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BIBUOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
2856 631 7
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' #9632; #9632;
Chirurgisches
#9632;
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V A^gTEck-E'C U M
Tliierärzte und Studirende
W. Fricker,
Professor der Anatomie und Chirurgie au der K. Württerabergischen
Thierarzneischule, correapondirendes Mitglied des Vereins praktischer
Thierärzte zu St. Petersburg, des Kaiserlich Bussischen
Veterinärinstituts zu Charkow etc.
Mit 35 Holzschnitten.
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Stuttgart 1874. Verlag von Schickhardt amp; Ebner.
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J. Kreuzer'scho Buchdruckcvei (Hammer amp; Liebiob) in Stuttgart.
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Vorwort.
Seit einer Reihe von Jahren mit dem Vortrage der Veterinärchirurgie betraut, benützte ich selbstver­ständlich jede Gelegenheit, sowohl wissenschaftliche Studien zu machen, als auch praktische Erfahrungen zu sammeln und dieselben meinem Manuserlpte ein­zuverleiben. Die Verschiedenheit meiner Classification der chirurgischen Krankheiten gegenüber der Einthei-lung derselben in den bis jetzt gebräuchlichen, nicht sehr zahlreichen Handbüchern über Veterinärchirurgie erschwerte meinen Schülern das Privatstudium wesent­lich und bestimmte mich einerseits zu der Herausgabe dieses Vademecums, andererseits beabsichtigte ich da­mit, dem praktischen Thierarzte einen kurzgefassten Führer durch diesen wichtigen Zweig unserer quot;Wissen­schaft an die Hand zu geben. Durch die bündige Kürze, deren ich mich wenn ich erschöpfend sein wollte, bei dem nur geringen Umfange des Werkes befleissigen musste, wird die Brauchbarkeit meines Va­demecums nicht nothleiden, denn das Wesentliche und Thatsächliche hinsichtlich der chirurgischen Pathologie und Therapie wird man in demselben nicht vermissen. Um dem praktischen Bedürfnisse zu genügen war ich bestrebt, die Erscheinungen am kranken Tliiere nach dem thatsächlichen Erfunde, welchen die klinische Er­fahrung (fremde und eigene) geliefert hat, zu schildern.
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jynbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Vorwort.
ohne dabei die wissenschaftliche Basis zu vernachläs­sigen. Bei der Bearbeitung der einzelnen Krankheiten ist die einschlägige Literatur (sowohl Sammelwerke als die in den verschiedenen Zeitschriften niederge­legten Erfahrungen) immer im Auge behalten worden, was aus den verschiedenen Citaten zu ersehen ist. In der allgemeinen Chirurgie dagegen ist den Ansich­ten eines Virchow, Billroth, v. Pitha, Wagner und An­deren Rechnung getragen. Bei der Classification der Krankheiten bin ich im Allgemeinen derjenigen von Bardeleben gefolgt. Eine genaue Beschreibung der verschiedenen nothwendigen Operationen zu geben, habe ich unterlassen und verweise in dieser Beziehung auf die classischen Werke von Hering, Gurlt, Hertwig und Forster, von denen wohl immer eines oder das andere in der Bibliothek eines praktischen Thierarztes zu finden sein wird. Die meisten Holzschnitte sind Originale und nach Präparaten aus der pathologisch-anatomischen Sammlung der Stuttgarter Thierarznei-schule angefertigt; nur wenige, zum anatomischen Ver­ständnisse dienende, sind Copien aus der Operations­lehre Bering's und der Anatomie der Hausthiere von Franck entnommen.
Möge der Zweck des Buches den Studirenden der Veterinärwissenschaft und den praktischen Thier-ärzten nützlich zu sein erreicht werden. Meine Ab­sicht war es.
Stuttgart, im September 1874.
Fricker.
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SaiuiiißMe vom 19. JaWMert.
a. Veterinär-Chirurgie.
Wo 1st ein, die Bücher der Wundarznei der Thiere. 2. Auf­lage. Wien. 1800.
Te nneker, Lehrbuch der Veterinär-AVundarzneikunst. 2 Bände. Prag. 1820.
Brogniez, Traite de Chirurgie vcterinaire. 4 Bände mit Atlas. Bruxelles. 1839.
Eyeliner, Hippiatrik oder systematisches Handbuch der äusser-lichen und innerlichen Krankheiten des Pferdes und ihre Heilung. Bern. 1842.
Schussele, Veterinär-Chirurgie. Carlsruhe. 1843. With, Haandbog i Veterinairchirurgien. Kjöbenhavn. 1873. Ins deutsche übersetzt von M. Kreutzer. Augsburg. 1817. Angelis, Lezioni elementari di Chirurgia veterinaria. Roma.
1843.
Massa, Corso complete di Chirurgia veterinaria. Florenza. 1843. Strauss, systematisches Handbuch der Veterinär-Chirurgie.
2nbsp; Theile. Der 2. Theil enthält die Operationslehre.
Dieterich's, Handbuch der Veterinär-Chirurgie. 7. Auflage. Berlin. 1856.
Hertwig, praktisches Handbuch der Chirurgie für Thierärzte.
3nbsp; nbsp;Auflage. Berlin. 1874.
Armbrecht, Lehrbuch der Veterinär-Chirurgie. (Von demsel­ben sind bis jetzt nur 3 Lieferungen erschienen, 1862, 1868, 1870, die 4. fehlt.)
IT. J. Hurtrel d'Arboval, Dictionnaire de Medecine et de Chirurgie veterinaire etc. Edition entierement refondue par A. Zundel. Tome I. Paris. 1874.
Stockfleth, Haandbog i Veterinairchirurgien. Kjöbenhavn. 1870—1874. Eine Uebersetzung ins deutsche befindet sich unter der Presse.
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YJnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Sammelwerke vom 10. Jahrhundert.
Lauzilotti-Buousauti, Trattato di Patologia e Terapia chi-rurgica geuerale e speciale clegli animale domestici. Mi-lano. 1873—1874, bis jetzt 3 Lieferungen.
b. Akiurgie.
Dieterich's Akiurgie. 7. Auflage. Berlin. 1856.
Gurlt und Hertwig, chirurgische Anatomie und Operations­lehre für Thierärzte mit Abbildungen. Berlin. 1847.
Forst er, thierärztliche Verband- u. Instrumentenlehre. Wien. 1861.
For st er. Compendium der thierärztlichen Operationslehre. Wien. 1864.
Hering, Handbuch der thierärztlichen Operationslehre. 2. Auflage. Stuttgart. 1866.
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Inhalts - Verzeiclmiss.
Erster Tlieil.
Einleitung.
Seito
Begriff und Einth eilung der Chirurgie......1— 2
Erstes Capitel.
Oertliche Störungen der Blutcirkulation ....nbsp; nbsp; nbsp; 3
1)nbsp; nbsp;Hyperämie.............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
a.nbsp; Aktive Hyperämie .........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
b.nbsp; Passive Hyperämie.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
2)nbsp; Anämie, Ischämie...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5
Zweites Capitel.
Störungen der Ernährung..........nbsp; nbsp; nbsp; 7
a.nbsp; Hypertrophie.............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^
b.nbsp; Atrophie..............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
Exsudative Processe...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8
Entzündung und ihre Uebergänge im Allge­meinen ................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8
1)nbsp; Erhöhte Wärme ...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8
2)nbsp; Röthe...............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8
3)nbsp; Geschwulst.............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
4)nbsp; Entzündungsschmerz..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
51 Funktionsstörung...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
6) Entzündungsfieber...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
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VIII
Inhalts-Verzeichniss.
Seite
Ursaclien der Entzündung...........nbsp; nbsp; nbsp; 10
Theorie der Entzündung............nbsp; nbsp; nbsp; 10
Arten der Entzündung ............nbsp; nbsp; nbsp; 11
Therapie der Entzündung ...........nbsp; nbsp; nbsp; 12
Ausgänge der Entzündung..........nbsp; nbsp; nbsp; 15
1)nbsp; nbsp;Lösung (Zerthe ilung), Resolutio ....nbsp; nbsp; nbsp; 15
2)nbsp; nbsp;Organisirung zu bleibendem Gewebe. Verhär­tung. Induratio............nbsp; nbsp; nbsp; 15
3)nbsp; nbsp;Eiterung. Suppuratio ........nbsp; nbsp; nbsp; 16
Bildung des Eiters..........nbsp; nbsp; nbsp; 17
Erscheinungen............nbsp; nbsp; nbsp; 17
Folgen der Eiterung für den Gesammtorganismusnbsp; nbsp; nbsp; 17
A.nbsp; Zehrfleber. Febris hectica......nbsp; nbsp; nbsp; 18
B.nbsp; Eitervergiftung, Pyäniie...... .nbsp; nbsp; nbsp; 18
C.nbsp; Faulfieber, Septicamie.......nbsp; nbsp; nbsp; 18
Abscess, Abscessus, Apostema......nbsp; nbsp; nbsp; 19
1)nbsp; nbsp;Heisser Abscess.........nbsp; nbsp; nbsp; 20
2)nbsp; nbsp;Kalter Abscess......... .nbsp; nbsp; nbsp; 21
Geschwürsbildung, Verjauchung, ülceratio . .nbsp; nbsp; nbsp; 22
Eintheilung der Geschwüre .......nbsp; nbsp; nbsp; 22
1.nbsp; nbsp;Einfaches (gutartiges) Geschwür .nbsp; nbsp; nbsp; 22
2.nbsp; nbsp;Complicirtes Geschwür.....nbsp; nbsp; nbsp; 22
A.nbsp; Mit Vitalitätsfehlern.......nbsp; nbsp; nbsp; 22
a.nbsp; nbsp;Asthenisches Geschwür, Ulcus asthe-iiicum...........nbsp; nbsp; nbsp; 22
b.nbsp; nbsp;Hypersthenisches Geschwür, Ulcus hypersthenicum.......nbsp; nbsp; nbsp; 23
c.nbsp; nbsp;Fauliges, brandiges Geschwür, Ulcus putridum, gangränosum ....nbsp; nbsp; nbsp; 23
B.nbsp; Mit Organisationsfehlern ...nbsp; nbsp; nbsp; 23
a.nbsp; nbsp;Callöses Geschwür Ulcus callosumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp;23
b.nbsp; nbsp;Schwammigtes Geschwür, Ulcus fun-gosum..........nbsp; nbsp; nbsp;23
c.nbsp; nbsp;Oedematöses Geschwür, Ulcus oede-matosum..........nbsp; nbsp; nbsp; 23
d.nbsp; Varicöses Geschwür, Ulcus varicosumnbsp; nbsp; nbsp;23
C.nbsp; Mit Formfehlern.......nbsp; nbsp; nbsp; 23
a.nbsp; nbsp;Buchtiges Geschwür, Ulcus sinuosumnbsp; nbsp; nbsp;23
b.nbsp; nbsp;Röhrenförmiges Geschwür, Ulcus fistu-losum...........nbsp; nbsp; nbsp; 23
Prognose der Geschwüre.....nbsp; nbsp; nbsp; 23
Behandlung der Geschwüre ....nbsp; nbsp; nbsp; 23
4)nbsp; nbsp;Brand, Gangräna, Mortificatio......nbsp; nbsp; nbsp; 26
a.nbsp; nbsp;Trockener Brand, Gangräna......nbsp; nbsp; nbsp; 26
b.nbsp; nbsp;Feuchter Brand, Sphacelus......nbsp; nbsp; nbsp; 26
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Iixhaltfl-Verzeichiuss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; IX
Seite
A.nbsp; Druckbrand. Decubitus gangriinosus . .nbsp; nbsp; nbsp;28
B.nbsp; Verbrennung. Combustio......nbsp; nbsp; nbsp; 28
C.nbsp; Erfrierung. Congelatio ......nbsp; nbsp; nbsp; 29
Neubildungen, Neoplasmen, Pseudoplasmen ...nbsp; nbsp; nbsp;30 I. Organisirte Neubildungen. Geschwülste,
Tumores.............nbsp; nbsp; nbsp; 30
Ursache, Diagnose, Prognose, Behandlung . .nbsp; nbsp; nbsp; 30
Einthoilung der Geschwülste.......nbsp; nbsp; nbsp; 32
A.nbsp; Gutartige Geschwülste, Tumores benigni .nbsp; nbsp; nbsp;32
1.nbsp; nbsp;Bindegewebsgeschwulst, Fasergeschwulst, Fibroma, Fibroid........nbsp; nbsp; nbsp;32
2.nbsp; nbsp;Fettgeschwulst, Lipoma, Steatoma .nbsp; nbsp; nbsp;33
3.nbsp; nbsp;Gefässgeschwulst, Angioma ....nbsp; nbsp; nbsp; 33
4.nbsp; nbsp;Drüsengeschwulst, Adenoma ....nbsp; nbsp; nbsp; 33
5.nbsp; nbsp;Muskelfasergeschwulst, Myoma ...nbsp; nbsp; nbsp;34
6.nbsp; nbsp;Knorpelgeschwulst, Chondroma ...nbsp; nbsp; nbsp;34
7.nbsp; nbsp;Knochengeschwulst, Osteoma, Osteoidnbsp; nbsp; nbsp; 34
8.nbsp; nbsp;Nervengeschwulst, Neuroma ....nbsp; nbsp; nbsp;34
9.nbsp; nbsp;Balggeschwulst, Cyste......nbsp; nbsp; nbsp;35
10. Polypen...........nbsp; nbsp; nbsp; 36
B.nbsp; nbsp;Bösartige Geschwülste, Tumores maligni .nbsp; nbsp; nbsp; 38
1.nbsp; nbsp;Krebs, Cancer, Carcinoma.....nbsp; nbsp; nbsp; 38
a.nbsp; nbsp;Das weiche Carcinom, Carcinoma me-dullare..........nbsp; nbsp; nbsp; 39
b.nbsp; nbsp;Das harte Carcinom, Carcinomaflbro-sum, Scirrhus........nbsp; nbsp; nbsp; 39
c.nbsp; nbsp;Epithelialkrebs, Epifheliom ...nbsp; nbsp; nbsp;40
d.nbsp; Gallertkrebs, Cancer colloidos . .nbsp; nbsp; nbsp;40
2.nbsp; nbsp;Sarkoma, Fleischgeschwulst ....nbsp; nbsp; nbsp;41
1)nbsp; nbsp;Das faserigte Sarkom.....nbsp; nbsp; nbsp;41
2)nbsp; nbsp;Das Medullarsarkom......nbsp; nbsp; nbsp;41
3)nbsp; nbsp;Das zellige Sarkom......nbsp; nbsp; nbsp;42
3.nbsp; nbsp;Tuberkel...........nbsp; nbsp; nbsp;42
Tl. Nicht organisirte Neubildungen. Con-
cretiouen, Concremente.......nbsp; nbsp; nbsp;43
Drittes Capitel.
Störungen des Zusammenhangs. Continuitätsstö-
rungen................nbsp; nbsp; nbsp;44
a. Quetschungen............nbsp; nbsp; nbsp;44
1) Blutunterlaufnng, Sugillatio, Eechymosis .nbsp; nbsp; nbsp; 44
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Xnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Iiihalts-Verzeichniss.
Seite
2) Blutextravasate, Blutgeschwulst. Hämatoma,
Ecchymoma............nbsp; nbsp; nbsp;45
b. Wunden. Vulnera, Traumata.......nbsp; nbsp; nbsp;46
Heilung der Wunden, Blutstillung, Nähte etc. .nbsp; nbsp; nbsp;46
Fisteln, Fistulae.............nbsp; nbsp; nbsp;54
Knochenbrüche {Fracturae ossium) im Allgemeinennbsp; nbsp; nbsp;54
Viertes Capitel.
Störungen der Form und Lage. (Contignitätsstö-
rungen)................61
I. Abnorme Formen (Missbilduugen). II. Abnorme L age.
1.nbsp; nbsp;Lageveränderungen der Knochen.
A.nbsp; Verstauchung, Distorsio......61
B.nbsp; Verrenkung, Luxatio........62
2.nbsp; nbsp;Lageveränderungen der Eingeweide 64
A.nbsp; Eingeweidebrüche, Herniae.....64
B.nbsp; Vorfall, Prolapsus........66
Zweiter Tlieil.
Krankheiten der einzelnen Gewebe.......nbsp; nbsp; nbsp; es
Erstes Capitel.
Krankheiten der Haut.
A.nbsp; Hautentzündungen...........nbsp; nbsp; nbsp;68
I. Erythema.............nbsp; nbsp; nbsp;68
II. Erysipelas, Rothlauf, Rose.......nbsp; nbsp; nbsp; 69
1.nbsp; nbsp;Mauke............nbsp; nbsp; nbsp;69
2.nbsp; nbsp;Mauke des Rindes........nbsp; nbsp; nbsp;72
3.nbsp; nbsp;Raspe ............nbsp; nbsp; nbsp; 72
4.nbsp; nbsp;Schweifrose des Pferdes......nbsp; nbsp; nbsp;73
B.nbsp; Neubildungen der Haut.........nbsp; nbsp; nbsp;73
1.nbsp; nbsp;Warzen, Verrucae.........nbsp; nbsp; nbsp;73
2.nbsp; nbsp;Hautschwiele, Callositas, Tyloma ....nbsp; nbsp; nbsp;74
3.nbsp; nbsp;Hauthörner, Cornea cutanea......nbsp; nbsp; nbsp;74
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Inhalts-Verzeichniss.
