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RIJKSUNIVERSITEITTE UTRECHT
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2671 532 0
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11
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quot;^
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LEHRBUCH
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DER
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ALLGEMEINEN THERAPIE
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DER
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HAUSTHIERE
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VON
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A. C. GERLACH,
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Director und Professor an der K�nigl. PreusslBchen Thierarzneischule zu Hannover.
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Zweite, umgearbeitete Auflage.
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BERin, 1868.
VERLAG VON AUGUST HIRSCHWALD.
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Unter den Linden Nr. 68.
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��\^ *J % \ lt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;#9632;'
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Seinem
hochverehrten Lehrer
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dem
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K�niglichen Geheimen Medicinalrathe, Professor und techmschen Director der Thierarzneisehule zu Berlin, Kitter des rotlieu Adler-Ordens 11. Klasse etc.,
Serm Dr. E. F. Grurlt,
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seinem 30j�hrigen Amts - Jubil�um
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am 20. Mai 1868
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besonderer Hoehaehtuuir und Dankbarkeit
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gewidmet
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Verfasser.
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#9632; I
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Vorrede zur zweiten Auflage.
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Aus der Masse der mediciniselien Specialit�ten all�gemeine Doctrinen zu bearbeiten, die als Grundlage zur Beherrscbung der schwer �bersehbaren Einzelnheiten die�nen, sind stets ebenso schwere als undankbare Aufgaben, weil solche Werke bei der fortschreitenden H�ufung und Wandlung der Specialit�ten so leicht veralten und selten eine zweite Auflage erleben. In der medicinischen Lite�ratur ist denn auch keine Doctrin so schwach vertreten, als die allgemeine Pathologie und Therapie, besonders aber letztere. Wenn nun meine allgemeine Therapie das Gl�ck gehabt hat, �berhaupt vergriffen zu werden, sei es auch in einem l�ngeren Zeitr�ume, als specielle Werke vergriffen zu werden pflegen, so ist es f�r mich erfreu�lich gewesen, nach f�nfzehn Jahren mit einer neuen Auf�lage hervortreten zu k�nnen.
Selbstverst�ndlich ist, dass nach einem solchen Zeit�r�ume in einer Periode, wo in den Naturwissenschaften �berhaupt und ganz speciell in der Medicin so grosse Fortschritte gemacht und theilweise sogar wirkliche Um�gestaltungen erfolgt sind, eine vollst�ndige Umarbeitung nothwendio' war, wenn das Werk in seinem Gebiete den
i ,
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VI
gegenw�rtigen wissenschaftlichen Standpunkt vertreten sollte. Ich habe mit kritischer Sichtung das Neue aus der Literatur benutzt und meine eigenen weiteren Erfah�rungen in dieser Auflage niedergelegt; ich habe aber auch eine Eeiiie von offenen Fragen durch Expei-hnente zu erledigen gesucht, am mit dieser Auflage zugleich einen Beitrag zur weiteren F�rderung der Doctrin zu liefern.
Die Reihenfolge der Gegenst�nde, das Ger�st ist beibehalten worden; die allgemeinen Grundregeln f�r den praktischen Thierarzt sind schon an sich unwandel�bar; alle anderen Gegenst�nde aber sind theils vervoll�st�ndigt, theils umgearbeitet, theils ganz neu bearbeitet, wobei ich �berall zusammenzudr�ngen gesucht habe. Nur eins ist in dieser Auflage unver�ndert geblieben, �� die Literatur. Selbst in der menschen�rztlichen Litera�tur haben nur einige, einzelne Gegenst�nde, meist die Di�tetik und Kaltwasserkur betrettende Werke nachge�tragen werden k�nnen.
Im Juli 1S68.
Gerlach. '
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VII
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I n h a 11.
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SeiU
Einleitung.........................................................nbsp; nbsp; nbsp;1
Erster Theil.
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1.nbsp; Abschnitt.
Der Thierarzt in socialer und gewerblicher Stellung,
Allgemeines................................. .....................nbsp; nbsp; nbsp; 7
In socialer Beziehung..............................................nbsp; nbsp; nbsp; 8
In seinem Wirkungskreise..........................................nbsp; nbsp; 13
Allgemeine �rientirung....................................nbsp; nbsp; 13
Literarische Studien.......................................nbsp; nbsp; 17
Naturstudion..............................................nbsp; nbsp; 1!)
Collegialit�t.............................................nbsp; nbsp; 22
Gesch�ftsth�tigkeit........................................nbsp; nbsp; 25
Krankenstall.............................................nbsp; nbsp; 27
Dispensation der Arzneien.................................nbsp; nbsp; 20
Verhalten den Besitzern gegen�ber.........................nbsp; nbsp; 3?
Verhalten gegen das Dienstpersonal........................nbsp; nbsp; 41
Verfahren bei den kranken Thicrcn......................nbsp; nbsp; 47
Anamnese............................................nbsp; nbsp; 50
Untersuchung.........................................nbsp; nbsp; 53
2.nbsp; Abschnitt.
Die Heilsysteme.
Im Allgemeinen...................................................nbsp; nbsp; 63
Brownianismus.....................................................nbsp; nbsp; 65 '
Rasori's .System....................................................nbsp; nbsp; 68
Mesmerismus.......................................................nbsp; nbsp; 60
Hydropathie......................................................nbsp; nbsp; 71
Schroth'sches Kurverfahren.........................................nbsp; nbsp; 73
Kadeinacher'schc Heillehre..........................................nbsp; nbsp; 76
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VIII
Hom�opathie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Seite
Hahnemann'sche........................................... 82
Die heutige............................................... 90
Positive Heilmethode.................................. 94
Kritik.................................................... 95
Isopathie......................................................... 108
Antidotisches Verfahren............................................ 110
Naturalistische Heilmethode........................................ 111
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3. Abschnitt.
Naturh�lfe.
Heilungslehre, Physiatrik...........................................nbsp; 113
Naturheilkraft.....................................................nbsp; 114
Xaturheihvege und Naturheilproccsse................................nbsp; nbsp;116
Aetiologisclie Naturheilmig................................nbsp; 117
Naturhoilung auf nutritivem Wege.........................nbsp; nbsp;122
Schlaf................................................nbsp; 124
Fieber................................................nbsp; 126
Instinctive Heilung........................................nbsp; 129
Hunger...............................................nbsp; 134
Appetitlosigkeit.......................................nbsp; 137
Durst................................................nbsp; 140
Naturheilung auf conscnsucllcn Wegen.....................nbsp; 141
Ausgleichung durch Gew�hnung, Abstumpfung, Accomodationnbsp; 145
Naturheilung auf dem Wege der Ausscheidungen...........nbsp; 149
Kegclmassige Ab- und Aussonderungen.................nbsp; 150
Vicariirende Absonderungen...........................nbsp; 151
Krisen................................................nbsp; 153
Regenerative Restitution; organische Reparationen..........nbsp; 157
Ilegeneration..........................................nbsp; 158
Cicatrisation.........................................nbsp; 103
Ausgleichung auf regressivem Wege.......................nbsp; 170
Aufl�sung und Resorption.............................nbsp; 171
Eintrocknung.........................................nbsp; 173
Verkalkung............. .............................nbsp; 174
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4. Abschnitt.
Die Kunsth�lfe.
1. Ahlhi-ilmig. T h e r a p c u t i s eh e Grundbegriffe.
Allgemeines....................................................... 176
Indicationen....................................................... 180
Contra -Indicationen................................................ 184
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IX
Seite
2.nbsp;Abthetlung.
Die allgciueinstcn (udicationen.
Oekonomischc Zweckm�ssigkeit und polizeiliche Zul�ssigkeit..........nbsp; 18�
Ueber die Nothwondigkeit des therapeutischen Einschreitens..........nbsp; 191
Technokratische Kur......................................nbsp; 191
Exspectativknr............................................nbsp; 192
Scheinkur.................................................nbsp; 194
Endzweck der Behandlung.
Vorbauung................................................nbsp; 195
Vorbauung gegen die Anlage..........................nbsp; 198
Impfung..........................................nbsp; 205
Vorbauung gegen �ussere Sch�dlichkeiten..............nbsp; 222
A.nbsp; Gegen Ansteckungsstorte.......................nbsp; 223
Inficirte Individuen............................ 225
Spcrrmaassregoln............................. 228
Das Schlachten und T�dten.................... 229
Dosinfection.................................. 230
B.nbsp; nbsp;Gegen speeifisehe Sch�dlichkeiten bei genuiner Entwickeluug.................................. 236
C.nbsp; Gefjjen zuf�llige Sch�dlichkeiten.................238
Vorbauung gegen beginnende Krankheit. Abortivkur.. . 239
Hadicalkur................................................242
Symptomatische Kur......................................245
Lebenskur.................................... .......247
Erhaltungskur........................................ 248
Linderungskur........................................ 249
Euthanasie...........................................251
Nachkur..................................................251
3.nbsp; .Abthcilung.
AI Ige nie ine Cautelcn.
Grattongsverschiedenheiten..........................................254
Individuelle Verschiedenheiten............................... ......25G
Oekonomischc Verh�ltnisse......................................... 261
Kraiiklie itsgenius................................................203
Aufstelhmg der Indicationen........................................ 265
Aenderung des Kurphmes.......................................... 266
Einfachheit in der Behandlung......................................268
Di�t............................................................... 269
4.nbsp; AMhellung. Hei 1 m i 11 e 1.
Allgemeines........................................................ 269
Auffinden der Heilmittel............................................270
Wirkungsweise der Heilmittel.......................................273
Die Einwirkimg...........................................273
Die R�ckwirkung.........................................281
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X
Seite
Application der lleilinittel.......................................... 284
Einvorleibung auf dem Wege der Ern�hrung................ 285
Endermatische Application................................. 286
Hypodennatische Application............................... 287
Die Inhalation............................................ 291
Infusion und Transfusion.................................. 293
Beziehungen der Heilwirkungen zur Krankheit.......................295
Heihvirkung nach dem Gesetze des Gegensatzes � Antipathie 296
Heilwirkung nach dem Gesetze der Ableitung............... 299
Fiiuctioni'lle, substitutionelle. depletorische und depurative
Ableitung .. ..................................... 300
Heilverfahren nach der Heilwirkung.
Das directe Heilverfahren................................. 305
Das indirecte Heilverfahren............................... 30G
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Zweiter Theil.
Die fundamentalen Kurmethoden.
Allgemeines..................................................#9632;�....nbsp; 311
Bestaurirende Knrmethode......................................nbsp; 313
Indicationen..............................................nbsp; 314
Directe Restauration......................................nbsp; 322
Quantitative Restanration..............................nbsp; 323
Kcstaurirende Nahrungsmittel......................nbsp; 329
Qualitative Restauration...............................nbsp; 335
Organische Instanrantien...........................nbsp; 336
Anorganische Instanrantien........................nbsp; 337
Indirecte Restauration.....................................nbsp; 340
Contai-Indicationen.......................................nbsp; 341
St�rkende Kurmethode.............................................nbsp; 342
Indicationen...............................................nbsp; 342
Mittel....................................................nbsp; 344
Erregende, reizende Methode........................................nbsp; 349
Indicationen...............................................nbsp; 350
Mittel....................................................nbsp; 355
Contra - Indicationen.......................................nbsp; 362
Beruhigende Methode...............................................nbsp; 363
Indicationen...............................................nbsp; 364
Mittel... .;...............................................nbsp; 369
Contra-Indicationen.............'...................... ...nbsp; 384
Entziehende Methode...............................................nbsp; 385
Indicationen...............................................nbsp; 386
Mittel.....................................................nbsp; 389
Contra - Indicationen.......................................nbsp; 394
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XI
Seite
Blutentleerungen...................................................nbsp; 395
Allgemeine, Aderlass......................................nbsp; 397
Oertliche................................................nbsp; 4�T
Autt�sende Methode................................................nbsp; 408
Indicationen...............................................nbsp; 409
Mittel....................................................nbsp; 411
Contra-Indicationen.......................................nbsp; 419
Harntreibende Methode.............................................nbsp; 420
Indicationen...............................................nbsp; 422
Mittel.....................................................nbsp; 425
Abf�hrende Methode...............................................nbsp; 428
[ndicationen..............................................nbsp; 430
Mittel....................................................nbsp; 4;i7
Brechenerregende Methode..........................................nbsp; 447
Indicationen...............................................nbsp; 450
Mittel....................................................nbsp; 453
Auswarf bef�rdernde Methode.......................................nbsp; 457
Mittel....................................................nbsp; 459
Diaphoretische Methode............................................nbsp; 465
Indicationen...............................................nbsp; 4�8
Mittel....................................................nbsp; 470
Abk�hlende Methode...............................................nbsp; 475
Mittel..................................................nbsp; nbsp; 478
Verdichtende, adstringirende Methode................................nbsp; 484
Indicationen...............................................nbsp; 485
Mittel....................................................nbsp; 490
Contra - Indicationen.......................................nbsp; 500
Erschlaffende, erweichende Methode.................................nbsp; 502
Mittel....................................................nbsp; 503
Einh�llende, deckende Methode....................................nbsp; 509
Mittel....................................................nbsp; 514
Hantreizende, liautentz�ndende Methode.............................nbsp; 521
indicationen..............................................nbsp; 523
Mittel....................................................nbsp; 527
Contra-Indicationen.......................................nbsp; 536
Aetzende Methode................................................nbsp; 537
Mittel...................;................................nbsp; 540
Absorbirende Methode..............................................nbsp; 549
Mittel....................................................nbsp; 550
Exsiccantia...........................!...............nbsp; 550
Canninativa..........................................nbsp; 551
S�ureabstumpfende Methode........................................nbsp; 553
Mittel....................................................nbsp; 555
F�ulnisswidrige Methode............................................nbsp; 556
Indicatioflcn...............................................nbsp; 557
Mittel...................................................nbsp; 558
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XII
Seite
Giftwidrige Methode...............................................nbsp; 561
Das Gift.................................................nbsp; 561
Die Gegengifte............................................nbsp; 566
Die Behandlung des vergifteten Leihes.....................nbsp; 571
Schinarotzertilgende Methode.......................................nbsp; 573
Die Parasiten.............................................nbsp; 573
Vertilgungsmittcl..........................................nbsp; 579
Literatur ........................................................nbsp; nbsp; 590
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E i n! e i t u i) g.
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Urganismen erkranken und genesen unter gewissen Um�st�nden, es giebt mithin Krankheitsursachen und Heilmittel; derjenige Theil de)- Heilkunde, welcher zum Gegenstande hat, erstere zu entfernen und fernzuhalten, letztere planm�ssig geord�net in Anwendung zu bringen, dieser Theil ist die Lehre von der Heilung der Krankheiten � Therapia s. Therapeutica. � Die Therapie lehrt somit das, was des Arztes Beruf ist. wo�durch derselbe sein gesammtes medicinisches Wissen praktisch verwerthet, und stellt deshalb die eigentliche praktische �ledi-cin dar, die den Schlussstein des gesammten medicinischen Wis�sens bildet, wodurch dasselbe zu einem nutzbaren Ganzen ver�einigt wird. In der praktischen Verwerthung des gesammten Wissens liegt nun auch zugleich der Begriff des K�nnens; die Therapie umfasst daher nicht bloss eine Wissenschaft, son�dern zugleich eine Kunst.
Aus dem Bestreben, den kranken Leib gesund zu machen, ist der Complex von Wissenschaften hervorgegangen, welcher die Medicin in ihrer Gesammtheit darstellt; die Therapie ist daher Ursprung und Endzweck der Medicin zugleich. Sie steht auf der letzten Stufe von allen einzelnen H�lfs- und Haupt�wissenschaften der Medicin und ist nur denjenigen zug�nglich, die vom Grunde aus Schritt f�r Schritt von einer Stufe zur anderen bis zu ihr vordringen; deshalb ist sie auch nicht im Stande, allein den Therapeuten zu bilden, dazu bedarf es viel�mehr eines geordneten Studiums aller Zweige der Medicin, welche mithin auch alle als H�lfswissenschaften der Therapie
Gerlach Allf. Therapie. 2 Aufinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
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2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Einleitung.
zu betrachten sind. Die n�chsten und wichtigsten H�lfswissen-schaften derselben sind aber Anatomie, Physiologie, Pa�thologie, pathologische Anatomie und Arzneimittel�lehre.
Die Therapie zerf�llt in allgemeine und specielle � Thera-pia generalis et specialis. Letztere, welche auch die praktische Therapie genannt wird, hat die einzelnen Krankheitsformen zum Gegenstande, �ber welche die specielle Pathologie belehrt, mit der sie daher innig verkn�pft ist. Die allgemeine Therapie da�gegen umfasst das ganze Heilgesch�ft ohne R�cksicht auf Krank�heitsformen; sie giebt allgemeine Grunds�tze und Regeln zur Vorbauung und Heilung, sie untersucht ferner die Heilmittel nach ihrer allgemeinen Wirkungsweise, stellt die fundamentalen Heilbed�rfnisse in bestimmten allgemeinen Gruppen auf und ordnet ihnen die Mittel zu, die in ihren Hauptwirkungen den Heilbed�rfnissen entsprechen.
Die allgemeine Therapie hat ein rationelles und empi�risches Fundament zugleich. Wo die allgemeine Pathologie bis zum Ausgangspunkte einer Krankheit vorgedrungen ist, da ergeben sich die Vorschriften zur Heilung von selbst, die Gr�nde � Indicationen � f�r die einzuschlagende Behandlung sind hier rein rationell; haben wir nun zugleich auch die Mittel, den Krankheitszust�nden entgegen zu treten, so ist dies ein ratio�nelles Fundament f�r die Heillehre. Bei chirurgischen F�llen k�nnen wir meist so verfahren, bei internen Krankheiten aber selten, weil es uns einmal an hinl�nglicher Kenntniss von den Krankheitszust�nden und deren Beziehungen fehlt, und wir an-derntheils auch oft die Mittel nicht kennen, mit welchen den erkannten elementaren Krankheitsprocessen entgegenzutreten ist. Diese Unvollkommenheit der allgemeinen Pathologie und der Arzneimittellehre wird bei fortschreitender Wissenschaft gerin�ger werden, aber wahrscheinlich nie ganz verschwinden, denn wir k�nnen mit unseren Sinnen den Naturprocessen nur bis zu einem gewissen Punkte folgen; eine exacte, rein rationelle all�gemeine Therapie muss daher als ein unerreichbares Ideal be�trachtet werden. Diese Unvollkommenheit erheischt nothwendig ein zweites, empirisches Fundament f�r die allgemeine Therapie, verm�ge dessen sie uns allgemeine Regeln und Verfahrungs-arten an die Hand giebt, die sie aus der Erfahrung entlehnt und unter allgemeine Gesichtspunkte gebracht hat. Der Prak-
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Einleitung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
tiker hat das Recht, die empirisch gewonnenen Resultate neben denen, auf rationellen Wegen gefundenen ebenb�rtig hinzustel�len; die allgemeine Therepie ist daher auch verpflichtet, eine Zwitterdoctrin zu sein, dem Rationalismus wie der Empirie zu�gleich die geb�hrende Rechnung zu tragen, sich aus beiden zu einem brauchbaren Ganzen zu construiren. Der Grund Cha�rakter der so gebildeten allgemeinen Therapie ist, dass sie immer nach Motiven handelt, und wenn diese Motive auch den unerkl�rlichen Thatsachen entnommen sind, so bleibt sie doch immer �rationell'' im weiteren Sinne.
Bisher ist die allgemeine Therapie mehr als ein Anh�ngsel betrachtet und gar zu sehr vernachl�ssigt worden; um keine Doctrin in der veterinair-medicinischen Literatur sieht es so d�rftig aus, als um die allgemeine Therapie. So war es bei dem ersten Erscheinen dieses Werkes, und �hnlich ist es auch jetzt noch. Die Gr�nde f�r die erste Bearbeitung bestehen noch in demselben Umfange f�r diese weitere Bearbeitung. Die Auf�gaben, die ich mir dabei gestellt und nach denen ich gearbei�tet habe, sind: den rechten Weg zwischen unfrucht�barer Speculation und roher Empirie zu zeigen, das Mannigfaltige unter einfache Gesichtspunkte zu brin�gen, die Wirkungen der Mittel und Methoden auf allgemeine Gesetze zur�ckzuf�hren, Einheit und Zu�sammenhang in die specielle Behandlung zu brin�gen, das Besondere im Allgemeinen anschaulich zu machen, Anleitung zum bewusstvollen Handeln und praktischen Takte, dem praktischen Thierarzte einen rationellen F�hrer an die Hand zu geben, der ihm auch in den verzweifelten F�llen rathend zur Seite steht und ihn mindestens vor Missgriffen sch�tzt, wo ein concreter Fall fremdartig erscheint und nicht unter die bekannten Krankheitsformen des nosolo-gischen Systems unterzubringen ist. Wie weit es mir gelungen ist, diese Aufgaben zu l�sen, davon mag das Werk zeugen; mir bleibt jedoch das Bewusstsein, mit allen Kr�ften nach diesen Zielpunkten gestrebt zu haben.
Schon in den allt�glichen Lebensverh�ltnissen ist es noting, aus bestimmten Gr�nden zu bestimmten Zwecken mit vollem Bewusstsein zu handeln, wenn anders das ganze Leben ein ge�ordnetes, dem vern�nftigen Wesen geziemendes sein soll. In
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Einleitung.
der Aus�bung der Thierheilkunde darf es nicht anders sein, und wer von den Therapeuten diese allgemeine Lebensregel in seiner Kunst nicht adoptirt, dessen Schicksal ist, dass er, als eingeschulter Theoretiker die Praxis betretend, sich anfangs vor allen Theorien und systematischen Krankheitsnamen nicht zu�recht zu finden weiss, sp�ter in den sogenannten praktischen Schlendrian verf�llt, schliesslich an gedankenloser Routine zu Grunde geht und so auf eine Stufe gelangt, die den Uebergang zum Pfuschen bildet, und auf der er im gl�cklichsten Falle, wenn es ihm gelungen ist, sich mit einer gewissen Leichtigkeit in dem Flachen zu bewegen, ein Blender ist.
Vor einem solchen Lebenslaufe in der Praxis soll die all�gemeine Therapie den Thierarzt sch�tzen; damit hat sie aber noch nicht ihre ganze Pflicht erf�llt, sie muss noch weiter grei�fen und den Arzt in allen seinen gewerblichen und socialen Ver�h�ltnissen begleiten, ihm �berall zur Richtschnur dienen, sie soll den Praktikus bilden, den man gern und mit vollem Ver�trauen zu Rathe zieht, und in welchem Jedermann gezwungen ist, neben der Person auch den Stand zu achten.
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Erster Thcil
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der
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Allgemeinen Therapie.
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Erster Abschnitt.
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Der Thierarzt in socialer und gewerblicher Stellung *).
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JNacli den freien, heiteren Studien folgt das ernste, das ver�h�ngnissvolle Leben. Das t�gliche Brod zu verdienen, dem einzelnen Hausthierbesitzer und dem Staate wahrhaft zu n�tzen, der leidenden Thierwelt zu die�nen, welche der Mensch sich nutzbar gemacht hat, die Wissenschaft zu f�rdern und den Stand zu heben, das sind die grossen Aufgaben, welche der Thierarzt beim Ein�gange in die Praxis sich zu stellen und die er auf seiner prak�tischen Laufbahn zu l�sen hat. Ist Jeder von diesem Streben beseelt, entwickelt Jeder seine ganze Th�tigkeit in dieser Rich�tung, handelt der Einzelne im Geiste des Allgemeinen, ist der Einzelne Tr�ger und w�rdiger Repr�sentant des Ganzen, dann gelingt es, dann rauss es gelingen, die Thierheilkunde auf sol�chen Standpunkt der Wissenschaft zu erheben, auf welchem sie den h�chst m�glichsten Nutzen dem Staate leistet und durch gerechte Anerkennung auch ihren Vertretern die geb�hrende sociale Stellung verschafft.
Ausger�stet mit theoretischen Kenntnissen tritt der ange�hende J�nger der Thierheilkunde in das praktische Gebiet sei�nes. Wirkungskreises, seines Lebensberufes, auf welchem er das theoretisch Aufgenommene und Gesammelte praktisch verwer-
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*) Vetcrin�rmedicinischc Prop�deutik und Hodegetik von Kreutzer, 1840. Immer noch cmpfehlenswerth.
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8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Der Thierarzt
then, das Studium der Natur beginnen muss, wo er die graue Theorie zwar nicht verlassen, aber doch zugleich und haupt�s�chlich den gr�nen Lebensbaum hegen und pflegen soll. Mit diesem Schritte zur Selbstst�ndigkeit aber betritt der Thierarzt einen Pfad, einen dornenvollen Pfad, auf dem es viele Gefahren zu bestehen, viele Irrwege zu vermeiden, viele M�hseligkeiten zu ertragen giebt, auf dem es selbst dem erfahrenen Praktiker, unendlich mehr aber dem Anf�nger schwer fallt, stets sicheren Fusses zu wandeln, und die Lebensaufgaben zu l�sen, n�mlich die Subsistenz zu sichern und in seinem Berufe ein n�tzliches Glied der menschlichen Gesellschaft zu sein. Wir wollen des�halb den jungen Thierarzt auf allen seinen Wegen in der Praxis begleiten; der �ltere Praktiker, der begriffen hat, dass es sehr gef�hrlich ist, von altem Ruhme zu zehren, wird auch gern ein�mal mit uns einen Umgang durch das praktische Leben des Thierarztes machen.
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Der Thierarzt in soeialer Beziehung.
Vertrauen als Heilk�nstler erwirbt sich der Thierarzt, wenn er theoretisch und praktisch gleich t�chtig ausgebildet ist; um aber auch allgemeine Achtung zu gemessen, ohne die es ja ein trauriges Dasein ist, muss er zugleich auch eine allgemeine conversationelle Bildung besitzen, stets nach mora�lischen Grunds�tzen handeln und �berall bescheiden, aber ohne Erniedrigung unter seinen Mitmenschen auftreten.
Die allgemeine Bildung ist der Empfehlungsbrief, der uns �berall, in alle Klassen der menschlichen Gesellschaft einf�hrt, und ohne welche wir uns vergeblich abm�hen, diejenige Stel�lung im socialen Leben einzunehmen, die wir einnehmen m�s�sen, um uns und unserem Stande die geb�hrende Achtung zu verschaffen. Viele Thier�rzte der Jetztzeit haben vor ihrem Studium nicht Gelegenheit gehabt, den Grund hierzu zu legen, sie haben auch keine Veranlassung dazu gehabt, denn leider sind bisher von den Bildungs-Anstalten nicht durchgreifend bei allen angehenden Studirenden der Thierheilkunde diejenigen pro-
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in socialer Beziehung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
p�deutischen Kenntnisse unerl�sslich gefordert worden, welche zum Heile der Thier�rzte, der Thierheilkunde, zum Heile des Publikums und zum Nutzen des Staates unerl�sslich sind. Allen diesen wird es zwar schwer fallen, das Vers�umte nachzuholen, aber bei festem Willen, bei unaufh�rlichem Bestreben gelingt es doch, sich zu einer allgemeinen socialen Bildung hervorzu�arbeiten. Ein Bestreben, was ein Jeder sich selbst, seinen Col�leger! und seinem Fache schuldig ist. Denn nie wird die Thierheilkunde den ihr geb�hrenden Rang einnehmen, nie die Achtung geniessen, wenn ihre Vertreter eine einseitige, bloss technische Bildung erkennen lassen.
Mehr noch als eine mangelhafte allgemeine Bildung, ist ein unmoralischer Lebenswandel gegen das Emporkommen der Thier�rzte in dem socialen Leben. Das Gewissen, welches stets in Religiosit�t, in Gottesfurcht wurzelt, welches die h�chste Errungenschaft des Geistes ist, der sich �ber das Gute, Edle und Rechte aufgekl�rt hat, ein solches Gewissen ist das Fun�dament der Moral, die alle unsere Handlungen nach bestimmten Grunds�tzen leiten muss. Nicht Moral will ich predigen, kei�nen Moral-Katechismus will ich schreiben, denn Jeder selbst ist ja zur Aufkl�rung �ber das Gute und Schlechte gelangt, aber hindeuten will ich darauf, dass kein Stand mehr Ursache hat, auch in dieser Beziehung die strengsten Anforderungen an sich zu machen, als der thier�rztliche, weil er Vorurtheile bek�m�pfen soll, und die moralischen Grundgesetze kaum irgendwo mehr Anfeindungen haben, als in dem thier�rztlichen Fache. Vor allen Dingen hat sich der Thierarzt gegen Partheilichkeit und Bestechungen zu r�sten, zwei Feinde, die jeden Thierarzt in seiner Praxis unaufh�rlich verfolgen; er sei daher streng gegen sich selbst, aufrichtig, wahrhaftig und zuverl�ssig gegen seine Mitmenschen unter allen Umst�nden und in allen Verh�lt�nissen, selbst mit Aufopferung gewisser Vortheile, die stets nur augenblicklich sind, die sich doppelt und dreifach wieder aus�gleichen. Verbindet der Thierarzt hiermit noch ein bescheide�nes aber doch determinirtes Auftreten, so kann die Anerken�nung nicht fehlen.
Dies die allgemeinsten Grundz�ge f�r die socialen Lebens�verh�ltnisse, Grundz�ge, die wir alle ganz zu den unsrigen machen m�ssen, und um so mehr, als wir die schwierigen Auf�gaben zu l�sen haben: 1) uns eine pers�nliche socialenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
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10nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Der Thierarzt
Stellung zu erwerben, die uns unser Stand zur Zeit noch nicht sichert, sondern vielmehr erschwert, und 2) unsern Stand zu heben und ein Vorurtheil zu be�k�mpfen, das wie ein Alp auf unserem Fache lastet.
Eine pers�nliche Stellung muss sich jeder Thierarzt, der in das praktische Leben hinaustritt, erst erwerben, er muss es erst zeigen, dass er, trotzdem er Thierarzt ist, dennoch ein gebildeter und achtbarer Mann ist. Dem Gebildeten und Gesitteten gelingt es allerdings �berall, sich eine sociale Stellung und Achtung zu erwerben, aber die geb�hrende W�r�digung ist immer nur an die pers�nliche Bekanntschaft gekn�pft und auf seinen Wirkungskreis beschr�nkt; �berall, wo er als fremde Person auftritt, da wird er immer wieder als Thierarzt betrachtet, wenn er anders nicht seinen Stand verleugnen will. Eine traurige Thatsache, die nicht geeignet ist, den Eifer f�r das Fach rege zu erhalten, welche die grossen M�hseligkeiten und mannigfaltigen Unannehmlichkeiten der thier�rztlichen Pra�xis um so bitterer f�hlen l�sst und ihren l�hmenden Einfluss nicht verfehlt, ja die nicht selten die Veranlassung zum mora�lischen Untergange ist. Eigennutz ist die Triebfeder aller Hand�lungen, leugnen wir dies nicht, es ist ein von der Natur ein�gesetzter Trieb, ein Naturgesetz; auf der einen Seite sind mate�rielle Vortheile, auf der anderen Rang, Stand, Anerkennung und Ehre. Materielle Vortheile sind dem Thierarzte f�r sein m�he�volles Wirken im Ganzen nur sp�rlich zugemessen, sie allein reichen nicht hin, diejenige rege Th�tigkeit in seinem Gesch�fts�betriebe zu erhalten, die zum Nutzen des Einzelnen und des Staates nothwendig ist. Wie soll sich bei mangelnder Anerken�nung und bei Geringsch�tzung des Standes der Thierarzt wohl f�hlen, woher soll das wissenschaftliche Streben kommen? Eine Wissenschaft, die nicht ihr geb�hrendes An�sehen gewinnt, findet in sich selbst weder Trieb noch Freudigkeit zur Arbeit und zum Fortschritte.
Die Geringsch�tzung des Standes wurzelt zum Theil in l�ngst vergangenen Zeiten und beruht auf einem Vorurtheile, andererseits aber ist sie begr�ndet in Uebelst�nden, die sich leider bis zur Jetztzeit erhalten haben. Menschen, die f�r un�ehrlich galten, die alles entehrten, was sie ber�hrten *), waren
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*) Erst zu Anfange dieses Jahrhunderts wurde durch eine Eabinets-
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in socialer Beziehune:.
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die ersten Thier�rzte, sp�ter besch�ftigten sich noch andere, zwar nicht entehrte, aber oft noch viel rohere und ungesittetere Gesellen mit der Thierheilkunde; noch in dem vorigen Jahr�hundert waren die sogenannten Viehdoctoren mit wenigen Aus�nahmen eine Eotte Menschen, die sich durch Rohheit und Trink�sucht auszeichneten. Dieses Stadium der Rohheit in der Thier�heilkunde liegt noch nicht weit hinter uns, deshalb ist es sehr nat�rlich, dass sein Einfluss noch nicht ganz verwischt ist. Dass dieser Einfluss aber nicbt von Dauer ist und g�nzlich auf�h�ren wird, davon haben wir in der Menschenheilkunde ein sprechendes Beispiel, denn der Stand der Aerzte war im Alter-thum auch mit Schmach belastet. Bei den Juden und Aegyp-tern waren die Aerzte durch den Umgang mit Kranken und Todten verunreinigt. Starb unter der Regierung Gottfrieds von Bouillon einem Arzte zu Jerusalem ein kranker Sclave, so musste er denselben bezahlen, und verlor er einen freien Kranken, so f�hrte man ihn, mit einem Uringlase in der Hand, aus der Stadt und kn�pfte ihn ohne Weiteres auf. Zu Anfange des ISten Jahrhunderts konnte noch ein Scharfrichter (Koblenz) Hof- und Leibarzt werden; im ganzen vorigen Jahrhundert waren die Aerzte noch oft der Gegenstand von beissenden Satyren. Diese Beispiele aus der Geschichte der Medicin m�gen die Thier�rzte aufmuntern zu einem unerm�deten geraeinsamen Wirken, die noch bestehenden Vorurtheile zu bek�mpfen. Leider aber muss man es eingestehen, dass die Geringachtung des thier�rztlichen Standes nicht allein auf einem althergebrachten Vorurtheile beruht, sie ist auch in wirklich vorhandenen Unvollkommenheiten noch recht tief begr�ndet. Noch heute finden wir Collcgen, von denen wir alle w�nschen m�chten, dass sie sich nicht zu unse�ren Kunstgenossen z�hlten. Gestehen wir es uns offen, dass wir noch manche ungesittete Elemente unter uns haben, welche nur geeignet sind, die Geringsch�tzung des Standes fort zu er�halten. Wir haben im Allgemeinen viel weniger Ursache, uns �ber Ungerechtigkeit, die unserem Stande widerf�hrt, als �ber einen grossen Theil unserer Collegen selbst lind �ber die An�stalten zu beklagen, aus denen sie hervorgegangen sind. Auf die Bildungs-Anstalten f�llt � hier mehr, dort weniger � der
ordre vom 4. Docember 1810 den Freiknechteu die Waffenehre, und durcli die Kabinctsordrc vom 21. October 1827 die b�rgerlichen Ehrenrechte ver�liehen.
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Der Thierarzt
Vorwurf, dass sie in manchen Beziehungen noch nicht den Standpunkt verlassen haben, welcher fr�heren, l�ngst hinter uns liegenden Entwickclungsstufen des Faches angemessen war. So lange Thierarzneischulen noch verschiedene Klassen von Thier�rzten ausbilden, so lange sie noch schulwissenschaftlich reife und unreife, gebildete, halbgebildete und ungebildete junge Leute als Z�glinge aufnehmen, so lange sie deshalb auch immer noch Thier�rzte in die Welt schicken, die zum Theil nicht recht reif f�r ihr Fach und f�r diejenige sociale Stellung sind, die sie nothwendig einnehmen m�ssen, wenn der Stand eben nicht her�untergezogen werden soll unter die ihm zustehende W�rde, so lange wird die Thierheilkunde auch nicht den erw�hnten Auf�schwung nehmen, sie wird so lange l�hmend auf das r�stige Streben der wackern Vertreter zur�ckwirken, denen es doppelte Anstrengungen kostet, auch unter diesen ung�nstigen Verh�lt�nissen frisch und mathig zu wirken und zu schaffen.
Wenn jeder einzelne Thierarzt sich eine angemessene Stel�lung und Achtung im socialen Leben zu verschaffen weiss, dann und nur dann findet auch der Stand die geb�hrende Anerken�nung, und deshalb hat jeder Einzelne die Pflicht, danach zu streben.
Die zeitgem�sson Beschl�sse des dritten internationalen Congresses zu Z�rich �ber das thier�rztliehe Unterrichtswesen lauten also:
1) Zum Studium der Thiorarznciwisscnsehal't bedarf es keiner gerin�geren Vorbildung als zu demjenigen der Medicia. Es ist deshalb dahin zu streben, dass zum Eintritt in die tliier�rztlichcn Bildungsanstalten Univer-sit�tsreifc gefordert werde.
Da dieses Ziel der Zeit aus vielen Gr�nden noch nicht erreichbar ist, so wird als Mmimum der Vorbildimg, das alle Thierarzneischulen fordern sollten, festgestellt: die Summe der Kenntnisse der vorletzten Klasse der Grymnasien, welche die �niversit�tsreife bedingen. Personen, die ein Gymnasium nicht besucht haben, m�ssen sich �ber eine entsprechende Bil�dung ausweisen.
#9632;2) Zur Ausbildung eines Thierarztes ist mindestens ciji dreij�hriges Studium nothwendig.
Die Patentirung verschiedener Abstufungen von Thier�rzten nach dem Grade ihrer Ausbildung ist verwerflich.
3) Die Thierarzneischulen k�nnen selbstst�ndige Anstalten sein oder mit Universit�ten und andern h�heren Lehranstalten verbunden werden, jedoch soll die Vcterin�rmedicin sclbstst�ndig gelehrt werden. Die Ein�richtung an einzelnen Universit�ten, wo ein Lehrer der Thierheilkunde diese Wissenschaft lehrt und Thier�rzte ausbildet, ist verwerflich, weil absolut ungen�gend.
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in seinem Wirkungskreise.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 13
4) Nur bei einer zweckm�ssigen Organisation des Veterir.�nvesens wird eine derartige nothwendige Organisation der Thierarzueisehuleu streng gefordert werden k�nnen.
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Der Thicrarzt in seinem Wirkungskreise.
Die Thierheilkunde wird als ein Brodstudium ergriffen; Zeit, Fleiss und Geld bilden zusammen ein Kapital, wodurch sich der Studirende ein Gut erwirbt, das ihn ern�hren soll; eine m�glichst eintr�gliche Praxis erwerben und erhal�ten, ist daher auch das nat�rliche Bestreben des Thierarztes. Man bewahre sich hierbei jedoch vor unlautern Mitteln; durch Fleiss und T�chtigkeit verdiene man sein Brod. Dieses Bestreben darf aber nicht das einzige sein; ein h�heres Inter�esse dem Fache abzugewinnen, seine Wissenschaft m�glichst nutzbar zu machen, sich auf der H�he der Wissenschaft zu erhalten und diese selbst zu f�rdern, das muss sich mit den materiellen Interessen verbinden; da�durch allein wird die anstrengende und von mancherlei Unan�nehmlichkeiten begleitete Praxis erleichtert und mehr als ein m�hsames Vergn�gen, denn eine dr�ckende Last empfunden. AVohl dem, der nach des Tages M�hseligkeiten nicht bloss den Erwerb berechnet, dem es auch Freude macht, ein Thier geret�tet, einen armen Besitzer begl�ckt und die Natur in ihrer wun�derbaren Mannigfaltigkeit bei Krankheiten beobachtet zu haben.
Die Grundbedingung zur erfolgreichen Praxis in dem ange�deuteten weiteren Umfange wollen wir kurz hervorheben:
Orientirung im unmittelbaren Wirkungskreise.
In Sitten und Gebr�uche muss sich der Thierarzt hineinleben, um nicht auff�llig zu erscheinen und sich selbst wohl zu f�hlen in der engeren und weiteren Umgebung, um zu lernen und zu belehren. Den Einfluss der Gebr�uche auf den Gesundheitszustand der Thiere muss er zu ermitteln und Uebel-st�nde auf dem Wege der Belehrung abzustellen suchen, letzte�res ist meist eine schwere Aufgabe und erfordert immer eine
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gewisse Lebensklugheit. Wo nachtheilige Folgen von den �blen Gebr�uchen sich herausstellen, da ist die beste Gelegenheit, auf �berzeugende Weise eines Bessern zu belehren; an den intelli�genteren Theil des Publikums muss er sich zun�chst und vor�zugsweise wenden, weil dieser am zug�nglichsten ist, und ist erst ein Theil gewonnen, dann wirkt das Beispiel mehr, als alle Belehrung auf den �brigen Theil ein. Auf die Behandlung selbst �ben Gebr�uche und Gewohnheiten ihren Einfluss, der Kurplan muss immer darnach eingerichtet werden.
Die klimatischen, topographischen, geognosti-schen und landwirthschaftlichen Verh�ltnisse muss der Thierarzt in seinem Wirkungskreise und noch dar�ber hinaus gr�ndlich studiren. Er muss:
1)nbsp; die Beschaffenheit des Bodens, sowohl der Ackerkrume wie des Untergrundes auf den verschiedenen Feldmarken, das physikalische Verhalten desselben in den verschiedenen Jahres�zeiten, bei anhaltender N�sse und Trockenheit beachten, sein Augenmerk auf die Saatfelder, auf Wiesen und Weiden, �ber�haupt auf die ganze Vegetation richten und sehen, unter wel�chen Umst�nden, bei welcher vorherrschenden Witterungscon-stitution ein allgemeines Gedeihen, unter welchen Umst�nden Misswachs und andere Calamit�ten eintreten;
2)nbsp; den Culturzustand der Aecker, die Lage der Wiesen und Weiden, das Verh�ltniss derselben zum Ackerbau ber�cksichti�gen, sich mit den angebauten Futterstoffen und der gesammten Flora vertraut machen;
3)nbsp; den landwirthschaftlichen Betrieb, die Fruchtfolge, den Futterbau, kurz die ganze Landwirthschaft auf den verschiede�nen Feldmarken der kleinen b�uerlichen Besitzungen wie der gr�sseren G�ter kennen lernen, und endlich
4)nbsp; sich �berall, wo ihn die Praxis hinf�hrt, mit der soge�nannten innern Wirthschaft, haupts�chlich mit der Viehzucht, mit der F�tterung, Pflege, Stallung, Nutzung etc. vertraut machen.
Alle diese ber�hrten Verh�ltnisse haben Einfluss auf die Hausthiere, Einfluss auf deren Entwickelung, deren Gesund�heit und Krankheit. Die Entwickelung, die normalm�ssige Bildung der einzelnen Organe und des Gesammtorganism�s geschieht nach einer bestimmten Gesetzm�ssigkeit, dem Bil�dungstypus, der innerhalb der Grenzen der Gattungseigen-th�mlichkeiten unab�nderlich ist � ein Rind bleibt �berall
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ein Eind, und wo die Bedingungen f�r seine Eindernatur nicht gegeben sind, da geht es unter �, aber ausseriialb der Gat�tungscharaktere giebt es noch Verschiedenheiten der Forma�tionen in dem Organismus, #9632;welche die verschiedenen Eacen, Arten und Schl�ge darstellen und denen eine bestimmte Gesetz-m�ssigkeit, ein bestimmter Typus � Eace-Typus � zum Grunde liegt. Dieser Eace-Typus nun steht unter dem Einfl�sse aller der erw�hnten Verh�ltnisse, die so lange modificirend auf die Thiere einwirken, bis der Bildungstypus den Einfl�ssen entspre-cbend ist, und weitere Ver�nderungen in sp�teren Generationen nicht mehr eintreten. Diesen, von den �usseren Verh�ltrissen einer Gegend abh�ngigen Typus demonstriren uns in den Haupt�grandz�gen mindestens diejenigen Individuen, die urspr�nglich oder doch durch eine lange Eeihe von Generationen schon ein�heimisch, die constant und conform geworden sind. Eingef�hrte Eacen, die den localen Verh�ltnissen nicht direct entgegenstehen, gedeihen noch und k�nnen durch Kunst � entsprechendes Fut�ter und angemessene Pflege � ziemlich unver�ndert erhalten werden; Eacen aber, denen die Localverh�ltnisse schroff gegen��berstehen, k�nnen niemals conform forterhalten werden, so viel sich auch die Kunst dabei betheiligen mag. Es giebt Gegen�den, selbst einzelne Orte, wo z. B. eine hochfeine Sch�ferei bei aller Kunst nicht constant forterhalten werden kann, wo sie stets ausartet; denkt man sich die Verh�ltnisse noch schroffer, so bleibt es nicht beim Ausarten, es kommt dann auch zum Untergange.
Die Einfl�sse auf die Entwickelung wirken demnach noth-wendig auch auf die Gesundheit ein. Thiere, die nach dem Bildungsgesetze geformt sind, welches das Endresultat der ge-sammten �usseren Verh�ltnisse einer gegebenen Gegend ist � die vollkommen einheimischen Thiere �, leben das ges�ndeste Leben, und von dieser relativ vollkommensten Gesundheit bis zur Unf�higkeit, in gedeihlicher Weise fortzubestehen, giebt es tinendliche Abstufungen, die alle verschiedene Grade von Krankheitsanlagen in einer bestimmten Gegend dar�stellen. In den erw�hnten Einfl�ssen sind deshalb die Be�dingungen zur Gesundheit, zum h�ufigen Erkranken �berhaupt, wie auch zu einzelnen speciellen Krankheiten gegeben, und dies alles wieder in Bezug auf die eine oder die andere oder auf alle Thiergattungen. Deshalb sehen wir, dass in einzelnen Gegenden
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16nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Der Thierarzt
Krankheiten �berhaupt bei einzelnen oder allen Thiergattungen selten sind, w�hrend sie in andern wieder nicht abreissen: des�halb giebt es stationaire, enzootische Krankheiten.
Endlich ist der Einfluss aller localen und landwirthschaft-lichen Verh�ltnisse in ihrer Gesammtheit auf die Krankhei�ten selbst mehr oder weniger erheblich. Nach derselben Gesetzm�ssigkeit, wie auf das gesunde Leben, wirken die Ein�fl�sse auch auf das kranke ein und bedingen so eine gewisse Constanz, einen bestimmten Typus in den vorkommenden Krank�keiten, es ist dies der Genius enzooticus, der constant vorhanden, oder zu bestimmten Jahreszeiten regelm�ssig oder nur bedin�gungsweise mehr oder weniger hervortritt. Auff�llig treten alle diese Verh�ltnisse hervor, wenn man Vergleichungen zwischen zwei, klimatisch und local ganz verschiedenartige Gegenden an�stellt; der ge�bte und genaue Beobachter findet aber selbst schon in einzelnen Orten, ja sogar in einzelnen grossen Wirthsciiaften die Wirkungen von den gegebenen Verh�ltnissen auf die Thier-welt in ihren gesunden und kranken Tagen heraus.
Das Vertrautsein mit allen den gegebenen �usseren Ver�h�ltnissen und deren Einfluss auf die Thierwelt erleichtert die Ermittelung der Ursachen, f�hrt zur richtigen Erkennung und Beurtheilung der Krankheit, und ist somit eine Hauptbasis f�r die Vorbauung und Behandlung, so dass der Thierarzt, der in seinem Wirkungskreise ganz zu Hause ist, d. b. der mit allem bekannt ist, was wir als ein Erforderniss hingestellt haben, nicht allein im Stande ist, die heilsamsten Mittel und Methoden in Anwendung zu bringen, sondern auch die �konomisch aus�f�hrbaren Anordnungen zu treffen, und das ist eben die Cardi�nalaufgabe f�r jeden Thierarzt, dass er mit dem m�glichst Zweckm�ssigsten f�r die Krankheit auch das Aus�f�hrbarste f�r den Besitzer zu finden weiss.
Der Thierarzt kann und muss sich mit allen den erw�hn�ten Dingen auf seinen Reisen und in den Wirtbschaften durch Anschauung und Unterhaltung nach und nach vertraut machen. Es ist angenehm, wenn man t�glich von fr�h bis Abend unter�wegs ist und sich �ber abstracto Dinge satt und m�de gedacht hat, wenn man mitunter ganz gedankenlos dasitzt und von Lan�geweile geplagt wird, wenn da der Geist etwas Materielles zu seiner Unterhaltung findet, wenn uns die Korn- und Futter-Fel�der, die Wiesen und Weiden, die Flora an dem Wege und
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�berall besch�ftigen. Diese Besch�ftigung bekommt eine erstaun�liche Anziehungskraft, wenn man bei Vergleicbung mit den BeobachtuEgen an kranken Thieren, durch Induction zu einem Resultate kommt, wenn man f�r so gewonnene Resultate immer wieder neue Beweise auf seinen Wegen und Stegen findet.
Die laadwirthschaftlichen Vereine, die der Thierarzt immer besuchen muss, wenn sie ihm nicht gar zu entlegen sind, bieten gleichfalls Gelegenheit dar, mit den wissenswerthen Ver�h�ltnissen seines Wirkungskreises vertrauter zu werden. Diese jetzt so vielfach constituirten Vereine geben dem Thierarate zu�gleich Gelegenheit, pers�nliche Bekanntschaften zu machen, die hier und dort eingeschlichenen oder althergebrachten Missbr�uche in Beziehung auf Zucht und Pflege der Uausthiere etc. zur #9658;Sprache zu bi'ingen, Vorurtheile zu bek�mpfen, die zuweilen in den Besprechungen und Vortr�gen auftauchen, die schiefen Ur-theile und die sogenannten falschen Erfahrungen, welche mit�unter in den Debatten zur Geltung gebracht werden, durch so�fortige gr�ndliche Widerlegung zu beseitigen. Kurz es bietet sich recht oft Gelegenheit dar, zu lernen und auf dem Wege, der Belehrung n�tzlich zu werden, den Landwirthen, sich und seinem Fache Aufkl�rung und Anerkennung zu verschaffen. Wohl aber h�te man sich, allzu redselig zu sein und nament�lich �ber Dinge mitzusprechen, �ber die Andere eine gr�nd�lichere Erfahrung haben; ein Schw�tzer verscherzt sich stets das Vertrauen und die Gelegenheit n�tzlich zu werden, weil das Gute und Wahre, was neben vielen faden Sachen zu Tage kommt, mit diesen zugleich fruchtlos verhallt.
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Literarische Studien,
Die Thierheilkunde ist im ewigen Werden, wie die Medi-cin �berhaupt, was heute als richtig angenommen wird, erscheint vielleicht in kurzer Zeit schon als irrth�mlich, die einzelnen Grundwahrheiten und Thatsachcn mehren sieh, die wissenschaft�lichen Grunds�tze und Ansichten �ndern sich, neue Theorien werden aufgestellt, um alte und veraltete zu st�rzen. W'er dieser ewigen wissen�diaftlichen Metamorphose fern bleibt, wessen Geist hierdurch nicht immer zu neuer Th�tigkeit angeregt wird, wer hierdurch nicht stets erfrischt und ermuthigt wird
Geilacli Aug. Therapie. 2 Ann.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2
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zur Th�tigkeit f�r das Fach, der wird auf seinem Standpunkte sehr bald veralten, verk�mmern, und sich im Gef�hle der Ohn�macht der Passivit�t hingeben.
Sich aber auf der H�he der immer fortschreitenden Wissen�schaft zu erhalten, ist unerl�ssliche Pflicht eines Jeden, der ein w�rdiger Vertreter seines Faches sein und den gerechten Anforderungen entsprechen will, und dies m�ssen wir alle wol�len. Wem die Errungenschaften durch unaufh�rliche und viel�seitige Forschungen im Gebiete der Thierheilkunde fremd blei�ben, der kann sie auch nicht praktisch verwerthen in seinem Wirkungskreise, und somit erf�llt er seine Pflicht nicht ganz. Wer sich nicht so weit hervorarbeitet, dass er die schwachen Seiten, die L�cken seines Faches klar erkennt, und mit allen bew�hrten Theorien und Erfahrungen vertraut ist, dem wird nicht selten etwas Bekanntes als neu und wichtig, und manches noch nicht genau Bekannte als etwas Gew�hnliches, Unwich�tiges erscheinen; manche Gelegenheit zur F�rderung der guten Sache wird er vor�bergehen lassen, er ist mit einem Worte nicht bef�higt, an dem grossen Ausbau unserer Wissenschaft * mitzuarbeiten.
Gute thier�rztliche selbst medicinische Werke studiren und Zeitschriften zu lesen ist unerl�sslich; leider wird dies vielfach vernachl�ssigt und dann gew�hnlich damit entschuldigt, dass bei der Praxis keine Zeit dazu �brig bleibe. Ich kann hierin nur eine armselige Vertheidigung gegen sein eigenes Gewissen finden; ich weiss aus eigener Erfahrung, dass auch bei der frequentesten und m�hseligsten Praxis immer noch Zeit gegeben ist f�r wissenschaftliche Fortbildung und um wenig�stens in den praktischen F�chern Schritt zu halten mit der Fortentwickelung des Faches.
Der Handwerker ohne Handwerkszeug ist ein St�mper und der Thierarzt ohne eine kleine Bibliothek wird bald hinabsin�ken zum st�mperhaften Handwerker. Bei den Novit�ten in der Literatur hat sich der praktische Thierarzt vor zwei entgegen�gesetzten Fehlern zu h�ten: 1) er rauss nicht zu leichtfertig alles ohne Pr�fung f�r baare M�nze nehmen, alles hier und da Empfohlene ohne Weiteres auf Treu und Glauben in Anwen�dung bringen � vor Neuerungssucht muss er sich h�ten �, das Neue, sollte es auch in dem Wahren seine Quelle haben, erregt billig unser Misstrauen; denn alles Neue vermischt sich
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zu leicht mit dem Einseitigen und Irrth�mlichen, aus welchem der menschliche Geist, vielfachen Verwirrungen hingegeben, erst nach und nach die richtigen Beziehungen findet; 2) anderer�seits darf er aber auch nicht in das entgegengesetzte Extrem verfallen und alles mit Vorurtheil aufnehmen, a priori verwer�fen und den Stab dar�ber brechen, weil es eben unserer bis�herigen Ansicht entgegen ist � also nicht an dem Alten kleben und zu egoistisch an dem Seinigen hangen. Man pr�fe Alles nnd behalte das Beste, so n�mlich handelt der vern�nftige Eklektiker. Es ist schwer, hier immer den rechten Weg zu gehen. Man lese und studire den Gegenstand zun�chst ganz unbefangen, ohne Vorurtheil, ohne Vorliebe, und erwarte den Eindruck, welchen das Ganze macht, dann pr�fe man die Gr�nde, die Beweise einzeln, versuche sie zu widerlegen und stelle darauf Vergleichungen mit dem Selbstgesehenen und Selbst�beobachteten an. So bekommen wir ein ziemlich zuverl�ssiges Urtheil, welches uns wenigstens sicher vor den oben erw�hnten Fehlern sch�tzt, dem Guten und Wahren Eingang verschafft und das Unbrauchbare ausmerzt. Besonders aber hasche man nicht nach neuen Heilmitteln und Kurmethoden, um sie sofort auf guten Glauben anzuwenden, und um sie bei n�chster Gele�genheit durch abermals neue Mittel wieder verdr�ngen zu lassen; bew�hrte alte Heilmittel und Methoden halte man fest und gebe sie nicht leichtsinnig auf, um etwas Neues, Modernes anzuwen�den, von dem wir weiter nichts wissen, als dass es eben ganz neu ist. Empfohlene Kurmethoden, Mittel und Operationen m�ssen allerdings auch in Anwendung gebracht werden, aber zun�chst nur versuchsweise bei passender Gelegenheit, mit Um�sicht, vorurtheilsfrei und ohne Vorliebe.
Naturstudien.
Der junge Arzt kann und muss bei jedem Patienten ler�nen, jeder einzelne Fall kann und muss ihn einen Schritt wei�ter f�hren auf dem geweihten Felde der Praxis. Das ihm vor�schwebende theoretische Krankheitsbild muss er mit dem in Natura vorhandenen, lebendigen vergleichen, die Verschieden�heit und die individuelle Mannigfaltigkeit in den einzelnen vor�kommenden F�llen von derselben Grundform lebendig auffassen um so nach und nach das k�nstliche System abzustreifen, in
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20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Der Thiorarzt
welches die Pathologie und der angehende Therapeut mit hin�eingezw�ngt ist, um die Krankheiten zu nehmen wie sie sind, sie in ihrer Individualit�t aufzufassen, zu beurtheilen und zu behandeln, und so die nat�rlichen Unvollkommenheiten der spe-ciellen Pathologie durch praktische Anschauung nnch und nach zu ersetzen. Auf diesem Wege wird der angehende Praktiker bald dahin kommen, auch diejenigen F�lle richtig zu w�rdigen, die er unter keinen recht passenden Namen in dem nosologi-schcn Systeme unterzubringen weiss; auch in solchen die lieil-indicationen herauszufinden und �ber die Mittel und Wege der Behandlung nicht in Verlegenheit zu kommen, das ist der Be�weis von praktischer Ausbildung und von praktischem Tacte, wonach Jeder streben mass; nur St�mper kuriren die Krank�heiten nach ihrem Namen.
Nicht selten klagen die angehenden Thier�rzte in ungerech�ter Weise �ber ihre theoretische Ausbildung und wohl gar �ber die Lehrer der praktischen F�cher, weil sie es eben in der Praxis ganz anders gefunden haben. Dies ist ein unreifes Urtheil, streng genommen hat man es sich nur anders gedacht, man hat dabei vergessen, dass zum klaren Vortrage und in den Lehr�b�chern der speciellen Pathologie eine k�nstliche Systemati-sirung und Abgrenzung nothwendig ist und dass dies abgestreift werden muss, aber erst abgestreift werden kann, wenn man Herr �ber die einzelnen wesentlichsten Krankheitsformen gewor�den und zu der Einsicht gekommen ist, dass zum vollen Ver-st�ndniss der Krankheitslehre auch ein Studium an kranken Objecten erforderlich ist. Eine specielle Pathologie l�sst sich niemals vollst�ndig geben, eine allgemeine ist deshalb daneben ganz unerl�sslich, weil sie eben auf einen generellen Standpunkt f�hrt, von welchem aus wir mit gr�sserer Freiheit und Sicher�heit uns in der Praxis bewegen und f�rdernde Beobachtungen anstellen k�nnen.
Den grossen Vortheil, umgestandene Thiere fast immer �ff�nen zu k�nnen, d�rfen wir nicht so leichtfertig unbenutzt las�sen; wir m�ssen jede Gelegenheit zur Obduction wahrnehmen, und d�rfen es selbst nicht scheuen, in besonders wichtigen F�l�len meilenweit darnach zu reisen. Nach einer gr�ndlichen und vollst�ndigen Obduction fasst man den ganzen Befund zusam�men und bringt ihn mit den Krankheitserscheinungen in phy�siologischen Zusammenhang, man f�hrt die einzelnen Krankheits-
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Symptome auf die materiellen Grundver�nderungen zur�ck, so weit sie sinnlich wahrnehmbar sind, ermittelt die wesentlichsten Krankhciissyinptorae, vergleicht das so gewonnene Krankeitsbild mit dem, was man sich vor dem Tode gemacht hatte, und pr�ft die angewendeten Kurmethoden und Mittel. Die Section best�tigt nun oder widerlegt unser Urtheil �ber die Krankheit; im ersten Falle gewinnen wir an Selbstvertrauen und Sicherheit � und dies ist kein geringer Gewinn �, im letzteren aber ist es Pflicht, den Irrthum zu unserer Belehrung zu benutzen; -wir m�ssen dann die Umst�nde aufsuchen, die uns verleitet haben, den Irrthum selbst analysiren, alles das ins Auge fassen, was �bersehen worden, um uns gegen k�nftige �hnliche Irrth�mer zu r�sten. Nirgends ist ein Irrthum wohl mehr zu verzeihen, als in der Medicin, aber den begangenen Irrthum nicht zu un�serem Nutzen ausbeuten, ihn nicht als eine Lehre benutzen, das ist unverzeihlich.
Die wichtigeren Krankheitsf�lle d�rfen nicht dem Ged�cht-niss allein anvertraut, sondern m�ssen in einer m�glichst kur�zen Krankheitsgeschichte aufbewahrt werden. Getreu schreibt man das Beobachtete nieder, man giebt kurz die Behandlung mit ihrem Erfolge an und f�gt zuletzt eine kurze Epikrise hinzu, in der man seine Ansicht �ber den Fall ausspricht, motivirt und diejenigen Punkte zusammenstellt, auf welche die Aufmerk�samkeit bei ferner vorkommenden F�llen besonders zu lenken ist. So bildet man sich �berhaupt zum gr�ndlichen Beobachter aus, so bereitet man sich f�r weitere Beobachtungen in wieder vor�kommenden F�llen vor, und eben auf diese Weise sch�pft man aus seiner Praxis zur Bereicherung der Wissenschaft und bringt ein geistiges Leben in die m�hselige Praxis, das uns immer frisch erh�lt und Freudigkeit gew�hrt.
Besprechungen und Berathungen mit den Collegen in der Nachbarschaft und in thier�rztlichen Vereinen sind Bed�rfniss f�r Jeden, der von einem Forschei'geiste beseelt ist, und immer zu empfehlen; sie wirken anregend, lenken die Aufmerksam�keit auf Dinge, die bislang nicht beachtet wurden, berichti�gen hier und da die eigenen Anschauungen, l�utern die Erfah�rungen, erweitern den Gesichtskreis und f�rdern die Orienti-rung im Fache �berhaupt.
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Collegialisches Benehmen.
Das Interesse des Standes, der Wissenschaft und der Praxis erheischt ein gutes collegialisches Verh�ltniss; dasselbe muss von allen Seiten um so sorgf�ltiger gepflegt werden, als es �ber�haupt sehr zarter Natur ist. Alle haben dasselbe Loos � die M�hseligkeit der Praxis �, denselben Endzweck � die Sub-sistenz zu sichern �, alle m�ssen daher auch dasselbe edle Bestreben haben, Hand in Hand f�r Hebung des Standes zu wirken und sich gegenseitig mit Rath und That zu unterst�tzen: alle m�ssen sich Toleranz und Gemeinsinn bewahren zur Ver�folgung h�herer gemeinschaftlicher Zwecke, Jeder muss es ver�abscheuen, sich durch unlautere Mittel auf Kosten seines benach�barten Collegen Praxis zu verschaffen, lieblos zu urtheilen und Fehler r�cksichtslos aufzudecken, die man jeden Augenblick selbst begehen kann. Erniedrigen und verachten wir uns selbst, wie k�nnen wir da erwarten, von Anderen geachtet zu werden?
Das Betragen des J�ngeren gegen den Aelteren sei beschei�den, das des letzteren gegen den ersteren sei aber auch ohne Anmassung. Alter und Weisheit sind nicht immer beisammen. Niemand glaube, dass er allein im Besitze der vollen Wahrheit sei; wer so zu denken im Stande ist, der geh�rt zu den Halb-wissern, die alle Zeit fertig und mit sich selbst zufrieden sind. Wer tiefer in seine Wissenschaft eingedrungen, der ist sich auch seiner Schw�che klarer bewusst und wird stets die Ansicht Anderer achten oder in einer nicht verletzenden Weise wider�legen, wenn gr�ndlichere Erfahrungen entgegenstehen.
Bei bereits von einem Collegen behandelten Patienten muss man sich ohne dringende Indicationen nie eine Aenderung in der Behandlung hinter dem R�cken erlauben, vielmehr stets darauf dringen, dass der behandelnde College mit zugegen ist. Erkl�rt hingegen der Besitzer, dass er seinen bisherigen Thier�arzt nicht ferner behalten wolle oder k�nne, so ist kein Grund vorhanden, die selbstst�ndige Behandlung abzulehnen. Unter solchen Umst�nden haben wir gew�hnlich viel Uebles von un-serm Vorg�nger zu h�ren, der den Patienten vernachl�ssigt, falsch behandelt und wer weiss, was alles verbrochen haben soll. In solchen Momenten seinen Collegen in Schutz zu neh�men und ihn gegen alle Beschuldigungen m�glichst zu verthei-digen, das gebietet die Pflicht, und dadurch beth�tigt sich die
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in seinem 'Wirkungskreise.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;23
wahrhaft collegialische Gesinnung. Leider aber geschieht dies sehr oft nicht; es geschieht nicht, einmal aus Schw�che, indem man nicht entgegenzutreten wagt oder f�r gut h�lt, anderntheils, weil man sich beschr�nkter Weise in solchen F�llen �ber sei�nen Collegen zu erheben glaubt, wenn man die Beschuldigungen alle f�r begr�ndet findet und sich wohl gar noch kopfsch�ttelnd dar�ber wundert, dass der Vorg�nger so kurzsichtig sein konnte. Und dies alles nur wegen der neuen Eroberung in der Praxis. Noch viel schmutziger ist es aber, wenn solche Gelegenheiten eifrigst benutzt werden, seinen Collegen noch viel mehr zu schm�hen, als der Besitzer selbst, ohne zu ahnen, wie er hier�durch den Stand, sich pers�nlich aber am meisten herabw�rdigt. So tief erniedrigen sich aber gew�hnlich nur diejenigen Thier-�rzte, die nicht viel Vertrauen mehr im Publikum gemessen oder noch nie genossen haben und deshalb Gift und Galle �ber Collegen ausspeien, weil diese mehr beliebt, gesinnungst�chtiger und nicht so unbrauchbar sind, als sie selbst.
Bei Consultationen m�ssen die Sachverst�ndigen ihre Stel�lungen klar erkennen, gegenseitige R�cksichten nicht aus den Augen verlieren und sich freundlich entgegenkommen. Der Ordinarius muss mit collegialischer Zuvorkommenheit den vor�liegenden Fall vollst�ndig vortragen, den Verlauf der Krankheit bis zum gegenw�rtigen Augenblicke verfolgen, auf die urs�ch�lichen Momente aufmerksam machen, seine Ansicht und die ein�geschlagene Behandlung offen darlegen und die eingetretenen Arzneiwirkungen mittheilen. Der Consulent verfolgt den Bericht und orientirt sich durch etwa erforderliche Fragen an seinen Collegen vollst�ndig. Auf eine w�rdige Weise berathen Beide, Jeder giebt die Gr�nde seiner Ansicht an, ohne eine gr�s-sere Autorit�t f�r sich in Anspruch zu nehmen, Beide m�ssen bei der Berathung neben einander und nicht �ber einander stehen wollen. So nur kann eine Einigung stattfinden, wie sie dem thier�rztlichen Stande Ehre macht, dem Patienten zum Heile und dem Besitzer zum Vortheile ge�reicht. Findet der Consulent die bisherige Behandlung nicht f�r richtig, so muss er seinen ordinirenden Collegen auf eine m�glichst schonende Weise davon zu �berzeugen suchen, und vor allen Dingen einen begangenen Fehler den Besitzer nicht erkennen lassen, im Gegentheil muss der Besitzer von dem Con-sulenten die Ueberzeugung gewinnen, dass sein Patient bisher
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irr guten H�nden gewesen ist. So verfahren redlich denkende Collegen, wahrhafte Ehrenm�nner, die des eigenen Wohles und dessen ihres Standes eingedenk sind. Leider aber geben solche Zusammenk�nfte nur zu oft Gelegenheit zur pers�nlichen Anfein�dung und zur Selbsterniedrigung in den Augen des Publikums. Der Ordinarius nimmt nicht selten den Consulenten mit gewis�ser Eifersucht, mit Neid und Scheelsehen schon in Empfang und behandelt ihn kurz, abstossend, bitter und mit einer An-massung, dass es selbst den redlichst denkenden Collegen sehr schwer f�llt, auf eine g�tliche Weise mit ihm fertig zu werden. Durch um so gr�ssere Bescheidenheit, durch Anerkennung des Geschehenen im Beisein des Besitzers und durch eine eben so leidenschaftslose, als gr�ndliche Widerlegung unter vier Augen entwaffnet man solche Gegner am sichersten. Den etwa noth-wendig erscheinenden Aenderungen in der Behandlung muss unter solchen Umst�nden oft f�rmlich verkappt, unter dem Vorwande eines zweckm�ssig erscheinenden Ver�suchs, Eingang verschafft werden, um den Egoismus des eifer�s�chtigen Collegen nicht auf Kosten des Patienten zu kr�nken. Anderntheils ist aber auch der Consulent mitunter der falschen Ansicht, dass er herbeigerufen worden ist, weil er mehr Ver�trauen geniesst und mehr versteht; er wirft sich deshalb in die Brust, beobachtet ein kr�nkendes Vornehmthun, worin die gr�ss-ten Ignoranten wahre Virtuosen sind, schneidet Gesichter w�h�rend des Berichts, die bald Staunen, bald Bedenken ausdr�cken, richtet vielleicht ein paar vornehme Fragen an den Bericht�erstatter, h�lt es nicht weiter der M�he werth, sich auf eine Deliberation mit seinem Collegen einzulassen, der ihm viel zu unbedeutend erscheint, stellt vielmehr r�cksichtslos seine Ansicht als eine abgemachte Sache auf, gegen die Niemand mehr etwas zu erinnern haben kann, und setzt seinem aufgebl�hten, dummstolzen Benehmen wohl gar noch dadurch die Krone auf, dass er �ffent�lich seinen Collegen mit Vorw�rfen �berh�uft und sich h�chst verwundert zeigt, wie man so habe verfahren k�nnen. Solchen Helden gegen�ber, die bei jeder vern�nftigen Einwendung ge�w�hnlich mit ihrem groben Gesch�tz, mit ihrer Erfahrung, vor�fahren, wenn sie sich �berhaupt noch auf eine Erwiederung einlassen, befindet man sich in einer h�chst misslichen Lage. Eine gr�ndliche und leidenschaftslose Widerlegung ist der sicherste Weg, auf dem wir ihnen den Rang ablaufen, denn auf diese
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Weise veranlassen wir sie, ihre Ansichten irgendwie zu moti-viren, und dann ist es ja nicht schwer, solche Gegner mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Kann sich der ordinirende Arzt mit dem Consulenten nicht einigen, so muss er ohne Bitterkeit zur�cktreten und Letzterem die Behandlung allein �berlassen, wenn der Besitzer nicht das Gegentheil w�nscht.
Kommt der Thierarzt in die unangenehme Lage, die Hand�lungsweise seines Collegen in technischer Hinsicht zu beurthei-len und zu begutachten, so ist es die strengste Pflicht, densel�ben gegen Anschuldigungen zu vertheidigen, die. nicht begr�ndet sind; es verlangt aber auch die collegialische Billigkeitsr�ck-sicht, in den schuldigen F�llen alle Dinge zum Besten zu keh�ren, und nicht etwa auch noch einen Stein auf den beschuldig�ten Collegen zu wrerfen, eine g�tliche Ausgleichung zu vermit�teln und jeden Process zu verh�ten zu suchen. Immer m�ssen wir eingedenk sein, dass unsere Kunst noch sehr unvollkommen ist und deshalb auch die Kunstj�nger nicht vollkommen sein k�nnen. Wir alle fehlen, bald mit grober, bald mit geringer Schuld, wir alle k�nnen jeder Zeit in die Lage kommen, mit Recht wie mit Unrecht beschuldigt zu werden. So im prakti�schen Leben. Wie in forensischer Beziehung zu verfahren, das ist Gegenstand der gerichtlichen Thierhoilkunde; nur so viel will ich hier noch erw�hnen, dass die humanen collegialischen R�cksichten nicht auf Kosten des eigenen Gewissens statthaben d�rfen, was auch ein ehrenwerther Thierarzt niemals von seinem Collegen verlangen wird.
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Hege Th�tigkeit im Gesch�ftsleben.
Der Thierarzt muss stets bereit sein, den Anforderungen zu gen�gen, selbst zur unwillkommenen Zeit; auf Bequemlich�keit und Vergn�gen muss er verzichten, wo es gilt, eine �erufs-pflicht zu erf�llen. Die Krankheiten treten bei unsern Haus-thieren nur zu oft pl�tzlich und sehr heftig auf, nehmen einen sehr acuten Verlauf, so dass oft nur fr�hzeitige Behandlung H�lfe gew�hren kann, und die besorgten Besitzer mit Recht sehnsuchtsvoll die Ankunft des Thierarztes erwarten. Deshalb ist es n�thig, dass der Thierarzt den Aufforderungen m�glichst bald gen�gt, wenn keine dringenden Behinderungen vorhanden sind. Es liegt im Interesse des Thierarztes und ist w�nschens-
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werth f�r das Publikum, dass er eine gewisse Ordnung in den t�glichen Gesch�ften beobachtet, die dem Publikum bekannt sein muss, dass er mit der Zeit geizt, denn mit der Zeit gehen nicht selten zugleich auch Patienten und Kunden verloren. Wenn der Thierarzt auch nicht �berall *) gesetzlich verpflichtet ist, H�lfe �berhaupt und unter allen Umst�nden auch schnelle H�lfe zu gew�hren, so ist er es doch stets moralisch; das Object ist zwar kein unsch�tzbares Gut, wie der Mensch, ist aber doch ein Thier, welches den Schmerz wie der Mensch empfindet, ein Thier, das einen gr�sseren oder geringeren Werth f�r den Be�sitzer hat, mitunter sein Verm�gen ausmacht, womit er die Familie ern�hrt. Welcher Thierarzt kann ausserdem aber auch auf eine eintr�gliche Praxis, auf sichere Existenz rechnen, wenn er ohne triftige Gr�nde seine H�lfe und schnelle H�lfe in der Noth versagt, wenn seine Bequemlichkeit h�her steht, als das Interesse seiner Kunden und seiner Praxis.
Auch die Patienten, welche sich bereits in seiner Behand�lung befinden, muss der Thierarzt so oft besuchen, als der Krankheitszustand und die eingeleitete Behandlung es erfordern, namentlich muss er sich �fter von dem Zustande �berzeugen, wenn Mittel angeordnet sind, die heroisch wirken, deren Wir�kung �berhaupt nicht unter allen Umst�nden mit der Wage abzu�messen ist, Mittel, die bis zu einem gewissen Grade sehr wohlth�tig, dar�ber hinaus jedoch auch eben so nachtheilig sind. Ausser�dem aber gebieten �konomische Verh�ltnisse und die Klugheit noch mancherlei R�cksichten bei Wiederholung der Kranken�besuche. Ist der Patient von grossem und besonderem Werthe, ist es ein Lieblings thier, ist der Besitzer an sich sehr �ngstlich und besorgt, vermuthet man eine nicht p�nktliche Abwartung, so sind die Besuche �fter zu wiederholen, als unter entgegen�gesetzten Verh�ltnissen; bei grossen Entfernungen und bei armen Besitzern, wo bei m�glichster Billigkeit doch die Kostspieligkeit durch die Besuche mit in Betracht kommt, da muss man durch geschickte Anordnungen, aber nicht auf Kosten der Patienten die Besuche zu ersparen suchen. Bei der sogenannten Stadt�praxis, d. h. der Praxis im Wohnorte, werden die Besuche h�u-
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*) In den alten preussisclien Provinzen nach dem M.-R. vom 20. Novem�ber 1825, im Hannoverschen und andern L�ndern ist der Thierarzt nicht zur Httlfeleistnng verpflichtet: in Oesterroieh und beiden Hessen darf der autorisirte Thierarzt die H�lfe nicht versagen.
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figer (gew�hnlich t�glich) wiederholt, als bei der Landpraxis, weil jene leichter zu bewirken und weniger kostspielig sind. Bei entfernteren Patienten muss man, um die Behandlung sich zu erleichtern und dem Besitzer weniger kostspielig zu machen, schon bei Anordnung der Mittel auf seltenere Besuche K�ck-sicht nehmen, und zum theilweisen Ersatz einzelner Besuche sich zu bestimmten Zeiten Nachricht geben lassen, nat�rlich muss man auf diejenigen Umst�nde aufmerksam machen, �ber die man besondere Auskunft erwartet. So kann man ohne Nach�theil f�r den Patienten einen oder einige Tage zwischen die einzelnen Besuche einschieben. Unter allen Umst�nden muss man sich vor den beiden Extremen, vor Vernachl�ssigung und vor allzu h�ufiger Wiederholung der Besuche h�ten, letzteres k�nnte leicht den Schein der Zudringlichkeit, der Ge�winnsucht oder der Unsicherheit �ber den Krankheitszustand geben. Der besch�ftigte Thierarzt verf�llt leicht in den ersten, der wenig besch�ftigte, der Anf�nger, in den letzten Fehler.
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Krankenstall.
Bei der Landpraxis kann ein Krankenstall nicht entbehrt werden. F�r Patienten, die in Abwesenheit des Thierarztes kommen, f�r Patienten, die eine augenblickliche Behandlung erfordern oder die nicht wieder zur�ckgehen k�nnen, und end�lich f�r solche, welche die Eigenth�mer bei dem Thierarzte behandeln lassen wollen, m�ssen zweckm�ssig eingerichtete Kran�kenst�lle bereit sein und wo m�glich bei der Wohnung des Thierarztes. Es ist also einestheils eine Notwendigkeit, ande-rentheils aber eine billige E�cksicht auf die entfernteren und weniger beg�terten Thierbesitzer, ihnen Gelegenheit zu einer billigeren thier�rztlichen H�lfe zu bieten. Es ist angenehm, bequem und zugleich auch ein Beweis von Vertrauen, wenn viele Patienten dem Thierarzte zur Behandlung hingegeben wer�den. Immer aber muss der Thierarzt auch hierbei manche Klugheitsregeln beobachten. Alle diejenigen Patienten, die ohne Nachtheil transportirt werden k�nnen, die sehr entfernt sind vom Wohnorte des Thierarztes, so dass die Behandlang bei dem Besitzer sehr viel Zeit und Anstrengung kosten und f�r den Besitzer kostspielig sein w�rde, die Patienten armer ausw�rtiger Besitzer, ferner solche, bei denen die medicinische und di�te-
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tische Pflege voraussichtlich sehr schlecht und unzuverl�ssig ist, wie es in sehr grossen Wirthschaften nicht selten vorkommt, und endlich auch diejenigen Patienten, deren Krankheit ein besonderes wissenschaftliches Interesse hat, die wir deshalb in ihrem Verlaufe genauer zu verfolgen w�nschen, oder bei denen die Krankheit und die eingeleitete Behandlung �ftere Besuche erheischen, als man im Stande ist zu machen, alle diese suche man in seinen Krankenstall heranzuziehen. Nie darf man aber darauf bestehen, man setzt dem Besitzer vielmehr nur die Zweckm�ssigkeit auseinander, l�sst er sieji dadurch nicht be�stimmen, so verziehtet man darauf. Namentlich muss man sich h�ten, den Schein zu geben, als ob Bequemlichkeit oder mate�rieller Gewinn die Motive w�ren. Patienten hingegen, bei denen man schon im Voraus sieht, dass sie verloren gehen werden, oder dass die Krankheit, wenr^ auch nicht t�dtlich, so doch in-curabel ist, oder dass sie sich sehr in die L�nge zieht, und dass Abmagerung dabei immer mehr hervortritt, solche Patien�ten halte man sich so viel wie m�glich fern aus dem Kranken�stalle, diese behandle man bei ihren Besitzern, auf dass man nicht unschuldiger Weise in den Verdacht komme, dass diesel�ben vernachl�ssigt werden. Der Anf�nger muss sich in dieser Beziehung sehr in Acht nehmen, diesem ist es �berhaupt sehr zu rathen, nicht eher Patienten zu sieh in den Krankenstall heranzuziehen, als bis er sich einigermaassen Vertrauen erwor�ben hat. Was mit dem kranken Thiere bei dem Besitzer ge�schieht, das wissen diese, was aber bei dem Thierarzte gesche�hen ist, der sich bei ihnen noch nicht bew�hrt hat, das wissen sie nicht, und wo das Wissen, das Ueberzeugtsein aufh�rt, da treten Verrauthungen auf, die weite Grenzen haben, die sich nach dem Erfolge, nach dem Scheine bilden und daher bei jedem ung�nstigen Erfolge Misstrauen erwecken.
Dass dem Patienten bei dem Thierarzte die p�nktlichste Pflege in jeder Beziehung werden muss, versteht sich von selbst; aber man muss auch auf die Umgebungen, auf das Aeussere achten. Ein schlechter Stall und Unordnung in demselben machen auf das Publikum einen sehr widrigen Eindruck; der Bauer, dem sein Pferd alles ist, l�sst es lieber bei sich vom Pfuscher behandeln, ehe er es in einem schlechten Stalle bei dem Thierarzte l�sst, in dem es liederlich aussieht und auch f�r den Patienten nicht viel Ordnung zu erwarten ist. Dabei
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ist f�r einen zuverl�ssigen und unterrichteten Krankenw�rter zu sorsren, denn der Landmann vertraut dem besten Thierarzte kein Pferd an, wenn er weiss, dass sein W�rter nichts taugt, und dies ist ihm keinen Augenblick zu verdenken.
Die Einrichtungen der Krnnkenst�lle sind nach aligemeinen Regeln der Di�tetik herzustellen, ich will mir hier nur einige Bemerkungen erlauben. Ein Stall f�r Kolikkranke ist das drin-gendste Bed�rfniss; derselbe muss ger�umig und mit einem weichen Fussboden versehen sein; recht zweckm�ssig ist, den nicht gepflasterten Fussboden mit Lohe 1 Fuss hoch zu ver�sehen. Die sogenannten Lebmst�nde f�r verschlagene oder sonst hufkranke Pferde sind l�stig, an ihre Stelle empfehle ich flache h�lzerne Kasten mit Zinkblech ausgeschlagen und mit einem zweiten, herausnehmbaren h�lzernen Boden auf dem Blechboden und zum Sch�tze desselben.
Dispensation der Arzneien.
Das Selbstdispensiren ist dem Thierarzte nur zu empfehlen, es bietet grosse Vortheile und ist in der Spital- und Landpraxis kaum zu entbehren. Es sind schon Stimmen gegen das Selbst�dispensiren der Thierarzte laut geworden, deshalb will ich die Gr�nde f�r dasselbe kurz hervorheben.
1)nbsp; nbsp;Der Thierarzt bewegt sich in einem verlialtnissm�ssig kleinen Kreise von Arzneimitteln und auf diesen Kreis kann sein ganzer Vorrath beschr�nkt bleiben, denn selbst wenn aus�nahmsweise einmal ein weniger gebr�uchliches Mittel angewen�det werden soll, so ist ein solches dann immer aus der Apotheke zu beschaffen. Es bleiben deshalb auch keine Mittel unbenutzt auf dem Lager, alle werden verbraucht und erneuert, verlegene Waare kommt bei sonst goregeltem Betriebe in der Handapo�theke des Thierarztes nicht vor.
2)nbsp; nbsp;Die Kur wird nicht so kostspielig, als bei den Verord�nungen aus der Apotheke. Die Apothekertaxe ist bekannt, sie ist nach den kleinen Dosen bei den Menschenquot; und unter Ber�ck�sichtigung des Umstandes bemessen, dass alle Mittel der Lan-des-PhaiTnakop�e vorr�thig gehalten werden m�ssen, w�hrend der Umsatz sich auf einen verlialtnissm�ssig geringen Theil be�schr�nkt, dass also immer ein gewisses Capital todt daliegt und mit der Zeit verloren geht. Wenn nun auch der Apotheker
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30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Der Thierarzt
auf die Arzneien f�r Thiere einen Rabatt bis 50 Procent und dar�ber gew�hrt, so bedingen die grossen Dosen bei den gr�s-seren Hausthieren doch immer noch zu hohe Summen. Die Apotheken sind und bleiben immer noch zu kostspielige Ein�richtungen f�r die thier�rztliche Praxis. Das Schlimmste aber ist dabei noch, dass der Thierarzt bei den Verordnungen auf Eecepten keine Uebersicht beh�lt und sich nur zu leicht in den theuren Arzneien zu weit versteigt; der hinkende Bote kommt dann immer nach! Bei dem Selbstdispensiren kann und muss man im Falle eines grossen Arzneiverbrauches sowohl die Arz�nei als die Bem�hung nach geringeren S�tzen berechnen; man hat es immer in der Hand, die Kostensumme in gem�ssigten Graden zu halten und die Kunden auch in diesem Punkte zu�frieden zu stellen.
3)nbsp; Der Thierarzt kann seine Bem�hungen � Reisen, Unter�suchungen, Operationen � nicht immer, ja nur selten so hoch be�rechnen, als er wohl berechtigt w�re und seine Existenz erheischt, es liegt dies in den Werthverh�ltnissen der Heilobjecte, er ist des�halb auf einen gewissen Gewinn an den zu verordnenden Arzneien angewiesen. Dieser Verdienst ist mit keinen besonderen M�h�seligkeiten verbunden, deshalb liegt denn auch in dem Selbst�dispensiren eine angemessene Compensation f�r die nicht voll entsch�digten M�hwaltungen. Ueberhaupt erheischt es das Ge�meininteresse, den Thier�rzten alle m�glichen Erwerbsquellen in ihrer Praxis zu er�ffnen, damit sie dichter beisammen ihre Existenz finden.
4)nbsp; nbsp;Beide, Besitzer und Thierarzt, haben demnach einen Gewinn, allerdings auf Kosten des Apothekers, aber die Apo�theken sind nicht auf die Thierheilkunde berechnet, von Haus aus sind sie lediglich auf die Medicamente f�r Mensshen ange-Aviesen, wie die Taxen genugsam beweisen, sie verlieren also nichts, es ist ihnen in der herangebildeten Thierheilkunde nur kein neuer Gewinn erwachsen, sie haben deshalb auch kei�nen Grund, sich �ber das Selbstdispensiren der Thier�rzte zu beklagen.
5)nbsp; nbsp;Abgesehen von diesen hochwichtigen peeuni�ren Ver�h�ltnissen, so ist das Selbstdispensiren auch nothwendig in der thier�rztlichen Praxis; bei der Spital- und Landpraxis muss der Thierarzt die Mittel zur Hand haben; Mittel, die er dem Berichte nach f�r einen gegebenen Fall geeignet findet, und solche f�r
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sehr acute F�lle �berhaupt, muss der Thierarzt bei der Land-praxis mit sich f�hren; auf grossen G�tern h�lt er die Mittel f�r dringende F�lle � Verstopfung, Kolik, Bl�hsucht, Entziin-gen etc. � vorr�thig, von denen er dann auch in Nothf�llen Gebrauch machen kann bei den benachbarten kleiner; Besitzern.
Einwendungen gegen das Selbstdispensiren beziehen sich haupts�chlich auf mangelhafte Controle und auf geringere phar-maceutische Kenntnisse und Fertigkeiten der Thier�rzte. Die Controle kann man bei Thier�rzten eben sowohl f�hren, als bei den Apothekern; der beamtete Thierarzt kann sehr leicht die thier�rztlichen Handapotheken zeitweise inspiciren; ich lege hier�auf aber gar kein Gewicht, auch bei den Apothekern kann sie h�chstens die argen Sudeleien verh�ten. Bei den Thier�rzten giebt es eine viel sicherere Controle, und solche ist der Ruf als praktischer Thierarzt. Das Interesse zu heilen, zu n�tzen, Ver�trauen zu erwerben, ist der bew�hrteste Sporn, auch die besten, wirksamsten Mittel zu dispensiren, und das zu k�nnen, dazu werden sie auf guten Schulen hinl�nglich ausgebildet.
So glaube ich denn, dass es hinl�nglich begr�ndet ist, wenn die Regierungen den Thier�rzten das Selbstdispensiren �berlas�sen, und dass die Thier�rzte diesen Vortheil auch benutzen m�ssen.
Ueber den Betrieb kann ich mich wohl kurz fassen. In K�stchen, Stand-Gl�sern und B�chsen mit Signaturen sind die pr�parirten Arzneien vorr�thig und die heroischen Mittel, die Gifte, unter Verschluss zu halten. Die n�thigen Apparate zum Pr�pariren und Abw�gen sind selbstverst�ndlich. Jeder Thier�arzt hat seinen Heilapparat und dieser muss in seiner Hand�apotheke immer complet sein. Die Mittel werden am besten von Droguisten, nat�rlich stets in bester Qualit�t, roh und auch pr�parirt, bezogen, je nach Umst�nden. Der Pferdew�rter kann zum Stossen und sonstigen einfachen Zubereitungen benutzt wer�den. Reinlichkeit und Ordnung m�ssen in der Apotheke wie im Kraukenstalle herrschen, so dass man eine unerwartete In�spection nicht zu scheuen hat.
Bei der Berechnung der Arzneieu muss man inner�halb der h�chsten Taxe moderiren nach dem Besitzer, dem Werthe des Objects und nach den Leistungen; hat man z. B. mit geringen Mitteln ein werthvolles Thier gerettet, so bezahlt der Besitzer gern den h�chsten Preis, ist dagegen bei einem
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Der Thicrarzt
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armen Besitzer die Behandlung mit kostspieligen Mitteln ver�geblich gewesen, so gebietet die Billigkeit und Klugheit, sich mehr auf die baaren Auslagen zu beschr�nken. Dieses Mode�riren nach Umst�nden ist eben gerade ein sehr grosser Vorzug der Selbstdispensation.
Dass den Pfuschern, wo sie noch ihr Wesen treiben d�r�fen, die Selbstdispensation nicht zugestanden werden darf, ist selbstverst�ndlich.
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Das Verhalten des Thierarztes dem Besitzer gegen�ber.
Eine sehr schwierige Stellung hat der Thierarzt dem Publi�kum seiner Praxis gegen�ber, mit den verschiedensten St�nden, vom Acrmsten bis zum Reichsten, vom rohesten Knecht bis zu dem gebildetsten Manne, von der Kuhstallsmagd bis zur wohl�gebildeten Hausfrau, zur gn�digen Dame und bis zur hysteri�schen Wohlth�tcrin ihres Schoossh�ndchens, mit allen hat es der Thierarzt zu thun; allen Stufen von Rohheit, Bildung und Ueberbildung, von Ignoranz, Egoismus, Stolz, Klugschw�tzerei und Rechthaberei, allen Arten von guten und schlechten Cha�rakteren begegnet er auf seinen gewerblichen Wegen; �berall soll und muss er sich zurechtfinden, allen soll er der rechte Mann sein, bei allen soll er sich Vertrauen erwerben. Allge�meine Bildung, technische Durchbildung, Lebensklugheit und Gewandtheit muss der Thierarzt besitzen, wenn er sich mit Sicherheit zwischen den verschiedensten Individualit�ten bewe�gen und seine Praxis mit Erfolg aus�ben will. Hier k�nnen nur die allgemeinsten Grundregeln angedeutet werden.
Dienstfertig bei Armen und Reichen. Allen, ohne Ansehen der Person, muss unsere H�lfe gleich bereit sein; un�verzeihlich w�re eine Zur�cksetzung des Aermeren, der unsere H�lfe gerade am n�thigsten bedarf, wenn ein Theil seiner Habe in Gefahr ist, den wir durch unsere H�lfe mehr begl�cken, als den Reichen.
Gegen h�her stehende Personen nicht kriechend, und gegen niedrigere nicht stolz und abstossend auf�treten, beides geziemt nicht dem gebildeten Thierarzte, es erwirbt ihm weder Ehre noch Praxis. Man beobachte stets den schicklichen Anstand, behaupte einerseits seine W�rde der Ge�ringsch�tzung, dem Stolze und Eigend�nkel gegen�ber mit Ent-
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scliiedenheit und sei andererseits bescheiden und zuvorkommend, besonders muss man bei dem nicht gebildeten Publikum alles vermeiden, was f�r Geringsch�tzung genommen werden k�nnte. Bescheidenheit findet immer, bei allen Charakteren, bei Gebil�deten und Ungebildeten, Eingang und Anerkennung, sie ent�waffnet unsere Feinde und besch�mt den Stolz und die Arro�ganz, wenn sie mit dem Bewusstsein der eigenen W�rde als Mensch und als wissenschaftlich gebildeter Mensch verbunden ist.
Vorsicht im Reden �berall, besonders aber da. wo wir fremd sind und weder die Verh�ltnisse noch die Pers�nlichkeiten n�her kennen. An sich unschul�dige Aeusserungen k�nnen uns in unangenehme Situationen, in grosse Verlegenheit bringen, wenn zuf�llig Beziehungen darin zu finden sind, die wir nicht hineinlegen wollten; ganz unbe-wusst kann man so empfindliche Seiten unangenehm ber�hren, und so Abneigung und selbst Hass in aller Unschuld gegen sich hervorrufen. Es ist daher sehr zu empfehlen, nicht einen voreiligen Schw�tzer zu machen �ber Sachen, die nicht zu un-serm Gegenst�nde als Thierarzt geh�ren, kein nachtheiliges Ur-theil �ber eine dritte Person f�llen, und nicht mit einstimmen in die Klagelieder und Schm�hungen �ber Andere. Familien�angelegenheiten muss man �berhaupt, selbst an bekannten Orten, gar nicht oder doch nur mit gr�sster Delicatesse besprechen, selbst wenn man Familienfreund geworden ist. �Dein Ohr leihe einem Jeden, doch Deine Stimme nicht.quot;
Verschwiegenheit. Sie ist dem Thierarzte zwar nicht gesetzlich auferlegt, wie dem Menschenarzte in manchen Bezie�hungen, nichtsdestoweniger muss er sie auch beobachten. Es ist eine eigenth�mliche Erscheinung, dass im Allgemeinen Nie�mand kranke Thiere haben quot;will, namentlich sehen es gew�hn�lich die Landwirthe nicht gern, dass das Kranksein ihrer Thiere �berall bekannt werde, und nicht selten liegt dies auch wohl in ihrem Interesse. Viele Collegen haben aber gerade den Feh�ler, dass sie ihre Unterhaltung mit der Erz�hlung von Tages�erlebnissen aus der Praxis beginnen, sie efrz�hlen, woher sie kommen und wohin sie wollen, was sie gesehen und gethan haben und was sie noch thun wollen, und unvermerkt schlei�chen sich dabei Dinge ein, die von grossen Thaten zeugen, wenn nicht gar plumper Weise die ganze Erz�hlung sich um Wunderdinge dreht, welche, der Erz�hler schon vollbracht hat.
Gerlach Allcr.Therai.ic. 2.Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
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Man glaube ja nicht, dass man mit dem sogenannten Aufschnei�den einen Ruf erwirbt, dazu geh�ren Thaten, und diese brin�gen uns dann am sichersten in Ruf, wenn wir selbst davon schweigen.
In F�llen, wo nicht ausdr�cklich ein Verschweigen gew�nscht worden ist, k�nnen wir wohl von diesen und jenen Vorkommen-heiten in der Praxis sprechen, wenn das Gespr�ch gerade dar�auf f�hrt, oder wenn sie eine Beziehung zu dem Patienten haben oder wohl gar zu einer gewissen Beruhigung des Besitzers dienen k�nnen, besonders wenn daraus hervorgeht, dass allge�meine Krankheitsursachen obwalten und kein besonderes Ver�schulden des W�rters oder des Eigenth�mers selbst vorliegt, wenn sie also als Beleg oder Gegenbeweis von aufgestellten Behauptungen dienen. Aber nicht bloss in thier�rztlicher Bezie�hung, sondern auch �berhaupt muss der Thierarzt nicht schwatz�haft sein, er muss in sich verwahren k�nnen, was er an ver�schiedenen Orten h�rt und sieht, sofern eine Herabsetzung ge�wisser Personen mit dem Ausplaudern verbunden ist. Der Neuigkeitsbote, derjenige, der �berall aushorcht, um an andere Orte Nachrichten zu bringen, um Stoff zur Unterhaltung und zum Bekritteln zu haben, der in Gegenwart Alles bejaht und belobt, um hinter dem R�cken mit scharfer Zunge dar�ber her�zuziehen, solcher Thierarzt findet in der �ffentlichen Volksstirame sehr bald seinen gerechten Richter, er wird sehr bald der Ver�achtete und Gef�rchtete zugleich sein.
Ein unersch�tterliches Rechts�-ef�hl bewahren und erkennen lassen, wenn man Dinge von uns fordert, welche damit nicht vertr�glich sind. In dieser Beziehung muss der Thierarzt sehr streng mit sich selbst sein. Gar nicht sel�ten wird dem Besitzer von dem Thierarzte angerathen, dieses oder jenes Thier zu verkaufen, weil es einen verborgenen Feh�ler, eine vorherrschende Anlage zu gewissen Krankheiten be�sitzt etc., und dies geschieht lediglich in wohlmeinender Absicht und zum Vortheil des Besitzers. In allen solchen F�llen aber, wo das Abwenden eines bef�rchteten Nachtheils mit der Ueber-tragung auf den neuen Besitzer verbunden ist, da ist ein sol�cher Rath ein Anrathen, eine Aufforderung zum Betr�ge. Hier-vor muss der Thierarzt sich um so mehr h�ten, als im Thier-handel die Rechtlichkeit ohnehin schon auf sehr schwachen F�ssen steht, und die Gewissen weite Grenzen haben. Der
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Gewissenhafte beachtet nicht solchen Rath, wohl aber die Den-kungsweise, welche darin liegt, und das in Folge dessen �ber uns gef�llte Urtheil enth�lt sicher nichts Schmeichelhaftes; der weniger rechtlich Denkende hingegen nimmt den Rath dank-barlichst an und macht eiligst Gebrauch davon, hat aber der Verkauf unangenehme Folgen, so versteckt er sich gewiss hin�ter seinen Rathgeber. Wenn hingegen ein Thier gewissen An�forderungen nicht f�r die Dauer entspricht, wenn nur bei einem bestimmten Gebrauche Nachtheile zu erwarten sind, w�hrend es unter anderen Verh�ltnissen und zu anderen Diensten noch recht brauchbar ist und keine Nachtheile bef�rchten l�sst, oder wenn es der Schlachtbank �berliefert werden kann, dann k�nnen wir, ja dann m�ssen wir unter Auseinandersetzung des Sachvor-h�ltnisses den Verkauf zu einem gewissen Zwecke anrathen. Hier n�tzen wir dem gegenw�rtigen Besitzer und sch�digen nicht den zuk�nftigen.
Ebenso m�ssen wir auch alle entehrenden Zumuthungen mit Verachtung zur�ckweisen und allen Bestechungen, selbst den verbl�mtesten, unzug�nglich sein, von welchem der Thier-arzt nur zu h�ufig heimgesucht wird. Wer durch sein morali�sches Gef�hl gegen solche ehrenr�hrige Zumuthungen nicht ent�r�stet werden sollte, der m�chte doch mindestens bedenken, class er den ganzen Stand in den Schmutz hinunterzieht, ja dass sein eigenes materielles Interesse darunter leidet; denn der gute Ruf wird nach und nach ganz sicher unter�graben und damit der allein stichhaltige redliche Verdienst; am meisten kommt Verachtung von denen, die unter dem Scheine der gr�ssten Dankbarkeit bestochen haben; schon bei dem Bestechen tragen sie Verachtung im Busen und treten sicherlich offen damit hervor, wenn der Bestochene einmal ge�zwungen ist, gegen ihr Interesse zu handeln. Der Bestochene hat seine Freiheit verkauft, er ist S�ldling, Sclave ist er im Dienste des Bestechers, in dessen Interesse er auch pflicht�widrig handeln muss. Wer stets seine Pflicht erf�llen will, darf sich die H�nde nicht binden lassen. Auch m polizeilicher Be�ziehung muss der Thierarzt, gleichg�ltig ob er Staatsthierarzt ist oder nicht, stets seine Pflicht erf�llen gegen den Staat, der bei allen veterinair-polizeilichen Verordnungen stets nur das Gesammtwohl im Auge hat, und um dies zu erreichen, dazu muss jeder Thierarzt h�lfreiche Hand bieten. Die Nachtheile,
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36nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Der Thierarzt
welche einen Dritten durch die Verheimlichung einer, dem Thier�arzt bekannt gewesenen ansteckenden Krankheit treffen, lasten auf seinem Gewissen. Solche Anzeigen d�rfen aber nicht den Schein einer Denunciation haben, sie m�ssen offen geschehen, man muss den Besitzern immer zuvor die Nothwendigkeit aus�einandersetzen. Bef�rchtet der Thierarzt aber Nachtheile f�r seine Praxis, so mache er wenigstens den Besitzer auf seine Pflicht aufmerksam und rathe diesem, die betreffende Anzeige zu machen, w�hrend er selbst vorl�ufig die Massregeln anordnet, dass kein Dritter benachtheiligt wird. Ist aber den Thier�rzten die Pflicht der Anzeige gesetzlich auferlegt, wie z. B. im Han�noverschen, so darf keine R�cksicht eintreten.
Ein reges Interesse f�r alle Patienten haben, und nicht theilnahmlos bei etwaigen Verlusten sein. Wo wir auch hinkommen und wie erm�det wir auch sein m�gen, so m�ssen wir doch die Patienten erst untersuchen und weiter besorgen, ehe wir an unsere Erholung denken. Nichts nimmt der Besitzer aber mehr �bel, als wenn man vor aller Unterhal�tung �ber andere Dinge die Patienten vergisst, sie hintenansetzt und gewissermaassen nur so nebenbei mit untersucht, oder sich wohl gar erst an sie erinnern l�sst. Es zeugt dies von wenig Sinn f�r das Fach. Bei betr�chtlichen Verlusten muss der Thierarzt stets eine gewisse Theilnahme zeigen. Auch pecu-niaire Verluste machen reizbar und empf�nglich f�r alles, was darauf Bezug hat, wahrhafte Theilnahme hat daher einen eben so woblthuenden Effect, als Gleichg�ltigkeit unangenehm ber�hrt und Schadenfreude entr�stet; Gleichg�ltigkeit Seitens desThier-arztes bei eingetretenem Verluste f�hrt gar zu leicht zu der Vermuthunff, dass auch die Strebsamkeit zur Verh�tung des eingetretenen Verlustes nicht gross war, dass die Behandlung auch mit Gleichg�ltigkeit und Oberfl�chlichkeit betrieben wor�den ist.
Der Thierarzt darf keine Unsicherheit im Erkennen und Beurtheilcn, keine Unentschlossenheit im Han�deln zeigen, alles, was er spricht und thut, muss auf den Laien den Eindruck machen, dass er �ber den Gegenstand voll�kommen im Klaren ist. Wollte namentlich der angehende Thier�arzt immer die Zweifel nach Aussen hin merken lassen, die er oft bei seinem Patienten hat, so bek�me er keins Katze zu kuriren. In einzelnen, ganz besonderen F�llen kann jedoch der
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Thierarzt offen aussprechen, dass er noch nicht eine vollkom�mene Ein- und Uebersicht von der Sache habe, class er sich daher auf die dringendsten Anordnungen beschr�nken und die Krankheit in ihrem Verlaufe welter beobachten m�sse; von einem Thierarzte, der sonst entschieden ist und immer eine gewisse Sicherheit im Handeln zeigt, macht ein solches offenes Bekenntniss sogar einen sehr guten Eindruck, dieser gewinnt dadurch an Vertrauen.
Auf drei Cardinalfragon muss der Thierarzt immer gefasst sein, und wer diese mit dem rechten Tacte zu beantworten weiss, dessen Ruf ist begr�ndet:
�Was fehlt dem Thiere?quot; ist gew�hnlich die erste Frage des Besitzers oder anderer Personen, die sich f�r den Patienten interessiren. In Beantwortung dieser Frage wird nur zu oft der rechte Weg verfehlt, und zwar in entgegengesetzten Eichtungen. Einmal spricht der Thierarzt zu wenig, beantwor�tet die Frage mit lakonischer K�rze oder gar nicht, er beobach�tet ein gar zu gelehrtes Schweigen und h�llt sein ganzes Wissen und K�nnen in einen gewissen Nimbus; anderntheils ist er wie�der zu redselig, spricht �ber die Krankheit viel mehr, als der Besitzer wissen will. Der Erstere ist im Ganzen weniger zu tadeln, er ist unbedingt viel gl�cklicher in der Praxis, als der Letztere, wenn nicht eine gar zu grosse Ignoranz hinter dem Nimbus steckt, er widerspricht sich nicht, weil er �berhaupt nicht spricht, er irrt sich nicht im Auge des Publikums, und hat nie etwas zu vertreten, weil er nie etwas behauptet, seine Ansicht passt f�r alle Ausg�nge oder Folgen der Krankheit, weil er nie eine ge�ussert hat. Zudem giebt es auch noch sehr viele Leute, welchen Klarheit, Gr�ndlichkeit und Offenheit viel zu prosaisch ist, das Unbegreifliche, Mysteri�se allein hat Reiz f�r sie, in allen Dingen, wo sie viel zu glauben und wenig zu denken haben, ist ihnen am behaglichsten. Wer daher nicht den rechten Weg, wie er der Wissenschaft w�rdig ist, inne zu halten weiss, der neige wenigstens mehr zu denen, welche der Einbildungskraft des Publikums �ber ihr Wissen und K�n�nen ein grosses Feld lassen, als zu den Redseligen, die sich vor lauter Demonstrationen gar nicht zu lassen wissen, diese machen selbst mit gutem Wissen und K�nnen kein sonderliches Gl�ck bei dem Publikum.
Vor allen Dingen sei man nicht zu voreilig mit der Beant-
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38nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Der Tliierarzt
wortung dieser Frage, erst wenn man die Untersuchung voll�st�ndig beendet, alle urs�chlichen Momente m�glichst ermittelt, die Entstehungsweise geh�rig beachtet, und sich so ein klares Bild von der Krankheit geschaffen hat, erst dann bezeichnet man die Krankheit kurz und verst�ndlich, wobei alle Kunst�ausdr�cke zu vermeiden sind; denn es handelt sich hier ja nicht um eine streng wissenschaftliche, sondern um eine popu-laire Bezeichnung; kann dies nicht durch einen bekannten Krankheitsnamen geschehen, so nennt man ganz einfach den lei�denden K�rpertheil. Niemals m�ssen wir aber daran einen gelehrten Vortrag �ber die Krankheit kn�pfen und Ausdr�cke gebrauchen, die der Besitzer nicht versteht.
�Ist die Krankheit gef�hrlich, ist sie heilbar, lang�wierig etc.?quot; sind die weiteren an den Thierarzt gerichteten Fragen. Ein wichtiger, aber auch zugleich ein schwieriger Theil in der Praxis ist die sachgem�sse Beantwortung dieser, die ganze Prognose umfassenden Fragen, wodurch der Thierarzt eben sowohl sich einen Ruf erwerben, als alles Vertrauen unter�graben kann. Was hier von der Zukunft �ber die Krankheit gesagt wird, best�tigt sich oder best�tigt sich nicht, und je nach�dem wird das Urtheil gef�llt; trifft die Vorhersage nicht ein, so nimmt der Besitzer an, dass die Krankheit entweder nicht rich�tig erkannt oder falsch behandelt ist; ein dritter Fall, dass etwas Unvorhergesehenes hinzugetreten ist, existirt f�r den Eigentlur raer nicht, wenn in der Prognose nicht durch eine Clausel dar�auf hingedeutet worden ist. Gegen diese Logik l�sst sich auch gar nichts einwenden, denn die Einsicht �ber den Ausgang ist nichts anders, als die Einsicht in die Vorg�nge, welche f�r den Ausgang entscheidend sind, es liegt nur an uns, auf geschickte Weise solchen Folgerungen vorzubeugen.
Die Prognose ist in der Thierheilkunde von hoher Wich�tigkeit; sie dient nicht bloss zur Befriedigung der Neugierde, nicht bloss, um nach Umst�nden den Eigenth�mer zu beruhigen, oder ihn auf den bevorstehenden Verlust vorzubreiten, sie dient auch als Maassstab, wonach ermessen wird, ob es �berhaupt ge-rathen ist, eine Behandlung einzuleiten. Denn selten wird ein Thier �rztlich behandelt, wenn die Prognose eine kostspieli�gere Kur sicher voraussehen l�sst, als das im gl�cklichen Falle theihveisc oder ganz genesene Thier werth ist, weil sich in der Thierheilkunde alles um einen peeuniairen Gewinn dreht, wenn
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nicht etwa ausnahmsweise eine Liebhaberei dabei ihre Rolle spielt. Die Prognose erstreckt sich auf Heilbarkeit, Dauer, Ausg�nge, etwaige Folgeleiden und auf die Brauch�barkeit des Thieres zu gewissen Zwecken a a eh der Krankheit. Ueber alle diese Punkte wird unser Urtheil im Voraus verlangt. Es ist dieser Gegenstand daher vie! zu -wich�tig, als dass man mit Leichtigkeit dar�ber hingehen und sein Urtheil ohne Ueberzeugung f�llen d�rfte.
Ich muss hier zun�chst auf zwei Fehler aufmerksam machen, vor denen sich jeder Thierarzt zu h�ten hat. Der erste ist, gegen eigene Ueberzeugung eine g�nstige Prognose zu stellen, lediglich in der Absicht, dem Besitzer augenblicklich nichts Unangenehmes zu sagen, ihn vielmehr zu beruhigen. Ein sehr �bel angebrachter Trost, der Verlust kommt nachher nur um so unerwarteter, und wir haben dabei das Vertrauen ersch�t�tert. Dieser nur zu oft unter den Thier�rzten vorkommende Fehler beruht meist auf einer gewissen Schw�che, indem man nicht den Muth hat, auszusprechen, dass unsere Kunst dabei ganz zu Ende oder nur wenig zu leisten im Stande ist, und es lieber der Zeit �berl�sst, den Besitzer vom traurigen Gegen-theil in seiner Abwesenheit zu �berzeugen. Ein zweiter Fehler ist der entgegengesetzte, die Prognose gegen die Ueber�zeugung bedenklich zu stellen und jede Krankheit f�r sehr erheblich auszugeben. Wiewohl es vorzuziehen ist, bei der Prognose etwas zu bedenklich und zu vorsichtig, als zu leichtfertig zu sein, so darf es doch nicht �bertrieben und zum stehenden Gebrauch werden, jedenfalls ist es aber sehr zu tadeln, wenn es aus dem Grunde geschieht, um wich�tige Kuren zu machen und sein heilk�nstlerisches Talent bewun�dern zu lassen. Dieser Gebrauch wird sehr bald bekannt, man gew�hnt sich daran und nimmt es dann auch bei wirklich schwe�ren Krankheitsf�llen nicht so genau in Ausf�hrung der �rztlichen Anordnungen. Auf gr�sseren G�tern, wo h�ufig Krankheitsf�lle vorkommen, ist dies ein sehr zu beachtender Umstand.
Es versteht sich wohl von selbst, dass wir die Prognose erst dann stellen d�rfen, wenn wir sie m�glichst genau stellen k�nnen, d. h. wenn wir die Krankheit so gut als m�glich erkannt, den Charakter, die herrschende Krankheits-Constitution, den Sitz, die Ausbreitung, das Stadium und die Dauer derselben, die Individualit�t des Patienten, die Ursachen und die �konomi-
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40nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Der Tbierarzt
sehen Verh�ltnisse, unter denen das Thier lebt und behandelt werden muss, sowie auch den �konomischen Lebenszweck des Thieres geb�hrend beachtet haben. Es ist dahereine ganz falsche Ansicht, wenn man glaubt, schon bei dem ersten Besuche eine bestimmte Prognose stellen zu m�ssen; wir k�nnen sie aufschieben bis nach weiterer Beobachtung, ohne uns dadurch im Gering�sten eine Bl�sse zu geben; wir m�ssen sie sogar aufschieben in allen F�llen, in denen wir die Krankheit noch nicht in ihrem ganzen Umfange erkannt haben, wenn ein gegenw�rtiger Krank�heitszustand an sich vielleicht unerheblich, aber m�glicher Weise nur der Vorbote oder das Entwickelungsstadium einer/schweren Krankheit ist, namentlich wenn gefahrvolle Krankheiten gerade epizootisch herrschen, die unter den mannigfaltigsten Vorl�ufern auftreten.
Eine pr�cise Antwort gef�llt immer, und wo wir sie geben k�nnen bei der Prognose, da m�ssen wir nicht unn�tzerweise das �Wennquot; und das �Aberquot; anh�ngen. Wir sind jedoch nicht verpflichtet, immer eine entschiedene Prognose zu stellen, bei schweren Krankheiten ist dies kein Arzt im Stande, es ist in solchen F�llen eben so schwer, eine g�nstige, als es gef�hr�lich ist, eine ung�nstige Prognose zu stellen; neu hinzutretende Ereignisse, verborgene Affectionen, die bei aller Gr�ndlichkeit nicht erkannt werden etc., k�nnen der Krankheit eine unver-muthete Wendung geben; wir k�nnen und m�ssen hier einer�seits die Gefahr, andererseits aber die M�glichkeit zur Gene�sung, wir k�nnen sogar die gr�sste Wahrscheinlichkeit f�r das Eine oder das Andere abh�ngig machen von Dingen, die aussei' unserem Bereiche liegen. So behalten wir immer Seiten- und Hintcrth�ren zu einem ehrenvollen R�ckz�ge. Bei allen Krank�heiten, die, ihrer Natur nach, nicht zu den unbedenklichen geh�ren, ist bei der Prognose das Stadium sehr wesentlich; hat eine Krankheit ihre H�he erreicht, ist Stillstand oder sogar ein R�ckschritt eingetreten, so ist bei schweren Kranken eine g�n�stigere Prognose zu stellen, als im Stadium der Zunahme bei scheinbar geringf�gigeren Krankheiten, wo um deswillen keine entschiedene Prognose gestellt werden kann, weil man nicht mathematisch berechnen kann, wann sie Halt machen und welche organischen Zerst�rungen sie herbeif�hren wird. Eine entschiedene Prognose �ber Unheilbarkeit muss immer mit der gr�ssten Vorsicht und kann �berhaupt nur dann ausgespr�-
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chen werden, wenn wir in der Diagnose sicher sind. Nie d�rfen wir vergessen, dass wir die Grenzen der Naturheil�kraft nicht so genau kennen, und eine Heilung selbst da noch eintreten kann, wo wir nicht daran gedacht haben, und immer m�ssen wir daran denken, dass der Besitzer nur gar zu sehr geneigt ist, sein Heil selbst oder mit anderen Thier�rzten und am h�ufigsten mit den Wunderdoctoren, d. h. mit den veritabeln Pfuschern, zu versuchen, ehe er sein kran�kes Thier t�dtet oder ohne Behandlung resp. in der Behand�lung desjenigen l�sst, der es schon ganz aufgegeben hat, und wenn dann der Zufall mal ein Wiedergenesen eintreten l�sst, so ist dies immer ein sehr unangenehmes und dem Kufe nach-theilis;es Ereitrniss. Es ist daher unter solchen Umst�nden, wo die Unheilbarkeit nicht mit Entschiedenheit auf der Hand liegt, oder empirisch schon l�ngst festgestellt ist, stets gerathen, ne�ben der schw�chsten Hoffnung immer noch die M�glichkeit einer Genesung fortbestehen zu lassen. � Wollte ein Thierarzt etwa ein incurables Thier unter dem Vorgeben der Heilbarkeit des Verdienstes willen behandeln, wie es bei dem nicht besch�ftigten Thierarzte leider zuweilen vorkommt, so ist dies, streng genommen, weiter nichts, als ein Betrug, und bei schmerzhaften Leiden zugleich noch Thierqu�-lerei, wof�r der gerechte Lohn niemals ausbleibt.
Der Regel nach muss man seine Ueberzeugung unter den angef�hrten Vorsichtsmaassregeln aussprechen, und wenn man in die �ble Nothwendigkeit versetzt ist, einen bevorstehen�den Verlust zu verk�nden, so geschehe dies immer, namentlich aber bei �rmeren Leuten, mit einer gewissen Schonung und Theilnahme. Zuweilen gebietet jedoch auch die Lebensklugheit, von dieser Regel etwas abzuweichen. Den �bertrieben �ngst�lichen Besitzern muss man oft gegen seine Ueberzeugung die Aussicht etwas g�nstiger stellen, namentlich muss man aber �berall da, wo Gleichg�ltigkeit und Fahrl�ssigkeit in der Abwar-tung zu bef�rchten ist, eine Krankheit etwas gef�hrlicher hin�zustellen, als sie wirklich ist.
Nimmt die Krankheit im Laufe der Zeit eine unerwartete, im Voraus nicht zu berechnende Wendung, so �ndert sich nat�rlich auch die Prognose. Der Thierarzt muss sich aber h�ten, nicht nach jeder geringf�gigen Steigerung, Minde-
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rung oder sonstigen Aenderung einer Krankheit eine andere Prognose zu stellen, zwischen Hoffen und F�rchten hin und her zu schwanken; er giebt hierdurch seine eigene Unsicherheit zu erkennen und ladet selbst den Schein der Unwissenheit auf sich. Vorrede hat keine Nachrede. Dies beachte man nament�lich: a) bei langwierigen Kuren, die nur mit Vorwissen des Besitzers unternommen werden d�rfen, damit die Geduld des�selben nicht fr�her ausgeht, als das Ziel erreicht ist; b} bei Operationen, die mit Gefahr verbunden sind, und c) bei An�wendung solcher Mittel, die Narben und sonstige sichtbare Spu�ren zur�cklassen. Bei den redlichsten Absichten, bei unerm�d�licher Th�tigkeit und bei dem sachgem�ssesten Verfahren treffen uns nur zu leicht bittere Vorw�rfe, wenn wir uns nicht durch eine Vorrede, die auf Alles hingewiesen, und den Besitzer von allen bestimmten, wahrscheinlichen und m�glichen Folgen unterrichtet hat, gesichert haben. Wird uns zuge-muthet, eine Operation f�r ein h�heres Sostrum auf eigenes Risico zu unternehmen, so m�ssen wir dies in der Regel zur�ck�weisen, selbst bei geringem Risico, und bemerklich machen, dass wir unsere Kunst und Vorsicht nicht nach dem Lohne abmessen, und auch ohne eigenes Risico im vollen Maasse aus�ben, dass es aber trotz aller Kunstfer�tigkeit und Vorsicht dennoch nicht in unserer Macht liegt, diese oder jene Gefahren immer abzuwenden.
Endlich ist die dritte Frage: �Wodurch ist die Krank�heit entstanden?quot; Oft k�nnen wir und oft d�rfen wir auch hier nicht die n�here Auskunft geben. Stets muss man in Be�antwortung dieser Frage sehr vorsichtig zu Werke gehen, ein�mal, um nicht ganz zwecklos eine geringe Schuld einzelner Personen aufzudocken, und anderntheils, um nicht irrth�mlicher Weise Jemandem die Schuld aufzub�rden, der ganz unschuldig ist. In beiden F�llen schaffen wir uns Feinde, die, wenn sie uns auch nicht direct schaden, so doch die Praxis beeintr�ch�tigen und erschweren k�nnen. Gegen den Besitzer selbst haben wir in dieser Hinsicht keine R�cksichten zu nehmen, diesem k�nnen, diesem m�ssen wir unverhohlen er�ffnen, in wie weit er die Ursache verschuldet; wenn es ihm auch unangenehm ist, so muss er es uns doch Dank wissen, ihn f�r k�nftige F�lle aufmerksam gemacht zu haben. Uebelst�nde, die in wirthschaft-lichen Verh�ltnissen, in der F�tterung, in der Weide, dem Ge-
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brauche etc. begr�ndet sind, m�ssen wir mit ihren Folgen auf�decken, nicht allein wegen urs�chlicher Beziehung f�r den vorliegenden Krankheitsfall, sondern auch behufs Verh�tung weiterer �blen Folgen. Mit Eecht kann uns der Eigenth�mer Vorw�rfe machen, wenn wiederholt Krankheiten und Verluste durch dieselbe Ursache herbeigef�hrt werden, die wir schon beim ersten Falle erkennen konnten und mussten, wenn wir gr�ndlicher zu Werke gegangen w�ren, und welche sehr wohl zu verh�ten waren, wenn wir sie dem Besitzer zur Kenntniss gebracht h�tten.
Consultationen. W�nscht der Besitzer noch einen Sach�verst�ndigen zu Rathe zu ziehen, so d�rfen wir darin kein man�gelhaftes Vertrauen finden und uns beleidigt f�hlen, wir m�ssen im Gegenthe� willig darauf eingehen und ihm freie Wahl las�sen, wenn er nicht ausdr�cklich unsere Vorschl�ge verlangt. Unter Umst�nden ist es selbst gerathen, die Consultation mit einem Collegen selbst vorzuschlagen, namentlich wenn ein sehr werthvolles Thier bedenklich krank, ein ungl�cklicher Ausgang sehr wahrscheinlich ist, und wenn wir den Wunsch des Be�sitzers ahnen. Aus solchem Verfahren sieht der Eigenth�mer, dass es uns aufrichtig um die Kettung des Patienten zu thun ist, und wie wir uns nicht scheuen, mit unserer Ansicht und Behandlungsweise vor jeden unserer Collegen zu treten. Mit Pfuschern d�rfen wir aber nie consuliren; wird es uns zugemuthet, so weisen wir es ruhig zur�ck und erkl�ren unverhohlen unser Zur�cktreten, falls man darauf beharren w�rde. Eben so wenig d�rfen wir es uns gefallen lassen, wenn hinter unserm R�cken Pfuscher oder auch Collegen zu Rathe gezogen und andere Mittel angewendet werden. Leiden�schaftlos setzen wir das uns zugef�gte Unrecht und den Kach-theil f�r den Patienten auseinander und erkl�ren, unter solchen Umst�nden nicht mehr der behandelnde Arzt des Patienten sein zu k�nnen.
Sehr oft haben die Besitzer bez�glich der Behandlung be�sondere W�nsche, die wir ber�cksichtigen quot;k�nnen und m�ssen, wenn es unbeschadet der Sache geschehen kann, im anderen Falle aber d�rfen wir unsere Einwendungen nicht zur�ckhalten. Nie m�ssen wir uns aber durch W�nsche und noch weniger durch Anforderungen bestimmen lassen, gegen unsere Ueber-zeugung zu handeln. Wenn beim Mi�tair ein anmassen-
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der Vorgesetzte etwas im thier�rztlichen Fache befehlen sollte, was gegen die Ueberzeugung des Thierarztes ist, so darf dieser es nur unter Ablehnung seiner Verantwortlichkeit thun, denn wenn die Natur nun mal allem Eespecte und aller Subordination zum Hohne so frei w�re, den Befehl mit �blen Folgen zu schm�hen, so sucht sich der gestrenge Gebieter ge�w�hnlich hinter die Coulissen zu ziehen. Der Militair-Thierarzt hat �berhaupt oft eine schwierige ^Stellung, die er aber unter allen Umst�nden verbessern kann, wenn er streng dienst�lich ist, sich weder im Fache, noch in den Subordinationsver-hiiltnissen etwas zu Schulden kommen l�sst und dabei seine Selbstst�ndigkeit zu wahren weiss.
Hinsichtlich des Arztlohns f�r die M�hwaltung lassen sich keine allgemeinen Regeln aufstellen, nur so viel will ich dar�ber bemerken, dass man unter Umst�nden R�cksichten neh�men, dass man Billigkeiten walten lassen, f�r den Armen auch einmal umsonst arbeiten, aber eben so gut auch Anerbietungen zur�ckweisen muss, die uns in die Kategorie der Pfuscher und Handarbeiter stellen. Man vermeide jeden unangenehmen Con�flict, stehe aber fest, wenn es Ehrensache wird. J�hrliche, fixe Honorare sind im Allgemeinen f�r angehende Praktiker zu em�pfehlen, f�r besch�ftigte Thier�rzte aber zu widerrathen, beson�ders bei weiten Entfernungen. Die gr�sste Schattenseite hierbei ist, dass die thier�rztliche H�lfe sehr oft bei jeder kaum env�h-nenswerthen Kleinigkeit in Anspruch genommen wird, was f�r den besch�ftigten Praktiker l�stig ist, beeintr�chtigend auf die �brige Praxis wirkt, und ihn sehr bald in den �blen Ruf bringt, dass er nachl�ssig sei, wenn er nicht immer p�nktlich zu Dien�ste stehen kann; f�r den Anf�nger hingegen, der zur Erwerbung einer Praxis auch opferwillig sein muss, hat dies keinen st��renden Einfluss weiter, weil er noch wenig zu vers�umen hat, dagegen gewinnt er Ankn�pfungspunkte und den Schein der vielfachen Besch�ftigung, was ihm gerade das meiste Zutrauen und neue Kunden verschafft.
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Verhalten gegen das Dienstpersonal.
Der Thierarzt hat es auch mit dem Dienstpersonal, mit den Pflegern der gesunden und kranken Hausthiere zu thun, und unter diesen begegnet er groben, unbeholfenen Knechten,
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aufgebl�heten, superklugen Kutschern und Hirten, die in ihren althergebrachten, absurden und abergl�ubischen Ansichten ver�kn�chert und jeder Belehrung unzug�nglich sind; mit Allen muss man umzugehen und bei Allen sich Zuneigung zu er�werben wissen, nicht bloss, weil sie zum Theil auf ihre Herr�schaft grossen Einfluss haben, den sie nach Umst�nden zum Nachtheil, wie zu Gunsten des Thierarztes aus�ben, sondern auch, um sich die Ermittelung der Ursachen zu erleich�tern und eine p�nktlichere Ausf�hrung der Anordnung zu sichern.
Wir m�ssen diesen Leuten freundlich begegnen, uns auch manchmal mit ihnen unterhalten, namentlich �ber die ihnen anvertrauten Thiere, von denen sie gew�hnlich sehr gern erz�h�len und wobei man mitunter Ansichten h�rt, aus denen wir manche Lehren f�r die thier�rztliche Praxis ziehen und die selbst den Impuls zu einer Ausbeute f�r die Wissenschaft ge�ben k�nnen. So ist es namentlich sehr empfehlungswerth, sich bei der Landpraxis unterwegs mit den Hirten �ber ihre Heer-den, die Weiden und die am h�ufigsten vorkommenden Krank�heiten zu unterhalten. Die anmassenden Kutscher muss man jedoch bei aller freundlichen Behandlung immer in einer gewis�sen Feme zu halten wissen und ihnen nie etwa merken lassen, als ob wir ihre Gunst aus Interesse f�r unsere Praxis suchen. Der grossst�dtische Thierarzt ist sehr zu bedauern, dessen Praxis auf Kutschergunst beruht.
Die Dienstleute sind an dem Ausbruche einer Krankheit bei den ihnen anvertrauten Thieren entweder unschuldig oder schuldig, und zwar schuldig durch ein geringes oder grobes Versehen oder selbst aus B�swilligkeit. Sind sie schuldig durch ein massiges Versehen, so m�ssen wir sie in Schutz nehmen, wir verheimlichen ihre Schuld oder stellen sie doch so dar, dass kein besonderer Vorwurf darauf basirt werden kann, ihnen selbst aber muss zu verstehen gegeben werden, wie wir ihre Schuld sehr wohl erkannt und wie sie sich vor �hnlichen Ver�sehen oder Missbr�uchen zu h�ten haben; dies ist nothwendig, um im Falle der unbewussten Schuld zu belehren, k�nftigen derartigen Vorkoramenheiten vorzubeugen, im Falle der be-wussten Schuld zu warnen und nicht den Schein zu geben, als h�tten wir das wahre Factum nicht erkannt und uns ein X f�r ein U machen lassen, dessen sie sich dann sp�terhin ruh-
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men. Sind die betreffenden Dienstleute schuldig aus Rohheit, grosser Fahrl�ssigkeit oder gar aus B�swilligkeit, so m�ssen nat�rlich alle E�cksichten den Pflichten weichen, die wir gegen den Besitzer haben.
Sind die W�rter etc. unschuldig, so darf ihnen auch nicht das Geringste zur Last gelegt werden; ist die Sache zweifelhaft, so muss man die Sache auf sich beruhen lassen. Gegen jede nicht begr�ndete Beschuldigung, woher sie auch kommen m�ge, von den Besitzern oder anderen Personen, m�ssen wir den An�geklagten vertheidigen und keinen Anstand nehmen, die Schuld auf den Besitzer zu w�lzen, wenn es der Wahrheit gem�ss ist. Nur zu oft sehen wir, dass, wenn ein Thier erkrankt ist, irgend Jemand die specielle Schuld tragen soll; Niemand will aber schuldig sein, und der Besitzer am allerwenigsten; er ist des�halb sehr geneigt, die Schuld auf den betreffenden Dienstboten zu schieben, und das d�rfen wir eben nicht dulden; denn es w�re ehrlos, wenn wir uns auf Kosten eines armen Dienstboten bei dessen Herrschaft insinuiren wollten, wenn wir schwach genug w�ren, die Behauptungen der Besitzer willf�hrig zu best�tigen, um denselben nicht entgegen zu sein, oder um ihn die Unannehmlichkeit des eigenen Schuldbewusstseins zu ersparen. So erwerben und bewahren wir uns Achtung, Zutrauen und Liebe der Dienstboten, ohne das Vertrauen der Eigenth�mer einzub�ssen.
Alles, was der W�rter bei dem Patienten und in R�cksicht der eingeleiteten Behandlung zu beobachten hat, m�ssen wir demselben kurz und verst�ndlich vorschreiben und ihn zugleich auf die m�glichen Folgen einer Vernachl�ssigung hinweisen. Die gewissenhafte und prompte Ausf�hrung unserer Anordnungen k�n�nen wir nicht besser, als durch r�hmliche Anerkennung belohnen; wir spornen dadurch zugleich am sichersten zur Ausdauer in der Pflichterf�llung an, w�hrend umgekehrt eine Gleichg�ltigkeit gegen die sorgf�ltige Abwartung nur zu bald Fahrl�ssigkeiten zur Folge hat. Auch bei diesen Leuten und bei ihnen gerade am allermeisten bedarf es eines Sporns zur unerm�dlichen Th�-tigkeit und Pflichterf�llung. Materielle Belohnung kann man gew�hnlich nicht bieten, das Ehrgef�hl muss deshalb in An�spruch genommen werden und gerade hierdurch wird der Zweck am vollkommensten erreicht.
Finden wir aber den Patienten vernachl�ssigt und unsere
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Anordnungen nicht p�nktlich ausgef�hrt, so k�nnen wir uns bei dem ersten Male wohl auf einen Verweis und eine Ermahnung unter vier Augen beschr�nkent m�ssen aber in wiederholten F�llen diese Fahrl�ssigkeit aufdecken und den Besitzer ohne R�ckhalt davon in Kenntniss setzen; das sind wir dem Patien�ten und uns selbst schuldig; denn der ung�nstige Erfolg kommt immer auf unsere Rechnung. So rathsam und nothwen-dig unter manchen Umst�nden eine gewisse Nachsicht ist, so unklug und pflichtvergessen w�rde sie in dem Falle sein, wo der Besitzer oder Arzt selbst darunter leiden muss.
Eigenm�chtige Eingriffe in unsere Anordnungen, wie es bei klugen Kutschern, besonders aber bei den alles besser wis�senden Sch�fern mitunter vorkommt, d�rfen wir nicht dulden; hier helfen keine g�tlichen Ermahnungen, weil diese Leute da�durch nichts .Unrechtes, im Gegentheil etwas Gutes zu thun glauben; in solchen F�llen m�ssen wir den Eigenth�mern oder Aufsehern Mittheilungen machen und uns gegen alle etwaigen Folgen verwahren.
Kurz zusammengefasst muss unser Benehmen gegen die Dienstboten so sein, dass sie Vertrauen und Anh�nglichkeit bekommen, dass sie wissen, wie wir sie in Schutz nehmen, wenn sie es verdienen, wie wir ihre Pflichterf�llung ebenso dankend anerkennen, als wir bei Fahrl�ssigkeit in Ausf�hrung unserer Anordnung mit r�cksichtsloser Strenge verfahren.
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Verfahren bei den kranken Thieren.
Der Menschenarzt muss Alles aufbieten, seinem Patienten Vertrauen einzufl�ssen, er muss mit der gr�ssten Sorgfalt Alles vermeiden, was den Kranken unangenehm ber�hrt. Das rechte Benehmen des Arztes gegen seine Patienten von den verschie�denartigsten Charakteren und Launen ist die wichtigste Auf�gabe f�r den praktischen Arzt. Der Thierarzt hat diese grosse Aufgabe nat�rlich nicht, es existirt f�r ihn kein Vertrauen bei den Patienten, was zu verscherzen und auch keines, was zu erwerben und von wohlth�tigem Einfluss auf den Erfolg der therapeutischen Behandlung ist; psychische Heilmittel giebt es in der Thierheilkunde nicht. Der Thierarzt hat aber auch seine gewichtigen Aufgaben dem Patienten gegen�ber; er rauss
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ohne Furcht und Scheu, mit einem sicheren Tacte, mit grosser Gewandtheit und Umsicht auftreten. Von der Art und Weise der Untersuchung und Application der Heilmittel, kurz aus dem ganzen Benehmen bei dem Patienten macht man gew�hnlich einen Schluss auf die weiteren thicr�rztlichen F�higkeiten. Es ist gew�hnlich auch kein Fehlschluss; denn wer sich linkisch bei der Untersuchung und der Anwendung verschiedener Mittel � Zwangs- und Heilmittel �� benimmt, der ist gew�hnlich kein besonderer Therapeut, der ist kein Fracticus.
Selbst angreifen, wo es die Untersuchung oder Behandlung verlangt, weder Anstrengung, noch schmutzige Manipulationen scheuen, keinen An�stand nehmen, z. B. durch den After zu untersuchen, wenn es die Gr�ndlichkeit erheischt. Dem Thierarzte, welcher den Patienten nur von ferne, vielleicht durch eine P,rille anschaut, ihn allenfalls mit Glacehandschuhen betastet, der vor �ngstlicher Sorgfalt f�r seinen feinen Anzug kaum an den Patienten denkt, der lieber nicht gr�ndlich untersucht, als dass er sich beschmutzt und deshalb aus seiner modernen Phan�tasie die UnVollst�ndigkeit der Untersuchung ersetzt, einem solchen Thierarzte schenkt man sicher kein Vertrauen und im Grunde mit Recht.
Die Patienten nicht auf eine rohe, lieblose Weise behandeln, sie nicht bei jeder Gelegenheit stossen und schlagen, wenn sie sich nicht in unseren Willen f�gen, nicht ungeduldig und schonungslos gegen sie sein, nicht gleich zu den Zwangsmitteln greifen, wo sie durch vern�nftige Behand�lung entbehrt werden k�nnen. Sind Zwangsmittel erforderlich, um die betreffenden Thiere in unsere Gewalt zu bringen, so hat man bei der Auswahl der Mittel und Wege stets die Art und Weise der Widerspenstigkeit, den Grund derselben und den Krankheitszustand selbst zu beachten.
Die Thiere sind widerspenstig aus b�sem Willen, der theilweise ein Erbst�ck der Gattung, der Race und Familie, zum Theil aber auch durch schlechte Behandlung erweckt sein kann; sie sind unleidlich und unf�gsam aus Kitzel, aus Schmerz, am h�ufigsten aus Furcht. Je nachdem kann bald eine vern�nftige Strafe, bald ein fesselndes, ein bet�ubendes Zwangsmittel nothwendig werden, wenn wir mit ruhiger, g�t�licher Behandlung nicht zum Ziele kommen. Immer aber
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m�ssen wir dabei den Krankheitszustand im Auge belialten und Alles das vermeiden, was direct oder indirect Verschlim�merung herbeif�hren kann, sei es auch mit Verzichtleistung auf Anwendung mancherlei Mittel verkn�pft. Jede /Aufregung bei fieberhaften, entz�ndlichen und namentlich bei nerv�sen Krankheiten mit gesteigerter Sensibilit�t, mit Neigung zu Kr�m�pfen, oder bei vorhandenen Kr�mpfen etc. ist nachtheilig, oft nachtheiliger, als irgend ein Heilmittel wieder gutmachen kann. Das gewaltsame Str�uben und Schreien eines Schweines mit Halsbr�une schadet mehr als irgend eine Einreibung n�tzen kann; bei Starrkrampf hat diejenige Kurmethode den entschie�densten Vorzug, die das Thier nicht irritirt und Alles abh�lt, was Autregung bewirken k�nnte.
Jede rohe Behandlung eines Thieres macht schon einen widrigen Eindruck, bei einem kranken Thiere aber noch viel mehr, und wenn es von dem Therapeuten selbst geschieht, der berufen ist, das Thier von seinen Leiden zu befreien, so liegt darin etwas, was das menschliche Gef�hl recht tief verletzt und die Besitzer von solchen Heilk�nstlern sicherlich zur�ck�schreckt. Ohne in die �bertriebene H�tschelei einer alten Jungfer mit ihrem Schoossh�ndchen einzustimmen, m�ssen wir immer als Thierarzt auftreten, dessen wahre Humanit�t f�r die Thierwelt sich beth�tigen muss. Ich sage wahre, dadurch will ich eben diejenige ausschliessen, die es nicht zul�sst, eine angezeigte Operation auszuf�hren, weil sie Schmerzen ver�ursacht.
Gewandt, dreist und vorsichtig zugleich muss der Thierarzt bei der Untersuchung, bei der Behandlung und �ber�all sein, er muss jede Gattung von Hausthieicn auf eine zweck-m�ssige AA'eise anzugreifen und zu befestigen wissen, ruhig und mit sicherem Tact die Geh�lfen anzustellen und ihre Th�-tigkeit zu leiten verstehen, er muss sich selbst, die Geh�lfen und die Patienten im Auge behalten und vor Besch�digung sch�tzen.
Durch eigene Ungeschicklichkeit macht der Thierarzt schlechte Gesch�fte, sowohl bei seinen Patienten wie bei seinen Kunden, durch �bertriebene Aengstlichkeit macht er sich l�cher�lich; Unvorsichtigkeit, sowohl in R�cksicht auf die eigene Per�son, als auch auf die Geh�lfen und Patienten straft sich oft nur zu bitter; die eigenen Besch�digungen nimmt ihm Niemand ab,
Gerlach AMg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
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die den Geh�lfen widerfahrenen werden ihm zur Last gelegt und die an dem Patienten selbst etwa stattfindenden Besch�digun�gen sind nicht geeignet Zutrauen zu erwecken; �bel genug, wenn ohne ein Versehen unserer Seits Ungl�cksf�lle eintreten.
Die Erscheinungen der Krankheit, die Sch�dlich�keiten, welche eingewirkt haben, die etwa vorher�gegangenen Krankheiten, die �konomischen und di�tetischen Verh�ltnisse vor und bei der Krank�heit und die Constitution des Individuums sind Ge�genstand der Untersuchung, um zur Diognose, zur wohlbegr�n-deten Prognose und zu den Heilindicationen zu gelangen. F�r den Veterinair bestehen zwei Erkenntnissquellen, aus denen er sch�pfen muss, und demgem�ss zerf�llt seine Untersuchung in eine mittelbare und unmittelbare; jene hat die voraus�gegangenen bez�glichen Umst�nde vermittelst der Eigenth�mer, der W�rter und sonstigen Personen, die eine Kunde davon haben, zu erforschen und umfasst die ganze Geschichte der Krankheit von ihrem Anfange bis zu dem Augenblicke, wo wir hinzukamen, und die etwa vorhergegangenen Krankheiten und Behandlungen, die ganze Vergangenheit des Patienten � die Anamnese als erste Erkenntnissquelle; diese hat hingegen den Patienten selbst unmittelbar zum Gegenstande, um den gegenw�rtigen Zustand desselben zu ermitteln, � die objective Untersuchung als zweite Quelle der rech-ten Erkenntniss. Bei dem Mangel einer subjectiven Aus�kunft muss die Untersuchung sehr gr�ndlich durchgef�hrt werden.
Die Anamnese.
Mit dem Einziehen des Berichts �ber die Vergangenheit, des Vorberichtes, muss die Untersuchung beginnen, um zun�chst eine aligemeine Kenntniss von dem Krankenfalle zu erlangen, um in den Stand gesetzt zu werden, die Untersuchungen an den Thieren in bestimmten Richtungen mit besonderer Umsicht und Genauigkeit vorzunehmen, und um die vorhandenen Symp�tome besser zu deuten und zu w�rdigen, sowohl in diagnosti�scher als therapeutischer Beziehung. Von einem Krankenexa�men k�nnen wir nur insofern sprechen, als wir �ber den Patienten und seine Krankheit n�here Nachrichten von den betreffenden Personen einziehen. Da nun der Patien1; zur nicht
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unbedeutenden Erschwerung der Diagnose keine subjective Seite f�r den Thierarzt hat, so ist dieser zwar der Unannehm�lichkeit �berhoben, es hin und wieder mit betr�gerischen Ab�sichten, mit Launen, Einbildungen, mit Vorurtheil, mit Scham und Eitelkeit seitens der Patienten, mit Simulanten und Dissi-mulanten zu thun zu haben, aber auf desto mehr Schwierig�keit st�sst er bei den W�rtern und selbst bei den Besitzern, von denen oft sehr schwer die Wahrheit zu erfahren, zumal wenn ein b�ses Gewissen im Spiele ist. Es erfordert Umsicht und Kunst, den m�rrischen, wortkargen, schuldbewussten oder durch strenge Herrschaft eingesch�chterten und aolchen Perso-nen einen zuverl�ssigen Vorbericht abzufragen, die Vorurtheile und absurde Ansichten �ber die betreffende Krankheit haben. Zun�chst lassen wir uns den Hergang der Sache ganz einfach erz�hlen, dann suchen wir den Vorbericht durch entsprechende Fragen zu erg�nzen. Der nat�rlichste Gang bei diesem soge�nannten Krankenexamen ist, wenn wir uns �ber folgende Dinge informiren:
1)nbsp; Von der Art und Weise der Entstehung, ob die Krankheit pl�tzlich oder langsam und unter welchen Umst�n�den sie entstanden ist, ob und welche Krankheitszust�nde vor�hergegangen sind.
2)nbsp;Von den wahrgen ommeuen Erscheinungen und den Ver�nderungen in d iesen Ers cheinungen vom Entstehen der Krankheit bis dahin, wo wir hinzugezogen sind. Wir m�ssen aber in einer verst�ndlichen, d. h. popul�ren und nicht in einer technischen Sprache die n�here Auskunft erfragen. Es versteht sich von selbst, class nicht hei jedem Krankenexamen alle phy�siologischen Functionen von A bis Z durchgefragt werden; die erhaltene Auskunft und der allgemeine Ausdruck des Patienten leiten xxns schon auf die n�thigen und mitunter nur wenigen Fragen hin. Bei der objeetiven Untersuchung der einzelnen anatomischen und physiologischen Systeme erg�nzen wir uns das etwa aus der Vergangenheit noch Wissenswerthe durch ent�sprechende Fragen.
3)nbsp; Von der Krankheitsdauer, die wir in acuten F�llen ziemlich genau, in chronischen ann�hernd wissen m�ssen, beson�ders f�r die Prognose.
4)nbsp; Von den fr�heren Krankenf�llen gleicher Art unter
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derselben Heorde und von der Verbreitung der Krank�heit. Oft, namentlich bei den contagi�sen und seuchartigen Krankheiten sind die vorangegangenen Krankenf�lle unter der betreffenden Heerde, die mehrfachen gleichartigen Erkrankungen und die Art und Weise der Verbreitung, der Seuchengang f�r die Diagnose haupts�chlich entscheidend, indem hierdurch die Krankheitserscheinungen erst in ihrer Bedeutung aufgefasst werden k�nnen. Es giebt Krankheiten, die aus ihrem Symp-tomencomplex allein gar nicht, sondern erst im Verein mit dem Verlauf und der Verbreitung erkannt werden k�nnen. Nur wenige Krankheiten erkennen wir schon an einzelnen Symptomen, weil wir nur bei sehr wenigen Krankheiten patho-gnomonische Symptome haben, die meisten erkennen wir an der speciellen Gruppirung verschiedener Symptome, und einzelne Krankheiten sind nur erst zu erkennen, wenn zu der Symptomengruppe der Verlauf im Individuum und unter einer Heerde #9632;� der Seuchengang � hinzu�kommt.
5) Von den Ursachen, die wir am sichersten dadurch erfahren, wenn wir nach dem Gebrauche, der Ern�hrung, den Futterstoffen, dem Aufenthalte und allen den Umst�nden fragen, die kurze oder l�ngere Zeit vor dem Ausbruche Statt gehabt haben. Man darf dabei nat�rlich nicht den Schluss machen, post hoc propter hoc; unter Ber�cksichtigung der Natur der Krankheit wird man auch die urs�chlichen Momente aus den verschiedenen Umst�nden herausfinden, insofern sie von den betreffenden Krankheiten �berhaupt schon bekannt sind. Sehr oft wird eine bestimmte Ursache angegeben, hiermit d�rfen wir uns aber nicht begn�gen, denn die Leute sind nicht immer im Stande, die wahre Sch�dlichkeit zu erkennen: sie geben gewohn�lich alles das als die Ursache an, was beim Eintreten der Krankheit Statt hatte und das, was ausser ihrer Schuld liegt. Nie m�ssen wir auf. das Urtheil etwas geben, sondern stets nach den einfachen Wahrnehmungen und Thatsachen fragen. Nicht selten werden uns aber trotz aller Bem�hungen die Ur�sachen unbekannt bleiben, theils weil sie von vielen Krank�heiten noch gar nicht bekannt sind, theils weil uns die Wahr�heit aus eigenem Schuldbewusstsein verschwiegen wird und endlich noch, weil die wesentlichsten urs�chlichen Momente mit�unter so fern liegen, dass der Vorbericht gar keine Auskunft
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dar�ber geben kann. Wie in solchen F�llen zu verfahren ist, davon sp�ter.
6) Endlich auch von der schon Statt gehabten Behandlung, von den bereits angewendeten Mitteln und dem Erfolge nach diesen Mitteln.
Bei der Untersuchung selbst ergehen sich nun die weiteren speciellen Fragen f�r den vorliegenden Fall. Bei dem ersten Besuche vor der Feststellung der Diagnose und Prognose, und bevor wir therapeutisch einschreiten, muss das Krankenexamen so vollst�ndig sein, dass wir Alles wissen, was zur Erkemmng und Behandlung n�thig und was �berhaupt zu ermitteln m�g�lich war, und dass wir bei sp�teren Besuchen uns nur na^h dem zu erkundigen n�thig haben, was seit unsenn letzten Be�suche vorgekommen ist. Mit einem sp�teren nachtr�g�lichen Krankenexamen erkl�ren wir allemal, dass wir anfangs nicht recht gr�ndlich gewesen, dass wir mit uns selbst �ber die Krankheit und Behand�lung nicht einig sind, trotzdem wir schon verschie�dene Mittel angewendet haben. Solche Bl�ssen darf aber der Thier�rzt nicht blicken lassen. Das offene Bekennt-niss des augenblicklichen Zweifels �ber eine Krankheit schadet nie, wohl aber sinkt das Vertrauen, wenn wir uns �ber Un�sicherheit und Unentschlossenheit ertappen lassen, nachdem wir die Diagnose gestellt und schon k�rzere oder l�ngere Zeit kurirt haben.
Ist Gefahr im Verz�ge, so darf man nat�rlich nicht erst ein weitl�ufiges Examen anstellen; frisch einschreiten und die gefahrdrohenden Symptome beseitigen, das ist die n�chste Auf�gabe; eine weitere Orientirung nachtr�glich.
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Objective Untersuchung.
Es kann hier nur von den allgemeinsten Regeln der Unter�suchung und nicht von den Symptomen und deren Sichtung und Combination die Rede sein; dies ist Oegenstand der Symp�tomatologie und Diagnostik.
Krankheiten geben sich durch dauernde und wechselnde Reihen von Erscheinungen zu erkennen, die theils rein subjee-tiv sind und daher f�r den Thier�rzt nicht existiren, theils
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aber in unsere sinnliche Beobachtung fallen deshalb �bjectiv und der eigentliche Gegenstand der thier�rztlichen Unter�suchung sind. Wer mit f�nf gesunden und wohlge�bten Sinnen versehen, mit gr�ndlichem medicinischen Wissen ausger�stet und mit einem combinirenden Verst�nde begabt ist, der ist f�hig, gr�ndlich zu untersuchen, das Gegenw�rtige zu erken�nen, � Diagnose zu stellen �, das Zuk�nftige in den Grundz�gen richtig zu beurtheilen, � eine richtige Pro�gnose abzugeben � und die f�r die Behandlung massgeben-den Gr�nde � Indication en � herauszufinden.
Alle Sinne in Anspruch nehmen ist die wesent�lichste Bedingung bei den Untersuchungen. Nur das, was selbst oder in seinen Folgen sinnlich wahrnehmbar ist, existirt f�r den Beobachter. Wie aber jeder einzelne Sinn nur einen ge�wissen, beschr�nkten Wirkungskreis hat und alle Sinne zusam�men uns erst auf eine vollkommene Weise mit der Aussenwelt in Rapport setzen, so ist es zur m�gliclisten Vollst�ndigkeit einer �rztlichen Untersuchung nothwendig, alle Sinnesor�gane zu benutzen, sofern eine wahrnehmbare Seite f�r sie dar�geboten ist. Obgleich mehrere Krankheitszust�nde schon durch den einen oder durch den anderen Sinn haupts�chlich erkannt werden, so d�rfen wir doch nicht verabs�umen, auch die �bri�gen zur weiteren Pr�fung zu benutzen, so weit durch sie �ber�haupt noch weitere Auskunft m�glich ist. In allen Krank�heiten giebt es was zu f�hlen, was nicht zu sehen ist; in vielen Krankheiten kann man durch H�ren Zust�nde ausmitteln, die dem Gesicht und Gef�hl verborgen bleiben; bei einzelnen Krankheiten riecht man, wovon die �brigen Sinne nichts ahnen und in seltenen F�llen ist auch der Geschmackssinn ein diagnostisches H�lfsmittel.
Jeder Sinn ist aber, wenn auch nicht an sich, so doch in Bezug auf die von ihm angeregte Vorstellung und Combination, ohne Uebung unvollkommen. Der ge�bte Leser z. B. erkennt mit einem Blicke das l�ngste Wort, der Anf�nger aber muss Buchstaben f�r Buchstaben ansehen, zu Sylben zusammenstel�len und kommt endlich erst aus der ZusaramenstelJung der Sylben auf das ganze Wort, wenn er auch ein sch�rferes Auge als der Ge�bte hat. Ganz so ist es auch bei der Untersuchung der Patienten, der Ge�bte �bersieht mit einem Blicke den gan�zen �usseren Ausdruck des Patienten, den Habitus und wird
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dadurch wenigstens schon speciell zu der Untersuchung auf eine bestimmte Krankheit hingef�hrt, wenn er diese selbst nicht schon vollst�ndig erkannt hat. Dies ist eben der praktische Blick. Bei dem Geh�rssinn ist es fast noch auff�lliger, das musikalische Ohr h�rt geringe Misst�ne eines bestimmten In�strumentes unter vielen andern heraus, wovon das nichtmusi�kalische Ohr keine Ahnung hat, wenn der physiologische Vor�gang des H�rens auch ebenso vollst�ndig ist, als bei jenem; wenn der Blinde Farben und Buchstaben durch Betasten er�kennt, mit den Fingerspitzen lesen kann, so liefert er ein grosses Beispiel davon, wie weit die Uebung es mit der Ver�vollkommnung des Tastsinnes bringen kann.
Die Sinne wollen also zu dem verschiedenen Gebrauche ge�bt sein, es ist auch Pflicht des Arztes, dass er sie zu sei�nem Zwecke bei den Untersuchungen �bt, dass er nament�lich neben dem Gesichtssinn nicht den Tast- und Geh�rssinn vernachl�ssigt. Der Arzt rauss ebenso gut ein prakti�sches Geh�r und Gef�hl haben, als einen prakti�schen Blick � dann erst ist er ein ganzer Practicus.
Der Thierarzt �bt seine Sinne f�r seinen Beruf durch den recht h�ufigen Gebrauch zuerst an gesunden und demn�chst an kranken Thieren. Es ist eine eigenth�mliche Thatsache, dass der Anf�nger immer sehr bem�ht ist, Krankheiten zu sehen und die Gesundheit ganz �bersieht und vernachl�ssigt. Die Physiologie glaubt man im H�rsaale gen�gend begreifen zu k�n�nen, die Pathologie aber nicht, dazu h�lt man die praktische Anweisung und Anschauung f�r n�thig. So richtig auch Letz�tores, so falsch ist Ersteres, und darin liegt eben der gr�sste Fehler des Anf�ngers, dass er die Physiologie nicht in der Natur studirt, soweit sie eben bei der Untersuchung gesunder Thiere objective Seiten darbietet. Wo es m�glich ist, muss man den Lehrs�tzen durch eigene Anschauung ein lebendiges Bild geben; f�r jeden Sinn, namentlich aber f�r den Ge�sichts-, Geh�rs- und Gef�hlssinn muss man sich Musterbilder von dem Gesundheitszustande ver�schaffen; hierdurch allein gewinnt man eine praktische Grund�lage f�r die Untersuchungen an kranken Thieren, denn das Abnorme ist nur durch Vcrgleichung mit dem Normalen zu erkennen; kennt man das Normale nur theoretisch, so ist es meist schwer, oft gar nicht m�glich, das Abnorme durch eigene
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Wahrnehmung aufzufinden. Dem praktischen Studium der Krankheit muss daher das praktische Einstu�diren der Gesundheit unter verschiedenen Verh�lt�nissen vorausgehen. Wer z.B. noch kein Schaf in heis-sen Sommertagen hat athmen sehen, wer noch keine Kuh in behaglicher Ruhe nach dem Fressen hat st�hnen h�ren, wer das Schwanken des normalen Pulses beim Rinde nicht kennt etc., der wird oft irre gef�hrt werden; wer das respiratorische Ge�r�usch beim ruhigen und schnellen Athem bei den verschie�denen Thiergattungen und nach dem Fl�chenumfange und den Abgrenzungen an dem Brustkorbe nicht kennt, wer den Wanst und den Darmkanal bei seinen Functionen noch nicht aus^e-horcht hat, wer mit dem Percussions-Tone an den verschiede�nen Stellen der Brustwandungen nicht vertraut ist, der findet auch das Abnorme in diesen Dingen nicht heraus. Die An�f�nger, welche noch nicht die n�thige Uebung in den Unter�suchungen an gesunden Thieren gehabt haben, die noch nicht mit allem sinnlich Wahrnehmbaren im gesunden Zustande ver�traut sind, m�ssen bei Untersuchungen der Patienten Verglei-chungen anstellen mit einem gesunden Thiere, d. h. sie m�ssen ein gesundes Thier gleicher Gattung, das unter denselben �us-sern Einfl�ssen steht, auf alle jene Erscheinungen untersuchen, von denen sie bei dem Patienten nicht wissen, in wie weit sie eben abnorm sind. Bei dem Auscultiren und Percutiren m�s�sen genau dieselben Stellen gew�hlt werden, wenn man von der Vergleichung ein sicheres Resultat haben will. Die weitere Uebung der Sinne, um es zu einer schnellen Auffassung des Abnormen zu bringen, erlangt man nach und nach durch gr�nd�liche Untersuchungen an kranken Thieren, in Folge deren sich Bilder von den abnormen Zust�nden durch verschiedene Sin�neseindr�cke im Ged�chtniss aufspeichern, von denen das betref�fende Bild bei gleichen oder �hnlichen Sinneseindr�cken sofort in Erinnerung tritt und zur Vergleichung bereit ist.
Nach einer gewissen Ordnung muss die Unter�suchung in einem �bersichtlichen Zusammenhange vollf�hrt werden, um keine Symptome zu �bersehen; der zweckm�ssigste Weg ist der, wenn man nach dem anatomisch-physiologischen Zusammenhange der Organe und Systeme ver�f�hrt. Ob wir mit dem einen oder dem andern zuerst anfangen, darauf kommt nioht viel an, gew�hnlich aber f�ngt man mit
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in seinem Wirkungskreise.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;57
dem an, welches schon dem allgemeinen �ussern Ausdrucke nach vorzugsweise bei der Krankheit betheiligt ist. L�sst die allgemeine Betrachtung schon eine Brustentz�ndung vermuthen, so beginnen wir nicht mit dem Verdauungssysteme, wir wenden uns vielmehr gleich an die Brustorgane. Bei Lahmheiten un�tersucht man nicht die sensoriellen Functiouen etc. Es ist fast allgemeiner Gebrauch geworden, dass man bei inneren Krank�heiten mit dem Pulse anf�ngt, diesen oft schon untersucht, wenn man noch mit dem Krankenexamen besch�ftigt ist. Bei den Pferden ist dies ganz zweckm�ssig, weil er hier im gesun�den Zustande immer sehr stabil ist und uns daher von allen einzelnen Symptomen die sicherste Auskunft von dem allge�meinen Ergriffensein, von dem Fieber giebt, was bei den �bri�gen Hausthieren nicht so der Fall ist, bei diesen zuerst nach dem Pulse zu greifen w�rde weniger praktisch sein; denn wir haben wenig und oft gar keine Auskunft von ihm zu erwarten. Neben der Krankheit muss aber zugleich das Individuelle des erkrankten Thieres festgestellt werden, die Untersuchung hat somit zum Gegenstande:
1.nbsp; nbsp;Die k�rperliche Beschaffenheit ohne R�cksicht auf Krankheit, die gesammte Organisation, das Thier in seiner sonstigen Totalt�t � Gattung, Species, Geschlecht, Alter und K�rperbeschaffenheit, namentlich N�hr�zustand.
2.nbsp; Die Krankheitserscheinungen. liier durchmu�stert man alle anatomischen und physiologischen Verh�ltnisse und beachtet:
laquo;) das Aeussere �berhaupt, namentlich das Haar, die Tem�peratur, den Tonus der Haut, die Beschaffenheit der sichtbaren Schleimhaut, ferner etwaige chirurgische Zust�nde, Ortsbewe-gungen;
b) die Nervensph�re, die psychischen, sensitiven und moto�rischen Functionen. Besondere Studien erfordert die Erkennung des Schmerzes, dessen Kundgebung bei den verschiedenen Thiergattungen und nach dem Sitze verschieden und dessen Erkenntniss von sehr grosser Wichtigkeit f�r die Diagnose ist. Gerade dadurch, dass der Schmerz als subjeetives Symp�tom �berhaupt, namentlich aber dem Sitze nach sehr schwer und der Art nach gar nicht mehr zu erkennen ist, wird die Untersuchung und Diagnose bei den Thieren so sehr erschwert.
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58nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Der Thierarzt
c)nbsp; das Athmen und die Athmungswerkzeuge; hier kommt namentlich die physikalische Exploration recht wesentlich in Betracht;
d)nbsp; den Kreislauf des Blutes. Herz- und Arterienschlag kommen nach Frequenz, Rhythmus und Qualit�t in Betracht; die Auscultation des Herzens darf man eben so wenig vers�u�men, als die der Lunge. Bei dem Pulse wird die Qualit�t ge�w�hnlich vernachl�ssigt, weil sie schwieriger zu beurtheilen ist, als die Frequenz und doch h�ngt gerade davon viel ab; zur Beurthcilung der Qualit�t muss man drei Dinge, die St�rke der Bluts�ule, d.h. die F�lle resp. Leere der Arterien, die Spannung der Gef�sswand � harte und weiche Ar�terie � und die Blut welle im Momente der Systole, die Grosse, Kraft und Schnelligkeit, mit der sie ankommt und ver�schwindet, getrennt halten, um sich �ber die pathologischen Verh�ltnisse zu Orientiren;
e)nbsp; die Verdauungsorgane und ihre Verrichtungen. Die Appetitlosigkeit spielt hier die gewichtigste Rolle, sie ist aber sehr relativ zu beurtheilen, sie kann ein generelles unwesent�liches und auch ein directes specifisches Symptom von Krank�heiten in dem Gebiete der Verdauungsorganc sein. Die phy�sikalische Exploration des Hinterleibes ist sehr gewichtig und verdient gr�ssere Beachtung, als bisher im Allgemeinen ge�schehen ist;
f)nbsp; endlich die Ab- und Aussonderungen; Faeces und Urin, stehen hier im Vordergrunde, der Urin ist in der Symptomato�logie der Hausthiere noch nicht genug ausgebeutet worden, weil das Auffangen und Untersuchen mit Schwierigkeiten verbun�den ist.
Auscultation und Percussion. Im Anschl�sse an die kurze Angabe des Modus der Untersuchungen will ich auf diese f�r die Diagnose so hoch wichtige physikalische Explora�tion noch mit einigen Worten zur�ckkommen. Bei dem Aus-cultiren stossen wir bei unseren Thieren auf Schwierigkeiten. Die Unruhe des Thieres selbst, die mangelhafte Stille und Ruhe in der Umgebung, die behaarte Haut, die starken Mus�keln und die Fettlage unter der Haut, auf den Bippenwandun�gen bei gutgen�hrten Thieren, die Lage der Schulterbl�tter mit ihren dicken Muskeln, die Lage des Zwerchfelles und dessen
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starke Hineinw�lbung in die Brusth�hle, dies alles beschr�nkt diese Untersuchung sehr, so dass wir denn auch nicht im Stande sind, solche pr�cise und subtile Diognossn bei den Brustkranken stellen zu k�nnen, wie der Arzt. Trotz alledem haben wir doch einen grossen Gewinn an diesen Untersuchun�gen f�r unsere Diagnose besonders der Bmstkrankheiten, der Lungen- und Herzleiden.
Im Allgemeinen wird die Auscultation und Percussion von den Thier�rzten noch nicht in geb�hrender Weise gew�r�digt. Dies liegt theils in den erw�hnten grossen Schwierig�keiten, zum Theil aber auch darin, dass der Gegenstand im�mer noch zu sehr nach den Erfahrungen in der Medicin und zu wenig selbstst�ndig ausgebildet worden ist. Die physikali�schen Gesetze bleiben immer dieselben und die physikalischen Erscheinungen k�nnen daher auch bei den Tbieren nicht we�sentlich verschieden sein, aber die Verh�ltnisse in Folge des anatomischen Baues sind im Normalen anders, daher andere Gestaltung und andere Beurtheilung der physikalischen Erschei�nungen in Krankheiten der Thiere; ein mit der physikalischen Untersuchung sehr vertrauter Arzt kann daher eine physika�lische Diagnose bei den Thieren gar nicht oder doch nur sehr unsicher stellen.
Besondere Empfehlung dieser Untersuchung bei den Thie�ren habe ich deshalb hier nicht verabs�umen wollen; ver�bindet man damit genaue Obductionen und bringt man die anatomischen Ver�nderungen mit dem physikalischen Ergeb-niss bei der Auscultation und Percussion in Zusammenhang, so befinden wir uns auf dem Wege, die physikalische Diagnose bei unseren Thieren selbstst�ndig zu f�rdern.
Das Percutiren geschieht mit der Fingerspitze � bei klei�nen Thieren � mit dem Kn�chel eines gebogenen Fingers oder einer gehalten Faust, am zweckm�ssigsten aber mit Plessimeter und Hammer von Pyorry. Das Plessimeter, ob eine kn�cherne oder metallene Platte, darf nur eben die n�thige St�rke haben, um die T�ne nicht zu sehr zu d�mpfen, und muss fest auf die Haut gedr�ckt werden; der Hammer mit einem Kautschuk-ballen muss f�r die gr�sseren Thiere 2 Mal schwerer sein, als der f�r Menschen. Die Percussion beschr�nkt sich auf Stirn-, Kiefer- und Brusth�hle; an den Brustwandungen wird der Ton durch Fettlageruug ged�mpft, bei wohlgen�hrten Thie-
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GOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Der Thierarzt
ren muss man deshalb st�rker percutiren, als bei mageren, um die T�ne aus den Lungen zu gewinnen. Die Percussion zur Ermittelung des Umfanges der Leber ist bei den Thieren un�sicher, nur bei ungew�hnlicher Lebervergr�sserung gewinnt man einige Auskunft durch den Schenkelton an einer ungew�hnlich grossen Flachs. Bei der Auscultation handelt es sich um die Ermittelung der Ger�usche resp. T�ne a) beim Athmen in der Nase, dem Kehlkopfe, der Luftr�hre, besonders aber in der Brusth�hle, h) bei den Herzschl�gen � Herzt�ne und pericar-dischen Ger�usche � und c) in dem Hinterleibe, die durch wurmf�rmige Bewegungen und Forttreiben der festen, fl�s�sigen und gasf�rmigen Contenta erzeugt werden. Es k�n�nen die normalen Ger�usche und T�ne fehlen oder ver�ndert, es k�nnen aber auch ganz neue Ger�usche und T�ne vorhan�den sein. Die Auscultation geschieht am besten ohne H�lfs-mittel. Das Stethoskop von Laennec, Avelches auch bei den Menschen nur noch wenig gebr�uchlich ist, empfiehlt sich bei den behaarten Thieren nicht. Im Freien h�rt man nur die st�rkeren Ger�usche, und bei st�rkerer Luftstr�mung kann man gar nicht auscultiren; m�glichst kleine und geschlossene St�lle eignen sich am besten, besonders, wenn ausser dem Untersu-chungsobjeete keine Thiere weiter darin sind. Leise Ger�usche in der Brusth�hle vernimmt man nur dann, wenn man bei dem Lauschen den Rhythmus der Athmungs- resp. Herzbewegungen verfolgt; ausserdem ist K�rperbewegung ein H�lfsmittel, die Athemger�usche und Herzt�ne st�rker hervortreten zu lassen.
Genaue topographische Anatomie, besonders der Brust-und Bauchorgane ist Grundbedingung; den Lehrern der Ana�tomie ist deshalb eine ganz speciclle R�cksicht auf die f�r die Praxis so sehr wichtige Auscultation und Percussion zu empfeh�len. Der praktische Thierarzt kann sich in Ermangelung kla�rer Vorstellung von den Lagen und Grenzen der Brust- und Bauchorgane dadurch helfen, dass er die Grade und Grenzen der Ger�usche und T�ne in der Brusth�hle durch sorgf�ltige Pr�fung an gesunden Thieren der verschiedenen Gattungen fest�stellt. Man raarkirt die Grenzen, wo das Athemger�usch auf�h�rt, zeichnet die Stellen, wo es am st�rksten ist und nimmt eine Zeichnung von der Brustwand auf, in welcher durch dunk�lere und hellere Schattirung die Stellen des verschiedengradi-gen respiratorischen Ger�usches angedeutet sind.
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Das Ergebniss der Untersuchung und des Vorberichts ent�scheidet dar�ber, ob und wie die Untersuchung wiederholt wer�den rauss, ehe ein bestimmter Kurplan entworfen werden kann, und je nachdem kann es n�thig werden, dass der Patient zu verschiedenen Tageszeiten unter verschiedenen Umst�nden, bei und nach Bewegungen, bei und nach dem Fressen untersucht und beobachtet wird.
Alle Symptome m�ssen aufgesucht und geordnet werden zu einem m�glichst klaren Bilde; zu diesem Z vecke analysiren wir die verschiedenen Symptome physiologisch, scheiden die unwesentlichen aus und stellen die wesentlichen zusammen, ver�folgen sie einzeln so weit nach ihren Grundursachen, � den zum Grunde liegenden materiellen Ver�nderungen � zur�ck, als es eben nach dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft m�glich ist. Kommen wir hierbei auf den letzten Grund, wo alle wesent�lichen Symptome unmittelbar oder mittelbar ihren Anfang neh�men � Wesen der Krankheit �, so sind wir vollst�ndig im Klaren; kommen wir aber hierbei nicht auf den letzten Grund, bleibt uns das Wesen der Krankheit verschlossen, wie es bei so vielen noch der Fall ist, so fangen wir von den Punkten aus an zu ordnen, wohin wir bei der physiologischen Analyse gekommen sind, indem wir das Zusammengeh�rige aufsuchen und combiniren, das Verschiedenartige trennen und alles mit den �usseren Einfl�ssen m�glichst in Einklang bringen.
Bei den sp�teren, w�hrend der Behandlung wiederholten Untersuchungen wird im Allgemeinen nach gleichen Grunds�tzen verfahren, besonders ist hier aber auf die eingetretenen Ver��nderungen, auf die Wirkungen der Methode und Mittel zu achten. Das Weitere bez�glich der Therapie findet seine Erle�digung im vierten Abschnitte bei der Kunstheilung.
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Ein R�ckblick anf die Tageserlebnisse.
Auf den Reisen, namentlich aber am Abend in stiller Ruhe muss der Thicrarzt die Tageserlebnisse noch einmal pr�fend durchdenken; er rauss einmal �ber seine Patienten, namentlich �ber die schwereren und diejenigen, deren Leiden noch zweifel�haft geblieben ist, noch einmal nachdenken, ob bei der Unter�suchung nichts �bersehen, das Aufgefundene richtig gedeu-
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62nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Der Thierarzt in seinem Wirkungskreise.
tet und die eingeleitete Behandlung auch zweckentsprechend ist. Bei solcher Eecapitulation, wobei man nicht selten auf gl�ckliche Gedanken kommt, bereiten wir uns f�r unsere Patienten zum n�chsten Tage vor. Weiter muss der Thier�arzt sich selbst fmgen, ob er denn auch �berhaupt recht ge�handelt habe, ob sein Auftreten und Benehmen �berall das rechte war oder wie er h�tte anders handeln und sprechen m�ssen. Diese Selbstcontrole muss namentlich der angehende Thierarzt recht streng f�hren, dadurch allein erlangt er den rechten Tact in seinen socialen und gewerblichen Verh�ltnissen. Wer �ber das Vergangene sich pr�ft, die begangenen Fehler aufsucht und sich klar macht, was unter den gegebenen Verh�lt�nissen das Rechte gewesen w�re, der erwirbt sich sehr bald die F�higkeit, in jedem Falle die gegebenen Verh�ltnisse schnell aufzufassen und sich ihnen gegen�ber zweckm�ssig zu beneh�men, der wird es lernen, rasch und gl�cklich zu individualisi-ren bei seinen Patienten und bei den Menschen, mit denen er in Ber�hrung kommt.
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Zweiter Abschnitt.
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Die Heilsystemc.
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oeit Jahrtausenden hat man schon kurirt und zwar auf die verschiedenartigste Weise, je nach der Anschauungsweise, die man von den Krankheiten und ihrem Zustande bekommen hatte. Die verschiedenen medicinischen Systeme, die seit Hip-pokrates zur Geltung gekommen und wieder untergegangen sind, haben aber nicht alle gleichen Einfluss auf die Behandlungs-weise gehabt, oft ist dieser mehr ein theoretischer gewesen, die Mittel und Anwendungsarten blieben dieselben, nur die Vor-stellungsweise von der Heilwirkung �nderte sich; mitunter aber griff der Einfluss tief in die Praxis ein und gestaltete die The�rapie theilweise oder g�nzlich um, es entstanden mit den neuen medicinischen Systemen auch neue Heilsysteme. Es w�rde uns zu weit vom Ziele ablenken, wenn wir alle Heilmethoden und Systeme durchgehen wollten, die schon dagewesen sind; was der Geschichte vollkommen angeh�rt und mit der heutigen The�rapie nichts mehr zu thun hat, davon sehen wir ab, wir be�schr�nken uns vielmehr auf die Heilsysteme, welche der j�n�geren Vergangenheit angeh�ren, deren Spuren noch jetzt in der Therapie zu finden sind, und diejenigen, welche ihre Vertreter noch in der Gegenwart haben und nebenher fortbestehen.
Ein bestimmtes Heilsystem hat auch eine Grundidee; das nach einer solchen aufgebaute Geb�ude von Heilregeln stellt
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64nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Heilsysteiue.
eben das Heilsystem dar. Solche Grundidee hat verscliiedene Quellen:
1)nbsp; nbsp;Sie geht von einer Lebensseite des Organismus aus und stellt es von der einen oder der anderen als ausgemacht hin, dass alles Wohl und Wehe davon abh�nge, Krankheit und Hei�lung davon ausgehe. Kach so fundamentirter Idee �ber Krank�heit und Heilung ist bald der Nerv � die Nerven-Pathologie und -Therapie �, bald das Blut in seiner Mischung � Humo�ral-Pathologie und -Therapie �, bald die Blut-Circulation im (Japillarsysterae � die anatomische Schule, namentlich die Brous-saische Doctrin, wonach jede Krankheit auf Congestion und Ent�z�ndung beruht �, bald wieder die organische Zelle in ihrer Th�tigkeits�usserung etc., der fundamentale Angriffspunkt der Therapie.
2)nbsp; nbsp;Die Grundidee eines Heilsystems beruht einseitig auf der Anschauungsweise �ber die Heilwirkung der Mittel; man fasst entweder die Krankheiten lediglich nach ihrer Verbreitung und den befallenen Organen auf und klassificirt sie nach ihren Heil�mitteln � das Radcmacher'sche Heilsystem �; oder man stellt bei den Krankheiten die Symptome allein als die leitenden Dinge hin und wendet nun theils solche Mittel an, welche �hnliche oder gleiche Erscheinungen hervorzubringen im Stande sind � Hom�opathie, Isopathie �, theils solche, welche die ent�gegengesetzten Wirkungen haben � Antipathie, antidotisches Verfahren �, oder endlich auch Mittel, die weder �hnliche noch entgegengesetzte, sondern ganz verschiedenartige Zust�nde erzeu�gen, alterirende Mittel � Allopathie.
Dies ist, dem Wortlaute nach, die eigentliche Allopathie, die aber keineswegs mit der sogenannten Allopathie verwechselt werden darf, welche im gew�hnlichen Leben als Gegensatz von der Hom�opathie gebraucht wird, und welche keine wirkliche Allopathie ist, sondern nach sehr verschiedeneu rationellen und empirischen Grunds�tzen heilt.
3)nbsp; nbsp;Die Basis eines Heilsystems liegt endlich in einem ein�zelnen Heilmittel, souverainen Mittel, dem die wunderbare Kraft verliehen ist, alle Krankheiten oder doch die grosse Mehrzahl auszul�sen, und wo dann das ganze Heilsystem eben in der Mannigfaltigkeit der Anwendungsarten besteht � Hydropathie, Mesmerismus.
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Brownianismus,
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In der Wesenheit eines Systems liegt es �berhaupt, dass alles dasjenige, was nicht der leitenden Grundidee entsprechend ist, ausgeschlossen werden muss, sonst bleibt es eben kein System mehr. Das System einer therapeutischen Behandlungsweise schliesst nothwendig jedes andre aus; in dieser Ausschliesslichkeit aber liegt die Einseitigkeit, die Unvollkommenheit und der Grund des fr�heren oder sp�teren Untergangs eines jeden Heil-systems. Denn in dem lebendigen Organismus sind dieVerh�ltnisse nicht dazu angethan, dass die St�rungen ausschliesslich von dem einen oder anderen anatomischen Systeme ausgehen, derAnstoss zum Erkranken wie zum Genesen geht von verschiedenen Punk�ten aus und geschieht auf die mannigfaltigste Weise; dieselben Krankheiten k�nnen recht oft auf mehr als einem Wege geheilt und verschiedene Krankheiten m�ssen oft auf verschiedenartige Weise in Angriff genommen werden. Es kann sich daher in einer rationell empirischen Therapie selbstredend nie um ein bestimmtes System handeln, solche muss vielmehr jedes System, als souverain aufgefasst, ausschliessen und in ihren Grundlagen wieder alle umfassen, so weit sie nicht in das Bereich der Tr�u�mereien geh�ren.
Nichtsdestoweniger hat jedes Heilsystem seine Anh�nger ge�funden und einen gr�sseren oder geringeren Einfluss auf die medi-cinische Praxis ausge�bt, wie auch umgekehrt manche Wahr�heit so schwer zur Geltung kommt. Dies liegt in der Natur des Menschen selbst; ein Theil h�ngt am Alten, ein anderer ist neuerungss�chtig und ein dritter Theil ist gleichg�ltig f�r Alles, namentlich aber, wenn es nicht bequem ist.
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Brownianismus.
Aus Holler's Irritabilit�tslehre entstand Bromria Erregungs�theorie 1788*). Der Ideengang dieses Systems ist folgender:
Die F�higkeit, durch �ussere Einfl�sse in Th�tigkeit ver�setzt zu werden, ist die Erregbarkeit .� incitobilitas �, welche ihren Sitz vornehmlich im Nervenmark und in der Mus�kelsubstanz hat und wodurch sich der belebte K�rper von der
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*) G. Brown's System der Heilkunde. Uebersetzung von Pf �ff. Kopen�hagen 1798.
Ger lach A% Therapie. 2. AnJ.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
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66nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Heilsysterae.
todten Materie unterscheidet. Die �usseron Einfl�sse sind Poten�zen � Reize, incitamenta � f�r die Erregbarkeit, und das Re�sultat der Wirkung der Reize auf die Erregbarkeit ist Erregung � incitatio �, von welcher alle Erscheinungen des lebenden K�rpers abh�ngen. Wo die Reize auch auf den Orga�nismus einwirken m�gen, immer wird die Erregbarkeit davon in ihrer Totalit�t getroffen. Reizung ist also die Triebfeder des Lebens und durch ihre Modificationen die Quelle der Krank�heiten; Gesundheit und Krankheit h�ngen nur von dem Grade der Erregung und also weiter von dem Grade der Reizung ab. Eine massige Erregung bestimmt den Zustand der Gesundheit und h�ngt von einer massigen Wirkung der Reize ab.
In Krankheiten ist nun entweder das Maass der reizenden Wirkung zu stark, indem die nat�rlichen Reize mit erh�hter Kraft oder in gr�sserer Menge wirken; die Folge ist st�rkere Erregung und diese bedingt die eine Hauptkrankheitsform � die Hypersthenie; oder das Maass der reizenden Wirkung ist zu gering, in Folge dessen geringere Erregung, wodurch die zweite Hauptkrankheitsform � die Asthenie � gegeben ist, die aber auf zwei verschiedenen Wegen zu Stande kommt, und je nach�dem unterscheidet man eine directe oder eigentliche Asthenie, wenn die Reize theilweise entzogen oder zu schwach sind, und eine indirecte Asthenie, welche auf die Weise zu Stande kommt, dass die Erregbarkeit durch die Reize selbst geschw�cht oder ersch�pft wird, wenn sie zu stark und zu anhaltend einwirken, so dass gew�hnliche Reize nicht mehr den geh�rigen Grad der Erregung bewirken � �eberreizung. Die Erregbarkeit ist n�m�lich nicht immer in demselben Maasse vorhanden, sie ist ver�mehrt � angeh�uft � bei schwachen Reizen oder bei Mangel an Reizen, sie ist vermindert bei st�rkeren und anhaltenderen Reizen, weil die Reizung nicht bloss Erregung, sondern auch Consumption der Erregbarkeit zur Folge hat.
Der Tod erfolgt durch den h�chsten Grad der Asthenie, entweder direct durch Mangel an .Reizen, oder indirect durch �eberreizung und g�nzliche Ersch�pfung der Erregbarkeit. Man�gel an Reizen und Ersch�pfung sind in ihren Folgen gleich, bei beiden keine Erregung, kein Leben. Der Einfachheit wegen leugnete Brown, jede qualitative Verschiedenheit der Reize.
Die diesem Systeme entsprechende Therapie ist luchst ein-
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Brownianismus.
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fach; wie die Reize die Triebfeder des Lebens u�d die Quelle der Krankheiten sind, so sind sie auch die Mittel zur Genesung. Der Kranklicitsentstebung entsprechend, giebt es f�r alle Krank�heiten auch nur zwei Hauptindicationen:
1)nbsp; die Reizung zu vermindern � also zu schw�chen � bei der Hypersthenie, und
2)nbsp; nbsp;die Reizung zu vermehren � zu st�rken � bei der Asthenie.
Bei letzterer ist jedoch die Heilart insofern verschieden, dass man:
a)nbsp; bei directer Asthenie mit kleinen Reizen � gelind erre�genden Mitteln � anf�ngt und allm�lig zu st�rkeren Reizen �bergeht, weil bei diesem Zustande gesteigerte Erregbarkeit durch st�rkere Reize, welche der Therapeut spendet, leicht ersch�pft und so Ueborreizung � indirecte Asthenie � herbei�gef�hrt werden w�rde;
b)nbsp; nbsp;bei indirecter Asthenie dagegen mit st�rkeren Reizen anf�ngt und allm�lig durch geringere Reize zu den gew�hnlichen herabsteigt; denn die verminderte Erregbarkeit w�rde gegen schwache Reize nicht reagiren.
Brown erkl�rte die meisten Krankheiten f�r asthenisch, weshalb die Reizmittel auch die wichtigste Rolle in der The�rapie spielten.
Trotz der grossen M�ngel fand dieses System schnell und allgemein Eingang bei dcn^Aerzten, die einfache Therapie war sehr einladend, die Heilindicationen waren leicht zu finden, und wegen der schw�chenden und erregenden Mittel kam kein Arzt in Verlegenheit. In der Thierheilkunde wurde diese Lehre sehr bald adoptirt, namentlich ist es wohl Laubmder gewesen, der dieses Heilsystem bei den Thier�rzten zuerst eingef�hrt hat. Aber nur kurze Zeit konnte sich diese Erregungstheorie erhal�ten, die praktischen Aerzte waren nicht gl�cklich damit, nament�lich erkannte man sehr bald das Verderbliche des ausgebreite�ten Gebrauchs der Reizmittel in Fiebern, man kam immer mehr davon zur�ck, w�hrend andererseits die Gebrochen der strengen Kritik nicht entgingen. Wie aber von allen Systemen etwas zur�ckgeblieben ist, wenn auch in anderen Schattirungen, wie sie eben zu dem Bilde eines neuen Systems passten, so ist auch der Brownianismus noch heute nicht verschwunden, noch viel�f�ltig werden die �berkommenen Ausdr�cke von Sthenie und
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6Snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Heilsysteme.
Asthenie gemissbraucht, besonders spielen sie in der Thierheil-kunde noch vielseitig eine bedeutsamere Rolle, als zum Heile der Patienten dient. Es versteht sich von selbst, dass das Maass der Kr�fte bei den Patienten ein verschiedenes ist, dass also sthenische und asthenische Zust�nde, wenn auch nicht in der urspr�nglichen Bedeutung, existiren, dass wenigstens ein asthe-nischer Zustand auch selbstst�ndig bestehen kann, deshalb darf aber doch nicht das Hauptgewicht auf das bestehende Kraft-maass gelegt und dar�ber der Krankheitsprocess vergessen werden.
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Rasori's System.
(Teoria di contrastimolo.)
Dieses Heilsystem wurzelt ebenfalls in der Erregungstheo-rie. Brown erkl�rte alle Potenzen f�r Reize und erkannte keine deprimirenden Einfl�sse an. Giovane Rasori (in Pavia) f�hlte die Nichtigkeit dieser Behauptung und unterschied deshalb die �usseren Einfl�sse in st�rkende und schw�chende, d. h. direct schw�chende ohne vorherige Ueberreizung, in Reize und Gegenreize. Diejenigen Mittel, welche auf den lebenden Organismus eine, der reizenden, d. h. erregenden Wirkung direct entgegengesetzte, eine entreizende, deprimirende Wirkung haben, nennt er Contrastimulantia direeta, w�hrend die Entziehungen der gewohnten Reize, wie Hunger, K�lte und Aderlass, seine Contrastimidantia indireeta seit spuria sind. Zu den ersteren z�hlte er besonders die blaus�urelialtigen Mittel. Rasori st�tzte sich hier besonders auf die bei aqua Laurocerasi gemachten Beobachtungen:
1)nbsp; nbsp; dass Thiere dadurch unmittelbar schnell geschw�cht, selbst durch Schw�che get�dtet werden, ohne vorlaufende Erre�gung ;
2)nbsp; dass Thiere, die durch aqua Laurocerasi schon dem Tode nahe gebracht sind, durch fl�chtige Reizmittel wieder hergestellt werden k�nnen;
3)nbsp; nbsp;dass die Wirkungen fl�chtiger Reize durch Zwischen�gaben der aqua Laurocerasi sich immer unterbrechen lassen, und
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Rasori's System.
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4) dass man in den Eingeweiden der Tbiere, die mit aqua Laurocerasi gct�dtet werden, nie eine Spur von reizender Ein�wirkung auf die Eingeweide wahrnimmt.
Borda untersuchte, dieser Ansicht gem�ss, das ganze Gehiet der Medicamente und fand, dass aussei' der Blaus�ure und den blaus�urehaltigen Mitteln noch Faba St. Ignatti, Nux vomica, Solamim nigrum und Dulcamara, Digitalis, Mercur, die Anti-monialia, Ipecacuanha, Scilla maritima, Gratiola officinalis, die S�uren und Neutralsalze u. m. a. Substanzen directe Schw�chlings-mittel seien. Broten hatte die meisten Krankheiten f�r nsthe-nisch erkl�rt und die Reizmittel in Schwung gebracht, w�hrend Basori umgekehrt versicherte, dass unter 100 Krankheitsf�llen 97 sthenische seien, weshalb dieser und seine Sch�ler mit Ader�l�ssen, Brechweinstein, Salpeter u. a. arbeiteten. Beide haben wohl in ihrem Eifer �bersehen, dass der Krankheitsgenius nicht im�mer derselbe, vielmehr im R�ume und in der Zeit verschie�den ist.
Auch von diesem Systeme tr�gt unsere Therapie noch deut�liche Spuren; wenn auch die schw�chenden Mittel nicht mehr Contrastimulantien genannt werden, so wird doch der herabstira-mende, schw�chende Heilapparat eben so gut, wie andererseits der erregende, st�rkende, vielfach in zu grosser Ausdehnung angewendet. Von so manchem Thierarzte wird der Aderlass gemacht, ohne Indication daf�r zu haben, ja oft selbst trotz deutlicher Contraindictationen; zwar ist wohl weniger die Sthe-nie, sondern mehr die Entz�ndung das Schattenbild, welches sie fast �berall sehen und gegen welches sie mit den Rasori'scheu Gegenreizen, den schw�chenden Mitteln, zu Felde ziehen. Es bleibt unentschieden, ob die noch heute bemerkbaren Miss�br�uche der schw�chenden Mittel die Rudera von dem contra-stimulistischen Systeme Basori s oder die Folgen von den Brous-sai'schen Doctrinen sind, wonach �berall Congestion und Ent�z�ndung zu bek�mpfen sind.
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'#9632; #9632;':-'
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mesmerisnius.
Die magische oder magnetische Heilmethode von �nton Mesmer. Als Galvani die Elektricit�t entdeckt hatte, ver�suchte man auch die Lebenserscheinungen durch dieselbe zu erkl�ren; Z.. Bein hold sah den Organismus geradezu als eine galvanische
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70nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dio Heflsysteme.
S�ule an. Alesmer fasste das magnetische Agens (den thieri-schen Magnetismus) als allgemeines Lebensprincip auf und f�hrte alle Krankheiten und i lire Heilungen auf St�rung und Wiederherstellung der magnetischen Str�mungen zur�ck. Die Polarit�t spielte hierbei eine grosse Rolle. Duhois Reymmd hat sp�ter die elektro-motorischen Str�mun�gen in den Nerven und Muskeln nachgewiesen. Licht, W�rme und Elektrici�t, die nach neuerer Physik nur verschiedene Bewe�gungserscheinungen eines Aethers in Conflict mit den gr�beren Materien sind, geh�ren zu den m�chtigen Agentien in �tiolo�gischer und therapeutischer Beziehung. Wenn man nun auch die Wirkung des Magnetismus auf den Organismus noch weni�ger kennt, als die der �brigen sogenannten dynamischen Fac-toren, so steht doch so viel fest, dass er nicht ohne Einfluss auf den thierischen Organismus ist. So viel daher auch der Mesmerismus zu T�uschungen gemissbraucht sein mag, und so wenig man denselben als ein Universalheilmittel betrachten darf, so ist doch nicht in Abrede zu stellen, dass die elektrischen und magnetischen Verh�ltnisse im thierischen K�rper sich �ndern und St�rungen bedingen k�nnen, dass somit auch Ausgleichun�gen solcher Missverh�ltnisse durch Mittheilung oder Entziehung heilbringend sein m�ssen, und dass die Einwirkung des Magne�tismus eben so gut seinen Effect hat, als die Inductionselek-tricit�t. Manche sogenannte sympathetische Kur mag daher auch wohl in dem Mesmerismus eine reelle Seite haben. In wie weit aber der thiorische Magnetismus und die thierische Elektricit�t sich bei verschiedenen Individuen derselber Gattung und wieder in den verschiedenen Gattungen verschieden verh�lt, ob, je nachdem zwischen einzelnen Individuen und verschie�denen Gattungen ein Ein- und Ausstr�men, ein Ausgleichen und Anh�ufen stattfindet und auf diese Weise ein magischer � magnetischer � Einfluss von einzelnen Individuen auf andere von gleicher oder verschiedener Gattung Statt hat, das alles ist noch nicht entschieden.- Der Mesmerismus muss bis jetzt noch gar zu sehr den abstracten Glauben, in manchen Dingen einen recht kindlichen Glauben in Anspruch nehmen, er hat bis jetzt noch zu wenig reelles Fundament, um sich nur zu einzelnen Kurmethoden bei gewissen Krankheiten zu formiren, geschweige denn ein umfassenderes Heilsystem aufzustellen.
Ennemoser hat den Mesmerismus sp�ter wieder aufgenom-
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Hydropathie, Hydrotherapie, Kaltwasserkur.
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men; er hat dabei aber auch zugleich gezeigt, wie gef�hrlich es ist, sich mit dieser Materie tiefer zu befassen, indem er bei seinen Forschungen zu der Ansicht gekommen ist, dass durch Magnetismus die Veterin�rkunde �berfl�ssig gemacht wer�den k�nnte.
Literatur.
M. C. v. Bhunenring. Beitr�ge zur �rztlichen Behandlung mittelst des mineralischen Magnetismus. Berlin, 1835.
Schnitzer, lieber die rationelle Anwendung des mineralischen Magnetis�mus. Berlin, 1837.
G. Krusel. Galvanismus als Heilmittel. Petersburg, 1841.
-B. Froriep. Beobachtungen �ber die Heilwirkung der Elektricit�t bei An�wendung des magneto - elektrischen Apparates. 1. Heft, Berlin, 1843.
Imm. Eijdam. Erscheinungen der Elektricit�t und des Magnetismus. Wei�mar, 1843.
Ennemoser. Anleitung zur mesmerischen Praxis. Stuttgart, 185-2.
Kreutzcr. Central - Zeitung. 3. Jahrg. 1853 No. 1 etc.
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Ilydropatbic, Hydrotherapie, Kaltwasserkur.
Das kalte Wasser ist nach diesem Systeme ein universelles Heilmittel, welches auf sehr verschiedene Weise in Anwendung kommt. Schon Hippokrates wandte das kalte Wasser bei Fie�ber an; Patron, der nicht lange nach Hippokrates lebte, erfand aber eigentlich die Kaltwasserkur. Antonius Musa, Leibarzt von Augustus, machte sie zum zweiten Male und Priessnitz im gegenw�rtigen Jahrhundert zum dritten Male zur Modesache. Schon in der letzten H�lfte des 18. Jahrhunderts wurden Kalt�wasserkuren von schlesischen Aerzten, namentlich von den Ge�br�dern Hahn systematisch angewendet. Priessnitz, ein Nicht-arzt, wandte das kalte Wasser als Universalheilmittel in ver�schiedener Weise oft auch mit bestem Erfolge an, und begr�n�dete eine roh empirische Hydropathie. Unter den Nachfolgern gab es Aerzteund Nicht�rzte; die �rztlichen Hydropathen nannten sich zum Unterschiede von den Laien Hydriaten oder Hydriatiker. Das Wort �Hydropathquot; Wasserdoctor, hat sonach den Neben�begriff des pfuscherm�ssigen, des bewusstlosen Handelns erhal�ten, w�hrend unter �Hydriatquot; der wissenschaftliche Wasser-
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arzt verstanden wird. Sofern jedoch beide Klassen die Hydro�pathie als ein exclusives Heilsystem betrachten, m�ssen sie auch in eine Kategorie geworfen werden, diejenigen Hydropa�then dagegen, welche die Hydropathie nur als einen Complex von Kurmethoden auffassen, welche bei gewissen Indicationen ihre Anwendung finden, diese verdienen allein von jenen getrennt und als wirkliche wissenschaftliche, �rztliche Hydropathen oder Hydriatiker genannt zu werden.
Die Anwendungsweise ist sehr verschieden; das Grundver-fahren ist im Allgemeinen folgendes: Die Kranken trinken quot;Wasser w�hrend sie in nassen Leint�chern und dar�ber in wol�lenen Decken eingeh�llt bleiben, bis ein starker Schweiss aus�bricht und k�rzere oder l�ngere Zeit bestanden hat. Hierauf kommen dieselben sogleich schwitzend in ein kaltes Vollbad oder Halbbad, worin sie nun einige Secunden oder Minuten gehalten werden, oder sie werden mit kaltem Wasser begossen oder dem Eegenbade ausgesetzt. Ein Gang im Freien und wiederum Trinken von kaltem Wasser schliessen die Procedur. Die Modificationen dieses Grundverfahrens beziehen sich auf mannigfaltige �rtliche Einwirkungen des kalten Wassers, auf die Anwendung von Sitzb�dern, Halbb�dern, Arm-, Bein-, Hand -, Ellenbogen -, Fuss - und Kopf b�dern, Uebergiessungen des ganzen K�rpers oder einzelner Theile, Douchen, Kaltwasserkly-stiere, Wasserumschl�ge etc.
Es kann nicht mehr bestritten werden, dass das Wasser ein m�chtiges therapeutisches Mittel ist, welches bei verschie�denen Krankheiten seine rechte Anwendung findet und je nach den Heilbed�rfnissen auch in verschiedener Form angewendet werden muss. Die Indicationen f�r das kalte Wasser und des�sen specielle Anwendungsweise, welche eben den Inbegn�quot; einer rationellen Hydrotherapie (Hydrojatrie) ausmachen, ergeben sich aus den Wirkungen, welche das Wasser �berhaupt haben kann. (Conf. Thl. II. Kaltwasserkur.)
So vielfach nun auch das kalte Wasser eine heilsame An�wendung finden mag, so ist es doch kein specifisches Mittel und am allerwenigsten ein Universalmittel, d. h. kein Mittel, was die Grundlage eines Heilsystems sein und in den verschiedensten Anwendungsformen und Methoden als ein stehendes Heilmittel bei Krankheiten �berhaupt ohne specielle Indicationen angese�hen werden kann. Der Hydropath, der nur mit Wasser ope-
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rirt und der dennoch jeden Patienten in Behandlung nimmt und unbarmherzig mit kaltem Wasser tractirt, der ist, so viel er in den einzelnen F�llen auch n�tzen mag, doch nichts weiter, als ein Charlatan. Wer das Wasser als einziges Mittel f�r seine therapeutische Th�tigkeit festh�lt, der muss nothwendig unter den Patienten nach den entsprechenden Krankheiten w�hlen und die Kur aussetzen, wenn der Erfolg fehlschl�gt; aber gerade in der forcirten Fortsetzung der Kur bei unerw�nschtem Erfolge liegt oft der Barbarismus des Hydropathen.
Bei der Behandlung kranker Thiere kommt die Charlata-nerie in dieser Branche wohl nicht vor; w�re aber die Anwen�dungsweise des Wassers so bequem, wie die der hom�opathi�schen Mittel, dann w�rden wir eben so viele Hydropathen, ds Hom�opathen haben.
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Die Schroth'schc Hiirmcthode;
die austrocknende Heilmethode, Xeropathie *).
J. Schroih, ein Naturarzt wie Priessuitz, hat ein Heilverfah�ren begr�ndet, welches, der Hauptsache nach, in einem Abhun�gern und Austrocknen beruht und somit im Wesentlichen der Hydropathie diametral gegen�ber steht. Zu Lindewiese in �sterreichisch Schlesien durstet Schroth seine Patienten aus und hungert ihre kranken Leiber ab, damit ein gesunder geboren werde. Kranke Thiere, die instinktm�ssig Futter und Getr�nk verschm�hten und dabei genasen, machten auf den Fuhrmann Schroth einen solchen tiefen Eindruck, dass er Heilkiinstler f�r die leidende Menschheit nach den Grunds�tzen wurde, auf die er durch die instinktm�ssige Selbstheilung seiner Thiere gef�hrt wurde.
Er machte ferner auf seinen Reisen als Fuhrmann die Be�merkung, dass seine Pferde, so oft er sie mehr und �fters trin�ken Hess, h�ufiger schwitzten und fr�her ermatteten; sobald er sie aber mehr trocken f�tterte und ihnen nur eine bestimmte Quantit�t Getr�nk reichte, sie viel mehr Kraft und Ausdauer im Zuge bewiesen, und weniger schwitzten; aus dieser �bri-
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*) Die Heilmethode des J. Schroth und ihre ausgezeichneten Erfolge von einem praktischen Arzte. Frankfurt a. M. 184�.
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gens richtigen Beobachtung schloss er, dass eine zu grosse Menge von Fl�ssigkeit auf den Kr�fteznstand des Menschen selbst im gesunden Zustande nachtheilig einwirken m�sse.
Schroth nimmt an, dass die meisten, namentlich die chro�nischen Krankheiten, gegen welche sein Heilverfahren auch besonders consequent in Anwendung kommt, eine Verderbniss der S�fte sei- das Ziel seines Heilsystems ist deshalb eine voll�st�ndige Reinigung der Blut- und S�ftemasse des K�rpers und die Entfernung der krankhaften Stoffe auf den nat�rlichen We�gen. Die n�chsten Heilzwecke sind: 1) die gute Verdauung wieder herzustellen, was Grundbedingung der Genesung ist; 2) die Krankheitsstoffe zu l�sen, und 3) dieselben aus dem K�r�per zu schaffen.
Die hierzu in Anwendung kommenden Mittel sind:
1)nbsp; Leibuinschl�ge und Einh�llung des ganzen K�rpers mit Leinent�chern, die in frisches Wasser gesteckt und ausgerungen sind; so bleiben die Patienten im Bett und warmem Zimmer bis acht Stunden liegen. � Ein schweisstreibendes Mittel.
2)nbsp; Eine strenge trockene Di�t � Semmeldi�t; 2 bis 6 alt�backene Semmel t�glich ohne jede andere Speise.
3)nbsp; Periodische Enthaltung aller Getr�nke; je nachdem es die Patienten aushalten, m�ssen sie 2 bis 5 volle Tage sich jedes Getr�nkes enthalten, dann kommt ein Trinktag, wo der brennende Durst mit leichtem Wein vorsichtig gestillt wer�den darf.
Mit dieser Kur wird fortgefahren, bis das Uebel beseitigt ist, und bei hartn�ckigem Uebel so lange, als es die K�rper�kr�fte erlauben. Werden die Kr�fte fr�her ersch�pft, als das Uebel, so wird einige Tage mit der Kur ausgesetzt.
Starke Abmagerung, Schw�che und fieberhafte Aufregung stellt sich bei dieser Kur ein.
Schroth wendet auch �rtliche Umschl�ge bei Wunden, Ent�z�ndungen etc. an; mehrfach zusammengelegte Leinwandlappen werden mehr oder weniger nass aufgelegt, trocken umh�llt und erst nach einigen Stunden erneuert, um die Haut an der leiden�den Stelle zur Transpiration zu bringen.
Auch kranke Thicre und namentlich Pferde behandelt Schroth nach seiner Methode, und angeblich mit dem besten Erfolge. Mittelst des Leibumschlages und der trocknen Di�t
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Die Schroth'schc Kurmethode.
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sollen, mit Ausnahme des Rotzes, alle kranken Pferde geheilt werden; selbst Spat und Hufzwang sind unter den auf diese Weise geheilten Leiden mit aufgef�hrt.
Die Eesorption wird �brigens vielleicht auf keine aridere Weise in dem Grade gef�rdert, wie durch die Schroth'sche Kur. Was die lokale Anwendung der nassen Lappen betrifft, so muss man die Heilwirkung bei Entz�ndungen und Wunden .einr�u�men. Das Abhalten der Luft, das Verhindern des Austrocknens, die Zur�ckhaltung der Ausd�nstung auf der Haut, die gleich-massige tliierische W�rme nebst dem geh�rigen Grade von Feuchtigkeit sind hier offenbar die heilsamen Momente.
Das Schroth'sche Heilverfahren � das Austrocknen � hat nicht so viel Anklang und Anh�nger gefunden, als das Priess-Hife'sche � das Auswaschen, Ausw�ssern �, was seinen Grund darin haben mag, dass ersteres nicht so vielfach seine rechte Anwendung findet, wie die Hydropathie, und dass die Durstkur zugleich eine abschreckende, qualvolle Kur ist.
Die Grundidee des Schrotli'sc\\Qn Verfahrens ist aber doch nicht untergegangen, einzelne Aerzte behandeln noch jetzt nach �hnlichen Principien; ein Heilverfahren, welches in Deutsch�land unter dem Namen �Semmelkurquot; bekannt ist. In der deut�schen Literatur sind daf�r aufgetreten Dr. Rypke *), die Docto-ren P. Kadner und L. Baumgarten **), letztere haben dieses Heilsystem weiter verfolgt, sie betrachten die di�tische Heil�lehre auf Grund des Schroth'sehen Heilverfahrens als die allein naturgera�sse und glauben, dass durch Arzneimittel keine Krank�heit geheilt werde. Nach ihnen muss die Krankheit zur Aus�leerung vorbereitet und dann ausgeleert werden; diese Aufgabe vollbringt das Fieber. Durch das austrocknende Fieber werden den Krankheitsstofifen die Fl�ssigkeiten entzogen, in Folge des�sen sterben sie ab und werden dann durch andere Fl�ssigkei�ten, die dem Organismus durch die Haut mittelst nasser Um�schl�ge zugef�hrt werden, aufgefrischt. Die feuchten Umh�llun�gen k�nnen durch den Genuss von kleinen Quantit�ten Wein unterst�tzt werden. Ist kein Fieber vorhanden, dann wird ein solches dadurch hervorgerufen, dass man die Kranken alte trockne Semmel geniessen und nichts dabei trinken l�sst. In
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*) Die di�tetische Heilmethode. **) Die di�tetische Heillehre in ihrer Anwondun:
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Dresden 1SG3.
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Folge dieses Verhaltens werden alle entbehrlichen Fl�ssigkeiten vor allen die an Krankheitsstoffe gebundenen aufgesaugt, die Krankheitsstofie sterben ab und werden ausgef�hrt, nachdem die Haut die n�thige Menge Wasser getrunken hat.
Die hippokratische materia peccans ist also wieder zu Ehren gekommen, nur dass sie nicht durch Kochen in der thierischen W�rme, sondern durch Wasserentziehung zur Ausleerung vor�bereitet wird. Eine wissenschaftlichere Anwendung hat die aus�leerende Kurmethode in Frankreich gefunden, namentlich hat i^olaquo;-sagriues*) die ausleerende Kurmethode nach ihrer physiologischen Wirkungsweise abgehandelt und unter bestimmte therapeutische Indicationen gestellt.
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Paracelsus � Radcmaclicr'sclic Ileillchre. **)
Localia localibus ist im Allgemeinen der an der Spitze ste�hende Grundsatz dieser Methode.
