stelzfuss). Gegenüber der Spatlahmheit ist die Fest­stellung des durch LeiM und Schale verursachten Hinkens zum Theil schon durch die sichtbaren Veränderungen und die mangel­hafte Belastung des Kronengelenks ermöglicht. Daneben ist zu be-
*) In rlen Handtmcbern .In- Anatomie sind diese Uleinen Bnrsen bisher nicht beschrieben wordeu. Dieselben werden bei alten Pferden oft vollständig oder theilweise vorwachsen crefuudeu.
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Differential-Diaguose der Spatlalimheit.
achten, class die sogenannte Schale am Hiuterfusse eine Atrophie der Kruppeiimuskelu niclit verursacht, so lauge das Uebel nichl in einem hohen Grade schmerzhafl ist. Audi bewirkl die Zusanimenschiebung der (iclciike nn der laliinen (lli-, iliu;igt;--f Ihm der Seliaie keine momentane \ erschliimnerung der l.nliinlieii. wie heim Spat. Nach meinen Er-rahrungeu is( die Schale :\iii lliutei-fusse im Allgemeinen \iel weniger #9632;elmiei/.lmli. ;iK am Vorderfusse. Bei deni gleichzeitigen Vorhanden­sein von Si,,-n und Schale i-i daher die Ursache der Lahmheit in zweifelhaftcu l-iillen auf die Sjiataffection zu beziehen. Man Iteob-achtel bei den mit einer Sjiatlahmlieil behafteten und trotzdem stark gebrauchten Pferden uichl selten, dass sich in Folge der unvoll­ständigen Belastung des Fusses Leisl und Schale ersl ausbilden. 'ch will nichl in A.brede stellen, class mitunter in derartigen Fällen durch beide Abnoimitäten schmerzhafte Empfindungen hervorgebracht werden können. Aber im Allgemeinen habe ich doch fasi immer gefunden, dass durch die Erkrankung am Kronengelenk nur die ab­norme Stellung des Fesselbeins bedingt war, dass dagegen die schmerz­hafte Lahmheit durch den Spat bewirkt wurde. Zur thatsächlichen Begründung dieses Salze- könnte ich auf eine reichhaltige Casuistik ans meiner Erfahi-uug Bezug nehmen Ich will indess nur einen Fall hier raittheilen, der zugleich ein therapeutisches Interesse hat.
sect; 148. Ein herrschaftliches VVagenpferd (Wallach, Halbblut, 8 Jahre alt) wurde wegen Spatlahmheit am rechten Hinter-fusse ausrangirt und gelangte zum Preise von •'!! Friedrichsd'ors in
den Besitz des Rentiej
Klt; wurde mir am 2. Mai IST.'! in dei
hiesigen Klinik de- Herrn Geheim-Rath Gerkch zur Untersuchung und Behandlung vorcreführt. Ich fand an beiden Fassen Spat: linker­seits eine geringfügigeKnochenauftreibung. am rechten Sprunggelenk dagegen eine LtTü-sere llnehe Exostose nahe der Sprunggelenk-Beuge. Rechterseits eine massig starke Lahmheil und geringe Atrophie der Gesassmuskeln. Gleichzeitig bestand aber an beiden Seiten des rechten Feaselbeins eine deutliche Verdickung der Haftbänder (Leist) und in Folge dessen steiler Fesselstand.
I gt;a ich über den Sitz der Lahmheit zweifelhaft blieb und zu der — wie sieh später ergab, irrthümlichen — Ansicht gelangte,
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Leist imlt;l S.-lmli-.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1S'
clasH die Periarthritis dos Kronengelenks das Lahmgehen verursachen möchte, so vollfülirtc ich am 7. Mai 1873 die Neurectomie am Ner-viilt; tibialis, bei welcher ein Stück von 2 Centimeter Länge aus dein genannten Nferven herausgeschnitten wurde, Die Wunde verheilte wie gewöhnlich in einer Zeit von 3 Wochen. Das Pferd wurde nun in Gebrauch genommen, tral auch mit dem Fessel vollständig durch, lahmte aber uacli wie vor in demselben Grade, wie früher. Hier-uach war es uichl mein' zweifelhaft, dass die Lahmheit von dem teist am Kronengelenk nicht verursacht wurde. Anfiings A.ugusl 1873 iibcrliess mir der Besitzer auf meinen Wunsch di\s Pferd wiede­rum zur Behandlung. Es war beim Gebrauch magerer geworden. Auch machte sich rechterseits die Atrophie der Ivruppenmuskeln deutlicher bemerkbar. Die Lahmheit des rechten Hinterfusses warm noch höherem Grade vorhanden, als früher und ganz unverkennbar als Spatlahmheit characterisirt. Die bei der Neurectomie am Unter­schenkel gemachte Wunde war so vollständig verheilt, class die Narbe nur bei genauer Untersuchung erkannt werden konnte.
Am \2. August 1873 machte ich einen senkrechten Schnitt in die Bursa an tier inneren Sprunggelenk-Fläche (Spatschnitt). Es trat hierauf, wie immer eine partielle Verwachsung des Schleimbeutels mii fibröser Verdickung und Knochenneubildung ein. Die Schnitt­wunde verheilte durch Eiterung in i Wochen und nach einer weiteren zweiwöchentlichen Ruhe war das Pferd als hergestellt zu betrachten. Es hat -eil dieser Zeit im einspännigen Dienste als Wagenpferd tätlich benutzt werden könuen. Nur wenn dasselbe im hohem Masse angestrengt wenden ist, empfindet es im rechten Sprunggelenk Schmer­zen, i'ie hierdurch bedingte Lahmheil verliert sich aber nach ein-oder mehrtägiger Ruhe wieder. Im üebrigen kann dar- Pferd als Einspänner gegenwärtig (April 1875) noch ganz zweckentsprechend 1 Henste leisten.
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M
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Proenose
P r o g ii o s c.
sect; • |(-1- :lgt; Benrtheilung des S])at, mil welchem eine ,':lllllllquot;#9632;i, aichl verl)uiicleii ist. Die Bedeutung der Abnor-mitiil desSpal für den Niitziings-Wertli der Pferde kann allein nach
der Erfahrung beurtheill werden. Aus den anatomischen Merkmal dem Sitz und der Grö^e dei- äusserlich sichtbaren Deformatio
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des Sprunggelenks — lassen sich kein,' raassgebenden Ahhaltspuncte für die Prognose gewinnen.
Für Studirende ist es von Wichtigkeit, sich zu erinnern, dass die beim Spal vorkommenden Exostosen durch künstliche Mittel nicht verkleinerl werden können. Eine Verringerung in der Grosse der Spat-Auswüchse erfolgt nur insoweit, als das neugebildete fibröse Bindegewebe nach dei Sistirimg des Entzündungsprozesses ein wenig zusammenschrumpft. Neugebildete Knochenmassen kfinnen dagegen imi' dann in ihrem Umfange sich durch Resorption um ein Geringes verkleinern, wenn sie bei der Beendigung des Entzündungsprozosses
noch ganz frisch sind. Ackere Knochengoschwiilste l)ehalten die e mal en-eichte Grosse für immer. Auch die bindegewebigen V
lii­er-
dickungen der lateralen Wand des Schleimbeutels beim fibrösen Spat können aichl zur Resorption gebracht werden. Selbst beim serösen Spal würde eine Entleerung des Srhleimbeutels von -ein.-in flüssigen fnhall eine Verkleinerung der Abnormität am Sprunggelenk nichl zur Folge haben. Denn durch die traumatische Entzündung des Schleimbeutels müsste uothwendig eine theilweise Venvachsun^ desselben mit Ossification degt; neugebildeten Rindegewebes (trauma­tischer Spar) herbeigeführt werden, womit die Abnormität nur ver-grösserl würde. Mit scharfen Einreibungen habe ich in einem Falle vergeblich gesucht, den serösen Spal zu verkleinern.
Die vmn l'nldieuni nicht selten verlangte Beseitigung des durch eine Spal - Abnormitiit bedingten Schönheitsfehlers Ist daher ein müssiges Bemühen. Durch wiederholte Application scharfer Mittel verdickt sich gewöhnlich die Cutis und die Subcutis in der nächsten l mgebung der Exostose, so dass die Contouren der letzteren etwas verwischl werden, [rrthümlicher Weise wird hieraus im Publicum
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Beurtheilung iles S|gt;;it.
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zuweilen gefolgert, dass eine Verkleinerung der Knochengeschwulst stattgefunden babe.
1 )i(' beiden unteren Articulationen des Sprunggelenks können durch (Jiiriiulle Vei-wachsung festgestellt sein, ohne class die Leistung der Sprunggelenk - Pai-tie dadureb erlieblicli behindert wird. Denn this Ünterschenkel-Rollbein-Gelenk gestattet allein eine hinreichende Beweglichkeif für die Streckung und Beugung der ganzen Partie.
Nach einer in der Literatur oft ausgesprochenen Ansicht wei­den die Exostosen, die nahe oder theilweise in der Sprunggelenk-Beuge sitzen, für nachtheiliger gehalten, als die Knochenneubildungen, die weiier zurückliegen. Allein diese Auffassung kann — wit' auch aus der Darstellung Hertwig's (Chirurgie) hervorgehtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nur inso-
weit für erfahrungsgemäss berechtigt gelten, als es sieh um die Beur­theilung einer Spatlahmheit handelt. Wenn dagegen die Exostose nahe der Sprunggelenk-Beuge gt;ieli ausgebildet hat, ohne eine Laiun­heil /.n '(raquo;'wirken, so ist sie ebensowenig gefährlich, als eine weiter uach hinten befindliche schmerzlose Knochengeschwulst.
•Jj 150. Im Allgemeinen hat die Erfahrung erwiesen, dass alle Pferde, bei welchen der Spat als eine einfache Abnormität besteht und keine Schmerzen verursacht, in demjenigen Dienstgebrauch, zu welchem sie nach ihrer Bauart geeignet sind, keine wesentliche Beein­trächtigung erleiden. Pferde von gutem Körperbau sind daher trotz der Behaftung mit, dem .Spat, werthvoller, als Pferde von mangelhafter Bauart mil spatfreien Sprunggelenken. Hierauf bezieht sich das uralte Sprichwort der Pferdekenner, dagt; von Havemann citirt wird: raquo;Wer fürchtet Spat und Galle; Hat nie ein gutes Pferd im Stalle.quot;
Gegenüber diesem durch allseitige Erfahrungen sanetionirten Grundsatze darf aber bei der Beurtheilung nicht unbeachtet bleiben, d;isgt; heim Spat, auch wenn keine Lahmheit wahrgenommen wird, die Belastung der Sprunggelenke oft nur unvollständig erfolgt. Hier­durch wird an der Partie des Fesselbeingt; nicht selten eine abnorme Stellung herbeigeführt und es entwickeln sieb an derselben chronische Entzündungszustände mit Verkürzung des Haftapparates. Anderer­seits nimmt auch das Sprunggelenk nach der partiellen Verwachsung der unteren Articulationen ofl eine abnorme Stellung an, so dass die
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Prognose.
Pferde im Gaoage drehende Bewegungen der Fügse vomehmen und vorzugsweise nur die äussere Seite der Hufe belasten, unter der Mitwirkung dieser Einflüsse bildeu sich bei solchen Pferden, die schwer arbeiten iniisseu, andere Fehler aus, die mindestens eine steife Bewegung der ganzen Gliedmasse, in vereinzelten Frdlen selbst unheilbare Lahmheiten lierbeiführen.
Die liier gedachten Ä.biinderungen in der ttormalen SteUunraquo;' der Ghedmasse können als irrelevant angesehen wei-den, so lange eine Lahmheit mil denselben niclil veibunden ist und so lan^e sich die Pferde beim Gehen nicht stieifen. [nsbesondere richtet sich das (Jrtheil über die veriindeile iialliiiilt;;- dei- S| in meiden ke (sprung-gelenkweiter Stand) lediglich nach dem Grade, in welchem durch dieselbe und bei der gegebenen Bauail des Pfei'des die Kraftleistung der Hinterhand verringert werden muss. Ebenso ist auch in den­jenigen Frdlen. in welchen durch die Entwiclcelung des Spat eine steilere Fesselstellung complicirt worden ist, die Prognose bezüglich der weiteren Verwerthung der Pferde vorzugsweise von der abnormen Haltung des Fesselgelenks abhängig zu machen. Der durch dio A.usbilduug von Spat bedingte lose Fesselstand erscheint oft bei mageren Pferden besonders auffällig und verliert sich in etwa, wenn die fhiere durch eine anhaltend bessere Fütterung in einen leistuno-s-filhigeren Nährzustand übergeführt werden.
Bei allen Pferden, bei welchen nach ilnei Bauai't eine gute Fresshusl und leichte Futterverwert hung vorausgesetzt werden kann. ist vou dein etwa vorhandenen Spat an einem oder an neiden Fitssen ein Nachthcil weniger zu befürchten, als bei liocbbeinigen und schmal gebauten Pferden, die wegen der geringen Futteraufnahme und auch wegen ungenügender Stärke sich bei den gewöhnlichen Dienstver-richtungen in höherem Grade anstrengen müssen. Nach denselben Gründen ist das gleiche ürtheil berechtigt, wenn die mit Spat be­hafteten und im üebrigen gul gebauten Pferde bei einer stärkereu Arbeitsleistung anhaltend schlecht emühii werden. Denn die chro­nische .Gelenkentzündung des Spat ist auch bei der A.bweserdieil einer Lahmheit ofl in einem minimalen Grade vorhanden und sie kann erfahrimgsgemäss durch eine übermässige Ajistrengunquot; des Sprunggelenks sieh steigern und schmer/.liatl werden.
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Benrtheilung des Spat.
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Gegen die Steifheil des Sprunggelenks, die durch umfangreiche und namentlich durch die an der Sprunggelenk-Beuge befindlichen Knochenneubildungen verursachl wird, lässl sieb mil künstlichen Mitteln nicht ankämpfen Derartige Pferde bleiben zu leichten Ar­beiten im langsamen Zugdiensl ofl uoeb mehrere Jahre tauglich, während sie zu Ajbeitsleistungen in schneller Gangart nicht mehr geeignet sind.
Da- in manchen Fällen beim Spat entstehende stärkere Qehen -der Sprunggelenke in der Bewegung (Hahnenspat) ist bisher als un­heilbar betrachtet worden. Ich besitze keine Erfahrung darüber, oh bei dieser Abnormität die von mir erwähnte operative Behandlung des Zuckfuss (sect;134) eine Heilung bewirken kann, oder nicht. Aus
th.....etischen Gründen bin ich geneigt, die Möglichkeit einer Heilung
diese- [lahnentritt anzunehmen. üebrigens beweist die Erfahrung dass durch da- gleichzeitige Bestehen eines geringgradigen Zuck­fuss die Benutzung der mit dem Spat behafteten Pferde nicht beein­trächtigt wird. Auch habe ich oft beobachtet, dass die gespannte Bewegung der tlinterschenkel, die mit diesem abnormen [leben der Sprunggelenke bei vorhandenem .Spat verbunden ist. besonders den mageren Pferden beschwerlich wurde und class mit der besseren Er­nährung der I lucre eine Erleichterung des Ganges eintrat.
Nicht selten zeigen sich tue mit dem Spat behafteten jungen, d. li. drei- und vierjährigen Pferde, die noch nicht zu anstrengender Arbeil benutzt worden sind, oder auch ältere Pferde nach einer län­geren Kühe frei von einer Lahmheit. Erst durch anstrengenden Gebrauch tritt die Spatlahmheil hervor, in solchen Fällen gibt zu­weilen die vorhandene Atrophie der Kruppeninugt;kelu Aut'sclilus-über die bestehende Schmerzhaftigkeit des Leidens. Findet sich demnach der Spat mit Atrophie der Becken-Muskulatur coraplicirt, sii ist namentlich bei jungen Pferden für clagt; ürlheil über die Be­deutung der Abnormität eine gewisse Reserve erforderlich.
