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Besondere
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Arzneimittellehre
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SolotHum 1841,
Verlag von €nrl Hassmns.
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Arzneimittellehre
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Tliierärzte^
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uaturliistorisch bearbeitet
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£d. Im - Ttiurn.
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Solothum 1841.
Verlag von Carl Kassmus.
ßlBUOTHEEK D! -RIJKSUNIVERSltt UTRECHT.
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Dvuok der Kelchel'schon }iuchdruckerei.
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Torwort.
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ITEan ist in neuern Zeiten bemüht, die Heilwis-senscbafteii auf naturgeschichtliclie Basen zu stellen und thut dieses besonders mit der Lehre von den Arzneimitteln.
Obschon nun freilich einerseits kein Mangel an Handbüchern der veteriuärischen Arzneimittellehre herrscht, ebenso anderseits Lehrbücher der Naturgeschichte in grosser Zahl vorhanden sind, so hat sich doch bis jezt Niemand bemüht, die Arzneimittel für unsre Hansthiere in naturhistorischer Ordnung abzuhandeln, wie wir denn auch nur ein einziges Compendium der allgemeinen Naturgeschichte für Thierärzte besizen, das aber, vor Jahren geschrieben, mit dem heutigen Zustande der Naturwissenschaften nicht mehr im Einklänge steht.
Durch gegenwärtiges Werkchen glaube ich daher vielen Thierärzten sowohl als Studirenden der Thierarznei-kunde einen Dienst zu erweisen, zumal nicht Jedem vergönnt ist, grossen Aufwand an Zeit und Geld auf ausgedehnte naturhistorische und jamatologische Studien zu wenden.
In Betreff der einzelnen Arzneimittel habe ich mich grösstentheils an die Aufsätze gehalten, welche Herr
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Professor Rychner in Bern in Gemeinschaft mit mir, unserer Eucyklopädie der gesammten, theoretischen sowohl als praktischen Pferde- und Rindvieh-Heilkunde einverleibte. Wo diese nicht ausreichten, folgte ich meist Hertwigs praktischer Arzneimittellehre, auch fügte ich die neuem, nicht unwesentlichen Entdeckungen und Ver-hesserungeu bei. Uebrigens erlaubte der Zweck dieses Buches nicht, auf die ö^emeswe Arzneimittellehre Rücksicht zu nehmen.
In der Zoologie hielt ich mich hauptsächlich an Richard, (Historie naturelle medicale, Squot;raquo;6- ed. Paris 1838), Cüvier, (dasThierreich etc., übersezt von Voigt) Wagner, Wiegmann und an mein Taschenbuch für Pfer-debesizer etc., Basel, 1839.
Den botanischen Abschnitt bearbeitete ich nach Alph. de Candolle, Richard, vorzüglich aber nach Koch, (Synopsis Florae Germanicae etc.)
In der Mineralogie folgte ich ganz Richard.
Erlangen den 17. Juni 1840.
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Jüil. Im-Tliurii.
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IMHAIiT.
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Einlei tung. Erster Absdinltt.
Von den Thiercn.
Seite
Vom Baue der Tliiere üherhaupt ........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 18
Vegetative Fiinktionen..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 14
Ernährungnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ..........
Verdauung...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; —
Kreislauf . . .^........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 18
Respiration...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; S8
Fortpflanzung...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 27
Männliche Zeugungsorgane........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8S
Weibliche „ ........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 30
Animalische Funktionen ..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 33
Nervensystem...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; —
Bewegung............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39
Eintheilung des Tliierrelches.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 45
Wirbelthiere............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 48
Allgemeine Betrachtungen ........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; —
Säugetliiere ..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 50
Zweihänder..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 58
Vierhänder ..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 68
Bauhthiere ..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 65
Beutelthicre..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 73
Nagelhiere..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 75
Zahnlose Thiere.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 76
Dickhäuter..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 77
Wiederhäuer.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 86
Wale...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 108
Vögel ...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 104
Baubvögel..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 108
Sperlinge..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;109
Klettervögel.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 110
Hühner ..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; —
Stelzvögel . . , . •......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 111
Schwimmvögel .........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; —
Reptilien...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 113
Schildkröten.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 115
Echsen..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 116
Schlangen..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 117
Batrachier..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 119
Fische...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; —
Knorpelfische.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1£3
Grätenfische.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; —
Weich- und Schaltthierc . . quot; . . . . . . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 185
Allgemeine Betrachtungen.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; —
Cephalopoden...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 128
Pteropodeu...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ISO
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Gasteropoden Acephalen Brachiopoden Cirrliopodcu Von der Muscliel der Mollusken Gliederlliicre .... Allsenie'me Betrachtnngen Anneliden ....
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Stitc 130 132 134
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139 145 148 150 151 154 155 156 170
171 172 179 190
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Cnistaceen
Aracliiiiden
Klyrlapodeu
Insekten
TJngelliigelte Tierflitgelichte Zweifliigelichte Strnliltluere
Allgemeine Betrachtungen
Stacliell.üiuer
Eingeweldewfinuec
Quallen
Polypen
Infusorien
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Zweiter Abseltnltt.
Von den Pflanzen.
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Vom Baue der Pflanzen überhaupt
Ernährungsorgane
Fortpflanzungsorgane
Von den Cryptogamcn
Classli'ikation der Pflanzen
Phanerogamen
Dikotyledonen . Thalamifloren Calycifloren Corollilloren Monorhlamideen Monokotyledonen Cryptogamen
Aetherogamen . Amphigamen
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183
188 SÖ2 818 821 223
824 845
871
284 300 309
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Dritter Abselinltt.
Von den Mineralien.
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Von den Mineralien überhaupt Metalloide
Heteropside Metalle . Autopsidenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,
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320 326 334 344
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Kiuleltung.
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JWaturgeschichte heisst die Wissenschaft, welche sich mit der Untersuchung und Erkennung aller Mineralien, aus denen die Erdrinde zusammengesetzt ist, aller Pflanzen, welche auf der Erdober-iläche wachsen, und aller Thiere, die auf derselben leben — beschäftiget.
Zwei andere Wissenschaften, die Physik und Chemie, geben sich zwar mit den gleichen Gegenständen ab, betrachten sie aber von ganz andern Standpunkten und zu andenn, wenn auch ähnlichem Zwecke.
Der Physiker studirt mehr die alhjemeinen Eigenschaften der Körper, ihre Ausdehnung, Durchdriuglichkeit, Schwere, Elektri-cität u. s. w., und beobachtet die grossen Phänomene, welche aus der Thätigkeit dieser Eigenschaften hervorgehen.
Der Chemiker dagegen untersucht insbesondere die Kraftäus-serungeii, welche die Atome oder kleinsten Theilchen der Körper auf einander ausüben, wenn sie in gegenseitige Berührung gesetzt werden, so wie die aus ihrer Vereinigung entstehenden neuen Körper.
Die Naturgeschichte gegeiitheils lehrt die natürlichen Körper nach ihrem Ursprung, ihren äussern Formen, ihrem inuern Baue,
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ihrer Art sich zu bilden uud zu wachsen #9632;— kennen, gibt daher mit einem Worte die Zeichen, an welchen jeder einzelne Körper erkannt und von den übrigen unterschieden Werden kann.
Die Naturgeschichte ist die Grundlage der ganzen Heilwissen-srhaft, denn sie lehrt uns einmal die Gegenstände unsrer heilkünstlerischen Bestrebungen, also die Hausthiere, kennen; zweitens gibt sie uns Aufschluss über eine Menge Schädlichkeiten, die der Gesundheit der Haustbiere nachtheilig sein können, z. B. Eingeweidewürmer, Insekten, verschiedene giftige Thicre, Pflanzen und Mineralien, — endlich unterrichtet uns die Naturgeschichte vorzüglich über jene Naturkörper oder Naturalien, die wir gegen Krankheiten unserer Hausihiere anzuwenden haben. Ohne vorhergegangenes Studium der Naturgeschichte wird wohl keine .4laquo;laquo;-loiniej Physiologie, Pathologie und Therapie^ insbesondere keine Toxicologie und Heilmittellehre mit Erfolg betrieben werden können. Wer sich mit Untersuchung und Erkennung der Naturalien beschäftiget, heisst Naturforscher. Es ist nicht nur nicht nöthig, sondern auch nicht wohl möglich, dass der TÄierars/Naturforscher im ausgedehntesten Sinne des Wortes sei, indem zum vollständigen Studium der gesammten Naturgeschichte ein eigenes Menschenleben erforderlich wird, aber es ist unerlässlich, dass er doch einen Begriff von den Reichen der Natur, ihren Abtheilungen, Klassen und Ordnungen habe, und dass er wisse, in welche derselben die ihn zunächst angehenden Naturalien gehören, und wie sich dieselben naturhistorisch zu anderen, für ihn minder wichtigen verhalten. Dieses zu lehren, ist der Zweck gegenwärtigen Buches.
Wenn wir die Gegenstände, deren Studium m die Naturge-Kchichtc gehört, im Allgemeinen erblicken, so finden wir, dass ein Thcil derselben leblose Massen bilden, die keiner Bewegung fähig sind, deren Umfang ohne iiegelmässigkeit so lange zunimmt, bis eine äussere Gewaltthätigkeit ihre weitere Vergrösserung unterbricht. Dieselben sind aus ganz gleichförmigen Partikeln zusammengesetzt, so dass jedes einzelne, grössere oder kleinere Stück Von ihnen die nämlichen Charaktere zeigt, wie ihre ganze Masse. Wenn ßie sich im ganz reinen und völlig ausgebildeten Zustande befinden, sind ihre Formen regelmässig und symmetrisch und wei-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; \
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sen ebene Flächen, welche in mehr oder minder scharfen Gräten oder spilzen Winkeln zusammenstossen, mit einem Worte, sie bilden Krystalle.
Bei einer andern Reihe von Naturalien sind die einzelnen Theilchen im Zustande beständigen Wechsels und von grosser Verschiedenheit. Die Grosse jedes einzelnen solchen Körpers ist genau bestimmt und in gewisse Gränzen eingeschlossen, die zwar für die verschiedenen Arten ungleich, für alle Individuen der gleichen Art aber völlig gleich sind. Die einzelnen Theile solcher Körper bestehen aus Fasern, aus Geweben von angleichem Bau nnd Färbung, aus Röhren oder Gefässen, in denen sich gewisse Flüssigkeiten bewegen, aus Blättern, die so gelagert sind, dass sie kleine, vieleckigte Holen oder Zellen bilden, u. s. w.
Diese verschiedenen Elementartheile sind so unter einander verbunden und verwachsen, dass aus ihnen mehr oder weniffer manigfach zusammengesetzte grossere Theile entstehen, die nur zu einer einzigen Funktion da sind und die man Organe nennt.
Von diesen Organen werden die letztgenannten Körper organi-sirte genannt, im Gegensatz zu den erstangeführten, die mau unorganische heisst.
Nie wird man bei den organisirten Körpern jene symmetrischen, regulären, kristallinischen Formen finden, welche man bei den unorganischen antrifft, sondern ihre Umrisse sind stets abgerundet, unregelmässig und bei jedem einzelnen Organismus bis ins Unendliche verschieden.
Der Unterschied zwischen organischen und unorganischen Körpern wird aber noch auffallender, wenn wir die Entstehuno- und das Wachsthum derselben gegenseitig vergleichen.
Ein organisirter Körper kommt stets von einem ihm höchst ähnlichen Wesen her, dem er seinen Ursprung verdankt, von dem er sich zu einer bestimmten Zeit als Keim, Ei oder Saame abtrennt, nachdem er in Folge einer gewissen Funktion, Zeugung genannt, die Lebensfähigkeit erhalten hat, ohne welche seine Ent-wikelung unmöglich wäre. Er wird daher erzeugt.
Dagegen entsteht ein unorganischer Körper jedes Mal, wenn seine Urstoffe zufällig sich in einer zu ihrer Vereinigung günstigen Lage befinden. ' Der Mensch kann nach Gutfinden ein Salz, Was-
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ser, eine gewisse Steinalt etc. liervorbringen, wenn er deren Bestimdtlseile in bekannten Proportionen gehörig zusammenlegt.
Die JJildung und Entstehung unorganisfrtet Körper hängen allein von physischen und chemischen Ursachen ab, und der auf-merksame Beobachter kann die Natur im Augenblicke, wo sie neue Mineralien hervorbringt, gleichsam belauschen.
Bei einem organisirlen Körper findet sich der Keim zu allen Theilcn, aus denen er im Zustande seiner vollendeten Ausbildung besteht, schon im Augenblicke seiner Entstehung. So entdeckt der Forscher schon im Getreidekorn, ehe es in die Erde versenkt wird, in der Eichel, aus welcher nach Jahren ein ungeheurer, majestätischer Baum entsteht, sowohl die Wurzel, mit der die Pflanze in dor Erde festhält, als auch deu sich hoch über diese erhebenden Stamm, die Blatter u. s. f.
Die Entwikelung, oder der Akt, durch welchen die einzelnen Theile sich aus den sie umgebenden Hüllen hervorarbeiten, erzeugt keine neuen Theile, sondern sie vermehrt oder verändert nur den Umfang, die Grosse und Gestalt der schon vorhandenen, so dass dieselben zu den ihnen übertragenen Funktionen tauglich werden. Die Materialien oder ernährenden Substanzen, welche bestimmt sind, den Stofl zur Vergrösserung der Theile herzugeben, werden in das Innere derselben eingeführt, und gerathen da unter den Einfluss einer Kraft, die gleichsam eine Eutwickelung von innen nach aassen (Int;!SSusceptio) hervorbringt. So lange diese Kraft vorhanden ist (und ihr Vorhandensein ist ein nothwendiges Resultat der Organisation) wächst der Körper. Nach einem gewissen Zeilpunkt aber fann-en ihre quot;Wirkungen an schwächer zu werden, die Einähipng nimmt ab, das Wachsthum hört auf, die Lebensquellen versiegen und der Tod tritt ein. Wir bemerken daher während der Existenz eines organisirten Wesens mehre, deutlich verschiedene Perioden, die des Wuchsthums, der Ausbildungj des Stillstandes, der Jhnuhme und bei deren Ende den Tod.
Welcher Unterschied bei den unorganisirten Körpern! Ihre Än'.s'chung verdanken sie gleichsam dem Zufall. Ihre Vergrösserung dauert so lange fort, als sich neue Theilchcn au ihre Aussenseite anlogen. Während dem daher die organisirten Körper von innen nach aussen sich vergrössern, vergrössern sich die unorganisirten
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durch blosses Aneinaiulorreihcn ihrer Bestandttheile von ausseh (luxtapositio). Das Wachsthum hat bei ihnen keine bestimmte Grunze, ein eigentlicher Tod findet nie statt; doch können üussere Zufilllc über kurz oder lang das Wachsthum unterbrechen, und physische oder mechanische Gewaltthätigkeiten die Cohäsion zwischen den einzelnen Theilchen aufheben.
Wenn wir den innern Bau der Theile sowohl organisirtcr als nnorganisirter Körper betrachten, so werden wir noch andere Unterschiede zwischen beiden wahrnehmen.
Wir haben schon gesagt, dass die orgaoisirten Körper aus ungleichen Elementartheren und Geweben züsammengesezt sind. Aber nicht alle Gegenden eines organisirten Körpers bestehen ans allen diesen Elemcntargeweben, sondern der Bau jedes einzelnen The.'Ies an einem solchen Körper ist verschieden von dem Baue der übrigen Theile. Die unorganisirten Körper sind aber ganz und in allen ihren Stücken aus gleichförmigen Bestandtheilen zusammengeseat. Ihre Struktur ist einfach, die Struktur der organisirten aber sehr zusam-mengesezt, und zwar sowohl im Ganzen, als in den verschiedenen Abiheilungen eines einzelnen Körpers.
Die Anordnung der verschiedenen, sowohl festen als flüssigen Bestandtheile, welche die Bildung organisirtcr Körper bedingen, heisst Organisation. Die Theile derselben sind in einem unaufhörlichen Wechsel von Angesoztwerdcn und Abgesondertwerden be-grili'on, wodurch das Leben bedingt wird. Sobald dieser Wechsel aufhört, hat auch das Leben ein Ende.
Bei den in ihrer Struktur so einfachen unorganischen Körpern, welche im Allgemeinen aus höchst gleichartigen Theilchen bestehen, bleiben dieselben, wenn der Körper einmal gebildet ist, fest und unveränderlich. Es zeigt sich kein Wechsel, keine Bewegung, also auch kein Leben. Wegen des so einfachen Baues kann ein unorganischer Körper in seine Grundbestandtheile zerlegt und aus denselben wieder hergestellt werden. Aus den organischen Körpern können wir zwar wohl die Elemente, welche sie bilden, absondern, hierbei bleibt es aber, denn wir sind nicht im Stande, den zerlegten Organismus wieder herzustellen.
Zu den unorganischen Körpern rechnet man die Mineralien'^ zu den organischen die Pflanzen und die Thiere.
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Auf den eisten Anblick scheint nichts Leichleres; als eine Pflanze von einem Thiere zu unterscheiden. Das Thier ist ein mit komplizirterem Organismus begabtes Wesen, welches die Fähigkeit besizt, sich bewegen und von einem Orte zum andern nach Gutfinden begeben zu können, das mit besonderen Werkzeugen zur Wahrnehmung von Schall, Geruch, Geschmack versehen ist, sich durch das Gefühl mit anderen Körpern in Rapport sezen kann, das die Nahrungsmittel in einen besondern Kanal in seinem Innern führt, in welchem sie gehörig verarbeitet und vorbereitet weiden, ehe sie zur Ernäbrung und zur Vergrösserimg der Organe dienen.
Die Pflanze hingegen bleibt, so lange sie lebt, an ihrer Geburtsstätte festgewachsen, sie kann sich nicht bewegen, ihre Wünsche, ihre Schmerzen nicht zu erkennen geben, doch lebt und wächst sie sleich dem Thier. Allein ihre Nahrungsmittel zieht sie entweder durcii Wurzeln, welche in der Erde stecken, aus dieser oder durch Zweige und Blätter aus der Atmosphäre in sich. Sie hat keinen besonderu Verdauungskanal, in welchem die Nahrungsmittel erst verdant werden müssen, sondern diese gehen ohne alle Vorbereitung, so wie sie in den Körper gelangen, in die ihrer bedürftigen Organe über.
Ein Ilauptunterschied zwischen Thieren und Pflanzen ist die Anwesenheit eines Nervensystcmes bei den Ersten, welches den Lez-teren. mangelt. Die Nerven, welche sich in einem Centrum vereinigen, verleihen den Thieren eine ganz cigenfhümliche Lebensfunktion, die Sensibilität oder das Empfindungsvermögen, welches den Pflanzen gänzlich abgeht. Aus ihr geht das Gefühl der Thiere hervor, sie bedingt den Willen, Wünsche, die Sinnesverrichtungen. Das Nervensystem unterliegt bei den einzelnen Thierklassen grossen Unterschieden, indess besteht es im Aligemeinen aus einer Axe, die an gewissen Stellen mehr oder minder angeschwollen ist und von der eine grosse Zahl Verästelungen in alle Theile des Körpers gehen, wo sie sich bogenförmig auf sich selbst zurückschlagen und wieder zur Axe zurückkehren. Das ganze Nervensystem bildet daher eigentlich Ringe, die je nach dem Baue des Thieres mehr oder minder elliptisch oder platt gedrückt sind. Diese Konstruktionsweise ist die Ursache, warum kein äusserer Einfluss auf irgend einen Theil des Thierkörpers einwirken kann, ohne auf das Centrum
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ties Nervensystems zu reflektiren, und daher wahrgenonmieu y.u werden, d. h. zum ßewusstseiu des Thieros zu gelangen.
Hingegen haben die Pflanzen kein Ncrvensysiüin, obschon man etwas Aehnliches bei ihnen entdeckt haben wollte. Man muss aber mit der vom Nervensystem unzertrennlichen Sensibilität dio Reiz— laquo;mpfänglichkeit nicht verwechseln, eine Eigenschaft, welche allen organischen Geweben cigenthümlich ist, und zwar oil in hohem Grade, so dass selbst gewisse Pflanzen, kraft derselben einige den Bewegungen emfernt ähnliche Funktionen ausüben können.
Die Struktur der Thiere ist kompliziiter als die der Pflanzen, d. h. die Anzahl der Elementarorganc, woraus jene bestehen, ist grosser als die, aus denen diese zusaimneiigescat sind. Die Untersuchung weist bei den Pflanzen nur zwei Elementargewebe, den Zellstoff und das Gefüss nach, indess wir bei den Thiercn Knochen, Muskeln, Nerven, Gefässe verschiedener Ordnung^ Häute u. s. w. finden.
Hinsichtlich der Nahrungsmittel bemerkt man zwischen Pflanzen und Thieren den bedeutenden Unterschied, dass Erstfere sich nur von unorganischen, Leztere aber nur von organischen Stoffen nähren.
Endlich liefert noch die chemische Analyse ein Unterscheidungsmerkmal zwischen Thier und Pflanze, indem sie zeigt, dass unter den Stoffen, aus welchen der thierische Körper besteht, einer (der Stickstoff) ist, der sich gar nicht oder doch nur öusserst selten im Pflanzenreiche findet.
Dem Gesagten zufolge dürfte es sich nicht leicht ereignen, Naturkörper, deren Unterschiede so schneidend sind, mit einander zu verwechseln. Indessen ist die Unterscheidung nicht mehr so leicht, wenn man von den höher organisirten Thieren und Pflanzen zu denen herabsteigt, deren Bau einfacher ist. Man wird dann finden, dass die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale, wie Bewegungsfähigkeif, Sensibilität, der Nahrungsschlauch u. dgl., bei einigen Thieren verschwinden, indess einige Pflanzen, Confcrven u. a. ziemlich ausgedehnte, jedoch immer nur partielle Bewegungen ausführen können, und selbst einige Wasserpflanzen nicht nur Bewegung, sondern eine Art von Willen , Annäherung zweier Individuen Behufs der Befruchtung, die dann mehr einer thierischen Begattung Ähnelt, u. s. w., besizen.
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Diese uud andere ähnliche Thatsachen mögen uns beweisen, dass die Unterschiede, welche die Natur zwischen ihre Erzeugnisse legt, nicht so gross sind, wie man sich auf den ersten Anblick vorstellt.
Da indessen denn doch Hauptunterschiede existiren, so hat man sämmtliche Naturalien in drei grosse Abtheilungen, Reiche ge-heissen, gctheilt, nämlich: das Thierreich, das Fflanzenreich und das Mineralreich. Die Naturgeschichte theilt sich demgemäss auch in drei Abschnitte:
1) Die Zoologie oder Lehre von den Thieren;
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2)nbsp; nbsp; jj Botanik
3)nbsp; nbsp; ,, Mineralogie ,,
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„ Pflanzen; „ Mineralien.
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gt;laquo;*i05laquo;lt;
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£rster Absdmitt.
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Von den Thieren.
wVirft man einen Blick auf die ungeheure Anzahl Thierc, welche den Erdboden bewohnt, so erstaunt man zuerst über die nianig-fachen Formen, in denen sie erscheinen, über ihre so verschiedenen und oft so prächtigen Farben, über die riesigen Verhältnisse der einen, im Vergleiche zu der winzigen Kleinheit der andern. Wenn man aber der oberflächlichen Anschauung eine genauere Be-trachtung folgen lässt, wenn man den Bau jedes einzelnen Wesens genau untersucht, wenn man die Vollkommenheit aller Organe, die Regelmässigkeit aller Funktionen gewahr wird, wenn man ersieht, dass vom kolossalen Wallfisch bis zum kleinsten, nur durch Ver-grösserungsgläser unsern Augen wahrnehmbaren Infusionsthierchcn alle diese Wesen stets die nämliche Organisation bei jedem Individuum einer und derselben Art zeigen, — wenn man bedenkt, wie sich diese Organisation modifizirt, je nachdem die betreffende Art auf dem Erdboden geht, im Wasser schwimmt, oder sich in die Lüfte erhebt, — so fühlt man sich unwiderstehlich zum Studium einer Wissenschaft hingezogen, welche so geeignet ist, unsere Wissbegierde zu erwecken und den reichsten Geist zum Nachdenken zu bringen.
Es hält schwer, eine genaue Definition von dem Dinge zu geben, welches man mit dem Ausdrucke Thier (Animal) bezeichnet; indess weiss Jeder, was er darunter zu verstehen hat. Schon in der Einleitung sind die Hauptunterschiede zwischen Thieren und Pflanzen angegeben wrorden, und es wurde bemerkt, dass man die Analogieen zwischen Thierreich und Pflanzenreich nicht bei den höheren, sondern bei den niederen Arten aus beiden Reichen suchen
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nüisse. Wir haben hier nur noch anzugeben, dass mau jene Wesen, die nicht ganz Thiere und doch nicht Pflanzen sind, Thier-pfutn%en, Zoophyten} und jene, die nicht cigenliich Pflanzen und doch keine Thiere sind, Pflan^enlhiere, Vhyloxoen nennt. Scieu übrigens die Analogiccn welche sie wollen, so wird man ein Thier immer daran erkennen, dass es Muskeln, Nerven und einen Nah-rungsschlauch besizt, daher sich bewegt, fühlt und verdaut.
Bei dem einen oder andern Thiere werden indess zuweilen nicht alle diese drei Hanptcharaktere zugegen sein, immer aber findet sich doch der eine oder andere , um den Typus der Anima-lilät zu beurkunden. So können einige Thiere, z. B. gewisse Infusorien, des Nahrungsschlauchcs, andere, z. E. die Polypen, eines deutlich ausgedrückten Nervensysteiues ermangeln, während dem die Fähigkeit der Ortsverändorung hinreicht, um sie uns als Thiere kennbar zu machen. Was die Bewegungen einiger Pflanzen anbelangt, so müssen sie nicht mit denen der Thiere, die ganz vom Willen abhängen, verwechselt werden, da sie nur aus einer lieiz-empfänglichkeit hervorgehen, die allen organisirten Geweben in-wohnt, aber von den Muskulär- und Nerven-Funktionen ganz unabhängig ist.
Das thierische Leben wird durch vier Grundfimktionen bedingt, nämlich: die Ernährung und Erzeugung, welche die Thiere mit den Pflanzen gemeinschaftlich besizen, und die darum vegetative Funktionen heissen, ferner Bewegung und Empfindung, die den Thieren ausschliesslich angehören und desswegen animalische Funktionen genannt werden.
Von diesen Grundfunktionen ist die Ernährung unzweifelhaft die wichtigste; sie entwickelt sich zuerst, mit ihr beginnt das Leben, und hört nicht eher auf, als bis sie auch aufgehört hat. Sie arbeitet unaufhörlich und gewissermassen für das Thier unmerklich fort, während dem die übrigen nur unter gewissen Bedingungen und zu bestimmten Zeiten in Thäligkeit gesezt werden.
Die vorzüglichsten Akte dieser Grundfunktion sind: das Erfassen der Nahrungsmittel, das Verarbeiten derselben in dazu bestimmten Organen, das Beimischen des Produktes dieser Verarbeitung zur Kreislaufsflüssigkeitv die dasselbe dann in die verschiedenen Theile des Körpers führt, wo es absorbirt und in organische Stoffe umgewandelt wird, und zur Entwickelung des Organismus und zum Ersaze des Verlustes dient, welchen die Lebensbewegung dem Thierkörper zugefügt hat.
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~ 11 —
Die Emeugung ist die andere vegetative Grundfunktion des Lebens; sie wird durch besondere Organe, welche man Zeugungsorgane heisst, vermittelt. Es gibt derselben zweierlei, männliche und weibliche. Mit sehr wenigen Ausnahmen bestehen die Arten des Thierreiches aus männlichen und weiblichen Individuen, welche die betreffenden Zeugungsorgane besizen, die nur bei wenigen Weich-, Glieder- und Strahlthieren auf einem und demselben Individuum sich vereiniget finden.
Das Prinzip der Zeugung ist uns noch unbekannt, obschou M'ir die allmähüge EntWickelung seines Produktes verfolgen können. Die erste Formation dk-ses Lcztern, sein Zengungsmoment, entgeht immer unseren Nachforschungen und ist für uns ein Gegensiand blosser Zweifel und Hypothesen.
Von dem Augenblicke an, wo das Produkt der Zeugung für uns wahrnehmbar ist, zeigt es sich stets als ein kleiner organisirter Körper, der während kürzerer oder längerer Zeit einem erwachsenen Thiere der nämlichen Art anhängt, sich auf ihm ausbildet, und sich zu einer bestimmten Epoche in Form eines Eies von ihm lostrennt, welches, mit mehr oder weniger festen Hüllen umgeben, einen mit den zum Leben unumgänglich uothwendigen Theilen versehenen Körper enthält, der nun entweder die Hüllen sogleich durchbricht, oder noch eine Zeit lang in denselben unter stetem Fortwachsen eingeschlossen bleibt.
Die Zeugung ist keine ununterbrochene Funktion; sie äussert sich nur nach Verlauf kürzerer oder längerer Frist tind zuweilen blos zu einem eiuzigeu Zeitpunkte im Leben. Wenn später von den verschiedenen Thierklassen die Hede sein wird, sollen auch die vorkommenden Zeugungsunterschiede derseiben zur Sprache kommen.
Ernährung und Zeugung haben die Gewächse mit den Thieren gemein, dagegen kommen diesen die animalischen Funktionen aus-schliesslich zu. Nichtsdestoweniger tind die höheren Grade der Bewegungs- und Empfindungsthätigkeit auch nur den höher orga-nisirten Thierklassen eigen. Träger der Bewegung sind die Muskeln; man unterscheidet zwischen willkiihrlicher und unwillkühr-licher Bewegung. Erstere steht unter dem Einflüsse der Sensibilität, Leztere unter dem der Ernährung, daher Erstere auch nur dann erfolgt, wenn die Sensibilität in Aktion ist, indess Leztere unaufhörlich fortdauert und nur, wie die Ernährung, mit dem Tode endet.
Die Sensibilität besizt als materielles Substrat das Gehirn, Rücken-
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mark and überhaupt das ganze Nervensystem. Sie hat; gleich der Zeugung, Zeiträume der Ruhe, die aber nie so lange dauern, wie die der Aktion; man nennt dieselben den Schlaf; während seiner Dauer reslauriren sich alle Kräfte des Körpers, so dass er seine Funktionen, die beim Einschlafen nur lässig vor sich gingen, nach dem Aufwachen wieder gehörig ausüben kann.
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1 om Bau der Tliicrc überliauitt.
J'ier einfache oder Eleraentargewebe bilden die Basis aller Organe, aus denen der Thicrkörper zusammengeseztjst.
1.nbsp; nbsp; Das Zellen- oder Blätfergewebe findet sich im Organismus am häufigsten, sei es als Haupt-, sei es als NTebenbestandtheil der Theilc. Es ist aus unregelmässigen Blättchen zusammengesezt, die mit einer Menge Fasern nach allen Uiclitungen durchkreuzt sind; Blättchen und Fasern sind äusserst dünn und durchsichtig; durch ihre Vereinigung entsteht eine lödierigtc, schwammartige Masse, welche fast immer die Gestalt der einzelnen Organe und selbst des ganzen Körpers bedingt. Verdichtetes Zcllengewcbe bildet Zellenhdule. In den einzelnen Zellen lagern sich Fett und andere Stoffe, z. B. in den Knochcu A'rt/AWse, ab. Grundstoff des Zellengewebes ist die Gallerte.
2.nbsp; nbsp; Das fibröse Gewebe besteht aus weissen, pcrlmutterfarbigen, undurchsichtigen, sehr zähen Fasern, und bildet die Muskelsehnen, so wie die Gelenkbänder und mehre feste, aber dünne Häute, z. B. die Aponevrosen, die harte Hirnhaut, die undurchsichtige Haut des Augapfels etc. Auch vom fibrösen Gewebe bildet die Gallerte den Grundbestandlheil, es wird daher von vielen als eine blosse Modi-ßkalion des Zellgewebes betrachtet.
3.nbsp; nbsp; Das nmskelfaserige Gewebe besteht aus rothen oder weissen Fasern, denen die Eigenschaft zukömmt, sich zusammenziehen zu können. Alle Organe, welche Bewegungen ausführen müssen, bestehen hauptsächlich aus diesem Gewebe. Indem sich die einzelnen Muskelfasern an einander legen, bilden sie dickere Fäden, die dann wieder mittelst Zellgewebe zu Bündeln und diese zu grös-seren Organen vereiniget werden, die man Muskeln nennt, und welche die Organe der willkührlichen Bewegungen sind. Sie bilden auch die Basis einer Menge von Organen, die blos zu vegetativen Zwecken dienen und die nicht der Herrschaft des Willens unter-
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liegen ^ wozu z. B. das Her%, der Nahrungsschlauchj die Harnblase etc. gerechnet werden. Diese Organe erhalten ihre Nerven vom sympathischen oder Gangliensysteme; indess die eigentlichen Muskeln die ihrigen direkt aus der Centralaxe des Nervensystemes bekommen. Die Muskelfasern bestehen fast allein aus Faserstoff; ihre Farbe ist bald roth, bald rosenfarb, weiss etc., oft sind sie auch farblos.
4. Das Nemengewebe oder die Maiksubsfanx zeigt sich als ein dicker Brei von weisser, graulichter oder roseuröthlichter Farbe und besteht aus einer grossen Menge äusscrst kleiner Kiigclchen. Aus Nervensubstanz besteht das Gehirn,, Rückenmark und das Innere der Nerven. Yon sich aus scheint sie weder wahrnehmbare Bewegung noch selbst Empfindung zu besitzen, nichtsdestoweniger stehen alle Bewegungen unter ihrem Einflüsse, und durch sie gelangen alle Empfindungen zum Sensorium commune, zum allgemeinen Bewusst-sein; durch sie äussert sich der -Wille jenen Organen, die seine Befehle ausführen sollen. Die chemische Züsammensezong der Marksubstanz ist komplizirtcr als die der übrigen Elemenfargewebe; man findet hauptsächlich Eiweiss, Fettstoff, Schwefel, Phosphor etc. darin.
Aus der Vereinigung dieser vier Grundgewebe unter mehrfachen Bedingungen gehen die verschiedenen Organe des Körpers hervor. Das Zellgewebe darf als Basis der Organisation angesehen werden, weil es in allen Theilen des Körpers gefunden wird. Das fibröse Gewebe dient als Vereinigungs- und Anheftungsmittel der einzelnen Theile unter sich, das Muskelgewebe führt die Bewegungen aus und das Nervengewebe endlich fühlt, und bestimmt die Muskeln, sich zu bewegen.
Yon diesen vier Geweben ganz unabhängig bildet das Blut oder die allgemeine Ernährungsllüssigkeit einen llauptbestandtheil fast aller Organe. Man findet in ihm schon die näheren Bestandtheile, aus welchen die Elementargcwebe zusammengesezt sind, nämlich den Faserstuff, die Gallerte, das Eiweiss und den Fettstoff.
Die durch das Zusammentreten der verschiedenen Grundgewebe entstandenen Organe üben gewisse Akte aus, welche man Funktionen nennt und deren Gesammtheit das Leben bilden.
Es ist übrigens zu bemerken, dass die Funktionen immer im Vcrliältniss zu der Entwickclung der sie ausübenden Organe stehen. Je ausgebildeter, vollkommener daher die Organisation ist, desto mehr werden sich die einzelnen Funktionen auf bestimmte Körper-
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theile konzentriren. Athmung und Verdauung werden z. E. bei den höheren Thieren mittelst eigener, besonders hiezu eingerichteter Organe vermittelt, indess bei den niedersten Thieren die ganze Körperoberfläche an diesen Funktionen Theil nimmt.
Wir werden hier nach einander die verschiedenen Lebensphänomene kurz betrachten, ihre nähere Beschreibung aber der vergleichenden Physiologie überlassen.
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Vegetative Funktionen.
Der Zweck der vegetativen Funktionen ist die Erhaltung des Lebens der einzelnen Individuen und die Fortpflanzung und Vermehrung der Gattung. Sie sind bekanntlich den Pflanzen wie den Thieren eigen, und bestehen in der Ernährung und Zeugung oder Fortpflanzung.
I. Ernährung.
Es ist dieses die allgemeinste Funktion der Thiere; sie fehlt bei keinem einzigen Individuum, und erlöscht erst nach allen andern Lebensäusserungon mit dem Leben selbst. Sie zerfällt wieder in drei besondere Verrichtungen, die Verdauung nämlich, den Kreislauf und das Athemholen.
1. Verdauungsorganc.
Die Verdauungsorgane der höheren Thiere haben die Gestalt eines langen Kanals oder einer langen Röhre_, die mit einer vordem Oeflnung, dem Munde, und c'.ner hintern, Aem After} versehen ist. Durch den Mund werden die Nahrungsmittel in den Verdauungskanal eingeführt, durch den After aber jene Bestandtheile derselben^ welche zur Ernährung untauglich sind, ausgeschieden. Bei den höheren Thieren sind Mund und After gewöhnlich an den entgegen-gesezten Endpunkten des Körpers, bei anderen, besonders bei den Mollusken, ist ihre Lage sehr ungleich , der Mund zwar stets oben oder vorn am Leibe, der After aber bald auf dem Rücken, bald mitten am Leib, bald auf dem Kopfe, am Halse u. s. f., ja es gibt welche, bei denen Mund und After eine und dieselbe OefFnung bilden.
Bei den Säugethieren ist der After stets in der Nähe der Ge-schlechtstheile, bei den übrigen Wirbclthieren und überhaupt bei
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allen eierlegenden Thieren öffnet sich das hintere Ende des Nahrungsschlauches und die Geschlechlsthcile in eine Art von o-emein-schaftlichem Sacke, der Cloake, die dann gewöhnlich mittelst einer runden, versdillessbaren Ocffnung nach aussen führt.
Bei den höheren Thieren sezt sich der Nahrungssch!auch, von Act Mundhöle an, durch den s. g. Schhindkopfm äen Schlund fort. Der Schlund endiget in einen verhaltnissmässig weiten Sack, den Magen, welcher zuweilen in verschiedene Holen abgetheilt ist. Unter oder hinter dem Magen folgt ehr Dannkanal, der nachgerade von vorn nach hinten die Namen Znölfßnger-, Leer-, Krumm-, Blind-., Grimm- und Mastdarm trägt. Lezterer endet mit dem After. Der Darmkanal macht eine grosse Menge Krümmungen und Windungen, die mittelst einer doppelten Verlängerung des Bauchfelles, Gekröse genannt, in ihrer Lage festgehalten und au der Wirbelsäule gleichsam aufgehängt werden. Eine andere Verlängeruno- des Bauchfelles, das Nez, hängt frei in die Bauchhöle, und dient dem Darmkanal als Hülle.
Nachdem die Nahrungsmittel im Mumie gehörig zernialmt und zu Brei verarbeitet worden sind, wozu die Zähne hauptsächlich beigetragen haben, gelangen sie schnell durch den Schlund in den Magen, erleiden daselbst noch eine genauere Verarbeitung, und durchlaufen nun nach und nach den ganzen Darmkanal. Auf diesem Wege wird aus ihnen die eigentlich nahrhafte Älaterie, Chijlus o-e-heissen, in Gestalt einer trüben, milchiglen Flüssigkeit ausgesondert von den hierzu geeigneten Gefässen aufgesogen und der Blut-masse zugeführt. Der Magen der wirbellosen Thiere hat zuweilen harte, hornige Platten, die zwischen seine Häute eingefügt sind und gleichsam Zähne oder Hacken bilden, deren Zweck die Beschleunigung und Bethätigung des Verdauungsaktes ist.
Mittlerweile die Nahrungsmittel den Verdauungskanal durchlaufen, sondern gewisse Drüsen verschiedene Flüssigkeiten ab, welche auf die Verdauung besondere Wirkungen ausüben. Solche Drüsen sind die Speicheldrüsen; das Pankreas und die Leber; von ihnen kommen Speichel, Bauchspeichel, Galle.
Die Länge des Nahrungskanales richtet sich bei jeder Thier-gattung nach der Art seiner Nahrungsmittel. Sie ist bei Pflanzenfressern beträchtlicher wie bei Fleischfressern, auch sind die Wandungen bei Erstem stärker und dicker wie bei Leztern. Bei den Vögeln und gewissen Mollusken werden die Magenwände durch
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•zwei starke Muskeln verstärkt, was besonders bei körnerfressenden Vögeln bemerkbar ist.
Der Magen ist nicht immer einfach wie beim Menschen und den fleischfressenden Thieren, sondern oft in zwei neben einander liegende Holen gelrennt, z. B. bei den meisten s. g. Nagethieren, auch wohl dreifach, wie bei vielen Vögeln und Mollusken, vierfach bei den Wiederkäuern, Wallfischen u. s. f.
Bei gewissen Mollusken ist der Nahrungsschlauch ausserordent-lich einfach und erstreckt sich ohne Erweiterung und Windung vom Munde ganz gleichförmig bis zum After. Bei den Crustaceen ist er ähnlich beschaffen, doch kann man bei ihnen einen Magen unterscheiden, an dessen Eingange fünf harte bewegliche Zähne stehen, welche die Nahrungsmittel eigentlich zerbeissen. Es wird auch hier der ganze Magen durch ein kalkigtcs Gerüste dergestalt unterstüzt, dass er nicht zusammenfallen kann, wenn sich in ihm keine Nahrungsmittel befinden.
Bei den Insekten erstreckt sich der sehr einfache Nahrungskanal ohne Windungen vom Munde zum After; bei dem Blutegel folgt auf einen kurzen Schlund ein langer, dünnhäutiger, sehr ausdehnbarer Magen, dessen Inneres durch einige Zwerchfelle, in deren Mitte sich je ein Loch befindet, in mehre Abtheilungen gesondert ist. Ohne dass der Regenwurm einen eigentlichen Magen be-sässe, ist doch sein Nahrungsschlauch durch solche durchbohrte Zwerchfelle in seiner ganzen Länge häufig unterbrochen.
Bei den Eingeweidewürmern, besonders bei dem Sptdwurm erstreckt sich ein ganz gleichförmiger Nahrungsschlauch vom aiunde zum After. Zuweilen hängen an beiden Seiten des Nahrungskanales Blindsäcke, die sich in ihn c.finen und deren Zahl oft bis auf zwanzig steigt, wie z. B. bei der Aphrodita aculeata, wo die blinden Enden der Säcke stark ausgedehnt sind und zwischen den Bewe-ffunssmuskeln stecken.
Bei den untersten Thierklassen besteht der gesammte Ver-dauungsapparat in einem einzigen Blindsack, dessen Eingang Mund und Alter zu gleicher Zeit bildet. Oft ist dieser Sack ganz einfach, andere Male gehen von ihm mehre blinde Anhängsel aus, welche oft baumartig verzweigt sind, und sich paarweise in die slrahlförmigen Enden des Körpers begeben, wie z. E. bei den Ophiuren.
Bei den Polypen endlich bildet der Verdauungsapparat keinen besondem Sack mehr, sondern ist eine blosse Vertiefung in der
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Körpersubstanz, oder vielmehr der ganze Körper ist nur ein blosser Verdauungssack. Bei den Hydern ist man im Stande den ganzen Sack umzustülpen, so dass die äussere Fläche nun zur innern wird und umgekehrt, ohne dass die Funktionen des Thieres nur im Mindesten gestört würden.
Die Infusionsthierchen werden in monogaslrische und polygastrische getheilt, je nachdem sie nur einen einfachen Verdauungssack oder mehre zusammenhängende Magenhölen besizen, gleichviel ob diese nur durch eine einzige oder zwei Oeffnungen nach aussen kommuniziren.
Die Speicheldrüsen treffen sich auch nicht durch die ganze Thicrreihe: ausser den Säugethicren findet man sie nur hei einigen Mollusken und Insekten; den Vögeln, Reptilien, Fischen etc. mangeln sie.
Bei den vollkommneren Thieren zeigt sich die Leber in Gestalt einer grossen rothen Drüse, welche ihr Produkt, die Galle, durch einen odelt;r zwei Gänge in den Darmkanal giesst. Im Allgemeinen ist die Leber um so grosser, je kleiner die Speicheldrüsen sind und wo diese mangeln, ist sie am ausgebildetsten.
Bei gewissen Mollusken bedeckt die Leber den ganzen Magen und ist oft mit demselben auf das Innigste verwachsen. Die Galle wird durch eine Menge kleiner Gänge ausgeführt, aber das Merkwürdigste ist, dass die Leber bei diesen Thieren kein Venenblut, sondern Aortenblut erhält, indess bei den höheren Thieren das venöse Pfortadersystem der Gallcnbcreitung vorsteht.
Bei den Canthariden und vielen anderen Insekten, so wie bei den Crustaceen, zeigt sich die Leber nicht in Gestalt einer Drüse, sondern sie bildet zwei biegsame Gefässc, deren beide Mündungen sich in den Darmkanal öffnen.
Endlich entbehren viele Thiere der Leber gänzlich. Das Nez, welches der SIens.ch und die meisten Säugethiere besizen, verschwindet weiter hinab in der Thierreihe, doch zeigt es sich bei einigen Mollusken wieder.
Bei den höher organisirten Thieren wird der Chylus oder der aus den Nahrungsmitteln ausgesonderte Nahrungssaft von einem eigenthümlicheu Gefässsystem aufgenommen und den Venen zugeführt. Den wirbellosen Thieren mangeln diese s. g. Milchgefässe und werden bei den Mollusken und Crusfacern durch die Venen er-sezt; bei den Insekten jedoch, wo das Gefässsystem auf dem höchsten Punkte der Einfachheit steht, geschieht die Absonderung des
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Chylus und ilie Aufnalntie desselben in die Körpermasse durch blosse Imbibition; er schwizt nämlich ilnrcli die \Vraiulungen des Nahrungs-sciilauclics durch, wird von dem Gewebe^ welches den ganzen Unterleib ausfüllt, aufgesogen und von da in die übrigen Theile des Körpers geleitet.
Das Nämliche findet sich bei den i'olvpcn, deren ganzer Körper ja nur aus dem Gewebe des Verdauungssackes besteht. Es gibt aber auch ZoophyteUj bei denen gewisse Milchgefasse in der Ver^ dauungshöle entspringen; durch welche dann der jVahrungssaft in die entfernten Körpertheile geführt wird.
2. Ereislanfsorgäne.
Der Kreislauf steht bei den Thiercn in wcsentlicliem Zusammen-hausc mit dem Athmen, daher auch die beiden Funktionen nicht leicht sesoiulert betrachtet werden können. Indess weiden wir doch zuerst von den Kreislaufsorgauen allein sprechen.
Der Kreislauf hat zum Zweck, in alle Theile des Körpers jene Flüssigkeit zu leiten, welche zu ihrer Ernährung; zu ihrer Ver-grösserung und zum Ersaz dessen, was sie etwa verloren haben, dient.
Bei den höheren Tliieren gibt es einen doppelten Kreislauf. Das Blut nämlich, wenn es in allen Theilen des Körpers seinen Zweck erfüllt hat, kehrt durch gewisse, von den hinleitenden Gefässen oder Arterien verschiedene Geiässc, nämlich die Venenj wieder zurück. Diese vereinigen sich nach und nach in einen oder zwei HauptStämme7, Hohlvenen genannt^ und die iiohlveneu entleeren sich in eine muskelhäutige; zum Herz gehörige Hole, die rechte Herzvorkammer geheisson. Aus dieser wird das Slut in eine zweite, mit festeren und dickeren Wandungen versehene Hole, die reckte Herzkammer, getrieben. Indem sich die rechte Herzkammer nun stark zusammenzieht, treibt sie das Blut in die Luiujenurterie und aus dieser in die unzähligen Verzweigungen, welche sie in den Lungen bildet. In den Lungen kommt das Blut in Berührung mit atmosphärischer Luft, die während dem Einathmen absorbirt wurde, und von welcher es den Sauerstolf aufnimmt, indess es einen Theil seines Kohlenstoffes abgibt, der dann durch das Ausathmeu aus dem Körper geschallt wird.
Durch die Lmiyenvenen wird das Blut nun in die linke Herzvorkammer zurückgebracht; diese ergiesst dasselbe in die linke Herzkammer 3 welche mit noch weit festeren und dickeren Wanden, wie
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die rechic Ilcrzkämnier, versehen ist. Wenn sich diese Wände zusammenziehen, stossen sie das Blut in eine grosso Arterie, Aorla genannt, deren Verzweigungen es dann wieder in alle Theile des Körpers führen. Bei den Säugethieren und Vögeln gibt es daher einen doppellen Kreislauf, einen, durch alle Theile des Körpers und einen durch die Alhnmngswerkzeuge; an der Spitze jedes Kreislaufes steht ein Impuls gebendes Organ, welches für den Körperoder grosseil Kreislauf die linke, für den Lniigcn- oder kleinen Kreislauf die rechte Ilerzhälfte ist.
Bei den Thieren mit vollständigem Kreislauf ist auch der Ath-mungsprozess stets vollständig, d.h. alles Blut, welches durch die Venen aus den verschiedenen Körperlhcilen zurücligebraclit wird, muss die Lungen passiren, und es erleidet daher die gesaramte Blutmasse jene oben angegebene, durch die Respiration hervorgebrachte Veränderung;, ehe sie wieder in den grossen Kreislauf kommt. Es gibt keine direkte Verbindung zwischen der rechten und linken Herzbälfte, daher ist auch keine Vermischung des arteriellen mit dem venösen Blute möglich.
Bei den Reptilien aber zeigen sich bedeutende Verschiedenheiten. Das Herz der Krokodile ist unft-efähr wie das der Säuirc- . thiere und Vögel gebaut, d. h. es hat zwei Vorkammern und zwei Kämmern, allein es findet hier der Unters shied statt, dass aus der rechten Herzkammer nicht nur die Lungenarterie, sondern auch noch ein anderer Ast abgeht, der sich in einiger Entfernung mit einem Aste der Aorta vereinigt und mit dieser die Bauchaorta bildet, in welcher also arterielles und venöses Blut gemischt ist, und die den ganzen hintern Theil des Körpers mit Blut versieht, während dem die aufsteigende Aorta dein Kopfe und übrigen Vorderleibe rein arterielles Blut zuführt. Die Schlangen haben ebenfalls zwei Vorkammern und zwei Kammern des Herzens, allein Lcztere stehen durch eine bedeutende Oefi'nung mit einander in Verbindung. Die Schildkröten und Eidechsen haben bei zwei Herzvorkammern nur eine einzige Kammer, welche aber durch eine Haut in zwei Säcke getrennt ist. Aus beiden Zuständen folgt, dass immer nur ein Theil des Blutes in die Lungen getrieben und daselbst wiederbelebt wird, so wie dass das in die Aorta getriebene Blut zum Theil venös und nur zum Theil arteriell ist. Deswegen ist auch das Blut dieser Thiere weit weniger saucrstoffhaltig und ermangelt grösstentheils der eigenthümlichen Wärme.
Bei den Fröschen besteht das Herz nur aus einer Vorkammer
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— SO-uiid einer Kammer, atber die Vorkammer wird durch eine sehr dünne Scheidewand, welche gerade an der Oeffnung in die Kammer endiget, in zwei Säcke getheilt, so (lass bei jeder Zusammenziehung der Vorkammer eine gewisse Menge venöses und eine gewisse Menge arterielles Blut in die Kammer getrieben wird, wo es sich vermischtj so dass sowohl in die Lungenarterie als auch in die Aorta eine Mischung beiderlei Gattungen Blutes gelangt.
Bis dahin haben wir immer für beide Kreislaufe besondere, wenn auch bei den Reptilien schon unvollkommene Impuls gebende Organe oder Herzhälften gesehen, bei den Fischen aber gibt es nur ein einfaches und zwar ein rechtes oder Lungenherz. Das Venen-blut wird aus den verschiedenen Theilen des Körpers durch die beiden Hohlvenen in die einzige Herzvorkammer gebracht, welche dasselbe in die einzige, sehr fleischige Kammer giesst. Aus der Kammer geht eine Arterie ab, die beim Ursprünge stark ausgedehnt und mit beträchtlichen Wandungen versehen ist; dieser Ursprung heisst der Bulbus der Kiemenarterie. Die Kiemeuarterie geht nach den Kiemen oder Athmungsorganen und theilt sich daselbst in so viele Zweige als Kiemenbogen sind. Die äussersten Endzweige der Kiemenarterien gehen in die Kiemenvenen über, die den Lungenvenen ganz entsprechen, sich aber nicht erst in eine linke Vorkammer und durch diese in eine linke Kammer des Herzens ergiesseu, sondern sich unmittelbar zur Bildung der Aorta vereinigen.
Die Mollusken, mit denen die Reihe wirbelloser 'f liiere beginnt, haben einen sehr verschiedenen Kreislauf. Bei den Ccphalopodeu theilt sich die Hohlvene in zwei Stämme, deren jeder sich in eine eigene Herzkammer ergiesst. Aus diesen zwei Herzkammern gelangt das Blut in die beiden Athmungsorgane und aus diesen wird es durch die beiden Lungen- oder Kiemenvenen in eine dritte Herzkammer geleitet, die es dann in die Aorta treibt. Hier fehlen also die Vorkammern gänzlich, dagegen sind drei Kammern vorhanden. Bei den Gastcropoden findet sich nur ein einfaches Herz, wie bei den Fischen, allein es ist ein linkes oder Aortenherz. Das Blut wird hier aus den Hohlvenen direkt zu den Kiemen geleitet, kommt aus diesen durch die Kiemenvenen nach der Herzvorkammer, von da in die Herzkammer, und wird aus derseiben in die Aorta ge-stossen.
Das Cirkulationssystem der Blutegel und anderer Anneliden besteht aus vier grossen Gefässstämmen, die vom vordem zum hintern
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Ende des Körpers reichen, und mittelst ziemlich weiter Seiteuastc in gegenseitiger Verbindung stehen. Von Herz ist keine Spur, daher auch nicht von Impuls, auch sind die Gefässe nur einerlei Art und nicht in Arterien und Venen unterschieden , was um so unnöthiger zu sein scheint, als bei vielen dieser Thiere eigentliche Athmungsorgane fehlen, und das Athmen gleichsam mittelst der ganzen Körperoberlläche vor sich geht.
Die Krabben, Krebse und übrigen Crustaceen haben einen doppelten Kreislauf, wie die Cephalopoden, nur sind die beiden venösen Kammern nicht so deutlich als solche zu erkennen, sondern mehr gefüssartig.
Die Arachniden (Spinnen, Skorpione u. s. w.) weisen noch einfachere Kreislaufsorsane. Liiiilt;gt;s ihrem Rückeii zieht sich ein grosser Gefassstannn hin, der deutlich pulsirt, was man bei grossen, unbehaarten Spinnen leicht bemerken kann. Nach vorn ist dieser Gefässstamm geschlossen, nach hinten aber geht er in eine Anzahl Zweige aus, die sich in den umgebenden Theilen verlieren.
Die Insekten besizen, statt aller übrigen Kreislaufsorgane, ein einziges grosses Rückengefass, welches in mehre, unter einander kommunizirende Kammern abgetheilt ist und Seitenöffnungen besizl, durch welche das Blut aus der Bauchhöle einströmen kann, die aber zu keinerlei Aesten oder anderweitigen Gefässeu führen. Man hat übrigens an dem Rückengefass der Insekten deutliche Pulsation wahrgenommen.
Die im Verhältniss zu niederem Thierklassen so wenig ausgebildeten Kreislaufsorgane der Arachniden und Insekten lassen sich erst dann recht begreifen, wenn die merkwürdige Ausbildung der Respirationsorgane bei diesen Thieren bekannt ist.
In der untersten Abtheilung des Thierreiches, derjenigen der Zoophytcn, hat man lange kein Cirkulationssystem auffinden können. Neuere Untersuchungen haben indess gelehrt, dass viele Stachelhäuter selbst einen doppelten Kreislauf besizen, einen für die Haut^ als das Respirationsorgan, und einen für den innern Körper; es scheinen jedoch diese beiden Kreislaufe nicht mit einander in Verbindung zu stehen. Auch die Quallen besizen sehr ausgebildete Kreislaufswerkzeuge, Gefässe, welche längs dem Magen herlaufen, empfangen aus diesem den Nahrungssaft. Aus der Vereinigung mehrer solcher Gefässe entsteht eig Cirkularstamm, welcher vier gerade Aeste nach den Kiemenrändern hinschickt, aus denen das Blut durch andere Gefässe nach der Mitte des Körpers zurück-
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geführt wird. Selbst die Infusorien sollen ein Gefässsystem haben, das aber seiner ausserordentlichen Kleinheit willen noch nicht gehörig hat nntersneht wrcrden können.
Es gibt endlich Thiere, die ohne alle spezielle Kreislanfsorgane eu sein scheinen. Bei der Phnnatella calcaria hat Cams beobachtet, class der Raum zwischen dem Verdauungssacke und den äusseren Bedeckungen mit Wasser ausgefüllt war, das sich in einer kreisförmigen Bewegung befand. Es scheint daher eine Art Kreislauf ohne Gefässe vor sich gehen zu können, gleichwie eine Respiration ohne eigene Athmungsorganc bestehen kann.
Das Blut oder die Kreislaufsflüssigkeit zeigt nicht bei allen Thieren die nämliche Beschaffenheit. Bei den Wirbelthieren ist es im Allgemeinen rolh, aber von ausserordentlich zahlreichen Schat-tirungen; in den Arterien stets heller, in den Venen dunkler. Die Farbe verdankt es kleinen Kügelchcn, die erst unter dem Mikroskope sichtbar werden^, Blutkügelchen heissen und deren Formen und Grosse nach den Thiergattunsren sehr verschieden sind
Viele Tiiiere haben blaues} andere grünes, gelbes, ti)eissesJi\\i.t} bei vielen ist es farblos. In lezterm Falle sieht man zuweilen noch einzelne, schwach gefärbte Kügelchen in ihm schwimmen, was erlaub!, den Girkülationsbewegungen nachsehen zu können. Fehlen aber diese Kügelchen gänzlich, so wird die Untersuchung der Kreis-laufribew'ejrunjjcn bei dem betreffenden Thiere uiimöquot;'ich.
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y. Ucspirationsorgane.
Die Athmung ist eigentlich eine Ergänzung der Cirkulation. Das Blut, welches zur Ernährung der einzelnen Körperlheile diente, hat dadurch einen Theil seiner •Elenicr.te verloren. Durch den Athmunsfs-prözess wird es mit der atmosphärischen Luft in mittelbare Be-riihrmig gebracht, welche hinreicht, ihm seine verlorenen Eigenschaften wieder zu geben.
Das Ilauptuerkzeug, welches die Athmung vermittelt, ist nicht bei allen Thieren gleich. Diejenigen, welche sich in der freien Luft aufhalten, athmen durch .Lem^eraquo;, hiiflstickc oAcr Luftröhren , jene aber. Welche gewöhnlich im Wasser leben, besizen Kiemen zur Respiration.
a. Ijungenathmungraquo;. Die Lungen sind bei den höheren Thier-klasscn zellig-gefässreiche Werkzeuge von unterschiedlicher Gestalt und Grosse; sie liegen in der Brusthöle zwischen der Wirbel-
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säule und dem Brustbeine, and bestehen aus Luft- und aus Biut-gefässeu. Erstcre sind Verzweigungen der Luftrührc, die immar zahlreicher werden und zulezt in sehr klüinc Blindsäcke emieu, welche man Limgcnlihischen nennt. Die Vereinigung einer Anz-ahl Bläschen mit ihren Wandungen bilden die Läppchen (Lobuli) und mehre Läppchen dann Lappen (Lobi) der Lungen.
Weder die Bläschen noch die Läppchen noch die Lappen der Lungen haben eine andere Kommunikation als die durch die Lufl-gefässe, welche aber nur von der Luftröhre ausgehen und nicht etwa aus einem Bläschen oder Lappen zum andern dringen.
Der Lungenblutgefässe gibt es zweierlei: die einen sind bios zur Ernährung der Lungen selbst bestimmt; heissen Bronchiälartenen (denen die Bronchialvenen entsprechen) und kommen aus der Aorta, mithin aus der Unken Herzhälfte. Die andern aber haben dioBestim-mung, jenes Blut hinzuführen, welches einer Erfrischung durch die eingeathmete Luft bedürftig ist. Sie heissen Lungenarierien und Lungenvenen. Leztere fuhren das erfrischte Blut in die linke Herzsvorkammer.
Die Lungenarterie theiit sich in eine grosse Menge Aeste und Zweige, welche im Allgemeinen den Verzweigungen der Luftgefässe folgen und sich endlich über die Loftzellen oder Bläschen nezförmig ausbreiten, so dass das in ihnen enthaltene Blut in mittelbarer Berührung mit der Luft steht.
In diesen Nezen beginnen auch die Lungenvenen nezförmig, vereinigen sich zu immer starkem Zweigen und Aesten, und en-disen sich endlich durch zwei Stämme in die linke Herzvorkammer.
Längs den Luft- und Blutgefassen verzweigen sich ferner noch Lymphgefiisse und Nerven, und alle diese Organe , durch sehr feines Zellgewebe vereinigt, bilden zusammen die Lungen der Säuge-thiero. Von aussen hüllt sie die Pleura ein, eine seröse Haut, welche, nachdem sie die innere Wand der Brusthöle ausgekleidet hat, sich nach innen umschlägt und alle Brusteingeweide überzieht.
Der Mechanismus des Athnicns besteht in abwechselnden Ein-athmungs- und Ausathmungsbowegungen, welche das Resultat der wechselsweisen Zusammenziehung des Zwerchfelles (der muskulösen Scheidewand zwischen Brust- und Bauchhöle) und der Zwi-schenrippenmuskeln sind.
Die Vögel zeigen sowohl hinsichtlich des Baues als der Verrichtung der Lungen viele Modifikationen. Die Lungen sind bei ihnen verhältnissmässig kleiner als bei den übrigen Wirbclthiercn ^ liegen
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mehr rüclvwärts zu beiden Seiten der Wirbelsäule ? sind sowohl an dieser^ als an den Rippen befestiget, so dass sie nur eine freie Fläche haben; das Zwerchfell fehlt, die Lungen sind nicht in Lappen getlieilt und die sie bedeclcende Pleura hat an ihrer Basis eine Menge Löcher, welche mit mehren grossen Holen kommuniziren, die in der gemeinschaftlichen Brust- und Bauchhöle liegen. Eine dieser Holen enthält das Herz und den Herzbeutel, eine andere den Vormagen und Magen, eine den Darmkanal u. s. f. Alle aber stehen unter sich in Verbindung und entsenden Verästungen bis in die langen Knochen der Gliedmassen und selbst bis in die Federn. Alle sind von einer Membran ausgekleidet, in der sich eine grosse Zahl Blut-gefässe verzweigen. Es geht aus diesem eigenthümlichen Baue eine gedoppelte Respiration bei den Vögeln hervor, welche sowohl durch die Lungen als auch durch alle die angegebenen Holen vermittelt wird, in welch' Leztern sich die Aeste der Aorta verzweigen. Deswegen verbrauchen auch die Vögel beim Afhmen eine weit grössere Quantität Sauerstoff wie andere Thiere, aber daraus enlsteht auch eine höhere WärmeerzeuÄuns: und eine kräftigere Vitalität,
Die vollkommenem Reptilien athmen auch durch Lungen, aber ihre Bronchien (Luftröhrenäsle) theilen sich nicht in eine unzählbare Menge immer feinerer und feinerer Zweige, sondern enden plözlich, indem sie durch eine weite Mündung sich in zwei grosse Taschen öffnen, die bald einfach, bald in geräumige Zellen getlieilt sind und deren Wände stets einen zelligen Bau haben.
Es besizen daher die Respirationsflächen bei diesen Thieren nur geringe Ausdehnung, ein Umstand, der in genauem Zusammenhange mit der oben angeführten Kleinheit der Lungengefasse steht, welche nur einer verhältnissmässig kleinen Menge Blutes den Zugang zu den Athmungsorganen gestattet.
Die geringe Wärmeentwickelung bei den Reptilien hat ihre Ursache in dem gleichsam nur halben Kreislauf und der blos theil-weisen Respiration.
Unter den Reptilien haben die Schlangen durchgängig nur eine sackförmige Lunge, welche sich zuweilen längs der ganzen Wirbelsäule bis zum After erstreckt. Die linke Lunge fehlt hingegen. Die Eidechsen und Schildkröten haben zwar zwei Lungen, aber die linke ist sehr viel kleiner wie die rechte. Uebrigens bemerkt man bei allen Thieren, die durch Lungen athraen, selbst beim Menschen, dass die linke Lunge etwas kleiner ist, wie die rechte.
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Bei den Schnecken und mehren andern Mollusken findet sich anstatt eigentlicher Lungen eine Art Sack oder Aushölung im Körper, in welche die Luft dringt, um das Blut zu erfrischen. Etwas Aehn-liches beobachtet man bei den Spinnen und Skorpionen.
Der Unterschied zwischen solchen Säcken und den Lungen, die der Reptilien mit einbegriffen, besteht darin, dass die Luft in Lez-tere allezeit nur durch den Mund und allenfalls die Nase eindringt, während dem sie zu den Luftsäcken durch raehre^ an sehr verschiedenen Körperstellen befindliche Oeffnungen gelangt.
Bei den Mollusken ist der Luftsack auf seiner innern Seite äusserst fein gefaltet, wie sammtartig und alle einzelnen Fältchen sind mit einem unendlich zarten Gefässnez überzogen. liier öffnet sich der Luf(sack durch ein Loch von aussen, welches bald oben auf dem Kopfe, bald an andern Körperslellen befindlich ist.
b.nbsp; nbsp; Kiemenathmung. Thiere, die beständig im Wasser leben, athmen die in diesem aufgelösete Luft ein, daher ihre Athmungs-werkzeuge auf eine dem Medium, in welchem sie sich befinden, entsprechende Weise eingerichtet sind. Der Hauptunterschied besteht darin, dass das Blut, welches der Erfrischung bedürftig ist, nicht in Holen oder Säcke im Innern des Körpers fliesst, sondern ganz einfach die äussere Oberfläche der Athmungsorgane, die hier Kiemen heissen, bespült. Diese Kiemen bestehen aus einfachen dünnen Blättern, welche oft mehr oder minder ausgezackt sind, und zuweilen die Gestalt von Baumblättern, Federbüschen, Zweigenote, annehmen. In der zarten Haut, welche alle diese Blätter überzieht, verzweigen sich die aus dem ganzen Körper das venöse Blut herführenden Gefässe unzählige Male, und bringen dieses Blut so in mittelbare Berührung mit der geringen Menge atmosphärischer Luft, welche das Wasser aufgelöset in sich enthält. Man wird leicht begreifen, dass eine so beschaffene Respiration nur höchst unvollkommen vor sich gehen könne.
Zahl und Lage der Kiemen sind sehr ungleich; bald liegen sie im Innern des Körpers, wie bei den Fischen, bald an seiner Aussen-fläche, wie bei dem Proteus, welcher zu den Reptilien gehört und bei vielen Mollusken, den Cruslaceen, vielen Anneliden und einigen Zoophyten.
c.nbsp; nbsp; Luflrührenalhmung. Die dritte Form, unter welcher sich die Athmungswerkzeuge im Thierreiche zeigen, ist die der Luftröhre. Sie kommen nur bei den Insekten und einigen Arachniden vor5 es sind elastische Röhren oder Kanäle, welche sich mittelst
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kleiner Spalten an der Ausscnfläche des Körpers Öffnen; solche Spalten heissen Stigmata. Mau bemerkt diese Spalten sehr leicht an der untern Bauchlläche bei dem Maikäfer, der spanischen Fliege und andern Käfern. Eine solche Spalte findet sich zu jeder Seile eines jeden der zahlreichen Ringe oder Glieder, aus denen der Körper zusammengesezt ist. Uebrigens sind die Llt;uftröhren von zweierlei Art, die einen eigentlich röhrenförmig, die andern mehr Bläschen ähnlich. Die Erstem bilden enge und mehrfach verzweigte Röhrchen, die aus zwei zarten Zellenhäuten zusammengesezt sind, zwischen denen eine dünne Knorpelplatte spiralförmig aufgerollt sich befindet. Solche Röhren sind sehr elastisch und stehen bestän-diff offen. Die blasenähnlichen Luftröhren stellen hingegen häutiüre Säcke vor, denen die Kuorpelplatte fehlt. Sie stehen aber immer mit den röhrenförmigen Luftkanällaquo;-!! in Verbindung und scheinen eine blosse Foitsezung derselben zu sein; auch fallen sie zusammen, wenn sie nicht mit Luft gefüllt sind.
Die Respiration wird in der zahlreichen Klasse der Insekten mittelst der eben beschriebenen Organe bewerkstelliget; die Luft dringt durch die Stigmata ein, und wird durch diese in zwei Ilaupt-stämme geleitet, aus welchen dann die einzelnen Luftröhren entspringen und sich bis in die äussersten und zartesten Theile des Körpers forlsezen, so dass es nicht einen einzigen Theil am ganzen Thierc gibt, in welchem die Luftröhrenverästehmgen nicht anzu-tr'effen wären.
Wie man leicht einsieht, stehen Bau und Lage der Luftorgane bei den Insekten m bewunderungswürdigem Verhältnisse zu ihrem Kreisläufe. Statt dass bei den andern Thieren die Luft in ein abgesondertes Organ dringt, und das ihrer bedürftige Blut aus den ver-sehiedenen Theilen des Körpers zu ihr hingeleitet wird, bleibt hier das Blut in seinen ziemlich beschränkter. Organen, und die Luft wird nicht nur zu ihm, sondern aucli in alle Theile des Körpers, welche ihr Blut durch blosse Imbibation erhalten, hingeleitet.
Steigen wir nachgerade in der grossen Thierreihe herunter, so finden wir. dass sich die Organisation stets mehr vereinfacht, und dass verschiedene Organe, deren Ausbildung zum Leben höherer Thiere unumgänglich nothwendig ist, immer weniger ausgebildet erscheinen und endlich ganz verschwinden. So verschmelzen auch die Respirationsorgane bei den Strahlthieren und Zoophytcn mit den Ernährungsorganen, oder wenn es noch möglich ist, sie bei ein-
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zeluen uiUcr ilincii zu entdecken, so stehen sie doch mit den Ver-dauungswerkzeugeu im engsten Zusammenhange^
Diese im Wasser lebenden Thiere finden darin Stoffe; die ku ilirer Nahrung dienen: es erfrischt und belebt aber auch zu gleicher Zeit ihr Blut^ indem es in die Vcrdauungsröhren und Schlauche eindringt.
Bei einer gewissen Anzahl von Thieren versieht endlich die Haut die Stelle des Athmiing.swerkzeiiges^ und laquo;las Blut., indem seine Gefasso sich in derselben aufs feinste verzweigen, wird in ihr mit der im Wasser aufgclöscten Luft in gehörige Berührung gebracht.
Wenn man übrigens durch Kochen oder Destilliren das Wasser von der in ihm aufgclöscten Luft befreit, so müssen alle in dasselbe gebrachte Thiere,, welche sonst im Wasser loben, wegen Un-inügüchkeit, die Respiration zu vollziehen, sterben.
II. Fortpflanzung.
Der eigentliche Zweck der Ernährung, nämlich der Verdauung, dos Kreislaufes und des Athemholons, ist die Erhaltung des Lebens beim einzelnen Individuum, indem sie dem Korper beständig neue Stoffe zum Wiederersaz der unansgesezten Verluste, die er erleidet, zuführt. Nichtsdestoweniger haben alle organisirten Wesen nur eine begriinzte Dauer; die Organe verlieren nach und nach ihre Fähigkeit das Leben zu unterhalten, und endlich bringt das gänzliche Aufhören ihrer Verrichtungen den Tod. Da alle Organismen demselben früher oder später erliegen, so würde der Erdkreis nach und nach von ihnen entblöst werden, wenn die Natur ihnen nicht die Fälligkeit verliehen hätte, ihres Gleichen zu zeugen und ihre Art zu vermehren.
Diese Fähigkeit hat ihren Siz in einer besondern Reihe von Organen, welche von ihrer Funktion den Namen For/p/leinzuiif/s- oder Zeugutiffsorf/ane erhalten haben.
Durchweg geschieht die Fortpflanzung mittetet'Keimen. Es sind dieses organisirte Körper, welche sich im Innern des Fortpflanzenden und zwar gewöhnlich in einem besondern Werkzeuge, Ovarium oder Eierstock geheissen, entwickeln, und aus weichen, wenn sie zu ihrer Reife und in gewisse günstige dastände gekommen sind, neue Individuen hervorgehen.
Die Werkzeuge, welche den Keim liefern, sind die weiblichen^
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diejenigen aber, welche den Stoff erzeugen, der ihnen die Lebenskraft einprägt, d. h. der sie befruchtet, sind die männlichen Zeu-laquo;ninastheile.
Bei den meisten Thieren sizen die männlichen und weiblichen Zeusunsrslheile auf zweierlei Individuen, es findet also eine Tren-nung der Geschlechter statt; bei einigen Arten sind sie auf einem und demselben Thiere'vereinigt, was man Zwitterbildung nennt.
Bei einigen solchergestalt beschaffenen Thieren genügt ein Individuum; um sich selbst zu befruchten, d. h. die männlichen und weiblichen Zeugungstheile eines und desselben Thicres können in solche #9632;reirenseiliffc Berühruno; gebracht werden, dass die aus dem Ovarium hervorkommenden Keime von dem männlichen Saamen (dem Befruchlungsstoffc) Lebensfähigkeit erhalten. Solches findet man z. E. bei den Austern.
Bei andern Zwitferlhieren, den Schnecken, Blutegeln u. s. f., ist eine Vereinigung von zwei Individuen nöthig, um die Befrunh-tung vollziehen zu können, und es spielen dabei beide Individuen sowol die männliche als weibliche Rolle, d. h. während dem das eine von dem andern befruchtet wird, befruchtet es selbst wieder das erste.
Die männlichen Zeugungstheile unterscheiden sich in 1) Saamen bereitende und Saamen aufbewahrende und 2) in Begattungsakt vollziehende. Die weiblichen sind: 1) Keim bildende und Keim bewahrende und 2) Begattung verrichtende.
1. Männliche Zieiigimgstlieile.
Die männlichen Zeugungstheile, welche zur Bereitung und Aufbewahrung des Saamens dienen, sind: a. die Hoden, paarige Drüsen, die aus einer unzähligen Menge zusammengeknaulter Gefässe bestellen, in denen der Saume oder Befruchtungsstoff abgesondert wird und welche in eine feste fibröse Haut eingehüllt sind, gewöhnlich ausserhalb der Körperhölen liegen oder vielmehr hängen, und von einer sackartigen Falte der allgemeinen Decke, Scrotum oder Hodensuck geheissen, eingeschlossen werden. Alle saamenerzeu-genden Gefässe vereinigen sich in einen weiten, buchtigen Kanal, den Nebenhoden, welcher nachher enger wird und das ausführende Gefuss darstellt.
b. Die Saamenblasen sind kleine Behälter, in denen der vorweg gebildete Saamc sich ansammelt und welche mit der Harnröhre,
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in die sie zur Zeit der Begattung den Saamen ergiessen, durch einen kleinen Gang in Verbindung stehen.
Gestalt und Grössc der Hoden wechseln ausserordentlich, auch hängen sie nicht bei allen Säugethieren an der Aussenfläche des Körpers, sondern befinden sich zuweilen in der Bauchhöle, nächst den Nieren, wie beim Elephant, dem Wallfisch u. a. Ebenso verhält es sich bei den Arögeln und Reptilien, und sie erlangen bei den Erstem zur Brunstzeit eine oft unglaubliche Grosse; die Bildung der Hoden aber ist bei ihnen ganz Mic bei den Säugethieren. Die Hoden der Frösche scheinen aus einer blossen Anluiufang Aveisser kleiner Wärzchen zu bestehen, welche mit Blütgefassen durchzogen sind.
Auf diese Art sind auch die Hoden der s. g. Knorpelfische, Rochen, Haie u. s. f. konstruirt. Bei den übrigen Fischen aber bilden sie zwei längliche Säcke, welche den grössern Thcil der Bauchhöle ausfüllen, häutig und drüsig gebaut sind und eine milchigte, weisslichte, undurchsichtige, halbflüssige Feuchtigkeit enthalten, wesshalb auch die männlichen Fische Milcher und Milch-linge genannt zu werden pflegen.
Die Hoden kommen auch bei den meisten wirbellosen Thieren, jedoch nicht immer gedoppelt vor. Sie besizen bei ihnen oft noch das Ansehen gefässreicher Drüsen, z. E. bei den meisten Mollusken, oder aber sie zeigen sich als blosse biegsame, lange Gefässe, die keine Verbindung unter einander haben, wie bei den Insekten etc.
Der Penis oder die Ruthe ist das Werkzeug, welches den männlichen Thieren zur Vollführung der Begattung dient; er ist gewöhnlich seiner ganzen Länge nach von einem Kanal durchbohrt, mit welchem die Ausführungsgärige dcnsSaamenblasen in Verbindung stehen, und der zu gleicher Zeit das Endstück der Urinwerkzeuge ausmacht, wenn das Thier solche besizt. Gestalt und Länge des Penis sind ungleich; oft hängt er frei vom Körper weg, oft aber ist er in eine Scheide eingeschlossen, die ihn an den Bauchwandungen befestiget; andere Male steht er rückwärts gegen den After; z.B. bei den Beutelthieren, wieder steht er hinter dem Hodensack, wie bei den meisten Nagethiercn.
Viele Säugethiere haben im Innern der Ruthc einen besondern Knochen, welcher dazu dient, diesem Organe während der Be-aattunff mehr Festiffkeit zu jjeben. Bei den Hunden und andern Raubthieren erlangt dieser Ruthenknochen eine besondere Stärke.
Nur ein kleiner Theil der Vögel besizt eine Ruthe; statt ihrer
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haben die meisten dieser Thiere eine Art geftissrcicherPapiüc. Wenn aber auch eine Ruthe vorhanden ist, so fehlt derselben doch meistens der sie durchbohrende Kanal. Die liulhe der Eilte und anderer Schwimmvögel stellt einen hohlen Cylinder vor.
Die Ruthe der Schildkröten ist ziemlich entwickelt und auf ihrer obern Seite mit einer Längenfurche versehen. Die Eidechsen und Schlangen haben durchweg zwei Ruthen^ die nicht seilen mit hervorragenden Spizen und Dornen^ gleich den Igelsstachcln be-sezt sind.
Die Ruthe fehlt den Fröschen und Fischen, welche an ihrer Stelle eine kaum hervorragende Warze besizen; hingegen erscheint sie wieder beiden wirbellosen Thieren j bei den Mollusken, Anneliden, vielen Arachniden, Entozoen, Insekten u. s. w.
2. Weibliclie ZengungMlicile.
Die weiblichen Zeugungsorgane sind: a. die JSierstpckej zellig-gefässreiche Organe, in denen die Keime entstehen. Bei den Säuge-thieren bestehen sie aus einer Anhäufung von Bläschen, die durch dichtes und reichliches Zeliengewebe zusammengehalten werden, deren Zahl und Grosse aber sehr ungleich ist. Zu jeder Seite des Uterus oder der Gebärmutter sizt ein solcher Eierstock. Die Vögel haben nur ein einziges derartiges Organ, welches bei ihnen zwischen den Nieren und vorn an der Wirbelsäule liegt. Vielleicht existiren ursprünglich wohl auch zwei Eierstocke bei den Vögeln, aber der eine bleibt in seiner Ausbildung so zurück, dass er keine Funktionen übernehmen, ja eigentlich nicht einmal wahrgenommen werden kann. Der Eierstock der Vögel bildet eine Art Traube, die aus Eiern von allen Grossen zusammengesezt ist, von denen die ;i;rös-sern gelb, die kleinern aber weiss gefärbt sind.
Bei den Reptilien finden sich wieder zwei sehr ausgebildete Eierstöcke, deren Eier oft zusammengehäuft sind, wie bei den Fröschen und Kröten, oder eine Art Perlschnur oder Rosenkranz foruiiren, wie bei den Schildkröten.
Die weibüchen Fische besizen zwei Eierstöcke, deren Gestalt und Lage die grösste üebereinstinmiung mit jenen der Hoden bei den niännlichcn Fischen zeigen. Sie sind mit einer unendlichen Masse ganz gleich grosser und gleich ausgebildeter Eier angefüllt, deren Zahl nicht selten ans Unglaubliche gränzt. So zählt man deren beim Iläring 48 — 50000, bei einer Schleihe an 400000, bei
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einem Schelllisch 1000000, bei einem grossen Store fand man selbst anderthalb Millionen, welche zusammen 18'/ Pfund wogen.
Die Eierstöcke linden sich bei den übrigen Thieren im gleichen Verhältnisse wie die Hoden; sie sind zulezt nur noch ein Haufe von llöhreu oder verästelten Gelassen, bilden auch wohl blindsackähn-liche Anhängsel, und bestehen bei gewissen AVdrmcrn gar nur in einem einzigen biegsamen Gefiisse.
Um in den Uterus (die Gebärmutter) zu gelangen, müssen die Keime einen Kanal, die Fallopische Rühre oder Mutlertrompete durchziehen. Solcher Muttertrompeten gibt es bei den Silugcthieren zwei; sie münden sich in den Grund der Gebärmutter aus, indess ihr anderes, falliges und ercktile's Ende sich im Momente der Begattung fest an den Eierstock seiner Seite anschliesst. Man nennt dieses faltige Ende die fransen, funbriac.
Da alle übrigen Thiere keine lebendisen Jansen zur AVeit brin-gen, sondern Eier legen, so nennt man bei ihnen die eben beschriebenen Theilc Eierleiter. Die Vögel haben ihn nur einfach; sein unteres Ende mündet in die Kloake, sein oberes ist ebenfalls fransig und legt sich an den Eierstock an.
Bei den Reptilien und Fischen linden sicli entweder zwei oder keine Eierleitcr, in welch' lezterra Falle die Eierstöcke direkt mit der Kloake kommuniziren.
Die Eicrleitec sind endlich auch noch bei den meisten wirbellosen Thieren zu finden.
Bei den Aktinien, welche zu den Sfrahlthieren gehören, sind die Eierleiler sehr zahlreich und münden sich in den Magen, um welchen herum verschiedene traubenformige Körperchen sizen, die man als Eierstöcke ansieht. Von diesen Eierstöcken gehen Kanäle oder Eierleiter ab, deren sich immer einige vereinigen, ehe sie sich in den Magen öffnen. Nach Rapp sollen die Eier im Magen ausgebrütet und die Jungen bei der Geburt gleichsam ausgebrochen werden.
Der Uterus oder die Gebärmutter ist das Organ, in welchem die befruchteten Keime sich ausbilden und vergrössern, bis zu dem Zeilpunkte, wo sie selbstständig zu leben im Stande sind und sich deshalb von dem Individuum, in welchem sie gebildet wurden, trennen.
Es ist daher nur bei solchen Thieren ein Uterus vorhanden, deren Junge keiner späteren Verwandlung unterliegen und die lebendig aus dem Schoossc ihrer Mutter hervorgehen^ was nur bei
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den Säugethiereii} als den einzig wirklich lebendig gebärenden Thiereu der Fall ist.
Der Uterus ist entweder ganz einfach und ungetheilt^ wie bei dem Menschen, den Affen u. s. w.} oder er läuft in zwei lange Homer aus, wie bei vielen Raublhieren, den Wiederkäuern etc. Bei den Nagediieren findet sich ein völlig gedoppelter Uterus vor, desscii zwei einzelne, dannförinige Theile durch abgesonderte Oeff'nungen in die Scheide ausmünden. Endlich besitzen noch gewisse, überhaupt paradox gebaute Thiere einen drei und selbst vierfachen Uterus.
Bei den hohem Thieren öffnet sich der Uterus mittelst des Mutterhalses in einen Canal, der thcils zur Begattung, theils zur Ausführung des Jungen bestimmt ist, und Scheide, Vagina, genannt wird. Wenn die äussere Oeflhung der Scheide nicht mit dem After zusammenhängt, so wird sic Schaam, Vuha, geheissen.
Geschlechtstheile finden sich, wie wir gesehen haben, bei der weit aus grüssten Zahl von Thieren, jedoch gibt es einige wenige Arten, deren Bau so einfach ist, dass sie der Zeugunsorgane völlig zu entbehren scheinen. Diese Thiere pflanzen sich demun-geachtet fort, aber auf die Weise vieler Pflanzen, nämlich durch Sprossen, welche an einzelnen Körperstellen hervorwachsen, sich entwickeln und zu neuen Individuen werden, die über kurze oder lange Zeit sich von den allen trennen. Man bemerkt die Sprossen-bildung besonders bei den s. g. Polypen. Gewisse Würmer zer-theilen sich in eine grosso Menge Stücke, deren jedes wieder zu einem eigenen Individuum heranwächst, das dann zu bestimmter Zeit sich ebenfalls wieder (heilt.
In dem Augenblicke, in welchem die Jungen den Leib der Mutter verlassen, sind sie entweder nackt und ganz vollendet, wie bei den Säugethiereii, oder sie sind in ein Ei eingeschlossen. Auf diese Umstände gründet sich der Unterschied zwischen lebendiggebärenden und eierlegenden Thieren. Bei den eierlegendon Thieren werden die Eier entweder befruchtet, während sie noch im Mutterleibe liegen, wie bei den Vögeln und den wirbellosen Thieren, oder aber sie werden erst befruchtet im Augenblicke, wo sie n-elcgt werden, wie bei den Fröschen und Kröten, bei welchen sich das Männchen auf das Weibchen sezt und die Eier, sowie sie aus der Cloake hervorkommen, mit Saamen befeuchtet. Bei den eierlegenden Fischen endlich geschieht die Befruchtung erst kürzere oder längere Zeit nachdem die Eier gelegt worden.
Unter den cierlegendcn Thieren müssen nur die Vögel ihre Eier
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bebrüten^ um den darin enthaltenen Keim xur Entwickclung zu bringen.
Zur Zeit, da sich die Jungen der eierlegenden Thiere von ihren Hüllen befreien, haben sie entweder schon die Gestalt, welche sie während ihres ganzen Lebens behalten, oder aber ihre Gestalt ist von der der Alten verschieden und sie erlangen diese erst nachdem sie gewisse Metamorphosen erlitten haben. Man beobachtet diese Metamorphosen bei einigen Reptilien, bei den Insekten und (eine höchst wichtige Entdeckung neuester Zeit) bei den Eingeweidewürmern. Die Frösche besizen bekanntlich in ihrer Jugend die Gestalt kleiner Fische, athmen durch Kiemen und haben einen langen Schwanz. Die Schmetterlinge sind, wenn sie aus dem Ei kriechen, Kaupen, verwandeln sich dann in Puppen und gehen erst aus diesen als vollendete Insekten hervor. Die Eingeweidewürmer erscheinen erst als Larve, dringen von aussen nach innen durch die Körperwandungen und gestalten sich erst im Darmkanal, der Leber etc. zu Würmern u. s. w. u. s. w.
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Animalisclie Fimktionei).
Durch das Vorkommen von ATerven- und Muskelgewebe im Thier-körper unterscheidet sich dieser von der Pflanze. Im Nervengewebe hat die Empfindung oder das Vermögen, äussere Reize wahrzunehmen, im Muskelgewebe die Betcegung oder die Fähigkeit, sich von einem Orte zum andern begeben zu können, den Siz. Da aus-ser diesen beiden Punktionen kein anderer Unterschied zwischen Thier und Pflanze stattfindet, so nennt man dieselben vorzuesweise animalische Funktionen.
1. Vom JVerven- oder sensibeln Systeme. Die Thiere, besonders die höher organisirten, besizen das Vermögen, Aussendinge dergestalt wahrzunehmen, dass sie alle Eigenschaften derselben mittelst besonderer Organe oder organischer Apparate, Sinne genannt, ausfindig machen können.
So werden Gerüche durch den Geruchssinn, verschieden schme-kendc Dinge durch den Geschmackssinn, der Schall durch den Gehörsinn, Farben durch den Gesichtssinn, endlich Gestalt und Umrisse durch den Tastsinn erkannt. Alle Eindrücke aber, welche auf die verschiedenen Sinnesorgane einwirken, werden noch überdiess
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in einem gemeinschaftlichen Mittelpunkte empfunden, den man Sen-sorinm commune nennt. Ferner machen die Thierc eine Menge will-kiihrlicher Bewegungen um ihre Wünsche oder ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Die Organe, welche die Ernährung vermitteln, sind auch mit einer, zur gehörigen Vollführung ihrer Punktionen uner-lässlichcn, iinwülkührlichen Bewegung versehen. — Allen diesen willkührlichen oder v.mvillkührlichen Bewegungen, allen Sinneswahrnehmungen steht das Ncrvensystpm vor. Dasselbe ist beim Menschen auch noch der Siz der wunderbarsten aller Erscheinungen im Ihicrischen Haushalte, der Vernunft unter allen Formen. Also steht ein Theil des Nervensystems den willkührlichen, ein anderer den unwillkührlichen Bewegungen, ein dritter den eigentlichen Empfindungen und endlich ein vierter den intellektuellen Funktionen vor.
In dem ganzen Thierreiche überhaupt betrachtet, zeigt sich das Nervensystem unter dreierlei Typen.
Iter Typus. Hier besteht das Nervensystem aus grossem und kleinem Gehirngt; Rückenmark sammt den aus diesen Theilen entspringenden Nerven und dann aus einem mit ihnen nur mittelbar verbundenen Gangliennervensyslem. Grosses und kleines Gehirn, sowie das Rückenmark, welche den Mittelpunkt des gesammten Nervensystems ausmachen, sind in einem knöchernen Canal enthalten, der von Wirbelknochen gebildet wird, weswegen auch die solchergestalt organisirten Thiere Wirbelthiere heissen.
Das grosse Gehirn, Cerebrum, ist der vorderste und umfangreichste Theil der im Wirbelkanal befindlichen Cerebrospinalaxe. Bei den Säugcthieren ist es je nach der Spezies mehr oder minder eiförmig, in der Schädelhöle eingeschlossen und von drei Häuten umgeben, nämlich der harten Hirnhaut ssa äusserst, dann der weichen Hirnhautj endlich unmittelbar auf der Gehirnmasse der Spinne-trebenhuvt. Von aussen betrachtet zeigt das grosse Gehirn zahlreiche erhabene Windungen, welche durch tiefere oder seichtere Furchen von einander geschieden sind. Ein tiefer, von oben nach unten bis weit unterhalb die Mitte des grossen Gehirns reichender Einschnitt theilt dasselbe in eine rechte und linke Hemisphäre. Beide Hemisphären sind am Grunde der sie trennenden Spalte durch einen Zwischenkörper, das Corpus callosum oder den Hirnbalken, verbunden.
Von unten gesehen, hat jede Hemisphäre drei Lappen, einen vordem, mittlern und hintern. In der Mitte und nach rückwärts sieht man die Hirnbrücke und noch weiter rückwärts das verlängerte
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Mark, welches den Anfang des Rückenmarks bildet und als solches aus der Schädelhölc in den eigentlichen Wirbclkanal tritt.
Unter den hintern Lappen des grossen Gehirns und rückwärts der Brücke liegt das kleine Gehirn.
Alle Theile des Gehirns (eneephalum) stehen mit einander durch Strangähnliche Körper in Verbindung.
Bei den höhern organisirten Säugethieren bilden die Hemisphären des grossen Gehirns weitaus die grössten Hirnmassen, ihr Volumen nimmt aber nachgerade ab, je tiefer man in die Thierreihe hinabsteigt. Das Gehirn schliesst in seinen einzelnen Theilen vier unter einander verbundene Holen oder Ventrikel ein, wovon die beiden grössten in den Hemisphären des grossen Gehirns, die zwei andern
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aber auf der Mittellinie des Körpers liegen, die eine unterhalb des Corpus callosum, die andere an der Basis des kleinen Gehirns.
Das Rückenmark hat die Gesta.lt eines rundlichen, von vorn und hinten ein wenig abgeplatteten Stranges und erstreckt sich durch die ganze Länge des Wirbelkanales. Auf seiner hintern und vordem Fläche zeigen sich Längenfurchen als Andeutung der zwei Haupt-theilc^ aus denen es zusammengesetzt ist und welche wir später bei gewissen Thieren getrennt auftreten sehen werden.
Aus dem Gehirn und Rückenmark (der Cerebrospinalaxe) entspringen drei und vierzig bis fünfzig ganz symmetrische iVerrewpaare, welche in G ehirnnerven, stets zwölf Paare an der Zahl, Halsnerven, 8 P., Rückennerven, deren Zahl sich nach der Zahl der Rückenwirbel richtet, Lendcnnerven, 5—6 P. und Kreuznerven, 5—6 P. unterschieden werden.
Die Gehirnnerven gehen hauptsächlich zu den Sinnes- und Stimmwerkzeugen, die Rückenmarksnerven aber zu den Gliedmassen und überhaupt zu den Muskeln, welche die willkührliche Bewegung vermitteln. Die Wurzeln der Rückenmarksnerven sind doppelt, d. h. jeder Nerv entspringt mit einer besondern Wurzel vom hintern, mit einer besondern vom vordem Thcil des Rückenmarkes. Beide Wurzeln vereinigen sich bald und gehen durch die s. g. Zwischenwirbellöcher aus dem Rückenmarkskanale.
Der in Rede stehende Typus des Nervensystems begreift noch, ausscr der Cerebrospinalaxe und ihren Dependcnzien, eine weitere Reihe von nervösen Organen in sich, die man das sympathische oder Ganglien-Hervensystem nennt und welches sich von der Basis der Schädelhöle bis in das Becken erstreckt. Es bildet eine grosso Menge Ganglien oder Nervenknoten, aus welchen Ncrvenncze entspringen,
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laquo;leren Fäden sich zu den Organen mit unwillkiihrlicher Bewegung hinbegeben. Dieses sympathische Nervensystem steht mit den Cerebral- und Spinalnerven durch viele Zweige in Verbindung. Alle die verschiedenen Theile des Nervensystemes, obschon unter einander verbunden und einer Grundfunktion^ der Sensibilität vorstehend, be-sizen doch eigenthümlicho Verrichtungen.
Das Gehirn ist der Mittelpunkt, in welchen alle Empfindungen hineinstrahlen und von der Persönlichkeit, dem/cA, wahrgenommen werden. Wenn die Nervenverbiudung des Gehirns mit irgend einem Körperfheile unterbrochen wird, so können auch die Empfindungen dieselaquo; Theilcs nicht mehr wahrgenommen werden. Das Gehirn ist ferner der Siz des Willens, von welchem die Nerven gleichsam die Agenten bilden. Im Gehirn hat der Verstund sciann Six. Es scheint überdiess aus mannigfachen physiologischen Untersuchungen hervor-zugeben, dass die einzelnen Theile des Gehirnes auch einzelnen Ver-standesfunktiouen und besondern Leidenschaften zu Trägern oder doch Reo-ulatoren dienen. Das kleine Gehirn soll jeden Falls den willkühr-lichen Bewegungen vorstehen.
Wie schon bemerkt, entspringen die Rückenmarksnerven mit zwei Wurzeln, einer vordem und einer hintern. Jene Nerven nun, welche vom vordem Theile des Rückenmarkes herkommen, sind vorzugsweise Bewegungsnerven, hingegen jene, welche ihren Ursprung in der hintern Rückenmarkshälfte haben, vermitteln die Empfindung in den nämlichen Theilen, deren Bewegung von den vorigen geleitet wird.
Gehirn und Rückenmark mit ihren Nerven dienen hauptsächlich dazu, die Individuen mit den Aussendingenin Berührung und Verkehr zu sezen; sie heissen Nerven des unimalischen Lehens. Das Gan-raquo;hennerveiisystem aber, welches durch seine höchst zahlreichen Verzweigungen die der Herrschaft der Willkühr entzogenen Ernährungsfunktionen leitet, heisst Nervensystem des organischen oder vegetativen Lehens.
Das Nervensystem findet sich in der Hauptsache, wie es eben beschrieben wurde, bei allen Wirbelthieren, jedoch in jeder Klasse dieser Abtheiluno- des Thierreichcs mit grössem oder kleinem Verschiedenheiten. Z. B. wird das grosso Gehirn bei übrigens gleichartigem Bau immer kleiner, je entfernter das betreu ende Thier vom Menschen steht; besonders ist die Abnahme der Grosse und Dicke bei den Hemisphären bemerkbar. Zahl und Tiefe der Furchen sind bei keinem Thiere so beträchtlich, wie bei dem Menschen und bei deu Nagctliie-
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ren verschwinden sie ganz, um einer glatten Oberfläche der Hemisphären Plaz zu machen, sowie diese leztere dann so klein werden, dass sie das kleine Gehirn nicht mehr bedecken, indem ihnen die hintern Lappen gänzlich fehlen.
Dasquot; Gehirn der Vögel unterscheidet sich von dem der Säugo-thiere dadurch, dass ihm alle Windungen und Furchen fehlen und dass es ans sechs deutlich unterschiedenen Abthcilnngcn besteht, nämlich, beiden Hemisphären, zwei Schhiigeln, dem kleinen Gehirn und dem verlängerten 3Iarke, Gemeinschaftlich mit den übrigen beiden cierlegenden Classen der Wirbelthicrc zeigt es einige Merkmale, die zur Unterscheidung von dem Gehirne der Säugcthierc dienen. Diese sind: 1) Der Mangel eines Corpus callosum oder Hirnbalkens. 2) Die Trennung der Sehhügel von den Hemisphären. 3) Das Vorhandensein zweier Ventrikel in den Sehhügelu, so dass die Zahl der Hirn-ventrikel auf sechs steigt. Bei den Reptilien fehlen die Furchen urtd Windungen ebenfalls; die Sehhügel oder hesser Sehkörper Megan hinter den Hemisphären und werden von denselben nicht einmal bedeckt, die Hemisphären sind, besonders im Verhältniss zu den voluminösen Schkörpcrn, wenig entwickelt; das kleine Gehirn ist unbedeckt und liegt hinter den Sehkörpern.
Bei den Fischen bildet das aus hintereinander liegenden Lappen oder Ganglien bestehende Gehirn gleichsam zwei knotige Stricke. Die Sehkörper und das kleine Gehirn liegen, wie bei den Vögeln, hinter den Hemisphären. Die Geruchsnerven bilden an ihrer Basis eine unbestimmte Anzahl Ganglien, welche häufig so gross sind, dass sie leicht für das eigentliche Gehirn angesehen werden.
Das Rückenmark ist bei den verschiedenen Wirbelthierclasscn ziemlich gleichförmig und unterscheidet sich bei ihnen nur durch die Anzahl der Ncrvenpaarc, die von ihm ausgehen und die sich stets nach der Anzahl der Wirbel richtet.
2tcr Typus. Hier besteht das Nervensystem aus zwei langen, unterhalb den Verdauungsorganen liegenden Strängen, welche in verschiedenen Zwischenräumen Ganglien haben, von denen die Ner-venverzweignngen ausgehen. Diese Anordnung des Nervensystems beobachtet man bei den Arachniden, Insekten, Crustaceen und mehren Anneliden, z. B. dem Blutegel.
Beide Nervenstränge sind gewöhnlich auf eine Strecke weit mit einander verschmolzen, besonders an den Gang;lien. Eines dieser Ganglien, welches am Vorderkörper liegt, stellt gewissermassen das Gehirn vor; es umgibt den obcrnThcil desSchlundcs und es ge-
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hen vou ihm oft noch zwei kleineSeitcnganglien aus; ans Ihm entspringen die Seh-, so wie die übrigen Kopfnerven. Die Nerven der Glied-inassen und diejenigen der innern Organe entspringen aus den Seitenflächen der übrigen Ganglien, deren Anzahl aber nach den verschiedenen Thicrgattungen ungleich ist. Zuweilen sind die beiden Nervenstränge so genau verschmolzen, dass sie nur einen einzigen ^u bilden scheinen, wie man dieses z. B. bei dem Blutegel sieht. Andere Male nähern sich die Ganglien dergestalt^ dass zwischen ihnen keine Verbindungsneze mehr Plaz finden, sondern dass alle zusammen eine einzige unrcgelmässig gelappte Masse zu bilden scheinen, wie dieses bei den Krabben und einigen andern Crustaceen der Fall ist.
3ter-Typus. Das ganze Nervensystem besteht hier aus einer verschiedenen Anzahl zerstreuter Ganglien, welche alle unter sich durch eine Menge Fäden zusammenhängen, eine Bildungsweise, die in der ganzen Classc der Mollusken vorkömmt. Bei den Ccphalopo-deü stellt ein solches, im Kopfe befindliches Ganglion das Gehirn vor, es liegt selbst auf einer knorplichtcn Platte, welche die von ihm ausgehenden Nervenfäden alle durchbohren. Andere ähnliche Ganglien liegen nächst den übrigen Hauptorganen, deren Separatgehirne sie gleichsam vorstellen; so gibt es z. B. eines für den Magen, eines für die Zeuguugstheile, eines für die Athmungswerkzeuge u. s. f. Bei den übrigen Mollusken befindet sich das oberste oder vorderste Ganglion dicht vor dem Schlünde und umgibt denselben ringförmig. Auch gibt es gewisse Acephalen, z.B. die Austern, welche im Ganzen nur zwei solcher Ganglien besizen, das eine an der vordem, das andere an der hintern OelFnung des Nahrungsschlauches. Beide stehen durch zwei lange Fäden mit einander in Verbindung. Endlich gibt es noch einige Mollusken, die nur ein einziges, in gleicher Entfernung von beiden Nahrungsschlauchmündungen liegendes Ganglion haben, welches Fäden abgibt, die um jede derselben einen Ring bi?-den. In beiden leztbeschriebenen Typen ist das Nervensystem viel einfacher als bei dem erst erwähnten und entspricht nur dem sympathischen Systeme der Wirbelthicre.
Auf diese Art sind die drei Hauptverschiedenheiten des Nervensystems bei denjenigen Thicren beschaffen, welche mit einem solchen versehen sind. Es gibt allerdings noch einige Thiere untergeordneterer Classen, welche Spuren eines Nervensystems zeigen.
Sehr auffallend ist der Umstand, dass das Nervensystem, sowie es sich von unten herauf in der Thierwelt zu zeigen beginnt, stets
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unter Gestalt eines Ringes oder einer halsbandformigen Schnur auftritt, welche den Anfang der Verdauungsorganc umgibt. Ein solcher Ring umgibt den obersten Theil des Schlundes beim Spulwurm und von ihm gehen zwei winzige Nervcnfädchcn ab, die sich in der Haut des Vorderkörpers verlieren. So bei einer Art Seestern, wo ein weissgraulichter Nervenring die Mundöffnung umgibt und in jede der fünf Zacken oder Aeste des Sternes drei Fäden schickt. Obschon inin zwar noch einige andere Thiere der untersten Classen Rudimente eines Nervensystemes zu habcsi scheinen, so gibt es doch eine sehr beträchtliche Zahl einfach organisirter thierischer Wesen, denen dieses System völlig mangelt. Ob nun solche Thiere gar nicht fühlen oder ob die ganze Masse ihres Körpers im Stande sei, das Gefühl zu vermitteln, vermögen wir nicht auszusprechen
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II. Ortsbe wesun
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Die Organe, welche die Ortsbewcgung vermitteln, werden in bewegende und bewegt werdende, oder in aktive und passive eihge-theilt; ersteres sind die Muskeln, leztcres die Knochen sammt den an ihnen unmittelbar befestigten Knorpeln, die Häute, Schaalcn, hornige Theilc etc., welche alle den Muskeln als Ansaz und Anhaltspunkte, auch wohl als hcbelartige Unterlage dienen.
Die Muskeln sind aus Faserbündeln zusammencresezt, welche unter sich durch Zellgewebe vereiniget werden. Die einzelnen Fascr-bündel bestehen, Avie schon oben gesagt wurde, aus einer Menge Muskelfasern. Die Muskelfasern können sich unter dem Einflüsse den Willens oder gewisser anderer Potenzen zusammenziehen und wieder ausdehnen, sie sind nicht selten mit Fasern jener Art, Avie sie im FasergeAvebe A-urkommcn, untermengt, gehen noch häufiger in solche über und ArerAvandehi dann den Muskel in eine Sehne oder Faserhaui (AponeATOsis), die sich an irgend einen Knochen festsezt.
Man kann die Muskeln eintheilen in solche, die unter der Herrschaft der Willkühr stehen, ihre Nen'en A'-on der Cerebro-Spinalaxe bekommen und die RcAvegungcn ausführen, aacIcIic das Thier mit den Aussendingen in Berührung bringt, und in solche, die ihre Nerrcu vom Gangliensystem erhalten, mithin nur zu A'cgetativcn Verrichtungen dienen. Zu den Lezteren gehören das Herz, die Verdauungsund die Harnorgane etc. Der Einfluss, mithin das Vorhandensein von
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Nerven und deren Verbindung mit dem Mittelpunkte des sensibeln Systcmes sind zur Ausführung von Muskelbewegungen unerlässlich. Schneidet mau den Nerv^ welcher zu irgend einem der Bewegung fähigen Organe geht, durch, so hört in diesem nicht nur die Empfindung, sondern auch die Bewegung auf.
Die Anzahl der Muskeln ist sehr beträchtlich, aber begreiflich bei den so verschiedenen Thieren ungleich und steht stets im Verhältniss zu der Menge der einzelnen einfachen Bewegungen, welche das Thier auszuführen im Stande ist.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
Der Muskelanfugonismus ist im thierischen 3Iechanismus Regel, d. h., wenn sich ein Muskel an irgend einem Thcilc findet, der eine gewisse Bewegung ausführt, so findet sich ihm entgegengesezt ein anderer, der gerade die umgekehrte Bewegung verrichten muss. Er-sterer ist daher des Leztcrn Antagonist und umgekehrt.
Die Farbe der Muskeln ist nicht bei allen Thieren gleich; bei den warmblütigen gewohnlich roth, bei den kaltblütigen mehr blass, weiss und es gibt selbst Thicre, deren Muskeln ganz farblos sind.
Die vorzüglichsten passiven Organe der Ortsbewegung sind unstreitig die Knochen. Sie finden sich bei allen höhern Thieren und bilden, indem sie sich auf mehrfache Weise vereinigen, ein Ganzes, eine Art Gerüste, Gerippe oder Skelet geheissen. Zahl und Gestalt der Knochen sind sehr ungleich; einige sind dünn und platt, andere lang und röhrenförmig, andere dick und schwammig u. s. w.
Alle Knochen bestehen aus einem zclligcn Gewebe von Gallerte, in dessen Slaschcn verschiedene Kalksalze, besonders phosphorsaurer Kalk, abgelagert sind. Unter den Knochenverbindungen gibt es unbewegliche, wie z. E. an den Schädelknochen, wo sieNäthe heis-sen, und bewegliche, wie z. B. an den Gliedmassen. Lcztere nennt man Gelenke, es gibt ihrer, je nach der grössern oder geringern Ausdehnung der Bewegung, deren sie fähig sind, mehre Arten.
Das Skelet dient zur Unterstiizung der übrigen Körpertheile; die willkührlichen Muskeln sezcu sich an dasselbe von allen Seiten so an, dass es überall in Weichtheile eingehüllt ist. Es besteht in der Hauptsache aus einer Centralaxe, welche eine gewisse Anzahl Knochen, Wirbel genannt, in sich fasst, die säulenförmig an einander gestellt zwar fest, aber doch beweglich verbunden sind und an die sich die übrigen Knochen auf verschiedene Weise anlegen. Diese, Wirlel-süule geheissene, Centralaxe zeigt in ihrem Innern eine Hole in Gestalt eines Canales, in den der Centraltheil des Nervensystemcs ge^-lagert ist. Der Wirbelkanal hat auf verschiedenen Funkten seiner
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Ausdehnung Locher, durch welche die Hauptnervcnstämrac von dem nervösen Centralorgan zu den übrigen Körpertheilen hinausgehen.
Der Kopf ist der ausgebildetste Theil der Wirbelsäule, er um-schliesst auch den ausgebildetsten Theil des Nervensystemes, das Gehirn. An die Kopfwirbel legen sich die Angesichtsknochen, an die Brustwirbel die Rippen und mittelbar auch die Brtislgliedmassen, an die Kreuz- oder Becken-Wirbel die Beckenknochen und ii.iUclbar die Bauch- oder Beckengliedmassen an.
Das ganze Thierreich theilt sich nun sehr natürlich in zwei grosse Abtheilungen; die eine begreift Thiere mit einem Skelette, und also mit einer Wirbelsäule, mit einem Worte Wirbelfhiere, die andere aber solche, denen ein Skelett, eine Wirbelsäule fehlt, wirbellose Thiere in sich.
Auf den ersten Blick unterscheidet man an dem Skelett der Wirbelthiere drei Abtheilungen, 1) den Kopf, 2) den Rumpf oder Stamm und 3) die Gliedmassen. ' Der Leztern gibt es bei keinem Wirbelthiere mehr wie zwei Paare, was daher als charakteristisches Kennzeichen gelten kann. Dagegen finden sich Wirbelthiere, bei denen ein oder beide Paare der Gliedmassen mehr oder weniger verkümmert sind, oder gar fehlen, wie dieses Leztere besonders bei den Schlangen und einigen Fischen gesehen wird.
Die Gestalt der Gliedmassen und die Aneinanderlagerung der Knochen, aus denen sie zusammerigesezt sind, wechseln bei den verschiedenen Classen der Wirbelthiere ausserordentlich.
An den Vordergliedmassen unterscheidet man folgende Knochen: 1) das Schulterblatt, scapula, mit welchem das Oberarmbein arlikulirt; 2) das Schlüsselbein, clavicula, welches gleichsam die beiden Brustgliedmassen auseinanderspannen soll, und daher bei solchen Thieren fehlt, wo die Anlagerung derselben dieses nicht nöthig macht; 3) das Oberarmbein^ humerus; 4) das Ellenbogen-bein, cubitus und das Vorarmbeiu, radius, welche zusammen den Vorarm bilden; 5) eine doppelte Reihe kleiner, zwischen dem Vorarm und der Hand gelagerter Knochen, welche zusammen Handwurzel, carpus, genannt werden und deren Anzahl 7—8 beträgt; 6) die Mittelhandknochen, ossa metacarpi, mindestens drei an der Zahl; 7) die Finger, digiti, von denen das lezte Glied auch das Nftgelglied heisst.
An den hintern Gliedmassen ist die nämliche Vertheilung der Knochen bemerkbar, nur sind die Namen etwas anders. Die Bek-kenknochen, ossa ischii seu innominala, entsprechen der Schulter,
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dann folgt das Oberschenkelbein 7 femur, sammt der Kniescheibe, patella, dann das Schienbein, tibia, mit dem Wadenbeine, fibula, ferner die aus 7—8 Knochen bestehende Fusswurzel, tarsus, der Mittelfuss, metatarsus, und die Zehen, digiti.
Bei jenen Thieren, deren Gliedmassen nicht nur zur Unterstii-zung des Körpers und zum Gehen, sondern auch zur Ergreifung der Nahrungsmittel dienen, haben alle diese, unter einander durch Gelenke verbundenen, Knochen die Fälligkeit, sich auf das Freieste zu bewegen. Das Schlüsselbein ist um so entwickelter, je ausgedehnter und mannigfacher diese Bewegungen sind, man findet daher dasselbe bei allen Thieren, deren Vordergliedmassen entweder dem Munde Nahrungsmittel zuführen müssen oder als Flügel entwickelt sind, daher beim Menschen, dem Affen, den insektenfressenden Raubthieren, Fledermäusen, Maulwürfen, Igeln etc., auch bei einigen Nagethieren, als dem Biber, Eichhörnchen etc. Bei den meisten übrigen Raub- und Nagethieren ist nur ein Rudiment des Schlüsselbeines zwischen den Muskeln versteckt, welches bloss durch fibröse Theile mit dem Schulterblatte und dem Brustbeine zusammenhängt. Das Schlüsselbein fehlt gänzlich den Wiederkäuern und Dickhäutern, dagegen sehen wir es um so bedeutender ausgebildet bei den Vögeln, deren vordere Gliedmassen zu Flügeln entwickelt sind, eine bedeutende Grosse haben und ausgedehnte Bewegungen vollbringen, so dass sie nothwendiger Weise von einander entfernt gehalten werden müssen. Bei ihnen verschmelzen nach vom beide Schlüsselbeine zu einem einzigen Knochen^ der die Gestalt eines lateinischen V hat und Springknochen oder Gabel heisst.
Die bei dem Menschen und den Affen kurzen, zahlreichen und sehr beweglichen Knochen des Carpus und Tarsus verlängern sich beträchtlich bei den Thieren, welche auf allen Vieren gehen, hingegen nimmt ihre Zahl und Beweglichkeit in dem Maasse ab, in welchen die Länge zunimmt, was auch bei den Knochen des Metacarpus und Metatarsus der Fall ist. Ihre Anzahl ist stets gleich der Zahl der entwickelten oder rudimentären Zehen und wechselt von dreien bis sechsen. (Einige nehmen auch wohl an, von %weien bis fünfen). Die Metacarpial- und Metatarsalknochen erlangen besonders bei den Wiederkäuein und Einhufern eine bedeutende Ausbildung, so dass die Länge der Gliedmassen grossentheils von ihnen abhängt.
Wenn gesagt wurde, es bilde die Wirbelsäule eigentlich den
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Uaupttheil des Skelettes der Wirbellhiere, so ist dieses so richtig, dass es gewisse Thiere gibt, bei denen jene Knochen, welche sich an die quot;Wirbelsäule anlegen, nach und nach an Grosse und Zahl abnehmen und bei vielen ganz verschwinden, so dass die Wirbelsäule einzig das Skelett konslituirt. So haben die Bliadschleichea z. B. wohl Rippen und ein Brustbein, auch Rudimente von Gliedmassen, die aber nicht über den walzenförmigen Körper hervorragen. Bei den wirklichen Schlangen fehlen nicht nur diese Rudimente, sondern auch das Brustbein, so dass alle Rippen an ihrem untern Theile frei und uubefestiget sind. Endlich fehlen bei gewissen Knorpelfischen, z. B. den Lampreten, auch noch die Rippen und es besizen diese Thiere als Knochengerüste einzig die Wirbelsäule.
Werfen wir einen Blick auf den Bau der das Skelett formirenden Gebilde, so stossen uns einige Verschiedenheiten auf. Vor ihrer Entwickelung befinden sich nämlich die Knochen in einem gallertartigen Zustande; nach und nach nimnit ihre Consistenz zu und sie erhalten die Beschaffenheit von Knorpeln; sind sie endlich zu ihrer völligen Ausbildung gelangt, so füllen sie sich mit kalkigten Stoffen, besonders phosphorsauerm Kalke an und stellen nun erst eigentliche Knochen dar. Jedoch gibt es einige Thiere, deren Knochen auch im Zustande der vollendeten Ausbildung stets knorplichte Beschaffenheit behalten, was besonders deutlich bei einer Abtheilung der Fische stattfindet, die man dieses Umstandes halber Knorpelfische heisst. Aber auch bei jenen Fischen, deren Knochen wirklich knochigte Beschaffenheit erhalten, ist die Proportion der Kalkablagcrung in denselben weit geringer, wie in den Knochen der übrigen Wirbcl-thiere. Auch die Vögel zeigen etwas Eigenthüraliches; es sind nämlich durchweg ihre Knochen dünner und zerbrechlicher, die Holen in denselben grosser, wie bei den drei andern Wirbelthierclassen, und enthalten, statt Mark, Jjuft.
Näher auf die Menge Verschiedenheiten des Skelettes bei den einzelnen Wirbelthieren einzugehen, ist hier nicht am Plaze, sons dorn gehört in die Handbücher der vergleichenden und speziellen Anatomie.
Obgleich, wie früher bemerkt wurde, das Skelett in der ganzen Reihe der wirbellosen Thiere fehlt, so ist doch der Abstand zwischen ihnen und den Wirbelthieren nicht so plözlich, dass nicht eine Art Uebergang wahrgenommen werden könnte. So besieht das Skelett der Lampreten, als unterster Ordnung der Wirbellhiere, aus einer knorplichten, fast fibrösen Substanz, die in Gestalt einer länglichten
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Röhre ilie Wirbelsäule darstellt. Die Reihe der wirbellosen Thierc beginnt mit den Mollusken und unter diesen mit den Cephalopoden, bei denen, wie wir schon bei Beschreibung des IVervensystemes erfahren haben, das Kopfganglion auf einer Knorpelplatte gelagert ist, durch deren Oeffnungen sich Nerven ziehen, ganz wie dieses bei der Basis der Hirnschale der Wirbellhiere gesehen wird. Diese Knorpelplatte stellt offenbar noch das Rudiment einer Wirbelsäule vor.
Bei allen wirbellosen Thieren vertritt die Haut eigentlich die Stelle des Skelettes, d. h. an ihr befestigen sich die willkührlichen Muskeln; sie ist dann in sehr vielen Fällen äusserst dicht und stark, wie z. B. bei den Insekten, wo sie eine hornartige Beschaffenheit annimmt, oder bei den Cruslaceen, wo sie ganz von Kalkmasse durchdrungen ist, oder bei den Schalthieren, wo sich an verschiedenen Hautparthicen kalkige, meist steinharte Platten oder Muscheln bilden, die dann ein mächtiges Schuzmittel für den ganzen Körper desThieres abgeben. Solche Theile sind alle bestimmt das Skelett zu ersezen oder den zusammenziehbaren Fasern zum Anhaltspunkte zu dienen, ohne dass sie desshalb als wirkliche Skelette betrachtet werden dürfen.