Im IGten Jahrhundert existirte eine besondere Secte Heil�k�nstler, deren Ursprung unbekannt ist, welche die reine Heil�wirkung der Arzneimittel als die einzige Basis der Pleillehre betrachteten, die von der Galerischen Schule verfolgt wurden, ihre Heillehre deshalb geheim hielten und so die Geheim�rzte hiessen. Jiademacher ist nach einer langj�hrigen Erfahrung auf die Grunds�tze der alten scheidekiinstigen Geheim�rzte zur�ckgekommen, hat die reine Heilwirkung der Arzneimittel als die einzige unwandelbare und erkennbare Basis der Heil�lehre wieder aufgenommen, und den Satz aufgestellt, dass den Krankheitszuf�llen und dem lebendigen Organismus keine Grund�feste f�r die Heillehre zugestanden werden k�nne, weil erstere, die Krankheitszuf�lle, wandelbar seien, letzterer, der lebendige Organismus, in seiner Totalit�t unerkennbar w�re. Das Wesen einer Krankheit � sagt Rademacher � ist an sich etwas sinn�lich Unerkennbares, wir k�nnen von demselben nur das Ver-h�ltniss sinnlich erkennen, in welchem es zu der Heilwirkung der Arzneimittel, zu dem Heilmittel steht, und deshalb giebt es auch so viel erkennbare Krankheiten, als Heilmittel in der
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*) De la feche ou Xerophagic. Bull, de Therap. Septbr, 1862. **) Rechtfertigung der verstandesrechten Erfahrungsheillehre der alten scheidekiinstigen Ueheim�rzte etc., von J. G. Rademacher. Berlin. 1843.
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Paraeolsus � Eadeinaolicr'schc Heillehre.
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Natur sind. Wenn zwei, in den �usseren Erscheinungen gleiche Krankheiten nicht durch ein und dasselbe Mittel geheilt wer�den k�nnen, so liegen ihnen auch verschiedene Processe zu Grunde. Das Wesen einer Krankheit, auf welche wir kein Heilmittel wissen,, bleibt so lange f�r unseren Verstand etwas Unerkennbares, bis wir das wahre Heilmittel gefunden haben; es muss daher auf dem Wege der Empirie ermittelt werden, in welcher Beziehung die Krankheit zur Heilwirkung steht. Paracelsus sprach es schon aus, dass man das Wesen der Er�krankungen nicht in dem K�rper �berhaupt und nicht in dem kranken Organe selbst, sondern in der �usseren Natur suchen solle. Die Krankheiten werden mit dem Namen ihrer Heilmit�tel bezeichnet.
RademacJier hat, wie Paracelsus, s�mmtliche Krankheiten in Urorgankrankheiten und in Universalkrankheiten, und diesen entsprechend wieder auch die Heilmittel in Organ-und Universa 1-Heilmittel eingetheilt.
Bei den Urorgankrankheiten entsteht der Krankheitspro-cess in irgend einem Organe zuerst und bleibt entweder auf dieses Organ beschr�nkt, oder andere Organe werden mit in den Process hineingezogen, und so entstehen die consensuellen Organkrankheiten, die mitunter mehr in die Augen springen k�nnen, als die Urorgankrankheiten, aber dennoch nicht Ge�genstand der Behandlung sind, die Mittel m�ssen vielmehr im�mer gegen die Urorgankrankheit gerichtet sein. Die consen�suellen Erkrankungen k�nnen jedoch auch unabh�ngig von der Urkrankheit, also selbstst�ndig werden und sind dann Urorgan�krankheiten f�r die Behandlung. Die Urorgankrankheiten kom�men am h�ufigsten vor und sind daher auch die wichtigsten.
Die Organheilmittel sind solche, welche erkrankte Organe gesund machen; Digitalis z.B. heilt das kranke Herz, Antimo-uium die kranke Lunge, Sch�llkraut die kranke Leber, Meer�zwiebel ist ein Splenicum, und so giebt es f�r jedes erkrankte Organ im Organismus ein oder mehrere Heilmittel; jedes ein�zelne Heilmittel ist aber immer nur im Stande, einen einzigen und keinen anderen Krankheitsprocess zu l�sen. Da nun aber das Wie des Gesundmachens ausserhalb der Grenze des mensch�lichen Wissens liegt, so h�lt es Rademncher f�r th�richt, die Organheilmittel nach ihrer Wirkungsweise in Kategorien ein-zutheilen, er tbeilt vielmehr jedem Organe so vielerlei m�g-
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78nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Heilsj'steme.
liehe krankhafte Zust�nde zu, als Heilmittel auf dasselbe aus der Erfahrung bekannt sind. So z. B. kennt Rademacher in der Leber eine Sch�llkraut-, eine Breclmuss-, eine Frauendistel-, eine Terpentin- und eine Quassia - Krankheit. F�r den Arzt; dem nur ein Heilmittel auf ein bestimmtes Organ bekannt ist, f�r diesen existirt in solchem Organe auch nur eine Krankheit, und mit der Entdeckung eines neuen Heilmittels auf ein gewis�ses Organ wird in diesem zugleich eine neue Krankheit ent�deckt, es k�nnen mithin in dem Organismus noch so viel neue Organkrankheiten entdeckt werden, als in der grossen Natur noch Heilmittel verborgen sind, und zu dieser Entdeckung ge�brauchen wir kein Secirmesser, kein Mikroskop, kein chemi�sches Reagens, wir d�rfen nur mit verschiedenen Mitteln in der Therapie experimentiren *).
Die Universalkrankheit ist dagegen eine Erkrankung des Gesammtorganismus, d. h. die Krankheit nimmt vom Gesammt-organismus ihren Anfang, und wenn sich dabei auch das Lei�den in einzelnen Organen hei'vorstehend manifestirt, so geh�rt es doch dem Organe nicht als Organ, sondern als Theil des ganzen Organismus an. Dieses Universalleiden ist nach liade-macher das, was die Aerzte �bald inflammatorischen, bald sthe-nischen Zustand, bald Schw�che, bald Asthenie, bald F�ulniss, Ataxia nervorum, Verflauung der Lebensgeister etc.quot; genannt haben. Das Allgemeine, wovon die Universalkrankheiteu aus�gehen, und worauf sich die Universalheilmittel beziehen, wird als etwas Unbekanntes, als unbekannte Einheit im Organismus hingestellt, und von Rademaclier mit dem Namen �Gesammt-organismus quot; belegt, worunter er das Urgewebe (?) des Lei�bes vermuthet. Geht die �niversalafi'ection von einem erkrank�ten Organe aus, ist sie die Folge von einem Urorganleiden, so ist es eine consensuelle Univorsalkrankheit, welche ah; solche nicht Gegenstand der Behandlung ist.
Zu Universalheilmitteln z�hlt Rademaclier nur drei Mittel: Kupfer, Eisen und kubischen Salpeter {Natrum nitricum); Sub�stanzen, welche auch schon bei den alten Geheim�rzten die Ehre hatten, zu den Universalmitteln gez�hlt zu werden. Die-
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*) Auerbach � Hademacher's Heilmittel f�r die Praktiker. Berlin, 1851. � bat die verschiedeneu Heilmittel nach den Organen zusammen�gestellt.
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Paracelsus � Rademachersche Ileillchre.
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sen drei wohlth�tigen und m�chtigen Mitteln gegen�ber erkennt Rademacher auch nur drei Universalkrankheiten im Organismus an, die Kupfer-, Eisen- und Salpeterkrankheiten des Gesammt-organismus; so lange unser Erdball in dem bisherigen Verh�lt�nisse zu den �brigen Weltk�rpern bleibt, sollen auch die Lei�ber der Menschen solchen Krankheiten des Gesaramtorganismus unterworfen bleiben, welcher unter der Heilgewalt dieser drei Universalmittel stehen. Kubischer Salpeter, Eisen und Kupfer sind also f�r ewige Zeiten die ausreichenden und alleinigen Heilmittel bei allen allgemeinen Krankheiten des Organismus. Wie aber die Organmittel nur Urerkrankungen der Organe und nicht die consensuellen Organkrankheiten heilen, so heilen die Universahnittel auch nur selbstst�ndige Uraffectionen des Gesaramtorganismus, nicht aber cousensuelle; diese letzteren m�ssen vielmehr durch solche Organmittel beseitigt werden, deren Heilkraft sich eben auf das urerkrankte Organ bezieht.
Rademacher vermag nicht, bestimmte Zeichen f�r die Urer�krankungen des Gesaramtorganismus anzugeben; das beeintr�ch�tigte Gesundheitsgef�hl und das Fieber werden als ein constan-tes Zeichen bei allen Uraffectionen des Gesammtorganismus angegeben, es k�nnen jedoch auch diese Zust�nde nicht als unterscheidendes Merkmal dienen, da sie auch bei consensuel�len Affectionen des Gesammtorganismus vorkommen � Organ�lieber. Die Uraffectionen des Gesammtorganismus, welche un�ter der Heilgewalt der drei Universalmittel und speciell des einen oder anderen dieser Mittel stehen, hat Rademacher em�pirisch ex juvantihus gefunden und speciell aufgez�hlt.
Die Salpeterkrankheiten entsprechen ungef�hr unseren rein entz�ndlichen, die Eisenkrankheiten den asthenischen, atoni�schen, bleichs�chtigen und die Kupferkrankheiten etwa den nerv�sen Zust�nden. Die wohlth�tige oder entgegengesetzte Wirkung der Arzneimittel ist ein Wegweiser, ein sicheres Er�kennungszeichen f�r Krankheiten; das Arzneimittel ist Keagens auf die Krankheit. Eisen und Kupfer sind hinsichtlich ihrer Heilwirkung dem Salpeter entgegengesetzt,. deshalb k�nnen Salpeterkrankheiten nicht mit Kupfer- und Eisenhrankheiten zugleich im K�rper vorkommen, sie k�nnen aber in diese �ber�gehen. Eisen und Kupfer sind nicht einander entgegengesetzt, ihre Krankheiten k�nnen deshalb m�glicherweise auch rieben einander im Organismus vorkommen.
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80nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Heilsysteme.
Alle Krankheiten, sowohl die universal- als die Organ�krankheiten, stehen unter der Herrschaft tellurisch-atmosph�risch-kosmischer Einfl�sse, weil der Organismus und dessen Organe von ihnen abh�ngen; die durch diese Einfl�sse beding�ten Eigenth�mlichkeiten stellen den Krankheitsgenius dar, der r�cksichtlich seines allgemeinen Herrschens als Genius epidemi-cits (beziehungsweise epizooticns) bezeichnet wird, der bei den Kademacherianern eine grosse Rolle spielt und um so sorgf�lti�ger beobachtet werden muss, als derselbe die Krankheiten Jahre lang beherrschen und in verschiedenen Formen auftreten lassen kann. Der Krankheitsgenius kann stationair und intercurrent herrschen; je nachdem k�nnen bestimmte Krankheiten statio�nair und intercurrent auftreten, die gleichzeitig vorkommen oder die sich gegenseitig ausschliessen oder auch compliciren.
Das betreffende Werk von Eademacher hat bei seinem Erscheinen auf die praktischen Aerzte einen grossen Eindruck gemacht, dieser war aber weniger durch das Princip, sondern mehr durch den begeisterten Bearbeiter, durch die frische, ker�nige Darstellungsweise und durch die praktische Durchbildung Radcmacher's bedingt. Nach diesem ersten Eindrucke ist aber die Hinf�lligkeit des Principes bald erkannt worden.
In der Thierhcilkundo hat das Eademacher'sche Heilsystem wenig Eingang gefunden; nur einige Thior�rzte, namentlich Grzcdzieicski*) und Heine**) haben sich daf�r erhoben.
Kritik. Der gr�sste Irrthum Eademachers ist wohl die Vorstellung, als sei die Krankheit ein besonderes unerkennbares Wesen, welches mit der Gesundheit im Kampfe stehe, eine An�sicht, die Eademacher dahin gef�hrt hat, die physikalische, ana�tomische und chemische Seite der krankhaften Vorg�nge und Zust�nde so ganz zu ignoriren. Krankheit ist jedoch immer Le-bens�usserung unter abnormen Verh�ltnissen, aber immer nach denselben physiologischen Gesetzen, wie im gesunden Organis�mus ; sie ist demnach ver�nderte physiologische Function, ver�ursacht durch irgend welche feindlichen Einfl�sse. Eine �tio�logisch-pathologisch wissenschaftliche Grundlage erkennen daher auch die Rademacherianor �berhaupt nicht an, deshalb hat denn
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*) Magazin von Gu7-U und IleHwich. Bd. 24, 25 und 26. *s) Kolik der Pferde nach Bademacher's Ileilsystem. 1863.
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Paracelsus �Rademacher'sche Heillehre.
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auch diese �praktische Heilungslehrequot; kein reelles Fundament und keinen Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Medicin.
Nach liademacher reducirt sich die ganze Medicin auf Un�tersuchung und Beurtheilung, ob der ganze Organismus oder nur ein Organ ergriffen ist; dann beginnt das Probiren mit den Arzneien. Eademacher ist nicht im Stande, einen Anhaltspunkt f�r die Auswahl der Mittel zu geben; er will weder von den Symptomen, aoch von dem Wesen der Krankheit die Keilindi-cationen ableiten, weil die Symptome nur die Wirkung der Krankheit seien und das Wesen unbekannt sei. Das Verhalten der Arzneien zu den Krankheiten ist allein entscheidend �ber deren Natur, erst wenn man das specifische Heilmittel gefunden hat, also immer erst bei den Besserungserscheinungen und der Genesung erkennt man die Natur der Krankheit. Die entspre�chende specitische Arznei ist nun- aber eben sehr schwer aufzu�finden, weil die consensuellen krankhaften Erscheinungen h�ufig-st�rker hervortreten, als die des unergriffenen Organs oder des Gesammtorganismus; es bleibt demnach weiter nichts �brig, als mit den Mitteln zu probiren, bis man das rechte trifft. Gewiss eine schlimme Sache bei acuten Krankheiten. Ist gl�cklich ermittelt worden, ob ein universelles oder locales Urleiden vor�handen ist, so kommt die Hauptschwierigkeit, der Arzt f�ngt nun an au pr�fen, wie der Chemiker, der den unbekannten K�r�per durch Reactionen etc. zu ermitteln sucht. Diese Pr�fungen wiederholen sich in jedem Falle, eine Erfahrung f�r k�nftige F�lle ist nicht zu machen, h�chstens kann hierdurch das Auf�finden der Mittel etwas erleichtert werden, wenn der Krank, heitsgenius constant ist. Ein gewiegter Praktiker wie Hade-inacher konnte auf solche Wreise noch gl�cklich sein in der Praxis, den Nachfolgern d�rfte es aber schwer werden, bei die�sem Verfahren sich ein gutes Gewissen zu bewahren. Ich glaube deshalb immer noch mein fr�heres Urtheil aufrecht hal�ten zu k�nnen, dass das Geb�ude, welches liademacher aus sei�ner reichen Erfahrung zusammengestellt hat, f�r Niemanden wohnlich ist, und der Baumeister nur allein sich darin zurecht�finden konnte.
Diese JRademacherschc specifische Heillehro steht in man�cher Beziehung der Hom�opathie diametral gegen�ber, denn sie verwirft die Behandlung nach den Symptomen und die Pr�fung der Arznei an gesunden Menschen und Thiercn g�nzlich; in
Ger lach Allg. Therapie. 2. Au�.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0
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82nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Heilsysteme.
der Verkennung der naturwissenschaftlichen Medicin aber kom�men sie beide �berein.
Trotz alledem hat Rademacher's Heilungslehre ihre Ver�dienste, wie die Hahnemann'sehe. Rademacher hat sich auf den praktischen Boden der Heilungslehre gestellt und einen m�chti�gen Impuls gegeben, die Therapie als Erfahrungswissenschaft wieder mehr auf dem empirischen Wege zu verfolgen; seine Unterscheidung der universellen und localen, der urspr�nglichen und consensuellen Krankheiten, die Anwendung der Arzneimit�tel bei Organkrankheiten, die Localisirung der Arzneimittel den localisirten Krankheiten gegen�ber und die Vermehrung be�w�hrter Heilmittel bei gewissen Krankheiten sind nicht zu ver�kennende Verdienste um die Ileilwissenschaft.
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Hom�opathie.
1. Hahnemann's Hom�opathie.
Die Hom�opathie ist eine, bald nach ihrer Geburt in der Menschenmedicin auf die Thierheilkunde �bertragene Heilmethode, welche sich r�hmt, nach dem Grundsatze �Similia similihmu jeden Krankheitsfall sanft, schnell und dauerhaft zu heilen und von welcher die Franzosen sagen, dass sie ein sch�ner Traum der deutschen Phantasie sei.
Edhvkmann ist der Erfinder dieser Lehre *), die nicht so�wohl bei Aerzten und Thier�rzten ihren Eingang gefunden hat, als auch von den Laien vielf�ltig mit um so gr�sserem Ver�trauen adoptirt wurde, als dieselben hierdurch auf eine bequeme Weise in den Stand gesetzt wurden, selbst zu kuriren, ohne in die Gefahr zu gerathen, positiv zu schaden, weil sie ferner mehr Gegenstand des Glaubens und der Bewunderung, als der tiefe�ren wissenschaftlichen Forschung ist. Die Billigkeit der Medi�camente und die bequeme Anwendung derselben ist bei den Thieren noch eine besondere einladende Lichtseite.
*) Die ersten Ideen seiner Heilmethode theilte Hdhnemann 1796 als �Versuche �ber ein neues Princip zur Auffindung der Hellkr�fte der Arz-neisubstanzen1' und sp�ter 1805 als �Fragmenta de virihus medicamentorum positivisquot; mit. 1810 erschien die erste Auflage des Organons der Heilkunst, von welcher Zeit sich erst die Geburt der Hom�opathie datirfc. Bis 1833 sind f�nf Auflasen erschienen.
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Hahnemann's Hom�opathie.
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Der erste und oberste Hahnemanrische Lehrsatz ist: �Simi-lia similihus curanturquot;, d.h. in jedem Krankheitsfalle gebe man eine Arznei, die ein �hnliches Leiden im gesunden K�rper erzeugen kann.
Drei wichtige Beobachtungen aus der Hausrnittelpraxis sind es vor allem, welche dieses Grundprincip zun�chst con-struirten: 1) dass Frost durch K�lte, 2) Verbrennungen durch Hitze, Weingeist und Terpentin�l am sichersten geheilt werden, und 3) dass in einem erhitzten Zustande durch Arbeit in der Sonnengluth der Branntwein k�hlt und st�rkt *).
Ein zweiter HaJinemann scher Lehrsatz ist: dass die Krankheiten dynamisch sind und die Krankheits�symptome zum Auffinden der Heilmittel gen�gen. Hahneinann giebt zu, dass jede Krankheit eine Ver�nderung im Innern des Organismus voraussetzt, diese ist aber nach ihm auf keine Weise erkennbar. Da das Leben in keiner R�cksieht den physikalischen Gesetzen folgt, sondern vielmehr einer in�nerlichen Grundkraft � Lebenskraft � gehorcht, welche die Gesetze aller anderen Kr�fte aufhebt, indem sie die Massen in dem zur Erhaltung des Lebens geh�rigen Zustande von Empfin�dung und Th�tigkeit � �in einem fast geistigen dynamischen Zustandequot; � erh�lt. F�r den Heilk�nstler ist nur die Gesammt-heit der Symptome die wahrnehmbare Seite der Krankheit, und zum Beh�te der Heilung braucht man auch weiter nichts zu wissen, weil alle wahrnehmbaren Zeichen die Krankheit in ihrem ganzen Umfange repr�sentiren. Durch die Symptome fordert die Krankheit die zu ihrer H�lfe geeigneten Arzneien, und mit Entfernung der Symptome ist auch die Krankheit be�seitigt. Die in jedem Krankheitsfalle wahrgenommenen Symp�tome sind die einzige Hinweisung auf ein zu w�hlendes Heil�mittel. Die Ber�cksichtigung der Veranlassung � der occa-sionellen Ursache � dient der Heilung nur als eine wesent�liche Beih�lfe.
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*) Die Faeta sind richtig, und schon vor Hahnemann haben sie Syden-ham {Opera S. 241) und Benjamin Bell anerkannt, die Erkl�rungsweisen aber sind verschieden; der Allopath und Antipath erkl�ren sieh diese That-sachen, ihren Grundprincipien gem�ss, wie die Hom�opathen nach ihrem Grundsatze. Selbst Rau, einer der gewichtigsten Verehrer der Hom�o�pathie, l�sst von obigen Mitteln nur das Terpentin�l bei Verbrennungen als wirkliches hom�opathisches Mittel gelten.
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Die in einem Wesen der Arznei verborgene, fast geistige Kraft, Ver�nderungen im Gesunden hervorzubringen und daher Krankheiten zu heilen, ist auf keine andere Weise zu ermitteln, als durch ihre Wirkung auf den gesunden Menschen {Haline-mann spricht nur von Menschen), weil im kranken Zustande sich die Krankheitssymptome mit den arzneilichen vermischen, so dass eine Unterscheidung nicht m�glich ist, und man muss sich daher allein an die krankhaften Zufalle, welche die Arz�neien im gesunden K�rper erzeugen, als an die einzig m�gliche Offenbarung ihrer einwohnenden Heilkraft halten, um zu erfahren, welche Krankheits-Erzeugungskraft und init-hin zugleich welche Krankheits-Heilungskraft � die mit jener identisch ist � eine jede einzelne Arznei besitzt. Der Com�plex der durch eine Arznei hervorgebrachten Krankheitssymp�tome muss selbst als eine k�nstliche Krankheit betrachtet wer�den, und so k�nnen Krankheiten nur durch Krankhei�
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amp;
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eheilt werden.
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Es entwickelt eine Arznei jedoch nicht alle Symptome in jeder Person; darum muss zu einer vollst�ndigen Pr�fung das Experiment bei vielen Personen wiederholt werden. Die hierzu vorgeschlagene Gabe war anfangs solche, wie sie in gew�hn�licher (allopathischer) Praxis gegen Krankheiten gebraucht wird, sp�ter aber wurden hoch verd�nnte und hoch potenzirte hom�o�pathische Gaben empfohlen. Der Experimentator muss w�hrend des Versuches alles vermeiden, was eine arzneiliche Wirkung hervorbringen k�nnte, er muss deshalb nur gekochte Speisen geniessen, indem durch das Kochen und durch Kochsalz jede arzneiliche Wirkung zerst�rt wird. Jedes Symptom wird an sich und auch der Zeit nach aufgeschrieben, um so die Prim�r- und Wechselwirkungen genau zu ermitteln, was zur Kenntniss des Genius der Arznei sehr belehrend ist. Die bei diesen Experimentationen erhaltenen Symptome haben nicht alle gleichen Werth; die prim�ren und diejenigen, die immer beobachtet werden, sind die Haupteffccte, w�hrend nicht immer beobachtete die zweideutigen sind.
Das Verh�ltniss, in dem eine, von einer Arznei im gesun�den K�rper erregte Krankheit zu einer zu heilenden Krankheit m�glicherweise stehen kann, ist ein dreifaches. Die Arznei�krankheit ist entweder:
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llahnemann's Hom�opathie.
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1)nbsp; �berhaupt eine andersartige, als die zu heilende, dann steht sie zu ihr in einem allopathischen Verh�ltnisse, oder sie ist
2)nbsp; der zu heilenden entgegengesetzt, dann ist ihr Verh�lt-niss antipathisch oder enan ti opathisch, oder sie ist
3)nbsp; der zu heilenden Krankheit �hnlieh, ihr Verh�ltniss zu dieser ist dann hom�opathisch.
Die allopathische oder all�opathische � auch heteropathi-sche � Anwendung kann deshalb nicht hiilfreich sein, weil sie, ohne pathischen Bezug auf das eigentliche Krank�hafte im K�rper, die gesunden Theile angreift, um das Uebel durch diese abzuleiten. Die antipathische oder enantiopathische Anwendung nach der alten Regel �Contraria contrariisquot; kann nicht zur Heilung f�hren, weil durch die Reaction des K�r�pers das Gegentheil hervorgerufen wird von dem, wozu es von a�ssen her (durch die prim�re Wirkung der Medicin) gezwun�gen wird. Dieses Gegentheil nun zu der schon vorhandenen Krankheit adelirt, zeigt, dass durch antipathische Mittel Ver�schlimmerung herbeigef�hrt werden muss, wie es auch wirklich, besonders in chronischen Krankheiten, beobachtet wird. Durch die prim�re Einwirkung wird allerdings augenblickliche Besse�rung herbeigef�hrt, in dem Maasse aber, wie die Wirkung der antipathischen Medicin nachl�sst, tritt die Krankheit wieder hervor, weshalb diese auch von Halinemann als die Palliativ�oder Scheinkur (Therapia prophylactica privata) bezeichnet wird. � Die Brotvn'sche und liasorische Heilmethode geh�ren alle hierher.
Die hom�opathische Anwendung der Arzneien bleibt als der einzige Weg �ber, der allein und sicher zur Heilung f�hrt. Zwei �hnliche Krankheiten k�nnen nicht zugleich im K�rper existiren, die eine, die schw�chere, wird jedesmal verl�scht. Da aber die hom�opathischen Arzneien st�rkere Potenzen sind, als die, welche nat�rliche Krankheiten hervorrufen, wie daraus hervorgeht, dass der K�rper von den Arzneien immer ver�nder�bar ist, von den krankmachenden Sch�dlichkeiten aber nicht, �weil sonst bei der allgemeinen Verbreitung dieser Sch�dlich�keiten alle Menschen krank sein m�ssten, so muss die schw�chere nat�rliche Krankheit � die Hahnemann f�r inmateriell.
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86nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Heilsystemc.
rein dynamisch erkl�rte � der st�rkeren Arzneikrankheit wei�chen^ nur muss die letztere jener in den Symptomen sehr �hn�lich sein. Demnach wird diejenige Arznei am schnell�sten, gr�ndlichsten und dauerhaftesten einen gegebenen Krankheitsfall zu heilen im Stande sein, welche die mei�sten der Symptome, die jener zu heilende Fall darbietet, auf�zuweisen hat. Die �Indicatio remedii in symptomata similiaquot; ist die Ilauptindication der Hom�opathie.
Deckt ein Mittel nicht alle Symptome einer Krankheit, so wird auch nicht die ganze Krankheit beseitigt, und was von dor Krankheit �brig bleibt, verlangt eine neue entsprechende (hom�opathische) Arznei.
Vermehren sich die Hauptsymptome der Krankheit bald nach Anwendung der Arznei, so ist dies eine erfreuliche Er�scheinung, ein Beweis, dass die Keactionskraft durch die Arz�nei an Intensit�t gewonnen hat, und ein sicherer Beweis, dass sich die nat�rliche Krankheit ihrem Ende naht. Diese momen�tane Erh�hung der Krankheitserscheinungen ist die �hom�o�pathische Verschlimmerung'', die eben von der richtigen Wahl des Mittels zeugt.
Der dritte Halmmann sehe Lehrsatz ist Verd�nnung, Potenzirung und Anwendung der Arzneien in klein�sten Dosen. Aus der �berwiegenden Kraft der Arzneien im Verhiiltniss zu anderen Krankheiten folgt, dass man mit ihrem Gebrauche behutsam sein, und nicht mehr anwenden muss, als gerade zur Heilung der Krankheit nothwendig ist.
Gebraucht man die Arznei in einer gr�sseren Gabe, als der Zweck erfordert, so erregt man durch deren Erstwirkung eine unn�thig starke hom�opathische Verschlimmerung. Bei zu grosser Gabe erlischt die Nachwirkung nicht mit der Krankheit, wie bei entsprechend kleinen Gaben immer der Fall ist, und bedingt dann eine Arzneikrankheit, wenn der Ueberfluss nicht eine Ausleerung erregt.
Die Gabe des hom�opathisch gew�hlten Arzneimittels kann fast nie so klein sein, dass sie nicht noch st�rker w�re, als die nat�rliche Krankheit (sie); denn 1) ist die Empf�nglichkeit des kranken K�rpers gegen hom�opathische Arzneien �ber allen (Hauben (!) gesteigert; 2) der Effect der Gabe steigert sich durch Verd�nnung, weshalb sie in dem kleinsten Volumen
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Halinemann's Hom�opathie.
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gegeben werden muss; und 3) wird die hom�opatliiselie Arznei bei jeder Theilung und Verkleinerung durch Reiben oder Sch�t�teln potenzirt. Die Entwickelung hierdurch ist so m�chtig, dass die arzneilichen Stoffe fast zu lauter arzneilichem Geiste aufge�l�st werden, und Hahnemann sich gen�thigt sah, die fr�her vor-geschrieberen 10 Sch�ttelschl�ge nach jeder Verdiinnung bis auf 2 einzuschr�nken. Selbst Substanzen, die in rohem Zu�stande keine arzneiliche Wirksamkeit haben, wie Blattgold, Platin, Silber, Kohle etc., entwickeln, je l�nger sie gerieben und verd�nnt werden mit und durch unarzneiliche (also unarznci-liche mit uuarzneilichen) Substanzen, um so h�here Arzneikr�fte. Selbst die chemischen Eigenschaften werden durch Verd�nnen und Eeiben so ver�ndert, dass die unaufl�slichen Stoffe vollkom�men aufl�slicb werden in Wasser und Weingeist.
Als Hahnemann von seinen Gegnern durch mathematisehe Berechnun�gen auf die Bedeutung seiner Decilliontel aufmerksam gemacht worden war, erkl�rte er die Verd�nnung f�r eine St�rkung, nannte sie deshalb rPotenziniiigquot; und ersch�pfte sich in Beweisen von der unglaublichen Wir�kung des Potenzirens.
Destillirtes Wasser, Weingeist (!), Milchzucker und Amylum sind die indifferenten Stoffe, welche zur Verd�nnung benutzt werden, 1 Theil des reinen Arzneistoffes mit 99 oder 100 Th'eilen eines festen oder fl�ssigen indifferenten Stoffes innig
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vermischt, giebt die erste Verd�nnung � i/j
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wird 1 Theil wieder mit 100 Theilen indifferenten Stoffes ge�mischt, die '2te Verd�nnung = 1joooo- Pulver brauchen nur bis zur 3ten Verd�nnung verrieben zu werden, weil sie von da ab schon aufl�slich sind. Man thut dann, da die Fl�ssigkeit leichter zu behandeln ist, 1 Gran des Pulvers in 100 Tropfen destillirten Wassers oder in verd�nnten Weingeist, sch�ttelt es (nach Hahnemann mit 2 = 10 Schl�gen) und verf�hrt weiter, wie hei der urspr�nglichen Fl�ssigkeit bis zu der beabsichtig�ten Verd�nnung.
Bezeichnung. Bei den unverd�nnten Substanzen (Essen�zen und Tincturen) wird bloss der Name des Mittels angegeben und eine einfache oder durchstrichene Null (O) nachgesetzt. Die Verd�nnungen werden gew�hnlich mit arabischen Ziffern bezeichnet und nur bei jeder dritten Verd�nnung, wo eine millionfache Multiplication entsteht, setzt man eine r�mische
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88nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Heilsysteme.
Ziffer. So oftnbsp; nbsp;dahernbsp; nbsp;die Bezeichnung durch r�mische Ziffern
vorkommt, hatnbsp; man diese nur mit drei zu multipliciren, um die
Potenz zu wissen, dienbsp; dadurch angedeutet wird.
Istenbsp; Verd�nnung 1......... Vioo-
2tenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo; ^......... ^ioooo-
Seenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� I......... Milliontel.
4tenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� 4......... 100 Milliontel.
5tenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� 5......... 10,000 Milliontel.
6tenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� II.......c. Billiontol.
7tenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� 7......... 100 Billiontel.
8tenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� 8......... 10,000 Billiontel.
9tenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, III......... Trilliontel.
lOtenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � 10......... 100 Trilliontel.
Utenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 11......... 10,000 Trilliontel.
12tenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; B IV......... Quadrilliontel.
l�tenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� V......... Quintilliontel.
18tenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � VI......... Sexilliontel.
21stenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� VII......... Septilliontel.
24stenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� VIII......... Octilliontel.
27stenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;B IX......... Nonilliontel.
30stenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� X......... Decilliontel.
Bezeichnung bei Verschreibungen. Die Anzahl der Tropfen einer Verd�nnung werden durch arabische Ziffer oder durch Null �ber dem Striche bezeichnet z. B. Ai-nica 00(,;'5 oder 3 5 =3 Tropfen-draiefl von der 5ten Verd�nnung, oder man setzt die Zahl der Potenz hinter das Wort �dilidionis'' oder beim Pulver �trituationisquot; z. B. dilutionis 3. = 3te Verd�nnung tri-hiationis 6 = 6te Verreibung.
Zur noch weiteren Vertheilung der Gabe werden Streu-k�gelchen vom Conditor (aus St�rkemehl und Zucker bereitet) genommen, von denen etwa 200 auf einen Gran gehen, man befeuchtet sie mit der verlangten Verd�nnung und l�sst sie wie�der trocken werden. Die Anzahl der Streuk�gelchen bezeich�net man mit Punkten, z. B. Y oder 30quot;quot; = 3 Streuk�gelchen von der 30sten Verd�nnung.
Hahnemann empfiehlt vorzugsweise die 30ste Verd�nnung.
Immer darf nur ein Mittel gegeben werden,, weil jedes eine andere Richtung nimmt und jede Arznei ein Specificum ist. Die Di�t ist so anzuordnen, dass alles entfernt wird, was
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Ilahnemann's Hom�opathie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 89
nur irgend arzneilieb wirken k�nnte, damit die feine hom�opa�thische Gabe nicht durch fremde Reize �berstimmt und ver�l�scht wird. (Bei Thicren ein missliches Ding.) Die Wie�derholung oder Anwendung eines anderen Mittels darf erst dann geschehen, A?enn die Wirkung der Arznei vor�ber ist. Die Dauer der Wirkung ist bei den verschiedenen Arzneien verschieden, so z. B. dauert sie bei Kochsalz 50 Tage, w�hrend sie bei Kirschlorbeerwasser u. a. nur auf Stunden sich erstreckt. Die Arsneimittellehre muss die Wiederholung von jedem ein�zelnen Mittel niiher angeben.
Tritt bei passender Wahl und Gabe keine Genesung ein, so dauert die Krankheit erzeugende Ursache noch fort, die dann erst gehoben werden muss. Solche Ursachen sind Fehler in der Lebensordnung oder chronische Krankheiten. Diese letz�teren sind alle auf drei selbsstt�ndige Uebel zur�ck zu f�hren, gegen welche die Arznei gerichtet sein muss. Diese drei Grund�bel aller chronischen Krankheiten sind:
1)nbsp; Sycosis (das Feigwarzensiechthum). Es kommt selten vor, ist durch warzenartige Wucherungen zu erkennen, und fin�det ein sicheres Heilmittel in der Thuja occidentalis.
2)nbsp; SjjpJi�is. Ist h�ufiger und wird durch Mercurius soluhilis geheilt.
3)nbsp; Psora. Das h�ufigste Grund�bel der chronischen Krank�heiten. Alle Ausschlagskrankheiten geh�ren hierher, die im Verborgenen die Ursache von einer grossen Anzahl chronischer Krankheiten sind. Eine grosse Reihe von Mitteln (antisporica) sind dagegen aufgef�hrt. Die Allopathie soll nie eine chro�nische Krankheit heilen, sondern stets nur unterdr�cken.
Eine Medicina expeefutrix erkennt die Hom�opathie nicht an, sie tritt immer als Medicina activn, auf, indem sie die Symp�tome auffasst und danach das Mittel giebt.
Ein sebr scl�au ansgedachter Grundsatz von Hcdwemann; die Hom�o�pathie l�sst der Naturheilkraft keine Gelegenheit, sich bemerkbar zu machen in ihrer Wirksamkeit, weil sie dieselbe f�rchtet und durch dieselbe um ihr Renommee kommen k�nnte; sie l�sst keine Expcctativkur gelten, um auf Bechnung der Naturheilkraft zu ernten.
Eine Therapia prophylactica besteht f�r die Homcnpathie in so fern, als sie dem Feinde mit einem Specificum entgegen-
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90nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Heilsysteme.
kommt � Pulsatilla z. B. als Schutzmittel gegen die Masern, Balladonna gegen Wasserscheu.
Eine Therapia reconvalescentium kennt die Hom�opathie nicht, weil sie in Krankheiten nie Mittel anwendet, die eine nachdauemde Krankheit hervorzurufen im Stande w�ren. Die Hom�opathie sieht n�mlich jede Reconvalescenz als eine, durch die Therapie geschaffene Krankheit an. Dadurch, dass der Allopath die Quelle der feindlichen Reize in ihren Wirkungen ersch�pft, ersch�pft er die Lebenskraft, und es entsteht ein Mittelding zwischen Krankheit und Gesundheit � die Recon�valescenz.
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2. Die heutige Hom�opathie.
Die Huhnemann'sehen J�nger sind nach und nach uneinig geworden in ihrem Reiche, sie haben sich gespalten, einzelne haben den Meister �berfl�gelt in den Punkten des Unbegreif�lichen, � die Ultrahanemannianer �, andere sind so ziemlich getreu geblieben, � die �lthaJmemannianer �, und noch an�dere sind gem�ssigter geworden � die Jiinglialmemannianer. Zu letzteren geh�ren � zur Ehre des Standes sei es gesagt � die meisten, wenn nicht alle Thier�rzte, die zur Hom�opathie �bergetreten sind.
Alle Ver�nderungen, welche die Hom�opathie von AenJung-kahnemannianem erlitten hat, beschr�nken sich einmal auf die schroffsten S�tze, welche Hahnemann in seinem Eifer geschaffen hat, und welche sich nicht mehr halten konnten, und anderen Theils auf andere Erkl�rungsweisen, wodurch an der Sache selbst nichts ge�ndert ist.
I) Der oberste Satz, die Grundidee des Systems �similia siwilihusquot; ist noch durchgreifend f�r alle stehen geblie�ben, obwohl man sich in Raisonnements dar�ber ergossen hat, theils um ihn anschaulicher in seiner Heilwirkung zu machen, theils um ihn mit Worten zu verdecken und durch die Aus�dr�cke �speeifischquot; weniger einseitig erscheinen zu lassen.
BicMng *) z. B. spricht sich dahin aus, dass die therapeu�tische Kunst darauf beruhe, das Leben zu reizen. Wenn
*) Sendschreiben an die medicinischc Facult�t zu Berlin 1844.
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Die heutige Hom�opathie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;91
jedoch fr�her der Brownianismus vorz�glich nur die Quantit�t der Reize ber�cksichtigte, so trifft die specifische � hom�opa�thische � Medicin die Qualit�t derselben. Es handelt sich also hier um specifische Reize, die durch Pr�fung an Gesun�den ermittelt, also aus der pathogenetischen Kraft der Arzneien erschlossen werden. Durch die specifische Reizung wird die Natur zur specifischen Reaction gegen die Krankheit aufgefor�dert, und so heilt die Natur jede Krankheit auf specifischem Wege, auf den sie durch specifische Arzneien hingef�hrt wird. Gerstel*) sagt hingegen: �Das Wesen des Princips � Sim�ia similibus � hesteht nicht in unmittelbarer Unterst��tzung (Anregung) der Naturheilkraft (der Reaction des Organis�mus gegen �ussere Sch�dlichkeiten), sondern in einer specifi�schen Derivation.quot; Diese Derivation wird in der Art ange�deutet, dass die Mittel, welche �hnliche Symptome im gesunden K�rper hervorzubringen im Stande sind, bei der Krankheit ei�nen Reiz in gesunden Organen setzen, der ableitend, antago�nistisch auf die Krankheit wirkt. Dies ist nicht mehr Ho�m�opathie.
2)nbsp; R�cksichtlich der Auswahl der Heilmittel hat Jahr das betreffende//a/meniaHM'sche Gesetz dahin gefasst: �Die Krank�heiten weichen jenen Mitteln, deren wesentliche Wirkung auf den gesunden K�rper den wesentlichen Erscheinungen des Krankheitsfalles am treffendsten entsprechen.quot; Dies ist entschieden wissenschaftlicher und verlangt Vertrautsein mit den Krankheiten, um eben das Wesentliche von dem Unwesent�lichen in den Symptomengruppen zu unterscheiden, und eine klare � Einsicht in den Zusammenhang der Krankheitserschei�nungen zu gestatten. Ein entschiedener Fortschritt im Systeme. Laien k�nnen hiernach fortan nicht mehr hom�opathisch ku-riren.
3)nbsp; Von der pathogenetischen Wirkung der Arz�neien, auf ihre Heilwirkung zu schliessen, d. h. aus den Symp�tomen, welche eine Arznei im gesunden K�rper hervorbringt, einzig und allein die Heilwirkung zu erkennen, dar�ber sind die Hom�opathen uneinig; einige halten hieran noch unbedingt fest, und behaupten, dass es keine �chte Specitica geben k�nne, die nicht erst physiologisch gepr�ft seien, deren Wirkimg auf
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*) Prineip der Hom�opathie 1843.
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92nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Heilsysteme.
den gesnnclon K�rper nicht erst durch subjective Empfindung und objective Beobachtung festgestellt sei � Griesselick, Hir-schel U.A.�; mehrere, � Wolf, Trinks, Wotzke, Strucker, Tli. Traeger u. A. � erkennen die Pr�fung der Arznei an ge�sunden Individuen an, sie verwerfen aber dabei vern�nftiger Weise die kleinen Gaben; andere dagegen wollen die Pr�fung bei Krankheiten nicht ausschliessen, wozu vorzugsweise die thier�rztlichen Hom�opathen geh�ren.
4)nbsp; nbsp;Der Hyperdynamismus ist gleichfalls von vielen Hom�opathen etwas bei Seite geschoben, indem sie sich vor dem HaJmemann'sehen Satze: �Krankheit und Heilung entste�hen nur durch dynamische Einfl�sse,quot;*) verwahren. Die Rich�tung und Resultate der neueren Forschung hat sie zum Theil nicht unber�hrt gelassen und ihnen die Ueberzeugung beige�bracht, entweder diesen unhaltbaren Satz oder ihr ganzes Sy�stem aufzugeben.
5)nbsp; Die Psoratheori e, wodurch Haknemann selbst bereits die Conzequenz seiner dynamischen Ansichten durchl�chert hat, indem sie materielle Abnormit�ten setzt, ist den positiven Erun-genschaften auf dem Gebiete der exaeten Forschungen g�nzlich gewichen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
6)nbsp; Die Verd�nnung. Ueber die Verd�nnung ist eine Principlosigkeit eingetreten. Fast jeder Hom�opath hat seine eigene stehende Verd�nnung; die Ultrahanemannianer wollen viel gr�ssere Verd�nnungen, als Halmemann selbst f�r gut gehalten hat, sie gehen bis zur hundert- und tausendfachen Verd�nnung � die sogenannten Hochpotenzen �; andere bleiben bei der Hahneinann sehen Angabe; noch andere geben nur von der Isten � oten Verd�nnung und meinen zum Theil, dass es auf etliche Verd�nnungen mehr oder weniger gar nicht an�komme; einige endlich, die sich der alten Schule schon sehr bedeutend n�heren hinsichtlich der Mittel, geben Urtinetur auf etliche Streuk�gelchen oder auf Oblaten, oder verd�nnen die Mittel mit 25 bis 50 Theilen von dem Verd�nnungsmittel � 1/4 oder lJ2 Potenz. Zu letzteren geh�rt namentlich Th. Trae�ger (Studien und Erfahrungen 1851. pag. 74).
Fast alle, selbst die bis zur Isten und noch weiter bis zur '^ Potenz und sogar zur Urtinetur
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*) Organen 5. Aufl. 1836 pag. 86.
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Die heutige Hom�opathie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 93
zur�ckgegangen sind, erkennen aber die Wirkung der Arz�neien bis zur Hahnemanrisehen SOsten Potenz hinauf noch an, und damit ist denn auch noch die Sahnemann'sche Theorie �ber die Potenzirung bei dem Verd�nnen anerkannt.
Beachtet man den Grundsatz, den Halmemann �ber die Heilkraft der potenzirten Mittel aufgestellt hat, so liegt darin, dass man von allen Mitteln, von der Urtinctur bis zur �ris�se rsten Hochpotenz, ausgezeichnete Wirkung sieht, ein gef�hrlicher Widerspruch f�r die Hom�opathie; und da jeder sich auf Thatsachen st�tzt, keiner im Irrthum sein will, so musste zur L�sung dieses Widerspruches die Hahnemann-sche Potenzirung der Arzneien durch Verd�nnung aufgegeben oder eine andere Erkl�rungsweise gesucht werden.
Dem Professor Doppier ist es denn auch gelungen ein Aus�kunftsmittel zu finden. Nach demselben ist in dem rohen unpo-tenzirten Arzneik�rper die Arzneikraft nicht unentwickelt ver�borgen, die erst durch Potenziren frei und wirksam gemacht werden muss, wie Halmemann angiebt, und von allen seinen Anh�ngern angenommen wurde, um den unendlich verd�nnten Mitteln noch eine Heilkraft zu vindiciren, sondern auch in den rohen Arzneik�rpern ist schon eine wirksame Arzneikraft vor�handen, die K�rperfl�che der wirksamen Arznei wird aber durch Verd�nnung vergr�ssert in gleichen Verh�ltnissen mit der Ver�d�nnung, dadurch werden die Ber�hrungspunkte vermehrt, wo�von die Wirkung der Arznei abh�ngt, und somit ist dann die Verd�nnung auch wieder eine Potenzirung. Es ist daher erkl�r�lich, dass auch die rohen Arzneik�rper eine hom�opathische Wirkung haben, sie m�ssen aber in gr�sseren, massiveren und �fteren Gaben verabreicht werden, weil die Ber�hrungspunkte geringer sind; es ist aber hieraus zugleich erkl�rlich, dass auch die hohen Potenzen noch heilkr�ftig wirken, und dass man den beabsichtigten Heilzweck mit demselben gl�cklichen Erfolge mit der Isten wie mit der 30sten Verd�nnung errei�chen kann.
7) Die hom�opathische Verschlimmerung nach der Verab�reichung, die Schneider als eine psychische Wirkung der hom�o�pathischen Theorie bezeichnet, wird von den unbefangenen Beobachtern nicht anerkannt, namentlich stellt sie Th. Traeger entschieden in Abrede. Wenn aber diese prim�re Verschlim-
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merunfi; fehlt, so muss das Princip �similia similibusquot; falsch oder die Arznei ohne Wirkung sein.
Die Wiederholung der Mittel geschieht jetzt fast allgemein nicht mehr nach der Vorschrift des Begr�nders.
8)nbsp; Was endlich die Di�t hetrifft, so sind die Hom�opathen auch nicht mehr so scrupul�s, wie es Hahnemann vorgeschrie�ben hat. Es bot dieses in der Praxis viel Schwierigkeit dar, man �nderte an der Di�t, so viel als es die Ausf�hrbarkeit in der Praxis erheischte, und sah sich dadurch in den Resultaten nicht beeintr�chtigt, wodurch eigentlich das Wunderbare, das Geistige in der hom�opathischen Arznei wieder mehr hervortritt.
9)nbsp; nbsp;Hinsichtlich der consequenten Durchf�hrung des Hahne-mann'schen Systems zerfallen die Hom�opathen in 2 Klassen: in die Puristen und in diejenigen, welche sich nicht unbedingt an die hom�opathischen Grunds�tze binden. Wenn die stren�gen Anh�nger der Specifit�tslehre die Reinheit ihrer Grund�s�tze zu erhalten streben und unter Umst�nden ihre Patienten der Consequenz opfern, so opfern umgekehrt die nicht unbe�dingten Anh�nger vern�nftiger Weise die Consequenz ihren Patienten, indem sie unter gewissen Verh�ltnissen zu Mitteln greifen, welche ausserhalb der Hom�opathie liegen. �#9632; So ver�schm�hen sie nicht die Purganzen, Brechmittel, Elutentziehun-gen, Ableitungsmittel, Umschl�ge etc. Die un�chten Hom�o�pathen stehen als Vermittler zwischen der Hom�opathie und der sogenannten alten Schule.
�Die positive Heilmethode.quot;
Unter dieser Firma ist die Hom�opathie in neuester Zeit in modificirter Gestalt aufgetreten, der Reformator ist Salin�ger *). Diese positive Heilmethode, die K�hner **) als den einzigen Weg zur sichern Heilung bezeichnet, h�lt an dem obersten Satze der Hom�opathie: �similia similibusquot; und an die Ermittelung der speeifischen Heilmittel nach ihren Wirkungen im gesunden Organismus fest. Hinsichtlich der Dosen verwirft
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*) Solinger, die positive Heilkunde. St. Petersburg 1866. **) Die positive Heilmethode. Ein Wort der Aufkl�rung f�r Aerzte und Laien (!) �ber den einzigen Weg zur sicheren Heilung der Krank�heiten. 1867.
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Die positive Heilmethode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;95
sie die Hahnemanrisehen Verd�nnungen und Potenzirungen, h�lt aber die Anwendung kleiner Gaben principiell aufrecht und f�r eine Nothwendigkeit der speeifischen Heilmethode, weil es bei der Aehnlichkeit zwischen ArzneistofFen und Krankheits�erscheinungen eben nur einer geringen arzneilichen Einwirkung bed�rfe.
F�r die kleinen Dosen wird noch der Vorzug hervor�gehoben, dass die Mittel in denselben keine Contraindicationen finden. K�hner sagt, dass die Dosis niemals zu klein gegrif�fen werden d�rfe, um nicht die Grenze des sinnlich Wahrnehm�baren zu �berschreiten, und niemals zu gross, um nicht gefahr�drohenden Nebenwirkungen ausgesetzt zu sein; dass im Allge�meinen die Gabe von '//jq�'/ioo Gr. diesen Anforderungen ent�spreche. Bei heftig wirkenden Mitteln, bei Arsenik z. B., geht Salinger bis auf il500�Vioon Gran. Ausserdem ist der Hahne-mann'sche Grundsatz, immer nur ein Mittel anzuwenden, von Salinger verworfen, weil die Wirkung eines Arzneimittels immer nur eine �rtliche, nicht, wie die Hom�opathie lehre, eine allge�meine sein und ein einzelnes Arzneimittel selten ausreichen k�nne; selbst die Verbindung heterogen wirkender Arzneien sei kein Hinderniss weit verbreitete Krankheiten zu bek�mpfen, weil sich die Mittel in ihren eigenth�mlichen localen Wirkun�gen nicht in ihrer Wesenheit zu alteriren verm�chten. Als eine Hauptsache bei der Zusammensetzung wird eine innige Mischung hervorgehoben, wozu eine mehrst�ndige Verreibung erforderlich ist, und hierdurch die Nothwendigkeit des Selbstdispcnsirens auch bei dieser Heilmethode vertheidigt.
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3. Kritik.
Die Hom�opathie ist Glaubenssache, und wo der Glaube anfangt, da h�rt die Wissenschaft auf! Aus der gegenw�rtigen Hom�opathie ersieht man aber, dass der Autorit�tsglaube dahin ist, dass die Hom�opathie als Heilsystem in Widerspr�che ge-rathen ist, welche Hahnemann geschickt zu vermeiden wusste. Die heutigen Hom�opathen nennen dies einen Fortschritt, mich d�nkt aber, dass es ein Fortschritt mit Vernichtung der Haupt�pfeiler des Systems ist, welches deshalb als in sich selbst zu�sammengebrochen betrachtet werden muss. Ich will mich des-
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9�nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Hcilsysteme.
halb hier nur gegen einige Hauptprincipien wenden, die noch ihre Vertreter finden.
1) Das Heilprincip �simile sim�i.quot; Wird eine �hnliche arzneiliche Krankheit nicht in dem erkrankten K�rpertheile, sondern an einer anderen Stelle, selbst an einem entfernten Theile erregt, wird z. B. bei Augenentz�ndung hinter dem Ohre, bei Brust- oder Brustfellentz�ndung auf den Rippen oder dem Bauche eine Entz�ndung hervorgerufen, bei Entz�ndungen unter der Haut (im Bindegewebe, Sehnen, B�ndern, Gelenken, Kno�chen) ein scharfes Mittel auf der Haut an entsprechender Stelle angewandt, so haben wir hier keine Heilwirkung nach dem Gesetze simile simili, sondern nach Gesetzen der Derivation, wir haben also in solchen F�llen keine hom�opathische, sondern eine allopathische Heilung.
Eine andere Reihe von T�uschungen haben wir bei dem so h�ufig als Beweis von der hom�opathischen Wirkung ange�f�hrten Heilung des Erbrechens durch Brechmittel, des Durch�falles durch Abf�hrmittel etc. Mit Brechmittel kann man Er�brechen heilen, schon HippoJerates kannte dies, das Erbrechen wird aber doch nur gehoben, wenn die Stoffe entfernt werden, welche das Erbrechen verursachen; mit Abf�hrmittel stillt man den Durchfall, wenn die Stoffe aus dem Darmrohre entfernt werden, welche eine vermehrte Absonderung und peristaltische Bewegung unterhalten haben; Opium stillt spasmodische Ver�stopfung durch beruhigende, l�hmende Wirkung, aber keine para�lytische d. h. solche Verstopfung, die auf mangelhaftem Nervenein-fluss beruht, mit Kampfer kann man Schweisse beseitigen, die auf Atonie der Haut, tr�ger Str�mung des Blutes ir.. den Haut-capillaren, die �berhaupt mehr auf passiven bjper�mischen und paralytischen Zust�nden beruhen, aber nicht die Schweisse, die das Ergebniss des vermehrten Lebensturgors der Haut sind, die auf Wallungen, Fluctionen beruhen; der erm�dete schweiss-triefende Schnitter k�hlt sich durch ein Glas Branntwein ab, aber doch nur durch einen inneren erw�rmenden Reiz und zugleich durch St�rkung, Erquickung; harntreibende balsamische Mittel k�nnen �berm�ssige Harnabsonderungen hemmen, wenn eine Er�schlaffung, eine Atonie in den Nieren besteht, aber nicht bei Keizzust�nden, irritativer Hyper�mie. Niemals haben wir hier eine hom�opathische Heilung, sie beruht gerade umgekehrt im Princip des Gegensatzes, theils wird der vorhandene abnorme
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Reiz weggenommen, theils der fehlende normale ersetzt; die Aehnlichkeit ist hier zwischen Heilkraft und Krankheit immer nur scheinbar.
In einer dritten Reihe von F�llen ist die Beziehung der Heilmittel zur Krankheit gar nicht bekannt; die hom�opathi�sche Beziehung ist dann eben nur eine Annahme, die nicht mehr Recht hat, als die entgegengesetzte; namentlich ist von den eigentlich speeifischcn Mitteln die Heilwirkung unbekannt. Es ist deshalb ein Irrthum, wenn man glaubt, dass durch das Gesetz �simile similiquot; ein sicherer Weg zur planm�ssigen Er�forschung der Specifica � der specifischen Wirkungen � aas dem grossen Arzneischatze gegeben sei. Specifisch und hon.�opa-tisch ist keineswegs identisch, das Simile hat nach dem gegen�w�rtigen wissenschaftlichen Standpunkte viel weniger Anspruch, als das Contrarium auf das Specifische der Wirkung eines Mit�tels. Die Speci�ca, die wir haben, sind Findlinge der Praxis und nicht die Ergebnisse des hom�opathischen Heilsystems.
In vielen F�llen ist das hom�opathische Heilprincip ent�schieden sch�dlich, wie die oben angef�hrten Beispiele bewei�sen und wie sich noch weiter nachweisen l�sst, so werden z. B. alle Entz�ndungen durch Mittel gesteigert, die Entz�ndung er�regen, sobald sie eben auf das entz�ndete Organ einwirken, wie das ja die hom�opathische Wirkung voraussetzt. Die Ho�m�opathen haben dies auch erfahren und deshalb zu der Ver�d�nnung gegriffen oder greifen m�ssen, um nicht mehr zu scha�den, als zu n�tzen. Weier*) ist bei seinen Untersuchungen so weit gekommen, die Gesetze der Aehnlichkeit der Heilwirkun�gen g�nzlich auszuschliessen.
Wenn wir nun auch nicht so weit gehen wollen, wie Weber und das Heilprincip similia similihus an sich nicht durchaus verwerfen wollen, so 'Steht doch so viel fest, dass die Heilung nach diesem Gesetze nur selten ist, und dass es am allerwenig�sten Anspr�che machen kann, ein besonderes Heilsystcm zu begr�nden.
2) Die Behandlung der Krankheit nach ihrenSymp-tomen. Der betreffende//n/memcwirt'sche Lehrsatz bat nur dazu gedient, dem Laien mit f�nf Sinnen und einem Verzeichnisse
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*) W. J. A. Weber. Die Heilungsgesetzo positiv und historisch mit besonderer Uiicksichtnahmo auf die herrschenden Iloilsvstcmc. 1862.
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Gor!a.-h A l(r. Iheiai ie. 2. Aufl.
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von hom�opathischen Mitteln in der Tasche das Gebiet der me-dicinischen Praxis zu er�ffnen. Nach einem neueren Lehrsatze sollen allerdings nun die -wesentlichen Symptome der Krankheit f�r die Anwendung der Mittel leiten, dies ist schon besser und verlangt eine tiefere Einsicht; es gen�gt aber principiell noch nicht zur Aufstellung der Heilindicationen, dazu ist auch die Erforschung der Ursachen, des Ausgangspunktes der St�rungen und der innere Zusammenhang der wesentlichen Symptome, also die Natur der Krankheit selbst, d. h. die Krankheits-processe, erforderlich. Wo diese Erforschung nicht m�glich ist, da m�ssen wir uns allerdings auf das symptomatische Ver�fahren beschr�nken, deshalb darf man aber doch die symp�tomatische Kur nicht als die einzig richtige hinstellen, sie ist und bleibt immer ein Nothbehelf in Ermangelung einer Radicalkur. Hiermit f�llt nun aber die weitere Heiltheorie �ber die Symptomen�hnlichkeit zwischen nat�rlicher Krankheit und arzneilicher Krankheit, und �ber die Ausmittelung der Heilwir�kung im gesunden K�rper nach den erzeugten Symptomen, kurz das ganze Fundament von dem Satze �simile similiquot; zusammen.
3) Pr�fung der Arzneien. Es ist richtig, dass die krankmachenden Kr�fte der Arzneien bei Gesunden zu Heil�kr�ften werden m�ssen, wenn sie richtig angewendet werden, und dass daher die Pr�fung der pathogenetischea Kr�fte der Arzneien bei Gesunden keineswegs von der Hand zu weisen ist; jedoch k�nnen nicht alle therapeutischen Kr�fte der Arznei durch ihre pathogenotischen Wirkungen angedeutet werden, und darf man deshalb die Pr�fung der Mittel bei Gesunden nicht als den einzigen Weg betrachten; um die Heilwirkung kennen zu lernen, dazu bedarf es auch der vorsichtigen Pr�fung bei Krankheiten.
Die Experimente an gesunden Thieren sind nur insofern von Wichtigkeit, als sie, wo sie Resultate geben, eine Einwir�kung des Mittels �berhaupt und speciell auf einzelne Organe nachweisen. Jede voreilige Verwendung dieser Resultate f�r die Therapie, wie sie von den Hom�opathen principiell geschieht, ist verderblich und irreleitend, denn im kranken K�rper sind neue Verh�ltnisse, neue und namentlich vielf�ltigere Cotnbina-tionen, wodurch die Wirkung der Mittel vereitelt oder modiii-cirt werden kann. Die Erfahrungen �ber therapeutische Mittel
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und Methoden k�nnen mit Erfolg nur an Kranken gemacht werden.
Die hom�opathische Pr�fungsart trifft ausserclem noch das post hoc ergo propter hoc als Vorwurf. Es sind die T�uschungen bei den Versuchen an Gesunden vielf�ltig auf eclatante Weise dargethan worden. Wie viel Symptome wird nicht jeder ganz gesunde Mensch an sich entdecken, wenn er sich von fr�h bis Abends sorgf�ltig beobachtet? In den von Fr. Seidlitz*) angestellten Versuchen an russischen Feldscheerern mit potenzirten und un-potenzirten Streuk�gelchen vermochten letztere gewaltige Symp�tome hervorzubringen.
Was soll man nun zu den so gefundenen unfehlbaren Heil�mitteln sagen! Was soll man hiernach von den in Hahncrnunn s und anderen Arzneimittellehren enthaltenen Specifica halten, die auf diesem Wege entdeckt worden und noch heute die Grund�lage des hom�opathischen Arznei Schatzes sind.
Alle Versuche mit so kleinen Gaben bleiben f�r die patho-genetische Erkenntniss der Arzneien ohne Werth. Sehen wir hier�von nun auch ganz ab und werfen wir uns die Frage auf: wo�her kennen denn hom�opathische Thier�rzte die heilkr�ftige Wirkung der Arzneien?
So weit ich unterrichtet bin, so besitzen die hom�opathi�schen Thier�rzte noch keine selbstst�ndige reine Arzneimittel�lehre; ohne eine solche kann aber nach Hahnemann nicht schnell, sicher und dauerhaft geheilt werden. Die thier�rztlichen Ho�m�opathen haben die Mittel vorzugsweise aus den Arzneimittel�lehren der hom�opathischen Medicin entnommen, sie haben also aus der pathogenetischen Wirkung bei Menschen die therapeu�tische Wirkung auf unsere Haustbiere gefolgert, und das ist ein unverzeihlicher Missgriff, eine grobe S�nde gegen das hom�o�pathische System, das sie adoptirt haben.
Wir wissen aus tausendfachen Erfahrungen, dass die mei�sten Mittel bei den Menschen nicht genau alle dieselben Krank�heitssymptome hervorrufen wie bei Thieren, und doch sollen sie hier dieselben Krankheitssymptome beseitigen wie bei den Men�schen; man wendet die Mittel nach dem, beim Menschen auf�genommenen Symptomenverzeichnisse bei Thieren- an, ohne zu
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Simons antihom�opathisches Archiv. Theil 2, Heft 2.
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wissen, ob sic auch bei diesen dieselben Symptome hervor�rufen, und nennt dies doch hom�opathisches Kuriren. Wird auf diese Weise wirklich geheilt, so kann das hom�opathische System nimmermehr richtig sein, es ist dann t'aetisch widerlegt; wird durch diese Art des Kurirens nicht geheilt, darf die etwa erfolgte Heilung nicht diesem Kuriren angerechnet werden, dann ist es Charlatanerie.
Dasselbe Verh�ltniss wie zwischen Menschen und Thieren �berhaupt findet nun aber auch unter den verschiedenen Thier-gattungen statt, ganz anders und viel beschr�nkter ist die pa-thogenetische Kraft, z. B. der Narcotica bei Pflanzenfressern, als bei Hunden; es ist also durchaus nothwendig, dass jedes Mittel bei den verschiedenen Thiergattungen im gesunden Zu�stande gepr�ft wird, um damit hom�opathisch zu kuriren. Soll dies in hom�opathischen Verd�nnungen geschehen, dann w�nsche ich Gl�ck zu dergleichen Experimenten. Subjective T�uschungen k�nnen freilich nicht vorkommen, desto mehr objective aber werden sich ereignen. Auf diese Weise werden vielleicht alle m�glichen Arzneiwirkungen gesehen, aber sicher keine pathoge-netische wirklich ermittelt. � Eisen macht gebundene Schul�tern, ergo erzeugt es Buglahmheit, folglich ist es ein hom�opa�thisches Heilmittel gegen Buglahmheit. Dies ist ein Pr�bchen von dem an gesunden Thieren erforschten Heilmitteln, deren viele vorhanden sind und noch mehr kommen werden, wenn man Hahnemaims System verfolgt.
Wollen nun aber die Thier�rzte direct bei Krankheiten die Mittel versuchen, so ist dies wieder ein Experimentiren gegen alle hom�opathischen Grunds�tze. Die hom�opathischen Thier��rzte haben nicht bedacht, welchen gef�hrlichen Weg sie nach Halmemanris Grunds�tzen wandeln, dass nach diesen bei den Thieren gar nicht zu kuriren ist, und sie somit hom�opathische Thier�rzte sind, die den hom�opathischen Grunds�tzen zuwider handeln m�ssen. Die Laien f�hlen dies nicht, die wirklichen Thier�rzte aber haben das Hahnemanrische System f�r sich zurecht gelegt, um so mehr, als der Autorit�tsglaube unter den menschen�rztlichen Hom�opathen schon sehr ersch�ttert war; sie experimentiren an gesunden Thieren mit allo�pathischen und an kranken mit hom�opathischen Mitteln. Sie stehen nicht isolirt da, es wird auch bei den Men�schen zum Thcil so verfahren. Gegen diese gem�ssigtere Rieh-
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tung w�re nun nichts einzuwenden, es passt nur nicht f�r das Heilsystem. Hinsichtlich der Versuche an gesunden Thieren ist zu erinnern, dass die allopathischen Mittel in verschiedenen Gaben, den wahrnehmbaren Symptomen nach, auch sehr ver�schiedene Wirkungen haben; nach weichen soll nun ihre Spc-citit�t f�r das Heilprincip �simile similiquot; festgesetzt werden?
Bez�glich des Experimentirens mit hom�opathischen Mitteln bei kranken Thieren ist zu bemerken, dass dadurch der Haupt-vortheil der Hom�opathie verloren geht, n�mlich die Specifica auf einem leichten und sicheren Wege nach dem Grundsatze �simile similiquot; aufzufinden, und dass die bei der Behandlung ein�getretene Heilung f�glich nicht mehr als ein Beweis f�r die Richtigkeit des Grundsatzes �simile similiquot; dienen kann, weil die Mittel eben nicht danach gew�hlt sind. Die Hom�opathen wissen sich hier zwar zu helfen, sie stellen das .simile simili'' als unumst�sslicne Wahrheit hin, woran keine Vernunft r�ttein darf, und schliessen dann einfach so: �Weil bei den Mittein Heilung eingetreten ist, so muss es auch �hnliche Zust�nde er�zeugen k�nnen.quot; � Wer sich hiermit beruhigen kann, der wird sich auch in der Hom�opathie wohl f�hlen.
4) Verd�nnung. H�tten s�mmtliche Aerzte der Welt, so lange die Mediein besteht, alle ihre Patienten nur mit der lOten Potenz behandelt, so k�nnte bis heilte noch kein Gran einer Ursubstanz verschluckt sein. Thut man in den Ocean einen Tropfen Urtinetur und denkt man sieh diesen ganz gleichm�ssig in dein Meere vertheilt, so w�rde das Meerwasser noch viel mehr von der Arznei enthalten, als davon in der IGten Verd�n�nung enthalten ist. Der Kubikfuss Wasser wiegt circa �S1/^ Pfund und enth�lt � .'gt; Tropfen gleich 1 Gran gerechnet � 308,100 Tropfen, die Kubikmcile enth�lt mithin 781,160,008 Trillionen Tropfen. Der Inhalt der Erde betr�gt nach Bude 2662 Millionen Kubikmeilen, also w�rde diese, w�re ihr ganzer Inhalt Wasser, etwas �ber 2079 oder in runder Zahl 2080 Quin-quillionen Tropfen enthalten. Eine unserer Erde gleiche Was�sermasse mit einem Tropfen einer Arznei 'gleichm�ssig gemischt gedacht, w�rde also noch nicht der 18fen Verd�nnung gleich�kommen. Eine Wassermasse, welche vielen Quadrillionen Er�den zusammen am Umfange gleicht, w�rde, mit einem Tropfen reiner Arznei gemischt gedacht, ungef�hr der SOsten Verd�n�nung gleichen. Diese Beispiele m�gen gen�gen, die eigentliche
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Bedeutung der so unschuldig scheinenden Verd�nnungen an�schaulich zu machen.
Manche Hom�opathen sind in der Halmemann sehen Poten-zirung noch weiter gegangen, sie entwickeln nicht bloss den Geist aus der Materie, sie verst�rken und veredeln ihn selbst noch, sie treiben die Hochpotenzirung.
�. II. Traeger sagt in dem 4ten Theile seines Hausthier-arztes, 1847, Seite 9 und 10, bez�glich dieses Hahnemajin sehen Satzes: �Der rohe Stoff soll ja eben abgethan und das in ihm lebende (sie) Geistige durch Verreibung, Sch�tteln und Verd�n�nen entbunden werden. Dann wirkt der entfesselte Geist des arzneilichen Stoffes auf den Geist des Empfangenden und macht auch ihn frei von den Banden der Krankheitquot;!!! Also mit an�deren Worten, der durch Sch�tteln und Reiben aus seinen Fes�seln gel�ste ffute Geist vereinigt sich mit dem menschlichen resp. thierischen Geiste, beide werfen hinaus den b�sen Geist � die Krankheit. Die Alten kannten nur einen Arch�us, nun aber haben wir im 19. Jahrhundert mit einem Male drei, n�m�lich: 1) den eigentlichen Arch�us, worunter Paracelsus und Helmont in der Mitte des 17. Jahrhunderts sich das Lebens-prineip in einer, ihrer Zeit entsprechenden Anschauungsweise dachten, was wir heute in einem andern Begriffe mit Seele bezeichnen: 2) den Arch�us in der hom�opathischen Arznei oder den rettenden Engel, und 3) den zum Verderben f�hren�den Teufel � die Krankheit.
Andere Hom�opathen haben sich die Sache ernstlich �ber�legt und sind hierbei zu der Ansicht gekommen, dass es mit dem Potenziren doch wohl nicht recht richtig sei, sie vermieden deshalb, ja sie verwarfen sogar das Potenziren, aber � nur dem Worte nach, der Sache nach blieben sie in demselben Mysterium.
77;. Traeger*) nennt auch die Hahnemann'sehe Deutung der Wirksamkeit der potenzirten Arzneien sehr richtig eine myste�ri�se, gleichwohl aber sagt er weiter: �nicht in den ausge�sprochenen Worten, sondern zwischen den Zeilen ist f�r den
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*) Studien und Erfahrungen im Bereiche der Pferdeknnde, 1851, S. 68 u. 69. Bis zu dein Abschnitte der Hom�opathie wird dieses Werkchen auch jeder nieht hom�opathische Thierarzt mit Vergn�gen und nicht ohne Belehrung lesen.
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Kritik dor Hom�opathie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;103
weisen Finder der tiefere Sinn der Sache niedergelegt. Ich lese ihn klar und deutlich: Specifische Mittel wirken um so gl�cklicher, je kleiner die Gabe der Grosse der Krankheit gegen�ber steht. Die Hom�opathie ver�d�nnt n�mlich ihre Arzneien um so mehr, je weniger Gene�sungskraft sie jedesmal voraussetzt, je schw�cher also das In�dividuum an sich ist, oder je schwerer die Krankheit auf dem�selben lastet.quot;
Ich vermag weder aus diesen Worten, noch zwischen die�sen Zeilen etwas anderes herauszufinden, als dass die Heilwir�kung � also die Wirksamkeit � der hom�opathischen Mittel mit der Kleinheit der Gabe steigt; und wenn Traeger trotzdem die Hahnemanrische Erkl�rung �ber die Wirksamkeit der po-tenzirten Mittel nicht anerkennt, so hat er zwischen den my�steri�sen Zeilen des Hahnemann weiter nichts, als ein anderes Mysterium herausgelesen.
Zur weiteren Rechtfertigung der Wirksamkeit der hom�o�pathischen Gabe haben die Nachfolger Hahnemann's auch ihre Zuflucht zu den Ansteckungsstoffen genommen und gesagt, dass diese in einem Minimum noch lebensgef�hrliche Krankheiten er�zeugen, �ies ist aber eine h�chst ungl�ckliche Wahl in den Vertheidigungsmitteln; denn 1) ist der Vergleich zwischen Arz�neien und Ansteckungsstoftcn nicht bloss ein hinkender, sondern ein unzul�ssiger; die Wirkungsweise des Contagiums ist eine ganz andere; gleichg�ltig, welche Erkl�rungsweise wir daf�r adoptiren, so steht doch so viel fest, dass sich das Contagium im Organismus nach der Infection regenerirt, sei es auf chemi�sche oder organische Weise; die zur Infection hinreichende Quantit�t vervielf�ltigt sich dermassen, dass der Organismus schliesslich erkrankt und AnsteckungsstofF genug beherbergt, um Tausende von Individuen wieder zu inficiren; 2) aber wirkt das Contagium zwar in sehr kleiner Quantit�t, aber nicht in jeder kleinen Quantit�t und in jeder Verd�nnung, ja bei den meisten reicht schon eine geringe Verd�nnung hin, um sie unwirksam zu machen, und je concentrirte r es ist, desto wirksamer ist es unter allen Umst�nden, daher spricht das Contagium gerade gegen alle Wirksamkeit der hom�opathisch verd�nnten Mittel.
Von einer anderen Erkl�rungsweise �ber die Wirksamkeit der hom�opathischen Mittel von Doppler durch Vermehrung der
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Ber�hrungspunkte ist bereits gesprochen. Diese sowohl, wie die Beziehung auf die in neuer Zeit entdeckte Spectral-Ana�lyse sind nur noch schwache Vertheidigungsversuche auf der Retirade.
Es ist jetzt eine ausgemachte Thatsache, dass es weder rein dynamische Krankheiten noch dynamisch wirkende Mittel giebt, dass somit von dynamischer Arzneikraft, dynamischer Heilwirkung keine Rede mehr sein kann, und damit f�llt nun eigentlich das ganze Geb�ude der Hom�opathie in sich selbst zusammen.
Bei allen Arzneien (wie auch bei anderen Einfl�ssen) muss man zwei Wirkungen unterscheiden, eine erste, die eigentliche arzneiliche Wirkung, und eine zweite, nach der ersten fol�gende, die sogenannte reactive; hiermit sind die Hom�opathen und Allopathen einverstanden. Wenn man nun den verd�nnten (potenzirten) Mitteln eine gr�ssere Wirkung beilegt, so m�ssen nothwendig beide Wirkungsarten gleichm�ssig gesteigert sein; denn die seeund�re, die Reaction, ist ja immer erst das Ergeb-niss der ersteren; wo das Prim�re fehlt, kann es kein Secun-d�res geben, letzteres steht quantitativ und qualitativ immer in einem gewissen Verh�ltnisse zum ersteren. Dennoch aber soll bei den hom�opathisch verd�nnten Mitteln die prim�re Wirkung verschwindend klein und eben deshalb auch die zun�chst ein�tretende hom�opathische Verschlimmerung, wie sie nach dem Principe �simile similiquot; nothwendig eintreten muss, sehr gering sein und nach lit. Traeger und einigen Anderen ganz fehlen. Ein Ph�nomen, was jetzt noch zu den Wundern gez�hlt wer�den muss. Die prim�re Wirkung aller Mittel auf den Orga�nismus ist eine chemisch physikalische; Mittel, so verd�nnt, dass sie keine chemische lieaction mehr zeigen, k�nnen auch keine Wirkung auf den Organismus, also auch keine arznei�liche Kraft mehr haben, selbst wenn auf dem physikalischen Wege durch die Spectral-Analyse noch Spuren davon nachzu�weisen sein sollten, wie bis zur 4ten Potenz, aber nicht dar�ber hinaus m�glich ist. Ausserdem tr�gt der Organismus die F�higkeit in sich, kleine heterogene Einfl�sse abzuweisen, wie sich schon daraus ergiebt, dass er t�glich mit den normalm�ssigen Nahrungs- und Lebensmitteln Substanzen aufnimmt, die chemisch�physikalisch wirksamer sind, denn alle hom�opathischen Arz-
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Kritik der HomSopathie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 105
neien zusammen, die seit Hdhmmann schon verbrauclit wor�den sind.
Die Hom�opathen weisen zwar mit einer gewissen Genug-thuung auf ihre Erfolge hin, schreiben diese ihren Arzneien unbedingt zu und leugnen jede Selbstheilung durch die Natur. Die Erfolge muss man ihnen allerdings vielfach zugestehen, keineswegs aber k�nnen sie als Beweise dienen f�r die arznei liehe Kraft der angewandten Mittel, sie belehren uns vielmehr nur dar�ber, dass die Naturheilungen viel m�chtiger sind, als man je in der Medicin zu glauben gewagt hat. Dietl sah nach seinen Versuchen mit hom�opathischen Arzneigaben manche Heilungen, besonders bei acuten Krankheiten; da er aber ihre Wirkungen bezweifelte, so behandelte er dieselben Krankheiten di�tetisch und expeetativ und heilte auch. Der Nihilismus der hom�opathischen Arzneien hat deshalb sogar mehrfach zum kSkeptecismus in der Therapie gef�hrt.
Die Salinger'sehe Hom�opathie � die sogenannte positive Heilmethode � steht hinsichtlich der Dosen zwischen der Ho�m�opathie und Allopathie; diese Dosen geh�ren jedoch immer noch zu denen, von denen man sagen kann, wenn sie nicht helfen, so schaden sie doch nicht. In dieser positiven Heilme�thode wird ja auch als besonderer Vorzug der kleinen Dosen von ' 50 � Vtoo selbst bis '500 Gr. hervorgehoben, dass die Mittel keine Contraindication finden.
Was nun die Di�t betrifft, so sind die HaJinemann'schen Vorschriften nicht mehr durchgreifend im Gebrauche, immer aber halten es die hom�opathischen Menscher�rzte doch noch f�r unerl�sslich, dass keine arzneilichen Substanzen aenossen werden, und zur Erf�llung dieser Indication hat Hahnemann die Wege angegeben, indem er sagt: �durch Kochen und Koch�salz wird die arzneiliche Wirkung aufgehobenquot;; mithin darf der Patient bei der hom�opathischen Behandlung keine rohen .Substanzen und keine Gew�rze geniessen. Wrelclie Di�t aber bei den Pflanzen fressenden Thieren einzuschlagen sei, hat Hah�nemann den Thier�rzten nicht gesagt; wio wird nun aber die�sen zu Muthe, wenn sie sehen m�ssen, dass eine Kuh, die eine Oblate mit einigen Tropfen eines chemischen Nichts verschluckt hat, !/4 Centner Gr�nfutter verzehrt, unter dem sieh die ver�schiedensten Pflanzen, aromatische, narkotische, scharfe etc. be-
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106nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Heilsystome.
finden, oder wenn das behandelte Pferd vor einer mit aroma�tischem Heu gef�llten Kaufe steht?
Wer Caspari's Katechismus oder Hartmanns Di�tetik gele�sen hat, muss dar�ber ganz untr�stlich sein. Hungern w�rden die Thiere vielleicht nicht so lange k�nnen, als manche Arz�neien nach den Arzneimittellehren in ihren Wirkungen anhalten, und ausserdem w�rde das bei Wiederk�uern auch nicht aus der Verlegenheit helfen, wenn man den grossen Vorrath von noch nicht verdauten Substanzen im Wanzte ber�cksichtigt. Wenn hier nicht der durch Sch�tteln und Reiben entwickelte nrzneiliche Geist aus der Verlegenheit hilft, dann m�ssen wir otfen bekennen, dass die hom�opathischen Grunds�tze nicht f�r die Thierheilkunde berechnet worden sind, und dass somit die Anwendung der Hom�opathie bei Thieren ein gar arges Pfu�schen in der Hom�opathie selbst ist, wof�r auch die meisten hom�opathischen thier�rztlichen Werke den sprechenden Beweis liefern.
Das Hahnemann's�he System, die eigentliche Hom�opathie ist bei den Thieren gar nicht anwendbar und zu einer wissen�schaftlichen Fortentwickelung nicht geeisnet, von dem Begr�n-der auch nicht dazu angelegt. Wenn die jungen rationellen Hom�opathen von wissenschaftlicher F�rderung ihres Systems sprechen, so ist das eigentlich nichts weiter, als entweder ein anderes Raisonnement, eine Ab�nderung in Nebendingen oder eine Aufl�sung des Systems in Widerspr�che. So lange, als das oberstePrincip �sim�ia similibus curanturquot; als der einzige und ausschliesslich e Weg f�r die Therapie gilt, so lange leidet sie an den Gebrechen aller Systeme; wird dieser Gr�nd�satz in seiner Ausschliesslichkeit aber aufgegeben, dann ist die Hom�opathie dem Principe nach eben kein System mehr, son�dern ein integirender Theil der gesammten rationell-empirischen Heilwissenschaft. So weit ferner, als die Hom�opathen mit po-tenzirten Mitteln operiren, so weit bleibt die Hom�opathie ein Kindermesser ohne Spitze und Schneide, was nur f�r unm�n�dige Kinder passt, womit der m�ndige Arzt in seinem Berufe nur Kinderspiel treiben kann.
R�ckblick. Verfolgt man die Hom�opathie von ihrem Krfinder bis auf den heutigen Tag, so lassen sich die gegen�w�rtigen Thatsachen in folgenden kurzen S�tzen zusammenlas-
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Kritik der Hom�opathie.
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sen: Eine eigentliche Hom�opathie existirt jetzt, nachdem �ber 5 0 Jahre seit der Entdeckung der�selben verflossen sind, in Wirklichkeit nicht mehr, als ein in sich zusammenh�ngendes und geschlosse�nes System ist sie zu Grabe gegangen; durch reelle Fortschritte der medicin ischen Wissenschaft ist sie mit jedem Jahre immer mehr unm�glich geworden, und durch die vermeintlichen Fortschritte auf dem Gebiete der Hom�opathie selbst, bei denen man bem�ht gewesen ist, die Hom�opathie neben den Errungenschaften in der Pathologie aufrecht zu erhalten, ist das System selbst vernichtet worden, so class nur eine Ruine geblieben ist. Mit den Tr�mmern ha: man allerdings bis heute noch Praxis resp. Spe�culation getrieben; das H�uflein ist gegenw�rtig aber nur noch gering und demselben geh�ren bezeichnend genug vorzugsweise Laien an.
Bei allen Einwendungen kann ich die Hom�opathie doch nicht verlassen, ohne am Schl�sse meiner kritischen Beleuchtun�gen auch die Lichtseiten kurz hervorzuheben. Ilahnemann und seine Sch�ler haben entschieden ihre wesentlichen Verdienste um die Heilkunst; sie haben
1)nbsp; nbsp;durch Aufstellung ihres hom�opathischen Heilprincipes den Anstoss zur weiteren Verfolgung der Heilungsgesetze ge�geben;
2)nbsp; die Pr�fling der Heilmittel �berhaupt speciell aber an Gesunden wieder mehr in Aufnahme gebracht;
#9632;i) zur Anerkennung der naturgesetzlichen Entwickelung und Abwickelung cyclischer Krankheiten ohne Arzneien Ver�anlassung gegeben und �berhaupt, wenn auch wider Willen, bewiesen, wie m�chtig und h�utig die Katurheilung ist, die sie allerdings selbst nicht anerkennen;
4) die Allopathen zur Vereinfachung der Arzneien und Verminderung der Dosen gef�hrt, und
igt;) endlich die vielfach mehr oder weniger vernachl�ssigte �i�t bei der Behandlung zur geb�hrenden Ber�cksichtigung gebracht. Nebenbei hat die Hom�opathie auch zum Skeptecismus in der Therapie gef�hrt, der schliesslich auch sein Gutes hat.
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IDSnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Heilsysteme.
Die Isopathic.
Die Isopathie ist nichts anderes, als die bis auf die �usser-ste Spitze der Conscquenz getriebene Hom�opathie, als das bis zum �aequalia aKqualibim1' verkl�rte �sim�ia similibitsquot;. Die Isopathie w�hlt, wo es der Natur der Krankheit nach angeht, also vorz�glich bei ansteckenden Krankheiten, den Krankheits�stoff selbst in hom�opathischer Verd�nnung, um dieselbe Krank�keit zu heben; z. B. Anthraxin gegen den Milzbrand, Ozaenin (1 Tropfen von der SOsten Potenz) gegen Rotz, Variolin homl-itnvi et vaccaruM gegen Menschen- und Kuhpoeken etc. Die ersten Spuren finden sich in den angeblichen Erfolgen, welche der hom�opathische Arzt Gross mit der Anwendung des poten-zirten Kr�tzstoffes gegen die Kr�tze und gegen die psorischen Krankheiten �berhaupt erhielt; der eigentliche Erfinder der Isopathie ist jedoch Ln.v. Also einem Thicrarzte ist es gelun�gen, diese Missgeburt des menschlichen Geistes zur Welt zuquot; f�rdern. Obgleich diese absurde Lehre mit den Vorders�tzen des Hahnenianu'sahen Systems in inniger Harmonie steht, so war Hahnemann doch viel zu schlau, als dass er es nicht ver�mieden h�tte, durch Anerkennung der Isopathie sein so fein angelegtes Geb�ude zu gef�hrden.
In der Menschetiheilknnde hat die Isopathie deshalh auch kein Gl�ck gemacht, in der Thierheilkunde aber hat sie sich mannigfach mit der Hom�opathie verbastadirt. Ledebour sagt (allgemeine Thierheilkunde nach hom�opathischen und isopathi-schen Grunds�tzen, 18;37), die Isopathie geht mit der Hom�opa�thie Hand in Hand, sie ist die j�ngste Schwester derselben. Am kr�ftigsten hat sich die Isopathie nach Ledebour bewiesen, wenn man, um ein krankes Individuum zu heilen, den Krank�heitsstoff von ihm selbst nahm. Es soll daher wenigstens bei diesen Kuren darauf gesehen werden, dass zwischen den zu heilenden Individuen und dem, welche^ das Heilmittel liefertgt; eine v�llige Gleichheit bez�glich des Geschlechtes, Alters, Con�stitution und selbst der Ursache der Krankheit besteht.
Das abgegangene St�ck eines Bandwurmes wird, ger�stet und potenzirt, das andere St�ck am sichersten nachholen. Der verriebene Blasenstein zermalmt den Blasenstein, der potenzirte Blasenwurm (das Coenurin oviiau) giebt den Drehern Verstand
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Die Isopathie.
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wieder und der Geist des Strongylus Giyas gel;t spornstreichs in die Nieren und zerst�rt die vorhandenen Bestien [Zooiasis, 1. Heft, S. 92).
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Thier�rztliche Schriften �ber Hom�opathie und Isopathie.
F. J. Luoc. lgt;ie Isopatliik der CautMgioncn. Leipzig, 1833. S
F. J. Lux. Zooiasiis- 2 Bde. Leipzig, 1835 u. 36.
Dr. E. F. R�ckert Wirkung hom�opathischer Arzneien. Leipzig, 1833.
Dr. E. F. E�chert. Erkcnntniss und Heilung der .-wichtigsten Krankheiten des Pferdes. Meissen, 1839.
Erfalirung-en aus dem Gebiete der hom�opathischen Thierheilkunde, von einem Landwirthc. D�sseldorf, 1835.
Sepertorium der Thierheilkunde nach hom�opathischen Grunds�tzen. Leip�zig, 1836. 2. Ausg. 1840.
J. C. L. Genske. Hom�opathische Arzneimittellehre. Leipzig, 1837.
Hom�opathische Heilversuche an kranken llaustliiereu, vou einem Laien:
1.nbsp; Brief: Heilung des Pferdes. 1835. 2. Brief: Heilung- des Rindes. 1836. 3. Brief: Heilung des Schafes. 1843.
Dr. Weher. Der Milzbrand. Leipzig, 1836.
F. G. Ledehour. Allgemeine Thierheilkunde nach hom�opathischen und
isopathischen Grunds�tzen. Nordhausen, 1837. U. H. Traeger. Der hom�opathische Haus- und Thierarzt. 5 Hefte. 1846 x-
und 1847. Th. Traeger. Studien und Erfahrungen im Bereiche der Pferdekunde, wie
der gesammten Thierheilkunde. Sondershansen 1851. Sp�ter (?)
2.nbsp; Auflage.
Dr. Grien. Der hom�opathische Hausthierarzt. 1851.
Sch�fer, Hom�opathische Thierheilknnst. Nordhausen. 5. Aufl. 1863.
O. Lackner. Die Krankheiten der Pferde und deren hom�opathische Be�handlung. 1863.
Derselbe. Die Krankheiten der F�llen. 1863.
K. L. B�hm. Der Hausthierarzt in hom�opathischer Heilart. 18lt;gt;3.
F. A. G�nther. Der hom�opathische Thierarzt. 3. Bde. 1. Die Krankhei�ten des Pferdes. 11. Ausg. 1861. � 2. Die Krankheiten der Kin�der, Schafe etc. 10. vermehrte und verbesserte Ausg. 1861. �
3.nbsp; Die hom�opathische Hausapotheke. 6. vermehrte und verbes�serte Aufl. 1860.
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110nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Heilsysteme.
Das autidotischc Terfaliren von Grams*).
Ueber Gesetz und Schl�ssel zur Auffindung von Heilmitteln sagt Grams:
�dasjenige ist das Heilmittel der Krankheit, was sich am entgegengesetztesten gegen den Stoff verh�lt, welcher diese Krankheit in gleicher oder m�glichst �hnlicher Weise im gesunden Organismus in chemisch-dynamis eher Weise hervorzubringen vermag. Nun aber sind diejenigen Stoffe sieh am entgegengesetztesten, welche die gr�sste chemi�sche Wahlverwandtschaft zu einander haben.quot;
Also man soll mit einem Worte die Antidota desjenigen Stoffes reichen, dessen Vergiftungssymptorae den Zuf�llen der Krankheit am meisten gleichen. Als Arsenikkrankheiten sind z. B. aufgef�hrt: Brechdurchf�lle, Chlorose, Gastrosen, Hydrop-sien, Rheumatismen und Geschw�re; hiergegen die Antidota von Arsenik, also: Eisenoxydhydrat, Eisenliquor, Stahlwasser, oder auch Essig. Als Hydrargyrum-Kr siakh^iten gelten: Ec-cema, Eheumatismus, Tremor, Durchf�lle, Buhren, Leber-�bel, Geschw�re, Periostitis etc.; hier passen die Antidote von Mercur, wenn derselbe auch nicht als Ursache nachgewiesen ist, als: Eiweiss, Schwefelmittel, Gold, Blei, Jod. Als Bleikrank�heiten sind erw�hnt: Kolik, Hyper�sthesie, An�sthesie, Tabes, Paralyse, Contracturen und Verstopfung; Heilmittel dagegen: Schwefelmittel, schwefelsaure Mittelsalze und Schwefels�ure.
Dies System, durch similia antidotis am besten ausgedr�ckt, hat Verwandtschaft mit der Hom�opathie und dem Rademaclier-sehen Heilsystem; der Hom�opathie steht diese Methode eigent�lich direct gegen�ber, weil sie den ehemischen Gegensatz an�wendet; indess man hat auch hom�opathischer Seits schon ver�sucht, den Grundsatz: similia similihus auf ein antidotisches Verh�ltniss zur�ckzuf�hren.
Diese Methode ist eben aus dem Bestreben der Neuzeit, speeifische Mittel zu finden, hervorgegangen, und auch ihr liegt der principiell verwerfliehe Gedanke zu Grunde, einen so zu�sammengesetzten Vorgang, wie der Arzneiwirku.ngs- und Hei-
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*) Er�ffnung eines neuen Weges zur sichern Indication der Arzneimit�tel, von Dr. A. Grams. Leipzig 1853.
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Die naturalistische Heilmethode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ill
lungsprocess ist, durch ein abstractes Princip (heisse es similia slmilibus oder similia antidotis) erkl�ren zu woll�n. An einer mir entfallenen Stelle heisst es �ber dieses Heilsystem, es sei auch nur ein Ritt auf dem Hippogryphen ins alte romantische Land der medicinischen Hypothesen. Einen weiteren Eingang hat dieses System nicht gefunden.
Die Mturalistischc Hciliuethode *).
Neben den verschiedenen Heilsysteraen dieses Jahrhunderts kam nach und nach der Skepticismus zum Durchbruch. Die verschiedenartigsten Heilsysteme, die sich alle auf ihre Erfolge st�tzen, haben Zweifel an jeder Heilwirkung der Arzneien er�weckt, vor allem aber hat die Hom�opathie durch ihre thera�peutischen Erfolge von dem arzneilichen Nichts zu dem soge�nannten Nihilismus in der Therapie gef�hrt. Aus diesem Skep�ticismus hat sich wieder eine besondere Heilart, die �Natur-heilmethode quot;, herausgebildet, die alle arzneilichen Substanzen als fremdartige, chemisch wirkende und deshalb naturwidrige Dinge verwirft, und nur die di�tetischen und physikalischen Heilmittel anerkennt. Di�tetik, Gymnastik, besonders die schwe�dische, und etwas Hydriatik zusammen ist der Inbegriff dieser Methode, die sich die naturalistische Mcdicin genannt hat, im Gegensatz von derjenigen, die auch mit chemischen Agentien operirt und deshalb die artistische genannt worden ist. Von allen Methoden ist diese wohl die vollkommenste und die natur-gem�sseste; das Princip ist aber nicht weniger einseitig, als das aller andern Methoden. Solche Einseitigkeit tritt denn auch dadurch in der Praxis recht auff�llig hervor, dass der Eine mehr mit den Nahrungsmitteln, der Andere mehr mit kaltem Wasser arbeitet, und ein Dritter sich haupts�chlich auf dem Felde der Gymnastik bewegt. Alle sind naturalistische Heil�k�nstler, alle k�nnen recht h�lfreich sein, Bantin mit seiner Kur nicht ausa;eschlossen.
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*) Lehrbuch der Naturheilkunde von C. A. W. F. Richte,-. 1866. Naturhiilfe in Krankheiten von Fr. Wurm. 1867. Praktisches Handbuch der naturgein�ssen Heilweise von T. llahv.
2. Aufl. 18G8. Zeitschrift f�r naturgem�sse Heil-, Lebens- und Erziehungs-Anstalten
von T. Hahn.
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112nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Ileilsysteme.
Die artistische Therapie, welche wirklich einen Gegen�satz der sogenannten naturalistischen bildet, d. h. diejenige, die nur mit Arzneimitteln kurirt und alles damit zu erzielen glaubt, diese steht allerdings weit hinter der naturalistischen. Die eigent�liche artistische Therapie aber, d.h. diejenige, welche alle vor�handenen Kr�fte sowohl im Mikrokosmus, wie im Makrokosnms zu ermitteln und zu benutzen strebt, diese Therapie bildet kei�nen Gegensatz von der sogenannten naturalistischen, weil sie dieselbe mit umfasst, sie l�sst sich aber durch k�nstliche Prin-cipien nicht abhalten, von chemisch wirkenden Arzneien am rechten Orte Gebrauch zu machen und den rationell empyri-sclien Weg zu verfolgen.
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Zum Schluss sei hier nur noch bemerkt, dass man eine Heilkunst ohne Heilungswissenschaft, d. h. eine Abl�sung der praktischen Medicin von den Naturwissenschaften, eine Therapie ohne Physiologie, Nosologie und Aetiologie nicht haben kann, und dass alle Heilsysteme, in deren Wesenheit diese Tendenz liegt, als schon im Principe verfehlt betrachtet werden m�ssen.
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Dritter Abschnitt.
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Naturh�lfe.
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�Die Natur hat ihren eigenen Arzt in ihr seiher. der da heilet, was in ihr verwundet. Also soll ein jeg-lieher Arzt wissen: im Leibe ist, der da heilet. So aher der Arzt meint, er sei, der da heilet, so verf�hrt er sich selbst und kennt seine eigene Kunst nicht.quot;
VaraceUus.
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JVrankheits- und Genesungsvorgange sind keine Gegens�tze; Krankheiten vergehen nach denselben Gesetzen, unter denen sie entstehen. Die Genesung ist als Resultat anzusehen, das seinen vollen und hinreichenden Grund in der Gesammtheit der vorausgehenden Verh�ltnisse hat, sie ist somit eine einfache nothwendige Folge der Zust�nde des K�rpers und der etwai�gen Einwirkungen auf diesen, die Folge g�nstiger Constellatio-uen. Die einmal vorhandenen Bedingungen wirken in jedem Falle zum Guten sowohl als zum Schlimmen genau soviel, als sie k�nnen und m�ssen. Wie zum Erkranken, so liegt die Bedingung zum Genesen im Organismus selbst; sie gen�gt unter obwaltenden Umst�nden ohne alles Hinzuthun der Kunst die Genesung herbeizuf�hren � Katurh�lfe �, oder sie gen�gt dazu nicht, die Kunst muss erst Aussendinge in Anwendung bringen, um das Hinderniss � die Genesungshemmungen � hinwegzur�umen und den Anstoss zur Genesung zu geben �#9632; Kunsth�lfe.
IVaturliciliingslclii'c, Plnsiatrik.
Die Naturheilkr�fte als organische Kr�fte in ihren Grund�z�gen zu ermitteln und zu untersuchen, wie, auf welchen
Gcrlach Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8
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114nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Naturhiilfe.
Wegen und unter welchen Umst�nden die Naturb�lfe erfolgt, die Vorg�nge zu erforschen, vermittelst deren der Organismus von selbst sch�tzt, heilt oder lindert, das ist Gegenstand der Lehre von den Naturheilungen � Physiatrica �, und die spontanen heilsamen Vorg�nge im lebenden Organismus sind eben die physiatrischen.
Die Physiatrik ist die Physiologie, die Grundlage der The�rapie. Wie sich die pathologischen Processe nur aus den phy�siologischen Vorg�ngen begreifen lassen, so gew�hren die spon�tanen Heilvorg�nge auch eine richtige Einsicht in das, was der Arzt bei dem Patienten zu thun und zu lassen hat; denn die Gesetze dieser Vorg�nge sind physiologische und darauf m�ssen aucli die verschiedenen Paragraphen des allgemeinen Gesetz�buches der medicinischen Praxis basirt werden.
So d�rftig auch unser Wissen in der Physiatrik noch ist, so will ich mich dadurch doch niciit abhalten lassen, auf die Er�rterung der verschiedenen Naturheilungsprocesse hier n�her einzugehen. Der Anfang muss gemacht werden, ohne beson�dere Betrachtung kommt die Sache nicht weiter, mit dem An�fange einer solchen aber beginnt zugleich die Vervollkommnung.
Natitrhcilkraft.
Fr�her, bei der veralteten dynamischen Anschauungsweise nahm man an, dass eine besondere Kraft im Organismus walte, die sich ad hoc in Reserve betiude, im Momente der Gefahr als ein Bens e.c raachiaa hervortrete, der Krankheit den geeignetsten Widerstand entgegensetze, ihren Folgen be�gegne und ihre Nachwirkung unsch�dlich mache, eine Kraft, die wie ein Genius �ber der Materie schwebe, diese Kraft bezeich�nete man als die Naturheilkraft, Vis naturae medicatrix. Un�g�nstige Ausg�nge der Krankheiten schrieb man einer Schw�che oder Verirrung dieser Heilkraft zu. Dies f�hrte selbst zur Per-sonificirung und Verg�tterung des unbekannten Wesens, welches angeblich mit einer Art von Ueberlegung und Zweckbewusst-sein auf scharfsinnig gew�hlten Wegen das Unheil von dem Kranken abwende; die Naturheilkraft wurde so zum Engel, der die Krankheit � den Teufel � bek�mpfte. Durch solche teleo-logische Betrachtungsweise schwebt der Arzt in der Gefahr, in Mysticismus und geistige Tr�gheit zu verfallen, in der er jene
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Naturheilkraft.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 115
heilsamen Vorg�nge h�chstens bewundert, statt sie mit pr�fen�dem Auge aufzufassen und ihr Zustandekommen Schritt f�r Schritt zu verfolgen.
Die Xaturheilkraft ist Lebenskraft, eine Eigenschaft der orga-nisirten Materie, die nach allgemeinen Naturgesetzen th�tig ist und ihre Leistungen mit Nothwendigkeit vollbringt, sobald die Bedingungen dazu gegeben sind, eine Kraft, die sich auf dem Wege der Ern�hrung aus den molecul�ren Kr�ften regenerirt.
Die Naturh eilth�tigke it � Natura medicatrix, actiones naturae medicatrieis � beruht auf denselben Gesetzen, auf denen die Selbsterhaltung im normalen Walten beruht; sie ist begr�ndet einmal in der gesamrnten organischen Einrichtung, verm�ge deren eine St�rung solche Th�tigkeiten aus�l�st und in Bewegung setzt, die nicht selten zu ihrer, der St��rung, eigenen Vernielitung oder Unsch�dlichmachung f�hren m�ssen, und zweitens auf dem steten Schaffen und Ausstossen, dem best�ndigen Verj�ngen des Gesammtorganismus. Die R�ck�wirkung auf einen Reiz, die Reaction ist nicht eine willk�rliche Antwort des Organismus, der auch schweigen oder anders ant�worten k�nnte, wie Lotze sagt, wenn er es nicht f�r gut f�nde, gerade so zu antworten; sondern jede Reaction ist eine noth-wendige Folge des Reizes und nur in der organischen Anord�nung der einzelnen Th�tigkeiten liegt es, dass die Folgen des Reizes selbst zur Abwehrung des Reizes dienen k�nnen resp. m�ssen. Die Zusammenziehung der Iris z. B. ist die nothwen-dige Folge des Lichtreizes auf der Netzhaut, sie ist aber auch zugleich eine zweckm�ssige, vor dem �berm�ssigen Lichtreiz sch�tzende, und sie zieht sich gerade soweit zusammen, bis die einfallenden Lichtstrahlen der Reizempf�nglichkeit der Retina entsprechen; auf dem anderen, nicht vom Lichtreiz betroffenen Auge, tritt indess dieselbe Verengerung der Pupille ein, aber ohne Zweck und Nutzen. Das durch einen fremden K�rper gereizte Auge thr�nt und schwemmt den K�rper und somit den Reiz weg, das verletzte Auge thr�nt auch, der Reiz wird aber nicht weggeschwemmt; der Thr�nenerguss ist in beiden F�llen nothwendige Folge, dort zugleich zweckm�ssig und heilsame Reaction, hier eine unn�tze.
Wie aber nicht unter allen Umst�nden die nothwendigen Folgen einer St�rung zugleich die zweckm�ssigen sind, so muss die Naturheilkraft auch eine beschr�nkte sein, die nur unter
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110nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Naturhiilfe.
g�nstigen Oonstellationen zur Genesung f�hrt und der Kunst�heilung nicht unter allen Umst�nden entbehren kann: ja es kann die nothwendige Folge einer St�rung sogar eine gefahrbringende sein und der Tod um so sicherer nach denselben organischen Gesetzen herbeigef�hrt werden, wonach unter anderen Umst�n�den die St�rung alsbald beseitigt wurde. T�dtung und Lebens�rettung Seitens des Organismus lassen sich auf dieselben Gesetze zur�ckf�hren. Durch Husten wird ein fremder K�rper ausge�worfen und das Leben gerettet; durch Husten, der nach den�selben Gesetzen eintritt, wird Blutsturz, Emphysem und so Lebensgefahr herbeigef�hrt.
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Naturhcilwege und Naturhe�proccsse.
Der Organismus ist eine vielseitige Einheit; durch Con-tinuitiit und Contiguit�t bilden alle elementaren Formen (Zel�len und deren Derivate) alle Organe und Systeme als rela�tive Einheiten, die alle ein bestimmtes Gebiet f�r ihre rela�tive selbstst�ndige Th�tigkeit haben, eine totale Einheit. In dieser Totaleinbeit giebt es die mannigfaltigsten gegenseitigen Beziehungen, Beeinflussungen und Abh�ngigkeiten. Dominirend in erster Linie stehen das ununterbrochen zusammenh�ngende, mit geringen Ausnahmen in alle lebendigen Tlieile hineindringende Nervensystem, und der einheitliche Ern�hrungsstrom. Hierin liegt der anatomisch-physiologische Grund zur Verbreitung loca-ler Krankheiten, wie auch umgekehrt zur Localisation bei All�gemeinleiden, und eben darin ist auch eine grosse Anzahl regu�late ris eher Einrichtungen gegeben, welche die Ausglei�chung von St�rungen m�glieb machen, und welche die Wege zu den Naturheilungen darbieten.
Die heilsamen Vorg�nge, deren Endresultat eben die Heilung der Krankheit ist, sind die Heilprocesse und in so fern diese spon�tan entstanden sind, stellen sie die Naturheilprocesse dar. Diese sind nun entweder, und in der Mehrzahl der F�lle, direct von der Krankheit selbst ausgegangen und bilden nur einen Theil derselben Kette von St�rungen, sind also gewisserraassen ein Glied der Krankheit selbst, das durch die gegebenen Verh�lt�nisse heilsam geworden ist oder auch werden musste, oder sie
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Natarheilwege und Naturheilprocesse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;117
haben ihren Anstoss von der Krankheitsursache empfangen oder endlich sie sind lediglich die nothwendigen Folgen der, neben der Krankheit fortbestehenden normalen Functionen, neben wel�chen die abnormen nach den Gesetzen der organischen Anord�nungen nicht f�r l�ngere Zeiten fortbestehen k�nnen und so den hinl�nglichen Grund ihres Unterganges in sich selbst tragen. Demnach giebt es also rein physiologische und patho�logische Naturheilprocesse. Dennoch aber kann man diese Naturheilprocesse je nach dem normalen und abnormen Geschehen nicht in gesonderten Gruppen betrachten, weil keine bestimmte Grenzen zwischen dem Normalen und Abnormen zu ziehen sind, Physiologie und Pathologie greifen so in einander hin�ber, dass die Grenzen zwischen beiden verschwinden; Be�wegungen, Absonderungen z. B. k�nnen, bis zu einem gewissen Grade gesteigert, noch ganz normal sein, w�hrend sie in einem noch h�heren Grade als pathologisch angesehen werden m�ssen. So ist es in quantitativer und nicht anders ist es in qualitati�ver Hinsicht.
Die Naturheilung vollendet sich vollst�ndig oder unvoll�st�ndig, je nach der Beschaffenheit der auszugleichenden Abnor�mit�ten und je nachdem die Bedingungen f�r den Eintritt der physiologischen Ausgleichungen durch die pr�existirende Be�schaffenheit der Theile g�nstiger oder weniger g�nstig sind. Es giebt also eine Pr�disposition nicht bloss zu St�rungen, son�dern auch zu Ausgleichungen. Manche K�rper oder K�rper-theile sind sehr vulnerabel und weniger zur Regulation dispo-nirt, sie verfallen leicht in regressive Metamorphosen, andere sind widerstandsf�higer und besitzen eine gr�ssere Regulations-i'�higkeit, eine bessere Heilkraft. Diese Dispositionen setzen immer schon etwas Krankhaftes voraus, sei es in den Lebens-th�tigkeiten, den Leistungsf�higkeiten der Elementarformen, der Zellen oder in gewissen Mischungsverh�ltnissen.
Betrachten wir jetzt die wesentlichsten Naturheilvorg�nge etwas n�her.
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Aetiologische Naturheihing.
Es giebt Krankheiten, die von einer fortdauernden Ein�wirkung der Ursachen abh�ngig sind, die so lange nicht ohne die Ursachen fortbestehen k�nnen, als sie sich noch keine
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118nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Naturh�lfe.
L�sion, d. h. selbststimdige materielle Ver�nderung geschaf�fen haben, welche dann weiter die Rolle der Ursachen �ber�nimmt, d. h. ein neuer Ausgangspunkt der St�rungen, der Krank�heit geworden ist. Die Heilungen dieser von den Ursachen abh�ngigen Krankheiten vollziehen sich nat�rlich von selbst, wenn die Ursache aufgeh�rt hat, erregend einzuwirken. Vergif�tungen heilen von selbst, wenn das Gift nicht in absolut t�dt-licher Quantit�t eingewirkt hat, so dass die ersten Einwirkungen nicht auch die t�dtliclien werden, und keine dauernde Verbin�dung mit organischen Stoffen der Zellen oder Gewebe eingeht. Die organischen Gifte geh�ren wohl alle zu den acut wirkenden Giften, die sich nicht lange im Organismus wirksam erhalten k�nnen. Die fl�chtigen (Aetherarten, Chloroform und andere Anaesthetica, die Blaus�ure) verschwinden am schnellsten, bei ihnen ist immer die Lebensgefahr in den ersten Minuten, sind diese �berwunden, so k�nnen wir auf ebenso rasche Naturhci-lung rechnen; die Alkaloide wirken nachhaltiger, aber doch immer acut vor�bergehend, so fern sie nicht zu den scharfen Substanzen geh�ren, die schon bei der ersten Einwirkung eine nachhaltige L�sion setzen; t�dtet das Strychnin die Hunde, die bekanntlich ausserordentlich empf�nglich sind f�r dieses Gift, nicht innerhalb 8 �10 Stunden, so ist schon mit ziem�licher Sicherheit auf Naturheilung zu rechnen; bei dem Atropin ist nach 2 Stunden auf Naturheilung zu rechnen, so �hnlich auch bei allen andern nicht scharfen Alkaloiden.
Nicht selten wirkt hier auch der Zufall rettend, so nament�lich bei den Pflanzenfressern, und vor allen bei den Wieder�k�uern, bei denen manche Gifte schon im Magen in den verschie�denen Pflanzenstoffen untergehen, welche die Verdauungss�f'te extrahirt haben; so wirkt die Gerbs�ure und deren Variet�ten schon als Antidote vernichtend auf die organischen Gifte, dass sie nur schwach oder gar nicht zur Wirkung kommen.
Parasitische Krankheiten heilen immer von selbst, wenn die Parasiten verschwinden oder aufh�ren feindlich ein�zuwirken, bevor die erzeugten Krankheiten durch tiefe L�sion selbstst�ndig geworden sind. Wir haben Parasiten, deren para�sitisches Leben nur auf eine gewisse Zeit beschr�nkt ist, deren Auswanderung zur bestimmten Zeit zur Lebensgeschichte ge�h�rt, hierauf beruhen namentlich manche Naturheilungen im Fr�hjahre.
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Aetiologische Naturheihmg.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;119
So wandern nach meinen Beobachtungen*) die verschiedenen Rundw�r�mer aus den Bronchien (Strongylus fdaria bei Schafen und Ziegen, Strongylus micrurus bei Kindern, Stronyylasparadoxus bei Schweinen, Sclerostoumm syn-yamuK bei den Hausgetiiigeln) im Laute des Winters und um die erste Zeit des Fr�hjahres aus; die dadurch in verschiedenen, bis zur Entz�ndung gehen�den Graden erzeugte Affection der Bronchienschleimhaut tritt am inten�sivsten im Herbste hervor, sie nimmt im Winter ab und verschwindet im�mer im Fr�hjahre. Bei den �lteren, kr�ftigeren Thieren werden sie in der Kegel durch kr�ftigen Husten schon fr�her gewaltsam ausgestossen, und eben deshalb pflegen sie auch nur bei den zarten jungen Thieren Krank�heitsursache zu werden. Strongylus contortus im Labmagen besonders u^s Kindes, Schafes und der Ziege, der sp�ter einwandert als die Luftwegen�bewohner**), wandert erst im sp�ten Fr�hjahre ans, womit wieder das Siech-thuin endet, was sie bei den jungen Wohnthieren verursacht haben. Ebenso gelangen die Larven der Oestriden alle im Laufe des Fr�hjahres in die Aussenwelt zur Verpuppung, und damit brechen alle verursachten St�run�gen im bewohnten Organismus ab, deshalb heilen alle Krankheiten durch Bremsenlarven im Fr�hjahre von selbst. Nicht anders verh�lt es sich nach meinen Beobachtungen bei den Leberegeln. Dieselben weilen im Laufe des Herbstes und Winters in der Leber, den Galleng�ngen des Kindes, Schafes und der Ziege, werden geschlechtsreif, legen Eier, die mit der Galle fort-gesp�lt und so in den Darm und weiter in die Aussenwelt kommen, und gelangen im Fr�hjahre mit dem Gallenstrome in den Darm, wo sie abster�ben. Die Leberegel-Kachexie f�hrt deshalb sicher zum Tode, wenn sie sich schon im Herbste zeigt, w�hrend alle Patienten, welche das Fr�hjahr noch mit einem gewissen Lebensfund erreichen, sich auch erholen.
Andere parasitische Krankheiten gehen schon abortiv unter, #9632;wenn die betrettenden Parasiten nicht die Bedingungen ihrer Existenz rinden und friilizeitig absterben; stirbt z. B. der Coenunts cerebralis in der Entwickelung ab, so wird die Drehkrankheit geheilt, noch ehe sie zur weitern Entwickelung kam ; die Coenums-
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*) Magazin Bd. 20. S. 291 � 204, und mein Handbuch der gerichtliehen Thierheilkunde. 1862. S. 505, 509 u. 515.
**) Meine auf Grund klinischer Beobachtungen begr�ndete Ansicht, dass der Strovtjylus contortus bei Schafen eine Entwickelungsstufe des Slrovyy-lus filaria sei, dass sieh aus den Eiern, die mit dem Schleime nat�rlicher Weise in den Magen gelangen m�ssen, weil die Thiere nicht ausspucken, Strongylus contortus entwickelt, haben eine weitere Best�tigung durch einen Versuch im Sommer 18G7 bekommen. Ich gab einem bei trocknem Futter im Stalle gehaltenen Ziegenlamm ein St�ck Lunge eines J�hrlings, in deren Bronchien sich eine grosse Anzahl Eier von Strongylus filaria befan�den. Ein zweites Ziegenlamm aus demselben Stalle wurde zu dem mit Lunge gef�tterten Lamme gesetzt. Nach V4 Jahr wurden beide Ziegen�l�mmer get�dtet, das mit Lunge gef�tterte hatte Strongylus contortus, aber nur in geringer Anzahl: das zweite Lamm zeigte dagegen keine Spur vou den rothen Magenw�rmem.
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120nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Naturh�lfe.
Embryonen, welche bei der Auswanderung vom Darme nicht nach dem Gehirn kommen, sterben an allen anderen Orten ab, ich fand sie nie �ber Erbsengr�sse hinaus entwickelt, und hier�mit gehen auch die angeregten Krankheitsprocesse zur�ck. Endlich werden manche Parasiten unsch�dlich gemacht durch Einschliessung in eine Kapsel,' so h�rt die Trichine mit der Einkapselung auf, als Krankheitsursache zu wirken und damit h�rt die weitere Unterhaltung der Krankheit auf; die Natur�heilung beginnt und f�hrt zu Ende, wenn die Krankheit nicht bis zur Einkapselung einen t�dtlichen Grad erreicht hatte.
Eingedrungene oder durch Absterben, Nekrose, im K�rper entstandene feste, fremde K�rper werden eliminirt und damit h�ren die verursachten St�rungen auf. Solche Elimination er�folgt auf verschiedene Weise; nekrotisirtes Gewebe erzeugt Entz�ndung in angrenzenden gesunden Geweben und dadurch eine Trennung, eine Abstossung; diese erfolgt schnell, wenn zwischen todtem und gesundem Gewebe eine scharfe Grenze besteht, im anderen Falle aber sehr langsam, weil das Abge�storbene an Halbabgestorbenes, nicht mehr Reactionfahiges grenzt, das theilweise Abgestorbene allm�lig in das Gesunde �bergeht, so dass letzteres nicht mehr von dem Reize eines fremden K�r�pers direct getroffen wird. Eine andere Elimination ist die Um�h�llung mit unempfindlichem Narbengewebe, welches die, von dem fremden K�rper erzeugte und unterhaltene, meist mehr chronische Entz�ndung liefert. Endlich erfolgt die Elimination durch Auswanderung oder doch durch Wanderung nach einem unsch�dlichen Orte, wie z. B. in das lockere Bindegewebe unter der Haut oder zwischen den Organen, wo sie weder als Reiz wirken noch sonst wie die Function st�ren. Die Wanderung solcher K�rper hat deshalb h�ufig heilsame Folgen und fr�her auch zu der Annahme eines guten leitenden Genius gef�hrt. Diese Wanderungen folgen nat�rlich immer nur den physika�lischen Gesetzen und k�nnen deshalb unter Umst�nden eben so wohl lebensgef�hrlich, als heilsam werden. Wir haben hierbei die treibenden und hemmenden Kr�fte zu beachten; zu den ersteren geh�ren das Heben durch Granulation, die Schwerkraft, die besonders bei specifisch schweren K�rpern (Schrotkcrnern, Blei�kugeln) wirksam ist, und die Bewegungen der Organe, die abwech�selnde Spannung und Erschlaffung der Muskeln, die Richtung, in welcher die Bewegung sich fortpflanzt, z. B. die peristaltischen und
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Aeti�lngisehe Naturheilung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;121
antiperistaltischen Bewegungen, und die Ortsver�nderungen eini�ger Organe, so z. B. des Zwerchfelles, welches bei dem Drucke auf Haube und Wanst im Momente der Anspan�nung und bei gleichzeitiger antiperistaltischer Bewegung im Momente des Wiederkauens von spitzen fremden K�rpern in den n�chsten Magenabtheilungeri (Haube und Wanst) durchbohrt wird und dieselben im Momente der Erschlaffung weiter in die Brusth�hle hineinf�hrt, wo sie das Herz bei seinen Bewegun�gen gew�hnlich in Empfang nimmt. Die durch Bev/egung mo�bil geraachten K�rper finden Hindernisse in verschiedenen Gra�den, wo sie am geringsten sind, dahin wird der K�rper gescho�ben, deshalb gelangen sie gern in das lockere Bindegen'ebe, in welchem sie sich zwischen den Organen und unter der Haut leicht weiter bewegen oder liegen bleiben. Bei Hunden, die auf der Jagd zuweilen geschossen werden, ist es eine bekannte Erscheinung, dass die Schrotk�rner aus der Tiefe heraus unter die Haut kommen und sich von den h�heren Stellen, von der Kruppe resp. Schulter aus immer tiefer senken, bis sie schliess-lich selbst an den Zehengliedern ankommen. Bei den Hinder�nissen kommt nun aber noch die Form der fremden K�rper in Betracht; spitze K�rper finden an der Spitze nur vvenigen Wider�stand, sie schieben sich deshalb auch immer in der Richtung fort, welche die Spitze eben genommen hat; nur die festen Or�gane, namentlich die Knochen, leisten den Spitzen Widerstand. Hieraus ergiebt sich, dass die Wanderung bei stumpfen, nament�lich bei runden K�rpern in der Regel eine heilsame ist, dass es aber bei spitzen K�rpern theils von dem Zuge der treiben�den Bewegungen, haupts�chlich aber von der zuf�lligen Rich�tung der Spitze des fremden K�rpers abh�ngt, ob die Wande�rung eine heilsame oder sch�dliche selbst lebensgef�hrlich ist.
Schliesslich ist hier noch die abgestorbene P'Vucht als frem�der K�rper zu erw�hnen; diese erzeugt sofort nach dem Ab�sterben, oder wenn sie im weiteren Verlaufe durch F�ulniss einen gr�sseren Grad von Fremdartigkeit erreicht hat und als abnormer Reiz einwirkt. Wehen und wird dadurch entfernt. Der Abortus ist immer ein heilsamer Act, sobald die Frucht vorher abgestorben und Ursache der vorzeitigen Wehen ist.
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Ausgleichungen durch dep Stoffwechsel, Naturheilnng auf nutritivem Wege,
Das lebendige Sein ist an die Materie und zwar an die Formen derselben gebunden, es giebt nur ein materielles Leben�digsein ; das gesunde Lebendigsein kann nur bei normaler Ma�terie, d. h. normal in Form und Mischung existiren, dem kranken liegt immer Abnormit�t der Materie, sei es in der Mischung, sei es in der Form, zum Grunde. Kein Kranksein ohne mate�rielle Ver�nderung, ver�nderte Kraft beruht auf ver�nderter Materie; wo wir sie mit unserer Sinnen nicht positiv nachwei�sen k�nnen, da spricht man wohl noch von Dynamik, was aber weiter nichts bedeutet, als dass keine materielle Ver�nderung wahrzunehmen ist; wirkliches dynamisches Erkranken ist heut�zutage nicht mehr anzunehmen. Hieraus ergiebt sich die hoch�wichtige Bedeutung der nutritiven Th�tigkeit, die in den ele�mentaren Lebensformen, den Zellen, besteht, und der functionel-len Th�tigkeit aller Organe, die dem Vegetationssysteme ange�h�ren, in �tiologischer und physiatrischer i3eziehung.
Das best�ndige Zerfallen und Neubilden, der fortw�hrende Verj�ngungsprocess im gesammten Organismus und die Foitent-wickelungen sind Bedingungen des Lebens und desZur�ckkehrens von der kranken Lebensform zur gesunden, ohne sie kann auch die Kunst nicht wirken. Das Hauptprincip der Naturheilung beruht auf materiellem Austausch des Kranken gegen Gesundes und auf der Leichtigkeit dieses Umtausches.
Je mehr H�lfsmittel die bildende Th�tigkeit zur Restauration besitzt, desto schneller und sicherer erfolgt die nutritive Restitution. Daher sehen wir:
1)nbsp; nbsp;dass im jugendlichen Alter beim lebhaften Verj�ngungspro-cesse, bei progressiver Entwickelung, bei feuchter K�rpercon-stitution die Naturheilung ungleich wirksamer ist, als umge�kehrt im hohen Alter, bei tr�gem Stoffwechsel und bereits begonnener senilen Atrophie. Was im h�heren Alter jeder Kunst Trotz bietet, das wird im jugendlichen Alter nicht selten von der Natur ganz allein beseitigt. �Selbstauskurirenquot;, �Ver�wachsen mit den Jahrenquot; sind Ausdr�cke im Munde des Vol�kes, welche die rohe Empirie dictirt hat und die am deutlichsten die heilsame Wirkung des lebhafteren Stoffwechsels bezeichnen;
2)nbsp; nbsp; dass fr�her und sicherer auf die Naturheilung zu rechnen
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Stoffwechsel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 123
ist, wenn die pliysiologische Verj�ngung, die vegetative Sph�re nicht zu tief mit ergriffen ist; 3) class endlich dieser Natur-heilungsprocess auch wesentlich abh�ngig ist von Aussenverh�lt-nissen; normale Materialien sind wesentliche Bedingungen zur normalen Bildung, leht daher der erkrankte Organismus unter angemessenen Aussenverh�ltnissen, sind Nahrungsmittel � Speise und Trank � und Lebensmittel � Luft, Licht, W�rme etc. � dem normalen Verj�ngungsprocesse g�nstig, so f�hrt dieser auch um so eher den Gcnosungsprocess herbei.
Die Ausgleichungen finden entweder in dem normalen Stoff�wechsel statt, oder durch einen in die Sph�re der Krankheit mit hineingezogenen oder sonst wie einseitig gewordenen Stoff�wechsel mit vorwaltender An- oder R�ckbildung.
o) Die St�rungen gehen in dem normalen Stoff�wechsel., in dein continuirlichen Flusse der Materien unter. Das von Aussen eingeschlichene oder im Innern selbst erst entstandene Fremdartige wird allm�lig aus dem organischen Verb�nde gel�st und in die Auswurfsstofte �bergef�hrt So werden abnorme Anlagen, Pr�dispositionen, locale und consti-tutionelle Diathesen nach und nach verwischt und der ver�giftete Organismus entgiftet. Wirksam tritt diese Ausglei�chung namentlich bei chronischen Abnormit�ten der erw�hnten Art ein; die Zeit bringt hier H�lfe. Es bat jedoch, wie �berall so auch hier, seine Grenzen, angeerbte Diatliesen, ererbte pa-thische Constitutionen werden in der Regel nicht auf diesem Wege beseitigt, sie sind gewissermaassen stabile Mitglieder un�ter den maassgebenden Factoren im Stoffwechsel geworden, deren fortdauernde materielle Grundlagen wir eben nicht ken�nen, die sowohl in der Form als in der Mischung gegeben sein k�nnen; die elementaren Formen halten ihre urspr�ngliche Qua�lit�t auch in dem Stoffwechsel aufrecht, w�hrend die aufgedrun�gene Qualit�t im Stoffwechsel, also durch die Zellenth�tigkeit selbst wieder verschwindet. Selbst aber auch diesen ererbten Abnormit�ten gegen�ber vermag die Natur im normalen Stoff�wechsel noch heilsam zu wirken, indem sie dieselben als Pr�dispositionen niederh�lt und nicht zur vollen Krankheit auf�kommen l�sst.
Bei unsern Hausthieren haben wir viel toxische Krankheiten; die Nahrungsmittel namentlich f�hren den Hausthieren manche Gifte in den Leib, die nicht immer gleich auff�llige St�rungen,
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sondern nur kleine Intoxicationen verursachen, die im Verbor�genen fortbestehen und erst durch weitere Einwirkung des Gif�tes oder auch durch vermittelnde urs�chliche Momente zum Ausbruche kommen; als Beispiel erinnere ich an den Milzbrand. Hier giebt es vor dem Krankheitsausbruche einen effectiven Krankheitskeim, den die Natur im Stoffwechsel erstickt, wenn Zeit gegeben ist, d. h. keine neuen Sch�dlichkeiten einwirken. Je lebhafter der Stoffwechsel ist, desto sicherer und schneller diese Ausgleichung; wird dagegen dieser Stoffwechsel durch die Krankheit selbst beeintr�chtigt, so f�llt damit ein m�chtiger ausgleichender Factor fort. Bei localen Krankheiten ist dieser Naturheilprocess nat�rlich abh�ngig von dem Grade- des physio�logischen Stoffwechsels; in den gef�ssarmen, fibr�sen, sehnigen Gebilden, in denen alle und so auch die nutritiven Lebensacte auf der niedrigsten Stufe stehen, kann man auch wenier auf nutritive Ausgleichung rechnen; in den gef�ss- und nervenrei�chen Gebilden steht diese Ausgleichung sehr hoch, sie erfolgt schneller und oft in kaum geahndetem Grade.
b) Im Stoffwechsel kann die Anbildung vorwal�ten und der ausgleichende Moment sein. Bei herunter�gekommenen Organismen oder Organen, bei Blutverd�nnungen, bei allen veritabeln Schw�chen, kurz �berall, wo die nutritive Restitution die Ileilbedingung ist, da stehen der Natur zwei Mittel und Wege zur Ausgleichung zu Gebote, eine reichlichere Anbildung und eine gr�ssere Erspar�nislaquo; an Verbrauch durch Ruhe. Eine reichlichere An�bildung kommt zu Stande, wenn den lebendigen Elementar�formen und deren Derivaten eine gr�ssere Summe von Ato�men ein- als ausverleibt wird. Die Anregung dazu geht von dem Defecte, dem Bed�rfnisse in den nutritiven Werkst�tten selbst aus. F�llt eine stattgehabte Hemmung in der Ern�h�rung weg, mildern sich z. B. grosse Schmerzen, nimmt die zeh�rende Fieberhitze ab, so folgt hierauf ein Hervortreten der An�bildung im Stoffwechsel und ein ausgleichender Wiederersatz, wenn den Grundfactoren entsprechendes Bildungsmaterial zu Gebote steht. Ersparnisse macht der K�rper durch. Ruhe, das in Krankheiten sich geltend machende Bed�rfniss der Ruhe ist physiatrisch.
Der Schlaf
ist die vollkommenste K�rperruhe, durch ihn die gr�sste
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Der Schlaf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 125
Ersparniss im Gebiete des Stoffwechsels. Das ganze animale Leben ruhet, das vegetative schreitet von allen Seiten ungest�rt fort und restaurirt den gesaminten Organismus; eine geistige und k�rperliche St�rkung ist die physiologische Wirkung, und darin liegt auch die physiatrische. Bei dem Menschen, der mit einer h�heren, vern�nftigen Seele begabt ist, der ein h�heres, geistiges Leben lebt, der deshalb nicht bloss k�rperlich, son�dern auch geistig erm�det, der durch die zum moralischen 13e-wusstsein kommenden und deshalb so gewaltig auf den gesamra�ten Organismus zur�ckwirkenden Gem�thszust�nde alterirt und oit tief ersch�ttert wird, bei dem mithin auch eine psychische Genesungshemmung, besonders in der nutritiven Sph�re, gegeben ist, bei ihm ist der Schlaf von ungleich h�herer phy�siologischer und physiatrischer Bedeutung, als bei dem Thiere, das nur k�rperlich erm�det, weil es nicht geistig arbeitet, bei dem excitirende und deprimirende Gem�thszust�nde mehr an die Sinneseindr�cke gekn�pft sind, nicht oder doch nur kurz vor�bergehend zum moralischen Bewusstsein kommen und daher auch weniger als Genesungshemmungen zu betrachten sind. Dennoch aber ist die heilsame Wirkung des Schlafes auch bei kranken Thieren noch immer beachtenswerth; auch bei ihnen gew�hrt nur der Schlaf die m�glichst vollkommenste Ruhe im K�rper; mit der Sinnes- und Willensruhe fallen alle acti-ven und reactiven Th�tigkeiten aus; in dieser totalen Euhe liegt auch bei den Thieren das Mittel, die nutritive Restitution wesent�lich zu f�rdern.
Die PcMOT/jo/CT-'schen Untersucliimgeu *) mit dem Respirationsapparate �ber den gesammten Stoft'wechsel haben unter anderen zu den interessan�ten Resultaten gef�hrt:
1)nbsp; dass in der Nacht die Aufnahme an Sauerstoff, am Tage dagegen die Abgabe an Kohlens�ure bedeutender ist, der Organismus also des Nachts mit Sauerstoff geladen wird, w�hrend im Laufe des Tages eine Entladung von Koblens�ure stattfindet:
2)nbsp; dass durch Arbeit die Gesammtaufnahme an Sauerstoff und Abgabe an Kohlens�ure gesteigert wird, und die Differenz zwischen Tag' und Nacht bei Arbeitstagen grosser ist, als bei Kuhetagen, dass bei der Arbeit w�h�rend des Tages die Abgabe des Sauerstoffes in Form von Kohlens�ure entsprechend ist der Aufnahme w�hrend der Nacht;
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*) Ueber Kohlens�ureausscbeidung und Sauerstoffaufnahme w�hrend des Wachens und Schlafens bei Menschen. Ib�ti.
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3)nbsp; (lass l)C'i Kranken die Differenz zwischen Tag und Nacht gering ist: bei einem Leiikamiker, bei dem der Schlaf fehlte, war die Gesammtausgabe an Kohlens�ure absolut grosser, als die Aufnahme an Sauerstoff, und In der Nacht st�rker, als am Tage;
4)nbsp; dass diese Differenz zwischen Tag und Nacht durch den Schlaf und nicht durch die Ruhe oder durch die Nacht an sich bedingt wird.
Diese �berraschenden Kesultate liefern den directen Beweis f�r den geringen Verbrauch bei der Ruhe, namentlich aber f�r die st�rkende Wir�kung des Schlafes und f�r die nutritive Restitution im Schlafe.
c) Ausgleichung im Stoffwechsel durch vorherr�schende R�ckbildung und Ausscheidung. Dieses Heil-bed�rfniss stellt sich heraus, quot;wenn es auf eine Befreiung, eine Entlastung von fremdartigen Stoffen, auf eine Depuration oder auch auf eine Stoffentziehung �berhaupt ankommt, dasselbe voll�zieht sich auch von selbst durch Krankheitsprocesse, durch Herabsetzung der anbildenden und neubildenden Th�tigkeit der Elementarform, durch directe Bef�rderung des Zerfallens bei abnormen chemischen Constitutionen, durch Verlust des Schla�fes, durch Versagung der Nahrung, Verminderung der Zufuhr, so dass der Organismus alle Bed�rfnisse aus sich selbst bestrei�ten, die Eigenw�rme durch Eigenmaterie erhalten muss, und die abnormen Substanzen gewissermaassen mit verbrannt wer�den. In dieser Art Ausgleichung liegt so recht eigentlich die Vorbereitung zu Krisen und deren Einleitungen. Bei der ge�steigerten R�ckbildung ist als Naturbeilprocess besonders zu erw�hnen
das Fieber.
Der Streit �ber die bald verg�tterte, bald verschm�hte Hei 1-samkeit des Fiebers hat aufgeh�rt; man sieht darin nicht mehr eine heilsame Reaction, eine Vertheidigung gegen feindliche Eingriffe, einen Wehrkampf, eine ajfectio vitae conantis mortem avertere (Stoll); eben so wenig hat man aber auch ein Recht, zu leugnen, dass in den Vorg�ngen des Fiebers nicht unter Umst�nden auch ein Naturh�lfsmittel liege. Wir haben hier nur zu untersuchen, wodurch und unter welchen Bedingungen das Fieber heilsam ist oder sein kann.
Wie man das Fieber auch pathologisch auffassen mag, so steht doch so viel fest, dass die Temperatur krankhaft gestei�gert und diese Fieberhitze das pathonognomische Symptom ist; diese Temperatursteigerung kann nur zwei Quellen haben, sie
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Das Fieber.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 127
ist durch verminderte Abgabe {Traube) bedingt, oder durch ge�steigerte Entwickelung. Erstere ist nicht haltbar, wenigstens nicht als wesentlichste Quelle, letztere bildet die eigentliche Grundlage. Abgesehen von den verschiedenen Theorien �ber den Ausgang der Fieberhitze, ob von einem Nervencentrum aus, oder ob direct vom Blute aus durch pyrogone Stoffe angeregt, und abgesehen von dem chemischen Processe selbst, ob mehr Kohlensoff oder Wasserstoff verbrannt wird, mehr Eiweissk�rper zerfallen etc., von allen diesen noch streiti�gen Punkten abgesehen, steht doch so viel fest, dass die Fieberhitze auf erh�hten und beschleuigten Stoffwech�sel zur�ckgef�hrt werden muss. Die Zunahme des Farbestoffes und Harnstoffes, resp. der Harns�ure im Harne, und die gr�s-sere Production an Kohlens�ure, dies alles beweist den gestei�gerten Stcffwechsel, der zu Stande kommt unter Durst und Appetitlosigkeit, der deshalb nothwendig mit vor�her rschendem Zerfallen, mit Verlust an K �rperbestand-theilen verbunden sein rauss. Wir seilen denn aucli in der That mehr oder weniger schnelle Abnahme des K�rper�gewichtes. Dass die Fieber selbst bei gleichen Graden in die�ser Beziehung nicht gleichwerthig sind, bedarf kaum der Erw�h�nung; es giebt Fieber, in denen die Abmagerung kaum der Abnahme beim einfachen Hungern entspricht; es giebt aber auch Fieber, in denen der Verlust an K�rpergewicht sehr auff�llig und nicht von Versagung der Nahrungsaufnahme herzuleiten ist. Immer f�hrt das Fieber mehr oder weniger Gewichtsverlust herbei, gleichg�ltig, ob nur durch Appetitlosigkeit, durch Aus�hungern der Substanz, oder ob durch st�rmischen Zerfall im Stoffwechsel; der innere Umsatz wird vermehrt, die Organe verlieren an altem Material. In dieser relativ und absolut gesteigerten Consumption liegt die Hauptgefahr des Fiebers, zugleich aber auch das Mittel zur Ausgleichung unter Um�st�nden.
Diese Heilsamkeit bezieht sich auf die fieberhafte Krankheit selbst, auf die Fieberurs.ache - die pyrogonen Stoffe - die im Einschmelzungsprocess mit untergeht, oder aufKrankheitszust�nde, die l�ngst vorher vorhan�den waren, auf sogenannte verschleppte inveterirte Abnormit�ten; sie besteht in Vernichtung und Entfer�nung sch�dlicher Substanzen, Befreiung der Organe
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von fremden Stoffen, Depuration des Blutes und F�rderung der Krisen. Der Umstand, dass beim Fieber die Secretionsorgane f�r einige Zeit in geringerer Th�tigkeit sind, bedingt eine gewisse Anli�ufung von excretiellen Stoffen und Steigerung der Krankbeit; hierin liegt aber auch zugleich ein Mittel, die Oeflnung der Schleusen zu erzwingen; die ange�h�uften excretiellen Stoffe wirken als specifische Eeize auf die Colatorien und erregen schliesslich eine erh�hte Th�tigkeit in denselben.
Im vollen Finklange mit dieser physiatrischen Wirkungs�weise steht die Thatsache, dass die Natarheilung gerade in fie�berhaften Krankheiten am m�chtigsten und in chronischen Lei�den am ohnm�chtigsten, h�lf'sbedilrftigsten ist, dass alte chro�nische Leiden in einer sp�teren fieberhaften Erkrankung zuwei�len untergehen � verbrennen. Die Grundbedingungen der heil�samen Wirkung des Fiebers sind demnach einmal, dass dasselbe an sich selbst nicht zu den lebensgef�hrlichen geh�rt, und dass es sich �berhaupt bei der Genesung um gewisse materielle Aus�scheidungen handelt.
Sch�nlein, der die Heilsaaikeit des Fiebers wieder zur Anerkennung gebracht hat, beschr�nkte die He�samkeit auf Fieber mittleier St�rke, auf das erethisohe Fieber: dies sei der normale Heilprocess; w�hrend das zu starke, synuchale, und das zu sehwache, torpide an sieh nicht zur HeUung f�hren k�nnte, sondern erst durch Kunst auf den mittleren St�rkegrad zur�ckgef�hrt werden iniisste. Das kalte und das hektische Fieber nahm er von der He�samkeit aus.
Richler*) sieht in dem Fieber einen Process tier Abwehr und Aus�gleichung der einwirkenden Sch�dlichkeiten, und bezeichnet es geradezu als Reaction, welche der Organismus als Ganzes gegen intensive �rtliche Kr�n�kung durch Einfliisse der Aussenwclt �bt. Excessive Lebcnsacte gehen im Fieber in W�rmebildung �ber und werden durch diese compensirt. Das Fiober sei zwar stets ein Heilversuch der Natur, die Heilung werde aber nicht immer erreicht, sondern nur unter Bedingungen. In dieser Beziehung stimmt liic/der mit Sch�nlein �berein, er pr�cisirt aber die Bedingungen n�her in den Graden der Fieberhitze und l�sst das Fie�ber nur dann und so lange als einen stets zur Heilung f�hrenden Heil�process gelten, wenn die Temperatur nicht �ber 32n 11. (= 40deg; C.) steige. Die gesteigerte organische Verbrennung reducirc durch Consumption, lie�fere aber auch zugleich Material und Reiz zu. stofflichen Froductioneu und neuen excessiven Functionen; erfolge keine Aussehaffung der Producte, und vor allem keine Ausgleichung der erh�hten Temperatur, so trete
*) C. A. IF. Lehrbuch der Naturheilktmde. Heidelberg 1866.
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Instinctive Heilung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 129
Steigerung der Krankheit ein. Grundbedingung der Heilsamkeit nach Rich�ter ist also, dass die ausserordentliche AVarme in dem Maasse der Ent-wickelung nach aussen abgesetzt werde.
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Instinctive Heilung.
In und durch Krankheiten werden Empfindungen wach, die gewisse Zu- und Abneigungen erwecken und selbst Handlungen anregen, die f�r die gegebenen pathologischen Verh�ltnisse heil�sam sind. Die innerste Empfindung, welche �ber das freiwil�lige Verhalten der Kranken entscheidet, der innere Trieb ist das Resultat einzelner oder der gesammten inneren Zust�nde des erkrankten Organismus, und insofern das erkrankte Indivi�duum nach diesem Triebe das Heilmittel oder �berhaupt etwas Heilsames selbst auszuw�hlen weiss, ist die so erfolgte Keilung eine instinctive Naturheilung zu nennen. Am gewichtigsten sind diese Triebe in der Ern�hrungssph�re, die eigentlich in dem Stoffwechsel, in den nutritiven Bed�rfnissen und Nichtbed�rfnia-sen wurzeln und bei den Menschen wie den Thieren auftreten, bei letzteren aber sich entschiedener geltend machen, weil sie auch in gesunden Tagen mehr von ihrem Instincte als von ihrer Vernunft geleitet werden; deshalb schliesst sich die Natur�heilung auf diesem Wege der Ausgleichung durch den Stoff�wechsel an.
Die allgemeinen Triebe, von denen die Selbsterhaltung und die Erhaltung der Gattung direct abh�ngig ist, die Ern�hrungs- und Geschlechts�triebe � Hunger, Durst und Geschlechtslust � hat der vern�nftige Mensch mit den unvern�nftigen Thieren gemein; denn er ist aus gleicher Materie und gleichen anatomischen Formen zusammengesetzt, und sein Leib lebt nach denselben physiologischen Gesetzen. Zur Sicherung des Individuums sind die Triebe m�chtiger als die freien psychischen Kr�fte; der Mensch muss essen und trinken, wenn er auch lebensm�de ist und gern sterben m�chte.
Die besonderen Triebe � der eigentliche Instinct � kommt nur bei Thieren vor; er charakterisirt sich dadurch, dass er sich in jeder Thiergattung eigenth�mlich artet, und nicht fortschreitend entwickelt, so dass jedes Individuum einer Gattung ebenso handelt, wie alle �brigen, und heute, wie vor tausend Jahren. Er steht im Einkl�nge mit der eigenth�mlichen Lebensform jeder Gattung, mit dem Bau und mit den Kr�ften derselben, er ist daher angeboren und entwickelt sich mit dem K�rper; er ist das Gesetz der thierischen Handlungen, welches jeder Gat�tung mit der ganzen k�rperlichen Bildung gegeben wurde. Die instinct-
Gerlach Allg. Therapie. 2.Aua.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
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Naturh�lfe.
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massigen Handlungen sind daher gesetzin�ssige, die so beschaf�fen sind, als ob sie f�r die bestehenden Verh�ltnisse durch vern�nftige �eberlegnng berechnet w�ren. Er ist als Ersatz f�r die, dem Menschen verliehene Vernunft, als die Vormundschaft zu betrachten, welche die Na�tur f�r die unvern�nftigen Gesch�pfe �bernommen hat. Selbst bei Kindern, bei denen der Verstand noch nicht entwickelt ist, sehen wir den Instinct leitend hervortreten, der Schritt f�r Schritt mit der Entwickolung der Vernunft wieder zur�cktritt.
Die Thiere haben neben dem bevormundenden Instincte auch eine freie Seelenth�tigkeit, wie ich schon fr�her (Magazin, Bd. 25, S. 129) einmal spcciell er�rtert habe: deshalb sind die Handlungen der Thiere nicht allein instinetiv, bei den auf der psychischen Stufenleiter h�her stehenden Thie-ren erfolgen sie sogar vorherrschend nacli freiem Willen, hier macht sich doshalb eine gewisse Erfahrung geltend; oft sind die Handlungen gemischt, und dann ist es schwer, die freien von den gezwungenen zu unterscheiden. Um zu sehen, in wie weit sich die oft r�hrende Mutterliebe durch freie oder gezwungene Handlungen �ussert, nahm ich einer z�rtlichen Hunde-nmtter von vier Jungen eines fort; rasch holte sie es wieder, wenn sie es noch sah oder h�rte: brachte ich es aus dem Bereiche ihrer Sinne, so vermisste sie es doch, sie unterschied also zwischen 3 und 4, aber nicht sogleich, erst nach einiger Zeit ging sie auf die Suche; ich t�dtete dann das Junge, die Mutter holte aber die Leiche mit derselben Sorgfalt und * legte sie zu den Lebendigen. Dies konnte noch T�uschung- sein, deshalb schnitt ich der Leiche den Kopf ab, die Mutter holte aber auch den Rumpf und nach Beseitigung desselben auch den Kopf eben so emsig wieder und nahm ihn eben so vorsichtig in das Maul, als das lebendige Junge; erst als der Kopf anfing zu riechen und auf den Geruchssinn der Mutter fremd�artig einzuwirken, liess sie denselben als fremden K�rper unbeachtet. Hieraus sieht man, wie die Sorgfalt der Thiermutter sich meist in unfreien Handlungen �ussert. Das T�dten der kranken Jungen, selbst von den z�rtlichsten Eltern, was wohl durch das ganze Reich der S�ugethiere und V�gel geht, kann nur durch unfreie Handlungen erfolgen, sonst w�re der Contrast nicht zu erkl�ren. Die gemischten Handlungen haben zur fal�schen Beurtheilung und theilweisen Untersch�tzung des Instinetes gef�hrt. Alle Handlungen, bei denen sich eine gewisse Erfahrung ausspricht, sind als freie zu betrachten; in der Sph�re des Instinetes kann keine Erfahrung gemacht werden, daher auch keine Vervollkommnung desselben. Wie es aber scheint, kann der Instinct bei Nichtausilbung getr�bt werden; denn wir sehen bei unseren Hausthieren, die durch viele Generationen schon gar nicht mehr oder doch nur theilweise ihrem Instincte gem�ss gelebt haben, dass sie bei freier Lebensweise sich nicht mehr auf ihren Instinct verlassen k�nnen. Wahrscheinlich beruht dies wohl nur auf einer gerin�geren Sch�rfe der betreffenden Sinne, besonders des Geruchssinnes.
Im gesunden Zustande beruhen alle Triebe auf bestimmten Gef�blen, die nicht t�uschen, instinetm�ssig wird daher auch
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von dem Thiere viel sicherer das Rechte gegriffen, als von dem Menschen nach vieler Ueberlegung und Pr�fung; was instinct-m�ssig geschieht, ist mithin auch zweckmassig, heil�sam in gesunden Tagen. Ob dies aber bei Krankheiten auch so sei? dies ist die wichtige Frage f�r dig Praxis.
In Krankheiten macht sich im Allgemeinen auch das Prin-cip der Selbsterhaltung, und zwar nach denselben Gesetzen gel�tend, wie im gesunden Zustande; aber wenn auf normale Reize und Vorg�nge die R�ckwirkung an sich und in ihren weiteren Folgen immer die Zweckm�ssigkeit und nie das Nachtheilige in sich tr�gt, so ist dies bei abnormen Reizen und Vorg�ngen nur bedingungsweise der Fall; die R�ckwirkungen und ihre weiteren Folgen k�nnen auf diese nach denselben Gesetzen eben sowohl t�dtlich als heilbringend sein. Nicht anders ver�h�lt es sich mit den thierischen Trieben bei Krankheiten, sie sind nur bedingungsweise und keineswegs unter allen Umst�n�den von physiatrischer Bedeutung.
Alle thierischen Triebe, in normaler und abnormer Rich�tung, werden bei Krankheiten durch bestimmte, oft eigenth�m-lich qualificirte Empfindungen angeregt; sie beruhen, wie im gesunden Zustande, auf gewissen sensiblen Th�tigkeiten, und ihr n�chster Zweck ist immer die Beschwichtigung dieser Em�pfindung; die Befriedigung dieser Triebe ist stets identisch mit Aufhebung des Gef�hles, aus welchem sie hervorgegangen sind. Hieraus ergeben sich nun weiter zwei Cardinalrecreln:
Die Bedeutung der Triebe in Krankheiten ist ab�h�ngig von den Beziehungen der Krankheiten
1)nbsp; nbsp;zu den organischen Processen, welche die den Instinct leitenden Sensationen erweckt haben, und
2)nbsp; nbsp;zu diesen Sensationen selbst.
H�ngen die sensiblen Th�tigkeiten mit organischen Proces�sen zusammen, welche unmittelbar auf Gesunderhaltunraquo;- und Hebung der Krankheit hinarbeiten, so sind die Triebe von hochwichtiger, physiatrischer Bedeutung; h�ngen diese sensiblen Th�tigkeiten mit Vorg�ngen zusammen, die gleichg�ltig sind f�r den Krankheitsprocess, so haben auch die Triebe keine Bedeu�tung f�r denselben; stehen aber die Empfindungen mit organi-
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sehen, gleichviel, ob normalen oder abnormen Processen, in Ver�bindung, die zur Steigerung der Krankheit beitragen, so ver�lieren die Triebe ihre Heilsamkeit, im Gegentheil ihre Befrie�digung bringt Verschlimmerung und Gefahr.
Beispiele. Die grosse Neigung, Wasser aufzunehmen, geht hervor aus bestimmten Empfindungen, die wir ganz einfach als Durst bezeichnen und die durch grossen Verbrauch an Feuch�tigkeit herbeigef�hrt werden; der Wasserverbrauch ist also der organische Process, mit welchem das Durstgef�hl im Zusam�menhange steht. Ist nun bei Patienten dieser gesteigerte Ver�brauch an Wasser gleichg�ltig f�r die Krankheit, so ist es auch der Durst und dessen Stillung; ist der vermehrte Wasserver�brauch wohlth�tig und bestimmt, Gesundheit herbeizuf�hren durch Ausscheidungen in der Haut oder den Nieren etc., so hat der Durst eine physiatrische Bedeutung � das Getr�nk dient als Unterst�tzungsmittel f�r den Heiiprocess, es ist ein instinetm�ssig gew�hltes Heilmittel; wird dagegen durch den vermehrten Ver�brauch an Wasser die Krankheit gesteigert, so hat auch der Durst im Gegentheil eine verschlimmernde Bedeutung f�r die Krankheit � das Getr�nk unterh�lt und steigert die Krank�heit, wie z. B. bei Durchf�llen, Harnruhr, Wassersuchten etc.
Der Verbrauch an ern�hrenden Bestandtheilen des Blu�tes erzeugt das Gef�hl des Hungers; dieser Verbrauch ist also der organische Process, mit welchem die als Hunger bezeichneten Empfindungen im Zusammenhange stehen; tr�gt dieser Verbrauch nun zur Linderung oder Hebung der Krank�heit bei, so ist nat�rlich auch der Hunger bei dem Patien�ten von physiatrischer Bedeutung � die Nahrungsmittel wer�den Heilmittel; ist ein reichlicher Stoffverbrauch aber nach�theilig f�r die bestehende Krankheit, so ist der Hunger von keiner heilsamen Bedeutung � die Nahrungsmittel wirken mehr als Gifte. Die Sehnsucht der Diabetiker nach Mehlspeisen z. B. ist verschieden aufzufassen, je nachdem man die Mehl�nahrung als ein Steigerungerungsmittel des Krankheitsprocesses oder als ein Schutzmittel des K�rpers gegen die krankhafte Consumption betrachtet. Fr�her wurde sie durchweg f�r un�heilsam gehalten, weil man in der Zunahme des Zuckers im Harne eine F�rderung des Krankheitsprocesses sah; in neuerer
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Zeit hat mau aber in dem Hunger auf Brod- und Mehlsuppen einen Fingerzeig f�r die Heilsamkeit der Mehlspeisen gefunden, weil sie dem Krankheitsprocesse Material darbieten, um dadurch die edleren K�rperbestandtheile, die Albuminate, zu sch�tzen; also eine instinctive Palliativkur. Hiernach sieht man in der Zuckervermehrung im Harne nach Mehlspeisen keine Verschlim�merung der Krankheit, sondern nur eine grosse Zuckerergie�bigkeit auf Kosten der Nahrung und nicht der K�rperbestand�theile. Dass die letzte Ansicht richtiger und die Neigung zu Mehlspeisen physiatrischer Natur ist, beweist, dass die Kranken bei Mehlspeisen neben Fleischkost l�nger leben.
Macht die n�chste Quelle der Triebe, die bestimmt quali-ficirte Empfindung, die Krankheit selbst oder doch ein wesent�liches Symptom derselben aus, oder ist diese Empfindung von der fortbestehenden Krankheitsursache oder den etwa gesetzten Krankheitsproducten bedingt, wodurch die Krankheit unterhalten oder gesteigert wird, so haben auch die Triebe immer eine phy-siatrische Bedeutung. In allen solchen F�llen wird durch Be�friedigung der Triebe entweder:
d) die ganze Krankheit beseitigt � instinctm�ssige radicale Naturheilung; der Hund z. B. frisst Gras, erbricht sich und ist befreit von der Uebelkeit, die ihn plagte; in dem heissen Ver�langen nach Nahrung beim Heisshunger liegt die Indication zum Heilmittel; oder
h) es wird ein hervorragendes, wesentliches Symptom, ein Glied der Krankheit beseitigt, wenigstens momentan � instinct�m�ssige symptomatische Naturheilung, Palliativkur; die Leck�sucht z. B. wird durch den instinctm�ssigen Genuss alkalischer Substanzen gemildert, niedergehalten, bei einfacher localer Ur�sache im Magen �� bei Magens�ure � kann sie selbst besei�tigt werden; das Aufsuchen dunkler Orte bei Augenkrankheiten mit gesteigerter Reizbarkeit in der Netzhaut hat stets Linderung zur Folge; der angeschossene Hirsch geht ins Wasser und k�hlt sich seine Schusswunde aus; oder
c) es wird endlich durch Befriedigung des Instinctes gegen die Krankheitsursache und somit auch gegen die Genesnngs-hemmung eingewirkt � Naturh�lfe durch instinctm�ssige Cau-salkur. Ein Schwein, das von Echinorynchus Gigas im D�nn�darm gezwickt wurde, frass mit grosser Begierde Pflaumenkerne;
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Hunde fressen Stroh und andere harte Gegenst�nde, wenn sie bel�stigende Bandw�rmer � Taenia serrata oder echinococcus � beherbergen; Schafe mit Strongylus contortus im vierten Magen fressen scharfen Sand. Wer k�nnte hier die heilsame mecha�nische Wirkung gegen die bel�stigenden W�rmer verkennen?
Nach dieser allgemeinen Betrachtung komme ich nun noch einmal specieller auf Hunger, Appetitlosigkeit und Durst zur�ck, weil es Cardinalfragen sind und bleiben, in wie weit sie als Indicationen f�r die di�tetische Partie bei der Behand-lung zu beachten sind.
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Hunger.
Zwei verschiedene Empfindungen sind hier zu unterschei�den, der central angeregte Zustand des Nervensystems, in wel�chem eben die Nothwendigkeit neuer Zufuhr f�r verarmte Ge�webe zum Bewusstsein kommt, und die Affection der periphe-rischen Nerven der Verdauungsorgane bei Leere des Magens. In der Regel fallen beide Affecte zusammen, dann ist es eben der normahn�ssige Appetit. Wird der Magen mit nicht nahr�haften Dingen gef�llt, so tritt doch nicht das eigentliche Gef�hl der S�ttigung ein; ist die Magenleere und der peripherische Reiz allein vorhanden, so tritt Neigung zur Magenf�llung her�vor, aber nicht zur S�ttigung, die Thiere suchen durch nicht nahrhafte Stoffe den Magen zu beschwichtigen, und das um so mehr, je m�chtiger der peripherische Reiz in den Nerven des leeren Magens ist.
Einen belehrenden Fall hat Professor Busch beobachtet*). Busch be�handelte eine Patientin mit einer vollst�ndigen Fistel im oberen Ende des D�nndarmes, wodurch der Darm in zwei vollst�ndig geschiedene Abschnitte getrennt wurde; der obere bestand aus Magen, Duodenum und einem wahrscheinlich nur kleinen St�cke des �brigen D�nndarmes: der untere aus der gr�sseren H�lfte des D�nndarmes und dem Dickdarme. Aus der unte�ren Oetfnung des oberen Abschnittes fl�ssen die Koste der in den Magen eingef�hrten Speisen, sammt den Yerdauungss�ften des Magens, der Galle und des Pankreas frei nach aussen ab, ohne dass etwas davon in die obere Oetfnung des unteren Endes gelangen konnte. Patientin war sehr abge�magert und fortw�hrend, auch nach gef�lltem Magen, hungerig. Als die Kranke nicht bloss durch den Mund, sondern auch durch die nach unten
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*) Virchow's Archiv, Bd. 14. S. 140.
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taxxng gef�ttert w des Hungers ab.
1.nbsp; nbsp;Der normalm�ssige Hunger, d. h. der aus den innersten N�hrbed�rfnissen hervorgegangene und auf ertsprechende Nah�rungsmittel gerichtete, ist gleichg�ltig f�r die Krankheit und kann befriedigt werden, wenn durch die Aufnahme, den mate�riellen Ersatz im Blute der vorhandene Krankheitsprocess nicht gefordert, oder dessen Beseitigung nicht behindert wird; der�selbe aber ist heilsam und muss befriedigt werden in allen den F�llen, wenn die verabreichten Materialien und weiterhin die Neubildung heilsam auf die Krankheit einwirken, z. B. bei starken S�fteverlusten, bei grossem Stoffverbrauch, bei Abzehrungen, bei physischer Schw�che und allen darin wur�zelnden Krankheiten und Genesungshemmungen. Der Hunger steht aber nicht nur in keiner heilsamen, sondern geradezu in nachtheiliger Beziehung zur Krankheit, und darf gar nicht oder doch nur th eil weise mit besonderer Vorsicht befriedigt werden, wenn der vorhandene Krankhoitszustand entweder durch die aufgenommenen Nahrungsmittel selbst, oder durch deren wei�tere Verwendung zur organischen Neubildung oder Verbrennung unterhalten wird, z. B. bei allen gastrischen Krankheitszust�n-den, bei Voll- und Dickbl�tigkeit und daraus hervorfliessenden Krankheiten, bei allen Krankheiten mit ausgepr�gtem Charakter der Sthenie, besonders bei Entz�ndung und Rheumatismus, kurz bei allen Krankheiten, wo die Heilindication an der Spitze steht, den R�ckbildungsprocess vor der Neubildung pr�do-miniren zu lassen. In den meisten der erw�hnten F�lle erf�llt zwar die Natur schon diese Indication, sie l�sst den Pa�tienten instinctiv jede Nahrung verschm�hen, oft aber besteht doch auch guter Appetit fort, wo nur bei strenger Di�t geheilt werden kann � beim Verschlag z. B.
2.nbsp; nbsp;Abnormer Hunger, d. h. solcher, der entweder �ber das wahre innere N�hrbed�rfniss hinausgeht � die Gefr�ssigkeit, der Wolfshunger, Heisshunger � oder auf besondere Dinge ge�richtet ist, die sogenannten Gel�ste; letztere k�nnen sich auf ganz naturwidrige Dinge richten �' die Pica � oder nur auf einzelne Futterstoffe, w�hrend andere viel bessere ver�schm�ht werden � die Malacia. Der besonders geartete, selbst entartete Appetit kann verschiedene pathologische Quellen haben:
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a)nbsp; nbsp;er entspringt aus einseitiger Verarmung des Gewebes, aus dem Defecte von irgend einem Bestandtheile;
b)nbsp; das Bedttrfniss zum Stoffersatz ist nicht vorhanden, die Leere des Verdauungsweges erweckt ein Gef�hl, ein gewisses Bed�rfniss zur F�llung des Magens, d. h. zur localen S�ttigung des localen Bed�rfnisses, der Appetit ist dann auf nicht nahr�hafte, volumin�se Substanzen gerichtet; die Pferde verschm�hen den besten Hafer in der Krippe und fressen Stroh und Mist unter den Beinen weg;
c)nbsp; die Einwirkung auf die Nerven in dem Verdauungswege ist eine ganz abnorme, nicht bloss die Leere wirkt, sondern bestimmte Stoffe, scharfe S�fte, S�uren etc., und endlich
d)nbsp; nbsp;kann eine abnorme Sensation in den betreffenden Ner�ven � Lungenmagennerven � geradezu ein directes Glied der Krankheit sein.
Im Allgemeinen darf man den besonders gearteten Appe�tit bei Thieren, die ausschliesslich unter der Herrschaft des Instinctes stehen, bei denen keine Schmecks�belei {gourmandise) vorkommt, bei denen nicht der Gaumenkitzel, sondern der Hun�ger zur Nahrungsaufnahme dr�ngt, bei den unvern�nftigen, von der Natur bevormundeten Thieren darf man dem besonders gearte�ten Appetit in Krankheiten eine mehr oder weniger physiatrische Bedeutung unterschieben und dessen Richtung als Naturheil-indication betrachten, besonders so weit die qualitative Ver�schiedenheit des Appetits sich auf die Verschiedenheit der Nah�rungsmittel beschr�nkt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;*
Uebrigens findet auch hier bei dem abnormen Hunger wie�der der Grundsatz Anwendung, dass wenn die Quelle, die dem Triebe zu Grunde liegende Empfindung, ein wesentliches Krank�heitsglied ausmacht, so hat der Trieb eine heilsame Bedeutung, die Befriedigung bewirkt Linderung oder g�nzliche Heilung; der Heisshunger {holimia) z. B. wird durch Aufnahme von Nah�rungsmitteln und selbst von unverdaulichen Substanzen, von Reizmitteln beseitigt. Das Sandfressen bei Strongylus contortus im vierten Magen der Wiederk�uer, das Strohfressen der Hunde bei Bandw�rmern ist heilsam und kann selbst Heilmittel wer�den � ein Hund mit einem eingeklemmten Holzst�ckchen im D�nndarme, das er mit der Wurstschale verschluckt, hatte den
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Appetitlosigkeit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;137
Magen voll Stroh, was selir wohl geeignet war, den fremden K�rper zu entfernen, wenn derselbe nicht die Wand schon durchbohrt gehabt hatte � ; das Wollfressen der L�mmer heilt nicht, zeigt aber ein nicht befriedigtes N�hrbed�rfniss an, und hier kein besseres Heilmittel, als reichliche Milchnahrung; die Nage-und Lecksucht, das leidenschaftliche Kauen der Rinder an den Knochen bei der Knochenbr�chigkeit entspringt aus Verarmung des Knochengewebes und deutet auf die Heilmittel hin. So las�sen sich zahlreiche Beispiele f�r die heilsame Beziehung der in Folge eines krankhaften Appetits aufgenommenen Dinge bei�bringen. Bei der Tollkrankheit dagegen wird die Empfindung des Magenreizes vielleicht augenblicklich etwas beschwichtigt durch Aufnahme von ungeniessbaren, einen Gegenreiz aus�ben�den Dingen, niemals aber hat solche Aufnahme eine physia-trische Bedeutung, weil eben die Verstimmung der Magenner�ven ein sehr untergeordnetes Glied der Tollkrankheit ist, durch dessen Beseitigung die Krankheit selbst weiter nicht ber�hrt wird.
Appetitl osigkeit.
Die theilweise und g�nzliche Appetitlosigkeit ist kein besonderer Trieb, sondern nur der Mangel des begehrenden Triebes, des Hungers; normal tritt sie ein nach Befriedigung des Hungers und ist dann gleichbedeutend mit S�ttigung; sie tritt aber auch ohne eigentliche S�ttigung ganz selbstst�ndig auf, ist dann abnorm und hat ebenfalls zwei Hauptquellen.
1. Sie ist Folge von dem gest�rten Stoffwechsel, besonders der Neubildung, es wird wenig verbraucht, mithin ist die nor�male Quelle des Hungers theilweise oder auf eine gewisse Zeit g�nzlich versiegt. Bei manchen Krankheiten mit vermindertem oder aufgehobenem Appetit sehen wir, dass die Thiere, ohne zu fressen, l�ngere Zeit stehen k�nnen, ehe sie erheblich abmagern, dass sie ohne Nachtheil einen solchen Zeitraum ohne Nahrungs�mittel zubringen k�nnen, in welchem sie bei gesunden Tagen den Hungertod gestorben sein w�rden. Hier ist also auch die Appetitlosigkeit nothwendig und insofern heilsam, weil der Organismus ausserdem mit Stoffen �berf�llt werden w�rde, von denen er keinen Gebrauch machen kann, die also auch nur bel�stigen, und deshalb ein Genesungshemmungsmittel sein w�r-
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den; mit wiederkehrender nutritiver Th�tigkeit stellt sich auch der Appetit wieder ein. In allen den F�llen, wo Stofff�lle be�steht, wo die Genesung nur durch Zur�cktreten der Neubildung hinter den Schmelzungsprocess erzielt werden kann, wo die Entziehungskur angezeigt ist, da ist die Appetitlosigkeit von grosser physiatrischer Bedeutung.
Es giebt in der That recht oft solche F�lle, in welchen eine allgemeine R�ckbildung wesentliche Bedingung zur Besei�tigung der Ursachen, der Krankheitsproducte und selbst der Krankheitsprocesse ist; die allt�gliche Entz�ndung liefert uns solche F�lle ganz gew�hnlich. Die St�rungen des Athmens wer�den besser und l�nger ertragen von an�mischen, als von pletho-rischen Individuen, weil mit der Blutmasse das Athmenbed�rf-niss resp. die Athmennoth steigt, w�hrend eine gewisse Terape-raturverminderune sehr wohl ohne Gefahr l�ngere Zeit ertragen werden kann.
Die zweite Quelle der Appetitlosigkeit liegt in den Nerven selbst, die das Gef�hl des Hungers vermitteln, diese Nerven sind selbstst�ndig altcrirt, verstimmt, erkrankt oder consensuell in Folge eines anderweitigen Krankheitszustandes im Verdauungs-Appa�rate. Diese Appetitlosigkeit geht bis zur besonderen Abneigung, zum Ekel*) vor Nahrungsmitteln, den wir als ein subjeetives Symptom bei den Thieren nicht von der Appetitlosigkeit unter�scheiden k�nnen, wenn er sich nicht etwa nur auf einzelne Nahrungsmittel bezieht. Diese Appetitlosigkeit, ganz besonders aber die besondere Abneigung gegen einzelne Futterstoffe ist bez�glich des Krankheitszustandes immer als heilsam zu be-trachten, und nur dann erst verliert sie ihre allgemeine phy-siatrische Bedeutung, wenn die Folgen des Mangels an ern�h�renden Materialien (die Abmagerung, die Kraftlosigkeit) den Krankheitszustand �berragen; bis zu diesem Punkte ist in allen gastrischen Krankheiten das instinetm�ssige Nichtfressen heilsam.
Diese physiatrische Bedeutung ist einmal begr�ndet in dem Umst�nde, dass die erkrankten Organe, die Verdauungsorgane,
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*) Appetitlosigkeit ist der Mangel des begehrenden Triebes, des Hun�gers, Ekel aber ist der verabscheuende Trieb, der sich auf einzelne oder �berhaupt auf alle Nahrungsmittel erstreckt.
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nicht bel�stigt werden, wodurch die Krankheit unterhalten oder selbst gesteigert werden w�rde, anderntheils beruht sie aber auch darin, dass durch das fortw�hrend zunehmende Bed�rfniss an ern�hrenden Substanzen auf demselben Wege, wo normalm�ssig der Hunger entsteht, auch eine Anregung, Reizung und Uru-stimmung der Nerven der Verdauungsorgane stattfindet, wodurch eine Ausgleichung des peripherischen Reizes herbeigef�hrt wird, so dass der Appetit sich bei anhaltendem Mangel an Nahrungs�zufuhr selbst Bahn bricht auf dem normahn�ssigen Wege und hierbei den gastrischen Krankheitszustand beseitigt, so weit er nicht in tiefen organischen Ver�nderungen wurzelt; denn die vom Gesammtorganismus ausgehende Reizung des Lungenmagen-nervens, dessen Resultat eben der Hunger ist, wirkt sicherer und heilsamer, als alle ai'zneiliche Einwirkungen von dem Magen aus. Der Hunger ist der beste Arzt bei allen gastrischen Krank�heiten und noch vielen anderen; durcli Versagen aller Nahrungs�mittel ist der Weg gebahnt, die Bedingungen herbeizuf�hren, unter denen er normalm�ssig hervortritt.
Liebig geht jedenfalls einseitig theoretisch zu weit, wenn er sagt, dass die meisten Kranken durch Hunger zu Grunde gehen, und die Abmagerung in Krankheiten den beginnenden Tod nennt; eine Behauptung, welche die restaurirende Kurmethode in Schwung gebracht hat. Es ist eine ganz gew�hnliche Erschei�nung, dass kranke Menschen und Thiere die Nahrungsmittel verschm�hen und h�ufig sogar Widerwillen dagegen empfinden. In solchen ganz allgemeinen und regelra�ssigen Erscheinungen liegt schon an sich ein Fingerzeig f�r das Nothwendige und Heil�same; sehen wir uns aber in der Praxis um, so steht fest, dass strenge Di�t selten, der Gegensatz aber sehr h�ufig, fast in der Regel ein Di�tfehler ist. Bei fehlendem Nutritionsbed�rfniss und Appetit haben die Nahrungsmittel nur geringen N�hreftect, aber eine Belastung zur Folge. Ich glaube deshalb den Satz aufstellen zu d�rfen, dass die Appetitlosigkeit an sich immer eine heilsame Bedeutung f�r den Krankheits�zustand hat, selbst wenn sie uns Kunde von einer schweren Krankheit giebt, wenn sie also ein unwill�kommenes Symptom ist, dass gegen sie daher spe-ciell nur dann k�nstlich eingeschritten werden darf, wenn Abmagerung und Schw�che �berhaupt oder doch f�r die gegebenen Verh�ltnisse zu weit gehen,
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wenn Restauration an der Spitze der Heilindicationen steht; so lange letzteres nicht der Fall ist, nehme man die Appetitlosigkeit an sich nie als Heilindication, sondern als den Ausdruck des Heilsamen f�r den Krankheitsprocess.
Der Durst.
Die Quellen sind identisch mit denen des Hungers; er ent�steht durch Reizung der Nerven (der sensiblen Schlund�ste des Vagtis), welche bestimmt sind, ihn als consensuelle Empfindung aus dem Bed�rfniss der Anfeuchtung hervorzubringen. Auch in Krankheiten tritt der Durst immer aus dem Bed�rfniss an Wasser hervor; wo das Getr�nk versagt wird, da bedarf der Organismus kein Wasser; tritt der Durst in den Schranken des normalen Verh�ltnisses ein, dann muss er bei Kranken eben so gut gel�scht werden, wie bei Gesunden, weil das Wasser ja auch zu den Lebensmitteln geh�rt, die Lebensacte als solche Wasser verbrauchen. Bei abnormem, �ber das gew�hnliche Maass hinausgehenden Durst, als Ausdruck des abnormen Ver�brauches an Wasser gestalten sich die Verh�ltnisse verschieden, je nachdem der gr�ssere Verbrauch an Wasser zur M�ssigung oder F�rderung der Krankheit dient. In allen F�llen, wo es sich um K�hlung, um Verd�nnung, um L�sung, um vermehrte Ausscheidung, um F�rderung der Krisen, �berhaupt um Depuration handelt, da ist der Durst als Ausdruck eines Heilbed�rfnisses, als Symptom der Heilbestrebungen der Natur aufzufassen und zu stillen. Der Regel nach ist das Getr�nk bei allen acuten, fie�berhaften, entz�ndlichen Krankheiten mindestens als heilsam, als Erquickungsmittel zu betrachten. Nur in den F�llen, wo das Wasser zur Unterhaltung des Krankheitsprocesses und F�r�derung nachtheilig werdender Krankheitsproducte verwendet wird, liegt in dem Verlangen nach Wasser zwar auch ein inneres Bed�rfniss, aber das Bed�rfniss ist durch Missbrauch entstan�den. Der Durst hat deshalb keine physiatrische Bedeutung, er darf namentlich nicht g�nzlich gestillt werden bei Hydr�mien, bei Wassers�chten, bei Harnruhr, bei Durchf�llen, ersch�pfen�den Schweissen und �berall, wo Ausschwitzung und Secretion gehemmt, die Resorption aber gef�rdert werden soll.
Das W7asser ist das naturgem�sseste Getr�nk. Bei unsern
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Naturhe�ungcn auf consensuellen Wegen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;141
pflanzenfressenden Hausthieren werden oft N�hrstoffe in der Form des Getr�nkes verabreicht, wodurch die Thiere verleitet werden mehr Wasser aufzunehmen, als das Bed�rfniss erheischt; bei Krankheiten pflegt indess der Durst auf reines Wasser gerichtet zu sein, so dass die Verleitung zur �berm�ssigen Aufnahme wegf�llt. Eine besondere Richtung des Durstes auf ungew�hn�liches Getr�nk (Mistjauche etc.) fallt mit dem besonders gearte�ten Appetite zusammen, h�ngt von derselben sensiblen Th�tig-keit ab und ist daher auch wie dieser in physiatrischer Bezie�hung zu beurtheilen.
Hiermit glaube ich die wesentlichsten Anhaltspunkte zur Beurtheilung der Triebe in Krankheiten gegeben zu haben, die namentlich bei fieberhaften, acuten Krankheiten in der Regel als physiatrisch aufzufassen sind. Wer in dem gegebenen Falle zu pr�fen versteht, der wird nach diesen allgemeinen Andeutun�gen auch immer herausfinden, ob die hervorgetretenen Triebe eine physiatrische Bedeutung haben, oder ob sie offenbar wider die Heilregel gehen.
Naturheilungen auf consensuellen Wegen.
Im Organismus bestehen reactive, antagonistische und sym�pathische Einrichtungen, welche den Krankheitsursachen, wie den Heilmitteln beh�lflich sind, und in welchen auch die ge�w�hnlichen Wege der Ausgleichungen durch Naturheilung ge�geben sind.
Im Nervensysteme werden Erregungen verbreitet und von einem Organ auf andere �bertragen. Die Nerven sind die Bahnen der Fortleitung der Reize, die bei der centrifugalen Leitung an den Nervenenden ausgeladen werden und zu den elementaren For�men und deren Derivaten gelangen, bei der centripetalen Leitung aber an die Nervenwurzel in die Gangliensubstanz gef�hrt werden, hier einen Effect, eine Spannung setzen, gewisse Th�tigkeiten er�zeugen oder direct umgeladen, d. h. auf eine andere Nervenbahn geleitet und wieder centrifugal fortgef�hrt werden. Auf diesen Bahnen zwischen den einzelnen Organen und dem Gehirn und R�ckenmarke, schiebt sich das Gangliensystem ein, die Knoten der sympathischen Nerven liefern Ruhe- und Ausladestellen, wie Gehirn und R�ckenmark; die Str�mung wird hier unter-
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brechen und auf andere Bahnen gelenkt; verlaufen diese peri-pherisch, d. h, centrifugal, so verbleibt der Reiz im Gang�liengebiete, er kommt nicht weiter zur Kenntniss des geisti�gen Individuums, zum Bewusstsein, sondern verl�uft in einem gewissen Gebiete der vegetativen Nerven. In den Ganglien wird aber nicht bloss die Richtung ge�ndert, sondern oft auch der Grad der Erregung vermindert resp. erh�ht. Die Umladung, die Uebertragung der Reize in den Nervencentren scheint zu erfolgen, einmal nach den r�umlichen Verh�ltnissen, so dass der angelangte Reiz auf die zun�chst gelegene Nerven�wurzel gelangt; zweitens soll ein gewisses physiologisches Ge�setz walten, wonach der im Nervencentrum angelangte Reiz in bestimmter Richtung weitergeht; so soll namentlich das verl�n�gerte Mark das generelle Centrum sein, und alle Reize, die hinter demselben im R�ckenmarke anlangen, in der Richtung vorw�rts, alle Reize dagegen, die vor demselben im Gehirn anlangen, r�ckw�rts verbreitet werden {Fl�gge). So viel ist jedoch durch t�gliche Erscheinungen in der Praxis festgestellt, dass die Ueberspringung nach der andern K�rperh�lfte selten ist, dass der Uebergang von den Wurzeln der Empfindungsner-ven auf die Bewegungsnerven (Reflexbewegung) der h�ufigste ist, und die Gef�ssnerven von allen centripetalen Reizen erreg�bar sind. Ein dritter wandelbarer Bestimmungsgrund ist die verschiedengradige Reizbarkeit; die ersch�pften Nerven sind vor der Restitution wenig afficirbar, ein h�ufig in demselben Nerven wiederkehrende Reiz stumpft denselben ab, ein anderer nicht abgestumpfter nimmt den folgenden daf�r auf; andere Nervenwurzeln sind besonders reizbar, auf sie erfolgt die Um�ladung namentlich von verschiedenen Seiten her. Deshalb sind denn auch die consensuellen Beziehungen nicht eigentlich be�rechenbar, nur insofern die Nachbarschaft immer noch den gr�ssten Einfluss beh�lt, haben wir einen gewissen Anhaltspunkt an derselben f�r die Praxis.
Die auf dem Wege des Consensus afficirten Nerven wirken in ihrer eigenen Art, in ihrer speeifischen Richtung; der con-sensuell afficirte Bewegungsnerv erzeugt immer Bewegung � Reflexbewegung �, der Empfindungsnerv, stets Empfindung � irradiirte Empfindung �, der secretorische Nerv vermehrt die Aussonderung, wie auch der Reiz beschaffen sein m�ge. Der Grad der consensuellen Affection h�ngt zum Theil mit von der
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Natnrheiluugen aiif eonscnsuellen Wegen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;143
Grosse des Reizes ab, zum anderen Theile aber von der Reizbar�keit des direct und consensuell gereizten Nerven. Ob die Qua�lit�t des Reizes von einem gewissen Einfl�sse ist auf die consen-suellen Affectionen, auf die Richtung der Uebertragung, wird in neuerer Zeit mehr in Abrede gestellt. Die Formel des Con�sensus w�rde sein: A (der local gegebene Reiz) wirkt auf B (ein bestimmtes Organ oder System) vermittelst C (die leiten�den Nervenbahnen); der Effect in B ist graduell abh�ngig von A und B und qualitativ von C. Das Secund�re, d. h. der con-sensuelle Effect, steht zu dem Prim�ren d. h. dem Krankheits�reize in verschiedener heilsamer Beziehung:
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1)nbsp; Die consensuellen Effecte haben die Bedeutung der Tiiei-lung, sie bedingen M�ssigung, Abschw�chung oder g�nzliches Verschwinden auf dem Wege der Diffusion, der Entladung; der Reiz verl�uft durch Theilung so zu sagen im Sande.
2)nbsp; nbsp; Der secund�re Effect wirkt abschw�chend resp. auf�hebend auf dem Wege des Consensus, namentlich des Antagonis�mus, d. h. derjenigen Form von Consensus, bei welcher die secund�re Wirkung der prim�ren diametral gegen�ber steht. Wir haben Nervencentren, die eine moderirende, regulirende Function haben und andere. Nerventh�tigkeiten in Maass und Schranken halten. Das Spinalsystem wird durch das cerebrale, das sympathische bald durch das spinale, bald durch das cere�brale gem�ssigt; die psychischen Th�tigkeiten dr�ngen die in-stinctiven und viele reflectorische in den Hintergrund; ein fester Wille vermag viel in dieser Sph�re, er kann Reflexth�tigkeiten des R�ckenmarkes moderiren. In allen Organen, die continuir-lich unter einem doppelten, einem an- und einem abregenden Nerveneinflusse stehen z. B. Herz und Iris (ob auch die �e-f�sse?), hat ein einseitiges Zu- und Abnehmen des Einflusses immer die entgegengesetzten St�rungen, d. h. die Abnahme (Erm�dung, L�hmung) in dem hemmenden Nerveneinflusse hat eine Zunahme und in umgekehrten Verh�ltnissen eine Abnahme in der Th�tigkeit zur Folge; werden beide Nerven gleichm�ssig
fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gereizt, so gleichen sich die Reize aus, das betreffende Organ
erf�hrt keine St�rung. Die antagonistischen Verh�ltnisse spie�len namentlich im Gef�ssgebiete eine gewichtige Rolle, spasmo-dische und paralytische Zust�nde der Gef�sswandungen, Ver�engerungen und Erweiterungen kommen auf dem Wege des
!nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Antagonismus zu Stande; so k�nnen auf consensuellen Wegen
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144nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Naturhiilfe,
an ganz entfernten Orten und Organen Blut-Ab- und Zulei�tungen erzeugt werden, an�mische und hyper�mische Zust�nde entstehen, in denen ja m�chtige Ausgleichungsmittel gegeben sind.
3) Die Ausgleichung gest�rter Function erfolgt auf den Wegen der consensuellen Anregung und Compensation. Das Athembe-d�rfniss steigert die Anstrengungen zum Athmen, die Unvoll-st�ndigkeit der einzelnen Athemz�ge wird durch schnellere Wiederholung derselben ersetzt; erschwerte und verz�gerte In�spiration � ausgebreitete Hepatisation, Brustwassersucht etc. � beschleunigt die Exspiraton und so auch umgekehrt, wie z. B. bei gest�rter Contractionsfahigkeit der Lungen, dem sogenannten interlobul�ren Emphyseme. So werden auch erh�hte secretorische Th�tigkeiten erregt, die in verschiedener Richtung heilsam wer�den, worauf wir bei den Absonderungen wieder zur�ckkommen. 4) Der secund�re Effect wirkt derivatisch; die consensuelle Rei�zung, Erkrankung ist grosser als die prim�re, und wie neben einem vorhandenen grossen Reize kein schw�cherer aufkommt, so besteht auch kein schw�cherer Reiz fort, wenn ein zweiter m�chtigerer aufgetaucht ist. Der st�rkere absorbirt den schw�cheren, oder, wenn man lieber will, der schw�chere entladet sich in den st�rkeren, ein kleiner Schmerz wird neben einem grossen nicht mehr empfunden. Hierauf beruht der sogenannte Gegenreiz. Schon kleine Gegenreize k�nnen theilweise ableiten und mil�dernd wirken; so sehen wir schon eine M�ssigung der Schmer�zen durch kr�ftige Bewegung. Man kann den Schmerz verar�beiten ; fast unwillk�rlich beisst man die Z�hne auf einander und ballt die Faust krampfhaft bei heftigen Schmerzen; unsere Thiere machen es ebenso, das geb�rende Thier beisst die Z�hne auf einander und spannt alle willk�rlichen Muskeln fast krampf�haft an im Momente der schmerzhaften Contraction der Geb�r�mutter � es verarbeitet seine Wehen �; der Kolikpatient ver�arbeitet die Leibschmerzen, indem er Funken aus den Pflaster�steinen stampft, sich niederwirft, w�lzt, aufspringt etc.; das strauchelnd unter dem Operationsmesser liegende Thier lindert sich seine Schmerzen; das Dr�ngen und Pressen bei Schmer�zen in der Harnr�hre, dem Mastdarme nach reponirter Geb�r�mutter etc., wird durch F�hren und Reiten verh�tet. Alle durch Schmerz aufgedrungene Bewegungen haben bez�glich des Schmerzes immer eine physiatrische
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Gew�hnung, Abstumpfung etc.
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Bedeutung. Furibunde Delirien werden verarbeitet dureb K�rperbewegung; l�sst man das tobende Pferd seinem inneren Drange gem�ss vorw�rts gehen, so steigt und b�umt sich das�selbe nicht, es bleibt ruhig und verlauft gewissermaassen den Gehirnreiz.
5) Das mechanische Wirkungsmoment der Reflexbewegun�gen beseitigt die Ursachen der prim�ren Reizung. So dient die durch Reiz im Verdauungswege liervorgerufene st�rkere Contraction zur Fortschaffung der reizenden, bel�stigenden Masse und Aufhebung der St�rungen; Erbrechen heilt Uebel-keiten und Durchfall heilt sich selbst, wenn mit den ausgewor�fenen resp. per anum entleerten Contentis die reizende Einwirkung auf die Schleimhaut aufgehoben worden ist; Verstopfungen ha�ben m�chtige Contractionen zur Folge, die zur L�sung der Ver�stopfung dienen, die dabei allerdings auch t�dtliche Zerreiasun-gen herbeif�hren k�nnen; solche F�lle sind �berhaupt nicht selten, wo die zur Heilung nothwendigen Reflexbewegungen t�dtlich werden; wir finden dasselbe auch in der Reflexbewe�gung in der Form des Hustens wieder, deren physiologischer Zweck ja die Freihaltung der Luftwege ist, die bei Krankhei-hen ebenso nothwendig ist, deshalb die Heilsamkeit des Hustens bei Schleim-, Blut-, Eiter-, Jaucheanh�ufung, bei Wurmnestern in den Bronchien etc., der aber nichtsdestoweniger auch Lungen�blutungen, Lungenentz�ndung und Lungenemphysem erzeugen, und so Lebensgefahr bringen kann. Dieselben refleetirten Con�tractionen, die eine todte Frucht austreiben, die Nachgeburt entfernen, die also ein nothwendiges heilsames Werk vollbrin-
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quot;#9632;en
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, dadurch Krankheiten vorbeugen.
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resp. coupiren, k�nnen
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auch t�dtlichen Prolapsus verursachen.
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Ausgleichung durch Gew�hnung, Abstumpfung, Erm�dung, Hebung und durch Accomodation.
Gewohnheit bat in physiologischer Beziehung einen doppel�ten Sinn; einmal ist sie gleichbedeutend mit Hebung und be�ruht auf gesteigerter Erregbarkeit f�r Einfl�sse, die keine feind�selige Tendenz f�r den Organismus haben � f�r ad�quate Reize. Die schnelle Uebersicht und richtige Folgerung des Sachkundigen, der scharfe Blick, manuelle Fertigkeit, k�rper�liche Gewandheit etc., alles beruht auf dieser gesteigerten Erreg-
Ge rl ach Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 10
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barkeit in bestimmten Richtungen. In einem anderen Sinne ist die Gewohnheit gleichbedeutend mit Abstumpfung und be�ruht in verminderter oder g�nzlich aufgehobener Reizempf�ng�lichkeit f�r gewisse mehr oder weniger alterirende Reize, so dass diese bei wiederholten oder l�ngeren Einwirkungen gar keine Wirkung mehr haben oder nur eine geringere. Die Ge�w�hnung als Abstumpfung der Erregbarkeit wirkt heilsam in centripetaler Richtung, sie bedingt die Nichtaufnahme feindli�cher Einwirkungen, und gew�hrt so einen Schutz gegen Sch�dlichkeiten und deren Folgen. Die Gewohnheit als Uebung hat dagegen einen centrifugalen Effect, den sie in den motori�schen und secretorischen Sph�ren �ussert und hierdurch auf eine Ausgleichung der eingetretenen St�rungen hinarbeitet. In dem Gesetze der Abstumpfung, der Aufhebung der Reizem�pf�nglichkeit durch Reize liegt f�r unsere Thiere ganz beson�ders ein gewaltiges Schutzmittel gegen feindselige �ussere Ein�fl�sse, die wir oft nicht fernhalten k�nnen, selbst wenn sie uns bekannt sind.
Medicam ente, namentlich aus dem Pflanzenreiche und be�sonders die Spirituosen und narkotischen k�nnen nach l�ngerem Gebrauche zuletzt in Quantit�ten verabreicht werden, in wel�chen sie ohne Gew�hnung unfehlbar als Gifte wirken. Dabei�ist es denn auch die Gewohnheit, die oft ausgleicht und wieder gut macht, was der zu gesch�ftige Therapeut, der alles Heil in den Medicamenten sucht, in seinem Diensteifer nicht selten ver�dirbt. � Sie ist heilsam bei unzweckm�ssiger Behandlung mit Arzneien.
Wie gross die sch�tzende Macht der Gewohnheit ist, beweisen uns die Giftesser. Das Arsenikessen in einigen Gegenden Nieder�sterreichs (Wiener Medicinische Wochenschrift No. 28. 1851), das Opiumessen im Oriente, das Sublimatessen in einigen Gegenden Indiens, das Tahakkauen unserer Sch�fer und selbst unsere Tabaksraucher liefern die Beweise, wie starke Gifte durch die Gewohnheit aufh�ren in den gew�hnlichen Quanti�t�ten Gifte zu sein.
Nahrungsmittel mit mehr oder weniger differenten Sub�stanzen vermischt, wie sie so h�ufig unsere Hausthiere gemes�sen m�ssen, verlieren nach und nach ihre sch�dliche Wirkung, wenn sie �fter und l�ngere Zeit genossen worden sind, sie wer�den indifferent f�r das daran gew�hnte Thier.
Die Accomodation, das Gew�hnen an das Klima, die
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Gew�hnung, Abstumpfung etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;147
Localit�t, Witterungsconstitution, besonders an die Temperatur, selbst auch an die Gebrauchsweise, alles beruht in der heilsamen Wirkung der Gewohnheit. Daher lebt das Thier das ges�ndeste Leben da, wo es geboren und gezogen ist. Der Schutz durch Accomodation ist das wichtigste Kapitel in der Gesunderhaltungslehre, weil die Hausthiere stets nur zu einem bestimmten �konomischen Zwecke gehalten werden, und mit den besten Gesundheitsregeln gar nichts gedient ist, sofern sie gegen die �konomischen Zwecke laufen, und da das erkannte Sch�dliche aus �konomischen Zwecken nicht vermieden werden kann, so bleibt nichts �brig, als an die heilsame Kraft der Gewohnheit zu appelliren, die Thiere an das Un�vermeidliche nach und nach zu gew�hnen und dadurch die nachtheilige Einwirkung desselben zu mindern oder g�nz�lich aufzuheben. Pferde z. B. k�nnen vor Witterungseinfl�ssen nicht gesch�tzt werden, das Abh�rten gegen dieselben ist das einzige Auskunftsmittel, sie trotz der widrigen Einfl�sse gesund zu erhalten. In gleichem Grade unheilsam tritt die Macht der Gewohnheit bei dem Verweichlichen, Verz�rteln hervor, wo�durch die Reizempf�nglichkeit f�r sorglich abgehaltene Einfl�sse und somit die Disposition zum Erkranken gesteigert wird, so dass, wenn diese Einfl�sse einmal zum Einwirken gelangen, sie auch gew�hnlich zur Krankheitsursache werden. Der Umstand, dass unsere Hausthiere im Allgemeinen dem Menschen in alle Klimate folgen k�nnen, beweist die grosse Flexibilit�t dersel�ben, und diese eben beruht auf dem Gesetze der Gew�hnung.
Gew�hnung an St�rungen im Organismus. Von grosser heilsamer Bedeutung, namentlich bei chronsichen Krankheiten, weil das Gesetz der Gewohnheit sich immer nur in einer gewissen Breite der Zeit entfalten kann. Die Gew�h�nung an abnorme Reize, welche in den Krankheiten selbst gegeben sind, und an den Ausfall einzelner Func-tionen ist hier zun�chst hervorzuheben. Bei langsamen Vergif�tungen oder anderweitigen Alterationen des Blutes wird gar nicht selten die Reizempf�nglichkeit f�r dieselben bedeutend abge�stumpft und so die Bedingung gegeben, dass solche Krank�heiten l�ngere Zeit auf einer gewissen Stufe der Entwicke-lung verbleiben und selbst auf derselben besiegt werden im Wege des Stoffwechsels, noch ehe ein offenbarer Krankheits�ausbruch erfolgte. Derselbe Druck, dieselben Raumbeengungen
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u. s. w. von Krankheitsproducten, die bei langsamem Entstehen ohne Nachtheil ertragen werden, bringen beim schnellen Eintritt lebensgef�hrliche Zufalle hervor.
Der langsame Ausfall einer Function wird ertragen, sofern sie nicht gerade eine Lebensfunction ist; der Organismus kann sich auch noch bei einer gewissen Unvollkommenbeit, bei einer gewissen Verkr�ppelung aufrecht erhalten durch sein Accommo-dationsverm�gen, indem er durch Abstumpfung undUebung zugleich eine zum Leben erforderliche Ausgleichung findet; er gew�hnt sich an abnorme Keize und wird immer ge�bter, stell�vertretende Th�tigkeiten einzuschieben. Im kranken K�rper kommen selbst Accommodationen durch organische Ver�nderun�gen einzelner Organe zu Stande, Gr�ssenver�nderungen � Hyper�trophien, Dilatationen, Atrophien und Einschrumpfungen � und Formver�nderungen, die alle entweder mehr r�umlich oder functionell compensatorisch wirken. So schafft sich der Orga�nismus neue Abnormit�ten, um vorhandene ertr�glicher und gefahrloser zu machen.
Die Verminderung und Aufhebung der Disposition zu der Krankheit, die bereits einmal �berstanden ist, f�hrt uns auf ein neues Feld der heilsamen Wirkung der abgestumpften oder aufgehobenen Keizempf�nglichkeit. Krankheiten schw�chen oder vernichten die Reizempfanglichkeit f�r die speciliseben Reize, die im Stande sind, sie zu erzeugen. Dieses gilt namentlich von allen ansteckenden Krankheiten; bei einigen derselben wird die Reizempf�nglichkeit f�r die ganze Lebensdauer aufgehoben � bei der Rinderpest, der Lungenseuche, den Pocken und der Staupe der Hunde h�lt die heilsame Abstumpfung bis zum Tode vor, so dass nur ausnahmsweise dieselbe Krankheit zum zweiten Male auftritt �, bei anderen ist die Empf�nglichkeit nur f�r k�rzere oder l�ngere Zeit vermindert, die heilsame Abstum�pfung ist hier zwar verg�nglich, immer aber gen�gt sie doch, dass ein Individuum bei einer herrschenden Seuche nur einmal erkrankt. � Die zuerst durchgeseuchten Thiere k�nnen deshalb unter den nachfolgend erkrankten Individuen stehen, ohne noch einmal zu erkranken.
Schon im erkrankten Individuum kommt das Gesetz der Abstumpfung bis zur Unempfindlichkeit f�r das Contagium zur Geltung; wir sehen, dass Menschen und Thiere durch sehr kleine
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Quantitiiten des Anstecknngsstoffes angesteckt werden, w�hrend sie bei grossen Quantit�ten im Leibe genesen, wir sehen, dass bei keiner ansteckenden Krankheit das Contagium, die speci-fische Krankheitsursache fr�her verschwindet, als die Krankheit, sondern immer sp�ter. Bei der grossen Vervielf�ltigung des Contagiums m�sste jede ansteckende Krankheit ohne Ausnahme t�dtlich werden, wenn das entwickelte Contagium sofort wirken k�nnte, wie es bei der ersten Einwirkung, der Ansteckung, gewirkt hat, ohne t�dtlichen Verlauf w�rde sie wenigstens lebens�l�nglich fortbestehen m�ssen, weil eben das Contagium als spe-citische Krankheitsursache in, resp. w�hrend der Krankheit selbst vervieltalltigt wird.
Es giebt jedoch auch Krankheiten, in welchen das Gegen-theil stattfindet, in denen nicht nur keine Abstunipfung, sondern noch eine Erh�hung der Reizempf�nglichkeit f�r die urs�ch�lichen Potenzen eintritt; so sehen wir, dass bei den meisten Krankheiten im Stadio der Eeconvalescenz die Neigung zu Ee-cidiven vorhanden ist, dass die im Schwinden begriffene und selbst schon bis auf ein Minimum verschwundene Krankheit wieder hervortritt bei entsprechenden urs�chlichen Momenten; Entz�ndungen z.B. werden leicht r�ckf�llig; der geringste Di�t�fehler kann nach gastrischen Krankheiten R�ckf�lle veranlassen. Es giebt selbst Krankheiten, die f�r lange Zeit, wenn nicht f�r immer, eine grosse Empf�nglichkeit f�r ihre urs�chlichen Momente zur�cklassen, so namentlich der Rheumatismus.
Naturheilung auf dem Wege der Ausscheidungen.
Die physiologischen und pathologischen Ein- und Ausver�leibungen geschehen mittelst des Blutes, die Ausscheidungen beziehen sich deshalb auch hier auf das Blut und sind physia-trisch, sobald sie einen depurativen Charakter haben. Blut�reinigung ist hier also die Grundlage der Ausgleichung; �berall, wo das Blut durch einen Ueberschuss alterirt ist, sei er quan�titativer oder qualitativer Art, da liegt in der Blutreinigung auch die Bedingung der Genesung. Die �berfl�ssigen Stoffe k�nnen in dem Blute zum Theil zersetzt und dadurch weniger sch�dlich ge�macht, zur Ausscheidung pr�parirt werden, und schon hierin liegt eine Ausgleichung; aber immer geh�rt die Ausscheidung selbst noch zu der schliesslichen Vollendung der Befreiung. Das Blut
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wird jetzt weniger beschuldigt, die erste Station, den Ausgang der Krankheiten, zu bilden, und locale Krankheiten zu unter�halten; die alte Krasenlehre hat in dieser Beziehung durch die gr�ndlichen anatomischen Fox-schungen, vor allen durch Vir-choiv's Zellenpathologie einen gewaltigen Stoss erlitten; daf�r ist eine neue Krasenlehre ausgebildet worden, man kann fast sagen entstanden; die secund�ren Alterationen des Blutes sind uns besser bekannt geworden, wir wissen jetzt, dass der gr�sste Theil der alten Dyskrasien ihren loealen Heerd haben, dass das Blut bei jeder loealen Erkrankung eine Ver�nderung erleidet, dass locale Reize, mechanische und chemische, die Elementaribnnen und deren Derivate zu einander erh�hten und ver�nderten chemischen Wechselbeziehung zum Blute anregen*). Bei den Bluterkrankungen, wenn ich der K�rze wegen so sagen darf, handelt es sich nach dem gegenw�rtigen Standpunkte also viel h�ufiger um Krankheitsproducte, als um Krankheits�ursache, Krankheitsmaterie im Blute; immer haben wir aber doch ein alterirtes Blut, was der Purification bedarf. Diese Krankheitsproducte haben sehr verschiedene Bedeutung f�r die Krankheit selbst, sie unterhalten dieselbe, sind Genesungshin�dernisse, oder sie sind neue Krankheitsursache geworden, d. h. sie setzen neue L�sionen, w�hrend die prim�ren vielleicht schon ausgeelichen sind. Solche F�lle sind denn auch in der That nicht selten, in denen sich die Krankheiten selbst erst die Ur�sachen der Fortdauer schaffen. Die reelle Grundlage der Aus�gleichung durch Abscheidungen, durch Purification des Blutes hat also in den Ergebnissen der neuen Forschungen an heil�samer Bedeutung nicht verloren, vielmehr noch gewonnen.
a. Die regelrn�ssigen Ab- und Aussonderungeia.
Die von der Natur zur Ausfuhr der verbrauchten und �ber�fl�ssigen Stoffe eingesetzten Organe, die Ausscheidungsorgane, die Colatorien, sind nat�rlich die gewichtigsten, aber auch die Secre-tionsorgane kommen hier mit in Betracht; die Ab- und Ausson�derungen stehen alle und immer in n�chster Beziehung zum
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*) J�ngst hat C. Kettler � Beitrag zur Theorie des Fiebers, Dorpat 1867 � eine Reihe von Infectionsversuchen gemacht, und gefunden, dass durch Injectionen des Transsudates bei Entz�ndungen, wie auch die des Keberblutes Fieber erzeugen.
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Ab- und Aussonderungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;151
Blute, es sind die normalen Schleusen, in denen das Ver�brauchte und Ueberfl�ssige abzieht, durch welche das Anh�u�fen und Summiren kleiner Sch�dlichkeiten und so Krankheiten verh�tet und in Krankheiten eine Ausgleichung der pathischen Mischungsverh�ltnisse des Blutes herbeigef�hrt wird, sofern diese rieht defecte Zust�nde bilden und ihre Ausgleichung auf untritivem Wege finden. So lange in Krankheiten die normalen Ab- und Aussonderungen fortbestehen, hat die Natur hierin die Mittel, gefahrdrohende pathische Blutbeschaffenheit nieder�zuhalten; sind sie gehemmt, sind die Ausscheidungen absolut oiler relativ ungen�gend, so werden oft die Krankheitsmaterien resp. Krankheitsproducte, die Anregungsmittel zur Ausschei�dung, also die Heilmittel. Jeder Praktiker hofft noch zuver�sichtlich auf Genesung, so lange die Ab- und Aussonderungen, namentlich bei acuten Krankheiten nicht wesentlich gest�i t sind.
h. Die vicariirenden Absonderungen.
Unter den Ab- und Aussonderungsorganen besteht ein an�tagonistisches Verh�ltniss; wird die Absonderung in irgend einem Organe gest�rt oder ganz unterdr�ckt, so tritt gew�hn�lich eine gr�ssere Th�tigkeit in dem einen oder anderen Ab�sonderungsorgane hervor, wodurch eine g�nzliche oder theilweise Ausgleichung stattfindet, und je nachdem bezeichnet man diesen Vorgang als vollst�ndige oder unvollst�ndige vicariirende Th�tigkeit. Ein vollst�ndiges Vicariiren kann nur zwischen ganz gleichen Organen, also zwischen den gepaarten Colatorien statt�finden. Zwischen den nicht v�llig gleichen Organen erfolgt nur eine theilweise Vertretung, immer nur in Beziehung auf einzelne, zur Ausscheidung bestimmte Stoffe.
Die Nieren vertreten und ersetzten sich gegenseitig, eine Niere kann vollst�ndig unth�tig werden, ohne dass ein erheblicher Nachtheil daraus hervorgeht; Schweine liefern nicht selten den Beweis. Kein anderes Organ aber kann f�r sie arbeiten, ihre gr�ssere oder geringere Th�tigkeit ist zwar von der Th�tigkeit aller Absonderungsorgane in einem antagonisti�schen Verh�ltnisse abh�ngig, f�r ihre prim�r verminderte Function tritt aber kein Organ mit gr�sserer und speeifisch�r Th�tigkeit ein, daher bei andauernden St�rungen Anh�ufung von Harnstoif u. a. speeifischer Stofl'e des Urins � Ur�mie �, abnorme ser�se Secretionen � Wassersucht.
Lunge und Leber vertreten sich bei der Verwendung des in der Nahrung aufgenommenen Kohlenstoffs; hierf�r haben wir mehrfache phy�siologische Beweise. Bei dem F�tus tritt uns das stellvertretende Ver-
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h�ltniss am entschiedensten entgegen; die Lunge ist unth�tig, der F�tus bezieht seine W�rme von der Mutter, die Leber aber hat die hervor�ragendste Function, wie Grosse und Blutreichthum beweisen, sie verarbei�tet die �bersch�ssigen Kohlenhydrate in Galle*); von solcher reichen Gal�lenbildung liefert das Meconium im Darme den Beweis. Nach der Geburt �ndert sich das functionelle und anatomische Verh�ltniss zwischen beiden Organen in umgekehrter Uichtung.
Bei den Heissbl�tern, den V�geln', sind die Athmungsorganc am entwickeltsten, bei ihnen die st�rkste Verbrennung des Kohlenstoffs, daf�r aber haben sie alle eine kleine Leber und eine geringe Gallenbereitung. Vermindern wir den Verbrennungsprocess durch absolute K�rperruhe und warme Luft, und f�hren wir viel Kohlenstoffhydrate ein, so hypertrophirt und verfettet schliesslieh die Leber. So k�nnen wir z. B. den G�nsen bei der M�stung in kurzer Zeit eine Fet�eber anfuttern.
Bei Reptilien und Fischen ist das Verh�ltniss zwischen Lunge und Leber ein umgekehrtes; jene ist klein, unentwickelt, diese gross, oft sehr gross. Bei diesen Kaltbl�tern (F�kil�thermen) ist geringe Verbrennung, die Leber hat den Kohlenstoff vorzugsweise fortzuschaffen. Bei den Insek�ten gestaltet sich das Verh�ltniss zwischen beiden Organen wieder, wie bei den V�geln.
Bei den S�ugethiercn liegt in der Vertretung zwischen beiden Orga�nen gerade die Bef�higung, in kalten und heissen Erdstrichen zu leben. In heissen Klimaten tritt das Athinen mehr zur�ck, die Gallenbilduug im st�rkeren Grade (vicariirend) hervor; in kalten Zonen verh�lt es sich um�gekehrt; in heissen Klimaten deshalb mehr Ruhebed�rfniss, vorherrschende Tr�gheit, mehr die Natur der Kaltbl�ter; im Norden dagegen mehr R�h�rigkeit und mehr die Natur der Heissbl�ter; dort mehr Leber-, hier mehr Lungenkrankheiten. Diese vicar�rende Th�tigkeit kommt uns und unsern Hausthieren auch bei dem quot;Wechsel zwischen Sommer und Winter zu statten.