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i; 151. In forensischer Hinsieht kann die schmerzlose Ab­normität des Spat, bei welcher die Thiere sich nicht lahm zeigen. als ein redhibitorischer Mangel nicht gelten. Schon Tennecker (I.e.) präcisirt auf Grand seiner vielseitigen Erfahrung das ürtheil dahin:
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Prosrnos
dass nur die Spatlahmheit dein Gebrauch der Thiere hinderlich sei, während bei der Abwesenheit einer Lahmheit die mit Spat behaf­teten Pferde ohne allen Nachtheil zu jedem Dienst zu verwenden seien. Diese alte Erfahrung hat Gerlach*) als Grundlage für die Beurtheilung des Spat pro foro festgehalten und nach ihren Con-sequenzen gegenüber der Gewährleistung zu einem bestimmten Au — druck gebracht. Ich kann mich der von Gerlach vertretenen Richt­schnur, nach welcher bei vorhandenem Spat eine etwaige Benach­theiligung dos Werthes der Pferde gutachtlich zu beim heilen ist, nur anschliessen. Hiernach i-t die in einem mittleren Masse vorausgesetzte Diensttaughchkeit (der Usus communis) eines Pferdes nur dann als beeinträchtigt zu erachten, wenn die Pferde
l'1'11quot; gehen. Dagegen kann die AI.....rmität an sich als ein rmi-
stationsfiihiger Mangel nicht gedeutet werden.
Die Verkürzung der Gelenkkapseln beim Spat bzw. die mit dej-selben in ursächlichem Zusammenhang stehende steife Bewegung der hiniereii Gliedmasseu lässt sich noch nicht als eine Lahmheit erkennen. Eventualiter würde daher der Verkäufer nicht verpflichtet sein, für eine -iilclie Abnormität aufzukommen. Die Annahme einer Spatlahmheit im wissenschaftlichen und auch im forensischen Sinne rechtfertigt sich allein durch den objeetiven Nachweis von schmerz­haften Empfindungen, welche Keim gewöhnlichen Dienstgebrauch der he'rell'.nden Pferde durch den Spat bervorgebrachl werden (sect; li:gt;).
sect; 152. Schwierig ist die Frage im Allgemeinen zu beant­worten, ob und unter welchen Verhältnissen angerathen werden muss, die mit Spat behafteten Pferde von einer Verwendung zur Zucht auszuschliessen. Nach der ätiologischen Au.-einanderseizunu-(sect;sect; 47 bis 53) kann es nicht zweifelhaft sein, dass alle Pferde mil erheblichen Mängeln im Bau der Sprunggelenke ohne Rücksicht dar­auf, ob sich an denselben der Spat vorfindet oder nicht, zur Zucht sich nicht eignen, weil sie erfahrungsgemäss eine Anlage zum Spat, vererben. Für alle übrigen Fälle hat sich das Unheil zu richten
*) üerlacli; li.-mll.:..!, der gerii-litl. ThlorhoilkunJ.'. #9632;„' Aall, 1.-
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Beortheilungf des Spat.
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iiacli doi- Gresundheil der Tliiere, aacfa dem Körper- (Knochen-) Bau mill iiiicli der Ä-iiamuese bezüglich der Entstehung dos S|iiU.
Stillen und rlengäte, die sich in ihrem Gesammt-Verhalten nicht iilgt; vollkommen gesund ausweisen, [troduciren der Regel nach eine schwächliche Nachkommenschaft. Wenn bei solchen Thieren diT S|i;ii besteht, so is1 (lilt;' üebertraguug der Anlage zu demselben auf die Nachkomuienschafl vorauszusetzen. Dagegen kann bei fester Gesundheil (leistungsfähiger Constitution) die Spat-Abnormitäl l'iii' -sich allein noch keine genügende Veranlassung sein, um die be­ireffenden Pferde als zav Zuclil untauglich zu erklären. Der Zucht-\\lt;tiIi der Pferde m neben manchen anderen Kigenscliat'ten vor­zugsweise von dem Bau des Skelel abhängig. Bei guter Wölbung des ßrustkasteus und bei entsprecliender Tiefe des Rumpfes, sowie bei starkem Knochenbau der Gliedmassen und guter Winkelung der Gelenke kann der etwa vorhandene Spal kein Grund sein, um die Pferde von der Zucht auszuschliessen. Diese Voraussetzungen er­fordern aber, und zwar besonders bei den Veredlungszuchten eine sorgfältige Beachtung. Erweisen sich die mil Spat behafteten Hengste oder Stuten in der hier gedachten Körperbeschaffenheit mangelhaft, so muss aus dem Vorhandensein des Spat die Üntauglichkeil zur Zuchl augenommen werden, weil derselbe sich erfabrungsgemäss bei solchen Pferden vererben kann.
Die Spat-Abnormität, die notorisch uns äusseren Ursachen (übermässiger Anstrengung) hervorgegangen ist, kann an -ich für die Verwendung der betreffenden Pferde zur Zuclii kein Hindemiss abgeben. In der unmerklichen Eutwickelung des Spat während der ersten Lebensjahre und ohne wesentliche Mitwirkung von äusseren Ursachen ist dagegen stets zu präsumiren, dass der Fehler entweder au sich srlnui eine hereditäre Bedeutung hat, oder doch wegen der mangelhaften Constitution der betreffenden Pferde gt;ieli in einer grösseren Anlage bei den Nachkommen wnederfindeu wird. I'jS ist daher der Vorsicht wegen zu empfehlen, solche Pferde nicht zur Zucht zuzulassen.
Aiigt; diesen Gesichtspunkten folgt, dass jeder concrete Fall von Spat gegenüber der Erage, ob derselbe erblich ist, eine beson­dere Würdigung erfordert und dass das Urtheil weniger von dem
OitHUcrhoü: iäpal der Pferdenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ivt
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Prognose.
Spat an sich, als 1) von der Bpschivffenheil der Sprunggelenke; 2) von dem Knochenbau überhaupl mul 3) von der Constitation der Pferde bedingl wird.
sect; 103. b) Beurtheilung der Spatlahmheit. Die Gruud-lagen, nach denen die Prognose der Spatliihmheil zu bewirken ist, sind bereits in den Austubrungen über die Theorie zur Sprache ge­kommen. Im Allgemeinen ist es empfehlenswerth, jede Spatlahra-lieit mil Vorsichl zu beurtheilen. heim die Krfahvuug hat erwiesen, dass eine vollständige Heilung der Lalunlieil nur relativ selten gelingt. In den meisten Fällen hal man scllist bei unscheinend günstigem Erfolge /.u l)efürcbten, (h)-gt; die Entzündung in dem snat-knmken Sprunggelenk sich wieder steigert, wenn die Pferde später zu anhaltend anstrengenden A.rbeiten und besonders zu einer be­schwerlichen Dienstleistung im Trabe herangezogen werden. F.s sind immer nur relativ wenige fälle, in denen die Lahmlicii so voll­ständig beseitigt wird, dass die Pferde später von der A.bnormitä1 dos Spat niii einem Nachtheil in der Bewegung niemals wieder he-haftel werden. Für die Beurtheilung der Spiitlalimheil igt;i denmutdi das (^ii Tbieiiirzten des vorigen .luhrhunderts geläufige Sprichwort auch jeizt aoeh !)edingungsweise richlig: „Gegen lluiz und Späth; Isl seilen Rath.quot;
Allein, wenn auch eine radicale Heilung der SpatlaLmheil ver-hältuissmässig nielii häufig ist, so lässl ~irli doch in eine}- sein grossen Z:dd von Fällen durch zweckmässige Behandlung der Pferde eine wesentliche Besserung herboifühi'cn. Mindestens kann die Ver­ringerung der Lahmheil sehr oft so weit erreicht werden, dass die Pferde trotz ihrer spatkranken Füsse noch Jahre hindurch zum iniissigen Gebrauch dienstbar bleiben.
Die Cur der Spatlalimheil wird wesentlich unterstützt, wenn den betreffenden Pferden, die bis dabin etwa zu Dienstleistungen im Trabe verwendet oder im Zugdiensl erheblicli angestrengt wurden, eine Erleichterung in der Arbeii verschaffl weiden kann.
Bei gut gebauten Pferden mit kurzer Mittelhand ist die Be­handlung der Spatlahmheit in der Regel erfolgreicher als bei lang-rückigen und hochbeinigen Pferden.
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Beurtheilung der Spatlahmheit.
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Daneben bleibt die Heilung spatlahmer Pferde und die weitere Ei'lialtung ihrer Diensttüchtigkeit im liohem Masse abhängig von der Möglichkeil einer guten Ernährung, die ilied-. uach der Anam­nese und dem anatomischen bau der Pferde, theils uacb den ge­gebenen wrrthsclnd'iliehen Verbältnisseii zu beurtheilen igt;t.
Die Wirksamkeit dieser Einflüsse auf den Vei'lauf der Spat-lalunbeit und auf den Erfolg der Bebandlung erklärt ^ieh — wie leicht ersichtlich und in dem Capitel über die Aetiologie ausführlicb taotivirt istnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; durch die unt denselben verbundene relativ genüge
Belastung der Sprunggelenke.
gt;; 154. Günstige Resultate von der chirurgischen Bebandlung der Spatlahmheil gt;iiid zu erwarten, su hinge das üebel noch frisch oder so lange die Beweglichkeil der Sprunggelenk-Partie uoch nicht erheblich beschränkt ist. Beim Vorhandensein einer ausgebildeten Verkürzung der Gelenkkapseln (Steifheit) des Sprunggelenks, sowie hei umfangreichen Knochenneubildungen und ebenso beim Bestehen einer auifälligen (hochgradigen) Atrophie der Bocken - Muskulatur kann ein Erfolg von der Behandlung der Spatlalunheit nicht mein m Aussicht gestellt werden. Denn in solchen Fällen, die stets eine lange Zeit g (lauen haben und aul riner intensiven Entzündung der Gelenkkapsel und der Knochen beruhen, werden die Schmerzen sehr wahi'scheinlich in der ganzen Ausbreitung der entzündlichen Affec­tion ausgelost. Bis jetzt isi kein Heilverfahren bekannt, mit wel­chem die Schmerzhaftigkeil dieses Zustandes vermindert werden könnte.
Wenn bei spatlahmen Pferden in Folge eines anstrengenden Gebrauchs die Partie des Fesseis eine Verkürzung der Haftbänder mit abnormer Stellung des Fesselgelenks erfahren hat, so ist die Prognosis im Allgemeinen nicht günstig. Das Bestellen anderer Krankheitszustände aeben dem Spat sowohl am Sprunggelenk, als an den entfernteren Abschnitten einer lahmen Gliedmasse erfordert in prognostischer Hinsieht eine sorgfältige Untersuchung und Be­rücksichtigung aller Abnormitäten. Der Regel nach wird das Urtheil
ungünstig ausfeilen müssen, wenn die Beeinträchtigung der Dienst-
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Prognose
leistung ciiifs Pferdes aichl ausschlicsslich dem Spat, soaclern gleich­zeitig mehreren L^elilern angered.....i werden muss.
gt;quot; laiige die spatlalime Gliedmasse aussei- dem Spal mil andemveiligen [viaiikheitszustäuden niohl l)ehaftel ist, lässl sieb eine graduelle Verringeruug der Lahmheit stets vorhersao'en, wenn die betrefienden Pferde nur zu leicliten Arbeiten benutzl werden. I ):i~ Mciss der zuliussigen Anstrengung s|gt;atlaliiuei' Pferde normirt gt;ii-.li gewönnlieli natdi der durch directe Beobaclitmig gewonnenen Kcimi-niss. Wird dies .\la-lt; der Dienstleistung übersebritten. so ver-schluumerl sieb die Lnlimlicli und die Pferde bedürfen mindestens einer mehrtägigen Hube zu ihrer vidlsiäudigen Kiholung. Andauernd schwere Dienstleistungen solcher -;|iatlaliuier Pferde steigei'n den Ki-aukheitszustaud mitunter in wenigen Wochen oder Monaten so
sehr, ilass die weitere llaitung der Tbiere keine öko.....niseben Vor-
ilifilc mebr bietet.
Ih-i- Verlauf derjenigen l.abmlieit. die auf einem in der Knt-wickeiung begriffenen, ilurch directe Syiupiomc mich nicbl erkenn­baren (uusicbtbaren) Spat beruht, kann im N'.miiu niclit sicher be-reclmol werden. Zuweilen beobachtei mau, d;iss mit der späteren Ausbildung der Exostosen und mil der Feststellung des afficirten (-#9632;(denk.-- diese Öpallahmheil anfliört oder doch eiheblicit geriugei wird. Im Ganzen ist aber die vollständige Heilung einer hoch­gradige!!] Labmbeii auch bei dle-ei Kniwickelnng des Spal selten.
Nach einem luebi'monatlichen odei1 längeren Bestellen venuin-den sich die Spatlabmheit bei inaii(dien Pferden von selbst. heim mit dem weiteren Verlaufe der Arthritis und Periailhritis vollzieht sich eine tbeilweise \7erwacbsnng der schmei-zbafl afficirten unteren Articulationen des Sprunggelenks, wodurch die ganze Partie au Be­weglichkeit einbüsst, Allerdings sind die betreffenden Pferde in bolge dessen oft so steif, das.- sie in schneller Gangart oder zu schweren Dieustleistungen überhaupt nicht mehr verwandt laquo;erden kennen. Aber sie erweisen sich trrttz ihrer steifen Sprunggelenke in ruhiger Arbeit oft noch Jahre hindureb diensttauglicb und können für einzelne Pälle auch ebne Nachtbeil zu anstrengenden Touren im .1 rabe benutzt werden.
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Therapie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;197
T li e r a p i e.
sect; lö.quot;). Gegen den Spat und die Spatlahraheit ^ind Peil iilter Zeit sehr verschiedene [leilmittel empfohlen und in Anwendung a'p-luiu'lii worden. Ihr Nutzen wurde grösstentheils auf zußiUig oder bei abfiolitlichen Versnchen gewonnene günstige Kesultote zurück­geführt. Allein die allen Thierärzte haben bis mil llavemanu ohne Rücksichl darauf, iilgt; beim Spal eine Lahmheil ljegt;tehe oder nicht, ihre I 1(mIiiii1ilt;,1 als wirksam angepriesen, In der Literatur des vorigen Jahrhunderts trifft man rechl oft auf Mittheilungen, nach welchen in der Wahrnehmung, dass die Spatabnormität eines Pferdes später nicht mit Lalimheit eomjjlicin wt)iden ist, schon ein Erfolg der inzwischen vorgenommenen Behandlung gefunden wird. Ks kann hiernach nicht befremden, dass die theoretische Begründung der gebräuchlichen [leilmethoden bis auf die neuere Zeit ausser-ordentlich mangelhaft geblieben ist. Freilich ist dieser Mangel weniger dem sjuten Willen der Autoren, als vielmehr der unvoll­ständigen Kenntniss zuzuschreiben, die über die anatomische Genesis und die specielle Natur des Spul bestand. Line Kritik der Gründe welche für die Anwendbarkeit der einzelnen Heilmittel geltend ge­macht worden sind, dürfte kaum einen Werth haben. Es würde ebenso unbillig, als wohlfeil sein, gegenwärtig noch die irrthümlichen Ansichten der Alten mit abfälligen Bemerkungen zurückweisen zu wollen. Wenn trotz der grosseii Fortschritte in der medieimschen \\ issenschafl noch in unseren Tilgen die Ansieht öffentlich vertreten werden kann, class die Spatlahmheit durch Homöopathie zn heilen sei, so linde irh e~ In der Ihat verzeihlich, wenn der alte Busch*) in Marburg den Gedanken variiren konnte, dass in den Canthai'iden flüchtige Salzsäure enthalten sei, die bei der Einreibung von Can-thaviden-Salbe möglicherweise in die Spat-Exostosen dringen mid die letzteren y.uy Auflösung bringen könne.