Die ortsverändernden Bewegungen werden mittelst der Gliedmassen vollzogen, deren Anzahl bei den einzelnen Thiergattungcn sehr verschieden ist, bei den Wirbelthieren höchstens zwei Paare beträgt, bei den Insekten auf wenigstens drei, beiden Arachniden gewöhnlich auf vier Paare steigt, indess bei den Crustaceen fünf und bei den Myriapoden noch weit mehr Paare gezählt werden. Bei solchen Thieren, die der Gliedmassen völlig entbehren, geschieht die Ortsveränderung durch das s. g. Kriechen.
Nach dem Medium, in welchem sich das Thier gewöhnlich aufhält und nach dem Gebrauche, den es von den Gliedmassen macht, sind diese auch verschieden gebaut. So sind die Vordergliedmassen der Vögel und Fledermäusse sehr entwickelt und in Gestalt von Flügeln ausgebreitet, so dass sie mittelst der aus ihnen entspringenden Federn oder Häute das Thier in die Luft erheben können und ihm gestatten, frei in derselben nach allen Richtungen herumzufliegen. Bei den Seehunden, Wallfischen und Fischen, welche sich stets im Wasser aufhalten, haben die Gliedmassen die Gestalt von Rudern, welche das Thier in Bewegung sezen kann, um sich in der Flüssigkeit überall hinzubegeben.
Die Ortsbewegung geschieht bei einigen fusslosen Thieren mittelst steifer kurzer Borsten, welche an der untern Fläche des Körpers sizen, was z. B. bei dem gemeinen Regenwurm vorkömmt.
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Wenn die äussersten Theile der Gliedmassen, Zehen genannt, frei und fifesen einander bewegt werden können, so dienen sie nicht bloss zum Gehen, sondern es werden mit ihnen auch andere Körper angefasst und aus ihrer Steile gebracht. Solcher Gestalt gebaute Extremitäten heissen Hände und ihre beweglichen Ende Finger. Als charakteristisches Kennzeichen der Hände gilt; dass der innerste Eiliger, Daum geheissen, den übrigen entgegengestellt werden kann, Avodurch die Bewejjunorsfahijtkeit noch vermehrt wird. Hände hat der Mensch an seinem obern, die AfFen an allen und gewissermassen auch die Papagaien an den hintern Gliedmassen.
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Eiatlieilimg des Thierreiches.
Die zoologischen Classificationen haben sehr oft geändert, indem man während sehr langer Zeit keine festen Principien besass, auf welche eine methodische Anordnung der Naturalien hätte gebaut werden können.
Linne'j welcher in allen Zweigen der Naturgeschichte als Ordner aufgetrelen ist, theilte die Thiere folgender Massen ein: 1) Säu-gethiere, 2) Vögel, 3) Amphibien, 4) Fische, 5) Insekten und 6) Würmer. Nach dem damaligen Standpunkte der Kenntnisse war diese Eintheilungf eanz vortrefflich und die eisten vier Classen sind noch heutzutage fast die nämlichen, wie sie Amlaquo;e aufgestellt hatte, die beiden lezten aber wurden seitdem genauer untersucht und es fand sich, dass jede derselben ganz verschiedenartige Thiere enthielt, so dass man genöthiget wurde, stets mehre neue Classen aufzustellen. Es blieb Georg Cmier vorbehalten, die erste Eintheilung des Thierreiches aufzustellen, welche logisch richtig ist, demnach einige Dauer zu erhalten wahrscheinlich macht, obschon seit diesem grossen Manne schon mehre berufene und unberufene Zoologen an seinem Systeme, wiewohl erfolglos, zu ändern versucht haben.
Da das Nervensystem vor allem von uns als rein thierisch angesehen werden muss, und da die Modiükationen desselben auch stets mit anderweitigen Veränderungen im anatomischen Baue verknüpft sind, so wählte Cuvier dasselbe als Grundlage seiner Eintheilung des Thierreiches, wodurch vier Hauptabtheilungen zu Stande kamen, nämlich: 1) Cercbro-Spinalaxe sehr entwickelt, nach vorn mit bedeutenden Anschwellungen, (grosses und kleines Gehirn, verlängertes Mark) versehen, nach hinten mit einer Verlängerung^ Rücken-
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mark genannt7 endigend; das ganze in dem knochigen Kanal der Wirbelsäule enthalten. 2) Nervensystem aus unsymmetrischen Ganglien bestehend^ die ohne bestimmte Ordnung in den verschiedenen .Körpertheilen zerstreut liegen, unter sich durch Nervenfäden verbunden sind und deren Zahl zwischen zwei und sechs abwechselt. 3) Zwei Nervenstränge, die von einem Ende des Körpers zum andern gehen, von einander ganz geschieden oder auch oft miteinander mehr oder weniger verbunden sind, eine Reihe ganglicnartiger Anschwellungen zeigen, von denen aus die Nerven in die verschiedenen Körpertheile abgehen. 4) Das Nervensystem nur unvollkommen, es sind blosse Andeutungen eines solchen vorhanden, oder dasselbe fehlt wohl gar, wenigstens können wir es mittelst der uns zu Gebote stehenden Hülfsmittel nicht entdecken.
Die auf diese Basis gegründeten vier grossen Hauptabtheilungen tier Thiere sind nun folgende:
1)nbsp; nbsp;WirbeltJäerej Animalia vertebrata.
2)nbsp; nbsp;Weich- und Schxlthieregt; A. mollusca.
3)nbsp; Gliederthiere, A. articulata.
4)nbsp; Strahlthiere oder Zoophyten, A. radiata.
Eine jede Hauptabtheilung zerfällt in weitere Gruppen, die man Classen nennt, jede Classe wird in Ordnungen getheilt, die Ordnungen haben Unterordnungen oder Familien, in dieser sind die Gattungen enthalten, welche wieder aus Arten bestehen.
Nebenstehende Tabelle gibt eine Uebersicht dieser Eintheilung, das Nähere aber von jeder grössern oder kleinern Abtheilung, wird nachgerade an gehörigem Orte abgehandelt werden.
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Allgemeine Betrachtungen.
Die erste Ilauptabtheilung des Thicrreiches begreift die vollkommensten Thierclassen in sich. Bei keinen andern ist das Nervensystem so ausgebildet, so ununterbrochen zusammenhängend, und daher auch das Empfindungsvermögen so fein und ausdauernd.
Als Centralorgan des Nervensystemes besizen die Wirbelthiere eine Cerebro -[Spinalaxe (Gehirn und Rückenmark), die in einer knochigten Scheide (der Wirbelsäule) eingeschlossen ist und von welcher alle nervösen Verzweigungen, die sich in den verschiedeneu Körperlheilen verbreiten, ausgehen. Die aus dicht an einander gereiheten ringförmigen, Wirbel genannten, Knochen bestehende Wirbelsäule blähet sich an ihrem obern Ende auf und bildet dadurch den Kopf. In demselben ist das obere, dickere und ausgebildetere Ende der Cerebro-Spinalaxe, das Gehirn, enthalten. Ausser der Gehirn- oder Schädelhöle bemerkt man am Kopfe noch einige andere Vertiefungen und Holen, in denen viererlei Sinnesorgane aus-schliesslich ihren Siz haben, als: die Augen für das Gesicht, die Ohren für das Gehör, die Zunge für den Geschmack und die Nase für den Geruch. Der fünfte oder Tastsinn ist mehr oder minder über den ganzen Körper verbreitet, doch scheint auch er, (mit Ausnahme des Menschen, wo er in den Fingcrspizen am ausgebildetsten ist) am Kopfe seinen Hauptsiz zu haben.
An die Wirbelsäule, als Haupttheil des Skelettes, lehnen sich dessen übrige Bestandtheile auf mannigfache Weise an und bedingen hiedurch, so wie durch ihre grössere oder geringere Entwicke-lung, die so zahlreichen Modifikationen in der äussern Körpergestalt der Wirbelthiere.
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So legen sich zur Seite der Wirbelsäule die Rippen an, welche vereint mit ihr die Bruslhole bilden; in der die Athtuungsorgane und das Centrum des Kreislaufes zu liegen pflegen; an diesen Rippen befestigen sich die vordem oder obem Gliedmassen. Ihnen entgegengesezt stehen die Beckenknochen mit der Wirbelsäule in Verbindung und dienen dann wiederum zum Anlehuungspuukte für die hintern oder untern Gliedmassen.
Das Verdauungsorgan ist ein mehr oder weniger länger und gewundener häutiger Schlauch, dessen obere oder #9632; vordere OefF-nung sich am Kopfe befindet und Mund heisst. Die hintere oder untere Mündung wird After genannt und steht an der dem Kopfe entgegengesezten Stelle des Körpers. In bestimmten Zwischenräumen des Verdauungskauales belinden sich sackartige Erweiterungen. welche zur Verarbeitung der eingebrachten Nahrungsmittel dienen; um diese zu erleichtern, erhält er auch verschiedene Flüssigkeiten, die von gewissen Drüsen abgesondert und durch eigene Kanäle ihm zugeführt werden. Solche Drüsen sind die Mund- und Bauch-Speicheldrüsen, die Leber etc.
Jedes Individuum hat eine obere und eine untere Kinnlade, die gewöhnlich mit Zähnen versehen, oft aber auch mit hornigen Anhängseln (Schnabel und Barten) bewaffnet sind.
Das Blut der Wirbelthicre ist stets roth und cirkulirt in zweierlei Gefässen, Arterien, und Venen geheissen. Das Arterienblut fliesst rascher und ist wärmer und röther wie das Venenblut. — Das Herz oder Centralorgan des Blutkreislaufes fehlt nie, doch ist es ziemlich verschieden konstruirt, oft einfach, oft doppelt/wiV oder doppelt ohne direkte Communikation, in welch' lezterm Falle dann auch der Kreislauf doppelt (grosser u. kleiner) ist. Das Athemho-len wird mittelst eines weichen, schwammigen, zelligen Organes verrichtet, das bei den meisten Wirbelthieren in der Brusthöle liegt, oft doppelt ist und Lunge heisst. Bei den Fischen und einigen Reptilien nennt man die (stets doppelt vorhandenen) Athmungsorgane Kiemen; diese liegen ausserhalb der grossen Körperhölen. Blutkreislauf und Athemholen stehen in genauer Wechselwirkung zu einander; jenes Blut, welches schon zur Ernährung der Organe gedient hat, wird durch die Venen erst der Lunge zugeführt, um in dieser der Einwirkung der Luft ausgesezt und dadurch wieder zur Ernährung tauglich gemacht zu werden. Es ist dieses jedoch bei einigen Reptilien nur mit einem Thcile des Blutes der Fall, daher dasselbe auch bei weitem nicht so warm
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ist, wie.bei den übrigen, durch Lungen atbinenden Wirbelthieren. Bei jenen, die durch Kiemen athmeii, ist das Blut kalt.
Die sich je paarweise gegenüberstehenden Gliedmassen sind verschiedentlich gebaut, bei den einen zwei zum Ergreifen, die zwei anderen (untern) zum Gehen, bei anderen alle 4 zum Klettern, bei anderen zum Schwimmenj bei noch anderen die vordem zum Fliegen, die hintern zum Gehen, in sehr seltenen Fällen alle vier zum Fliegen u. s. w.
Die allgemeine Decke der Wirbelthiere ist sehr mannigfach be-schaffen, bald ist sie nackt, bald mit Haaren, bald mit Federn, mit Schilden, Schuppen, Stacheln u. s. f. bedeckt.
Alle Wirbelthiere sind getrennten Geschlechtes, nie finden sich die Genitalien beider Geschlechter auf einem Individuum vereiniget; die einen gebären lebendige Junge, die andern legen Eier. Man theilt die Wirbelthiere in folgende 4 Classen:
Lebendige Junge gebärende.....I. Säugethiere, Mammalia.
/ warmblütige.....II. Vögel,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aves.
\nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ( Durch Lun-
Eierlegende | kaltblütige . | gen athm. III. Reptilien, Repülia.
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l men athm. IV. Fische, Pisces.
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Erste Hlasse der Wirlielthiere.
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Säugethiere, Mammalia.
Die Säugethiere stehen an der Spize des Thierreiches nicht nur desswegen , weil der Mensch zu ihrer Classe gezählt werden muss, sondern auch, weil ihnen die mannigfachsten Fälligkeiten, das feinste Empfindungsvermögen und die verschiedenartigsten Bewegungen zukommen. Alle diese Eigenschaften scheinen so in einander zu greifen, dass sie zusammen eine höhere Intelligenz bedingen, welche reicher an Hülfsmitteln, weniger vom Instinkt abhängig und für Vervollkommnung sehr empfänglich ist.
Aeussexc Gestalt und Grosse sind bei den Säugethieren £.usser-
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ordentlich verschieden. Alan denke sich das grösste Thier der Schöpfung, den ungeheueren Walifisch und daneben die kleinste Art von. Spizmaus, kaum einen grössern Körper wie der Maikäfer darbietend , zwischen beiden dann die möglichst grosse Zahl von Abslu-funffen.
Die Hauptcharaklcre, welche die Säugelhiere wesentlich von andern Thierclassen unterscheiden, und welche sie alle, ob toss oder klein, gemein haben, sind folgende:
1)nbsp; Das Vorhandensein der Briislej d. i. drüsiger Werkzeuge, welche eine weisse, gewöhnlich süsslichte Flüssigkeit, die Milch, absondern, die zur Ernährung der Jungen dient.
2)nbsp; Ein Herz mit %iDet Kammern und %uei Vorkammern, weiche einen doppelten Kreislauf bedingen.
3)nbsp; Rolhes, warmes Blut.
4)nbsp; Ein grosses und sehr ausgebildetes Gehirn.
5)nbsp; Die fünf Sinne sehr günstig entwickelt.
6)nbsp; Ein Zwerchfell, d. i. eine muskulöse Scheidewand zwischen Brust und Bauchhöle.
7)nbsp; Der Hals, ob kurz oder lang, stets aus sieben Wirbeln zusam-gesezt, mit Ausnahme des Faulthiercs, das deren ueune zählt.
Die Brüste fehlen nie bei dieser Thierclasse, die auch von ihnen eigentlich ihren Namen herleitet. Man hat zwar bis vor kurzem das Vorkommen der Brüste bei dem Schnahellhier und dem Echidna, ja selbst bei dem Stachelschweine geläugnet, neuere Untersuchungen haben jedoch dieselben auch bei diesen Thiercn nachgewiesen. Die Zahl und Lage der einzelnen Brüste oder Zizen ist sehr ungleich. Viele zählen deren nur zwei^ wie der Mensch, der Affe, Elephant, das Pferd etc., andere haben ihrer 4, 6, ja noch weit mehr. Ucbcr-haupt pflegt sich ihre Anzahl nach derjenigen der Jungen zu richten, die auf einmal getragen werden.
Bei den einen Säugethieren sizen die Brüste auf den Brustwandungen, bei andern am Bauche, bei noch andern zwischen den Hin-terbeiuen, in der Leistengegend.
- Die Brustdrüsen sind auch bei den männlichen Säugethieren vorhanden, aber unvollkommen ausgebildet und ohne Fähigkeit, Milch abzusondern. Die Jungen der Säugethiere werden lebendig und nackt zur Welt gebracht, iudess sie bei den übrigen AVirbelthieren in mehr oder minder feste Häute, welche das Ei bilden, eingeschlossen aus der Mutterleib kommen. Mit der Milch der Mütter nähren sich die Säugethierjungen so lange, bis ihre Verdauungsorgane gehörig er-
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stärkt sind, um festere Nahrungsstoffe zu ertragen. Das Säugen dauert bei den verschiedenen Thieren auch ungleiche Zeit, richtet sich aber stets nach der Lebensdauer der betrelfendcn Gattung.
Das Nervensystem ist im Ganzen bei den Säugethieren weit mehr ausgebildet, wie bei den übrigen Wirbelthieren, insbesondere bieten die Centraltheiie mehr Masse dar. Das grosse Gehirn ist sehr umfangreich und bedeckt oft das kleine gänzlich. Inwendig hat es vier Holen; seine beiden Hemisphären sind an ihrer Basis durch eine Schichte weisser Massej das Corpus callosum, vereiniget. Die Windungen und Furchen, die man auf der Gehimoberfläche bemerkt, sind um so zahlreicher und in die Augen fallender, je mehr die Intelligenz des betreffenden Thieres sich der Vernunft nähert, obschon es auch in den nachstehenden Familien Ausnahmen gibt und z. B. das Gehirn des Orang-Utang noch ausgebildeter zu sein scheint, wie dasjenige des Menschen. Im Allgemeinen aber wird die Masse des Gehirnes um so geringer, die Windungen um so weniger tief und zahlreich, je weiter ein Säugethicrspezies sich von der menschlichen entfernt; ja es gibt Säugethierc, deren Gehirn gar keine Windungen, sondern eine glatte, zusammenhängende Oberfläche weist.
Die Organe der fünf Sinne, obschon bei allen Säugethieren vorhanden, haben doch bei jeder einzelnen Spezies verschiedene Grade der Ausbildung, und es gibt selbst einzelne Sinne, welche bei gewissen Thiergattungen sich weit vollkommener als bei dem Älen-schen zeigen.
Alle Säugethiere haben eine wirkliche Stimmej deren Ton und Umfang aber unendlich verschieden ist. Nur der Mensch allein besizt die Gabe der Sprache. Das Organ, durch welches sie hauptsächlich hervorgebracht wird, heisst Lvftruhrenkopf, und ist am Eingange der Respirationsorgane gelagert. Da fast alle Säugethiere bestimmt sind, auf der Oberfläche der Erde zu leben, zu stehen und gehen, so sind auch ihre Gliedraassen demgemäss augebracht. Indess gibt es einige wenige, die sich gleich den Vögeln in die Luft erheben und darin herumflattern können, z. B. Axe Fledermäuse, bei welchen desshalb die Vordergliedmassen flügeiförmig entwickelt sind. Gewisse können nach Belieben auf dem Lande oder im Wasser leben, wie z. E. die Seehunde, endlich sind welche, die, gleich den Fischen, beständig im Wasser sich auihalten müssen und nicht auf das trockene Land gehen können. In allen diesen verschiedenen Zuständen sind aber die Gliedmassen auf die günstigste Art eingerichtet, um die Bewegungen des Thieres in dem Medium, in welchem
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— sacs sich befindet; angemessen ausführen zu können. So haben die Säugethiere, welche eben so gut im Wasser, wie auf dem Lande leben, kurze, breite Glieder, an denen die Zehen durch Schwimmhäute, wie bei den Schwimmvögeln, verbunden sind, so dass diese Thiere, sowohl zu gehen, als zu schwimmen, im Stande sind. Bei den fischartigen Säugethieren sind die Vordergliedmassen ganz wie Fischflossen gebaut, und die hintern zu einem Fischschwanz ähnlichen Steuerruder verwachsen.
In den Kinnladen der Säugethiere stecken Zähne von verschiedenen Formen und Namen. Es gibt drei Hauptgattungen von Zähnen, die einen, welche vorn und in der Mitte der Kinnlade stecken, sind einfach, ihr frei hervorragendes Ende (\lie Krone) ist eben oder kegelförmig, oder auch mcisselförmig. Sie werden zum Ab-beissen, Abreissen, Abnagen, Abschneiden gebraucht, und heissen desshalb Schneidezähne.
Die zweite Art von Zähnen steht zu beiden Seiten in den Kinnladen, nächst den vorigen; sie haben eine kegelförmige, meist spi-zige Krone, dienen zur Zerreissung des Fleisches, bei vielen Thie-ren auch als Waffen, und werden Haken-, Hunds-, Spiz-, Hau- etc. Zähne geheissen. Es gibt ihrer nie mehr als vier bei einem Individuum, von denen je einer auf jeder Seite und in jeder Kinnlade steckt. Endlich nennt man Backen- oder Stock-'/Ahne jene, deren Krone mehr oder weniger breit, bald oben glatt, bald mit Rauhigkeiten, Spizen oder Furchen versehen ist, und die hauptsächlich zum Zermalmen der Nahrungsmittel dienen. Nicht alle Arten der Säugethiere besizen diese drei Arten von Zähnen; einige ermangeln der Schneidezähne, andere der Hakenzälme, bei noch andern finden sich weder Schneide- noch Hakenzähne; wieder fehlen bei einigen die Backenzähne, endlich gibt es einige wenige, welche ganz zahnlos sind, nämKch die Ameisenbären.
Die Zähne bilden vornämlich die charakteristischen Kennzeichen der verschiedenen Sängethiergruppen, indem sie uns auf den ersten Anblick zeigen, auf welche Weise das Thier sich ernährt, und worin seine Nahrung bestehe, wie daher seine Organisation überhaupt beschaffen sein müsse.
Den besten Aufschluss hierüber gibt die Gestalt der Backenzähne. So dienen Backenzähne mit ebener, nur von einigen kaum hervorstehenden Linien oder Rauhigkeiten durchfurchter Kaufläche, zum Zermalmen oder Zerreiben von Vegctabilien, besonders Körnern. Ein mit derartigen Backenzähnen versehenes Säugethier
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wird gcwiss pflanzenfressend sein, einen langen und weiten Darmkanal besizen. und da es seine Gliedmassen nicht zum Fassen lebendiger Beute braucht, so werden deren Gelenke weniger beweglich und die Bewegungen weniger komplizirt sein, das Ende der Glied-masse wird in einer hörnernen Kapsel stecken, die den ganzen Fuss vor Stössen bewahrt, denen er bei der unausgesezten Berührung mit dem Erdboden ausgesezt ist.
Wenn aber gegcntlieils ein Säugethier Bakzähne besizt^ deren Ivauniiehc gleichsam mit schneidenden Klingen oder mehr oder weniger scharfen und spizen Ilervorragungcn versehen ist, so wird es ein Fleischfresser sein, sein Darmkanal wird weniger Länge wie der des Vorigen besizen und da es lebendige Beute fassen muss, so werden seine Gliedmassen an ihren Enden nicht nur Werkzeuge tragen die zu diesem Behufc, sondern auch als Waffen zur Bekämpfung seiner Feinde zu dienen im Stande sind. Solche Thierc werden auch freiere und ausgedehntere Bewegungen ausführen und ihre Zehen statt in hornige Schalen eingezwängt zu sein, spize Klauen oder Krallen tragen. — Es geht aus diesen beiden Beispielen hervor, wie wichtig die Untersuchung der Zähne bei den Säugethieren ist.
Das Herz der Säugethiero besteht aus der rechten und linken Kammer und der rechten und linken Vorkammer, im Ganzen also aus vier Holen. Es findet ein vollständiger doppelter Kreislauf Statt, d. h. laquo;//es Blut, welches schon zur Ernährung der verschiedenen Körpertheile gedient hat, wird durch die Venen in die rechte Herzhälfte zurückgebracht, von da wird seine ganze Masse in die Lungen getrieben, wo es durch die Respiration seiner überflüssigen Kohlensäure entlediget wird und frischen Sauerstoff erhält, der ihm statt der schwarzrothen Venenblutfarbe, die heürothe des Arterienblutes mittheilt. Es kommt nun zur linken Herzhälfte zurück und wird aus dieser durch ihre Contraktion wieder in alle Theilc des Körpers getrieben, denen es die nöthigen Materialien zum Lebensunterhalte und zur Entwikelung liefert.
Die ßrusthöle, welche das Herz und die Lungen enthält, wird von der Unterleibshöle durch eine muskulössehnige Scheidewand, das Zwerchfell, diaphragma, getrennt, welcher Scheidewand eine wichtige Rolle in den Athmungsbewcgungen zukömmt und deren Vorhandensein eines der charakteristischen Kennzeichen der Säu-gethiere bildet, indem die übrigen drei Klassen der Wirbelthiere kein Zwerchfell besizen. Die Lungen^ zwei an der Zahl, werden auf ihrer ganzen äussern Fläche von einer serösen Haut bekleidet.
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welche jedo Verbindung zwischen ihren Innern und der Bruslhöle unmöglich macht.
Die iiaut der SaugetliKjre besteht aus mehreren übereinander liegenden und zusamiuenhäiigenden Schichten, von welchen die iiusserste don ATaraeu Epidermis führt. Sie ist entweder nakt oder^ und meistens, mit Haaren bewachsen. Die Haare nehmen bei einigen Thie-ren die Beschaffenheit von Stacheln an, z. ß. bei dem Igel und dem Stachelschwein, andere Male sind sie in Gestalt horniger Schuppen oder kalkiger Platten vorhanden, wie bei den Armadiilen u. dgl.
Den Menschen und einige wenige Affenarten ausgenommen, vermittelt sich das Stehen und Gehen derjenigen Süugethiere, welche auf dem Lande lebem, mittelst aller vier Gliedmassen, doch fuhren auch einzelne Beutelthierarten sehr häulig ausgedehnte Ortsbewegungen (Sprünge) nur durch die hinteren Extremitäten aus.
Nur dem Menschen kommt unter allen Siiugcthicrcn die Eigenschaft zu, stets und völlig aufrecht auf den beiden Becken-gliedmassen zu stehen und zu gehen. Seine ganze Organisation gebietet ihm die aufrechte Haltung, während dem jene Aifen, welche im Ganzen mit dem Menschen die grösste anatomische Aehnlichkeit haben, sich doch zuweilen der Vordergliedmassen zum Gehen bedienen.
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Eintbeilnug der Sängethiere.
Obschon die Säugethiere eine sehr abgegränzte und mit charak-lerisüschen Merkmalen begabte Thierklasse bilden, so sind bei den einzelnen Arten derselben doch verschiedene Theile ihres Organismus ungleich genug, um eine Unlcrablhcilung in gewisse Ordnungen zuzulassen, welche die Ucbcrsicht sehr erleichtern. Die Kennzeichen der einzelnen Ordnungen werden hauptsächlich von der Beschaffenheit der Zehen und der Zähne hergenommen. Die Ausbildung der Zehen (oder bei den Ilandthieren der Finger) steht, bis auf wenige Ausnahmen, in genauem Verhältniss mit der Intelligenz der betreflenden Tliiere. Sind alle Finger deutlich von einander getrennt, trägt ihr leztes Glied nur auf der obern Fläche Nägel, besizt insbesondere der innerste Finger oder Daum die Fähigkeit, den übrigen entgegengestellt zu werden, wodurch die Ex-tremität in den Stand gestellt wird, verschiedene Gegenstände an-
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zufassen so besizt dieselbe alle wünschbare Ausbildung und heisst dann Hand. Hände kommen nur beim Menschen und den Aßen vor, hingegen gibt es eine bedeutende Anzahl Thiere, deren Zehen zwar sehr beweglich sind, auch nur auf der Oberfläche des lezten Gliedes Nägel ^ d. h. hornige Decken tragen die aber sehr stark, lang oft spiz und nicht selten beweglich sind und Krallen genannt werden. Es sind auch diese Thiere nicht fähig eine Zehe den übrigen entgegen zu stellen. Ferner gibt es Thiere, bei welchen das äusserste Zehenglied von allen Seiten mit einer Art hörnernen Kapsel umgeben ist, so dass die Extremität nur zum Gehen, nicht aber zum Anfassen der Gegenständen taugt. Bei diesen Thie-ren, Klauenthiere benannt, sind die Zehen auch wohl zuweilen zu einer einzigen, die aber Andeutungen der übrigen enthält, verschmolzen. Bei einer Ordnung der Säugethiere ähneln die gegen Extremitäten den Fischflossen, so dass man sie Flossenlhiere genannt hat. Wie die Ordnungen in noch weiteren Unterabtheilungen zerfallen, zeigt folgende Tabelle.
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— 58 — Krste Ordnung der Säugethiere.
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Zweihänder. Bimaua.
Es enthält diese Ordnung eine einzige Gattung, deu Menschen, homo sapiens L.; welcher zu gleicher Zeit die vollkommenste und auch die zusammengesezteste Creatur ist. Es gibt zwar gewisse Thiere, bei welchen einzelne Sinne und Sinneswerk-zeug ausgebildeter wie beim Menschen sind, dagegen stehen bei keinem einzigen Thiere alle Sinne in so völliger Harmonie wie beim Mensehen. Der Bau des ganzen menschlichen Körpers ist auf senkrechte Stellung auf den Beckengliedmassen eingerichtet. Der Fuss ist verhiiltnissmässig breiter und mit kürzern Zehen versehen wie bei den übrigen Saugethiereu und wird hauptsächlich auf die grosse Zehe und die Ferse gestüzt, so dass der Unterschenkel auf Lezlerm senkrecht aufsteht und so die Bedingung des aufrechten Ganges wird. Wollte der Mensch auf Vieren spazieren (wie dieses einige Philosophen zu Ende des vorigen Jahrhunderts im höchsten Erns(e vorschlugen) so würde die Steifigkeit des Fusses und die bedeutende Länge des Ober- und Unterschenkels das Knie stets auf die Erde herabdrücken und die sehr weit von einander abstehenden , verhältnissraässig kurzen Brustgliedmassen könnten den ihnen zukommenden Gewichtstheil vom Körper nicht ertragen. Der auf der Wirbelsäule senkrecht aufsizende Kopf, welcher besonders nach oben und vorn eine durch das umfangreiche Gehirn hervorgebrachte , bedeutende Schwere hat und durch kein Nakenband wie bei den Saugethiereu am Rumpfe befestiget wird, müsste stark nach der Erde gezogen werden. Dazu wären die Augen nicht einmal wie bei den übrigen Saugethiereu nach vorn, sondern nach unten gerichtet, vierfüssig gehende Menschen müssten sich also nothwendig den Kopf einrennen. Die menschliche Hand ist sehr vollkommen gebaut und leistet die vorzüglichsten Dienste. Die Finger sind völlig getrennt und beweglich, der Daum vcrhältnissmässig länger wie beim Affen, die Nagel bilden dünne Platten, welche die obern Flächen der Fingerspizen bedecken und schüzen, indess der Tastsinn in den untern Flächen besonders ausgebildet ist. Durch diese Struktur der Hand wird dem schwachen Menschen erst die Herrschaft der Erde gesichert, denn er verschafft sich durch sie die manig-fachsten Gegenstände T welche ihm zur Erlangung seiner Nahrung
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— SO-uiid zum Schuze sowohl gegen stärkere Thiere wie er selbst ist, als auch gegen Wittcrungs- und andere kosmische Einflüsse dienen.
Die Säugethiere haben durchweg eine Stimme, aber nur der Mensch ist der Artikulation der verschiedenen Töne in Form der Sprache fähig und kann dadurch seine Gedanken und Kenntnisse den übrigen Individuen seiner Art mitthcilen. Durch die Sprache ist das Menschengeschlecht vom rohen Thiere auf die Stufe der Vollkommenheit gelangt, welche es gegenwärtig einnimmt.
Die Form seiner Zähne weist den Menschen an, seine Nahrung sowohl aus dem Pflanzenreiche als dem Thierreiche zu ziehen, jedoch zeigt der Mangel der Krallen an den Fingern und die Kürze der Hau- oder Hackenzähue, dass er die thierischen Nahrungsmittel nicht gleichsam wegfansen und zerreissen, sondern sie auf laquo;je-wisse Art vor dem Genuss durch Kochen zubereilen müsse, während dc-in alle fleischfressenden Thiere ihre Beute ganz unzubereitet verzehren. Uebrigens besizt der Mensch in jeder Kinnlade vier Schneidzähne, szplaquo; Haken-oder Spitzzähne und zehn Back- oder Stockzähne, im Ganzen also zwei und dreissig.
Gleich nach der Geburt ist der Mensch eines der hülflosesten Geschöpfe und bedarf noch während einer nicht geringen Anzahl von Jahren der Hülfeleistung Erwachsener, ohne welche er unfehlbar zu Grunde gehen müsste. Das Kind saugt während fünfzehn bis achtzehn Monaten; es wird ohne Zähne geboren und bekommt dieselben erst nach Verlauf mehrerer Monate allmählig, so dass es zwischen dem 2ten und 3ten Jahre deren zwanzig besizt, die man Milchzähne heisst und die in 8 Schneide- 4 Spiz- und 8 Backzähne zerfallen. Zwischen dem siebenten und neunten Jahre werden diese gewechselt, mit Ausnahme der Bakonzähne^ welche bleiben und zu welchen sich noch 8 weitere gesellen. Die vier hintersten Bak-zähne werden Weisheitszähne genannt, erscheinen nie vor dem I8tcn, wohl aber oft erst nach dem 20tcn Jahre und kommen zuweilen gar nicht zum Ausbruch.
Das menschliche Leben zerfällt in verschiedene Perioden. Neun Monate bringt das Kind von dem Augenblicke der Zeugung an bis zur Geburt im Schoosse der Mutter zu, dann dauern die Kindheit, das Jugendalter, das Mannesalter, und das reife Alter je 14 Jahre; sie werden von dem Lebensalter der Abnahme gefolgt, welches nach sieben Jahren in das Greisenalter übergeht. Dieses endet in unbestimmter Zeit mit dem Tod, doch so, dass 90jährige Menschen zu den Ausnahmen und noch ältere zu den jjrossen Selten-
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heilen gehören. Ein sehr grosser Theil der Menschen geht durch manigfache^ meist selbst verschuldete, üble Zufälle kürzere oder längere Zeit vor Eintritt des Greisenalters zu Grunde. Das Menschengeschlecht kann fast alle Wcltgegenden und alle Klimate bewohnen, doch sezen im Norden der 65te und im Süden der 55te Grad der Breite dem bcständigren Aufenthalt von Menschen durch allzuniedrige Temperatur Schranken.
Die Entwikelung der Geistesfähigkeiten des Menschen mag nicht bloss von der Grosse des Gehirnes abhangen, indem der Orang-Utang ein verhältnissmässig grösseres Gehirn besizt und doch gewiss keinen wirklichen Geist zeigt. Hingegen scheint die so sehr nach vorn gerichtete Lage des menschlichen Gehirnes einen Maassstab der Intelligenz zu geben, .indem sie den s. g. Gesichtswinkel bedingt. Man zieht nämlich von der hervorrageusten Stelle des Oberkiefers eine horizontale Linie unter dem Ohr durch und lässt auf diese von dem hervorrageusten Punkte der Stirne eine zweite Linie fallen, welche die erste dicht vor dem Oberkiefer durchschneidet. Je näher nun der Durchschnittswinkel einem rechten W. steht, um so mehr hat das Gehirn seine Lage nach vorn, um so ausgebildeter, man möchte sagen menschlicher ist der Geist und umgekehrt, je spiziger dieser Winkel ist, um so mehr liegt das Gehirn nach hinten , um so stärker tritt das Gesicht vor und um so geringer sind die Geistesfähigkeiten. Bei dem Europäer ist der Gesichtswinkel ungefähr 85deg;^ bei den übrigen fia^en des Menschengeschlechtes nimmt er aber ab, so dass die unvollkommenste Abtheilung der niedrigsten Menschenra^e (die Buschmänner der schwarzen Ra^e) denselben gleich den Orang-Utangs, nur von 65deg; haben.
Der Mensch ist bestimmt, mit Seinesgleichen in Gesellschaften zu leben, allein diese Gesellschaften werden umso kleiner und ungeregelter erscheinen, je tiefer die sie bildenden Individuen auf der Stufenleiter der Culfur stehen.
Die zerstreuten Völkerschaften der arktischen Regionen, besonders an der Küste des Meeres, nähren sich meist vom Fischfang, stehen aber hinsichtlich ihrer Intelligenz wenig über den höhern Säugethierordnungen. Kaum besser sind die Stämme, welche von der Jagd leben und im Innern undurchdringlicher Wälder auf deraquo; grossen Continenten wohnen. Schon höher stehen die Viehzucht treibenden Nomaden; deren Wohnplätze aber meist durch ausgedehnte Sandwüsten und Steppen von der übrigen Welt abgeschlossen sind. Aber das Prototyp der Menschheit bilden erst die acker-
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bautreibenden Völker, welche in gemässigten Zonen wohnen; denen auch die Herrschaft der Welt eigentlich zusteht, welche die übrigen Völker sei es durch Gewalt, sei es durch Verbreitung der Intelligenz, beherrschen. Bei ihnen kommen auch die gercgelsten Menschengesollschaften, Staaten, vor, welche zahlreicher wie diejenigen der von Fischfang und Jagd lebenden, aber nicht so zahlreich und unbeholfen wie die der Viehzucht treibenden Völker sind.
Man hat schon lange eingesehen, dass die durch Bau, Lebensart und Geistesbildung so sehr verschiedenen Menschen nicht alle nur einer einzigen Abtheilung angehörten und gleichen Ursprung haben könnten, indem sich auch unter den manigfachsten klimatischen Verhältnissen und Abwechselungen niemals der Typus eines Volkes seine Hautfarbe, Knochenbau, Grad der Intelligenz etc. ändern wird.
Wie sich auf Erden die Vierzahl so häufig wiederholt, so finden sich auch beim Menschengeschlechte vier s. g. Ra9en, welche alle besonderen Ursprunges sind und daher gewiss besser Arten genannt würden. Die vier Ra9en entsprechen einerseits ganz den vier oben angeführten Hauptabtheilungen des Thierreiches, anderseits insbesondere den vier Klassen der Wirbelthicrc und stehen in einer solchen Reihe, dass sich die lezte derselben den Säuge-thieren genau anreiht, wodurch auch hier das Sprichwort sich als wahr beurkundet: „Die Natur macht keinen Sprung.quot;
Die erste Menschenrace ist die weisse oder kaukasische, entsprechend den Wvbelthieren überhaupt und den Süugelhieren insbesondere, d. h. immerhin potenzirt. Sie macht sich durch die Schönheit und Regelmässigkeit ihrer Formen, durch den ovalen Kopf, breite und senkrechte Stirn, gerade oder oft nach abwärts gebogene (Adler-) Nase, proportionirten Mund, weisse und senkrecht in den Kinnladen stehende Zähne, grosse, nicht schief gegen einander gerichtete Augen, weisse Haut mit röthiiehem oder leichtbräunlichem Anfluge, feine, mehr oder weniger gewellte Haare, deren Farbe aber roth, blond, braun oder schwarz sein kann, sehr oflhem Gesichtswinkel (von etwa 85deg;) kenntlich. Diese Ra^c bewohnt ganz Europa mit Ausnahme einiger Gegenden innerhalb des Polarkreises, die nordafrikanischeu Länder bis nach Abissinien, dann das türkische Reich, Kaukasien, Persien und Ostindien.
Die zweite Ra^e ist die gelbe oder mongolische, entsprechend den Gliederthieren und unter den Wirbelthieren insbesondere den Vögeln. Die ihr angehörenden Menschen haben ein breites, plat-
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tcs Gesieht, mit hervorstehenden Backenknochen^ platte Nase deren Nasenlöchor weit nach vorn aufgerissen sind, kleine enggeschlizte und schief gegen innen und unten gespaltene Augen, schwarze, schlichte und nicht sehr reichliche Ilaare und stark gelbe Hautfarbe. Der Gesichtswinkel ist zwischen 75 und 80deg;. Diese Race findet sich in ganz Asien, mit Ausnahme der vorgenannten Länder, ferners in Europa in Lappland, in Australien auf den zahlreichen kloinen Inseln, in Amerika innerhalb des ganzen nördlichen Polarkreises.
Die rothe oder amerikanische, auch wohl indianische Ra9e ist die dritte. Sie entspricht den Weich - und Schalthieren und unter den Wirbekhicrcn insbesondere den Reptilien. Sie hat kupferrothe Hautj sclnvarzcj schlichte Ilaare, ein breites Gesicht, dessen Backenknochen nicht so hervorspringen wie bei der mongolischen Race, grosse mir wenig schiefslehondc Augen und einen Gesichtswirbcl von 72 — 77deg;. Diese Ra9e bewohnt Amerika mit Ausnahme der Nordpolarliinder.
Endlich bilden die Neger die 4tc, schwarze oder äthiopischeRaqe. Sie haben ein langes Gesicht, welches nach unten stark hervor-springt^ nach oben zurückgedrängt ist, schief nach vorn stehende Zähne, breite, platte Nase , dicke Lippen, weites Maul, kurze wollige Haare, schwarze oder schwarzgraue Hautfarbe, einen Gesichtswinkel von 65 — 75deg;. Diese Rage bewohnt Mittel - und Südafrika, Neuholland, Neu-Seeland, Neu-Guinea und die zwischen diesen liegenden kleinem Inseln. Sie entspricht oftenbar den Strahlthieren und unter den Wirbelthieren den Fischen.
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Zweite Ordnung.
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Vierhänder. Quadrumana.
Thiere, deren hintere sowohl als vordere Gliedmassen mit Händen versehen sind und die sich dem Menschen so sehr nähern, dass frühere Naturforscher nicht anstanden, die erste Familie dieser Ordnung zum Menschengeschlechte zu rechnen,
Die ganze Ordnung zerfällt in zwei Familien, die der Affen und die der Makis.
Die Kopfform ähnelt bei einigen Affengattungen der des Menschen , doch gleicht sie mehr einer Kugel und die Hirnschale ist wei-
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— eater; an ihrer Ausseafläche befinden sich grossere und stärkere Vorsprünge zum Ansazc der Muskeln. Das Zahnsystem ist gleich dem des Menschen, doch haben die Affen der neuern Welt zwei slarke Backenzähne mehr, auch stehen alle Schneide und Himdeszähue schiefer nach aussen als beim Menschen und sind oft ziemlich spiz, was jeden Falles einen gewissen Grad von Wildheit andeutet. Augen und Ohren ähneln denen des Menschen doch sind Erstere stets rund und liegen tief und Leztere zuweilen behaart und nach oben spiz verlängert. Die Nase ist platt, die Nasenlöcher öffnen sich nach der Seile oder nach unten. Die Xasenscheidewand ist sehr dünn bei den Affen des alten, dick und breit aber bei jenen des neuen Continents.
Der Gesichtswinkel ist nicht nur nach den Arten, sondern auch in den verschiedenen Lebensaltern der einzelnen Individuen ungleich und oft nur 30, oft aber bis 65deg; geöffnet.
Das Gesicht der Affen ist entweder nackt, oder doch weit weniger behaart wie das des Menschen. Bei einiüfen Arten sind die Backen lebhaft königsblau oder pürpurfoth gefärbt und von Längenfurchen durchzogen.
Der Mund ist gross, die Lippen dick, im.Münde finden sich bei vielen Arten sehr ausdehnbare Backenlaschen.
Hände und Füsse sind gleich gebaut d. h. es findet sich an lez-tern ein wahrer Daum, der den übrigen Fingern entgegengesezt werden kann. Jedoch ist dieser Daum verhältnissmässig kurz. Das gegenseitige Verhältniss der vordem und hintern Gliedmassen ist ungleich. Bald übertreffen die vordem die hintern um ein Bedeutendes an Länge, bald sind sie gleich lang wie diese, bald auch .sind die hintern länger wie die vordem.
Fast der ganze Körper ist behaart, nur die innere Fläche der Hände, bei sehr vielen das Gesicht, bei einigen auch die Brust und der Bauch ausgenommen. Die Affen des alten Continents haben kahle, fleischfarbene, violette oder purpurrothe Schwielen an den Hinterbacken, welche den Affen des neuen Continentes fehlen.
Die Weibchen sind der monatlichen Reinisuns unterworfen: sie werfen nur ein Junges, die Dauer der Trächtigkeit ist nicht genau bekannt, doch scheint sie bei den grössern Arten sieben Monate zu betragen.
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Die Affen des neuen Continents besizen einen langen Schwanz, welcheh sie gleich einer fünften Gliedraassc zum Anfassen, sich daran aufhängen etc. gebrauchen können. Der Schwanz fehlt bei
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den AfTen des alten Continentes zum Theil, zum Thcil ist er kurz und nicht sehr beweglich. Was den aufrecliten Gang anbelangt7 so wäre man auf den ersten Anblick geneigt, denselben bei den Allen anzunehmen, allein dem ist nicht so. Einmal treten sie mit den Hinterhänden nicht auf die ganze innere Fläche, sondern nur auf deren äusseren Rand , dann wechseln sie sehr bald den zweibeinigen Gang mit dem auf allen Vieren, welcher sie nicht so zu ermüden scheint. Die eigentliche Ortsbewegung der Affen scheint das Klettern auf Bäumen zu sein, worin sie vor allen andern Thie-ren excelliren.
Obschon der innere Bau des Affen dem des Menschen täuschend ähnelt, so entspricht doch ihre Intelligenz demselben keineswegs, sondern sie wird von der des Hundes, Bibers, Elephan-ten und noch andrer Säugethiere weit übertroffen.
Ein blinder, oft lächerlicher, oft verderblicher, jeden Falls aber zu keinem Zwecke dienlicher Nachahmungstrieb ist alles was die Intelligenz des Affen vorstellt.
Im wilden Zustande leben die Affen in Wäldern in grossen Gesellschaften, nähren sich von Früchten und Körnern und thun oft den Pflanzungen der Menschen durch ihre in's Grosse gehenden Diebstähle bedeutenden Schaden. Man findet die Affen nur in den heissesten Weltgegcnden z. B. in Südamerika, Afrika und Ostindien.
Die Menge verschiedener Affengatlungen ist beträchtlich; sie bilden zwei grosse Abtheilungen: 1. die Affen des alten Continentes, mit abwärts geöffneten Nasenlöchern, dünner Nasenscheidewand, zwanzig Backenzähnen und vorwärts gerichteten Augen; es gehören hieher der Orang-Utang, Simla satyrus Lin. von den Sundainseln und der Schimpanse, Troglodytes niger Geoffr. aus Congo, welche beide mit dem menschlichen Körper am meisten Aehulichkeit zeigen, ferner der langartm'ge Affe, Hylobates 111., der türkische Affe, Simia sabaca, der Hundskopf, Cynocephalus, undnoch einige andere Gattungen. 2. Die Affen des neuen Continents haben alle bisauf eine Art, 24 Backenzähne, ihre Nasenlöchersind durch eine dicke Scheidewand getrennt und öffnen sich mehr zur Seite, die Augen sind seitwärts gerichtet. Sie sind langgeschwänzt, haben weder Backentaschen noch Schwielen an den Hinterbacken und theilen sich in drei Gattungen mit einer Menge Arten.
Die zweite Familie der vierhändigen Säugethiere sind die Makis. Sie ähneln dem Menschen weit wenige? wie die Affen,
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sondern nähern sich mehr oder minder den Raubthiercn. Der Daum an den hintern Gliedmassen hat eine Kralle, indess die übrigen Finger noch mit Nägeln versehen sind. Die Zahl der Schneidezähne steigt bei vielen Makis auf sechs, die Backenzähne sind mit scharfen und hohen Hervorragungen versehen; der Schwanz ist lang, der Körper mit ziemlich dichten, pelzigen, langen Haaren besezt. Die Makis zerfallen in fünf Gattungen, nämlich eigentliche 3Iakis, Lemur, Indris, Lichanotus. Loris, Stenops, Galayos, Oc-tolienus und Tarsius.
Auch die Makis kommen nur in der heissen Zouc vor, haben aber noch beschränktere Wohnpläze wie die Affen, indem man sie nur in Südafrika, Madagaskar, auf den Maluken nnd zum Theil in Ostindien findet.
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Dritte Ordnung.
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Raubthiere. Caruivora.
Bei diesen sind die Zehen nicht mehr so frei beweglich wie bei der vorigen Ordnung, auch ist kein Damn oder eine den übrigen enlgegenstellbare Zehe vorhanden. Eine feste Haut vereiniget alle Zehen mehr oder minder und diese sind, statt mit Nägeln, mit scharfen Krallen versehen. Dieser Bau gestattet den Gliedmassen blo'ss noch die Ortsbewegung und allenfalls das Zerreissen der erhaschten Beute oder das Festhalten derselben.
Die Zahl der Zähne ist wie beim Menschen, der Bau derselben aber nicht wie bei diesem, sondern ganz der Ernährungsweise der Baubthiere angemessen. So sind die Ilackeuzähne länger, stärker und spizer, die Backenzähne haben stärkere und schärfere Erhabenheiten.
Das Gelenk des Hinterkiefers erlaubt diesem keine seitlichen Bewegungen, aber die Stärke seiner Muskeln bewirkt zwar sehr wenig ausgedehnte aber um so intensivere Perpendikularbewegun-gen. Der Magen ist einfach und häutig, die Gedärme kurz, indem sie nur sehr substantielle Nahrung zu verdauen haben.
Das. Gehirn der Haubthiere weicht bedeutend von dem der frühern Ordnungen ab. Zwar hat es noch starke Windungen aber der dritte Lappen fehlt und es erstreckt sich nicht nur nicht sehr
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weit nach vorn, sondern nach hinten wird auch das Weine Gehirn vom grossen nicht bedeckt.
Von allen Sinnen ist der Geruchssinn bei den Raubthieren am meisten entwickelt, so dass sie mittelst desselben ihre Beute schon auf sehr weite Entfernung entdecken können; die Nasenhölen sind ausserordentlich gross und bilden die so sehr hervorstehende Schnauze, welche die Raubthiere charakterisirt.
Man theilt diese Ordnung in die Sippschaften, nämlich die der fli'igelhündigen, der insektenfressenden und der eigentlich fleischfressenden.
a. Fliigelliändige Kauh th iere. Cheiroptera.
Bei diesen so deutlich von anderen Raubthieren unterscheidbaren Thicren sind die Finger der vordernExtremitäten (Hände) ausserordentlich lang und nicht nur unter sich, sondern auch mit den hintern Gliedmas-seu durch eine ausgebreitete Haut verbunden, mittelst welcher sie sich in die Luft erheben und in derselben herumflattern können. Gleich den Vögeln haben sie ausserordentlich starke Schlüsselbeine. Die Flügelhänder sind Nacht [hier e, d. h. sie gehen nur in der Dämmerung und bei Nacht ihrem Raube, der in Insekten, Fleisch, welches in Rauchfängen hängt, Obst u, s. w. besteht, nach.
Die beiden Brüste oder Euter sizen an der Brust; die männliche Ruthe ist frei herabhängend, wie in den vorhergehenden Ordnungen; einige Arten zeigen bei den Weibchen noch Spuren der Menstruation. Die Zahl der Schneidezähne wechselt und die Backenzähne haben noch schärfere Erhabenheiten wie die der Makis.
Die vorliegende Sippschaft theilt sich in zwei Unterordnungen, 1. den fliegenden Makij Galeopithccus, welcher noch scharfe Krallen an den Zehen hat und dessen Flugmembran sich nur zwischen den hintern und vordem Gliedmassen ausbreitet, und 2. die Fledermaus, Vespertilio, bei welcher die Flughaut auch zwischen den sehr langen Fingern ausgespreizt ist. Vom Galeopithccus, welcher auf den Molluken lebt und Insekten, wohl auch Vögel frisst, kennt man nur eine Gattung, bei den Fledermäusen aber, die über die ganze Erde zerstreut sind, ist die Anzahl der Gattungen sehr beträchtlich. Giftig sind sie durchaus nicht, wohl aber finden sich in Amerika Arten, welche schlafenden Menschen und Thieren Blut aussaugen.
1). Insektenfressende Raulithiere, Inseclivora. Ihre Backzähne sind mit spizigen Erhabenheiten versehen , gt;VciI sie sich fast ganz von Insekten nähren. Jedoch gibt es welche, die
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auch Früchte, andere die auch Fleisch fressen. Die Schneidezähne sind meistens sehr lang; sie haben noch ein Schlüsselbein, aber nicht so ausgebildete Vordergliedmassen wie die vorigen, auch fehlt ihnen die Flughaut. Die meisten sind Nachtthiere, viele hallen einen Winterschlaf von mehren Monaten, einige leben unterirdisch. Die Brüste befinden sich am Bauche 5 die Ruthe ist in einer häutigen Scheide am Bauche befestiget; bei der, auf allen Vieren vor sich gehenden, Ortsbewegung wird die ganze Fusssohle auf den Boden gestüzt.
Die vorzüglichsten Gattungen dieser Sippschaft sind: Jgel, Erinaceus, Spizmaus, Sorex, Bisamrattej Mygale, Maidwurf, Talpa. Dass die Spizmaus giftig sei und Pferde beisse, die dann an den Folgen des Bisses stürben, ist eine Fabel.
c. Fleischfressende Baubthiere. Carnivora.
Ihre Hakenzähne sind sehr lang, kegelförmig, weit auseinanderstehend; sie haben in jedem Kiefer sechs Schneidezähne, die Backzähne sehr scharf und schneidend, mit Ausnahme der hintersten , welche oft ganz flach sind. Unmittelbar vor diesen flachen Backzähnen befindet sich einer von auffallender Grosse und Dicke, mit einem hökerichten Absaz. Er wird Reisszahn genannt.
Die Zehen sind deutlich von einander abgesondert und vorn mit Krallen bewaffnet, die um so stärker hervorragen, je reissender das Thier ist und die bei dem Kazeng-eschlechle sogar vorseschoben und wieder zurückgezogen werden können. Gewisse Fleischfresser nähren sich gelegentlich auph wohl von Früchten. Ein Theil der Thiere dieser Sippschaft stüzt sich beim Gehen auf die ganze Fusssohle, ein anderer hingegen nur auf das lezte Zehenglied, daher der Unterschied in Fusssohlentreter, Plantigrada und Zehentreter, Digitigrada. Eine dritte Abiheilung der reissenden Thiere lebt meist im Wasser und bildet unter dem Namen Amphibia die dritte Familie der Fleischfresser.
aa. Fusssohlentreter, Plantigrada.
Sie haben au allen 4 Füssen fünf Zehen, sind im Allgemeinen langsam, Nachthiere halten meist einen Winterschlaf, auch werden sie im Herbste sehr fett. Es gehören hieher nachstehende Gattungen: Bär; Ursus, Waschbär, Procyon, Coati, Nasua, Dachs, Meles, VielfrasSj Gulo u. s. w.
Bären - und Dachsenfett wirken nur wie Schweinefett und sind daher in der Thierheilkunde entbehrlich.
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bb. Zehcntreter, Digitigrada.
Sind die blutdürstigsten und grausamsten Raubthiere; sie halten keinen Winterschlaf, bilden zahlreiche Gattungen und \rten, von denen mehrere den Thicrarzt interessiren. Es gehören hicher: Marder , Mustcla L. zu welchen die Haus- und Baummarder, M. martes und foma grosse und kleine Wiesel, M. vulgarisund erminea, Iltis, M. putorius, Stinkthiere, M. mephitis und Fischottern, M. Lutra gezählt werden, ferner Hunde, Canis L., in weicheis Geschlecht man WolfjC.iMjfXiS, Fuchs, C. vulpes , Schakal, C. au-reus rechnet, Viverra, von Welchen verschiedene Arten (z. B. V. Civetta, Zibetta, Genettau. s. w.) den Zibeth liefern und deren eine Art, der berühmte Ichneumon, V. Jchneumon, welcher den Croko-dileiern sehr fleissig nachspürt, ist. Endlich sind die Hyäne, Ilyaena und die Kaie, Felis auch Zehentreter. Zu den Kazen aber gehören: Lüwe, F.Leo, Tieger, F. Tigris, Panther, F. pardus, die Un%e, F. Onca, der amerikanische hmvc, F. concolor, der Leopard, V. pardalis, die Tiegerkaze, F. rufa, der Luchs, F. lynx, die gemeine Kaze, F. catus u. u. v. a. m.
Unter den Zehentrctern verdienen die Hunde und Kazen unsre Aufmerksamkeit und zwar von den erstem der Fuchs und der ge-wohnliche Hund.
Vom Fuchs kommen in unsren Gegenden drei Varietäten vor, der gemeine Fuchs, C. vulpes fulvus, der Brandfuchs, C. v. alopex und der Kreuzfuchs C. v. cruciatus. Sämmtliche Füchse haben einen längern , geradern und buschigem Schwanz wie die Hunde, auch sind ihre Schneidezähne weniger ausgeschnitten, wie bei diesen. Sie wühlen sich unterirdische Holen, verbreiten einen noch üblern Geruch wie die Hunde und fallen nur schwache Thiere an. Die Füchse sind der so furchtbaren Wuthkrankheit am meisten von allen Thieren unterworfen und richten in dieser, durch Beissen von Menschen und Hausthieren, die sie dann blindlings anfallen, ja aufzusuchen scheinen, viel Unheil an. *)
Der Hund, Canis familiaris L. hat wie der Fuchs oben drei falsche Backenzähne (d. h. solche die vor dem Reisszahn stehen) unten vier, hinter jedem Reisszabn zwei Hökerzähne (ächte Backzähne). Der obere Reisszahn hat nur ein kleines Knötchen nach innen, der untere dagegen ist hinten ganz hökerig. Die Schneidezähne sind
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*) Umimgänglicli nothwendig ist dem Tliierarzt, die iuleressante Schrift laquo;6er rfie Wuthkrankheit der Füchse von KöcAlln zu leselaquo;.
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stärker gelappt wie bei dem Fuchse. Die Zunge ist sehr weich; die Vorderfiissc haben fünf Zehen, die Hinterfüsse meist wer, doch auch oft fünf. Manche Ilurulc haben sechs respektive fünf Zehen, andere raquo;ar sechs an jeder Gliedmasse. Den Schwanz tragen die Hunde im normalen Zustande aufwärts gekrümmt und zwar gewöhnlich nach links. Er ist selten und dann nur auf der untern Seite buschig (Feder- oderFahnenschwauz). Grosse, Gestalt, Farbe und Beschaffenheit der Haare sind unendlich verschieden, nicht nur bei den Ragen, sondern auch bei den einzelnen Individuen.
Das Vcrhiiltniss des Hund6s zum Menschen ist ein merkwürdiges. Die Schnelligkeit, Stärke und der Geruch dieses Thieres haben viel dazu beigetragen, dass der Mensch die andern Thiere #9632;unter seine Herrschaft brachte und noch jezt ist der Hund als Wächter, als Gehülfe bei der Jagd, und bei einigen Völkern als Zugthier von ausserordentlichem Nuzen. Ja als Speise dient sein Fleisch in gewissen Gegenden. Allein der Nachtheil der aus dem Halten von Hunden bei civilisirten Völkern hervorgeht überwiegt den Vortheil bedeutend. Einmal fressen die Hunde eine Menge Substanzen die, gehörig zu Rathe gezogen, ganz füglich zur Nahrung der Menschen oder doch zur Fütterung essbarer Thiere hätten dienen können, ein Nachlhcil der besonders in grossen Städten stark in die Augen springt, wo Tausende von Menschen halb verhungern, indess zahllose Hunde mit Fleischbrühen, Braten etc. gefüttert und selbst fett gemacht werden.
Welch1 schrecklichem Loos alljährlich eine grosse Zahl Personen anheimfallen; die von tollen Hundengebissen wurden, ist allbekannt. AVer einnud einen Menschen an der Tollwuth sterben sah, der wird gewiss auf möglichst starke Verringerung der Hundezahl dringen müssen. Einen dritten, wenn auch unbedeutenden Nachtheil haben die Hunde, indem sie Unreinlichkeit, Gestank und besonders Ungeziefer in den menschlichen Wohnungen verbreiten.
Weit bedeutender als dieses aber ist der moralische Schaden, den der Hund dem Menschengeschlechte zufügt. Da er als kleineres Hausthier von Personen jedes Standes und Alters gehalten werden kann, so entwickeln sich bei Kindern und ungezogenen Leuten durch seine Behandlung eine Menge Leidenschaften, Zorn, Lau-nischsein_, Thierquälerei, die oft bis zur Grausamkeit gesteigert wird, weil der Hund seinem Peiniger nicht entläuft, sondern stets treu bleibt. Zu welchen Verirrungon des Geschlechtstriebes das Beispiel des Hundes den Menschen verleitet hat, zu welcher schäud-
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liehen Wollustbefriedigung der Hund dem weiblichen Geschlechte dient, wagt die Feder nicht aufzuzeichnen.
Der Hund ist dem Menschen in alle Klimate gefolgt. Einige Naturforscher glauben, dass er vom Wolfe, andere, dass er vom Schakal abstamme, noch andere, dass die verschiedenen Hunde^en aus der Vermischung von Fuchs, Wolf und Schakal hervorgegangen seien. Es scheint indess, dass der Hund schon ursprünglich eine eigene Art bildete und nur nach und nach unter der Herrschaft des Menschen in jene Unzahl von Spielarten ausgeartet sei, die man heutzutage mit dem Namen Rufen irrig bezeichnet.
Der Hund wird blind geboren, er öifnet die Augen den lOten bis 12ten Tag. Mit dem vierten Monat wechselt er die Zähne, mit zwei Jahren hat er sein Wachstlunn vollendet. In der Zwischenzeit ist er verschiedenen Entwicklungskrankheiten unterworfen, an denen besonders die feineren und schöneren Individuen häufig zu Grunde gehen. Die Hündin trägt 60—64 Tage und wirft drei bis zwölf Junge. DerHund fängt mit dem zwölften Jahre zu altern an und contra-hirtnach und nach verschiedene höchst ekelhafte Altersbeschwerden, Ohren- und Augenflüsse mit Gestank , Inkontinenz der Exkretionen, Blindheit, Taubheit, BissigkeitundFaulheit, Hautausschläge etc. Ael-terals20 Jahre wird einicht, in den meisten Staaten schafft man ihn aus gesundheitspolizeiiiehen Rücksichten stets mit dem 14 — löten Jahre ab. Folgendes sind die vorzüglichsten Varietäten des Hundes: a. Canis familiaris villaticus, der Haushund, Hofhund. Es gehören hieher verschiedene Racen als: Deutscher Haushund, C. f. germanicus, knlmukische Hund, neuholländische Dingo. C. f. novae Hollandiae, mit dem Hund von Sumatra; der Pommer, C. f. pomeramus, mit demSpiz, Spizpommer, englischer Spiz und Fuchsspiz; der/ScArt/e/'/ww/, C. f. pastoreus; Wolfsspiz, Fuhr-tnannsspiz, C. f. lupinus; der seltene ungarische Wolfshund, ^ C. f. panonicus etc.
b.nbsp; Der Heidenhund, C. f. Zingarorum, lässt sich am leichtesten zu allerlei brodlosen .Künsten abrichten und stiehlt am besten.
c.nbsp; Der sibirische und der grönländische Hund, etwa C f. septentri-onalis, werden an Schlitten gespannt und bellen nicht. Sind lanshäriff.
d.nbsp; Der isländische Hund, C. f. islandicua.
e.nbsp; Der Pudel, C. f. aquaticus. Es gibt grosse und kleine, sie sind alle weiss oder braun, oder sclvwarz, auch wohlweiss- und braungelleckt.
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i. Der kleine dänische Hund, C. f. danicus minor. Selten. g. Der Bologneser, C. f. extrarius, zu welchem gerechnet werden : Der englische schwarze und geflecKte Wachtelhund (sehr schön und dato Modethier); die Pyrame, C. f. flammens, mit feuerfarbenen Flecken, sonst gleich dem vorigen, das ungarische, spanische oder malteser Hündchen, C. f; melitaeus und das Löwenhilndchen, C. f. leoninus, welches sich oft mit dem Spiz verbastardirt. h. Der Bullenbeisser, C. f. molossus. Man rechnet dazu: Den neufundländischen und den St. Bernhardshund, C. f. terrae novae et palmarus, die englische Dogge, C f. mastivus, die dänische Dogge, C. f. danicus major, den Mezgerlmndgt; C. f. lani-arius, Satifinder und Saurüde, C. f. aprinus und suillus, endlich den Mops, C f. fricator. i. Der Jagdhund, C. f. sagax mit unendlichen Spielarten z. B deutscher, englischer, polnischer, französischer Parfor^chund, Leithund, C. f. venaticus, Wachtelhund, C. f. avicularius, die Brake, C. f. bracca. k- Der eigentliche Hühnerhund, C. f. subcaudatus; mit angebor-nem kurzen Schweife. 1. Der bengalische Hühnerhund, C. f. bengalensis. m. Das Windspiel, C. f. leporarius, wozu man griechische, zottige, irländische rechnet. Auch das niedliche englische kleine Windspiel und der haarlose egyptische Hund gehören dazu, n. Der Dachshund, C. f. vertagus.
Endlich gibt es in Afrika und Amerika noch viele Varietäten, welche nicht genauer bekannt sind.
In veterinärmedizinischer Beziehung nüzt der Hund uas bloss durch sein Fett. Dasselbe ist dünnflüssiger wie andere Thierfette, aber dickflüssiger .wie Baumöl, auch ändert es seine Consistenz nicht so leicht, wie dieses. Seiner Wohlfeile wegen wird es daher häufig als Constituens zu Salben und (besonders im Sommer) zu Linimcnten verwendet, in deren Bereitung aber keine unauflöslichen Substanzen eingehen dürfen, weil sie in Hundefett zu Boden sinken. Das Hundefett wird sehr leicht ranzig, muss daher in nicht zu grossen Quantitäten an kühlen Orten aufbewahrt werden. —
Die Kazen haben kurze runde Schnauzen, retraktile Krallen, die sich aufrichten und wieder zurückziehen lassen; oben und unten haben sie zwei falsche Backzähne; ihr oberer Reisszahn hat
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orei Lappen und nach innen einen stumpfen Knoten, der untere zwei zugespizte Lappen ohne Knoten, endlich haben sie nur oben einen kleinen Hökerzahn.
Die Kaze, Fells catus, ist ursprünglich in den Wäldern des mittlern Europa's zu Hause, wo sie noch jezt wild und oft doppelt so gross gefunden wird wie im zahmen Zustande. Sie ist o-rau-brauu mit dunklen Queerwellien, am Bauche heller, au der Innenseite der Schenkel und Pfoten gelblich^ am Schwänze mit drei Streifen, das lezte Drittheil gelblich. Die Kaze hat durch die Zähmung manigfache Verschiedenheiten in Grosse, Farbe und Beschaffenheit der Haare erworben, doch sind diese Verschiedenheiten bei weitem nicht so gross^ wie beim Hunde, aber auch der Zähmungs-grad ist viel geringer, wie bei diesem und es kommen nicht selten verwilderte Kazen als schädliche Raubthiere vor. iVuzen und Schaden der Kazen wiegen einander fast auf. Ersterer bestellt hauptsächlich in Vertilgung der Ratten und Mäuse, in welchem Geschäft es kein Thier der Kaze zuvorthut. Der Schaden aber, welchen die Kazen anrichten, besteht in Tödten und Rauben von wilden und zahmen Singvögeln, Federvieh, jungen Ilaasen etc. Auch plündern die Kazen nicht selten Speisekammern und Keller. Der Wuth sind sie in weit geringerm Maase wie die Hunde unterworfen, leben auch viel reinlicher und geben in geschlechtlicher Beziehung keinen Anstoss. Auch die Kazen werden blind quot;-eboreu-die Trächtigkeit dauert 26 Tage; mit x/a Jahr ist das Thier auso-c-wachsen und mit 6 Jahren alt.
In unsern Gegenden kommen vorzüglich fünf Ra^en der Kazen vor.
a.nbsp; Die gemeine Cypcrkaze, F. C. vulgaris, wird oft sehr gross; mit schwarzen Streifen auf grauem Grunde; verwildert leicht,
b.nbsp; Die spanische, buseler oder dreifarbige Kaze, F. C. hispanica mit unregehnässigen schwarzen, weissen und grell ro.thffelben Flecken, die aber gewöhnlich beim Kater fehlen.
c.nbsp; Die KartJiüuserka%e, F. C. coerulea, blaulicht aschgrau bis blaulicht schwarz mit weichem, langem, gewelltem Haar.
d.nbsp; Die angorische Kazßj F. C. angorensis, mit sehr feinem, silber-weissem, ziemlich langem Haar, das am Halse eine wahre Krause und am Schwänze eine schöne Quaste bildet.
e.nbsp; Die schwarze Schweizerkazegt; F. C. suitensis s. nigra, ist kleiner wie die übrigen Kazen, wird meist in Scheunen und Stäl-
cn gehalten, wo sie halbwild hauset. Sie ist dunkel glänzend-
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schwarz, weichhaarig und hat eine schwefelgelbe Regenbogenhaut, während dem sie bei den übrigen Kazen grüngelblicht ist. Ihr Pelz bildet einen bedeutenden Handelsartikel und wird im Oriente stark gesucht.
Das Kazenfett ist noch feiner wie das Hundefett und kann im frischen Zustande füglich zu Augensalben verwendet werden. In der Halsentzündung der Vferde wendet man zur Einwickelung des Halses mit Vortheil Kazenpelze an. Wahrscheinlich isoliren sie besser als andere Thierfelle und iühron sowohl dadurch, als durch Zusammenhalten der Wärme die hier fast immer erforderliche Eiterung in den Submaxillardriisen herbei.
cc. Sclnvitmnfüsser, Amphibia.
Die Bewegungsorgane entsprechen dem flüssigen Medium, in welchem sie sich aufhalten; die Gliedmassen sind kurz, zum Theil unter der allgemeinen Deke verborgen oder doch in lappenartige Fortsäzc derselben gehüllt; die durch schlaffe Häute unter sich ver-bmulenen Finger bilden eine Art Ruder mittelst welchem sie sich äusserst flink und schnell im Wasser bewegen können, die ihnen aber das Gehen auf dem Lande äusserst beschwerlich machen, so dass es einem blossen langsamen Kriechen gleicht.
Zu den fleischfressenden Amphibien gehören die Seehunde und Wallrosse. Erstcre Gattung, Phoca, enthält viele Spezies z. B. Seehund, Seebär, Seekuh, Seelöwe, Secelephant etc., die sich in zahllosen Heerdcu in allen Meeren, vorzugsweise aber in denen der Polarrcgionen, herumlurameln. Die Gattung Wollross, Triche-cus, lebt im Nordpolarmeer und hat nur 2 Spezies.
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Vierte Ordmins
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Beutelthiere. Marsupialia.
Im Zahnsysteme weisen die Thiere dieser Ordnung die gröss-len Unregehnässigkeiten. Hingegen gehört zu ihren charakteristischen Kennzeichen die Gegenwart einer Tasche an der Aussen-fläche des Abdomens, welche durch eine Dupplikatur der allgemeinen Decke gebildet und von zwei besondern, von den Schaambei-nen ausgehenden Knochen unterstüzt wird. Im Grunde dieser Ta-
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sehe sizen die Zizcn. Die Jungen werden noch nicht ausgebildet zur Welt gebracht, so dass sie kaum die Entwickelung erreicht zu haben scheinen, welche die Foetus einiger anderer Thiere wenige Tage nach der Empfängniss schon erlangten. Wenn diese unreifen Jungen aus dem Uterus kommen, hängen sie sich sogleich an die Zizen an und bleiben daselbst bis zur völliffen Ausbildung ihrer ver-schiedenen Organe. Auf solche Welse versieht die Abdominaltasche die Stelle eines zweiten Uterus.
Auch die übrigen Geschlechtsorgane zeigen bedeutende Eigen-thümlichkeiten. Die Gebärmutter 1st durch eine Längenscheidewand in zwei nebeneinander liegende Säcke getheilt, so lange die Weibchen noch nicht befruchtet worden sind; nach der Befruchtung aber verschwindet diese Längenscheidewand. Von der Gebärmutter gehen zwei lange Mutterscheiden rückwärts bis zu einem gemeinschaftlichen Kanal in welchen auch die Harnröhre mündet und der der Cloake bei den Vögeln entspringt. Bei den männlichen Individuen liegt die Ruthe hinter dem Hodensacke und 1st dergestalt gespalten, dass bei der Begattung In jede der beiden Scheiden auch ein Ruthenende eingeführt wird. — Weil der Uterus mit keinem verschliessbaren Munde versehen 1st, so lässt sich die Frühgeburt bei den Beutelthieren leicht erklären, denn da sich dem Im Uterus herabsteigenden Eie nichts in den Weg stellt, so glischt es nach gerade In die Scheide und wird ausgeführt. Das 'Weibchen schiebt dasselbe sogleich In die Abdominal tasche, in welcher die völlige Ausbildung dann erfolgt. Ein Theil der Bcutelthlere gehört übrigens nach dem Baue der Zähne und Zehen zu urthcilen, den reissenden, ein anderer den Nage- und ein weiterer den zahnlosen Thie-ren an. Diese drei Gruppen sind aber wieder in weitere Gruppen getheilt, so dass man deren sechse zählt, welche zusammen acht Gattungen mit zahlreichen Arten enthalten. Die Gattung Opossum, Didelphis, lebt In Amerika, die übrigen, wozu die Känguruh'sr die Beutclratte, der Wombat u. a. m. gehören, sämmtllch auf Neuholland.
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Nagethiere. Rosores.
Diese Ordnung wird durch ihr Zahnsystem sehr deutlich charak-tcrisirt. Zwei starke und lange Schneidzähne in jeder Kinnlade, an der Stelle der Eckzähne zu jeder Seite ein leerer Raum, Backzähne mit platter oder doch mit bloss stumpfen Erhöhungen versehener Krone kündigen bei diesen Thieren die Gewohnheit an, sich von vegetabilischen Substanzen zu nähren und hauptsächlich dieselben mit den starken Schneidezähnen zu zerschneiden und zernagen. Das freie Ende dieser Zähne ist von hinten nach vorn meisselförmig schärf zulaufend. Der Zahnschmelz findet sich nur auf der vordem Fläche, so dass die hintere sich weit leichter abnüzt und die schnei-deudmeisselförmige Gestalt immer bleibt. Die Eingeweide sind lang, der Magen einfach oder nur schwach getheilt^ der Blinddarm sehr sross, entwickelter wie der Magen. Doch fehlt er bei dem Ge-schlechte der Siebenschläfer.
Das Gehirn ist verhältnissmässig sehr wenig entwickelt; die Windungen und Furchen haben einem blossen sammtartigen Aussehen Plaz gemacht und es zeigt sich auch, dass alle Nager nur geringe Intelligenz besizen.
Das Hinterthcil, besonders aber die Beckcngliedmassen sind im Allgemeinen stärker entwickelt wie das Vordertheil mit den Brust-gliedmassen, woher der sonderbare, aus einer Reihe Sprünge bestehende Gang kömmt.
Einige Nagethiere graben sich Holen in die Erde, in Bäume und Mauern, andere wohnen in Nestern die sie sich auf Bäume bauen, noch andere haben gar keine eigentliche Wohnung.
Im Ganzen genommen sind es sanfte und scheue Thierc, welche sich sehr stark vermehren und sich von Baumblättern, Wurzeln und Rinden nähren, doch gibt es welche unter ihnen, die auch animalische Kost geniessen, und selbst kleinere Thiere anfallen und auffressen. Die Backenzähne dieser Leztern, wohin besonders die Ratten zu zählen sind, haben auch desshalb stärkere Erhabenheiten.
Die zahlreichen Gattungen der Nasethiere zerfallen in zwei Gruppen, I. Nagethiere raquo;///Schlüsselbein und 2. solche ohne Schlüsselbeine.
Zu den erstem sehören: das Eichhörnchen, Sciurus, üiegeu-
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des Eichhönicheii, Pteromys, Murmelthierc, Arctomys, Siebenschläfer, Myoxus, Maus, Mus, Hamster^ Cricetus^ Feldmaus, Arvi-cola, Springmaus, Dipus u. n. *•. a. Mäuse mehr, endlich der Biber, Castor fiber. Von Lezterra kommt das Bibergeil, ein starkrie-r-chendcs Sekret der Kloakcndrüsen, welches ehemals in der Thier-heilkunde als Nervinum stark gebraucht wurde, seines hohen Preises und noch mehr seiner unsichern Wirkung: wcs:en aber ganz ob-seiet geworden ist.
Zu den Nagethiercn ohne Schlüsselbein gehören : Das Stachelschwein , ITystrix, der Hase^ Lepus, das Meerschweinchen, Anacma, das Agnti, Chloromys u. a.
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Seetaste Ordnung
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Zahnlose Tliiere. Edentata.
Bei diesen mangeln nicht bloss die Eck- sondern auch die Schneidezähne und nicht selten die Backzähne. Alle sind im Ganzen plump, langsam und unbeliülflich. Ihre Zehen tragen Nägel von solchem Umfange, dass man sie leicht für Klauen nehmen kann^ Die zahnlosen Tliiere bilden daher den Uebergang von den Krallen-zu den Klauenlhieren. Es gehören in diese Ordnung lauter sonderbare Tliiere, die untereinander wiculcr starke Abweichungen zeigen, so dass sie in 4 Unterordnungengetheilt worden müssen. Diese sind;
1.nbsp; Faulthiere, Tardigradn, haben einen kurzen, runden Kopf, neun Halswirbel, sind mit Backzähnen versehen, die vordem Gliedmassen sind länger wie die hintern; diese Thiere leben in Sül-amerika.
2.nbsp; Armadille, mit kegelförmigem Kopfe, gleichlangen Gliedmas-sen, Backzähnen und meist einen kalkigten Schuppenpanzer. Sie wohnen in unterirdischen Holen in Südamerika.
3.nbsp; Ameisenbären, Myrinecophaga, haben einen sehr langen, zu-gespizten Kopf, sehr enge Mundspalte, äusserst lange, dünne, kle-brichle Zunge und gar keine Zähne. Sie nähren sich ausschliess-lich von Ameisen.
4) Monotremala. Sie finden sich in Neuholland und haben so viel Aehnlichkeit mit Reptilien und Vögeln, dass man fast geneigt
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sein könnte, aus ihnen eine eigene Klasse zu bilden. Sie haben eine Kloake, gleich den Vögeln und Reptilien, in welche sich der Darmkanal, die Harn- und Geschlechtswerkzeuge öffnen: ohne eine Abdominaltasche zu besizen, haben sie doch die bei den Beu-telthieren angeführten Knochen zur Unterstüzung einer solchen; man hat noch keine Zizen an ihnen entdeckt, und viele glauben, dass sie Eier legen. Sie besizen an jedem Fusse fünf Zehen mit starken Krallen; die Männchen haben ausserdem noch einen hohlen Sporn an den Hinterfussen, welcher mit einer Giftdrüse kommuni-zirt. Es gehören hieher das Stachelthier, Echidna, welches ganz zahnlos ist und sich von Ameisen nährt, und das Schnabelthier, Ornithorynchus paradoxus, lezteres mit einem weichen Entcnsclma-bel und zu gleicher Zeit vier Backzähnen ohne Wurzein versehen, in Flüssen sich aufhaltend.
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Siebente Orduimg.
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Dickhäuter. Pachydermata.
Alle Thiere dieser Ordnung leben von Vegetabilien, nur einige wenige fressen auch animalische Substanzen, ohne dabei aber eigentliche Raubthiere zu sein. Der Magen ist einfach, zuweilen in mehre Säcke getheilt, aber nie zum Wiederkauen eingerichtet. Die Zehen sind unter einander vereiniget und stecken an ihrem Ende dergestalt in einer oder mehren hörnernen Kapseln (Hufen, Klauen), dass ihnen keine freie Bewegung mehr gestattet wird, und sie also bloss dem Körper als Stüze dienen. Schlüsselbeine fehlen gänzlich. Die Haut ist dick^ oft nackt, nie aber mit langen oder krausen, sondern nur mit glatten, kurzen Haaren bedeckt.
Die Dickhäuter sondern sich in solche mit und solche ohne Rüssel. Zu den Erstem gehört bloss der Elephant, Elephas, mit zwei Arten, die Lezlern zerfallen wieder in zwei Gruppen, die eine hat Klauen, d. h. mehre Zehen mit hornigen Fussüberzügen, die andern hingegen Hufe oder nur eine Zehe. Dickhäuter mit gespaltenem Hufe, ohne Rüssel sind u. a. das Flusspferd, Hippopotamus, der Tapir, Tapirus, das Nashorn, Rhinoceros, Aas Bisamschwein, Dicotiles und das Schwein, Sus. Dickhäuter mit ungespaltenen Hufen sind die sechs Arten der Gattung Pferd, Equus^
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Das Schwein; Sus scrofa, hat folgende naturhisforische Kennzeichen : Vier Zehen an jeder Gliedmasse, von welchen die innerste und die äusserste den Boden zwar nicht berühren, aber anatomisch gleich gebaut sind;, wie die beiden miltlern, und daher mit Unrecht falsche Klauen genannt werden.
In jedem Kiefer sechs mehr oder weniger scharfe Schneidezähne und zwei grosse, spize, nach hinten stark gebogene und neben den Lippen oft mehre Zolle weit hervorstehende Hakenaähne^ \i\ht Hauer genannt. Diese Hauer sind besonders bei den männlichen Schweinen sehr gross und stark und dienen als furchtbare Waffe. Acht und zwanzig Backzähne mit etwas schärfern und spizern Hervorragun-gen, wie bei den übrigen Dickhäutern.
Dünnbehaarter Leib; die Haare sind 2—4 Zoll lang, dick, straff, aus mehren einzelnen Längenröhrchenzusammengesezt, und heissen Borsten. Auf dem Rücken stehen sie am dichtesten, sind auch daselbst am steifsten und längsten. Der Schwanz ist dünnbehaart und hängt spiralförmig geringelt bis an die Metatarsalknochen hinab.
Die Zizen erstrecken sich von der Leistensesend länss dem Bauche nach vorn, es sind ihrer 12 an der Zahl.
Der Magen ist einfach, verhaltnissmässig etwas grosser wie derjenige des Pferdes, der Darmkanal aber etwas kürzer und der Unterschied zwischen dicken und dünnen Gedärmen nicht so stark, wie bei diesem.
Das Schwein ist gefrässig, verdaut und assimilirt sehr schnell, und liebt sowohl animalische als vegetabilische Nahrung. Bei guter und reichlicher Nahrung sezt sich unter der Haut leicht eine bis 6 Zoll dicke Lage festen Fettes ab, welche Speck genannt wird. Das Gehirn des Schweines ist sehr klein, Gesicht, Gehör, Geschmack und besonders Geruch sehr ausgebildet, das Gefühl aber nicht sonderlich.
Das Schwein soll über 20 Jahre alt werden können; mit 3/4 Jahr ist es schon zeugungsfähig; die Trächtigkeit dauert 16—18 Wochen und es werden beim wilden Schweine bis auf 6, beim zahmen aber bis auf 15 Stück Junge geworfen. Zahme und wilde Schweine kommen sowohl in kalten als heissen Ländern fort; die wilden sind offenbar die Stammeltcrn der zahmen. Ein männliches wildes Schwein heisst Keuler, ein weibliches Bache, ein junges Frischling. Das wilde Schwein hat bei uns gewöhnlich eine schwarze Farbe, seine Borsten sind durch Ünrath, Harz etc. zu einem dicken Panzer verfilzt ; es ist 3—4 Fuss lang und 3—Sy^ Fuss hoch und wird 200—600 Pfund schwer. Die Wildschweine leben truppenweise zu 12—15
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Stück beisammen in Wählern und Feldern, welch' Leztern sie oft grossen Schaden anthun. Keuler, welche über fünf Jahre alt sind, pflegen die Ileerden zu verlassen und einsam zu leben.
Das zahme Schwein hat kürzere Hauer wie das wilde, seine Borsten sind nicht verlilzt. Es wird etwas länger, aber nicht so hoch wie das wilde; das männliche zahme Schwein pflegt min jB6er, das weibliche Sau und das junge Ferkel zu nennen. Die Hauptfar-ben des zahmen Schweines sind weiss, oder rosenröthlich, gelb, braun oder kupferroth und schwarz. Es gibt unzählige Schweineracen, die sich leicht vermischen und in vielen Ländern oft nach einigen Jahr-zehnden andern neuen Racen Plaz machen. Man hat wohl schon an 1200 Pfund schwere Schweine gefunden; gewöhnlich aber schlachtet man die Schweine, wenn sie 15—20 Monate alt sind; sie pflegen dann 100—300 Pfund zu wiegen. Das Fleisch der Schweine ist eine sehr wohlschmeckende, gesunde, und bei den Abendländern sehr beliebte Speise, die sich geräuchert und gesalzen Jahrelang aufbewahren lässt, ohne zu verderben. Das Schweinefett, Adeps suillus, Axuugia porci, wird theils zu manigfachen technischen Zwecken, theils in der Heilkunde sehr häufig verwendet Zu lezterm Zwecke darf es, wenn es ausgelassen wird, nicht über den Siedepunkt des Wassers erhizt werden, weil es sonst leicht verdirbt. Es besteht aus 62 Theilen, Elaine oder Oelstoit und 38 Th. Stearine oder Talgstoff, nebst etwas salzsauerm und essigsauerm Natrum, einem nach Galle riechenden und einem gelbfärbenden Princip. Die entferntem Bestandtheile sind Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff' und etwas Stickstoff.
Alle Fette, welche konsistenter wie Schweinefett sind, enthalten mehr Stearine, alle, welche dünnflüssiger sind, aber mehr Elaine wie dieses. Erstere^ pflegt man daher Talg, Leztere Oel zu nennen.
Die Wirkung aller frischen Fette ist ziemlich gleichartig, nur scheint den Pflanzenölen der Stickstoff zu fehlen, und sie werden daher von den Hausthieren besser ertragen wie das Schweinefett und andere thierische Fette. Indess, da das Schweinefett am wohlfeilsten und überall leicht zu haben ist, auch bei gehöriger Vorsicht keine Nachtheile auf den Organismus ausübt, verdient es den Vorzug in der Thierheilkunde.
Das Schweinefett geht so wenig wie andere Fette in Gährung uad Fäulniss über, wohl aber zieht es bei erhöheter Temperatur dcrLuftdenSaueistoff derselben an sich und wird ranzig, d. h. es
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oxidirt sich. In diesem Zustande wirkt es giftig auf den thierischen Organismus ein, worüber gleich das Nähere folgen soll, auch kann es, mit Laugensalzen in Verbindung gebracht, eigene Salze bilden, die man Seife zu nennen pflegt.
Das frische, reine Schweinefett wirkt erschlaffend, erweichend, hüllt die mit ihr in Berührung gebrachten Gebilde ein, vermindert deren Reizbarkeit und Empfindlichkeit. Als Folgewirkung zeigt sich dann gelinde Vermehrung der Se- und Exkretionen, Minderung der krankhaft verstärkten Spannung, Härte und Schmerzen. Allzuhäufig oder zu lange nach einander angewandt, bringt es zwar diese Wirkungen auch konsensuell in andern Theilen, als jenen, auf welche es unmittelbar gebracht wurde, hervor, allein die Verdauungswerkzeuge werden erschlafft, es entsteht Durchfall, Abmagerung und selbst Abzehrung. Es treten jedoch diese Übeln Wirkungen nicht oder erst sehr spät auf, wenn das Schweinefett abwechselnd mit andern, leicht assimilirbaren oder die Verdauung belebenden Mitteln eingegeben wird.
Um das Schweinefett einzugeben , wird es bei gelinder Wärme flüssig gemacht; oft sezt man ihm Salze zu, oft Schleim und Wasser, so dass eine Emulsion daraus wird, die besser ertragen wird, wie dass reine Fett für sich.
Zum äusserlichen Gebrauche wird das Schweinefett in seiner gewöhnlichen Consistenz als Salbe eingerieben, doch selten für sich allein, sontiern mit Pulvern, Auflösungen, Extrakten, Salzen etc. der manigfachsten Art, denen es nur als Vehikel dient.
Die Gabe kann beim Pferde 2—6 Unzen, beim Rinde bis auf 1 Pfund, bei den kleinem Thieren Va —2 Unzen betragen und darf 2—4 stündlich wiederholt werden, doch gibt man dieses Mittel nicht gerne länger als 24 — 36 Stunden nacheinander. Zu Klystiren werden 2 — 3 Unzen Fett auf 1 Maass Flüssigkeit genommen.
Man wendet das Schweinefett bei allen möglichen Reizungen, welche Entzündung einer von aussen zugänglichen Haut hervorgebracht haben, bei abgeschundener Oberhaut, beiAezungen mit scharfen Arzneimitteln und glühenden Körpern, an. In lezterm Falle wird es gerne mit Kalkwasser zu einem Linimente gemacht und leistet in dieser Form mehr wie alle gepriesenen Brandsalben. Canthariden und Arsenik werden in ihren Wirkungen durch das Fett nur erhöhet, wo also diese eingewirkt haben, muss seine Anwendung unterbleiben. Innerlich gibt man das Schweinefett bei Verstopfungen, Gedärmkrämpfen, Anschoppungen im Hinterleibe, verschluckten fremden
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Körpern; krampfhaften Leiden der Harnwerkzeuge, (hier genie in Verbindung mit Bilsenkrautextrakt) dann bei allen akuten Entzündungen des NahrungsschJauches, auch wenn sie von Durchfall begleitet sind. Man wendet dieses Mittel äusserlich auch bei Hautausschlägen, trockenen schmerzhaften Wunden, aufgesprungenen Zizen, Stcifigkcit und Contraktur der Muskeln, besonders apone-vrotischer Thcile, zur Erweichung festsizender Bocken und trockener Schürfe, als Vehikel zu allen möglichen Salben an.
Gegenanzeige ist vorhanden bei Schwäche, Erschlaffung, geminderter Nerventhätigkeit, Neigung zu Durchfällen, zu Entmischung des Blutes etc.
Ranziges Schweinefett darf innerlich nicht angewendet werden, sondern wird lieber durch Fischthran ersezt; äusserlich wird es nur in Verbindung mit Reizmitteln, da, wo solche angezeigt sind, eingeschmiert, verursacht aber gerne Hautausschläge.
Die Fettsäure findet sich in, allen fhierischen Fetten, doch hauptsächlich im Schweinefett. Sie ist nicht ursprünglich darin vorhanden, sondern bildet sich in demselben durch innere Veränderungen, mehr aber noch durch chemische Einwirkungen. Die Fettsäure ist luftbeständig, bis auf einen gewissen Grad feuerbeständig, geruchlos (?) von massig saurem hintenuach bittern Ge-schmacke. Kochendes Wasser löst den 4ten Theil ihres Gewichtes , kaltes aber weit weniger auf. In Alkohol, fettem und ätherischem Oele ist sie auflöslich; Schwefel - und Salpetersäure zerse-zen sie. Ihre Bestandtheile sollen sein: Sauerstoff, doch in weit stärkerm Verhältnisse wie beim reinen Fette, Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff. Mit Salzbasen bildet sie fettsaure Salze.
Die Fettsäure verleiht den ranzigen Fetten ihre purgirende Eigenschaft; sie erregt leicht Entzündung, Blasenbildung und selbst Lähmung der Nerven in den Organen, auf welche sie angewendet wird. Mit der Blausäure verbunden bildet sie das berüchtigte Wurstgift.
Die naturhistorischen Kennzeichen der Pferdegattung, Equus, Bind folgende:
Ein einfacher Huf von Hörn, welcher das äusserste Zehenglied einschliesst; in jedem Kiefer sechs anschliessende Schneidezähne mit fflatlen Kauflächen^ bei männlichen Thieren in jedem Kiefer zwei nach innen und hinten leicht gebogene Hacken- oder Hund-%älme; werMwrflaquo;raquo;-laquo;laquo;^ Backzähne mit breiten und faltigen Kauflächen, welche zu beiden Seiten in den Kinnladen, je sechs in ci-
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ner Reihe, stehen. Der Leib ist dicht behaart, die Haare sind fein, glatt und kurz, und am obern Theil des Halses, zwischen den Ohren, am ersten Fingergeienkc (der Köthe) und am Schwänzende lang, stark, dicht und glatt. Das Euter des Weibchens hat zwei Zizen und sizt zwischen den Hinterschenkeln; die Pupille des Auges ist queerlünglicht; der Magen einfach und klein, die dicken Gedärme aber sehr weit; der ganze Darmkanal acht bis 10 Mal länger als das Thier, vom Munde bis zum After gemessen. Alle Pferde nähren sich von Pflanzen; ihre Leber hat keine Gallenblase; die Lungen sind nngelappt; das Hirn verhältnissmässig klein; die Trächtigkeit dauert 11 Monat, es wird in der Regel nur ein Junges geboren. Die Pferdegattung enthält sechs Arten (species) nämlich: Esel, Equus asinus, Halbesel oder Dsiggetai, E. hemio-nus, Zebra, E. Zebra, Quagga, E, Quagga und Dauw oder Berg-•zebra, E. montanus.
Der Esel ist kleiner von Statur wie das Pferd, von bräunlichter, graulichter oder blaulichter, selten weisser Farbe, mit einem dunkeln Streif über den Rücken vom Widerrist bis zum Haarbüschel am Schwanzende, cer häufig von einem Queerstreif über die Schultern durchkreuzt wird.
Die Ohren des Esels sind zwei bis drei Mal so lange wie die des Pferdes; der im Ganzen kurzbehaarte Schweif endiget in einen Büschel 3 — 6 Zoll langer, halbkrauser Haare; die Mähne ist 3—'4 Zoll lang, rauh, gewellt und hat gewöhnlich eine etwas dunklere Nüan9e der Hautfarbe. Die hell und unangenehm tönende Stimme heisst Jahnen.
Es gibt in Asien und Afrika auch wilde Esel, welche gejagt und als Wüdpret gegessen werden. Einzelne wilde Eselsfüllen, die man fängt, lassen sich zähmen und dienen dann zum Reiten; sie sind weit schöner als die zahmen Esel und bei gleicher Schnelligkeit wie das Pferd, doch ausdauernder wie dieses. Auch haben sie kürzere und spizere Ohren und höhere Beine wie der zahme Esel, können indess nördlich vom 48deg; nicht mehr fortkommen. Auch der zahme Esel ist auf der Nordseite der Alpen zu einem hässlichen, dummen, trägen, wie wohl ausdauernden und nüzli-chen Thiere zusammengeschrumpft, indess er in südlichem Gegenden oft bis 14 Faust hoch wird und viel schönere Formen hat, wie bei uns. Der Esel nimmt mit sehr wenig und schlechtem Futter, welches andere pflanzenfressende Hausthierc verschmähen, verlieb. Merkwürdig ist, dass der Esel auch bei anstrengendenBewegungcn
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sehr wenig schwizt; diese Eigenschaft, verbunden mit seinem sicheren Tritte und seine Genügsamkeit, macht ihn zum Lasttragen in Gebirgen weit geeigneter wie das Pferd, welches beim Bergsteigen sehr bald schwizt, und dann durch Erkältung, die der eisigen Winde wegen in Gebirgen kaum zu vermeiden ist, in tödtliche Krankheiten verfällt-Ueberhaupt wird der Esel nicht so leicht krank wie das Pferd, seine Krankheiten aber sind weit schwerer zu heilen wie bei diesem. —
Der Halbesel, das Halbpferd^ der Dsiggetai, das einzige ursprünglich in Asien vorkon. faende einhufige Thier, lebt in den mongolischen Wüsten und kann nicht gezähmt werden, daher man es jagt. Der Dsiggetai ist etwas grosser wie der Esel, hat einen geraden Rücken, hohe Kruppe, verkehrten Hals, wie alle andern zum Schnelllauf bestimmten grösseren Thiere. Die Ohren sind etwas feiner wie die des Esels, die Gliedmassen frei, die Hufe fest und gut, der Lauf ausserordentlich schnell. DieWinterhaare sind bis 3 Zoll lang, kraus, fettig und von Farbe schwärzlich oder graulicht. Die Dsiggetaihengste entführen oft zahme oder verwilderte Pferdestutten, mit denen sie sich (ob fruchtbar? ist ungewiss) vermischen. —
Ungefähr von der nämlichen Grosse wie der Dsiggetai ist das allbekannte Zebra; es ähnelt aber dem Pferde schon mehr wie jener und der Esel, doch ist der Hals noch sehr dick und die Ohren wenig kleiner wie die des Dsiggetai. Die Grundfarbe ist schmuzig weiss, auf ihr verlaufen breite Streifen von der Farbe halbverbrannten Strohes. Am Rumpfe gehen sie vom Rücken gegen den Bauch zu, an den Gliedmassen bilden sie horizontalliegende Ringe, am Kopfe einige Zacken. Zebra und Esel^ sowie Zebra und Pferd erzeugen sehr leicht fruchtbare Bastarde. Auch das Zebra hat einen Eselschweif und schöne runde, harte Hufe.
Das Quagge ähnelt dem Pferd ziemlich. Es wird am Kap gezähmt und kommt dort unter dem Namen wilde Paard häufig als Reit- und Zugthier in Gebrauch, seinen Namen verschaffte ihm die bellende oder quackende Stimme. Die Ohren sind spiz, aber noch etwas grosser als die Pferdeohren, die Füsse sind ganz pferdeartig d.h. etwas gröber, wie die vom Zebra, der Hals ist weniger dick wie bei diesem, der Kopf kleiner und besser gestaltet, der Schwanz schon halb mit langen weisslichten Haaren bewachsen., die Mähne steht aufrecht und ist schwarz und gelb gestreift; die Grundfarbe des Körpers ist rothgelb, an den Püssen weisslicht:, schwärzliche Streifen, denen des Zebra's ähnlich, doch schmäler,
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bedecken den Vorderkörper bis auf die Schultern. Die Kruppe ist runder und pferdeartiger wie bei den vorherbcschrlebencn Spezies; der Trab ist angenehm und ausgiebig, das Thier tritt durch. Wie das Zebra, vermischt sich das Quagga mit den übrigen Pferdcar-ten fruchtbar.
Dem Zebra und Quagga sehr ähnlich, und wie diese nur in Südafrika wohnend, ist der Dnuw oder das Bergzebra. Sein Kopf ist demjenigen des Zebra's gleich, der Hals aber nicht verkehrt, sondern gerade und mit ziemlich starker 5 —6 Zoll langer Miihiie besezt. Der Schweif ist etwas weniger behaart wie beim Quagga. Die Grundfarbe des Dnuw ist schmuzig gelb, die Streifen sind über den ganzen Körper verbreitet, laufen aber an der Kruppe wagrecht, statt, wie beim Zebra, senkrecht, die Zwischenräume zwischen je zwei Streifen sind doppelt so breit wie diese selbst, indess sie beim Zebra nur einmal so breit sind. Auch dieses Thier kann mit den übrigen Spezies fruchtbare Bastarde erzeugen.
Am weitesten auseinander stehen in der Reihe der Pferde der Esel und das eigenthümliche Pferd. Sie vermischen sich zwar häufig miteinander, allein ihre Bastarde können weder mit Esel, uocli mit Pferd, noch unter sich fruchtbare Begattungen eingehen.
Wird ein Pferdehengst mit einer Eselsstutc gepaart, so heisst das Produkt dieser Vermischung Mutilesel, E. hinnus. Seine Gestalt ist der des Esels ähnlich doch noch fast hässlichcr als bei diesem, seine Ohren sind kürzer aber der Schweif ist fast ganz behaart. Die Maulesel sind klein, tükisch, widerspenstig und werden selten absichtlich gezogen, sondern fallen, wenn ein Pferdehengst zufällig mit einer Eselin zusammengekommen war.
Vom Eselshengste und der Pferdestutte fällt das Maullhier, E. niulus; die Zucht desselben ist namentlich für die südeuropäischen Länder wichtig. Vom Vater erbt es den dicken Kopf mit den langen Ohren, das schmale Krcuz^ den halbkahlen Schweif, das störrische Temperament und den sichern Gang; alles Uebrige hat es von der Mutter. Das Maultliier wird so gross oder selbst grosser wie das Pferd, es ist sehr stark, ausdauernd, zähe und wird besonders in Spanien, Frankreich und Italien angetroffen.
Das eigentliche Pferd; E. caballus, hat, im Vcrhältuiss zu den übrigen Arten seiner Gattung, einen kleinen Kopf, einen längern Leib, die längste Mähne, indem sie nie kürzer als 6 Zoll, wohl abex zuweilen bis 4 Fuss lang wird, eben so verhält es sich mit
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Schopt und Schweif, welch' lezterer noch iiberdiess von der Wurzel bis zur Spize mit langen, gleichförmigen, schlichten Ilaaren dicht besezt ist. Es hat viel kürzere Ohren und rundere Hufe wie die übrigen Spezies. Seine eigenthümliche Stimme nennt man W/ehern. Das niäniiliche Vfcrd heisst Hengst, das weibliche Stutte, ein noch nicht ausgewachsenes Pferd männlichen oder weiiilicheu Geschlechtes Füllen. Einen kastrirten Hengst nennt man Wallach.
Das Vaterland des Pferdes ist Ärtibien und Oberägypten, von wo aus es sich fast über die ganze Erde verbreitet hat und namentlich dem Menschen in alle Klimate gefolgt ist. Jedoch verliert es in sehr heissen und sehr kalten Ländern an Grosso, Schönheit, Kraft und Ausdauer. Sich selbst überlassen verwilden das Pferd in massig warmen, trockenen Gegenden sehr leicht und es ziehen in den amerikanischen Pampas, in den asiatischen Hochebenen, sowie in den Steppen am Don viele tausend verwilderte Pferde herum, die alle weit hässlicher, kleiner und unansehnlicher, aber weit schneller sind, wie die Zahmen.
Obschon man schon 40- ja SOjährigc Pferde gesehen hat, so ist doch das Pferd mit 39 Jahren schon sehr alt und es gehen weitaus die ineistcn zahmen Pferde um das zwölfte Jahr herum an Krankheiten und andern durch den Menschen veranlassten, widernatürlichen Todesursachen zu Grunde.
Die Benüzung des Pferdes während seinem Leben ist allbekannt, aber auch nach dem Tode können alle seine Theüe benuzt werden. Das Fleisch geschlachteter Pferde wird an vielen Orten gegessen und sein Gcnuss kömmt allnuihlig in ganz Europa auf, während dem er in Asien schon längst gebräuchlich War. Das Pferdeblut wird in chemischen Fabriken zur Bereitung niehrer Präparate gebraucht, ebenso die zu Kohlen gebrannten Pferdeknochen. Leztere werden auch häufig roh gemahlen und als vorzüglicher Dünger verwendet. Das Pferdefett bleibt immer etwas flüssig und durchscheinend; wohlgcreiniget eignet es sich daher zu weichen Salben etc., auch zur Einschmierung von Lederwerk u. dgl. Die kurzen Pferdehaare sind ein, durch keine andere Substanz zu er-sezendes Polstermaterial, die langem verarbeitet man zu Seilen, Geweben, Staubwedeln etc. Die Hufe werden gleich anderm Horn von Drechslern und Kammmachern verarbeitet, die Haut zu Lcder gegerbt, das aher wenig Werth hat, indem es zwar wohl dick aber schwammig und brüchig ist.
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Die Pferdespezies theilt sich in drei Haupt- und diese in unzählige Nebeurafen. Die Hauptra^en sind:
A.nbsp; Die mittelländischej, sie bewohnt Nubien, Aegypten, die Barbarei, Südspanien, Neapel, die Türkei, Armenien, Persien, Syrien und Arabien. Als charakteristische Zeichen dieser Ra^e kann man betrachten: 1. den geraden Hals, 2. die gerade Kruppe und 3. die schönen abgerundeten Formen.
B.nbsp; Die morgenlündische Hauptra^c ist sowohl an Nebenra9en als Individuen weit reicher wie die mittelländische. Als generelle Kennzeichen derselben sind anzusehen: 1. der verkehrte Hals, 2. die abgeschliflene Kruppe und 3. das eckige der Formen. Polen, Russland und ganz Asien mit Ausnahme der vorhin genannten Länder sind der Wohnplatz der morgenlän-dischen Ra9e.
C.nbsp; Die abendländische Hatiptrafe findet sich im mittlern, nördlichen und nordwestlichen Europa und unterscheidet sich durch den s. g. Schwanen- d. h. nach oben gebogenen Hals; die runde Kruppe und den mehr oder minder schlaffen Faserbau von den andern. Sie kömmt nicht mehr so rein vor wie diese, sondern ist mit denselben mehr oder minder gemischt.
In Amerika haben alle drei Hauptra9en ihre Ableger, die mittelländische von Spanien her in Südamerika, die abendländische von England, Frankreich etc. im östlichen Nord - Amerika, die morgenländische endlich über Kamtschaka in Nordwestamerika.
Die Anzahl der Pferde auf der ganzen Erde ist begreiflich nicht bekannt, doch scheint sie die der übrigen Spezies ihrer Gattung zusammengenommen doch noch weit zu übertreffen. Die abendländische Race möchte ungefähr 13 Millionen Individuen stark sein, so dass in den Ländern, wo sie vorkömmt, je auf 2t)0 Personen 13 Pferde gezählt werden dürften.
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Aclite Ordnanslaquo;
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Wiederkäuer. Ruminautia.
Sie haben ihre Benennung von der sonderbaren Eigenschaft, alle festen Nahrungsmittel, nachdem sie einige Zeit im Nahrungs-schlauchc verweilt hatten, wieder in den Mund 2laquo; bringen und
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zum KWeitea Male zu kauen. Die Wiederkäuer haben vier Magen; den Wanst oder Pausen, rumen, die Haubej reticulum, den Psalter oAer Löser, omasus und endlich den Laab- oder eigentlichen Magen, abomasus. Die einmal verschluckten, nur gröblich zerkaueten Nahrungsmittel verweilen einige Zeit in den beiden ersten Mägen und maceriren in denselben, wobei sie gröstentheils von niedergeschlucktem Speichel befeuchtet werden. Nachher cehen sie wieder durch den Schlund in das Maul zurück und wer-den daselbst zum zweiten Alal und feiner gekaut und stark eingespeichelt, so dass sie nun fast flüssig wieder niedergeschluckt, in den dritten Magen gelangen können. Dieser ist mit einer Menge dicht aneinander, wie in einem Buche liegender Blätter versehen, zwischen welche sich die Futtermasse einsenkt. Nach einigem Verweilen gelangt sie endlich in den Laabmagen, wo die gründliche Verdauung statt findet. Vom Ende des Schlundes im Wanste laufen zwei Falten an seiner obern Wand hin, deren Ränder sich berühren und so einen geschlossenen Kanal bilden, durch welchen sowohl die wiedergekauten Futterstoffe, als auch andere Flüssigkeiten bis in den dritten Magen gleiten. Harte oder grosse Bissen, also auch das nicht wiedergekaute Futter, reizen aber die Händer, diese entfernen sich von einander und der Inhalt des Ka-nales fällt in den Wanst. Soll wiedergekaut werden, so drückt die Haube den ihr nachgerade aus dem Wanste zugeführten Inhalt des Leztern bissenweise in den Anfang des geöflneten Faltenkanals, von da gelangt er in den Schlund, welcher ihn durch eine antiperistaltische Bewegung in den Rachen bringt.
Die Wiederkäuer besizen in der obern Kinnlade keine Schneidezähne und mehre von ihnen entbehren in beiden Kinnladen der Hackenzähne. Die lezten Zehenglieder stecken in Klauen, zwei an der Zahl, die sich durch ihre innere platte Fläche dergestalt berühren, dass sie zusammen einem gespaltenen Pferdefusse ähnlich sehen.
Die Wiederkäuer sind friedsame Wesen, die sich ausschliess-lich von Pflanzenstoffen nähren und welche unter allen Thieren dem Menschen am meisten nüzen, sei es als Lastthiere, sei es, in dem ihre Häute und Haare zur Kleidung dienen, sei es endlich, weil ihr Fleisch das gesundeste und allgemein verbreitetste Nahrungsmittel der meisten Völker bildet.
Nur wenige Arten der Wiederkäuer sind nicht mit Hörnern versehen, die übrigen besizen je ein, ausnahmsweise auch wohl
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zwei unlt;l drei Hörnerpaare, die auf den Stirnbeinen sizen und entweder dicht öder hohl sind. Die hohlen bilden gleichsam ein Futteral für entsprechende Forfsäzc der Stirnbeine
Wiederkäuer-Gattungen ohne Hörner sind: Das Kamel; Ca-melas L.; das Zrtwzff^ Auchenia III.; das Bisam/hier, Moschus. Von Lezterm kommt der orientalische Moschus, ein Drüsensekret von ausserordentlich starkem, nicht widrigen Gerüche, das als Nervi-num in der menschlichen Medizin unentbehrlich ist. In der Thier-heilkunst sind die Anzeigen für den Moschus noch srar nicht ffe-hörig fesigesezt und überdiess steht dieses Arzneimittel in so unr massigem Preise, dass es nur bei den allerwerthvollsten Pferden in Anwendnrig zu bringen wäre.
Die Wiederkäuer, welche dichte Hörner besizen, verlieren solche alljährlich, bekommen sie aber bald wieder und zwar jedes Jahr um einen Ast vermehrt. Meist mangeln solche, Geweihe benannte, dichte Hörncr den Weibchen, mit Ausnahme des Ilennthie-res. Bei der Giraffe, Camelopardalis Girafa,, haben beide Geschlechter dichte Ilörner die aber nicht jedes Jahr abgestossen worden, sondern stets bleiben und mit der behaarten Fortsezung der Stirnhaut, nicht aber mit Hornmasse überzogen sind. — Uebri-gens rechnet man noch hicher: Das Eeniithier^ Cervus tarandus, FAennlhier, C alces, Reh, C. caprcohis, Dammhirsch, C. dama, Edelhirsch, C. elaphus, und e. a. Hirsche mehr.
Die naturgeschichtlichcn Kennzeichen der Gattnnn- Rind, Bos, sied: Vier Zehen an jedem Fusse, wovon zwei wahre, mit denen das Thier auf den Boden tritt und zwei rudimentäre, welche; falsche Klauen heissen; alle vier stecken mit ihren Enden in hörnernen Kapseln, die Phalangen selbst aber kommen nur an den beiden mittelsten, den s. g. wahren Klauen vor.
Im Unterkiefer acht schaufeiförmige, anschliessende Schneidezähne , im Oberkiefer fehlen sie; keine Hackenzähne. 24 Backenzähne wie beim Pferd. Dicht behaarter Leib, die Haare sind hart und grob. Das Euter hat vier Zizen und sizt zwischen den Hinter-schenkelu; die Pupille des Auges ist queerlänglicht. Die Nasenkuppe, das Flossmaul^ aus der Vereinigung von Nase- und Oberlippe entstehend, ist mit Schleimhaut überzogen und also unbehaart; der Magen vierfach und ausserordentlich gross, besonders die erste Abtheilung desselben, der Wanst, AA'elcher an 3/4 der Bauch-höle aushiillt. Der Darmkanal etwas kleiner als der des Pferdes. Das Rind nährt sich von Pflanzen; seine gelappte Leber ist mit einer
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Gallenblase versehen; die Lungen sind gelappt, ebenso die Nieren; das Hirn ist im Verhältniss noch kleiner wie beim Pferd. Mit 18 Monaten ist das Rind zeugungsfähig; die Triichtigkcit dauert neun Monate , die Kuh bringt häufiger Zwillinge als die Stutte. Ein männliches Rind Avird Stier, ein weibliches Kuh genannt; ein verschnittener Stier heisst Ochse, ein Rind, welches noch kein Jahr alt ist, Kalb.
Man hat mit Bestimmtheit 8 Arten der Rindsgattung unterschieden, welche lauter grosse Thiere, mit breiter, unbehaarter Schnauze, plumpem Körper und starken Gliedmassen enthalten: ihre Homer stehen zur Seite der Stirne und sind bald vor- bald rück-, bald ab- und bald aufwärts areboüen.
Der Stier, Ochs, Kuh, Urstier, Uor, Bos Taurus. Sein spezifischer Charakter ist eine flache, längere als breite Stirn und runde Ilörner, die sich an fossilen Schädeln der rein verschwundenen Ur-race dieser Spezies nach vorn und -unten biegen, bei den zahmen Racen aber verschiedene Richtungen nehmen, und wohl auch ganz fehlen. In der heissen Zone haben alle Raren einen Fetthöcker auf den Schultern; es gibt unter ihnen welche, die nicht grosser sind, wie ein grosses Schwein. Die Milch dieser Thiere, sowie das Fleisch , machen die Hauptnahrungsniittel sehr vieler und namentlich tier eivilisirtesten Völker aus. Das Fett wird zu zahllosen technischen Zwecken gebraucht, die Haut gibt das beste Leder und die Hörner dienen zu Kunstsachen. Dass die Thiere dieser Gattunquot;- als Zugvieh gebraucht werden, ist allbekannt. Die Zahl der Racen ist unendlich und jedes Jahrzehnd bringt deren neue hervor, indess ;!!te verschwinden. An Individuenzahl mag das Rindvieh den Pferden gleich stehen, doch ist nichts Gewisses darüber bekannt.
Die übrigen Arten des Ochsengeschlechles sind: 1. Der Auer-ochs, deutsche Bison, Bos-Urus, welcher früher auch in Deutschland vorkam, sich nunmehr nach den morastigen Wäldern Lithau-ens zurückgezogen hat und bald ausgerottet zu werden scheint. Er ist ein wildes Thier, grosser als unser Ochse und wurde früher irriger Weise als Sfammrace dieses Leztern angesehen; seine Farbe ist schwarzbraun im Winter und ganz schwarz im Sommer. 2. Der amerikanische Bison, Bos americanus, hat eine Mähne an Hals und Schultern und einen Fetthöcker. 3. Der Büffel, Bos Bubalus, stammt aus Indien, liebt sumpfige Gegenden, ist ein wildes Thier von fürchterlicher Stärke, das in Italien und andern Ländern am Mittehncere als Hausthicr gehalten wird und mit dem elendesten Fut-
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ter vorJieb nimmt. Seine Milch ist sehr gut, aber sein Fleisch taugt nicht viel, um so geschäzter jedoch ist das Btiffelleder. Es gibt Büffelten deren Hörncr bis auf 10 Fuss klaftern (Riesenbüffel, Bos B. Arni). 4. Der Büffel mit dem Pferdeschweif, B. grunniens, in Indien, 5. der Gyall, B. frontalis, ebendaselbst, 6. der Cap'sehe Büffel, B. Caffer, in Afrika, 7. der Bisamoclise, B. moschatus, in Nordamerika sind weniger bekannte Arten, die mit Ausnahme von Nro. 5. wild leben.
Daslt; Rind liefert in den Arzneischaz des Thierarztes mehre Heilmittel, auf die wir hier einen Blick werfen müssen. Das erste dieser Mittel ist die Kuhmilch, Lac vaccinum. Sie besteht aus Käse, Butter, Milchzucker, salzsaurem Kali, Milchsäure, essigsaurem Kali, mit einer Spur von milchsaurem Eisen, Kalk und Bittererde.
Als Hauptbestaudtheile sieht man Butter, Molken und Käse an. Erstere scheidet sich als weissgelbes, eigenthümlich riechendes Fett oder s. g. Rahm aus und schwimmt oben auf, wenn nämlich die Milch einige Zeit ruhig an einem nicht zu kalten Orte gestanden hat. Der weisse Käse wird vorzüglich durch Säuren, namentlich durch die Labmagensäure, dann auch bei erhöheter Lufttemperatur durch den blossen Sauerstoff der Luft ausgeschieden und die Molken bleiben als grüngelbliche trübe Flüssigkeit zurück. Das spezifische Gewicht der Kuhmilch soll gleich 1,030 sein.
Die Milch wird eigentlich mehr als diätetisches denn als therapeutisches Mittel in der Thierheilkundc angewendet. Sie wirkt erniihrend, einhüllend, erweichend und, da der Käsestoff grössten-theils aus Eiweiss besteht, viele Metallsalze zersezend. Sie wird in solchen Zuständen angewendet, die diesen Wirkungen entsprechen, innerlich aber fast nie, ausser bei Sublimatvergiftungen, wo aber das Eiweiss der Vogeleier schnellere und bessere Dienste leistet. Aeusserlich pflegt man exkorirte Stellen zuweilen mit lauwarmer Milch zu bähen, auch werden Borken u. dgl. mit Milch erweicht, um sie leichter abnehmen zu können.
Die Molken, serum laclis, nähren weniger als die Milch und da ihnen das Fett und Eiweiss mangelt, dagegen die Milchsalze seblieben sind, so wirken sie kühlend und schwach abführend, sind aber nur bei Kälbern im Gebrauche, da man bei andern Hausthie-ren kompendiösere Abführmittel anwendet. Pferden sind die Molken sogar gifliy, indem sie es sind, die den Hauptbestandtheil der Buttermilch ausmachen, von welcher sogleich die Rede sein soll. Der Rahm der Milch, cremor lactis, hüllt mehr ein und mildert Reize
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besser wie die blosse Milch. Da er aber innerlich in grossen Quantitäten gereicht werden muss und verhältnissmässig theurer ist wie andere bessere Mittel, z. B. Eiweiss, frische Pflanzenöle u. dgl., so wird er bloss äusserlich angewendet, hauptsächlich bei Excoriatlo-nen, Reibungen, Verbrennungen, besonders wenn diese durch Schiesspulver entstanden, von dem Körnchen in die Haut eindrangen, etc. Ob der Rahm bei s. g. trockenen Augenentzündungen, die meist einen rhevmatischen oder gichtischen Charakter haben, gute Dienste leiste, wie es einige behaupten, möchten wir bezweifeln. Er wird übrigens in diesem Falle mit einer zarten Feder in's Auge gepinselt.
Die Butter, Butyrum, ist ein weiches, sehr mildes Fett von eigenthümlichem Gerüche, das leicht ranzig wird. Die Butter ist theurer als Schweinefett, daher dieses mehr im Gebrauche ist, indem seine Wirkung und Anwendungsart mit denjenigen der Butter ganz übereinstimmt.