Zwischen Lungen und Nieren besteht keine besondere stellvertre�tende Beziehung; zwischen Leber und Nieren nur insofern, als das H�-matin der zerfallenen Blutk�rper sowohl seinen Ausgang in der Leber als Gallenpigment, wie auch in den Nieren nimmt, und letztere selbst Gallen�pigment ausscheiden, wenn die Galleneutleerungen in der Leber behindert sind. Bei den Versuchen von Tiedemann, Gmelin und Blondlot trat nach Unterbindung des Ductus clwlcdochus der Gallenfarbestoff schon am dritten Tage im Harn auf.
Die Haut scheidet vorzugsweise Zersetzungsproducte der Kohlen�hydrate aus; der Schweiss enth�lt Milchs�ure, Fetts�ure, Cholesterin und Spuren von Hanistoff in grossen Wassermengen; der Hautdunst besteht haupts�chlich aus Kohlens�ure und Wasserdunst. Durch alle diese Stoffe steht die Haut mit Lunge, Leber und Nieren in Beziehung, f�r eine ge�wisse Zeit kann ihre Th�tigkeit durch diese Organe in ihrer Gesammtheit,
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diese Chol-
s�ure in ihren verschiedenen Modificationen enth�lt 60 und einige Procent Kohlenstoff hvdrat.
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Ab- und Aussonderungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 153
ersetzt werden, auch die Schleimhaut nimmt thiiti^en Antheil in der Stell�vertretung der Haut; l�ngere Unth�tigkcit wird jedoch t�dtlith, bei ver-scliiedencn Tliiergattungen in verschiedenen Zeiten. Umgekehrt kann die Haut mit ihren Funenonen allen jenen Organen auch zu H�lfe kommen, und zwar den Nieren und den Schleimh�uten, besonders in der Ausscheidung des Wassers und stickstoft'lialtiger Substanzen, den Lungen und der Leber r�cksichtlich des Kohlenstoffs. Die Haut ist ein wirkliches Atbmungsorgan, mit vorherrschender Exhalation der Kohlens�ure; sie erg�nzt das Lungen-athrnen, bei welchem die Inhalation des Sauerstoffs vorherrscht *). An�dauernde Unth�tigkeit der Haut bringt bei pr�valirender Leberfunction (bei Neugeborenen, in heissen Klimaten etc.) gern Leberkrankheiten, unter ent�gegengesetzten Verh�ltnissen mehr Lungenleiden.
Der Anstoss zu allen diesen theilweisen oder volist�ndigen Vertretungen geht von dem auszuscheidenden Stoffe selbst aus; die excretiellen Steile haben ihre bestimmten Abzngskan�le; sind diese gesperrt, so suchen sie sich einen anderen, der f�r sie passirbar ist; hat die Natur keinen zweiten f�r sie passirbar geschaffen, so findet oft noch durch eine chemische Umsetzung eine vicariirende Ausscheidung in anderer Form statt; so wird z. B. der Harnstoff als kohlensaures Ammoniak an andern Orten ausgeschieden.
Jede vicariirende Th�tigkeit, wo und wie sie auch auftritt, hat daher immer eine physiatrische Wirkung, die um so betr�chtlicher ist, je vollst�n�diger die Stellvertretung geschieht. Dies liegt schon in dem Gesetze, dass Aussonderungen, die vorgesehen, die im Plane der nat�rlichen Ausgaben aufgenommen sind, nicht ohne Nachtheil f�r l�ngere Zeit vermindert werden k�nnen.
c. Krisen.
Urspr�nglich bedeutet Crisis ,Scheiden, Entscheiden, Aus�scheidenquot;, es ist aber gebr�uchlich geworden, die heilsamen Wendungen, Entscheidungen, Ausscheidungen kurzweg mit Cri�sis zu bezeichnen; wenn uns die Natur mit einer inneren Ausgleichung �berrascht, wenn eine schnelle g�nstige Wendung eingetreten ist, so nennen wir das eine Krisis, und in diesem Sinne werden wir auch die �Krisisquot; festhalten. Die Krisen sind nicht die That einer besondern Kraft, sondern das Resul�tat der physiologischen Gesetze; von einer zu fr�hen oder fehl�geschlagenen Krisis kann deshalb auch keine Rede sein. Ge-
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*) Meine Versuche �ber das Hautathmen: M�ller, Archiv 5. Heft, 1851.
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154nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Naturh�lfe.
stalten sich die Verh�ltnisse auf einer gewissen H�he der Krankheit schnell g�nstig ohne auff�llige �usscre Erscheinungen, so m�chte ich diese Wendung als �stille Krisisquot; bezeich�nen � C. resolutoria, obscura �, die eben bei unseren Haus-thieren die h�ufigsten sind, ob wirklich oder nur scheinbar, lasse ich dahin gestellt, weil geringe kritische Erscheinungen aus nahen Gr�nden nicht erkennbar oder doch leicht �berseh�bar sind. Hier gestaltet sich die Ausgleichung durch den Stoff�wechsel bei normalen Ab- und Aussonderungen. Zuweilen kom�men diese stillen Krisen unter der Macht des Schlafes zu Stande; Erm�dung, Abspannung und darauf nutritive Restitution im Gebiete des Nervensystemes sind hier wohl die Grundlagen. Gew�hnlich aber kommen die Krisen unter mehr oder weniger auff�lligen Ausscheidungen, sei es auf normalen oder auf abnor�men Wegen zu Stande und dann beruhen sie immer auf Blut�befreiung, Blutreinigung. Diese letzteren sind es nun besonders, die wir hier noch etwas weiter zu verfolgen haben, die in dem ersten humoralpathologischen Systeme wurzeln, von Hippo-krates am klarsten zur Anschauung und am vollkommensten zur Anerkennung gekommen sind, die wir aber noch immer anerkennen m�ssen, wenngleich wir keine Humoralpathologen im alten Sinne mehr sein k�nnen, weil zugegeben werden muss, dass die humores in Krankheiten ver�ndert werden, und eine Befreiung, eine Reinigung derselben immer eine gewichtige, zuweilen selbst die einzige Heilbedingung ist. Die ausgeschie�denen Materien sind urspr�nglich wirkliche Krankheitsursache gewesen, die eigentliche materia peccans der Alten, oder sie sind durch die Krankheit in ihrem Verlaufe erst entstanden, also Krankheitsproducte, die aber die Krankheit unterhalten und selbst steigern helfen, oft nur noch den einzigen Ausgangs�punkt der St�rungen bilden und dann zur zweiten materia pec�cans geworden sind. Diese Krankheitsproducte entstehen auf zwei verschiedenen Wegen, einmal indirect durch Functions-st�rung in den Ab- und Aussonderungsorganen, verminderten Verbrauch gewisser Stoffe und gehemmte Ausleerung excretiel-ler Stoffe, oder zweitens direct durch die Processe selbst, na�mentlich wenn sie regressiver, zerst�render Natur sind und rein chemische Processe hinzutreten.
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Krisen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;155
1. Krisen auf normalen Wegen der Ab- und Aussonderungen � Crisis evacuatoria.
Die Harnkrisen sind wohl die h�ufigsten; demn�chst die Schweiss- oder Haut- und die Darmkrisen. Diese kriti�schen Th�tigkeiten kommen zu Stande: a) in Folge einer vor�angegangenen Wendung der Krankheit werden die betreffen�den Ab- und Aussonderungsorgane frei, und in diesen wieder eingetretenen freien Functionen liegt der Grund zur Befreiung von den retenirten Stoffen; h) die Krankheitsursache wirkt zu�gleich direct oder consensuell auf das eine oder das andere die�ser Organe erregend ein, die erh�hte Th�tigkeit ist gewisser-maassen reactiv; so kann also mit der Krankheit zugleich der Grund zur Ausgleichung gegeben werden; die Schweisskrisen nach Erk�ltungen spielen in dieser Beziehung eine sehr grosse Holle, namentlich wenn die Hautreaction, der reactive Schweiss bald nach oder mit den ersten St�rungen auftritt; in diesem Falle wird die Erk�ltungskrankheit durch kritischen Schweiss curirt; c) die Krankheitsprodncte �bernehmen die Rolle der Ver-mittelung, sie wirken anregend auf das eine oder andere der betreffenden Organgewebe, dienen vielleicht selbst als ein spe-cifisches Eeizmittel, wie z. B. der krankhaft erzeugte Harnstoff auf das Kierengewebe; so k�nnen die Krankheitsproducte die Ausgleichung einleiten und wirkliche Heilmittel werden.
2. Krisen auf abnormen AVegen.
a) Die kritische Localisation � m etas tatis ch e Krisen, oder kritische Metastase � Crisis depositoria. Eine materielle Ablagerung aus dem Blute, sei es an einem oder mehreren Orten, ist eine Krisis, sobald das Blut durch Ablagerung befreit, gereinigt wird, wenn die Verunreinigung sich nicht wiederholt und die Krankheit in Folge dessen ver�schwindet. Nicht jede Ablagerung ist also eine kritische, diese sind viel seltener, als nach der alten Metastasenlehre angenommen worden ist; die wirklich kritischen k�nnen wieder eine neue Krankheit erzeugen, die gefahrvoll und t�dtlich ist; bei einer metastatischen Krisis ist mit der Ausscheidung nur dann eine Genesung verbunden, wenn die Metastase an sich gefahrlos ist. Diese Krisis kommt zu Stande � von den Embolien abgesehen � durch speeifische Beziehung der Krankheitsmaterie zu irgend einem Gewebe, in welchem sie sich durch Anziehung niederl�sst; oder
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150nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Naturhiilfe.
eine locale krankhafte St�rung eines Theiles, der locns minoris resistentiae bedingt eine n�here Beziehung und Ablagerung; end�lich kann auch durch Nerveneinfluss auf consensuellem Wege ein localer Krankheitsprocess eingeleitet werden, der gewisser-maassen ableitend wirkt und in welchem sich zugleich eine Art Purification vollzieht. #9632; Meist tritt die kritische Metastase als Entz�ndung auf, eine gutartige depuratorische Entz�ndung.
6) Krisen in Form von abnormen Secretionen. Zu�f�llig entstandene neue Secretionen, die nicht durch S�ftevergeu�dung oder durch Anh�ufung der Producte an ungeeigneten Or�ten gef�hrlich werden, reihen sieh nach l�ngerer Dauer hinsicht�lich ihres Efifectes f�r den Gesaramtorganismus unter die normalen Secretionen und bekommen damit auch eine allge�meine heilsame Bedeutung; mitunter stehen aber solche Secre-tionsorgane in einer speciellen Beziehung zu specifischen Sch�d�lichkeiten, die ihren Abfluss in denselben finden, in diesen F�llen tritt die physiatrische Wirkung besonders hervor, ihre Unterdr�ckung w�rde Krankheitsursache sein. Die ableitende Wirkung durch k�nstlich erzeugte und unterhaltene Secretion bezweifelt kein Praktiker; die genuin oder zuf�llig entstandenen haben um so heilsameren Einfluss, je mehr sie habituell gewor�den sind.
c) Directe Ausleerungen aus dem Bereiche des localen Krankheitsheerdes � Crisis idiostcdlca. Hier beruht die ausgleichende Wirkung der materieller. Ausschei�dung nicht auf Depuration des Blutes, sondern auf Entlastung des Gewebes. Vom praktischen Standpunkte aus sind solche Entlastungen mit zu Krisen zu z�hlen, wenn sich auch vom abstract wissenschaftlichen Standpunkte aus Einwendungen erhe�ben lassen. Die materielle locale Entleerung f�hrt zur localen Ausgleichung. 1) Diese Entleerung ist ein Glied der localen Krankheit selbst, die sich in secretorischen exsudativen und selbst neoplastischen Processen ersch�pft; so die katarrhali�schen Erkrankungen durch das dickschleimige, purulente ka�tarrhalische Secret; die Entz�ndungen durch reichliche ser�se Erg�sse, plastische Exsudationen und Eiterungen. Exsuda�tionen und Eiterungen k�nnen allerdings wieder neue St��rungen bedingen, r�cksichtlich der prim�ren Entz�ndung liegt in diesen Vorg�ngen immer eine ausgleichende Wirkung. 2) Die Entleerung ist nicht nothwendig, sondern mehr zu-
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Restitution, Reparationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 157
f�llig durch die Krankheit bedingt, die kritischen Blutungen. Wenn Blutung eintritt bei einer Blut�berf�llung, die einen wesentlichen Theil der Krankheit ausmacht, also bei Reizun�gen, Entz�ndungen, besonders aber bei einfacher Hyper�mie, wenn die Blutung durch Zersprengung �berf�llter Gef�sse, also gerade im Heerde der Krankheit stattgefunden hat, so entlastet sie, und in dieser localen Entladung des localen Ueborflusses liegt das ganze Heilmittel, so lange neben der Hyper�mie keine weitere tiefer greifende Ern�hrungsst�rungen bestehen, in letz�tem Falle bleibt sie aber doch noch von heilsamer Wirkung. Kommt die Blutung nicht aus dem Krankheitsheerde, so kann sie doch immer noch einen wesentlichen Heileffect haben durch Ableitung, z. B. die Nasenblutungen bei Gehirnhyper�mien u. s. w.
Kegenerative Restitution; organische Eeparationen.
Der Bildungsprocess zum Wiederersatz, zur Restitution ist in dem thierischen Organismus sehr betr�chtlich und auf den niederen Stufen des Thierreiches betr�chtlicher, als bei den h�heren, am hervorragendsten bei den Kaltbl�tern, und am ge�ringsten bei den Heissbl�tern, den V�geln; zwischen unseren Hausthieren und den Menschen scheint kein wesentlicher Unter�schied zu bestehen. In der zartesten Juo-end am aufialligsten und oft an das Wunderbare grenzend, im hohen Alter gering; mit dem Bemerkbarwerden der senilen Atrophie beginnt nament�lich die Abnahme der regenerativen Restitution, die immer in erster Linie steht bei der allm�ligen Abnahme der Lcbensacte im Greisenalter.
Die Ausgangspunkte dieser Restitution sind die Zellen und deren Derivate; die formative Th�tigkcit {Virchoic) derselben bringt sie zu Stande und diese Tb�tigkeit ist abh�ngig von den Kernen, den eigentlichen Keirak�rperchen. Die Tb�tigkeit der Kerne, der erh�hte Keimungsprocess, die gesteigerte for�mative Tb�tigkeit der Zellen und Zellenderivate ist immer ein Reizph�nomen, der erforderliche Reiz wird in der Kegel durch die Krankheitszust�nde selbst gesetzt, und so ist denn die regenerative Restitution so recht eigentlich das Werk des Organismus selbst. Der Arzt kann hier nur beobachten und die Bedingungen ablauschen, unter denen die Natur ungest�rt ihr Werk vollbringt, um sie herbeizuf�hren, wo und so weit sie fehlen.
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a. Ausgleichung durch Regeneration.
Der Organismus besitzt die F�higkeit, einzelne Theile nach dem Typus der embryonalen Bildung wieder zu ersetzen, die eigentliche Regeneration. Ueberall, wo die Integrit�t verletzt ist, tendirt die eingetretene Regeneration immer eine Wieder�herstellung, sie ist dann immer ein Naturheilprocess, selbst in dem Falle, wo sie vom normalen Typus etwas abweicht und einen narbigen Charakter annimmt. Bei den Kaltbl�tern ist dieses Verm�gen viel grosser, als bei den Warmbl�tern; so z. B. wachsen bei dem Salamander und der Eidechse ganze abgenom�mene Schw�nze und Beine wieder. Zur normalen embryonalen Regeneration geh�rt, wenigstens ann�hernd derselbe Zeitraum, der zur vollst�ndigen Entwickelung des betreffenden Thieres geh�rt; bei schnellerer Entwickelung des amputirten Schwanzes findet man Muskeln, Nerven und Gef�sse, aber keinen norma�len Schwanzwirbel. Bei den h�her entwickelten warmbl�tigen Thieren ist die Regeneration weniger vollkommen; sie besteht in allen Organen, r�cksichtlich einzelner untergegangener Ele�mentarformen, ist aber auf einzelne Gewebe beschr�nkt, sofern es sich um Ersatz in toto handelt und, abgesehen von den epi-thelialen Gebilden, selten vollkommen embryonal, meist einen gewissen Uebergang zum Earbengewebe bildend und deshalb mehr oder weniger von narbigem Charakter. Wir wollen die regenerative Restitution nach den Geweben resp. Organen nur kurz erw�hnen.
1. Epitheliale Gebilde. Epithel, Epidermis und Horn-gebilde werden schon zu physiologischen Zwecken neugebildet; an der �usseren Fl�che findet fortw�hrend Verlust durch Ab�nutzung statt, und in demselben Maasse ein von der Keimhaut aus erfolgender Wiederersatz durch Apposition, ein Nachwachsen; deshalb hier denn auch die vollkommenste Regeneration und Resti�tution. Der Reiz, den ein abnormer Verlust der sch�tzenden Decke mit sich bringt, bedingt Zellenwucherung in der Keimschicht, und ist so zugleich die Ursache einer baldigen Wiederbedeckung der nervenreichen Cidis. Wo ein fortw�hrender Reiz auf die Keirage-websschicht ausge�bt wird, da besteht auch eine fortw�hrend gesteigerte Regeneration, so kommt denn z. B. durch Druck nach und nach eine dicke sch�tzende Decke zu Stande: die Epider-misschwielen an den gedr�ckten Stellen bilden bei unseren
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Regeneration.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;159
Arbeitsthieren einen sehr heilsamen Schutz gegen den Geschirr�druck; der Blasenstein wirkt minder bel�stigend, wenn die Schleimhaut sich eine dicke Schutzdecke geschaffen hat. Auf der Schleimhaut geht neben der gesteigerten Regeneration des Epithel immer zugleich eine vermehrte Schleimk�rperbildung her, und die so geschaffene Schleimdecke dient immer mit zum Sch�tze, zur Einh�llung. Die Hornneubildung spielt bei den h�ufigen Hufleiden eine bekannte heilsame Rolle; so lange die Hornkeimschicht noch produetiv ist und normale Hornregenera-tion besteht, ist ja die Selbstheilung aller Krankheitszust�nde des Hufes gesichert; bei verkr�ppelten Hufen kommt alles darauf an, die Bedingungen einer auch der Form nach normalen Horn-regeneration herzustellen.
2.nbsp; nbsp;Knochengewebe. Ist regenerationsf�hig, selbst abge�tragene Knochenst�cke k�nnen sich in ihrer Configuration wie�der ersetzen; darauf beruht die Resection eines Knochentheiles und so Heilung mit Erhaltung des betreffenden Gliedes statt der Amputation. Bei unseren Hausthieren tritt die Regeneration in diesem Grade selten ein, aber nur, weil die erforderliche l�ngere Ruhe selten gegeben ist. Von bedeutender Regene�rationsf�higkeit der Knochen bei unseren Hausthieren zeugen z. B. ganz neu erzeugte Schulterbl�tter und andere Knochen, die man in Museen verschiedener Thierarzneischulen und naraent-lieh auf der Berliner und hier in Hannover findet. Der rese-uerirte Knochen ist jedoch dem embryonalen gew�hnlich nicht ganz gleich. Hierdurch ist die Heilsamkeit der generativen Restitution aber nicht beeintr�chtigt; nur durch die oft exces-siven Knochenwucherungen wird die Restitution unvollkommen, aber weniger in R�cksicht der Lebenserhaltung, als mehr in der Leistungsf�higkeit.
Die Knochenk�rperchen stehen in dem regenerirten Gewehe den spin�delf�rmigen Bindegewcbsk�rperchen nahe, sie haben weniger Kan�lehen und sind weniger zahlreich; die concentrischen Scliichtungcn und die Havern'schen Kan�le fehlen gew�hnlich und die ganze Knochenmasse ist dichter und �rmer an Markgewebe.
3.nbsp; nbsp;Blutgef�sse. Im Bereiche der Haargef�sse und kleinen Blutgef�sse ist die Regeneration eine sehr h�ufige und ziemlich schnell zu Stande kommende Erscheinung; gr�ssere Arterien werden nicht regenerirt, wohl aber aus kleinen herausgebildet. Wo irgend ein erheblicher Reiz ausge�bt wird, da treten neue
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Gef�sse auf; keine Entz�ndung verl�uft ohne Gef�ssbildung; bei jeder Gewebsregeneration steht Gef�ssbildung in erster Linie; die Granulation besteht wesentlich aus einem Convolute von neugebildeten Haargef�ssen mit dem zartesten Bindegewebe. Die neuen Gef�sschen haben stets ihren Ursprung in alten Blut-gef�ssen, eingeleitet wird ihre Bildung durch nachhaltige Con�gestion und dadurch gesteigerten Seitendruck. Ist ein begrenz�ter localer Reiz gegeben, so nehmen die neuen Gef�sschen ihre Richtung nach dieser Stelle, so weit auch ihr Ausgungspunkt entfernt liegen mag.
Eecht instruetiv ist die Gefi'issneubildung in der Cornea:, zuerst f�llt sich der Cief�sskranz an der Verbindungslinie der Cornea mit der Sclero-tica, aus diesem mehr oder weniger sichtbar gewordenen Gef�sskranzc bil�den sich schon in einigen Tagen Ausl�ufer in der Richtung zur gereizten Stelle, liegt diese im Centrum, so erfolgen die Ausl�ufer ringsherum, im andern Falle dagegen immer da, wo die Verletzung etc. am n�chsten liegt; in die N�he der L�sion angelangt, verzweigen sich die Ausl�ufer b�schel�f�rmig, und so entsteht bei nachhaltiger localer Reizung ein, von einzelnen oder mehreren St�mmehen (Ausl�ufern) getragener Kranz um die l�dirte Stelle.
Die ausgleichende Wirkung der Gef�ssneubildung besteht in der reichlicheren Herbeischaffung des Materials zur Ern�h�rung, Neubildung, oder auch zur Aufl�sung, Einschmelzung. Die Bildung eines collatoralen Kreislaufes wird eingeleitet durch Stauungshyper�mie, als n�chstes Ergebniss des gehemmten oder aufgehobenen Stromes: so weit diese Stauunsc in die betreffen-den Gef�sse geht, werden die abgehenden Seitengef�sse mit Blut �berf�llt, diese compensatorische Ueberf�llung bedingt eine gr�ssere Ausdehnung, Spannung und in Folge dessen ein neues Wachsthum der Gef�sswandung. Die Ursache der Hemmung ist zugleich die Veranlassung zur Herstellung des ausgleichen�den collatoralen Kreislaufes.
4. Nerven. Eine Regeneration der Th�tigkeitsq'eile, der grauen Nervensubstanz ist wohl auf Ersatz einzelner untergegan�gener Zellen im Parenchym zu beschr�nken; dagegen findet eine weitergehende Regeneration in den leitenden Nerven statt, ob in beiden, den centripetal und den centrifugal leitenden in glei�chem Grade, das ist noch fraglich; allem Anschein nach ist sie in den Bewegungsnerven geringer.
Die durch einen regressiven Process, z. B. Verfettung, un-th�tig gewordene Nerven, k�nnen unter Umst�nden wieder func-
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Regeneration.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1G1
tionsf�liig werder;; es ist hier allerdings schwer festzustellen, ob die Ausgleichung nur auf dem Wege der einfachen Nutrition, oder auch durch wirkliche Regeneration erfolgt. Ein durch�schnittener Empfindungsnerv ohne Substanzverlust kann wieder leitungsfahig werden; die Vereinigung der Enden geschieht zu�n�chst durch Bindegewebe, die Leitungsf�higkeit tritt nicht mit der Verwachsung, sondern erst sp�ter ein, die wirkliche Rege�neration der Nervenfasern erfolgt also erst sp�ter. Von Bewe�gungsnerven sind mir keine Beispiele bekannt, im Gegentheil habe ich bei Verletzung des nervus facialis immer eine blei�bende Lippenl�hmung gesehen. Grosse Narben, die anf�nglich gef�hllos sind, zeigen nach l�ngerer Zeit Gef�hl; ein Beweis, dass nach l�ngst vollendeter Vernarbung neue Nerven von den benachbarten Nerven aus in das neue Gewebe hineingewach�sen sind.
5. Knorpel. Knorpelzellen werden h�ufig gebildet, selten heilt wohl ein Knochenbruch ohne Knorpelzellenbildung im Cal�lus; das Knorpelgewebe aber in seiner Totalit�t ist immer f�r nicht regenerationsf�hig gehalten worden. Legros*) fand indess bei seinen Versuchen, dass sich der Gelenkknorpel bei Hunden und Kaninchen und der Ohrknorpel bei letzteren nach theil-weiser subeutaner Abtragung wieder ersetzte; trat aber nach der Operation zuf�llig Eiterung ein, so zeigte sich keine Knorpel�bildung, sondern eine fibr�se Cicatrisation.
(3. Muskel. Glatte Muskelfasern regeneriren sich vollst�ndi�ger, als quergestreifte und zwar aus Bindegewebsk�rperchen. Von den quergestreiften Muskelfasern war die Neubildung bis zur neue�ren Zeit unbekannt; zuerst lernten wir die heterologe Neubildung kennen, in j�ngster Zeit auch die regenerative, die jedoch nur in be�schr�nktem Grade auftritt; einzelne untergegangene quergestreifte Muskelfasern werden durch neue ersetzt; ganze Fleischtheile aber werden mcht ersetzt. Der Inhalt der Muskelfasern, das Syntonin, kann wieder ersetzt werden; Bedingung scheint aber zu sein, dass das Sarcolemma mit seinem Kerne erhalten geblieben ist. Das Syntonin zerf�llt sehr leicht und an seiner Stelle tritt eine albumi-n�se Punktmasse, sp�ter auch Fett auf; man sieht diesen Zerfall bei Typhus, Faulrieber, bei Muskelentz�ndungen, bei Paralysen, bei dauernder tetanischer Contraction und bei ersch�pfender Arbeit.
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*) Recueil. Cahier d'aut. 18�7. p.511.
Gerlach Allg-Tlierapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; H
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1G2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Naturhiilfe.
Bei einem Pferde, das in Folge Erkrankung des verl�ngerten Markes durch L�hmung des Vagus nach st�rmischen Herzactionen an Herzparalyse gestorben war, hatten s�mmtliche Muskelfasern ihre Querstreifung verloren.
Der Anfang des Zerfalles ist das Verschwinden der Quer�streifung, die auf dem einfachen nutritiven Wege wieder her�gestellt wird; ein vorgeschrittener Grad ist die Umsetzung in eine albumin�se Punktmasse, auch hier tritt vollst�ndige Resti�tution ein, ob noch auf dem Wege der Nutrition, oder schon auf dem der Regeneration, lasse ich dahin gestellt; dagegen kann in der letzten Instanz der Umsetzung, bei erfolgter Fett�metamorphose, die eintretende Restitution nur auf dem Wege der Neubildung, der Regeneration, herbeigef�hrt werden. Diese Regeneration haben wir in neuester Zeit in der Trichinose und bei dem Typhus besonders kennen gelernt.
Die Trichinen dringen in die rrimitivfasern ein und wandern eine Strecke darin entlang, bis sie eine entsprechende Griisse erlangt haben, dann sich aufrollen und einkapseln. Das Syntonin ist an den durch-wanderten Stellen aufgefressen, in der N�he fettig zerfallen, in benach�barten Fasern ist nur die Querstreifung mehr oder weniger verschwun�den. Sobald der Wurmreiz und damit die Entz�ndung aufgeh�rt hat, be�ginnt die Ausgleichung in dem Primitivbiindol in umgekehrter Kichtung der Erkrankung; die entfernten Fasern, die eben nur ihre Querstreifung ver�loren haben, zeigen schon nach acht Tagen gr�sstenthcils die Querstreifung wieder, hier also ist die einfache nutritive Restitution; w�hrend sich in unmittelbarer N�he der eingekapselten Trichinen erst nach mehreren Wochen die Querstreifung wieder gebildet hat. Hierauf beruht ein wesentliches Moment zur Beurtheilung des Alters *). In allen erkrankten Primitivbiin-deln zeigt sich eine Vermehrung der Muskclkerne und zwar in verschiede�nen C4raden nach der St�rke des Reizes: in der N�he der Trichinen, na�mentlich in dem bewohnten Primitivb�ndel selbst die st�rkste Wucherung der Muskelk�rperchen.
Z�nker, Peremtschko, Waldeyer, C. 0, Weher, Hoffmann u. A.**) haben die Regeneration nach Typhus und Verletzungen wei�ter verfolgt. Nach Einigen geht die Neubildung von dem Peri-raysium aus � Zenker und Waldeyer, nach Andern von den Muskelk�rperchen der alten Muskeln � Peremeschko, Weber und Hoffmann] letzteren muss ich mich nach den Ergebnissen meiner Untersuchungen anschliessen. Es bilden sich zun�chst ' bandartige Elemente, die sogenannten �Muskelplatten quot;, aus denen
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*) Gerlach. Die Trichinen, mit Abbildungen. 1866. **) Vircliow's Archiv. Bd. 27, 34, 39 u. 40. S. 116, 473, 216 u. 505.
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Cicatrisation.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;163
sich die Muskelprimitivb�ndel bilden; nach Waldeyer und Hoff�mann entstehen die Muskelplatten und weiter die Muskelprimi�tivb�ndel aus der Verwachsung mehrerer Bildungszellen.
6. Die Cicatrisation.
Wo die Regeneration, der homogene Wiederersatz, aufh�rt, da beginnt die Cicatrisation, die heterogene Regeneration; das aus�gleichende Surrogat f�r nicht regenerationsfahige Organe und Organtheile ist das Narbengewebe, ein Complex von Binde�gewebe, Blutgefassen und elastischen Fasern. Die Grenze ist aber nicht scharf, sie ist eine mehr verwischte; wir haben Re�generation, wo sich schon viel Surrogat unter das specifische Gewebe gemischt hat � die narbige Regeneration �, i;nd um�gekehrt Xarbengewebe mit grosser Ann�herung zu einzelnen specifischen Geweben, so z. B. Karbengewebe mit vorherrschend elastischen Fasern als Ersatz von Faserknorpel, und Narben�gewebe, das der Claquo;flaquo;s �hnlicher ist; so sieht man in den grossen Hautnarben eine allm�lige Ver�nderung, in welcher die Aehnlich-keit mit der Haut nach und nach immer mehr hervortritt und w�be: sich selbst rudimentaire Haarzwiebeln bilden k�nnen, so dass die kahle Narbe nach langer Zeit selbst einzelne feine, verk�m�merte H�rchen zeigt. Die ganze Cicatrisation ist ein Reizph�nomen ; ein gewisser Grad von Entz�ndung ist die eigentliche Grundlage, und gerade durch diese reparatorische Neubildung bekommt die Entz�ndung selbst eine physiatrische Bedeutung. Der Ausgang des Narbengewebes ist das Bindegewebe als all�gemeiner Keimstock; die Bindegewebsk�rperchen sind die Werk�st�tten, in denen die Bildung mit Kernwucherung beginnt. Die Gef�ssneubildung erwacht mit der Kernwucherung und schrei�tet nebenher. Die narbigen Restitutionen haben wir besonders in der Form der Verwachsungen, des Substanzersatzes und der Einkapselung.
1. Verwachsungen, a) Nach getrennter Continuit�t, die Vernarbung im engeren Sinne. In den nicht regenerationsf�hi�gen Geweben geschieht die Vernarbung �berall nach demselben Typus, und macht es wesentlich keinen Unterschied, ob mit oder ohne Eiterung.
Die Vernarbung per primam intentionem erfolgt bei einem massigen Grade von Entz�ndung und Exsudation, und wenn auf die Wundfl�che nichts Feindliches, keine fremden K�rper und
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164nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Naturhiilfe.
weder Luft noch K�lte einwirkt. Geringes Klaffen, Deckung und Verklebung der Wundfl�clien durch geronnenes Blut sind daher die Bedingungen zu dieser Vernarbung. Zun�chst l�st sich die Wundfl�che von dem angeklebten Faserstoffe des ergos�senen und die Wunde f�llenden Blutes dadurch ab, dass eine feine Gewebsschicht auf der ganzen Wundfl�che nekrotisch ab-gestossen wird, welche die geronnene Blutmasse in Form einer d�nnen H�lle umgiebt; darauf bedeckt sich die Fl�che allm�lig mit Granulation und in dem Grade, wie diese fortschreitet, wird die amorphe Schicht dazwischen von allen Seiten resorbirt, und mit dem endlichen Verschwinden derselben ber�hren sich die gra-nulirenden Fl�chen und verbinden sich organisch.
Die Vernarbung per secundam intentionein erfolgt bei den h�heren Graden der Entz�ndung, bei st�rkerer Exsudation und wenn die Wundfl�che nicht hinl�nglich gesch�tzt ist, daher bei stark klaffenden Wunden, bei Substanzverlust und bei Geschw��ren. Mittel, welche die capillare Hyper�mie und Exsudation mindern, vermindern auch die Eiterung. Die Abstossung einer d�nnen nekrotischen Schicht auf der Wundfl�che ist auch hier der erste Act, die darauf folgende Granulation liefert aber noch zugleich Eiter; d. h. eine Anzahl der Granulationszellen, die keine organische Verbindungen unter einander eingehen, blei�ben isolirt und sind daher transitorische Gebilde, die hier als sch�tzende Decke dienen. Bei diesem Vernarbungsprocesse muss mehr .Narbengewebe gebildet werden, um den Verschluss zu erreichen, er dauert daher immer l�nger, als der erste, und verz�gert sich um so mehr, je mehr die Wunde klafft und je grosser das Geschw�rsbecken ist.
So heilt die Natur Wunden und Geschw�re ohne Hinzuthun der Kunst, ja oft trotz der so h�ufigen kunstgerechten Behinderung, sie schafft sich Schutz durch Bluterguss und Eiterbildung, sie f�hrt �ber-m�ssige Entz�ndungsgrade durch Blutungen und durch reichliche Exsudation zur�ck zu dem Grade, wo der Bildungsprocess erfolgen kann.
In der Umgebung der heilenden Wunde etc. besteht im gr�sseren oder geringeren Umfange capillare Hyper�mie, Ex�sudation, Infiltration und Kernwucherung; es werden auch hier Zellen und Narbengewebe gebildet, daher sind denn auch die benachbarten Organe einer heilenden Wunde etc. immer unter
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Verwachsungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;165
einander mehr oder weniger verwachsen. Je fr�her der Bil-dungsprocess in der Wunde zur Ruhe kommt, desto eher ge�schieht es auch in der Umgegend, deshalb ist f�r die Chirurgie immer die Indication gegeben, durch m�glichste N�herung der Wundfl�chen den Vernarbungspro cess abzu�k�rzen.
Eine besondere Erw�hnung verdient noch die Verwachsung verletzter Gefasse und Kan�le.
Die Blutgef�sse schliessen sich zun�chst provisorisch durch einen Thrombus und darauf beginnt die organische Ver�wachsung von der Gefiisswandung aus. Die Thrombusbildung wird beg�nstigt durch Zur�cktreten und Zusammenschrumpfen der verletzten Gefasse � die Blutung steht deshalb leichter, wenn die verletzten Gefasse ganz durchschnitten sind � und durch Ver�minderung des Seitendruckes; je st�rker der Blutverlust, desto schw�cher die Herzactionen und desto leichter stillt sich die Blutung, daher die H�lfe am n�chsten, wenn die Gefahr am gr�ssteu; in der Ohnmacht kommt jede Blutung zum Stehen, sofern das Gef�ss nicht zu gross ist; aus den kleinen Arterien erfolgt deshalb keine Verblutung. Bei verletzten Gef�ssen w�chst der Thrombus immer von Aussen in das Gef�ss hinein; die Aderlassthrombosen bei Pferden entstehen, nach meinen Beob�achtungen, in derselben Weise. Der Thrombus wirkt als frem�der K�rper auf die Intima, in und unter dieser beginnt der Neubiklungsprocess; die Intima vascularisirt sich von der Media aus und schickt capillare Gef�ssschlingen in den Thrombus, und die Zellenelemente der Intima wuchern gleichfalls in den Throm�bus hinein; die todten Massen verschwinden allm�lig unter die�ser Wucherung. So das vermeintliche Organischwerden.
Die Annahme, dass ergossener Faserstoff organisch werde, r�hrt aus einer Zeit, wo man es nicht f�r m�glich hielt, dass feste Stoffe resorbirt werden k�nnton, und ehe uns die Zelle, namentlich deren Kern, als Aus�gangspunkt aller organischen Gewebe bekannt war, konnte man diese An�nahme nicht antasten. Von dem Organischwerden des Exsudates ist man nach Virchoir's Zellenpathologio durch die vielen fieissigen mikroskopischen Unter�suchungen sehr bald allgemein zur�ckgekommen, von dem Organischwerden des Thrombus aber, die Zwicki zuerst specieller damitliun gesucht, hat man sich immer noch nicht losmachen k�nnen. Nach Einigen findet ein Zerspalten des Fibrins und eine Umbildung in Bimlegewebs-Intcrcellularsulist.inz statt, nach Andern {Rindfleisch, pathologische Gewebslohre) geht das Stroma der rothen Blutk�rperchen direct in Bindegewebssubstanz �ber; noch Andere legen mehr Gewicht auf die im Throinbns vorhandenen farblosen Blutk�r-
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perchcn, welclie sich vermehren und zu Bindegewebsk�rperchen, Gef�ssen und Intcrcellularsubstanz umbilden sollen. Der leider so fr�h verstorbene Dr. Reinhard hat meines Wissens zuerst nachgewiesen, dass der einmal geronnene Faserstoff, gleichg�ltig ob von entz�ndlichem oder h�morrhagi-schem Exsudate, niemals organisch werde. Schon 1850 und 51 haben wir Beide eine Reihe von Versuchen an Auatomiepferden angestellt, die Carotis einer Seite unterbunden und nach verschiedenen Zeiten mikroskopische Untersuchungen angestellt. Hierbei haben wir das Organiselnverden von der Gtef�sswand aus verfolgt bis zum Abschluss, der etwa mit 8 Wochen eingetreten war. In neuerer Zeit haben sich D. Colin und Dr. Waldeyer (FjVc�ouj'.s Archiv, Bd. 40. S.391) auch f�r das Organischwerden von der Gefasswand aus entschieden.
Die Lymphgef�sse bieten keinerlei Schwierigkeit in der Selbstheilung dar; wie die Heilung bei gr�sseren Lymphgef�s-sen erfolgt, ist noch unbekannt. Von praktischer Wichtigkeit ist aber die Selbstheilung der Speichelg�nge. Diese sind sehr wenig verletzbar, die traumatische Entz�ndung beschr�nkt sich immer auf die Wundr�nder des Kanals, die mit dem gleichzeitig verletzten umgebenden Bindegewebe verwachsen, mit der Wunde ein Continuum bilden und bei der Vernarbung der Wunde mit geschlossen werden, ohne dass der abfliessende Spei�chel den Verschluss hindert. Sobald der Speichel nicht mehr abfliessen kann, bildet die ruhende Speichels�ule hinter dem Verschl�sse sehr bald eine dicke, z�he Masse; sp�ter obliterirt der ganze Kanal.
Die sogenannten Speichelfisteln haben den Veterinair-Chirurgen grosse Sorgen gemacht; alle m�glichen Mittel sind herangezogen und bei schliess-lich erreichtem Ziele als Heilmittel empfohlen worden, so z. B. die Ligatur, die sich �brigens am schlechtesten bew�hrt bat, das Gl�heisen, Einspritzun�gen scharfer Substanzen, z. B. Salmiakgeist (Haubncr), Cantharidentinetur u. s. w., und selbst Ver�dung der Speicheldr�sen durch Brennen. Alles ist �berfl�ssig; der Speichelkanal schliesst sich stets von selbst, wenn er in eine Wunde m�ndet. Bei 6 Pferden habe ich namentlich den Stenson'schen Kanal von der Dr�se bis zur Einm�ndung in das Maul an jeder Stelle durchschnitten, 3 Mal 1/2 � 1 Zoll herausgeschnitten und immer erfolgte die Heilung von selbst zwischen 10�20Tagen, einmal erst am 25stenTage. Die Heilung erfolgte mit der Vernarbung, oft schon einige Zeit fr�her, gleichg�ltig, ob die Wunde geheftet worden war oder nicht. Die einzige Bedingung ist. Nichts thun, den Schorf, der sich sp�ter bildet, ruhig sitzen lassen, bis er abf�llt. Unter wiederholtem Aufreissen des Speichelganges ist eine Vernarbung der Wunde ohne Verschluss des Speichelganges m�g�lich, ein einfacher Querschnitt durch Haut und Speichelgang hinter der Fistel�ffnung gen�gt dann aber sicher zur Naturheilung.
Das Narbengewebe ist urspr�nglich sehr zart und gef�ss-
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reich, wird aber sp�ter gef�ssarra und schrumpft sehr zusaiu-men, wodurch die Narben strict ur entsteht. Die sternf�r�mige Vernarbung in der weichen Schleimhaut bei Ausheilung runder Geschw�rsbecken beruht hierauf. Dieses Zusammen�schrumpfen, was im gleichen Verh�ltnisse mit der Quantit�t des Narbengewebes steht, hat eine heilsame Wirkung bei allen Aus�dehnungen, Ausbuchtungen und Erschlaffungen. Die Kunst kann diese Zust�nde oft auch nicht anders beseitigen, als durch Appellation an die Narbenstrictur � S. verdich�tende Methode.
h) Abnorme Verwachsungen benachbarter Organe. Der Vorgang ist ganz wie bei der Heilung der Wunden auf dem ersten Wege. Abstossung des Epithels ist der erste Act, be�dingt durch eine Reizung; hierauf folgt Granulation als Grund�bedingung der Verwachsung. Nach vorhergegangener Exsuda�tion dient das Exsudat zun�chst zur Verklebung; dieses kle�bende Mittel wirkt als fremder K�rper, unterh�lt den Granu-lationsprocess, bis er verschwunden ist, und kann selbst die Verwachsung �ber den Entz�ndungsheerd hinaus auf gesunde Fl�chen tragen, die durch das Exsudat zuf�llig verklebt worden sind.
Obgleich diese Verwachsungen an sich Abnormit�ten sind, die zuweilen selbst St�rungen verursachen, so giebt es doch auch Pralle, wo sie heilsam, ja sogar ein Rettungsmittel sind. Durch solche Verwachsungen sind die Bedingungen gegeben, dass Abscesse an inneren Organen ohne Gefahr sich die Bahn nach aussen hin brechen k�nnen, dass Perforationen ganz ver�h�tet werden oder doch statt zum Tode nur zur Fistel f�hren. Abscesse an den Lungen, an der Leber oder an andern Orga�nen der Bauchh�hle k�nnen sich zum Heile des Patienten �ff�nen und nach aussen ergiessen, wenn eine Verwachsung des Eitersackes mit der Brust- resp. Bauchwandung stattgefunden hat. Die Vorg�nge, welche die Bildung einer Kothiistel bedingt haben, w�rden absolut t�dtlich geworden sein, wenn es nicht vor der Perforation zu einer Verwachsung des betreffenden Darm-theiles mit der Bauch- oder Brustvvandung gekommen w�re.
Bei Geschw�ren im Magen und Darmkanal, die tiefer in die Muskelbaut dringen und zu perforiren drohen, setzt die Natur inzwischen einen Flicken auf die Aussenseite, wenn keine Gelegenheit gegeben ist, eine Verwachsung mit benachbarten Organen zu bewirken. Ist der Zerst�rungsprocess auf der Schleim-
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liaut raelu* langsam, so wird durch Gegenlagerung von Narben-grewebe an der ser�sen Haut die Perforation meist verh�tet. Selbst Gelenkvenvachsunger, durch Erkrankung der Gelenk�fl�chen verursacht, sind heilsam; Schmerzen und Entz�ndung h�ren damit auf.
2.nbsp; Substanzersatz. Auch im Parenchym tritt das Nar�bengewebe als Surrogat auf, wenn untergegangene Theilchen und Theile nicht regenerirt werden; so werden L�cken gef�llt, Ver�bindungen wieder hergestellt und die �brig gebliebenen Organ-theile functionsf�hig erhalten. Dieser Ausgleichungsprocess tritt ein nach nekrobiotischen Krankheitsprocessen, nach Mortificatio-nen im Parenchym und nach plastischen Exsudationen und h�-morrhagischen Infiltrationen; das so entstandene Fremdartige erweckt in dem gesunden Theile den Cicatrisationsprocess, d.h. Hyper�mie, Proliferation in den Bindegewebsk�rpern und Gefnss-neubildung, also einen Granulationsprocess, ganz so wie auf den ser�sen Fl�chen unter einer geronnenen FaserstofFschicht. Das Endresultat ist Beseitigung alles Nichtbelebten und Durchsetzung des Organgewebes mit mehr oder weniger narbigem Binde�gewebe; je mehr Organgewebe untergegangen und je l�nger der neoplastische Ausgleichungsprocess gedauert hat, desto mehr tritt das Bindegewebe hervor. Dies die eigentliche, d. h. orga�nische Induration der Drusen, der Lungen, der Muskeln etc. Am m�chtigsten tritt dieser Ausgleichungsprocess in den Lun�gen nach exsudativen Entz�ndungen, nach der Hepatisation auf, die immer nur einen vor�bergehenden pathischen Zustand bildet.
3.nbsp; nbsp;Die Eink ap seiung. Alles Fremdartige im Organis�mus, was nicht direct durch Einschmelzung und Resorption ent�fernt werden kann und f�r die Dauer fremdartig einwirkt, wird durch unempfindliche Narbensubstanz von dem Lebendigen ab�geschlossen und so unsch�dlich gemacht, gleichviel ob es feind�lich wirkende Fl�ssigkeiten, abgestorbenes Gewebe, Krankheits-produete oder eingedrungene fremde K�rper sind. Der Impuls zur Kapselbildung geht immer von dem fremden K�rper selbst aus; je feindlicher er auf das angrenzende gesunde Gewebe wirkt, desto m�chtiger tritt der neoplastische Process auf, den man hier am besten in seinem Urspr�nge studiren kann; Schwel�lung der Bindegewebsk�rper, Ausdehnung ihrer Kan�lchen, Kvrn-und Zellenwucherung, alles in n�chster N�he sehr aufF�llig und mit der Entfernung vom fremden K�rper abnehmend.
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Eiter, der keinen Ausweg finden kann, wird ein�gekapselt und dadurch unsch�dlich; so finden wir Eiter�s�cke z. B. bei dem Rinde �ber dem Kehlkopfe, die eine dicke Umh�llungsmembran haben und mit dieser Jahr und Tag an Ort und Stelle liegen, ohne andere Nachtheile zu bringen, als eine mechanische Bel�stigung des Athmens. Wo sich Eiter oder Jauche einen Weg aus der Tiefe nach aussen gebahnt hat und die Quelle dieser Fl�ssigkeiten l�ngere Zeit fortbesteht, da wird die Abflussbahn durch Narbengewebe kanalf�r-vnig abgeschlossen, und je deletairer diese Fl�ssigkeit ist (Jauche), desto dicker ist die sch�tzende H�lle. Die Fistel�bildung an sich ist heilsam, indem durch sie der Fl�ssig�keit, ein sicheres Geleite nach aussen gegeben wird, ohne auf diesem Wege St�rungen im Gewebe anzurichten. Versiegt die Quelle des Abflusses, bleibt der Kanal leer, so schrumpft er zusammen und vernarbt von selbst. Daher hat man nicht n�thig, die Fistel zu behandeln, der Grund, die Abflussquelle allein ist Gegenstand der Therapie; die Zerst�rung des Kanals ohne Tilgung der Eiter- resp. Jauchequelle ist eine therapeiv tische Misshandlung.
Eingedrungene fremde K�rper bedingen immer eine Ent�z�ndung, in welcher der Neubildungsprocess beginnt; sie wer�den zun�chst durch geronnenes Blut oder Exsudat umh�llt, hierdurch nimmt der Reiz ab und der Bildungsprocess gelangt so bei weniger heftiger Entz�ndung in die rechte Bahn.
Die Umh�llungsmembran ist geschlossen, wenn die Bedin�gungen zum Ableitungskanale nicht gegeben sind; anfangs ge-f�ssreich und so lange eben im Wachsthum begriffen, sp�ter gef�ssann und fest; die Dicke h�ngt von dem Grade und der Dauer der Reizung durch das Abgekapselte ab; so lange der Reiz durch die H�lle hindurch zu dem angrenzenden Ge�webe gelangt, so lange besteht hier der Neubildungsprocess fort. Die Kapsel kann auch ohne Apposition an ihrer R�ckwand sich selbstst�ndig verdicken durch einen Granulationsprocess auf der vorderen, d. h. dem fremden K�rper zugewandten Fl�che, die dann immer mit einer d�nnen Eiterschicht bedeckt ist. Durch die Kapselmerabran wird selbst noch eine Art Stoffwech�sel unterhalten mit dem eingeschlossenen abgestorbenen Gewebe, indem letzteres sich mit dem Secrete imbibirt und durch Re�sorption wieder Feuchtigkeit verliert. Schliesslich wird der
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Inhalt dieser Kapsel entweder trocken, br�ckelig und zuletzt fest, oder er zerf�llt, wird verfl�ssigt und resorbirt; Letzteres pflegt dann einzutreten, wenn die abgestossene Masse nicht zu gross ist. In dem Maasse, wie der Inhalt schwindet, r�ckt die Umh�llungsmembran nach, bis endlich alles verschwunden ist, die Kapselwandungen sich ber�hren und verwachsen, womit dann wieder eine Vernarbung vollbracht ist. In diesem Falle ist die Umh�llungsmembran nicht allein eine sch�tzende Kap�sel, sondern zugleich auch ein neugeschaffenes Organ, vermit�telst dessen die Natur das Abgestorbene nach und nach ent�fernt. Nach der Lungenseuche z. B. kommen beide Zust�nde in den Lungen oft vor.
Ausgleichung auf regressivem Wege.
Die regressiven Processe f�hren zum Untergang, dieser ist nat�rlich nur heilsam und selbst Heilbedingunsr in R�ck-sieht solcher Dinge, die �berfl�ssig, oder nicht in normaler Weise lebensf�hig, oder selbst feindlich sind f�r den Organis�mus. Dieser Untergang des Lebendigen erfolgt im Kleinen, in moleculairer Metamorphose, durch Nekrobiose � degenerative Atrophie �, oder in zusammenh�ngenden Massen, durch Nekrose. Die Elimination ist der zweite Act auf diesem Gebiete der Physiatrik, sie erfolgt einfach durch Abstossung (bei der Nekrose) oder durch Resorption. Tritt keine wirkliche Elimination ein, so erfolgt die Verkreidung gewissermaassen als Ersatz.
Von besonderer Bedeutung und etwas weiter zu verfolgen sind hier die Einschmelzungen, die Eintrocknung und Verkalkung. Die Resorption im Innern des Organismus ist ein bekannter physiologischer Vorgang, durch den nat�rlich auch Krankheitsproducte und Krankheitsursachen entfernt werden, und hierdurch ist eben dem Organismus ein m�chtiges Ausglei�chungsmittel gegeben. Von den aufsaugenden Gef�ssen, den kleinen Lymphgef�ssen und Venen kann immer nur das Fl�s�sige aufgenommen werden. Die Verfl�ssigung ist der erste Act der Ausscheidung auf dem Wege der Resorption, sie erfolgt durch Austritt der Gewebstheile aus der Kette des lebendigen Verbandes und durch Zerfallen zu einer moleculairen Masse (Detritus), oder durch Aufl�sung mittelst eines herbeigef�hrten L�sungsmittels bei nicht lebendigen festen Theilen.
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Aufl�sungen und Resorption.
a) Die Einschmelzung lebendiger Theile. AlsNatur-heilprooess habe ich hier vor allen die Verfettung, die Fett-me tarn or p hose hervorzuheben. Dieselbe ist die Grundlage der physiologischen R�ckbildungen in der Uterusmusculatur nach der Geburt, die schon in den ersten Tagen beginnt, und in den transitorischen F�talorganen, der grossen F�talleber, des Nabel�stranges und der Thy raus; sie muss schon deshalb als der natur-gem�sseste K�ckbildungsprocess in Krankheiten betrachtet wer�den, wenn es sich um Beseitigung pathologischer Producte, der Hyper�mie, Hyperplasie und organischen Degeneration handelt.
lieivhard zeigte sie zuerst bei einer lloihc von Zellen (Archiv von Virchoxv u. Reinhard, Bd. 1. S. 20); Virchow wies ihre allgemeine Bedeu�tung f�r alle Gewebseiemeute nach. Die Fogrefschen K�meheuzellen und die GZu^e'schen Entzimdungskugelu sind verfettete Zellen. Alle Kerne und Zellen verk�nden durch Auftreten von Fettk�rnehen ihre fernere l.ehens-unf�higkeit.
Die Fettmetamorphose ist ein sehr h�ufiger nekrobiotischer Process in den Zellen und Zellenderivaten, wie auch in den Intercellularsubstanzen, selbst abgestorbene Gewebe unterliegen derselben. Das Fett tritt �berall in derselben gek�rnten Form auf; dem Auftreten nach ist es sehr wahrscheinlich, dass das Fett aus umgesetzten Albuminaten hervorgeht*), es mag jedoch auch unter Umst�nden bei dem Stoffwechsel eingef�hrt und de-ponirt werden. Die Grundlage ist immer Ern�hrungsst�rung, schon bei Unth�tigkeit zeigt sich diese Metamorphose, besonders in den Kerven und Muskeln, namentlich aber bei mangelhafter Zufuhr, so dass die Theile nicht leben und nicht sterben k�nnen, d. h. nicht direct mortificirt werden, aber doch immer mehr an Le�bensf�higkeit verlieren. Ueberall beginnt mit dem Auftreten des Fettes die Abnahme der albumin�sen speeifischen Substan�zen und damit die Leistungsf�higkeit; die Fettraetamorphose f�hrt stets zum Zerfallen, wenn sie nicht in ihren Anf�ngen unterbrochen wird. Das Heilsame, die ausgleichende Wirkung dieses, f�r das betreffende Gewebe unheil�vollen Processes liegt eben in der vernichtenden Wir�kung in der Art, dass die zerfallenen Theile f�r den
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*) F�rsienberg. Die Bildung des Fettes im Thierk�rpor. Separat-Ab-druek aus der �Neuen landwirthschaftlichen Zeitung von F�hlivg, 1866quot;.
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Organismus nichts Fremdartiges enthalten und spur�los verschwinden k�nnen, ohne dass die Aufsaugung irgend welche �blen Folgen h�tte. Auf ganz unmerk�liche und unsch�dliche Weise hebt so die Natur einzelne Form-elementc und ganze Gewebstheile aus dem lebendigen organi�schen Verb�nde heraus, sofern sie an Leistungsf�higkeit und selbst an Lebensf�higkeit verloren haben. Abnorme Neubildun�gen h�ren auf, wenn diese Verfettung beginnt; sobald Fettk�rn�chen in den Kernen auftreten, h�rt die formative Th�tigkeit auf, und mit dem Verfetten der Zellen und Fasern beginnt deren Zerfall; specifische b�sartige Gewebe werden unsch�dlich gemacht; verfettetes Krebsgewebe ist unsch�dlich, es wuchert nicht weiter, und der fettige Detritus kann resorbirt werden, ohne dass dadurch anderswo ein Krankheitskeim gepflanzt wird; Tuberkel, Eiter und andere transitorische Zellen beschliessen ihr Leben meist durch fettige Degeneration, die Zellen zerfallen und eine Emulsion tritt an ihre Stelle, die ohne jede Gefahr f�r den K�rper auf dem Wege der Resorption eliminirt werden kann. So haben wir eine Reihe von Thatsachen f�r die phy-siatrische Bedeutung der Verfettungen.
l) Aufl�sung nicht lebendiger festester Theile. Erdige Theile, Kalksalze k�nnen chemisch gel�st und ausgef�hrt werden; S�uren sind die L�sungsmittel, von denen die Milch�s�ure als diejenige hervorzuheben ist, welche im Gewebe des Organismus leicht auftritt. Erdige Niederschl�ge aus Fl�ssig�keiten k�nnen so von der Natur noch eliminirt werden, ehe sie sich zu groben Massen heranbilden; abnorme Ablagerungen die�ser Art in irgend welchen Geweben k�nnen wieder flott gemacht werden.
Eine viel wichtigere Rolle spielt jedoch die Aufl�sung der geron�nenen Exsudate und Extravasate mit und ohne Verfettungsprocess; ser�se Transsudate und Eiterserum sind die L�sungsmittel, Entz�n�dungen h�heren Grades mit Eiterung (purulente) und leichteren mit vorherrschender Gef�ssbildung (vascul�re), so wie Granulationspro-cesse mit Gefiisswucherung in die geronnenen Massen hinein sind die Einschmelzungsprocesse, die das L�sungsmittel herbeif�h�ren. Der gewichtigste ist der Granulationsprocess, der unter dem geronnenen Fl�chenexsudat, unter den Faserstoffplatten auf der ser�sen Haut am besten zu beobachten ist. Die Gerinnsel wir�ken als fremde K�rper und leiten einen Granulationsprocess ein,
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in welchem die Gef�ssneubildung pr�dominirt. Die neuen Ge-f�sse treiben stellenweis lange, f�r unbewaffnete Augen sicht�bare Ausl�ufer in die amorphe E'asersubstanz hinein; �berall nun, wo die vasculosen Granula und die Gef�ssausl�ufer den geronnenen Faserstoff ber�hren, da zerf�llt und verschwindet dieser, so werden die amorphen Massen Schicht f�r Schicht gel�st. So lange Gerinnsel vorhanden ist, so lange dauert auch die Gramp;nulation, gerade wie auf der Wundfl�che bei der ersten Vereinigung. Dieser einschmelzende Neubildungsprocess liefert das bereits besprochene Narbengewebe, er hat also vor sich die einzuschmelzenden amorphen Massen und hinter sich die Bindegewebsbildung, die immer in geradem Ver�h�ltnisse steht mit der, von der amorphen Faserschiclu beding�ten Dauer; dicke crup�se Ablagerungen haben daher auch immer viel narbiges Bindegewebe, betr�chtliche organische Haut�verdickungen und im Parenchym, in den Muskeln und Langen st�rkere organische Indurationen zur Folge. Dieser Neubildungs�process ist zwischen seinen Ursachen und Producteu verkannt worden; man hat nach dem Endresultate allein geurtheilt und behauptet, dass der geronnene Faserstoff organisch werde.
Die Neubildung aus dein Exsudate liegt hinter uns, jetzt heisst es: omiiis ceUula a cellula: es k�nnte sich nur noch darum handeln, oh der geronnene Faserstoff nicht eine lebendige InterceUularsubstanz und durch Spaltung eine Art faserigen Gewebes bilden k�nne {Herde), f�r wel�ches der Granulationsproccss, nach Einigen die weissen Blutk�rper, die lebendigen und belebenden Elcmentarforraen liefert. Nach meinen Beobach�tungen bei dem so h�utig vorkommenden pleuritischen Exsudate kann ich diese Bildung nicht best�tigen. Von dem Organischwerden des Thrombus von der Gcf�sswand habe ich schon gesprochen; viel instructive!- sind die bei den Thieren in grossen Dimensionen vorkommenden plastischen Exsu�date auf der Pleura, ganz besonders bei der Lungenseuche, bei der zuwei�len verschiedene Auflagen, eine �ltere und eine j�ngere, vorkommen. Man sieht nicht selten, dass gr�ssere Gelasse die tiefste Schicht durchbrochen haben, zwischen den Platten verlaufen und verschiedene Ausl�ufer aussen�den, die �berall die Massen um sich zum Verschwinden bringen. Ebenso wird auch das massenhaft geronnene Exsudat in dem interlobul�ren Binde�gewebe der Lungen nach der Lungenseuche eingeschmolzen und resorbirt unter Zunahme und Narbig werden des interlobul�ren Bindegewebes: ein�zelne nekrotisirte Lungenl�ppchen k�nnen in diesem Processe mit ver�schwinden und durch Narbengewebe ersetzt werden.
Eintrocknungen. Dieselben treten bei abgestorbenen organischen Substanzen ein, wenn die Verfl�ssigung und Ilesorption nicht erfolgen kann;
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in dem Maasse wie die w�sserigen Bestandtheile durch Resorption entzogen werden, schrumpfen die amorphen Substanzen und die morphologischen Elemente immer mehr zusammen, die Zellen zerfallen dadurch � die Verk�sung des Eiters, der Lymph�k�rper, der Tuberkel- und Rotzzellen �, und nach und nach bildet sich so eine feste Masse Knoten. Wir haben hier also vom physikalischen Standpunkte aus die eigentliche Tuberkulisation, womit man aber nicht vom pathologischen Standpunkte aus einen specifischen Begriff verbinden darf. Diese Tuberkulisa�tion ist insofern ein heilsamer Vorgang, als die todten organi�schen Substanzen dadurch der weiteren chemischen Zersetzung entr�ckt werden und indifferente K�rper bilden; die tuberku-lirten Eiter- und Tuberkelheerde, Rotz-, Scropheln-, Krebszel�lennester etc. sind unsch�dlich; so weit mit diesem neoplasti�schen Producte die Krankheit selbst ersch�pft war, bringt diese Tuberkulisation die Heilung zum Abschl�sse, kommt kein neuer Nachschub, so kommt auch mit dieser Tuberkelisirung die Ge�sundheit zu Stande.
Die Verkalkung.
Ein �hnlicher, aber noch vollkommener Schlussact, als die Tuberkulisation. Der wesentliche Unterschied liegt hier in phy-siatrischer Beziehung nur darin, dass die Kalkablagerung auch in noch lebendigen Geweben stattfinden kann, und da die ver�kalkten Theile nicht mehr lebensf�hig sind, so liegt in diesem Processe oft zugleich ein t�dtendes Moment. So wird das Fortwuchern eines Aftergebildes gehemmt durch Verkalkung; ein verkalktes Fibroid und Lipom w�chst nicht mehr, die ver�kalkte Cystenh�lle l�sst ein Gr�sserwerden der Cyste nicht mehr zu, die belebten Hydatiden beschliessen ihr Leben gew�hn�lich mit Verkalkung; die Verkalkung der Bindegewebsmembran um die Thiermembran der Echinococcen hat das Aussterben einer ganzen Familie zur Folge, weil eben kein Lebensmaterial mehr zu dieser Blasenwurrakolonie gelangt.
Jedes verkalkte Gebilde hat abgeschlossen, es ist vollst�ndig Ruhe in ihm eingetreten, es ist aus dem Organischen in das Mineralische �bergetreten, es ist ein Concrement geworden. In den nicht lebendigen Theilen erfolgt die Ablagerung aus Feuch�tigkeiten, die auf physikalische Weise eindringen und durch Resorption wieder zur�ckgenommen werden. In lebendigen Thei-
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Verkalkung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 175
len liegt eine Stockung in der Ern�hrung zu Grunde, man sieht deshalb auch eine Verfettung immer mehr oder weniger voran�gehen *).
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So weit die Naturheilprocesse. Sie sind physiologisch und pathologisch gesetzm�ssige Vorg�nge. Niemals kann die Rede davon sein, dass die Naturheilkraft zu stark oder zu schwach sei oder eine fehlerhafte Richtung genommer; habe, und dass es somit ein Gegenstand der Kunst sei, sie bez�glich die�ser drei Fehlwege ins G�ngelband zu nehmen. Keine Krank�heit ohne innere Heilungskr�fte; in jeder Krankheit regen sich Heilprocesse; die Naturheilprocesse gehen ewig nach denselben Gesetzen vor sich, sie f�hren aber nur bedingungsweise zum Heile; kennt die Kunst die Naturheilprocesse, so kennt sie auch die Bedingungen, unter denen jene zum Heile f�hren, und in allen F�llen, wo der Kunst die Mittel zu Gebote stehen, die Bedingungen herbeizuf�hren, da kann sie heilen. Natura ma-gister, medicus minister naturae.
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*) Conf. Die Trichinen etc. von Gerlach. 1866.
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Vierter Abschnitt.
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Die Ennsth�lfe.
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Erste Abtheilung. Therapeutische Gniudbcgrifle.
1 hysiologische, pathologische und physiatrische Processe sind nicht wesentlich verschieden, sie erfolgen nach denselben ewig gleichen organischen Gesetzen. Von den Bedingungen, m�gen sie im Organismus selbst oder in den ausseien Einfl�s�sen gegeben sein, h�ngt es lediglich ab, wohin die organischen Vorg�nge ausschlagen. Je nach dem Wechsel der Bedingungen k�nnen dieselben Dinge Veranlassung zur Krankheit � Krank�heitsursache � wie auch zur Genesung � Heilmittel #9632;� werden.
Sind die erforderlichen Heilbedingungen in dem erkrankten Organismus selbst gegeben, d. h. liegt der hinl�ngliche Grund zur Genesung in den organischen Gesetzen einer gewissen Krank�heit gegen�ber, oder, wenn man lieber will, in der gegebenen Krankheit den organischen Vorg�ngen gegen�ber, bedarf es da�bei keiner andern Einfl�sse, als eben der Mittel, welche zum Leben unentbehrlich sind, der Lebensmittel; so haben wir die reine Naturheilung.
Sind aber die Heilbedingungen zuf�llig durch gewisse Aus-senverh�ltnisse, durch Klima, Jahreszeit, Witterungsconstitution, Nahrungsmittel etc. gegeben, so haben wir eine Heilung durch
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Therapeutische Grundbegriffe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;177
Zufall. Eine Krankheit, welche z. B. zuf�llig im Fr�hjahre vor�kommt, wird bei gr�nem Futter, beim Weidegange etc., von der Natur geheilt, w�hrend dieselbe im Winter bei Stallf�tte�rung von der Natur nicht geheilt wird. Diese durch Zufall bedingten Heilungen werden immer mit in die Rubrik der Natur�heilungen gestellt.
Werden endlich die Bedingungen k�nstlich gegeben, sei ea durch Regelung der di�tetischen Verh�ltnisse oder durch An�wendung besonderer Mittel, so haben wir eine durch Kunst herbeigef�hrte Naturheilung, die man Kunstheilung nennt.
Alle di�tetischen und medicinischen Verordnungen, alle ope�rativen Eingriffe, kurz alles, was zur Milderung und Beseitigung einer Krankheit oder sonstigen Abnormit�t geschieht, wird zu-sammengcfasst in den Ausdr�cken �kuriren, �rztlich be�handeln, heilenquot;.
Kuriren, curare.
Das �Kurirenquot; schliesst an sich noch nicht den Begriff mit ein, dass die Behandlung eines Patienten auch nach be�stimmten Grunds�tzen und Regeln, wie sie die empirische Wissenschaft, die Therapie an die Hand giebt, geschieht; es umfasst auch das Behandeln nach Traditionen, die tief im Aberglauben wurzeln, das Behandeln nach nicht verstande�nen und unverst�ndlichen Noth- und H�lfsb�chlein, das Behan�deln nach den rohesten Anschauungsweisen, mit einem Worte das pfuscherm�ssige Behandeln, und ist deshalb mit ��rzt�lichem Behandelnquot; nicht identisch. Kuriren kann jeder, �rztlich behandeln nur derjenige, der den anatomi�schen Bau, die physiologischen Vorg�nge und die Krankheitsprocesse kennt, also der wirkliche Arzt. Wer sich daher mit Kuriren befasst, ist deshalb noch kein Arzt, wer kranke Thiere pfuscherm�ssig behandelt, ist nimmermehr ein Thierarzt, er ist ein Kurirer � Guerisseur der Franzosen, ein Thierkurirer. Aerztliches Behandeln ist das Kuriren nach bestimmten medicinischen Grunds�tzen.
Heilen, sanare, kann, wie bereits erw�hnt, streng genommen, die Natur nur selbst, die Kunst kann dabei nur beh�lflich sein dadurch, dass sie Hindernisse aus dem Wege r�umt, oder den Anstoss
Gerlacli All^. Therapie, 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;12
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17Snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsthiilfe.
zu gewissen Vorg�ngen giebt, deren Endresultat die Heilung ist, dass sie mit einem Worte die Bedingungen giebt, unter denen eben der Organismus die Heilung vollziehen kann, mit�hin umfasst das Heilen die Kunst- und Naturth�tigkeit zu�gleich, w�hrend Kuriren, �rztlich Behandeln stets nur auf das bezogen werden kann, was behufs der Heilung von der Kunst geschieht. Bei dem Kuriren ist nur das Bestreben, Genesung herbeizuf�hren, was aber fehlschlagen kann, bei dem Heilen ist die Genesung aber das sichere Endresultat. Ist bei der �rztlichen Behandlung Genesung eingetreten, so folgern wir dar�aus, dass auch durch die Behandlung die Bedingungen zur Genesung gegeben sind, und wer mit diesem Erfolge kurirt hat, von dem nimmt man gew�hnlich an, dass er geheilt habe. Streng genommen entscheidet aber der Erfolg nicht immer und allein �ber das Kunstverfahren, denn sonst m�sste ja auch der bei der Kur untergegangene Patient todt kurirt sein. Genesung und Tod sind nicht gerade durch die �rztliche Behandlung, sondern oft trotz der Behandlung eingetreten, weil die Natur in einem Falle m�chtig genug war, die Heilung ganz allein ohne Mitwirken der Kunst und selbst bei unzweckm�ssiger Behandlung herbeizuf�hren, und anderntheils wieder zu ohn�m�chtig war, bei der zweckm�ssigsten Behandlung einen g�n�stigen Ausgang zu erreichen.
Erfahrung.
Mit der Erfahrung in der Therapie ist es ein kurioses Ding. Schon der Pfuscher spricht von Erfahrung, wenn er mehrere kranke Individuen gesehen hat, das Ansammeln von wirren Krankheitsbildern im Ged�chtnisse, was gew�hnlich nur dazu dient, noch confuser zu kuriren, ist bei ihm Erfah�rung, mit der er sich br�stet. Der Arzt, der seine Behand-lungsweise gegen triftige Einwendungen nicht mehr zu recht�fertigen weiss, verschanzt sich hinter die �Erfahrungquot;. Ein�zelne Secten von Therapeutikern werfen die �Erfahrungquot; immer als Bomben aus und vernichten so mit einem Schlage Vernunftgr�nde und Grundwahrheiten der medicinischen Wissen�schaft, gegen die sie sich nicht anders aufrecht zu erhalten ver�m�gen. Der Eine kurirt am gl�cklichsten mit grossen B�chsen voll sehr componirter Latwergen, der An�dere mit Wasser, der Dritte mit Elektromagnetismus,
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Therapeutische Grundbegriffe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;179
ein Vierter gar mit Sonnenst�ubchen etc., und Alle berufen sich auf �Erfahrungquot;.
Wenn wir nun auch zugestehen m�ssen, dass die Gene-sungshemmung auf verschiedene Weise aus dem Wege ger�umt werden kann, dass der Anstoss zu einem heilsamen Vorgange im Organismus von verschiedenen Seiten gegeben werden kann, wenn wir, gerade herausgesagt, auch anerkennen m�ssen, dass eine Krankheit auf mehr als einem Wege ausl�sbar ist, so kann uns dies doch nicht abhalten, den Satz aufzustellen: �dass das empirische Material in der Therapie noch voller Irrth�mer und Widerspr�che istquot;. Fragt man, woher dies kommt, so ist zu antworten: weil dieselben Sachen von verschiedenen Beobach�tern ganz verschieden gesehen (erfahren) und gedeutet werden, und die Thatsachen oft nicht rein, sondern mit den Vorurthei-len der Beobachter und den Fehlern der Beobachtungen ver�mengt sind.
Empirisches und rationelles Verfahren.
Seiner Begr�ndung nach ist das �rztliche Verfahren ein empi�risches oder rationelles; empirisch ist dasjenige, was zur einzigen Richtschnur die fr�her vorgekommenen F�lle �hnlicher und glei�cher Art nimmt und die Methoden und Mittel benutzt, welche sich bei diesen erprobt haben. Die M�ngel dieses Verfahrens sind: 1) die seltene Gleichheit der F�lle; 2) die Bedingungen der Individualit�t; 3) die innere Verschiedenheit bei �usserer Uebereinstimmung und Aehnlichkeit; und 4) die mangelnde Unterlage hinreichender und glaubw�rdiger F�lle.
Vor allen Dingen muss man aber eine wahre, wissen�schaftliche und eine falsche, rohe Empirie unterscheiden. Wer�den die Erfahrungen mit Sachkenntniss und Pr�fung aller Neben�verh�ltnisse und unter verschiedenen Umst�nden gemacht, so fallen die eben hervorgehobenen M�ngel mehr oder weniger fort und die Erfahrungen bilden eine wirkliche Wissenschaft, die das Fundament der praktischen Heillehre ist. In umgekehr�ten F�llen giebt die Empirie eine falsche Grundlage f�r das Heilverfahren ab, auf die sich eben die rohen Empiriker mit blindem Vertrauen st�tzen.
Das rein rationelle Verfahren, als extremer Gegensatz von jenem, ist dagegen zur Zeit noch ein frommer Wunsch und
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180nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Kunsthiilte.
wird es auch bleiben. Die wissenschaftliche Medicin, sagt F?V-chow, kann jetzt noch nicht daran denken, ein Gesetzbuch der medicinischen Praxis, eine rein rationelle Therapie, aufzustellen.
Die Therapie hat daher die Pflicht, sich nicht alsbald mit jeder unbewiesenen Vermuthung zu associiren und eine Hypo�these zu fabriciren, wo man eben soweit mit der einfachen Erfahrung kommt; sie hat aber auch die Pflicht, sich nicht der rohen Empirie in die Arme zu werfen, beide Klippen muss sie umschiffen. Verm�hlt sich hingegen die rationelle Medicin mit der wissenschaftlichen Empirie, bringt sie die Erfahrungen und empirischen Wahrheiten in logische Formen, so ist damit die Grundlage zu einer rationell empirischen Therapie ge�geben, die ich kurzweg als rationelle Therapie im weiteren Sinne bezeichnen will und welche ich in diesem Werke nach ihren Hauptz�gen zu geben bem�ht bin.
Das rationell �rztliche Verfahren soll, mit Wunder�lich zu sprechen, mit Bewusstsein das erfahrungsm�ssige Mate�rial wie die theoretische Anschauung seinen Anordnungen zu Grunde legen. Es geht zun�chst aus von einer m�glichst genau detaillirten anatomisch - physiologischen Diagnose; es erfordert die Kenntniss des Ganzen und der St�rungen in anatomischer und functioneller Hinsicht, das Vertrautsein mit den accidentel-len Gefabren im Verlaufe, mit ihren ersten Symptomen; es setzt voraus: eine Bekanntschaft mit den Schwierigkeiten und Hindernissen der Heilung, eine unbefangene Vorstellung von dem, was m�glicher Weise von der Therapie geleistet werden kann, eine klare Einsicht in die Verschiedenheit und den Werth der therapeutischen Methoden, Umsicht bei Entwerfung des Kur�plans, gen�gende Bekanntschaft mit den Mitteln der Therapie und ihrer Wirkung.
Anzeigen, Indicationen � Indicationes.
Indicationen sind alle vern�nftigen Gr�nde, welche den Arzt beim Handeln leiten; wir �bersetzen die �Anzeigenquot; kurzweg mit �Beweggr�ndequot;. Solcher Beweggr�nde giebt es bei dem eben erw�hnten rationellen �rztlichen Verfahren sehr viele, alle aber zerfallen in zwei Hauptklassen:
1) in anzeigende Umst�nde � Indicantia �, die eigent�lichen Objecte des Therapeuten, wozu alle jene Beweggr�nde geh�ren, welche:
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Anzeigen, Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 181
a)nbsp; nbsp;in dem Organismus, dem kranken Individuum selbst, gegeben sind, und in dem Wesen der Krankheit, in einzel�nen Symptomen derselben, wie auch in den inneren ur�s�chlichen Momenten beruhen;
b)nbsp; aus den �usseren Ursachen und
c)nbsp; endlich aus den �konomischen Verh�knissen hervorgehen, welche bei dem Patienten obwalten;
2) in angezeigte Dinge � Indicata �, welche alle die Be\yeggr�nde umfassen, die sich aus den anzeigenden Umst�n�den ergeben und sich beziehen:
a) auf alles das, was zu thun w�nschen swerth , noth-wendig und ausf�hrbar ist an sich und unter den gegebe�nen �konomischen Verh�ltnissen, die Kurzwecke, und
h) auf die Mittel und Wege, die zu w�hlen und anzuwen�den sind, die Heilmittel.
Etwas, was nicht ausf�hrbar ist, geh�rt nie zu den Indi�cationen, denn f�r eine nicht ausf�hrbare Behandlung kann es keine vern�nftigen Gr�nde geben; etwas, was sich von selbst versteht, wodurch f�r das therapeutische Einschreiten eigentlich noch nichts gesagt ist, wie z. B. Ausgleichung der Missverh�lt�nisse, darf man nicht zu den Indicationen z�hlen.
Eintheilung der Indicationen.
1. Nach der Dignit�t: a) dringende Anzeigen, In-dicationes urgentes, die alle andern �berragen, die vor allen Dingen zun�chst erf�llt werden m�ssen, bei denen jede Verz�gerung die Gefahr steigert oder doch das Gelingen der Heilung zweifelhafter macht, z. B. die Blutstillung bei st�rkeren Blutungen, die Reposition bei Prolapsus, die Beseitigung solcher Sch�dlichkeiten, welche eine Krankheit bis zum gefahrdrohen�den Grade aufstacheln; h) Haupt-Indicationen, Ind. car�dinal es, auch wesentliche genannt, von deren Erf�llen der beabsichtigte Kurzweck vorzugsweise abh�ngig ist, Indicationen, welche von dem Wesen der Krankheit oder doch von einzelnen wesentlichen Symptomen derselben oder von den etwa noch fort�wirkenden Ursachen ausgehen; c) Neben-Indicationen, Co-indicutio nes, die in dritter Linie zu beachten sind, von deren Erf�llung aber die Heilung nicht abh�ngt; sie sind theils von der Individualit�t des Patienten, theils von den obwalten�den di�tetischen und �konomischen Verh�ltnissen, theils auch
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von einzelnen, weniger wichtigen Gliedern (Symptomen) der Krankheit gegeben.
2.nbsp; nbsp;Neben der Dignit�t unterscheidet die Schule noch all�gemeine und specielle Indicationen, Ind. universales et speciales; erstere geben an, was zu erreichen, was zu thun und wie einzugreifen ist, sie sind die Grundlagen des ganzen Heilplanes, letztere dagegen dienen mehr als Handweiser bei der speciellen Ausf�hrung eines entworfenen Kurplanes, bei der Auswahl der Mittel und sind keineswegs gleichbedeutend mit Neben-Indicationen. Die allgemeinen Indicationen hat man auch als die einzigen angesehen, und die speciellen Indicationen ledig�lich als die angezeigten Dinge betrachtet; nach unserer Auf�fassung ist dies aber unstatthaft; nach und aus den allgemein�sten Indicationen ergeben sich allgemeinere, nach und aus die�sen speciellere, und so geht es bis zu den speciellsten fort, wie man auch umgekehrt auf synthetischem Wege aus mehreren speciellen endlich zu den allgemeinsten Indicationen gelangt.
3.nbsp; nbsp;Bez�glich des Zweckes unterscheidet man folgende all�gemeine Indicationen:
a) Die �tiologische Anzeige, Indicatio aetiolo-gica s. ad causas remotas, die von noch fortbestehenden Krankheitsursachen gegeben ist und auf deren Beseitigung ab�zweckt; sie geh�rt zugleich zu den Haupt-Indicationen, weil ohne ihre Erf�llung keine Heilung zu erreichen ist; sie ist aber nicht in allen F�llen gegeben, weil die Krankheit oft selbst�st�ndig, von der Ursache, abgel�st fortbesteht, wenn die Sch�d�lichkeiten vor�bergehend wirken, die dadurch angeregten abnor�men Vorg�nge aber permanent werden. In den F�llen, wo mit der Hebung der Ursache als das n�chste Ziel auch zugleich das weitere Ziel, die Hebung der ganzen Krankheit, erreicht wird, da ist die Causal-Indication zugleich auch eine radicale. Die auf diese Indication gegr�ndete Kur ist die Causalkur.
h) Die Radical- oder Krankheits-Anzeigen � Indi-cationes radicales s. morborum s. ad causam proximam �; sie be�ruhen in dem Wesen der Krankheit, in ihrem Sitze und Verlaufe und haben die gr�ndliche Beseitigung der Krankheit, die Hei�lung � sanatio � zum Zweck; da dieser Zweck ohne gleich�zeitige Hebung der etwa noch fortbestehenden Ursachen nicht zu erreichen ist, so sind sie in solchen F�llen von der Ursache zugleich mit bedingt und schliessen dann auch die Causal-Indi-
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Anzeigen, ludicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;183
cationen mit ein � die umfassendsten Cardinal-Indicationen. Die darauf fundamentirte �rztliche Th�tigkeit giebt die Radi-calkur.
c)nbsp; nbsp;Symp tomatische Anzeigen, Indicationes symp-tomaticae. Sie sind gegen einzelne Symptome gerichtet, deren Beseitigung der n�chste Zweck ist, und nur unter besonderen Umst�nden gegeben, die sp�ter ihre n�here Er�rterung finden. Das hierauf gegr�ndete Verfahren ist die symptomatische Kur. Je nach dem durch die Entfernung einzelner Symptome weiter angestrebten Ziele zerfallen sie in Linderungsanzeige � Ind. #9632;palliativa � und in Lebens- oder Rettungsanzeige � Indicatio vitalis.
d)nbsp; Die Anzeigen zur Vorbauung, Indicationes pro-#9632;phylacticae. Die anzeigenden Momente k�nnen gar mannig�fach seil:, davon sp�ter bei der Prophylaxis; der Zweck ist, eine aus gewissen Umst�nden bef�rchtete oder in den ersten Anf�n�gen, im Stadio der Vorboten schon vorhandene Krankheit vor der vollst�ndigen Eruption abzuwenden.
4.nbsp; Nach den in Anwendung zu bringenden Mitteln zerfallen die allgemeinen Anzeigen in die Indicatio diaetetica, chirurgica et pharmaceutica.
5.nbsp; nbsp;Ergeben sich endlich in einem gegebenen Falle selbst nicht gen�gende und ausf�hrbare Heilanzeigen, so wird ent�weder eine hypothetische Indication�Ind. hypothetica � aufgestellt, in deren Erf�llung die Heilungsursache supponirt wird, ohne irgendwie sichere Gr�nde daf�r zu haben, oder es wird der empirische Weg betreten, und die Heilanzeige von anderen �hnlichen Krankheitszust�nden entlehnt � Indicatio analogica �, oder man nimmt die Indication von fr�her sich schon als n�tzlich erwiesenen Mitteln und Methoden � Indicatio ex juvantihm et nocentibtis. So viel man auch gegen diesen empirischen Weg geeifert hat, so kann er doch von keinem Praktiker entbehrt werden. Es kommt gar nicht selten vor, dass unsere Kenntniss nicht so weit reicht, um rationelle Indi�cationen zu stellen, und in andern F�llen, wo dergleichen gestellt werden k�nnen, wissen wir wieder nicht die Mittel, ihnen zu entsprechen; unter allen diesen Umst�nden sind die empirischen Indicationen gerechtfertigt, ja es ist soger Pflicht, die empirisch festgestellte Wirksamkeit gewisser Medicamente in gewissen Krankheiten als Heil-Indicationen zu w�hlen, statt sich den
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184nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsthiilfe.
hypothetischen Indicationen auf gut Gl�ck in die Arme zu wer�fen. Dass man auf diesem empirischen Wege auch rationell verfahren muss, davon ist schon fr�her gesprochen.
Gegengr�nde, Gegenanzeigen � Contra-lndicationes.
Die Contra - Indicationen haben einen doppelten Sinn, einen absoluten und einen relativen. Einmal umfassen sie alles absolut Sch�dliche und sind einfache Verbote. Diese an sich nicht richtige Auffassung hat doch in einzelnen F�llen einen praktischen Nutzen, n�mlich in solchen, wo uns alle ra�tionellen und empirischen Indicationen verlassen, wo uns jeder Anhaltspunkt f�r die Therapie fehlt; hier suchen wir statt der Gr�nde f�r eine bestimmte Behandlung alles auf, was, den ein�zelnen Krankheitssymptomen nach, als nachtheilig betrachtet werden muss, um so wenigstens grobe Missgriffe zu vermeiden, wenn einmal eine Behandlung eingeleitet werden soll. Es kom�men in der That F�lle vor, wo man offenbar erkennt, was man nicht thun darf, ohne auch zugleich zu erkennen, was zu thun zweckm�ssig ist; es k�nnen offenbar Verbote in einer Krankheit unter obwaltenden Umst�nden gegeben sein, ohne dass nach unserem Wissen bestimmte Gebote f�r eine entsprechende Behandlung existiren. In diesem Sinne kann man die Contra-Indicationen, wenn man lieber will, auch als Anzeigen auf�fassen, welche uns die Wege zeigen, die wir nicht gehen d�rfen.
Nach einer zweiten, richtigeren Auffassung umschliessen die Contra-Indicationen nicht alles M�gliche, in eiaem gegebe�nen Falle Unpassende, sondern nur das wirklieh Angezeigte, was aber aus anderen R�cksichten wieder als naohtheilig zu betrachten ist, so dass jede Contra-Indication immer nur einen relativen, auf anderweitig schon angezeigte Dinge sich bezie�henden Sinn hat. Ihrer Natur nach ist die Contra-Indication eine Opposition, die nat�rlich erst nach einer bestimmten Vorlage hervortreten kann.
Es giebt Indicationen, die keine Gegen-Indication aufkom�men lassen, die unbedingt erf�llt werden m�ssen, sofern eben von ihrer Erf�llung Heilung oder Leben abh�ngt. Ausserdem finden alle Haupt-Indicationen selten eine durchgehende Contra�indication, diese stehen zu jenen immer in einem untergeord�neten Verh�ltnisse, sie sind nur Schranken f�r dieselben, welche in manchen F�llen beachtet werden, in anderen aber unber�ck-
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Gegengr�nde, Gtgenanzeigen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 185
sichtigt bleiben m�ssen. Dagegen linden die speciellen Indi-cationen bei Ausf�hrung eines Kurplanes, namentlich bei Aus�wahl der Mittel, vielfach Opposition. Die Contra-Indicationen geh�ren demnach mehr den speciellen, als generellen leitenden Gr�nden an; am gewichtigsten pflegen sie noch zu sein, wenn sie vom �konomischen Interesse gegeben sind.
Die Contra-Indicationen sind entweder in gewissen Krank-heits-Coraplicationen, in der Individualit�t des Patienten, oder in den di�tetischen und �konomischen Verh�ltnissen, oder end�lich in gewissen Nebenwirkungen der angezeigten Mittel begr�n�det; aus demselben Vorgange, demselben Zustande k�nnen nie�mals Indicationen und Contra-Indicationen zugleich hervorgehen; Indicationen, durch die wesentlichsten Vorg�nge in einer Krankheit gegeben, finden keine, aus der Krankheit selbst her�vorgegangenen Contra-Indicationen, es sind immer wieder an�dere Umst�nde, andere Dinge, die anders sprechen, einen an�deren Weg zeigen.
Gr�nde f�r die therapeutische Behandlung, die einstimmig
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egeben sind, m�ssen unbedingt ein Bestimmnngsgrund f�r die
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Behandlung werden. Gr�nde aber, die Widerspruch, Gegen-griinde finden, k�nnen nur bedingungsweise nach einer sorg�f�ltigen Abw�gung Beachtung verdienen.
Je entschiedener die Indicationen hervortreten, desto sel�tener und unbedeutender sind die Contra-Indicationen; wo keine erheblichen Contra-Indicationen gegeben sind, da ist der Kur�plan bald entworfen, die Mittel sind schnell gew�hlt, die The�rapie hat keine Schwierigkeiten; in dem Maasse aber, als die Indicationen weniger entschieden vorhanden oder gefunden sind, treten auch die Contra-Indicationen mehrfach und bedeutunars-voller hervor. Daher hat der unerfahrene Anf�nger immer mit viel mehr Contra-Indicationen zu k�m�pfen, als der ge�bte Praktiker.
Die Contra-Indicationen bieten immer wichtige praktische Kautelen dar, gebieten dem Arzte Vorsicht, regen ihn zur sorg�f�ltigen Untersuchung und Feststellung, der Kurgr�nde an und bewahren ihn so vor dem gedankenlosen Schlendrian.
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Wenn der Arzt die Beweggr�nde alle aufgesucht, geordnet und mit den widersprechenden Gr�nden abgewogen hat, wenn
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186nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsth�lfe.
er sich klar geworden ist �ber das, was er vor sich hat, was geschehen muss und was geleistet werden kann, dann ordnet er demgemiiss das therapeutische Verfahren nach einem gewis�sen Plane, und dies ist eben der Kurplan, Consilium curandi.
Vor allen Dingen ist es bei solchem Kurplan n�thig, nur da und so eingreifen zu wollen, wo und wie es unter den gege�benen Verh�ltnissen m�glich ist, d. h. ein entworfener Kurplan darf keine theoretische Spiegelfechterei, sondern er muss prak�tisch ausf�hrbar sein. Die auf solchem Kurplan gegr�ndete Verfahrungsweise des Thierarztes ist die �methodischequot;, im Gegensatz zu der �planlosen, unraethodischenquot;.
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Zweite Abtheilung, Die allgemeinsten Indicationcn.
Die Zweckm�ssigkeit resp. Zul�ssigkeit, die Noth-wendigkeit und der Endzweck der thier�rztlichen Behand�lung sind stets Vorfragen, die erst erledigt werden m�ssen, und die wir ihrer Wichtigkeit wegen n�her in Betracht ziehen wollen.
I. Die �konomische Zweckm�ssigkeit und polizeiliche Zul�ssigkeit.
Ist ein Thier krank, der thier�rztlichen H�lfe bed�rftig, so ist das noch nicht unbedingt eine Indication zur �rztlichen Be�handlung, wie es bei dem Menschen der Fall ist; bei letzterem herrscht das moralische Princip, �das Leben unter allen Um�st�nden zu erhaltenquot;, bei den Thieren aber das materielle, �ein �konomisch n�tzliches Leben zu erhaltenquot;, die �konomischen Interessen wollen deshalb immer erst mit befragt sein. Das Thier hat stets nur einen peeuni�ren Werth, der Mensch bedient sich dessen zu gewissen Zwecken, und kann es diese nicht mehr ganz erf�llen, so ist der Werth vermindert; ist die Brauch�barkeit ganz aufgehoben, dann ist nicht nur der ganze �kono�mische Werth untergegangen, das Thier ist ausserdem noch ein zehrender Parasit in der Oekonomie, dessen man sich je eher
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Oekonomische Zweckm�ssigkeit und polizeiliche Zul�ssigkeit 187
je lieber zu entledigen sucht. Bis heute hat sich die Huma�nit�t gegen die Thierwelt noch nicht so weit erhoben, dass man sich deren Leiden auch aus einem moralischen Gesichtspunkte ann�hme, nur ausnahmsweise steigt einmal aas Mitgef�hl zu einem Lieblingsthiere herab, und ist es besonders das Thier-geschlecht, was so vielfach ohne besonderen Zweck, aus Lieb�haberei gehalten wird, das Hundegeschlecht, welches sich die�ses grossen Vorzuges besonders in grossen St�dten bei dem sch�nen Geschlechte zu erfreuen hat. Weil es sich nun aber einmal bei den Thieren nicht um die Erhaltung ihrer selbst willen handelt, sondern der Menschen und des Nutzes willen, so geh�rt nicht das Heilen der kranken Thiere, sondern das N�tzlichwer�den den Besitzern und dem Staate zur allerobersten Aufgabe des Thierarztes, und diese l�st er eben nicht allein durch Ee-ceptschreiben oder mit Medicamenten in der Hand, sondern auch durch rechtzeitiges Abstehen von jeder Behandlung, durch rechtzeitiges Anrathen zum Schlachten oder T�dten. Jeder Be�handlung muss daher der Thierarzt einen Calcul vorangehen las�sen, dem er neben der Krankheit auch den Lebenszweck des Patienten, das �konomische Interesse, die Denkungsweise des Besitzers und die bestehenden Polizeigesetze zu Grunde legen muss, und das Endresultat dieses Calculs ist eben die Indication f�r oder gegen eine thier�rztliche Behandlung.
Um richtig zu rechnen und zu der rechten allgemeinsten Indication zu gelangen, haben wir zu untersuchen: ob die Po�lizei keine Einwendungen gegen die Behandlung hat; ob die Krankheit heilbar ist, und ob die erfolgte Heilung auch noch �konomischen Vortheil gew�hrt.
1. Ob die Behandlung polizeiwidrig ist. Das T�dten
�nbsp;�die Kur von Rechts wegenquot; ist geboten, wenn mit der thier-�rztlichen Behandlung Gefahr f�r Menschen und Eigenthum ver�bunden ist. ' Bei ansteckenden Thierkrankheiten f�r Menschen und Thiere, die nach den bisherigen Erfahrungen incurabel sind
�nbsp; wie Rotz, ausgebildeter Wurm, Tollkrankheit � ist diese Kur ein f�r allemal schon in den polizeilichen Gesetzb�chern der meisten civilisirten Staaten vorgeschrieben, und nur dem, aus wissenschaftlichem Drange sich berufen f�hlenden Thierarzte kann die Behandlung von der Polizei ausnahmsweise freigege�ben werden, wenn gen�gende Sicherheit gegen die vorhandenen Gefahren gegeben ist. Auch ohne Gefahr f�r die Gesundheit
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188nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsthiilfe.
des Menschen kann die Staatspolizei die Behandlung nicht ge�statten, wenn damit grosse Gefahr f�r das Eigenthum verbunden ist, wenn dabei der Verbreitung durch Ansteckung Vorschub geleistet wird, w�hrend mit dem schnellen Abthun der ersten Patienten eine Seuche im Aufkeimen unterdr�ckt werden kann; ganz besonders gilt dies bei gemeingef�hrlichen Krankheiten, bei der Rinderpest z.B.; auch hier ist �die Kur von Rechts wegenquot; geboten, so lange man gegr�ndete Aussicht hat, die Seuche hierdurch zu coupiren. Bei allen ansteckenden Krankheiten muss der Thierarzt neben dem Patien�ten immer die etwa bedrohte ganze Heerde ins Auge fassen, und von der Behandlung des Individuums auch ohne polizeiliches Gebot abstehen, wenn die Heerde dadurch weiter bedroht wird.
2. Ob eine Krankheit heilbar ist. Oft schwer zu entscheiden; der t�chtigste Arzt wird einmal �berrascht von einer gl�cklichen oder ungl�cklichen Wendung der Krankheit, von der er keine Ahnung hatte, und solche F�lle sind es ge�rade, die uns bei dieser Beurtheilung zur Vorsicht mahnen. Aber es giebt doch gewisse Krankheiten, �ber welche die Er-fabrung in soweit entschieden hat, dass wir diese Entscheidung als Indication nehmen k�nnen, und selbst die Pflicht hierzu haben. Es giebt Krankheiten, die nach dem heutigen Stand�punkte der Wissenschaft als unheilbar unter allen Um�st�nden angesehen werden m�ssen, sowie es noch andere giebt, die der Regel nach unheilbar sind, bei denen aber doch unter besonders g�nstigen Umst�nden ausnahmsweise ein�mal Genesung eintritt. Ich nenne als Beispiel f�r beide Kate�gorien: Tollkrankheit, Rotz, Franzosenkrankheit, Gnubber-krankheit, Wurm, Dummkoller, Hartschnaufigkeit, D�mpfigkeit, Drehkrankheit, Verletzungen solcher Organe, deren Function unbedingt zum Fortbestehen des Lebens nothwendig ist, u. a. m., alle diese Krankheiten tragen schon das, die thier�rztlicho Behandlung treffende Verbot vor der Stirn, und nur der aus�dr�ckliche Wunsch des mit dem Sachverh�ltniss bekannt ge�machten Besitzers kann dieses Verbot aufheben. Die Kur ist hier ein therapeutisches Experiment.
Solche Gelegenheit zum Experimentiren muss aber dem Thierarzte stets willkommen sein, er muss sie sogar im Inter�esse der Wissenschaft suchen und darf dabei eigene Opfer
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Oekonomische Zwcckm�ssigkeit unit pulizei�che Zul�ssigkeit. 189
(Gratisbehandlung) nicht scheuen. Die Grenzen der M�glich�keit sind uns unbekannt; was wir unheilbar nennen, kann nur relativ sein und sich auf den heutigen Standpunkt der Wis�senschaft beziehen, der aber nicht derselbe bleibt und blei�ben darf, und wir d�rfen sogar hoffen, dass mit Erweiterung des Wissens die Grenzen der unheilbaren Krankheiten enger werden. Krankheiten dagegen, die zwar immer mit mehr oder weniger Lebensgefahr verbunden sind, an denen nicht selten die gr�sste Zahl der Patienten zu Grunde gehen, die selbst ohne Gefahr drohende Symptome dennoch immer mit Gefahr verbunden, so lange sie eben nicht im B�ckschreiten begriffen sind, weil die Gefahr f�r morgen pr�sumirt werden kann, die heute noch nicht da ist, Krankheiten, von denen aber auch unter anderen Verh�ltnissen wieder eine ansehnliche Zahl gesund wird; alle solche geh�ren zu den schwer heilbaren, zu den schweren Krankheiten, und in dieser Kategorie an sich liegt niemals eineContra-Indication gegen die thier�rztlicheBehandlung; �enn das Schwierige und Zweifelhafte an sich darf nie abhal�ten, die Heilung zu erstreben. Tritt die Unheilbarkeit erst im weiteren Verlaufe der Krankheit hervor, so tritt damit eben die Contra'-Indication gegen weitere Behandlung, oft selbst die dringende Indication zum T�dten des unheilbaren Thiercs ein, um Qualen abzuk�rzen.
3. Ob die Heilung Vortheil gew�hrt. Weil eben nicht das Heilen selbst, sondern das N�tzen den Besitzern der letzte Zweck der thier�rztlichen Th�tigkeit ist, so darf die thier�rztliche Behandlung auch in den F�llen nur bedingungs�weise geschehen, wenn die Heilung m�glich ist; es muss immer zugleich ein �konomischer Vortheil mit in Aussicht stehen, es m�ssen sogar die Chancen abgewogen, es muss ermit�telt werden^ ob auch die Grosse mit der Unsicherheit des in Aussicht stehenden Nutzens im Verh�ltnisse steht.
Der Patient ist ein bedrohtes Capital, das soll der Thier-arzt retten, �bertreffen aber die Rettungskosten das gerettete Capital, so hat der Thierarzt seinen Endzweck verfehlt; geht in der Behandlung zwar nicht das Individuum, aber doch dessen Werth unter, so ist das Capital trotz der Heilung nicht geret�tet � der Thierarzt hat also nichts gen�tzt �; war das Capi�tal vor der Kur noch ziyn gr�ssten Theile zu retten, und geht es dann in der Kur unter, so hat der Thierarzt geschadet, die
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190nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunstb�lfe.
kunstgerechteste und m�hevollste Kur bringt ihm Hundslohn und in vielen F�llen mit Recht. Der Thierarzt hat daher auch bei den nicht incurabeln Krankheiten immer folgende Punkte vor der Behandlung in Betracht zu ziehen:
a)nbsp; nbsp;Die Kur- und Futterkosten. Letztere kommen besonders bei langwierigen Krankheiten der grossen Hausthiere in Betracht. Kur- und Futterkosten sind der Einsatz, und der Werth des geheilten Thieres ist der Gewinn. Erreicht der Ein�satz pr�sumtiv den Gewinn, so ist dies nat�rlich eine Contra�indication gegen das Spiel; kann ferner selbst im gl�cklichsten Falle nur wenig gewonnen werden im Verh�ltniss zum Eins�tze und ist dabei der kleine Gewinn noch sehr fraglich, ist sogar eine �berwiegende Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass trotz aller M�he doch eine Niete gezogen wird, dann ist dies aber�mals eine Contra-Indication, gegen welche nur der Wille des Besitzers entscheiden kann.
b)nbsp; nbsp; Den Werth des erkrankten Thieres als Pa�tient. Kann das Thier als Patient gar nicht verwerthet wer�den oder steht solche Verwerthung in gar keinem Verh�ltniss zu dem Werthe des Thieres nach der Heilung, so ist die voll�st�ndige Indication zur thier�rztlichen Behandlung gegeben, sofern die sub No. 1. erw�hnten Verh�ltnisse nicht dawider sind. Kann aber der Patient als solcher vor der Kur noch einiger-raaassen verwerthet werden, so kommt alles darauf an:
c)nbsp; nbsp;welchen Werth das erkrankte Thier nach der Heilung hat. Um den Werth des genesenen Thieres zu berechnen, muss man zun�chst den �konomischen Zweck fest�halten, wozu das Thier dient. Bei dem Schlachtvieh kommt die Abmagerung w�hrend der Krankheit in Betracht � das geheilte abgemagerte Thier ist oft nicht so viel werth, als das erkrankte wohlgen�hrte; bei Milchk�hen darf nicht �bersehen werden, dass die Milch nach der Krankheit nicht wieder in vollen Fluss kommt, oft ganz versiegt, so dass die N�tzung bis zum n�chsten Kalben geschm�lert oder ganz aufgehoben ist; bei Zuchtthieren kommt es besonders darauf an, ob sie nach der Heilung noch als solche zu gebrauchen sind; mit der F�hig�keit zur Zucht geht oft mehr als die H�lfte, ja selbst 50 bis 99 Procent � bei Schafb�cken z.B. � verloren; bei Arbeits-thieren handelt sich alles darum, obraquo; sie auch mit vier brauch�baren Beinen aus der Kur hervorgehen. Ist voraussichtlich,
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Technokratische Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;191
dass der Werth nach der Heilung den Betrag gar nicht oder nur wenig �bertrifft, der vor der Behandlung noch aus dem Patienten zu l�sen war, so ist dies wieder eine Contra-Indi�cation gegen die Behandlung, und um so mehr, je kostspieliger und zweifelhafter noch obenein die Kur ist.
Wenn aber die Thiere einen eingebildeten Werth haben, wenn sie Lieblingsthiere sind, wenn man aus besonderer Zu�neigung von jedem pecuni�ren Vortheile abstrahirt, dann fallen alle Wenn und Aber weg, dann ist unbedigt die Indication zur Behandlung gegeben.
Dies die allgemeinsten Gesichtspunkte f�r und wider die Einleitung einer thier�rztlichen Behandlung, das Speciellere muss dem Tacte des Thierarztes �berlassen werden, um f�r den concreten Fall das Rechte zu w�hlen. Nur die Bemerkung will ich mir hier noch erlauben, dass der Thierarzt sein Gesch�ft zum Betr�ge benutzt und zugleich sein eigenes pecuniiires In�teresse nicht begriffen hat, der aus Interesse jeden gegebenen Krankheitsfall als melkende Kuh benutzt, dem es nur am Kuri�ren gelegen ist, der sich �brigens wenig darum k�mmert, ob er auch wahrhaft n�tze oder nicht. Solche nur f�r die Gegen�wart berechnete Speculation hat bittere, aber gerechte Folgen f�r die Zukunft.
II. Ueber die Notwendigkeit des therapeutischen Einschreitens.
Wenn dem Thierarzte nach den er�rterten Verh�ltnissen die Aufgabe gegeben ist, zu heilen, so ist damit noch nicht gesagt, dass er gleich zur Fliete, zur Latwergenb�chse greifen m�sse, es ist ein grosser Irrthura, wenn man glaubt, nur hier�durch heilen zu k�nnen; immer muss er zun�chst wieder dar��ber mit sich berathen, ob ein th�tiges Einschreiten mit chi�rurgischen oder pharmaceutischen Mitteln nothwendig sei oder nicht. In der Beantwortung dieser Frage liegen zwei Kurarten, aus denen der Thierarzt aber drei machen muss.
Das active, technokratische Einschreiten, die technokratische Kur.
Sie umfasst alle chirurgische Operationen und alle Me�thoden, welche pharmaceutische oder auch di�tetische Mittel nach bestimmten Heil-Indicatidnen in Anwendung bringen, und ist angezeigt �berall da, wo bestimmte Heil-Indicationen sich
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192nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Kunsthiilfe.
herausstellen und bestimmte Angriffspunkte f�r die Kunst gege�ben sind, namentlich aber:
1)nbsp; bei Vergiftungen unter allen Umst�nden, so lange noch Gift im K�rper angenommen werden kann;
2)nbsp; bei parasitischen Leiden, sofern die Parasiten erreichbar und vertilgbar sind;
?gt;) bei allen chronischen Krankheiten, die selten von der Katur geheilt werden;
4)nbsp; nbsp;bei den acuten Krankheiten, bei welchen Gefahr im Verz�ge ist und man nicht erst abwarten kann und darf, in wie weit sich die Natur an der Heilung betheiligen wrerde, bei Kolik, Bl�hsucht, Entz�ndungen, acutem Rheumatismus etc.;
5)nbsp; nbsp;bei allen Krankheiten, gegen die uns bestimmte Heil�mittel oder doch entschieden heilsame Mittel bekannt sind;
G) bei Zuf�llen, die direct gefahrdrohend sind oder doch verschlimmernd auf den gesammten Krankheitszustand zur�ck�wirken.
F�r den Chirurgen giebt es entschiednere Heil-lndicationen und Heilmittel, er kann daher weniger �ber die Nothwendigkeit des kunstgerechten Einschreitens im Zweifel sein.
Das abwartende, temporisirende, negative, physiokratische Verfahren, die Exspectativkur.
Diese Kurart ist keineswegs gleichbedeutend mit blindem Abwarten, zu ihrer rechtzeitigen Anwendung geh�rt mehr, als jeder Nichtthierarzt auch kann, es geh�rt dazu, dass der Arzt die vorhandenen Zust�nde sehr genau kenne, dass seine Diagnose und Prognose sicher und speciell sei, dass er wisse, welche bestimmten Wendungen und Ausg�nge das Uebel von selbst bei zweckm�ssig geordneter Di�t nehmen werde, dass er gewiss sei, den rechton Zeitpunkt zu erkennen, wo ein th�tiges Einschreiten notliwendig wird, und dass er f�r solchen Fall die richtigen Mittel zu gebrauchen wisse.
Sie ist ferner nicht gleichbedeutend mit Nichtsthun, der Arzt muss dabei immer th�tig sein, er muss die Krankheit Schritt f�r Schritt verfolgen, die Naturheilprocesse beobachten, jede im Verlauf sich etwa herausstellende Indication auffassen und erf�llen, die di�tetischen Verh�ltnisse muss er immer den gegebenen Verh�ltnissen anpasseraquo;. Die heute angezeigte Ex�spectativkur kann morgen schon contraindicirt sein.
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Die Exspectativkur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 193
Aus diesen Gr�nden ist sie eine wirkliche Kur, welche die di�tetischen Mittel und deren zweckentsprechende Anwen�dung umfasst, und die man auch als di�tetische Kur bezeich�nen k�nnte. Gew�hnlich pflegt man jedoch specieller eine eingreifendere di�tetische Verfahrungsweise als di�tetische Kur�methode zu bezeichnen, wenn man durch eine besonders ange�ordnete Di�t, die selbst im Widerspruche stehen kann mit den allgemeinen Gesundheitsregeln, positiv eingreifen und den Anstoss zum Genesungsprocesse geben will durch Umstimmung, S�fteverbesserung, Entziehung � Gras- und Hungerkur z. B. �, und deshalb ist diese, die wahrhafte di�tetische Kur, zu dem technokratischen Verfahren zu z�hlen, w�hrend jene di�tetischen Anordnungen bei der Exspectativkur zur Wesenheit dieser Kur�art geh�ren.
Die Exspectativkur muss hiernach, wenn sie eben eine wirkliche Kur sein soll, auf vern�nftigen Gr�nden, d. h. Indi-cationen beruhen, und ihre rechtzeitige Anwendung verlangt des�halb gerade eine recht gr�ndliche wissenschaftliche Bildung und einen erfahrenen Praktiker. Die Thatsachen, dass die Exspec�tativkur mit der Uebung und Erfahrung zunimmt, dass sie bei Anf�ngern sehr selten, bei Erfahrenen h�ufig und am h�ufigsten bei den gediegendsten Therapeuten in Anwendung kommt, bewei�sen die Schwierigkeit der bewusstvollen Durchf�hrung und zu�gleich den hohen Werth dieser Kur.
Die Indicationen zu dieser Kur sind gegeben:
1)nbsp; nbsp;bei Krankheiten, die einen bestimmten typischen Ver�lauf haben, hierher geh�ren die fieberhaften, acuten Exantheme, Pocken, Masern, Aphthenseuche und die sogenannten F�llen�druse. Jedes therapeutische Einschreiten behufs schnellerer Beseitigung, Unterdr�ckung des Ausschlages etc. ist gew�hn�lich nachtheilig; erst wenn St�rungen im Verlaufe, Complicatio-nen eintreten, erst dann stellen sich Heil-Indicationen f�r eine therapeutische Behandlung heraus.
2)nbsp;bei gefahrlosen und regelm�ssig verlaufenden Krankheiten, wenn die Natur selbst auf dem besten Wege ist, die Krankheit zu heben und keiner Unterst�tzung bedarf; wenn die Krankheits�ursachen nicht mehr fortbestehen, wenn weder einzelne Func-tionen, noch das Gesammtgetriebe zur gr�sseren Th�tigkeit angeregt werden brauchen, wenn keine einzelne Function abnorm
Gerlach Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13
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194nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsthiilfe.
hervorragt und deshalb beruhigt und gesclim�cht werden muss, wenn kein Process qualitativ ge�ndert zu werden braucht, wenn es nichts zu reguliren giebt in den Vorg�ngen neben der Krank�heit, wenn kein hervorragendes Symptom sich als Genesungs-hinderniss bemerkbar macht, wenn keine Complicationen beste�hen und wenn wir aus der Wesenheit der Krankheit erfahrungs-m�ssig keine bestimmte Heil-Indication zu entnehmen nothig haben.
3) bei unbekannten Krankheiten, bei denen wir weder an den Krankheitsprocessen selbst irgend wie eine Basis f�r die Behandlung noch die Analogie alsRathgeber an der Seite haben; wenn in solchen F�llen keine dringenden Symptome vorhanden sind, von denen wir wissen, dass sie zur Steigerung der Krank�heit beitragen oder wohl selbst Gefahr drohend werden, wenn also auch kein Grund zu einem symptomatischen Heilverfahren vorhanden ist.
In allen diesen F�llen m�ssen wir zun�chst die abwartende Methode w�hlen und so lange beibehalten, als der Erfolg da�f�r spricht und keine bestimmte Heil-Indicationen hervortreten. Wo der Arzt nicht weiss, was er will, da soll er auch nicht handeln, am allerwenigsten darf er mit gef�hrlichen Waffen (heroischen Mitteln) blindlings um sich herumschlagen. Metho�disches Nichtsthun ist unter allen Umst�nden besser, als unmethodisches Zuvielthun, lieber einmal die Natur nicht unterst�tzen, als ihr durch medicinische Krankheiten noch Hin�dernisse in den Weg legen � �primum est, non nocerequot;. Das unzweckm�ssige Verfahren verh�lt sich wie eine Krankheitsur�sache, die bei schon vorhandener Krankheit sehr verderblich werden kann. Der gute Arzt l�sst seine Patienten sterben, der schlechte kurirt sie todt.
Jede Indication zur technokratischen Kur ist zugleich eine Contra-Indication gegen die exspectative.
Die Scheinkur, Cura pro forma.
Der Leser wird hier stutzen, aber es ist mein voller Ernst, ich will hier eine kurze Anleitung zur Charlatanerie geben, aber zu einer vern�nftigen. Um jene Exspectativkur ungest�rt und consequent durchf�hren zu k�nnen; um den Besitzer zufrieden zu stellen, der nur in der Medicinflasche Heil f�r sein krankes Thier sieht und f�r eine bessere Belehrung unzug�nglich ist;
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Die Vorbaimng.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;195
um Pfuschern und uncollegialisch denkender) Collegen nicht Ge�legenheit zu geben, auf unsere Kosten Ruhm einzuernten; um keine Afterkunst ins Spiel greifen und den Naturheilprocess st�ren au lassen, den wir selbst mit Bewusstsein ungest�rt wal�ten lassen; um all dieser Dinge willen ist es gerechtfertigt, ja sogar von der Pflicht geboten, Charlatanerie zu treiben, d. h. die Exspectativkur, die noch viel mehr stattfinden sollte, als bis jetzt geschieht, um diese n�tzliche Kur unter einer sogenannten Scheinkur einzuschmuggeln. Indifferente Mittel leisten in sol�chen F�llen vortreffliche Dienste, f�r welche wir aber die Indi�cation von dem Besitzer entnehmen und mit welchem wir nicht das kranke Thier, sondern seinen Besitzer behandeln. � Mvn-dus vidt decipi, decipiatur ergo.
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III. Endzweck der Sehandlnng, Die Vorbauiing, Praecautio, Prophjlasis.
Die Vorbauungskur, Pr�servativkur, das sch�tzende, zuvor�kommende Verfahren kommt in der Thierheilkunde bei spora�dischen Krankheiten selten und meist nur bei einzelnen beson�deren F�llen von ansteckenden Krankheiten in Betracht, dagegen ist sie bei Seuchen, �berhaupt in allen F�llen, wo die Ursachen nachhaltig extensiv gegeben, die Thiere denselben im grossen Umfange, die Milit�rpferde z. B. in Kasernenst�llen, die Wieder�k�uer heerdenweis ausgesetzt sind, ein �usserst wichtiger Gegen�stand der thier�rztlichen Th�tigkeit, die sich dadurch viel gemein�n�tziger machen kann, als durch das Kuriren selbst.
Die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Ge�fahr ist die generelle Indication zu diesem Ver�fahren; wir entnehmen sie:
1)nbsp; nbsp;aus bereits vorgekommenen Erkrankungen �berhaupt oder in einzelnen Heerden an solchen Leiden, denen erfahrungs-m�ssig allgemeine Sch�dlichkeiten zum Grunde liegen, die ent�weder allgemein verbreitet sind oder doch auf die einzelnen Heerden eingewirkt haben;
2)nbsp; aus der Einwirkung eines Ansteckungsstoffes, oder
3)nbsp; endlich aus gewissen Erscheinungen, die als Vorboten eines bef�rchteten Leidens angesehen werden m�ssen.
Die �blichen Fr�hjahrskuren, die Aderl�sse, welche ohne
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diese Indication oft vorgenommen werden, geh�ren nicht zu einer vern�nftigen Vorbauung. Diese umfasst die verschieden�sten Mittel und je nachdem unterscheiden wir eine di�teti�sche, therapeutische und eine polizeiliche.
Die di�tetische ist die allgemeinste, umfassendste, oft die einzig m�gliche, vielfach die wirksamste Pr�caution schon an und f�r sich, bei unseren Hausthieren aber ganz besonders deshalb, weil bei diesen so viele sporadisch und seuchenartig auftretende Krankheiten in den Nahrungsmitteln, in den localen Verh�ltnissen und �berhaupt in der ganzen Lebensweise begr�n�det sind, die mehr auf den �konomischen Zweck, als auf die Gesundheit der Thiere berechnet sind.
Von der Gresundheitspflege, der Hygiene unterscheidet sich die di�te�tische Prophylaxis wesentlich: jene giebt Gesundheitsregcln �berhaupt f�r die verschiedenen Thiergattungen mit R�cksicht auf Alter und Gebrauchs�zweck an, sie giebt die Kegeln, ein m�glichst gesundes Leben zu leben, ohne dabei bestimmte Krankheiten im Auge zu haben, ihr Gegenstand ist, Gesundheit �berhaupt zu erhalten; diese hingegen hat bestimmte, herrschende Sch�dlichkeiten, bestimmte Krankheitsursachen und gewisse Krankheiten im Auge, solche abzuhalten zum Gegenstande, und ber�cksichtigt dabei die allgemeinen Gesundheits�regeln nur in soweit, als sie diesem Zwecke f�rderlich sind, speeiell aber ist alles auf die bef�rchtete Krankheit berechnet, und dabei kann es vor�kommen, dass die Anordnungen selbst gegen die allgemeinen di�tetischen Regeln laufen. Die Hygiene geht immer neben den �konomischen Zwecken her, die sie bei der F�rderung der Gesundheit nicht beeintr�chtigen darf, sie hat bei unseren Hausthieren eine Zwitternatur, hervorgegangen aus den Principien der Gesundheitsregeln und aus der �konomischen Zweckm�ssig-keit. Mit der di�tetischen Prophylaxis ist es etwas anders, sie rauss aller�dings nach den gegebenen �konomischeu Verh�ltnissen ausf�hrbar sein und darf sich nicht in Anordnungen bewegen, die in das Reich der frommen W�nsche geh�ren, wie ja �berhaupt jeder vern�nftige Grund, d. h. Indication nicht allein aus der Zweckm�ssigkeit, soadern auch aus der Ausf�hrbarkeit hergenommen sein muss, sie ist aber deshalb noch nicht contraindicirt, wenn sie landwirthschaftliche Unbequemlichkeiten und �konomische Opfer verlangt, und je nach der Grosse der bevorstehenden Gefahr kann um so weniger auf diese Dinge R�cksicht genommen wer�den; nat�rlich d�rfen die Opfer niemals im Missverh�ltnisse stehen mit dem Nachtheile, den der abzuhaltende Feind bringen kann. � Der sogenannte therapeutische Calcul muss bei der Vorbauung ebenso gut angelegt wer�den, wie bei der Behandlung eines einzelnen Patienten. Wenn die Hy�giene sich stets den �konomischen Verh�ltnissen anpassen muss, so haben diese sich der di�tetischen Prophylaxis bis zu dem Grade zu f�gen, wo das Facit einer �konomischen Berechnung keinen Protest einlegt.
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Die Vorbauung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 197
Im Allgemeinen sind die di�tetischen Vorbammgen die kostspieligsten und unter allen Umst�nden diejenigen, welche am tiei'sten in das landwirth-schaftliche Getriebe eingreifen, und je mehr dies der Fall ist, desto unwill�kommener sind dem Landwirthe solche Anordnungen, gegen die er denn auch gew�hnlich alle m�glichen Dinge einzuwenden hat. Das Uebelste bei der di�tetischen Vorbauung- ist, wenn den Anordnungen scheinbar Geh�r gegeben wird und diese dennoch nur unvollst�ndig und auf zu kurze Zeit in Anwendung kommen. Hier kommt die di�tetische Prophylaxis in Miss�kredit und der Thierarzt obenein, weil die Wirkung ebenso unvollst�ndig ist, wie die Ausf�hrung. Die di�tetische Vorbauung erfordert daher ein entschiedenes Auftreten und rechtzeitiges Verwahren gegen die Folgen.
Die Hauptgegenst�nde dieser Vorbauung bleiben die Sch�d�lichkeiten, die als Ursachen angesehen werden k�nnen oder m�ssen und soweit diese von di�tetischen Mitteln erreichbar sind, ist sie eine radikale Vorbauung; sind die Sch�dlichkeiten nicht bekannt oder nicht zug�nglich, so ist noch nicht alle Wirksamkeit der di�tetischen Vorbauung abgeschnitten, einmal giebt sie uns oft noch die Mittel an die Hand, auf das zweite urs�chliche Moment, auf die Anlage zu der gef�rchteten Krank�heit, auf die Empf�nglichkeiten f�r die nicht zu verh�tender Sch�dlichkeiten vermindernd einzuwirken, das Resistenzverm��gen gegen die unerreichbaren Sch�dlichkeiten zu steigern, und zweitens k�nnen wir noch alle solche Einfl�sse, die an sich zwar unschuldig, aber dennoch den Anstoss zu St�rungen im Organismus und hierdurch zum Ausbruch der bereits vorberei�teten Krankheiten geben, die sogenannten vermittelnden Sch�d�lichkeiten, deren es immer gar manche giebt, auf di�tetischem Wege abhalten und dadurch die Erkrankungen wenigstens sehr vermindern. Den Enzootien ist auf di�tetischem Wege immer vorzubauen, wenn keine �konomischen Hindernisse abhalten.
Die therapeutische Vorbauung geschieht auf chi�rurgischen und pharmaceutischen Wegen. Im Ganzen wird sie sehr oft gemissbraucht; sie findet seltene und immer nur dann zweckm�ssige Anwendung, wenn entweder die Krankheit selbst schon dem Keime nach vorhanden ist, wenn also die Vorbauung gleichbedeutend ist mit Abortiv-kur, oder wenn eine abnorme Anlage f�r die bef�rch�tete Krankheit existirt, oder endlich wenn es sich um Zerst�rung resp. Ableitung einer Sch�dlichkeit im Individuum, eines eingedrungenen Contagiums handelt. Hier ist sie angezeigt, weil eben schon ein Feind
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imlndividuo zu bek�mpfen ist; sie ist hier oft von sehr erfreu�lichen Folgen, denn ein kleiner Feind ist leichter zu �berwinden, als ein grosser, der festen Fuss gefasst hat, der eingewurzelt ist.
Jedes therapeutische Einschreiten ohne jene Indicationen ist um so nachtheiliger, je wirksamer die angewandten Mittel sind; es werden so immer k�nstliche St�rungen verursacht, Arz�neikrankheiten geschaffen, wodurch selbst das Eintreten der Krankheiten gef�rdert werden kann, die man gerade verh�ten wollte.
Die Pfuscherpraxis treibt nirgends mehr ihr Unwesen, als in der thera�peutischen Vorbauung; bei dem Herrsehen sehr verheerender Seuchen greift eine gaunerhafte Speculation nicht selten en gros ein, die verschiedensten Specifica werden ger�hmt, die alle ihre Abnehmer finden, besonders wenn es Geheimmittel sind. Das Gemeingef�hrlichste ist hierbei, dass im guten (ilauben gew�hnlich alles vernachl�ssigt wird, was noch Schutz gew�hren oder doch den Verlust vermindern k�nnte.
Die polizeiliche Vorbauung ordnet Maassregeln an, welche vom Staate vorgeschrieben sind; ihr Object ist meist ein Contagium, ihr Zweck ist, Gemeingefahr abzuwenden, Ge�sundheit und Eigenthum eines Dritten zu sch�tzen; sie ist da�her wesentlich Gegenstand der Veterinair-Polizei. Soweit sie hier in Betracht kommen kann, wird bei den Sch�dlichkeiten davon die Rede sein.
Jede Vorbauung ist der Natur der Sache nach theils gegen die urs�chlichen Momente � Anlage und veranlassende Sch�d�lichkeiten � theils gegen die beginnende Krankheit selbst, gegen die Krankheit im embryonalen Zustande gerichtet.
1. Vorbauung gegen die Anlage.
Die Erkennung der Anlage, wenigstens derjenigen Zust�nde, deren Gesamratresultat sie ist, muss vor allen Dingen dem be-wusstvollen Handeln vorangehen. Die Anlage ist aber nicht etwas absolut Gegebenes, sondern etwas Relatives, auf eine bestimmte Krankheit sich beziehendes, welches nur bei entspre�chenden Sch�dlichkeiten ein urs�chliches Moment abgiebt. � Anlage zu A und Empf�nglichkeit f�r B. Die Anlage kann daher auch niemals an sich selbst, sondern immer nur aus A und B, aus der Krankheit, auf die sie sich bezieht, und aus der veranlassenden Ursache, mit der sie vereint den hinl�ng-
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Anlage in normalen Verh�ltnissen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 199
liehen Grund des Erkrankens ausmacht, also ex post erkannt werden. Ist A noch nicht n�her gekannt, und B g�nzlich oder doch in seiner Wirkungsweise unbekannt, so bleibt auch C � die Anlage � eine unbekannte Grosse, und es fehlt uns dann jeder Anhaltspunkt auf C einzuwirken, wenn uns anders nicht etwa ein rein empirisches Mittel zu Gebote steht.
Eine zweite Bedingung, um auf die Anlage einzuwirken, ist, dass wir auch die Mittel und Wege dazu kennen, m�gen sie empirisch gegeben, oder auf rationellem Wege aus der An�lage gefunden sein; wo sie fehlen, da m�ssen wir auf diesen Angriffspunkt in der Vorbauung verzichten und unsere Th�tig-keit auf das andere urs�chliche Moment, auf die �ussere Sch�d�lichkeit, beschr�nken.
Die Anlage ist in normalen Verh�ltnissen begr�ndet � normale Anlage, dispositio �, oder in abnormen Zust�n�den � abnorme Anlage, praedispositio. Wie aber zwi�schen Gesundheit und Krankheit, so ist auch hier zwischen nor�maler und abnormer Anlage keine scharfe Grenze; es bleibt z. B. unentschieden, bis wie weit eine Blutf�lle, Vollbl�tigkeit zu der normalen Anlage zu z�hlen ist. Solche an der Grenze liegenden Dinge k�nnen aber bei keiner Eintheilung weiter ber�cksichtigt werden, und so lange man Krankheit von Gesund�heit unterscheidet, muss man auch abnorme von normalen An�lagen trennen.
A. Die Anlage in normalen Yerk�ltnissen.
Sehr oft bleibt sie uns vollst�ndig unbekannt, in manchen F�llen jedoch, und namentlich bei Seuchen, um die es sich bei der Vorbauung ja vorzugsweise handelt, bekommen wir immer entferntere oder n�here Aufschl�sse �ber die normalen Anlage�verh�ltnisse; je nach der Auswahl, welche eine herrschende Krankheit unter den Gattungen und Individuen trifft, und je nach den veranlassenden Sch�dlichkeiten, k�nnen wir auch auf bestimmte Verh�ltnisse schliessen, in denen eine Anlage gegeben ist. Beschr�nkt sich eine Krankheit ausschliesslich auf eine bestimmte Gattung, so ist die Anlage nat�rlich in dem Gattungs�typus gegeben � damit ist aber dem Therapeuten noch wenig geholfen, er erf�hrt hierdurch nur, auf welche Thiergattung er seine Aufmerksamkeit und Th�tigkeit zu richten hat �, w�hlt aber eine Krankheit weiter noch unter den Individuen nach
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bestimmter K�rpereonstitution, so ist die Anlage schon specieller declarirt, und sind Erk�ltungen die veranlassenden oder auch nur vermittelnden Krankheitsursachen, dann wissen wir, dass in der Reizempf�nglichkeit der Hautnerven f�r K�lte eine An�lage begr�ndet ist. Die normalen Anlagen kommen als Object bei der Vorbauung in Betracht:
1)nbsp; nbsp;wenn sie in einer bestimmten K�rpereonstitution ausge�sprochen sind;
2)nbsp; nbsp;wenn sie in gesteigerter Empf�nglichkeit der Hautnerven f�r den Reiz der K�lte beruhen, und
3)nbsp; nbsp;bedingungsweise bei ansteckenden Krankheiten.
1. Anlage in der K�rpereonstitution � Indicatio ex constitutione
corporis.
Hier kommen besonders zwei diametral gegen�ber stehende Constitutionen in Betracht: die robuste mit S�ftef�lle und die schwache mit Kr�fte- und S�ftemangel, mit Atonie in dem Ge�webe. Bei der sogenannten robusten Constitution ist die Anlage nicht etwa in einer Kraftf�lle begr�ndet � ein Uebermaass von Kraft existirt nie, grosse Kr�ftigkeit kann weder Anlage zur Krankheit, noch der hinl�ngliche Grund, das Wesen derselben sein � conf. entziehende Methode �, sondern in der Wohl�gen�hrtheit, Feistheit, namentlich in Blutf�lle, die meist mit einer gewissen Dickbl�tigkeit verbunden ist. Beide Constitu�tionen sind bei unseren Hausthieren, wenn anders keine be�stimmten Krankheitszust�nde zu Grunde liegen, das endliche Resultat der di�tetischen Verh�ltnisse, und bei beiden findet daher auch der di�tetische Heilapparat die zweckm�s-sigste Anwendung, wodurch wir im Stande sind, sie ohne gewaltsamen Eingriff zu beschr�nken und bis zu dem Punkte zur�ckzuf�hren, wo sie keine Anlage mehr f�r eine herrschende Krankheit involviren. Die di�tetische Vorbauung ist hier eine eben so sichere, als nachhaltige Vorbauung, die auf keine Weise ganz zu ersetzen ist, die aber dennoch verh�ltnissm�ssig so sel�ten in dem nothwendigen Umfange angewendet wird. Die all�gemeinen Grundregeln der Hygiene einerseits und die gegebene Constitution andererseits sind die Momente, aus denen wir die speciellen Indicationen f�r die angemessene di�tetische Einwir�kung auf die Anlage entnehmen m�ssen. Immer aber erfor-
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Anlage in der K�rperconstitiition.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 201
dern diese Mittel eine nachhaltige und consequente An�wendung.
Die chirurgischen und pharmaceutischen Heilappa�rate sind selten angezeigt, aber gerade sie kommen am h�ufigten in Anwendung, besonders bei der robusten Consti�tution; es hat sich ein verkehrtes Verh�ltniss in die Praxis ein�geschlichen, das selten Zweckmasssge wird zu oft und das immer Zweckm�ssige zu selten angewendet. Eine K�rperoonstitution kann nicht so geschwind durch einen st�rkenden oder schw�chenden Trank, durch einen Aderlass u. s. w. beseitigt, sondern nur durch nachhaltige Einwirkung ge�ndert werden, und dazu ist ein eingreifendes therapeutisches Verfahren niemals geeignet. Wirkliche St�rkungsmittel haben wir �berhaupt nicht in den Officinen, diese finden wir nur auf den Futterb�den, nur Reizmittel giebt es dort, und diese k�n�nen bei einer constitutionellen Schw�che niemals anders n�tzen, als wenn sie den Gesetzen der Hygiene untergeordnet und nur in so weit angewendet werden, als sie eben eine St�tze der angeordneten Di�t sind. Die schwache Constitution geht also schon bei der rein pharmaceutischen Vorbauung leer aus. Las�sen wir im andern Falle so oft und so lange schwitzen, pur-giren und Blut fliessen, bis eine kr�ftige K�rperconstitution zer�knickt ist, so haben wir durch Beseitigung einer normalen Krank�heitsanlage eine abnorme gelegt, die oft weit mehr Gefahr bringt als jene, wenn auch nicht gerade durch die gef�rchtete Krank�heit; jemanden einem Feinde entziehen, um ihn einem andern, schlimmeren entgegen zu f�hren, ist nicht eine sch�tzende, ret�tende That.
Nur wenn Gefahr im Verz�ge ist, wenn z. B. eine Vollbl��tigkeit in hohem Grade gegeben ist, wenn eine volls�ftige Con�stitution fast ins Abnorme hin�berragt, wenn die Erkrankungen h�ufig und st�rmisch auftreten etc., nur dann ist eine hinl�ng�liche Indication f�r das therapeutische Eingreifen gegeben. Aber auch in diesen F�llen darf nur der erste Angriff auf die Con�stitution ein therapeutischer sein, die weitere Einwirkung nmss wieder eine di�tetische sein, die nicht bloss als Erg�nzung, als Unterst�tzung von den therapeutischen Mitteln, sondern stets als die Hauptsache betrachtet werden muss.
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202nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsthiilfe.
�. Die gesteigerte Empf�ugliclikeit f�r K�lte � Verweichlichung.
Eine mehr oder weniger schnelle Abk�hlung des ganzen K�rpers oder eines Theiles desselben, die eine St�rung im Orga�nismus zur Folge hat, ist eine Erk�ltung; die Anlage hiezu be�ruht in einer gesteigerten Reizempf�nglichkeit der sensitiven Hautnerven f�r niedere Teraperaturgrade, besonders wenn diese pl�tzlich auf den K�rper einwirken. Erk�ltung ist die hinl�ng�liche Ursache f�r viele Krankheiten � die Erk�ltungskrankhei�ten �, sie vermittelt aber auch den Ausbruch derjenigen herrschen�den Krankheiten, die ihrem Wesen nach durch specifische Sch�d�lichkeiten bedingt werden; en- und epizootische Krankheiten k�nnen durch Erk�ltung in verschiedenen Individuen zum Aus�bruche gebracht werden, welche ohne diese nicht erkrankt sein w�rden. Die Anlage zu Erk�ltungen, auf die wir ziemlich sicher einwirken, zu einem h�heren Grade ausbilden und auch ver�mindern, fast verdr�ngen k�nnen, ist daher bei jeder Vor-bauung unter allen Umst�nden ein h�chst wichtiger Gegen�stand, der immer noch viel zu sehr vernachl�ssigt wird und der um so mehr Beachtung verdient, als man diese Anlage aus �bel angebrachter Sorgfalt gew�hnlich noch zu steigern pflegt, wenn man eine Krankheit bef�rchtet. Daher die bekannte Erscheinung, dass gerade der �ngstlich um sein Vieh besorgte Besitzer die meisten Verluste zu beklagen hat. Die kalten und bei uns zugleich trockenen Nordostwinde wehen Katarrh, Br�une u. s. w. den Pferden an, die, mit sch�nen Decken geziert, in �ngstlich verschlossenen St�llen stehen.
Zwei Thatsachen haben wir hier besonders hervorzuheben:
1)nbsp; dass unsere Hausthiere bei verschiedener Tem�peratur gedeihen k�nnen; die Breite dar Temperatur-Schwankungen ohne absolut st�rende Wirkung auf die Gesund�heit ist sehr betr�chtlich, weil die awar nach physikalischen Gesetzen erfolgende W�rmeabgabe nach Aussen durch physio�logische Acte ver�ndert, die W�rmeausstrahlung der inneren Entwickelung und diese wieder der Abgabe angepasst werden kann; deshalb k�nnen unsere Hausthiere auch im heissen und kalten Klima fortkommen;
2)nbsp; nbsp;dass die sensitiven Hautnerven sich an die gegebene niedere wie hohe Temperatur gew�hnen. Es ist ein physiologisches Gesetz, dass die Empf�nglichkeit f�r eine
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Verweichlichung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 203
l�nger oder �fter wiederholt auf die K�rperoberfl�che einwir�kende Temperatur abgestumpft, zugleich aber f�r eine niedri�gere gesteigert wird, so dass jede Temperatur unter der gew�hn�ten als K�lte, als Reiz auf die Empfindungsnerven wirkt und bei pl�tzlicher Einwirkung gew�hnlich Erk�ltung bedingt, w�h�rend jeder Grad �ber der gew�hnten Temperatur als W�rme empfunden wird, die bis zu den Graden, wie sie in der Um�gebung unserer Hausthiere �berhaupt vorkommt, nicht als alte-rirender Reiz auf die Empfindungsnerven der Haut wirkt.
Auf diesen beiden Thatsachen beruht die Steigerung der Empf�nglichkeit, der Disposition zu Erk�itangen � � die Verweichlichung � und die Verminderung der�selben � die Abh�rtung. Die schlimmen Folgen der Ver�weichlichung sind begreiflich, wenn wir ber�cksichtigen, dass einerseits gerade in unserem gem�ssigten Klima der Witterungs�wechsel sehr gross ist, dass wir heisse Sommer und kalte Win�ter haben, dass wir aber namentlich in den Uebergangs-Jahres-zeiten zu diesen Gegens�tzen, im Fr�hjahr und Herbst, schroffen Temperaturwechsel haben; dass wir andererseits unsere Haus�thiere, namentlich aber die Arbeitsthiere dem Witterungswech�sel nicht entziehen k�nnen. Die Nothwendigkeit und die Bedeu�tung der sch�tzenden, vorbauenden Abh�rtung liegt hiernach auf der Hand.
Das System der Abh�rtung fordert an sich schon grosse Vorsicht, damit nicht gerade das herbeigef�hrt werde, was ver�mieden werden soll; noch viel mehr ist dies aber der Fall, wenn es behufs der Vorbauung bei einer schon in Aussicht ste�henden Krankheit geschieht. Eine bessere Gewohnheit zu be�gr�nden, um den �blen Folgen der �lteren Gewohnheit vorzu�bauen, muss nat�rlich ohne Kr�nkung der organischen Functio-nen geschehen. Die speciellen Vorsichtsmaassregeln hierbei schreibt uns die Hygiene vor, sie beruhen alle in dem Gesetze der gradweisen Gew�hnung. Die Mittel sind:
1)nbsp; reichliches Einheizen, d. h. kr�ftige Ern�hrung mit koh�lenstoffreichem Futter, und
2)nbsp; nbsp;entsprechendes �usseres Abk�hlen: a) durch frische, k�hle Luft in hohen und ger�umigen St�llen, und b) durch kal�tes Wasser, kalte Abreibungen, Waschungen und Schwemmen.
Nach der Anwendung des kalten Wassers muss die Haut
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204nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Kunsthiilfe.
immer wieder zur Erw�rmung kommen durch Friction, unter Decken. Im Uebrigen muss sich der Gebrauch der Decken auf die allm�lige Abk�hlung der warm in den Stall gekommenen Pferde beschr�nken. Grosse K�lte kann nat�rlich eine Aus�nahme bedingen.
3. Die Anlage zu ansteckenclen Krankheiten.
Alle ansteckenden Krankheiten k�nnen durch das Conta-gium nur fortgepflanzt werden, wenn eine Empf�nglichkeit f�r dasselbe vorhanden ist. Es giebt Contagien, die in allen Thier-gattungen eine Empf�nglichkeit finden, andere, welche sie nur in einzelnen, nnd noch [andere, welche sie ausschliesslich in einer Thiergattung finden; bei allen Contagien aber ist die Empf�nglichkeit in den Individuen dem Grade nach verschie�den, ohne dass wir im Stande sind, die individuellen Verh�lt�nisse nachzuweisen, welche eben diese gradweise Verschieden�heit bedingen. Von dieser Empf�nglichkeit f�r gewisse Con�tagien im h�heren oder geringeren Grade ist uns weiter nichts bekannt, als dass sie eben existirt. Dennoch aber haben wir ein Mittel, ein rein empirisches Mittel, auf die Anlage einzu�wirken, sie aufzuheben. Dieses Mittel ist aber leider die Krank�heit selbst, in der sich das Contagium entwickelt. Andere Mit�tel giebt es hier nicht, alle Arzneien und andere Dinge, die man als Schutzmittel gegen gewisse ansteckende Krankheiten empfohlen hat, sind vollst�ndig nutzlos, wie gross die Wunder�dinge auch sein m�gen, die man sich davon erz�hlt. Der st�nke�rigste Ziegenbock sch�tzt weder gegen Milzbrand, noch gegen Lungenseuche und andere Seuchen, gegen welche er als Talis�man so vielfach in den Rindviehst�llen figurirt.
Jede ansteckende Krankheit hebt die Anlage zu sich selbst auf, ersch�pft die Empf�nglichkeit f�r das Contagium, welches sich in ihr entwickelt, und selbst f�r die veranlassen�den Sch�dlichkeiten ihrer genuinen Entwickelung, so weit es solche giebt; bei einigen Krankheiten h�lt die Ersch�pfung f�r die ganze Lebensdauer an � Rinderpest, Pocken, Lungenseuche � bei andern besteht sie nur f�r l�ngere �dere k�rzere Zeit, immer aber erstreckt sich diese Immunit�t auf die Dauer einer herrschenden contagi�sen Seuche, so dass ein zweimaliges Erkran�ken w�hrend derselben gar nicht oder doch nur als seltene Aus n�hme vorkommt, wenn die Seuche auch Monate lang dauern
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Anlage zu ansteckenden Krankheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;205
sollte. � So ist es z. B. bei dem Milzbrande, bei der Influenza, bei der Aphthenseuche; bei letzterer kommt es selbst vor, dass nach Jahren einzelne Individuen noch keine Empf�nglichkeit, andere nur in sehr geringem Grade erlangt haben, und deshalb bei einer zweiten Aphthenseuche theils ganz verschont bleiben, theils nur in sehr geringem Grade at'ficirt werden. Vor einem Vierteljahre habe ich niemals bei neuer Gelegenheit zur An�steckung eine Infection wieder erfolgen sehen.
Ein Eecidiv ist ein neues Auftauchen einer noch nicht ganz verschwunden gewesenen Erkrankung, es kann also nicht als ein isolirtes zweites Erkranken betrachtet werden.
Ohne diese Ersch�pfung der Empf�nglichkeit f�r das Con-tagium w�rde es bei allen contagi�sen Krankheiten, namentlich aber bei denen mit fl�chtigem AnsteckungsstofF, um die thera�peutische Behandlung schlimm stehen, schon im Individuum, noch mehr aber in einer Heerde w�rde das Krankheitsproduct immer wieder hinl�ngliche Ursache einer neuen Erkrankung sein.
Die b�sartige Klauenseuche bei Schafen, als contagi�se Krankheit be�trachtet, macht bei den Thieren, wie vielleicht die Syphilis bei den Men sehen, von dieser Regel eine Ausnahme. Diese Krankheit verschwindet des�halb auch niemals aus einer Heerde, wenn die Kunst nicht energisch ein�schreitet und das Contagium (Pilze?) an den Individuen und den Zwischentr�-g-eru zerst�rt. Die Syphilis wird von der Natur niemals geheilt. Bei den parasitischen Krankheiten sind die betreffenden Wohnthicre jederzeit wieder bewohnbar f�r die naturgem�ssen Schmarotzer, wenn diese auch erst un�l�ngst abgezogen sind; die K�ude z. B. kann jederzeit wiederkehren, es verh�lt sich mit der Milbe wie mit den L�usen.
Impfung. In der k�nstlichen Erzeugung einer ansteckenden Krank�heit ist uns nach den vorstehenden Er�rterungen ein Mit�tel an die Hand gegeben, die Empf�nglichkeit f�r dasselbe Contagium, die Anlage zu derselben ansteckenden Krankheit zu tilgen. So weit es sich nur um die Anlage des geimpften Indi�viduums selbst handelt, ist es selbstverst�ndlich, dass man das�selbe dabei nicht in Lebensgefahr bringen darf; es giebt aber auch F�lle, in denen es sich weniger um einzelne Individuen, als um eine Heerde und um Abk�rzung einer vorhandenen an�steckenden Seuche handelt, wo man selbst auf die Gefahr hin, mehr oder weniger von den Geimpften zu verlieren, dennoch zu diesem Mittel greift.
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206nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsth�lfe.
Einen milderen Verlauf nimmt die geimpfte Krank�heit nicht unbedingt; bei dem fixen Contagium ist es ziemlich gleich, ob die Uebertragung zuf�llig oder absichtlich erfolgt � Rotz, Wurm, Milzbrand und Wuthkrankheit kann man nach den bisherigen Erfahrungen zu therapeutischen Zwecken gar nicht impfen �; bei fl�chtigen Contagien nimmt die geimpfte Krank�heit unter Umst�nden einen milderen Verlauf. Gelingt es, eine allgemeine Krankheit durch Impfung an der Impfstelle zu localisiren, so ist der mildere Verlauf nach der Impfung ge�sichert; bei den Pocken ist dies zu erreichen, deshalb bei ihnen die besten Erfolge der Impfung. Hat eine ansteckende Krank�heit ein hochwichtiges Organ zu ihrem regelm�ssigen Sitze und kann man durch Impfung ein anderes, weniger wichtiges Organ bei der Impfung unterschieben, so ist auch dadurch auf einen g�nstigen Erfolg zu rechnen. Die Lungenseuche liefert uns hier das Beispiel; durch Impfung erzeugen wir den specifischen, die Anlage tilgenden Process in dem subcutanen Bindegewebe, da�bei bleiben das interlobul�re Lungenbindegewebe und die Pleura frei; w�hlt man nun noch einen K�rpertheil, wo im schlimm�sten Falle ein gewisser Defect nicht gef�hrlich ist, dann ist die Impfung der Lungenseuche in demselben Grade gefahrlos, als die nat�rliche Ansteckung gefahrvoll ist. Wo die Impfstelle keine Bevorzugung bei der Krankheitsentwickelung beh�lt, wo ohne Impfung dieselben Organe erkranken, resp. dieselbe Ver�allgemeinerung der Krankheit Statt hat, in allen diesen F�llen bleibt ein milderer Verlauf durch die Impfung sehr unsicher; die geimpfte Aphthenseuche nimmt in der Regel denselben Verlaufj wie die nach zuf�lliger Ansteckung; bei der Rinder�pest liefert die Impfung an sich nicht die Sicherheit, wie die Pocken und die Lungenseuche, nur durch besondere, zum Theil bekannte, zum Theil noch unbekannte �ussere Verh�ltnisse gelingt es hier, durch Impfung einen milderen Verlauf zu erzielen.
Abk�rzung der Seuche wird durch Impfung immer erreicht. Diese Abk�rzung kann einen gr�sseren und auch min�deren Werth in den concreten F�llen haben, und je nachdem kommt die R�cksicht auf den Verlauf der geimpften Krankheit mehr oder weniger mit in Betracht; je h�her der Werth der Seuchenabk�rzung steht, desto weniger kommt es auf ein Opfer dabei an. Bei dieser Abk�rzung der Seuche handelt es sich:
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Impfung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 207
a)nbsp; nbsp;um �konomische R�cksichten, um Abk�rzung der St�rungen und Lasten, namentlich um solche di�tetische Ver�h�ltnisse eintreten zu lassen, die einen gutartigen Verlauf we�sentlich bedingen, die aber f�r l�ngere Zeit aus �konomischen Gr�nden nicht gut durchf�hrbar sind. Die Abk�rzung rauss billigen Kaufes sein, der Verlauf muss entweder an sich der Natur der Seuche nach schon gefahrlos sein, wie z. B. bei der Aphthenseuche, oder durch die Impfung zugleich gemildert und mehr gefahrlos gemacht werden, wie bei den Pocken;
b)nbsp; um staatspolizeiliche R�cksichten, um Abk�rzung der Gefahr der Verbreitung. Nach der Grosse de;' Gemein�gefahr ist es hier immer zu bemessen, ob die etwa erforder�lichen Opfer nicht eine Contra-Indication abgeben. Bei den Pocken und der Lungenseuche empfiehlt sich diese Abk�r�zung von Staatswegen, weil die etwaigen Opfer im Vergleich zu dem Nutzen sehr gering sind, und das Verfahren zugleich im Interesse des Besitzers selbst liegt. Bei der Rinder�pest ist die Gemeingefahr so gross, dass die Abk�rzung unier allen Umst�nden von der Staatspolizei geboten ist; es dr�ngt sich hier nur die Frage in den Vordergrund, ob durch Impfen oder durch directes T�dten. Conf. Nothimpfung.
Man unterscheidet nach den Hauptzwecken Vorbauungs�und Nothimpfung.
1. Die Impfung zur Vorbauung. Die Anlage zu einer in naher oder fernerer Aussicht stehenden ansteckenden Krank�heit zu tilgen, dadurch eben die Krankheit ganz abzuhalten, ist der eigentliche Zweck. Je nachdem die abzuwendende Gefahr fern oder nahe liegt, unterscheidet man allgemeine Schutz�impfung und specielle Vorbauungsimpfung, die soge�nannte Pr�cau tionsimpfung.
Die Schutzimpfung. Sie hat den lebensl�nglichen Schutz gegen eine bestimmte Krankheit zum Zweck, ohne dass diese selbst schon vorhanden ist. Eine dringende Nothwendigkeit liegt hierzu nicht vor, weil keine Gefahr in specieller Aussicht steht; angezeigt ist dieselbe:
laquo;) wenn die Anlage lebensl�nglich aufgehoben wird; dies haben wir bei Pocken, Lungenseuche und Rinderpest:
h) wenn die geimpfte Krankheit viel milder und voraus�sichtlich gefahrlos ist, oder wenn doch mindestens die Nach-
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208nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsthiilfe.
theile bei der Impfung nicht in Betracht kommen k�nnen im Vergleich zur Grosse der dadurch abgewendeten Gefahr. Den m�glichst milden Verlauf, der in der Regel insofern gefahrlos ist, als es sich h�chstens um einige wenige Procente handelt, haben wir bei den Pocken und der Lungenseuche. Dennoch aber kann ich nur die ersten als zur Schutzimpfung ganz geeig�net erkennen, w�hrend ich bei der Lungenseuche diese Im�pfung nicht f�r empfehlenswerth erachten kann; denn einmal kann man sich, namentlich bei der Stallf�tterung, recht gut direct gegen diese sch�tzen; zweitens kann man bei dem lang�samen Verlaufe der Seuche immer noch mit Erfolg impfen, wenn sich die ersten sichtbaren Spuren der eingetretenen Lungen�seuche zeigen, und drittens endlich verbietet sich eine regel-m�ssig fortzuf�hrende Schutzimpfung von selbst, weil der Impf�stoff nicht f�r l�ngere Zeit wirksam aufzubewahren ist und man eben den frischen guten Impfstoff immer erst mit dem Aus�bruch der Seuche bekommt;
c) endlich in Gegenden und Ortschaften, wo die betrefiende ansteckende Seuche oft herrscht und jedes Jahr zu f�rchten ist, ganz abgesehen von den oft schwer zu erledigenden Fragen, ob durch spontane Entwickelung oder durch Einschleppung bei den gegebenen Verkehrs- und Handelsverh�ltnissen. Es w�rde ja th�richt sein, in L�ndern und Districten eine stehende Schutz�impfung einzuf�hren, wo die betreffende Seuche selten herrscht und leicht direct abzuhalten ist. Die Erfahrung muss hier allein entscheiden �ber die Zul�ssigkeit und Zweckm�ssigkeit. Je bedenklicher die Impfung selbst ist, je mehr Verluste sie herbeif�hren kann, desto sorgf�ltiger muss man die Gr�nde pro et contra abw�gen. Bei der Rinderpest kann die Schutzimpfung nur in jenen Steppenl�ndern stattfinden, in denen die Rinder�pest zur Zeit noch nicht beherrscht, d. h. unter den obwaltenden Verh�ltnissen schwer getilgt und abgehalten werden kann, und andererseits eine durchgreifende und regelm�ssig fortgehende Schutzimpfung ohne allzu grosse Verluste durchf�hrbar ist. Conf. meine Rinderpest, S. 206.
Jessen hat die Schutzimpfung der Rinderpest in Russland angeregt und als Ausrottungsmittel bis auf den heutigen Tag mit Interesse verfolgt � conf. Magazin von Gurlt und Hertwig, Bd. 26. S. 385, und meine Rinderpest u.s.w. 1867. S. 203 �; er hat sich dadurch ein bleibendes Verdienst erwor�ben, selbst wenn die consequente Durchf�hrung an un�berwindlichen Hin-
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Impfung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 209
dernissen scheitern sollte; sein Verdienst bleibt ungeschm�lert, weil er dadurch der intellectuelle Urheber geworden ist von einer grossen Reihe von Impfversuchea, die f�r die Wissenschaft der Rinderpest von hohem Werthe sind.
Die geimpfte Krankheit ist bei den Pocken und der Rinder�pest, also bei den Krankheiten, bei welchen die Schutzimpfung �berhaupt in Betracht kommt, eben so ansteckend und mithin eben so gemeingef�hrlich, als die durch zuf�llige Ansteckung entstandene. Die Lungenseuche macht hiervon eine Ausnahme, die geimpften Rinder athmen kein Contagium aus, oder doch so geringf�gig, dass eine Ansteckung nicht zu f�rchten ist, die Lungenseuche kommt jedoch hier, wie bereits n�her ausgef�hrt, nicht in Betracht. Bei jenen beiden Krankheiten aber sollte die Schutzimpfung eine Staatsmaassregel sein; sofern ein allge�meines Ge- resp. Verbot, nicht thunlich erscheint � und bei den heutigen landwirthschaftlichen Verh�ltnissen hat dies allerdings sein Bedenken �, ist es doch unbedingt erforderlich, dass die bestehenden Schutzmaassregeln, die Absperrung etc., bei Im�pfung eben so streng gehandhabt werden m�ssen, als bei den zuf�lligen Seuchenausbr�chen. Wie gross die Nachtheile der Schutzpockenimpfung ohne diese Maassregel sind, beweist die t�gliche Erfahrung. In allen Gegenden Preus-sens z. B., wo die Schutzpocken-Impfung bei den Schafen theil-weise gebr�uchlich ist, theilweise aber nicht ausge�bt wird, da ist die Pockenseuche eine j�hrliche Erscheinung, die hier k�nst�lich zu einer gemeingef�hrlichen gemacht wird, weil die Schutz�impfung nicht allseitig und ohne Sclmtzmaassregeln ausgef�hrt wird.
Die Pr�cautionsimpfung. Als solche bezeichnet man diejenige, welche vorgenommen wird, wenn die ansteckende Krankheit in mehr oder weniger naher Nachbarschaft schon vorhanden ist und so eine Gefahr in bestimmter Aussicht steht. Die Indicationen f�r diese Impfung h�ngen von dem Verh�lt�nisse der bevorstehenden Gefahr der Ansteckung und der damit verbundenen Verluste zu den Verlusten ab, die von der Impfung zu erwarten sind.
a) Ist die Krankheit, ihrer Natur nach, zum Impfen geeig�net � z. B. die Schafpocken �, sind die Witterungs- und die �brigen landwirthschaftlichen Verh�ltnisse g�nstig f�r den Ver�lauf der durch Impfung erzeugten Krankheit, so ist die Pr�-
Gerlach Allg. Therapie. 2.Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14
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210nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die Kimsth�lfe.
cautionsimpfang bei jeder, irgendwie in Aussicht stehenden Ansteckungsgefahr, so fern sie auch noch sein mag, angezeigt.
h) Ist die Impfung mit mehr oder weniger erheblichen Opfern verbunden, sind die Verluste aber doch immer noch geringer, als bei der Ansteckung, so geschieht die Pr�cautions-impfung nur im �ussersten Nothfalle, wenn man bereits mit Sicherheit vorhersieht, dass die Ansteckung nicht zu ver�meiden, die Seuche nicht mehr abzuhalten ist.
c) Bringt aber die geimpfte Krankheit pr�sumtiv eben so grosse Verluste, wie die bef�rchtete Ansteckung, wie dies z. B. bei der Rinderpest der Fall ist, wenn sie mit einer gewissen B�s�artigkeit grassirt, wo die eingeimpfte Pest oft eben so m�rderisch ist, als die durch anderweitige Ansteckung erzeugte, ferner auch bei den Schafpocken, bei nasskalter Witterung, im Winter bei Stallf�tterung und Mangel an R�umlichkeiten, bei Futtermangel u. s. w., in allen diesen F�llen ist die Pr�caution contraindicirt, so gross auch die Ansteckungsgefahr sein mag. Abschliessung, wenn sie auch nur geringe Hoffnung auf Schutz gew�hrt, ist hier immer noch der Impfung vorzuziehen.
Bei der Lungenseuche liegt ein grosser Vortheil dieser Im�pfung darin, dass wenn der Ankauf von Rindvieh nicht so lange ausgesetzt werden kann, wie zur sicheren Vernichtung des An-steckungsstoffes in St�llen, namentlich aber in durchgeseuchten Individuen erforderlich ist � wozu man auf ein halbes Jahr rechnen muss �, dass wir dann durch Impfung der neu einge�f�hrten Rinder den Wiederausbruch der Seuche und so das Station�rwerden verh�ten k�nnen. Bei der Rinderpest ist diese Impfung gar nicht mehr angezeigt, seitdem wir wissen, dass sie sicher absperrbar ist.
2. Die Nothimpfung. Die Seuche ist vorhanden, die Impfung ist dringlich ohne Zeitverlust geboten, haupts�chlich zur Abk�rzung der Seuche, der Sperrmaassregeln und der Ge�meingefahr, zugleich aber auch, um nach M�glichkeit zu retten, was zu retten ist. Die Gefahr, welche eine Verz�gerung oder Unterlassung der Impfung bringt, bezieht sich:
a) lediglich auf den Besitzer einer Heerde, welche bereits von der ansteckenden Seuche heimgesucht ist, weil es sich nur darum handeln kann, durch schnelles Impfen die Seuche ab�zuk�rzen und bei allen noch nicht auf nat�rlichem Wege ange-
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Die Nothimpfung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 211
steckten Individuen noch einen m�glichst, milden Verlauf zu erzielen � die Nothimpfung aus Privatinteresse �;
b) auf den Staat, und ist dann eine Gemeingefahr. So kann z. B. bei der Rinderpest aus staats�konomischen Interessen die Nothwendigkeit geboten sein, alle Kinder in dem Seuchenrayon schnell zu impfen, um die Rinder ausserhalb des Rayons zu retten. Diese Nothimpfung zur Abwendung einer Gemeingefahr kann daher immer nur vom Staate angeordnet werden. � Es ist wieder eine staatspolizeiliche Vorbau ang, die bei den Schaf�pocken und der Lungenseuche so recht eigentlich angezeigt ist.
Bei der Rinderpest coneurrirt die Nothimplung mit der Keule; letz�tere verdient den Vorzug bei den frischen Eruptionen, wenn es sich um eine im Verh�ltniss zur Gefahr nur geringe Zahl Rinder handelt, weil sie das schnellste und radicalste Mittel ist, jede Gemeingefahr abzuscheiden. Nur in dem F�lle, wo die Seuche durch T�dten nicht mehr getilgt werden kann, wo ein grosser Seuchenheerd abgesperrt ist, in welchem die Hornvieh�best�nde preisgegeben sind, und jeder Ort, resp. jeder Viehbesitzer sich selbst sch�tzt, so gut er kann, bis sich die Seuche selbst getilgt hat, in solchem Falle ist es auch empfehlenswerth zur Impfnadel zu greifen, zumal bei einem weniger b�sartigen Verlaufe, bei dem immer noch auf eine Durch�seuchung einer grossen Anzahl zu rechnen ist. Conf. meine Rinderpest, Seite 204.
Bei der Lungenseuche ist die Impfung �berhaupt seit der Entdeckung von Wilms in Hasselt 1853*) Gegenstand der Controverse gewesen; ge�rade in Belgien waren die gr�ssten Widersacher, demn�chst in England; in Italien und Frankreich fand sie schon eher Eingang; in Deutschland bil�deten sich zwei Lager, jetzt aber sind die Anh�nger �berwiegend. Dabei ist die Thatsachc �berall hervorgetreten, dass diejenigen, die sich lediglieh auf den praktischen Standpunkt stellten, die nur empirisch zu Werke gin�gen, sich alle fr�her oder sp�ter ziix Schutzwirkung der Impfung bekannt haben. Ich hatte in der ambulatorischen Klinik in Berlin die beste Gele�genheit zu Versuchen und Beobachtungen; ich habe in allen Richtungen experimentirt: zuerst impfte ich vergleichsweise mit dem ser�sen Exsudate der einfachen Entz�ndungen und der Lungenseuche; hierdurch kam ich zu der Ueberzeugung, dass das Serum aus plastischem Exsudate der Lungen�seuche von ganz speeifischer Wirkung ist. Auf dieser ersten reellen Basis ging ich weiter und gelangte ganz selbstst�ndig, ohne alle und jede �us-sere Beeinflussung zur Ueberzeugung von der Schutzkraft der Impfung der Lungenseuche. Ein eclatanter Fall bot sich mir in meiner jetzigen Stellung noch dar. Die Lungenseuche herrschte in einem 80 H�upter umfassenden Stalle; die Impfung kam zur Anwendung; noch ehe aber die Seuche ganz getilgt war, wurden 30 H�upter aus einer gesunden Gegend angekauft, in
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*) Rapports et documents officiels relatifs � finoculation de la Pleuro-pneumonie exsudative d'apres le proeed� de M. le Dr. Willems. 1853.
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einem anderen Geh�fte aufgestellt, geimpft und 4 Wochen nach der Impfung in den nicht desinficirten, noch mit Reconvalescenten besetzten Stall gebracht. Von den 30 H�uptern erkrankte ein St�ck von denjenigen im leichten Grade, bei denen die Impfung nur schwach gewirkt hatte. Ich kann und muss deshalb die Schutzkraft der Impfung aus eigener Erfahrung hochhalten, trotzdem derselben erst in neuerer Zeit noch von dem belgischen Tbierarzte Legrain in seiner Zeitschrift*) eine Leichenrede gehalten -worden ist. In den ersten 4�5 Wochen nach der Nothimpfung kommen noch Erkrankun�gen vor, diese kommen alle auf Kechnung der Ansteckung vor der Impfung; gew�hnlich aber ist die Sterblichkeit bei diesen sp�teren Erkrankungen geringer, so dass es scheint, als ob die Impfung, wenn sie kr�ftig gewirkt hat, noch einen gewissen heilenden Einfluss auf den aufkeimenden Lungen-seuchenprocess in der Lunge habe. Als Nothimpfung k�rzt sie die Seuche ab und reducirt die Verluste, wie es auf keine andere Weise zu erreichen ist; alsPr�cautionsimpfung bei allen gesunden Eindern, die vor Erl�schen des Ansteckungsstottes in den Seuchenort resp. Stall eingef�hrt worden sind, verhindert sie neue Ausbr�che und das Station�rwerden. In beiderlei Beziehungen ist der Vortheil f�r den Besitzer so gross und die Verminderung der Gemeingefahr so entschieden, dass die Niehtausf�hrung dieser Impfungen als Unterlassungss�nde zu betrachten ist.
Das Impf-Verfahren.
Das Contagium, das ansteckende Princip, kennen wir nur aus den Wirkungen, stofflich nachweisbar ist es bis jetzt nicht, so weit es nicht nachweislich parasitischer Natur ist; diesem wirksamen Principe schieben wir eine Materie unter, weil wir uns keine Kraft ohne Materie denken k�nnen; deshalb nen�nen wir das unbekannte wirksame Agens �Ansteckungs�materiequot; oder �Ansteckungsstoffquot;; dieser ist aber nicht zu verwechseln mit �Impfstoffquot;, der eben eine thierische Sub�stanz darstellt, an welcher das wirksame Agens haftet.
Die Contagien sind an palpable Stoffe in verschiedenem concentrirten Zustande bald so innig gebunden, dass kein Ent�weichen und Vertheilen in der Luft stattfindet � fixe Conta�gien �, oder sie sind locker gebunden, entweichen best�ndig und nehmen die Luft zum Tr�ger an � fl�chtige Contagien �. Manche Contagien haben eine mehr beschr�nkte oder, wenn man will, eine scheinbare Fl�chtigkeit, sie verfl�chtigen sich mit dem Wasserdunst, d. h. nehmen nicht eigentlich die Luft, sondern die von den thierischen Substanzen entweichenden Was�serd�nste als Vehikel an; so haftet z. B. das Contagium der
*) Tribune v6terinaire. 186G.
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Lungenseuche in den Wasserd�nsten der ausgeathmeten Luft, selbst das fixe Rotz-Contagiura befindet sich in dem verdunste�ten Hautschweiss, wie Impfversuche mit niedergeschlagener Haut�ausd�nstung beweisen.
Die k�nstliche Einverleibung einer geringen, das Conta-gium concentrirt genug enthaltenden Quantit�t thierischer Sub�stanz auf bestimmte K�rpertheile stellt die Impfung dar, die immer den Begriff der quantitativ beschr�nkten und lo�cale n Infection hat. Hierbei kommt alles darauf an, dass das Contagium sicher haftet und die entstehende Krankheit m�g�lichst milde verl�uft.
1. Damit die Infection sicher erfolge, ist zun�chst n�thig, dass wir solche Stoffe w�hlen, welche resorptionsf�hig sind und das Contagium concentrirt genug enthalten, es m�ssen fl�ssige Stoffe und zwar Secrete sein, welche Producte der Krank�heit selbst oder doch damit gemischt sind. Es ist ein Irrthum, wenn man bisher behauptet hat, dass jede, auch die kleinste Quantit�t eines Contagiums zur Infection gen�ge, immer ist dazu eine gewisse Quantit�t und Concentration erforder�lich. Mit einem Vehikel, welches das Contagium in einem gewissen Minimum enth�lt, erreicht man keine Infection, enth�lt dasselbe das Contagium weniger concentrirt, so ist eine gr�ssere Menge erforderlich, und je concentrirter das Contagium endlich in der eingeimpften Fl�ssigkeit enthalten ist, desto sicherer er�folgt die Infection und desto k�rzer pflegt auch die Incubations-periode zu sein.
Die graduelle Verschiedenheit der Empf�nglichkeit beweist schon an sich die Abh�ngigkeit der Infection von bestimmten Quantit�ten, bei gr�s-serer Empf�nglichkeit reichen schon kleinere Quantit�ten aus zur An�steckung; wir haben aber auch directe Beweise.
Ricord {Traite pratique des maladies vineriennes, Bruxe�es 1838, p. 92) fand, dass der Schankereiter, mit Urin etc. gemischt, nur dann seine An-steckungsf ahigkeit behielt, wenn das Vehikel nicht zu sehr verd�nnt wurde.
Viborg (Ueber Kotz, Wurm etc. in dessen Sammlung von Abhandlun�gen. Kopenhagen 1797. 11. Bd. p. 334 u. w.) impfte mit kleinen Quantit�ten Blut von rotzkranken Pferden ohne Erfolg, w�hrend er mit einer grossen Quantit�t inficirte; bei den gr�ssten Quantit�ten war die Incubationsperiode am k�rzesten.
Von einem Schafe, das in einem hohen und gefahrdrohenden Grade an den sogenannten nat�rlichen Pocken, d. h. an einer Eruption �ber den gan�zen K�rper litt, impfte ich mit Speichel, Schleim und Blut aus einer Vene verschiedene Schafe, sie bekamen alle an der Impfstelle eine kleine Pustel,
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die am dritten Tage schon Eiter enthielt und nach sechs Tagen abgeheilt war. Bei der sp�teren Impfung mit Pockenlymphe bekamen alle diese Schafe eine regelm�ssige Pocke � Blut ans einer gespaltenen Pocke in-flcirte zwar, aber weniger sicher, als blutiges Serum oder Lymphe aus der Pocke, und die Incubatiousperiode war unter sonst gleichen Verh�ltnissen gew�hnlich einige Tage l�nger.
Impft man mit gelber S�lze von Thieren, die am Milzbrande gefallen sind, so geht die Incubation selten �ber 24 Stunden hinaus; Impfung mit Blut aus frischem Fleisch gepresst, hat binnen 30 und einigen Stunden, mit zersetztem Blute aus theilweise verfaultem Fleische hat nach 4 � 6 Tagen und sp�ter den Ausbruch des Milzbrandes zur Folge. Es ergiebt sich hier�aus, dass das Coutagium nicht in jeder Verd�nnung und jeder Quantit�t keimf�hig ist, dass mit der Concentration die Keimf�higkeit steigt.
Ferner ist bei dem Einimpfen des fl�ssigen Vehikels auf eine m�glichst schnelle und sichere Resorption desselben Bedacht zu nehmen; blutende und eiternde Wunden sind wenig geeig�net, in beiden F�llen wird der Impfstoff leicht weggeschwemmt; auf der Oberhaut erfolgt die Resorption unvollst�ndig, nament�lich zu langsam, so dass fl�chtige Contagien zum Theil ver�schwunden sind, wenn das Vehikel zur Resorption gelangt; am sichersten bringt man den Impfstoff auf die von der Oberhaut entbl�sste Haut oder Schleimhaut, und noch besser ist es, wenn man ihn unter die Oberhaut treten l�sst, so dass kein Verdun�sten und Verwischen eintreten kann, was besonders dann vor�zuziehen ist, wenn man mit sehr kleinen Quantit�ten impft. Je w�rmer und somit je blutreicher die Hautstelle ist, wo man impft, desto schneller die Resorption, daher ist die Impfung an der Ohrspitze der Schafe unsicher, wenn dieselben sich in einer niederen Temperatur befinden, und Schafe mit d�nnen, fast im�mer kalten Ohren m�ssen deshalb bei niedriger Temperatur an andern Theilen geimpft werden. Durch Reibung der zur Im�pfung gew�hlten Stelle kann man sich den Erfolg- sichern. End�lich bringt man den Impfstoff durch Einspritzucg oder mittelst wollener F�den unter die Haut, was namentlich dann den Vor�zug verdient, wenn man gr�ssere Quantit�ten eines fl�ssigen Vehikels resorbiren lassen will.
2. Einen m�glichst milden Verlauf der Krank�heit zu erzielen, erfordert besondere Sachkenntniss und Um�sicht; der Impfstoff, das Einimpfen und die di�tetischen Verh�ltnisse sind die Dinge, welche hier namentlich in Be�tracht kommen.
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a) Impfstoff.
Qualitative Verschiedenheit. Aus verschiedengra-digen Erkrankungen nach der Impfung hat man auf eine qua�litative Verschiedenheit des Contagiuras geschlossen und darauf die Lehre der Mitigation gest�tzt; die Erfahrung hat jedoch gegen diese hypothetische Theorie gezeugt, so dass man zu dem Ausspruche berechtigt ist, dass eine qualitative Verschiedenheit des Ansteckungsstoffes derselben Krankheit nicht existirt. Es darf jedoch der unbekannte Ansteckungsstoff nicht mit dem bekannten Impfstoffe verwechselt werden, dieser ist das Conta-gium mit seinem Tr�ger, seinem Vehikel. Letzteres kann qua�litativ verschieden sein, durch chemische Zersetzung kann das�selbe auch eine zweite Sch�dlichkeit annehmen, die Infection zugleich eine faulige Intoxication bewirken und so eine compli-cirte ansteckende Krankheit erzeugen, die einen specifischen b�sartigen Charakter hat. Deshalb haben wir in Beziehung auf die Qualit�t nur darauf zu achten, dass der Impfstoff nicht von zerfallenen Theilen, aus fauligen Geschw�ren und von solchen Individuen entnommen wird, bei denen sich ein fauliges Fieber auszubilden im Begriffe ist oder gar schon ausgebildet hat, und dass er bei der Aufbewahrung nicht in Zersetzung gerathen ist.
Pessina's Lehre von 1802 �ber die Mitigation oder (Jultivirung des Pockencontagiums besteht darin, dass man zuerst von der nat�rlichen Pocko impft, dann von der durch erste Impfung erzeugten Pocke weiter impft, von dieser zweiten Impfung wieder weiter und so fort; jede solcher Wei�terimpfung nennt man cine Propagation oder Generation; nach einer gewissen Anzahl solcher Propagationen soll das Contagium seine Crudit�t verloren haben und milder geworden sein, so dass bei den ferneren Impfungen mit einer gewissen Sicherheit auf einen milderen, gefahrlosen Verlauf zu rech�nen sei. Diese Lehre ist sp�ter auch auf andere Impfungen, namentlich auf Riuderpestiinpfung, �bertragen worden.
Diese Mitigations-Doctriu habe ich schon in meiner ersten Auflage auf Grund meiner Erfahrungen bei den Schafpocken bestreiten m�ssen, und die weiteren Erfahrungen sprechen ebenfalls dagegen. Bruekm�ller (Viertel-jahrsschrift, 1864, Bd. 22. S. 100) sagt, dass es bei 50j�hriger Bem�hung nicht gelungen sei, einen eultivirten Schafpocken-Impfstoff hervorzubringen. Die Impfversuche mit Kinderpest in Kussland haben gleichfalls Eesultate gelie�fert, die nicht im Stande sind, das doctrin�re Princip der Mitigation zu ret�ten (conf. meine Rinderpest etc. S. 208�215); die bei den Impfungen oft erzielten g�nstigen Resultate m�ssen andern Factoren zugeschrieben wer�den, bei deren Wegfall die Krankheit in sp�teren Propagationen wieder so verl�uft, wie in der ersten; so z. B. kamen in Russland bei dem geimpften Rindvieh in der 6ten, lOten, 14ten Propagation weder eben so schwere
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Erkrankungen vor, als in der ersten. W�re eine in qualitativer Ver�nde�rung des Contagiums begr�ndete Mitigation gegeben, so m�sste im Voraus mit einer gewissen Sicherheit auf g�nstigeren Erfolg zu rechnen sein, diese Sicherheit, herausgerechnet aus den Propagationen, fehlt g�nzlich, wir k�n�nen im Gegentheil ziemlich sicher auf ung�nstige Erfolge rechnen, wenn die Factoren fehlen, die bekanntermaassen einen g�nstigen Einfluss auf den Verlauf der eingeimpften Krankheit haben. Man ist in der Verfolgung der Prineipienfrage der Mitigation noch weiter gegangen und hat das Conta-gium durch die Organismen anderer, daf�r noch empf�ngliche Thierarten gehen lassen, so das Pockencontagium der Menschen durch die Rinder, das Rinderpestcontagium durch Schafe und Ziegen. Auch liier hat sich gezeigt, dass das Contagium, wenn es bei dieser Excursion nicht untergegangen war, nach derselben eben so stark wirkte, und es also unver�ndert geblie�ben war. Deshalb darf ich auch heute noch immer aussprechen, dass eine qualitative Ver�nderung des Ansteckungsstoffes glcichbedeu-ten ist mit Vernichtung.
Die Quantit�t des Impfstoffes und die Concen�tration des Ansteckungsstoffes im Impfstoffe. Das rechte Maass in dieser Beziehung ist wichtig f�r den Verlauf der k�nstlich erzeugten Krankheit; das Zuviel hat schwerere, das Zuwenig gar keine Erkrankung zur Folge. Je mehr Conta�gium an der impfbaren thierischen Materie haftet, desto wirk�samer ist der Impfstoff; die Intensit�t des Impfstoffes h�ngt lediglich von der Quantit�t des anhaftenden Ansteckungsstoffes ab. Intensit�t und Quantit�t des Impfstoffes bilden den Hauptfactor bei den Impfungen, dies beweisen die Thatsachen, dass zur Infection immer eine gewisse Quantit�t Ansteckungs�stoffes zur Ansteckung erforderlich ist, dass die directen Krank-heitsproduete die kr�ftigsten, wirksamsten Impfstoffe abgeben, dass man durch Verd�nnung des Impfstoffes mit indifferenten Substanzen (Wasser, Glycerin) die Ansteckungsf�higkeit auf�heben kann, dass der Impfstoff bei dem Aufbewahren immer schw�cher wird und um so fr�her seine Ansteckungsf�bigkeit verliert, je fl�chtiger das Contagium und je weniger die Ver�fl�chtigung verhindert ist, dass selbst der m�chtige Rinderpest-Impfstoff durch Trocknen an der Luft unwirksam wird (conf. Gerlach, Rinderpest); dass der Verlauf bei ansteckenden Seu�chen immer schwerer, selbst b�sartig ist, wenn ganze Heerden in St�llen aufgestellt sind, durch vielfache Erkrankungen die Luft stark mit Ansteckungsstoff geschw�ngert wird und so das Contagium nachhaltiger und in gr�sserer Quantit�t aufgenommen wird; dass endlich bei schweren Erkrankungen die Ansteckung
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viel leichter, schneller und sicherer erfolgt, als bei leichten Er�krankungen, gleichg�ltig, ob diese durch Impfung herbeigef�hrt ist oder nicht; dass endlich mit diesen Intensit�tsverh�ltnissen bei der Ansteckung auch die Schwere der erfolgenden Erkran�kungen immer in einer gewissen Beziehung steht.
K�nnten wir bei den Impfungen die rechte Quantit�t ab�messen, d. h. gerade so viel Impfstoff einverleiben, als eben zur Ansteckung erforderlich ist, so w�rden wir die erste Grund�bedingung eines m�glichst milden Verlaufes haben. Eine solche genaue Abmessung ist aber leider nicht m�glich, weil die An�lagen in sehr verschiedenen Graden gegeben sind, und das eine Individuum vielleicht doppelt so viel erfordert, als ein anderes, weshalb denn auch dieselbe Quantit�t bei dem einen Indivi�duum eine leichte, bei einem andern eine sehr schwere Erkran�kung zur Folge hat. Wir k�nnen aber die quantitativen Ver�h�ltnisse ann�hernd regeln, es kommt nur zun�chst darauf an, dass man das Princip anerkennt. Die Impfungen unterscheiden sich ja �berhaupt nur dadurch von jeder zuf�lligen Ansteckung, dass eine gewisse kleine Quantit�t an einer bestimmten Stelle zur Einwirkung kommt.
Nach den bisherigen Erfahrungen muss man immer noch die Regel festhalten, die Krankheitsproducte, die Secrete und Exsudate, welche die Krankheitsprocesse liefern, als Impfstoff zu w�hlen und davon nur kleine Quantit�ten von einem klein�sten bis grossen Tropfen zu nehmen hat.
Bei den Schafpocken gen�gt ein Tr�pfchen Pockenserum in Grosse eines Stecknadelknopfes; aus der Blase einer geimpften Pocke kann das Tr�pfchen grosser sein, als aus dem zelligen Bau der nat�rlichen Pocke; erstere verdient einen Vorzug nur insofern, dass die Abnahme des Impfstof�fes bequemer ist, als aus dem zu spaltenden Pockcnknoten. Wenn man bei den von der sogenannten nat�rlichen Pocke nicht immer g�nstige Erfolge gesehen hat, so liegt das lediglich in der Ausf�hrung; es ist noth-wondig, kleinere Quantit�ten einzuimpfen, eine gleichleitige Ansteckung durch die Ausd�nstung der pockenkranken Schafe zu verh�ten und ein solches Pockenschaf zu w�hlen, bei dem sich keine septischen Erscheinun�gen zeigen. Unter Beachtung dieser Verh�ltnisse hat die Lymphe aus den soliden Pockenknoten den Vorzug, dass sie sicherer wirkt.
Bei der Lungenseuche gen�gt ein Tropfen des Serums aus dem plasti�schen pleuritischen Exsudate oder aus dem j�ngst erkrankten Lungen�gewebe; gleichg�ltig ist es, ob das kranke Kind gestorben oder geschlach�tet ist; die Hauptsache ist, dass die Lymphe frisch entnommen wird, ehe Leichenf�ulniss eintritt, die nach dem Krepiren fr�her eintritt, als nach dem Schlachten; wichtig aber ist es, wie der verstorbene Departements-
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Thierarzt Sticker zuerst hervorgehoben hat, dass die Lymphe nicht aus-gepresst werde, sondern aus gemachten Einschnitten freiwillig abtreufele und in einer Sch�ssel gesammelt werde.
Bei der Kinderpest nimmt man einen Tropfen von den Thr�neu oder dem Nasenausfl�sse. Verd�nnungen des Impfstoffes mit Wasser oder Gly�cerin haben sich bis jetzt nicht bew�hrt; der verd�nnte Impfstoff wirkt entweder gar nicht, oder so wie nicht verd�nnter. Bei der Kinderpest ist eine Abschw�chung des Impfstoffes durch Aufbewahren von Einfluss auf einen milderen Verlauf. (Conf. Gerlach, Rinderpest, S. 207.)
h) Das Einimpfen.
Bei fl�chtigen Contagien erheischt es grosse Vorsicht; alles kommt hier darauf an, dass nicht eine allgemeine Infection von den Lungen aus mit der localen Infection zugleich erfolgt, was theils bei dem Impfen geschieht, indem die Luft von dem Thiere aus, welches den Impfstoff hergiebt, oder von dem Impfstoffe selbst mit Contagium geschw�ngert wird, theils aber auch nach dem Impfen, wenn Impfstoff namentlich in gr�sseren Quanti�t�ten auf eine freie Fl�che gebracht ist, wo immer eine theil-weise Verfl�chtigung vor der Resorption des palpablen Sto�es stattfindet. Stehen viele so geimpfte Thiere in einem Stalle eng beisammen, so ist eine allgemeine Infection schwer zu vermei�den. Die Gefahr wird sehr vermindert, wenn wir kleinere Quan�tit�ten unter die Oberhaut und gr�ssere unter die Haut brin�gen, ganz beseitigt wird aber hierdurch die Gefahr, wenn es die Umst�nde gestatten, die geimpften Thiere zun�chst im Freien zu belassen oder in kleineren Abtheilungen und gr�sseren K�umen unterzubringen.
Bez�glich der Impfstelle muss die Natur der Krankheit ent�scheiden. Krankheiten, die sich an der Impfstelle localisiren, m�ssen in das Gewebe und an den Stellen eingeimpft werden, wo sie sich naturgem�ss entwickeln; exanthematische Krank�heiten werden in die Haut eingeimpft; Kuhpocken am besten am Euter und dessen Umgebung, so weit die Haut zarter ist; Aphthenseuche an den Lippen und dem Euter; Lungenseuche in das Bindegewebe unter der Haut, ohne Durchstechung der Haut haftet diese Impfung unsicher. Ausserdem w�hlt man die Stellen so, dass die Erkrankung an der Impfstelle weniger be�l�stigt und bei ungew�hnlicher Intensit�t nicht gef�hrlich wird; die Rinderpest kann man impfen, wo man will, es entsteht immer die allgemeine Krankheit.
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Bei den Schafpoeken sind die Ohren, ersatzweise die Schw�nze an der unteren kahlen Fl�che die gebr�uchlichsten und geeignetsten Stellen. Mit einer feinen, lancettf�rmig gespitzten Nadel -wird ein kleines Tr�pfchen unter die Oberhaut geschoben. Bei der Lungenseuche ist das Schwanz�ende die bew�hrteste Stelle; mittelst einer gr�sseren lancettf�rmigen Nadel durchsticht man die Haut und l�sst durch Autkanten der Nadel den auf der Fl�che liegenden Tropfen hineingleiten; sicherer in der Wirkung ist, einen getr�nkten wollenen Faden ^4�Hi Zoll lang unter die Haut zu zie�hen: die Sticker'sche Impfnadel kann ich nicht empfehlen. Als Ersatz f�r die Schwanzspitze w�hlt man den lockeren Hautlappcn vor der Brust, hier ist aber die Wirkung viel st�rker und �fter lebensgef�hrlich; will man trotz einer gr�sseren Gefahr eine recht energische Wirkung haben, um die im Aufkeimen schon begriffene Krankheit zu coupiren, so ist diese Stelle zu empfehlen.
c) Die di�tetischen Verh�ltnisse.
Die hohe Wichtigkeit geordneter di�tetischer Verh�ltnisse tritt bei allen Impfungen hervor, am nachdr�cklichsten aber haben sie uns die Pocken demonstrirt; das Nichthervortreten der geimpften Pocken, das Zur�cktreten der in der Entwicke-lung begriffenen, die allgemeine Eruption, die Ausbildung der Aaspocken mit completem Faulfieber, dies Alles sind Erschei�nungen, welche lediglich unangemessene di�tetische Verh�ltnisse verschulden. Die allgemeinen Gesundheitsregeln einerseits und die Natur der Krankheit andererseits geben die speciellen Indi-cationen zu den di�tetischen Anordnungen. Von der Impfung ab muss w�hrend des ganzen Verlaufs der geimpften Krankheit zun�chst alles abgehalten werden, was irgendwie st�rend auf den Organismus einwirken kann; die geimpften Thiere sind schon von der Impfung an im Erkranken begriffen und daher auch empf�nglicher f�r alle widrigen Einfl�sse; geringe St�run�gen bringen nur zu leicht Steigerung, Complication und gr�s-sere Lebensgefahr mit sich. St�rungen der Hautth�tigkeit � Nasswerden, Erk�ltungen etc. � sind unter allen Umst�nden gef�hrlich, ganz besonders aber bei den exanthematischen Krank�heiten. Ein besonderes Augenmerk ist weiter auf den Aufent�haltsort, namentlich auf Reinheit der Luft und entsprechende Temperatur zu richten. Extravaganzen in der Temperatur nach oben und nach unten haben besonders bei den Exanthemen �ble Folgen. Dunstige Stallluft bringt unter allen Umst�nden Verderben; die Ausd�nstung ist bei erkrankten Thieren eine andere, sie wirkt hier immer nachtheiliger auf das darin ath-
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mende Individuum zur�ck, ein b�sartigerer Charakter mit mehr oder weniger Hinneigung zum fauligen Fieber ist die Folge davon � bei den Schafpocken, wo die Hautausd�nstung eine ganz specifische, eigenth�mlich riechende wird, k�nnen wir nach Willk�r in wenigen Tagen die Aaspocken hervorrufen, wenn wir sie in einen engen Raum m�glichst hermetisch einschliessen �; mit der Haut- und Lungenausd�nstung h�uft sich �brigens auch das Contagmm an (bei allen Krankheiten, bei denen die Impfung einen vern�nftigen Zweck haben kann nach unserem heutigen Wissen, entwickelt sich immer ein mehr oder weniger fl�chtiges Contagium), nachtr�gliche allgemeine Infectionen sind daher bei dunstiger Stallluft oft so bedeutend, dass sie der Impfung alle Vortheile entwinden. Aufenthalt der geimpften Thiere im Freien ist bei g�nstiger Jahreszeit das Vortrefflichste; ger�umige und hohe St�lle mit Luftz�gen unter den Decken, die Heerden in kleinen Abtheilungen unterbringen, sind Auskunftsmittel in un�g�nstigsten Jahreszeiten.
Bei den Sehafpocken: Warmhalten der Impflinge bis zum Ausbruche ist das wichtigste Mittel zur regelm�ssigen Eruption; nach derselben liegt der Schwerpunkt in sorgf�ltigster Vermeidung der Anh�ufung von Ausd�n�stungen; frische Luft, eine Temperatur von -f-8�10deg; K., kr�ftige Ern�h�rung und Vermeidung jeder Durchn�ssung und Erk�ltung sind die Grund�bedingungen eines weiteren g�nstigen Verlaufes.
Bei der Aphthenseuehe: weiches resp. fl�ssiges Futter, Ruhe zur Scho�nung der Klauen, sorgf�ltiges Abhalten der N�sse und des Schmutzes von den Klauen.
Bei der Lungenseuche: trockene (Heu- und Stroh-) Di�t, trockene und reine St�lle, Troekenhaltung des geimpften Schwanzes; Vermeidung der Beunruhigung durch Fliegen im Sommer mittelst Verdunkelung des Stalles.
Bei der Einderpest: trockene St�lle, reine Luft, strenge Di�t, nur schleimiges und fl�ssiges Futter.
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lt. Abnorme Anlagen, Pr�dlsposifion.
Die abnormen Anlagen lassen sich r�cksichtlich der Vor�bauung in drei Gruppen bringen:
1. Geschw�chte Leistungsf�higkeit einzelner Organe und Systeme, ohne dass solche schon als Krankheit aufzufassen sind. Jede Organfunction kann in einer gewissen Breite Schwankun�gen erleiden, ohne dass dadurch auff�llige St�rungen im Ge-sammtorganismus � wirkliche Krankheiten � bedingt werden;
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Abnorme Anlagen, Pr�disposition.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 221
die Breite dieser Schwankungen ist nat�rlich nach der Digni-t�t der Organe verschieden, je edler, desto geringer sind die Schwankungen innerhalb der Grenzen der relativen Gesundheit. Mit jeder verminderten Leistungsf�higkeit eines Organs ist auch ein vermindertes Widerstandsverm�gen, eine gr�ssere Verletzbar�keit �berhaupt, ganz besonders aber f�r gewisse Einfl�sse pr�cxisti-rend gegeben. Das beste �usgleichungsmittel solcher Pr�dis�positionen ist die physiologische Uebung. Th�tigkeit, Func-tions�bung st�rkt das Organ; kein Organ darf indeslaquo; auf Kosten eines anderen gesteigert werden, dadurch wird die Harmonie wie�der gest�rt; die physiosophische Uebung hat aber, wie Virchoiu treffend hervorgehoben hat, gerade den Effect, keinen Theil im Gegensatz von einem anderen und auf Kosten eines anderen, sondern alle zu st�rken und die Beziehungen auf einander zu f�rdern. Entsprechende Organmittel finden deshalb seltener eine zweckm�ssige Anwendung und dann doch immer nur in Verbindung mit der physiologischen Uebung.
2. Der Krankheitskeim. Specifische Sch�dlichkeiten, die nach l�ngerer Einwirkung bestimmte Krankheiten zur Folge haben, wirken schon vom ersten Augenblicke ab alterirend auf den Organismus ein, schon die ersten Einwirkungen haben Folgen, die zwar unbemerkbar bleiben, sich aber bei fortdauernden oder immer wiederholenden Einwirkungen summiren, bis end�lich der offenbare Ausbruch der Krankheit erfolgt. Diese un�bemerkbaren abnormen Zust�nde sind, streng genommen, die Krankheit selbst in einem Minimum, der Krankheitskeim; den�noch aber m�ssen wir diesen Zustand als Anlage, aber als abnorme, als eine Dia these auffassen, weil er eben unbe-merkbar und der offenbare Ausbruch der Krankheit keine nothwendige Folge ist; der Keim kann aufh�ren, sich fort�zuentwickeln, und kann auch durch andere Sch�dlichkeiten, die in gar keiner direkten Beziehung zu der Krankheit stehen, die eben nur st�rend auf den Organismus einwirken, unerwar�tet schnell bis zur completen Krankheit bef�rdert werden. Solche occulte abnorme Zust�nde sind .mitunter sogar schon angeerbt. Die Indicationen zur Vorbauung entnehmen wir hier von den schon vorgekommenen Erkrankungen, sie sind iden�tisch mit den Heil-Indicationen der entwickelten Krankheit; Mittel und Methoden, welche eine ausgebildete Krankheit be�k�mpfen, beseitigen den Keim derselben noch viel leichter;
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selbst unsichere Heilmittel k�nnen hier noch sichere Vorbau�ungsmittel sein.
Wenn die Knochenbr�chigkelt oder der Milzbrand z.B. herrscht, dann liefern schon die ersten Erkvankungsf�lle den Beweis, dass die Individuen und Heerden, welche unter gleichen di�tetischen Verh�ltnissen leben, den Keim d. h. ein gewisses Minimum der herrschenden Krankheit in sich tra�gen. Beide Krankheiten sind schwer heilbar, die heilsamen Mittel aber, durch die nur selten und unter gewissen Umst�nden Heilung erzielt wird, sind sichere Yorbauungsmittel.
3. Ausgebildete Krankheiten beg�nstigen das Zustandekom�men einer zweiten unter gewissen �usseren Einfl�ssen. Bei gegebenen allgemeinen Sch�dlichkeiten giebt es immer gewisse Leiden, selbst ganze Krankheitsgruppen, die ein f�rderndes urs�chliches Moment abgeben, namentlich sind alle Krankheits-zust�nde, alle St�rungen in solchen Organen, zu denen die ge�gebenen �usseren Sch�dlichkeiten in besonderer Beziehung ste�hen, gewichtige Pr�dispositionen; Verdauungsst�rungen z. B. sind specielle Dispositionen den Sch�dlichkeiten gegen�ber, die specifische Krankheiten der Verdauungsorgane erzeugen. Die Indicationen zur Vorbauung liegen hier auf der Hand; ich will nur noch hervorheben, dass man bei der Behandlung der pr�-disponirenden Krankheit in sofern vorsichtig sein muss, dass nicht neue medicinische St�rungen erzeugt werden. Grosse Dosen drastischer Abf�hrmittel k�nnen z. B. eine gr�s-sere Pr�disposition zu Durchf�llen, Ruhr, Darmentz�ndung be�dingen, als die gastrischen St�rungen, gegen welche sie zur Anwendung gekommen sind.
2. Vorbauung gegen �ussere Sch�dlichkeiten.
Alles, was die Gesundheit erfahrungsm�ssig unbedingt oder bedingungsweise st�ren kann, alles, was uns die Aetiolcgie an Sch�dlichkeiten aufz�hlt, dies alles kann Gegenstand der Vorbauung werden. Die Beseitigung derjenigen Sch�dlich�keiten, welche den hinl�nglichen Grund des Entstehens und Fortbestehens einer Krankheit ausmachen, ist die directe, die radicale Vorbauung. Zu einer solchen directen Vor�bauung ist es aber vor allen Dingen notbwendig, dass wir auch diejenigen Sch�dlichkeiten kennen, welche die vorzu�bauende Krankheit erzeugen, und dass wir ferner Mittel und Wege haben, ihnen beizukommen. Leider aber sind die Sch�d-
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lichkeiten oft unbekannt, und wo wir sie kennen, sehr oft wie�der unerreichbar, und wenn sie endlich wirklich erreichbar sind, dann treten wieder Zweifel, Fahrl�ssigkeiten, namentlich aber �konomische Interessen hemmend in den Weg. Deshalb bleibt die directe Vorbauung in der Thierheilkunde in den meisten F�llen ein frommer Wunsch.
Die hier besonders in Betracht kommenden Sch�dlichkeiten sind die Ansteckungsstoffe und die specifischen Ursachen.
4. Die Ansteckiiiigsstoffe.
Sie entwickeln sich im Verlaufe gewisser Krankheiten, haben die F�higkeit ausserhalb des K�rpers an gewissen Din�gen zu haften, l�ngere oder k�rzere Zeit wirksam zu bleiben, und sind im Stande bei anderen Individuen dieselbe Krankheit wieder zu erzeugen; sie sind deshalb in allen F�llen im Stande, die Krankheiten zu verbreiten und zu unterhalten, sie r�um�lich und zeitlich zu conserviren, deshalb auch so recht eigent�lich Gegenstand der directen Vorbauung.
Es giebt Krankheiten, von denen der Ansteckungsstoff die alleinige Ursache ist, es sind dies die sogenannten Contagionen, die durch eine directe Vorbauung vertilgbar sind. Ob es absolute Contagionen giebt, d. h. solche Krankheiten, welche in der Jetztzeit bei keiner Thiergattung und an keinem Orte des Erdballes genuin entstehen, die sich seit Jahrhunder�ten rein auf dem Wege der Ansteckung forterhalten haben, ob es solche Contagionen giebt, auf diese Frage gehe ich hier wei�ter nicht ein, weil sie nicht eher zu beantworten ist, bis wir das ansteckende Princip selbst seinem Wesen nach kennen gelernt haben; ich will nur hier hervorheben, dass Conta�gionen im relativen Sinne, sowohl r�cksichtlich des geographischen R�umens, als auch der Thiergat-tungen nicht bestritten werden k�nnen. Die R�ume, in denen eine genuine Entwickelung entschieden nicht vor�kommt, k�nnen gross und klein sein, sie k�nnen sich auf kleine Districte oder grosse L�nder erstrecken, das �ndert an der Sache nichts; immer bleibt in den betreffenden R�umlich�keiten die Abhaltung resp. Tilgung des Ansteckungsstoffes das alleinige directe Schutzmittel. R�cksichtlich der Thiergattungen i kann eine ausschliessliche Entstehung durch Ansteckung noch viel weniger bestritten werden; wenn man eine genuine
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Erkrankung des Rotzes beim Pferdegeschlechte noch nicht f�r Jedermann gen�gend widerlegen kann, so ist es doch jetzt eine allgemein anerkannte Sache, dass die Rotzkrankheit bei anderen Thiergattungen nur durch Ansteckung entsteht; ganz ebenso kann bis jetzt nur von genuiner Entwickelung der Wuth-krankheit bei Hunden, des Milzbrandes bei Pflanzenfressern die Rede sein, und nach meinen Erfahrungen halte ich mich zu der vorl�ufigen Hypothese berechtigt, dass eine etwaige genuine Entwickelung der contagi�sen Aphthenseuche auf Schweine zu beschr�nken sei.
Die Doctrin der genuinen Eutwickeluugen specifischer, ansteckender Krankheiten hat in neuerer Zeit an Terrain verloren. Eine erhebliche Einschr�nkung erfuhr sie durch den Untergang der Lehre von der Gene�ratio aequivoca. Wer kann z. B. heute noch von genuin entstandener R�ude sprechen. Die genuine Entwickelung ist hierdurch um so betr�cht�licher ersch�ttert worden, als man mehrfach schon pflanzliche und thie-rische Parasiten als ansteckendes Agens kennen gelernt hat, und als man immer mehr geneigt ist, auch den unbekannten Contagien eine parasitische Natur zuzuschreiben. Es ist allerdings richtig, dass auch selbst in dem Falle eine genuine Entwickelung denkbar bleibt, wenn das Contagium in irgend einem Parasiten erkannt worden ist. Es kommt dann immer wie�der auf die Frage au, ob der Parasit sich nur an und in dieser oder jener Thiergattung erhalten und vermehren, oder ob er auch in der Aussenwelt leben kann. Von den Pflanzenparasiten sind wir jetzt durch Hallier � die pflanzlichen Parasiten des menschliehen K�rpers, Leipzig 1866 � auf den Punkt angekommen, dass alle bis jetzt bekannt gewordenen Pilze, die bei den Menschen und unseren Hausthiercn Krankheiten verursachen, nur Ve�getationsformen (Vegetationsreihen) von dem gemeinen, �berall verbrei�teten Schimmelpilze, Penicillum glaueum sind; alle diese Krankheiten m�s�sen demnach auch �berall ohne Ansteckung entstehen k�nnen, weil Pei�-cillum glaueum ein Kosmopolit ist, der �berall in der Aussenwelt an todten organischen K�rpern vorkommen und die betreffenden Keime zur Entwicke�lung zu irgend einer Vegetationsform in Menscher, und Thiercn liefern kann. Die verschiedenen Flechten, der Kopfgrind, nach Einigen selbst Cho�lera und Milzbrand fallen in die Hallier'sche Vegetationsreihe des gemeinen Schimmels, sie m�ssen also auch �berall genuin entstehen k�nnen. Hier�gegen streitet bis jetzt noch jede Erfahrung. In j�ngster Zeit hat Hallier vorl�ufig angek�ndigt, dass er mit Dr. Z�rn in der Schaf- und Kuhpockenlymphe Micrococus - Zellen gefunden habe � Virchoio's Archiv, 1868. Bd. 42. S.309.
Di'e Vorbauung hat das Contagium zu verfolgen in den erkrankten Individuen, wo es erzeugt wird, in den gesunden Individuen, auf die es bereits �bergetragen ist, und an leb�losen Dingen, den inficirten Gegenst�nden.
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1. Die Behandlung der inficirten aber noch gesunden Individuen.
Diese Vorbauung kommt gew�hnlich nur in Betracht bei sehr lebensgetahrlichen und absolut t�dtiichen Krankheiten, wie z. B. bei dem Milzbrande, der Kotzkrankheit und vor allen bei der Wuthkrankheit, bei welcher diese Vorbauung immer ein Rettungsmittel ist, welches nicht unversucht bleiben darf. Die fl�chtigen Contagien sind hier unserer Einwirkung g�nzlich entzogen, die Resorption in den Lungen ist nicht zu hintertreiben, und das einmal aufgenommene fl�chtige Conta-gium ist bis jetzt durch kein Mittel unwirksam zu machen. Die fixen, zu denen die erw�hnten Krankheiten geh�ren, sind es allein, auf welche die Vorbauung in solchen F�llen noch einen Angriff machen kann, der fr�hzeitig von sicherem, sp�terhin aber von sehr unsicherem Erfolge ist, und der darin besteht: die Resorption zu hintertreiben und bei pr�-sumtiv erfolgter Resorption das Contagium abzu�leiten.
Die erste wichtige Aufgabe ist, die Resorption zu verh�ten. Hat eine Ber�hrung mit dem Anetackungsstoffe noch nicht statt�gefunden, steht sie aber an bestimmten K�rpertheilen in Aussicht, so m�ssen nat�rlich im voraus solche Mittel angewendet wer�den, welche die Resorption verhindern, dahin geh�ren: K�lte, Adstring�ntien und Fette; bei etwaiger Verletzung der Ober�haut ist eine Collodiumdecke vortrefflich. An unverletzten kal�ten und einge�lten, oder an gegerbten und einge�lten H�n�den haftet kein Ansteckungsstoff. � Hat bereits eine Ber�hrung stattgefunden, so sucht man das Contagium sofort zu entfernen durch Abwaschen, durch unterhaltene Blutung, durch Ausschnei�den der Wunde, oder es ist an Ort und Stelle zu zerst��ren durch Desinfectionsmittel, denen man eine besondere zer�setzende Kraft auf alle Contagien zuschreibt � Chlorkalk, Chlor�wasser, Lauge, Phenyls�ure etc. �, oder durch die m�chtig�sten therapeutischen Agentien, die das Gewebe zerst�ren, wel�ches mit dem Contagium in Ber�hrung gekommen und des�halb mehr oder weniger von demselben durchdrungen ist � Aetzmittel, namentlich Chlormittel, besonders Chlorzink und Gl�heisen. Reizmittel sind hier gef�hrlich, sie sind contra-indicirt, weil sie auf das Contagium selbst nicht zersetzend einwirken, wohl aber eine oberfl�chliche Entz�ndung hervor�rufen und die Resorption bef�rdern. K�lte unterdr�ckt die
G eriach A�g. Theraine. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15
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Resorption, daher findet sie ihre Anwendung so lange, bis die Zerst�rungsmittel herbeigeschafft sind. Bei allen diesen Dingen ist aber kein S�umen � es handelt sich oft um Minuten.
Es kann nicht mehr bezweifelt werden, dass resorbirbare, d. h. fl�ssige oder doch an Ort und Stelle l�sliche Substanzen resorbirt werden, dass diese Resorption in und unter der Haut im Augenblicke der Ber�hrung beginnt: wir sehen, dass sehr wirksame Substanzen � die Pflanzenalka-loide z. B. das Veratrin, Afropin etc. � unter die Haut gebracht, schon in einigen Minuten ihre allgemeine Wirkung entfalten. Menault's Versuche �ber die Schnelligkeit der Resorption des Rotz- und Schafpocken-Conta-giums � Recu� de mideeive vetcr. pratique. Tom. VI 1819. � sprechen daf�r, dass auch Contagien schnell weiter gef�rdert werden. 13 gesunden Pferden wurde auf 2 � 3 vorher von der Oberhaut entbl�ssten Hautstellen Rotzmaterie gestrichen. Bei zwei Pferden wurden die Impfstellen nach 9tgt; Stunden herausgeschnitten und tief gebrannt; sie wurden beide angesteckt und verendeten am 8ten und 12ten Tage nach der Impfung am acuten Rotze. Bei den �brigen 11 Pferden wurden die Impfstellen 40, 24, 10, 8, 6, 5, 4, 3, 2, 1 Stunde nach der Impfung cauterisirt; sie starben s�mmtlich 6�10 Tage nach der Impfung am Rotze. Eigentl�iinlich ist, dass alle Pferde an acutem Rotz starben. 22Hammel wurden durch einen Impfstich am Schw�nze oder an der inneren Schenkclfl�che mit frischer Pocken�lymphe geimpft und zu verschiedenen Zeiten, von 11 Stunden anfangend und bis auf 5 Minuten nach der Impfung zur�ckgehend, an der Impfstelle gebrannt. Bei allen war die Absorption erfolgt; unter den Brandschorfen hatten sich wirkliche Pockenpusteln gebildet, was dadurch nachgewiesen wurde, dass man mit der erhaltenen Lymphe auf anderen Schafen Pocken erzeugen konnte und dass bei keinem dieser 22 Hammel eine wiederholte Impfung haftete.