*) Versuch uiner Abhandl über den Spnth der Pferde. Archiv für Ro irzte und Pferdeliebhaber: erst.-- Bäiidchen. Marburg l7fraquo;X.
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Therapie.
sect; 156. Zu allen Zeiten lial es Thierarzte gegeben, die dein einen oder anderen Heilverfahren zur Re.seitignng der Spatlahmheit eine unfehlbare Wirkung zuschrieben. Nichl selten hal man sich bestrebt, sowohl dem Verfahren an sich, als den einzelnen Mitteln durch sorgfältige Geheimhaltung eine Reclame in weiteren Kreisen zu verschaffen.
Entgegengeset/.l haben bedeutende iVutoren der Thierheilkunde eine mein- pessimistische Ansicht gehabt, imch welcher jedes [leil-miiiel gegen die Sj)atlahmheil nutzlos sei. Ilavemann (1. c. ;}. Aufl. •s. ligt;2, Anmerh.) spmch sich in diesem Sinne -ehr unzweideutig aus: „Auch gehl Id.Mau- (aus der Erkrankung der Gelenkflächen) deutlich die tJnniöglichkeil hervor, dass sich die Uihraung beim Spal durchquot;s Brennen oder durch andere Mittel abhalten, oder wenn sie schon eingetreten ist, heilen lasse.quot; 01......#9632;lum Gnmd anzu­geben, erklär! Strauss (Chirurgie S. I 'S) ebenfalls eine Behandlung der Spaflahmheil für aussichtslos.
Indess bat es niemals an sachkundigen Thierärzten gefehlt, die für die Nützlichkeit der gebräuchlichen [leilmittel plaidirten. Aber in Bezug auf die therapeutischen Anforderungen, denen mit den einzelnen Behandlungs-Methoden genügt werden sollte, tlifferiren die Ansichten. Die Anhänger der FTavemann'schen Theorie (Dieterichs n. A.l glauben, class die Sistirung der Spatlahmheii nur dui-ch Ver­wachsung der ei-krankten Gelenke des Tarsus erreicht werde. Dem-
gemäss .....tiviren :ie den durch thatsächlicheEifahrungen Festgestellten
Nutzen des Glüheisens und anderer Mittel mii der Schlussfolgerunff. dass dieselben eine schnelle Verwachsung der beim Spal betheiligten Sprunggelenk-Knochen bewirken sollen.
Von anderen Seiten wurde dagegen gelehrt, dass mit Kücksicht auf die entzündliche Natur des Spal alle ITeilmittel nur eine autiphlo-gistische Wirksamkeit haben könnten. Namentlich waren es die englischen Thierarzte, welche gegen die Spatlahmheil die antiphlo-gististhe Methode in direm ganzen Umfange zur Anwendung brachten. squot; sollten im Beginn der Spatlahmheil kalte Umschläge auf das Sprunggelenk zur rierabsetzung der Entzündung dienen. Daneben wurde eine innerliche Medication mit Calomel, Salpeter und anderen entzündungswidrigen Salzen versucht, deren'angebliche Wirksamkeil
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Theorie (Iit Bebandlang.
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conform derfriiheren pathologischen Doctrin mit der bequemen Formel erklärt winde: das- sir die Plasticitäl den Blutes verringern. Igt;eii im weitereu Verlaufe der Spatlahmheit örtlich auf das Sprunggelenk zu applicirenden Mitteln (Gliiheisen, Haarseil und scharfe Salben) wurde eine ableitende (derivatorische) Heilwirkung zugeschrieben.
Mil einer vorurlheilsfreien Beobachtung vieler Krankheitsfälle drängt sich indess gar bald jedem Thierarzt die üeberzeugung auf, da-s die innerliche Behandlung der spatlahjnen Pferde ohne allen Einfluss auf den Verlauf des örtlichen Kianklieit •/.ustaiules bleibt. Die englischen Thierärzte (Cf. William-: Veterinary surgery, S. 299) s'erabreichen zwar auch gegenwärtig noch während der ersten Stadion der Spatlnhiuheil Purganzen, iu der Meinung, mit denselben die locale Entzündung verringern zu können. In Deutschland bar man aber diese Kategorie von entzündungswidrigen Mitteln bei der Cur der Spallalunheit ^-dw/, mil Recht unberücksichtigt gelassen.
Die Meinungen verschiedener A.utoren der neueren Zeil über die Wirksamkeil der äusserllchen Heilmittel seS'on ^ SpiUlalimheit kommen grösstentheils auf eine Combination der bereits angedeuteten beiden Ansichten hinaus. Es wird angenommen, dass mit der Appli-eation der Mittel theils eine Ableitung der Entzündung und theils eine schnelle Verwachsung der afficirteu Gelenke herbeigeführl werde. lgt;ie Erreichung beider Zwecke soll nebenbei gefördert werden durch anhaltende Ruhe der betreffenden Pferde, deren Nutzen schon den alten Thierärzten bekannt war. Den Heilmitteln wird auch noch die Wirkung beigelegt, dass sie die chronische Entzündung in eine acute verwandeln. Mil dem Abschlasse der letzteren soll zugleich die erstere beseitigt werden.
In ihrer allgemeinen Umschreibung deckt diese Erklärung zwar das Verhalten des krankhaften Zustandes, das der Heilung einer Spatlahmheit zu Grunde liegt. Die Interpretation der Veränderungen, die sich an den afliciiien Gelenken vollziehen, isl nur nicht klar genug in der Fassung. Die rationelle Cur der Spatlahmheil verlangt, dass die Gesichfespuncte, die das therapeutische Handeln beeinflussen, schärfer präcisirt werden.
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Therapie.
sect; 157. [ndicatiouen. Die Behandlung des Spat kann mir ni dem erfahmngsgemäs.s ermittelten anatomischen Verlialten des krankhaften i'inz,.raquo;^ am Sprunggelenk ihre Kechttertiguug Gnden. Demnach bedarf es an dieser Stelle keiner Erörterung mehr, dass eine Beseitigung oder Verkleinerung der am Sprunggelenk befindlichen Abnormität de* Spat nicht erreichl und deshalb auch uichl zum Gegenstande der Behandlung gemachi weiden kann (sect; L49).
her Therapie is( nur die eine Aufgabe vorbehalten, die durch Spal bedingte Lahmheil zu beseitigen oder doch so weit zu ver­mindern, dass die betreifenden Pferde zu üutzbringenden Arbeits­leistungen ooch eine längere Zeil dienstbar bleiben.
Die Spatlahmheil ist, wie bei der theoretischen Betrachtung er­örtert wurde, vornehmlich durch die Entzündung der Gelenkkapseln bedingt. Eine vollständige Beseitigung dieser Entzündung kann nur durch totale Verwachsung (SynostoMs vera i beider Clelenktlächen eintreten. Obgleich eine solche perfecte Obliteration des Gelenks zwischen beiden schifförmigen Beinen vorkommt, so -il.i es doch kein Heilverfahren, mil welchem dieselbe an dieser oder an der unteren Articulation künstlich hervorgebrachl oder begünstigt werden könnte. Die partielle Verwachsung der Gelenkflächen, die an den Stellen zu Stande kommt, an welchen der Knorpel zerstörl wird, kann vielleichl eine Verringerung der Entzündung in der Kapsel und mög­licherweise selbst ein Aufhören der Lahmheit mil sich bringen. Allein dieser Einlluss isi bis jetzt nichl bekannt und am wenigsten aus dem bisherigen Erfahruugs-Material zu begründen. Lebei'dies winde auch eine solche partielle Verwachsung durch Kunsthilfe nichl zu erreichen -r]u- Es eriibrigl tlemnach für die Therapie nur die Autgabe: I) durch die in der Gelenkkapsel und In ihrer nächsten Umgebung sich bildenden Entzündungs-Producte eine grössere Festste!hmquot; der Gelenke herbeizuführen und 2) die Entzündung selbst zum Abschluss zu bringen.
Heide Anforderungen bedingen sich gegenseitig und insbesondere wird dem ersteren Zwecke durch die Erreichung des zweiten stets
entsprochen. Im Allgemeinen isi das Mass, ..... welches die Fest-
^fellung der beim Spal betheiligteu Gelenke in den späteren Stadien lquot;,cl1 zimimmt, nur als ein geringes zu veranschlagen. Wenigstens
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Theorie der HehaiKlluiig.
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iässt sicli bei der äusseren Berichtigung der Pferde eine grössere Beweglichkeil der Gelenke während der .Spatlahiuheil und gegenüber dem nach ihrem Aufboren eintretenden Ziustandc uichl constatiren. Aber auch die geringe Verschiebung der Gelenkkapsel dius-s schon al- ausreichend erachtel werden, um die in ihr bestehende Entzün­dung zu unterhalten und zu einer stärkeren Ausbildung gelangen zu lassen.
Die in Folge der chronischen Entzündung einmal veränderte Gelenkkapsel ki.......iemals in einen gesunden Zustand zurückge­bracht weiden. Nur so lange, als die Entzäudung in einer geringen [ntensitäl besteht, lässl sich eine Sistirung eiwaiien. Mil der lioch-gradigen Entwickelung, mil wclcliei ofi gleichzeitig bedeutende Destructionen der Knochen verbunden sind, wird die Spallahmheil unheilbar. In diesem falle kann, wie die Erfahrung zeigt, die durch rlyperostosen und ßbrose Neul)ildungen bewirkte üeberbrückung der Gelenke wenn -ie auch noch so fest m — die Entzündung In dem entarteten Gewebe nicht mehr verringern. Nur eine totale Ver­wachsung der ( relenkflächen würde diese Entzündung aufheben können. Da aber eine solche mil künstlichen Mitteln nieln herbeigeführl werden kann, so lassen sich nach den gegenwärtigen Erfahrungen für die bezeichneten Fälle keine mil Erfolg durchführbare Heil-Indi-cai innen torniulireu.
Die möglichsi innige Feststellung der Gelenke wird mil dem Stillstand der Entzündung in der Kapsel von raquo;elbsl erreicht. Ihrem Character nach ist die Entzündung eine fibröse und ossiücircnde. Sie findel bei allen Pferden, bei denen der Spal eine Fjahmheil nicln bedingt, dureh sich selbst ihre Endschaft. Wenn die Gelenke in Folge do entzündlichen Neubildungen an Beweglichkeit nach­lassen, so fehlt ein wichtiges Bedingniss für die Fortdauer der Ent-züudimg und daher erklär! sich die ohne Kunsthilfc eintretende all-mälige Bessel#9632;lmi;#9632; hei vi(deii gt;pailalinien Pferden, l^ie- Verhalten des krankhaften Zuslandes liefert die lia-i-, fib' die thempentischen Operationen, Eh bandelt sich demnach nur darum, die chronische Entzündung in der Gelenkkapsel zum Stillstanrl zu bringen und in den entzündlich destruirten Geweben einen Zustand berbeizuführen, wie er an anderen elastischen Organen nach der Beendigung einer
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202nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Therapie.
bindegewebigen and ossificirenden Entzünduug als einfache Ver-clickung und theilwei^e Verkaöcherung zurückbleibt.
sect; 158. Da der krankhafte Zustand der S[gt;atlalimheil in einer Entzündung besteht, so wäre es zulüssig, jedes anwendbare thera­peutische Verfahren als eine locale A-iitiphlogose zu definircn Allein es darf hierbei nicht übersehen werden, class sehr viele Mittel, die nach den fjehrsätzen der allgemeinen Therapie mit der autiphlogi-stischcn Methode Anwendung finden, e^S611 die Spatlahmheit erfah-rungsgemiiss mitzlos sind. So kann beispielshalber der nfl eni])fohlenen localen Anwendung von Kiilie i kalten l tnschlägeu) aucli zur Zeil der Entstehung des Spal eine heilsame Wirkung nicht beigelegt werden. Ebensowenig kann die adstringireude Methode einen Vor-theil gewiduen. Die l nzulänglichkeil dieser son-.! sehr kräftigen Antiphlogistika erkläi't sich daraus, dass das entzündete Gewebe tief liegt und durch den Schleimbeutel etc. von der äusseren Baut ge­trennt ist.
sect; L59. lgt;ie Behandlung der einer Spatlahmheii zu Grunde liegenden chronischen Entzündung nach der Indicatio morbi i~i nur auf zweifaciie Wirkungen zn begründen Einmal kann aus der An­bringung von Gegenreizen möglicherweise eine Ableitung (Deri­vation mid Depletion) resultiren. Zweitens handelt es gt;ieli um die Application directer Reize auf das entzündete Gewebe, mittels welcher in dem Eutzündungsprozess eine andere Tendenz und mit derselben ein baldige]' Abschluss bewirkt werden soll*).
Für die Beurtheilung des Werthes dieser Cunnethoden bei der Spatlahmheit verdient noch hervorgehoben zu werden, dass die ein­fache Gegenreizung auf und unter der Haut (scharte Einreibungen, Haarseil etc.) sich nach den empirischen Ergebnissen der Praxis als sehr unsicher erwiesen hat. Es ist his jetzt noch keineswegs genau festgestellt, ob diejenigen Fälle, die bei einer solchen Behandlung und bei gleichzeitiger Anordnung einer längeren linke in Genesung
,s) Zur Orieutinmg über die allgetneineu Wirkungen dieser Heilmethoden verweise icb auf Gerlach: Lehrbuch der allgemeinen Therapie. 2. Auflage. Berlin. iSds.
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Throrie dej Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;20d
übergingen, nichl auch ohne die üautreize zu einem günstigen Aus-gang gelaugl -ein würdeu. Nach meinen Erfahrnngeu kann laquo;'in Erfolg \lt;iii dieser Methode höchstens im Beginn der mil einer Ijahra-licii verbundenen Spatbildung in Aussicht genommen werden. Aber auch in diesen Fällen erweist ~icli das Verfahren fselbsl wenn dasselbe nach entsprechenden Zwischenzeiten mehi'ere Male wiederholl wird) der Regel nach unwirksam.
Bessere Resultate ergeben sieh aus der Anbringung von directen Reizen. Gerade wegen dieser Wirkung Mehl das Glüheisen (Cau-teriiun actuale) seil aller Zeil bei der Behandlung der Spatlahmhcil in hohem Ansehen. Es ist aber zu berücksichtigen, das-; dasselbe bei oberflächlicher Einwirkung auf die Haul nur die Bedeutungeines Ge^enreizes haben kann. Erst wenn die Elitze tiefer eindringt, be-dingi sie einen directen l!eiz auf das entzündete Gewebe.
Von grösserer Wirksamkeit, als das Glüheisen habe ich die Oeffnung des Schleimbeutels an der inneren Sprunggelenk-Fläche gefunden, deren Folgen in letzter Instanz ebenfalls aul eine directe Reizung der entzündeten Gewebe bezogen werden müssen.
ij 1ti(). Neben diesen beiden Heilmethoden hai sich die Ver-rainderung der Anstrengung oder die mehrere Weichen, selbst Monate hindurch beobachtete absolute Ruhe für die Behandlung spatlahmer Pferde nützlich gezeigt. Der günstige Einfluss dieses therapeutischen Mittels beruht darin, dass der [ndicatio uausalis entsprochen und die fortdauernde Reizung der entzündeten Gelenlvka|isel vermindert quot;der -elh-i beseitigt wird. Hiermit zusammenhängend bessert sich in­zwischen die Nutrition in dem entzündeten Gewebe und der krank­hafte Vorgang kann in Folge dessen sistiren. [ndess ist der gute Erfolg einer solchen abwartenden Behandlung erfahrungsgemäss deich recht --elien. Man kann sogar als Regel ansehen, dass durch die Ruhe für sicii allein mir ein zeitweiser Stillstand der Entzündung erreicht wird. Mit der späteren Anstrengung dor betreffenden Pferde dncnineniirt sich die gehoffte Besserung als eine mir scheinbare.