Die Buttermilch, Lac ebutyratum, wirkt für die meisten Haus-thiere kühlend, einhüllend, nährend, doch die wässerigen Sekretionen vermehrend und daher etwas abführend. Diese leztere Wirkung tritt aber merkwürdigerweise bei den Pferden so stark hervor, dass schon ein Einguss von 3—4 Pfunden Buttermilch im Stande ist, einem solchen Thiere heftige Krämpfe, Darmentzündungen und selbst Lungenentzündungen zu erregen. Solche Entzündungen gehen gewöhnlich in Wasserergiessungen über, die meist mit dem Tode endigen.
Ein weiteres Heilmittel welches das Rind liefert ist nicht von so appetitlicher Art wie die Vorigen; nämlich der Rindsmist. Derselbe findet seine häufigste Anwendung bei spröden oder entzünde-deten Hufen und Klauen. Er wird noch frisch zu einer oder zwei Schaufeln voll in einen Beutel von grober Leinwand gethan und dieser Leztere dann nach Art eines Schuhes dem Thiere an den Fuss gelegt und um den Fessel befestiget. Dieser Umschlag mindert die Sprödigkeit des Homes, ja erweicht dasselbe sichtlich, mildert dadurch Spannung und Schmerz in den innern Huftheilen und ist desshalb ein vorzügliches, wohlfeiles, wenn auch etwas schmuzi-ges Mittel, das alle Hufsalben entbehrlich macht. Besonders wohl-thätig wirkt der Rindsmist bei Pferden die an Steingallen leiden oder stets auf Chausseen und gepflasterten Strassen laufen. Auch bei solchen, die Neigung zu Hornspallen und Hornklüften haben, erweicht er den Huf^ macht ihn nachgiebig und elastisch und verhü-
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tct so jene Uebel. Wenn eine solche Neigung sich an allen Füs-sen zeigt, oder wenn an denselben Zwanghuf vorhanden ist, so thut man gut, einen Stand im Stalle nach hinten durch ein Brett so zu verschliesscn, dass der Standboden einen Kasten bildet. Dieser Kasten wird nun 4 #9632;— 5 Zoll hoch mit Rindsmist angefüllt und das Pferd täglich einige Stunden hineingestellt; Es scheint übrigens der Rindsmist auf die Klauen des Rindes weniger gut einzuwirken, wie auf den Pferdehuf.
Rindsyalle, Fell tauri, bestellt nachBerzelius aus: Wasser904,4; Galleustoff 80,0; Galleiiblaseuschleiin, der sich mit der Galle gemischt hat, 3,0; Alkalien und Salzen 12,6. Der aus Fett und Gallenharz bestehende Gallenstofl sammt den alkalischen und salzigen Beslandthei-len machen die Rindsgalle zu einem nicht unwirksamen Arzneimittel das die Verdauung belebt und mild auflöst und abführt, jedoch zum innerlichen Gebrauche von andern bittern und salzigen Mitteln weit übertreffen Avird. Aeusserlich bewirkt die Rindsgalle Verflüssigung von Stockungen, Zertheilung von Lymphe und Was-serergiessungen, überhaupt Vermehrung der llautthätigkeit. Mau wendet sie daher gern für sich oder mit Seife zum Breie gemacht zur Zertheilung weicher indolenter Geschwülste, z. B. Sehnenscheiden- und Gelenkwassersuchlcn, kalten Drüsenanschwellungen u. dgl. an, wo sie oft weit bessere Dienste als Merkurial- und Jodmittel leistet. Auch gegen veraltete, jedoch nicht umschriebene Iloruhautflecken wird die Riudsgalle zuweilen angewendet; man pinselt sie mittelst eines Federbartes zwei- bis dreimal täglich, 8 —14 Tage lang ins Auge und wascht dieses einige Stunden nach der jedesmaligen Einpinselung mit Schwamm und Wasser aus. Man pflegt auch wohl die Rimlsgalle über Feuer bis zur Syrup-dicke abzudampfen und die so erhaltene eingedickte Ochsengalle, fei tauri inspissatum , als Arzneimittel innerlich anzuwenden. Durch die Hize aber wird die Galle chemisch verändert und die eingedickte Ochsengalle enthält daher meist nur Schleim mit etwas brenz-lichtem Fett; das Gallenharz und die Salze mangeln. Hunden gab man sonst die eingedickte Ochsengalle gegen Würmer, Anschoppungen im Hinterleib, mangelhafter Gallcnsekretion u. s. w. zu 1 Skrupel bis 1 Drachme,, meist in Pillenform.
Heutzutage wird die frische Rindsgallc grossen Hausthieren zu 2— 3 Stück, kleinern zu 2 —4 Löffeln voll bei erwähnten Leiden, aber nur in Ermangelung oder zur Unterstuzung besserer Mittel gereicht.
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Die Gattung 7.iege, Capra, hat eine behaarte Nasenkuppe, zusammengedrückte, kantige, aufwärtssteigenrtc und nach hinten gekrümmte Hörner ; am Kinn einen Bart. Die Fussenden., das Gebiss und der Verdauungsapparat verhalten sich wie beim Rinde. Die Haare sind aber länger und weicher. Die Zizen sizen zwischen den Hinterbeinen, es sind blos zwei; die Trächtigkeit dauert fünf Monat, es wird gewöhnlich nur ein Junges, sehr selten zwei geworfen. Die Sinne sind äusserst scharf. Die Ziegen leben im wilden Zustande truppweise; es gibt verschiedene Arten derselben, als: 1. C. aegagrus, grau oder rothlicbgrau mit schwarzer Rückciilinie und Schwanz; die Hörncr der Männchen sind sehr lang, dreikantig, nach vorn scharf. Sie lebt wild im Kaukasus, Taurus, den Pyrenäen u. s. w. und es scheint von ihr abzustammen : C. hircus seu doraestica, die gemeine Haus%iege. Sie ist S1/.raquo; Fuss lang und 2 — 2,/2 Fuss hoch, hat gewöhnlich weisses Haar, doch auch zuweilen rölhliches , graues oder schwarzes, wird im Spätjahr brünstig, nimmt mit wenigem und schlechtem Futter verlieb und ist desshalb leicht zu halten. Sie wird an 12 Jahre alt. Das Männchen pflegt man Bock, das Weibchen Geiss und die Jungen Zicklein zu nennen. Viele Geissen sind uugehörnt. Der Bock riecht, besonders zur Brunstzeit, sehr unangenehm. Von der gewöhnlichen Ziege kennt man mehre Raren aussei- uusrer srobhaarisen sribt es z. B. in Asien zwei, die angorische und die thibetanische Ziege, welche unter und zwischen den straffen Haaren sehr feine, seidenartige Wolle tragen die zu kostbaren Stoffen, den Kaschmirschals, verarbeitet wird. Diese beiden Racen sind kleiner wie die ffemeine Ziege, kommen aber in unsern Gebirgen sehr gut fort. Die thibetanischen Ziegen geben zwar mehr, aber viel gröbere Wolle wie die ango-rischen. —
2. Capralbex, der Steinbock, kommt im Kaiikasus, den Alpen und besonders den Pyrenäen vor, wo er auf den höchsten Gebirgen, in der Region des ewigen Schnees hauset. Es ist ein schönes, aber wildes und scheues Thier, das einige Ra^en bildet und wenigstens in den Alpen, bald ausgcroltet sein wird. Fleisch und Milch sämmt-licher Ziegen dienen als Ijebensmittel, die Haut wird zu mannigfachen technischen Zwecken benuzt, eben so die Haare. Besonders fertigt man die feinsten Handschuhe aus den Fellen der Zicklein an.
Mit der Ziege viel Aehnliches, namentlich im anatomischen Baue hat das Schaf, Ovis. Es besizt ebenfalls eine behaarte Nasenkuppe, ist aber ohne Bart. Die Hörner sind queerrunzlicht und
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seitwärts gerichtet, biegen sich nach hinten oder machen eine Spirale nach vorn; auf der Vorderseite sind sie stumpfkantig oder convex, auf der Hinterseite flach, an der Spize zusammengedrückt.
Man kennt zwei Hauptvarietäten des Schafes, die erste, O. tra-gelaphus hat Kniebüschel, eine Mähne vom Genick zum Widerrist und eine solche an der Kehle, am Ende des Schwanzes ein Haarbüschel; lebt im nördlichen Africa.
Die andere Varietät hat keine Kniebüschel; es gehören zu ihr folgende Ra9eii: 1. 0. Argali; Hörner an Vorderseite mit stumpfer Kante, nach hinten und aussen, mit der Spize aufwärts gekrümmt; Schwanz kurz, mit einem gelblichten Felde umgeben; Pelz graubraun, mit untermischtem, feinem Wollhaar. Auf den Alpen in Asien. 2. 0. Musimon, Muflon, Hörner an der Vorderseite konvex oJme Kantej nach aussen und hinten gekrümmt; Schwanz kurz; Pelz röthlichbrauu oder gelblichtgraubraun; lebt auf Sardinien^ Cor-sika, Candia und in Kleinasien auf Gebirgen, wohin es übrigens erst durch den Menschen zurückgedrängt wurde. 3. O. Aries, Hausschaf, soll von einer der beiden vorigen Arten abstammen, was unwahrscheinlich ist. Es hat durchweg gekräuselte, sehr dichte und mehr oder minder feine Wolle, die meist an 4 Zoll lang wird. Sein Schwanz ist lang, oft dick und sehr fettreich; die Farbe schmuzig-weiss, seltener braun oder schwarz. Nur die Männchen, Widder oder Stöhre, pflegen mit Hörnern versehen zu sein. Es gibt Ra-^en wo zwei, ja drei Hörnerpaare vorhanden sind z. B. in Island, stets sind die Hörner aber spiralförmig gewunden, am stärksten wohl bei dem gemeinen süddeutschen Landesschafe.
Der Widder ist in allen Dimensionen etwas stärker wie das weibliche Schaf; seine Länge beträgt etwa 3 Fuss, seine Höhe 1 Fuss 9 — 10 Zoll. Die gewöhnliche Brunstzeit ist im Winter und Frühjahr, die Trächtigkeit dauert 5 Monat, zuweilen werden zwei Junge oder s. g. Lämmer auf einmal geworfen, auch lammt das Schaf oft zweimal in einem Jahre. Es kann auf 11 Jahre alt werden. Das Fleisch des verschnittenen Widders, oder s. g. Hammels oder Schöpsen ist eine allbekannte Speise, weniger die Milch der Mutterschafe, da das Melken auf die Quantität und Qualität der Wolle nachtheiligen Einfluss ausübt. Das Fell des Schafes dient zu den nämlichen technischen Zwecken wie das Ziegenfell; die Wolle bildet einen Hauptbestandtheil unsrer Kleider. Die beste, meiste und feinste Wolle liefert das spanische Merinoschaf, das beste Fleisch das grosse deutsche Landesschaf, die Schafe südöstlicher Gegen-
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den den meisten Talg, sowohl aus den Fetischvvänzen7 als aus eigenen Fettpolstern an den Hinterbacken. Im Verhältniss zu der lebhaften j muntern Ziege ist das Schaf dumm und furchtsam; auch unterliegt es mehr Krankheiten we diese, ist nicht so leicht zu ernähren, liefert aber zehnmal grössern Nuzen.—
Aus der Ordnung der Wiederkäuer bekommen wir folgende Arzneimittel, die ehemals nur aus Theilen bestimmter Thiere erhalten wurden, gegenwärtig aber nicht nur von allen Wiederkäuern, sondern, wiewohl seltener, auch von allen andern Säugethieren und selbst Thieren ganz anderer Klassen gewonnen werden können.
Die Gallerte, Gelatina, wird durch Auskochen von Muskeln, Knorpeln und Knochen erhalten. Wenn sie nicht ganz rein ist, nennt man sie Leim; dieser wird zuweilen zur Anheftung abgebrochener Hörner beim Rinde, Schafe und der Ziege angewendet.
Innerlich ist die Fleischbrühe, #9632;welche ausser in Wasser aufge-löseter Gallerte, noch Osmazom (eigentlicher thierischer Extraktivstoff) enthält ^ die gewöhnlichste Anwendungsform der Gallerte, die man übrigens blos als diätetisches Mittel bei schwachen, durch langwierige Krankheiten, Säfteverluste etc. heruntergekommenen Thieren anwendet. Vornämlich wird sie Kälbern die mit hartnäckigem Durchfall behaftet sind, dann auch Hunden gegeben. Leztere lieben sie sehr und lecken sie begierig auf, während sie Erstem eingegossen werden muss. —
Der Talg, Sebum, und zwar Rindstalg, S. tauri, Hirschtalg, S. cervi, Hammeltalg, S. vervecinum, ovinum, hircinum geht als Constituens in die Bereitung vieler Salben und Pflaster ein, ist konsistenter wie Schweinefett, aber auch theurer wie dieses. Man bedient sich daher des Talges selten und gewöhnlich nur da, wo ein dünnflüssiger Körper in Salbenform gebracht werden soll, z. B. Terpentinöl, Cantharidentinktur etc., da er alsdann diesen die gehörige Consistenz verleiht.
Eine Verbindung von Oel_, Fett oder (und gewöhnlich) Talff mit Kali oder Natron, bildet die Seife, Sapo. Zum innerlichen und äusserlichen Gebrauche, mit Ausnahme der Klystire, ist die Kali-quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot; I
seife der Natrumseife vorzuziehen, da sie kräftiger wirkt, jedoch doppelt so theuer ist und daher gerne durch die Leztere ersezt wird. Zu Klystiren und zur Bereitung des Seifengeistes zieht man die mildere Natrumseife vor.
Der innerliche Gebrauch der Seife beschränkt sich vorzüglich auf solche Leberbeschwerden die von Stockungen und Verhärtungen
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herrühren. Man gibt sie am liebsten in Pillenform wo sie das Bin- . demittel für andere Arzneien vorzüglich Spiessglanzschwefel u. dgl. bildet. Längere Zeit nach einander die Seife anzuwenden, ist nicht räthlich, da sie die Verdauung stört; mindestens die Fresslust trübt. Bei Pferden muss man sich hüten, die Seife an oder zwischen die Zähne kommen zu lassen, weil diese Tliiere einen solchen Abscheu davor haben., dass sie lieber hungern; als mit den Zälmon kauen, welche mit Seife bestrichen, sind. Die Gabe der Seife beträgt für oTÖSSere Thiere V.—#9632; l1/. Unzen, für kleinere Va —2 Drachmen und darf 2— 3mal täglich wiederholt werden.
Aeusscriich wendet man die Seife theils bloss mit Wasser zum Brei gemacht, theils mit Ochsengalle vermengt als Einreibung an. Die Fälle in denen dieses geschieht, sind: Euterentzündungen mit Neigung zu Ausschwizung und Verhärtung; diese Verhärtung selbst, wenn sie noch frisch ist, Geschwülste und Verhärtungen in den Schleimbeuteln der Haut, besonders am Knie und der Ferse (Piep-haken); Fluss- und Sehnengallcn; neuentstandene Stollbeulen; Knochenhautentzündungen mit Ausschwizungcn oder s. g. frische Ueberbeine, ferner veraltete Mauke, Rappe, Flechten und andere chronische Hautausschläge der Art.
Zu den gewöhnlichen Klystiren nimmt man Va Unze Seife auf 1 Maass lauwarmes Wasser.
Den Seifengeist, Spiritus saponatus, erhält man, wenn 1 Thcil weisse Natrumseife (venetianische oder marseiller Seife) in 1 Theil Wasser und 3 Theilea rektifizirtem Weingeist einige Tage lang digerirt wird, wo sich dann die Seife völlig auflöst. Er wird äusserlich gegen die nämlichen Uebel wie die blosse Seife ange-wendet, wenn dieselben weitere Fortschritte gemacht haben und die akuten Entzündungszufälle gänzlich verschwunden sind. Auch wirkt er wohlthätig bei veralteten Quetschungen und Stauchungen um den gezerrten Gebilden wieder mehr Spannkraft und zu gleicher Zeit Geschmeidigkeit zu geben. Gleiche Theile Camphergeist und Seifengeist gemischt, sind bei wandernden chronischen Rhcv-matismen eine vortreffliche Einreibung, die man täglich 4 — 5 mal wiederholen kann. —
Durch besondere chemische Prozesse gewinnt man aus verschiedenen thierischeu Theilen das Ammoniak, Ammonium, flüchtiges Laugensulz, flüchtiges Alkali, Aezammonium, Ammonium, A. causticum, Sal volatile Ammoniacum, Sal alcali volatile. Es ist bei gewöhnlicher Temperatur und für sich allein nur in Gasform
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vorliauden, wird aber vom kalten Wasser sehr begierig absorbirt und stellt dann dea s. g. Salmiakgeist oder das flüssige Ammonium, die Aeznmmoniakflilssigkeit, Spiritus salis ammoiiiaci causticus; Ammonium liquidum, Liquor aminonii caustici vor. DasAinmoniak besteht aus 82;08 Stickstoff und 17,92 Wasserstoflquot;, es kann aber bloss als Aezammoniakflüssigkeit aufbewahrt werden, welche von ihm 6 — 8 Prozent enthält. Diese Flüssigkeit wirkt örtlich sehr reizendj Uzend, bringt aber keinen Schorf hervor, seine Wirkung ist liieht intensiv und von ganz kurzer Dauer. Dünne hornige Gebilde, z. B. die Oberhaut, trennt der Salmiakgeist nachdem er eingerieben worden, von den darunterliegenden Theilen. JVach innerlicher Anwendung zeigt sich seine Wirkung am deutlichsten in den Organen, welche der Herrschaft des sympathischen Nervens untev-geordnet sind, l'erners in den Respirations- und Circulationsorganen, den Schleimhäuten, Drüsen und der allgemeinen Decke. Ihre Thä-tigkeit wird bedeutend gesteigert und zwar von grossen Gaben in dem Grade, dass Lungen- und Darmentzündungen entstehen. Gehirn- und liückcnmark scheinen dagegen vom Salmiakgeist gar nicht affizirt zu werden. Das Ammoniak, mithin auch der Salmialtgcisf, hat grosse Neigung sich mit Säuren zu verbinden und übt desswegen auf alle Cirkulations- und Sekretionssäfte den auffallendsten Eiiiiluss. Nach seiner innerlichen Anwendung werden alle in diesen Säften abnorm oder normal enthaltenen Säuren gebunden, die Säfte werden diumiliissiger und die Sekretionen reichlicher.
Da das Ammoniak schon bei gewöhnlicher Temperatur dem Wasser in Gasform entweicht, so gibt man den Salmiakgeist nicht gern innerlich:/ am wenigsten bei Pferden, wo so leicht von eingegossenen Flüssigkeiten etwas in die Luftröhre gelangt und daselbst Entzündung erregt, was besonders bei einem flüchtigen Reizmittel wie der Salmiakgeist der Fall sein kann. Auch kleinere Haus-thiere vertragen innerlich den Salmiakgeist nicht gut, Rinder erhalten ihn zuweilen mit zehn bis zwanzigfachem Wasser verdünnt bei der Trommelsucht, der Lecksucht, Knochenbrüchigkeit und andern Krankheiten die mit vorwaltender Säure in den ersten Wegen verbunden sind. Die Gabe beträgt in chronischen Fällen 1 — i1/raquo; Drachmen, bei der akuten Trommelsucht aber bis 1 Unze. Sie darf in lezterm Falle nur 8—3 Mal wiederholt werden; im Elstern aber täglich 2-3 Male.
Aeusserlich wird der Salmiakgeist, mit fettem Oelc zum Liniment gemacht, oder in Salbenform mit verschiedenen reizenden oder
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fHtcn Sfoflcn, in die Haut eingerieben. Er thut gute Dienste bei alten Liihimingeii. indolenten Geschwülsten; bei ehronischem Rliev-mätismos: auch wendet man ihn laquo;jerne zur schleimigen Erreffuns' einer Ifantentzniulung an, wo diese, wie bei der Briiune, Brust-nr.d Bauciifellentziindimg, als Ableitung dienen soll. Man mischt um entweder Senfteigen oder Terpentinöl, Cantharideutinkiur etc. Bei.
Das essigsaure Atnmoniakj der Essig-Salmiak, Ammonium ace-tienn. Sal ammoniaeum acetatnm, Liquor ammonii acetici, ist ein flüssiges Salz, welches erhalten wird, wenn man eine beliebige Menge Salmiakgeist mit einer hinreichenden Menge konzentrirten Essigs ncutralisirt. Man bewahrt es in gut verstopften Gläsern auf; es muss farblos, klar, frei von brenzlichtem Gerüche, möglichst neutral und ganz flüchtig sein. Wenn es mit gleichen Thei-len deslillirten Wassers verdünnt wird, so erhält man den s. g. Minderersgeistj Spiritus Minderen. Die Wirkung dieses Präparates ist so ziemlich derjenigen des Salmiakes gleich, doch schwächer und mehr auf die Haut gerichtet. Von Pferden wird es nicht gut ertragen, wie alles, was Essigsäure enthält. Da es überdiess theu-rcr als Salmiak ist, so zieht man ihm diesen in der Thicrheil-kutidc vor.
Das kohlensaure oder kohlensäuerliche Ammoniak^ trockenes flüchtiges Alkalij —• Lmrgensahi, Ammonium carbonicum sen snbearboni-cuni, Carbonas ammonicus, Alkali volatile siecum, ist ein Salz, welches in zusammenhängenden, zerreiblichen, weissen, auf der Oberfläche bal4 pulverig werdenden, an der Luft endlich völlig zerfallenden Krystallen vorkömmt. Beim Athmen reizt es Schlund und Luftwege sehr stark, ist in zwei Theilen Wasser quot;aullöslich, verfliegt im Feuer und besteht aus 29 Ammoniak, 56 Kohlensäure und 15 Wasser.
Die Wirkung ist der des Salmiakgeistes sehr ähnlich, wird aber durch die Kohlensäure etwas gemildert und auf das Gangliennerven-svstem besonders hingerichtet. Man wendet es nur beim Rindvieh und bless innerlich an und zwar zu 1 — 3 Drachmen in'A—1 Pfund kalten Wassers gelöset. Es leistet bei krampfhaften Lungen- und LcheiKideu, bei Verstopfungen die aus LTnthätigkeit der Baucheingeweide entspringen, iibermässiger Säure im Magen, daher bei Lecksucht und chronischer Tympanitis u. s. f. gute Dienste, ist aber sehr Ihcuer und ziemlich entbebrlich.
Der Salmiakj i.amp;s sahsaure Ammoniakj Ammonium muriaticum.
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Chlorctiim ammoiiiij Sal aminoniacunij wurde früher aus Kanicelsinin, später aus dem Russe von Kaineclsmist? dann aus Rindsharn u. s. f. bereitet. Heu(zii(agc gewinnt man ihn aus verschiedenen tliicrischen Theilen^ doch ist nicht zn läugnen, dass der Rindsharn ihn in grosser Masse enthält.
Der Salmiak wird in chemischen Fabriken erzeugt; er kommt in weisseiij oben konvexen^ unten konkaven Kuchen vor, besizt einen scharfen Geschmack, ist in drei Theilcn kalten und gleichen Thei-lon heissen Wassers löslich ; bei der Lösung wird viel Wärme ge-bumlcn. Der Salmiak besteht aus Chlor und Ammoniak.
Die Wirkungen des Salmiaks sind ziemlich ungleich, nichtsdestoweniger kräftig. In kleinern Gaben befördert dieses jllittcl die Sekretionen im Darmkanal und macht iie dünnflüssig; in etwas grös-sern Gaben äussert sich die verdünnende und betluitigende Wirkung auch im Drüsen- und Saugadersystom, daher er die dahin gehörigen Verrichtungen, namentlich verschiedene Sekretionen befördert und die Aufsaugung Stockender Materien bewirkt, ohne eigentlich zu reizen. Dem Blute vermindert der Salmiak die Plastizität, die Absonderungen der Schleimhäute, namentlich jener der Respiratious-werkzeuge werden vermehrt und verflüss'gct; bei alledem werden die Fasern nicht so erschlafft wie bei Anwendung anderer Neutralsalze.
Besonders ist daher der Salmiak angezeigt in fieberhaften Krankheiten, welche die Schleimhäute treffen, wo noch kein bedeutender Entzündungsgrad eingetreten ist oder wo die Entzündung nachgelassen hat, ferner in solchen Entzündungskrankheiten wo andere Neutral- und Mittelsalze allzurasch Asthenie hervorbrächten, dann wo abnorme, noch nicht zu weit gediehene Pseudovegetationen oder doch Neigung zu solchen sicli zeigen. Man wendet ihn in katarrhalischen, Schleim- auch Gallenficbcrn, bei katarrhalischen Ilals-und Tmngencnlzündungen, wenn der höhere Entzündungsgrad vorüber ist, bei Stockungen im Pfortadersystem, in den Gekrösdrüsen, entzündlichen Wassersuchten, besonders des subeutanea Zellgewebes etc., an.
Da bei Auflösung des Salmiakes im Walser viel Wärme sehun-den wird, so ist er äusserlich als Auflösung ein treffliches kühlendes und zertheilendes Mittel, passt daher hauptsächlich als Bähung bei Quetschungen, Augenlicderentzüiidungen u. dgl. In offene Wunden und Geschwüre gebracht, wirkt er aber durchgängig schädlich.
Die Gabe des Salmiakes ist für Rinder V.,1—1 Unze, für Pferde
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1 — 4 Drachmen, für kleinere Thiere 10 Gran bis 1 Drachme. Solche Gaben dürfen täglich 3 — 6 mal wiederholt werden. Für Pferde wird er gewöhnlich mit Mehl und Syrup oder Honig zur Latwerge gemacht, den übrigen Thieren gibt man ihn flüssig in einer Althräabkochung oder dgl. Acusserlich sczt'manihm gerne etwas Essig oder Branntwein bei, wodurch dann das s. g. Oxykrat entsteht.
Geffenanzeiffe finden wir für den Salmiak bei hohen Graden aktiver oder passiver Entzündung, bei schlechter Verdauung, Durch-fällcn oder Verstopfungen.
Das Hirschhornölj Oleum cornu cervi, slinkeades ThierSl, 0. anhnale foetidum wird in chemischen Fabriken durch trockene Distillation von Thierknochen und hornigen Theilen bereitet. Ehemals verwandte man bloss das Hirschhorn dazu , daher sein Name , ge-senwärtis liefern die Ochsenklauen das meiste stinkende Thieröl. Es bildes ein'brcnzliches, dickes, braunschwarzes, undurchsichtiges Oel von äusserst stinkendem Gerüche, der sich fast unvertilg-bar allen Gegenständen mittheilt, an welche auch nur ein Tröpfchen dieses ekelhaften Mittels gelangt. Man darf es daher äusserlich gar nicht, innerlich nur mit grosser Vorsicht anwenden. Es wirkt reizend auf alle Körpertheile, besonders die Muskelhaut des Nahrungs-schlauches und ist besonders den Würmern unangenehm.
Nach seiner Anwendung gehen diese ab, auch rülpst das Thier und es gehen häufig Blähungen von ihm, wesshalb es eines der zahlreich gepriesenen Universalmittel gegen die Trommelsucht der Wiederkäuer bildet,, denen es zu Löffeln voll gegeben wird. Muss man aber demungeachtet ein Thier, welches stinkendes Thieröl erhielt, schlachten, so stinkt die ganze Fleischmasse so abscheulich, dass man sie für den menschlichen Genuss nicht verwenden* kann. Als Wurmmittel wird das Hirschhornöl meist in Pillenform, zu Va — 1 Drachmen bei grossen, 2— 10 Gran bei kleinen Thieren, täglich 3 — 4mal gereicht. Es tödtet allerdings Spulwürmer, auf andere aber scheint es weniger Effekt zu machen, doch sind bei Hunden nach seinem Gebrauche schon Bandwürmer abgegangen. In quot;rossen Gaben reizt dieses Mittel nicht nur den Darmkaual, son-dern auch die Cerebrospinalaxe und kann selbst Rückenmarksentzündungen verursachen, die meist tödtlich ablaufen.
Wenn zu 32 Theilen kohlensauerm Ammoniak 1 Theil stinkendes Thieröl gemengt wird, so erhält man d. s. Hirschhornsalz /nichtiges, brenzlichesj kohlensaures Amnoititnn,hTcnzlicht-öliges, koh-
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loimures Ammouiak; Sal volatile cornu cervi, Aiuinouium carboui-cum pyro-olcosum.
Dieses Mittel bewirkt flüchtige und durchdringende Erregung des Nerven- und Geßsssystemes, verbessert die Sekretionen der Schleimhäute, verstärkt die Energie der Gcfässwendongen. Die Athemziige werden nach der Anwendung des Hirschhornsalzes vermehrt, sämmtliche sichtbare Schleimhäute röther, der Blick freier, Ohren, Nase und Füsse wärmer, ebenso die ausgeathmete, stark nach stinkendem Thieröl riechende Luft, Nach starken Gaben entsteht oft Geifern und selbst geringe Anäzung der Maulschleimhaat. Später erscheint die Haut- und Nierenabsonderung vermehrt, der Koth wird besser verdaut, kleiner geballt und derber abgesezt, der Appetit bleibt gut.
Aeusserlich wirkt dieses Salz in konzentrirter Auflösung reizend und äzend, darf aber, seines Geruches wegen, nicht angewendet werden.
Pferde und Hunde erhalten dieses Mittel am besten in Pillcnfonn, die Wiederkäuer als Auflösung in 24 — 30 Theilcn eines schleiraich-ten Dekoktes.
Die Gabe ist für grössere Thiere 1 —4 Drachmen, für kleinere 2 — 6 Gran; sie darf täglich 3 — 4 Mal widcrholt werden.
Das Hirschhornsalz ist ein treffliches Mittel bei nervös-astheui-schen Krankheiten, auch bei rein asthenischen, besonders Leiden der Schleimhäute. Man wendet es daher gegen veraltete Katarrhe der Lungen, des Dannkanales und der Gcschicchfswcrkzeugc an, ferner gegen torpide Nierenentzündungen u. s. w. Hauptsächlich berühmt ist es gegen den chronischen weissen Fluss der Kühe und den chronischen Tripper der Hunde.
Gcgeuanzeigc findet sich bei allzuheftigen Durchfällen, über-mässiger Reizung des Nervensystems, unterdrückter Schleimabsoa-dernng u. s w.
Da das Hirschhornsalz ziemlich theuer ist, so wendet man in der Thicrheilkundc an seiner Stelle gerne den Hirschhorngeist, Spiritus cornu cervi. Liquor annnonii carbonici pyro-oleosi, an. Derselbe wird ebenfalls aus verschiedenen thierischen Tbeilen als Nebenprodukt bei Bereitung verschiedener Ammoniumpräparate erhalten; enthält ausser dem Hirschhornsalz noch Wasser und etwas Blausäure. Er wird in doppelt so starken Gaben wie das Hirschhornsalz angewendet und wirkt besonders in den bei jenem angeführten Lei-
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den gui, wenn sie, wie meistens, mit Krampfeu oder gar begiuaca-der Lähmung verbunden sind.
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ÜVeiiute reg;r(liuiag.
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Wale. Cetacea.
Diese Thierc scheinen auf den ersten Anblick ungeheure Fische zu sein, denn nicht nur leben sie im Wasser, sondern ihre äussere Gestalt gleicht] sehr jener der Fische. Der anatomische Hau aber und die Lebensverrichtungen weisen sie unwiderstreitbar den Säu-nethieren zu. Sie laquo;j-ebaren Icbc;idiquot;quot;e Juiilt;gt;'o und säugen sie an Zizen; sie athmen durch Lungen u. s. w. Die hintern Fxlrcmkätcn fehlen den Walen, statt ihrer ist ein halbmondfürraiger laquo;w/rec/^ stehender Schwanz *) da, mittelst welchem sie sehr schnell schwim-men können, indem sie ihn von oben nach unten bewegen. Der Kopf ist meist sehr gross, der Hals kurz und oft von aussen nicht unterscheulbar; die vordem Gliedmassen sind kurz uiul haben die Form von Fischflosscn. Die Lungenathmung zwingt die Wale, häufig an die Oberfläche des 'Wassers zukommen, um daselbst die nöthige Luft zu schöpfen. Sie haben warmes Blut; die Haut ist stets nackt, dunkelgrau; oder schwarz, sehr dick und bedeckt eine bedeu-tcüde Speckschicht, welche den Thian in reichlicher 3Icnge enthält. Sie haben kein sichtbares äusseres Ohr; die Nasenlöcher öffnen sich oben auf dem Kopf durch ein oder zwei runde Löcher; durch die sie auch das Wasser aussprizen, welches sie mit den Nahrungsmitteln zu gleicher Zeit verschlingen. Dieses Wasser wird von den Walen oft mehre Klaftern hoch, wie ans einer Kölire gclrieben, wesshalb man diese Thierc auch oft Blaser nennt. Einige von ihnen haben gar keine Zähne, sondern s. g. Burlen, hornige Massen, die unser s. g. Fischbein bilden, andere haben bloss im Unter- oder Oberkiefer allein Zähne, noch andere in beiden Kinnladen.
Man theilt die Wale in zwei Gruppen, pflanzenfressende und fischfressende. Erstere blaseu nicht, können aber mittelst ihrer Yor-
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*3 Der Schwan/, der yisdic sieht ila^cgcn scnUrechi.
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dcrglicdmassen auf das Land kriechen, um da die Ufcrpflauzeii, dire Nahrung, abzuweiden, zu ihnen gehören die Manali und Seekühe (Manatus et Malicore). Die fischfresscmlea Wale leben stets im Wasser, es sind/gt;laquo;//gt;//jwlt;r, Delpliinus; Meerschwein, Phocena, oi-gentlicher Walfisch, Balaena und Pottfisch, Physeter.
Von Leztcm kommt der graue Ambra und der Walliulh , beides höchst entbehrliche Thierarzneimittel. Alle Wale aber geben Aen Fischthran, Adcps piscarius, Axungia piscaria. Es ist dieses ein flüssiges thierisches, etwas ranziges, scharfes Fett oder Oel, welches gewöhnlich durch Ausschmelzen des Spckes der verschiedenen Wale erhalten wird. Er scheint aussei- den Bestaudtheileu des ranzigen Schweinefettes noch einige andere zu besizea, dio verhindern^ dass sich freie Fettsäure in ihm bildet.
Der Fischthran wirkt reizend auf die Applikationsstelle, verstärkt die wurmförmige Bewegung und die Sekretion im Damv-kanale; äusserlich eingerieben erregt er Entzündung, Ausschwi-zunquot;- und Zerstörung der Oberhaut.
Mau gibt ihn gewöhnlich für sich allein, da andere Arzneimittel leicht chemische Veränderungen in ihm hervorbringen; die Gabe ist für Pferde und Rinder 6 — 8, für kleinere Ilausthiere 1 — 3 Unzen, sie darf bloss 2—3 Mal wiederholt werden.
Seine häufigste Anwendung findet der Fischthran bei Vorsto -pfangea, wobei er neben den angeführten Wirkungen auch die verhärteten Exkremente durchdringt, verflüssiget und abführt. Sobald nach seiner Anwendung der Mist abgesezt wird , rauss er ausgesezi. und mit andern, z. B. salzigen und bittern Arzneimitteln vertausch!-werden. Aeusserlich hat dieses Arzneimittel auf Verhärtungen, z. B. Sehneiigeschwülste, eingerieben ^ schon gute Dienste gethan, eben so bei veralteten Hautausschlägen, Flechten, Teigmal der Kälber, veralteter Mauke etc., doch ist ihm der Stockfischleberthran hier weit vorzuziehen. Leztercr wird übrigens nicht selten mit Fischthran verfälscht und ist dadurch in Misskredit gerathen. Dass der Fischthran innerlich und äusserlich gegen akute Entzündungen nicht angewendet werden dürfe, eben so bei vollständig darniedeilc #9632; gender Verdauung, versteht sich von selbst.
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Zweite Klasse der Wirbelthiere.
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Vogel, Aves.
Man pflegt die Naturgcschiclitc der Vögel auch wohl Ornithologie zu nennen; die Thiere, mit welclien sie sich befasst, legen Eier, haben rothes, warmes Blut, sehr vollständige Atbinung, sind nur mit zwei Füssen versehen, ihre vordem Giicdmassen hingegen dienen ihnen um sich in die Luft erheben,/Z/e^elaquo; zu können und heissen Flügel.
Der Fusswurzcl- und Mittelfussknochen bilden ein einziffcs, racist langes Stück, welches die Länge der Gliedmassc beträchtlich vermehrt; die Zahl der Zehen ist vier, selten nur drei, sie sind alle deutlich von einander abgeschieden und endigen sich in eine ziemlich dicke, mehr oder minder zuriickgebogene Kralle. Bei den meisten Vögeln stehen drei Zehen vorwärts, die vierte, der Daum, nach rückwärts, so dass er die Basis, auf welcher der Körper des Thie-res ruht, bedeutend vergrössert. Bei einigen Vögeln stehen auch bloss zwei Zehen nach vorn, zwei aber, nämlich der Daum und die äusserste Zehe nach hinten, eine Anordnung, die das Ergreifen cylindrischer Körper gestattet und sich hauptsächlich bei den Klcttervögeln findet. Zuweilen sind die Zehen unter sich zum Theii oder der ganzen Länge nach miftelsl einer schlappen Haut verbünden, die dem Fusse die Gestalt eines iluders gibt und bei den Vraquo;ras-scrvögeln vorkömmt.
An den Vordergliedinasscn oder Flügeln sind die Finger ganz vereiniget, höchstens sondert sich das Rudiment des ersten unbedeutend von den andern ab. Den grösslen Theil jedes Flügels bilden zehn bis zwölf grosso Federn, welche man Schwungfedern nennt. Die Zahl der grossen Schwanzfedern, Sleuerfedern geheis-sen, ist bei jeder YogolgaUuiig genau bestimmt und beträgt nie weniger als 12 und nie mehr als 18 Stück; sie dienen dem in der Luft gleichsam schwimmenden Yogel als Steuerruder.
Die Halswirbel der Vögel sind zahlreicher wie bei den Säuge-thieren und durch so bewegliche Gelenke unter einander verbunden, dass der Kopf mit der grössten Leichtigkeit rückwärts gewendet werden kann. Während der Ruhe oder des Schlafes lesen sie denselben auf den Rücken nieder, dagegen sind sämmlichc Rückenwirbel, die Rippen und das Brustbein zu einem einzigen, eine kuo-
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chige Uolo bildendcu Stück verschmolzen, welches den starken, die Flügel bewegenden Muskeln einen festen Ansazpunkt gewährt. Auf der vordem Fläche des Brustbeines steht eine starke Längengräte hervor, welche die zur Muskclinscrtion bestimmte Oberfläche noch vergrössert. Die beiden Schlüsselbeine sind nach vorn miteinander vcrscliniolzen und bilden zusammen den s. s. Gabelkno-dien, welcher die Flügel ausciuanderhäll. Die-besonders stark entwickelten Rabenschnabelfortsäze des Schulterblattes artikuliren mit dem Brustbeine.
Die Lungen sind einfach konstruirt; sie hängen an der Wirbelsäule an, und die sie einhüllende Haut besizt eine Menge Löcher, welche der Luft gestattet, sich in den verschiedenen Ilölungen der Brust, des Halses, der langen Knochen und selbst der Federn zu verbreiten. •— Gleich den übrigen eierlcgenden Wirbelthicren, entbehren die Vögel des Ziverchfelles, so dass Brust- und Bauchhöle nicht von einander geschieden sind,.
Die ganz eigentluimliche Anordnung der Respirationsorganc ver-mindert das spezifische Gewicht des ganzen Körpers der Vögel und erlaubt ihnen ohne grosse Beschwerde, ja oft ohne wahrnehmbare Bewegungen, in die Luft zu steigen und darin herumzufliegen. Die Respiration erhält durch die angeführten Holen eine grosse Aus-dehming und es wird nicht nur dasjenige Blut, welches durch die Luugenarterie in das Innere der Lungen geführt wurde, sondern auch ein grosser Tlicil desjenigen, welches gegen dem Herzen zurückströmt und welches in einer Menge Yenenastc enthalten ist, die sich durch die häufigen Auskleidungen der mchrerwähnten Holen schlängeln, —#9632; mit der Luft in BerdKrung gebracht. Aus diesem Grunde ist auch die Körperwärme der Vögel bedeutender als die aller andern Thiere.
Die den ganzen Leib einlüiHenden Federn dienen auch dazu, die Wärme des Körpers zu erhalten und schüzen denselben zu gleicher Zeit gegen den plözlichen Wechsel der Temperatur, dem er ausgesezt wird, indem der Vogel oft sehr schnell ans den untern wärmern Regionen der Atmosphäre in die höhern, kühlem steigt oder sich aus diesen in jlt;?ne hinablässt.
An der Spaltung (Bifurcatio) der Luftröhre befindet sich ein eigenes Organ, unterer Kehlkopf geheissen, welcher zur Hervorbrin-gung der Stimme dient; der eigentliche oder obere Kehlkopf ist diesem gleichsam nur Hülfsorgan.
Die Sinucswcrkzeuge finden sich alle bei den Vögeln, doch sind
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welche derselben schlecht entwickelt. So ist das Gefühl gewiss nicht besonders mächtig in der mit Federn ganz überdeckten Haut; das Gehör ist schwach und das äussere Ohr besizt keine Muschel 'zur AuUangung der Schallstrahlen; nur die Nachtraubvögcl haben eine Art äussern Ohres und ein etwas besseres Gehör. Der Geschmack scheint fast gar nicht verhandelt zu sein, denn die meisten Vögel verschlingen ihre Nahrung ohne sie zu kauen und selbst oft ohne sie zu zerkleinern. Bei den meisten Vögeln schejnt der Geruch kaum zu existiren; sein Apparat zeigt sich ilusserlich bloss durch zwei kleine, am obern Theile des Schnabels sizendo Löcher. Die Geyer und Ilaben jedoch scheinen gegenlheils einen sehr feinen Geruch zu besizen. Das Gesicht aber ist bei fast allen Vögeln ausgezeichnet gut; die Kristalllinse kann durch eine eigene Vorrichtung nach vor- oder rückwärts geschoben werden; so dass das Auge mit der nämlichen Leichtigkeit sehr ferne wie ganz nahe Gegenstände unterscheidet. Beide Augenlieder sind beweglich und es besteht noch überdiess im innern Augenwinkel ein drittes^ welches man die Nickhaut nennt.
Die Kinnladen der Vögel sind mit hornigen Ansäzen versehen, deren Gestalt sehr ungleich ist und die den Schnabel ümtsieWcn. Derselbe vertritt die Stelle der Lippen sowohl als der Zähne und seine beiden Hälften können sich auf- und abwärts, nicht aber seitwärts bewegen. Mit dem Schnabel erfasst der Vogel seine Nahrung und zerkleinert sie, wenn sie zu grosso Stücken bildet, nachher aber verschluckt er dieselbe ohne weitere Kauung und Einspeiciieluiig. Der Schlund besizt gegen sein unteres Ende hin zwei Erweiterungen oder Taschen, von grösserm oder geringerm Umfange. Die erste dieser Taschen heisst der Kropfs die zweite der Vor- oder Hfdfcisiagen. In diesen Taschen sammeln sich die Nahrungsmittel an, ehe sie in den eigentlichen Magen gelangen. Dieser Leztcre ist im Allgemeinen sehr dick, und wird durch zwei kräftige Muskeln gebildet, welche mit Aponcvrosen untermengt sind. Die innere l!öle des Magens ist klein und wird von einer dicken und harten Haut ausgekleidet. Man findet meist in dem Vögclmagen eine gewisse Anzahl kleiner Steinchen, welche der Vogel absichtlich ver-üchluckt hat und die mit zur Zerreibung der Nahrungsmittel dienen. Der Nahrungsschlauch öffnet sich gemeinschaftlich mit den llarn-und Zeugungsorganen in eine sackartige Oeil'aung, Kloake geheis-sen. Dieser Anordunng wegen geschieht die Begattung nur mittelst Anehiunik'icb iahen Act IsXoükcn. Indessen sind die Miinnthcn ge-
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wisser Vögel auch mit Ruthen versehen, welche bei der Begattung in die weiblichen Genitalien eindringen.
Die Länge des Nahrungskanales untl die Dicke seiner Wände erleidet aber, je nach der Lebensweise der Vögel, eben solche Modiflkalioneu wie bei den Säugetbiercn. So ist der Magen der llaubvögel viel weniger muskulös wie derjenige der Körnerfresscr.
Die Geschlechtstheile der männlichen Vögel bestehen aus zwei Hoden, welche in der grossen Körperhöle, uborhalb den Nieren und in der Nähe der Lungen liegen und von denen aus Saamen-leiter nach der Cloake oder bei den Schwimmrüssern und Siraus-sen, nach der Ruthe gehen.
Die Weibchen bosizen zwei Eierstöcke, von welchen aber nur einer ausgebildet wird, iudess der andere verkiimmert bleibt.
An dem ausgobiUlcten Eierstock hängen die Eichen wie Beeren an einer Traube; sie werden durch einen eigenen Canal (ovi-duetus) der sich unter - und vorderhalb des Mastdarms in die Cloake mündet, in diese gelcitel'.— Die Vögel'4gt;esi!aon einen Ilarnapparat der aus zwei Niereu und zwei Harnröhren besteht, die sich ebenfalls in die Cloake ö/i'nen; da sich aber der Urin, so wie er nach gerade abgesondert wird, mit den üarmexkrementen mischt, so findet ein eigentliches Uriniren nicht statt. Die jungen Vögel entstehen aus Eiern, deren wesentliche Bestandtbeile eine kalkichte Schale, das Eiireiss und der Dotter sind. Im Augenblicke wo sich das Ei von dein Eierstock absoiulort, besteht es nur aus dem Dotter; im obern Theile des Ovidukts wird es mit Eiweiss und im untern Theilc desselben mit der Schale urabüllt. Dicht unter der kalkigten Schale, deren Dicke und Farben nach den Arten verschieden sind, findet sicii ein dünnes Iläutchen. Ausserhalb des Dotters sieht man zwei häutige Bändchen, #9632;welche sich ku einem gallertigen Knöt-chen vereinigen, das den Keim oder Embryo bildet. Um diesea Keim zur Entwickclung zu bringen, bedarf es einer ununterbrochenen Wärme von 38 Graden des lOOthciligen Thermometers, welche durch das Bebrüten der Eier von den alten Vögeln bewirkt wird, aber auch durch künstliche Wärme hervorgebracht werden kann. Kurze Zeit nachdem die'Brütung begonnen hat, sieht man in dem Keim kleine rolhe Punkte entstehen , welches die Blutgefässe sind, die sich in einem gemeinschaftlichen Mittelpunkte, dem Herz (hier punetum salicns) vereinigen. Nach und nach werden auch die Augen sichtbar, der Kopf bildet sich und die Gliedmassen sprossen hervor. So wie sich nachgerade die verschiedenen Organe verarös-
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scru, verschwindet auch das Eiweiss, bis es zulezt ganz aufge-braucht ist. Das Eigelb dagegen bleibt an dem Jungen mittelst der erwähnten Kcimbändchen hängen und scheint nur wenige Veränderungen zu erleiden. Zur Zeit des Ausbrechens des Eies d. h. wenn alle. Theile des Jungen ihre uöthige Entwickelung erlangt haben, wird das Gelbe nach und nach in das Innere des jungen Vogels zurückgezogen und verschwindet gänzlich. Um aus der Schale, in welche es eingeschlossen ist, herauszukommen, muss das Junge dieselbe zerbrechen, zu diesem Ende trägt es an der Spize seines noch weichen und nachgiebigen Schnabels eine harte, hornige Erhabenheit, womit es auf die Schale schlägt und sie zerbricht. — Die sechs Ordnungen der Vögel werden nach der Beschaffenheit der Schnäbel und Klauen aufgestellt.
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Erste OrtlmmK der Vögel.
. ' . Raubvögel. Accipifres.
Sie haben einen starken,, abwärlsgebogcnen Schnabel der an seiner Basis mit einer s. g. Wachshitut bekleidet ist. Die Spize biegt sich stark nach unten und selbst hinten um und geht sehr scharf zu Ende. Die Zehen endigen sich in sehr starke, gebogene und splze Nägel, hiev Krallen genannt. Die Flügel sind wohl ausgebildet, der Flug rasch und anhaltend. Die Raubvögel leben von Fleisch; sie greife;laquo; andere Vogel und Säugcthiere an, doch gibt es auch welche, die sich nur von Aas nähren. Der Magen ist eher häutig als muskulös, wegen der substanzielien, leicht und schnell verdaulichen Nahrung, die er verarbeiten muss. Man thcilt die Raubvögel in zwei grosse Familien, die Tag - und die Nachtraubvögel.
Bei den Erstem findet sich beständig eine Wächshaut, die Augen stehen zur Seite, die Flügel sind gross. Diese Vögel fliegen bei Tag auf den Raub aus. Es gibt ihrer mehrere Gattungen mit zahlreichen Arten z. B. Geyer, Vultur L., Adler, Aquila Cuv., Habicht, Astur, Cuv., Sperber, Nisus Cuv., Milan, Milvius Cuv., Weihe, Buteo Cuv., Falke, Falko, Cuv.
Bei den Nachtraubvögelu findet sich an der Wurzel des Sehnt-
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bels keine Wachshaut, ihre sehr grossen Augen sind vorwärts gerichtet und mit einem Kreis von Federn umringt, ihre Flügel sind kürzer als bei den vorigen , die Federn ganz seidenartig anzufühlen, so dass ihr Flug auch gar kein Geräusch hervorbringt und sie sich leicht und leise ihrer Beute nähern zu können. Im gemeinen Leben pflegt man sie Eulen zu- heissen; alle Gattungen ähneln sich sehr, es sind: Ohreule, Otus, Ulula, Schleiereule, Stcüc, Uhu, Bubo und EctiiZj Noclua.
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Zweite Ordouug.
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Sperliiigsadige Vögel. Passeres.
Diese Ordnung ist sehr schwierig zu charakterisiren, wegen der grossen Zahl verschiedener Formen unter denen sich die dahin gehörigen Vögel darstellen. Sie haben weder die Gewalt der Raubvögel, noch sind sie ausschlicsslich insektenfressend, noch ausschliesslich körnerfressend, noch gehören sie zu den Wasser-vögcln. Einzelne fallen selbst kleine Vögel und Säugethiere an, oder gehen an Aas. Von den 4 Zehen stehen die drei ersten nach vorn, die äusserste aber nach hinten. Zwischen ihnen befindet sich eine, mehr oder weniaer aussebreitetc Haut. Ihre Tarsalknochen sind von mitlclmässiger Länge. Unter den sperlingsartigen Vögeln finden sich nicht nur die allermeisten Singvögel, sondern auch die schönsten Vögel hinsichtlich der Farbenpracht. Man theilt diese Ordnung in zwei Unterordnungen, bei der eisten, den Hemisyndalitylen, ist die äusserste Zehe nur mit der ersten und allenfalls noch an der zweiten Phalanx an die zweite befestiget, bei der zweiten aber, den Syndaktylen, hat diese Vereinigung auf fast der ganzen Länge der Zehe statt. Zu den erstem gehören: Würger, Lanius, Fliegenschnäpper, Muscicapa, Drossel, Turdus, Pirol, Oriolus, Bachstelze, 3IolacilIa, Schwalbe, liirundo, Ziegenmelker, Caprimulgus, Lerche, Alauda, Meise, Pa-rus, Ammer, Emberiza, Finken, Fringilla, Kreuzschnabel, Loxia, Sluar, Sturnus, Rabe, Corvus, Paradiesvogel, Paradisea, u. n. v. a. m.
Zu der zweiten Unterordnung rechnet man Bienenfresser, Me-rops, Eisvogel, Alcedo, Nashornvogel, Bucero, etc.
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— 110 — Dritte Ordnung.
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Kleltervögel. Scausores.
Bei ihnen steheu die ZAvei mittelsten Zehen nach vorn, die zwei äussorn aber nach hinten, eine Anordnung, die das Ergreifen der Aeste und das Klettern an Bäumen sehr begünstiget. Gewöhnlich (liegen die Vögel dieser Ordnung nicht weit; sie leben von Körnern und Früchten, auch Insekten und haben meist starke Schnäbel. Specht, Picus, Wendehals, Yunx, Kuhuk, Cuculus, Bartvogel, Bucco. Tukan, Rhamphastos und Papagey, Psittacus sind hieher gehörige Gattungen; alle haben ein unangenehmes Geschrei.
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Vierte Ordnnna:.
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Hühnerartige Vögel. Galliuae.
Sie sind meist plump und fliegen schlecht; ihr Schwanz hat 14— 18 Steuerfedern, der Obcrschnabel konvex, an der Basis mit einer Wachshaut überzogen; die Nasenlöcher von einer knochig-ten Schuppe bedeckt; die nach vorne stehenden drei Zehen sind liings den Rändern gezähnclt und an ihrer Basis durch eine kurze Membran untereinander verbunden. Diese Vögel nisten nicht, sondern legen ihre zahlreichen Eier auf den Boden , in ein Häufchen trockener Kräuter od. dg!. Der Kopf ist sehr gross, der Magen stark und sehr muskulös. Fast alle Vögel dieser Ordnung dienen uns als wohlschmeckende Speise und werden theils zahm gehalten, theils gejagt. Die bekanntesten Gattungen sind: Taube, Columba, Truthuhn, Meleagris, Ffaw, Pavo, Perlhuhn, Numida, Fasan, Pha-siauus, Haushahrt, Gallus, Wachtel, Coturnix, Rehhuhn, Perdix, Alterhahn, Tetrao etc.
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Fünfte Ordnuns*
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Stelzvögel. Grallae.
Diese Ordnung ist aus den beiden früheren Ordimiigen der Lauf-uad Sumpfvögel ztisammengcsezt, die ihr angehürigea Gattungen zeichnen sich durch die übermassige Länge der hinteru Gliedmassen aus^ welche in gar keiiißm Verhältnisse zum Körper steht, so dass diese Vögel gleichsam auf Stelzen laufen. Nicht selten sind die Zehen unter sich durch eine Sclnvimmhaut verbunden. Der Hals ist durchweg sehr lang und steht im Verhältniss zu den Beinen; ebenso ist der Schnabel verlängert, so dass er dem Thiere zum Fisch- und Krebsfange dienen kann. Die Laufvögel haben sehr schwache Flügel und können nicht fliegen, die übrigen Stelzvögel aber fliegen sehr gut, rasch und mit rückwiirtsgelegten Beinen.
Laufvögel sind: Der Straussj Struthio, Casitar^ Casuarins. Fernere Stelzvögel: Die Trappe^ Otis , Regeiipfeijfer, Charadrius, Kiebilzj Vancllus, Kranich, Grus, lleiher, Ardea, Storch, Ciconia, lA'ijflerj Platalea, Ibis, Ibis, Brachvogel, Numenia, Schnepfe, Sco-lopax, Strandläuferj Calidris^ Säbelschnablerj Reourvirostra. Jas-suna, Parra, Kamischi, l'alamedea, Halle, Rallus, Wusserhuhn, Fulica, i'VnyiiWf/Oj Phocnicopterus etc.
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Sechste Ordimug.
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Schwimmvögel. Palmipedes.
Durch ihre Lebensart zeichnen sich dieselben sehr aus. Sie leben fast immer auf der Oberfläche des Wassers und zeigen im Schwimmen und Tauchen eine Geschicklichkeit, die von ihrerSclnver-fiilligkeit, auf dem Lande zu gehen, stark absticht. Ihr Körper hat eiue schiffähnlichc Gestalt, er ist mit dicht anschliessenden, glänzenden , mit einer fettigen Materie überzogenen Federn eingehüllt, so dass er nicht nass Avcrdcn kann. Die Zehen sind durch Schwimmhäute zu einer Art Ruder verbunden, der Hals ist gewöhnlich lang, damit die Thiere mit ihm leicht auf den Grund des Wassers reichen können, wo sie ihre Nahrung, Fische und andere Wnsserthiere, suchen. Ein Theil der Sclnvimmvöael kann nicht oder nur schlecht
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fliegen. Schwiimnvögelgattuugeu sind: jTaMcfor, Colymbus, Ltim-me, Uria, Alk, Alca, Feltgans, Aptenodytes; Sturmvogel, Pro-celiaria, Albatros, Diomedea, Möwe, Larus; Seeschwalbe, Sterna, Sclieerensehnabel, llliynjops, Kropfgans, Pelicanus, Scharbe, Pha-lacrocorax, Anhinga, Plotus, Tropikvogel, Phaeton; Ente, Anas, Säger, Mcrgus, etc. etc.
üie ganze Klasse der Vogel liefert dem Thierarzle in den Arz-neischaz nichts als die Eier. Man bedient sich vorzüglich der Hühnereier, Ova Cailinacea, weil sie am leichtesten zu haben sind. Alle Theile des Eies können benuzt werden.
Die Schale des Eies, testa, besteht aus hohlensaurem Kalke, 89,6; phosphorstmerm Kalke mit etwas phorphorsanreBittererde, 5,7; thierische Substanz, 4,7; Eisen, eine Spur. Das unter der Schale liegende Häutchen ist geronnener Eiweissstofl. Die Eierschalen werden durch Kochen im quot;Wasser von den Unrcinigkeiten befreit, dann gepulvert und in verstopften Gefässeu aufbewahrt. Sie wirken säuretilgend, austrocknend, sehr wenig reizend, überhaupt kommen ihre Wirkungen mit denen des Kalkes ziemlich libercin, können daher durch diesen ersezt werden und finden selten in der Thierheil-kunde Anwendung.
Damp;sEiweiss, Albumen, besteht aus Eiweissslojfj 12; Speichelstoff, 2,7; schwefelsauerm und sahsaiierm Natron, 0,3/ Wässer, 85. Es wirkt nährend, einhüllend, erschlaffend; reizmildcrnd, sehr viele Metallsalze zersezond, daher bei Arsenik-, Blei- und Ouecksilber-vergiftungen antidotisch.
Das Eiwciss wird sehr oft mit Eigelb verbunden dergestalt eingegeben, dass man den Thiercn, besondern Wiederkäuernj die Hand mit dem darin festgehaltenen Eie in den Ilachen steckt, das Leztere zerdrückt und die leere Schale wieder zurückzieht. Auch werden die Eier wohl zerschlagen, das Eiweiss mit Milch angerührt und die sehr milde Flüssigkeit eingegossen. Aeusserlich wird das Eiwciss für sich allein oder mit Oel etc. verbunden als Salbe angewendet. Erwachsenen Pferden darf man täglich 3 — 8 Eier eingeben, Rindern 8 —• 14, kleineren Thiercn 3^—6 Stück oder auch nur das Eiweiss von dieser Zahl.
Eiweiss ist, schnell angewendet, bei Metallvergiftungen das erste und beste Mittel: es wird auch mit Nuzeu gegen Durchfall säugender Thiere, gegen allgemeine Schwäche in Folge schlechter Ernährung und grossen Säftcverlustes, bei schmerzhaften gastrischen Leiden, die mit Durchfall verbunden sind, gegen Blutüarnen
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und blutigen Auslecrnngen aus dem Mastdarm; wenn sie durch Genuss scharfer Stoffe entstanden sind, —#9632; angewendet. Es ist ein allbekanntes Volksmitte! gegen Verbrennungen und Aufscheuern der Haut, auf welcher es schnell eine Kruste bildet, wesshalb man es gerne mit frischem Oele oder Fette vermischt. — Das Eigelb, vitellum, enthält fettes Oel_, IS/weiss, braune, in Weingeist lösliche Sit6sfan%, leimartigen (^schwefelhaltigenquot;) Stoff, Phosphorsäure und Wasser. Die ernährende und erschlaffende Wirkuno- des Eijrelbcs ist weit kräftiger wie die des Eiweisses, dagegen zersezt es Metallsalze nicht so schnell und in viel geringerer Quantität wie dieses. Es wird übrigens auf die nämliehe Art angewendet und man iiebt es als Vehikel zu verschiedenen Emulsionen, Salben, Linimenten etc.; es bildet nicht so leicht Krusten wie das Eiweiss.
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Dritte Klasse.
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Reptilien. Reptilia.
Man pflegte sie früher auch wohl Amphibien zu nennen, weil man glaubte, sie könnten alle so gut im Wasser wie auf dem Lande leben; seit man aber erfahren hat, dass viele Säugethiere eben diese Eigenschaft, viele Reptilien dieselbe aber nicht besässen, ist man von dieser unpassenden Bezeichnung abgegangen.
Reptilien sind eierlegende Thiere mit rothem, kaltem Blut, #9632;welche durch zeitige Lungen athmen. Sie haben entweder vier Gliedmassen, seltener nur zwei, oder aber gar keine. Die sie bedeckende Haut ist ohne Haare und Federn, zuweilen jedoch mit Schuppen oder Schildern von nicht eigentlich horniger Beschaffenheit besezt. —
Einige neuere Zoologen pflegen die Naturgeschichte der Reptilien mit dem unschicklichen Namen Herpefologie zu belegen. —
Durch eine eigenthümliche Organisation der Kreislaufswerkzeuge wird bei den Reptilien nicht alles Blut, welches die Venen aus allen Theilen des Körpers hcrbeileiten in die Lungen geführt, sondern ein Theil desselben kehrt zurück, ohne den Wirkungen der Luft ausgesezt worden zu sein. Wie dieses geschehe, st schon früher erklärt worden. Da nach solcher Organisation auch die Cir-kulation und Respiration weit unvollkommener sind als bei den Vögeln und Säugethiercn, so ist auch die Wärmeerzeugung bei
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den Reptilien sehr gering und ihre Temperatur kaum etwas höber als die des Mediums in welchem sie leben, ja sie wechselt mit dieser. Das Nervensystem ist nicht sehr entwickelt, die Reizbarkeit ist gering und die Lebeuserscheinungen sind von den s. g. Hauptorganen, Gehirn, Rückenmark etc., nicht so abhängig wie bei frühem Thierklassen.
Z, B. können Reptilien noch mehre Stunden leben und regel-mässige Bewegungen ausführen, nachdem ihnen das Gehirn oder selbst der ganze Kopf weggenommen wurde. Dagegen ist die Reproduktionskraft bei den Reptilien ungemein stark. Ganze abgeschnittene Gliedmassen wachsen dem Salamander z. B., wieder nach, ebenso ein zerstörtes Auge etc.
Das Gehirn der Reptilien besteht aus einer doppelten Reihe von Ganglienpaaren, die sich aber weder ganz noch theilweise bedecken und weder Windungen noch Furchen weisen. Der in der Schädelhöle enthaltene Theil des Nervensystemes ist ausserordent-lich klein, hingegen sind die von den Gehirnlappen oder Ganglienpaaren ausgehenden Nerven dick; das kleine Gehirn ist sehr unbedeutend.
Obschon die Reptilien Eier legen, so sind doch bei vielen die Jungen in den Eiern, schon wenn diese aus dem Mutterleibe kommen^ so entwickelt, dass sie bald nachher auskriechen, ja selbst schon auskriechend geboren werden, wie z. E. die Vipern. Bei andern Reptilien werden die Eier erst befruchtet so wie sie von dem Weibchen nachgerade gelegt werden, wesswegen dann ihre Hülle auch nur in einer einfachen Haut besteht.
Gewisse Reptilien ändern während den verschiedenen Perioden ihres Lebens die Gestalt und ganze Organisation so vollständig, dass sie zuweilen ganz andern Thierklassen anzugehören scheinen. Z. B. sind sie beim Auskriechen gleich den Fischen mit Flossen und Schwanz versehen, athmen durch Kiemen etc., später aber erhalten sie 4 Gliedmassen zur Bewegung auf dem Lande und Lungen zur Luftathmung, Avogcgen sie die Flossen, den Schwarz und die Kiemen verlieren. Die äussere Gestalt der Reptilien ist sehr ungleich und bietet kein allgemeines Merkmal dar. Man vergleiche z. B. einen Frosch und eine Schlange! Hingegen haben alle das Eigcnthümlichc, dass sie dem Menschen Eckel, Abscheu und selbst Furcht einflössen, was sowohl ihren hässlichen, bizarren Formen, ihrer unsaubern und gleichsam heimlich gehaltenen Le-bensweislaquo;, als auch den gefährlichen und oft tödtlichen Zufällen
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Vierte Ordnimg.
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Froschähuliche Thiere. Batrachii,
Die Batrachier haben vier Gliedmassen deren Zehen ohne Nägel sind; ihre Haut ist glatt und nicht mit Schuppen etc. bedeckt wie die der übrigen Reptilien. Die sackförmigen zwei Lungen sind stark entwickelt, aber nur im reifern Alter vorhanden, da die Jungen bis zu einer gewissen Zeit durch Kiemen wie die Fische athmen. Das Herz hat nur eine Kammer und auch nur eine Vorkammer; die Kinnladen sind mit sehr feinen Zähnen versehen; einige haben einen mehr oder weniger langen Schwanz, andere entbehren dessen, wodurch sich zwei Unterordnungen der Batrachier ergeben. Die meisten legen Eier, nur wenige sind lebendiggebärend. Die Eier sind in eine zcllstoffige Masse gebettet, die im Wasser ausserordentlich aufschwillt. Diese Thiere unterliegen gewissen Metamorphosen, denn im Augenblicke wo sie aus den Eiern kriechen, haben sie aus-ser den Kiemen noch eine Art hörnernen Schnabels und einen Schwanz, Organe, welche später verschieden und an deren Stello erst die Gliedmassen hervorsprossen. Auch leben sie bis dahin im Wasser und können erst von da an auf's Land steigen, ohne jedoch beständig auf diesem zu weilen.
Bei der Begattung klammert sich das Männchen auf den Rücken des Weibchens fest und besprizt die Eier, so wie sie gelegt werden, mit Saamenfeuchtigkeit.
Zu den schwanzlosen Batrachiern gehören Frosch, Rana, Laubfrosch, Hyla, Kröte, Bufo etc., zu den geschwänzten hauptsächlich der Salamander, Salamandra und der Molch, Triton.
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Vierte Klasse.
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Fische. Pisces.
Man pflegt nicht selten die Naturgeschichte der Fische mit dem Namen Ichthyologie zu bezeichnen.
Alle Theile der Fische sind dem Wasser, als dem Medium, in welchem diese Thiere sich beständig aufhalten müssen, entsprechend gebaut und aneinander gereiht. Der Körper ist in die Länge ge-
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streckt und sehr oft platt gedrückt um die Wellen besser durchschneiden zu können; die Gliedmassen sind kurz, breit und bilden eine Gattung Rudcnverkzenge, die man Flossen oder Flossfedern nennt; der Schwanz ist ebenfalls von der Seite ganz platt gedrückt, so dass er, bei grosser Beweglichkeit ein treffliches Steuerruder darstellt. Die Fische athmen durch Kiemen, eine Art häutiger, reihenweise dicht aneinanderiiegonder, aus vielen kleinen Blättchen bestehender und gleich einem Kamme ausgezälmter Blätter. Seltener haben die Kämme die Gestalt eines kurzen Federbusches, in allen Fällen aber weiden sie durch knorplichte oder kaoehigte Bogen, die vom Zungenbein abgehen, unterstüzt. Die einzelnen Kiemen-blätter sind mitfeiner feinen Haut überzogen^, in welcher sich zahlreiche, direkt aus dem Herzen kommende Gefässc verästeln. Die Ilespiration geschieht mittelbar durch das Wasser, welches der Fisch beständig einschluckt und über die Kiemen durch zwei grosse, zu beiden Seiten und rückwärts des Kopfes befindliche Oeffnungen, wieder austreibt. Diese Oeffnungen werden nach Willkühr mittelst starker schuppenartiger Klappen geöffnet und geschlossen.
Die Luft, welche das Wasser enthält, wirkt auf das Blut ein, welches in zahllosen Gefässen über alle Kiemenblätter verthcilt ist.
Das Herz der Fische ähnelt dem der Reptilien, d. h. es hat nur eine Kammer und eine Vorkammer, welche der rechten Herzhälfte der Säugethiere entsprechen. Das venöse Blut aus allen Theileu des Körpers wird durch zwei Ilohlvenen in die Herzvorkammer gebracht, aus dieser geht es in die Ilerzkanmicr^ diese zieht sich zuRammen und treibt dasselbe in die der Lungenarterie entsprechende Kiemenarlerie.) die gemeiniglich an ihrem Ursprünge eine bedeutende Verdickung der Wände besizt, welche man unter dem Namen des Bulbiis der Kiemenarterie kennt.
Die Kiemenarterie spaltet sich in zwei Hauptäste, für jede Kieme einen, und jeder dieser Leztern in soviele kleinere Aestc als-die betreffende Kieme Blätter hat. Die Kiemenvenen entstehen aus den lezten Verzweigungen der Kiemenarterien, vereinigen sich wieder in soviele Hauptästc als Kiemenbogeu vorhanden sind, und bilden endlich, indem sie alle zusammeufliessen, die Aortaj welche daher für sich allein die Stelle der linken Herzhälfte vertritt.
Die Haut fast aller Fische ist mit Schuppen bedeckt, welche dachzicgclförmig übereinander liegen, nur bei wenigen Gattungen ist sie nackt oder hart, fest und mit hornigen Platten oder äusserst dichten Wärzchen bedeckt. Die Kinnladen enthalten Zaluje, deren
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Bäume klettern kann. An der untern Seite der Schwanzwurzel be--llndet sich eine Kloake, in Form einer Queerspalte. Die Hippen ar-tikuliren mit der Wirbelsäule und mit dem Brustbein; sie sind ziemlich ausgedehnter Bewegungen fähige durch welche sie das Athmen zu erleichtern scheinen.
Das Herz bietet zweierlei Modifikationen dar. 1. Es besteht aus zwei Vorkammern und zwei Kammern, welch' leztere so gelagert sind, dass sie keine Verbindung unter sich haben; dieses findet bei den Crokodilen statt. 2. Rechtes und linkes Herz kommu-uiziren unter sich, was bei allen übrigen Sauriern gesehen wird. — Die Augen sind mit beweglichen Augenliedern versehen, das Trommelfell ist von aussen sichtbar, Kennzeichen die z. B. den Schlangen abgehen.
Die meisten Echsen leben auf dem trockenen Lande, einige auch in Sümpfen, andere im Wasser oder im Wasser und auf dem Lande. Sie athmen durch zwei blasine Lungen die sich bis in den Hinter-leib erstrecken; ihre Zehen tragen Klauen; ihre Eier sind mit einer harten und kalkigteu Schale versehen und enthalten ein Junges, das nach dem \uskriechen keinerlei Metamorphose erleidet.
Die Echsen werden in sieben Familien getheilt. 1. Crocodile, Crocodilini. 2. Chamäleon, Chamaeleones. 3. Gecko, Gekones. 4. Leguane, Ignanoidei. 5. Eidechsen, Lacertini. 6. Scincoideae. 7. Blindschleichen, Anguinci.
Einige Arten der Scincoideae haben nur. 2 Gliedmassen und einen langen schlangenähnlichen Leib, den Blindschleichen fehlen bekanntlich alle Gliedmassen, obschon sie unter der Haut vorhanden sind , wesshalb und weil diese Thiergattung mit einem Brustbein versehen ist, sie nicht zu der folgenden Ordnung gezählt werden darf.
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Dritte Ordmuig.
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Schlangeu. Ophidii.
Sie entbehren alle der Gliedmassen und eines Brustbeines, so dass die Brusthöle nach unten nur mit Weichtheilen geschlossen wird. Die Schlangen haben einen langen, walzenförmigen Leib und einen von demselben nur durch die Stelle, an welcher sich die Cloake üudet, abgesonderten , stumpf oder spiz zulaufenden Schwanz; keinen eigentlichen
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Hals. Die Augen entbehren der Augenlieder; die Respiration geschieht nur durch eine Luuge, da die andere stets verküminert bleibt; fiie ausgebildete Lunge aber ist sehr lang und geht weit in den Abdomen Von aussen ist kein Paukenfell sichtbar. Ausser den gewöhnlichen Zähnen in den Kinnladen, besizt ein Theil der Schlangen im Oberkiefer sehr spize} hackenartige, von einem Cana! durchbohrte oder mit einer Längenrinne versehene s. g. Giftzähne, an deren Basis eine mit Gift gefüllte Blase sizt, die, wenn das Thier einen Menschen oder andres Tliier beisst,, ihren Inhalt durch die Rinne oder dolaquo; Canal in die Wunde entleert und dadurch sehr gefährliche, meist tödtliche Zufälle erregt. Die Zunge der Schlangen ist sehr lang, äusserst beweglich und doppelt.
Die Schlaugen fressen andere, oft viel grössere Thierc als sie selbst sind.
Die untere Kinnlade besieht bei ihnen aus zwei besondern Knochen , die vorne durch eine dehnbare bandartige Masse verbunden sind und hinten mit den beweglichen Ohrkuochen artikuliren. Die Oberkieferbeine stehen mit dem Zwischenkieferbein ebenfalls durch Bänder in Verbindung und selbst die zwei Hälften des Gaumengewölbes können sich von einander entfernen. Dieser Bau erlaubt den Schlangen, nach und nach viel dickere Thicre, als sie selbst sind, zu verschlingen ohne sie zu kuuen.
Die Schlangen legen Eier mit weicher, elastischer Schale, es gibt jedoch Arten, bei denen die Schalen noch in der Cloake pla-zen, so dass ihre Jungen ohne Hülle, mithin lebendig geboren werden, was z. B. bei den meisten giftigen Schlangen der Fall ist.
Es zerfällt diese Ordnung in zwei Unterordnungen^ die der nicht giftigen und die der giftigen Schlangen.
Zu den erstem gehören die Familie Doppellauferj Amphisbaena, die gleich gut vor-und rückwärts kriecht, ganz walzenförmig gebaut ist und noch Spuren eines Brustbeines zeigt und die Familie Coluber, wohin u. a. die Riesenschlange, Boa L. und die Natter, Coluber L. gezählt werden.
Zu den giftigen Schlangen zählt man Klupper schlänge, Crotalus, Brillenschlange, Trigonocephalus etc. auch die Viper, Vipera, welche zwar in unsern Gegenden auch vorkömmt, deren Bisse jedoch unsern dichtbehaarten Haustnieren nicht leicht schaden dürften.
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zugeschrieben werden kann, die der Biss vieler von ihnen erregt. Nichtsdestoweniger gibt eä auch welche Reptilien, die durch Vertilgung anderweitigen Ungeziefers nüzcn und andere die selbst den Menschen zur Nahrung dienen, z. B. Schildkröten und Frösche. Für den Veterinaiarzt sind sie indess alle ohne Bedeutung, denn der Vipernbiss dürfte wohl auf der behaarten Haut der Hausthierc keine Übeln Wirkungen hervorbringen, wenn er, was jedoch stark bezweifelt wird, auf der Nordscite der Alpen je vorkäme. Zu Heilzwecken benuzt man aus dieser Thierklasse nichts. Es zerfällt dieselbe in 4 Ordnungen, welche sich sehr deutlich von einander scheiden.
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Erste Ordnung.
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Schildkröten. Chelonii.
Ihr Hauptkennzeichen besteht in einem doppelten Panzer, der den Leib von oben und unten schüzt und gleichsam eine feste Schachtel bildet, in welcher der Körper des Thieres eingeschlossen ist und in die es auch die hervorstehenden Theile, Kopf und Gliedmassen hineinziehen kann. Diese Schale wird gebildet, indem die Wirbelsäule, die Rippen und das Brustbein innig zusammen-vcrschmolzcn und an ihrer äussern Fläche mit grössern oder kleinem, verschieden geformten Schildern bedeckt sind. Die Rippen, nur acht Paar an der Zahl, sind hier ausserordentlich breit und bilden gleichsam knöcherne Gürtel, die mit ihren Rändern fest unter sich verbunden sind. Das Brustbein hat eine solche Ausdehnung, dass es scha!enförmig die ganze untere Hälfte des Körpers ciuschliesst. Es findet sich also hier der sonderbare Umstand, dass das Skelett grösstentheils ausserhalb des Körpers liegt und dass die Muskeln sich gleichsam inwendig an der knöchernen Schale an-sezen.
Die Schildkröten haben vier Gliedmassen, deren Zehen beiden Landschildkröten deutlich von einander gesondert, bei den Wasserschildkröten aber durch die allgemeine Decke zu einer Art Ruder vereiniget sind; ihre Länge ist indess bei allen sehr unbedeutend. Das Herz besteht aus zwei grossen Vorkammern und nur einer Kammer,
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welche viel breiter als lang ist, und unmittelbar auf der obern Fläche der Leber ruht. Im Innern ist diese Kammer in mehre, oft 4 Säcke getheilt, welche alle miteinander kommuniziren. Die Lungen, %tcei an Zahl, sind sehr gross und erstrecken sich, wenn sie von Luft ausgedehnt sind, bis weit in die, durch kein Zwerchfell von der Brusthole geschiedene Bauchhöle. Die Kinnladen ermangeln der Zähne, sind aber mit hornigen, dem Schnabel der Vögel entsprechenden Ansäzen versehen. Die Nahrungsmittel bestehen hauptsächlich in Vegetabilien.
Die Schildkröten legen Eier in den Ufersand, die mit fester Schale urao;ebcn sind und von derSonnenwärme ausgebrütet werden.
Die Schildkröten werden nicht weiter nach Norden hin gefunden als bis Ungarn und Frankreich, dagegen halten sich ihre meisten Arten in der heissen Zone auf. Ihre Grosse ist sehr ungleich; es gibt solche die nur wie ein Apfel gross sind, indess andere an sechs Zentner wiegen. Die meisten Arten sind essbar und ihr Fleisch bildet einen köstlichen Lekerbissen, der besonders schwindsüchtigen Personen wohl bekömmt.
Von vielen Arten wird auch die Schale zu Drechsler- und feinen Schnizarbeiteii benuzt und steht ziemlich hoch im Preise; man kennt sie unter dem ATamen Schildpatt. Man theilt die Schildkröten nach ihrem Aufenthaltsorte in vier Familien, Landschildkröten, Sumpfschildkröten, Flussschildkröten und Seeschildkröten. Leztere, so wie ihre Eier, schmecken am besten und liefern das schönste Schildpatt,
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Zweite Ordnung.
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Echsen. Saurii.
Die Echsen haben gewöhnlich vier, seltener nur zwei und nur eine Gattung derselben laquo;/ar keine Gliedmassen, ihre Haut ist mit Schuppen oder mehr oder weniger erhabenen warzenähnlichen Granulationen besezt, ihre Kinnladen mit spizern oder stumpfera Zähnen reichlicher oder sparsamer versehen, der Körper durchweg lang und endiget sich in einen langen, von der Wurzel zur Spize kegelförmig zulaufenden Schwanz der oft dazu dient, sich um benachbarte Gegenstände festzurollen, damit das Thier z. B. leichter auf
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II. Hauptalitlieiliiiiglaquo;
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Weich- und {Sclialthiere.
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Allgemeine Betrachtungen.
Den Mollusken fehlt, wie allen andern noch nicht beschriebenen Thieren das Skelet, dagegen ist ihr Körper mit einer zusammenziehbaren Haut bedeckt, an deren innere Fläche sich die Muskeln ansezen. Gewöhnlich bildet diese Haut am obern Theile des Körpers eine Yerdoppelung, welche Mantel genannt wird. Dieser Mantel hüllt den Körper ganz oder theilweise ein. Oft ist die Haut nackt, häufiger aber zeigt sie kalkigte Inkrustationen von verschiedener Gestalt, welche Muscheln heissen; diese bilden gleichsam ein Haus, in welches sich der Körper ganz oder doch theilweise zurückziehen und cinschliessen kann. Die Muscheln bilden sich immer im Gewebe des Mantels selbst, in Folge kalkigter Ablagerungen, welche fast bei allen 3Iolluskeii in diesem Organe statt finden. Sie zeigen die mannigfachsten Verschiedenheiten in Gestalt und Farbe. Die Bezeichnung Conchyliologie hat nur auf die Lehre von diesen Schalen Bezug, keineswegs aber auf die der Mollusken, von denen eine gute Anzahl nicht mit Schalen versehen ist. Obschon die Mollusken stärkere Ungleichheiten in der Gestalt der Arten weisen, wie die übrigen Abtheilungen des Thier-reiches, so kann man doch von ihnen im Allgemeinen sagen , ihr Körper bilde einen verschiedenartig modifizirten fleischigen Sack. Das Nervensystem ist nicht mehr so vollständig orgauisirt, wie bei den Wirbelthieren, Es besteht aus abgesonderten, zerstreut und unsymmetrisch gelagerten ganglienartigea ?Jasect;sea von unglei-
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eher Grosse, die unter sich durch Communikationsiadcu zusammen-hängen; die oberste dieser Massen stellt das Gehirn vor, obschon sie weder grosser noch besser organisirt ist^ wie die übrigen. Von diesen Ganglien aus verbreiten sich Nerveuneze durch alle Theile des Körpers. Die Zahl solcher Ganglien ist nicht sehr bedeutend; gewöhnlich findet sich eines für jedes organische System des Körpers, so z. B. ist eines für die Verdauungsorgane, ein anderes für die Geschlechtswerkzcuge, ein ferneres für die Athmungsorgane etc. vorhanden. Mehr wie sechs beobachtet man seilen, wohl aber gibt es eine Reihe von Mollusken, Acephalen (Kopflose) geheis-sen, die deren nur zweie, eines am vordem, das andere am hintern Ende des Körpers besizen. Die Organe des Nervensysteraes der Mollusken sind mehr oder weniger stark gefärbt^ hellroth, schwarzroth, hochgclb, etc.
Die Mollusken haben einen doppelten Kreislauf; bei den meisten derselben finden sich drei deutlich unterschiedene Herzen, deren jedes nur aus einem einzigen Ventrikel besteht. Zwei dieser Herzen liegen am Ende der beiden Hohlvenen aus denen sie das Blut aufnehmen um dasselbe nach den Athmungswerkzeugen zu leiten, das dritte, viel fleischigtere, hat eine eiförmige Gestalt, empfängt das Blut aus den Respirationsorganen und sendet es durch die Aorte in alle Theile des Körpers. Nicht selten findet eine in-nise Gemeinschaft zwischen diesem dritten Herzen und dem Ver-dauungsapparat s;att; meist liegt es an dem Ende des Nahrungsschlauches.
Die meisten Mollusken sind bestimmt, im Wasser zu leben; diese athmen daher gleich den Fischen durch Kiemen. Die Gestalt und Lage der Kiemen ist aber ausserordentlich verschieden. Bei vielen Mollusken sind es ungleich verästelte Körper, ähnlich einem Farrenkraute oder einem jungen Baume, bei andern bilden sie dünne, einfache , gefranzle oder ausgezahnte Blätter, bei andern Quasten oder Pinsel. Ihre Zahl wechselt dergestalt, dass ein und dasselbe Thier mit einer, zweien oder vieren Kiemen versehen sein kann. Bei vielen Mollusken liegen die Kiemen im Innern des Körpers, in einer eigenen sackartigen Hole, am Rücken oder den Seitentheilen des Thieres, bei andern sind sie nackt und springen an irgend einem Körpertheile hervor.
Bei jenen Mollusken jedoch, welche Luft athmen und die nicht im Wasser leben, wird das Athmen durch eine engere oder geräumigere Hole vermittelt, welche inwendig von einer Membran
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6. Endlich bilden die Slachelflosser, Acanthopterygii die sechste Ordnung der Grätenfische ^ welche beinahe soviele Gattungen enthält, wie die übrigen fünf Ordnungen zusammen genommen.
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Ausser der Hausenblase liefert diese Klasse uns Arzneimittel, nämlich das Fett der Fische aus dem Geschlecht 6?laquo;-dus. Vorzüglich sind es Gadus callarius, der Dorsch, Gadus morr-hua der Stockfischnad G.Iota, die Quappe, Aalraupej welche den s. g. Leberlhran liefern. G. callarius liefert denselben zürn innerlichen Gebrauche am reinsten., G. morrhua aber am reichlichsten. Das Fett von G. Iota wirkt weit schwächer und wird vornämlich nur zu Augensalben verwendet, zu denen die übrigen Arten des Leberthranes zu unrein und reizend sind.
Im Thrane des Geschlechtes Gadus, dem s. g. Oleum jeeoris asclli, Stockfischleberthran, ist das Fett mit Jod zu einem beson-dern Jodate verbunden, welches auf das Knochen- und Drüsensystem ganz ausgezeichnet wirkt. Das Knochen- sowohl als das Drüsengewebe werden durch seine Anwendung zäher, elastischer und kontrahiren sich. Absonderungen im Drüsensysteme werden dicklichter und weniger reichlich; widernatürliche Knochen- und Drüsengeschwülste schmelzen, Knochen- und Drüsenverjauchungen bessern sich^ werden erst eitericht und verschwinden endlich ganz; brüchige Knochen erhalten ihre Elastizität wieder. Auch die Thätigkeit der Haut (wahrscheinlich der Cryptae sebaceae) wird durch dieses Mittel qualitativ geändert.
Demzufolge ist der Stockfischleberthran angezeigt:
Bei Krankheiten der Knochen, welche mit allzureichlicher Ablagerung von Kalksalzon verbunden sind, oder bei welchen ein Mangel an Gallerte sich kund gibt. z. B. bei Gicht, bei der Kno-chenbrüchigkeit der Rinder^, bei der berüchtigten Füllenkrankheit u. dgl. Ferners bei Knorpclkaries; hier hat er sich besonders gegen den Ohnvurm der Hunde gerechten und ausgezeichneten Huf erworben.
Nicht minder gut wirkt der Stockfischleberthran gegen alte Eu-ierverhärluhgen u. dgl. Dagegen leistet er gegen Rolz und Wunrij deren Wesen durchaus nicht skrophulös ist, nichts. Man hat ihn auch gegea Hornhaut/lecken; iedoch mit sehr zweideutigem Erfolge, angewendet. Besonders hat sich hier das Aalquappenfett unverdienten Ruf erworben, denn es wurde gewöhnlich mit rothem
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Quechiilberprä-aipitat, Opium etc. versezt, Welche Mittel dann die eigentliche Wirkung- äusserten. Dagegen möchte es gute Dienste gegen skrophulöse Augenentzündungen überhaupt, insbesondere aber gegen solche, die nach der Hundestaupe so oft als Nachkrankheit erscheint, leisten. Auch das nach der Hundestaupe so gerne erfolgende Ohrcnfliessen erfordert die Anwendung des Stockfischleberthraaes.
- Bei ganz veralteter Mauke und Kappe, wo manche schon zum Glüheisen schreiten, ist er oft schon das wirksamste Mittel und macht Lezteres meist entbehrlich.
Die Anwendung des Stockfischleberthranes geschieht stets in-nerlkh, doch muss man ihn bei Leiden die sich an einer bestimmten Stelle des Körpers äussern, auch zu gleicher Zeit lokal anwenden. Bloss örtliche Anwendung hilft nicht viel.
Man gibt dieses Mittel nur für sich allein, da fast keine andere Arz-neisto/Te sich zur Verbindung mit ihm eignen. Sehr hat man sich zu hüten, gleichzeitig mit der Anwendung des Stockfischleberthranes, freies Stärkmehl enthaltende Nahrungsmittel, z. B. Kartoffeln, Malz, Schrot u. dgl., zu füttern, da diese ihm sein Jod entziehen, und ihn zu blossom ranzigen Fette umwandeln.
'Die Wirkungen des Stockfischleberthranes treten erst nach län-germ Gebrauche desselben auf, daher man ihn stets mehre Wochen andauern lassen muss, wenn er gründliche Heilung bewirken soll.
Die Gabe ist für Pferde und Rinder 2 — 6 Unzen 1 — 2 Mal täglich, fürllimde '/a — lUnzre. In die Augen wird ermittelst eines Pinsels gestrichen, in die Ohren und in Fisteln eingesprizt, in die Haut tüchtis einsrerieben.
Dass das Aschenfett, Axungia Aschii (von Salmo Thymallus) dem 01. jec. aselli gleich oder doch ähnlich wirke, hat sich nacH quot;laquo;-quot;-ern Erfahrunsren nicht bewährt.
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Länge und Stärke bei den verschiedenen Arten ungleich sind; Zähne finden sich auch auf dem Gaumengewölbe. Die Zunge ist durchweg klein, hart, anhängend und gleichsam knochig. Die Nase besteht aus zwei Gruben, welche mit einer faltigen Schleimhaut ausgekleidet sind. Die Augen sind ziemlich gross, ohne bewegliche Augcn-liodcr,.mit runder, grosser und sehr harter Kristalllinse und weniger wässeriger Feuchtigkeit.
Die Hoden der männlichen Fische liegen in der Bauchhölc, füllen diese gcossentheils aus und haben die Gestalt von Säcken, welche mit jeuer dicklichten Materie angefüllt sind, die man mit dem Namen Milch belegt. Die Milch ist der Saame, er wird mittelst eines kleinen gemeinschaftlichen Kanales aus beiden Hoden nach der Cioake geführt. Die Eierstöcke der Weibchen bilden zwei mit Eiern angefüllte Säcke von der Grössc der Hoden der Männchen. Die Eier werden in Ungeheuern Quantitäten gelegt und erst wenn f ie aus dem Leibe des Weibchens .heraus sind, schwimmt das Männchen über sie weg und befruchtet sie, indem es sie mit seiner Milch begicsst. Es gibt übrigens einige Fische, welche sich förmlich begatten und die auch lebendige Junge zur Welt bringen.
Die Flossen oder Bewegungsorgane der Fische heissen je nach ihren Ansazpunkten, Brustflossen, Bauchtlossen, Rückenflossen, Afterflossen und Schwanzflossen. Die Anzahl, gegenseitige Lage, härtere oder weichere Beschaffenheit der Flossen liefern Unterscheidungskennzeichen der zahlreichen Gattungen dieser Klasse.
Die Fische bosizen ein ihnen eigenthümlichosfür die Ausführung der Bewegungen im Wasser sein wichtiges Organ. die Schwimm-blnse, welche im obern Theil des Abdomens liegt. Diese Schwimmblase ist mit Luft angefüllt und vermindert daher das spezifische Gewicht des im Wasser schwebenden Korpers. Je nachdem die Fische nun diese Blase ausdehnen oder zusammendrücken, was sie nach Belieben thun können, vermindert oder vermehrt sich ihr spez. Gewicht und sie steigen gegen die Oberfläche des Wassers oder senken sich in die Tiefe.
Das Fischskelct zeigt sich auf zweifache Art modifizirt; entweder sind die dasselbe bildenden Knochen hart und überhaupt denen der übrigen Wirbelthiere ähnlich, oder aber sie sind weicher und knorpelarlig. Daher rührt es, dass man die ganze Klasse der Fische in zwei grosse Abtheilungen theilt, die der Knochenfische oder Grätenfische und die der Knorpelfische.
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Bei deuLeztern crsezen die Gaumenbeine die Kuocheu der Ober-kiimlade. Sie theilen sich übrigens in drei Ordnungen:
1.nbsp; nbsp;Sauger, Cyclostomi, deren Kinnladen einen einzigen unbeweglichen Ring bilden und deren Kiemen durch zahlreiche Löcher offen gelegt sind. Es sind dieses die unvollkommensten Wirbelthiere, oft ohne Gliedmassen, deren knorplichtes Skelet sehr weich ist. Die Gattung Lamprete, Petromyzon srchört hieher.
2.nbsp; nbsp;Selanerj Plagiostomi, haben die Kiemen der vorigen, aber bewegliche Kinnladen. Die Roche, Raja, und der Hai, Squa-lus, werden dazu gerechnet.
3.nbsp; nbsp;Knorpelfische mit freien Kiemen, Sturiones. Zu diesen gehört der Stur, Accipenscr, von welcher Gattung einige Arten, besonders A. Huso, der Hausen, die Hausenblase liefern, welche in nichts anderm als der getrockneten Schwimmblase besteht und als ziemlich reine Gallerte betrachtet werden kann, aber in der Thierheilkunde keine Anwendung finden darf, weil der weit wohlfeilere Leim sie vollkommen ersezt.
Die Knochen- oder Grätenfische zerfallen in sechs Ordnungen als:
1.nbsp; nbsp;Pectognathi, Haftkiefer, bei ihnen greifen der Maxillarbogen und der Gaumenbogen in den Schädel ein.
2.nbsp; nbsp;Lophobranchii, Büschelkiemer, haben vollständige bewegliche Kienladen, aber die Kiemen zeigen sich, statt wie Kämme, wie Reihen kleiner Quasten oder Federbüsche.
Die nun folgenden vier Ordnungen heissen Weichflosser, Mala-copterygü, weil bei ihnen die Strahlen (Gräten, Knochen) der Flossen weich sind, ausscr zuweilen die erste der Rücken- und der Bauchflosse. Je nachdem übrigens die Bauchflossen am Bauche oder am Schulterapparat stehen, oder fehlen heissen die betreffenden Fische
3.nbsp; nbsp;M. Apodes, bei welchen die Bauchflossen fehlen. Das Ue-schlecht Aal, Muraena, gehört hieher.
4.nbsp; M. Subbrachü, Kehlflosser, zu denen u. a. das Geschlecht Stockfisch, Gadus, gezählt wird.
5.nbsp; M. abdominales, Bauchfiosser. Diese Ordnung enthält bd-nahe alle unsere schmackhaften Flussfische, z. B. die Geschlechter Salm, Salmo, Hecht, Esox, Karpfe, Cypn-nus, mit allen ihren zahllosen Arten.
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ausgekleidet ist, in der sich unzählige Gcfässe verzweigen. Die Luft gelangt durch eine besondere Oeffnung oder einen blossea Spalt in diese Hole, welche eine wirkliche sackförmige Lunge vorstellt.
Die Verdauungswerkzeuge bestehen aus einer Maulöffnung, gewöhnlich ohne Kauapparat; die entweder unmittelbar oder mittelst eines Schlundes in den Magen fuhrt. Die ausserordentlich grosse Leber hüllt den Magen von allen Seiten ein und giesst ihre Galle durch besondere Poren, nicht aber durch Gallengänge in ihn. Der Darmkaual endigt, nach mehrern Windungen, durch einen After, der aber nicht immer am untern Theil des Körpers, sondern zuweilen am Kopfe , an den Seiten u. s. w. liegt.
Der Magen besteht zuweilen aus mehren, von einander abgesonderten, ja oft entfernt von einander liegenden Säcken, die ähnlichen Säcken der Vögel entsprechen. Bei einigen Mollusken ist die innere Fläche des Magens mit. Stacheln oder kalkigten Platten besezt, die verschiedenartig geformt sein können, immer aber zur Zerreibung der Nahrungsstoffe dienen und beweisen, welche Analogie zwischen der den Nahrungsschlauch auskleidenden Haut und derjenigen, in welche der Körper gehüllt ist, herrscht.
Allen Mollusken fehlen die Gliedraassen; es gibt jedoch viele, die an der untern Fläche des Körpers mit einer gewissen fleischigten Scheibe versehen sind, auf welche das Thier sich stüzt, wenn es auf dem Boden kriecht. Bei andern ist der Kopf mit langen Anhängseln oder fleischigten Fäden umgeben, welche diesen Thie-ren nicht nur zum Fühlen und Ergreifen, sondern selbst zur Ortsbewegung dienen. Bei den s. g. Pleropoden sind die Bänder des Mantels flügeiförmig entwickelt und bilden vortreffliche Schwimmflossen für diese, ausschliesslich im 3Iceie lebenden Thiere.
Die männlichen und weiblichen Zeugungsorgane sind sehr häufig auf einem und demselben ludividuo zu finden, so dass es hier wirkliche Zwitter gibt. Selbst bei solchen Arten, die scheinbar nur weibliche Zcugungstheilc besizen, findet Zwitterbildung statt, denn obschon man die männlichen Geschlcchtstheile bei ihnen noch nicht aufgefunden hat, gehen doch die Keime oder Eier befruchtet aus dem, fast den ganzen Abdomen ausfüllenden und zwischen den Kiemen nachAussen führenden, Eierstocke ab.
Die Vereinigung beider Geschlechter auf einem einzigen ludividuo zeigt zwei Hauptmodifikationen, entweder genügt ein Individuum sich selbst zur Befruchtung und diese geschieht dann, wenn
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laquo;lie Eier durch den Eierleiter gehen, so dass eine förmliche Begaf-tmio- hier weder nöthig noch selbst möglich ist (Ex. die Austernquot;) oder aber, die Befruchtung kann nur durch die gegenseitige Vermischung zweier Individuen stattfinden. Da nun jedes Thicr sowohl Männchen als Weibchen ist, so folgt daraus die merkwürdige Anordnung, dass, während das eine die Ruthe des andern in seinem Eierleiter empfängt, es zu gleicher Zeit seine Ruthe in den Eierleiter des andern führt. Die gewöhnlichen Schnecken haben diese Disposition, die man daher Androgyne heisst und die sich auch bei einigen Anneliden wiederholt.
Nicht alle Sinnesorgane finden sich bei den Mollusken; Geruch und Gehör gehen ihnen gänzlich ab, dagegen ist das Gefühl, welches in der so ausamraenziehbaren Haut seinen Siz hat, ^sonders fein. Die Augen fehlen den einen, bei andern sind sie fasb-so gut entwickelt wie bei den Wirbelthieren. Zuweilen sizen sie unmittelbar am Kopfe, oft aber stehen sie auf einem ziemlich langen, zurückziehbaren und nach Guifinden des Thieres sich verkürzenden oder verlängernden slielähnlichen Fortsaz.
GJewisse Mollusken sind auch mit Geschmackswerkzeugen versehen, welche in Anhängseln bestehen, die vor dem Munde angebracht sind.
Ein Theil der Mollusken hat einen, von dem Reste des Körpers deutlich zu unterscheidenden Kopf, bei den übrigen ist dieser nicht erkennbar, sondern mit dem ganzen Leibe verschmolzen.
Man theilt die Mollusken nach der Anordnung ihrer Bewegungs-oroane in sechs Klassen, die aber bei weitem nicht so sehr ver-schieden von einander sind, wie die Klassen der Wirbelthiere und von vielen nur als Ordnungen aufgeführt werden.
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Erste Klasse.
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Kopffüsser. Cephalopoda.
Ihr Kopf scheidet sich von dem übrigen Theile des Körpers durch eine Art Einschnürung ab. Acht bis zehn fleischige , armför-mige Verlängerungen sizen rings um den Kopf, welche Beschaffenheit ihnen auch den Namen gegeben hat. Der ganze Körper ist in einen muskulösen; vorne offenen Sack eingehüllt, aus welchem
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der Kopf mit den Tentakeln herausguckt; dieser Sack ist ein wirklicher Mantel. Der Mund ist mit zwei harten, hornigen, übereinan-derliegenden, einem Papageyschnabel ähnlichen, sehr spizen und abwärts gebogenen Kinnladen versehen, von denen die untere grosser ist wie die obere.
Das Athinen geschieht mittelst zweier Kiemen in Gestalt von Farrenkrautblättcrn, die auf einer Seite anhängen und sich in einer eigenen Hole auf dem Rücken des Thieres befinden. Der Msgcn ist sehr muskulüs und ähnelt dem der Vögel. Der Darmkanal endiget sich durch eine Art Trichter unterhalb des Kopfes; dieser Trichter empfängt auch die Ausführungsgänge der Zeugungslheile. Die Geschlechter sind stets getrennt; die Männchen besizen zwei Hoden welche im Grunde des Sackes liegen und Saaraengänge nach dem Trichter senden; die Eierstöcke der Weibchen liegen ebenfalls im Grunde des Sackes, die Eier sind in Gestelt von Trauben oder Rosenkränzen an einander gereiht. Bei der Begattung werden die Tentakeln in einander geschlungen und die Trichter aufeinandergesezt.
Im Innern des Kopfes findet sich eine durchlöcherte Knorpelplatte, auf welcher das obere Nervenganglion ruht, so dass sie der Hirnschale der Wirbclthiere ähnlich ist, besonders da durch die Löcher Nerven herausgehen, welche in dem Ganglion entspringen und die grösstentheils zu den Sinnesorganen hinlaufen. #9632;— Die Augen sind sehr gross und gleichen in ihrer complizirten Struktur ganz denen der Fische, Das Ohr besteht aus einem häutigen, knochenlosen Labyrinth in welcher eine, der Glasfeuchtigkeit der Augen ähnliche Sülze, enthalten ist. Das Gefühl hat seinen Siz in allen äus-sern Theilen des Körpers und ist bei diesen Thieren besonders fein; die Tentakeln dienen zum fühlen, ergreifen und bewegen. Auf einer Seite sind sie mit schröpfkopfähnlichen Oeffnungen versehen, die zur bessern Festhaltung dienen und oft in einer, oft in mehren Reihen regelmässig nebeneinander stehen.
Alle Cephalopoden sind Seethiere, doch können einige unter ihnen aus dem Wasser herauskriechen und sich oft ziemlich rasch im üfersande fortbewegen. Sie sind durchweg nächtliche Raub-thiere. Einige sind nackt, d. h. ohne Muschel, andere wohnen in einer ein- oder mehrfächrigen Muschel; bei gewissen findet sich im Gewebe des Mantels ein blosses Rudiment von Schale, bei andern aber enthält dasselbe mehrfächrige Schalen.
Man theilt die ganze Klasse der Cephalopoden in zwei Ordnungen, nämlich:
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#9632;
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1, Sepiarien} welche nackt sind und im Gewebe des Mantels ein
Schalenrudiment haben, und 8. Polythalamen , deren äusscre oder innerliche Schale im Innern
in viele Fächer gethcilt ist.
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Zweite Klasse.
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Flossfüsser. Pteropoda.
Thiere in einen fleischigten Sack gehüllt, aus welchem der Kopf durch eine Art Einschnürung horausguckt. Dieser Sack hat weder Fuss noch Scheibe an der Basis des Körpers um fortkriechen zu können , hingegen besizt er zwei seitliche Ausbreitungen in Gestalt von Flügeln oder Flossen , woher auch der ]Vame. Der Kopf ermangelt gänzlich der Tentakeln, Im Allgemeinen sind die Pteropoden Zwitter und ihre Organisation ist weit einfacher wie die der Cephalopo-den. Sie leben hauptsächlich in hoher See, entfernt von den Küsten, gegen den Polen hin. Es sind kleine Thiere, welche sehr schnell auf der Oberfläche des Wassers schwimmen und besonders gegen Abend während Windstillen von den Seefahrern erblickt werden. Die Pteropoden bilden zwei Ordnungen, je nachdem sie nackt oder mit Schale umgeben sind.
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Dritte Klasse.
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Bauclifüsser. Gasteropoda. (Schnecken.)
Der Körper ist mit einer ebenen fleischigen Scheibe versehen, die seine ganze untere Fläche einnimmt und sich oft dergestalt nach den Seiten verlängert, dass sie dem Thiere zu Schwimmbewegungen im Wasser dienen kann. Der von den übrigen Körpertheilen leicht zu unterscheidende Kopf ist mit zwei oder vier zurückziehbaren Tentakeln (fleischigen Fühlhörnern) versehen. Der Mantel bedeckt nicht den ganzen Körper, sondern vereiniget sich nach unten mit der erwähnten Scheibe. Sein vorderer Theil ist oft verdickt und bildet ein Halsband. Einige Gasteropoden sind nackt, andere haben eine rudimentäre, noch andere eine vollständige Muschel, in welche
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tier Körper ganz oder zum grössten Theile zurückgezogen werden kann. Diese Muschel ist mehr oder weniger stark spiralförmig aufge-gerollt und besteht gewöhnlich aus einem Stück, zuweilen aber aus mehrern abgesonderten Gliedern.
Die Augen sind nicht bei allen gleichgelagert, doch stets in der Nähe der Tentakeln oder selbst auf ihrer Spize. Nur selten fehlen sie ganz.
Die Athmungswerkzeuge sind gewöhnlich Kiemen} selten Lun-gensäcke mit nach aussen gehender OefFnung. Die Kiemen sind nackt und liegen an der Oberfläche des Körpers z. B. dem Kopfe, dem Rücken oder den Seiten, oder aber, sie bilden Blätter die unter dem Rande des Mantels liegen, oder endlich, sie liegen im Innern desf Körpers, ,in Holen, welche durch eine Spalte nach aussen kommu-niziren, so dass das Wasser hineindringen und die Kiemengefasse bespülen kann.
Der Kreislauf geht von einem Aortenherz aus, welches das Blut aus den Gcfässen der Athmungsorgane empfängt und nach allen Thei-Icn des Körpers entsendet, Besizt das Thier eine spiralförmige und bedeckende Schale, so ist das Herz stets auf der dem Spiral entge-gengesezten Seite gelagert.
Der Mund zeigt mannigfache Abwechselungen; oft besteht er aus einer blossen halbmondförmigen Spalte mit einer einzigen Lippe, oft hat er zwei Lippen, bei einigen Gattungen bildet er einen längern oder kürzern Kanal (Sypho) oder eine Art Rüssel, verschieden von jenem, der den Athmungsorganen das Wasser zuleitet.
Der Magen ist gewöhnlich dünner und weniger fleischig als bei den Ccphalopoden, er kann einfach oder mehrfach sein und bei gewissen Gattungen ist seine innere Fläche mit kaikigten Erhabenheiten und pyramidenförmigen Spizen besezt.
Die Gasteropoden sind entweder getrennten Geschlechtes oder aber sie sind androgyn,, oder endlich, sie bilden förmliche Zwitter, von denen jedes Individuum sich selbst zur Befruchtunquot;quot; o-enult;lt;-t. Dieser Beschaffenheit zufolge werden sie in drei Unterabtheilungen unterschieden. Zu den Androgynen gehört u. a. unsere gewöhnliche Weinbergschnecke, Helix pomatia.
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— 182 ~ Vierte Klasse.
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Acephala.
Der Name zeigt schon an, dass ihnen ein eigentlicher Kopf fehlt. Der Mund sieht nach vorn und ist unter Falten des Mauteis verborgen. Die Kiemen, oft vier an der Zahl, bilden breite Blätter, die gleich den Blättern eines Buches zwischen zwei Falten des Mantels enthalten sind. Der Mantel selbst ist sehr gross, zusammengedrückt wie der ganze Körper und bildet zwei grosse Blätter, die diesen Lez-tern völlig einhüllen.
Oft sind diese Blätter nach vorn ganz voneinander getrennt und haben einen glatten oder verschiedenartig gefranzten Rand, oft aber sind sie nach vorn dergestalt unter sich vereinigt, dass sie gleichsam eine Röhre oder einen Sack bilden, der Oe/fnungen hat, welche dem Munde, dein Fusse oder dem After entsprechen. Der Mund verlängert sich bei gewissen Gattungen in eine fleischige Röhre oder Rüssel und nicht selten führt ein ähnliches Organ nach den Kiemen, wo dann der Mantel sich bisweilen nach vorn verlängert und beide Röhren einhüllt. Der Kreislauf geht von einem Aortenherz aus, das aus zwei häutigen Vorkammern und einer fleischigen Kammer besteht. Das Blut geht durch die Kiemenarterien ohne vorher durch ein Zwischenorgan gegangen zu sein, die Kieraenvenen dagegen entleeren ihr Blut in die Herzvorkammern, diese in die Kammer, aus welcher es in alle Theile des Leibes getrieben wird.
Jede Kieme enthält einen Hauptgefässstamm, die Kiemenarterie, welche am feslsizenden Rande des Organes verläuft und urzählige Gefässchen in dasselbe sendet. Die Kiemenvenen hingegen verlaufen auf dem freien Rande der Kieme; es gibt ihrer soviele wie Kiemenblätter, sie vereinigen sich zulezt jederseits in einem Hauptstamm
Der Mund ist von zwei oder vier dreieckigten, gestreiften Blättchen umgeben, die den Kiemen in vielen Stücken entsprechen. Gewöhnlich ist nur ein einziger Magen vorhanden; der Darmkanal macht eine grosse Menge Windungen und ehe er sich mit dem After endet, geht er zwischen dem Gewebe der Herzvorkammern und der Herzkammer durch, so dass mehre Anatomen glaubten , er gehe wirklich durch das Herz selbst.
Das einfache Nervensystem besteht aus zwei bis drei Ganglien, deren erstes am obern Theile des Schlundes liegt und diesen öhrför-mig umgibt.
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Der Leib der Acephalen ist selten nackt, meist aber in eine zwei-, selten viel - schalige Muschel eingeschlossen; nur in dieser Klasse gibt es wirklich zweischalige Muscheln. Beide Schalen hängen an den Seiten des Mantels mittelst zweier mächtiger Muskeln fest, die dazu dienen, sie gegenseitig zu nähern, und oft doppelt vorhanden , oft auch in mehre Bündel vertheilt sind. Jeder dieser Muskeln oder Muskelbündel verursacht an der innern Fläche der Schale einen bleibenden Eindruck.
Bei vielen Acephalen findet sich zwischen den Kiemen an der untern Fläche des Körpers der Fuss, ein Organ von verschiedener Gestalt und Grosse. Der Fuss besteht aus Längen- und Qucrfasem und vermag Bewegungen auszuführen. Oft ist er hohl und in seinem Innern liegen Theile des Nahrungsschlauches. Die Thiere bedienen sich seiner oft, um im Sand zu graben. Bei der Gattung Cardium ist der Fuss an seinem freien Ende umsrebosen, das Thier kann ihn aber ausstrecken und so gleichsam Schnellend springen. Der Fuss ist aber oft kurz und es gehen von ihm hornige Fäden ab, welche man Byssus nennt. Mittelst dieses Byssus kann sich das Thier an Felsen und andere Körper festsezen. Er mangelt stets, wo kein Fuss vorhanden ist z.B. bei der Auster, indess er bei Pinna u. a. sehr ausgebildet ist^ so dass man ihn sammelt und, gleich der Seide, spinnt und webt
Man weiss zwar, dass die Acephalen Hermaphroditen sind, allein man kennt ihre Geschlechtstheile noch nicht senau. Zu einem be-stimmten Zeitpunkt entwickelt sich unterhalb dem Verdauungskanal ein Eierstockj der wahrscheinlich bis dahin rudimentär geblieben war und der nun mit Eiern angefüllt ist. Bald hernach findet sich an diesem Orte eine milchigte Materie, deren Ursprungsort unbekannt ist und die den männlichen Saamen darstellt. Nach kurzer Zeit gehen die Eier aus, die jungen, schon mit zweischaliger Muschel versehenen Thiere kriechen aus dem Abdomen heraus und sezen sich an die mittlere Kieme, welche durch sie bedeutend ausgedehnt wird. In diesem Zustand sind die Mollusken oft ungesund und selbst giftig für die welche sie essen.
Die zwei Schalen der Muschel werden mittelst eines elastischen Bandes zusammengehalten, welches auch dazu dient, sie zu öffnen, wenn die oben erwähnten Muskeln erschlaffen. Man nennt den Punkt, an welchem die zwei Schalen an einander befestiget sind, das Charnier oder Gelenk.
Die Acephalen werden in zwei Ordnungen getheilt, 1. solche
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die nackt und 8. solche die mit Schalen versehen sind. Zu den zweiten gehören die bekannten Arten Ostrea, Pentadiua; Uniq, My-tilus etc., die erste enthält wenig bekannte Thiere.
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Fünfte Klasse.
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Armfüsser. Bracliiopoda.
Sie unterscheiden sich von den Accphalen nur dadurch, class bei ihnen statt des Fusses, zwischen den zwei, stets offenen Blättern des Mantels, zwei lange fleischigte Arme hervorragen, die über und über mit fleischigten Faden gleichsam behaart sind. Ihre Muschel ist immer anhängend und zweischalio;. Diese Klasse wird nur von den drei Gattungen Singula Tcrebratula und Orbicula gebildet.
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Sechste Klasse.
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Ilaukeufüsser. Cirrhopoda.
An ihrer untern Fläche stehen Fäden paarweise hervor, die aus mehren hornigen Stücken zusammengesezt sind, welche unter sich arlikulircn. Der Mund besteht aus seitlichen Kinnladen. Der Mantel sondert kalkigte Decken ab, deren Zahl und Lage aber sehr verschieden ist. Ueberhaupt bilden diese Thiere den Uebergaug von den Mollusken zu den Gliederthieren, mit denen sie viele Aehnüchkeit haben z. B. die gegliederten Fäden, Cirrhi geheissen, dass Nervensystem , welches längs dem Leibe an seiner untern Seife gelagert ist etc. Aber der Mantel mit seinen Kalkschalen und die übrigen Punkte der Organisation reihen die Cirrhopodcn den Mollusken bei. Sie bestehen übrigens nur aus wenigen Gattungen z. B. Anafifa Brug. und Baiamts Brug., Seeeichel.
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Von der Muschel der Mollusken.
Der Bau der Muscheln ähnelt dem der Zähne, er besteht aus einem Blättergewebe und aus Schmelz.
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Bei Entstehung der 3Iuschel bildet sich erst ein Blatt, an dessen innere Fläche sich ein neues u. s. f. ansezt, dergestalt dass die ältesten Blätter auch die am meisten nach aussen liegenden sind. Nicht selten bleiben diese Blätter deutlich von einander abgesondert, oft aber sind sie innigst unter sich verschmolzen und können kaum unterschieden werden. Endlich bemerkt man bei gewissen Muscheln, dass jede Blattlage aus perpendikulären Fasern besteht. Wenn die Muschel die lezte Stufe ihrer Ausbildung erreicht hat; und daher zu wachsen aufhört, so wird die innerste Blattschicht mit einer Glasur oder Lage von Schmelz überkleidet, die häufig rein von dem Reste der Schale verschiedene^ gewöhnlich lebhafte Farbe zeigt. An der Ausscnfläche der Muschel aber besteht die Schmelzlage oft aus einer 3Ienge nahe aneinandergedrängten Rauhigkeiten oder warzenartigen Erhabenheiten, die an den Rändern zuweilen in Form von Stacheln und Hörnern entwickelt sind.
Die Farbe der Muscheln wechselt nach dem Alter der Thiere, so dass man oft verleitet weiden könnte, ein und dasselbe Individuum in seinen verschiedenen Lebensstadien als zu ganz verschiedenen Gattungen gehörig zu betrachten.
Die meisten Drüsen welche die Masse absondern, aus denen die Muschel besteht, sizen auf dem freien Räude des Mantels, doch gibt es auch welche an andern Körperstcllen.
Das Licht scheint keinen besondern Einfluss auf die Färbung der Muscheln auszuüben, denn gewöhnlich sind diejenigen Schalthiere, welche auf dem Grunde des Meeres und noch dazu im Sande vergraben leben, am lebhaftesten gefärbt, wie es sich denn auch bei den Fischen auf ähnliche Weise zu verhalten pflegt. Nicht selten ist die innere Fläche der Muschel heller gefärbt wie die äussere und eben sowohl bietet die eine Schale schönere und lebhaftere Farben wie die andere. Das Thier ist stets weniger stark gefärbt wie seine Muschel.
Viele Muscheln spielen in Regenbogenfarben und zwar oft sehr lebhaft, wenn das Licht gerade günstig auf sie fällt. Diese Regenbogenfärbung ist um so stärker, je mehr thierischer Stoff in der Muschel dem Kalke beigemischt ist. Seine Äleuge kann bis auf 34 pCt. steigen.
Die glänzenden und regenbogenähnlichen Farben erscheinen oft erst, nachdem die äusserste Schicht der Muschel entfernt worden.
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Andere Male ist die Farbe der verschiedeneu Biatlschichten der Muscheln, ganz ungleich.
Die Haut der Mollusken verlängert sich zuweilen in Gestalt kürzerer oder längerer Röhren. Bei gewissen Gasteropoden sind diese Röhren in eine ebenfalls röhrenförmige Fortsezung der Muschel eingeschlossen, welche Sypho heisst.
Die Muscheln bestehen nicht alle aus einer bestimmten Anzahl von Stücken, denn z. B. bei Oscabrio wird sie aus mehren, reihenweise hintereinander gelagerten und sich zum Theil dachzie-gelförmig bedeckender Stücke gebildet. Bei Anatifa sind die Stücke noch zahlreicher, ungerade an Zahl und unsymmetrisch geordnet. Bei Baianus und Coronula sind sie im Kreise oder kron-förmig gelagert, endlich, und meistens, finden sich zwei- und eiu-schalige Muscheln.
Man unterscheidet auch Land-, Süsswasserraquo;- und Seemuscheln; erstere sind stets cinschalig, grünlich oder gelblich von Farbe und dünner und zerbrechlicher wie die Wassermuscheln. Die Süsswasserrauscheln können ein- oder zweischalio- sein. Die Seemuscheln endlich sind ein-, zwei- oder vielschaliquot;-.
Die cinschaligcn Muscheln sind häufig spiralförmig um sich selbst gerollt und zwar fast immer von rechts nach links, nur bei wenigen Gattungen von links nach rechts oder bald auf diese, bald auf die andere Weise. Die Zahl der Spiralwindungen ist bei allen Individuen einer Gattung gleich, aber sie nimmt nach den Jahren, doch so zu, dass sie in der Jugend sich schneller ausbilden wie später.
Bei solchen Schalthieren die getrennten Geschlechtes sind, ist die hinterste Windung des Weibchens stärker und dicker wie die des Männchens.