Dass die Schnelligkeit der Resorption nicht gleich ist unter verschie�denen Umst�nden, versteht sieh von selbst. Bei unverletzter Haut und Oberhaut ist die Resorption langsam und unvollst�ndig: sie sinkt bei der Ber�hrung auf nicht zu grossen Fl�chen auf Null zur�ck, wenn die Haut kalt, an�misch, collabirt ist; sie wird beschleunigt und bis zum Gefahr bringenden Grade gef�rdert bei turgescirender Haut; je feiner und zarter die Oberhaut, desto sicherer und schneller die Resorption. Bei Hautver-letzimgcn ist die Resorption am sichersten und kann, wie obige Versuche gezeigt haben, in sehr kurzer Zeit bis zum infectionsf�higen Grade erfolgt sein; die Tiefe der Wunden kommt hierbei weiter nicht in Betracht als die dadurch bedingte gr�ssere Wundfl�che, in oberfl�chlichen Hautwunden ist sogar die Resorption noch schneller und sicherer, weil die Oberfl�che der Cutis am reichsten an Haargef�ssen ist und die geringere Blutung das Con-tagium nicht so leicht wegschwemmt.
Trotz alledem bleibt es bei den fixen Contagien doch immer noch eine zu erledigende Frage, ob das Contagiuin seine Incubation am Orte der Eindringling durchmacht oder nicht, und wie lange man dasselbe an der Steile der Einwirkung unsch�dlich machen kann. Es ist wohl denkbar-. dass das Contagium mit den ber�hrten Geweben eine Art Verbindung ein-
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geht und sich hier vermehrt, sei es auf chemischen; oder organischem Wege, und so von der Impfstelle aus fort und fort inficirend auf das Blut wirkt; dies gewinnt sogar an Wahrscheinlichkeit dadurch, dass die Hauptwirkung local bleibt, wie dies von dem Lungenseuchen-Contagium namentlich an�genommen werden muss, denn wir sehen den Krankheitsprocess, die spe-eifische, toxische Entz�ndung, nach der Impfung nur an der Impfstelle resp, deren N�he und niemals in den Lungen, nach der Aufnahme des Conta-giums in den Lungen immer nur hier, wo sie sich nie weiter, als bis auf die ser�se Brusthaut verbreitet. Die bekannte Thatsacho, dass selbst bei allgemeiner Erkrankung sich an der Impfstelle, der Stelle der localen Einwirkung des fixen Contagiums eine besondere locale Wirkung bemerk�bar macht, ist kaum anders erkl�rbar, als durch directe locale Einwirkung des Iinprt�toffes auf das Gewebe. Die Renmdt'aehen Versuche widerlegen diese bleibende locale Wirkung keineswegs, sie beweisen nur, dass das Contagium ziemlich schnell tiefer in das Gewebe eindringen kann; wir haben von der Kotzkrankheit auch Thatsachen, die f�r eine l�ngere rein locale Wirkung des Contagiums zeugen; mir selbst ist es gelungen, durch Exstirpation der ersten Wurmbeulen an der Stelle der Kotzimpfung, und Aetzung des umgebenden Gewebes die beginnende Wurmkrankheit zu coupiren. Aus allem ergiebt sich, dass es immer noch eine rationelle und drin�gende Indication bleibt, namentlich bei den contagi�sen Krankheiten mit langer Incubation und specidl bei der Wuthkrankheit, die Infectionsstelle sofort zu reinigen und zu �tzen. Obwohl Beispiele bekannt sind, dass der�gleichen Behandlung vergeblich gewesen und trotzdem Erkrankung erfolgt ist, so beweist dies nicht, dass das Verfahren irrationell ist, die Behandlung kann ungen�gend gewesen, das Contagium in den lockeren Weichgebilden tiefer eingedrungen sein, als das Aetzmittel; es kann noch eine andere Infectionsstelle unbekannt und unbehandelt geblieben sein etc.
Eine andere allerdings nur hypothetische aber immer noch herechtigte Indication bei langer Incubation, namentlich bei der Wuthkrankheit ist, in der Infectionswunde eine l�nger fortdau�ernde Eiterquelle anzulegen, die den Zweck der Ausscheidung des etwa noch vorhandenen Contagiums hat. Wir wissen, dass auf normalen, noch mehr aber auf solchen k�nstlich etablirten Ausscheidungswegen heterogene Stoffe, Gifte etc. ausgeschieden werden k�nnen; gewichtiger scheint mir aber f�r diese Eite-terung der Umstand zu sein, dass, wie bereits erw�hnt, das fixe Contagium immer eine besondere locale Wirkung beh�lt und diese wohl in einer localen Einwirkuqg, Festlagerung, Verbin�dung mit dem Gewebe etc. beruht. Durch Arzneimittel behufs directer Zerst�rung des Contagiums legen wir zugleich den Grund zur nachfolgenden Eiterung, die wir durch Einbringung eines fremden K�rpers, oder durch wiederholte Aetzung zu unterhalten suchen. Bei Menschen, die von tollen Hunden
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228nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunstliiilfe.
gebissen, hat eine l�ngere Eiterung der Bisswunde immer noch ein Fundament in der Erfahrung; wenn es auch richtig ist, dass viele gebissene Menschen und Thiere auch ohne Behand�lung der Wunde gesund bleiben, und man die g�nstigen Erfolge nicht als directe Beweise f�r die sch�tzende Wirkung ansehen kann, so darf man sie bei der Lebensfrage doch nicht ignoriren.
2. Die Sperrmaassregeln.
Kranke und der ansteckenden Krankheit verd�chtige Indivi�duen m�ssen von allen empf�nglichen Individuen so lange getrennt gehalten werden, als sie eben Quelle und Tr�ger des Contagiums sind oder sein k�nnen. Die Ansteckungsgefahr ist, mit Ausnahme der Lungenseuche, vor dem Krankheitsausbruche, d. h. vor den ersten Krankheitssymptomen nicht vorhanden, dennoch aber m�ssen die der Ansteckung verd�chtigen abgesperrt werden, weil sie eben das Contagium in sich tragen und die Ansteckungs�f�higkeit jeden Augenblick eintreten kann. Bei der Lungen�seuche besteht ein occultes Krankheitsstadiuni, in welchem die Ansteckungsf�higkeit schon besteht, und deshalb ist eben diese Krankheit in ihrem Fortschreiten so schwer zu hemmen. Mit den Krankheitsprocessen, also mit der eigentlichen Krankheit ist aber das Contagium noch nicht abgethan, bei mehreren Krankheiten ist das Contagium gerade in dem Reconvalescenz-stadium am meisten angeh�uft, und die Ansteckungsf�higkeit am gr�ssten, so namentlich bei dem acuten Hautexanthem, spe-ciell den Schafpocken, und bei der Lungenseuche. So lange noch ein Pockenschorf, oder bei der Lungenseuche noch Exsu�dat in dem Lungengewebe vorhanden ist, so lange sind die Genesenen auch noch ansteckungsf�hig; durchgeseuchte Rinder k�nnen noch Monate lang nach der Genesung von der Lungen�seuche anstecken. Die Absperrung muss sich daher immer mehr oder weniger lange Zeit �ber die Krankheit resp. Seuche hinaus erstrecken.
Zugleich ist bei der Absperrung Bedacht auf mittelbare Uebertragung zu nehmen und alles mit abzusperren, was Contagium an und in sich tragen kann. Durch Absperrung suchen wir Zeit zum Tilgen des Contagiums zu gewinnen, wir sperren daher ab, bis die Kranken beseitigt oder vom Contagium befreit sind, wir sperren ab, bis gr�ndliche Desinfection erfolgt ist; wo wir nicht k�nstlich desinficiren k�nnen, dies vielmehr
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dem Zahne der Zeit �berlassen m�ssen, da dauert nat�rlich die Absperrung l�nger. Die Absperrungen haben immer etwas L�stiges und heute mehr als fr�her, sie m�ssen deshalb auch auf das �usserste Maass der Notwendigkeit beschr�nkt werden. Bisher ist ein allgemeiner Fehlgriff gewesen, dass man die Ab�sperrung zu extensiv eingef�hrt, zu schlaff gehandhabt und zu fr�h aufgehoben hat. In fast allen Seuchen-Verordnun�gen ist die Absperrung r�cksichtlich der Gegen�st�nde und der R�umlichkeit extensiver vorgeschrie�ben, als zur Sicherheit erforderlich ist, w�hrend sie selten bis zur g�nzlichen Tilgung des Contagiums fortbesteht. Bei keiner Krankheit tritt dieser Fehler mehr in den Vorder�grund und ist von so schlimmen Folgen gewesen, als bei der Lungenseuche. Das Speciellere geh�rt in die Veterin�rpolizei.
3. Das Schlachten und T�dten der Verd�chtigen und Kranken.
Der Ansteckung verd�chtig sind alle solche Individuen, welche mit den Kranken in mittelbare und unmittelbare Ber�hrung getreten sind; je grosser die Gemeingefahr der Krankheit, desto mehr wird der Verdacht ausgedehnt. Sind dilaquo; verd�chtigen Thiere Schlachtthiere, sind sie sonst noch gesund und ist die Krankheit nicht auf den Menschen �bertragbar, hat die Erfahrung �ber die Unsch�dlichkeit des Fleischgenusses selbst von den kranken Thieren belehrt, so ist das Schlachten angezeigt und um so mehr, je grosser der Fleischwerth der Verd�chtigen und zugleich die Gemeingefahr der Krankheit ist. Bei der Lungenseuche kann durch Schlachten die Seuche abge�k�rzt und beim Schlachtvieh zugleich gegen Verluste durch be�reits erfolgte Ansteckung vorgebaut werden. Bei der Rinder�pest kann viel gerettet werden, wenn man statt des T�dtens das Schlachten der Verd�chtigen eintreten l�sst. Das T�dten und Verscharren der Erkrankten ist angezeigt, wenn die Krank�heit absolut unheilbar und nicht allein f�r andere Thiere, son�dern auch sogar f�r den Menschen Gefahr bringend ist � Rotz-und Tollkrankheit �, ferner wenn die Krankheit zwar nicht absolut aber doch gew�hnlich t�dtlich und zugleicb sehr ge�meingef�hrlich ist, wenn die Krankheit noch keine grosse Aus�breitung erlangt hat, wenn durch Abk�rzung der kostspieligen und st�renden Sperrmaassregeln mehr gewonnen wird, als das T�dten Schaden bringt, und haupts�chlich, wenn mit den Indi-
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viduen auch das Contagium sicher vertilgt wird � Rinderpest. In diesem Falle, wo es sich um schnelle und sichere Tilgung einer auftauchenden Contagion handelt, w�rde namentlich der Zweck verfehlt sein, wenn das Todesurtheil nicht zugleich auch auf die inficirten, ja selbst auf die m�glicher Weise inficirten Individuen ausgedehnt w�rde.
Das T�dten zur Beseitigung jeder Gefahr f�r Eigenthum und Gesundheit des Menschen ist eine Staatsmaassregel. Als Privatmaassregel kann sie ebenfalls vorkommen, wenn dadurch f�r den Besitzer mehr zu gewinnen ist, als durch das unsichere Absperren � bei auftauchender Lungenseuche z. B., bei sehr verd�chtiger Druse, wo das weitere Abwarten oft kostspielig wird und immer mit einiser Gefahr verbunden ist. Kann ein Thier geschlachtet werden, so ist die Indication dazu gegeben, wenn nur einige Aussicht, nur die M�glichkeit gegeben ist, eine beginnende Seuche zu coupiren.
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4. Die Dosinfection.
Principiell m�ssen alle Abf�lle, alle Se- und Excrete � Schleim, Schweiss, Harn, Mist �, alle Cadavertheile von Kran�ken, ferner alle por�sen K�rper mit Absorptionsf�higkeit � die trockenen Futterstoffe unserer Pflanzenfresser, Streu, Stallmist, Erdschichten und por�ses Holz, Woll- und Pelzstoffe u. dgl. Gegenst�nde �, so weit sie dem Ansteckungsstoffe zug�nglich gewesen sind, als inficirt d. h. als Tr�ger des Ansteckungsstoffes betrachtet und behandelt werden, die eine indirecte Ansteckung vermitteln k�nnen. Diese Tr�ger sind stabiler Natur � St�lle, Geh�fte, Weiden etc. � und bedingen quot;Verschleppung in der Zeit, d. h. Wiederkehr und selbst Stabilwerden der Seuche, also Seu-chenheerde; oder sie sind mobil, streuen die Krankheiten im Eaume aus und sind bei dem lebhafteren Handels- und volks-wirthschaftlichen Verkehre oft Ursche der Seuchenverbreitung in grossen Spr�ngen. Die Viehwagen auf der Eisenbahn sind namentlich von grosser Bedeutung geworden bei der Vorbauung gegen ansteckende Krankheiten.
Die fl�chtigen Contagien dringen mit der Luft �berall ein, #9632;wo sie mit absorptionsfahigen K�rpern in Ber�hrung kommen, sie inficiren ihre Umgebung mehr, als die fixen, die nur mit der palpabelen Materie haften und oberfl�chlich eindringen, des�halb muss auch die Desinfection bei fl�chtigen Contagien viel
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umfangreicher und nachdr�cklicher durchgef�hrt werden. Die Desinfectionsn�ttel sind Anticontagia und nur in den F�llen identisch mit ,.Antisepticaquot;, wenn die Contagien Producte der Sepsis sind, oder doch in der Zersetzung die Bedingung ihrer Conservation resp. Vermehrung und Verbreitung finden.
Es hat sich riieksichtlich der Desinfection der Gebrauch eingeschlichen, alle Mittel, welche iibelen Greruch fortnehmen und soquot; die Luft verbessern, und welche F�idniss inhibiren, als Dcsinfectionsmittel zu bezeichnen. Hier�gegen w�re an sich nichts einzuwenden, und in sofern durch F�ulnissstoffe auch speeifische Krankheiten erzeugt, in diesem Sinne also auch Infectioneu bewirkt werden k�nnen, hat diese Bezeichnung auch eine gewisse Berech�tigung. Sie hat aber leider zu einem Missverst�ndnisse gef�hrt, n�mlich zur Beurtheilung der desinficirenden Kraft der Mittel nach der Beseitigung der F�ulnissproducte, der Stinkstoffe. So ist namentlich das Chlor in einen nicht verdienten Misscredit gekommen. G�hrungen, F�ulnisse sind nach neueren Untersuchungen besonders von Pasteur gr�ssten Theils, wenn nicht alle, Folgen von Pilzbildungen; sieht man nun in den Contagien �berall pflanzliche Organismen, so f�hrt die Consequenz auch dahin, in der F�id�niss eine Art der Vermehrung des Contagimns zu sehen, und in der Unter�dr�ckung der F�ulniss auch eine Entziehung der Lebensbedingungen der Pilze zu finden. Bei der Cholera hat man Pilze, eine Keimmasse � Zoo-yaea Temw � im Dannschleime gefunden, aus deren K�rnchen sich Glie�derketten bilden (Halb, pathologisch-anatomische Studien �ber das Wesen der Cholera. Wien 18�7), die man f�r das ansteckende Agens h�lt und von denen man auf Grund verschiedener Beobachtungen annimmt, ilass diese Cholerapilze in der �usseren Natur Bedingungen finden, unter denen sie sich weiter entwickeln, und diese Bedingungen sind nach Peftenkofer in der F�ulniss der Faeces und in der Durchfeuchtung des Bodens gegeben. Bei den Hausthieren wird vom Milzbrande mehrfach angenommen, dass die im Blute gefundenen Bacterien das Milzbrandgift, Milzbrandcontagium, die Milzbrandorganismen seien, die ebenfalls in der Aussenwelt vorkommen und die sich auch bei der F�ulniss des Blutes vermehren sollen. Wir wol�len von diesen beiden Krankheiten nur erw�hnen, dass bis jetzt noch alles Hypothese ist, dass man die Beziehungen der Pilze in den Faeces zur Krank�heit noch nicht kennt; dass aber vor allen Dingen die Bacterien, von denen es �brigens noch gar nicht feststeht, ob sie zu dem Thierreiche (Vibrionen) oder Pflanzenreiche (Pilzen) geh�ren, nicht bloss beim Milzbrande vorkom�men, dass sie im faulenden Blute fast nie fehlen, dass das frische, w�hrend des Lebens beim Milzbrande abgenommene Blut noch keine Bacterien zeigt und doch ansteckt, ja sogar grosse Ansteckungsf�higkeit besitzt, dass um�gekehrt das Milzbrandblut nach einigen Tagen an Infectionskraft verloren hat, wenn es gerade recht stark mit Bacterien versehen ist. Wenn man nun auch diesen Thatsachen gegen�ber noch einen Ausweg in den verschie�denen Vegetationsformen finden und sagen kann, dass die sichtbaren Bac�terien kein Contagium mehr sind, dass vielmehr nur eine Vorstufe, eine unsichtbare Vegetationsform, die krankmachende Eigenschaft, die an�steckende Kraft habe, so darf man doch darauf noch nicht weiter bauen f�r die
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Praxis. Sehen wir aber von diesen beiden Krankheiten ab, so kann doch Nie�mand bis jetzt Thatsachen daf�r beibringen, dass die verschiedenen anstecken�den Thierkrankheiten mit einer Sepsis, dass die Contaglen mit Zersetzungen, mit Zersetzungsproducten, mit Stinkstoff irgendwie in Beziehung und Ab�h�ngigkeit stehen, im Gegentheil alle Contagien der Thierkrankheiten ohne Ausnahme, auch der Milzbrand nicht ausgenommen, gehen in der Zersetzung in der F�ulniss unter. Wir m�ssen deshalb nothwendig die Anticonta-yia noch von den Antisepticis trennen.
Die bew�hrten und praktisch brauchbarsten Desinfections-mittel in unserem beschr�nkten Sinne, d. h. die Mittel, welche das Contagium direct vernichten, sind:
1.nbsp; nbsp;Die Luft. Sie ist ein m�chtiges Tilgungsmittel f�r alle Ansteckungsstoffe; kein fl�chtiges Contagium, selbst nicht das fl�chtigste, das der Einderpest, kann miasmatisch wer�den, d. h. in der Luft wirksam bleiben und in grossen Ent�fernungen noch Krankheiten erzeugen; hierin liegt noch ein wesentliches Hinderniss, Miasmen f�r weither kommende Con�taglen zu halten; gleichg�ltig ob das Contagium zun�chst durch Verd�nnung seine Wirkung verliert, wie es wahrscheinlich ist, oder ob es direct von der Luft zerst�rt wird; kein fixes Con�tagium bleibt lange wirksam, wenn es mit seinen Tr�gern der Luft ausgesetzt ist; alle jetzt bekannte Contagien, die fl�chtigen, wie die fixen, bleiben lange und sehr lange wirksam, wenn die Luft keinen Zutritt hat; Ansteckungsstoffe, die an der Luft in wenigen Tagen untergehen, bleiben ohne Luftzutritt Monate lang wirksam. Contagien, die in die Luft �bergegangen sind, haben wir daher nicht n�thig durch andere Mittel zu zerst�ren. Aufenthalt im Freien, Vertheilen der Kranken in grosse Stall-r�urae und m�glichst beste Ventilation sind fortw�hrende Des-infectionsmittel schon w�hrend der Krankheit und von bester Wirkung auf den Verlauf der Seuche; Ausl�ften der St�lle und Aussetzen aller inficirten Gegenst�nde der Luft ist auch nach der Seuche ein sicheres Tilgungsmittel. Die gr�sste Bedeutung bekommt die Luft als Desinfectionsmittel aber in den F�llen, wo die Localit�ten eine k�nstliche Desinfection kaum m�glich machen; mit der Zeit desinficirt hier die Luft allein.
2.nbsp; Das Austrocknen. Ein zweites n�tzliches und m�ch�tiges Desinfectionsmittel bei allen Contagien unserer Hausthiere; mir ist kein Contagium bekannt, dass nicht beim Eintrocknen unterginge; die Luft desinficirt um so schneller, je trockner sie ist, in feuchter Luft scheint nur die Verd�nnung zu wirken;
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thierische Substanzen, die durchweg ausgetrocknet sind, stecken niclit mehr an. Rotzmaterie, die nach vielen Beobachtungen sich sehr lange in St�llen, und wie ich annehmen zu k�nnen glaube, in feuchter Erde des Fussbodens viele Monate wirksam bleiben kann, diese Materie bei gew�hnlichen Temperaturgra-den der Luft so getrocknet, dass sie pulverisirt werden konnte, steckte nicht mehr an, obwohl ich bei dem Auftuchen alle mi-kroskopisclien Formelemente wie vor dem Trocknen wieder er�kennen konnte. Bei der Rinderpest ist dies gleichfalls durch Thatsachen festgestellt *). Auch die Contagia animata werden durch Trocknen get�dtet; die Milben, die in feuchter Stallluft einige und mehrere Wochen lebendig bleiben, sterben in trock-ner Stubenw�nne in einigen Tagen und bei h�herer trock-ner Temperatur binnen mehreren Stunden, in Folge der Feuch�tigkeitsentziehung**). Ebenso sterben die Trichinen beim Aus�trocknen des Fleisches immer und ziemlich schnell ab***). Bei den Flechtensporen geht nach starkem Austrocknen die Keimf�higkeit auch verloren, mit alten Flechtenborken, die in Schachteln sorgf�ltig trocken aufbewahrt worden waren und unter dem Mikroskope noch unver�ndert erschienen, konnte ich nicht mehr anstecken. Die Beobachtung von Pasteur, dass Schimmelsporen, �ber eine Stunde lang einer trocknen W�rme von 120deg; ausgesetzt, noch Keimf�higkeit besassen, muss mit grosser Vorsicht aufgenommen und erst noch weiter controlirt werden. Es giebt bis jetzt kein einfacheres und sicheres Des-infectionsmittel f�r die Kleidung und �hnliche Sachen, als das A ustrocknen bei einer h�heren Temperatur im ge�heizten R�ume; dies ist ein ebenso praktisches als wirksames Desinfectionsverfahren.
3. Temperatur. Frost ist bei den Contagien der Thiere ein unsicheres Desinfectiosmittel, namentlich die geringeren Grade; h�here W�rmegrade wirken im trocknen Zustande am st�rksten, bis zur Blutw�rme und dar�ber besteht die Desinfec-tion nur in Feuchtigkeitsentziehung, hier kommt also nur der austrocknende Factor in Betracht. Die direct vernichtende Wirkung der Hitze beginnt bei Trichinen schon mit 450 R.
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*) Gerlach. Rinderpest, 1868. S. 107. **) Kr�tze und E�ude etc. von Gerlach. 1857. ***) Die Trichinen etc. von Gerlach. 1866. S. 57.
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Pocken- und RinderpeststofF wird von demselben Temperatur�grade ab sicher zerst�rt; mit der Gerinnung des Eiweises (�O � 60deg; R.) beginnt eine durchgehende Zerst�rung aller thieri-schen Organismen, und in der Siedhitze liegt nach den bishe�rigen Erfahrungen eine allgemeine absolute Zerst�rung der Con-tagien. Kochen, Douchen mit siedeheissen Wasserd�mpfen, Feuer in fouerfesten St�llen, Gl�hen und Verbrennen sind hier die praktischen Desinfectionsmittel.
4. Chlor. Aus bereits erkl�rten Gr�nden in Misscredit gerathen, es bleibt aber immer noch eins der besten Anticon-tagia (conf. Rinderpest etc. S. 193).
a)nbsp; Chlor d�mpfe. Nach Guiton Morveau: 3Theile Koch�salz, 2 Theile Braunstein und 2lJ2 Theile Schwefels�ure mit gleichen Theilen Wasser verd�nnt; eine neue praktische Me�thode ist die Entwickelung aus Chlorkalk und Salzs�ure; zur starken Entwickelung in leeren R�umen auf 1 Theil Chlorkalk 2 Theile Salzs�ure und 2�3 Theile Wasser; auf einen Raum von 3000 Cubikfuss (Stallraum f�r 6 Pferde oder 10 Rinder) gen�gt 1 Pfund Chlorkalk; zur schw�cheren Entwickelung in gleich grossen R�umen, wo Menschen oder Thiere athmen, 13 der Ingredienzien, die Salzs�ure aber mit vierfacher Gewichts�menge Wasser verd�nnt. Hierbei handelt es sich in lee�ren St�llen mehr um Absorbirung der Gase von den inficirten por�sen Gegenst�nden, nur in den mit ansteckenden Individuen besetzten St�llen, wo fortw�hrend Contagion an die Luft treten, handelt es sich um perpetuirliche schnelle Desinfection der Stallluft, und dann ist ein gewisser Grad von Feuchtigkeit In�der Luft erforderlich, der aber in der Regel schon durch die Thiere selbst bedingt ist.
b)nbsp; Chlorwasser und Chlorkalk. Ersteres wegen des Preises in grossen Quantit�ten selten, letzteres aber mit Recht das gebr�uchlichste Chlorpr�parat, 1 Pfund auf 24 Pfund (ein Eimer) Wasser giebt eine wirksame Chlorkalkmilch zur Desinfec�tion des Holzes, der W�nde, Decken und Fussb�den etc.
c)nbsp; nbsp;Das unterchlorigsaure Natron. Statt Chlorkalk zu gebrauchen; verliert seine Wirkung nicht so leicht, als Chlor�kalk; stellt in Wasser gel�st das sogenannte �Bleichwasser, Eau de Javellequot; dar. Durch Zusatz von Kochsalz soll es an Wirksamkeit gewinnen.
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d) Die Chlorkupfer-D�mpfe. Von Dr. Clemens. In unseren Viehst�llen zu schwach und zu theuer.
5.nbsp; nbsp; Schweflige S�ure. In Wasser gel�st, oder als Gas in Stallr�umen durch Verbrennen des Schwefels.
6.nbsp; nbsp;Die Theerproducte der trockenen Destillation, als: Carbol- oder Phenyls�ure, phenylsaures Natron, phenyl-saurer Kalk, Kressyls�ure, Kreosot und Theer. Die Carbols�ure ist in neuerer Zeit am gebr�uchlichsten geworden: sie ist ein wirksames und zugleich billiges Mittel, welches in grossem Um�fange Anwendung findet, w�hrend das ebenfalls sehr wirksame Kreosot zur Desinfection zu theuer ist.
Das Desinfectionsverfah ren. Bei inficirten Stallen von grosser Wichtigkeit und grade hier am meisten vernach�l�ssigt, daher kommt es auch, dass nicht selten das Contagium mit den besten Desinfectionsrnitteln nicht zerst�rt wird, deshalb eine kurze Andeutung.
Zun�chst wird aufger�umt, d. h. entfernt und vernichtet, was schwer zu desinficiren oder der Desinfection nicht werth ist; je grosser die Gemeingefahr, desto umfangreicher die Ver�nichtung. Bei dem Aufr�umen verdient das Holzwerk und der Fussboden besondere Ber�cksichtigung; letzterer muss entfernt werden, soweit er mit contagi�sem Urin etc. durchdrungen ist. Dann folgt Reinigung mit Kalilauge und Abtragung der ober�sten Schicht por�ser W�nde etc. Hierauf kommen erst die eigentlichen Desinfectionsmittel in folgender Weise in Anwen�dung :
a)nbsp; nbsp; Zuerst die Gase, am besten das Chlorgas bei Ver�schl�sse des Stalles; hierbei handelt es sich nicht um Des�infection der Stallluft, dazu gen�gt schon bei allen Ansteckungs-stofFen die einfache Ventilation, sondern um das Hineintreiben des gasf�rmigen Zerst�rungsmittels in alle Oeftnungen, Fugen und Poren. Wo es ohne Feuersgefahr ausf�hrbar, ist ein Feuer in grossen St�llen an verschiedenen Stellen anzulegen und einige Zeit zu unterhalten; neben der direct wirkenden Hitze ist hier ein grosses Gewicht auf das Austrocknen der W�nde zu legen.
b)nbsp; Darauf l�sst man das nat�rliche Desinfectionsmittel, die Luft, einwirken, man unterh�lt einen Luftzug mindestens einige Wochen, je l�nger die Durchl�ftung, desto sicherer die Desinfec�tion.
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c)nbsp; Endlich die tropfbar #9632; fl�ssigen Desinfectionsmittel, das Besp�len und Ueberstreichen mit Chlorkalk, unterchlorigsauretn Katron oder Carbols�ure, carbolsaurem Kalk oder Theer.
d)nbsp; Zum Schluss folgt die Restauration des Stalles, die Wie�derherstellung des Fussbodens, das Uebert�nchen mit Kalk etc. Das Specielle bei den einzelnen Contagien geh�rt in die Vete�rin�r-Polizei.
II. Die specifischeii Sch�dlichkeiten bei gemiiner Entwickclung.
Diejenigen dieser Sch�dlichkeiten, die zuf�llig einmal gege�ben sind und auf ganz einzelne Individuen einwirken, kommen hier nicht in Betracht, weil in solchen sporadischen F�llen keine Indication zur speciellen Vorbauung gegeben ist; ferner diejenigen, welche mehr oder weniger allgemein verbreitet und unabh�ngig sind von localen Verh�ltnissen � die epizootischen � sind uns wieder nicht zug�nglich. Alle Epizootien lie�gen aussei- dem Bereich der directen Vorbauung, wreil wir die
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specifischen Sch�dlichkeiten nicht kennen und im Falle der wirklichen Bekanntschaft doch nicht abhalten k�nnen. Die Vorbauung ist hier nur eine di�tetische nach der Indicatio ex constitutione epizootica. Dagegen sind alle solche Sch�dlichkeiten, welche von Localit�ten abh�ngig sind � die enzootischen �, m�gen sie sich auf eine kleinere Localit�t, ein einziges Geh�fte mit seinem Territorium beschr�nken, oder auf gr�ssere R�ume, ganze Bezirke verbreiten, f�r eine einzelne Thiergattung oder f�r mehrere Thierarten existiren, alle diese Sch�dlichkeiten sind besonders Gegenstand der Vorbauung.
Aber auch bei den Enzootien sind wir nicht immer in der Lage, die Ursachen zu beseitigen und so direct vorzubauen, weil wir von den Sch�dlichkeiten oft weiter nichts wissen, als dass sie eben localer Natur sind und wir selbst die erkannten Sch�dlichkeiten h�ufig nicht beseitigen k�nnen. Die Oertlich-keiten, die Krankheiten und deren Verbreitung resp. Beschr�n�kung im R�ume sind bei den Ermittelungen der Ursache die leitenden Momente. R�cksichtlich der Oertlichkeiten kommt die Lage, der Boden, der landwirthschaftliche Betrieb, der Was�serstand, die Stallung und die Benutzungsweise der betreffenden Thierart in Betracht. Dies alles m�ssen wir immer restrictiv d. h. in Beziehung zu einander und in R�cksicht der gegebenen
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Witterungsconstitution auffassen und beurtheilen. Die Krank�heiten selbst leiten uns zuweilen auf die Sch�dlichkeiten, meist aber doch ann�hernd auf die Umst�nde, unter denen die unbe�kannten Sch�dlichkeiten gegeben sind; parasitische Kachexien der Wiederk�uer weisen auf hohes Grundwasser, auf N�sse hin, in der die Brut gedeiht und verbreitet gegeben ist; das Roth-harnen der Rinder auf feuchte Weiden, die der freien Lufteinwir�kung entzogen und namentlich mehr oder weniger beschattet sind; Milzbrand auf die Boden- und Feuchtigkeitsverli�ltnisse, � je mehr verweste organische, namentlich animalische Stoffe, je h�her die schwarze Humusschicht, je mehr der Untergrund durchlassend ist und je mehr so bei trockener Witterung das Grundwasser zur�cktritt, die Humusschichten austrocknen, desto mehr Milzbrand; ich kann und muss in dieser Beziehung niei�nen alten Standpunkt*) noch vollkommen festhalten�, Knochen-br�chigkeit zeugt von mangelhafter Vegetation besonders auf Moorboden und in d�rren Jahren; die Sippschaft der typhoi-den Leiden weist auf Blutvergiftungen hin, die durch Ver�sumpfungen, durch Kloaken und durch verdorbene Stallluft U. s. w. zu Stande gekommen sind. Auf letztere ist beson�deres Augenmerk zu richten; oft k�nnen wir sie selbst nicht direct wahrnehmen, namentlich nicht am Tage, grosse Kaser�nenst�lle, so auch niedrige und niedrig gelegene St�lle mit schlechter Ventilation und faulem D�nger geben am h�ufigsten die Quelle local auftretender Intoxicationskrankheiten ab. Ver�folgt man weiter das r�umliche Auftreten der Krankheiten, die localen Verh�ltnisse, unter denen die Krankheiten aufgetaucht sind, so f�hren uns diese auch mehr oder weniger ann�hernd auf die Sch�dlichkeiten hin.
Das Vorbauungsverfahren ergiebt sich aus den Resultaten der Untersuchung, es besteht meist in di�tetischen Mitteln, die oft tief eingreifende Ver�nderungen erheischen, Ent- und Bew�s�serungen, Freilegen beschatteter Weiden, Beseitigung localer Versumpfungen, Aenderung in der Ern�hrung, Verbesserung der St�lle etc. Man untersucht die Stallluft von der Nacht her, ber�cksichtigt besonders die Fussb�deu und sorgt f�r gute Ven�tilation. Wo es sich um Zersetzungsproducte handelt, da Rei�nigung und die Aniiseptica, bei alkalischer F�ulniss der Eisen-
*) Crf. Blutseuche der Schafe 1846. sect;sect;. 31�33. Magazin von G. und H. Bd. 11.
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vitriol in L�sungen, die Carbolsaure, bei saurer F�ulniss die Alkalien, nach Syvern's Methode Aetzkalk, Chlormagnesium und Steinkohlentheer.
Die Verh�ltnisse in concreten F�llen k�nnen sich verschie�den gestalten:
1.nbsp; Die Sch�dlichkeiten sind unbekannt, nur aus dem Auf�treten und der Verbreitung der Krankheit erkennen wir, dass sie localer Natur und oft auch, worin sie gegeben sind. Die Vor�bauung ist hier auf allgemeine di�tetische Grundregeln beschr�nkt; je nachdem aber der pr�sumptive Grund in der Stallung, dem Futter, Wasser, oder dem Gebrauche liegt, ist hierauf speciell R�cksicht zu nehmen; man reinigt, ventilirt oder wechselt die St�lle, man f�hrt eine andere Ern�hrungsweise ein, wechselt Weiden und Futter und beh�lt dabei diejenigen Verh�ltnisse als Vorbild im Auge, unter denen die Krankheit nicht bestanden hat � Indicatio ex vitae genere.
2.nbsp; nbsp;Die specifischen Sch�dlichkeiten sind bekannt und ent�fernbar. Die Indicationen zur radicalen Vorbauung liegen auf der Hand.
3.nbsp; nbsp;Die Sch�dlichkeiten sind bekannt, aber aus �konomi�schen Gr�nden nicht zu beseitigen. Die gr�ssten Schwierigkei�ten sind immer in der Ern�hrung gegeben; hier sucht man nach M�glichkeit zu bessern, die Sch�dlichkeiten m�glichst ab�zuschw�chen, die sch�dlichen Futterstoffe mindestens theilweise zu entziehen, durch Reinigen und besondere Zubereitung, durch G�lirung, Kochen oder Br�hen unsch�dlicher zu machen etc.; sch�dliche Weiden durch Stallf�tterung wenigstens theilweise namentlich des Morgens zu ersetzen; bei Hungerkrankheiten das Vieh theilweise abschaffen, wenn keine Nahrung herbeizu�schaffen ist. Die in den Stallungen und der Gebrauchsweise gegebenen Sch�dlichkeiten bieten gew�hnlich weniger Schwierig�keiten dar.
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C. Die zuf�lligen Sch�dlichkeiten.
Sie stehen in keiner speciellen Beziehung zu der gef�rch�teten Krankheit, verdienen aber um deswillen Beachtung, weil sie durch ihre st�rende Einwirkung �berhaupt entweder die Empf�nglichkeit f�r die herrschenden specifischen Sch�dlichkeiten f�rdern, oder den Ausbruch einer, durch specifische Einfl�sse schon vorbereiteten
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Krankheit vermitteln, oder endlich, bei wieder�holter Einwirkung, auf beiderlei Weise zugleich wirken.
Bez�glich dieser vermittelnd wirkenden Sch�dlichkeiten ist die Indication gegeben, alle Dinge abzuhalten, welche st�rend auf die Gesundheit �berhaupt einwirken; es handelt sich hier mithin um die allgemeinen Gesundheitsregeln, wobei jedoch wieder solche Dinge speciell ins Auge gefasst werden m�ssen, welche namentlich auf diejenigen Organe und Functionen st��rend einwirken, welche in der zu verh�tenden Krankheit vor�zugsweise betheiligt sind.
Excesse in den k�rperlichen Anstrengungen, in der Ern�hrung und Erk�ltungen sind die generellen Sch�dlichkeiten, welche bei allen en- und epizooti-sehen Krankheiten mehr oder weniger eine vermit�telnde Rolle spielen, und daher immer Gegenstand der auf allgemeine di�tetische Regeln zu basirenden Vorbauung sind.
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3. Vorbauung gegen die beginnende Krankheit selbst.
Das weitere Aufkommen einer schon in ihren ersten Anf�ngen vorhandenen Krankheit so schnell als m�glich zu verhindern, ist endlich die letzte Aufgabe der Vorbauung, die hier eine � Abortivkurquot; ist. Das Coupiren einer Krankheit findet statt im Stadio der Vorboten bis zur vollen Entwicke-lung. Nach der vollkommenen Entwickelung kann nat�rlich von Vorbauen, Coupiren keine Rede mehr sein; eine vollst�n�dige Entwickelung sehen wir da, wo die wesentlichsten Symp�tome eingetreten und damit bestimmte Krankheitsprocesse in ihrem Complex als Krankheitsform hervorgetreten sind.
Bis dahin, wo hiernach �berhaupt von einer Abortivkur die Rede sein kann, giebt es nun gew�hnlich noch keine sicheren Symptome, aus denen allein wir auf ein bestimmtes Leiden im Hintergrunde schliessen k�nnen; wollte man daher die Indi-cationen von den bestimmten Krankheitserscheinungen eines im Erkranken begriffenen Individuums allein entnehmen, so w�rde das daraufhin eingeleitete Abortivverfahren oft unsicher sein, ja es k�nnte sogar gef�hrlich werden. Die Vorboten werden beziehungsweise erst n�her bezeichnend f�r die im Hinter�grunde steckende Krankheit und maassgebend daf�r, ob eine
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bestimmte Vorbauung und welche einzuleiten ist; neben den Vorboten muss man aber zugleich in Betracht ziehen:
1)nbsp; nbsp;Gattung und Alter; � so k�nnen wir z.B. aus ein�zelnen Erscheinungen, die an sich ganz unerheblich sind, bei jungen Hunden die Staupe, bei Schafen die Gnubberkrankheit, bei Schweinen die Halsbr�une, bei F�llen die Druse, bei Rin�dern die Lungenseuche in ihrer Entwiekelung erkennen;
2)nbsp; nbsp;vorangegangene oder allgemein herrschende Krankheiten �; schon aus den unbedeutendsten St�rungen k�nnen wir auf eine bestimmte, im Hintergrunde steckende Krankheit schliessen, wenn dieselbe bereits durch fr�here F�lle unter einer Heerde festgestellt oder eine mehr allgemein herr�schende ist; die herrschende Einderpest l�sst z.B. in leichten katarrhalischen Affectionen, im leichten Durchfall die Pest erken�nen; bei herrschender Influenza ist der verminderte und ver�stimmte Appetit, das Mistfressen ein gen�gendes Zeichen die�ser Krankheit;
3)nbsp; nbsp; gegebene Sch�dlichkeiten; � unter Ber�cksichti�gung bestimmter vorangegangener Sch�dlichkeiten f�hren uns schon leichte St�rungen auf eine in der ersten Entwiekelung begritfene Krankheit hin.
Fr�her stand die Abortivkur in grossem Misscredit, man nannte dieses Verfahren �Stopfen, Unterdr�cken, Zur�ck�treibenquot;, Ausdr�cke, die eine unheilsame Bedeutung hatten, weil man von vielen Krankheiten glaubte, dass sie erst in ein bestimmtes Stadium eingetreten sein m�ssten, ehe sie behutsam anger�hrt werden d�rften. Solche unheilsame Bedeutung wird aber jetzt der Abortivkur an sich nicht mehr beigelegt, unheil�sam wird sie nur bei ungeschickter Handhabung, bei dysthera-peutischen Eingriffen. Heute findet der Grundsatz, dass ein geringer Feind leichter zu �berwinden sei, denn ein grosser, wohlger�steter, auch auf Krankheiten volle Anwendung; man weiss, dass mit der Dauer und Verbrei�tung einer Krankheit auch die anatomischen Ver�nderungen vorschreiten und immer weniger zug�nglich werden f�r die Kunst. Mit Recht hat sie deshalb jetzt das prineipm�ssige Ex-speetativverfahren bis zu einer gewissen Reife mancher Krankheiten verdr�ngt.
Einzelne Krankheiten giebt es allerdings, die sich nach unserem jetzigen Wissen in ihrem Verlaufe nicht coupiren las-
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sen; hierher geh�ren einige Krankheiten von einem bestimmten typischen Verlaufe in der Haut, bei denen die gest�rte Ent-wickelung leicht Erkrankung anderer innerer Organe zur Folge hat � Aphthenseuche und Pocken sind bei unseren Hausthie-ren besonders namhaft zu machen. Wenn bei solchen Krank�heiten bis jetzt auch von Coupiren keine Eede sein kann, so hat die Vorbauung bei ihrem Aufkeimen dennoch ein Gesch�ft, und zwar ein sehr wichtiges, n�mlich den Weg zu einem ungest�rten, gutartigen Verlaufe anzubahnen durch zweckm�ssige Anordnung der Aussenverh�ltnisse, weil gerade bei der Entwickelung unter ung�nstigen Aussen-verh�ltnissen der hinl�ngliche Grund zum uaregelm�ssigen Ver�laufe und zum b�sartigen Charakter gelegt wird. Einige an�dere Krankheiten hingegen, die fix und fertig gew�hnlich incu-rabel sind, werden bei dem Aufkeimen oft noch geheilt; so z. B. die Lungenseuche, die verd�chtige Druse, die verschiede�nen bleichs�chtigen Zust�nde bei Schafen, sofern nicht uner�reichbare Parasiten die Ursache sind.
In erster Linie stehen hier die di�tetischen Mittel mit spe-cieller Ber�cksichtigung der leidenden Organe, und alle arznei�lichen Mittel, die bei ausgebildeter Krankheit Heilmittel oder auch nur heilsame Mittel sind; eine unsichere Heilmethode kann noch eine sichere Abortiv-Kurmethode sein. Die direct anzuwendende K�lte ist Abortivmittel bei beginnender Entz�n�dung, die Adstringentien coupiren bei director Einwirkung entz�nd�liche katarrhalische Affection der Schleimhaut; schweisstreibende Mittel coupiren Erk�ltungskrankheiten, und um so sicherer, je fr�her sie der Erk�ltung folgen; Abf�hrmittel coupiren oft ga�strische Leiden. Ausser diesen ebenso bew�hrten als rationel�len Abortivmittel hat man noch manche Mittel wegen ihrer allgemein ersch�tternden, umstimmenden, ausleerenden und ab�leitenden Wirkung als generelle Abortivmittel hingestellt; so namentlich die Brechmittel, die drastischen Abf�hr- und urin-treibenden Mittel etc. An sich ist diese Auffassung nicht mehr zu billigen, es ist ein Experimentiren mit eingreifenden Mitteln; dennoch k�nnen diese Mittel ihre zweckm�ssige Anwendung fin�den, es m�ssen aber specielle Indicationen gegeben sein, man darf z. B. ein Brechmittel nicht auf gut Gl�ck geben, weil das Thier eben krank zu werden droht, man kann aber beginnende Rheumatismen, beginnende Indigestionen sehr wohl damit cou-
G er 1 ach Allj. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;16
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piren. Die Erfahrung muss bereits entschieden haben. Der stehende Gebrauch der Aloepillen in England und Hannover bei fast jeder beginnenden Krankheit ist an sich ein Miss�brauch, so oft auch ein guter Erfolg damit verbunden sein mag.
Die Railicalkur.
Die Krankheit in toto sammt ihren Ursachen ist Gegenstand der Radicalkur, eine gr�ndliche Hei�lung ihr Zweck, die Genesungshemmnisse sind ihre Angriffs�punkte, die entweder in den urs�chlichen Momenten oder in der Wesenheit der Krankheit oder endlich in beiden zugleich gegeben sind.
1. Die Beseitigung und Fernhaltung der urs�ch�lichen Momente � die Causalkur � ist der erste Schritt zur Heilung; die Indicationen dazu � die Causal-Indicationen
�nbsp; ergeben sich aus dem Verh�ltnisse der Ursachen zur Wir�kung, zur Krankheit, und aus der Wirkungsweise der sch�d�lichen Momente.
Die Ursachen bestehen noch fort; sie �usseren ihren ferneren Einfluss entweder continuirlich oder nur periodisch nach l�ngeren oder k�rzeren Intervallen; in beiden F�llen pfle�gen sie ein hinl�nglicher Grund der Fortdauer, der Steigerung und der Hartn�ckigkeit der Krankheit in ihrem Widerst�nde gegen Natur- und Kunstheilung zu sein. Die Dinge, welche eine Krankheit erzeugen, sind auch in der Regel im Stande, sie zu unterhalten, und deshalb werden eben die urs�chlichen Mo�mente weiterhin die Momente der Genesungshemmung � #9632;per�manente causa, fermanet effectus �. Die Beseitigung der Ur�sachen ist mithin unter allen Umst�nden die oberste Bedin�gung zur Genesung, und der Satz �cessante causa, cessat effectusquot; ist in dem Sinne immer richtig, dass mit dem Verschwinden der Ursachen auch die Wirkungen verschwinden, welche sie noch ferner gehabt haben w�rden; die Causalkur ist der erste Act der Radicalkur. � Die Entfernung der urs�chlichen Sch�d�lichkeiten ist nicht selten selbst schon die hinl�ngliche Bedin�gung zur Genesung, es bedarf keiner weiteren Mittel mehr, es ist f�r die Natur der Weg hinl�nglich angebahnt zur Heilung,
�nbsp; die Causalkur involirt hier die ganze Radicalkur. Es giebt Krankheiten, die ohne fortdauernde Ursachen gar nicht fortbe-
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stehen k�nnen, die sich nie von der Ursache abl�sen und selbst�st�ndig werden, bei denen die Causal-Indication unter allen Umst�nden zugleich eine Radikal-Indication ist, bei welchen der alte Satz �cessante causa, cessat effectusquot; seine volle Anwendung findet. T�dten wir z. B. die Parasiten, so heilen wir auch die Parasiten - Krankheiten.
Die Ursachen bestehen nicht mehr fort, und geben mithin auch keine directe Heil-Indication mehr ab. Nichts�destoweniger kommen sie bei der Heilung immer noch in Be�tracht, und zwar aus dreifachen Gesichtspunkten:
a) sie tragen nicht selten zur besseren Erkennung des Grundprocesses der Krankheit und somit indirect zur Auffin�dung der Heil-Indicationen bei, ganz besonders gilt dies f�r die F�lle, wo mechanische Einwirkungen stattgefunden haben;
h) sie geben zuweilen noch eine bestimmte Indication zur Heilung ab, und dies haupts�chlich dann, wenn der erste Effect noch isolirt fortbesteht, wenn die ersten St�rungen noch nicht Ursache eines Symptomencomplexes geworden, wenn, mit einem Worte, noch keine bestimmte Krankheit ausgebildet ist; in allen F�llen, wo es sich um eine radicale Abortivkur handelt, da zei�gen uns die stattgehabten Sch�dlichkeiten den Weg, die begin�nende Krankheit zu coupiren. Der Anfangspunkt der Krank�heit ist hier zugleich der Angriffspunkt der Heilung;
c) endlich sind sie auch bei den Krankheiten, die sich von ihren Ursachen bereits vollst�ndig gel�st haben, immer noch leitend bei Anordnung der Di�t. St�rungen in der Heilung und Eecidive werden am leichtesten durch Sch�dlichkeiten bedingt, welche den Krankheitsursachen �hnlich oder identisch wirken.
Wir sehen hieraus, dass die Ausmittelung der Krankheits�ursache mitunter eine unerl�ssliche, in allen F�llen aber eine sehr wichtige Aufgabe des Therapeuten ist. Die L�sung der�selben ist aber oft �usserst schwierig, sie verlangt meist eine grosse Umsicht, tiefe Kenntniss, reiche Erfahrung und prakti�schen Takt. Die Entstehungsweise, die Natur der Krank�heit, die Verbreitung derselben unter einer oder mehreren Thiergattungen, unter einer oder mehreren Heerden, an einem Orte oder weiter verbreitet; die Verh�ltnisse, die unmit�telbar vor der Krankheit momentan oder l�ngere Zeit hindurch eingewirkt haben, sowie auch diejenigen, welche schon fr�her mehr oder weniger lange vor der Krank-
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244nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsth�lfe.
he it anhaltend oder vor�bergehend eingewirkt haben, wie end�lich auch das Verhalten der Erkrankungen bei gewissen Ver�nderungen der �usseren Verh�ltnisse, dies alles sind die wesentlichsten Punkte, die bei Erforschung der Ursachen spe-ciell ins Auge gefasst werden m�ssen.
Zwei Fehler pflegt man bei der Ermittelung der Ursachen zu begehen. Einmal l�sst man sich nur zu oft verleiten, �post hoc ergo -propter hocquot; zu schliessen; hierdurch wird dann in sehr vielen F�llen ein Fehlschuss gemacht, der Sehein f�r baare M�nze genommen; oft, sehr oft liegt die wahre Ursache mehr oder weniger fern und die n�chsten Umst�nde, die man als spe-cielle Sch�dlichkeiten auffasst, sind entweder ganz unschuldig, oder haben doch nur einen sehr untergeordneten, zuf�llig ver�mittelnden Antheil an dem Zustandekommen der Krankheit. Zweitens s�ndigt man auch sehr oft darin, dass man in den F�llen, wo die Krankheitsursache nicht ganz offen hervortritt, unersch�pflich ist im Aufz�hlen solcher Dinge, welche die Hy�giene in der Rubrik der Sch�dlichkeiten auff�hrt. Bei Krank�heiten, deren Ursachen noch im Dunkeln ruhen, finden wir in der speciellen Pathologie gew�hnlich ein ganzes Heer von Sch�d�lichkeiten aufgef�hrt. Dies ist ein Hauptgrund, dass wir in der Aetiologie oft den Wald vor B�umen nicht sehen. Gestehen wir uns offen und ehrlich das �Nichtwissenquot;, welches ja eben der Sporn zum weiteren gr�ndlichen Nachforschen ist. Welche Dinge hat man z. B. bei der Lungenseuche nicht alle beschul�digt, und wohin hat dieses gef�hrt? � dahin, dass man die Contagiosit�t verkannte, und dass man selbst heute noch zu engherzig ist, die Krankheit in ihrer wahren Natur, sie als ein �Contagionquot; aufzufassen.
Die Causalkur selbst ist einfach, die Mittel sind vorzugs�weise chirurgische und di�tetische; sind die sch�dlichen Momente bekannt, so deutet uns die Causal-Indication auch zugleich die Mittel und Wege an, sind sie aber nicht bekannt, so m�ssen wir wieder summarisch verfahren, wie bei der Vorbauung schon angegeben.
2. Die Krankheit selbst in ihrem ganzen Um�fange ist der weitere und eigentliche Gegenstand der Radicalkur. Wenn wir die Diagnose feststellen und die Heil-Indicationfm aufstellen, dann fassen wir alle Krankheitserscheinun�gen auf, analysiren sie auf physiologischem Wege und streben so
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Die Radicalkur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;245
danach, die Einheit aufzufinden, von der alle Erscheinungen unmittelbar und mittelbar hervorsprossen; dieser letzte Grund aller Krankheitserscheinungen stellt eben das dar, was wir als das Wesen der Krankheit, als die n�chste Ursache � causa proximo, � ansehen. Der Symptomeucomplex ist nur die Aeusserung, der �ussere Abdruck eines Complexes von Krank-heitsprocessen, von denen jeder einzeln aufgefasst etwas Be�dingtes und Bedingendes zugleich ist, und derjenige Pro�cess, welcher als der prim�re zu betrachten, von dem aus der Anstoss zu allen andern gegeben ist, dieser ist als Grund des ganzen Krankheitsbildes der recht eigentliche Gegenstand der Kadicalkur, und wo wir eben diesen Process kennen und uns auch die Mittel zu Gebote stehen, auf denselben einzuwirken, da sind die Bedingungen zum radicalsten Kurverfahren gegeben. Selten, sehr selten sind wir jedoch in dieser gl�cklichen Lage, in den meisten F�llen k�nnen wir die Krankheitsprocesse nicht bis zu dem letzten, zur Einheit zur�ck verfolgen, wir stossen bei dem Analysiren schon fr�her auf die Grenzen, �ber die uns unser Wissen nicht hinausl�sst. Hierdurch erf�hrt die Radicalkur eine empfindliche Beeintr�chtigung, namentlich k�nnen wir sie weni�ger auf directem Wege vollbringen; sie ist aber dadurch kei�neswegs ausgeschlossen, sondern besteht unter solchen Umst�n�den darin, dass man die erkannten Processe so leitet, f�rdert, unterst�tzt oder beschr�nkt, dass heilsame Bedingungen und Wendungen herbeigef�hrt, unheilsame verh�tet werden, bis das Ganze seinen m�glichst besten Ausgang gefunden hat. Die sich selbst �berlassene Natur verf�hrt oft eben so indirect.
Es ereignet sich endlich auch zuweilen, dass wir von den ganzen Krankheitsprocessen kaum die letzten Glieder kennen, deshalb auch keine bestimmten Indicationen haben und dennoch im Stande sind, radical zu heilen, n�mlich durch Mittel, welche uns die Erfahrung an die Hand giebt, von deren Wirkungsweise wir oft nicht mehr, als von der Krankheit wissen, deren End�wirkung, die Heilung, uns aber empirisch bekannt ist. � Die rein empirischen Radicalkuren.
Die syinplomatisciic Kur.
Diese Kur hat, im Gegensatze zur Radicalkur, nicht direct die Krankheit in ihrer Totalit�t, sondern nur einzelne Bruch�st�cke derselben zu ihrem Gegenstande, Bruchst�cke, die von
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246nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Di6 Kunsth�lfe.
drohender Lebensgefahr bis zur geringsten Nebenerscheinung verschiedene Abstufungen in der Dignit�t f�r die Therapie dar�stellen; sie ist, im Allgemeinen aufgefasst, eine Linderungskur, Palliativkur.
Die symptomatische Kur ist immer sehr angefeindet, als ein rohes empirisches Verfahren bezeichnet worden, und wenn man die Sache bei Licht betrachtet, so ist sie doch nie zu entbehren, sie findet oft recht zweckm�ssige Anwendung, ja sie ist sogar oft unbedingt geboten. Seien wir nur ehrlich und gestehen wir uns ganz offen, dass unser Heilverfahren viel �fter ein sympto�matisches, als ein radicales ist. Es versteht sich ganz von selbst, dass in den F�llen, wo wir so gl�cklich sind, eine Radi-calkur in Anwendung bringen zu k�nnen, dass wir da nicht zu der unvollst�ndigeren symptomatischen Kur greifen d�rfen; es versteht sich ferner von selbst, dass jeder Therapeut sich auf der H�he des medicinischen Wissens und K�nnens befinden muss und nicht eine symptomatische Kur einleitet, wo die Wis�senschaft eine �adicalkur m�glich macht und somit gebietet. Die symptomatische Kur ist nur dann tadelnswerth, wenn dar�ber die Radicalkur vernachl�ssigt wird, wenn sie zur ausschliesslichen Methode eines The�rapeuten wird, wenn sie diesen zum bequemen Schlendrian verf�hrt, ihn von gr�ndlichen Unter�suchungen ablenkt; sie ist contraindicirt in allen F�llen, sobald sie die Krankheit sr.�rt oder ver�z�gert, wenn sie neue verschlimmernde Zust�nde herbeif�hrt.
Die Symptome d�rfen nicht als besondere Dinge f�r sich aufgefasst, sondern m�ssen physiologisch-genetisch erkl�rt, auf ihren inneren Grund und Zusammenhang, auf die anatomisch�physiologische Ver�nderung der Organe zur�ckgef�hrt werden � die physiologische Symptomenlehre. So gelangen wir denn zur richtigen Diagnose und zum klaren Bewusstsein dar�ber, inwiefern oft einzelne Symptome eine physiatrische Bedeutung haben und zur Exspectativkur auffordern; inwiefern einzelne keine besondere therapeutische Bedeutung haben, sondern alle in ihrem fundamentalen Zusammenhange den Angriffspunkt darbieten, und in welchen F�llen endlich einzelne wieder Heilungshindernisse und Ursache der Krankheitssteigerung, also besonderer Gegen�stand der Therapie � der symptomatischen Kur � sind.
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Die Lebenskur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;247
Je nach den verschiedenen Indicationen, die zum symptomati�schen Verfahren auffordern, unterscheiden wir auch verschiedene symptomatische Kurarten.
1. Die Lebenskur.
Die Rettung ohne R�cksicht auf Heilung ist der n�chste Zweck. Das Leben ist bedroht durch einzelne Zust�nde, die der Krankheit wesentlich angeh�ren auf einer gewissen H�he derselben, oder die sich als Complicationen hinzugesellt haben; die Indication, solche Zust�nde zu beseitigen, ist die dringendste, die Rettang h�ngt zun�chst von ihrer Erf�llung ab � sie ist eine Lebens-Indication � indicatio vitalis �, die alle andern dominirt.
Bei unsern Thieren, bei denen es sich nicht darum handelt, das Leben um jeden Preis zu fristen, die Lebensdauer um Stun�den und Tage zu verl�ngern, bei denen es vielmehr nur Auf�gabe ist, dann die gefahrdrohenden Symptome als Vital-Indica�tion aufzufassen, wenn durch ihre Erf�llung die Rettung in Aus�sicht steht, bei diesen hat die Lebenskur nicht die hochwichtige Bedeutung und den weiteren Umfang, als in der Menschenheil�kunde. Besonders drohende Todesarten und Symptome, deren Verh�tung resp. Beschwichtigung das schleunigste Einschreiten erfordert, sind:
1.nbsp; Erstickung, angek�ndigt durch Orthopnoe; die schnelle Beseitigung der Athemnoth ist Vital-Indication; durch die Tra-cheotomie bei Halsbr�une, bei L�hmung und andern Krankheits-zust�nden des Kehlkopfes, durch Paracenthese bei Brustwasser�sucht, durch den Pansenstich bei Tympanitis, wird das Leben vorl�ufig gerettet und Zeit zur Radicalkur gewonnen. Pl�tz�licher Stillstand des Athmens z. B. bei Strychninvergiftung oder bei Chlorofonnirungen gebietet sofortige k�nstliche Unterhaltung des Athmens;
2.nbsp; nbsp;Hirnl�hmung, bedroht entweder durch Blut�ber�f�llung im Gehirn, die sich zu verschiedenen Krankheiten im Gehirne und in andern Organen hinzugesellt, oder durch Blut�mangel, der sich bei Blutungen, nach schweren Geburten, bei schnell eintretender Hyper�mie in entfernteren blutreichen Orga�nen etc. einstellt und nicht minder gef�rlich ist, als die Ueber-f�llung. Im ersten Falle sind: Blutentziehung, Ableitungen, kalte Kopfumschl�ge, Essigklystiere, im letzten Falle dagegen Reizmittel die Rettungsmittel;
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3.nbsp; nbsp; Herzl�hmung, Ohnmacht. Unf�hlbar werdender Puls, schwindendes Bewusstsein, verlangt schleunige Reizmittel, kaltes Bespritzen, fl�chtige �therische Oele.
4.nbsp; nbsp;Verblutung. Niemand wird mit der Stillung einer gefahrdrohenden Blutung z�gern, obwohl sie nur ein Symptom von einer Verletzung ist, und selbst wenn die Heilung der Wunde dadurch verz�gert wird.
5.nbsp; nbsp;Exorbitante Fieberhitze. Eine Eigenw�rme �ber 42deg; C. ist lebensgefahrlich; schleunige Abk�hlung durch kal�tes Wasser beseitigt diese Gefahr und ist oft ein Rettungsmittel (conf. abk�hlende Methode).
Zuweilen fallen die Vital-Indicationen mit den Radical-Indicationen zusammen, so z. B. bei eingeklemmten Br�chen, Prolapsus der Baucheingeweide, Knocheneindr�cke am Gehirn u. s. w.
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2. Die Erhaltungskur oder das Fristungsverfahren.
Bei gewissen chronischen, unheilbaren Uebeln liegt es doch zuweilen noch im Interesse des Besitzers, das Thier zu erhalten; der Natur der Sache nach m�ssen wir auf die Radical-kur verzichten, dem Interesse und Wunsche des Be�sitzers zufolge aber ein symptomatisches Verfahren einschlagen, um das Thier doch mindestens zu erhalten. Die Unheilbarkeit ist die erste, und die M�glichkeit, den Patienten mit dem gegebenen Uebel noch zu erhalten, ist die zweite Grundbedingung zu diesem Verfahren.
Der Begriff der Unheilbarkeit dehnt sich bei den Thieren weiter aus, als bei den Menschen, ein Knochenbruch an den Gliedmaassen z. B. ist nicht unheilbar an sich, aber bei den gr�sseren Hausthieren meist unheilbar in R�cksicht darauf, dass der Patient selten wieder vier gesunde und brauch�bare Gliedmaassen bekommt.
Ist Patient ein Lieblingsthier, handelt es sich lediglich um die Erhaltung unter allen Umst�nden, so ist damit die gen��gende Indication zur Fristungskur gegeben. Meist ist es aber ein bestimmter �konomischer Zweck, wozu die Thiere erhalten werden sollen, z. B. das Abnutzen einer frischmilchenden Kuh, das M�sten eines schlachtbaren Thieres, die Gewinnung einer hochedlen Leibesfrucht, welche die erkrankte Mut�ter tr�gt, die Verwendung zur Zucht etc. In allen sol-
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Die Erhaltungskur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 249
chen F�llen handelt es sich nat�rlich darum, ob der beab�sichtigte Zweck auch mit der Erhaltung des Thieres erreicht werden kann. Ist die Indication zu diesem Fristungsverfahren �berhaupt gegeben, so sind die Indicationen zur speciellen Aus�f�hrung: einmal das Uebel im Fortschreiten zu hemmen, daran zu heilen und zu bessern so viel als m�glich ist, namentlich solche Symptome zu beseitigen, welche den Gebrauch st�ren oder verschlimmernd auf das Grund�bel zur�ckwirken, und zwei�tens dem leidenden Thiere selbst seinen Zustand ertr�glich zu machen, ihm die Schmerzen zu lindern durch Neurotomie, Ban�dagen, Umschl�ge, Fussb�der und andere schmerzstillende Mittel.
3. Die Linderungskur, Palliativkur im engeren
Sinne.
Das Lindern bezieht sich bei unsern kranken Thieren we�niger auf die subjectiven Empfindungen, es handelt sich weni�ger um Beseitignug einzelner Zufalle, weil sie den Patienten be�l�stigen, sondern haupts�chlich, weil sie verschlimmernd auf die Krankheit einwirken. Wo es unbeschadet der Sache ge�schehen kann, haben wir nat�rlich auch die moralische Pflicht, dem Thiere seine Leiden zu erleichtern, immer aber bleibt das Morphium ein weniger wichtiges Palliativmittel in der Thier-heilkunde.
Die Palliativkur hat es zwar mit einzelnen Symptomen zu thun, sie muss jedoch dabei das Ganze der Krankheit ins Auge fassen; sie geht entweder der Radicalkur voran oder an ihrer Seite nebenher, oder tritt an deren Stelle, wenn sie nicht aus�f�hrbar ist; sie ist ein Glied der Radicalkur, indem sie die Be�seitigung solcher hervorragenden Symptome zum Gegenstande hat die zwar nicht gerade mit Lebensgefahr verkn�pft sind und eine Vital-Indication abgeben, die aber entweder steigernd auf ein�zelne wesentliche Krankheitsprocesse zur�ckwirken, st�rend auf den Gang der Krankheit einwirken, Complicationen bedingen oder der Genesung hemmend in den Weg treten, eine Gene�sungshemmung sind, und somit in beiden F�llen eine Indica�tion abgeben, ohne deren Erf�llung die Radicalkur zweifelhaft, jedenfalls aber doch schwieriger ist. Die Naturheilung geht auch oft auf die Weise vor sich, dass sie zuerst die hinderlichen Nebendinge beseitigt und so palliativ auf die wesentlichen Krank-
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heitsprocesse einwirkt. � Ich erinnere hier nur an die lindern�den Instincte. Die Palliativkur kann selbst Heilung herbeif�h�ren, wenn durch Beseitigung einzelner hervorragender Symptome der Naturheilung schon die hinreichende Unterst�tzung gew�hrt ist; es giebt zuweilen hervorragende Symptome, welche allein die Genesungshemmung bedingen, mithin giebt es auch F�lle, wo die Beseitigung eines hervorragenden Symptoms die Bedin�gungen zur vollst�ndigen Heilung giebt und gleichbedeutend ist mit Radicalkur. Es ist daher vollkommen gerechtfertigt, in allen F�llen, wo wir keine Radical-Indicationen haben, symptomatisch zu verfahren.
Hervorragende Symptome des Krankheitsproces-ses und die St�rungen der physiologischen Functio-nen, so weit sie in dem Symptomencomplexe einen besonderen Ausdruck finden, ihre Ueberschreitun-gen und Abweichungen auf ein entsprechendes Maass zur�ckzuf�hren, dies alles ist die Aufgabe, der eigentliche Kern der symptomatischen Kur. Spe-cieller treten die Indicationen besonders hervor:
1)nbsp; nbsp;in gr�sseren Temperaturabweichungen; tief gefallene Eigenw�rme, tief gesunkene Lebensenergie mit drohendem Col-lapsus verlangt ein belebendes, erw�rmendes Kurverfahren; grosse Fieberhitze steigert alle St�rungen, bei manchen Krankheiten ist sie gerade das Gefahrbringende, sehr gesteigerte Eigenw�rme ist immer von hoher Bedeutung f�r die Therapie;
2)nbsp; in hervorstechenden St�rungen der Verdauungs�organe; Gasansammlung, Aufbl�hung, die bei Brustaffectio-nen besonders beschwerend sind; Anschoppungen der Darm-excremente, die fast jeden Patienten bel�stigen und namentlich auf entz�ndliche Localleiden zur�ckwirken; ersch�pfende Durch�f�lle bei Patienten und Krankheiten, welche keine Kr�fte mehr zu verlieren haben etc.;
3)nbsp; nbsp;in abnormer Th�tigkeit einzelner Se- und Ex-cretionsorgane;
4)nbsp; inAtonie derGewebe und allgemeiner Schw�che, Asthenie, grosser Abgeschlagenheit;
5)nbsp; endlich in gesteigerter Reizbarkeit, grosser Auf�regung, heftigen Schmerzen etc.
Contraindicirt ist die Palliativkur, wenn sie der Radicalkur entgegen ist, wenn die specielle Beseitigung eines Symptoms
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vielleicht nur augenblickliche Linderung verschafft, weiterhin aber den erw�nschten Verlauf der Krankheit st�rt.
4, Das Verfahren zur Erleichterung des Sterbens, die Euthanasie.
Dieser, f�r den Arzt am Sterbebette so h�chst wichtige Gegenstand nimmt selten besondere R�cksichten des Thierarztes in Anspruch; den Todeskampf durch Narcotica zu erleichtern, ein ruhiges Dahinschlummern herbeizuf�hren, ist gew�hnlich nicht Aufgabe des Thierarztes. Unser euthanatisches Verfahren ist sehr einfach, nichtsdestoweniger aber gat; ein schnell t�dten-des Gift, eine Kugel oder das Genickmesser sind die besten und sichersten Abk�rzungsmittel der schmerzhaften unheilbaren Lei�den und des langsamen Todeskampfes, und diese Mittel anzu�wenden, erfordert die Barmherzigkeit. Es ist eine verbreche�rische Thierqu�lerei, m�ssig zuzuschauen, wenn die Thiere bei unheilbaren und schmerzhaften Leiden nicht leben und nicht sterben k�nnen, wenn sie noch st�hnend fressen und athmen, damit die uns�glichen Schmerzen noch l�nger an ihnen nagen.
Die Nachkur, Therapia rccoiiYalesrentiae, Apothcrapia.
Es ist schwer, von der Reconvalescenz eine Definition zu geben; fassen wir sie kurzweg als ein Mittelding zwischen der vorhanden gewesenen Krankheit und der vollst�ndigen Gesund�heit auf, wo die Krankheit selbst in wesentlichen Bestandtheilen gehoben, die physiologischen Vorg�nge aber noch nicht zu ihrer vollen Integrit�t gelangt sind.
Im Allgemeinen umfasst die Reconvalescenz zwei Dinge, ein�mal einen Rest der Krankheit � Spuren des Krankheits-processes, gewisse anatomische Ver�nderungen, Krankheitspro-ducte �, wobei bisweilen auch gewisse abnorme Zust�nde bestehen, welche von den Heilmitteln herr�hren, und zweitens eine Schw�che in verschiedenen Graden, welche sowohl allgemein, wie auch vorherrschend i� einzelnen Organen, und zwar in denjenigen ausgesprochen ist, die der Hauptsitz der Krankheit gewesen oder auch von Heilmitteln besonders in An�spruch genommen worden sind.
Diese Abnormit�ten involviren eine abnorme Anlage, und
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zwar eine specifische, zu der �berstandenen Krankheit, d. h. eine durch die Species morhi pr�stabilirte, weshalb bei manchen Krankheiten in diesem Stadio so leicht R�ckf�lle � Recidive � eintreten. Kehrt die Krankheit vor Ablauf der Eeconvalescenz zur�ck, so ist sie meist hartn�ckiger und mit mehr Gefahr verbunden; die zur�ckbleibende Schw�che und Neigung zu fernerem Erkranken summirt sich mit jedem R�ckfalle und neuem Anfalle. Es ist daher besondere Aufgabe des The�rapeuten, Recidive zu verh�ten, mit deren Ursachen er ver�traut sein muss. Einzelne Krankheiten giebt es, die keinen R�ckfall machen, z. B. die acuten, contagi�sen Exantheme, bei denen zwar der Verlauf gest�rt und Verschlimmerungen im Ver�laufe eintreten, �ble Folgen bedingt werden k�nnen, die aber nach geschehenem Verlai�e in der Reconvalescenz niemals von neuem wieder auftreten. Andere Krankheiten haben wieder eine besondere Neigung zu Eecidiven, so namentlich Entz�n�dungen,quot; Kr�mpfe, typh�se und gastrische Krankheiten, und vor allem der Rheumatismus. Die erkrankt gewesenen Organe er�kranken um so leichter wieder, je grosser die zur�ckgebliebene Schw�che ist, je mehr sie sich noch in einem gereizten Zu�stande befinden, und endlich dann, wenn der Krankheitszustand selbst noch in einem Minimo vorhanden, also nur scheinbar, d. h. nur unsern Sinnen verschwunden ist. In solchen Organen sam�meln sich denn auch die Wirkungen aller �usseren Sch�dlich�keiten, der locus resistentiae minoris ist der Mittelpunkt, wo Abnormit�ten von allen Seiten her angeregt und bedingt wer�den. Die h�ufigste Gelegenheitsursache der Recidive ist eben die fortdauernde oder wiederholte Einwirkung der Krankheits�ursache. Die betroffenen Organe und die Krankheits�ursachen m�ssen daher zur Verh�tung von R�ckf�llen ganz besonders ins Auge gefasst werden. Es ist aber in der Recon�valescenz nicht allein die Neigung zu Recidiven, sondern �ber�haupt auch zu anderweitigen Erkrankungen gegeben, die nicht selten schlimmer, als die prim�ren sind, chronisch und selbst incurabel werden.
Die Nachkur ist der Regel nach eine di�tetische; es han�delt sich wesentlich darum, der Natur Zeit zu verschaffen und auf di�tetische Weise beh�lflich zu sein, die anatomischen Ver��nderungen auf dem Wege des Stoffwechsels auszugleichen und so eine vollst�ndige Integrit�t herzustellen, oder doch auszubes-
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sern nach M�glichkeit, und weiter durch Abstumpfung, Gew�h�nung und Stellvertretung, mit einem Worte, durch Accomo-dation an andauernde Abnormit�ten eine Ausgleichung, d.h. die erforderliche Harmonie unter den Functionen der Organe herbeizuf�hren.
Nahrungsmittel, Luft, Temperatur, Bewegung und Ruhe sind die Mittel, mit denen wir zu operiren haben. Allgemeine Re�geln sind:
1.nbsp; nbsp; Jede Erk�ltung, selbst die leichteste, zu vermeiden. Durch das Warmhalten der Kranken ist eine gr�ssere Empf�ng�lichkeit f�r den Reiz der K�lte � eine gewisse Verweichlichung � bedingt; ist nun die �berstandene Krankheit schon eine Erk�ltungskrankheit gewesen, so sind die Anlagen zur Erk�l�tung und deren Folgen um so grosser.
2.nbsp; nbsp; Die Nahrungsmittel m�ssen leicht verdaulich aber doch nahrhaft sein und immer zugemessen werden. Bei allgemeiner Schw�che existiren keine kr�ftigen Verdauungsorgane, die ohne�hin durch Mittel und durch die Krankheit sehr oft noch ganz speciell geschw�cht sind; werden nun die ausgehungerten, ge-fr�ssig gewordenen und daher zu Excessen in der Futterauf�nahme geneigten Thiere aus �bel angebrachter Sorgfalt mit Futter �berh�uft, wie es gew�hnlich geschieht, so ist es sehr nat�rlich, dass das Zuviel sehr oft die Ursache von Recidiven oder anderweitigen Krankheiten wird. Je mehr bei der Krank�heit die Entziehungskur angezeigt war, desto vorsichtiger muss man bei der Ern�hrung der Reconvalescenten sein.
3.nbsp; nbsp;Die Gew�hnung an die gew�hnlichen Lebensverh�ltnisse und Gebrauchsweise muss allm�lig erfolgen, wenn die Genesung als vollendet zu betrachten ist. Nach allen schweren, fieber�haften Leiden bleibt immer mehr oder weniger An�mie zur�ck, die erst langsam ausgeglichen wird, deshalb l�ngere Zeit geringe Leistungsf�higkeit; grosse Anstrengungen k�nnen selbst pl�tzlich t�dtlich werden.
Ausser diesen allgemeinen Regeln sind die Indicationen f�r eine besondere Nachkur zu entnehmen: 1) aus der vorhan�den gewesenen Krankheit, wobei die Krankheitsprocesse, der Grad und Umfang, die Dauer, ganz besonders aber der Sitz in Betracht kommt; denn die haupts�chlich afficirt gewe�senen Organe und Systeme verdienen bei der Nachkur immer ganz besondere Ber�cksichtigung; 2) aus den in Anwen-
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dung gekommenen Kurmethoden und Mitteln, deren Nachz�gler mitunter den wesentlichsten Antheil an den Abnor�mit�ten haben, die im Keconvalescenzstadio sich darbieten; die Wirkungsweise der Mittel, die Dauer ihrer Anwendung, die ver�abreichten Quantit�ten etc. sind hier besonders in Erw�gung zu ziehen; 3) endlich aus den in dem Keconvalescenzstadio aus�gesprochenen Abnormit�ten.
Pharmaceutische Mittel kommen im Allgemeinen selten in Anwendung, und gew�hnlich nur dann, wenn sich vorherrschende St�rungen in einzelnen Organen bemerklich machen; so finden namentlich bittere, tonische und aromatische Mittel ihre Anwen�dung bei dauernder Appetitlosigkeit, bei Tr�gheit im Verdauungs�systeme, bei immer mehr schw�chenden Durchf�llen etc.
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Dritte Abtheilung,
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Allgemeine Cautelen.
Die Krankheit stellt nicht etwa ein Heilobject dar, das als eine innere Einheit aufgefasst werden darf, mit Krankheits�namen ist noch keine gen�gende Indication gegeben; nicht die Krankheit, sondern das kranke Individuum ist Gegenstand der Behandlung; f�r die Therapie bestehen nur Krankheitspro-cesse, St�rungen im Individuum, bei deren Ausl�sung man die gegebenen Verh�ltnisse im Organismus und ausserhalb desselben stets mit ber�cksichtigen muss. Die wesentlichsten, hierher ge�h�rigen Punkte wollen wir in folgenden allgemeinen Grund�regeln kurz zusammenfassen.
Gattungsverschiedenheiten � Indicationes ex genere aegroti �.
Die Gattungsverschiedenheiten, die alle anatomisch und phy�siologisch begr�ndet sind, erfordern eine verschiedene Behand-lungsweise, und zwar aus einem vierfachen Gesichtspunkte.
1. Die Krankheiten selbst sind mehr oder weni�ger verschieden. Wie jede Thiergattung einzelne, ihr aus-schliesslich zukommende Krankheiten hat, so haben auch die
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Gattungsversehiedenheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;255
gemeinsaraea Krankheiten in jeder Thiergattung wieder etwas Eigenth�mliches im Auftreten, Verlaufe, ir; den Folgen etc. Solche Modalit�ten der Krankheiten in den verschiedenen Thier-gattungen verlangen nicht selten eine modificirte Behandlung, sie m�ssen daher mit beachtet und in die Reihe der Heil-Indi-cationen aufgenommen werden.
2.nbsp; nbsp; Die Angriffspunkte sind bei den verschiedenen Thier-gattungen nicht immer dieselben. Wenn wir bei Schweinen und Hunden manche Krankheiten durch Anregung des Erbre�chens coupiren k�nnen, wenn wir bei diesen Thieren gastrische und rheumatische Krankheiten oft mit keinem Mittel schneller und sicherer heilen, als mit Brechmitteln, so steht uns dieser Eingriff bei Pferden gar nicht und bei Wiederk�uern �usserst selten und nur unter besonderen Umst�nden zu Gebote; bei der Tympanitis der Wiederk�uer haben wir nicht n�thig, mit dem Troikarstich sehr zu z�gern, keineswegs aber d�rfen wir damit bei den Pferden so schnell zur Hand sein; Niemand wird den Magen�schnitt bei Pferden als Heiloperation unternehmen; die schweiss-treibende Methode findet bei Hunden gar keine, bei dem Rinde eine sehr beschr�nkte, bei dem Pferde aber eine vielfach zweck-m�ssige Anwendung; die Wirkung der Abf�hrmittel ist bei den vierm�gigen Thieren viel geringer und die Heilwirkung dieser Mittel daher weniger mannigfaltig, als bei den Thieren mit ein�fachem Magen u. dgl. m.
3.nbsp; nbsp; Die Wirkungsweise vieler Mittel ist bei den einzelnen Thiergattungen verschieden; die Wiederk�uer vertragen z. B. verh�ltnissm�ssig viel weniger von Quecksilberpr�paraten, wie das Pferd, umgekehrt aber, besonders die Ziegen, viel mehr scharfe und narkotische Pflanzen; Hunde vertragen von den meisten narkotischen Mitteln fast absolut, von dem Strychnin aber nicht den hundertsten Theil so viel, als das Pferd.
4.nbsp; nbsp;Endlich ist hinsichtlich der Anwendungsweise und der Form, in welcher die Mittel angewendet werden, die Verbindung u. s. w. bei den verschiedenen Thiergattungen verschieden, wo�durch mitunter ein ganz anderer Kurplan erfordert wird. Mit�tel, die nicht mit Futter oder Getr�nk beigebracht werden k�n�nen, geben wir im Allgemeinen am zweckm�ssigsten bei Pfer�den in Latwerge und Pillen, bei Wiederk�uern in fl�ssiger Form, bei Schweinen als Lecke und bei Hunden als Pillen oder auch in fl�ssiger Form.
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Das Specielle �ber die ersten beiden Punkte giebt die spe-cielle Pathologie und Therapie, und �ber die letzten die Arz�neimittellehre; daher m�gen hier die allgemeinen Andeutungen gen�gen.
Individuelle Verschiedenheiten � Indicationes ex constitutione
aegroti�.
Die Gresammtheit, das Ensemble der vielerlei K�rperverh�ltnisse, laquo;eiche sich in jedem Individuum einer Gattung etwas besonders gestalten, nennen wir Individualit�t, von der kein Bild im Ganzen entworfen werden kann; es ist daher auch �usserst schwer, bei der Behandlung alle die in einem Individuo gegebenen Verh�ltnisse geb�hrend zu ber�cksichtigen, d. h. richtig zu individualisiren. Henle sagt, die Eigenschaft, welche den Arzt zum Individualisiren bef�higt, nennt man �Taktquot;, d.i. die F�higkeit, sich in Wechself�llen, �ber welche durchgreifende Vorschriften nicht beste�llen, zweckm�ssig zu benehmen. Solcher Takt kann nicht gelehrt, er kann immer nur erworben werden, wer mit jenem Talente geboren ist, erwirbt ihn schnell und im ungew�hnlichen Grade, immer aber gelangt man nur durch gr�ndliche Beobachtungen und lieflexionen dahin, die gegebenen Ver�h�ltnisse schnell aufzufassen, abzuw�gen und leise Indicien zu benutzen. Wer es zu dieser F�higkeit gebracht hat, der ist erst ein wirklicher Heilkiinstlcr.
Das Individuelle verschwindet auf den niederen Stufen der Thierwelt fast ganz, tritt aber in den h�heren immer bestimmter hervor: bei unsern Hausthieren ist es bei den Wiederk�uern viel geringer, als bei dem Pferde, bei diesem wieder geringer, als bei dem Hunde; am vollkommensten und mannigfaltigsten ist es nat�rlich bei dem Menschen ausgepr�gt, bei welchem zu dem K�rperliehen auch noch das Psychische kommt, weshalb denn auch mit der Steigerung der Cultur das Individuelle immer mehr hervortritt, was sich schon �usserlich in der Gesichtsbildung ausdr�ckt.
Die E�eksicbt auf das Individuum bedingt zuweilen eine besondere Kurmethode, in der Regel aber modificirt sie nur, mitunter jedoch sehr erheblich, die von der Krankheit in einer bestimmten Thiergattung indicirte Kurmethode. Nur einige all�gemeine Anhaltspunkte k�nnen wir hier von dem Individuellen geben, indem wir die Hauptumst�nde ber�hren, welche eine Gruppe von Einzelnheiten umfassen, die zusammengenommen das Individuelle darstellen. Geschlecht, Alter, Constitution und Gewohnheiten sind die hier zu ber�hrenden Gegenst�nde.
1. Geschlecht. Die Geschleehtsverschiedenheit der Haus-thiere kommt bei der Therapie viel weniger in Betracht, als bei dein Menschen, weil die constitutionellen Verschiedenheiten nach dem Gcsclilechte weniger erheblich sind. Die Hanptr�ck-
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Individuelle Verschiedenheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;257
sieht betrifft die Tr�chtigkeit, die im vorgeschrittenen Grade eine Contra-Indication gegen gewisse Mittel und manchen Kur�plan geben, und so eine Modification in der Behandlung begr�n�den kann. � Specifische Reizmittel f�r die Geschlechtstheile, das Niederwerfen, tief eingreifende Operationen, sehr starke Aderl�sse etc. d�rfen z. B. keine Anwendung finden.
2. Alter. Die Krankheiten an sich und die Wirkungs�weise der Mittel erfordern immer Beachtung des Alters; jede Stufe des Alters hat ihre Eigenth�mlichkeiten hinsichtlich der Krankheiten und der Reactionsweisen, so dass in verschiedenen Altersstufen die Mittel, die Dosen derselben und der Kurplau verschieden gew�hlt werden m�ssen; um diese Verschiedenheit augenf�llig zu machen, erw�hnen wir nur die zarte Jugend, das kr�ftige Mittelalter und das hinf�llige Greisenalter, und �ber�lassen es dem Takte des Therapeuten, f�r die verschiedenen Zwischenstufen immer das Rechte zu finden.
a)nbsp; nbsp;Im Alter der regen Vegetation, des schnellen B�dens und Lebens, im Alter der Turgescenz, in der zarten Jugend ist vor allem das Exspectativverfahren zu empfehlen, vor dem Ueber-st�rmen mit Arzneien, �berhaupt vor jedem tiefen, energischen Eingreifen und vor starken Reizmitteln ist sehr zu warnen; jede schw�chende, entziehende Methode ist nur mit grosster Behut�samkeit anzuwenden, weil geringe St�rungen in der eiligen Vegetation eine solche Hinf�lligkeit herbeif�hren, dass es oft schwer ist, die Thierchen wieder auf die Beine zu bringen. Die zarte Jugend ist leichter verletzbar, das Widerstandsverm�gen ist gering, die Kr�fte sind bald ersch�pft; daf�r ist aber auch die Naturheilkraft am gr�ssten.
b)nbsp; nbsp;Im Alter der Kraftf�lle, wo die Krankheiten mehr st�r�misch auftreten und verlaufen, finden die entziehenden, auslee�renden Methoden ihre besondere Anwendung; auf kritische Ent�scheidungen kann der Therapeut in diesem Alter weit �fter seine Th�tigkeit richten, als im sp�teren Alter.
c)nbsp; nbsp;Das Alter der Schw�che und der trocknen Constitution, des Collapsus, des Verwelkens und Zusammenschrumpfens, das hinf�llige Greisenalter fordert uns melir zum Unterst�tzen als zum Entgegentreten auf; die st�rkenden, erregenden Mittel, st�r�kere Reizmittel finden hier viel mehr ihre Anwendung, w�h�rend man mit schw�chenden Methoden eben so vorsichtig wie in der zarten Jugend sein muss; Gewebsverletzungen muss man
Gerlach Allg. Therapie. 2.Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
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im hohen Alter vermeiden; Haarseile, Fontanelle und Aetzmit-tel d�rfen nicht so leichtfertig angewendet werden. Dann ist die Wirkungsweise der Mittel immer wesentlich zu beachten und danach die Gabe zu moderiren � Quecksilbermittel wer�den in der Jugend besser vertragen, als im Alter; umgekehrt verh�lt es sich mit den narkotischen Mitteln; alle erregenden Mittel verlieren ihre erregende Wirkung immer mehr mit den Jahren der Individuen u. s. w. 3. Die Constitution. Der Einfluss der K�rperconstitution auf gegebene Krankheiten ist sehr verschieden und geht aus dem Verh�ltnisse beider Zust�nde zu einander hervor; dieselbe K�rperconstitution, die bei einer Krankheit sehr st�rend und steigernd in den Verlauf eingreift, kann bei einer andern gerade umgekehrt, heilsam einwirken. Es verh�lt sich hier bei der Constitution neben einer Krankheit �hnlich, wie mit der Pr�disposition �usseren Sch�dlichkeiten ge�gen�ber; derselbe Zustand, welcher gewissen Sch�dlichkeiten gegen�ber ein wesentliches urs�chliches Moment ausmacht, besitzt einer andern Kate�gorie von Sch�dlichkeiten gegen�ber eine sch�tzende Krifft. Wie daher in der Aetiologie immer das Verh�ltniss der Disposition zu den �usseren Sch�dlichkeiten in. Betracht kommt, ebenso kann auch in der Therapie die K�rperconstitution immer nur nach ihrer Beziehung zur gegebenen Krank�heit aufgefasst werden, wenn das Individualisiren Sinn und reel�len Nutzen haben soll.
Jedem Alter ist auch eine gewisse K�rperconstitution eigen. Diese sind eben erledigt; Constitutionen ferner, die eine ab�norme Krankheitsanlage begr�nden, geben der Krankheit meist eine bestimmt ausgesprochene speeifische Richtung und Compli�cation, so dass sie auch bestimmte Heil-Indicationen geben und deshalb hier weiter nicht in Betracht kommen � scrophul�se, tuberkul�se, ven�se, lymphatische, bili�se, kachektische Consti�tution etc. �. Hier m�ssen wir uns auf diejenigen beschr�nken, die noch in die Breite der Gesundheit fallen. Dahin geh�ren einmal die individuellen Constitutionen, die nach aussen hin nicht ausgepr�gt sind, also keinen Habitus haben, und die wir auch wohl mit Idiosynkrasie im weiteren Sinne �bersetzen k�n�nen ; sie machen sich erst ex post bemerkbar durch die Eeac-tionsweise auf gewisse Einfl�sse, durch ungew�hnliche Empf�ng�lichkeit f�r diese oder jene Mittel, die schon in gew�hnlicher Gabe ausserordentliche Erscheinungen hervorbringen und daher gar nicht oder in kleinen Quantit�ten ihre fernere Anwendung finden d�rfen. Im Ganzen sind diese individuellen Constitutio�nen bei Thieren seltener als bei Menschen, hier machen sie
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f�r den Haus- und Leibarzt ein besonderes Studium in den Familien aus und verbieten gewissermaassen den �fteren Wech�sel mit dem Arzte. Sie kommen jedoch auch zuweilen bei Thie-ren vor und deshalb muss der Thierarzt seinen Patienten nach eingeleiteter Kur auch in dieser Beziehung beobachten, nament�lich bei. eingreifenden Kurverfahren, bei Anwendung heroischer Mittel. Haupts�chlich aber handelt es sich hier um die ausge�pr�gten Constitutionen, die ausgebildet in zwei Arten von Ge�gens�tzen vorkommen.
a) Der straffe und der laxe Faserbau. Jenen, meist mit lebhaftem Temperamente, grosser Ausdauer und Kraftf�lle, oft mit gesteigerter Reizempf�nglichkeit verbunden, treffen wir bei den veredelten orientalischen Pferderacen, dem H�henvieh der Wiederk�uer, den Hirten- und anderen dienstthuenden Hunden, und bei kerniger, weniger volumi�ser Nahrung an; diesen, den laxen Faserbau, wobei es gerade nicht nothwendig an Kraft, wohl aber an Ausdauer fehlt, der mit phlegmatischem Temperamente und mit einem h�heren oder geringeren Grade von Torpidit�t verbunden ist, diesen finden wir bei Niederungs-racen, besonders bei den Faulenzern und bei volumi�ser, ma�stiger Nahrung. Dort k�nnen wir mit dem antiphlogistischen Heilapparate �fter, und immer viel energischer eingreifen, wie hier, w�hrend wir umgekehrt hier wieder f�r tonische, erre�gende Mittel, f�r fl�chtige und nachhaltige Reizmittel viel h�u�figer Indicationen haben, und alle diese Mittel auf eine in- und extensivere Weise in Anwendung bringen k�nnen.
Eine andere Art von Laxit�t mit gesteigerter Reizempf�ng�lichkeit � Erethismus, charakterisirt durch lebhaft hervortretende, aber bald zur Ersch�pfung f�hrende Reaction � treffen wir bei den verweichlichten und verz�rtelten Thieren und am auff�llig�sten bei den zarten Schoossh�ndchen an. Hier ist in allen Krankheiten und bei allen Kurmethoden mit gr�sster Schonung zu Werke zu gehen, wenn man nicht von unangenehmen Erfol�gen �berrascht werden will. Bei dieser zarten Constitution m�ssen wir verfahren, wie bei dem zauten Jugendalter.
6) Die robuste und die schwache Constitution.
Das -Brown'sche Heilsystem hat die Folge gehabt, dass man das Kraft-maass im erkrankten Individuum �ber die Krankheit stellte, letztere selbst wenig beachtete, sondern haupts�chlich gegen die Schw�che (Asthenie)
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oder Kraftfdlle (Sthenie) therapeutisch einschritt. Bei der .Broi�n'schen Anschauungsweise war dieses Verfahren ganz richtig, weil derselbe eben die Krankheit als einen zu schwachen oder zu starken Erregungszustand auffasste. Nachdem aber diese Ansicht schon l�ngst als irrig bezeichnet worden war, hatte man dennoch, namentlich in der Thierheilkunde, haupt�s�chlich die Sthenie und Asthenie bei der Behandlung im Auge und ver�nachl�ssigte dabei nicht selten die Krankheitsprocesse, was selbst heute noch zum Theil geschieht. Dass dies nicht zu dem Individualisiren gerechnet werden kann, sondern als ein Missgriff angesehen werden muss, versteht sich von selbst.
Das Kraftmaass, d. h. die Kraft�usserung in allen physiolo�gischen Functionen und besonders in den Muskelactionen, ist in Krankheiten sehr verschieden; oft ist es von der Krankheit selbst, unabh�ngig von der K�rperconstitution, bedingt und so�mit ein Symptom der Krankheit, das sich mit der Hebung der Krankheit auch verliert; so sehen wir z. B. bei typh�sen Krank�heiten immer eine mehr oder weniger grosse Hinf�lligkeit, Ab�geschlagenheit {dedolatio) in den robustesten K�rpern schnell hervortreten, was wir unterdr�ckte Kraft, auch falsche Schw�che zu nennen pflegen. Von diesen durch die Krankheit bedingten Zust�nden kann hier bei dem Individualisiren keine Rede sein, sie ist ein Theil der Krankheit selbst; es handelt sich hier viel�mehr nur um das Kraftmaass, welches, unabh�ngig von der Ki-ankheit, in den k�rperlichen Verh�ltnissen gegeben ist, und deshalb immer neben, aber niemals statt der Krankheit thera�peutisch ber�cksichtigt werden muss.
In Hinsicht des Einflusses der K�rper-Kraft und -Schw�che m�ssen wir hier als allgemeine Grunds�tze noch hervorheben: �) dass k�rperliche Seh wache fast immer nachtheilig auf alle Krankheiten einwirkt, bei manchen mehr � bei Kachexien � bei anderen wieder weniger � z. B. bei Entz�ndun�gen ; man darf aber keineswegs glauben, dass eine Entz�ndung im schwachen K�rper weniger gefahrvoll sei, sie ist h�chstens nur schleichender und chronischer, aber deshalb oft um so gef�hr�licher; h) dass die constitutionelle Kraft dagegen bei den meisten Krankheiten sehr willkommen und wohl bei keiner Krankheit eigentlich unwillkommen ist, selbst in den F�llen, wo wir entziehend, die Plasticit�t vermin�dernd, antiphlogistisch, mit einem Worte in jeder Beziehung schw�chend eingreifen m�ssen, selbst bei solchen Krankheiten und gerade bei diesen kann eine robuste Constitution dem Thera-
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Individuelle quot;Verschiedenheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 261
peuten nur angenehm sein, weil er eben den Heilapparat so recht i n - und extensiv in Anwendung bringen und so einen gr�sseren Heileffeet erzielen kann, als in den F�llen, wo dieser Heilapparat wegen constitutioneller Schw�che nur sehr beschr�nkt seine Anwendung finden darf. Direct schw�chen kann der Therapeut, st�rken aber nicht, daher bereitet ihm die schwache K�rperconstitution oft viele Schwierigkeiten, die robuste aber giebt ihm Gelegenheit zum entschiedenen und erfolgreichen Eingreifen.
Schw�che ist immer ein Ausfall in den Lebens-acten; die Naturheilprocesse sind Lebensacte, folg�lich ist in einem ungeschw�chten K�rper die Natur�heilung viel m�chtiger, als in einem abgeschw�chten.
4. Die Gewohnheit. Endlich kommt bei dem Indivi-dualisiren noch die Gewohnheit der Patienten in Betracht. Aus der Lebensweise, F�tterung, Pflege, Benutzung, dem Aufent�haltsorte etc. erkennen wir die Gewohnheiten, welche immer mehr oder weniger individuelle Eigenth�mlichkeiten begr�nden, die der Therapeut aus zweifachen Gesichtspunkten, in R�ck�sicht der Krankheit und der anzuwendenden Mittel beach�ten muss. Alle zur Gewohnheit gewordenen Dinge m�ssen auch w�hrend der Krankheit beibehalten werden, wenn sie kei�nen Antheil an der Entstehung und der Unterhaltung der Krank�heit selbst haben; man l�sst die Patienten in der gewohnten Lebensweise, wenn diese nichts Sch�dliches f�r den gegebenen Fall darbietet, weil mit der Entfernung des Gewohnten, mit der Entw�hnung immer eine gewisse Ver�nderung verbunden ist, die man vermeiden muss, es sei denn, dass man in solcher Ver�nderung etwas Heilsames f�nde. Wo also die gewohnten Aussenverh�ltnisse nicht nachtheilig einwirken oder durch ihre Aenderung nicht eine Heilwirkung zu pr�sumiren ist, da m�s�sen sie beibehalten werden.
Oekonomische Verh�ltnisse.
Nicht das kranke Thier allein, sondern auch die �kono�mischen Verh�ltnisse kommen bei dem Entwerfen des Kurplanes immer mit in Betracht, und wer diese richtig zu be�achten versteht, der erwirbt sich das meiste Vertrauen und von dem sagt man, dass er praktisch sei. Der Takt des Thier-
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arztes umfasst daher die F�higkeit, neben den im Individuo gegebenen Verh�ltnissen auch die �kono�mischen schnell und richtig aufzufassen. Mittel und Kurmethoden; die bei einer Spitalpraxis recht zweckm�ssig sind, k�nnen bei ambulatorischer oft ganz unpraktisch sein, und in dieser Beziehung guckt bei dem angehenden Praktiker h�ufig noch die Schule aus den Ordinationen hervor. Anders muss die therapeutische Anordnung sein bei der Landpraxis, wenn man die Patienten nicht t�glich sieht, als bei der Praxis im Wohnorte, dort darf man keine Mittel � z. B. Kalomel, Drastica, Narcotica u. s. w. � in grossen Dosen anwenden, die �ber ein Kleines contraindicirt sein k�nnen. Anders ist die Behandlung bei Besitzern, die sich ihrer Patienten selbst und mit Interesse annehmen, als auf grossen G�tern, wo wenig Aufsicht und den beauftragten Dienstleuten wohl nicht einmal die n�thige Zeit zur Pflege gelassen ist. � Wavrae Umschl�ge z. B., die im ersten Falle recht zweckm�ssig sind, k�nnen im letzteren schaden, indem sie bei l�ssiger Anwendung zu entge�gengesetzt wirkenden kalten Umschl�gen werden etc. Verschie�den sind die Heil-Indicationen beim Weidegange und bei Stall�f�tterung-, andere Mittel m�ssen wir in Anwendung bringen bei Thieren, welchen keine k�rperliche Ruhe gegeben werden kann; anders m�ssen wir verfahren je nach den Verh�ltnissen, unter welchen das Tliier in gesunden Tagen gelebt hat und in kran�ken Tagen leben muss; bei Thieren, die frei umherlaufen und scheu sind, muss man oft auf recht zweckm�ssige Mittel ver�zichten, weil bei ihrer Anwendung durch Zwangsmaassregeln, Aufregung etc. mehr geschadet werden kann, als sie jemals zu n�tzen im Stande sind; bei einzelnen Patienten k�nnen wir ganz anders verfahren, als bei ganzen Heerden, was dort ein leicht anwendbares Heilmittel ist, kann hier �konomisch unaus�f�hrbar seih � einer einzelnen Kuh, oder einem Schafe kann wohl 3 � 4 mal t�glich eingegeben werden, was w�rde aber wohl der Besitzer zu dieser Anordnung sagen, wenn er Hun�dert und mehrere Hundert solcher Patienten im Stalle hat?- � Ausf�hrbar und wenig kostspielig m�ssen die An�ordnungen sein, und in R�cksicht hierauf muss man oft auf das Bessere verzichten und sich mit dem Gu�ten begn�gen.
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Krankbeitsgenius.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 263
Krankheitsgenius.
Unter den �usseren Einfl�ssen, die Krankheiten erzeugen, kommen auch solche vor, die nicht selbstst�ndig Krankheiten ver�ursachen, die aber auf alle Individuen einzelner oder aller Thier-gattungen gleichm�ssig einwirken, dadurch bei jeder Krankheits�ursache einen Beitrag zum Resultate liefern und so �ber�all bei jeder Erkrankung einzelne, mehr oder weniger hervor�tretende gleichbleibende Z�ge veranlassen, die den Krankheiten einige Zeit hindurch einen stabilen Charakter verleihen und so eben den �Genius morborumquot; darstellen, der die Therapie mehr oder weniger beeinflusst.
Diese kleinen Sch�dlichkeiten sind entweder in der Jahres�zeit und der dadurch bedingten Witterungsconstitution gegeben und �ndern sich dann mit derselben � Genius annum �, oder sie sind von gewissen localen Umst�nden entweder an sich oder tinter Mitwirkung der Witterung abh�ngig und daher an die Localit�t von geringerer oder gr�sserer Ausbreitung gebun�den � Genius enzooticus �, oder endlich sie sind ganz allge�mein verbreitet und weder von Jahreszeit noch von Localit�ten abh�ngig � Genius epizooticus.
Alle solche gleichm�ssigen Einfl�sse sind bald geringf�giger und dr�cken den Krankheiten nur eine leise Gleichf�rmigkeit in einzelnen Beziehungen auf, die nur f�r den Ge�bten existirt, oder sie sind gewichtiger und bringen eine mehr auif�llige Aehnlichkeit oder Gleichheit in allen auftretenden Krankheiten zuwege. Je nach dieser graduellen Verschiedenheit ist nun auch in dem Genius morhonm eine geringf�gigere oder ge�wichtigere Heil-Indication f�r den Therapeuten gegeben.
Die Einfl�sse selbst kennen wir gew�hnlich nicht, ihre Wirkungsweise erkennen wir ann�hernd aus der Beschaffenheit des Krankheitsgenius, der bald haupts�chlich in der Reactions-weise des Organismus, bald in dem vorherrschenden Ergriffen�sein eines Systems oder eines Organs und so je nachdem als Genius adynamicus, sthenicus, in�ammatorius, gastricus, nervosus, typlwsus hervortritt.
Solche Gleichf�rmigkeit im Krankheitsreiche ist mitunter auf gr�ssere Zeitabschnitte ausgedehnt, und �bt dann zuletzt nicht allein auf die Therapie in der praktischen Anwendung bei den gegebenen Krankheitsf�llen einen Einfluss, sondern so-
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gar auf die Grundprincipien der Therapie als Wissenschaft aus, so dass den verschiedenen, l�ngere Zeit stabil gewesenen Krank�heitsgenien auch verschiedene Heilsysterne gefolgt sind, so ist z. B. w�hrend des adynamischen Krankheitscharakters, das Brown-sche, in der Zeit des mehr sthenischen, das Rasori'sche Heil�system zu Tage gef�rdert worden; der allgemeinere Gebrauch der antigastrischen Methode verdankt seinen Ursprung dem Ge�nius gastricus zu Ende des vorigen Jahrhunderts; die antiphlo-gistische Heilmethode war in extenso an der Tagesordnung in den ersten Decennien dieses Jahrhunderts, welche von dem Ge�nius inflammatorius occupirt waren, jetzt haben wir abermals einen Krankheitsgenius, bei dem die strenge und directe antiphlogisti-sche Heilmethode wieder mehr in Misscredit gekommen ist.
Die erw�hnte Gleichf�rmigkeit unter den Krankheiten kann sich aber auch auf kleinere Zeitabschnitte beschr�nken, nament�lich sind es die geringf�gigeren Eigenth�mlichkeiten, die �fter wechseln; innerhalb der grossen Schwankungen der Krankheits�genien kommen kleinere oder gr�ssere Undulationen vor, die zwar weniger erheblich, aber doch immer noch beachtenswerth f�r den Therapeuten sind.
Eine l�ngere Zeit fortbestehende gewisse Gleichf�rmigkeit im Bereiche der Krankheiten erleichtert ungemein das Gesch�ft des Therapeuten, es stellt sich nach und nach erfahrungsm�ssig manche Grundheilmethode im grossen Ganzen als heilsam her�aus, einzelne Maximen erlangen unter den Praktikern ein B�r�gerrecht, die Anzahl der Mittel, unter denen zu w�hlen ist, beschr�nkt sich, gewisse Klassen von Mitteln stehen auf der Tagesordnung, kurz, es hat sich ein enger Kreis gebildet, in welchem sich der Therapeut behaglich bewegt. Um so grosser aber ist die Schwierigkeit, wenn der Arzt aus diesem traulichen Kreise auf ein fremdes Gebiet gef�hrt wird. Das Eintreten wie das Verschwinden eines bestimmten Krankheitsgenius pflegt immer mehr oder weniger Schwierigkeiten zu bereiten; der neu eingetre�tene wird noch nicht in Betracht gezogen, der verschwundene noch mit berechnet bei der Behandlung, daher in beiden F�llen ein Rechnungsfehler, der sich im Resultate der Behandlung ergiebt; noch viel schlimmer ist die Sache, wenn ein bestimmter allge�meiner Krankheitscharakter von einem entgegengesetzten ver�dr�ngt wird, hier ist der Rechnungsfehler immer ein doppelter und in seinen Folgen um so bitterer.
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Krankheitsgenius.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 265
Je l�nger unter den Krankheiten eine Gleichheit oder Aehnlichkeit in einer bestimmten Richtung bestanden hat, je grosser ist ihr Einfluss auf die Therapie gewesen, je mehr hat man sich gevissermaassen an die Behandlungsweise gew�hnt, und desto grosser sind die Schwierigkeiten, die bei dem Wechsel eintreten und die Opfer, die da fallen. Ein Heilsystem, ein liebgewonnenes Heilverfahren, das sich l�ngere Zeit bew�hrt hat, wird nicht so leicht aufgegeben, und oft sind es eine Reihe von bitteren Erfah�rungen, die erst im Stande sind, den Therapeuten eines Anderen zu belehren. Wie viel Patienten hat das Broiun'sche Heilsystera nicht erst hingeopfert, ehe es aufgegeben wurde von denjenigen, die fr�her, bei dem entsprechenden Krankheitacharakter, gl�cklich damit kurirt hatten, wie viel Patienten sind nicht hingeopfert worden durch starke Aderl�sse und �berhaupt den aus�gedehntesten antiphlogistischen Heilapparat,. als der rein inflammato-rische Krankheitsgenius in den heutigen mehr typh�sen �bersprang?
Nicht der einzelne Patient, sondern eine Reihe von Patienten in einer gewissen Zeit macht uns durch den gesammten Ausdruck der Krankheit, durch den Verlauf und durch die Folgen der angewendeten Heilmetboden den herrschenden Genius morhovum bekannt. Forschen wir weiter nach und erweitern wir unser Gesichtsfeld durch die Beobachtungen entfernter Collegen, so k�nnen wir selbst ermitteln, ob er in einer bestimmten Jahres�zeit bei einer gewissen Witterungsconstitution oder bei sonsti�gen Verh�ltnissen hervorgetreten, und mit solchen Einfl�ssen auch mehr von einer ephem�ren Natur ist, ob er an ein gewis�ses Terrain gekn�pft ist oder eine grosse geographische Ver�breitung erlangt hat. Jeder Therapeut hat die doppelte Pflicht, den generellen Krankheitscharakter zu beachten, sich aber auch nicht blindlings von demselben leiten zu lassen, er muss viel�mehr mit Aufmerksamkeit dem Gange folgen und beachten, ob und in welchem Grade derselbe in den gegebenen Krankheitsf�llen ausgesprochen ist.
Bei Seuchen und seuchenartig auftretenden Krankheiten pflegt der Genius morborum eine ganz besonders wichtige Rolle zu spielen, und hier m�ssen wir namentlich an den ersten Pa�tienten die Krankheit in therapeutischer Beziehung studiren, um f�r die weiteren F�lle die entsprechendsten Heilmethoden zu finden.
Aufstellung der Indicationen.
Wie die Gr�nde zu einer bestimmten Handlung �berhaupt logisch geordnet sein m�ssen, wenn man sich derselben klar
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bewusst sein will, so m�ssen auch die Indicationen zur thera�peutischen Behandlung stets in einer bestimmten Ordnung und zwar so aufgestellt werden, dass die allgemeinsten und wesent�lichsten obenan stehen, denen sich speciellere und endlich die speciellsten anreihen.
Die Vital-Indicationen stehen an der Spitze; wo ein mit Lebensgefahr drohendes Symptom hervortritt, da muss dieses vor allen Dingen ohne alle weitere R�cksicht erst beseitigt wer�den; was zur Beseitigung der Lebensgefahr zun�chst zu thun ist, das eben zeigen uns die Vital-Indicationen. Die weiteren wesentlichsten Indicationen entnehmen wir aus der erkannten Natur der Krankheit, deren Ursachen und Sitz, oder aus dem, was uns empirisch �ber die Krankheit und ihren Verlauf be�kannt ist. Demn�chst fassen wir die Indicationen von der Be�schaffenheit des Individuums, von den �usseren Verh�ltnissen, unter welchen das Thier Gegenstand der Behandlung ist, sowie noch von sonstigen, zu beachtenden Nebendingen auf. Hieraus ergeben sich nun weiter die Ankn�pfungspunkte zur Entwer�fung eines entsprechenden und ausf�hrbaren Kurplanes und zur Auswahl der Mittel, den Plan durchzuf�hren und so den Heil-Indicationen zu gen�gen. Bei der Auswahl der Mittel finden sich gew�hnlich die meisten Contra-Indicationen, die nach ihrer Dignit�t den Indicationen gegen�ber abgewogen werden m�ssen.
Aeuderung im Kurplane.
Nicht seh wanken von einer Kurmethode zur an�deren, von einem Mittel zum anderen, aber auch nicht blindlings beharren auf dem einmal einge�schlagenen Wege. Eine gewisse Consequenz muss man bei seinem Verfahren beobachten, es ist noch kein hinl�nglicher Grund zum Abspringen von dem betretenen Wege gegeben, wenn die Krankheit nicht alsbald Halt oder R�ckschritte macht. Alles will seine Zeit haben; die gesammte Wirkungsweise der Mittel ist in dem lebendigen K�rper nicht so schnell abgewickelt, es wird der Anstoss zu einer oft l�ngeren Kette von einzelnen Ver�nderungen gegeben, die beim unzeitigen Wechsel in ihrer heilsamen Endwirkung gest�rt werden w�rden; ausserdem be�darf es aber auch meist einer �fter wiederholten Einwirkung in derselben Weise, um eine gewisse Reihe von Ver�nderungen
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Aenderung im Kurplane.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2G7
im K�rper l�ngere Zeit zu unterhalten, ehe schliesslich eine Heilwirkung eintritt. Inconsequenz, Schwanken und Wechseln mit den Mitteln ist der Eegel nach als sch�dlich zu bezeichnen.
Umgekehrt darf man aher auch nicht aus Vorliebe zu dem aufgestellten Heilplane, aus Bequemlichkeit oder einem gewissen Schlendrian auf dem eingeschlagenen Wege behar�ren. Immer muss man die Wirkungsweise der Mittel und das Verhalten der Krankheit dabei mit Aufmerksamkeit verfolgen; ganz besonders vorsichtig muss man sein, wenn noch keine zuverl�ssige Erfahrung f�r die Krankheit spricht, wenn die Behandlung selbst noch eine Art Versuch ist und wenn man mit kr�ftig wirkenden Mitteln operirt. Vorsichtig m�ssen wir hier sein, um nicht den Patienten zu opfern, vorsichtig aber auch, um nicht durch zu fr�hes Abgehen von dem Plane ein falsches Elesultat zu gewinnen f�r k�nftige F�lle.
Sobald verschiedene Contra-Indicationen eintreten, die durch Nebenzuf�lle � seien sie zuf�llig oder durch die Behandlung selbst hervorgerufen � oder durch wesentliche Aenderung oder endlich durch bedenklich werdende Steigerung bedingt sind, namentlich, wenn Verdachtsgr�nde vorhanden sind, dass die Steigerung von den verabreichten Mitteln abh�ngt, wie sich solches aus dem Verhalten vor und nach der Anwendung und bei der Wiederholung ergiebt, dann muss nat�rlich die eingeleitete Kurmethode ge�ndert werden; und dieselben Dinge, welche die Contra-Indication gegen die eingeleitet gewesene Methode gaben, involviren zugleich die Indicationen f�r den einzuschlagenden neuen Weg. Selbst ohne Contra-Indicationen muss die Behandlung eine Aenderung erlei�den, wenn neue Indicationen auftauchen. Ferner mhss der Plan ge�ndert werden bei chronischen Krankheiten, wenn die Behandlung nach l�ngerer Zeit sich als wirklich unfruchtbar bewiesen hat. Endlich muss mit den Mitteln gewechselt, am lieb�sten aber ausgesetzt werden, wenn bei l�ngerem Gebrauche eine Art Gew�hnung eingetreten ist oder einzutreten droht, was namentlich bei den fl�chtigen Reizmitteln, den Spirituosen und narkotischen Mitteln sich sehr leicht ereignet.
Es ist eine besondere Kunst, zur rechten Zeit anzufangen, zu wechseln und aufzuh�ren.
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Einfachheit in der Behandlung.
Stets sei der Thierarzt bem�ht, auf m�glichst einfache und billige Weise zu kuriren, insoweit das Heilen dadurch nicht beeintr�chtigt wird. Man �ber�st�rme �berhaupt nicht mit Mitteln und suche ja nicht alles Heil in der Arznei. Besonders tadelnswerth ist das vielfache Zusammensetzen der Mittel, wo das eine nicht ein unterst�tzen�des, sondern ein st�rendes von dem andern wird und man am Ende nicht weiss, welchem von den Mitteln die erfolgte heil�same Wirkung zuzuschreiben ist. �Es ist eine verzweifelte Meinung, so viele simplida in ein Recept zu ordnen; es ist doch nicht anders, als dass ein Dreck den anderen verdirbtquot;, sagt schon Paracelsus. Die besten Aerzte pflegen mit den we�nigsten und einfachsten Mitteln zu heilen. Die Zusammen�setzung einzelner oder mehrerer Mittel ist gerechtfertigt und selbst geboten:
1)nbsp; wenn bestimmte Composition sich in der Anwendungs�weise und Wirkung bew�hrt hat;
2)nbsp; wenn man durch Verbindung billiger Mittel ein theures mehr oder weniger ersetzen kann;
3)nbsp; wenn man die Wirkung eines Mittels in bestimmten Richtungen unterst�tzen oder gewisse Nebenwirkungen un�sch�dlich machen will. Hat z.B. ein Mittel verschiedene Hauptwirkungen und will man davon besonders die eine, so ist der Zusatz eines zweiten Mittels angezeigt, wodurch die beab�sichtigte Richtung des Hauptmittels erzielt wird; denn es hat sich herausgestellt, dass ein Mittel von mehrfacher Wirkung haupts�chlich nur diejenige Wirkung entwickelt, die es mit einem zugesetzten gemein hat; so z. B. wirkt der Brechwein�stein mit Kampfer haupts�chlich schweisstreibend, mit Wachhol-derbeeren etc. urintreibend, mit Mittelsalzen durchschlagend, mit anderen Emeticis nur als Brechmittel; die Purgirmittel wirken in der Regel sicherer durch Zusatz von bitteren und selbst von erregenden Mitteln etc.;
4)nbsp; um einem Mittel eine specifische Richtung auf Organe und Functionen zu geben, die es f�r sich allein nicht besitzt. Jod z. B. findet sich zun�chst im Speichel, es hat also eine spe�cifische Beziehung zu diesen Dr�sen. Eisen findet man nie im Speichel; giebt man aber Jod und Eisen zusammen, so findet
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Di�t.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2�9
sich im Speichel auch Eisen. Das Jod hat das Auftreten des Eisens im Speichel bewirkt.
Immer muss die Aufmerksamkeit erst auf Hausmittel ge�richtet werden, hierunter verstehe ich alle diejenigen, welche in den Haushaltungen zu finden sind, ferner die sich der Be�sitzer selbst leicht suchen und sammeln lassen kann, und end�lich auch diejenigen, welche von jedem Kr�mer zu beziehen sind. Dieser Hausmittelschatz reicht recht h�ufig aus zur g�nz�lichen Heilung.
Di�t.
Die Anordnung der Di�t ist bei den kranken Thieren, die oft unter grosser Unbill leben m�ssen, und bei denen nicht immer das geschehen kann, was wohl zu w�nschen w�re, ein wichtiger Theil der Therapie. Die Krankheit und ihre wahr�scheinlichen Ursachen, die Individualit�t, Gewohnheiten, und die �konomischen Verh�ltnisse, innerhalb welcher die Wahl getroffen werden muss, die angewandten Mittel und Kur�methoden, und endlich die allgemeinen hygienischen Grund�regeln sind die maassgebenden Umst�nde. Die Di�t macht immer einen Theil der Behandlung aus, die Indicationen einge�ben sich in den concreten F�llen f�r die Di�t ebenso gut, wie f�r die Mittel und Methoden. Die bestimmten Heilmethoden haben stets eine Di�t neben sich, wodurch ihre Wirkungsweise gef�rdert wird, oft ist die Di�t die Hauptsache in der ganzen Kur, in manchen F�llen macht sie geradezu die ganze Kur aus. Die allgemeinen Gesundheitsregeln behalten bei Krankheiten immer einen bedingten Werth. Der Instinct ist hierbei oft ein sicherer Leiter, namentlich bei acuten Krankheiten.
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Vierte Abtheilung.
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Die Heilmittel � Remedia.
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Alle �usseren Einfl�sse k�nnen in dem erkrankten Leibe die Bedingungen herbeif�hren, unter denen die Genesung ein�tritt, und wenn dies geschehen, so sagen wir von diesen Ein-
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fl�ssen, dass sie die Ursache von dem Verschwinden der Krank�heit � die Heilmittel� gewesen sind. Es giebt demnach nicht eine besondere Klasse von Mitteln, die als Heilmittel zu bezeichnen sind; jedes Mittel, was auf den Organismus einwirkt, kann unter Um�st�nden ein Heilmittel werden; der schliessliche Erfolg giefct erst den Begriff vom Heilmittel. Hieraus ergiebt sich nun auch, dass die Heilmittel nicht gerade in den Officinen aufgespeichert sind und dass wir nicht bloss unter den Arzneien nach Heilmitteln suchen d�rfen; die Natur bietet sie �berall in ihrem ganzen Reiche, in ponderabeln und inponderabeln Stoffen dar, sie aber herauszufinden, das ist eben die grosse Kunst. Wenn der gediegene Arzt Heilmittel aus der Officin bezieht, so ist diese f�r den Pfuscher meist eine Giftfabrik; das Gift ist eben kein Gift in der kunstgerechten Hand, das gl�hende Eisen selbst wird in derselben ein Heilmittel. Absolute Heil�mittel existiren nicht in der Natur.
Mittel, die ohne Zuthun des Arztes heilsam wirken, die in den gew�hnlichen Lebensverh�ltnissen oder mehr zuf�l�lig gegeben sind, werden Naturhei 1 mi11e 1 � Bemedia naturae � genannt, wie ja auch jede Heilung ohne Zuthun der Kunst, selbst wenn dazu die Bedingungen zuf�llig gegeben sind, als eine Naturheilung betrachtet wird.
Ausgew�hlte und angeordnete Mittel, die den therapeuti�schen Zweck des Arztes erf�llt oder wesentlich gef�rdert haben, sind die Kunstheilmittel � Remedia technica �, von denen hier nat�rlich nur die Rede sein kann. Sind die Heil�mittel aus den gew�hnlichen Lebensverh�ltnissen entnommen, sind es besondere Anordnungen hinsichtlich der Nahrungsmittel, des Aufenthaltes, des Gebrauches, der Pflege etc., so bezeich�nen wir sie als di�tetische Heilmittel � Remedia diaetetica �, w�hrend wir, je nach Benutzung von Arzneien oder chirurgi�schen Actionen, pharmaceutische und chirurgische Heilmittel � Remedia pharmaceutica et chirurgica � unterscheiden.
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Das Auffinden der Heilmittel.
Die rechte Wahl unter den, der Kunst zu Gebote stehen�den Mitteln ist die Grundbedingung von der heilkr�ftigen Wir�kung der angewendeten Mittel; wer im Stande ist, recht zu w�hlen, der kann heilen; dies ist eben die grosse Kunst,
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Auffinden der Heilmittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 271
die das Wissen der gesammten Mediein mit allen ihren H�lfs-wissenschaften erfordert. Da aber die Kunst, zu heilen, an sich heute noch eine unvollkommene ist, so liegt hierin auch ein gewisses Testimonium paupertatis f�r die heutige Mediein als Gesaramtwissenschaft.
Relative Dinge, wozu ja eben die Heilmittel geh�ren, be�kommen immer erst einen bestimmten Begriff, wenn die fixen Punkte gewonnen, auf welche die Beziehungen gerichtet sind. Ehe man daher an die Wahl der anzuwendenden Mittel, an das Aufsuchen der Heilmittel geht, m�ssen nat�rlich erst die abnor�men Zust�nde m�glichst festgestellt werden, welche den Orga�nismus eines Heilmittels bed�rftig machen, es m�ssen die ein�zelnen Krankheitsprocesse und das Ensemble derselben � die Krankheitsform � erkannt worden sein, weil dies ja die Gegen�st�nde sind, an denen sich die heilsame Wirkung der Mittel beth�tigen soll und von denen ein Mittel erst den Begriff eines Heilmittels bekommt. Es ist ferner nothwendig, dass alle Mit�tel, unter denen man w�hlt und nach Heilmitteln sucht, auch an sich als Naturk�rper und Naturhr�fte genau bekannt und studirt sind, um das, was sie m�glicher Weise leisten k�nnen, im Voraus zu bestimmen und controlirend zu vergleichen. Zu dem Auffinden der Heilmittel bieten sich zwei Wege dar: 1) ein rein empirischer und 2) der rationelle Weg. Beide sind wichtig, beide erg�nzen und ersetzen sich gegenseitig, keiner ist daher zu entbehren.
1) Das Aufsuchen der Heilmittel auf empirischem Wege. Mittel, die sich schon fr�her in der eigenen Praxis oder in der Praxis anderer, vieler oder aller Therapeuten bei gleichen oder �hnlichen Zust�nden als heilsam bewiesen haben, solche Mittel als Heilmittel anzusprechen und zu benutzen ha�ben wir ein Recht, selbst die Pflicht, weil deren Heilsamkeit eben thats�chlich nachgewiesen ist. Bei allen solchen Mitteln, deren Heilsamkeit uns aus dem Gebrauche bekannt, ist die Erprobung bei den Patienten � Usus in morbis � die Grund�lage, ohne welche es kein empirisches Heilmittel giebt. Je viel�facher ein Eleilmittel erprobt ist, desto mehr ist man berechtigt, es als Mittel bei bestimmten Krankheitszust�nden zu betrach�ten; ein Mittel, das allseitig als ganz besonders heilsam und ziemlich sicher wirkend bei bestimmten pathischen Zust�nden
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anerkannt wird, ist ein specifisches, was man zu benutzen ver�pflichtet ist.
Die Therapie ist eine Erfahrungswissenscbaft, eine reelle Bereicherung erlangt sie daher nur durch die Erprobung der Mittel in Krankheiten, und je reicher sie an wahrhaft erprob�ten Mitteln ist, desto gebahnter ist der empirische Weg bei Entwerfung des Kurplanes in concreten F�llen. Bis jetzt haben wir zu beklagen, dass uns verh�ltnissm�ssig wenige empirisch festgestellte Heilmittel zu Gebote stehen, dass das empirische Material in der Therapie durch Irrth�mer so verf�lscht ist und viele Mittel einen ganz unverdienten Ruf als Heilmittel in ge�wissen Krankheiten erlangt haben, dass der empirische Weg bei der Behandlung mit grosser Vorsicht betreten werden muss.
2) Das Aufsuchen der Heilmittel durch rationelle Schlussfolgerung � durch Induction.
Von den concreten Thatsachen �ber die Krankheits- und Heilungsprocesse und die Heilmittelwirkungen gelangt man auf inductivem Wege zu klaren Begriffen und allgemein g�ltigen Regeln. Nachdem die Krankheitsprocesse einzeln und in ihrem Zusammenhange m�glichst ermittelt und die Angri�spunkte auf�gesucht, mit einem Worte m�glichst bestimmte Heil-Indicatio-nen gestellt sind, wendet man sich an die Mittel, w�hlt unter denselben nach ihrer Wirkungsweise in dem thierischen K�rper �berhaupt und bei den verschiedenen Thiergattungen, wie es eben den gestellten Indicationen entsprechend ist. Die Pr��fung der Mittel bei gesunden Thieren bez�glich der krankmachenden Wirkungen ist die Grundlage f�r dieses Verfahren. Solche Pr�fungen der Mittel geben aber ein wissenschaftliches Resultat nur unter der Bedingung, dass sie sich nicht bloss auf die hervorgerufenen Symptome bezie�hen, sondern auch die dabei stattfindenden inneren Vorg�nge durch Zergliederung, Mikroskopie und Chemie aufzuhellen suchen.
Die pathogenetische Wirkung giebt jedoch allein noch nicht die volle Sicherheit f�r die heilsame Wirkung in bestimm�ten Krankheitsf�llen, wir m�ssen deshalb auch bei allen so aus�gew�hlten Mitteln, die nicht zugleich schon die Erfahrung f�r sich haben, sehr vorsichtig sein und mit forschendem Auge ersp�hen, ob und inwieweit die pr�sumtive Heilwirkung auch eintritt. Das auf inductivem Wege gefundene Mittel
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Wirkungsweise der Heilmittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;273
bekommt erst volle Geltung in der Praxis, wenn es sich bew�hrt, wenn die Erfahrung es best�tigt hat.
Wenn wir nun also verfahren, dass wir einerseits die durch Induction gefundenen Mittel in den concreten Krankheitsf�llen pr�fen, die Bedingungen feststellen, unter denen sie sich be�w�hrt haben, und andererseits auch wieder die rein empirischen Mittel in ihrer Wirkungsweise beobachten, die Ver�nderungen, die sie hervorbringen, und die Bedingungen, unter denen dieses geschieht, ermitteln, dann f�hren beide Wege schliesslich auf einen gemeinsamen Weg der rationellen Empirie, wo das erfahrungsm�ssige Material, wie die theore�tische Anschauung mit Bewusstsein den Anordnun�gen zum Grunde liegt, wo kritiklose Empirie eben so wenig, als unbegr�ndete Theorien festen Fuss fassen k�nnen.
Die Wirkungsweise der Heilmittel.
Die Frage, wie die der Kunst zu Gebote stehenden Heil�mittel wirken, ist nat�rlicher Weise eine Fundamentalfrage f�r die rationelle Therapie. Wie die �usseren Einfl�sse �berhaupt auf den Organismus wirken, ebenso wirken auch die Arzneien und nicht anders die Heilmittel; wir befinden uns mithin bei dieser Frage auf einem sehr allgemeinen Standpunkte.
Alle �usseren Einfl�sse wirken �berhaupt durch physi�kalisch-chemische Eigenschaften, und kein Arzneistoff enth�lt ausser diesen Eigenschaften etwas anderes Wirksames, nur hierdurch wirken sie auf den Organismus ein und geben die Veranlassung zu weiteren physiologischen Ver�nderungen in einer k�rzeren oder l�ngeren Reihe. Wie jede Krankheit mit einer L�sion durch die Ursache beginnt und aus einer Reihe von L�sionen und Actionen besteht, so ist es auch mit den k�nstlich angeregten Heilvorg�ngen. Demgem�ss m�ssen wir auch bei jedem Mittel die Einwirkung, die physikalisch�chemische Wirkung des Mittels, und die organischen Wirkungen unterscheiden, welche dem Mittel selbst nicht mehr direct angeh�ren, sondern das Ergebniss der angeregten organischen Vorg�nge sind.
1. Dir Einwirkung der Hellinitlel � Laesio, adis. Sie besteht in allen den physikalisch-chemischen Ver�nde-
G er lach Allg. Therapie 2 Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18
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274nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsth�lfe.
rungen, welche ein Heilmittel seiner physikalisch-chemischen Natur nach im Organismus hervorbringt und welche dasselbe hierbei selbst erleidet. In dieser Einwirkung der Mittel er�ffnet sich ein sehr grosses Feld f�r unsere Forschungen; einmal bietet der Organismus in seinen Bestandtheilen selbst eine grosse Mannig�faltigkeit f�r die physikalisch-chemischen Vorg�nge dar � man erinnere sich nur an die verschiedenartigen chemischen Ver�wandtschaften, an die Verbindungsfiihigkeit, Zersetzbarkeit und G�hrungsfahigkeit der Proteine und anderer Stoffe, an die phy�sikalisch-chemischen Eigenschaften der Secrete etc. ��, zwei�tens sind die �usseren Einfl�sse, welche als Heilmittel dienen k�nnen, nicht allein der Zahl nach sehr mannigfach, sondern auch jedes einzelne Heilmittel ist zu verschiedenen Einwirkungs-weisen f�hig � die W�rme z. B. wirkt nicht bloss temperatur�erh�hend, sondern auch expandirend, chemisch l�send, selbst zerst�rend, die Schwefels�ure wirkt nicht bloss Alkalien neu-tralisirend, sie vertreibt auch leichtere S�uren aus ihren Ver�bindungen, entzieht Wasser, f�llt Eiweiss und verkohlt selbst u.s.w. �; endlich drittens gehen auch aus der ersten Einwir�kung oft wieder einfache und zusammengesetzte Stoffe hervor, die wiederum chemische oder physikalische Einwirkungen aus��ben, die bald untergeordnet sind, eben so gut aber auch die Hauptwirkungen ausmachen k�nnen � salpetersaures Silber z. B. zersetzt das vorgefundene Kochsalz, Chlorsilber, Salpeters�ure und Natrium sind die weiteren, auf physikalisch-chemische Weise operirenden Substanzen; Chlor verbindet sich mit Wasserstoff des Wassers, Salzs�ure und Sauerstoff sind nun die Agentien
U. 8. W.
Die Lehre von der Einwirkung, die Energologie, ist das Fundament der Arzneiwirkungslehre, � Phannacodynamica � und der Aetiologie; denn alle �usseren Einfl�sse �ndern die Lebensvorg�nge durch physikalisch-chemische Einwirkung. Diese Einwirkungslehre harrt noch der weiteren Cultivirung. Hier daher nur einige allgemeine Regeln.
1) Werden Stoffe in den K�rper eingef�hrt, die nicht zu seinen integrirenden Bestandtheilen geh�ren, so werden diese nicht assimilirt, sondern es treten diejenigen Wirkungen ein, die zwischen den verschiedenen organischen Massen und den eingef�hrten Stoffen nach allgemeinen physikalisch-che�mischen Gesetzen erfolgen m�ssen.
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Wirkungsweise der Heilmittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 275
2)nbsp; nbsp; Alle Heilmittel wirken entweder rein physikalisch � durch Schwere, Druck, Ausdehnung, Reibung, Schwingung, Er�sch�tterung, durch Decken, Abschliessen, Einh�llen, Austrock�nen, Durchfeuchten etc., oder chemisch, oder endlich auf bei�derlei Weise zugleich. Alle Heilmittel, die nicht auf rein me�chanische Weise einwirken und sich nicht in einem fl�ssigen Aggregatzustande, in einem physikalisch-aufnehmbaren Zustande befinden, m�ssen chemisch l�slich sein, wenn sie wirksam sein sollen � corpora non agunt nisi soluta �. Hiermit ist aber nicht gesagt, dass alle Mittel unwirksam sind, die sich nicht bei dem Zusammenmischen mit Wasser, Weingeist etc. l�sen, solche Mittel k�nnen sehr wohl zur chemischen Wirkung kommen dadurch, dass sie im K�rper Stoffe vorfinden, in denen sie l�slich sind � Magen- und Darmsaft z. B. �, oder chemisch verwandte Stoffe antreffen, durch welche sie in l�sliche Formen verwandelt werden. Kalomel, Eisen, Schwefel, Spiessglanz, Goldschwefel und mehrere andere Substanzen werden auf diese Weise l�slich. Die Holzfaser ist schwer l�slich, daher schwer verdaulich, die vegetabilischen Pulver bleiben aber dennoch nicht unwirksam, weil die wirksamen Bestandtheile durch Magen-und Darmsaft bei der thierischen W�rme ausgezogen werden, wie die ern�hrenden Principien aus vegetabilischer Nahrung.
3)nbsp; nbsp;Die Einwirkung der Heilmittel ist zun�chst eine �rtliche und besteht in denjenigen, ihren Eigenschaften entspre�chenden physikalisch-chemischen Ver�nderungen � L�sion �, wie sie eben nach der Beschaffenheit der Applicationsstelle m�glich sind. Das Lebendigsein der Theile kommt hierbei nicht weiter in Betracht, denn die Arzneimittel und alle andern �us-seren Einfl�sse haben f�r den lebendigen K�rper keine anders wir kende Kr�fte, als f�r die leblosen Dinge, wohl aber kommt die Beschaffenheit der Theile in Betracht, auf welche die Einwirkung erfolgt. Deshalb ist diese Ver�nderung bei demselben Mittel, an derselben Stelle angewendet, bei dem Cadaver wie bei dem lebendigen Thiere wesentlich ganz gleich, so weit nicht etwa durch Erkalten, Erstarren und beginnende Entmischung ein anderes Verh�ltniss bedingt wird.
Ein direoter Beweis hierf�r ist bei allen jenen Mitteln zu liefern, welche eine auff�llige physikalisch-chemische quot;Ver�nderung hervorbringen; Druck und Stoss wirken in einem gewissen Grade zertr�mmernd bei dem Leben�digen, wie am Cadaver, wenn dort Blutunterlaufnngen, Geschw�lste etc.
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kommen, hier aber nicht, so hat dies eben so wenig mit der physikalischen Ver�nderung etwas zu thun, wie der Schmerz; dies sind secund�re Zu�st�nde, organische Wirkungen; Hitze und K�lte theilen W�rme mit und entziehen dieselbe, wirken ausdehnend und zusammenziehend nach densel�ben Gesetzen dort wie hier, dass dort bei der Expansion Blutfulle � Tur-gescenz �, bei der Contraction Blutarmuth und Collapsua eintritt, dass ferner der lebendige K�rper Mittel und Wege hat, sich bis zu einem gewis�sen Grade zu sch�tzen gegen Hitze und K�lte, dass die Ausstrahlung der W�rme bald sehr stark, bald wieder fast auf Null reducirt ist, dieses alles geht die Einwirkung der Temperatur nichts an; die Aetzmittel zerst�ren die thierisehen Gewebe, Tanninstoffe gerben die Haut, viele Metallsalze verbinden sich mit Proteinstoifen, Alkalien l�sen die Epithelien und ver�seifen die Fette, Salze entziehen Feuchtigkeit, um sich zu l�sen, S�uren werden durch Alkalien absorbirt etc. etc. am Lebenden wie am Cadaver. Es giebt allerdings viele Mittel, von denen wir nichts, als die secund�ren Wirkungen kennen; eine Erst Wirkung muss aber da sein, sonst ist eine zweite nicht denkbar, und die Erstwirkung kann von einem Mittel keine an�dere, als eine physikalisch-chemische sein, weil jede Ver�nderung in den Lebensvorg�ngen in materiellen Ver�nderungen wurzelt, rein dynamische Krankheiten nicht existiren.
4) Mit der �rtlichen Einwirkung erleiden die Heilmittel selbst gr�sstentheils eine Umwandlung, sie ver�ndern sich theils auf physikalische Weise � schmelzen, verfl�chtigen, verd�nnen u. s. w. �, theils auf chemische Art, indem sie allerhand Ver�bindungen mit den vorhandenen organischen und anorganischen Substanzen oder auch einen G�hrungsprocess eingehen. Bei Protein, St�rkemehl, Schleim und andern, ern�hrende Substan�zen enthaltenden Mitteln nennen wir die stattfindenden Verwand�lungen Verdauung und Assimilation, weil hierdurch die�jenigen Materialien geliefert werden, welche in dem normalen Ern�hrungsprocesse verwendet und so schliesslich integrirende Theile des K�rpers oder zur Bildung thierischer W�rme benutzt werden. Die Verwandlung der indifferenten Substanzen zur Unterhaltung des normalen Stoffwechsels geschieht nach keinen andern Gesetzen, als die der differenten Stoffe.
Die aus solchen Umsetzungen oder Verbindungen hervor�gehenden Substanzen haben bald an L�slichkeit und damit an Wirksamkeit verloren, bald gewonnen. Viele Metallsalze ver�binden sich schon mit Schleim und Eiweiss im Magen und Darm und werden dadurch schwer l�slich, daher pflegt ein grosser Theil von solchen Substanzen nicht in das Blut �ber�zugehen. Sind die Mittel ganz unl�slich und unaufnehmbar geworden, so ist ihre weitere chemische Einwirkung zu Ende,
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Wirkungsweise der Heilmittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 277
sie werden entfernt, ohne in das Innere, in die S�fte und Ge�webe aufgenommen zu werden. In allen andern F�llen aber gehen die Mittel entweder direct in das Elut �ber, oder sie dringen in das Gewebe durch Imbibition von Zelle zu Zelle, durch Endosmose und Exosmose und durch chemische Ver�wandtschaft, indem sie sich weiter mit dem Gewebe oder mit den darin vorhandenen Fl�ssigkeiten verbinden. Grosse und Beschaffenheit der localen Wirkungen an der Ber�hrungsstelle h�ngen von der Grosse und Richtung der Verwandtschaft der Mittel zu dem Gewebe ab, mit welchem sie in unmittelbare Ber�hrung gekommen sind; von einfacher Reizung bis zur Zer�st�rung des Gewebes sind verschiedene Grade gegeben. Salz�l�sungen wirken �rtlich nach dem Gesetze der Endosmose und Exosmose; concentrirte L�sungen entziehen bei ihrer Ber�hrung den Theilen Feuchtigkeit, w�sserige L�sungen dringen mehr hinein etc.
Liehig erkl�rt die la.xircnde Wirkung der Salze dadurch, dass sie nicht resorbirt werden, sondern dem Blute Wasser entziehen zu ihrer L�sung, welche L�sung so lange Wasser entzieht, bis sie dem Blutserum am Salz�gehalte (1 Procent) gleich- oder nachsteht, auf welche Weise dann nicht nur keine Resorption des Fl�ssigen im Darmkanale, sondern Vermehrung desselben stattfindet.
5) Die unver�ndert direct oder nach verschiedenen Meta�morphosen durch Resorption in das Blut gelangten Stoffe durch�wandern schnell den ganzen K�rper. Durch die Hering'sehen Versuche *), die ich wiederholt und best�tigt gefunden habe, wie auch durch verschiedene andere Thatsachen, ist hinl�nglich nachgewiesen, dass '/j Minute vollkommen gen�gt, um die ins Blut gelangten Stoffe im ganzen K�rper zu verbreiten. Ueber die Einwirkung der differenten Stoffe auf das Blut selbst wis�sen wir leider nur sehr wenig; dass aber die Arzneistoffe auch hier physikalisch-chemisch einwirken, dar�ber kann wohl kaum ein Zweifel erhoben werden.
Wir sehen, dass die Blutk�rperchen aufquellen und zusammenschrum�pfen nach den Gesetzen der Endosmose und Exosmose, dass die H�llen derselben durch Pflanzens�uren angegriffen und selbst aufgel�st werden, dass das Blut seine Farbe bis zum Schwarz- und Hellroth bei verschiede�nen Substanzen �ndert, durch Salze, namentlich Salpeter und Salmiak und
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*) Zeitschrift von Tiedemann und Treviranus f�r Physiologie, HI. Bd. 1. Heft, S.85.
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durch Blaus�ure ganz hellroth wird, dass der FarbestofF schon durch gr�s-seren Gehalt an Wasser theilweise gel�st wird und so diffus im Plasma erscheint, dass Alkalien, Salze, besonders Salpeter und Salmiak und Essig�s�ure die Gerinnungsf�higkeit des Faserstoffs vermindern und selbst auf�heben, dass bei Zusatz von Kochsatz, Glaubersalz und einigen andern Sal�zen der Faserstoff noch gerinnt, aber die F�higkeit verloren hat, sich zusammenzuziehen und Serum auszupressen, dass viele Metallsalze sich mit den Protei'nstofien des Ulutes chemisch verbinden, so namentlich Eisen-, Kupfer- und Blei-Salze, Arsenik u. a., dass Zersetzung des Blutes nach manchen Vergiftungen eintritt etc. Alle diese Thatsachen beweisen zur Gen�ge die materielle Ver�nderung; durch physikalisch-chemische Einwir�kung der Arzneimittel.
6) Die lleilniittel verbleiben nicht im Blute, sie treten auch, ver�ndert, organisch verbunden oder unver�ndert und ungebun�den an die Gewebe, wie die N�hrstoffe. Der Geschmack des durch Ausw�ssern von allem Blute befreiten Fleisches �ndert sich nach den bitteren oder �therisch-�ligen Substanzen, die mit der Nahrung aufgenommen worden sind; Fleisch von Thieren, die mit Arsenik oder Kokkelsk�rnern vergiftet worden sind, wirkt giftig, verschiedene Metalle lassen sich in dem Gewebe verschiedener Grgane direct nachweisen, das Kali jncronitneutn f�rbt die ineisten Gewebe (Schleimhaut, Bindegewebe und Nie�ren) gelb; F�rberr�the f�rbt die Knochen etc.; alles dieses lie�fert Beweise von dem Uebertritt der differenten Substanzen aus dem Blute an das Gewehe.
Die Beziehungen der dem Blute einverleibten Heilmittel zu den verschiedenen Geweben sind sehr verschieden, so dass man viele Stoffe vorzugsweise oder ausschliesslich in einem bestimm�ten Gewebe antrifft � die F�rberr�the finden wir im Knochen�gewebe, Silber scheidet sich vorz�glich in der Haut ab, Queck�silber und Jod werden besonders in den Lymph- und Speichel�dr�sen angetroffen, die stickstoffreichen Alkaloide treten in speeifische Beziehung zur Ern�hrung des Nervenmarkes. Bei den N�hrstoffen finden wir gleichfalls speeifische Beziehungen zu einzelnen Geweben und zwar in der Art, dass jedes Gewebe seine Bestandtheile aufnimmt; hier ist es also offenbar ein or�ganisch-chemisches Verwandtschaftsverh�ltniss, welches die speeifischen Beziehungen bedingt. Bei den Heilmitteln kann und muss derselbe Grund f�r diese Erscheinung adoptirt werden.
Theils dadurch, dass das Blut von der directen Einwir�kung der Heilmittel eine Alteration erlitten hat in seinen n�he-en oder entfernteren Bestandtheilen, theils durch den Ueber-
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gang der einverleibten Stoffe mit dem Strome der Ern�hrungs�fl�ssigkeit in das Gewebe, muss in der Sph�re der Ern�hrung einzelner Gewebe ein Anderssein eintreten, wodurch denn auch der Grund zur Genesung (wie unter andern Verh�ltnissen zur Entwickelung von Krankheiten) gegeben ist, indem auf diese Weise entweder der Anstoss zu einer Eeihe von Ver�nderungen in den Verrichtungen gegeben wird, deren schliessliches Resultat eben die Genesung ist, wovon sp�ter mehr, oder indem der beste�hende abnorme Zustand direct beseitigt wird durch Ersatz der�jenigen Bestandtheile, welche bis dahin in einem bestimmten Gewebe fehlten.
Der Organismus z�hlt viele Substanzen unter seinen Bestandtheilen, die er sich wohl umformen, aber nicht neubilden kann; fehlt es an einzel-uen derselben in bestimmton Geweben und ist dies das Wesen der Krank�heit, so werden diese Stoffe bei ihrer Verabreichung; die directen Heilmittel durch Erg�nzung des Fehlenden. Ein arzneilicher Ernahrungsprocess ist hier der Iloiljirocess; denn es ist ganz gleich, ob z.B. der Knochen seinen Kalk oder die Bestandtheile des Knorpels aus der Futterkammer oder aus der Apotheke bezieht, ob das Eiweiss seinen Schwefel, das Blutroth sein Eisen, der Muskel sein Kali etc. mit den Nahrungsmitteln oder als Arz�neien aufnehmen, vorausgesetzt, dass das Mittel in einer assimilirbaren Forin in den K�rper gelangt. In allen Krankheiten, wo eine mangelhafte Ern�hrung einzelner Gewebe aus anhaltendem Mangel gewisser Substan�zen, organischer wie unorganischer, zum Grunde liegt, da sind auch die fehlenden Stoffe die Heilmittel, und deren Wirkungsweise ist keine andere, als die der Nahrungsmittel.
7) Schliesslich gelangen endlich alle materiellen Heilmittel bei dem ewigen Stoffwechsel fr�her oder sp�ter wieder zur Aus�scheidung. Wann, wie lange nach der Verabreichung, dieses geschieht, dar�ber wissen wir noch wenig, nur so viel ist ausgemacht, dass der Zeitraum des Verbleibens im K�rper bei den verschiedenen Mitteln auch sehr verschieden ist, dass die Mittel, welche die Arzneimittellehre als fl�chtige Reizmittel bezeichnet, auch eben so schnell entfernt werden, als ihre Wir�kung vor�bergehend ist, dass alle nicht fl�chtigen Substanzen viel l�nger im K�rper weilen, und dass endlich diejenigen, die sich mit organischen Substanzen, mit Schleim, Eiweiss, Faser�stoff etc. verbinden, auch am l�ngs'ten im K�rper verbleiben, und am allerl�ngsten dann, wenn sie in solche Gewebe einge�drungen sind, in denen �berhaupt ein weniger lebhafter Stoff�wechsel ^ besteht. � In Knochen, B�ndern und Sehnen lagern die fremdartigen Stoffe am l�ngsten; F�rberr�the bleibt Wochen
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lang in den Knochen sichtbar, Arsenik wurde von Herttvig noch nach drei Wochen in den Knochen gefunden. � Metalle trifft man gew�hnlich am l�ngsten im Gewebe an, und ihre Wirkung ist dem entsprechend auch gew�hnlich am nachhaltigsten.
Durch alle jene Pforten, durch welche der zerfallene Leib der Aussenwelt �berliefert wird, wandern auch die materiellen Heilmit�tel wieder aus; die chemisch und chemisch-physiologisch aufzufin�denden Stoffe lassen sich in den Ausscheidungen (Schweiss, Urin, Darmexcrementen, Speichel, Milch, Lungen-und Hautausd�nstung), und zwar selten in allen zugleich, meist nur in einzelnen derselben nachweisen. Hierbei ist theils die Form maassgebend � nur gas�f�rmige Stoffe k�nnen durch die Lungen oder in der Hautausdiin-stung ihren Ausweg nehmen �, theils aber tritt wieder eine specifi-sche Beziehung hervor; wenn einzelne Substanzen ihren Ausweg nur durch die Nieren suchen, so finden ihn andere besonders durch die Haut etc., ganz wie die zerfallenen Substanzen des K�rpers und die �berfl�ssigen N�hrstofie auch ihre speciellen Auswanderungs�pforten haben. Diese specifischen Beziehungen zu den einzel�nen Excretionsorganen hat keinen andern Grund, als die bereits erw�hnte besondere Verwandtschaft zu den einzelnen Geweben, und meist sieht man auch, dass, wenn ein Mittel eine speci-fische Wirkung auf ein Secretionsorgan aus�bt, es in diesem auch besonders seinen Ausweg findet; in einzelnen F�llen wirkt das Mittel auch erst bei und nach der Ausscheidung auf sein Aussonderungsorgan ein. Manche Mittel gelangen nach der Ausscheidung wieder theilweise in den K�rper, sie machen einen Kreislauf und verl�ngern dadurch ihre Wirkung, z. B. das Jod, welches durch den Speichel ausgeschieden wird.
Wie, in welcher Form die Heilmittel aus dem K�rper zu�r�ckkehren, ist wieder sehr verschieden; bald sind sie diffus in den Excreten vorhanden, bald an einzelne excretielle Stoffe chemisch gebunden, bald in andere Stoffe umgesetzt, so z. B. kann das Ammonium in den Nieren als Salpeters�ure ausge�schieden werden; einzelne arzneiliche Stoffe werden nicht allein auf verschiedenen Wegen, sondern zugleich auch in verschiede�nen Formen ausgeschieden, so z. B. erkennen wir das verab�reichte Terpentin�l in der Lungenausd�nstung an seinem speci�fischen Ger�che, in dem Harne aber an einem Veilchengeruche wieder.
Die Stoffe, welche unver�ndert ausgeschieden werden, oder
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die ihre chemische Ver�nderung erst in den Secreten selbst erleiden, m�ssen nat�rlich auch unzersetzt in das Blut gelangt sein, und solche Stoffe �ussern mitunter erst ihre Haupteinwir�kung auf dem Wege der Ausscheidung. So verh�lt es sich z. B. mit den Canthariden und andern �hnlichen Substanzen, die bei der Ausscheidung in den Harnwegen Reizung und Entz�n�dung veranlassen, wie bei ihrer Einwirkung an der Einverlei�bungsstelle. Mittel, welche bei der Einwirkung an der Appli-cationssrelle oder beim Uebergange in das Blut Ver�nderungen, Zersetzungen erleiden, k�nnen auf entfernte Organe nie dieselbe Einwirkung aus�ben, wie an der Einverleibungsstelle.
Alle diejenigen arzneilichen Substanzen, welche beim Zer�fallen in den normalm�ssigen Excreten aufgehen, k�nnen nat�r�lich bei ihrer Auswanderung nicht nachgewiesen werden, so k�nnen Blutlaugensalze und Traubenzucker in ihren Ausschei�dungen nirgends nachgewiesen werden.
So weit die Einwirkung der Heilmittel; die weitere Wir�kung ist Sache des Organismus und geh�rt dem Mittel selbst nicht mehr direct an, dennoch aber ist die physikalisch-chemi�sche Einwirkung maassgebend f�r die weiteren Actionen und wir sehen ja auch, dass schon die chemisch �hnlichen Mittel meist auch pharmakodynamisch �hnlich wirken; � die Vitriole wirken adstringirend, die Haloide wirken resolvirend, die schwe�felsauren Salze der meisten Alkalien laxiren, die an Stick- und Kohlenstoff reichen Pflanzen- und Thierstoffe (Alkaloide und Cyan-mittel) narkotisiren, Mittel mit schwefelhaltigem, �therischem Gele (Canthariden, Senf, Meerrettig, Zwiebel etc.) sind scharfe hautreizende Substanzen etc.
II. Die phjsitildgische oder vitale Wirkung, die Reaction, Adio distincta, Readio.
Sie umfasst alles, was nach Einwirkung der Heilmittel als reines Ergebniss der organischen Functionen erfolgt, sowohl die unmittelbar auf die Einwirkung erfolgende, die sogenannte Erst�wirkung, die Reaction, als auch die ganze Reihenfolge ferner�weit abge�nderter Lebensprocesse, die sogenannte Nachwirkung. Die physikalisch-chemischen Eigenschaften der Mittel regen un�ter Zusammentreffen gewisser physiologischer Zust�nde Vor�g�nge an, die sie nicht weiter beherrschen und reguliren, die also nicht den Mitteln mehr, sondern dem lebendigen Organis�mus angeh�ren und wodurch in den meisten F�llen die Heilung
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bedingt wirdquot;, welche Vorg�nge also meist die eigentlichen Heil�wirkungen sind.
Wo und wie die Einwirkung der Arzneien auch stattgefun�den haben mag, ob direct oder indirect vom Blute aus, immer folgt darauf eine Ab�nderung in den physiologischen Vorg�ngen, bald eine geringf�gige, kaum bemerkbare, auf das Molecular-ieben beschr�nkte, oder auffallender hervortretende, bald eine auf den Ort der Einwirkung begrenzte oder verbreitetere und selbst allgemeine. Selten bleibt es bei einer einfachen Abwei�chung, meist tritt eine Reihe von Ver�nderungen auf, indem Bedingtes wieder Bedingendes wird; in solcher Kette von Ver�nderungen kennen wir gew�hnlich nur das letzte Glied, die Endwirkung.
Die auf arzneiliche L�sion eintretende vitale Wirkung, die Reaction, geht immer von der Stelle der Einwirkung, d. h. von der Stelle aus, wo die physikalisch-chemische Wirkung des Heil�mittels stattgefunden hat; sie geht entweder von der Stelle der directen Ber�hrung, der Applicationsstelle aus, oder findet in den von dem Heilmittel selbst gew�hlten Organen statt. Nach Einverleibung in das Blut tritt gew�hnlich die Wirkung in ein�zelnen und zwar in solchen Organen oder Systemen auf, die ent�weder f�r das arzneilich inficirte Blut besonders empf�nglich sind, oder in denen die Arzneimittel aus besonderer Verwandt�schaft abgesetzt und durch welche sie zugleich aus dem K�rper eliminirt werden. Die sogenannten Wahlmittel, Electiva der Italiener, die Organmittel Rademacher's, die Idagogica nach Sihulz-Sclmlzenstein, die Organmittel (Arzneien und Gifte) wir�ken eigentlich nicht auf die Organe, nicht auf die Apparate als Ganzes, sondern auf die Gewebe, auf die einzelnen Elemente derselben.
Die physiologische Wirkung der Heilmittel geht aus:
a) Von den Zellen und deren Derivaten; die Lebens-acte derselben werden in einer bestimmten Richtung gesteigert oder vermindert. In der Regel wird zun�chst die nutritive Th�tig-keit ver�ndert, die Zellen nehmen mehr auf und werden grosser, schwellen selbst auf � bei den Entz�ndungsreizen z. B. �, oder sie schrumpfen umgekehrt mehr zusammen. Die functio-nelle Th�tigkeit �ndert sich theils ohne wahrnehmbare Ern�h�rungsst�rung, theils nach und neben nutritiven Beeintr�chtigun�gen; namentlich hat jede Ver�nderung des Zelleninhalts und der
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Wirkungsweise der Heilraittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;283
Zellenderivate eine Aenderung in der Function zur Folge. Die formative Th�tigkeit wird immer durch die nutritive Th�tigkeit ver�ndert, wenn die Kerne dabei Antheil baben. So werden durch arzneiliche, wie durch andere heterogene Eiwirkungeu pro- und regressive Processe und ver�nderte Function in dein Zellenleben erweckt.
b) Von den Nerven. Die Einwirkung trifft zugleich Ner�ven, die den Reiz weiter tragen oder selbst eine mehr oder weniger weitgreifende Reaction veranstalten. Die weiteren Folgen sind; .Sensationen in den cgntripetalen Nerven, in den Empfindungs-nerven von dem leisesten Kitzel bis zum �ussersten Schmerze; hierdurch weiterhin Reflexaetionen in den EmptJndungsuer-ven (irradiirte Empfindungen) und Bewegungsnerven (Reflex�bewegungen) und antagonistische Depressionen; Abstumpfun�gen und Bet�ubungen; Ver�nderungen des Kali�bers der kleinen Blutgef�sse und dadurch Ver�nde�rungen in der Circulation mit ihren verseil iedenen Folgen, als namentlich: An�mie, Collapsus, tr�ger Stoff�wechsel, verminderte Absonderung, oder entgegengesetzt Blut-f�lle, Turgescenz, vermehrte Absonderung, lebhafte Bildung und R�ckbildung, kurz rascheres Leben, oder endlich pathologische Hyper�mie mit mehr oder weniger Stockungen in der Str�mung � kStase � mit Gewebserkrankungen und deren weiteren Fol�gen. So treten nach einer k�rzeren oder l�ngeren Reihe von Th�tigkeiten und Actionen neue L�sionen auf. Die eigentliche Heilwirkung kann in den ersten (arzneilichen) oder den sp�teren (physiologisch entstandenen) L�sionen oder in den Th�tigkeiten selbst, den Reactionen liegen.
Solche Functionswirkung der Heilmittel in einzelnen Orga�nen kann in dem kranken Organe selbst auftreten und so un�mittelbar der Grund zur Beseitigung des abnormen Zustandes werden, oder sie tritt im gesunden Organe auf und wirkt von hier aus auf den Krankheitszustand durch verschiedene Zwischenglie�der. (Cfr. Beziehungen der Heilwirkungen zur Krankheit S. 2y,'gt;.)
Die Endwirkung der Mittel ist eigentlich die einzige, welche wir n�her kennen, die physikalisch-chemische Einwirkung ist uns gew�hnlich eine unbekannte Grosse, und von den Zwischen�gliedern zwischen Ein- und Endwirkung, zwischen Anfang und Ende treten hier und da nur einzelne, nach physiologischen Gesetzen f�r uns wahrnehmbar hervor.
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Die physikalisch - chemische Ver�nderung, welche ein Brechmittel z.B. bei der Ber�hrung im Magen oder (nach Injectionen) vom Blute aus in den betreffenden Magennerven hervorbringt, kennen wir nicht; die weiteren Vorg�nge in den Nerven kennen wir auch noch nicht, nur eine ver�nderte Sensation � die Uebelkeit � tritt uns entgegen, mit einem Male tritt hef�tige Contraction m dem Magen, den Bauchmuskeln und dem Zwerchfelle ein, was aber bis dahin geschah, wissen wir abermals nicht. Von der ge�kannten Wirkungsweise des Brechmittels ist uns also nichts als ein Zwi�schenglied, die ver�nderte Sensation � Uebelkeit � und die Endwirkung bekannt. Verfolgen wir dies Beispiel weiter. Brechmittel werden Heil�mittel bei verschiedenen Krankheiten; ist das Ausgebrochene der hinl�ng�liche Grund des Entstehens und Fortbestehens, einer Kr�nkelt, so f�llt die Heilwirkung mit dem Acte des Erbrechens selbst zusammen, die Endwir�kung des Brechmittels ist auch zugleich die Heilwirkung; in allen andern F�llen treten aber nach dem Erbrechen wieder organische Vorg�nge ein, deren schliessliches llesultat dann die Beseitigung der Krankheit ist, Vor�g�nge, die uns wieder bis zur Endwirkung unbekannt bleiben; wir wissen wenig von dem, was nach dem Erbrechen bis zum Abziehen des Rheuma�tismus, bis zum Coupiren irgend einer in Entwickelung begriffenen Krank�heit etc. geschieht, die Zwischenglieder sind uns wieder meist verborgen.
Jedes Mittel hat etwas Besonderes neben seiner Hauptwir�kung, der Organismus aber, iu dessen innerem Getriebe das Princip der Erhaltung liegt, leitet den gr�ssten Theil der pri�m�ren Wirkungen auf gewissen Hauptbahnen ab, so dass die Enderfolge sich unter verh�ltnissm�ssig nur wenige allgemeine Klassen bringen lassen. Mit diesen allgemeinen Endwirkungen, die allein erkenn- und �bersehbar sind, muss sich die allgemeine Therapie begn�gen. Die allzu grossen, oft phantastischen Feinheiten der Pharmakodynamik muss die Therapie als praktische Disciplin vorl�ufig aufgeben. Nach den �bersehbaren und daher praktisch wichtigen Endwir�kungen quot;werden wir weiterhin die einzelnen Kurmethoden ab�handeln.
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Application der Heilmittel.
Nach den Er�rterungen �ber physikalisch-chemische Ein�wirkung und den darauf folgenden vitalen Vorg�ngen ist es selbstverst�ndlich nicht gleichg�ltig, an welcher Stelle und in welcher Art die Mittel applicirt werden; die Wirkung ist hier�nach r�umlich und quantitativ ja selbst qualitativ in sofern ver�schieden, als von den �rtlichen den physikalisch-chemischen Wirkungen oft die Qualit�t der folgenden vitalen Acte abh�n-
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Application der Heilmittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 285
gig ist. Die verschiedenen Anwendungsmethoden der Arznei�mittel sind folgende:
1. Die Eiimrleibuiig auf den Wegen der Ern�hrung.
et) In den Magen. Diese sogenannte innerliche Anwen�dung der Mittel ist die naturgem�sse, sie ist so alt, als die Therapie �berhaupt. Die Arzneien werden mit den N�hrstoffen auf den Lymphbahnen in das Blut �bergef�hrt; bei Krankhei�ten in den Verdauungswegen und der Mesenterialdr�sen haben wir zugleich eine directe Einwirkung. Kann nun die Auf�nahme noch freiwillig mit dem Futter oder Getr�nke erfol-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' gen, so ist das in der Thierheilkunde ein grosser praktischer Vortheil. Bei allen Vorz�gen, die nicht erst der Er�rterung bed�rfen, hat sie doch auch die Nachtheile, dass manche Mittel durch Verbindungen und Umsetzungen in den Verdauungss�ften resp. den Contentis des Magens und Darmes abgeschw�cht, ja selbst unwirksam werden, und oft sehr langsam wirken. Des�halb sind andere Applicationswege zul�ssig und oft sogar n�thig, man kann wohl sagen, dass durch die anderweitige ApplicatioL-s-methode die Therapie vervollkommnet ist. Substanzen, die der Verdauung bed�rfen und solche, die an unl�sliche Massen ge�bunden sind, die N�hrstoffe und die vegetabilischen Pulver k�nnen nur auf diesem Wege einverleibt werden.
b) Mittel per anum, Klystiere � Klysmata, Lave�ments. Die Anwendung in dieser Form ist unvollst�ndiger Ersatz f�r die Aufnahme in den Magen, insoweit es auf den Uebergang in die S�fte ankommt. Dagegen hat diese Appli�cation in der localen Einwirkung wieder ihre Vorz�ge. Die n�chsten Zwecke sind auch gew�hnlich, �rtlich zu wirken und zwar einmal auf physikalische Weise durch Erweichung und Einh�llung der F�calmassen behufs Erleichterung der Entlee�rung und zur Beruhigung der Mastdarmschmerzen, und zweitens durch Reizung des Mastdarmes zur Hervorrufung einer erh�h�ten peristaltischen Bewegung und vermehrten Absonderung im ganzen Dickdarme. Alle specifischen Abf�hrmittel wirken auch specifisch als Klystiere. Ist der Mastdarm sehr reizbar oder wendet man zu reizende Substanzen an, oder pumpt man zu viel Fl�ssigkeit in den Mastdarm, so werden die Klystiere durch Contraction des Mastdarmes sehr bald wieder entleert,
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die Klystiere stehen nicht, und die eigentliche Absicht, eine weitergehende Reflexaction ist damit vereitelt. (Conf. Abf�h�rende Heilmethode.)
2. Die �usserliche Anwendung auf der Baut.
Soweit es sich hier um eine physikalisch chemische Ein�wirkung auf das Krankhafte selbst bandelt, ist diese Application eine rein chirurgische und die einzige, die �berhaupt in Be�tracht kommen kann; sobald aber die vitale Wirkung die Heil�wirkung werden soll, ist das Appiicationsverfahren ein ender-matisches � Endermosis �, welches immer nur bedingungs�weise in zweckm�ssige Anwendung kommen kann. Vor allen kommt es zun�chst darauf an, ob die Mittel zur Aufnahme in den Organismus gelangen, oder ob sie nur �usserlich und �rtlich durch Contact wirken sollen. Im ersten Falle ist die Wirkung der Mittel sehr untergeordnet, so dass sie f�r ge-w�lmlich nicht und nur dann in Betracht kommt, wenn es sich mehr um ein �rtliches Eindringen in das Gewebe handelt.
Man hat die Aufnahme der Mittel an der �usseren Hautfl�che selbst ganz in Abrede gestellt, aber mit Unrecht, mindestens m�ssen wir bei den behaarten Thieren eine Aufnahme der l�slichen Substanzen zugeben. Die Vergiftungen durch Mercurialeinreibungen bei Kindern, durch Baden in Arsenikl�sungen, (bei allen Hausthieren) und in starken Tabacksdecocten, (besonders bei Kindvieh) beweisen es.
Die Contactwirkung ist hier aber sehr m�chtig, weil die Haut Empfindungsorgan und als solches sehr nervenreich ist. Die Hautaerven stehen mit den R�ckenmarksnerven und dem Gangliensysteme in Consensus, deshalb sind selbst innere Or�gane in der physiologischen Wirkung durch die Hautreize er�reichbar. Dubais hat schon 1841 gezeigt, dass die Hautreize sich auf die feinsten Gefasse reflectiren; Chauveau*) fand, dass Reizung eines peripherischen Nerven sich auf das ganze R�cken�mark reflectirt, und Naumann**) hat durch eine Reihe von Versuchen nachgewiesen, dass sich die Hautreize aller Orten auf das R�ckenmark und von da auf das Herz und die feinsten Gef�sse reflectiren. Die Hautreizungen bilden deshalb eine
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*) Gazette mamp;l. de Paris, Mai 1857. **) Untersuchungen �ber physiologische Wirkungen der Hautreizmittel. Prager Vicrteljahrsschrift, 1863. No. 1.
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Application der Heilmittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;287
besondere und sehr gewichtige Kurmethode, auf die wir hier verweisen m�ssen.
3. Die Anwendung unter der Haut, die h;podermati$che Application.
Die subcutane Injection der Arzneimittel ist von Dr. Rynd und Wood ausgegangen und erst seit 1856 bekannt; sie hat in der Medicin in kurzer Zeit Anerkennung und Verwerthung *) in der Thierheilkundo aber noch wenig Beachtung gefunden.
Bei dieser Injection kann es sich um eine rein �rtliche und eine allgemeine Wirkung handeln. Die �rtliche Wirkung ist entweder nur eine einfache Reizung bis zur Entz�ndung, oder eine specifische und in letzter Beziehung kann die Appli�cation noch tiefer in das normale oder pathologische Organ�gewebe hinein erfolgen.� Die Injection in Wassers�cke, in Gal�len und die Einverleibung in Geschw�lste, um in dem neo�plastischen Heerde regressive Processe einzuleiten, sind von gros-sem Interesse. Die �rtlichen Wirkungen sind in der Thierheil�kundo wohl der h�ufigste Zweck, und in dieser Beziehung ver�dient dieses Verfahren viel ausgedehntere Anwendung, als bisher. Bei den Kurmethoden komme ich hierauf specieller zur�ck.
Die allgemeine arzneiliche Wirkung ist nach dieser Ap�plication viel schneller und st�rker, als nach dem inner�lichen Gebrauche; wenn das Jodkalium z. B. nach dem inner�lichen Gebrauche erst nach '^�1 Stunde im Speichel erscheint, so ist es nach der Injection schon innerhalb 5 Minuten in demsel�ben nachzuweisen; die Wirkung erfolgt bei den Thieren in einem doppelten bis lOfachen Grade. Nach der inneren Dosis l�sst sich daher die hypodermatische Dosis nicht bemessen, letztere muss von jedem Mittel experimentell festgestellt werden. Die specifische �rtliche Wirkung f�llt immer mit einer gleich�zeitigen allgemeinen Wirkung zusammen, es ist deshalb oft fraglich, ob die �rtliche oder die allgemeine die eigentlich heil�same ist; Hunter legt das Hauptgewicht auf die allgemeine Wir�kung. Dies ist jedoch verschieden; es kommen hier die Mittel und Krankheiten in Betracht; bei mehr �rtlichen Leiden hat
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*) Die hypodermatische Injection der Arzneimittel nach physiologischen Versuchen und klinischen Beobachtungen von Dr. Eulenburg. Gekr�nte Preisschrift. 1865.
Die hypodermatische Injection nach klinischen Erfahrungen von Lo-runt, 1865.
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288nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Kunsthiilfe.
auch die �rtliche specifische Wirkung in der Regel das Ueber-gewicht; unter den Mitteln hat z. B. das Atropin jedenfalls eine vorherrschende allgemeine, das Veratrin dagegen eine mehr �rtliche, nichtsdestoweniger giebt es aber oft F�lle, wo die Heil�wirkung des Veratrins in der allgemeinen brechenerregenden schweisstreibenden Wirkung liegt.
Eine Beschr�nkung findet diese Application dadurch, dass sich nur solche Mittel zu dieser Anwendungsart eignen, welche schon in kleinen Dosen und dabei nicht zu reizend oder gar delet�r auf das Zellengewebe wirken, und welche in Wasser, Wasser mit Glycerin oder Wasser mit h�chstens gleichen Thei-len Spiritus l�slich sind, wenn man Entz�ndungen, Eiterungen in der Applicationsstelle vermeiden will.
Die Injection geseliielit in n�chster N�he des Krankheitssitzes, oder bei allgemeiner Wirkung da, wo die Haut am lockersten aufsitzt, bei un�seren Thieren am besten an den Schultern oder an dem Halse. Die Aus�f�hrung geschieht bei den Menschen mit besonders construirten feinen Spritzen, um bei kleinster Hautverletzung bestimmte kleine Quantit�ten leicht unter die Haut zu bringen, besonders empfohlen ist eine Spritze aus Hartkautschuk von Jos. Leiter aus Wien, die f�r 4 Fl. zu haben ist. Bei unseren Thieren k�nnen wir dieselben feinen Hohlnadeln gebrauchen, nur muss die Spritze etwas grosser sein. Ich habe mir eine Spritze von Glas�r�hre anfertigen lassen, die 5 Grm. Wasser f'asst; die anzuschraubende Hohlnadel ist nicht st�rker als bei den Menschen. Die in eine Falte ab�gehobene Haut wird mit der Hohlnadel durchstochen und die Fl�ssigkeit langsam eingespritzt, w�hrend man dieselbe durch Streichen mit den Fin�gerspitzen unter die Haut etwas fortschiebt: so kann man die Arznei durch eine Nadelstichwunde sehr bequem unter die Haut bringen. In Ermange�lung einer solchen Spritze durchst�sst man die in eine Falte gelegte Haut mit einem feinen Troikar, schiebt die Troikarh�lse etwas tiefer unter die Haut hin, geht mit einer Sonde durch dieselbe, um das Zellgewebe an der M�ndung zu entfernen und spritzt durch die H�lse mittelst einer klei�nen Wundspritze ein, w�hrend man die Fl�ssigkeit unter der Haut weiter fortstreicht.
Die grossen Dosen, die bei den grossen Hausthieren zur Wirkung erforderlich sind, beschr�nken diese Anwendungsmethode; soweit wir sie aber anwenden k�nnen, hat sie grosse Vorz�ge, durch die leichte Ausf�hrung, durch die schnelle und kr�ftige Wirkung in viel kleineren Dosen und da�durch, dass die kleine Hautverletzung viel weniger in Betracht kommt, als bei den Menschen.
Bis jetzt sind in der Medicin auf diese Weise zur Anwendung ge�kommen: Opium und Morphium, Atropin, Catfein, Aconitin, Strychnin, Di-gitalin, Veratrin, Chinin, Emetin, Nicotin, Conicin, Ergotin, Blaus�ure, Sub�limat, Brechweinstein. Die Dosen bei Menschen sind gew�hnlich 1/4�1 Cgr., von Atropin die H�lfte, von Conicin 3 Cgr., Chinin 12 � 36 Cgr., Blaus�ure 2�5
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Application der Heilmittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 289
Tropfen. Bei unseren Thieren habe ich eine Reihe von Versuchen ange�stellt, hiemach k�nnen folgende Mittel in angegebenen L�sungen und Do�sen angewandt werden:
Morphium � essig- und salzsaures �. F�r Pferde 60 � 120 Cgr., Hunde 3 � 6 Cgr. in L�sung von 1:30�60 Wasser. 12 Cgr. t�dten den Hund noch nicht haben aber eine sehr starke und nachhaltige, bis drei Tage dauernde Wirkung. Atropin � schwefelsaures �. F�r Pferde 8 � 12 Cgr., Hunde 3�6 Cgr. F�r Pferde sind 12 Cgr. schon von der st�rksten Wirkung. Grosse Hunde vertragen absolut so viel als ein Pferd. L�sung 1:30�60 Wasser. Coniin. Pferd 20�30 Tropfen auf 10�15 Grm. Wasser, Hund 1�3 Tropfen in 2 Grm. Wasser. 5 Tropfen t�dten einer, mittelgrossen Hund. 30 Tropfen in 6 Grm. Wasser hatten bei Pferdei; neben einer starken aber nicht lebensgef�hrlichen allgemeinen Wirkung eine sehr starke Entz�ndung mit Verjauchung der Zellengewebe an der Injec-tionsstelle zur Folge. �conitin. Pferden 40�50 Cgr., gel�st in 2 Grm. Spiritus und verd�nnt mit 4 Grm. Wasser; Hunde 6 Cgr. Von 12 Cgr. wurden mittelgrosse Hunde get�dtet. Strychnin. Pferden 6 Cgr. in 4 Grm. Wasser, Hunden 1� 2 Mgr. in 1 Grm. Wasser. 12 Cgr. erzeugten bei einem Pferde lebensgef�hrliche Zu�f�lle, schon nach 1/4 Stunde begann grosso Reizbarkeit und Steifheit, nach 3/4 Stunden allgemeiner Tetanus, starker Schweissausbruch, Angst und Athembeschwerde so gross, dass ich zu einem Antidot greifen und 9 Cgr. Atropin einspritzen musste; darauf Stillstand, und nach 1 Stunde begannen die Symptome allm�hlig nachzulassen, so dass nach 2 Stunden die Gefahr und nach 12 Stunden alle Zuf�lle vor�ber waren. Veratrin. Pferd und Rind 10 � 15 Cgr., Hunden 1/2�1 Cgr. Ein j�hriger Bulle starb nach 25 Cgr. innerhalb acht Stunden ohne andere auff�l�lige Symptome, als Erbrechen ge�ussert zu haben. Oertliche Einwir�kung beunruhigend, schmerzhaft selbst localen Schweissausbruch bedin�gend, aber immer nur eine leichte entz�ndliche Beizung und niemals Eiterung veranlassend. L�sung 1:60 Wasser. Blaus�ure � 9 procentige �. Hunden 2 � 4 Tropfen, der Tropfen unge�f�hr � 3 Cgr., mit 1 Grm. Wasser. 4 Tropfen erzeugten bei mittel�grossen Hunden schon schwere Zuf�lle, w�hrend sie innerlich ohne Wirkung blieben. 12 Tropfen t�dteten einen mittelgrossen Hund in 10 Minuten: 20 Tropfen bet�ubten und l�hmten in 3 Minuten und t�dteten in 10 Minuten. Das Herz stand erst l'/a und 2 Minuten nach dem Aufh�ren des Athems still. Kirschlorheerwasaer. Hunden 2 Grm. mit gleichen Theilen Wasser ent�sprach der Wirkung von 6 Grm. innerlich. Sublimat. Pferden 6 � 12 Cgr.: L�sung 1:30 Wasser; leichte �rtliche Ent�z�ndung ohne Eiterung. Jod. Jodtinctur (1 Theil Jod auf 12 Theile Spiritus) in kleiner Quan�tit�t von ungef�hr 1/2 Cnn. hatte �rtliche Entz�ndung aber keine Eiterung zur Folge. Jodkalium in Wasser gel�st wie 1:12 hatte Gerlach AU^. Therapie. 2.Au�.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;19
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eine ganz geringe Entz�ndung zur Folge; 3 Tb. Jodkalium in Wasser � 1:6 � gel�st und 1 Th. Jodtinctur erzeugten nur eine leichte Ent�z�ndung.
Alle folgenden Mittel sind von so starker �rtlicher Wirkung, dass
sie zum Zwecke einer allgemeinen Wirkung nicht hypodermatisch ange�wendet werden k�nnen.
Weingeist � rectificirter �. Oertliche Entz�ndung und Eiterung; mit glei�chen Theilen Wasser nur leichte und beschr�nkte Entz�ndung ohne Eiterung.
Nicotin. Pferden 8�16 Tropfen in 15 Grm. Wasser. Starke allgemeine Wirkung; nach der grossen Dose immer Entz�ndung, Nekrotisirung des Bindegewebes und Eiterung.
Digitalw. Pferden 6 Cgr. in 8 Grm. Wasser. Oertliche Entz�ndung ent�wickelte sich langsam, trat aber mit dem dritten Tage stark hervor; Nekrotisirung des Bindegewebes, starke Verjauchung und Eiterung.
Salicin. Pferden 60 Cgr. in 8 Grm. Wasser unter Zusatz von einigen Tropfen Schwefels�ure gel�st. Allgemeine Wirkung nur schwach, etwas Temperatursteigerung, �rtliche Entz�ndung und Eiterung.
Chinin � schwefelsaures �. Pferden 60 Cgr. in 8 Grm. Wasser gel�st nebst einigen Tropfen Schwefels�ure. Temperatursteigenmg betr�cht�licher als bei Salicin: �rtliche Wirkung sehr bedeutend, ausgebreitete intensive und schmerzhafte Entz�ndung, Nekrotisirung des Bindege�webes und nachhaltige Eiterung.
Brecluoeimtein. 3 � 6 Cgr. in 30 �60facher Menge Wasser gel�st, war ohne erhebliche allgemeine Wirkung, ohne Erbrechen. Oertlich ent�stand (nach beiden L�sungen) Entz�ndung und Eiterung, meist fiel sogar ein kleines St�ckchen Haut aus.
Terpenthin�l. 4 Grm.: sehr umfangreiche, schmerzhafte Entz�ndung, Ne�krotisirung des Bindegewebes und reichliche Eiterbildung.
Oxalsavres Kali. Pferd 125 Cgr. (1 Scrupel) gel�st in 15 Grm. Wasser. Es entstand �rtlich die schmerzhafteste Entz�ndung mit heftigem Fie�ber. Am dritten Tage wurde das Thier im Todeskampfe get�dtet. Innerlich vertragen dagegen die Pferde dieses Mittel bis zu 15 Grm. und noch dar�ber recht gut.
Augenblicklich tritt der praktische Vortheil dieser Appli�cation besonders hervor:
1)nbsp; nbsp;beim Morphium als beruhigendes, antispasraodisches und an�sthesirendes Mittel;
2)nbsp; nbsp;bei Atropin als physiologisches Antidot bei Strichnin-vergiftung;
3)nbsp; beim Veratrin als Brechmittel (besonders als Coupir-mittel der beginnenden Staupe der Hunde), als �rtlich wirkendes Erregungsmittel bei L�hmungen, ganz speeifisch aber als schmerz�stillendes Mittel bei localen Schmerzen ohne Entz�ndung, bei Neuralgie, Rheumatismus, bei dergleichen Lahmheiten der Pferde;
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4) beim Jod, welches in den angegebenen L�sungen und Verbindungen leichte Entz�ndung, aber keine Eiterung erregt, und sich vorz�glich brauchbar zeigt zu Einspritzungen in Gallen, in Balggeschw�lste mit fl�ssigem Inhalt, wenn man fortdauernde Secretionen unterdr�cken will. Der Sublimat theilt mit Jod die Eigenschaft, Entz�ndung ohne Eiterung zu erregen, sofern er nicht geradezu als Aetzmittel, sondern in w�sserigen L�sungen von 1 : 20 � 30 angewendet wird.
4. Die Inhalaiioiien.
Eine Erweiterung dieser Applicationsmethode hat die The�rapie ebenfalls gef�rdert. Geeignet hierzu sind:
1)nbsp; nbsp;Wasserd�nste und alle Stoffe, die sich mit denselben verfl�chtigen; diese Inhalationen sind l�ngst bekannt, besonders in der Thierheilkunde;
2)nbsp; nbsp;fl�chtige Stoffe, die seit der Entdeckung der An�sthetica besonders in Gebrauch sind, und
3)nbsp; nbsp;pulverisirte fl�ssige Arzneien, die erst in neuerer Zeit bekannt und eine Bereicherung des directen Heilverfahrens in der Medicin geworden sind.
Der Apparat zur Pulverisirung der Fl�ssigkeiten, der Pulverisateur ist verschieden construirt, das Grundprineip ist aber immer, dass die Fl�ssigkeit durch einen comprimirten Luftstiom in kleine Bl�schen (Nebel, Staub) zersprengt und mit fortgerissen wird. Die Fl�ssigkeit befindet sich in einer Flasche, durch deren Korkstopsel ein Glasrohr geht, welches in die Fl�ssigkeit reicht und ausserhalb der Flasche in eine feine Spitze aus�l�uft; ein zweites Glasrohr ist ausserhalb an der Flasche so befestigt, dass es horizontal liegt, mit dem ersten Rohre einen rechten Winkel bildet und seine M�ndung mit der des ersten zusammenst�sst. An dem freien hinteren Ende des zweiten Rohres kommt eine Kautschukr�hre, durch welche Luft durch Pusten oder mit einer Art Blasebalg getrieben wird, die �ber die M�ndung des in die Flasche f�hrenden Rohres hinwegstreicht, die Fl�ssigkeit heraussaugt und zerst�ubt. Um eine gr�ssere Wassennenge zu pulveiisiren, muss der Apparat f�r gr�ssere Thiere so construirt sein, dass die durch das �ussere Rohr geblasene Luft sich in zwei Str�me theilt: der eine wirkt saugend und pulverisirend, wie beschrieben, der andere aber geht In die Flasche und treibt das Wasser in dem stehenden Rohre hoch.
Die Zwecke der Inhalationstherapie sind entweder eine aligemeine Wirkung durch Uebergang der Arzneien in das Blut oder eine directe locale Einwirkung auf die krankhaften Schleim�h�ute der Luftwege.
1. Die allgemeine Wirkung. Die mit der Luft in
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die Lungen gelangten Stoffe treten direct ohne Ver�nderung und schnell in das Blut. Es d�rfte das der Weg sein, am schnellsten auf das Blut und durch das Blut zu wirken; dabei ist die Anwendung selbst bei den Thieren viel bequemer als das Eingeben. Deshalb verdient diese Applicationsmethode bei allen dazu geeigneten Mitteln den Vorzug, und alle fl�ch�tige Mittel sind geeignet, sobald sie keine zu reizende Ein�wirkung auf die Sehleimh�ute aus�ben; namentlich finden die fl�chtigen Schleimhautmittel � schweflige D�nste, Schwe�felwasserstoffgas �, die An�sthetica, die fl�chtigen Anticon-tagia und Antiseptica (die specifischen Desinfectionsmittel in allen Richtungen) auf diese Weise ihre ebenso bequeme als wirksame Anwendung. Mit den anticontagi�sen und antisep�tischen Mitteln k�nnen wir die ganze Stallluft in beliebiger Intensit�t schw�ngern und so die Mittel ganzen Heerden in schneller und leichter Weise einverleiben. Es ist ein Vorur-theil, wenn man diese Anwendungsart nicht f�r vollg�ltig h�lt und nur von den verschluckten Mitteln erst die rechte Wirkung erwartet.
2. Die locale Wirkung. Die eingeathmeten Mittel wirken auf den Krankheitsheerd in den Luftwegen ein. Die F�rderung des Auswurfes hat immer schon eine besondere Kurmethode ausgemacht, eine wesentliche Bereicherung der Inhalationstherapie ist aber dadurch erreicht worden, dass man verschiedene arzneiliche Substanzen, mit Wasserd�mpfen, na�mentlich aber mit Wasserstaub unmittelbar auf die erkrankte Schleimhaut der Luftwege, bis in die Bronchienenden einwirken lassen kann; chronische Schleimhautleiden, blennorrh�ische Zu�st�nde, frische Auflockerungen, Fl�cheneiterung, Ulceration und Bronchiectasie sind hierdurch heilbarer geworden, als sie es bisher waren. Schwefelwasser, L�sungen von Tannin und Me�tallsalzen werden mittelst des Pulverisateurs angewendet; am gebr�uchlichsten ist Argentum nitricum in einer 5 � lOprocen-tigen L�sung.
Die durch Erhitzen erzeugten Wasserd�mpfe enthalten von diesen nicht fl�chtigen Substanzen h�chstens Spuren, so weit sie durch das Spru�deln beim Kochen mit fortgerissen sind. Die Wasserd�mpfe von erhitzten H�llensteinl�sungen z.B. enthalten keine Spur von Silbersalz. Es muss deshalb wohl ein Irrthum sein, wenn Freund (Deutsche Klinik, 1861) von der Verdunstung einer L�sung aus 8 Grm. salpetersaurem Silber und drei Unzen Wasser in einem Porccllansch�lchen �ber einer Spiritusflamme eine
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sehr gute Wirkung gegen die Lungenschwindsucht und profuser Abson�derung gesehen hat. Durch das Sprudeln, wenn man gl�hende K�rper in heisse L�sungen bringt, k�nnen wir noch am besten die gel�sten fixen Substanzen auf die Schleimhaut der Luftwege gelangen lassen.
Die betreffenden Substanzen werden in Wasser gel�st, die L�sung wird erhitzt, oder die Verdunstung durch wiederholtes Hineinbringen gl�hender K�rper unterhalten; so das Verfahren bei unseren grossen Hausthieren.
5. Infusion, Transfusion.
Diese Application ist weniger praktisch, sie findet deshalb auch nur selten Anwendung. Die directe Einverleibung der Arzneistoffe in das Blut � Infusion � findet wohl kaum noch eine Anwendung; seitdem wir die hypodennatische Anwendung kennen, f�hrt die Noth selbst in den seltenen F�llen nicht zu dieser Application, wo eine dringende Indication durch innere Mittel zu erf�llen, die Einverleibung auf den Verdauungswegen aber nicht m�glich ist oder nicht schnell genug wirkt; es han�delt sich also hier nur um die directe Einverleibung des leben�digen Blutes von einem gesunden Individuum, also um die Transfusion.
Die Frage, ob das Blut in toto oder defibrinirt injicirt werden soll, ist jetzt zu Gunsten des entfaserstofften Blutes entschieden*); letzteres wirkt ebenso belebend, als das Blut in toto, und hat dabei den besonderen Vorzug, dass es bei dem Schlagen an Kohlens�ure verloren und an Sauerstoff gewonnen hat, also arteriell geworden ist; dazu kommt noch die leichte und sichere Ausf�hrung, die gr�ssere praktische Brauchbarkeit.
Urspr�nglich wurde arterielles Blut genommen und bei dem Pferde eine directe Ueberfiihrung aus der Carotis eines gesunden Pferdes in die Jugularis des kranken mittelst eines entsprechenden Schlauches �berge�f�hrt � Transfusio direcfa �; bei den Menschen ist dies nicht gut aus�f�hrbar, wenn man nicht Thierblut einverleiben will, und bei den Thieren sind die Schwierigkeiten auch so gross, dass das Verfahren eben mehr eine Theorie geblieben ist. Deshalb ging man zum Venenblute zur�ck und �bertrug es mittelst einer Spritze � Transfnsio infusoria �, wobei jedoch die Gerinnung immer sehr st�rend war und zur Defibrination f�hrte.
Das Verfahren ist jetzt sehr einfach; das von einem gesun�den Thiere abgenommene Venenblut wird geschlagen, durch ein wollenes Tuch filtrirt und in warmes Wasser bis zur Injec-
*) Panum. Archiv von Virchow. Bd. 27. S. 240.
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tion warm erhalten. Bei grossen Hausthieren f�llt man das Blut am besten mittelst eines Trichters in die ge�ffnete Jugu-laris, wozu eben nur eine Ven�section und keine Unterbindung erforderlich ist.
Die Transfusion ist bei Verblutungen ein Rettungsmittel, kleine Quantit�ten geniigen schon das fliehende Leben zu hal�ten, das eingespritzte Blut wirkt stitnulirend auf das Herz und veranlasst Wiederherstellung des Kreislaufes und damit Bele�bung des Gehirnes; bei An�mie ist sie ein Eestaurationsmittel � conf. restaurirende Kurmethode �, und ausserdem kann sie bei Blutvergiftungen und bei Hypercarbonisation ein Heilmittel werden, indem das vergiftete etc. Blut zum Theil entleert und durch gesundes ersetzt wird � eine Substitution. In der Me-dicin haben sich g�nstige Resultate bei Vergiftungen durch gasige Gifte � durch Kohlenstoff, Kohlenoxydgas, Chloroform-und Aetherd�mpfe � und narkotische Alkaloide ergeben.
Zur Zeit, wo das Blut als Lebensbom betrachtet, aus dem allein oder doch haupts�chlich die Lebensf�higkeit und Lebenskraft gesch�pft wurde, glaubte man in der Transfusion ein Lebensveijiingungsmittel zu sehen und suchte Vollbluthengste durch Blut von jungen edlen Pferden wieder aufzufrischen. Solche Zwecke k�nnen wir selbstredend heute nicht mehr bei der Transfusion verfolgen.
Allgemeine Grundregeln. 1. Das zu �bertragende Blut muss von derselben Thier-gattung und nat�rlich von gesunden Individuen genommen wer�den. Denn jede Thiergattung hat in ihrem specifischen Leibe auch specifisches Blut.
Rosa hat im vorigen Jahrhundert durch Versuche nachzuweisen gesucht, dass man Schafen Kalbsblut injicireu kann; Panum � 1. c. S. 454 � hat gefun�den, dass man allerdings im Stande ist, durch gequirltes Blut der Wieder�k�uer (Schaf oder Kalb) bei Hunden die durch Verblutung aufgehobenen Functionen des Nervensystems, der Kespiration und der W�rmebildung wieder hervorzurufen, aber nur vor�bergehend, indem das transplantirte fremde Blut im Organismus der anderen Thierart zerf�llt und im aufge�l�sten Zustande wieder durch Nieren und Darm, so wie in das Parenehym und in die ser�sen H�hlen des K�rpers ausgeschieden wird. Nimmt man von anderen Gattungen, so darf dies nur von solchen geschehen, die keine grossen Blutk�rperchen haben, damit keine Circulationshemmungen in den Oapillaren eintreten. Nach den laquo;ScAmicTscheu Messungen schwankt der Durchmesser der Blutk�rperchen bei jeder Thiergattung um einige Milli�meter, durchschnittlich aber verhalten sich dieselben von Menschen und Thieren folgendermaassen:
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Menschen.........0,0077 Millimeter
Hunden...........0,0070nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�
Kaninchen......... 0,0064nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�
Schweinen........0,0062nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�
Rindern........... 0,0058nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�
Pferden........... 0,0057nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�
Katzen............ 0,0056nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�
Schafen........... 0,0045
Nach Welker ist der Durchmesser bei:
Hunden...........0,0073
Katzen............0,0065nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�
Schafen...........0,0050nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�
Ziegen............0,0041nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�
2.nbsp; nbsp; Das entfaserstoffte Blut darf kein Gerinnsel enthalten und! muss ann�hernd die Blutw�rme haben; eine Abk�hlung Bisquot;zu ^f- 20deg; C. schadet jedoch noch nicht.
3.nbsp; Das Blut muss lebensf�hig sein, d. h. man darf es nicht gar zu lange den �usseren Einfl�ssen preisgeben. Nach den Versuchen von Polli braucht man zwar nicht mehr so sehr �ngstlich und eilig zu sein � auf !/4 und ^ Stunde kommt es hierbei gar nicht an �, ein l�ngeres Stehenlassen muss man jedoch vermeiden.
4.nbsp; nbsp; Das Eindringen von Luft muss vermieden werden, kleine Quantit�ten sind aber noch nicht sch�dlich.
5.nbsp; nbsp;Endlich darf man gr�ssere Quantit�ten nur langsam einspritzen, weil sonst Herzl�hmung eintreten kann. Bis etwa '/jo der Gesammtblutmenge wird ohne St�rung vertragen, gr�s�sere Quantit�ten d�rfen nur bei starken Blutverlusten injcirt werden, weil sie mindestens einen vor�bergehenden fieberhaf�ten Zustand zu erregen pflegen.
Die Beziehungen der Heilwirkungen zur Krankheit.
Von der Beziehung der Heilwirkung der Mittel zur Krank�heit ist nat�rlich auch der Heilvorgang abh�ngig; diese Bezie�hungen sind uns eben nicht in allen F�llen bekannt, einmal ist uns das Wesentlichste der Krankheit selbst oft nicht be�kannt, anderntheils kennen wir die physikalisch - chemische Einwirkung der Mittel nur in den seltenen F�llen und endlich werden durch arzneiliche Einwirkungen meist mehrere orga�nische Vorg�nge und Zust�nde bedingt, von denen jeder ein�zelne f�r sich die Heilwirkung abgeben kann. Im Allgemei-
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Die Kunsth�lfe.
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nen erfolgen die Heilwirkungen nach den Gesetzen des Gegen�satzes und der Ableitung; beide sind berechtigt, jene aber ist umfangreicher und hat mit den Fortschritten in der Wissen�schaft an Bedeutung gewonnen; letztere stand umgekehrt fr�her h�her, als jetzt.
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1. Heilwirkung; nach dein Gesetze des Gegensatzes, Enantiopathie, Antipathie. Contraria contrarlls curantur.
Schon im grauen Alterthume herrschte die Ansicht, dass man den Krankheiten entgegenarbeiten m�sse. Die Galerische Therapie war durch�weg eine antipathische, die aus der damaligen Naturphilosophie hervor�gegangen war � welche �berall in der Natur feindliehe Gegens�tze und einen best�ndigen Kampf aller Einzelwesen unter sich sah; helium omnium contra omnes � und erst im 16ten Jahrhundert in Paracelsus Schule Wi�derspruch fand. Eine reellere Basis hat die Antipathie durch das Natur�gesetz gewonnen, dass Gegens�tze sich aufheben. Deshalb ist sie auch immer die herrschende geblieben. Brown und Rasori haben ihre Heilsysteme darauf gebaut; die theoretische Aufgabe � die Contrasti�mulation �, -welche letzterer sich gestellt hatte, war vollkommen richtig, sie konnte aber nach der damaligen physiologischen und pathologischen Grundlage nicht zur Durchbildung kommen.
Die HahnemanrischB Hom�opathie ist streng genommen ein antipa-thisches Verfahren. Hahnemann unterschied bei den Arzneien eine erste und zweite Wirkung, beide standen sich gegen�ber; nach der ersten w�hlte er die Mittel, deren Heilwirkung er in der zweiten sah; w�hrend er die sogenannte arzneiliche Verschlimmerung von der ersten Wirkung � also von der eigentlichen hom�opathischen Einwirkung � ableitete, sah er in der zweiten, in der entgegengesetzten reactiven des Organismus, die einen Gegensatz der Krankheit bildete, die Heilwirkung.
Das Physiatrische, was in dem Principe der Ausgleichung der Gegen�s�tze liegt, ist im lebendigen Organismus immer an gewisse Bedingungen gekn�pft; das Leben kann auch zwischen zwei schroffen physikalischen Gegens�tzen durch die pl�tzliche Ausgleichung vernichtet werden; der che�misch-physikah'sch ausgleichende Act kann feindlich wirken, Krankheits-und Todesursache werden, nichtsdestoweniger bleibt das Ausgleichungs-prineip an sich heilsam. Lassen wir z. B. auf einen durch K�lte erstarrten K�rpertheil Hitze wirken, so tritt heftiger Schmerz und selbst Absterber. des Gewebes ein, weil die Reizempf�nglichkeit f�r W�rme durch die K�lte sehr hoch gesteigert worden ist, weil die physikalische Wirkung der W�rme, die expandirende Wirkung namentlich an der Stelle der directen Ber�h�rung zu m�chtig ist, w�hrend die benachbarten Theile noch erstarrt sind; es entsteht gewissermaassen eine Gewebszersprengung. Nichtsdestoweniger ist aber doch W�rme erforderlich, um die Starrheit, den Frost zu besei�tigen. Es ist ein Irrthum, wenn man behauptet, Frost wird durch K�lte geheilt. Der angewandte Schnee ist immer noch nicht so kalt, als der erstarrte, erfrorene Theil. Der Schnee wirkt als W�rme, also nach den
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Beziehungen der Hellwirkungen zur Krankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;297
Gesetzen der Antipathie und nicht der Hom�opathie, der Schnee ist noth-#9632;wendlg, um den m�glichst geringen Gegersatz zu bilden, damit das erstarrte lebendige Gewebe nicht in der j�hen Ausgleichung der schroffen Temperaturgegens�tze zu Grunde geht, und gradatlm an den Reiz der W�rme gew�hnt -wird. Kein Erfrorener kann In einem Zimmer wieder lebendig werden, das nicht w�rmer w�re, als der erstarrte K�rper.
1.nbsp; nbsp;Der Gegensatz liegt in der ersten Wirkung, d. h. in der physikalisch - chemischen Einwirkung der Heilmittel. Das Pathologisch-Chemische wird durch den chemischen Gegensatz, das Pathologisch - Physikalische wird durch den physikalischen Gegensatz ausgeglichen, wenn die Anwendung so geschieht, dass die antipathischen Mittel nicht die Lebensf�higkeit im Kleinen wie im Grossen beschr�nken oder vernichten, dass z. B. die K�lte, wie die Hitze, die Alka�lien, wie die S�uren nicht zugleich direct feindlich einwirken und neben der Ausgleichung des vorhandenen Pathologischen etwas Neues, viel gr�sseres Pathologisches setzen. Wo K�lte, da liegt die Heilwirkung in der W�rme, wo abnorme W�rme (Hitze), da in der K�lte; wo Trockenheit, da in der Durch�feuchtung, wo �berm�ssige Feuchtigkeit, da im Austrocknen; wo Verengung, da in Erweiterung, wo Erweiterung, da in Ver�engung; wo Auflockerung, da in Verdichtung; wo Expansion,, da in Compression � Gegendruck �; wo Mangel an norma�ler Schutzdecke, da in der Einh�llung; wo abnorme S�uren, da in Alkalien, wo krankhafte Alkalescenz, da in S�uren; wo Gifte, da in den chemischen Gegens�tzen, den Antidoten.
2.nbsp; Der Gegensatz liegt in den secund�ren, vita�len Wirkungen, in der Reaction des Organismus. Das Pathologisch-Vitale wird beschr�nkt oder beseitigt durch den therapeutisch vitalen Gegensatz. Bei mangelhafter oder unterdr�ckter Function in den Elementen, den Geweben und Organen sind Erregungsmittel heilsam; wo Mangel an Blut, ist Zufuhr, wo Ueberfluss, ist Abfuhr an Blut beth�tigend; spe-cifische Erregungsmittel, d. h. specifische Gegens�tze von den gegebenen Functionsst�rungen sind specifische Organheilmittel; bei krankhaften Steigerungen sind die abregenden, beruhigen�den Mittel, die Heilmittel. Bei ungen�gender Th�tigkeit im Nervensysteme sind die Mittel heilsam, resp. Heilmittel, die erregend auf dasselbe einwirken, die Reizbarkeit erh�hen � Aether, �therische Oele, Elektricit�t z. B. u. a. �; bei grosser
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Reizbarkeit, bei Kr�mpfen und Sehmerzen, die beruhigenden, abstumpfenden Mittel � Narcotica, An�sthetica �. Bei exces-siven Th�tigkeiten im Gef�sssysterue, Beruhigung der Herzaction; Hyper�mie und An�mie in Folge vitaler Relaxation resp. Con�traction werden durch entgegengesetzte Lebensacte ausgeglichen. So verh�lt es sich mit jeder anderen organischen Function; in den Ab-und Aussonderungsorganen nicht minder, als in anderen; das entgegengesetzte vitale Verh�ltniss ist immer heil�sam. Nicht anders ist es auch mit den nutritiven und forma-tiven Th�tigkeiten in den Elementen; auch hier giebt es an-und abregende Einfl�sse, die immer nur heilsam wirken, bei entgegengesetzten pathologischen Verh�ltnissen.
3. Der Gegensatz kann in der cheraiscb-p hy si-kalischen Einwirkung und in der secund�ren vitalen Wirkung zugleich liegen. Die W�rme z.B. wirkt expan-dirend, die Expansionen bedingen verschiedene Lebensacte, so z. B. Hyper�mie und allgemeine Belebung; die K�lte macht aasser der W�rmeentziehung und Verdichtung auf vitale Weise auch An�mie, und bewirkt weiter Abstumpfung, Beruhigung in der Nerventh�tigkeit, sie stillt Schmerzen und reducirt alle Lebensacte.
Stoffe, die zu den Bestandtheilen des K�rpers geh�ren und die in den Lebensacten selbst consumirt werden, haben bei krankhaften Verh�ltnissen ihre Heilwirkung immer in ausglei�chenden Gegens�tzen, die einen materiellen und dadurch auch vitalen Ersatz liefern. Ein Minus an einzelnen oder allen Be�standtheilen wird durch ein entsprechendes Plus an einzelnen oder allen N�hrstoffen ausgeglichen und so umgekehrt.
Die antiphlogistische, wie die antifebrile Karmethode beru�hen wesentlich auf dem Principe des Gegensatzes. Der thera�peutische Gegensatz trifft die Ursache (Causalkur), die erste, oft die einzige Bedingung der Heilung; die Antidote sind che�mische oder auch physiologische Gegens�tze, w�hrend erstere das Gift durch chemische Verbindung neutralisiren, erzeugen letztere einen solchen entgegengesetzten vitalen Zustand, eine Abstumpfung, dass die giftige Wirkung nicht mehr empfunden wird, und so die speeifische St�rung nicht eintritt � antago�nistische Antidote � z.B. Atropin und Curare gegen Strychnin; Calabarbohne gegen Atropin. Der therapeutische Gegensatz trifft nur ein Symptom, nehmen wir in dem Symptome der Krankheit ein wesentliches St�ck, so schw�chen und bek�mpfen
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wir auch die Krankheit; nehmen wir dem Fieber die Fieber�hitze, so ist der Weg zur Heilung angebahnt; ebenso verh�lt es sich mit den Entz�ndungen. (Conf. die symptomatische Kur S. 245.) Trifft endlich der therapeutische Gegensatz den Aus�gang, das sogenannte Wesen der Krankheit, dann haben wir eben die Radicalkur, die speeifische Kur.
So alt und so unentbehrlich das antipathische Verfahren ist, so haben sich doch Stimmen mit mancherlei Gr�nden dagegen erhoben; alle Gr�nde sind dem Principe gegen�ber nichtig, sie k�nnen nur auf Missverst�ndniss und Missbrauch zur�ckgef�hrt werden, be�rechnet man den therapeutischen Gegensatz nach einzelnen �us-seren Symptomen ohne R�cksicht auf die �tiologischen Verh�lt�nisse und den inneren Zusammenhang, dann f�hrt dies zum Miss�brauch, deshalb kann aber das Princip nicht verurtheilt werden; ist z. B. eine L�hmung die Folge eines Druckes, so sind nicht Reizmittel antipathisch, sondern die, welche den Druck besei�tigen. Sieht man bei Entz�ndungen, bei sthenischen Fiebern u. s. w. nur in dem Abschw�chen das antipathische Verfahren, so ist das ein grober Irrthum; keine Abschw�chung der Lebens�kraft, der Lebensf�lle ist antipathisch, weil es nie ein Plus an Kraft, Lebenskraft giebt; wer Blut entleert, Nahrung entzieht etc., um den K�rper zu schw�chen, der verf�hrt nicht rationell antipathisch, wer bei jeder K�rperschw�che mit Wein tractirt, verf�hrt roh empi�risch-symptomatisch, aber nicht antipathisch; der wirkliche anti�pathische Therapeut sieht auf die Ursachen der ver�nderten Lcbens-actionen, der Schw�che und w�hlt demnach die St�rkungsmittel. Der eigentliche rationelle Antipath fasst die Symp�tome in genetischen Gruppen als Indicationen auf.
Die instinctive Selbsth�lfe der Thiere, die Naturheilung durch Instinct ist auch eine antipathische.
'i. Heilwirkung nach dem Gesetze der Ableitung, der Revulsion, Derivation.