XI
Zweites Capitel.
Seite
Krankheiten des Bindegewebes........nbsp; nbsp; nbsp;7amp;
1.nbsp; nbsp;Bindegewebsentzündung, Phlegmone ....nbsp; nbsp; nbsp;76
2.nbsp; nbsp;Verdickung der Haut, Pachydermie. Verhärtung, Sclerosis, Elephantiasis.........nbsp; nbsp; 77
3.nbsp; nbsp;Oedem. Wassererguss im Bindegewebe, Anasarcanbsp; nbsp; nbsp;78
4.nbsp; nbsp;Verletzungen des Bindegewebes, Emphysem . .nbsp; nbsp; nbsp;79
Drittes Capitel.
Krankheiten der Knochen..........nbsp; nbsp; 80
1.nbsp; nbsp;Entzündung der Knochen, Inflammatio ossium .nbsp; nbsp; nbsp;80
A.nbsp; Entzündung der Knochenhaut, Periostitis .nbsp; nbsp; nbsp;80
B.nbsp; Entzündung der Knochensubstanz, Ostitis .nbsp; nbsp; nbsp;80 Zertheilung, Eiterung, Verschwärung (Kno-
chenfrass), Brand (Nekrose), Knochen­erweichung (Osteomalacia)......nbsp; nbsp; nbsp;81
2.nbsp; nbsp;Neubildungen an den Knochen......nbsp; nbsp; nbsp;85
A.nbsp; Ueberbeine, Exostoses........nbsp; nbsp; nbsp;85
B.nbsp; Die Schale, der Leist, das Ringbein ...nbsp; nbsp; nbsp;86
C.nbsp; Späth, Spavanus..........nbsp; nbsp; nbsp;87
D.nbsp; Rehbein.............nbsp; nbsp; nbsp;88
3.nbsp; nbsp;Verletzungen der Knochen........nbsp; nbsp; nbsp;88
A.nbsp; Knochenwunden..........nbsp; nbsp; nbsp;88
B.nbsp; Frakturen der einzelnen Knochen ....nbsp; nbsp; nbsp;88
a.nbsp; nbsp;Brüche des Hirnschädels......nbsp; nbsp; nbsp;88
b.nbsp; nbsp;Brüche des Stirnbeins.......nbsp; nbsp; nbsp;89
c.nbsp; nbsp;Brüche des Jochbeins und des Jochbogensnbsp; nbsp; nbsp;90
d.nbsp; nbsp;Brüche des grossen Kieferbeins ...nbsp; nbsp; nbsp;90
e.nbsp; nbsp;Brüche des Nasenbeins.......nbsp; nbsp; nbsp;90
f.nbsp; nbsp;Brüche der kleinen Kieferbeine ....nbsp; nbsp; nbsp;91
g.nbsp; nbsp;Brüche des Hinterkiefers......nbsp; nbsp; nbsp;92
h. Brüche des Zungenbeins......nbsp; nbsp; nbsp;92
i. Brüche der Hals-, Rücken- und Lenden­wirbel .............nbsp; nbsp; nbsp;93
k. Brüche der Rippen........nbsp; nbsp; nbsp;93
1. Brüche des Beckens und des Kreuzbeinsnbsp; nbsp; nbsp;94
m. Brüche der Schweifwirbel......nbsp; nbsp; nbsp;95
n. Brüche des Schulterblattes . : . . .nbsp; nbsp; nbsp;95
o. Brüche des Armbeins.......nbsp; nbsp; nbsp;96
p. Brüche des Vorarms und des Ellenbogensnbsp; nbsp; nbsp;96
q. Brüche der Knieknochen......nbsp; nbsp; nbsp;97
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XIInbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Inhalts-Verzeichniss.
r. Brüche des Schienbeins und der beiden
Griffclbeine...........nbsp; nbsp; nbsp;97
s. Brüche des Fesselbeins und der Sesam-
beine.............nbsp; nbsp; nbsp; 97
t. Brüche des Kronbeins......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 98
u. Brüche des Hufbeins und des Strahlbeinsnbsp; nbsp; nbsp;99
v. Brüche des Backbeins.......nbsp; nbsp; nbsp; 99
W. Brüche der Kniescheibe .... .nbsp; nbsp; 100
x. Brüche des Unterschcnkelbeins . . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 100
y. Brüche der Sprunggelenksknochen . .nbsp; nbsp; 101
Viertes Capitel.
Krankheiten der Gelenke.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;102
A.nbsp; Entbindungen der Gelenke, Aithrophlogose, Arthrocace..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;102
B.nbsp; Geleukwassersucht, Hydrops articuli, Hydrarthros! Gelenksgallcn, Gallae, Ganglion......nbsp; nbsp; 103
C.nbsp; Gelenksteifigkeit, Ankylosis........nbsp; nbsp; 107
D.nbsp; Gelenksverletzungen.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 108
E.nbsp; Krankheiten der Sehnenscheiden......nbsp; nbsp; 110
a.nbsp; Entzündung............nbsp; nbsp; hq
b.nbsp; Sehnenscheidengalle. Flussgalle. Ganglion .nbsp; nbsp; 110
F.nbsp; Krankheiten der Schlcinibeutel......nbsp; nbsp; HO
Entzündung der Schleimbeutel......nbsp; nbsp; 110
Fünftes Capitel.
Krankheiten der Muskeln und Sehnen . . . .nbsp; nbsp;m
A.nbsp; Entzündung der Muskeln, Myositis s. Myitis .nbsp; nbsp; 111
B.nbsp; Entzündung der Sehnen.........nbsp; nbsp; 112
C.nbsp; Zcrreissungen der Sehnen........nbsp; nbsp; 112
D.nbsp; Paralyse der Muskeln..... ...nbsp; nbsp; 113
n m
Sechstes Capitel.
Krankheiten der Arterien..........nbsp; nbsp;114
A.nbsp; Entzündung der Arterien . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . .nbsp; nbsp; 114
B.nbsp; Verletzungen der Arterien........nbsp; nbsp; 114
C.nbsp; Anenrysma, Arteriectasis, Erweiterung der Arteriennbsp; nbsp; 115
D.nbsp; Verstopfung der Arterien, Thrombose, Embolie. Obliteration der Arterien........nbsp; nbsp; 116
ü
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Inhalts-Verzeichniss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;XIII
Siebentes Capitel.
Seitraquo;
Krankheiten der Venen...........nbsp; nbsp;118
A.nbsp; Entzündung der Venen, Phlebitis.....nbsp; nbsp; 118
B.nbsp; Varix, Blutadergeschwulst........nbsp; nbsp; 118
C.nbsp; Venenfisteln.............nbsp; nbsp; llfV
Achtes Capitel.
Krankheiten der Lymphgefässe und Lymphdrüsennbsp; nbsp;120
A.nbsp; Entzündung der Lymphgefässe, Lymphangitis, Angioleucite.............nbsp; nbsp; 120
B.nbsp; Entzündung der Lymphdrüsen, Lymphadenitis .nbsp; nbsp; 121
Neuntes Capitel.
Krankheiten der Nerven...........nbsp; nbsp;122
A.nbsp; Nervenentzündung, Neuritis.......nbsp; nbsp; 122
B.nbsp; Verletzungen der Nerven .... ...nbsp; nbsp; 122
C.nbsp; Nervengeschwulst...........nbsp; nbsp; 123
Dritter Tlieil.
Topographische Chirurgie...........124
I. Krankheiten des Schädels.........125
A.nbsp; Krankheiten der Weichtheile.......125
a.nbsp; Quetschungen.
b.nbsp; Verletzungen.
B.nbsp; Krankheiten der Knochen des Schädels ... 125
1.nbsp; Wunden.
2.nbsp; Neubildungen.
II. Krankheiten des Ohres..........126
1. Entzündung des äusseren Ohres, der Ohrmuscheln
(sog. äusserer Ohrwurm)........ 126
2 Quetschung der Ohrmuscheln (Blutohr) bei Hunden 127 3. Entzündung des äusseren Gehörgangs, Otitis ex-terna...............127
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XIVnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Inhalts-Verzeichniss.
Seite
4.nbsp; nbsp;Ohrfistel..............nbsp; nbsp; 128
5.nbsp; nbsp;Krankheiten des Luftsackes.......nbsp; nbsp; 129
III. Krankheiten des Augapfels und der Augen­lider .................nbsp; nbsp;130
1.nbsp; nbsp;Verwachsung der Augenlider, Arkylohlepharonnbsp; nbsp; 130
2.nbsp; nbsp;Verwachsung der Augenlider mit dem Augapfel, Symblepharon............nbsp; nbsp; 130
3.nbsp; nbsp;Umstülpung der Augenlider.......nbsp; nbsp; 131
a.nbsp; Entropien.
b.nbsp; Ectropion.
4.nbsp; nbsp;Trichiasis.............nbsp; nbsp; 131
5.nbsp; nbsp;Hasenauge, Lagophthalmus.......nbsp; nbsp; 132-
6.nbsp; nbsp;ünwillkührliches Herabfallen des oberen Augen­lides, Blepharoptosis . . '.......nbsp; nbsp; 132
7.nbsp; nbsp;Verletzungen der Augenlider......nbsp; nbsp; 132
8.nbsp; nbsp;Verwundungen des Blinzknorpels.....nbsp; nbsp; 132
9.nbsp; nbsp;Entzündung der Bindehaut des Auges, Conjunc­tivitis catarrhalis...........nbsp; nbsp; 133
10.nbsp; nbsp;Augenentzündung der Schafe......nbsp; nbsp; 134
11.nbsp; nbsp;Thränenfistel, fistula lacrymalis .....nbsp; nbsp; 134
12.nbsp; nbsp;Entzündung der durchsichtigen Hornhaut, Kc-ratitis...............nbsp; nbsp; 135
13.nbsp; nbsp;Verletzung der durchsichtigen Hornhant . .nbsp; nbsp; 136
14.nbsp; nbsp;Augenflecke. Maculae cornoae......nbsp; nbsp; 137
15.nbsp; nbsp;Augenfell, Pannus, Pterygium......nbsp; nbsp; 137
16.nbsp; nbsp;Staphylom, Staphyloma........nbsp; nbsp; 138
17.nbsp; nbsp;Eiterauge, Hypopyon.........nbsp; nbsp; 138
18.nbsp; nbsp;Aucapfolwassersucht, Hydrops oculi, Hydroph-thalmus..............nbsp; nbsp; 139
#9632; 10. Würmer in der vorderen Augenkammer . .nbsp; nbsp; 140
20.nbsp; nbsp;Entzündung der Iris, Iritis.......nbsp; nbsp; 140
21.nbsp; nbsp; Periodische Augenentzündung, Ophthalmia in-terna periodica...........nbsp; nbsp; 141
22.nbsp; nbsp;Grauer Staar, Cataracta........nbsp; nbsp; 143
23.nbsp; nbsp;Schwarzer Staar, Amaurosis, Gutta serena . .nbsp; nbsp; 144
24.nbsp; nbsp;Grüner Stabr, Glaucoma........nbsp; nbsp; 145
25.nbsp; nbsp;Vorfall des Augapfels, Prolapsus oculi. Exoph-thalmus..............nbsp; nbsp; 146
26.nbsp; nbsp;Krebsgeschwülste, Carcinoma......nbsp; nbsp; 147
27.nbsp; nbsp;Die Untersuchung der Augen durch den Augen­spiegel ..............nbsp; nbsp; 147
!'i
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Inhalta-Verzeichniss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;XV
Seite
IV. Krankheiten der Nase, der Nasenhöhle und
ihrer Nebenhöhlen...........nbsp; nbsp;149
1.nbsp; nbsp; Verletzungen der Nase.........nbsp; nbsp; 149
2.nbsp; nbsp;Geschwüre auf der Nasenschleimhaut ....nbsp; nbsp; 150
3.nbsp; nbsp; Krankhafte Vergrösserung der Nasenmuschclnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 150
4.nbsp; nbsp;Polypen..............nbsp; nbsp; 150
5.nbsp; nbsp;Parasiten in der Nasenhöhle.......nbsp; nbsp; 151
a.nbsp; nbsp;Bremsenlarven...........nbsp; nbsp; 151
b.nbsp; nbsp;Pentastomtim taenioides.......nbsp; nbsp; 152
6.nbsp; nbsp;Nasenbluten, Epistaxis, Rhinorrhagia ....nbsp; nbsp; 152
V. Krankheiten des Maules und der Maulhöhle.nbsp; nbsp;153
1.nbsp; nbsp;Krankheiten der Lippen.
a.nbsp; nbsp;Verwundungen der Lippen......nbsp; nbsp; 153
b.nbsp; nbsp;Entzündung der Lippen.......nbsp; nbsp; 153
c.nbsp; nbsp; Lähmung der Lippen....... ;nbsp; nbsp; 153
2.nbsp; nbsp;Krankheiten der Zähne.......nbsp; nbsp; 154
a.nbsp; nbsp;Zu lange Zähne..........nbsp; nbsp; 154
b.nbsp; nbsp;Verwundungen des Zahnfleisches . .nbsp; nbsp; 154
c.nbsp; nbsp; Zahnfisteln............nbsp; nbsp; 155
3.nbsp; nbsp;Krankheiten der Zunge.......nbsp; nbsp; 156
a.nbsp; nbsp;Entzündung der Zunge, Glossitis ....nbsp; nbsp; 156
b.nbsp; nbsp;Verletzungen der Zunge.......nbsp; nbsp; 157
c.nbsp; nbsp; Vorfall der Zunge, Prolapsus linguae, Glos-soptosis.............nbsp; nbsp; 158
d.nbsp; nbsp;Krebs der Zunge, Carcinoma linguae . . .nbsp; nbsp; 158
e.nbsp; nbsp;Verletzungen des harten Gaumens ....nbsp; nbsp; 159
VI. Krankheiten der Speichelorgane.....nbsp; nbsp;160
1.nbsp; nbsp;Entzündung der Ohrspeicheldrüse, Parotitis . .nbsp; nbsp; 160
2.nbsp; nbsp;Verwundungen der Ohrspeicheldrüse und des Stenonischen Ganges..........nbsp; nbsp; 160
3.nbsp; nbsp;Ohrspeichelfistel...........nbsp; nbsp; 161
4.nbsp; nbsp;Entzündung der Kinnbackendrüse (ünterkiefer-drüse)................nbsp; nbsp; 162
5.nbsp; nbsp;Entzündung der Unterzungendrilse.....nbsp; nbsp; 163
6.nbsp; nbsp;Speichelsteine............nbsp; nbsp; 163
7.nbsp; nbsp;Neubildungen............nbsp; nbsp; 164
VII. Krankheiten des Hinterkiefers......nbsp; nbsp;164
1.nbsp; nbsp;Luxation des Hinterkiefergelenkes .....nbsp; nbsp; 104
2.nbsp; nbsp; Neubildungen am Hinterkiefer......nbsp; nbsp; 165
a.nbsp; nbsp;Exostosen............nbsp; nbsp; 165
b.nbsp; nbsp;Fibrome, Fasergeschwülste......nbsp; nbsp; 166
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yyjnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Inhalts-Verzcichniss.
Seite
3.nbsp; nbsp;Osteosarkom des Hinterkiefers (Winddorn) . . 166
4.nbsp; nbsp;Lageveräuderung der Schneidezähne des Hinter­kiefers ...............i^8
VIII. Krankheiten des Halses........169
1.nbsp; nbsp;Genickbeule, Talpa, Talparia......nbsp; nbsp; 169
2.nbsp; nbsp;Entzündung der Kehlgangslymphdriisen . .170
3.nbsp; nbsp;Erkrankung der oberen Lymphdrüsen des Halses...........#9632; #9632; #9632;nbsp; nbsp; }l}
4.nbsp; nbsp;Entzündung der Schilddrüse, Thyreoideitis .nbsp; nbsp; 171
5.nbsp; nbsp;Kropf, Struma, Bronchocele......nbsp; nbsp; 172
6.nbsp; nbsp;Bösartige Neubildungen in der Schilddrüse .nbsp; nbsp; 173
7.nbsp; nbsp;Verletzung der Haut und der Muskeln . .nbsp; nbsp; 173
8.nbsp; nbsp;Verletzung der Carotis........nbsp; nbsp; 174
9.nbsp; nbsp;Verletzung der Jugularis, Fistel derselben .nbsp; nbsp; 174
IX. Krankheiten des Schlundkopfes und des
Schlundes ..............nbsp; nbsp;176
1.nbsp; nbsp;Verletzungen des Schlundkopfes ....nbsp; nbsp; 176
2.nbsp; nbsp;Fremde Körper..........nbsp; nbsp; 176
3.nbsp; nbsp;Neubildungen im Schlundkopfe.....nbsp; nbsp; 176
4.nbsp; nbsp;Verletzung des Schlundes.......nbsp; nbsp; 1'deg;
5.nbsp; nbsp;Fremde Körper im Schlünde......nbsp; nbsp; 179
6 Verengerung des Schlundes, Strictura oeso-
ühacinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ............