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Die ganze Abtheilung der Mollusken liefert uns ein einziges und und zwar schon obsolent gewordenes Thierarzneimittel, die prä'paririen Auslerschalen gt; Conchae praeparatae. Sie werden erhalten, wenn man Schalen von Austern und einigen andern Wassermollusken im Wasser kocht, von allen Unreinigkeiten säubert, und dann gepulvert aufbewahrt. Sie enthalten nichts anderes, wie kohlensaure und phosphorsaure Kalkerde, etwas thieri-sche Substanz, wirken auch demgemäss und sind theuer. Da sie überdiess seifen frisch zu haben sind, so zieht man ihnen den frischgebraunlen Kalk mit Recht vor.
—#9632;raquo;toiraquo;
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HI. Haiiptalitlielliiuglaquo;
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Gliedert liiere.
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emeine ßetrachtun eon.
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iPen dritten Typus der dem Thicrreiche eigcnthümlichen Organisationen weisen uns die Gliederthiere, Animalia articulata.
Ihr cliarakteristisclies Merkmal besteht in durchgängiger Gliederung des Körpers sowohl als auch der Gliedmassen und dann in der Anordnung des Nervcnsystcmes, welches hauptsächlich aus zwei, der Länge des Körpers nach liegenden Strängen besteht, die au mehren Stellen ganglienartige Anschwellungen besizen, aus denen IVervenfäden abgehen.
Die Haut der wenigsten Gliedcrthiere ist weich, der meisten aber hornig oder selbst steinartig und in Segmente oder Glieder ab-getheilt, die durch bewegliche Gelenke unter sich verbunden sind. Bei einigen fehlen die Gliedraassen, bei jenen aber, welche deren besizen, beträgt ihre Zahl nie weniger wie sechs. Die einzelnen Theile der Gliedmassen bilden gelenkige Scheiden, in welche die Bewegungsmuskeln eingeschlossen sind.
Die beiden Ilauptnervenstränge der Glicderthiere sind sehr häufig durch ihre Ganglien unter sich verschmolzen, auch kommt es wohl vor, dass sie ihrer ganzen Länge nach vereiniget sind und nur eine Furche auf ihrer Oberfläche haben, welche die Trennung andeutet. Bei einigen Crustacen sind es bloss zwei knotige Ganglien, das eine am Kopfe, das andere an der Brust, von denen die Nerven abgehen.
Dem Mumie fehlen oft die Kinnlaileu, wo sie aber vorhanden
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sind, liegen sie nicht über einander; wie bei den bisher betrachteten Thieren, sondern neben einander. Nicht selten findet man einige solcher Paare von Kinnladen über und voneinander gelagert; das vorderste heisst dann die Mandikule,
Das Athmen geschieht bei den im Wasser lebenden Gliederthie-ren, vorzugsweise den Crustacecn, durch Kiemen, bei den übrigen aber durch Trocheen, d. h. eine Gattung Luftgcfässe die aus einer iunem und einer äussern Zellhaut bestehen, zwischen welche ein knorplichtes Gewebe gelagert ist. Diese Trocheen erhalten die Luft durch Seitenöffuungen, Stigmata geheissen. Nur äusserst selten finden sich zellige Ilulen, den Lungensäcken der Mollusken ähnlich.
Die Kreislaufsorgane haben nicht bei allen Gliederthieren die nämliche Organisation. Oft ist ein deutliches Herz vorhanden, aus welchem mehr oder weniger Gefässe abgehen, andere Male ist das Herz nicht unterscheidbar und man kennt selbst bei vielen, die durch Trocheen athmen, noch keine eigentlichen Gefässe, sondern vermu-thet, erstere erfüllen ausser der llespiration auch noch die Geschäfte des Kreislaufes.
Mit Ausnahme der Organe des Gesichtes sind die Sinneswerkzeuge wenig entwickelt und fehlen selbst bei vielen. Das Auge ist bald einfach und linsenförmig, und es sizen gewöhnlich drei solcher Augen auf dem Kopfe, ein Dreieck bildend, bald besteht es aus vier (meist grossen) Zahl von Fabelten, deren jede einen eigenen Zweig von N. opticus erhält. Sehr viele Gliedcrlhicre besizen eigentliche Organe, Autennal oder Fühlfaden geheissen, welche auf dem vordem Theile des Kopfes sizen und nach Einigen Gefühls- nach Andern Geruchsorgane sind.
Diese Antennen sind bei den verschiedenen Gattungen, ja bei den zwei Geschlechtern einer und derselben Art ungleich und bestehen aus einer Anzahl Glieder, die der Länge nach auf einander gereiht sind und deren Zahl und Gestalt häufig die charakteristischen Kennzeichen der \rtcn ausmachen. Von den fünf Klassen der Glie-derthiere haben Insekten und Myriapoden zwei solcher Antennen, die meisten Crustaceen deren vier, Arachniden und Anneliden keine.
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Erste Klasse.
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Ringwürmer, Anneliden. Annalata.
Man nennt sie wohl auch zuweilen rolhblutige Würmer. Sie unterscheiden sich von den übrigen vier Klassen der Gliederthiere durch die Abwesenheit eigentlicher Gliedmassen und durch rothes Blut. Ihr Körper ist im Allgemeinen weich und besteht aus vielen Ringen oder Kagelsegmenten , deren erster, den Kopf bildend, kaum von den übrigen sich unterscheidet. Sie besizen zwei oder drei Kinnladen, welche zuweilen in eine Röhre verschmolzen sind. Ihre Kreislaufswerkzeuge bestehen in Arterien und Venen, ein Herz fehlt. Sie athmen durch Kiemen, doch mangeln diese bei einzelnen Gattungen. Diese Kiemen sizen oft federbusch- oder quastcnarlig auf dem Kopf, oft liegen sie an d.eu Seiten des Körpers und gleichen Baumzweigen. Die Athmungsorgane der Regenwürraer und Blutegel bestehen aus kleinen Säcken oder Bläschen, welche im Innern des Körpers liegen und sich bei den Erstem auf dem Rücken, bei den Leztern an der untern Fläche des Körpers mittelst kleiner Lö-cherchen nach aussei! öffnen.
Einige Anneliden besizen steife Borsten die ihnen statt der Gliedmassen dienen und oft von warzeuälmlichen Erhabcnhcitea entspringen.
Fast alle Thiere dieser Klasse leben im Wasser, einige im Schlamme oder feuchter Erde, wo sie sich Holen graben, wie z. B. der Regemv urm. Mehre können sich, wie die Mollusken, in meist röhrenförmige kalkigte Schalen einhüllen, sind aber nicht wie diese, durch Muskeln daran befestiget, sondern verlassen sie nach Belieben.
Die Anneliden zerfallen in drei Ordnungen: Tubicolae, die in den erwähnten Röhren wohnen, und ihre Kiemen am Kopfe tra-* gen, 2.Dorsibranchi, deren Kiemen zur Seite des Körpers liegen und, 3. Abranchi, die durch Bläschen und nicht durch Kiemen athmen. #9632;—•
Unter den Heilmitteln dieser Klasse sind das Oel und das Pulver der Regenwürmer mit Recht obsolet geworden, um so mehr Aufmerksamkeit widmet man der Gattung
Blutegel, Hirudo. Man erkennt diese Thiere an ihrem langen, sehr ausdehn - und zusaimuenziehbaren, weichen, oben konvexen, unten ebenen Kör-
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per der aus einer grossen Anzahl Segmente zusammengesczt ist. Beide Enden des Körpers gehen in eine platte Scheibe ausrvon welchen die vordere stets kleiner ist und den Mund enthält; die hintere dient bloss zum Festhalten und zur Ortsbewegung. Der mitten in der vordem Scheibe sizende Mund besteht aus drei knorplichten Kinnladen ; welche in feine, sehr spize Zähnchen ausgehen^ die auf ihren freien Rande in zwei halbkreisförmigen Reihen sizen. Der Mund ist der Anfang eines Nahrungsschlauches, der ohne Windungen ganz direkte zum After läuft und nur an einigen Stellen schwache Erweiterunffcn zeigt.
Das Gefässsystem besteht aus vier Gefässen von denen eines längs dem Rücken, eines längs dem Bauche und zwei längs den Seiten des Leibes verlaufen. Sie sind alle vier unter sich durch ziemlich weite Seitenäste verbunden , auch sehen aus ihnen viele kleine Gcfiisschcn in alle Theile des Körpers. Sie führen rothes Blut. Am untern Theile des Körpers sowie zu beiden Seiten desselben finden sich Reihen sehr kleiner OefTnungen, welche den Eingang zu den Athmungsbläschcn (Lungensäcken) bilden. Oft sind diese Ocflhungcn mikroskopisch klein und über den ganzen Leib verbreitet. Das Nervensystem besteht aus einem Strange, der längs dem Darmkanal vom Munde bis zum After verläuft und ungefähr 22 — 23 Ganglien besizt, aus welchen Nervengeflechte entstehen, die dann Fäden in die übrigen Organe des Thieres senden.
Die Blutegel sind androgyen Thiere, sie begatten sich gleich den Schnecken, so dass bei jeder Begattung jedes der beiden Threre zu gleicher Zeit männliche und weibliche Funktionen ausübt.
Die Mündungen der männlichen und weiblichen Zeugungsorgane liegen am Bauche, dem vordem Ende des Leibes näher wie dem hintern und dicht beisammen in Gestalt zweier Poren. Die männlichen Zcugnngsorgane sind : 1. zwei Hoden, die gleich jcnesi dor Wirbelthicrc, aus einem Kanal bestehen, der manigfach um sich selbst gewunden und zu einem Knaul verschlungen ist. Da wo der Kanal nach hinten ausläuft, bildet er mehre Erweiterungen (etwa Nebenhoden). 2. Saamenleiter} welche von den Teslikeln nach dem Ursprünge der Ruthe hinführen und gerade oder gewunden verlaufen. 3. Saamenhläschen, welche zwischen den Hoden nahe an der äussern Oeffnung der männlichen Geschlcchtstheile liegen und sich zu einem einzigen Sacke vereinigen. 4. Die in einer vorhäutigen Scheide liegende Ruthe, welche oft bis zwei Zoll lang ist und cut-
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\Veiler vorsteht oder auf sich selbst zurückgebogen im Abdomen liegt.
Der weibliche GcscWechtsapparat ist ganz einfach. Die Vulva oder äussere OefTnung liegt hinter der Ruthenöffnung und führt in eine ganz kurze Scheide, die sich hinten sackartig erweitert und aus welcher zwei Röhren (Fallopische Trompeten) abgehen, die zu den Ovarien führen.
Die meisten Arten dieses Geschlechtes sind eierlegend, diejenigen aber welche sich nicht an andere Thiere ansaugen, gebären lebendige Junge. Die Eier des medizinischen Blutegels sind zu 6—15 Stück in eine Art Coccons vereiniget, dessen grösster Durchmesser 8 —12, der kleinste 5 — 8 Linien beträgt und der 24 — 48 Grane wiegt. Diese Coccons werden aus zwei Häuten gebildet, einer äussern, zellig-schwammigen, dickern und einer innern, d;in-nern aber zähem. Wenn die Eier reif sind, so durchbrechen die Jungen beide Häuie und kriechen aus.
Um auf dem Trocknen sich fortzubewegen, fixirt das Thier seine hintere Scheibe, verlängert dann den Körper nach vorn, sezt sich mit der vordem Scheibe an, zieht den Hinterkörper nach, indem die hintere Scheibe sich von ihrem Ansazpunkt weghebt u. s. f. Im quot;Wasser schwimmen die Blutegel auf ähnliche Weise d. h. durch schlangenartige Bewegungen des Körpers von oben nach unten und von hinten nach vorn.
Man kennt verschiedene Gattungen Hirudo, aber nur die eine derselben, Sanguisuga geheissen, ist mit gezähnten Kinnladen versehen und kann daher zum Blutsaugen gebraucht werden.
Von dieser Gattung finden sich in unsern Gegenden folgende Arten:
1.nbsp; Sanguisuga officinalis, Savigny. hat_einen grünlichten oder schwarzgrünlichten Körper, über den Rücken verlaufen sechs rostfarbige Längenstreifen, der Mittelkörper und die Ränder haben schwarze Punkte, der Bauch ist gelbgrünlicht, ungefleckt und mit schwarzem Rande eingefasst. Die Körpersegment sehen sammtartig aus. S.|offic. erreicht bisweilen eine Länge von 7 Zollen und wird häufig grüner Blutegel genannt. Er lebt in weichen aber nicht aulen oder sauern Wassern.
2.nbsp; Sanguisuga medicinalis, Sav. wird zuweilen grauer lutegel genannt. Sein Rücken ist dunkelgrün, mit sechs hellrostfarbigen Längenstreifen und schwarzen dreieckigten Flecken. Der Bauch ist grünlicht, gefleckt und mit schwarzem breitem
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Saume cingefasst. Die Segmente des Leibes sind gleichsam mit Wärzchen übersäet. Den Aufenthalt theilt S. med. mit dem vorigen.
3.nbsp; Sanguisuga obseura, Moquin - Tandon hat dunkelblauen Rücken und grünlichten Bauch mit zahlreichen aber ziemlich undeutlichen sclnvarzen Flecken. Die Segmente sind ebenfalls gewärzelt. Man verwechselt diese Art sehr häufig mit dem Rossblafegel Ilacmopis vorax, was Schuld ist, dass man S. obscura niebt in der Menschenheilkunde anwendet, obschon er noch besser saugt wie die andern Arten, dann aber auch, dass man die Haemopis vorax in der Tlnerhcilkunde zu benuzen gesucht hat, was hinwiederum zu der Meinung führte, als wären alle Thiere der Familie Ilirudo zum Blutsaugen bei den Ilausthieren ungeeignet.
4.nbsp; Sanguisuga interrupta, Moquin-Taudon. Kommt nur in südlichen Ländern Europas vor, hat einen griinlichten, gelb gefleckten Rücken, orangefarbene Ränder, gelbgrünen nur leicht schwarzgedupften Bauch, der mit schwarzen Zickzackrändern eingefasst ist. Auch diese Spezies saugt sich bei den Hausthieren gut an.
Was nun die Gattung Haemopis anbelangt, so kann sie, weil ihre Kinnladen nicht mit Zähnen bewaffnet sind, die Haut der Thiere nicht durchbohren, und es bezieht sich alles, was man von ihr erzählte, dass sie z.B. Menschen und Pferden, die durch Sümpfe zu gehen genöthiget sind, sich au die Beine festsaugte, u. s. w. auf Sanguisuga obscura. — Haemopis vorax auch Hirudo sanguisuga oder der s. g. Mossblutegel ist oft bis 8 Zoll lang, platter wie Sanguisuga, hat eine sammtartige olivenfarbige Haut, mit sechs dunkeln Rückenstreifen und dunkelolivenfarbenen Bauche, gelblichtcn Rändern. —
Um die Blutegel aufzubewahren muss man sie in steinernen Ge-fässeu an kühlen, schattigen Orten halten. Die Gefässe dürfen nur halb mit reinem weichem Wasser gefüllt werden und dieses ist täglich zu erneuern. Auch ist es gut, den Boden des Topfes etwa 2 Zoll hoch mit reiner Thonerde zu bedecken, in welcher die Blutegel sich gerne aufhalten.
Die Blutegel durchbohren die Haut mit einem doppelten Akte. Die beiden Endscheiben des Körpers werden fest aufgedrückt und ihre Mitte zurückgezogen, so dass ein luftleerer Raum entsteht, der gleich einem Schröpfkopf wirkt, d. h. es entsteht ein kleines Haut-
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bläschen, in welches sich Blut ergiesst. Dieses Bläschen berührt bei der vordem Scheibe die Kinnladen, diese stossen ihre Zähne ein, das Blut fängt an zu fliessen und der Blutegel saugt es begierig auf. Die dreieckigten Stiche der Blutegel rühren von der Einwirkung der im Dreiecke stehenden gezähnten Kinnladen her.
Wenn der Blutegel sich vollgesogeu hat, so fällt er ab und die quot;Wunde blutet noch eine Zeitlang fort. Jeder Blutesel kann unse-fähr 50 — 80 Gran Blut aussaugen und es saugen, der Erfahrung zufolge, kleinere besser und verhältnissmässig mehr wie grössero. Die Menge des nach Abfallen des Blutegels noch nachfliessenden Blutes beträgt 2 — 6 Drachmen. Man muss übrigens, wenn der Blutegel abgefallen ist, die Nachblutung nicht etwa stillen wollen, denn sie mindert die Entzündung besser, als das Saugen des Blutegels selbst, durch welche dieselbe zum Thcil noch gesteigert werden kann. Von Zeit zu Zeit werden die Blutegelstiche mit einem feinen, in warmem Wasser ausgedrückten Schwämme vom anklebenden und geronnenen Blute gereiniget. Es ist übrigens besser, die Blutegel in die Nähe des leidenden Theiles als unmittelbar auf diesen zu sezen, weil auf diese Weise eher eine Ableitung erfolgt. Dass man jedoch immer der leidenden Steile, wenn sie unbehaart ist, den Vorzug vor behaarten Umgebungen zum Ansaze von Blutegeln geben muss, leuchtet ein, wenn man weiss, dass die Blutegel auf behaarter Fläche nicht anbeissen, wenn die Ilaare nicht zuvor glatt abrasirt wurden, und auch dann noch viele Stücke gar nicht zum Saugen zu bringen sind. Um die Blutegel zum Anbeissen zu reizen, bestreicht man die betreffende Stelle mit etwas Milch oder Zuckerwasser, wirft sämmtliche anzuwendende Blutegel in ein Glas bitteres Bier oder Wasser, das mit einem Löffel weis-sen, ungeschwefelfenWc'mes versezt wurde, lässt sie 20—^30 Sekunden drinn verweilen, giesst dann die Flüssigkeit ab, so dass die Thiere trocken sizen. Nach 3 — 4 Minuten hat sich bei ihnen ein förmlicher Blutdurst ausgebildet und sie werden nun applizirt, indem man das sie enthaltende Glas auf deu betreffenden Theil umstülpt und so lange sanft aufdrückt, bis alle oder doch die meisten Blutegel angebissen haben.
Die Menge der anzusezenden Blutegel muss jedesmal gross genug sein, denn zu wenige dieser Thiere steigern die Entzündung, statt sie zu unterdrücken. Die bestimmte Zahl richtet sich übrigens ganz nach dem betreffenden Organe j auf Schleimhäute sezt man nur
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halb soviel wie auf die äusscre Haut; auf das Auge 4 — 8, auf das Euter laquo;0 — 60 u. s. f.
Die B lutegel werden bei Entzündungen sthenischen Charakters, die in Organe vorkommen, welche A^on aussen zugänglich sind und keinen grossen Umfang haben, angewendet. Zur Ableitung des Blutes von inuern entzündeten Organen sind sie, auch in sehr grosser Zahl angewendet, nicht zulänglich. Bei grössern entzündeten Flächen am äussern Umfange des Thierkörpers genügen sie ebenfalls nicht und es sind ihnen da die Skarifikationen und das Schröpfen vorzuziehen.
Soll eine örtliche Blutentzichung, mit Beriicksichligung einer ganz kleinen Fläche, recht ergiebig ausfallen, so seze man einige Blutegel, lasse, wenn diese abgefallen sind, die Wunden gehörig ausbluten und seze zulezt einen oder einige Schröpf köpfe darauf, wornach die Blutung sehr stark von neuem erfolgen wird.
Dass die Hausthiere, denen man Blutegel applicirt, festgebunden , gebremst etc. sein müssen versteht sich, denn der Stich der Blutegel ist schmerzhaft und das Saugen erregt ein unangenehmes ziehendes Gefühl,, dessen sich die Thiere durch Beissen, Schlagen, Schütteln oder Krazen zu entledigen suchen.
Hat sich ein Blutegel an eine Stelle festgesogen, wo man ihn nicht haben will, so darf man ihn nicht etwa abreissen wollen, indem er lieber sich den Kopf vom Leibe zerren, als von der angesogenen Stelle loslässt; besser ist es, ihn mit Salzwasser zu bespri-zen, worauf er sogleich abfällt, aber zum Saugen in den nächsten Tagen nicht wieder zu gebrauchen ist. Wunden, welche durch gewaltsames Abzerren der Blutegel entstanden sind und in denen der Kopf des Thieres sizen bliebe sind sehr bösartig.
Da die Blutegel stets theurer werden, so sucht man diejenigen, welche schon einmal gesogen haben, wieder zu benuzen. Man zwingt sie, das eingeschluckte Blut wieder von sich zu geben, indem man sie in ein Glas gibt und mit weissera, ungeschwefeltem Weine, in welchem allenfalls etwas Salz aufgelöset sein darf, be-raquo;prizt. Wenn sie hierauf das Blut durch Mundquot; und After ausgesprizt haben, giesst man 3 — 4 Mal frisches Wasser über sie her, um sie abzuspülen, bewahrt sie dann in einem besondern Topfe 3 — 4 Tage lang auf, indem man ihnen das Wasser zweimal täglich erneuert und kann sie nun wieder zu den übrigen in das gemeinschaftliche Gcfäss sezen.
Da alles Ammoniakalische den Blutegeln tödliches Gift ist^ so
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müssen auch die todtcn Individuen sobald als möglich aus dem Bc-hältniss entfernt werden.
Die Blutegel unterliegen übrigens verschiedenen Krankheiten, von denen aber hier nicht die Rede sein darf.
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Zweite Klasse.
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Pauzerthiere. Crustacea.
Man nennt so ungeflügelte Glicderthiere, deren einzelne Kor-pertheile in eine mehr oder minder harte, krustenähnliche oder selbst kalkigte Schale gehüllt sind. Ihr Kreislauf gleicht dem der Copha-lopodciif-das Blut kommt aus allen Körpertheilen durch kleine Venen nach zweien im Thorax liegenden Sinus zurück, die einigermasson zweien Lungen- oder rechten Herzen gleichen und oft zu einem einzigen vereinigt sind. Aus ihnen gehen Gefässe nach der äus-sern Flüche der Kiemen, es sind dieses die Kiemenarterien. Auf der innern Kiemeufläche ziehen sich andere Gefässe hin, die Kic-inenvenen, welche sich zulezt in einem einzigen Stamm vereinigen, der das Blut in ein fleisches linkes oder Aortenherz ergiesst. Damit bei den Zusarnmenziehungen dieses Herzens das Blut nicht wieder in die Kiemenvenen zurücktreten kann, ist die Mündunraquo;1 derselben mit einer Klappe versehen, die sich nach innen, aber nicht nach aussen öffnet. Aus den Herzen entspringen sechs Arterien, drei derselben gehen zu den Augen, den Antennen und den umliegenden Theilen, zweie liefern der Leber das Blut, die lezte endlich ist die eigentliche Aorta, viel grosser wie die übrigen und verzweigt sich in alle Theile des Körpers.
Beinahe alle Crustaceen leben im Wasser und athmen desswe-gen durch Kiemen, die bald am oberu Theile des Leibes unter dem Panzer liegen, bald äusserlich an der Basis der Füsse, auf den Füssen selbst oder auf eigenen Anhängen am Bauche gelagert sind und die Gestalt von Pyramiden besizen, welche aus behaarten Blättern be; tehen.
Das Nervensystem der Crustaceen bietet die Verschiedenheiten dar, welche schon bei der allgemeinen Betrachtung der Wir-belthiere besprochen wurde.
Gewöhnlich besizen die Crustaceen sieben Gliedinassenpaarc,
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ilie aber nicht alle gleich stark entwickelt sind. Bei vielen dieser Thiere, besonders bei den Krebsen, sind die vordersten Gliedmassen nicht gross, nähern sich dem Munde und dienen mit zur Kauung. Von den wahren Gliedmassen besteht jede aus sechs durch Gelenke verbundenen Gliedern; das vorderste Fusspaar nennt man die Scheeretij, wenn die vorlezte Phalanx sehr breit und gross ist und die lezte (Tarsus) sich daran gleich einem Scheerenblatt bewegt.
Der Körper ist aus drei Theilen zusammengesezt. 1. Der Kopf, an welchem Augen, Antennen und Mund befestiget sind, 2. Thorax) aus dessen unterer Fläche die Beine entspringen und 3. Ah-domen oder Hinterleib. Jedes dieser drei Stücke besteht aus Ringen, die mehr oder weniger miteinander verschmolzen sind. Hau-fig fnulot eine solche Verschmelzung auch zwischen Kopf und Brust statt und bildet dann das, was man Cephalothorax nennt. Die einzelnen Ringe des Thorax können von der untern Seite besehen, noch so ziemlich unterschieden werden, von oben aber sind sie so innig mit einander verbunden, dass sie einen ganz gleichartigen Kürass vorstellen. Doch sind bei gewissen Arten die Ringe auch von oben sichtbar. Auf der untern Seite des Bauches finden sich gegliederte Anhängsel die man falsche Beine nennt und welche zur Bewegung, noch mehr aber dazu dienen, die Eier festzuhalten, wenn sie aus den Eierleitern herauskommen.
Die Crustaceen sind getrennten Geschlechtes; die mannlichen Zeugungsorgane bestehen aus Saamenkanälen, welche in zwei, hinter dem lezten Paare der wahren Beine aus der Brust herausgehende Ruthen führen. Bei den Weibchen findet man zwei Schaamöffnun-gen die sich entweder am dritten Brustring oder an der Basis des dritten Fusspaares öffnen.
Die kalkigte Schale der Crustaceen fällt jedes Jahr ab, und wird durch eine, Anfangs weiche Haut ersezt, in deren Gewebe sich bald Kalkmasse ergiesst, so dass der Panzer wieder hergestellt wird. Zur Zeit dieses Ilautwechsels findet man im Magen einiger Crustaceen , besonders der Krebse, jene kalkigten Conkremente die man unter dem Namen Krebsaugen oder Krebssteine kennt und die ehemals in der Menschen- und Thierheilkunde als Arzneimittel gebraucht wurden. Sie bestehen aus Kalk und etwas thierischer Substanz und es gilt von ihnen das, was von den Austerschalen gesagt wurde.
Die Fühlfäden, Fühlhörner, Antennen, gewöhnlich vier an der
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Zahl; stehen am vordem Theile des Kopfes; die Augen sind einfach oder mit vielen Facetten versehen und sizen entweder unmittelbar am Kopfe oder auf gegliederten Fortsäzen.
Man theilt die Crustaeeen in zwei Unterklassen, nämlich 1. Ma-lacostracea deren Hauthcdeckuug hart, dick und kalkigt ist, die 10 —#9632; 14 Füsse besizen, welche in Klauen oder Scheeren enden und 2. Entomostracca, welche dünne und hornige Haut haben, deren ganzer Körper aber mit einer schildförmigen Muschel überdeckt ist. Die Füsse sind in sehr verschiedener Zahl vorhanden^ aber nur zum Schwimmen eingerichtet. Jede der beiden Unterklassen zerfällt wieder in Ordnungen.
Malacostracea.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ordnungen;
Gestielte und | Kiemen unter der Schaale I. Dekapoden bewegliche Augend Kiemen nackt .... II. Stomapoden | Vordere Füsse zum Kauen Festsizendc und j dienend '.....III. Amphipodcn
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zum Gehen dienend......IV. Isopoden.
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Entomostracea.
1.nbsp; Mund ans 2 Mandibeln und Kinnladen gebildet V. ßranchiopoden
2.nbsp; Weder Kinnladen noch Mandibeln .... VI. Poecilopoden#
Zur ersten Ordnung gehören u. a. unsere Flusskrebse, dann die Hummer oder grossen Seekrebse u. n. a.
In die vierte Ordnung gehört der Kellereselj Oniscus murarius Cuv. Er hat einen elliptischen, oben konvexen, unten platten Körper von schiefergrauer Farbe und aus vierzehn runzlichten Segmenten bestehend. Der Kopf trägt 4 Antennen, von denen zweie sehr klein sind. Füsse 14 an der Zahl. Dieses Thier lebt an dumpfen, feuchten Orten, sieht sehr eckelhaft aus und wurde früher als urintreibendes Mittel gebraucht. Da es ziemlich viel Natrum nitricum enthält, so mochte es wohl in dieser Hinsicht etwas leisten Gewöhnlich aber wurden Händevoll lebender Kelleresel einlt;relt;rcben und noch sonst Unfug damit getrieben, so dass dieses Mittel in unsern Zeiten mit Recht obsolet ist. Unwissende Bauern und Kutscher pflegen noch häufig Pferden, die an Harnverhaltung leiden, einen lebenden Kelleresel in die Harnröhre zu schieben, der durch seine Bewegungen in derselben bedeutenden Kizel und Drang zum Uriniren erregt, wodurch dieses oft wirklich erfolgt, oft aber nicht, sondern statt seiner gefährliche Zufälle. Jedenfalls ist das Mittel auch zu
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verwerfen weil oft die Krankheit, welche Laien für Harnverhaltung ansehen; nicht diese, sondern ein ganz anderes Leiden ist.
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Dritte Hlasige.
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Araclmideu. Arachnidae.
Araclmiden sind Glicderthierc ohne Flügel und Antennen., mit vier Paaren gegliederter Füssc versehen^ durch Tracheen- oder Lun-gensäcke athmend und keinen Metamorphosen während der Ausbildung unterliegend. Durch diese Charaktere sind sie von den Cru-staeeen und Insekten, zu welchen sie nicht selten gerechnet werden, unterscheidbar.
Der Leib der Araclmiden ist aus Kopf, Brust und Hinterleib zu-sammengesezt doch so, dass die beiden ersten Theilc mehr oder weniger unter sich verschmolzen sind.
Die Haut ist gewöhnlich weich, glatt oder sammtartig, ohne Schild oder Panzer, jedenfalls mangelt ein solcher stets am ohern Thcile des Thorax.
Am vordem und obern Ende des Kopfes sizen zwei Organe in Gestalt von Armen, die oft länger als die eigentlichen Gliedmassen sind und entweder in eine Scheerc^ wie bei den Crustaceen,, oder in einen einfachen Hacken endigen. Sie dienen zum Ergreifen verschiedener Gegenstände. Der Mund besteht entweder aus Kinnladen oder bildet einen Syphon. Im erstem Falle findet man eine obere Lippe und zwei arm- oder klauenähnliche s. g. Palpen, zwei oder vier Kinnladen, welche eigtvntlich nur die Anfangsglieder der Palpen und des ersten Paares der Beine sind, — endlich eine Zunge, aus einem oder zwei Gliedern bestehend. Die Kreislaufsorgane sind noch einfacher wie bei den Crustacecn. Das im Hinterleibc beünd-liche Herz bildet ein grosses, fleischiges, an seinem obern Ende an-geschwollcucs Gefäss, aus welchem einige beträchtliche Aestc ent-springen, die sich nach den Alhmuugsorganen hinbegeben. Venen hat man noch nicht mit Gewissheit nachweisen können.
Die Arachniden athmen entweder durch spiralförmig gewun-
;1 ne Röhren (Tracheen), die gewöhnlich strahlförmig auseinander
' ;m!j oder aber durch eine Art innerlicher Holen oder Säcke, die
man dec Lungen oder Kiemen verglichen hat. Ihre Zahl ist ebenso
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ungleich wie die der Spalten öden Stigmata, durch welche die Lul't von ausson in sie eindringt. Uebrigeus sind Leztere stets an der untern Fläche des Hinterleibes jjelajjcrt.
Die Geschlechtswerkzeuge sind ausserordenllich ungleich. SU\ liegen meistens an der Brust oder am Anfange des Ifinterleibes. Bei den eigentlichen Spinnen liegen die der Männchen an dxjr Spize der Palpen, so dass die Befruchtung dadurch vor sich geht. dass diese Spize die SchaamÖffnung des Weibchens öfters berührt.
Das Nervensystem besieht gewöhnlich aus zwei durch Aeste unter sich zusammenhängende Nervenknoten, welche Fäden nach andern Organen hinschicken. Andere Male steigt die Zahl diespr Knoten z. B. bei den Scorpionen bis auf 7, welche in einer Reihe hinter einander liegen.
Die einzigen deutlich unterscheidbaren Sinnesorgane, die Au-f/en, sind einfach und glatt, wodurch sie sich von denen anderer Gliederthiere unterscheiden. Ihre Zahl steigt von 2 zu 7 und noch mehren. Sie liegen am Kopfe zerstreut, wo sie als Punkte oder kleine Flecke sichtbar werden.
Verschiedenlaquo;; Arachniden können eine Art Gespinnste anfertigen; der Stich von andern ist oft gefährlich. Die meisten Arachniden sind Kaubthierc und leben von Insekten, mit denen sie,unablässig Krieg führen. Einige leben als Schmarozer auf andern Thic-ren, denen sie die Säfte inittelst des Syphons aussaugen, andere findet man in kleinen Pusteln, -welche gewisse Krankheiten des Menschen und seiner Hausihiere charakterisiren.
Die Klasse der Arachniden wird in zwei Ordnungen getheilt, von denen die erste jene, welche durch Lungensäcke, und die zweite die enthält, welche durch Tracheen athmen. Den zweiten scheinen die Kreislaufsorgane zu fehlen, auch haben sie nie mehr wie vier Augen.
Zur ersten Ordnung rechnet man die Spinnen und Skorpione.
Die Spinnen fertigen ein Gewebe an, mittelst welchem sie Insekten etc. fangen und das sie gewöhnlich an zwei Acsten, Wänden etc. befestigen. Um dieses thun zu können, besizen sie im Innern des Hinterleibes zwei kleine birnförmige Behältnisse, welche in lange, biegsame, mehrmals um sich selbst gewundene Gefässc übergehen. Diese Gefässc vereinigen sich in einen engen Kanal der sich nahe am After durch 4 — 6 Löcherchcn, welche je zu zweien auf kleinen kegelförmigen Wärzchen sizen, nach aussei! öffnet. Der aus diesen Löcherchcn aussickernde Saft erhärtet sclmeU
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au der Luft und bildet so den Faden des Spinngewebes. Viele Spinnen sind giftig. —
Die Scorpione haben den Hinterleib gleich einem Schwänze verlängert und dieser endet sich in einem hohlen spizen Widerhacken, der mit zwei Giftdrüschen in Verbindung steht, welche ihren Inhalt in die durch den Stachel hervorgebrachte Wunde ergiessen. Scorpione kommen im südlichen Europa häufig vor.
In die zweite Ordnung der Arachniden gehört vor Allem die Krä%milbe, Sarcoptes scabiei, Latr. Es gibt verschiedene Arten derselben die sich auf dem Menschen und verschiedenen Hausthieren in den Kramp;spusteln finden. Nicht leicht gehen sie von einer Ilaus-thiergattung auf den Menschen oder eine andere Gattung über, wenn sie es aber thun, so erregen sie daselbst um so hartnäckigeren Kräz-ausschlag. Die am besten untersuchte Art ist: S. sc. equi, welche geübte Beobachter schon mit blossem Auge erkennen. Sie ist rundlich, weissgrau von Farbe, dunkelgestreift, hat acht dunkelgefärbte Füsse, mit glockenförmigem Tarsenendc und zwei Borsten daneben.
Die Kräzmilben des Schafes und Hundes sind kleiner wie die des Pferdes, ähneln ihnen aber sehr.
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Vierte Illasse.
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Vielfüssler. Myriapodae.
Diese Thiere wurden lange Zeit als erste Ordnung der Insekten betrachtet, von welcher Klasse sie nothwendig getrennt werden müssen. Sie athmen durch Tracheen und besizen zwei Antennen, aber ihr Körper besteht nur aus Kopf und Brust, der Hinterleib fehlt. (Hinterleib ist derjenige Theil des Körpers der Gliederthiere, welcher keine eigentlichen Gliedmassen trägt, bei den Myriapoden sizen an jedem Körpersegment vier Gliedmassen). Die'Segmente des Thorax, mindestens sechs an Zahl, sind sich alle gleich; sie theilen sich nach unten in zwei Halbsegmente, von denen immer nur eines zwei Stigmata trägt.
Die Mandibeln bestehen aus zwei gegliederten Stücken: unter ihnen liegt eine in vier Theile gespaltene^ ebenfalls gegliederte Lippe. Folgen dann zwei Paare kleine, nach dem Munde zu ge-
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bogene Fiisse, welche ebenfalls als Fressvverkzeuge dienen. Die Antennen sind entweder kurz, aus 7 Gliedern bestehend und gegen das Ende etwas angeschwollen oder aber lang und aus einer grossen Zahl von einzelnen Gliedern zusammengesezt. Die Augen sind einfach und dann liegen oft ihrer mehre beisammen oder aber sie* sind zusammengesezt.
Die Jungen haben beim Auskriechen aus dem Eie noch keine oder noch nicht alle Füsse und heissen Larven. Mit zunehmendem Alter nimmt auch die Zahl der Thoraxsegmente und Füsse zu.
Die Myriapoden leben fast alle an feuchten und schattigen Orten, unter Rinden, Blättern oder Steinen, selbst in menschlichen AVohnungen. Sie sind sehr lang und heissen gewöhnlich, ihrer grossen Menge Fusse wegen, Vielfüsse, Tausendfüsse etc. In Amerika gibt es welche, die giftig sind und mehre Zoll lang werden.
Unsre Scolopendra gehört in diese nicht sehr grosso Klasse.
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Fünfte Blasse.
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Kerfe. lusecta.
Sie bilden die zahlreichste Klasse des Thierreiches. Den Theil der Naturgeschichte, welcher sich mit ihnen besonders beschäftiget, hat man Entomologie benannt.
Die Insekten sind Gliedcrthiere, haben sechs Füsse, zwei Fühler, oft Flügel, athmeu durch Tracheen und durchgehen Avährcnd ihres Lebens verschiedene Aenderungen in Gestalt und Organisation, welche man Metamorphosen nennt.
Der Körper der Insekten ist äusserlich mit einer mehr oder minder harten, hornigen Hülle bek'eidet, welche in Segmente oder Ringe gelheilt ist, deren Grosse aber sehr wechselt. Der ganze Körper zerfällt, wie der der Crustaceen und Arachniden, in Kopf, Brust und Hinterleib. Der Kopf trägt stets die Augen, den Mund und die Fühler, die Brust, die Beine und Flügel und der Hinterleib entbehrt aller eigentlichen Gliedmassen.
Der Kopf ist gewöhnlich kleiner wie die Brust und diese kleiner wie der Hinterleib, doch findet auch zuweilen ein umgekehrtes Ver-hältniss statt. Der Kopf besteht aus 4 Ringen, die Brust aus dreien-Der Hinterleib ist gewöhnlich etwas weicher überhäutet wie der Rest des Körpers. An seinem hintern Ende finden sich die Oeftnuu-
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gen der Geschlcchtswerkzeuge und des Verdauungskanales. Nicht selten endet er sich in einen Stachel oder schwanzähnlichen Fortsaz.
Der Mund der Insekten besteht aus einer obern und einer untern Lippe^ leztere auch zuweilen Zunge genannt, ferners aus zwei Paaren seitlicher Kinnladen, von denen die obere vorzugsweise Mandibula heisst. Da sich jedoch einige Insekten von mehr festen, andere von bloss flüssigen Substanzen nähren, so ist auch der Mund nicht bei allen gleich gebildet, besonders sind seine Thcile bei den s. g. kauenden Insekten weit stärker einzeln ausgebildet wie bei deu Saugern^ wo sie mehr zusammen stossen und einen kürzern oder längern, weitern oder engern Saugrüssel bilden.
Der Nahruiigsschlauch ist einfach, doch bietet er einige Erweiterungen dar, die ihn dem der Vögel nicht unähnlich machen. Man findet Pharynx, Schlund, Kropf, Vormagen, Magen, dünne und dicke Gedärme, blasenförmige Speicheldrüsen die ihren Inhalt in den Pharynx und eine ebenfalls blasenförmige Leber, welche Galle in den dünnen Darm ergiessen. Der Verdauungskanal ist bei pflanzenfressenden Insekten viel länger und gewundener wie bei fleischfressenden.
Die Ernährung ist sehr einfach. Der im Darmkanal gebildete Chylus schwizt durch seine Wände in die Bauchhöle durch, aus welcher er dann in das |Ierz übergeht.
Der ganze Kreislauf wird durch ein Herz und eine Arterie gebildet, die eigentlich zusammen nur ein Cefiiss ausmachen. Der Herzlheil dieses Gefässcs liegt an der Innern Seite der obern Wand des Hinterleibes und ist mit 8 Klappen versehen, welche eben so viele Hcrzhölen, die von hinten nach vorn in einander übergehen, konslituiren.
Die Arterie ist eine blosse klappenlose Forlsczung dieses Herzens und liegt längs der idnern Seite der obern Wand des Thorax bis in den Kopf, wo sie sich verliert. Das in den Kopf ergossene Blut kehrt in den Unterleib zurück, mischt sich dort mit dem Chylus und tritt durch spaltonförmige Oeffnungen, deren jede Herzkammer zu jeder Seite eine hat, wieder in diese ein.
Die Insekten athracu durch Tracheen und diese verzweijren sich in allen Theilen des Körpers so, dass die Luft und das (meist farblose oder grünlichte) Blut überall mit einander in Berührung kommen, Erstcre daher Lesteres wieder erfrischen kann.
Das Nervensystem hat nichts Besonderes vor dem der übrigen
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Gliedmassen. Die Sinne scheinen alle vorhanden^ doch nicht bei allen Spezies gleich ausgebildet zu sein. Bei solchen Insekten, deren Haut weich ist, scheint der Gefühlssinn überall in derselben verbreitet zu sein, bei solchen aber, die harte Umhüllunger; haben, beschränkt sich der Siz des Gefühles auf die Antennen. Der Ge-schmacksinn scheint in den Palpen zu sizen, andere meinen im Schlünde.
Der Geruch ist sehr scharf und leitet die Insekten auf weite Entfernung. Seinen Siz hat er an dem Eingange der Tracheen, den s. g. Stigmaten.
Den Trager des Gehörsinnes hat man bisher noch nicht entdek-ken können, obschon es ausgemacht ist, dass viele Insekten, z. B. die Bienen, hören.
Unter allen Sinnesorganen ist das Auge am besten entwickelt. Man findet bei den Insekten einfache und zusammenlt;jesezte Auraquo;eu. Da wo sich einfache (Stemmata) befinden, sind gewöhnlich ihrer drei vorhanden, welche oben auf dem Kopfe in einem Dreiecke sizen. Die Insektenlarven haben nur einfache Aiuren, dasresren aibt es Insekten, welche einfache und zusammengesezte besizen. Die zusammengesezten sind sehr gross und bilden oft den beträchtlichsten Thcil des Kopfes. Die einzelnen Facetten sind sechseckigt und jede ist mit ihrem eigenen Xervenzweige versehen. Augenlie~ der fehlen bei allen Insekten.
Den Insekten fehlt die Stimme; die verschiedenen Töne welche mehre Gattungen hervorbringen können, werden durch Reibung der Füsse, Flügeldecken und anderer äusserlich liegender Organe hervorgerufen. Die Insekten sind stets getrennten Geschlechtes; der Leib der Männchen ist meist kleiner wie der der Weibchen, die Fühler länger und stärker, die Farben lebhafter, die Kinnladen stärker, auf dem Kopfe finden sich oft Ansäze, welche den Weibchen fehlen. Sehr häufig sind die Weibchen unseÄäffelt oder nur mit sehr kleinen Flügeln versehen.
Die Geschlechtstheile liegen im Hinterleibe und öffnen sich mit dem After, so dass eine wahre Cloake vorhanden ist. Bei den Männchen findet man zwei biegsame, die Stelle der Hoden versehene aamenbereitungsgefässe und Saamenleiter, aber keine Ruthe sondern einige hornige Erhabenheiten, welche um die Cioakc herum sizen und dem Männchen dazu dienen, sich an das Weibchen gleichsam festzubacken. Bei den Weibchen finden sich zwei Ovarien, den Hoden der Männchen gleich, welche sich in einenEicrlcitcr und dieser iu
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die Vagina münden. Am Eingange der weiblichen Geschlechts-theile sizt oft ein stachelförmiger Fortsaz, der Legestachel, mittelst welchem das Thier seinen Eiern oder zukünftigen Jungen eine Wohnung in verschiedene organische und unorganische Gegenstände bohrt. Die Insekten sind fast durchgängig eierlegend.
Ein sehr grosser Theil der Insekten erleidet während den verschiedenen Zeiträumen des Lebens grossc Umänderungen in der Gestalt und im Baue, welche Metamorphose genannt werden. Solche 3Ie-tamorphosen sind entweder vollständig oder unvollständig. Im ersten Falle erscheint das Insekt von seinem Auskriechen aus dem Eie bis zu seiner vollständigen Ausbildung unter dreierlei verschiedenen Gestalten. Beim Auskriechen aus dem Eie bildet das Thier eine irt/raquo;c (bei den Schmetterlingen Raupe, welche einen verlängten, wurmähnlichenKörper und keine Flügel, oft auch keine Fiisse besizt. Nach einiger Zeit spinnt diese Larve eine dichte Hülle um sich und bleibt in derselben während einer gewissen Frist wie tpdt eingeschlossen. In diesem Zustande wird das Insekt Puppe oder Nymphe genannt. Endlich durchbricht es die Hülle und fliegt als vollkommenes Insekt davon. Erst als solches besizt es vollständige Zeugungsorgane und pflanzt sich fort, indess seine frühern Lebensperioden nur dem vegetativen Prozesse gewidmet waren.
Bei den unvollständigen Metamorphosen kriechen die Jungen schon ganz ausgebildet aus den Eiern, nur fehlt ihnen ein oder der andere Theil z. B. die Flügel, welche erst zur Zeit erscheinen, wenn das Thier sich fortpflanzen soll.
Die Klasse der Insekten zerfällt in drei Unterklassen, deren Merkmale von der An- oder Abwesenheit der Flügel und im ersten Falle von ihrer Zahl genommen werden, so erhält man 1. Unterklasse, ungefliigelte Insekten, 2. Unterklasse, Insekten mit vier und 3. Unterklasse solche mit zioei Flügeln. Jede dieser Unterklassen wirft wieder in einige Ordnungen gctheilt, deren charakteristische Kennzeichen sowohl in der Beschaffenheit der Flügel, als auch der Füsse und Fresswerkzeuge gefunden werden.
Ungeflügelte Insekten.
1. Ordnung. Thysanura. Sie haben ausser den sechs wirklichen Fassen am Thorax, noch am Hinterleib Anhängsel die man falsche Füsse heisst und die sehr häufig zum Springon eingerichtet sind. Die Gattungen Lepisma und Podura gehören bieher.
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2.nbsp; Ordnung. Parasita haben sechs Füsse, Punktaugen und einen grösstentheils innerlichen Mimd , welcher in einem zurückziehbaren Rüssel besteht, wobei die Kinnladen oft hackenförmig sind. Ex. die Laus, Pcdiculus, von welcher Gattung fast jedes Wirbelthier und sehr viele andere Thiere ihre besondere Art als Schmarozerthier be-sizt. Der Mensch hat u. a. drei verschiedene Arten Läuse.
3.nbsp; nbsp;Ordnung. Cystuplera besizen eine obere und eine untere Lippe und zwei hackenförmige Kinnladen. Sie sind ebenfalls Schma-rozerthiere und erleiden keine Metamorphose. Sie heissen Zecken, Ricinus, und finden sich mit Ausnahme des Hundes (und des Schafes?) nur auf Vögeln.
4.nbsp; Ordnung. Suctoria erleiden unvollständige Metamorphosen^ besizen sechs Fiisse und einen Saugrüssel, welcher in einer cylin-drischen, aus 2 gegliederten Stücken bestehenden Scheide liegt.
Der Floh, pulex, mit 3—4 Arten bildet diese Ordnung.
Vierflügelielite Insekten.
5.nbsp; Ordnung. Coleoptera, Käfer. Es ist dieses die zahlreichste Ordnung, nicht nur dieser Klasse, sondern auch des ganzen Thier-reiches, denn man hat schon an 35,000 Arten Käfer entdeckt. Die Käfer haben sechs Füsse, vier Flügel von denen die beiden obern Flügeldecken bilden, Kinnladen und Kinnbacken zum Kauen; die Unterflügel sind bloss queer gefaltet und die Flügeldecken liegen stets horizontal. Sie durchgehen eine vollständige Metamorphose. Jedermann kennt diese Insekten : von jenen, welche in der Thierheil-kunde als Arzneimittel gebraucht werden, soll später die Rede sein'
6.nbsp; Ordnung. Orthoplera. Sie gleichen im Allgemeinen den Vorigen sehr, jedoch sind die untern Flügel sowohl in die Queere als Länge oder auch nur in die Länge gefaltet; die Flügeldecken sind eher leder- wie hornartig. Sie durchgehen nur eine halbe Metamorphose, Es gehören zu ihnen u. a. Schabe, Blalta, Heuschrecke, Lo-custa n. a. dgl.
7.nbsp; Ordnung. Hemiptera. Die Flügeldecken sind nur halb schalig , halb aber häutig wie die Unterflügel. Statt Kinnladen und Kinnbacken findet sich ein borstiger Saugrüssel der in einer gegliederten hornigen Scheide steckt und einem Schabel ähnelt. Ex. Wanze, Pumex^ Grille, Cicada, u. a.
8.nbsp; Ordnung. Nevroptera hat 4 häutige und nackte Flügel, Kinnladen und Kinnbacken zum Kauen; die Flügel haben feine nczartige
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Adern; die Untcrflügel sind grosser wie die obern oder doch gleich gross. Ex. Wamp;sserJungfernj Libcllula, Eintagsfliegen, Ephemera u. s. f.
9.nbsp; Ordnung. Hymenoptera gleichen den Vorigen, nur mangeln ihnen die starken Flügeladern, auch sind die Unterfliigel stets kleiner wie die obern. Der Leib des Weibchens ist durchgängig mit einem Legestachcl versehen. Ex. Ameise, formica, Biene, apis, AYespe , vespa u. s. f.
10.nbsp; Ordnung. Lepidoptera, Schmetterlinge, haben vier grosse häutige Flügel, welche mit farbigen kleinen Schuppen überdeckt sind. Eine hornige kleine Schulterdecke findet sich an der Basis der Ober-flügel. Die Kinnladen sind durch zwei Halbröhrcn ersezt, die eine lange, auf sich selbst zurückgewundene Spiralzange bilden. Sie sind allbekannt.
Zweiilügelichte Insekten.
11.nbsp; Ordnung. Rhipipfera haben zwei fächerförmig gefaltete Flügel, zwei harte bewegliche, kleine, schalige Körper, welche Rudimente von Flügeldecken zu seia scheineii und als Kauorgane einfache Kinnladen in Gestalt von Borsten mit Palpen, Ex. Slylops und Xeno.
12.nbsp; Ordnung. Diptera haben zwei häutige ausgespannte Flügel, fast bei allen von zwei beweglichen Körpcrcheu, den Schwebeslangen, welche hinter ihnen liegen, begleitet; als Fresswerkzcugc eir-nen Rüssel, aus einer vcrschiedentlichen Anzahl Borsten in einer un-gegliedertcn Scheide bestehend. Ex', die berüchtigte Fliege, Musca, Schnacke oder Miicke, Culex, Breme, Tabanus, Bremse^ Oestrus u. s. w.
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Aus der Klasse der Insekten intercssiren uns aus der 5. Ordnung die spanische Fliege, aus der 9. Ordnung die Ameise, formica, die Biene, Apis melliiica und aus der 12. Ordnung die Breme, Tabanus und Bremse, Oestrus, nebst einigen verwandten Gattungen.
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Die Tarsen am Ende der Fiisse der Käfer bestehen aus drei, vier oder fünf Gliedern, woher auch die Eintheilung der Ordnung in die Sippschaften Trimera, Tetramera und Pentamera kommt. Zwischen den beiden leztgenannten findet sich noch die Sippschaft Heleromerrr, bei weicher die beiden Yorderfüssc fünf, die vier hintern aber nur 4 Glieder am Tarsus habeu.
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#9632;Zu diesen Heteromenea und zwar zu der Familie Trachelis gehören nur einige Gattungen deren meiste Arten auf die Haut der Thierc reizend^ Entzündung erregend und blasenziehend, in den Ver-dauungskanal geführt, aber nicht nur eben so, sondern auch auf das llanisystem spezifisch reizend wirken.
Diese Arten heissen: Cercoma SchaeflFerii, Dices Bielbergii, Dices Argus, Decatoma lunala, Mylabris cichorii M. variabihs, M. cya-nescens, M. oetopunetata, Lydus flavipennis, L. algiricus, Aenas segetum, A. syriacus, Meloe proscarabacus, 31. gallica, M. majalis, Telraonyx tigridipennis, T. quadrilineata, endlich 8 Arten Cantharis, von denen die bekannteste unter' allen blasenziehenden Insekten am häufigsten vorkommende und am besten und sichersteraquo; wirkende die Cantharis vesicatoria, Geolfr. Latr., Lasita vesicatoria Fabr., Meloe vesicatorius L. ist. Diese Cantharide ist schön grün mit Goldglanz, 8— 10 Linien lang; das Männchen weit kleiner wie das Weibchen. Dor Kopf ist gross und an der Basis, breiter wie der Prothorax, die Fühler sind schwarz, die Flügel decken schmal und bedecken den ganzen Hinterleib.
Diese Insekten sind in wärmern Ländern sehr gemein, auf der Nordseite der Alpen kommen sie besonders gegen die Sommersonnenwende am Oberrhcine sehr häufig vor. Hauptsächlich sezen sie sich an Eschen, spanischen Flieder und einige andere Pflanzen der Familie der Jasminen, deren Blätter sie gierig abfressen, indess finden sie sich auch auf Caprifoliaceen, Ulmen, und Rosaceen, selbst auf Buchen. Die lebenden Canthariden, besonders Avenn sie, wie gewöhnlich; in grosser Zahl beisammen sind , verbreiten einen starken, sehr durchdringenden und unangenehmen Geruch, welcher weithin bemerkbar ist, so dass man ihre Gegenwart auf Bäumen daran erkennt. Dieser Geruch erhält sich theilweise auch an den todten Canthari-den. LTm die spanischen Fliegen einzusammeln breitet man frühmorgens, vor Aufgang der Sonne, grosse Tücher unter den Bäumen aus, auf welche sie sich Abends zuvor gesezt haben. Die Bäume werden dann stark geschüttelt und die durch die Nachtkühlc ganz erstarrten Insekten fallen herunter. Um sie zu todten, werden sie gewöhnlich Dämpfen von heissem Essig-ausgesezt, wohlfeiler und besser aber ist es, wenn man sie über einem Kohlenbecken tödtet, indem die Essigsäure chemische Veränderungen in ihnen hervorbringt. Man hüte sich aber, sie allzustarker Hize auszusezen, weil sie sonst leicht anbrennen und dann unwirksam werden. Wenn die Canthariden ge-tödtet sind, trocknet man sie am Schatten und bewahrt sie in Glä-
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sern auf, die wo möglich mit Glasstöpseln versehen sind. Ohne diese Vorsicht gerathen gewisse Käferchen aus der Gattung Derme-stes an sie und zernagen die wirksamen Theile} Bauch, Brust etc. dergestalt, dass nur die fast unwirksamen Flügeldecken übrigbleiben.
Da die Canthariden ein ziemlich theures und doch sehr gebräuchliches Thierarzneimittel bilden und sehr oft mit Carabus auratus und andern Küfern verfälscht vorkommen, so sollten selbst dispensirende Thierärzte sich die Mühe nicht reuen lassen, sie selbst einzusammeln. Ueberall wo der Weinstock noch sedeiht, kommen auch noch Canthariden fort.
Die chemische Untersuchung der Canthariden hat in ihnen folgende Bestandtheile nachgewiesen:
1.nbsp; nbsp;Ein grünesj nicht im Wasser aher im Weingeist lösliches, nicht blasenziehendes Oel.
2.nbsp; Eine schwarze, keine Blasen erregende, nicht im Weingeist, wohl aber im Wasser lösliche Substanz.
3.nbsp; Ein gelber Stoif der keine Blasen zieht und sowohl in Wasser als Weingeist aufgelöset werden kann.
4.nbsp; Ein öliges, flüchtiges, blasenziehendes Princip.
5.nbsp; Das Canlharidin j eine weisse, blätterige Cristalle bildende Substanz, die sich für sich allein nicht im Wasser löst, wohl aber, wenn sie mit dem gelben Stoff (3) vermischt ist. In kochendem Weingeist löst sich das Canlharidin ebenfalls auf, schlägt sich aber beim Erkalten nieder. Ihm verdankt die spanische Fliege alle Wirkung. —
Die Canthariden wirken sehr heftig reizend, auf die äussere Haut rothmachend; blasenziehend, die Thätigkeit der Nerven und Gefässe erhöhend. Insbesondere äussern sie spezifisch reizende Wirkung auf die Urinwerkzeuge und das Bauchfell und zwar sowohl bei der innerlichen als äusserlichen Anwendung.
Dieser spezifischen und meist gefährlichen Wirkung wegen, hat man die Canthariden bisher innerlich wenig versucht. Man rühmt sie indessen gegen Krankheiten der Harn- und Geschlechtswerkzeuge die mit Erschlaffung und Schwäche begleitet sind, besonders bei Lähmung des Blasenhalses und daraus hervorgehender Incontinentia urinae, ferner bei chronischem weissen Fluss der Kühe und der Unfähigkeit trächtig zu werden, welche davon herrührt etc. Auch gegen chronische Wassersuchten, gegen Roz und Wurm etc. sollen sie schon gute Dienste geleistet haben und gegen die Wirkungen des Bisses von tollen Hunden werden sie sogar
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als sicheres Spezifikum angepriesen. Leider haben sie sich in allen diesen Fällen durchaus als unzuverlässig bewährt.
Aeusserlich angewendet erregen die spanischen Fliegen leicht Schmerz, Geschwulst, vermehrten Zufluss von Säften, daher auch Ausschwizung einer Serosität und Ergiessung derselben unter die Oberhaut, wo sie dann Blasen darstellt. Man verwendet sie sehr häufig als ableitendes, reizendes, auflösendes Mittel entweder nur mit Fett zur Salbe oder mit Terpentin, Wachs, Harz etc. zum Pflaster gemacht oder auch als Cnntharidentinklur, welche man erhält, wenn 1 Gewichtstheil Canthariden in 12 Gew. thl. rektifizir-ten Weingeistes einige Tage in einem wohlverstopften Gefässe der Sonne oder einer gelinden Ofenwärme ausgesezt werden. Die sich bildende grüngelbe klare Tinktur wird dann vom Bodensaze abfiltrirt und in Flaschen mit Glasstöpseln aufbewahrt.
Es gibt auch verschiedene scharfe Salben und Pflaster in welchen die Canthariden als Hauptmittel neben andern scharfen Stoffen liguriren z. B.
Schwarzes Pech 2 Theilc,
Terpentin,
Lorbceröl v. j. 1 Theil. Sie werden über einem gelinden Kohlenfeuer zusammengeschmolzen, wenn sie flüssig sind wird Va Th. Cantharidenpulver beigemengt, das Ganze unter beständigem Umrühren vom Feuer genommen und noch Avarm mit einem grossen Pinsel 1—2 Linien dick auf den leidenden Theil aufgetragen.
Dieses Pflaster hat uns gegen kalte Geschwülste, veraltete Stollbeulen, Piphacken, Flussgallen u.dgl. schon die vortrefflichsten Dienste gethan. Da seine Applikation dem Thiere viele Schmerzen verursacht, so muss dasselbe vorher gebremst und gefesselt wec-den. Das Pflaster bleibt liegen bis es von selbst in Stücken mit den Haaren und der Oberhaut abfällt und wird nöthigen Falls zwei bis drei Mal wiederholt angewendet. Dieses Pflaster hat nicht die Nachtheile des glühenden Eisens, indem es keine Spuren seiner Anwendung zurücklässt und wirkt doch beinahe so gut wie dieses. Nur gegen Knochenauswüchse möchte es ihm nachstehen.
Ein sehr gebräuchliches Mittel ist die Scharfsalbe; sie besteht aus
Cantharidenpulver,
Terpentinöl von jedem 1 Theil,
Lorbceröl 8 Theile. Oder
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Cantharidenpulver 2 Theile^
Euphoibiumgummipulver 1 Th.j
Terpentinöl,
Lorbeeröl von jedem 3 Th. Dieser Salbe wird zuweilen, besonders wenn sie gegen Hautkrankheiten angewendet wird, V4 Theil Quecksilbersublimat beige-sezt. .Sie wirkt im höchsten Grade reizend^ entzündungerregend, selbst ü%end. Man gebraucht sie häufig als Ableitungsmittel bei innern Entzündungen und zwar wird sie dem leidenden Organe so nahe als möglich in die Haut eingerieben. Hauptsächlich findet sie Anwendung in Gehirn-, Hals-, Lungen-, Leber-, Nieren-, Darm - Entzündung und akuten Wassersuchten, ferner bei Nervenleiden z. B. Koller, Starrkrampf, Nervenfiebern, Lähmungen. Bei Atrophie von Muskeln und gegen sehr veraltete Hautausschläge, Kräze, Flechten, Mauke ist die scharfe Salbe ebenfalls nüzlich, sie wird gegen Schwinden besonders gern mit Salmiakgeist verseztraquo;
Es hat aber mit der äusserlichen Anwendung der Cantharidcn seine besondere Bewandniss; sie wirken nämlich ebenso schädlich auf die Ilarnwerkzeuge und die serösen Membrane besonders das Bauchfell, wie wenn sie innerlich angewendet wurden, freilich erst nach grossen Gaben oder lange anhaltendem Gebrauche. Namentlich ist es das Bauchfell welches nach Applikation der Canthari-densalbc auf die äussere Haut häufig in Entzündung verfällt die meist mit dem Tode endet, wesshalb man ihnen bei Entzündungen innerer Organe die Applikation von Haarseilen, Tcrpentiuöleinrei-bungen, Senfteigen, die allenfalls mit Terpentinöl versezt sind etc. als Ableitungsmittel vorzieht. — Man findet bei vielen Schriftstellern Fälle von Pferden aufgezeichnet, die an akuter Lungenentzündung litten, auf rationelle Weise behandelt und auch gerettet wurden, aber im Stadio der Reconvalescenz an Bauchfellentzündung (nur obenhin gewöhnlich Darmentzündung geheisscu) zu Grunde gingen. Man konnte die Ursache dieser Bauchfellentzündung nicht ausfindig machen.
Eine Reihe von Erfahrungen hat uns über diesen Umstand aufgeklärt. Als ableitendes Mittel bei Lungenentzündungen wird Can-tharidensalbe auf beide Brustwandungen in grosser Menge, zuweilen wohl bis auf 1 Pfund in 24 Stunden eingerieben und noch oft das vor die Brust gesteckte Haarseil damit beschmirt. Anfangs äussern die Canthariden ihre Wirkung bloss lokal und bewirken so eine heilsame Ableitung von der Brust. So wie aber der Blutan-
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drang nach dieser abnimmt, nimmt auch die Empfänglichkeit der übrigen Organe gegen spezifische Reize zu und das nun in grosser Masse im Körper befindliche Cantharidin kann nun seine schädliche Wirkung auf das Bauchfell äussern. Die Bauchfellcnlzündung muss tödllich ablaufen, weil das Gift in sehr beträchtlicher Mejilaquo;-e in den Körper aufgenommen wurde und dieser, durch die primäre Krankheit schon geschwächt; nicht gehörig gegen dasselbe vagiren kann. —•
Die Gattung Ameise, Formica h. besteht aus Männchen, Weibchen und Geschlechtslosen. Leztere sind ungcfliigclt und im Grunde nichts weiters als unvollkommen entwickelte Weibchen. Die Fühler sind bei den Weibchen und Geschlechtslosen stark gebrochen mit sehr verlängertem Grundglicde (Basis). Der Kopf dreieckig, deutlich geschieden. Die Ameisen leben in grossen Gesellschaften in eigenen Bauen (Haufen), unter Steinen in hohlen Bäumen etc. Die fusslosen Larven, fälschlich Ametseneier geheissen, werden von den Geschlechtslosen mit süssen Pflanzen, oder auch mit thieri-scheu Stoffen gefüttert. Die Weibchen und Geschlechtslosen haben am Ilinteiieib Bläschen in welchen sich eine scharfe saure Flüssigkeit befindet, die die Thiero au ihrer Verthcidigung ziemlich weit wegsprizen.
Die ziemlich langen Flügel der Männchen und Weibchen kommen erst spät zum Vorschein und die Thiere verlassen den Bau, sobald sie geflügelt sind um sich in der Luft zu begatten, wo man sie oft in groesen Schwärmen fliegen sieht.
Die Männchen sind weit kleiner wrie die Weibchen und gehen bald nach der Begattung zu Grunde. Die befruchteten Weibchen kehren nicht wieder in ihren Bau zurück, sondern gründen einen neuen, nachdem sie sich selbst die Flügel mittelst der Beine abn-e-streift haben. Jene befruchteten Weibchen, welche sich zufälli0, noch in der Nähe des allen Baues finden, werden von den Geschlechtslosen eingefangen und der Flügel beraubt, so dass sie ihre Eier in den alten Bau ablegen müssen und dieser demnach nicht ausstirbt.
Die in der Thierheilkundc zuweilen als Arzneimittel angewandte Ameise ist F. rufa, deren Brust und Beine, bei einem übrigens schwarzen Leibe, bräunlich roth sind. Sie findet sich sehr häufig in Wäldern, wird oft 4 Linien lang und darf nicht mit der ihr ahn~ liehen, aber röthlicher gefärbten kleinem und unwirksamen Myrrnica
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rubra verwechselt werden, hingegen kann die bis 7 Linien lange aber seltene, sehr kräftige F. herculanea die F. rufa sehr wohl ersezen. Die chemischen Bestandtheile der Ameisen sind Aepfelsüure, Ameisensäure, ätherisches MnA fettes Oelgt; Gallerte nnA Harz.
Die Ameisen erregen die Thätigkeit des Blutgefäss- und Nervensystems kräftig, wirken flüchtig reizend, aber nicht äzend, doch machen sie die Applikationsstellen roth und entzünden sie leicht.
Zum innerlichen Gebrauche weiden die lebendigen Ameisen in einem steinernen glatten Mörser zerquetscht und mit Mehl und Wasser zur Latwerge gemacht. Auch destillirt man 1 Theil lebendiger Ameisen mit 2 Thcilen Weingeist und ebensoviel Wasser so lange bis vom Ganzen 2 Thcile übergegangen sind und erhält so den Ameisengeist, Spiritus formicarum, den man aber nur höchst selten innerlich, sondern mehr äusserlich anwendet. Das Tödten der Ameisen durch Hize und nachheriges Pulvern benimmt ihnen fast jede Wirksamkeit.
Die zerquetschten Ameisen können grössern Hausthieren (Pferden und Rindern) zu einer Unze 2 — 3 Mal täglich gereicht werden, kleinern zu 1 — 2 Drachmen. Da sie aber ausserordentlich flüchtig und nicht intensiv wirken, so sind sie mit Recht wenig im Gebrauche. Innerlich können sie im Nothfalle gegen Lähmungen, chronische Wassersuchten , auch Würmer gegeben werden, äusserlich sind sie gegen oberflächliche Hautausschläge astenischen Charakters, Lähmungen, Schwinden., Rhevmatismen, Oedeme etc. anzuwenden.
Die Biene, apis mellifica,
hat einen haarichten, braunen Körper mit einer graulichten Qucer-binde, welcher aus feinem Flaum besteht.
Die Bienen bilden zahlreiche Gesellschaften, Schwärme geheis-sen, welche mit einer staunenswerthen Ordnung nach unveränderlichen Gesezen leben. Jeder Schwärm besteht aus dreierlei Individuen, 1. Arbeitsbienen, gewöhnlich 13000—20000, oft aber bis 30000 an Zahl, 2. Männchen, Drohnen geheissen, deren Anzahl 600 bis 1000 beträgt, endlich 3. das Weibchen oder die Königinrij welche im eigentlichen Sinne des Wortes den Schwärm oder Bienenstock regiert.
Man hat die Arbeitsbienen lange Zeit für geschlechtslos gehalten, genaue Untersuchungen haben aber gezeigt, dass sie alle weiblichen Geschlechtes sind, dass aber ihre Geschlechtsthcile sich nur
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unter gewissen Verhälluissen ausbilden können, was sehr selten und nur mit einzelnen Individuen in dem Falle geschieht, wenn die Kö-nigiirn zu Grunde gegangen ist, avo alsdann aus der Larve einer Arbeitsbiene, eine neue Königinn nachgezogen wird, indem man sie in eine Königinnzelle ver.sezt.
Die Arbeitsbienen, welche alle Geschäfte eines Stockes oder Schwarmesverrichten, für Wohnung und Nahrung sorgen, tragen auf der innern Seite jedes Halbringes ihres Hinterleibes zwei Säckchen in die das Wachs secernirt wird und aus denen es in Tröpfchen ausfliesst. Das Wachs ist übrigens nur ein durch verschiedene Prozesse, die im Innern des Bienenkörpers vor sich gehen, veränderter Honig.
Aus Wachs erbauen die Arbeitsbienen sechseckigte Zellen, welche Wände bilden und in die die Königinn die Eier legt, aus denen ein neuer Schwärm hervorgehen soll. Die Wände stehen senkrecht und bestehen aus zwei sich mit dem Grunde der Zellen berührenden Schichten. Sie sind unter dem Namen Waben bekannt. Die Zellen, welche Drohr.eneier enthalten, liegen zerstreut unter jenen der Arbeilsbiencn,diejenigen aber, welche weibliche Eier enthalten, befinden sich an den Rändern der Waben. In der einen Schichte von Zellen liegt übrigens die Brut, in der andern der zu ihrer Nahrung bestimmte Honig. Alle Spalten quot;einer Bienenwohnung, seic diese nun ein Korb, Stock oder hohler Baum, werden mit einer harzigen Materie verklebt, welche die Arbeitsbienen auf Aesten, Tannreisern und selbst gewissen Blättern sammeln und die man Vorhonig, Propolis, nennt.
Die Begattung geschieht zu Anfange des Sommers ausserhalb dem Stocke und das befruchtete Weibchen trägt die äussern Ge-schlechtstheile des Männchens, an seinem Hinterleibe hängend mit in den Stock zurück. Die erste Begattung genügt, um alle Eier, welche das Weibchen im Zeitraum von zwei Jahren legen kann, zu befruchten. Während des Frühjahres kann das Weibchen im Laufe von 20 Tagen an 12000 Eier legen. Durch den Instinkt geleitet, legt es in jede Zelle nur die dahinein passenden Eier, also nie ein Arbeitsbienenei in eine Drohnenzelle oder umgekehrt. Sind aber nicht genug Zellen da, so legt sie zuweilen mehre Eier in eine einzige. Anfänglich werden nur Arbeitsbieneneier gelegt. Sie kriechen nach 4 — 5 Tagen als Larven aus, die gehörig, mit zunehmendem Alter immer reichlicher gefüttert werden. Sechs bis sieben Tage nach dem Auskriechen der Larven schliessen die \rbeits-
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bicncn die Zellen, die erslern spinnen sich ein, verwandeln sich in Nymphen und fliegen 13 Tage später als ausgebildete Bienen aus. Gleich hernach werden die verlassenen Zellen gereiniget und zur Aufnahme neuer Eier hergestellt. Die männlichen Eier werden erst zwei Jlonate nach denen der Arbeitsbienen gelegt und die weiblichen noch etwas später. Die Zeilen der Lcztern werden gleich nach dem Ausfliegen der sie enthaltenden Königinnen zerstört.
Die einzelnen Briiten bilden zusammen neue Schwärme, welche stets den Stock des allen verlassen. Ihre Anzahl beträgt in einem Sommer 3 — 4, aber der lezte ist gewöhnlich sehr schwach.
Die Bienen liefern zwei in der Thicrheilkunde nicht selten angewendete Arzneimittel, den Honig und das Wuchs.
Der Honig, Mc\} gemeinerj roher Honig, M. commune, M. cru-dum, besieht aus Schleimmcker, Honigziuker, Schleim, Wachs^ einem getvümhaften H/offe und einer feinen Siivre. Wenn der Honig durch Aufkochen und Abschäumen von Unreinigkcitcn befreit wird, heisst er gereinigter Honig, Mel depuratum seu despumatum; er ist aber in diesem Zustande für thierärztliche Zwecke ganz entbehrlich.
Der Honig wirkt ganz gelind reizend, einhüllend, erweichend, ernährend, befördert die Absonderungen der Schleimhäute^ äusserlich auch die Gefässthätigkeit auf eigenthümliche Weise, vermehrt die Eiterabsonderung und unterstüzt selbst die Eitcrberciluiig.
Ulan kann den Honig mit Mehl eingedickt als Latwerge oder mit Wasser verdünnt als Einguss zu 2— 4 Unzen, 4 — 5 Mal täglich reichen, doch geschieht dieses selten. Auch als Bindemittel zu Latwergen und Pillen wird er oft gebraucht, doch muss er hierfür dem Altheenwurzelpulver und dem gemeinen holländischen Syrup weichen, da beide um die Hälfte wohlfeiler sind und gleich gut wirken. Aeusserlich dagegen gebraucht man den Honig als s. g. reifmachendes Mittel, wozu er mit Roggenmehl zu einem Brei (Ar-tomele) gemacht und in Form von Cataplasma auf Abscesse etc. gelegt wird; In Verbindung mit harzigen Mitteln, besonders mit gemeinem Terpentin, bildet der Honig eine sehr gute Eiter- oder s. g. Digestivsalbe, die sich länger aufbewahren lässt wie die mit Eigelb zubereitete und die, auf Wunden und Geschwür gebracht^ nicht sehr schmerzt. Mit aromatischen Wässern, Branntwein oder Essig verdünnt dient er als Maulwasser bei Aphten, überhaupt aber stets mehr als Neben- denn als Hauplmiltel und da sein Preis jedes Jahr steigt, so kommt er allgemach in Abnahme.
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Das Wachs, Cera und insbesondere das ^e/5c Wachs, C. fiava, Avird in der Thicrheilkmide noch weniger gebraucht wie der Honig. Das Wachs ist fest, fettig, in der Kälte zerreiblich, in der Wärme der Hand erweichend, stark gelb, auf dem Bruche etwas körnig, im Feuer schmelzend von eigenthihnlichem Gerüche. Es wird sehr oft mit Mehl, Stärke, Harz etc. verfälscht. In kaltem Weingeist löst es sich nicht auf, wohl aber in heissem. Das Wachs besteht ans 90 Cerie, 8 Myricin, und 2 balsamisch fettigem Stoff. Das Wachs wirkt reizender und ebenso einhüllend wie der Honig aber weniger ernährend. Man will es schon bei eiterichter und schleimichler Lungenschwindsuclit, bei der Ruhr, welche von Darmgeschwüren herrührt etc., mit Erfolg gegeben haben, doch sind seine guten Wirkungen in diesen Krankheiten nicht erprobt. Es wird zum innerlichen Gebrauche mit frischem Mohnöl oder mit Eigelb und Wasser zur Emulsion gemacht und zu 1—2 Unzen grös-sern, zu 2—4 Drachmen aber kleineren Thiereu 2 — 3 Mal täglich gereicht.
Aeusserlich findet das Wachs manigfache Anwendung. Es wird als Konslituens zu solchen Ingredienzen gesezt, die zu dünnilüssig sind, um für sich allein oder mit Fett eine Salbe darzustellen. Es geht in die Bereitung fast aller Pflaster ein und es wird deren Consistcnz hauptsächlich von der Menge des Harzes und AVach-ses, die sie enthalten, bedingt. Die s. g. Wachskerzen bestehen aus gleichen Theilen Wachs und Talg. Sie finden in der Veterinärchirurgie zur Olfenhaltung von Abscesswundca u. dgl. nur sehr beschränkte Anwendung. In dem Kill, mit welchem man operirte Hornspaltcn auszufüllen pflegt, bildet das Wachs den Hauptbcstand-(heil und es lässt sich überhaupt zur Ausfüllung widernatürlicher Oeffnungen in der Hornsubstanz durch keinen andern Stoff ersezen-Das Wachs bildet auch meist einen Bestanddieil der Huf.salben, schadet aber in diesen eher als es nüzt. —
Die Gattung Breme, Tabanus, hat dreigliedrige Fühler, die sich mit den ersten, walzenförmigen Gliedern sehr nahe stehen, das 2to Glied ist napfförraig und kurz, das 3te zusammengedrückt, nach der Spize mit 6 Ringen. Die Flügel stehen etwas ab; der Rüssel ist vorstehend, ziemlich dick und stark; die Weibchen stechen sehr empfindlich und werden vorzüglich dem Rindvieh sowie den Pferden lästig. Am meisten ist dieses die Viehhreme, T. boviuus. Sie ist schwarzbraun, der Hinlerleib mit mehr oder weniger breiten Quecr-bioden und auf dem Rücken mit einer Reihe weisslichter, dreieckiger
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Flecken, die Beine sind hellgelb, der Bauch hellgrau oder rostgelblich, in der Mitte der Ringe mit grossem schwärzlichen viereckigen Flecke. Diese Breme wird oft bis 1 Zoll lang.
Ebenso empfindlich wie Tabauus stehen: Chrysops, die Blind-bremse, Haematopota, die Regenbremse; u. a., doch sind sie seltener.
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Die Bretnse, Oestrus. Ihr Mund besteht aus drei mit kleinen Oeffnungen versehenen Punkten, die Lippen sind blasenähnlich verwachsen und der unter ihnen liegende Säugrüssel wird durch eine kleine Oeffnung hervorgestreckt; die aus drei kuopffönnigen Gliedern bestehenden Fühler enden in eine feine Spize; die Augen sind nezformig, eirund, verhältnissmässig zu den übrigen Thicren dieser Ordnung /dein und zwischen ihnen sizen drei Nebenaugen. Der Leib der Bremsen ist verschiedenartig behaart, unter den Flügeln befinden sich die Balancitstangen mit den Schwingkölbchen. Die Männchen besizen am hintern Theile zwei Hacken mittelst welchen sie sich bei der Begattung festhalten, an ihrer Stelle hat das Weibchen eine hornige Röhre,
Die Larven der Bremsen sind dicke, weisslichte, fusslose Maden, die sich meist im Körper der Hausthiere aufhalten und daselbst thcils unter der Haut leben, wo sie sich vom Safte des Zellgewebes und von Eiter ernähren (Cuticolae, Purivorae), theiis finden sie sich im Nahrungsschlauche und ernähren sich mit den in ihm enthaltenen Säften (Gastricolac, Chylivorae), endlich bewohnen solche Larven oft die natürlichen, von ausseu zugänglichen Körperhölcn und verzehren die in denselben befindlichen Flüssigkeiten (Cavicolae, Lymphivorae.)
Viele dieser Larven haben vorn zwei Hacken, die ihnen zur Fortbewegung und zum Festhalten dienen. Die Puppe dieser Larve ist eiförmig} hart und besizt einen Deckel.
Folgende Bremsenarten sind den Hausthieren schädlich:
1. Die Rindviehbremse, Ochsenbremse, Oestrus bovis, ist fast so gross wie Tabanus, ihre Flügel sind einfarbig braun, der Hinterleib hat eine schwarze Binde und ist gegen das Ende hin mit hochgelben Häärchen besezt. Das Weibchen besizt einen löffel-fönnigen Legestachel, womit es die Haut des Rindviehes und verschiedener anderer Wiederkäuer durchbohrt und dann jedesmal in die Oeffnung ein Ei legt. Solcher Eier legt das Thier-
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dien gegen 1000, doch gewöhnlich nur 3 — 6, in äusserst seltenen Fällen 20 — 30 auf ein einziges Stück Vieh.
Die Wärme brütet die Larven unter der Haut aus und diese erregen dem Thiere zuerst Jucken, später Schmerz und eine, oft tau-beneigrosse Geschwulst, welche oben eine kleine Oeffnung besizt und Dasselbeule, Bosselbeule etc. genannt wird.
Die Beulen finden sich gewöhnlich auf dem Rücken und am häufigsten bei jungen Thieren die in Wäldern geweidet werden, seltener auf Stallvieh und altern Stücken. Die Larve der Ochsenbremse ist rings um ihre Haut (Rinde) mit platten Stacheln besezt, welche das erwähnte Jucken und Schmerzen erregen und die auch als Be-wegungsorganc dienen. Vom August bis zum künftigen Juni schmarozt diese Larve auf dem Stück Vieh, kriecht dann aus der Dasselbeule aus, fällt zu Boden, dringt in die Erde und verpuppt sich. —
2.nbsp; Die Pferdehremse, O. equi, wurde sonst häufig für die Vorige augesehen, ist aber etwas kleiner als diese, ihre Flügel sind weisslich und haben zwei schwarze Punkte
Ihre Eier legt sie schwizenden Pferden in die Mähne, hinter die Ellenbogen und hauptsächlich um die Vorderbeine herum. Die Pferde lecken dieselben an diesen Stellen ab, verschlucken sie und im Magen werden sie nun ausgebrütet, wo man dann die Larven oft in ungeheurer Anzahl findet. Mit den zwei scharfen Hacken, welche sie vorne besizen, dringen sie oft 3 — 4 Linien tief in die Magenwan-duugen ein. Oft finden sich solche Larven noch in dem Dünndärme. Sie sind blassroth von Farbe^, haben im gewöhnlichen Zustande 15 Ringe von V* Linien Länge, können sich aber bis auf 15 Linien verlängern, wobei dann die Ringe verschwinden. Die Breite beträgt 3—4, die Dicke 2—3 Linien, man findet aber bei einem und demselben Pferde Exemplare von verschiedener Grosse und ungleichem Ausbildungsgradc.
Vom Juni oder Juli bis nächsten Mai oder Juni verweilen die Larven im Magen des Pferdes, dann lösen sie sich ab, werden mit dem Miste durch den After ausgeführt und verkriechen sich endlich in die Erde, wo sie sich verpuppeu.
3.nbsp; Die Mastdarmbremse, rothafterige Pferdebremse, 0. haemor-rhoidalis, ist % französischen Zoll lang, hat bräunlichte, ungelleckte Flügel, der Hinterleib ist am Anfange weiss, geht in's schwarze über
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und endet Föthltcb gelb. Die Larve hat bloss 13 —14 Ringe, ist gelblicht von Farbe., besizt lauge und scharfe Hacken mittelst denen sie sich nach ihrem Abgänge aus dem Magen noch hie und da im Darra-kanal, vorzüglich aber im After festklammert, woher auch die Benennung der Bremse und die irrige Ansicht rührt, die Larve kröche vom Mastdärme bis in den Magen hinauf. In allem Uebrigen verhält sich die rothafterige wie die gewöhnliche Pferdebremse.
4.nbsp; Die Nasenhretnsej O. nasalis, ist so gross Avie eine Biene, findet sich ziemlich häufig, besizt einen rostfarbenen Brustschild, un-gefleclUe Flügel, schwarzen, mit gelben Haaren besezten Hinterleib und legt ihre Eier in die Nase der Hausthiere, von wo die Larven dann in die Nebenhölen der Nase und rückwärts bis zum Schlunde kriechen. Sie verursachen dem Thiere viele Qual und werden oft durch Niesen ausgeworfen, haben aber zuweilen, wenn sie in grosser Anzahl vorhanden waren, das mit ihnen behaftete Thier ge-tödet.
5.nbsp; Die Schufbremse, der Stirngrühler, 0. ovis, ist auf dem Brust-schilde braunschwarz und weiss punktirt; am Hinterleibe weissgrau und schwarzgefleckt; der Vorderkopf sieht aschgrau aus, und ist mit vielen vertieften Punkten besezt; die Flügel sind glänzend und am Grunde punktirt. Sie lebt in der Nachbarschaft von Wäldern an ge-schüzten, schattigen Orten, wo sie sich während dem Hochsommer zahlreich findet. Sie quält die Schafe sehr und diese verstecken gegenseitig diö Köpfe unter den Bäuchen um sich ihr zu entziehen. Sie legt ihre Eier in die Nasenhölen von wo die Larven bis in die Stirn-hölcn hinauf kriechen und sich in die Schleimhaut mittelst zweier Hacken festgraben, damit sie durch das Schnauben des Thiercs nicht ausgeworfen werden. Ihre Ringe sind nicht mit Borsten besezt; ihre Verwandlung geht wie bei den übrigen Arten vor sich. In seltenen Fällen findet sich eine solche Larve im Th.-ä-nenkanal; gewöhnlich pflegen auf einem Schafe nur 3—4 Invi-duen zu sein. Sie verweilen in der Nase gleichlang wie die Larve Aron 0. nasalis.
So wie das Gesumse einiger Stück O. bovis eine Rindvieh-heerdc in Unordnung bringen kann, ebenso kann dasjenige einer einzigen 0. ovis eine ganze Schafheerde zersprengen, eine Wirkung, die, wegen der Aehnlichheit des Tones, auch das Gebrumme der Maultromrael oder des Brummeisens hervorbringt.
Um die Bremsen von den Hausthiercn abzuhalten, bedient
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man sich am besten einer sehr konzenfrirten Abkochung der orü-nen Wallnussschalen ; womit man den Thieren, ehe sie den Stall verlassen, den ganzen Körper, mit Ausnahme der Augen und des innern Maulcs, aber mit Einschluss des Afters und des Einganges der Nasenhöten bestreicht. Dieses einfache, unschädliche und sehr wohlfeile Mittel lässt sich, mit Spiritus versezt, von einem Jahre zum andern aufbewahren.
Die Vertilgung der Brerasenlarven ist ein Gegenstand der speziellen Therapie und der Chirurgie.
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IV. Uauptalitlieilimg.
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Zoopliyten oder Strahlthiere.
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Allgemeine Betrachtungen.
In dieser lezten Hauptabtheilung sieht man die zum animalischen Leben nothwendigen Organe nach und nach verschwinden. Obschon man indess bei sehr vielen Zoophyten weder Herz noch Ge-fässe, noch Nervensystem hat entdecken können, so lassen uns doch gewisse Erscheinungen in ihrem Leben vermuthen, dass Etwas derartiges vorhanden sein müsse.
Wie schon der Name Strahlthicre zeigt, sind die Organe im Allgemeinen bei diesen Thicren strahlenförmig um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt gelagert, indess gibt es doch viele unter ihnen, bei welchen eine solche Anordnung nicht stattfindet. Es hält sehr schwer, einen allgemeinen Begriff von den Zoophyten aufzustellen, indem diese Hauptabtheilung dergestalt auf negative Weise gebildet wird, dass man in ihr alle jene Thiere vereinigte, welche in die übrigen nicht passten Die Organisation ist daher bei den verschiedenen Gattungen auch äusserst ungleich; man findet z. B. bei n-ewissen Eingeweidewürmern noch Spuren eines Nervensystems, indess sie bei den übrigen Zoophyten gänzlich mangeln. Auch scheinen alle der Sinne zu entbehren, mit Ausnahme des Gefühles, welches oft seinen Siz in der ganzen weichen Haut, oft aber auch in eigenen Anhängseln, den s. g. Tentakeln oder Fühlfädeu hat. Der Kreislauf ist kaum angedeutet und die Respirationsorgane fehlen gänzlich. Der Verdauungsapparat ist äusserst ungleich. Bei einigen findet sich noch ein Darmkanal mit Windungen und selbst Er-
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Weiterungen; mit Mund und After; bei andern ist ein blosser Verdauungssack vorhanden, dessen einzige Oeffnung Mund und After zu gleicher Zeit vorstellt; endlich gibt es welche, bei denen noch kein Verdauungsapparat hat entdeckt werden können.
Bei den meisten Entselrcinthen sind die Zeugunjrstheile sehr ausgebildet und auf zweierlei Individuen vertheilt, ebenso bei vielen Infusorien.
Bei andern Zoophyten sind sie auf einen einzigen; desswegen auch hermaphroditischen Individuum vereinigt und bei einer gros-sen Anzahl fehlen sie gänzlich. In diesem Falle findet die Fortpflanzung durch s, g. Sprossen statt, welche aus verschiederien Körperstellen hervortreiben, allmählig die Gestalt eines eigenen Individuums annehmen und wenn sie diese erlangt haben, sich von alten abschnüren, um selbstständig fortzuleben und selbst Sprossen zu treiben.
Einige Zoophyten sind frei, andere aber aggregirt, d. h. viele Individuen einer Art sind dergestalt mit bestimmten Körperstellen unter sich verschmolzen, dass sie nur ein grossesj zusaramenge-seztes Thier auszumachen scheinen, was man z. B. bei den Chorallen, Madeporen u. s. w. deutlich bemerken kann, die eine kalkigte oder hornichte, aus vielen Stücken baumartig zusammengesezte Axe besizen, welche man lange Zeit als Seepflanze angesehen hat. Dieses und die so einfache Organisation dieser Thiere, welche aus lauter, den Pflanzenzellen ähnlichen Zellen zusammengesezt zu sein scheinen, hat ihnen die Bezeichnung Zuophyterif Pflanzenthiere, verschafft.
Man theilt die Pflanzenthiere in fünf Klassen, welche ziemlich von einander verschiedene Kennzeichen darbieten.
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.Erste Klasse.
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Stachelhäuter. Echinodermata.
Man nennt so Strahlthiere, deren mehr oder weniger kalkigte und harte Haut mit Höckern oder beweglichen Stacheln versehen ist, die willkührlich bewegt werden können und als Bewegungsorgane dienen. Gewöhnlich sind die Echinodermen kugelicht oder sternförmig gestaltet. An ihrer Oberfläche sind mehre Reihen Wei-
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ner Löcher bemerkbar, aus denen eine entsprechende Anzahl Sauger oder weiche, zurückziehbare Tentakeln hervorgucken, welche auch zur Ortsbewegung dienen. Der Mund ist häutig mit einer unbestimmten Anzahl kalkigter Zähne besezt. Die Vcrdauungsorganc werden durch eine Art Gekröse an der innern Wand der kalkigten Haut festgehalten und sind oft nur mit einer OelFnung, oft aber sowohl mit Mqnd als After versehen. Bei den Seesternen bildet der Verdauungsapparat einen Sack, den das Thier aus der Mmidoffnung hcrausstülpen kann und der mit so vielen Anliängscln versehen ist, als der Stern Arme zeigt. Jeder dieser blinden Anhänge besizt wieder mehre blinddarmähnliche Fortsäze. • Bei Echinus dagegen lindet sich ein Kanal mit Mund und After.
Die Echinodermen haben noch ziemlich deutlich erkennbare Kreislaufsorgane. Bei den Ilolothurien z. B. verläuft ausscr längs den Windungen des Verdauungskanales eine pulsirende Arterie die nach oben einen Gelassring bildet, aus welchem eine Menge kleiner Aestc nach allen Organen des Leibes hinlaufen. Die Venen dagegen verlaufen, den Arterien entsprechend, auf der innern Fläche des Verdauungsapparates. Respiralionswerkzeuge will man in Gestalt von Kiemen entdeckt haben, in die sich eine Menge Gefässchcn verzweigen sollen. Auch soll bei den Seesternen ein Nervensystem vorhanden sein, das aus einem den Mund umgebenden Faden besteht, -welcher nach jedem Aste einen Zweig schickt. —
Man theilt die Echinodermen in zwei Ordnungen, solche mit und solche ohne l'ussarligc Anhänge. Zu den ersten gehören Echinus, Asterias (Secstern), Holothuria etc., zu den zweiten Molpa-dia, Mimas, Priapula, Bpncllia etc.
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Zweite Klasse.
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Eingeweidewürmer. Eutlielmintha.
Eingeweidewürmer, Entozoa, Enthelmintha, Helmintba, sind Thiere, die im Körper anderer Thierc ihr Leben zubringen. Sie finden sich hauptsächlich im Darmkanal, dann in der Leber, der Gallenblase, dem Gehirne, den Augen, den Harn- und Geschlechtsorganen, den Muskeln und dem Zellgewebe nicht nur fast aller Wir-belthiere, sondern auch vieler wirbellosen. Die Gattungen der Eingeweidewürmer sind im Verhältniss zur Anzahl derer der übrigen wir-
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bellosen Thierklassen nicht sehr zahlreich, aber jede Gattung hat ausserordentlich viele Arten, so zwar, dass nicht nur jede Thierart die mit Eing-cu-eidewürmem behaftet ist, von einer Gattung laquo;laquo;laquo;besondere Art, sondern oft 2 — 3 Arten besizt, die bei andern, wenn gleich nahe verwandten Thierarten nicht gefunden werden. Ausnahmsweise gibt es einige Eingewcidewurmarteii, die in vielerlei Thieren vorkommen können z. B. Slrongylus gigas , Ascaris himbri-eoides etc.
Gliedmassen, Borsten, Fühler, Arme und wie die zur Vermittlung der Ortsbewegung bestimmten speziellen Organe heissen mögen, fehlen den Eingeweidewürmern gänzlich und die wenigen und schwachen Bewegungen werden durch Conlraktion der Uani hervorgebracht unter der eine dünne Muskelschicht liegt, die noch oft geling fohlt.
Das Nervensystem ist durchweg auf einer sehr geringen Stufe der Ausbildung; nur bei wenigen, d.er Ascaris lumbrieoides z. B. sind zwei Nervenstränge wie bei den Glicderthieren vorhanden, die sich gegen das obere Ende des Nahrungsschlauches vereinigen und dasselbe ringförmig umgeben.
Alle Sinnesorgane mangeln den Eingeweidewürmern gänzlich, nur die Haut scheint Siz eines eigenthüinlichen Gefühles zu seyn. Der Verdauungsapparat ist dagegen bei den meisten der vorliegenden Thiere sehr entwickelt und zeigt zwei Hauptmodifikationen. Bei der ersten hat der Nahrungsschlauch zwei Oelfnungen, vorn den Mund, hinten den After, zwischen welchen ersieh ohne Windungen noch Erweiterungen hinstreckt. Nur zuweilen ist eine Andeutung des Magens vorhanden, z. B. bei Oxyuris. Dem Munde fehlen alle Kauorgane, er ist ein kleines einfaches, stets an der Spize des vordern Körperendes sizendes Löchelchen, das bei einigen Arten, z. B. Slrongylus gigas und Ascaris lumbrieoides, mit drei oder sechs kleinen stumpfen Wärzchen umgeben ist. Von Speicheldrüsen, Leber und Pancreas findet man keine Spur. Der After befindet sich oft hinten, oft mitten am^Leibe.
Bei den Egeln folgt auf dem Mund ein kurzer Schlund, der sich in zwei biegsame Gefässe öffnet^ welche bis zum hintern Ende des Körpers laufen, sich daselbst unbedeutend ausdehnen und gleichsam in der Substanz verlieren, ohne eine AfteröfFnung zu besizeu. Bei der zweiten Modifikation des Verdauungsapparates ist nicht einmal mehr ein abgesonderter Nahrungsschlauch vorhanden, sondern der Körper hat wehre Saugöffnungen, welche zu
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Gefässen führen, welche zwei seitliche Längenstämme bilden, die sich häufig verästeln und wobei die Aeste nicht selten durch Ana-stomosen wieder verbunden sind. Diese zwei Hauptgefässe haben keine Oeffnung nach aussen, sondern verlieren sich im Parinchym des Körpers. Man begreift leicht, dass solchergestalt organisirte Thiere sich sehr zu Schmarozcrn eignen und wirklich entziehen sie den Thieren welche sie bewohnen den schon fertig gebildeten Nah-rungssaft oder Chylns, den sie ohne weitere eigene Verdauung gleich verbrauchen können. Ex. Bandwürmer.
Die Blasenwünner endlich scheinen sowenig Verdauungsorgane wie andere spezielle Organe zu besizen.
Eine eigentliche Respiration scheint allen Eingeweidewürmern zu fehlen, hingegen, hat man bei jenen, die die ersterwähnte Modifikation des Nahrui.gsschlauches zeigen, ein Gefässsystem entdeckt, das jenem der Anneliden gleicht.
Im Verhälfniss zu den Verdauungswerkzeugen sind auch die Geschlechtsthcile entwickelt. Die vollkommenem Eingeweidewürmer sind getrennten Geschlechtes, männliche und weibliche Ge-schlechtstheile gleichen sich aber sehr. Sie bestehen aus einem sehr biegsamen,, oft um sich selbst gewundenen und geschlungenen, den Darmkanal umgebenden Gefässe, welches sich beim männlichen Thiere in einem zurückziehbaren Preis, beim weiblichen aber in eine röhrenförmige Scheide endiget. Aus dieser, bei Strongylus, Ascaris, Trichocephalus, Oxyuris, vorkommende Anordnung geht hervor, dass zur Befruchtung eine förmliche Begattung zweier Individuen noting ist.
Bei den Bandwürmern und Egeln sind die Zeugungslheile beider Geschlechter auf einem Individuum vereinigt, so zwar, dass die weiblichen in Ausbildung und Grosse die männlichen weit überwiegen. Taenia solium besizt an jedem Körpergliede zwei oder mehre buchtio'e gewundene Ovarien, die männlichen Zeugungsorgane hat man bei ihm aber noch nicht entdecken können, während sie bei Bothryocephalus in der Mitte jedes Gliedes als kleine hervorstehende Ruthe erscheinen. Die Blasenwürmer entbehren aller Geschlechtsorgane.
Die meisten Eingeweidewürmer legen unendlich kleine Eier, doch sind auch einige Arten lebendig gebärend.
Die Eingeweidewürmer zerfallen in folgende fünf Ordnungen:
1. Nematoidea. Rundwürmer, haben einen walzenförmigen Leib, der schlauchähnliche Darmkanal liegt frei in der Körperhöle
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vom Munde zum After; die Geschlechter getrennt und oft sehr verschieden gebaut.
Folgende Gattungen kommen bei den Hausthieren vor: Filaria? Fadenwurm, mit sehr verlängertem, dünnen, fadenförmigen Körper, kreisrundem Munde, das Männchen mit einfacher Ruthe ohne Scheide. Die Fadeuwürmer gebären lebendige Jungen.
Trichocephalus. Peitschenwurm, hat einen rundlichen Mund, Körper vorn dünn, fadenförmig, wird nach hinten plözlich dick; die Ruthe des Männchens von einer Scheide umgeben.
Oxyuris, Pfriemschwanz wird zuweilen mit dem vorigen verwechselt. Der Körper ist vorn dick, das Schwanzende aber dünne und zugespizt; der Mund hat eine runde Saugmündung; der Darm vorn nach einer Einschnürung kugelicht erweitert; die männliche Ruthe einfach von einer Scheide umgeben.
Ascaris, Spulwurm.gt; sehr gemein; hat einen dreilappigen Kopf, zuweilen mit fiügelförmigen seitlichen Anhängseln.
Slrongylus, Palliscrdenwurm; Leib walzig, an den Enden dünner; Mund kreisrund oder eckig, mit Wärzchen oder Häckchen umgeben; dem Schwanz endet beim männlichen St. in einen offenen Beutel aus der die doppelte Ruthe hervortritt.
Pentastoma^ hat den Mund am Vorderende des Leibes zwischen 4 bogenförmig gestellten Gruben, aus deren jeder drei Häckchen hervortreten. Am Körper Queerreihen kleiner Löcher; Geschlechter getrennt.
2. Acanthocephala, Hackenwürmer, haben einen länglichen schlauchförmigen Körper der am Vorderende mit einem einziehbaren, walzigen, keulenförmigen oder kugelichten Rüssel versehen ist, auf welchem viele harte, nach hinten gerichtete Häckchen sizen. Mund-Öffnung vorn^ After fehlt, die hintere Oeffnung ist Geschlechtsöffnung. Der zweischenkliche Darm endet blind. Die Männchen sind kleiner wie die Weibchen. Sie leben nur in Wirbelthieren, indess die Rundwürmer auch in wirbellosen wohnen. Ins Wasser gelegt, saugen die Hackenwürmer dieses mit ihrer ganzen Oberfläche auf und schwellen beträchtlich an. Hieher gehört:
Echinorhynchus, Krazer; der Rüssel wird durch drei Muschelpaare bewegt, beim Zurückziehen eingestülpt, wobei die Stacbel-quot;quot; reihen nach einander einwärts gekrümmt und losgehackt werden, während sie dagegen beim Ausstülpen sich in die Darmhaut einhä-ckeln. Die mit kugelförmigem Rüssel können ihn nicht einziehen;
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bleiben mit eingebohrtem Rüssel lebenslänglich an derselben Stelle haften.
3.nbsp; nbsp;Trcmatoda, Saugumrmer (vulgo Egeln), Körper weich rundlich oder flach, ungegliedert, oft ohne innere Körperhöle; After fehlt; Darnikaual gabelförmig odergefässartig verzweigt; Saug-napfc ; Zwitter.
Amphistoma. Am vordem Ende der Mund, am hintern der Sauguapf.
Distonuij Doppelloch; Körper weich, länglich flach oder drehrund; Saiigmuiui am Vorderende, Saugnapf am Bauch, zwischen beidun die Geschlechtsöftnung.
4.nbsp; nbsp;Bandwürmer^ Costoidea. Körper verlängert, bandförmig, flach, oft mit Qüeerruuzeln oder Gliedern, ohne innere Körperhöle. Am Kopfe 2 — 4 Saugaäpfe. DerDanngefässartig, von der engen Mundoflnung einfach beginnend und sehr bald gablich getheilt; alle sind Zwitter, die Geschlechtsorgane finden sich in jedem reifen Körpergliede, die Glieder wachsen vom Kopf nach den Enden hin. Die Bandwürmer iinden sich nur in Wirbelthiercn.
Tuenia, Bandwurm. Am Kopie 4 Saugnäpfe, zwischen ihnen oft noch'ein vorspringender Rüssel, zuweilen von einem, oft doppelten, Hackenkranzc umgeben, der meist mit zunehmendem Alter verloren geht. Die Löcher am Rande der Glieder sind napfför-mige Vertiefungen in denen sich nahe beieinander die Oelfnuugen beider Geschlechtsorgane befinden.
Bothryocephalus, Grubenkopf. Kopf mit 8 oder 4 einander entgegen' stehenden Sauggruben; Mund einfach, mitten an seinem Vorderende; Geschlechtsöfl'nungen mitton, nur an einer Körperflächc, getrennt aber nebeneinander.
5.nbsp; Cysiicäf Blitsenwlinner. Körper blasenförraig oder hinten in eine grosse Schwanzblase übergehend; Kopf mit Saugnäpfen, oft mit einem Ilackenkranze oder mit rüsselförmigen Ilackenorganen versehen. Mehre hängen an den Wänden einer gemeinsamen mit Flüssigkeit erfüllten Blase, oder ein einziger Wurm ist in eine besondere Blase eingeschlossen. Geschlechtsorgane sind nicht mehr Wahrzunehmen.
Cysticercus^ Finne. Körper kurz, gegliedert, drehrund, oder flach, mit einer Blase am Schwanzende; am Kopf 4 Saugnäpfe und ein mit einem Ilackenkranze versehener Rüssel, wie bei Bandwürmern ; der Wurm von einer Blase umhüllt.
Coenurus, Vielkopf, Quese. An einer Blase mehre, mit 4 Saug-
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nüpfcn und einemIlackcnkranze versehene Kopfenden, fähig, sich in die Blase zurückzuziehen.
Echinococcus, Blasenwurm. Körper verkehrt eiförmig; Kopf mit Saugnäpfen und einem Ilackenkranze, viele kleine Würmer sizen an der Innern Wand einer mit Feuchtigkeit erfüllten,, zuweilen faustgrossen Blase.
Die s. g. Kugclwürmcr, Acephalocystis, sind keine belebte Wesen, sondern Pseudoorganisationen und werden daher in der pathologischen Anatomie betrachtet.
Die Eingeweidewürmer sind bei den verschiedenen Hausthic-ren folgendcrmassen vertheilt.
A.nbsp; nbsp;Bei dem Pferd. 1. Filaria lacrymalis in den Ausführungs-gängen der Thränendräse. 2. F. papülosa in der Bauch- und Brust-höle, im Zellgewebe, im Auge. 3. Oxyuris curvula im Blind- und Grimmdarm. 4. Strongylus gigas im Magen und Nierenbecken. 5. St. armatus im Blind- und Grimmdarm, in der Bauchspeicheldrüse, Scheidenhaut des Hodens. 6. St. anevrismaticus in Pnls-adeigeschwülsten, besonders der Gekrösarterien. 7. Str. tetracan-thus im Blind- und Grimmdarm. 8. Ascaris megalocephala im Dünndärme. 9 Pentastoma taenioides in den Stirnhölen. JO. Dis-toma hepaticum in den Lebergängen. 11. Taenia plicata, im Dünndarme. 12. T. pcrfoliata im Blind- und Grimmdarme. 13. T. mammillana im Dünndärme. 14. Cystisercus fistularis am Bauchfell-Überzug der Leber. 15. Caenurus cerebralis im Gehirn und Rük-kenmark.
B.nbsp; nbsp; Beim Esel und Maullhier finden sich die nämlichen Würmer wie beim Pferde; bei Ersterm noch überdiess. Strongylus micru-rus in den Luftröhrenästen.
C.nbsp; nbsp; Bei dem Rinde. 1. Filaria lacriraalis in den Ausführungs-gängen der Thränendrüse. 2. Trichocephalus affinis im Blind- und Grimmdarme. 3. Strongylus gigas im Nierenbecken. 4 Str. radia-tus im Darmkanal. 5. Str. micrurus in den Luftröhrenästcn der Kälber. 6. Ascaris lumbricoides im Dünndarme. 7. Amphistoma coni-cum im Pansen und in der Haube. 8. Distoma hepaticum in der Gallenblase und in den Lebergängen. 9. D. lanecolatuni ebendas. 10. Taenia denticulata im Darmkanal. 11. Cysticercus tenuicollis am Brust- und Bauchfelle. 12. Coenurus cerebralis im Gehirn. 13. Echi-nocoecus veterinorum an den Lungen und au der Leber.
D.nbsp; nbsp; Bei dem Schafe. 1. Trichocephalus alfinis im Blind- und Grimmdarme. 2. Strongylus contortus im Laabmagen und Diinn-
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danne. 3. Str. filicoüis im Düiiudarmc. 4. Str. filaria in der Luftröhre der Lämmer. 5. Str. hypostomus im Dickdarme. 6. Str. cernuus im Dünndärme. 7. Ascaris lumbrieoides im Dünndärme. 8 Am-phistoma conicum im Wanste u. i. d. Haube.' 9. Distoma hepati-cum in der Gallenblase und in den Lebergängen. 10. D. lanceola-tum ebemlas. 11. Tacnia expansa im Dünndarme. 12. Cysticercus tcnuicollis am Brust- und Bauchfelle. 13. Coenurus cerebralis und 14. Ecliinococcus veterinorum wie bei Rinde.
E.nbsp; nbsp; Bei der Ziege. 1. Trichocephalus affinis im Blind- und Grimmdarme. 2. Slrongylus venulosus. 3. St. hypostomus. 4. St. cernuus; alle 3 im Darmkanal. 5. Penlastoma denticulatum auf der Oberfläche der Leber und in den Gekrösdrüscn. 6. Distoma hepa-ticum. 7. D. Lanceolatum. 8. Tacnia expansa. 9. Cysticercus te-niicollis7 alle wie beim Schafe.
F.nbsp; Beim Schweine, i. Trichocephalus crenatus im Blind- und Grimmdarme. 2. Strongylns dentatus im Darmkanal. 3. Strongy-lus paradoxus in den Luftröhrenästen. 4. Ascaris lumbrieoides im Dünndarme. 5. Echinorhynchus gigas daselbst. 6. Distoma hepati-cum. 7. D. lanceolatum. 8. Cysticercus tenuicollis, alle 3 wie beim Schafe. 9. C. cellulosac an allen serösen Häuten und im Zellgewebe. 10. Ecliinococcus veterinorum an Lungen und Leber.
G.nbsp; nbsp; Bei dem Htmde. 1. Trichocephalus depressiusculus im Blinddarme. 2. Sdongylus gigas in den Nieren und der Harnblase. 3. St. trigonoeephalus in Knoten am Magen, in der Hole desselben, im Schlünde und im Herzen. 4. Ascaris marginata im Dünndärme. 5. Penlastoma taenioides in dcnStirnhölen und Siebbeinzel-len. 6. Distoma alatum im Zwölffingerdarm. 7. Taenia serrata. 8. T. cueumerina, beide im Dünndarme. 9. Cysticercus cellulosae im Zelljrewebe und an allen serösen Häuten.
IT. Bei der Kaze. 1. Strongylns tubaeformis. 2. Ascaris mys-tax. 3. Pentastoma fera. 4. Botryocephalus felis. 5. Tacnia cras-sicollis. 6. T.' elliptica, alle im Dünndarm nurNro. 3 an der Leber. —
Ueber die Art und Weise wie die Eingeweidewürmer in den Thierleib kommen, oder wie sie in demselben entstehen sind die Meinungen noch sehr getheiit. Früher nahm man an, dass die. Wurmeier durch Nahrungsmittel und die eingeafhraete Luft von aussei! in den Körper gelangten^ einige behaupteten auch wohl durch die Poren der Haut. Später verwarf man diese Ansicht, machte sie lächerlich und behauptete, die Eingeweidewürmer entstünden durch s. g. Generatio equivoca, d. h. sie seien da, man wisse
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aber nicht wie sie hergekommen, sie entstünden zufällig von seihst, ohne Zeugendes etc. Viele wollten sie auch als Produkt einer Entzündung darstellen.
Alle diese Ansichten bleiben eben nur Ansichten; die Es fahrung wies keine als gegründet nach, vielmehr zeigten einige Analogien z. B. bei den sogenannten Infusorien, dass jene Eselsbrücke, generatio aequivoca, gar nicht vorhanden sei.
Endlich 1837 und 38 machten einige Naturforscher die Entdeckung^ dass verschiedene Eingeweidewürmer bei Fischen, Reptilien und Vögeln durch die Haut und Muskulatur bis ins Innere des Körpers allmählig sich gleichsam durchgraben und während des Durchganges andere Gestalt annehmen, so dass man einen und denselben Wurm zu einer andern Klasse rechne, so lange er noch aus-serhalb dem Körper des grössern Thicrcs lebt, den er später als Eingeweidewurm bewohnt. Obschon man nun zwar bei Säugethie-ren noch nicht die nämliche Erscheinung hat bemerken können, so ist doch anzunehmen, dass das, was bei den übrigen Wirbelthie-reu vorgeht, auch bei ihnen statt finde.
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Dritte Klasise.
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Quallen oder Medusen. Acalephae.
Sie haben eine weiche Haut, einen einfachen mit einer einzigen Ocifnung versehenen Verdauungssack. Um diese Oeffnung herum sizen mehr oder weniger zahlreiche Tentakeln, die zur Bewegung und zum Fühlen dienen. Ihre Berührung erregt auf der menschlichen Haut schmerzliches Brennen. Gefässe, Nerven und Zeugungsorgane sind nicht hinlänglich nachgewiesen.
Ihre Gestalt ist ungleich, doch haben sie häufig die Form einer Scheibe, welche oben konvex, unten, bei der MundöfFnung konkav ist und von deren Umfange einfache oder mehrfach verästelte Tentakeln entspringen. Viele besizen Blasen mit deren Hülfe sie sich an der Oberfläche des Wassers erhalten können.
Biese Klasse zerfällt in zwei Ordnungen, solche mii und solche ohne Blasen; zu den ersten gehören: Medusa, Porpita, Yelella, z u den zweiten Physaüs, Physsophora etc.
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Vierte Klasse.
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Polypen. Polypi.
Sic haben häufig einen walzen- oder kegelförmigen Körper der mit zahlreichen Armen oder Tentakeln versehen ist, welche aber in der Gestalt sehr von einander abweichen.
Ihr ganzer Leib besteht aus einem homogenen Gewebe in welche der Verdauungssack und zuweilen Spuren anderer Organe, die man für Geschiechtsthcilc gehalten hat, sich finden. Ein Hauptkennzeichen dieser Klasse ist ihre Vermehrung durch Sprossen und der Umstand, dass viele von ihnen In Stücken zerschnitten werden können, die eine solche Reproduktionsfähigkeit besizen, dass aus jedem Stück ein eigenes Thier naebwächst, wohingegen bei andern unter ihnen sich eine grosso Anzahl von Individuen zu einem gemeinschaftlichen Ganzen verbinden und dann auch alle vegetative Funktionen gemeinschaftlich ausüben. Häufig hängen solche zusammengesezte Polypen an einem festen Körper, einer ästigen Kalkmasse, einem Seeschwamm od. dgl. wesshalb man sie auch früher oft für Seepflanxeti angesehen hat.
Man theilt die Polypen in drei Ordnungen. Die erste ist die der Fleischpohjpen. Die ihr angehörigen Thiere ähneln in vielen Stücken den Quallen, doch unterscheiden sie sich von ihnen durch die noch einfachere Organisation und hauptsächlich dadurch, dass sie nicht frei im Meere herumschwimmen können, sondern an eins Stelle festgeheftet sind. Sie bilden fleischigte Höhren, an deren obem freien Ende, gleich einer Blume, ein grosser, oft buntfarbiger Kranz von Tentakeln hängt. Hicher gehören u. a. Actinia und Zoanthus.
Die zweite Ordnung ist die der Gallertpolypen, deren ganze Masse aus einer weichen, gallertartigen Substanz besteht. Sie haben einen cylindrischcn oder kegelförmigen, angehefteten Körperund leben grossenthcils in süssem Wasser. Zu ihnen gehört der bekannte Armpolyp, Hydra.
Die dritte Ordnung endlich wird aus jenen Polypen gebildet, welche sich sebaarenweise zu aggregirten grossen Individuen vereiniget haben. Bei ihnen sinkt das animalische Leben am tiefsten herab und es gibt selbst einige Arten, von denen man noch nicht weiss, ob sie wirklich Thiere oder Seepflanzen sind. In diese Ordnung gehören vor nämlich die so bekannten Corallen, Corallina ofticinalis, Isis
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nobilis, ferner Tubipora, Tubularia, Sertularia, Cellularia, Fluslra, Ccllepora, Antipathes, Gorgonia, Pennatula, Alcyonium etc. Zu der lezteu Familie rechuet man gewöhnlich:
Badeschwamm, Spöugia officiaalis.
Er besteht aus sehr festem, zähem, elastischem verschiedentlich gefärbtem Gewebe, welches man als den ganzen Polypen ansieht. Im lebenden Zustande sizen solche^ gewöhnlich ruudlichte oder eiförmige Gewebe, welche die Grosse eines Eies, oft aber auch die eines Menschenkopfes bcsizen, auf Felsen in der Tiefe des Mecir rcs fest und sind mit, einer schlehnichten oder gallertartigen JVIasse überzogen, in welcher das thierische Leben seinen Siz haben soll. Man löst sie mit den Händen oder eigenen Hacken von den Felsen ab,, trägt aber Sorge, dass auf jeder Folscubank noch einige Exemplare sizen bleiben, die sich dann wieder vermehren. Gewöhnlich werden sie aus Griechenland zu uns gebrächt, doch findet man sie in fast allen Meeren.
Ehe man die Schwämme gebrauchen kann, werden sie von Stcin-clien und andern Uneinigkeiten befreit, hierauf wird die thierische Materie durch kochendes Wasser aus ihnen entfernt, endlich bleicht man sie durch eintauchen in eine Chlorauflosung. Auf solche Art zubereitet, besizen die Schwämme eine grosse Leichtigkeit sich mit Wasser anzufüllen, ohne dass ihr Gewebe im mindesten darunter leidet, sondern bloss anschwillt. Eben so leicht lasst sich das Wasser aus ihnen ausdrücken.
Ein llauptbestandtheil des See- oder Badeschwammes ist das Jod; ehemals brannte man ihn zu Kohle und gab die gepulverte Schwammkohle als spezifisches Mittel gegen den Kropf bei Menschen und Thie-ren ein, heutzutage erhält man das Jod viel wohlfeiler aus chemischen Fabriken und es unterbleibt daher der ohnediess unsichere innerliche Gebrauch des Schwammes und seiner Kohle gänzlich. Dass übrigens Badeschwämme, welche mit Chlor gebleicht wurden, wenig Jod enthalten müssen, ist begreiflich.
Die Benuzung des Schwammes in der Diätetik und Chirurgie ist allbekannt.
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Fünfte Klasse.
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Iiifusionsthiercheu. Infusoria.
Wenn man einen Tropfen Wassers^ in welchem etwas thierische oder vcgelabilische Materie, wenn auch nur kurze Zeit, gelegen hat, unter das Mikroskop bringt, so erblickt man Tausende kleiner, verschiedenartig geformter Körper; aus deren Bewegungen sehr bald hervorgeht, dass sie dem Thierreich angehören. Diese dem blossen Auge nicht sichtbaren Thierc nennt man Infusorien, Infusionsthicr-chen, mikroskopische Thierchen, Magenthierchen etc , und bildet aus ihnen eine eigene Klasse. Es unterliegt aber keinem Zweifel, dass, wenn diese Infusorien einst besser untersucht sein werden, nur die wenigsten Gattungen derselben noch eine eigene Klasse darstellen, indem die meisten sich an Thierc anderer Klassen durch ihre Organisation anreihen und sicli von denselben bloss durch mikroskopische Kleinheit unterscheiden.