Die Ausl�sung, die Heilung einer Krankheit durch eine physio-logischeTh�tigkeit oder durch einen neuen erzeugten localenKrank-heitsprocess ist die Heilung durch Revulsion, die streng genom�men auch auf dem Principe des Gegensatzes beruht. Dieses Heil�verfahren ist eben so alt, als das antipathische, und wissenschaft�lich mehr verfolgt, als jenes, namentlich spielte es die Haupt�rolle in den humoral-pathologischen Schulen. Die Grundlage ist der physiologisch-regulatorische Apparat in der Form des Anta-
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gonismus, der auch bei Naturheilungen eine wichtige Rolle spielt, wie wir gesehen haben. Es kommen hier die Fragen in Be�tracht, was und wie abzuleiten ist.
a. Functionelle AWeitungen.
Functionen, die in einem antagonistischen Verh�ltnisse ste�hen, zwischen denen eine theilweise oder g�nzliche Stellvertre�tung besteht, k�nnen auf dem Wege der Ableitung geregelt werden; krankhaft aufgeregte und mehr oder weniger alterirte Absonderungen werden vermindert und geregelt, wenn die stell�vertretenden Organe zur gr�sseren Th�tigkeit angeregt werden; gesteigerte Hautth�tigkeit z. B. vermindert die krankhaften Ab�sonderungen in den Schleimh�uten und den Nieren; Durchf�lle beschr�nken die Nierenth�tigkeit; Schweiss beschr�nkt die Ab�sonderung in den Nieren und im Darmkanale, heilt Durchfall, der keine anderweitigen Ursachen hat; krankhafte Absonderung in den ser�sen H�uten und Bindegeweben wird beschr�nkt durch vermehrte w�sserige Ausscheidung in den Nieren. Bei der Naturheilung haben wir schon gesehen, wie durch consecutive Stellvertretung Compensation erreicht wird; hier haben wir um�gekehrt durch therapeutisch erh�hte Th�tigkeit stellvertretender Organe eine Compensation durch Ableitung.
i. Ausgleichung der Krankheitsproeesse durch Substitution.
Krankheitsprocesse werden durch k�nstlich erzeugte �rtliche Krankheitsproeesse im Bereiche des physiologischen Antagonis�mus auf dem Wege der Irradiation und Reflexion aufgehoben; dies ist Thatsache, die weiter geht, als wir mit der physiologi�schen Erkl�rung jetzt folgen k�nnen. Reizzust�nde, Schmer�zen und Entz�ndungen sind besonders die ableitbaren und zugleich die ableitend wirkenden localen Krankheiteu. Die schmerzhaften Revulsiva wendet man gegen Schmer�zen an, die inflammatorisclien gegenReizzust�nde und Entz�ndungen. Wie der Schmerz den Schmerz stillt, ist schwer nachzuweisen; Raynaud*) nimmt an, dass die Aus�gleichung in den Ganglienzellen stattfindet, wenn der k�nstliche Schmerz in dem Nervencentrum des prim�ren Schmerzes mit
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*) De la revulsion. Concours pour l'aggregation. Paris 1866.
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diesem zusammentrifft und durch Umstimmung das Gleichgewicht wieder herstellt. Erkl�rbar ist die Ausl�sung der Entz�ndung durch einen Entz�ndungsreiz, weil die trophischen Gefassnerven von einem centripetal fortgeleiteten Reiz in verschiedenen Ge�bieten afficirbar sind; der Reiz erzeugt an der Stelle der Ein�wirkung Fluxion und selbst Entz�ndung � ubi irritatio ihi afflexus �, Erweiterung der Gefasse ist die Ursache der Hyper��mie, und diese die sichtbare Antwort � Reaction � auf den Reiz, gleichviel auf welche Weise sie zu Stande kommt, ob durch antagonistische Unth�tigkeit der Gefassnerven � durch L�hmung � oder vielleicht noch auf andere Weise. Von dem weiteren Effecte in den zelligen Elementen, von der gesteiger�ten Attraction und Nutrition derselben k�nnen wir hier wohl absehen, sie d�rfte kaum einen Antheil an der fraglichen Ab�leitung haben. Derselbe Reiz nun, der local Fluxion macht, bedingt an entfernten Theilen den entgegengesetzten Vorgang in den Gefassnerven, Verengung der Gef�sse und so An�mie; hierin liegt der bekannte Impuls zur Zertheilung der Entz�n�dung. Der Antagonismus unter den Gefassnerven ist also die Grundlage der Ableitung in der Form der Substitution. Die�ser Antagonismus besteht namentlich zwischen der Haut und den inneren Organen; die Hautreize reflectiren sich zun�chst auf das R�ckenmark und von hier auf die Gefassnerven. Des�halb bedingen namentlich peripherische Reize Reizungen der vasamotorischen Nerven und so locale An�mie an andern Thei�len. (Conf. Hautreizende Kurmethode.)
Durch Einwirkung auf die Haut k�nnen ja auch in umgekehrter Kich-tung an andern Theilen Hyper�mien und Entz�ndungen zu Stande kom�men; alles, was die Gefassnerven direct reizt und so An�mie in der Haut macht, wie K�lte, namentlich deren pl�tzliche Einwirkung, alles das kann auch an andern Organen eine L�hmung der Gefassnerven und so eine Fluxion bedingen; die krankmachende Wirkung erfolgt in umgekehrter Richtung der heilsamen Ableitung.
Die vasamotorischen Nervenbezirke sind nicht von allen Punkten der K�rperfl�che aus erregbar, deshalb handelt es sich immer um den richtigen Ort; die erste Regel ist in dieser Be�ziehung, dass sowohl die schmerzhaften Revulsiva, als die in-flammatorischen immer m�glichst in der N�he des Krankheits-sitzes applicirt werden m�ssen. Eine Uebertragung von einer K�rperseite zur andern erfolgt gar nicht oder nur sehr unvoll-
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st�ndig, deshalb m�ssen die Revulsiva an derselben Seite der Krankheit und in den F�llen an beiden K�rperseiten ange�wandt werden, wenn die erkrankten Organe beiden K�rpersei�ten angeh�ren, d. h. ihre Gef�ssnerven von beiden Seiten be-kpmtnen. Wenn die Beobachtung von Fl�gge richtig ist, dass die Fortpflanzung der peripherischen Reize stets in der Rich�tung nach dem verl�ngerten Marke erfolgt, so liegt hierin die Indication, am Halse und Rumpfe den ableitenden Reiz nicht vor dem Sitze der Krankheit anzubringen.' In wie weit es auf die Qualit�t des Reizes bei verschiedenen Krankheiten ankommt, ist noch nicht festgestellt, wir wissen nur, dass die Entz�n�dungsreize am besten die Entz�ndung ausl�sen und dass recht schmerzhafte den Schmerz sicherer ableiten; nach meinen Ver�suchen ist das Veratrin das kr�ftigste Revulsivum bei rheuma�tischen Schmerzen.
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Naumann � conf. Seite 286 � hat durch eine Reihe von Ver�suchen an gek�pften Fr�schen gefunden, dass Hautreize aller Art sich auf das R�ckenmark, von hier auf das Herz und auf die feinsten Gefiisse reflectiren, dass die Reizungen der Magenschleimhaut dieselbe retiectorische Wirkung haben. Derselbe will auch gefunden haben, dass jede Stelle der Haut in gleicher Weise reagirt und dass nicht bloss die elektrischen Reize, sondern auch �berhaupt jeder Reiz dieselben Reflexionen zur Folge habe; namentlich wird angef�hrt, dass Senfspiritus, Meerrettig, Cantharidentinctur und sehr warmes Wasser gleiche Erfolge hatten, n�mlich Beschleunigung und Verlangsamung der Circulation in den feinsten Gef�ssen, der Senf�spiritus aber am st�rksten wirke. Bei schwachen Reizen soll Contraction der Gefasse und schnellere Str�mung, bei st�rkeren Reizen dagegen Erwei�terung der Gef�sse und langsamere Str�mung eingetreten sein. Diese Ver�suche best�tigen zun�chst die Reflexwirkung der Hautreize; was die ver�schiedene Wirkung nach dem Grade betrifft, so bed�rfen diese der weiteren Controle, weil sie mit den klinischen Erfahrungen, namentlich mit dem Fac-tum in Widerspruch stehen, dass ein kr�ftiger Hautreiz, der st�rkere Haut�entz�ndung erzeugt, am wirksamsten ableitet.
c. Ableitung des Blutes; die depletorische Wirkung.
Der depletorische Effect der Revulsion besteht darin, dass gewisse Gef�ssgebiete, gewisse Organe von �berra�ssigem Blute befreit werden. Die depletorisch wirkenden Mittel sind:
1. Aderl�sse, allgemeine, besonders aber �rtliche; letz�tere k�nnen jedoch nur eine depletorische Wirkung innerhalb des Gef�ssgebiets, aus dem das Blut entnommen wird, bewir�ken, deshalb kann eine �rtliche Blutentziehung aus den Haut-
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gef�ssen nicht depletorisch auf innere Organe wirken, wenig�stens nicht mehr, als durch die Verminderung der Gesammt-bluttoasse bedingt wird; am wirksamsten ist die directe Ent�leerung aus den �berf�llten Gef�ssen, namentlich aus den Capil-laren selbst; deshalb sind Incisionen in das entz�ndete Paren-chym das kr�ftigste depletorische Mittel.
2. Ableitung des Blutes nach andern Organen. Bei der Circulation einer bestimmten Blutraasse in einem geschlos�senen Gefasssysteme bedingt das Plus in einem Theile ein Minus in andern Theilen, darin liegt die depletorische Wirkung der Con-gestionen. Vertheilt sich das Minus auf die ganze Blutmasse, so ist die depletorische Wirkung in einzelnen Organen fast Null, we�nigstens ohne therapeutischen Werth; besteht aber die Con�gestion mehr auf Kosten eines bestimmten K�rpertheiles, so ist der depletorische Effect um so grosser, je grosser das Plus in hyper-�mischen Organen und je kleiner das Gef�ssgebiet ist, aus dem dieses Plus genommen worden ist.
Zur heilsamen Wirkung der Blutableitung nach gesunden Organen ist die erste Bedingung, dass sich die k�nstlich erzeugte Hyper�mie wesentlich auf Kosten des kranken, mit Blut �ber�f�llten Organes bildet; dies geschieht aber nur, wenn der K�r-pertheil der Ableitung sich mit dem der Zuleitung in einem Gef�ssgebiete befindet und dieses Gebiet m�glichst klein ist. So weit das Blut eines Gef�sses in die Capillaren dringt, geht dessen Gebiet; kleine Arterien haben nur ein kleines Ge�biet. Ableitungen innerhalb eines kleinen Arterienstromes sind viel betr�chtlicher, als innerhalb eines gr�sseren, deshalb ist in der N�he immer die entschiedenste Ableitung; ist das Gef�ss�gebiet gross, so kann nur eine betr�chtliche therapeutische Hy�per�mie noch eine heilsame Blutverminderung in kranken Orga�nen bewirken. Therapeutische Hyper�mie in und unter der Haut k�nnen nur auf die Nachbarschaft ableitend wirken, so weit die Gefasscontinuit�t geht; an der Brust- und Bauchwan�dung z. B. reicht die depletorische Wirkung nur bis zur ser�sen Haut der Brust- und Bauchh�hle, aber nicht bis zu den Organen in diesen H�hlen; eine Hyper�mie quot;in den gefassreichen Bauch�eingeweiden dagegen ist wegen der bedeutenden Mehraufnahme von Blut von allgemeiner depletorischer Wirkung, die sich selbst auf das Gebiet der vorderen Aorta, auf den entferntesten K�r-pertheil, den Kopf, erstreckt. Bei an�mischer Haut, bei kalten
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Gliedmaassen ist eine Durchw�rmung ein allgemeines kr�ftiges depletorisches Mittel.
Eine zweite Bedingung zur heilsamen localen depletorischen Wirkung bleibt immer eine gewisse Nachhaltigkeit in der Blut�ableitung, solche kann aber nur stattfinden, wenn im Gebiete der therapeutisch erzeugten Hyper�mie keine Circulationsstockung und ein reichlicher Verbrauch besteht, so dass eine fortdauernde vermehrte Blutaufnahme stattfindet. Bei Entz�ndungen besteht immer eine tr�ge Circulation und zugleich selbst partielle Sta-sen; Entz�ndungshyper�mien sind daher am wenigsten geeignet, depletorisch zu wirken, sofern nicht eine reichliche Secretion und Exsudation besteht; am wirksamsten sind dagegen die Ab�leitungen durch Secretionsorgane, die alle am gef�ssreichsten sind, am meisten Blut aufnehmen und verbrauchen k�nnen. Die reichlichen Absonderungen wirken alle depletorisch, die Dra-stica und Sudorifica sind jedoch die m�chtigsten dieser Art.
d. Ableitung sch�dlicher Stoffe durch Depuration.
Seit dem �ltesten medicinischen Systeme, dem am meisten zur Durchbildung gekommenen humoral-pathologischen Systeme von Hippokrates, ist diese Ableitung Gegenstand der Therapie; so lange die Materia peccans in unbeschr�nkter Weise anerkannt worden, stand diese Derivation als Causalkur an der Spitze aller Indicationen. Wir sind zwar aus der Zeit des rohen Hu�moralismus heraus, m�ssen uns aber doch immer noch einge�stehen, dass es bei Krankheiten oft fremdartige, mehr oder weniger delet�r wirkende Substanzen giebt, die von Aussen ein�gedrungen und auch im Innern erzeugt sein k�nnen, in beiden F�llen St�rungen verursachen und unterhalten, oft von Hause aus die Krankheitsursache sind und die wir zu entfernen bestrebt sein m�ssen, so weit wir keine directen Antidote entgegensetzen k�nnen. Diese Ableitung ist also eine Blutreinigung, Depura�tion. Wenn keine fortdauernde Quelle in den Organen gegeben ist, so kann das Blut von dem delet�ren Stoffe befreit werden. Die Natur arbeitet von selbst an den Entfernungen sch�dlicher Stoffe, unsere desfallsige H�lfe ist also naturgem�ss. Diese depurirende Ausscheidung erfolgt theils auf nat�rlichen Wegen, und alles, was die Ab- und Aussonderungen f�rdert, kann zur Entfernung der Sch�dlichkeit beitragen, oder auch auf abnormen Wegen durch neu etablirte Ausscheidungswege. Hierher geh�ren die
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Heilverfahren nach der Heilwirkung der Mittel.
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k�nstlich unterhaltenen Eiterquellen; Fontanell und Haarseil standen ehedem als permanente Expectorien in hohem Ansehen, gegenw�rtig aber finden sie nur noch eine beschr�nkte An�wendung.
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Heilverfahren nach der Heilwirkung der Mittel. 1. Das direde Heilverfahren.
Die antipathische Heilwirkung ist f�r dieses Verfahren die Grundlage; entweder ist die physikalisch - chemische Wirkung, die Einwirkung der Mittel selbst zugleich die Heilwirkung, oder die Reaction an Ort und Stelle. Die Heilmittel m�ssen also auf die kranken Theile einwirken, dies geschieht am vollkommen�sten bei directen Applicationen; die Einwirkung auf die kran�ken Theile ist aber keineswegs auf die unmittelbare Application beschr�nkt, die einverleibten Mittel werden auch mit dem Blute nach dem nicht direct erreichbaren Orte getragen.
Fr�her beschr�nkte man das directe Heilverfahren auf die directe Ap�plication auf den leidenden Theil, und diese f�rchtete man sehr, weil wan in jedem �rtlichen Leiden nur den Reflex eines allgemeinen sah und kein �rtliches Mittel direct anwandte in der Besorgniss, dass dadurch die Krank�heit, die sich �rtlich Luft und Abzug verschaffen wolle, zur�ckgetrieben und in ihrem Heilstreben unterdr�ckt werde.
Die chirurgischen Heilmittel finden immer eine directe Ap�plication, das chirurgische Heilverfahren ist deshalb auch stets das vollkommenste directe, welches seit einigen Decennien durch unbefangene Verfolgung besonders der physikalischen Einwir�kungen so grosse Fortschritte in der Heilung gemacht und die positivsten Heilwirkungen aufzuweisen hat, gegen welche kein Skepticismus aufkommen kann.
F�r die Pathologie hat dieses Heilverfahren bedeutend an Terrain gewonnen; einmal durch Erweiterung der Applications-methoden, wodurch es m�glich geworden ist, die Mittel in viel gr�sserero Umfange direct auf die leidenden Theile zu bringen �, so k�nnen wir z. B. durch Inhalation jetzt selbst metallische Sub�stanzen in unmittelbarer Ber�hrung mit der Schleimhaut der ganzen Luftwege bis in die feinsten Bronchien bringen, durch bypodermatische Anwendung bestimmte kranke Organe und Gewebe direct mit den arzneilichen Substanzen erreichen, durch den elektrischen Strom die Nervenbahnen und Nervencentra
Gerlach Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;20
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306nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;rgt;ie KunstWilfe,
treffen �, und zweitens durch Vermehrung der Orgamnittel. Wir #9632;wissen, dass die Mittel auch nach dem innerlichen Gebrauche, nach dem Uebergange in das Blut ihre specifischen Beziehun�gen zu bestimmten Organen und Geweben geltend machen, diese specifisohen Beziehungen beruhen immer in der physikalisch�chemischen Einwirkung auf das Gewebe, d. h. auf die Gewebs-elemente, die Zellen und deren Derivate, und auf diese Einwir�kung ist die erfolgende Heilung zur�ckzuf�hren. Die Anwen�duno- der Organmittel geh�rt entschieden zu dem directen Heil�verfahren. Dies geht aber noch weiter; wie wir bei der anti-pathischen Heilwirkung gesehen haben, giebt es auch chemische Neutralisation der Krankheitsursachen; die antitoxische und anti�septische Heilwirkung geh�rt so recht eigentlich zu dem direc�ten Heilverfahren. Alle Antidote sind Specifiea, und alle speci�fischen Heilwirkungen, die wir n�her kennen, sind auch auf directe, an tipathi sehe Einwirkungen zur�ckzuf�hren; wir haben deshalb ein Kecht, das sogenannte speeifische Heilverfah�ren �berhaupt der directen antipathischen zu subsumiren. Die positivsten Thatsachen, welche �berhaupt die Kunstheilung auf�zuweisen hat, geh�ren dem directen Heilverfahren an, ein Be�weis f�r den hohen Werth derselben.
Das �Speeifischequot; ist in der Therapie von mannigfaltiger Bedeutung: jedes wirksame Arzneimittel hat in seiner Wirkung etwas Eigenthiimliches, r�cksiehtlich der Wirkungsweise ist also jedes Mitte! �speeifischquot;: alle Mit�tel, die auf bestimmtes Gewebe, bestimmte Organe wirken, sind f�r die betreffenden Organe Specifiea, und insofern unter diesen Arzneimitteln sich constant verschiedene Wirkungen zeigen, sind sie wieder r�cksichtlich die�ser besonderen Wirkung �specilischquot;. Die eigentlichen specifischen Heil�mittel aber sind diejenigen, welche bestimmte Krankheitsprocesse und ganze Krankheiten heilen, Specifiea morborum. Gegen Krankheitsformen kann es selbstredend nur insofern Specifiea geben, als dieselben speeifischer Natur sind, d. h. eine speeifische Ursache haben und in ihrem Auftreten wesent�lich gleich sind, also fixe Formen darstellen. Nach solch specifischen Mit�teln geht unser Streben; sie sind Findlinge der Praxis, nur auf dem Wege der rationellen Empirie sind sie zu finden. Bis jetzt fehlt es noch an em�pirischem Material, ein therapeutisches System nach der specifischen Heil�methode aufzustellen.
2. Das indlrode HWImfahren.
Eine Methode, in welcher der Therapeut sich an organische Functionen wendet, um von hier aus durch organische Kr�fte auf die Krankheit einzuwirken. Die Heilwirkung beruht hier
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Heilverfahren nach der Heilwirkung der Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 307
wesentlich auf den Gesetzen der Ableitung, auf Revulsion im allgemeinsten Sinne, das Verfahren ist also ein sympathisches, antagonistisches, depletorisches und depuratives. In allen F�l�len, wo ein directes Verfahren nicht ausf�hrbar oder ungen�gend ist, da tritt dieses Verfahren ein, f�r sich allein oder in Ver�bindung mit dem directen; letzteres ist recht h�ufig der Fall und um so nothwendiger, je unsicherer das indirecte Verfahren ist, je mehr die Verh�ltnisse complicirt sind und einzelne Symp�tome specielle Ber�cksichtigung verlangen. Wie �ussere Sch�d�lichkeiten durch die Einrichtung des Organismus weit verbrei�tete St�rungen verursachen und der Organismus selbst seine verschiedenen Apparate zur Ausgleichung von St�rungen benutzt, so hat auch der Therapeut das Recht und die Pflicht, dieselben verschiedenen Apparate zur Ausgleichung zu beanspruchen.
Eine besondere Art des indirecten Heilverfahrens ist das umstimmende, metasynkritische. Die perturbatorische Behandlung � Metasynhrisis � wurde urspr�nglich zur Bezeich�nung der gewaltsamen Ersch�tterung gebraucht, welche die Atome des K�rpers durch heroische Mittel erleiden und aus der sich ein g�nstigeres Arrangement oder eine Aufl�sung fest�gewordener Verbindungen ergeben sollte. Wir bezeichnen da�mit hier eine solche indirecte Einwirkung, von der man nicht weiss, welche Processe sie einleitet und ob die Endwirkung eine heilsame sein wird. Die metasynkritischen Methoden rufen in dem K�rper irgend eine Ver�nderung in der Voraussetzung her�vor, dass der ge�nderte Zustand neue g�nstige Bedingungen herbeif�hren werde, ohne jedoch diese nur ann�hernd berechnen zu k�nnen.
Wie die specifische Heilmethode die vollkommenste directe, so ist das metasynkritische Verfahren die unvollkommenste in�directe Heilart, die sich der Thierarzt unter Umst�nden nur als Experiment erlauben darf.
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Zweiter Theil
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der
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Allgemeinen Therapie.
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Die fuiidaiiieiitaleii Kurniethodeu
(Methodi fundamentales).
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Als Endzweck der Behandlung haben wir die Vor�bauung, Heilung und Linderung kennengelernt; die Haupt�ver�nderungen nun, welche im lebendigen K�rper hervorgerufen werden m�ssen und k�nnen, um den Endzweck zu erreichen, sind die n�chsten Zwecke der therapeutischen Behandlung, die sich aus der wissenschaftlichen Kenntniss von dem Heil�bed�rfnisse und der Heilwirkung der Mittel ergeben.
Diese n�chsten Zwecke nennen wir die fundamentalen therapeutischen Zwecke; sie k�nnen durch verschiedene Mittel � Arzneimittel, chirurgische und di�tetische Mittel � erreicht werden, sind daher der C�rund zur Gruppirung der Heilmittel nach ihrer Hauptwirkung und die Grundlage der verschiedenen therapeutischen Methoden, die wir fundamen�tale Kurmethoden nennen.
Jede einzelne fundamentale Kurmethode findet bei verschie�denen Krankheiten ihre Anwendung, und wiederum k�nnen bei derselben Krankheit verschiedene Methoden recht zweckm�ssig in Gebrauch gezogen werden; dieselbe Methode bringt verschie�dene Mittel in Anwendung und dasselbe Mittel kann sein Unter�kommen wieder bei verschiedenen Methoden finden, weil sie verschiedene, wenn auch zum Theil nur Neben- und Nachwir�kungen haben, die verschiedenen Kurzwecken dienen. Hier�durch ist denn auch die M�glichkeit gegeben, in concreten Krank-
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Die fundamentalen Kurmethoden.
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heitsf�llen verschiedene Methoden in den verschiedensten Ver�h�ltnissen mit einander zu verbinden, so dass die eine Heil�methode eine untergeordnete, die andere eine Hauptwirkung hat, die eine als St�tze der andern oder zur Milderung einer nicht gew�nschten Nebenwirkung dient und nur wieder gut zu machen hat, was die andere neben ihrer eigentlichen Heilwirkung Ab�normes geschaffen hat, dass die eine heilend, die andere vor�bauend wirkt. Unmerklich kann man die eine Methode aus der andern hervortreten lassen � die urintreibende Methode kann man z. B. aus der entziehenden, antiphlogistischen Methode durch salinische, harntreibende Mittel hervortreten lassen. Ein�zelne Methoden schliessen sich aus, z. B. Entziehung und Re�stauration, die diuretische und diaphoretische Methode etc., solche Methoden k�nnen nat�rlich nicht zugleich in Anwendung kommen.
Hieraus ergiebt sich, dass die einzelnen Methoden nicht in sich abgeschlossen, dass sie vielmehr dehnbar sind und theil-vveise ineinandergreifen. Man kann die Kurzwecke specieller hinstellen und danach eine gr�ssere Anzahl Kurmethoden ab�handeln, man kann aber auch die Kurzwecke umfassender neh�men und so die Methoden vermindern. Die Anzahl der Kur�methoden kann also, unbeschadet der Sache, eine variable sein; die Hauptsache bleibt nur, dass allen Heilbed�rfnissen ent�sprochen wird, ob in 20 oder 30 einzelnen Kurmethoden, dar�auf kommt nicht so viel an. Die allgemeinen Doctrinen ver�langen m�glichste Generalisirung, deshalb habe ich den ver�schiedenen Heilbed�rfnissen in verh�ltnissm�ssig wenigen Me�thoden zu entsprechen gesucht. Alles, was ein specielles Kapitel in der Chirurgie ausmacht, habe ich nicht als besondere Kur�methode abgehandelt.
Bei Betrachtung dieser fundamentalen Kurmethoden, wobei es eben nicht auf Krankheitsnamen, sondern auf krankhafte Vorg�nge und Zust�nde ankommt, ist die Keihenfolge der abzu�handelnden Methoden ziemlich gleichg�ltig, wo wir auch hinein�greifen, mit welcher wir auch beginnen und enden m�gen, immer ist die Betrachtung der einzelnen Methoden eine k�nstliche Tren�nung der gesammten Wirkungsweise aller Heilmittel dem orga�nischen Ganzen gegen�ber. Die Methoden einzeln geben uns st�ckweise Einsicht, alle zusammengenommen eine volle �ebersieht und so die Grundlage zum bewusstvollen therapeutischen Handeln. Die Fundamentalmethoden verleihen
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Die restaurirende Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;313
der allgemeinen Therapie concreten Inhalt und praktisches In�teresse.
Die stoflersetzendc restaurirendlaquo; Methode
{Methodus nutrims s. restaurans).
Der thicrische Organismus verbraucht in seinem Innern fortw�hrend Substanzen, kein Lebensact im thierischen K�rper ohne Stoffverhrauch und ohne Th�tigkeit kein Leben; zur Zeit einer gr�sseren Th�tigkeit in den einzelnen Organen auch gr�sserer Stoffverbrauch in denselben: bei den Arbeitsthieren der gr�sste Stoffverbrauch. Im Allgemeinen werden die Stoffe in zwei Hauptrichtungen verwendet: 1) zur Erzeugung der Eigen�w�rme; die in dieser Richtung venvertheten Substanzen sind gewissermaas-sen die Brennmaterialien, und 2) zu plastischen Processen, mm Aufbau des K�rpers, zum Ersatz im Stoffwechsel und zum Wiederersatz fiir besondere, nach Aussen abgegebene Producte. Die Bestandtheile sind bei unseren verschiedenen Hausthieren, wie bei allen h�her entwickelten Warmbl�tern, im Wesentlichen gleich. Die elementaren Bestandtheile sind: Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Chlor, Fluor, Natrium, Kalium, Cal�cium, Magnesium, Eisen, Mangan, Phosphor und Schwefel. Die. hieraus zusammengesetzten chemischen Verbindungen, die Substanzen des thierischen K�rpers, sind folgende:
A. Organische Terblndungen.
1.nbsp; S ti cks t o f f h a 11ige. Die Eiweissk�rper � plastische Substanzen in verschiedenen Modificationen �, quatern�re Verbindungen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff, bestehend. Sie bilden die vorherrschen�den organischen Verbindungen. Die wichtigsten sind: Eiweiss � im Ei, Blut�serum, Milchsaft etc. �-, Faserstoff � Blutfibrin und Muskelfaserstoff (Syn-tonin) �, K�sestotf, Globulin und H�matokrystallin. Aus dieser Gruppe bildet der thierische K�rper Derivate, the meist reicher an Sauerstoff und �rmer an Kohlenstoff sind, als: Hornsubstanz, Chitin in verschiedenen Modi�ficationen, leimgebende Substanz � Bindegewebe �, Chondrin � Knor�pel�, elastische Substanz, Schleimstoff� Mucin�, Pepsin, Peptone, Creatin und Creatinin, Leuein, Glycin, Tyrosin, Xanthin, Allantoin, Guanin und Harnfarbstoff. Ferner stickstoffhaltige S�uren: Harns�ure, Inosins�ure, Hippurs�ure.
2.nbsp; Stickstofflose, tern�rc organische Verbindungen aus Koh�lenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, die in zwei Gruppen vorkommen, die Kohlenhydrate als: Zucker � Milch- und Traubenzucker �, organische S�uren � Milch-, Essig-, Butter-, Oxalsijure u. a. m. �, und die Fette in den verschiedensten Modificationen nach ihren S�uren.
B. Anorganische Bestandtheile, bin�re Verbindungen.
1. Kalksalze � phosphorsaurer Kalk vorwaltend, ausserdem koh�lensaurer Kalk, schwefelsaurer Kalk und Spuren von Fluorcalcium.
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Die restaurirendo Methode.
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2.nbsp; Salze der Alkalien � vorherrschend Kochsalz, ausaerdem Chlor�kalium, phosphorsaure und schwefelsaure Alkalien.
3.nbsp; nbsp;Magnesiasalze � phosphorsaure Ammoniak-Magnesia, phosphor�saure und kohlensaure Magnesia. Endlich
4.nbsp; nbsp;Ammoniakverbindungen, namentlich kohlensaures Ammoniak. Nach Rautenherg's Berechnungen sind in 100 Pfund Lebendgewicht des
thierischen K�rpers im Durchschnitt enthalten beim
Kalbnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ochsnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schafnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schwein
Mineralstoffe.. 3,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,7
Phosphors�ure 1,37(gt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,856nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,229nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,680
Kalk......... 1,625nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2,083nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,318nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,704
Magnesia..... 0,047nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,062nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,043nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,031
Kali.......... 0,243nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,172nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,146nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,133
Natron....... 0,056nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,140nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,144nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,016
Kiesels�ure... 0,006nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,013nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,019nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �
Die Pflanzen sind die Laboratorien, in denen aus Kohlens�ure, Wasser, Ammoniak und einigen anorganischen Stoffen der thierische Leib chemisch gebildet wird; aus Kohlens�ure und Wasser werden die tern�ren und unter Zuziehung von Ammoniak die quatcrn�ren Verbindungen gebildet. Die Thiere beziehen ihre Nahrung aber nur theilweise direct aus dem Pflanzen�reiche � die Pflanzenfresser �, ein anderer Theil bezieht sie indirect aus dem Pflanzenreiche � die Fleischfresser, Thierfresser. Die quatern�ren, wie die tern�ren Verbindungen sind im Thierk�rper wesentlich nicht ver�schieden von denen im Pflanzenreiche, deshalb ist zwischen vegetabilischer und thierischer Nahrung auch kein wesentlicher Unterschied. Man kann sagen, dass die Fleischnahrung die N�hrstoffe der Pflanzen aufgespeichert und nur coneentrirter enthalte.
Diese Methode ist eine therapeutische Ern�hrung; der Er�satz des mangelnden Materials ist Heilzweck; ist der materielle Mangel durch Ausfall in der Zufuhr bedingt, so liegt in dieser Methode die Radicalkur; ist derselbe aber durch St�rungen im Organismus herbeigef�hrt, so liegt die Heilbedingung nur zum Theil in der Restauration.
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Indicationen.
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Je nachdem der materielle Mangel in allen n�heren Be-standtheilen oder besonders vorherrschend nur in einzelneu ausgesprochen und je nach der verschiedenen Art und Weise, wie er herbeigef�hrt ist und fortdauernd unterhalten wird, je nach diesen Verschiedenheiten ergeben sich speciellere Indica�tionen f�r die Eestauration.
1. Allgemeiner Stoffmangel in verschiedenen Graden, Blutannuth und Atrophie in allen festen
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Lidicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 315
Theilen. Bl�sse, verminderte Temperatur, Abmagerung, Ab�zehrung, d. h. pathologische Abmagerung, nutritive Atonie und wahre Schw�che bilden den Kern der Erscheinungen des all�gemeinen Stoffmangels, in solchem Grade, dass er eine mehr oder weniger dringende Indication f�r diese Methode abgiebt. Dieser Mangel kann sich schon bei gesunden Thieren geltend machen und f�r Gesundheit, selbst f�r das Leben bedrohlich werden, die Restauration ist dann eine Vorbauungskur, oder er kann bereits zu St�rungen, zur Erkrankung gef�hrt haben, und der Stoffersatz ist in diesem Falle ein Radicalheilmittel; er bil�det sich in und neben Krankheiten, namentlich gern in chroni�schen Krankheiten aus und begr�ndet oft gerade die Haupt�grundlage der gegebenen Gefahr; unsere Methode ist dann eine symptomatische Kur, die bald von geringer, bald von sehr gros�ser Bedeutung f�r den g�nstigen Verlauf der KranKheit ist � die Pocken unter einer matten Schafheerde z. B. werden ohne kr�ftige Restauration sich stets unregelm�ssig entwickeln, einen schleichenden Verlauf annehmen, oft Faulfieber und den Tod fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;herbeif�hren, w�hrend bei andern Krankheiten die etwas -ver-
nachl�ssigte Restauration sich nicht gerade so hart bestraft �; in noch andern F�llen endlich tritt der Mangel erst nach der Krankheit bei den Reconvalescenten hervor, und zwar nach jeder schweren Krankheit, deshalb ist der Stoffersatz gerade ein wesent�licher Theil der Nachkur.
In der zarten Jugend, wo der Verbrauch grosser ist und rascher erfolgt, wo es sich nicht bloss um Ersatz, sondern um Vermehrung der K�rpennasse handelt, und in hohem Alter, wo die Aneignungskraft geschw�cht ist und der Wiederersatz lang�samer erfolgt, in beiden extremen Altersverh�ltuissen tritt die Indication f�r die stoffersetzende Methode schon fr�her und immer dringender hervor, als im robusten Lebensalter.
2. Vorherrschender Stoffmangel an einzelnen Bestand theilen.
Der Mangel an einzelnen Bestandtheilen hat uothwendig ein Missver-h�ltniss in den quantitativen Proportionftn der normalen Bestandtheile zur Folge. Das Blut, in welchem alle Bestandtheile des K�rpers vertreten sind und welches mau insofern wohl den fl�ssigen Leib nennen kann, erlei�det zun�chst den Defect; deshalb giebt diese mangelhafte Ern�hrung ein Missverh�ltniss, eine Abnormit�t, einen gewissen Defect im Blute, der als eine abnorme Krase, eine gewisse defective Dyskrasie darstellt.
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Die restaurirende Methode.
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Die Defeete verbleiben nat�rlich nicht im Blute, sondern treten auch im Gewebe, namentlich in dem auf, dessen Bestandtheile am meisten dabei betheiligt sind, und eben dadurch treten erst die St�rungen hervor. Die Defecte sind also nicht bloss im Blute, sie sind streng genommen nicht bloss defective Dyskrasien, sondern constitutionell. Das Blut bleibt aber immer Ausgangspunkt, und sobald sich das Blut dauernd restituirt hat, dann restituiren sich auch sehr bald die Organe und Systeme, soweit sie nicht anderweitig erkrankt sind: deshalb ist das Blut bei der Ausgleichung durch Restauration auch wieder der Vermittler. In diesem Sinne ist die Bezeichnung �defective Dyskrasiequot; gerechtfertigt.
Nach den Bestandtheilen der Futterstoffe unserer gr�sseren landwirthschaftlichen Hausthiere und in voller Uebereinstimmung mit den Erfahrungen kommen krankmachende Defecte haupt�s�chlich an den Proteinverbindungen und phosphorsaurem Kalk vor, demn�chst an Fett und Kochsalz; an den Kohlenstoffhydra-ten und den �brigen Salzen sind noch keine so erhebliche ein�seitige Defecte nachgewiesen. Die Indicationen sind hier noch durch die Schwierigkeit der Diagnose sehr beschr�nkt.
a) Occulte Defecte. Geringere Grade aller dieser Defecte sind nicht direct wahrnehmbar, sie stellen occulte dyskrasische Constitutionen dar, die nur als pathologische Pr�dispositionen existiren, bei unseren Hausthieren gerade eine sehr wich�tige Rolle spielen und nur indirect zu erkennen sind: 1) wenn unerhebliche Dinge chronisch verlaufende Krankheiten zur Folge haben, welche erfahrungsm�ssig dadurch nicht entstehen; 2) wenn sie in einzelnen Individuen schon in einem gewissen Siechthum bestimmter hervorgetreten, oder wenn selbst schon entsprechende Krankheiten vorgekommen sind, und 3) besonders aus den �tio�logischen Verh�ltnissen, den Nahrungsmitteln.
h) Hervorgetretene St�rungen, Erkrankungen. Die hierher geh�rigen Krankheiten sind nur zum Theil in bestimmt erkenn�baren Formen bekannt, im Ganzen ist die Diagnose hier noch schwierig, so dass man in vielen F�llen mehr auf die gegebe�nen di�tetischen Verh�ltnisse, als auf die Krankheitssymptome hingewiesen ist.
Verarmung an Knochenbestandtheilen, besonders an Knochenerde. Die bekannten Krankheiten sind: Knochen-br�chigkeit der Rinder und Ziegen, Knochenerweichung in der Rhachitis (in ausgepr�gter Form bei jungen Schweinen und Hunden, in unvollst�ndigen Graden und auf einzelne Gelenke be�schr�nkt bei L�mmern, K�lbern und F�llen, unter der Form der
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;317
Gelenkl�bme) und Osteoporose der Pferde. In allen diesen Krankheiten liegt eine Verarmung des Knochengewebes, beson�ders an phosphorsaurem Kalk zu Grunde, eine Verarmung, die im Entwickelungsalter, namentlich im ersten Lebensjahre am h�ufigsten vorkommt, weil hier die Knochenbildung mehr Kno�chenmaterial verbraucht, als sp�ter � das Gesammtwachsthum eines F�llen z. B. vertheilt sich so, dass auf das Iste Jahr 50�60, auf das 2te Jahr 25 � 30 und auf die n�chstfolgenden Jahre zusam�men nur 15 � 20 Proc. kommen �, und sich immer zun�chst und vorherrschend in den lockeren blutreichen Knochen, namentlich in den Epiphysen zu erkennen giebt. Ob und inwieweit hierbei auch Mangel an Albuminaten besteht, ist noch nicht festgestellt.
Die Osteoporose ist bei Pferden noch wenig in der Literatur bekannt. Hauhner � Magazin Bd. 20. S. 206 � und Warnell � The Yetenarian etc. Vol. 33. 1860, Auszug im Repertorium von Hering, Bd. 22. S. 151 � haben einige F�lle mitgetheilt. Ich sah sie bei einem original arabischen Voll�bluthengste (Satrap) in der Senne. Nach weiterer Orientirung ist die Krank�heit unter edlen Pferden in manchen Marschen der Nordseek�sten nicht so ganz selten. Auftreibung der Kopfknochen, vor allem aber der Unter�kiefer�ste, und Gelenkschmerzen, in Folge dessen gebundener Gang und zeitweise Lahmheiten sind constante und charakteristische Erscheinungen. Der von mir beobachtete arabische Hengst war seit einem Jahre um mehr als 1/2 Zo11 kleiner (niedriger) geworden; er war noch muthig, nahm oft noch Ansatz zum Springen, f�hrte aber keinen Sprung aus, trabte in ganz kurzen Schritten und zeigte dabei grosse Schmerzen, fing bald an zu schwitzen und blieb dann stehen. Sonst gesund und gut gen�hrt und von gl�nzendem Haar. Harn reagirte stark sauer.
Die Knochenbr�chigkeit der Binder ist uns am vollst�ndigsten von allen hierher geh�rigen Verarmungen bekannt.
1.nbsp; nbsp;Analyse von Keuscher (Magazin Bd. 9. S. 258):
Knochenbr�chigkeitnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Normal
erdige thierischenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ereiige tiiierische
Substanz Substanznbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Substanz Substanz
Schenkelbeine............. 32,50 67,50nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 60,02 39,98
Rippen................... 30,00 70,00nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 57,49 42,51
Wirbel-und Beckenknochen 26,13 73,87nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 57,42 42,58
2.nbsp; nbsp;Analyse eines Beckenknochens von Dr. Hellriegel (Laudwirthschaft-liche Annalcn, No. 16. 1860):
Krankernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gesunder
Knochennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Knochen
1.nbsp; Fl�ssiges Fett...........,...nbsp; nbsp; 49,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8,2
2.nbsp; Leimsubstauz................nbsp; nbsp; 26,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33,5 .
3.nbsp; Phosphosaurer Kalk.........nbsp; nbsp; 20,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;48,6
4.nbsp; Kohlensaurer Kalk..........nbsp; nbsp; nbsp;3,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7,9
5.nbsp; Andere Mineralsubstanzen....nbsp; nbsp; nbsp; 0,1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1gt;8
100nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 100.
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218nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die restaurirende Methode.
Das sehr lockere Knochengewebe des kranken Knochens (die Mark-zcllcn) war mit Fett gef�llt, so dass es aus kleinen St�ckchen hervortrat. Die Rinde war noch ziemlich fest.
3. Nach Professor Dr. Hoffmann (Centralblatt der gesammten Landes-cultur, 1867. No. 10 u. 11) besteht ein Mangel an leimgebenden Substanzen und Ueberschuss an Fett.
Die Knochenerweichungen mit quot;Wucherungen des osteogenen Gewebes
�nbsp; die weichen �steome bei Ziegen und Schweinen � bei letzteren unter dem Namen Schnuifelkrankheit bekannt � sind immer mit einem Defecte an phosphorsaurem Kalk verbunden, den ich bei Ziegen in F�llen der aus-gebilrtcteren weichen Knochenauftreibung der Kiefer, an den Wirbelkno-chen und Beckenknochen in Form von Osteoporose ohne Wucherung des osteogenen Gewebes gefunden habe. Bei beiden Krankheiten scheint der Defect an Knochenerde nicht Ursache, sondern Folge zu sein: weshalb die Behandlung durch Wiederersatz hierbei h�chstens von palliativer Wirkung sein kann.
Ausser einem Defecte an Knocliencrde ist die therapeu-tisclte Verabreichung derselben noch angezeigt bei Knochen�br�chen, um durch fr�hzeitige Kalkablagerungen in der Kno�chenneubildung fr�hzeitig Abschluss herbeizuf�hren, zu starke Callusbildungen zu vermeiden.
Verarmungen an Albuminverbindungen, Faserstoff und Eiweiss bei der Bleichsucht ohne Abzehrung, bei Hydr�mie,
�nbsp; nbsp;sehr ausgepr�gt nach dem Rothharnen der Rinder in den schweren Erkrankungsf�llen � und bei scorbutischen Leiden; bei bleichs�chtigen Zust�nden ist zugleich ein Defect an eisen�haltigen Albuminaten, an H�matin und H�matoglobulin. Die Nage�sucht und das Wollfressen sind h�ufige Erscheinungen bei Wieder�k�uern, die sporadisch gew�hnlich auf Magenleiden schliessen las�sen, als Heerdeleiden aber der Ausdruck einer Verarmung entweder an �lutsalzen, besonders an Kochsalz � der eigentliche Salz�hunger �, oder an Knochenerde � bei der Knochenbr�chig-keit �, oder an Albuminaten sind; letztere Verarmung ist h�ufiger, als man bisher wohl geglaubt hat, und gew�hnlich mit mehr oder weniger Bleichs�chtigkeit verbunden.
Verarmung an Fett; bei allgemeinen Abzehrungen eine Theilerscheinung; zuweilen scheint aber diese Verarmung bei sehr jungen Thieren die Grundlage der ganzen Atrophie zu sein, die sogenannte Darrsucht, eine juvenile Atrophie ohne nachweisbare Sonderursachen (Scropheln). Die trockene Atro�phie bei den K�mmerlingen, die Hart- und Dickh�utigkeit mit trockenen Hautschuppen bei alten Wiederk�uern.
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Im�cationcn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 319
Die He�l-Indicationen f�r diese Methode und f�r die spe-ciellen Mittel derselben finden wir selten in den Individuen allein, wir m�ssen deshalb in allen concreten F�llen, so weit niclit schon durch fr�here Erkrankungen die Diagnose und Heil�bed�rfnisse festgestellt worden sind, auf die �usseren urs�ch�lichen Verh�ltnisse zur�ckgehen und namentlich in Betracht ziehen :
1)nbsp; nbsp; das Futter, ob und in wie weit es der Thiergattung �berhaupt und namentlich unter den obwaltenden �konomischen Benutzungen entspricht, ob es f�r die Thiergattung verdaulich und nahrhaft genug ist, ob die stickstoffhaltigen N�hrstoffe na�mentlich hinl�nglich vertreten sind und sich zu den stickstoff�losen mindestens ann�hernd wohl wie 1 : 5 verhalten;
2)nbsp; nbsp;die localen Bodenverh�ltnisse und landwirthschaftlichen Culturzust�nde, die dadurch etwa bedingten stehenden Calami-t�ten bei der Viehzucht;
3)nbsp; nbsp;die Witterungsconstitution w�hrend der Vegetationszeit, ob D�rre oder N�sse den Sommer ausgezeichnet haben, und wie danach die Ernten ausgefallen sind.
Der thierische Leib steht immer in Beziehung zu dem Boden, in wel�chem seine Nahrungsmittel wurzeln, die nach dem Boden qualitativ ver�schieden sind. Jeder Boden hat seine bestimmten Pflanzen, aber auch die�selben Pflanzen haben auf verschiedenem Boden ihre Bestandtheile in ver�schiedenen Verh�ltnissen und selbst einzelne verschiedene Bestandtheile; die Vegetation auf kalkarmem Boden z. B. ist kalkarm; Keuscher fand in denselben Gr�sern aus verschiedenen Gegenden an mineralischen Bestand-theilen einen Unterschied von 25�30Proc. Auf feuchtem Moorboden fehlt es den Pflanzen in der Regel an Proteinstoffen, Phospbors�ure und Kalk; Knochenbriichigkeiten und bleichs�chtige Zust�nde sind hier h�ufige und oft station�re Krankheiten. Sehr trockene Jahre bringen ganz besonders Knochen-br�chigkeit, nicht bloss in den Bruchgegenden, sondern gerade auf lockerem, warmen kalkhaltigen Boden; nasse Jahre bringen mehlarme Cerealien und grosse Strohmassen, im Ganzen also weniger nahrhafte Pflanzenkost; Ab�magerung, bleichs�chtige und hydropische Zust�nde treten dabei mehr oder weniger hervor. Die qualitativen Verh�ltnisse der Nahrung unserer Pflan�zenfresser gestaltet sich �berhaupt nach Boden und Witterung sehr man�nigfaltig und man kann sagen, dass manche dyskrasisch - constitutionelle Zust�nde aus der Erde hervorwachsen, die wir in den Leibern der Wieder�k�uer namentlich zu bek�mpfen haben. In den Marschgegenden gedeiht die Pferdezucht nie so gut, als auf H�henland, auf zerfallenen Gebirgsmassen, auf lehm-, thon- und kalkhaltigem Boden. Unsere edl�n hannoverschen F�llen entwickeln sich ansserhalb der Marschen, namentlich auf schwerem Boden, z. B. im Mecklenburgischen viel vollkommener, als in der Heimath. In den
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Die rcst;iunrendc Methode.
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Marschen giebt es immer lockeren Knochenbau, oft Ehachitis, viel Schale und Spat. Osteoporose in geringeren Graden ist h�ufiger, als man glaubt.
Pferde, die mit rohen Kartoffeln und saurem Heu gefuttert wur�den, waren alle bleiehs�chtig und schwach, ohne Ausdauer; h�ufig zeigten sie Oedeme, mehrfache, meist t�dtliche Erkrankungen unter pochenden Herz�schl�gen, frequentem elenden Pulse und leichten Kolikanf�llen; bei den Leichen�ffnungen fanden sich: bellrothes und d�nnes, hier und da extra-vasirtes Blut, in allen Organen Blutmangel, Baucheingeweide wie gebleicht, starke ser�se Durchfeuchtung der Muskulatur.
Unter �hnlichen Erscheinungen sah ich eine Schafheerde gr�sstentheils ohne Parasiten zu Grunde gehen, die sich auf einer schlechten, feuchten Waldweide ern�hren musste. Eine kleine Schafheerde, die mit sehr schlech�tem Heu (urspr�nglich f�r den Kuhstall bestimmt) ohne jegliches ande�res Futter ern�hrt wurde, zeigte sich bald bleich- und lecks�chtig; die halb verhungert geborenen L�mmer wurden schon nach mehreren Tagen #9632;\Vollfresser und starben kachektisch; die versuchsweise mit Kuhmilch ge�tr�nkten L�mmer gediehen und h�rten auf. Wolle zu fressen. In Gegen�den, wo der Boden salzarm ist, sind es auch die Futterstoffe; die Wieder�k�uer sind hier immer salzhungerig und des Salzes bed�rftig.
Die Knochenbr�chigkeit der Kinder und Ziegen ist station�r auf deu meisten Brachboden; es giebt Gegenden, wo die Rinder nicht l�nger exi-stiren k�nnen, als 2�3 Jahre, innerhalb dieser Zeit bildet sich schon eine bemerkbar werdende Verarmung in dem Knochengewebe, an der sie sp�ter sicher untergehen, und von welcher sie sich eben so sicher in andern Ge�genden bei besserer Nahrung bald erholen. D�rre Jahre bedingen dieselbe Knochenbr�chigkeit auch in besseren Gegenden, z. B. 1842 und 18135 an den meisten Orten der fruchtbaren Provinz Sachsen. Gfruven untersuchte im Fr�hjahre ISG� das Futter in vier Wirthschafton der unteren Saal-Ge�gend, wo die Knochenbr�chigkeit herrschte, und fand nur in einer Wirth-schaft den normalen Gehalt an Phosphors�ure, in den drei andern aber nur die H�lfte desselben. Auf der landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Worms wurden bei dem Herrschen der Knochenbr�chigkeit mittelm�ssig gen�hrte K�he vom 17. Januar 18G6 ab ausschliesslich mit Kartoffel- und ll�benfutter ern�hrt. Die Thiere behielten ein ziemlich gutes Aussehen, aber schon Mitte Februar konnten sie sich kaum noch erheben und vom 21. Februar an standen sie nicht mehr auf. Darauf wurden zwei K�he mit Heu reichlich und daneben mit Kleie, Schrot und Oelkuchen gef�ttert, die dritte Kuh behielt ihr Wurzelfutter und bekam einen Zusatz von 2 Loth gut pr�parirten Futtermehls. Die beiden ersten K�he standen am 11. M�rz zum ersten Male wieder auf und zeigten sich vollkommen gesund; die dritte kam erst am 20. M�rz wieder zum Stehen und war bedeutend magerer, als die ersten beiden. � Agronomische Zeitung, 1866. No. 21.
Im Allgemeinen kann die Urquelle des Stoffmangels drei�fach sein:
1) Die gew�hnlicliste Quelle ist eben in den unvollst�ndi�gen Nahrungsmitteln gegeben; quantitativ und qualitativ man-
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gelhaftcs Futter, bedingt durch Armuth des Bodens, durch Miss-waehs und durch Armuth oder Geizen der Besitzer � Cachexia jxiuperum. Unter diesen urs�chlichen Verh�ltnissen ist nat�r�lich auch die Heilung sehr schwer, die ja eben wesentlich in der Verabreichung von besserem Futter in entsprechender Qua�lit�t besteht. Wo �konomischerseits die Bedingungen zur bes�seren Ern�hrung nicht gegeben sind, da kann nicht geholfen werden.
2)nbsp; nbsp;Der Organismus hat nicht das Verm�gen, so viel auf�zunehmen und sich anzueignen, als der stete Stoffwechsel er�heischt, er magert ab aus eigener UnVollkommenheit. Krankheiten in Organen der Aufnahme, der Verdauung und Assimilation, ja selbst gewisse Nervenkrankheiten, die auf eine noch nicht erkl�rbare Weise partielle, auf einzelne Nervenpro�vinzen beschr�nkte oder auch allgemeine Atrophie bedingen, sind hier die Grundursache und bilden demgem�ss auch den �auptangriffspunkt der restaurirenden Methode. Zur Restaura�tion sind die Indicationen zweifach, einmal die der Ern�hrung l�nderlichen Krankheitszust�nde zu beseitigen und so die Wege anzubahnen, auf denen allein der materielle Ersatz m�glich ist � indirecte Restauration � und zweitens solche Mittel zur Ern�hrung anzuwenden, welche unter den gegebenen Umst�nden noch am besten aufgenommen, verdauet und so noch zum Ersatz verwendet werden k�nnen.
Psychische Krankheiten, Gcm�thszust�nde sind bei unsern Thieren ge�w�hnlich nicht so gross und anhaltend, dass sich ihre Folgen in der vege�tativen Sph�re bemerkbar machen.
3)nbsp; nbsp;Der Verbrauch ist abnorm gesteigert, oder es ist direct ein Verlust herbeigef�hrt; der Ersatz kann dem abnormen Ver�luste nicht folgen. Hervorzuheben ist hier namentlich:
Grosser Kraftaufwand; mit jeder Kraft�usserung ist materieller Verlust verbunden; anhaltende Muskelarbeit consu-mirt viel; die reichlichere KohlenstofFausscheidung durch Lunge und Haut beweisen, dass die Consumtion sich bis auf das Dop�pelte steigern kann. Deshalb kann auch hei �berm�ssigen An�strengungen, bei grossen und anhaltenden Strapazen der Ersatz dem Verluste nicht folgen, und darin liegt eben die Ersch�pfung. Bei lebhaftem Temperamente bedarf es mehr Mittel und Zeit zur Restauration, als bei phlegmatischem.
Gerlnch Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;21
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Die restaurirende Methode.
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Directe Entleerungen, als: Blutungen, Speichelfluss, h�ufige Samen-Ejaculationen, grosse Milchergiebigkeit, Eiterun�gen, Ausleerungen von Eiweiss, Blut und Blutfarbestoff durch die Nieren � Albuminurie, H�raaturie, wirkliche und schein�bare �, Aufl�sung und Ausf�hrung der Knochensalze durch S�uren, Durchfalle etc.
Schmarotzer. Parasiten steigern die Consumtion, wenn sie in gr�sseren Massen angeh�uft sind; die Wurmkachexie giebt hiervon ein Musterbild, wobei zwar anderweitig st�rende Einwirkungen durch die W�rmer mit in Anschlag zu bringen sind, die Stoffentziehung aber doch immer ein sehr wichtiges Moment bleibt. Oft bleibt die Verarmung bei den Parasiten, z. B. bei Strongylus contortus im vierten Magen, unerkl�rlich.
Dass die Beseitigung des noch fortbestehenden Verbrauchs die erste und die Radical-Indication ist, ohne die an eine wirk�liche, nachhaltige Restauration nicht gedacht werden kann, ver�steht sich von selbst und in vielen F�llen kann dies schon allein gen�gen zur Erholung der Patienten unter den gegebenen di�tetischen Verh�ltnissen; oft aber gestalten sich die Verh�ltnisse ganz anders, wo die Zuf�hrung der verlorenen Sub�stanzen eben so dringend und selbst noch dringen�der wird.
Mittel und Wege zur Restauration.
Wie wir in Vorstehendem eben gesehen haben, k�nnen die materiellen Defecte auf verschiedene Weise entstehen und be�stehen, wodurch denn auch folgerecht die restaurirende Methode in eine directe und indirecte zerf�llt.
Directe Restauration.
Sie umfasst die Einverleibung aller Substanzen, die zum Stoffersatz geeignet sind � N�hrmittel, Alimenta im weiteren Sinne. Diese Einverleibung geschieht haupts�chlich durch Maul und Magen, ausserdem durch den Mastdarm � ern�hrende Kly-stiere � und durch directe Ueberf�hrung in die Adern = In�fusion, Transfusion. Die Haut kommt bei Thieren als Einver�leibungsorgan f�r N�hrstoffe nicht in Betracht � Milch- und Bouillon-B�der d�rften wohl kaum vorkommen.
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Direete Restauration.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;323
Bei allgemeinem Stoffrnangel handelt es sich um Ersatz in der Quantit�t � kurzweg die quantitative Restauration genannt �, bei den Missverh�ltnissen in den Proportionen der Bestandtheile, um Ersatz einzelner Bestandtheile �, die qua�litative Restauration.
a. Quantitative Restauration,
Die Nahrungsmittel unserer Hausthiere sind hier allein die restauriren-den Mittel; die wichtigsten Werke hier�her sind: 1) K�rher, Ern�hrung, Wartung und Pflege der Hausthiere, 1858. 2) Derselbe. Die rationellen Fiitterungsversuche bei unseren Hausthieren, 1863. 3) Wolff, Landwirth-sehaftliche F�tterungslehre, 180!. 4) Grouven. Kritische Darstellung der Fiitterungsversuche, 1863. 5) Hanbner, Die Gesundheitspflege der land-wirthschaftlichen Hauss�ugethiere, 2. Aufl. 1865.
Als Restaurationsmittel kommen bei der Nahrung drei Dinge in Betracht, einmal die Verdaulichkeit, zweitens die N�hr-kr�ftigkeit und drittens die naturgem�sse Beschaffen�heit.
Die Verdaulichkeit steht obenan; das Unverdaaliche kommt dem K�rper nicht zu Gute. Bei der therapeutischen Ern�hrung ist hierauf ganz besonders zu sehen; es m�ssen stets die m�glichst leicht verdaulichen Substanzen gew�hlt und in einer nicht bel�stigenden Quantit�t verabreicht werden; denn wo die quantitative Restauration angezeigt ist, da herrscht auch allgemeine K�rperschw�che vor, und bei dieser giebt es keine kr�ftigen Verdauungsorgane, welche zuweilen selbst die vorherr�schend geschw�chten Theile sind. Statt zu restauriren, werden die schwer verdaulichen Nahrungsmitte), so n�hrkr�ftig sie immer sein m�gen, unter diesen Umst�nden die Verdauungsorgane �ber�lasten und so noch neue Krankheitszust�nde schaffen.
Die N�hrkr�ftigkeit der Futterstoffe. Sie ist ab�h�ngig von den ern�hrenden Principien, den sogenannten N�hr�stoffen, zu denen dieselben organischen und anorganischen Ver�bindungen geh�ren, die wir als Bestandtheile des thierischen Organismus schon kennen gelernt haben. Das Hauptgewicht f�llt hier auf die organischen Verbindungen, die der thierische Organismus weder entbehren, noch sich bilden kann.
1. Die Eiweissk�rper, Froteinverbindungen nach Mulder. Die h�chsten organischen, d. h. quatern�re Verbindungen, die sich durch den Stickstoff auszeichnen, den vorherrschenden Be-standtheil des thierischen K�rpers ausmachen, und von deren
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Gehalte die N�hrf�higkeit, der N�hrwerth der Futterstoffe vor�zugsweise abh�ngt. Eiweiss, K�se- und Faserstoff (Kleber in den Cerealien), sind die hierher geh�rigen organischen Verbin�dungen, die sowohl aus dem Thier- und Pflanzenreiche, wie auch unter sich in der chemischen Constitution nicht wesent�lich verschieden sind, sich daher gegenseitig vertreten k�nnen, so recht eigentlich zur Bildung, zu plastischen Processen ver�wendet werden und deshalb auch von Liehig sehr bezeichnend als �plastische N�hrstoffequot; bezeichnet worden sind. F�r unsere Kurmethode stehen diese organischen Verbindungen an der Spitze.
2. Die Fette. Tern�re Verbindungen mit vorherrschen�dem Kohlenstoff und sehr wenig Sauerstoff. Die Basis ist bei allen thierischen und pflanzlichen Fetten dieselbe, die Verschie�denheiten werden durch die verschiedenen Fetts�uren bedingt. Physiologisch k�nnen sie sich alle vertreten, deshalb kommt es nicht auf die Qualit�t, sondern nur auf die Quantit�t des Fettes in den Nahrungsmitteln an. Die physiologische Verwendung ist eine doppelte, einmal sind sie Erw�rmungsmittel, und zwar durch ihren grossen Gehalt an Kohlenstoff recht vortreffliche Brennmateralien, welche die Kohlenhydrate vollst�ndig ersetzen k�nnen, anderntheils aber dienen sie auch als plastische Sub�stanzen, weil sie einen unentbehrlichen Bestandtheil des K�r�pers bilden. Jede Thierspecies hat ihre bestimmten Fette, die sie sich sehr leicht aus den in der Nahrung dargebotenen Fet�ten bilden kann. Diese bilden zum Theil, bei fetten Thieren zum gr�ssten Theil, einen �berfl�ssigen Be�tandtheil, der nur als Vorrath dient f�r besondere Zeiten, wo es an gen�gender Nahrung fehlt, zum Theil aber auch einen ganz unentbehrlichen Bestandtheil des Organismus. Die Blasteme, aus denen die Neu�bildungen erfolgen, haben neben den Protei'nk�rpern immer einen gewissen Antheil Fett, der also auch zur Neubildung erforderlich ist; ausserdera ist kein Gehirn, kein Nerv, keine Muskelfaser, kurz kein K�rpertheil ohne Fett, selbst wenn die Thiere an Entfettung gestorben sind. Die Wichtigkeit des Fet�tes f�r den Organismus steht also fest; es fragt sich nur, ob der Organismus sich die n�thigen Fette aus Protein und Koh�lenhydraten bilden kann.
Die von Liebig selbst angestellten und angeregten Versuche sprechen f�r die F�higkeit d;s Organismus, aus Kohlenhydrate Fett zu bilden, weil
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der Fettgehalt in der verabreichten Pflanzennahrung nicht hinreichte zur producirten Fettmasse; nach Pe.rsoz und Boussingault ist es wahrscheinlich, dass die Fettbildung aus St�rke stattfindet, wenn zugleich ausreichendes Material f�r die Zellcnbildung vorhanden ist. F�r die M�glichkeit der Fett-bildtmg aus Kohlenhydraten spricht ferner die Beobachtung von Gundelach, dass die Bienen, welche ausschliesslich mit Zucker gef�ttert werden, fort�fuhren. Wachs zu produciren, eine Substanz, die in jeder Beziehung dem Fette sehr nahe steht. In den Pflanzen ist die Bildung des Fettes aus Kohlenhydraten eine Thatsache, ja sogar die Regel, bei der Stoffmetamor�phose im Thiere, die in sofern stets einen Gegensatz von der Stoffmeta�morphose in den Pflanzen bildet, als sie immer regressiver, in den Pflan�zen aber progressiver Natur ist, w�rde also die Fettbildung aus Kohlen�hydraten eine Ausnahme von der Kegel sein.
Aus dem Protein scheint der Organismus Fett bilden zu k�nnen; denn einmal sieht man, dass die Albuminate bei der F�uln.'ss Fetts�uren � Butter und Baldrians�ure z. B. � liefern, und ausserdem spricht die fet�tige Metarmophose in allen Zellen und Zelleuderivaten, in den Muskel - und Nervenfasern etc. f�r die Fett'uildung aus Protein. Ftl7-steigt;.herg sieht diese Fettbildung als entschieden an und bestreitet die Bildung ans Kohlen�hydraten gerade zu (Neue landwirthschaftliche Zeitung von Dr. F�hling 1865. Separatabdruck). Durch diese Metamorphose erleiden die betreffen�den Futterversuche einen Ausfall an ihrer indirecten Beweiskraft f�r Fett�bildung aus Kohlenhydrat.
Geben wir zu, dass das Fett im thierisehen K�rper gebil�det werden kann, so beweist dies noch nicht, dass der K�rper das Fett in der Nahrung auch entbehren kann. Schon der Umstand beweist die Nothwendigkeit der Fettzufuhr in der Nahrung, dass ohne Fett keine Zellenbildung erfolgen kann, dass die Fettbil�dung immer Zellenbildung voraussetzt und dass der Zellenbil-dungsprocess eine Nothwendigkeit ist zur Verdauung und Assi�milation. In dem nat�rlichsten Nahrungsmittel, der Milch, ist viel Fett, dies w�re �berfl�ssig, wenn die Fettbildung im K�r�per ein so gel�ufiger Process w�re. Dann aber lehrt es die Erfahrung, dass heruntergekommene abgezehrte Thiere sich bei fetthaltiger Nahrung leichter, als hei fettarmer erholen. Hafer ist gerade durch seinen grossen Fettgehalt ein vorz�gliches K�rnerfutter.
Diese Beobachtungen haben durch directe comparative Futtcrversuche bei K�lbern, Ochsen und Schweinen von Crvsius, Schcve?!, Hellriegel und Ulbricht (Annalen der Landwirth. Berlin, 1861. Januarheft. Auszug in Vierteljahrsschrift von M�ller und Roll, B. 16. Analeet. S. 11), ihre Best�tigung gefunden. Zur Erzeugung von 1 Pfund Lebensgewicht geh�rten etwa die doppelte Quantit�t an trockenen N�hrstoffen bei Fettarmnth, als bei Fettreichthum. Hellriegel und Ulbricht fanden, dass bei Mastschweinen die Mehrzunahme des K�rpergewichts bei dem Futter mit Oelzusatz griis-
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ser war, als die Menge des zugesetzten Oeles; 1 Pfund von diesem hatte an Lebensgewicht erzeugt von 1,41 bis 5,07 Pfund, im Durchschnitt 2,76 Pfund. Dies der Beweis, dass das Oel nicht einfach als Fett in dem Thier-k�rper abgesetzt wurde, sondern dass der gr�ssere Fettgehalt im Futter auch eine gr�ssere Ausnutzung der �brigen N�hrstoffe bewirkt. F�r un�sere Kurmethode ein sehr wichtiges Factum.
3.nbsp; nbsp;Die Zuckergruppe oder Kohlenhydrate, d. h. diejenigen ter-n�ren Verbindungen, in welchen der Kohlenstoff vorherrschend ist, Sauerstoff und Wasserstoff in dem Verh�ltnisse vertreten sind, wie sie das Wasser bilden, und von denen man auch geradezu annimmt,
tnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;dass sie aus Kohlenstoff und Wasser bestehen. Sie bilden alle zu-
sammen die am meisten vertretene organische Verbindung in der Pflanzenwelt. St�rke, Zucker in allen Modalit�ten, Dextrin, Pflan-zenschleim sind die eigentlichen Kohlenhydrate; die Cellulose, die Spirituosen und alle nicht stickstoffhaltigen S�uren werden trotz der Verschiedenheit in der chemischen Constitution gleich�falls hierher gerechnet. Eine Vertretung kann jedoch deshalb nicht in dem Grade, wie bei der ersten Gruppe, geschehen, weil sie nicht alle gleich l�slich und verdaulich sind � die Cellulose ist z.B. nur in der Jugend aber sehr wenig als Holzfaser verdaulich �, und weil einige auch eine st�rende Nebenwirkung haben, z. B. die S�uren und die Spirituosen. Zwischen Araylum, Zucker,
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Dextrin findet so ziemlich vollst�ndige Vertretung statt bei sonst gesunden Verdauungsorganen. Zum geringen Theile wer�den sie zur Bildung namentlich von Fett, Milch-, Oxal- und Essigs�ure, haupts�chlich aber zur W�rmoentwickelung verwen�
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det, weshalb sie auch von Liebig im Gegensatze von der Ei-
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weissgruppe �respiratorischequot; Nahrungsmittel genannt worden sind. Trotz alledem sind sie unentbehrlich zur Restauration, weil die Hochhaltung der Eigenw�rme gleichbedeutend ist mit Lebenserhaltung; wo es daher an respiratorischen Mitteln fehlt, da werden die plastischen verbrannt und so der Bildung entzo�gen, und wo es an beiden fehlt, da verbrennt der Organismus seine eigenen Bestandtheile, und erleidet mit jedem Athemzuge einen materiellen Verlust. Der Ersatz der respiratorischen Mittel durch plastische ist ebenso theuer, als unvollst�ndig, theuer aus �konomischen und physiologischen R�cksichten zugleich.
4.nbsp; Die anorganischen Bestandtheile im K�rper, die bin�ren Verbindungen geh�ren gleichfalls zu den Nahrungsmitteln, so weit sie einen Bestandtheil des K�rpers bilden. Die Aschen-
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bestandthei le des K�rpers m�ssen sich auch unter denAschenbestand-theilen der Nahrungsmittel befinden. Die wichtigsten davon sind: phosphorsaure Alkalien und Erden, vor allen phosphorsaurer Kalk, schwefelsaure Alkalien, Chlorkalium und besonders Chlornatrium, Eisen und Kieselerde, die alle zu den Mitteln der Restauration, aber doch mehr der qualitativen, als der quantitativen geh�ren. Gew�hnlich sind diese K�rper neben den organischen Verbin�dungen in den Futterstoffen vorhanden, und in diesen Formen sind sie auch gerade am geeignetsten zur Assimilation.
Alle diese N�hrstoffe sind an sich noch keine Nahrungs�mittel, f�r sich allein verabreicht, k�nnen sie nicht ern�hren, also auch nicht restauriren; selbst die Protein Verbindungen k�n�nen f�r die Dauer nicht ern�hren, die Thiere verhungern dabei schliesslich mit vollem Magen, wie durch mehrfache Versuche von Magendie u. A. dargethan ist.
Hunde lebten bei Zucker, Fett 30�36 Tage, bei K�se, harten Eiern etwas langer; G�nse starben bei St�rke, Gummi,Zucker in 2�3Wochen, bei harten Eiern nach � � 7 Wochen, nachdem sie bis zur H�lfte ihres Gewichts verloren hatten; Hammel starben bei Zucker mit der dritten Woche unter gleichem Gewichtsverlust.
In den Futterstoffen als Restaurationsmittel sind alle erw�hn�ten N�hrstoffe und zwar in gewissen Verh�ltnissen erforderlich. Die vegetabilischen Nahrungsmittel enthalten sie in verschiedenen Verh�ltnissen und haben dadurch einen verschiedengradigen N�hreffect. In welchem Verh�ltnisse die N�hrstoffe gereicht werden m�ssen, um den gr�ssten N�hreffect zu haben, dar�ber bat Valentin (Physiologie Bd. 1. S. 710) bei Menschen Versuche angestellt, wobei sich ergeben hat, dass eine Nahrung von 2 Theilen Protein mit 3 Theilen Fett und 8 Theilen Koblenhydrat verb�ltnissm�ssig den gr�ssten N�hi-effect hat.
Bei der F�tterung unserer Hausthiere hat Hauhner wohl zuerst auf die Abh�ngigkeit der N�hreffecte des Futters von den Proportionen der N�hrstoffe durch Versuche hingewiesen und dadurch den Grund zur rationellen F�tterung gelegt, die sich jetzt durch die vielen und exaeten Futterversuche her�ausgebildet hat, wobei die hannoversche Versuchsstation in Weende unter Henneberg und Stahmann sich besonders grosse Ver�dienste erworben hat. Als bisheriges Gesammtresultat ist her�vorzuheben, dass das Bed�rfniss an Protein bei vorherrschend plastischen Processen grosser sein muss, so namentlich bei
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jungen Thieren w�hrend des Wachsthumes, welches immer im ersten Jahre am bedeutendsten ist, bei Mast- und Arbeitsthie-ren; das Verh�ltniss schwankt hiernach von 1 :3�8. Bei den Restaurationsmitteln handelt es sich um die nahrhafteren Futterstoffe, in denen das Verh�ltniss des Proteins zu den �bri�gen N�hrstoffen sich wie 1:3 � 5 verh�lt; diese Nahrungsmittel stehen als Restaurationsmittel f�r unsere Methode um so h�her, je leichter sie f�r die betreffende Thiergattung verdaulich sind.
Bei diesem Verh�ltniss kommt die Cellulose (die Pflanzenfaser) nicht mit in Berechnung, weil sie sehr wenig und im verholzten Zustande fast gar nicht l�slich und daher als unverdauliche, massegebende Substanz zu betrachten ist. F�r Mastschweine gicbt HeUrieyel als das g�nstigste N�hr-stoffverh�ltniss an auf 1 Theil Protein, 4 Theile Kohlenhydrate und ^4 Theil Fett.
Bei der therapeutischen Restauration kommt es gerade nicht auf die verh�ltnissin�ssig g�nstigen, sondern auf die absolut besten N�hreffecte an, aber Futterstott'e, die den verh�ltnissin�ssig besten N�hreffect haben, m�s�sen auch die naturgem�ssesten in ihrer ganzen Zusammensetzung sein, die am vollst�ndigsten verdaut und assimilirt werden, die am wenigsten be�l�stigen, sie sind mithin auch die besten therapeutischen Restau�rationsmittel; deshalb kann die Therapie hier ganz getrost Schritt f�r Schritt neben der Di�tetik hergehen.
Die naturgem�sse Beschaffenheit der Nahrung. Futterstoffe, die bei angemessener F�llung des Magens die er�forderlichen N�hrstoffe zuf�hren und die dabei am vollkommen�sten verdaulich sind, die bei der S�ttigung auch gen�gend ern�hren, diese geh�ren zu den naturgem�ssen. Generelle na�turgem�sse Nahrungsmittel sind f�r S�uglinge die Milch, f�r Fleischfresser das Fleisch, f�r Pflanzenfresser Gras und Bleu; sobald die Pflanzenfresser �konomisch mehr leisten sollen, als bei Gras und Heu m�glich ist, dann �ndert sich mit der Be�nutzungsweise auch das naturgem�sse Futter, weil noch ein dritter Factor hinzugekommen ist. Das Futter muss dann bei der S�ttigung n�hren und zugleich die �konomische Nutzung gew�hren. F�r Pferde sind die K�rner neben dem Heu, f�r die Milchkuh die wasser-, fett-, und proteinreichen volumin��sen Substanzen naturgem�sser, oder vielmehr wirthscliaftgem�s-ser geworden. Bei der Restauration ist das Naturgem�sse nicht immer so streng inne zu halten, wie in der Di�tetik, es kann unter Umst�nden selbst nothwendig werden, davon abzu�weichen; die Eier z.B. geh�ren nicht zu dem naturgem�ssen Nahrungsmittel f�r Wiederk�uer, dennoch aber k�nnen sie recht
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gute Restaurationsmittel f�r K�lber werden; wir d�rfen jedoch von dem Naturgem�ssen nur in sofern abweichen, als es sich um leicht verdaulichere und nahrhaftere Nahrungsmittel handelt.
Die restaurirenden Nahrungsmittel.
1.nbsp; Das Blut. Ein zweifaches Restaurationsmittel, je nach�dem man es direct dem Blute des Patienten zuf�hrt � die Transfusion �, oder den Weg der Verdauung und Assimi�lation passiren l�sst. Im ersten Falle handelt es sich nament�lich um die directe Einverleibung der Blutk�rperchen, die fortan als lebendige Elemente theilnehmen an der; Lebensacten. Bei Verarmung am Blute �berhaupt, namentlich aber, wenn dieselbe schnell in solchem Grade eingetreten ist, dass der K�rper kaum im Stande ist sich auf physiologischem Wege wieder aufzurichten, bei starkem Blutverlust, bei Ersch�pfun�gen, wo der physiologische Weg zur Restauration nicht gen�gt, findet sie ihre rechte Anwendung. Sie ist ein Mittel, womit man schnell beleben und auf die Beine helfen, die augenblick�liche Gefahr der Ersch�pfung abhalten, wodurch man Zeit und Kr�fte gewinnen kann, um auf dem normalen physiologischen Wege die Restauration auf nachhaltige Weise bis zur Gesund�heit fortzusetzen. Conf. Infusion S. 293.
Bei der Einverleibung auf den ersten Wegen geht es na�t�rlich als Blut unter, es wirkt hier nur durch seine chemi�schen Bestandtheile als Nahrungsmittel, es enth�lt alle Bestand-theile des K�rpers im vollkommensten Grade und ist dabei verdaulich. Demnach muss es als das vollkommenste plastische Restaurationsmittel f�r Carnivoren und Omnivoren angesehen werden. Verk�mmerte Schweine helfen sich sichtlich, wenn man ihnen oft ein Blutgericht bieten kann.
2.nbsp; Fleisch. Roh leicht verdaulich und nahrhaft, wie das Blut, gekocht hat es an Verdaulichkeit und Restaurationskraft verloren. Keine Pflanzenkost ist so leicht verdaulich, als rohes Fleisch. F�r Hunde unersetzbar; f�r Schweine das kr�ftigste Restaurationsmittel.
S. Fleischbr�he und Fleischextract. Die Fleisch�br�he steht dem rohen Fleische weit nach; gute Fleischbr�he enth�lt ungef�hr 1,5 Proc. N�hrstoffe; das Wirksame derselben d�rfte noch am meisten dem Gehalte an Blutsalzen zuzuschrei-
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ben sein. Das Liebig'sche Fleischextract, Extractum carnis, ist viel nahrhafter und ein besseres Restaurationsmittel; beide Mit�tel kommen bei den Thieren weniger in Betracht. Will man sehr heruntergekommene Pflanzenfresser mit Fleischkost aufhel�fen, so ist nebst Milch die Fleischbr�he und das Fleischextract am geeignetsten.
Fein gehacktes, m�glichst von allem Fette befreites Eindfleisch wird mit SOfacher Wassermenge 'I2 Stunde erw�rmt und gekocht, die Br�he dann abgedampft.
4.nbsp; nbsp; Eier. Sie enthalten die Bestandtheile von Blut und Knochen und sind dabei im rohen Zustande leicht verdaulich; deshalb ein vorz�gliches Restaurationsmittel, besonders f�r sehr heruntergekommene junge Thiere, bei �lteren S�uglingen, und bei den j�ngst entw�hnten Thieren aller Gattungen, vor allen aber f�r K�lber und F�llen.
5.nbsp; nbsp;Milch. F�r Neugeborene das Blut der Mutter; im S�uglingsalter therapeutisch unentbehrlich und in der sp�teren Jugend immer noch ein vorz�gliches Restaurationsmittel, das bei Carnivoren und Omnivoren selbst in jedem Alter noch em-pfehlenswerth ist. Bei verk�mmerten S�uglingen restauriren wir am besten die Mutter durch reichliches, naturgem�sses Fut�ter; durch gute Weide oder durch Milch producirende Futter�stoffe, d. h. solche, die neben den entsprechenden Proteinen und Kohlenhydraten viel Fett und Wasser zuf�hren, namentlich Hafer, Gerstenschrot, Oelkuchen und Heu, oder gutes Gr�nfut�ter bei Pflanzenfressern; schwere Cerealien und H�lsenfr�chte eignen sich nicht, sie liefern verh�ltnissm�ssig nicht viel aber schwere Milch, die f�r heruntergekommene S�uglinge leicht Be�schwerden verursachen. Ausserdera geben wir die Milch direct, und 'in diesem Falle ist die Kuhmilch das Universal-Restau�rationsmittel. Selbst die entfettete Milch, sogar das Milchserum restauriren noch bei �lteren Pflanzenfressern. F�r �ltere F�l�len und f�r Jungvieh giebt es, neben anderem naturgem�s-sen Futter verabreicht, kein besseres Restaurationsmittel; es scheint durch seine Milchs�ure noch ganz besonders wirksam zu sein bei scrophul�sen K�mmerlingen. Jugendliche Herbi-voron und Omnivoren, die nicht mehr durch Milch auf die Beine zu bringen sind, bei denen ist unsere Kunst zu Ende.
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Waster Protein Fett Sons'.ige Asche Phosphor- Kalk-Namp;hrStOnenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; s�urenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;erde
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Kuhmilch........87,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,7 0,22nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,17
Saure Milch......90,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,6 0,20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,16
Buttermilch.......90,1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,5 0,16nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,12
Rahm...........64,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,2nbsp; nbsp; nbsp;29,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,4 0,12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,09
Molken..........93,1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5,7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,6 0,11nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0.08
Milch von frischmilchenden M�tternnbsp; ist weniger fett, am leichtesten
zu verdauen, deshalb f�rnbsp; jungenbsp; nbsp;S�uglinge dasnbsp; nbsp;zutr�glichste llestaura-
tionsmittel.
6. Getreidek�rner und H�lsenfr�chte. Die kr�f�tigsten Futterstoffe des Pflanzenreiches, welche die N�hrstoffe am concentrirtesten und in solchen Proportionen enthalten, dass das Bed�rfniss in der Sph�re der Plastik immer vollst�ndig ge�deckt ist, in der der Respiration aber bei den schweren K�r�nern noch einen Zusatz erfordert. Sie sind deshalb die Kraft�nahrungsmittel und schwer verdaulich, und dies um so mehr, je schwerer sie sind, je mehr Protemstoff und je weniger unver�dauliche Cellulose sie enthalten. Am vollst�ndigsten werden sie von Schafen und Ziegen verdaut, in deren Miste man keine unverdauten K�rner findet, demn�chst vom Pferde, schiechter vom Schweine und am aller unvollst�ndigsten vom Rinde, bei letzterem k�nnen sie daher nur bedingungsweise unter beson�derer Vorbereitung als Restaurationsmittel dienen. Von den Cerealien haben wir den Hafer und Roggen als die geeig�netsten Restaurationsmittel hervorzuheben. Der Hafer ist am leichtesten, enth�lt am meisten Fett, ist deshalb am leich�testen verdaulich und am zutr�glichsten f�r Pferde, Schafe, Zie�gen und K�lber. Durch Quetschen wird die Verdaulichkeit gef�rdert, deshalb f�r alte Pferde mit schlechten Z�hnen und bei sehr geschw�chten Verdauungsorganen zu empfehlen. Rog�gen ist nahrhafter, aber auch schwerer zu verdauen, jedoch im�mer noch verdaulicher als die dickh�lsigere Gerste; durch Quel�len, noch mehr aber durch Kochen, jedoch so, dass die K�rner noch ganz oder nur theilweise zerfallen sind, wird er im�mer eins der besten Restaurationsmittel f�r Pferde und selbst f�r Rinder.
Schrot. Geschroten ist das'Getreide durchweg leichter verdaulich, und deshalb als restaurirendes Mittel bei allen Pflanzenfressern und Schweinen recht gut. Die Schw�chung der Verdauungsorgane durch l�ngeren Gebrauch kommt hier nicht in Betracht.
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Die restaurirende Methode.
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Mehl ist weniger zu empfehlen, als Schrot, weil die wich�tigen Bestandtheile der H�lsen fehlen.
Brod. Ist verdaulicher als Mehl, bei geschw�chter Ver�dauung diesem vorzuziehen und bei allen Pflanzenfressern ein recht wirksames Restaurationsmittel, am wirksamsten aber das Schrotbrod.
Protein- Kohlen- Feit Pflanzen- Asche Wasser N�hrstoff�stoffe hydratenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; fasernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;verh�ltniss
Hafer.........nbsp; 10,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;56,7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;6,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1:6,6
Gerste........nbsp; nbsp;10,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;61,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1:6,4
Roggen.......nbsp; 11,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;66,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1:6,4
Weizen.......nbsp; 13,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;66,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1:5,3
Buchweizen...nbsp; nbsp; 7,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;59,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,8nbsp; nbsp; nbsp;14,9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1:8,6
Mais.........nbsp; 10,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gl,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1:7,7
Die H�lsenfr�chte enthalten alle etwa doppelt so viel Protein, als die Getreidearten, sie sind deshalb gewissermaassen das Fleisch f�r die Pflanzenfresser; die Proteinsubstanz besteht gr�sstentheils aus Legumin (Pflanzerk�sestoff), w�hrend sie bei den Getreidearten besonders aus Faserstoff (Kleber) besteht; ausserdem enthalten sie alle noch einen, meist bitteren Ex-tractivstoff und in der H�lse einen Gerbstoff. Erbsen haben den geringsten, Lupinen dagegen den gr�ssten Gehalt an Protein. Sie k�nnen sich alle gegenseitig vertreten, nur die Lupinen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie viel Protein, viel Fett und Bitterstoff enthalten, sind f�r Schafe unersetz�liche Restaurationsmittel. Die Schafe verdauen die H�lsen�fr�chte ohne weitere Pr�paration, f�r die �brigen Thiere wer�den sie zur Erleichterung der Verdauung gequellt oder ge�kocht. Das Einquellen geschieht am besten 12 � 24 Stun�den vor der Verabreichung in der Art, dass man so viel Wasser darauf giesst, bis eben eine Wasserschicht die K�mer deckt. Die Erbsensuppen sind f�r K�lber sehr kr�ftige Nahrungsmittel. Die Schweine vertragen Erbsen viel besser, als Roggen, der sie leicht steif macht.
Protein- Kohlen- Fett Pflanzen- Asche Wasser N�hrstoff-stofie hydratenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; lasernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;verh�ltniss
Erbsen....... 21,9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;53,7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1:2,7
Saubohnen.. .. 24,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;43,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,7nbsp; nbsp; nbsp;12,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1:2,0
Wicken.......27,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;48,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2.1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1:2,0
Lupinen...... 34,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;29,7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7,4nbsp; nbsp; nbsp;10,9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1:1,4
Linsen........ 25,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;53,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1:2,2
Weisse Bohnen 24,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;51,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1:2,2
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Directe Keatauration.
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7. Oelsamenkuchen und Kleie. Die Pressriickstande von den Oelfriichten sind alle reich an Protein, sie schliessen sich in dieser Beziehung den H�lsenfr�chten an und zeichnen sich noch durch grossen Gehalt an Fett und gr�ssere Verdau�lichkeit aus; f�r Wiederk�uer, vor allen aber f�r Milchk�he sehr gute Nahrungsmittel. Als Restaurationsmittel ist be�sonders der Leins am enkuchen f�r alle landwirthschaftlichen Hausthiere hervorzuheben, der leicht verdaulich ist, sehr kr�f�tig n�hrt, viel Milch liefert und durch seinen grossen Gehalt an Schleim eine recht oft noch erw�nschte Nebenwirkung � expectorirende, einh�llende, die Entleerung fordernde Wirkung � hat.
Der mittlere Gehalt der Raps- und Leinkuchen:
Protein.............. 28,0 Procent
Kohlenhydrat......... 24,5 �
Fett................. 9,0 �
Holzfaser............ 16,0 �
Asche................ 7,5 �
Wasser.............. 15,0 �
Die Leinkuchen enthalten etwas mehr Fett und Schleim. Die Kleie ist als Zusatz ein gutes Restaurationsinittel, be�sonders wegen ihrer Aschenbestandtheile; Weizen- und Roggen-kleie verdienen den Vorzug, erstere f�r alle landwirthschaft-liche Hausthiere, letztere wird von jungen Schweinen nicht gut vertragen. In gr�sseren Quantit�ten und bei geschw�chten Verdauungsorganen wird sie aber nicht vollst�ndig verdaut.
Kleie von Weizen Koggen Gerste
Protein..............17,9 18,2 14,8
Kohlenhydrate........ 28,4 33,4 48,5
Fett................. 3,8 4,7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3,0
Zellstoff..............30,7 28,5 19,4
Asche............... 6,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 6,9 .2,3
Der Gehalt an N�hrstoffen kann etwas grosser oder geringer sein, je
nachdem sie etwas mehr oder weniger Mehltheile enth�lt.
Die St�ckhard'sehen Versuche (Chemischer Ackersmann. 1865) �ber
bessere Verdauung und h�here Ausnutzung der Kleie haben ergeben, dass
die Gesammtmenge der l�slichen Stoffe betrug:
1)nbsp; bei Anwendung von warmem Wasser.................. 20 Proc.
2)nbsp; beim Br�hen mit kochendemnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � ..........23 � 27 �
3)nbsp; nbsp; nbsp;� Kochen...................................34 � 35 �
4)nbsp; nbsp; nbsp;�nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � mit Soda und Wasser............... 36 � 38 �
5)nbsp; nbsp; nbsp;�nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � n Salzs�ure und Wasser...........42 � 51 �
Die Salzs�ure l�ste jedoch nur stickstofffreie Bestandtheile und ver�minderte dabei die L�sung der stickstoffhaltigen: Soda vermehrte hin-
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Die restaurirende Methode.
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gegen nur die L�sung der stickstoffhaltigen Bestandtheile. Das einfache Kochen ist hiernach die empfehlenswertheste Pr�paration bei der Re�stauration.
8. Gr�nfutter. Gr�ne Futterstoffe sind leicht verdaulich und naturgem�ss f�r alle Pflanzenfresser; gute Wiesenweide ist namentlich im Fr�hjahr ein unersetzhares Restaurationsmittel f�r Schafe, die bleichs�chtig und elend aus dem Winter gekommen sind, sp�ter sind die Klee- und Spergelweiden entsprechender Ersatz. Gr�nfutter im Stalle aus den Familien der Gramineen und Leguminosen ist bei Wiederk�uern ein gutes Restaurations�futter, wenn es noch nicht �ber die Bl�the hinausgekommen ist; bei Pferden ein unterst�tzendes Beifutter.
Heu. Die guten nahrhaften gr�nen Futterstoffe sind auch getrocknet naturgem�sse Nahrungsmittel f�r alle reinen Pflan�zenfresser; die Verdaulichkeit hat durch das Trocknen etwas verloren, das Heu von nicht reif gewordenen Gr�sern und Leguminosen enth�lt aber eine Cellulose, die zum Theil noch verdaulich, immer aber doch in soweit l�slich ist, als zum Freiwerden der N�hrstoffe erforderlich ist. Bei F�llen und Pferden ein unentbehrliches Beifutter, wenn es sich um Re�stauration durch Kraftfutter handelt; der grosse Gehalt an Aschenbestandtheilen zeigt schon die Zugeh�rigkeit dieses Fut�terstoffes. F�r F�llen giebt es ohne gutes Wiesenheu gar kein, nach allen Seiten hin gen�gendes Eestaurationsfutter. Bei gu�tem Heu k�nnen alle Pflanzenfresser bestehen, was bei K�fner-futter nicht der Fall ist; f�r Wiederk�uer ist es sogar das Hauptfutter, neben dem es zur Restauration nur noch eines geringen Zusatzes von concentrirter Nahrung bedarf. Heu von guten Gebirgswiesen ist kaum zu ersetzen. Kleeheu und Heu von anges�eten Gr�sern ist in sofern weniger gut, als die Ver�schiedenheit fehlt, die f�r die Verdauung von Wichtigkeit ist und meist untersch�tzt wird.
Wasser Protein- Feit Sonstige Holz- Asche Phns- Kalk-Grl'�nf Utter:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sloffcnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; N�hr- fasernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;phor- erde
stoiVenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; s�ure
Gras, vor der Bl�the........nbsp; 75,0nbsp; nbsp; nbsp;3,0nbsp; nbsp; nbsp;0,8nbsp; nbsp; nbsp;12,1nbsp; nbsp; nbsp;7,0nbsp; nbsp;2,1nbsp; nbsp;0,18nbsp; nbsp;0,30
Gras, gegen Ende der Bl�the 69,0nbsp; nbsp; nbsp;2,5nbsp; nbsp; nbsp;0,7nbsp; nbsp; nbsp;14,3nbsp; nbsp;11,5nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp;0,15nbsp; nbsp;0,30
Kother Klee................nbsp; 77,0nbsp; nbsp; nbsp;3,7nbsp; nbsp; nbsp;0,8nbsp; nbsp; nbsp;6,8nbsp; nbsp; nbsp;10,0nbsp; nbsp;1,7nbsp; nbsp;0,11nbsp; nbsp;0,53
Weisser Klee...............nbsp; 80,5nbsp; nbsp; nbsp;3,5nbsp; nbsp; nbsp;0,8nbsp; nbsp; nbsp;7,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;G,0nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp;0,15nbsp; nbsp;0,52
Luzerne....................nbsp; 74,0nbsp; nbsp; nbsp;4,5nbsp; nbsp; nbsp;0,7nbsp; nbsp; nbsp;6,3nbsp; nbsp; nbsp;12,5nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp;0,15nbsp; nbsp;0,70
Esparsette..................nbsp; nbsp;80,0nbsp; nbsp; nbsp;3,2nbsp; nbsp; nbsp;0,6nbsp; nbsp; nbsp;8,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;6,5nbsp; nbsp;1,5nbsp; nbsp;0,14nbsp; nbsp;0,45
Futterwicken...............nbsp; 82,0nbsp; nbsp; nbsp;3,1nbsp; nbsp; nbsp;0,6nbsp; nbsp; nbsp;7.0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5,5nbsp; nbsp;1,8nbsp; nbsp;0,12nbsp; nbsp;0,51
Erbsen.....................nbsp; 81,5nbsp; nbsp; nbsp;3,2nbsp; nbsp; nbsp;0,6nbsp; nbsp; nbsp;7,6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5,6nbsp; nbsp;1,5nbsp; nbsp;0,11nbsp; nbsp; 0,45
Mais.......................nbsp; 84,3nbsp; nbsp; nbsp;0,9nbsp; nbsp; nbsp;0,5nbsp; nbsp; nbsp;8,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5,0nbsp; nbsp;1,1nbsp; nbsp;0,08nbsp; nbsp;0,07
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� _nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wasser Protein- Fett Sonstige Holz- Asche Phos- Kalk-
#9632;tlG^1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Stoffenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; N�hr- fasernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; phor- erde
Sioffenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; s�ure
Wiesenheu von mittlerer G�tenbsp; 14,3nbsp; nbsp; nbsp;8,2nbsp; nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp; 39,3nbsp; nbsp; nbsp;30,0nbsp; nbsp;6,2nbsp; nbsp;0,53nbsp; nbsp;0,97
Wiesengrummet.............nbsp; 14,3nbsp; nbsp; nbsp;0,5nbsp; nbsp; nbsp;2,4nbsp; nbsp;43,3nbsp; nbsp; nbsp;24,0nbsp; nbsp;6,5nbsp; nbsp;0,63nbsp; nbsp;1,05
Rotaklee, jolle Bliithe......nbsp; 16.7nbsp; nbsp;13,4nbsp; nbsp; nbsp;3,2nbsp; nbsp;26,7nbsp; nbsp; nbsp;33,8nbsp; nbsp;6,2nbsp; nbsp;0,45nbsp; nbsp;1,90
Weissklee7 volle Bliithe......nbsp; 16,7nbsp; nbsp;14,9nbsp; nbsp; nbsp;3,5nbsp; nbsp;30,8nbsp; nbsp; nbsp;25,6nbsp; nbsp;8,5nbsp; nbsp;0,62nbsp; nbsp;2,05
Luzerne, ganz jung, fusshochnbsp; 16,7nbsp; nbsp;19,7nbsp; nbsp; nbsp;3,3nbsp; nbsp;29,6nbsp; nbsp; nbsp;22,0nbsp; nbsp;8,7nbsp; nbsp;0,75nbsp; nbsp;2,50
Luzerne in der Bliithe......nbsp; 16,7nbsp; nbsp;14,4nbsp; nbsp; nbsp;2,5nbsp; nbsp;20,0nbsp; nbsp; nbsp;40,0nbsp; nbsp;6,4nbsp; nbsp;0,48nbsp; nbsp;2,40
Esparsette in der Bliithe-----nbsp; 16,7nbsp; nbsp; 13,3nbsp; nbsp; nbsp;2,5nbsp; nbsp;34,2nbsp; nbsp; nbsp;27,1nbsp; nbsp; 6.2nbsp; nbsp;0,60nbsp; nbsp; 1,85
Inkarnatklee................nbsp; 16,7nbsp; nbsp; 12,2nbsp; nbsp; nbsp;3,0nbsp; nbsp;27,1nbsp; nbsp; nbsp;33,8nbsp; nbsp;7,2nbsp; nbsp;0,55nbsp; nbsp;2.35
Futterwicke.................nbsp; 16,7nbsp; nbsp;14,2nbsp; nbsp; nbsp;2,5nbsp; nbsp;32,8nbsp; nbsp; nbsp;25,5nbsp; nbsp;8,3nbsp; nbsp;0,53nbsp; nbsp;2,30
Erbsen.....................nbsp; 16,7nbsp; nbsp;14,3nbsp; nbsp; nbsp;2,6nbsp; nbsp;34,2nbsp; nbsp; nbsp;25,2nbsp; nbsp; 7,0nbsp; nbsp;0,50nbsp; nbsp;2,10
Ackersp�rgel...............nbsp; 16,7nbsp; nbsp; 12,0nbsp; nbsp; nbsp;3,2nbsp; nbsp;36,6nbsp; nbsp; nbsp;22,0nbsp; nbsp;9,5nbsp; nbsp;0,95nbsp; nbsp;1,40
Grummet ist der chemischen Analyse nach reicher an N�hrstoffen, als Heu; dennoch m�ssen wir es entschieden als Restaurationsmittel verwerfen; es n�hrt in der That viel schlech�ter als Heu, wie die t�gliche Erfahrung und Futterversuche lehren. Ein Theil der N�hrstoffe mag bei der ung�nstigen Witterung in der Grummeternte verloren gehen, es ist aber wohl kaum zu bezweifeln, dass der Hauptgrund in der Schwer�verdaulichkeit liegt, die gewiss durch die physikalische Eigen�schaft des weichen Grummetheues bedingt ist.
Stroh. Das Stroh kann hier nur in Betracht kommen neben dem normalen Kraftfutter, das, Volumen zu vermehren, die Einspeichelung und so die Verdauung zu bef�rdern. Deshalb ist es unerl�sslich, wenn es an Heu fehlt. Dabei kommen wesent�lich seine Aschenbestandtheile mit in Betracht, so dass es im�mer auch zugleich einen gewissen Antheil an dem Stoffersatze hat.
Stroh:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wasser Protein- Fett Sonstige Holz- Asche Phos- Kalk-
stoffenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;N�hr- fasernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;phor-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;er-Ie
Stoffenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; s�ure
Winterweizen. ..nbsp; 14,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;28,7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;48,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,34
Winterroggen....nbsp; 14,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;25,7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;54.0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,20
Sommergerste....nbsp; 14,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;43,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,25nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,5(3
Hafer............nbsp; 14,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;36,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,15nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,50
Futterwicken.....nbsp; 14,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;20,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;44,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;6,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,33nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,00
Erbsen..........nbsp; 14,3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,70
Lupinen.........nbsp; 14,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33,2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41,8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0,22nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1,75
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b. Qualilative Reslanralion. Die hier in Anwendung kommenden Mittel sind partielle Stoffersatzmittel, speeifisch ern�hrende, integrirende Substanzen � Instaurantia �. In allen F�llen, wo aus der Futterbeschaf�fenheit und dem Krankheitszustande eine qualitativ unvollst�n-
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Die restaurirende Methode.
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dige Ern�hrung mit gutem Rechte anzunehmen ist, wo wir aber doch nicht wissen, welche Substanzen denn eigentlich vorzugs�weise fehlen, so wie auch �berall da, wo die dyskrasischen Zu�st�nde mit grosser Schw�che und Abmagerung verbunden sind und sich der Kachexie zugleich n�hern, in allen diesen F�llen restauriren wir auf quantitative Weise, mit den bereits erw�hnten Mitteln. Bei einer allgemeinen Ern�h�rung wird auch der vorherrschend mangelnde Stoff nach und nach ersetzt. Wir bieten dem Organismus alle ern�h�renden Substanzen reichlicher dar, was er dadurch in Ueberfluss bekommt, was er nicht bedarf, schei�det er aus, das ihm Fehlende eignet er sich um so mehr an. Der Organismus besitzt diese F�higkeit, man er�sieht es oifenbar daraus, dass durch Ueberfluss an einzelnen N�hrmitteln die Proportionen der Bestandtheile des Blutes nicht nachweisbar ver�ndert werden und dass das Blut �ber einen bestimmten Grad von N�hrf�higkeit f�r die verschiedenen Ge�webe niemals hinausgeht. Wegen dieses physiologischen Fac-tums sind wir eben im Stande, durch die bereits erw�hn�ten Nahrungsmittel auch qualitativ zu restauriren und so dyskrasische Constitutionen zu beseitigen, die in Mangel an einzelnen normalen Bestandtheilen beruhen.
In allen F�llen dagegen, wo wir wissen, woran es vorzugs�weise fehlt, da haben wir nicht noting, so verschwenderisch zu verfahren, da liegen die Instaurantien auf der Hand. Die ver�schiedenen Bestandtheile der Blut- und Knochensalze, als Ei�sen, Schwefel, Phosphor, Kalk, Talk, Kali, Natron, Chlor und Fluor k�nnen einzeln Heilmittel sein.
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Organische Instaurantien.
Protein f�r sich und mit Eisen. Bei vorherrschen�der Verarmung an Blut, bei an�mischen und hydr�mischen Zu�st�nden ohne Abmagerung, zuweilen neben einer gewissen Wohlbeleibtheit, selbst Feistheit, da sind die proteinreichen con-centrirten Nahrungsmittel neben einer mehr trocknen Di�t selbst unter einer kleinen Beigabe von Eisen, das rechte Restaurations-mittel � eine Art Bantingkur. Bei Verarmungen an Knochen, besonders bei der Knochenbr�chigkeit der Rinder, spielt das Protein neben dem erdigen Bestandtheile gleichfalls eine nicht
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Directe Restauration.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 337
zu untersch�tzende Rolle in der therapeutischen Restauration. In Hungerjahren kann man die gefallenen Opfer selbst f�r Pflanzenfresser, namentlich bei der Knochenbr�chigkeit zur pro�teinreicheren Kahrung verwenden durch Einkochen zur Gallerte.
Fett. Bei Verarmung an Fett, bei vertrockneter Consti�tution, bei jugendlichen K�mmerlingen, wo die Verarmung an Fett selbst die Zcllenbildung und so das Wachsthum hemmt, da sind Fettsubstanzen die wahren Instaurantien; wir geben das Fett am besten mit der Nahrung; Fett f�r sich verabreicht ist schwer verdaulich und geht gr�sstentheils mit den Excre-menten wieder ab. Die heilsame Wirkung des Fischthranes hat haupts�chlich hierin ihre Wirkung. Bei Pflanzenfressern k�nnen wir durch Leinsamen, der etwa 25 Proc. enth�lt, oder durch die Pressr�ckst�nde, die nach Umst�nden 10 �15 Proc. Fett enthalten, am einfachsten Fettmangel ersetzen.
Kohlenhydrate. Hieran d�rfte es kaum einseitig feh�len bei unseren Pflanzenfressern; bei Fleischfressern k�nnen sie schon durch Fett ersetzt werden.
Anorganische Instaurantien.
Phosphor saurer Kalk. Steht hier an der Spitze, ein�mal weil ohne ihn die Zellenbildung �berhaupt leidet (nach Henke), dann aber, weil er den wesentlichsten Bestandtheil der Knochen ausmacht. Bei allen Knochenkrankheiten mit Verar�mung im Gewebe ist es. das vorz�glichste Instauratium; ebenso auch bei Knochenbriichen recht einpfehlenswerth, um durch baldige Ablagerung von Knochenerde fr�hzeitig Abschluss her�beizuf�hren und eine luxuri�se Callusbildung zu verhindern. Die heilsame Wirkung ist von Milne Edwards nachgewiesen #9632;� Graz. hehd. de Paris. 1856. No. 15 und 17. Auszug im Repertor. Bd. 18. S. 142.
Der HeilefFect h�ngt nat�rlich von der Verwerthang des eingef�hrten Knochensalzes im Organismus ab, und diese ist am vollst�ndigsten bei der Zuf�hrung in organischer Form; obenan steht die Einverleibung in den Nahrungsmitteln. Die M lieh enth�lt Phosphors�ure und Kalkerde in angemessenen Verh�lt�nissen; nach Lehmann wird mit einer Quantit�t von 20�25 Pfund Milch, 26 Grm. Phosphors�ure und 20 Grm. Kalk ein�gef�hrt. Rapsschoten, Kleeheu und Stroh von H�lsen�fr�chten liefern den meisten Kalk; Kleie, besonders W ei�se r lach aii^. iheraiiie. 2. AuD.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 22
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338nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die restaurirende Methode.
zenkleie und Oelkuchen die meiste Phosphors�ure; dar�auf folgen die H�lsenfr�chte und dann die Getreidek�r�ner; Wiesenheu ist verh�ltnissm�ssig reich an Phosphors�ure und Kalk. Unter den Stroharten stehen hinsichtlich der Phos�phors�ure oben an Mais-, Bohnen- und Kapsstroh.
In 100 Theilen:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �,,,,.
Phosphorsaurenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kalk
. (Weizen............ 2,50nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,11
IRoggen............ 2,15nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,12
Oelkuchen I EaPssamen- � � � 2'50nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0'f'8
uelkucnen | Leinsamennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2)10nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0;88
Milch.....................nbsp; 1,51nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,19
H�lsenfr�chte..............nbsp; 1,00nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,16
Lupinen...................nbsp; 1,25nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,18
Getreidek�rner (Mittel).....nbsp; 0,90nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,07
Kleeheu...................nbsp; 0,45nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2,00
Wiesenheu................nbsp; 0,53nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0,97
Kapsschoten...............nbsp; 0,42nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2,45
H�lsenfrUchtenstroh........nbsp; 0,30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,80
(Bohnenstroh enth�lt am meisten Phosphors�ure).
Alle Futterstoffe kann man reichhaltiger an Phosphors�ure machen, wenn man mit Knochenmehl d�ngt; somit k�nnen wir schon durch D�ngen der Felder und Wiesen, besonders in den Marschen, vorbauend wirken gegen dyskrasische Constitutionen, die in irgend einem Defecte bestehen. F�r die Pferdezucht d�rfte dies D�ngen der Weiden und Wiesen sehr empfehlens-werth sein.
Die Knochenerde. In den verbrannten Knochen mit und ohne Kohle haben wir den phosphorsauren Kalk neben den �brigen Knochenerden; dieselben werden mechanisch pulverisirt oder durch Salzs�ure aufgel�st und durch Zusatz von kohlensau�rem Natron wieder gefallt. Diese gef�llte Knochenerde bildet ein viel feineres Pulver und ist deshalb wohl etwas leichter verdaulich, sie ist aber auch viel theurer und bei l�ngerem Gebrauch zu kostspielig.
Der phosphorsaure Kalk aus der anorganischen Welt ist endlich ebenfalls als ein Instaurantium anzusehen. Durch Ans�uern besonders mit Salzs�ure, aber auch selbst durch organische S�uren, so weit es di�tetisch zul�ssig ist, wird die L�sung wesentlich gef�rdert.
Urspr�nglich glaubte der Chemiker durch einige Dosen Salze, namentlich des Knochensalzes dem Bed�rfnisse des K�rpers ?.u gen�gen; der Erfolg ent-
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Directe Restauration.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;339
sprach aber den Erwartungen nicht: darauf kam der Physiologe und sagte, der K�rper kann sich die Knochensalze etc. nur in organischen Formen aneignen; deshalb fing man an, die Pflanzen mit den Salzen zu f�ttern, d.h. man d�ngte Felder und Wiesen damit. Hierin liegt etwas Wahres, und ist die F�tterung der Pflanzen durch entsprechenden D�nger bei ver�armtem Boden doppelt, d. h. �konomisch und di�tetisch empfehlenswerth, aber die ganze Wahrheit liegt nicht in dieser Auffassung. Der K�rper kann sich auch medicinisch verabreichte Stoffe aneignen, ei ist aber nicht im Stande, den Detect sofort und auf lange Zeit zu decken, wenn seine Verdauungswege damit gef�llt worden sind. Die Assimilation folgt im Kiemen und fordert Zeit; das Blut ist bald zu s�ttigen, aber nicht das Gewebe; das Gewebe zehrt langsam, aber unaufh�rlich aus dem Blute; deshalb kann das Bed�rfniss im Gewebe auch nur langsam und nachhaltig nur durch fortdauernde Zufuhr im Kleinen erfolgen und diesem ist ja auf dem Wege der Ern�hrung mit dem t�glichen Futter am nat�rlichsten ent�sprochen. Die organischen Bestandtheilc, medicinisch einverleibt, wirken ebenfalls, Grundbedingung ist nur, dass sie eben in entsprechend kleinen Dosen und dauernd, t�glich oder doch fast t�glich mit dem Futter ver�abreicht werden, namentlich d�rfen die Verdauungswege dabei nicht ge�schw�cht werden.
Kalk. Wo es an Phosphors�ure nielit fehlt, da hat er denselben Effect, wie der phosphorsaure Kalk; einseitiger Man�gel an Kalk d�rfte jedoch selten sein. Wenn es sieh d�mm handelt, Verkalkungen zu f�rdern, d. h. bei leicht deletilr wer�denden Neubildungen, ferner bei H�hnern, wenn sie Eier legen ohne Schale, dann ist Verabreichung des Kalkes mit dem Put�ten angezeigt. Statt Kalk kann man den kohlensauren Kalk geben.
Natron; Kochsalz. Natron ist in den Bestandtheilen des thierischen K�rpers stark vertreten, besonders in Verbin�dung mit Chlor als Kochsalz, es findet sich in allen Geweben und Pi�ssigkeiten, besonders reichlich in dem Blutplasma und der Galle, und kann im thierischen Organismus nicht durch Kali ersetzt werden. Schon hieraus geht seine hohe physiologische Bedeutung hervor, und aus denselben Gr�nden ist es ein thera�peutisches Rastaurationsraittel, das um so bedeutungsvoller ist, als der Salzgehalt in der Nahrung sehr grossen Schwankungen unterworfen ist einmal nach den Substanzen und zweitens nach dem Boden. Nach den Analysen. von Boussingault und Wolff sind die K�rner alle, sowohl die Getreidearten, als die H�lsen�fr�chte sehr arm an Kochsalz, Wiesen- und Kleeheu ist ziem�lich reich, von dem Stroh ist Haferstroh am reichsten damit versehen. Hiernach ist die Thatsache eigeath�mlich, dass
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340nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die restaurirende Methode.
gerade die Wiederk�uer am h�ufigsten salzbed�rftig sind. Beson�ders ist der Salzgehalt aber von dem Boden abh�ngig; in K��stengegenden haben wir einen salzreichen Boden, im Binnen�lande stellenweis einen salzarmen. Hieraus ergiebt sich f�r die Praxis: 1) dass bei vorherrschendem K�rnerfutter, nament�lich bei der Restauration mit demselben ein gewisser Salzzu�satz namentlich dann erforderlich ist, wenn die Thiere wenig Heu und Stroh daneben zu sich nehmen; 2) dass in salzarmen Gegenden die Verarmung an Salz nicht selten eintritt, 3) end�lich, dass der Instinct hier wesentlich zu beachten ist, und man in dem sogenannten Salzhunger immer einen Fingerzeig f�r die therapeutische Verabreichung Hnden muss. Das Koch�salz darf di�tetisch, besonders aber therapeutisch nat�rlich auch nicht ab und zu in grossen Quantit�ten, sondern fortdauernd fast t�glich in entsprechend kleinen Dosen, grossen Thieren etwa 10�15 Grm. pro Tag, verabreicht werden.
Kali. Im thierischen Organismus minder stark, als das Natron, aber doch immer noch ziemlich reichlich vertreten, es kommt in den Zellen, besonders aber in der Nerven- und Mus�kelsubstanz vor, kann durch Natron nicht ersetzt werden, ist somit eben so wichtig bei der Ern�hrung und Restauration als das Natron. In den Nahrungsmitteln fehlt es aber seltener an Kali, als an Natron. Die Defccte an Kali sind noch weniger bekannt; bei scorbutischen Leiden wird Mangel an Kali ange�nommen. Das weinsteinsaure Kali geh�rt zu den mildesten Kalisalzen, deshalb als Instaurantiura zu bevorzugen; ebenso kann auch das Chlorkali benutzt werden. Unter den Nahrungs�mitteln sind die Kartoffeln sehr reich an Kalisalzen. Die �bri�gen Bestandtheile kommen hier nicht in Betracht.
Indirecte Restauration.
a) Durch Verh�tung des �berm�ssigen Stoff- und Kr�fte�verbrauchs. Zurathehaltung der thierischen W�rme, um den Verbrennungsprocess auf ein Minimum zu reduciren, und Ver�meidung grosser K�rperanstrengungen. Ohne Ruhe kann ein heruntergekommenes Arbeitsthier nicht restaurirt werden. Blut�fl�sse und Ausleerungen einzelner Blutbestandtheilc m�ssen ge�hemmt, betr�chtliche Eiterungen beseitigt, Durchf�lle, die beson�ders schnell ersch�pfen, gestillt werden. Bei Knochenkrankhei-ten muss mau besonders den Urin �berwachen; sehr oft besteht
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Indirecte Restauration.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 341
zugleich abnorme Ausfuhr an Knochenerde, selbst wenn dies urspr�nglich vielleicht nicht die Veranlassung gewesen ist. In diesem Falle herrscht S�ure, namentlich Milchs�ure vor; deshalb muss hier die neutralisirende Methode neben dem directen Re�staurationsmittel in Anwendung kommen. Gute Milchk�he lie�fern selbst bei grosser Schw�che noch Milch und opfern so gewfssermaassen den Rest ihrer S�fte und Kr�fte; das Unter�lassen des Abmelkens geh�rt hier zur indirecten Restauration, und wenn, in Erwartung auf den Zustand einer besseren Er�n�hrung, der Milchfluss nicht eingehen soll, so muss man sol�chen Thieren mindestens ihre Milch wieder zu Gute kommen lassen � man melkt ab und giebt die Milch als Restaurations-mittel wieder ein, namentlich wenn es an kr�ftigen Nahrungs�mitteln fehlt. Mit 10 Quartier Milch werden circa 4 Pfund N�hrstoffe und '/jq Pfund Knochenerde entzogen.
b) Durch F�rderung der Verdauung, Assimilation und Er�n�hrung der Organe; conf. die folgende Kurmethode.
Contra - Indicationen.
Nur in solchen F�llen, wo bei dieser Methode eine vorhan�dene Krankheit mehr, als das Individuum ern�hrt wird, wo die Krankheit bei einer besseren Ern�hrung gesteigert wird, wie z. B. bei acutem Rheumatismus, bei Verschlag etc., ferner bei allen Krankheiten, bei denen man trotz der vorhandenen Schw�che dennoch in der Entziehungskur ein Heilmittel sieht, wie z. B. bei schweren Krankheiten in den Verdauungsorganen, in allen diesen F�llen ist die restaurirende Methode so lange contra-indicirt, wie die Magerkeit und Schw�che nicht bedrohlicher ist, als die Krankheit selbst. Hat die Schw�che einen sehr ge�fahrdrohenden Grad erreicht, so ist sie eine Vital-Indication, und dann m�ssen alle anderen Umst�nde unber�cksichtigt bleiben.
Dagegen treten uns bei dieser Methode von �konomischer Seite nicht selten bedeutende Hindernisse in dem Maugel an restaurirenden Mitteln und selbst in einer verschwenderischen Sparsamkeit entgegen. Hier kommt es auf den Takt des Thier-arztes, den Besitzern gegen�ber, an. F�r solche kritische Lagen geht mein Rath dahin: die Verh�ltnisse klar vorzu-
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342nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die st�rkende Methode.
legen, die Anordnungen nach den gegebenen Verh�lt�nissen m�glichst ausf�hrbar zu treffen und dann die Alternative zu stellen.
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Die st�rkende Methode. Methodns roborans.
Als man die Kraft des lebendigen K�rpers, die Lebenskraft, f�r etwas Selbstst�ndiges im Organismus hielt und im Nervensystem -wohnen liess, die alle Functionen je nach ihrer Grosse in verschiedenen Graden anregte und leitete, die zu stark und auch zu schwach sein und in ihrer quot;Wirkung auch behindert sein konnte, theilte man bei dieser Auffassung die Schw�che in die wahre und falsche � debilitas vera et spuria � ein, bei ersterer war das Quantum vermindert, im letzteren Falle war die volle Kraft vor�handen, aber irgendwie behindert, sich vollst�ndig zu �ussern. Diese Ein-theilung hat man sp�ter beibehalten, weil dem factischen Mangel an Kr�f�ten und der Behinderung in der Aeusserung derselben etwas Wahres zum Grunde liegt; dabei ist jedoch ehie gewisse Begriffsverwirrung eingetreten dadurch, dass man die wahre Schw�che auf Mangel an materieller Sub�stanz beim Aushungern der Organe und des ganzen Organismus � sei es direct durch Nahrungsentziehung, oder indirect durch Vergeudung � be�schr�nkt hat. Es giebt auch wirkliche Schw�chen ohne Mangel an Materie; schon physiologisch sehen wir eine gewisse Abnahme an Lebens�kraft, noch ehe eine Spur von seniler Atrophie vorhanden ist; pathologisch haben wir schon h�ufig wirkliche Schw�che, aus sehr verschiedenen ande�ren, oft ganz unbekannten Ursachen. Setzen wir an die fr�here Stelle der als etwas Selbstst�ndiges gedachten Kraft, Lebenskraft �Leistungs�f�higkeitquot;, so k�nnen wir die fr�here Eiutheilung beibehalten. Vermin�derte Leistungsf�higkeit ist Schw�che � Debilitas, d. h. �wahre Schw�che, Debilitas vera* �, die verminderte Leistung durch �usscre Behinderung ist unterdr�ckte Kraft, Depression � Depressio virium, d. h. falsche Schw�che, Debilitas spuria.
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Indicationen.
Schw�che, oder wahre Schw�che nach der vorangeschickten Definition, ist Indication f�r St�rkung; die Schw�che aber hat so verschiedene Ursachen, dass sie an sich noch keine Indication f�r eine bestimmte Methode abgiebt, es kommt alles auf den Ursprung, auf die anatomisch-physiologische Grundlage an. Jede St�rung in dem organischen Getriebe ist nnt einem Ausfall an Leistungsf�higkeit, an Lebenskraft verbunden; jedes kranke In�dividuum ist geschw�cht, und jede Heilung ist eine St�rkung; in diesem umfassendsten Sinne kann von einer besonderen st�r-
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Indicationen.
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kenden Methode keine Rede sein. Mangel an materiellem Sub�strat ist stets mit Schw�che verbunden, N�hrstoffe sind hier St�rkungsmittel; dar�ber ist in der vorstehenden restaurirenden Methode schon abgehandelt. Hier handelt es sich um eine Schw�che, die noch andere St�rkungsmittel verlangt, bei der eine gewisse Anregung der functionellen Th�tigkeit #9632;die St�rkung ist. Allgemeine Schw�che, Asthenie, Schw�che der Nerven, Muskelschw�che und Organ�schw�che, sofern die Ursache nicht ein mechanisches Hinderniss, nicht eine Entz�ndung mit ihren Folgen, nicht eine besondere dyskrasische Beschaffenheit des Blutes, und die restauri rendeMethode entweder gar nicht angezeigt oder f�r sich nicht gen�gend ist.
1. Nerven- und Muskelschw�che. Gesunkener Tonus, � gewisse Weichheit und Schlaffheit, Laxit�t in den Weich�gebilden, besonders den Muskeln, verminderte Elasticit�t in der Haut, l�ngeres Stehenbleiben der Hautfalten �, geringere Energie in allen Functionen, namentlich in der Ortsbewegung, Tr�gheit, hinf�lliger Gang � Dodelatio � und leichte Erm��dung. Dabei mehr Gleichg�ltigkeit, Apathie, Torpidit�t, oder umgekehrt erh�hte Erregbarkeit. Diese Zust�nde geben um so dringendere Indicationen ab, je mehr sie als Grundlage der Krankheit angesehen werden k�nnen � Eadical-Indicationen �, wenn sie die Krankheit steigern oder compliciren � eine wichtige symptomatische Indication � und endlich, wenn hier�durch ein physiologischer Ausfall bedingt ist, der als wesent-�ches Hinderniss der Naturheilung anzusehen ist.
Der Terms, d, h. die vitale Spannung in den eontractilen Gebilden, ist physiologisch von zwei Factoren abh�ngig, quot;wie die Muskelarbeit, die Be�wegungen, 1) von einem continuirlichon Kerveneinflusse, dessen Beeintr�ch�tigung resp. Aufhebung in das Gebiet der Paralysen geh�rt und daher eine nerv�se oder paralytische Atonic bedingt, 2) von der eontractilen Faser selbst, deren Contractionsf�higkeit, die von der Ern�hrung abh�ngig ist, eine durch mangelhafte Ern�hrung bedingte Atonic, die nutritive, wirkliche Laxit�t. In Organen, die weniger nerv�s sind, d. h. weniger unter Nerven-eiufluss stehen, ist der nutritive Tonus der vorherrschende oder auch der alleinige, und in solchen Organen handelt'es sieh nat�rlich auch vorzugs�weise um die nutritive Atonie. Die Ern�hrungsst�rungen k�nnen ihren Grund in ungen�gendem Nahrraaterial und auch in mangelhafter nutritiver Th�tigkeit der Elementar-Formen und deren Derivate haben. Nach allen diesen �tiologischen Verschiedenheiten der Atonie sind nun auch die Mittel sehr verschieden, die den gesunkenen Tonus wieder heben k�nnen; so bie-
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344nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die st�rkende Methode.
tet bei nerv�ser Atonie die entgiftende, depurirende und erregende, bei mangelhaftem Material die restaurirende Methode entsprechende Heilmittel dar. Die gegenw�rtige Methode ist es aber, die sich an die nutritiven und functionellen Factoren der contractilen Gebilde selbst wendet, sie anregt, beth�tigt durch Mittel, die recht eigentlich als tonisirendc Mittel zu bezeich�nen sind. Bei complicirten �tiologischen Verh�ltnissen geben uns die er�w�hnten Methoden auch die Mittel zur complicirten Therapie.
2. Organschw�che, verminderte physiologische Leistung einzelner Organe. Am meisten kommen hier die Verdauungs�organe und das Herz in Betracht, weil sie Centren von weithin reichenden Functionen bilden, die graduellen Schwankungen nicht selten ausgesetzt sind.
a)nbsp; nbsp; Geschw�chte Verdauungsorgane. Diese geben stets eine besondere Heil-Indication ab, wenn sie nicht eine organische Abnormit�t zur Grundlage haben, sondern in Ato�nie und Tr�gheit der Bewegung beruhen. Zust�nde, die sowohl als Theilerscheinung neben allgemeinen Schw�chen in gesunden und kranken Individuen vorkommen, als auch ganz selbstst�ndig in Folge von faden, w�sserigen, mastigen Nah�rungsmitteln, von Di�tfehlern � Ueberladungen, Ausdehnungen �, von Reizungen und Verstopfungen � Abstumpfungen, Er�m�dungen, Ersch�pfungen � oder auch mehr als Reflex von entfernten St�rungen � consensuelle Tr�gheit � eintreten. Die magenst�rkenden Mittel, die Stomachica, sind um so dringender angezeigt, je mehr eine allgemeine K�rperschw�che aus dieser Organschw�che hervorw�chst, je mehr die restaurirende Methode nothwendig wird, die immer ein Hinderniss in der Verdauungs�schw�che findet.
b)nbsp; nbsp; Verminderte Herzth�tigkeit. Atonie des Herzflei�sches und gest�rte Innervation sind die Grundlagen; vorherr�schende Dilatation, geschw�chte Contraction, tr�ger und elender Puls, verminderter Seitendruck und geringere Spannung in der Arterie sind die �usseren Erscheinungen. Eine seltenere Sepa-rat-Indication zur St�rkung, die aber in den Vordergrund tritt, wenn sich Circulationsst�rungen, passive Hyper�mien, Stauungen direct oder durch Transsudation -- Oedembildungen, besonders an den Beinen � bemerkbar machen.
Mittel.
Die St�rkungsmittel theilt man zweckm�ssig in nat�rliche � di�tetische � und k�nstliche � pharmaceutische � ein.
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;345
Die Anregung der Lebensth�tigkeit darf nicht einseitig und ex�trem sein, sie darf die Harmonie nicht st�ren, sondern muss die gehemmten Functionen heben bis zur Harmonie aller Lebens-functionen; die sichersten Mittel hierzu sind die nat�rlichen physiologischen Erregungsmittei, sie sind deshalb auch als die souver�nen St�rkungsmittel zu betrachten; die pharmaceutischen Mittel m�ssen stets mit der R�cksicht ausgew�hlt und ver�abreicht werden, dass die k�nstliche Anregung dem Normalen m�glichst entspricht, dass sie keine einseitige reactive Anstren�gung bedingen, die durch Erm�dung und Abspannung in zwei�ter Linie die Schw�che vermehren.
A. Nat�rlltlie. ph^siolugischr St�rkiiKKsmiUcl.
1.nbsp; nbsp;Leicht verdauliche und n�hrkr�ftige Nahrang. Wenn auch nicht Stoffmangel die Ursache der Schw�che ist, die restaurirende Methode nicht das Heilmittel allein ist, so bleibt bei jeder St�rkungsweise durch und ohne pharmaceutische Mittel kr�ftige Nahrung immer eine di�tetische Nothwendigkeit. Die restaurirende Methode ist also auch hier die Grundlage.
2.nbsp; nbsp;Frische reine Luft. Unter allen Umst�nden ein St�r�kungsmittel, dessen Effect aber um so grosser ist, je mehr ein Mangel an diesem Lebensmittel Antheil hat an der Schw�che und Abspannung. Wo Mangel an atmosph�rischem Sauerstoff, da ist mangelhafte Verbrennung und Hemmung im Stoffwechsel, die Nutrition ist dann trotz dem Vorhandensein der besten N�hrstoffe beeintr�chtigt; mit mangelhafter Verbrennung ist Schw�che in allen Lebensacten gegeben, die durch kein anderes Mittel auszugleichen ist, als durch den vernichtenden, zehren�den, aufr�umenden und purificirenden Sauerstoff. Zur Umsetzung der Materie in Kraft ist Sauerstoff erforderlich; deshalb ist er Lebensluft, und als solche auch ein St�rkungsmittel.
3.nbsp; nbsp;Ruhe und Bewegung bilden den dritten Factor im Bunde. Ruhe nach erm�dender Anstrengung st�rkt; Arbeits-thiere, die durch schwere Arbeit heruntergekommen sind, wer�den durch Ruhe ohne therapeutisches Hinzuthun gest�rkt. Schlaf gew�hrt die vollkommenste Ruhe, deshalb das vollkommenste St�rkungsmittel bei Abspannungen durch Arbeit; nicht bloss die Muskeln, sondern auch das Sensorium und mit diesem das ganze Nervensystem und so der Organismus in seiner Totalit�t ruht im Schlafe, deshalb ist er bei geistig arbeitenden und durch
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346nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die st�rkende Methode.
Gem�thsaffecte beunruhigten Menschen ein unersetzliches und viel bedeutungsvolleres St�rkungsmittel, als bei den Thieren, bei denen psychische Abspannungen sehr untergeordnet sind. An�haltende Ruhe schw�cht, w�hrend angemessene Bewegungen, d. h. in Abwechselung mit der n�thigen Ruhe, st�rken. K�r�perbewegungen st�rken direct die betreffenden Muskeln; die Muskelarbeit ist Umsatz der Materie in Kraft, sie kann nur unter gesteigertem Verbrennungsprocess zu Stande kommen, beide in Verbindung f�rdern die Ern�hrung, selbst die Neubildung; die Muskulatur entwickelt sich vollkommener, und so wird auch die Muskelleistungsf�higkeit �berhaupt gehoben. N�hrstoff kommt durch frische Luft und beides durch Muskel�arbeit erst zur vollen Wirkung. Die Bewegung st�rkt aber auch noch indirect den ganzen Organismus durch consen-suelle Anregung anderer Organe, vor allen aber des Herzens, der Lunge und der Verdauungsorgane. Nur der Ge�bte hat Ausdauer, die wiederum bedingt ist durch kr�ftige Muskulatur und dadurch, dass Herz und Lungen mit ihrer Arbeit folgen k�nnen, dass weder im Kreislaufe in der Zu- und Abfuhr, noch im Athmen, in der Anwesenheit an Sauerstoff ein Ausfall ein�tritt. Die Verdauungsorgane k�nnen auf keine normalere und zugleich wirksamere Weise zur Tb�tigkeit angeregt werden, als durch K�rperbewegung. So liegt in der Gymnastik das Mittel, die Jugend und die V�lker zu st�rken; so k�nnen wir t�chtige Arbeitstliiere nur bei freier Bewegung in der Jugend heran�ziehen. Alle drei physiologische St�rkungsmittel zusammen sind die Grundlagen zum naturw�chsigen Gedeihen, zur St�rkung bei und nach Krankheiten.
4. Die K�lte. Bis zu einem gewissen Grade und unter Umst�nden geh�rt auch die K�lte zu den St�rkungsmitteln. Gute Luft muss immer eine gewisse niedrige Temperatur haben, und darin besteht ja eben das �Frischequot;; eine sehr warme Luft erquickt nicht, wenn sie auch ganz rein ist; eine Luft �ber etwa -|-]00R. verliert die erquickende Wirkung, weil der absolute Gehalt an Sauerstoff im R�ume zu gering wird. Ausserdem dient das kalte Abreiben resp. Waschen und Schwemmen mit Vorsicht benutzt, als ein St�rkungsmittel, zun�chst specicll der Haut.
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;347
B. PhannaceuUsche St�rkungsmittel. Hierher geh�ren die sogenannten Tonica, denen man die F�rderung, die Hebung des Tonus zuschreibt, die aber weniger bei der nutritiven, sondern bei der nerv�sen Atonie roborirend wirken, und die erquickenden Mittel, die Ancdeptica; beiderlei Mittel haben eine anregende Wirkung, die letzteren geh�ren sogar zu den fl�chtigen Erregungsmitteln, sie kommen hier nur bedingungsweise in kleinen Dosen als Erquickungsmittel in Be�tracht und machen den Uebergang zu der folgenden Erregungs-inethode. Als Anregungsmittel ist es selbstverst�ndlich, dass sie nur neben den vorstehenden physiologischen St�rkungsmit�teln in Anwendung kommen k�nnen.
1.nbsp; nbsp;Die Eisenmittel. Martialia. Das Eisen ist ein tonisches Mittel, welches da am besten passt, wo es zugleich als Stoff�ersatzmittel, als Instaurantium in Betracht kommt, also bei Atonie in bleichs�chtigen, hydraulischen und an�mischen Individuen.
2.nbsp; nbsp;Die bitter-gerbstoffhaltigen Rinden und andere Pflanzen-theile, vor allen China- und Weidenrinde. Von den Alkaloiden dieser Rinden ist das Salicin als billigeres Mittel zu bevor�zugen, welches als ein gutes Tonicum in der Thierheilkunde an die Spitze zu stellen und in allen den F�llen ganz besonders zu empfehlen ist, wenn die Eigenw�rme gesunken ist und Col-lapsus einzutreten droht � 4 Grm. f�r Pferde, �^ � ^ Grm. f�r Hunde.
3.nbsp; nbsp;Brechnuss in kleinen Dosen (4 � 5 Grm. bei Pferden, 1�2 Ogr. bei Hunden).
4.nbsp; nbsp; Einfach bittere Mittel, Amara, die Magenmittel, Sto-machica, d. h. Mittel, welche den Tonus des ganzen Verdauungs-kanales heben und die Verdauung f�rdern. Der Organismus bereitet sich selbst'ein Amarum (die Galle) zu diesem Zwecke, und deshalb sind sie als ganz naturgem�sse St�rkungsmittel f�r die Verdauungsorgane zu betrachten, die einen ad�quaten Reiz auf die Bauchganglien �ben und reflectorische Th�tigkeiten er�wecken. Sie gehen auch ins Blut und Fleisch �ber, und scheinen hier noch ihre tonische Wirkung zu �ussern. Aloe-Extract (w�sseriges), Entian, Bitterklee, Tausendg�ldenkraut, Werrauth sind die billigen und wirksamen bitteren Mittel; von den Kr�utern wirken die Decocte am besten.
5.nbsp; nbsp; Gew�rzhafte, �therisch-�lige Mittel. Die bitterstoffballi�gen Mittel dieser Art schliessen siqh den bitteren an und sind
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348nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die st�rkende Methode.
die eigentlichen Stomachica; Calmus ist Repr�sentant dieser Mit�tel, Rainfarren und Schafgarbe sind billige Ersatzmittel. Meer-rettig, Senf, Pfeffer und Asant sind als erregende Magenmittel bei grosser Torpidit�t am rechten Orte und machen den Ueber-gang zur nachstehenden Kurmethode.
�. Spirituosen. Wein, Branntwein und Bier sind respira-torische Ernrihrungsmittel und zugleich belebend und erw�r�mend, sie sind deshalb wirkliche Erquickungsmittel, jedoch nur in kleinen Dosen, in grossen Dosen sind sie Erregungsmittel, die leicht mit nachfolgender Abspannung verbunden und dann nicht st�rkend und mehr erquickend sind. Bei den Thieren im Gan�zen wenig gebr�uchlich. Gew�hnlich k�nnen wir unsere Haus-thiere nicht so methodisch mit Bier und Wein tractiren, wie zur wirklichen raquo;St�rkung erforderlich ist. Dass diese Mittel aber auch st�rkend f�r die Thiere werden k�nnen, sieht man an der ungew�hnlichen Kr�ftigkeit der Pferde in Brennereien, wenn sie kleine Quantit�ten Bier mit ihrer Nahrung bekommen.
Nach Liebig verwandelt sich der Alkohol im Blute schnell in Alde�hyde, die dann weiter schnell in Essig--, Oxal- und Kohlens�ure �bergehen. Hiemach dienen sie als w�nneerzeugende, also als respiratorische Nah�rungsmittel. Dies schliesst auch die feststehende erregende Wirkung nicht aus. Alle erregende Mittel, vor allen aber die Spirituosen, sind nur dann und so lange wirkliche St�rkungs- und Erregungsmittel, als die Ern�hrung dein durch Aufregung erh�hten Stoffverbrauche folgen kann. Trinkt man z. B. eine kleine Quantit�t Wein, so f�hlt man sich gekr�ftigt, ohne dass Abspannung nachfolgt; geniesst man eine gr�ssere, so tritt eine mehr st�r�mische Aufregung im Gef�ss- und Nervensysteme ein, man f�hlt sich aus-serst thatkr�ftig. bald aber folgt Abspannung, M�digkeit � weil eben der Stoffersatz mit dem Stoffverbrauche nicht gleichen Schritt halten konnte �; trinkt man ausgehungert � des Morgens nilehtern � auch nur eine kleine Quantit�t Wein, so bleibt eine baldige Abspannung, eine Erm�dung nicht aus, w�hrend man bei und nach einer reichlichen Mahlzeit gr�ssere Quan�tit�ten ohne nachfolgende Abspannung gemessen kann.
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Contra - ludicationen.
Die Methode selbst hat bei den Beschr�nkungen, mit wel�chen wir die ludicationen aufgestellt haben, keine Contra-Indi�cation, es kann sich hier deshalb immer nur um einzelne St�r�kungsmittel handeln. Die frische reine Luft ist ein souver�nes Mittel, erhaben �ber alle Contra-Indicationen; die Bewegung ist namentlich verboten bei Herz- und Lungenleiden, besonders
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Contra - Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;349
wenn noch ein entz�ndlicher Charakter da ist, bei St�rungen im kleinen Kreislaufe, kurz �berall, wo die allgemein erh�hte Th�tigkeit Beschwerden yerursacht. Besonders beziehen sich die Contra Indicationen aber auf die pharmaceutischen mehr oder weniger erregenden Mittel, die wir �berall vermeiden m�ssen, wo erh�hte Reizbarkeit und entz�ndliche Zust�nde bestehen, besonders aber in den Verdauungswegen.
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Die erregende, reizende �lethode. Methodus excitans.
Bei dem hier und da noch spukenden Brownianismus will ich vorweg bemerken, dass es sich hier nicht um ein Heilsystem, wie ehemals, sondern um eine der verschiedenen Heilmethoden � Kurarten � handelt. Die erregende Me�thode schliesst sich der st�rkenden an, wie sich letztere der restaurirenden anschliesst; alle drei Methoden laufen auf Hebung der Kr�fte, der Leistungsf�higkeit und Leistung im Einzelnen wie in der Totalit�t hinaus, bei der gegenw�rtigen Methode handelt es sich aber um st�rkere und mehr einseitige Anrcgun gen. Die erregende Methode kann in sehr umfassendem Sinne aufgefasst werden, die generellen Zwecke sind dann:
1) gesunkene und selbst eingegangene Functionen zu lieben resp. zu erwecken, und 2) normale Functionen h�her zu stei�gern, selbst pathologische Processe zu erzeugen. In letzte�ren Beziehungen umfasst sie die ausleerenden und ableitenden, hautreizenden Methoden, die aber f�r sich selbstst�ndig abgehan�delt worden sind, so dass wir uns hier auf den ersten allgemei�nen Zweck beschr�nken k�nnen. Demnach ist hier eine gewisse Tr�gheit resp. Unth�tigkeit die allgemeine pathologische Grund�lage f�r diese Kur: Tr�gheit aus mangelhafter Reiz-erapf�nglichkeit und Tr�gheit aus Mangel an Reizen. Das Gesetz der Tr�gheit ist in der ganzen Natur, im lebenden Organismus aber gerade am meisten ausgesprochen. Das m�ch�tige Gesetz der Gew�hnung beruht wesentlich darauf; unth�tige Organe beharren gern in Unth�tigkeit; je l�nger die Unth�tig�keit, je mehr sinkt die Leistungsf�higkeit; tr�ge Th�tigkeiten f�hren zur Schw�che, geregelte Th�tigkeiten st�rken das Organ;
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350nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die erregende Methode.
so w�chst und wuchert die Tr�gheit nach Naturgesetzen. Wo also Unth�tigkeit resp. Tr�gheit in der Function, da ist Sporn und Peitsche nothwendig, den faulep Gaul anzutreiben, dem man aber nat�rlich nicht mehr zumuthen darf, als er leisten kann, und der durch Restauration leistungsf�hig erhalten wer�den muss.
Der Brownianismus hat zum Missbrauche dieser Methode gef�hrt, der in der Thierheilkunde lange vorgehalten hat und bei den �lteren Thier-�rztcn der Jetztzeit noch nicht ganz ausgerottet worden ist. Hierauf ver�fiel man vielfach in den entgegengesetzten Fehler, man sah �berall Ent�z�ndung und Reizung und wagte kaum diese Methode anzuwenden. Erst nachdem man sich �berzeugt hatte, dass man in dieser Furcht zu weit ge�gangen war, dass Entz�ndungen auch ohne Aderlass und antiphlogistische Substanzen geheilt werden k�nnen, kam diese Methode wieder zu ihrem geb�hrenden Ansehen. In England scheint man in neuerer Zeit mit dieser Methode weiter zu gehen, als in Deutschland, man behandelt hier auch die Typhen, asthenische Entz�ndungen und Rheumatismus mit stimulirenden Mitteln. Es ist dabei nur zu w�nschen, dass es hier nicht zum zweiten Male zum einseitigen Brownianismus komme.
Indicationen.
Die speciellen und gewichtigsten Indicationen f�r den rech�ten Gebrauch sind besonders im Gebiete der Nerven gegeben.
1.nbsp; nbsp; Allgemeine Tr�gheit, Atonie, Asthenie und mehr oder weniger gesunkene K�rperw�rme; Collapsus und Marasmus sind die h�chsten Grade. Hier kn�pft die erregende Methode mit der st�rkenden unmittelbar an; beide gebrauchen dieselben Mittel zu denselben Zwecken, zur Anregung der Th�tigkeiten und F�r�derung der Nutrition; je mehr aber die Tr�gheit in einer man�gelhaften Innervation oder in einer gewissen Reizlosigkeit liegt, je mehr es auf directe Anregung durch st�rkere Reizungen an�kommt, desto entschiedener hebt sich die' erregende von der roborirenden Methode bei dieser Indication ab.
2.nbsp; nbsp;Depressionen in den sensoriellen Functionen der Sinnes�empfindung, Vorstellung und dem Bewusstsein. Diese Zust�nde sind bei unseren Hausthieren, namentlich aber bei Pferden, ge�w�hnlich die Folge des Gehirndruckes � Blut- und Wasser�druck, Hyper�mie, Transsudate in den Ventrikeln und zwischen den Bl�ttern der �pinnewebenhaut �, und dann passen die erre�genden Mittel in den seltenen F�llen; nur bei An�mie, Typho-manie und Narkose ist eine Indication f�r die erregende Methode
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 351
gegeben. Als specielle Krankheitsform ist hier das nerv�se Kalbefieber hervorzuheben.
3.nbsp; Sensitive L�hmungen, Torpor � d. h. sensitive Abstum�pfung mit mangelhaften Eeflexactionen � und An�sthesie. Je ent�schiedener hierbei das Sensorium in seinen sonstigen Functionen frei ist, desto entschiedener die Indication f�r unsere Methode. Je_ indolenter die Patienten, je mehr die Reizempf�nglichkeit gesunken, je mehr die reactiven Th�tigkeiten darnieder liegen, und je schwerer sie zu erwecken sind, desto mehr sind die wirksameren Mittel dieser Methode angezeigt.
4.nbsp; nbsp;Motorische L�hmungen in den verschiedensten Abstufun�gen � Tr�gheit, Paresis und Paralysis �. Alle paralytischen Zust�nde im locomotorischen Apparate, gleichviel, ob mit oder ohne sensitive St�rung, ob mehr vom Gehirn ausgehende, hemi-plegische, oder vom R�ckenmark ausgehende, paraplegische, oder auf einzelne Nerven beschr�nkte, sind Indicationen, sobald kein mechanisches Hinderniss � Druck oder Trennung: �. zum Grunde liegt. Die in Anwendung kommenden excimotorischen Mittel � die Antiparalytica � wirken als peripherische Reiz�mittel bei �usserer und hypodermatischer Anwendung, oder als eentralo Erregungsmittel beim innerlichen Gebrauche.
5.nbsp; nbsp;Tr�gheit und paralytische Zust�nde im Gebiete des sym�pathischen Nervensystems, die sich immer mehr local in be�stimmten Organen �ussern und specielle Indicationen f�r die organerregende Methode abgeben. Jedes Organ unter der direc-ten Herrschaft des Gangliennervensystems kann Object dieser Methode werden, gew�hnlich aber sind die Verdauungsorgane, das Herz und die Geb�rmutter, Gegenstand der organerregen�den Methode.
a) Die Verdauungsorgane. Zwischen der gew�hnlichen Ver�dauungsschw�che, welche wir als Indication f�r die roboriren-den, magenst�rkenden Mittel kennen gelernt haben, und den In�dicationen f�r die Erregungsmittel besteht keine Grenze, je mehr jedoch die Verdauuugsschw�che in einer Torpidit�t ihren Grund hat und selbst bis zur Paralyse geht, desto entschiedener ist die Indication f�r die Organerregung ausgepr�gt. Seltene oder g�nzlich unterdr�ckte Magen- und Darmger�usche, seltene und unterdr�ckte Entleerungen verk�nden immer Tr�gheit resp. g�nz�liches Darniederliegen der peristaltischen Bewegung. Sofern hierbei keine Erscheinungen der Darmentz�ndung gegeben sind,
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352nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die erregende Methode.
m�ssen wir zu den organerregenden Mitteln greifen. Von den speeiellen Kranklieitsfonnen treten in den Vordergrund, einmal das Kalbefieber, welches neben mehr oder weniger Depres�sion im cerebrospinalen Systeme immer zun�chst und vorherr�schend, also wesentlich in Paralyse der Hiuterleibsorgane, spe-cicll des Verdauungskanr.les vom Wanste bis zum After besteht, und diejenige Form von chronischer Kolik der (besonders �lteren) Pferde, bei welcher stets Ansclmppungen im Blind�d�rme bestehen, die auf verminderter Th�tigkeit der Muskelhaut beruhen, sieb immer wiederholen und die nachhaltigste Anwen�dung der organerregenden Mittel erfordert. Wie zwischen den Indicationen f�r die st�rkende und erregende Methode bez�glich der Verdauungsorgane keine Abgrenzung besteht, so ist es auch bei den betreffenden Organmitteln der Fall. Die hier in Be�tracht kommenden erregenden Mittel enthalten zum grossen Theil auch Bitterstoff und diese machen den Uebergang zu den roborirenden bitteren Mitteln in dem Grade, als Bitterstoff ver�waltend wird; ja dieselben Mittel, die in grossen Dosen zu den darmerregenden geh�ren, dienen in kleinen Dosen als tonische, roborirende Magenmittel. So haben wir zwischen Stomachica und Drastiea Ueberg�nge.
h) Tr�ge Herzth�tigkeit, welche wir bei der roborirenden Methode (8. 344) als Indication aufgefasst haben, verlangt im h�heren Grade bei gleichzeitig gesunkener Temperatur und �berall, wo eine mangelhafte Innervation sich ausspricht oder aus anderweitigen gleichzeitigen asthenischen und paralytischen Zust�nden zu folgern ist, starke organerregende Mittel, die Car-diaca, namentlich die zugleich erhitzenden, die Calefacientia. In den meisten F�llen ist die hier in Betracht kommende mangel�hafte Herzth�tigkeit eine Theilorscheinung und dadurch leich�ter zu erkennen, die aber oft ganz besondere Ber�cksichtigung verlangt bei der Auswahl der erregenden und belebenden Mittel.
Die Verh�ltnisse sind hier dadurch compUcirt, dass das Herz zwei ver�schiedene Xervcnccntren hat, die einen entgegengesetzten Ehifluss auf die Herzth�tigkeit aus�ben: die sympathischen Herznerven, die ihre n�chsten Centren im Herzen selbst haben, sind die anregenden, zur Th�tigkeit auf�fordernden, die Herzf�den des Vagus dagegen die moderirenden und regu-iirenden Factoren. Ohne Einfluss des Vagus tritt bald Ersch�pfung ein, das Herz arbeitet sich todt; ohne Einfluss der Ganglienuerven keine Herzaction; bei Ubenu�chtigein Vagus-TLvaRasa Ilemmung der Herzbewegungen {E.Weber); dies alles ist experimentell festgestellt. Jedes Missverh�ltniss zwischen
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Indlcationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 353
diesen beiden Einfl�ssen bat also St�rung zur Folge, jedes Missverh�ltniss, was durch einseitig zu geringen Einfluss bedingt wird, ist Indication f�r unsere Methode; r�cksichtlich der anzuwendenden Mittel ist es aber wesentlich, zu wissen, auf welcher Seite die Schw�che liegt. Die Verh�lt�nisse stellen sich verschieden.
1)nbsp; nbsp;Beide Nerveneinfl�sse sind zu schwach; f�r gew�hnlich keine St��rung des Khythmus, zuweilen etwas vermehrte Frequenz, immer aber elen�der Puls, pochender Herzschlag, allgemeine K�rperschw�che. Hier allge�meine Erregungs- und St�rkungsmittel.
2)nbsp; Verminderter Einfluss des Sympaticus; Puls mehr oder weniger ver�z�gert, zuweilen aussetzend, tr�ge, elend, geringe Spannung der Arterie; Temperatur meist gesunken. Hier die eigentliche Herzschw�che, Herz-parese und daher die Mittel, welche gew�hnlich unter herzst�rkende, Car-�iaca, und erw�rmende, Calefacientia, verstanden werden.
3)nbsp; nbsp;Verminderter Einfluss des Vagus. Puls sehr beschleunigt, sehwach und klein, oft unregelm�ssig in Zeit und St�rke; Arterie mehr gespannt. Die Reizmittel f�r den Vagus, die sogenannten herzberuhigenden Mittel sind hier angezeigt. Bei St�rungen durch einseitige Steigerung des Einflusses gestalten sich umgekehrte Verh�ltnisse.
Ein Fall m�ge den Puls bei krankhaftem � anf�nglich gesteigertem, sp�ter gel�hmtem � Einfluss des Vagus charakterisiren. Ein junges, edles Pferd wurde wegen pl�tzlich eingetretener Sehwindel anfalle der Anstalt �bergeben. Gang unsicher; K�ckw�rtstaumeln und selbst Zusammenbrechen beim Aufheben des Kopfes; Puls deutlich, bis 60 pr. M., einzelne Schl�ge ausfallend; von folgendem Tage ab ein Herzton verschwunden, Puls sehr klein, recht h�ufig � nicht regelm�ssig � 5�15 Secunden aussetzend, da�bei folgte endlich ein leises Seufzen und Zur�cktreten; die ausfallenden Pulse mitgerechnet, schwankte die Frequenz zwischen 28 und 60, nach vier Tagen zwischen 120 und 100: am 8ten Tag der Tod durch Herzl�hmung; Appe�tit bis 1 Tag vor dem Tode ungest�rt. An der Stelle des Vagus-Axxstrit-tes ausserhalb' der dura mater gelblich ser�se Infiltration; die weisse Sub�stanz des verl�ngerten Markes bis an den vierten H�gel gelbr�thlich und stark durchfeuchtet. Das Herz welk ohne Fleischfarbe, Muskelfaser ohne Querstreifung, das Sarcolemma stellenweise mit Fettk�rachen gef�llt.
c) Ungen�gende Th�tigkeit der Geb�rmutter beim Geb�ren und Ausstossen der Nachgeburt. Gleichg�l�tig, ob das Thier abgezehrt und schwach ist, ob es wohlge�n�hrt, feist und schlaff ist, oder ob �rtlich in der Geb�rmutter allein eine Schw�che, Atonie zum Grunde liegt, oder endlich ob vorangegangene st�rmische, aber fruchtlose Contractionen eine Abspannung, Ersch�pfung herbeigef�hrt haben; beiquot; allen Zust�nden, wo die Contractionen zu sparsam und zu schwach sind, da m�ssen sie m�glichst angespornt werden, ohne alle R�cksicht auf die k�rperlichen Kraftverh�ltnisse; denn es han�delt sich hier nicht um eine nachhaltige gr�ssere Th�tigkeit der
G er lach Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 23
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354nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die erregende Methode.
Geb�rmutter, sondern um momentane Kraft�usserung, um einen physiologischen Act zu Ende zu f�hren. Bei den K�hen ist das Zur�ckbleiben der Nachgeburt eine h�ufige Erscheinung, nament�lich in den Jahren und St�llen, wo sich Hungerhaare und Hun�gerl�use einfinden. Die h�ufigste Grundursache ist, dass bei allgemeiner Schw�che und localer Atonie in der Geb�rmutter die Contractionen der letzteren nach der Expedition der Frucht sofort sistiren, und wenn bei dem Geburtsacte selbst die Eih�ute nicht schon so weit mit hervorgetreten sind, dass sie sich nach physikalischen Gesetzen selbst nach und nach herausziehen, so bleiben sie aus Mangel an Nachwehen sitzen; selten tritt sp�ter noch eine austreibende Wehe ein, meist folgt Verwesung, wobei die Thiere zum Gerippe abzehren. Wenn man nicht vor�zieht, ohne Mith�lfe der Geb�rmutter die Eih�ute direct abzu�holen, dann sind die kr�ftigsten wehenerregenden Mittel an ihrem Orte; bei partieller Verwachsung der Eih�ute, was �bri�gens selten vorkommt, n�tzen sie nat�rlich nichts.
Die hier in Anwendung kommenden Mittel sind die frucht�treibenden, wehenmachenden � Ecbolica �, die scharfen, harn�treibenden und purgirenden Mittel, auch die localen Reizungen in der Scheide und am Muttermunde durch Tamponade, Mani�pulation, Injection von kaltem Wasser etc. geh�ren hierher.
Das Centrum der verschiedenen Indicationen f�r diese Methode bilden die Nerven in einer ungen�genden Th�tigkeit resp. Leistungsf�higkeit; de�ren anatomische Ursachen, auf die ich hier noch in der K�rze zur�ckkora-inen muss, k�nnen im Allgemeinen folgende sein: 1) die quot;Nervencentreu oder die Nerven in ihrem Verlaufe sind irgendwo mechanisch belastet durch Bhitfiille in den Gef�ssen, durch ausgetretenes Blut, durch Krankheitspro-duete, durch Dislocation einzelner Theile etc.: 2) die Xervemnasse selbst hat eine Alteration erlitten durch toxische Einwirkungen, durch anhaltende Unth�tigkeit, durch Missverh�ltnisse in ihren normalen Bestandtheilen, durch einen abnormen Ern�hrungsprocess � Degeneration �: auf diese Altera�tion schliessen wir, wenn jene mechanischen Belastungen nicht vorhanden oder zu pr�surairen sind, und die normalen Reize einen zu geringen oder gar keinen Efteet haben; 3) Mangel an normalen Beizen, wo das Blut von solcher abnormen Beschaffenheit ist, dass es nicht den belebenden, anregen�den Einfluss auf das gesammte Nervensystem hat, mit dem es in einem best�ndigen Wcchselverh�ltnisse steht, wie dies z. B. hei einem kohlenstoff�reichen, schwarzen Blute sehr auff�llig hervortritt. Die unter 2) und 8) angef�hrten Zust�nde fallen nicht selten zusammen, indem die abnorme Blutbeschaffenheit weiterhin auch abnorme Ern�hrungsverh�ltnisse in djr Nervensubstanz bedingt.
Die mechanische Belastung kann niemals Gegenstand der erregenden
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 355
Methode sein; eben so wenig, wie man die Entfernung eines fremden K�r�pers zu der schmerzstillenden Heilmethode z�hlen kann, weil damit ein Schmerz beseitigt wird, eben so wenig kann man diese Operation zu den erregenden Mitteln z�hlen, wenn dadurch die unterdr�ckt gewesene Func�tion eines Nerven oder einer ganzen Nervenprovinz wieder frei wird. Die erregenden Mittel k�nnen nicht entlasten, so weit sie nicht einen ableiten�den Reiz setzen. Die erregende Methode kommt nur bei den �brigen Zu�st�nden inBetracht, wenn eine direct erregende und belebende Ein wirkung auf die Nerven der n�chste Zweck ist.
Diese erregende Einwirkung ist eigentlich nur ein symptomatisches Ver�fahren, zu dem wir jedoch berechtigt, ja verpflichtet sind: 1) weil eine solche Tr�gheit in allen Verrichtungen nothwendig verschlimmernd auf den Krankheitsziistand zur�ckwirkt; 2) weil wir die Grundvcr�nderiingen in solchen Zust�nden gew�hnlich eben so wenig kennen, als die Mittel, sie auf direetem Wege zu beseitigen, und so lange dies der Fall ist, bleibt auch die vor�bergehende Beseitigung oder Minderung eines folgenschweren Symptomes eine Unterst�tzung, ein Gewinn f�r die heilende Natur; 3) end�lich und haupts�chlich ist die symptomatische Erregungsmethode bei den augef�hrten Krankheitszust�nden deshalb noch am rechten Orte, weil durch die k�nstliche Anregung der darniederliegenden Nerventh�tigkeit nicht sel�ten die Grundst�rungen ausgeglichen werden, so dass die symptomatische Kur schliesslich eine Radicalkur wird, indem mit der erweckten Nerven�th�tigkeit auch die unterdr�ckten Processe wieder erwachen, der Stoffwech�sel angeregt und so die Grundlage zur Einleitung der Krisen gegeben wird.
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Die Mittel.
Es giebt vielerlei Erregungsmittel, verschieden nach den angeregten Lebensacten, und verschieden nach den Organen, auf die sie wirken; alle sind in ihrer Wirkung wohl zur�ck�zuf�hren auf die Elementarformen, resp. deren Derivate, und in diesen k�nnen sie jede Lebensth�tigkeit � die nutritive, die forma�tive und die functionelle � und auch alle zugleich mehr oder weni�ger anregen. Die Mittel, die vorzugsweise oder allein auf die Merven wirken und die functionelle Seite heben, sind die Ner�vina, die sich entweder ganz allgemein, auf alle Functionen mehr oder weniger erstrecken, die gewichtigsten Mittel unserer Me�thode, oder sich speeifisch auf einzelne Nervencentren beziehen, wodurch sie dann eben wieder Organmittel werden. Andere Mittel �ussem ihre erregende Wirkung auf die verschifedenen Gewebe der Organe, die eigentlichen directen Organmittel. Ent�sprechend der Einschr�nkung unserer Methode, schliessen wir hier nat�rlich alle jene Organmittel aus, welche besondere Kur-raethoden begr�nden und hierbei specieller in Betracht kommen.
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356nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die erregende Methode.
Mit gesteigerter Function geht gesteigerter Stoffverbraucli Hand in Hand; deshalb f�hrt zu starke einseitige Functionssteigerung leicht zur Erm�dung und Ersch�pfung; dies gilt vor allen bei den nervenerregenden Mitteln, den gewichtigsten dieser Methode. Deshalb sehen wir, dass nach den erregenden Mitteln in gros-sen Gaben Abspannung eintritt, welche namentlich bei den Spi�rituosen und �therartigen Mitteln am auffallendsten hervortritt, bei den �therischen Oelen viel geringer und bei den scharfen Reizmitteln am geringsten ist. Die Erscheinung, dass einige Narcotica � Opium u. a. � und alle Anaesthetica in kleinen Gaben erregen und beleben, in gr�sseren aber bet�uben und gef�hllos machen, mag zum Theil auch auf dieser Thatsache beruhen, weshalb denn auch die meisten dieser Mittel in klei�nen Gaben der erregenden, in grossen dagegen der herabstim�menden, beruhigenden Methode dienen.
Nach der Dauer der Wirksamkeit unterscheidet man fl�ch�tige und permanente Reizmittel; jene nehmen bei der Blutw�rme die Gasgestalt an und verbreiten sich sehr schnell im ganzen K�rper mittelst des Blutes; nur in kleinen, oft wiederholten Gaben entsprechen sie dem Zwecke der erregenden Methode, in gr�sseren Quantit�ten bringen sie nach einer kurzen heftigen Aufregung Abspannung und Schw�che; die permanenten Mittel schliessen sich einerseits den tonischen an, umfassen die schar�fen � acria � und gehen gradatim in die fl�chtigen �ber; die scharfen Mittel charakterisiren sich aber dadurch, dass sie �rt�lich an der Stelle der Einwirkung eine st�rkere Irritation, selbst Entz�ndung erregen, dass sie nach dem Uebergange in das Blut von hieraus wieder auf bestimmte Organe reizend einwirken und so je nach ihrer specifischen Richtung bestimmte Functio-nen steigern, dass aber auch manche in sehr auff�lliger Weise auf das Blut selbst, namentlich auf die K�rperchen einwirken. Die fl�chtigen Erregungsmittel wirken immer allgemein; die tonischen Reizmittel, namentlich aber die scharfen dagegen immer auf ein bestimmtes Organ oder ein System von Organen vor�herrschend, mitunter fast ausschliesslich reizend und erregend, so dass dadurch die M�glichkeit gegeben ist, die erregende Methode auf einzelne Organe zu richten.
1. Die Spirituosa und Aetherarten. Als St�rkungs�und Erregungsmittel haben wir sie schon bei der roborirenden Methode kennen gelernt; hier kommen sie als Erregungsmittel
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 357
in Betracht. Alle diese Wirkungen sind jedoch nur graduelle Verschiedenheiten; in gr�sseren Dosen treten die erregenden und in noch gr�sseren die toxischen Wirkungen � Bet�ubung und L�hmung � hervor, die unserer Methode direct entgegen stehen. Von den kleinen bis zu den mittleren Dosen sind es Erregungsmittel des Nervensystems, vor allen des grossen Ge�hirns, des Herzens und der Verdauungsorgane. Bei den heiss-hungerartigen Zuf�llen, die namentlich bei alten und abgetrie�benen Pferden sich zuweilen bei der Arbeit einstellen, ist ein St�ckchen Brod, mit Branntwein getr�nkt, ein erquickendes Heil�mittel; erschlaffte Renner k�nnen durch ein Glas Wein oder Branntwein mit Brod schnell gest�rkt werden; �berall bei mo�mentanen Abspannungen und Ersch�pfungen in kleinen Dosen belebend und erw�rmend.
2. A e t h e r i s ch e O e l e und solche Mittel, deren wirksamer Bestandtheil ein solches Oel ist. Sie haben nicht die Abspannung zur Folge, wie die eben erw�hnten, bei angemessener Anwendung kann man diese unwillkommene se-cund�re Erscheinung verh�ten. Die Anzahl dieser Mittel ist gross, sie sind dem Grade, wie auch der specifischen Richtung auf einzelne Organe nach, in ihrer erregenden Wirkung sehr ver�schieden, wor�ber die Arzneimittellehren n�her belehren*). Die gebr�uchlichsten Erregungsmittel dieser Art sind: Kampfer und kampferhaltige Pflanzenstoffe, namentlich Alantwurzel und M�nz�kraut, besonders Meniha piperita und crispa, allgemein fl�ch�tig erregend und erw�rmend � volatile Calefacientien. Die verschiedenen zuckerstoffhaltigen �therisch-�ligen Mittel � Wach-holderbeeren, Fenchel-, Anis- und Dillsamen � als gelind erre�gende Mittel f�r Schleimh�ute bei verminderter Reizbarkeit; die gew�rzhaften �therisch-�ligen Mittel als belebende Mittel f�r die Verdauungsorgane, von denen Calmus der Repr�sentant ist; von den harzigen balsamischen Mitteln haben wir in Oleum terebin-thinae, Oleum animale foetidum und Asa foetida billige und wirk�same Erregungsmittel auf die Bauchnerven und auf alle Schleim�h�ute, in denen sie den Tonus vermehren; das specifischste tonisirende Schleimhautmittel ist der Copaivabalsam, der bei Auflockerung, Atonie und Fl�cheneiterung, bei der Staupe der Hunde, bei chronischen Schleimfl�ssen kaum zu er-
*) Hertwig. Handbuch der Arzneimittellehre f�r Thier�rzte. 1863. Oesterlen. Handbuch der Arzneimittellehre. 1861.
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358nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die erregende Methode.
setzen ist. Ferner die empyreumatischen Mittel, die zu den allgemeinen Erregungsmitteln geh�ren und besonders die Herz-th�tigkeit erh�hen, die gew�rzhaften Erregungsmittel der Ver�dauungsorgane.
3.nbsp; nbsp; Scharfe Mittel. Sie enthalten einen scharfen Stoff
�nbsp; Princi'pi'Hm acre � in verschiedenen Graden, so dass man unter ihnen die Abstufungen bis zu den Aetzmitteln hin findet, dieses Princip ist fixer Natur und wirkt nur an der Stelle der Ber�hrung. Einzelne sind zugleich �therisch-�lige Mittel, welche mit der localen Eeizung eine allgemeine Aufregung in verschie�denen Graden verbinden, so die scharfen, gew�rzhaften Mittel namentlich Senf, Pfeffer, Meerrettig, Arnica, Bertramwurzel
�nbsp; nbsp; Rad. Pyrethri �, Pimpinelle, Sadebaum u. a.; andere sind mehr rein scharfe Mittel, die besonders local an der Stelle der directen Einwirkung und nach dem Uebertritte in das Blut auf bestimmte Gewebe, namentlich auf gewisse Absonderungs�organe reizend wirken � acria fixa. Alle sind Reiz- und Erre�gungsmittel f�r die Verdauungsorgane, besonders aber die ge-w�rzhaften: Radices Pyrethri, Pimpinellae als Halsmittel; Zimmt-tinetur, Canthariden, Sadebaum und Mutterkorn als Geb�rmut-termittel � fruchttreibende Mittel, Ecbolica �, und zugleich auch Eierstocksmittel, die Brunst anregend. Die Erregungs�mittel der Absonderungsorgane werden wir sp�ter kennen lernen.
4.nbsp; nbsp;Die Narcotica. Nur in kleinen Dosen geh�ren diese Mittel hierher. Opium, Belladonna und Stechapfel sind Erre�gungsmittel f�r das grosse Gehirn und f�r die erweiternden Fac-toren der Pupille; besondere Ah/driatica aber sind die Mittel der Familie der Solaneen, an ihrer Spitze steht das Atropin, das zugleich eine Gef�sscontraction verursacht; die Calabar-Bohne ist ein Reizmittel f�r die Factoren der Verengerung der Pupille � Myoticum �; Digitalis, Aconitum und Nicotiana sind scharfe Narcotica, Reizmittel des verl�ngerten Markes und des Vagus, herzst�rkende Mittel bei grosser Pulsfrequenz und Con�traction des Herzens in Folge von geschw�chtem Einfluss des Vagus, selbst auch in Folge einer Reizung der Gef�ssnerven. Brechnuss ist das speeifischste R�ckenmarksraittel und zwar ein m�chtiges Reizmittel, welches die Reizbarkeit erh�ht und Krampf erzeugt, also bei gesunkener Th�tigkeit � nat�rlich ohne entz�nd�liche Processe � das rationellste und in Wirklichkeit auch das heilsamste Mittel ist.
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 359
Die Erweiterung der Pupille kann allerdings immer eintreten bei Erschlaf�fung der contractilen Kreisfasern, es ist aber kein blosses passives Ph�nomen, sondern beruht haupts�chlich auf Verk�rzung der radialen contractilen Ele�mente der Iris, die den erweiternden Apparat � dilatator pupillae � bil�den und unter der Herrschaft des Sympaticus stehen. Greringe Erweiterungen k�nnen L�hmungsph�nomene des Nervus oculomotorius sein, betr�chtliche Erweiterungen aber sind Beizph�nomene des Sympaticus; die Mydriatica sind also Reizmittel des Gangliensystems. Das Atropin verursacht zugleich Bl�sse der Bindehaut und Abplattung der Linse, macht zun�chst weitsich�tig und hebt das Sehverm�gen ganz auf. Nach der Durchschneidung des .Sympaticus der einen Seite trat die Wirkung des Atropins nach hypoder-matischer Anwendung in dem Auge der nicht operirten Seite nach 6 Minu�ten, in dem Auge der operirten Seite erst nach 20 Minuten ein: sie trat aber ein und dadurch weichen meine Resultate von denen ab, welche IZVoraquo;-hot (Recueil 1867. C. Septbr.) bei einseitiger Durchschneidung des Sympa�ticus am Hunde gefunden hat. Die Isolirung des sympathischen Nerven von dem Vagus ist jedoch bei Hunden so schwierig, dass ich auf dieses Experiment bei Hunden verzichtet habe und Bedenken trage, auf die Er�gebnisse dieser Operation ein Gewicht zu legen.
Die Calabar-Bohnc ist ein Mittel neuester Zeit, sie kommt von einer Loguminose, Physostigma venmosum. Bis jetzt nur zur Verengerung der Pnpille gebr�uchlich; zu diesem Zwecke wird ein Extract bereitet, mit wel�chem Papier impr�gnirt wird, -son dem man schmale Streifen zwischen die Augenlider legt. Man kann das Extract auch direct mittelst eines ange�feuchteten Pinsels auf die Bindehaut der Augenlider streichen. Ein hirse-korngrosses St�ck der Bohne soll nach Harley gen�gen, eine Katze zu t�dten.
Aconitin zeigte bei meinen hypodermatischen Versuchen an Hunden eine beruhigende, die Frequenz herabsetzende und den Seitendruck vermindernde Wirkung, die bei Pferden nicht eintrat.
5. Glykoside, Alkaloide und Alkalien. Chinin und 8aHein sind roborirende Mittel, die neben Vermehrung des Tonus zugleich allgemeine Erregungsmittel sind, ganz besonders aber den Verbrennungsprocess steigern und so die Temperatur erh�hen. Bei Atonie, Asthenie und verminderter K�rperw�rme, bei Atonie der Schleimhaut mit profuser Fl�cheneiterung der Hunde-Staupe ein sehr empfehlenswertbes Mittel; im Repert. Bd. 26. S. 58 auch gegen Typhus empfohlen. Ob auch bei ge�steigerter Temperatur? Aucb das C �ff ein � als Ersatz star�ker Kaffee � ist ein Reizmittel f�r Gef�ssnerven, steigert die Herzth�tigkeit und den Verdauungsprocess.
Das Veratrin hypodennatisch angewandt ist ein Er-weckungsmittel bei L�hmungen und ein m�chtiges contrastimu-lirendes Mittel bei rheumatischen Lahmheiten. Conf. Hautrei�zende Methode.
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Kali und Natron sind Erregungsmittel f�r FHmmerbewe-
gungen*).
Versuche.
Bei Pferden. Chinin, schwefelsaures: 6 Cgr. mit 4 Grm. Wasser hy-podermatisch angewendet; aussei- der �rtlichen starken Reizung Tempe-ratursteigerung um 1,4deg; C. auf 24 Stunden. 4 Grm. innerlich in einer Dose: Temperaturerh�hung begann nach einigen Stunden, stieg auf 40deg; C. und hielt 24 Stunden an.
Salicin: 4 Grm. innerlich: Temperatursteigerung nach einigen Stun�den um 0,2deg;C. und 24 Stunden dauernd. 8 Grm. innerlich: Temperatur begann nach 4 Stunden zu steigen, hatte nach 6 Stunden schon ihre H�he erreicht, war um 0,6deg; C. gestiegen und hielt 24 Stunden an. 12 Grm. in�nerlich: Temperatur stieg von der 3ten bis 10 Stunde um 1,3deg; C, sank nach 24 Stunden allm�hlig, war nach 36 Stunden noch um 0,5deg; C. erh�ht und nach 48 Stunden auf den normalen Stand zur�ckgekehrt. Der Puls wurde in allen F�llen etwas kr�ftiger, niemals aber frequenter; nach der gr�sseren Dose g�hnte das Thier �fter.
Bei Hunden dieselbe Wirkung nach Vs � 2/5 Grm.: die grosse Dose nur bei grossen Hunden angewendet. Neben Temperatursteigerung etwas R�thung der Schleimhaut und verminderte Absonderung der aufgelockerten Schleimhaut im zweiten Stadio der Staupe. Diese Mittel erh�hen den Verbrennungsprocess, ohne dabei zugleich wirkliches Fieber hervorzurufen � wenigstens nicht in angegebenen Dosen �, heben die Herzth�tigkeit und den Tonus.
Veratrin bei Pferden: 10�15 Cgr. in 4 Grm. Wasser unter die Haut gespritzt: �rtlich heftige Reizung, Beunruhigung, Zittern und oft selbst Schweissausbruch an der Applicationsstelle, hierauf leichte Entz�n�dung, die in einigen Tagen verschwand. Die allgemeinen Erscheinungen: in der ersten Stunde Zunahme der Pids- und Athemfrequenz, Temperatur-Steigerung bis 0,5deg; C, nach einigen Stunden Temperaturverminderung und lebhaftes Darmger�usch. Nach 24 Stunden alle Erscheinungen verschwun�den. Rheumatische Lahmheiten waren oft schon nach einer Injection verschwunden.
6. Ammoniumpr�parate. Aetzamraoniakfl�ssigkeit, Salmiakgeist, Ammoniacum causticum solutum, Liquor ammonii cau-stici �, ein �rtlich reizendes, innerlich im verd�nnten Zustande ein fl�chtiges Erregungsmittel, dem man eine besondere er�weckende, bet�ubungswidrige Wirkung zuschreibt, und wel�ches auf das Gef�sssystem wenig oder gar nicht erregend ein�wirkt. Kohlensaures Ammoniak � Ammonium carboni-cum, Alkali volatile siecum �, gleicht dem vorigen, irritirt das Gef�sssystem ebenfalls sehr wenig, soll aber mehr auf das Gan�gliensystem wirken, dabei l�st es nach Mitscherlich die Blut-
*) Virchow. Archiv, Bd. 6. S. 131.
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.361
k�rperchen auf. Fl�chtiges Hirschhornsalz, brenzliches kohlen�saures Ammoniak � Ammonium s. Ammoniacum carhonicum pyroleosum � ist gleichfalls �rtlich reizend, fl�chtig erregend, wie die vorstehenden, verbindet aber dabei noch die Wirkung des brenzlichen Oels und wirkt deshalb zugleich erregend auf das Gefassnervensystem. Essigsaures Ammoniak ist ein gerin�geres erregendes Mittel mit specifischer Kichtung auf die Haut-und Nierenth�tigkeit.
7. Physikalische Mittel. K�lte wirkt auch immer als Reiz- und Erregungsmittel, so sind Eis und eiskalte Getr�nke beth�tigende Mittel der wurmf�rmigen Bewegung in den Ver�dauungswegen ; kalte Klystiere sind Erregungsmittel f�r den Mastdarm, je k�lter desto wirksamer; kalte Injectionen in die Scheide erwecken Wehen und f�rdern den Abgang der rete-nirten Nachgeburt.
Elektricit�t. Die Inductions-Elektricit�t ist ein m�ch�tiges nervenerregendes Mittel, ein specifisches antiparalyti�sches Mittel, wodurch wir im Stande sind, Paraplegien und L�hmungen einzelner Nerven zu heilen, so weit �berhaupt eine Heilung m�glich ist. Kreuzl�hmungen der Hunde habe ich geheilt, die ich ohne Inductionsapparat nie habe heilen k�n�nen. Zu beklagen ist es nur, dass dieses Mittel bei gr�sseren Hausthieren, namentlich bei Pferden, so schwierig anzuwenden ist, weil die Unruhe bei wieder eingetretener und erw�nschter Empfindung so gross ist, dass die Thiere gew�hnlich niederge�legt werden m�ssen. Das elektrische Fluidum gelangt direct mit den kranken vitalen Elementen in Ber�hrung und kann direct die nutritive und functionelle Th�tigkeit erwecken. Da�bei m�gen auch die bekannten chemischen Wirkungen � Zersetzungen des Wassers und der Salze � vielleicht ihren Antheil haben.
Unter Inductions-Elektricit�t ist diejenige Elektricit�t zu verstehen, welche in geschlossenen Dr�hten erzeugf � inducirt � wird; die erzeu�genden, d. h. inducirenden Factoren sind: Magnetismus � Magneto-Induction � oder Elektricit�t � elektrische Induction. Die Elektricit�t ist durch diese vonFaradey entdeckte Inductions-Elektricit�t erst ein brauchbares und zu�gleich ein sehr sch�tzenswerthes Mittel geworden; die Anwendung dersel�ben nennt man auch wohl nach dem Entdecker �Faradeysirenquot;. Die mag�neto - elektrischen Apparate, die fr�her allein zu Heilzwecken benutzt wurden, sind nicht mehr gebr�uchlich; die elektrischen Inductions-Appa�rate haben durch die, sich selbst regulirenden momentanen Unterbrechun-
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362nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die erregende Methode.
gen den Vorzug. Unsere Anstalt besitzt einen solchen Apparat mit einer Batte�rie aus 4 Elementen, die einzeln abzustellen sind, so dass man durch Stellung von 1, 2, 3 und allen vier Elementen aus die Drathrollc iuduciren und so die Str�mung schwach und stark erzeugen kann. Die Einrichtung der Ele�mente ist der Art, dass die F�llung derselben 3 � 4 Monate vorh�lt. Die mit Seide umsponnenen Dr�hte sind lang, um bei unruhigen, stehenden Thieren folgen zu k�nnen, und an den Enden kann man knopff�rmige, besenf�rmige und spitze Elektroden anbringen, die spitzen sind die wirk�samsten. Die Stelion, wo die Elektroden aufgesetzt werden, m�ssen gut �urchn�sst werden, weil die Haare und die Epidermisschuppcn vollkom�mene Isolatoren sind. Den gel�hmten Theil nimmt man zwischen beide Elektroden. Bei li�ckenmarksl�hmung #9632;/.. B. setzt man einen Pol ins Ge�nick, den anderen an die Schwanzwurzel; bei Sclienkell�hmung einen Pol an das untere Ende des Beines in m�glichster N�he des Nerven, den an�deren in die Lendengegend auf das Riickgrath. Einmalige Anwendung t�g�lich gen�gt, sp�ter alle zwei Tage; die Belebung erfolgt aber immer nur langsam, so dass man die Anwendung mehrere Wochen fortsetzen muss.
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Contra -Indication,
Geh�rt eine Methode haupts�chlich der symptomatischen Kurart an, so muss man die Contra-Indicationen um so sorg�faltiger aufsuchen und abw�gen, was aber gerade bei dieser Methode um so mehr zu empfehlen ist, als man nur gar zu oft Missbrauch damit treibt, indem man sich durch einzelne Symp�tome dazu bestimmen l�sst, ohne die weiteren Ursachen davon n�her ins Auge zu fassen.
Bei der grossen Auswahl unter den so verschiedenartig \virkenden Reizmitteln kann man vielen Contra-Indicationen ge�gen einzelne Reizmittel gen�gen, ohne deshalb gerade die erre�gende Methode aufzugeben. Bei den entgegenstehenden herz�st�rkenden Mitteln sind die Indicationen f�r die Einen, Contra-Indicationen gegen die Anderen; die Vagusmittel sind contra-indicirt, wenn der Vaguseinfluss schon dominirt, wenn die Frequenz verz�gert, die Temperatur gesunken, der Seitendruck vermindert und Herzdilatation vorherrschend ist; dies alles sind dagegen Indicationen f�r die Reizmittel der Gef�ssnerven, die wieder contraindicirt, wenn Herzcontractionen, Seitendruck und Temperatur gesteigert sind. Zuweilen k�nnen aber auch Contra-Indicationen gegen die Methode gegeben sein, so sehr auch ein�zelne Symptome der unterdr�ckten Nerventh�tigkeit dazu auf�fordern. Bei mechanischen Belastungen der Nerven und ihrer Centraltheile kann durch erregende Mittel die Th�tigkeit nicht
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Contra-Inclication.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;y63
erweckt werden, sie schaden hier in den meisten F�llen noch und sind deshalb contraindicirt; ganz besonders m�ssen Gehirn-reizungen und acute Entz�ndungen in den edlen Or�ganen, Reizungen und Reizbarkeit in dem Magen und Darmkanal als Contra-Indicationen gegen die innerliche Anwendung dieser Methode angesehen werden. Chronische-Entz�ndungen, die in einer gewissen Atonie ihre Ursache des schleichenden Fortbestehens haben, lassen dagegen den Ge�brauch von gelinden Erregungsmitteln neben den tonischen, ad-stringirenden zu, und die auf bestimmte Aussondcrungsorganc gerichteten Erregungsmittel, die dabei das Gef�sssystem wenig afficiren, k�nnen bei entz�ndlichen Krankheiten ohne Beden�ken angewendet werden, wenn nicht gerade die Aussonderungs�organe afficirt sind, auf welche sie speciell wirken.
Da es mit den Indicationen f�r diese, durch innerliche Mit�tel zur Anwendung kommende Methode oft eine missliche Sache ist, so gebietet es die Vorsicht, dass wir mit kleinen Dosen beginnen, die Patienten sorgf�ltig beobachten, aus dem Erfolge die Best�tigung oder die Contra-Indication entnehmen und den Grad der Reizlosigkeit gewissermaassen durch gelindere Mittel erst sondiren.
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Die beruhigende Methode, IM. sedans.
Die krampf- und schmerzstillende Methode � M. antispas-modica et anodyna �, die empfindungsl�hmende � anaesthetica �, die bet�ubende � stiipefacierts s. narcotica �, diese Metho�den alle werden von der beruhigenden umfasst, welche den Heilzweck hat, die Empfindlichkeit herabzusetzen und die R�ck�wirkungen auf �ussere und innere Reize zu massigen. Diese Methode ist nur theilweise ein gegen die Ursachen gerichtetes also radicales Pleilverfahren, haupts�chlich aber ein symptoma�tisches, wie die erregende, weil Schmerz und Krampf Symp�tome von gewissen Grundleiden sind, nichtsdestoweniger aber ist sie eine praktisch wichtige, ja unentbehrliche.
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364nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die beruhigende Methode.
Anzeigen.
1. Erh�hte Reizbarkeit im gesammten Nervensysteme �berhaupt und besonders gesteigerte Sensibilit�t � Hyperaesthesia � in allen Emfindungsnerven oder auch nur in denen einzel�ner Organe und Organtheile, welche die Anlage zu excessiven Vorg�ngen ist. Die eindringenden Reize rufen hier schneller, leichter und in gr�sseren Kreisen heftigere R�ckwirkungen her�vor, als ihrer Grosse angemessen ist. Ein Zustand, der sich bei unseren Hausthieren durch grosse Schreckhaftigkeit, leichte Erregbarkeit, durch Auf- und Abschwanken des kleinen und schwachen Pulses, der nach geringf�gigen Einfl�ssen � Licht, Ger�usch, geringe K�rperbewegung � schnell bis zur doppel�ten Frequenz hinaufsteigt, durch Neigung zu Kr�mpfen � bei zarten Schoossh�ndchen namentlich �, zu tobs�chtigen Anf�llen, durch K�rperschw�che und andere mehr untergeordnete Erschei�nungen charakterisirt, und bald bei einem tieferen fieberhaften Erkranken � fehris nervosa versatilis �, bald ohne anderwei�tiges erhebliches Erkranken besteht.
Worin die Hyper�sthesie besteht, ist uns nicht n�her bekannt, wir wissen nur, dass ein bereits gereizter Nerv auch reizbarer ist � ein ge�reizter K�rperthe� z. B. schmerzt bei einer Ber�hrung, die sonst kaum empfunden wird �, so viel ist aber als entschieden anzusehen, dass die Sensibilit�t nicht ein besonderes imponderables Nervenprincip ist, was sich anh�ufen und consumiren l�sst, wie man fr�her annahm, und welches die Grundlage des Broim'schen Systems war, dass von angeh�ufter Sensi�bilit�t keine Rede sein kann und dass die beruhigenden Mittel nicht durch Consumtion der angeh�uften Sensibilit�t wirken, dass vielmehr diesem Zustande des Nervensystems gewisse materielle Ver�nderungen zum Grunde liegen, die uns aber nicht n�her bekannt sind, und die beru�higenden Mittel eben dadurch umstimmend, bes�nftigend wirken, dass sie gleichfalls materielle Ver�nderungen in den Nerven bewirken. In dem Blute k�nnen wir meistentheils eine materielle Ver�nderung bei dem Ge�brauche der AnaeatJieiiea und Aarcotica wahrnehmen, in der Nervenmasse aber supponiren wir sie, weil die Nerventh�tigkeit hierbei ver�ndert wird.
Kennen wir die Ursachen der Hyper�sthesie, so ist uns hierdurch der Angriffspunkt zur gr�ndlichen Beseitigung gege�ben � die restaurirende Methode ist die radical beruhigende, wenn S�fteverlust, K�rperschw�che, Blutmangel die Grundlage ist; die antiseptische Methode kann unter entsprechenden Um�st�nden dasselbe bewirken; Ausleerungen sind oft die besten Beruhigungsmittel etc. �. Bei alledem ist aber der abnorme
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Anzeigen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;365
Zustand im Nervensysteme, die Hyper�sthesie als Symptom von verschiedenen Grundleiden selbst immer im Auge zu behalten und direct mit den specifisch beruhigenden Mitteln anzugreifen, um Linderung und Zeit zu gewinnen, Zeit f�r die Naturheilung und Zeit f�r eine weiter erforderliche Eadicalbehandlung. Da�durch, dass die symptomatische Kur die Krankheit nach den drohendsten Seiten hin im Schach erh�lt und Zeit verschafft der Kunst und der Natur, dadurch ist sie eben �berhaupt und speciell auch hier oft von so heilsamer Wirkung.
2. Schmerzen. An sich ist der Schmerz als W�chter der Gesundheit oder vielmehr als Berichterstatter von vielen Krankheiten f�r das erkrankte Individuum, wie auch f�r den Arzt zu betrachten, er bestimmt das leidende Thier, den betref�fenden Theil m�glichst zu schonen und f�hrt den Thierarzt auf den Sitz, oft auch auf die Art des Leidens hin. Die Grund�ursachen des Schmerzes sind sehr verschiedenartig, er ist das Symptom von vielerlei abnormen Zust�nden resp. Vorg�ngen und darf deshalb, als diagnotisches und prognostisches Zeichen betrachtet, niemals isolirt von den Umst�nden, die auf seine Entstehung Einfluss haben, und von den �brigen Zuf�llen der Krankheit, von der er eben ein Symptom ist, studirt und als Heil-Indication aufgefasst werden.
Die Therapie hat bei dem Schmerze einmal den Reiz, wel�cher den Schmerz verursacht, und zweitens die Nerven, in welchen er erzeugt und empfunden wird, zu ihren rationellen und empirisch bew�hrten Angriffspunkten.
a) Wird der Reiz beseitigt, so verschwindet auch die Rei�zung und die dadurch bedingte Schmerzempfindung, es ist dies die Radicalkur, welche nat�rlich, wie immer, so auch hier, obenan steht; wo man ferner durch Entfernung eines fremden K�rpers, durch Reposition eines dislocirten Theiles, durch Deckung eines Theiles, der seine nat�rliche Schutzdecke verloren hat, durch Beseitigung der Hyper�mie, der Entz�ndung etc. den Schmerz aufheben kann, da passen niemals Narcotica und Anaesthetica. Der Schmerz wird hier je nach den Grundzust�nden durch ver�schiedene Methoden und durch chirurgisches Verfahren aus�gel�st.
h) Der andere Weg ist die Einwirkung auf die Empfin�dungsnerven, wo es sich um Abstumpfung der Empf�nglichkeit f�r die schmerzerzeugenden Reize, um Bet�ubung des Nerven
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366nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die beruhigende Methode.
durch specifisch beruhigende Mittel handelt. Dies ist das symptomatische Verfahren, der Schmerz selbst ist hier Gegenstand der bet�ubenden Methode, die ihre rechtzeitige Anwendung rindet, wenn der Schmerz sehr heftig und anhaltend ist und man weder schnell noch sicher genug auf seine Ursachen einwirken kann. Die weiteren Zwecke bei diesem schmerzstillenden Verfahren sind: 1) um dem Pa�tienten seine Leiden ertr�glicher zu machen. Diese moralische Indication ist f�r den Menschenarzt eine viel gewichtigere, als f�r den Thierarzt, bei dem �konomische R�cksichten so h�utig entgegentreten, keineswegs aber darf man sie in der Thierheil-kunde als nicht bestehend ansehen, denn der Mensch ist nicht von aller Menschlichkeit gegen die ihm dienenden Thiere ent�bunden; 2) um bei unheilbaren Grundleiden durch Aufhebung der Schmerzen das leidende Thier noch �konomisch nutzbar zu machen; so ist dies z.B. die Indication zur Neurotomie bei unheilbaren und schmei-zhaften Leiden im Hufe oder in dessen N�he; 3) endlich um weitere �ble Folgen des Schmer�zes f�r die Patienten zu verh�ten. Dieser letzte Zweck ist der gewichtigste, weil heftige Schmerzen neue Krankheitsprocesse schaffen, Ersch�pfung herbeif�hren, C'omplicationen bedingen, Hinderniss des Genesungsprocesses werden und das Thier so jeunruhigen k�nnen, dass lebensgef�hrliche Besch�digungen zu t�rchten sind. Steigerung der Temperatur, Fieberhitze und Fieber sind die n�chsten Folgen grosser und anhaltender Schmerzen.
Die beruhigende Methode kommt nicht allein bei schon vorhandenen Schmerzen unter erw�hnten Umst�nden in Anwen�dung, sondern auch dann, wenn es sich um Verh�tung des Schmerzes bei chirurgischen Operationen handelt, wo die bet�u�bende Methode eine Art Vorbauungskur ist. Das Hauptmotiv, die Reizempf�nglichkeit vor einer Operation abzustumpfen, ist bei dem Menschen die Ersparung des Schmerzes seiner selbst willen, welches nun bei dem Thiere gew�hnlich wieder wegf�llt; ich kann hier jedoch nur daran erinnern, was ich �ber die mo�ralische Indication zur Schmerzstillung bereits gesagt habe, und noch besonders hervorheben, dass es wohl Pflicht ist, die Thiere, welche man der Wissenschaft opfert, nicht mehr als M�rtyrer derselben sterben zu lassen, ihnen durch Bet�ubung die Schmer�zen zu ersparen, wo es unbeschadet des Experimentes gesche-
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Anzeigen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;367
hen kann. Seitdem wir die Mittel zur Erleichterung kennen, haben wir auch die Pflicht, zu erleichtern. Ein anderer Grund, der bei dem Thierarzte besonders schwer in die Wagschale f�llt, ist, um sicherer, ruhiger, schneller und auch bequemer operiren zu k�nnen, was bei den Thioren wegen der grossen Unruhe, des instinctm�ssigen Str�ubens und der oft nicht gen��gend zu erreichenden Befestigung nur zu oft beeintr�chtigt wird, namentlich werden einzelne Operationen durch die Bet�ubung ganz besonders erleichtert; ich erinnere hier an die Operationen am Auge, wo die geringste Bewegung schon den guten Erfolg vereiteln kann, an den Kaiserschnitt, die Bruchoperation und Reposition der vorgefallenen Geb�rmutter, wo das gewaltsame Dr�ngen immer ein kaum zu �berwindendes Hinderniss, eine enorme Erschwerung der Operation und oft die Ursache des so h�ufigen ung�nstigen Erfolges ist, an die Reposition verrenkter Glieder, die bei der Contraction starker Muskelmassen sehr m�hsam ist und oft bei der gr�ssten Gewalt kaum gelingt, die dagegen bei erschlafftem Muskelapparate keine Schwierigkeiten hat, u. a. m.
'5. Kr�mpfe. Die n�chste Ursache des Krampfes ist in den Nerven wieder selbst gegeben � gesteigerte Erregbar�keit �, oder liegt ausserhalb derselben � Blutf�lle, Entz�n�dung, Blutmangel und viele andere widernat�rliche, ungew�hnte, zu starke Reize von mechanischer und chemischer Wirkungs-weise �, oder sie ist in beiden Verh�ltnissen zugleich begr�n�det, so class eine erh�hte Reizbarkeit in den Nerven die ab�norme Anlage bildet, mit welcher abnorme Einwirkungen � Reize � zusammentreffen und so gemeinschaftlich die unwillk�r�liche abnorme Contraction verursachen. Was daher in the�rapeutischer Beziehung bei dem Schmerz gesagt worden ist, dasselbe gilt auch hier von den Kr�mpfen mit ihren Modifi-cationen, die gleichfalls stets im Zusammenhange mit dem Ge-sainmtzustande und den vorangegangenen Verh�ltnissen auf-gefasst werden m�ssen. Die krampfstillenden Mittel sind je nach den entfernteren Ursachen auch sehr verschieden. Durch Milderung und Entfernung der Reize, welche den Anstoss zu den Kr�mpfen gegeben haben und sie fortdauernd unterhalten, wirken verschiedene Mittel und Methoden krampfstillend; durch Auf�hebung der abnormen Reizempfanglichkeit und durch Herab-dr�ckung der Afficirbarkeit unter das normale Niveau � durch
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368nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die beruhigende Methode.
Bet�ubung �, so dass der fortdauernde abnorme Reiz nicht mehr im Stande ist, Krampf zu effectuiren, wirken die sogenann�ten speci.fisch beruhigenden, die bet�ubenden Mittel, die Haupt�mittel der beruhigenden Methode, die in derselben ihre An�wendung finden: a) wenn eine gesteigerte Erregbarkeit in den Empfindungsnerven � erh�hte Sensibilit�t, Hyper�sthesie � besteht, so dass massige selbst ad�quate Reize schon sehr hef�tig empfunden werden, und die Kr�mpfe als Reflexactionen von abnormen Empfindungen auftreten, oder wenn die Erregbarkeit in den Bewegungsnerven gesteigert ist � erh�hte Irritabilit�t �, so dass massig empfundene Reize, in den h�heren Graden selbst normalm�ssig empfundene normale Reize schon bedeutende Re�action im Bewegungsapparate zur Folge haben, was nicht selten die Grundursache der Kr�mpfe ist; die beruhigende Methode ist hier meist eine Radicalkur; b) wenn die Kr�mpfe selbst gefahrdrohend sind und wohl gar Vital-Indicationen darstellen, wo vor allen Dingen der Krampf, ohne alle weitere R�cksicht, durch Abstumpfung der Reizempf�nglichkeit schnell gel�st oder gemildert werden muss, um augenblickliche Gefahr abzuwenden; so z. B. beim Krampf in dem respiratorischen Apparate, der mit Erstickung droht, bei krampfhafter Harnverhaltung, wenn �lasenzerreissung bef�rchtet wird, bei krampfhafter Zusammen-sehn�rung des Darmkanals, wenn die aufgehobene Wegsamkeit bedenklich wird und d. F. m; c) wenn endlich die Ursache unbekannt ist, wenn man den abnormen Reiz nicht kennt oder nicht direct beseitigen kann.
Zu heftige und anhaltende Exaltationen der Nerven und Muskeln hat auch stets eine �berm�ssige Zersetzung der integrirendeu Bestandtheile, hierdurch Schw�che und schliesslich Ersch�pfung zur Folge. Tetanische Muskeln verlieren sehr bald, binnen 24 Stunden, ihre Quersteifung, hierbei sieht man aber doch den Krampf noch l�ngere Zeit fortbestehen, endlich jedoch pflegt er sieh selbst zu ersch�pfen; so gelingt die Naturheilung ge�w�hnlich, wenn Zeit dazu gegeben ist. Der Tetanus partialis et zmiversalis beginnt mit 10 � 14 abzunehmen: die Hungerkur, welche diese Krankheit selbst einleitet, weil sie die Futteraufnahme unm�glich macht, f�rdert je�denfalls die Ersch�pfung des Krampfes durch nutritive St�rung in den contrahirten Fasern. K�nnen wir also gefahrvolle Zuf�lle verh�ten, Ath-men und Herzth�tigkeit namentlich gen�gend frei halten, und so durch Lebenserhaltung Zeit gewinnen, dann tritt auch gew�hnlich Heilung, Natur�heilung ein. Ich sage �gew�hnlichquot;, weil es auch ausnahmsweise noch anders sein kann. Ein Hund litt an Tetamis mehrere Wochen, die Z�hne waren und blieben auf einander gesetzt, nicht die geringste Beweglichkeit
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3G9
der Kiefer. Das Thier starb an Ersch�pfung; das Maul blieb auch nach dem Tode ebenso fest geschlossen; die Masseter waren atrophirt und indurirt. Die contractile Verk�rzung war in eine organische �bergegan�gen, so dass schliesslich die spasmodische Maulklemme eine organische ge�worden war.
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Mittel.
Vielerlei Mittel k�nnen beruhigen, weil eben verschiedene pathische Zust�nde beunruhigen. In therapeutischer Beziehung lassen sich die beruhigenden Mittel in 3 Gattungen unterbrin�gen: 1) Mittel, welche Krankheitszust�nde beseitigen, unter deren Symptomen der Schmerz hervorsticht, � entz�ndungs�widrige Mittel z. B. wirken auch schmerzstillend, die Beseiti�gung eines Druckes hebt den davon empfundenen Schmera u. s. w. �, solche Mittel sind aber keine wirklichen Beruhigungs�mittel, sie geh�ren verschiedenen Methoden und chirurgischen Operationen an und kommen deshalb hier nicht weiter in Be�tracht; 2) Mittel, welche direct auf die Nerven herabstimmend einwirken und dadurch beruhigen, die ihre beruhigende Wir�kung immer �ussern und nicht gerade bei einzelnen bestimmten Zust�nden, die deshalb nat�rlich auch in den meisten F�llen vor�bergehend wirken, nur Palliativmittel sind, sie kommen als specifische Beruhigungsmittel bei dieser Methode haupts�ch�lich in Betracht; 3) Mittel endlich, welche bei gewissen Krank-Iieitszust�nden beruhigen, a) durch Schutz und Ruhe � Deckun�gen, Einh�llungen, Verband �, b) durch Aufhebung der Span�nungen und Fortleitung � Incisionen und Neurotomie �, c) endlich durch Ableitung � contrastimulirende Mittel.
a. Physikalische Mittel.
1. Entziehung der Sinnesreize. Bei abnormer Reiz�barkeit ist diese Entziehung ein Beruhigungsmittel, weil auch selbst der normale Sinnesreiz einen abnormen Effect hat. Das mit Kr�mpfen beladene zarte Schoossh�ndchen bekommt-seine Anf�lle bei Einwirkung eines grellen Lichtes, eines ungewohn�ten Schalles, oder wenn es durch Freude und Furcht irritirt, wenn es gestraft wird etc.; epileptische Anf�lle werden durch Einfallen der Sonnenstrahlen in die Augen, durch grelles re�flect! rtes Licht, durch fortlaufenden schnellen Wechsel zwischen
Ger lach Allg. Therajiie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 24
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370nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die beruhigende Methode.
Licht und Schatten bei Pferden erweckt; den mit grossen Do�sen Strychnin behandelten Hund kann man durch Zurufen in Tetanus versetzen; Starrkrampfpatienten genesen am sichersten in einem dunklen Stalle, und wenn sie weder durch Ger�usch, durch Manipulation oder sonstwie irritirt werden; selten kann bei dem Starrkr�mpfe ein therapeutisches Mittel wieder gut machen, was bei seiner Application geschadet wird, namentlich, wenn die Patienten besonders reizbar sind, in welchem Falle nichts Heilsameres geschehen kann, als auf alle therapeutischen Eingriffe zu verzichten. Euhe des Gesichts-, Geh�rs�und Gef�hlssinnes ist ein m�chtiges Beruhigungs�mittel. Sind die Sinnesorgane selbst schmerzhaft, dann ist diese Ruhe auch eine wesentliche Bedingung zur directen Lin�derung und selbst zur Heilung der Krankheit; bei entz�nd�lichen Augenleiden z. B. wird durch Abhaltung des Lichtes nicht bloss der Schmerz gelindert, die Entz�ndung selbst wird gemindert oder doch mindestens nicht fortw�hrend aufge�stachelt.
2. W�rme und K�lte. Beide physikalischen Mittel k�n�nen nat�rlich nur bis zu den Graden in Betracht kommen, hei denen das organische Gewebe nicht untergeht, weder abstirbt, noch direct zerst�rt wird; beide sind locale Beruhigungsmittel; wo die verdichtende K�lte nicht beruhigt, da thut es die aus�dehnende W�rme. Die K�lte vermindert die Reizempf�ng�lichkeit; ein K�rpertheil kann durch sie bis zur Gef�hllosigkeit gebracht werden, eine bekannte Thatsache, die auch Veranlas�sung gegeben hat, die K�lte als ein locales An�stheticum vor�zuschlagen und bei Operationen zu benutzen, wobei sie sich jedoch in sofern nicht gen�gend bew�hrt hat, als die Gef�hl�losigkeit meist mehr auf die Haut beschr�nkt bleibt und tie�fere Schnitte Schmerzen verursachen. K�lte deprimirt physi�kalisch alle vitalen Acte � die Vitalit�t �, und daraus l�sst sich auch die Gef�hlsabstumpfung herleiten. Auf dieselbe Weise nun, wie die K�lte das normale Gef�hl herunterdr�ckt, wirkt sie auch �rtlich beruhigend, schmerzstillend, sobald der schmerzhafte Theil von der K�lte erreichbar ist und ganz besonders, wenn Blutf�lle � Congestion, Entz�ndung � die Grundursache des Schmerzes ist; ein brennender Schmerz in der blutstrotzenden Haut wird beseitigt bei Einwirkung der K�lte, Entz�ndungsschmerzen werden durch K�lte sofort be-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 371
schwichtigt, noch ehe die Entz�ndung selbst beseitigt ist, sie treten aber wieder hervor, wenn die K�lte nachl�sst, wenn die kalten Umschl�ge sich erw�rmt haben; die K�lte wirkt daher auch hier zun�chst als Palliativmittel, weiterhin aber pflegt sie schliesslich ein radicales, schmerzstillendes Mittel zu werden, weil sie, je nach Umst�nden, durch ihre physikalische Ein�wirkung zugleich die Grundursache, die Entz�ndung zu be�seitigen im Stande ist (conf. K�ltekur). Es giebt jedoch auch F�lle, wo die K�lte in dem gebr�uchlichsten Grade, d. h. nicht bis zum Taubmachen und Erstarren, angewendet, die Schmer�zen nicht stillt, sondern sogar noch vermehrt. So namentlich werden Schmerzen, denen Eiteransammlungen zum Grunde liegen, durch K�lte gesteigert, indem durch Zu�sammenziehen und Verdichten der Weichgebilde der einge�schlossene Eiter comprimirt und so nothwendig eine gr�s-sere Spannung herbeigef�hrt wird, welche der hinl�ngliche Grund der Schmerzerh�hung ist. Ferner werden Schmerzen in fibr�sen und festen Gebilden � B�ndern, Sehnen, Knorpel, Knochen �, durch K�lte nicht beschwichtigt, meist noch erh�het, weil sie hier eine Blutleere nicht direct herbei�f�hren kann, welche als Grundursache ihrer beruhigenden Wir�kung anzusehen ist. Bei Erysipelas ist die K�lte mehr als ein beunruhigendes, die Schmerzen steigerndes Mittel zu betrach�ten, eine Erscheinung, die wir uns zur Zeit nicht recht erkl�ren k�nnen, empirisch ist es aber bekannt, dass K�lte diese specifische, toxische Entz�ndung steigert, Blutstockungen und das Brandigwerden f�rdert. Endlich ist auch die K�lte bei den rheumatischen und neuralgischen Schmer�zen selten ein Beruhigungsmittel, sehr oft wirkt sie hier als Reizmittel, wodurch die Schmerzen noch mehr aufgestachelt werden.
Die W�rme, besonders die feuchte, wirkt beruhigend, schmerz- und krampfstillend durch Erschlaffung, Auflockerung und Beseitigung jeder Spannung. W�rme und K�lte sind in ihrer Wirkung physikalische Gegens�tze, die physiologisch, d. h. im lebendigen K�rper gerade am entschiedensten hervor�treten; wenden wir diese Gegens�tze auf die Heilwirkungen an, so muss die W�rme �berall da beruhigend und heilsam sein, wo die K�lte verschlimmernd wirkt; so sehen wir es denn auch in der That. Ueberall, wo die K�lte nichts lei-
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stet oder noch beunruhigt, da ist die W�rme beruhigend. Zu�st�nde, welche durch den Reiz der K�lte auf die Nerven ver�schlimmert werden, bessern sich, wenn die W�rme einwirkt u.s.w. Wo der Reiz der K�lte nachtheilig wirkt, � bei Ery�sipelas, Rheumatismus z. B. �, da wird die trockene W�rme meist besser als die feuchte vertragen; wo dagegen die ver�dichtende � physikalische � Einwirkung der K�lte haupt�s�chlich die Schmerzen steigert oder wenigstens nicht im Stande ist zu beruhigen, da ist besonders die feuchte W�rme schmerzstillend; die beruhigende Wirkung der warmen Kata-plasmen bei beginnender Eiterung ist bekannt. Die beruhi-gende Wirkung der feuchten W�rme wird durch Zusatz von Alkalien auf eigenth�mliche Weise noch bedeutend erh�ht. Die warmen Kali-, Natron- und kohlensauren Kali-B�der sind nicht bloss aufl�sende, zertheilende, sondern auch wahrhaft beruhi�gende B�der, die mit Recht eine ausgebreitete Anwendung finden.
3.nbsp; Deckende, einh�llende, sch�tzende Mittel. Sie beruhigen, indem sie die reizend einwirkende Luft und aridere Stoffe abhalten von entbl�ssten Theilen. Auf eine entbl�sste Wundfl�che, auf die Lederhaut, welche von keiner Epidermis, keinem Epithelium gesch�tzt ist, wirkt alles reizend, schmerz�erregend ein; das deckende Mittel ist schmerzstillend, weil es die Reizungen verhindert. Der Mittel giebt es viele, bei der deckenden Methode sind sie aufgef�hrt.