7. Erweiterung des Schlundes (Schlundbruch),
Oesophagus ventriculosus.......180
X. Krankheiten des Kehlkopfes und der Luft-
röhrenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;...............
1.nbsp; nbsp;Verletzungen der Luftröhre und des Kehl­kopfes..............nbsp; nbsp; 181
2.nbsp; nbsp;Fremde Körper in den Luftwegen ....nbsp; nbsp; 181
3 Neubildungen am Kehlkopfe......100
4.nbsp; nbsp;Verengerung der Luftröhre, Tracheostenosisnbsp; nbsp; 18^
5! Schwund der Kehlkopfmuskeln.....nbsp; nbsp; 182
XI Krankheiten der Brust und des Rückens . 183
1 Brustbeule, Bugbeule •••#9632;•• j quot;nbsp; nbsp; l8ä 2. Quetschungen des Widerrüstes; Fisteln des­selben ..............nbsp; nbsp; r^L
3.
rletzungen der Brust........nbsp; nbsp; ^
Oberflächliche Wunden.....• 185
b. Penetrireucle (in die Brusthöhle dringende)
Wunden............187
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luhults-Verzeiclmiss,
XVII
Seite
XII. Krankheiten des Bauches........nbsp; nbsp;189
1.nbsp; nbsp;Verletzungen der Bauchwandungeu . . .nbsp; nbsp; 180
a.nbsp; nbsp;Oberflächliche Bauchwundeu.....nbsp; nbsp; ISO
b.nbsp; nbsp;Eindringende Wunde.......nbsp; nbsp; 189
2.nbsp; nbsp;Nabelentzünduns(Omphalitis),Nabelgeschwulst 191
3.nbsp; nbsp;Hermen.............nbsp; nbsp; 191
A. Der Nabelbruch, Hernia umbilicalis, Om­phalocele, Exomphalus ......nbsp; nbsp; 191
,,B. Der Bauchbruch, Hernia ventralis . . .nbsp; nbsp; 192
C.nbsp; nbsp;Leistenbruch, Hernia inguinalis (Bubono­cele). Hodensackbruch, Hernia scrotalis (Oscheocele)..........nbsp; nbsp; 194
D.nbsp; Leistenbruch bei Hündinnen.....nbsp; nbsp; 197
E.nbsp; nbsp;Schenkelbruch, Hernia femoralis s. cru-ralis.............nbsp; nbsp; 197
F.nbsp; nbsp;Innerer Bruch (Hernia interna abdomina-
lis). Ueberwurf.........nbsp; nbsp; 198
Kill. Krankheiten der Milchdrüsen......nbsp; nbsp;199
1.nbsp; nbsp;Verletzungen des Euters und der Zitzen .nbsp; nbsp; 199
2.nbsp; nbsp;Euterfistcln, Fistulae mammae.....nbsp; nbsp; 199
3.nbsp; nbsp;Entzündung des Euters, Mastitis ....nbsp; nbsp; 200
4.nbsp; nbsp;Geschwülste im Euter und in den Milch­drüsen ..............nbsp; nbsp; 202
5.nbsp; nbsp;Milchsteine............nbsp; nbsp; 203
XIV.nbsp; Krankheiten des Mastdarmes und des Afters................nbsp; nbsp;204
1.nbsp; nbsp;Verschliessung des Afters, Imperforatio ani, Atresia ani............nbsp; nbsp; 204
2.nbsp; nbsp;Erweiterung des Mastdarms......nbsp; nbsp; 205
3.nbsp; nbsp;Verletzungen des Afters und des Mastdarmsnbsp; nbsp; 205
4.nbsp; nbsp;Entzündung des Mastdarms......nbsp; nbsp; 206
5.nbsp; nbsp;Mastdarmfistel, Fistula recti......nbsp; nbsp; 206
6.nbsp; nbsp;Polypen im Mastdarm........nbsp; nbsp; 208
7.nbsp; nbsp;Hämorrhoiden der Hunde.......nbsp; nbsp; 208
8.nbsp; nbsp;Entzündung der Afterdrüsen der Hunde . .nbsp; nbsp; 209
9.nbsp; nbsp;Mastdarmvorfall..........nbsp; nbsp; 210
XV.nbsp; Krankheiten der Harnröhre und der Harn­blase ................nbsp; nbsp;212
1.nbsp; nbsp;Verletzungen der Harnröhre......nbsp; nbsp; 212
2.nbsp; nbsp;Harnröhrenfistel..........nbsp; nbsp; 213
3.nbsp; nbsp;Verengerung der Harnröhre......nbsp; nbsp; 214
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^yjJInbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Inhalts-Verzeichniss.
Seite
4.nbsp; nbsp;Fremde Körper in der Harnröhre ....nbsp; nbsp; 215
5.nbsp; nbsp;Verletzungen der Harnblase......nbsp; nbsp; 21(5
6.nbsp; nbsp;Entzündung der Harnblase . . . .nbsp; nbsp; 217
7.nbsp; nbsp;Blasensteine............nbsp; nbsp; 217
8.nbsp; nbsp;Polypen in der Harnblase.......nbsp; nbsp; 220
9.nbsp; nbsp;Lähmung der Harnblase.......nbsp; nbsp; 220
XVI. Krankheiten der Prostata.......nbsp; nbsp;221
Entzündung, Prostatitis.........nbsp; nbsp; 221
XVII.nbsp; Krankheiten des Hodensackes, der Hoden und des Samenstranges........nbsp; nbsp;222
1.nbsp; nbsp;Verletzungen des Hodensackes .....nbsp; nbsp; 222
2.nbsp; nbsp;Entzündung der Hoden und des Samenstran­ges, Orchitis ...........nbsp; nbsp; 222
3.nbsp; nbsp;quot;VYasserbruch, Hydrocele.......nbsp; nbsp; 223
4.nbsp; nbsp;Krampfaderbruch, Varicocele......nbsp; nbsp; 224
5.nbsp; nbsp;Blutbruch, Hämatocele........nbsp; nbsp; 224
6.nbsp; nbsp;Fleischbruch, Sarcocele .......nbsp; nbsp; 225
7.nbsp; nbsp;Samenstranglisteln.........nbsp; nbsp; 225
XVIII.nbsp; Krankheiten des Penis und dessen Vor­haut ................nbsp; nbsp;226
1.nbsp; nbsp;Entzündung der Vorhaut.......nbsp; nbsp; 226
2.nbsp; nbsp;Tripper.............nbsp; nbsp; 227
3.nbsp; nbsp;Entzündung des Penis........nbsp; nbsp; 227
4.nbsp; nbsp;Phimosis.............nbsp; nbsp; 228
5.nbsp; nbsp;Paraphimosis...........nbsp; nbsp; 228
ß. Bruch des Penis..........nbsp; nbsp; 229
7.nbsp; nbsp;Vorfall der männlichen Käthe.....nbsp; nbsp; 229
8.nbsp; nbsp;Vorhautsteine...........nbsp; nbsp; 229
XIX. Krankheiten der Scheide und des Uterusnbsp; nbsp;230
1.nbsp; nbsp;Entzündung der Schamlippen und der Scheidenbsp; nbsp; 230
2.nbsp; nbsp;Verletzung der Schamlippen und der Scheidenbsp; nbsp;231
3.nbsp; nbsp;Verletzungen der Gebärmutter.....nbsp; nbsp; 231
4.nbsp; nbsp;Fruchthälterwassersucht, Hvdrometra . . .nbsp; nbsp; 232
5.nbsp; nbsp;Vorfall des Fruchthälters.......nbsp; nbsp; 232
6.nbsp; nbsp;Scheidenvorfall, Prolapsus vaginae ....nbsp; nbsp; 234
7.nbsp; nbsp;Gebärmutter-Umdrehung.......nbsp; nbsp; 234
8.nbsp; nbsp;Gebärmutter- und Scheidenpolypen . . .nbsp; nbsp; 235
9.nbsp; nbsp;Gebärmutter- und Scheidenkrebs ....nbsp; nbsp; 235
XX. Krankheiten der Wirbelsäule......nbsp; nbsp;236
1. Verrenkung der Halswirbel......nbsp; nbsp; 236
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Inhalts-Verzeichnisa.
XIX
Seite
2. Verrenkungen der Kücken- und Lendenwirbel 237 8. Verrenkung des Kreuzbeins......238
4.nbsp; nbsp;Verrenkung der Schweifwirbel.....238
5.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Kippen.......239
6.nbsp; nbsp;Ankylose der Rückenwirbel......239
XXI. Krankheiten der vorderen Extremität . . 240
1.nbsp; nbsp;Verrenkung des Schultcrgelenks .... 240
2.nbsp; nbsp;Buglahmheit..........241
3.nbsp; nbsp;Verrenkung des Elleubogengclenks . . . 242
4.nbsp; nbsp;Stollbeule, Stollschwaram, Ellcnbogenbcule . 242
5.nbsp; nbsp;Kniebcule, Knieschwamm.......243
G. Verletzungen des Kapselbandes des Vorder­kniegelenkes ...........244
7.nbsp; nbsp;Entzündung der Beugesehnen des Vorder-fusses..............245
8.nbsp; nbsp;Zerreissung der Sehnen des Krön- und des Hufbeinbeugers, Armkronbeinmuskel und Arm-Vorarmbeinmuskeldes ITufbeins. M. perforans
et perforatus...........245
9.nbsp; nbsp;Verstauchungen des Fesselgeienkes . . . 246
XXII. Krankheiten der hinteren Extremitäten . 247
1.nbsp; nbsp;Entzündung der Schenkelvene und der Lymphgefässe der inneren Fläche des Hin­terschenkels (Lymphophlebitis cruris). Tiefes Kothlauf des Pferdes (Erysipelas phlegmo-nosum). Einschuss, heisse Schenkelgeschwulst 248
2.nbsp; nbsp;Verrenkungen des Hüftgelenkes . . . . 249
3.nbsp; nbsp;Verstauchungen des Hüftgelenkes .... 249
4.nbsp; nbsp;Dislokation des äusscren (vorderen) Kreuz­sitzbeinmuskels des Schenkels (M. biceps femoris).............250
p. Verrenkung der Kniescheibe, Kampf, Kamm, Ramme.............252
6.nbsp; nbsp;Verrenkung des grossen Unterschenkelbeins 253
7.nbsp; nbsp;Verrenkungen des Sprunggelenks .... 253 amp; Zerreissungen des Backschenkelbeinmuskels
des Schienbeins, M. tibialis anticus (Schien­beinbeuger) ............nbsp; nbsp; 254
9. Zerreissung der Sehne des Backfersenbein­muskels (Achillessehne). M. gastroenemiusnbsp; nbsp; nbsp; 255
10.nbsp; nbsp;Piephaken............nbsp; nbsp; 255
11.nbsp; nbsp;Hahnentritt...........nbsp; nbsp; 256
12.nbsp; nbsp; Blntspat.............nbsp; nbsp; 257
m
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XX
Inhalts - Verzeictmiss.
Seile
XXIII.nbsp; Krankheiten des Hufhorns......nbsp; nbsp;257
1.nbsp; nbsp;Hornspalt. Hufspalt ... -.....nbsp; nbsp; 257
2.nbsp; nbsp;Hornkluft............nbsp; nbsp; 250
3.nbsp; nbsp;Hohle Wand...........nbsp; nbsp; 250
XXIV.nbsp; Krankheiten der im Huthorn eingeschlos­senen Gebilde...........nbsp; nbsp;260
1.nbsp; nbsp; Stich..............nbsp; nbsp; 260
2.nbsp; nbsp;Vernageln............nbsp; nbsp; 261
3.nbsp; nbsp;Steiugallen............nbsp; nbsp; 2W
4.nbsp; nbsp;Kronentritt............nbsp; nbsp; 26^
5.nbsp; nbsp;Hufknorpelfistel..........nbsp; nbsp; 268
6.nbsp; nbsp;Verbällung.......... .nbsp; nbsp; 264
7.nbsp; nbsp;Hufentzündiuig, Klauenentzündung, lutiam-matio ungularum, Podophilitis, Paronychianbsp; nbsp; nbsp; 265
a.nbsp; nbsp;Traumatische Hufentzündung ....nbsp; nbsp; 265
b.nbsp; nbsp;Rheumatische Hufentzündung ....nbsp; nbsp; 265
8.nbsp; nbsp;Panaritium, Paronychia. Entzündung der untersten Fussenden (metastatische Hufent­zündung) ............nbsp; nbsp; 266
9 Chronische Hufgelenkslahmheit ....nbsp; nbsp; 269
10.nbsp; nbsp;Strahlfäule............nbsp; nbsp; 260
11.nbsp; nbsp;Strahlkrebs.........V,
12.nbsp; nbsp;Bösartiges Klauengeschwür der Schafe, Pa­ronychia ovium contagiosa......nbsp; nbsp; 271
13.nbsp; nbsp;Entzündung des Klauensäckchens der Schafenbsp; nbsp; ill
14.nbsp; nbsp;Der Ringhuf...........nbsp; nbsp; 272
15.nbsp; nbsp;Der Vollhuf...........nbsp; nbsp; 273
16.nbsp; nbsp;Der Knollhuf...........nbsp; nbsp; 273
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Erster Thcil.
Einleitung. Begriff und Eintheilung der Chirurgie.
Zwischen iiusserlichen und innerlichen Krankheiten kann keine hestimmte Grenze gezogen werden. Vergebens hat man versucht, eine bestimmte Definition der in das Gebiet der Chi­rurgie fallenden Krankheiten zu geben. Weder die durch den Wortlaut bedingte oder auf die Eigenthüralichkeit ihrer The­rapie, oder auf das Wesen, die Natur der pathologischen Er­scheinungen basirte können den Begriff von Chirurgie wissen­schaftlich feststellen. Obgleich demnach die Trennung in äusser-liche und innere Krankheiten eigentlich nur eine künstliche ist, so ist es doch im Interesse des Studiums, die chirurgischen Krankheiten von den innerlichen zu scheiden. Aber auch die chirurgische Praxis unterscheidet sich in manchem wesentlich von der innerlichen; die meisten sogenannten chirurgischen. Krankheiten haben ihren Sitz in solchen Theilen, welche dem Auge, den Händen und den Instrumenten zugänglich, hinsicht­lich ihrer Diagnostik sich also wesentlich auf die gemachten sinnlichen Wahrnehmungen stützen; neben diesem ist es aber, wie bei den innerlichen Krankheiten, nothwendig, ^tücksicht auf die Ursachen, den Verlauf etc. derselben zu nehmen. Auch bei den chirurgischen Krankheiten gilt der Grundsatz, dass die Diagnose sicherer sei, je genauer die pathologische Untersuchung stattgefunden habe.
In der Theorie unterscheidet man die Chirurgie in eine all­gemeine und specielle.
Fricker, Vademecum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1
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2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;EINLEITUNG.
Die allgemeine Chirurgie ist ein Theil der allgemeinen Pathologie. Ihren Inhalt bildet hauptsächlich die Lehre von den Wunden, den Neubildungen an äusseren Körpertheilen; sie gibt uns Aufschluss über deren Entstehung und Entwicklung, über die Störungen, welche sie veranlassen, und die Behand­lung derselben im Allgemeinen.
Die specielle (anatomisch-topographische) Chirurgie handelt von den chirurgischen Krankheiten der verschiedenen Gewebe des thierischen Körpers und einzelner Körpertheile; sie be­schreibt die verschiedenen Erscheinungen jeder einzelnen Krank­heitsform, ihre Ursachen, Prognose, Verlauf und deren Behand­lung. Die operative Chirurgie, Operationsichre und Verbandlehre, Akiurgie, ist nur eine Unterabtheilung der chirurgischen The­rapie; sie lehrt die kunstgemässe Anwendung der chirurgischen Instrumente, die Anlegung von Verbänden.
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Erstes Oapitel.
Oertliche Störungen der Blutcirculation.
Zweierlei Hauptmomente sind es, welche eine Störung im Blutlaufe herbeizuführen vermögen: verminderte, oft bei­nahe aufgehobene, oder vermehrte Zufuhr des Blutes; durch erstere entsteht die Hyperämie, durch letztere Anämie.
1) Hyperämie.
Unter Hyperämie versteht man eine abnorme Blutzunabme in den ausgedehnten und in manchen Fällen auch verlängerten Capillaren eines Organs oder eines Körperabschnittes. Die in Folge der Blutiiberfüllnng eintretende Ausdehnung der Gefässe soll mehr nach der venösen, als arteriellen Seite stattfinden. Von der Entzündung unterscheidet sich die Hyperämie haupt­sächlich durch die Abwesenheit der Funktionsstörung in dem betroffenen Organe.
Man unterscheidet zweierlei Arten von lokaler Hyperämie: laquo;ine aktive (arterielle) und eine passive (venöse).
a. Aktive Hyperämie: Arterielle Hyperämie (Forster), aktive Congestion, Reizungshyperämie, fluxionäre Hyperämie, Wallungsblutfülle. Fluxion.