Während der Dauer eines operativen Eingriffs ist iliquot; absolute Ruhe der spatlahmen Pferde unentbehrlich. Der Nutzen und die Nothwendigkeit derselben rechtfertigen sieb unter diesen Verhältnissen
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Therapie.
znpjlpiHi aas dor frischen Entzündung;, die in den heim Spat be­theiligten Geweben oder In (Inen Nähe gesetzt wird und die zu ihrem Ablauf gewöhnlich eine Zeil von mehreren Wochen erforder­lich macht.
sect; Ißt- Hie speciellen chirurgischen Heilmittel und Operations-Methnden gegen die S|)atlalimheil lassen sich in folgende Kalegurien trennen.
1) Reizende und scharfe E in rei butigen aid' die flaul an den Spal-Exostosen, bezieliungsweise an der inneren Seite des Sprung­gelenks. Sämmtlichc Mittel dieser An wirken als Gegenreize. Ihre Benutzung machl eine zwei- oder mehrwöchentliche Ruhe der s])at-lahmen Pferde norhwendig. Nur hei einer frisch entstandenen Spat­lahmheil können -ic mil einigem Vortheil angewendel werden. Auf den bereits seil Monaten und länger bestehenden krankhaften Zu­stand sind mo ohne Eintluss. Manche Thici'ärzte bevorziiffen einzelne Mittel. Die Wirksamkeit derselben ist aber vorzugsweise von der Concentration abhängig. Wenn sich ein genügender Rrfolg von ihrer
ersten Einreil.....g nicht einstellt, -n wird vielfach empfohlen, die
Application nach dor vollständigen Abheilung dor Flautentzündunw ein- bis zweimal zu wiederholen. Die Anwendung der scharfen Einreibungen erfordert wegen dor serösen Exsudation ant' dor Haut, dass bei feinen Pferden die Partie des Mittelfusses durch Bestreichen mit Fett entsprechend geschützt wird.
Von Einigen wird eine Einreibung von Unguentum Hvdrargyri
cinereum oder Tinetnra Jodi oder v.....;iner Sfdbe aus Kalium joda-
miiii für nützlich gehalten. Ich habe von dem Gebrauch dieser Mittel gegen die Spatlahmheil eine günstige Wirkung nie benhachtet. Besser ist jedenfalls eine Salbe aus Flydrarg: bijodatum rubrum mit Sapo vii-idis (I: ö bis R). Dieselbe wird täglich einmal eingerieben, bis diel lam sich geschwollen zeigt, wtis bei manchen Pferden trüber, als bei anderen eintritt. Der Regel nach genügt eine dreimalige Einreibung.
Eben ... vortheilhaft ist da- üngt. Cantharidura (Cantha-riden mit den gebräuchlichen Vehikeln wie 1: I bis 5) innerhalb
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Behaadlanff oait scliarfeu und Utzondeu Aj'zneitnittela,
#9632;20;quot;)
2 Tilgt; zwei bis drei Mal einzureibeu. Auch das eDgliscae scharfe Pflaster (blister) kauu statt der Caatharidensalbe versucht werden. \ cm tnanchen Thierürzteu wird den schärfereu Mitteln., die Pusteln und Ulceititiouei) in der Haut verursacheu, eine heilkräftige Wirksamkeit zugeschiieben. Bupliorbiuu) in Verbindung mit üan-tharidensalbe (1: 4 bis 6) wurde schon im vongen Jahrhundert gegen die Spatlahniheit gerühmt, lartarus stibiatus mit Fett oder als Zusatz zur (Jautharidensalbe (1: 4 lgt;igt; 8) ist nicht miuder vt*--j-iieiti worden. In ueuerev Zeit wurde der Gebrauch einer Salbe von Kali bichromicum mil Fett (L: 8) vom Baierischeu Divisions-Veterinür-Arzt Schmidt*) angeregt und später von Maixjus**) eni-i)t'ühleu. Allein alle diese Mittel lassen beim Gebrauch oft grössere baarlose Stellen zurück, ohne sich besonders nützlich zu erweisen. lgt;ir einfache Cautharidensalbe leistet mindesteiis die gleielieu 1 gt;ien.-te.
sect; 1G'2. 2) Aetzende Arzneisubstanzeu. Durch Verätzung der Haut an der inneren Sprunggelenk-Fläche wird die Spatlahmheit vielfach zu heilen versucht. lgt;ie in dieser Weise behandelten Pferde uitisseu ebenfalls bis zur Veruarbung der zerstürten Haut von jeder Anstrengung ferngehalten winden. In massiger Concentration wirken die Art/iuiiiel als emtache Gegeureize. Sie werden gegen die Spat-lulitnlieii für sieb allein oder als Zusatz zur Cantharideusalbe benutzt. Eines besonderen Hufes erfreut .~ieli tlydrai'gyrum bichloratuui corro-sivum. Dasselbe wird in einer Lösung mil Spiritus viui (JL: 4 \lt;\gt;~i) nach einer alten Jimpfehlung englischer I liierürzte mit einem kleiuen Sehwanun oder mit einem [vorkstöpsel a.il die Haut in der Gegend der unteren Aa'ticulatiou des Sprunggelenks gebracht. Mit demselben Erfolge kann man den Sublimat mit Adeps ,1: 5 bis 8) zur Salbe gemacht oder in gleichem Verhältniss der Cantharideusalbe zugesetzt, tägheh einmal auf die llani an den Spatexostosen einreiben. 10s empfiehlt sich in Jedem Falle, in der Ausdehnung, in welcher die Einreibung stattfinden soll, die Ilaare vorher abzuscheereu. Bei
*) Zi-irsclir. für TbWrkeilkunde und Viehzuchl vou Uiotericlis, NVln 1 imcl Vix. IT, Band, 1851. S. 171.
**) Rericlil über die 17. Vers, des Vereins Mecklenb. Thierärzte \n-n 1861—G'i Citirt nach der Wociieusvhr. für Thierheilk. und Viehzuclit von Adam Niklas und Probstinavr. 7. Jahre:. 1SÜ3, S, 395.
ä^
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Therapie,
dieser Behandlung mit Sublimal bleibeu gewöhnlich keine oder nur vereinzelte luuu-lose Stellen in der [laut /.nriick.
Zu einer concentrirten A.n\venduug sind bisher Acidum arseni-cosum; Oleum Crotonis und Acidum sulfuricum bei der Spatlabm-licii bevorzugt worden. Die Wirkung dieser Mittel bringt immer eine brandige Zerstörung der Haut mit sich, so dass nacb der Be-Uandlung baailose Narben und flautverdickiingen restiren. Was den Nutzen einer solchen Cur betrifft, so muss ich oach meinen Er­fahrungen dem L.niieil Hertwigs (Chirurgie) beitreten, d;igt;-. mit derselben besondere Vorzüge gegenüber den gewiibnlieiien scharfen Einreibungen nicht beobachtet worden. Nur in dem Falle, wenn die zerstörende Wirkung tiefer in die Subcutis dringt und der Schleimbeutel theilweise zerstört wird, kann auf dem Wege der directen Reizung der Gelenkkapsel eine Besserung der Spatlahmheit erreicht werden. Derselbe Vortheil ist aber mit dem chirurgischen Messer oder mit dem Glüheisen leichter, sicherer und ohne grosse Verunstaltungen der [-laut zu ermöglichen.
Wenn der Phierarzf aiigt; irgend einen] Grunde sieh der ge-uannten Aetzmittel bedienen will, so empfehle ich für alle Fälle, die Haut nur an einer kleinen Stelle (etwa von der Grosse eine.-. '1 Im-lers) m der Gegend, wo tier Schleimbeutel liegt, einzureiben. lgt;ie Haare werden zunächst abgeschoren, um die Wirkung besser be­grenzen zu können; auch ist es vortheilhaf't, die nächste Umgebung durch Aufstreichen von Ken zu schützen, Das Crotouöl und die Schwefelsäure werden am besten ohne weitere Verdünnung mil einem Korkstöpsel oder mit einem zusainmeugefalteneu Leinwuud-läppchen auf die Haut aufgetragen. Der weisse Arsenik ist in Salbenform mit Fett oder mit Gantharidensalbe im Verhältniss wie 1 :5 bis 12 anzuwenden.
ij 163. Die Application eines Aetzmittels unter der Haut an den Spatexostoseu. Im vorigen Jahrhundert (Vgl. •1. D. Busch I. c. S. Id?) war es gebräuchlich in die Haut auf den Spatexostosen zuvor kleine Einschnitte zu machen und dann eine, ans Euphorbium, Cautharideu, Arsenik Sublimat und Schweinefett zusammengesetzte Salbe lii^lieh einmal so lauge einzureiben, bis
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Anwendung von Aetztnitteln nnter laquo;ler Haut,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^''7
eine starke Vereiterung eintrat. Vielleicht ist hieraus eine Veran­lassung entnommen worden, die Aetzmittel subeutan anzuwenden, um mit denselben angeblich auf die neugebildete Knochenmasse des Spat direct einzuwirken. Osmer*) ^clieint dies Verfahren zuerst zur A.nwendung gebracht zu haben. Die englischen Thierärzte l)e-uut/ifii liierzii besonders die sirsenige Säure und den Sublimat. Jedes dieser Mittel ist eventualiter mit Grummi arabicura und \\ ussor oder mit einer anderen Substanz in die Form einer Paste zu bringen. I'mc A|)|die;iti(iii kann bei ruhigen Pferden im Stehen geschehen. Hie Haut wird an einer kleinen Stelle auf der untersten Articulation des Tarsus eingeschnitten und mit dem Myrtenblatt einer Sonde uder mit einer kleinen Haarseilnadel in der nächsten Umgebung nach oben abgetrennt. in diese Höhlung wird von der Aetzpastc so viel, wie eine Erbse oder Bohne gross hineingebracht. Selbst­redend muss das betreffende Pferd während der nächsten Zeil ruhig im Stalle s'erbleiben. An der inneren Sprunggelenk-Fläche ent­wickelt -ueh eine bedeutende Phlegmone und es tritt starke Eiterung ein . durch welche das brandig gewordene Gewebe abgestosseu w'tnl. Nach - bis 4 Wochen erfolgt die Vernarbung.
Auch dies Verfahren hat nach meiner Meinung nur dann einen Nutzen, wenn durch das Aetzmittel der Schleimbeute] zerstört wird. Eine oberflächliche Einwirkung halte ich für erfolglos. Im .Inlnr isiil sah ich vom Kreisthierarzt Voss in Westfalen zwei snatlahme Postpferde in der beschriebenen Weise mit einer Arsenik-, paste behandeln. Imiis von diesen Pferden — ein zehnjähriger Wallach — wurde in 4 Wochen von der Spatlahmheit vollständig befreit. Bei dem zweiten — einer siebenjährigen Stute — blieb die Behandlung erfolglos.
Im Allgemeinen kann ich (lies ('urverfahren nicht empfehlen, trotzdem es in England heute noch gebräuchlich zu sein scheint (Vgl. Williams: Veterinary surgery S. 290). Denn die Wirkung der Aetzmittel und namentlich des weissen Arsenik ist nicht in allen Fällen mit genügender Sicherheil zu beschränken. Tiefere Zer-
*) W. Oünier. A Treatise ou rlie Disrascs and Lameness of Horses. London 1766. 8. 8s.
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Therapie.
Störungen am Sprunggelenk kötineu über leicht lebensgefalirücb werden. Es scheinl inir daher und gegenüber der Thatsache, dass die Üeffnung des Schleimbeiitels mil dem Messer oder mil dem Glüheisen leichl und gefiihrlos bewirk! wei-den kann, uichl i-äthlich, eine subcutane Cur mit Ä.etzmitteln zu versucben.
gt;; I(i4. .quot;gt;) Das Haarseil an der inneren Sprunggelenk-Pläche. (Jrsprünghcb gi'ündete sieb die A.invendung eines Dlaar-seils gegeu die Spatlahmheil auf die Anscbauung, dass dureb da.— sell)e die „rlieuinatische Scbärtequot;, die dein Spal angeblicb zu Grunde liege, aus dem [iüi-per ausgeschieden werdeu solle. !n diesem Sinne tülimte I riincrk.T noeb die Ap|)lication eines Hiiarseils an der Über-scbeukel-Purtie als wirksam. Später entschieden sich die Thiei-ärzte dafür, dass das Uiuirseil über die Spatexostosen gezogen wer­deu müsse, nni zugleich einen Gegenreiz lierbeizuführen. Die Application kann uur am tiiedergelegten Pferde geschehen, wobei der zu operirende Hiuterfuss unten zu liegen kommt. Der obere Puss wird auf den Vorderfuss ausgebunden. Mit einem geballten Bistouri werdeu aul der inneren Seile des Sprunggelenks zwei Schnitte von je 2 Centimeter Länge durch die Haut gemacht, von denen der .iliere am Gelenkende der Tibia, der untere am Kamm des llöbreu-beins dicht hinter der Vena saphena (unterhalb der Exostose) anzu­bringen ist. Darauf wird dalaquo; Eiterband mil einer kleinen oder aueb mil einer grössereu Flaaiseilnadel durchgezogen. Beide Enden siud
entweder entsprechend lang xusa.....ten zu binden oder zweckluässio-er
mii linlzernen Knebeln zu versehen, has ITaarseil bleibi gt; bis 3 Wochen liegen und wird täglich umgezogen, kann auch nöthigeu-falls in Zwischenzeiten von mehreren Tagen mit einem Reizmittel ba'stnchen werden.
Die .\iiizlieliklt;ai des Haarseils gegen die Spatlahmheit ist von vielen Seiten (Dieterichs, Eertwig u. .\.) betont worden. leb babe
in den Jahren I860 bis 1862 versuchsweise 10 spatlah..... Pferde,
die niH-li mein in einem hohen Grade erkrankt waren, mit einem Haarseil tiehaudelt, ohne den geringsteu Erfolg bei einem derselben wahrzunehmen. IVi mehreren anderen Pferden, bei welchen von mir befreundeten Collegen ein Haarseil applicirt war. Hess sich eben-
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ÄjawendaiUF des Haarseils und ilcs (jliiheisens.
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sowenig ein besonderer Nutzen erkennen. Percivall (Tjimicno^s in the horse S. \2l) sagt, dass gegen das Gelenkleiden (articular spavin) das Glüheisen das beste Heilmittel sei. dass er aber sogen den callösen Tumor oder die Exostose (external or periosteal spavin) das Haarseil ofl sehr nützlich and wirksam befunden habe. Zur Beurtlaeilung dieses A.usspruchs von dem berühmten Autur muss ich indess hervorheben, dass die Spatkihmheit von der Exostose an sich aichl bedingl wird und dass eventualiter die Erkrankung der Gelenk-knorpel von der Wirkung; des (Hülieisens üherhiuipt nicht tangirt werden kann.