4.nbsp; Druck. Ein massiger Druck, Gegendruck, ist schmerz�stillend bei Ausdehnungen und Spannungen, wo es sich um Unterst�tzung der ausgedehnten Membranen, Unterst�tzung im Widerst�nde gegen die ausdehnende Kraft handelt, so nament�lich bei sehr gespannten und schmerzhaften Ausdehnungen der Kapselb�nder und Sehnenscheiden; bei spannenden Oedemen, bei aneurismatischen und varicosen Ausbuchtungen, bei capill�ren Ectasien, ferner bei Blutextravasaten, die durch fortdauernde Blu�tung in grosser Spannung erhalten werden. Der Druck ist gegen die expandirende Kraft gerichtet, also etwas Anti�tio�logisches, daher oft zugleich radicales Heilmittel.
5.nbsp; Das chirurgische Messer. In kunstgerechter Hand wird es ein schmerzstillendes Mittel, und zwar: a) durch Spal�tung und Trennung gespannter und gezerrter Theile; der Bein-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;373
hautschnitt bei beginnenden Exostosen � Sewel und Haubner. Magazin, Bd. 4. S. 251 �, das Durchschneiden gezerrter, theil-weise zerrissener Gebilde, namentlich theilweise verletzter Ner�venstr�nge, das Spalten der gespannten Wundr�nder bei Wund�starrkrampf etc. sind beruhigende und schmerzstillende Ope�rationen, die auch zur Sistirung eines entstandenen Krampfes wesentlich beitragen; h) durch Entfernung eines abnormen, schmerzhaften Gebildes, besonders aber c) durch den Nerven�schnitt zur Unterbrechung der Fortleitung der Empfindung von einem erkrankten schmerzhaften Theile. Die schmerzstillenden Operationen a und h heben die Ursachen und sind deshalb zu�gleich zu den radicalen Heilmitteln zu z�hlen.
Neurotomie. Die Fundamentalregcln, welche bei der Neurotomie zu beachten sind, wenn anders ein m�glichst reeller Erfolg gesichert sein soll, sind folgende:
1.nbsp; nbsp;Es muss die Leitung durch einen bestimmten Nerven von dem leidenden Theile aus geschehen-, leiten mehrere kleinere und gr�ssere, nicht zusammengelegte, theils nicht erreichbare, theils nicht auf�zufindende Nervenf�den von dem leidenden Theile nach dem Centralorgane hin, so kann die Durchschneidung des einzelnen Nerven nichts n�tzen. Die bei dein Spat empfohlene Durchschneidung des Wadenbein-, Schenkel�bein- und des langen hinteren Hautnerven � ??. peroneus, tibialis et cuta-nens loiigus posterior tibiae � n�tzt wenig oder gar nichts. Sicher ist die schmerzstillende Wirkung der Neurotomie nur bei schmerzhaften Zust�nden an den von der Hufkapsel eingeschlossenen und n�chsten Nachbartheilen, von wo aus sich s�mmtliche Nerven in den beiden Aesten � ramus in�terims et extervus � des Mittelnerven � n. medianus � resp. der Sohlen-nerven � ramus plavtaris internus et externus � sammeln, welche Nerven denn auch allein Gegenstand der schmerzstillenden Neurotomie sind.
Den inneren Hautnerven � nervns saphemts �, der unterhalb der Spalte zwischen dem d�nnen und breiten Einw�rtszieher neben der inne�ren Hautvene � saphena magna � dem Operateur zug�nglich ist, und welcher die Haut an der ganzen inneren Schenkclfl�chc versieht, em�pfehle ich noch zur Neurotomie, nicht um Schmerzen zu stillen, sondern um eine abnorme Empfindlichkeit der Haut an diesen Theilen abzustumpfen, um den Kitzel zu vertreiben bei solchen Strangschl�gern, die kaum zu b�ndigen sind, wenn ihnen etwas an die innere Schenkelfl�che kommt.
2.nbsp; Die Durchschneidung selbst muss an der rechten Stelle geschehen, und diese ist da, wo die Leitung in allen, vom Schmerz ber�hrten Nerven�f�den, aber auch nicht unn�thigerweise noch in anderen unterbrochen wird. Es m�ssen daher an der Operationsstelle schon alle F�den sich gesammelt haben, die dem kranken Theile angeh�ren; so muss der vordere Zweig � ramus dorsalis � der Sohlennerven resp. des inneren und �usseren Astes des Mittelnerven unmittelbar unter dem Fesselgelenke durchgeschnitten
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werden, wo er von dem hintern Aste � ramus volaris � getrennt liegt: es muss femer, wenn es sich um die beiden Sohlennerven resp. Zweige des Mittelnerven selbst handelt, die Operation an der �usseren Seite unmittelbar �ber dem Fes-selgelenke geschehen, weil ein Querast vom inneren zum �usseren Stamm�aste in schiefer Eichtung von oben nach nuten hiniibertritt; operirt man h�her, so werden die, diesem Queraate entsprechenden F�den nicht mit durchschnitten, weil man an der inneren Seite kaum so hoch hinauf den Nervenschnitt machen kann, um diesen Ast hier mit durchzuschneiden. Es d�rfen aber auch nicht bedeutendere, von gesunden Theilen kommende Zweige mit durchschnitten und so Nachtheile herbeigef�hrt werden, die zu verh�ten sind. Werden beide Sohlennerven resp. Aeste des Mittelner�ven durchschnitten, so f�llt der Fuss unterhalb der Operationsstelle aus dem Bewusstsein des Thieres � wenn dies sprechen k�nnte, so w�rde es uns sagen, dass es mit einem eingeschlafenen Fusse gehe �, es tritt da�her derber auf, empfindet lokale Beleidigungen nicht � wenn die Haut nicht etwa betheitigt ist, deren Empiindungsnerven unterhalb der Ope�rationsstelle nicht alle, vielleicht nur zum kleinen Theile von dem Nerven�schnitte mit betroffen sind �, und so kann es denn kommen, dass betr�cht�liche Eiteransammlungen, Trennung des Homschuhes und selbst Knochen-briiehe im Hufe sich zuweilen ereignen. Deshalb werden beide Nerven nur in den notwendigsten F�llen durchschnitten; ist ein begrenztes ein�seitiges Leiden vorhanden, so darf zun�chst nur der betreffende Nerv an der entsprechenden Seite durchschnitten werden, und wenn der Erfolg nicht vollst�ndig ist, so wird nachtr�glich an der anderen Seite operirt; ist das schmerzhafte Uebcl mehr an der Krone � Schale etc. �, so ver�sucht man immer erst die Durchschneidimg des vorderen Zweiges � ra�mus dorsalis �, ist es in der Tiefe, am Hufbeine, an benachbarten B�n�dern und Sehnen, so w�hlt man nat�rlich den hinteren tiefen Zweig � ramus volaris.
3. Ein Theil des Nerven muss herausgeschnitten werden. Bis zu einem gewissen Grade regenerirt sich der Nerv, nicht weit von einander entfernte Nervenenden erreichen sich und verwachsen, so dass vollst�n�dige Leitung wieder eintritt. Nach Entfernung eines halben Zoll langen St�ckes sah ich keine Leitung wieder eintreten.
St�rungen in der Ern�hrung mit den weiteren Folgen treten nicht ein, die Erfahrung hat diese Furcht l�ngst benommen, die Gef�ssnerven k�n�nen mithin hier nicht mit den Empfindungs- und Bewegungsnerven ge�meinschaftlich an Ort und Stelle gelangen.
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B. Physiologisch beruhigende Mitlei.
6. Die Ableitungen durch Hautreize. Alle Mittel, welche die Haut reizen, Schmerzen und Entz�ndung in dersel�ben hervorrufen, sind beruhigende Mittel durch Ableitung. Sie erzeugen Schmerzen in der Haut, wodurch vorhandene Schmer�zen in tiefer gelegenen Theilen und abnorme Reflexactionen aus-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 375
gel�st werden nach dem physiologischen Gesetze, wonach ne�ben einem gr�sseren Schmerze ein geringerer nicht empfunden wird und neben einer starken Reizung geringere nicht fortbe�stehen. Die Anzahl dieser Mittel ist gross, ihre praktische Anwendung h�ufig; wir werden sie n�her kennen lernen bei der hautreizenden Methode.
7.nbsp; nbsp; Beruhigung durch Erregung bet�ubender Schmerzen. Die Bremse, die Lippen-, die Ohr- und die sogenannte pol�nische Bremse, welche letztere darin besteht, dass man eine durch das Maul und hinter den Ohren �ber den Kopf gezogene Schlinge zusammenzieht.
Die Wirkung ist nicht bei allen Thieren gleich, einige sind vollst�ndig wie narkotisirt, einzelne hingegen werden oft erst widerspenstig, so lauge der bet�ubende Schmerz nicht im zu hohen Grade erregt wird. Die Wir�kung h�lt nur eine gewisse Zeit vor, mit Abstumpfung der gekleramteii und gezerrton Nerven h�rt die beruhigende Wirkimg auf.
Um widerspenstige Thiere mit gr�sserer Sicherheit in unsere Gewalt zu bringen bei gewissen Untersuchungen und Operationen, ist es ein recht n�tzliches Mittel, was die Anaesthetica theilweise ersetzt. Vor Missbrauch ist aber zu warnen, weil es ein schmerzerregendes Mittel ist.
�. Specillsch auf die Nerven beruhigend wirkende Mittel.
8.nbsp; nbsp; Die Narcotica. Diese Mittel besitzen fast alle ein Alkaloid, welches der vorzugsweise wirksame Bestandtheil ist und nach Liebig in seiner elementaren Zusammensetzung der des Kervenmarkes entspricht. Im Allgemeinen wirken sie se�dativ, paralysirend auf einzelne Nerven durch directe locale Einwirkung und auf Nervencentren nach dem Uebergange ins Blut. Die echten Narcotica wirken in grossen Dosen mehr oder weniger auf das grosse Gehini deprimirend, bet�uben das Gef�hl und die psychischen Functionen mehr oder weniger bis zur Schlummersucht, dabei �ben sie ihre l�hmende Wirkung zugleich auch mehr auf das R�ckenmark. Bei unseren Haus-thieren ist �berhaupt, selbst bei den entschiedensten Narcoticis die l�hmende Wirkung auf das R�ckenmark deutlicher, selbst vorherrschend, so l�hmt das Opium neben der Sensibilit�t das R�ckenmark mehr, als es bet�ubt und schlummers�chtig macht. Die Heilung ist hier die Abstumpfung der Reizempf�nglichkeit und des Contractionsverm�gens.
Nach J. M�ller wirken die narkotischen Gifte nicht auf die Central-theile des Nervensystems durch Vermittelung der sensitiven Nerven, diese
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Nerven werden durch die direete Einwirkung der Narcotica nur local ge�l�hmt, w�hrend die Centraltheile so lange frei bleiben, wie das Gift nicht in das Blut �bergegangen ist.
Opium. Der w�rdigste Repr�sentant dieser Mittel; Haupt-bestandtheil ist das Morphium, ein Alkaloid, das mit S�uren leicht l�sliche Salze bildet, die in ihrer Wirkung keine erheb�liche Verschiedenheiten zeigen, und von denen das essigsaure und salzsaure Morphium am gebr�uchlichsten sind; letzteres ist in der preussischen Pharmakop�e vorgeschrieben; bei grosser Reizbarkeit, bei Schmerzen und Kr�mpfen, sowohl im Gebiete des Cerebrospinal- als Ganglien-Systemes, das vorz�glichste Beruhigungsmittel, welches durch die hypodermatische Appli-cationsmethode einen viel gr�sseren Werth f�r die Thierheil-kunde bekommen hat, weil es so leicht und unter allen Um�st�nden, selbst bei Tetanus anzuwenden ist, in kleinen Dosen sehr schnell und sicher wirkt, andauernde allgemeine An�sthesie macht und bei �rtlichen schmerzhaften Leiden zur directen Ein�wirkung auf die betreffenden Nerven gebracht werden kann. Beim Starrkrampf das nachhaltigste, direete krampfstillende Mittel, des�sen hypodermatische Anwendung jeder Zeit und ohne Aufregung des Patienten erfolgen kann, also alle Vorz�ge bei dieser Krank�heit gew�hrt. Als An�stheticum bei schmerzhaften und l�nger dauernden Operationen hat es bei unseren Thieren die grossen Vorz�ge, dass die Abstumpfung grosser und nachhaltiger, die Anwendung viel leichter und sicherer ist und die Thiere nicht dabei umfallen; 3 bis 6 Cgr. f�r Hunde und 1 bis 1,25 Grra. (1 Scrupel) f�r Pferde machte die Thiere gef�hllos. Die Injec�tion geschieht am besten 4 bis G Stunden vor der Operation. Eine auff�llige Erscheinung ist, dass das Mittel die Pulsfrequenz und Temperatur bei Hunden regelm�ssig vermindert, bei Pfer�den aber immer etwas erh�ht, und die prim�re erregende und beunruhigende Wirkung bei Pferden viel mehr hervortritt, als bei jedem anderen Thiere, dass bei Hunden die beruhigende Wirkung auf die sympatischen Nerven, bei den Pferden dage�gen die deprimirende Wirkung auf den Vagus vorzuwalten scheint.
Versuche mit essigsaurem MorpMnm:
1) Einem kleinen Hunde 3 Cgr. in 2 Grm. Wasser an der Schulter
unter die Haut gespritzt. Wirkung begann sofort und dauerte gegen drei
Tage: unmittelbar nach der Injection Brechanstrengung: nach 10 Minuten
An�sthesie (nur an den Vorderbeinen noch eine schwache Reaction bei
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 377
Nadelstichen), die nach 12 Stunden allgemein und nach 2 Tagen wieder ganz verschwunden war; Bewusstlosigkeit und L�hmungserscheinungen � � Hervorh�ngen der Zunge, schleppender und wankender Gang, Erweite�rung der Pupille und Blindheit � auf 24 Stunden. Abnahme der K�rper�w�rme binnen 21/2 Stunden um 5,1deg; C, nach 10 Minuten schon um 0,7deg; C, die tiefste Erniedrigung dauerte 3/4 Stunden, dann allm�hliges Steigen, nor�male H�he nach 3 Tagen. Der Puls fiel in den ersten l'/2 Stunden von 92 auf 44; so blieb die Frequenz eine Stunde lang, dann stieg sie allm�hlig und erreichte den normalen Stand nach 21/2 Tage. Die Pulsfrequenz sank und stieg hier mit der Temperatur. Im Uebrigen ist nichts zu vermerken.
2)nbsp; nbsp;Ein Hund von gleicher Grosse bekam G Cgr. in 4 Gnu. Wasser. Erscheinungen und Zeitverh�ltnisse im Ganzen wie beim ersten Versuche; Breclianstrcngungen traten nicht ein; schon nach 6 Stunden vollkommene An�sthesie; nach ^4 Stunde vollst�ndige Bewusstlosigkeit und L�hmung, nur mit dem Vordertheile konnte sich das Thier noch etwas erheben: Blind�heit nach 20 Minuten: alles hatte nach 24 Stunden abgenommen und war nach 2'/j Tagen verschwunden. Die Temperaturverminderurig war hier da�gegen geringer, sie war nach 3 Stunden um 2,8deg; C. gesunken, stieg dann allm�hlig und erlangte am dritten Tage ihre normale H�he von 40deg; C. wie�der. Der Puls war in den ersten Stunden um 8 Schl�ge gesunken, nach 2 Tagen um eben so viel �ber die normale H�he gestiegen. Der Hund litt vor dem Versuche an trocknem Husten, der nach der Narkose ver�schwunden war.
3)nbsp; nbsp;Einem Jagdhunde wurden 10 Cgr. unter die Haut gebracht; schon nach 2 Minuten zeigte sich Erbrechen; nach 10 Minuten Pulsfrequenz ver�doppelt, 120 pr. Min., Temperatur um 0,2 gefallen; nach '/#9632;) Stunde Puls�frequenz etwas gem�ssigt (80), Temperatur um 0,9 (von 39,9 auf 39,0deg; C.) gesunken. Der Puls verblieb in dieser Zahl einige Stunden, wurde aus�setzend, Temperatur sank 3l/2 Stunden, bis auf 37,3deg; C. (also im Ganzen um 2,6). An�sthesie und wankender Gang nach 272 Stunden. Nach vier Stunden wurde dem Hunde eine grosse Colloidgeschwulst oben am Halse exstirpirt, wobei derselbe ganz ruhig lag und nicht einmal zuckte, als ein ziemlich betr�chtlicher, in die Geschwulst hineingehender Nervenzweig durch�schnitten wurde. Nach dein Eintritte des Gef�hls zeigte das Thier keine besondere Schraerzhaftigkcit an der Operationsstclle, wie dies nach dem Cliloroformiren der Fall zu sein pflegt. Nach 24 Stunden alle Erscheinun�gen vorbei, nur noch etwas erweiterte Pupille und wankender Gang. Sen-sorielle St�rungen sind nicht bemerkt worden.
4)nbsp; nbsp;Einige Versuche mit 12 Cgr. bei grossen Hunden zeigten wesentlich dieselben Erscheinungen, dabei wiederholt vollst�ndige L�hmung, die sich allm�hlig binnen 3 � 4 Tagen verlor.
5)nbsp; Zwei Pferden je GO Cgr. an der Schulter unter die Haut gebracht. Innerhalb 5 Stunden stieg der Puls um 16 Schl�ge in der Minute und die Temperatur um 1,2deg; C, die Arterie wurde etwas gespannter, die Venen f�llten sich auff�llig: Abstumpfung des Gef�hls und Erweiterung der Pu�pille nur gering, der Gang wurde etwas wankend; das eine Pferd wurde nach 3 Stunden zu Operations�bungen verwandt, es reagirte weniger, war
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aber noch nicht unempfindlich; das zweite Pferd zeigte nach 24 Stunden nichts Abnormes mehr.
6)nbsp; Drei Pferde bekamen je 1 Grm. subcutan applicirt. Nach 4 Stunden vollst�ndige An�sthesie, Erweiterung der Pupille, schwaches Sehverm�gen, grosse Schw�che, wankender Gang. Pulsfrequenz und Temperatur wie bei Versuch 5. Das eine wurde nach 4 Stunden, das andere nach 8 Stunden zu �perations�bungen verwendet, beide zeigten sich gef�hllos und nur beim Nervenschnitt eine schwache Reaction, das letztere war noch stumpfer als das erstere. Bei dem dritten, kr�ftigen, lebhaften und reizbaren Pferde stieg die Pulsfrequenz auf 80, die Temperatur um 1,3deg; C. Unruhe trat mehr hervor und das Futter wurde verschm�ht. Nach 6 bis 8 Stunden trat all-m�hlig lluhc und Appetit ein, der Puls ging zur�ck, Temperatur wie vorher, die Stumpfheit hatte den h�chsen Grad erreicht. Nach 8 Stunden begann die Abnahme der Abstumpfung; nach 24 Stunden alle Erscheinungen ver�schwunden.
7)nbsp; nbsp;125 Cgr. auf gleiche Weise bei einem alten Anatomiepferde appli�cirt. Nach 2,/2 Stunden vollkommene An�sthesie, Erweiterung der Pupille und Blindheit, L�hmung, so dass das Thier kaum stehen konnte. Dabei sehr gesteigerte Pulsfrequenz und die Temperaturerh�hung um 2,1deg; C. Am folgenden Tage nur noch etwas Stumpfheit und Schw�che, wankender Gang.
Operationsiibungen sollte man ohne diese, hypodermatisoh so leicht, billig und sicher zu bewirkende Opiumnarkose nicht mehr ausf�hren lassen. Auf hiesiger Anstalt geschieht es fortan nicht mehr.
Belladonna. Kein sedatives Mittel f�r Empfindungsner�ven; es stumpft nur in grpssen Dosen das Gef�hl in sofern vor��bergehend etwas ab, als es das Bewusstsein unterdr�ckt, nach der Narkose ist die Empfindung sogar gesteigert; es wirkt vor�zugsweise l�hmend auf die motorischen Nerven, l�hmt nament�lich das R�ckenmark, kommt deshalb hier als krampfstillendes Mittel in Betracht, und vor allen bei Strychninkr�rapfen, bei denen es speeifisch wirkt und ein physiologisches Antidot ist. Der wirksame Bestandtheil ist das Atropin, welches in Verbin�dung mit Schwefels�ure ein l�sliches und hypodermatisoh an�wendbares Salz bildet.
Zur hypodermatischen Anwendung l�st man das schwefelsaure Atropin in etwa 60 Theilen Wasser auf. Die Dosis ist f�r Pferde 6�12 Cgr., f�r Hunde 3 � 6 Cgr. Ein grosser Hund vertr�gt fast absolut so viel, wie ein Pferd. Die Wirkung tritt mit 10 Minuten ein, steigt einige Stunden und ist mit 24 Stunden in der Hauptsache vor�ber. Die wesentlichsten Erschei�nungen sind:
Augensymptome: Erweiterung der Pupille, die mit 10Min. beginnt, in wenigen Stunden ihre H�he erreicht und 3 Tage, selbst dar�ber anh�lt; dabei zeigt sich Weitsichtigkeit, nach grossen Dosen in einigen Stunden Blindheit, die gew�hnlich 12 Stunden anh�lt, und eine gewisse Bl�sse der Bindehaut.
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Puls und Athineu: Mit der Erweiterung der Pupille wird die Arterie voller und der Herzschlag beschleunigt, der diastolische Ton verschwindet vor�bergehend in der ersten halben Stunde; die Pulsfrequenz steigt circa 2 Stunden, erreicht zuweilen die doppelte normale H�he und 1st mit 24 Stun�den wieder beruhigt; Athmen steigt und f�llt mit dem Pulse.
Temperatur zeigt keine wesentliche Ver�nderung, nur zuweilen eine kurz vor�bergehende Steigerung von 0,1 � 0,5; in der Haut steigt die Tem�peratur nach grossen Dosen bei Pferden bis zum Schwcissausbruche.
Grehirnerscheinungen: Gehirnreizung, Visionen; Pferde namentlich niarkiren etwas Befremdendes, was nicht vorhanden ist, sie sind unruhig � delliircn, und pflegen h�ufig zu g�hnen.
L�hmungen: Bei Pferden in grossen Dosen paralytische Sehluck-lieschweiden; allgemeine Parese, wankender, unsicherer, schleppender Gang schon nach einigen Stunden und bis 30 Stunden bemerkbar: Pferde zeigten stets Xlerenreizung und schliesslich vermehrtes Urlniren; bei den Opera-tionsiibungen volle Empfindlichkeit, selbst nach den gr�ssten Dosen von 12 Cgr.
Hyoscyamus �Extract-� und Coniin k�nnen als theil-weiser Ersatz f�r das Opium dienen, letzteres wirkt namentlich paralysirend auf das R�ckenmark und steht gewissermaassen zwischen Opium und Belladonna.
Hyoscyamus eignet sich nicht zur hypodermatlschcu Anwendung, well das wirksame Prineip � Hyoscyamin � schwer darzustellen ist. Das Co�niin ist in Wasser l�slich und in verdiinuten L�sungen ohne starke locale Beizung bei der subeutanen Anwendung. Dosis bei Hunden : 1� 3 Tropfen in 2 Grm. Wasser gel�st; 5 Tropfen t�dteten einen mittelgrossen Hund.
Hauptsymptomei nach 5�10 Min. unregelm�ssiger Herzschlag, in der St�rke namentlich, darauf in den n�chsten l'/a Stunden: etwas Verminde�rung der Pulsfrequenz und der Temperatur, Erweiterung der Pupille, ge�st�rtes Bewusstsein, An�sthesie, Parese. Nach 5 Tropfen vollst�ndige L�h�mung zuerst des Hintertheils, nach l1^ St. Zuckungen, Winseln und Tod; nach dem Stillstande des Athmens schlug das Herz noch 5 Minuten.
Blaus�ure, bittere Mandeln, Kirsclilorbeerwasser, in letzteren beiden Mitteln ist das wirksame Prineip das Amyg-dalin, ein der Blaus�ure sehr nahe stehendes Glykosid, welches in allen Pflanzen der Familie der Amygdaleen mehr oder weni�ger vorkommt, durch Emulsin in Glykose und Blaus�ure zer�legt wird. Sedativ bei grosser Reizbarkeit, bei Hyper�sthesie, ausserdem besonders beruhigend auf die vom Gangliensysteme abh�ngigen Bewegungen, namentlich auf das Herz, die Athmungs-nnd Verdauungsorgane. Eine specitisch beruhigende Wirkung auf das Herz zeigte das Kirscblorbeerwasser bei meinen Ver�suchen, besonders bei Hunden, bei denen Herzleiden (in Han�nover wenigstens) sehr h�ufig sind.
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Das amerikanisch-indianische Pfeilgift � Woorara, Wooraly, Urari, Curara. Das m�chtigst l�hmend wirkende Mit�tel, welches das kr�ftigste antispasmodische Mittel sein muss und namentlich bei Starrkrampf zu versuchen ist.
Ein harzartiges, fettes, braunschw�rzliches, bitteres, in Wasser l�sliches Extract, dessen Hauptbestandtheil das Curarin ist. Soll dem Strychnin verwandt sein, steht diesem aber in seiner Wirkung gegen�ber; es wirkt l�hmend, besonders auf das R�ckenmark, bei �rtlicher Anwendung l�hmend auf den direct ber�hrten Nerven � die vergifteten Gliedmaassen werden immer zuerst gel�hmt �, t�dtet fast pl�tzlich durch L�hmung; Kaninchen starben nach l/j � 1 Cgr. ziemlich schnell.
9. Die fl�chtigen An�sthetica. Jackson und Mor�ton lernten die gef�hllos machende Wirkung fl�chtiger Sub�stanzen und zun�chst des Schwefel�thers kennen, sie sind die Begr�nder der An�sthesirung durch Inhalation fl�chtiger Kohlen�stoffverbindungen. Sp�ter hat man eine ganze Reihe von fl�ch�tigen An�stheticis kennen gelernt. Alle haben nur eine grosse Fl�chtigkeit gemein; gr�sstentheils stammen sie aus der Gruppe der sogenannten eins�urigen Alkohole und sind entweder deren einfache oder zusammengesetzte Aether. In Nordamerika be�dienen sich die Zahn�rzte des Stickstoffoxydulgases, dessen eigen-th�mlieh berauschende Wirkung schon Davy erkannte und welches deshalb den Namen �Lust- oder Wonnegasquot; bekom�men hat. Nach Ozanam soll die Kohlens�ure das m�ch�tigste und gefahrloseste An�stheticum sein; er konnte damit bei Thieren die An�sthesie 13'4 Stunden durch fortgesetzte Inhala�tion unterhalten; mit dem Aufh�ren der Inhalation h�rte auch die Wirkung auf. Alle Aetherarten, besonders aber der reine Aether, Salpeter�ther, Essig�ther, Chlor�ther, Ameiseri-�ther und Aran'sche Aether � Aether muriaticus transcl�oratus �, Chloroform (von Dumas und Simpson), Amylen, Benzin u. a. m. sind als die wesentlichsten B�ttel hier zu erw�hnen.
Chloroform, welches das Blut weniger alterirt, als Aether, hat sich allen bisher neu entdeckten Mitteln gegen�ber immer noch behauptet, es ist immer das souver�ne An�stheticum geblie�ben und entspricht den praktischen Anforderungen von allen noch am besten.
Die Anwendung der fl�chtigen An�sthetica ist verschieden: Aeusserlich; �rtlich behufs localer Beruhigung und Abstum�pfung. Hierzu sind besonders der Aran'sche Aether, das Amylen,
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 381
derSchwefelkohlenstoff (.dZco�oZ sulphuns Lampadit) und in j�ngster Zeit letzterer mit 3 Theilen Kampferspiritus (Smith) empfohlen. Bei den Thieren weniger anwendbar, namentlich gelingt es nicht, die Empfindung behufs blutiger Operationen gen�gend abzu�stumpfen. Innerlich als Beruhigungsmittel bei schmerzhafter Krampfkolik, bei anderen Kr�mpfen, selbst bei Starrkrampf; bei Erk�ltungskolik in kleinen Dosen von 8 �10 Grm. f�r Pferde mit Kaffee oder Kamilienthee recht wirksam. Zur Ab�stumpfung des Gef�hls bis zur An�sthesie ist diese Anwendung nicht geeignet. Die Anwendung per anum hat sich nicht be�w�hrt, auch nicht in der Gasform; Aetherklystiere haben Rei�zung selbst Entz�ndung des Mastdarmes zur Folge. Zur hy-podermatischen Anwendung eignen sich alle diese Mittel nicht, weil sie eine heftige Entz�ndung an der Injectionsstelle verursachen; ebenso sind auch Injectionen in die Vene prak�tisch unbrauchbar.
Die Inhalation ist bei allen die rechte Gebrauchsweise. Die Wirkung tritt schnell ein und, was die Hauptsache ist, kann beliebig gesteigert werden. Deshalb ganz gebr�uchlich zur Abstumpfung des Gef�hls vor den schmerzhaften Operatio�nen und zur Erleichterung der Operation selbst. Eine beschr�nk�tere Anwendung findet die Inhalation bei Krankheiten; hier beson�ders bei eingeklemmten Br�chen, bei denen die Bruchoperation nur noch selten erforderlich ist, seitdem wir die Chloroformnar�kose kennen, und bei heftigen, gefahrdrohenden Kr�mpfen, weil sie eben augenblicklich wirken, und wenn die Ursachen der Kr�mpfe vor�bergehend sind oder inzwischen beseitigt werden k�nnen, so kn�pft sich an die augenblickliche Palliativwirkung auch eine radicale Heilung, so dass sie nicht bloss augenblick�liche Rettungsmittel, sondern unter Umst�nden auch wirkliche Heilmittel sind. Wo aber die Ursachen des Schmerzes oder des Krampfes durch die erzeugte An�sthesie oder w�hrend derselben nicht gemildert werden, wo die Naturheilung inzwi�schen nicht einen Vorsprung gewinnt, da ist nat�rlich das An�-stheticum nichts als ein Palliativmittel f�r nur kurze Z.eit. Bei dem Starrkrampf ist die Aetherinhalation mehrfach ange�wendet worden, einige Patienten sind auch nach �fterer Wie�derholung nach und nach genesen, andere nicht, so dass bis jetzt die Resultate hiervon noch nicht wesentlich g�nstiger sind, als von andern Behandlungsweisen. W�hrend der Bet�ubung
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382nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die beruhigende Methode.
ist der Krampf gel�st, nach derselben tritt er immer wieder ein, und meist im gesteigerten Grade; werden sp�ter die teta-nischen Zuf�lle nach dem Erwachen der Empfindung gelin�der, so ist Hoffnung zur Heilung. � Meist geh�rt eine l�n�gere Inhalation zum Gef�hlloswerden, als bei nicht starrkrampf-kmnken Individuen. Bei Strychninvergiftungen treten die Kr�mpfe, nachdem sie durch An�sthesie einige Zeit zur�ck�gehalten worden sind, immer viel heftiger auf, wenn die Gef�hl�losigkeit fr�her vviderkehrt, als die Wirkung des Giftes vor��ber ist � s. entgiftende Methode.
Bei Prolapsus uteri ist nach der Reposition eine l�ngere Unterhaltung der An�sthesie ein sicheres Mittel zur Retention. Inzwischen kann durch Anwendung von kalten Einspritzungen eine gewisse Zusaramenschrampfung erzielt werden; die locale Reizung nimmt ab und so ist durch die Zeit w�hrend der An�sthesie Sicherheit gewonnen.
Man hat zu diesem Zwecke eine Anzahl Apparate erfunden, die sammt und sonders entbehrlich, zum grossen Theile sogar verwerflich sind. Man h�lt einfach einen, mit dem Mittel durchfeuchteten Schwamm vor die Nase, bei Pferden vor ein Nasenloch, w�hrend man das andere bei der Inspira�tion mit der Hand schliesst und bei der Exspiration frei l�sst: oder man befeuchtet ein zusammengelegtes Tuch und h�lt es, in Trichterform zusam�mengerollt, so vor, dass die Nase gr�sstentheils darinnen steckt, oder man h�ngt einen Futterbeutel vor, in welchem sich ein angefeuchteter Schwamm befindet: wenn mau lieber will, so kann auch ein St�ck Leinwand um Nase und Unterkiefer geschlagen werden, das eine halbe Elle �ber die Nase hin�aus herunterh�ngt und den angefeuchteten, vor die Nase gehaltenen Schwamm umh�llt; oder man legt den getr�nkten Schwamm in einen Eimer, steckt die Nase des Thieres hinein und �berdeckt den Eimer um die Nase herum � bei dem Rindvieh sehr zu empfehlen �; oder endlieh man nimmt � bei kleinen Thieren � eine Blase, legt einen angefeuchteten Schwamm oder benetztes Werg hinein und steckt den halben Kopf hinein, so aber, dalaquo; etwas Luft eindringen kann.
Bei der Inhalation geht meist eine gewisse Aufregung voran, der Pnis wird voller und schneller, das Auge wird unruhig, sehweift umher, Hunde winseln und jammern, dann beginnt der Athem voller, tiefer und langsamer zu werden � ein sicheres Zeichen, dass das An�stheticum gut vertragen wird und sicher wirkt �, hierauf folgt Verlust des Willens und Unf�hig�keit zur Bewegung, die Augen werden verdreht, die Pupille erweitert sich, der Puls wird dann kleiner und langsamer, die Muskeln fangen an zu wit�tern, sie werden schlaff, Roth und Urin gehen oft unwillk�rlich ab und so tritt denn schliesslich Gef�hl- und Bewusstlosigkeit ein. Stehende Th.ere knicken zusammen und bleiben bewusstlos liegen. So die regehu�ssig ab�laufende Inhalation.
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;383
Man kann bei der Inhalation drei Stadien unterscheiden: 1) das Sta�dium der Aufregung, 2) das der Bet�ubung, der Bewusst- und Gef�hllosig�keit, und 3) das Stadium der Muskelerschlaffung. Das zweite Stadium, welches sich durch Muskelzittem ank�ndigt, ist das geeignete zur Ope�ration.
Die Quantit�ten lassen sich nicht wohl feststellen, weil die individuelle Empf�nglichkeit sehr verschieden ist, bei unruhigen Thieren ein grosser Theil der D�mpfe verloren geht und die Wirkung wesentlich von der Concentration der D�mpfe in der eingeathmeten Luft abh�ngt. Bei Hunden gen�gen in der Eegel 4�8 Grm., bei grossen Hausthieren sind 30�60 Grm. und mehr Chloroform erforderlich. Die eingeathmete Luft darf nicht mehr als 5 Procent enthalten; Dr. Snoiv hat nachgewiesen, dass eine st�rkere Beimischung nicht ohne Gefahr ist. Deshalb ist auch die Inhalation ohne besondere Apparate zwar etwas ver�schwenderisch, aber doch am sichersten. Man setzt die Inha�lation fort bis zu dem zweiten Stadium der eingetretenen An�sthesie, bei Kr�mpfen bis zur Muskelerschlaffung; erwacht das Gef�hl fr�her, als dem Operateur willkommen ist, so wird die Inhalation wiederholt, und zwar schon bei den ersten Spuren der Empfindung. So kann man die An�sthesie �ber 1 Stunde hinaus ohne Gefahr unterhalten. Der Hauptf�hrer zum recht�zeitigen Aussetzen ist dasAthmen; sobald dasselbe langsam und tief erfolgt, muss die Inhalation unterbrochen werden; aussetzen�des und stillstehendes Athmen verk�ndet Gefahr, Stillstand des Herzschlages zeigt schon den Tod an.
Die an�sthesirende Wirkung soll darin bestehen, dass das Blut durch Einwirkung auf die Membrane der Blutk�rper die F�higkeit zum Atlimen verliert, d. h. Sauerstoff aufzunehmen und Kohlens�ure abzugeben. Nach eingetretener Erschlaffung der willk�rlichen Muskeln folgt bald Erschlaffung der organischen Muskeln und damit der Tod durch Herzl�hmung oder Asphyxie, wenn das Mittel noch femer einwirkt. Das Hervorziehen der Zunge, die leicht auf die Epiglottis f�llt und Erstickung bedingt, und k�nst-liclie Respiration sind die augenblicklichen Rettungsmittel. � Ein bei der Anwendung des Collodiums pl�tzlich in Asphyxie verfallener Papagei er�holte sich bei k�nstlicher Respiration mittelst Lufteinblasen.
Im Allgemeinen finden die Inhalationen bei den Hausthieren, na�mentlich bei den gr�sseren, nicht die zweckm�ssige Anwendung, wie bei den Menschen: die Wirkung ist unsicher, die Anwendung m�hsamer, die bet�ubten Thiere fallen um, deshalb muss man sie vorher niederlegen, reit allen Kr�ften widersetzen sie sich und regen sich zum Aeussersten auf. Deshalb ist es erfreulich, in der hypodermatischen Anwendung des Mor-pliiuras ein so vorz�gliches An�sthetieum zu haben.
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384nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die beruhigende Methode.
10.nbsp; nbsp; Mehrere �therisch-�lige Mittel. Diese Gruppe von Mitteln schliesst sich den gef�hllosmachenden theilweise an; einige, die fl�chtigeren, wirken durch Inhalation auch an�sthe�tisch, aber schw�cher, weil sie weniger fl�chtig sind, und dann wirken sie auch mehr oder weniger reizend auf die Schleim�h�ute und anregend auf das Gef�sssystera, so dass sie in dieser Gebrauchsart praktisch unbrauchbar sind; zum innerlichen Ge�brauche aber eignen sie sich besser, als jene, sie wirken nach�haltiger beruhigend, besonders auf das Gangliensystem.
Ihre zweckm�ssige Anwendung linden diese Mittel, wenn neben der schmerz- und krampfstillenden Wirkung haupts�chlich auf das Gangliennervensystem auch eine nachhaltig allgemein erregende erw�nscht erscheint.
Die wichtigsten dieser Mittel sind: Chamillen, das be�liebteste und gebr�uchlichste Beruhigungsmittel dieser Art, wel�ches nur wenig erregend wirkt; Baldrian, ebenfalls ein sehr gebr�uchliches Beruhigungsmittel, das aber zugleich mehr erre�gend wirkt, als die Chamillen; die M�nzarten und selbst der Kampfer, deren beruhigende Wirkung von der excitirenden bedeutend �berragt wird; Asaf�tida, Thier�l und auch Ter-penthin�l sind erregende und zugleich auch beruhigende Bauchmittel, namentlich die beiden ersteren.
Bei allen schmerz- und krampfhaften Krankheiten im Hinter leibe, wenn nicht eine Reizung, Entz�ndung im Darmrohr oder eine mechanische Ursache der Unwegsamkeii; zum Grunde liegt, in allen solchen F�llen sind die erw�hnten Mittel vortreffliche Beruhigungs- und Heilmittel.
11.nbsp; nbsp;Verschiedene Organ-Beruhigungsmittel: Digi�talis und Taback f�r das Herz; Arsenik f�r die Lungen; Koh�lens�ure und Tannins�ure f�r den Magen, besonders bei heftigem und anhaltendem Erbrechen, selbst nach Brechmitteln; Kampfer, Jod und Brom bei krankhaftem Geschlechtstriebe; in neuerer Zeit ist besonders das Kalium bromatum bei abnormen Geilhei�ten, bei Nymphomanie der Stuten empfohlen worden.
Gegenanzeigen,
Die Gegenanzeigen k�nnen sich hier nur auf die Mittel beziehen, welche specifisch beruhigend auf die Nerven einwir�ken � die Narcotica und Anaesthetica �, insofern sie als Pal-
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Gegenanzeigen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;385
liativmittel angewendet werden, und gilt deshalb hier dasselbe, was ich bereits fr�her gegen die symptomatische Kur im Allge�meinen angef�hrt habe. Wo eine radicale, gegen das Grund�leiden gerichtete Behandlung m�glich ist und keiner der speciell erw�hnten Umst�nde zur schleunigen oder vorl�ufigen Beschwich�tigung auffordert, da sind diese Mittel immer co'ntraindicirt. Bei unseren Thieren wird ohnehin selten Missbrauch mit diesen Mitteln getrieben, weil man um die Erleichterung der Leiden des Patienten wegen weniger besorgt ist. Dass �brigens bei der Auswahl der beruhigenden Mittel diejenigen contraindicirt sind, deren specifische Richtung in der Wirkung nicht den ge�gebenen Verh�ltnissen entspricht, dass man z. B. keine beruhi�genden Mittel anwenden darf, die zugleich erregend auf das Gefiisssystem � erhitzend � wirken, wenn schon eine Gefass�aufregung besteht, versteht sich von selbst. Gehirn- und Herz�krankheiten verbieten die Inhalation fl�chtiger An�sthetica, das Chloroformiren. Der Therapeut muss nicht bloss wissen, wann er die beruhigende Methode in Anwendung bringt, sondern auch durch welche Mittel, und dazu ist weiter nichts erforderlich, als die Indicationen pr�cise aufzufassen und die Wirkungen der betreffenden Mittel in ihren besonderen Richtungen zu kennen. Ein ung�nstiger Erfolg von den angewendeten Mitteln ist auch hier eine Contra-Indication gegen den ferneren Gebrauch.
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Die cntzichciidc, zehrende. Kurmctliode. Jlethodns emaeians.
Die Entziehungen sind immer mit mehr oder weniger Schw�chung ver-btmden, deshalb hat mau diese Methode auch wohl die �schw�chendequot; ge-inuint, indess diese Bezeichnung f�hrt gew�hnlich zu der irrth�mlichen Auffassung, als ob das Schw�chen Zweck der Methode sei. Die Schw�chung ist stets eine unwillkomraeBe, oft sehr hinderliche Nebenwirkung dieser Heilmethode; k�nnte man entziehen, ohne zu schw�chen, so miisste dies unbedingt geschehen. Die Schw�chung, die Verminderung der Lebenskraft hat niemals einen vern�nftigen Heil�zweck und geh�rt nicht unter die Heilmethoden:
1) weil es kein Uebermaass von Lebenskraft giebt. In gesunden Tagen hat jedes Individuum unter normalen Lebensbedingungen
(if r! ach AII^. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;25
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386nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die entziehende Methode.
stets sein volles Maass von Lebenskraft, das h�her hinauf nicht gesteigert werden kann; in Krankheiten besteht nie das volle Maass von Lebenskraft, geschweige denn ein Uebermaass; Schw�chen ist deshalb gleichbe�deutend mit St�rung der Gesundheit, Heilung stets identisch mit St�rken. Ehujseis hat schon den sehr richtigen Satz aufgestellt, dass alle Mittel, welche dem Organismus zur Beseitigung der Krankheit dienen, St�rkungsmittel sind. Das, was man f�r ein Uebermaass an Lebenskraft, Hyperstheuie, genommen hat, ist weiter nichts, als eine Disharmonie mit Steigerung einzelner Lebensactionen, mit hervorragender Th�tigkeits�usse-rung in einzelnen Systemen. Erregende Substanzen, Spirituosen bringen z. B. �hnliche Disharmonien in den Functionen hervor, der Puls wird be�schleunigt, die Arterie mehr gespannt, es tritt Orgasmus im Blute, F�lle in den G-ef�ssen, Turgescenz in der Haut hervor u. dergl. m., dies Alles aber ist nicht der Ausdruck von �berm�ssiger Kraftf�lle, es ist dies eben so wenig eine gesteigerte Lebenskraft, als die Erregungsmittel an sich St�r�kungsmittel sind;
2)nbsp; nbsp;weil aus St�rke, ans Kraftfiille niemals Krankheiten entstehen. Kraftf�lle ist ja eben nur bei voller Gesundheit gegeben, und darin liegt wieder die m�glichste Selbstst�ndigkeit den �usseren Einfl�ssen gegen�ber. Der K�rper muss das, ihm von der Aussenwelt gebotene, das Unentbehr�liche, die Lebens- und Nahrungsmittel verarbeiten, er muss ferner seine Selbstst�ndigkeit gegen so manche �usscre Einfl�sse behaupten, er muss mit einem Worte die �ussere Welt bearbeiten, um zu bestehen � wie Lotze in seiner allgemeinen Pathologie sagt � dazu kann er nie zu viel Kraft haben;
3)nbsp; endlich, weil in einem grossen Kraftfond niemals ein Hinderniss der Genesung gegeben ist.
Die Absicht zu schw�chen kann sich bei dieser Methode immer nur auf einzelne organische Vorg�nge behufs Ausgleichung einer Disharmonie beziehen.
Die Stoffmenge im ganzen Organismus oder in einzelnen Theilen desselben, in einzelnen erkrankten Organen, oder im Blute zu vermindern, ist der n�chste Zweck dieser Methode, die eben ein therapeutisches Abzehren, Abmagern darstellt. In sehr vielen F�llen macht sich die Entziehung bei den Patienten von selbst durch die Appetitlosigkeit, die oft l�nger anh�lt, als dem Therapeuten gut erscheint, die aber doch in allen F�llen, wo nur eine leise Indication f�r diese Methode gegeben ist, als heil�sam betrachtet werden muss. (Conf. Instinctive Naturheilung, S. 137.)
Indicationen.
An der Spitze dieser Methode stehen zwei Cardinal - Indi�cationen, einmal einseitig gesteigerte Lebensacte, Krankheitsprocesse, die man durch Aushungern am
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;387
besten beschwichtigen kann, und zweitens gewisser Ueberfluss an chemischen oder anatomischen Bestand-theilen, dyskrasische und hypertrophische Zust�nde. Die speciellen Indicationen sind:
1. Ueberm�ssige Fettablagerung. Allgemeine Fett��berladung, Feistheit, ist immer mit geschw�chter Lebenskraft und mit Beeintr�chtigung verschiedener physiologischer Func-tionen verbunden, ist also in dieser Beziehung schon etwas Ab�normes, das als Krankheitsursache und als Hinderniss der Ge�nesung in Betracht kommt; die Fettbeseitigung dient bald als radicales Heilmittel, bald auch als Linderungsmittel. Bei den Mastthieren ist die Feistheit �konomischer Zweck, wenn sie also hier Besorgniss erweckt, dann ist sie Indication f�r das Schlacht�messer, vorausgesetzt, dass das Schlachten sonst keine beson�dere Contra-Indication findet; sobald aber die Feistheit nicht �konomischer Zweck ist und man eine vorl�ufige anderweitige Verwerthung h�her anschl�gt, als die gegebene Fettmasse, dann ist die Indication zur Fettabschmelzung selbst bei schlacht�baren Thieren gegeben.
Selbst bei dem nat�rlichsten Fetttr�ger, dem Schweine, ist kein natur�w�chsiges Gedeihen, wenn die Zuchtthiere fortw�hrend mit Fettmassen �berladen sind. Bei den durch Kreuzung mit den Chinesen geschaffenen leinen Schweinen pr�valirt die Feistheit bei massigem Futter, dies hat bei manchen Schl�gen durch fortgesetzte mastige Ern�hrung und Vererbung, namentlich in der Verwandtschaftszucht so �berhand genommen, dass der Verlust bei der Aufzucht durch Fettahlagerungen und Verfettungsprocesse sehr gross ist. So lange diese Verluste den �konomischen Vortheil durch gr�ssere Mastungsf�higkeit nicht aufwiegen, wird man fortfahren, solche Fetttr�ger zu z�chten. Aendert sich das �konomische Verh�ltniss, so tritt unsere Methode als Vorbauungs- und Heilmittel ein.
Bei Arbeitsthieren kommt Feistheit nicht vor, wenn sie ihrer Bestimmung gem�ss verwendet werden; dies ist aber bei Luxuspferden zuweilen nicht der Fall, und dann ist eine �ber-m�ssige Fettbildung die baldige Folge, welche, namentlich bei ra�ssigen Arbeitsthieren, sehr gern verschiedene Krankheits-zust�nde im Entstehen und Fortbestehen beg�nstigt. Bei. Hun�den, die oft als bevorzugte Lieblingsthiere gepflegt werden, tritt Feistheit nicht selten ein, die hartn�ckige Hautausschl�ge, Athemnoth, Stickhusten, Wassersucht u. dgl. m. zur Folge hat.
Fettanh�ufungen durch �berm�ssige Ablagerung und Fett-metamorphosen in einzelnen Organen. Die Fettleber steht
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388nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die entziehende Methode.
hier an der Spitze, sie findet sich namentlich gern neben einem gewissen Grade von allgemeiner Feistheit ein und tritt bei L�m�mern und J�hrlingen zuweilen als Heerdenkrankheit auf.
2.nbsp; nbsp;Voll- und Dickbl�tigkeit. Beides ist in der Regel beisammen; wo zu viel Blut, da ist das Blut immer zugleich reich an festen Bestandtheilen, namentlich an Blutk�rper und Faserstofiquot;; die wahre Pletora f�llt immer zusaiumen mit Poly-cyth�mie und Hyperinose. In solcher Vollbl�tigkeit liegt nicht selten eine besondere Disposition, die sich unter ganzen Heer-den gew�hnlich durch mehrfache acute Erkrankungs- und Todes�f�lle unter den kr�ftigsten Individuen ereignen. Die Entzie�hungskur dient hier zur Vorbauung. Bei Krankheiten kann solche Poly�mie Ursache eines schweren und gefahrlichen Ver�laufes, ein Hinderniss der Genesung, selbst die Grundlage, der Ausgangspunkt der Krankheit sein, und je nachdem ist die Ent�ziehungskur mehr oder weniger dringlich angezeigt. Einseitige Dickbl�tigkeit ohne Vollbl�tigkeit kommt bei und durch Krank�heiten zu Stande, das Blut ist dann gew�hnlich mit Kohlens�ure �berladen und hat die F�higkeit zu freier Circulation mehr oder weniger eingeb�sst; dieser sogenannte dyskrasische Zustand, wie er namentlich bei der Cholera, dem Milzbrande und bei Hin-terleibscongestionen und Darmentz�ndung der Pferde vorkommt und dann das gef�hrlichste Krankheitsglied bildet, giebt gew�hn�lich eine Vital-Indication zum Theil f�r die entziehende, zum Theil aber auch f�r die verd�nnende und erregende Methode ab.
3.nbsp; nbsp; Ueberm�ssige Anh�ufung des Blutes in einzelnen Ge-f�ssgebieten � Hyper�mien, Congestionen �, besonders in ge-f�ssreichen und edlen Organen, namentlich wenn Entz�ndungen und Blutungen zu f�rchten oder schon eingetreten sind, wenn sich weitere Beeintr�chtigungen in verschiedenen Functionen bemerkbar machen, wenn die sogenannte falsche Schw�che d. h. eine behinderte freie Function des Nervensystems aus der Ueber-f�llung mit dunkel-ven�sem Blute hervorgetreten ist.
4.nbsp; nbsp;Fieberhafte Aufregung im Gef�sssysteme mit gesteiger�tem Seitendruck, wenn die Arterie hart oder voll und gespannt, der Tonus �berhaupt gesteigert ist, wenn die K�rperw�rme ver�mehrt ist � sthenisches Fieber �; sind die sub 3. angef�hrten Zust�nde zugleich vorhanden oder zu f�rchten, so ist die ent�ziehende Methode um so nachdr�cklicher anzuwenden, je wohl-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;389
gen�hrter und kr�ftiger das Thier ist und je weniger man Ursache hat, die schw�chende Nebenwirkung zu beachten.
5.nbsp; nbsp;Alle rheumatische Krankheiten, besonders aber die aeuten und fieberhaften, erheischen die Entziehungskur meist in extenso.
6.nbsp; nbsp; Plastische Exsudate, die zur Resorption gebracht wer�den sollen, periodische Augenentz�ndungen mit hartn�ckigen Tr�bungen, Dr�senschvvellungen, Hypertrophien einzelner Organe und Geschw�lste. Hier findet die Entziehung bedingungsweise und mit Auswahl der Mittel ihre Anwendung. (Conf. schmel�zende Methode.)
7.nbsp; nbsp; Krankheiten der Verdauungsorgane. Man kann es als allgemeine Regel hinstellen, dass bei den Krankheiten der Ver�dauungsorgane die Entziehung die wesentlichste Heilbodingung ist; es handelt sich hier nicht gerade um Verminderung der K�rpermasse, sondern um die Ruhe der leidenden Ver�dauungsorgane; die Ern�hrung, der Stoffersatz kann oft recht erw�nscht sein, aber es darf nicht geschehen, weil dabei eben die erkrankten Organe bel�stigt werden.
8.nbsp; nbsp;Endlich findet auch diese Methode zur Vorbereitung f�r wichtige, tief eingreifende Operationen statt, wenn die F�lle in den Verdauungswegen hinderlich oder sch�dlich ist, und bei allen volls�ftigen Thieren, um die unvermeidliche Entz�ndung einen weniger fruchtbaren Boden finden zu lassen. In der ver�nachl�ssigten Vorbereitung durch Entziehung liegt nur zu h�u�fig der ungl�ckliche Erfolg von den kunstgerechtesten Opera�tionen. Bei Pferden in schwerem K�rnerfutter ist es als eine grobe Unterlassungss�nde anzusehen, wenn eingreifende Opera�tionen ohne vorherige. Tage lange strenge Di�t resp. Hungerkur unternommen werden.
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Mittel.
Den Stoff zu entziehen bieten sich vier verschiedene Wege dar, von denen man nach Umst�nden w�hlt.
1. Die directen Entleerungen. Die Blutentziehungen und die Abf�hrmittel sind von allen hierher geh�rigen Mit�teln die am schnellsten und m�chtigsten wirkenden, sie finden deshalb in allen F�llen besonders ihre Anwendung, wenn es sich darum handelt, schnell und energisch durch Entziehung einzugreifen; sie sind die strengsten Antiphlogistica, aber zu-
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390nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die entziehende Methode.
gleich auch diejenigen, wodurch am meisten geschw�cht wird, daher sind sie auch bei unzeitiger und unvorsichtiger Anwen�dung eben so entschieden nachtheilig, als sie bei rechtzeitiger Anwendung im rechten Maasse schnell wirkende Heilmittel sind. Schweisstreibende Mittel sind hier gleichfalls zu erw�h�nen; sie werden aber gew�hnlich nicht angewendet, um �ber�haupt zu entziehen, sondern um specielle Stoffe zu entziehen, die durch unterdr�ckte Hautth�tigkeit zur�ckgeblieben sind und vielf�ltig noch als die Ursache von rheumatischen Krankheiten betrachtet werden. Die urintreibenden Mittel geh�ren in sehr beschr�nktem Maasse hierher, man kann sie lange anwen�den, ehe man eine erhebliche stoffentziehende Wirkung wahr�nimmt. Alle diese Mittel betrachten wir bei den betreffenden Methoden.
Ueber die Entleerungen von speciellen Stoffen, von einzel�nen Bestandtheilen aus der gesammten K�rpermasse wissen wir bis jetzt noch sehr wenig; es ist bekannt, dass, wenn man die einzelnen Colatorien und andere Secretionsorgane � Speichel�dr�sen, Schleimh�ute etc. � zur gr�sseren Th�tigkeit anspornt, diese dann auch die ihrer physiologischen Function entsprechen�den Stoffe im gr�sseren Maasse liefern, dass wir also auch spe-ciiisch entziehen k�nnen, aber doch nur in einein beschr�nkten Grade, so weit die betreffenden Stoffe gel�st und in aus�scheidbarer Form im Blute schon vorhanden sind; wir wissen aber noch sehr wenig, durch welche Mittel einzelne Bestand-the.ile gel�st, den entsprechenden Colatorien �berliefert und so ausgeschieden werden. Von den Minerals�uren nimmt man an, dass sie die Kalksalze der Knochen aufl�sen und ausf�hren; die vegetabilischen S�uren ziehen nach Schulz das Blutroth aus den Bl�schen; scharfe Pflanzenstoffe wirken zum Theil ebenfalls l��send auf das Il�matin; durch Alkalien sollen Fette im verseif�ten Zustande ausgef�hrt werden u. dgl. m. � Conf. resolvirende Methode.
Bei dem Mangel an specifischen Entziehungsmitteln f�r bestimmte Substanzen, f�r gewisse Gewebstheile m�ssen wir oft den ganzen Organismus angreifen und ihn abzehren lassen, um die Entziehung an einem bestimmten Theile zu erreichen.
2. Bef�rderung des Stoffverbrauchs durch Mus�kelarbeit. Der Verbrennungsprocess wird m�chtig gef�rdert; die Kohlenstoffausscheidungen werden bei K�rperbewegung um
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 391
das Mehrfache gesteigert sowohl durch Haut- als durch Lungen-th�tigkeit; das Fett ist es daher besonders, was hierdurch ent�zogen wird. Dieses Mittel kann nat�rlich nur dann seine An-wendung finden, wenn die Krankheitsprocesse nicht unbedingt Ruhe verlangen, wie z. B. alle Entz�ndungen und Fieber, beson�ders bei Brustkrankheiten; ist dieses nicht der Fall, so findet die K�rperbewegung �berall eine vortrefiliche Anwendung, wenn �berm�ssige K�rperruhe die Hauptursache von den patbischen Zust�nden ist, welche die Entziehung erheischen. Ich weise bei diesem Mittel besonders auf die feisten Schoosshiin lelien mit allen weiteren, daraus herfliessenden Gebrechen und auf diejenigen Pferde hin, die nicht zu den Arbeitsthieren, sondern zu den Faullenzern geh�ren, die bei gutem Futter Wochen lang stehen und vegetiren, die sich steif stehen, rheumatisch und gichtisch werden, weil sie im Ueberfluss leben und wenig consumiren. K�rperbewegung ist ein fettzehrond es, wie sie in angemessenen Graden ein muskelst�rken�des Mittel ist.
3. Verminderte Stoffzufuhr. A. Entziehung des Futters. Von der g�nzlichen Entziehung der Nahrung bis zu einer etwas knappen Di�t giebt es verschiedene Abstufungen der Wirksamkeit dieses Mittels; wir haben es in der Hand, in den verschiedensten Graden je nach der Entschiedenheit und Dringlichkeit der Indicationeu zu entziehen. Hierbei wird der Organismus angetrieben von sich selbst zu zehren, er wird zur SeibstverdauUDg gen�tbigt, wie liuppius sagt. Wie rasch diese Entziehung wirkt, sehen wir an der bald hervortretenden Ab�nahme des K�rpergewichts, und wie weit wir damit im �us-sersten Falle gehen k�nnen, ersieht man aus der Thatsache, class das normalm�ssig gen�hrte Thier ohne Lebensgefahr nach und nach um Vo seines Gewichts verlieren kann.
Die verminderte Stoffzufuhr ist das beste Mittel dieser Me�thode, und wenn die Indication zur Entziehung nicht besonders dringend ist, wenn die langsame und nachhaltige Entziehung beson�ders beabsichtigt wird, dann ist es unersetzlich. Wo die Entzie�hungskur als Vorbauungskur ihre Anwendung findet, wo dfe Thiere im Ueberfluss von kr�ftigen Nahrungsmitteln gelebt haben, so dass die bei den Indicationeu angef�hrten Krankheitszust�nde aus Gr�n�den bef�rchtet werden, und namentlich in allen den F�llen, wo Krankheiten herrschend sind, die sich ihre Opfer haupts�chlich
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332nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die entziehende Methode.
unter den bestgen�hrten Individuen aufsuchen, da ist diese Ent�ziehung das wirksamste Mittel. Eine durch anhaltend reiehliche Ern�hrung bedingte vollsaftige K�rperconstitution, die eine ab�norme Anlage involvirt, wird am naturgem�ssesten und auf die Dauer nur durch strenge Di�t zur�ckgebildet � s. Vorbauung bei robuster Constitution. Als Heilmittel bei schon vorhandenen Krankheiten leitet sich diese Kur bei acuten Krankheiten in den meisten F�llen, namentlich bei allen Krankheiten der Ver�dauungsorgane, bei Entz�ndungen edlerer Organe, bei gr�sseren Schmerzen und starker Aufregung im Gef�sssysteme ganz von selbst ein durch Verminderung oder g�nzliches Verschwinden des Appetits � instinctm�ssiges Naturheilbestreben.
Wir d�rfen in dieser Beziehung nicht unbedingt auf den Instinct bei unseren Hausthieren bauen: es giebt auch acute Krankheiten, hei denen der Appetit nicht erheblich, wenigstens nicht in dem Grade vermindert als zur Heilung erforderlich ist, z.B. bei allen rheumatischen Krankheiten, wenn es nicht zu Entz�ndungen innerer edler Organe gekommen ist u. a.m. Ein verschlagenes Thier kann durch sofortiges Hungern in der liegol eben so sicher wieder hergestellt werden, als es ohne alle Beschr�nkung in der Ern�hrung sich bei jeder Behandlung zum Kr�ppel frisst. Nicht allein bei acutena Rheumatismus mit und ohne Hufentziindung, sondern auch bei ver�schlepptem und solchem, der von Hause aus chronisch und fieberlos ist, bei dem sogenannten Flitterverschlage ist die strengste Di�t noting, obwohl das Thier meist einen ungetr�bten Appetit zeigt.
Die vollst�ndige Entziehung der Nahrungsmittel, die Hun�gerkur � Methodus per abstinentiam �, die nat�rlich nur f�r kurze Dauer fortgesetzt werden kann, findet im Ganzen selten Anwendung; bei schweren Krankheiten in den Verdauungsorga�nen, bei dem erw�hnten Rheumatismus, bei heftigem Wund-iieber nach manchen Operationen, namentlich nach Bruchope�ration, nach dem Pansen- und Schlundschnitt ist sie sehr an-zurathen.
Die theilweise Entziehung findet sehr h�ufig ihre Anwen�dung, wenn auch nicht gerade als die alleinige oder Hauptkur, so doch als sehr wirksame therapeutische Di�t neben andern Heilmethoden, die ohne diese von zweifelhaftem Erfolge sind. Diese Entziehungsdi�t in verschiedenen Graden kommt neben den entsprechenden Heilmethoden in Anwendung einmal, um dem kranken Organe m�glichst Euhe, dem Krankheitsvorgange keine weitere Anregung zu geben, und anderntheils auch, um die angewandte Arznei in ihrer Wirkung zu unterst�tzen; schm�-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;393
lern wir z. B. bei den Abf�hrmitteln die Futterration, so k�n�nen wir sicherer auf die Wirkung rechnen; die Mittel, welche die Resorption bef�rdern, effectuiren ohne Unterst�tzung durch Entziehung der Nahrungsmittel sehr wenig.
Diese Abzehrung macht sich gradatim in verschiedenen Stoffen und Geweben bemerkbar, zun�chst kommt das gel�ste Protein, das Eiweiss, dann das Fett und Fettgewebe an die Keihe, demn�chst die Muskelfasern, das Parenchym der Leber, der Milz, der Milch- und Lymphdr�sen, der Blut�k�rper und selbst der Knochen. Die Nervensubstanz und das Auge wer�den hierbei wenig ber�hrt � Chossat.
Ein fettes Pferd von 405 Kilogr. hatte nach 1 Monat langem Hungern SO Kilogr., also etwa 1/5 ^m K�rpergewichte verloren, der t�gliche Ver�lust betrug 2,66 Kilogr., das ist etwa '/2 Procent. Die Temperatur sank dabei nicht. Nach dem T�dten betrug die gesammte Blutmasse 27 Kilogr, also '/la des lebendigen Gewichts; das Blut hatte '/io an Blutk�rperchen verloren; alle Theile waren abgezehrt, Gehirn und R�ckenmark aber nicht; das Fett nicht ganz verschwunden; die atrophirten Knochen zeigten in der Marksabstanz Fett � Colin. Annales de med. vet. puhl. a Bgt;-uxelles. XII. 1863.
2 Hunde verloren in 6 Tagen durchschnittlich 1,28 Proc. K�rpergewicht. Eine Katze verlor in den ersten 6 Tagen 2,97 Proc, in den folgenden vier Tagen 3,29 Proc., in den folgenden 5 Tagen 3,31 Proc, in 15 Tagen also = 9,57 Proc Beim Fieber betr�chtlich gr�sserer Verlust: mitunter das Doppelte.
B. Entziehung des Wassers. Die allm�hlige Entzie�hung des Getr�nkes f�r einige Zeit bei knappem und trocknera Futter � das Schrotlische. Heilverfahren � ist ein sehr wirk�sames Mittel der entziehenden Methode. Der so herbeigef�hrte Defect an Wasser im K�rper �ussert sich in zwei Eichtungen, einmal durch rasche Aufnahme der Feuchtigkeit ausserhalb der Gef�sse, durch gehobene Resorption, und zweitens durch fieber�hafte Steigerung des Verbrennungsprocesses, Vermehrung der inneren Consumtion. Beide Wirkungen unterst�tzen sich gegen�seitig und haben dadurch eine hohe Bedeutung f�r diese Me�thode �berhaupt, namentlich aber bei vorwaltenden w�sserigen Bestandtheilen, bei Oedemen, bei hydropischen Erg�ssen, bei �berm�ssigen w�sserigen Secretionen, bei Durchfall und Harn�ruhr, Schleimfl�ssen, bei Entz�ndungen mit der Tendenz zu reichlicher Exsudation, bei bereits eingetretener Exsudation und bei Exsudaten nach bereits verschwundenen Entz�ndungen.
Bei der Lungenseuche habe ich keines der empfohlenen Arzneimittel von so entschiedener Heilwirkung gesehen, als die trockene Di�t, die Heu-diiit. Nachdem mir wiederholt ein ungew�hnlich gutartiger Verlauf unter
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394nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die cutziehende Methode.
�konomischen Verh�ltnissen in sogenannten lloll�ndereien vorgekommen war, wo das Vieh nur mit Heu ern�hrt wurde, ordnete ich eine Heudi�t mit theilweiser Entziehung des Getr�nkes an, die Thiere bekamen reines kaltes Wasser und nie bis zur vollen Stillung des Durstes. Der Verlauf der Seuche war hierbei stets ungew�hnlich g�nstig.
4. Mittel, welche an sich eine abzehrende Wir�kung haben � Tahifica, Antiplastica. Wie diese Mittel ihre Wirkung veranstalten, ist im Allgemeinen noch ziemlich dunkel die m�gliehen Wirkungsweisen sind: a) Beeintr�chtigung der Verdauung, der Chylification, der Blutbereitung und des Stoffansatzes in den Geweben � die Hemmung in einem dieser Vorg�nge gen�gt schon zur Erkl�rung der abzehrenden Wirkung �; b) L�sung, Schmelzung der Stoffe, F�rderung der Resorption und der Ausscheidung. � Die verschiedenen Mittel haben sicher auch verschiedene Wirkungsweisen.
Die Alkalien und ihre Salze. Das wirksamste dieser Mittel ist nach meinen Versuchen das Oxals�ure Kali � conf. Urintreibende Methode �; hieran schliessen sich die sogenann�ten k�hlenden Salze, die deshalb bei entz�ndlichen Krankheiten vorzugsweise zur Anwendung kommen, als: Kali- und Natron�salpeter, Brechweinstein � die wirksamsten Antiphlogistica die�ser Art �, Doppelsalz, Glaubersalz, essigsaures und weinstein�saures Kali, Salmiak etc. Ausserdem sind das Quecksilber, besonders das Kalomel, das Jod und Chlor hierher zu z�h�len. � S. resolvirende Methode.
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Contra - Indicationen,
Es ist hier zun�chst hervorzuheben, dass mit der Entzie-hungsmethode eine Schw�chung, eine Consumtion der Kraft ver�bunden ist, welche niemals die beabsichtigte und die eigentliche Heilwirkung, sondern stets eine unvermeidliche Nebenwirkung ist, wie bereits n�her besprochen worden. B�ck sichtlich der Kr�fte rauss man aber durchweg bei allen Methoden conservativ verfahren; deshalb steht K�rperschw�che an der Spitze der Contra-Indicationen. An sich selbst ist sie noch keine Gegenanzeige, weil Kr�ftigkeit des K�rpers nie eine Anzeige f�r die Entziehung ist. Bei schon vorhandener oder w�hrend der entziehenden Heilmethode eingetretener Schw�che ist unter allen Umst�nden abzuw�gen,
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Contra - Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;395
in welchem Grade sie vorhanden ist und ob bei derselben die schw�chende Nebenwirkung der Mittel gefahrdrohen�der ist, als deren Heilwirkung; in diesem Falle ist die K�rperschw�che eine entschiedene Contra-Indication, im umge�kehrten Falle findet die entziehende Methode ihre zweckm�ssige Anwendung trotz der K�rperschw�che, nat�rlich mit derjenigen Vorsicht, dass die schw�chende Beiwirkung den Fonds von Kr�f�ten nicht �berschreitet.
Man darf nie sagen: Hier ist Schw�che, Asthenie, des�halb darf nicht entzogen und noch mehr geschw�cht werden, hier muss gest�rkt, erregt werden, und so umgekehrt im ent�gegengesetzten Falle; denn die sogenannte Sthenie und Asthenie sind ein Accidens, es bestehen neben den verschiedenen Graden von Schw�che und Kraft noch andere Abnormit�ten, Krank-heitsprocesse und Krankheitszust�nde, welche maass-gebend sind f�r die in Anwendung kommenden Methoden und Mittel. Die Lehre hat kein Fundament mehr, welche die Heil�bed�rfnisse im Organismus nach einem, mit einer Scale verse�henen Kraftmesser ordnet und bei 0deg; diejenige Reaction setzt, welche heilsam ist und zur Genesung f�hrt, dar�ber hinaus aber zu grosse K�rperkraft, zu starke Reaction, darunter zu schwache Reaction sieht, wo man �ber und unter 0deg; ein unheilsames Natur�heilbestreben setzt und demgem�ss die Naturheilkraft durch schw�chende resp. st�rkende Mittel auf den rechten Weg f�hrt. So einfach liegt nun einmal die Sache nicht f�r den Thera�peuten. Die Contra-Indicationen gegen einzelne Mittel dieser Methode ergeben sich aus den speciellen Indicationen f�r einzelne Mittel von selbst; dass z.B. die Entziehung des Getr�nks nicht stattfinden darf, wenn es sich bei sthenischem Fieber bei hoher und bedrohender Fieberhitze um Abk�hlung handelt, ist selbst�verst�ndlich.
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Blutcntlccriingen, blntentzieheude Methode. IHethodus sanguinem evacuaus.
Die Blutentzielmugen geh�ren der vorstehenden Methode mit an, sie werden aber besonders abgehandelt, weil die Frage �ber die Entziehungen und Niclitentziehungen des Blutes von grosser Bedeutung ist f�r die Praxis
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und die Ansichten dar�ber sehr weit auseinander gehen. Die Zeit liegt noch nicht lange hinter uns, wo noch der Grundsatz galt �rjuae medica-menta non sanant, ferrum setnatquot;, ein Grundsatz, der in doppeltem Maasse bei den Thieren zur Vollziehung kam, bei denen der Aderlass nicht allein als ein souver�nes Heilmittel, sondern auch als ein Universal - Vorbauungs-mittel betrachtet wurde.
Nach und nach ist man von diesem Missbrauche und jetzt sogar vom Gebrauche des Aderlasses zur�ckgekommen, zwischen diesen �ussersten Extremen liegen ungef�hr 3 � 4 Decennicn. Einen sehr wesentlichen An-theil an diesem Wechsel hat die Hom�opathie, man sah in der hom�opa�thischen Kur Patienten genesen, die an Entz�ndungen, selbst an Lungen�entz�ndung litten und bei denen ein gewissenhafter Allopath die Unterlas�sung einer Blutentziehung nicht verantworten mochte. So weit es sich um den fr�heren Missbrauch handelt, ist dieser Einfluss der Hom�opathie auf die Therapie ein verdienstvoller, leider aber ist dies Verdienst durch Hinf�hrung zum entgegengesetzten Extreme wieder geschm�lert worden.
Augenblicklich befinden wir uns in einer therapeutischen Richtung, wo es unerh�rt erscheint, die Blutentziehungen noch als eine besondere Heil�methode abzuhandeln. Es k�nnte deshalb leicht den Anschein haben, als ob ich mich noch auf einem �berwundenen Standpunkte bef�nde, wenn ich noch Indicationen zu Blutentziehungen vorf�hre. Wie die erste Auflage dieses Werkes nachweist, habe ich schon damals die extremen Gegens�tze zur�ckgewiesen, den Missbrauch ebenso vcrurtheilt, als den Gebrauch bei bestimmten Indicationen vertheidigt. Auf diesem Standpunkte befinde ich mich im Wesentlichen auch heute noch, nur dass ich auf Grund meiner eigenen Erfahrungen in der Beschr�nkung einen Schritt weiter gegangen bin und durch eine strengere Fassung der Indicationen auch der modernen Kichtung eine Concession gemacht habe.
In die moderne Verurtheilung des Aderlasses kann ich nicht einstim�men aus folgenden Gr�nden:
1) Die allgemeinen Blutentziehinigen haben nicht die tief eingreifenden feindlichen Wirkungen, nicht die nachtheiligen Folgen, wie sie stellenweis mit grellen Farben geschildert worden sind; das Blut als den edelsten Saft, den Lebenssaft hinzustellen, an den man sich nicht vergreifen d�rfe, steht im directen quot;Widerspruche mit der Thatsache, dass es keinen Theil des K�rpers giebt, der so vollst�ndig und schnell regenerirt werden kann, als das Blut. Werfen wir aber einen weiteren Blick auf das praktische Ge�biet, so kann man sich tausendf�ltig aus der Vergangenheit, wie in der Gegenwart, in der Praxis, wie experimentell davon �berzeugen, einmal, dass bei gesunden Individuen massige, ja selbst betr�chtliche Blutverluste recht gut ohne weitere Folgen ertragen werden, und zweitens, dass die Folgen auch bei kranken Thieren nicht so entschieden nachtheilig sind, wenn sie ohne Indication, aber nat�rlich auch ohne besondere Contra-In�dication angeordnet werden, wie die blutscheuen Therapeuten annehmen. Nach dem Urtheile dieser �ber den Aderlass m�sste namentlich in den ersten Decennicn dieses Jahrhunderts ein gr�uliches Hinmorden unter Men�schen und Thieren geherrscht haben, dem aber doch nicht so gewesen ist, wie ja noch ein grosser Theil der lebenden Therapeuten aus eigener
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Der Aderlass.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 397
Erfahrung wciss. Nirgends mehr als in der Thierheilkunde lassen sich Be�weise gegen die Uebertreibung der Furcht vor dem Aderlassen nachweisen. Wenn man nicht direct gegen alle Heilregeln handelt, so ist es mit einem nicht angezeigten Aderlasse nicht so gar gef�hrlich.
2) Wirft man sich die Frage auf, ob denn der Aderlass wirklich so entbehrlich sei und keine Indicationen f�r denselben existiren, so muss man bei unbefangener Auffassung der pathologischen Thatsachen mit einem entschiedenen �Neinquot; antworten. Es giebt ein relatives und abso�lutes, ein allgemeines und noch mehr ein �rtliches �Zuvielquot; an Blut, und wenn darin auch nicht gerade die Causa proximo liegt, so ist darin doch immer ein gewichtiges Krankheitsglied f�r die Therapie gegeben, welche kein directcres und wirksameres Mittel dagegen hat, als den allgemeinen resp. �rtlichen Aderlass. �Du sollst kein Blut vergiessenquot; ist ein biblisches und criminalistisches Gesetz, das f�r den Therapeuten nicht existirt, f�r diesen heisst es einfach �vergiesse nicht unn�tz Blutquot;.
Bei unseren grossen Hausthieren, besonders bei den Pferden, scheint die Entbehrlichkeit des Aderlasses viel beschr�nkter zu sein, als bei den Menschen.
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1. Die allgemcineii Blutentzivhungcn.
Der Aderlass.
Es handelt sich hier um die Blutentleerung aus einem gr�s-seren Gef�sse zur therapeutisch wirksamen allgemeinen Vermin�derung der ganzen Blutmasse. Eine solche Entleerung aus einer Arterie � Arteriotoviie � ist mit Recht ausser Gebrauch gekommen, sie findet nur noch in der Form der Amputation der Ohren und des Schwanzes, besonders bei Schweinen statt. Die Oeffnung einer gr�sseren Vene � Phlehotomie, Venae sectio � ist jetzt so entschiedene Regel^ dass sie selbstverst�ndlich ist, wenn man von Aderlassen spricht.
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Die Wirkungen der Aderl�sse.
Anstauung des Blutes in der behufs des Oeffnens comprimirten Vene und deren gesammten Gefassgebiete ist der erste Eingriff in die Circulation; vielf�ltig ist er unerheblich, mitunter heilsam, zuweilen lebensgef�hrlich, selbst t�dt-lich. Die Jugularvene ist diejenige, welche bei den meisten Hausthieren zum Aderlass benutzt wird, das Anstauen des Blu�tes geht also nach dem Kopfe zu, bei Anlegung der Schnur, wie es beim Rinde in der Regel und von den weniger Ge�bten
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auch bei den �brigen Thieren geschieht, findet sie � die An�stauung � auf beiden Seiten statt, und unterhalb der Compres�sion tritt nat�rlich eine Leere ein, das Herz bekommt daher mit einem Male weniger Blut, es schickt weniger in den klei�nen Kreislauf und so haben wir bei grosser Blutf�lle im Her�zen, im kleinen Kreislaufe und bei Lungenentz�ndungen schon einen erleichternden Einfluss, noch ehe einmal Blut fliesst. Ist der Kopf frei von allen Krankheitszust�nden, und das Blut nicht zu sehr entartet, so hat das Anstauen nach dem Kopfe hinauf keine Folgen weiter, es wird durch tiefer liegende Venen immer noch so viel Blut abgeleitet, als zur Verh�tung der �blen Zuf�lle n�thig ist; aber bei hyper�mischen Zust�nden in dem Gehirn und den Gehirnh�uten, ferner bei dickfl�ssigem, schwar�zem Blute, bei den sogenannten brandigen Darmentz�ndungen, beim Milzbrande und allen Krankheiten mit hypercarbonisir-tem Blute pflegen Schwindelanf�lle einzutreten.
Das Schwindeligwerden nach dem Anlegen der Aderlasssclinur in den F�llen, wo kein Gchinileiden vorhanden, ist immer ein Beweis von einer gewissen kohlenstoffreichen, dickfl�ssigen Beschaffenheit des Blutes. In Gegenden, wo der Milzbrand station�r ist und h�ufig vorkommt, wird es als ein Erkennungszeichen f�r den Milzbrand genommen; obgleich dies nicht richtig ist, so bleibt es doch in jenen Milzbrand-Gegenden ein f�r die Praxis wichtiges Merkmal, weil die �brigen Krankheitszust�nde sehr selten sind, welche dieselbe Erscheinung zur Folge haben. Thiere, die dem Laien noch vollkommen gesund erscheinen, zeigen beim Milzbr�nde schon grosses Unbehagen, Schwanken und Zittern, wenn die Aderlass-schnur umgelegt wird.
Die Stromschnelle wird � nach Volkmanris h�raadyna-mischen Untersuchungen � w�hrend der Blutentziehung in allen den Gef�ssen gesteigert, welche nach der Oeffnung zulei�ten. In dem entsprechenden ven�sen Gef�ssgebiete muss also w�hrend des Abfliessens eine geringere Blutmenge, eine gerin�gere Spannung gegeben sein. Bonders hat dies auch durch directe Beobachtung best�tigt; er beobachtete das Verhalten der Blutgef�sse der Pia mater bei einem Kaninchen unter dem Einfl�sse der In- und Exspiration und nahm dabei wahr, dass die Gef�sse sich bei einer schnellen Blutentleerung bedeutend retrahirten. Hierin liegt nun wieder eine heilsame Einwirkung auf die Circulationsst�rung in den entsprechenden kleinen Ge-fassst�mmen und Haargef�ssen durch directe Ableitung; hier�durch kann aber auch wieder Schwindel und selbst Schlagfluss
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Wirkungen der Aderl�sse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 399
bedingt werden durch Blutleere, durch pl�tzliches Aufheben einer, l�ngere Zeit bestandenen Spannung vermittelst Druck bei Gehirnhyper�mien � bei Pferden mit solchen Gehirnleiden tre�ten diese Zufalle allemal ein, wenn man das Blut aus einer grossen Oeffnung massenhaft abstr�men l�sst.
Die momentan eintretende l�hmende Wirkung, die ohnm�ch�tig machende Wirkung, wie es bei den Menschen nicht selten vorkommt, ohne dass die Veranlassung in den erw�hnten Cir-culationsverh�ltnissen zu suchen ist, tritt bei den Hausthieren nicht ein.
Die Verminderung der Blutmasse selbst nun hat einen vielseitigen Einfluss; drei Fundamentalwirkungen sind zu�n�chst an die Spitze aller weiteren Wirkungen zu stellen:
1,nbsp; nbsp;Der Seitendruck auf die Gef�sswandungen wird gerin�ger; ein Effect, der jedoch nur bei st�rkeren Aderl�ssen her�vortritt, der aber gerade dann am gr�ssten und von direct heilsamer Wirkung ist, wenn der Seitendruck krankhaft ge�steigert ist, also im Gebiete einer Hyper�mie. Steigerung des endosmotischen neben Verminderung des exosmotischen Stromes � gesteigerte Resorption �, Verminderung des, unter vermehrtem Seitendruck stattfindenden Austritts der weissen Blutk�rper {Cohn-heim, Virchow's Archiv, Bd. 40. S. 1) und Verminderung der Strom�schnelle kn�pfen sich sofort an den verminderten Seitendruck.
Hering {Virordt's Archiv, 12. Jahrg. I.Heft) fand bei seinen Versuchen �ber die Schnelligkeit des Blutlaufes, dass massige Aderl�sse hierauf keinen Kinfluss �ussern, dass aber starke Blutverluste trotz der gesteigerten Pulsfrequenz eine Verz�gerung des Kreislaufes herbeif�hren. Auf der Ver�minderung des Seitendruckes und der Str�mung beruht auch die Selbststil-luug der Blutungen aus nicht zu grossen Uef�ssen und die blutstillende Wirkung des Aderlasses in F�llen, wo das austretende Blut gef�hrlicher ist, als der Blutverlust � bei Lungenblutungen z. B.
2.nbsp; nbsp;Mit der Quantit�t der Blutk�rperchen nimmt auch die Reizsumme auf Gefass- und Nervensystem ab, damit sinkt die Energie der Herzth�tigkeit, der Tonus zun�chst in den Gef�ss�wandungen und weiterhin in allen Geweben; mit der Quantit�t nimmt ferner das Athembed�rfniss, die Intensit�t des Athmens und die Temperatur ab. Alles dieses tritt aber nur erst be�merkbar hervor bei starken Aderl�ssen.
Geringe Temperaturverminderungen nach grossen Aderl�ssen stehen im Allgemeinen fest, sie halten aber gew�hnlich nicht lange vor,sind oft schon nach einigen Stunden wieder verschwunden, oft erst sp�ter; oft zeigt sich vor dem
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400nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die blutentziehonde Methode.
Sinken erst eine Steigerung; zuweilen hat man nur eine Steigerung beobach�tet. So waren auch die Ergebnisse der von Kettler (Beitrag zur Theorie des Fiebers 1807) in neuester Zeit angestellten Versuche von verschiedenen Resultaten. Meine desfallsigen Versuche waren ebenfalls von verschiedenen Ergebnissen, sie haben mich zu der Ueberzeugung gebracht, dass hier noch verschiedene Factoren in Betracht kommen, die wir noch nicht alle ken�nen und berechnen k�nnen, dass wir auf diese Wirkung kein sonderliches Gewicht in der Therapie legen und den Aderlass auch nicht als ein anti-pyretisches Mittel betrachten k�nnen, dass starke Aderl�sse aber bei ple-torischen Constitutimien mit und ohne Fieber, bei sthenischen Fiebern mit sehr hoher Temperatur, immer die Temperatur herabsetzen und von heil�samer Wirkung sind.
3. Die dritte Fundamentalwirkung ist die Blutver�nde�rung, die aber immer erst in weiterer Folge seeundair hervor�tritt. Das Blut regenerirt sich nach stattgefundenen Verlusten, der Wiederersatz der verschiedenen Bestandtheile geschieht aber nicht in gleicher Zeit, am schnellsten ersetzen sich Salze und Wasser, langsamer und Je nach dem Vorhandensein der n�thigen Ersatzmittel in verschiedenen Graden die Eiweiss-Substanzen, und zuletzt erst die Blutk�rperchen; die sich langsam zu den vollst�ndigen, Farbstoff tragenden K�rperchen heranbilden. Jeder Blutverlust muss mithin eine Ab�nderung in den Proportionen der Bhitbcstandtheile haben, und dies ist denn auch in der That nachgewiesen. Bei grossen Aderl�ssen findet man, dass die festen Bestandtheile, Blutk�rperchen und Faserstoff, abnehmen, das Blut w�sseriger, heller ger�thet und d�nnfl�ssiger wird, dass weiterhin die Plasticit�t wieder zu�nimmt, das immer noch heller ger�thete Blut reichhaltiger an farblosen K�rperchen ist, und erst nach l�ngerer Zeit die gef�rbten K�rperchen in dem normalen Mischungsverh�ltnisse, ersetzt sind. Je grosser der Blutverlust, desto auff�lliger die ver�nderte Mischung und desto langsamer erfolgt auch nat�r�
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lich die Aus
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-o'
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eiclmno; bis zum Normalen.
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Bei kleinen Aderl�ssen ist das Verh�ltniss etwas anders, der Faserstoff wird hierdurch � nach Nasse � vermehrt, was besonders nach wiederholten kleinen Aderl�ssen auff�llig hervor�tritt, wodurch denn auch solche Blutverluste in ihren weiteren Folgen von ganz anderer Wirkung sein m�ssen. Woher in diesen F�llen der Faserstoff kommt, ist noch unbekannt; zwei M�glichkeiten liegen nahe: 1) er r�hrt von gef�rderter Fasev-stoffmetamorphose aus Eiweiss her, oder er wird 2) durch
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Indicationen und Contra-Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;401
gesteigerte Resorption, die nach jedem Aderlass statt hat, aas der Substanz der Organe genommen. Letzteres gewinnt da�durch an Wahrscheinlichkeit, als wir jetzt wissen, dass die Hyperimose bei Entz�ndungen aus dem entz�ndeten Gewebe stammt.
Die Zeit zur Regeneration der Blutk�rperchen ist unter verschiedenen Verh�ltnissen sehr verschieden. Was man hei den Menschen beobachtet hat, dass in einzelnen F�llen, namentlich bei Kindern, die Verminderung der testen Bestandtheile Monate nach einem starken Aderlasse noch merk�bar war, w�hrend in anderen F�llen nach wenigen Wochen eine vollkom�mene Ausgleichung eingetreten ist, dies kann man auch bei Thieren beob�achten. Am langsamsten d�rfte die Ausgleichung der festen Bestandtheile durch Ersatz der Blutk�rperchen bei Schafen und Ziegen erfolgen. Bei Pferden und Kindern kann man in 15 bis 20 Tagen nach und nach so viel Blut entziehen, als �berhaupt die Gesammtmasse betr�gt. Es m�ssen also auch in dieser Zeit betr�chtliche Quantit�ten von Blutk�rperchen gebildet werden k�nnen. Gute Nahrungsmittel, ungest�rte Verdauung und Assimi�lation sind hierbei nat�rlich die ersten Bedingungen.
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Indicationen und Contra-Indicationen,
Aus diesen Wirkungen der allgemeinen Blutentleerungen ergeben sich die Bedingungen der heil- und unheilvollen Wir�kungen, die Indicationen und Contra-Indicationen, welche dem�nach nicht aus dem Namen der Krankheit, sondern nur aus den in dem individuellen Falle vorhandenen Um�st�nden zu entnehmen sind, wobei der Regel nach nicht ein�zelne Erscheinungen, sondern die gesammten Verh�ltnisse lei�tend sein m�ssen. Sind die Verh�ltnisse so gemischt, dass der Aderlass einerseits angezeigt, andererseits aber wieder verboten ist, dann m�ssen die wichtigsten und dringlichsten Umst�nde maassgebend bleiben.
Die wichtigsten Zeichen und Umst�nde, welche den Ader�lass gebieten, wie auch diejenigen, welche denselben verbieten, sind folgende:
1. K�rperconstitution und Alter. Thiere, die von robuster Constitution mit straffem Faserbau sind, die kr�ftige Nahrung reichlich bekommen, bei denen sich in allen Theilen eine gewisse Blutf�lle ausspricht, solche Individuen,, besonders unter den gr�sseren Hausthieren, vor allem unter den Pferden, erheischen bei fieberhafter Aufregung im Gef�sssystem in der Eegel den Aderlass; K�rperschw�che, Blutarmuth, Blutw�sserig-
Gerl ach Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 26
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402nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die blutentziehende Methode.
keit, bleiclis�chtige und kachektische Zust�nde weisen ihn ent�schieden zur�ck. Zarte Jugend und hohes Alter involviren keine unbedingten Contra-Indicationen, aber sie fordern zur gr�ssten Vorsicht auf und gestatten nur bei entschieden ausge�sprochener Dringlichkeit einen Aderlass. Tr�chtigkeit an sich ist keine Contra-Indication, bei hoher Tr�chtigkeit aber bringen grosse Aderl�sse leicht Abortus.
2.nbsp; nbsp;Die Beschaffenheit des Pulses. Der vermehrte Widerstand, den die Arterie dem dr�ckenden Finger entgegen�setzt, der gespannte, volle und starke, wie der harte, zusammengezogene Puls indicirt den Aderlass, w�hrend der leicht zusammendr�ckbare, schwache, elende, so wie auch der bei dieser Beschaffenheit zugleich unregelm�ssige, aussetzende, ungleiche Puls in der Regel eine Gegenan�zeige abgiebt.
3.nbsp; Die Beschaffenheit der Venen. Gef�llte, strotzende Venen und dilatirte ven�se Herzseite � verst�rkter diastoli-scher Herzton, oder pochender Herzschlag bei einem Herz�tone �, verlangen oft recht entschieden den Aderlass, trotzdem hierbei der Puls am Kopfe gew�hnlich nur schwach izt; leere Venen sind mehr gegen denselben aber nicht unbedingte Con�tra - Indicationen.
4.nbsp; nbsp;Circulationsst�rungen, active und passive Con-gestionen, Blutstockungen und Entz�ndungen, nament�lich in blutreichen und edlen Organen, verlangen den Aderlass um so dringender, je st�rmischer die Zuf�lle auftreten und je grosser der Seitendruck in den Gef�ssen ist. Die depletorische Wir�kung ist hier hoch anzuschlagen (conf. S. 302). Bei Djspnoe ist der Aderlass oft das einzige Kettungsmittel. Bei Pneumonien sind die Aderl�sse nicht so unbedingt erforderlich, als man fr��her glaubte, sie sind aber auch nicht so entbehrlich, als man jetzt vielfach annimmt, am allerwenigsten aber bei Pferden. Ich muss hier den Aderlass bei unseren Hausthieren so lange als Regel empfehlen, als nicht besondere Contra-Indicationen gegeben sind. Mit der Stauung wird der Seitendruck vermin�dert, die Oedembildung coupirt, und so direct die m�glichste Erleichterung verschafft.
Nach Keltler (1. c.) wird das Blut nach dem Aderlass durch vermehrte Resorption im entz�ndeten Gewebe mehr mit pyrogenem Stoff vergiftet,
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Indicationen und Contra - Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40.'5
der Aderlass sei deshalb als antifebriles Mittel bei den Entz�ndungen ganz zu verwerfen. Dieser Gegenstand bedarf aber erst noch der weiteren Con-trole; vorl�ufig m�ssen wir den praktischen Standpunkt festhalten. Wo es sich �brigens um Erleichterung der Circulation, um eine depletorische Wirkung handelt, dann darf man selbst auf etwas mehr Fieber nicht so sehr achten, zumal wir anderweitige k�hlende Mittel besitzen.
5. Die Beschaffenheit des Blutes. Sie ist theils aus den Erscheinungen ann�hernd erkennbar, theils aus den Ur�sachen zu folgern, und in anderen F�llen durch den Probeader-lass zu ermitteln.
Das schnell zu einem derben Blutkuchen erstarrende Blut, was gar keine, oder eine nicht zu grosse, feste, elastische Speckhaut absetzt, langsam und nur we�nig Serum ausscheidet, solches Blut giebt ein Anzeichen zum ferneren Aderlasse, wenn die �brigen Zust�nde zugleich daf�r sprechen; w�hrend umgekehrt ein lockerer, nach einiger Zeit wieder mehr zerfliessender, bei Pferden mit einer grossen geleeartigen Speckhaut versehener Blutkuchen, der bald im Se�rum schwimmt, eine Contra-Indication abgiebt.
Bei diesen Geriimungsverh�ltnissen muss man das verschiedene nor�male physikalische Verhalten bei den verschiedenen Thicrgattungen be�r�cksichtigen. Das Blut des Kindes gerinnt immer nur langsam, der Blut-kuchen tr�gt nie eine Speckhaut und scheidet erst nach Tagen einige Tropfen Serum aus; in diesem Verhalten liegt eben so wenig eine Indica�tion f�r den Aderlass als in dem sehr schnellen und festen Gerinnen des Blutes von Schafen.
Bei Plethora, bei Polycyth�mie ist der Aderlass unent�behrlich, wenn sich passive Congestionen zeigen; zur nachhal�tigen Wirkung muss sich nat�rlich eine entsprechende knappe Di�t anschliessen. Das mit Kohlenstoff �berladene mehr dickfl�ssige Blut, welches in h�heren Graden eine theerartige Beschaffenheit hat, und von Schulz � Schulzenstein �melanotischquot; genannt worden ist, ein Blut, was die F�hig�keit zum Athmen mehr oder weniger eingeb�sst hat, tr�ge in den Adern fliesst, den hydrodynamischen Gesetzen wenig folgt, gern Stagnationen in gewissen Venengebieten veranlasst,' leicht Asphyxie bedingt, ein Blut, das bei dem Milzbrande in optima forma, ausserdem aber auch bei Hinterleibscongestionen und Entz�ndungen der Pferde oft vorkommt, solches Blut verlangt den Aderlass besonders bei den Hinterleibsleiden der Pferde
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404nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die bl itentziehende Methode.
neben fl�chtigen, herzst�rkenden Mitteln, kalten Begiessungen und Frictionen. Ausserdem ist der Aderlass bei Blutvergiftun�gen indicirt, sofern dadurch die Giftmenge im K�rper durch theilweise Ausleerung mit dem Blute vermindert werden kann. Man hat hier sogar neben wiederholt starken Blutentleerungen die Infusion vorgeschlagen � das substituirende antidotische Verfahren.
6.nbsp; Der herrschende Krankheitscharakter � Genius epi- et enzooticus. Es giebt Jahreszeiten, Jahrg�nge und Loca-lit�ten, wo der Aderlass h�ufiger sich heilsam beth�tigt, w�h�rend umgekehrt es auch wieder Zeiten und Jahre giebt, wo man meist auf den Aderlass verzichten, unter allen Umst�nden aber damit sehr vorsichtig sein muss; in jenen F�llen sind die Blut�d�rstigen, in diesen die Blutscheuen die gl�cklichsten Therapeu�ten. In Zeiten, wo ein allgemeiner sthenisch - entz�ndlicher Krankheitscharakter herrschend ist, die Erfolge von den Ader�l�ssen g�nstig sind, da braucht man nicht karg mit der Ent�ziehung zu sein, leise Indicationen gen�gen schon daf�r; unter den entgegengesetzten Verh�ltnissen _ aber darf man nur den entschiedensten, dringenderen Anzeigen f�r den Aderlass folgen.
7.nbsp; nbsp;Endlich giebt es noch einzelne gewisse Krankheitsfor�men, welche in der Regel einen Aderlass erheischen oder ver�werfen. Vollbl�tige Thiere, die an Hautausschl�gen, Hautjucken, �othlauf, Hitzblattern, Nesselsucht u. d. m. leiden, verlangen den Aderlass; bei gutgen�hrten hochtr�chtigen K�hen ist der Aderlass einige Zeit vor dem Kalben ein ganz geeignetes Pr�servativmittel gegen Kalbefieber, Euterentz�ndungen und dicke Nabel der K�lber. Gedeihen Leibesfr�chte von zu vollbl��tigen Thieren nicht nach der Geburt, so ist ein Aderlass �ber�haupt oft ein heilsames Pr�servativmittel. Der Rheumatismus, namentlich der acute, 'der Verschlag, kann den Aderlass bei Pferden selten entbehren; tetanische Kr�mpfe werden durch grosse Aderl�sse oft beruhigt, namentlich bei rheumatischem Urspr�nge; typh�se Krankheiten � wenigstens wie sie jetzt auftreten, vertragen gew�hnlich keinen Aderlass, bei dem Milz�brande in ausgebildetem Stadio habe ich �usserst selten von dem Aderlass einen anderen Erfolg gesehen, als dass der Tod beschleunigt wurde. Alle hydr�mischen Zust�nde verwerfen den Aderlass.
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Grosse der Aderl�sse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;405
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Die Grosse der Aderl�sse.
So weit man in der Blutentleerung bei gesunden Thieren gehen kann ohne besondere St�rungen zu veranlassen, so weit kann man auch bei Krankheiten gehen, unter Umst�nden selbst noch weiter. Diese �ussersten Quantit�ten bilden die grossen Aderl�sse. Als n�heren Anhaltspunkt kann man die Blutquan�tit�t bei naturgem�sser Constitution auf reichlich 6 Proc. anneh�men; Arbeitsthiere in schwerem Futter haben mehr, fette Thiere weniger, und von dem hiernach berechneten gesammten Blut�gehalt kann man ohne jede Gefahr '/g entziehen,
einem -800 Pfd. schweren Pferde alsonbsp; nbsp;10 Pfd.
raquo; 1000 �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ochsen �nbsp; nbsp; nbsp;12 �
� 10O �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schweine �nbsp; nbsp; nbsp; 1 � und mehr
30 �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hundenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �nbsp; nbsp; 2/6 �
Nach und nach k�nnen bei den gr�sseren Hausthieren sehr betr�cht�liche Massen entzogen werden. Halm � Veter. Bericht, 1848 u. 1850 � entzog einem Pferde, das an Mastdarmeutztindungen litt, in 14 Tagen 93 Pfund, und einem zweiten Pferde mit Kolik und drohender Darmentz�n�dung in 8 Tagen 50 Pfund. Felgenhauer � V. B., 1848 � entleerte bei einem, mit aeuter Lungenentz�ndung behafteten Pferde in 2 Tagen 12 Qrt Ueble Folgen wurden in diesen F�llen nicht gesellen.
Zur Vermeidung des Seitendruekes und der Temperatur, zum heilsamen depletorischen Effecte und zur Beruhigung, also in allen den wichtigsten Indicationen ist ein m�glichst grosser Aderlass erforderlich, der unter Umst�nden noch �ber die angegebenen allgemeinen Gewichtsnormen hinausgehen kann. Kleine Aderl�sse finden jetzt weniger methodische Anwendung wie fr�her; ihre Wirkung ist mehr auf die Blutmischung be�schr�nkt; in dieser Richtung finden sie ihre Anwendung und vor allen bei den erw�hnten dickfl�ssigen hypercarbonisirten, melanotischen Blute, wobei grosse Aderl�sse nicht vertragen werden. Im Uebrigen hat der einzelne kleine Aderlass wenig Effect, die Hauptwirkung liegt hier in den Wiederholungen, um nachhaltig auf die Blutmischung zu wirken, das Blut zu entgif�ten; wiederholte kleine Aderl�sse dr�ngen den Gehalt an bele�benden Blutk�rperchen zur�ck; bei den Masthieren sncht man wohl die Plasticit�t des Blutes hierdurch zu vermehren, das vegetative Leben zn heben und das animaie herabzudr�cken, um
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406nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die blutentziehende Methode.
so ein pflegmatisclies Temperament und die Feistheit zu fordern. Will man in solchen F�llen die Oekonomie ganz vervollst�ndi�gen, so muss man das entzogene Blut wieder als Nahrungsmittel einverleiben.
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Die geeigneten Stellen zum Aderlassen.
Hinsichtlich des Ortes und Gef�sses ist bei unseren Hausthieren keine grosse Auswahl. Die Jugularvene � bei Wiederk�uern und Hunden nat�rlich die �ussere � ist bei allen Thieren, mit Ausnahme des Schweines, am besten geeignet, bei letzterem liegt aber selbst die �ussere Halsvene viel zu tief, als dass wir sie sicher �ffiien k�nnten; wir sind bei diesen Thieren immer in Verlegenheit, wenn es sich um einen schnellen und st�rkeren Aderlass handelt; das Abschneiden des Schwanzes, der Ohren, das Durchschneiden der grossen Ohrvene, der Frosch�ader � vena suhlingualis � und das Oeffnen der Hinterschen�kel-Hautvene � v. saphena magna � sind die Operationen, auf die wir hier beschr�nkt sind, und oft m�ssen wir alle Re�gister ziehen, um die n�thige Blutquantit�t zu entleeren. Am ergiebigsten bleibt die Oeffnung der Froschader durch Einschnei�den in die Zunge an der unteren Fl�che.
Wo man Gelegenheit hat, die Venen zu �ffnen, in deren Gebiete eine Hyper�mie oder Entz�ndung besteht, da muss man solche benutzen: a) wenn die erforderliche Quantit�t bei angezeigter allgemeiner Verminderung der Blutmasse entzogen werden kann, oder b) wenn auf die allgemeine Blutverminde�rung weniger ankommt. Die �rtliche depletorische Wirkung ist hier grosser, schon beim Ausfliessen des Blutes ist die Str��mung nach der Oeffnung schneller und die Erleichterung in den entsprechenden Organen betr�chtlicher. Bei Bauchfell�entz�ndung des Pferdes die Sporader � v. thoracica externa �, bei Bauchfell- und Euterentz�ndungen der K�he die hintere Bauchdeckenvene � v. epigastrica interior � (wegen der so leicht eintretenden Extravasate scheut man sich in der Praxis gemeiniglich vor diesen Aderl�ssen, in dringenden F�llen ist darauf aber keine R�cksicht zu nehmen), bei Hufentz�ndungen die Fesselvenen � v. digitales.
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Die �rtlichen Blutentziehungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 407
2. Die �rtlichen Blutentziehuiigen.
Hier handelt es sich um Entleerung aus den �berf�llten Capillargefassen und den benachbarten Gef�ssnetzen des er�krankten Organes selbst, zur Herstellung einer freien Circula�tion in denselben, um Stockungen zu heben, Brand zu verh�ten, um Schwellungen, Druck, Spannung zu massigen und Schmer�zen zu stillen. Sie sind bei Thieren von viel geringerer Bedeu�tung, als bei dem Menschen, wo Blutegel und Schr�pfkr�pfe als depletorische Mittel eine so grosse und wichtige Rolle spie�spielen ; wir sind mit den Mitteln hier so ziemlich auf die Sca�rification reducirt, wo diese nicht ausf�hrbar ist, da m�ssen wir auch auf diese entziehende Methode verzichten und statt dessen zu einem anderen, Hautentz�ndung erregenden Mittel greifen. Wo der Arzt bei seinen Patienten Blutegel setzt, da setzt der Thierarzt eine scharfe Salbe auf, und er hat Ursache, mit die�sem Ersatzmittel zufrieden zu sein. Eine depletorische Wirkung, worauf es hier ja ankommt, kann auf den �rtlichen Aderlass nur innerhalb eines beschr�nkteren Gef�ssgebietes erfolgen, in welcher die Entleerung stattfindet. Die Wirkung der Blutegel und Schr�pfk�pfe ist deshalb nicht von dem Umfange, als man fr�her geglaubt hat; �rtliche Blutentleerungen an der K�rper�oberfl�che der H�hlenwandungen k�nnen eine directe ableitende Wirkung nur auf die innere auskleidende Membran, aber nicht auf die freiliegenden inneren Organe haben, wenn sie auf letz�tere noch eine Wirkung haben sollten, so kann diese nur in der Verminderung der ganzen Blutmasse und etwa noch in einer antagonistisch wirkenden localen Reizung bestehen. Die Blutegel sind bei den Menschen oft als Ersatz der Ven�section anzusehen, ein Grund, dass man letztere bei dem Menschen mehr entbehren kann, als bei den Thieren. In allen gef�ssrei-chen Weichgebilden, wo die Verletzung keine �beln Folgen hat, da k�nnen wir die Scarification in Anwendung bringen, #9632;laquo;renn eine locale Blutentziehung n�thig erscheint; ganz besonders aber sind hier zwei locale Blutentziehungen durch Scarification anzuf�hren, die Incision in die Fleischsohle bei Hufentz�ndung, bei Rehe und in die Zunge bei Entz�ndung derselben. Beides sind praktisch brauchbare, oft unentbehrliche Mittel, namentlich habe ich veritabele chronische Zungenentz�ndungen ohne tiefe und wiederholte Incision niemals heilen k�nnen.
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408nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die aufl�sende Heilmethode.
Eine zu empfehlende Kurregel ist bei den gr�sseren Thie-ren, bei denen eine gleichzeitige allgemeine Blutverminderung gleich Null ist, den heftigen Sturm erst durch einen allgemeinen Aderlass zu beschwichtigen und den �rtlichen folgen zu las�sen, der dann aus nahe liegenden Gr�nden von gr�sserem Heil-effecte ist.
Bei der Incision gelangt man in das Innere des Entziin-dungsheerdes; durch Spaltung der im Entz�ndungsheerde lie�genden Gef�sse wird eine directe Entleerung vom rechten Orte bewirkt, zugleich wird auch noch der traumatische Reiz an die Gef�ssw�nde gebracht, dadurch eine Verengerung des Lumens, die unter dem Zusammentreffen mit der directen Entleerung um so m�chtiger ist in der depletorischen und entz�ndungswi�drigen Wirkung. In den F�llen, wo man gleichzeitig Gef�sse in der Nachbarschaft des eigentlichen Entz�ndungsheerdes an�schneidet, da wird auch noch indirect durch Ableitung der Abfluss des Blutes aus dem Entz�ndungsheerde gef�rdert; denn es ist experimentell nachgewiesen � schon von Fialler �, dass mit der Er�ffnung einer kleinen Vene ein von der gew�hnlichen Stromrichtung abweichender, beschleunigter Zufluss von Blut aus der ganzen Nachbarschaft gegen die Oeffnung des Ge-f�sses � selbst nach Aufh�ren der Herzbewegung noch � stattfindet.
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Die aufl�sende Heilmethode, Metliodus resohens
Feste Stoffe � Krankheitsproducte und K�rperbestandtheile
�nbsp; behufs ihrer Entfernung zu l�sen, ist der generelle Zweck der aufl�senden � schmelzenden, verfl�ssigenden � Methode. Dielaquo; L�sungsmittel sind die therapeutisch angewandten Substan�zen selbst oder organische S�fte. Geschieht die Entfernung dadurch, dass die aufgel�sten Substanzen zun�chst in den Kreis�lauf gelangen, so stellt sie die zertheilende Methode � M. dis-cutiens � dar, und da die Aufnahme in den Kreislauf der S�fte
�nbsp; die Resorption � ohne vorherige Verfl�ssigung nie gesche�hen kann, nach der Verfl�ssigung bei ungest�rter Circulation aber stets von selbst erfolgt, so umfasst die aufl�sende Methode
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Anzeigen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 409
zugleich auch die resorptionsfordernde Methode insoweit mit, als es sich um Kesorption der nicht gel�st voi'hande�ren Substanzen handelt. Die Resorption des Fl�ssigen wer�den wir bei der Urinsecretion n�her erw�hnen.
Die Therapie kann die Resorption auf verschiedene Weise thcils rela�tiv, theils auch absolut f�rdern, die absolute F�rderung ist jedoch eine sehr beschr�nkte, die selbst von manchen Seiten streitig gemacht worden ist. Die F�rderung geschieht:
1)nbsp; durch das L�slichmachen fester Stoife � die wichtigste Seite der resorptionsf�rdernden Methode �; die einmal zerfallenen, l�slich geworde�nen Massen verfallen der Saugaderwirkung ganz von selbst;
2)nbsp; die F�rderung der endosmotischen Str�mung d. h. der Aufnahme in die Blutbahnen durch Verminderung des Seitendruckes in den Gefassen und Vermehrung der Dichtigkeit des Blutes � Vermehrung der festen Bestand-theile resp. Verminderung des Wassers � und durch Vermehrung der Dnickverh�ltnisse, der Spannung in der zu resorbirenden Fl�ssigkeit.
3)nbsp; durch Beschr�nkung der Absonderung, so dass die Aufnahme den Vorsprung gewinnt, ohne selbst vermehrt zu sein. Der Effect ist hier der�selbe, wie bei absoluter Erh�hung der Resorption. Die Absonderung wird beschr�nkt: a) durch Vermehrung des Tonus in dem abnorm absondern�den Gewebe; b) durch Herstellung einer freien Circulation, deren St�rung in der Kegel, wo nicht immer Ursache der iiberm�ssigen Transsudation ist: o) durch vermehrte Ausscheidung auf anderen Wegen; vermehrte Abson�derung in der Haut, Schleimhaut, in den Nieren hat gesteigerte Resorption und verminderte Absonderung zugleich zur Folge.
Hiernach f�llt die F�rderung der Resorption der resolvirenden, entzie-licnden, urintreibenden, schweisstreibenden, darmausleerenden und selbst der st�rkenden, tonusf�rdernden Methode anheim, und deshalb ist sie in keiner besonderen Methode abgehandelt worden.
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Anzeigen.
Es giebt verschiedene feste Stoffe zu schmelzen und zu entfernen und je nachdem auch mancherlei pathische Zust�nde, welche diese Methode erheischen.
1. Blut. F�r die resolvirende Methode heben wir hier besonders eine abnorme Blutbeschaffenheit hervor, wo das Blut dickfl�ssig wird und nach zur�ckgelegtem kleinen Kreislaufe nicht die gew�hnliche helle K�thung bekommt, wo die K�rper�chen nicht mehr athmungsf�hig sind � die Melanosit�t des Blutes �, die nach Schulz darin bestehen soll, dass die H�lle ihre Contractilit�t verloren hat. Eine solche Menalosit�t, die wir bei Abdominalplethora, bei Darmentz�ndung � besonders der Pferde �, beim Milzbrande und einigen anderen Blutkrank-
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410nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die aufl�sende Heilmethode.
heiten gew�hnlich eintreten sehen, kommt in verschiedenen Graden vor, je nachdem eine geringere oder gr�ssere Anzahl oder die Gesammtmasse der Blutk�rperchen in jene eigenth�m-liche Abnormit�t versetzt sind. In allen Graden der abnormen Vermehrung und der Erkrankung der Blutk�rperchen muss die resolvirende Methode als heilsam angesprochen werden, und stellen wir deshalb die verschiedenen Grade der Dick-bl�tigkeit bis zum blauschwarzen, theerartigen Blute als Indication f�r diese Methode hin.
Viel h�ufiger sind die Blutk�rperchen aber im Capillarsy-steme eines Gef�ssgebietes Gegenstand der resolvirenden Me�thode. Bei Stagnationen, Stockungen, Entz�ndungen sammeln sich die K�rperchen in den Capillaren, schichten sich zusammen und liegen wie geldrollenf�rmige S�ulchen in den unwegsam gewordenen Kan�lchen; je grosser die Anzahl der so verstopf�ten Haargef�sse auf einem gewissen R�ume ist, desto hartn�cki�ger widersteht die Entz�ndung der Zertheilung, und ist das gesammte Capillarnetz in einem gewissen Umfange auf die Dauer unwegsam geworden, so ist Brand an der entsprechen�den Stelle die nothwendige Folge. Die Anbahnung solcher un-passirbar gewordener Wege, die Herstellung der freien Circu�lation ist Heilbedingung, es ist immer Aufgabe der antiphlo-gistischen Kur.
Das ausgetretene Blut � Sugillation und Extrava-sat � ist endlich hier noch zu erw�hnen. Das Serum ver�schwindet bald von selbst, die Blutk�rperchen zerfallen, der FarbestofF l�st sich, der Faserstoff aber gerinnt und leistet am l�ngsten Widerstand; wenn nicht ein Verwesungsprocess eintritt, der die Schmelzung sehr beschleunigt, so vergehen bei gr�sse-ren Extravasaten Monate, ehe er verschwindet, und meist tritt dann bei dem Resorbiren eine organische Verh�rtung und Ver�dickung ein. Wo daher keine Entleerung stattfindet, da m�s�sen die Resolventien in Anwendung kommen.
2. Faserstoffexsndat. Das geronnene plastische Exsu�dat ist stets Entz�ndungsproduct, es besteht bald aus einem festgeronnenen Faserstoff und ist dann best�ndiger, schwer ein�zuschmelzen, bald enth�lt es Zellenelemente beigemengt, na�mentlich gef�rbte und ungef�rbte Blutk�rperchen � h�morrha-gisches Exsudat � oder Eiterzellen � purulentes Exsudat. Das�selbe tritt im Parenchym der Organe, namentlich im binde-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 411
gewebsreichen Parenchym, vor allen in den Lungen, demn�chst zwischen den Muskelfasern � Hepatisation, amorphe Indura�tion �, an Fl�chen ser�ser und muk�ser Membrane, in Ka�n�len etc. auf. Ueberall und in allen F�llen bildet es einen fremden K�rper, der dem Organismus nicht einverleibt d. h. nicht organisch werden kann, der eliminirt werden muss; und wo diese Elimination nicht direct erfolgen kann, da kommen die Liquefacientia und Resorhentia in Anwendung.
3.nbsp; Eiter. Dieses Krankheitsproduct indicirt die resolvi-rende Methode, wenn es auf dem Wege der Resorption entfernt werden soll, weil der feste Bestandtheil, die Eiterk�rperchen als solche, ohne vorher zu zerfallen, niemals resorbirt werden k�n�nen. Die Resorption des Eiters ist zu veranstalten: 1) wenn nicht zu grosse Quantit�ten in Theilen sich gebildet haben, wo die Oeffnung m�glicher Weise mit Gefahr verbunden sein kann � in der Bauchdecke z. B., wo wir nicht sicher sind, dass ein Bruch im Hintergrunde liegt; 2) wenn man die Narbe verh��ten will und die Anh�ufung noch nicht anderweitig gefahrdro�hend ist � an der Sattelstelle z. B. �, und 3) wenn die Ent�leerung auf operativem Wege gar nicht m�glich ist.
4.nbsp; Schleim, eingedickter, viele Epithelzellen und Schleimk�rper eben enthaltender. Ein so abnorm be�schaffener Schleim kommt namentlich in den Kopfh�hlen, den Lufts�cken und den Bronchien vor. Ebenso eingedickte z�he Galle, die wir namentlich bei Hunden und H�hnern oft in der Gallenblase antreffen.
5.nbsp; Organische Producte von Neubildungsprocessen. Hy�pertrophien � besonders der Leber und Lymphdr�sen �, ex�cessive Fettablagerungen, organische Verdickungen, Induratio-nen und andere Producte der Neoplastik.
6.nbsp; Anorganische feste Massen � Steine und Concre-mente. F�r Pfunde schwere Steine haben wir keine Lithontriptica; wir k�nnen nur bei Gallensteinen, bei kleinen Harnsteinen, bei Gries in der Harnblase etc. von den betreffenden aufl�senden Mitteln etwas erwarten.
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Mittel.
Verschiedene fundamentale Mittel anderer Heilmethoden kommen auch hier in Anwendung; die aufl�sende Heilmethode
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schliesst sicli deshalb verschiedenen anderen Methoden an. Den�noch sehen wir uns bei manchen pathologischen Zust�nden unter den Indicationen vergeblich nach wirksamen Mitteln um, so namentlich bei den Indicationen sub No. 5 und 6.
Die Entziehung der Nahrung, die Hungerkur, ist eins der m�chtigsten Entzieliungsmittel auf dem Wege des Stoff�wechsels, wodurch wir ja dem K�rper nach und nach bis 1iS und dar�ber von seinem normalen K�rpergewichte nehmen k�n�nen, und bei diesem Abhungern werden denn auch krankhafte Materien, amorphe � geronnene albuminose Stoffe � und mor�phologische mit beseitigt. (Conf. Entziehungskur, S. 381.)
Die Entziehung des Getr�nkes, die trockne Di�t, ist hier gleichfalls ein sehr wirksames Mittel, einmal zur Hem�mung der Exsudation und Transsudation, zur m�chtigen F�rde�rung der Resorption und, bei nachdr�cklicher methodischer Ver�folgung � dem Schroth'schen Verfahren �, zur Steigerung des Verbrennungsprocesses, in welchem pathologische Stoffe mit untergehen. Solche Steigerung der Verbrennung l�sst sich durch das Thermometer nachweisen.
Die K�rperbewegung schliesst sich hier an, insofern hierbei ebenfalls durch vermehrte Verbrennung und W�rmeent�wickelung der Stoffverbrauch gesteigert, Stoff in Kraft um�gesetzt wird.
Dies alles sind gewissermaassen physiologische Ein-s chmelzungsmittel, die naturgem�ssesten und m�chtigsten.
Unter den Ausleerungsmitteln stehen die Blutentziehungen als Blutverd�nuungsmittel bei Poljcyth�mie oben an, namentlich wenn es sich um eine schnelle und weniger nachhaltige Wir�kung handelt. Die Abf�hrmittel zehren stark ab, demn�chst die schweisstreibenden Mittel, am wenigsten die urintreibenden. Bei den betreffenden Methoden das N�here.
Auch die hautreizenden, Entz�ndung erregenden Mittel, welche local die Ern�hrungsverh�ltnisse �ndern, erh�hte Th�tig-keit erwecken, Gef�ssneubildung veranlassen, die Verbrennung steigern, Exsudation erzeugen, dadurch ein L�sungsmittel zur localen Einschmelzung abgelagerter Stoffe herbeif�hren, und so namentlich die Resorption direct anregen und f�rdern, wo sonst verminderte Lebensf�higkeit, tr�ger Stoffwechsel besteht. Den besten Beweis f�r die zertheilende und aufl�sende Wirkung der Entz�ndung liefern uns die einfach auf mechanische Weise er-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;413
erzeugten Entz�ndungen. Schieferstaub z. B. bei Horuhautverdun-kelungen in die Augen geblasen kl�rt die Hornhaut.
So weit die verschiedenen Mittel anderer Methoden; es handelt sich nun weiter um specielle Mittel der in Rede ste�henden Methode.
1. Das Wasser. Durch Entziehung zwingen wir den K�r�per von seinem eignen Wasser zu zehren, es ist daher das m�chtigste Resorptionsmittel; durch �berm�ssige Zuf�hrung wird der K�rper ausgesp�hlt und von wegschlemmbaren Stoffen be�freit. Nach reichlicher Wasseraufnahme findet man den Blat-farbestoff zum Theil gel�st und diffus im Plasma, und die Urin-secretion vermehrt; mit diesem reichlicheren Abfluss durch die Nieren wird eine gr�ssere Quantit�t Farbestoff, Harns�ure, harnsauren Ammoniaks und der �brigen Salze des Urins in einem bestimmten Zeitr�ume ausgeleert; es muss somit das Wasser als ein L�sungs- und Ausf�hrungsrnittel f�r Substan�zen betrachtet werden, welche eben in solche Excre-tionsstoffe zerfallen, die ihren Ausfluss in den Nie�ren nehmen.
Je reiner das Wasser, je weicher es ist, desto bedeutender ist auch seine l�sende Kraft, daher kann zu diesem therapeu�tischen Zwecke nur das weiche Regen- oder Flusswasser in Anwendung kommen.
F�r den Menschenarzt ist nun in dieser Kurmethode das Wasser ein h�chst wichtiges Mittel, das methodisch angewendet wird, in einer Art, wie es bei denThieren nicht m�glich ist. Der Thierarzt kann von dem Wasser in dieser Methode nur sehr be�schr�nkten innerlichen Gebrauch machen, er kann nur zur F�rde�rung der Harn- und Schweisskrisen den Durst erregen und mit wei�chem Wasser stillen. Oertlich findet dagegen das Wasser hier h�ufiger Anwendung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� ,
Das anhaltende Durchfeuchten, je nach Umst�nden mit kal�tem oder warmem Wasser, l�st Blutstockungen aus; das An�feuchten, Auflockeren, Erweichen, selbst theilweise Maceriren und L�sen an der Stelle der Anwendung ist bei erw�rmtem Wasser viel betr�chtlicher � conf. erweichende Methode �, und wenn man den warmen Fussb�dern resp. Umschl�gen noch chemisch l�sende Stoffe � Alkalien � zusetzt, so f�rdert man den Schmelzungs- und Eesorptionsprocess in verdickten und in-durirten Theilen um so schneller und vollst�ndiger.
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2. Der Druck. Die Natur hat es uns gezeigt, dass der von einem anhaltenden Drucke betroffene K�rpertheil schwindet, dass selbst festes Knochengewebe schwindet, wenn ein Weich�gebilde darauf dr�ckt � das Aneurysma gr�bt sich eine H�hle in den Knochen. Henle leitet die Wirkung von An�mie her, die durch Zusammendr�cken der Blutgefasse bedingt werde, das Verh�ltniss ist aber coraplicirter; neben der gesammten Blut�zufuhr bedingt der Druck eine Aenderung in dem Diffusions-verh�ltnisse zwischen Blut und Parenchym, die Endosmose wird vorwiegend in dem Maasse, als die Spannung im Parenchym zunimmt. Hieraus erkl�rt sich die schnelle Resorption; die Atrophie wird noch wesentlich durch Raumbeschr�nkung be�dingt; der Druck leitet regressive Processe in den lebendigen Theilchen und Theilen ein, und die Neubildung accomodirt sich stets der R�umlichkeit, die unter einem gewissen Drucke zer�fallenen histologischen Elemente k�nnen unter demselben nicht wieder ersetzt werden; bei Neubildung unter ungleichem Druck weicht sie dem st�rkeren und folgt dem schw�cheren. Die schmelzende und atrophirende Wirkung des Druckes macht ihn zu dem m�chtigsten Mittel dieser Methode, soweit dieselbe zur nachhaltigen Anwendung kommen kann. Besonders an�gezeigt ist er bei Hypertrophien, Aftergebilden, Wucherun�gen, namentlich aber bei Knochenauftreibungen, Exostosen, Osteophyten, Verh�rtungen, Dr�senknoten, Verdickungen in und unter der Haut, schwieligen AVundr�ndern, bei Gallen, Extrava-saten, und selbst bei chronischen entz�ndlichen Anschwellungen.
Einwickelungen, Compressivverb�nde, Einpflasterungen, Ein-gypsungen sind die entsprechenden Druckmittel. Immer musa der Druck auf die betreffenden Theile gleichm�ssig vertheilt sein; durch eine Wergunterlage kann man den Verband mehr oder weniger elastisch machen und um so fester anlegen; ge�stattet es der Ort, und will man dem Theile zugleich mehr Ruhe verschaffen, so sind die Gypsverb�nde die vorz�glichsten. Bei den Einpflasterungen mit dem scharfen englischen Pflaster, Pechpflaster und anderen harzigen Substanzen kommt neben dem Druck noch die Eeizung und die Zur�ckhaltung der Haut�feuchtigkeit mit zur zertheilenden Wirkung. 3. Chemisch aufl�sende Mittel:
laquo;) Die Alkalien und ihre Salze. Sie besitzen zu den sogenannten Prote�nstoffen eine grosse Verwandtschaft, verbinden
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;415
sich mit denselben zu l�slichen Albuminaten, Fibrinaten, und verfl�ssigen so eine Hauptgrundlage der festen thierischen Stoffe; kommen sie in gr�sserer Quantit�t und concentrirt mit diesen Substanzen in Ber�hrung, so haben sie durch die aufl�sende Wirkung selbst eine �tzende Eigenschaft. Ausserdem sind sie Aufl�sungsmittel der Fette, die sie verseifen, und des Schlei�mes. Sie kommen innerlich und �usserlich als Resolventien in Anwendung, innerlich: bei Polycyth�mie, bei Hyperinose und Ilyperalbuminose, bei letzterer sind die Substanzen zugleich endosmotischer Ersatz, ferner um eingedickte Galle zu verfl�s�sigen und die Schmelzung abgelagerter Faserstoffmnssen zu f�r�dern; �usserlich: �berall, wo es etwas zu l�sen giebt, wo fest gewordene, namentlich Proteinstoffe zertheilt werden sollen und die Mittel mit den leidenden Theilen l�ngere Zeit in unmittel�bare Ber�hrung gebracht werden k�nnen; je concentrirter sie in L�sungen angewendet werden, desto grosser ist ihre auf�l�sende Wirkung, concentrirtere L�sungen k�nnen aber immer nur bis zu der Grenze angewendet werden, wo sie anfangen stark zu reizen und selbst zu �tzen; mit Wasser gel�st, dringen sie am besten in die Gewebe ein, und wenn auf diese Weise die Anwendung anhaltend geschieht, so kommt die durchfeuch�tende, aufweichende Wirkung des Wassers mit in Anschlag, weshalb denn auch die Kalib�der sehr wirksame Mittel der aufl�senden Methode sind; in Verbindung mit Fett � Seite, Liniment � haben sie an der aufl�senden Kraft etwas verloren. In Substanz ist das Glaubersalz als ein feines Pulver (verwit�tert) bei Tr�bung der Cornea zweckm�ssig anzuwenden.
Aeusserlich verdienen die Alkalien im Allgemeinen den Vorzug � sehr billig kann man sich die Kalib�der aus Pott�asche und Kalk bereiten; auf 1 Pfund Pottasche '/, Pfund Kalk giebt circa ^ Pfund Kali �, innerlich aber deren Salze; die wirksameren aber auch zugleich heterogeneren sind die Ka�lisalze, von denen das kohlensaure und schwefelsaure Kali das mildeste, das Oxals�ure Kali das sch�rfste aber zugleich das wirksamste ist, welches ich ganz besonders als Kalk entziehen�des Mittel bei dergleichen Niederschl�gen und Steinbildungen, ferner bei Leberschwellungen und Stockungen im Pfortadersy�steme empfehlen kann �.
Das oxalsaure Kali ist ein scharfes Salz, von dem schon 1,25 Gnn. (�) in 15 Grm. Wasser gel�st bei hypodermatischer Anwendung durch
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umfangreiche, heftige, sehr schmerzhafte Entz�ndung ein Pferd t�dteten, welches aber innerlich von Pferden bis zu 15 Grm. und Hunden 1�l'^Gm. pro Tag recht gut vertragen wird. Die constante und auif�lligsteWirkung ist die urintreibendo; der Urin wird neutral, z�he, dickschleiinig und tr�be, er setzt einen starken Bodensatz ab, der haupts�chlich aus den runden Krystal-len mit zierlichem strahligem Gcfiige des kohlensauren Kalkes besteht und �usserst sp�rlich die bekannten Quadratoctaeder von oxalsaurcm Kalk er�kennen l�sst; das Mittel setzt sich also, wie alle pflanzen- und milchsau�ren Salze, im Blute in kohlensaures Salz um und entzieht dein K�rper vor allem viel Kalk. Eine weitere Wirkung ist eine Reizung in den Ver�dauungsorganen, vermehrte Absonderung in denselben, Blutableitung von der Leber. Sowohl das nach der hypodermatischen Anwendung gestor�bene, als auch ein zweites, 20 Stunden nach der Verabreichung von 30 Grm. get�dtetes Pferd zeigten Darrareizung, w�sserige Contenta im Darm und An�mie der derben, festen Leber. Eine dritte hervorragende Wirkung hat das Salz auf das Blut, dasselbe gerinnt zu einem gleichm�ssigen hellrothen Kuchen, der weder Faserstoftquot; in der oberen noch Cruor in der unteren Schicht abgesetzt hat und nur sehr wenig gelbes Blutserum ausscheidet. Die Blutk�rperchen selbst sind etwas eingeschrumpft � exosmotisch. Aus dieser kurzen Darstellung der Wirkung ergiebt sich die m�chtige Wirkung dieses Mittels f�r die in Eede stehende Methode sowohl, wie f�r die urintreibende.
b) S�uren. Die Essigs�ure ist ein L�sungsmittel f�r Pro-temstoffe, besonders f�r K�sestofF und Faserstoff, sie l�st die H�llen der Zellen, besonders der Blut- und Eiterk�rperchen; ihr anhaltender Gebrauch oder Genuss in den Nahrungsmitteln f�hrt deshalb schliesslich Armuth an Cruor, Blutw�sserigkeit und Bleichsucht herbei; sie geh�rt folglich zu den m�chtig resolvi-renden Mitteln und verdient eine h�ufigere Anwendung, als bis�her geschehen ist. Die Minerals�uren wirken namentlich l�send auf die Kalksalze, sie sind deshalb als resolvirende Mittel f�r das Knochenger�ste zu betrachten; man hat sie auch als L��sungsmittel der phosphatischen Harnsteine anempfohlen. Im Ganzen kommen die Minerals�uren als l�sende Mittel selten in Gebrauch. Zur L�sung der harnsauren Steine sind vorzugs�weise Lithion und Borax, gegen Niederschl�ge in der Harnblase Salzs�ure empfohlen. Innerlich werden die S�uren nat�rlich cnsprechend verd�nnt; statt Essigs�ure dient der Essig.
In neuester Zeit ist die Essigs�ure als ein Zellenzerst�rungsmittel in zellenreiche Geschw�lste, namentlich in Sareome und Carcinome gespritzt, um durch regressive Processe Heilung zu erzielen. Auch Kali und andere Mittel, die direct zerst�rend wirken oder einen Verfettungsprocess einlei�ten, wie namentlich: Jodtinctur, verschiedene Chloride, besonders Subli�mat, und 10 � 20procentige L�sung von Silbernitrat. Die Sache ist noch neu, endg�ltige Resultate liegen noch in der Zukunft. Jedenfalls verdient
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die Sache eine aufmerksame Verfolgung. In der Thierheilkunde hat etwas Aehnliches schon l�ngst bestanden, die Weg�tzung von Geschw�lsten durch Hineinbringen ganzer St�ckchen von weissem Arsenik oder von Kupfer�vitriol.
c) Verschiedene aufl�sende Mittel, deren Wirkungsweise noch wenig bekannt ist.
Schwefelwasserstoff hat eine zerst�rende Einwir�kung auf die Blutk�rperchen; Liebig schreibt dies einer Zer�setzung der Eisenverbindungen zu, Schulze dagegen einer L�h-mung der H�lle. Die Schwefelleber, deren allgemeine Ein�wirkung auf das Blut dem Schwefelwasserstoff zugeschrieben werden muss, wurde schon von Waldinger als heilsam befun�den bei brandigen Entz�ndungstiebern; Hertwig fand diese heil�same Wirkung best�tigt.
Jod und Jodkalium. Beide haben dieselben entfernten Wirkungen, es ist daher sehr wahrscheinlich, dass das Jod, wenn es nicht schon mit einem Metalle verbunden ist, sich mit Kalium oder Natrium im Blute verbindet. Das Jod geht in das Blut �ber und erscheint in fast allen Secreten, besonders aber in dem Speichel und Urin wieder; �ber seine Wirkungs�weise weiss man gar nichts; erfahrungsm�ssig aber wissen wir, dass es ein m�chtig resolvirendes Mittel f�r das Dr�sensystem ist. Lymph- und Milchdr�sen, m�nnliche und weibliche Testi-keln nehmen am Umfange ab und werden bei langem Ge�brauche atrophisch. Bei Hypertrophien und Indurationen �ber-hanpt, besonders aber in den erw�hnten Gebilden, bei den so h�ufig vorkommenden Dr�senknoten, bei Scrophulose ist das laquo;lod innerlich und �usserlich ein speeifisches Resolvens.
Eine besondere Anwendung findet das Jod noch zu Ein�spritzungen in Geschw�lste, Wassers�cke und namentlich in Gallen. � Conf. hypodermatische Application, S. 291.
Nachdem Velpeau, Boinet und andere Chirurgen von der verd�nnten Jodtinetur bei dem Wasserbruche, nach der Abzapfung des Wassers ein-gespritzt, den besten Erfolg gesehen hatten, wurden die Jodtincturcn zu-niiehst von franz�sischen Thier�rzten auch bei den Gallen der Pferde ver�sucht. Im Ganzen ist aber diese Einspritzung in der thier�rztlichen Chirur�gie wenig in Gebrauch gekommen. Ich kann eine Mischung von 2 Theilen Jddkalium in 4 Theilen Wasser mit 1 Theil Jodtinetur nach eigenen Ver-suchen bestens empfehlen. Nach einfachen Ausleerungen der Gallen, ohne Jone Jodeinspritzung, f�llten sich die S�cke immer wieder; nach der Ent�leerung und Einspritzung habe ich Druckverband, namentlich Gypsverband angewendet, denen ich die g�nstigen Erfolge wesentlich mit zuschreibe.
(xerlach Allg. Theraipie. 2.Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;27
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418nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die aufl�sende Methode.
Bei Sprunggelenkgallen habe ich bis jetzt weder die Ausleerung noch die Einspritzung gewagt, und ein passendes Versuchspferd hat sich noch nicht dargeboten.
Brom theilt die aufl�sende Wirkung mit dem Jod; �rtlich an der Stelle der Einwirkung reizt es mehr als jenes. Inner�lich ist es wenig gebr�uchlich, man giebt es in Verbindung mit Kalium. Hunde vertragen von dieser Verbindung 2 � 4 Grm. recht gut, nach 7 Grm. brach ein mittelgrosser Hund. Pferden kann man 15 � 30 Grm. pro Tag geben.
Quecksilber. Erfahrungsm�ssig ist es auch bei diesem Mittel festgestellt, dass die verschiedenen Pr�parate eine aufl��sende Wirkung haben, dass bei ihrem Gebrauche das Blut nach und nach an Faserstoff, Eiweissstoff und an Blutk�r�perchen verliert, dunkler und weniger coagulabel wird. Diese Wirkung ist aus chemischen Gesichtspunkten bis jetzt noch nicht erkl�rlich, es bleibt sogar noch fraglich, ob sie nicht lediglich daher zu leiten sei, dass das Quecksilber die Verdauung und Assimilation schw�cht, fast alle Secretionen vermehrt und copi�sere Ausleerungen albuminreicher Stoffe bewirkt? Inner�lich ist hier das Kalomel und �usserlich die graue Salbe das gebr�uchlichste und wirksamste Pr�parat. Die graue Quecksil�bersalbe enth�lt ausser dem regulinischen Quecksilber auch Quecksilberoxydul zum Theil mit Fetts�ure verbunden; je fei�ner die Verreibung geschah und je �lter die Salbe ist, desto grosser ist auch der Gehalt an Oxydul, welches nach B�ren�sprung *) das allein Wirksame ist. Rinder, namentlich K�l�ber, und Katzen werden hierdurch leicht vergiftet, besonders, wenn sie die Salbe ablecken k�nnen. Ich wende nur noch die Oxydulsalbe an. Das Sublimat findet mehr �usserliche An�wendung. 1 Theil mit 8 Theilen Spiritus und Fett ist ein scharfes, zertheilendes Mittel, welches durch Einleitung eines Verfettungsprocesses schmelzend wirkt.
Jodquecksilber: einfaches oder gelbes Jodquecksil�ber � Hydrargyrum suhjodatum s. jodatum �avum � und dop�peltes oder rothes Jodquecksilber � IT. hijodatum rubrum. Beide Pr�parate sind zugleich Reizmittel und vereinigen deshalb die specifischen Wirkungen der beiden Mittel, aus denen sie zusammengesetzt sind, mit der schmelzenden Wirkung der rei-
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*) Centralzeitung von KraUzer 1851, S. 181 und 193.
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;419
zenden Substanzen �berhaupt bei �usserlicher Anwendung und sind daher bei diesem Gebrauche kr�ftige Aufl�sungsmittel; das erstere wirkt �rtlich milder, als das letztere, welches die Haut so stark irritirt, dass es nach einigen Tagen ausgesetzt werden rauss. Versetzt man graue Quecksilbersalbe mit Jod, so wird dieselbe nach und nach gelbgr�nlich, woran man die stattgefun�dene Verbindung beider Metalle erkennt.
Verbindet man mit den unter c) erw�hnten specifischen L�sungsmitteln den Druck, so haben wir daran ein Mittel, was das Aeusserste leistet, was im Gebiete dieser Methode �rtlich geleistet werden kann. Dicke Einrei�bungen von Quecksilberoxydulsalbe oder von einfacher Jodquecksilbersalbe oder von einer Jodtinctur und dar�ber Gypsverband, beides alle 6 � 8 Tage erneuert, haben ein �berraschendes Resultat geliefert bei chronischen Ent�z�ndungen, Verdickungen und Verh�rtungen. So habe ich z.B. Verdickun-gen und Verh�rtungen an den Fesselgelenken beseitigt, die lange vergeb�lich behandelt worden waren.
4. Der Eiterungsprocess ist hier schliesslich noch als ein speeifisches Schmelzungsmittel zu erw�hnen. Organisches Gewebe, namentlicb Bindegewebe und amorpher Faserstoff ver�schwinden, wo sich eine Eiterung etablirt. In Organen und an Stellen, wo die Eiterung keine �blen Folgen bef�rchten l�sst, ist sie noch ein wirksames therapeutisches Mittel, Verh�rtungen zu l�sen, die allen Mitteln hartn�ckig widerstanden haben; so sind hier namentlich verh�rtete Lymphdr�sen zu erw�hnen; ge�lingt es, diese in Eiterung �berzuf�hren, so gelingt auch die L�sung der Jahre lang bestandenen Verh�rtung. Die reifma�chenden Mittel sind daher auch mittelbar resolvirende.
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Gegenanzeigeu.
Bei Neigung zur Blutzersetzung und Aufl�sung, bei Blut-arrauth und Blutw�sserigkeit, bei Abzehrung, hektischen Colli-quationen und �hnlichen Zust�nden d�rfen die innerlichen und �berhaupt die, auch bei �rtlicher �usserer Anwendung allgemein wirkenden Resolventien nicht angewendet werden, und wenn diese Zust�nde bei dem Gebrauche einzutreten drohen, so ist damit die Indication zum Haltmachen mit der Methode gegeben.
Contraindicirt ist ferner, solche Substanzen zur Resorption zu bringen, die nachtheilig, krankmachend auf die gesammte S�ftemasse einwirken, wie z.B. faule, delet�re, brandige Jauche,
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Gifte und Contagien. Der Eiter geh�rt jedoch nicht zu die�sen Substanzen.
Fr�her, zur Zeit, wo die Py�mie eine grosse Rolle spielte, f�rchtete man die Resorption des Eiters. Nachdem man in den vermeintlichen Ei-tcrk�rperchen die weissen Blutk�rper und deren krankhafte Vermehrung erkannt hatte und zu dem Bewusstsein gekommen war, dass die Eiterk�r-perchen als solche nicht resorbirt werden k�nnen, die Lehre von der Py��mie also ihre Bedeutung verloren hatte, trat an ihre Stelle die lehorrh�-mie, eine Blutinfection durch eine, ehemisch noch unbekannte Substanz im Eiterserum, die Virchow �Ichorquot; genannt hat. Nach den Beobachtungen hat aber nicht jeder Eiter, namentlich nicht �Pus honum et laudabilequot; einen solchen delet�ren Stoff in seinem Serum; denn man sieht bei den Thieren namentlich selbst grosse Abscesse theils von selbst, thcils durch Druckver�band, namentlich aber durch scharfe Einreibungen ohne die geringsten Fol�gen verschwinden. Ich muss deshalb meine fr�here Ansicht immer noch aufrecht erhalten, dass Eiter, der nicht mit specifischen Sch�dlichkeiten geschw�ngert, nicht sani�ser, ichor�ser Natur ist, bei der Resorption durch den Verfettungsprocess zerf�llt und indifferent wird.
Bez�glich der einzelnen Mittel, welche diese Methode in Anwendung bringt, sind die Contra-Indicationen mannigfach, und der gute Erfolg der resolvirenden Methode h�ngt eben haupts�chlich davon ab, dass man f�r jeden concreten Fall das rechte Mittel zu finden weiss oder doch mindestens im Stande ist, die contraindicirten Mittel zu vermeiden.
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Die harntreibende Methode, Hl. diuretica.
Die Nieren stehen in der Reihe der Colatorien als sehr gewichtige Organe f�r den Organismus; sie sind die Hauptaus�scheidungsorgane f�r zersetzte Proteinstoffe; sie scheiden die Producte des organischen Stoffwechsels und die im Ueber-maasse zugef�hrten N�hrstoffe in constanten Formen � Harnstoff, Harns�ure, Hippurs�ure, ExtractivstofFe, kohlensaure, schwefel�saure, phosphorsaure, milchsaure Salze, Chlornatrium �, wie auch sehr viele von den in den Organismus gelangten hetero�genen Stoffen, welche zu keiner organischen Verwerthung f�hig sind, ver�ndert oder unver�ndert aus und reguliren gewisser-
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Die harntreibende Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;421
maassen den Wassergehalt des Blutes. Die Nierenthatigkeit ist daher schon in den gesunden Tagen je nach den Bed�rfnissen sehr verschieden und muss auch den Verh�ltnissen entsprechend verschieden sein, wenn Gesundheit fortbestehen soll. Jede an�dauernd ungen�gende Th�tigkeit der Nieren muss schliesslich nachtheilig auf den Organismus zur�ckwirken und endlich den Anstoss zum Erkranken geben.
Wie nun aber im gesunden Zustande, so muss die Nieren-th�tigkeit auch in Krankheiten den gegebenen Verh�ltnissen entsprechen, d.h. sie muss um so grosser sein, je mehr durch die Krankheit Excretstoffe f�r die Nieren geschaffen oder an�dere Ausscheidungsorgane beeintr�chtigt werden, welche von den Nieren theilweise vertreten werden k�nnen, und selbst Stoffe ausscheiden, die nicht zu den normalen Bestandtheilen des Urins geh�ren, wenn die Krankheit nicht gesteigert und complicirter werden soll. Jede reichlichere Ausscheidung von excretiellen Stoffen durch die Nieren � wie auch durch andere Ausschei�dungsorgane � ist daher neben den Krankheiten stets als heil�sam zu betrachten.
Im Verlaufe von Krankheiten tritt zuweilen eine vormehrte Nieren-th�tigkeit von selbst hervor: wird der Urin reichlicher oder conecntrir-tcr unter Erleichterung der Krankheitssymptome abgesetzt, so ist dies eine Harnkrise. In dieser werden Stoffe entleert, welche entweder die Krankheit veranlasst und unterhalten haben, oder welche sich erst w�h�rend der Krankheit angeh�uft, vielleicht auch durch dieselbe gebildet haben, die also Krankheitsproducte sind und auch als solche st�rend auf die Krankheit zur�ckgewirkt haben. F�r das Zustandekommen solcher Harnkrise kann man sich drei M�glichkeiten denken: 1) die excretiellen Stoffe mehren sich so im Blute, dass sie im erh�hten Maasse speeifisch auf die Nieren einwirken � als haratreibende Substanzen wirken �: 2) in der Kette von Krankheitsprocessen kommt endlich ein Glied vor, was einen gesteigerten Blutzufluss in den Nieren bedingt; 3) endlich die Nieren, welche in der Krankheit und durch dieselbe in ihrer Function behindert worden sind, werden bei einer Wendung der Krankheit, beim Nachlassen derselben wieder frei und treten nach solcher Behinderung um so th�tiger hervor, je mehr sich die excretiellen Stoffe inzwischen angeh�uft haben. In allen diesen F�llen, wie die vermehrte Th�tigkeit auch in den Nieren entstanden sein mag, und wie sich auch die ausgeleerten Stoffe zur Krank�heit verhalten haben m�gen, ist eine heilsame Wirkung � die kritische Bedeutung � nicht in Abrede zu stellen; die vermehrte Absonderung eines gew�hnlich auch qualitativ ver�nderten Urins kann Grundbedingung von der Hebung der Krankheit oder auch ein wesentliches Hiilfsmittel zur F�r�derung der Gesundheit sein.
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422nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die harntreibende Methode.
Die Urinabsonderung k�nstlich zu beth�tigen ist demnach nicht selten angezeigt; der Mittel hierzu giebt es verschie�dene, die nach dem Uebergange in das Blut theils direct auf die Nieren specifisch einwirken, dieselben in den Zustand der Reizung und der Congestion versetzen, theils auch gleich�zeitig auf das Blut und die Gewebe verschiedener Organe schmelzend, l�send einwirken und so die Excretstoffe f�r die Ausscheidung in den Nieren vermehren. Die balsamischen Stoffe wirken mehr durch directe Incitation der Nieren, die schar�fen und salinischen Diuretica dagegen wirken gleichzeitig schmel�zend und l�send. Was wir von solchen schmelzenden Mitteln wissen und erwarten k�nnen, ist bei der resolvirenden Methode angef�hrt, hier handelt es sich um die einfache Anregung der Nierenth�tigkeit, um Ziehung der Harnschleusen zur reichliche�ren Ausscheidung von Wasser, Zersetzungsproducten und an�deren irgendwie in das Blut gelangten fremdartigen Stoffen � den sogenannten Sch�rfen �. Die Heilzwecke sind verschieden.
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Indicationeu.
1.nbsp; nbsp;Harngries und Harnsteine, a) Mechanisch wer�den durch verst�rkte Diurese die Harng�nge, die Harnblase und Harnr�hre ausgesp�lt, die anhangenden, in den Falten ab�gelagerten Krystalle und kleinen Steineben werden mit fort�gerissen und ausgestossen; h) zugleich bekommt auch der Urin bei angeregter Diurese eine chemisch l�sende Wirkung auf die Niederschl�ge; manche Salze sind schon bei gr�sserer W�sse�rigkeit des Harns l�slich, sie verschwinden daher auch bei dem st�rkeren Flusse eines mehr w�sserigen Urins; wird der Urin durch die Diuretica zugleich noch chemisch ver�ndert � durch Alkalien oder S�uren �, so kann die harntreibende Methode zugleich eine steinbrechende werden; c) endlich kommt bei diesen krankhaften Zust�nden noch eine physiologische Heil�wirkung in Betracht, n�mlich die reizende Einwirkung der in den Harn �bergehenden diuretischen Mittel auf die Harnwege, wodurch reichlichere Schleimabsonderung und gr�ssere Th�tigkeit in den contractilen Fasern erregt, in weiterer Folge das Fort�schaffen der adh�rirenden K�rper gef�rdert und Incrustation der Schleimhaut verhindert wird.
2.nbsp; Oedeme, Haut-, H�hlen- und Sack Wassersucht.
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;423
Alle solche Ansammlungen von ser�ser Fl�ssigkeit sind Folge und Symptome von den verschiedenartigsten Grundleiden, es versteht sich daher von selbst, dass die urintreibende Methode hier auch nicht immer von derselben Heilwirkung sein kann. Die constante Wirkung der verst�rkten Diurese ist vermehrte Ausscheidung von Wasser aus dem Blute; hieraus resultirt einerseits verminderte Absonderung ser�ser Fl�ssigkeiten in allen Theilen, somit auch an abnormen Secretionsstellen und zwar ganz besonders an diesen, andererseits aber erfolgt nach den Gesetzen der Endosmose � wonach die d�nnere Fl�ssig�keit der dichteren durch die Membran hindurch zustr�mt � �berall da, wo gef�ssreiche Membrane und Gewebe von ser�sen Fl�ssigkeiten umsp�lt werden, eine reichlichere Aufnahme von Fl�ssigkeit in das Blut. Die Endresultate beiderlei Wirkungs�weisen vereinigen sich zu einem gemeinsamen Heileffecte. In�wieweit hierdurch Heilung erzielt werden kann, h�ngt von den gegebenen Umst�nden ab. a) War die Ursache der Ablagerung einer ser�sen Fl�ssigkeit in einer verminderten Th�tigkeit der Nieren gegeben, so kann die gesteigerte Diurese radical heilen, sofern nach derselben die Nierenth�tigkeit nicht wieder tief unter das Niveau zur�cktritt � eine nachhaltige Anwendung der Methode ist hier nat�rlich erforderlich �. b) Ist Atonie und Blutw�sserigkeit die Grundbedingung der �berm�ssigen Er-giessung, so ist die gesteigerte Diurese der erste Schritt zur radicalen Heilung, welche durch nachfolgende tonisirende und restaurirende Mittel vollendet werden muss; kann der Tonus nicht gef�rdert und die Blutmischung nicht gebessert werden, wegen tiefer liegende organische Abnormit�ten, so ist hier nat�rlich die vermehrte Diurese nur von vor�bergehender Heil�wirkung, c) Sind acute Krankheitszust�nde � St�rungen in der capillaren Circulation, entz�ndliche Zust�nde � die Grundur�sache, so haben wir in der nachhaltig gesteigerten Diurese wie�der ein Heilmittel, wenn die acuten Prim�rleiden nicht ander�weitig lebensgef�hrlich werden, und es sich eben nur um Besei�tigung des Ergossenen und Beschr�nkung der weiteren Ergies-sungen handelt. Daher haben wir an dieser Methode ein wirksames Mittel bei Entz�ndungen, die durch Exsudate so leicht oder ausschliesslich nachtheilig und lebensgef�hrlich wer�den, wie z. B. bei rheumatischen Entz�ndungen ser�ser H�ute, bei der Lungenseuche der Rinder; bei dieser letzten Krankheit
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424nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die harntreibende Methode.
sind die nachhaltig angewendeten urintreibenden Mittel von allen, die von der �ltesten bis zur neuesten Zeit empfohlen und ger�hmt sind, immer noch mit die wirksameren, d) In allen anderen F�llen aber, wo die Grundkrankheiten von den abnorm angeh�uften Fl�ssigkeiten nicht beseitigt werden k�nnen � Klappen- und sonstige Herzfehler, Erkrankung des Lebergewe�bes mit St�rung der Circulation in der Pfortader, Druck auf gr�ssere und kleinere Venenst�mme durch Geschw�lste etc., Verh�rtungen der Lymphdr�sen und andere pathologische Zu�st�nde, wodurch eine Circulationsst�rung dauernd bedingt wird �, in allen solchen F�llen ist die urintreibende Methode nat�rlich nur ein Palliativmittel.
3. Dyskrasicn. Obgleich die Nieren in der obersten Reihe der Blutreinigungsorgane stehen, und es daher sehr nahe liegt, wenn man bei abnormen Mischungsverh�ltnissen der S�fte an die urintreibende Methode denkt, so sind hier f�r die Therapie bis jetzt doch noch sehr wenig sichere Anhaltspunkte gegeben. Am n�chsten liegen f�r die Indicationen die dyskrasischen Zu�st�nde, bei denen eine ungen�gende Nierenth�tigkeit, eine Re�tention excretieller Stoffe des Harns zum Grunde liegt, als: Ur�mie, harnsaure Diathese � Gicht �, die bei Fleischfressern vorkommt, Guanin-Gicht bei Schweinen und vielleicht auch eine hypursaure oder andere gichtische Diathese bei den Pfer�den und Wiederk�uern.
Fr�her leitete man die Ur�mie von der Zur�ckhaltung des Harnstoffes ab, derselbe wird Jedoch in kohlensaures Ammoniak zersetzt und so mehi' unsch�dlich gemacht. Vergeblich suchte man nach dem kohlensauren Am�moniak in der ausgeathmeten Luft mittelst Salzs�ure � Frerichs �, man wusste deshalb nicht recht, wo derselbe blieb; nach j�ngsten Untersuchun�gen findet diese Umsetzung im Darme statt, sonach w�re denn die Darm�schleimhaut ein specifischer Stellvertreter f�r die Nieren. Man hat deshalb die Ur�mie auf die Zur�ckhaltung aller Zersetzungsproducte zur�ckgef�hrt � Hoppe. F�ttert man kleinen Thieren Harnstoff, so treten ur�mische Zuf�lle erst ein, wenn die Entleerung aus den Nieren durch Wasserentzie�hung unterdr�ckt wird.
Virchow � Archiv, Bd. 35 u. 36. S. 358 resp. 147 � fand in dem Schweine�fleische Concretionen, die ihrer Reaction nach aus Guanin � ein der Harns�ure und dem Hypoxanthin nahe verwandter Stoff � bestanden, und in den Knie�gelenken derselben Schweine sah er eine Ablagerung von weissen, kreidearti�gen K�rnchen und Pl�ttchen in den Knorpeliiberziigeu, den Seminularknorpeln und den ligamentosen Theilen um das Gelenk, �bereinstimmend mit den arthri�tischen � (harnsauren Natron-) Ablagerungen beim Menschen. Wenn diese Ablagerungen nicht etwa post mortem entstanden sind, so stellen sie eine Guanin-Gicht dar.
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;425
Die Ver�nderungen des Harns, die wir bei acuten, fieber�haften Krankheiten immer haben, deuten auf Alteration im Stoffwechsel und darauf hin, wie die Ausscheidungen in den Nieren sich den Verh�ltnissen anpassen m�ssen. Auf Grund dieser Thatsache empfiehlt es sich bei der Mangelhaftigkeit der directen Indication die diuretische Methode in Anwendung zu bringen:
a)nbsp; in allen F�llen, besonders aber bei fieberhaften Krank�heiten, wo eine dauernd verminderte Urinausleerung �berhaupt besteht, und wenn ein tr�ber, bodensatzreicber, z�her, schlei�miger, �liger Urin sparsam abgesetzt wird, ferner bei allen acuten Leiden, die sich gern durch Harnkrisen entscheiden � Influenza z. B.;
b)nbsp; wenn unter den eben erw�hnten Umst�nden nach und nach Krankheitserscheinungen eintreten, die in das Bereich der gest�rten Nervenfunctionen geh�ren, wie namentlich grosse Apa�thie und Hinf�lligkeit, Torpor, Coma, selbst asthmatische Zu�f�lle und Kr�mpfe.
Ausserdem kann man bei verschiedenen wirklichen oder vermeintlichen, dyskrasischen Leiden mit der diuretischen Me�thode therapeutisch sondiren; dies ist um so mehr gestattet, als durch Auswahl unter den diuretischen Mitteln, und durch Ver�bindung mit anderen entsprechenden Mitteln den etwa vorhan�denen anderweitigen Indicationen die geb�hrende Rechnung ge�tragen werden kann.
Mittel.
Die diuretischen Mittel lassen sich in drei Hauptgruppen unterbringen, in salinische, balsamische und drastische. Die Mittel, welche zugleich erregend auf das Gefasssystem und er�hitzend wirken, steigern neben der Harnquantit�t zugleich die quantitative Ausscheidung des Harnstoffes. Die erh�hte Tem�peratur ist das Ergebniss des vermehrten Stoffumsatzes, folglich sind die erhitzenden Diuretica zugleich die am meisten Stoff entziehenden, und da der Harnstoff das Ergebniss der zerfal-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;_
lenen Proteinstoffe ist, so kann man nach der Quantit�t des Harnstoffes zugleich die zehrende Wirkung bemessen.
1. Salze � Kali- und Natronsalze. Alle hier in Be�tracht kommenden harntreibenden Mittel geh�ren zugleich zu
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426nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die harntreibende Methode.
den resolvirenden, k�hlenden, antiphlogistischen, sie finden da�her in den so h�ufig vorkommenden F�llen ihre zweckm�ssige Anwendung, wo hei entz�ndlichen, entz�ndlich exsudativen Krankheitsprocessen eine vermehrte Diurese eingeleitet und unterhalten werden soll, um die Ergiessungen im Schach zu erhalten und zugleich die Resorption des Ergossenen zu f�rdern. Durch diese Mittel wird die diuretische mit der antiphlogisti�schen Methode verbunden.
Die wirksameren Mittel dieser Art sind in der Reihenfolge ihrer Wirksamkeit:
Kaliseife � Sapo kalinus �, kohlensaures Kali � Kali carbonicum �, saures weinsteinsaures Kali � Kali bitartaricum, Cremor Tartari �, salpetersaures Kali und Natron � Kali et Natrum nitricmn �, essigsaures Kali � Kali aceticum �, borsaures Natron � Natrum horacicum �, und oxalsaures Kali � Kali bioxalicnm c. S. 415. Der Brechweinstein darf hier gleichfalls nicht uner�w�hnt bleiben, der mit seiner brechenerregenden, durchschlagen�den und hautth�tigkeitf�rdemden Wirkung auch noch die urin�treibende verbindet. Wie es fast bei allen Mitteln geschieht, dass sie bei mehrseitigen Wirkungen immer in derjenigen Richtung besonders oder selbst ausschiiesslich wir�ken, in welcher sie durch andere Mittel unterst�tzt werden, so ist es nun auch ganz besonders bei dem Brech�weinstein der Fall, daher ist er neben anderen urintreibende.n Mitteln auch ein recht wirksames Mittel f�r diese Methode.
2. Die Spirituosen, milderen �therisch �ligen und balsamischen Mittel. Sie haben zugleich eine erregende Wirkung, die jedoch bei einigen kaum in Betracht kommt, bei anderen zwar etwas hervorragender ist, namentlich auf das Ge-fiisssystem, aber doch immer sehr untergeordnet bleibt und sel�ten eine besondere Contra-Indication abgiebt. Wo man neben der vermehrten Diurese zugleich gelinde erregen will, da finden diese Mittel ihre rechte Anwendung. Durch Verbindung mit den erw�hnten Salzen k�nnen wir eine st�rkere Diurese erzie�len, dabei zugleich resolvirend einwirken und so den verschie�denartigsten Indicationen gen�gen.
Die balsamischen Mittel sind namentlich die besten Diure-tica bei chronischen Schleimhautleiden, bei Blennorrh�en. Die Spirituosen wirken haupts�chlich durch Hebung der Herzth�tig-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 427
keit und Vermehrung des Blutdruckes; wenn diese Wallung nicht zu f�rchten ist, k�nnen sie Anwendung finden; im Ganzen geh��ren sie zu den untergeordneten Mitteln.
Wein, Spiritus und Aether; Fenchel, Wasserfen�chel, Dill- und Petersiliensamen; Rettig und Meerret-tig, Zwiebeln, Knoblauch, Lorbeeren, Wachholder-beeren, Harze, Fichtensprossen, Theer, Terpenthin, Balsamus Copaivae und Terpenthin�l geh�ren zu die�ser Gruppe.
3. Die scharfen Diuretica. Hier haben wir die Mittel von verschiedenen Graden der scharfen Einwirkung, sie heben sich von den balsamischen, harzigen Mitteln gradatim ab bis zu den erhitzenden, stark reizenden, Entz�ndung machenden Substan�zen. Ihre Anwendung finden sie allein und in Verbindung mit den �therisch�ligen und balsamischen Mitteln bei grosser Schw�che und Torpidit�t, bei Wassersuchten, wo dieser Charakter ausge�sprochen ist und bei fieberlosen dyskrasischen Zust�nden, wobei sie zugleich noch wegen der aufl�senden Wirkung auf orga�nische Substanzen, die allen scharfen Mitteln mehr oder weniger eigen ist, von heilsamer Wirkung sein k�nnen. Wenn neben der Diurese zugleich auf die Geschlechtstheile erregend ein�gewirkt werden soll, so sind sie ganz besonders angezeigt. Bei diesen �rtlich scharf einwirkenden Mitteln m�ssen nat�rlich auch die Verdauungsorgane mit um Erlaubniss gefragt werden. Alle diese Mittel, namentlich aber die Kanthariden, �usseren ihre diuretische Wirkung auch bei �usserlicher Anwendung auf die Haut.
Die wichtigsten Mittel sind: Sadebaum, Senf, Cube-ben, Digitalis, Colchicum, Meerzwiebel, Kanthari�den u. m. a. Bei der Digitalis kommt die herabstimmende Wirkung auf das Gef�sssystem � die antifebrile Wirkung � mit in Betracht, weshalb dieselbe mit den erw�hnten Salzen in Verbindung bei grosser Aufregung im Gef�sssysteme und bei Entz�ndungen ser�ser Membranen gegeben wird, wenn ser�se Exsudate zu f�rchten oder schon vorhanden sind.
Will man eine gesteigerte Diurese l�ngere Zeit unterhalten, dann ist es n�thig, �fter mit den Mitteln zu wechseln, beson�ders mit den vegetabilischen; die Nieren gew�hnen sich zuletzt an den fortw�hrend einwirkenden Eeiz eines Mittels, d. h. sie verlieren ihre Empf�nglichkeit daf�r, und damit sinkt nat�rlich
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428nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die harntreibende Methode.
die Nierenth�tigkeit, trotz der urintreibenden Mittel, auf die normale Stufe und f�r eine Zeit selbst unter dieselbe zur�ck.
Wo die F�rderung der Resorption der Heilzweck ist, da m�ssen die Thiere bei dieser Behandlung auf strenge, nament�lich aber auf trockne Di�t gesetzt werden; handelt es sich da�gegen mehr um eine Depuration, so ist reichliches Getr�nk ein wesentliches Unterst�tzungsmittel der Heilwirkung, wodurch L��sung und Fluss gefordert wird.
Gegenanzeigen.
Harnruhr, Blutharnen, Reizungen und Entz�ndungen in den Nieren und Harnwegen sind als generelle Gegenanzeigen zu be�trachten. Ausserdem kann es noch speciellere Gegenanzeigen gegen einzelne Mittel geben, von denen aber die Methode selbst nicht ber�hrt wird, weil derselben so verschiedenartige Diure-tica zu Gebote stehen, dass sie allen Nebenumst�nden gen�gen kann. Entschiedene Indicationen f�r die Diuretica aus der Klasse der antiphlogistischen Salze sind zugleich Contra-Indi�cationen gegen die scharfen Mittel und so auch umgekehrt; dagegen giebt es auch Verh�ltnisse, wo ein solches gegensei�tiges Ausschliessen nicht stattfindet, wo sogar eine Combination von verschiedenartigen Mitteln ganz zweckm�ssig ist. Bei der Anwendung der scharfen Mittel muss man nat�rlich die Nieren und Harnwege �berwachen und sofort die Mittel aussetzen, wenn sich hier auff�llige Irritationen zeigen. Wo man diese Methode ebne bestimmte Indicationen mehr versuchsweise in \nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anwendung bringt, da h�ngt es nat�rlich von dem gesammten
Verhalten der Krankheit ab, ob damit fortzufahren oder auszu�setzen ist.
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Die abf�hrende Heilmethode, IH. pnrgans.
Die abf�hrende, darraentleerende, er�ffnende Methode umfasst die Magenausleerungen durch den Pf�rtner und die Darmausleerun�gen in den verschiedensten Graden von der einfachen F�rderung der Dannth�tigkeit zur regeren Fortschaffung des Inhalts bis zur L�sung der hartn�ckigsten Verstopfungen und bis zu den w�sserigen Ent-
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Die abf�hrende Heilmethode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 429
Icerungen. Sie ist namentlich f�r den Thierarzt eine ganz be�sonders wichtige Methode, die in den verschiedensten Graden eine vielfache Anwendung findet; 1) weil selbstst�ndige Krank-heitszust�nde in dem Magen der Wiederk�uer und in dem Verdauungskanale der Pferde ungew�hnlich h�ufig vorkommen, welche diese Methode erfordern; 2) weil bei so vielen Krank�heiten, namentlich bei den entz�ndlichen, die Darmth�tigkeit in einer Weise ins Stocken kommt, dass die angeh�uften und immer mehr fest werdenden F�calmassen bel�stigend werden und ver�schlimmernd auf den Krankheitszustand zur�ckwirken; seltener Absatz von festen Kothmassen ist eine Erscheinung in Krank�heiten, die stets wichtig genug ist, von dem Therapeuten beson�ders ber�cksichtigt zu werden; 3) endlich weil der Darmkanal selbst bei verschiedenen Krankheitszust�nden einen sehr wich�tigen Angriffspunkt darbietet, von welchem aus der Therapeut heilsam einwirken, manche Krankheiten lindern, andere selbst ausl�sen kann.
Die Natur selbst hilft sich nicht selten durch Darrnentlee-rungen; unter den Krisen sind die kritischen Kothausleerungen bei unseren Hausthieren gerade noch die h�ufigeren; die unge�w�hnlichen freiwilligen Darmausleerungen sind zwar h�ufig erst die Folge von bereits eingetretener Besserung, es kommt jedoch auch nicht selten vor, dass sie als die Ursache der nachfolgen�den Besserung angesehen werden m�ssen.
Die Wirkung und Heilwirkung dieser Methode ist zur�ck�zuf�hren :
1)nbsp; auf Befreiung des Magens und Darmkanals von belasten�dem Inhalte;
2)nbsp; nbsp;auf Verminderung der Blutmasse und Ver�nderung der Blutmischung � Entfernung gewisser Stoffe aus demselben; eine Purification des Blutes ist von den Alten nach der Anschauungs�weise der rohen Humoralpathologie als die Hauptwirkung an�gesehen worden; die Bezeichnung �Reinigung � Purgatio � Purgirenquot; schreibt sich von dieser Blutreinigung her;
3)nbsp; auf den Einfluss, den sie ganz entschieden auf die Blut-vertheilung in dem Capillarsysteme einzelner Gef�ssprovinzen durch Zu- und Ableitung �ussert, und
4)nbsp; nbsp;endlich auf die Reflexwirkungen, die von den in einen Erregungszustand versetzten Eingeweidenerven ausgehen.
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430nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die abf�hrende Hellmethode.
Die Vielseitigkeit der Heilwirkung leuchtet aus diesen Wir�kungen auf den Organismus hervor, und ist deshalb der Grund�satz: �qui bene purgat bene ctiratquot;, im rechten Sinne aufgefasst, wohl zu unterschreiben.
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Indicationeu.
1. Znst�iiili1. bei denen die Ausleerung aus den ersten Wegen selbst der letzte Zweck 1st.
1. Hemmung der Secretion der Leber, der Bauch�speicheldr�se, der Darm schleim haut, Tr�gheit der peristaltischen Bewegung.
M�gen alle diese Zust�nde selbstst�ndig sein, m�gen sie die Ursache oder Folge von anderweitigen Krankheitszust�nden, oder endlich eine zuf�llige Complication sein, immer sind sie Gegen�stand dieser Methode. Alle diese abnormen Verh�ltnisse sind gew�hnlich beisammen, sie bedingen sich zum Theil gegenseitig und kommen im Ganzen h�ufig vor; wir sind berechtigt, auf dieselben zur�ckzuschliessen, wenn die Excrernente ungew�hn�lich selten, fester, mehr ausgetrocknet abgesetzt werden, oder wenn sie unverdaute Futtermassen enthalten, mehr hell und arm an Gallenpigment sind, und gew�hnlich sauer reagiren. Wenn die Pflanzenfresser im Laufe eines Tages z. B. keine Darmaus�leerungen gehabt haben, so ist dies schon in demselben Grade abnorm, als wenn der Mensch mindestens in 3 � 4 Tagen kei�nen offenen Leib hat; denn sie nehmen eine grosse Masse von Substanzen auf, die nicht l�slich sind, und entleeren viel Bal�last selbst bei Krankheiten, wenn sie auch wenig geniessen, weil immer grosse Vorr�the in den Verdauungswegen aufgespei�chert sind.
Das mehr oder weniger Darniederliegen der wurmf�rmigen Bewegungen ist eine h�ufige consensuelle Erscheinung; in den dicken Ged�rmen h�ufen sich die Massen gern an und jede solche Anh�ufung wirkt bel�stigend durch Druck und Raum-beengung in gesunden Tagen, noch viel mehr aber bei Krank�heiten, namentlich bei sthenischem Fieber, bei Entz�ndungen und bei St�rungen in den Centraltheilen des Nervensystems. Je nach dem Grade der Tr�gheit in den Verdauungsorganen und der st�renden Einwirkung auf den Krankheitsverlauf 'werden hier bald nur gelind erregende, die Ausleerung f�rdernde Mit-
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;431
tel � Eccoproiica �, bald aber auch selbst drastische Purgar;-zen angewendet. Unsere Wiederk�uer sind bei dieser Indica�tion noch ganz besonders zu erw�hnen; bei ihnen kommen die erw�hnten Zust�nde im Darmkanale sehr selten, dagegen ver�minderte Absonderung, tr�ge Bewegung zum Fortschaffen der Futtermassen und Atonie in den Magenabtheilungen, namentlich im Wanste und Psalter, sehr h�ufig, am h�ufigsten aber beim Kinde, weniger bei der Ziege und am seltensten bei dem Schafe vor. Die wichtigsten Erscheinungen, so weit sie sich in allge-gemeinen Umrissen geben lassen, sind hier: gest�rtes oder ganz unterdr�cktes Wiederk�uen, seltener Absatz von kleinen Quan�tit�ten fester Excremente, indem sich zur Unth�tigkeit in den Magenabtheilungen stets ein tr�geres Fortr�cken im Darmkanale hinzugesellt, keine �usserlich wahrnehmbaren Zusammenziehun-geu #9632;� wurmf�rmige Bewegung � des Wanstes, schwaches Ver�dauungsger�usch im Wanste, was man bei der Auscultation sonst so lebhaft h�rt, die eingeschichteten Futtermassen liegen fest, sie f�hlen sich beim Kneten fast hart an, behalten die von aus-sen gemachten Eindr�cke einige Zeit bei, so dass man diese nicht selten noch nach einigen Minuten und sp�ter wiederfinden kann; Gasentwickelung gesellt sich zuweilen hinzu, seltener aber eine v�llige Aufbl�hung, meist f�hlt man beim Drucke nur eine klei�nere oder gr�ssere Luftschicht �ber der Futtermasse stehen. Wanst und Psalter stehen im innigen Verh�ltniss; Unth�tigkeit im Wanste, wobei einmal nicht wiedergek�ut und ausserdem auch der zur directen Bef�rderung nach dem Psalter geeignete Inhalt sehr unvollst�ndig oder gar nicht fortgeschafft wird, hat Anschoppungen und Aystrocknung der Futtermassen im Psalter zur Folge; ist umgekehrt der Psalter unth�tig, so wirkt dies l�hmend auf die Th�tigkeit des Wanstes zur�ck.
Diese Zust�nde kommen selbstst�ndig vor, man nennt sie Unverdaulichkeit, bei l�ngerer Dauer auch chronische Unver-daulichkeit, sie finden sich aber auch in verschiedenen Graden sehr gern im Verlaufe von andern Krankheiten ein und haben dann einen verschlimmernden Kinfluss auf die urspr�ngliche Krankheit.
2. Anschoppungen, Verstopfung, Unwegsamkeit an irgend einer Stelle auf dem Wege vom Magen bis zum After. Die dringendste Indication f�r die Methode und zugleich f�r die wirksamsten Mittel der Methode. Bei Pferden sehr h�ufig und
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432nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die abf�hrende Heilmethode.
an verschiedenen Stellen, zuweilen im Pf�rtner � Magenver�stopfung �, selten im D�nndarm und dann gew�hnlich im H�ft�darme, eben so selten im Mastdarme, in der Regel dagegen im Blind- und Grimradarme; immer ist sie bei Pferden mit Hin�terleibsschmerzen verbunden � die veritable Kolik. Je mehr bei der Kolik die Darmth�tigkeit darnieder liegt, und unter den seltenen Darmger�uschen tympanitische T�ne laut werden, desto entschiedener die Verstopfung, wenn keine Darmentz�ndung vor�handen ist; bei letzterer tritt schliesslich auch ohne Verstopfung Unth�tigkeit und ab und zu auch einmal ein tympanischer Darmton hervor. Verstopfte Pferde k�nnen unter Umst�nden, so lange noch keine Ersch�pfung der Darmth�tigkeit eingetre�ten ist, die F�calmassen hinter der Stelle der Verstopfung in kleinen Quantit�ten und zuweilen selbst in fl�ssiger Form ent�leeren, so dass sie neben der Verstopfung zugleich eine Zeit lang an Durchfall leiden. Solche scheinbare Paradoxien d�r�fen nicht beirren und von der Anwendung durchschlagender Mittel abhalten.
Unter den Wiederk�uern ist die Verstopfang am h�u�figsten bei Rindern, demn�chst bei Ziegen, sehr selten bei Schafen; der Sitz ist gew�hnlich in den ersten drei Magen�abtheilungen, besonders im Psalter. Hinterleibskr�mpfe fehlen hierbei, die Thiere zeigen durch Tr�gheit, viel Liegen, St�hnen, zuweilen auch durch einen klagenden Blick eine gewisse Bel�stigung, selbst einen perpetuirlichen dumpfen Schmerz. Nur bei der seltenen Unwegsamkeit im Darme (D�nndarme), bei dem sogenannten �ebenvurfe der Ochsen pflegen sich leichte Kolik�zuf�lle zu �ussern. Sehr wesentlich ist'immer die auf l�ngere Zeiten unterbrochene oder aufgehobene Th�tigkeit des Wanstes, von der wir uns durch Fehlen des Wanstger�usches bei der Auscultation und durch das l�ngere Stehenbleiben der Eindr�cke, der festen Futtermassen des Wanstes bei unterdr�cktem Appetit
und Wiederk�tien �berzeugen k�nnen. )
Schweine leiden selten, Hunde h�ufiger an Anschoppungen,
die bei beiden gew�hnlich im Mastdarme vorkommen, weder
mit Kr�mpfen noch mit Schmerzen, nur in h�heren Graden mit
gest�rtem Appetit verbunden sind und h�chstens zum Dr�ngen
Veranlassung geben. F�llung des Leibes mit harten Kothmas-
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sen und die nicht erfolgte Kothentleerung sind charakteristisch.
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 433
Die Unwegsamkeit kann verschiedene Ursachen haben und je nachdem ist zu unterscheiden:
a)nbsp; nbsp;eine spasmodische, d. h. eine solche Anschoppung, die von krampf�hafter ZusammenschnUrung an einzelnen Stellen ausgegangen ist, wie wir dies nach Erk�ltungen der Pferde, namentlich bald nach einer reichlichen Mahlzeit nicht selten sehen;
b)nbsp; eine paralytische und zwar eine secund�re, eine Erm�dung, Ersch�pfung nach einer starken Keizung, oder prim�re Atonie, Parese, selbst Paralyse in einzelnen Partien. Die secund�ren paralytischen Formen sind meist acut, die prim�ren meist chronisch, eine besondere acute Form haben wir bei Kindern als Theilerscheinung des Kalbefiebers. Bei herrschendem Kalbe-ficber in einem Stalle sind die drastischen Abf�hrmittel selbst al� Pr�ser�vativmittel in den letzten Tagen der Tr�chtigkeit angezeigt. Die chroni-sclien paralytischen Anschoppungen haben -wir bei Pferden am h�ufigsten im Blinddarme in der Form einer chronischen Kolik;
c)nbsp; nbsp;eine indigestive, von Di�tfehlern, von Indigestionen oder doch von dein Inhalte zun�chst ausgegangene; solche besteht entweder in directer Verstopfung, Einkciiung durch trockene oder filzige Massen, wie z. B. Ger�stenkaff, das namentlich bei Kindern die hartn�ckigsten L�serverstopfungen anrichtet �, durch schwere K�rnermassen, durch Knochen, Concremente und Steine etc.;
d)nbsp; nbsp;eine �nwegsamkeit endlich durch Dislocation � Verdrehung, Ver-schlingung oder Einschiebung � oder auch durch organische Verengerung � Stenose.
Alle diese Verschiedenheiten �ndern in der Hauptindication nichts; k�n�nen wir die prim�re Ursache erkennen, so sind dadurch gewisse Neben-Indicationen gegeben, z. B. Verbindung der Abf�hrmittel mit beruhigenden Mitteln bei spasmodischer Form, mit fl�chtigen erregenden bei paralytischen Anschoppungen, mit bitteren, aromatischen Mitteln bei Indigestionen, mit �ligen, schl�pfrig machenden Mitteln bei Anschoppungen trockner Massen u. s. w. Bei den Dislocationen wird selten etwas erreicht werden k�nnen, immer aber bleiben die drastischen Abf�hrmittel doch noch die Mittel, die m�glicher Weise eine L�sung bedingen k�nnen und daher ihre Anwendung finden m�ssen, wenn man das Uebel auch erkannt hat und wenn kein directer operativer Weg offen steht.
3. Fremde K�rper, Gifte und Parasiten im Darm�kanal e, von denen man Nachtheile furchtet oder schon wahr�nimmt. Die Thiere verschlucken nicht selten Dinge, die mecha�nisch nachtheilig werden � Erde und Sand lagern sich klum�penweis in den Darmposchen ab und incrustiren selbst den Darmcanal an einzelnen Stellen; verschluckte Kleidungsst�cke hemmen das Fortr�cken und erzeugen Indigestion; Holz, Kno�chen, Tannennadeln [Gielen, Magazin, Bd. 12. S. 78) reizen und verletzen selbst die Schleimhaut. Wo die Entfernung nicht noch aus dem Magen durch Brechmittel geschehen kann, da
Gerlach Allj, Therapie. 2. Aulnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 28
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434nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die abf�hrende Heilmethode.
kommt die abf�hrende Methode an die Reihe; durch reichlichere Absonderung werden sie bei gesteigerter #9632;wurmf�rmiger Bewe�gung sicherer fortgesp�lt. Giftige Substanzen im Darrakanale m�ssen m�glichst schnell expedirt werden � s. giftwidrige Me�thode �; bei Eingeweidew�rmern schickt man den specifisch wurmwidrigen Mitteln recht zweckm�ssig eine Purganz nach � s. wurmwidrige Methode.
4.nbsp; nbsp;Hernien und Mastdarmvorf�lle. Beim unvollst�n-
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digen Mastdarmvorfalle, wo nur das �usserste Ende oder selbst nur die Schleimhaut blasenf�rmig hervorgewulstet ist, und bei Pr�disposition zum Vorfall, wie sie nach der Reposition immer einige Zeit fortbesteht, muss durch Erweichung und Schl�pfrig-machung der Kothabsatz m�glichst erleichtert und das Anh�ufen im Mastdarme verh�tet werden. Bei Br�chen muss die abf�h�rende Methode der Operation vorangehen � sofern die Opera�tion so lange aufschiebbar ist � und nachfolgen.
2. Indlcatlonen zu entfernter liegenden Heilzwecken.
5.nbsp; nbsp;Zur F�rderung der L�sung und der Resorp�tion. Bei Anschwellungen der Lymphdr�sen, namentlich im Mesenterium, bei Verschleimungen, bei einem pituit�sen Zustande, wie wir ihn bei vielen Eingeweidew�rmern finden, bei Stockun�gen in der Leber, bei gehemmter Gallenergiessung, bei Oede-men, Brust- und Bauchwassersucht, namentlich bei letzteren und dann noch ganz besonders bei Wasseransammlungen in den Gehirnh�hlen.
Die Drastica sind zugleich Resolventien, welche die z�hen Schleimmassen in den ersten Wegen l�sen, eine dicke Galle ver�fl�ssigen, Stockungen in der Leber aufheben, aufl�send auf ge�schwollene Lymphdr�sen im Bereich der Verdauungsorgane und selbst im ganzen K�rper einwirken. Die Resorption wird zu�gleich gefordert durch S�fteentziehung, in Folge dessen eine verminderte Absonderung in allen Theilen, namentlich aber dort eintritt, wo sie in abnormer Weise besteht, so dass die Resorp�tion schon ohne absolute Vermehrung einen Vorsprung vor der Absonderung gewinnt, und endlich durch F�rderung einer freie�ren Blutcirculation wenigstens in den Hinterleibsorganen. Bei hydropischen Zust�nden finden besonders die Abf�hrmittel ihre zweckm�ssige Anwendung, die durch ihren harzigen Gehalt pur-girend wirken und eine w�sserige Entleerung veranlassen.
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;435.
6. Zur Stoffentziehung und Einwirkung auf die Beschaffenheit des Blutes. Durch vermehrte Absonderung im ganzen Verdauungskanale, in der Leber und Bauchspeichel�dr�se werden dem Blute Stoffe entzogen, zugleich wird aber auch dem Blute weniger N�hrstoff zugef�hrt, indem die Auf�nahme des Chylus bei der schnellen Fortschaffung der Darm-contenta behindert ist. In dieser zweifachen Entziehung liegt der Grund von der Thatsache, dass der Stoffverlust bei dieser Methode sehr betr�chtlich und grosser ist, als bei einem massi�gen Aderlasse, dass die Blutk�rperchen abnehmen und durch wiederholtes starkes Purgiren Blutw�sserigkeit herbeigef�hrt wer�den kann. Der Faserstoffgehalt nimmt bei dem Purgiren zu, dies beruht darin, dass das Blut eine grosse Einbusse an festen Bestandtheilen und namentlich an Blutk�rpern erleidet, und dass sich der Faserstoff aus Bluteiweiss am schnellsten hervor�bildet.
Die darmentleerende Methode ist daher zugleich eine streng antiphlogistische und blutreinigende, an tidy skrasi-sche. Durch reichliche Absonderung von Galle und w�sserigen Darms�ften werden auch Stoffe entleert, die dem Blute fremd�artig sind, und auch verbrauchte Stoffe, die durch abnorme Anh�ufung fremdartig wirken � pathische Stoffe. Eben so wenig, wie wir immer die abnormen Mischungszust�nde mit dem Mikroskope oder durch chemische Analysen nachweisen k�nnen, die als Dyskrasien bezeichnet werden, die aber nichtsdestoweni�ger bestehen, wie wir aus verschiedenen Verh�ltnissen zu fol�gern berechtigt sind, eben so wenig k�nnen wir nun aber auch die Stoffe direct nachweisen, von denen das Blut befreit wird, so weit sie nicht in den Bestandtheilen der Galle und den Darm�s�ften aufgehen; dennoch aber wissen wir aus Erfahrung, dass durch Abf�hrmittel und nachfolgende entsprechende Di�t dys-krasische Zust�nde, so weit sie bisher �berhaupt heilbar sind, oft beseitigt werden � K�hre sah bei Faulfieber den besten Erfolg von der Aloepille �, dass ferner die Natur selbst Leber und Darmkanal zur Ausscheidung gewisser pathischer Stoffe w�hlt, so wird der Typhusprocess gew�hnlich durch Elimination auf der Darmschleimhaut ersch�pft und zuweilen durch reich�liche Darmausleerungen selbst coupirt.
Der Harnstoff -wird in der Darmschleimhaut zersetzt und ausgeschieden, Brandjauche und andere septische Fl�ssigkeiten, in das Blut gelangt, erzeu-
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436nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die abf�hrende Heilmethode.
gen Durchfall, und oft ist ihre krankmachende Wirkung damit beendet, oft erzeugen sie Entz�ndung der Darmschleimhaut, die zwar meist t�dtlich verl�uft aber doch immer Zeugniss von specifischer Beziehung der Krank�heitsmaterie im Blute zur Darmschleimhaut ablegt. Etwas Aehnliches sehen wir von manchen Giften, so erzeugt z. B. Arsenik bei �usserer Anwendung auch Entz�ndung der Schleimhaut des Verdauungsweges.
Wir sehen deshalb von dieser Methode auch eine heilsame Wirkung im Allgemeinen bei ikterischen Krankheiten, bei Rheu�matismus, namentlich wenn er durch schwere Nahrungsmittel entstanden ist, bei den verschiedenen Jugendkrankheiten, die als Glieder einer Scrophulose anzusehen sind, besonders wenn dabei eine gewisse Tr�gheit in den Verdauungsorganen ausgesprochen ist, bei Venosit�t des Blutes bei typh�sen und septischen Lei�den, sofern der Darmkanal nicht besonders afficirt ist, ferner bei grosser Neigung zum Brande selbst nach ganz geringf�gi�gen Veranlassungen, bei Anthraxdyskrasie #9632;� hier ein wichtiges Pr�servativmittel im Verein mit ver�nderter Di�t �, bei allen Krasen, wo die festen Bestandtheile im Blute vorherrschend sind, bei den verschiedenen Hautkrankheiten, die tiefer in ge�wissen S�ftemischungen wurzeln, und bei andern �hnlichen Zu�st�nden mehr.
7. Behufs Ableitung des Blutes und Herstellung einer freieren Circulation. Die Hinterleibsorgane sind so reich an Blutgef�ssen, dass, wenn hier eine gr�ssere Blutanf�l-lung stattfindet, an allen andern K�rpertheilen Blutmangel ent�steht; wir k�nnen uns hiervon durch die Beschafienheit des Pulses �berzeugen, der ganz klein und kaum f�hlbar wird.
Die abf�hrende Methode bedingt immer eine gewisse Hyper�mie in 1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;den Hinterleibsorganen, die schliesslich durch vermehrte Absonderung des
Darmsaftes ausgel�st wird, was namentlich bei drastischen Purganzen so recht anschaulich wird; stirbt z. B. ein Pferd nach einer zu starken Gabe von Croton�l sehr bald, d. h. noch ehe eine copi�se w�sserige Ausleerung erfolgt ist, so finden wir Hyper�mie im ganzen Darmkanale und Entz�n�dung in der Darmschleimhaut; stirbt dagegen ein so behandeltes Pferd erst, nachdem ein w�sseriger Durchfall einige Zeit � zwei bis drei Tage � bestanden hat, so ist keine Hyper�mie mehr vorhanden, die Gef�sse sind mehr leer und der Darmkanal ist wie ausgew�ssert.
Hierdurch ist nun die m�chtige und nachhaltige Ab-
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leitung bedingt, welche im Verein mit der bereits erw�hnten Wirkung auf das Blut selbst die abf�hrende Methode zu dem kr�ftigsten Antiphlogisticum macht, was durch keine andere Methode im ganzen Umfange und in der Nachhaltigkeit
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 437
ersetzt werden kann. Am kr�ftigsten �ussert sich die Ableitung von den Centralorganen des Nervensystems � Gehirn und R�ckenmark �, von den Augen, vom Kopfe und Halse �ber�haupt und von der Haut, daher besonders bei Hyper�mie und Entz�ndung an und in diesen K�rpertheilen. Es sind aber auch selbst die Blut�berf�llungen und Entz�ndungen des Magens, Darm�kanals, der Leber, der Nieren etc. nicht ausgenommen, nat�rlich muss hier nur mit milden, k�hlenden Purganzen und einh�llenden Mitteln vorsichtig operirt werden, denn es kommt hier auf F�r�derung der Absonderung und Entfernung der Mistmassen ohne erhebliche Irritation an; der entz�ndete Darm wird von ange�sammelten Mistmassen am meisten gereizt, die Entleerung der bel�stigenden Contenta ist daher eine wesentliche Bedingung zur Heilung.
Mittel.
Die Darmausleerungen werden gef�rdert:
1)nbsp; durch directe Zuf�hrung von w�sserigen, schleimigen und �ligen Fl�ssigkeiten, #9632;wodurch die Contenta aufgeweicht, schl�pf�rig gemacht oder verfl�ssigt werden;
2)nbsp; nbsp;durch gesteigerte Absonderung des Magen- und Darm�saftes, der Galle und des pankreatischen Saftes, und
3)nbsp; nbsp;durch vermehrte wurmformige Bewegung, die nament�lich bei den scharfen Abf�hrmitteln � Drastica � das wirk�samste Moment ist, wodurch die Contenta so schnell gef�rdert werden, dass eine Resorption des Fl�ssigen nicht erfolgen kann, dass daher die Massen durch gleichzeitige vermehrte Absonde�rung immer fl�ssiger und so die Ausleerungen mehr w�sserig werden.
Die Wirkung der hierher geh�rigen Mittel ist mithin eben so specifisch wie bei den Brechmitteln. Die �rtliche Einwir�kung ist nicht auf alle Theile gleich, auf den D�nndarm ist sie im Allgemeinen gering, haupts�chlich wohl, weil sie hier weni�ger verweilen, auf den Blind- und Grimmdarm wirken s^e l�n�ger, daher auch st�rker ein, und wo die Mittel mechanisch auf�gehalten werden � vor der Verstopfungsstelle � ist die locale Wirkung wieder grosser. Ausserdem aber haben die verschie�denen Mittel auch eine verschiedene specifische Beziehung auf die einzelnen Theile des Verdauungskanals; Brechweinstein, weisse
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Die abf�hrende Heilmethode.
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Niesswurzel und Taback wirken z. B. haupts�chlich auf den Magen, weil sie nicht allein abf�hrend, sondern auch brechen�erregend wirken, weshalb sie denn auch bei Wiederk�uern, wo es sich immer besonders um die Fortschaffung aus den Magen�abtheilungen handelt, die wirksameren Mittel sind; Aloe scheint besonders auf den Blinddarm zu wirken. In dieser Beziehung fehlt es uns jedoch noch an n�heren Kenntnissen.
Di�tetische Mittel.
Wo es sich einfach um Verhinderung der Anh�ufungen, um eine gleich-massig regere Fortschaffung, um geregelte Ausleerungen mehr weicher Excremente handelt, in solchen F�llen gen�gen di�tetische Mittel oft allein; unter allen Umst�nden aber sind sie wesentliche Unterst�tzungsmittel f�r die eigentlichen Purganzen, weshalb sie denn auch zum Theil immer mit diesen zugleich ihre Anwendung finden; wenn die Indication zum Purgiren nicht sehr dringend ist, wenn ein Aufschub auf 1 bis 2 Tage geschehen kann, dann m�ssen die gr�sseren Hausthiere durch entsprechende Nahrung vorbereitet werden, damit die eigentlichen Purganzen auch sicher wirken, was ausserdem nicht der Fall ist. Die st�rkeren Mittel selbst versagen in der gew�hnlichen Quantit�t nicht selten ihre Wirkung, w�hrend sie in einer etwas gr�sserenDose schon gef�hrlich werden k�nnen, so dass die di�te�tische Vorbereitung zum Purgiren durch die Gabengr�sse nicht auf eine sichere und gefahrlose Weise ersetzt werden kann.
1.nbsp; nbsp; Die Quantit�t des Futters. Schmale Kost, halbe S�ttigung ist kein Abf�hrmittel, aber ein empfehlenswerthes Vor�bereitungsmittel zum Purgiren. Das Ueberfressen hat bei Scha�fen gew�hnlich Durchfall zur Folge, wovon jedoch der Thera�peut selten Gebrauch machen wird.
2.nbsp; nbsp;Leichte, weiche und w�sserige Nahrungsmittel. F�r Herbivoren und Omnivoren, ganz besonders aber f�r Wie�derk�uer giebt es leicht und stark abf�hrende Nahrungsmittel; zu den leichten, milden� Eccoprotica � geh�ren namentlich: Wei�zenkleie, Oelkuchen, Leinsamenmehl, s�sse Molken, fer�ner Gr�nfutter, Mohrr�ben und andere R�ben. Als stark ab�f�hrende Futterstoffe sind speciell die Bunkelr �ben blatter und rohen Kartoffeln hervorzuheben, die bei Wiederk�uern so sicher durchschlagen und so stark abf�hren, wie wir durch kein arz�neiliches Mittel zu erzielen im Stande sind, wenigstens nicht ohne Gefahr. Die leichteren Mittel dienen theils als Vorbereitungs-, thells als Unterst�tzungsmittel bei abf�hrenden Arzneien, unter Umst�n�den aber auch als fortdauernd leichte F�rderung des Mistabsatzes. Das Leinsamenmehl wirkt besonders durch seinen Gehalt an
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 439
Oel und Schleim, geh�rt daher zu den schl�pfrig machenden Mitteln; die R�b�lkuchen enthalten neben dem Fett ein fl�ch�tiges Oel, welches einen wesentlichen Antheil an der abfuh�renden Wirkung hat und wodurch die Schleimh�ute schon etwas mehr gereizt werden. Die s�ssen Molken, die schon Wiborg (Bd. 4, S. 286) als Laxirmittel empfohlen hat, wir�ken in der Quantit�t von 1 � 2 Quart bei Schafen und Zie�gen; bei Rindern von Va � 1 Eimer gelind abf�hrend. Das Gr�nfutter wirkt im Fr�hjahre am st�rksten abf�hrend. Die dicken und saftreichen Bl�tter, besonders von Semperoivum tec-iorum � sind Abf�hrmittel f�r Papageien {Ritzel) und auch f�r anderes Gefl�gel. Die Runkelr�benbl�tter m�chte ich als die st�rksten Laxantia, als die st�rksten resolvirenden und antiphlogistischen Abf�hrmittel, und die rohen Kartoffeln als drastische Purgantia f�r Wiederk�uer bezeichnen. Nat�rlich k�nnen diese Mittel nur bei fortbeste�hendem Appetit ihre Anwendung finden, deshalb sind sie bei den Verstopfungen der Therapie leider entzogen.
Die Runkelr�benbl�tter verdanken ihre abf�hrende Wirkung wohl dem grossen Gehalte an organischen S�uren, namentlich der Oxals�ure. 100 Gewichtstheile enthalten 90 Wasser und 10 trockene Substanz, die nach M�ller
Oxals�ure..................... 2,0 1
Citronen- und Aepfels�ure...... 0,15l 2 55
Stickstoffhaltige S�uren........0,4 I
enthalten. Diese Analyse und die klinische Thatsache, dass durch Alkalien die abf�hrende Wirkung bedeutend vermindert, unter Umst�nden auch auf�gehoben wird, beweisen die Abf�hrung durch die S�uren. Die E�benbl�t-ter sind einmal diesen abf�hrenden Principien und ausserdem der That�sache nach, dass die Thiere bei diesem Laxiren sehr zusammenfallen und abzehren, die besten resolvirend und antiphlogistisch wirkenden Abf�hr�mittel. Von den rohen Kartoffeln gen�gt die H�lfte des Gesammtfutters � nach Heuwerth berechnet � bei den Thieren ein gelindes Laxiren zu erzeu�gen; verabreicht man den ganzen Bedarf an Nahrungsmitteln nur an rohen Kartoffeln, so tritt starkes Laxiren ein, wie wir es durch Abf�hrmittel sel�ten so stark bei Wiederk�uern erreichen k�nnen. 2 Pfd. Kartoffeln sind in N�hreffect ungef�hr gleich 1 Pfd. Heu; 50 Pfd. Kartoffeln sind mithin f�r eine kleine Kuh das t�gliche Futterquantum, in welchem nach den Untersuchungen von Frass u. A. 14 �15 Loth Salze, namentlich kohlensau�res Kali neben kohlensaurer Kalk- und Talkerde enthalten sind. Die ab�f�hrende Wirkung wird hierdurch zum Theil erkl�rlich; man kann jedoch von der dreifachen Quantit�t dieser Salze, in zwei Tagen verabreicht, noch nicht die abf�hrende Wirkung erreichen, die eine zweit�gige ausschliess-liche Ern�hrung mit rohen Kartoffeln zur Folge hat. Es ist also noch eine
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specifisch scharfe, abf�hrend wirkende Substanz vorhanden, die selbst t�dt-lich -werden kann. Diese Substanz ist nicht identisch mit dem Solanin, welches nur beim Keimen sp�rlich vorhanden ist und nicht drastisch ab�f�hrt. Die ausgew�sserten oder ausgekochten Kartoffeln enthalten das abf�hrende Princip nicht.
3.nbsp; nbsp; Bewegung. Namentlich ist die K�rperbewegung von sehr bedeutendem Einfl�sse, wenn ein Purgirmittel schon im Leibe ist; wo nicht gewisse Krankheitszust�nde � Entz�ndun�gen � es verbieten, ist dieselbe stets anzuwenden.
4.nbsp; nbsp; Dr�cken und Kneten, JiJalaxatio. Bei �berm�ssiger Anh�ufung und Festlagerung im Wanste ist das fleissige Durch�kneten ein Mittel zur Fortschaffung; Einkeilungen von festen Klumpen im Grimmdarme k�nnen oft nicht sicherer und schnel�ler beseitigt werden als durch Kneten vom Mastdarme aus, wo�bei die Pferde vorn hochgestellt werden, damit die entfernteren Klumpen sich mehr nach dem Becken hinschieben und von hier aus erreichbar werden; durch entsprechenden Gegendruck von aussen wird diese Operation oft sehr erleichtert. Dass bei die�ser Manipulation durch rohes Verfahren der Mastdarm zer�sprengt werden kann, darf ich kaum erw�hnen. Diepholz � Zeitschrift von Vix etc. � Bd. 6. S. 184 � hat dieses zweck-m�ssige Verfahren bei hartn�ckiger Verstopfungskolik der Pferde zuerst angegeben.
Mittel per anum.
Klystiere � Klysmata, Lavements � und Seifenz�pfchen �� Suppositoria. Letztere finden nur ihre Anwendung bei Schwei�nen, Hunden, Katzen und V�geln, wenn keine entsprechende Klystierspritze zur Hand ist. Die Heilzwecke sind:
a) Erweichung und Einh�llung der Mistmassen im Mastdarme; je mehr Kothraassen im Mastdarme angeh�uft, ausgetrocknet und fest geworden sind, je mehr die Ausleerung durch das Aus�trocknen erschwert ist, femer je mehr wir zur Verh�tung des Dr�ngens den Absatz erleichtern m�ssen � nach Bruchopera�tionen, bei grosser Neigung zum Mastdarm-, Scheiden- und Ge b�rmuttervorfall �, desto mehr kommt es eben darauf an, den Koth im Mastdarme zu erweichen. Lauwarmes Seifenwasser-Klystier ist hier das beste Mittel; will man noch mehr einh�l�len und schl�pfrig machen, dann ist Schleim und Oel der geeig�nete Zusatz;
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 441
h) specifische Eeizung im Mastdarme und Reflexbewegun�gen im Dickdarme, besonders aber im Verlaufe des ganzen Mastdarmes. Auf diese Weise vermag das Klystier weiter zu wirken, als es selbst mit dem Darme in Ber�hrung kommt, und durch Zusatz von verschiedenen purgirenden Stoffen k�nnen wir es wirksamer maclien; wenn die Klystiere jedoch zu rei�zend einwirken, dann erwecken sie sofort peristaltische Reflex�bewegungen im hinteren Theile des Mastdarmes, in Folge des�sen sie bald wieder herausgepresst werden, ohne den Zweck erf�llt zu haben. Bei erh�hter Reizbarkeit nimmt man mildere, bei Torpiditiit dagegen reizendere Mittel. Kaltwasserklystiere f�r sich allein oder mit Zusatz von Salzen, namentlich von Brechweinstein � etwa 30 Grm. Glaubersalz oder Kochsalz, oder 2 Grm. Brechweinstein auf 1 Quartier Wasser � sind hier die empfehlenswerthesten. In verzweifelten F�llen von Ver-stopfungskolik versucht man auch wohl die Tabacksrauchkly-stiere. Als Beruhigungs- und Abk�hlungsmittel finden sie bei der einh�llenden und abk�hlenden Methode ihre Anwendung.
lasiriuittel � laiantia.
Sie wirken �rtlich wenig reizend, einige sind ganz milde; demzufolge wird die peristaltische Bewegung nur wenig ver�mehrt, die Absonderung eines w�sserigen Darmsaftes wird da�gegen sehr gesteigert, namentlich bei den salinischen Laxanzen. Die purgirende Wirkung beruht deshalb vorzugsweise auf ver�mehrter Absonderung.
Die meisten dieser Mittel sind bei unseren Thieren nur schwache Purgirmittel. Ihre Anwendung finden sie im Allge�meinen bei den tr�gen Mistentleerungen, um den Act des Ab�satzes selbst zu erleichtern oder um eine gleichm�ssigere und reichlichere Entleerung weicher F�calmassen zu bewirken.
1. Die Abf�hr salze. Sie wirken zugleich k�hlend im Magen und Darme und geh�ren in ihrer weiteren Wir�kung auf das Blut zu den antiphlogistischen Substanzen, daher nennt man sie auch Purganiia friyida et antiphlogistica. In grossen Quantit�ten und concentrirt gegeben, sollen sie nach Liehig dadurch laxirend wirken, dass sie nach den Gesetzen der Diosmose Wasser aus dem Blute anziehen. Sie m�gen auf diese Weise wirken, darin liegt aber ihre abf�hrende Wirkung nicht allein; denn sie wirken auch abf�hrend, wenn man sie
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aufgel�st in die Venen spritzt. Hierher geh�ren besonders: Glaubersalz, Doppelsalz und Bittersalz, ferner Kali-und Natronsalpeter, saures oxalsaures Kali und Brech�weinstein; auch Kaliseife ist hierher zu z�hlen, die gewisser-maassen das Verbindungsglied ist zwischen den erw�hnten Sal�zen und den folgenden �ligen Substanzen.
Das saure Oxals�ure Kali, welches wir schon bei den l�senden und urintrei�benden Methoden kennen gelernt haben, Salpeter und Brechweinstein haben eine reizende Einwirkung auf dieDarmschleimhaut; alle diese Mittel d�rfen wir deshalb f�r sich allein nicht bis zur abf�hrenden Wirkung geben; Durch�fall lediglich in Folge dieser Mittel, namentlich des Oxals�uren Kalis, w�rde eine bedenkliche toxische Erscheinung sein. Sie finden daher hier nur in Verbindung mit andern abf�hrenden Salzen und namentlich zum Zwecke der ableitenden, antiphlogistischen Wirkung Anwendung. Das saure oxalsaure Kali ist das darmreizende Mittel, welches am kr�ftigsten ableitend von der Leber und dem Gehirne wirkt, bei Gehimreizuugen �berhaupt, namentlich aber bei acuter Gehirnwassersucht der Pferde (15 � 20 Grm. pro Tag) und bei acuten Gehirnkr�mpfen der Hunde (1/2 �1 Grm. pro Tag) zweckm�ssige Anwendung findet.
Der Brechweinstein wird vielfach bei Kolik gegeben, er ist hier auch im Ganzen recht wirksam, zumal in Verbindung mit andern Abf�hrsalzen, in welcher er vorzugsweise seine Wirkung in dieser l�chtung aus�bt, er kann jedoch bei dieser Krankheit ein gef�hrliches, t�dtliches �littel werden durch Magenzerreissung. Bei Magenkolik, wo die Futterstoffe den Pf�rt�ner nicht passiren k�nnen, da wirkt er als Brechmittel, veranlasst anti-peristaltische Contractionen, die so gewaltig werden k�nnen, dass der Magen bei der Unm�glichkeit der Entleerung durch den Schlund sich selbst zerreisst. Ich halte es f�r eine Thatsache, dass der Thierarzt, welcher hartn�ckige Verstopfungen bei Pferden mit Brechweinstein behandelt, un�gleich mehr Magenrupturen zu sehen bekommt, als der, welcher mit diesem Mittel nicht operirt.