Die hiebei vermehrte und raschere Cirkulation des Blutes in den Arterien eines Organs oder Organsabschnittes entsteht durch das Missverhältniss, welches zwischen der Triebkraft oder der erhöhten Thätigkeit des Herzens und den Gefässwandungen stattfindet; letztere leisten der ersteren nur einen geringen Widerstand. Den Grund dieses Missverhältnisses sucht man
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;HYPERAMIE.
hauptsächlich in der schnelleren Erschlaffung eines vorher in heftiger Contraktion begriffenen Gefässes und der ungleichen Stärke der Gefässwandungen. Eine Art funktioneller Hyperämie findet man in allen in Thätigkeit befindlichen Organen.
Die Hyperämie ist die Ursache der Röthe und eine der ersten Effekte der Entzündung, manchmal ist sie aber nur ein physiologischer Vorgang (vermehrter Blutzufluss zum Frucht-hälter, zum Euter während der Trächtigkeit).
Symptome: Injektion einzelner kleinerer arteriellen und venösen Gefässchen; Folge dieser eine netzförmig verbreitete Röthe, manchmal scharf abgegrenzt von der Farbe des benach­barten Gewebes (circumscripte Röthe), oder allmählig in das Nachbargewebe übergehend (diffuse Röthe). Diese Röthe, welche nur an unbehaarten Stellen beobachtet werden kann, hängt hauptsächlich von dem grösseren oder kleineren Gefässreichthum der befallenen Stelle und von der Ursache des Reizes ab. Ein Grundsymptom ist die stärkere Pulsation in den Gefässen. Hiezu gesellt sich noch Wärme, als Folge der Steigerung der Blut-zufubr.
Die aktive Hyperämie verliert sich in der Regel, ohne wei­tere Zufälle, in selteneren Fällen, bei stark erhöhtem Seitendruck, findet eine Transsudation oder es finden durch die Zerreissung der Gefässwände Blutungen statt.
b. Passive Hyperämie, venöse, mechanische Hyperämie, passive Congestion, Blutstockung, Stauungsblutfülle.
Sie ist die Folge der Verlangsamung des Blutstroms oder einer Zunahme des Widerstandes der Gefässwandung gegen die Kraft des Herzens und der Arterien; manchmal findet eine Com­bination beider Momente miteinander statt. Zu der Verlang­samung des Blutstromes trägt hauptsächlich eine Verengerung oder Verschliessung der Gefässe bei, Druck durch Neubildungen auf dieselben (Compressionshyperämie), Bildung von Blutpfröpfen im Lumen der Arterien etc.
Symptome: Die Temperatur ist hiebei in Folge der be­hinderten Blutzufuhr eine niedrigere, die Empfindlichkeit in der Regel eine geringere. Die Gefässinjektion zeigt eine dunklere Farbe. Durch die Transsudation von Blut nimmt das Gewebe an Umfang zu. Auf Schleimhäuten und serösen Häuten ist die
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ANÄMIE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
Sekretion vermehrt. Die passive Hyperämie bildet in der Regel den Anfang der asthenischen Entzündungen.
In ihren Folgen ist auch sie in der Regel nicht gefährlich, manchmal treten Ernährungsstörungen hinzu, Atrophie, selten Brand.
2) Anämie, Ischämie, Blutarmuth, Blutverhaltung (Virchow).
Dieselbe besteht in gehemmter Blutcirkulation (Blutverhal­tung) ; herbeigeführt wird sie durch eine Verengerung des Gefäss-rohres, sei es durch Druck auf dasselbe von Aussen, durch Ver­änderung der Gefässwände oder durch entstandene Blutgerinnsel in den Gefässen (passive, mechanische Ischämie); oder ist sie die Folge heftiger Contraktionen der Gefässwände der Arterien (aktive Ischämie).
Symptome: Blässe der Haut, niedrigere Temperatur des anämischen Abschnittes; derselbe ist bei Verstopfung grösserer Arterien oft marmorkalt anzufühlen; die Schmerzen sind oft sehr heftig, wenn von Seiten der erweiterten Gefässe ein Druck auf benachbarte Nervenäste stattfindet; mit den Schmerzen ist auch Funktionsstörung verbunden.
Je nach den Ursachen verschwinden diese Symptome wieder sehr schnell oder treten Ernährungsstörungen hinzu; Atrophie und Uebergang in Brand ist zu befürchten, letzteres namentlich, wenn nicht durch Bildung eines sogenannten Collateralkreislaufes das Verhältniss in der Blutcirkulation wieder hergestellt wird.
Die Veranlassung zu oben angeführten Verstopfungen der Gefässe und somit auch zu der gestörten Blutcirkulation gibt die Gerinnung des Blutes. Durch dieses bildet sich im Gefäss-rohre ein Pfropf (Thrombus); ein solcher Thrombus kann da, wo er entstanden ist, sitzen bleiben (primitiver oder autochthoner Thrombus) oder es löst sich auch ein oft nur kleines Stückchen von demselben ab, wird fortgeschwemmt und bleibt dann in irgend einem Gefässtheile stecken (Embolus), um dort eine Thrombose zu veranlassen (sekundärer, embolischer Thrombus). Liegt das Gerinnsel an der Wand einer Gefässröhre an, so be­zeichnet man es mit wandständiger Thrombus; obstruirender Thrombus ist ein solcher, der das Lumen des Gefässes nicht blos verengt, sondern verstopft. In der Regel geht die wand-
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6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ANÄMIE.
ständige Thrombose der obstruirenden voraus. Die Thrombosen; kommen im Herzen, in den Arterien und den Venen vor.
Nach seinen Entstehungsursachen bezeichnet man ihn als traumatischen Thrombus, wenn er nach einer Verletzung der Gefässe entstanden ist: ist er durch eine Erweiterung des Ge-fässcs entstanden, Dilatatiousthrorabus; marantischer Thrombus heisst derselbe, wenn man ihn bei alten Thieren beobachtet: verdankt er seine Entstehung einem Drucke auf das Gefäss, bezeichnet man ihn als Compressionsthrombus.
Die unmittelbaren Folgen der Thrombose sind eine sehr starke Zusammenziehung der Gefässe, Blutarmuth (bei mangeln­der Bildung eines Collateralkreislaufes), Brand; hauptsächlich abhängig von der Grosse eines Gefässes, von dem Sitze und der Schnelligkeit der Entstehung des Thrombus selbst; je langsamer er entsteht, desto weniger gefährlich ist er in seinen Folgen;: der Grund liegt in der möglichen Entwicklung eines Collateral­kreislaufes, durch welchen die Cirkulation des Blutes wieder hergestellt wird. Diess geschieht dadurch, dass das Blut durch Seitengefässe, deren Lichtung stark erweitert wird, sich den für seine Menge nothwendigen Weg bahnt.
Symptome: Blutstauung, Oedeme, welche in der Regel schmerzlos, nur in Fällen, wo der Thrombus einen Druck auf benachbarte Nerven ausübt, schmerzhaft. Hiezu treten Fieber-erscheinungeu und Funktionsstörungen in dem betroffenen Organe.
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Zweites Capitel.
Störungen der Ernalmmg.
Durch Steigerung natürlicher und künstlicher Reize können Ernährungsstörungen im thierischen Körper eintreten, wodurch die Funktion des hetroffenen Organs erhöht, vermindert oder gänzlich aufgehoben ist.
Man unterscheidet quantitative und qualitative Ernährungs­störungen. Zu den ersteren rechnet man die ITypevtrophie und Atrophie.
a. Hypertrophie.
Die Vergrösserung eines Organs oder Organabschnittes findet durch eine langsame Vermehrung aller demselben eigen-thümlichen Gewebselemente statt, sei es in Folge übermässiger Zuführung von Ernährungsmaterial, oder durch pathologische, namentlich entzündliche Processe. (Verdickungen der Haut, herbeigeführt durch fortwährende Reizung derselben durch Ge­schwüre .)
b. Atrophie. Schwund.
Das kleiner werden eines Organs oder eines Organ­abschnittes tritt entweder in Folge der Abnahme seiner Gewebs­elemente ein'(einfache Atrophie), oder ist dasselbe die Folge einer Veränderung (fettiger Entartung) der Gewebselemente (sekundäre Atrophie), Die Ursachen sucht man in der ver­minderten Blutzufuhr in Folge eines anhaltenden Druckes von Aussen her oder von Innen her durch Neubildungen in dem Gewebe.
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ENTZÜNDUNG.
Exsudative Processe.
Entzündung (Inflammatio, Phlogosis), deren Folgekrank­heiten im Allgemeinen. Entzündungslibergänge.
Man versteht bis jezt unter Entzündung denjenigen Process, der auf vermehrtem Blutandrang (Congestion), Blutstockung (Stasis) und einer abnormen Ausschwitzung von farblosen Blut­zellen (Exsudation) beruht, wodurch das ergriffene Gewebe in seiner normalen Beschaffenheit eine Veränderung erleidet. Zu­fällige Begleiter dieses Processes sind: gesteigerte Thätigkeit der Arterien, Schwäche her Capillaren, vermehrte Oxygenation des Blutes und gestörte Ernährung.
Die sichersten Anhaltspunkte zu einer richtigen Diagnose bieten die zu Tage tretenden örtlichen Erscheinungen.
1)nbsp; Erhöhte Wärme (Hitze, Calor), hervorgerufen durch einen vermehrten Zufluss von vorherrschend arteriellem Blute und regereu Stoffwechsel in dem betroffenen Organe; übrigens wird auch den Nerven ein Antheil zugeschrieben. Je lebhafter der Oxydationsprocess, je ausgebreiteter der Entzündungsherd ist, um so höher steigt auch die Temperatur. Wenn die ent­zündete Parthie tiefer gelagert ist, so ist die erhöhte Wärme nicht immer zu fühlen. Allmähliges Verschwinden derselben deutet auf Besserung, auffallend rasches ist ein gefährliches Symptom und lässt das Eintreten von Brand befürchten.
2)nbsp; nbsp;Die Röthe (Robor) basirt auf der üeberfüllung und der Erweiterung der Blutgefässe, hauptsächlich der Capillaren. In der menschlichen Chirurgie ist dieselbe ein sicherer Anhalts­punkt zur Beurtheilung der Krankheit als Entzündung, in der Veterinär-Chirurgie ist diess leider weniger der Fall, da die allgemeine Decke grösstentheils behaart ist; an nur wenig be­haarten und dunkelpigmentirten Stellen (Plodensack, After) beobachtet man statt der Röthe nur einen grösseren Glanz derselben. Der Grad der Röthe ist verschieden und meisten-theils abhängig von dem Reichthum eines Organs an farbigen Blutkörperchen und von der Dauer der Entzündung überhaupt.
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ENTZÜNDUNG.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g
3)nbsp; Die Geschwulst (Tumor), Folge der Ausdehnung der Capillaren im entzündeten Theile, herbeigeführt durch eine übermässige Ansammlung von Blut und durch das in einem späteren Stadium eintretende Durchschwitzen plastischer Lymphe (Plasma sanguinis) in die Gewebe (Exsudat). Ihre charakteri­stischen Begleiter sind Wärme und Schmerz; der Umfang der Entzündungsgeschwulst hängt wesentlich von dem anatomischen Bau des Organs ab; in lockeren und zellenreichen Organen wird das Wachsthum einer solchen rascher sein, umgekehrt in Or­ganen von vorherrschend fibrösen Geweben (Sehnen, Bändern).
Je nach der Beschaffenheit des gesetzten Exsudats bezeich­net man die Geschwulst als eine elastische, weiche, teigige, harte oder feste; nach ihrer Gestalt als flach oder hervorragend, eben oder uneben, knotig oder begrenzt.
4)nbsp; nbsp;Der Entzündungsschmerz (Dolor) entsteht ent­weder primär durch direkte Reizung eines Empfindungsnerven, oder sekundär durch Druck der überfüllten Blutgefässe auf die Nervenfasern. Je reicher ein Organ an sensiblen Nerven, je grosser der Widerstand von Seiten der Umgebung ist (Huf­entzündung), desto grosser wird der Schmerz werden. Einen weiteren Einfluss auf die Grosse desselben hat die Ausbreitung der Entzündung und das Temperament des Thieres selbst.
5)nbsp; Die Funktionsstörung (Functio laesa) tritt bald stark, bald weniger stark hervor; sie ist meistens die Folge der Schmerzen und auch der Erfüllung der Gewebe mit jungen Elementen; hauptsächlich abhängig ist sie von dem anatomischen Bau der physiologischen Bestimmung eines Organs; bei sehr heftigen Schmerzen ist die Funktion eines Organs oft vollstän­dig aufgehoben (entzündete Muskeln).
Als allgemeines Symptom reiht sich an diese, namentlich bei allen heftigen Entzündungen, das stärkere Pulsiren der Ar­terien in der Nachbarschaft der entzündeten Parthie, bedingt durch eine Blutüberfüllung, Erweiterung und Erschlaffung feinerer Gefässstämmchen, in Folge deren dieselben dem an­dringenden Blute nur einen geringen Widerstand leisten und so die Pulsation fühlen lassen.
Die Theilnahme des Gesammtorganismus äussert sich durch das hinzutretende Fieber (Entzündungsfieber), welches im direkten Verhältniss zum Grade der Entzündung steht. Das-
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XOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ENTZÜNDUNG.
selbe beruht auf eiucr veränderten Mischung des Blutes, bedingt durch die Aufnahme einer Menge fremdartiger Stoffe in das­selbe (Fieber erregende [pyogene] Substanz). Ausser dem Grade der Entzündung hat das Temperament und die Reizbarkeit des Thiercs wesentlichen Einfluss auf den Höhegrad derselben; bei kleineren circumscripten Entzündungen wird dasselbe nur gering sein. Beginnt Eiterung, so verliert sich dasselbe.
Symptome des Entzündungsfiebers: Schüttelfrost, welcher aber bei Thieren leicht übersehen wird; abwechselnde Hauttemperatur, Sträuben der Haare, der Puls ist manchmal hart und klein, manchmal weich, in der Regel beschleunigt, wie das Athmen. Die Farbe der Schleimhäute ist veränderlich, bald blass, bald höher geröthet; die Zunge trocken, der Harnabsatz gestört, oft ganz fehlend; die Farbe des Harns hell, der Durst vermehrt, die Fresslust gering.
Folgen: Uebergang in das pyämische, septieämische Fieber.
Ursachen der Entzündung,
Manche Thiere prädisponiren namentlich im jüngeren Alter zu Entzündungen (Entzündungsanlage); ausserdem üben das (jeschlecht, ebenso klimatische Verhältnisse ihren Einfluss aus. Die Gelegenheitsursachen (Entzündungsreize) sind Verwundungen, (Quetschungen, fremde Körper, Verbrennungen, Erfrierungen, Neubildungen, fixe oder flüchtige Contagien.
Theorie der Entzündung.
In den Capillaren eines entzündeten Theils ist die Blut­bewegung anfangs eine schnellere; durch die grössere Ansamm­lung farbloser Blutkörperchen in den Capillaren und kleineren Gefässen findet zuerst eine Erweiterung der Arterien, dann der Venen statt; diese Erweiterung, namentlich der grösseren Gefäss-stämme, ist bedingt durch eine Lähmung ihrer Muskclhaut; in der Folge fängt das Blut an langsamer zu fliessen; die Blutkörper­chen verkleben unter sich, legen sich geldrollenartig an einander. Ihre Fortbewegung geschieht wellenförmig, endlich verstopfen sie von der Gefässwand aus beginnend das Gefässrohr. Zuletzt findet ein vollständiges Aufhören der Blutbewegung statt (Stasis).
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ENTZÜNDUNG.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;II
Durch dieses wird ein grösserer Druck auf die Gefässwände ausgeübt, die Folge hievon ist Durchschwitzen einer anfangs serösen Flüssigkeit durch die Gefässwandungen (entzündliche Transsudation, Exsudation).
Die Ursache der langsameren Blutbewegung und Stasis wird in einer gesteigerten Attraktion zwischen dem Parenchym der Organe und der Blutgefässe gesucht (Attraktionstheorie J. Vo­gels) ; andere glauben, dieselbe beruhe auf krankhafter (Kon­traktion der kleinsten Arterien, herbeigeführt durch einen lokalen oder reflektorischen Entzündungsreiz. Die Annahme einer nutri-tiven Reizung, wodurch die Zelle ohne Einfluss der Nerven und des quot;Blutes zu einer erhöhten Thiitigkeit und Stoffaufnahme gereizt wird, vertritt hauptsächlich Virchow. Als vierte Theorie der Entzündung wäre die paralytische zu nennen, nach welcher die Erschlaffung der Gefässe, durch die Lähmung ihrer Nerven herbeigeführt, die Ursache wäre. -
Arten der Entzündung.
Die Entzündung wird je nach ihrer Dauer in akute (J. sub-aeuta, acuta, acutissima) und in chronische (J. chronica) ein-getheilt. Unter ersterer versteht man eine Entzündung, die plötzlich auftritt und einen raschen Verlauf nimmt. Dieselbe ist meistens von Fieber begleitet; die chronische Entzündung ist von langer unbestimmter Dauer.