Abgesehen \quot;ii der Spatlahmheit im ersten Stadium, wo alle (regenreize neiu'ii anhaltender Kühe der Pferde zweckmässig sein können, glaube ich nicht, dass der Verlauf des krankhaften Zustan­de- im Sprunggelenk durch das Haarseil erheblich abgeändert wer­den kann: es gt;ei denn, dass bei der Application der Schleimheutel an der inneren Sprunggelenktläclie verwundet winde.
sect; 165. 1) Das Glüheisen. Auf rein empirischem Wege als heilbringend erkannt, hai die Benutzung des Glüheisens gegen die Spallahmheil in der Praxis der Thierärzte durch kein anderes Heilverfahren verdrängt werden können. Bei der Waid dieses Heil­mittels hat es alier eine, grosse Bedeutung, sich zu vergegenwärtigen, dass die Wirkung des auf die Haut applicirten Glüheisens verschie­den sein kann. Bleibt die W irknng oberflächlich, so ist sie gleich­bedeutend mit dem therapeutischen Eingriffeines Gegenreizes, wie er durch scharfe Einreibungen oder durch leichte Verätzung der oberen Hautschicht erzielt wird, Ich habe an einer grossen Zahl von spatlahmen Pferden immer gefanden, dass mit der oberfläch­lichen Anwendung des Glüheisens die Besserung oder Heilung der Spatlahmheit nicht gefördert werden kann. Zu dieser oberflächhchen Einwirkung rechne ich einmal das Vorfahren, mit dem knopfförmigen oder messerförmigen Eisen die Haut auf den Spatexostosen eine kurze Zeit hindurch, und zwar nur so lange zu brennen, bis die Punkte oder Striche ein braungelbes Ansehen annehmen. Xoch un­wirksamer ist das „Distanz-Feuerquot;, d. h. das Einströmen von Hitze in die Haut aus einer geringen Entfernung, wobei die I laut selbst
DioL-kcrhotr: Sjiat iler Pferde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 14
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Therapie.
nicht lädirt wird. Ebenso hat das Brennen auf einer Speckschwarte*), die zunächst über die Spatexostosen zu dem Zwecke ausgebreitet wird, um in der Saal keine baarlosen Narben bervorzubringen, keinen therapeutischen Vortheil. In der Beurtheilung der ieizt-genannten beiden Methoden des Brennens muss leb mich der ab­fälligen Kritik erfiihrener Autoritäten der praktiseben Veterinärkunde (Dieterichs, With, Bertwig, Heiing, Gerlacb u. A.) in Ilinsichl auf die Spatlahmheil durchweg anschliessen.
Reim Brennen des Spat kann die Hitze durch die nicht durch­gebrannte Haut in die Subcutis eindringen und eine unmittelbare Reizung des Schleimbeutels oder selbst der chronisch entzündeten Gelenkkapsel bewirken. Der Gebrauch des Glüheiscus nach diesem Gesichtspunkt hat eine wissenschaftliche Berechtigung und .-eine Nützlichkeit ist durch die Erfahrung vielfach bestätig! worden. Schon seit langer Zeit wird in der Veterinär-Chirurgie allgemein ge­lehrt, dass das „Einströmen der Hitzequot; beim Spatbrennon vortbeil-haft sei. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass auch eine solche Anwendung des Gliiheisens keine Sicherheit gcwührl und class dieselbe erfahrungsgemäss bei sehr vielen spatlahmen Pferden eine Heilung oder eine wesentliche Verminderung der Lahmheit nicht herbeiführt. Aus einer reichhaltigen Erfahrung ziehe ich den Schluss, dass die Wirksamkeil des auf der Haut applicirten (ilüh-eisens in jedem Fall der ojjemtiven Eröffnung des Schleimbcntels weit nachsieht.
S 1C6. Ruhige Pferde können, nachdem ihnen eine Bremse angelegt ist, zweckmässig im Stehen gebrannt werden. Die schweren Arbeitspferde werden am besten in einen NTothstall gebracht. Nach­dem nöthigen Falls der Schweii aufgebunden ist. wird ein Vorder-fuss emporgehoben oder auch wohl derjenige Hinterfuss, an welchem nicht operirt worden soll, wie heim Beschlagen gehalten. Der Operateur stellt sich auf die dem kranken Fuss entgegengesetzte Seite oder hei ganz frommen und bei den im Nulh.-tall hetindlichen
*) Zuerst empfohlen unter tter Devise ..l.u par i'ontnc.t mJdiatquot; Von Godine jeone (Elemens d'ITygifene vutürinaire etc Paris 1815 png. 280).
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\nweudang dos Gliilicisens.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 211
Pferden selbsl binter dieselben. Alle Pferde, die nicht gut stehen, müssen in der Seitenlage gebrannt werden, wobei sieli der kranke Fuss unten befindet. Derselbe llt;:iim ansget'essolt und durcb einen Gebülfen mittels eines entsprechend langen Strickes etwas nach Innti'ii gezogen werden, so dass die innere Sprunggelenk-Fläche frei liegt. Oder es wird der obere llinterfuss auf den Vordersclienkel ausgebunden. Die Operation erfordert eine Berücksichtigung der Vena sapbena, die niebt verletzt werden darf. unmittelbar neben derselben kann aber ohne Naelitlieil ein Punkt oder Strich gebrannt werden.
Ks ist ziemlich gleichgültig, ob zum Brennen des Spat ein knopfförmiges oder ein messerförmiges Eisen gewählt wird, d. b. ob m Punkten oder in Strichen gebrannt werden soll. Bei dem knopf-förmigen Eisen ist auf eine recht stumpfe Spitze und bei dem messer-fönnigen auf einen ganz abgestumpften Rand zu achten, damit die Haul nicht oder wenigstens nicht so bald durchgetrennt wird. Früher liebte man es, das Brennen des Spat in geometrischen Figuren auf der inneren Seite des Sprunggelenks zu bewirken. Aber Kersting (Nachgel. Manuscr.) sagt schon ganz richtig, dass die Figuren von nebensächlicher Bedeutung seien und dass es bezüglich derselben nur auf die Vermeidung eines bässlichen Absehens nach der späteren Verbeilung der Brandwunden ankomme. Kersting gab den Punkten den Vorzug vor allen anderen Figuren. Jedenfalls lassen sieb die Punkte am leichtesten anbringen, besonders wenn die innere Sprunggelenk-Fläche durch die Spatexostosen uneben ge­worden ist,. Hertwig (Chirurgie) bevorzugt das Brennen in senk-reebten Strichen, weil bei denselben d\e späteren Narben am besten mit Ilaaren bedeckt würden. Das letztere Motiv ist gewiss richtig alier in den meisten Fällen nicht von grossem Belang. Denn auch in schräger Richtung kann die Application des messerförmigen Eisetis geschehen, ebne hässliche Narben herbeizuführen und für den Operateur selbst ist die letztere Art des Brennens in schräg über das Sprunggelenk verlaufenden Strichen sowohl am stehenden, als am liegenden Pferde weit bequemer.
Um das Absterben eines grösseren Theils der Haut zu ver­hüten, müssen die Striche und auch die Punkte 3 Centimeter von
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Therapie,
emander entfernt gt;oiii. Ausserdem igt;t lu-i dci- Opciniiiui auf dio Dicke der Haut Rücksicht zu nehmen. Bei sehr reinen Pferden darf die Haut aui dem Sprunggelenk mil dem Eisen nur eben berührt werden, weil sie smisi leicht auseinanderplatzt Au die dicke [laut eines groben Pferdes kann dagegen das Brenneisen stärker angedrückt werden.
sect; lilT. Auf jeden Fall ist für den in Rede stehenden Zweck des Spatbrennens niemals das weissglühende, sondern immer das rothglühende Eisen zu benutzen. Das Brennen mit dem letzteren wird, eventualiter nach wiederholter Erwärmung des Eisens min­destens so lange fortgesetzt, bis an den gebrannten Hautstellen ein gelbliches Serum exsudirt. 1 gt;ie alten Thierärzte pflegten verlier und selbst auch noch ein:ge .Male während des Snatbrennens ein harziges ^Mittel in Pulver- oder Salbenform (Colophonium, Pech, Terpen-thin etc.) auf die Haut aufzutragen und das Brennen eine halbe Ms ganze Stunde hindurch in der angegebenen Ali fortzusetzen. Mit diesem Verfahren sollte der Haut ein besserer Schutz gewähr! und trotzdem das möglichsl liefe Einströmen der Hitze erwirkt werden, leb kenne mehrere erfahrene Thierärzte, die einen solchen Brauch auch jetzt noch streng beobachten.
Von anderen Praktikern wird zuvor auf die innere Sprung-gelenkfläche eine scharfe Salbe kunstgerecht eingerieben. Nachdem in Folge dessen die llaui stark geschwollen ist, wird das CHüheisen in Punkten oder Strichen und zu dem Zweck annlicirt, um die Wirkung der scharfen Salbe zu verstärken und andererseits die nach Abheilung der [laut restirenden Narben weniger gross erschei­nen zu lassen. Ich habe dies Verfahren bei der Behandlung ver­schiedener Galleu recht nützlich gefunden, bei der Spatlahmheit aber in vielen füllen nicht als besonders vortheilhaft erkennen können.
Manche Thierärzte pflegen gleich nach geschehener Application des Glüheisens die innere Seite des Sprunggelenks noch mit dem englischen scharfen Pflaster (blister) zu bedecken, oder mit einer scharfen Salbe einzureiben. Auch von diesem Verfahren, das bei den Besitzern von englischen Rennpferden zuweilen in hohem Au-
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Oi-tVuiuiff ill's Schleimbeutels,
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sehen stolit und ilagt; ich wiederholt versuchl habe, konnte ich hei der Behandlung der SpaÜahmheil einen besonderen Erfolg nicht constatiren.
I5ri ganz groben und geringwerthigen Arbeitspferden und gegen­über vielen Besitzern auch bei edlen Pferden ist die Schonung der llani an der inneren Sprunggelenk-Fläche oft gegenstandlos, weil das Zurückbleiben von Narben dem Gebrauchswerth der Pferde keinen Eintrag thut. Wenn der Thierarzt bei solchen spatlahmen Pferden das Glüheisen in der hier gedachten Art benutzen will, so ist es am besten, die Striche oder Puncte mit einem relativ dicken Eisen etwa 4 Centimeter von einander entfernt y.w appliciren und die Hitze des roiliwanneu Eisens ohne Rücksicht darauf, da-s die Haut grössten-theils durchgebrannt wird, recht lauge eindringen zu lassen.
Bis zur Abheilung der Brandschorfe (etwa 3 Wochen hindurch) sind die in der vorstehenden Arl behandelten Pferde womöglich im Stulle zu belassen. Eine längere, von Einzelnen selbst auf einige Monate nonnirte Kühe soll nach der Meinung verschiedener Thier-ärzte der Ausheilung der Spatlahmheit noch in höherem Masse Vorschub leisten. Indes- ist dieser Nutzen wissenschaftlich nicht festgestellt und aus den empirischen Beobachtungen nicht zu motiviren.
sect; LC8. 5) Die operative Oeffnung der Bursa amfächer-fö rm igen Insert ion ssclienkel des Schienbeinbeugers. Von allen Heilmitteln gegen die Spatlahmheit habe ich die Oeffnung des Sciileimbeiitels an der inneren Sprunggelenkfläche und die Herbei-fülirung einer Entzündung und stellenweisen Verwachsung desselben am wirksamsten befunden. Die Operation ist ganz gefahrlos und ersetzt eine Heilte anderer Behandlungs-Methoden, weil deren ganze Bedeutung nur darauf binausläuft, ckuäs sie eine ObUteration der Bursa durch Entzündung oder stellenweise Zerstörung bedingen.
leh habe in den .Jahren 1871 und 1872 tlteils an den Anatomie-Pferden der iiiesigen Anstalt, tlieils bei einzelnen Besitzern versuchs­weise die Bursa an 22 spatfreien Pferden mit dem Messer geöffnet. 1 gt;ie Operation erwies sieh in allen Fällen gefahrlos. Bei 10 Pferden wurde die mediale [nsertionssehne des vorderen Unterschenkelmuskels
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Therapie
gleichzeitig diuclgeschnitten, also die ganze laterale Wand der Bursa gespalten. Der vergleichenden Untersuchung wegen winde bei den 12 anderen Pferden nur der unterhalb der Endsehne des Jl, tibialis anticus befindliche Abschnitt der Bursa eingeschnitten. Beide Uodifi-cationen der Operation sind in ihren unmittelbaren Folgen nichl wesentlich voneinander verschieden. Es entsteht eine agglutinirende, sj)äter fibröse Entzündung der Bursa, die mil Verwachsung und Obliteration des grössten Theils derselben ihre Endschafl erreicht. Her entzündliche Prozess beschiänkt sich aber uichl auf den Schleim-beutel, sondern er setzt sieb fort auf den fächerförmigen Sehuen-schenkel des Schienbeinbeugers, auf das innere lange Seitenband des Sprunggelenks und die fibröse Gelenkkapsel sowie auf das Periost. In allen Fällen entsteht daher eine fibröse Verdickung und eine wirklicke Knochenneubildung (traumatischer Spat). Meistens kommt die Verknöcherung des entzündeten Gewebes und die periosteale Neubildung von Knochenmasse uur in der unteren A.btbeilung des Sprunggelenks, also am Röhrenbein und an den schifförmigen Beinen vor. Sie ist oft sehr beträchtlich und erreicht gewöhnlich als eine künstlich geschaffene Spatgeschwulsl die Dicke und den umfang von zwei menschlichen Daumen. Bei einzelneu Pferden wird die Kuochen-geschwidst noch stärker. Mit der Ausbildung dieser Verdickung findet die Entzündung ihren Abschluss. Bei meinen Versuchen ist uiclit ein einziges Pferd durch diesen traumatischen Spat später lahm geworden.
Iquot; den ersten Tauen uach der Operation ist die entzündliche [nfiltration gewölmlich bedeutend. Die innere Seite des Sprung­gelenks schwillt au und aus der Wunde erfolgl ein schaumiger Aus-llnss (weil die Aponeurose sich bei der Bewegung des Fasses ver­schiebt). Demnächst tritt Eiterung ein, die zuweilen gering, nicht selten aber stärker ist. In letzterem Falle bekunden die Pferde grössere Schmerzen, die sich aber alsbald wieder verlieren, wenn die Wunde mit Höllenstein einige Male touchirl wird. Nachdem die Eiterung allmälig nachgelassen und durchschnittlich 3 Wochen hin­durch gedauert hat , sciiliessl sich die Wunde durch Vernarbung. Hiermit ist aber die Rückbildung in den durch die operativen Kin-i^'riffc entzündeten Geweben noch nicht beendet. Analog wie beider
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Oeffuune des Schleimbeutels.
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Heilung eines Knocheubruclis der Calhis Doch nicht seine treibende Einrichtung erlangt hat, wenn die Verbindung sidi äusserlich als eine teste dociunentirt, so erfordern auch ilie regressiven Prozesse bei dieser auf Lrauinatiscbeui Wege herbeigeführten fibrösen und ossi-ficirenden Entzündimg eine längere Zeil, bevor sie ihre Endscnaft erreichen.
vj LOS). I^eu vorstellend beselniebenen Verlauf der Entzündung beobachtete ich nach jeder penetrirenden Wunde des Schleimbeutels, ohne Rücksichl darauf, ob die mediale Insertionssehne des M, tibialis aniicus durchgesclinitten war. oder nicht. Ich glaube daherquot;, dass die mit der Oeffnung der Bursa gleichzeitig vorgenommene Tenotomie der genannten Endsehne an -ich keinen besonderen therapeutischen Wenn bat. AJs eine begreifliche Folge derselben wird aber die Ausheilung der Wunde (der traumatischen Entzündung) verzögert, heim die getrennten Stücke der Sehne wachsen in einer Zeit von 4 Wochen wieder zusammen. Wenn inzwischen die hintere Abthei­lung der Sehne beziehungsweise der betreffende Abschnitt der Bursa verklebt oder verwachsen war, so reisst diese Verbindung nach der Verheilung der Sehne, und zwar in Folge des Muskelzugs wieder los. In der verdickten Partie bildet sich eine tiefe Rinne für die kleine Insertionssehne, wie überhaupt bei umfangreichen Spatexostosen immer gefunden wird. Selbst in solchen Fällen, wo ich aus der Endsehne ein Stück von der Grosse eines Centimeter herausschnitt, erfolgte nach f) bis 6 Wochen die Vereinigung durch neugebildetes Bindegewebe. Nur in zwei Fällen fand ich, dass der hintere Ab­schnitt des Schleimbeutels nach Durchschneidung der Sehne oblite-rirte und dass das Gewebe desselben später Uieilwelsc verknöcherte. Hierdurch war selbstverständlich die Insertion der in Rede stehenden kleinen Sehne künstlich nach vorn verlegt.