Man ist schon so weit gekommen, Verdauungs-und Geschlechtswerkzeuge bei vielen Infusorien zu entdecken; Sinnesorgane lassen sich wenigstens vermuthen. Jedoch gibt es einige Thierchen, Monaden genannt, die nichts welter als ein einziger belebter Punkt zu sein scheinen. Uebrigens ist die Geslalt der Infusorien sehr ungleich, schlangen- oder fadenförmig,, kugclicbt, oval, radi'örmig, krcbsähnlicli u. s. w. u. s. w. Sie kommen nicht nur in allen möquot;lichcn Flussiff-keilen, mit Ausnahme des distillirten Wassers, vor, sondern finden sich auch in einer grossen Menge fester Substanzen und bilden, versteinert, sogar ganze Gebirge, wie denn die Feuersteine und die Kreide aus nichts anderen, als aus Ungeheuern Massen versteinerter Infusorien bestehen.
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gt;etotlaquo;lt;
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Zweiter Absclmllt.
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Ton den Filauzeu.
Die Lehre von den Pflanzen oder Botanik ist eine sehr aus-eedehnte Wissenschaft weil sie nicht bloss die Kcnntniss der Cha-raktere aller auf dem Erdboden vorkommenden Gewächse (mehr wie 80,000 Arten an der Zahl), sondern auch die Lehre von dem dem Baue und den Funktionen derselben und ihren Nuzen für den Menschen in sich begreift.
Für den Thicrarzt indess haben nur solche Pflanzen speziellen Werth, die den Ilausthiercn zur Nahrung dienen, die, welche denselben schädlich sind (Giftpflanzen), endlich die, welche als Arzneimittel bei Erkrankungen unsrer Ilausthicre gebraucht werden können. In lezterer Beziehung ist die Botanik für den Thierarzt allerdings wichtiger wie die Zoologie. —
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Wom Baue der Pflanzen überhaupt.
Gleich den Thieren bestehen die Pflanzen aus Elementarorgancn. Es sind dieses Zellen und Gefässe. Um sie einzeln unterscheiden zu können, hat man die Hülfe stärkerer Mikroskope nöthig, denn mit blossem Auge entdecken wir nur Anhäufungen dieser zwei Arten von Elcmentarorganen, das Zellgewebe und die Fasern.
Das Zellgewebe oder die Anhäufung der Zellen bildet den gross-ten Theil der Pflanze, denn es findet sich in allen Organen und es gibt selbst Gewächse der niedersten Ordnung, die nur aus ihm zu-sammengesezt sind.
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Jede Zelle des Zellengewebes hat ihre eigentjuimlichen Wände, welche mit den Wänden der übrigen Zellen zusammenstossen. Da wo dieses Zusammenstossen nicht stattfindet, cutstehen Zwischenzel-lengünge. Die grössten Zellen hat man am Kürbis entdeckt, sie haben Vso Zoll Durchmesser, die kleinsten finden sich bei einigen Ivryptogamen; sie haben Moss Vxooo Zoll Durchmesser. Meist misst aber jede Zelle ungefähr V500 Zoll.
Sieh selbst überlassen^ sind die Zellen kugelicht. Einem leichten Druck unterworfen, wie dieses in fast allen Thcilen der Pflanze der Fall ist, worden sie vieleckigt mit gleichförmigen Flächen. Am meisten findet man das Sechseck und das Achteck. Die Theile der Pflanze , welche durch Wachsthum schnell sich in die Länge ziehen, weisen auch verlängerte Zellen, die oft im Holze spindelförmig sind.
Die Punkte und Streifen, welche man an der Oberfläche der Zollen erblicivt, sind keine Oeflnungen, sondern entweder Bläschen von Luft und andere durch die Vegetation erzeugten Gasen, oder Körperchen, die aus fester Materie bestehen, in den Pflanzensäf-teu herumschwimmen und sich an die Zellenwandungcn ansezen. Das Zellengcwebc ist an und für sich durchsichtig; die Farben der Pflanz entheile rühren von den erwähnten Körperchen her. —•
Geftisse heisst man Organe, welche mehr in die Länge gezogen sind, wie die Zellen, eine fast cyliiulrischc Gestalt ohne Qiieerwande im Innern besizen und deren Enden gewöhnlich zu weit von einander entfernt liegen, als dass sie auf dem begräuz-len Sehfelde des Mikroskops zugleich erblickt werden können. Jene Pflanzen, welche Gefassc enthalte;), nennt man Gefäss-, jene welche nur aus Zellen bestehen , Zellcnpflanzen. Es gibt verschiedene Arten von Gefässen. Die wichtigste ist die der Spiralyefässe. IHeaelbcn haben das Ansehen einer liöhre die durch einen spiralförmig gewundenen Faden um einen ideellen Cylinder gebildet ist. Wenn man das Pdanzengewebe in der Länge der Spiralgefässc sorgfältig zerreisst so sieht man den (silberweissen, nach ausscu convexen, inwendig aber ebenen und glatten) Faden, der sie bildet, aufgerollt wie einen Pfropfziehcr. Das Ende jedes Spiialgefässcs ist kegelförmig zugespizt. Oft liegen mehre solcher Enden dicht beisammen, oft bilden einige Spiralgcfässe einen Bündel. Der Durchmesser des Lumens der Spiralgcfässe wechselt zwischen Vaoo und Vsooo eines Zolles, beträgt aber meist Vtooo- Die Dicke des oder der die Wandungen dos Gcfässcs bildemlcn Faden ist
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8—10 Mal geringer wie dieses Lumen. In der Rinde finden sich keine , in den Wurzeln nur wenige Spiralgefässe. Seltener als die Spiralgcfässe findet man s. g. ringförmige Gefässe, welche gleich den Luftröhren der Säugetlüerc, aus übereinandergesezten Ringen bestehen und eine gestreifte Oberfläche zeigen. Diese ringförmigen Gefässe finden sich nur in der Wurzel und im Stenjrel häufiff.
Man hat dann noch punklirfe und rosenkranzförmige Gefässe unterschieden, es scheint aber, dass dieselben nur Modifikationen von Zellen und Spiralgefässen sind.
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Wenn man einen Stengel oder ein Stück Holz zerschneidet, so sieht man, dass es sich mehr oder weniger leicht in verlängerte Fasern theilen lässt, die fester sind als das übrige Gewebe und die sich schwerer zerreissen als in die Länge von einander trennen lassen. Die Richtung solcher Fasern nennt man im gemeinen Leben den Faden, z. B. des Holzes. Auch die JVerven der Blätter sind eine Art Fasern. Unter dem Mikroskop betrachtet, bestehen die Fasern aus Gefässen, die mit verlängerten Zellen untermischt und umgeben sind. Das die Fasern gleichsam einhüllende Zellenffe-webe ist um so lockerer, je mehr es von dem Centrum einer jeden Faser entfernt ist. Durch Maccrieren im Wasser wird es ganz erweicht, wie dieses z. B. beim s. g. Hanfrösten der Fall ist, wo nur die Fasern übrigbleiben. —
In den Stengeln der Dickotylcdonen sind die Fasern und das Zellengewebe zu Schichten gruppirt, die vom Centrum zur Peripherie übereinander liegen, wie in einander geschachtelte Cylinder oder Kegel. Man bedient sich zur Bezeichnung einer jeden solchen .Schicht des Ausdruckes Stratum. Uebrigens sind die Schichten unter sich, so wie die Gefässe und Zellen je einzeln in eind homogene Masse eingesenkt, welche sie gleichsam wie ein organischer Leim unter einander verbindet und die man auch wohl Inter-cellularsubstanz nennt.
Die Pflanzen erzeugen in ihrem Gewebe Säfte verschiedener Art, gewöhnlich gefärbt und riechend, die die Zellen ausdehnen und die Wandungen derselben zerreissen, so dass kleine Behälter entstehen. Diese Ausdehnung geschieht in jeder Pflanzenart stets auf gleiche Weise, sie ist aber in den verschiedenen Pflanzenarten sehr verschieden. Auch die in die Behälter abgesondorte Flüssigkeit ist bei jeder Art eigenthümlich, daher man sie cigeuthümliche Säfte heisst. Die Behälter dieser eigenthümlichen Säfte sind entweder
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Bläschen, oder Blindsäcke, oder Röhren, oder Büschel oder endlich, sie haben eine zufällige Gestalt und Lage.
In dem Stengel vieler Pflanzen bemerkt man mehr oder weni-ger ausgedehnte, mit Luft gefüllte Hölungen, die man meist mit blossem Auge wahrnimmt. Es sind dieses Lacunen oder Lufthölen, Sie bilden sich durch das Voneiuandertreten der Elementarorgane sei es unrejiclmässifi: durch schnelles Wachsen wie bei den Gramineen und einigen Liliacecn , sei es durch eine regelmässige Bildung prismatischer oder cyliudrischer Fächer wie bei den Binsen etc. Die Blätter haben viel kleinere, stets rundliche Lufthölen.
AVas man ehemals als Blut und Gefässsystem der Pflanzen ansähe, gehört zu deu eigenthümlichen Säften und ihren Behältern, denn neuere Untersuchungen haben das NichtVorhandensein eines dem der Thiere ähnlichen Circulalionssysteraes bei den Pflanzen nachgewiesen. —
An der Basis der Blätter stossen die Zellen und Gefässe mit Flächen an einander, statt in eiuander zu greifen. Daher bewirkt das Gewicht des Organes, verbunden mit einer chemischen Veränderung im Zellgewebe einen Riss an der Stelle der Artikulation, welche man Defi/scenz nennt. —
Die ganze Pflanze wird von einer eigenthümlichen, durchsich-tigen, einzigen, in ihrer Organisation eben so einfachen Membran eingeluillt, wie die Wandungen einer jeden Zelle. Sie ist jedoch an den Stelion, wo sich die s. g. SpaUofi'iuingen finden., durchbohrt. Man nennt diese Membran Epidermis oder Cnlicula; sie besteht aus der änssersten, erhärteten Schicht der Intercellularsub-slanz und stösst sich vornweg bei Bäumen und altern Pflanzen überhaupt in dicken Schuppen ab, nachdem sie vorher schichten-weise aufgeplazt war, woher das rauhe und runzliche Ansehen der Rinden kömmt.
In der Cuticula finden sich kleine, ovale Oeffnungen, die man Spaltöffnungen, Stomata, nennt. Sie sind dem unbewaffneten Auge selten sichtbar; unter der Lupe erscheinen sie wie kleine Punkte 5 unter dem Mikroskop erkennt man ihre eirunde Form mit chrüdern, lippenartigen Rändern, zwischen denen die mittlere Oeffnnng mehr oder weniger offen steht.
Die Spaltöffnungen liegen auf dem Parinchym der Blätter, nie auf Nerven oder andern Pflanzenfasern auch nie auf Wurzeln, sondern im Allgemeinen bloss auf grünen Theilen, zuweilen auf rolhen oder andersfarbigen. Gewöhnlich sind sie zerstreut, bei
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mehren Monokotyledonen liegen sic aber in geraden Linien oder bilden Rosetten.
Die mit Spaltöfrnungen versehenen Flachen haben gewöhnlich eine matte Färbung; auch hat die untere Fläche der Blätter, wo sie häufiger vorkommen als auf der obern, ein weniger glänzendes Aussehen. Die Lippen der Spaltöffnungen bilden zwei, mit äusserst dünnen Wandungen versehene Zellen, die mit grünen Kugelchen erfüllt und in verschiedenen Arten von verschiedener Gestalt sind. Diese Zellen senken sich mehr oder minder tief in die Oberhaut ein und bilden je nach ihrer Gestalt und ihrer Spaii-nung bald breitere, bald schmälere Ocffnungen. Diese OofTnungeii entsprechen Luftröhren^ die nicht grosser sind, als 3 — 4 Zellen, und unmittelbar unlcr den Oberhäutchen verlaufen. Je mehr ein Theil also Spaltöffnungen hat, desto mehr Luftröhren besizt er und daher lässt sich auch das Häutchen um so eher von ihm abtrennen.
Durch die Spaltöffnungen der grünen Theile hauchen die Pflanzen während des Tages eine ziemliche Quantität Sauerstoff aus, der l'rci wird, weil die Gewächse die Kohlensäure, sowohl aus der Luft als aus dem Boden, worauf sieleben, begierig aufnehmen und gros-sentheils den Kohlenstoff derselben assimillreu. Bei der Nacht schlössen sich die Spaltöflnungen der grünen Theile und das Ausströmen von Sauerstoff hört auf. Dagegen hauchen die gefärbten l'flanzentheile nun eine Menge kohlensaucrn Gases, auch Wasserstoffes aus, ein Umstand, welcher den schädlichen Einlluss der Pflanzen auf den thierischeu Organismus erklärt, wenn dieser genöthiget ist, sich bei Nachtzeit der Ausdünstung vieler, besonders blühender Pflanzen auszusezen.
Bei den meisten Cryptogamen und einigen nicht grünen oder ganz im Wasser lebenden Gefässpllanzen fehlen die Spaltöffnungen.
An der Oberfläche der Baumzweige und vieler Stengel krautartiger Dikotyledonen findet man kleine Flecken oder Punktirungen von blasserer Farbe als das Holz oder die Rinde, die diese Oberfläche m. o. w. rauh machen und Lentkeüen genannt werden. In der Mitte sind sie flach oder eingedrückt; ihre Gestalt ist Anfangs oval, alsdann, je mehr der Zweig an Umfang zunimmt, vergrössern sie sich, werden rund und verwandeln sich zulezt in einen, im Ver-hältniss zum Zweige queeren Streifen. Zulezt werden sie mit der sieh abslossenden Oberhaut zerstört. Mau weiss noch nicht genau.
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wozu, sie dienen, doch scheinen sie mit den Spaltöffnungen viele Analogie zu haben.
An der Oberfläche vieler^ zumal weicher Pflanzentheile finden sich häufig Anhängsel, die den Thierhaaren sehr ähnlich sind und desshalb auch hier Haare; pili, villi, genannt werden. Die Haare sind immer nur mehr oder weniger verlängerte und in verschiedenen Richtungen cnlspiingende einzelne oder zusamineiigehaul'te Zellen, die vorzugsweise auf den Nerven der Blätter und den jungen Steno-eln sizen. 3Iaii findet sie schon in der frühesten Jugend der Organe, so dass sie mit zunehmendem Wachsthum nur weiter auseinander treten, sich aber nicht vermehren.
Obschon die Haare gewöhnlich nicht auf Stellen sizen, wo Spaltöffnungen befindlich sind, so zeigen sie mit diesen doch in so ferne Aehulichkeit, als sie nie auf Organen oder Theileu vorkommen, denen das Oberhäutchen fehlt, z.B. auf den Enden der Wurzeln, der Narbe und auf unter Wasser befindlichen Theilen von Pflanzen, ferner dass die obern, weniger Spaltöffnungen tragenden Blatt-flächcn auch weniger Haare wie die untern besizen. Hingegen fehlen sie auch den blaugrünlichen, mit einem feinen Pulver bedeckten Oberflächen, z. B. dem Kohl, den Pflaumen, etc. obschon diese doch Spaltöffnungen besizen.
In Beziehung auf die Lage unterscheidet man
1.nbsp; nbsp;Wunselliaare} an jungen, nicht aber au altern Wurzeln sich findend.
2.nbsp; Corallinixche Haare, auf den Blumenkionen.
3.nbsp; nbsp;Whnperhaureamp;m Rande der Oberflächen.
In Beziehung auf die Gestalt gibt es einfache, mit Scheidewänden im Innern versehene_, ästige und stachelförmige nach der Dauer, stehenbleibende und abfallende. Haare.
Hinsichtlich der physiologischen Bestimmung unterscheidet man s. g. lymphatische Haare, die keine Flüssigkeit ausscheiden und mit keiner Drüse in Verbindung stehen, drüsenlrugende Haare, die kieine Drüsen an ihrer Spize tragen, aussondernde Haare, die auf einer Drüse sizen und derselben als Ausführungsgang dienen.
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Eruähruugsorgaue.
Derjenige Theil der phancrogamen Gewächse, welcher nach unten zu Wurzeln trägt und auf dem die Blätter ihren Ursprung
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nehmen, heisst Stengel, canlis. Derselbe besteht aus Fasern, die zu nündclu und Schichten vereiniget und von Zellgewebe umorebeu sind. Er findet sich, mehr oder minder kenntlich, in allen Gefass-pflanzen. Der Punkte wo der Stengel sich mit der Wurzel vereiniget heisst der Hals, collum.
Man nennt den Stengel krautartig} herbaceus, wenn er von weicher Consistenz ist, holzig, lignosus, wenn er ein mehr oder weniger festes Holz enthält. Er ist einfach oder ästig, oft unten einfach und nach oben verzweigt, wie bei den Bäumen, wo er in Stumm, traneus und Aeste, rami zerfällt.
Bei den meisten Pflanzen ist der Stengel leicht erkennbar, bei einigen scheint er auf den ersten Anblick zu fehlen, was aber nie der Fall ist, denn wenn auch auf der Oberfläche des Bodens nichts von ihm wahrgenommen werden kann, so findet sich in der Erde stets ein Uebergangsorgan zwischen Wurzel und Blättern^ das ein eigentlicher Stengel ist und seiner Aehnlichkeit mit der Wurzel halber, Wurzelstock, rhizoma, genannt'wird. Zuweilen finden sich an solchen unterirdischen Stengeln unregelmässige Knollen, wie bei den Kartoffeln. Wo es schwierig ist zu unterscheiden was zum Stengel und was zur Wurzel gehört, erkennt man erstere daran, dass er sich bald grün färbt, wenn er dem Licht ausgesezt wird, auch treibt er der Feuchtigkeit ausgesezt, gewöhnlich Knospen, die in beblätterte Zweige übergehen, indess die Wurzel nur wieder neue Würzclchen treibt. Uebrigens sind die sich über die Erde erhebenden Stengel weit häufiger wie die andern, und dass der Unterschied zwischen den verschiedenen Arten nicht bedeutend sein könne, beweisen uns Pflanzen einer und derselben Familie, von welchen eine Art sehr hohe, eine andere ganz kurze und eine dritte selbst unterirdische Stengel besizt, z. B. die Zflaquo;laquo;lt;c/tarten.
Alle Stengel zeigen, besonders in der Jugend ein Bestreben, sich senkrecht zu erheben. Auch ist die Mehrzahl gerade, rectus s. erec-tus oder doch aufsteigend, adscendens, d. h. an der Basis ein wenig niedergebeugt, dann in die Höhe gerichtet und im grössten Theile ihrer Länge gerade. Es rührt dieses daher, dass die Pflanze ursprünglich zu weich war, um sich aufrecht zu erhalten. Wenn dieser weiche Zustand während des ganzen Lebens fortdauert oder wenn die untern Zweige von dem ziemlich kurz bleibenden Stengel nnter rechten Winkeln abgehen, so ist der Stengel oder Zweig niederliegend, prostratus. Entwickeln sich bei dieser Stellung aus den Blattwinkeln Wurzeln, die die Pflanzen noch mehr an den Boden
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heften, so nennt mau den Stengel kriechend^ repens. Viele Stengel die niclil kräftig genug sind, um sich aufrecht zu erhalten, stüzen sich häufig auf stärkere Pflanzen oder andere benachbarte Gegenstände, wie solches die kletternden Pflanzen thun z. B. Weinrebe, Kphou. Zuweilen winden sie sich in dieser Stellung spiralförmig um ihre Stüze und zwar jede Art konstant von einer bestimmten Seile zur andern, also Stels entweder von rechts nach links oder von links nach rechts. Wenn die klcttcnulen Pflanzen schwach sind, so schaden sie denen, an welche sie sich stüzen, nicht viel, sind sie aber gross und kräftig, so hemmen sie diese Leztcre im Wachs-thum oder erdrücken sie wohl raquo;ar.
Die jungen Stengel und die neuen Theile der alten sind immer krautartig; später nehmen sie eine holzige Beschaffenheit an. Viele Pflanzen sterben im ersten oder zweiten Jahr, daher man sie ein-oder zweijährige heisst.
Audi nennt man sie wohl monokarpische, well sie absterben, nachdem sie einmal Frucht getragen haben. Werden sie gehindert, sich zu besaamen, so lässt sich sogar zuweilen ihr Leben auf mehre Jahre verlängern.
Die lange lebenden Arten und die unbestimmt Jahr aus. Jahrein Saamen tragen, nennt wvxn ausdauernd oier policarpisch.
Unter den Pflanzen mit vollkommen ausdauerndem Stengel unterscheidet man:
1. Y)ie fleischigen Slengel, s\iccxi\cnti;\Ton dicker, saftiger Con-sistenz, die lange Zeit von einem grünen Oberhäulchen bedeckt sind, laquo;las mit einigen, von einander entfernt stehenden Spaltö/fnungen versehen ist. B. Cactus, Stapelia und einige andere Fetlpflanzen. 2. Halbsträucher, suflrutiecs, die ein wenig holzig sind, aber nicht über 3 — S1/^ Fuss hoch werden. 3. Slräueher, frutices, die holzig sind und kaum Mannshöhe übersteigen. 4. Bäume, arborcs, die höher wie ein Mann sind, sich oberhalb in Zweige theilen und deren unterer Theil allmählig cutblösst, einen Stamm bildet. Die Blätter stellen längs dem Stengel in regelmässiger Stellung und in ihrem Winkel entwickeln sich gewöhnlich die Acste oder Zweige, daher man sie alsdann laquo;'/HÄ-e/Ä7laquo;laquo;rf/V/, rami axillares, nennt. In Folge gewisser Abweichungen vom gewöhnlichen Zustande stehen sie oberhalb, seillich oder Acm Blatte gegenüber, supraaxillares, extraaxillares, oppositifolii. —•nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo;
Die Zweige divergiren mehr oder weniger vom Ilauptstcngel und zwar alle bei einer Pflanze ziemlich gleichmiissig, die untere
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meist etwas mehr wie die obere. Ist ilas Divergiren unter einem spizen Winkel/SO nennt mau die Zweige pyramidal, pyramidales fastigiati, findet es unter rechten Winkeln statt, gesvreixt divaricati, ist der Winkel etwas stumpfer so nennt raan sie offen, patentes, sind sie zur Erde gebeugt, retroversi. Die Gcsammtheit der Zweige nennt man Gipfel^ Cyma. Seine Gestalt ist bei jeder Art verschieden.
Es gibt Stengel, die ia Zwischenräumen .Sfto/eto, nodi, zeigen, d. h. Stellen an denen das Gewebe dicker und fester ist und eine dcullichc Anschwellung besizt. Von solchen Knoten, die meist bei den Gräsern vorkommen, gehen alle Blatter aus, wcsshalö man den Zwischenraum zwischen zwei Blättern oder zwei Blattpaaren Zwischenknoten, inlernodium, nennt, obschon bei weitem nicht alle Pflanzen Knoten haben. Viele Pflanzen haben auch Gelenke, die ebenfalls angeschwollen sind und daher häufig mit den Knoten verwechselt werden, obschon sie nicht nur nicht so hart wie diese, sondern selbst weicher wie der übrigö Stengel sind, der daher in den Gelenken am leichtesten zerbricht. Der Theil des Steno-eis zwischen zwei Gelenken wird Glied; Merithallus seu articulus quot;c-nannt. Die Gelenke sizen meist dicht unter den Knoten, wenn sie sich hei Pflanzen finden, die solche besizen. Man findet sie u. a. bei dem Weinstock, den Geranien, Balsaminnen etc. Der Sleno-el der Graminen, der mit Knoten versehen ist und später hohl wird, heisst Hahn, culnms, ehemals Rohr, calamus.
Die meisten Stengel treiben sehr leicht Wurzeln, wenn sie in ein feuchtes, nicht zu kaltes Medium gebracht werden; ja einiquot;-e schicken sogar Liif/wurzeln oft in einer bedeutenden Entfernung vom Boden nach diesem ab, z. B. die Rhizophoren, andere schicken aus den Winkeln der untersten Blätter Ausläufer, die dann bald Wurzeln treiben und als selbstständige Pflanzen fortleben, wenn sie von der ersten getrennt werden; Ex. die Erdbeere. —
Im Stengel der Dikotyledonen unterscheidet man : Das Mark, in der Mitte, das Holz, um dieses herum, die Rinde, zu äusserst. endlich die Markstrahlen, die das Holz und die Rinde gleichsam durchschneiden.
In der Mitte des Stengels findet man einen cylindrischen oder öfters prismatischen Canal, den Markkanal, canalis medullaris, der besonders in den ersten Jahren von rundlichem Zellgewebe, dem Marke, angefüllt ist. Das Mark ist im ersten Jahre saftig und zeigt eine leichte grüne Färbung, vergrössert sich auch bis gegen das
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Ende des zweiten Jahres hin, später sind die Zellen auffallend leer, weiss und vertrocknet, der Markkanal vergrössert sich nicht weiter. Uebrigcus ist die Grosse des Markes sehr ungleich. Bei dem llollunder und den meisten Kräutern ist der Markkanal im Vergleich zu den Bäumen sehr weit. Das Zellengewebe aus welchem das Mark besteht ist mit einer Faserschicht unmittelbar umgeben 5 aus-serhalb dieser Faserschicht findet sich eine Holzschicht, die man die Markscheide; vagina niedullaris, nennt. Es bewahrt dieselbe ihre grüne Farbe sehr lange und besteht aus Spiralgefässeu, die sich selbst bei sehr altem Holze noch leicht abrollen lassen.
Vom ersten Jahre an finden wir um das Mark herum eine feste Hülle die mit der Markscheide zusammenhängt, nach aussen aber keine Spiralgefässc mehr, sondern Holzfasern zeigt, die aus verlängertem Zellgewebe und punktirlen und gestreiften Gefässen bestehen. Dauert die Pflanze mehr als ein Jahr so bildet sich um die erste Hülle eine zweite u. s. f. Alle diese Hüllen machen zusammen den s. g. Holzkurper} corpus ligneum, aus. Die innern Schichten, als die ältesten sind stets härter wie die äussern, jungem und bilden das Kernbolzj duramen, indess dieLeztern, die weisser sind, Spließ alburnum, genannt werden. Je langsamer ein Baum wächst, um so härter ist sein Kernholz und um so weicher verhältnissmässig sein Spliet und umgekehrt, bei schnell wachsenden Bäumen ist der Unterschied der verschiedenen Holzschichten nicht bedeu: end. Uebri-gens findet, was die Färbung anbelangt, eine kreisförmige scharfe Gränzlinie zwischen Kernholz und Spliet statt.
Die ernährenden Feuchtigkeiten, welche von den Würze In aus dem Medium aufgesogen werden , in welchem die Pflanze lebt, steigen vornämlich durch den Spliet in die Höhe und zwar winden sie sich zwischen den Zellen hinauf und sind nicht in besoudern Gefässen enthalten.
Wenn man einen Baumzweig oder Stamm queer durchsägt, so erblickt man auf der Schnittfläche sehr deutlich die Holzfaserschichten jedes Jahres als concentrische Streifen, so dass man das Alter des Baumes daran erkennen kann, denn jedes Jahr erzeugt einen solchen Streifen. Bei langsam wachsenden Bäumen sind diese Streife schmäler als bei schnell wachsenden.
Wird durch irgend einen Umstand eine Holzschicht verlegt, so füllt sich die Verlegung in demselben Jahre nicht aus, wird aber im nächsten Jahre von der sich alsdann bildenden Jahresschiclu überwachsen, woher es kömmt, dass man oft in Mitte des Holzes eines
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gefällten Baumes vor Jahren, ja selbst Jahrhunderten eingeschnittene Namen, Zahlen etc. wieder entdeckt. Uebrigens hängt die Dicke und Härte der Jahresschichten ausser der Art zu welcher die Pflauzc gehört auch noch von dem mehr oder minder günstigen Boden, dem jährlichen Witterungsverhältnissen und dem Alter der Schicht ab, welche untersucht wird, denn in der Jugend wächst der Baum schneller als im Alter, legt daher auch dickere aber weniger harte Jahresschichten an wie später.
Es gibt übrigens sehr wenige! Dikotyledonen, bei denen die Holzfasern nicht in Jahresschichten übereinander liegen.
Man kennt die äusserc Hülle der Dikotyledonen unter dem Na-men Rinde; Cortex. Dieselbe besteht im ersten Jahre 1. aus der Epidermis, 2. aus einer Membran die von rundlichen aneinander ge-reiheten und etwas zusammengedrückten Zellen gebildet wird, 3. einer innern Schicht sehr gestreckter Zellen, die zu Fasern vereinigt, aber nicht durch Spiralgcfässe verbunden sind. Im folgenden Jahre bildet sich innerhalb dieser Hülle von aussen nach innen zu eine Reihe den ersten ähnlicher Jahresschichten (ohne Epidermis), so dass das rundliche Zellengewebc immer nach aussen, das gestreckte stets nach innen liegt.
Die Bildung der Rinde ist also umgekehrt wie die des Holzkörpers. Die neuern Riudenschichten heissen Basfj liber, sie sind sehr zähe, biegsam, meist grüngefärbt, lassen sich leicht abschälen und zeigen ein sehr intensives Leben.
Die Oberhaut sammt den nächst darunter liegenden Rindcn-schichten plazt leicht, besonders bei Einwirkung grosser Trockenheit, und fällt dann stückweise ab, bleibt auch wohl krustenartig hängen, doch so, dass sich stets und schnell eine neue Oberhaut unter ihr bildet. Nur der Bast scheint den unmittelbaren Einwirkungen der Luft nicht gut widerstehen zu können.
Dass die Rinde im Verhältniss zum Holzkörper nur sehr dünne sei, ist allbekannnt. Uebrigens finden sich in der Rinde die meisten und grössten Behälter der jeder Pflanze eigenthümlichen Säfte. —
Sowohl in dem Holzkörpcr als in dem Baste findet man der Dicke des Stammes nach zusammengedrückte Platten von Zellen-geAvebe, die vom Mittelpunkte nach dem Umfange gehen. Auf einem horizontalen Schnitte erscheinen sie wie die Stundenlinien auf einer Sonnenuhr, auf einem Längenschnitte dagegen bilden sie längliche Flecke, die die Holzfasern durchschneiden. Man nennt sie, der
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Aehiilichkcit ihres Baues mit dem Marke wegen, Markslrahlenj radii mcdullarcs. Sie haben eine ganz unbedeutende Dicke, sind am Mittelpunkte weniger deutlich als am Umfange des Slammcs und ihr Ucbergang aus einer Ilolzschicht in die andere ist schwer nachzuweisen. Uebrigens gibt es einige Pflanzen deren Markslrahlen nicht gcradlinicht sind^ sondern eine Curve bilden. Wenigen Arten fehlen sie gänzlich. Ihre Farbe ist immer heller als die des Holzes, was man z. B. bei dein Nussbaum sehr deutlich sieht.
Was nun die Verlängerung der neuen Zweige anbelangt, so sind diese anfangs von jungen Blättern, die oft im Zustande einfacher Schuppen sich belinden, umgeben; diess nennt man Knospen. Alsdann verlängern sie sich so, dass die Blätter, die ursprünglich einander sehr genähert sind, sich im Laufe des ganzen Jahres mehr und mehr von einandea entfernen. Die Spize vergrös-sert sich weniger, der untere Theil des Zweiges mehr als die Mitte. Nach dem ersten Jahre hört der Stengel oder Zweig auf, sich zu verlängern, allein es bilden sich aus ihm besonders nach oben zu, neue seitliche Triebe, die zur Vergrosserung der Pflanze beitragen. —
Was nun deraquo; Stengel der Monokotyledonen anbelangt, so sind baumartige Gewächse in dieser Klasse selten und nur in den Tropenländern zu finden, daher sie auch noch nicht so genau wie die vorinen untersucht wurden. Der Stengel der holzartigen Mo-nokotyledonen besteht aus einer grossen Menge von Fasern, die nach dem Umfange des Stammes zu gedrängter stehen als innen, ohne dass man jedoch regelmässige Rinden- oder Holzschichfen unterscheiden könnte. Die Blätter umfassen die meisten dieser Stengel enge und bilden dadurch, dass ihre Basis stehen bleibt, eine Art Hülle, unter welcher sich eine Schicht sehr dünnen Zellgewebes findet.
Nach Verlauf mehrer lahre ist die Basis der alten Blätter ganz zerstört und es bleiben von diesen Organen nur Narben oder Queer-streifen übrig, die je nach der Art, bald mehr, bald minder deutlich sind. Zu dieser Zeit ist die zur äussern gewordene Zellen-schicht noch immer dünn, ziemlich gleichmässig, grün an der Innenseite und leicht ablöslich. Sie wird von regelmässig stehenden kleinen Löchern durchbohrt^ welche die Punkte andeuten, wo die Vermittlungsfasern zwischen Blättern und der Mitte des Stammes durchgingen. Die Knospen entwickeln sich an der Spize der Stengel und Zweige. Die jüngsten Holzfasern, welche in die
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Knospcnblatter eintreten, kommen aus dem Centraltheilc des Stengels oder Zweiges. In den C'cntraltheil gelangen sie aber erst, indem sie von unten und aussen nach oben und innen liefen und so die Fasern des eigentlichen Holzes durebkreuzt hatten.
Die Fasern sind mit rundlichem Zellgewebe untermengt das besonders nach der Mitte zu reichlicher wird und bei sehr vielen Stärkemehl, Luftgefässe, Behälter eigenthümlicher Säfte etc., in sich schliesst.
Ueberhaupt kann man sagen, dass der Unterschied des Stengels der Monokotyledonen und Dikotyledonen darin besteht, dass er bei Erstem von aussen nach innen stets weicher wird, und keine regelmässigen Schichten zeigt, indess er bei Leztern von innen nach aussen an Festigkeit abnimmt und zwar rcgelmässig schichtemveisc. •—•
Wurzel, radix, heisst jener untere Theil der Pflanzen, durch welchen sie an den Boden haften und die Flüssigkeiten, die zu ihrer Nahrung dieueu, aufnehmen. Sehr viele Wurzeln liegen unter der Erde, doch ist dieses kein Hauptkennzeichen, denn es gibt viele Stengel die ebenfalls mehr oder weniger in derselben Lap-e sind, und viele Wurzeln, die sich an der Luft bilden. Hingegen ist die Wurzel dem Stengel entgegengesezt und verlängert sich in entgegengesezter Richtung d. h. sie steigt abwärts. Ebenso sind die Verzweigungen beider einander entgegengesezt, indem die Winkel der Wurzelzweige obschon gleich wie die der Stengelzweige , doch nach unten statt nach oben gerichtet sind. Uebcrdiess entbehren die Wurzeln des Markes und der Spaltöffnungen, sie sind weiss, höchstens gegen den Hals hin etwas grün; sie tragen weder Blätter, noch blattähnliche Organe, endlich verlängern sie sich nur au ihren Enden und nicht auf ihrer ganzen Länge.
In der ersten Zeit der Entstehung der Pflanze kann man stets eine Hauptwurzel, die dem Stengel entgegengesezt ist, wahrnehmen. Sie ist selbst im Saamen schon sichtbar und wird dort Würzelchen, radiola, geheissen. Oft trägt diese junge Wurzel seitlich lymphatische Haare, die bloss zur Anheftung an den Boden dienen und bald verschwinden. Selbst die Hauptwurzel wird endlich, nachdem sie sich verlängert und nach allen Seiten Zweige ausgeschickt hat, zerstört, während die Zweige sich weit ausdehnen und au der Basis des Stengels sich andere Wurzeln bilden, die man Advenlic-wurzeln nennt. Die Ilauptverrichtung der Wurzeln, nämlich das für die Vegetation nöthige Wasser aufzusaugen^ geht durch die
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Wunelenden vor sich, daher man diese auch wohl Schwämmchen, spongiolae nennt; ihr Bau ist höchst einfach, sie bestehen aus Zellgewebe das sich stets verlängert, also immer frisch und jung ist und keine Oberhaut zu besizen scheint.
Der einfache innere Bau der Wurzeln weiset uns einen Rindenkörper, Holzkörper und Markstrahlen. Schichten sind in den beiden ersten nicht zu entdecken. Die Rinde ist verhältnissmässig sehr dick und ihre Oberfläche nicht rissig und hinfällig, sondern glatt und bleibend. Sie besteht bloss aus Zellen.
Der Holzkörper der Wurzeln besteht aus Fasern, deren nähere Struktur noch nicht gehörig untersucht wurde. Der Holzkörper der Adventivwurzeln der Dikotylcdonen sowie die Rinde derselben sind mit den gleichartigen Thcilen des Stengels vereiniget, bei den Monoko-tyledonen hingegen bilden sich die Adventivwurzeln aus einer zwischen dem härtesten Thcile des Holzes und der Zellenhülle, welche die Rinde vorstellt gelagerten Faserschicht.
Alle Wurzeln haben eine Anlage Stengel zu bilden, wie die Stengel Wurzeln An Pflanzen mit langen kriechenden Wurzeln sieht man häufig Knospen sich an Stellen bilden, wo solche Wurzeln bloss liegen. Man hat Weiden mit der Krone in den Boden gegraben und die Wurzeln als Krone in die Luft stehen lassen und die eingegrabenen Zweige bildeten sich zu Wurzeln um, so gut wie die der Luft ausgesezten Wurzeln sich in Zweige verwandelten.
In Hinsicht auf äusseres Ansehen und Gestalt unterscheidet man verschiedene Arten von Wurzeln. Zuerst die einfachen Wurzeln, rad. simplices, die eine einzige Basis als Verlängerung des Stengels haben, dann vielfache Wurzeln r. multiplices, die in grosser Zahl von dem Halse der Pflanze ausgehen, was besonders bei den Mono-kotyledoncn häufig der Fall ist. Die einfachen Wurzeln sind entweder spindelförmig, fusiformis, rückenförmig, napiformis, knollig, tuberosa. Ist die Hauptwurzel zum Theil zerstört, so bezeichnet man sie zuweilen mit dem Ausdruck radix praemorsa. Die Seiten Verzweigungen heissen Wurzelfasern, fibrillae; sind sie zahlreich und die Hauptwurzel zerstört oder nicht unterscheidbar, so nennt man die Wurzel faserig oder verzweigt, fibrosa, ramosa. Die vollkommen weissen oder röthlichen, bündelweisstehenden Fasern, die sich z. B. an Weidenwurzeln, die in Wasser tauchen, bilden, heissen Haarwurzeln.
Wenn sich längs den Fasern Anschwellungen bilden, so ist die
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Wurzel knotig, noduiosa, breiten sich die Verästelungen au der Oberfläche des Bodens aus, so sind sie kriechend, repentes.
Die mehrfachen Wurzeln können ähnliche Verschiedenheiten zeigen wie die einfachen. Die verschiedenen Verdickungen oder Knollen der Wurzeln sind immer Behälter von Stärkemehl. —
Die Blätter sind seitliche Anhängsel der Stengel, in denen die Pflanzensäfte 7 mit der Luft in Berührung gesezt, wichtige Veränderungen erleiden.
Sie bestehen aus mehr oder minder ausgebildeten Fasern und Zellgewebe, von denen die erstem mehr Spiralröhren wie die des Stengels enthalten. Das Zellgewebe enthält im Innern der Zellen viel färbenden Stoff, auch zeigt es eine grosse Menge Behälter eines eigenthümlichen Saftes und vorzüglich Lufthölen. Die Fasern treten aus dem Stengel gewöhnlich in einem Bündel hervor, welches man Blatlstielj petiolus, nennt. Der flache Theil, der von dem Blattstiele getragen wird heisst Blättflßche, hmbus. Fehlt der Stiel und sizt die Blattfläche an dem Stengel, so ist das Blatt sizend, sessile.
In der Blattfläche unterscheidet man: 1. die Nerven, nervi, mehr oder weniger verzweigte Fascrbündel von verschiedener Dicke, die von dem Blattstiele, oder wenn dieser fehlt, von der Bads des Blattes ausgehen; 2. das Parenchym, parenchyma, welches den zelligen Theil zwischen den Nerven bildet. Sind diese Leztern vielfach verzweigt, so unterscheidet man den oder die primären Nerven , welche unmittelbar aus dem Blattstiele hervorgehen, sekundäre, welche aus dem primären, tertiäre, welche aus den sekundären Nerven entspringen u. s. w. Die kleinsten Verzweigungen der Nerven nennt man oft, wie wohl mit Unrecht Adern, venae.
Im Allgemeinen breiten sich die Nerven in einer Ebene aus, so dass sie eine Membran mit zwei Flächen bilden; nur sehr selten ist das Blatt cylindrisch, dreikantig oder auf irgend eine Weise verdickt, wie man dieses bei den Fettpflanzen sieht. Bei flachem Blatte unterscheidet man die obere und untere Fläche , pagina superior et inferior, und zwischen beiden, den Körper des Blattes bildend, das Mesophyll, mesophyllum.
Gewöhnlich sind beide Oberflächen von einem Oberhäutchen bedeckt, das auf den Nerven häufig Haare, auf dem Parenchym aber Spaltöffnungen zeigt. Diese sind auf der untern Fläche viel reichlicher wie auf der obern, fehlen jedoch bei unter Wasser getauchten Blättern. Bei wenigen Pflanzen bieten beide Flächen gleichviel
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SpaltufTaungeii und Haare, allein dann kann man keine untere und obere Fläche unterscheiden, sondern die Blätter stellen, statt wagrecht, mehr senkrecht.
Der Blattsiel der meisten Dikotyledonen ist gegliedert, d. h. die Blätter sind abfallend, wenn sie nur durch den Blattstiel selbst befestiget sind. Ist die Blattiläche um den Stengel herum verwachsen, so ist das Blatt stehen bleibend und wird nur allraählig zerstört, indem die Basis stehen bleibt, wie dieses meist bei den Monokotyle-donen stattfindet.
Das Blatt wird einfach, simplex, genannt, wenn alle Theile desselben gleichmässig untereinander zusammenhängen; dagegen zusammengesezt, compostum, wenn gewisse Theile, die ß/laquo;7/cÄew, foliola, heissen, auf dem Blattstiele ebenso gegliedert sind, wie dieser auf dem Stengel ist.
Die meisten Blätter lassen einen Blattstiel und eine Blattfläche unterscheiden; ersterer ist gewöhnlich cylindrisch oder oberhalb rin-nenförmig ausgehölt, canalicalatus, oder seitlich zusammengedrückt, indess gibt es auch noch andere Formen. Er kann z. ß. gerandet, d. h. flach und der Blattfläche ähnlich, von beiden Seiten eingerollt oder tüttenförmig, scheidenartig den Stengel umgebend, au der Basis breit und gegen die Blattfläche schmäler zulaufend und in allen diesen Fällen selbst ganz der Blattfläche ermangelnd vorkommen oder sich weiter als diese fortsezen und einen Dorn, eine Ranke etc. bilden.
Die Blattflächen werden in winkeln er v ig ej angulinervia, und krummnerrige, curvinervia, unterschieden.
Die erstem haben einen centralen oder mehre in gerader Linie Aon der Basis der Blattfläche aus divergirende Primärnerven und die verschiedenen Verästelungen dieser Nerven gehen auch in gerader Linie aus, so dass sie an ihrem Ursprünge Winkel bilden. In den krummnervigen Blättern sind die Nerven von der Basis an gebogen. Die Erstem gehören vorzugsweise den Dikotyledonen, die Leztern den Monokotyledonen an. Unter den winkelnervigen Blättern sind die fiedernercigen, folia penninervia. die häufigsten. Bei diesen findet man einen Central- oder Mediannerven als Fort-sezung des Blattstieles, von welchem nach beiden Seiten Sckun-dürnorven aus, ähnlich wie die Fahne einer Feder vom Kiel ausgeht. Sind die zwei untersten Sekuiidänicrveu fast so stark wie der Ccnlralnerve, jedenfalls stärker wie die übrigen Sckandärner-
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vcn; so hcisst das Blatt tripiincrvium, und sind 4 solcher Sckuudär-uerven in diesem Falle, quintuplinervium.
Die handnercigen Blätter, folia palminervia, haben drei oder mehre primäre Nerven, die gleich Fingern einer Hand von der Blattbasis ausgehen und von denen allen dann Sekundärnerven entspringen.
Die schildnerrigeti Blätter, folia peltinervia, bilden eine Art Schild der gleichsam auf den Stiel aufgesezt ist und in welchem mehre Brimärnerven unter gewissen Winkeln mit dem Blattstiele verlaufen, doch ist die Ba?is des Blattes nie völlig im Centrum desselben.
Die fussnervigen Blätter, f. pedalinervia, haben keinen oder nur einen sehr kurzen Mittelnerven, dagegen zwei vorzüglich starke Seitcnnerven, die stärkereu Sekundärnerven nach innen wie nach aus-sen schicken.
In den krummnervigen Blättern gehen sehr viele, gewöhnlich wenig vorspringende Nerven von der Basis ans, bilden krumme Linien und vereinigen sich an der Spize des Blattes. Dass die in der Mitte desselben verlaufenden Nerven gerade sein müssen und dass die übrigen um so krummere Linien beschreiben, je weiter sie nach aussen liegen und je breiter das Blatt ist, versteht sich von selbst. Sekundäre Nerven scheinen bei dieser Bildung nicht vorziikommeii.
Einige Fettpflanzen haben gar keine Blattnerven (folia enervia.)
quot;Wenn übrigens sekundäre, ternäre etc. Nerven in der Biatt-IIäche gleichsam anastomosiren, so nennt mau sie ne%förmig, n. re-ticulata.
Die Gestalt der Blätter kann sehr verschiedenartig sein; sie wird durch ihre Organisation, hauptsächlich durch die Theilung und Richtung der Nerven bedingt. Da diese Nerven hu Allgemeinen zu beiden Seiten der Mittelrippe symmetrisch liegen, so sind die Blätter auch fast immer regelmässig, z. B. eiförmig rundlich, elliptisch u. s. w. Die Regelmässigkeit ist jedoch nie mathematisch, und es gibt selbst Blätter, deren beide Hälften sich auffallend ungleich entwickeln. Die Blätter sind entweder ganz, fol; Integra d. h. ungezähnt oder sie sind an den Rändern verschiedentlich gezähnt oder tiefer in Lappen, lobi, getheilt, die zwischen sich leere Räume lassen, welche sinus heisseu. Dieselben entstehen durch ungleiche Verwachsung des Parenchyms das die Nerven umgibt, so wie aus der Vertheilung der Nerven selbst.
Ist das Parenchym zwischen den sekundären Nerveu gar nicht
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verwachsen, so dass die Blattfläche aus mehren gesonderten, nur durch die Mittelrippe die sie trägt, vereinigten Theilen besteht, so heisseu diese gesonderten Stücke oder Lappen Abschnitte, segmenta. Sie unterscheiden sich von den Blättchen zusammengesezter Blätter nur dadurch, dass sie nicht artikulirt und nicht abfallend sind. Ein Blatt, Avclches aus solchen Abschnitten besteht, wird ein geschnittenes, folium dissectum, genannt. Wenn die Lappen an der Basis um den Ursprung ihrer Nerven verwachsen sind, so nennt man sie Thei-lungen , partitiones und das Blatt heisst getheilt, fol. partitum.
Wenn die Lappen bis zur Mitte ihrer Länge verwachsen sind, so sind es Spaltungen, divisiones; die Einschnitte selbst werden fissurae, das Blatt selbst getheilt, fissura , genannt.
Ist endlich die Verwachsung der Lappen vollkommen und reicht nur das Parenchym, welches die Spizea der Nerven trennt, nicht bis zur Höhe derselben oder geht es sogar darüber hinaus, so ist das Blatt gezähntj dentatum- Die hervorspringenden Theile sind Zähne, denies; wenn diese abgerundet sind, nennt man sie Einkerbungen und das Blatt gekerbt, crenatum.
Man kann die Ausdrücke, die mit Genauigkeit die wichtigern Theilungen des Blattes bezeichnen mit denen verbinden, welche die Nervatur andeuten. So kann ein fiedernerviges Blatt tiederschnittig, fiedertheilig, fiederspaltig seiu^ ein handnerviges handsclmitlig etc. etc.
Sind die Lappen selbst auf gleiche Weise wie das ganze Blatt getheilt, so sagt man das Blatt sei ^piunatisectum, A/palmatiparti--tum etc.. Eben so, wenn diese Theilung der Lappen noch weiter geht /ripalmatipartitum etc. Weitere, gewöhnlich unregelmässige Theilungen geben dem Blatte das Prädikat zerrissen, laciniatum, vielfach zusammengesezt, decompositura, vielspaltig, multifidum., etc.
Die s. g. zusammengesezten Blätter, welche nur in einigen dykotyledonischen Familien vorkommen, haben einen gemeinschaftlichen Blattstiel, der entweder seitlich oder an seiner Spize , oder zugleich seitlich und an der Spize Blättchen, foliola trägt, die von den Abschnitten dadurch abweichen, dass sie mit dem Blattstiele artikuliren.
Die Nervenvertheilung verhält sich bei den zusammengesezten
Blättern wie bei den einfachen. Stehen die Blättchen seitlich, wie
bei den Acazien, so sind es gefiederte Blätter, sind sie aber ander
Spize des gemeinschaftlichen Blattstieles befestiget, so heissen sie
' bandförmig. Die Ränder der Blättchen verwachsen in seltenen
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Fällen unter sich; so dass das Blatl auf den ersten Anblick einfach erscheint.
Die einzelnen Blättern an und für sich sind immer fiedernervig.
Die gefiederten Blättchen sind gewöhnlich je zwei der Länge des gemeinschaftlichen Blattstieles nach einander entgegengesezt. Diese Blättchenpaare werden im Lateinischen mit dem Namen ju-gum bezeichnet, Ex. folium unijugum mit zwei Blättchen, bijugum, mit 4 Blättchen etc. Häufiger findet sich ein Endblättchen, alsdunn ist das Blatt unpaarig gefiedert, fol. imparipinnatum, zuweilen fehlt, das unpaarige Blättchen und der gemeinschaftliche Blattstiel bricht plözlich ab oder verlängert sich in eine Ranke oder Spize.
Zuweilen theilen sich die Blättchen selbst wieder in Blätfchcn f. bipinnatum, bipalmatum. In diesem Falle heissen die Seitenstücke, welche die Blältchen tragen petioli partiales. Die kleinen Träger der kleinsten Blättchen werden petiololi genannt.
An den Stengeln mehrer Pflanzen bemerkt man zu beiden Seiten eines jeden Blattes kleine, den Blättern analoge Organe, deren AVesen noch wenig bekannt ist und die man Nebenblätter, stipulae, heisst. Sie zeigen in allen Beziehungen die grösste Aehnlichkeit mit den wirklichen Blättern ^ und entwickeln sich manchmal ebenso stark wie diese; manchmal verwandeln sie sich in Hörnen. Sie entspringen häufiger aus der Basis des Blattstieles als aus dem Stengel und kommen stets paarweise vor. An den Blättchen zusammen-gesezter Blätter findet man sie zuweilen auch; hier heissen sie stipellae. Bei Entwickelung der Knospen umgeben diese Organe die eigentlichen Blätter, nehmen auch schneller wie diese an Grosse zu, fallen aber frühzeitig ab.
Die ersten Blätter, welche sich entwickeln sind die Cotyledonen oder Saamenblätter; darauf folgen einige Blätter von einer oft eigen-thümlichcn Form, die man Primordialblätter nennt, endlich die übrigen Blätter. Häufig zeigen die Blätter der Basis und des obern Thei-les des Stengels, nächst den Blumen eine von allen andern abweichende Gestalt oder Farbe, die erstem oder s. g. Wurzelblätter, folia radicalia, sind gewöhnlich breiter, länger gestielt, mehr zerschnitten, an ihrer Spize abgerundeter, einander mehr genähert wie die Straquo;ngelblätter, f. canlina. Die Blätter des Blüthenstandes oder Deckblätter, folia floralia, bracteac, sind dagegen im Allgemeinen kleiner , öfter sizend, spizer und gefärbter als die Stengelblättcr. In Beziehung auf die Anheftung der Blätter am Stengel oder an Zuei-zeti folgen die Blätter längs denselben einander paarweise oder im
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Quirl oder einzeln. Ein Blattpaar besteht aus zwei gegenüber, aber gieicli hoch stehenden, ein Quirl aus mehr als zwei gleich hoch stehenden Blättern.
Die Paare folgen aufeinander meist so, dass sie sich kreuzen, d. h. die Blätter des 3ten Paares decken das Ite, die des 4ten das 2te u. s. f. Doch gibt es auch Stellungen, wo erst das 5te —7te das lie oder 2te wieder deckt. In den Quirlen entspricht jedes Paar dem Zwischenräume zwischen zwei Blättern des untern und obern Quirls. Wenn die Blätter auf einem Quecrschnitte des Stengels einzeln stehen, so nennt man sie abwechselnd^ f. alterna. Auch hier deckt häufig das 3te Blatt das Ite, das 4tc das 2te u. s. f. Doch nie so re-gehnässig wie bei Blaltpaarcn.
Die Blätter treten zuerst in Gestalt einer Knospe, gemraa, an der Spizc des Stengels oder der Zweige oder im Winkel schon entwickelter Blätter, oder zufällig an andern Punkten der Oberfläche auf. Eine Knospe enthält mehre verschieden geordnete Blätter, wobei die untern immer die obern decken und sie daher schüzen. Zeigen die äussern Blätter die Form von Schuppen, so heisst die Knospe schuppig, im Gcgensaze, nackt. Die Knospe heisst Blatt-deckig, gemma foliacea, wenn die Blätter sizend und ohne Nebenblätter mit ihrer Blattfläche die Knospe bilden. Blattstieldeckig, pe-tiolacca, heisst sie, wenn die zu Schuppen erweiterten Blattstiele ohne Blattflächc und Nebenblätter die innern Blätter beschüzcn. Nebenblatldeckige Knospen, g. stipulaccac, sind solche, wo die freien Nebenblätter die jungen Blätter umhüllen.
Stiizdeckit/e Knospen, g. fulcraceae, sind solche, bei denen die Nebenblätter mit dem Blattstiele zusammenhängen und wo die Schuppen, aus diesen beiden schlecht entwickelten Organen gebildet , die innern Blätter umgeben.
Die Lage und Gestalt der Blätter im Inaern der Knospe betreffend , unterscheidet man 4 Kategorien.
1.nbsp; Blätter die flach sind und je zwei mit ihrer innern Seite einander laquo;resenüberstehen, wie die Cotyledonen der meisten Pflanzen.
2.nbsp; Blätter die nach der Länge und Richtung ihrer primären Nerven auf sich selbst gefaltet sind. Diess ist der häufigste Fall.
3.nbsp; Blätter die der Queere nach umgebogen sind, so dass die Spize die Basis berührt.
4.nbsp; Schneckenförmig eingerollte Blätter, bei denen die Spizc sich in der Mitte der Einrollung befindet.
Die Formen der Blattlage sind für jede Art konstant.
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Das Wachsthum der Blätter ist rasch und geht vorzüglich au der Basis vor sich. Die Blätter dauern nicht lange; erst fallen die Saamenblälter, dann die Priraordialblätter, dann die übrigen, aber stets die untern früher wie die obern, ab. Schuppen- oder haar-förmige Blätter^ überhaupt solche die ein aussergewöhnliches Ansehen haben, fallen sehr bald ab.
Die meisten Blätter dauern nur vom Frühjahr bis zum Herbste und heissen daher abfallend, f. caduca; andere, jedoch nur wenige, dauern 2 — 3 Jahre und ersezen sich vorweg wieder, man nennt sie stehcnbleibeiid, f. persistentia.
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Fortpflanzungsorgane. ^
An irgend einem von der Wurzel mehr oder minder entfernten Punkte des Stengels oder der Aeste nehmen die Blätter veränderte und eigenthümliche Formen an, welche insgesammt die verschiedenen 'f heile der Blume und deren Nebenorgane ausmachen: Deckblätter, Kelchblätter, Kronenblätter, Staubgefasse, Eierstöcke.
Derjenige Theil des Stengels, der die Blüthen trägt wird als die primäre oder Centralaxe des Blüthenstandes angeschen. Theilt sich dieselbe, statt einfach zu sein in Zweige, die aus den Blattwinkclu entstehen und Blüthen tragen, so zeigt der Blüthenstand sekundäre Axeu, und so gehen die Grade der Verthcilung tertiär etc. weiter. Der kleine Träger einer jeden Blume, welcher auch der Grad der Tlieilung zu dem er gehört sei, heisst Blüthenstielvhen, pedicellus, und der der vorhergehenden, der zugleich mehre Blumenblätter und Elumcnstielcheu trägt, ist der Blumenstiel, pedunculus. In den meisten Fällen sind die Blumenstiele sekundäre, die Blathenstielquot; cheu tertiäre Axeu. Dire Länge ist übrigens sehr verschieden und oft scheinen sie ganz zu fehlen.
Die Blüthenstände lassen sich in begränzte und unbegräuzte theilen.
Bei den erstem ist die primäre Axe von einer Blume geschlossen, ebenso die sekundären und tertiären. Das Aufblühen beginnt mit der Endblume der primären Axe , alsdann öffnen sich die End-blnmen der sekundären Axen von der Spize des Blüthenstandes
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quot;) Hier soll insbesondere nur von den Forlpflanzungsorsancn der pliancroga-iiicn Gewäclise gesprochen werden.
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zum Umfang vorschreitend. Ebenso beginnt in jeder sekundären Axc die Eudblume dann die Scitenblumen^ welche die tertiären Axen begräuzen u. s. f.
Die Formen dieses Blüthenstandes sind folffende :
1.nbsp; Eine em%ige Endblume.
2.nbsp; Die Trugdolde, Cyma; die Deckblätter die bei der Endblume stehen und gewöhnlich entgegengesezt oder quirlförmig sind, dienen als Ausgangspunkte sekundärer Axen, von denen wiederum tertiäre Axen aus den Winkeln der Deckblätter ausgehen können, u. s. w.
3.nbsp; Der Büschel, fasciculus, ist eigentlich nur eine Trugdolde, deren Seitenzweige sehr kurz sind.
4.nbsp; Bei dem Häufchen} glomerulus^ sind die Blumen sizend. Bei dem unbegränzten Blüthenstande ist die primäre Axc nicht
von einer Blume geschlossen; die Spize des Stengels oder der Zweige bricht daher ab, ohne sich in eine Blume umzuwandeln. Es ist dieses mit den sekundären und tertiären Axen ebenfalls so, weitere Verästelungen scheinen aber endlich einen begränzten Blü-thenstand zu haben. Das Aufblühen erfolgt bei den unbegränzten Blüthenständen vom Umfange nach der Mitte zu. Die verschiedenen Formen dieses Blüthenstandes sind:
1.nbsp; Eine einzelne Blume im Winkel des einen Blattes.
2.nbsp; Die Aehre, spica, durch im Winkel mehrer Blätter oder Deckblätter sizende Blumen gebildet. ,Sie bietet folgende Verschiedenheiten dar:
a)nbsp; Die Centralaxe verlängert sich nach oben ohne Blumen zu tragen.
b)nbsp; Das Käzchen, amentum, ist eine aus bloss männlichen Blumen bestehende Aehre, die nach dem Verblühen trocknet und abfällt.
c)nbsp; Der Zupfen, conus, der Fichten, Tannen etc., ist eine Aehre in der die Blüthenorgane sehr hart, stehen bleibend und wie übereinanderliegcnde Schuppen genähert sind.
d)nbsp; Der Kolben, spadix, ist eine von einem sehr grossen Deckblatte eingehüllte Aehre.
e)nbsp; Die Aehre ist ästig, wenn sie an der Basis oder an der Spize in mehre ähnliche Aehren getheilt ist.
3.nbsp; Der Strauss, thyrsus, ist eine Aehre, in der die sekundären Zweige sich entwickeln und ofleubar von einer Blume geschlossen werden.
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4.nbsp; Die Traube^ racemus, hat mehr oder weniger entwickelte Scitenaxen und die sekundären Axen ohne Eudblume.
5.nbsp; nbsp;Schirmtraubenförmige Traube^ racemus corymbiformis, ist eine Traube, deren untere Seitenäste sehr lang und die obern sehr kurz sind, so dass sie sich in einer Ebene endigen obgleich sie aus verschiedenen Punkten des Stengels ausgehen.
6.nbsp; Die Doldej urabella, ist eine Traube, wo die Aesfe gleicher Ordnung von der Spize desjenigen ausgehen , der ihnen zur StOze dient,, alle diese Zweige die von einem Punkte entspringen, sind von etwas ungleicher Länge und die Blumen stehen daher entweder auf einer conkaven, flachen oder convexen Ebene, je nach der Art. Die Dolde kann einfach oder zusammengesezt sein; bei der leztern Form gehen kleine partielle Dolden von den sekundären Axen aus.
7.nbsp; Das Köpfchen, capitulum, ist ein unbegrenzter Blüthenstand, wo die Blumen sizend und kopfförmig angehäuft sind auf einer sehr verkürzten Blülheuaxe. Je nachdem diese Axe stärker oder weniger stark verkürzt ist, gibt es eiförmige, kugelförmige und zusammengedrückte Köpfchen. Der Theil der Axe auf welchen die ßlüthen stehen, heisst Blüthenboden, reeeptaculum; die kleinen, in ein Köpfchen zusammengedrängten, Blumen werden IMmwj-chen} flosculi genannt. —
Wenn die Blüthenaxen von der Basis der Pflanzen ausgehen, zuweilen sogar von einem unter der Erde gelegenen Thcile des Stengels, so erscheint der Blüthenstand ganz eigenthümlich. In diesem Falle trägt der Blüthensticl nur Deckblätter und zuweilen zeugt er sogar grosse Zwischenräume die ganz nackt sind. Diess bildet den Schaft, scapus. Ex. Bellis, Hyacinthus, etc.
Zuweilen sind die Blüthenstiele mit der benachbarten Axe oder dem benachbarten Blattstiele verwachsen oder es sind mehre Blii-thenzweige unter einander verwachsen, lauter Unregelmässigkei-ten, die oft die wahre Symmetrie der Blüthenstände verbergen.
Der Blülhenboden, reeeptaculum, ist kein besonderes Organ, sondern bloss eine eigenthümliche Ausbreitung und Verdickung desjenigen Theiles der Axe eines Blüthenstandes, auf welchem eine grosse Menge von Blumen steht. Er enthält eine Niederlage von Nahrung, die zur Entwickelung der Blumen dient, trocknet nach dem Blühen aus und befördert so das Ausfallen der Früchte.
DeckblnUer, bracteae, sind Blätter aus deren Winkel Blüthenaxen hervorgehen. Verzweigt sich ein Stengel ^ so heissen die
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Dcckbläller der äiisscrstcn Verzweigungen Deckblättchen, brac-loolac.
Die Deckblätter stehen gedrängter an einander wie die Blätter, unten in gleicher Anordnung wie diese, nach oben meist im Quirl, dessen einzelne Blätter nicht selten unter sich verwachsen sind. Hiedurch wird eine Hiille, involucrum, gebildet, die oft einfach, oft 2, 3 —4fach sein kann. Findet reau eine solche Stellung an einer sekundären oder tertiären Verzweigung des Blüthcnstandes, so ist es ein Hüllchen, invollucellum sou involucrum proprium. Ist der äusserste Quirl einer mehrfachen Hülle kürzer als die andern, so nennt man diese gekelcht.
Mehre Monokolylcdonen haben grossc, abwechselnde, umfassende Deckblätter, die den Blüthensland während seiner ersten Ent-wickelung umhüllen und sich nach und nach tüttenförmig öffnen. Man nennt sie spathae und diejenigen, welche die Basis der Sei-tenaxen umgehen, spafhcllae. Bei den Gramineen werden die kleinen schuppenförmigen Deckblätter Spelzen und Spelzchen, glumae und glumellae, genannt.
Blume heisst eine Vereinigung der Organe, auf Avelchen die Keime der Phauerogamcn entstehen und derer, die sie unmittelbar umgeben.
Die Blume besieht aus cigenthümlidi modifizirten Blättern, die an der Spize des Stengels oder seiner Verzweigungen entspringen und gewöhnlich in regehnässigen Quirlen stehen.
Der Theil des Stengels oder der Zweige auf welchem die Organe der Blume unmittelbar stehen,, heisst torus.
Die an Zahl sehr verschiedeneu Quirle verwachsen gern unter einander, und ihre Gestalt entfernt sich um so mehr von der der Blätter und Deckblätter, je weiter sie nach innen stehen. Je nach der Stellung, dem Aussehen und besonders der physiologischen Verrichtung bilden sie entweder den Kelch, calyx, die Blumenkrone, corolla, die Staubgefässe, stamina, endlich die Carpelle oder Ovarien. Kelch und Ovarien bestehen gewöhnlich je aus einem Quirl, Kronenblätter und Staubgefässe bilden oft mehre, gleiche, in einander liegende Quirle. Meistens besteht jeder Quirl bei den Dikotyledonen aus fünf und bei den Monokotyledonen aus drei Stücken.
Die Kelchhlätler, sepala, bilden im Aeussern der Blume eine erste Hülle, die ihrer Gestalt wegen Kelch, calyx, heisst. Die Analogie zwischen Kelchblättern und Blättern ist sehr gross und beide sind oft im Habitus einander täuschend ähnlich. Der Centrainerve
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der Kelchblätter wird Carinalnerve, und der durch die Verwachsunlaquo; Kweior benachbarter Kelchblätter entstandene Suturalucrvo genannt.
Die Kelchblätter sind stehenbleibend oder abfallend und ver-liocknen im ersten Falle entweder nach dem Blühen oder werden lleischig und vergrössern sich. Häufig sind sie unter einander verwachsen, dann ist der Kelch gamosepalus. Diese Verwachsung ist selten ganz bis zur Spize, sondern meist nur an der Basis, bis zur Hälfte oder bis höchstens zwei Drittheile der Länge der Kelch-quot; Walter. Der verwachsene Theil der Kelchblätter heisst Kelchröhre, tubus und die f'reigcbliebcnen Enden Lappen, lobi, oder wenn sie schmal und spiz sind, Zähne, dentes. Ist die Verwachsung ungleich, so dass zwischen bestimmten Lappen ein grösserer Zwischenraum zunickbleibt, so sagt man, der Kelch habe Lippen.
Die Kelchblätter sind zuweilen mit Nebenblättern, Dornen, Ilaaren etc. verschen, —
Innerhalb des Kelches findet man .eine oder mehre Reihen Blu-mcnkronenblätter, petala, welche zusammen die Bhimenkrone, corona, bilden. Sie unterscheiden sich mehr von den Blättern wie die Kelchblätter, haben sehr wenige Spaltöffnungen, nur Spiralge-fässe und weisen meist glänzende Farben verschiedener Art, mit Ausnahme des Grüns, auch hauchen sie oft starke, meist angenehme Gerüche aus.
Nicht selten sehen sich Kelch- und Kronenblätter sehr ähnlich, so dass sie nur durch ihre Lage von einander unterschieden werden können. Dieser Unterschied ist noch schwieriger auszumittcln, wenn die Kelch- oder Kronenblätter mangeln und die Blume nur eine Hülle hat. Hinsichtlich der Verwachsung findet man bei den Blu-mcukrononblättern das nämliche wie bei den Kelchblättern. Bei den s. g. schmetterlingsförmigen Blumenkronen sind die fünf Blumenblätter ungleich. Das obere ist grosser und aufgerichtet, man nennt es Fahne, vexilluin. Die beiden seitlichen sind kleiner, länglicht und mit ihren Flächen einander genähert, es sind die Flügel, alae. Die beiden untersten endlich, mehr oder minder sichelförmig aufsteigend, sind einander genähert und ganz oder theilweise verwachsen, so dass sie eine Art Schiffchen, carina, bilden.
Die Kronenblätter kommen nur in einem Theil der Dikotyledonou vor, der allerdings die grösste Zahl der Pflanzen in sich fasst. Sie stehen in einem Quirl, ist ihre Zahl aber grosser wie 5, so bilden sie zu 3 —4 — 5 zwei oder mehre conzentrische Quirle die sowohl mit deuKelchblätteru, als unter sich abwechseln.
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Sind die Krouenblätter an der Basis verschmälert^ nach ober aber stark ausgebreitet, so nennt man den schmalen Theil Nagel, unguis, den breiten Fläche^ limbus seu lamina. #9632;—
Die Staubgcfässe, stamina, stehen in Quirlen Innerhalb der Kronenblätter mit denen sie in Stellung und Umwandlung viele Analogie zeigen, so dass sie z. ß. in den s. g. gefüllten Blumen ganz oder zum grössten Theil in Kronenblätter verwandelt sind. Sie sind auf dem Torus eingefugt. Bilden sie nur einen Quirl, so sind sie gewöhnlich in gleicher Zahl und abwechselnd mit den Kronenblättern. Kommen mehre Quirle von Staubgefässen vor, so besteht jeder aus einer gleichen Zahl von Theilen wie die Quirle der Krone. Uebersteigt die Zahl der Staubgcfässe 20, so findet diese Rcgelmässigkeit nicht mehr statt.
An jedem Staubgcfässe unterscheidet man den Staubfaden an der Basis, den Staubbeutel an der Spize und den Blüthenstaub, welcher in lezleren eingeschlossen ist.
Der Staubfaden, filamentum, ist gewöhnlich cylindrisch, zuweilen abgeflacht, Consistenz und BeschafFenhcit stets den Kronenblättern analog, Farbe niemals grün. In einigen Pflanzen ist er so kurz oder so sehr mit der ßlumenkrone verwachsen, dass die Staubbeutel sizend erscheinen.
Wenn alle Staubfäden einer Blume verwachsen sind, so nennt man diese raonadelphisch, sind sie in 2 Bündel verwachsen diadelphisch, in 3 Bündel triadelphisch, in mehr wie 3, poliadelphisch.
Der Staubbeutel, anthera, verhält sich zum Staubfaden wie das Blatt zum Stiel. Er ist gewöhnlich schmal, dick und im Innern in 2 Fächer getheilt, welche den Blüthenstaub enthalten. Der Staubbeutel ist entweder in der Mitte seiner Länge auf der Spiae des Staubfadens befestiget oder mit seiner Spize j endlich kann er seiner ganzen Länge nach an den Staubfaden angewachsen sein und es reicht dann die Spize desselben in Form einer Drüse^ eines Haares etc. über ihn hinaus. Zuweilen sind die Staubbeutel alle in eine einzige Rühre verwachsen^ was der Blume dann die Bezeichnung synanthera seu syngeneta verschafft. Nur in höchst seltenen Fällen sind sowohl Staubfäden als Staubbeutel verwachsen.
Die Fächer, loculi sind gewöhnlich länglich, parallel und öffnen sich zu einer bestimmten Zeit, meist durch eine Läugenspalte, wodurch das Ausstreuen des Blüthenstaubes bewirkt wird. In seltenen Fällen entwickelt sich nur eines der beiden Fächer^ das andere schlägt fehl. Die Farbe der Aetheren ist gewöhnlich gelb. —
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Der BlütheHStanby pollen, besteht ans einer Menge kleiner Körner, von gelber, rothgelber oder röthlicher Farbe, die meistens in Form Von Staub aus dem Innern der Fächer hervortreten und, indem sie das Stigma erreichen, die EntWickelung der Eichen bedingen. Die Pollenkörnchen liegen frei in den Fächern, die sie meist ganz ausfüllen. Die grössten einzelnen Körner haben einen Durchmesser von Veo Linien, so dass sie mit blossem Auge noch kaum unterschieden Werden können. Jedes Körnchen besteht aus einer äussern und einer innern Haut; Lcztere ist sehr ausdehnbar und sprengt die äussere nicht selten um in Form eines Schlauches hervorzutreten. Sie ist mit einer trüben, klebrichten Feuchtigkeit, fovilla, erfüllt, in welcher unendlich kleine KügeNihen schwimmen.—
Zu innerst in der Blume findet man die Früchtchen, carpella^ welche an ihren Rändern Eichen tragen, die sich zu Saamen ausbilden. Ehemals hiess man das Carpell auch Stempel, pistillum, ein Name, der jezt mir noch verwachsenen Carpellen beigelegt wird.
Wenn nur wenige Carpelle vorhanden sind, so ist ihre Stellung in der Blume so regelmässig wie die der übrigen Theile derselben, nur stehen sie nicht mit den Staubgefässen, sondern mit den Kelch-blättern abwechselnd. Ist die Zahl der Carpelle sehr gross, so sind dieselben unreffelmässig: auf der Axe der Blume angehäuft.
Die äusserste Spizc des Blüthenstielchens oder die Blumenaxe an welcher die Organe der Blume entspringen, kann sich mehr oder minder verlängern und es sizen auf ihr die Carpelle, die daher oft hoch über die übrigen Theile der Blume hervorragen; da-gögen kann die Axe auch sehr verkürzt sein, so dass die Carpelle gleichsam in den Grund der Blume vergraben sind und unterhalb der übrigen Blumcritheile stehen.
Der Träger der Carpelle^ wenn ein solcher vorhanden ist, heisst gynophorum oder thecaphorum.
Die Carpelle sind an der Basis oder über dem Thecaphorum verdickt \ind bifden hier'den Fruchtknoten, ovarium , in welchem sich die Keime entwickeln und der daher auch der wichtigste Theil ist. Die KeiiWe sind im Innern an beiden Rändern, die sich zum Centrum der Blume einbiegen, befestiget und, wenigstens in allen iso-lirten Carpellen verwachsen.
Der Griffel', stylus, ist eine Verlängerung des Fruchtknotens nach oben, AVeit schmäler wie dieser, oft fadenartig dünn.
Endlich endiget das Carpell durch eine öder zWei Narhen, stigmata, welches von Epidermis entblösste Punkte sind, wo das nackte
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Zellgewebe^ vou einer klebrigen Feucbtigkeiljy die es jabsondert, bedeckt, eine Zeitlang die Eigenschaft besizt; Flüssigkeiten, bjC-sonders die Fovilla aufzusaugen. •— Die Carpelle sind oft verwachsen und zwar entweder mit. den Fruchtknochen oder mit den: Griffeln oder den Narben oder mit allen drei Theilen zugleich oder endlich mit .Fruchtknoten und Griffel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . . .,
Blumenknospeiilage, aestivatio, ist die relative Stellung der Theile eines nnd desselben Blumcnquirls vorder Entfaltung der Blume. Man unterscheidetnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.
1.nbsp; an jedem einzelnen Quirl:
a)nbsp; Klappige Aestivation, a. valvata, bei welcher die Theile oder die .Ij,appen eines Quirls sich mit den Rändern berühren ohne sich gegenseitig zu decken.
b)nbsp; Die eingeschlagene K. a. induplicativa, wo die Ränder etwas einwärts gebogen sind.
c)nbsp; nbsp;Die zurückgeschlagene K. a. reduplicativa, wo die Ränder nach aussen gebogen sind.
d)nbsp; Die gedrehte oder gewickelte K. a. contorta, wo jeder Theil eines Quirls in Beziehung auf die benachbarten Theile, einerseits deckt, anderseits unbedeckt ist. , .
e)nbsp; Die gefüuftete K. a. quincuncialis, wenn von fünf Theilen drei äussercj zwei innere sind oder umgekehrt. Man nennt sie auch oft a. imbricata.
2.nbsp; Wenn man mehre Quirle betrachtet:
a)nbsp; Die abwechselnde Knospenlage, a. alternativa, wenn die Stücke des 2ten Quirls genau mit denen des ersten und
'.. #9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; dritten abwechseln. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; - .. #9632;
b)nbsp; Die dachziegelförmigej K. a. imbricativa, wenn die Stücke der verschiedenen Quirle einander wie Dachziegel, aber minder regehnässig decken..
c) Die gegenüberstehende K. a. opposita, in dem seltenen Falle, wo die Blumenblätter genau den Kelchblättern gegenüberstehen. . . ; #9632; . i ,•'.;. ,,.#9632;#9632;#9632;• _n Die früher .schon berührten Verwachsungen der verschiedenen Quirle der,Blume geben theilweise zur Klassifikation deji; Dikotyle-r donisehen Pflanzen Anlass.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . ,,,•',nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;! ,
BeijenerUnterklas.se, die man Thalamifloren nennt, sind alle verschicd£nartigpn Quirle,., Kelchblätter, Kronenbliitter, Staubgefässe _und Carpelle von der Bapisan yon, einander getrennt^ doph zeigt der Torus von Jcm sie entspringen raquo;iemUch vcrschieilenc Fprnien, ^W?11
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zu Folgo dieser oder jener; Theil der Blume höber erscheint als die iilmgcn,. Stelwn die Staubgefässe in solchem Falle oilenbai tiefer Avie die Carpelle, so sagt man sie seien hypogynisch. N
Bei den so ^ahlpeichen Calycifloren scheinen die Kronenblätter uad.Stanbgefösse auf dem Kelche au entspringenj weil: der Torus an ihren Ursprungspunkten mit dem Kelche verwachsen ist, in diesem Flaquo;Ue, werden die Staubgetässe perigynisch genannt. Verlängert er sich noph*weiter nach oben, so kann er auch noch mit dem Fruchtknoten dergestalt izusammeohängen, dass dieser mit dem Kelche verwächst j uhd- Kronenblätter und Staubgefässe an der Stelle zu entspTingen scheinen, an welcher die beiden andern Organe sich trenneii-i .Man nennt diese Beschaffenheit unterer Fruchtknoten ^ uvaiiuin iiiieriiai Seu adhaerens. Wenn keine solche Verwachsung stattfindet, .sft heisst der Fruchtknoten frei oder oberer, o. liberum s. superum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.. .#9632;
Ist fJer, Fruchtknoten in seiner ganzen Höhe mit dem Kelche verwachsen, so dgss di^ Staubgefässe über demselben entspringen, so nennt man diese epigynisch. ; .
-; Eine andere grosse Unterklasse der Dikotyledonen^ die Corolli-floren^; zeigt einfach mittelst der Fäden an die Blumenkronenblätter angewachsene. Staubgefässe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; •
Jedes Organ der Blume ist ausgesezt, sich nur auf Unvollkommene Weise oder selbst gar nicht zu entwickeln. Es kann dieses s.g.i^eÄ^Ä/ff^etraquo; entweder zufällig, bei krankhaftem Zustande der Biume oder aber beständig, in Folge einer ursprünglichen Anlage und der lieschadenhcit bestimmter Organe in einer oder der andern Art. Die; Organeilschlagen um so häufiger fehl, je nähet sie dem Centrum der Blume stehen, wahrscheinlich weil Luft und Licht avo-niger leicht und nur auf kürzere Zeit in's Innere der Blume gelangen. Der Keleh: fehlt teigejitlich niegt; häufiger schon die Kronenblätter, Constanter Mangel der Staubgefässe oder Stempel ist sehr Wichtig- #9632; Fehlt die eine oder andere Art d^ser Orgaco so nennt man die Blume eingeqehlejchlig, uniscxualis, im Gegensazc zu den Zwiuenr, :horma(phrodUae, in welchen beiderlei Organe vollständig entwickelt sind,:/- ania noiol
i, :: Beiidelaquo; laquo;eingescbleohtigen Pflanzen können eütweder: 1. alle Blumen.derselben Pflanze zngleichj entweder männlich oder weiblich Sieia,, jd^lu entweder nur die Stftnbgefäase oder bujt ihei Simpel zurückbleiben, dann ist die Pflanze; #9632;laquo;frö/iWcA. Oder 3. i.iaa (ludet; auf demselben Individuum männliche und weibliche Blumen, üle Pflanze
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ist moiwkisch. 3. Endlich können auf einer und derselben Pflanze männliche, weibliche und Zwitterblumen vorkommen und man nennt die Pflanze poligamisch.
Sind die Spuren der fehlgeschlagenen Organe noch als Schuppen, Drüsen etc. zu sehen^ so sagt man, die Pflanze sei durch Fehlschlagen, abortus, mpnökisch, diökisch etc.
Sehr viele Pflanzen zeigen um die Staubgefässe nur entweder den Kroiveublättern oder den Kelchblättern analoge Quirle, die sich so gleich sind, dass man ungewiss ist, ob sie Kelch (raquo;der Krone, oder beide ausmachen. Diese unbestimmbare Hülle ist bei einer Unterklasse der Dikotyledonen, den Monochlamideen, einfach, bei den meisten Monokotyledonen doppelt. Um sie von Kelch und' Krone zur Verhütung von Missverständnissen zu unterscheiden heisst man sie Perigonium. Der Fruchtknoten kann hier bald frei, bald verwachsen sein.
Die Blumen der Gramineen sind in Aehren gehäuft, in denen die Deckblätter einer wichtigen Verrichtung vorstehen, ^während die Organe der Blume selbst auf kleine Zahl und geringe Dimensionen beschränkt sind. Was man bei diesen Pflanzen im Allgemeinen als Aehre betrachtet ist eine Vereinigung kleiner seitlicher Aehrchen, spiculae, locustae, um eine unbegränzte Centralaxe, rhachis. An der Basis jeden Aehrchens sind zwei Spelzen; oberhalb finden sich eine oder mehre, sizendc, abwechselnde Blumen. Eine jede ist erstlich von zwei schuppenartigen Deckblättern umhüllt, von denen die äussere häufig in eine spize Granne, arista, ausläuft; die andere, entgegen und ein wenig nach innen, nach der Rhachis hinge-legeh, ist zweispaltig , aus zwei miteinander durch eine durchscheinende Membran verbundenen Stücken bestehend. Man sieht dieses leztere Organ für eine Art Perigonium an. Die 3 Staubgefässe und der Fruchtknoten entspringen innerhalb dieser Schuppen.
Nektarien nennt man Drusen, welche in der Blume eine süsse Flüssigkeit, Nektar genannt, absondern, durch welche eine Menge Insekten in das Innere der Blume gelockt werden.
Die Nektarien stehen gewöhnlich auf dem Torus oder dessen Ausbreitung, die in einigen Calicifloren eine Scheibe über den Fruchknoten bildet. Sind die Blumen regelmässig, so stehen auch die Nektarien symmetrisch; sind jene unregelmässig, So stehen diese am Grunde der Sporen oder in der Nähe der Stellen, wo ein Organ fehlt, dessen Stelle sie nicht selten einnehmen, wodurch sie das Fehlgeschlagensein desselben andeuten. Sowie die Theile der Blume
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in einigen Fällen nicht zur Eritwickelung gelangen, so geschieht es dagegen, dass sie sich unter gewissen günstigen Umständen vervielfältigen, wobei entweder die Zahl der Quirle oder bloss die Zahl der Theile eines jeden Quirls vermehrt sein kann.
Diese Vervielfältigungen kommen entweder durch Zufall aa einer einzigen Pflanze vor, oder bleibend in bestimmten Varietäten. Auf dieser Vervielfältigung, zum Theil aber auch auf Umwandlung der Staubgefässe in Kroneublätter beruht das Gefülltsein mancher Blumen. —#9632;
Bald nach der Entfaltung der Blume und nach dem Gelangen des Blüthenstaubes auf die Narbe verändert sich das Aussehen der Blü-thenorgane; die Staubgefässe und die Blumenkrone fallen ab und vertrocknen, der Kelch löst sich entweder ab oder bleibt stehen und wächst aus; die Narben verschwinden in den meisten Fällen, die Fruchtknoten aber, nehmen zu und Averdeu zu Früchten und die Eichen verwandeln sich in Saamen.
Frucht, fruetus, nennt man die copy;arpellc nichts bloss zur Zeit ihrer Reife, sondern auch im weitern Sinne, die Carpelle mit den Hüllen, welche häufig mit ihnen zusammenhängen.
Ein Carpell an und für sich betrachtet ist ein an den Räuderu eingebogenes Blatt, das aus drei Thcilen besteht, der Oberfläche oder äussern Membran^ epicarpium, der inneru Membran endocar-pium, und in dem Zwischenräume zwischen beiden dem mesocar-pium. Sie stellen die beiden Oberflächen und das Mesophyll der gewöhnlichen Blätter dar. Gleich der untern Epidermis der Blätter trägt das Epicarpium Haare, Drüsen und Spaltöffnungen. Es bildet die sammtartige Haut des Pfirsichs, die Aepfelschale etc. Nur sehr selten ist es verdickt oder verhärtet. Das Endocarpium, welches die obere Blattfläche darstellt, zeigt grosse Mannigfaltigkeit in Con-sistenz, Farbe u. s. w. In den Hülsen der Erbsen und Bohnen ist es fein, durchsichtig und grünlicht, bei der Mandel bildet es die Schale, beim Steinobst den knochenartigen Theil des Kerns u. s. w.
Das Mesocarpium ist zuweilen so fein, dass es nur mit Mühe unterschieden werden kann, in andern Fällen aber dick, fleischig, fibrös, so dass man es zuweilen Fleisch, ca.ro, nennt, besonders beim Obste. Die drei Theile der Carpelle können zur Zeit der Reife mehr oder minder zusammenhängen und sich leicht oder schwer von einander trennen lassen.
Das Fleisch darf nicht mit dem Marke, pulpa, verwechselt wer-
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den, welches innerhalb deraquo; Eiidöoarpiums vieler Früchte fliegt und nur ein Sekret des Leitern ist.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-'#9632;quot;• lotiin i • ••quot;• •#9632;;!) .;#9632;.#9632;#9632; ;
Indem sich das Carpellenblatt an den Ilähdern einbiegt^ ist dessen concave Seite der Axe der Blumraquo; zugekehrt. Dieibeiden Ränder sind gc wohnlich ihrer ganzen Länge. nachiYCTW^chsfn,, biegen sich auch zuwipilen so stark nach.iimen, eUi7,.dass sie das Carpelle durch eine Läijgswand theilen. . ,,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; li;! :nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;gt;#9632;#9632;#9632;'#9632;#9632; tu/
Man iicn^t die Acrwachsenen Ränder des, Carpellhlatles. die, Bauchnaht, sutura ventraiis, weil sie dem Rücken des Carpelles gegenüber Jicgt, auch saementragende Nuht.^ s\i\y^amp;,sei^i}i,j(e^9.,,^gt;Te\\ die, Saamcn an beiden Seiten dieser Linie entspringen-., D,i9.ser. Naht ist der 3IittcI- oder Rückennerve des Carpe;ll,es p^tgegengcs.9zt.(uii,d sielit ihr oft selu- ähnhim.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .. ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;, ., .
Die Carpelle sind aufspringend oder nichtaufspringend, dehis-contes und indehiscenteS;, d. h. zur Zeit der Reife öffnen sit; sich. VOtt selbst oder nicht. Das Aufspringen geschieht,ent\vederhi..dic Q.ucie.re oder, und meistens^ in die Lunge und zwar entweder nur auf der Bauchnaht oder auf ihr und der Rückehnalit zugleich oder auch auf
'#9632; i - , #9632; gt; tnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,•.,;'#9632;'' 'i'?'traquo;i
den Flächen. Die Thcile, weiche sich beim Aufspringen von einander trennen heissen Klappen^ valvac.
Das Pericarpium kann mit dem Saamen innig; venAraclisen sein^ und ist darin nicht aufspringend, sondern löst sich erst bei der Keimung.
Die Saamen entspringen längs der Bauchnaht; wenn sich aber' deren nur einer oder zwei entwickeln, so können sie an dem Gründe oder an der Spize des Carpells oder an beiden Orten zugleich stClienl
Jeder Saamc wird von einer IVabelschnur, funiculos ürfibilicalls scu podospermium, getragen, die gewöhnlich bin kleiner, sehr kurzer Faden ist. Die Stelle, wo dieser Faden aus dem' Carp'eU hervortritt, heisst die Placenta oder trophospormium, die oft dick und grosser wie das Podospermium 3 oft aber kaum bemerkbar ist. Dfe Carpelle sind in jeder Blume entweder einzdhi oder ihehrfach; in lezterm Falle bildet ihre Gesammtheit Früchte von Ve^sih'icdcriäf-tigom Aussehen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ! #9632; : lt; . #9632;;
Die untereinander verwachsenen Carpelle bilden Fächer, tebttliy loculamenta, wenn ilire Ränder ints Innere der Frucht bis zur Mitte' vordringen. Jede der auf solche Weiise gebildeten Scheidewände* besteht aus zwfci Seitenmembranen der miteinandfef vetWachseriert' Carpelle. Die Placenten liegen im mnern Winkel jedert'CötfpeM'efe;'-
Wenn die Ränder der CarpeJlc nicht bis ^ur; Mitte ydrdniigen.
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so findet sich eine ettzige Hole, in der die Placenfen am Umfango sitzfen'. EttdMi geschieht es zuweilen, dass- die sehr diinueu Scheidc\vähide der Fächer während des KeifenS der Frucht sclnvin-dän; indessin der Mitte cihe'dickes. g. Cohtrilplacenta ührig bleibt, die durch das Zusammenwachsen der Plaöentcn aller Fächer entsteht. • : !nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '• ;' • • '
Die zusammengesezten Früchte offnen sich entweder nicht oder sie öffnen sich auf zweierlei Weise j durch scheidewandspaltiges oder faclrspaltiges Aufspringen, dehiseseptJcida uiid Idculicida. Beim erstern lösen si6h die Carpelle von ciiiaildfei- und falleh gesondert ab, bhhfe dass sie siöh später jedesmal öffnerfittüsäen: Das bei weitem häufigere fachspaltige Aufspringen besteht fin einer Zerreissung in der Länge des Rückens in jedem Fache. In diesem Falle trennen sich die Scheidewände nicht in zwei Membranen, sondern werden durch die Zerreissung der Frucht von oben nach unten herab losgelöst, so dass diö Klappe in der Mitte die Scheidewand trägt, was man dmch raquo;cheideteandlraffenJe /f/w/raquo;/raquo;laquo;**/ valvae septiferae, ausdrückt.
Zuweilen öffnen sich die Früchte hloss an der Spize durch Poren oder Klappen. Oft lösen sich' die Klappen von unten nach oben etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;v ' '
Die Carpelle, die eine freiraquo; Frucht bilden, können gleich den freien Früehten, fleischig, trocken oder selbst berahart sein. Ebenso verhält es sich mit der Consistenz des Epicarpiums, Mesöcarpiuius und Endocarpiums.
Die Zahl der Carpelle ist verschieden, zuweilen schlagen mehre, ja selbst alle bis auf eines fehl.
Es gibt Früchte die aus der Annäherung und Verwachsung mch-rer verschiedener Blumen hervorgehen, mau nennt sie gehäufte Früchte, fr. aggregati. Hieher gehören z. B. Fichtenzapfen, Weintrauben u. dgl. m.
Aus dein Gesagten geht hervor, dass man dreierlei Hauptklassen von Früchten unterscheiden kann, einfache, fr. apocarpi, %u-sammengese%te, fo. syncarpi und gehäufte, fr. polyanthocarpi. Jede dieser Klassen enthält wieder eine Menge verschiedener Formen, die aber nicht von allen Botanikern gleich benannt werden und sich bfei Unterstochan*: der einzelnen Pflanzen am besten kennen lernen lassen. #9632;i-quot; Wenn man eine Blume untersucht, während sie noch in der Knospe verborgen ist, so zeigt die Stelle, wospHter dip Eichen erscheinen, eine Reihe kleiner, spizer, markiger, zahaförmiger Her-
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vorraguugeu. Etwas später öffnet sich ein jeder von diesen Auswüchsen an seiner Spize und man sieht aus ihm einen eiförmigen Körper zur Hälfte hervortreten, der an seinem Grunde von einer, bis dahin verborgenen Membran umgeben ist. Zu dieser Zeit findet siclx daher ein Centralkörper an seiner Basis von zwei Membranen umgeben, die nicht selten unter sich fest verwachsen sind. Es nimmt dieser Theil oder das Eichen nach und nach zu, verändert oder vermehrt seine einzelnen Hüllen^ und nimmt je nach den verschiedenen Pflanzen, auch verschiedene Stellungen und Lagen an.
Hat das Eichen endlich zu wachsen aufgehört und alle seine Theile eine Lage und Consistenz erhalten, die sich nicht mein: verändern, so gibt man ihm den Namen Säumen, semen.
DerSaamen ist aus vier Theilen zusammengesezt, dem Saamen-mantel, arillus, der Saamenhülle, spermodermis, dem Eiweiss, albumen und dem Keim, embryo. Saamenmantel und Saamenhülle sind die umgebenden Häute; Ersterer fehlt nicht selten 3 an Leztercr bemerkt man die Narbe, liilum, eine matte, grössere oder kleinere Stelle mit der der Saame an seinem Träger befestiffet war. Das Eiweiss ist ein Mittelkörper, der häufig, doch nicht bei allen Pflanzen, vorkömmt und zwischen der Saamenhülle und dem Embryo liegt. Er hat eine fleischige, mehlige, ölige oder hornartige Be-schaftenheit und wird manigfach bsnuzt. Bei dem Getreide liefert es das Mehlj bei Enphorbiaceen ist es ölig, beim Kaffee bildet es die wohlschmeckenden und riechenden Bohnen etc.
Der Keim oder Embryo ist die junge PflanzOj welche von den vorhergenannten 3 Theilen beschüzt wird. Er besteht aus AemWür-zelchen,; radicula, das die junge Wurzel bildet, dem Federchen, plumula, oder jungen Stengel und den Saamenlappen^ cotyledones, oder jungen Blättern. Das Würzelchen ist eine kleine, einfache, gewöhnlich dünne und spize, zuweilen dicke und stumpfe Wurzel von verschiedener Länge. Gelangt der Saamen in Umstände die die Keimung begünstigen, so zieht sich das Wasser zuerst zum Würzelchen hin, welches anschwillt und sich verschiedentlich verlängert. In den meisten Dikotyledonen wächst die Spize des Würzel-chens selbst, ohne Zerreissung des Gewebes dieser Spize; dagegen bei den Monokotyledonen und einigen Dikotyledonen tritt eine neue Wurzel aus den Wärzeichen hervor und Lezteres bildet, durch Zerreissung seines Gewebes eine kleine Scheide, coleorrhiza.
Wcährcnd des Keimes bedeckt sich der dem Stengel zunächst gelegene Theil des Würzelchens mit kleinen einfachen lymphati-
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sehen Haaren die sehr schnell verschwinden. Sie scheinen die Verrichtung kleiner Wurzeln zu haben. Bei der Keimung strebt das Würzelchen immer abwärts.
Das Federchen oder der junge Stengel ist zuweilen im Saamen kaum sichtbar^ in andern Fällen aber eben so lang wie das Würzelchen. Es besteht aus zwei Theilen, einem unterhalb der Coty-ledonen, canliculus; dem andern überhalb demselben, dem Knösp-chen, gemmula.
; Lezteres ist im Saamen gewöhnlich kaum sichtbar. Das Federchen strebt im Äugenblick des Keimens stets nach oben.
Die Cotyledonen sind anfänglich kleine Membranen oder seitliche Anschwellungen des Embryo und haben keine Aehnlichkeit mit Blättern, obschon sie nichts anderes als solche sind. Die Keimung verändert sie und gibt ihnen die grüne Farbe. Anatomisch verhalten sie sich wie die Blätter, fallen aber frühzeitig ab und fehlen den blattlosen Pflanzen gänzlich. Zuweilen haben sie Knospen in ihren Winkeln. Ihre Nerven sind kaum vorspringend und ihre Gestalt ist im Allgemeinen abgerundeter und minder getheilt und gezahnt wie die der Blätter.
Die Namen der zwei grossen Klassen der phanerogamen Gewächse werden von den Kennzeichen genommen, die ihre Cotyledonen darbieten.
Die dikotyledonischen Gewächse haben zwei gegenüber stehende, zuweilen mehre quirlförmige Cotyledonen, die monokotylc-donischen nur einen einzigen. Sollten sich bei lezter Klasse auch ausnahmsAveise 2 Cotyledonen finden^ so stehen sie sich doch nicht gegenüber , wie dieses bei den Dikotyledonen stets der Fall ist, sondern entspringen aus verschiedener Höhe an dem jungen Stengel, Uebrigens können noch einige andere Umstände in einzelnen Fällen die wahre Beschaffenheit der Cotyledonen ungewiss machen, wo alsdann der Habitus der ganzen Pflanze zur gehörigen Klassifikation derselben hilft. —
Es ist bekannt, dass viele phanerogame Gewächse auch ohne Befruchtung sich fortpflanzen können. Es geschieht dieses theils durch Ableger, theils durch Keime. Ersteres sind Zweige der Pflanze, die man in die Erde steckt, wo sie Wurzeln schlagen und als ganze, selbstständige Gewächse fortleben.
Die Keime entwickeln sich an vielen Stellen der Pflanzen, namentlich aber im Blattwinkcl und an den Blatträndern. Sie bilden dann eigene Stengel und nicht seilen, besonders bei Knollen und
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Zwi6tMgewächsen, eigene Wützdln/ Mah kann sie'leicht van aer Mutterpflanze tfenhen und sie fühten dann ein selbstständigvs Da-
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sein. —
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Äusser den schon beschriebenen Organen zeigen' viele Phane-rögäinen hoeli einige andere, mlndei' wesentliche Theile, die thah aecessoriiiehe Organe nennt'. Sie können aius allen Theilen dfer Pflanze entwickelndes sind entweder .Rrtw/feM'oder Waffin:
DieRaiiken; cirrlii, sind biegsame, fadenförmige \7crläiigertrn-L gen die sich von seibist winden und um benachbarte Gegensiändc schlingen, so dass sie die s. g. 'liletternden Pflanzen aufrecht er^. halten..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' ' '#9632;''''nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;/'#9632;''. ' quot;''
Untersucht man den organischen Ursprung der Waffen, arma^ so findet m'än, dass sie auf zWeiöflei Weise gebildet werden. Bei cler einen Art sind es verhärtetö Haare odbr oberflächliche, spize Hervörragungeii des Zellgewebes die mai\ Stachelngt; aeulei nennt. iBci der andern gehen Organe in eine Spize aus die offenbar eine Verlängerung derselben ist, oder sie verwandeln sich ganz ih eine solche; dieses sind alsdann .Dorwm^ spinae. AVaffenkommen übrigens an den Wurzeln nie vor.
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Von den Cryptogameu
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#9632; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.
Ausser den schon betrachteten Pflanzenreihen gibt es noch zahlreiche und manigfaltigc Gewächse, die ziemlich unscheinbar sind und wegen der Dunkelheit, die über die Mittel ihrer Porlpflan-giing verbreitet ist, O^/o^afflclaquo; genahnt werden. Gleich den Pha-nerbgamen zerfallen sie in zwei Klassen. Die erste begreift Pflan-z-en in sich^ die zuweilen in bestimmten Perioden ihres Daseins Ge-fässc und Spaltöffnungen haben, Und deren Fortpflanzuhgssystem sich dem Monokolyledonen zu nähern scheint. Man nbriht sie wegen ihres anatomischen Baues Halbgefässpflanzen \ SertivasClH'lares:, wohl auch Aelheogamae, weil die Art ihrer Fdrtpflatlzuftg dunkel ist.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;•quot; i:'' #9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;#9632; ;: :: #9632; : quot;JÜ quot; il'jfi
Die zweite Klasse der Crypitogamert oder die 4te und ieztö deis Gewiiehsreiches, enthält Pflanzen die okne Weitere Organisation nur aus Zellen bestehen und deriein die geschlechfliehe Fortpflanzung zu fehlen scheint. Sie heisseri ZteHchpflanzen, Acotyledonös, Amphi-gamae, Agamae. Es gibt cigeritliöh nichts allen Cryptogamen Ge-nleinschafilrchcs und sie sind nicht deutlich genug in Organe gesehie-
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den', alsdass mtcn eine BesclWeibartg eines jeden deraquo;1'rheile-aos denen sie bestehen, geben könnte. —•nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;' ':
#9632;ihDie Vdgetatibn der ^CryptDgämen zeigt anfangs lUui; rundliche oderzu Fäden'verlähgerte Zellen, dieaus dem forfpflanzendfcn. Körper hertorgehcB. ; Bei deri Aetheögamen uuterscheidethian späterraquo; (doch nicht bei allen gleich deutlich) eine abivärts steigende Haupt-Wurzel'und dichtes} gelapptes oder häutiges Zeflgetvebey das sich horizontal ausbreitet oder selbst aufwärts strebt. Dieser ohsre Theil hat etwas den Stengeln und Blättern der Phancrogaiiien Analoges, denn es entwickeln sich sogar Gefässe im Innern und Spaltöffnungen an dci'Öbeffläche. Dto erste Wurzel verschwindet und wird durch eine Menge anderer ersezt, die von allen Punkten der ehern Organe ausgehen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'S 'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ': ' quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' ';
' In den rein Zelligcn Cryptogamen unterscheidet man kaum Wurzeln, eine Wirkliche Axe ist nicht vorhanden mid die Wasseraufeäu-guiig Scheint bloss durch die Oberfläche der Membranen vo'r sich zu gehen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nouimo'
Man findet also, statt den lt;?m Fundamentalorganen der Phane-rogamen, bei' den Aetheogamcn nur' zweie} hei den .Amphigaraen selbst nur eines.
Die Cryptogamen pflanzen sich entweder durch Theilung oder durch forfpflanzende Körper, Sporen, sporae, sporulae, sporidia gpngyli, fort. Die Theilung zeigt nichts Eigeiithümlichcs, sie geht leichter wie bei den Phanerogamen vor sich. Die Sporen entstehen an der Oberfläche oder im Innern quot;ewisser verschiedentlich quot;eslcll-ter Zellen. Sie gleichen zuweilen kleinen Saamen, enthalten aber in ihrem Innern nie Etwas einem Embryo Aehnlichcs, zeigen auch keine Narbe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .
ei der Keimung der Sporen verlängert sich eine Seite, schickt Fäden aus, die anfangs einfach sind, später ästig werdf;n|,wud eine Furtsezung des ianern Zellgewebes zu sein scheinen.- Man sieht nichts; was den Cotiledonen der Phanerogamen ähnlich W;äre, die ganzep Sporen scheinen eine Art Embryo zu bilden.
iBei den Aetheogamcn. sind die Spdren zuweilen in grosser rAji^ zahl in aufspringenden Büchschen angehäuft^ die man Kapgelu, the-caö auch sporangiac, nennt.. Diese, Organe sind gewöhnlich, ge-stielt.ünd stehen entweder einzeln lödergettähert ^ an verschiedenen Stellen der frondes. Die Sporatigien sind zuweilen mit gegliederten Fäden, paraphyses untermischt^ zuweilen enthalten sie ausser den
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Sporen, elastische Fäden, elatcres, die unvollkommene Sporen zu sein scheinen.
In den Amphigamen liegen die Sporen zuweilen bloss, häufiger in häutige Säcke, asci, eingeschlossen, die sehr selten aufspringen. Die Sporen gleichen hier auf den ersten Anblick dem Pollen, sind aber blosse Zellen.
Befruchtung u. dgl. hat man bei den Cryptogamen noch nicht entdeckt.
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Ueber die Reproduktion der phanerogamen Gewächse ist hier noch folgendes nachzutragen:
Der Zeitpunkt zu welchem jede Pflanzenart zum ersten Male blüht ist der Pubertät der Thiere zu vergleichen und die Jahreszeit, in welcher sie jedes Mal blüht, der Brunst. Diese Jahreszeit fallt bei den weitaus zahlreichsten Pflanzen in das Frühjahr und den Sommer.
Alle Pflanzen blühen in Bezug: auf das Jahr der ersten Blüthe um soviel später, je langsamer ihr Wachsthum und je länger ihre gewöhnliche Lebensdauer ist.
Die meisten Blumen öffnen sich bei oder nach Sonnenaufgang und schliesscn sich bei oder nach Sonnenuntergang, doch gibt es auch solche, die sich viel später und selbst erst bei Nacht öffnen und demgemäss wieder schliessen. Wenn die Blüthe ihre höchste Ausbildung erhalten hat, plazcn die Aetheren, der Pollen dringt heraus, einige (oder nur eines, auch wohl viele) seiner Körper gelangen auf die Narbe, der von dieser ausgeschiedene klebrige Saft wirkt auf sie ein und ihre innere Membran tritt in Gestalt cylindrischer Schläuche hervor. Diese Schläuche treten aus der der Feuchtigkeit und folglich der Narbe selbst zunächst liegenden Seite und dringen zwischen den Zellen in das lockere Narbengewebe ein, bis sie zu den Eichen gelangen, in deren Substanz sie sich einbetten und so vereinigt mit diesen die Saamen bilden. Ob die Schläuche im Gewebe der Narbe plazen und nur die in ihnen enthaltenen Körnchen bis in die Eichen gelangen weiss mau nicht genau.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;
Sobald die Eichen befruchtet sind,, nehmen sie weit schneller zu, als vorher und gehen der Reife entgegen, welche z. B. be{ den meisten Graminen in 16 — 30 Tagen, bei gewissen Conifercu aber erst nach 2 Jahren erfolgt.
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Die Umwandlung des Wassers, das in dem Saamcnkorn enthalten war, in Stärkemehl, Oel etc., durch das Hinzutreten neuer Stoffe ist es, was die Reife des Saamens ausmacht; hiebei erleiden auch die Saamenhüllea bedeutende Umwandlungen und meistens Yo-lumszunahme.
Das Reifen erschöpft übrigens die Pflanzen so sehr, dass es die s. g. monokarpischen stets tödtet. Selbs' unsre Obstbäume geben in dem, einer reichlichen Obsterudte folgenden Jahre nur wenige Früchte, weil sie sehr erschöpft sind und sich gleichsam erholen müssen.
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Classifikatiou der Pflanzen.
Zur bessern Uebersicht der Ungeheuern Menge Pflanzen hat man auf dieselben eine Classifikatiou angewendet, die jener der Thiere ähnlich ist und das natürlichePflanzensystein genannt wird, weil es die Gewächslaquo; hinsichtlich der Aehnlichkeit oder Unähnlichkeit in ihren Gesammthabitus, sowie hinsichtlich ihrer mehr oder weniger vollkommenen Organisation einreiht. Natürliches System heisst es desswegen, weil früher ein anderes herrschend war, welches die Pflanzen ganz willkührlich, nach gewissen einzelnen, künstlich aufgestellten Merkmalen ordnete und desshalb auch künstliches System hiess.
Bei dem natürlichen Systeme ist ein Umstand merkwürdig und für den Thierarzt besonders wichtig, nämlich der Zusammenhang der Organisation der Pflanzen mit ihrer arzneilichen Wirkung. Man weiss, dass diese leztere vorzüglich von der chemischcuBeschaflenheit derGe-wächse abhängt und diese wieder durch die Organisation bedingt wird. Nun ist es sehr begreiflich zu schliessen, dass Pflanzen mit ähnlicher Organisation, also solche, die in der Classification nahe zusammengereiht werden, auch ähnliche chemische Beschaffenheit und desshalb auch arzneiliche Wirkung haben müssen. Die Erfahrung hat diesen Schluss vollkommen bestätiget, und man weiss jezt nicht nur, dass alle Arten einerund derselben Gattung, ja selbst alle Gattungen der nämlichen Familie sehr ähnlich wirken, sondern auch, dass viele Arzneimittel ohne Unterschied von mehren ähnlichen Arten gewonnen werden z. B. Camphor von mehren Laurineen, China von allen Arten des Cimhonabaumcs etc.— Alle Malvaceen sind verweichend, alle Gentianecn bitter u. s w.
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. i Nach dem natürlichen System wird das ganze Pflauzeureich fol-geaderiWeiseeJPgethßüt.; #9632; :; ..*: ; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; l-iamp;iH a\ .;.#9632;.#9632;.#9632;: noJl
A. Phanerögamenlnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' - *älaquo;i gt;; B. Cryptogamen. ..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;•! 'üi.ilaquo;-.
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1. Thalamifloreu.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.umtl -
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H. Monokotylcdoiicn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;; IV. Amphigamcn. . ' i #9632;. ;
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Die Zahl der Pflanzenfamilien steigt auf 220. Die meisten gehören den Dikotyledonen an, aber nur etwa 50 derselben haben für den Thierarizt Werth.-ii'J.viu;n
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Ctefäsispflanzeu. Phanerogamae 9
Plantae yasculares.
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Diese Pflanzen sind aus Zellgewebe, Spiral- und andern Gefässcn gebildet; mit SpaJtöflaungen an der Oberfläche der grünen Luftorgane versehen; aus drei Fündaraentalorgancn: Wurzel, Stengel und Blättern bestehend, die von der ersten Jugend der Pflanze an zu unterscheiden sind und alsdann Würzelchen, Federchen und Cotyledonen heissen. ;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. ; - :
Die Fortpflanzung ist sex.ucll, d. h. durch das Zusammenwirken verschiedenartiger Organe, welche die Blume bilden, bedingt. Die jungen Pflanzen (Em.bryouenjsindim Augenblick ihrer Loslösung von der Mutterpflanze,,,bis zur Keimung von. schüzenden Hüllen (Spermpdermis) in dqpen sie sich ausbildeten, die oft einen vorgängig von der Mutterpflanze abgelagerten .Vorrath von iyahrungs-stoff enthalten, umgebein. , .inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;• ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;..#9632;:#9632;.' ... iquot;M |. ;#9632;; ,' •.- ,.,#9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;(nini!ÜTiuil
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#9632;ninitöhiafaBl ß! #9632;•#9632;. i .lasjpnüiig -,• rgt;yvi.; -Lobo tsifüiiji. .niahl . Sie h^bipn zwei gegenüberstehende oder wehre qujrlformige Cotyledonen. Die Stengel sind.zusammengesezt: 1. von aussen aus einer Hülle aus Zellengewebc (Rülde). in Schichten gelagert, von
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denen die jüngsten (Bast) innerhalb der altern liegen; 2. aus einem Mark, das die Mitte einnimmt und aus rundlichen Zellen besteht; 3. aus einem Holzkörper, zwischen Mark und .Rinde gelegen, in Schichten gelagert, von denen die jüngere und weichere (Spliet), ausserhalb der altern und härtern (Kernholz), liegen, wobei Queer-platten von Zellengewebe (Markstrahlen), die holzigen, parallel-len Längsfasern, die zum grössten Theile die Holzschichten bilden^ durchschneiden. Wurzeln oft ausdauernd; die adventiven oft aus den Lenticellen genannten Punkten der Rinde hervorkommend. Blätter oft gegenüberstehend, gewöhnlich an der Basis eingelenkt; einfach oder zusammcngesezt, oft mit Nebenblättern versehen, und gewöhnlich in eine Blattfläche ausgehend, deren Nerven unter deutliehen Winkeln von einander treten. 1 Blumen fast immer iuiifzählig, gewöhnlich aus vollkommen deutlich getrennten Kelchblättern, sepala (Kelch), Kronenblättern, petala ( Blumenkrone) Staubgefässcn und Stempeln zusammengesezt
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1. Unterklasse.
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Thalamiflorae, Stielblütliige.
Kelche- und Kronenblätter auf dem Torus eingefügt, ebenso wie die Staubgefässe und Carpclle, ohne Verwachsung dieser Quirle unter einandennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . .
Ranunculaccen.
Kennzeichen. Kelchblätter 3—6. Kronenblätter frei in gleicher, doppelter oder dreifacher Zahl der Kelchblätter, zuweilen fehlend, bald flach, (wenn sie aus erweiterten Staubfäden entstehen) bald tütten- oder hornförmig (wenn sie von modifizirten Staubbeuteln herrühren); Blüthenknospenlage dachziegelförmig. Staubgefässe frei, Staubbeutel angemessen. Stempel mehrzählig, selten durch Fehlschlagen einzeln; frei odM.verwachsenj'jeder in einen kurzen und einfachen Griffel ausgehend. Frucht aufspringend oder nicht aufspringend^ trocken oder fleischig. Saamen 1 oder mehrfach, aufrecht, hängend oder wagerecht; Eijveiss hornartig. Embryo sehr klein. Kräuter oder kletternde Sträucher, Wurzeln fadeuförmia: oder büschelförmig, Blätter abwechselnd oder gegenüberstehend, einfach^ ganz oder häufiger gelappt. Blattstiele am Grunde in eine mehr oder minder umfassende Scheide erweitert.
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Man findet die Ranunculaceen in den gemässigten Zonen; zwischen den Wendekreisen nur auf hohen Gebirgen. Fast alle be-sizcii ein scharfes, äzendes^ im Wasser lösliches Prinzip, das sich vorzüglich in den Wurzeln findet. Je nach dem Grade der Stärke und den Modificationcn dieser Eigenschaften in den verschiedenen Arten, findet man in dieser Familie heftige Gifte, wie die Wurzel des Eisenhutes; drastische Abführungsmittel, wie die Niesewurz; Epispastika (blasenziehende, hautreizende Mittef), ,wie mehre Ranunkeln und Clematis. Einige sind auch einfach tonischbitter u. s. w.
Es werden die Ranunkulaccen gewöhnlich in fünf s. g. Tribus eingetheilt, die Clematideen, Anemoneen, Rununculeen, Hellebo-reen und Päoninaceen.
Von den Helleboren verdienen die Gattungen Helloborus und Aconitum, die Aufmerksamkeit des Thicrarztes; übrigens sind alle andern Gattungen, in Menge unter das Futter der Hausthiere gemischt, diesen giftig, z. B. Clematis, Thalictrum, Anemone, Ranunculus, Adonis, Caltha, ATigella, Aquilegia, Delphinium, Actaea, Paconia, u. s. w.
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Die Gattung Helleborus hat einen BlumcnkronähnUchen, fiinf-blättrigen, stehenbleibenden Kelch, ganz kleine, wie Nektarien aussehende Krononblätter, die unten in einen Nagel, oben in eine röhrige, zweilippige Blattfläche ausgehen; Capselfrüchtc auf dem Blüthenboden sizend.
II. niger. hat fussnervige Wurzelblätter, einen mit zwei bis drei Deckblätterhüllcn versehenen Schaft auf dem 1 — 2 Blumen sizen, Deckblätter oval.
Perennirend. In schattigen doch nicht hochliegenden Bergwäldern.
In der Thierhcilkunde wird die Niesewurzj radix hcllebori nigri angewendet.
Es ist dieses eine kurze, etwas dicke, höckerige Wurzel, mit vielen langen, gegen die Basis fast ifquot; dicken Wurzelzasern, mit braunschwärzlichter Oberhaut, dicklicher weisser Rinde, und dünnem aus Bündeln zusamraeno;eseztem Holze. Man kann statt dieser Wurzel auch die von II. viridis, H. odorus, II. dumetorum und H. foctidus benuzen, obschon sie etwas schwächer wirken.
Es bringt die Nieswurz bei allen Thieren und bei jeder Art
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der Anwendung sehr heftige und selbst (ödtllche Wirkungen hervor. Zu 2—3 Drachmen in Pulverform tüdtct sie Pferde und Rinder. Schafe und Ziegen sterben schon von Va — 2 U. Die Sek-fion erweist dann heftige Magen und Darmentzündung. Die Zufalle vor dem Tode deuten neben dieser noch auf Atfizirung des Rückenmarks.
Hunde und Schweine erbrechen sich sehr leicht von 3 — Ir gr. ohne weitere üble Zufälle.
Unter die Haut gebracht bewirkt die Niesewurz binnen wenigen Stungen heftige Entzündung mit starker seröser Ergiessung. Als Gegengift der schwarzen Niesewurz dient das essigsaure Blei.
Es ist durchaus nicht anzurathen^ ein so gefährliches und unsicheres Büttel innerlich anzuwenden, da der vetcrinärische Arz-neischaz reich genug an sicherer und besser wirkenden Heilmitteln ist.
Aeusserlich steckt man zuweilen em Stück Niesewurz in eine Wunde, welche man am Tricl der Rinder zu diesem Zwecke anbringt, doch ist das Eiterband solchem Wurzelstcckcn vorzuziehen. Im Dekokt wendet mau sie an, um Läuse zu tödten, indem mit solchem Ungeziefer behaftete Stücke Vieh über den ganzen Leib damit gewaschen werden. Da hierauf sehr leicht üble Zufälle erfolgen, besonders wenn die Thiere sich bald nach der Waschung ablecken, so unterlässt man auch diese Anwendungsart lieber.
Auch gegen die Räude ist die Waschung mit Nicsewurzelde-kokt empfohlen worden.
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Aconitum. Blumenkronähnlicher Kelch, 5 Kelchblätter, das oberste (Helm) gewölbt. 5 Kronenblätter; die beiden obersten hüllenfürmig, Nektarieutrageml, mit langem Nagel; die übrigen sehr klein, linienförmig und selbst oft fehlend. 3—4 vielsaamige Kapseln. Ausdauernd.
Alle Arten des Eisenhutes die in der Schweiz u. d. südlichen Deutschlande vorkommen z. 1J. A. napellus, lycoctonum, Stocrkea-num, etc. haben ungefähr dieselben Bcstandthcile und Wirkung, wenn sie wildwachsen, (auf feuchten Bergen); in Gärten kultivirt scheinen sie ihre Wirkung laquo;jrösstcntheils zu verlieren. Man be-nuzt die Blätter. Dieselben sind dunkelgrün, glatt, bandförmig, mit fast bis zum Grunde getheilten Scitcnlappen, die Lezten 2—3fquot;
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breit; die Stiele glatt, länger als die Nebenblätter; man sammelt sie im Mai und Juni; sie d'irfen nicht über ein Jahr lang aufbewahrt werden. Sie sind mit einem scharf-narkotischen Prinzip bejrabt. Die Wirkunsren des Eisenhutes oder Sturmhutes sind noch wenig erforscht, dieses Mitlei dürfte jedoch in Gaben von Va — 1 Drachme laquo;jesren hcfli£;e Entzündunoen seröser Häute mit IVuzcn Anwendung linden. 2/.% Pfd. des frischen Krautes tödten Pferde und Rinder. Noch heftiger soll die Wurzel des Eisenhutes wirken.