Die Selbstzerreissung des Magens erkennt man daraus deutlich, dass die Muskelhaut in einzelnen seltenen F�llen zerrissen, w�hrend die Schleim�haut noch ganz ist, in der Regel aber doch der Kiss in der Muskelhaut viel grosser, als in der Schleimhaut ist, dass ferner Zerreissungen gefunden werden ohne vorhergegangene gewaltsame Ersch�tterungen durch Nieder�werfen etc., dass endlich der Riss an der grossen Kr�mmung quer durch die Muskelfasern geht. Nur einmal sah ich eine Zerreissung an der hinte�ren resp. oberen Fl�che circa 2 Zoll lang quer von der kleinen zur grossen Kr�mmung gehend. Der Magen war mit aufgequellten Getreidek�mern gef�llt. Dieser Fall zeigt uns, dass auch Zerreissungen durch mechanische Einwirkungen vorkommen, er beweist uns aber auch zugleich, wie die mechanischen Zersprengungen sich von den Selbstzerreissungen unterscheiden 2. Oelige Abf�hrmittel � Purgantia emollientia �. Diese milden, einh�llenden Abf�hrungsmittel verlieren an ihrer Milde, wenn sie etwas ranzig geworden sind, wodurch sie aber
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;443
an abf�hrender Wirkung gewinnen. Sie finden ihre Anwendung bei Verstopfungen und bei einfachen Anschoppungen der F�cal-massen, besonders wenn zugleich eine gr�ssere Reizbarkeit im Darmkanale besteht � bei Gastritis, Enteritis, Peritoneitis �; ferner bei scharfen und �tzenden, im Fett nicht l�slichen Stof�fen im Darmkanale, bei fremden K�rpern, die leicht auf mecha�nische Weise Verletzungen anrichten k�nnen.
Schmalz, alle Oele, namentlich Fischthran und Ricinus�l. Letzteres hat neben der schl�pfrigraachenden Wirkung noch eine specitisch abf�hrende und geh�rt deshalb mit zu den wirk�samsten Laxirmitteln, welches man jedoch bei den gr�sseren Hausthieren bis zu 1 Pfd. und bei den kleineren zu 20�40 Grm. pr. Tag geben muss. Die �brigen Fette sind in noch etwas gr�sseren Gaben zu verabreichen. Baum�l und Schiesspulver wie 1 : 2 gemischt, bat May (S. 263) als Laxirmittel f�r Schafe, t�glich 3 Mal 2 � 3 Kaffeel�ffel voll, empfohlen.
3.nbsp; nbsp;S�sse Substanzen, namentlich Syrup, Manna und Honig. Ersterer ist am wirksamsten und zugleich etwas urin�treibend, als billiges Hausmittel recht empfehlenswerth, wenn es sich um m�glichst milde Ausleerungen handelt; man kann damit recht gut die abf�hrenden Salze verbinden. F�r Pferde und Rinder 1�l^Pfd. F�r Schafe hat May Cichorien- (Rha�barber ?) und Mannasyrup, von jedem 75 Grm. mit 45 Grm. Bittersalz, t�glich 3 Mal 1 � 2 Kaffeel�ffel voll als recht wirk�sam empfohlen.
4.nbsp; nbsp;Bierhefen. Ein mildes aber auch sehr schwaches Laxirmittel, welches in grossen Dosen von 1� 2 Quart f�r Pferde, ^4�lJ2 Quart f�r kleine Pflanzenfresser nur eine weichere Mistung zu erzeugen pflegt. Von trockener Hefe haben wir auf der An�stalt bis zur Dosis von l1/^ Pfd. keine Wirkung bei Rindern gesehen.
Scharfe Akfuhnnittel � Acria purgantia, Drastica.
Sie zeichnen sich durch ihre reizende, das Gef�hl von W�rme erzeugende und das Gef�sssystem erregende Wirkung aus, wes�halb man sie auch Purgantia calefacientia nennt. Es sind dies die kr�ftigsten Abf�hrmittel, welche Hyper�mie � in zu gros�sen Gaben selbst Entz�ndung � und lebhafte Contraction im Darmkanale erzeugen. Die sch�rferen unterscheiden sich sehr bestimmt von den Laxirmitteln, die schw�cheren aber weniger.
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444nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die abf�hrende Heilmethode.
so dass man einige Mittel eben so gut zu den Laxirmitteln als zu den drastischen Mitteln z�hlen kann. Sie finden ihre An�wendung bei grosser Tr�gheit im Verdauungsapparate, bei hart�n�ckigen Verstopfungen, ferner um Eingeweidew�rmer abzutrei�ben, um die Resorption zu f�rdern, um abzuleiten von entfern�teren Organen, namentlich vom Kopfe, und endlich um pathische Substanzen aus dem Blute zu entfernen, um antidyskrasisch, blutreinigend zu wirken. Die wichtigsten Drastica sind:
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1.nbsp; nbsp; Das Kalomel � Hydrargyrum chloratum mite. Ein heimt�ckisches Purgirmittel, das bei quot;Wiederk�uern gar nicht und bei Pferden nur mit gr�sster Vorsicht anzuwenden ist. Die zur L�sung von hartn�ckigen Verstopfungen nothwendigen Do�sen sind meist von vergiftender Wirkung, weshalb es bei sol�chen Zust�nden nicht passt. F�r Pferde 8�12 Grm. auf den Tag in 2 Malen, und den n�chsten Tag nur dann zu wieder�holen, wenn sich noch gar keine quot;Wirkung, kein Kollern im Leibe etc. zeigt; f�r Schweine 3 � 4 Grm., f�r Hunde 5 bis 15 Cgr. auf den Tag, in Latwerge oder Pillen.
2.nbsp; Sennesbl�tter. Nur f�r Schweine, Hunde und Katzen als Purgirmittel anwendbar; erstere purgiren nach Viborg und Hertivig von 30 Grm., Hunde von 4�12 Grm.; im Infusum.
3.nbsp; Rhabarberwurzel. Als Purgirmittel nur bei K�lbern und L�mmern zu 4 � 6 Grm. mit eben so viel Glaubersalz, und allenfalls bei Hunden zu 3 �16 Grm. zu empfehlen.
4.nbsp; nbsp;Jalappenwurzel. Bei Pferden nicht zu gebrauchen; Rinder sollen nach Fiamp;orlt;/'s Angabe von 60 �120 Grm. mit '/s Pfd. Glaubersalz purgiren ; ich habe hiervon zwar kein wirkliches Pur�giren gesehen, jedoch war die Aufregung in den Verdauungs�organen immer sehr gross, im Wanste und Darmkanale stets eine sehr lebhafte Th�tigkeit, bei nachtr�glichen Salzgaben � 1�l'/j Pfd. Glaubersalz � trat zuweilen fl�ssige Entleerung ein; am wirksamsten fand ich die Jalappe beim Zusatz von 1 Theil Enzian auf 2 � 3 Theile Jalappe. In der Gabe von 12 � 24 Grm. ist sie f�r Schweine, und von 1 � 4 Grm. f�r Hunde und Katzen ein sicheres Abf�hrmittel.
5.nbsp; Gummi gutti. Nur f�r Hunde und Katzen zu empfehlen zu 1 � 2 Grm.; am besten in Verbindung mit Kalomel; z.B. Pil�len, die je aus 3 Cgr. Kalomel, 10 Cgr. Gummi gutti mit Binde-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 445
mittel bestehen, davon t�glich f�r Hunde 1 � 2, grosse Hunde bis 3, Katzen '/a � !gt; bis Laxiren erfolgt.
6.nbsp; nbsp;Purgirkraut � Herba gratiolae. Nur bei Wieder�k�uern zu gebrauchen; Rinder 60�90 Grm., Schafe und Zie�gen 8 � 12 Grm.
7.nbsp; nbsp;Coloquinthenmark, Pulpa colocynthidum. Wenig gebr�uchlich und nur f�r kleinere Thiere; f�r Schweine 8 Grm.; Hunde und Katzen '/j � 2 Grm.
8.nbsp; nbsp; Kamala. Pferde laxiren nach 60 Grm.; Schafe und Ziegen nach 4�6 Grm.; Hunde nach 2 � 4 Grm. F�r Schafe und Hunde das st�rkste und sicherste Abf�hrmittel von allen mir bekannten Mitteln; nur Schade, dass der gegenw�rtige hohe Preis den Gebrauch beschr�nkt � cf. Anthelminthica.
9.nbsp; nbsp;Taback. F�r Wiederk�uer als Anregungsmittel f�r die Magenabtheilungen und in grossen Dosen mit Salzen auch durch�schlagend, deshalb bei Unth�tigkeit des Wanstes und bei An�schoppung im Wanste und Psalter angezeigt. F�r Rinder 60 Grm. in Decoct mit ^j Pfd. Kochsalz und 1 Pfd. Glaubersalz; f�r Ziegen 15 Grm. im Decoct mit 60 Grm. Kochsalz und 90 Grm. Glaubersalz.
10.nbsp; nbsp; Aloe. Bei Pferden das sicherste und gebr�uchlichste Purgirmittel, sowohl bei Verstopfungen, bei Kolik, als auch zu andern Zwecken dieser Methode; bei den �brigen Thieren weni�ger sicher in der Wirkung. Das Mittel erhitzt nicht, die Tem�peratur sinkt sogar zuweilen bei eingetretenem Laxiren. Die Dosis f�r Pferde 30�45 Grm., f�r Rinder das Doppelte, f�r Schafe und Ziegen die H�lfte; f�r Pferde in Pillenform, f�r Wiederk�uer in L�sung. Letztere wirkt schneller und empfiehlt sich mit Glaubersalz bei Kolik der Pferde und f�r Wiederk�uer. Ein Zusatz von bitteren Mitteln, namentlich von Enzian, f�rdert und sichert die Wirkung, aber nicht in dem Grade, als Her�ford *) angegeben hat; nur eine ziemlich volle Dosis der Aloe mit 5�10 Grm. Enzian wirken sicher. Ein milderes, weniger scharf wirkendes Pr�parat ist das Extractum aloes aquosum, wel�ches bei Behandlung mit kaltem Wasser wenig Harz,quot; nach dem Extrahiren und Digeriren, wie es in der preussischen Phar-makop�e vorgeschrieben ist, etwas mehr Harz enth�lt. Die ab�f�hrende Wirkung ist ungef�hr wie von der Aloesubstanz, daher
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*) The vetenarian. Vol. XXV. 1852.
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446nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die abf�hrende Heilmethode.
in ziemlich gleichen Dosen anzuwenden in allen F�llen, wo Darmreizung neben der Verstopfung besteht oder gef�rchtet wird.
Die Rossaloe, Aloe cabaUina, kommt wohl kaum noch im Handel vor: die durchselieinenden, gl�nzenden Sorten, Aloe lucida und Socotrina verdie�nen, nach den hier gemachten Erfahrungen, keinen Vorzug vor den undurch-scheinenden, leberfarbigen Sorten � Alo'e hepatica und Barbadensis. Letz�tere ist die an unserer Schule gebr�uchliche Aloe in Pillenform; ihre Wir�kung ist sicher. Die hier gebr�uchliche AJoesolution � aus 30 Theilen Aloil Ineida mit 36 Th. Wasser und 6 Th. gr�ner Seife bereitet, cfr. Begemann, Veterin�r-Phannakop�e. 1864. S. 89 � enth�lt in 30 Grm. von der Aloe 15 Grm. 30 Grm. mit 1/4�'^ Pfd. Glaubersalz bei Kolik sehr empfehlens-werth: nach 2 Stunden eine zweite Dosis, wenn noch nicht Genesung ein�getreten sein sollte.
11, Crotonk�rner und Croton�l � Semina et Oleum crotonis. Beide Mittel sind die st�rksten Drastica, die bei Pfer�den nur unter besonderen Umst�nden ihre zweckm�ssige An�wendung finden, so namentlich bei grosser Torpidit�t, wenn die Aloe nicht anschlagen will, bei tagelang bestandener hartn�cki�ger Verstopfung und bei m�glichst schneller und starker Ablei�tung vom Kopfe. Bei Bindern ist es das wirksamste Mittel �berhaupt und bis jetzt nicht wohl zu ersetzen bei hartn�ckigen L�serverstopfungen und selbst bei dem Kalbefieber. Das Oel ist zuweilen verf�lscht und ausserdem nach der Zubereitung von verschiedener St�rke; je heisser es ausgepresst ist, desto schw�
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cher , deshalb k�nnen verschiedene Dosen erforderlich wer�den ; bei vorschriftsm�ssig bereiteten, also m�glichst starkem Oel ist die Dosis nach meinen eigenen mehrfachen Versuchen:
f�r Pferde (12 � 20 Tropfen)____nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;l/2 Grm.
!nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , Binder.....................nbsp; nbsp;li/j�2 ,
� Schafe.....................nbsp; nbsp;1�li/2 ,
� Schweine..................nbsp; nbsp;'^� ^3 �
, Hunde.....................nbsp; nbsp;6 � 10 Cgr.
Den selten gebr�uchlichen Samen giebt man in der drei-bis vierfachen Quantit�t in Pillenform, das Oel am besten mit Lein�l, noch wirksamer mit Eicinus�l; gr�ssere Hunde laxiren von 3 � 5 Tropfen mit 15 Grm. Eicinus�l sicher und schon nach einigen Stunden.
Bei den Wiederk�uern ist eine fl�ssige Entleerung durch Purgirmittel schwer zu erreichen, man muss sie durch grosse Dosen der st�rksten Mittel erzwingen und deshalb ist damit immer eine gewisse Gefahr verbunden, es ist eine an den �ussersten Grenzen des Therapeutischen liegende Vergif-
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Gegenanzeigen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 447
tung, die nur bei Verstopfungen, aber nicht zu andern therapeutischen Zwecken angezeigt ist. Deshalb haben wir an der abf�hrenden Methode bei den Wiederk�uern nicht eine solche ableitende und entziehende Heil�wirkung, als bei andern Thieren.
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Gegenanzeigen.
Wo es sich um F�rderung der gehemmten Darraausleerung handelt, da giebt es keine Contra-Indicationen gegen die aus�leerende Methode, sondern nur gegen einzelne Mittel; denn die Darmausleerung ist eine physiologische Function, die unter kei�ner Bedingung l�ngere Zeit unterdr�ckt werden darf; selbst bei Darmentz�ndungen ist die abf�hrende Methode nicht verboten, dieselben werden durch Anschoppungen der Contenta immer ver�schlimmert, durch Ausleerungen aber stets vermindert; es d�r�fen nat�rlich keine drastischen Abf�hrmittel gew�hlt werden. Wenn es sich dagegen bei der abf�hrenden Methode nicht um die Ausleerung selbst, sondern um Schmelzung, Resorption, um Ableitung und Entziehung handelt, dann ist dieselbe verboten durch gesteigerte Reizbarkeit im Verdauungskanale, durch Darm�entz�ndung, durch einen h�heren Grad von K�rperschw�clie und bei Neigung zu colliquativen Durchfallen.
So vielfach diese Methode auch ihre zweckm�ssige Anwen�dung findet, so ist es doch ein Missbrauch, sie als eine Univer-sal-Heilmethode anzusehen und anzuwenden, wie es in England und Hannover zum Theil der Fall ist. Charlatanerie ist es, jede Kur mit einem Abf�hrmittel einzuleiten und eine ganz rohe Charlatanerie, jede Krankheit �ber einen Kamm damit zu behandeln.
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Die brechenerregende Methode, 1. emetica s. vomitoria.
Diese Heilmethode ist f�r den Thierarzt eine beschr�nkte, weil seine Patienten nicht alle brechen k�nnen; sie ist be�schr�nkt auf Schweine, Hunde, Katzen und Hofgefl�gel. Die Wiederk�uer k�nnen unter gewissen Umst�nden auch brechen. Hie Brechmittel wirken aber bei ihnen sehr unsicher, die sch�rf�sten Brechmittel m�ssen oft in einer gefahrdrohenden Quantit�t
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448nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die brechenerregende Methode.
verabreicht werden, ehe das Erbrechen eintritt, das eintretende Erbrechen ist zugleich ein Symptom der Vergiftung. Es kann daher die Brechmethode wohl bei den Wiederk�uern versucht, niemals aber darf das Erbrechen bei ihnen erzwungen werden.
Ausnahmsweise k�nnen auch Pferde brechen. Im normalen Zustande ist der Sehlussapparat an der Insertion des Schlundes so innig, dass man einen frischen Magen, mit Wasser gef�llt und am Pf�rtner unterbunden, mit 1 bis 2 Centner belasten kann, ohne dass ein Tropfen aus dem Schl�nde kommt; zuweilen habe ich jedoch auch gefunden, dass schon ein massiger Druck gen�gt, um die Fl�ssigkeit aus dem Schl�nde zu treiben. In solchen ausnahmsweisen F�llen ist es nun allein m�glich, dass schon geringf�gige, keineswegs lebensgef�hrliche Krankheitszust�nde Erbrechen zur Folge haben.
Speciell bezieht sich demnach diese Methode auf die Thiere, welche sicher brechen, und bei diesen findet sie h�ufig eine zweckm�ssige Anwen�dung, weil sie eine mannigfaltige Heilwirkung hat. Wie es nun aber ge�w�hnlich der Fall ist, dass mit den Mitteln, die eine vielseitige Heilwirkung haben, gerade der meiste Missbrauch getrieben wird, so geschieht es auch mit der brechenerregenden Methode vielfach: das Brechmittel bei Schwei�nen z. B. ist so ganz an der Tagesordnung, es wird angewendet, ohne dass man sich immer erst speciell nach den Indicationen dazu umsieht; weil es eben ein Schwein ist, das erbrechen kann, weil man die Krankheit nicht kennt oder nicht recht weiss, was damit anzufangen ist, so muss das Brech�mittel als ein Universalmittel herhalten und aus der Verlegenheit helfen.
Das Erbrechen erfolgt durch Reizung in den Theilen, wo F�den des Vagus undAeste des Sympathicus sich verbreiten oder entspringen. Durch Heizung im Magen, Schl�nde, Schlund- und Kehlkopfe wird es am leich�testen und sichersten erregt; die Brechmittel erzeugen im Magen durch directe und speeifische Einwirkung auf die Nervenenden Erbrechen. Durch Reizung der Centraltheile kommt es ebenfalls zu Stande, man sieht es nach Erschiitterungeu des Gehirns, beim Drehen und Schaukeln eintreten; durch Reizung des Corpus striatum, des Thalamus nervi optici und der Corpora quadrigemina hat man Erbrechen erzeugt; die hypodermatisch angewendeten und die infundirten Brechmittel erregen durch Einwirkung auf die Nervencentra auch Erbrechen. Bei unseren Thieren geht aber das Er�brechen von Centraltheilen seltener aus; die Seekrankheit ist bei ihnen eine seltene Erscheinung, sie kommt aber vor und merkw�rdiger Weise am meisten bei Schafen, die ich selbst auf einer Seereise von Rotterdam nach London in grosser Anzahl erkranken sah. Erbrechen in Folge eines Reizes an anderen entfernten Organen � consensuelles Erbrechen � ist bei den Thieren viel seltener, als bei den Menschen � bei tr�chtigen Thie�ren wird zu keiner Zeit Erbrechen von der Geb�rmutter aus erregt �; nur bei heftigeren Reizen, wie z. B. bei eingeklemmten Hernien, bei Ver�schlingung und �hnlichen Zust�nden sehen wir bei ihnen ein consensuelles Erbrechen.
Der Vorgang beim Brechen. Nach einer tieferen Inspi�ration wird die Stimmritze geschlossen und so dem, vor dem
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Die brechenerregende Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;449
Magen angespannten Zwerchfelle durch die gef�llte Lunge eine elastische Gegenlage gegeben, der Magen selbst zieht sich vom Pf�rtner her zusammen, zur Unterst�tzung contrahiren sich die Bauchmuskeln und pressen den Magen von allen Seiten her zu�sammen, der Inhalt wird so in den Schlund getrieben, auf wel�chen die antiperistaltische Bewegung des Magens �bergeht, wo�durch die weitere Expedition nach aussen erfolgt; eine tiefe Exspiration ist der Beschluss des Actes, der sich oft in kurzen Zwischenr�umen wiederholt. Die Bauchpresse kann das Erbre�chen m�glicherweise allein ohne gleichzeitige Contraction des Magens bewirken, wie Magendie nachgewiesen hat, und wie wir bei den Pferden oft daraus ersehen k�nnen, dass bei quer durch�gerissenen Muskelfasern des Magens an der grossen Curvatur Brechen erfolgt, so lange der Magen noch ein geschlossener Sack ist.
Die Ruptur ist die Ursache der L�hmung des Schlussapparates an der Einm�ndung des Schlundes, daher muss sie auch dem Erbrechen voran�gehen; die Zerreissung der Schleimhaut folgt der Muskelzerreissung fr�her oder sp�ter und bis dahin, wo die Schleimhaut noch nicht zerrissen, ist das Erbrechen m�glich. Durch das Anlegen und Gegenpressen der Bauchein�geweide kann die Schleimhaut einige Zeit noch ganz erhalten und so ein l�ngeres Brechen unterhalten werden.
Die Wirkungen des Erbrechens. Je nachdem der Act leicht vor�bergeht oder mit grosser Anstrengung und nach�haltig geschieht, treten die Folgen in geringerem oder gr�sserem Umfange hervor:
1.nbsp; Ausleerung des Magens.
2.nbsp; Vermehrte Absonderung im Magen und Darmkanalo � im D�nndarme namentlich �, im Schl�nde, in der Maul- und Rachenh�hle, in den Luftwegen und allen Kopfh�hlen.
3.nbsp; Pressung der Hinterleibseingeweide und Druck auf die grossen Gef�ssst�mme; in Folge dieser Bauchpresse: a) reich�licher Erguss der Galle und des Bauchspeichels in den Darra-kanal, b) vermehrte Muskelth�tigkeit im Darmkanale, nament�lich im D�nndarme, c) F�rderung der Circulation in dem Ve�nensysteme des Hinterleibes, d) Congestion nach dem Ijlopfe und der Brust, wodurch wieder vermehrte Absonderung in den Schleimh�uten des Kopfes und der Lungen bedingt und der Auswurf gef�rdert wird.
4.nbsp; nbsp;Gesteigerte Spannung aller contractilen Fasern, mehr oder weniger heftige Anstrengung im gesammten Muskelsysteme,
GerUch Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;29
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oft bis zur momentanen Ersch�pfung in den meisten willk�r�lichen Muskeln, in Folge dessen gr�ssere oder geringere Auf�regung im Gefasssysteme, beschleunigtes Athmen und F�rde�rung der Flimmerbewegung; gesteigerte Hautth�tigkeit bis zum Dr�senschweiss.
5.nbsp; Eine bedeutend erregende, ersch�tternde Einwirkung auf das Ganglien-, R�ckenmark- und Gehirnnervensystem, wie aus den gesammten Erscheinungen hervorgeht.
6.nbsp; Nach dem Erbrechen Abspannung, Erschlaffung in allen Fasern, Ermattung und gesteigerte Resorption, die, wie �berall, so auch hier der vermehrten Absonderung folgt.
Bei leichtem Erbrechen kommt fast nur die Magenentlee-rung in Betracht, je schwerer es aber erfolgt, je nachhaltiger die Anstrengungen noch sind, wenn der Magen schon entleert ist, desto betr�chtlicher ist die Einwirkung auf das Gefassner-vensystem, die Anspannung und die nachfolgende Relaxation der Faser, die Absonderung etc.
Die Indicationen ergeben sieh zum Theil aus diesen Wir�kungen; zuweilen, bei einzelnen Krankheitszust�ndcn, k�nnen wir aber die erfahrungsm�ssig festgestellte heilsame Wirkung aus den, uns nur in den auff�lligsten Z�gen bekannten Wirkun�gen des Erbrechens nicht so direct herleiten, so dass hier ne�ben den rationellen auch noch mehr empirische Indicationen bestehen.
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Indicationen.
Die Brechmethode findet ihre Anwendung:
1.nbsp; Wenn sich im Schl�nde fremde K�rper fest�gesetzt haben, wie es namentlich bei Hunden und Katzen zuweilen vorkommt; kann hier das Brechmittel nicht mehr ver�schluckt werden, so wird es in die Vene oder unter die Haut gebracht.
2.nbsp; Den Mageninhalt zu entfernen: a) wenn eine Bel�stigung durch �berm�ssigen Genuss, namentlich schwer ver�daulicher Substanzen, stattgefunden hat; b) wenn mechanisch nachtheilige Dinge verschluckt sind, die den Pf�rtner nicht passiren k�nnen und in dem Magen safte gar nicht oder erst sehr langsam zerfallen, daher lange Zeit hindurch im Magen verweilen, verschiedene St�rungen in der Magenverdaunng,
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Indicatkmen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 451
W�rgen und Husten � Magenhusten � bedingen (hierher ge�h�rige F�lle sind z.B. von Rehrs im Magazin, Band X., S. 115 erw�hnt); c) wenn giftige Substanzen einverleibt sind, deren weiteres Fortr�cken in den Darmkanal und Aufnahme in das Blut zu verh�ten ist � s. giftwidrige Methode.
3.nbsp; Bei verschiedenen gastrischen Zust�nden, na�mentlich : a) bei selbststiindiger Appetitlosigkeit ohne irgend ein wahrnehmbares anderweitiges Kranksein; b) bei Unver-dauliehkeit, bei grosser Tr�gheit im ganzen Verdauungskanale, bei galligen Krankheitszust�nden, namentlich wo grob verclauete und mehr hellgef�rbte Excremente eine mangelhafte Gallenaus�scheidung andeuten etc.; in allen diesen F�llen ist das Brech�mittel entweder ein entschiedenes Heilmittel oder doch ein zweckm�ssiges Mittel zur Einleitung des weiteren Heilverfah�rens; die Bauchpresse, der gef�rderte Gallenerguss, die Steige�rung der Absonderung und Bewegung im Magen und Darmka-ruile sind hier die bekannten heilsamen Momente; wie weit die uns eben nur dunkel bekannte Ersch�tterung und Umstimmung des Gangliennervensystems hierbei wirksam ist, lasse ich da�hingestellt.
4.nbsp; nbsp; Bei gewissen Krankheitszust�nden des Ma�gens, die man als nerv�se auffast: o) bei gesteigerter Reizempf�nglichkeit, so dass schon bei den gew�hnlichen Nah�rungsmitteln h�ufig Erbrechen eintritt, ohne dass eine entz�nd�liche Reizung in der Magenwandung besteht; das Erbrechen heilt hier oft die Brechneigung � vomitus vomitu ctirandus �; Schweine und Hunde z. B. fressen das Erbrochene wieder auf, ohne es zum zweiten Male wieder auszubrechen; 6) bei unge�w�hnlicher Gefr�ssigkeit, wenn geniessbare und ungeniessbare Dinge mit einer Gier verschlungen, wenn selbst die eigenen Jungen � bei S�uen � nicht verschont werden. In allen diesen F�llen ist die brechenerregende Methode angezeigt.
5.nbsp; Bei katarrhalischen Krankheiten, besonders bei Lungenkatarrh, bei katarrhalischer Halsbr�une, ferner bei crou-p�ser Halsentz�ndung ist das Erbrechen durch Vermehrung der Absonderung, F�rderung des Auswurfes und durch Steigerung der Hautth�tigkeit ein wirksames Mittel, wodurch die noch im Entstehen begriffene Krankheit abgebrochen und die schon aus�gebildete mindestens gemildert wird.
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6.nbsp; nbsp;Bei Rheumatismus, acutem und chronischem, fieberlosem, sowohl bei dem durch Erk�ltung, als auch, und ganz besonders, bei dem durch schweres Futter im Ueber-maass entstandenen � bei dem sogenannten Futterverschlage �, wie er bei Schweinen nach Roggen, Wicken, Wickengerste und sogar nach Roggenkleie h�ufig vorkommt. Rheumati�sche Contractionen � Steifheit in den Gliedern � und rheu�matische L�hmung � Kreuzl�hmung � etc. sind pathische Zu�st�nde, bei denen ich die brechenerregende Methode als ein vortreffliches Heilmittel kennen gelernt habe, eine methodische Wiederholung ist nat�rlich n�thig, namentlich bei den chronisch gewordenen Zust�nden.
7.nbsp; nbsp;Zur allgemeinen Erregung und Umstimmung des Nervensystems bei verschiedenen Nervenkrankheiten und nerv�sen Complicationen, wie namentlich bei Kr�mpfen und L�hmung. Im Ganzen ist hier der Erfolg sehr unsicher. Bei der Staupe stehen die Brechmittel auf der Tagesordnung, und anfangs bew�hren sie sich auch als Abortivmittel, bei ausgebil�deten und vorgeschrittenen Krankheiten leisten sie aber gew�hn�lich nichts mehr, sie steigern nur noch die Schw�che und ver�schlimmern dadurch nicht selten.
8.nbsp; nbsp;Endlich kommt die Brechmethode noch vielfach in An�wendung als Pr�servativ- und Abortivmittel bei epi-zootischen und enzootischen Sch�dlichkeiten, bei allen seuchenartig auftretenden Krankheiten unter den Thieren, die brechen k�nnen. Es ist dies ein metasynkritisches Verfahren; man bringt eine allgemeine Aufregung und Umstimmung, eine Revolution im K�rper hervor und erwartet davon eine heilsame Wirkung, ohne irgendwie einen bestimmten Grund f�r solche Erwartungen zu haben.
Nat�rlich darf hier die Anwendung nur versuchsweise in Ermangelung anderer sicherer wirkenden Methoden und Mittel geschehen, und in jedem concreten Falle muss dann stets der Erfolg �ber die weitere Zul�ssigkeit der Anwendung entschei�den. In solchen F�llen, wo die Heilsamkeit erfahrungsm�ssig festgestellt ist, da ist die Methode eben ein empirisches Vorbau-ungs- und Abortivmittel. Bei Milzbrandbr�une und bei jeder anderen Milzbrandform aber habe ich von den Brechmitteln nichts Erfreuliches gesehen.
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 453
Wenn mehr als eine einfache Entleerung des Magens an�gezeigt ist, dann muss die Methode auch so in Anwendung kom�men, dass die Anstrengungen und alle einzelnen Wirkungen dem Krankheitszustande entsprechend hervortreten.
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Mittel.
Mittel, die sehr stark, reizend und selbst �tzend auf die Magenschleimhaut einwirken, erzeugen in der Regel Erbrechen, sie sind aber deshalb noch keine therapeutischen Brechmittel; nur solche Mittel, welche ohne erhebliche oder doch mindestens ohne gefahrbringende reizende Einwirkung auf die Magenschleim�haut das Erbrechen erregen, geh�ren hierher. Die gebr�uch�lichsten und wichtigsten dieser Mittel sind:
1.nbsp; Kochsalz. Bei Hunden als Hausmittel beachtenswerth; Dose: 6 � 10 Grm. in 30 Grm. Wasser.
2.nbsp; Ipecacuanha. Emetin ist der wirksame Bestandtheil. Sie reizt die Magenschleimhaut am wenigsten, wirkt dabei sicher, geh�rt deshalb zu den milden Brechmitteln und findet ihre An�wendung ganz besonders dann, wenn es sich eben haupts�chlich um Entleerung des Mageninhaltes handelt, namentlich wenn die Magenschleimhaut schon sehr gereizt ist. Bei den Giften im Magen verdient sie �berhaupt noch deshalb den Vorzug, weil sie nicht durchschlagend wirkt.
F�r Schweine 2 � 4 Grm., f�r Hunde 1 � 2 Grm.
3.nbsp; Brech Weinstein � Stihio - Kali tartaricum, Tartams stihiatus �. Bei Hunden und Katzen ein sicheres und gebr�uch�liches Brechmittel, bei Schweinen ist es schw�cher und weni�ger sicher, hier schl�gt es sehr gern durch, die Entleerung er�folgt zuweilen nach hinten, statt nach vorn. Der Brechwein�stein wirkt �rtlich scharf ein, in Substanz und concentrirten Losungen selbst �tzend. Das Erbrechen ist nach etwas grossen Gaben immer sehr stark und nachhaltig, namentlich wetfn es nicht unmittelbar nach dem Eingeben eintritt. Dies Mittel wird deshalb da recht zweckm�ssig angewendet, wo es sich nicht um einfache Magcnentleerung, sondern um einen tieferen Ein�griff, um eine allgemeine Ersch�tterung und Umstimmung etc. handelt, namentlich wo das Erbrechen als Antirheumaticum an-
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454nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die brechenerregende Methode.
gewendet wird, ferner bei paralytischen Zust�nden, bei Katar�rhen und Halsbr�unen etc., wobei immer die theilweise Auf�nahme des Brechmittels in das Blut mit in Betracht kommt.
Die Dose ist f�r Schweine '/j � 1 ^2 Grm., f�r Hunde und Katzen 5 �10, bei grossen Hunden selbst bis 15 Cgr., f�r Ge�fl�gel 2 � 5 Cgr. am besten in ungef�hr 50 Th. Wasser gel�st.
Etwas zu grosse Gaben innerlich sind nicht gef�hrlich, weil das Er�brechen bald eintritt und das noch vorhandene Brechmittel mit ausgcstos-sen wird; nach Unterbindung des Schlundes t�dten 24 Cgr.� Orfila�; zur Injection in die Venen und unter die Haut eignet sich der Brechweinstein nicht; Dosen, die innerlich sicher wirken, erzeugten bei der hypoderma-tischen Anwendung kein Erbrechen, w�hrend selbst �procentige L�sun�gen noch Entz�ndung machten, und nachtr�glich ein St�ckchen Haut mit Zellgewebe ausfiel. Nach Hertwig's Versuchen bewirkten 6 � 12 Cgr. (1 � 2 Gr.) erst nach '/j Stunde leichtes Erbrechen, w�hrend 24 Cgr. schon t�dtlich waren.
4. Weisse Niesswurzel � Radix varatri albi. Das speeifischste Brechmittel bei unseren Hausthieren; bei allen erregt es antiperistaltische Bewegung und Brechanstrengung. Bei Pfer�den erfolgt allerdings kein Ausstossen des Mageninhaltes, wohl aber Versagen des Futters, Salivation � Uebelkeit �, ver�mehrtes Darmger�usch, Mistabsatz und nicht selten selbst Brech�anstrengung. Dieses Mittel kann deshalb selbst bei Pferden als Brechmittel angewandt werden, um eine lebhaftere Darm�bewegung �berhaupt und auch antiperistaltische zu erregen, na�mentlich bei eingeklemmten Br�chen, Leistenbr�chen.
Gest�tsthierarzt Wameke in Gelle hat, nach m�ndlicher Versicherung, den eingeklemmten Hodensack-Darmbruch schon bei einigen, unter heftigen Kolikzuf�llen erkrankten Hengsten durch eine Dose von 8 Grm. (2 Dr) Niesswurzel geheilt.
F�r Wiederk�uer ist die weisse Niesswurzel bis jetzt das einzige brauchbare Brechmittel; das Erbrechen tritt bei Rindern nicht immer nach unsch�dlichen Dosen ein und ist so�mit auch durch dieses Mittel nicht zu erzwingen, es erregt aber Salivation, eine grosse Darmth�tigkeit und leistet mehr, als jedes andere bisher bekannte Brechmittel. Bei Schafen wirkt dieses Brechmittel schon viel sicherer; bei Schweinen ist es das wirksamste, sicherste und gebr�uchlichste. Bei Hunden hat es bisher nicht die verdiente R�cksicht gefunden; obwohl der Brechweinstein sicher wirkt, so verdient doch die Niesswur�zel und deren wirksames Princip in den meisten F�llen den
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 455
Vorzug, sie wird viel besser vertragen (besonders bei gereizter Magen- und Darmschleimhaut, wo der Brechweinstein immer mehr schadet als n�tzt), namentlich aber bei der Staupe, bei der die Wirkung eine ganz specifisch heilsame und die Niess-wurzel im Stadio der Vorboten ein Coupirmittel ist; wenn die Schleimh�ute der Verdauungswege besonders afficirt sind � die gastrische Form �, dann ist die en- und hypodermatische Anwen�dung angezeigt. Die Wurzel wird am besten endermatisch an�gewandt; ein Decoct aus 1 Theil mit 50 Theilen Wasser � nach urspr�nglicher Vorschrift Weissbier � wird als Bad resp. W�sche �ber den ganzen K�rper benutzt.
Die Dosen innerlich sind: f�r Pferde, Schafe und Ziegen 8�12 Orm., f�r Rinder 12 � 15, h�chstens 25 Grm., tritt nach der letzten Dose kein Erbrechen ein, so muss man darauf ver�zichten; f�r Schweine '/a � l1^ Grm., Hunde 5�10 Cgr. M�hrs � Magazin, Bd. 6. S. 7-5 � sah eine Kuh nach 6 Scrupel bre�chen; Schroder sah nach l/2 Unze in einer Stunde 2mal Erbrechen; Lindenherg erzielte das Erbrechen bei K�hen durch l'/j � 2 Un�zen ohne weitere Folgen. Andererseits ist nach 2 und 3 Unzen kein Erbrechen beobachtet. Dosen von einer Unze ab sind nicht mehr ohne Gefahr f�r die Thiere.
Veratrin. Das wirksame Princip der Wurzel verdient den Vorzug vor der Wurzel selbst in sofern, als es sicherer wirkt und recht gut hypodermatisch angewandt werden kann. F�r Hunde verdient es entschieden den Vorzug; das umst�nd�liche Niesswurzelbad, welches in kalten Jahreszeiten bei Mangel an warmen R�umlichkeiten nicht gut ausf�hrbar ist, kann durch eine leichte Injection unter die Haut ersetzt werden. Die Dose zur hypodermatischen Application ist f�r Pferde und Rinder 12 bis 15 Cgr., f�r Hunde ^ � 1 Cgr.
Ein einj�hriger Bulle zeigte nach 12 Cgr. eine schwache Wirkung, nach 24 Cgr. binnen 2 Stunden starkes Erbrechen, das einige Stunden an�hielt: darauf fortw�hrendes, gezwungenes Wiederk�uen, das Thier konnte kaum so viel kauen und wieder verschlucken, als ohne Anstrengung ganz wie beim Wiederk�uen im Schl�nde aufw�rts stieg; der auf 100 gestiegene Puls beruhigte sich wieder, alles schien gut zu gehen, einige Stunden dar�auf, 8 Stunden nach der Injection, lag er todt im Stalle. Die Obduction wies gar keine Ver�nderung nach.
5. Zinkvitriol. Ein sicheres Brechmittel, das dieSchleim-haut des Magens weniger angreift, wie der Brechweinstein, und
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456nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die brechenerregende Methode.
nicht durchschl�gt. Bei Vergiftungen, besonders bei narkoti�schen, sehr gebr�uchlich. ~
F�r Schweine */;, � 1 Grm., f�r Hunde 15 � 20 Cgr. in SOfacher Menge Wasser.
Durch Verabreichung von Fl�ssigkeiten vor und nach dem Brechmittel wird das Erbrechen erleichtert, wenn es daher auf Entleerung des Magens ankommt, dann l�sst man dem Brechmittel warmes Wasser folgen; bei scharfen Giften im Magen und bei mechanisch nachtheilig wirkenden fremden K�rpern giebt man neben Brechmitteln schleimige und �lige Fl�ssigkeiten. Wenn es sich dagegen so recht eigentlich um die heftigsten Ersch�t�terungen, Zusammenpressungen, um Steigerung der Absonde�rungen, um Abbrechen entz�ndlicher Zust�nde etc. handelt, dann wird zur Erleichterung nichts gethan, die st�rkeren Dosen und wiederholte Anwendungen sind hier an ihrem Orte.
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Gegenanzeigen.
Im Ganzen sind die Gegenanzeigen bei unseren Thieren selten. Wo ein gef�hrliches Gift oder ein fremder K�rper im Schl�nde zu entfernen ist, da schweigen alle weiteren R�cksich�ten. Bei weniger entschiedenen und dringenden Indicationen treten die Contra-Indicationen hervor: 1) bei Entz�ndungen edler, blutreicher Organe, Gehirn- und Lungenentz�ndungen, bei Herzleiden und wenn die reizende Einwirkung des Brech�mittels auf den Magen zu f�rchten ist � bei entz�ndlicher Rei�zung oder Entz�ndung des Magens, bei Magengeschw�ren; das hierbei etwa vorhandene Erbrechen darf nicht zum Brechmitte,! verleiten �; 2) wenn die mechanische Ersch�tterung, die Baucb-presse nachtheilig werden kann � bei grossen Bauchbr�chen, Neigung zu Vorf�llen; bei Tr�chtigkeit schadet ein massiges Brechmittel nicht, gewaltsame und anhaltende Anstrengungen aber k�nnen Abortus bringen �; 3) endlich bei hohen Graden von Schw�che, wenn die ermattende, abspannende Wirkung des Brechmittels gefahrbringender ist, als seine heilsame Wirkung angeschlagen werden kann. Ist ein zu heftiges und anhaltendes Erbrechen � Hyperemesis � eingetreten, so dass die Abmattung, Magenreizung etc. gefahrdrohend werden, dann ist dagegen ein-
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Die auswurfbef�rdernde Methode.
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zuschreiten. Kaltes Wasser, Brausepulver � Natr. hicarhonic. 2 Theile mit Acidvm tartaric. 1 Theil �, schleimige Mittel, narkotisdhe, namentlich Bilsenkraut, Opium und gerbstoffhal-tige Abkochungen oder Tannins�ure, wodurch die brechen�erregenden Alkaloide gef�llt werden, sind im Aligemeinen die wirksamsten Antemetica bei unseren Thieren.
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Auswiirfbef�rdernde Methode, Hl, expeetoraiis.
Die Luftwege von der Nase ab bis zu den feinsten Bron�chien und den Terminalbl�schen gebahnt zu erhalten. Das Fremdartige zu entfernen, Reizzust�nde zu beruhigen, auf das erkrankte Gewebe in den Luftwegen direct einzuwirken und krankhafte Absonderung zu hemmen, alles dies ist letzter Zweck der expectorirenden Methode.
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gt;:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ludicationen.
1, Schleiraanh�ufung, Eiter-, Jauche und Blut-Er-guss in den Luftwegen. Schleim wird stets abgesondert zur Feucht- und Schl�pfrigerhaltung der Luftwege, es kommt jedoch im gesunden Zustande nicht zur Anh�ufung, die Wimperbewe�gung arbeitet unaufh�rlich an der Fortschaffung nach aussen, und wo dies nicht ausreicht, da kommt ein Hustenstoss zu H�lfe. Bei Erkrankungen der Schleimh�ute aber, von einfacher Irrita�tion bis zur ausgebildeten Entz�ndung, tritt ein Stadium ein, wo die Absonderung abnorm ist, und bei den sogenannten chroni�schen Lungenkatarrhen besteht fortw�hrend eine copi�se Abson�derung eines mehr z�hen Schleimes, wodurch die Bronchien theilweise verstopft werden, besonders wenn der Auswurf wegen Schw�che oder mangelhafter Reizbarkeit in den Bronchien zu�gleich beeintr�chtigt ist. Die n�chste Folge hiervon ist Unvoll�st�ndiges Athmen, denn jeder Bronchus f�hrt zu einer bestimm�ten, mit seiner Grosse im gleichen Verh�ltnisse stehenden An�zahl Lungenbl�schen, die bei seiner Verstopfung nat�rlich unth�tig � erstickt � sind; in weiterer Folge aber k�nnen sich selbst organische Ver�nderungen ausbilden, so namentlich Ausdehnun-
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458nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die auswurfbefcirdernde Methode.
gen und stellenweise Aussackungen auf Kosten des Lungenge�webes � Bronchiektasen, Emphyseme, vesicul�re und intercel-lul�re �, wodurch bleibende Athembeschwerden bedingt werden. Erg�sse von Eiter, Jauche und Blut werden mechanisch auf dieselbe Weise nachtheilig, wenn sie nicht ausgeworfen werden, und bei Anf�llungen gr�sserer Bronchien bedingen sie selbst den Erstickungstod.
Rasseln � Schleimrasseln �, selbst R�chein und Abfluss aus der Nase lassen auf Anh�ufungen von Auswurfsstoffen in den Lungen schliessen.
Anh�ufungen von solchen Stoffen in den Nasenh�hlen, deren Nebenh�hlen und den Lufts�cken sind namentlich bei dem Pfer-degeschlechte, das nicht durchs Maul athmen kann, eine wohl
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zu beachtende Indication zur F�rderung des Abflusses. 2. Oroup�ses Exsudat in den Luftwegen. Nicht selten tritt bei Lungenentz�ndung mehr oder weniger Faserstoff in die Bronchien, der hier gerinnt und so dieselben zum Thoil ausf�llt � Bronchialcroup �; deshalb ist denn auch nach den Fneuincnien die expectorirende Methode oft angezeigt; die Fa�serstoffstr�nge schrumpfen nach und nach zusammen, werden auch wohl theilweise resorbirt und dadurch flott gemacht, so dass sie leicht ausgehustet werden k�nnen, namentlich bei etwas vermehrter Schleimabsonderung. Faserstoffplatten im Ver�laufe der Luftr�hre und im Kehlkopfe � Croup � kommen bei Hauss�ugethieren selten, bei H�hnern aber h�ufig vor, wo sie vorhanden sind, indiciren sie die Bef�rderung des Auswurfes. 3. Lungenw�rmer � Strongylus �laria hei Schafen, raquo;St. !nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;micrurvs bei K�lbern und St. paradoxus bei Schweinen �. Ge-
genstand der Behandlung sind' die Lungenw�rmer fast nur bei Schafen, bei diesen kommen sie sehr h�ufig und in manchen Jahrg�ngen so verbreitet vor, dass in ganzen Gegenden alle Schafheerden mehr oder weniger daran leiden. Die �lteren und kr�ftigeren Schafe werfen sie gew�hnlich aus, wenn sie nicht durch anderweitige Krankheiten oder durch Mangel an gutem Futter in einen h�heren Grad von K�rperschw�che verfallen; bei den L�mmern, namentlich bei den Schw�chlingen, h�ufen sie sich in ganzen Klumpen an, unterhalten eine reichlichere Schleimabsonderung und f�hren schliesslich durch Schw�che und Erstickung zum Tode. Von dem Auswurfe dieser W�rmer h�ngt die Rettung ab � s. wurmwidrige Methode.
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;45!raquo;
4.nbsp; Grosse Reizbarkeit und Reizlosigkeit in den Luftwegen. Im Beginn katarrhalischer Krankheiten ist die Absonderung vermindert, die Schleimh�ute sind mehr trocken, und ein grosser Hustenreiz ist vorhanden; der Husten selbst ist trocken, schmerzhaft, beunruhigend und nur geeignet, den Zu�stand zu verschlimmern, daher fordert er zur Anwendung der Expectorantien auf, welche die Absonderung vermehren. Auch in den F�llen, wo eine gesteigerte Reizbarkeit der Vagus�ste die Grundursache eines h�ufigen, trockenen Hustens ist, wo der Husten mehr ein nerv�ser genannt werden kann, wie man ihn namentlich bei Hunden zuweilen sieht, auch hier ist unsere Methode angezeigt. Bei den d�mptigen Pferden, die viel von einem trockenen, dumpfen Husten geplagt werden, ist die ex-pectorirende Methode ein Palliativmittel.
Reizlosigkeit hat Anh�ufung normaler Secrete zur Folge, sie kommt f�r sich allein, neben allgemeiner Schw�che, vor allem aber bei Lungenparese vor und verlangt unter allen Um�st�nden mehr oder weniger kr�ftige Anregung zum Ausstossen.
5.nbsp; nbsp;Erkrankung der Schleimhaut �ber die gew�hn�lichen Functionsst�rungen hinaus, tiefere Gewebserkrankungen bis zu Gewebszerst�rungen � Ulceration und Lungencavernen. Bei diesen Indicationen verbindet sich mit der Expectoration noch der Zweck der directen Einwirkung auf das erkrankte Gewebe, die ulcerirenden und granulirenden Fl�chen.
Mittel.
I. L�sende, Absonderung und Auswurf bef�r�dernde, direct auf den Krankheitsheerd einwir�kende Mittel. Diese Klasse von Mitteln ist sehr gross, weil die Zust�nde eben gar sehr verschieden sind, die gel�st sein wollen.
1. Die Wasserdampf - Inhalation, die sogenann�ten Dunstb�der. Wasser wird bis zum Sieden erhitzt und den Thieren zum Einathmen des Wasserdampfes vorgesetzt; gr�sseren Thieren h�ngt man eine Decke �ber Kopf und Hals, die bis zur Erde reicht, das Dampfgef�ss mit einschliesst, und so die D�mpfe zum Inhaliren zusammenh�lt; noch concentrirter gelangen die D�mpfe zum Einathmen, wenn man das Dampf�gef�ss in einen Sack stellt, in dessen offenes Ende die Nase des
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460nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die auswurfbef�rdemde Methode.
betreffenden Thieres gesteckt wird; mit den kleinen Thieren ver�fahrt man, wie bei dem Dampfbade � c. S. 471. Um das Erkalten zu verz�gern, das Verdunsten l�nger zu unterhalten, macht man verschiedene Zus�tze; schleimige Substanzen binden die W�rme am besten, sie beschr�nken aber zugleich das Verdunsten, des�halb setzt man nur wenige schleimige Substanzen oder lieber feste Substanzen hinzu; Asche und Heusamen entsprechen am besten, letzterer nat�rlich, wenn man das Aroma nicht f�rchtet; Zusatz von Gerste hat keinen anderen Zweck. Beim Erkalten kann man recht zweckm�ssig durch heisse Steine oder Gl�hei�sen die Verdunstung erneuern. Die Wasserd�mpfe werden rein oder mit fl�chtigen Stoffen versetzt angewendet.
d) Die reinen Wasserd�mpfe finden ihre Anwendung, wenn es sich nur um L�sung, Erweichung und Verfl�ssigung der Auswurfsstoffe handelt, oder wenn man die Schleimhaut anfeuch�ten, schl�pferig machen, die Spannung und entz�ndliche Rei�zung mildern will.
b)nbsp; Aromatische Wasserd�mpfe werden dann angewen�det, wenn man zugleich erregend und mehr tonisch auf die Schleim�haut einwirken will, bei Katarrhen im zweiten Stadio, bei ver�schlepptem Katarrh, bei starkem und dicksehleimigem, puru-lentem Ausfluss. Heusamen, Schafgarbe, Rainfarrn, Thymian und die M�nzarten sind die geeigneten Zus�tze zu dem sieden�den Wasser.
c)nbsp; Narkotische Wasser d�mpfe bei grosser Reizbarkeit, bei qu�lendem trockenen Husten. Chamillen, Belladonnakraut und andere narkotische Kr�uter zugesetzt.
d)nbsp; Schwefelwasserstoffhaltige Wasserd�mpfe. Ein specifisches Schleimhautraittel der Luftwege, besonders bei hart�n�ckiger Auflockerung, bei dickschleimigen purulenten Ausfl�s�sen, bei chronischer Bronchitis. Am billigsten und praktisch�sten ist die Bereitung durch Zusatz von Schwefelleber und Schwefels�ure. Auf ein Dampfbad f�r ein Pferd z. B. setzt man zu circa 3/4 Eimer heissen Wassers 10 � 15 Grm. Kali sulphu-ratum mit gleichen Theilen verd�nnter Schwefels�ure.
2. Die Wasserstaub-Inhalation, conf. Inhalation Seite 291. Eine vorz�gliche Methode, bestimmte nicht fl�chtige Arz�neien direct auf den Krankheitsheerd einwirken zu lassen. Die betreffenden Mittel werden in Wasser gel�st, die L�sungen pul-verisirt und die so gebildeten Staubtheilchen � die Nebelbl�s-
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Mttel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;461
chen � eingeathmet. So sind namentlich Solutionen von H�l�lenstein � 1 � 2 Grm. � oder Tannin � 2 � 3 Grm. auf 30 Gramm Wasser � bei profusen purulenten Absonderungen in den Bronchien, bei eiterigen Lungenfiltrationen, bei chronischen Schleimhautverdickungen, bei Bronchiektasien, Ulcerationen, ei�terigen Infiltrationen und Cavemen die besten Heilmittel, die es bei dergleichen pathologischen Zust�nden giebt. Leider l�sst die Anwendung namentlich solcher Solutionen bei den grossen Haus-thieren noch viel zu w�nschen �brig; deshalb wird denn auch die�ses directe Heilverfahren in der Thierheil k�nde wohl nicht die hochwichtige praktische Bedeutung bekommen, wie in der Medicin.
3.nbsp; Inhalation specifischer Mittel. Hier kann nat�r�lich nur von solchen fl�chtigen Mitteln die Rede sein, die eine directe specifische Einwirkung auf das erkrankte Gewebe �us-sern. Als solche Mittel sind namentlich Chlor und Jod zu be�zeichnen. Das Chlor wird besonders als reizendes, umstimmen�des, antiseptisches und anticontagi�ses Mittel inhalirt. Die Chlor�d�mpfe entwickelt man im Stalle oder in einer Flasche � die rauchende Flasche �, letzteres geschieht, um die D�mpfe auf ein bestimmtes Thier in einem mehrfach besetzten Stalle oder um sie concentrirter in ein bestimmtes Nasenloch einwirken zu lassen. Chlorkalk in einer Flasche wird mit Wasser zur schwa�chen, mit Essig zur st�rkeren und mit verd�nnter Salzs�ure zur st�rksten Chlorgasentwickelung �berg�ssen, und die rau�chende Flasche dem Thiere vor resp. in die Nase gehalten.
Jodd�mpfe sind als specifisches Coupirmittel bei begin�nenden Nasen- und Luftr�hrenkatarrhen zu empfehlen; sie sind auch bei diphtheritischen und specifischen Processen in der Schleimhaut zweckm�ssig anzuwenden. Dass sich das Jod mit der Schleimschicht der Schleimhaut oder mit letzterer selbst verbindet, ist daraus zu entnehmen, dass man nach dem Ein-athmen der Jodd�mpfe Stunden lang noch Jod riecht, wo kein Jodgeruch ist. Die Entwickelung der Jodd�mpfe geschieht einfach durch Erw�rmung der Jodtinctur oder kr�ftiger, durch Auftr�ufeln derselben auf eine fast heisse Stein- oder erw�rmte Schieferplatte.
4.nbsp; Zuckerhaltige Substanzen. Sie alle sind Schleim�hautmittel; ob sie bloss consensuell durch ihre Einwirkung auf Maul- und Rachenschleimhaut und namentlich auf die Zunge �
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462nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die answurfbef�rdernde Methode.
durch den s�ssen Geschmack � eine vermehrte Absonderung in den Respirationswegen erzeugen, oder ob sie nach dem Ueber-gange in das Blut von hier aus auf alle Schleimh�ute einwir�ken und die Absonderung vermehren, ist noch nicht recht ent�schieden; so viel steht aber fest, dass sie die Absonderung in der Schleimhaut der Luftwege vermehren, auf diese Weise l�sen und den Auswurf bef�rdern. Die zuckerhaltigen Nahrungsmit�tel � die Runkel- und Mohrr�ben, der Malz etc. � sind em-pfehlenswerthe di�tetische Expectorantia.
5.nbsp; nbsp;Schwefel- und Antimonial mi ttel. Sie sind aner�kannte Brustmittel, der Schwefel wurde deshalb ehedem als Bal-sunnun pulmonum bezeichnet; sie f�rdern neben ihrer resolvi-ienden Wirkung ganz speciell die Absonderung in den Schleim�h�uten. Schwefelblumen, Spiessglanz, Mineralkermes und Goldschwefel sind die wichtigsten dieser Mittel. Durch eine Mischung von gleichen Theilen Schwefel und Spiessglanz kann man den theuren Goldschwefel bei Thieren ersetzen.
6.nbsp; Salmiak. Ein Schleimhautmittel, das �berhaupt bei allen Schleimhautleiden, besonders aber als absonderungf�r�derndes Brustmittel seine Anwendung findet; bei Entz�ndungen im Stadium der Strictur und verminderter Absonderung mit den k�hlenden antiphlogistischen Salzen � Salpeter, BrechWein�stein �, bei den einfachen Katarrhen je nach Umst�nden mit dein einen oder anderen der bereits erw�hnten Brustmittel in Verbindung.
7.nbsp; Mehrere �therisch - �lige Mittel. Die mehr s�ss-�therisch-�ligen, als namentlich: Dill-, Anis-, Fenchel- und Wasserfenchelsamen und Wachholderbeeren sind die milderen Mittel dieser Klasse, welche die Schleimabsonderung in den Luftwegen auf specifische Weise f�rdern; sie sind beim Katarrh im letzten Stadium und namentlich bei den chronischen Katarrhen angezeigt. Zu den mehr erregenden scharfen Brust�mitteln geh�ren: Meerrettig, Angelica, Pimpinell- und Bertramwurzel, die alle ihre Anwendung in den genannten Leiden finden, wenn mehr ein torpider Charakter ausgespro�chen ist.
8.nbsp; nbsp;Die Balsame. Alle, den gemeinen Terpenthin und den Theer nicht ausgenommen, sind specifische Schleimhautmit�tel, an der Spitze steht aber der Copaivabalsam; sie finden deshalb auch hier ihren geeigneten Platz. Bei frischen katar-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 463
rhalischen und entz�ndlichen Leiden pafeen sie freilich gar nicht, ilesto entschiedener aber bei den blennorrhoischen Zust�nden aller Art und aller Orten und um so mehr, je copioser und pu-julenter die Absonderungen sind. Bei der schlaffen Auflocke�rung bis zur Erweichung und eiterigen Absonderung im zwei�ten Stadio der Staupe, wobei sich so gern Eiterinfiltration in den Lungen, Vereiterungen in den Nasenh�hlen und der Conjunctiva bilden; in diesem fast hoffnungslosen Stadio ist Balsamus Copai-vae innerlich das Mittel, zu dem man seine Zuflucht oft noch mit Erfolg nehmen kann. T�glich 1 ^� 2 Gnn. f�r Hunde, 15 bis 30 Grm. f�r Pferde pro Tag in Pillen oder mit Eigelb zur Emulsion.
9. Die Brechmittel. Ein kr�ftiges Expoctornnz durch Anregung der Flimmerbewegung, durch Vermehrung der Ab�sonderung und namentlich durch gesteigerte Contraction in den Bronchien und Terminalbl�schen. Bei Ansammlungen von Schleim in den Bronchien in Folge von Schw�che, Atonie und Lungen parese das wirksamste Mittel, das den unterdr�ckten oder zu schwachen Husten ersetzt: conf. S. 451.
II. Reizend auf die Schleimhaut wirkende, hu�stenerregende Mittel � Becchica �. Die Stoffe, welche sich in den Luftwegen einfinden und mehr oder weniger anh�u�fen, wirken meist schon als hustenerregende Mittel, weil die Natur mit den Empfindungsnerven des Kehlkopfes und in den Bronciiien den Bewegungsapparat verkn�pft und von ihnen ab�h�ngig gemacht hat, der durch pl�tzliches Zusammenpressen der Lungen einen Luftstoss aus den Lungen bewirkt, � der Husten ist eine von den Luftwegen haupts�chlich anregbare Ueflexaction. So lange Reizempf�nglichkeit in den Luftwegen und das R�ckwirkungsverm�gen normalm�ssig ist, so lange be�darf die Natur in der Regel keiner Unterst�tzung, oft ist je�doch der von den Auswurfsstoffen in den Bronchien erzeugte Reiz nicht stark genug, um Husten, namentlich um einen so kr�ftigen Husten zu erregen, als zum Ausstossen der Stoffe n�thig ist; dies sehen wir bei verminderter Reizbarkeit in den Luftwegen, bei einer gewissen Torpidit�t, bei grosser K�rper�schw�che Und bei beginnender L�hmung � Paresis �, die eben dadurch gefahrvoll und t�dtlich wird, dass sich wegen Man�gels an Auswurfsverm�gen die Bronchien nach und nach f�llen, und so der Erstickungstod folgt. Die hier angezeigten husten-
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Die auswurfbef�rdende Methode.
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erregenden Mittel sind^ Empyreumatische D�nste, die man durch Verbrennen von animalischen und verschiedenen ve�getabilischen Substanzen � Leder, Haare, Wolle, Horn, Harze, Theer, Zucker etc. � erzeugt und einathmen l�sst; neben der hustenerregenden Wirkung bef�rdern sie zugleich die Schleim-absonderung und zwar um so mehr, je weniger concentrirt und je l�nger sie eingeathmet werden. Ferner schwefelig-saure D�mpfe � durch Verbrennen von Schwefel erzeugt � und Salmiak d�mpfe; letztere, die zu den reizendsten geh��ren, entwickelt man durch Aufstreuen des Salmiaks auf heisses Eisen.
Die Niesen erregenden Mittel � Sternutatoria �, die durch Reizung der Nasenschleimhaut einen kr�ftigen Luftstoss durch die Nase erzeugen, finden bei Thieren selten Anwendung � s. wurmwidrige Methode.
III. Hustenliudern de Mittel � Antihecchica �. Diese sind angezeigt bei h�ufigem Husten, ohne dass Auswurfstoffe vorhanden sind, bei trockenem und schmerzhaftem Husten, wel�cher die Patienten beunruhigt und Krankheitszust�nde in den Lungen verschlimmert, wie dies namentlich bei entz�ndlichen Reizungen und verminderter Absonderung in den Luftwegen, bei Lungenentz�ndungen, bei und nach Lungenblutungen und bei Emphysemen der Fall ist.
Zu diesen hustenstillenden Mitteln geh�ren: die bereits erw�hnten Wasserd�nste, besonders die narkotischen, ferner die s�ssen und schleimigen Mittel und die beruhigenden Narkotica innerlich. Brechmittel sind oft die besten Antihecchica. Sofern der Hustenreiz ein entz�ndlicher im Kehlkopfe ist, stillt man den Husten durch Hautreize in der Kehlkopfgegend.
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Gegenanzeigen.
Wo die F�rderung des Auswurfes nothwendig ist, da giebt es keine Gegenanzeige gegen die Methode, sondern nur gegen die Mittel, welche, wie wir gesehen haben, zum Theil von ganz entgegengesetzter Wirkung sind, weshalb diejenigen auch alle�mal contraindicirt sein m�ssen, welche den angezeigten in der Wirkung gegen�berstehen. Bei einem hohen Grade von K�r�perschw�che k�nnen heftige und anhaltende Hustenreize Todes-
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Diaphoretische Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 465
Ursache werden; ist die hustenerregende Wirkung mehr zu furchten, als die directe Einwirkung auf die erkrankte Schleim�haut n�tzt, so sind solche Reizmittel verboten; grosse Athera-noth verbietet heisse Dunstb�der.
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Diaphoretische Methode, M. diaphoreticlaquo;.
Diese Methode hat nicht allein die Aufgabe, tropfbar-fl�s�sigen Schweiss � Dr�senschweiss � hervorzutreiben, sondern auch die gesunkene thierische W�rme zu heben � Erw�r-mungskur �, die unmerkliche Perspiration � Ferspiratio in-sensibilis � und den Athmungsprocess auf der Hautfl�che zu f�rdern. Die Mittel dieser Methode sind deshalb nicht bloss die schweisstreibenden � Sudorifera �, sondern die gesammte Hautth�tigkeit f�rdernden � Diaphoretica. Die Schweisskuren linden in der Thierheilkunde nur beschr�nkte Anwendung, weil es einmal an den wirksamsten Mitteln fehlt � von den heissen Luft- und Dampfb�dern k�nnen wir keine Anwendung machen �, und ausserdem die Haut nicht bei allen Haustbieren zum Schwitzen geeignet ist.
Je mehr die Haut bei den verschiedenen Thiergattungen physiologisch tliiitig ist, je reichlicher die materiellen Ausscheidungen im normalen Zu�st�nde sind, desto bedeutungsvoller ist sie in �tiologischer Beziehung, und Je mehrseitig sie in ihrer gest�rten Th�tigkeit die Quelle von Krankheiten ist, um so vielfacher ist auch ihre erh�hte Th�tigkeit heilsam bei Krank�heiten. Bei den Thieren, deren Hautth�tigkeit physiologisch sehr niedrig steht, kommen Krankheiten durch gest�rte Hautth�tigkeit selten zu Stande, bei diesen ist denn auch durch die Hautth�tigkeit sehr wenig auf Krank�heiten einzuwirken. Bei Pferden, Schafen, Ziegen und Schweinen ist die Haut am th�tigsten, namentlich aber bei Pferden; sehr beschr�nkt ist sie bei dem Kinde, dessen Schweissdriiseu unvollkommen und nur einfache, blind endigende Schl�uche sind � Gztrlt, Untersuchungen der Haut.. Maga�zin Bd. 1. S. 213 �, weshalb dasselbe auch �usserst selten und dann immer nur in sehr geringem Grade Dr�senschweiss zeigt; ganz unbedeutend aber ist sie bei Hunden, die nicht wirklich schwitzen und bei denen selbst die Ausdiln-stmig h�chst unbedeutend ist, die immer eine Hauptquelle in den offenen Kan�l-chen der Schweissdriiseu hat. Dem entsprechend findet auch die diaphore�tische Methode bei dem Pferde im weitesten Umfange, von einfacher Stei-
Gerlach Allg. Therapie. 2. AuQ.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;30
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Diaphoretische Methode.
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gerung der Ausd�nstung bis zum Heraustreiben des Dr�senschweisses statt; das Rind ist durch diese Methode nicht zum Schweissvergiessen zu brin�gen, und bei dem Hunde kann ihr in der Vermehrung der unmerklichen Perspiration wohl kaum noch ein therapeutisch wirksamer Effect zuerkannt werden.
Die abnormen Zust�nde, welche ihren Ursprung in gest�r�ter Hautth�tigkeit haben, zerfallen in zwei Gruppen.
1,nbsp; nbsp;Die durch eine momentane Abk�hlung ent�stehenden, die Erk�ltungskrankheiten � die rheuma�tischen und katarrhalischen Krankheiten, selbst Entz�ndungen. Diese lassen sich nicht von der Retention der Hautschlacken � Scoria nach Dzondi � herleiten, der Impuls dazu muss vielmehr in der Einwirkung auf die Empfindungsnerven der Haut gesucht werden; denn: a) es kommt nicht auf den Grad der Abk�hlung, sondern auf die Schnelligkeit derselben an; allm�lig l�sst sich die Hauttemperatur tief herabdr�cken und die Ausd�nstung auf eine nicht zu lange Zeit bis Null reduciren ohne alle Folgen, w�hrend eine pl�tzliche Abk�hlung nur um einige Grade so�fort und zuweilen sehr bedeutende St�rungen zur Folge hat, Erk�ltungskrankheiten bedingt, wenn die Hauttemperatur auch gleich wieder in dem fr�heren Grade hergestellt wird; 6) es bedarf oft nur der pl�tzlichen Abk�hlung an einem klei�nen K�rpertheile von wenigen Quadratzollen, um Erk�ltungs�krankheiten hervorzurufen, w�hrend eine vorsichtige Entbl�ssung des ganzen K�rpers nicht schadet; c) die Haut l�sst sich durch K�lte abh�rten gegen die K�lte; d) der acute Rheumatismus eines Pferdes kann nach einem kalten Trunke im erhitzten Zustande nicht gut von zur�ckgehaltenen Hautschlacken ab�geleitet werden; e) endlich haben die St�rungen nach einem Firniss�berzuge der Haut keine Aehnlichkeit mit j�hen Erk�l�tungen.
Wenn nun auch diese Gruppe von Krankheiten nicht auf Retention der Hautexcrete beruht, so ist die diaphoretische Me�thode namentlich im Beginn nichtsdestoweniger von Wirksam�keit, und zwar weniger durch materielle Ausscheidung, sondern vielmehr durch Ableitung, die gerade von da aus am sichersten erfolgen kann, von woher die Ursachen gewirkt haben.
2.nbsp; nbsp;St�rungen, die durch dauernde Unterdr�ckung der Hautth�tigkeit erzeugt und in Retention solcher Stoffe begr�ndet sind, welche durch die Haut ent-
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Diaphoretische Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;467
fernt werden; St�rungen, die selbstst�ndig auftreten und Krank�heiten darstellen, die aber auch und vorzugsweise neben vor�handenen Krankheiten hergehen, dieselben unterhalten und stei�gern, wie jede andere Unterdr�ckung wichtiger Ausscheidungen.
Die Haut ist auch wirkliches Athmungsorgan, sie nimmt Sauerstoff auf und giebt Kohlens�ure ab. Das Hautathmen steht mit dem Lungenathmen in einem bestimmten Verh�ltnisse, dort ist die Inhalation des Sauerstoffes, hier die Exhalation der Kohlens�ure vorherrschend, vermindertes Lungen�athmen hat gesteigertes Hautathmen neben sich, beide Organe, Haut und Lungen, stellen erst den vollst�ndigen Kespirationsapparat dar; die Lun�gen k�nnen die Haut in dieser Function eine Zeit lang �bertragen, aber nicht f�r die Dauer, namentlich nicht hinsichtlich der auszuscheidenden Kohlen�s�ure, die durch die Haut stets in betr�chtlichen Quantit�ten abgeht. � Conf. meine Abhandlung �ber das Hautathmen in M�ller's Archiv, 1851, Seite 431.
Die Haut ist auxil�r f�r Leber und Nieren, sie scheidet Kohlenstoff-hydrate aus, wie Lunge und Leber, und Zersetzungsproducte von Stick�stoff, wie die Nieren. Der Dr�senschweiss enth�lt: Milchs�ure, Cholestea-rin, Fetts�ure, viel Kohlens�ure, etwas Ammoniak und Spuren von Harn�stoff, liiicksichtlich des Wassers steht die Hautth�tigkeit in einem anta�gonistischen Verh�ltnisse mit Niere und Darm. Ausserdem werden auch noch ganz speeifische fl�chtige Stoffe ausgeschieden, wodurch die Hautausdiinstung hei jeder Thiergattung eine speeifische Beschaffenheit bekommt; selbst in�dividuell ist die Hautausdiinstung bei derselben Gattung verschieden, wie die Hunde, die ihren Herrn mit der Sp�rnase auffinden, beweisen.
Wenn alle diese Verh�ltnisse schon die dringende Vermuthung erregen, dass Uctentionen der Hautexcrete f�r die Dauer nicht ohne Folgen sind, und bei dem Menschen die habituellen Fussschweisse, die ohne Gefahr f�r die Gesundheit nicht unterdr�ckt werden k�nnen, offenbar f�r die nach�theilige Wirkung der zur�ckgehaltenen Stoffe sprechen, so sind wir auch ausserdem noch im Stande, den directen Beweis zu liefern dadurch, dass eine vollkommen unterdruckte Hautth�tigkeit schliesslich Todesursache wird, und zwar je nach dem Grade der physiologischen Th�tigkeit fr�her oder sp�ter. � Tauben sterben schon nach einigen Stunden, Kaninchen in 1 bis 2Tagen, Pferde nach 14Tagen; ob die Hunde auch sterben, ist noch zwei�felhaft, bei meinen derartigen Versuchen blieben sie am Leben�. Es kommt hier zun�chst nicht viel darauf an, ob die Thiere bei g�nzlicher Unth�tig-keit der Haut den Erstickungstod sterben, ob sie in angeh�ufter Kohlen�s�ure umkommen, oder ob und in wie weit die �brigen excretiellen Stoffe dabei mit betheiligt sind; unter allen Umst�nden ersehen wir doch daraus, dass Eetentionen der Excretstoffe der Haut nachtheilig und zuletzt t�dtlich werden, dass die Hautth�tigkeit von wesentlichem Einflusraquo; auf die Com�position des Blutes ist, wenn auch eine fiir die verschiedenen Thiergattun-gen verschiedene Breite gegeben ist, innerhalb welcher die verminderte Hautth�tigkeit ohne Nachtheil ertragen wird. Immerhin kann man die nor�male Hautfunction als ein Sicherheitsventil bezeichnen.
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Diaphoretische Methode.
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Aus der �tiologischen Beziehung geht nun schon die Wich�tigkeit der diaphoretischen Heilmethode hervor, wir k�nnen sie aber auch noch aus dem Verhalten der Krankheiten bei ver�schiedener Hautth�tigkeit direct entnehmen. Empirisch wissen wir, dass eine Krankheit so lange nicht von grosser Gefahr ist, als die Haut noch in normaler Temperatur und Thatigkeit bleibt, dass unter entgegengesetzten Verh�ltnissen die Krankheit immer noch im Steigen oder auf der H�he ist, und dass mit dem frei�willigen Eintritt einer duftenden Haut stets Besserung verbun�den ist. Solche Besserung ist entweder die Folge von einer frei hervorgetretenen Hautth�tigkeit �#9632; eine wirkliche Krise �, oder die Besserung ist prim�r und zugleich die Ursache von einer reichlichen Ausscheidung auf der Haut, die aber auch selbst in diesem Falle von heilsamem Einfluss ist, wie man schon daraus entnehmen kann, dass eine Beeintr�chtigung der frei gewordenen Hautth�tigkeit nicht selten einen gefahrvollen Eingriff in den Fortgang der Besserung macht; empirisch wis�sen wir ferner, dass durch eine k�nstliche Beth�tigung der Haut-function manche Krankheiten ausgel�st oder vermindert werden, und dass in allen F�llen, wo es gelingt, die trockene Haut bei schweren, fieberhaften Krankheiten aufzuschliessen, Hoffnung zur Genesung vorhanden ist.
Die diaphoretische Methode steht also rationell und empi�risch in der Reihe der wichtigeren Heilmethoden.
Indicationen,
1. Alle Krankheiten ohne Ausnahme erfordern die Ueberwachung der Hautth�tigkeit und die An�regung derselben, wenn sie gesunken ist. Der erkrankte K�rper kann einen Ausfall in der Hautth�tigkeit viel weniger vertragen, als der gesunde, was schon die Laien herausf�hlen, weshalb der Thierarzt in der Mehrzahl der F�lle die Patienten schon beim ersten Besuche bedeckt oder in mehr denn zu war�men St�llen vorfindet. Jeder Patient muss bis zu einem gewis�sen Grade warm gehalten werden, um den Verlust an thieri-scher W�rme zu beschr�nken, um die Haut als H�lfsrespira-tionsorgan th�tig zu erhalten und um die Ausscheidung der Hautexcrete in keiner Weise zu beeintr�chtigen; denn mit der Summe der kleinen Sch�dlichkeiten, die im gesun-
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 469
den Zustande noch ertragen werden, steigt bei Krank�heiten die Summe der St�rungen. Mit der Erhaltung der Diaphorese wird zugleich auch ein wichtiger Weg zur Krise gebahnt erhalten. Bei dieser ganz allgemeinen Indication han�delt es sich nicht um schweisstreibende Mittel, sondern mehr um di�tetische Diaphoretica.
2.nbsp; nbsp;Die Erk�ltungskrankheiten, als: Congestionen nach inneren Organen, Durchfall, Katarrh und Kheu-matismus in allen Formen � rheumatische Spannung und Steifheit, Starrkrampf, rheumatische Schmerzen, Lahmheiten und L�hmungen, rheumatische Fieber und beginnende rheumatische Entz�ndungen. Wie man sich auch die Heilwirkung erkl�ren mag, ob man sie sich als eine derivatorische, antagonistische oder depu-vativc denkt, immer bleibt es ein alter, jetzt aber mehr denn je an�erkannter Erfahrungssatz, dass diese Krankheitszust�nde sicher coupirt werden, wenn w�hrend der Entstehung eine vermehrte Hautth�tigkeit herbeigef�hrt wird, dass selbst die schon ausgebildeten, aber erst frisch entstandenen Krankheiten durch diese Methode oft noch gehoben werden k�nnen, und dass endlich unter allen Umst�nden eine rege Diaphorese neben andern entsprechenden Methoden stets mit in der ersten Reihe steht.
3.nbsp; Anhaltende Unth�tigkeit der Haut. Wo die Haut mehr k�hl und welk und somit auch die Diaphorese so ziemlich auf Null reducirt ist, da sind unter allen Umst�nden Mittel an�gezeigt, welche die Temperatur in der Haut erh�hen, den Haut-turgor herstellen und die unmerkliche Perspiration wieder ein�leiten. Selbst bei heisser aber trockener Haut kann die Me�thode mit der Modalit�t zur Anwendung kommen, dass eine reactive Th�tigkeit der Haut erweckt wird, ohne die Eigen�w�rme zu steigern.
4.nbsp; nbsp; Typhoide Krankheiten, namentlich Influenza und Anthrax in dem Entwickelungsstadium.
5.nbsp; Harnruhr und Durchf�lle, namentlich aber O.edeme und Wassererg�sse. Die diaphoretische Kur leistet bei letz�teren viel mehr, als die diuretische und abf�hrende. Die m�ch�tige Anregung der Resorption hat man in neuerer Zeit bei den heissen Luftb�dern der Menschen in einer Weise kennen gelernt, wie man es fr�her kaum f�r m�glich hielt; selbst pericardische
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Erg�sse werden in k�rzester Zeit resorbirt. Das Schroth'sche Heilsystem hat an der besseren Erkenntniss wohl einen wesent�lichen Antheil.
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Mittel. 1. Di�tellsche Diaphnretica.
a)nbsp; nbsp;Stall und Streu. Es versteht sich von selbst, dass der Aufenthaltsort eines kranken Thieres nicht kalt und zugig sein darf, dass er namentlich eine angemessene W�rme haben muss, wenn es auf eine rege Hautth�tigkeit speciell ankommt � die Temperatur darf bei kranken Thieren wo m�glich nicht unter -\-10 bisl2,)E. sinken �; es ist aber auch zu erw�hnen, dass die Temperatur in Krankenst�llen nicht auf Kosten einer reinen, gesunden Luft gesteigert werden darf, dass eine warme und dunstige Stallluft mehr schadet, als eine erh�hte Diaphorese n�tzt; tiefe Streu ist ein wesentliches Erw�rmungsmittel, nament�lich f�r die Beine und den Bauch.
b)nbsp; Decken und Hautpflege. Die Umh�llung des K�r�pers mit Decken, so wie die Reinigung und die damit verbun�dene gelinde mechanische Reizung der -Haut sind eben so bil�lige als unentbehrliche Mittel f�r die diaphoretische Methode. Das Striegeln, B�rsten, namentlich aber das Frottiren mit schar�fem Stroh findet immer seine rechte Anwendung, wo die mecha�nische Irritation nicht schadet, namentlich aber gleich nach Erk�ltungen und bei kalter, colabirter Haut; kalte F�sse m�s�sen warm gerieben und durch Umwickelung mit Stroh etc. warm erhalten werden; Patienten, die viel oder immer liegen, werden durch trockenen D�nger und durch Stroh am billigsten und sichersten in vermehrter Diaphorese erhalten � die thierische W�rme in gut gestreuten St�llen, namentlich in Schafst�llen mit hohen trockenen D�ngerlagen ersetzen dem Thiere die Bettw�rme.
c)nbsp; Muskelarbeit. Wie wirksam die K�rperbewegung f�r diese Methode ist, zeigt uns jedes getummelte Eoss; es giebt kein zweites Mittel, was so sicher und so bedeutend die Dia�phorese f�rdert, als dieses; ein Pferd, was die ersten Spuren eines Verschlages, den steifen Gang etc. zeigt, wird auf frischer That durch eine forcirte Bewegung nicht selten geheilt und vor einer lebensl�nglichen Kr�ppelschaft bewahrt. Nach dem Ein�geben eines schweisstreibenden Mittels ist massige Bewegung
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 471
schon ein kr�ftiges Unterst�tzungsmittel. Bei fieberhaften und allen Krankheiten, welche das Athmen erschweren, und bei schmerzhaften Lahmheiten muss man nat�rlich auf dieses Mittel verzichten.
2. Die W�rme.
Von der W�rme k�nnen wir hier selten und immer nur einen mangelhaften directen Gebrauch machen; die erw�rmte Luft � das r�misch - irische Luftbad � w�rde h�chstens auf einer Heilanstalt in Anwendung kommen k�nnen; von den heis-sen Wasserd�mpfen � den russischen Dampfb�dern �i und den warmen Wasserb�dern k�nnen wir bei gr�sseren Thieren gar keinen Gebrauch machen, und der Benkert'sche Bademantel *) ist ein zu unvollkommener Ersatz; nur kleinere Thiere kann man allenfalls in warmem Wasser und auch in heissen D�mpfen baden � solche Dampfb�der lassen sich in der Art veranstal�ten, dass man einen dampfenden Kessel unter einen Rohrstuhl u. s. w. bringt, das Thier darauf setzt und mit Decken umh�llt �, wenn die Thiere nach dem Baden in hinl�nglich erw�rmten R�umen unterzubringen sind. Am besten k�nnen wir noch das warme Wasser innerlich benutzen, namentlich bei Thieren, die an warmes Getr�nk gew�hnt sind, so besonders beim Hornvieh. Man kann die Aufnahme steigern durch leckere N�hrstoffe � Schrot, Mehl etc. �; die heisse Schlempe ist bei Rindern ein bequemes Mittel. Sind die Thiere nicht an warmes Getr�nk gew�hnt, so giebt man ihnen warmes Wasser von -\-30�34deg; R. in m�glichst grossen Quantit�ten ein. Wo man die Transspira-tion vermehren will, ohne erregend auf das Nerven- und Blut-gef�sssystem einzuwirken, und ausserdem wenn es sich mehr um Unterst�tzung der angewandten arzneilichen schweisstreiben-den Mittel handelt, dann ist das Wasser in der Temperatur von der Blutw�rme und etwas dar�ber besonders zu empfehlen.
3. Das Schwitzen unter nassen Decken.
Das kalte Wasser ist hier das schweisstreibende Mittel; man kann mit demselben den ganzen K�rper und auch jeden einzelnen K�rpertheil zum Schwitzen bringen; das kalte Wasser hat eben an sich diese Wirkung nicht, es bekommt dieselbe erst
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*) Busch. Zeitschrift. Bd. 3. H. 4.
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Diaphoretische Methode.
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durch eine besondere Anwendungsweise, welche die Hauptgrund�lage der meisten Kaltwasserkuren ist. Die Procedur besteht darin, dass der Patient kalt begossen oder mit kaltem Wasser abgerieben, dann mit nassen leinenen T�chern und dar�ber mit wollenen Decken eingeh�llt wird; die leinenen T�cher werden wieder entfernt, wenn sie trocken geworden sind; darauftrockne Abreibung mit scharfen Strohwischen und Einh�llen mit wolle�nen Decken.
Allgemeine Grundbedingungen dabei sind: dass die Haut vor d er Application m�glichst warm, das Wasser m�g�lichst kalt, die Einwirkung der K�lte nur kurz ist, d. h. nicht �ber einige Minuten hinaus dauert, die nassen T�cher �berall dicht anliegen, und der Pa�tient in einem m�glichst warmen^[Stalle sorgf�ltig vor Zugluft gesch�tzt wird.
Die Pr�paration der Haut vor der Einwirkung der K�lte ist das wichtigste; eine kalte, collabirte Haut reagirt zu lang�sam und zu schwach, und da hier alles von einer m�glichst schnellen und intensiven Reaction abh�ngt, so muss eine geringe Hautth�tigkeit zuvor durch Frictionen und, wenn es sein kann, durch Bewegungen, unter Umst�nden � namentlich bei localen Schwitzkuren � selbst durch reizende Einreibungen, z. B. von Terpenthin�l, gehoben werden.
W�hrend der Anwendung des kalten Wassers ist die Haut an�misch und im Innern eine compensatorische Hyper�mie, die man aber m�glichst abk�rzen muss, und wenn man sie beson�ders zu f�rchten hat, wie z. B. bei inneren Entz�ndungen, oder wenn die Hautth�tigkeit trotz aller Pr�paration doch sehr tr�ge ist, dann unterl�sst man die kalten Begiessungen und beschr�nkt sich auf nasse Abreibungen oder selbst auf nasse Umh�llungen, im letzteren Falle arbeitet sich die Reaction am schnellsten durch. Bei geh�riger Reaction erw�rmt sich die Haut unter den nassen T�chern zwischen '/j � 1 Stunde; erfolgt die Erw�r�mung sp�ter, so ist das unzutr�glich und eine Indication zur entsprechenden Vorbereitung und Modification der Anwendung des kalten Wassers. Die Anwendung erfolgt t�glich 1 � 2 � .'J Mal; die blossen nassen Umh�llungen ohne vorherige Durch�n�ssung mit kaltem Wasser kann fr�her und �fters wiederholt werden, als die Procedur mit Begiessungen.
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Mittel.
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Zum localen Schwitzen hat Reinert *) ein mit Schw�mmen gepolstertes Kissen empfohlen, welches auf den leidenden Theil gebunden und alle halbe Stunde angefeuchtet werden soll. Hier�bei ist aber wohl die Sehweissbildung untergeordnet. Einen besonderen therapeutischen Werth bekommt diese Schweisskur mit kaltem Wasser noch dadurch, dass wir sie an den leidenden Theil local beschr�nkt anwenden k�nnen; so k�nnen wir durch nasse Umh�llungen Halsentz�ndungen coupiren, besonders bei grosser Torpidit�t, wo die Einreibungen nie Wirkung haben, eine Schulter schwitzen lassen und rheumatische Lahmheiten heilen.
Man kann diese Schweisskur �berhaupt sehr moderiren, so namentlich, dass sie den Uebergang zur Abk�hlungskur macht; wiederholt man die Einwirkung der K�lte, sobald die Reaction eingetreten, so ist die Abk�hlung � local Und allgemein, je nach der Anwendung � vorherr�chend; je nachdem man daher local antiplilogistisch, generell antifebril und antiseptisch oder mehr schweisstreibend � also depuratorisch und derivatorisch � wir�ken will, moderirt man die Procedur. Deshalb eben verdient diese k�hlende Schweisskur die umfangreichste Anwendung; bei fieberhaften Krankheiten mit trockener, heisser Haut, bei allen Typhoiden, namentlich aber bei der Influenza und dem Faul�fieber, ebenso auch bei chronischem, eingewurzeltem Rheuma�tismus steht sie unbedingt an der Spitze aller bisher bekannten Heilmittel.
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4. Das Schwitzen in den Fesseln.
Tr�ger � Studien und Erfahrungen im Bereiche der Pferde�kunde S. 111 � ist der Erfinder, wir wollen ihn daher �ber das Verfahren selbst sprechen lassen: �Schwarze Seife �ber den ganzen K�rper, hin und wieder in das Haar eingerieben, mit�telst nasser Wasserb�rsten m�glichst gleichm�ssig vertheilt, zu Schaum geb�rstet, mit frischem Wasser nach, bis solches klar wieder abl�uft, mit h�lzernen Schweissmessern das Wasser ab�gestrichen, mit Strohwischen t�chtig nachgerieben, Inculpaten an ein reichliches Strohlager gef�hrt, die Fessel an- und ihn niedergelegt, so hoch, als vern�nftig m�glich mit Stroh bedeckt, sich �berlassen, bis er trocken und wieder nass geworden, dann erl�st, m�glichst in Decken geh�llt, in zugfreier Box sich frei
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*) #9632;Wochenschrift von Adam, 1862, S. 17.
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474nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Diaphoretische Methode.
bewegen, aber fasten lassen, d. h. bei sehr schmaler Ration ge�halten, saufen, nach einiger Abtrocknung, nach Durst. Ein sol�ches Schwitzen kann je nach Umst�nden t�glich, einen Tag um den andern, oder w�chentlich ein oder zwei Mal wiederholt werden.quot; Tr�ger empfiehlt diese Kur bei F�llenl�hme, Rheu�matismus, Blattl�hme, Kreuzl�hme, Haut- und gastrischer Un-th�tigkeit. Im Principe ist dieses Verfahren dem vorhergehen�den gleich, nur r�cksichtsloser, anstrengend und aufregend, des�halb auch bei acuten inneren Krankheiten nicht anwendbar.
5. Arzneiiiche Mittel.
a) Die Brechmittel, namentlich die st�rkeren. Bei Thie-ren, die erbrechen k�nnen, giebt es kaum ein wirksameres und
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nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; praktischeres inneres Mittel dieser Methode � conf. brechen-
erregende Methode S. 451. b) Die milden, nicht aufregenden, mehr k�hlenden Dia-phoretica: Essigs�ure, salzsaures und essigsaures Am�monium, Brach Weinstein, Schwefel und Spiessglanz. Alle diese gelinden diaphoretischen Mittel finden ihre Anwen�dung besonders da, wo es nur darauf ankommt, die unmerkliche Perspiration zu f�rdern, wo man jede Aufregung im Gef�ss-systeme vermeiden, zugleich resolvirend und antiphlogistisch wirken will.
c) Fl�chtige Mittel: Lindenbl�then, Flieder- und Cha-millenblumen, die M�nzarten, Kampfer und kohlen�saures Ammonium. Die erw�hnten Bl�then und Blumen sind milde Diaphoretica, die �brigen aber sind fl�chtig erre�gende Sudorifera, die bei Torpidit�t, L�hmung und �berall da ihre Anwendung finden, wo die fl�chtig erregende Wirkung nicht gerade contraindicirt ist. Oft werden bei dem erw�hnten Ge�brauche des kalten Wassers diese Mittel zugleich innerlich ge�geben.
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Contra- Indication.
Die F�rderung der unmerklichen Perspiration durch di�te�tische Mittel st�sst niemals auf einen Widerspruch. Grosse Fie�berhitze verbietet zwar die heissen Diaphoretica, aber nicht die k�hlen und am allerwenigsten das Schwitzen unter nassen Decken. Bei entschiedenen Indicationen giebt es wohl kaum eine Contra-
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Die abk�hlende Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 475
Indication, der man nicht Rechnung tragen k�nnte, ohne die Methode selbst ganz fallen zu lassen.
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Die abk�hlende Methode, Nethodns refrigerans.
Verminderung der Eigenw�rme ist das n�chste Ziel, hier�durch lassen sich verschiedene andere Zwecke erreichen, die unter gewissen pathologischen Verh�ltnissen die eigent�lichen Heilzwecke dieser Methode bilden, und solche pathischen Verh�ltnisse sind die eigentlichen Indicationen.
1. Krankhaft gesteigerte Eigenw�rme, Fieberhitze. Erst in j�ngerer Zeit haben wir die Fieberhitze als ein wesentliches Symptom kennen gelernt, welches f�r den Verlauf des Fiebers die gr�sste Bedeutung hat; die Fieberhitze als Krankheitspro-duct ist wiederum Ursache von tiefgreifenden St�rungen, und h�ufiger Todesursache als der urspr�ngliche Krankheitsprocess selbst. Von 40deg; C. ab ist die Fieberhitze immer schon eine wichtige Indication zum Abk�hlen und von 42deg; C. ab eine Vital-Indication. Die schwersten Krankheiten � Typhus und Typhoide � verlaufen g�nstiger, wenn die Fieberhitze nieder�gehalten wird; deshalb ist diese Methode bei Fieberhitze die wichtigste Palliativkur. Diese bei den Krankheiten speciell in Angriff zu nehmende Fieberhitze ist schon �usserlich durch ge�steigerte meist trockene Hautw�rme, durch schnellen und pl�tz�lichen Wechsel an extremen K�rpertheilen � Beinen, Ohren, Geh�rn, Nase � und durch Auflockerung mit mehr oder weni�ger diffuser R�thung der Bindehaut zu erkennen. Direct aber kann man diese Indication durch das Thermometer ermitteln. Um diese Indication in Krankheitsnamen auszudr�cken, die in der speciellen Pathologie gel�ufig sind, erw�hnen wir noch spe�ciell: die sthenischen Fieber, Entz�ndungsfieber, Faulfieber, den Typhus, die Influenza der Pferde, Rothlauf der Sehweine und andere specifische Krankheiten aus der Familie der soge�nannten Typhoiden.
Die Messungen geschehen am einfachsten im After, das Thermometer muss eine m�gliehst kleine Kugel und feine E�hre haben; sind auf der Scala 0,1 Grade angegeben, dann um so genauer; das Thermometer bringt
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47 Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die abk�hlende Methode.
man schon mit ann�hernder Blutw�rme ein, um die Mastdarmtemperatur schneller zu bekommen.
42deg; bedingen � abgesehen von der Krankheit � immer eine gewisse Gefahr, und dar�ber hinaus wird die Hitze direct t�dtlich; man kann die Temperatur zwischen 42 und 43laquo; C. als lebensgef�hrlich und t�dtlich � bis 42,5 lebensgef�hrlich und dar�ber t�dtlich � bezeichnen. Bei Schweinen liegt die normale Temperatur und auch die Lebensgefahr gegen 1deg; C. h�her. Nach Nasse und Wunderlich ist auch bei den Menschen 42,5deg; C. der h�chste Tempera�turgrad, bei dem der Tod naht. Ob durch Herzparalyse, ob durch Gerin�nung eines im Blute vorhandenen Stoffes, der bei dieser Temperatur nicht inehr fl�ssig bleiben soll, oder ob durch Expansion der Blutgase, wie Eu-lenberg und Vohle (VircJmv's Arch. Bd. 42. S. 183) angeben, m�ssen wir hier noch unentschieden lassen; f�r die Praxis gen�gt zun�chst das Factum.
2.nbsp; nbsp;Local gesteigerte Temperatur, Entz�ndungs�hitze. In dem Entz�ndungsheerde ist die Temperatur immer gesteigert, man findet sie um 0,5 bis 0,8deg; C. �ber die allge�meine Eigenw�rme erh�ht; als besondere Heil-Indication kommt sie aber in Betracht bei den frischen acuten Entz�ndungen durchweg, namentlich in gef�ssreichen Weichgebilden. Bei �usseren Entz�ndungen k�nnen wir sie direct erkennen, bei in�neren Entz�ndungen ist sie immer zu pr�sumiren und um so mehr, je ausgepr�gter das Entz�ndungsfieber ist, bei Gehirnent�z�ndung ist sie noch direct am Sch�del zu f�hlen. Die Heil�wirkung durch directe Entziehung der localen organischen W�rme ist theils In der physiologischen Contraction irretabler und contractiler Gebilde � Gef�ssw�nde vor allen �, in der physikalischen Verdichtung und endlich in der directen Herab�stimmung der abnormen nutritiven Actionen und der excessiven Bildung in dem Zellenleben. Die Abk�hlungen bei Entz�ndungen m�ssen deshalb noch �ber die normale Temperatur hinausgehen; in der D�mpfung der inflammatorischen Hitze beseitigen wir die abnorme Expansion und je mehr wir die Temperatur unter die Norm herunterdr�cken, desto mehr tritt die Verdichtung der Gewebe, die verminderte S�ftezufuhr, die Reduction aller vita�len Acte, also auch der krankhaften Nutritionsacte in den Vor�dergrund. Nirgends bew�hrt sich wohl der therapeutische Grund�satz �Contraria contrariisquot; so offenbar und �ber allen Streit hin�weg, als in der Abk�hlungsmethode bei der Fieber- und Ent�z�ndungshitze.
3.nbsp; nbsp;Hyper�mien ausserhalb des Entz�ndungsbe�reiches. Die contrahirende und verdichtende Wirkung der K�lte bedingt Gef�ssverengerung, macht An�mie und stillt Blu�tungen, conf. adstringirende Methode!
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Die abk�hlende Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 477
4.nbsp; Allgemeine Temperaturverminderung zur An-reizung des Verbrennungsprocesses. Der Organismus hat das Bestreben und auch die F�higkeit die Eigenw�rme auf gleicher H�he zu erhalten; ein Beweis ist darin gegeben, dass die Warmbl�ter dieselbe Eigenw�rme haben im Winter wie im Sommer, in den heissen und kalten Zonen. Ein wesentliches Mittel hierzu ist die Anpassung des organischen Verbrennungs�processes an den W�rmeverlust. Mit der k�nstlichen W�rme�entziehung unter das normale Niveau geben wir die Anregung zur starken Verbrennung, und damit ist starker Verbrauch des Brennmaterials gegeben; entziehen wir andererseits zugleich die Nahrung, so haben wir dieselbe zehrende Wirkung, die das Fie�ber hat; der Organismus nimmt die Brennmaterialien vom eige�nen Leibe, er zehrt von sich selbst, und in diesem Einschmel-zungsprocesse haben wir ein Befreiungsmittel des K�rpers von sch�dlichen Substanzen; Krankheitsmaterie und Krank-heitsproducte werden verbrannt. Diese Einschmelzung und materielle Ausgleichung im Stoffwechsel durch Stoffentzie-liung hat vor denselben Vorg�ngen im Fieber � conf. S. 126 � den grossen Vorzug, dass durch diese gesteigerte Verbrennung keine abnorme Hitze geliefert wird, die so leicht wieder st�rend wirkt. So k�nnen wir in der W�rmeentziehung einen ganz naturgera�ssen A usgleichungsprocess haben. Die fortgesetzte methodische Abk�hlung kann auf diesem Wege tief eingewurzelte constitutionelle und dyskrasische Leiden beseitigen, wenn der Organismus die erforderliche Reactionsf�higkeit auf die K�lte besitzt; bei kr�ftigen Individuen hat gerade des�wegen die Kaltwasserkur ein viel gr�sseres Gebiet.
Bei dieser Indication steht unsere Methode der diaphoretischen sehr nahe, in beiden wird der Yerbrennungsproccss gesteigert, und so weit wir bei letzterer das kalte Wasser anwenden, findet zwischen beiden ein Ueber-gang statt. Der Unterschied zwischen beiden Methoden ist aber immer der, dass bei der diaphoretischen Methode die Temperatur erh�ht wird, um zur Anregung der Hautth�tigkeit zu dienen, und der heilsame Effect mehr in der erh�hten Hautth�tigkeit, als in dem vermehrten Verbrennungspro-cesse liegt.
5.nbsp; Temperaturverminderung zur Inhibirurig der G�hrungs- und F�ulnissprocesse. Sind diese chemischen Acte wesentlich durch erh�hte Temperatur bedingt, so sind die Abk�hlungen die sichersten Heilmittel, in anderen F�llen aber doch wichtige Palliativmittel � conf. das antiseptische und anti-tympanitische Verfahren.
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Die abk�hlende Methode.
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Mittel.
1.nbsp; nbsp;K�hle, frische Luft. F�r den Menschenarzt ein wich�tiges Abk�hlungsmittel deshalb, weil es allgemein gebr�uchlich ist, die Krankenzimmer recht warm zu halten; dies ist ein wahr�hafter Missbrauch bei allen jenen Krankheiten, die eine allge�meine Abk�hlung verlangen. In den Krankenst�llen haben wir seltener eine �berm�ssige W�rme, deshalb ist denn auch dieses nat�rliche Abk�hlungsmittel in der Regel von selbst gegeben. Zugluft k�hlt viel st�rker ab, aber diese ist durch ihre meist partielle Einwirkung auf die Haut ein gemeingef�hrliches Ab�k�hlungsmittel schon f�r Gesunde, und deshalb sorgfaltigst zu vermeiden.
2.nbsp; nbsp;Kaltes Wasser und Eis.
Das kalte Wasser ist das Hauptmittel dieser Methode, die man deshalb auch Kaltwasserkur nennen k�nnte. ludess unsere Methode geht �ber das kalte Wasser hinaus, und die Kaltwasserkur geht auch �ber diese Methode hinaus, sie dient auch anderen Zwecken.
a) Als Getr�nk. Kaltes Getr�nk k�hlt generell und be�sonders auch local ab; die locale Abk�hlung trifft gleichzeitig den Magen und die benachbarten Organe � Leber, Milz, Zwerchfell und selbst die Lungen �. Neben der K�lte, die bei dem Ge�tr�nke enge Grenzen hat, kommt haupts�chlich die Quantit�t in Betracht; bei unseren gr�sseren pflanzenfressenden Hausthieren, die grosse Wassermassen als Getr�nk aufnehmen, ist kaltes Ge�tr�nk eins der kr�ftigsten und zugleich nat�rlichsten Abk�h�lungsmittel, welches die Patienten bei grosser Fieberhitze instinc-tiv in Anwendung bringen. Salze, die den Durst vermehren, sind schon deshalb heilsam bei innerer Hitze.
Eine W�rmemenge, welche n�thig ist, 1 Kilogr. Wasser um 1deg; C. zu erw�rmen, hat man eine W�rmeeinheit � Calorie � genannt; es ist da�durch sehr leicht die Abk�hlung nach der Temperatur und Quantit�t des Getr�nkes zu berechnen. 10 Kilogr. Wasser von 10deg; C. verbrauchen zur Erw�rmung bis zur normalen Eigenw�rme von 38deg; C. 28 Calorien. Bei einem gesunden Pferde hatten 10 Quartier Wasser von 5,5deg; C. binnen 74 Stunde eine Verminderung von 38,8 auf 38,1deg; C, diese Verminderung dau�erte gegen 3 Stunden, dann trat die fr�here Temperatur binnen 3I^ Stun�den wieder ein. Bei einem zweiten gesunden Pferde sank die Temperatur nach 15 Quartier Wasser von 10,5deg; C. hinnen 1/4 Stunde um 0,8deg; C. und verblieb 4 Stunden so niedrig, dann stieg sie in 1 Stunde auf die normale H�he. Immer begann das Sinken der Temperatur 5 Minuten nach dem Tr�nken.
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 479
b)nbsp; nbsp;Als Klystiere. Die k�hlende Wirkung der Kaltwasser-klystiere ist ebenfalls eine allgemeine und locale; diese Applica-tionsart hat selbst noch gewisse Vorz�ge vor dem kalten Ge�tr�nke, einmal durch die beliebige Anwendung unabh�ngig von dem Durste der Thiere, und zweitens durch die m�chtige locale Abk�hlung bei h�ufiger Wiederholung. Man kann durch Kly�stiere nicht mit einem Male so viel kaltes Wasser zur Wirkung bringen, deshalb ist der Effect nicht so stark, als nach einer S�ttigung des Durstes, wir k�nnen aber die K�lte nachhaltiger wirken lassen durch fortgesetzte Wiederholungen, und gerade die h�ufige Erneuerung, nach Abgang des erw�rmten Klystier-wassors, wirkt ganz besonders local; deshalb nicht bloss bei grosser Fieberhitze, sondern bei Hinterleibsentz�ndungen eir vorz�gliches Heilmittel.
Die Anwendung geschieht in der Art, dass wir das frische Brunnen�wasser bis zu einer gewissen F�llung des Mastdarmes- einspritzen � bei Pferden und Rindern z.B. 3 � 4 grosse Klystierspritzcn voll �, diese Ein-spritzungen werden nach dem theilweisen Abgange des eingespritzten Wassers sofort, sonst aber alle '/a � 1 Stunde wiederholt.
Bei einem gesunden Pferde wurde halbst�ndlich l'/a Kilogr. Wasser eingespritzt, nachdem unmittelbar vorher die Temperatur festgestellt war; so wurden in 5 Stunden 15 Kilogr. Wasser eingespritzt. Die Temperatur sank in der ersten Stunde nach zweimaligen Klystieren von 39,0deg; auf 3(3,0deg; C, blieb hierauf bei der weiteren Fortsetzung stehen, begann erst 1 Stunde nach dem letzten Klystiere zu steigen und erreichte dann in kurzer Zeit die fr��here H�he weder.
Einem Pferde mit Darmentz�ndung (100 kleine, harte, fast drathf�r-mige Pulse, beschleunigtes Athmen, absolute Unth�tigkeit im Hinderleibe. gl�serner Blick) wurden m�hsam 8 Pfund Blut abgenommen, innerlich Sal�peter und Glaubersalz mit Schleim gegeben; dabei fortw�hrend kalte Kly�stiere. Schon nach 12 Stunden war das Thier Eeconvalescent.
c)nbsp; nbsp; Nasse Abreibungen oder kalte Begiessungen und nasse Umh�llungen, wie bei der Schweisskur, mit der Modification, dass man es hier nicht zum Schweisse kommen liisst, dass die nassen Decken weniger ausgerungen aufgelegt und nach der Erw�rmung in kaltem Wasser aufgefrischt oder auch auf dem K�rper kalt angefeuchtet werden. Diese Abk�h�lung ist zwar sehr stark, aber sie h�lt nicht lange vor, so dass sie mindestens st�ndlich wiederholt werden muss; am besten zeigt uns das Thermometer die Zeit an, wann wir die K�lte wiederholen m�ssen, ein Instrument, das der Thierarzt bei schwe�ren inneren Patienten kaum noch entbehren kann. Handelt es
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Die abk�hlende Methode.
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sich um allgemeine innere Abk�hlung und ist besonders die Haut heiss und trocken, so verdient diese Anwendungsart den Vorzug durch die M�chtigkeit ihrer k�hlenden Wirkung, durch gleich�zeitige Anregung der Hautarbeit und zugleich durch den Vor-theil, class die Wiederholung jeder Zeit und nach dem inneren Bed�rfnisse genau abgemessen werden kann. Begiessungen d�r�fen nur erfolgen, wenn die Thiere nicht sehr �ngstlich und reiz�bar sind, weil sonst die Herzth�tigkeit sehr aufgeregt und die Pulsfrequenz beschleunigt wird, was hier vermieden werden muss und nur erw�nscht ist, wenn es sich urn baldige reactive Hautth�tigkeit handelt, also bei der Schweisskur. Bei gefahr�drohender Fieberhitze wird hiermit die Application der Kalt-wasserklystiere verbunden.
Bei dieser Anwendung der K�lte tritt in den ersten Minuten immer erst eine geringe Steigerung der inneren Temperatur ein, durch K�lte be�dingter Hautkrampf macht An�mie und bedingt so verminderte W�rmeaus�strahlung; diese Steigerung dauert aber nur 5 � 10 Minuten. Ein gesundes Pferd wurde 5 Minuten lang nass abgerieben und kalt begossen, darauf in nasse T�cher geh�llt; sofort stieg die Temperatur und innerhalb 10 Minu-teu von 38,3 auf 38,9deg; C, hierauf Abnahme und binnen '/a Stunde bis auf 37,8deg; C.; eine Wiederholung der K�lte fand nicht statt, es waren �ber die nassen Decken sogar wollene gelegt worden, um die sp�tere Temperatur-zunahme unter den impermeablen nassen Decken zu beobachten. Mit etwa l/j Stunde begann die Reaction der Haut, darauf sehr bald Erw�rmung der nassen Decken und damit begann die Temperatur auch wieder zu stei�gen, so dass sie in '/'i Stunde auf die H�he vor der Anwendung des kal�ten Wassers und '/a Stunde sp�ter Va Clrad h�her auf 38,8deg; C. stand. Ein Beweis f�r die schlechte VV�rmeleitung in erw�rmten nassen Decken und ein Fingerzeig f�r die Verschiedenheit der Anwendung des kalten Wassers zur Schweisskur und zur Abk�hlung. Ueber die Heilwirkung bei dem fast immer t�dtlieh verlaufenden Kothlauf k�rzlich ein Fall.
Drei ^j�hrige gut gen�hrte aber nicht fette Schweine erkrankten an Kothlauf, eins war schon nach mehreren Stunden des Vormittags gestorben, die �brigen beiden kamen des Mittags zur Schule, das eine war �ber den ganzen K�rper violett-roth und kalt bei einer inneren Temperatur von 43,1deg;C, es hatte 200 Pulse und starb innerhalb '/a Stunde; das letzte zeigte noch keine auff�llige K�thung, verschm�hte aber das Futter g�nz�lich und zeigte schon eine Temperatur von 42,5deg; C, neben einem sehr be�schleunigten Pulse �ber 100 in der Minute. G Cgr. Veratriu hypoderma-tisch, kalte Begiessungen und nasse Umh�llungen, die erw�rmten Decken mit kaltem Wasser immer wieder angefeuchtet. Nach 1/4 Stunde starkes Erbrechen; nach 1/2 Stunde Temperatur bis auf 40,6 und in der n�chsten 11/4 Stunde auf 40,0deg; C. gesunken; die Temperatur verblieb auf diesem Stande einige Stunden, sank dann aber nach Anwendung von Klystiercn bis 38,5deg; C. Puls und Athmen wurden hierbei auch ruhiger. Nach 8 Stun-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;481
den die Decken abgenommen und die Kur ausgesetzt; am n�chsten Morgen stand die Temperatur auf 40,8deg; C, dabei war das Schwein munter; im Laufe des Tages erholte es sich vollst�ndig.
d) Aeussere locale Anwendung � conf. adstringi-rende Methode S. 491. L�ngst bekannt und gebr�uchlich bei aus-seren Entz�ndungen; in neuerer Zeit hat aber auch diese Anwen�dung eine weitere Ausdehnung gefunden, namentlich: bei Kopf-congestionen, Gehirnentz�ndung, acutem Gehirn�dem und acuter Hirnwassersucht � Hydrops cerebri intemus et extenms �, bei Halsentz�ndungen, bei Pleuritis und Peritoneitis. Eis und Schnee wirken nat�rlich am kr�ftigsten, will man die N�sse vermeiden, so legt man Schnee oder zerst�ckeltes Eis in eine Blase. Die nachhaltige Application hat bei Thieren einige Schwierigkeit, deshalb erfolgt das �rtliche Abk�hlen gew�hnlich nicht mit er�forderlicher Nachhaltigkeit. Bei den h�ufigen Hufentz�ndim-gen sind die kalten Fussb�der die unentbehrlichsten; diese lassen sich durch Hineinstellen ins Wasser am besten und be�quemsten herstellen. Die Wasserkasten � S. 29 � sind am zweckm�ssigsten; kalte Umschl�ge sind mangelhafter Ersatz, sie verlangen mindestens halbst�ndliche Anfeuchtung mit kaltem Wasser; kalte Waschungen sind noch imvollst�ndiger, sie m�s�sen mindestens viertelst�ndlich wiederholt werden, was selten lange genug durchgesetzt wird. Die Applicationen grosser Ba�deschw�mme empfehlen sich, weil man das erw�rmte Wasser auspressen und sie auf l�ngere Zeit leicht wieder tr�nken kann. Eine andere praktische Application des kalten Wassers ist in der Form eines dicken Lehmbrei's; eine dicke Schicht wirkt l�nger k�hlend, als die einfachen Waschungen. Je k�lter das Wasser, desto vollkommener erreichen wir mit demselben die allgemeine und �rtliche Abk�hlung, zur �rtlichen Anwendung ist deshalb in dem Eise das vollkommenste Mittel gegeben, das bei tiefer sitzenden Entz�ndungen, namentlich bei Gehirn- und Brustfellentz�ndung den Vorzug verdient und womit wir im Sommer das Wasser f�r unsere Methode am besten abk�hlen k�nnen. Zur �usserlichen �rtlichen Anwendung giebt es in Er�mangelung des Eises noch k�nstliche K�ltemischungen, die we�sentlichsten sind: Glaubersalzl�sungen mit Salzs�ure und das einfache Oxykrat.
Das krystallinische Glaubersalz wird mit concentrirter Salzs�ure �ber�g�ssen; 32 Unzen Wasser von 12deg; C. werden durch 4 Unzen Glaubersalz
Gerlach Allg. Therapie. 2.Aua.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
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und 4 Unzen concentrirter S�ure auf 5,5deg; C. abgek�hlt. � Begemann, All�gemeine Veterin�r-Pharmakop�e, 1864. S. 164 �. Das einfache Oxykrat; auf 16 Theile Wasser und 16 Theile Essig setzt man 1 Theil Salmiak � Ammonium chloratum � hinzu, wodurch diese Fl�ssigkeit um 30C. abge�k�hlt wird.
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3. Abk�hlung durch Blutentziehungen. Die Ab�k�hlung ist verh�ltnissruassig gering und nicht nachhaltig; des�halb findet dieses Mittel f�r diese Methode nur dann Anwen�dung, wenn wir zugleich und haupts�chlich noch andere Kur�zwecke verfolgen � conf. Blutentziehungen, S. 399.
Die Wirkung des Aderlasses auf die Eigenw�rme ist nach Umst�nden verschieden. Ich sah nach Aderl�ssen von 10 Pfund Blut bei gesunden Pferden in der ersten halben Stunde ein geringes Steigen, dann ein Sinken von einigen zehntel Graden. Bei sthenischen Fiebern mit hoher Fieberhitze pflegt der abk�hlende Effect etwas st�rker zu sein.
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4. Arzneiliche Abk�hlungen. Alle Abk�hlungen durch innerliche arzneiliche Substanzen sind schw�cher, als die durch directe Einwirkung der K�lte, ihre Wirkung pflegt aber nach�haltiger zu sein. Die Abk�hlung erfolgt theils rein nach phy�sikalischen Gesetzen, theils auf physiologische Weise, wahrschein�lich durch erregende Einwirkung auf ein regulirendes Central-organ der W�rmeentwickelung, gewisserraaassen in entgegenge�setzter Richtung der Wirkung pyrogener Substanzen.
Unter den Salzen sind die salpetersauren die am meisten k�hlenden, bei gleicher S�ure sind die Kalisalze am wirksam�sten. Bei fieberhaften Kranken sinkt die Temperatur bis circa 3 Stunden nach der letzten Verabreichung, dann steigt sie schnell auf die fr�here H�he und oft dar�ber hinaus. Bei ge�sunden Pferden hielt die Abk�hlung l�nger, meist doppelt so lange vor, als bei fieberkranken Pferden mit Fieberhitze.
Nachstehende Tabelle enth�lt die k�hlend wirkenden Mittel, welche ich bei meinen Versuchen in dieser Richtung kennen gelernt habe, nebst Angabe des Grades und der Dauer ihrer Wirkung.
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484nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die verdichtende Methode.
Contra - Indicationen.
Die sub No. 1. aufgef�hrte Indication dominirt alle Contra-Indicationen um so entschiedener, je h�her die Fieberhitze steht; ganz anders verh�lt es sich bei der Indication No. 4., an�mische und asthenische Zust�nde und eine mehr welke, kalte und tor-pide Haut sind hier generelle Contra-Indicationen; ausserdem ist die Fortsetzung der Methode hier verboten, wenn sich eine mangelhafte Reactionsf�higkeit der Haut herausstellt und man sie weder durch kr�ftige Nahrung, noch durch Frictionen her�stellen kann. Sobald der Organismus sich tr�ge finden l�sst, auf diese Kur einzugehen, d. h. die k�nstlich entzogene W�rme rasch durch erh�hten organischen Verbrennungsprocess wieder�herzustellen, dann m�ssen wir diese Methode verlassen. Die Indication No. 2. kann Ausnahmen erleiden, es giebt Umst�nde, die trotz der local vermehrten W�rme dennoch nicht die locale Abk�hlung gestatten, zuweilen ergiebt sich dies erst aus den ung�nstigen Erfolgen. Entz�ndungen mit der Tendenz zur Eite�rung oder schon begonnener Eiterbildung, oder bei denen man eine Eiterung erstrebt, darf man nicht mit K�lte tractiren; fer�ner Entz�ndungen dr�siger Organe und erysipelat�se Entz�n�dungen vertragen in der Regel die K�lte nicht; bei Gelenk-, Sehnen- und Knochenentz�ndungen ist der Heileffect viel gerin�ger, als bei Entz�ndungen in Weichgebilden, deshalb hier nur bei acuten Entz�ndungen mit vorherrschender Hitze; unter den Augenentz�ndungen sind es in der Regel nur die traumatischen, welche die K�lte vertragen. Bei der localen Anwendung tritt in den zunehmenden Schmerzen immer eine Contra-Indication zur ferneren Anwendung hervor.
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Die verdichtende; adstringirende und tonisirende Methode; �lethodus adstringens; contrahens.
Die n�chsten Zwecke dieser Methode sind: 1) Die Gewebe des gesammten Organismus oder nur in einzelnen Organen, an einer bestimmten Stelle dichter, fester, elastischer und undurch�dringlicher zu machen; 2) Verschrumpfungen, Verk�rzungen,
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Imlicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;485
Verengerungen und Verkleinerungen an einzelnen Theilen au bewirken, und 3) Dickfl�ssigkeit und Gerinnbarkeit des Blutes �berhaupt und Gerinnung der ausfliessenden S�fte (Blut, Lymphe, Synovia) herbeizuf�hren.
Indieationen.
Mannigfach sind die Krankheitszust�nde, wo diese Kur�zwecke zum Sch�tze dienen, zur Linderung und zur Hei�lung f�hren; die verschiedenartigsten Abnormit�ten erheischen diese Methode, deren Heilwirkung eben sehr verschieden ist, je nach den verschiedenen Mitteln, die unter dieser Firma ihre Anwendung finden. Der Indieationen giebt es daher viele, die sich jedoch in folgenden wenigen generellen Krankheitszust�n-den �bersichtlich zusammenfassen lassen.
1. Lockere Textur. Je nach dem Grade, ganz beson�ders aber je nach dem Gewebe und der Form des Organs sind hierdurch mancherlei Abnormit�ten bedingt, die alle so recht eigentlich Gegenstand dieser Kurmethode sind.
a) Eine weiche, zarte Haut, die immer eine gr�ssere Reizempf�nglichkeit f�r �ussere Sch�dlichkeiten �berhaupt, ganz besonders aber f�r niedrigere Temperatur und f�r mecha�nische Einwirkungen bei den Arbeitsthieren besitzt. Hier dienen kaltes Wasser in methodischer Anwendung zur Tilgung der Empf�nglichkeit und die gerbenden Stoffe zur Abh�rtung gegen das Arbeitsgeschirr.
h) Erschlaffungen, Auflockerungen, Ausdehnun�gen, Erweiterungen und Aussackungen. Ein buntes Heer von Krankheitszust�nden kommt hier in Betracht, die eben je nach der Function und Form der betroffenen Organe sich in mannigfachster Weise �ussern. Verminderter Tonus in fast allen contractilen Gebilden; verminderte Muskelth�tigkeit in Verdauungsorganen und in Folge dessen Neigung zu Anschop�pungen und Gasentwickelungen; Prolapsus des Mastdarmes und der Scheide, herni�se Aussackungen, wenn man auf Radical-operationen verzichtet. Erschlaffung des Blasenhalses und in Folge dessen unwillk�rlicher Abfluss des Urins, wenn der Urin bis zum Ueberfliessen angesammelt ist. Nach Verrenkungen, die immer mit Ausdehnung der Gelenkb�nder verbunden und oft schon dadurch pr�disponirt gewesen sind; Aussackungen der
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Die verdichtende Methode.
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Sehnenscheiden und Kapselb�nder � Sehnen- und Gelenkgal�len �, Gefasserweiterungen, passive Blutanh�ufungen in klei�neren und gr�sseren Venen, Telangiektasien, Aneurysmen und Varices; Auflockerungen in Geschw�ren und Wunden, weiche und wuchernde, leicht blutende Granulationen u. a. m. Nicht in allen diesen und �hnlichen Krankheitszust�nden bewirkt unsere Kurmethode eine gr�ndliche Heilung, bei �ppigen Excrescenzen z. B., denen fremde K�rper in der Tiefe zum Grunde liegen, w�rde sie ohne Aufr�umen der Ursache gar nichts n�tzen, in andern F�llen ist der Natur der Sache nach nur eine theilweise Besserung m�glich.
Organische Spannkraft hebende und festmachende Mittel � Tonica et Consolidantia � und Strieturen erzeugende Mittel fin�den hier ihre Anwendung.
2. Ausfl�sse, Profluvien. Eine durchgreifende Indi�cation f�r die in Rede stehende Kurmethode, welche hier solche Mittel in Anwendung bringt, die entweder auf das abnorm se-cernirende resp. verletzte Gewebe, oder auf die Fl�ssigkeit selbst oder endlich auf beiderlei Weise zugleich einwirken.
a) Blutfl�sse. Blutungen, die ihrer St�rke oder ihrem Sitze nach bedenklich sind oder werden k�nnen, verlangen die verdichtende und coagulirende Methode in allen F�llen, wenn Ligatur, Durchschlingung oder cauterisirende Mittel keine An�wendung finden, ganz besonders aber bei D�nnfl�ssigkeit, Man�gel an Gerinnungsf�higkeit des Blutes und bei Atonie der Ge-f�sswandungen. Bei Blutungen aus Organen, die der directen Anwendung der Mittel nicht zug�nglich sind, und bei gleich�zeitig verminderter Gerinnungsf�higkeit werden die Mittel inaer-lich angewendet. � Kreosot, Eisenchlorid, Alaun und Tannin sind hier als besonders wirksam namhaft zu machen.
6) Synoviafl�sse. Wo Synovia abfliesst, da muss noth-wendig eine penetrirende Verletzung eines Kapselbandes oder einer Sehnenscheide vorhanden sein. Solcher Ausfluss unterh�lt schmerzhafte Entz�ndungen mit allen ihren Folgen, und ist deshalb der erste Angriffspunkt einer Radicaikur; verschrum�pfend, verdichtend auf das Gewebe und coagulirend auf die Synovia zu wirken, ist Bedingung zur Heilung. Die sub a) und b) in Anwendung kommenden Mittel sind die stopfenden � Styptica.
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Indicaticmen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 487
c)nbsp; nbsp;Schleim- und Eiterfl�sse. Auflockerung, Erschlaf�fung und Blutreichthum des secernirenden Gewebes sind die Grundbedindungen von profuser Schleim- und Eiterbildung. Mittel, welche die Blutgef�sse zusammenschrumpfen und das Gewebe verdichten, beschr�nken die Exsudation und Zellen�wucherung; verdichtende Pulver auf die eiternden Stellen, ad-stringirende Fl�ssigkeiten auf die abnorm secernirende Schleim�haut sind directe Heilmittel, die man hier als austrocknende � exsiccantia � bezeichnet. Die pituit�sen und blenorrhoischen Zust�nde sind ohne diese Methode durch die Kunst nicht zu beseitigen; Copaivabalsam ist hier innerlich das souver�ne Mit�tel. Der eiterige Ohrenfluss der Hunde weicht nur den austrock�nenden adstringirenden Mitteln � Cuprum aluminatum, Alaun mit Sublimat, Jodtinctur und schwache Silbersalpeter-L�sungen sind besonders die Mittel, welche bald in schw�cheren, bald in st�r�keren, fast an die Aetzmittel streifenden Solutionen das so hart�n�ckige Uebel heilen.
d)nbsp; nbsp;Durchfall. Hierbei kommen immer zwei Factoren in Betracht, die Bewegung und die Absonderung; so weit der er-stere bei den Durchf�llen betheiligt, hilft unsere Methode nicht � eine st�rmische, wurmf�rmige Bewegung kann nur durch reizmildernde und beruhigende Mittel beschwichtigt werden �; der zweite Factor aber, der h�utig die alleinige und in den meisten F�llen die Hauptursache ist, giebt immer eine Indica�tion ab, ganz besonders aber erst, wenn die copi�sen Absonde�rungen mehr chronisch geworden sind; unsere Methode bietet hier f�r die verschiedenen Grade der Atonie und Laxit�t auch die Mittel von verschiedenen Graden der Wirksamkeit, von den einfachen tonischen bis zu den verdichtenden Mitteln. Zu den mildesten tonischen anhaltenden � stopfenden � Mitteln geh��ren: kleine Dosen von der Rhabarber, der Brechnuss; die ad�stringirenden Fr�chte � Baccae Myrtilli �; alle diese Mittel empfehlen sich f�r die zarte Jugend, namentlich die S�uglinge aller Hausthiere. St�rkende Mittel sind: die gerbstoffhaltigen Rinden, die Gerbs�ure, Alaun, Eisenvitriol, kleine Dosen Kupfer�vitriol, vor allen aber das Silbernitrat (conf. Magazin von G. und H. Bd. 12. S. 414).
e)nbsp; nbsp;Harnfluss � Harnruhr, Lauterstall. So weit ein pas�siver Congestivzustand und Schlaffheit des Gewebes in den Nie�ren der Grund einer abnorm gesteigerten Harnabsonderung ist,
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Die verdichtende Methode.
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findet die tonische, adstringirende Methode ihre rechte Anwen�dung, sie f�hrt hier zur Heilung; bei der ausgebildeten Harn�ruhr aber, wo sie ebenfalls angewendet wird, hat sie nur eine vor�bergehende Linderung zur Folge, weil die Nieren im Laufe der Krankheit immer schlaffer und immer lockerere Filtra wer�den, der eigentlichen, nicht von den Nieren ausgehenden Krank�heit selbst aber ist mit dieser Methode nicht beizukommen.
/) Ueberm�ssiges Schwitzen. Als selbstst�ndiges, den K�rper schw�chendes Leiden kommt es bei Thieren selten vor, zuweilen sieht man es bei �econvalescenten nach typh�sen Krank�heiten, sowie auch kurz vor und bei dem Haarwechsel. Soll eine Behandlung stattfinden, so die tonischen Mittel, vor allen das kalte Wasser.
Die Mittel gegen alle sub Lit. d, e, f angef�hrten abnor�men Se- und Excretionen sind die anhaltenden � die Reti-nentia.
3. Hyper�mien und Entz�ndungen. Ueberall, wo es sich wesentlich darum handelt, die kleinen und capill�ren Blut-gef�sse zu verengen, eine locale An�mie � Isch�mie � m�g�lichst herbeizuf�hren, die eben eine Grundbedingung ist, krank�haft gesteigerte Ern�hrungsprocesse, abnorme Secretionen, Trans-sudationen und Exsudationen zu hemmen, �berall da ist diese Methode angezeigt. Je mehr das ganze Gewebe dazu angethan ist, die verdichtenden und tonisirenden Effecte zu beg�nstigen � gef�ssreiche lockere Weichgebilde �, desto grosser ist der Heileffect der adstringirenden Mittel bei directer Application auf den Krankheitsheerd. Das kalte Wasser, das allbekannte und gebr�uchliche Antiphlogisticum, haben wir bereits in der vor�stehenden Metliode f�r diese Indication kennen gelernt; in sol�chen F�llen aber, wo Atonie, Auflockerung, Erweiterung und LTeberf�llung der kleinen Venen vorherrschend sind, bei den asthenischen und chronischen Entz�ndungen, wo die Erweite�rung der Capillargef�sse gewissermaassen selbstst�ndig, d. h. organisch geworden ist, bei diesen Entz�ndungen und bei den�jenigen, wo der Reiz der K�lte nicht gut vertragen wird, da sind die metallischen und pflanzlichen Adstringentien recht an�gemessene locale Antiphlogistica.
Die antiphlogistischo Wirkung der direct local angewandten adstringiren�den Mittel ist um so sicherer, je fr�her die Anwendung erfolgt, deshalb haben wir in dieser Methode die sicherste und entschiedenste Abortivkm bei Ent-
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;489
ziindungen. Die Vorurtheile gegen das Abortiv-Verfahren bei inaneLen Entz�ndungen, namentlich der Schleimh�ute, sind wohl so ziemlich �ber�wunden, dennoch wird dieses directo Heilverfahren doch noch nicht geb�h�rend beachtet. Bei katarrhalischen Augenentz�ndungcn k�nnen wir so recht entschieden die heilsame Wirkung von den tonischen Augenw�ssern, von H�llenstein, Zinkvitriol und Cuprum aluminatum beobachten.
Auch die nicht direct zug�nglichen Entz�ndungen sind un�ter Umst�nden Indicationen f�r innerliche Anwendung der Mit�tel dieser Methode, und jetzt viel mehr als fr�her. Bei den�jenigen capill�ren Circulationsst�rungen, die sich bei typh�sen Krasen einfinden, bei den sogenannten typh�sen Entz�ndungen, ferner bei der Entz�ndung auf mehr kachektischem Boden, bei jeder asthenischen schleichenden Entz�ndung, wo Atonie eine wesentliche Grundlage der Gef�sserweiterung ist, und bei der speeifischen contagi�sen Lungenentz�ndung unserer Rinder � Lungenseuche �, bei allen diesen Entz�ndungen sind die me�tallischen und pflanzlichen Adstringentien Antiphiogistica. Der Bleizucker, namentlich mit Opium, ist bei asthenischen Pneu-monien l�ngst als ein recht heilsames �littel bekannt, jetzt ist auch Eisen ein empfohlenes Mittel.
4.nbsp; nbsp; Kachexien und solche Dyskrasien, bei denen D�nnfl�ssigkeit und verminderte Gerinnungsf�higkeit des Blutes die vorstechenden Erscheinungen sind. Bleich- und Wassersucht, Blutarmuth, Blutvv�sserigkeit, Scorbut und diesem �hnliche Zust�nde, Typhus (besonders Petechial-Typhus) mit allen seinen Ausl�ufern, und was mehr hierher geh�rt, sind die Krankheitsformen, welche die in Rede stehende Methode erheischen. Hier kommt einmal die Beschaffenheit des Blutes selbst, anderntheils auch die der Gewebe in Betracht; in den Ab- und Aussonderungsorganen, in den ser�sen Flauten, Schleimh�uten, �berall ist consecutiv mehr oder weniger die Ten�denz zur Erschlaffung, Ausdehnung und �berm�ssigen Abson�derung, Ergiessungen oder Zellenwucherungsprocess vorhanden.
5.nbsp; nbsp;Brandige Zerst�rungen, faulige Zersetzungen, Colliquationen. Alles, was verdichtet, die Atome n�her an�einander bringt, den Zusammenhang steigert, dies alles beschr�nkt das Zerfallen, das Verfaulen. Hierauf beruht die heilsame Wir�kung der Adstringentien, die eben in dieser Wirkung als Anti-septica anzusprechen sind � s. antiseptische Methode.
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490nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die verdichtende Methode.
Mittel.
Die Mittel, welche uns in dieser Methode zu Gebote stehen, sind zahlreich und sehr verschieden an sich und in ihrer Wir�kung. Hier kann nur von den Grundverschiedenheiten hinsicht�lich der Art und Weise, des Herganges, wie der Zweck dieser Methode durch sie erreicht wird, die Rede sein, und danach zerfallen sie alle in physikalisch, chemisch und physio�logisch wirkende Mittel.
Obgleich alle Mittel ohne Ausnahme eine physikalisch-che�mische und physiologische Wirkung zugleich haben, so kommt es doch hier gerade darauf an, ob es eben die physikalisch�chemische Einwirkung oder die physiologische Folge�wirkung � die reactive Th�tigkeit Seitens des Organismus � ist, welche das Zusammenziehen, Verdichten, die Stei�gerung der Spannkraft denn eigentlich bewirkt.
1. Ilic iihjslkaiisch wirkenden Mittel.
Alle Mitte), die hier in Betracht kommen, wirken durch Druck, Feuchtigkeits- und W�rmeentziehung.
Druck auf einzelne Gef�ssw�nde verschliesst das blutende Gef�ss � Ligatur �; Druck auf eine blutende Fl�che schiebt die �ewebstheile und Gef�ssw�nde zusammen und stillt paren-chymat�se Blutungen � Tamponation �; Druck auf �ppig wuchernde Wund- oder Geschw�rfl�chen verdichtet mechanisch die Granulation, beschr�nkt das Her vor wuchern, die Gef�ss-erweiterung, die Blutf�lle und die Exsudation und beschr�nkt Inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; so neoplastische Processe � Druckverband �; Druck auf Ka-
n�le, auf klaffende Wundr�nder n�hert die Fl�chen und bef�r�dert so die Heilung � Compression. Druck gegen eine mecha�nisch ausdehnende Kraft, wie wir dies z. B. bei angesammelter Fl�ssigkeit in abgeschlossenen B�umen, beim Austreten der Baucheingeweide aus der festgeschlossenen H�hle unter die nach�giebige Haut haben,� Gegendruck � behindert weitere Aus�dehnungen und ist immer um so wirksamer, je mehr er die ausdehnende Kraft �bertrifft; alles, was daher die ausdehnende Kraft schw�cht, unterst�tzt den Gegendruck in seiner Wirkung, deshalb ist die Hungerkur nothwendig, wenn man durch Gegen�druck einen Bauchbruch heilen will, deshalb zapfen wir die Gallenfl�ssigkeit ab, machen Incisionen bei Oedemen vor dem
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;491
Druckverbande. Auf mechanische Weise werden die meisten Retentionen bewirkt und dies ist ja die wesentlichste Bedingung zur R�ckkehr der normalen Festigkeit und Elasticit�t aller, bei einer Dislocation ausgedehnten und erschlafften Gebilde; der Druck, welcher den vorgefallenen Augapfel in seiner Lage zu�r�ck erh�lt, ist die erste und wesentlichste Bedingung, diejenige Spannung und Festigkeit in den Muskeln und contractilen Fa�sern herbeizuf�hren, wodurch der Augapfel schliesslich auch ohne mechanischen Druck in seiner Lage erhalten wird. Das�selbe Verh�ltniss ist bei allen mechanischen Ausdehnungen, Luxationen u. s. w.
Luft. Jeder austrocknende K�rper schrumpft zusammen und dies um so mehr, je mehr Feuchtigkeit er verliert; hierin liegt die verdichtende Wirkung der Luft, das hemmende Ent�gegentreten derselben allen Bildungsprocessen und allen che�mischen Acten, also auch den Zersetzungsprocessen. Von be�sonderem Werthe ist sie f�r diese Methode bei �ppigen und lockeren Granulationen und um den Vernarbungsprocess zum Abschluss zu bringen. Eine dem freien Luftzutritt ausgesetzte granulirende Fl�che schrumpft zusammen, aus den obersten Schichten bildet sich ein Schorf, unter dem die Granulation nur sp�rlich fortschreitet und dichter, fester wird.
K�lte. Sie entzieht W�rme und wirkt dadurch verdich�tend, zusammenschrumpfend auf den lebendigen wie auf den abgestorbenen Organismus. Der Grad dieser Wirkung ist ab�h�ngig: 1) von der Grosse der Differenz zwischen der als K�lte einwirkenden Temperatur und der des Organs, worauf die An�wendung erfolgt, weil die W�rnieentziehung auf dem physikali�schen Gesetze der Ausgleichung beruht, und weil mit dem Grade der Abk�hlung auch der physikalische Effect � die Zusammen�schrumpfung, Verdichtung � im gleichen Verh�ltnisse steht *). Eis wirkt daher mehr als Wasser; Eis auf einen sehr entz�n�deten und turgescirenden Theil angewendet, hat einen gr�sseren zusammenschrumpfenden Effect, als auf einen gleichen gesunden Theil; 2) von der Beschaffenheit des Gewebes. Im � starren
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*) F�r den Physiker ist dieser Satz allerdings nicht durchgreifend rich�tig � Wasser z. B. dehnt sich heim Gefrieren aus �, wohl aber f�r den Physiologen und Therapeuten; in dem Grade, wie �berhaupt die thierische W�rme ohne Gefahr heruntergedr�ckt werden kann, nimmt auch die Dich�tigkeit gleichm�ssig zu.
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492nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die verdichtende Methode.
Knochengewebe wird die Zusammenziehung durch K�lte sehr unbedeutend, in therapeutischer Beziehung vielleicht gleich Null sein, in festen, fibr�sen, sehnigen Gebilden ist sie nur gering, w�hrend sie in den Muskeln, dem lockeren Bindegewebe, in Dr�sen, Haut, Schleimh�uten und �hnlichen blutreichen Weich�gebilden, sowie endlich auch in den Fl�ssigkeiten des K�rpers sehr betr�chtlich ist. Mit diesem physikalischen Effect steht der Heileffect bei Blutungen, Congestionen, Entz�ndungen und andern bei der k�hlenden Methode bereits erw�hnten Krank-heitszust�nden in gleichem Verh�ltnisse.
Wir d�rfen hier nicht unerw�hnt lassen, dass die K�lte bei ihrer physikalischen Einwirkung zugleich auch eine physio�logische (Folge-) Wirkung hat, dass sie zugleich auch ein wahr-Ihaft tonisches Mittel ist und neben der verdichtenden Wirkung auch noch die vitale Spannkraft hebt, dass sie ein eigenth�m-liches Reizmittel f�r die Empfindungsnerven ist und dadurch den Anstoss zu lebendigen Contractionen giebt. Der Be�weis liegt darin, dass K�lte empfunden, selbst schmerzhaft em�pfunden wird, dass die Einwirkung derselben auf eine kleine K�rperstelle � ein Tropfen kaltes Wasser auf den warmen K�r�per� ein Zusammenziehen der Haut �ber den ganzen K�rper � G�nsehaut � erregen kann, und dass endlich Erk�ltungen �ber�haupt m�glich und sogar eine t�gliche Erscheinung sind. Beide, die physikalisch verdichtende und die physiologisch zusammen�ziehende Wirkung, unterst�tzen sich gegenseitig in ihren heil�samen Effecten, so weit die K�lte bei dieser Methode �berhaupt in Betracht kommt. Die Mittel haben wir schon bei der �rt-
!nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;liehen Abk�hlung S. 481 kennen gelernt.
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2. Die vorzugsweise ehemiseb wirkenden Mittel.
Das Gemeinsame dieser Mittel ist, dass sie mit den Bestaud-thcilen des lebendigen K�rpers � mit S�ften und Geweben �, namentlich mit den sogenannten Proteinstoffen, mit Leimstoff und mit den Fetten schwerl�sliche Verbindungen � Albu-minate, Fibrinate, Caseinate, Gelatinate und Verseifungen � bilden, dass sie coagulirend und dadurch haupts�chlich ver�dichtend, verschrumpfend, festmachend wirken.
Die Verdichtung ist also haupts�chlich ein chemi�scher Act. Alle diese Mittel �ussern ihre Wirkung zun�chst und vorzugsweise �rtlich an der Stelle der unmittelbaren Be-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 493
r�hrung, weshalb sie denn auch die wirksamsten Mittel bei dem directen Kurverfahren sind, wo wir die Mittel unmittelbar auf die Stellen und Fl�chen bringen, an denen eben die Verdich�tung beabsichtigt wird. Die Haut wird gegerbt und dadurch dichter und fester; Blut und Synovia erstarren bei Ber�hrung dieser Mittel, sie verschliessen so den Weg hinter sich und ver�hindern das weitere Aus- und Abfliessen; das Wundsecret er�starrt und bildet eine sch�tzende Decke, unter der die Vernar�bung ungest�rt fortschreitet; lockere und �ppig wuchernde Gra�nulationen werden verdichtet und selbst verschrumpfend zerst�rt; je nach dem Grade der chemischen Verwandtschaft zu den Ge�bilden bieten sich hier die Adstringentien in verschiedenen Gra�den der Wirksamkeit bis zum austrocknenden Aetzmittel dar.
Diese chemischen Wirkungen an den Stellen der directen Ber�hrung sind aber nicht die einzigen; man hat die meisten dieser Mittel nach innerlichem Gebrauche auch im Blute, in entfernten Organen � Hautverf�rbung beim Menschen durch l�ngeren Gebrauch des Silbers, Argyria z. B. �, in Ab- und Aussonderungsorganen wiedergefunden, woraus denn hervorgeht, dass die schwer l�slichen Verbindungen mit organischen Sub�stanzen an den Orten der directen Ber�hrung theilweise auch die Bedingungen ihrer L�sung finden, in das Blut �bergehen, auf dieses wie auch weiterhin auf die verschiedenen Gewebe chemisch einwirken, wof�r zugleich die therapeutische Erfah�rung �ber die allgemeine Wirkung dieser Adstringentien spricht.
Dass neben dieser auf chemische Weise erfolgenden Ver�dichtung, Verschrumpfung etc. auch immer gleichzeitig eine gr�ssere oder geringere Contraction und F�rderung der organi�schen Spannkraft � des Tonus � einhergeht, ist nachzuwei�sen; auch hier unterst�tzen sich die chemischen Verdichtungen und physiologischen Contractionen in den Endzwecken dieser Methode.
Alle hierher geh�rigen Mittel sind in ihrer Wirkungsart wieder mehr oder weniger verschieden, je nach dem Grade der chemischen Verwandtschaft zu organischen Stoffen �berhaupt und zu den verschiedenen Geweben und Fl�ssigkeiten, nach dem Grade der L�slichkeit der Verbindungen mit organischen Substanzen und noch manchen andern Verh�ltnissen, die uns unbekannt sind, die wir aber daraus folgern m�ssen, dass jedes Mittel neben den mit manchen andern Mitteln
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494nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die verdichtende Methode.
gemeinsamen Hauptwirkungen immer wieder etwas Eigenth�mliches hat. Die Arzneimittellehre besch�ftigt sieh mit der specicllen Darstellung dieser Besonderheiten, hier kom�men nur die gemeinsamen Hauptwirkungen in Betracht und demnach unterscheiden wir folgende Gruppen:
Coagulirende Metalle.
Die Mehrzahl der in der Therapie gebr�uchlichen Pr�pa�rate der Schwermetalle � Silber, Kupfer, Zink, Blei, Eisen � und einige Verbindungen der Leichtmetalle � Kalk, Kalkwasser und alle Aluminiumverbindungen u. s. w. Einige dieser Mittel wirken im concentrirten Zustande selbst �tzend � salpetersaures Silber, schwefelsaures Kupfer, Aetz-kalk �, andere wirken vorherrschend zusammenschrumpfend � Blei, Eisen, Eisenchlorid �, noch andere zusammenschrumpfend und stark austrocknend � Kalkhydrat, Alaun �, alle kommen aber darin �berein, dass sie coagulirend und verdichtend wir�ken und diese Wirkung in verschiedenen Graden aus�ben, je nachdem sie mehr oder weniger concentrirt angewendet werden. In Substanz, gepulvert oder in Masse, ist die �tzende, coagu�lirende und austrocknende Wirkung vorherrschend, die L�sun�gen n�hern sich im concentrirten Zustande der Wirkung des Pulvers, erreichen sie aber niemals, im verd�nnten sind sie ge�linde zusammenziehende Mittel. Als styptische und aus�trocknende Mittel wenden wir sie daher in Substanz � sal�petersaures Silberoxyd und Bleibl�ttchen auf penetrirende Ge�lenkwunden�, als tonische, zusammenziehende, verdichtende in L�sungen an ; innerlich stets in verd�nnteren L�sungen. Solche L�sungen dienen �berall als Hemmungsmittel bei copi�sen Se-cretionen, Transsudationen und Exsudationen, bei reichlicher Eiterung, �ppiger Granulation und andern luxuri�sen Bildungs-processen und bei den atonischen asthenischen Entz�ndungen. Innerlich sind am gebr�uchlichsten Eisenvitriol und Bleizucker als tonische antiphlogistische Mittel, und Chloreisen � Ferrum sesgidchloratum � zur Blutstillung. Der �usserliche Gebrauch ist vielseitiger; hierzu eignen sich namentlich die L�sungen von Zink- und Kupfervitriol, von Alaunkupfer und der Vilat'ache Liquor � Kupfervitriol 1 Th., Zinkvitriol 2 Th. in 32 Th. Wein�essig gel�st und dazu 4 Th. Bleiessig �; die verd�nnten L��sungen, d. h. ^2 � Iprocentigen, von diesen Mitteln, namendich
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Mittel.
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von Alaunkupfer, sind gute antiphlogistische Augenw�sser, etwas st�rkere L�sungen zu Einspritzungen bei blennorrhoischen Zust�n�den; die Bleizuckerl�sungen k�nnen am st�rksten sein, sie fin�den ihre zweckm�ssigere Anwendung bei �usseren Entz�ndungen, namentlich im lockeren Weichgebilde, zugleich mit der K�lte, und wenn letztere nicht vertragen wird, dann lauwarm als rei�nes adstringirendes Antiphlogisticura. Eine sehr gebr�uchliche L�sung ist die von H�llenstein, '^ � % procentige, als Augen�wasser, 1 � 2procentige zur Anwendung bei Auflockerung und copi�sen eiterigen Absonderungen der Schleimh�ute; diese Sil�berl�sungen zeichnen sich besonders durch Veranlassung st�r�kerer Contractionen aus und finden deshalb �berall die beste Verwendung, wo Atonie, Secretion und Zellenwucherung vor�waltet, wo man mehr austrocknen und den Vernarbungsprocess zum Abschluss bringen will.
Verbindungen mit schleimigen Mitteln schw�chen die Wir-' kung, namentlich die directe Einwirkung auf der Stelle der Ber�hrung sehr bedeutend, weil bei den meisten und nament�lich den st�rkeren Mitteln schon eine chemische Verbindung stattfindet, die schwer l�slich ist. Bei innerlichem Gebrauche, wo wir die �rtlichen Einwirkungen auf Magen und Darm m�g�lichst vermeiden, wo wir gr�ssere Quantit�ten anhaltend verab�reichen wollen, um auf das Blut selbst und von hier aus auf entferntere Theile einzuwirken, da ist solche Verbindung mit schleimigen Substanzen an ihrem Orte.
S�uren.
Die S�uren, namentlich die Minerals�uren, wirken neutra-lisirend auf alle alkalische Stoffe, mit denen sie in Verbindung treten; reichen die Secrete in den Verdauungswegen zu ihrer Neutralisation nicht aus, so greifen sie die eiweissartigen Stoffe der Gewebe an, neutralisiren und coaguliren dieselben; wird auch hierdurch noch keine Neutralisation bewirkt, so verbinden sich die ins Blut gelangenden freien S�uren mit den Alkalien desselben, mit denen sie als Salze wieder � in den Nieren � ausgeschieden werden. Hieraus ergiebt sich, dass sie in den zu Heilzwecken �blichen Dosen nur �rtlich an der Stelle der directen Ber�hrung als S�uren, in dem Blute aber und in den entfernteren Organen nur als Salze wirken. Sie wirken daher nur �rtlich an den Ber�hrungsstellen coagulirend, schrumpfend.
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Die venlichtende Methode.
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adstringirend, deshalb kommen die S�uren hier nur zur �usse-ren Anwendung.
Wenn der Urin bei dem Gebrauche der S�uren sauer reagirt, so be�weist dies keineswegs den unver�nderten Uebergang der S�uren, die saure Reaction ist h�ufig auch ohne Gebrauch der S�ure vorhanden. Nach dem innerlichen Gebrauche der Salzs�ure hat mau bei dein Menschen den sauer reagirenden Urin sogar alkalisch werden sehen.
Die locale Wirkung ist nach dem Grade der Concentration resp. Verd�nnung namentlich bei den Minerals�uren sehr ver�schieden ; im concentrirten Zustande sind sie zerst�rend (als Aetzmittel kommen sie hier weiter nicht in Betracht), im sehr verd�nnten gelinde adstringirend, und dazwischen liegen die Grade der coagulirenden verdichtenden Wirkung. Eine Mischung von 1 Theil verd�nnter Schwefels�ure mit 8-�10 Theilen Spiri�tus ist ein kr�ftiges zusammenziehendes Mittel bei Erschlaffun�gen und Ausdehnungen ohne Hautverletzungen. Die vegetabi�lischen S�uren wirken an der Stelle der directen Ber�hrung auf gleiche Weise, aber viel schw�cher und eignen sich daher zum �usserlichen Gebrauche dann, wenn man anhaltend gelind zu�sammenziehend und k�hlend antiphlogistisch einwirken will.
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Adstringirende Pflanzenstoffe, gerbstoffige Mittel.
Das wirksame Princip dieser Mittel ist Gerbs�ure �Tannin, Acidum tnnnicum �, in ihren verschiedenen Modificationen � China-, Eichen-, Weiden-, Katechu-Gerbs�ure, Galluss�ure etc. � Der Gerbstoff hat grosse chemische Verwandtschaft zu Eivveiss, Gallerte nnd Faserstoff, mit denen er sich zu schwerl�slichen festen Massen verbindet � das Gerben. Seine Hauptwirkung �uasert sich daher an der Ber�hrungsstelle und ist nichts Anderes, als das Gerben in der Lohgrube, wodurch Blut und Lymphe zum Erstarren, das Gewebe zum Verschrumpfen gebracht, fester, un�durchdringlicher und elastischer wird, Capillargef�sse zum quot;Ver-schluss kommen, Hyper�mien verschwinden, Absonderungen und Bildungsprocesse sistiren etc. Bei penetrirenden Gelenkver�letzungen ist die Tannins�ure eines der wirksamsten Mittel, wo�durch mit der Synovia ein fester Verschluss gebildet wird. Bei lockerer, leicht blutender Granulation, bei �ppiger Wucherung der Fleischw�rzchen, und in allen den F�llen, wo man die (Gra�nulation zum Abschluss bringen will und wo ein grosser Haut�verlust bei der Vernarbung ersetzt werden muss, �berall ist
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 497
hier die Tannins�ure mit Wasser in verschiedenen Graden der Concentration � 1: 10, 20 bis 40 � kaum durch andere Mittel zu ersetzen, besonders wenn zugleich ein gelinder Druckverband angebracht werden kann.
Die Wirkung bei innerlichem Gebrauch �ussert sich vor�z�glich auf die Schleimhaut der Verdauungsorgane, dabei ist aber eine weitergehende allgemeine Wirkung nicht zu verken�nen. C. G. Mitscherlich (Vereinszeitung 1839. No. 42) hat auch direct nachgewiesen, dass gerbs�urehaltige Mittel, in kleinen Gaben angewendet, mit dem Magen- und Darmsaf'te sich ver�binden, resorbirt, ins Blut gef�hrt und durch den Harn wieder ausgeschieden werden; so kann eine Verbindung dieser Sub�stanzen vom Blute aus �berall auf das Gewebe einwirken. Von den hierher geh�rigen Mitteln sind zu nennen: die Tannins�ure, Eichen-, China-, Weiden-, Kastanien- und Pappelrinde, Wallnuss-schalen und -Bl�tter � letztere haben in der neuesten Zeit einen Ruf bei lymphatischen Dyskrasien, bei verd�chtiger Druse, Rotz und Wurm bekommen �, Gall�pfel, Katechu, Campecheholz, Tormentill- und Schlangenwurzel � rad. Tormentillae et Bistor-tae �, Heidekraut � Erica vulgaris �, Heidel- und Preissei�beeren � iacc. Myrtilli et Vitis idaeae � u. a. m.
Eisen mit Gerbstoff � Dinte � ist ein sehr wirksames, austrock�nendes, verdichtendes und f�ulnisswidriges Hausmittel bei faulem Strahl, bei Geschw�ren mit lockerer Wucherung und reichlicher Secretion. Die st�rksten dieser Adstringentieu, namentlich die Tannins�ure, Eichenrinde-und Campecheholz-Decocte und vor allen der Extract von Campecheholz � Kxfractum Ugni CampecJiiani venale � sind die wirksameren Mittel bei Gelenk- und Sehnen-Entziindungen, bei beginnenden Sehnenkrankheiten etc. Von dem Campecheholz-Extraot 100 Grm. auf 1 Eimer Wasser, hiervon 2-bis Sst�ndliche Anfeuchtung; am besten werden die betreffenden Theile mit leinenen Binden und dar�ber mit Stroh umwickelt, um continuirlich einzu�wirken. Die gelinde Erw�rmung der Fl�ssigkeit in den Umh�llungen mag hierbei wesentlich mitwirken.
Brenzliche adstringirende Stoffe.
Sie wirken coagulirend auf Eiweiss und Faserstoff, im con-centrirten Zustande zum Theil selbst �tzend; alle diese Mittel zeichnen sich aber besonders dadurch aus, dass sie neben der adstringirenden und verdichtenden localen Einwirkung zugleich noch mehr oder weniger reizend wirken. Diese adstringirenden Reizmittel finden daher bei dieser Kurmethode besonders dann
Gerlach Allg. Therai.ie. 2.Aua.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;32
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Die verdichtende Methode.
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ihre Anwendung, wenn neben der Atonie und Auflockerung zu�gleich noch Reizlosigkeit � Torpidit�t � besteht. Als styp-tische, schrumpfende Mittel finden sie bis jetzt nur eine directe locale Anwendung. Das Kreosot ist der Repr�sentant dieser Mittel, welches im concentrirten Zustande gelind �tzend wirkt; die �brigen hierher geh�rigen Mittel haben gleichfalls das Kreo�sot zu ihrem wirksamen Bestandtheile; es sind dahin zu z�h�len: Aqua Binelli, Holzessig, Carbols�ure, Theer, Theerwasser, Russ. Alle diese Mittel finden bei der antiseptischen Methode ihre weitere Erw�hnung.
Spiritu�se Stoffe.
Sie entziehen an der Ber�hrungsstelle Wasser, adstringiren und verdichten hierdurch die benetzten Weichgebilde und wir�ken im concentrirten Zustande selbst coagulirend. Die locale Wirkung wird auf physikalische Weise noch durch W�rmeent�ziehung bei dem schnellen Verdunsten und durch physiologische Vorg�nge, durch die lebendige Contraction vermehrt, indem alle Spirituosa zugleich fl�chtige Reizmittel sind, die eine vermehrte Contraction in den faserigen, contractilen Gebilden hervorrufen. Auf chemische, physikalische und physiologische Weise zugleich wirken also diese Mittel �rtlich verdichtend und den Tonus f�r�dernd 5 es sind daher wirkliche locale St�rkungsmittel, die hier auch nur als solche bei �usserlicher Anwendung in Betracht kommen, und besonders in den F�llen ihre Anwendung finden, wo es eigentlich mehr auf die Porderuns des Tonus ankommt.
3. Mittel, weiche vorzugsweise auf physiologische Welse dem Cardiualzwecke dieser
Methode eiilsiuecbeii.
1. Reizmittel f�r das contractile Gewebe, Mittel, die eine starke und continuirliche Contraction, eine contractile Zusammenschrumpfung bedingen. Diese Wirkung auf die con�tractilen Gebilde der Gef�ssh�ute, besonders der Arterien, sind die eigentlichen blutstillenden, styptischen Mittel, besonders wenn atonische und paralytische Zust�nde zugleich obwalten. Her�vorzuheben sind hier das Mutterkorn, namentlich dessen wirk�samer Bestandtheil, das Ergotin, Chloreisen � Ferrum sesqui-chloratum � und die bereits erw�hnten brenzlichen Adstrin-gentien, namentlich das Kreosot und alle Substanzen, deren wesentlicher Bestandtheil es ist.
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2. Die organische Verdichtung, Zusammenschn�-rung, Retraction des Gewebes � die Karbenstrictur.
Die Bildung des Narbengewebes beschr�nkt sich nicht bloss auf die Wundfl�che, sondern findet auch in der Umgebung statt, so weit eben die Entz�ndung und Exsudation in der Umgebung reicht, was man daraus deut�lich erkennt, dass beweglich neben einander gelagerte Theile in der Um�gebung der Verwundung mit einander verwachsen. Je l�nger der Ver-narbungsprocess dauert, desto mehr Narbengewebe wird erzeugt: bei Ver�narbungen per primam intentionem wird nur wenig, bei Vernarbung per secuiid. int. aber schon mehr, und nach Substanzverlust am meisten Narben�gewebe gebildet; so lange nun der Vernarbungsprocess in der Wunde dauert, so lange kommt auch die Zellenproliferation im Bindegewebe der Nachbarschaft nicht zur K�he; denn man sieht, dass nach langsamen Ver�wachsungen grosser Wunden und Geschw�re mit viel Substanzverlust Ver�wachsungen zwischen den umgebenden Theilen im gr�sseren Umfange ein�treten, dass sie dagegen nach der schnellen Vereinigung geringf�gig ist, meist ganz fehlt. Von der Dauer des Vernarbungsprocesses und von der Ausbreitung der Entz�ndung h�ngt also die Quantit�t und der Umfang der Bildung des Narbengewebes ab.
Dieses, anfangs sehr gef�ssreiche, lockere und zarte neue Gewebe, Narbengewebe � cfr. Cicatrisation S. 168 � hat nun die Eigenschaft, mit der Zeit gef�ssarmer zu werden und zusammenzuschrumpfen, so dass es schliesslich sehr kurz, straff, dicht und gef�ssann ist. Jede Narbe wird deshalb fest und hart; in der Schleimhaut erscheint sie deshalb sternf�rmig; Yerletzimgeii des Narbengewebus heilen aus diesem Grande langsam und f�hren leicht zur Nekrose � brennt man auf eine alte Brandnarbe, so f�llt diese gew�hnlich im ganzen Umfange heraus.
In der Bildung des Narbengewebes und in dessen zusam�menschrumpfender Eigenschaft sind uns die verschiedenen chi�rurgischen Mittel an die Hand gegeben, verdichtend, verengend und verk�rzend auf einzelne Theile einzuwirken; Messer, Gl�h�eisen und pharmaceutische Aetzraittel sind die Mittel, Ineisionen, Excisionen, Brennen und �etzungen � Gewebszerst�rungen -� sind die chirurgischen Acte, wodurch wir auf einer gr�sseren oder kleineren Stelle viel und wenig Narbengewebe erzeugen und so eine physiologische Zusammenschrumpfung � eine Nar-benstrictur � in verschiedenen Graden hervorrufen k�nnen.
Brandwunden und An�tzungen mit S�uren zeichnen sich besonders dadurch aus, dass nach ihnen eine starke Narben-strictur eintritt, was darin begr�ndet sein d�rfte, dass die Zer�st�rung stellenweis sehr tief greift, starke Entz�ndung und lang�same Vernarbung erfolgt und deshalb viel Narbengewebe er�zeugt wird.
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500nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die verdichtende Methode.
Vorfall der Mastdarmschleimhaut und die abnorme Disposition dazu heilen wir einfach durch Herausschneiden einer Schleimhautfalte; bei Hernieu k�nnen wir das weitere Hervortreten hemmen, den Bruch selbst verklei�nern und oft g�nzlich beseitigen, wenn wir durch Aetzen und Brennen die Veranlassung geben, dass Haut und Bruchsack verwachsen und sich mit Narbengewebe durchsetzen � Salpeter- und Schwefels�ure, �tzende Salben � besonders Arsenik-, Brocbweinstein- und Kalichroinat-Salben � und Gl�h�eisen sind bekannte Heilmittel bei Nabel- und andern kleinen Bauchbr�chen �; nach dem Abbinden und Abn�hen nicht zu grosser Br�che bildet sich keine Aussackung, kein neuer Bruchsack wieder, weil sich straffes Narbengewebe gebildet hat; die Ausdehnungen der Gelenkb�nder bei Verrenkungen und Verstauchungen, die oft allen Mitteln widerstehen und jeden Augenblick neue Verrenkungen erwarten lassen, beseitigen wir sicher durch Erzeugung von Naibengewebc � ich erinnere liier an das Ueberk�then und die Ver�renkung der Kniescheibe, bei der letzteren wird auch mit den angewen�deten Mitteln an der ausgedehnten Seite (Haarseile, Brennen etc.) sofort Schmerz, gebeugte Stellung des Fusses und so augenblickliche und nachhaltige Ketention bewirkt �; gegen Hasenhacke, welche in Aus�dehnung der Gelenkb�nder (besonders des Hg. tarsi 2jiantare) begr�ndet ist wie es bei jungen Pferden mit schlaffem Taserbau nicht selten vorkommt, ist das Brennen das wirksamste Mittel; Ein- und Ausw�rtskehrungen der Augenlider heilt die Narbenstrictur, wenn wir aus der Schleimhaut resp. Haut eine Falte herausgeschnitten haben; niederh�ngende Ohren n�hern sich ihrer normalen Stellung in dem Maasse, als wir Narbengewebe in den erschla�ten Aufhebern erzeugen; das Gl�heisen nehmen wir bei Gallen zur Hand, um weitere Ausbuchtungen zu verh�ten. Diese Beispiele m�gen ge�n�gen, um zu zeigen, von welchem Umfange die heilsame Wirkung der Narbenstrictur ist.
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Contra - Indicationen. Bei den im Allgemeinen erw�hnten Anzeigen k�nnen sich
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Verbote geltend machen, die entweder vom Anfange an zugegen sind, oder sich erst im Laufe der angewandten Methode und selbst durch dieselbe ereignen. Bei den Indicationen, die unter Profluvien und Entz�ndungen aufgestellt worden sind, machen sich Gegenanzeigen geltend:
1) wenn die vermehrten Ab- und Aussonderungen eine kri�tische Bedeutung haben, wenn sie sich n�mlich im -Laufe der Krankheit ereignen und nicht besonders bedrohlich sind, son�dern im Gegentheil einen Stillstand im Fortschreiten und selbst merkliche Besserung zur Folge haben;
!nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2) bei Entz�ndungen, die sich nicht coupiren lassen, bei
denen sich die Expectativkur als die zweckra�ssigste bew�hrt
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Contra-Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 501
hat � Entz�ndungen, welche acute Exantheme, namentlich die Pocken und Aphthen, begleiten, wobei die K�lte, Nilsse und aridere antiphlogistischc Adstringentien nicht ohne Nachtheil �rt�lich angewendet werden;
3) bei Dr�senentz�ndungen, die nach kalten Umschl�gen gern mit Verh�rtungen der Dr�sen enden, sowie bei allen pa-renehymat�sen Entz�ndungen, bei denen Eiterbildung begonnen oder betr�chtliche plastische Ausschwitzung stattgefunden hat, welche bei der �rtlichen Anwendung dieser Methode die Grund�lage zu hartn�ckiger Induration abgiebt.
Umst�nde, welche erst bei und durch den Gebrauch dieser Methode hervortreten und das Aussetzen derselben gebieten, sind meist in �berwiegender chemischer Einwirkung begr�ndet, wodurch bei l�ngerem Gebrauche Structur und Function der Theile auf die Dauer krankhaft ver�ndert werden und selbst die S�fte � das Blut � eine l�nger fortbestehende abnorme Beschaffenheit annehmen. Hierher sind zu rechnen:
o) Verdauungsst�rungen bei anhaltendem innerlichen Ge�brauche der st�rkeren Adstringentien, in Folge dessen diese Organe nach und nach zusammenschrumpfen und die Absonde�rung in ihnen beschr�nkt wird. Appetitlosigkeit, Unverdauiich-keit, seltener Absatz fester, selbst blutiger Excremente und Ver�stopfung sind hier die contraindicirenden Symptome. Die Ein�verleibungsorgane m�ssen bei l�ngerem innerlichem Gebrauche �berhaupt sorgf�ltig �berwacht werden;
h) Gelbsucht � Stenose der Galleng�nge � und abnorm verminderte Absonderung in allen Secretionsorganen;
c)nbsp; nerv�se Zufalle � Kr�mpfe, L�hmungen � und andere, von abnormer Beschaffenheit der S�fte zeugende Erscheinungen � schleichende Abzehrung, Bleidyskrasie etc. Bei anhalten�dem Gebrauche der metallischen Adstringentien sind solche all�gemeine Zufalle zu bef�rchten und fr�hzeitig zu beachten;
d)nbsp; nbsp;endlich kann es sich auch ereignen, dass die Krankheit selbst diese Methode zur�ckweist, welche wir dadurch zu heilen glaubten, indem sich die Zuf�lle durch die Behandlung steigern, so z. B. werden die Schmerzen mancher Entz�ndungen betr�cht�lich gesteigert bei �rtlicher Anwendung der K�lte, N�sse und anderer antiphlogistischer Mittel dieser Methode. Ein Irrthum
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hei der Walil der Methoden und Mittel, der sich im Voraus nicht immer berechnen l�sst, deckt sich dem aufmerksamen Beobacliter sehr bald durch den Erfolg auf.
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Erselilaflendc, auflockernde, erweichende Methode, Metliodus rclaxans, emolliens.
Die Gewebe zu lockern, zu erschlaffen, Gef�sse zu erweitern und Krankheitsproducte zu erweichen, dies sind die n�chsten Aufgaben dieser Methode, die mit der adstringirenden im directen Gegensatze steht. Beide Methoden k�nnen zwar mitunter denselben pathischen Process beseitigen, dieselbe Entz�ndung kann z. B. in einzelnen F�llen eben so gut durch die zusammenschrumpfende, verdichtende Methode cou-pirt, wie durch die relaxirende in Exsudationen und Eiterungen ersch�pft werden; die Methoden selbst aber bleiben immer sich ausschliessende Gegens�tze, und in den meisten F�llen sind die Anzeigen f�r die eine zugleich Gegenanzeige f�r die andere.
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Indicationen,
1.nbsp; Z�higkeit, Dichtigkeit, Geronnensein, Festig�keit und Barte der Krankheitsproducte. Alle Krank-heitsproduete von dieser Beschaffenheit erfordern die erweichende Methode, wenn sie eliminirt werden sollen, sei es auf dem Wege der Resorption oder der Abstossung.
Z�he, dicke Schleimmassen in H�hlen, S�cken und Kan�len m�ssen durch Injectionen, Dunstb�der etc. fl�ssiger und flott gemacht werden; festgewordene plastische und h�morrhagische Exsudate im Gewebe � amorphe Indurationen � m�ssen erst mittelst Erweichung, Durchfeuchtung resorptionsf�hig gemacht werden � conf. schmelzende, l�sende Methode S. 410 #9632;�, und geronnene, eingetrocknete Exsudate auf Fl�chen � Borken und Schorfe � werden durch Aufweichen gel�st.
2.nbsp; nbsp;Ausgetrocknetes, spr�des, br�ckliches, rissi�ges Horn, zusammengeschrumpfte Hufe mit allen den
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;503
verschiedenen Folgezust�nden, die bef�rchtet werden m�ssen oder die schon vorhanden und Heilobject sind. Verschaffen und erhalten wir dem Einhufer einen geschmeidigen, elastisch nach�giebigen Huf von festem Zusammenhange in seinem Gef�ge, so verh�ten und beseitigen wir viele Gebrechen, welche das Arbeits-thier werthlos machen.
3.nbsp; nbsp;Dichtigkeit, Starrheit, Spannung, Strictur im organischen Gewebe, in B�ndern, Flechsen, Aponeurosen, Muskeln und Bindegewebe mit den verschiedenen Folgezust�n�den, wohin namentlich Verengerung, Verk�rzung, Steifheit, Un-beweglichkeit, verminderte Absonderung, Trockenheit u. a. zu z�hlen sind.
4.nbsp; Entz�ndungen. Sie sind in allen den F�llen eine Indication f�r die relaxirende Methode, wo es sich haupts�chlich darum handelt, die Spannungen zu l�sen, Exsudationen zu f�r�dern und so gr�ssere Wegsainkeit in den Capillaren herzustel�len; daher namentlich bei Entz�ndungen: a.) die sich durch reichliche Exsudation und Absch�lung l�sen sollen � vorge�schrittene Katarrhe �; b) wo Spannung und Schmerz durch K�lte gesteigert, die capill�re Blutf�lle aber nicht verdr�ngt wird � Entz�ndungen in Sehnen und sehnigen Gebilden; c) bei Ent�z�ndungen mit ausgebreiteter capill�rer Unwegsamkeit (Stockun�gen und Stasen), wo Brand zu f�rchten ist, wie z. B. nach Quet�schungen, wo belebend gewirkt werden muss; d) in Dr�sen und dr�senartigen Gebilden, wo die Erhaltung der Wegsamkeit der Kan�lchen, die F�rderung der Secretion am meisten anti-phlogistisch wirkt; e) endlich bei so weit vorgeschrittenen Ent�z�ndungen, dass die eiterige Schmelzung den g�nstigsten Aus�gang bildet, daher reifende Mittel � Maturantia � erfordert, welche alle dieser Methode angeh�ren.
5.nbsp; nbsp;Schmerzen, so weit sie von Spannung und Druck herzu�leiten sind � Eelaxantia und Lenientia fallen hier zusammen.
6.nbsp; Verengerungen der Gef�sso � Stenosen � und dadurch bedingte Isch�mie; tr�ge Lebensth�tigkeit in allen Richtungen, besonders in den Bildungen, mangelhafte nutritive und forma�tive Th�tigkeit.
Mittel,
1. Warme Feuchtigkeit, oder, wenn man lieber will, feuchte W�rme. Ein wichtiges, gebr�uchliches, h�chst billi-
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gas und doch so werthvolles therapeutisches Mittel, das bei die�ser Methode so recht eigentlich seine Anwendung findet.
W�rme an sich expandirt, trockene W�rme setzt aber da�bei die ausgedehnten Theile selbst in Spannung, weil sie zu�gleich Feuchtigkeit entzieht, und deshalb ist sie bei dieser Me�thode nicht zu gebrauchen. Ganz anders verh�lt es sich aber mit W�rme und Feuchtigkeit zugleich, hier dringt bei der expandirenden Wirkung der W�rme Feuchtigkeit in die Sub�stanz hinein, macht die Theilchen neben einander verschiebba�rer, beg�nstigt die Ausdehnung und gewinnt dabei selbst wie�der an ihrer erweichenden Wirkung; Feuchtigkeit steigert den expandirenden Effect der W�rme, diese den erweichenden und aufschwellenden der Feuchtigkeit. Amorphe Substanzen werden hierdurch aufgequellt, erweicht und selbst verfl�ssigt; so werden feste F�calmassen durch warme Klystiere erweicht und expeditionsf�hig gemacht, Borken und Schorfe aufgeweicht und auf die mildeste Weise durch warme B�hungen abgel�st; so wird geronnener und erh�rteter Faser�stoff im interstiticllen Gewebe durchfeuchtet und erweicht, dem Zerfallen entgegengef�hrt und resorptionsf�hig. Die belebten organischen Gewebe werden ausgedehnt, aufgelockert und er�schlafft, sie behalten aber dabei immer ihren organischen Zu�sammenhang und k�nnen daher niemals wirklich erweicht und verfl�ssigt werden; jedes F�serchen, jede Zelle wird von Feuch�tigkeit umsp�lt und durchdrungen, das Ganze dadurch aufge�quellt, gelockert und leicht dehnbar, jede Spannung verschwin�det, die feinen Blutgef�sse und Capillaren werden erweitsrt. So wird Blut in an�mische Theile gef�hrt und die Lebensth�tigkeit, besonders die nutritive und for�mative Th�tigkeit gehoben; so wird aber auch bei Entz�ndungen die stockende Circulation frei ge�macht, die kleinen stagnirenden Bluts�ulchen werden flott und das Capillarnetz wieder wegsara �� Stockungen werden geho�ben �; langsamere Str�mung in den erweiterten und gef�llten Capillargef�ssen ist weiterhin die nothwendige Folge der Erwei�terung und zugleich die Grundbedingung der reichlichen Ex�sudation, die wiederum Ursache der Verminderung der Blut�masse und der Ausgleichung der Circulationsst�rung ist. Die Resorption wird gef�rdert, einmal durch Erweichung und Schmelzung des abgelagerten Stoffes, ausserdem aber auch durch
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erregteBlutfiille und gesteigerte Vegetation �berhaupt; Schmer�zen werden gestillt durch Hebung des Druckes und der Spannung; Absonderungsorgaue, die verschlossen wa�ren, �ffnen sich, die gespannte Haut schliesst sich auf und duftet, die trockene Schleimhaut befeuchtet sich etc. Die warme Feuchtigkeit hat neben ihrer eigenen physikalischen Wirkung noch dadurch einen grosseren therapeutischen Werth, dass sie anderen Agentien als Tr�ger dient, dass sie bei dem Durch�dringen der Gewebe Substanzen von verschiedener Wirkung in das Gewebe bis zu den Elementarformen f�hrt; so k�nnen erre�gende belebende Stoffe mit eindringen � die aromatischen B�der, Fussb�der �; so gelangen l�sende Alkalien, Jod, schmerz�stillende Narcotica in warm-w�sserigen L�sungen tiefer in das Gewebe � die zertheilend und beruhigend wirkenden Laugen-und andere B�der und Fussb�der.
Ganz besonders ist hier aber noch die eiterbildende Wir�kung der warmen Feuchtigkeit hervorzuheben; die maturirendc Wirkung der Kataplasmen ist bekannt; die Zellenproliferation im Bindegewebe istraquo; bei Entz�ndungsprocessen auf keine Weise so direct und speeifisch anzuregen, als durch fortdauernd ein�wirkende warme Feuchtigkeit. Die Eiterung im Entziindungs-heerde hat ihre weiteren heilsamen Folgen; der Entz�ndungs-prooess geht in dem Eiterungsprocesse unter, sofern er nicht immer wieder von neuem angeregt und unterhalten wird; orga�nische Verh�rtungen weichen am schnellsten und vollst�ndigsten den Eiterungen, und selbst amorphe Verh�rtungen durch geron�nenen Faserstoff werden durch Eiterserum gel�st. In der Eite�rung liegt also eine antiphlogistische, aufl�sende, zertheilende Heilwirkung.
Das Austreten der weissen Blutk�rperchen und deren Fortwandern in der Richtung zum Centrum der Entz�ndungsnoxe kann durch feuchte W�rme nur gef�rdert werden. Sofern diese neue Thatsache � Co^heim. in Viv-chow's Archiv, Bd. 40. Heft 1. S. 1 � bei Eiterbildungen einen Antheil hatraquo; hlciben die Kataplasmen die Eiterung f�rdernden Mittel auch bei diesem Vorgange.
Es giebt nun f�r den Therapeuten zwei Wege, die W�rme und Feuchtigkeit zugleich wirken zu lassen; die betreffenden Theile werden entweder in der eigenen thierischen feuchten W�rme, oder in der von aussen her angewendeten warmen Feuchtigkeit gebadet.
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a) Das Baden in der eigenen feuchten W�rme geschieht einfach auf die Weise, dass Ausd�nstungen und Ausstrahlungen an dem betreffenden Theile gehemmt und unterdr�ckt werden. Die Wirkung der so zur�ckgehaltenen feuchten W�rme ist im Allgemeinen, wie bereits angegeben worden; die Tr�nkung und Aufschwellung der Gewebe und deshalb auch die Auflockerung und Erschlaffung, die Exsudation und die Maturation ist jedoch viel geringer, die L�sung und Zertheilung hingegen grosser, als bei der �usserlich angewendeten warmen Feuchtigkeit. Wo es daher weniger auf Erschlaffung, Auflockerung und Maturation, als eben auf L�sung und Zertheilung ankommt � bei Dr�sen�entz�ndungen �berhaupt, und namentlich bei den Euterentz�n-
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dungen
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da ist diese Anwendungsart der feuchten W�rme am
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geeignetsten. Die betreffenden Theile werden mit einem Firniss �berzogen, mit Glycerin oder Fetten eingerieben, mit Eiweiss, Schleim, Kleister, Gyps etc. �bert�ncht, oft werden Substanzen hinzugesetzt, welche die Schmelzung, die Resorption noch beson�ders f�rdern. Ein anderes, hierher geh�riges Verfahren besteht darin, dass man durch nasse Compressen, �inden oder Decken an einzelnen Theilen oder �ber den ganzen K�rper die thieri-sche W�rme und Feuchtigkeit zur�ckh�lt. Wird eine Compresse oder eine mehrfach �bereinander gelegte Binde feucht erhalten, so haben wir die Wirkung der feuchten W�rme, selbst wenn die Anfeuchtung mit kaltem Wasser geschieht; die Anfeuchtung darf allerdings nicht �fter geschehen, als zur Erhaltung der Dichtigkeit und Undurchdringlichkeit n�thig ist. Die Wirkung dieses Verfahrens ist sogar noch betr�chtlicher, als das Ueber-firnissen und Ueberkleistern, weil die thierische W�rme viel vollst�ndiger zur�ckgehalten wird. Recht zweckm�ssig verbin�det man bei dem letzten Verfahren oft den vor�bergehenden Reiz der K�lte mit der Wirkung der feuchten W�rme, indem man zuerst die K�lte einwirken l�sst und darauf die thierische W�rine nachhaltig zur�ckh�lt; so kann man die Haut in ihrem eigenen Secrete baden � s. diaphoretische Methode.
Ein glattes und hartes Epheublatt auf eine Oberhautschwiele, ein H�h�nerauge gelegt, zeigt uns schon nach 12 Stunden die Durchfeuchtung und Erweichung durch zur�ckgehaltene thierische Feuchtigkeit.
Die Benutzung der eigenen thierischen Feuchtigkeit hat in der Thier-heilkunde f�r diese Methode einen besonderen praktischen Werth, weil die gleichm�ssige und anhaltende Anwendung der feuchtwarmen Umschl�ge, der -warmen Dampf- und Wasserb�dei grosso Schwierigkeiten hat und oft
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;507
gar nicht in einer heilbringenden Weise auszuf�hren ist. Es ist viel prak�tischer, das Euter z. B. mit einem undurchdringlichen Ueberzuge einzuh�l�len, als Breiumschl�ge, Infusionen und Deeocte anzuwenden.
6) Die �ussere Anwendung der warmen Feuchtigkeit tindet statt, wenn die Haut verletzt oder entz�ndet ist und das Ueber-firnissen nicht gestattet, wenn wir mehr Feuchtigkeit eindrin�gen lassen, mehr erschlaffen, erweichen und die Eiterung be�f�rdern wollen, bei schmerzhafter Spannung, bei beginnender Eiterung etc.
Warme Umschl�ge, Kataplasmen. Hierzu w�hlen wir mehlige und schleimige Stoffe, welche die W�rme l�nger zur�ckbehalten und sich dicht an die Haut anschmiegen, ohne zu dr�cken, als: Kleie, Mehl, gekochte und gequetschte Kar�toffeln, Hafergr�tze, Brod, Leinsamen, Leinsamenmehl (die ge�mahlenen Pressr�ckst�nde vom Leinsamen), schleimige Pflan�zen etc.
Warme Fussb�der von verschiedenen Ingredientien. Handelt es sich um anhaltende und gieichm�ssige W�rme, so sind die schleimigen und mehligen die besten; die aufweichende und Resorption vermehrende Wirkung wird durch aromatische und kalihaltige Substanzen � Ileusarnen- oder Aschenlaugen-b�der �, die beruhigende Wirkung durch Bilsenkraut, Bella�donna etc. gef�rdert. Die warmen allgemeinen B�der sind in einer heilsamen methodischen Weise bei den gr�sseren Thieren gar nicht durchzuf�hren, und auch bei den kleineren sind sie kaum anzurathen, weil es schwierig ist, Erk�ltungen zu ver�h�ten. Die Dunstb�der finden oft ihre zweckm�ssige An�wendung; bei der expectorirenden Methode S. 459 ist davon bereits das N�here gesagt.
2. Die fettigen Substanzen � Ptnguia et Oleosa �. Sie wirken aussei' der bereits erw�hnten Zur�ckhaltung der Ausd�nstung und W�rmeausstralilung noch umh�llend, schl�pfe-rig machend und geschmeidigend innerlich wie �usserlich. Sie lockern, erweichen und erschlaffen nicht in dem Grade, als die wanne Feuchtigkeit, halten aber die dorchdrungenett Theile l�nger geschmeidig, dehnbar und verhindern das Zusammen�schrumpfen. Krusten, Borken und Brandschorf'e werden durchfet�tet, damit sie sich schneller l�sen, spr�de, rissige und schrun�dige Haut wird durch Fette geschmeidigt, besonders ist es zweckm�ssig an solchen Stellen, wo sie sich bei jeder Bewe-
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508nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dio erschlaffende Methode.
gung in Falten zusammenschieben muss, und dadurch oft hef�tige Schmerzen verursacht, wie z. B. in der K�the. Eine spe-cieile Erw�hnung verdient hier noch die Einfettung des Hornes.
Die Furcht vor dem Eiuschmieren des Hufes, weil dadurch die Aus�d�nstung desselben unterdr�ckt werde, ist ebensowenig begr�ndet, als die besonders heilsame Wirkung, die man den Hufsalben zuschreibt, die sammt und sonders, so viel sie auch ger�hmt und so geheim sie auch gehalten werden m�gen, nicht mehr, als einfache Fette wirken, und oft kaum so viel; die Hauptsache bleibt die Anwendungsweise. Einen #9632; alten, harten, zusammengeschrumpften Stiefel m�gen wir mit allen patentirten Lcder-selimieron tractiren, wie wir wollen, er wird immer dr�cken, tauchen wir ihn aber ins Wasser, so wird das Leder sehr bald weich und dehnbar, las�sen wir ihn aber wieder austrocknen, so wird er noch h�rter und bricht zuletzt, wenden wir dagegen nach dem Aufweichen im Wasser, wenn die Oberfl�che etwas abgetrocknet ist, ein fl�ssiges oder fl�ssig gemachtes Fett an, so durchdringt dies alle Poren, die w�sserigen Theile werden vom Fette vertrieben, sie treten auf die Fl�che hervor, und so haben wir nun mit einem Male einen Stiefel der lange geschmeidig bleibt und nicht mehr dr�ckt.
Benutzen wir diese einfache Thatsache f�r den Hornschuh unserer Pferde; durch Wasser wird er erweicht und dehnbar, er trocknet aber sehr bald wieder aus, wird dann um so h�r�ter, schrumpft noch mehr zusammen und wird bei �fterer Wie�derholung endlich m�rbe und br�ckelig; durchfetten wir ihn (Wand und Sohle) aber nach dem Aufquellen im Wasser, so schrumpft er nicht zusammen, l�ngere Zeit bleibt er dehnbar und geschmeidig. Fett ohne vorherige Durchfeuch-tung n�tzt wenig, Feuchtigkeit ohne nachfolgende Durchfettung schadet.
3.nbsp; nbsp; Glycerin und schleimige Mittel, die mehr die Haut�feuchtigkeit zur�ckhalten, decken und einh�llen, den Ueberg;aiig zur folgenden Kurmethode machen und dort n�her er�rtert wer�den. Glycerin steht hier an der Spitze, das bei spr�der und rissiger Haut dadurch einen Vorzug vor den Fetten hat, dass es nicht ranzig wird.
4.nbsp; nbsp; Die beruhigenden Narcotica, die jedoch nur bei organischer Spannung in Folge von grosser Reizbarkeit relaxi-rend wirken, conf. beruhigende Methode.
Contra - Indicationen.
Die Hauptmittel dieser Methode sind sehr indifferenter Na�tur, deshalb kommen selten directe Contra-Indicationen vor.
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Contra-Indicationen.
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Von vornherein muss die relaxirende Methode �berall ausser Gebrauch bleiben, wo Umst�nde vorhanden sind, die wir als entschiedene Indicationen f�r die adstringirenden Mittel kennen gelernt haben. Im Laufe des Gebrauches m�ssen wir damit Halt machen, wenn bei innerlichem Gebrauche Verdauungs�schw�che und sogenannte Verschleimung � Atonie der Gewebe und vermehrte Absonderung von z�hem Schleime � eintritt, ferner, wenn bei �usserlichem Gebrauche die Schleimfl�sse, welche zur quot;L�sung der katarrhalischen Entz�ndungen gef�rdert wurden, bleibend und copi�s werden durch Atonie und blei�bende Auflockerung � Blennorh�e �, bei profusen Eiterungen und lockerer Granulation, kurz, wenn der Zweck der Methode erreicht und besonders, wenn die Relaxation im h�heren Gr^de eingetreten oder andauernder geworden ist, als es heilsam er�scheint.
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Einlnillcnde, deckende Methode, Methodus involvens, s. obvolveus, obtegens.
Indicationen.
Die n�chsten Zwecke dieser Methode sind verschieden, und danach gestalten sich die leitenden Motive.
1. Die Einh�llungen und Deckungen geschehen zur Abhal�tung oder Abschw�chung normaler Einfl�sse � Licht, Luft, schwankende Lufttemperatur, Nahrungsmittel. Solcher Schutz ist geboten: a) wenn es sich um Schonung und �uhe handelt � das Lichtorgan ruht, wenn das Licht abgehalten wird �; h) bei abnormer Reizbarkeit, wenn auch die normalen Einfl�sse abnorm reizen, wie bei Entz�ndungen � die entz�ndete Magen-und Darmschleimhaut wird von den gew�hnlichen festen Futter�stoffen irritirt, Hautentz�ndungen, besonders erysipelat�se wer�den durch einh�llende Mittel gemildert und selbst geheilt; Ver-schluss des Auges, Verklebung der Augenlider ist immer ein Linderungsmittel und oft Heilmittel bei Augenentz�ndungen; c) ganz besonders aber, wenn der normale Schutz fehlt. Epi-theliale Gebilde im weitesten Umfange sind die nat�rlichen Schutzmittel, wo sie fehlen, da ist immer Reizung, die Luft ist
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510nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die einh�llende Methode.
hier das generelle Reizmittel, aber auch jede sonst normale phy�sikalische Einwirkung ist mit Reizung verbunden. Die Deckungs�mittel sind Stellvertreter des fehlenden normalen Schutzes.
2. Einh�llungen gegen absolut abnorme Einfl�sse. Diese Einh�llungen beziehen sich auf den zu sch�tzenden K�rpertheil oder auf die Substanzen, welche reizend und selbst zerst�rend einwirken; beides kann auch zugleich stattfinden und es ist der Schutz dann um so vollst�ndiger.
n) Auf die K�rpertheile selbst wird eingewirkt, indem wir die betreffenden Fl�chen �berziehen. Unsere H�nde �len wir ein zum Schutz gegen Infectionen; so sch�tzen wir die �ussere Haut durch Einh�llung gegen best�ndig �berfliessende Thr�nen, gegen Urin und Roth bei derartigen Fisteln, gegen Schleirnfl�sse, gegen die zerst�rende Einwirkung von Jauche � Brandjauche �, so wie auch gegen alle solche Substanzen, welche therapeutisch angewendet werden und ihre scharfe Einwirkung auf einer be�stimmten, begrenzten Stelle aus�ben sollen. � Bei Application von scharfen Salben m�ssen die benachbarten tiefer gelegenen Theile eingeh�llt werden �. Auf gleiche Weise sch�tzen wir auch die Schleimhaut des gesaminten Verdauungskanales, der Harnr�hre und Blase, der Scheide und Geb�rmutter durch ein�h�llende innerliche Mittel und durch Injectionen gegen verschie�denartige reizende Einwirkungen, gegen genossene scharfe Sub�stanzen, gegen scharfe Secrete, gegen delet�re Jauche etc.
h) Einh�llung der Substanzen selbst. Arzneiliche Sub�stanzen werden eingeh�llt, entweder, um sie in bestimmter Form an Ort und Stelle zu bringen � die einh�llenden Mittel sind hier die Vehikel �, oder um ihre �rtliche Einwirkung' zu mildern � wir nennen solche Zus�tze in der Receptirkunde die Corrigentia.
Den scharfen und �tzenden Mitteln, welche zuf�lli�ger-, fahrl�ssiger- oder b�swilliger Weise in den K�rper gelangt sind, schicken wir schleunigst einh�llende Stoffe � Involventia � massenhaft nach, um sie weniger sch�dlich zu machen. Sub�stanzen, die auch in entfernten Organen, selbst auf den Wegen ihrer Ausscheidung noch st�rende Rei�zungen verursachen, m�gen sie als Arznei oder sonst wie in den K�rper gelangt sein, sind gleichfalls Indicationen f�r die Anwendung der Involventia.
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 511
Es erscheint, bei reiner theoretischer Anschauung, allerdings fraglich, ob man denn auch wirklich im Stande ist, die scharfen Substanzen f�r entfernte Theilc, mit denen sie nicht direct, sondern erst nach ihrem Ueber-gange in das Blut und nach dem Austritte in die Excretionsorgane, in Be�r�hrung kommen, milder zu machen, einzuh�llen; die Erfahrung hat jed�ch dar�ber entschieden: die sprechendsten Beweise haben wir hier bei dem Menschen, weil Eeizungen und Erleichterungen in gewissen Graden rein subjective Zust�nde sind, welche daher dem Thierarzte verborgen bleiben. Wer noch daran zweifelt, der trinke Leiusaincnschleim, wenn er bei dem innerlichen Gebrauche der Colchicumtinctur Schneiden in den Harnwegen versp�rt. In allen F�llen, wo scharfe Substanzen in entfernten Theilen Eeizungen veranlassen, namentlich bei scharfen und urintreibenden Stoffen ist die einh�llende Methode auch angezeigt, ja selbst in den F�llen findet sie innerliche Anwendung, wenn die Ursache der Reizung nicht gerade in einer reizenden Beschaffenheit des Secretes, des Urins, sondern in einem abnormen reizbaren Zustande der Harnwege beruht, weil auch der normale Harn eine mildere Beschaffenheit bekommt.
3.nbsp; Einh�llung zur Zur�ckhaltung der W�rme und Feuchtig�keit. Obwohl es hier nicht an dem normalen Sch�tze fehlt, so ist doch die Hauptaufgabe an irgend einer Stelle der Haut die volle thierische W�rme zu erhalten, und das Verdunsten, das Abtrocknen zu verhindern. So h�llen wir namentlich ein zur Erweichung und Zertheilung � conf. erweichende Methode �, zur F�rderung der Hautth�tigkeit � conf. diaphoretische Me�thode �. Ganz besonders muss ich diese Einh�llungen noch bei Euterentz�ndungen hervorheben, welche die K�lte gew�hnlich nicht vertragen und bei warmen Umschl�gen solche Sorgfalt verlangen, die selten darauf verwendet wird. Die deckenden und einh�llenden Mittel sind hier nicht allein die praktischsten, in der Mehrzahl der F�lle zugleich auch die wirksamsten. Auch bei Hautentz�ndungen, namentlich bei Pusteln, Erythem und Erysipelas ist in indifferenten, impermeabelen Ueberz�gen eine Heilwirkung gegeben.
4.nbsp; nbsp;Einh�llung um schl�pfrig zu machen, Reibungen und Verletzungen zu verh�ten.
H�nde und Instrumente werden schl�pfrig gemacht, ehe wir damit in die nat�rlichen Oeffnungen des K�rpers zur Unter�suchung oder Operation eingehen; zur Fortschaffung und Heraus�f�rderung von festen Kothmassen und fremden K�rpern werden Mittel eingegeben und eingespritzt, welche die W�nde schl�pf�rig machen; das Ankleben der Bandagen, der Decken, Sattel�decken etc. in wunden Stellen wird durch eine Fettlage �
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Die einh�llende Methode.
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Talgl�ppchen oder durch Glycerin � verh�tet; die Hautstellen, welche trocken, spr�de, rissig, mit Kn�tchen oder sonstigen Aus�schl�gen, mit Schorfen und Borken versehen sind, m�ssen durch einen Ueherzug gegl�ttet werden, wenn Frictionen statthaben, wie dies �berall da der Fall ist, wo die Haut bei jeder Bewe�gung in Falten geschoben- wird � in der K�the � oder wo sich Hautfl�chen an einander bewegen � zwischen Brustbein und Oberarm gehen sich die Pferde den sogenannten Wolf, wenn sich Schmutz in die hier gebildeten Falten setzt �, oder endlich, wo Geschirre auf Theile zu liegen kommen, die bei dem Gehen ihre Lage ver�ndern. Die hier in Anwendung kommenden Mittel sind die schr�pfrigmachenden, die Luhriccmtia.
In Schleimh�uten, die ihre Epithelschicht eingeb�sst haben, kommen die abnormen Vorg�nge nicht eher zur Ruhe, bis die Schutzdecke regenerirt oder k�nstlich ersetzt worden ist. Schmerzen, Hyper�mie, Exsudation � Entz�ndung � in der, von Epithelium entbl�ssten Schleimhaut verschwinden alsbald, wenn eine Deckung stattgefunden hat. Deshalb sind eben die Mittel, welche das verloren gegangene Epithelium k�nstlich er�setzen, die besten gegen schmerzhafte Durchf�lle, gegen Ruhr, bei Mastdarm- und Harnzwang.
Excoriirte Hautstellen sind so lange �usserst schmerz�haft, bis sie sich mit einem Exsudate gedeckt haben, und wer�den es so oft wieder, als man die interimistische Decke entfernt, Die Schmerzen sind hier meist grosser, als bei tiefen Wunden, weil eben die �usserste Hautschicht unter der Epidermis 30 aus-serordentlich reich an Empfindungsnerven ist. Die schnellsten und vollst�ndigsten Deckungsmittel sind die besten, den Schmerz sofort stillende Heilmittel � die besten Mittel gegen oberfl�ch�liche Verbrennungen.
Wunden und Geschw�re werden am schnellsten geheilt durch die deckende Methode, indem hierdurch Luft und fremde Stoffe abgehalten und m�glichst gleichm�ssige Blutw�rme erhalten wird; K�lte und Luft sind die Cardinal-feinde von jeder Neubildung, von Vernarbung, sie verz�gern, hemmen und hintertreiben die Wundheilung, je nachdem sie in verschiedenen Graden einwirken. � Trocknet eine Wunde aus, so schmerzt sie, wirkt die Luft ein, so sistirt der Granulations-process; wird eine Wunde kalt, so schmerzt sie wieder, sie wird bl�ulich und verliert den Bildungstrieb �. Bei 0deg; heilt
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IndJcatiotien.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;513
keine Wunde; bei halber Blutw�rme verz�gerte Heilung, bei voller Blutw�rme die schnellste, sicherste und vollkommenste Heilung, wenn zugleich die Luft abgehalten und Feuchtigkeit vorhanden ist.
Guyot, � de Vcmploi de la ehaleur elc. Paris 1842. � lioss zur Hci-Imig von Wunden, Geschw�ren, complicirten Eluochenbriichen u. a. m. daa kranke Glied in einen Kasten legen, der es luftdicht niuschloss, und in die�sem Kasten unterhielt er fortw�hrend 3U0 0. als die Temperatur, welche zum Ausbr�ten der Eier erforderlich ist. Nach O. empfindet der Kranke Schmerz oder Unbehagen daran, wenn die Temperatur zu hoch oder zu niedrig steht, bei der Br�tw�rme aber empfindet er nichts.
Die Erfahrung- �ber die leichte Heilbarkeit der subcutancn Wunden giebt den sprechenden Beweis, wie heilsam die deckende Methode sein muss; die Lavyenheck'nchc Wundheilung- unter Wachstuchbedeckung, be�gr�ndet auf die schnelle Heilung nach subeutanen Operationen, hat sich bew�hrt, wie auch die Heilwirkung- des Volksmittels, das in dem Verbin�den der Wunde mit einem glatten und fleischigen Blatte (von Sedum etc.) besteht; Einpflasterungen und Bandagen heilen, weil sie docken. Von den Tineturen, Mixturen, Balsamen, Salben und Pulvern, die bei Wunden und Geschw�ren als Heilmittel in Gebrauch kommen, sind diejenigen von ent�schieden heilkr�ftiger Natur, welche sich mit dem Wundsecrete chemisch verbinden und so eine sch�tzende Decke bilden, unter welcher die Granu�lation und schliessliebe Vernarbung ohne Eiterung nach denselben Gesetzen wie bei der Heilung per primum intenlionem erfolgt. Die Natur selbst ope-rirt immer gegen die erw�hnten feindlichen Einfl�sse durch Eiterbildung, Exsudation und Schorfbildung.
Das h�ufige Absp�len, Reinigen der eiternden Wunden, das Abnehmen des Schorfes geh�rt deshalb unter die therapeutischen ]\I is sh and hin�gen, sobald nicht anderweitige Zust�nde (Untermiiiirung, Fistelbildung-. Torpidit�t, grosse Lockerheit etc.) zur Application gewisser Mittel solches Verfahren erfordert.
Mit dem Decken ist oft noch eine andere Heilwirkung bei Wunden und Geschw�ren verbunden, die in einem elastischen Gegendruck beruht. Sind Theile verletzt, wo bei der eintretenden Entz�ndung die Ausdehnung nicht nach allen Eichtungen hin stattfinden kann, sondern sich auf die verletzte Stelle concentrirt, so ist ein mit dem Decken verbunde�ner Gegendruck die wesentlichste Heilbedingung; ohne eine Widerstand leistende Decke quellen .hyper�-misch werdende entbl�sste Weichgebiide hervor, schicssen Ex-crescenzen heraus, werfen Wundr�nder sich call�s auf; eine fortw�hrend unterhaltene chronische Entz�ndung bedingt Ver�dickungen und Entartungen des cranzen Theiles und f�hrt �ber-haupt alle die Dinge herbei, welche die wirkliche Heilung sehr
GerUch Allg. Therapie. 2. Au�.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 33
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Die einh�llende Methode.
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in die L�nge ziehen und scliliesslich docli oft nur unter Ver-kriippelung des verletzten Tlieiles zu Stande kommen lassen. Wollen wir Wunden in Sehnenausbreitungen, Ver�letzungen der Schenkelbinde, Ilufverletzungen etc. heilen, so muss die deckende Methode mit einem sol. dien Gegendr�cke in Anwendung kommen, dass die Weich-gebilde an der verletzten Stelle denselben Widerstand finden, den sie nach allen anderen Richtungen hin in normaler Weise erfahren, ohne diese Methode heilt kein Chirurg gl�cklich bei derartigen Verletzungen.
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Mittel.
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1, Die schl�jifi'igiuachendeii einh�llenden Mittel � Liibrkaulia.
Sie h�llen die Organe ein zum Sch�tze, die sch�dlichen Substanzen zur Minderung oder Aufhebung ihrer Wirkung und machen in allen F�llen dabei schl�pfrige Fl�chen. Hierher ge�h�ren: Gallerte, ll�lincreiweiss, Schleime � arabisches Gummi, Quitten- und Leinsainenschleim etc.�; Mehlsubstan�zen� St�rkemehl, Roggen-, Weizenmehl, Salep, Hafergr�tze �; emulsive Mischungen � Milch, Kahm, Emulsionen von ol-und schleimhaltigen Samen, z.B. Hanf-, Leinsamen etc. �; Glycerin, Fettigkeiten � Gele, Butter, Schmalz, Talg etc. Die ersteren � albuminosen, schleimigen und mehligen � Sub�stanzen eignen sich besonders bei allen Schleimhaut-Affectionen, namentlich aber in den Verdauungswegen, bei genossenen rei�zenden, scharfen und �tzenden Substanzen, bei Magen- und Darmentz�ndungen, ferner bei allen Entz�ndungen, bei denen die Luft schon steigernd oder doch wenigstens hemmend in der Heilung wirkt, wje z. B. bei allen Augenentz�ndungen � be�sonders den rheumatischen, katarrhalischen �, bei rotblaufar-tigen und exanthematischen Entz�ndungen der Haut, bei allen Dr�senentz�ndungen.
Die Fette finden ihre Anwendung innerlich und �usserlich, wie die vorstehenden, besonders �usserlich zum Sch�tze der Haut, zur Einh�llung und Geschmeidigmachung.
Das Glycerin, ein neueres Mittel, nimmt in der �usseren Anwendung eine hervorragende Stelle bei dieser Methode da�durch ein, dass es ein mildes deckendes Mitte] ist, geschmeidig
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;515
und schl�pfrig macht, an der Luft nicht verdunstet, nicht ran�zig wird und sich nicht zersetzt, dass es auf trockenen und nassen Fl�chen, auf der Haut, der Schleimhaut und auf Wund�fl�chen haftet, ein vielseitiges L�sungsmittel und ein ebenso mildes als bequem zu applicirendes Vehikel f�r metallische Mit�tel, Alkalien und S�uren ist. Das einfache Glycerin dient als geschmeidig und schl�pfrig machendes Schutzmittel f�r die Haut; Eigelb - Glycerin � Glyconin �, besonders aber das St�rke�mehl-Glycerin � Glycerinsalbe � ist ein recht gutes Deckungs-inittel bei Hautentz�ndungen, bei Dr�sen- und Euterentz�ndun-gen, bei letzteren hat es durch sein sicheres Haften bei der mil�den Wirkung den Vorzug vor allen deckenden Mitteln. Von den verschiedenen Verbindungen sind hier als die wirksamsten kurz zu erw�hnen: Glycerinsalbe mit Kupfervitriol � 20 bis 40 : 1 � bei Exanthemen,granulirendonBindehautentz�ndungen; Glycerinsalbe mit rothem Quecksilberpr�cipitat � 10 bis 20 :1 � bei denselben Krankheiten, bei hartn�ckigen Ulcerationen; femer mit Silbersal�peter � 20 bis 30 : 1 � als deckendes und austrocknendes Mittel, unter dem sich eine feste Granulation bildet; Glycerin oder auch Glycerinsalbe mit Tannin � 20 : 1 � ist ein gutes deckendes und austrocknendes Adstringens; Glycerin mit Jodtinctur � 10 : 1 � ein einh�llendes Antiphlogisticum bei Erysipelas, bei Ohrenent�z�ndungen der Hunde; mit Theer, eine sehr gute deckende Digestivsalbe, zum deckenden Ueberzuge bei Euterentz�ndung und als Antiparasiticum.
Die Verbindungen des Glycerins mit anderen Substanzen nennt man Glycerole � G�yceroleum �; die Verbindung mit Amylum giebt die Gly�cerinsalbe � Unguenium Glycerini �; je mehr Amylum, desto consistenter wird die Salbe; 5 Theile Glycerin mit 1 Theil Amylum und i/aTheflW�s�ser unter gelinder Erw�rmung zusammengeriebeu, geben eine Salbe in der Consistenz des Schweineschmalzes. Will man die Verbindungen in fl�ssiger Form haben, so nimmt man das reine Glyceirin.
3. Coagulirende IHittel.
Diese Mittel verbinden sich auf der Gberfl�che mit den Ei-weisssubstanzen enthaltenden S�ften und Geweben chemisch und bilden in dieser Verbindung eine sch�tzende Decke. Mit die�sem chemischen Acte ist immer ein Reiz verbunden, der augen�blicklich nachtheilig wirken kann, aber immer bald vor�bergeht. Je geringer dieser Reiz ist und je schneller er vor�bergeht, desto milder ist das deckende Mittel.
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Das salpetersaure Silber, in schwachen Solutionen, ist diesen Mitteln an die Spitze zu stellen, besonders wirkt es bei Ruhr, bei Mastdarmzwang (hier in Klystieren), bei aphth�sen Excoriationen und bei oberfl�chlichen Verbrennungen ganz vor-trefflich; es bildet in der chemischen Verbindung mit den Secre-ten eine dichte H�lle, welche je nach dein Grade der Concen�tration feiner oder st�rker ist und die verloren gegangenen Lagen von Epidermis wie von Epithelium augenblicklich ersetzt, ohne tiefer auf die Gewebe weiter einzuwirken.
Schwefelsaures Kupfer wirkt als Solution �hnlich, kann aber das salpetersaure Silber bei den erw�hnten Krankheits-zust�nden nicht ganz ersetzen; in Wunden mit lockerer und �ppiger Granulation als feines Pulver gebracht, wirkt es aber ganz erw�nscht, indem es nach der zusammenschrumpfenden und �tzenden Einwirkung eine feste Decke bildet, tonisch auf die Capillargef�sse wirkt, capill�re Hyper�mie vermindert, da�durch die Exsudation beschr�nkt, Eiterung ganz verhindert oder doch nur in geringerem Grade aufkommen l�sst; durch Zusatz von arabischem oder anderem Gummi wird die erste Einwirkung gemildert und die deckende, sch�tzende Eigenschaft bef�rdert.
Das Alaunkupfer � Heilstein, g�ttlicher Stein � wirkt weniger reizend auf die Wunde ein, als das Kupfer, besitzt aber alle anderen Einwirkungen im h�heren Grade und ist ein Wund�beilmittel, was seinen alten Namen verdient.
Bleizucker ist namentlich seiner deckenden Eigenschaft wegen ein wirksames Mittel bei Hautverbrennungen ersten Gra�des. Das Bleiliniment�1 Theil Bleizucker auf 3 Theile Baum�l � ist ein mildes, deckendes und etwas austrocknendes Mittel.
Alle gerbstoffhaltigen Mittel geh�ren ferner recht eigentlich hierher, weil sie eben bei dem Gerben (chemische Verbindung mit Eiweiss und Faserstoff) eine feste H�lle bilden, besonders bei vorhandener albumin�ser Feuchtigkeit, und daher eine vielfache Anwendung bei dieser Methode finden. Wo man eine verdichtende, die Granulation niederhaltende Wirkung mit der deckenden vereinigen will, da ist eine w�sserige Tannin�l�sung zu empfehlen � conf. adstringirende Pflanzenstoffe bei der verdichtenden Methode S. 496.
Spiritus hat eine schnelle heilsame Wirkung bei frischen und oberfl�chlichen Verbrennungen, weil er coagulirend wirkt und so deckt; die verschiedenen Tincturen, welche sich als
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Mittel.