Alle in Vorstehendem angedeuteten Vorgänge, die mit der Tenotomie des inneren [nsertionsschenkels vom M. tibialis anticus eintreten, haben nach meinen bisherigen Erfahrungen keinen günstigen Kinilnss auf die Beseitigung oder Verminderung der SpaÜahmheit. Dieselben können daher auch nicht zum Endzweck der dir gemacht
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Therapie,
werden. Demnach halte ich es für genügend, den imteren Abschnitt des Schleimbeutels zu öfiuen.
sect; 170. Die opex-ative Behandluug der Spatlahmheit durch Oeffmmg des Schleimbeutcls habe ich waluend der Jahre tlaquo;72 und IST;; in der Klinik de- Hei-rn Geheim-lvalb Gerlacli hierselbsl und nach dieser Zeil bei bekannten Gutsbesitzern häufig ausgefiÜirt. Von .'gt;igt; in dieser Weise, theils mil dem cliinugischen Messer, theils mil dnn Glübeisen behandelten spatlaluuen Pferden wurde die tjahmheil in 21 Fällen ziemlicb vollständig gelieilt. In S Fällen trat eine er­hebliche Besserung ein und bei 7 Pferden, die in hohem Grade spatlabm waren, winde eine Verminderung der Lahmheit nicht be-wu-kt. Seit zwei Jahren habe ich einigen practischen Thierärzten dies Operations-Verfahren gegen die Spatlahmheit uiitgetkeilt and empfohlen. Von Allen sind mir nur günstige ürtheile über dasselbe ausgesprochen wenden.
Kaum kann es befremden, dass auch mit dieser Operation nichl Jede- lahme Pferd, das sich mit Spat behaftet zeigt, geheilt weiden kann. Wenn mit einer relativ bedeutenden Spatlabmlieil eine steife Bewegung der Gliedmasse und starke Atrophie der Kruppeiimuskeln verbunden ist so verspreche ich mir überhaupt von einer Behandlung und also auch von meinem Curverfohren keinen wesentlichen Erfolg, üeberdies kennt jeder Praktiker, dass sich an der hinteren Glied-masse eine- lahmen Pferdes neben dem S)laquo;it oft noch nianche andere Abnormität findet, dm-ch welche die Bewegung beeinti'üchtigl werden kann. Von der Behandlung solcher, zuweilen selbst in der Düignose zweifelhafter Fälle kann das Unheil über den Werth eine- Curver-tahren- nicht abhängig gemacht weiden.
Bei Pferden, die auf beiden Fassen eine schmerzhafte Spat-anection bauen, machte ich die Operation sofort an beiden Sprung­gelenken. Die Ausheilung der Wunden erfolgte ohne besondere Belästigung der Pferde. Ich erwähne dies aus dem Grunde, um darauf aufmerksam zu macheu, da— in solchen Fällen durch die gleichzeitige oder in Zwischenzeiten von wenigen Tagen zu machende Operation an beiden Fassen eine Zeitversäumniss vermieden wer­den kann.
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Oeffnuug äes Schleimbeatela darcli Incision.
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sect; 171. Die Oeffnuug des ScMeimbeatek kann mil dem Messer oder mil dein glübeadeii Eliset) gescLehen. In beiden Falleu werden die Pferde der iiet;;laquo;'! noch im Stehen operirt. Nur die unruhigen oder bösen Pferde müsseia zuvor uiedargelegl werden. Die Operation selbsl erleidel durch das Niederlegen des Pferdes keine Abänderung.
a) Die [ncision des Schleimbeutels. (Vgl, die Abbild, auf Tal'. II.. Fig. 2 und 5). Die OefEnung der Bmsa mil dem chirurgischen Messer geschiehl uach meinen Erfahrungen am besten in der Weise, dass das Pferd dem zuvor eine oder zwei Bremsen autgelegt sind, mil derjenigen Seite, auf welcher es spatlahm ist, gegen eine Wand gestelll wird. Ein Gehülfe hebt darauf den ge­sunden Elinterfuss auf, ganz wie beim Beschlagen und recht weil naeh hinten. Der Thierarzt mmmt eine gebückte Stellung unter dieser aufgehobenen Gliedmasse. i'gt;ei manchen Pferden isi auch das Aufheben eines Vorderfusses ausreichend. Die Operation seihst er-torderl nur ein geballtes Bistouri jnit breiter Klinge. Aueli ein sogenanntes Castiir-Messer kann ^iin/. zweckmässig benutzt werden. Die Khnse wird mit dem Daumen, dem Zeigefinger und dem Mittel-tingej' erfassi Qie leicht gebeugten beiden letzten Finger sind mit der Dorsaltläche gegen das obere Ende des Metatarsus test aufzu­stützen. Das I nst rumeiil wird niin durch die Haut in den unteren Alischuitt des Schleimbeutels (zwischen der medialen Emisohne des vorderen Unterschenkelmuskels und der unteren Begrenzung) schnell liineingedrückt und momentan wieder zurückgezogen. Bei diesem Verfahren kann, auch wenn das Pferd springt, eine grössere Ver­wundung leicht vermieden werden. Sollte die Wunde heim ersten Schnitt nicht tief genug gemacht sein, so kann man leicht zum zweiten Mal in dieselbe mil dem Messer eindringen und die Partie mit der ziemlich senkrecht gehaltenen Klinge durchschneiden. Ich habe oft das Messer his auf die Knochen eingedrückt und mich durch den weiteren Verlauf dieser Fälle überzeugt, dass das Verfahren nicht gefährlich ist, auch wenn dei senkrechte Schnitt durch die Gelenk­kapsel geht. Die Blutung ist stet-- gering. Selbstredend hat sich der Operateur vor einer Verletzung der Vena saphena zu hüten (Vgl. die Abbild, auf Tal. II.. Fig. fi). Wenn man sieb von der stattge­habten OefEnung der Bursa überzeugen will, so liisst man am besten
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Therapie
den operirten Fuss wie zum Besscblagen aufheben und untersucht tut; Wunde mil Pincette mul Sonde.
\h[gt; Pferd wird bierauf in den Stall geführt und bleibt rubig stellen. Das weitere Verbalten der Wunde ist bereite (sect; 168) be­schrieben, Trill nach einigen Tagen eine stärkere Eiterung in der Wunde ein, so ist dieselbe einige Male mit Höllenstein (tägbch ein-liis zweimal) zu touchiren. Im entgegengesetzten Verhalten, bei welchem die traumatische Entzündung sehr gering iM, babe ich zu­weilen Jodtinctur in die Wunde einpinseln lassen. Etwaige üppige Granulationen während der zweiten und dritten Woche lassen sieh am besten durch Ä.etzeu mit Höllenstein oder durch Betupfen mit einer Gerbsäure-Lösung (Decoctum Corticis Quercus) zurückhalten. Mitunter habe icb aucb die Wunde noch in der dritten Woche mit dem Glüheisen oberflächlich touchiit. Die Vernarbung kommt, wie elien augegeben in einer Zeil von etwa 3 Wochen zu Stande. Nach weiteren 2 Wochen, also im Ganzen nach einer fünfwöchentlichen Ruhe habe ich die Pferde wieder in Gebraucb nehmen lassen. W ieder-holl sah ich, dass die Spatlahmheil nach dieser Zeit vollständig be­seitigt war. In anderen Fällen besserte sich die Lahmheil allmälig. Wenn in der dritten oder vierten Woche nach der Operation noch eine relativ starke Schwellung an der inneren Sprunggelenkfläche besteht, so leistet die Einreibimg einer scharfen Salbe, oder die ober-Öächliche Anwendung des glühenden Eisens gute Dienste. Es isi vortheilhaft, für die ersten Wochen, in welchen die Pferde wieder be­nutzt werden, jede stärkere' Anstrengimg mögbchsl zu vermeiden.
s; 17quot;J. Die Oeffnung der Bursa mit dem Glüheisen, Aussei' mit dem chirurgischeu Messer kann der Scbleimbeutel ganz zweckmässig mit dem Glüheisen geöffnet werden. Es gehört aber eine gewisse Routine in der Handhabung des glühenden Eisens da­zu, inn genau zu bestimmen, dass die Zerstörung des Gewebes blos die Hani, die Subcutis und die äussere Wand der Bursa betrifft und dass dieselbe nicht bis in die Gelenkkapsel eindringt. Mit dem Messer kann man ohne Gefahr einen senkrecht verlaufenden glatten Schnitt durch die Gelenkkapseln der unteren Articulationen führen, Alier beim Durchbrennen derselben mit dem glühenden Eisen ent-
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OeSuung d. Schleimb. mit d. glüh. Eisen. Düs „Durchbrennen des Spat.quot; 210
wickell sidi der Elegel iiiicli eine eiterige oder jauchige A.rthritis, ililt;' in den meisten Fällen töcltlicL endet.
Zur operativen Oeffnung des! Sclileimbeutels mit dem Gliilieisen beclienl man sich mvcli meiner Erfalu-ong am sichersten eines birn-förmigen (apfelförmigen) Brenneisens mil ganz fimdcm Ende. Dasselbe wird beinahe weissglühend gemachl und nur an einer Stelle auf der Spatexostose, bez. in der Gegend, wo der Sclileimbeutel liegt, lang­sam und nach öfterem Ahsetzen durch die Haut gedrückt. Nachdem d;i^ Instrmnenl inzwischen braunwarm geworden, erzeugt man mil demselben in der Subcutis und /.war im Zusammenhang mit der äusseren Haut einen festen Schorf. Her letztere stössl sich nach 8 Tagen Ins und die Bursa verwächst in Zeit von -1 Wochen, woraui nur eine verhältnissmässig kleine Narbe in der Haut, alter eine stärkere Knocliengeschwulst (traumatischer Spat) Kurückbleibt.
Geübte Thierärzte können diese Operation auch mil einem knopfförmigen oder mit einem fein zugespitzten Brenneisen machen. Beim Gebrauche desselben wird aber ein besonderer therapeutischer Zweck nicht verfolgt; nur die spätere Narbe in der Haut bleibt kleiner. Es ist indess \vlt;gt;hl zu beachten, dass ein spitzes Eisen leicht zu tief eindringen und die Gelenkkapsel zerstören kann.
sect; 1?;!. Obgleich ich in der verstehenden Darstellung der Therapie die wirklich nützlichen chirurgischen Heilmittel gegen die Spatlahmheit vollständig beschrieben habe, so wird es doch manchem Leser nicht unwillkummen sein, wenn ich über die anderen, bisher of( als wirksam empfohlenen Operations-Methoden noch einige histo­rische und kritische Bemerkungen hinzufüge.
(i) Das „Durchbrennen des Spatquot; und das „Brennen mil einem glühenden eisernen Stift in die Spatexostosen. !)ie genannten beiden Methoden des Brennens sind eigentlich schon seit dem vorigen Jahrhundert bekannt. AI- Belag für diese Be­hauptung will ich nur ans VV. Gibson's Abhandlung von den Krank­heiten der Pferde (1704) nach der deutschen Uebersetzung von Koch (1780, S. 242) folgende Mittheilung wiedergeben. Gibson sagt: „Einige kühne und anwissenclc Leute sind /.n Zeilen in der Heilung glücklich, obwohl mehr durch Zufall, als vermöge einer gesunden
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Bcurtheilungskraffc. Irli selbst habe einst dmvli lireiincn tief in den Spai die völlige Cur bewirkt, wovon ich der Merkwih'digkeil wegen den N'nii'iill ezählen werde. Ein Pferd bekam vom iibeiTuässigen Gebraach zur Jagd einen Spat, der gt;irli sein- tief in dein Knie ge­setzt halle, [cli applicirte zuerst ein -ein- starkes Aetzmittel, wel­ches einen dicken Grind hervorbrachte und die Gesclrwuls! oben etwas flacher machte, ohne jedoch sonsl einen Ausflusü aussei- einer geringen Feuchtigkeit zu bewirken. Da ich nicht rathsam fand, mit diesem Mittel fortzufahren, so erwählte ich der Sicherheit wegen '\:ilt; heuer. Igt;ic Eisen zu dieser Operation hatten die Form eines Ader-lassmstrumeuts, damit sie tief in die Substanz dclt; Spat o-,.|ieli konnten; nur dass sie nicht gt;|iii/. wie dieses, sondera vorn rund und auf dem Kücken dick waren, damit sie die Hitze länger an sich hielten. Die Wunde war ungefähr einen halben Zoll tief und einen Zoll Lang, mil zwei oder drei kurzen Strichen oder Linien an jeder Seite. Einige Tage Hess weiter nichts, als ein dünnes, klebriges Wasser heraus und während dieser Zeit empfand das Pferd grosse Schmerzen und das Knie war sehr geschwollen. Nach Bähungen und Verbänden mit Terpeuthin und Präcipital stellte sich Ausfluss einer dünnen klebrigen Materie ein, die ungefähr zwei Monate an­hielt. Dann fing die Haut an, sicli zu schliessen und die Wunde zu bedecken. Die .Materie wurde von guter Farbe und Consistenz und täglich weniger. lgt;as Pferd begann ounmehr, das Knie ziemlich fertig zu bewegen. In einer Zeit von drei Monaten waiquot; das Geschwür ganz geheilt und mit Haaren bedeckt, aussei' an einer Stelle von der ungefähren Grosse eines Pfennigs. Während der Cur winde das Pferd purgirt und nach vier Monaten konnte es alle Arbeiten ver­richten. Es that bei der nächsten Jagdzeil sowie bei allen folgenden die besten Dienste und war von aller Lähmung vollkommen befreit.quot; Die Literatur lässl keinen Zweifel darüber bestehen, dass ein solches verfahren seit lt;iiligt;oii von verschiedenen Praktikern beständig versucht und in intmchen Fällen wirksam befunden wurde. Der Nutzen des „Durchbrennensquot; ist bisher stets darauf zurückgefithrl worden, dass durch die unmittelbare Berührung der neugebildeten Knochenmasse mil dem glühenden Eisen ein günstiger Einfluss auf die chronische Entzündung geübt werden sollte. Erwägt man aber,
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Das „Durchbrennen des S|int.quot;
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dass die Exostose überhaupt nichl der Sitz der Lahmheil ist nnd iImss ausserdem nach den generellen Erfahrungen der Chirurgie jeder Knochen in seiner Substanz gegen das Glüheisen sehr wenig vnl-neraliel ist, so wird tue obige Schlussfolgerung hinfallig. Seit dem Jahre 1861 babe ich, den Angaben in der Literatur folgend diese Operation mit dem knopfförmigen Kisen oft und in den meisten Fällen mit günstigem Erfolge gemacht. Has Verfahren, wie es empfohlen wird, ist aber nicht ohne Gefahr. Denn es ereignet sieh verhiiltnissmilssig häufig, dass der Operateur mit dem Glüheisen, statt in eine solide KJnochenmasse, auf eine Gelenkkapsel gelangt und dieselbe verletzt. Hierdurch entwickelt sich eine eiterige und jauchige Arthritis in den unteren Abtheilungen des Sprunggelenks, an wel­cher die Pferde der Regel nach zu Grunde gehen. Derartige Fälle sind in der Literatur mehrfach mitgetheilt worden. Ich seihst beob­achtete bei einer neiinjährigen spatlahmen Stute, bei der ich mit einem knopfförmigen Brenneisen his auf die Gelenkkapsel einge­drungen war. dass die am folgenden Tage entwickelte eiteiig-jauchige Gelenkentzündung nach 11 Tagen tödtlich endete.