Nach ihren Ursachen unterscheidet man reine und unreine Entzündungen; erstere sind solche, welche direkt, durch mecha­nische Ursachen (Hieb, Stich oder Schlag) entstanden sind und keine andere Krankheit im. Gefolge haben (einfache, idiopa-t hi sehe Entzündungen); unter unreinen versteht man diejeni­gen, welche ihre Entstehung fehlerhaften Mischungsverhältnissen des Bluts verdanken und eigentlich nur ein Symptom einer anderen Krankheit bilden (dy skr a s i s ch e Entzündungen). Auch der Zustand, in welchem sich die Gefässe befinden, wurde zu Unterscheidung der Entzündungen benutzt. So entstand die Eintheilung in eine erethische, eine synochale und eine torpide Form. Bei der ersteren nehmen die Capillaren an dem Ent-zündungsprocesse Theil, bei der synochalen spielen die Arterien (arterielle), bei der torpiden die Venen (venöse) die Hauptrolle. Eine andere Eintheilung basirt auf den Folgen der Entzündung;
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THERAPIE DER ENTZÜNDUNG.
man unterscheidet nach diesem ödematöse, adhäsive, hämorrha-gische, gangränöse Entzündungen.
Die für den Practiker wichtigste Unterscheidung bleibt die in athenische und asthenische.
Die sthenische (aktive) Entzündung liefert das klarste Bild des Entzündungsprocesses. Die Entzündungserscheinungen tre­ten vollkräftig auf Die Entzündungsgeschwulst ist ziemlich derb anzufühlen. Die sichtbaren Schleimhäute sind stark ge-röthet, die Arterien und Venen voll und gespannt. Die ein­tretende Eiterung und Granulation ist lebhaft. Der Verlauf derselben ist akut und regelmilssig; meistens trifft sie Thiere von kräftiger Constitution.
Die asthenische (passive) Entzündung befällt meistens Thiere von schlechter Ernährung. Der gauze Process ist ein lange dauernder. Ohne Kunsthilfe tritt nie oder selten Genesung ein; die Entzündungsgeschwulst ist weniger hart, die Arterien sind nicht so gespannt; die sichtbaren Häute mehr schmutzig roth. Eiterung und Granulation sind schlecht, es ist Keigung zur Jauchebildung, sogar zu Brand vorhanden.
Virchow unterscheidet noch eine dritte Art, die hyper-sthenische oder irritative; bei solchen ist der Ötoftumsatz ein ausserordentlicher. Unter fortwährender Entwicklung neuer Entzündungsprodukte geht der entzündete Theil, meistens bran­dig, zu Grunde.
Die Prognose der Entzündung ist sehr verschiedeu; zu berücksichtigen sind die Ursachen, durch welche die Entzündung entstand, der Grad der Entzündung, ihre Dauer und Ausbrei­tung, ihr Charakter, ausserdem ist der anatomische Bau des Organs bei Stellung der Prognose zu berücksichtigen, die Con­stitution des Thieres, Witterung, Jahreszeit, ebenso die örtlichen und allgemeinen Folgen.
Therapie der Entzündung.
Dieselbe hat zunächst das normale Verhältniss des Stoff­wechsels in dem ergriffenen Organe herzustellen; vor Allem Entfernung der Gelegenheitsursachen durch Wegräumen der einwirkenden Schädlichkeiten; manchmal hilft hier ein einfaches diätetisches Mittel und Ruhe des Thieres. (Zweckmässige Streu.) Das eigentliche entzündungswidrige (antiphlogistische) Verfahren
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THEBAPIE DER ENTZÜNDUNG.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^3
soll durch Entfernung der Entziindungsprodukte das Weiter-umsichgreifen derselben verhindern, die Entzündung selbst aber mildern. Diess geschieht nun durch die örtliche und allge­meine Antiphlogo se; örtlich durch Beschränkung der Blut­zufuhr zu dem betroffenen Körpertheil und des abnormen Stoff­wechsels in demselben; die allgemeine Antiphlogose hat die Auf­gabe, das, die Entzündung begleitende Fieber zu mindern. Vor Allem hat der Thierarzt bei der Behandlung die Art der Entzün­dung (ob sthenisch oder asthenisch ?) in's Auge zu fassen. Das beste Antiphlogisticum bei sthenischen Entzündungen ist die Kälte (Eis, Schnee, Wasser); sie wirkt örtlich wärmeentziehend und verhindert alle vegetativen Processe, mithin auch die örtliche Zellenproduktion, ausserdem aber findet durch deren Einwirkung eine Contraktion der ausgedehnten Capillaren und dadurch eine Abnahme der Blutzufuhr statt; der Stoffumsatz wird vermindert. Die Form ihrer Anwendung ist verschieden und in der Thier-heilkunde auch ziemlich beschränkt (Deberschläge, Lehm­anstriche); Bäder sind wegen ihrer Umständlichkeit wenig ge­bräuchlich. Bei Applizirung von kalten üeberschlägen ist darauf zu sehen, dass immer der gleicheKältegrad den entzündeten Theil umgebe; desshalb öfteres Erneuern derselben; wenn diess nicht geschieht, schaden sie mehr. Die häufigste Form sind die Lehmnmschläge, Lehmanstriche; eine Beimischung von Koch­salz, Essig, Salmiak oder Kupfervitriol erhöht ihre Temperatur, ist aber entbehrlich. Wo es möglich. Auflegen von Eisbeutel aus Leinwand oder einer Schweinsblase. *) Uebrigens ist die Kälte nicht bei allen Entzündungen am Platze, bei catarrha-lischen und rheumatischen Entzündungen sogar nachtheilig; auch können dieselbe nicht alle Thiere ertragen; in letzteren Fällen bieten einen Ersatz: Einreibungen von Ungt. mere, feuchte Wärme in Form von Priesnitz'schen Umschlägen, welche Mittel auch bei Drüsenentzündungen von Nutzen sind. Die Priesnitz'schen Umschläge bezwecken durch vermehrte Blut­zufuhr und der dadurch erleichterten Rückbildung der Stasis des Blutes einen rascheren Ausgang der Entzündung. Noch erwähne ich die von Armbrecht empfohlenen Dunst- und Dampf­bäder. Als weitere örtliche antiphlogistische Mittel sind noch
*) Die in der menschlichen Chirurgie gebrauchlichen Kautschuckbeutel sind nicht zu empfehlen.
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-^4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; THERAPIE DER ENTZÜNDUNG.
einige Bleipräparate zu nennen, hauptsächlich Bleiessig und sein Präparat, das Goulardische Wasser; seltener im Gebrauch ist Ceratum saturn. s. üngt. plumb, acetici (gegen Verbren­nungen); Ungt. cerussae.
Oertliche Blutentziehungen (Scariflcationen, Ein­schnitte) sollen durch unmittelbare Blutentzichung die lokale Spannung in dem entzündeten Theile mindern, das Organ so­zusagen entlasten. Bei uns weniger gebräuchlich; quot;bei drohen­dem Brande sehr empfehlungswerth.
Allgemeine Bluten tziehungen (Aderlass, Venae sectio) sind nur bei sehr heftigen, sehr akut auftretenden Ent­zündungen sthenischen Charakters am Platze, sonst zu ver­meiden. Dieselben sollen durch Verminderung der Gesammt-menge den im ganzen Gefässsystem vorherrschenden Blutdruck, ebenso die Thätigkeit des Nervensystems mindern, und zugleich auch eine Verringerung der nährenden Bestandtheile des Blutes, der farbigen Blutkörperchen und des Eiweissgehalts des Serums herbeiführen. Der Nutzen besteht in ihrer unmittelbaren Wirkung.
Ausser den örtlichen und allgemeinen Blutentziohungen ist noch eine Art von ableitendem Heilverfahren anzuführen, die Applikation von Gegenreizen (Derivationen, revulsorische Me­thode). Entfernt von dem entzündeten Theile -werden sie auf einem verhältnissmässig unschädlichen Platze der allgemeinen Decke angebracht, um dort einen vorübergehenden oder länger dauernden Reiz hervorzurufen und dadurch die Blutüberfüllung und Stasis in dem von der Entzündung betroffenen Theile zu mindern. Sie bestehen aus flüchtig reizenden Mitteln (Wein­geist, Camphergeist, Seifengeist, für sich allein oder zusammen, Terpentinöl oder Salmiakgeist) oder aus scharfen Mitteln in Form von Einreibungen. (01, laurinum, Ungt. cantharidum, (1 Theil Canthariden, 3 Theile Schweinefett,) Collodium canthari-datum, Oleum acre [Gille], Tinct. canth. Ungt. tart, emetic, dem Senf-, dem Crotonöl, der Salbe aus chromsaurem Kali [Vor­sicht]; Sinapismen sind in der Thierheilkunst wegen ihrer Um­ständlichkeit nicht gebräuchlich, obgleich sehr empfehlenswerth. Ein weiteres Mittel ist das Vesikatorliniment (von Armbrecht); die Verstärkung desselben mit Euphorbium ist wegen der zer­störenden Wirkung des letzteren auf die Haarbälge zu ver-
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AUSGÄNGE DER ENTZÜNDUNG.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Jg
meiden. Die Wirkung aller dieser Mittel kennzeichnet sich durch Röthung der Haut, Bildung von Falten, Bläschen und Aus­schwitzung auf der Haut, Verdickung derselben; eine ähnliche we­niger drastische Wirkung haben die scharfen Pflaster; gebräuch­lich bei uns ist: Emplast acre anglicum. Ein gewichtiges derivato-risch und absorbirend wirkendes Mittel ist (namentlich bei Gelenks­entzündungen) die Jodsalbe und Jodtinktur. Bei chronischen Ent­zündungen werden noch als wirksam empfohlen: Fontanelle Haar­seile. Das kräftigste ableitende Mittel ist das Glüheisen. Bei Entzündungen der Gelenke empfiehlt sich auch ein Compres-sivverband.
Unterstützt können die äusserlichen Mittel noch durch die Anwendung von innerlichen Mitteln (Kali nitric. Calomel.) werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;/
Ausgänge der Entzündung.
Unter Entzündungsausgängen (Entzündungsübergän-gen) versteht man diejenigen Veränderungen, welche in dem von der Entzündung ergriffenen Organabschnitte oder Körpertheile und in dem durch die Entzündung gesetzten Exsudate eintreten. Man unterscheidet folgende:
1) die Lösung, 2) Organisirung zu bleibendem Gewebe, 3) Eiterung, 4) Brand.
1) Lösung (Zertheilung), Resolutio, Restitutio wird durch die Resorption des Exsudats in Folge einer fettin-en Degeneration und Umwandlung desselben in eine emulsive re­sorptionsfähige Masse (Körnchenbildungsprocess J. Vogels) her­beigeführt. Die Zertheilung beginnt immer an der Peripherie und drängt gegen das Centrum.
Ihre diagnostischen Merkmale sind das allmählige Ver­schwinden der vier Kardinalsymptome der Entzündung, des Schmerzes, der Wärme, der Geschwulst und der Röthe.
2) Organisirung zu bleibendem Gewebe. Entzündliche Hyperplasie. Induratio. Verhärtung.
Durch die Organisirung des Exsudats bildet sich neues Bindegewebe auf den verschiedensten Organisationsstufen; hie-bei findet eine Verdichtung desselben statt.
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Jgnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; EITEKUNG.
Die Erscheinungen sind: Zunahme der Consistenz, Abnahme der Schmerzen und der Temperatur; in der Folge nimmt der betroffene Theil entweder an Umfang zu (hypertrophische Indu­ration), oder ab (atrophische Induration). Sie ist meistens Folge lang andauernder Ernährungsstörungen bei chronischen Ent­zündungen.
Behandlung: Anfangs noch eine lokale Antiphlogose, doch darf solche, namentlich Kälte, nicht zu lange fortgesetzt werden; später feuchtwarme, erweichende Ueberschläge (Priesnitz), Kataplasmen, Einreibungen von Mercurialsalbe, bei vorhandenen Schmerzen mit Zusatz von Belladonna oder cicuta. Bei hypertrophischer Induration: resorptionsbeför-dernde Mittel: Jodsalbe, Jodtinktur, namentlich bei Drüsen­verhärtungen; Scharfsalbe, scharfe Pflaster; Compressions-verband; Brenneisen, {rothglühend); Elektrogalvanismus; die Wirkung des letzteren beruht auf Erregung einer neuen Reizung und Entzündung zur Beförderung der Resorption.
3) Eiterung. Suppuratio.
Der wesentlichste Bestandtheil des eitrigen Exsudats ist der Eiter (Pus); derselbe ist eine weissgelbliche oder wenig grünliche, meistens rahmartige Flüssigkeit, ohne Geruch und von verschiedenem Geschmack; er besteht aus Serum und den in letzterem gelagerten Eiterzellen (Eiterkörperchen, Eiter­bläschen), welche den farblosen Blutkörperchen gleichen und wohl auch solche aus den Blutgefässcn ausgewanderte Blutzellen sind. Das Eiterserum ist eine klare, alkalisch reagirende Flüssigkeit, in welcher Eiweiss, Schleimstoff, Pyin und Salze gelöst sind.
Nach den Mischungsverhältnissen zwischen Serum und Eiter-körperchen ist seine Bezeichnung verschieden. Ist derselbe dick, rahmartig, bezeichnet man ihn mit „gutartiger Eiterquot; (Pus bonum et laudabile der alten Chirurgen); dünnflüssigen, an Eiterzellon armen nennt man: serösen Eiter; flockig nennt man ihn, wenn in demselben macerirtes Gewebe oder geronnener Faserstoff sichtbar ist; pyämischer Eiter ist dickflüssig, orange­gelb oder grünlich; bei brandigem Zerfall findet man in dem Eiter Fetttropfen: fetter Eiter; durch käsigte Metarmophose. eingedickten Eiter bezeichnet man mit käsigtem Tuberkeleiter.
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BILDUNG DES BITERS.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; J7
flünnen, übelriechenden und missfarbigen Eiter mit Jauche {Ichor). Die Farbe und Beschaffenheit des Eiters ist übrigens auch von dem Gewebe eines Organs und der Thiergattung ab­hängig; in gefässarmen Organen ist derselbe heller gefärbt und dünnflüssig. Der Knocheneiter hat einen specifischen Geruch. Bei Schweinen hat er eine graulichte Farbe; beim Geflügel wird er nie flüssig, er gleicht dem käsigten Tuberkeleiter. Je nach laquo;einem Aufenthalt erhält er eine verschiedene Bezeichnung; findet man ihn in einer mit einer serösen Haut ausgekleideten Höhle, heisst er: Empyem, Eitererguss. Eitriger Ausfluss, Blennorrhoe, wenn er von Schleimhäuten abgesondert wird.
Bildung des Eiters. Pyogenesis.
Nach den Untersuchungen von Virchow ist bis jetzt fest­gestellt, dass die Entwicklung des Eiters in keiner Weise von anderen Neubildungen abweicht, indem die Eiterkörperchen nichts anderes als die Abkömmlinge älterer, durch den Ent-zündungsprocess vorher schon veränderter Zellen sind. Ihre Vermehrung findet, wie bei der Zellenbildung, durch Theilung und endogene Entwicklung statt; aus dem Exsudat bildet sich das Eiterserum heraus.
Erscheinungen. Tritt Eiterung ein, so wird die erhöhte Temperatur all-mählig niederer, die Geschwulst erweicht vom Centrum aus; die auf der Oberfläche der Geschwulst befindlichen Haare sträu­ben sich und man fühlt durch Betasten mit den Fingern ein anfangs nicht sehr deutliches Schwappen (Fluctuation); bei Eiterung in tiefliegenden Organen entstehen in der Nachbar­schaft derselben Oedeme. Weitere Erscheinungen, auf welche wir aber blos analog nach der Wirkung der Eiterung beim Menschen schliessen, sind: die Veränderung der brennenden Schmerzen in pochende: auch wird bei den Thieren der den Eintritt der Eiterung verkündende Fieberschauer leicht über­sehen.
Folgen der Eiterung für den Gesammtorganismus.
Dieselbe wirkt auf den Organismus theils lokal, theils all­gemein. Langwierige Eiterung kann durch Zerstörung der Blutgefässe und der umliegenden Gewebe Blutungen zur Folge
Fricker, Vademocum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2
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8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;F 0 L G E N D E R EI T E RU N G.
haben; ebenso kommen oft Eitersenkungen vor; durch hinzu­tretende Mischungsveränderungen des Blutes entsteht das hek­tische Fieber, Pyämie oder Septiciimie.
A.nbsp; Zehrfieber (Febris hectica, depascens) kennzeichnet sich durch öftere und lang anhaltende Schüttelfroste; Beschleu­nigung des Pulses, Durchfall, Abmagerung des Thieres und Ab­nahme seines Kriiftezustandes.
B.nbsp;Pyämie, Pyohämie, purulente Infektion, Eiter-gährung des Blutes, Eitervergiftung, Eesorptions-fieber, Febris pyämica. Von Wichtigkeit in anatomisch-.pathologischcr Beziehung ist ihre Entstehungsursaehe. Aufnahme von Eiter in's Blut durch einen entweder am Entzündungsheerd entstandenen oder erst dort hingelangten Embolus und der da­durch bedingten Thrombose. Als weiteres Agens werden pflanz­liche Parasiten beschuldigt.