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Wundheilmittel bew�hrt haben, verdanken ihre Wirkung beson�ders dem Spiritusgehalte, wodurch das Wundsecret coagulirt und so eine Sehutzdecke gegen den generellen Feind � die Luft � gebildet wird. Sind dabei die in Spiritus gel�sten Sub�stanzen der Tincturen von der Art, dass sie die Coagulation f�r�dern und mit dem Ccagulum selbst eine Verbindung eingehen, durch welche dasselbe eine dichtere Schutzdecke bildet, und dass sie zugleich gegebene Neben-Indicationen durch tonische oder erregende Wirkung etc. erf�llen, so ist auch ihre heil�kraftige Wirkung um so grosser.
Kreosot und �hnliche Mittel, welche coagulirend einwir�ken, finden unter Umst�nden ihre Anwendung bei dieser Me�thode. Je nachdem man bei der Application einer sch�tzen�den Decke durch coagulirende Mittel zugleich mehr oder weni�ger reizend oder verdichtend wirken will, w�hlt man nat�rlich unter den Mitteln nach ihren entsprechenden Nebenwirkungen � bei torpiden und fauligen Geschw�ren z. B. w�rde Kreosot, bei �ppiger Granulation ein Streupulver von schwefelsaurem Kupfer, bei grosser Lockerheit und Atonie, eine gerbstoffhaltige Substanz ein entsprechendes, deckendes Mittel sein.
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3. Rlobemiltel � Gliitimmtia.
Mehl, St�rkemehl, Gummi einzeln f�r sich oder in Verbindung mit einander in Wunden gestreut, verbinden sich in dem Wundsecrete zu einer Decke, sie alle sind daher Wund�heilmittel. Kleister aus diesen Substanzen, mit Eiweiss oder Leim bereitet, ist ein sch�tzendes Klebemittel zu allen Heilzwecken, welche diese Methode bei �usserlicher Anwendung �berhaupt hat.
Pflaster und die hierher geh�rigen harzigen Substan�zen finden eine beschr�nktere Anwendung bei der deckenden, einh�llenden Methode, weil sie auf der behaarten Haut unserer llausthiere nicht so applicabel sind.
o) Wachs ist von diesen Mitteln das mildeste, es klebt aber auch am wenigsten, seine Anwendung findet es besonders bei Hufverletzungen � zur Deckung entbl�sster Thcilc � und zur Einh�llung der Haut gegen scharfe, �tzende Substanzen,
h) Der geraeine Ter pent hin ist ein gutes Klebemittel bei Verh�rtungen und chronischen Entz�ndungen im Euter; er wird erw�rmt, mit einem Spatel messerr�ckenstark aufgetragen und dann mit Mehl, Kleie oder gehacktem Werg bestreut; an
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518nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die einh�llende Methode.
der Stelle, wo das Euter die innere Fl�che der Hinterschenkel ber�hrt, legt man ganz zweckm�ssig alte, weiche Leinewand auf, um das Ankleben zu verh�ten. Bei schlecht eiternden Wunden wird es gleichfalls als sogenanntes Digestivmittel benutzt, wo sich die erregende und deckende Wirkung zu Heilwirkungen vereinigen; ein mildes Schutzmittel, welches die Feuchtigkeit zur�ckh�lt, die Granulation f�rdert und ein vortreffliches Heil�mittel bei allen Wunden und Geschw�ren, in denen eine Granu�lation nicht recht aufkommen kann, ist eine Verbindung des Terpenthins mit Eigelb � eine Digestivsalbe, die ich nicht entbehren m�chte.
c)nbsp; nbsp;Theer ist ein Wundheilmittel, weil es sch�tzt, es reizt aber zugleich und findet deshalb nur seine Anwendung, wo der Tcrpenthin angewendet werden kann; als Anstrich am Euter hat er eine gute Heilwirkung bei chronischen, torpiden Entz�n�dungen, bei Knoten und Verh�rtungen; er schadet aber bei allen ausgebildeten, schmerzhaften und mit grosser Spannung versehenen Eutcrentz�ndungen, weil die reizende Eigenschaft auf die Haut die deckende bedeutend �bertrifft.
d)nbsp; Pech, Pechpflaster ist zuweilen unersetzlich, es klebt sehr gut, ist leicht zu appliciren, bildet eine fest werdende Schutzdecke, welche gegen Luft und selbst gegen mechanische Beleidigungen sch�tzt, die thierische W�rme und Feuchtigkeit zur�ckh�lt und so eben alles leistet, was von der decken�den Methode gefordert werden kann. Offene Drucksch�den vom Sattel heilen unter dem Reiter, wenn ein fest gewordenes Pech-pflaster die Wunde deckt.
c) Adh�sivpflaster. Gestrichen k�nnen wir es zum Hef�ten getrennter Theile auf der behaarten Haut wenig benutzen, aber etwas erw�rmt l�sst es sich als Schutzmittel in d�nne�ren Schichten auf die Haut tragen, worauf man wieder etwas Mehl oder Kleie oder geschnittenes Werg aufstreut und ein�dr�ckt. Diese Schutzdecke wird nicht so spr�de, als bei dem Pech; bei Euterentz�ndungen ist es ganz wie der dicke Tcrpen�thin zu gebrauchen.
/) Fl�ssiges Kautschuk � Resina elastica liquida � ist ein gutes Klebemittel, welches nach und nach fester wird, dadurch die bedeckte Fl�che etwas zusammenzieht und so einen gelinden Druck aus�bt. Es ist ein indifferentestes Deckungs�mittel, was von den Praktikern um so mehr adoptirt und
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 519
angewendet zu werden verdient, als der Preis nicht besonders hoch ist. Bei Euterentz�ndungen wird es wie der Terpenthin angewendet, besonders da, wo man die reizende Einwirkung des Teipenthins vermeiden will. Um das Kleben auf der Ober�fl�che zu vermeiden, verfahrt man ganz wie bei dem Terpen�thin. Auch als Vereinigungsmittel ist es zu benutzen.
g) Das C oll odium. Ein deckendes Klebemittel mit dem grossen Vorzuge f�r die Praxis, dass es schnell und fest auf behaarter und nicht behaarter Haut klebt, und eine undurch�dringliche Decke bildet, die immer zugleich einen gewissen Druck auf die bedeckten Theile aus�bt, weil bei dem Festwer�den durch Verdunstung des Aethers eine Einschrumpfung ver�bunden ist. Besonders empfehlenswerth ist es: a) zur Deckung der gehefteten Wunden, um die Hefte zu unterst�tzen, und das Eindringen der Luft zwischen den Heften zu verh�ten; b) als Ersatz f�r Hefte, wenn die klaffenden Wundninder nicht sehr gespannt und leicht zusammen zu halten sind, oder nach dem Lockerwerden resp. der Entfernung der Hefte, um das starke Klaffen zu beschr�nken und die Einwirkung der Luft von der offenen Wunde abzuhalten. Hier empfiehlt es sich, feine Wergfaser quer �ber die m�glichst zusammengeschobenen Wundr�nder zu legen und mit Collodium zu befeuchten, bis sich eine feste Decke gebildet hat; c) als Deckungsmittel, wenn man die Haut gegen abfliessende Fl�ssigkeiten � Thr�ncn, Harn, Jauche etc. � und leichte Hautverletzungen gegen Intoxication sch�tzen will.
h) Gutta Percha. Schon f�r sich allein wie auch in Verbindung mit Ammoniakgummi, Gummi resina Ammoniaci � 2 Theile mit 1 Theil dos letzteren bei gelindem Erhitzen unter Umr�hren zusammengeschmolzen � Defays � ein vorz�glicher Hufkitt, entbl�sste Weichtheile am Hufe zu decken, und Horn-defecte in der Art zu ersetzen, dass selbst unbeschlagbare Hufe wieder mit Hufeisen belegt werden k�nnen. Der Kitt haftet jedoch nur dann, wenn das Horn trocken, rein und mit einem heissen Eisen etwas erw�rmt worden ist. Der Kitt wird ge�schmolzen aufgetragen. F�r den Beschlag kranker Hufe haben wir in diesem Hufkitt ein wesentliches Verbesserungsmittel be�kommen.
4. Trockene, feste Einh�llungen.
Einfacher Verband. Charpie, Werg, Baumwolle, Com-pressen und Binden sind die gew�hnlichen Mittel zu dorn ein-
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Die einh�llende Methode.
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fachen Verb�nde l�dirtcr Tlieilc, um Luft, K�lte und andere Einfl�sse abzuhalten, und das Austrocknen zu verhindern. Die
Baumwolle � Watte � ist ein gates Hausmittel bei oberfl�ch�lichen Verbrennungen und n�ssenden Exanthemcn, die mit dem Exsudate zu einer Art Filzdecke wird und vollkommen gegen die Luft sch�tzt.
Kleister-, Schellack- und Gyps verband. Uebcrall, wo es sich haupts�chlich darum handelt, einen bestimmten K�rpertheil in Ruhe und entsprechender Lage zu erhalten, oder um einen gewissen Druck auszu�ben, zur Begrenzung der Callusbildung resp. zur Erweckung und Unterhaltung eines atrophirenden Vorganges. Der Gypsverband erf�llt alle Anfor�derungen am vollkommensten und hat deshalb die �brigen kle�benden Verb�nde verdr�ngt; bei kleinen Thierchen empfiehlt sich der Schellackverband als bester.
Die Bandagenlehre ist durch den Gypsverband ebenso vervollkomnmet, als vereinfacht worden; ganz besonders hat die Veterin�r-Chirurgie hierdurch recht viel gewonnen, weil ihre ganzen Bandagen bei Knochenbrllchen,
I.uxat�men und anderen Zust�nden, die Ruhe und gleichm�ssigen Druck verlangen, sehr imvollkommen, meist ganz unbrauchbar waren. Bei dem Gypsrerbande ist Grundbedingung: don Gyps, mit Wasser zum d�nnen Brei gemacht, sofort zu appliciren � der vor dem Auftragen halb erstarrte und wieder verd�nnte Gyps bindet schlecht �, das betreffende Glied in der erforderliche Lage so lange zu fixiren, bis der Gyps erstarrt ist, und die Tlicile nicht zu sehr mit �berfl�ssigen Gypsmassen zu bel�stigen. Man nimmt am zweckm�ssigsten zollbreite kurze Binden, die man in dickfl�ssige Gypsmasse taucht und so um die Tlieilc legt; 2 Lagen �bereinander und mit Gyps noch �berstrichen geniigen gew�hnlich schon.
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.quot;), Sengende, schorfblldende ffilttel, Kscliarotica.
Das Weissgl�heisen geh�rt hierher. Secret und Gewebe an der Oberfl�che der Wunde oder des Geschw�res wird zu einer dichten, fest haftenden, vollkommen sch�tzenden Kruste verwan�delt, unter der es vortrefflich heilt. Solche Kruste ohne spe-ciellc Indication abnehmen, ist daher ein arger Missgriff. Ist gleichzeitig eine Masse vorhanden, die �berfl�ssig ist und die Heilung hemmt � Excrescenzen, Fungenbildung, Callosit�te: so ist das Weissgl�heisen als zerst�rendes und deckendes Mittel besonders an seinem Orte. Weissgl�hhitze und momentane Be�r�hrung der zu verschorfenden Tlicile sind wesentliche Bedin�gungen, damit nicht so viel Hitze einstr�mt, die Reizung nicht
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Contra - Jndicationen.
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gross ist, die Zerst�rung nicht tief greift und der Schorf auch fest sitzt.
Wollen wir das Einstr�men der Hitze noch mehr vermei�den und die Wunde �berhaupt mehr schonend behandeln, so ist es zweckm�ssig, wenn wir eine Lage Haare, Leder oder Fleisch, oder auch vegetabilische Substanzen � Baumwolle, Werg etc. � auf die Wunde legen und diese Stoffe, die �brigens nur in einer d�nnen Lage die Wunde decken d�rfen, mit einein recht weissgl�henden Eisen versengen. Dieses deckende Mittel fin�det auch seine Anwendung zur Blutstillung der Theile, die arm an Weichgebilden sind.
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Contra - Indicationen.
Bei der einh�llenden, deckenden Methode giebt es der Mit�tel so viele und in der Wirkungsweise so verschiedene, dass der etwa vorhandenen Contra-lndication fast immer gen�gt wer�den kann, ohne die Methode selbst aufzugeben; bei Vergiftun�gen, wo einh�llende Fette das Gift l�sen und deshalb eontra-indicirt sind � Vergiftungen mit Phosphor und Canthariden z. B. �, da stehen der Methode andere Mittel � Eiweiss, Schleim etc. � zu Gebote; wo das Gl�heisen als deckendes Mittel entschieden contraindicirt ist, kann Pflaster, Kleister, Col-lodium ganz vortrefflich sein; wo das Verkleben einer Wunde, eines Geschw�res mit Pflaster etc. leicht zur Fistelbildung f�hrt, da kann die Wund- oder Geschw�rfl�che durch Digestivsalben eingeh�llt oder durch coagulirende Mittel gedeckt werden, bei denen diese Bef�rchtung nicht existirt. Wenn Atonie, Unver-daulichkeit, Verschleimung in den Verdauungswegen bei dem innerlichen Gebrauche der einh�llenden, schleimigen, faden Mit�tel eintreten, so ist dadurch das Aussetzen der Mittel geboten.
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Hautrcizcndc, haiitantziindcmlc lelkode, M. opispastica.
Die Haut ist sehr reich an Gef�ssen und Nerven, sie ist Sinnesorgan, der Gef�hlssinn ist in ihr ausgebreitet; sie steht tlieils durch den Mechanismus der Nerven- und Gef�ssverthei-lung, theils durch Nachbarschaft � Contiguit�t � zu den tie-
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522nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die hautreizende Methode.
fer liegenden Theilen und den inneren Organen, ganz besonders vorherrschend zu den Schleimh�uten in einem Wechselverb�lt-nisse; bei alledem ist sie zugleich ein Organ, das ohne Gefahr f�r den K�rper k�nstlich gereizt und auf ziemlich grossen Fl�chen in Entz�ndung versetzt werden kann.
Die Haut ist demnach durch ihre physiologische Beziehung zu dem Gesammtorganismus und dessen einzelnen Theilen einer der wichtigsten Angriffspunkte f�r die Therapie, von wo aus die innersten und entferntesten Organe erreichbar sind und selbst Krankheitsprocesse ausgel�st werden k�nnen, denen auf anderen Wegen weniger sicher oder gar nicht beizukommen ist.
Die liautreizende Methode erstreckt sich von der einfach�sten, schnell vor�bergehenden bis zur durchdringlichsten und nachhaltigsten Reizung. Sensationen von verschiedenen Graden in den Hautempfindungsnerven zu erregen, einfache Hyper��mie, oberfl�chliche Entz�ndung, tiefere exsudative Entz�ndung begrenzt oder mehr ausgebreitet hervorzurufen und in verschie�dener Dauer zu unterhalten, Eiterungen in und unter der Haut zu etabliren, und je nach dem Erforderniss auf l�ngere oder k�rzere Zeit im Flusse zu erhalten, das sind die n�chsten, die eigentlichen Zwecke dieser Methode. Die hiermit verbundenen entfernteren Zwecke, die eigentlichen Heilzwecke sind: abzu�leiten von Organthcilen und ganzen Organen, erre�gend, belebend, erweckend auf einzelne Nerven und auf Centrain er venth eile einzuwirken, Resorption und Zerthcilung zu f�rdern und Verwachsungen, Ver-schrumpfungen zu erzeugen.
Die ableitenden Wirkungen der Hautreize sind unspriinglich �bersch�tzt worden, namentlich sind die Blutableitung', die depletorische Wirkung und die depurative Ableitung wohl zu hoch angeschlagen worden; jetzt ist man aber, wie es mir scheinen will, auf dem besten Wege, das Kind mit dem Bade auszusch�tten und die Theorie einseitig weiter zu verfolgen, als die klinische Praxis, die Erfahrung rechtfertigt, namentlich wird der contra-stimulirendc P^ffeet, die Ausgleichung der Krankheitsprocesse durch Sub�stitution zu wenig beachtet. Conf. Heilwirkung nach dem Gesetze der Ableitung S. 299.
Die Grosse und Dauer des Hautreizes ist von besonderer Hedeutung f�r die heilsame Ableitung; je grosser der Hautreiz, desto entschiedener die depletorische Wirkung innerhalb des betreffenden engeren Gef�ssgebietes und desto entschiedener die sympathische Wirkung auf die Gef�ssnervcn und weiter auf die
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Inclicationen.
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Gcf�sskaliber, wie auch auf die Gehirn- und R�ckenmarksner-ven; die antagonistische Ausgleichung h�ngt ab von dem Ver�halten der Grosse der sympathisch erregten therapeutischen Effecte zu der Grosse des pathischen Efiectes � ein zweiter k�nstlich erzeugter Schmerz hebt den ersten auf, wenn er �rger ist denn jener.
Hautreize, die keine locale Reaction zur Folge haben, wenig oder gar keine Sensation erregen, haben auch keinen Heileffect, gleichg�ltig, ob das Mittel zu schwach ist, oder ob es an Reiz�barkeit fehlt.
Wenn scharfe Reizmittel in der Haut keine Reaction zur Folge haben, wenn weder Entz�ndung noch Schmerz eintritt, so sind auch die anderwei�tig angewandten Mittel von geringer Wirkung; die Therapie wird mit dem Verschwinden der Reizempf�nglichkeit so ziemlich lahm gelegt. Das Xicht-anscMagen der Hautreize ist immer ein Zeichen von schwerer Erkrankung lind grosser Gefahr; erwacht, aber die Reizbarkeit und die Reaction im weiteren Verlaufe, wird die mit Reizmitteln teictirte Hautstelle empfindlich, schwillt sie selbst an, so ist das immer ein Zeichen einer g�nstigen Wen�dung.
Ueber die verschiedene Wirkung der Hautreize nach der Qualit�t ist uns noch nichts Sicheres bekannt; wohl aber ist die Dauer des Hautreizes von Einfluss. Fl�chtige Reizmittel k�n�nen auch nur eine fl�chtige sympathische resp. antagonistische Wirkung aussein, und Krankheitsreize, welche hierbei nicht voll�st�ndig ausgel�st werden wegen tieferer materieller Abnormit�ten, treten nach einem solchen fl�chtigen Gegenreize immer wieder hervor; bei rheumatischen und andern neuralgischen Schmer�zen, bei krampfhaften Contractionen, die davon abh�ngig sind, werden auch fl�chtige Gegenreize nicht selten schon Heilmittel. Permanente Hautreize k�nnen allein nachhaltig ableiten; Krank-heitszust�ndc, die nicht so schnell ausgeglichen werden k�nnen, wie z. B. Entz�ndungen und die davon bedingten Schmerzen, k�nnen nur durch nachhaltige Hautreizungen, Hautentz�ndun�gen abgeleitet werden.
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Indicationen.
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1. Reizungen und Entz�ndungen
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innerer Organe.
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Bei grosser Aufregung im Gcf�sssysteme, wo wir die allgemeine erregende Wirkung der Hautreize f�rchten, bei dringenden In�dicationen f�r die entziehende Methode l�sst man diese vorweg
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gelicn und folgt mit den Hautreizen nach. Immer muss man jedoch festhalten, dass der ableitende Hautreiz nur so lange einen heilsamen Effect hat, als die innere Entz�ndung noch nicht zu erheblichen Gewebsver�nderungen oder selbst zu Ge-websver�dungeu gef�hrt hat.
Blutableitung, eine depletorischc Wirkung, kann nur dann durch Hautentz�ndung erzielt wei'den, wenn das erkrankte Organ mit der angegriffenen Haut ein Gef�ssgebict hat; so sind Gehirn, Herz, Lungen, Magen, Darmkanal, Leber, Milz, Nieren und Harnblase durch Hautreize in dieser Beziehung unerreichbar, wohl aber sind die auskleidenden H�ute der H�hlen, besonders Rippen- und Brustfell durch Hautreize erreichbar; der Entz�n�dungsreiz in der Haut ist aber deshalb r�cksichtlich der Organe in den H�hlen nicht als wirkungslos zu bezeichnen; die besten Beweise liefern uns bei Thieren z. B. die Wirkungen der Haut�reize bei Darmentz�ndungen.
2. Dieselben K rank h ei ts zu st�nde an �usseren, direct erreichbaren K�rpertheilen. Die so vielfach bei unseren Thieren vorkommenden Entz�ndungen in den verschie�densten (Jraden nach den verschiedensten mechanischen und andern Ursachen in der Haut, in dem �nterhautbindegewebe, in Muskeln, Gef�ssen und Dr�sen, in Sehnen und B�ndern, in der Knochenhaut und dem Knochengewebe, alle sind unter Um�st�nden durch diese Methode am einfachsten zu heilen und oft sind die scharfen Hautmittel gar nicht zu entbehren, die hier so rocht ad oculos demonstriren, wie der Gegenreiz ein so m�chtiges Antiphlogisticum ist. Sehnen-, Gelenk- und Knochenentz�ndun�gen und alle chronischen Entz�ndungen heilt der Thierarzt mit seinen scharfen Salben viel schneller und sicherer, als der Men�schenarzt mit Dutzenden von Blutegeln im Stande ist. Auch hier gelten dieselben Grundregeln, wie bei Entz�ndungen inne�rer Organe; wo eine allgemeine antiphlogistische Behandlung f�r n�thig erachtet wird, da l�sst man sie vorangehen, und bei reiht heftigen Entz�ndungen in blutreichen Woichgebilden ist es auch recht zweckm�ssig, die Turgescenz, Blutf�lle und Ent�z�ndungshitze durch kalte Umschl�ge erst etwas zu beschwich�tigen. Die Anwendung muss stets an der erkrankten Stelle selbst und im ganzen Umfange des Krankheitsprocesses gesche�hen ; selbst bei den inneren Augenentz�ndungen (bei den Ent�z�ndungen der umgebenden, schirmenden Theile bedarf es in
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Indicationen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;525
der Regel des heroischen Mittels nicht) sind die hantentz�nden�den Mittel, auf die Augenlider selbst und die n�chste Umgebung angebracht, am wirksamsten, wenn auch die Conjunctiva dabei von dem Mittel ber�hrt und afficirt wird. Die Heilwirkung ist schnell und auff�llig, bei recht schmerzhaften Entz�ndungen sieht man entschieden mit der Entwickelun^ der Hantentz�nduns Lin-derung eintreten; man kann hier mit liecht sagen, dass f�r eine entsprechend starke und nachhaltige Hautent�z�ndung eine tiefer sitzende eingetauscht wird. Bei Entz�ndungen in den Sehnen, B�ndern und Knochen muss die Hautentz�ndung am st�rksten und nachhaltigsten sein, die Mit�tel m�ssen hier schon an die Aetzmittel streifen.
Die Hautreize k�nnen auch selbst als Pr�cantionsmittel ge�gen den gef�rchteten Eintritt einer heftigen Entz�ndung dienen, so namentlich bei Gelenkverletzungen, bei Verletzungen der Sehnenscheiden, ferner nach dem Abzapfen der Fl�ssigkeit aus Gelenk- und Sehnengallen mit und ohne Injection etc.; durch fr�hzeitige Erregung einer t�chtigen exsudativen Hautentz�n�dung werden gefahrvolle Gelenk- und Sehnen-Entz�ndungen verh�tet, indem die beginnende Entz�ndung sofort coupirt wird
�nbsp; die Hautreize sind hier Abortivmittcl.
3.nbsp; nbsp; Bei manchen toxischen und dy skrasi seil en Krankheiten. Der Heilzweck ist hier, durch ein k�nstlich etablirtes Secretionsorgan eine Abzugsquelle f�r pathische Stoffe zu gewinnen, und diesen Zweck k�nnen wir um so mehr ver�folgen, als es bekannt ist, dass in der k�nstlich erregten Secre�tion � Eiterung � die Natur sehr gern sich von den belasten�den Stoffen befreit, die auf nat�rlichen Wegen oft nicht entfernt werden. Immer aber bleibt diese Methode hier ein therapeuti�sches Experiment, welches aber ohne besondere Contra-Indica-tionen wohl gestattet ist.
4.nbsp; Schmerzen ohne wahrnehmbare Entz�ndungen
�nbsp; neuralgische, rheumatische � und Kr�mpfe. Haut�reize sind antagonistische schmerz- und krampfstillende Mittel, je heftiger der in der Haut erzeugte Schmerz ist, destp grosser die beruhigende Wirkung. Es scheint der Schmerz in den sen�sitiven Hautnerven eine ganz speeiiische, beruhigende Einwir�kung zu haben, so dass er schon in geringeren Graden die an�derweitig bestehenden Schmerzen ertr�glich macht und selbst aufhebt. Zuweilen sind die Hautreize radicale, meist aber
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Die hautreizenile Methode.
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auch nur palliative Beruhigungsmittel; wenn die Grundursache durch die Hautreize nicht zu erreichen und aufzuheben ist, so erleichtern sie nur bis zu einem gewissen Grade und auf eine kurze Zeit, wodurch jedoch schon oft recht viel gewonnen wird. .Schmerzen bei hartn�ckigen Verstopfungen z. B. k�nnen nur ganz momentan gemindert werden; Schmerzen eines noch nicht verschleppten Rheumatismus, durch Erk�ltung entstandene Leib�schmerzen, krampfhafte Zusammenschn�rungen im Dannkanale, st�rmische wurinf�rmige Bewegungen werden nicht selten durch Hautreizungen g�nzlich gehoben.
5.nbsp; nbsp; L�hmungen, vollst�ndige und unvollst�ndige, von einzelnen Nerven oder von 0 entraltheilen aus�gehende. Wie der k�nstlich erzeugte Reiz in den Haut�nerven den abnormen Erregungszust�nden in den Nerven gegen��ber ein Gegenreiz wird und sie auf antagonistische Weise heilt, so wird derselbe bei Unth�tigkeit in den Nerven ein be�lebender, erweckender Reiz. Wie die Erweckung vor sich gebt, das ist jedenfalls verschieden von den Grundursachen der Unth�tigkeit, und wo uns diese unbekannt sind, da nat�r�lich bleibt uns auch die Wirkungsweise der Heilmittel unbe�kannt. Ist die Ursache eine Hyper�mie, ein entz�ndlicher Zu�stand, wie nicht selten der Fall ist, so geschieht die Erweckung durch die ableitende antipblogistische Wirkung; ist die L�hmung in einer Alteration der Nervensubstanz begr�ndet, so steht es mit der Erweckung misslich, immer aber geh�ren hier die Haut�reize noch mit zu den wirksamen Mitteln, deren Wirkungsweise man als dieselbe betrachten kann, wie sie bei jedem Reize zur Anregung einer Th�tigkeits�usserung in den gesunden Nerven geschieht; ist die Ursache endlich eine Trennung der Nerven�substanz oder ein mechanischer Druck, der nicht von Blutf�lle herr�hrt, dann nat�rlich haben die Hautreize gar keine Heil�wirkung. Ueberall aber, wo letzteres nicht auf der Hand liegt, wo weder eine Wunde, noch eine Fractur, noch eine Luxation erkannt wird, da sind die Hautreize, und zwar die eindringlich�sten angezeigt, und wenn sie in manchen oder in vielen F�llen ohne Heilwirkung bleiben, so berechtigt dies niemals dazu, sie unversucht zu lassen.
6.nbsp; nbsp;Hartn�ckige chronische Hautausschl�ge. So weit sie nicht durch thierische und pflanzliche Parasiten bedingt sind, kennen wir in der Regel weder ihre Ursachen, noch ihre Heil-
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Mittel.
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mittel; vielfach werden sie von bestimmten dyskrasischen S�f�ten � von gewissen Scharfen � abgeleitet, und man zieht des-lialb auch mit Diuretica und Purgantia dagegen zu Felde, zu�weilen auch mit Erfolg. Von den �rtlichen Mitteln kommen neben andern auch die hautreizenden in Betracht, die hier von heilsamer Wirkung werden k�nnen: 1) durch Anregung einer gr�sseren Th�tigkeit und F�rderung der Abschuppung � bei welker, blutarmer Haut, bei Torpidit�t in den erkrankten Thei-len � ; 2) durch alterfrende Einwirkung auf die Hautempfin�dungsnerven � bei l�stigem Hautjucken, Prurigo �; 3) durch Erzeugung einer exsudativen Entz�ndung an den erkrankten Hautstellen, in welcher das speeifische Hautleiden zuweilen untergeht.
7.nbsp; nbsp; Ueberall, wo es etwas zu l�sen und zu zerthei-len giebt, da findet die hautentz�ndende Methode ihre Anwen�dung. Ergossene Fl�ssigkeiten � Blut, Lymphe, Eiter � wer�den zur Resorption gebracht, gr�ssere Blutextravasate und Ab-scesse kann man durch nachhaltige Hautentz�ndung zum Ver�schwinden bringen, ist aber eine Fl�ssigkeit von einer beson�deren Membran abgesondert und eingeschlossen, so weicht sie dieser Methode nicht. Bei Anschwellungen, Verdickungen und Verh�rtungen durch exsudirten und festgewordenen Faser�stoff ist die exsudative Entz�ndung ein Heilmittel, die festen amorphen Massen werden in neuen Exsudaten erweicht, gel�st und resorptionsf�hig gemacht; wo in diesen F�llen die Entz�n�dung selbst nicht zum Ziele f�hrt, da ist ein Eiterungsprocess das speeifische L�sungsmittel � cf. resolvirende Methode S. 419.
8.nbsp; nbsp;Endlich dienen auch die tiefer eingreifenden Hautrei�zungen, wie auch namentlich die unter der Haut erregten Ent�z�ndungen zur Erzeugung von Narbengewebe behufs Verwach�sung, Verdickung und Zusammenschrumpfung erschlaffter, aus�gedehnter und gezerrter Theile, wie z. B. nach Luxationen und raquo;Subluxationen. Hierbei werden die Patienten zugleich durch die erzeugten Schmerzen und entz�ndlichen Spannungen gezwun�gen, das betreffende Glied zu schonen � cf. Narbenstrictur bei der verdichtenden Methode S. 485.
Mittel.
Dem Grade und der Art nach giebt es der reizenden Mit�tel f�r diese Methode viele und vielerlei, wor�ber ich auf die
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528nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die hautreizende Methode.
Arzneimittellehre verweisen muss; liier werde ich sie alle nach ihrer Ilauptwirkung in vier Klassen zusammenfassen und von jeder Klasse die wichtigsten f�r die Praxis anf�hren.
1. Hauirfithende Millel � Rubefhclentia.
Sie wirken in verschiedenen Graden reizend, prickelnd, brennend und erzeugen eine oberfl�chliche, vor�bergehende oder mehr nachhaltige R�the, eine oberfl�chliche Entz�ndung, die selbst bis zur Blasenbildung gesteigert werden kann; je nach dem Grade der Wirkung folgt entweder nur eine st�rkere Ab�schuppung oder selbst ein Ausfallen der Haare, die jedoch bald wieder kommen und ziemlich schnell wachsen.
Frictionen der Haut mit Stroh, scharfen B�rsten und andern Dingen sind ein mildes di�tetisches Mittel, das oft schon allein gen�gt, immer aber ein recht kr�ftiges Unterst�tzungs�mittel ist, wodurch die Wirkung der pharmaceutischen Mittel betr�chtlich gesteigert wird.
B a un Scheldt's Lebens weck er. Ein Instrument aus einer grossen Anzahl spitzer Nadeln construirt, die durch eine Federkraft so flach in die Haut getrieben werden, dass keine Blutons entsteht. Die Anwendung erfolgt an bestimmten indi-cirten Stellen des K�rpers, um mehr local zu wirken, oder auch �ber einen grossen Theil der Hautfl�che. Auf die punetirten Stellen wird ein reizendes Mittel eingerieben, wodurch ein Blas chenausschlag hervorgerufen wird.
Sdiauenhurg � Bwmscheidt's Lebenswecker und die exantliematische Heilmethode, Leipzig 1804 � hat das Instrument und Geheimmittel, das ein Insektengift enthalten soll, von Baunscheidt weiter therapeutisch zu ver-werthen gesucht und zur Basis einer universellen Heilart ausgebildet, die er Bannschcidtismus genannt hat. Das Hauptgewicht wird hierbei auf das k�nstliche Exauthem gelegt. Schauenbnry's Glaubensbekenntniss lautet: �Da der Kranke nur ein Leben besitzt, so bedarf der Arzt auch wohl nur ein Mittel, was jedoch ein wahrhaftes, wie der Baunscheidtismus, sein mussquot;. Dies gen�gt wohl zur weiteren Beurtheilung.
Dieser Heilart verwandt ist die Apisination, die Einimpfung des Bie�nengiftes gegen gewisse Krankheiten, von Lidcomski. Die Heilung verschie�dener Krankheiten nach zuf�lligen Bienen- und Wespenstichen f�hrte zur Einimpfung des Giftes der Hymenoptcren. Lvkomski hat diese Impfungen mit Erfolg angewendet und behauptet, dass sie nicht bloss eine �rtliche, sondern auch eine allgemeine, die Nerven umstimmende AYirkung habe.
Die Acupunctur. In der Thierheilkunde ab und zu an�gewendet. Eine Anzahl feiner Nadeln werden durch die Haut
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 529
tief eingebohrt und eine reizende Fl�ssigkeit darauf eingerieben. Die Nadeln werden durch die Muskelcontraction sehr bald wie�der hinausgeschoben, die reizende Wirkung geht aber doch tie�fer, als bei einfacher Einreibung desselben Reizmittels. Wei.'ig gebr�uchlich.
Fl�chtige Reizmittel. Wenn man erwecken, beleben oder Schmerzen und Kr�mpfe durch einen fl�chtigen Gegenreiz beschwichtigen will, daher bei verschiedenen Nervenzuf�llen, bei L�hmungen, Gef�hllosigkeit in einzelnen Partien, bei neuralgi�schen und rheumatischen Schmerzen, bei Kolik und bei Durch�f�llen, besonders wenn sie mit Leibschmerzen verbunden sind.
Hierher geh�ren: alle �therischen Oele. Terpen-thin�l ist als Repr�sentant dieser Klasse zu betrachten; es ist das billigste und eins der wirksamsten Mittel bei Thieren, entspricht allen Anforderungen, die man an die fl�chtigen hautreizenden Mittel machen kann; will man die Wirkung schw�cher haben, so mischt man es mit Spiritus, soll sie st�rker sein, so d�rfen wir es nur wiederholt derb einreiben, starke Frictionen oder die Einwirkung des Lebensweckers vor�anschicken. Salmiakgeist ist weniger reizend, verseift die llautschmiere und wirkt mehr l�send, zertheilend. Senf�l. Ein heisses R�thungsmittel; es �bertrifft alle hierher geh�rigen Mittel, im concentrirten Zustande zieht es selbst Blasen; die�sem �hnlich wirkt die Cantharidentinctur; beide Mittel bilden den Uebcrgang von den fl�chtigen Reizmitteln zu den Vesica-torien; wegen der schneller vor�bergehenden und mehr ober�fl�chlichen Einwirkung m�ssen aber beide den Rubefacientien zugez�hlt werden; durch Zusatz von Spiritus lassen sie sich beliebig schw�chen.
Mit allen diesen Reizmitteln kann man noch die diapho�retische Methode verbinden, deren Wirkung durch diese Reiz�mittel einen gr�sseren Heileffect, namentlich bei den rheumati�schen Krankheiten erlangt -� cfr. S. 472.
Veratrin. Ein dem Senf�l �hnliches erhitzendes Reiz�mittel, das als Contrastimulantium eine besondere beruhigende, schmerzstillende Wirkung hat. In Salbenform � 1:16 Theile Fett � auf die schmerzhafte Stelle eingerieben, wirksamer in w�sserigen L�sungen � 1 : 60 Theile Wasser � hypodermatisch angewandt, besonders bei rheumatischen Schmerzen und Lahm-
� erl ai-h Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;i4
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heiten � conf. S. 289. Die Salbe wird durch grosse Quantit�ten von Veratrin gew�hnlich zu theuer.
Das heisse Wasser in der Temperatur von 55 bis 65deg; R. mass ich bei dieser Klasse noch als ein �usserst wirksames Mit�tel speciell erw�hnen, welches �berall anzuwenden ist, wo die fl�chtigen Reizmittel �berhaupt angezeigt sind, ganz besonders aber da, wo man mehr auf eine grosse Fl�che einwirken, schnell und recht kr�ftig ableiten und dabei doch die erregende Ein�wirkung auf das Gef�sssystem vermeiden will; wo man ferner neben dem m�chtigen Contrastimulus zugleich eine ausgebreitete und starke Blutf�lle in der Haut erzeugen und dadurch ablei�ten will, so namentlich bei drohenden und schon vorhandenen Darm- und Bauchfeilentz�ndungen, bei frischen Kreuzl�hmungen.
Das heisse Wasser ist unter und bis zur Blutw�me ein relaxirendes und beruhigendes Mittel; �ber Blutw�me bis GO �650K. ein Rubefadeng, hier�ber hinaus aber ein Vesicatoriuni und Pustiilantium.
Permanente Rubefacientia. Das Pechpflaster, das Ter-penthinpflaster und das sogenannte englische scharfe Pflaster � Einplastrum acre. Zu der hautreizendon Wirkung kommt hier noch der gleichm�ssige gelinde Druck, die Zur�ckhaltung der ausd�nstenden Feuchtigkeit an der gedeckten Stelle und die so bedingte stete Durchfeuchtung des Gewebes. Die Heilwirkung von diesen Mitteln ist deshalb auch haupts�chlich eine schmel�zende, l�sende, zertheilendc, woraus sich denn auch die speciel-len Indicationen f�r ihre Anwendung ergeben.
2. lilaseraieliciidc, eine dauernde Bxsudation bedingende Hlttel �
Vesicantlu s. Vosicalorla,
Diese Mittel kommen darin �berein, dass die Hautentz�n�dung tiefer geht, reichlich exsudirt, und die Oberhaut von der Lederhaut durch Exsudat meist blasenf�rmig abgehoben wird. Die so entstandenen Exsudatblasen sind von verschiedener Grosse, die ganze entz�ndete Stelle kann selbst eine Blase darstellen; das Exsudat l�uft aus, die entbl�sste Lederhaut deckt sich mit einem Schorfe, der um so dicker wird, je tiefer die Entz�ndung in die Haut eingedrungen ist, und je l�nger die Exsudation unter der Schorfdecke noch fortdauert; sp�ter tritt Abschuppung und Abschorfung mit Ausfallen der Haare ein. Je nach der Tiefe der Entz�ndung in der Lederhaut treten auch noch an�dere Erscheinungen ein, es bildet sich unter der Haut Hyper-
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�mie, ser�se Aussclnvitzung in das Unterliautgewebe und da�durch eine gr�ssere oder geringere Geschwulst. Nach der Glosse dieser Geschwulst und der Dicke des Schorfes bemessen wil�den Grad der Wirksamkeit. Die erw�hnte Cantharidentinctur erzeugt zwar auch Bl�schen, dabei ist aber die Hautentz�ndung so flach, dass die Wirkung bald vor�bergeht, keine erhebliche Geschwulst und feste Schorfbildung stattfindet. Der tieferen, nachhaltigeren und schmerzhaften exsudativen Entz�ndung wegen, welche diese Klasse von Mitteln in der Haut erzeugen, ohne bleibende Sch�nheitsfehler in der Haut zur�ckzulassen, Hnden sie eine ausgedehnte Anwendung bei den Indicationen sub No. 1, 2 und 4, bei Lahmheiten, die ihren Sitz in den loco-motorischen Organen haben, ohne dass gerade eine Entz�ndung ausgesprochen ist, und als zertheilende Mittel bei Verh�rtungen, bei Blutextravasaten und Abscessen, die man nicht �ffnen will oder kann.
Die Canthariden-Salbo steht unter diesen Mitteln an der Spitze. Die Zusammensetzung solcher Salbe ist sehr ver�schieden, jeder Praktiker hat fast seine stehende Form, die ihm gen�gt; manche deutsche Thieriirzte tragen sich mit einer sorg�f�ltig geheim gehaltenen englischen Vorschrift herum und tr�u-men von einer speeifischen Wirkung. 1 Theil grob pulverisirte Oanthariden auf 6 � 8 Theile Fett giebt eine wirksame Halbe, die durch Wachs nach Umst�nden consistenter zu machen ist und durch Zusatz von Pustelmitteln beliebig verst�rkt werden kann. Durch Hinzutugung von starken Aetzmitteln � Schwe�fels�ure, Arsenik etc. � h�rt sie auf ein Vesicatorium f�r diese Methode zu sein, sie wird dann ein Zerst�rungsmittel. Wirk�samer ist die Salbe, wenn das Cantharidenpulver zu dem ge�schmolzenen Fette gesetzt wird. Ein Theil der Salbe wird t�chtig eingerieben und darauf ein zweiter Theil wie ein Mes�serblatt stark aufgestrichen; durch ein- bis zweimalige Wieder�holung nach 12 bis 24 Stunden wird die Wirkung gesteigert; ist nach dem Abschorfen das Ziel noch nicht erreicht, so wird die Salbe auf dieselbe Weise nochmals applicirt, was nament�lich bei Gelenk-, Sehnen- und Knochenentz�ndungen oft zwei bis drei Mal nothwendig wird.
Eine englische Composition aus: Oanthariden- und Eu-phorbiumpulver �a 2 Theile, Sublimat 1 Theil, Stein�l 8 Theile und Wachssalbe 10 bis 12 Theile. Dieses Blister zieht schnell
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grosse Blasen, macht Schwellung und ist ein kr�ftiges Ablei�tungsmittel, was jedoch nicht so nachhaltig wirkt, als die eben erw�hnte Salbe.
Sublimat, 1 : (5 � 8 Theilen Fett resp. Spiritus. Die hier�nach entstehende Hautentz�ndung ist weniger schmerzhaft und intensiv, sie dringt aber viel tiefer ein und ist nachhalti�ger, als die Entz�ndung durch Canthariden, und eignet sich besonders bei tiefer sitzenden Entz�ndungen, bei Lahm�ten, die ihren Sitz in Gelenken haben.
Senfbrei � Sinapismus �, bereitet aus pulverisirtem schwarzen Senf und lauwarmem Wasser. Ein starkes Reizmittel, das in einigen Stunden schon eine schmerzhafte Entz�ndungs�geschwulst und bei einer Wiederholung nach 6 �12 Stunden eine sehr heftige, tief eindringende Entz�ndung erzeugt, und st�rker wirkt, als die spanische Fliegensalbe, so dass bei Tor-pidit�t, bei schwerem Erkranken, wo jene Salbe nicht mehr wirkt, dieser Senfbrei oft noch ansehl�gt. Der aufgelegte Brei wird sehr bald trocken und dadurch in seiner Wirkung ge�schw�cht, deshalb muss er von Zeit zu Zeit mit lauwarmem Wasser oder � nach Anderen � mit Essig angefeuchtet wer�den. Bei einmaliger Anwendung ist der Senf brei ein mehr vor��bergehendes, fl�chtiges, bei wiederholter Anwendung aber ein tief eindringendes, nachhaltiges Ableitungsmittel von inneren Organen, als welches es allein angewendet wird und oft auch den Vorzug vor allen anderen- verdient. Die Application ist etwas umst�ndlicher und schwieriger, als bei der Salbe, deshalb und des Preises wegen findet dieses Mittel seltener Anwendung, wie es der Wirkung nach verdient. Einen mit Senfbrei bestri�chenen Lappen an einer bestimmten Stelle f�r mehrere Stunquot; den zu befestigen, wird einen Praktikus nicht in Verlegenheit bringen.
3. Die PiistelmlHd � Pushiiantia.
Entz�ndung, Kn�tchen-, sp�ter Eiterpustelbildung, Anschwel�lung, Infiltration unter der Haut, bei concentrirten Mitteln theil-weise Zerst�rung des Hautgewebes, Geschw�rbildung oder auch mumienartiges Absterben an einzelnen Hautstellen sind die Grund�z�ge von den Wirkungen dieser Mittel, deren Heilwirkung ganz so ist, wie die der erw�hnten Vesicatorien, aber noch in ver�st�rkterem Maasse und nachhaltiger, die aber alle den Nach-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 533
tlieil haben, dass sie haarlose Stellen und Hautnarben zur�ck�lassen, wenn sie eben so angewendet werden, dass sie die Vesi-catorien �bertreffen. Man wendet diese Klasse von Mitteln da an: 1) wo eine Hautnarbo, eine haarlose Stelle Nebensache ist; 2) bei grosser Torpiditiit, bei schwerem Erkranken, so dass auf die gew�hnlichen Vesicatorien keine Reaction erfolgt, und bei hartn�ckigen �usseren Entz�ndungen; 3) bei Rindern und Schwei�nen, bei denen die Cantharidensalbe stets sehr gering wirkt; und 4) wenn Gefahr im Verz�ge ist, wenn schnell ein heftiger und nachhaltiger Reiz ausge�bt werden soll. Die wichtigsten dieser Mittel sind:
1.nbsp; nbsp; Euphorbi enharz � CfummiEuphorbii �; mit Fett zur Salbo, f�r sich allein wenig gebrauchlich, meist als Zusatz zur spanischen Fliegensalbe, die dadurch verst�rkt wird; gew�hn�lich nimmt man zu quot;_' Theilen Oanthariden 1 Theil Euphor-bium und mischt das Ganze mit 24 Theilen Ectt. Solche Salbe hinterl�sst nach ordnungsm�ssiger Anwendung keine haarlosen Stellen.
2.nbsp; nbsp; Brechweinstein. Als Pustelmittel findet er nur seine Anwendung in Salbenform; 1 Theil mit 6 � 8 Theilen Fett giebt eine sehr kr�ftige Salbe, die f�r die Haut der Rinder und Schweine recht empfehlenswerth ist; bei starkem Einreiben und wiederholter Anwendung stirbt bei dem Rinde die obere Schicht der Lederhaut, oft die ganze Haut mumienartig ab, so dass die eingeriebene Stelle eine feste, harte, gef�hllose Fl�che darstellt; der nekrotisirto Hauttheil sitzt sehr fest und beginnt erst nach einigen Wochen sich zu l�sen; auf die Haut der Schweine wirkt sie bei wiederholter Anwendung ganz win bei dem Menschen, es entstehen auf der entz�ndeten und etwas aufgeschwellten Stelle sch�ne Eiterpusteln, ohne dass Nekrotisirung eintritt. Was die Cantharidensalbe f�r das Pferd ist, das ist die Brechwein�steinsalbe f�r das Rind und Schwein. Will man sie bei dem Pferde anwenden oder bei dem Rinde das Nekrotisiren der Haut verh�ten, so nimmt man auf 1 Theil 12 16 Theile Fett und setzt noch Spanischfliegen-Pulver hinzu.
3.nbsp; nbsp; Chromsaures Kali. Sowohl das neutralequot; � Kali chromicum neutrale �, wie das saure � Kali hichromir.um � giebt mit 8 � 12facher Quantit�t Fett eine sehr wirksame Salbe, die zwar langsam, erst nach einigen Tagen sichtlich wirkt, aber eine tiefgehende Entz�ndung erzeugt, die oberste Hautschicht
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534nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die hautreizende Methode.
nekrotisirt, so class sieh ein barter Schorf bildet, der bis zur H�lfte der Lederhautdicke tief geht und Wochen, selbst Monate lang fest sitzt. Die Haarzwiebel wird zerst�rt. Will man einen starken und nachhaltigen Druck durch den Schorf, eine Ver-schmmpfung und Contraction in und unter der Haut, so gicbt es keine bessere Salbe, die aber immer eine bleibende kahle Stelle hinterl�sst. Speciell angezeigt bei Aussaekungen, bei Gallen und bei Hernien an der Bauchwandung, besonders bei Nabelbr�chen. Einen erheblichen unterschied zwischen dem einfachen und doppelt-chromsaurenKali habe ich nicht gesehen; das letztere kommt h�utiger im Handel vor und ist am gebr�uch�lichsten. Die Einreibung wird einige Tage je einmal wiederholt. 4. Kroton�l. Ohne Zusatz wirkt es in einem gewissen Grade �tzend, mit Ocl oder Terpenthin�l kann man es beliebig zn einem Reizmittel von verschiedenen Graden der Wirksam�keit verdiinnen, das augenblicklich und nachhaltig wirkt, und das besonders dann seine Anwendung findet, wenn man auf einer grossen Fl�che schnell ableitend wirken will, bei verzwei�felten F�llen von Kr�mpfen und Kolik � im letzteren Falle unterst�tzt der resorbirte Theil zugleich die purgirende Wirkung der innerlichen Mittel und hilft so auch auf diesem Wege die Verstopfung l�sen �, bei Brustkrampf, bei dein ich es im Verlauf des Vagus und Svmpathicus am Halse mit gutem Erfolge an�gewendet habe, bei Halsbr�une der Schweine � hier das beste Ableitungsmittel �, bei hartn�ckiger Buglahmheit und veralte�tem Rheumatismus. F�r Pferde: 10 Tropfen auf 1 Unze Terpen�thin�l � ein m�chtiges Reizmittel, welches aber noch keine blei�benden Folgen bat �; f�r Rinder: 1 Theil auf 6 Theile Terpen�thin�l � ungef�hr von der Wirkung, wie die erw�hnteBrechwein�steinsalbe nach wiederholter Anwendung. F�r die Schwarten-haut dor Schweine: ] Theil auf 2 Theile Terpenthin�l.
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4. Ellerblldende DUttel � Suppurantia, l�uloria.
Das gebr�uchliche Fontanell � Fonticulus � und das Haar�seilnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Setaceum � kommen hier in Betracht. Beide Mittel wirken einmal durch die erregte Entz�ndung unter der Haut,, wobei die Haut selbst immer mehr oder weniger mit betheiligt wird, und finden aus dieser R�cksicht ihre Anwendung als Ab�leitungsmittel vielfach an Stelle der Vesicatore; andererseits aber und so recht eigentlich wirken sie durch Erregung und
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;535
Unterhaltung eines Eiterflusses. Reichliche und andauernde Eite�rungen kosten dem Blute fortw�hrend viel plastische Bestaud-theile, sie k�nnen selbst zur Blutarmuth, Abmagerung und Er�sch�pfung f�hren und finden deshalb bei der entziehenden Kur�methode ihre Indicationen; andauernde Eiterungen k�nnen aber auch als Abzugsquelle f�r pathische Stoffe dienen, und in die�ser Beziehung kommen die Suppurantia hier als Vorbauungs�und Heilmittel in Betracht � die purificirende Derivation. Die speciellen Indicationen ergeben sich aus dieser Er�rterung von selbst.
Die depurirende Ableitung durch k�nstlich unterhaltene Eiterung ist von den Hnmoralpathologen erfunden; mit dem Falle der exclusiven IIu-moralpathologie hat nat�rlicher Weise auch dies Heilverfahren an Funda�ment verloren; die Anwendung erfolgt deslialh auch ganz sachgem�ss viel seltener, als ehedem, wo Fontanelle und Aderl�sse so ziemlich die ganze Veterin�r-Therapie ausmachten. Das entgegengesetzte Extrem ist auch liier hervorgetreten: so gut man indess zugeben muss, dass delet�re Stoffe im Blute auftreten k�nnen, gleichg�ltig oh in erster Lmie oder als etwas Secund�res, und wir kein Recht haben, die Ausleerung solcher Stolle auf dem Wege der Eiterung zu bestreiten, so haben denn auch die Suppuran�tia keineswegs ihr B�rgerrecht in der Therapie ganz verloren.
Als Reizmittel werden sie nach den allgemeinen Gesetzen in dein Krankheitsheerde oder dessen n�chster N�he applicirt, als Eitermittel an den K�rpertheilen, wo zellgewebreiche Weich�gebilde liegen und die Thiere am wenigsten bel�stigt werden � gew�hnlich vor der Brust.
Das Haarseil ist wirksamer, als die Eontanclle, weil die eiternde Fl�che grosser ist und durch Umziehen immer von neuem gereizt wird, es liefert mehr Eiter und unterh�lt eine st�rkere Reizung; der Eiterabfluss ist erleichtert und regelm�s-siger; f�r eine lange Dauer aber ist es weniger geeignet, weil die Hautbr�cke dann leicht verloren geht, die Wunden call�se R�nder bekommen und schlechte Narben geben. Wo ein Hant�muskel ist, bringt man das Haarseil oder die Fontanelle unter denselben, wenn es sich um eine ergiebige Eiterung handelt.
Einfache fremde K�rper von Wolle, Haaren, ^Filz etc. wir�ken am schw�chsten, mit Terpenthin�l getr�nkt wird die Wir�kung st�rker, mit scharfen Salben bestrichen ist sie noch kr�f�tiger, und am st�rksten ist sie, wenn frische oder aufgeweichte schwarze Niesswurzel angewendet wird, wobei eine heftige Ent�z�ndung und grosse Geschwulst eintritt. Das Bindegewebe,
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Die hautreizende Methode.
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welches die Niesswurzel unmittelbar uiugiebt, stirbt nekrotisch ab, umkapselt die Wurzel gewissermaassen, wodurch die weitere Wirkung geschw�cht wird, weshalb es auch keinen Nachtheil bringt, wenn man die Wurzel l�ngere Zeit stecken l�sst. Wo es sich besonders um Eiterung handelt, da ist diese Wurzel nicht angezeigt.
Will man eine recht umfangreiche Entz�ndung und Eite�rung haben � wie z. B. bei sehr hartn�ckigen Buglahmheiten der Pferde �, so ist die Injection von Terpentliin�l in das Un-hautbindegewebe das entsprechendste. Mittel. 6 � 8 Grm. Terpen-thin�l an der Schultor eingespritzt, macht die st�rkste Schwel�lung von dem Schulterblattc bis zum Hufe, das Bindegewebe in der Injectionsstelle nekrotisirt ziemlich umfangreich und eine reichlich ausgebreitete Eiterung kommt zu Stande. Gr�ssere Quantit�ten k�nnen Hautnekrose und lebensgef�hrliche Eolgen haben.
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Contra - Indicationen.
So umfangreich die Heilwirkung dieser Methode auch ist, so oft wird sie doch auch gemissbraucht, und ein arger Miss�brauch ist es, wenn Jemand keinen Patienten aus seinen H�n�den l�sst, ohne ihm die Haut irgendwie gezwickt zu haben.
Bei Faulfieber und allen Krankheiten, wo die gereizter und verletzten Hautstellen leicht brandig werden oder �bele Ge�schw�re geben, da sind mindestens die st�rkeren Hautreize und die eitermachenden Mittel contraindicirt.
Erysipelat�se und solche Hautentz�ndungen, die durch ab�gestorbenes Bindegewebe unter der Haut bedingt und unterhal�ten werden, ferner jede Entz�ndung, bei der Neigung zum Bran�digwerden ausgesprochen ist, verbietet die Anwendung der schar�fen Salben. Werden Entz�ndungen mit scharfen Einreibungen nachhaltig behandelt, die durch fremde K�rper, Caries etc. in der Tiefe unterhalten werden, so sind solche Einreibungen nicht allein nutzlos,^ sondern noch nachtheilig dadurch, dass sie die prim�re, tiefer sitzende Entz�ndung mit Hautentz�ndung com-pliciren und nur zu oft Wucherungen und enorme Verdickun�gen bedingen.
Die Rubefacientien sind durch jede Hautreizung verboten; Hautstellen, die bei jeder Bewegung gespannt oder in Falten
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Contra Indicationen.
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gelegt werden � wie z. B. am Vorderknie, in der K�the etc. � m�ssen mit allen scharfen Mitteln m�glichst verschont werden.
Hypertrophien und Geschw�lste, d. h. solche, die das Pro�duct eines neoplastischen Processes sind � Hautwucherunger., Bindegewebswucherungeu unter der Haut und Aftergebilde k�nnen durch Hautreize nur gesteigert werden.
Bei den Canthariden m�ssen die Nieren immer speciell be r�cksichtigt werden; bei Nierenentz�ndungen d�rfen sie nicht angewendet werden; wo man die Haut auf einer grossen Fl�che reizen will, da d�rfen die Canthariden �berhaupt der zu be�f�rchtenden Nierenreizung wegen niemals in Anwendung kom�men, und wenn sich im Laufe der Anwendung eine Nieren-affection kundgiebt, so ist dies stets eine hinl�ngliche Anzeige gegen dieses Mittel.
Den �brigen Contra-Indicationen hinsichtlich der einzelnen Mittel habe ich durch specielle Angabe der Indicationen f�r die verschiedenen Mittel nach ihren Hauptwirkungen bereits begegnet.
Bez�glich der zur�ckbleibenden Makel haben wir bei den Ku befacientia keine R�cksicht zu nehmen, bei den Vesicatorien han�delt es sich nur um vor�bergehende haarlose und abstechend schattirte Stellen, bei den pustelmachenden Mitteln, bei der Fonta�nelle und dein Haarseile aber m�ssen wir stets die bleibenden kahlen Stellen und Narben in Betracht ziehen, und je nachdem die Wahl der Applicationsstelle � wenn hier�ber eine freie Wahl gegeben ist � und der Mittel treffen. Verh�ltnisse und Objecte kommen hierbei besonders in Betracht, bei dem Rinde and dem Schweine fallt jede R�cksicht weg, bei einem hoch�edlen Pferde, namentlich in den H�nden eines Handelsmannes, dagegen m�ssen wir die Haut an sichtbaren Stellen ebenso schonen, wie der Arzt die zarte Haut der jungen Damen.
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Aetzendc Methode, 91. canstica.
Die �tzende, �rtlich zerst�rende Methode findet in der Thier-h�ilkunde namentlich sehr h�ufig ihre Anwendung; sie vernich�tet das Gewebe des Organismus oder gew�sse Krankheitspro-duete durch chemische Einwirkung. Die n�chsten Zwecke hier�bei sind:
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538nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die �tzende Methode.
1. Schort'bildung. Mit dieser sind verschiedene Heil�zwecke verbunden.
a)nbsp; Blutstillung. Es giebt verschiedene Blutstillungsmittel, die coagulirend, verklebend wirkenden und Gef�sscontraction erzeu�genden, die styptisclien haben wir schon � bei der verdichtenden M.� kennen gelernt; ausserdem z�hlt die Chirurgie noch die Unter�bindung, Durchschlingung, die Torsion, die Tainponation und die Cauterisation auf. Diese letzte Blutstiliungsart, welche hier allein in Betracht kommt und eben darin besteht, dass Masse zer�st�rt wird, um die spritzenden Gef�ssnnindungen damit zu schlies-sen, findet ihre rechte Anwendung: 1) wenn eine der �brigen Methoden nicht anwendbar ist, sei es wegen Unausf�hrbarkeit, we�gen Mangels an Mitteln oder wegen nicht gen�gender Sicherheit
�nbsp;z. B. Blutungen aus gr�sseren Gef�ssen, die zur Unterbindung oder Torsion nicht erreicht werden k�nnen, starke parenehyma-t�se Blutungen, welche die coagulirenden Mittel nicht respecti-ren und die geronnenen Schichten mit den Mitteln fortsp�len, ferner, wo ein Verband nicht zu befestigen ist etc. �; 2) wenn mit der Blutstillung zugleich noch ein anderer Zweck beabsich�tigt wird, wenn die Gewebszerst�rung und Schorfbildung zu�gleich noch einen Heilzweck hat. � Das Weissgl�heisen spielt in dieser Beziehung eine wichtige Rolle.
b)nbsp; Zum Schutz gegen die Luft und alle �ussere Einfl�sse
�nbsp;die oberfl�chlichen Gewebsschichten werden geopfert, um tie�fere zu beschirmen. Bei unseren Hausthieren, die oft auch mit verletzten Gliedern arbeiten und in den Schmutz hinein m�ssen, und bei denen man doch durch Bandagen so selten einen siche�ren Schutz bewirken kann, bei diesen ist die Bildung einer sch�tzenden und festsitzenden Schorfdecke ein sehr wesentliches Heilmittel. So barbarisch es auch aussehen mag, wenn der Thierarzt mit einem weissgl�henden Eisen den Kronentritt z.B. oder auch andere Wunden und Geschw�re tractirt, so rationell und praktisch zugleich ist es dennoch in vielen F�llen. Jedes entbl�sste Gewebe erkrankt und entartet. In den meisten F�llen bildet sich die Natur allein eine Schutzdccke, indem ein Ueberzug gebildet wird von z�hem Eiter, oder ein Exsudat an der Luft erstarrt und zu einem Schorfe eintrocknet; dies ret aber bei unseren Thieren unter den Verh�ltnissen, wo sie leben m�ssen, meist nicht ausreichend. Die Escharotica leisten meist mehr, als alle Salben und Balsame � conf. deckende Methode.
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Die �tzende Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;539
2.nbsp; Reizung, Entz�ndung: a) zur kr�ftigen und ruich-lu�tigen Ableitung � conf. hautreizende Methode �; h) zur Erzeugung von Granulation und Narbengewebe, um Fisteln zu heilen, rauhe Knochenfl�chen abzugl�tten, wenig bewegliche �elenkknochen unter einander zur Verwachsung zu bringen, Hernien zu heilen, weitere Aussackungen von Gelenk- und �ehnengallen zu verh�ten, um Verk�rzung und gr�ssere Straff�heit in den schlaffen Gelenkb�ndern nach Verrenkungen zu er�zeugen und �berhaupt jede abnorme Laxit�t in irgend einem Theile mit ihren Folgen durch Narbengewebsbildung zu beseitigen � - cfr. Narbenstrictur bei der adstringirenden Methode S. 409 �; c) zur F�rderung der Schmelzung und der Resorption in n�ch�ster und fernerer Nachbarschaft. Die Aetzmittel sind jedoch meist schlechte Resolventien, weil durch die Substanzzerstorung stets ein, in die Tiefe und Breite sich erstreckender Reizzustand l�ngere Zeit unterhalten und auf diese Weise immer viel Nar�bengewebe gebildet wird, wodurch die gel�sten und resorbirten Substanzen immer mehr oder weniger wieder ersetzt und oft mehr als ersetzt werden, so dass nach der Cauterisation zu die�sem Zwecke nicht selten eine gr�ssere Geschwulst, Verh�rtung und Verdickung zur�ckbleibt, als vorher zu beseitigen war.
3.nbsp; nbsp;Die Zerst�rung selbst ist n�chster Zweck, wo�bei es sich darum handelt: a) Gifte und Ansteckungsstoffe mit dem Gewebe zu zerst�ren, in welches sie eingedrungen sind oder sein k�nnen nach dem Bisse von Schlangen, tollen Hun�den oder anderweitigen Wundinfectionen und Wundintoxicatio-nen � , um die Aufnahme und -deren weitere Folgen zu verh��ten � conf. Vorbauungskur S. 225.
h) Zersetzungs- und Zerst�rungsprocesse aufzuheben. Bei feuchtem Brande, der durch Brandjauche zerst�rend um sich wirkt und weiter kriecht, bei Wunden und Geschw�ren, wo scharfe Secrete und Jauche von zerfallenen Massen zerst�rend wirken und keine Neubildung aufkommen lassen, bei allen die�sen destruirenden Processen in den Weichgebilden wie in den Knochen ist das zerst�rende Aetzmittel ein Erhaltungsmittel. Die umliegenden, lobendigen Theile gerathen durch diesel�ben Mittel, welche die im Zerfallen begriffenen Massen ver�nichten, in einen Zustand von Erregung, Entz�ndung und plastischer Exsudation: die weiteren Folgen hiervon sind: Abstossung des zerst�rten Gewebes, Exfoliation des erkrank-
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Die �tzende Methode
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ten Knochens, Eiterung, Granulation und schliesslich Ver�narbung.
c) Verschiedene abnorme Gebilde zu zerst�ren, als: Ge�schw�lste, luxuri�se Fleischw�rzchen, Fungen, Callosit�ten und alle solche Gewebe, in welchen die Lebenskraft nicht mehr zur normalen Regeneration f�hrt. Dieses Zerst�ren � das Wegbeizen � geschieht in folgenden F�llen: 1) nachdem das Messer an die krankhaften Gebilde gesetzt ist, wird durch ein cauterisirendes Mittel noch entfernt, was mit dem Messer nicht erreicht werden konnte, oder es wird �berhaupt nachtr�glich der ganze Grund ge�tzt, um etwa noch vorhandene krankhafte Gebilde zu zerst�ren und so ein neues Hervorwu�chern sicherer zu verh�ten � die Cauterisation nach der Ex-stirpation als Nachr�umungsmittel - ; 2) statt der Exstirpation, wenn die zu entfernenden Gebilde mit dein Messer nicht besei�tigt werden k�nnen, oder wenn es dem Therapeuten an Courage, auch wohl an Fertigkeit zur Operation mit dem Messer fehlt, ferner, wenn der Zweck mit den Aetzmitteln leichter und siche�rer zu erreichen ist, als mit dem Messer, endlich auch und ganz besonders dann, wenn man gleichzeitig eine Umstimmung im �ildungatriebe erzielt.
�1. Erregung, Erweckung der Nerventh�tigkeit. Bei L�hmungen � Paralysen � in einzelnen Nervenprovinzen oder in ganzen K�rperregionen � Paraplegie, Hemiplegie �, und bei verschiedenen chronischen Gehirn- und R�ckenmarks�leiden; �berall ist hier die schmerzhafteste Cauterisation das kr�ftigste, nervenbelebende, erweckende Mittel, wenn nicht mechanischer Druck durch Blasenwi�mer, Exosto-sen, Dislocation, Geschw�lste oder Continuit�ts � Verletzungen Ursache der mangelhaften oder g�nzlich unterdr�ckten Nerven�th�tigkeit sind.
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Aetzmittel.
Alle wirken durch Contact, t�dten und ver�ndern die be�r�hrten Theile, die in dieser Ver�nderung den Aetzschorf bil den � die escharotischc Contactwirkung, die eigentliche Ver��tzung. Der Aetzschorf ist hart, krustenartig � Brandschorf � oder fest resp. festweich und austrocknend � irumicn-artiger Schorf �, oder er ist mehr weich und steht in inni-
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Aetzmittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;541
ger Verbindung' mit dein intact gebliebenen (ilewebe, dessen Oef�sse auf der Grenze durch Troinben verstopft sind; zwi�schen Gewebe und Schorfe bildet sich buld eine Fettschicht, wodurch die Abhebung des Schorfes vorbereitet wird. Die wei�teren vitalen Ver�nderungen in der Umgebung beginnen an der Grenze des Aetzschorfes und erstrecken sich mehr oder weni�ger tief in das Gewebe; das erste ist Gefiissinjcetion und Durch�feuchtung; bald gestaltet es sich zur Entz�ndung und in dem weiteren Verlaufe zur Kernwucherung, Gef�ssneubildung, Eite�rung, Granulation, Narbengewebebildung und Vernarbung, so�fern das den Aetzschorf umgebende Gewebe �berhaupt noch bil�dungsf�hig ist.
1. Die Brennmlltel � Cauteria acfiialia.
Sie wirken schnell und heftig coagulirend auf die Gewebe und eiweisshaltigen S�fte, zugleich austrocknend, selbst verkoh�lend � durch Sauerstoffentziehung �, und erzeugen durch Ver-schliess�ng aller zuf�hrenden Gef�sse einen trockenen Brand schorf. Durch Aasstrahlung von W�rme werden dabei benach�barte und tiefer liegende Theile in verschiedenen Graden mit jifticirt, die n�chsten Theile nat�rlich am meisten, die entfern�teren immer weniger; der geringste Grad der Mitaffection ist einfache Congestion und ser�se Durchfeuchtung, der h�chste ist Entz�ndung mit Zertr�mmerung des Gewebes und Neubildung. Zwei Arten von diesen Cauterien sind in der Thierheilkunde gebr�uchlich, brennende und gl�hende K�rper.
�) Brennende K�rper. Man befeuchtet die zu bren�nende Stelle mit einer brennbaren Fl�ssigkeit �#9632; am besten mit Terpenthin�l � und steckt sie an. Die Hitze wirkt hier auf eine ganze Fl�che und dabei weniger in die Tiefe, weshalb sie in dieser Anwendungsart ein sehr kr�ftiges Ableitungsmit�tel ist, das im Ganzen aber doch selten benutzt wird, weil eine Zerst�rung der Haarzwiebeln und so haarlose Stellen nicht mit Sicherheit vermieden werden kann. Gebr�uchlicher sind schon die Brenneylinder � Moxen � von Baumwolle oder Werg, welche in beliebiger Anzahl auf bestimmten K�rperstellen ver�brannt werden; sollen sie recht intensiv wirken, so feuchtet man sie mit etwas Terpenthin�l an. Solche Moxen �ben den m�chtigsten Reiz aus und sind deshalb wohl von allen Mitteln dieser Methode die st�rksten nervenerregenden, weshalb sie
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Die �tzende Methode.
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besonders bei L�hmungen � bei hartn�ckiger Kreutzl�hmung � an ihrem Orte sind.
b) Gl�hende K�rper von Eisen oder Kupfer � die bekannten Brenneisen von verschiedener Form�. 1)Weiss�gl�hend wird das Brenneisen benutzt, wo es sich um Gewebs-zerst�rung oder um Erzeugung eines festsitzenden Schorfes zur Deckung resp. Blutstillung handelt; kommt es bei einer Blutstil�lung oder deckenden Schorfbildung darauf an, das Gewebe m�g liehst zu schonen oder sind nicht viel Weichtheile vorhanden, dann verbrennt man mit dem Weissgl�heisen Ilaare, Horn, Le�der etc. auf der zu �berschorfenden Fl�che. 2) Rothgl�hend und noch weniger erhitzt wird das Brenneisen angewendet, um Hitzestrahlen in die Tiefe zu schicken, ohne die Haut durch�zubrennen, wenn man Entz�ndung, Exsudation, Narbengewebs-bildung und Verwachsung in der Tiefe erzielt. 3) Die erhitzten Brenneisen kommen gar nicht in Ber�hrung mit dem K�rper, die strahlende Hitze wird allein benutzt � Cauierisatio in di-stans. Der Zweck hierbei ist, die Haut ganz zu schonen, der aber nicht erreicht wird; denn l�sst man wenig Hitze einstr��men, so dient das Brenneisen eben nicht als Aetzmitlel, sondern nur als Reizmittel, l�sst man aber aus der N�he von einem rothgi�henden Eisen viel Hitze einwirken, so ist die Wirkung ganz wie sub 2., die Haut st�sst sich zum Theil oder auch ganz ab.
Die mannigfaltigen Variationen, welche man noch alle empfohlen hat, um zu brennen, ohne die Haut dabei zu kr�nken, �bergehe ich hiev, weil ich sie mehr f�r Spielerei, als f�r praktisch brauchbar halte. Dagegen muss ich das Brennen mit einem gl�henden Stifte erw�hnen, welches ich seit einigen Jahren bei Knochenhautentziinchmg, Knocheuauftveibungen, bei Spat und Schale, kurz �berall angewendet habe, wo man die Hitze unter m�glichster Schonung der Haut in die Tiefe wirken lassen will, und wel�ches ich f�r diesen Zweck als die beste aller bisher empfohlenen Metho�den bezeichnen kann.
Ein Stift von der St�rke einer dicken Stricknadel, etwa l'^Zoli lang, an einem Ende scharf zugespitzt, wird gl�hend durch die Haut in die Tiefe resp. bis in den kranken Knochen gebohrt, in diesem gebohrten Kanal wird der gl�hende Stift ein- bis zweimal wiederholt applicirt und jedesmal bis zur Abk�hlung desselben. Zur Vermeidung der zu schnellen Abk�hlung wird der gl�hende Stift zur 1/2 � % seiner L�nge in eine gl�hende Feuer�zange genommen, deren Lippen dick, nach vorn kurz abgesch�rft und an der inneren Fl�che mit einer kleinen Vertiefung zur Aufnahme des Stiftes versehen sind.
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Aetzraittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 543
Bei angehendem Spat gen�gt ein Brandstich, will man mehrere Stiche brennen, so m�ssen sie l'/o Zoll von einander entfernt stehen. Es entsteht eine starke Entziindnng in der Tiefe und nach Abstossung des Brand�schorfes eine 8 �14 Tage lange Eiterung in der Brandwunde, die in i Wochen ausgeheilt ist nnd eine Erbsen grosse Hantnarbe hinterl�sst, �ber welche die Haare der Nachbarschaft sich hinlegen.
2. Die �dgeuiinntrii cheiniselieu Aetzinlttel � Caustlca polentialia �, bt-lzcnile .lllttel � ('(irrosiva.
Diese Mittel zerst�ren langsamer als die Hitze, einige wir�ken nur ganz oberfl�ehlich � H�llenstein �, andere wirken tiefer ein � Aetzkali, noch mehr Arsenik �, immer aber ist die zerst�rende Wirkung auf die Theile beschr�nkt, welche mit dem Aetzmittel selbst in Ber�hrung kommen. Die zerst�rte Masse, d. h. die chemische Verbindung des Aetzinittels mit der organischen Substanz ist bei jedem Mittel nat�rlich verschieden, sie ist bald mehr fest, bald weich. Die nachfolgende Entz�n�dung, Narbengewebsbildung und Narbenstrictur sind immer ge�ringer, als nach dem Gl�heisen.
A. Metallische Aetzmittel, Oxyde und Salze der S eh wer in et alle.
1. Die Chlormetalle, Metallchloride*). Alle, so weit sie l�slich sind, wirken in Substanz und concentrirter L��sung �tzend, graduell jedoch sehr verschieden, und qualitativ nur insofern �bereinstimmend, als sie einen mehr trockenen, an den unterliegenden Theilen festhaltenden Schorf bilden � mnmificirende escharotica. Das Metall verbindet sich bei der Einwirkung mit Eiweiss zum Albuminat, w�hrend das Chlor in die Tiefe dringt und Verfettung bewirkt: die Aetzschorfe ent�halten deshalb immer das betreffende Metallalbuminat und in der unteren Schicht viel Fett, zwischen ihm und dem intact gebliebenen Gewebe bildet sich durch Fettmetamorphose sehr bald ein fettiges Stratum. Alle regen lebhafte Kern Wucherung an und leiten eine gute Granulation, eine rasche Vernarbung der Wunden und Geschw�re ein. In verd�nntem Zustande wir�ken sie �hnlich den Chloralkalien mehr verfettend, l�send. Bei mangelhaftem Heiltriebe durchweg als Aetzmittel angezeigt, aus-serdem zur Blutstillung und Vernichtung der Infectionsstoffe
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*) Drylc. Virchow's Archiv, Bd. 18, S. 377.
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Die �tzende Methode.
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recht brauchbar. Hier sollen nur die billigeren und gebr�uch�lichen weiter betrachtet werden.
a) Quecksilberchlorid, Aetzsublifnat � Hydrargy�rum hichloratum corrosivum. Es geh�rt zu den st�rksten Aetz-mitteln unter den Cbloriden, macht einen dicken, weissen, trock�nen Aetzschorr. 1 Theil mit 4 Theilen Alkohol oder Fett giebt ein scharfes Mittel, das an die Aetzmittel streift, eine tiefdrin�gende Entz�ndung erzeugt ohne die Haut zu zerst�ren, bei an�gehendem Spat, Periostitis und bei hartn�ckigen chronischen Gelenkentz�ndungen zu empfehlen ist.
6) Zinkchlorid, Chlorzink, Zinkbutter �- Zincum chloratum, Butyrum Zinci. Wirkt langsamer, aber ebenso tief als Sublimat; Gefassinjection und Entz�ndung in dem angrenzenden Gewebe geringer als bei Sublimat. Zweckm�ssig, wenn es mehr auf Zerst�rung ohne starke Reizung und Entz�ndimg ankommt� zur Zerst�rung inficirender Stoffe und Gewebe. Mit Mehl als Paste ein sehr brauchbares Aetzmittel; 1:4 giebt eine starke, 1 : 8 eine schw�chere Aetzpaste, die beim Strahlkrebs eins der besten Mittel ist; in einzelnen F�llen ist mir die Heilung mit diesem Mittel nicht gelungen, und in diesen F�llen sind alle empfohlenen Mittel vergeblich angewendet worden, so dass ich , den Strahlkrebs zur Zeit noch f�r unheilbar erkl�ren muss, wo die Zinkpaste bei sachgem�sser Anwendung nicht hilft.
c)nbsp; nbsp;Antimonchlorid, Chlorspi ess gl�nz. Liquor stibii chlorafi, wirkt im Wesentlichen wie Zinkchlorid und ist ganz wie dieses zu benutzen.
d)nbsp; nbsp;Chloreisen, Eis en chlor id, Ferruni sesquichloratum sohitum. Das mildeste unter den erw�hnten Chlormetallen; der d�nne Aetzschorf ist an der Oberfl�che fest, an der unteren fetthaltig, der Verfettungsprocess an der Grenze der Schorfbil�dung ist betr�chtlich; Injection und Entz�ndung in dem an�grenzenden Gewebe sehr gering. Als oberfl�chliches, leichtes, austrocknendes, stiptisches und umstimmendes Aetzmittel bei leichten Blutungen und �ppigen Granulationen.
Chlorblei ist sehr schwach, noch schw�cher wie Chloreisen, sonst an dessen Stelle als austrockendes leichtes Aetzmittel zu benutzen. Chlorgold, Chlorplatin sind entbehrlich; Chlorsilber ist unl�slich, deshalb kein Aetzmittel.
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2. Anderweitige Metallverbindungen. a) Salpetersaures Silber, geschmolzenes � Argen-tum nitricum fusum. Aetzt ganz oberfl�chlich, verdichtet dabei das Gewebe, bildet einen d�nnen, trockenen und festsitzenden Aetzschorf, der anfangs aus Chlorsilber und Silberalbuminat besteht und fast weiss ist, durch Einwirkung des Lichtes aber dunkel wird, indem sich das Silber reducirt. Die nachfolgende Entz�ndung ist nur oberfl�chlich, die Exsudation ist gering, der Heiltrieb gross. Dieser angef�hrten Eigenschaften wegen eignet es sich als oberfl�chliches Aetzmittel zur Coupirung re�gressiver Processe, zur Erregung eines normalen Bildungslebens, zur Deckung und Verdichtung bei Diphtheritis, schmerzhaften Excoriationen, bei lockerer und leicht blutender Granulation, bei schwachem Bildungstriebe, reichlicher Secretion und profu-ser Eiterung. Anwendung in Substanz und auch in concentrir-ter L�sung; als Deckungsmittel auf excoriirten Fl�chen gen�gen schon die schwachen L�sungen. In neuerer Zeit sind Solutio-nen von diesem Mittel zur Injection in Krebsgeschw�lste em�pfohlen.
h) Roth es Quecksilberoxyd � Hydrargyrum oxy-datum rubrum. Als Pulver eingestreut �tzt es oberfl�chlich, erzeugt einen mehr feuchten Schorf, unter dem eine granu-lirende Fl�che mit guter Eiterung entsteht. Ein vortreffliches leichtes Aetzmittel in Wunden und Geschw�ren, wo die Neigung zum Zerfallen grosser als zur Neubildung ist, bei unreinen jau�chenden Geschw�ren, bei besonderer Hinneigung zur brandigen Zerst�rung, vor allen aber bei Geschw�ren mit call�sen R�n�dern, bei den Geschw�ren am Rande der Ohrmuschel der Hunde � dem sogenannten �usseren Ohrwurm. Die Salbe ist kaum noch als ein Aetzmittel zu betrachten; sie findet anstatt des Pulvers ihre Anwendung, wo dieselben Verh�ltnisse gegeben sind, wo es aber mehr auf Beth�tigung der Granulation an�kommt, als auf Aetzung.
c) Kupfervitriol � Cuprum sidplmiicum. Macht einen trockenen festsitzenden Aetzschorf; trocknet dabei aus und ver�dichtet. In kleinen St�ckchen in Aftergebilde, call�se Massen, in Stollbeulen etc. gebracht, ver�tzt es das Gewebe ziemlich tief; der trockene Aetzschorf l�st sich langsam ; nur noch wenig gebr�uchlich. Fein pulverisirt f�r sich oder mit anderen Pul-
Gerlach Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 35
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vern ein austrocknendes Aetzpulver in Wunden und Gieschw�ren bei lockerer, �ppiger Granulation und copi�ser Absonderung recht zweckmiissig, es bildet eine trockene, sch�tzende Decke. Mit Fett oder �el ein leicht �tzendes, mehr austrocknendes Mit�tel; mit Mehl zur wirksamen Aetzpaste, die auf Kastrirkluppen gestrichen wird und hier auch ein recht gutes blutstillendes Aetzmittel ist. In Wasser gel�st nur ein coagulirend wirken�des, adstringirendes und einh�llendes Mittel. Gr�nspan wirkt ganz �hnlich.
d) Arsenik, weisser � Acidum arsenicosum. In Sub�stanz ein sehr starkes und gef�hrliches Aetzmittel, in Wasser l�st sich nur wenig auf, so dass solche Solutionen niemals �tzen; mit Kohle und Fett zur Salbe gemacht, kann man die �tzende Wirkung beliebig stark haben; 1 : JG giebt eine leichte Aetz-salbe. Er bildet einen festsitzenden, oft tief gehenden, nach und nach ganz hart werdenden Aetzschorf, der sich sehr lang�sam l�st und eine gute Granulation zur Folge hat. In dem Se�rum ist er l�slicher, als in den Verdauungss�ften, deshalb wer�den beim �usserlichen Gebrauche, namentlich in Wunden, viel kleinere Quantit�ten schon t�dtlich, als innerlich. Gebr�uchlich: a) bei b�sartigen Geschw�ren � Krebs- und Wurmgeschw�ren �, um durch tiefe Zerst�rung Heilung herbeizuf�hren; hier gew�hn�lich mit Kali oder Kohle gemischt oder in der Mischung als Cosmesches Pulver gebr�uchlich; h) alle solche Aftergebilde zu zerst�ren, die man mit dem Messer nicht auszurotten wagt oder im Stande ist, die nach der Exstirpation immer wieder hervor�wuchern.
Arsenikstiickchen in Aftergesehwiilstc gebracht, wirken wooher. - selbst monatelang �tzend auf die Umgebung, so dass die trockene Ver�tzung von dem Mittel ans sieb einige und mehrere Zoll weit in das Gewebe hinein erstreckt: allgemeine Vergiftungen sind hierbei weniger zu f�rchten � conf. meine gerichtliche Tliierlieilkunde, S. 792. Der mumificiite Aetzschorf l�st sich sehr langsam erst in Monaten von clem intact gebliebenen Gewebe. Aus diesem Grunde und wegen der nicht zu berechnenden Begrenzung der Ver�tzung ist der Arsenik nicht als Exstirpationsmittel zu empfehlen.
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B. Alkalische Aetzmittel.
Die Leichtmetalle selbst �tzen durch Verbrennung, ihre Gxyde durch Wasserentzichung, durch Bildung von meist l�slichen Albuminaten und durch Verseifungen. Diese Alkalien lassen sich daher nicht auf eine begrenzte Stelle anwenden, sie
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zerfliessen und �tzen Tveiter, l�sen die zerst�rte Substanz in eine weiche Masse auf und erzeugen so einen tief eindringenden, weit verbreiteten feuchten Schorf, dem gew�hnlich eine reich�liche Jauchebildung nachfolgt. Der Aetzkalk macht hiervon eine Ausnahme, er zerst�rt weniger tief und bildet einen trocke�nen Schorf, unter dem aber kein besonderer Heiltrieb besteht. Das Aetzkali ist das kr�ftigste zerfliessende Causticum, wel�ches als solches fast nur seine Anwendung findet, um Contagien in Wunden zu zerst�ren. Ein Gemenge von Aetzkalk und Aetz�kali � das Wiener Aetzpulver; 5 Theile Kali mit 6 Theilen Kalk und Wasser so viel, als zur Paste erforderlich � verei�nigt die Eigenschaften beider Mittel und ist als Aetzmittel bei Warzen- und Strahlkrebs zu gebrauchen.
Von den Salzen der Erden dient der Alaun � gebrann�ter � als Wasser anziehendes, stark verschrumpfendes und leicht �tzendes Mittel bei �ppiger und lockerer Granulation und bei reichlicher Secretion. Die Verbindung von Alaun mit Kupfer � Cuprum aluminatum � ist eins der gelindesten Aetz�mittel, das zugleich stark zusammenzieht, die Wunde deckt und daher ein gutes Heilmittel bei vorherrschender Atonie und �ber�haupt bei allen Wunden und Geschw�ren ist, die der Einwir�kung der Luft ausgesetzt sind.
Der Zucker hat auch eine gelinde �tzende Wirkung, die gleichfalls auf Wasserentziehung beruht.
C. Aetzende S�uren.
Fast alle concentrirte S�uren �tzen durch Wasserentziehung und ausserdem durch Aufl�sung der Protci'nstoffe zu ihrer Neu�tralisation ; sie greifen etwas �ber die Stelle hinaus, auf die sie angewendet werden; die Aetzung ist mit Znsammenschrumpfung verbunden, der Schorf sitzt ziemlich fest, und die Entz�ndung in der n�chsten Umgebung ist stark.
Salzs�ure � Acidum muriaticum erndum; 30deg;/,). Ist die schw�chste von den hier in Betracht kommenden; nach einer ein�maligen Anwendung auf die Haut eines Pferdes trat schwache Entz�ndung ein, die Stelle selbst f�hlte sich wochenlang etwas h�rter und verschrumpft an; eine weitere Ver�nderung trat nicht ein, selbst die Haare fielen nicht aus. Die Maulschleim�haut zeigte unter der Zunge noch Erosionen nach Anwendung einer Verd�nnung mit 18 Theilen Wasser.
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Essigs�ure�Acidum aceticum; 85%. Aetztoberfl�chlich. Nach der Anwendung auf die Haut eines Pferdes wurden in 24 Stunden Oberhaut und Haare abgestossen, die secernirende Fl�che wurde jedoch bald trocken. In neuerer Zeit hat sie An�wendung gefunden bei b�sartigen Geschw�lsten, in welche sie hineingespritzt wird, um die krebsigen Zellengebilde zu zer�st�ren. .
Schwefels�ure und Salpeters�ure sind die st�rksten Aetzmittel dieser Kategorie. Beide sind wegen starker Zusam-menschrunipfung des Gewebes bei dem Aetzen und noch mehr wegen starker Narbenstrictur zu empfehlen. Cliromsaures Kali ersetzt sie hier aber vollkommen. Die Schwefels�ure macht schnell einen Aetzschorf von kohliger Beschaffenheit; die gew�hn�lich k�ufliche mit 4 � 5 Theilen Wasser oder Spiritus verd�nnt, ist ein mildes Aetzmittel, was erst bei wiederholter Anwendung haarlose Narben hinterl�sst. Salpeters�ure bei b�sartiger Klauen�seuche besonders empfohlen.
Bei der Klauenseuche passen diese starken Aetzmittel nicht. Man hat bei dieser Krankheit �berhaupt durch heroische Mittel zu erreichen gesucht, was nur bei einer consequenten und fleissigen Behandlung mit milderen zu erlangen ist.
Bei Nabelbr�chen sind beide Mittel von wesentlich gleicher Heilwirkung; die Zerst�rung des Hautgewebes, die Verschrumpfung und der l�ngere Zeit fortdauernde Process der Narbengewebsbildung sind bei beiden im Wesent�lichen gleich und bei beiden die heilenden Momente. Bei der Anwendung hat man zu beachten, dass die Haut nicht durch und durch zerst�rt wird; eine einfache Befeuchtung des Bruchsackes mittelst eines getr�nkten Werg�bausches bringt keine Gefahr, w�hrend das reichliche Benetzen oder das l�ngere Reiben mit getr�nktem Wergbausch brandiges Abfallen der Haut und Prolapsus zur Folge hat.
Contra - Indication.
Wo die �tzende Methode angezeigt ist, da giebt es bei unseren Hausthieren auch keine Umst�nde, welche sie verbie�ten, als vielleicht die �konomischen Verh�ltnisse, wenn n�mlich die Patienten nicht so lange die Ruhe geniessen k�nnen, die etwa nach der Cauterisation � nach dem Brennen des Spates z. B. � n�thwendig ist. Bei der Auswahl unter den Aetzmit-teln nmss man nat�rlich Indicationen mit den Contra-Indicatio-nen abw�gen, die hierbei nicht selten eintreten.
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Absorbircndc Methode, lUethodns absorbens.
Feuchtigkeiten and Gase sind die Objecte dieser Methode, sie zu beseitigen sind Kurzwecke und zugleich Heilzwecke, so�fern von den Feuchtigkeiten und Gasen irgend welche St�run�gen oder Heilungshernmnisse ausgehen.
1. Fruchtigkelten zu absorbiren, ausintroeknen.
a)nbsp; nbsp;Austrocknen zur Beschr�nkung der Granula�tion und Eiterung. Wie warme Feuchtigkeit die Neubildun�gen, namentlich die Granulation und Eiterung f�rdert, so ent�schieden hemmt das Austrocknen diese Processe. Bei luxuri��sen Eiterungen, bei �ppigen Granulationen, fung�sen Excrescenzen und wenn ein Abschluss in der Granulation herbeigef�hrt wer�den soll, wenn in Wunden und Geschw�ren kein Substanzver-lust mehr zu ersetzen, keine Vertiefung mehr zu f�llen ist, dann sind die austrocknenden Mittel angezeigt, im ersten Falle die leicht �tzenden, im letzten die deckenden Austrocknungsmittel.
b)nbsp; Austrocknen bei copi�sen Secretionen und Ex-sudationen. Stark n�ssende Ausschl�ge, n�ssende Geschw�re � z. B. Tr�berausschlag, Mauke, ulcerativer Ausschlag an den Ballen, Strahlgeschw�r und Strahlf�ule � haben wenig Heiltrieb, erst durch Binden der Secrete und Hemmung der Absonderung auf dem Wege der Verdichtung erfolgt Heilung; deshalb die adstringirenden Exsiccantien.
c)nbsp; nbsp;Austrocknen bei delet�r wirkenden Feuchtig�keiten, die secernirt oder durch chemische Processe producirt sind � Verjauchungen, feuchter Brand �. Hier handelt es sieh um Schutz des Gewebes an Ort und Stelle des Contacts und um Verh�tung allgemeiner Intoxication � bei Rotzsecreten, Decubitus etc. Die antiseptischen Exsiccantien dienen hier zum Schutz und Heil; sie sind einmal Pr�servativinittel, indem sie gesunde Theile vor den zerst�renden Einwirkungen sch�tzen, ausserdem sind sie Palliativmittel, indem durch Absorption der Jauche eine Sch�dlichkeit beseitigt wird, die �rtlich und allge�mein die Zust�nde verschlimmert, und drittens endlich sind sie oft die ausreichenden Heilmittel, wenn mit dem Unsch�dlichmachen der delet�ren Jauche auch die Heilungshindernisse vollkom�men aufger�umt sind.
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2. Gase zu entfernen.
In den Verdauungswegen, namentlich im Wanste der Wie�derk�uer und im Magen, Blind- und Grimmdarme der Pferde h�uten sich Gase zuweilen in solchen Massen an, dass sie me�chanisch durch Ausdehnung und Druck belasten und selbst lebensgef�hrlich werden.
Die Beseitigung dieser Gase wird mit dem Grade der An�h�ufung und Spannung immer dringender und ist sehliesslich bei hochgradiger Tympanitis eine Vitalindication. Speciellere Indicationen f�r die Mittel h�ngen mehr von der Qualit�t der Gase und der Ursache ihrer Entwickelung ab, wor�ber wir frei�lich oft im Dunkeln bleiben, weshalb denn auch der Therapeut meist auf die generelle Indication f�r diese Methode beschr�nkt bleibt. Die Qualit�t der Gase k�nnen wir nicht erkennen, so�fern uns die Quelle derselben nicht bekannt ist. Wenn wir einen Krippensetzer vor uns haben, der sich den M�gen voll�pumpt, so wissen wir, dass es atmosph�rische Luft ist; wo die Gase sieh aus Protcinsubstanzen entwickelt haben, da Fehlt Schwe-felwasserstoffgas nicht; wo sie von der Zersetzung der pflanz�lichen, zuckerstoffhaltigen Nahrungsmittel herr�hren, da sind Kohlens�ure und Kohlenwasscrstoffgas vorherrschend.
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Mittel. 1. Austrocknende Mitte! � E\slccaiitia.
Atmosph�rische Luft. Das nat�rlichste und zugleich st�rkste Austrocknungsmittel bei den sub 1. laquo;) angef�hrten Zwecken; setzt man granulirende Fl�chen der Luft aus, so tritt durch Austrocknung eine Einschrumpfung und Schorfbildung ein, der Schorf beschr�nkt ein �berm�ssiges Austrocknen und unter seinem Sch�tze kommt es zum Abschluss, zur Vernar-bung. Auch bei den unter 1. b) env�hnten Indicationen ist die Luft ein heilsames Austrocknungsmittel, sobald es dabei zur Schorfbildung kommt; ist die Secretion so bedeutend, dass sich selbst unter Einwirkung der Luft ein Schorf nicht bildet, dann ist dies Austrocknungsmittel nicht bloss nutzlos, sondern selbst noch sch�dlich dadurch, dass die entbl�sste n�ssende Fl�che der directen reizenden Einwirkung der Luft continuirlich ausgesetzt ist.
Kohle. Feingcpulverte Holzkohle absorbirt Feuch-
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 551
tigkeiten und iibelc Ger�che zugleich, sie findet bei allen er�w�hnten F�llen ihre Anwendung und eignet sich ganz beson�ders zum Einatlmien, wenn man auf die Luftwege absorbirend einwirken will.
Einstreupulver von verschiedenen Substanzen. Die milden sind: Alth�apulver, Mehl, St�rkepulver, B�rlapp, Mimosengummi; alle diese Mittel finden ihre Anwendung da, wo man m�glichst wenig reizen und eine sch�tzende Decke bil�den will. Etwas reizendere Einstreupulver sind: Bolus, Thon, kohlensaurer Kalk, Colophonium, Pulver von bitteren, aromati�schen und adstringirenden vegetabilischen Substanzen. Wenn zugleich Atonic und Torpidit�t besteht, wenn die tonische und erregende mit der abeorbirenden Wirkung gemeinschaftlich zur Heilwirkung wird, dann kommen diese Substanzen zur Anwen�dung. Eine dritte Klasse von Einstreupidvern ist das zugleich leicht �tzend auf die Geschw�rfl�chen wirkende; die verschie�denen Vitriole, das Bleiweiss, der Alaun, der Chlor- und Actz kalk geh�ren hierher; alle diese Mittel trocknen sehr stark aus, verdichten das Gewebe, wirken oberfl�chlich �tzend und stim�men so zu einem gr�sseren Heiltriebc um � s. deckende, �tzende und adstringirende Methode, letztere trocknet durch Ver�minderung der Absonderung.
2. Blahungswidrigc MUtel � t'aiiniiialivii.
laquo;) Entleerungen. Direct durch Dr�cken und Kneten des tytnpanitisch aufgetriebenen Bauches, durch die Schlundr�hre (von Monroe), die bei Wiederk�uern sehr leicht zu appliciren ist, die aber in den F�llen unwirksam bleibt, wo sich das Gas in der g�hrenden, sch�umenden Futtermasse vertheilt, wie dies bei der Tympanitis nach Gr�nfutter meist der Fall ist; durch den Troi-kar, �ber dessen Anwendung die Akiurgie specicller belehrt. Zu dem Pansenstiche kann man im Nothfalle ein Messer be�nutzen, worauf man irgend eine entsprechend grosse R�hre durch die Wunde bis in den Wanst schiebt. Bei den Pferden ist der Troikarstieh � im Magen, Blind- und Grimmdarm laquo;- immer gefahrvoll und daher nur im �ussersten Nothfall anzuwenden; je feiner �brigens der Troikar ist, desto weniger gefahrvoll ist seine Application bei den Pferden.
b) Kauen und R�lpsen erregende Mittel bei den Wiederk�uern. Ein St�ck Holz ins Maul, besser ein Stroh-
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seil durch das Maul gezogen und hinter den H�rnern zusam�mengekn�pft, das zuvor mit einem reizenden Mittel bestrichen resp. getr�nkt ist, wozu man Theer, Kochsalzl�sung, PfefFertinc-tur, am zweekm�ssigsten aber eine Brechweinsteinl�sung an�wendet.
c)nbsp; nbsp;Beth�tigung der Verdauungsorgane, Steige�rung der wurmf�rmigen Bewegung die bl�hungtrei�benden Mittel, die Carminativa im engeren Sinne. Abf�hrmit�tel, besonders die drastischen, alle bitteren, aromatischen und gew�rzhaften Mittel, namentlich aber Terpenthin�l, Stein�l � von besonderem Rufe bei der Tympanitis der Wiederk�uer �, Asand (Tinctur), Zwiebeln, Knoblauch, Pfeffer, Senf, Meerrettig, K�mmel, die M�nzarten und Baldrian.
d)nbsp; nbsp;Die Absorbentien. Chemische Absorbentien haben wir nur bei den sauren Gasen � Kohlens�ure � an den Alka�lien und namentlich an folgenden: Salmiakgeist, der wegen seiner reizenden Einwirkung auf die Maul- und Rachenschleim�haut und auf die Magenwandung das Aufr�lpsen mit bef�rdert; man giebt pr. d. 15 � 30 Grm. mit Wasser alle 10 Minuten bis l/4 Stunde; 120 �150 Grm. k�nnen ohne Gefahr verbraucht werden; ausser der Kohlens�ure wird auch das Schwefelwasser�stoffgas von diesem chemisch gebunden. Ferner Kalkwasser, Pottasche und Seifen was s er. Ein physikalisches Absorp-tionsmittel ist die fein pulverisirte Kohle, die alle Gase ab-sorbirt, die bei j�her Gasentwickelung aber in der Regel nicht gen�gt.
e)nbsp; nbsp;Die Hemmung der weiteren Entwickelung, die Radicalkur. Zu diesem Zwecke dienen die Spirituosen, die bereits erw�hnten �therisch-�ligen Mittel, ferner die alkalischen Absorbentien bei der sauren G�hrung, die wohl immer Ursache der acuten Tympanitis bei Pflanzenfressern ist, und endlich die Kalte. Letztere ist ein eben so wirksames als praktisches Mit�tel zur Hemmung der G�hrung in den Verdauungswegen, beson�ders im Wanste der Wiederk�uer. Kalte Begiessungen, Um�schl�ge, kaltes Bad � eine tympanitisch erkrankte Heerde in einen Fluss treiben �, innerlich eiskaltes Wasser, noch besser aber Eis, kalte Klystiere. Die Heilwirkung der K�lte wird noch durch F�rderung der Contraction, durch Beth�tigung der Verdauungsorgane gef�rdert.
Contra-Indicationen giebt es hier nicht; bei den austrock-
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nenden Mitteln haben wir die Indicationen schon so pr�cise gestellt, dass damit die Contra-Indicationen erledigt worden sind, und bei den Gasentwickelungen sind die Beschwerden so bedeu�tend, dass Nebenumst�nde nicht weiter ber�cksichtigt werden k�nnen.
S�ureabstumpfeude^ neutralisirende iHcthode, N. antacida,
Indicationen.
1. S�uren in den ersten Wegen sind am h�ufigsten Gegenstand dieser Methode und verschiedenen Ursprungs: a) Sie sind in solcher Menge aufgenommen, dass eine Neutralisirung auf physiologischem Wege, d. h. durch den Verdauungsact nicht erfolgen kann. Von directen Vergiftungen durch S�uren bei den giftwidrigen Methoden; hier kommen nur die sauren Nah�rungsmittel in Betracht, die erst bei fortdauernder Einwirkung St�rungen bedingen, aber bei dieser Methode einen wohl zu beachtenden Theil unter den Indicationen ausmachen, b) Eine andere Quelle der S�uron in den ersten Wegen ist die Ent-vrickelung aus den Contentis durch eine saure F�ulniss resp. G�hrung, die auch ohne Bl�hung vorkommt, namentlich bei den Pflanzenfressern, besonders nach stickstofFreicher Nahrung, c) End�lich ist als dritte Quelle eine krankhafte Absonderung in den Verdauungswegen anzusehen, die wieder verschiedene Ursachen haben kann, in der Regel aber auf schwere resp. unverdauliche Nah�rung oder sonst wie gest�rte Verdauung zu reduciren ist. Wii'd im Wanste ein saurer Saft und in dem einfachen Magen zur Zeit der Leere Magens�ure abgesondert, ist freie S�ure im Darmkanale vorhanden, reagiren die Excremente sauer, so ist die neutralisirende Methode angezeigt. Als specielle Indicatio�nen sind hier noch aufzuf�hren:
Leck sucht. Diese wird als ein Symptom von abnormer Magens�ure betr�chtet, sie ist es auch oft, aber doch nicht im�mer; sie ist ausserdem auch als Salzhunger aufzufassen und auf Sensationen zur�ckzuf�hren, die nicht durch Einwirkung der S�uren auf die Magennerven, sondern durch den allgemeinen Mangel an Salzen in den S�ften bedingt ist.
In Gegenden, wo Boden und in Folge dessen die Vegetabilien arm an Kochsalz sind, da ist der Salzhunger bei den Wiederk�uern eine ganz ge�w�hnliche Erscheinung. Wenn daher die Lecksucht nicht zu der stehenden
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Erscheinung geh�rt, wenn sie nicht enzootisch ist, und �berall in den F�llen, wo von mehreren unter gleichen Verh�ltnissen lebenden Thieren nur ein�zelne Lccks�chtig sind, dann inuss man bei dieser Erscheinung an S�uren und s�urewidrige Mittel denken.
Heisshunger � Bulimm, Bulimia. Kommt bei Pferden, namentlich bei alten vor, und beruht sehr wahrscheinlch in einer Sch�rfe des Magensaftes; die Erfahrung hat wenigstens gelehrt, dass die absorbirenden Mittel mit den bitteren und erregenden am wirksamsten dabei sind.
W�sserige Harnruhr, namentlich die h�heren Grade, die mit Gel�ste auf alkalische Substanzen verbunden zu sein pflegen.
Durchf�lle bei S�uglingen � Milchruhr. Eine Aci-dit�t im Magen ist h�ufig die Grundursache; die Magens�ure wird hier wobl weniger prim�r abnorm abgesondert, sondern sehr wahrscheinlich durch angeh�ufte^ bel�stigende Milchcoagula im Magen bedingt, indem diese als fremde Massen in dem Magen fortw�hrend eine vermehrte Absonderungquot; eines sauren Magensaftes bedingen. Wie hier die S�ure auch entstanden ist, immer ist sie die weitere Ursache des nicht selten t�dtlich wer�denden Durchfalls.
Alle Durchf�lle, auch bei erwachsenen Thieren, die vor�zugsweise auf krankhafter Absonderung beruhen und in Folge von Di�tfehlern oder leichten Erk�ltungen entstanden sind, wer�den durch kohlensaures Natron am schnellsten und sichersten geheilt.
In vielen F�llen sind die gegen S�uren in den ersten Wegen in Anwendung kommenden Mittel radicale Heilmittel, in ande�ren aber nur Palliativmittel; im letzten Falle m�ssen sie noch mit Mitteln verbunden werden, welche den Ursachen entspre�chen, und unter denen die Di�t, die Stomachica und selbst die Abf�hrmittel in erster Eeihe stehen.
2. Saure Reaction des Harnes.
Bei den pflanzenfressenden Thieren ist der Harn alkalisch oder neu�tral, nur bei Jungvieh fand ich ihn zuweilen schwach sauer; bei S�ug�lingen, die eben noch keine Pflanzenfresser sind, reagirt der Harn immer sauer, und bei Fleischfressern ebenfalls, wenn sie Fleischkost bekom�men. Diese saure Reaction kann durch sehr verschiedene S�uren bedingt sein, meist sind es jedoch organische S�uren, aber nicht gerade die dem Harne angehnrigen; bei Pflanzenfressern ist es meist eine von den organi�schen S�uren des Harns. Dies als allgemeine Anhaltspuncte f�r die Pra�xis, f�r die es therapeutisch auch ziemlich gleichg�ltig ist, welche S�ure
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dabei vorwaltet. Wesentlich ist es aber, ob dabei nicht etwa auch viele an�organische Bestandtheile � namentlich Phosphate � mit ausgef�hrt werden.
�eberall, wo entschieden Acidit�t dos Harnes bei Pflanzen-t'ressorn besteht, da ist die ncutralisirende Methode angezeigt; und ist diese um so dringender, je allgemeiner eine Acidit�t pr�valirt, namentlich aber, wenn sich Ern�hrungsst�rungen in den Knochen ank�ndigen. Der Harn bleibt f�r die ncutra�lisirende Methode bei Pflanzenfressern das Barometer.
3. Acidit�t in den Secreten, namentlich im Speichel, Schleim und in der Milch; letztere ist bei den Milchk�hen h�u�tig Gegenstand der Therapie. Die Milch kann diesen Fehler schon aus den bildenden Dr�schen mitbringen, er beruht dann in Mangel an alkalischon Substanzen, die s�uretilgenden Mittel sind hier radicale Heilmittel; die Milch kann aber bei ihrer Bildung ganz normal sein und diesen Fehler erst sp�ter bekom�men, und zwar: a) von der erkrankten Schleimhaut der Milch-kan�lchen � Euter-Katarrh und -Entz�ndung �, und b) durch grosse Hitze im Sommer, wodurch im Euter, noch mehr aber nach dem Melken das Sauren und Gerinnen gef�rdert wird. In dem unter a) erw�hnten Falle kann von den innerlichen s�urc-tilgcnden Mitteln nicht viel erwartet werden; bei den unter b) angef�hrten Ursachen sind die innerlich verabreichten Alkalien in einem beschr�nkten Grade Pr�servativmittel, indem sie der Milch eine gr�ssere Alkalescenz ertheilen und so das S�uren l�nger abhalten. Oft m�ssen auch die Milchgeschirre Gegen�stand der s�uretilgenden Methode sein.
Mittel.
Alkalien in verschiedenen Verbindungen sind die chemi�schen Gegens�tze von S�uren; sind letztere Krankheitsproducte, so sind sie wesentliche Palliativmittel; sind die S�uren urspr�ng�lich pr�valirend, so haben wir an den Alkalien die radicalen Heilmittel. Besonders wirksam und gebr�uchlich sind: Aetz-ammoniakfl�ssigkeit, Kali, Natron, Magnesia und deren Salze, namentlich die kohlensauren � kohlensaures Kali und.Natron � Pottasche und Soda � sind die wirksamsten: kohlensaure Majr-nesia ist ein sehr mildes Mittel, f�r S�uglinge besonders geeig�net, namentlich in Verbindung mit Rhabarber oder mit kleinen Dosen Ipecacuanha und Opium; weinsteinsaures Kali � Wein�steinrahm � und borsaures Natron � Borax � schliessen sich
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Die neutralisirende Methode.
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hier an. Die Verbindungen mit Fett, die Seifen sind von gerin�gerer Wirkung; ein brauchbares Hansmittel als Surrogat ist die Holzasche. Nach den Alkalien kommen die alkalischen Erden, als: Kalk, namentlich Kalkwasser von frisch gel�schtem oder unter Verschluss aufbewahrtem Kalk, kohlensaurer Kalk (Kreide, Auster- und Eierschalen), Alaun und Bohis.
Bei S�uren in den ersten Wegen mit und ohne gastrische St�rungen sind die verschiedenen Stomachica mit den Antacida zu verbinden nach speciellen Indicationen.
Contra - Indicationen giebt es auch hier eigentlich nicht; die s�uretilgenden Mittel k�nnen neben verschiedenen Kurmethoden angewendet werden, und sie haben immer eine gewisse heil�same Wirkung, wo abnorme S�uren sind.
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F�ulnisswidrige Methode, IM. antiseptica.
Faulige Zersetzung � Sepsis, Putrescentia � ist Cardinal-Indication dieser Methode, die eine hohe therapeutische Bedeu�tung hat, die einmal den F�ulnissprocess selbst inhibirt und anderntheils auch die F�ulnissproducte unsch�dlich macht.
Leben und F�nlniss sind Gegens�tze, die sich ausschliesseu; wo Lehen ist, da kommt keine wirkliche F�ulniss zu Stande; die nothwendige Be�dingung zur F�ulniss, welche Form es auch sei, ist das Erl�schen des Le�bens, die Lebenskraft inuss ihre Herrschaft aufgegeben haben, die Bewe�gung, die unaufh�rliche im Lebendigen, welche die Bildung und R�ckbil�dung nach organischen Gesetzen zu Stande bringt, welche die Folge und zugleich die vitale Bedingung des Lebendigsein ist, diese Bewegung muss nothwendig aufh�ren, ehe die rein chemische Bewegung eintreten kann, die man als F�ulniss bezeichnet. So lange ein Thier lebt, kann es daher an ihm nur faule Theile geben, in den Secreten und abgestorbenen Glewebs-theilcn k�nnen nur wirkliche F�ulnissproccsse auftreten.
Diese Zersetzungsprocesse k�nnen verschieden sein, je nachdem sind auch die Producte verschieden und mehr oder weniger feindlich f�r den Organismus. Auf dem wissenschaftlichen Terrain der F�ulniss und G�h-rung ist aber noch nicht Licht genug, als dass ein Laie sich schon orien-tiren k�nnte, namentlich ist die Frage, ob pflanzliche und thierische Orga�nismen immer und durchaus nothwendig sind (die Vitalisten, Pasteur an der Spitze), oder ob diese Zersetzungen auch als reine chemische Acte � unter Feuchtigkeit, Luft (SaucrstoflF) und W�rme � vorkommen, wie es dem Pathologen nach den Vorkommcnheiten auf seinem Gebiete sehr wahr�scheinlich erscheinen muss; therapeutisch ist es zun�chst von Wichtigkeit, dass es sauer und alkalisch reagirende F�ulnissproducte giebt.
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Die faulnisswidrige Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;557
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Speciellere ludicationen, 1. Oertliche Zersetzung verschiedener Substanzen.
a) Abgestorbene Gewe bstheile, die um so leichter faulig zerfallen, wenn sie reich an Feuchtigkeit sind, wie na�mentlich beim feuchten Brande; die Zersetzung tritt sofort ein und liefert sehr delet�re Producte, wenn das Absterben der Theile selbst schon durch eine in Zersetzung begriffene Sub�stanz erfolgt ist; die giftigste Substanz, die im K�rper produ-cirt werden kann, ist die gef�rchtete rothe Brandjauche, die durch Contact alle lebendigen Theile ert�dtet; Decubitws bei grossen Thieren giebt oft Veranlassung zu umfangreichen loca-len Verjauchungen; die zur�ckgebliebenen Eih�ute verfaulen in der Geb�rmutter, deren Product aber weniger delet�r ist bei den Thieren, namentlich bei K�hen.
h) Ergossenes Blut. Das ergossene Blut zersetzt sich sehr gern, oft sogar in abgeschlossenen Extravasaten, immer aber in offenen Wunden nach Operationen etc., es liefert einen penetranten faulen Genich, der lange an den H�nden haftet, �brigens nicht so delet�r und von solcher infieirender Wirkung ist, als man dem Ger�che nach vermuthen sollte;
c)nbsp; nbsp;Eiter und Secrete in Wunden und Geschw�ren � faulige, destructive Geschw�re, fauler Strahl �, plastische und diphtheritische Exsudate;
d)nbsp; nbsp;normale Se- und Excrete, Speichel � bei Maul�klemme �, Schleim � in der Geb�rmutter retenirter �, Harn bei Fisteln und Infiltrationen, und Faces in den Verdauungs�wegen, wie auch bei Kothfisteln.
In allen diesen F�llen handelt es sich um die Heilwirkung an Ort und Stelle und um Verh�tung einer fauligen Infection.
2. Bei allgemeiner Sepsis, die gew�hnlich ihr Fer�ment im Blute hat, deshalb H�matosepsis oder Septic�mie ge�nannt wird. Diese allgemeine Sepsis kann eine selbstst�ndige Krankheit sein, die faulige Infection, das Faulfieber �, oder sie gesellt sich einer vorhandenen Krankheit hinzu, irgendwie zu�f�llig oder durch die Krankheit selbst bedingt. Solche prim�re oder secund�re allgemeine Sepsis �ussert sich dadurch: a) dass alle Secrete mehr oder weniger anders geartet sind, sofort in F�ulniss �bergehen, gewissermaassen w�hrend der Ab- und Aus�sonderung schon faulen und in den h�heren Graden Ursache
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Die fanlnisswklrige Methode.
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Bind, dass die Thiere schon bei lebendigem Leibe stinken; h) dass in den Theilen, wo eine Circulationsst�rung im Capillar-system eintritt, auch alsbald ein fauliges Absterben der Gewebs-theile entsteht und faulige Geschw�re hervortreten. Erschei�nungen, welche von Alteration des Blutes und von abnormen Ern�hrungsverh�ltnissen zeugen, sind nicht gerade beweisf�hig f�r die faulige Beschaffenheit des Blutes.
Mittel.
A. Chemisch und physikalisch wirksame f�ulniss�widrige Mittel, die auch zur Conservation der leblosen orga-nischen Substanzen dienen, und auf den lebendigen Organismus nicht anders f�ulnisswidrig wirken, wie auf diese.
1.nbsp; nbsp;K�lte. Bei allgemeinen septischen Zust�nden ist sie ein recht wirksames Mittel. Reine k�hle Stallluft, metho�dische Anwendung des kalten Wassers auf die Haut, ohne die Perspiration anders, als nur momentan zu unterdr�cken: am besten werden kalt durchfeuchtete Decken um die Patienten gelegt und 1�2 st�ndlich erneuert. Bei der methodischen Anwendung des kalten Wassers kommt neben der physikali�schen Einwirkung auch noch die Aufnahme von Wasser, die Einwirkung auf die Hantnerven und die F�rderung der Dia-phorese neben der antiseptischen Wirkung in Betracht. Die rechte methodische Anwendung des kalten Wassers bleibt eins der wirksamsten Mittel bei Faulfieber und �hnlichen Krank�heiten, �asentwickelung wird durch K�lte angehalten, weil die faule Zersetzung beschr�nkt wird.
2.nbsp; nbsp;Austrocknende und deckende Mittel bei localen fauli�gen Zersetzungen. Ohne Feuchtigkeit herrscht das Gesetz der Starrheit, wobei jede F�ulniss ausgeschlossen ist, daher sind die Absorbcntia auch sehr wirksame f�ulnisswidrige Mittel; obenan stellt unter ihnen die Kohle als Antisepticum. Schlitzen die aus�trocknenden Mittel zugleich gegen den Luftzutritt, so ist ihre Wirkung um so nachhaltiger.
3.nbsp; nbsp;S�uren und Alkalien. Bei der alkalischen F�ulniss die S�uren und die Metallsalze, die alle sauer reagiren und deshalb hier zu dem chemischen Gegensatze geh�ren ; das billigste und zugleich wirksamste unter den Metallsalzen ist der Eisenvitriol. Alle diese Mittel kommen bei localer Sepsis �usserlich direct.
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Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5.r)9
bei allgemeiner Sepsis auch innerlich zur Anwendung. Auch die Bierhefe ist hierher zu z�hlen, insofern sie als Ferment die saure G�hrung einleitet, wenn Zucker vorhanden ist; sie �us-sert deshalb ihre antiseptische Wirkung vorzugsweise in den Verdauungswegen. Die alkalischen Mittel finden ihre Anwen�dung umgekehrt bei sauren Zersetzungen. Alkalien und Erden, die zugleich absorbirend und austrocknend wirken, sind nun so wirksam; Kalkmilch trocknet aus und absorbirt faule Ger�che.
4. Specifische Antiseptica, d. h. solche, deren Wirkungs�weise sich nicht auf die erw�hnten chemischen Gegens�tze zu�r�ckf�hren l�sst und die bei allen faulen Zersetzungen hem�mend einwirken, sei es durch feindliche Einwirkungen auf vitale Erreger, sei es durch leichte Umsetzung und chemische Ver�wandtschaft zu den faulenden organischen Stoffen.
Chlor. Ehemals von grossem Eufe, in neuerer Zeit hat es an Credit verloren, weil es den faulen Geruch nicht so schnell
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und vollst�ndig wegnimmt, als andere hierher geh�rige Substan�zen. Immerhin muss es r�cksichtlich der fauligen Zersetzungs-processe noch als ein recht wirksames Mittel empfohlen wer�den, welches innerlich als Chlorgas (durch Inhalation) und Chlorwasser, und �usserlich als Chlorwasser und Chlorkalk zur Anwendung kommt.
K o ch s a 1 z. In neuerer Zeit von Devander *) als ein aus�gezeichnetes Desinfectionsmittel fauliger und brandiger Wunden empfohlen; der �ble Geruch verschwindet, die Wunde wird rein und gute Eiterung und Granulation erfolgen in einigen Tagen. Es ist sogar als Vorbauungsmittel gegen etwaige faulige Infec�tion und schlechte Eiterung empfohlen, kann jedoch erst bei eingetretener Eiterung Anwendung finden, weil es in frischen Wunden zu stark reizt. 100 Grm. auf 2 Liter ist bei eingetre-teuer F�ulniss eine starke L�sung. Die L�sung muss abgegos�sen und filtrirt werden, damit keine Krjstalle mit in die Wunde kommen. Nach Reinigung mit der L�sung die Anwendung getr�nkter Compressen, die nach Umst�nden �fter oder seltener gewechselt werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; {
�ebermangansaures Kali, Kali hypermangameum. Ein �usserlicbes Mittel, welches das Kochsalz als Antisepticum �ber-
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*) Du Chlomr de Sodiiun dans le traitement de plaie en general. Liege 1865.
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Die f�nlnisswidrige Methode.
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trifft und auf die Wunden milder einwirkt In L�sungen 1 : 24 � 48 Theilen Wasser gebr�uchlich.
Die brenzlichen Mittel der trocknen Destillation. Theer, besonders in Verbindung mit Gyps (1:3), als sehr wirk�sames Hausmittel �usserlich; die Theers�uren und das Krpo-sot, vorz�gliche innere und �ussere Antiseptica. Die Carbol-s�ure �bertrifft alle Mittel in der Brauchbarkeit f�r die Praxis; sie nimmt sofort den Stinkstoff weg, reizt die Wunde wenig, hat guten Heiltrieb zur Folge, ist auch innerlich anwendbar und dabei sehr billig. Bei sehr faulen und torpiden Geschw��ren wendet man sie rein an; sie ist l�slich in Spiritus und Gel, will man eine milde �rtliche Einwirkung haben, so ist ein Zu�satz von 3 � Ofacher Menge Oel recht empfehlenswerth. Inner�lich mit Oel oder Schleim, f�r Pferde und Rinder 40�60 Grm., Hunde 2�4 Grm., t�glich 2�3 Dosen. Bei Hunden er�zeugte das Mittel regelm�ssig, bei Pferden gew�hnlich geringe Temperaturerniedrigung in der erw�hnten Dose, deshalb ganz besonders bei Faulfieber mit hoher Eigenw�rme in Verbindung mit der Kaltwasserkur zu empfehlen.
Die Vitalit�t hebende Mittel, die beim �usserlichen (Gebrauche erregend, belebend auf die lebendigen Theile ein�wirken^ wodurch die, einer localen F�ulniss anheimgefallenen Theile von den gesunden abgegrenzt und abgestossen werden, und die bei innerlicher Anwendung die Verdauung beth�tigen und regeln, die Zufuhr von gesundem Bildungsmaterial f�rdern, erregend auf das Nerven- und Gef'�sgsystera einwirken und so den Organismus �berhaupt zu einer gr�sseren Th�tigkeit gegen den fauligen Zustand r�sten. Die bitteren aromatischen, �the�risch-�ligen und andere fl�chtig erregende Mittel geh�ren hierher.
Contra - Indieationen,
Das Todte und Faule muss von dem K�rper entfernt wer�den, die allgemeinen fauligen Zust�nde m�ssen unter allen Um�st�nden bek�mpft werden, wenn sie nicht zur allgemeinen fau�ligen Aufl�sung, zum Tode f�hren sollen; von einer Gegen-anzeige kann deshalb auch bei dieser Methode niemals die Rede sein, es muss nur bei der Auswahl der Mittel den spe-ciellen Umst�nden Rechnung getragen werden, was hier mit keinen besonderen Schwierigkeiten verbunden ist.
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Die gif'twiilrige Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5G1
Die giftwidrige Methode, 11. antidotica.
Bei einer Vergiftung kommt Zweierlei in Betracht, eimnal die giftige Substanz und zweitens der vergiftete Leib, die be�reits angerichteten Krankheitszust�nde � Ursache und Krank�heit, hulicatio causaUs et morbi.
Das Gift.
Das Gift selbst ist so recht eigentlich Gegenstand dieser Methode, deren Hauptaufgabe eben die ist, das einverleibte Gift zu entfernen oder im Organismus unwirksam zu machen. Der vergiftete Leib kommt hierbei nat�rlich immer wieder mit in Betracht, weil er eben das Object ist, was gerettet werden soll, es m�ssen daher die auf das Gift gerichteten Angriffe f�r den Organismus �berhaupt und speciell auch in R�cksicht auf die bereits in demselben angerichteten Krankheitszust�nde unsch�d�lich oder doch mindestens nicht gefahrdrohend sein.
Ist ein Gift, d. h. eine Substanz, die schon in kleinen Quan�tit�ten das Leben in Gefahr bringt, irgendwie einverleibt wor�den, oder ist eine zwar nicht gerade zu den Giften z�hlende Substanz in einer giftig wirkenden Quantit�t verabreicht oder zuf�llig genossen worden, so ist damit die Anzeige zu dieser Methode gegeben, selbst wenn auch die Vergiftungszuf�lle noch nicht eingetreten sind.
Die specielleren Anzeigen f�r die zu w�hlenden Mittel und Wege ergeben sich: 1) aus der Qualit�t des Giftes hinsichtlich seiner rein chemischen Eigenschaften; 2) aus der Form, in wel�cher es einverleibt ist, ob in fester, leicht- oder schwerl�slicher oder in fl�ssiger Form; 3) aus dem Einverleibungsort, ob es vom Magen, von den Luftwegen, der verletzten oder unverletz�ten Haut aus in den K�rper gelangt ist; und 4) daraus, ob das Gift pl�tzlich aufgenommen worden oder ob die Vergiftung eine langsame und nachhaltige � eine chronische � ist, ob das Gift im ganzen Organismus verbreitet und in gewissen o'rganischen Verbindungen stabil geworden ist.
Die Art und Weise, wie das einverleibte Gift unsch�dlich gemacht wird, geschieht bald auf physiologischen, bald auf rein mechanischen, haupts�chlich aber auf chemischen Wegen.
Gerlacli Allg. Therapie. 2. And.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 30
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Die giftwidrige Methode.
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1. Directe Entfernung der Gifte.
a) Ausleerung aus dem Magen. Durch Auspumpen mittelst der sogenannten Magenpumpo und durch Brechmittel; Magen-puinpen f�r Haustliiere haben wir nicht und ist auch kein Be-d�rfhiss da, sie zu construircn. Brechmittel sind bei Thieren, die sich erbrechen k�nnen, angezeigt, wenn der Magen priisumtiv noch Gift enth�lt. Ist das Gift in einer Form und Verbindung genossen, in der es weniger l�slich ist und l�ngere Zeit im Ma�gen verbleibt, dann ist ein fr�hzeitiges Brechmittel das sicherste Rettungsmittel, und ein etwas versp�tetes Brechmittel schneidet mindestens die fernere vom Magen aus erfolgende Intoxication ab. Bei leicht l�slichen und noch mehr bei fl�ssigen Substan�zen kann nur von einem recht bald nachgeschickten Brechmit�tel etwas erwartet werden, zumal wenn das Gift in den mehr leeren Magen gekommen ist; bei vollem Magen verweilen auch fl�ssige Gifte l�nger in demselben. Ist das Gift ein fl�chtiges, so kommen die Brechmittel meist zu sp�t. Scharfe Gifte wir�ken selbst als Brechmittel, sobald sie zur Einwirkung auf die Magenwandung gelangen, deshalb werden hierdurch brechf�hige Thiere nur dann vergiftet, wenn die erste Einwirkung schon den Untergang bedingt, oder wenn die Mittel sehr eingeh�llt in den Magen gelangen, oder endlich, wenn sie sofort von einem Magenbrei absorbirt werden, der schon vorbereitet ist zum Ucbertritt in den Darmkanal.
Als Regel kann man hier hinstellen, dass in allen F�llen, wo bei Vergiftungen schon Erbrechen eingetreten ist, die wei�tere Anwendung von Brechmitteln unn�tz und selbst sch�dlich ist durch neue Reizung des schon gereizten, entz�ndeten oder gar corrodirten Magens; man darf daher in solchen F�llen das Erbrechen h�chstens unterhalten durch einfaches lauwarmes Was seiquot;, um den Magen noch mehr auszusp�len und desto sicherer von allen Gifttheilchen zu befreien. Wo kein Erbrechen ein�getreten ist, da ist es gleich nach der Giftaufnahme immer nothwendig, und in sp�terer Zeit noch zu versuchen, so lange noch keine Vergiftungserscheinungen vorhanden sind, die es verbieten, wie z. B. die bereits eingetretenen Strychnin-kr�mpfe ein Brechmittel verbieten.
Den BrechWeinstein wendet man nicht gern an, weil er �rtlich sehr reizend einwirkt und leicht ein Durchschlagen, den Uebergang des Mageninhalts nach dem Darm hin f�rdert;
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Das Gift.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �G3
Ipecacuanha und Zinkvitriol sind die beiden gebr�ucblich-sten Brechmittel, ersteres melir bei scharfen, letzteres mehr bei narkotischen Vergiftungen � cfr. Brechenerregende Methode.
h) Abf�hrmittel. Sie finden ihre Anwendung, wenn die Brechmittel zu sp�t kommen, ferner bei Thieren, die nicht er�brechen, und endlich unter allen Umst�nden, wenn die Gifte schwer l�slich sind und l�ngere Zeit hindurch ihre giftige Wir�kung in Verdauungswegen entwickeln; bei leicht l�slichen oder schon in gel�stem Zustande genossenen Substanzen wird hier�durch nichts gen�tzt. Ueberall, wo wir noch giftige Substan�zen, giftige Pflanzentheile etc. im Verdauungskanale vermuthen, da muss die Darmausleerung in Anwendung kommen. Die Ab�f�hrmittel d�rfen aber die L�slichkeit der Gifte im Darmkanale nicht f�rdern und auch nicht die etwa stattgehabten Reizungen in den ersten Wegen steigern. Die milderen, �ligen Ab�f�hrmittel sind im Allgemeinen angezeigt.
c)nbsp; Entfernung von der Haut und aus Wunden. Wir haben Mittel, die bei therapeutischer Anwendung auf die Haut leicht vergiftend wirken, so namentlich graue Quecksilbersalbe, Ta-backsdecoct � bei Rindern besonders � Arsenikb�der, Benzin u. a. m. Einfache Reinigung mit Seifenwasser, bei Tabacksabko-chungen mit Spiritus und demn�chst mit Seifenwasser verh�tet die weitere Intoxication-, sind aber schon Symptome der Ver�giftung deutlich hervorgetreten, so gen�gt dieses Verfahren allein nicht mehr, es m�ssen dann weiter noch innerliche Gegenmittel gereicht werden.
Bei vergifteten Wunden ist das Reinigen, starkes Ausblu�ten, Brennen etc. so schnell als m�glich zu veranlassen; die Gifte werden, wenn sie in leicht l�slichen oder gei�sten Formen einwirken, nicht minder schnell resorbirt, wie die Contagion � cfr. Vorbauung S. 225. Das Umbinden der Glieder neben der vergifteten Wunde, zwischen derselben und dem Herzen, ver�hindert die Resorption und verschafft Zeit zum weiteren Ein�wirken.
d)nbsp; Endlich sucht man selbst noch aus dem Blute.eine Ent�giftung durch Entleerung mit dem Blute zu erzielen; Aderl�sse befreien den K�rper von einem Theile des in das Blut �ber�gegangenen Giftes. Um diese Giftentleerung m�gliehst zu ver�vollst�ndigen, hat man wiederholte grossc Aderl�sse und Ersatz durch gesundes Blut auf dem Wege der Infusion vorgeschlagen �
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das substituircnde antidotische Verfahren. Praktisch bleibt es immer, einen theilweise entgiftenden, m�gliclist grossen Ader-lass zu machen, wenn man annehmen muss, dass das Gift be�reits in das Blut �bergegangen, oder dass es noch darin vor�handen ist � bei versp�teter anderweitiger directer Entfernung, bei erst frisch eingetretenen Vergiftungszuf�llen �, und wenn keine besondere Centra-Indication gegeben ist.
2.nbsp; nbsp; Einh�llung der Gifte im Magen und Darm-k an ale. Bei scharfen Substanzen immer angezeigt, um die rei�zende, zerst�rende Einwirkung auf die Schleimhaut zu mildern. Solche Einh�llung ist ein Linderungsmittel, das f�r die Dauer nicht gen�gt und deshalb niemals die Gegengifte entbehrlich macht, es sei denn, dass das Umh�llungsmittel eine Verbin�dung mit dein Gifte eingeht und zugleich ein Gegengift ist, wie z. B. Schleim, Eiweiss bei vielen Metallgiften; die ein�h�llenden Mittel d�rfen aber niemals l�send auf die Gifte ein�wirken; bei Phosphor- und Cantharidenvergiftungen z. B. d�r�fen keine �ligen Mittel angewendet werden, weil sie nicht Ein-h�llungs-, sondern L�sungsmittel f�r diese giftigen Substanzen sind.
3.nbsp; nbsp;Abstumfung der Empf�nglichkeit f�r das Gift, so dass es seinen Kreislauf durch den K�rper macht, ohne den�selben zu vergiften. Bei Giften, die auf die Bewegungsnerven wirken, Krampf erzengen und hierdurch den Ei-stickungstod herbeif�hren, bei solchen ist dies ein sehr geeignetes Verfahren. Die hier in Anwendung kommenden Mittel sind physiologische Gegengifte, welche das Gift selbst unber�hrt lassen, aber durch Einwirkung auf das Centralnervensystem die speeifische Wir�kung und so auch das lebensgef�hrliche Symptom nicht auf�kommen lassen oder, wenn es schon eingetreten ist, bald wieder beseitigen. Daher ist dieses Verfahren seiner Natur nach ein symptomatisches, was aber eben so sicher ist, als ein radicales Heilverfahren, wenn die Empf�nglichkeit so lange niedergehal�ten werden kann, als das Gift im K�rper wirksam ist. In-directe Antidot sind alle Narcotica und An�sthetica gegen Kr�mpfe erzeugende Gifte, Kampfer gegen Canthariden; sie lindern vor�bergehend, oder sie halten doch die gefahrdrohenden Symptome lange genug ab, dass inzwischen die Ausscheidung des Giftes auf nat�rlichen Wegen geschieht, so dass auf symp�tomatische Weise doch radical geheilt wird.
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Das Gift.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;565
4. Cliemisclie Einwirkung auf das (iit't selbst. Die Mittel, welche hier ihre Anwendung linden, sind die eigentlichen Gegengifte � Antidota.
a) Ist das Gift noch auf directem Wege � im Magen und Darmkanal, in Wunden, auf der Haut � erreichbar, so sind alle jene Substanzen entgiftende Mittel � Antidota � und bo; fr�hzeitiger Anwendung auch die Hettungsmittel, welche durch eine chemische Umsetzung � durch Reduction oder durch neue Verbindungen � das Gift selbst in eine solche Form �berf�h�ren, die entweder mehr indifferent ist, dem K�rper mindc stens nicht mehr in einer gefahrdrohenden Weise schadet, oder die schwer l�slich ist in den S�ften, so dass das Gift auf dem normalen Wege fr�her entfernt wird, als eine giftig wirkende Quantit�t zur L�sung kommt. Bei Bleivergiftungen z. B. ist Schwefel ein Antidot, weil das an sich auch giftige Schwefei�blei schwer l�slich ist und fr�her ausgeschieden wird mit den Kxcrementen, ehe es seine giftige Wirkung �ussern kann; ebenso ist auch das Eisenoxydhydrat gegen arsenige S�ure wirksam, weil die Verbindung mit Arsen eine schwerl�sliche ist u. s. w.
h) Sind die Gifte nicht mehr direct Im Magen, Darinkaiialo, auf der Haut erreichbar, sind sie schon in das Blut �bergegan�gen und wohl selbst schon in dem Gewebe abgesetzt, wie na�mentlich bei den chronischen Vergiftungen, dann k�nnen nur solche Mittel als Antidote wirken, welche gleichfalls und unter Umst�nden m�glichst schnell in das Blut �bergehen, sich mit dem Gifte im Blute und Gewebe, wo sie es antreffen, chemisch verbinden, die Gifte selbst aus der etwa eingegangenen Verbin�dung mit organischen Substanzen l�sen, unsch�dlichere und aus�scheidbare Verbindungen mit ihnen eingehen. Bei der Narkose z. B. muss das Antidot in das Blut �bergehen und hier das Nar-eoticum unwirksam machen; Mittel, die bei chronischen Biei-oder Quecksilbervergiftungen das Blei resp. Quecksilber nicht aus den organischen Verbindungen einl�sen und in eine l�sliche, ausscheidbare Form �berf�hren k�nnen, solche Mittel k�nnen auch bei diesen Vergiftungen nicht als Antidote dienen. Das Gift, was in das Blut �bergegangen ist, muss im Blute un�wirksam gemacht, und das Gift, was sich festgesetzt hat, muss mobil gemacht werden, damit es in den Strom der Ausfl�sse gelangen kann. '
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Die giftwidrige Methode.
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Die Gegengifte.
1.nbsp; nbsp;Eiweiss. Eier, Blut, Blutserum, Gallerte, Milch etc. sind Mittel gegen S�uren und metallische Gifte, heilsam gegen alle scharfen Gifte, ganz speciell aber gegen Sublimat und Kupfersalze. Alle giftig wirkenden Metalle gehen mit Eiweiss und andern Protc'ink�rpern chemische Verbindungen ein, ihre giftige Wirkung ist sogar auf diese Verwandtschaft zur�ckzu�f�hren, so dass die Heftigkeit der vergiftenden Wirkung mit der Grosse dieser Verwandtscliaft im gleichen Verh�ltnisse steht; ist aber einmal eine solche chemische Verbindung mit den orga�nischen Substanzen hergestellt, dann tritt Ruhe ein; diese Ver�bindung selbst ist nicht mehr giftig.
2.nbsp; nbsp;Mehlige Substanzen. Das Mehl hat seines Kleber-gehaltcs wegen �hnliche Wirkung, wie das Eiweiss, aber nicht so schnell und sicher, daher als Nothmittcl f�r Eiweiss in Er�mangelung desselben. Amylum hat grosse Verwandtschaft zu Jod und Brom, bildet mit demselben unsch�dliche Verbindungen, daher dient es bei diesen Mitteln auch als Antidot. Das Jod ist jedoch bei unseren Ilausthieren ein mehr mildes Mittel, bei dem wohl selten ein Antidot erforderlich ist.
3.nbsp; nbsp;Zuckerstoffe. Zuckerwasser, Honig, Syrup etc. sind Antidote gegen Kupfersalze, wodurch eine Reduction und so Unwirksamkeit derselben herbeigef�hrt wird, gegen Aetzkalk und Chromverbindungen � chromsanres Kali.
4.nbsp; nbsp;Kaffee. Gegen Spirituosa und Narcotica, namentlich gegen Opiumvergiftungen.
5.nbsp; Spirituosa. Alkohol gegen Ohlord�mpfe, Essigs�ure.
6.nbsp; nbsp;Kampfer. Gegen Canthariden.
7.nbsp; nbsp;Narcotica. Morphium und Belladonna gegen Strychnin. Das praktischste Mittel ist hier das Atropin, 3 bis 6 Cgr. f�r Hunde, bei denen die Strychninvergiftungen sehr h�ufig sind; es hat den Vorzug vor dein Opium, dass es recht schnell wirkt, der Hund das Atropin besser vertr�gt und die Bella�donnanarkose nicht so lange anh�lt, als .die Opiumnarkose. Das Curare soll auch ein Antidot gegen Strychnin sein (Viertel�jahrsschrift Bd. 16. Analecten S. 137.)
8.nbsp; nbsp;Kochsalz. Gegen salpctcrsaures Silber; das bei der Ber�hrung beider Substanzen entstehende Chlorsilber ist un�sch�dlich.
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9.nbsp; nbsp;Chlor (Chlorgas und Chlorwasser), (ienen Schwefel�wasserstoffgas und Blaus�ure empfohlen; wie aber alle hier em�pfohlenen Antidote, so kommt auch die Wirkung des Chlors gew�hnlich zu sp�t; gegen scharfe und narkotische Pflanzengifte; gegen Schlangengift und Gifte, die ein Product der F�ulniss thierischer Substanzen sind.
10.nbsp; Jod. Gew�hnlich in der milderen Verbindung mit Kali gebr�uchlich. Wird als vielseitiges Antidot betrachtet; beson�ders empfohlen gegen giftige Alkaloide, selbst gegen Scblangen-und Wooraragift (7). Brainard, Vierteljahrsschrift Bd. 10. Ana-lecten S. 133), gegen Blei- und Quecksilber-, besonders bei derartigen chronischen Vergiftungen (Melsens). Jodkali um ist ein sehr empfindliches Reagens auf Blei, indem sich ein Nie�derschlag bildet.
11.nbsp; nbsp;Eisen. Eisenoxydhydrat und essigsaures Eisen, Fer-rum Ivjdricmn in aqua und Ferrwn lujdrico aceticum cuvi aqua, namentlich letzteres gegen Arsenik.
12.nbsp; nbsp;Schwefel. Schwefelalkalien, Schwefeleisen, Schwefel�s�ure, selbst schwefelsaure Salze sind giftwidrige Mittel bei Blei�vergiftungen, besonders bei den acuten, wo das Gift noch in den Verdauangswegen liegt; es bildet sich hierbei eine schwer l�sliche und daher mehr unsch�dliche Bleiverbindung. Auch gegen Quecksilber und Arsenik sind diese Mittel empfohlen.
13.nbsp; nbsp; Alkalien. Magnesia usta � das mildeste und ge�br�uchlichste Alkali � Magnesia carhonica, Ammonium carbo-nicum, Liquor ammonii caastici, Kali � in oinprocentiger L��sung�, Kali carhonicum und Natrum carhonicum; alle neutralisiren freie S�uren und sind deshalb Gegengifte gegen giftig wirkende S�uren und solche giftigen Substanzen, die sich chemisch wie S�uren verhalten. Speciell sind noch die einzelnen Alkalien hervorzuheben: Kali causticum gegen Croton�l (Crotons�ure) und Canthariden � die doppelten und dreifachen Dosen dieser Mittel bleiben ohne Wirkung; Cantharidcntinctur J5 Grm. mit Kalilauge reizte die �ussere Haut nicht mehr. Magnesiamilch � aus 1 Theil Magnesia usta und 50 Theilcn Wasser � gegen Crotons�ure und Cantharidin (schw�cher als die Kalil�sung), gegen arsenige S�ure und Sublimat. 1 Theil Magnesia mit 50 Theilen Chlorwasser � unterchlorigsaure Magnesia mit freier Magnesia � gegen Phosphor; es bildet sich hier phosphorsaure
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Magnesia uud Clilormagncsium; Natrum hicarhonicum, in w�sse�riger L�sung gegen Zinksalzo. Ammoniak, Liquor ammonii can-stici verd�nnt gegen Alkohol, Kolilenoxydgas.
14. S�uren. Der chemische Gegensatz zwischen S�uren und Alkalien bedingt hier eben so gut eine antidotische Wir�kung auf giftig wirkende Alkalien, wie das in urngekehrter Rich�tung der Fall ist. Die vegetabilischen S�uren sind im Allge�meinen die milderen und auch die gobr�uoldiclisten Antidote, dabei giebt es aber auch unter den S�uren, wie unter den Alka�lien, einzelne Mittel von besonderer antidotischer Wirkung.
Essigs�ure und Citronensaft. Gegen �tzende Alkalien und narkotische Alkaloide. Galluss�ure � Ihnmmtm; China-, Eichen-, VVeidenrinden-, Gall�pfel-Abkochung, namentlich aber das reine Tannin gegen giftige Pilanzenalkaloide � ganz besonders gegen Nicotiu �, mit denen sie unsch�dliche Verbindungen � Tan-nate � bilden *), gegen Antimon, namentlich Brechweinstein, und gegen die sogenannten septischen Gifte.
Kurze Uebersicht der Mittel nach den Giften.
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*) Von 0. Henry entdeckt � Journal de Pharmac. 1835. S. 213.
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Von verschiedenen giftigen Substanzen kennen wir noch keine Antidote; so sind sie uns unbekannt von Salpeter, von dem Gifte in der H�ringslake, von verschiedenen thierischen und pflanzlichen Giften. Im Allgemeinen sind bei den pflanzlichen Giften Tannin und Alkalien, ersteres besonders gegen die narkotischen, letztere gegen die scharfen wirksam; bei thierischen Gif�ten sind die Alkalien und Chlorverbindungen mehr oder weniger heilsam. Ist das Gegengift unbekannt, so sind wir auf die Versuche zur Entleerung und die symptomatische Kur beschr�nkt; bei den scharfen Giften sind die albnrain�sen und die schleimigen Mittel die generellen Linderungsmittel.
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Die Behandlung des vergifteten Leibes � Indicatio morbi.
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Ott kann die Behandlung der erzeugten Krankhoitszust�nde ganz unterbleiben, die Hebung der Ursache � die Beseitigung des Giftes � gen�gt vielfaltig ganz allein zur Heilung; ist aber eine besondere Behandlung noch erforderlich, so findet dieselbe ihre speciellen Indicationen in der Wirkungsweise der Gifte selbst. Therapeutisch ganz sachgem�ss unterscheiden wir;
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1)nbsp; nbsp;scharfe, catz�nclende, corrosive,
2)nbsp; nbsp;auf die Nervenccntra wirkende � narkotische �, und .quot;5) das Blut zersetzende � septische � Gifte.
Bei der ersten Klasse kommen im Allgemeinen die einh�l�lende, deckende, die blutentziehende und abk�hlende Methode � das reizmildernde und entz�ndungswidrige Verfahren �, bei der zweiten Klasse die erregende, belebende, resp. beruhigende und bei der dritten endlich die antiseptische Methode in Anwendung. �eber das N�here verweise ich auf die erw�hnten Methoden.
Tritt bei dem verg�teten Imlividuura ein schnell t�dtlich werdender Zufall, cine Vital-Indication � tiefer Sopor bei Narco-tiea, Asphyxie bei Strychnin, Chloroform � hervor, so m�ssen solche Zuf�lle nat�rlich vor allen Dingen gemildert resp. besei�tigt werden durch die fl�chtigen Reizmittel, durch Ersch�tte�rungen des K�rpers und durch k�nstliches Athmen. Das k�nst liehe Athmen geschieht bei Hunden z. B. ganz einfach auf die Weise, dass man bei dein flach auf der Seite liegenden Thiere Bauch- und Rippenwandung rhythmisch zusammenpresst und so die Luft aus den Lungen treibt; nach aufgehobenem Drucke hebt sich das elastische Rippengew�lbc von selbst, wodurch eine geringe, aber gen�gende Inspiration erfolgt. Bei der k�nst�lichen quot;Respiration ist so lange Aussicht auf Wiederbelebung, als noch ein schwacher Herzschlag h�r- oder f�hlbar ist. Bei Strychninkrampf schl�gt das Herz zuweilen 5�10 Minuten fort, in einzelnen F�llen steht es schon in den ersten Minuten nach sistirtem Athmen still, und dann ist jeder Belebungsversuch vergebens.
Grosse Schwierigkeiten bieten die Vergiftungen bei unseren Il.xusthie-ren dadurch dar, dass man in den meisten F�llen nicht sicher weiss, ob sie ttberhaupt stattgefunden haben and durch welche Mittel; nicht selten werden Vergiftungen vorgegeben, wo keine sind, und in anderen F�llen bestehen wieder wirkliche Vergiftungen, wo man sie kaum vermuthet. In solchen F�llen ist zur n�heren Ausmittelung erforderlich: 1) die Entstehimgs-weise und die wichtigsten Symptome zu pr�fen, woraus man schon insoweit sicheren Aufschluss bekommt, ob narkotische Substanzen auf das Nervensy�stem oder scharfe, corrodirende Dinge auf die Verdauungswege eingewirkt b�hen, obgradatiin ein Siechthuin entstanden ist, anderweitige speeielle Ursachen obgewaltet haben; 2) die Thiergattung zu ber�cksichtigen; bei Hunden ist immer zun�chst an Rattengift, hei Srhweinen nn P�kel-und Heringsbr�he u. s.w., bei Pflanzenfressern an vegetabilische Gifte zu denken; 3) endlich die Umst�nde n�her ins Auge zu fassen, unter denen eine vermeintliche Ver�giftung eingetreten ist, namentlich ob Medicamente und von welcher Qua-
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Die Gegengifte.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;573
lit�t sie angewendet sind, ob die Krankheitsei-schciniingcn mit denselben im Einkl�nge stehen, ob mehrere Thiere dieselben Mittel bekommen haben und sie alle erkrankt sind, ob nicht etwa aus Irrthum ganz andere Mittel gegeben worden sind, als man beabsichtigt hat, ob die Vergiftungsei schei-nungon beim Weidegange oder bei der Stallfiittorung eingetreten siuei, ob ferner ein Gewerbe botrieben wird, bei dem giftige Substanzen f�r die Thiere abfallen k�nnen, und je nachdem ist die Untersuchung weiter auf diese Gegenst�nde auszudehnen.
Ist das Gift selbst nicht ausfindig zu machen, so muss eine allgemeine, den vorherrschendsten Symptomen ent�sprechende giftwidrige Behandlung eingeleitet werden; hierbei w�rden in Anwendung kommen: 1) Brechmittel bei Thieren, die sich erbrechen k�nnen; 2) schleimige, einh�llende, besonders eiweissartige und zuckerstoffreiche Mittel bei vorherr�schender Irritation in den Verdauungswogen; und 3) bei pflan�zenfressenden Thieren generelle Antidota, als a) gerbstoffhaltige Mittel gegen giftige Pflanzenalkaloide, welche Mittel um so mehr gereicht werden k�nnen, als sie an sich nicht zu den heroischen geh�ren und selbst bei einem Fehlgriffe nicht sonderlich schaden; h) die Alkalien bei pr�sumirten Substanzen mit sauer reagiren-den scharten Principien.
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Schmarotzertilgeude Methode, 91. antiparasitica.
Mancherlei Schmarotzei-g�ste kommen bei den Hausthicren vor; fr�her kannte man nur makroskopische Thiere, besonders Haut- und Darmbewoh�ner, Epizoon und Entozoon. Die mikroskopischen Untersuchungen in neue�ren Zeiten haben auch noch mikroskopische Thiere und Pflanzen entdeckt; die an und in dem Menschen und den Hausthicren parasitisch leben, und gerade diese mikroskopischen Parasiten sind �tiologisch und therapeutisch die bedeutungsvollsten. Es gab eine Zeit, wo man die Parasiten, d. h. den damals bekannten handgreiflichen Haut- und Darmparasiten eine heilsame Bedeutung zuschrieb, so sollte das Hautungeziefer � gew�hnlich unter L�use zusammengefasst � die sch�dlichen S�fte verzehren, die Darm�bewohner � Helminthen � die Verdauung anregen und die #9632; �berfl�ssigen S�fte verzehren � Ab�gard, G�ze u. A. Nach und nach �berzeugte man sich, dass die Parasiten nicht f�r ihre Wohnthierc, sondern, wie alle Thiere und alle Gesch�pfe, zu ihrem eigenen Zwecke geschaflen sind, dass die von ihnen bewohnten h�heren Thiere ohne sie am ges�ndesten sind und durch sie bel�stigt werden, unter Umst�nden sogar erkranken und selbst unter�gehen. Ein Gegensatz der fr�heren Ansicht �ber die Heilsamkeit hat sich
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,574nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schmarotzert�gende Methode.
in neuester Zeit bei wirklichen und vermcintliclien Entdeckungen � von Pilzen und Infusorien in thierischen Theilen � mehrseitig dahin ausgebildet, dass alle ansteckende und miasmatische Krankheiten auf Infeetionen beruhen und alle diese Infeetionen durch Parasitien, besonders pflanzliche bedingt werden, dass alle Ansteckungsstoffe, alle F�ulniss- und G�hrungsanreger, alle miasmatische Sch�dlichkeiten lebendige Sch�dlichkeiten seien. Die idealistische H�he der Vitalisten in der Aetiologie ist in dem Gedanken ausgesprochon, dass die Welt schliesslich an Parasitismus aussterben werde, alle h�her organisirten Thiere schliesslich in parasitischen Pilzen und Thie-ren untergehen m�ssen. Die Parasiten-Doctrine hat durch neuere Ent�deckungen eine gr�ssere Bedeutung in der Aetiologie und Therapie bekom�men und sie ist noch lange nicht abgeschlossen, sie hat noch eine Zukunft; augenblicklich aber ist die Phantasie der liealit�t weit voran ge�eilt: einzelne �berraschende Entdeckungen haben eine st�rmische Parasi�tenjagd erregt; und auf dieser Jagd will Jeder Entdeckungen machen und je mehr schon eine gewisse vorwaltende Neigung f�r diese vitalistische Richtung besteht, desto leichter werden Entdeckungen gemacht, die keine sind, die nur auf T�uschungen basirte theoretische Fabrikate sind. Der Hauptgrund der T�uschung liegt darin, dass bei allgemeiner Verbreitung der niedrigsten Organismen, pflanzlicher und thierischer, sich solche h�ufig zufallig, oft sogar erst post mortem eingefunden haben, wo man sie f�r etwas wesentlich Aetiologisches h�lt. Nicht selten werden von weniger Ge�bten auch Fettk�rnchen f�r Pilzsamen gehalten. Wie viel und wie wenig sich aus der heutigen Hypothese der Vitalisten best�tigen wird, liegt eben noch in der Zukunft. Zun�chst kn�pfen wir unsere Methode an Thatsaohen der Gegenwart.
Jede Tliierart hat ihre bestimmten Parasiten; manche kom�men bei verschiedenen Thierarten vor, wir haben pflanzliche und thierische Parasiten, die der Mensch mit seinen Haustliie-ren gemein hat; riicksichtlieh dieser besteht eine gegenseitige Ansteckung � Besamung, resp. �ebersiedelung. Parasiten, die verschiedene Entwickelungsstufcn und in diesen eine l�ngere oder k�rzere Selbstst�ndigkeit besitzen, kommen in den ver�schiedenen Kntwickelungsstadien an und in verschiedenen Thier�arten vor, und zwischen diesen Thierarten besteht dann wieder eine Ansteckung. Neben allen diesen Verh�ltnissen kommen auch Parasiten vor, namentlich pflanzliche, die in der Aussen-welt vorkommen, entweder derselben recht eigentlich angeh��ren und nur zuf�llig an thierischen Organismen haften, oder die in ihrem gesammten Lebenslaufe eine parasitische Lebens�station haben, die nur in einer bestimmten, gew�hnlich unvoll�kommenen Entwickelungsfonn als Parasit auftreten. Krankhei�ten, die durch diese in der Aussenwelt vorkommenden Organis�men erregt wurden, entstehen genuin, Krankheiten, die durch
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Schmarotzertilgende Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;575
Organismen erregt werden, welche nur als Parasiten im Thier-reiche vorkommen, z�hlt man zu den Gontagioncn. Ob alle Contagien Organismen sind, ist bis jetzt nicht zu erweisen, des�halb kann auch die parasitentilgende Methode nicht mit der desinficirenden identificirt werden. Alle diese Verh�ltnisse sind therapeutisch von Bedeutung, weil hiervon der Umfang der Ver�folgung der Parasiten abh�ngig ist.
Ueberall, wo wir Parasiten antreffen, da ist unsere Methode im Allgemeinen angezeigt, weil sie f�r das betreffende Thier immer etwas Abnormes sind. Specielle und dringende Indica-tionen haben wir an den Parasiten, die erfahrungsm�ssig St��rungen in verschiedenem Umfange erzeugen, wenn auch augen�blicklich noch keine St�rungen vorhanden sind � dieVorbauung�, und selbstverst�ndlich in allen F�llen, wo sie schon St�rungen herbeigef�hrt haben. Bei gleichzeitig vorhandenen Krankheiten kann es zweifelhaft sein, ob sie parasitischen Ursprungs sind; hier kommt die parasitenwidrige Methode dennoch in Anwen�dung � sei es auch mehr versuchsweise �, wenn die St�run�gen selbst uns auf die Anwesenheit der Parasiten hinleiten, oder wenn wir Parasiten in dem Krankheitsbereiche vorfinden, deren Unschuld nicht anerkannte Thatsache ist. Die Unsicher�heit hinsichtlich der Indicationen ist leider nicht die einzige Unvollkommenheit dieser Methode; eine sehr grosse Beschr�n�kung erf�hrt sie dadurch, dass nur die mit den Parasitengiften direct erreichbaren Parasiten getilgt werden k�nnen und selbst diese nicht einmal alle sicher, so z. B. k�nnen wir die feinen Rundw�rmer in den Luftwegen, den Strongylus contortus im vier�ten Magen der Wiederk�uer, die Gastruslarven im Pferdemagen, die Darmtrichinen im D�nndarme nicht vertilgen, wenigstens nicht sicher. Ob Parasiten � Infusorien oder Pilze � im Blute vertilgt werden k�nnen, ist noch sehr fraglich; hier m�ssen wir es aber immer versuchen, weil es noch m�glich ist. In den Geweben k�nnen wir bis jetzt noch keine Parasiten vertil�gen; weder die Wurmblasen, noch die Rundw�rmer in den Mus�keln k�nnen wir mit irgend einem Mittel erreichen, selbst nicht einmal die Egelschnecken in den Galleng�ngen.
Am wirksamsten ist diese Methode bei den Hautparasi�ten, deren es eine grosse Anzahl giebt. Hier haben wir the�rapeutisch drei Gruppen zu unterscheiden:
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576nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schmarotzertilgende Methode.
1. Die Epiphyten, die in und unter der Epidermis ilir Wurzellnger ausbreiten und je nachdem leichtere und st�rkere Reizungen von einfacher copi�ser Desquamation bis zur ausge�pr�gten Entz�ndung mit Pustel- und Borkcnbildung verur�sachen und so dem Grade und der Ausbreitung nach verschie�dene Ausschlagsformen bedingen, die unter dem generellen Na�men Mykosen zusammengefasst sind. Diese pflanzlichen Parasiten sind alle zu zerst�ren, die Krankheit heilt dann von selbst ab; die aber tiefer unter der Epidermis liegen, sind schwer zu ver�tilgen, es kommen gern R�ckf�lle in Folge einzelner keimf�hig gebliebener Sporen. Die in Haars�cke eingedrungenen Epi�phyten werden gew�hnlich erst nach der Epilation vernichtet; je fr�her die Epilation eintritt, desto leichter die Heilung. Manche Mykosen heilen sogar von selbst ab durcli Ver�dung des Bodens
�nbsp; nbsp;die reine Trichomykose heilt ab, wenn keine Haare mehr vorhanden sind. Es kommen auch Pilzwucherungen in der Haut vor, die nur kurze Dauer haben, die betreffenden Pilze sterben von selbst ab, ohne Producte zur Fortpflanzung zu liefern, der Miichschorf an den Lippen heilt immer von selbst und schon nach kurzer Zeit von etwa 14 Tagen ab.
Ausser den fr�her bereits beschriebenen Flechten � Magazin, Bd. 23 und 25 � habe ich weiter noch gefunden: 1) den Favuspilz bei Katzen an der Basis der Ohrmuscheln (auch bei M�usen gefunden); 2) bei dem Hunde zwei Pilze, die sich haupts�chlich dadurch unterscheiden, dass der eine in der Epidennisschicht wuchert, weniger bel�stigt und reichliche Abschupinuig bedingt: der andere dagegen sein Mycelium tiefer auf die Cutis treibt, mehr bel�stigt, eine leichte chronische Entz�ndung unterh�lt, theilweises Ausfallen der Haare und stets Ilantverdickung herbeif�hrt, am liebsten auf dem R�cken vorkommt und auf demselben entlang kriecht, so dass die Verdickung von der Schwanzwurzel bis zu den Schultern, seihst bis zu dem Genick geht; 3) an den Lippen der Ziegen von einem Mauhvinkel zum andern, der eine '/#9632;) Zoll dicke, graue Kruste erzeugt � der sogenannte Milchsehorf. Ausserdcm glaube ich bei der b�sartigen Klauenseuche der Schafe einen Pilz als die Ursache der chronischen Klauenentz�ndung ken�nen gelernt zu haben; es hat mir jedoch leider an Gelegenheit gefehlt, die Untersuchung fortzusetzen und das Sachverh�ltuiss pr�ciser festzu�setzen. Der hiesige Lehrer Harms fand k�rzlich Pilzsporen bei dem Eoth-lauf der Schweine; ob sie constant und wesentlich oder zuf�llig sind, m�ssen weitere Untersuchungen lehren. Pilze in den Verdauungswegen � Enterophyten � sind gew�hnliche Erscheinungen bei ganz gesunden Thlc-ren, und am meisten fand ich sie bei Schweinen, besonders auf und in dem Epithel des Magens. Bei einer senehenartigen Bronchitis der L�mmer
-nbsp; nbsp;Kadaver von Kroisthierarzt Schmidt in Ilofgeismar zugeschickt � und bei Schafen, die hier zur Behandlung kamen, fand ich auf dem Epithel
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Schmarctzertilgende Methode.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 577
der Luftr�hre bis in die Bronchien eine grosso Anzahl Sporen, sollist bei der Obduction der noch nicht erkalteten Leichen. Das Auftreten der Bron�chitis als Heerdekrankheit, die hartn�ckige Fortdauer der Erkrankungen bei entsprechender Vorbanungskur, die grosse Sterblichkeit und die T�dt-lichkeit des Verlaufes bei verhiiltnissra�ssig geringer anatomischer Ver�n�derung in den kranken Lungen � Hyper�mie, Oedein und Atelatasie � oha-rakterisirten die Bronchitis als eine ganz besondere und veranlassten mich zur mikroskopischen Untersuchung. Die Erkrankungen sistirten erst, als die lleerden in andere St�lle kamen. Eine fr�here Beobachtung von lloloff � Mittheilungen 1866/�7, S. l�� � beweist, dass Infusorien und ver�schiedene mikroskopische PHanzengebilde aus der Jauche intensive Ent�z�ndung in der Sehleimhaut der Luftwege erzeugen k�nnen. In den von mir untersuchten F�llen war immer nur in den Bronchien und etwas gr�sse-ren Luftr�hrenzweigen eine schwache entz�ndliche Beizung ausgesprochen.
2. Die Arachnoiden. Die auf der Haut lebenden sind leicht zu vertilgen � Symhiof.es und Dermatodectes �, die sich eingraben und bis zur Borkenbildung unter der Epider�mis leben, verlangen schon eine nachdr�cklichere Einwirkung. R�ckf�lle sind leicht, weil leicht einzelne Milben und Milben-eier unvergiftet bleiben. Am schwersten sind die Milben zu ver�tilgen, die tief in die Haars�cke und Hautdr�sen eindringen � Acarus folliculorum des Hundes.
Ueber die Arachnoiden und deren Vergiftung kann ich auf meine Mono�graphie �Kr�tze und Baudequot; verweisen: hinzuzuf�gen habe ich hier nur noch folgende Milben: 1) eine Symbiotes cati, die im Ohre der Katze nicht selten vorkommt und von Huher � VircJww's Archiv, Bd. 22. 8.192 � zuerst aufgefunden ist. Sie unterscheidet sich von .S'. erjvi et hovis dadurch, dass der Kopf durch eine seichte Einschn�rung vom Rumpfe eine Andeutung von Halsbildung zeigt, die beiden inneren Hinterbeine beim Weibchen, das vierte Fasspaar, rudiment�r und ohne Haftscheiben sind, dass die Haut viel zarter ist und die Thiere sich nur tr�ge bewegen. 2) Eine Dermato�dectes eaniculi im Ohre des Kaninchens. Ein von der Br�sseler Thierarz-neisehule bezogenes grosses Kaninchen mit den langen, mehr h�ngenden Uhren zeigte nach l�ngerer Zeit beide Ohrmuscheln mit gelben, lockeren, bl�tterigen und fettigen Krusten gef�llt, in denen sich unz�hlige Milben befanden, die im Wesentlichen von der Grosse und dem Baue der Derma�todectes equi waren. Nach Entfernung der Kruste verging etwa 1/4 Jahr bis zur neuen F�llung der Ohrmuschel, an den �brigen K�rpertheileu wa�ren weder Abschuppungen noch Milben. 3) Sarcoples avium. In dem hiesigen zoologischen Garten fand ich bei einem Fl�tenvogel einen weisslichcn Beschlag an den Beinen-, nach und nach, im Verlaufe eines '/.j laquo;Ltlnes bildete sich eine weisse Borke mit langen zottigen Epidermoidalgebilden. In dieser Borke lagen viele Milben, die mit den Sarcoptcs des Menschen, Pferdes und Hundes grosse Aehnlichkeit hatten. Sp�ter fand ich dieselbe Krustenbildung bei einem Trupial in einem ganz anderen K�fig mit denselben Milben. Die Milbe kommt also bei den verschiedensten V�geln vor und deshalb habe
Gerlach Allg. Therapie. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;37
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ich sie -S. avium genannt. Bei den Mitbewohnern der Volieren keine Spur von Ausschlag. Reynal und Languetiri haben eine Milbe bei H�hnern an den Beinen und am Kamme gefunden, die wohl dieselbe Milbe gewesen ist. � Annales de metl. vitir. pnblides a Brvxdles. XIV. 1859. Uepert. Bd. 21, Seite 48.
3. Insekten. Alle Schmarotzer-Insekten der Haut haben �tiologisch und therapeutisch eine untergeordnete Bedeutung; nur die Blutsauger machen wirklichen Hautausschlag, �hnlich dem der Arachnoiden, bei den �brigen kommt haupts�chlich nur die Bel�stigung durch Hautkitzel in Betracht. Eine Schwie�rigkeit f�r die Tiierapie liegt hier gew�hnlich darin, dass bei leichter Uebersiedelung gew�hnlich alle Individuen eines Stal�les leiden und die Anwendung der Mittel viel M�he verursacht, die man bei der Geringf�gigkeit des Gegenstandes selten dar�auf verwendet.
Von einigen Insekten sind es die Larven, die als Parasi�teng�ste der Haut in Betracht kommen; so bev�lkern die Schmeissfliegen gern die Wunden und (beschw�re in der Haut; einige Maden graben sich geradezu in die Haut hinein; die be�kannten Oesteruslarven des Rindes und Hirsches will ich nicht wei�ter erw�hnen, aber die noch weniger bekannten Maden von Lii-cilia serinata will ich hervorheben, welche ihre Eier in und un�ter die feinsten Stellen, namentlich in die N�he des Afters legt, deren Maden die Haut durchgraben und bei Vernachl�ssigung grosse Verluste unter den Schaf heerden in Holland verursachen.
In Holland kommt �De VliegenzieMe de Schapen'squot; im Sommer nicht selten vor. Ich sah die Krankheit in Schidam zur Zeit der Kinderpest, nnd fand bei den Kranken in der N�he des Afters bis auf die Krupe ganze Nester von kleinen Maden auf der Haut unter einem Wollfilz, die Haut selbst war vielfach, an einzelnen Stellen siebf�rmig durchfresson und unter-minirt; aus kleinen und grossen OeiTmmgeu traten bei Druck zahlreiche kleine und grosse Maden hervor, die mit erstaunlicher Beh�ndigkdt in die H�hlen zur�ckkehrten, wenn der Druck nachliess. Die Fliege kommt auch bei uns vor, die Krankheit aber nicht, so viel ich weiss. Das Vorkommen der Madenkrankheit der Schafe in Holland scheint mir darin zu liegen, dass die �fter befeuchtete lange Wolle auf dem K�rper einen dichten Filz bildet, unter dem die Maden einen behaglichen Schutz finden, und dass die Schafe auf den reichlichen holl�ndischen Weiden (auf den Polters) �fter an Durchfall leiden, und die Wolle daher in der N�he des Afters einen Filz von verschiedener Ausdehnung bildet.
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Die Vertilgung.
Die Parasiten werden entweder direct entfernt, oder auf dem Wege der Vergiftung get�dtet. Die directe Entfernung hat nur eine beschr�nkte Anwendung, und bei der Vergiftung bieten sich zwei Schwierigkeiten, einmal, dass die Parasitengifte gar zu leicht auch die Parasitentr�ger mit vergiften und zwei�tens, dass die im Inneren des Organismus wohnenden Parasi�ten f�r das wirksame Gift unerreichbar sind.
1. Verschiedene Schulz- und Entfernnngsinittet.
Kr�ftige Ern�hrung. Die meisten Parasiten finden in abgeschw�chten Wohnthieren die behaglichste Existenz; einzelne werden durch kr�ftige Reaction abgehalten oder doch fr�hzeitig ausgestossen z. B. aus den Luftwegen durch kr�ftigen Husten; die Hautbewohner aus der Familie der Insekten gedeihen auf K�mmerlingen mit langen, trockenen Hungerhaaren, mit aufge�trockneten Hautschuppen und mit tr�ger Reaction am besten. Kr�ftige Ern�hrung macht allen diesen Parasiten den Aufent�halt weniger wohnlich. Manche Parasiten �ben ihren st�renden Einfluss nur oder doch vorzugsweise durch Abschw�chung. Die restaurirende Methode ist in solchen F�llen das Erhaltungsmittel, wodurch die bel�stigten Thiere auch oft gerettet werden in alien den F�llen, wo die Parasiten nur eine bestimmte Zeit im K�r�per wohnen und dann freiwillig auswandern, wie namentlich die Brerasenlarven und viele Helminthen, besonders die Rundw�r�mer in den Luftwegen, Strongylus contortus im vierten Magen, die Egelschnecke in der Leber; bei letzterer giebt es bis jetzt gar kein anderes Mittel.
Hautpflege. B�rsten, Striegeln, Waschen und Baden lassen Hautinsekten, selbst die sich nicht eingrabenden Arach-niden nicht aufkommen; die schon vorhandenen Insekten k�n�nen sogar hierdurch vertrieben werden; bei Pferden und Hun�den ist solche Hautpflege durchzuf�hren, bei Rindern in Heer-den nur sehr unvollkommen, bei den �brigen Hausthieren gar nicht. Das Gefl�gel reinigt sich selbst durch Baden im Was�ser, besonders aber im Sande, wenn wir ihnen Gelegenheit geben.
Entfernung durch chirurgische Operationen. Horn�hautschnitt bei Filaria papilosa in der vorderen Augenkammer:
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.r)80nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schmarotzertngende Methode.
Trepanation der Nasen-, Stirn- und Kieferh�hlen bei Larven der Schafbremaen � Cephalomia ovis � und hei Pentastomum taenioides, der Sch�delh�hle bei Coenurus cerehralis; letzterer stirbt gew�hnlich schon ab, wenn das Wasser durch einen Ein�stich entfernt worden ist, was mit geringerer Gefahr ausgef�hrt werden kann, als die Extraction; Tracheotomie bei Gastruslar-ven im Kehlkopfe des Pferdes.
Nach Crepin � Journal prat. veter. 1820 � hat mau im s�dlichen Frankreich in Jeder Schmiede einen Stock, mit dem man bis in den Magen geht, am die Larven ans der Rachenh�hle, dem Schl�nde und Magen zu entfernen. Tn Rassland soll os ebenfalls Gegenden gehen, n-o die Gastrns-larven sehr h�ufig vorkommen und mittelst besonderer Rachenbiirsten in den Sehmieden entfernt werden.
II ustenerregendc Mittel � Becchica �bei Rundw�r�mern in den Luftr�hren und den Bronchien � conf. S. 458 � und Niesemittcl � Stemufatoria � bei Parasiten in der Na�senh�hle. Taback, Niesswurzel und Euphorbium sind die st�rksten Niesemittcl, die bei den Nasen- und Stirnlarven der Schafe ihre Anwendung in der Art finden, dass man sie ganz fein pulveri-sirt in die Krippe sch�ttet; bei dem Beriechen dringt das Pul�ver in die Nase; sch�ttet man zugleich etwas Salz in die Krippe, so eelanfft das Niesemittel um so sicherer zur Wirkung.
Die Niesemittel haben nur Erfolg als Vorbauungsmittel zur Zeit der Einwanderung der kleinen Maden. L)ie Einwanderungszeit ist von Johannis bis Herbst, besonders aber in den Monaten August und September; die kleinen Maden wandern stets durch die Nase in die Stirnh�hle, sie verblei�ben erst lungere Zeit in der Nasenh�hle, zumTheil versp�ten sie sieh hier; ich traf bei schon mehr entwickelten Larven in der Stirnh�hle immer noch einzelne oft mehrere kleine Maden in der Nasenh�hle. Die Larven in der Stirnh�hle k�nnen durch Niesen Dicht mehr ansgestossen werden; bei be�reits eingetreteneu St�rungen � Bremselschwindel � kommen die Niese�mittel zu sp�t. Die St�rungen treten auch gew�hnlich erst sp�t gegen Fr�hjahr zur Zeit der Auswanderung auf und hier tritt das Niesen von selbst ein, wenn die Larven von ihrem Aufenthaltsorte aus der Stirnh�hle in die Nase gelangen. In Wirthschaften, unter deren Schafen der Bremsen�schwindel allj�hrlich auftritt, da empfehlen sicli die, Niesemittel zur Zeit der Einwanderung.
Drastische Abf�hrmittel bei Parasiten im Darmkanale. F�r sich allein gen�gen sie gew�hnlich nicht, sie passen neben und unmittelbar nach solchen Mitteln, welche die Parasiten an�greifen, toilten oder doch beunruhigen, neben den eigentlichen wurmtreibenden Mitteln. Diejenigen Mittel, welche eine dra-
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stiseh abf�hrende Wirkung mit einer giftigen Einwirkung aut die Eingeweidew�rmer vereinigen, sind eben die besten Anthd-minthica.
'I. Die Parasiten-fiifte � Antlparasitlca.
Es miiij; f�r Jede Parasitenart besondere Gifte geben, bis jetat keimen wir sie aber noch nicht gen�gend, um die Heilmittel nach den einzelnen Parasiten zu ordnen. Ich werde aber nach kurzer Angabe der bis jetzt bekannten Antiyarasitica die Heilmittel nach gewissen Parasitengruppen
zusammenzustellen.
1.nbsp; nbsp;Mecliani�clie Tilgungsinittel. Zerstossenes Glas bei Eingeweidew�rmern �berhaupt, riamentlich bei denen, die stets in innigster Ber�hrung mit der Schleimhaut sind � Strongylus contortus im vierten Magen, Echinococous im D�nnd�rme der Hunde �. Die QLasplitter zerschneiden die W�rmer, ohne die Schleimhaut zu verletzen. Scharfer Sand wirkt �hnlich, ver�wundet aber nicht, sondern dient mehr zum Abscheuern.
Der Instinkt f�hrt uns auf diese Heilmittel hin, die Schweine fressen die Kerne von Steinobst, wenn Echinorhynchus gigas im Dllnndarme nagt; die Schafe fressen Sand bei Sircmgrj/fes contorfcs. Ich fand im Fr�hjahre w�hrend des ersten Weideganges bei geschlachteten und gefallenen Patienten viel Sand im vierten Magen und die Fadenwiirmer zuweilen auch durch denselben zusammengeschoben vor dem Pf�rtner.
2.nbsp; nbsp; Metallische Gifte. Arsenik, weisser Arsen. Eins der wirksamsten unter den antiparasitischen �litteln, wahrschein�lich t�dtet es alle thierischen Parasiten, ein grosses Hindemiss in der Anwendung ist aber, dass es auch f�r die Parasitentr�ger ein heroisches Gift ist, und diese oft eher unterliegen, als ihre parasitischen G�ste. Besonders wirksam und unter Vor�sicht brauchbar bei den Hautparasiten, aber auch hier nicht oline Gefahr. Unter den Darmbewohnern gegen Spulw�rmer; 8�#9632;12Grm. mit 30 Qrm. Alo� und 30 Grm. Enzian zu 6 Pillen, davon t�glich 2 St�ck � Wochenschrift 1865.
In Holstein, Schleswig und D�nemark ist der Verbrauch an Arsenik gegen Hautungeziefer ein ganz exorbitanter. Die Arsenikw�schen, namentlich bei Rindern und Schafen, ist stehender Gebrauch; ohne j�hrlioh 1 � 2 Arsenik�w�schen kann (nach der Meinung) das Vieh gar nicht gedeihen. Auf das Rind wird 1 Loth, auf das Schaf I/3Loth Arsenik gerechnet; 1 Loth wird mit 2�3 Kannen (-1�6 Liter) Wasser gekocht; nach Ermittelungen desSanit�tseollegiums zu Kiel werden in Schleswig-! lolstein allj�hrlich 5000 Pfd. als Waschmittel f�r dieHausthiere verbraucht und nach einer Zusammenstellung in �Tidsschrift vor Veterinairer XI. Bindequot; sind 1861 in D�nemark 59-132 Rinder mit Arsc-
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nikwaschungen beliandelt und im Ganzen etwa 10 �15 Ctr. Arsenik ver�braucht worden. Auch in Holland, England und Frankreich ist der Ver�brauch an Arsenik zu Waschungen der Ilausthiere sehr betr�chtlich. Uebcr-all h�lt man hier die Arsenikwaschung als die wirksamste gegen Haut-ungeziefer fest, trotz der Vergiftungen, die dabei vorkommen.
Quecksilber. Die graue Salbe, das Sublimat und das salpetersaure Quecksilberoxydul sind die wirksamsten; die graue Salbe � an deren Stelle man am zweckm�ssigsten die Queck�silberoxydulsalbe nimmt � ist das am l�ngsten bekannte Mit�tel gegen die Hautparasiten aus der Insektengruppe; es ist in dieser Wirkung noch von keinem Mittel erreicht und hat den grossen Vorzug, class es die Insekten auch ohne Contact t�dtet, dass es daher nur an einzelnen Stellen aufgestrichen zu werden braucht. Bei Rindern weniger brauchbar wegen leicht eintre�tender Vergiftungen � conf. Gerichtliche Thierheilkunde erste Auflage, S. 948.
Sublimat in zweiprocentiger L�sung, am besten halb Wasser halb Spiritus, gegen Hautparasiten, ganz besonders gegen Pilzausschl�ge � Mykosen. Innerlich gegen Aska�riden und Bandw�rmer empfohlen, hier aber mit Vorsicht und besonders bei Pferden in den Dosen von 3 � 4 Qrm. zu be�nutzen.
Salpetersaures Quecksilberoxydul in zweiprocen�tiger L�sung und auch in Salbenform mit Schmierseife, ganz wie die Sublimatl�sung zu gebrauchen.
Schwefel und Antimo nialmittel. Alte Kr�tzmittel; einzeln und auch beide zusammen mit Fett geben eine wirk�same Salbe gegen die Arachnoiden, die stellenweise noch ein beliebtes Mittel bei R�ude ist.
Brechw einst ein, ist bei Pferden, die nicht Erbrechen und ihn in grossen Dosen vertragen k�nnen, ein Antiparasiti-cnin gegen Askariden; 15 � 20 Grm. im Laufe eines Tages, wo m�glich mit dem Getr�nke verabreicht, t�dten die Askariden; zuweilen siebt man nach diesem Mittel massenhaften Abgang todter Spulw�rmer.
3. Alkalien und Erden. Die Alkalien sind gegen Hautunge�ziefer, besonders gegen die Arachnoidcn sehr beliebte Mittel und mit Recht, weil sie einmal die besten Reinigungs-, Entschuppungs-resp. Entkrustungsmittel sind und ausserdem auch die Parasiten
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selbst t�dten; in letzter Beziehung werden sie von vielen ande�ren Mitteln zwar �bertrofFen, deshalb ist es stets zweckm�ssig, die Kur durch sie �berall einzuleiten, wo es sich zun�chst um Reinigung und Entkrustung handelt. Bei dicken Krusten 4-, sonst 2procentige L�sungen sind die geeignetsten; zweckm�ssig kann man das Kali mit anderen speeifischen Mitteln, z. B. mit Schwefel verbinden � Schwcfelleber; ein vorz�gliches Haus�mittel ist die Verbindung mit Fett, namentlich die Kaliseife. Zur billigen Bereitung des Kali nimmt man 2 Th. kohlensaures Kali (Pott�asche) und 1 Th. gebrannten Kalk; 2 Pfd. Pottasche geben circa 1 Pfd. Aetzkali. Kalk findet eine untergeordnete Anwendung, am meisten noch in Verbindung mit Schwefel in verschiedenen Verh�lt�nissen, meist zu gleichen Theilen, oder auch auf 1 Theii Schwe�felblumen 2 Theile Aetzkalk, besonders gegen Milben � Kr�tz�salbe � und auch gegen Pilze � Flechtensalbe.
4.nbsp; nbsp;Narcotica. Taback steht an der Spitze dieser Mittel; er ist billig, �berall zu haben und sehr wirksam gegen alles Hautungeziefer. Die Anwendung erfolgt in Form eines Decoc-tes, einer Tabackslauge; ein Decoct von 1 : 20, d. h. aus 1 Ge-wichtstheil Taback 20 Gewichtstheile Decoct zubereitet, ist sehr stark; 1 : 25 reicht noch hin, die Hautparasiten sicher zu t�dten. Bei Rindern treten nach allgemeinen Waschungen mit starkem Decoct leicht Vergiftungen ein, besonders bei Jungvieh; bei Pferden weniger, Schafe und Hunde kann man sogar ohne Gefahr in starken Tabacksdecocten baden.
Niesswurzel, weisse und schwarze, Colchicum Wur�zel, Sadebaum, Sabadillsamen und Stephansk�rner (L�usesamen, Semen Staphisagriae), im Decoct von 1 :20, die Stephansk�rner gew�hnlich pulverisirt und mit Essig digerirt, gegen Hautungeziefer.
Aether und Chloroform bei Rundw�rmern in den Luft�wegen besonders zur Inhalation; gegen Bandw�rmer innerlich, darauf Abf�hrmittel, namentlich Ricinus�l; die bet�ubten Band�w�rmer gehen dann beim Durchfall mit ab.
5.nbsp; nbsp;Aetherisch�ligeMittel. Insektenpulver � Bl�then von verschiedenen Anthemis-Arten,- namentlich von A. cauca-sieet � gegen alle Insekten, die hier in Betracht kommen. Bei schwacher Einwirkung leben scheinbar get�dtete Insekten wie�der auf, bei wiederholter Anwendung werden sie aber doch ver-
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trieben. Anis- und Pestersiliensamen wirken �hnlich; die Anwendung erfolgt durch Aufstreuen und Einreiben des Pul�vers in die Hacire resp. Federn, bei Federvieh mischt man das Pulver am besten unter Sand, das zum Baden in den Stall etc. gebracht wird.
Das �therische Anis�l ist von speeifischer Wirkung gegen alle Hautparasiten, selbst gegen die Kr�tzmilben; die Anwendung wird jedoch bei gr�sseren Thieren durch den hohen Preis verboten und bei kleineren V�geln kommen leicht Vergiftungen auf dem Wege der Inhalation zu Stande. Das �therische W achholderbeer�l ist gegen Arachnidcn und namentlich gegen die tief in den Haars�cken und Hautdr�sen wohnenden Acarus der Hunde recht wirksam; das Oel ist jedoch zu reizend f�r die Haut, es muss deshalb mit 4 � 5-facher Quantit�t Spiritus verd�nnt werden.
Knoblauch und Zwiebeln sind hier schlicsslich noch als Anthclminthica besonders gegen Rundw�rmer zu erw�hnen; sie sind mehr als Unterst�tzungsmittel neben anderen speeifi-schen Mitteln zu benutzen.
6.nbsp; nbsp;Balsamische Mittel.' Terpenthin�l, Terpenthin und vor allen der peruvianische Balsam sind sehr wirksame Mittel gegen Hautparasiten, namentlich gegen Arachniden. Terpen�thin�l wird in seiner Anwendung bei der R�ude durch die sehr reizende Wirkung auf der behaarten Haut der Thiere beschr�nkt; der peruvianische Balsam vereinigt alle er�w�nschten Eigenschaften gegen Milben und Insekten, es ist ein angenehm riechendes, die Haut nicht reizendes, leicht anwendbares, nachhaltig wirkendes und zugleich ein ganz spe-eifisches Mittel. Das vorz�glichste unter den besten R�udemit�teln bei kurzhaarigen Thieren.
7.nbsp; nbsp;Producte der trockenen Destillation. Alle mehr oder weniger feindlich gegen Thier- und Fflanzenparasiten, be�sonders aber wieder gegen die, der Haut, so weit jetzt die Erfahrung reicht; alle k�nnen mit Spiritus resp. mit Oel ver�d�nnt werden. Theer ist ein gutes Hausmittel, besonders gegen R�ude, bei Anwendung �ber grosse K�rperfl�chen ist es aber eine unangenehme Schmirage.
Photogen wirkt wie Theer, ist aber reizender f�r die Haut, muss deshalb mit 5 � 10 Theilen Oel gemischt werden. Stinkendes Thier�l ist ein sehr wirksames und auch
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gebr�uchliches Mittel; Holzessig und Stein�l sind ebenso wirksam, aber weniger gebr�uchlich.
Benzin. Dies Mittel hat in neuerer Zeit eine recht aus�gebreitete Anwendung gegen alle m�glichen Parasiten gefunden; es ist mehrseitig als ein souver�nes Antiparasiticum betrachtet worden, welches dan ganzen Organismus von allen m�glichen Schmarutzerg�sten s�ubern soll. Dies ist �bertrieben; gegen Hautungeziefer, namentlich gegen Insekten auf der Haut ist es aber recht wirksam und praktisch brauchbar. Das Mittel ist jedoch in reinem Zustande zu reizend und erzeugt bei seiner Fl�chtigkeit auf dem Wege der Inhalation gern Kr�mpfe und An�sthesie, deshalb verbindet man es zweckm�ssig mit 2 � 4 Theilen Schmierseife oder Oel. Innerlieh wird es in ziemlich grossen Dosen vertragen; Pferden kann man 100 Grm., Hunden und Schweinen 10 � 15Grm. t�glich mit 2 � 4 Theilen Oel oder Schleim geben. Ob und wie weit es gegen Eingeweidew�rmer in den ersten Wegen wirkt, kann ich aus eigener Erfahrung nicht entscheiden, ebenso auch nicht, ob es auf Pilze und Infu�sorien in den S�ften einwirkt, wohl aber habe ich durch viel�fache Experimente erfahren, dass es die ihm mehrseitig zuge�schriebene giftige Einwirkung auf die Parasiten im Innern des Organismus, wie auf die Blasenw�rmer, namentlich auf Finnen und auf Trichinen, sowohl Darm- als Muskcltrichincn^ nicht im Geringsten aus�bt; selbst dieInfectionen wurden durch dies Mit�tel nicht verhindert, wenn ich es auch schon einige Tage nach der F�tterung mit reifen Bandw�rmern resp. Muskeltrichinen innerlich verabreichte.
Pferde vertragen noch gr�ssere Dosen als die angegebenen, Hunde aber nicht; 15 Grm. mit eben so viel Lein�l hatten keine auff�llige Wir�kung zur Folge, als aber der Hund 1 Stunde sp�ter eine zweite Dose be�kommen hatte, verfiel er unmittelbar in Kr�mpfe, die 6 Minuten anhielten und wohl durch Inhalation beim Eingeben bedingt worden sind; darauf zeigte sich vollkommene An�sthesie �ber den ganzen K�rper, Erweiterung der Pupille und oft wiederholtes starkes Erbrechen; erst nach IG Stunden waren Brechreiz und An�sthesie wieder verschwunden.
Carbols�ure. Wie das Benzin zu gebrauchen, besondere Wirkung schreibt man ihr � der entschieden antiseptischen und desinficirenden Wirkung wegen � gegen Pilze und Infuso�rien zu. Zur Zeit steht es auf dem Verzeichniss der Versuche.
Creosot. 1st wohl der eigentliche Eepr�sentant dieser Gruppe in Bezug auf die antiparasitische Wirkung, wenigstens
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586nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schmarotzertilgende Methode.
gilt dies von den Ilautparasiten. Die Anwendung ist jedoch gegen die Hautinsekten zu kostspielig; gegen die Arachniden wird es am besten mit Oel 1: 20 angewendet, eine ausgebrei�tete Anwendung �ber den ganzen K�rper erfordert eine st�r�kere Verd�nnung, um Vergit'tungszufalle zu verh�ten, die bei kleinen Thicren auf dem Wege der Inhalation eintreten. Ist innerlich gegen Milzbrand (wohl in R�cksicht der Bacterien im Blute) empfohlen worden.
8. Specifischc Anthelminthica aus dem Pflan�zenreiche. Oranatwurzel-Rinde � Cortex rad. Gra�nati � gegen Bandw�rmer; im Decocte, noch besser als alko�holisches Extract. Wurmsarnen � Flores Cinae � Bl�then von Artemisia Santonica; wirksames Princip ist das Santonin
�nbsp; nbsp; Santonins�ure �; ein Anthelminthicum, besonders gegen Askariden und andere Rundw�rmer. Das Santonin ist f�r Thiere zu theuer; f�r die Menschen gew�hnlich in Dosen von 3 Cgr. Als Surrogat f�r Hausthiere gelten die Rainfarrenbliithen � Flores tanaceti.
Farrenkrautwurzel � Ehizomafilidsmaris. Der Wurzel�stock von Aspidium filix mas; am wirksamsten ist das Extract
�nbsp; Extractum fdicis aethereum; 4 � 8 Grm. f�r die Hunde. Ein altes beliebtes und sofort wirksames Bandwurmmittel.
Kusso � Flores Brayerae anthdminthicae. Bl�then und Bl�thenst�nde des Kussobaumes � Brayera anthelminthica. Als Bandwurmmittel f�r Hunde und Schafe 6 � 10 Grm., bei Scha�fen in einem Male, bei Hunden in 2 � 3 Malen binner einigen Stunden als Schiittelmixtur.
Kamala. Die Dr�sen und Dr�senhaare auf den Kapseln von Rottlera tinetoria. Das wirksamste Mittel gegen Bandw�r�mer der Hausthiere, besonders der Schafe und Hunde, 4 � 6 Grm. haben in einigen Stunden Durchfall mit Abgang der vor�handenen Bandw�rmer zur Folge, ohne irgend welche anderwei�tige Beschwerden; bei '/^j�hrigen L�mmern sah ich nach 4 Grm. schon in zwei Stunden Durchfall und massenhaften^Abgang der Bandw�rmer; Hunde zeigen selbst bei grossen Dosen von 8 Grm. kein Erbrechen, welches nach Kusso leicht eintritt, wenn man das Mittel nicht in gebrochenen Dosen giebt. Es ist nur zu bedauern, dass der urspr�nglich niedrige Preis in einigen Jahren so gestiegen ist, dass man auf die Anwendung f�r ge�w�hnliche F�lle verzichten muss.
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Zusammenstellung der Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;587
Zusammenstellung der Mittel nach den Parasitengruppen. 1. Pflanzenparasiteii.
Epiphyten. Arsenik und Quecksilbermittol, letztere ge�h�ren zu den brauchbarsten, die wirksamsten Verbindungen sind: das Oxydul ��#9632; Hydrargyrum oxydulatum �, rothos Oxyd � H. oxydatum rubi~um �, Sublimat � H. hichlora-tum �, einfaches Jodquecksilber � H. Jodatum �, rothes Schwe�felquecksilber �#9632; Zinnober H. sulphuratum ruhrum �, Schwefel-spiessglanz-Quecksilber � H. stibiato sulphuratum �, Schwefel und Antimon, schwefelige S�ure und die Producte der trocke�nen Destillation, besonders das Benzin.
Enterophyten. Gegen die Pilze in den ersten Wegen � Enterophyten � k�nnen alle erw�hnten Mittel ebenso gut wirk�sam sein, als gegen die Epiphyten, es k�nnen aber davon nur die�jenigen in Anwendung kommen, die am wenigsten Gefahr mil sich bringen, besonders also die Producte der trockenen Destil�lation. Gegen die Pilze in den Luftwegen � Pneumophyten � und in den S�ften � Haematopliyten � kennen wir noch keine Mittel, sehr nahe liegt, die erw�hnten Mittel auch hier als wirk�sam zu betrachten; die Erfahrung muss aber erst noch entschei�den; zun�chst d�rften die Mittel der trockenen Destillation auch hier zu versuchen sein.
2. Thicrlsche Parasiten.
1. Hautbewohner, a) Insekten: Arsenik in L�sungen; Quecksilber, na�mentlich die graue Salbe, die Oxydalsalbe, Tabacksdecoct, Insektenpulver, Anis-, Petersilien- und Sabadillsamen; alle Mit�tel der trockenen Destillation, besonders Holzessig und das Ben�zin, in den erw�hnten Verbindungen mit Oel oder Seife; Weinessig, namentlich mit Sabadillsamen � 9 Theile Essig und 1 Theil Sabadillsamen � 8 Tage lang digerirt.
h) Arachniden, namentlich Milben. In meiner Abhand�lung der Kr�tze und R�ude habe ich S. 155 die Mittel nach dem Grade ihrer Wirksamkeit n�her angegeben, hier will ich mich auf die inzwischen bekannt gewordenen neueren und auf die wirksameren, in der Praxis am brauchbarsten Mittel beschr�nken.
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Schmarotzertilgende Methode.
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Perubalsam, Croosot, Benzin, Arsenik und Ta-back sind als die speci�sclisten Milbengifte und somit als die wirksamsten Heilmittel der Kr�tze und R�ude anzusehen. Der Perubalsara ist von dem Stabs�rzte Dr. BurcKhardt zuerst ange�wendet worden, er hat grosso Vorz�ge f�r die Praxis, die darin bestellen, dasamp; er zu den wirksamsten specifischen Milbengiften geh�rt, dabei das mildeste Mittel f�r den Patienten und leicht, ohne Widerw�rtigkeiten zu appliciren ist. Die r�udigen Katzen sterben bei jeder Behandlung, nur mit dem Perubalsam ist mir Heilung gelungen, wenn die Thiere noch nicht kachektisch ge�worden waren. Das Mittel ist zwar von allen das theuerste, aber man gebraucht nur kleine Quantit�ten; mit 60(Jrm. kann man ein ganzes Pferd einbalsamiren; zwei Einreibungen gen��gen in der Regel, wenn bei Borken eine Seifen- oder Kali�w�sche vorangegangen ist. Der Balsam wirkt nachhaltig, des�halb die zweite Einreibung erst nach 8 Tagen. Das Mittel scheint auch ohne Contact die Milbe zu t�dten, �hnlich wie die Quecksilberausd�nstnng auch die L�use in einer gewissen Ent�fernung t�dtot.
Creosot mit Oel 1:20, Benzin mit Oel 1:2� 4 sind n�chstdem die cmpfehlenswcrthcsten Mittel; Arsenik in verd�nnter etwa '/iprocentiger w�sseriger L�sung; einprocentige L�sungen sind als Bad bei Schafen etc. noch lebensgef�hrlich, Tessier setzte deshalb noch 200/0 Eisenvitriol� Tessier'sohe Arsenikl�sung�, Mathieu IO^/q Alaun � die MatJiieu'sche Losung � hinzu. Taback in �0^ Decoct, d. h. aus 5 Pfund Taback bereitet man ein Decoct von 100 Pfund. Die Haarsack-Milben der Hunde sind in den Follikeln sehr .schwer zu veririftcn; diese R�ude ist
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am schwersten beilbar, sie verlangt die nachdr�cklic'istc An�wendung der eben erw�hnten Mittel, namentlich des Perubal�sams, ansserdem haben wir hier noch das �therische Wachhol-der�l, ein wirksames Mittel, � zuerst im Jahresberichte der Dorpater Veterin�r-Schule (1862) empfohlen �, das aber mit 4�5 Theilen Spiritus verd�nnt werden muss.
Aussei- diesen Mitteln kommen noch viele andere in Ge�brauch, so namentlich verschiedene Schwefelsalben; Scbwefel-blumcn, mit Actzkalk 2:1 (Schwefel - Calcium), verd�nnt mit 5 Theilen Wasser; Schwefelblumen mit Theer zu gleichen Theilen und mit 2 Theilen Spiritus, (auf der Wiener Schule
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Zusammenstellung der Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .589
gebr�uchlich). Uebcr die weiteren Mittel conf. Kr�tze und R�ude u. s. w. von Gerlach 1857.
2. Darmbewohner. Larven im Magen: Benzin mehr�seitig empfohlen, Wirkung aber noch sehr zweifelhaft. Magen�w�rmer, besonders Strongylus contortus: gestossenes Glas und scharfer San J ; Benzin zu versuchen. Bandw�rmer: die S. 58G sub No. 8 erw�hnten speeitischen Anthelminthica, ferner Aether, resp. Chloroform initRicinus�l; ausserdem sind auch abgesch�lte K�rbiskerne empfohlen. Rundw�rmer im Darmkanale, von denen die Askariden bei allen Thieren und EcMnorhynchus gygas bei den Schweinen besonders in Betracht kommen: Zitt-wersamen, Arsenik; Brechweinstein bei Pferden, in der Dosis von 15 � 30 Grm. auf 1 Tag, eines der wirksamsten Mittel; Benzin ist empfohlen und zu versuchen. Als Surrogate sind Rainfarrenbl�then, Knoblauch und Arsenik zu erw�hnen.
.'!. Leberbewohner: bis jetzt unerreichbar.
4. Bewohner der Luftwege. Die verschiedenen Rund�w�rmer sind bis jetzt ebenfalls nicht zu vertilgen; wir haben Aber im Aether, Benzin, Carbols�ure und Creosot Mittel, die (lurch Inhalation und ebenso auch vom Magen aus durch die sofortige theilwoise Ausscheidung in den Lungen die W�rmer beunruhigen, sie aus den feinen Bronchien vertreiben, so dass sie leichter ausgehustet werden; deshalb sind zugleich oder hin�terher hustenerregende Mittel anzuwenden.
Creosot mit Spiritus und Wasser verd�nnt, Benzin und Carbols�ure mit Oel; bei Schafen pro 100 St�ck CD Grm. Creosot und 1 Pfund Benzin resp. Carbols�ure mit 1'/#9632;.gt; �2 Quartier Verd�nnungsmitteln 8 Tage laug Jeden Tag 1 Essl�flel voll pro St�ck.
Gegen Parasiten, die im Bindegewebe und in Organgewe�ben liegen, so w�e gegen die in dem Blute schwimmenden, kennen wir noch keine Vertilgungsmittel. Alle gegen Blasen�w�rmer und Trichinen empfohlenen Mittel haben sich nicht be�w�hrt, in einer Reihe von Versuchen habe ich stets negative Resultate gehabt; alle diese � internen � Parasiten sind bis jetzt noch unerreichbar f�r die Therapie.
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Die neueren Schriften �ber allgemeine Therapie in der Menschenheil-kunde sind:
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Hofbuchdruckerei der Gebr. J�necke in Hannover.
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Thier�rztliche Werke
aus dem Verlage von
August Hirschwald in Berlin.
Durch alle BuchLandlungen zu beziclien.
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Delafond, 0., Prof. in Alfort etc., Die Blutkrankheit der Schafe und die derselben �hnlichen Krankheiten. Aus dem Franz�sischen be�arbeitet von Dr. C. H. Ilertwig, Prof. an der K. Thierarzneischule zu Berlin, gr. 8. 1844. 221/2 Sgr.
Erdmann, C. G-. H. Dr. und Dr. C. H. Hartwig, Professoren an der k�nig�lichen Thierarzneischulc zu Berlin. Thier�rztliche Receptirkunde und Pharraakop�e nebst einer Sammlung bew�hrter Heilformeln. 2. verbesserte Auflage. 8. 1868. 1 Tblr. 10 Sgr.
G-erlaoh, A. C, Director der K. Thierarzneischule zu Hannover, Kr�tze und B�nde. Entomologisch und klinisch bearbeitet. Mit 6 Taf. Lex.-8. 1857.
1nbsp; Thlr. 25 Sgr.
-------Die Flechte des Rindes. (Separat-Abdruck aus dem Magazin
f�r Thierheilkunde). gr. 8. Mit 1 Taf. 1857. 10 Sgr. -------Die Seelen th�tigkeit der Thiere an sich und im Vergleich zu
denen der Menschen. Ein Vortrag. 8. 1859. 8 Sgr. -------Die Gew�hrleistung f�r verkaufte Hausthicre. Technisch
beleuchtet zu Gesetzentw�rfen, gr. 8. 1SG0. 12 Sgr. -------Handbuch der gerichtlichen Thierheilkunde. gr. 8. 1863.
5 Thlr. 20 Sgr.
Giese, Dr., Situs oder die Lage der Eingeweide der Pferde. Zur Vorbereitung f�r das thier�rztliche Staats-Examen. 12. 1859. 10 Sgr.
Gurlt, E. F., Geh. Med.-Rath, Prof. Dr., Lehrbuch der vergleichen�den Physiologie der Hau s-S �uge thiere. Dritte vermehrte Auf�lage. Mit 4 Kupfertaf. 1865. 3 Thlr.
-------Handbuch der vergleichenden Anatomie der Ilaus-S�uge-
thicre. Vierte Aufl. gr. 8. 1860. 4 Thlr. 15 Sgr.
-------Handatlas zu dem Handbuch der vergleichenden Anatomie der
Haus-S�ugethiere. 22 Tafeln mit Text. 4. Cart. 1860. 5 Thlr.
-------Anatomie der Haus-V�gel. Mit 5 lith. Tafeln. (Besonderer Ab�druck aus dem �Magazin f�r Thierheilkundequot;.) 8. 1848. 27 Sgr.
-------und Prof. Dr. 0. H. Hertwig, Untersuchungen �ber die Haut
des Menschen und der Haus-S�ugethiere, und �ber die Kratz- oder R�ude�milben. Zweite vermehrte Auflage der im Magazin f�r die gesammte Thierheilkunde, Jahrgang 1835, abgedruckten Abhandlungen, gr. 8. Mit
2nbsp; Kupfertafeln. 1844. 261/4 Sgr.
Haubner, Karl, Med.-Rath, Prof., Ueber die Trichinen, mit besonderer Ber�cksichtigung der Schutzmittel gegen die Trichinerikrankheit beim Menschen, gr. 8. Mit 1 Tafel Abbild. 1864. 10 Sgr.
Haupt, VT., Ober-Thierarzt in Moskau, Ueber einige Seuchenkrank�heiten der Hausthiere in Sibirien und im s�dlichen europ�ischen Kussland. Mit einem Vorworte vom Prof. Dr. E. F. Gurlt. gr. 8. 1845. 1 Thlr. 25 Sgr.
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Hertwig, C. H., Prof., Praktisches Handbuch der Chirurgie f�r Thier�rzte. Zweite verbesserte Auflage, gr. 8. 1859. 4 Thlr. 10 Sgr.
�nbsp; � Taschenbuch der gesammten Pferdekunde. F�r jeden Besitzer und Liebhaber von Pferden. Dritte verbesserte Auflage. Mit 9 Tafeln Abbildiuigeu. 8. cart. 1864. 2 Thlr. 10 Sgr.
-------Die Krankheiten der Hunde und deren Heilung. 8. 1853.
1 Thlr. 15 Sgr.
Horn, W., Geh. Ober-Med.-Rath, Dr., Das preussische Veterinair-Mediein alwesen. Aus amtlichen Quellen dargestellt. Lex.-8. 1858. nebst Supplem. 18�4. 1 Thlr. l� Sgr.
K�hne, H. W., Von dem Provocations-Verfahren und der Beweis-aufnahmo zum ewigen �ed�chtnisse bei Prozessen um Hansthiere. gr. 8 1864. 5 Sgr.
Magazin f�r die gesammte Thierheilktmde, herausgegeben von den Pro�fessoren Dr. Gurlt und Dr. Hert wig. Jahrg�nge 1 � XXXIV a 4 Hefte mit Tafeln, gr. 8. 1831�68. a Jahrgang 2 Thlr. 20 Sgr.
Mittheilungen aus der thierarztlichen Praxis im preussischen Staate. Aus den Voterinair-Sanit�ts-Berichten der K�nigl. Regierungen zusammen�gestellt. L�IV. Jahrgang von CTCrlach und Leisering. (2 Thlr. 18 Sgr.) V. und VI. Jahrgang von A. C. Gerlach. VII.�XII. Jahrgang von Prof. C. II. Hertwig. (Berichte 1852 bis 1863.) XIII. � XV.'jahrgang von C. M�ller und F. Koloff. (Berichte 1864�06.) gr. 8 � 25 Sgr.
M�ller, 0., Die Rinderpest in Th�ringen und Franken im Jahre 1867. Mit besonderer Ber�cksichtigung der Abwehr- und Tilgungsmaassregeln nach eigenen Erfahrungen bearbeitet. 8. 1808. 25 Sgr.
Ravitsch, Mag. Jos., lieber den feineren Bau und das Wachsen des Hnfhorns. Mit 1 Tafel Altbildungen, gr. 8. 1863. 10 Sgr.
�- � Neue Untersuchungen �ber die pathologische Anatomie der Kinderpest. Mit 2 Tafeln, gr. 8. 1864. 15 Sgr.
Eoloff, F., Dr., Prof. in Halle. Die Lungensenche - Impfung. Eine kritische Untersuchung. 8. 1868.
Spinola,Dr. quot;W.T. J., Die Krankheiten der Schweine. 8. 1842 1 Thlr 71/2 Sgr.
�nbsp; nbsp;� Mittheilungen �ber die Kinderpest, gesammelt auf einer, im Auftrage der K�nigl. Preussischen Staatsregierung im Fr�hjahr 1:845 nach Polen und Kussland unternommenen Reise, gr. 8. 1846. '221/9 Sgr.
-------Sammlung von thierarztlichen Gutachten, Berichten und
Protokollen, nebst einer Anweisung der bei ihrer Anfertigung zu beobachtenden Formen und Kegeln, in besonderer Beziehung auf die in den K�nigl. Preussischen Staaten geltenden Gesetze. Ein Handbuch zu�n�chst f�r angehende Ereisthier�rzte. Dritte verbesserte und vermehrte Aurtage. gr. 8. 1865. 1 Thlr. 20 Sgr.
-------Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie f�r
Thier�rzte. 2 B�nde. Zweite vermehrte und verbesserte Auflasre er 8 1863. 8 Thlr. 10 Sgr.
Stahmann, Stabsarzt Dr., Der Rotz und seine veterinair-polizei-liche Bedeutung. (Abdruck aus dem Magazin f�r Thierheilkimde.
1863.) gr. 8. 1863. 10 Sgr.
Veterinair-Kalender f�r das Jahr 1869. Herausgegeben von C. M�ller und Professor F. Koloff. Vierter Jahrgang. Elegant als Taschenbuch gebunden. 28 Sgr.
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