Aus einer vergleichenden Behandlung vieler spatlahmer Pferde kann ich mit Sicherheit behaupten, dass die Erfolge, die mit dem sogenannten Durchbrennen des Spat erzielt werden, ganz unrichtig interpretirt sind. Sie beruhen vielmehr ausschliesslich darin, dass der Schleimbeutel theilweise zerstört wird und dass in demselben sowie in der Gelenkkapsel eine heftige Entzündung mit Khochen-nenhildung (traumatischer Spat) zu Stande kommt. Igt;a diese Wir­kung alter durch die suh 5, S. 217 von mir beschriebene Methode mir eben so grosser Sicherheit und ohne Gefahr erreicht wird, so halte ich es klinisch nicht für berechtigt., in die Spatexostose tief hineinbrennen zu wollen. Wenn bei solchen spatlahmen Pferden, bei denen der Schleimbeute] obliterirt ist und eine grosse Spatge­schwulst besteht, noch eine Cur versucht werden soll, so kann ans dem bis in die Subcutis geführten knöpf- oder birnförmigen (!lüh-eisen die Elitze tief genug in das entzündete Gewebe eindringen, ohne dass das Eisen in die Knochenmasse selbst hineinge-driiekt wird.
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sect; 174. Das Brennen mil einem glühenden eisernen Stift von der Dicke einer Stricknadel oder eines lang zugespitzten Nagels isl fiis ultima ratio i;'1'^''11 die Spatlahmlieil und t;'en(;u andere Knochen-nml Grelenkleiden wiederholt versucht worden (Vgl. Hering, Opera­tionslehre, 1. Aufl. 1857, S. 105). A.ndr6*) behandelte sowohl Knoclien-geschwülste am Kronen- und Fesselgelenk, algt; am Sprunggelenk in dieser Weise. Er drückte die beinahe weissglühend gemachten Eisen 2 bis 4 Centimeter tief in die Exostose hinein und zwar nahm er zuerst zugespitzte Eisen, worauf er dann die Oeffnung durch stärkere Eisen vergrösserte. Immer Hess er die glühenden Eisen ganz in der Wunde ahkühlen.
Nach Blanchi**) sollen durch ein solches Verfahren die Wir­kungen der Äxupunctur und der Cauterisation vereinig! werden können. Er construirte ein olivenförmiges Brenneisen von Stahl, in welches — nachdem es rothglüheud gemacht war — die Nadeln ein­gesteckt werden. Die Hitze des Brenneisens theilt sieh den Nadeln mit und man kann tnit dem Instrument 3 his 4 Punctionon nach­einander vomehmen. i'as Verfahren wird von Blanchi aussei- bei Knoch engeschwülsten auch bei Gallen, Sehnen verdickungen, Stoll­beulen etc. für nützlich gehalten.
Gerlach***) hat dasselbe Verfahren gegen verschiedene Knochen-auftreibungen und namentlich auch gegen den Spat als das wirk­samste Mittel erklärt, um die Hitze in die Tiefe eindringen zu lassen, ohne die Haut erheblich zn verletzen. Es wird empfohlen, einen eisernen Stift von der Stärke einer dicken Stricknadel in eine glühende Schmiedezange zu nehmen.
In den Jahren 1870 bis 1872 habe ich in der Klinik des Herrn Greheim-Rath Gerlach diese Methode des Brennens bei '21 snatlahmen Pferden ausgeführt. Ausserdeni hatte ich wiederholt bei befreundeten Guisbesitzern Gelegenheit, dieselbe atizuwenden. Als
*) ,Journal de nu'.l. vet. Tome VI!. Citirt nach Canstatt's Jahresbericht über die Leistungen in der Thierheilkunde im Jahre 1851, bearbeitet von Hering; Würzbarg 1852. S. GO.
**j Journal de nu'd. vötri-. 1865 Citirt nach Hering's Repertorinm. '21. Jahrg. 18G6. S. in.
***) Gerlacli. Allgem. Therapie, 2. Aull 18ß8. S. 542. Vgl. auch: Zweiter Jahresbericht der Thierarzneischule zu Hannover, ISTo S. 120.
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Dus Brennen mit einem glühenden eisernen Stift
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das Resultal meiner Eramp;hnangen nauss ich zunächsi bemerken, iliiss das [nstmment sich einfacher and billiger bersteUen lilsst. wenn ein etwa .'5 Centimeter dicker Eisenstab in eine feine Spitze ausge­zogen wird, die ungefähr 18 bis 20 Centimeter lang ist und die aacli vorheriger Erwärmung des dicken Stückes in die Spatexostose eingedrückt wird. Was die Technik dieser Operation betrifft, so hat man sich zu vergegenwärtigen, dass man sehr leicht an der inneren .Seile des Sprunggelenks mit dem Stift in eine Gelenkver--bindung eindringt. Denn die letztere lässt sich wegen der Deformi­täten des Spat auch hei genauer Kenntniss ihres normalen Verlaufs nicht Immer mit Bestimmtheit ermitteln. Durch die Penetration des Gelenks mit dein heissen eisernen Sfit'i erfolgt gewöhnlich sofort Auslluss einer kleinen Quantität von Synovia und es entwickelt mcIi fast immer — auch wenn die Operation gleich unterbrochen und dem Pferde anhaltend Ruhe gegeben wird — eine eiterige oder jauchige Gelenkentzündung. Dieselbe nimmt meistens einen tödt-llchen Verlauf. Nur selten heilt eine solche penetrirende Gelenk-wunde bei vollkommener Ruhe der Pferde in einer Zeit von (gt; Wochen.
sect; 1 Tf). Der therapeutische Nutzen auch dieses Operations-verfahivns basirt hei der Spatlahmheit in jedem Falle auf die trau­matische Entzündung des Schlcimbeutels und deren Folgen, nicht aber auf eine unmittelhare Reizung der oeugebildeten Knochenmasse. Inter der oben angedeuteten Zahl befinden sich mehrere spatlahme Pferde, die mit günstigem Erfolge auf die in Rede stehende Art von mir operirt wurden. Daneben sind mir aber auch manche Unan­nehmlichkeiten bei diesem Verfahren begegnet, worüber ich einige .Beispiele anführen will. Im September 1872 operirte ich ge­legentlich einer Ferienreise bei einem Freunde eine sieben­jährige Stute wegen Spatlahmheit mit massiger Spatgeschwulst auf dem linken Hinterfasse. Obwohl ich den heissen Stift in schräger Richtung nach oben einsenkte, so traf ich doch un-glücklicher Weise auf die untere Gelenkverbindung des Tarsus und es floss noch während das Pferd lag, Synovia aus. Die Operation wurde sofort sistirt und das Pferd in den Stall gebracht. Es ent­wickelte sieb eine pnrulente Arthritis in der unteren Articulation,
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Therapie.
in Fdlüjo dei'sellien ist d;\lt; Pterd vier Monate hindurch ausser Stande gewesen, den Fuss zu belasten. Nur durch die aufmerksamste Pflege und Behandlung wurde es möglich, diesen Zustand allmälig /.ur Aiigt;-Ueilung zu bringen. Gerade sechs Monate nach der Operation zeigte Melr d;is Pferd aber von der Spatlalunheit fasl vollständig befreit. Als ich dasselbe ein Jahr mu-li der Operation sah. fand ich es zum Wagendieusf und zu Ackerarbeiteu vollkommen tauglich und uur niieli in einem ganz geringen Grade mil einer Lahmheil behaftet. An der innersten Articulation des Tarsus hatte sieh eine starke Exostose (traumatischer Spat) gebildet.
Von drei anderen spatlahmen Pferden, bei welchen während der Operation das Gelenk verletz) wurde, starb eins 14 Tage nach­her an einer jauchigen Gelenkentzündung. IHe beiden anderen wur­den 19 bez. quot;ii Tage nach der Operation in einem hoffnungslosen Zustande getödtet. Die Section ergab neben den Zerstörungen des Knorpels Erweichung und stellenweise Zerreissung der elastischen Haftapparale an der unteren Gelenkverbindung des Tarsus.
Nachdem ich später zur Vermeidung dieser Misserfolge den heissen Stift nur gegen das obere Ende des Röhrenbeins (die untere Begrenzung der Spatgeschwulst) einsenkte, habe ich in fasl allen Fällen kein günstiges Resultal von dieser Operations-Methode mplii' gesehen. Protzdem ich hiernach die Angaben Gerlach's über die günstige Wirksamkeil des Brennens mil einem Stift bei mehreren spatlahmen Pferden bestiitigl gefunden habe, so kann ich doch nach den angeführten Erfahrungen die Methode an gt;ieli uichl Für em-pfehlenswerth halten. Ich möchte daher wohl den Wunsch aus­sprechen, dass die Behandlung der Spatlahmheit nach dieser Opera­tions-Methode nicht in das chirurgische .Manual der Thierärzte aufgenommen werde. Unter allen Umständen lassen sich die Vor-ibeile dieses Verfahrens durch die von mir beschriebene operative Eröffnung des Schleimbeutels sicher und ohne Gefahr herbeiführen.
sect; 17(5. T| Die Durchschneidung der medialen End-sehue, des vorderen Unterschenkelmuskels (Vgl. die Abbild. Tat. il, rig. 2). Von den alten Phierärzten wurde zuweilen angenommen, dass durch Druck der Spatexostose gegen den inneren Sehnenast
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Die Durehgchneidung i\lt;jr Endsehne des M. tihinlis anticaa.
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des M. tiliiiilis anticus die Schmei'zen and das Lahmgehen hervor­gerufen würden. Wahrscheinlich wurde auf Grund eines solchen Gedankens die genannte Operation zur Beseitigung der Spatlahm­heil zunächst versucht. Indess habe ich in der Literatur nicht lin­den können, von wem das Verfahren eigentlich zuerst empfohlen worden ist. Hertwig (Chirurgie. 1. Aufl. S. 220) erzählt, dass von Ahihl^aurd die 0|gt;eratiini i;vinaclii sei. Aber ich habe in den mir zugänglichen Schriften Abildgaard's vergeblich gesucht, eine Stelle zu finden, aus der diese Angabe bestätigt werden könnte. Hering (Opeiationslehre 2. Aufl. S. 322) erwähnt ebenfalls, dass die Opera­tion von Abildgaartl angerathen und au der Thierarzneischule in Kopenhagen mehrfach gemacht sei. Im .quot;!. und 4. Decennium dieses Jahrhunderts (Vgl. z. B. Hering. Vorles. 1834 S. 155) wird dieser Operation als eines bekannten Verfahrens gedacht. Mit grösserer Aufraerksamkeil wurde dieselbe verfolgt, seitdem sie neuerdings von Lafosse*) empfohlen wurde. Ich habe diese Operation zu dein Zwecke, um die laterale Wand des Schleimbeutels zw spalten, häufig gemacht, in dem Sinne, in welchem das Verfahren bisher gedeutet worden ist, hat es keinen Nutzen. Seine heilbringende Wirkung gegen die Spatlahmheil beruht nach meinen Beobachtungen aus-se.ldie.-slicli darin, dass mit der genannten Sehne gleichzeitig der Schleimbeutel durchgeschnitten werden muss. Von Lafosse wird an­gegeben und es ist in der neueren Literatur mehrfach wiederholt wurden, dass manche Pferde schon einige Tage nach der Operation von der Lahmheil befreit gewesen seien. Ich habe diese Angabe niemals bestätigt gefunden. Die Besserung der Spatlahmheil trat stets erst nach mehreren Wochen ein.
Die Operation ist in den meisten Fällen sehr gut zu machen. ohne dass die Pferde niedergelegt werden. Sie wird am besten mit einem offenen Schnitt in derselben Weise bewirkt, wie ich die opera­tive Eröffnung des Schleimbeutels beschrieben habe (sect; 1*1). Nach meinen Beobachtungen bat die Durchschneidung dieser Sehne keine besseren Kesultale, als das von mir angewandte Verfahren der ein-
#9830;) Jonrual lt;los Vctöriu. du Midi. Serie 111. Tome I. Citirl nacli Heriug's Repertorium XX. Jahrg. 1859, S. l-_'0.
Dieekerliofr: Spat fler Pfcide.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; tu
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Therapie.
t'iu'lien Eröfihutig des ScMeimhentels. Da ihis letztere ofl schneller /.uiu Ziele führt, so gebe ich demselben den Vorzug.
sect; 177. 8) Der Beinhautschnitt (Periostomia.) Nach einer alten Anschauung sollte die Schmerzhaftigkeil des Spal durch Druck der Exostosen gegen das Periosl bedingt sein. Es war daher er­klärlich, dass die Thierärzte auf den Gedanken verfielen, durch Ent­fernung der Exostosen als des aiigelilichen Wesens der Spatlahmheit eine Heilung zu bewirken, in der That haben englische Veterinäre im vorigen Jahrhundert bei spatlahnaen Pferden ein Stück von den Spatexostosen tail dem Meissel abgeschlagen. Aehnlicb wurde noch viel früher in Deutschland angerathen, bei den (Jeberbeinen an den Vordergliedmassen zu verfahi'en.
Der Versuch, das Periost auf den Spatexostosen zu durch­schneiden dürfte mit Sewells Operations-iSlethode gegen üeberl)eiue zusammenhängen. Der sogenannte Beinhautschnitt ist aber gegen die Spatlahmheit zuerst von dem englischen Thieraizl Moulden ver­sucht werden. Er machte einen kleinen Einschnitt in die Haut, führte das SeNveU'sche Beinliaatmesser in die Subcutis und schnitt mit demselben auf die Spatexostose odei auf die Sprunggelenk-Knochen ein Hintermayer (Thierärztl. Wochenblatt 1849. S. 83l machte am unteren Hände der Spatexostosen einen Quersclmitt von der Länge eines halben Zoll, trennte die [laut im ganzen umfange der Knochengeschwulst von der Subcutis und vollführte mit eiueiu „Spatmesser drei bis fünf strahlenförmig von oben nach unten zu­sammenlaufende, bis in den Knochen selbst dringende Schnitte. Der Baierische Di visions-Veterinärarzt Schmidt*) empfahl zwei Schnitte zu machen, die nach unten in der Hautwunde zusammenlaufen. In der Literatur sind mehrere einzelne Fälle mitgetheill worden, in welchen sich eine solche Art des Spatschnitt zur Heilung der Lahm­beil vortheilhafl erwies. Die Mecklenburgischen Thierärzte scheinen die Spatlahmheit allgemeiner in dieser Weise behandelt zu haben. Petersquot;'*)
*) Zeitschr, für Thierheilk, ttnJ Viehzucht vnn Dietrichs. Nelnd unlt;l Vlx. WU. Band, 1851. 8. 169,
**j Cilirt nacb Canätatt s Jahresbericht über die Leistungen in der Thief' heilkunde im Jahre 1857; bearbeitet von Hering. Wiirzburg 1858. S, 61,
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Der Beinhautschnitt. Die Ncurotomie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;237
operirte 17 Pferde, von welchen 11 geheilt, 2 gebessert und 4 nicht geheilt wurden.
Mi bin iiiicli bezüglich der sogenannten Periostomie der Ah-sicht, dass dieselbe bei der Spatlabmheil in dem Sinne, in welchem sie versuch! und empfohlen worden ist, keine Wirkung bat. Die Vortheile, cüe mil dem Spatschnitl erreichl werden, lassen sieii nur durch die Eröffnung des Sehleimbeutels und deren Folgen erklären.
sect; 17s. [gt;ic Neurotomie. Nach den günstigen Resultaten, die mii der Durcbsclmeiclung der Nerven bei verschiedenen chroni­schen Lahrabeiten beobtvehtet wurden, lag der Versuch nahe, auch the Spatlahmheit dureb eine solche Operation zu beseitigen. Ks ist nach der Natur des Spat oifeubar, da- die Neurotomie glänzende Resultate rechtferiigeu könnte. Leider bat aber Ins jetzt nieiit nach­gewiesen werden Icöimen, von welchen Nerven die unteren Articu-lationen des Sprunggelenks versorgt werden. S[)ooner und nach ihm Stanley*) durchschnitten den Nervus tibialis oberhalb des bprung-gelenks. Wie Theob. Renner (Abhandlungen; Jena 1*1-1. S. 312) angibt, bat Fr. Günther dieselbe Operation an der Thierarznei-schnle in Hannover bäufig eemaelii. Ob hierbei günstige Erfolge constatiH worden sind, ist in der Literatur uichl bekannt geworden. Heilwig (Chirurgie, .quot;gt;. Autl. S. 230) resümirl die bisherigen Er-falifimgeu übar die Neurotomie gegen die Spatlahmheit dahin, dass die Durchschneidimg des Sehenkelbein - Nerv an der inneren Seite des Unterschenkels und des langen Hautnerv an der äusseren Seite „bis jetzt mit nur wenig gutem Erfolgequot; versucht worden sei.