Erscheinungen.
a.nbsp; Allgemeine. Sie beginnen mit pliitziieh eintretenc'e^ sehr intensiven Frostanfilllen, welche aber bei den Thieren lei'ht übersehen werden, denselben folgt Hitze nach; der Puls wird klein, beschleunigt, ebenso das Athmen, die Hauttemperatur wird #9632;wechselnd, die Thiere zeigen viel Durst und wenig Appetit. Das Sensorinm ist getrübt. Urinabsatz ist sparsam, Diarrhöe und rasches Sinken der Kräfte treten hinzu; Tod unter Convulsionen.
b.nbsp; Oertliche. Abflachungen der etwa vorhandenen Granu­lationen, Zerfallen derselben, üebergang des Eiters in Jauche, Auftreten von entzündlichen Oedemen in der Nachbarschaft, Entzündung benachbarter Venen, Abscessbildnng.
Anatomische Veränderungen.
Eiter in den Venen, metastatische Abscesse in den Lungen, der Leber, Milz, ebenso eiterige Ergüsse in den serösen Häu­ten, dünnflüssiges Blut.
C.nbsp; Septicamie, Faulfieber. Febris septica. Das­selbe verdankt seine Entstehung der Aufnahme putrider Sub­stanzen (Bergmann's schwefelsaures Sepsin), Jauche, durch die Haut, Schleimhäute, vorzugsweise durch die Lymphgefässe. Hinsichtlich seiner Allgemeinerscheinungen hat es mit dem pyä-
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ABSCESS.
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mischen Fieber ziemlich Aehnlichkeit. Das Wundsekret ist dünnflüssig, jauchig (Brandjauche).
Sektionserfund: keine Metastasen wie bei der Pyämic, das Blut manchmal theerartig; rasches Eintreten der Fäulniss.
Abscess, Abscessus. Apostcma.
Eine durch Eiterbildung entstandene, mit Eiter gefüllte quot;löhle heisst Abscess; er kann in allen Geweben entstehen; ine Gestalt und Grosse ist abhängig von den Organen, in #9632;welchen er sich gebildet hat, und von deren Nachbargewebe.
Durq^i Verdichtung und Neubildung von Bindegeweben entsteht die die Höhle des Abscesses auskleidende Abcess­membran (membrana pyogena). Dieselbe ist Folge der Eiterung, wesshalb sie in frischentstandenen Abscessen nicht zu finden ist. Getäss- und nervenreiche Stränge durchziehen öfter die Höhle und theilen sie so in verschiedene Abtheilungen (vielfächeri­ger Abscess). Die Entwicklung findet nur allraählig statt; die Mascjien des Bindegewebes werden durch den Druck des sich iilr'. und mehr ausdehnenden Eiters zerstört und es erfolgt ein Durchbrechen desselben an derjenigen Stelle, weiche den ge­ringsten Widerstand leistete, gewöhnlich nach der Peripherie des Körpers, in seltenen Fällen dringt der Eiter in die Tiefe. Nach der freiwillig oder unfreiwillig erfolgten Entleerung des Eiters schwillt die Abscessmembran an, röthet sich und es ent­stehen hellrothe Höckercheu, die sogenannten Fleisch Wärz­chen oder Granulationen; sie bestehen ans schlingenartig-hervorsprossendenGefässen und Bindegewebe und füllen nach und nach die ganze Höhle aus, überziehen sich zuletzt mit einer dün­nen Schichte von Epidermiszellen (provisorisches Narben­gewebe), auf diese lagern sich nach und nach mehrere solcher Schichten (definitive Narbe). Sehr selten ist eine Rückbildung des Eiters; diess geschieht, wie bis jetzt allgemein angenommen wird, durch Aufnahme des noch durch keinen atmosphärischen Einfluss veränderten Eiterserums in's Blut, der ihr folgenden fettigen Metamorphose der Eiterkörperchen und deren allmäh-ligen Resorption.
Nach der Art der Entwicklung und der hiebei zu Tage tretenden Erscheinungen unterscheidet man heisse und kalte Abscesse.
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20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; HEISSER ABSCESS.
1) Der heisse Abscess (entzündlicher Abscess, Abscessus in-flammatorius, calidus, suppurativus), phlegmonöser, idiopathisch-
entzündlieher Abscess, ist meistens die Folge einer akuten Entzündung des Binde­gewebes.
Erscheinungen: Die entstandene Geschwulst ist anfangs warm und hart anzufühlen, die zuerst nur geringen Schmerzen steigern sich mit der Zunahme und Spannung der Geschwulst; ihre Grosse hängt übrigens auch von dem Nervenreichthum des Organs ab; meistens ist er von Fieber begleitet. Auf unbehaar­ter Stelle wird die die Geschwulst immer begleitende Röthe sicht­bar. Mit dem allmiihligen Schwinden der Härte der Geschwulst, welches von der Mitte derselben gegen die Peripherie statt­findet, wird dieselbe mehr elastisch und man empfindet beim Drücken mit den Fingern ein Gefühl von Schwappen (Fluctua­tion); in Fällen, wo der Abscess sehr tief liegt, unter festen Aponeurosen, ist die Fluctuation undeutlich, dieses wichtige Symptom wird aber ersetzt durch ein in solchen Fällen bei­nahe constant entstehendes Oedem. Mit dem weicher werden der Geschwulst spitzt sich dieselbe allmählig zu, auf der höch­sten Stelle fallen die daselbst befindlichen Haare aus, es beginnt ein Durchsickern einer klebrigen Flüssigkeit und der Durch-bruch des Eiters erfolgt (reifer Abscess).
Differentialdiagnose: Eine Verwechslung kann statt­finden mit einfachem Bluterguss, mit Cysten oder einer Puls­adergeschwulst ; letzteres wäre von sehr unangenehmen Folgen, ist aber bei sorgfältiger Prüfung zu vermeiden. Der Abscess ist schmerzhaft, wird immer weicher, die Pulsadergeschwulst immer härter und ist schmerzlos; die Pulsation bei letzterer erstreckt sich auf die ganze Oberfläche der Geschwulst und ist auch nicht durch eine Verschiebung der Geschwulst zu unter­brechen; bei der Auskultation eines Aneurysma ist ein eigen-thümliches Geräusch wahrzunehmen, welches bei dem Abscesse fehlt.
Behandlung: Versuch der Aufsaugung des Eiters durch Druck­verband, oder durch Anwendung von Kälte; Einreibungen mit Jodtinktur selten von Erfolg, desshalb Eiterung beför­dernde Mittel, Kataplasmen, Priesnitz'sche Ueberschläge, Einreibungen von Ungt. cantharidum, 01. cantharidum; bei
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KALTER ABSCESS.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;21
abnorm erhöhter Vitalität ein Aderlass. Am besten baldiges Oeffnen des Abscesses vermittelst Bistouri oder Lancette und zwar an der tiefsten Stelle oder da, wo die Fluctuation am deutlichsten hervortritt. Das Oetfnen ist besonders an­gezeigt bei sehr heftigen Schmerzen, Fieber oder der Be­fürchtung eines Eiterdurchbruchs gegen Körperhöhlen zu. Beim Oeü'nen eines Abscesses sind die Oertlichkeit und Lage, die benachbarten Nerven und Gefiisse zu berück­sichtigen. Die Eröffnung eines entzündlichen Abscesses durch Aetzmittel, Haarseile oder Glüheisen ist nicht zu empfehlen.
2) Kalter Abscess, Abscessus frigidus (fälschlich mit dem Namen Lymphabscess bezeichnet). Idiopathisch entzündungs­loser Abscess.
Seine Ursache ist meistens eine Dyscrasie in Folge von Fisteln, Caries, er trift't also meistens schlechtgenährte, herab­gekommene Thiere und ist hinsichtlich seiner Folgen nicht zu berechnen.
Er entwickelt sich ohne grosse Schmerzen und nur langsam, die Geschwulst ist anfangs teigig anzufühlen, die Fluctuation nicht immer deutlich ausgesprochen. Der Durchbruch des miss­farbigen , dünnflüssigen, oft übelriechenden Eiters erfolgt, sich selbst überlassen, erst nach Wochen oder Monaten, oder gar nicht von selbst. Nach der Entleerung lässt die Heilung lange auf sich warten; die Abscesswunde wird oft geschwürig.
Behandlung. Vorzugsweise ist die Dyscrasie zu berücksich­tigen, desshalb vor Allem Beseitigung des Allgemeinleidens durch zweckentsprechende innerliche Mittel; die Entfernung des Eiters sollte, um den Zutritt der Luft und die dadurch entstehende Jauchebildung zu verhindern und die Granu­lation zu befördern, vermittelst des Troikars geschehen; grösseren Erfolg gewährt das Brenneisen; Durchziehen eines Eiterbandes, später Versuch eines Corapressions-verbandes, wo etwa ein solcher anzubringen ist. Im Ver­laufe der Heilung Austamponiren der Höhle mit in einer ätzenden Flüssigkeit getränkten Wergbäuschchen oder Ein­spritzungen einer Lösung von Kai. caust., von Jodtinktur oder Liq. ferr. sesquichlorat.
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V E E S C H W A K 0 N G.
Weitere Arten von Abscessen sind: Der Senkungs-Abscess (Congestions-Abscess, Verbrei-tungs-Abscess) ist eiu solcher, wobei sich der Eiter ferne von seiner Bildungsstätte ansammelt, mit derselben aber in der Regel durch Kanäle in Verbindung steht.
Dor metastatische Abscess verdankt sein Entstehen der Verschleppung phlogogener Substanzen in Theile des thie-rischen Körpers, welche dem Entziindungsheerde ferne liegen.
Geschivürshildung: Vcrschwnmng, Verjauchung (JJlewoMo, HelcosisJ
ist ein dem Brande ziemlich verwandter Process, indem ähn­liche, nur nicht so intensiv einwirkende, theils örtliche, mecha­nische oder chemische Reize, oder allgemeine Ursachen eine Erweichung und Zerstörung der Gcwehsschichteu herbeiführen, ohne dass eine Fähigkeit oder Kcigung zum quot;Wiederersatz des verloren gegangenen vorhanden wäre. (Molekularer Brand. Roser.) Durch die im Verlauf der Verschwärung hinzutretende Conti-nuitätstrennuug und den sie begleitenden Substanzverlust ent­steht das Geschwür (Ulcus, Helcos, Helcoma). Jede eiternde und granulirende Fläche kann sich zu einem Geschwüre um­wandeln. Das Geschwür bildet den Heerd der Jauche (Ichor, sanies). Dieselbe ist somit das Produkt des Geschwüres.
Eintheilung der Geschwüre. Die für das praktische Leben brauchbarste Eintheilung (von Rust) stützt sich auf ihre örtlichen und allgemeinen Ur­sachen. Sie theilt dieselben in örtliche (idiopathische) und constitutionelle (dyscrasische) Geschwüre. Das aus örtlichen Ursachen entstandene (örtliche) Geschwür ist entweder einfach oder complicirt.
1. Einfaches (gutartiges) Geschwür.
Nachbargewebe normal; Rand eben; der Grund von nor­malen Granulationen bedeckt.
2. C o m p 1 i c i r t e s Geschwür.
A. Mit Vitalitätsfehlern.
a. Asthenisches Geschwür (Ulcus astheuicum). Rand ödematös, blass; Grund schlaft'; Absonderung dünn und reich-
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EINZELNE ARTEN VON GESCHWÜEEN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 23
lieh. Gr anulationeu sind keine vorhanden. Die Empfindlichkeit fehlt (U. torpidum) oder ist sie krankhaft gesteigert (U. erethicum).
b.nbsp; Hypersthenisches Geschwür (ülcus hyperstheni-cnm). Grund lebhaft geröthet, leicht blutend und sehr empfind­lich. Rand geschwollen, schmerzhaft. Umgebung entzündet. Absonderung sparsam, mehr schleimig als eitrig.
c.nbsp; Fauliges, in höherem Grade brandiges Geschwür (Ulcus putridum, gangränosum). Umwandlung des Geschwürs unter Steigerung der Entzündung in einen Brandschorf. Secre­tion sehr sparsam und blutig oder wird es, bei vorherrschendem Schwächezustand aschgrau, unempfindlich und schlaff. Hiezu tritt eine starke Absonderung einer übelriechenden Jauche.
ß. Mit Organisationsfehlern.
a.nbsp; Callöses Geschwür (Ulcus callosum). Rand knorpel­artig hart, dick und unempfindlich, Grund ohne Fleischwärzchen­bildung, missfarbig. Secretion wässerig.
b.nbsp; Schwammigtes Geschwür (Ulcus fungosum). Grund mit schwammigten, oft über die Haut hervorragenden Aus­wüchsen bedeckt; von verschiedener Farbe, Beschaffenheit und Empfindlichkeit (cariöse Geschwüre).
c.nbsp; Oedematöses Geschwür (Ulcusoedematosum). Oedem in der Nachbarschaft. Rand aufgeworfen und blass, Grund glänzend, unempfindlich, Granulation unbedeutend, Absonderung wässerigt und reichlich.
d.nbsp; Varicöses Geschwür (Ulcus varicosum); bei unseren Haustliiercn seltener vorkommend, allenfalls bei veralteter Mauke. Von stark gequetschten Venen umgeben. Baud scharf, Grund flach, braun, Absonderung serös, schmutzig gefärbt.
C. Mit Formfehlern.
a.nbsp; Buchtiges Geschwür (Ulcus sinuosum). Rand zer­nagt, vom Grunde abgetrennt und unterminirt, bedeckt meistens den fungöseu Grund. Absonderung wässerig oder käseartig.
b.nbsp; Röhrenförmiges Geschwür (Ulcus fistnlosum). Von den Fisteln dadurch unterschieden, dass nur eine Eingangs- und keine Ausgangsöffnung vorhanden ist (unvollkom m en äusser-liche Fistel).
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24nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;PROGNOSE etc. DER GESCHWÜRE.
Nach ihrem Sitze unterscheidet man die Geschwüre in Haut- und Schleimhautgeschwüre, Zellgewebs-, Muskel-, Drüsen-, Knorpel- und Knochengeschwüre.
Prognose der Geschwüre. Dieselbe richtet sich nach der Constitution des Thieres, seinem allgemeinen Gesundheits­zustand, seinem Alter, ausserdem nach der Ursache, der Lage, der Form und Dauer der Geschwüre, der Beschaffenheit ihres Grundes und Randes. Je älter ein Geschwür, desto schwieriger seine Heilung; Hautgeschwüre sind leichter zu heilen als Öchleim-hautgeschwüre etc.
Die Heilung erfolgt nur nach Umwandlung der Jauche in Eiter, nach Bildung von neuen Granulationen. (Stadium mundi-ficationis et granulationis.)
Behandlung der Geschwüre. Vor Allem sorgfältige Unter­suchung des Allgemeinzustaudes, Feststellung und Beseiti­gung der örtlichen und allgemeinen Ursachen, der Compli-cationen, Rücksichtnahme auf den Charakter und die vitale Thätigkeit des Geschwürs.
Einfache Geschwüre werden wie eine eiternde Fläche behandelt. Reinigen mit lauwarmem Wasser, durch Aus­drücken eines Schwammes. (Die Esmarchen Wundtouschen sind bei uns in Praxi nicht anwendbar, und wohl nur in Thierspitälern zu gebrauchen.)
Im weiteren Verlauf Herstellung einer richtigen Granu­lation auf der Geschwürsfläche. Trockener Werg- oder Charpieverband; Verband mit Ungt. digestivuni, Ungt. basi-licum in Verbindung mit Tinct. aloiis oder myrrhae. Früher waren die Salbenverbände sehr im Gebrauch, werden aber seit neuerer Zeit nicht mehr so häufig angewandt, indem ein Aufschmieren von Salben dem Eitcrabfluss hindernd in Weg treten und die Zersetzung befördern helfen soll. Wenn Salben angewandt werden, dürfen dieselben nicht dick auf­gestrichen werden und wird ein öfterer Verband nothwendig sein. Bei allzu üppiger Granulation: Alaun-, Kupfer- und Zinkvitriol-Lösung oder als Pulver aufgestreut; Höllenstein. Zur Verbesserung der Eiterung: Aloetinctur, Myrrhen-tinetur.
Uebrigens verlangt jede Geschwürsforra so ziemlich wieder ihre eigene Behandlung.
Das asthenische Geschwür erfordert bei vorherr-
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BKHANDLUNG DEK GESCHWÜRE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 25
sehendem torpidem Charakter adstringirende und reizende Mittel: Aufstreuen von Cort. quercus, salie., Waschungen mit aromatischen Infusen und Fomentationen mit solchen. Als kräftiges Reizmittel empfiehlt Rust den Arsenik (0,20 auf 15,0 Wasser); Einreibungen von Collod. canthar. oder des Vesikatorliniments (Armbrecht) bei starker Jaucheabsonde­rung: trockener Wergverband. Die Reizmittel dürfen aber nicht zu lange fortgesetzt werden.