Papaveracc cn.
Haben zwei hinfällige Kelchblätter, gewöhnlich vier Kronenblätter, zwei innere und zwei äusscre, zuweilen auch keine oder 8—12. Staubgcfiisse vier, den Kronblättern gegenüberstehend, oder in zahlreichen Quirlen 8 —12 —lö u. s. w.Staubfäden dünn; Staubbeutel an der Basis befestiget. Ein' Fruchtknoten aus mehren oder bloss 2 verwachsenen Carpellen gebildet, oft an der Basis vom Torus umgeben. Griffel fehlt oder ist sehr kurz. Narben sizend auf dem Fruchtknoten, strahlenförmig verlheilt, seltener frei. Kapsel eiförmig oder in eine Schote verlängert, von der Basis oder von der Spize aus aufspringend. Saamen rundlich oder eckig, mehrfach nur sehr selten einzeln, auf Placenten angeheftet; Eiweiss fleischig ölig. Embryo sehr klein au der Basis des Eiweisscs; Co-tyledonen plan convex. Kräuter oder Halbsträucher, mit weissem gelbem oder rothem Milchsäfte. Blätter abwechselnd, einfach, gezahnt oder gelappt. Blumen langgestielt oder traubenförmig, niemals blau. Die Gattungen dieser Familie kommen in den gemässig-ten Zonen, vorzüglich in Europa vor.
Der eigenthümliche Lebenssaft, der mit Ausnahme des Saa-mens sich in allen Organen findet, ist narkotisch und enthält viel Morpliie, Narkotie und Mekonsäure, ist auch bei einigen äzend. Wir betrachten die Gattungen Papaver und Chelidonium.
Papaver. Zweiblättriger, hinfälliger Kelch. 4 Kronenblättcr. Zahlreiche Staubgefässe. Kein Griffel. Narbe mit 4—20 Streifen. Kapsel mit 4—2 unvollständigen Fächern, unter dcrNarbc durch Löcher (kleine Kläppchen) aufspringend.
Angebaut wird bei uns: P. somniferum Staubgefässe nach oben zu erweitert., fast kugelförmige, glatte Kapsel, lange, ungleich gezähnte Blätter. Blumen bald weisslich, rosenrot!^ roth, gefleckt etc. Einjährig.
Von dieser Pflanze kommen :
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1.nbsp; Mohnöl. Oleuni papavcris. Es wird durchs Auspressen des Mohnsaamcn gewonnen, ist gelblicht, fett, von süssem Geschmack, fast ohne Geruch, enthält mehr Elaiu und weniger Stearin wie das Baumöl, auch ist sein Gehalt an Pflanzenschleim grosser, daher es auch leichter ranzig wird und an der Luft krustenartig eintrocknet. Gabe und Anwendung ist denen des Schweinfettes ziemlich gleich.
2.nbsp; 31ohnsaamen, Semina papaveris. Rinde, etwas runzlichte, meist weisse, kleine, siissschmcckendc Saamcn.
Wenn man 1 Th. dieses Saamen mit 8 Th. kplten Wassers in in einem Mörser recht gut zerreibt und die Flüssigkeit durchseiht, so erhält man die schleimig-ölige Mohnsaamenmilch, Emulsio papaveris,, welche sehr erschlaffend, kühlend und reizmildernd wirkt und daher gegen krampfhafte Enlzündungszusländc, namentlich gegen Koliken gut zu benuzen ist. Gerne wird ihr in leztenu Falle noch Extract, hyosciami zngesezt, auch wohl Salpeter oder Glaubersalz, je nach dem Grade der Entzündung. Pferden und Hindern gibt man 2-—^4 Pfd., Schafen, Ziegen und Schweinen 1 Pfd., Hunden und Kazen VV — 1 Pfd.
3.nbsp; Mohnsuft, Opium. Es wird aus den unreifen Mohnköpfeu gewonnen, bildet nie dickes Extrakt in Klumpen oder Kuchen, ist braun, undurchsichtig, wenig glänzend, zähe, innen weicher und an den Fingern anhängend, getrocknet beim Reiben gelb, von bit-term Geschmack, widrigen Geruch, im Wasser grösstentheils zu einer klaren Lösung auflöslich.
Das Opium enthält ausser mehren, minder wichtigen f'estand-\\\vi\zvL Morphium, Narkotin und Mekonsäure, welch' leztere übrigens wenige Wirksamkeit zu besizeu scheint, um so mehr aber die ersten beiden. Das Opium wirkt die Thäfigkeit der Verven direkt herabsliramend, zu gleicher Zeit das Blutgefässsystem erregend, die Verdauung störend. Ab- und Aussonderungen unterdrückend. Die Indikation dieses in der Menschenheilkundc so wichtigen Mittels ist in der Thierheilkunde durchaus noch nicht festgestellt und da es sehr theuer ist und nicht zu den unentbehrlichen Arzneien gehört, wird auch seine innere Anwendung bei den Hausthieren noch lange unterbleiben.
Auflösung von l.Th. Opium in 8—-12 Th. rektifizirten Weingeistes, s. g. Opiumtinktur wird nicht ganz selten äusserlich bei Augenkrankheiten angewendet; für sich allein und öfter im Tage in's Auge getröpfelt bei Augeufleckcn, wo sie vorzügliche Dienste leistet, in-
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dem sic die Gefässthätigkcit uad somit die Aufsaugung der zwischen die Lamellen der Cornea oder in das Gewebe der Conjunktiva ergossenen gerinnbaren Lymphe befördert und doch die, gewöhnlich erhöhete Sensibilität des Auges vermindert. Verdünnt mit Bleiwasser, Zinksolution etc. kommt die Opiumtinktur auch noch in den verschiedenartigsten Augcnentzündungen in Anwendung, sie scheint aber in den meisten Fällen entbehrlich, ja oft schädlich zu wirken und ihr Gebrauch nur bei sehr schmerzhaften asthenischen Bindehautentzündungen zulässig zu sein. Man nimmt alsdann Va U. aui 1—2 LT. Wasser oder Blciwasscr und befeuchtet das Auge 2—4 Mal täglich mit diesem Collyrium.
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Chelidonium. Zweiblättriger, hinfälliger Kelch. Vier Kroncn-b'.ätlciquot; zahlreiche Slaubgcfässe; schotenförmige, 2klappigc Cap-seln. Dehiscenz der Klappen von der Basis zur Spize. 2 Saamcn.
C. majus, grosses Schöllkraut, mit doldenförmigen Blüthen-stielen; gelbe Blumen. Ausdauernd.
Auf Schutthaufen, an Wegen, Hecken etc.. Man benuzt die gefiederten Blätter^ mit gestielten, eirunden, gekerbt eingeschnittenen, dünnen Fiederblättchen, unten vorzüglich weichbehaarten Nerven, unangenehmem Geruch und ganz mit einem gelben scharfen Safte erfüllt. Sie müssen vom Mai bis September eingesammelt werden und sind auch nur frisch zu gebrauchen, indem sie durchs Trockene alle Wirksamkeit verlieren. Das Schöllkraut wirkt reizend, aullösend, urintreibend, überhaupt Se- und Exkretionen vermehrend und wird daher gegen Gelbsucht, Wassersucht, veraltetes Blutharnen u. dgl. empfohlen. Man mischt dieses Mittel pflanzenfressenden Thiercn unter das Futter, und zwar .Pferden und Rindern zu 1 Pfd., Schafen und Ziegen zur Hälfte, täglich 2 Mal. Der ausgepresste Saft thut zu 2 — 6, resp. V^ — 2 Unzen die nämlichen Dienste. Er wird gewöhnlich mit bittern und andern passenden Pulvern zur Latwerge gemacht. Acusserlich hat mail schon Breiumschläge von Schöllkraut auf Drüsenverhärlangen; Geschwüre etc., ohne bestimmten Erfolg applizirt.
Fumariacccn.
Zwei hinfällige Kelch- (Deck-?) blatter. Vier Kronenblätter, (oder zwei Kelch- und zwei Kronenblättcr) verwachsen oder frei; zwei äusscre, mit den Kelchblättern häufig abwechselnd und häufig
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in Sporen Verlängert; zwei innere; flach au! der Spize zusamraen-liängcnd; Drüse im Innern des Sporns. Sechs Staubfaden; je drei in Bündel verwachsen, die mit den inuern Kronenblättern abwechseln. Vier Staubbeutelfachcr für jedes Bändel; nach aussei! aufspringend, als wären in Allem vier Slaubgcfässe, von denen zwei in ihrer ganzen Länge gethcilt, wobei ein jeder Theil mit den andern Staubgefassen zusammenhängt. Fruchtknoten frei; Narbe aus zwei Platten bestehend. Fruchtschoten ähnlich, vielsaamig, zwei-klappig, Seltener nicht aufspringend,, einsaamig. Saamen mit eiuer Saamendecke versehen, an wandständigen Placenten befestiget, rundlich mit fleischigem Eiweiss. Embryo grundständig, gerade oder ein wenig gekrümmt; Cofyledonen flach.
Kräuter mit häufig knolligen Wurzeln, abwechselnden^ viclthei-iigea Blättern, oft mit rankenden Blattstielen; Blumen weiss, roth oder gelb.
Die Fumariaceen kommen nur in den gemässigten Zonen vor. Die Ilauplgattungen sind Corydalis und Fumaria. Ihre Wurzeln enthalten Corydalin.
Fumaria. Zweiblättriger Keleh; 4 Kronblätter, über ihrer Basis gespornt. Zweibrüdrigc Staubgefässe. ünaufspringendes, nuss-artiges, Isamiges Schcitchcn. Wir betrachten:
F. officinalis, Erdrauch. Kelchblätter dreimal kürzer wie die Kronblätter. Rundliche, in die Quecrc etwas breitere, nach vorne abgestumpfte und geränderte Schötchen. Einjährig an wüsten und angebauten Orten; blüht vom Mai bis September. Blüthen an der Spize purpurschwärzlich, sonst überall rosenroth. Man wendet das Kraut an. Es ist salzig, bitter, mit graugrünen zusammengesezteu Blättern und eiförmigen Endeinschnitten.
Die Wirksamkeit dieses Mittels ist nicht sehr gross. Es enthält bitteren Extraktivstoffe salzsaurcs Kali und etwas Gerbestoff. Es befördert die Verdauung, lösst Stockungen und Anschoppungen im Ilinterleibe und vermehrt die Schleimabsonderung. Form, Gabe und Anwendung sind denen des Bitterklces ähnlich.
Cruciferen.
Haben zwei äussere und zAvei innere Kelchblätter die mit zwei äussern und zwei innern Kronenblättern abwechseln. Staubgefässe sechs, von denen vier grosse und zwei kleinere, seitliche, den seitlichen Kelchblättern gegenüberstehend, meist frei; zwischen Kronen-hlättern und Staubgefassen grünlichtc Drüsen. Zwei Carpelle in
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einen freien Fruchtknoten verwachsen. Griffel einfach , kurz^ wenn der Fruchtknoten lang, verlängert, wenn dieser kurz ist; zwei Narben; Schote oiler Schötchen aufspringend oder nicht aufspringend mit breiter oder schmaler Scheidewand. Saamen ein- oder mehrfach an der Wandplacenta, die die beiden Fächer trennt; kein Ei-weiss; Embryo ölig, gekrümmt; Würzelchen gegen die Saamen-narbe gerichtet; Cotyledonen einander gegenüberstehend, verschiedentlich auf das Würzelchen gebeugt, flach oder linienformig, gerade , gefalten oder gedreht.
Einjährige, zweijährige oder ausdauernde Kräuter, zuweilen kleine Halbsträucher. Blätter abwechselnd; Blumen klein, weiss, roth, gelb oder, in seltenen Fällen blau.
Es gibt wohl 1000 Arten der Crucifereu; sie kommen überall, doch vorzugsweise in Europa, am seltensten zwischen den Wenquot; dekreisen vor. Fast alle sind antiskorbutisch, etwas reizend, in Folge eines gewöhnlich vorhandenen scharfen Stoffes; Saamen ölig (Rübsaat) oder alkalisch stechend (SeuQ, Isatis tinetoria gibt den Färberwaid. Man theilt die Cruciferen in sechs Unterordnungen , welche wieder in 21 Tribus zerfallen. Gattungen der Cruciferen sind: Malhiola, Chciranthus ^ Kaslurlium, Barbarca, Turri-tis, Arabis, Cardamine, Dentaria, Ilespcris, Malcolmia, Sisym-brium, Braya, Erysimum^ Syrenia, Brassica, Sinapis, Erucastrum, Eruca, Vesicaria, Alyssum, Lobularia, Lunaria, Clypeola, Draba, Cochloria, Annoracia, Camelina, Subularia, Ihlaspi, Iberis, Le-pidium, Isatis, Myagrum, Bunias, Rapistrum, Crambc, Raphanus, u. n. v. a. m.
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Brassica. Linienfürmigc oder verlängerte Schote, mit konvexen Klappen; gerader Rückennerven; Seitennerven fehlen. Saamen kugelicht, in jedem Fache in einer Reihe stehend. Cotyledonen aufliegend.
Alle Arten von Brassica dienen den Wiederkäuern zum Theil auch den Schweinen als gesundes Futter. Das Oel, welches aus den Saamen von B. rapa oleifera und B. napus oleifera gewonnen wird, ist sehr unrein, wird bald ranzig und taugt daher zu thier-ärztlichcn Zwecken nicht. —
Sinapis. Linienförmige oder verlängerte Schote; konvexe Klappen mit 3 oder 5 geraden starken Nerven. Die kugelichten Saadien iu jedem Fache einreihig. Cotyledonen aufliegend. (Aus-
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ser den seitlichen geraden Nerven der Schoten gibt es eigentlich kein wesentliches Unterscheidungszeichen der Gattungen Brassica und Sinapis.)
Eruca. Unterscheidet sich von Sinapis nur durch den einzigen, etwas hervorragenden Rücken nerven und dadurch, dass dio Saamen in zwei Reihen in jedem Fache sizen.
Diese beiden Pflanzen liefern uns den Senfsaamen, S. den schwarzen und E. deä weissen.
Dieser Saame hat ein ausgezeichnet scharfes, flüchtiges, ätherisches Oel^, viel fettes, mildes Oe! und Schleim, Eiweiss, etwas Phosphor und Schwefel und einen andern, scharfen Stoffquot;, den man früher als Schwefel-Senfsäure ansah, der aber eiu Sulfat zu sein scheint.
Innerlich äussert der frisch gepulverte Senfsaame hauptsächlich auf die ersten Wege eine belebende selbst reizende Wirkung doch nie so stark, dass, auch von grosses Gaben, Entzündung entstünde; die Darmabsonderungen und die wurmformigen Bewegungen werden vermehrt, es entsteht Abführen. Die Gabe beträgt für grössere Hausthiere 7.. — 2 U. für kleinere 10 gr. bis 2 U. Die beste Form für Pferde ist die Latwerge, den übrigen Thicrcn kann das Senf-saamenpulver, mit Wasser angerührt, eingegossen werden. Die innerliche Anwendung dieses 3Iittels ist jedoch nicht sehr gebräuchlich, man giebt dasselbe höchstens um etwa die Verdauung zu bessern, wenn sie durch Anschoppuugeu von Schleim u. dgl darnieder liegt.
Häufige Anwendung findet der Senf änsserlich bei verschiedenen Krankheitszuständen.
Es dient hier als Reizmiitel um die allgemein oder örtlich zu sehr gesunkene Lcbensthätigkeit schnell und kräftig aufzuregen, namentlich bei Lähmungen und Verhärtungen, seltener bei Schlagflüssen, Nervenfieber u. dgl. Mehr noch wendet man den Senf als ableitendes Mittel an um durch antagonistische Reizung der Haut die krankhafte Aufregung tiefer liegender Theile zu heben oder zu mildern. Es ist dieses besonders hei Gehirn-, Brust-, Bauch-, Gelenk- etc. Entzündungen der Fall und man zieht hier den Senf allen übrigen Reizmitteln vor^ weil er schneller als sie und ohne schädliche spezifische Nebenwirkungen die Reizung auf grössern Hautflächcn hervorruft.
Zur Erreichung dieses Zweckes legt man ein s. g. Senfpflaster oder Senfbrei, sinapismus auf. Dcr?elbc wird bereitet indem man
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frisch gemahlenen Senfsaamen mit der gehörigen Menge heissen Wassers bis zur Consistenz eines dicken Breies einrührt, dann schnell auf eine starke Leinwand Va — 1 Zoll dick und auf eiue beliebig grosse Fläche (meist 1 #9633; Fuss bei den grossen Ilausthieren) aufstreicht. Die Anwendungsstelle muss vorher recht tüchtig gebürstet oder mit Strohwischen gerieben werden^ der Brei wird unmittelbar auf dieselbe gelegt^ mittelst Bantagen wohl befestiget und nach Umständen 1 — 6 Stunden liegen gelassen. Sollte er eintrocknen ehe die beabsichtigte Wirkung einträte., so feuchtet man ihn mit Wasser_, Salmiakgeist oder selbst Terpentinöl wieder an. Je früher Geschwulst und selbst Blasenbildung und Ausschwizung eintritt^ um so früher muss der Senfbrei entfernt werden und um so weniger ist eine wiederholte Befeuchtung desselben; besonders mit erwähnten reizenden Flüssigkeiten, nothwendig und umgekehrt. Da die Thiere den schmerzhaften Wirkungen des Senfes durch Krazen, Beissen^ Scharren^ Reiben sich zu entziehen suchen^ so muss mau sie so lange der Brei liegt^ wohl bewachen. Die Haare und Oberhaut^ welche nach Applikation des Senfbreies abzufallen pflegen^ er-sezen sich sehr bald wieder. —
Armoracia^ und zwar 4l. rusticana hat kugelichte Schötchen, die Wurzelblätter sind herzförmig oder verlängt oval^ gekerbt, die untern Stengelblätter fiederspaltig^ die obern oval lanzettförmige säge-zähnartig gekerbt. Ausdauernd. Wird häufig gebaut. 3Ian wendet die Wurzel an^ die unter dem Namen Meerreltig oder Kram bekannt ist. Sie ist sehr lang_, walzenförmige weislicht, fleischige saftig, wird im Herbst gesammelt und lässt sich in dunkeln Kellern Jahre lang frisch aufbewahren. Getrocknet verliert sie alle wirksamen Bestaudtheile, die denen des Senfes sehr ähnlich sind.
Troz seiner Schärfe wird der Meerrettig von den pflanzenfressenden Thieren begierig gefressen, besonders vom Pferde. Er wirkt sehr belebend auf die Magennerven, ruft dadurch grössere Thätigkeit im JVahrungsschlauche, besonders aber vermehrte Sekretion iu demselben hervor und belebt mit einem Worte den Ver-dauungsprozess. Das flüchtige, scharfe Prinzip durchdringt den Körper schnell, und ruft dadurch sehr starke Bethätigung sämmli-cher Ab- und Aussonderungen heebei. Diese Wirkung ist besonders in den Schleimhäuten der Brustorganc, in der Leber und in den Nieren bemerkbar, Avesshalb das Mittel auch in veralteter Schleimphtysis der Lungen^ bei chronischen Katarrhen, der Luft und Hannvcge, Verschlcimung des Darmkauais, Stockungen im
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Pfortadersystem u. s. f. gute Dieuste leistet. Es wird aber meist als Ailjuvans anderer Arzneien und düstetisch angewendet. Man schneidet zu dem Ende für grüssere Hausthiere täglich 2 — 4, für kleinere V* — 1 Pfd. der frischen Wurzel klein und schüttet sie ihnen auf 2 — 3 Mal als Kurzfuttcr vor. Es ist indess zu bemerken^ dass die Wirkungen des Meerreltiggs sich erst nach 8 — 14tägigein unausge-seztem Gebrauche äussern.
L i n e c n.
Haben 3—'4 — 5 stehenbleibende Kelchblätter und ebensoviele, mit einem Nagelversehene Kronenblätter; Knospenlage gedreht. Staubgefässe in gleicher Zahl mit den Kronenblättern, zwischen je zweien ein Zahn, aiu Grunde in einen Ring verwachsen. Fruchtknoten 3 — 4 — öfächrig und eben so viele Griü'el mit kopfförmigen Narben. Kapsel aus Carpcllen mit eingebogenen Rändern, deren jedes zwei Saamcn enthält, gebildet. Fast gar kein Eiwciss. Embryo gerade, flach, fleischig, ölig; Cotyledonen elytisch.
Kräuter oder Halbsträucher mit ganzrandigen Blättern; Kro-nenblätfer sehr hinfällig. Sie kommen vorzugsweise in Europa und Nordafrika vor; ihre Fasern sind wegen ihrer Zähigkeit im Gebrauch; der Saame ist ölig. Gattungen Radiola und Unttm.
Linum. Kelchblätter, Kronenblätter und Staubgefässe v. j. 5. Capsel 10 fächrig L. usitatissimum. Kelchblätter eiförmig, zuge-spizt, mit Wimperhaaren versehen, ohne Drüsen, mit der Capsel fast gleich hoch. Lanzettförmige glatte Blätter; ein einziger aufrechtstehender Stengel. Einjährig. Blumen blau. Wird häufig gebaut. Wir gebrauchen davon:
Leinsaamen, Semen lini, welcher schleimige und ölige Bestand-theile, auch wohl einige nährende enthält. Man wendet den Äcin-saamen entweder bloss gemahlen, als s. g. Leinsaamenmehl, Farina sem. lin., an, oder man presst erst das in ihm enthaltene Oel aus und pulvert die zurückbleibenden Oelkuchen, wo man dann das Far. placentae sem. lin. erhält. Ersteres wirkt einhüllend, erschlaflend, erweichend, auch etwaraquo; nährend, eignet sich aber hauptsächlich nur zum äussern Gebrauche; Lezteres nährt mehr, erschlafft aber weniger, wird daher auch eher innerlich angewandt, da es die Verdauung nicht so sehr beeinträchtiget wie Ersteres.
Die Anwendung des einen wie des andern geschieht:
Innerlich; bei entzündlichen Zuständen des Najinuigsschlau-
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dies, thcils um Spannung und Schmerz zu mildern, theils um den fehlenden Darmschleim zu crsczen und dadurch Heize cinzuhüllcu. 3Ian wendet es mit oder ohne Beisaz von Salzen an. Man gibt Aufgüsse des Lcinsaamcnmchls bei Stranguric und andern schmerzhaften Leiden dor Harnorganc^ meist in Verbindung mit Bilsenkraut-aufguss u. dgl. Bei Verstopfungen sowohl als Rühren und andern nicht gutartigen Durchfällen bleibt eine Abkochung des öligen Lei.i-saamens eines der besten Mittel, dem man nach Befinden noch Narkotika oder Salze beimengen kann.
Die Gabe des durchgeseiherten Leinsaamentrankes betrügt für grössere Hausthicre 2 — 4Pfd., für kleinere J/.t — 1 Pfd.; sie darf 3 — 4 Mal im Tage repetirt werden. Da diese Flüssigkeit im Sommer sehr bald ranzig wird, so muss sie jeden Tag frisch angefertiget werden.
Aeusserlich dient der Leinsaamc als Schuzmittel für angeäzte Stellen u. dgl., dann zur Erweichung horniger Gebilde, besonders des Hufes, ferner zur Zeitigung von Abscessen. Zu allen diesen Zwecken muss er mit Milch oder Wasser zum Breiumschlage gekocht werden.
Leinsaamenabkochungen dienen nicht selten zu Einsprizungcn in den Mastdarm die Harn- und Geschlechtswege, wenn diese auf irgend eine Weise entzündet oder auch bloss gereizt sind. Auch hier werden oft Schierlings- oder Bilsenkraulaufgüsse oder Salze, Goulard'schcs Wasser u. s. av. beigemischt.
Die Leinkuchen oder der Rückstand nach dem Auspressen des Leinöles aus dem Leinsaameii_, werden oft als Nahrungsmittel den pflanzenfressenden Ilausthieren gereicht. Sie erschlaffen aber ungemein, machen zwar fett, jedoch wird weder Fleisch noch Fett der mit ihnen gefütterten Thicre derb, körnig und schmackhaft, sondern schlaff und nimmt einen ranzigen Geschmack an. Pferde wer-tlan nach Fütterung von Leimkuchen, besonders träge. reg;ie Leimkuchen dürfen eigentlich nur dem Mastvieh und zwar in Verbindung mit starkem Heu- oder Körnerfuttcr gereicht werden und man thut wohl, ihren Gebrauch 4 — 5 Wochen vor dem Schlachten ganz zu unterlassen um den hässlichen Geschmack des Fleisches zu vermeiden.
Das Leinölj Oleum lini, hat als Thicrarzneimittel eigentlich keinen Werth, da es sehr roh und unrein ist. Aeusserlich verklebt es Haut und Haare und bildet Borken, die sammt der Oberhaut abfallen, innerlich bewirkt es leicht Durchfälle und selbst
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Exkoriationcn der Schleimhaut des Darnikanales. Es enthält viel mehr Schleim wie die übrigen Pflanzenöle und wird desshalb bälder ranzig.
3Ialvacecn.
3 — 5 mehr oder weniger verwachsene Ivcichbliitter mit klappiger Knospenlage, ausserhaib oft mit einer, einer doppelten Kelch ähnlichen, Hülle umgeben. Kronenblätter in gleicher Zahl mit den Kelchblättern, mit gedehnter Knospeulage, frei oder an der Basis unter einander oder mit den Staubgefässen verwachsen. Staubgc-fässe gewöhnlich in unbestimmter Zahl, monadclphisch; Staubbeutel einfächcrig, queeraufspriiigend. Carpelle mehrfach, quirlförmig um cine Axe gestellt, frei oder verwachsen. Griffel und Narben in gleicher Zahl mit den Carpellen oder in einem einzigen Griffel ver-wachsen. Saamen 1—-2 in jedem Carpcll oder Fach; eiförmig oder eckig, oft behaart. Kein Eiweiss. Embryo gerade; mit gefalteten und gedrehten Cotyledonen. —
Kräuter oder Bäume mit abwechselten gezahnten oder gelappten, mit Nebenblättern versehenen Blättern; Haare häufig sternförmig. Die Malvaceen kommen in heissen und gemässigten, nicht aber in kalten Gegenden fort. Die Blätter und Blumen haben beruhigende und erweichende Eigenschaften; die Wurzeln sind bei einigen bitter, bei andern wie die Blätter, schleimig. Die Baumwolle ist die haarige Bedeckung der Saamen von Gossypimn. Weitere Gattungen sind: Malvaj Althaea, Pavonia, Hibiscus, Lida etc.
Malta. Doppelter Kelch, äusserlichcr Theil dreiblättrig, inwendiger Sspaltig.
Viele,, unterhalb zusammengewachsene Griffel. Kreisförmige^ vielfächrige Kapsel, deren äussern Wände nach den Klappenrändern eingebogen sind. In jedem Fach 1 Saamc. Alle Saamen an der Ccntralaxe befestiget. Die Fächer lösen sich bei der Reife von einander und bilden selbstständigc Carpelle. Die Blumen rosenröthlich in verschiedeuen Schattirungen. Man benuzt sowohl die ganze Pflanze als auch wohl nur das Kraut mit den Blumen. Die verschiedenen Arten Malven kommen überall an Mauern^ Hecken^ Wegen, unfruchtbaren Stellen etc. vor und enthalten alle, in allen ihren Thci-len vielen feinen reinen Schleim. Gewöhnlich sammelt man das Kraut der 3Iälve im Sommer, dörrt es am Schatten und bewahrt es an einem trockenen Orte auf. Dieses s. g. Käscpappelkraut, Ilerba #9632;•nalvae, beruhiget, erweicht, hüllt ein, hebt Krämpfe und Span-
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iiiingcn und stillt daher oft Schmerzen, alles sowohl äusserlich als innerlich.
Aeusserlich wird es zu Breiumschlägen und Bädern bei allen schmerzhaften, besonders aktiven Entzündungen. Sehr wohl-Ihälig ist dieses Mittel bei frischen Verlezungen die durch Eiterung heilen müssen, besonders Quetschungen, Ilufschlägen u. dgl. auch bei Augenentzünduugen, Eutci'entzündungen^ selbst Hufentzündungen , doch ist bei dieser der Rindennist wohlfeiler und thut die nämlichen Dienste.
Innerlich dient die Malvenabkochung in allen Reiz- und Strik-turzustanden^ besonders der Luftwege^ dann aber auch der Verdau-ungs-, Harn- und Geschlechtsorgane. Sehr hülfreich ist sie im ersten Stadio katarrhalischer Uebel, dann bei Durchfällen, Rühren. Krampfkoliken, Verstopfungen, bei Harnverhaltung etc. Man kann sie in den angeführten Leiden auch als, Klystir und Einsprizung gebrauchen.
Zur Abkochung nimmt man auf die Unze Malvenkraut iV Maass Wasser und kocht es bis auf 1 Maass ein. Der Breiumschlag wird mit Milch oder Wasser auf bekannte Weise gekocht.
Zum innerlichen Gebrauche werden der Malvenabkochunjr oft kühlende Neutralsalze beigefügt, zum ausserlichen, besonders zu Augenwässern, oft Bleiessig, doch ist diese lezte Mischung chemisch unrichtig. —
Althaea. Doppelten Kelch; äusserlich 6—9spaltig, innen aspal-tig, viele, unten zusammengewachsene Griffel. Kapsel wie bei Malva.
A, öfficinalis. Blätter zu beiden Seiten mit weichen Haaren (licht besezt, ungleich gekerbt^ herz- oder eiförmig, die untern fünf, die obern Slappig. Vielblumige Blüthenstiele auf der Axe, die kürzer wie die Blätter sind. Ausdauernd. An feuchten Orten. Blühen im Juli und August weiss, ins Rosa spielend. Man benuzt die Wurzel, Eihischivurzel, radix althaeac; sie ist etwa fingerdick, aussen bräunlichtgrau^ innen weiss^ von schwachem^ angenehmem Gerüche und süsslichtfadem Geschmacke. Man sammelt sie im Herbste^ schält sie und trocknet sie am Schatten. Sie enthält sehr viel reinen Schleim der durch Weingeist und Wasser ausgezogen werden kann. Kocht man die Althänewurzel mit Wasser, so liefert sie an 3/4 ihres Gewichtes Schleim. Der Eibischschleira wirkt zersezend auf die meisten Metallsalze. Die Anwendunjr stimmt mit der des Malvenkrautes übercin. Das Eibischwurzelpülver wird gerne
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als Bindertüttel zu LaUvcrgcu gebraucht, da es diese Aveniger schmierig macht wie Mehl und nicht so leicht in Gährung übergeht ^ wie Honig oder Syrup. Wie von allen schleimigen Mitteln gibt man von der AUhacawurzel nicht Jeicht mehr wie 1 Unze des Pulvers oder 1 Maass Abkochung prodosi und täglich höchtsens 5 Male.
Das Eibischkraat enthält etwas weniger Schleim wie die Wurzel^ es wird daher nur zu Abkochungen und Breiumschlägen benuzt, welch Leztcre bei ziemlichem Volumen doch leicht sind, aber durch die wohlfeilem Malven ersezt werden.
Die Eibischssalbej Unguentum althaeae wird nicht mehr aus Eibisch bereitet, verdient daher ihren Namen nicht.
Tiliaceen.
Besizcn 4—'5 Kelchblätter mit klappiger Knospcnlage. Kro-
zuwcilen fehlend, ungetheilt. Staub-
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gefässe frei,
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gewöhnlich in unbestimmter Zahl; Staubbeutel oval
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oder rundlich, zweifächcrig. Fruchtknoten aus 4 — 10 verwachsenen Carpellen bestehend. Griffel in einen verwachsen. Narben gewöhnlich frei. Mehre Saamen in jedem Fach; Eiweiss fleischig; Cotylcdonen flach, blattartig. Es sind Kräuter, Sträucher oder Bäume mit einfachen, mit Nebenblättern versehenen Blättern. Nur die GattungTilia kommt ausserhalb der Wendekreise vor.
Tilia, Lindej hat einen 5 blättrigen, hinfälligen Kelch und fünf Kronenblätter, Staubgefässe frei, in unbestimmter Anzahl; Ovarium fiinffächrig. 1 Griffel, eine durch Fehlschlagen einfächrige Nuss, welche 1—2 Saamen enthält.
Man benüzt die Blüthen, flores tiliae, welche vielen Schleiin mit etwas ätherischem Oele verbunden liefern. Sie wirken erweichend, abspannend, krampfstillend, in grösseren Gaben die Haut-ausdünstung vermehrend. Man wendet sie besonders gerne in leichten Halsentzündungen, Durchfällen und Koliken an, die in Folge von Erkältung durch Unterdrückung der Hautsekretion entstanden sind. Sind die entzündlichen Zufälle heftiger, so wird Glauhersah oder Salpeter im Lindenblüthenaufgusse aufgelöset, will man bei Katarrhen mehr auf die Haut wirken , salzsanres Ammoniak,
Die gewöhnliche Gabe für Rinder und Pferde ist 1 Maass des Aufgusses^ der im Verhältniss zu 1 U. auf 2 Pfd. kochendes Wasser bereitet wird. Solcher Gaben reicht man 2 — 4 täglich. Kleinere Thiere bekommen verhältnissmässig kleinere Gaben.
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Hippokastaneen.
Glockenförmiger fiinflappiger Kelch. 5 oder durch Fehlschlagen 4 ungleiche Kronenblätter. 7 •— S ungleiche Staubgefässe; spi-zer Griffel. Fnlclitknoten drcifachrig, drciklappig mit Scheidewand tragenden Klappen und zwei Eichen in jedem Fach; später 2 — 3 fächrig, 2 — 4saamig; die Sammen dick, rundlich oder ein wenig eckig, mit glänzender Testa; matter, sehr grosser Saamennarbe; kein Eiweiss, Embryo gekrümmt^ verkehrt, mit sehr fleischigen, zusammengeschmolzenen Cotyledonen. Es sind Bäume oder Sträu-chcr mit zusammengesezten, handnervigen Blättern die in Indien und Nordamerika wild wachsen. Gattungen sind Pavia und Aes-culus.
Aesculus und zwar A. hippocastanum hat einen glockenförmigen Kelch, 4 — 5 Blumenblätter, stachlichte Capseln. Ein überall gepflanzter, aus Asien herstammender Baum. Mari benuzt die Früchte und die Rinde.
Die erstem werden geschroten und mit Körnern oder Hächsel vermischt den pflanzenfressenden Hausthieren und den Schweinen verfüttert. Sie sind ein sehr gesundes kräftiges und den Thieren angenehmes Nahrungsmittel, obschon sie etwas herbe und bitterlich schmecken.
Die Rosskastanienrinde, Cortex hippocastani, ist ein adstringi-rendes Mittel, das etwas Aroma mit sich zu führen scheint, die Eichen- oder Weidearindc imNothfalle, nie aber die China ersezen kann, wie man eine Zeitlang glaubte. Da sie übrigens schwerer zu erhalten ist als Weiden- oder Eichenrinde, so wird sie nur selten angewendet.
Ampel ideen.
Haben einen kleinen., ganz randigen oder kaum gezähnten Kelch, vier bis fünf Kronenblätter, die an der Innenseite einer den Fruchtknoten umgebenden Scheibe eingefügt, zurückgebogen und häufig an der Spize zusammenhängend sind. Staubgefässe jedem Kroncn-blatte gegenüberstehend; Staubfäden frei oder verwachsen; Staubbeutel oscillatorisch. Fruchtknoten frei. Griffel sehr kurz. Beere rundlich, anfänglich zweifächrig, wässerig oder fleischig. Saa-men knochenartig, 4 — ö, oder noch weniger in Folge Fehlschla-gens, an einer centralen Axe befestiget. Eiweiss hart. Embryo gerade. Kletternde Sträucher. Blätter mit Nebenblättern versehen, die obern gegenüberstehend, die andern abwechselnd, einfach oder
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zusamnicngesezt. Blumenstiele den Blättern gegenüberstehend, oft in Ranken verwandelt. Blumen klein, grünlicht, zuweilen diökisch oder polygamisch.
Die Ampelideen kommen ursprünglich nur in heissen Ländern vor, der Weinstock, vilis gedeiht jedoch im südlichen Europa recht gut. Der Kelch des Weinstocks hat 5 Zähne, die Krone fünf an der Spize zusammenhängende Blätter. Staubgcfässe 5. Fruchtknoten 2 fächrig, 4 saamig; Beere.
Y. vinifera, Weinrehe^ hat fünflappige, gröblich gezähnte, herz-ähnliche Blätter. Aus den Beeren dieser allbekannten, bei uns so häufig gebauten Pflanze wird der Wein, vinum gepresst. Es gibt rothe und weisse Weine in einer grosson Menge verschiedener Qualitäten und Arten, die thcils von der BeschafTenhcit des Boden auf welchem die Reben wachsen, thcils von den Jahrgängen , in welchen der Wein gewonnen wird abhängen. Zum thier-ärztlichen Gebrauche sind ganz feurige, ausländische Weine zu theuer und entbehrlich, geringe, saure Weine aber verwerflich, man bedient sich daher am besten der vorzüglichem Landweine.
Weingeist, Weinsäure, Essigsäure, Zucker sind die Hauptbc-standtheile des Weines, ausscr vielem Wasser. Im rothen Weine findet sich noch überdiess viel adstringirendes Prinzip, das dem weis-sen inangelt, wogegen dieser meist mehr Zucker hat. Ein eigen-thümliches Aroma^ Blume genannt, findet sich in den meisten Weinen.
Vermöge seiner Beschaffenheit erregt der Wein die Gefäss- und Nervcnthätigkeit ziemlich stark, hebt dadurch gesunkene Kräfte und stellt den Normalzustand in alinnirten Sekretionsthätigkeiten wieder her. Der rothe Wein ist direkt stärkend und zusammenziehend und bildet ein mächtiges Antiscptikum. Man gibt den vreissen Wein in geringen Gaben (7 Pfd. 2 — 4 Mal täglich) Pferden und Rindern, welche bei schlechten und wenigem Futter lange und stark strapezirt worden sind, überhaupt in Ermattungen, Schwäche Zustand mit Abmagerung^ Oedemen Durchfällen (Wer besonders rothen Wein) u. dgl., wo keine Entzündung zugegen ist, denn diese kontraindizirt den Wein.
Aeusserlich wirkt der Wein stärkend belebend, zertheilend, der rothe auch zusammenziehend. Man wäscht damit erschlaffte, ermüdete, ödematöse und gequetschte Theile, verstauchte Gelenke, Vorfälle u. dgl., wenn keine Entzündungszufälle da sind. Es ist gut, den Wein vor seiner innerlichen oder äusserlichen Anwendung
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in einem glasirten, irdenen^ bedeckten Topfe zu wärnicn; weil er so seine Wirkung viel kräftiger äusscrt3 v.ic kalt.
Da.tlie Stallknechte den Wein lieber trinken als ihn verwaschen, so sezt man ihm meist einige Prisen Enziamvurzelpulver zu, ehe er gewärmt wird, damit er für solche Gäste schlecht schmecke. —
Aus den Trestern der ausgepressten Weintraubcii, aus den liefen der Weinfässer sowie aus andern gegohrnen weinigen Fliissiquot;--keiten, Obstwein, Kirschenbrühe u. s.w., dann aus'Korn, Kartoffeln etc., wird der Weingeist, Spiritus vini, bereitet. Man hat denselben von verschiedener Stärke und Geschmack, je nachdem er aus irgend einem Stoffe destillirt wird. Eigentlich sollte er bloss aus Wasser und Alkohol d. h. reinem Weingeist bestehen, nicht sehen findet man ihn aber mit Fuselöl;, einem Produkt der Destillation von Körnern und Kartoffeln, verunreiniget. Dieses ist ein übelriechendes narkotisch-scharfes Gift, daher man Fusclsclmapps zum thier-ärztlichen Gehrauche nicht anwendet.
Man hat gewöhnlichen Branntweinj rektifitdrten Weingeist xmä. höchst reklifizirten Weingeist. Lezterer ist theuer und entbehrlich^ der zweite wird meist zur Bereitung von Tinkturen, von Camphor-spiritus, Seifenspiritus u. dgl. gebraucht, den eräten wendet man an, wenn er erst fusclfrei gemacht ist, was durch Kohlenpulver, mit welchem man ihn schüttelt., bewerkstelliget wird. Er ist ein Reizmittel desNervensystemes, stärker wie Wein aber auch schneller und heftiger dasselbe affizirend^ dabei scheint er die Venosität des Blutes bedeutend zu befördern. Man gibt ihn zu 2—4 Unzen grös-sernund 1 Drachme—V^IL kleinem Ilausthieren, wenn der Körper auf irgend eine Weise sehr erschöpft ist, wenn Ohnmächten und Stockungen des Blutumlaufes vorhanden sind, in weit vorgeschrittenen Faul- und Nervenfiebern. Erfrorenen oder ertränkten Thieren, wenn sie erst wieder aufstehen können, bekömmt der Branntwein sehr wohl, doch ist hier Wein besser.
Wo nur immer die geringste Anlage zu Lokalentzündung, sthe-nischem oder crefhischem Fieber vorhanden ist, muss die Anwendung des Branntweines unterbleiben, ebenso bei Koliken, Trommelsucht, Durchfällen und andern Verdauungsbesclnverden.
Aeusserlich wird dieses Mittel gleich dem Weine angewandt. Es stärkt und reizt mehr wie dieser^ zertheilt aber nicht so gut, daher dieser bei Ergiessungen vorzuziehen ist.
Im Allgemeinen wird mit dem Branntwein grosser Missbrauch
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getrieben und es sollte seine innere und üussere Amvendung derjenigen besserer Mittel weichen.
Der Weinsfeinrahm, Cremor tartari., kali tartaricum aeiduhnn, Crystalli tartari^ wird durch Reinigung des in den Weinfässern sich bildenden quot;Weinsteines in chemischen Fabriken und Apotheken bereitet. Er besteht aus 67 Thcilen Weiusteinsäure und 33 Th. Kali, schmeckt sauer und weinartig., ist sehr schwer im Wasser löslich und wirkt kühlend und die llarnabsonderung vermehrend. Wegen der im Weinstcinralnn vorherrschenden Säure wird er Pferden nicht gerne gegeben, da er leicht Koliken verursacht. Rindern gibt man ihn zu 4 —6 Loth; 2 — 4 Mal täglich,, kleinern Thieren von 1 Scrup, bis 1 U. Man kann ihn besonders in Entzündungsficbern anwenden,, er ist aber theuer und durch bessere Mittel zu ersezen.
Essig; Acetum,am gewöhnlichsten und wohlfeilsten Weinessig, A. vini, ist ein Produkt der sauern Gährung verschiedener zuckerhaltiger oder weiuiger Substanzen, die in folgendem Verhältnis^ immer geringem Essig liefern: Wein, Obstwein, Bier, Syrup, Milch. Die reine Essigsäure wird erhalten, wenn man mit Wasser verdünnten rektifizirlen Weingeist der sauern Gährung überlässt, er ist aber zum thierärztlichcn Gebrauche zu theuer, eben so der de-stillirte Essig, A. destillatum, der dem vorigen fast gleich kömmt, die concentrirte Essigsäure, Acidum aecticum concentratum, die reine E. A. c. purura. Der Weinessig wirkt kühlend, den Durst mindernd, der Puls wird nach seiner Anwendung weicher, schwächer und kleiner, das Athmen langsamer, die Schleimhäute blass. Biese Wirkungen entstehen von kleinen Gaben und verschwinden bald wieder. Grosse Gaben bewirken schnelleres und angestrengteres Athmen, die ausgeathmete Luft sowie die Haut ist etwas wärmer, es tritt Schweiss und oft reichliches Uriniren ein, das Blut wird dunkel und dünnflüssiger. Bei fortgesezter Anwendung wird die Fresslust gestört, es entstehen Schmerzen, Krämpfe und Entzündungen des Nahrungsschlauches, Durchfall, Entmischung der Säfte, allgemeine Schwäche und Tod. Bei Pferden entstehen schon üble Zufälle nach ganz kleinen Gaben des Essigs, daher seine innerliche Amvendung bei ihnen unterbleibt.
Aeusserlich wirkt der Essig kühlend, etwas zusammenziehend, die Aufsaugung befördernd, fäulnisswidrig.
Zum innerlichen Gebrauche wird er für sich eingeschüttet, zum äusserlichen mischt man ihn zuweilen mit Wasser, Branntwein oder sezt ihm Kochsalz, auch wohl Salmiak zu.
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Rindern kann der Essig bis auf 2 Pfd. und zwar 2 — 4 Mal täglich gereicht werden. Schafe und Ziegen erhalten Va Pfd., bei andern Hausthiereu ist er nicht gebräuchlich.
Man gibt den iEssig hauptsächlich bei Leberentzündungen, an-thraxartigen Leiden u. dgl., doch haben wir stärkere Säuren die besser wirken. In ErmaiiKluns anderer Arzneien kann er bei der Trommelsucht der Fänder gereicht werden, indem er den Gährungs-prozess unterdrückt, aber nicht im Stande ist^ das gebildete koh-lensäuerliche Gas zu entfernen, wesshalb eine mechanische und anderweitige Behandlung doch noch nachfolgen muss.
Gegen narkotische Vergiftungen ist der Essig ein sehr unsicheres Mittclj doch hat er zuweilen gute Dienste geleistet.
Der Essig ncutralisirt eine gewisse Menge Alkalien, kann daher deren äzende Wirkung verhüten, wenn er schnell angewandt wird, ehe die Aczung schon erfolgte.
Acusserlich wird der Essig am häufigsten als kühlendes, zer-theiiendes, gelind zusammenziehendes Mittel bei frisch entstandenen Genickbeulen, Satteldrücken, Gallen, nach Verrenkungen, Quetschungen jeder Art, Hufentzündungen u. dgl. angewandt und zwar rein oder auf oben angegebene Weise vermischt und versezt. Bei Ilufentzüudungcn wird der Essig mit Lehm zum Breie gemacht, diesem Brei noch Kochsalz beigemischt und der Huf damit eingeschlagen. Sobald der Lehm anfängt trocken zu werden, wird frischer Essig zugegossen.
Als blutstillendes Mittel bei parenchymafösen Blutungen kann man den Essig ebenfalls benuzen, aber nicht bei Blutungen aus sichtbaren Gefässcn. Bei der Maul- und Klauenseuche Avird der Essig häufig als Maulwasser mit Honig vermischt gebraucht,- es ist ihm aber die Holzsäure vorzuziehen.
Tabak in Essig gekocht wird als vorzüglich wirksames Waschmittel zur Vertilgung der Läuse gebraucht, was der verdächtigen Einreibung von Quecksilbersalbe vorzuziehen ist.
Endlich dienen noch Essigdämpfe, die man durch Aufgiesscn von Weinessig auf recht warme, aber nicht glühende Stücke Eisen entwickelt, zu Käucherungen an solchen Orten, wo man die theuern Chlordämpfe nicht gebraucht z. B. wo kein Miasma zu zerstörenr ist, oder wo Thiere oder deren Wärter an Krankheilen der Luftwege leiden u. s. w.
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R u tat; c en.
Hire Blumen sind Zwitter oder getrennten Geschlechtes. Kelch 3 — 4 — Siappig. Kronenblättcr in gleicher Zahl, frei oder ein wenig verwachsen, selten fehlend. Staubgefässe in gleicher oder doppelter Zahl der Kronenblälter, dem Torus eingefügt (der zuweilen mit dem Kelch verwachsen ist) frei oder verwachsen. Carpelle frei oder verwachsen in geringerer Zahl als die Kronenblätter oder in gleicher und ihnen alsdann gegenüberstehend. Griffel frei oder verwachsen. Frucht einfach oder zusammengesezt^ fleischig und nicht aufspringend, oder häufig kapselartig. Wenige Saaiueu mit oder ohne Eiweiss. Embryo gerade.
Bäume, Sträuchcr oder Kräuter, mit gegenüberstehenden oder abwechselnden^ einfachen oder zusammengesezten Blättern, mit oder ohne Nebenblätter. Sie kommen in heissen Gegenden, doch auch zum Theil im mittlern Europa vor. Alle besizen ein flüchtiges Oel von durchdringender Bitterkeit und Geruch, welches auf den Thier-körper stark einwirkt. In unsern Gegenden finden sich die Gattun-£;en Rula und Dictamnus.
Rula. Kelch stehenbleibend, 3 — 4, meist aberStheilig; ebenso viele Blumenkronenblätter die in einen coneaven Nagel ausgehen. Staubgefässe in doppelter Zahl der Kronblätter und unterhalb der das Ovarium tragenden Scheibe eingefügt, gerade. Auf der Scheibe finden sich soviele Nektargruben wie die Blume Staubgefässe zählt. Das Ovarium hat Furchen und nach oben Lappen in nämlicher Zahl wie die Kronblättcr. Man benuzt zuweilen: R. graveoleusj Gar-tenruute.; die Lappen der Capsel sind stumpf, die gezähnelten oder ganzen Blumenblätter ziehen sich plözlich in den Nagel zusammen, die Blätter sind dreifach gefiedert, die Blättchen länglicht, die Endblättchen aber stumpf eiförmig. Ausdauernd. Auf steinigen Hügeln an sonnigen Lagen, auch in Gärten gezogen. Im Juni und Juli gelb blühend.
Kraut und Blüthen besizen Bitterstoff und ätherisch - scharfes Oel, wirken daher belebend auf den Verdauungskanal und können grössern Hausthieren unzenweise 3—4 Mal täglich als Ersaz anderer bitter-ätherischer Mittel gegeben werden.
Dictamnus. Diptam. Hinfälliger 5 getheilter Kelch, 5 etwas ungleiche Blumenblätter die in Nägel auslaufen. Zehn gebogene Staubgefässej das Ovarium auf einem kurzen, dicken Fruchtboden sizend.
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Ausdauernd. Die Blumen rosenröthlich in verschiedenen Schat-tirungen, mit dunklern Streifen. In warmen Gebirgswiildern. Alle Arten führen eine ziemliche Menge bitteres ätherisches Oel und können statt anderer derartiger Mittel mit Vortheil gebraucht werden.
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9. Unterklasse.
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Calyciflorae. Kelchblüthige.
Kelch verwachsen blätterig. Torus mit dem Kelch verwachsen. Kronenblätter und Staubgefässe scheinbar auf dem Kelch entspringend, eigentlich aber auf dem Tonis, dort wo er mit dem Kelch verwachsen ist.
Leguminosen.
Kelchblätter 6, selten 4, mehr oder minder verwachsen und zwar ungleichmässig, oft zweilippig; so dass die obere Lippe aus zwei, die untere aus drei Lappen besteht. Kronenblätter fünf oder weniger, durch Fehlschlagen selbst keine; gewöhnlich ungleich, auf dem Torus eingefügt, der entweder frei oder mit dem Kelch verwachsen ist. Staubgefässe in doppelter Zahl der Kelchblätter, seltener in dreifacher, vierfacher oder geringerer Zahl; Staubfäden frei, triadelphisch, diadelpbisch (nämlich 5 und 5 oder 1 und 9 in ein Bündel verwachsen) oder endlich monadelphisch. Ein einzelnes Carpell durch Fehlschlagen, oder zuweilen 2 — 5 Carpelle. Frucht-hnoteu länglich, frei, oder sehr selten au der Basis vom Toms umgeben, Griffel fadenförmig. Narbe endständig oder seitlich. Hülse häutig, lederartig oder fleischig, aufspringend oder nicht aufspringend, einfächerig oder durch EUubicgung der Naht zweifach-rig, zuweilen gegliedert. Saamen an dem Rande der Bauchnaht befestiget, nach dem Centrum der Blume zu; äusscre Saame::-haut glatt, innere geschwollen; kein Eiwciss. Würzelchen gegen die Saamcnnarbe quot;jerichtet, der öbrijre Theil des Enihrvo entweder gerade oder umgebogen; Cotyledoncn flach gegeneinander liegend, blatlartig oder fleischig. Bäume, Sfräuclier oder Kräuter mit Nebenblättern; Blätter gewöhnlich abwechselnd, einfach oder zusam-mengesezt. Man zählt ungefähr 270 Gattungen der Lcgiiminosen, welche in allen Weltgegendcn zerstreut sind und an 4000 Arten
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enthalten^ von denen sich über 1300 in Europa finden. Es ist be-greifiieh, dass die Leguminosen sehr verschiedene Eigenschaften haben müssen; sie kommen auch oft in Anwendung. Man theilt die ganze Familie in zwei Abtheilungen, 1. Curvembryae, deren Würzelcheu auf die Comissur der Cotyledonen gebogen ist, und 2. Rcctembiyfee^ mit geradem Würzelchcn.
Die erste Abtheilung hat folgende Unterordnungen und Tribus:
a. Papilionaceae.
Kelclilappcn getrennt, Staubgcfässeperigynisch; Blume schmet-terlingsförinisf.
Trib. 1. Sophoreen.
Trib. 2. Loteen. Ungegliederte Hülse, Staubfäden verwachsen. Gattungen: Glycsirrhixa^ Genista, Ononis, Cytisus, Medi-cayo, Trigonella, Melilotus, Trifolium, Loins, Astragalus.
'frib. 3. Hedysareen. Hülse gegliedert. Gat. Coronilla, Des-modium, Onobrychis. (Diese 3 Tribus haben blattartige Cotyledonen, man nennt sie daher Phyllolobeen, die folgenden drei dagegen Sarcolobecn wegen ihrer fleischigen Cotyledonen.)
Trib. 4. Vicieen. Hülse vielsaamig, aufspringend; Blätter in eine Ranke ausgehend, die ersten abwechselnd. Gattungen: Lathy-rus, Vicittj Orobtis.
Trib. 5. Fhaseoleen. Blätter nicht in eine Ranke ausgehend und die eisten gegenüberstehend zum Untcrscbied von den vorigen Gattungen: Phaseolus^ Lupinus, Dolichos.
Trib. 6. Dalbergieen.
b. S\var(zieae. Kelchlappen ungelrennt, Staubgcfässc hypogynisch; keine Blu-rcenkrone oder nur 1—2 Kronenblätter. Trib. 7. — Bei der zweiten Abtheiluns der Les:umino?cn finden sich
c. Mimoseae. Kelchblätter und Kronenblätter in klappiger Knospenlage, Staubgcfässc hypogynisch.
Trib. 8. Mimoseen. Gattungen: Mimosa, Juga, Acacia. d. Caesalpineae.
Kronenblätter, wenn welche vorhanden sind, in geschindelter Knospenlage. Staubgcfässc hypogynisch. Trib. 9. Gcoffreen.
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Trib. 10. Cassieen. Mit Kroublalteni, Staubgefassc frei. Gattungen: Claquo;*laquo;raquo;laquo;^ Bauhinia.
Trib. 11. Detarieen. —
Mcdicago, Melilotus, Trifolium, Lotus Coronilla, Astragalus, Onobrychis, Lathyrus, Vicia, Orobus, Phaseolus u. S. w. bilden einen nicht unbcdeuleiulen Theil des Futters unsrer Hausthiere. Sic werden theils für sich angebaut, am häufigsten Trifolium und Onobrychis, theils wachsen sie unter Gräsern und andern Futterpflanzen. Als Äelaquo; müssen sie den Gräsern nachstehen, als Grünfutter übertreffen sie dieselben und alle übrigen Futterpflanzen sowohl an Nahrungsstoffgehalt, als an Wohlgeschmack und an verhältnissmässiger Menge des Ertrages.
Trigonella. 5spaltiger oder özälmiger Kelch; abgestumpftes Schiffchen; 2brüderige Staubgefasse, die Staubfäden nach oben nicht erweitert. Das Ovarium bis zu dem Griffel gerade, lezterer glatt. Die Hülse einfachrig, zusammengedrückt, linienförmig, 6saamig.
T. foenumgraecum, Bockshorn. Verlängert keilförmige, nach vorn gezähnte Blättchen; Stengel mit wenigen und geraden Aesten verschen. Einjährig. Wird angebaut. Man benuzt die viereckigen zusammengepressten Saamen mit einem eingebogenen Schuäbelchen. Sie sind hart, gelb, oft ins Braune übergehend von Avidrig gewürzhaftem Gerüche, der indess den Pferden und Schweinen zu behagen scheint.
Der Bockshnrnsaame wird gemahlen; er enthält sehr vielen Schleim, etwas scharfes und kaum eine Spur ätherisches Oel. Er ist seines Gestankes wegen nicht mehr so beliebt wie früher, wo er in keiner thierärztlichcn Hausapotlieke fehlen durfte. Er wirkt dem Leinsamen oder Eibisch fast gleich, denn sein ätherisches und scharfes Oel kommt gar nicht in Betracht. Da er sehr wohlfeil is(, kann er andere schleimige Mittel ersezen.
Glycirrhiza. Zweiüppiger Kelch, oben mit zwei gegen die Mitte verwachsenen Zahnen; zweiblättriges, spizes Schiffchen. Zweibrüdri^e Staubgefasse, die Staubfäden nach oben zusammen-hänoend. Griffel glatt, verdünnt fadenförmig; Narbe stumpf und schräo-. Die zwciklappige Hülse eiförmig oder verlangt^ zusammengedrückt, einfachrig, 1 — 4saamig.
G.glabra. Stumpfeiförmige Blättchen die auf der untern Seite klebrig sind.
Aehren mit auseinanderstehenden Blumen; glatte, 3 — -Isaannge Hülsen. Ausdauernd. Wird an vielen Orten angebaut. Man be-
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nuzt die quot;WurzcJ, Siissholztntrzel, Radix liquiritlae. Sie ist sehr lang, ungefähr fingersdick, getrocknet äusserlich graugelb, auch braungrau,, ranzlicht, inwendig gelb, hat einen süsslichten Gemack, welcher ein klein Avenig in's Bitterliche übergeht und enthält viel Schleimzucker und das s. g. Glycirrhizin, eine eigeutliümlich kra-zende Substanz,
Sie wirkt einhüllend, reizmilderud, etwas erschiafFend und auflösend , daher den Auswurf befördernd.
Man gibt sie bei trockenem reizbaren Husten., um den Auswurf zu befördern, in Entzündungen der Luftwege, im stadio blennorrhoico, vornäniiieh bei Druse und Strenge]. Man pulvert sie und quot;-ibt das Pulver den pflanzenfressendenThieren zu leckelaquo; oder mischt dasselbe nebst Schwefel-, Antimon- und andern derartigen Mitteln mit Wasser zur Latwerge, welche dadurch sehr gut konstituirt wird. Grosse Ilauslhiere erhalten 3— 5 Mal täglich 1 — 1% U., kleinere Va — 1 Drachme.
Der eingedickte Süssholzsaft, suecus inspissatus liquiritiae ist in der Thierheilkunde entbehrlich und wird durch holländischen Syrup vollkommen ersezt. —
Von verschiedenen, nicht genauer bekannten Mimoseen kommen folgende Heilmittel:
Arabisches Gummi, Mimosengummi, Gummi arabienm. Es ist der an der Luft verdichtete Saft einiger bauin- und strauchartigen Acaien und Mimosen Afrikas, kommt in kugelichten, weisslichten oder gelblichten, glänzenden, zerbrochen einen Glasglanz zeigenden, durchsichtigen Stücken, von fadem Geschmacke und ohne Geruch vor, doch richten sich Geruch und Geschmack oft nach den Beimischungen^ die nicht selten mit unterlaufen.
Das ächte Mimosengummi ist selten ziemlich theuer, gibt mit G—STheilen Wasser eine klare Auflösung und mit 3 Th. Wasser den Gnmmischleira. Es soll aus 97 Th. reinem Gummi und 3 Th. verschiedenen Salzen bestehen.
Das arabische Gummi wirkt einhüllend, erschlaffend, sehr weniraquo;-ernährend, Quecksilber- und Eisensalze zersezend. Man gibt es gewöhnlich in flüssiger Form,, in Gaben von 1 Unze bei grössern und Va —[1 U. bei kleinem Thieren und wiederholt diese Gaben 3 — 6 Mal in einem Tage. Die häufigste Anwendung findet das arabische Gummi bei Durchfällen und Ruhren-, Dann-, Nieren-^ Blasen-, auch wohl Brustentzündungen, sowie bei Vero-ifiunfcn mit Ouecksilbcrpräparalcn. Acusscrlich gibt es mit Alaun ver-
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mischt ein gutes Styptikura bei parcnchymalöscn Blutungen. Der Altheaschlcim ersezt übrigens das arabische Gummi innerlich vollkommen. —
Catechuj Catechusuft, japanische Erde, Gummi catechu, Terra japonica,, soll das wässerige trockene Extrakt des Holzes einiger Aca-ciaarten Ostindiens und Japans sein. Es bildet dichte, zerbrechlicbe, schwarzbraune, oft mit kelleren Lagen gemischte, auf dem Bruche glänzende, geruchlose Stücke von sehr zusammenziehendem Ge-schmacke, in rektifizirtein Weingeist und im AVasser gleich auf-lösslich; besteht grösstentheils aus Gerbestoff und etwas wenigem Gummi, ist aber nicht selten mit adstringirenden Erden u. dgl. verfälscht.
Der Catechu ist das reinste und kräftigste Adstringens; seine Wirkungen verbreiten sich ziemlich schnell, sind aber örtlich nicht sehr stark. Nebenwirkungen werden nie bemerkt.
Das Nervensystem wird von dem Catechu gar nicht affizirt, dagegen die Kreislaufsorgane; ihre Häute werden nach seinem Gebrauche fester und strammer, das Blut heller roth, die Muskeln werden fester und derber und ihre Bewegungen kräftiger; die Häute dicker, reichliche Sekretionen mindern sich und ihr Produkt wird dünnflüssiger.
Es lässt sich zwar dieses Mittel in jede Form bringen, allein für Pferde wählt man gerne die Latwergen, für die übrigen Hausthiere die Auflösungsfonu. Aeusserlich wird die Lezlere auch Wundwassern, Klystircn u. s. w. beigesezt.
Die Gabe des Catechu befragt für Pferde 2 — 4, für Rinder 3 — 8 Drachmen, für kleinere Thicrc 10 gr. bis 1 ScrupeL
Man gibt ihn bei lange andauerndein heftigem Durchfall, wo schon allgemeine Asthcnie eingetreten ist, bei derartigem Blutharnen, bei allgemeiner Laxheit der Faser, bedeutenden Eiterungen u. dgl.^ wobei aber die Verdauung noch nicht stark gelitten hat. Aeusserlich wird er bei der Ruhr mit dem grössten Erfolge als Klystir ap-plizirt und leistet auch bei üppigen Granulationen, profusen Eiterungen grosser Flächen, etc. gute Dienste, muss aber hier den übrigen Adslringeutien, welche wohlfeiler sind., weichen. —
Rosacecn.
Haben fünf verwachsene Kelch- und ebensoviele Kronblälter. Knospenlagc im Quincunx. Staubgefässe mehrfach ; Carpelle zahlreich oder durch Fehlschlagen einzeln, frei oder untereinander und
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mit der Kclchröhre verwachsen. Griffel frei oder mit einander verwachsen, fast immer seillich neben der Spize von der Carpelle ausgehend. Saamen 1 — 2, zuweilen zahlreicher in jedem Carpel!, gerade oder hängend ohne Eiweiss. Embryo gerade; Cotyledonen blattartig oder fleischig. Kräuter, Sträucher oder Bäume. Blätter abwechselnd, mit Nebenblättern versehen, einfach oder zusammen-gesezt. Sie finden sich fast alle in den gemässigten Landstrichen der alten Welt. Ihre Wurzeln, Rinde und Blätter sind meist ad-Stringirend, ihre Früchte säuerlich und zuckerhaltige ihre Kerne enthalten etwas Blausäure. Fast alle unsre wohlschmeckenden Früchte, Erdbeeren, Himbeeren, Aepfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Mandeln, Pfirsiche, Aprikosen etc. gehören hiehcr. Man theilt die grosso Familie der Rosaccen in 8 Tribus, von denen uns dreie in-teressiren.
\. Ainygdiileen. Kaum regelnlässige Blumen f Kelch abfallend, fünfspaltig. Kronenblätter 5; Stanbgefässe 20 — 30. Carpelle in unbestimmter Zahl; eine einzelne Steinfrucht, mit hängenden Saamen. Enthalten viele Blausäure in Blättern und Kernen. Gattungen: Cerasiis, Prunus, Amygdalmj Armmiacaj Persica.
2.nbsp; Dryadeen. Kelch fünfspaltig; Kronenblätter fünf, Stanbgefässe 5 oder mehr, oberhalb an der Kelchröhre eingefügt; Nüsschen. Gattungen: Geiim, Fragaria, Polentilla, Tormentilla etc.
3.nbsp; Pomaceen. Kelch mit fleischiger Röhre , die Carpelle enthaltend und mit ihnen zusammenhängend. Kronenblälter 5; Slaub-gefässe mehrfach; Fruchtknoten 5, untereinander und mit dem Kelch verwachsen, mit knorpeliger oder knochenartiger, zweilappiger oder nicht aufspringender Fruchthaut; Saamen gerade, 1—2 oder mehre in jedem Carpcll. Galtungen: PyruS; Cydonea, Cratacgus.—
SämnUliche Amygdaleen enthalten in allen ihren Theilen:
Blausäure, Wasscrstoftblausäure, Acidum hydroeyanicum. Sie ist rein für sich das heftigste Gift, tödtet kleinere Hausthiere schon zu Va gr., hat aber bei den Pflanzenfressern eine viel mildere Wirkung.
Man gewinnt dieses Mittel noch aus mehren andern Pflanzen und auch aus thierischen und mineralischen Theilen. Es besteht aus 3,65 Wasserstoff und 36,35 Cyan; Lezteres wieder aus 44,27 Kohlenstoff, und 52,08 Stückstoff.
Die durch verschiedene chemische Prozesse nach der preussi-schen Pharmakopoc gewonnene verdünnte Blausäure enthält in 100 Tb. Wasser 2 Th. reiue Blausäure, die für sich, ihrer ausserordentli-
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eben Flüchtigkeit wegen, nicht aufzubewahren ist. Ueberhaupt müssen alle Blausäure enthaltenden Flüssigkeiten vor Licht und Luft sehr geschüzt werden, indem sich jene sehr gerne zcrsczt.
Die Blausäure vermindert ausserordentlich schnell die Lebenskraft und vernichtet sie selbst in grossen Gaben. Zuerst wirkt sie auf die Lungen - und Magennerven, dann auf das Rückenmark —#9632; und seine Dependenzen, später auf das Gehirn und die Kreislaufsorgane. Das Nervensystem scheint erst von ihr etwas erregt zu werden um nachher um so schneller in seinen Funktionen abzunehmen. Man kann die Blausäure bloss in flüssiger Form anwenden, indem man sje mit 10 — 20fachem Wasser verdünnt. Täglich dürfen von ihr höchstens 2 Drachmen für Pferde und 1 Scrupel für grössere Hunde verbraucht werden. (Bei andern Hausthieren ist dieses Arzneimittel noch nicht erprobt worden.) Immer muss man mit sehr kleinen Dosen beginnen. Uebrigens kann man die Blausäure füglich durch das destillirte Bittermandelwasser, Aqua amygdalarum amarura , und das Kirschloorbeerwasser^, A. lauro cerasi, ersezen, da sie ihres grös-seren Volumens wegren leichter einzusfeben sind und nicht viel kosten. Die Gabe beträgt Va Unze, 4 bis höchstens 6 Mal in 24 Stunden zu widerholen.
Die Blausäure und die sie enthaltenden Flüssigkeiten dürften in entzündlich-nervösen Zuständen vortrefl liehe Dienste leisten. Brustentzündungen, Darmentzündungen^ Gebärmutterentzündungen, Epilepsie , erelhischer Koller und Dampf (nervöses Asthma) sind schon glücklich durch diese 31ittcl geheilt worden, was zu weiterer Anwendung auffordert, die aber, höchst vorsichtig und stets durch den Thierarzt selbst geschehen muss, da sie durch die Hände des Laien Unheil stiften kann.
Bei Schwäche jeder Art, besonders bei faulichten Entzündungen und bei typhösen Leiden darf die Blausäure nicht angewendet werden. Auch äusserlich wird sie nichts nüzen.
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Geum. Kelch lOspaltig, seine Lappen in zwei Reihen stehen, die äussern • kleiner und weiter auseinander. 5 Kronblätter. Car-pell in den stehenbleibenden, haarichten oder glatten Griffel endend. Blüthenhoden trocken, cylindrisch.
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*) Dieses Mittel wird jezt häufig ans Pfirsichblättern destillirt und fallt so gut ans, als ob es aus den Blättern von Lauras cerasus bereitet wäre.
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G. iirbanum. Haarichtc Carpelle, zweigliedrige glatte Granne, das untere Glied viermal grosser wie das obere, dieses an der Basis feinbehaart. Blumen aufgerichtet, der fruchttragende Kelch zurückgebogen , Kronblättcr fast eiförmig. Ausdauernd; Blumen gelb. In Wäldern und feuchten Gebüschen. Wir wenden in der Thier-arzneikunde zuweilen die Wurzel an, die man unter den Namen Nelkcmvurzel, Radix Caryophyllatae, kennt. Dieselbe enthält Gerbestoff, etwas gummigen Bitterstoff und eine sehr geringe Menge nach Gewürznelken riechendes ätherisches Ocl.
Man glaubte mit dieser Wurzel die China ersezen zu können, hat sich aber getäuscht. Sie besizt allerdings tonische und stärkende Eigenschaften, gleich der Rosskastanienrinde und kann daher wie diese, statt anderer derartiger Mittel angewendet werden 'Man gibt sie am liebsten in Pulver- oder Latwergenform, da das Auskochen ihre wirksamen Bestandtheile nicht auszieht. Die Gabe beträgt für Pferde und Rinder 1 Unze für kleinere Thiere 1 Scrupel bis 1 Unze und kann 3—6 Mal im Tage wiederholt werden. Die Nelkenwurzel taugt hauptsächlich bei verschiedenen Profluvien asthenischen Charakters, chronischem Blutharnen, Durchfall, Ge-bärmutterschleimfluss, Strahlfäule etc. Gegen leztercs Uebel wendet man sie auch örtlich an.
Tormenlilla. Sspalliger Kelch, dessen Lappen in zwrei Reihen stehen; die äussern'4 sind kleiner und stehen weiter auseinander wie die innern. KronbliUlcr 4. Staubgefässe 16 oder mehre. Sehr viele, zur Seite des Griffels stehende Ovarien. Blü henboden convex. Ausdauernd. An schattigen Orten. Beide bei uns einbeimische , sich sehr ähnliche Arten liefern die Rnhnvursel. Radix tonnciitiilae.
Sie ist eines der besten zusammenziehenden Mittel, da in ihr der Gerbestoff fast rein cnlhaltcn ist. Da sie übrigens wie das vorige Mittel, theurer wie Eichen- und Weidenrinde ist, ohne mehr Wirksamkeit wie diese zu besizen, so kann sie füglich entbehrt werden.
Die Torracnlillwurzel ist walzenförmig oben fingersdick, über 2 Zoll lang, höckerig, hart, mit vielen Wurzelzasern besezt. Ihre Oberhaut ist rothbraun, die dichte Rinde schwarzpurpurroth, Holz und Mark hellröthlich. Man sammelt sie im Frühjahre.
Cydonia. Sspaltiger Kelch. 5 Kronblättcr, 2 — 5 Staubgefässe und ein 2 — raquo;fächriges vielsaamigcs Ovarium.
C. vulgaris. Quitte. Eiförmige an der Basis abgestumpfte, an
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der untern Fläche sehr dicht behaarte Blätter. Apfelformige Frucht. Niedrige Bäume. Auf Felsen, in Gebüschen und gepflanzt in Gärten. Man benuzt in der Thierheilkunde zuweilen die Quittenkerne, Scmina Cydoniorum.
Sie enthalten viel feinen reinen Schleim; der sich durch Quetschen der Kerne im kalten Wasser leicht ausziehen lässt und gerne zu Augenwassern benuzt wird, weil er nicht so leicht Krusten bildet wie andere Schleime.
Cucurbitaceen.
Blumen häufig monökisch und diökisch. Kelchblätter fünf, mehr oder weniger unter einander und mit den Carpellen verwachsen. Kronenblätter fünf, frei oder verwachsen, auf dem Rande des mit dem Kelche verwachsenen Torus eingefügt. Staubgefässe fünf, frei oder verwachsen. Narben 3 — 5, üweilappig. Carpelle 3 oder 5, fleischig, vom fleischigen Torus und Kelch eingeschlossen, in eine scheinbar einfächrige Frucht verwachsen, die jedoch viclfächrig ist, mit zweispaltigen Placentcn. Saamen zahlreich, eingefügt am äussersten Rande der zweitheiligen Zwischenwände der Fächer, welche häufig gegen die Mitte schwinden, wodurch die Saamen am Umfang einer cinfächrigen Frucht angeheftet zu sein scheinen. Wässerige Saamendecke. Embryo gerade, mit blatfartigen handnervigen Cotyledonen. Würzelchen zum Grunde gerichtet. Kein Eiweiss.
Kletternder krautartiger Stengel. Handnervige Blätter mit häufig gegliederten Haaren. Ranken von umgewandelten Blättern oder aus Nebenblättern herrührend. Kronenblätter gelb, weiss oder rosa. Sie kommen hanptsächlich in heissen Ländern, besonders Ostindien vor, werden aber bei uns angebaut. Alle haben einen scharfen, oft gelind, oft stark abführenden, selbst giftigen Stoff. Gattungen r Luffa^ Cucumis^ Momordica, Bryonia, Cucurbita etc.
Bryonia. Zaunrübe. Szähniger Kelch, äspaltige Krone. Männliche Blume mit 5 Staubgefassen, dreibrüderig; weibliche mit dreispaltigem Griffel. Kugelichte Sfacherige Beere; jedes Fach 2 oder doch sehr wenige Saamen enthaltend.
B. dioiea. Herzförmige, fünflappige, gezähnte, rauhe Blätter. Diökische Blumentraube. Der Kelch der weiblichen ßlume zur Hälfte kürzer wie die Krone. Ausdauernd. Beeren roth. In Hecken und Gebüschen. Bläht im Juni und Juli. Als Arzneimittel benuzt man die Wurzel, Schmeerwtirxel, Radix bryoniae. Sie ist
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ein höchst unsicheres Purgirmittel, das bald heftig, bald gar nicht wirkt, von den einen als mild und schleimig, von den andern als drastisch abführend, einen scharfen, leicht ÄJageu- oder Darmentzündung erregenden Stoff enthaltend geschildert wird. Man sollte sie füglich aus dem Arzueischazc streichen, sowie die Coloquinten, die Frucht von Cucumis Colocynthis, einer orientalischen Pflanze, die mit Bryonia im Habitus viele Aehnlichkeit hat.
Umbelliferen.
Kelch aus fünf verwachsenen Blättern bestehend; Kelchröhrc mit dem Fruchtknoten verwachsen; Kelchlappen entweder ausgebreitet, oder in Gestalt von Zähnen oder fehlend. Kronenblätter fünf, am obern Rande der Kelchröhre eingefügt. Staubgcfässe 5, in die Knospe zurückgezogen. Fruchtknoten zweifächerig. Zwei di-vergirende Griffel, der eine nach der Axe des Blüthenstandes gerichtet, der aridere ihm gegenüberstehend. Frucht (Dichacna oder Cremocarpiura) aus zwei Carpelien (Mericarpium) bestehend j die von der Spize eines Carpophorum oder einer Centralaxe herabhängen, ausserhalb aufs genaueste mit der Kelchröhre verwachsen sind, bei der Reife sich trennen, so dass die Kelchröhre in zwei Hälften getheilt wird. Sie zeigt oder kann zeigen:
1. Zehn Primärnerven, von denen fünf (carinales) den Kelchzipfeln entsprechen und fünf (suturales) den Kelcheinsclinitten; 2. Sekundäre Nerven, mit den primären abwechselnd, welche die Seitennerven der Kelchblätter darstellen; 3. Striefen (Vittae), mit eigenthümlichem Saft gefüllte Canäle, die von oben abwärts in die mit dem Kelch verwachsene Fruchthülle steigen und zwischen oder unter den Nerven liegen. Saamen einzeln mit der Fruchthülle verwachsen. Eiweiss fleischig oder hornartig, aussen gewölbt, nach innen entweder flach (U. orthospermae) oder von der Seite um die Axe (U. campylospermae) oder von der Basis zur Spize (U. coelospermae) gebogen. Embryo klein, in dem Saamen gerade (in der Fxuchthülle hängend.)
Kräuter oder Ilalbsträucher, mit abwechselnden oder sehr selten gegenüberstehenden, einfachen aber häufig gelappten und vielfach zerschnittenen Blättern, mit umfassendem Blattstiel. Blumen doldenförmig.
Die Umbelliferen (an 1000 Arten) kommen in beiden gemässig-ten Zonen , zum Theil auch in der heissen vor, doch mehr nördlich wie südlich vom Aequator. Ihre Wurzeln, wenn sie knolienartig
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angeschwollen sind, dienen oft zur Nahrung z. B. die Mohre; die Stengel und Blätter enthalten meist schädliche und selbst giftige Säfte oder haben wenigstens einen auffallenden Geschmack wie Se-lerie und Petersilie. Das Schleimharz, welches aus den Stengeln vieler Arten ausfliesst hat reizende, aromatische Eigenschaften, wie die Assafoetida von Ferula a. f.
Die Früchte sind oft angenehme reizende Gewürze wie Anis, Fenchel, Kümmel etc. Die Hauptgattungen sind: Hydrocotyle, Eryngium, Bupleuruuij Seseli, Ferula, Peucedanum, Daucus, Chae-rophyllum u. s. w. —
Cicuia. Schierling, Wasserschierling. Rand des Kelches hat 5 Zähne. Kronenblältcr fast herzförmig mit einem umgebogenen Lappen. Frucht beinahe rund^ von den Seiten zusammengedrückt, beinahe zweitheilig, jede der beiden Hälften hat fünf gleichförmige Flächen, deren jede von einer Furche durchzogen ist. Der Fruchtboden ist in 2 Hälften getheilt. Beim Queerdurchschnitte erscheint das Eiweiss rund.
C. virosa. Dicke weisslichte, fleischichte Wurzeln die mit langen Zaseru versehen ist. Blätter gross, 3 gefiedert. Blättchen lang lanzettförmig, schmal, spiz, unregelmässig gezähnt, zuweilen zu 2 oder 3 an der Basis zusammenhängend. Ausdauernd. In Teichen, Sümpfen, Gräben u. dgl. Blüht weiss im Juli und August.
Die ganze Pflanze ist narkotisch und enthält zu gleicher Zeit einen cigenthümlichen scharfen Stoff.
Ihre Wirkung ist daher gemischt und auf Hausthiere noch nicht gehörig studirt.
Das Kraut äusserlich als Breiumschlag auf drüsige Gebilde angewandt zertheilt die in solchen vorhandenen Entzündungen, Aus-schwizungen und Verhärtungen und hat sich namentlich bei Euterverhärtungen guten Ruf erworben.
Petroselinum. Petersilie. Kelchrand verwachsen. Kronblätter rundlich^ eingebogen ganz, kaum gerändert, verschmälert zu einem umgebogenen Läppchen. Griffel kegelförmig. Frucht eiförmige von der Seite zusammengezogen fast doppelt, im Uebrigen der des Schierlings ähnlich. Eiweiss höckericht erhaben, nach vorne eben.
P. sativum. Aufgerichteter, winklichter Stengel; glänzende 3ge-fiederte Blätter, Blättchen lanzettförmig, ganz oder 3spaltig. Zweijährig. Blumen grüngelb. Wird in Gärten gebaut. Blüht im Juli und August.
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Die ganze Pflanze enthält ein ätherisches Oel und ein eigcn-thümliches Prinzip (Alkaloid ?) Avelches ziemlich diuretisch wirkt und welches in den Saamen am reichlichsten enthalten ist. Giftige Nebenwirkungen hat man von der Petersilie noch nie bemerkt, wohl aber ist sie oft mit dem Schierling verwechselt worden; was dann üble Folgen nach sich zog.
Man reicht den Pelcrsiliensaaraen zu Va — 1 Unze grössern Hausthieren da, wo andere harntreibende Mittel angezeigt sind, um diese zu unlerstüzen, doch ist er wenig im Gebrauche. Bei kleinern Thieren ist er noch nicht gehörig versucht. Die beste Form, dieses Mittel zu verabreichen ist die Latwerge.
Zerquetschtes Kraut und Wurzeln der Petersilie, mit heissem Wasser zum Breie gemacht und auf Drüsengeschwülste applizirt, haben solche schon oft zertheilt und verdienen, weil sie ungefährlich sind , den Vorzug vor dem Schierling.
Eine starke Pelersilicnabkochung dient auch als sicheres und gefahrloses Waschmittel zum Tödtcn der Läuse bei den Hausthieren.
Carum. Kelclirand verwachsen. Kronblätter eiförmiff, quot;-erän-dort, mit einem umgebogenen, regelmässigcn Läppchen versehen.
Frucht länglich, von der Seite zusammengedrückt. Jede Frucht-hälfle hat 5 Flächen deren Ränder hervorstehende, gleichmässige Joche (Wülste) bilden. Die beide Fruchthällten trennenden Vertiefungen sind jede mit einem Streif durchzogen (was auch bei Schierling und Petersilie der Fall ist.) Fruchtboden frei, an der Spize gabelförmig gespalten. Eiweiss rundlich convex, nach vorn eben, Blumen weisslicht.
C. Carvi, gemeiner Kümmel. Blätter doppelt gefiedert. Blättchen vielfach fiederspaltig. Stenge! eckige Wurzel spindelförmig. Zweijährig. Auf Wiesen in Menge.
Der Kümmel enthält eine reichliche Menge ätherischen Oeles, aber keinen Zucker wie die folgenden^ sondern etwas Bitterstoff. Man gebraucht den Kümmelsaamcn in gleicher Form und Gabe wie Anis und Fenchel, besonders bei geringern Graden von Ato-nie des Verdauungsschlauches und daraus entstandener Flatulenz; im Nothfalle kann er auch den Anis oder Fenchel ersezen. Er vermehrt bei Kühen und Ziegen die Milchabsonderung und bessert ihr Produkt.
Pimpinella. Unterscheidet sich von Carum nur durch die mehrfach gestreiften Vertiefungen zwischen beiden Fruchfhälften.
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P. magna. Bibernell. Blätter gefiedert. Biättchcn scharf gezahnt. Blätterichter^ eckichter, gefurchter Stengel. Gn/Fel lunger wie das Ovarium; Früchte länglicht eiförmig, glatt. Ausdauernd. Blüht im Mai und Juni, wächst an Zäunen, auf Wiesen u. s. f.
Die IJausthiere fressen diese Pflanze gerne; sie bewirkt bei Kühen reichliche und bessere Milchabsonderung. Wird sie in grosser Menge verfüttert, so nimmt die Milch den (nicht unangenehmenquot;) Geruch und Geschmack der Biberneile an.
Als aromatisches Arzneimittel ist die Bibernellwurzel zu ua-wirksarn.
P. Anisum. Anis. Die untersten Blätter sind herzförmig abgerundet, sägezähnartig eingeschnitten, die mittleren gefiedert mit keilförmigen, gelappten oder gezähnten Blättchen, die obersten dreispaltig, ungezähnt. Die Früchte kugelicht, gestreift, grüulichf, mit kurzen Haaren besezt von angenehmem süsslichten, gewürzhaftem Gerüche und Geschmackc. Blüht im Juli und August, ist einjährig und wird angebaut. Der Anissname ist ein ziemlich gebräuchliches Thierarzncimittel. Er treibt Blähungen, erregt die Thä-tigkeit der Nerven und Lyraphgefässe gelinde, befördert die Verdauung, bessert die Sekretionen und übt eine eigenthümliche Wirkung auf die Luftwege aus.
Da der Anis von den Thicren meistens gerne gefressen wird, so reicht man ihn gewöhnlich in Pulverform. Sollte er so nicht genossen werden oder will man andere Arzneimittel mit ihm verbinden, so wird er zur Latwerge gemacht. Im Aufguss wird er zu wenig ausgezogen und in der Abkochung verliert er sein -wirksames ätherisches Oel. Für Pferde und Rinder ist die Gabe des Anis 1 — 3 Unzen, für kleinere Thiere 1 Scrupcl bis 2 Dr. Sie kann 3 — 6 Mal täglich wiederholt werden. Man gibt den Anis mit vielem Erfolge in asthenischen Lungen- und Halsentzündungen, langwierigen Husten, öfterer reeidiver Krampfkolik, chronischen Durchfällen und bei übermässiger Entwickelung von Blähungen. Mairaquo; missbraucht ihn aber nicht selten auch in entzündlichen Zuständen, die ihn doch kontraindiciren. Das destillirte Anisiil ist theuer und ganz entbehrlich.
Oenanthc. Rand des Kelches özähnig. Kronenblätter eiförmig, gerändert, mit einem eingebogenen Läppchen; Frucht cylindrisch, etwas gedreht oder verlängt, mit aufgerichteten langen Griffeln bekrönt. Jede Fruchthälfte hat 5 auswärts gebogene, stampfe Joche,
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die Vertiefungen zwischen beiden Hälften einen Streifen 3 Frucht-träger uudeutlich. Ehveiss convex oder rundlich.
Oenanthe phellandrmtiij Wasserfenchel. Spindelförmige Wurzel mit fadenförmigen Zasern besezt Stengel sehr ästig, die Aeste stark von einander gespreizt, Blätter 2 — 3fiedrig7 Blättchen gespreizt, eiförmig, fiederspaltig eingeschnitten, die unter Wasserstehenden vielspaltig. Früchte länglicht eiförmig. Blüht im Juli und August und ist sehr Avahrscheinlich ausdauernd. Kommt in Teichen und Gräben sehr häufig: vor. Das Gebräuchliche ist der Saamc. Er hat in seineu Bestandtheilen grosso Aehnlichkeit mit dem Anis und Fenchel, doch besizt er einen widrig riechenden, etwas scharfen Stoff, der besonders erregend auf die Lungen wirkt.
Er bethätiget den Auswurf bei schleimiger Engbrüstigkeit der Pferde und Rinder sehr, kann ausserdem gleich dem Anis gebraucht werden ist aber entbehrlich.
Foeniculum. Fenchel. Kelchrand angeschwollen, verwachsen; Kronenblätter rundlich, ganz, eingehüllt. Lappen stumpf viereckigt. Saamen zweigethcilt, rundlich, länglicht gestreift, grünlichtgrau. Zwischenvertiefungen mit 1 Streifen. Eiweiss halbrundlich.
F. officinale. Stengel an der Basis rund, Blätter in Lappen verlängert; Dolden 13—-20 ästig, ohne Hülle. Zweijährig. Auf steinigen Hügeln; wird angebaut. Blüht gelb, im Juli und August.
Der Saame ist ein sehr werthvolles Arzneimittel für die Haus-thierc. Seine Hauptbestandtheile sind fettes und J/i6 des Gewichtes ätherisches Oel.
Wirkung, Form, Gabo und Anwendung sind ganz wie beim Anis. Da aber der Fenchel etwas wohlfeiler ist wie dieser, so gebraucht man ihn häufiger. Kraut und Wurzel der Fenchelpflanzc haben wenig Wirkung.
Levistictnn. Liebstöckel. Kelchrand verwachsen, Kronenblätter einwärtsgebogen rundlich, ganz, mit kurzen Läppchen. Frucht vom Rücken zusammengedrückt, die Fruchthälften am Rande voneinander klaffend, auf beiden Seiten geflügelt, jeder mit 5 Jochen versehen. Zwischenräume einfach gestreift. Fruchtboden gespalten, Eiweiss nach vorne eben. Ausdauernd. Blüht im Juli und August. Sie wird im nördlichen Deutschland angebaut, im südlichen ist sie selten; enthält in allen Theilen ätherisches Oel, ist ein flüchtiges und ziemlich kräftiges Reizmittel und findet in asteni-schen Zuständen gerne Anwendung. Man gibt das Kraut oder die Wurzel grossen llausthieren zu 1 — 4 U., kleinern zu ebensoviel
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Drachmen, täglich, mit oder ohne ZuSaz ähnlich wirkender Arzc-ncien 2 — 4 Mal, entbehrt aber dieses Mittel sehr leicht.
Archangelica. Engelwur%el. Kelchrand mit 5 Zähnen. Kronblätter elliptisch, ganz, zugespizt, an der Spize etwas eingebogen. Frucht ähnlich wie bei Levisticum; Eiweiss dem Pericarpium nicht anhängend, sondern einen freien, über und über gestreiften Kern vorstellend.
A. officinalis. Stengel glatt, rundlieh, gestreift; Blätter doppelt gefiedert. Blättchen eiförmig oder der Herzform sich nähernd ungleich gezähnt, Endblältchen dreiseitig, fast zweilappig; obere Blattstiele verdickt, Blüthenhüllen sehr glatt. 2jährig. Blüht griiulicht im Juli und August^ kommt im nördlichen Deutschland vor. Sie hat einen länglicht dicken quot;Wurzelstock, dichte, lange, fleischige, bis 2 Linien dicke Fasern.
Die als Arzneimittel gebräuchliche Wurzel ist aussen schwarzbraun, innen weiss, mit zahlreichen gelben Gefassen durchzogen, von starkem Gerüche und scharf gewürzhaftem Geschmack. Man sammelt sie im zweiten Jahre und verwahrt sie gut gegen Insekten und Würmer.
Die Angelika wirkt auf das Nerven- und Gefässsystcm belebend, stärkend selbst etwas reizend. Ihre Wirkung äussert sich vorzüglich im Nahrungsschlauche und den Luftwegen. Die Angelikawurzel leistet in asthenischen Brustkrankheiten, namentlich in der s. g. Lungenverschleimung, in Schwäche der Schleimhäute der Nase und Luftröhre, auch bei krankhafter Sekretion aus den Schleimhäuten des Nahrungsschlauches, bei kolliquativen Durchfällen , Meteorismus u. dgl. gute Dicntse. Hingegen ist sie in syno-chösen Zuständen strenge zu vermeiden, da sie dieselben, besonders örtlich, sehr verschlimmert.
Den Wiederkäuern gibt man die Angelika gewöhnlich in einem stark gesättigten Aufgusse, Pferden in Pulver oder besser Latwergen, Hunden und Schweinen in jeder Form. Die Gabe beträgt für die grossen Hausthiere V* — 1 Unze, für kleine 1 Scrup. — Dr. und darf 3 — 4 Mal im Tage wiederholt werden.
Imperatoria. Kelchrand verwachsen. Blumenblätter eiförmig, verschmälern sich in ein eingebogenes Läppchen. Frucht vom Rücken hereingedrückt, mit einem [laquo;iatten, breiten Rand umgürtet. 5 Joche auf jedem Carpellj diese vorn eben. Eindrücke 1—3ge-streift. Fruchtträger gespalten.
J. ostruthium. Meisterwurz. Blätter in Quirlen stehend. Blätt-
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chcn breit eiförmig, sagezahnartig ausgeschnitten, die seitlichen zwei- Endblättehen 3spaltig. Ausdauernd. Blüht weis, im Juni und Juli. Findet sich in der Schweiz. Sie wirkt ähnlich wie die Angelika, nur hat sie das Eigenthümliche, dass bei Kühen nach ihrer Anwendung die Milchsekretion bedeutend abnimmt.
Daukus. Möhre. Kelchrand ögezähnt, Kronblätter verkehrt eiförmig, gerändert, mit einem eingebogenen Läppchen, die äus-sern glänzend, tief zweispaltig. Frucht vom Rücken her zusammengedrückt.
D. Carota. Stengel rauh, zwei bis 3ficdrige dunkle Blätter, die Fiederlheile wieder ficderspaltig, mit spizen, lanzettförmigen Lappen. Frucht länglicht eirund; blüht vom Juni bis Herbst weiss. Zweijährig. Wird angebaut.
Man füttert die spindelförmige 3 — 6 Zoll lange Wurzel den pflanzenfressenden llausthicren, besonders im Stadium der Recon-valescenz von Brustkrankheiten. Dieses saftige Nahrungsmittel wird von den Thieren gerne gefressen und bekömmt ihnen sehr wohl, besonders wird die Verdauung bethäliget.
Der Möhrensaft, Roob dauci, ist als Bindemittel für Latwergen anwendbar, aber ganz entbehrlich.
Conimn. Verwachsener Kelchrand, Kronblätler wie bei Daucus. Fracht von der Seite zusammengedrückt, eiförmig. Jeder Frucht-theil mit 5 gekerbten Jochen, Verliefnngen zwischen beiden stark gestreift. Ei weiss mit einem tiefen Einschnitte versehen.
C. maculaium, gefleckter Schierling. Hülle der lanzettförmigen Blättchen kürzer wie die Dolde. 2jährig ; blüht weiss im Juli und August. Auf Schutthaufen^ an Wegen, Hecken etc.
Es gilt hievon, was vom Wasserschierling gesagt wurde, nur hat Conium noch weniger Wirkung wie Cicuta.
Ferula asa foelida, eine nicht genau bekannte Pflanze Persiens liefert den Stinkasand, Teufelsdreck, Asa foetida. Dieses theuere und unangenehme Mittel ist in der Thierhcilkunst ganz entbehrlich? obwohl es noch stark gebraucht wird. Es belebt hauptsächlich das Ganglienncrvensystcra, wird daher oft bei Koliken als krampfstillen-des Mittel gebraucht, auch wohl bei Atonie des Darmkanales, um Anschoppungen in demselben zu entfernen und endlich bei Gebär-mutterkrämpfen, wo ihm aber die Kamillen, der Baldrian etc. vorzuziehen sind.
Ein Gemisch von Harz und Knohlauchsaft wird häufig betrügli-cher Weise statt des Teofelsdreckos verkauft.
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C a p r i f o 1 i a c o o n.
Kelchrohre mit dem Fruchtknoten anhängend mit fünflappigem Saum. Blumenkrone verwachsenblätterig, mit fünf zuweilen ungleichen Lappen. Staubgefässe in gleicher Zahl, oder das eine derselben fehlschlagend, dem Grunde der Blumenkione aiigewachsen. Fruchtknoten unterständig, dreifächrig. Drei Narben, gesondert oder kopfförmig. Beere von den Kelchlappcn gekrönt, mehr oder einfächrig. Saamen zahlreich oder einzeln durch Fehlschlagen, hängend. Saamenhaut schaalig. Eiweiss fleischig. Embryo im Saamen gerade.
Sträucher oder Bäumchen; mit gegenüberstehenden Blättern, mit oder ohne Nebenblätter. Sie finden sich vornämüch in der nördlichen gemässiglen Zone. Ihre Rinde ist meist adstringirend. Die Hauptgattungen sind Yiburnum, Sambucus, Lonicera.
Sambucus. Fläche des Kelches ozähnig. Ebenso die radföi-mige Krone. Staubgefässe 05 kein Griffel, 3 sizende Narben. Beere 3—5saainig.
S.nigra. Holder, Hollunder, Flieder. Strauch- oder baumartiger Stengel, warzenförmige oder gar keine Blattstüzen, fünf Primäräste der Schirratraube. In Wäldern, Hecken etc.
Die Fliederblumea müssen bei trockenem Wetter eingesammelt werden, man sondert die Primärästo davon und trocknet sie schnell. Sie verbreiten einen angenehmen Geruch, besizen ein starkricchen-des ätherisches Oel, eine eigene Art Kleber, Schwefel; etc. etc. Sie wirken flüchtig erregend, doch gelinde, auf das Nerven- und Gefässsystem, besonders eigenthümlich auf die feinen secerniren-den Gefässe der Haut und der Luftwege. Grössere Gefässe aber werden selbst von bedeutenden Gaben Flicderblumen gar nicht af-ficirt. Oertlicli scheinen sie weder Reizung noch Zusanimenzie-hung zu bewirken, die Hautsekretion aber wird nach der innerlichen Anwendung nicht selten bis zu starkem Schweiss gebracht. Dieses Arzneimittel gehört daher zu den mildesten und wird selbst in hohen Graden solcher entzündlicher Leiden ertragen, welche ihre nächste Ursache in unterdrückter Haut- und Lungenthätigkeit haben.
Frischgetrocknet lassen sich die Fliederblumen, leicht pulvern und dann, in Verbindung mit andern Arzneien, z. B. Glaubersalz, Salmiak, Schwefelblume etc., durch irgendein Constituens zur Latwerge machen.
Den Wiederkäuern und kleinen Ilausthieren gibt man gerne
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starivc Aufgüsse ia weldien die etwa nöthigen Salze aufgclösctj odvr andere Pulver wohl eingerührt werden.
Bei grossen Hausthieren ist die Gabe 2 — 3 Unzen bei kleinen 1 Scrup. bis 2 D., täglich 3 —4 Mal wiederholt. Man wendet dieses Mittel bei Druse, Strengel, Durchfall von Erkältung herrüh-rci;d, dergleichen Koliken, rhevmatischen Leiden jeder Art u. s. w. an.
Acusserlich sezt man die Flicdcrblumen gerne den Kräutersäck-chen zu, welche auf den entzündeten Hals, die Augen u.dgl. gelegt werden. Auch wendet man wohl zuweilen Fliederlhec als Augenwasser an.
copy;er eingedickte Fliedersaft, Roob sambuci, hat wenige Wirkung und wird leicht durch geraeinen Syrup ersezt.
Rubiacecn.
Kelchröhre dem Fruchtknoten anhängend^ Kelchlappen fehlen, oder sind zahlreich (3 — 8), zuweilen mit accessorischen Zähnen. Blumenkrone verwachsenblätterig,, gewöhnlich 4 oder olappig, zuweilen weniger oder mehr, (3 — 8) mit gedreheter oder klappiger Knospenlage. Staubgefässe in gleicher Zahl mit den ßlumenkro-ncnblätteru, mit diesen abwechselnd, und mehr oder weniger der Röhre angewachsen. Fruchtknoten gewöhnlich zwei oder mchr-fächrig, unterständig, oberhalb von einer fleischigen Scheibe umgeben. Ein Griffel. Narben zwei oder mehr, zuweilen verwachsen. Beere, Kapsel- oder Steinfrucht, mit einzelnen oder zahlreichen Saamen; im erstem Falle aufrecht oder hängend, im zweiten auf einer Centralplacenta stehend. Eiweiss hornartig oder fleischig. Embryo gerade oder gekrymmt.
Bäume, Sträucher oder Kräuter. Blätter gegenüberstehend oder quirlförmig, einfach, ganzrandig^ mit Randuerven. Nebenblätter oft ausgezeichnet durch ihre Grosse und ihre manigfaltigen Verwachsungen mit dem Blattstiel und untereinander, so dass sie häufig winkelständig (intrapetiolares) sind. Zuweilen sind sie in schmale Streifen getheilt, die quirlförmig stehen und das Ansehen von Blättern haben.
Man theilt die Rubiaceen in 13 Tribus, von denen nur der der fcltellaten bei uns vorkömmt; die übrigen, mehre sehr wichtige Arzneipflanzen enthaltend, finden sich innerhalb der Wendekreise.
Die Wurzeln vieler sind brechenerregend, scharf, abführend oder harntreibend; z. B. Cephaclis Ipccacuenha, Psychotria eme-
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tica u. a. die Wurzel der Färberröthe (Rubia tinclorum) färbt roth und wird als Arzneimittel gebraucht. Die Rinde der zahlreichen Chinaarten ist fiebenwidrig,, antiperiodisch und stärkend; Coffea arabica enthält im Eiweiss seiner Saamen Coffein, so dass dieses unsern Caffe bildet, etc. etc.
Rubia. Kelchrand verwachsen; radförmige oder ebene 4 oder 3spaltige Krone. Rundliche, becrenartige, saftige Zwillingsfrucht.
R. tinetorum. FärherrUhe, Krapp. Stengel einjährig. Blätter zu 4 oder 6 im Quirl, lanzettförmig mit rückgebogenem Rande. Blumenstiele achsenständig, 3getheilt. Lappen der Blumenkrone zngespizt. Ausdauernd; wird angebaut; blüht gelbiicht im Juni und Juli.
Die Wurzel wurde eine Zeitlang häufig als Arznei gegeben, gegenwärtig ist sie ziemlich ausser Gebrauch gekommen. Sie ist cy-lindrisch, dünn, ästig, aussen röthlich braun, innen mit duukel-gelbrother Rinde, blassem Holze und einer wegen eingegangenem Marke bisweilen hohlen Mitte. Sie wird im Herbste eingesammelt und muss sehr trocken aufbewahrt werden, da sie durch Feuchtigkeit sehr leicht verdirbt.
Sie wirkt gelind zusammenziehend und stärkend, längere Zeit hindurch angewandt stört sie aber die Verdauung und Ernährung und bewirkt Abmagerung und selbst Cachcxie.
Der Färbestolf geht sehr Leicht in die Säfte und Knochen über und färbt dieselben bald roth.
Man wendet die Färberröthe noch zuweilen in kachektischeu Ucbeln an, die mit Erweichung und Auftreibung der Knochen verbunden sind, bei Knochenbrüchigkeit, Caries^ Nekrose etc., und gibt sie meist in Pulverform, da sie keinen auffallenden Geschmack besizt.
Die Gabe ist I U. für grosse 1 Scrupel — 1 Dr. für kleinere Hausthiere. Sie wird 12—20 Tage lang täglich 3 — 4 Mal wiederholt, mit der Vorsicht, je alle 3 — 4 Tage einen Tag auszusezen.—
Die Rinde der zahlreichen Spezies und Varietäten des Cinchona Baumes enthält als vorwaltende wirksame Bestandtheiie Gerbestoff, eine harzige unauflösliche Materie, Chinasäure und zwei verschiedene Alkaloide, Chinin und Cinchonin. Die Wirkungen der China stimmen zum Theil mit denen anderer gerbestoffhaltiger Mittel überein, zum Theil sind sie, gerade der Säure und der beiden Alkaloide wegen, ganz eigenthümlich. Sie bestehen im Allgemeinen: 1. In Verstärkung und Erhöhung des Tones der irritabclu Fasern, daher
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besonders der Muskeln und Gefässe. 2. In Vermehrung- des Zusammenhanges der organischen Materie, sowohl in den festen als flüssigen Theilen des Körpers. 3. In Erhöhung der Energie des Nervensystems. Desswegen ist sie das beste Stärkungsmittel und kann mit Tonisirung der Materie, auch die Lebenskraft erhöhen' ohne bloss zu reizen und ohne zu ernähren. Weiden - und Ross-kastanienrinde kommen der China in der Wirkung sehr nahe, aber nicht gleich. Anzeigen und Gegenanzeigen der China verhalten sich im Allgemeinen wie bei der Eichen- und Wcidenrindej da sie aber sehr theuer ist, so wird sie selten und nur bei einzelnen werth-vollen Thieren angewendet. Ihre Hauptwirkung äussert sie gegen IVechselfiehcrj deren Vorkommen bei unsern Hausthieren noch sehr problematisch ist. Bei Nervenfieber, Faulfieber, Neigung zur Ent-misclmng der Säfte, fauligten Pocken (Aaspocken) bei grossor Mus-kelschwächc , die nicht allein in Schlaflheit, sondern in Mangel an Lebenskraft begründet ist, z. B. bei Hunden nach überstande-igt;er Staupe,, ist die China vortrefflich, in allen andern Fällen sind ihr aber einheimische gewürzhaft zusammenziehende Mittel vorzuziehen. Man wendet die China als Pulver, Pillen, Latwergen und im Dekokt, begreiflich aber nur innerlich an. Die Gabe ist ungefähr 73 derjenigen der Eichenrinde. Die sehr theuern Präparate der China sind entbehrlich.
Val orian cen.
Kelchröhre dem Fruchtknoten.venvachscu, mit gezahnten oder gelappten Saum, zuweilen in eine Federkrone ausgehend, die ursprünglich einwärts gerollt, sich später ausbreitet. Blumenkrone verwachsenblätterig, mit fünf Lappen oder seltener 3—4^ mit gleichmässiger oder an der Basis zu einem Sporn erweiterten Rühre-Staubgefässe am Grunde mit der Blumcnkrcne verwachsen, 5 an der Zahl oder weniger, bis zu einem einzigen. Narben verwachsen, oder 2—3 gelrennt. Frucht nicht aufspringend, oft verhärtet, von dem stehenbleibenden Kelchsaum gekrönt,, dreifächrig mit zwei leeren Fächern oder einfächrig. Saamen hängend, einzeln in dem fertilen Fach, ohne Eiweiss mit geradem Embryo.
Kräuter, selten an der Basis holzig. Wurzeln dick, wenn sie ausdauernd sind. Blätter gegenüberstehend, ohne Nebenblätter, in demselben Individuum von verschiedener Gestalt. Blumen in einer Trugdolde, seilen diökisch. Die Valcrianeen kommen in gemässig-ten Gegenden, meist in Gebirgen vor. Ihre Wurzeln sind tonisch,
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hiller aromatisch, actispasmodisch und acthelmietisch, ihr Geruch gilt für unangeiiehtn, gefällt aber im Orient. Die Blätter von Vale-rianelia olitoria werden als Salat genossen. Die Hauptgattungen sind Pafrinia, Valeriana? Centranthus, etc.
Valeriana. Baldrian. Kelchfläche erst mit dem Fruchtknoten verwachsen, später sich als eine Federkrone über der Frucht sich ausbreitend. Bluraeokronc trichterförmig, an der ßasis hökerig, öspaltig.
V. officinalis. Sämmtliche Blätter gefiedert,, Blättchen lanzettförmig, starkgezähnt oder ganz. Früchte glatt; Stengel gefurcht. Ausdauernd; in Wäldern und anfeuchten Orten; blüht fleischfarben vom Juni bis August.
Die Wurzel wird im Frühjahr, ehe die Stengel treiben gesammelt, schnell getrocknet und in verschlossenen Gefässen aufgehoben. Ungeziefer und Kazcn gehen der Baldrianwurzel sehr nach. Die Baldriauwurzeln enthalten viel ätherisches Oel, Sazraehl etc., sie wirken gelind erregend, sanft stärkend, besonders qualitative Abweichungen von den normalen Verrichtungen des Nervonsyste-mes regulirend, sie beseitigen Convulsionen, Krämpfe, Schmerzen und überhaupt allzugrosse Empfindlichkeit von Nervenschwäche herrührend, hingegen wird das Gefässsystem nur wenig erregt.
Man pulvert die Baldrianwurzel und macht sie mit irgend einem Constituens zur Latwerge oder infuudirt 1 U. mit 1 Maass siedendem Wasser, welche Form auch zuweilen als Klystir benuzt wird.
Für grossere Ilauslhiere ist die Gabe 1 — 2 U. oder 1 Maass des Aufgusses für kleinere Va — 2 Dr., 2—4 Mal täglich, häufig mit schleimigen Mitteln verbunden.
Man reicht die Baldrianwurzel mitNuzen bei Starrkrampf, Epilepsie, Krampfkolik, Harnverhaltung, bei typhösen Krankheiten, z.B. dem Kalbefieber, auch bei Durchfällen u. dgl. in Verbindung mit Kampfer, bittern Pflanzenstoffen, ätherischen Oclen u. dgl. Be* Krankheiten der Respirazionsorgane nüzt der Baldrian wenig, und vollends gegenangezeigt ist er^ wenn wir entzündliche Leiden oder Erregungen, welche auf Sthenie beruhen, bekämpft werden sollen.
Composeen.
Kelch verwachsenblätterig, in der ganzen Länge der Röhre, oder wenigstens zum grössten Theil, mit dem Fruchtknoten zusammenhängend. Saum, (Federkronc, Pappus) entweder fehlend oder nur als verdickter Rand erscheinend, bald trocken, häutig, gezahnt
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oder gelappt, bald, und zwar häufiger, in einfache oder ästige, gezahnte oder fadenförmige, in einer oder in mehren Reihen stehende Borsten umgewandelt. Blumenkrone auf dem obern Rande der Kelch-röhre eingefügt, verwachsenblätterig, neuramphipetal, d. h. jedes Blumenblatt von zwei beinahe am Rande liegenden Nerven umgeben; Lappen fünf, seltener 4, 3, oder 2 an der Zahl, in klappiger Knospenlagc, gleich oder ungleich^ eine röhrenförmige oder lippen-förmige, oder der Länge nach an der Innenseite gespaltene zungen-förmige Blumenkrone bildend. Fünf Staubgefasse, seltener 4, mehr oder weniger vollständig fehlgeschlagen in den weiblichen Blumen; Staubfäden mit den Lappen der Blumenkrone abwechselnd, gewöhnlich am Grunde mit ihnen verwachsen, untereinander gewöhnlich frei, an der Spize gegliedert^ das obere Gelenk die Stelle des Con-cenlriums vertretend; Staubbeutel gerade, in eine Röhre verwachsen, nach innen aufspringend, häufig an beiden Enden in auffallende Spizen verlängert. Fruchtknoten angewachsen, mit einem einzigen Eichen. Griffel einfach, in den männlichen Blumen; in den weiblichen und Zwitterblumen in zwei mehr oder minder gelrennte Lappen gctheilt, (oft Narben genannt), stigmatische Drüsen, (eigentliche Narben in zwei Reihen auf der obern Fläche der beiden Grif-fcllappen gelegen; Sammelhaare (pilicollcctores) verschiedentlich gegen die Spize des Griffels der Zwittcrblumcn hinvertheilt. Frucht (Achäne) aus der Verwachsung des Saamens mit der Fruchthüllc und der Kelchröhrc entstanden und in die Federkrone ausgehend. Saame aufrecht, mit verdickter Endopleura^ ohne Eiweiss. Embryo gerade. Cotyledonen flach.
Kräuter, seltener Sträucher, nur sehr selten Bäume mit abwechselnden oder gegenüberstehenden Blättern. Blumen in Köpfchen stehend, entweder wirkliche Köpfchen (Capitula) bildend, oder Anhäufungen einblumiger oder wenig blumiger Köpfchen, welche man Häufelten (glomeruli) nennt; in den eigemlichen Köpfchen ist das Aufblühen centripetal für jedes Blüthenköpfchen, centrifugal für das Gesammte aller Köpfchen; in den Anhäufungen von Köpfchen ist es centrifugal oder unregelmässig. Blüthcnboden oft fleischig, flach oder konisch; bald mit Streublättchen besezt (paleaccum), welche kleine Deckblätter sind; bald um jede Blume zahnfachartig (alveolatum) verdickt, mit Haaren (fimbrillae) am Rande besezt, oder gezahnt, oder ohne Anhängsel, oft nur kleine Federchen (areolac) bildend.
Unter den eigentlichen Köpfchen unterscheidet mau solche, in
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denen alle Blumen Zwitter sind (capitula homogama)^ solche, deren äussere Blumen geschlechtslos (neutri) oder weiblich, und die innern Zwitter oder männlich sind (cap. hcterogama), solche, wo alle Köpfchen einer Pflanze männlich oder weiblich sind (cap. mo-noica), solche endlich, wo männliche oder weibliche Köpfchen getrennt auf verschiedenen Pflanzen vorkommen (c. dioiea.)
Was die Blumenkrone betrifft, so unterscheidet man solche Blüthcnköpfe, wo alle Blütchen röhrig (diseoidei oder flosculosi}, solche, wo alle Blumenkronen zungenförmig (ligulati oder semiflos-culosi), solche, wo die Blüthchen des Bandes bandförmig und die in der Mitte röhrenförmig (radiati), solche, wo alle Blüthchen zwei-lippig, endlich solche, wo die Randblüthen bandförmig und die Scheibenblumen zweilippig sind.
Diese Familie findet sich in allen Zonen gleichmässig vertheilt und ist die zahlreichste an Arten, dönn sie enthält deren 6000.
Dieselben zerfallen in 8 Tribus, von welchen folgende für uns bemerkbar sind:
1.nbsp; Cynareen. Griffel nur an der Spize zwcilappig, mit Samrael-haaren schon tief unter den beiden Lappen bedeckt; die untern Sam-melhaarc länger als die andern, eine Krone bildend; stigmatische Drüsen im Umfange-der Innenfläche der Grifteläste. Galtungen: Ccutaurea, Curduus, Carlina, Xcranthemum, Calendula, Arcto-tis, etc.
2.nbsp; Cichoraceen. Griffel cylindrisch, am obern Theil mit Haaren bedeckt, mit stumpfen Acsten; Drüsen von beiden Seiten am Grunde der Innenfläche der Aeste; Bluraenkrone zungenförmig, Pollen eckig. Milchsaft. Gattungen: Cichorium, Hypochoeris, Tragopogon,Lcon-(odoii, Hieracium etc.
3.nbsp; Eupatoriaceen. Aeste des Griffels mehr oder weniger lang' keulenförmig; wärzchenförmige Sammelhaare auf dem Bücken der Aeste; stigmatische Drüsen streifenförmig an jeder Seite au der untern Hälfte eines jeden Lappens. Gattungen: Coelestina , Eupato-rium, Tussilago.
4. Asteroideen. Griffel cylindrisch, mit spizen Lappen, Sam-mclhaare auf dem Rücken und nur gegen die Spize hin tragend, und stigmatische Drüsen an der Basis, in Streifen innerhalb an beiden Seiten eines jeden Lappens. Gattungen: Aster, Erigeron, Buph-thalmum/lnula, etc.
5. Sinecioideen. Griffel an der Spize verdickt; Aeste verlängert, linienförmig oder zugespizf; Sammelhaare in Form eines
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Schopfes an der Spize eines jeden Astes; stigmatische Drüsen gegen die innere Basis der Aeste hin, von jeder Seite. Gattungen: Xan-thium, Zinnia, Ileliopsis, Rudbckia, Coreopsis, Hclianthus, Tagetes, Anthemis, Achillea, Matricaria, Artemisia, Helichrysura, Gna-phalium, Senecio, Cineraria, etc.
Inula. Dachziegelförmige Bliithenhulle; Randblümchen weiblich, innere Bliithen Zwitter, erstere zungen-, leztere röhrenförmig. Staubbeutel in eine Spize verlängert. Frucht ungesclinäbelt, haarichte Federkrone Blülheiiboden nakt; Blumen gelb.
J. Helenimn.. Alant. Blätter ungleich sägezähnartig ausge-schnitteiij unten pilzig. Wurzelblätter gestielt, verlängt elliptisch, Stengelblätter herz-eifonnig, den Stengel umfassend. Achäne glatt. Ausdauernd. Au feuchten Orten. Blüht im Juli und August.
Man gebraucht, die Wurzel. Sie ist aussen gelbgrau, innen weiss, mit Bläschen, welche dem Anscheine nach von einem braunen glänzenden Harze angefüllt sind, versehen; besizt dünne Rinde, schwammiges doch hartes Holz, scharf bitterlichen Geschmack, gewürzhaften Geruch.
Man sammelt sie im Frühjahr oder Herbst. Sie enthält, aus-scr ätherischem Oel und einer Art Kampher, sehr viel eigenthüm-lichen Stoff, Juniin genannt, etc.
Die Alantwurzel stimmt besonders die Absonderungsorgane kräftig herauf, besonders erregt sie die Thätigkeit der Schleimhäute, vermehrt ihre Energie, verbessert das Sekret; auch das Lymphge-fässsystem wird erregt, der Reproduktionsprozess verbessert, Sekretionen der Haut und Nieren massig befördert.
Das Nervensystem scheint vom Alant nicht sehr gereizt zu wer-den_, hingegen sind die Kreislaufsorgane gegen seine Wirkungen sehr empfindlich. Für Pferde wird die gepulverte Alantwurzel mit irgend einem Constituens zur Latwerge gemacht, für die übrigen Thiere bereitet man starke Aufgüsse von 2—3 Unzen auf 4 Pfd. siedendes Wasser. Vom Pulver beträgt die Gabe 1—IV^U., vom Aufguss für Rinder 2 Pfd., für kleinere Thiere von 1 U. bis 6 U.; man kann diese Gaben 3—4 Mal im Tage wiederholen.
Man wendet die Alantwurzel bei Appetitlosigkeit und Verdau-dauungsschwächc^ wenn solche von übermässiger Schlcimsekre-tion in den ersten quot;Wegen herrührt, bei astenischen Krankheiten der RespirationsorganC;, chronischen Calarrhen und Lungenentzündun-gen und bei Hautkrankheiten die von abnormem Zustande irgend
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eines Sekretioasorgancs herrühren, mit vorzuglicliem Erfolge an. Da^effen mnss sie überall, wo slenischer Charakter vo-herrschf, vermieden werden.
Als äusserliches Heilmittel ist der Alant entbehrlich und nicht sehr wirksam.
Artemisia. Blüthenhülle geschindelt, ei- oder kugelförmig. Innern Blumen Zwitter^, azähnig, Kranzblumen fadenförmig, fei;igc-
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zähnt, meist auch Zwitter,
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Kroner und. Achäne verkehrt eiförmig,
gelb
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geflügelt
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Blütbcnboden nac
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oder gegen die Spize zu röthlich.