I'm idier den eventuellen Nutzen der Neurotomie gegen die Spatlahmheit ein ürtheil zu gewinnen, babe ich bei sieben ganz unzweifelhaft spatlahmen Pferden den Nervus tibialis (den eng neben­einander liegenden inneren und ausseien Sohlennerv) eine Handbreit oberhalb des Fersenbein-Höckers durchgeschnitten. Ms wurde so­gar jedesmal noch ein Stück von 3 Centimeter Länge aus beiden Nerven entfernt. Bei allen diesen Pferden, die ieb einige Monate und noch länger' beobachtete, hatte die Operation keinen Einfluss
*) Tliu Veterinarian, 1841 Citirt naob Hering'a Repertoriiuu, 111. .Jalirj,'. ist,'. S. 157.
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Tl
lerapie.
auf die Spatlalimheit. Einen von diesen Fällen, der In diagnostischer 11 in.-iclii interestiiiul ist, Imbe ich S. I8t) bei'eita mitgetheilt,
Aurh den inneren (medialen) Hautnerv des Unterschenkels*), riiicii A-i lies \. iiliialigt;. der von oben nacli unten In der Subctttis aber das Sprunggelenk verläuft, habe ich bei einem mil massig grosseu Spatexostoseu behafteten spatlahmen Pferde durchgeschnitten. Die Lahmlieil besserte sich liiernach uicht. Ich machte diese Ope-ratiot) als Coutrolversuch, weil ich geneigt war, die günstigen Erfolge die ich beim Durchbrennen der Haul mil einem dicken abgerundeten Brenneisen beobachtel hatte, mil einer Zerstörung dieses Nerven zu erklären. Nachdem ich den Nutzen dieser Ari des Brennens in der opera­tiven Eröffnimg des Schleimbeutels erkannt haue, nahm ich keine Venuilassung, die Versuche fortzusetzen. Aus der einen Beob­achtung will ich auch uichl schliessen, dass der Nerv für die unteren Abtlieilungen des S[gt;runggeleuks keine Bedeutung hätte.
Die Frage, ob überluutpt durch Neurotomie eine rieilung der Spatlalimheit zu bewirken ist. kann hiernach noch nicht als abge­schlossen angesehen werden, Bevor über eine solche, für die Praxis der Thierärzte hochwichtige Angelegeuheil ein endgültiges Urtheil a 1 raquo;gegi'lnai werden kann, muss zunächst der Verbreitungsbezirk jedes einzelnen Sprunggelenk-Nerv erkannt sein.
sect; 179. Behandlung einzelner Momente der Spatlalim­heit. Der näheren Erwägung aller concreteu Verhältnisse muss /war ehe Entscheidung über die Wahl eine- von den verschiedenen Heilmitteln vorbehalten bleiben. Als Regel empfehle ich indess, hei allen mit leichten linochenauftreibimgen behafteten spatlahmen Pferden, denen die entsprechende Zeit der Ruhe gegebeu werden kann, die operative Kn'iil......g des Schleimbeutcls ungesäumt vorzunehmen.
Diejenige Spatlahmheit, bei welcher sich noch keine äussere Knochengeschwulst ausgebildet hat (unsichtbarer Spat) ist in der­selben Weise zu behandeln. Ich will aber ausdrücklich bemerken, dass ich bisher keim1 Gelegenheit gehabt habe, bei solchen Pferden die Bursa am Sprunggelenk zu öffnen. Daher bin ich nicht in der
*) Vgl. Frauck; Anatomie; S. 99a.
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Behandlung einzelner Motneste der Spatlahmheit.
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[iiigp. ;iiif Grund thatsächlichei' fJeobachtungen ülior den Nutzen dieser Operation beim sogenannten unsichtbaren Spal ein Urtheil abzugeben.
Eine besondere dir wui'de in früherer Z(gt;ii gegen die Atrophie der Beckenmuskeln niemals vergessen Aus vielen Büchern ergibt sich, ilass reizende Einreibungen, namentlich Salben, denen man den characleristischen Namen der „Schwind-Salbenquot; gab, von den alten Thierärzten bei der Behandlung tier Spatlahmheit im Vordergrund standen, leb babe mit einer derailigen Behandlung eine nachweis­bare Besserung der durch Spatlahmheil entstandenen Muskel-Atrophie niemals erreichen können. Selbst wenn die Spatlahmheit geheilt oder wesentlich verringert wird, verschwindet eine deutlich ausge­bildete Atrophie der Kruppenmuskeln nicht wieder, obwohl durch gute Ernährung der Pferde die Beckenpartie etwas voller wird.
Beim Vorhandensein umfangreicher und dicker Spat-Exostosen, bei welchen bereits eine Obliteration des Ischleimbeutcls be-iteht, er­achte ich eine Operation nicht mehr für autzbringeml. Versuchs­weise kann das Einbrennen eines knopfförmigen glühenden Eisens in die Subcutis und mittels desselben das Einströmen von Hitze in die HIh'üs verdickten Gewebe zur Anwendimg gezogen werden.
Manche spatlahmen Pferde treten im (lange mit dem Fessel­gelenk nielil vollständig durch und belasten überwiegend die Huf­spitze. In dieser Art der Lahmheil kann dem Sprunggelenk und dem Fesselgelenk durch geeigneten Hufbeschlag eine bessere Unter­stützung gegeben werden. Schon in älterer Zeit ist die Verwendung von langen Hufeisen mit hohen Stollen für diese Fälle üblich ge­wesen. Vor fünfzehn Jahren wurde ich vom Kreisthierarzl Voss in Westfalen auf diesen Beschlag spatlabmer Pferde zur Verringerung der Lahmheit aufmerksam gemacht, leb habe das Verfahren auch in vielen Fällen ausführen lassen: bei einigen nur in geringem Grade spatlahmen Pferden mit Vortheil, bei vielen anderen aber ohne be­sonderen therapeutischen Erfolg. Gramatke*) empfiehlt — theils um der frühzeitigen Abnutzung des Beschlags zu begegnen, theils um
*) Landwirtbscb, Ceutralbl, f. D. t8G5. Citirt nach Anacker's Zeitschrift ,l)er Thierarzt.quot; IV. 1865; S. -JIT.
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Therapie.
die chirurgische Behandlung zu unterstützen — den vorderen (Zehen-) Tli^il des Uufeiseiiij aufwärts zn richten. Seihst durch Benutzung eines nacli Massgabe des Falles bearbeiteten „Schnabel­eisensquot; kann einzelneu spatlahmen Pferden, die mil dem Fesselgelenk überknicken, der Gebrauch im langsamen Zugdiensl erleichtert wei den.
Bei einem geringen Grade von Spatlahmheü bekunden die in der Becken-Partie schlechl geliautcu (liochbeinigen) Pferde zuweilen einen unegalen, „mähenilenquot; Gang mit beiden Hinterfüssen In Folge dessen streifen hcIi die Pferde in der rrabbewegung am Fesselgeleuk oder an der Krone. Die Verletzungen gescheiten gewöhiilich an beiden Fassen, trotzdem die Lahmlieil mir an einer Ghedmasse besteht. Die Behandlung dieses Zufalls isi uach den gleichen Grundsätzen zu bewirken, die beim Streifen rtberhaunt Anwendung finden. Oft wird eine Besserung der Bewegung erreicht durch möglichste Verkürzung der llinterhufe und durch Benutzung von starken Hufeisen, deren innere Schenkel verdickt, abgerundet imil dem Verlauf der Wand entsprechend gerichtet werden, aber keine Stollen besitzen, während die iiasseren Schenkel weiter ge­richtet und mit starken Stullen versehen sind. In anderen Fällen können die Streif-Binden algt; Schutzmittel nicht entbehrl werden, \\ nm die spatlahmen Pferde bei dem streifenden Gange keinen be­sonderen Gebrauchswerth haben, -n dürfte es sich im Allgemeinen empfehlen, dieselben tiichl mein zur Dienstleistung im Trabe zu be­nutzen, sondern wenn irgend möglich in langsamer Gangart arbeiten ZU lassen.
sect; 180, Prophylaxis, In gleicher Weise, wie bei jeder Krankheit kann auch der Enlwickeluug des Spat und der Siiailahm-heit nur vorgebeugt werden durch Vermeidung der l rsachen. Was diese Aufgabe der fherapie anlangt, so verweise ich auf das Capitel über die Aetiologie, ans welchem sieh die generellen Anhaltspuncte er­geben. Für die Praxis lassen neb dieselben in die eine Forderung zusammenfassen; Vermeidung einer übermh.ssigen Anstren­gung. So lauge indess die grossen Verschiedenheiten in der Stinke der Pferde nicht mehr berücksichtigt werden, als bisher und so laxure
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Prophylaxis.
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fir (Ins Mass der von den Pferden geforderten Dienstleistungen nicht eine gewisse üebereinstimmung mit der individuellen Gebrauchs-ßlhigkeil derselben gesichert wird, so lange wird dein liäufigen Auf­treten des allgemein gefürchteten Fehlers aueb nicht begegnet werden können. Die gegenwärtige Generation der Menschen ist nach dieser Seile nielii humaner geworden, als unsere Vorfahren waren. Daher wird neben nelen anderen Beschädigungen auch die Spatlahmheil der Pferde für die Zukunfl wohl eine eben so häufige Krankbeil bleiben, als sie seil aller Zeit gewesen ist.
I gt;ie Amber sollen angeblich seil älterer Zeit eine Präservativ-Cur gegen den Spal und viele andere Fehler des Pferdes mit der A|i|ilieaii(gt;n des Glüheisens ausführen. Das Verfahren erregte in der /weiten iiidl'ie des vorigen Jahrhunderts einige Aufmerksamkeil in Europa und winde nach der Versicherung von (iodine jeuue (Kle-mens dllvgiene vetör. etc. l.Slö. p. 2G1) in Frankreich unter dem Titel: Jen de precautionquot; vielfach versucht. Auch in England bat die Mode, zur Verhütung des Spat bei gesunden Pferden mit dem liiauuroilien Eisen horizontal und dicht nebeneinander verlaufende Striche über die innere Fläche damp;s Sprunggelenks zu brennen, früher eine ziemlich verbreitete Anerkennung gefunden. Selbstredend konnte sich das Verfahren gegenüber einer strengen Kritik nicht bewähren. In Deutschland hat mau übrigens diese Modi; niemals allgemeiuer befolgi und allem Anschein nach ist in der neueren Zeit auch in rrankroieh und England die prophylaktische Amvendung des (.ilüb-eiseus gegen den Spat silhuälig uussor Gebrauch gekommen.
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Erklärung lt;llt;'i* A.bbildungeii.
Tn fe 1 1
Figur 1 und 2. Die Knoclien des rechteu Sprunggelenks, Fig. 1. M'ii der ini.-sririi. Fig 'J. von der inneren Seih'.
,1 L nlerschenlvell)ein.
/;' Fersenbein.
(' Rollbein.
D Würfelbein.
E Grosses schiffönuiges (Kaiin-) LJeiu.
/•' Kleines sohifförraiges iliitiis keilförmiges) Bein.
(J Schienbein oder liölirenbeiu.
// Acu-M'i-cs Griffelbeiu.
./ Inneres Giiffelbein.
I' Pyramidenbein (vereinigtes erstes uih! zweites kp.ilför-juiges Hein). Figur 3. Die Knochen des rechten Sprunggelenke mil Spat von der inneren Seile. Die einzelnen Knochen sind mit denselben Buchstaben bezeichnet, wie in Figur 1 und quot;2.
Das grosse schifförmige (Kahn-) Bein isi mil dem kleinen schiffürmigen vollständig und mit dem Pyramiden-Bein grössteutheils
verwachsen. Auf der medialen Fläche der genannten Knochen I.....
finden sich in grösserer Ausbreitung kleine periosteale Kuoohenueu-bildungen. Am Gelenkende des Röhrenbeins sitzen ebenfalls kleine (tropfsteinartige) Exostosen. Aber die Gelenkknorpel der unteren Articulation des Tarsus wurden nicht zerstört gefunden.
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T a f e 1 2.
Figur 1. Reckter Hiaterschenkel des Pferdes mit dem Beuger des Schienbeins (Flexor metatarsi) und deui vorderen Unterschenkel-Muskel (M. tibialis anticus) von vorn und aussen gesehen. A Oberschenkel. /gt; Unterschenkel. (' Sprunggelenk. G Schienbein oder Röhrenbein. f Wadenbein. V (/ M Yorderer ünterschenkelmuskel.
y dessen vorderer [nsertionsschenkel. z dessen innerer (medialer) Insertionsschenkel. ij lt;/ S Beuger des Schienbeins.
n Die äussere (laterale) Abtheilung der Insertions­schenkel des Schienbeinbeugers. n' lgt;ic oberflächliche E'ortidii derselben. Sie ist etwas emporgezogen, um die tiefe Portion zeigen zu können. Die von ihr ausgehende Bandschleife (mittleres Muskelband) für die Seime des langen Zehen-streckers isl durchgeschnitten und mil einem Mus­kelhaken im die Tibia befestigt, nquot; Die tiefe Portion derselben.
m Vordere Abtheilung der Insertionsschenkel. Ein Iheil derselben igt;t von dem vorderen Schenkel (y) des M. tibialis anticus bedeckt, o Innere i mediale oder fächerförmige) Abtheilung. Ueber einen Thcil derselben verläuft der innere Sehnenschenkel (z) des M. tibialis anticus. Figur 2, Linkes [Sprunggelenk des Pferdes von der inneren Seite. Die Haut ist entfernt. Der auf dem fächerförmigen Inser­tionsschenkel des Schienbeinbeugers liegende Schleimbeutel ist geöffnet, um die Grüsse desselben und die Beschaffenheit seiner medialen Wandung im gesunden Zustande zu zeigen.
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A ünterschenkelbein.
Cr Schienbein oder Röhrenbein.
./ [nneres Griifelbein.
/. Der innere (mediale) Schenkel des M. tibialis an-ticus. Derselbe ist bei z' abgeschnitten, zurückge­schlagen und mit einem Muskelhaken an die Tibia befestigt, um den Hohlraum der Bursa zu zeigen. Ii I) li Die Schnittränder der geüffneteu Bursa.
o Der fächerförmige (mediale) Insertionsschenkel vom Schienbein-Beuger. k. k k Krouenbein-Bengesehne. h 1 Iid'lein-Beugesehne. f Fascie. Figur 3. Rechter Hinterschenkel des Pferdes von der inneren Seile (halbschematisch). Der Schenkel ist leicht gebeugt, um die Lage und die Leistungen des Schienbeinbeugers und der Zwillings-Muskeln übersehen zu können. A Oberschenkelbein. Jj Unterschenkel Im #9632;in. G Schienbein. •/ Inneres Griifelbein. /gt;' d S Beuger des Schienbeins. Zw M Zwillings- oder Waden-Muskeln, K Kronenbein-Beugesehne.
Figur 4. Linker Hinterfuss de.-Pferdes mit fibrösem Spat (bei Sp). Hintere Ansicht.
Figur 5. Rechtes Sprunggelenk eines Pferdes mit Spat von der inneren Seite. Bei \V ist die Oeifnung des Schleimbeutels (Spatschnitt) ausgeführt. U I' Innere Ilautvene (Vena saphena magna).
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Ff a. t
Iki,
ixirli.Aih-.' v.H.lhiai
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Taf.a.
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!,ith. Ansrv. HMaake.
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