Das hypersthenische Geschwür: Anfangs noch entzündungswidrig, Ruhe; Entfernung der Ursachen (fremde Körper), Waschungen mit schleimigten Infusen (Herba malvae), Kataplasmen, überhaupt feuchte Wärme, narko­tische Salben, Ungt. mercur. mit Extr. op. oder Extr. hyocyam, bei vorherrschend erethischem Character; Hertwig empfiehlt Kataplasmen von gährendem Sauerkohl bei star­ker Jaucheabsonderung; Kalk-, Creosotwasser, als letzte Instanz Zerstörung des Geschwürs durch Aetzmittel (Rother Präcipitat, Glüheisen etc.).
Bei putriden und gangränösen Geschwüren sind Waschungen mit Chamillenthee, Creosot, Holzessig, Chlor­wasser angezeigt, seit neuerer Zeit ist verdünnte Carbol-säure ein sehr beliebtes und auch erprobtes Mittel, ebenso der Verband mit Carbolöl; immer noch zu empfehlen als wohlfeiles Mittel ist das Aufstreuen von einfachem Kohlen­pulver.
Bei callösen Geschwüren: Versuch mit erweichenden Fomentationen; Verband mit Ungt. digest., wo möglich Druckverband; am zuverlässigsten Entfernung der Callosi-täten mit Messer, Scheere oder Brenneisen; auf die Ge­schwürfläche rothe Präcipitätsalbe, Salmiakgeist, Butyr. an-timonii; Sublimatpaste.
Schwammigte Geschwüre: Druckverband,kalteUeber-schläge, Aetzmittel (Höllenstein), in hartnäckigen Fällen das Glüheisen, weissglühend, um eine rasche Zerstörung der Auswüchse herbeizuführen.
Bei ödematösen Geschwüren ebenfalls Versuch mit Compressivverbänden, wo solche anzubringen sind; Waschun­gen mit Branntwein; Bepinseln mit schwachen Höllenstein-lösungeu; Scarificationen, hierauf adstringentia; bei Jauche-
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26nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;BEAND.
absonJening: trockener Wergverband oder Werg in sehr verdünnte Carbolsiiure getaucht.
Bei Hohlgeschwüren: Abtragung der Ränder mit der Scheere oder dem Messer, hierauf eine Behandlung nach ihrem Vitalitätszustand, in der Regel reizend.
R ö h r e n f ö r m i g e Geschwüre werden durch Aufschlizen des Fistelkanals in offene Geschwüre umgewandelt. Die Behandlung der varicöseu Geschwüre s. Yarices.
4) Brand. Gangräna, Mortificatio.
Der letzte Ausgang der Entzündung kündet sich haupt­sächlich durch das rasche Verschwinden sämmtlicher Entzün-dungserscheinungen, mit Ausnahme der Geschwulst an; in Folge der aufgehobenen Blutzufuhr in einem kleineren oder grösseren Theile des thierischen Körpers findet ein allmähliges oder plötz­liches Absterben des Theiles statt (örtlicher Tod).
Seine Ursachen sind mechanische oder chemische Einwir­kungen , Aetzmittel, starke Quetschungen, anhaltender Druck von Geschwülsten auf Gefässe, Entzündung benachbarter Theile (Entzündungsbrand, Brand durch Ischämie); Verstopfung der Arterien durch Atherome oder Theile solcher (Brand durch Embolie). Störungen der Innervation sind ebenfalls von Einfluss auf seine Entstehung. Je nach der Beschatt'enheit der abgestor­benen Theile unterscheidet man einen feuchten und trocke­nen Brand.
a. Trockener Brand {Mortificatio, gangräna).
Bei demselben findet ein Eintrocknen und Zusammen­schrumpfen des brandig absterbenden Theiles (Brandschorf, Eschara) statt. Die Farbe desselben ist dunkel, die Haut leder­artig verdickt, kalt, der Geruch nicht sehr stark, Fieber fehlt in der Regel.
b. Feuchter Brand (Sphacelus).
Das absterbende Stück geht unter Erscheinungen der Fäul-niss tmd heftigem speeiäschem Gerüche, manchmal unter Ent­wicklung von stinkenden Gasarten (emphysematischer Brand) rasch zu Grunde. (Letzterer entsteht durch die Entwicklung von Schwefelwasserstoffgas, Schwcfelammonium, Phosplionvasser-stoff und Verbindung derselben mit dem Zersetzungsprodukte,
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FEUCHTER BRAND.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 27
den flüchtigen Fettsäuren). Die Haut wird dunkler, die Haare fallen aus; auf der Haut bilden sich Brandblasen, welche mit stinkender Jauche angefüllt sind, die in der Folge platzen; die ergriffene Fläche ist mit einem graubraunen Breie bedeckt und von einer stinkenden Jauche infiltrirt, welche zersetzend und ätzend auf die Nachbargewebe wirkt, Muskeln, Sehnen, Knorpel und Knochen zerstört. Enipfindung und Funktion des betroffenen Thei-les ist aufgehoben, Eigenwärme besitzt der brandige Theil nicht. Beide Formen können für sich allein auftreten oder zugleich miteinander in dem betroffenen Organe. (Widerristschaden, oben trockener, unten feuchter Brand.)
Allgem eiuerscheinungen: Bei geringer Ausdehnung des Brandes ist das Allgemeinbefinden des Thieres nicht gestört; nach Aufsaugung der Brandjaucbe in's Blut und durch die heftige Erregung des Nervensystems entsteht das sogenannte Brandfieber (Resorptions-Faulfieber, Septicamie). Dasselbe kenn­zeichnet sich durch kleinen, sehr vermehrten, manchmal inter-mittirenden Puls und Herzschlag, rasches Abnehmen des Kräfte-zustandes des Thieres , vermehrten Durst, gesunkenen Appetit, Athembesclnverden, schmutzigrotbe Färbung der Schleimhäute.
Der Brand beschränkt sich oft nur auf eine kleinere Fläche, circumscripter Brand, zum Unterschiede von dem diffusen Brand, welcher eine ziemliche Ausbreitung erreicht. Dem Fortschreiten des Brandes gebietet oft das Entstehen einer neuen Entzündung und Eiterung an irgend einer Stelle Stillstand. Dadurch ent­steht zwischen dem gesunden und kranken Theile eine Ab­grenzung, die Demarkationslinie; die Heilung erfolgt durch Eiterung, Granulation und Neubildung von Bindegewebe.
Prognose: richtet sich nach der quot;Wichtigkeit des Organs, dem Kräftezustand, der Ausbreitung und nach dem Charakter des Brandes. Trockener Brand ist günstiger zu bcurtheilen als feuchter. Der Tod erfolgt durch Erschöpfung in Folge der prof'usen Eiterung oder der Blutungen, auch durch. Pyämie.
Behandlung: besteht in der Entfernung der Ursachen, wie fremde Körper. (Aetzmittcl, drückende Verbände, einge­klemmte Brüche.) Herbeiführung einer neuen Entzündung und Eiterung und der nöthig werdenden Demarkationslinie. Bei grossen Schmerzen: lauwarme Waschungen mit narko-tisch-schleimigten Mitteln und Kataplasmcn von Bilsenkraut,
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28nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; DE UCK ER AND.
Schierling, Stechapfel und Belladonna; Salben aus Gerat, sat. mit Extr. hyosc. od. belladonn. Bei geringer Empfind­lichkeit: aromatische Infusen von flor. Cham., herb, menth, herb, sabinae. Scarificationen in die abgestorbenen Gewebs-theile, nicht in's gesunde Fleisch, Einspritzungen von Seifen­wasser, Ghlonvasser in dieselben; Auflegen von in obige Flüssigkeiten oder in Holzessig gebrachten Wergbäuschen; hypermangansaures Kali (0,18 auf 30,0), Acid carbolic (1 Theil auf 4—10 Theile 01. Lini.); Creosotsalbe; AVaschungen mit Ghlorzink oder Chloreisenlösung.
Bei hypersthenischeu Entzündungen ist um dem zu befürchtenden Brande vorzubeugen eine allgemeine Blut­entziehung angezeigt. Innerlich, wegen des raschen Sinkens der Kräfte, stärkende Mittel.
A. Druckbrand. Decubitus gangränosus. (Brandiges Aufliegen, gangräna a decubitu v. per decubitum.)
Durch einen starken, anhaltenden Druck auf einzelne an der Korperoberfläche hervorragende Theile (äussere Darmbein-winkel, Schulter, Ellenbogen, Kniegelenk, Augen-Jochbogen und Leiste, Brustwandung) in Folge längeren Liegens werden die Theile wund und brandig. Schlechte Streu, Unruhe des Thieres begünstigen das Wundwerden.
Erscheinungen: Die Haut entzündet sich an der Druck­stelle, wird heiss, schmerzhaft; unter der Haut entstehen Extra-vasate, Jauche und Brand in seinen verschiedenen Formen, welcher mehr und mehr in der Tiefe um sich greift.
Prognose: richtet sich nach dem Umfang der brandigen Stelle der Allgemeiuleiden des Thieres.
Behandlung: Vor Allem Beseitigung der Ursache des Drucks (oft unmöglich). Hängegurte, öfteres Wechseln der Lage; kalte Ueberschlage, Aq. Goulardi. Ceratsalbe; aromatische Bähungen.
B. Verbrennung. Combustio.
Kennzeichnet sich in niederem Grade durch Versengung der Haare, Röthung, Glanz und höhere Temperatur der Haut, Empfindlichkeit und Schwellung derselben; in höherem Grade
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ERFEIEEEN.
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findet man Bläschen mit Serum erfüllt; durch deren Platzen erfolgt entweder Eiterung oder Verjauchung, im höchsten Grade Verwandlung derselben und ihrer umliegenden Gewehe in einen braunlichen Schorf. Die Funktion, Lebeusthätigkeit und Em­pfindung ist in dem betroffenen Theile gänzlich aufgehoben; ein sehr heftiges ßeizfieber ist der Begleiter. Als Reflexerschei­nungen treten Krämpfe, Entzündungen innerer, wichtiger Organe (Lungen) hinzu, namentlich nach Verbrennungen ausgedehnterer Flächen, es ist diess Folge der gestörten Hautthätigkeit.
Behandlung: Anfangs bis zum Eintritt der Eiterung anti-phlogostisch: kaltes Wasser, schwache Bleiwasser, bei grosser Empfindlichkeit Zusatz von Opium oder narkotischen Ex­trakten. Nach dem Oeffnen der Blasen durch Einstiche oder Schnitte Bepinseln der Stelle mit einem Liniment aus Baumöl und Eiweiss (Hertwig). Verband mit Oel oder einer Bleisalbe, einer Mischung von Kalkwasser (200 Gr.) und Olivenöl oder Leinöl (25 Gr.); Abhaltung der Luft durch Bestreichen der Stellen mit einfacher Ceratsalbe; bei klei­neren Hausthieren Bedecken der Brandwunde mit Watt (aus der menschlicheu Chirurgie entlehnt); wenn allzureich-liche Eiterung vorhanden, Sorge für den Abfluss des Eiters; leichtes Touchiren mit einer Höllensteinlösung, Waschungen mit adstringirenden Decocten. Prophylaktischer Ader-lass, um einer Lungen- oder Darmentzündung vorzubeugen; innerlich: Neutralsalze. Die Behandlung des Brandes durch Anätzung verschiedener chemischer Stoffe richtet sich nach der Beschaffenheit der einwirkenden Stoffe; Kalkanätzungen werden mit verdünnten Säuren, Anätzungen durch Säuren mit Kalkwasser oder Aschenlauge behandelt; gegen Schwefel­säure dient Bleiwasser; adstringirende Mittel bei allzuhef­tiger Einwirkung von Brechweinsteinsalbe; g;egen Arsenik: Eisenoxydhydrat; gegen Sublimat: Kalkwasser.
C.Erfrierung. Cougelatio.
Bei den Thieren seltener als heim Menschen; meistens trifft der Erfrierungsbrand die Schweifspitze, die Ohren.
Die äusseren Theile der betroffenen Körperabschnitte werden blutleer in Folge der Contraktion der Capillaren, die Empfindung in denselben hört auf.
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NEUBILDUNGEN.
*
Behandlung: Allmähliges Erwärmen des erfrorenen Theils, um einer allzuraschen Erfttllunf; der geschwächten Gefässe mit Blut vorzubeugen. Bedecken derselben mit Schnee, kalte Ueberschläge; nach wieder eingetretener Empfindlich­keit: gelind reizende Mittel. Waschungen mit Kamphergeist, Branntwein, leichten Lösungen von Alaun, aromatische Be­streichungen; bei übermässig gesteigerter Empfindlichkeit desTheiles: Waschungen mit narkotischen Becocten; bran-. dig abgestorbene Schweifwirbel sind zu amputiren.
Neubildungen (Neoplasmen, Pseudoplasmen).
Die gewöhnliche Unterscheidung der Neubildungen ist: in organisirte und nicht organisirte. Letztere entstehen durch SekretionsniederschUige und zeigen keine organische Struktur; die erstcren haben in ihrem Baue Aehnlichkeit mit den normalen Geweben des Thierkörpers,
I. Organisirte Neubildungen. Geschwülste (Tumores).
Alle von dem Organismus producirten Gewebe entstehen aus den Zellen; die pathalogischen Neubildungen sind aus den­selben Formelementen, welche wir in normalen Geweben finden, zusammengesetzt, ernähren sich und wachsen wie diese. Wie die Art ihrer Entwicklung, so ist auch ihre chemische Zusammen­setzung die gleiche. Unter die organisirten Neubildungen sub-sumiren die Geschwülste. In denselben sind alle Formen von Zellen (von der einfachen Spindelzelle bis zur Knochenzelle) vertreten.
Nach ihrer Textur unterscheidet man heterologe und homologe Geschwülste. Heterologe Geschwülste sind solche, welche aus normalem Gewebe heraus sich an Stellen entwickeln, wo solches Gewelie sonst nicht vorkommt, die homologen da­gegen sind hinsichtlich ihrer Struktur dem Mntterboden gleich. Die bis jetzt bekannten Ursachen ihrer Entstehung, ihres Wachs-thums sind langandauernde Reizung eines Körperabschnittes und dadurch bedingte örtliche Ernährungsstörungen (primäre Ge­schwülste), Blntveränderungen (sekundäre Geschwülste).
Als prädisponirende Ursache besch-ldigt man hereditäre Krankheitsanlagen, endemische Verhältnisse. Ihr Wachsthura
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NEUBILDUNGEN.
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hängt von der oben erwähnten Reizung, von ihrem anatomischen Baue, dem Gefässreichthum des Theiles, in welchem sie vor­kommen, ah; ihre Ernährung vermittelt der Mutterboden, mit welchem sie der Mehrzahl nach durch Gefässe in Verbindung stehen; ob dieselben auch Nerven besitzen, ist noch nicht be­stimmt; die Schmerzliaftigkeit mancher derartiger Geschwülste Hesse darauf schliessen. Die Geschwülste sind ähnlichen patho­logischen Veränderungen unterworfen, wie die normalen zum Typus des Organismus gehörigen Gewebe. (Entzündung mn ihren Ausgängen, Erweichung, Verkalkung, Verknöcherung etc.; Die Diagnose hat vor Allem die Gelegenheitsursachen zu berücksichtigen, den Zeitpunkt der Entstehung der Geschwulst, das Alter, die Thiergattung, Grosse und Beschaffenheit; ihren Sitz, ihre Consistenz und den Grad ihrer Empfindlichkeit (ob spontan oder nur bei Druck), die Art ihrer Verbindung mit dem Nachbargewebe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Die Prognose hängt ebenfalls von dem Wachsthum, dem Sitz und der Beschaffenheit der Geschwülste, ihrem Verhältniss zum Gesammtorganismus ab, ausserdem ist vor Stellung der­selben die Ausfahrbarkeit der Operation, ihr Zusammenhang mit ihrer Umgebung, ihre Verschiebbarkeit unter der Haut in's Auge zu fassen; je fester die Haut mit der Geschwulst zusammen­hängt, desto ungünstiger wird die Beurtheilung sein.
Behandlung: ist entweder eine palliative oder ra­dikale.
Die palliative besteht in der Anwendung pharmaceu-tischer Mittel entweder zur Verhinderung des Wachsthums, zur Stillung der Blutung und Minderung der Schmerzen. Dazu dient in erster Linie die Kälte; reizende Salben dürfen nur mit Vorsicht gebraucht werden, da dieselben sehr leicht Veranlassung zu ülcerationen geben. Bei hef­tigen Schmerzen: innerlich und äusserlich Narcotica und subkutane Injektionen einer Morphiumlösung; bei Verschwä-rung adstringirende Mitttel, Blei- oder Kupferpräparate, Alaun, Tannin: Waschungen mit Chlorwasser, Chlorkalk­lösungen, Fluidozon, hypermangansaures Kali, Kohlenpulver. Aetzmittel: kaustisches Kali, Cblorzink, Säuren. Bei starken Blutungen: Liq. fer^-i sesquichlorat, oder Brenneisen.