A. Ahsynthium. Wemmth. Stengel aufrecht, kolbig. Blätter graulicht; Wurzelblätter doppelt fiederspaltig mit stumpf lanzettförmigen Lappen, oberste Stengelblätter ungetheilt. Köpfclien kugelicht, herabgebogenj Blättchen der Blüthcnhiillen grau, die inneru stumpf, die äussern spiz. Blüthenboden behaart. Ausdauernd. An steinigen Arten; blüht im Juli und August.
Die ganze Pflanze besizt vielen Bitterstoff und ätherisches Oei, daher sie stärkt, reizt und erhizt.
3Ian bentust da.raquo; Kraut und die Köpfchen gepulvert oder im Auf-guss als erwärmendes, magenstärkendes Mittel. Es löst den zähen Schleim in den Verdauungswegen auf^, verbessert die Beschaffenheit der Galle oder ersezt doch ihren Mangel m. o. w. und ist den Würmern und Insekten im höchsten Grad zuwider. Man wendet den Wcrmuth in Ueberfütteriingskoliken mit Glaubersalz oder Doppclsalz, bei Schwäche der Verdauungseingeweide, Würmern, Gelbsucht^ Harlhäutigkeit und andern chronischen Lehcrleiden an. Die Gabe ist für grosso Ilausthiere Vts—^ Uv für kleinere 1 Scrup. — 2 Dr., sie kannS—4 Mal im Tage wiederholt werden.
Acusserlich kann ein starker Wermuthaufguss zur Tödtung von Läusen und Abhaltung von Insekten verwaschen werden.
Tauacetum. Geschindelle, halbkugelföiniige Blumenhülle. Mittlere Blumen Zwitter, röhrenförmig, rund, Szähnig, Randblumen fadenförmig, Szähnig; meist sind alle Zwitter. Achäne eckig, gestreift. Federkrone äusserst klein. Blüthenboden nackt. Blumen gelb.
T. vulgäre. Ruin farm. Doppelt federspaltige Blätter mit gedrängt stehenden Lappen. Ausdauernd. Juli, August. An unbebauten Orten, Hecken etc.
Kraut und Blumen werden gleich dem Wermuthe benuzt, doch selten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
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Matricatia. Dachziegelartige, halbkugelichte Blüthenhülle. Innere Blumenröhrige Zwitter mit 5zähnigeni Rand, Randblumen weiblich bandförmig auslaufend. Bliithenboden nackt, konisch.
M. Chamomilla. Kamille. Einjährig, stumpfe Blättchen der Blüthenhülle. Blüht vom Mai bis Juli auf Aeckern.
Die als Arzneimittel sehr geschäzten Blumen enthalten vielen bittern Extraktivstoff und widerlich riechendes ätherisches Oel. Ihre Wirkung äussern sie hauptsächlich auf das Gangliennervensystem, daher auch ihre guten Eigenschaften bei clonischen Krämpfen im Hinterleibe, leichten Kolikzufällen, Harnverhaltungen, falschen Wehen etc. Da sie die Tbätigkcit des Nahrungsschlauches erweckt, leistet sie bei Erkältungen desselben, Blähungen, Durchfällen u. s. w. gute Dienste. Wo indess entzündlicher Zustaud vorhanden ist, muss sie vermieden werden.
Acusserlich ist ein Kamillenaufguss ein treffliches Mittel auf faulichte Geschwüre, als Einsprizung in Fisteln, in die Gebärmutter bei weissem FIuss etc., in den Mastdarm bei Koliken, u. s. w.
Man wendet die Kamillen bei Pferden oft gepulvert und zur Latwerge gemacht zu 1—IV2 Uuzen, sonst aber im Aufguss (1 U. auf 2 Pfd. Wasser) an, von welchem grössere Thiere 1 Maass, kleinere 1 — 4 Unzen je alle V^ bis 4 Stunden bekommen können. Man löst nach Umständen Salze in dem Aufgusse, oder rührt anderweitige Pulver ein.
Römische Kamille. (Anthemis nobilis), Kamillenöl^ etc. sind zu theuer und ganz entbehrlich.—
Arnica. Blumenhülle cylindrisch. Blättchen derselben in zwei gleichförmigen Reihen. Blumen der Scheibe Zwitter, röhricht, 5ge-zahntj nach oben durch Narben verdickt, in eine komische, haa-richle Spize endend. Randblutnen weiblich, bandförmig, fehlgeschlagene Staubfäden tragend. Achänc ungeschnäbelt, ungeflügelt, gestreift. Haarichter Saum, Bliithenboden nackt.
A. montana. Wohlverleih. Länglicht verkehrteiförmige, fünfnervige Wurzelbläfter. Stengel nur wenige Blüthen tragend; ßlü-thenstiele und Hülle drüsenhaaricht. Ausdauernd. Auf feuchten Bergen. Juni, Juli.
Die gelben Blumen enthalten ätherisches Oel, krazenden Extraktivstoff, Gerbestoff und Harz und wirken daher stärkend, belebend. Man wendet sie hauptsächlich an, wenn der Organismus heftige Erschütterungen erlitt, nach welchem plözlich allgemeine oder partielle Schwäche erfolgt. In typhösen Krankheiten geht sie vor
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allen Mitteln dieser Klasse^ in Markflüssigkeit, chronischen Katarrhen, Durchfällen, aslhenischcr Leucorrhon etc. leistet sie ganz auffallende Dienste. Auch äusserlich wendet man sie mit Erfolg besonders in asthenischon Augenentzündungen, Quetschungen, Oede-ueu, veralteten Subluxationen etc. an.
Die Form ist stets der Aufguss. Man rechnet 1 U. auf 1 Pfd. Wasser. Dieses die Dosis für ein grosses, 1 — 4 U. für ein kleines Thier, täglich 4 — 5 Mal. —
Carlina. Alle Blumen Zwitter und röhrenförmig. Saum hinfällig, Strahlen an der Basis in einen Ring verwachsen. Blüthenboden spreuig, die Spreublättchen an der Spize gespalten.
C. acanlis. Eberwurzel. Ohne sichtbaren Stengel, dieser ein-köplig. Blätter glatt, oder unten wie mit Spinneweben überzogen, tief liedei'SpaUig, die Lappen gezähnt. Die glänzenden Blättchen der Blütheuhülle bis über die Mitte hinaus linien - an der Spize lanzettförmig. Zweijährig; auf trockenem Kalkboden.
Die Wurzel wirkt dem Alant sehr ähnlich und kann diesen im Nothfall ersezen.
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laquo;t. Vnterblasse.
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Corolliflorae. Kroublütliige.
Kelch verwachsenblättrig, dem Fruchtknoten nicht anhängend. Blumenkrone verwachsenblättrig, frei, Staubgefässe mit dem Grunde der Blumenkrone zusammenhängend und gleichsam auf ihr eingefügt. Fruchtknoten frei.
Oleaceen.
Blumen zuweilen diökisch. Blumenkrone hypogynisch aus vier Kronenblättern bestehend, die entweder alle untereinander verwachsen sind, oder nur zwei derselben vermittelst der Staubfäden; zuweilen keine Kronenblätter. Knospenlage klappig. Zwei Staubgefässe, Fruchtknoten frei, zweifächrig. Eichen zwei in jedem Fach, hängend. Frucht fleischig, oder kapselartig, oft durch Fehlschlagen der übrigen einsaamig. Eiweiss fleischig. Bäume oder Sträucher ^ mit gegenüberstehenden, einfachen, zuweilen gethcilten Blättern.
Fruchthülle und Saamen des Oelbaumes (Olea curopaea) geben
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das Baumöl, die Eschcnrinde ist adstringirend; einige Escheu schwiz.011 das Manna aus. Man findet sie hauptsächlich im mildern Europa. Gattungen: Olea, Phillyrea, Ligustrum^ Chionanthus, Fraciims.
Oleti. 4zähniger Kelch, 41appige Kroneufläche. Steinfrucht 1 —• 2saainig, Schale knöchern.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; x
O. europaea. Oelbaum. Gegenüberstehende, lanzettförmige, ganzc^ missfiirbige Blätter. Wird im südlichen Europa gepflanzt. Aus den Früchten; den s. g. Oliven wird das Olicen- oAet Baumöl gepresst. Dasselbe besteht aus 72 Elain und 28 Th. Stearin, sieht gelblicht^ selten grünliclit aus, rauss geruch- und geschmacklos sein und in massiger Kälte zu einer weissen körnigen Masse gerinnen. Es wird sehr häufig mit reinem Mohnöl verfälscht, was übrigens seiner Wirkung keinen Eintrag thut.
Das Baumöl wirkt bloss örtlich, erschlafft die Gebilde auf welche es angewendet wurde, mindert daher Spannung und Schmerz, hüllt ein und vermindert, wenigstens anf mechanische Weise^ die Absonderungen.
Man wendet es in seiner natürlichen Form an, auch bildet es häufig ein Constitnens zu Salben und Linimenlcn. Die Gabe lässt sich nicht wohl bestimmen, doch schaden 6 — 8 Unzen durch Er-schlalfung des Magens.
Bei chronischer Unverdaulichkeit der Rinder leistet das Baumöl einige Zeit vor den salzigten und bittern Arzneimitteln vorzügliche Dienste; es scheint gleicbsam die Anhäufungen in den ersten quot;Wegen zu erweichen und zu lösen^ hüllt ein und schüzt die Wandungen der Mägen vor der durch die Füttergährung enstandenen lästigen Ilize. Bei Vergiftungen, besonders mit scharfen und scharf narkotischen Stoffen, hüllt eingeschüttetes Baumöl das Gift ein. Sind fremde Körper im Schlünde stecken geblieben., so wird dieser durch Baumöl schlüpfrig gemacht und der fremde Körper lässt sich meist weiter schicken.
Aeusserlich reibt man das Baumöl in die Umgebung von Stichwunden, auf exkorirte Stellen, unreife Abscesse u. dgl. ein, es muss aber, damit es nicht ranzig werde, öfters von der Haut abgewaschen werden. AVarmes Baumöl wird häufig auf Insektenstiche applizirt. Uebrigens lässt es sich durch Schweinfett oder Mohnöl in vielen Fällen ersezeu.
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Strychneen.
Haben einen fünilappigea Kelch, solche Biumenkronc, in gedeckter Ivnospenlage, regelmässig hinfällig; fünf mit dent Abschnitten der ßiumenkrone abwechselnde Staubgefässe. Diese Familie ist botanisch noch nicht gehörig untersucht, kommt zwischen den Wendekreisen vor und d;e ihr angehörigen Pflanzen enthalten in allen Theilen ein scharf-narkotisches Gift. Hauptgattung: Sfrychnos.
S. nux vomien. Brechnussbaum. Wächst auf Ceilon und in andern indischen Gegenden. Ein mittelmässig hoher und dicker Bamn mit grünlichten, glatten^ gegenüberstehenden Aesten^ gegenüberstehenden Blättern; diese haben einen kurzen Blattstiel^ sind ganz, eiförmig und glatt. Frucht eiförmige so gross wie eine Pomeranse, die äussere Schale derselben ist ziemlich leicht zerbrechlich, die Körner sind darin in einer \rt wässerigem Marke enthalten. Sie sind kreisrund^ flachgedrückt, nablicht^ sehr zähe, innen braun oder schwärzlich, aussei! mit grauen, silberfarbigen, glänzenden Haaren bedeckt^ von äusserst bitlerm Geschmacke, IV^ bis 3 Linien dick und 3 Zoll im Umfange. Sie enthalten Slrichnie und Brücin, zwei sehr giftige, bittere Alkaloide, Ignasursüure, und mehre andere Substanzen in geringerer Menge.
Die Brechnuss greift den Magen ausserordentlich an, erregt die Sensibilität und Irritabilität, in grossen Gaben bringt sie einen eigentlich intermittirenden Starrkrampf und selbst den Tod hervor; kleine Gaben bessern die Verdauung. Wiederkäuer vertragen die Brechnuss besser als Pferde, und diese besser als Hunde und Kazen, der Grad der Einwirkung und die Dauer derselben ist bei jedem Individuum aber verschieden. Die Brechnuss scheint das Gehirn nur wenig, desto mehr das Rückenmark und den grossen sympathetischen Nerven zu affiziren.
Dieses Mittel wirkt am besten im Dekokt, in welchem sich 95Aoo der Masse aufgelöset finden. Es wird den Wiederkäuern eingegossen, Pferden mit irgend einem passenden Pulver zur Latwerge gemacht, Hunden zu Pillen. Pferde bekommen x/2—l1/.. Dr., Rinder 2 — 4 Dr., Hunde nur 1—4 Grane dieses Dekoktes. Diese Gabe kann ein- oder zwei Mal wiederholt werden. Als unsicheres und gefährliches Mittel ist die Brechnuss sehr selten im Gebrauche. Sie wird am meisten noch gegen chronische Durchfälle, Ruhr, Kreuzlähme, Lähme der Ruthe (leztere beide besonders bei Hunden nach der Staube) etc., wiewohl mit unsicherm Erfolge gegeben. Dass sie
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hauptsächlich bei erregter Sensibilität bu rermeiden sei, leuchtet ein.
Andere Strychneen sind in der Thierheilkunde noch nicht angewendet worden.
Asclepiadeen.
Kelch und Blumenkronc füiiflappig; die Lappen der ßlumen-krone in geschindelter, selten in klappiger Knospenlage. Staubge-fasse fünf, mit gewöhnlich verwachsenen Staubfäden; Blüthenstaub in Massen zusammenhängend, die entweder einzeln oder paarweise, oder mehre zusammen auf Anhängseln der Narbe angeheftet sind. Zwei obere Fruchtknoten. Zwei Griffel und eine einzige Narbe, erweitert mit fünf Ecken und Anhängseln versehen. Zwei Balg-früchtc, von denen die eine oft fehlschlägt. Saamen geschindelt, hängend^ weiss^ mit einem Ilaarschopf verschen und mit Eiweiss.
Kräuter oder Sträuchcr mit einem Milchsaft. Stengel häufig windend. Blätter ganzrandig, gegenüberstehend, quirlförmig oder abwechselnd, mit blaltwiukelständigen Haaren statt der Nebenblätter versehen.
Es kommt nur eine Gattung im gemässigten Europa vor, die übrisren sind alle in heissen Ländern zu Hause. Sie haben einen scharfen, reizendenj selbst giftigen Milchsaft der sie besonders für Schafe zu einem gefährlichen Gifte macht. Gattung: Cynanchum.
Cynanchum. Blumenkronc rundlich, tief fünfspaltig. Staub-täden zu einer einblätterigen, ölappigen Krone verwachsen, die Lappen denAetheren entgegengesezt. Die bauchigten (sehr scharfwirkenden) Pollcnmassen ein wenig herabhängend.
Gentianeen.
Blumenkrone regelmässig, gewöhnlich fünflappig, ebenso wie der Kelch, in geschindelter Knospenlage. Fünf Staubgefässe (4— 9). Fruchtknoten frei. Griffel einfach, oder in zwei gespalten, ebenso die Narbe. Kapsel zweiklappig, 1 — Sfächrig; Klappen von oben nach unten sich öffnend. Saamen an dem einwärts gekehrten Rande der Klappen befestiget. Embryo gerade, in der Mitte eines fleischigen Eiweisscs.
Glatte Kräuter mit gegenüberstehenden Blättern. Finden sich in allen Ländern, vorzüglich in Europa. Alle Theile enthalten einraquo; grossc Menge Bitterstoff.
Hauptgattungen: Geniiana, Menyanthee,Yi\\a.Tsiamp;f etc.
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Menyanthes. Stheiliger Kelch^ trichterförmige, oben Stheilige Krone, die inwendig behaart ist. Ovarium mit einem Krauze von Wimpern besezt. Narbe gerändert. Einfächrige, zweiklappige, vielsaamige Kapseln.
M. trifoliata. Blätter zu 3 im Quirle. Ausdauernd. April, Mai. Blumen blassrothlich, weisslicht behaart. In Gräben und Sümpfen. Unter dem Naraea Bilterklee, Fieberklee, Herba trifolii fibrini, ist das Kraut dieser Pflanze ein gebräuchliches Arzneimittel.
Der Bitterklee übt eine anhaltend stärkende quot;Wirkung auf die ersten Wege aus, bessert daher eine schwache Verdauung und bringt Thätigkcit ins Pfortadersystem, weitere Wirkung scheint er aber nicht zu besizen.
Er wird entweder gepulvert und zu andern passenden Mitteln Latwergen beigemengt, oder aber abgekocht, wozu man 1 U. auf 1 Pfd. Wasser nimmt.
Die Gabe ist für grössere Hausthicre 1—3 U., für kleinere 1 Scrup. bis 2 Dr. Sie kann täglich 3 — 6 Mal wiederholt werden.
Der Blitterklee als der wohlfeilste, und unler allen inländischen Mitteln das bittere Prinzip am reinsten enthaltende Arzneikörper wird sehr häufig angewendet. Man reicht ihn hauptsächlich bei schlechter Verdauung und unterdrückter Fresslast, bei chronischen Durchfällen^ gegen Eingeweidewürmer, bei fehlerhafter Milchabsonderung, bei Koliken, Trommelsucht, bei Krankheiten des Pfort-adersystemes, namentlich schlechter Gallenabsonderung und Gelbsucht.
Dagegen muss man ihn vermeiden, wo stenische Entzündungen, Plethora u. dgl. vorhanden sind.
Gentiana. 4—Otheiliger Kelch. Röhre der Blumenkrone cylin-drisch oder glockenförmig, Kronlläche 5 — Stheilig. Staubgcfässe 5 — 9, auf der Röhre der Blumenkrone eingefügt. Griffel 2 oder nur 1, zweinarbig. Kapsel einfächrig, Placcnten, den eingebogenen Klap-penrändern angewachsen. Staubbeutel bisweilen unter sich verwachsen.
Die Wurzel fast aller Enzianarten ist ein sehr gebräuchliches Arzneimittel. Sie enthält eine eigenthümliche bittere Substanz, Gen~ Hunie, die man als den reinen Bitterstoff als Alkaloid betrachtet, etwas ätherisches Oel und noch einige andere, minder wesentliche Stoffe,
Diese Wurzel stärkt hauptsächlich die Vcrdauungs- und Assimilationsorgane, zuerst Magen und Darmkanal ^ dann aber auch vor-
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züglich die Leber und Bauchspeicheldrüse. Die Kraft der Muskelfasern wird erhöht, hingegen bringt der Enzian keine vermehrte Thätigkeil im Gefäss- und Nervensystem hervor. Wo die Verdauung o-anz darnlederliegt; wirkt der Enzian nichts indem er verdaut werden muss, wenn er wirken soll. Aeusserlich ist er ganz unwirksam.
Innerlich gibt man die Enzianwurzel gepulvert in Latwerge und Dekokt und gewöhnlich in Verbindung mit andern Arzneien.
Die Enzianwurzel wird grossen Hausthieren zu 1 — 3 Unzen 2—4 Mal täglich gereicht, kleinern zu 1—4 Drachmen.
Man wendet sie mit Vortheil gegen jene Appetitlosigkeit der Pferde an^ welche ohne entzündlichen Zustand öfters eintritt und saburralischer Art zu sein scheint. Ferner gegen schlechte^ aber nicht ganz unterdrückte Verdauung., wo sich in den Exkrementen unverdaute Stoffe, Würmer, Schleim und andere Unreinigkeiten erkennen lassen ; als Nachkur nach Koliken, wo die Thiitigkeit des Darmkanales wieder erregt werden muss 5 gegen Eingeweidewürmer, doch werden Bandwürmer und Oestruslarven vom Enzian nicht aftizirt. Gute Dienstethut er bei asthenischem Durchfalle, wo man ihn anfänglich mit aromatischen^ später mit zusammenziehenden Mitteln verbindet, dessgleichen bei atshenischer Leberentziindung, Gelbsucht u. dgl.
Man vermeidet hingegen dieses Mittel bei Koliken, Darmentzündungen, vollkommener Verstopfung^ Unverdaulichkeit, Dissenterie, sehr verringerter Schleimsekretion u. s. w.
Borragineen oder Asperifolien.
Kelch 4—Slappig. Blumenkrone regelmässig, oder beinahe regel-mässig,4 — Slappig, in geschindelter Knospenlage. Staubgefässe in laquo;#9632;leicher Anzahl. Fruchtknoten frei, in 2 oder 4 stumpfe Lappen ge-theilt, auf einer drüsigen Scheibe stehend. Ein Griffel. Narbe ganz oder zweilappig. Nüsse oderCaryopsen^ 2—4, einfächrig^ einsaa-mio- vermittelst des Griffels zusammenhängend. Kein Eiweiss.
Kräuter oder Halbsträucher oder Bäume, mit abwechselnden Blättern, die gewöhnlich rauh sind; Blüthenstand häufig skorpionartig. Man findet sie mehr in gemässigten als heissen Gegenden. Sie sind süsslich, schleimig und erweichend.
Hauptgattungen: Echium, Anchusa, Cerinthe, Myosotis, Cyno-glossum, Borrago etc.
Symphiium. Krone cylindrisch - glockenförmig, aus. Spfriemför-
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migen^ za einem Kegel vereinigten, am Rande drüsig gezähnten Theilen bestehend. 4 freie Nüsse die an der Basis ausgehölt und am Rande derselben angeschwollen, gefaltet und gestreift sind.
S. officinale. Schwarzwurzel, Wallwur%et, Beinwell. Wurzel spindelförmig, ästig. Stengel ästig. Blätter unten lanzett-eiförmig, oben lanzettförmig. Krone azälmig, die Zähne abgebogen. Staubbeutel doppelt so lang wie die Staubfäden. Ausdauernd. An feuchten Orten, aufwiesen etc. Blüht im Mai und Juni, weiss, röthlich oder violett.
Die Wurzel enthält sehr viel (V* des Gewichtes) Schleim und etwas adstringirenden Stoff. Man gebraucht sie gerade so wie die Eibischwurzel, vorzugsweise aber bei den dort angegebenen Profluvien.
S o I a n e c n.
Kelch aus 4 — 3 gleichen Lappen bestehend. Blumenkroue rc-gelmässig oder selten unregelraässig, 4—5 lappig; Knospenlage gewöhnlich gefaltet. 5 Staubgefässe dem Grunde der Blumenkroue eingcfüg(. Fruchtknoten frei, mit einem Griffel und einer einfachen oder zweilappigen Narbe. Kapsel zweifächrig, scheidewandspaltig oder zweifächrige Beeren und centrale Placcnten. Saamen zahlreich , Eiwciss fleischig. . Embryo gekninunt oder spiral.
Bäume, Sträucher und Kräuter mit abwechselnden einfachen Blättern, Sie kommen überall ausserhalb der Polarzonen vor, doch vorzugsweise in heissen Ländern.
Hauptgattungen sind: Solatiumf VhysaWs, Nicodana, Datura, Lycium, Verbascum. Alle haben in Kraut und Saamen ein mehr oder minder narkolisches Prinzip.
Solanum. Radförmige Krone. Staubbeutel aneinandergelegt, au der Spize weiter auseinanderstehend. Beere.
S. Dulcamara. B/ttersüss_, Alpranken. Strauchartiger sehr biegsamer Stengel, Blätter ei- herzförmig, die obersten spiessförraig. In Hainen und feuchten Wäldern. Blüht im Juli und August. Blumen violett mit 2 grünlichten Flecken, Basis der Lappen weissräu-drig; Beere roth.
Ehedem wurden die Stengel dieser Pflanze, Stipitcs Dulca-marae, als beruhigendes und diuretisches Mittel gebraucht, da aber ihre Wirkung schwach und unsicher ist, so sind sie obsolet geworden.
S. tuberosum. Kartoffel, Erdäpfel. Stengel krautartig, Blät-
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ter gefiedert^ Blättchen ungleich, Blattsticlchen gegliedert. Krone Seckig. Unterirdische Aestc Knollen tragend.
Die allbekannten Knollen dieser Pflanze werden von allen Haus-thieren gerne gefressen, taugen aber am besten zur Mästung, doch darf man bei Wiederkäuern nicht unterlassen, eine gehörige Quantität Halmfutter nebenbei zu reichen. Pferde werden von Kartoffelnahrung sehr fett, schlaff und zu Verstopfungen und Koliken geneigt. —
Hyoscyamus. Bilsenkraut. Trichterförmige, Slappige Krone. Capsel an der Basis bauchicht, weiter oben in einen Hals zusammengezogen , an der Spize ringsumschnitten.
H. niger, schwarzes B. Biälter länglicht eiförmig, fiederspaltig buchtig, die untersten gestielt, Stcngelblätter derselben halbumfassend; 2- und Ijährig. Auf Schutthaufen und unbebautem Erdreich. Man sammelt im Juni die schmuzigblassgriinen Blätter. Sie dürfen nicht über ein Jahr aufbewahrt werden. Ihr Geschmack ist fade, der Geruch widrig- narkotisch. Der wirksame Bestandtheil ist das Hyosciamin, ein eigenthümlicher narkotischer Extraktivstoff.
Das Bilsenkraut bewirkt Hcrabstimmung der Sensibilität, lindert daher Schmerzen, beruhiget, ist krampfstillend, schläfert ein und bringt Trübung in die Sehekraft. Hauptsächlich äussert es seine Wirkung auf den grossen sympathetischen Nerven. Innerlich wird das Bilsenkraut entweder^ nachdem es gepulvert worden, zur Lat-weree semacht, oder man überjriesst es mit siedendem Wasser und lässt es dann noch 2—3 Minuten in demselben kochen. Ein solches Infusodekokt (das im Verhältnisse zu 1 U. auf 1 Pfd. Wasser bereitet wird) wird auch äusserlich zu Klystiren und Injektionen verwendet. Häufig wird das Bilsenkraut für sich allein oder mit schleimigen Mitteln gemischt in Milch oder Wasser zum Breie gekocht und dieser als Umschlag verwendet.
Das Bilsenkraut wird zu 1 — 3 Unzen grossen und zu 1 — 4 Drachmen kleinem Hausthieren, täglich 2 — 4 Mal gereicht. Es leistet vorzügliche Dienste bei Koliken, welche es fast augenblicklich mildert, indem es Gedärrakrämpfe sogleich hebt; ebenso wohlthä-thig erzeigt es sich bei Lungen- und Brustentzündungen^ bei akuten Diarrhoeen,, bei krampfhaften Verstopfungen und Harnverhaltungen, auch bei der Harnruhr so wie beim Blutharnen. Es darf jedoch bei gesunkener Sensibilität, Lähmungen u. dgl. nicht gegeben werden. Aeusserlich dient das Bilsenkraut als Umschlag auf entzündete schmerzhafte Stellen, bei Augenentzündung u- dg!. AU
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Einsprizung in die Gcburtatheilc und Harnvverkzeuge, bei krampfhaften Leiden derselben^ als Klystir bei Koliken u. s. \v.
Das Bilsenextrakt wirkt ungleich schneller, stärker und sicherer, wie das Kraut selbst. Es wird, auf verschiedene Weise aus Saamen oder Blättern des Bilsenkrautes bereitet, am vorzüglichsten jedoch mit Weingeist aus den Saamen.
Man gibt dasselbe in Latwergeiifonn oder in Wasser aufge-löset, grössern Hausthlereu zu l/3 — 1 Dr., kleinem zu 1 Grau bis 1 Scrup., 2 — 4 Mal täglich. In Koliken dürfen Pferde alle % Stunde Vraquo; Dr. erhalten, bis Nachlassen der Zufälle erfolgt.
Nicotianu. Tabak. Trichterförmige Kroue^ mit gefalteter, 5Iap-piger Fläche. Stehen bleibender Kelch. Narbe geköpft. Capsel an der Spize 4klappig, 2 — Sfächrig, vielsaamig.
Der Tabak enthält einen narkotisch - scharfen Stoff, das Ni-kotianin.
Man gebraucht ihn in Abkochungen innerlich und äusserlich, als Klys:ir wohl auch den Tabaksrauch, indess ist er völlig entbehrlich. Am besten taugt noch eine Abkochung von schlechtem Tabak in Essig zur Vertilgung der Läuse, indem man die damit behafteten Thiere damit wäscht. Tabalisrauchklystire, die man mittelst einer eigenen Maschinej oder mittelst zweier Tabakspfeifen gibt, von denen die eine mit dem Bohr in den After des Thicres geführt, die andere aber zum Anblasen des glimmenden Tabaks gebraucht wird, — sind verwerflich. Man wandte sie sonst gegen Verstopfungskoliken an, vermehrte aber nicht selten die dabei unverkennbar stattfindende Darmentzündung.
Verbascum. Badförmige^ Slappige, ungleiche Krone. 5 ungleiche Staubgefässe; Capscl an der Spize awciklappig.
Alle Arten dieser Gattung, besonders V. Thapsus, Königskerze oder Wollkraut, enthalten wenig narkotisches Prinzip, aber vielen Schleim und können statt des Malvenkrautes angewendet werden.
Personaten.
Kelch funflappig. Blumenkrone unregelmässig röhren- oder radförmig, oft in zwei Lippen getheilt. Staubgefässe 2 oder 4. Zuweilen didynamisch, wobei das fünfte zwischen den Abschnitten der Oberlippe fehlt. Staubbeutel an der untern Seite häufig behaart. Ein freier zweifächeriger Fruchtknoten, aus zwei verwachsenen Carpellen gebildet, von denen das eine nach der Axe der Pflanze und der Oberlippe gekehrt ist, das andere ihm gegenübersteht. Ein
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Griffel in eine einfache oder zweilappige Narbe ausgehend. Kapselfach- oder scheidewandspaltig. Saatnen zahlreich, mit Eiweiss und einem bald aufrechten bald umgekehrten Embryo.
Kräuter oder seltener Halbsträuchcr mit fast immer gegenüberstehenden Blattelt;rn. Man findet sie in allen Ländern, doch vorzugsweise in Europa. Sie haben meist einen scharf bittern Stoff-HauptgaUungen: Antirrhinum, Digitalis,, Scrophularia, Linaria, Oro-banche, Mclampyrum, Pedicularis^ Rhinanthus, Euphrasia^ Veronica etc.
Digitalis. Fünflappiger Kelch, Blumenkrone glockenähnlich, unrcgelmässig, 4spaltig; 4 didynamische Staubgefäs sedie auf dem Grund der Krone aufgesezt sind. Säckchen der Staubbeutel auseinandergespreizt , und daher queer aufspringend. Capseln zwei-fächrig, mit eingebogenen Klappenrändern, Placenta nach oben frei.
D. purpurea. Rother Fingerhut. Blatter lanzett-eiförmig, gekerbt, unten, sowie der Stengel und die Blumenstiele gefilzt, an der Basis verschmälert, scharf gekerbt, runzlicht.
Kelchlappen lanzett-eiförmig, kurzzugespizt, Snervig, behaart. Krone weitglockenförmig, aussen ganz glatt. Zweijährig. Auf steinigten Bergen; blüht purpurroth im Juni und August.
Man sammelt die Blätter in der ersten Blüthezeit von wildwachsenden Pflanzen, trocknet sie im Schatten und bewahrt sie vorsichtig, aber nie länger wie ein Jah auf.
lieber die chemischen Bestandtheile der Digitalis ist man noch nicht ganz einig, doch scheint ihre Hauptwirkung in dem Digitaliegt; einem eigen thümlichen Alkaloid zu liegen.
Die Wirkung der Digitalis ist bloss bei Pferden erforscht. Es ist dieses Kraut eines der hefligsten Mittel, denn schon Va U. töd-tet ein Pferd binnen 10 — 16 Stunden.
Die nächste Wirkung ist Appetitlosigkeit, dann etwas vermehrte Pulsschläge, die aber bald unter die Normalzahl hinabsinken, häufiges Uriuiren, oft dünneres Misten, bald trockene, bald sehr feuchte Schleimhäute; der Puls wird aussezend, ungleich, die Sinne abgestumpft, die Pupille verengert sich, endlich tritt bei äusserster Mattigkeit der Tod ein. Diese Zufälle erscheinen nach kleinern Gaben langsamer, der Tod ist nicht immer die Folge, doch bleibt er nach mehrmaligen Gaben von 1 — 1% Dr. nicht aus.
Das Blut der Cadaver ist schwarz, nicht gerinnbar, der Bauch sehr aufgetrieben, der Magen entzündet, und seine Gefässc mit schwarzem theerartigera Blute injicirt, ebenso die des Dünndarms-
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Noch mehr ist der Dickdarm entzündet und oft voller schwarzer Ecchyraosen, ebenso Nez, Gekröse und Bauchfell. Die Lungen sind massig mit Blut angefüllt, zuweilen an ihrer Oberfläche mit schwarzen Flecken versehen, in den Eronchen blutiger Schaum. Das Herz mit schwarzen Ecchymoscn übersäet, dessen Fasern dunkelroth, mürb, die Holen leer oder nur wenig dünnflüssiges Blut enthaltend, die sie auskleidende Haut dunkelroth, das Gehirn, Rückenmark und ihre Häute sehr blutreich.
Um der Gabe dieses Mittels recht sicher zu sein,, darf man es bloss in Pillenform verabreichen. Sehr zweckmässig wird oft Calo-mal oder Brechweinstein damit verbunden. Aetherische Zusäze verändern aber seine Wirkung.
Die Gabe beträgt höchstens Va Drachme und darf nur 3 Mal im Tage wiederholt werden. Nach 2 Tagen darf nur noch 1 Scrupel, 2 Mal täglich gereicht und nach 4 Tagen muss die Digitalis ganz ausgesezt werden, was auch geschieht, wenn vorher Appetitlosigkeit, dünneres Misten, reichliches Uriniren und 3Iattigkeit eintritt.
Man gibt die Digitalis bei aufgeregter Gefässfhätigkeit, wo die Pulse sehr schnell und vermehrt sind, so wie bei akuter Wasseransammlung in irgend einer Körperhölc oder auch nur da, wo solche droht. Sie kann aber erst dann zur Anwendung kommen, wenn heftige entzündliche Erscheinungen durch Blutcntzichungcn und Salze schon gemindert worden sind. Eben so ist sie bei Asthenie zu vermeiden. Eigentlich sichern Erfolg leistet sie nur bei exsudativen Brustentzündungen j bei Entzündungen des Hinterleibes ist sie sogar schädlich, indem sie dann nicht gut ertragen wird. Gegen Dummkoller, wo man Wasserergiessungen in die Ventrikel des Hirnes vermuthetc, soll das Fingerhutkraut sich schon nüzlich erwiesen haben.
Veronica. 4 —ötheiliger Kelch, Fläche der Krone 4spaltig, der obere Lappen breiter wie die übrigen. Zwei Staubgefässe, Staubbeutel mit zwei Längenrippen. Narbe ganz; Capsel gerändert.
quot;V. ofllcinalis. Kurzgestielte,, verkehrteiförmige, elliptische oder länglichte,, gekerbte, behaarte Blätter. Stengel behaart, an der Basis kriechend, gegen die Spize aufsteigend. Blüthentraube gestielt, achselständig. Ausdauernd. Auf Wiesen und Bergen. Juni und Juli. Blüht blau, mit dunklern Streifen.
Das Ehrenpreiskraut ist gewürzhaft-bitter und wird im frischen Zustande von deu Pflanzenfressern gerne gefressen, daher es als
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diätetisches Hülfsmittel gebraucht werden kann., wenn sich die Anwendung anderer bitterer Mittel uöthig macht.
Labiaten.
Kelch fünfzähnig, die Zähne bald gleich, bald zwei Lippen bildend^ von denen die obere aus drei, die untere aus zwei Zähnen besteht. Blumenkrone unregelmässig zweilippig; die obere Lippe aus zwei Theilen bestehend., entweder ungetheiit oder zweispaltige die untere dreitheilig. Staubgefässe zuweilen zwei, gewöhnlich 4^ didynamisch. Fruchtknoten frei, auf einer drüsigen Scheibe stehend, in 4 stumpfe Lappen getheilt^ welche 4 Fächer anzudeuten scheinen, jedoch wahrscheinlich von zwei verwachsenen Carpeilen herrühren, von denen jedes zwei Saamen enthält. Ein Griffel aus der Mitte der Fruchtknotentheile hervorgehend, mit einer zweitheiligen Narbe an der Spize. Vier Caryopsen, verwachsen, im Grunde der stehen bleibenden Kelchröhre verborgen. Krautartige Pflanzen oder Halbsträucher. Stengel 4kantilt;r, mit grcsenübcrslehendeu oder quirlförmigen ßlältern und Blumen. Die Labiaten kommen vorzüglich an trockenen und dürren Orten der gemässigten Zonen vor und bilden u. a. Vas der deutschen Flora. Alle haben ein flüchtiges aromatisches Oel, einige auch Bitterstoff. Gattungen: Lamium, Stachys, Satvia} Mentha, Thymus, Teucriumj etc.
Luvaudula. Lavendel. Sfaubsefässe nebst Griffel in der Röhre der Bluraenkrone verborgen. Staubbeutel nierenförmig, einfächrig, in ein ebenes, kreisförmiges Scheibchen aufspringend. Obere Kronlippe 2 -, untere Sspallig. Kelch ungleich gezähnt, fruchttragend und durch das Zusammenhängen der Zähne geschlossen.
L.rera. Ganze,, sehr verlängt Ihnen-odor lanzettförmige Blätter, von denen die Jüngern grau und an den Rändern zurückgtbo-gen sind. Aehren unterbrochen. Ausdauernd. Blüht im Jali und August auf trockenen unangebauten Orten.
Menlha. Münze. Staubgefässe gerade, nach oben auseinander weichend. Säckchen der Staubbeutel parallel, mit parallelleu Längenrizen aufspringend. Krone trichterförmig, 4spaltig, ungleichförmig. Kelch fünfzähnig. Alle Arten von Münze wirken sich ziemlich gleich.
Rosmarinvs. Krone offen stehend, obere Lippe 2theilig. Staubgefässe ausgeschnitten, krumm, an der Basis mit einem zurückstehenden Zahn versehen. Staubbeutel einfächrig; Kelch zweilippig-
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R. ojficinalis. Rosmarin. Ansizende Blätter. Auf rauhen, ua-angebaulen Huffeln. Blumen blassblau.
Sahua. Krone offenstehend. Die vereinigten Staubbeutel fadenförmig, aufsteigend, an der Spize ein einfächriges Säckchen tragend. Kelch zweilappig.
S. officinalis. Salbey. Strauchähniicher Stengel, Aeste und jüngere Blätter grau gefilzt. Blätter lanzetteiförmig oder nur lanzetteiförmig, nuizlicht, enge gekerbt. Blumenquirle von 6— 12 Blumen^ Deckbläiter hinfällig, Zähne des Kelches ausgestreckt, granneuartigspiz. Krouenröhre inwendig ringförmig behaart. Zwischen Steinen auf Bergen. Blüht violett, seltener weiss, im Juni und Juli.
Origamim. Staubgcfässe von einander stehend, nach oben auseinander weichend Säckchen der Staubbeutel nicht vereiniget, einer erweiterten^ dicieckigten Hülle angewachsen. Obere Lippe der Krone gerade, gerändert, untere dreispaltig. Kein Ring in der Röhre. Kelch 5zälinig, oder schiefgespalten mit Szähuiger oder ganzer Spize.
Thymus. Thymian. Unterscheidet sich von der vorigen Gattung nur durch den zweilappigen Kelch. Blumen purpurroth.
Melissa. Staubgcfässe aus einander stehend, mit den Spizen unter der Oberlippe im Bogen sich zueinanderncigend. Säckchen der Staubbeutel an der Spize zusammenhängend^ in eine Rize auf-plazend, zulezt von einander weichend. Obere Blumenkronenlippe concav, untere dreispaltig; in der Röhre kein Ring. Kelch 21ippig, oben eben; die seitlichen Zähne der Oberlippe in ein Schiftchen gefaltet, das längs der Röhre hinunterläuft.
Alle angeführten Gattungen oder Arten sind sehr kräftige flüchtige Reizmittel, die man bei allen Krankheiten die aus grosser Schwäche entstanden oder mit derselben verbunden sind^ besonders bei nervösen Leiden, wie namentlich bei Krämpfen, Krampfkolik, falschen und zu geringen Geburtswehen, bei Windkolik und Trommelsucht, bei Lähmungen, Schwindel, nervösen und typhösen Fiebern u. s. w. mit vielem Nuzen anwendet. Man benuzt sowohl Blätter als Blü-then, nicht aber die quot;Wurzel der Labiaten. Form und Gabe stimmen mit deoen der Alant- und der Baldrianwurzcl überein, in der äusserlichen Anwendung nähern sie sich den Kamillenblumen.
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4. Unterklasse.
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Mouochlamideae.
BluthcnhüIIc (perigoniam) einfach, entweder den Kelch oder die Blumenkrone; oder beide zugleich darstellend.
Laurineen.
Vier bis sechs Perigoneallhcile in zwei Quirlen; Knospenlage geschindelt. Staubgefässe 12 in 4 Quirlen von denen bisweilen 2 — 3 durch Fehlschlagen mangeln und nur 1 — 2 Staubgefässe übrig gelassen haben. Die Staubbeutel angewachsen, durch Klappen von unten nach oben aufspringend, die innere nach aussei!, die äusscre nach innen. Ein Fruchtknoten mit einem hängenden Eichen und einem Griffel; Steinfrucht oder Beere, cinfächrig, cinsaamig. Kein Eiweiss. Cotvledonen nahe an der Basis, schildförmiff gestielt.
Bäume oder Sträucher mit abweebselnden Blättern; mit Zwitter-blumen oder diökisch. Sie kommen nur in heisseu Ländern vor und sind tonisch und aromatisch; was von einem flüchtigen Oel und vom Campher abhängt. Diese leztere Substanz wird aus Lauras cam-phora und einigen andern Laurusarten gewonnen, der Zimmt aus L. cassia, L. cinnamomum^ L. culilaban etc.
Laurus. Blumen diökisch. Perijronium 4(heili2. Männliche Blume endständig, 12männig, ohneOvarium; Staubgefässe in 2 Reihen stehend, die äussern 6 sind einfach, die innern haben jedes in der Mitte 2 drüsige Anhängsel. Weibliche Blumen haben 4 sterile Staubgefässe und ein vollständiges Ovarium. Beerenfrucht.
L. nohilis. Loorbecrbaum. Verlängt lanzettförmige, an beiden Enden zugespizte Biälter. Achsenständige Blüthen. Kommt nur in Töpfen und Treibhäusern bei uns fort. Man benuzt:
Loorbeeren, Baccae lauri. Sie erhalten ätherisches und fettes Oel., sind bitter und gewürzhaft. Man wendet sie sehr selten an.
Loorölf Loorbeeröl, Oleum laurinum expression. Es wird aus den frischen Loorbeeren gewonnen, hat fette und ätherische Be-sfandtheile, eine grüne Farbe und starken Geruch. Auf die Haut gebracht wirkt es erregend, belebend, die Epidermis langsam ablösend; es bringt eine leichte Hautentzündung hervor und wirkt dadurch theils von innern Thoilen ableitend, lokal aber die Aufsaugnug bethäligend, folglich zerlheilend, in welcher Absicht es bei verschiedenartigen Synnovialgcschwülstcn, Ueberbeinen u. dgl., die
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aber nicht entzündlich sein dürfen, eingerieben wird^ als Reizmittel aber bei Schwinden, Lähmungen und Schlaffheit^ wo man es oftmit Terpentinöl, Kanthariden etc. vermischt.
Mau hüte sich vor dem unsicher wirkenden, harzigen stinkenden, 01. lauri cociurn, welches durch Kochen der gedörrten Loor-bcere und Blätter mit Fett und Grünspan bereitet wird, und allerdings sehr wohlfeil aber mehr äzend als reizend ist. —
Kampher; Cumphora, auch wohl Gummi Camphora, ist eine eigenthiiinliche vegetabilische Substanz die von mehren Arten Lau-rus in Indien, Japan und China gewonnen wird.
Der Kampher bildet Ivrystalle, die in Kuchen zusammen gebacken sind. Er ist weiss, durchscheinend, glänzend, bröcklich ünu doch zähe, fettig anzufühlen; hat einen balsamisch - ätherischen Geruch, gewürzhaft bittern, zuerst brennenden, hernach kühlenden Geschmack,verflüchtiget sich, schnell an der Luft und muss desshalb in Thierblasen aufbewahrt werden. Im Weinjreisto, in Schwefel- und Salzsäure löst er sich ganz auf, ebenso in fettem Oelc. Mit Speichel und Terpentinöl last er sich pulvern; in Wasser und Essig ist er unauflöslich^ beide scheiden ihn sogar ans den meisten Auflösungen aus. Mit Eigelb Und Pflanzenschleim lässt er sich leicht und gleichmässig unter andere Flüssigkeiten vertheilen.
Der Kampher ist unter allen Reizmitteln das flüchtigste, seine Wirkung erfolgt sehr schnell, geht aber auch bald vorüber. Er ist von allen Reizmitteln das kräftigste, welches nach den organischen Verband zu erhalten vermag, d. h. er verhindert, dass die animalisch-chemischen Verrichtungen sich der Lebenskraft entziehen und nach anorganischen Gesezen walten. Er selbst kühlt nicht, aber die Umwandlungen, die er im Nerven- und Gefässsystem hervorbringt, haben zur Folge, dass in gewissen Krankheiten die lästige, subjektiv wahrnehmbare Hize sich vermindert, sowie die Körper-hize, welche objektiv wahrnehmbar ist. Alle ätherischen Oelc (also auch die sie so reichlich enthaltenden Labiaten) vermehren die Absonderungen, besonders der Haut; dieses kann der Kampher besser wie irgend eines derselben. Er ist begreiflich im höchsten Grade fäulnisswidrig, indem er sämmtliche vitale Verrichtungen bethätiget; durch die Regulirung, die er in die Vitalität der Blutmasse zunächst trägt, äussert sich seine Wirkung auch mächtig in anomalen Absonderungen.
Der Kampher ist indizirt:
1. In jener Art wahrer Schwäche, welche in einem höchst gesunkenen Lebensprozesse des Blutes besteht, wobei dieses sich den
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organischen Gesezen entrückt, auflösen und zersezen will, durch-schwizt und sogar in faulige (laquo;aiming überzugehen droht, wie im Typhus_, Anthrax und bei eintretendem kalten Brande in entzündlichen, fieberhaften Aligemeinleideu und örtlichen Affeklionen.
2.nbsp; nbsp;In Nervenzufällen, wo meistens anomale Verhältnisse im Blute die Ursachen sind, doch hauptsächlich in Lähmungen. Nach vorausgeschicktem Aderlass leistet er auch im Starrkrämpfe gute Dienste.
3.nbsp; nbsp;In Krankheiten, wo vermehrte Hautausdünstung die Heilung begründen mass; nach verschiedenartigen Erkältungen, Rehe der Pferde, Rhevmatismen.
4.nbsp; nbsp;Endlich mindert er fast spezifisch die Reizungen der Harn-und Geschlechtsorgane, wesshalb man ihn bei Nierenentzündungen, ßlutharnen, Harnruhr u. dgl. besonders wenn sie nach dem Genüsse scharfer Stoffe entstanden sind, häufig anwendet.
Acusscrlich wendet man den Kainpher als zertheilendes und erregendes Mittel bei passiven Entzündungen verschiedener Körper-theile, besonders der Augen, oft an.
Ferner bei Quetschungen und verschiedenartigen Ergiessungen in das Zellgewebe, bei chronischen und passiven Gelcnkentzün-gen und Dehnungen der Gelenke, bei verhärteten Drüsen- und andern Geschwülsten. Bei Verlezungen von Sehnen, Bändern, Knorpeln, dann beim kalten Brande wird er zur Absonderung des Abgestorbenen als Pulver eingestreut, in den übrigen Fällen aber, wird er meistens als Kamphergeist angewendet. Man erhält diesen, wenn man 1 U. gröblich zerkleinerten Karapher in 1 Pfd. rektifi-zirtem Weingeist auflöset und,, nach einigen Tagen Digerirens in verstopfter Flasche, die Flüssigkeit abseiht.
Die innere Gabe des Kamphers beträgt beim Pferde 1 —l'/^Dr., beim Rinde bis t U., bei Schafen, Ziegen und Schweinen 10 Gr. bis 1 Dr., bei Hunden 1 Gr. bis 1 Scrup. Die Zahl der Gaben wechselt zwischen 2 und 6 — 7 täglich. Die stärksten und häufigsten Gaben erfordert der rein faulige und faulig-nervöse Zustand. Die schwächsten Gaben werden gereicht, wenn bloss die Hautausdünstung belebt werden soll. Immer fängt man reit kleinen Gaben an und steigt allmählig.
Wo Kampher dringend angezeigt ist, gibt man ihn in ganz kurzen Zwischenräumen, so dass die folgende Gabe immer gereicht wird, ehe die Wirkung der vorhergehenden erloschen ist. Man verbindet später gerne andere Aromatika und selbst Tonika damit.
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In s. g. entzündlich nervösen Zuständen wir der selbst in Verbindung mit Salpeter (I U. dieses Mittels mit 1 Dr. Kampher) und Kalomel (gleiche Theile) gegeben. Die schicklichste Form für den Campher ist für grössere Hausthiere die Latwerge, für kleinere die Emulsion, für Hmide auch wohl Pillen.
Aeusserlich wendet man auch wohl das s. g. Kampherliniment an, es besteht aus irgend einem fetten Oele, in welchem Kampher aufgelöset worden und dem man noch Salmiakgeist zusezt bis ein Liniment entsteht.
Mit Fett abgerieben bildet er die Kamphersalbe, die aber selten gebraucht wird.
Aristolochieen.
Perigonium röhrig, in drei gleiche oder ungleiche Lappen gc-thcilt, mit klappiger K'iospenlage. Slaubgefässe 6—10, frei oder dem Griffel oder den Narben angewachsen. Fruchtknoten mit dem Grunde des Perigoniums verwachsen, 3—6fächrig. Eichen zahlreich an der Axe angeheftet. Narben strahlenförmig, mit den Fächern des Fruchtknotens in gleicher Zahl. Frucht trocken oder fleischig, 3—6fächiig. Saamen zahlreich. Eiwciss fleischig; Embryo sehr klein am Grunde des Eiwcisses. Krautartige oder holzige Gewächse; im leztern Fall kletternd. Blätter abwechselnd, einfach, oft mit blatlartigen Nebenblättern versehen. Blumen winkelständig], einzeln, von dunkler, blauer Farbe. Sie sind bei uns selten und wir bemerken nur die durch ein scharfes Prinzip ausgezeichneten Gattungen Asarum und Aristolochia.
Arislolochia. Osferlit%et. Perigonium an der Spize schief in eine Zunge auslaufend^ röhrig, die Röhre an der Basis bauchigt. 6 unter der Narbe angewachsene Aethercn. Capsel 6fächrig.
Asarutn. Haseltrur*. Glockenförmiges 3 — 4spaltiges Perigonium. 12 auf dem Ovarium sizende Staubgefässe; Staubbeutel an der Mitte der Staubfäden angewachsen. 61appige, strahlige Narbe; Capsel Gfachrigj die Scheidewände mit den Centralwinkeln nicht zusammenhängend.
A. europaeum. Nierenförmige, stumpfe Blätter. Ausdauernd. In Berghainen.
Beides sind scharfe, brechenerregende, purgirende, die Gefass-thätigkeit der Geburtsthcile stark erregende Mittel, deren Wirkung sehr unsicher ist. Man treibt vielen Unfug damit, besonders in der Schweiz, kann sie aber füglich entbehren.
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Euphorbiaceen.
Blumen monokiscli oiler diökisch. Perigonium doppelt; der aus-sere Quirl 4 — 5—ßlappig, seltener aus zwei oder mehren getrennten Kelchblättern, zuweilen fehlend, sehr oft innerhalb mit verschiedenen schuppigen oder drüsigen Anhängseln versehen; innerer Quirl aus einer den äussern Quirlthcilen gleichen Zahl von Theilen bestehend, die mit jenen abwechseln, oder selten in grösserer Zahl, zuweilen am Grunde verwachsen, häufig fehlend.
Männliche. Blume. Slaubffcfässe in bestimmter oder unbestimm-ter Zahl; Staubfäden frei oder verwachsen; Staubbeutel nach aussen gerichtet. In den Euphorbien sieht man jedes Staubgefäss für eine, auf dieses Organ allein beschränkte, männliche Blume und das Perigonium für eine Hülle an.
Weibliche Blume. Ein oberer, 3 — 5 bis mehrfächriger Fruchtknoten. Eichen einzeln oder zu zwei in jedem Fach, vor dem Innenwinkel nahe an der Spize herabhängend. Griffel in gleicher Zahl mit den Fächern, oder m einen verwachsen. Narben frei oder verwachsen. Frucht zuweilen nicht aufspringend, gewöhnlich kapselartig, wobei jedes einzelne Carpel! sich plozlich in zwei Schaalen thcilt, also zugleich Scheidewand und fachspaltig. Saa-men mit einer Saameudecke Versehen. Eiweissfleischig. Cotyle-donen flach.
Bäume, Sträucher oder Kräuter^ mit einem Milchsaft; Blätter fast immer mit Nebenblättern versehen, abwechselnd oder selten laquo;•egenüberstehendj einfach oder zuweilen zusammengesezt. Blumen vvinkel- oder endständig, oft von bemerkenswerthen Deckblättern umgeben.
Diese Familie, welche mehr als 1500 Arten enthält^ findet sich meist im tropischen Amerika und am Cap. Nur etwa 150 Arten sind in Europa zu Hause. Alle haben einen scharfen, abführenden oder brechenerregenden, selbst blasenziehenden Stoff.
Euphorbia. Wolfsmilch. Blüthenhülle glockenförmige 9—10-zähnig. Die äussern 5 sind rund oder halbmondförmig, die innern 4 — 5 abwechselnd mit jenen und aufgerichtet. Im Centrum der Blüthenhülle findet sich eine weibliche, gewöhnlich gestielte Blume; 1 dreiseiti-n-es Ovarium, 3 Griffel, die bisweilen an der Basis verwachsen sind, an der Spize gespalten. Ringsum die weibliche Blume sizen 10 — 20 und oft noch mehr männliche, die aus einem blossen Staubgefäss und einer Schuppe bestehen^ an der Basis der Blumenhülle entspringen und nach der Befruchtung abfallen. Capsel mit 3 einsaamigen Fächern.
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In der Thicrheilkunde benuzt man: Euphorbiengummi, Gummi Enphorbii. Es ist (1er an dor Luft verhärtete Saft sehr verschiedener Euphorbienarten; hauptsächlich aus Afrika und bildet eine dem Gummiharze ähnliche Substanz, in unförmlichen, schmuziggelbli-chen oder bräunlichen, undurchsichtigen, zerreiblichen, mit den Dorncnansäzen oder an deren Stelle mit kleinen Löchern versehenen Stückchen, von sehr scharfem, brennendem widrigen Geschmackc, auf glühende Kohlen geworfen einen nicht unangenehmen Geruch verbreitend. Es muss vorsichtig aufbewahrt werden und beim Pulvern muss man die nämlichen Vorsichtsmassregeln beobachten, wie beim Pulvern von Arsenik und andern scharfen Dingen.
Es enthält ausser mehren, geringfügigem Bestandtheilen 37% scharfes Harz-. Es wird nur äusserlich und zwar in Salbenform oder Tinktur angewendet; man sezt es häufig der Cantharidensalbe und den Senfumschlägen zu, wodurch deren reizende Wirkung bedeu-tend verstärkt ward.
Die eigentliche Wirkung des Euphorbiums ist reizend, äzend, Entzündung, Ausschwizung und Verschwärung erregend, innerlich heftig purgirend, die Gedärme entzündend und tödtend. Es ist nicht sehr stark gebräuchlich.
Von dem zu den Euphorbiaceen gehörigen Baume Croton tiglium kommen die Saaracn und das daraus bereitete Crotonöl. Beide sind heftig purgirende durchaus verwerfliche und theure Purgirmittel.
Aus den Saamen des Ricinus communis wird das llicinmöl bereitet, welches als gelinder purgirendes Mittel eher Anwendung finden darf, aber durch den weit wohlfeilem Wallfischthran vollkommen ersezt wird, mit dem es übrigens Gabe und Anwendungsart geraein hat.
Urticecn.
Blumen monükisch oder diökisch, zerstreut oder gehäuft in Käz-chen oder auf einem fleischigen Blüthenboden, klein, grünlich. Pe-rigonium gelappt, stehenbleibend. Staubgcfässe in bestimmter Zahl, gesondert, am Grunde des Pcrigonium eingefügt und den Lappen desselben gegenüberstehend. Fruchtknoten frei, einfach. Zavci Griffel oder ein einziger, gabelförmig getheiltor. Ein aufrechtes oder hängendes Eichen; Nüsschen oder Steinfrüchte vom stehenbleibenden Pcrigonium bedeckt, einzeln oder gehäuft auf einem hohlen fleischigen Blüthenboden. Saamen mit oder ohne Eiweiss. Embryo gerade, gebogen oder spiral, gewöhnlieh verkehrt.
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Bäume, Sträuchcr oder Kräuter; Bliiltcr abwechselnd oder ge-genubersleliend mit Nebenblättern. Sie finden sich überall, doch in heissen Himmelstrichen zahlreicher Avie anderwärts. Die Urti-ceen haben sehr verschiedene nüzliche, zum Thcil auch gefahrliche Eigenschaften. Die Ilauptgattungen sind: Cannabis, Humulus, Morus^ Ficus, Artocarpus, Urlica, etc.
Cannabis. Hanf. Diökische Dlumcu; männl. Perigoiiium 5lhei-lig, 5 Staubgefässe, weibl. Pcrigonium einblättrig, nur auf einer Seite der ganzen Höhe nach gespalten. 2 Griffel. Xuss iu dem stehenbleibenden Perigonium eingeschlossen.
C. saliva. Einjährig. Man benuzt das Hanföl, das übrigens noch schlechter wie das Leinöl ist, und auch zuweilen die Hanf-saamen gleich den Mohnsaamen, obschon sie weit unsicherer und betäubender wirken wie diese.
Das aus Hanf bereitete Werg dient dem Thierarzte nicht selten als Charpie.
Hmmdus. Männliche Blumen d. vor. ähnlich, Perigonium der weiblichen schuppenförmig; innerhalb der Schuppe eine zapfenför-mige Aehre.
H. Lupulus. Hopfen. In Hainen und Hecken: angebaut überall. Man benuzt die Zapfen; sie sind bitter-aromatisch, etwas harzig und verhältnissmässig theucr. Sie können im Nothfalle im Aufgusse als stärkendes., geünd erregendes Mittel angewendet werden.
Piperaceen.
Zwitterblumen mit einem äussern Deckblatt. Staubgefässe um den Fruchtknoten herumstehend und mit ihm leicht verwachsen. Fruchtknoten einfächrig. Eichen gerade. Narbe sizend, ein wenig schief. Frucht nicht aufspringend, etwas fleischig. Embrvo in einem Sack enthalten und ausserhalb des Eiweisses von der Saa-mennarbe entfernt liegend. Sträucher oder Kräuter mit gegenüberstehenden, quirlförmigen oder abwechselnden Blättern.
Blumen in einer Aehre sizend oder gestielt. Sie finden sich gewöhnlich im indischen Archipel. Gattung: Piper.
Man wendet von dem P. nigrum die reifen (P. nigrum) und unreifen (P. album) Körner in der Thierhcilkunde als Reizmittel sowohl innerlich als äusserlich zuweilen an, allein man hat bessere und sicherere Mittel, die in der Hand des Laien nicht so gefährlich werden können wie dieses, das einen sehr scharfen, Ent-
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ziindung erregenden Stofl, den Piperinj enthält. Die Gabe darf jedenfalls mir Va bis 1 Dr. betragen und täglich höchstens 3 Mal wiederholt werden. Man pulvert die Pfefferkörner und macht sie mit schleimigen Vehikeln zur Latwerge oder Pille, in andern Formen reizen sie den Schlund - und Luftröhrenkopf oft so; dass leicht (ödtliche Eatzündung erfolgt. Auch auf die Geschlechtsthcile wirkt der Pfeffer stark. Man sezt ihn zuweilen Senfpflastern zu. um diese reizender zu machen.
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Juglandecn.
Monökische Blumen. Die männlichen Blumen in Käzchen. Pe-gt; rigonium schuppenförmig, schief, 1—Clappig. Staubgefässe in unbestimmter Anzahl; Staubfäden sehr kurz, frei. Weibliche Blumen endständig, zu zweien oder dreien gehäuft oder einzeln. Perio-o-nium doppelt oder einfach, dem Fruchtknoten angeAvachsen,• das äussere 4theilig, ebenso das innere, wenn es vorhanden ist. Fruchtknoten einfächrig mit einem geraden Eichen. Griffel 1 — 2 mit 2 zerschüzten Narben oder kein Griffel, sondern nur eine scheibenförmige, vierlappige Narbe. Steinfrucht einfächrig, mit unvollkommen viertheiliger Hölung. Saamen 41appig. Kein Eiweiss; Embryo dem Saamen gleich gebildet, sehr grösä; Cotyledonen fleischig, gefurcht, zweilappig; Würzelchen oberhalb. Bäume mit abwechselnden unpaarig gefiederten Blättern; kommen auf der nördlichen Halbkugel, meist in Nordamerika vor.
Juglans regia, Wallnusshaum. Abwechselnde, gefiederte, quot;#9632;e-gliedcrte, seiir grosse Blätter; Blättchen oval, glatt, ganz, etwas zugespizt, gewöhnlich 7 —9 an der Zahl. Früchte kugelicht. Wird im wärmern Europa häufig gepflanzt. Das Oel aus den Nussker-nen hat keinen Vorzug vor dem Mohnöl und ist etwas theurer wie dieses.
Die grüne Wallnussschale, Putamen nueum Juglandi, enthält Bitterstoff, Gerbestoff und Gallussäure in ziemlicher Menge, weniger enthalten die Blätter des Walluussbauracs. Man kann innerlich beide in atonischen Ueboln der Hinterleibseingcweide, Schlaffheit des Darm-kanales, nach chronischer Blähsucht, in chronischen Durchfällen und hauptsächlich gegen Würmer, in gleichen Dosen wie die Enzianwurzel anwenden, oder dieser zusezen. Acusscrlich dient die quot;riine Wallnussschale in Abkochung zur Abhaltung von Insekten indem man die Hausthierc damit über den ganzen Leib wäscht.
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Amcntaceen.
Mouökische, diökische oder Zwitter - Blamen; männliche in Käzchen ohne Perigonium^ Staubgefasse auf einer schuppenartigen Scheibe stehend. Weibliche Blumen einzeln, gehäuft oder in Käzchen mit einem Perigonium versehen. Fruchtknoten frei^ einfach oder mehrfach. Mehre Narben. Fruchlhülle knochis; oder häutig. Kein Eiweiss oder ein sehr dünnes. Embryo gerade oder gekrümmt. Würzelchen gewöhnlich oberständig.
Bäume oder Sträucher mit abwechselnden Blättern; hinfälligen Nebenblättern; gewöhnlich vor Entwickclung der Blätter blühend. Sie kommen vorzüglich in den gemässigten Ländern der nördlichen Halbkugel vor und zerfallen in 6 Tribus, 1. Celtidee.n, 2. Beltdi-neen, 3. Salicineen, 4. Quercineeri; o. Plataneen, \mA6. Myriceen. Zu 1. gehört Celtis und Ulmus, zu 2. Bctula und Alnus, zu 3. Salix und Populus^ zu 4. Querem etc., zu 5. Platanus, zu 6. Myrica.
Quercus. Siehe. Männliche Blume Käzchen, Perigonien sizend, 5 —#9632; Othcilig; Staubgcfässe 5 — 9. Weibliche Blumen in der Axe einer hinfälligen Schuppe. Blättchen der Blathenhülio äusserst kleh'^ später in ein Becherchen verwachsen. Kleines Perigonium, 1 Griffel, 3 Narben. Unreifes Pericarpium 3fäcl)iig, reife Nuss Ifächrig und Isaamig.
Von den bei uns einheimischen drei Eichenarten dient die Rinde der jungen Aestchen als Thierheilmittel. Sie ist dünn, äusserlich bräualichgrau, inwendig bräunlich, bitter^ zusammenziehend; sie wird im Frühjahre eingesammelt. Ihr Ilaiiptbestandthcil ist der Gerbestoff. Alle Gebilde auf welche sie angewendet wird, werden dichter, strafler, fester, die Absonderungen derselben vermindert, dünn flüssig. Die Pulse werden kräftiger aber nicht vermehrt, die Gcfusse und hohle Organe enger, das Zellgewebe schrumpft zusammen, üppige, besonders laxe Bildung wird beschränkt. Das Nervensystem scheint von der Eichenrinde nicht a/iizirt zu werden.
Wird die Anwendung dieses Mittels zu lange fortgesezt, so schwächt es die Verdauung, es entstehen Verstopfungen^ Unterdrückung der natürlichen Sekretionen, Verhärtungen, Schwinden und selbst tödtliche Abzehrunjr.
Innerlich gibt man den Pferden die gepulverte Eichenrinde mit einer schleimigen Vehikel in Latwergenform , den übrigen Tliieren wird sie als Abkochung gereicht, wozu man i U. auf ein Pfund Wasser nimmt; auch sezt man ihr gerne Schleim bei. Aeusserlich
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wird das Pulver der Eichenrinde in laxe^ unreine, wuchernde Geschwüre gestreut, auch die Abkochunquot;- oft als Waschmittel gebraucht. Mit Mclalioxydeiij Kali, Kalk, Gallerte und Eiweiss darf man die Eichenrinde, der Zersezung wegen, nicht verbinden, was auch von den übrigen Gerbestoffhaltigcn Mitteln gilt.
Für Pferde und Rinder betrügt die Gabe 1—2 Unzen, für kleinere Thiere Va bis 3 Drachmen; Hunden gibt mai! lieber den Catechu. Solche Gaben dürfen 2 — 4 Mal im Tage wiederholt werden, allein es ist nicht räthiieh, die Eichenrinde länger als 3 — 4 Tage nacheinander anzuwenden.
Die Eichenrinde wird innerlich bei Erschlaffung und Ausdeh-nung der Verdauungscingeweide, Unverdaulichkeit, chronischem Durchfall, Ruhr, Wurmleiden^ Blähungen, asthenischen Koliken, chronischem Blulharnen,, langwierigen Schleimausilüssen aus den Athmungs- und Geschlechtsorganen als: veraltetem Strenge!^ weis-sera Fluss und Harnröhrenkatarrh etc. angewendet, auch gibt man sie Thieren, welche durch heftige und lange dauernde Eiterungen sehr geschwächt worden sind.
Aeusserlich gebraucht man sie bei Erschlaffung und Ausdehnung von Muskeln und Bandern, bei Quetschungen und Verrenkungen die schon lange dauern und aus denen die Enlzüudungszu-fälle verschwunden sind, bei habituellen oder mit asthenischen Entzündungen vergesellschafteten Vorfällen der Zunge, des Mastdarmes, der Scheide ü. s. w. Das Eichenrindenpulver wird zur Beschränkung wuchernder Granulation oder allzureichlicher Eiterung in Wunden und Geschwüre gestreut, doch wird von vielen Thier-ärzten arger Missbrauch damit getrieben.
Zu vermeiden ist dieses 3Iittel stets bei sthenischen Entzüngun-gen, aktiver Plethora, Strammhcit der Faser, bei gastrischen Krank-heiten , wenn noch Futtermassen und Cruditäten zu entfernen sind^ bei Verhärtungen von Organen, Verdichtungen von Hauten, Mus-kelkontrakturen etc.
Alles was hier von der Eichenrinde gesafft wurde, jrilt auch vom Eichenlaubj Folia Ouercus, nur muss von diesem die Gabe doppelt so gross gcnomnien werden, wie von jener.
Die Eicheln, glandcs quercus, bilden ein treffliches und gesundes Futter für Schweine, auch wohl, in geringer Menge, für Pferde, und Wiederkäuer.
Salix. Weide. Blumen diokisch, schuppichtc Käzchen bildend. Männliche 1 — 5 Staubfäden, an der Basis einer rüsselförmig
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verlängerten Schuppe. Weibliche Blume. Spindelförmiges; gestieltes Ovarium, Griffel sehr kurz^ Narben 2, tiefgespalteu. Cap-sel einfächrig; zweiklappig; vielsaaraig. Die Saamen mit langen, feinen, silberfarbigen Haaren besezt, ohne Eiweiss. Bäume oder Sträuclior, mit abwechselnden Blättern.
Von den meisten der zahllosen Weidenarten benuzt mau die Rinde, Cortex salicis. Sie enthält vielen Gerbestoff und auch Bitterstoff.
Man pflegt diese Rinde wie die Eichenrinde anzmVeuden, sie wird aber weit besser ertragen wie diese und verdient daher zum innerlichen Gebrauche den Vorzug, besonders auch desswogeu, weil man sie länger nacheinander ohne merkliche Störung der Verdauung reichen darf.
C oni f e r e d.
Blauten diklinisch, monökisch oder diökisch. Männliche Blumen in Käzchcn, aus einem Staubgefäss bestehend, oder aus mehren verwachsenen, zuweilen mit einem verhärteten Anhängsel an der Spize. Weibliche Blumen in Zapfen oder selten einzeln. Im Winkel häutiger Deckblätter entspringen die holzigen oder fleischigen Schlippen, die auf den ersten Blick den ganzen Zapfen zu bilden scheinen. Die Eichen an dem Grund einer jeden schuppenartigen Fruchthülle werden unmittelbar befruchtet, da sie unbedeckt., umgekehrt oder aufrecht in den einzeln stehenden Blumen stehen. Saamen hart, von den vergrösserten Schuppen und den Deckblättern, die zuweilen über die Schuppen hinausgehen, umgeben. Embryo in der Bütte eines fleischigen und öligen Eiweisscs, mit 2 oder mehr Cotyledoncn in einer Ebene; das Würzclchen in der Nählaquo; der Spizen des Saamens.
Bäume oder Sträucbcr die in allen Thcilcn, besonders in der Rinde des Stammes viel Harz enthalten. Aestc (piirlförmig, vorzüglich durch Endknospen wachsend. Blätter abwechselnd oder quirlförmig, selten gegenüberstehend, linienförmig, pfriemenförmig oder lanzettförmig mit parallellen Nerven; oft häutig, umfassend, sehr kurz und alsdann in dem Blattwinkel mit den Organen versehen, die man gewöhnlich bei Fichten und Tannen für die Blätter ansieht; d. h. liaienförmige, schmale, grüngefärbte, büschelweise gehäufte stehenbleibende Organe, die die physiologische Vorrichtung wahrer Blätter haben und die von einigen als Aeste, von an-pern als winkelständige Blätter angeschen werden, Die Conifcrcn
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kommen in allen Läadem vor, liefern viel Bauholz, Harz, Theer, Terpentin u. dgl. DieHauptgattungeh sind: Pinus, Larix,Taxus, etc.
Taxus. Blumea diökiscii, miinuliche sehr kleine Käzchen bildend die unten von Dachzi^gelförmigen Schuppen eingehüllt sind, aus 6 — {4 Blumen zusaininengesezt, welche aus einer sclieibcn-förmigen Schuppe und 3—8 unter derselben verborgenen Anthercn bestehen, die auf der Centralaxe sizen. Weibliche Blumen einfach, in einer Hülle vollkommcu eingeschlossen, so dass diese nur einen sehr kleinen rinfffottniffen Einsrans hat. Ovarium scheint des Grif-fels und der Narbe zu entbehren. Die innerste Schuppe der Biü-thenhiille ist sehr gross,, dick und fleischig und bildet eine„irtllülle um die ganze Frucht.
T. haccata, Eibenbaum. Fast linieuförmige, spize Blätter. Blumen acliseiistäudig, sizend. Auf Bergen.
Der ganze Baum, namentlich aber Früchte und Blätter enthalten ausser dem allen Coniferen eigenen ätherischen Oel eine scharfe, giftige Substanz, die schon oft Ursache tödtlicher Vergiftung von Hausthieren gewesen ist, sei es, dass die Thiere auf Waldwaiden den Eibenbaum abnagten, sei es^ dass sie das Reisig desselben, wenn es ihnen unvorsichtiger Weise untergestreut wurde, frassen. Schon geringe Quantitäten bewirken tödtlichc Nieren- und Darmentzündung.
Juniperus. Diökische Blumen. Männliche Käzchen init 4—7-einfächerigen Staubbeutel am untern Hand einer eirunden^ schildförmigen Schuppe angewachsen. Weiblich zu dreien endständig, dreispaltige fleischige Bluthehhülie, aus drei zusammengewachsenen Schuppen des Käzchens bestehend, frei, aufrecht stehend. Die Frucht ist kugelicht, fleischigt, besteht aus der dickgeworde-nen Hülle und enthält drei kleine, dreieckige Kerne, welche die wahren Früchte sind.
J. communis. Wachholder. Aufrechtstchender Strauch, der zulezt baumartig wird. Blätter zu dreien von einanderstehend, schmal-pfriemfürmig, sehr scharf zugespizt, auf der obern Seite in eine seichte Ilinnc, auf der untern einen stumpfen Kiel bildend. Beere rundlich , 2 — 3 Mal kürzer Avie die ,8 — 10 Linien langen Blätter. Blüht im April und Mai und kömmt sowohl in trockenen als feuchten Vorhölzern auf Hügeln vor.
Wuchholderheeren und Sprossen, Baccae et turiones juniperi. Die Beeren sind von sclnvarzbläulichter Farbe, haben einen süss-licht bittern gewürzliaflcn Geschmack und balsamischen Geruch.
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Sie enthalten viel ätherisches Oel, Zacker, Harz und Schleim uiul werden erst im Herbste des 2teii Jahres reif. Die Sprossen sind die jungen Reiser oder Zweige des Wachholders^ die man entweder im Frühjahre, wenn sie wieder anfangen zutreiben, oder im Herbste sammelt.
Dieses Mittel wirkt reizend und harntreibend; beim Gebrauche derselben erhält der Harn einen Veilchcngeruch; sie wirken auch stärkend, blähungstreibend und erregen die Sekretion der Schleimhäute,, vermehren die Hautthätigkeit, bessern die Verdauung. Bei länger dauerndem Gebrauche vermehren sie die Einsaugungsthätig-keit der Lymphgefässc. Bei Plethora und entzündlichem Zustande sind sie aber sehr schädlich.
Man wendet die Wachholderbecren und wohl auch die Sprossen als harntreibendes Mittel in allen Arten von Wassersuchten an, dann in Krankheiten der Harmverkzeuge, besonders wenn sie von Reizlosigkeit und Schlaffheit oder Verschleimung und Grics herrühren. Man benuzt die Beeren ferners als magcnstärkcndcs und blähungtreibendes Mittel, auch in Verbindung mit Kampher, den Labiaten, Baldrian etc. als nervenerregendes Mittel, z. B. bei Lähmungen und Schwäche.
Gute Dienste leisten die Wachholdcrbeercn bei Rhevmatismcn, gichtischen Leiden, Engbrüstigkeit, Anhäufung von Schleim in den Lungen um den Auswurf desselben zu fördern.
Acusserlich werden die AVachholderbeeren und Sprossen in Infusion gegen kalte wässerige Geschwülste, Quetschungen, Lähmungen, Mundfäule empfohlen, auch als Bähungen oder Bäder bei asthenischcr Rehekraukheit der Pferde werden sie mit Nuzen gebraucht. Zuweilen werden sie auf slühende Kohlen sestreut und zu Stallräucherungen angewendet, die aber nicht viel taugen und feuersgefährlich sind.
WachlioldennusS; Wachholdersulsej WacJiholderluttvergej Roob juniperiy Succus inpissutm baccarum juniperi, wird bereifet indent man reife frische Wachholderbecren zerquetscht, mit Wasser eine Zeitlang kocht, auspresst und den ausgepressten Saft bis zur Honigdicke eindampft. Es kommt in seinen Wirkungen mit den Beeren überein, nur sind sie viel milder und man wendet das Wachhol-dermuss meist als Bindemittel von Latwergen an^ welche Wachholderbecren enthaltcu. Form und Gabe dieser Lcztern stimmen übrigens mit denen der Angelika, des Baldrians, etc. überein.
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Wachholdergeislj Spiritus juniperi, ist überflüssig und durch reinen Weingeist zu ersezen.
Wachholderölj destillirtesj 01. juniperi, wird durch trockene Destillation aus allen Theilen des Wachholders bereitet. Es ist breuzlich-ätherisch, sehr scharf, aber durch das viel wohlfeilere Terpentinöl ganz zu ersezen.
J. sabina. Sadehaum, Seveabaum} Strauch von der Grosse des vorigen. Seine Blätter sind sehr klein, schuppenförraig, sizen nahe beisammen, liegen dachziegclförmig am Stengel, gegenüberstehend. Beeren schwarzblau. Blüht im April und Mai,, auf Bergen.
Man benuzt die Blätter, welche viel ätherisches Oel und Harz und einen scharfen Stoff enthalten, der auf die Darmschleimhaut und die Geschlechtstheile Entzündung erregend wirkt, wesshalb es auch den Ruf eines Abortivmittels erworben hat. Sichere Wirkungen im Ucbiigen hat man nicht ausgemittelt,quot; daher mau, wo scharfe, auf die Geburtstheilc wirkende Mittel nöthig sind, lieber das Mutterkorn, die Cantharlden, Terpentin etc., als Sadebaumkraut anwendet.
Pinus, Monökische Blume; männliche schuppige, eiförmige, ästige Käzchen bildend; je 2 Staubbeutel an der innern Fläche jeder Schuppe angewachsen. Weibliche Blumen ebenfalls in schup-pichten einfachen Kazcheir, deren einzelne Schuppen an der Basis der innern Fläche zwei umgekehrte weibliche Blüthen tragen. Frucht ist ein Zapfen der aus dachziegelförmigen, dicken und eckigen Schuppen besteht. Blätter pfriemenförmig. Von allen Fichtenarten erhalten wir folgende Arzneimittel:
Harz, weisses Pech, burgundisches Pech, Pix alba s. burgun-dica, Resina alba, enthält etwas mehr ätherisches Oel wie das Co-lophonium, von welchem gleich die Rede sein soll, ist übrigens reiner wie dieses, klebriger, zäher und fast gar nicht zu pulvern, daher man es selten innerlich anwendet.
Die Harzsalbe, Unguentum resinae pini:
Nimm: gewaschenes Schweinfett 8 Thcile,
Gelbes Wachs und burgundisches Harz von jedem VU Th., Schmelze alles über gelindem Feuer, rühre etwas Kurkumawurzelpulver zu, seihe durch.
Diese Salbe ist reizend, befördert in Wunden und Geschwüren die Eiterung und darf daher nicht als^/-sas der ehemaligen Altheesalbe gebraucht Averden, wie man zuweilen thut.
Colophoniuttij Geigenharz, Colophonium, wird aus dem Harze
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durch Entfernung des Terpentinöles und der Unreinigkeiten bereitet, indess der s. g. gekochte Terpentin diese Lcztere noch enthält.
Es wirkt gelinde erregend, macht das Blut röther und gerinnbarer , scheint auf das Herz und die grossen Gefässc keinen Einfluss zu haben, aid' das Capillargcfässsystcm, besonders auf die absondernden Gefässclien wirkt es erregend, die Absonderungen derselben vermindern sich daher, wenn ihre Lebensthätigkeit zur Zeit der Amvendung des Colophoniums erhöhet, sie vermehren sich dage-gciij wenn sie vermindert ist. Insbesondere wird dann die Nierenabsonderung ausserordentlich gesteigert, das Produkt ist hell^ wässerig und nach sehr grossen Dosen veilchenartig riechend. Grossen Thieren gibt man das Colophonium zu l/2 — 2 Unzen, kleinem zu 5 Gran bis2 Dr., täglich 3—-5 Mal. Man wendet es am besten in Latwerge an. Diese wird bereitet, wenn man das Colophonium in in einem porzellanenen oder steingutenen Gefässe schmilzt und dann gleiche Theile Stärkmehl einrührt, das vorher mit Wasser zu einem dünnen Breie gemacht worden. Auch das Harz wird auf diese AVeisc behandelt. Mau wendet Colophonium gegen veraltete Drüse, Oedeme, Brust- und Bauchwassersüchten etc. mit vielem Erfolge an.
Terpenlin, gemeiner und venelianischer, Terebinthina commu-nis et veneta, fliesst aus Rizen, die künstlich oder natürlich entstanden , in den Stämmen der verschiedenen Pinusarten sich vorfinden. P. Larix liefert den besten aber auch theuersten Terpentin, den man unter dem Namen venedischen kennt, zum thicräiztlichcn Gebrauche ist aber der gemeine Terpentin ausreichend.
Der Terpentin besteht aus Harz und ätherischem Oel, die sehr innig mit einander verbunden sind, daher wirkt er reizend, röthet, äusserlich applizirt, die Haut, und bringt selbst Bläschen auf derselben hervor, wenn er längere Zeit mit ihr in Berührung war. Wundflächen werden ebenfalls gereizt, doch im Verhältnisse nicht sonderlich stark und sondern mehren und bessern Eiter ab, daher der Terpentin als Hauptbestandthell in die Digestivsalben eingeht.
Innerlich gegeben erregt der Terpentin erst die Thätigkeit der Vcrdauungsorgane, überreizt dieselben aber bald und bewirkt nun Abführen und Darniederliegen der Verdauung. Das im Terpentin enthaltene flüchtige, s. g. Terpentinöl wirkt bedeutend auf die Nieren, wird aber durch sie sehr bald ausgeschieden.
Innerlich gibt man den Terpentin in halb so grossen Gaben wie das Colophonium^ bei den nämlichen Leiden und in ähnlicher
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Form wie dieses, aucli kann man ihn mit Eigdii, Honig oder Syrup abreiben und eingiesseii.
Aeusserlich wendet man ihn als Digestivsalbe an, wozu man I U. mit 4 U. Eigelb oder 2 U. Honig verbindet.
Zuweilen macht er auch Bcstandtheil der Hufsalben, scharfen Pflaster u.dgl., aber keine Salbe, die Terpentin enthält, kann tiuf die Haut geschmiert werden, indem er auf dieser fast unlösliche Krusten bildet.
Durch Destillation des Terpentincs wobei der Rückstand den S. g. gekochten Terpentin bildet, erhält man das höchst flüchtige Terpentiuvl, Oleum terebinthinae. Es wirkt im Allgemeinen reizend, belebend, fäuhnsswidrig, dann auch besonders die absondernde Thätigkeit der llarnwcrkzeuge erregend. Auf die Körper-obeifläche derHausthierc gebracht, wirkt es augenblicklich reizend, Entzündung erregend und zwar so heftig, class die Thiere, besonders Hunde und Pferde toben, und selbst schnell Blasen entstehen. Innerlich wird es weit leichter ertragen, es erregt bloss, und zwar das Nervensystem weniger wie das Gefässsystem. Am deutlichslen tritt seine Wirkung in den Capillargefässcn hervor und zwar am meisten in denen der Haut und der Harnorgane. Die wunnförinigen Bewegungen werden nach Anwendung des Terpentinöles lebhafter, die Fresslust aufgeweckter. Sehr günstig wirkt es bei Stockungen im Pfortadersystem, die Funktionen der Leber werden wieder normal und unthätige Gekrösdrüsen wieder frei.
Die Blutmassc selbst scheint sich lebhafter zu bewegen, der Puls wird kräftiger. Die Haut wird fast duftend und die .Bildung fauligfer Geschwülste (Carbunkeln und Emphyseme) wird gehemmt; haarlose Stellen nehmen eine rosenrothe Farbe an, die Lungenausdünstung riecht nach Terpentinöl, selbst zuweilen die Hautaus-dünstung, der Urin bekommt nach geringen Gaben einen Veilchen-gernch und wird öfter und reichlicher abgesezt, wogegen die Aufsaugung, besonders in den serösen Säcken der grossen Körperho-len bedeutend vermehrt wird. Das Terpentinöl ist daher anwendbar in den verschiedenen Modifikationen typhöser Leiden^ nachdem zuerst durch Säuren der eigentlichen Zersezung des Blutes gesteuert worden. Es ist ferner angezeigt in allen Arten von Wassersuchten, um die bei diesen vorkommende Unthätigkeit im Saugadersystem zu heben und die Urinabsonderung zu befördern. Man gibt es bei Verschleimung, zähem Schleime, welcher die Flächen der
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verschiedenartig gelagerten Schleimhäute überzieht^ um die Sclileim-sekrefioneu dünnflüssiger zu,machen.
Weiter wird das Terpentinöl gegeben bei Harthäutigkeit der Rinder, bei Trägheit im Pfortadersystem, Neigung zu Wurnibildung7 Windanhaufung und überhaupt Atonic im Darmkanal; Erschlaffung im Uterinalsystcmc überhaupt und weissen Fluss insbesondere. Bei Koliken, auch wenn sie aslhenisch scheinen, ist es zu widerrathen und überhaupt ist es kontraindizirt, wo nur die leiseste Spur von aktiver Congestion oder gar Entzündung vorhanden ist.
Aeusserlich wird das Terpentinöl eingerieben in Atrophien und Lähmungen, ferner als Ablcitungsmittel bei Koliken und Entzündungen innerer Organe; beim kalten Brande und Nekrose soll es die Abstossung des Abgestorbenen befördern, indess möchte claquo; doch einige Gefahr mit seiner Anwendung bei diesen Leiden haben. Dagegen leistet es treffliche Dienste gegen veraltete Mauke und andere geschwürig werdende Hautausschläge, sowie in schlaffen, unreinen, sehr atonischen Geschwüren. Endlich pflegt man noch die Eiterbänder damit zu befeuchten, bevor sie gezogen werden, später aber nur bei hohem Grade von Stumpfheit, denn der Reiz ist sehr heftig und könnte leicht Brand an der Stelle des Eiterbandes erzeugen.
Die Gabe ist für Pferde und Rinder 1 Dr.— 1 U., für kleinere Hausthiere 5 Gr. — % Dr., täglich 2—4 Mal. Präparate des Terpentinöles sind entbehrlich.—
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Zweite Klasse.
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Monokotyledoneu.
Sie haben einen einzigen Cotyledon oder mehre abwechselnd stehende.
Stengel von aussen von einer einfachen zclligen Hülle umkleidet; im Innern bestehend aus Zellgewebe, das besonders nach der Mitte zu reichlich ist, und aus Fasern die nicht schichtweise gelagert sind, unter einander nicht parallcll laufen, sondern einander durchkreuzen, so dass gegen den obern Theil der Pflanze hin die jüngsten offenbar in der Mitte liegen, während dieselben sich nach unten am Umfange zeigen. In den holzigen Arten ist der äussere
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Thcil des Stammes härter als das Centrum; in andern ist der ganze Stengel fleischig, unter der Erde verborgen; in noch andern endlich ist er knotig und im Innern von einem Knoten zum andern mit Längs-hülen versehen. Wurzeln meist adventiv, nicht aus Lenticeller; hervortretend. Bliiüer gewöhnlich abwechselnd, scheidenartig umfassend,, stehenbleibend, ohne Nebenblätter, auf den blossen Blattstiel beschränkt^ oder mit einer BlaUäflche verschen, deren Nerven mehr oder minder an der Basis gekrümmt sind.
Blumen meist nach dem drcizähligen Typus gebildet, aus Quirlen bestehend, die in Zahl und Gestalt ihrer Theile oft unvollständig entwickelt sind.
Aroideen.
Blumen eingeschlechtig, auf einem gewöhnlich von einer Scheide umgebenen Kolben. Perigonium fehlend oder aus 4—5 Stücken bestehend. Staubgefässe sehr kurz. Staubbeutel mit 1—^2 oder mehren nach aussen aufspringenden Fächern. Fruchtknoten frei, 1 bis Sfächrig. Eichen zahlreich, hängend oder wandständig. Frucht trocken oder fleischig, nicht aufspringend. Ein oder mehre Saamen. Embryo in der Mitte eines fleischigen oder mehligen Eiweisses. Würzelchen stumpf, gewöhnlich in der Nähe der Saamennarbe.
Kräuter oder Sträucher^ mit unterirdischen oder aufsteigenden Stengeln, vermittelst Luftwurzeln lebend. Blätter umfassend, blattstielartig, einfach oder zusammengesezt, mit parallellen oder diver-girenden Nerven.
Sie finden sich meist zwischen den Wendekreisen, nur wenige bei uns. Die meisten haben ein scharfes Prinzip, einige auch ätherisches Oel.
Arum, Calla, Acorus.
Acorus. Keine Blumeuscheibe, Perigonium sechsblättrig, ste-henhleibend. Staubgefässe fadenförmig, auf dem Blüthenboden sizend. Narbe stumpf, ansizend , Capsel dreifächrig, nicht aufspringend.
A. calamus. Kalmus. Schaft sehr lang, an der Spize blatlartig. Ausdauernd. In stehenden Wassern, blüht im Juni und Juli.
Die KaknustDUrzelj Radix calami aromalici, ist ein sehr beliebtes und auch sehr wirksames Heilmittel. Ihr Geschmack ist gewürzhaft, bitter, stechend, ihr Geruch angenehm balsamisch. Sie enthält ein bitterliches, scharfes ätherisches Oel, scharfes Harz und
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Extraktivstoffe daher sie ein vorzügliches gewürzhaft stärkendes Arzneimittel ist. Die Thätigkeit des Darmkanals wird vom Kalmus erhöhet, seine Bewegungen vermehrt und die dicklichen Absonderungen seröser. Er erregt die Frcsslust, treibt Blähungen und ist daher in gastrisch-pituifÖsen Zuständen angezeigt ^ welchen Reizlosigkeit zu Grunde liegt; er leistet besonders bei Wiederkäuern nach nberstandener Tympanitis u. dgl. gute Dienste. Die Aufsaugung anomaler Säfte (Stockungen) im Parenchyme wird bethätiget, die Ernährung befördert.
Der Kalmus belebt ferner die Thätigkeit der Schleimhaut der Respirationsorganc, so dass deren Sekret dünnflüssiger; erst reichlicher, später aber normal wird. Im Uebrigen kann man den Kalmus in den nämlichen Leiden wie den Anis anwenden und Form und Gabe stimmen mit diesem überein. Abkochungen darf man vom Kalmus nicht machen,, da seine gewürzhaften Bestandthcile sonst verloren gehen.
Aeusserlich pflegt man die Kalmuswurzel nicht anzuwenden.
L i 1 i a c e e n.
Perigonium kronenblaltartig, regelmassig, aus zwei Quirlen, deren jeder aus drei mehr oder minder verwachsenen Theilen besteht, zusammengesezt. Sechs Staubgefässe, gewöhnlich an der Basis mit den Lappen des Perigonium verwachsen. Frachtknoten frei, dreikantig, dreifächrig. Eichen zahlreich in zwei Reihen, in dem Winkel eines jeden Faches. Narben drei oder eine, dreieckigt. Kapsel dreifächrig, dreiklcppig; Klappen scheidewandtragend. Saa-men zahlreich. Eiwciss fleischig oder knorplicht.
Zwiebelgewächse mit Wurzelblättcrn, oder baumartig, holzig, mit abwechselnden Blättern. Blätter lanzettförmig oder herzförmig mit parallellen Nerven. Diese Familie findet sich gewöhnlich in ge-mässigten Climaten und enthält mehre Arzneimittel. Gattungen: Liliuin, Tulipa, Asphodelus^ Scilla, Allium, Hemerocallis, Agave, Jucca etc.
Scilla. Perigonium sechsblättrig, offen oder Glocken ähnlich. Keine Nektarien. Staubgefässe an der Basis der Blumenblätter angewachsen; Staubbeutel herabhängend. Griffel nicht gespalten, Narbe stumpf. Saamen rundlich.
Als Heilmittel sind die Knollen oder Zwiebeln der S. maritima,
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Meerzwiebel bekannt. Sie kommen aus Italien und Spanien, sind cinmdlich, oft bis 2 Fäuste gross, inwendig aus weissen, fleischigen Häuten bestehend, äusserlich von einem dunkelbraunen sehr dünnen Häutchen überzogen. Blätter sind Wurzelblätter, glatt, oval lanzettförmig, zugespizt^ ein wenig gewellt^ glänzend, dunkelgrün. Der Schaft erscheint vor den Blättern, ist einfach, gerade aufgerichtet und 2 — 3 Fuss hoch, seine obere Hälfte bildet eine Blumenähre, deren einzelne Blumen gestielt und weiss sind. Jede Blume wird von einem schmalen spizen Deckblatt begleitet, das ungefähr so lang wie der ßhimenstiel ist. Capsel dreieckig, dreifächrig und drciklappig. Im Mcerufersaiidc. Ausdauernd. Blüht im August.
Die 3Iccrzwiebel enthält eine eigenthümliche, scharf - bittere Substanz, das Scillitin und einige andere Stoffe. Sie wirkt bedeutend urintreibend, auflösend und wird in chronischen Katarrhen, Wassersuchten u. dgl. sehr empfohlen. Man soll sie grosscu Hausthie-ren zu % — 1 Dr., kleinern zu 1 Gr. bis 1 S., täglich 2 — 3 Mal geben, ihre Indikationen sind aber bei den Hausthieren noch nicht gehörig festgestellt.
Allium. Blumen bilden eine Dolde, Saamen sind eckig. 1—2-blätüiges Deckblatt. Das Uebrigc wie Scilla.
Wir benuzen A. sativum, Knoblauch, A. ascalonicum, Schalotte, A. ccpa, Zwiebel, aber auch die Zwiebeln der übrigen, sehr zahlreichen Arten v. A. wirken diesen gleich.
Sie enthalten alle einen mehr oder minder scharfen Stoff und ein stinkendes älhcrischcs Oel, bethätigen etwas die Verdauung, treiben Blähungen und sind den Würmern zuwider. Man gebraucht sie sehr selten innerlich.
Acusscrlich wendet man hauptsächlich die Zwiebel an , chronische Abscesse zur Reife zu bringen, auch wohl indolente Geschwülste zu zertheilen. Man zerquetscht sie und kocht sie mit Lein-saamenmehl zu Brei, welcher als Umschlag dient. Eine Menge Schmierereien die mit Zwiebeln und Knoblauch bei den Hausthieren von Laien und Pfuschern getrieben werden, Zwiebelsafthaltige Hufsalben etc., übergehen wir. —
Aloe, Aloe. Kelch cylindrisch mit sechs Lappen, 6 Staubge-fässen die auf der Basis des Kelches sizen. Griffel kurz, Narbe dreilappig. Blätter sehr dick, dicht und saftig, Blumen in Achren. Die Aloearten kommen in trockenen Gegenden der heissen Zone, Afrika, Arabien etc. vor und sind ausdauernd.
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Der Aloesaft oder die Aloe, sokhotrmische, kap'sche, glänzende Aloe) Aloe soecotrina, A. capensis, A. lucida^ ist der an der Luft verhärtete Saft^ welcher aus den abgeschnittenen Blättern der Aloepflanzen quillt, die Leberaloe, A. hepatica aber Avird aus eingesammelten Blattern ausgepresst und verhält sich chemisch etwas anders wie die glänzende, darf eigentlich nicht zum thierärztlichen Gebrauche verwendet werden , weil sie unsicher wirkt,, ist aber jedenfalls der Rossaloe, A. caballina, vorzuziehen , die ganz schwarz und voller Sand und anderer Unreinigkeiten ist.
Die glänzende Aloe kommt in saffranbraunen, hclldurchsichti-gen, glänzenden, zerreiblichen Stücken vor , hat einen höchst bittern,, sehr widrigen Geschmack, unangenehmen, eckelhaften Geruch, ist in Weingeist ganz^ in warmem Wasser grösstentheils, in kaltem mehr als zur Hälfte lösslich. Sie besteht aus einem ganz eigenen sehr bittern ExtraktivstofT(70—80%) und einem bittern Harze (20 — 30%).
Die Aloe wirkt tonisch, vermindert übermässige Sekretionen und tödtet Würmer. Sie verursacht Wallungen des Blutes und Con-gestionen nach den Organen,auf welche sie angewendet wurde, daher vermehrte Erregung derselben. In grössern Gaben in den Darmkanal gebracht, purgirt sie heftige bewirkt selbst Entzündung des Dickdarms, Lähmung und Brand desselben und den Tod. Innerlich gibt man sie meist nur in Pillenform, selten bei Wiederkäuern als Auflösung in warmem Wasser. Aeusserlich wird die Aloe als Ptd-ver auf offene Flächen gestreut oder mit Fett zur Salbe gemacht und auf solche oder in's Auge gestrichen, am häuligsteii aber in AVeingeist aufgelöset (1 U. Aloe aufl Pfd. Weingeist) und als Aloetinktur verbraucht.
Die Gabe ist sowohl in Pillen als im Aufffuss bei jjtossen Haus-thicren 1 Dr. — 1 U., bei kleinen 2 Gr. bis höchstens 1 S. und zwar leztere Gabe nur bei Wiederkäuern.
Man wendet die Aloe in chronischen asthenischen Leiden des Lymphgefäss- und Pfortadersystemes und in nervösen Krankheiten, die von Hinterleibsleiden herrühren, an. Bei Ansammlung von Schleim, Galle oder Würmern im Nahrungsschlauche leistet sie vorzügliche Dienste, als blosscs Purgirmiltel aber ist sie sehr sorgfältig anzuwenden und zum Laxiren sollte eigeutlich nur Glaubersalz, Bittersalz u. dgl. genommen werden,
Aeusserlich wendet man die Aloelinktur und zuweilen das Aloe-
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pulver auf schlaffe, unreine, jauchigte Flächen und auf Hornhautfle-cken des Auges an, eben so auf cariöse Knochen und Knorpel, in-dess unterdrückt sie die Eiterabsonderung und muss daher, wo diese gutartig und envünscht ist, vermieden werden. Ebenso strenge ist sie bei entzündlichen Leiden und bei Plethora contraindizirt.
Colchicacecn.
Blumen wie bei den Liliacecn, Staubbeutel nach aussen aufspringend. Drei Fruchtknoten frei7 oder in einen einzigen, drei-fächrigen verwachsen. Drei freie Griffel mit einfachen Narben. Frucht aus drei freien Carpellen bestehend, die längs der IJauch-naht aufspringen, oder aus 3 verwachsenen Carpellen^ die sich zur Zeit der Reife von einander trennen. Saamen zahlreich, Eiweiss fleischig.
Krautartige Gewächse. Würzelstock zuweilen fleischiquot;- oder zwiebclartig. Blätter umfassend mit parallellen Nerven. Die Col-chicaeeen linden sich in allen Ländern, alle enthalten einen scharfen, giftigen Stoff.
Gattungen: Colchicum, Mclanthium, Uvularia, Tofiieidia, Ve-rairum.
Colchicum. Zeitlose. Perigonium frichterfürmig, Röhre desselben sehr lang und an ihrem obern Ende die Staubgefässe tragend. Fruchtknoten 1, Griffel 3. Capsel aufgetrieben, die Fächer sich später trennend und nach oben aufspringend.
C. autinnnale. Herbstzeillose. Zwiebel fest und fleischig; jedes Jahr bildet sich ein neuer, seillich und abwärts vom alten, so dass die Pflanze immer tiefer wurzelt. Die purpurfarbenen grossen ßlu-men erscheinen schon im August, lange vor den Blättern, die oft erst im nächsten Frühjahr treiben, sie kommen zu 5 — 6 miteinander aus dem Boden, ihre Röhre ist 8 — 12 Zoll lang,, ihr oberer Theil glockenförmig, ßtheilig, Staubgefässe und Griffel stehen in demselben hervor. Die Blätter bilden einen Büschel, sind stumpf-lanzettförmige glänzend und bilden in der Erde eine Scheide, die den sehr kurzen Stengel umfasst.
Kommt nur bis 52deg; N. B. aber sehr häufig auf feuchten Wiesen vor.
Die Zeitlose wirkt ähnlich wie die Meerzwiebel und verursacht bei den Hausthieren^ wenn sie in ziemlicher Menge gefressen wird, leicht Blulharnen, Magen- und Darmentzündung und Tod. Man
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sieht sie daher nicht gerne auf Wiesen; sie schicsst die Blüthen oft über Nacht.
Veratrum. Germer, auch Niesewurz, Perigonium Gblattrig: Staubbeutel queer in 2 Klappen aufspringend. Capseln 3, untenzu-sanunengewachsen aufspringend^ vielsaamig; Saamen an der Spize platt gedrückt oder geflügelt. Die reifen Capseln oft ganz getrennt.
Blumen durch Fehlschlagen polygamisch. Wirkung und Anwendung kommen mit Helleborus ziemlich überein, doch ist sie etwas schwächer. Alle Arten wirken gleich.
Cyperaceen.
Blumen spelzenartig in Aehren, Zwitter oder diklinisch. Eine Spelze oder eine einklappige Schuppe. Kein eigentliches Perigonium. Drei Staubgefässe mit haarförmigen Staubfäden, zugespizten an der Basis herzförmigen Staubbeuteln. Fruchtknoten frei, oft von Borsten umringt, zuweilen auch von einer schlauchförmigen Hülle. Griffel einfach, zwei bis drei Narben. Frucht (Caryopse?) dreikantig oder zusammengedrückt. Embryo sehr klein an der Basis eines mehligen Eiweisses.
Kräuter gewöhnlich ohne Knoten. Blattscheiden ganz, Blattflächen linienförmig.
Die Cyperaceen kommen in Sümpfen und auf Gebirgen aller Länder, doch mehr im Norden vor. Sie liefern ein schlechtes, ungesundes Vichfutter, aber gute Streue.
Gattungen: Cyperus, Carexj Scirpus, Schoenus.
Gramineen.
Blumen spelzenartig, Zwitter oder getrennten Geschlechtes. Aeussere Spelze, (Scheide, Deckblätterpaar) aus zwei Stücken, in Gestalt von häutigen Klappen^ eine oder mehre Blumen in einem Aehrchen (Locusta) enthaltend. Spelzchen (Scheidchen, Deckblättchenpaar) einer jeden Blume wie die Spelze, aus zwei ungleichen Kläppchen (Paleae) gebildet, von denen die untere oder äussere einfach, die andere aus zwei verwachsenen Stücken besteht; deutlich zwei Hauptnerven und zwei Spizen zeigend. Blättchen (Glu-mellula, Lodicula, Blüthenhüllc) oder kleine Schuppen, zuweilen in der Zahl von zwei oder drei vorhanden, zwischen der Glumclla und der Basis der Staubgefässe, frei oder verwachsen, wenn ihrer swei sind mit den Klappen der Glumella abwechselnd. Staubge-
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fasse 1 —6, meist 3. Staubfäden sehr fein und lang; Staubbeutel beweglich. Fruchtknoten frei. Zwei Griffel. Narben hornig. Ca-ryopse d. h trockene, mit dem Saamen mehr oder minder verwachsene Fruchthülle. Eiweiss mehlig. Embryo klein, seitlich am Grunde des Eiweisscs, linsenförmig, mit einem breiten Cotyledon und einem entwickelten Fcderchen.
Kräuter, einjährig, oder mit einem Wurzelstock, welcher jährlich Halme treibt, d. h. hohle knotige Stengel, von scheidenartigen Blattstielen bedeckt. Die Blattscheide ist gespalten und trägt an der Spize, an der der Spalte entgegengesezten Seite, einen] häutigen Anhang, (Ligula, Blatthäutchen) der eine Verdoppelung des Blattes zu sein scheint. Die Blattfläche oberhalb der Ligula, mit parallellen Nerven, Ihnen- oder lanzettförmig. Blumen in einer Rispe oder Aehrc. , Die Gräser kommen in allen Ländern vor und bilden die Hauptvegetation der Wiesen. In der heissen Zone machen sie X/La — Vi.. der Gesammtzahl der pha-nerogamen Gewächse aus; in der gemässigten Zone Via — Vi3.gt; und in der kalten Vio —• Va.
Reis, Mays, Walzen, Roggen, Gerste, Hafer etc. gehören in die Familie der Gräser, die daher theils desswegen, theils weil fast alle Hausthiere den weitaus grössten Theil ihres Futters aus ihr ziehen, unstreitig die nüzlichste des gesammten Pflan-zeureiches ist.
Hauptgattungen sind: Panicum^ Cenchrus, Stipa, Phalaris, Chloris, Lolium, Triticum, Seeale, Avena, Arundo, Bromus, Poa, Hordeum, Zea, Oryza, Saccharum, Anthoxanthum, etc.
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Mutterkorn, Seeale cornutum^ ist das Produkt einer Krankheit der noch nicht reifen Roggenkörner. Es hat eine eigen-thümliche scharf narkotische Wirkung, die besonders auf das Uterinalsystem gerichtet ist und verursacht bei allen Thieren in gehörig grossen Gaben Eckel, Erbrechen (bei Hunden und Schweinen immer mehr zunehmende Mattigkeit,) Betäubung, Orgasmus des Blutes^ Lähmung, Absterben der Ohren, des Schwanzes und der Extremitäten, Entzündung des Nahrungsschlauches, und zulezt unter heftigen Convulsionen den Tod.
In massigen Gaben beschränkt sich die Wirkung bei weiblichen Thieren bloss auf die Gebärmutter, die zu starken Zusammen-
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Ziehungen vom Grunde gegen den Mund hin angeregt wird. Mau wendet das Mittel daher bei Geburten an, wobei die Ge-schlechtstheile schlaff aber normal sind, das Becken seine gehörige Weite hat und der Fötus in günstiger Lage und gut gebaut ist, dabei aber die Wehen fehlen oder doch zu schwach sind. Das Mutterkorn befördert diese ungemein.
Die Gabe ist für Pferde und Rinder 1 Unze, für Schafe und Schweine 2 Drachmen^ für Hunde i Scrupel — 1 Drachme, Die Form ist am besten ein heisser Aufguss.
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II. Hauptalitlteiluiiglaquo;
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Zelleupflanzeu. Plantae ccllulosae.
Cryptogamae.
feie bestehen vorzüglich aus Zcücu und entbehren in der ersten Zeit ihres Daseins oder selbst während der ganzen Dauer desselben aller Gefasse, Spiralrohren und Spaltö/rmingen. Im frühe-Sten Aller bestehen sie aus einem homogenen Körper, später unterscheidet man bisweilen mehr oder weniger deutlich Wurzeln und eine Art Stengel und BläUer (Wedel, frons.)
Die Fortpflanzung wahrscheinlich ohne Zusammenwirken verschiedener Organe (nicht geschlechtlich). Die junge Pflanze (Sporen) sich von der Mutterpflanze loseiul, gewöhnlich ohne von den schiizenden Hüllen, in denen sie sich bildet,raquo;umgeben zu sein und ohne eine Ablagerung vorgebildeten Nahrungssto/ies, wie das Ei-weiss in den Saamen der Phancrosamen.
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Erste Klasse.
(Dritte Klasse des Pflanzenreichs.)
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Aetlieogamae. Halbgefasspflanzeu.
Pflanzen^ denen bei ihrer Entwickelung Spiralröhren, Gefässc und Spaltöffnungen fehlen, die jedoch später häufig in mehr oder nniidcr bedeutender Menge auftreten. Man kann bei ihnen nur Ä\vci
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Klassen von Organen deutlich unterscheiden: 1. absteigende, oder #9632;Wurzeln und 2. aufsteigende, den Blättern und Stengeln der Pha-nerogamen analog, gewöhnlich von grüner Farbe (frons).
Sporen in eine oder mehre, gewöhnlich aufspringende und stets auf der Ausscnflüche der Organe befindliche Hülle eingeschlossen. Man findet auch noch andere, sehr verschiedenartig gebildete, räth-selhufte Organe.
Filicineen oder Farren.
Blätter, oder vielmehr blattarlige Organe (fromles) abwechselnd^ häufig gelappt oder vieltheilig, mit einer Mitlelrippe und Seitennerven, mit Blattstielen versehen^ die am Grunde einander genährt und verwachsen, eine Art Stengel bilden, der entweder wagrecht ist (caudex, rhizoma) oder zum senkrechten Stamme, bis auf 25 Fuss Höhe wird. Die Aestivation der Blätter ist aufgerollt; der Durchschnitt der Blattstiele zeigt braungefärbte, buchtige Zeichnungen. Eine Menge Wurzeln entspringen von der untern Seite des Rhizoms oder von der ganzen Oberfläche des Stammes. Man bemerkt Spaltöflnungcn auf den blattartigcn Organen und Spiral-und andere Gefässe in den Blattstielen.
Fruchtorgane an der untern Fläche der Blätter gegen den Rand hin, an den Enden der Nerven. Es sind Häufchen (sori) von Spo-rangien, anfangs unter der Epidermis verborgen^ später dieselbe durchbrechend und mehr oder weniger A'on deren Ueberresten umgeben. Jedes Sporangium ist gestielt, mit einer Lupe sichtbar, von gelber oder brauner Farbe, gebildet aus einer, auf dem Stiel senkrechten Scheibe, die häufig von einem ringförmigen Wulste (gyrus, gyroma, annulus), einer Verlängerung des Stielchens umringt wird. Das Sporangium öffnet sich durch eine einzige Spalte, durch welche ein feiner Staub hervortritt. Dieser besteht, unter dem Mikroskope besehen aus braunen rundlichen Sporen.
Bei der Keimung treiben sie anfänglich einen cylindrischen grünen Körper, welcher nahe an der Basis eine, später aber mehre kleine Wurzeln ausschickt; darauf dehnt er sich allmähiig in eine blattartige , weder mit Nerven noch mit Spaltöflnungcn und Gelassen versehene Fläche aus. Dieses Organ theilt sich später in zwei Lappen und die folgenden Blätter scheinen aus seiner Mitte hervorzukommen. Häufig finden sich auf der Mittclrippe der Blätter, ehe ^jlie Häufchen durchbrechen, kleine gestielte, zerstreut stehende
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Körper, welche zuweilen für Staubgefiisse angesehen werden. Wo sie vorkommen, schwinden sie sehr bald.
Die Farren finden sich in allen Ländern, vorzugsweise in feuchten, warmen, waldigen Gegenden und bilden in den Tropen oft Bäume. Man benuzt einige als Nahrungsmittel, andere haben arzneiliche Kräfte. Die Ilaupigattungen sind: Polypodium, Polysti-chum, Asplenium, Ophioglossum, Ceratoptcris, Osmunda, etc.
Polypodium filix mas. Sporen rundliche Punkte, zerstreut, mit einer nicrenförmigen Decke überzogen. Findet sich in den Wäldern Deutschlands überall. Man benuzt den grossen Wurzelstotk. Er ist mitUeberbleibseln kleiner Würzelchen und spreuartigen Schuppen bedeckt,/WscA aussen dunkelbraun, innen blassgrünlich, fleischig. Ce/roc/rwe/ aussen braunroth, ionea rothlich weiss, von siissbitter-lichem Geschmacke und widrigen Gerüche. Auch die Wurzeln anderer Arten sind ähnlich beschaffen. Man sammelt sie im Herbst oder Frühjahr., sie enthalten Gerbestoff und eine eigenthümiiehe, fettinr-harziore Materie. Vor der wurmlreibcnden Wirkung; dieses Mitteis stehen alle andere Wirkungen, als unbedeutend, in den Hintergrund j indess muss sie stets mit Laxirmitteln unterstüzt werden, da sie die Würmer nur tödtet, aber nicht aus dem Leibe führt. Längcrc Zeit fortgesezt, was nöthig ist, um die Würmer grösse-rcr Art zu tödten, beeinträchtiget sie die Verdauung sehr.
Die Farrenkrautwurzel wird gepulvert und am besten mit eingedickter Rindsgalle zur Pille gemacht. Die Gabe ist für Pferde 2 — 4 Unzen, für Hunde 1 — 2 Scrup., täglich 2—3 Mal. Auf Wiederkäuer scheint sie wenige Wirkung zu äussern. Am besten wechselt man einen Tag um den andern mit der Farrenkrautwurzel ein salziges Laxirmittel und lässt die Thicre 12 Stunden vor der Anwendung Erslercr fasten. Mehr wie 8 — 10 Gaben erträgt das Thiei\, ohne krank zu werden nicht leicht.
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Zweite Klasse.
(Vierte des Gewächsreiches.)
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Amphigamae. Zellenpflanzen.
Sie bestehen in allen Lebensperiodcn nur aus Zellgewebe, an dessen Massen man zuweilen auch kleine haar- oder schuppen-
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formigc Wurzeln, nie aber den Stengeln und Blättern analoge Theile wahrniiumt. Häufig bildet die gauze Pflanze eine homogene Masse von Zellen.
Es findet keine Befruchtung statt. Sporen in einem oder zwei häutigen Säcken enthalten, welche gewöhnliche, aufspringende oder nicht aufspringende, an der Oberfläche oder im Innern der Pflanzen gelegene Zellen zu sein scheinen. In einigen Galtungen sind die Sporen auch nackt oder von einer dünnen, angewachsenen, kaum sichtbaren Membran umgeben.
Flechten. Lichenes.
Ausdauernde Pflanzen, der Luft und dem Licht ausgesezt, auf der Oberfläche der Erde, auf Baumstämmen oder Felsen wachsend; aus einem unregclmässigen Körper (_Tliallus) bestehend, der in der Gestalt von Fäden, blattartigen Membranen, harten oder staubartigen Krusten auftritt.
Dieser Thallus besteht aus zwei Sclnchteu von Zellen, einer aussein (stratum corticale) verschieden, doch niemals grün gefärbten und einer iniurn (st. meduliarc) welche grünen Färbestolf an den Stellen enthält, wo sie die äussere Schicht berührt. 3Ian unterscheidet in dem Thallus etwas feuchte, belebte Theile, welche die Flechte leicht fortpflanzen können, und andere, trockene, abgestorbene, die den ersten zur Grundlage dienen.
Die Fortpflanzung geschieht entweder durch Theilung der Innern Schicht oder durch die Entwickelung jener Körper, die man Apothedcn oder auch Scutella nennt, weil sie häufig die Gestalt kleiner Schilde^ dem anbewaffneten Auge sichtbar annehmen. Sie treten aus der Innern Schicht hervor und sind an den Rändern von der äussern Schicht bekleidet; sie zeigen häufig eine aufläl-londo Färbung und enthalten sehr kleine, schwärzlichte, frei liegende,, oder in einer Art Kern eingeschlossene Sporen. Das Licht trägt viel zur Ausbildung der Apothecicn bei.
Man findet Flechten (über 2000 Arten) in allen Welttheilcn. Sie bilden die erste Vegetation auf dürren Felsen und machen einen grossen Theil der Flora kalter Länder aus. Sehr viele enthalten nährendes Stärkmehl, bittern eigenthümlichen Stoff, auch wohl zum Färben brauchbares Pigment. —
Celraria islainlica, isländische Flechte, isländisches 3Ioos. Ist blättrig, trocken, gleichsam knorplich, bildet gedrängte Bündelj die aus vielen aufgerichteten und unter sich manigfach verschlungenen
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Verästelungen bestehen. An der Basis ist es dunkelrothj oben #9632;\veisslich(grau; 3 — 4 Zoll hoch; zuweilen findet man Haare an den Rändern seiner Ausschnitte. Die Fortpflanzungsorganc sind eine Art Schildcheiij die schief auf dem Rande der Blätter sizen und eine dunkel purpurrothe Farbe haben. Es kommt im Norden und bei uns auf Stämmen und an Waldrändern häufig vor.
Das isländische Moos enthält 20 — 25 Prozent Stärkemehl, Bittorstoff und sehr -wenigen Gerbestoff, ist sehr leicht verdaulich und wird da angewendet, wo Schwäche obwaltet und wo gestärkt und genährt werden muss^ daher bei Abzehrungen, bei chronischen Eiterungen, Prolluvien, Katarrhen, und schleimigen Lnngonsuchten etc. Es muss übrigens längere Zeit hindurch angewendet werden und dient eigentlich nur als Adjuvans anderer Mittel.
Die Gabe beträgt für grosso Thiere 1—'4 U., für kleine 2 Dr. — 1 U. Die Form ist gewöhnlich die einer gesättigten Abkochung, seltener die Latwerge. Das isländische Moos ist das leichtverdaulichste aller Arzneimittel.
Algen.
Kommen in höchst zahlreichen Arten und Formen im Meere und in siissen Wassern vor, nur sehr wenige linden sich auf der Erde , an feuchten, sumpfigen Stellen. Die meisten entwickeilten Algen haben das Ansehen von unter Wasser stehenden Pilzen und Flechten. Sie bestehen aus rundlichem oder gestrecktem Zellengewebe/in Platten; Fäden oder in Verzweigungen von sehr verschiedener Gestalt und Farbe gelagert, häufig am Grunde in eine Art Stamm vereiniget und, den Polypen ähnlich, unter dem Wasser wachsend. Häufig dienen ihnen blasige Anschwellungen mit Luft oder andern, unter dem Wasser ausgeschiedeneu Gasen gefüllt^ als Schwimmblasen. Ihre Consistenz ist gallcrt- oder lederartig; man findet sie vorzüglich im Meere, z. B. Fncus und Ulva, die mau daher Thalassiophytcn nennt. Andere sind gegliederte Fäden, aus einfachen, mit ihren Enden aneinander gefügten Zellen bestehend und meist grün ffefärbt. Sie leben vorzüglich in süs-sen Wässern z. B. die Conferven. Endlich gelangt man unmerklich zu gegliederten Wesen, die sich in Stücke trennen (Diato-meen}, theils zu einfachen Röhren, die mit einer oscilirenden Bewegimg begabt sind^ theils endlich zu einfachen rundlichen Zellen, die zu klebrigen und gallertartigen Massen gehäuft sind (Bichatia,. Nostoch etc.), Wesen^ die organisirt zu sein scheinen, von deneu
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man jedoch häufig nicht weiss, zu welchem Reiche sie zu ziehen sind.
Die Fortpflanzung der Algen geschieht vermittelst kleiner Körperchen, die in centralen oder seitlichen Zellen abgelagert werden. Diese Sporen sind verschiedentlich gehäuft, sie gehen zuweilen aus einer Hole in die andere, in Folge einer Art Paarung, oder sie entwickeln sich indem sie die uraschliessenden Häute durchbrechen. Bei der Keimung springen die Sporen entweder auf oder nicht; sie schicken anfänglich einen oder zwei Fäden aus, die sich vermehren und durchkreuzen.
Man findet Algen in allen Meeren , doch in jeder Gegend wieder andere Arten. Sie bilden zuweilen schwimmende Inseln oder unterteeische Wälder. In den süssen und stehenden Wässerd Europas bilden die Confcrven grüne Rasen. Diese und die Thalas-siophyten sind in kalten und gemässiglen Zonen, die Diatomeen und Oscillatorien in Tropengegenden und heissen Quellen häufiger zu sehen. Nostoch erscheint nach Regen in Gestalt einer Gallerte in den Baumgängen unsrer Gärten, Bichalia bildet klebrige Ausbreitungen auf Mauern und Fenstern feuchter Gewächshäuser u. s. w.
Die Thalassiophyten enthalten ausser andern chemischen Be-standtheilen vielen Stickstoff, einen schleimigen, nährenden Be-standtheil und häufig Jod. Ein Theil derselben (Seetang) dient in Küstengegenden als Dünger^ gewisse Gattungen werden gegessen, endlich wird aus vielen Jod bereitet. Es geschieht dieses in besondern Fabriken.
Das Jod ist eine eigenthümliche, einfache Substanz (Element). Es wurde bisher verhältnissmässig wenig als Arzneimittel für die Thiere versucht, seine Entdeckung fällt in das Jahr 1813.
Auf die Haut angewendet verursacht das Jod und seine Präparate eine gclblichte Färbung und massige Reizung die aber nicht bis zur Entzündung gesteigert wird, aber mit bedeutend vermehrter Resorption in den unter der Haut liegenden Gebilden begleitet ist.
In allen drüsigen Organen, besonders in den Schilddrüsen und im Euter scheint selbst die Ernährung auf eine spezifike Weise beschränkt zu werden, denn sie verkleinern sich bei dem fortgesez-ten Gebrauche des Jodes auffallend.
Innerlich angewendet wirkt dasselbe zunächst als ein kräftiger Reiz auf die Schleimhaut der Verdauungseingeweide und beför-
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dert den Appetit, verursacht in einzelnen massigen Gaben keine bemerkbaren allgemeinen Zulallej wird aber die Anwendung solcher Gaben während einiger Zeit fortgesezt, so zeigt sich nach und nach immer stärkere Störung des Vegetationsprozesses und Abmagerung sowohl des ganzen Körpers als auch besonders der drüsigen Theile. Die Organe der Cirkulation und Respiration und ihre Funktionen scheinen dabei nicht auffallend affizirt zu werden. — In grossen Gaben verursacht das Jod übermässige Reizung der Schleimhaut des Nahruugskanales^ Störung des Appetites, Diarrhöe und bei Thieren, die sich erbrechen können, Erbrechen. In sehr grossen Gaben Entzündung, Anfressung des Magens und in 4—7 Tagen den Tod.
Das Jod ist angezeigt^ bei krankhafter Ernährung, Vcrgrösse-rung und Verhärtung drüsiger Organe, besonders aber bei solchen Zuständen der Schilddrüsen, d. h. dem wahren Kropf, Struma, des Euters und der Hoden^ dann bei zu grosser Fettbildung in einzelnen Theilen oder im ganzen Körper und bei den hieraus entstehenden nachthciligen Folgen z. ß. bei dem chronischen^ äusserst hartnäckigen Husten zu gut genährter Stubenhunde, der von zu grosser Fettigkeit des Herzens herrührt. Bei allen wahren Entzündungen^ Fiebern, Orgasmus des Blutes u. dgl. wird das Jod nicht ertragen und bei Roz und Wurm scheint es nichts zu nüzen.
Man gibt das Jod innerlich und äusserlich und zwar: 1. Als Jodtinktur in welcher auf 10 Grane Weingeist 1 Gran Jod enthalten ist. Grosse Thiere erhalten 20 — 40^ kleineres—• 12 Tropfen, täglich 2 — 4 Mal mit der 10 — 20fachen Menge Wassers verdünnt. 2. In Verbindung mit Kalium als s. g. Jodkali, Jodetum Kalii, welches viel milder wirkt wie das reine Jod^ in Wasser- und Weingeist löslich ist und sich leicht mit Fett verbindet. Man gibt es grossen Hausthicren von Va — 2 Dr., Schafen von 6—20, Hunden von 2—6 Gran, täglich 2—3 Mal in schleimigen Vehikel, aber ohne Zusaz anderer Mittel. Acusserlich wird es gewöhnlich zu 1 Theil mit 8 Th. Fett zur Salbe gemacht auf verhärtete drüsige Organe eingerieben und zwar täglich 2—3 Mal 1 Dr. solcher Salbe. Auch kann man statt dieser eine Auflösung des Jodkaliums in Wasser, (1 Th. auf 8 Th. Wasser) verwaschen.
Andere Jodpräparate sind theuer und entbehrlich.
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Hier sind noch einige Arzneimittel zu erwähnen, die aus dem Pnanzenreiche kommen, aber von sehr ungleichen Gewächsen aus ganz verschiedenen Klassen und Familien genommen werden können.
Hukkohle. Carbo regetabilis. Besteht aus einigen Salzen; zum grosstcn Theile aber aus Kohlenstoff, Die Kohle wirkt sowohl örtlich, als auch allgemein dem fauligen Zersezungsprozesse entgegenj vermehrt den Tonus der Gcfässe allmählig; verbessert und vermindert krankhafte Absonderungen, bessert die geschwächte Verdauung und Assimilation. In zu grossen Gaben aber stört sie die Ver-dannng und verursacht, wahrscheinlich durch mechanische Reizung, Durchfälle, doch nie eigentliche Entzündungen.
Es ist die Anwendung der Kohle im allgemeinen angezeigt bei lymphatischen Cachexien, sehr stinkender und übermässiger Jau-chenabsonderunn; und bei fauliger Zersezunquot;- der orsaoischen Ma-terie. Man benuzt sie sowohl äusserlich als innerlich, lezteres besonders bei unregelmässigem Appetit und bei schlechter Verdauung^ bei heftigen stinkenden Durchfällen, bei jauchenden Lungenknoten (phlisis ulcerosa) veralteter Druse (phlisis pituitosa) selbst bei llautwurm der Pferde und Finnen der Schweine und Faulfieber. Gegen den wahren üoz niizt die Kohle sowenig wie andere Arzneien.
Bei den vorgenannten Krankheiten der Respirationsorgane wird auch das Kohlenpulver wohl direkt durch Einathmen mit den leidenden Stellen in Berührung gebracht, indem man es in einen Futterbeutel schüttet und diesen den Pferden täglich 2—3 Mal V. — 1 Stunde lang anhängt. Von Zeit zu Zeit muss das Pulver in dem Beutel aufgelockert werden, damit der Kohlenstaub recht einge-athmet werden kann. Jeden Talaquo;: sibt man frisches Pulver in den Beutel und gewöhnlich tritt nach 8 — 12 Tagen merkliche Besserung, selbst Heilung ein. Aeusscrlich benuzt man das Kohlenpulver als absorbirendes und gelind erregendes Mittel bei allen unreinen, stark jauchenden, slinkendenWunden und Geschwüren, besonders bei dergleichen Widerrüstschäden und Sattcldrücken. Beim kalten Brande und Krebse wird es aber nicht viel nüzen und muss dem Chlor nachstehen.
3Ian gibt das Pulver der frisch ausgeglüheten Kohle für Pferde von V* — 1 U., Rindern bis auf 2 U., Schafen, Ziegen und Schweinen bis auf 3 Drachmen^ Hunden 10 bis 30 Gran, in Zwischenzeiten von 2 — 4 Stunden. Die Anwendung geschieht in Pillen und Latwergen, bei Schafen auch in Lcken und bei Schweinen im Gc-
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tränk. Nach Umständen sozt man der Kohle Schwefel; bittere, aromatische oder adstringirende Pflanzenstofle, aber keiiie Mineralsalze zu.
Aeusserlich wird es gewöhnlich für sich angewendet; zum Ein-athmen darf man es sogar nicht mit andern Substanzen vermengen.
Am besten nimmt man Kohle von Weiden, Pappeln oder anderm #9632;weichem Holze, Fichten, Tannen etc., doch kann man auch die Kohle von allen unsern einheimischen Sträuchern und Bäumen gebrauchen.
Ilolzsüure} Holzessiggt; brenzlicher Holzessig, Acidum pyro-lig-nosum, Acetum pyro-lignosum, ist ein Produkt der trockenen Destillation des Holzes und besteht aus Wasser, vieler Essigsäure, cssigsauerm Ammoniak, brenzlichtem Oel, Brandharz, einem stick-stolfhaltigcn Extraktivstoffe und aus einer Spirituosen Flüssigkeit, dem IIolzlt;jeist. Je nach dem Holze aus welchem die Ilolzsäure ge-Wonnen wirdj und nach dem Orte und der Art der Bereitung, ist die Zusaramensczung mehr oder weniger modifizirt.
Der durch nochmalige Destillation von den grübern empyreuma-tischen Bestandthcilen gereinigte Holzessig ist zum Arzneigebrauche weniger wirksam als der rohe^ weil der Holzgeist mit übcrdestillirt wird.
Der Holzessig wurde erst in neuerer Zeit als Heilmittel versucht und seine Indikationen sind noch nicht gehörig festgestellt.
Innerlich wirkt er als eigenthündiches Reizmittel und in grossen Gaben selbst als narkotisch scharfes Gift tödtlich. Man kann jedoch Pferden und Rindern 3—4 Unzen reichen, ehe Wirkung erfolgt, wenn diese aber erst eintritt, so wird sie sich durch üble Zufälle beurkunden.
Aeusserlich wirkt die brenzliche Ilolzsäure reizend , zusammen-ziehendj Absonderungen vermindernd und verbessernd, die gesunde Granulation befördernd.
3Ian benuzt sie mit vielem Erfolge gegen langwierige Verschwä-rungeiij Mauckengeschwüre, Widerrüstschäden, vorzüglich aber gegen Fisteln in den Hufen. Auch bei der Klauenseuche der Wiederkäuer und Schweine leistet sie sehr gute Dienste, wenn die Geschwüre öfter damit ausgepinselt werden. Da man bei herrschenden Seuchen immer grosse Quantitäten Arzneien braucht, so ist die brenzliche Holzsäure ihrer Wohlfeile wegen, bei der Blasenseuche sehr empfehlenswcrth.
Die Holzasche, cinis, besteht hauptsächlich aus kohlensauerm
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Kali, dessen die Weinstockasche wohl am meisten, Asche von Nadelhölzern aber nur wenig enthält. In der Asche finden sich auch salzsaueres und schwefelsaueres Kali, Eisenoxid, Thon und Kieselerde. Die Menge des kohlensauern Kali beträgt etwa die Hälfte der Masse in der Weiustockasche. Das kohlensaure oder vielmehr kohlensäu-erliche Kali besteht aus 75 Kali und 25 Kohlensäure. Die Wirkung der Holzasche ist jener der übrigen kalinischen Mittel ähnlich, doch milder. Die Thätigkeit der aufsaugenden Gefässe wird erregt, seröse Absonderungen vermehrt, geronnener Eiweissstofl aufgelöset, daher wirkt dass Mittel zertheilend auf Stockungen und Verhärtungen, gegen torpidc Entzündungen. Innerlich besonders wirkt die Asche eigenthümlich deprimirend auf krankhaft veränderte und vermehrte Sensibilität der Brust- und Baucheingeweide, absorbirt vorhandene Säuren, vermindert die Plastizität des Blutes, befördert Haut- und Harnabsonderung bedeutend, und verstärkt auch die Absonderungen im Uterus. Nach Anwendung der Asche findet sich im Harne weniger Harnsäure. In allzugrossen Gaben aber stört sie die Verdauung, bewirkt Lähmungen und Aezungen des Darmkanales, Durchfälle und selbst den Tod.
Die Asche wird als Pulver, Latwerge und Auflösunff eegeben. Pulver wird den Thicren weit in den Bachen hineingeschoben und auf der Zunge verrieben, eine Anwendungsart, die sich hauptsächlich bei Säure in den ersten Wegen eignet, wo man Umstimmung der Nerven des Nahrungsschlauches schon am Anfange desselben bewerkstelligen will. Latwergen reicht man Pferden, Auflösungen den übrigen Thieren.
Die Asche wird gegen Krankheiten, welche mit Stockungen und Anschoppungen im Hinterleib, mit Verstimmung der Gangliennerven, mit Neigung zur Säuerbildung etc. verbunden sind, angewendet Oben an steht hier der Dampf, dann Dummkollcr, Lecksucht, Windkoliken, Blähsucht, Verstopfungen, regelwidrige Abesonderungen in der Gebärmutter, weisser Fluss, Harnröhrenschleimfluss etc.
Dagegen darf man die Asche bei Plethora, rein sthenischen oder bedeutend vorgeschrittenen asthenischen Entzündungen^ Unverdau-lichkeit, Harnflüssen, Diarrhöen^ Blasensteinen etc. nicht anwenden. Leztere sollen durch die Asche sogar in ihrer Bildung begünstiget werden.
Die Gabe der Asche ist verschieden, je nach dem Holze von dem quot;sie kommt. Von der Tannen- und Fichtenasche darf man Pferden und Rindern täglich 4 Mal 8 Unzen,, kleinern Thieren bis 'A Unze
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reichen. Hunden gibt man lieber die Potasche. Buchenasche wird nur zu 3/4 gt; Weinstockasche nur zur Hälfte obiger Quantität gegeben, etc.
Statt der Asche kann man auch die Potasche, Cineres clavel-lati anwenden oder selbst die gereinigte Potasche, kohlensäuerüchcs Kali, basisch-kohlensaures Kali, Carbonas potassae, Kali subcar-bonicum. Die Gabe desselben beträgt bloss die Hälfte der Gabe der Weinstockaschc.
Das neutral - kohlensaure Kali, Bicarbonas potassae, Kali car-bonicum, ist zu theucr und entbehrlich.
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Dritter Alüsclmitt.
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Von den Miueralieii.
JjRineruloyie hcisst die Lcliro von den unorganisclien Natur-körpern, welche den festen Theil unsrer Erde bilden. Einige gasförmige und tropfbarflüssige Substanzen müssen ebenfalls in der Mineralogie betrachtet werden^, weil sie aus der Zersezung fester anorganischer Körper entspringen; d. h.j die Bestandtheile solcher bilden.
Der unterschied zwischen organischen und anorganischen Körpern ist schon in der Einleitung aufgeführt worden, ebenso die Charakteristik der Leztern. —
Die Mineralien liefern dem Thierarzte zwar nicht die meisten aber doch die am entschiedensten wirkenden Arzneikörper., ausser-dera aber kann er sich des Studiums der Mineralogie weit eher überheben, wie dessen der Botanik oder gar der Zoologie.
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Von den Hineralien überhaupt.
Alle Mineralien nehmen, wenn sie vom flüssigen zum festen Zustande übergehen und kein äusscres Hinderniss die Anordnung ihrer Theilchcn stört, regelmässige Gestalten an, die man Kry~ stalle nennt. Wenn aber gegenthcils eine äusscre Ursache ihre Anordnung stört, so bilden sie entweder unförmliche, angestalte Massen oder nehmen eine mehr zufällige, organischen Wesen von aussen ähnelnde Gestalt an^ die aber im Innern nicht die Spur von Organisation, ja selbst nicht immer von Krystallisation zeigt.
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Die Form der Krystalle ist übrigens bei jedem Minoral konstant dieselbe. Es kommen nur gerade Linien , aus solchen gebildete Winkel, Kanten und ebene Flachen bei ihnen vor. Alle krummen Linien und runden oder rundlichen Formen sind unre-gel massig.
Der Bau der Mineralien ist sehr einfach. In den Krysfallen besteht er in nichts anderm als derKrystallisalion selbst; die unre-gclmässig gestalteten Mineralien können dicht, blätterig, löcherig, sclncammig, zellig, faserig, schieferig, pulverig, körnig u. s. 'kV. sain.
Der Bruch der Mineralien, d. h. die Oberlläche der Stücke welche man beim Zerschlagen derselben wahrnimmt, bildet ein gutes Zeichen zur Erkcnntniss der Arten. Bei den ICrystallen entspricht der Bruch immer der Gestalt, ist daher blättrig, faserig, winklicht etc. Bei unregelmässig gestalteten Mineralien ist er oft muschelig, d. h. die eine Bruchfläche ist concav^ die andere conve.v, beide mit concentrischen Streifen, gleich den Schalen gewisser Mollusken. Der Bruch kann glasig sein, har%ig, wachsühnlich, d. h. von Glas-, Harz- oder AVrachsglanze,, und die Bruchflächen nicht selten entsprechender Consistenz, endlich erdig., wie z. E. der Bruch der Kreide.
Jede Gattung der Mineralien hat ihr eigenthümliches Gewicht, welches zwar bei allen Exemplaren (wenn man so reden darf) eineF und derselben Galtung das nämliche bleibt, bei den verschiedenen Gattungen aber ausserordentlich verschieden ist. Dieses Gewicht nennt man das spezifische,' es stellt das Verhältniss eines Körpers von gegebenem Umfange zu andern vom nämlichen Umfange dar. Als Verglcichungspunkt nennt man das desfillirte Wasser und sezt dessen spezifisches Gewicht auf 1. Um so viel schwerer nun ein gewisses Stück z. B. ein Cubus eines andern Körpers als ein gleich grosser Cubus dest. Wasser wiegt, um so viel grosser ist das spez. Gewicht dieses Körpers.
Um das spezifische Gewicht eines Körpers zu finden, muss er erst in der Luft, dann im Wasser gewogen werden. Die einzelnen Manipulationen hierbei zu beschreiben, bleibt der Physik überlassen.
Mineralien, welche, gleich dem Glas oder reinen Wasser, das Licht durchgehen lassen, so dass man alle hinter ihnen befindlichen Gegenstände deutlich sehen und unterscheiden kann, heissen durch-sichtig, solche, durch welche man zwar Licht und Schatten sehen
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kann, hinter denen die Umrisse der Gegenstände aber uiulentlich zu erkennen siud, nennt man durchscheinend; endlich solche, welche nur laquo;reuen laquo;rrelles Licht laquo;ehalten, den Lichtstrahlen eiaisen Durch-Sans quot;cstatten, durchschimmernd. Alle übrigen sind undurchsich-fjy. Am seltensten sind die durchsichtigen, weniger selten die durchscheinenden, häufiger die durchschimiuernden, am häufigsten aber die undurchsichtigen Mineralien. Uebrigens nähern sich die durchscheinenden und durchschimmernden Mineralien den undurchsichtigen oder dunkeln um so mehr, je dicker und grosser ihre blasse ist und den durchsichtigen, in je dünnere Blätter sie gespalten werden. Reine Metalle sind stets dunkel.
Einige Mineralien sind farblos, andere verschiedenartig gefärbt. Solche, die zugleich undurchsichtig und farblos sind, erscheinen weise.
Die Farben der Mineralien sind entweder eigenthümlich, d. h. bei einer ganzen Gattung findet sich stets die nämhehe Farbe vor und dient als ein charakteristisches Kennzeichen, oder aber, sie sind zufällig, was von Beimischung oder Beimengung solcher Substanzen herrührt, die nicht gewöhnlich einen Bestandlheil des, sonst anders gefärbten Minerals ausmachen. Gewisse Mineralien spielen auch in llegenbogcnfarben, was weniger von ihren Bestandlheilen als von unregelmässiger, spaltiger Struktur herrührt, wodurch das einfallende Licht ungleich zersezt und zurückgeworfen wird.
Einige Metalle phosphoresciren, d. h. sie leuchten im Dunkeln mehr oder weniger selbstständig. Diese Eigenschaft kann durch Reibung, Erhizung oder blosse vorhergegangene starke Beleuchtung erzielt werden. Einige Mineralien sind weich, mehre hart^ einige zähe, andere spröde, einige dehnbar, andere leicht zerreissbar, gewisse biegsam, die meisten hart und brüchig.
Gewisse Mineralien sind im Wasser oder andern Flüssigkeiten auflöslich und haben dann einen eigenthümlichen Geschmack; die unauflöslichen schmecken nicht. Der Geruch der Mineralien ist ebenfalls für die Gattungen,, die solchen bosizen, eigenthümlich.
Beim Befühlen zeigen sich die Mineralien glatt oder rauh, er-dicht^ fettig etc.
Gewöhnlich genügen die hier angeführten physikalischen Kennzeichen nicht, um die Mineralien genau unterscheiden zu können und man sieht sich genöthiget; zu chemischen Kennzeichen seine Zuflucht zu nehmen.
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Die Chemie hat bisher 55 einfache, nicht weiter zerlegbare Körper oder Elemente dargethan.
Die Mineralien sind nun entweder solche einfache Korper fwie z. f!. die regulinischen Metalle) oder und am häufigsten sie sind binär d. h.sie bestehen aus der chemischen Vereinigung zweier Elemente. Seltener finden sich ternäre Mineralien die aus der Vereinigung zweier binären Körper entstehen^ in denen beiden der eine der zwei Be-standtheile der nämliche ist, und am seltensten finden sich quater-näre Mineralien, die entweder aus einer binären und trinären oder drei binären Verbindungen besteht, welche leztere ein Element gemeinschaftlich haben. —
Atome nennt man die kleinsten materiellen Theilchen die man sich zu denken vermag^ und die ihrer Kleinheit wegen unsern Sinnen einzeln nicht mehr wahrnehmbar sind. Es gibt besreinich so viele Arten Atome als Elemente. Die Verschiedenheiten^ welche man an den Mineralien wahrnimmt rühren nun von der Art, der Zahl und der gegenseitigen Lage ihrer Atome her, wesshalb auch die chemischen Zusamnicnsezungen der Mineralien ins Unendliche vervielfältiget werden könnten. Allein die Natur hat hier besondere höchst merkwürdige Kegeln aufgestellt, welche sie nie überschreitet. Es können sich nämlich nur stets eine und dieselbe Zahl von Atomen eines Elementes mit einer gleichstarken oder andern aber stets einer und derselben Zahl von Atomen eines anaern Elementes zur Bildung bestimmter Körper vereinigen. Ein Beispiel erkläre dieses..
Sauerstoff verbindet sich mit Schwefel; aber nie werden sich 30 Atome von Sauerstoff mit 100 \tomen Schwefel oder 140 S. st. mit 60 Schw. verbinden, sondern nur 50 S. mit 100 Schw., wo sie dann die unter schw efliehte Säure bilden, oder gleichviel von beiden zur Bildung der schweflichten Säure, oder 125 S. mit 100 Schw., was Unterschwefelsäure, endlich 150 S. mit 100 Schw., was Schwefelsäure gibt.
Mehr als vier Verbindungen' der Atome zweier Körper hat man noch nie gefunden, wohl aber verbinden sich die meisten Elemente nur auf eine oder zwei Proportionen.
Ein nämliches Verhältniss findet man bei den binären, ternären etc. Körpern.
Zur Zerlegung der Mineralien in ihre Besthandtheile bedient man sich der Galvanischen Batterie oder Voltaischen Säule. Gewisse Bc-standtheile sammeln sich nun am positiven, andere am negativeigt;
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Pol. Jenes sind eleklrouegative, dieses elektropositive Körper. Auch die übrigen chemischen Untersuchungsarten auf trockenem und nassem Wege werden zu genauerer Erkenntniss der Mineralien angewendet. —
Die Art und Weise des Vorkommens der Mineralien in der Erdrinde ist. nicht bei allen die nämliche.
Sie bilden entweder Schichten oder Bänke von verschiedener Ausdehnung in die Länge und Breite. Oft sind sie 10, 20 bis 40O Fuss dick, oft nur einige Zolle. Oft liegen sie horizontal, oft mehr oder weniger geneigt; höchst selten perpeudikular. Zuweilen sind sie zerbrochen und bilden dann treppenähnliche Zickzacks.
Zuweilen finden sich Anhäufungen von Mineralien, die eine ziemlich kleine Ausdehnung nach allen Seiten hin zeigen und ganz in andere, völlig unähnliche Substanzen eingelagert sind. Hieher gehören Nester, Nieren und Kerne. Ersterc haben gewöhnlich einen weit grössern Umfang wie die beiden leztern und bestehen meist aus zerreiblichen Substanzen, ihre Gestalt ist sehr unre-gelmässig.
Die Nieren sind unregelmässig abgerundet mit vielen knotigelaquo; Hervorragungen. Sie haben selten über einige Fuss Durchmesser. Am bekanntesten sind die Feuersteinnieren in Kreidelagern.
Die Kerne endlich sind ohne knotige llcrvorragungen und meist sehr klein. Sie scheinen sich in schon vorherbestandenen rundlichen Aushölungen nach und nach gebildet zu haben.
Gänge nennt man abgeplattete Massen von Mineralien, die keine parallel laufende Flächen haben, sondern mehr oder weniger winkelicht in den Bänken anderer Mineralien sich hinziehen, ohne der Richtung derselben zu folgen. Ursprünglich waren solche Gän^e blosse Spalten die zufällig gebildet wurden und de sich später mit Mineralien von verschiedener Beschaffenheit füllten. Meist enthalten sie autopsido Metalle.
Wenn die Giinge äusserst dünn und klein sind, nennt man sie Aden. Es ist aber nicht nöthig, dass die Adern gerade^ mit fremdartigen Mineralien ausgefüllt seien, das Mineral der Bank, iii welcher die Adern verlaufen, kann in denselben nur eine verschiedene Farbe angenommen haben, wie man zum ß. an dem geäderten Marmor sieht, der ganz aus kohlensauerm Calciumoxyd besteht.
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Die Eintheilang der Mineralien geschieht am besten nach ihrer chemischen Beschaffenheit und so erhält man erst Metalloide und Metalle. Die Leztcrc müssen wieder in solche unterschieden werden, welche in der Natur regulinisch vorkommen oder doch leicht aus ihren Verbindungen in regulinischen Zustand zu reduciren sind und in solche, welche nie regulinisch in der Natur gefunden werden und auch nur schwer als Metalle aus ihren, meist temären Verbindungen dargestellt werden können. Diese nennt man hele-ropstde, jene autupside Metalle. —
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raquo;laquo;•laquo;lt;
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Ilaquo; Hauptabtlieiluu^.
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Metalloide.
Jroste, tropfbar flüssige oder gasfürniigc Korper. Im Zu-stautlc der Reinheit und cristallisirt meist durchsiclitig oder durchscheinend. Spezifisches Gewicht selten über 3;00. Gewöhnlich Nichtleiter der Wärme und Elektrizität; wesentlich elektroncgativ.
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Erste Ciattnng.
Schwefelj Sulphur, s. Sulfur.
Einfacher j fester schön gelber Körper ohne Geschmack und, nach dem Reiben, von schwachem Geruch, im Wasser ganz un-lüslich^, im Zustande völliger Reinheit und Cristallisation durchscheinend, durch Reiben negativ elektrisch werdend. Spez. Gew 2,07 — 2,10.
Der Schwefel ist leicht schmelzbar und brennt mit blauer Flamme. Beim Verbrennen bildet er mit dem Sauerstoff der Luft die s. g. schweflichte Säuregt; welche den erstickenden Schwefelgeruch verursacht. Diese Säure ist zwar dem Chemiker wichtig, in der Thierheilkunde kommt sie aber nicht in Betracht.
Man findet den Schwefel crystallisirtj oder pulverig, oder in Massen, oder vermischt mit andern Stoßen, die seine Farbe nicht selten insRothe oder Grüne umwandeln.
Mim fiiulct den Schwefel sehr reichlich in der Natur vor,
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namcnllicli in der Nähe dor Vulkane. In Sizilieii macht er eiuen Haupthandelsarlikel aus. Der Schwefel ist in vielen Mineralquellen mit Wasserstoff verbunden und bildet die übelriechende Schwefelwasserstoffsäure , ans der er sich zuweilen niederschlägt. Man gebraucht den Schwefel in verschiedenen Gewerben. Zum arzneilichen Gebrauche wird er geschmolzen und in Stangenform gegossen. Noch besser ist es, wenn er durch Sublimation gereiniget wird, wodurch die Schwefelblumen,, Flores sulfnris, entstehen. Der s. g. Rossschwefel, S. caballinum, ist der mit vielen erdichten und andern unreinen Thcilen gemischte Schwefel sowie er gegraben wird: er muss zum thierärztiieheu Gebrauche verworfen werden.
In kleinen Gaben verursacht der Schwefel bei unsern Haus-thieren keine bemerkbare Wirkung, wird er aber in massig starken Gaben und während mehren Tagen gereicht, so nimmt die Hautaus-dünstung einen cigenthämlichen Geruch an, später die Blähungen, der Koth und die ausgeathmete Luft. Die Verdauung wird lebhafter, der Koth fester und kleiner geballt, und ärmer an Säure. Gfös-sere Gaben erregen Laxiren und stören die Verdauung, ja können selbst Darmentzündung und den Tod bewirken.
Bei der Anwendung des Schwefels auf die Haut wird diese etwas geröthet und riecht nach Schwefel, weitere Einwirkungen sind aber nicht bemerkbar.
Der Schwefel wirkt als eigcnthümliches Reizmittel auf das Lymphgefässsystem, die Schleimhäute und die allgemeine Decke indem er deren Thätigkeit vermehrt und verändert, die grossen Gc-fässe aber und das Nervensystem erfahren keinerlei Einlluss von seiner Anwendung. Der Schwefel wird zum Theil unverändert in die Materie des Körpers aufgenommen und dann durch vermehrte Hausausdünstung wieder ausgeschieden, zum Theil aber verwandelt er sich durch die im Nahrungsschlauche sich vorfindenden alkalischen und sauern Stolle in schweflichtc Säure, Schwefelwasserstoff etc., wodurch er dann auf die Darmwandungen reizend wirkend wird.
Man wendet ihn sowohl innerlich als äusscrlich als Heilmittel bei Krankheiten die in gehemmten Ab- und Aussonderungen, besonders aus der Haut und den Lungen und in zu geringer Thätigkeit der Venen und Lymphgefässe begründet oder mit Stockungen in diesen Gelassen und in den Lymphdrüsen verbunden sind , an.
Dagegen ist die Anwendung des Schwefels überall zu vennei-
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den, avo aktive Entzündung oder zu stark vorgeschrittene Entmischung: der Säfte zugegen ist.
Ein vortreffliches Mittel ist der Schwefel bei rhevmatischen Brustfellentzündungen^ wenn dieselben schon im Stadium der Abnahme vorgerückt sind und noch Husten mit zu geringem Auswurf besteht. Auch bei Strengel, Driiss, Braune , Husten ,, Lungenka-tarrh und selbst Lungenknoten; ferner bei liehe und andern rhevmatischen Leiden der Extremitäten leistet er gute Dienste, dagegen gar keine bei Roz und Wurm. Als Präservativ gegen verschiedene Seuchen und andere Krankheiten, namentlich die Hundestaupe, mixt er nichts. Dagegen benuzt man ihn sehr häufig bei Hautkrankheiten besonders Flechten, Runde, Nesselsucht und Mauke, obwohl es hier eben so gute oder selbst bessere anderweitige 3Iittel gibt. Aeusserlich wird der Schefel gegen Räude, Flechten, Mauke und andere Hautkrankheiten ebenfalls angewendet, er leistet aber nur geringe Dienste.
#9632; Den Schwefel in grossen Gaben zu reichen ist nicht räthlich, gewöhnlich gibt man ihn grossen Hauslliieren zu 72 — 2 Unzen, Schafen und Schweinen zu x/a— 1 Dr., Hunden von 5 — 15 Gran täglich 2—3 Mal durch längere Zeit anhaltend und versezt ihn gewöhnlich mit aromatischen Mitteln, aber nie mit metallischen, weil er diese chemisch verändert.
Die beste Form ist die Latwerge oder die Pille, in Flüssigkeiten sezr er sich gerne zu Doc'.en und als Pulver wird er von den Thleren verschmähet, da er die Zähne belästiget. Ihn in Stücken iirs Trinkwasser der Hunde zu legen, ist ungereimt, denn er löst sich ja im Wasser gar nicht auf.
Aeusserlich wird der Schwefel gewöhnlich mit 8 Th. Fett zur Salbe gemacht und eingerieben.
Schwefelbalsam, Schwefellinimente etc. sind ganz obsolet.—
Schwefelsäure, Acidum sulphuricum. Ist ilüssig, farblos, von öligter Consistenz und ohne Geruch. Spez. Gew. 1,25. Der Geschmack ist äusserst äzend. Sie besteht aus 1 Th. Schwefel und 3 Th. Sauerstoff. Man findet sie ebenfalls in der Nähe der Vulkane in Quellen, mit Wasser verdünnt, doch wird die meiste in Fabriken künstlich bereitet.
Die rohe Schwefelsäure, A. s. venale s. crudum enthält oft fremdartige Bestandtheile, wcsshalb sie meist farbig aussieht, man benuzt daher gewöhnlich die gereinigte Schwefelsäure, A. s. rec-tificatum.
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Dieselbe wirkt im konzentrirten Zustande auf die (hicrischen Gebilde azend, zerstörend, wobei diese zuerst gelb, dann roth, dann braun und zulezt schwarz werden, jemehr die Schwefelsäure aber mit Wasser verdünnt ist, um so mehr verschwindet ihre äzende Kraft und verschwindet bei lüOfiiltiger Verdünnung gänzlich, so dass sie nun von den Verdauungseingeweiden ziemlich gut ertragen wird.
Die gehörig mit Wasser verdünnte Schwefelsäure ist angezeigt: Bei jedem putriden oder solchen Krankheitsz.ustande ^ der mit vermehrter Expansion des Blutes, mit Neigung zur Verflüssigung, mit Entmischung und fauliger Zcrsczung der organischen Materie, mit übermässigen Ab- und Aussonderungen und gleichzeitig mit Atonie und Erschlaffung der festen Theile verbunden ist.
Sie ist daher bei asthenischen Fiebern, besonders Faul- und Kervenfiebern^ bei Orgasmus des' Blutes, beim Milzbrand, bei venösen und passiven Congcstionen und Blutflussen, bei Dyskra-sieen und Cachcxieen sehr nüzlich, und zwar um so mehr, je mehr diese Zustände in der Säftemasse begründet sind,
Aeusserlich wird die conzentrirte Schwefelsäure als Aezmit-tclj doch nur äusserst selten angewendet, und es sind ihr feste Aczmittel, die man ganz in seiner Gewalt hat, vorzuziehen. Man gibt die Schwefelsäure Pferden und Rindern von Dr. 2 bis U. x/aj Schafen, Ziegen und Schweinen zu Dr. Va — 1, Hunden zu 5 — 12 Gran auf einmal, stets mit der gehörigen Menge Wassers verdünnt, so dass die Flüssigkeit erträglich sauer schmeckt. 3Iit Pulvern die Schwefelsäure zur Latwerge machen zu Avollen, ist nicht passend, hingegen sezt man der verdünnten Säure gerne nach Umständen schleimige oder ätherisch-öligte Flüssigkeiten, Weingeist etc. zu.
Die Hallersche saure Mixtur, oder das saure Elixir, Elixir aeidum Halleri, Mixtura sulphurico aeida, bestand ursprünglich aus gleichen Theilen coucentrirter Schwefelsäure und rektifizirten Weingeistes. Gegenwärtig wird sie gleich dem s. g. Rabeischen Wasser, Aqua Rabelii, aus 1 Th. Säure mit 5 Th. Weingeist bereitet. Sie wirkt flüchtig erregend und stark zusammenziehend und kann in etwas grössern Gaben in allen Fällen avo die Schwefelsäure angezeigt ist, gleich dieser angewendet werden. Man gibt sie besonders gerne bei sehr gesunkener Seasibilität und sie wird besser wie die blosse Säure ertragen.
Das Thedensche Schusswasaer, die säurraquo; Wimdmischuny,
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Aqua Tulneraria Thedeni. 3!ixtura vulneraria acida^ besteht ans 6 Tli. rohen Weinessigs, 3 Th. rcktifizirten Weingeistes, 1 Th. verdünnter Schwefelsäure und 2 Th. abgescliäuinten Honigs. Sie wirkt sehr zusamnienzichend und auch erregend, wurde ehemals als blultstillcndes Mittel, besonders bei Schusswundeu stark gebraucht, ist aber jezt obsolet. —
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Zweite CSattung.
Chlor.
Einfacher gasförmiger Korper von gelbgrüner Farbe, starkem eigenlliüralichem Gerüche und unfähig geathmet oder verbrannt zu werden. Das Chlor wird unter heftigem Druck und bei sehr niedriger Temperatur tropfbar llüssig, nimmt aber gleich nach aufgehobenem Drucke seine Gasform wieder an.
Es scheint in der Natur nicht für sich vorzukommen , obschon es vielleicht von den Vulkanen ausgeschlossen werden konnte. Es wird meist durch Kunst aus verschiedenen dasselbe enthaltenden Körpern bereitet. Das Chlor hat eine grossc Verwandtschaft zum Wasserstoffe, den es allen andern Körpern entzieht und mit ihm die Chloru-asscrstoffsHurcj Sa/zsäit/a, Aciduin hydrochloricmn, bildet. jUit Wasser bildet es leicht ein inniges mechanisches Gemenge, 1 Th. destillirten kalten Wassers nimmt IVu — 2 llaumtheile Chlorgas auf, warmes Wasser aber weniger und gewöhnliches Brunnenwasser enthält zu viel chemisch wirkende Bestandtheile, um das Chlor ohne Schaden mit ihm mengen zu können.
Mehre Metalle vereinigen sich entweder chemisch mit Chlor und bilden s. g. Chlorüre, oder sie absorbiren dasselbe wenigstens, lassen es aber bei erhöheter Temperatur wieder fahren.
Das Chlor findet seine meiste Anwendung in der Thierarznei-konde als Räucherung, welche auf folgende Weise bereitet wird: 1 Th. feingepulvertes Braunsteinüberoxyd wird mit 3 Th. feinzer-stossenem, trockenem, reinen Kochsalz gut vermengt; in einen flachen irdenen, gut glasirten Teller ausgebreitet und mit einer Mischung von 2 Th. roher Schwefelsäure nnd 2 Th. Wassers, unter beständigem Umrühren mittelst eines thönernen Pfcifcnsticles bc-feuchtet. Das im Kochsalz befindliche Chlor wird nun frei und entweicht in Gestalt von dicken wcissgelben, die Lunge sehr belästigenden Dämpfen. Will man die Eutwickciung des Chlors schnei-
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ler haben, so wird der Teller von unten erwärmt und will man sie plözlich sehr reichlich haben, so wird die Schwefelsäure ohne. Wasser mit einem Male auf das Gemisch getröpfelt,, worauf mau sich schnell entfernt um nicht Gefahr zu laufen, zu ersticken. Für einen Raum von 4000 Cubikfuss, also etwa 20 Fuss lang und breit und 10 Fuss hoch, reichen Va U. Braunsteinoxyd, l'A ü. Salz und 1 U. Schwefelsäure hin. — IVz Unze Chlorkalk mit eben so vielem sauerm schwefelsauerm Kali gemischt, erfüllen ebenfalls, wiewohl in längerer Zeit, 400^ Cubikfuss mit Chlorgas. Das Chlor mindert die Plastizität des Blutes, macht seine Farbe du;ik-ler, selbst in den Arterien, reizt die Luftwege, vermehrt die Sekretion der Schleimhäute und verbessert deren Produkt; alle Absonderungssäfte verlieren, wenn das Chlor örtlich auf ein Abson-derungsorgau angewendet wird, ihre eigenthümliche Farbe und Geruch. Man hat das Chlor in Gestalt von Chlorwasser versuchsweise bei Roz, Wurm und andern lymphatischen Cachcxieen angewendet, doch war sein Erfolg sehr dubios. Dagegen wird das Chlorgas zur Reinigung von Ställen bei herrschenden ansteckenden Krankheiten mit dem besten Erfolge verwendet. Zu gleichem Zwecke werden Wände, Stallgeräthschaften etc. mit Chlorwasser abgewaschen. Durch solches Verfahren werden sowohl flüchtige als fixe AnsteckungsstofTe gänzlich zerstört, eine Wirkung die das Chlor auch auf andere schädliche Ausdünstungen ausübt.
Wenn das Chlorwasser einige Zeit lang aufbewahrt wird, so verwandelt es sich in Salzsäure.
Der Chlorkalk^ Chloretum Calcii, besteht aus Chlor und Calcium, ist aber für thierärztliche Zwecke zu theucr, daher man gewöhnlich den sehr wohlfeilen Rückstand nach der Bereitung des Salmiakes anwendet, der zwar auch Calciuinhydrat und einige andere Salze enthält, die jedoch seiner Wirkung keinen wesentlichen Eintrag thun.
Die Wirkung des Chlorkalkes ist der des Chlores sehr ähnlich, örtlich aber viel heftiger und reizender, doch nur äusserlich, denn innerlich wirkt er ziemlich gelinde.
Innerlich reicht man ihn in Latwergen, grossen Hausthieren zu Va — 2 Unzen, Hunden von 5 —15 Gran, den übrigen Hausthieren zu 1—2 Drachmen, zwei bis drei Mal täglich.
Aeussorlich wendet man den Chlorkalk als Pulver und Auflösung au. Er dient auch zur Desinfektion der Ställe und Stallge-
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rathschaften, die mau mit Chlorkalkauflosung tüchtig übertüncht und dann später mit reinem Wasser abwäscht.
Innerlich den Chlorkalk anzuwenden ist nicht nöthig, da man andere, bessere Mittel hat^ indess kann er bei veralteter Drüse, Lungeuverjauchungen etc. von gutem Erfolge sein.
Aensserlich dagegen wendet man sehr häufig eine Chlorkalklösung zu Einsprizungcn in Fisteln, jauchigte Geschwüre, namentlich Strahlkrebs und Drüsengeschwüre, und zwar mit ausgezeichnetem Erfolge an.
Chlorwasserstoffsäure, Salzsäure, Acidum hydrochloricura, besteht aus gleichen llaumtheilen Chlor und Wasserstoff, dem Gewichte nach aber aus 36 Chlor und 1 Wasserstoff. Sie ist gasformig, farblos, verbreitet einen eigenthümlichen, erstickenden Geruch und mischt sich begierig mit Wasscy, wodurch sie tropfbar flüssig wird. Man findet die Salzsäure in verschiedenen Quellen in der Nähe von Vulkanen, auch steigt sie gasförmig aus Lezteru auf. Meist wird sie aber aus verschiedenen Salzen, die sie enthalten, künstlich gewonnen.
Wenn Wasser vollständig mit Salzsäure gesättiget ist, nennt man es konzentrirte Salzsäure. Berührt diese die lebende thierische Substanz, so zerstört Sie dieselbe, wirkt also äzend.
Zum innerlichen Gebrauche wird die Salzsäure mit 16 — 20fa-chem Wasser verdünnt, wirkt dann auf das Nervensystem belebend, ohne sehr zu reizen und hethätiget die Ab- und Aussonderungen. In Leiden der Verdauungsorgane hat sie sich nicht sonderlich bewährt und überhaupt ist ihr die weit wohlfeilere und besser wirkende Schwefelsäure, die mit ihr so ziemlich einerlei Indikationen hat, vorzuziehen. Form und Gabe stimmen ebenfalls mit denen der Schwefelsäure überein. Die eisenhaltige Salzsäure, in welcher etwas Eisen aufgclösct ist, hat leider ihren guten Ruf bei der Rinderpest so wenig wie andere Heilmittel bewährt und ist daher auch nicht mehr gebräuchlich.
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Dritte Oattimg.
Bor.
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Vierte Oattung.
Silicium.
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Fünfte CiaUiuis.
Kohlenstoff.
Kommt in der Natur nie rein für sich vor} ausser im Diamant, welcher den reinen Kohlenstoff darstellt. In verschiedeneu Ver-bindunofen aber ist er sehr reichlich verbreitet.
Diamant, Anthracit, Steinkohle, Braunkohle, Torf, Berg-naphta, Steinöl, Asphalte, Bernstein, Graphit, Kohlensäure etc. gehören hieher.
Steinöl, Oleum petrae, Petroleum.
Ist ein braunes, starkriechendes, dickflüssiges mineralisches Ocl. Es brennt sehr leicht und verbreitet dabei einen dicken schwarzen Rauch. Man findet es häufig in Quellen, wo es auf dem Wasser schwimmt und auf demselben, angezündet, fortbrennt. In Frankreich, Italien, Ungarn, Syrien u. s. w. ist es nicht selten.
In der Thierheilkunde wird es in gleicher Form und Gabe wie das stinkende Thieröl gebraucht^ seine Wirkungen stimmen mit diesem überein, es ist aber völlig entbehrlich.
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Sechste Ciattiuiglaquo;
Wasserstoff.
Findet sich nie rein für sich in der Natur, sondern mit Sauerstoff verbunden im Wasser mit Schwefel im Schwefelwasserstoffgas und mit Kohlenstoff im Kohlenwasscrstoffgas. Das erstcre dieser beiden Gase findet sich häufig in Abtritten, das leztere in Bergwerken. Beide sind zum Einathmen untauglich und daher tödtlich. Auch aus verschiedenen Arzneimitteln entwickeln sie sich im Nahrungsschlauch der Thiere.
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-*-laquo;gt;^laquo;Scopy;laquo;*Mlaquo;
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i.
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II. Hauptalitlieiluiig.
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Ueteropside Metalle.
jfJlan nennt so Metalle, die niemals im s:cdieo-enen und mc-tallischen Zustaiule, sondern immer mit andern Slatcrien dergestalt verbunden vorkommen, dass ihre Eigenschaften völlig maskirt sind. Ihr spezifisches Gewicht ist stets sehr gering und oft kleiner wie das des Wassers.
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Erste Ordnunar.
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Üiilosliche Ox^'de.
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Krste Gattung.
Zirkon.
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Zweite Gattnng.
Alumin.
Das Alumin ist ein Metall, welches mit Sauerstoff verbunden als Aluminoxyd oder reine Thonerde, meist noch mit andern Substanzen vererzt, vorkommt.
Hieher gehören Corindon, Alunit, Alaun, Topas, Rubin und die verschiedenen Töpfcrthonc, Porzellanerde u. s. w.
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quot;r
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Alaun, oder schwefelsaures Thonkali, Alumen_, A. Crudum^ Sulphas alu-minicokalicus cum aqua, Argilla kali sulphurica, ist ein Doppelsalz das aus sclnvcfelsauerm Kali (auch Natrum oder Ammonium) schwefelsaurer Thonerdo und über 45% Cristallisationswasser besteht. Der Alaun ist in 16 — 20 Theilen kalten Wassers löslich, hat einen süsslichten herben Geschmack, kommt in weissen, hell-durchsichligcn, kubischen Cristallen vor und ist sehr oft mit Eisenoder Kupferoxyd verunreiniget. Sein spezifisches Gewicht ist 1,71. Man findet ihn in vulkanischen Gegenden ziemlich rein, gewöhnlich aber wird er durch Ilösteu von Thonschiefer u. dgl. in eigenen Fabriken bereitet.
Durch Brennen in einem thönernen, oben offenen, unglasirtea Topfe verliert der Alaun sein Cristallisationswasser und zerfällt in eine schwammartige, zerreibliche Masse, die man gebrannten Alaun, Alumen ustum nennt. —
Der rohe Alaun wirkt sehr zusammenziehend , sowohl innerlich als äusserlich, er unterdrückt die Ab- und Aussonderungen, stillt Blutungen, bewirkt indess in zu grossen Gaben Kolik, Durchfall und durch Magen- und Darmentzündung den Tod.
Kleine Gaben des rohen Alauns, lange hintereinander wiederholt, bewirken Koliken, Verstopfung und Abzehrung. Als fäulnisswidriges Mitlei ist der rohe Alaun, sowohl innerlich wie äusserlich angewandt, sehr berühmt.
Der gehrannte. Alaun dagegen tfirkt äzend und darf daher innerlich nicht angewendet werden.
Der rohe Alaun wird innerlich in Latwerge für Pferde angewendet. Zu solchen Latwergen werden Pflanzenpulver und als Constituens Syrup oder, Honig zugesezt aber kein Wasser, weil sonst der Alaun in diesem zerfliessen und die Latwerge dann zu dünnflüssilt;r würde. Den übrigen Ilausthieren reicht man den Alaun als Auflösung, eine Form die auch äusserlich meistens angewendet wird. Nur selten streut man Pulver von Alaun in offene Flächen.
Den lt;rcbraniUeiii Alaun darf man bloss als Pulver zum Ein-streuen benuzen, denn im Wasser aufgclöset wird er begreiflich wieder zu rohem Alaun. Alaunsalben sind nicht empfehlenswerth.
Der rohe Alaun wird grossen Ilausthieren zu 2—5 Drachmen, Hunden zu 2 —10 Gran, Schafen etc. zu 10 Gran bis 1 Drachme,
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2—3 Mal täglich gereicht. Es ist nicht räthlicli; den Alaun länger als 3 Tage nacheinander fortzugeben.
Innerlich wird dieses Mittel mit Vortheil bei chronischem Blut-harucn, chronischer Diarrhöe, dann bei Typhus und andern faulich-ten Krankheiten gereicht.
Aeusserlich wird Alaunauflösuno' auf laxe Weichgcbilde, die mit der Haut noch umgeben sind, Brüche, Quetschungen u. dgl. verwaschen. Den gebrannten Alaun streut man auf schlaffe unreine, jauchigte, profus eiternde oder üppig granulirendc Geschwüre.
Gegenanzeige ist sowohl für den rohen als gebrannten Alaun bei Plethora, aktiven Congcstionen und Entzündungen stets vorhanden.
Thon, Argilla.
Man nennt so verschiedene sehr fette und weiche Erden, die sich im Wasser nicht auflösen aber doch sehr fein zerrühren lassen. Sie bestehen der Hauptsache nach aus reiner Thoncrdc, sind aber mit Eisen, Kiesel, Kalk etc. sehr verunreiniget. Es wurden früher mehren Thonartcn ganz besondere Heilkräfte zugeschrieben, z. B. dem rothen Bolus, der Sicgclerde u. s. w. die sich aber nicht bewährt haben. Gegenwärtig beschränkt man sich darauf, den Lehm und den Letten oder Töpferthon als äusserliches Thier-arzneimittel zu benuzen.
Wenn diese Thone mit kaltem Wasser oder Essig oder Salmiak mit Essig, Bleiwasser etc. zum dünnen Breie gemacht werden, so behalten sie die Kälte ziemlich lange und bringen zu gleicher Zeit die eingemengten Substanzen mit den kranken Theilen, auf welche der Thonhrei applizirt wurde, in Berührung.
Thonbrei, gegen die Haare der Thiere gestrichen, hängt in diesen von selbst, daher seine Anwendung keinen grossen Schwierigkeiten unterliegt. Uebrigens wirkt die Thonerdc an und für sich adstringirend, wesswegen ihre Anwendung in rein aktiven Entzündungen, zumal alsilafeinschlage nicht so unbedingt räthlich ist, wie von vielen gelehrt wird, besonders, wenn man noch den Umstand mit in Erwägung zieht, dass die Wärter selten genugsam mit kalter Feuchtigkeit nachhelfen, so dass der Thon bald eintrocknet und dann als schlechter Wärmeleiter die Entzündung der innern Huf-theile noch vermehrt^ als zusammenziehendes, Feuchtigkeit einsaugendes aber die äussere trocken und spröde macht.
Auf eiternde äussere Verlezungen den Thon als zusammenzie-
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hendes Mittel anzuwenden, ist nicht räthlich, dagegen werden mit Nuzen Tlionbrcie auf entzündete Geschwülste von Quetschungen herrührend applizirt, insbesondere bei Sattel - und Geschirrdrucken, bei passiven llufcnlzündungeu; bei Quetschungen der Vor-derkniee e(c.
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Dritte Oattimg.
Ittrium.
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Vierte Cattung.
Glycyn.
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Zweite Ordnung:.
Tiicilweise lösliche Oxyde.
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£rste f-atteiu^.
Magnium,
Dahin gehören Bittersalz, kohlensäuerliche Magnesia, Talk, Spekstein, Meerschaum etc.
Bittersalz, englisches Salz, epsomer, saidschüzcr Salz, schwefelsaures Mag-niumoxyd, schwefelsaure Magnesia, Sal aniarum, Magnesia sulphu-rica. Sulphas raagnesiae etc., ist ein farbloses, glasähnliches, an der Luft verwitterndes, im Wasser leicht lösliches, in rhombondö-schen Prismen krystallisirendes, sehr bitteres Salz, das aus 33 Schwefelsäure, 18 Magniuraoxyd und 48 Wasser besteht. Es kommt selten krystallisirt in der Natur vor, sondern wird aus verschiedenen Mineralquellen ausgesotten. Es ist in Wirkung und An-wendungsart dem Glaubersalz ganz gleich, daher das Nähere dort zu lesen ist.
Die kohlensäuerliche Magnesia wird aus diesem Salze gewonnen, ist aber ganz entbehrlich und durch die Kreide oder den gewöhnlichen Kalk zu ersezen.
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Calcium.
Das Calcium konmit nur als Oxyd in der Natur vor und wird dann Kalk genannt. Derselbe findet sich sehr reichlich mit verschiedenen Substanzen, am häufigsten mit Kohlensäure verbunden vor und bildet einen sehr grossen Theil des festen Theiles unsrer Erdrinde. Man zählt hieher: Marmor., Kalkspath, Gyps, Kreide, Flussspath. Kalksalpeter etc.
Kohlensaurer Kalk.
Derselbe wird als gewöhnlicher Kalkstein gebrochen und sehr häufig 7A\m Bauen benüzt. In eigenen Kalköfen wird er durch Brennen von seiner Kohlensäure befreit, so, dass das Calciumoxyd^ mit einigen Erden verunreiniget, übrig bleibt. Man nennt solchen gebrannten Kalk auch lebendigen oder äzenden Kalk, weil er die thieiiscbe lebende Materie bedeutend anäzt. Der gebrannte Kalk wird innerlich für sich nicht angewendet, sondern man löscht ihn mit 40 — 50 Theilen Wassers ab und bewahrt das nun entstandene abgeklärte Kalkwasser in wohlvcrstopften Gläsern auf. Es wirkt gelinde zusammenziehend, beschränkt vermehrte Absonderungen, bessert die Verdauung und stimmt jedenfalls das Gaugliennerven-system; überschüssige Magen und Darmsäurc, nimmt es begierig auf und hat desshalb in der Lecksucht der Rinder schon vortreffliche Dienste gethan. Durch die Neigung des Kalkes, sich die ihm entzogene Kohlensäure wieder anzueignen wird das Kalkwasser bei der akuten Trommelsucht der Wiederkäuer ein sehr sicheres Heilmittel, indem das Produkt dieser Krankheit kohlensäuerlichcs Gas ist..
' Aciisscrlich wirkt das Kalkwasser reinigend, zusammenziehend, austrocknend, Vernarbung befördernd und wird, weil es wohlfeil ist, gelinde und sichere Wirkung äussert, vielen theuern Tinkturen vorgezogen.
Der Verbindungen mit Kalkwasser sind viele; doch werden sie alle nur zum äusserüchen Gebrauche angewandt.
Die Aqua phagadaenica besteht aus Kalkwasser, in welchem Sublimat aufgelösct worden; sie eignet sich vortrefflich auf alte um sich fressende Geschwüre, jauchigte Hautausschläge z. B, veraltete Mauke und dann zur Aussprizung von Fisteln. Mit Kupfervitriol bildet das Kalkwasscr das Blauwasser, welches etwas mehr äzt
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aber entbehrlich ist. Myrrhentinktur mit Kalkwasser gemischt ist bei Huffisteln und Ilufg-eschwürcn, Strahlftiule etc. voa auso-ezeich-neter AVirkuno;.
Mehr erethische und entzündliche Geschwüre, Brandwunden u. dgl. ertragen das Kalkliuiraent besser, welches aus Kalkwasscr und Leinöl bereii'.et wird.
Innerlich gibt man das reine Kalkwasser grössern llausthicren zu 5 — 8 Pfund, kleinem zu V* — 1 Pfd. Hunden pflegt man es nicht zu reichen. Eine Varietät des Kalkes ist die Kreide^ Crcla. Sie bildet in England und an der Ostsee ganze Gebirge und besteht aus kohlcnsauerm Kalke.
Man wendet sie ihrer Schwerlöslichkeit wegen nicht n-erne als Heilmittel an, doch kann sie im.Nothfalle den Kalk ersezen aber nicht da, wo er Säure absorbiren soll. Die Gabe ist l/a — 2 Unzen für grössere Hansthiere , 10 Gran bis 1 Dr. für kleinere. Die Porin ist die Latwerge. Säure und Salze darf man nicht mit der Kreide in Verbindung geben, weil sonst Zersczungen erfolo-cn.
Besonders wird die Kreide beschuldiget, im Darmkanal der Pferde steinigte Concremente zu bilden.
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XDfitte GSattung.
Strontium.
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Vierte Gattung.
Barium.
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Dritte Ordmm^.
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Ganz lösliche Oxyde.
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Erste Gattimg.
Lithium.
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Zweite Gattung.
Natrium.
Natron oder kohlensäuerliches Natriumoxyd, Glauhersah, Koch-suh, Borax clc,
2-2 laquo;
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Lg
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(jlauhcrsalz, .schwefelsaures IVatiiiunoxyd, Natrum sulphuricum, Sal Glauberi mirabilis, fiiulet sich in der Xalur als ßestaudtheil vieler Mineralwässer, auch des Seewassers, dann verwittert in Gebirgen. Es hat einen bittern salzigten Geschmack, zerfallt an der Luft sehr leicht zu einem weissen Pulver; seine Ivrystalle sind Oktandren. Wird seine Crystallisation bei der künstlichen Bereitung gestört, so bildet es sehr kleine Krystalle, die denen des Bittersalzes analog sind und daher oft statt diesem verkauft werden. Das Glaubersalz besteht aus 44,8 Schwefelsäure, 35,0 Natrum und 20,2 Wasser.
Das Glaubersalz wirkt kühlend, die Sekretionen der Darmschleimhaut vermehrend und verflüssigend, wird aber selbst sehr leicht verdaut, so dass es schnell in die Blutmasse übergeht, diese verdünnt und expandirt und dann die Nierenabsonderung vermehrt. Man gibt das Glaubersalz in allen möglichen aktiv entzündlichen Zuständen, besonders der Organe des Hinterleibes, als: Leberentzündung, Magen-, Dann-. Nieren-, Gebärmutter-, Blasen - , Bauchfellentzündung, besonders mit schleimigen Mitteln in Verbindung. Bei Lungen - und Rippenfellentzündung, Gehirnentzündung, allgemeinem Enfzündungslieber u. s. w. muss man ihm noch mehr kühlende und stärkere Ableitung auf den Darmkanal bewirkende Salze zusezen^ wie den Salpeter und das Doppelsalz. Das an der Luft verwitterte Glaubersalz reizt übrigens den Dannkanal etwas mehr wie das krystallisirtc.
Die Gaben sind sehr verschieden. Grössern Hausthieren kann bis auf ein Pfund gegeben werden, ehe tüchtiges Laxiren erfolgt, iudess kann dieses auch schon von 4 — 6 Unzen eintreten, was denn auch als gewöhnliche Gabe angesehen wird. Hunde erhallen 2—• 4 Dr., Schafe u. dgl. I—2 Unzen, alle täglich 3—4 Mal. Die Form ist gewöhnlich eine stark schleimige Auflösung.
Aeusserlich wird das Glaubersalz nur selten als Auflösung an-, gewandt, welche man als Bähung auf entzündete Stellen oder in Klystiren zum Kühlen verbraucht.
Kochsalz,
Küchensalz, Quellsalz, Seesalz, salzsaures Natrura, Chlornatrium, Natrum muriaticum, Murias nalrr, Chloretura natrii, Sal culinare, ist farblos oder nur zufällig gefärbt, im Wasser leicht löslich, von eigenem salzigtcm Geschmacke, wenn es ganz rein ist, an der Luft
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keine Veränderung erleidend, aber wenn es, wie gewöhnlich, etwas Kalksalz enthält, an der Luft leicht zerfliesseiul. Es kiystallisirt aus seinen Auflösungen im Cubus und besteht aus 6();ö4 Chlor und 39,66 Natriummetall. Es enthält meist etwas AVasscr.
Das Kochsalz findet sich als grosse trockene Lager in Gebirgen und wird daraus gleic andern Mineralien ausgebeutet oder aber man leitet Quellen in solche s. g. Stoinsalzlager, und dampft dann die erhaltene Salzlösung ab. Ein gleiches geschieht mit dem Meerwas-fer , welches bekanntlich viel Kochsalz enthält. In südlichen Ländern schöpft man das Seewasser in flache Pfiizen, aus welchen dann die Sounenhize das Wasser verdampft, so dass das Salz zurück bleibt. Das meiste Seesalz liefert Frankreich, das Quellsalz Deutschland, Steinsalz Gallizien. In der Veterinärkunde ist das Salz wichtig.
Kleine Gaben wirken belebend und erregend auf die Schleimhaut des Darmkanales und vermehren deren Absonderungen. Stärkere Gaben, die nicht verdaut werden könneu, erregen auch die Muskelliaut, bewirken daher vermehrte peristaltischc Bewegungen und dann Abführen. Ganz grosse Dosen verursachen Darmentzündung und den Tod, wozu bei Pferden und Rindern schon 2 — 3 Pfd. hinreichend sind.
Da im Kochsalze das reizende Prinzip das kühlende überwiegt, so darf man es in rein athenischen Zuständen nicht anwenden, wohl aber gibt man es gerne bei Stockungen im Pfortadersysteme, bei Verstopfungen ohne entzündliche Zufälle, Unthätigkeit der Verdauung u. s. w. Gerne verbindet man in lezteoi Falle Enzian oder Bitterklee damit. Die Gabe ist für Rinder % — l1/,. U., für Schafe und Ziegen 1 — 3 Dr., 2 — 3 Mal täglich. Soll aber abgeführt werden, so muss die Gabe verdreifacht werden. Den übrigen Haus-raquo;hieren pflegt man das Kochsalz innerlich nicht als Arzneimittel zu geben. AeusserlicU gebraucht man das Kochsalz in Auflösung theils zu Klystiren, welche die Thätigkeit des Mastdarmes erhöhen oder Ableitung auf denselben bewirken sollen, theils zu Bähungen auf Quetschungen und Stauchungen, in diesem Falle gerne mit etwas Essig vermengt. Bei Augcnubelu und Hautkrankheiten ist es aber nicht gcrathen, Salzauflösungen zu gebrauchen,
Als diätetisches JMittel ist das Salz bekannt genug. Man reicht es meist nur den Wiederkäuern, aber oft auch den Pferden. Bei nicht ganz gutem Futter, welches die Verdauung m. o. m. belästigen könnte, ist das Kochsalz unentbehrlich. Entweder wird es täg-I
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lieh , giüssern Hauslliiercn zu 4, kleinem zu 2 Dr., oder aber nur 1 —2 3'al in der Woche, in etwas grössern Gaben gereicht. Den Pferden wird es meist in Wasser aufgelöset und mit diesem das Kurzfutter angefeuchtet. — Ucber die Chlorriiucherungea ist schon gesprochen worden.
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Dritte Gattung.
Kalium.
Salpeter, salpetersaures Kali, kali nifricum, Nitras potassae. Ein an der Luft nicht zerfliessendes, im Wasser lösliches Salz das in sechsecktig-ten Prismen kristallisirt und auf der Zunge einen sehr kühlenden, dabei etwas scharfbilterlichen, ürinartigen Geschmack hat, auf glühenden Kohlen unter heftigem Sprühen schmelzt und aus 53,54 Salpetersaure und 46,06 Kaliumoxyd besteht.
Der Salpeter findet sich in Kellern und andern feuchten Orten, wo organische Stofle der Zersezung preisgegeben sind,, dann in China, auf einigen Inseln der Südsce und in Chili in grossen Lagern, doch stets mit Kalk und andern Stoffen verunreiniget. In uiiseru Gegenden wird er meist künstlich aus organischen Theilen zubereitet.
Der Salpeter liisst auch im Magen noch Kälte frei werden. Grosse Gaben reizen den Darmkanal stark, es kann selbst tödtliche Magen- und Darmentzündung erfolsren. Kleine, zu laiiraquo;:e fortge-sezte Gaben vermindern die Fresslust, bewirken grosso Schwäche und Erschlaffung erst des Darmkanales und dann der übrigen Muskeln.
Der Salpeter wirkt kräftiger wie irgend ein anderes Salz dem Zusammenhange entgegen, er ist daher eines der vorzüglichsten s. g. verflüssigenden, blutverdünuenden, entzündungswidrigen Mittel. Nach längerer Anwendung entstehen Oedeme und reichlicher Abgang eines wässerigten Urines.
Man wendet den Salpeter nur in rein entzündlichen Zuständen an, z. B. in Entzündungsfiebcrn, Hirn-, Hals-, Brustentzündung, nicht aber in Darmentzündung, weil er bei lezterer die Ijokalaflektionnur steigern würde. Dagegen darf er in Gebänuutter-entzündungen und entzündlichen Leiden der Urinwerkzeuge gegeben werden. Sobald übrigens der Herzschlag nach Anwendung des Salpeters stärker fühlbar wird, rauss er ausgesezt werden. Man gibt den Salpeter meistens in starken Schieiraabkocluingen aufgelöset und er wird zuweilen mit Glaubersalz, Brechweinsttin etc. verbunden.
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Die Gabe betrügt auf Bergen das Doppelte beinahe wie in der Ebene, wenn nämlich erstere sehr hoch sind. Sie ist für Pferde Vi— 1, für Rinder 1 — 3 Unzen, für Schafe/Ziegcu und Schweine Va — 2 Dr., für Hunde 5 — 15 Gran.
Aeusserlich den Salpeter anzuwenden ist Luxus.
Doppelsalz, schwefelsaures Kali, vitrlolisirter Weinstein, Arcanum dnplicaluni, Tartarus vitriolatus, Sal de duobus, kali sulphuricuin, kommt nur seilen in der Natur, y.. B. an Vulkanen , vor, wird meistens bei Bereitung der Salpetersäure aus dem Salpeter mittelst Schwefelsäure ge-Avonnen, bildet rhonibondrische Prismen, ist luflbeständig, hat eiaeu salzig bittern Geschmack, löset sich in 16 Th. kalten und 4 Th. heis-sen Wassers und besteht aus45.95 Schwefelsäure und 54,05 Ivalium-oxyil.
Gleich dem Ivüchensalze wirkt das Doppelsalz auf den Darmkanal erregend, reizend, die peristallischc Bewegung belhäligeud, die Absonderungen vermehrend, daher abführend.
Als Ableitungsraittel auf den Darmkanal hat das Doppelsalz Vorzüge vor dem Glaubersalz, dagegen ist es nicht so enlziindungswi-deig wie dieses und noch weniger wie der Salpeter, obschon es, gleich diesem die Darmschleimhaut affizirt.
Im Allgemeinen gilt von diesem Salze was vom Glaubersalze gesagt wurde, nur dürfte es weniger wie dieses angewendet werden, weil sein Preis um so mehr steigt, je stärker die Einfuhr von Süd-seesalpeter und Salpetersäure die Bereitung dieser Stoffe in unsern Gresrenden unterdrückt.
Die Gabe des Doppelsalzes ist etwas kleiner wie die des Glaubersalzes. Für Pferde gewahrt es den Vortheil dass es sich pulvern und in Latwergen bringen lässt, die nicht so leicht zerfliessen wie jene, welche andere IVeutralsalze enlhalten.
Aeusserlich wendet man das schwefelsaure Kali gar nicht an.
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!laquo;f;sisgt; lt;zs0-—
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Illlaquo; Hauptabtlielliiiigt
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Autopside llletalle.
Äie unterscheiden sich von don vorigen einmal durch ihr grös-seres spezifisches Gewicht, dann dadurch, dass sie in der Natur nicht selten gediegen d. h. in ihrem metallischen Zustande vorkommen und , wenn sie auch mit andern Mineralien vermischt (vererzt) sind, dennoch ihre Eigenschaften nicht so ganz verlieren, wie die vorigen, sich auch leicht regulinisch darstellen lassen.
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Erste Ordnung.
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Elektro - negative Metalle.
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Erste Qattimg.
Arsen.
Es findet sich das Arsen oder Arsenikmetall sowohl gediegen für sich, als auch mit andern Metallen vermengt vor. Ferner als arsenige Säure, als arsenigtsaures Blei, Calcinu, Cohall, Kupfer, Eisen u. s. w. endlich mit Schwefel als Opperment und Realgar.
Arsenige Säure, Arsenik, weisser, weisses Arsenikoxyd, Acidum arsenicosum, Ar-senicum oxydatum album, findet sich nur selten in der Natur, in
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sächsischen und spanischen Bergwerken; meist wird- es auf Schmelzhütten aus Cobaltarsenik sublimirt. Es bildet schwere^ weisse, durchscheinende; au der Luft verwitternde, oktandrische Crystalle, ist im Wasser schwer löslich, hat ein spezifisches Gewicht von 3,70 und besteht aus 75,81 Arsen und 24,19 Sauerstoff.
Auf glühende Kohlen gestreut verbreitet der Arsenik einen giftigen, widerlich nach Knoblauch riechenden Rauch.
Der Arsenik wirkt äzend, zerstörendj den Bildungs- und Er-nährungsprozess mächtig umstimmend; örtlich angewandt verbreitet sich die Wirkung schnell über den ganzen Organismus; der Arsenik benimmt dem ganzen Thiere oder wenigstens einem ganzen organischen Apparate die Lebensfähigkeit, macht den Organismus zur Zersezung in seine nähern Bestandlheile geneigt und verbindet sich selbst mit entfernten Bestandtheilen.
In Gaben von 8 —12 Gran will man bei Roz, Wurm, Krebsgeschwüren etc. schon gute Dienste vom Arsenik bei Pferden gesehen haben, ebenso äusserlich von der Arseniksalbe. Allein diese Erfolge sind so zweideutig und die Gefahr der Vergiftung von Menschen und Thieren bei Handhabung des Arseniks so gross, dass man dieses Gift besser ganz aus dem thierärztlichen, ohnediess sehr reichen Arzneivorrathe streicht.
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Zweite (raquo;attiuiglaquo;
Chrom.
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Dritte Oattimg.
Molybdän.
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Vierte fSattimg.
Wolfram.
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Fünfte Gattung.
Antimon.
Gediegenes Antimon, Antimonoxyd^ Schwefelantimon, Mine-ralkcrmes finden sich in der ATatur vor.
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Schwefelantimon, SchwefelspiessglanZj rohes Spiessglanz, Stiblam sulphuralum nigruni, Antimonium crudum, besteht aus 27.22 Schwefel und 72,78 Antimon, kommt in Nadeiförmigen, rhombondrischen Prismen vor, hat eine glänzend grauschwarze Farbe und färbt stark ab. Man findet es iu Deutschland und Frankreich reichlich in Bergwerken, wo es Gänge bildet. Spez. Gew. 4,3 — 4,6.
Dieses allbekannte sehr oft missbrauchte Arzneimittel wirkt erregend und belebend auf das Saugadersystem; nach einigen Gaben wird die Resorbtion stärker, kleinere Oedema schwinden, grössere vermindern sich, die Verdauung wird lebhafter, die peristallischc Bewegung besonders erregt, so dass bei den Wiederkäuern leicht Erbrechen entsteht, eben so bei den Hunden.
Der Mist wird erst dünner, bald aber fester, besser verdaut und schwärzlich. Die Haare werden glatt, glänzend, die Hautausdüu-stung reichlicher.
Man kann das rohe Spiessglanz als auflösendes, Hautausdün-stung beförderndes, aufsaugendes und zertheilcndcs Mittel betrachten , und gebraucht es daher, wo im Lymphgefässsystem^ besonders in den Gekrösdrüsen^ Unthätigkcit, Stockungen u. dgl. vorhanden sind , dann bei Magerkeit die von Gekrösdrüsenverstopfung herrührt, ferner in der Drüse, wenn die entzündlichen Zufälle nachgelassen haben, bei Trägheit im Hau (Systeme, Ilarthäutigkcit, struppigem glanzlosen Ilaare, unrcgelmässigera Haaren, chronischen Hautausschlägen u. s. w.
Die Gabe betragt für grosse Hansthiere Va —1 U., für kleinere V., —1 Dr.. für Hunde bloss 5 —10 Grau. Man kann solche Gaben 2 — 3 Mal im Tage wiederholen, muss sie aber stets in Latwergen oder Pillen geben, weil der Spiessglanz in Flüssigkeiten zu Boden sinkt und sich nicht auflöset.
Mineralkermes,
rother Spiossglanzschwefel, kermes minerale, Sulphur stibiatum rubrum, Sulplmrctiim stibii rubrum, hat ein spezifisches Gewicht von 4,6, besteht aus Schwefelantimon, 69,86 und Antimonoxyd 30,14, ist aussei! braunroth mit seidenartigem Glänze, auf den Bruchflächen lebhaft roth. Es findet sich in den Antimongärigen der Bergwerke, wird aber auch künstlich bereitet, wirkt nicht viel stärker wie das vorige Präparat und ist theuer und entbehrlich.
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Goldsclnvefel, orangenfarbiger Spiessglanzsclnvefel} Sulphur stibiatum arnantiacum^ Sulphur auratum antimonii, wird in chemischen Fabriken aus rohem Spiessglanz künstlich bereitet j ist von stark orangengelber Farbe und ohne Geruch noch Geschmack. Es wirkt stark belebend auf das Gefasssystem, vermehrt die Hautaiudünstung und Schleimhautabsonderung, löst Stockungen im Saugadersystcm in der Lunge und Leber.
Der Goldschwefel findet seine Amvendanff in Verschleimungr der Luftwege uud im Keuchhusten, nach Lungen - und Rippenfellentzündungen, wenn der entzündliche Zustand gehoben ist, boi der Lungenseuche der Rinder, ebenfalls nach gemachtem Aderlass und Anwendung kühlender Mittelsalze, ferner in chronischem Catarrh, in Halsentzündung, Drüse bei Wurm, selbst RoZj endlich bei Hautausschlägen, kurz^ überall, ^vo man das Einsaugungsgeschäft des Lymphgcfässsystcmes erregen will. Daher gebraucht man ihn auch bei Stockungen im Pfortadersysteme, Gelbsucht, astheni-schem Koller^ Gekrösdrüsenverhärtungen und überhaupt da, wo der rohe Spiessglanz empfohlen wurde. Mit Quecksilber in Verbindung leistet er gegen veraltete Geschwüre innerlich gegeben, ausgezeichnete Dienste.
Indessen ist nicht zu verkennen, dass er sehr oft durch Brechweinstein ersezt werden kann, ein Präparat das nicht allein viel #9632;wohlfeiler ist, sondern auch gleichförmiger bereitet wird und daher sicherer wirkt. Nie darf man Goldschwefel anwenden, wo noch Entzündung zugegen ist.
Grosse Hausthiere erhalten 1 — 2 Dr., kleinere 10—20 Gran, Hunde 1 — 5 Gran, täglich 1— 3 Mal wiederholt. Längere Zeit hindurch dauernde Anwendung dieses Mittels schwächt die Verdauungsorgane.
Spiessglanzbutter ,
salzsaure Spiessglanzauflösung, Liquor stibii muriatic!^ ist eine dicklichte aber ganz durchsichtige Flüssigkeit dio aus Spiessglanz und Salzsäure besteht und das wirksamste Arzneimittel bildet. Da die Anwendung flüssiger Aezmiücl aber immer unsicher ist, indem durch das Abfliessen oft Theile geäzt werden, die unverlezt bleiben sollten, so gebraucht mau sie heutzutage selten mehr in der Veterinärchirurgie, wie denn überhaupt die Aezmittcl dem Messer uud Glüheisen weichen müssen.
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ßreclnveinslein,
Spicssglanzweinstein, Tartarus stibiatus, Tartarus emclicus, kali stibioso-tartaricum wird auf künstliche Weise aus regulinischeu oder Sclnvefelantimon erzeugt, bildet weisae Crystalle oder ein weisses Pulver, besteht aus Spiessglauzoxyd, Kali, Weinsteinsäure und Wasser und ist in 15 Tb. kalten destillirtcn Wassers gänzlich auflöslich.
Der Breclnveinstein erregt das Solargellechte bedeutend, belebt die Thätigkeit des Darmkanales, vermehrt die Absonderungen in demselben und beschleuniget die wurmförmigen Bewegungen. Bei den Wiederkäuern wird auch die Runiiuation befördert, einmal dadurch, dass der Brechweinstein die Zusaramenziehungen der Vormagen und die antiperistaltische Bewegung des Schlundes bethä-tiget, dann aber auch, indem er den Psalter entleert und die wässerigen Sekretionen in demselben vermehrt. Es zeigen sich diese Wirkungen hauptsächlich bei Psalterverstopfungen und chronischer Unverdaulichkeit. Da der Brechweinstein den Darminhalt verflüssiget, so vermag er begreiflich abzuführen. Er ist überhaupt ein treffliches Ableitungsmittel auf den Darmkanal bei Leiden des Kopfes und der Brust, bei Congestionen nach dem Gehirn, den verschiedenen Kollerarlen, Augcnentzündungen , Lungenentzündungen etc.
In zweiter Linie wirkt der Brechweinstein auf das Pforladersy-stem bethätigend, verflüssigend, Stockungen lösend, die Gallcnab-sonderung vermehrend.
Die gesammte Blutmassc scheint vom Brechweinstein verdünnt und verflüssiget, und alle Sekretionen verbessert und vermehrt zu #9632;werden, so wie auch die Aufsaugung bedeutender wird. Haarlose Stellen werden stärker gefärbt, die Haut erhält höhere Temperatur, ihre Ausdünstung wird vermehrt, der Harn geht reichlicher und öfter ab, und der Schleimauswurf aus den Luftwegen wird bedeutend. Wasserergiessungen mindern sich auffallend schnell.
Wird der Brechweinstein gepulvert und mit Fett zur Salbe gemacht, so entstehen an den Stellen, wo solche Salbe eingerieben wurde, kleine Pusteln mit Eiter, die plazen und sich in Geschwürchen verwandeln. Sie entstehen übrigens erst nach mehrmaligem Einreiben und es dient die Brcchweinsteinsalbe mehr da^ wo ein länger andauernder Reiz oder eine anhaltende Ableitung bewirkt werden soll, als da, wo die Ableitung auf die Haut schnell erfol-
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gen muss und wo Kantharidensalbe oder Seufbrei den Vorzug verdienen. In chronischen Gelenkentzündungen, Gelenkkapsel - und Sehnenscheiden^ Wassersüchten (Fluss - und Sehnengallen) Bein-hautentziindungen (Ueberbeine) Schwinden der Muskeln u. dgl. ist die Brechweinstoinsalbe ein ganz ausgezeichnetes Mittel. Dass nach ihrer Anwendung haarlose Stellen zurückbleiben, hat man nicht zu fürchten, wenn man die Krusten von den Pusteln nicht gewaltsam wegreisst, sondern deren Abstossung der Natur über-lässt.
Man gibt den Brechweiustein innerlich bei zäher Milch, bitterer Milch, chronischer Unverdauiichkeit der Wiederkäuer, Verstopfung der Pferde, Leberentzündung, Gelbsucht, Diimmkoller, rasendem Koller, in den ersten Stadien von Typhus und Nervenfieber, bei der Brastseuche, ßrastkatarrh, Brustfellentzündung, dann bei Flechten, Räude., Mauke, Harthäutigkeit der Rinder, Gehirn -, Brust -, Bauchwassersüchten u. s. f. Schädlich aber ist der Brechweinstein bei Entzündungen der Verdauungsorgane, Harn-werkzeuge, des Kehl- und Schlundkopfes, weil er diese Theile durch materielle Berührung zu reizen scheint.
Man thut wohl den Brechweinstein stets mit etwas schleimigen Mitteln in Verbindung und in Latwerge oder Pillen zu geben Auch kann man ihm nach Umständen kühlende Neutralsalze oder aromatische und bittere Substanzen beisezen. Mctallsalze aber zersezen ihn. Die Gabe ist für Pferde von Va — 3 Drachmen, für Rinder aber nur bis 2 Dr., sie darf täglich 2—4 Mal wiederholt werden. Kleinere Wiederkäuer erhalten 10 Gran bis 1 Scrup. Sobald dünneres Misten eintritt, ist es unumgänglich nothwendig das Mittel auszusezen, weil es sonst leicht Darmentzündung bewirken könnte. Die Wirkungen des Brechweinsteiues bei Hunden und Schweinen sind zwar denen bei Pferden etc. ziemlich gleich, nur herrscht der Unterschied, dass das Mittel hier leicht Eckel und Erbrechen her-vorrult, zu welch' lezterm es bei Hunden von 2—6, bei Schweinen von 6 — 20 Gran bedarf. Gibt man daher den Leztgenanuten Thieren den Brechweinstein als Expektorans oder sonst in einer Absicht kein Brechen bei ihnen hervorzurufen, so muss die Gabe klein sein. Als Brechmittel, zur Entfernung von Schleim, Galle und andern Cruditäten aus dem Magen, sowie bei Vergiftuiiquot;-eii hauptsächlich mit narkotischen Substanzen thut der Brechweinstein bei Hunden und Schweinen die vorzüglichste Wirkung. Will man dabei verhüten, dass er Abführen hervorbringt, so nimmt man
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seine Gabe klein und ergänzt sie durch 'A — 1'/- Scnip. Ipecacu-anhawurzelpulvcr.
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Sechste Gattunsraquo;
Tellur.
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Sieliente Gattung.
Titan.
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Achte Qattimg.
Tantal.
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Zweite Ordnung*laquo;
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Elektro-positive Metalle.
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Erste Gattung.
Cerium.
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Zweite Gattung.
Manganesiujraquo;.
-Kommt als Protoxyd, Deitoxyd^ Tritoxyd und Peroxyd vor,
lässt sich aber leicht durch Glühen in seinen reguliuischen Zustand bringen, wo es dann ähnlich Avie Eisen aussieht. Auch mit Schwefel, Kohlensäure und Phosphorsäure verbunden^ findet es sich zuweilen.
Graubraunsteinerz, Manganesiumperoxyd, Manganum oxydatum nativum, Mangancsium hyperoxydalum nativum, kommt in krystallinischen, eisengrauen, stark metallisch glänzenden Massen vor; sein spezif. Gewicht ist 4,82 —4,94, es besteht aus 36 Sauerstoff und 64 Manganesium, lässt sich leicht pulvern und färbt dann schwarz ab. Es wird an verschiedenen Stellen Frankreichs und Deutschlands gefunden.
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Dieses Mittel wirkt reizend^ stärkend, zusammenziehend und äussert diese Wirkungen hauptsächlich auf die Haut; die Schleimhäute und das Lymphgefässsystem.
Bei innerlicher Anwendung wird die Fresslust vermehrt, die Se- und Exkretionen verbessertj die Schleimhäute stärker geröthet, der Mist fest und dunkel gefärbt. In jauchigte Geschwüre gestreut^ verwandelt das Braunsteinüberoxyd das Sekret sehr bald in gutartigen Eiter.
Innerlich wird dieses Mittel in Latwergen oder Pillenform gegeben, äusserlich wendet man es als Salbe oder Streupulver an. Die Gabe beträgt für grössere Hausthiere Vi — IV^ U., für kleinere 10 Gran bis 2 Dr.
Obschon das Braunsteinperoxyd ein sehr wirksames und wohlfeiles Mittel ist, so wird es selten angewendet; am meisten noch bei veralteter Drüse, bei Wurm, bei der s. g. Hungerräude und andern aslhcnischen Hautausschlägen, bei Drüsenverhärtungen und Verjauchungen. Bei plethorischen und sthenischen Zuständen ist das Mittel aber kontraindizirt. Von der Anwendung desselben zur Entwickolung von Chlor ist schon gesprochen worden.
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Dritte Ciattimg.
Eisen.
- Dieses so niizliche und allgemein verbreitete Metall findet sich sowohl gediegen als vererzt fast überall. Das spez. Gew. des Eisens ist 7,788. In das Eisengeschlecht gehören eine Menge Mineralien. Zuerst das gediegene Eisen, dann Schwefelkies, 3Iagnet-cisenstein, Eisenglanz, llotheisenstein, Brauneisenstein, Spatheisen-stein, Arsenigtsaures Eisen, Phosphorsaueres Eisen, schwefelsaures Eisen oder grüner Vitriol, Lievrit (Kieseleisen), Röthel, Bohnerz, Eisenniere oder Adlerstein, Raseneisenstein etc. Aus allen diesen kann das Eisen rein metallisch hergestellt werden.
In der Thierheilkunde benuzen wir folgende Eisenpräparate:
Eisenoxydhydrat,
Hydras ferricus. Crocus martis aperitivus, Oxydum ferri hydratum etc. wird durch verschiedene chemische Prozesse aus dem grünen Vitriol bereitet und stellt ein sehr feines rothbraunes Pulver dar. Es wird eigentlich allein als Gegengift bei Arsenikvergiftungen gebraucht.
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Ein erwachsenes starkes Pferd wird von ungefähr 1'/^ —2 U. des wcissen Arseniks vergiftet, d. h. ohne schnelle Anwendung gehöriger Mittel tödtet eine solche Quantität Arseniksäuro das Thier, was von geringern Gaben nicht der Fall ist. Der Tod triit alsdann zwischen der 30 — GOten Stunde nach Verschlucken des Giftes ein. Wird nun unmittelbar nachdem das Gift in den Majrcn gelangt ist, eine gleiche Quantität Eisenoxydhydrat eingegeben so neutrallisirt dieses die Arseniksäure. Jede Stunde längern Wartens erheischt aber eine verdoppelte Gabe des Gegengiftes, z. B. nach 6 Stunden einer Vergiftung mit 2 U. müssen schon 10 — 12 U. des Gegengiftes gereicht werden.
Sobald der weisse Arsenik zu wirken beginnt, hilft auch die grösste Gabe des Gegengiftes nichts mehr.
Die arseniksauren Salze scheinen vom Eisenoxydhydrat nicht zersezt zu werden.
Am besten ist es, das Eisenoxydhydrat mit Wasser zur Mixtur gemacht einzugeben, weil es in dieser Form am schnellsten wirkt. #9632;—
Eisenfeile, Limatura martis praeparata, Ferrum purum limatum, F. pulveratum, Alcohol martis. Weiches,, reines Eisen wird mit einer scharfen feinen Feile zu Feilenstaub gemacht und dieser so lange in einem Mörser gerieben, bis er ein schwarzes feines Pulver darstellt. Dieses wirkt für sich allein eigendich nichts, mit den Körpersäften aber in Verbindung gebracht, oxydirt es sich schnell und wirkt dann zusammenziehend, erregend^ die arterielle Thätigkeit quantitativ und qualitativ vermehrend; es werden daher die sichtbaren Schleimhäute geröthet, der Blick munterer, die Energie sämmtlicher Verrichtungen erhöhet^ der Koth gut verdaut, härter, schwarz gefärbt, die Ab- und Aussonderungen gemindert, ihr Produkt von besserer Beschaffenheit. Die Eisenfeile wird nur in Pillen- und Latwergenform angewendet. Man verbindet gerne bittere Pulver damit, dagegen werden ihre Wirkungen durch Gerbestoff verändert, daher Verbindungen mit Mitteln die diesen enthalten, zu vermeiden sind. Man gibt die Eisenfeile täglich 2 — 3 Mal, grossen Ilauslhieren zu V-, — 1 U.^ kleinern von 1 — 3 Dr., Hunden zu 4—8 Gran.
Sie ist ein sehr wirksames Mittel bei Verschleimung des Darmkanals, Würmern und andern Cruditäten in demselben, ferner bei
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#9632;#9632;#9632; '.
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It.
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chronischen Wassersuchten, besonders der Extremitäten, bei Grosser Schwäche nach heftigen Entzündungskrankheiten, wenn gleichwohl Appetit vorhanden ist, nach zu häufigem Begatten bei Zuchthengsten und Stieren etc.
In allen Krankheiten aber, bei denen das arterielle System aufgeregt ist, muss das Mittel vermieden werden.
Der Eisenmohr, schwarzes Eisenoxydui, Aethiops marüalis, F. oxydulatum nigrum wirkt gleich der Eiscnfeile^ doch etwas schneller, weil er schon den Sauerstoff enthält. Da aber der gereinigte Eisenmohr zu (heuer ist, der gewöhnliche, oder s. g. Ham-merschlag, zu viele Unrcinigkciteu enthält, so gibt man der Eisen-feile den Vorzug.
Schwefeleisen, Stahlschwcfel, Ferrum sulphuratum, Sulfur chalybeatum, wird durch Zusammenschmelzen von 3 Th. Eisenfeile und 2 Th. Schwefel im verschlossenen Tiegel bereitet und besteht aus 63 Eisen und 37 Schwefel. Dieses Mittel wirkt milder als die Eisenfeile daneben aber erregt es die Thätigkeit des Lymphgcfässsystems und vermehrt die llautausdünstung, belästiget aber die Verdauung sehr. Die Sekretionen im Allgemeinen werden indess nicht vermehrt, wohl aber verbessert.
Es ist dieses Mittel nach und nach ziemlich obsolet geworden und nur noch bei Pferden gebräuchlich, denen man es in Pillen oder Latwergen 2 — 3 Mal täglich zu £ — 6 Drachmen gibt und zwar bei veralteter Drüse, wobei die Thiere zwar geschwächt sind aber gute Fresslust zeigen^ dann gegen Mauke, Iläude^ Flechten u. dgl. veralteten Hautübeln.
Wird der Stahlschwefel mit verdünnter Schwefelsäure übergössen, so entwickelt sich das Schwefelwasserstolfgasa; auch im Magen scheint er selbiges zu entwickeln. —
#9632;
Eisenvitriol, schwefelsaures Eisenoxydul, Vitrlolura martis scu viride, Sulphas ferri, Ferrum sulphuricum oxydulatum, kommt theils in der Natur vor, theils wird er in chemischen Fabriken bereitet. Zum medi-cinischen Gebrauche wird es gereiniget; er besteht aus 29 Schwefelsäure, 25 Eisen und 46 Wasser, ist in 2 Th. kalten und 2U Th. heissen Wassers löslich, stellt grüne Krystalle dar und zerschmilzt in seinem Kryslallisaliouswasser über dem Feuer, wobei er zu
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einem sclnnuzig hellgrünen Pulver umgewandelt wird, das sich zu den Krystallen wie der gebräunte Alaun zum rohen verhält.
Der Eisenvitriol wirkt kräftig zusammenziehend, stärkend, Sekretionen vermindernd, aber ihr Produkt nicht umstimmend. Uebcr-haupt wirkt der Eisenvitriol der Eisenfeile sehr ähnlich^ obschon er die Verdauung weit weniffer belästiget, dagegen mehr tonisirt und das irritable System mehr erregt. Man löst ihn entweder in einer schleimig- aromatischen Flüssigkeit auf, oder macht ihn, gepulvert, mit Mehl und Wasser zur Latwerge. Ihm anderweitige mineralische Stoffe, sowie Adstringenlien beizumischen, ist nicht thunlichj weil er dadurch zersezt würde.
Acusserlich gebraucht man denkrvstallisirtenund gebrannten Ei-senvitriol gleich dem rohen und gebrannten Alaun. Zu Augenwassern eignet ersieh sehr gut; mau nimmt dazu 4—6 Gran auf die Unze Wasser.
Pferde erhalten innerlich 2—4 Dr., Rinder bis 1 U.^ Schafe und Schweine % — 1% Dr., Hunde 4—8 Gran, täglich 2—4 Mal.
Man gibt dieses 3iittel gegen chronischen Durchfall, Ruhr, Lauterstall, chronisches Blutharncn, langwierige Schleimausflüsse aus den Geschlechts- und llarmverkzeugen, auch wohl Blähungen u. dgl. an. Acusserlich auf stark nässende Hautausschläge, wu— cherndet Granulationen:, jauchende Wunden und Geschwüre, Zerrungen, Quetschungenj asthenischen Augenentzündungen, Triefun-gen etc.
Die Gegenanzeige ist wie bei der Eisenfeile, doch erträgt schon der Uebergang von Sthenle zur Sthenie die Anwendung des Eisenvitriols, was bei jener nicht der Fall ist.
Vierte Qattimg.
Kobalt.
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Füufte €iattiiiis*
Nike!.
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Sechste Ciattuiig.
Kupfer.
Kommt nicht so häufig gediegen vor wie das Eisen, ist auch nicht so reichlich in der Natur vorhanden, doch nach ihm das nüz-
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liebste 3IetalI. Kupferkies, Kupferglanz, Fahlcrz_, llothkupforerz, Kupfermalachit, Kupfergrün^ Kupferlasur, salzsaures Kupfer, phos-phorsaurcs Kupfer, arseniksaures Kupfer, sclnvefelsaurcs Kupfer etc. kommen in der Natur vor, das essigsaure Kupfer oder der Grünspan, Cuprum oxydatura accticiira, Viridc aeris. dagegen muss künstlich bereitet werden. Dieser wird aber nur noch selten in der Thicrhcilkunde angewandt, da er innerlich gefährüch und unsicher wirkt, äusserlich dagegen mit dem blauen Vitriol ziemlich übereinstimmende Wirkung hat. —
Blauer Vitriol,
schwefelsaures Kupfer, Duprum oxydatum sulphuricum, Vitriolisin coeruleum, bildet schöne lasurblaue Krystalle, die aus 32 Kupfer, 36 Schwefelsäure und 31 Wasser bestehen und sich in 2 Th. heis-sen und 4 Th. kalten Wassers auflösen.
Es wird innerlich gar nicht mehr angewendet^ da seine höchst verdächtigen Wirkungen durch den Eisenvitriol unverdächtig hervorgerufen werden.
Aeusserlich wirkt er etwas mehr austrocknend und zusammenziehend wie der Eisenvitriol, dabei summt er die Wunden, Fisteln, Geschwüre etc., auf welche er applicirt wird, mächtig um und kann auch die kranke Haut durch Umslimniuiig zur Abstossung von Hautausschlägen bringen. Art und Weise der Anwendung stimmen mit dem Alaun und Eisenvitriol übereia.
Der blaue Vitriol bildet einen wesentlichen Bestandtheil des Augensteinesj Lapis diyinus, dos Heilsteines und des lilauwassers, welche alle ganz entbehrlich sind. —
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Siebente Qattiing.
Uran.
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Achte Claquo;attuiig£.
Zink.
Kommt nur Seiten gediegen vor, häufig aber mit andern Stoffen vermischt und vererzt. Mit Sauerstoff bildet es ein. leichtes weisses Pulver, die '/Ankhlumeu, florcs zinci, die man aber in der Thierheilkundo kaum mehr anwendet, dagegen ist der
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Zinkvitriol, schwefelsaure Ziuk, weisse Vitriol, Vitriolum album s. Zinci, Ziu-cutn sulphuricum, als reizendes und zusammenziehendes Mittel bei Ausenkrankheiten im Gebrauche und hat besonders in chronischen Bindehautentzündungen und Geschwürchen der Bindehaut schon gute Dienste geleistet. Man löst es gewöhnlich zu 4 — 8 Gran per Unze in destillirtem Wasser auf. Auch Horuhautflecken sind diesem Mittel, in Verbindung mit Opiumtinktur, schon gewichen, dagegen darf es bei aktiven entzündlichen Zuständen nicht angewendet werden. Uebrigens kann es äusserlich auch die Stelle des Alaunes vertreten, innerlich aber darf es keineswegs angewendet werden, indem seine Wirkungen durchaus noch nicht festgestellt sind. Nur Hunde und Schweine können den Zinkvitriol allenfalls als Brechmittel erhalten, da wo der Brechweinstein angezeigt ist. Die Gabe darf dann übrigens etwas grosser sein wie bei diesem.
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Mcimte Giattuug.
Cadmium.
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Zehnte Qattimg
Zinn.
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Eilfte Oattimg.
Wismuth.
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Zwölfte Oattnng.
Blei.
Es ist bekanntlich ein bläulicht- graues Metall, welches auf frischem Bruche ziemlich glänzt, an der Luft aber sich bald mit einer Schichte glanzlosen Oxydes bedeckt. Es ist sehr weich, dehnbar, aber fast gar nicht zähe, noch elastisch, auch gibt es beim Anschlagen keinen Klang. Sein spez. Gewicht ist 11,552. Es schmilzt sehr leicht, wenn es nur 3 Mal so stark erhizt Avird wie siedendes Wasser und oxydirt sich, wenn es beim Erhizen mit der Luft in Berührung bleibt.
Gediegenes Blei ist selten, häufiger Mennige, oder rothes Blei-
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oxyd. Schwefelsaures Blei, Molybdänblei, Chroublei, kohlensaures Blei (Bleiweiss), phosphorsaures Blei etc.
Blehveiss, kohlensaures Bleioxyd, Plumbum carbonicum, Oerussa, Subcarbo-nas plumbi, Oxydum plumbi album, wird meist in Fabriken bereitet und bestellt aus 85 Bleioxyd und 15 Kohlensäure, wirkt dem essigsauren Bleie ähnlich aber milder und wird nur als Eleiweiss-salbc (1 Th. mit 2 Th. reinem Schweinefett und 1 Th. Aveissera Wachse) und bloss äusserlich angewendet. Es trocknet sehr aus und begünstiget die Neigung zu Verhärtungen, wesshalb man es vorsichtig gebrauchen muss. Da es theurer wie essigsaures Blei xa stehen kommt, so wird es am besten durch dieses ersezt.
Essigsaures Blei, Bleiessig, Silberglätteessig, Bleiglätteessig, basische essigsaure Bleillüssigkeit, Bleisubacetat{lüssigkeit_, Acetum Saturni, A. plum-bicum, A. Lythargyri, Plumbum accticum dilutum, Subacetas plumbi, Liquor plumbi acetici basici, wird auf mehrfache Weise bereitet, doch scheint die Bereitungsart nach der preussischen Pharmakopoe die vorzüglichste zu sein. Man nimmt nämlich 6 U. Bleizucker, wie er in chemischen Fabriken bereitet wird, 3 Unzen Bleiglätte (Bleioxyd), mengt sie genau, giesst 2i U. desfillirtes Wasser hinzu und filtrirt das Ganze nach 24 Stunden. Den Rückstand kann man zu Salben und Pflastern verwenden.
Der Bieiessig wirkt zusammenziehend. Ab- und Aussonderungen vermindernd, nach längerm Gebrauche sogar unterdrückend, vermindert die Irritabilität und Sensibilität und verhärtet Gebilde, in denen sich EiwcissstofT in flüssiger Form befindet, indem er dieses zum beinahe unauflösslichen Gerinnsel macht. Bei seiner Einwirkung wird in den betreffenden Theilen viel Wärme gebunden.
Nach lange fortgeseztem innerlichen Gebrauche verschwinden allmählig die Schleimhäute-, Darm- und Urinsekretion, später die Haut- endlich die Lungenausdünstoag, alle Weichgebilde sind dann geschwunden, es ist Hartleibigkeit, Unempfindlichkcit und Steißg-keit vorhanden und das Thier stirbt an vollkommenem Marasmus. Man hat dieselben Wirkungen beobachtet wenn der Bleiessig lange andauernd auf Wunden reit bedeutenden Flächen angewendet wurde.
Man gibt das Mittel selten innerlich und dann gewöhnlich mit
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irgend einem Pflanzenpulver und Wasser, aber ohne Schleim, zur Latwerge gemacht, auch wohl nur mit Honig und Wasser als Ein-guss. Aeusserlich wendet man gewöhnlich das Goulardische Wasser an, welches aus 1 Th. Bleiessig, 2 Th. Branntcwein und 10 — 15 Th. Brunnenwasser besteht und eine milchweisse Farbe hat. Seltener gebraucht man die Bleiessigsalbe, welche aus 1 Th. Bleiessig, 2 Th. weissem Wachs und 6—8 Th. frischem Fette besteht und Ceratum Satunii genannt wird.
Grössern Hausthiercn gibt man den Bleiessig in Gaben von =% — 3 Dr.^ Schafen, Schweinen etc. von 1/-. — 1 Scrup., Hunden von 1—4 Grau, täglich 2—4 Mal. Seine meiste Anwendung findet er gegen Harnruhr, langwierige Durchfälle^ Mutterschleimflüsse, Vereiterungen in den Lungen, zu stark gesteigerten Begattungstrieb bei welchem Samen- und Schleimabgang stattfindet.
Aeusserlich ist er von grossem Nuzen gegen Verbrennungen in allen Perioden und allen Graden, besonders aber, wenn die Brand-wunden in Ulceration übergehen, dann bei heftigen Entzündungen an der Oberfläche des Körpers, bei frischen Quetschungen, Augen-enlzündungen im sthenischen Stadio, iusoferne sie von mechanischen Ursachen herrühren, bei Hautverlezunaen etc. Daecsen ist der Bleiessig contraindizirt bei habituellen Durchfällen,, Eiterungen, Schleinillüssen, bei asthenischen Zuständen überhaupt, bei eiweiss-artigen Ergiessungen, Verhärtungen, Drüsenentziiudungen, katarr-^ lialischen und rhevmatischen Entzündungen, auch bei Räude und andern Hautausschlägen.
Der Bleiextrakt, Extractus Satunii, ist ein^ durch längere Zeit hindurch fortgeseztes Abdampfen, dickflüssig gewordener Bleicssig, von dem man nur halb so starke Gaben anwendet und der sich zu Salben und Latwergen gut, zu flüssiger Anwendung aber nicht sonderlich eignet und im Ganzen nur sehr selten gebraucht wird. Uebrigens wird zuweilen der gewöhnliche Bleiessig auch Bleiextrakt geheissen.
Der Blcizucker^ saures essigsaures Bleioxyd, Saccharum Sa-turni, Acetas plumbicus cristallisatus^ Acetas plumbi acidulus siecus, Plumbum aceficum cristallisatum, enthält weniger Bleioxyd wie der Bleiessig, dagegen mehr Essigsäure und viel Krystallisationswasser. Er beeinträchtiget die Verdauung weit weniger w-ie der Bleiessig, eignet sich daher besser zur innerlichen Anwendung, dagegen we-
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uiger zur äusserlichen, obwohl er pulverisirt werden kann. Sein Preis ist übrigens höher wie der des Bleiessigs.
Bleipflaster sind in der Thierheilkunde ungebräuchlich.
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Dreizelmte Qattiwg.
Quecksilber.
Es ist ein bei gewöhnlicher Temperatur flüssiges Metall, von silber weisser, glänzender Farbe, das sich bei -f- 23deg; schon verflüchtiget und bei — 40deg; erst erstarrt, wo es dann gehämmert werden kann. Spez. Gew. 13,568.
Das reine gediegene oder s. g. lebendige Quecksilber findet sich nicht selten in Quecksilberbergwerken, häufiger aber kommen Mineralien vor, in denen das Quecksilber mit andern Stollen verbunden ist. Hieher gehören Amalgan, Zinnober, Calomel etc. Die in der Heilkunde angewendeten Quecksilberpräparate werden alle künstlich bereitet. Es sind:
Quecksilbersublimat, äzendes salzsaures Quecksilber, Aezsublimat, doppelt Chlorquecksilber , Quecksilberchlorid, Hydrargyrum mariaticum corrosivum, Mcrcurius sublimatus corrosivus, Bichloretum Hydrargyri, besteht aus 26% Chlor und 74% Quecksilber, ist im Wasser und Weingeist auflöslich und bewirkt an allen organischen Gebilden Entzündung, Aezung und brandige Zerstörung, hierdurch die heftigsten Zufälle und selbst den Tod. Diese Wirkungen treten bei fleischfressenden Thieren stärker hervor wie bei pflanzenfressenden. 6 Gran Sublimat tödten schon einen starken Hund, indess erst % U. ein Pferd zu tödten vermag.
In Wunden und Geschwüren wirkt der Sublimat in verdünnter Auflösung (1 — 3 Gran auf 1 U. Wasser) angewendet, reizend, die Lebensthätigkeit der absondernden und der aufsaugenden Organe steigernd und qualitativ umstimmend. Mehr conzenlrirle Auflösungen verursachen Entzündungen und starke Auflösungen, z. B. 1 Dr. auf '/a U. Wasser, wirken äzend und zerstörend. Dabei geht er durch Absorption in die Blutmasse über und verursacht bald Entzündung des Magens, des Darmkanales und des Herzens und dadurch den Tod.
Auf die unverleztc Haut gebracht wirkt er ähnlich aber viel schwächer.
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Bei der Sektion findet man die vom Sublimat unmittelbar blaquo;-troffenen Theile brandig, angeäzt und auch die meisten übrigen Eingeweide entzündet, besonders die Nieren.
M an gibt dieses Mittel innerlich nicht gern, da man keine Indikationen zu seiner Anwenduns hat, äusserlich daseffen wendet man den Sublimat an: Als Aezraittel bei Warzen, Strahlkrebs, Caries,, besonders der Hufknorpel, bei veralteteir Fisteln, und Ge-scliwüren u. s. w. Meist gebraucht mau die Auflösung, besonders die in Kalkwasser (1 — 3 Gran Sublimat auf 1 U. desselben) als s. g. phagadänisches Wasser.
Viele Thierärzte benuzen den Sublimat auch bei hartnäckigen Hautausschlägen, Flechten, Mauke, Räude u. dgl. in starker Auflösung als Waschmittel, eben so gegen Läuse und anderes Ungeziefer, allein, obschon ihm ausgezeichnete Wirkungen nicht abzusprechen sind, so ist er doch ein allzugefährliches Mittel, als dass man ihn hiefür empfehlen könnte.
Bei Augenentzündungen zieht man ihm den rothen Prazipi-tat vor. —
Calomel,
mildes salzsaures Quecksilber^ versüsstes Quecksilber, Quecksilber-chlorür, Calomelas, Mercurius dulcis, Hydrargyrum muriaticum mite, Chloretum Hydrargyri, besteht aus 15 Chlor und 85 Quecksilber, löst sich nicht im Wasser und wirkt nicht auf unverlezte Körperstellen gebracht. Auf Geschwüre u. dgl. wirkt es belebend, die spekigen Ränder schmelzend. Vernarbung befördernd.
Innerlich bringen kleinere Dosen für den Augenblick keine auffallenden Wirkungen hervor, dagegen wird die Wirkung erst be-merkt^ wenn das Mittel andauernd gegeben wird. Sie kommt zuerst in der Leber und überhaupt im Pfortadersysteme zum Vorschein, Stockungen in demselben werden gelöset, Verdichtungen gehoben und die Gallcnabsonderung vermehrt, was aus den reichlichen griingefärbten Stuhlgängen hervorgeht.
Ferner mindert das Calomel die Plastizität des Blutes und verhindert oder verkleinert plastische Ergiessungcn und Produktionen.
Alle Sekretionen werden bethätiget und grossentheils auch qualitativ verändert.
Werden kleine Gaben sehr schnell hintereinander pder grös-sere Gaben, wenn auch in längern Zwischenräumen gereicht, so erhöhet sich die Thätigkeit des Daruikanalcs und es eutsteht
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Laxiren} übrigens aber nicht bei allen Thieren einer und derselben Gattung gleich bald oder gleich stark.
Bei noch grössern Gaben wird die 'fhätigkeit der Speicheldrüsen dergestalt erregt, dass sie unausgesezt eine grosse Masse Speichel absondern, somit wird Speichelfluss hervorgebracht. Derselbe tritt aber auch nicht immer auf, sondern die Thicre gehen vorher an Magen- und Darmentzündung zu Grunde.
Die gewöhnliche Gabe ist für Pferde und Rinder Vraquo; — 1 Dr., ebenso für Schweine, für die übrigen Hausthiere 6 Gran bis 1 S., 2 — 3 Mal des Tages. Sobald weicheres Misten eintritt, mass das Calomel ausgesezt werden.
Die Form ist stets die Latwerge oder Pille. Aeusserlich wird es als feines Pulver ins Auge geblasen, oder aber auf geschwürige Hautstellen, nässende Ausschläge u. dgl. mit Kalkwasser (im nämlichen Verhältnis wie der Sublimat) als Aqua nigra applizirt. Man gebraucht das Calomel mit Nuzcn: In allen entzündlich-fieberhaften Kranklieitcn mit Lokalaffektionen und Neigung zu plastischen Ergiessungen; bei Hirn-, Hals-, Lungen-, Leber-, Ge-bärmutterciitzündungcn, bei der Rehe oder der rhevmatischen Huf-entzüudung der Pferde, spezifischer oder periodischer Augenentzündung , der Hundestaupe im ersten Stadio, nach angewandtem Brechmittel u. s. w. Hier darf man überall ziemlich starke Gaben reichen, hingegen müssen diese klein sein in schleichenden Entzündungen der Luftwege, Lungenseuche der Rinder, Dampf der Pferde, besinnender Pcrlsucht etc., eben so in srallichten Zuständen bei denen die Symptome noch nicht typhös geworden sind.
Grössere Gaben erfordern Drüsenanschwellungen und Verhärtungen und frische Wasserergicssungen bei denen noch entziind-lichc Regungen stattfinden etc. Eigentliche Wassersuchten aber, Typhus, Astheuie überhaupt und des Darmkanales insbesondere, contraindiziren aber das Calomel unbedingt, ebensp der Umstand, dass gegen ein gewisses Leiden schon längere Zeit hindurch (Jueck-silbermittel gebraucht wurden, indem dann sehr leicht Quecksilbervergiftung von kleinen Gaben entsteht.
Das versüsste Quecksilber als gewöhnliches Laxans, besonders zu den Frühjahrskuren u. dgl. zu verabreichen, ist unsinnig; auch Verbindungen dieses Mittels mit Purganzen z. B. Aloe sind zu meiden, indem die Zufällelcicht gefährlich werden. Salze und Säuren, auch wohl anderweitige mineralische Mittel dürfen, chemischer Zcr-sezungon wegen, nicht mit dem Calomel verbunden werden.
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Rother Prazipitat,
rothes Quecksilberoxydj Hydrargyrum oxydatum rubrum, 31orcu-rius praeeipitatus ruber^ besteht aus 92% Th. Quecksilber und 71A Th. Sauerstoll und stellt ein schön rothes, schweres Pulver dar. Er wirkt auf die Haut gelinde, auf Schleimhäute und olfeue Wunden und Geschwüre heftig reizend, Entzündung erregend,, die Sekretionen verbessernd, erst schorfbildend^ dann gutartige Eiterung befördernd.
Innerlich entstehen schon von kleinen Gaben üble Zufälle, Darmentzündung und der Tod. Aeusserlich kann er gleich dem Sublimat benuzt werden und man zieht demselben vor, wo Pulverform vorzüglicher ist., im Wasser aber kann man ihn nicht auflösen.
Auch bei Augcnflecken, Auflockerungen der Bindehaut, Hora-hautgeschwüren u. dgl. ist er dem Sublimat vorzuziehen. Man wendet ihn da in Salbcnform an, z. B. zu 10 — 20 Gran auf 1 U. ganz frischen Schweinefettes oder ungesalzener Butter. Solcher Salbe sezt man allenfalls noch 15 — 20 Gr. Opium zu^ und streicht davon täglich 1 —2 Mal einer Erbse gross ins Auge.
Graue Qucclcsilbersalbc,
Unguentum neapolitanum, U. hydrargyri cinereum, U. mercuriale, wird bereitet, wenn man 8 Th. lebendiges Quecksilber mit 12 Th. Talg durch tagelanges Reiben im Mörser zusammenmischt, bis das Quecksilber nicht mehr in Kügclchen zu bemerken, sondern wie man sagt, getödtetist Dann werden noch 16Th. Schweinefett dazu gemischt.
Wenn diese Salbe etwas alt geworden ist, verwandelt sich ein Theil des Fettes in Fettsäure und des bloss mechanisch und fein zertheilten Quecksilbers in Oxydul, welche beide dann ein cigen-thümliches Salz bilden. Inder Wärme aber, wo das Fett der Salbe schmilzt^ sinkt das metallische Quecksilber in Kugeln oder Tropfen zu Boden.
Man reibt diese graue Quecksilbersalbe tüchtig auf die Haut der Thiere ein. Sie bewirkt Vermehrung der Aufsaugung^ Auflockerung im Zellgewebe^, Verflüssigung, namentlich des Eiweissstoffes, Auflockerung und Verminderung der arteriellen Thätigkeit. Nur selten pflegt sie kleine Pusteln zu erzeugen oder die Oberhaut gar abzulösen. Wird sie aber im Uebermass oder auf zu grosse Stellen angewendet, so bringt sie einen,, höchslgefälnlichen Speichelfluss
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hervor, der durch Quecksilbervergiftung entsteht und durch Abzehrung tödtet.
Man wendet übrigens diese Salbe mit Erfolg an, bei örtlichen Entzündungen; namentlich der Gelenke^ Bänder, Sehnen, des Pe-riostcums etc., die meist einen zögernden Verlauf haben und gerne in Ausschwizungen übergehen, ferner bei Drüsenverhärtungen z. B. der Hoden^ des Euters, der Schilddrüsen (hier gerne in Verbindung mit Jod), bei Ausschwizungen und Verdickungen, Schwülen etc., dann gegen veraltete Hautausschläge, Räude, Flechten, Mauke etc., endlich gegen Läuse und anderes Ungeziefer. Im lez-ten Falle muss sie aber einer starken Tabaksabkociuinff nachstehen. Man verbindet diese Salbe zuweilen mit Rindsgalle, Terpentinöl etc.
Gewöhnlich reibt man sie nur 1 Mal täglich, allenfalls zu Va -l'/aUnzen ein, doch kann es mit kleinern Gaben auch öfters geschehen. Diese Salbe muss tüchtig eingerieben und darf nicht bloss auf die Haut gestrichen werden. Um daher für den Einreibenden die Gefahr der Quecksilber-Vergiftung zu verhüten, der er durch Eindringen der einzureibenden Salbe in die Haut der Hand ausge-sezt wird, lässt man diese mit einem Stück Blase oder einem Handschuhe schüzen. —
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Tierzelmte Giattung.
Silber.
Ist weiss, glänzend, hämmerbar^ zähe aber ziemlich weich; spez. Gewicht 10,47. Es kommt nur selten gediegen, desto häufiger mit Antimon und Blei vermischt vor. In der Thierheilkunde wendet man nur ein einziges, künstliches Präparat des Silbers an, nämlich den
Höllenstein,
geschmolzenes salpetcrsaures Silber, Argentum nitricum fusum Nitras argenti, Lapis infcrnalis. Er besteht aus 68 Silberoxyd und 32 Salpetersäure, wirkt äzend, zerstörend^ doch nur wo die Oberhaut fehlt, die abgestorbenen Theilc werden weiss und bilden nach, gerade eine Kruste, unter welcher sich gesunde Granulation zeigt. Man gebraucht gewöhnlich den Höllenstein zum Betupfen geschwüriger Stellen , diese müssen aber vor seiner Anwendung etwas befeuchtet werden, wenn sie trocken sind, oder abgetrocknet, wenn sie gar zu stark nässen. Der Höllenstein löst sich leicht in glei-
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eben Thcilen kalten Wassers. Der durch ihn hervorgebrachtraquo; Schmerz dauert nie lange an, ist aber heftig, wesshalb man bei seiner Applikation des Thieres ganz mächtig sein muss. HÖllenstein-äzungen gehen nie in schlechte Eiterung über. Die geäzte Stelle wird erst wciss, dann rolligrau, dann schwarz. Man wendet ihn überall bei Geschwüren, Yerjauchungen, üppigen Granulationen, Warzen und andern Exkresccnzen mit dem besten Erfolsre an und er ist überhaupt das beste Arzneimittel, da man seiner ganz mächtig ist, sowohl hinsichtlich seiner intensiven als extensiven Wirkung. Auch bringt selbst eine sehr ausgedehnte Anwendung des Höllensteines keine allgemeinen üblen Zufälle hervor. Innerlich verursacht der Höllenstein Anäzung, Entzündung, Auflockerung der Schleimhaut des Magens, dabei heftige Schmerzen, Erbrechen, Ath-mungsbeschwerden und Tod.
Wird er in kleinen Gaben und anhaltend angewandt, so schwärzen sich nachgerade diejenigen Hautstellen, welche mit farblosem malpighischem Neze versehen sind. Pferde vertragen 1 — 2 Gran, Hunde bloss Vae — VU Gran. Schade dass er zu den theuersten
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Thierheihnitteln
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Fünf Keimte Gnttvmg,
Gold.
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Secliszelinte CSattnng.
Osmium.
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Slebzclmte Gattung.
Fiatina.
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