Die Radikalkur (allen andern vorzuziehen) be-
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g2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;GUTARTIGE NEUBILDCNGEN.
steht in der operativen Entfernung der Geschwulst. Diess geschieht entweder durch Abbinden mit der Ligatur, Ab­quetschen derselben vermittelst des Ecraseurs, Exstirpation mit dem Messer, vorsichtiges Ausschälen der Geschwulst; letzteres hauptsächlich bei leichten Bindegewebsgeschwulsten. E i n t h e i 1 u n g d e r G e s c h w ü 1 s t e. Für den chirurgischen Praktiker wohl die entsprechendste Classiflzirung der Ge­schwülste ist: in gutartige und bösartige (Tumores be-nigni et maligni). Eine strenge Grenze zwischen gut- und bös­artigen Geschwülsten gibt es nun nicht; jede im Anfang vielleicht als gutartig beurtheilte Geschwulst kann durch den kleinsten Anstoss ihren Charakter ändern und bösartig werden.
Unter gutartigen Geschwülsten versteht man solche, welche lokalen Ursachen entsprungen auch nur lokale Störungen ver­ursachen und einmal entfernt, nicht wiederkehren; bösartige Geschwülste bedingen eine allgemeine Infektion des Thierkörpers (infektiöse Geschwüre), recidiviren und enden meist mit dem Tode.
Zu den gutartigen rechnet man:
1.nbsp; Fasergeschwülste,
2.nbsp; Fettgeschwülste,
3.nbsp; Gefässgeschwülste,
4.nbsp; Drüsengeschwülste,
5.nbsp; Muskelgeschwülste, G. Knorpelgcschwülste,
7.nbsp; Knochengeschwülste,
8.nbsp; Nervengeschwülste,
9.nbsp; Balggeschwülste, 10. Polypen.
Zu den bösartig en:
1.nbsp; das Sarkom,
2.nbsp; die Krebsgeschwulst,
3.nbsp; die Tuberkeln.
A. Gutartige Neubildungen.
1. Bindegewebsgeschwulst, Fasergeschwulst
(Fibroma, Fibroid). Dieselbe besteht aus embryonalem Bindegewebe und zeigt eine verschiedene Gestalt. Im Anfange ihres Entstehens ist
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GUTARTIGE GESCHWÜLSTE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 33
sie weniger scharf abgegrenzt, weich und teigig (weiches Fib­rom) anzufühlen; später nach der Bildung derber Faserzüge und Abnahme der zelligen Elemente wird sie fester und derb (hartes Fibrom). Das Wachsen ist langsam, aber unbeschränkt; Schmerzen fehlen in der Regel, treten bei etwa eintretender Verschwärung auf. Die Ursachen ihrer Entstehung sind un­bekannt, vielleicht Verletzungen. Therapie: Exstirpation.
2. Fettgeschwulst (Lipoma, Steatoma).
Eine weiche, schmerzlose, stetig wachsende Geschwulst, aus runden oder polygonalen, in ein bindegewebiges Maschenwerk eingebetteten Fettzellen bestehend, von lappigem Bau; in der Regel die Folge einer ungleichraässigen Vertheilung des im Bindegewebe abgelagerten Fettes. Solche Geschwülste sind von einer fibrösen Kapsel von verschiedener Mächtigkeit und Stärke (Lipoma circumscriptum. L. dififusum) umgeben, in welcher ihre Blutgefässe sich verzweigen; manchmal gestielt. Diejenigen Geschwülste, in welchen das Bindegewebe gegenüber dem Fett­gewebe überwiegt (Steatom, Speckgeschwulst, feste Fett-geschwulst), fühlen sich derber, fester an, wachsen langsamer und zeigen eine mehr gelbliche Farbe. Eine nicht seltene Metamorphose ist die Umwandlung des Fettes in Schleim (Schleim­geschwulst, Myxom).
Therapie: Exstirpation, wenn gestielt Entfernung durch den Ecraseur.
3.nbsp; Gefässgeschwulst (Angioma).
Man versteht unter diesem Namen nur solche Geschwülste, welche grösstentheils durch Neubildung von Blutgefässen ent­standen sind und auch aus solchen bestehen. Sie dürfen'nicht mit den Aneurysmen oder den Varices verwechselt werden. Zu ihnen gehören die sogenannten Muttermäler, Gefässchwämme, Teleangiectasie, welche bei den Thieren nicht beobachtet werden.
4.nbsp; Drüsengeschwulst (Adenoma)
kommt nur im Drüsengewebe vor, ihr Gewebe ist dem der nor­malen Drüsen ähnlich; sie ist in der Regel schmerzlos, weich und elastisch. Ihr Sitz ist hauptsächlich im Euter der Kühe, der Schilddrüse und der Prostata der Hunde.
Fri cker, Vademecum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3
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34nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;GUTAKTIGE GESCHWÜLSTE.
5.nbsp; Muskelfasergeschwulst (Myoma).
Bei den Thieren ausserordentlich selten, auch von keiner praktischen Bedeutung; häufiger an glatten Muskelfasern vor­kommend, als an den quer gestreiften; im Hoden, Fruchthalter und in der Vorsteherdrüse.
6.nbsp; Knorpelgeschwulst (Chondroma)
aus Knorpelsubstanz, welche in ein gefässhaltiges Bindegewebs-stroma eingebettet ist, bestehend; ihre Consistenz ist verschieden­artig, anfangs flüssig, weich, später fest wie ein gewöhnlicher Knorpel; in der Regel ist sie von einer Hülle aus Bindegewebe, seltener von einer Knochenschale umgeben; die Schnittfläche ist knorpelig, glatt. Ihr Wachsthum ist langsam, ihre geringe Empfindlichkeit ein charakteristisch diagnostisches Unterschei­dungsmerkmal von den Knochengeschwülsten, mit welchen sie leicht verwechselt werden können.
Kach ihrer Consistenz unterscheidet man weiche, gallert­artige und harte Echondrome.
Therapie: Einzig und allein Exstirpation, mit Messer, Säge oder Hammer, aber nicht immer möglich an Stelleu, wo man nicht beikommen kann.
7. Knochengeschwulst (Osteoma, Osteoid).
Dieselbe bildet sich entweder aus dem Knochen selbst her­aus oder entwickelt sie sich im Bindegewebe, den Muskeln und deren Sehnen, in der dura mater. In dem neu entwickelten Knochengewebe findet man alle Elemente des normalen Knochen (Knochenkörperchen, Kanälchen). Ihre Bezeichnung ist ver­schieden. Reichliche poröse Knochenmassen, welche der Peri­pherie eines Knochen auflagern, heissen Osteophyten; scharf begrenzte, glatte, in der Regel solitäre Knochengeschwülste, Exostosen. Sie entwickeln sich meistens unter den Erschei­nungen einer Entzündung in Gemeinschaft einer mehr oder min­der stark ausgesprochenen Funktionsstörung.
Prognose: hängt von dem Sitze ab.
Behandlung: s. Kuochenkrankheiten.
8. Nervengeschwulst (Neuroma). Dieselbe besteht vorherrschend aus Bindegewebe mit weni­gen Nervenfasern; sie wird bei den Thieren nicht oder nur selten beobachtet.
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GUTAETIGE GESCHWÜLSTE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 35
0. Balggeschwulst (Cyste).
Eine solche Geschwulst besteht aus einem Sacke mit ver­schiedenartigem, theils flüssigem, theils halbflüssigem Inhalte: seine innere Wand wird von einer Biudegewebsschichte gebildet, welche in der Regel mit einem Pflasterepithel versehen ist. Jede derartige Geschwulst hat eine ausgesprochene Neigung zu wachsen.
Nach der Art ihrer Entstehuug unterscheidet man primäre und sekundäre Cysten; erstere entstehen durch Neubildung und Verdichtung von Bindegewebe um eine mit Flüssigkeit gefüllte Höhle, oder um fremde Körper, letztere in physiologischen Hohlgebilden (Schleimbeuteln) in Folge von Verstopfung ihrer Ausführungsgänge. Nach ihren anatomischen Verhältnissen theilt man sie in einfache und zusammengesetzte Cysten. Bildet eine Cyste nur einen Hohlraum, so heisst man sie ein­fache (wahre) Cyste; zusammengesetzte (Cystoid) heisst sie, wenn sie aus mehreren Hohlräumen zusammen besteht.
Die einfachen Cysten unterscheiden sich übrigens wesentlich auch in Bezug ihres Inhaltes. Daher die Unterscheidung in:
a)nbsp; nbsp;Balggeschwülgte mit serösem Inhalte. Cysta serosa, hydatis spuria. Sie bilden sich durch den- Erguss einer reichlichen Menge seröser oder blutiger Flüssigkeit in das Bindegewebe unter Bildung einer ziemlich resistenten Binde-gewebswand, welche sich später in die fibröse Kapsel um­wandelt, deren innere Wand glatt und mit einem Pflaster-epithelium versehen ist.
b)nbsp; nbsp;Balggeschwülstemitcolloidemlnhalte. Schleim-Col-loid-Gallertcyste, früher unter dem Namen Meliceris be­kannt. Der mit einem Pflasterepithalium ausgekleidete Balg ent­hält eine honigartige, verschieden gefärbte Flüssigkeit mit den rundlichen oder ovalen blasenförmigen Colloidzellen; sie ent­stehen in Folge der Entartung des zelligen Inhalts normaler Hohlgebilde. Am häufigsten trifft man sie in der Schild­drüse der Hunde.
c. Grützgeschwülste. Atherome, Dermoidcysten. Ihr Sack zeigt Aehnlichkeit mit dem Bau des Coriums. Ihr Inhalt ist entweder breiartig, (wahrscheinlich die Folge der Um­wandlung der Balgdrüsen nach Verstopfung ihrer Ausfüh­rungsgänge) oder sind es Knochen, Knorpeln, Zähne, Haare und Federn, welche frei in dem Balge liegen. Federn-
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g6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;GUTARTIGE GESCHWÜLSTE.
baJggeschwülste fand mau bis jetzt nur bei Gänsen und nur
in der Bauchbühle. (Hering.) Ueber ihre Entstehung ist
noch nichts bestimmtes bekannt. Die Grützgeschwulst ist
meistens angeboren und in ihren Folgen nicht gefährlich.
Prognose: richtet sich nach der Grosse, der Struktur und
dem Inhalte einer Cyste; wenn sie gross ist, schadet sie durch
Druck auf die benachbarten Gewebe, welche atrophiren etc.;
einen bedeutenden Eiufluss auf den Gesammtorganismus üben
sie nicht aus.
Diagnose: Der einfachen Cysten ist ziemlich leicht: rundliche, schmerzlose, weiche Geschwulst mit ziemlich deutlicher Fluctuation in der Tiefe; die zusammengesetzten sind an einer Stelle weich, an einer andern Stelle wieder fester an-
zufühlen.
Therapie: Bei oberflächlich gelagerten Cysten könnte man einen Versuch mit resorptionsbefördernden örtlichen Mitteln machen: Einreibungen von Scharfsalbe, Jodtinktur etc.; in der Regel ist derselbe ohne Erfolg. Bei cinkammerigen Cysten mit flüssigem Inhalt Entleerung des letzteren vermittelst der Punktion derselben und nachfolgenden Injectioncn von Höllensteinlösungen, Aetzkali oder Jodtinktur. Letztere ist oft sehr wirksam; später trockener Verband durch Einlegen von Werg, um durch eine zweckentsprechende Granulation eine Heilung zu erzielen. Hat eine zufällige oder absichtliche Entleerung der Flüssigkeit vor der Exstirpation stattgefunden, so injicire mau in den Balg einen Gypsbrei und exstirpiro die Cyste, nachdem derselbe hart geworden (Hartwig). Kann der Balg nicht mit dem Messer ent­fernt werden, so versuche man das Glüheisen. Durch dieses soll die innere Fläche des Balges und somit auch der Balg selbst zerstört werden. Zusammengesetzte Cysten sind nur durch das Messer zu entfernen.
10. Polypen.
Alle Geschwülste, welche in einer mit einer Schleimhaut ausgekleideten Höhle vorkommen, werden Polypen genannt; sie entwickeln sich in der Regel schmerzlos, am liebsten in solchen Höhlen, welche mit der atmosphärischen Luft in Verbindung stehen. (Nasenhöhle, Kehlkopf, Mastdarm.) Rire Oberfläche ist verschieden,, bald glatt, bald höckerig; sie sitzen entweder
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GUTAHTIGE GESCHWÜLSTE.
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fest auf oder sind sie gestielt. Nach ihrer Struktur unterschei­det man sie in feste und weiche Polypen.
Die weichen Polypen (Blasen- oder Schleimpolypen) sind nur mit einem dünnen Häutchen überzogen und leicht zu zer­quetschen: die in ihnen enthaltene Flüssigkeit ist schleim-, gallert-, käseartig.
Die harten (Faser- oder Fleischpolypen) wachsen unter Entwicklung von dichtem Bindegewebe hauptsächlich im sub-murkösen Bindegewebe; sie sind meistens die Folge eines Schleimhautcatarrhs oder einer chronischen Entzündung der Schleimhäute.
Diagnose: ist, wenn sie noch klein sind und je nach ihrem Sitze schwierig. Kasenpolypen verursachen Nasenblutun­gen, Ausfluss aus der Nase von verschiedener Beschaffenheit bis zur Janchebildung; wenn der Polyp grosser wird, so sind dieselben manchmal vermittelst eines Spiegels wahrzunehmen; das Athmen wird beschwerlich, oft schnarchend; hält man das Nasenloch der gesunden Höhle zu, so entsteht oft Athemnoth; die Perkussion der Nasenhöhle gibt einen matten Ton; im wei­teren Verlaufe und bei dem allmähligen Wachsthum werden die Knochen nach aussen gedrängt, auch dünner. Neben diesen Erscheinungen thränen die Thiere oft sehr stark und auch das Kauen wird beschwerlich, die Haut wird angeätzt, es entstehen auf derselben Geschwüre.
Kann das Leiden nicht durch die Spiegelbeleuchtung der Nasenhöhle festgestellt werden, so wäre die Trepanation der Kieferhöhle vorzunehmen.
Die in der Rachenhöhle oder am Kehlkopfe gelagerten Polypen sind meistens gestielt, wodurch sie verschiedene Lage­veränderungen vorzunehmen im Staude sind; daher kommt es auch, dass die Thiere je nach der Lage eines solchen Polypen oft ganz frei athmen, oft aber von heftigen Erstickungszufällen betroffen werden; nebenbei geschieht das Athmen röchelnd, das Schlucken ist in der Regel erschwert, manchmal ist auch ein vermehrter Nasenausfluss vorhanden.
Zur Stellung einer sichereren Diagnose: Tracheotomie so hoch oben als möglich, aber auch diese sichert die Diagnose nicht immer.
Polypen im Mastdarm üben, auch wenn sie noch klein.
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ggnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;BÖSARTIGE GESCHWULSTE.
einen ziemlichen Reiz aus. Der After wird wie zum Mistabsetzen hervorgedrängt; grosser geworden, werden sie mit dem Hervor­drängen des Afters sichtbar. Durch das Eingehen mit der ein­geölten Hand leicht zu diagnosticiren; ebenso wäre das Voi~ handensein der durch das Drängen zur Harnentleerung, den Schleimausfluss, in der Scheide vermutheten Polypen durch eine ortliche Untersuchung festzustellen. Blasenpolypen veranlassen Harnverhaltung, überhaupt Harnbeschwerden (Untersuchung der Harnblase bei Pferden durch den Catheder von Brogniez; die Diagnose ist übrigens auch dadurch nicht gesichert).
Die Prognose hat hauptsächlich den Ort, die Art und den Grad der Entwicklung des Polypen, seine Form, ob gestielt oder nicht gestielt, zu berücksichtigen.
Behandlung: Der Versuch mit therapeutischen Mitteln ist nur Zeitverschwendung. Das einzige Mittel zur Beseitigung eines Polypen ist die Exstirpation, je nach den gegebenen Verhältnissen oder nach seiner Lage mit dem Messer, der Scheere oder dem Ecraseur, oder durch Ausreissen, Ab­binden, Zerquetschen, vorausgesetzt, dass man überhaupt beikommen kann. Das Ausreissen geschieht mit einer lang-armigen Korn- oder Kugelzange und ist da angezeigt, wo man mit dem Messer nicht beikommen kann; es ist übri­gens nicht immer so leicht und in seinen Folgen (starke Blutungen, Verschwärung u. s. w.) sehr unangenehm. Noch wäre die Zerstörung des Polypen durch das Glüheisen zu erwähnen.
H. Bösartige Geschwülste (Tumores maligni).
1. Krebs (Cancer, Carcinoma).
Eine Krebsgeschwulst hat in ihrem Baue meistens Aehnlich-keit mit Epithelialdrüsen; ihre Zellen haben die Form von Epithelialzellen; die Annahme einer specifischen Krebszelle ist nicht gerechtfertigt. Die Flüssigkeit, in welchen die Zellen lagern, heisst je nach ihrer Beschaffenheit Krebssaft, Krebs­milch ; Krebsserum (Virchow). Die Grundlage solcher Geschwülste bildet ein faserigtes Gerüste in verschiedener Stärke und zahl­reiche Blutgefässe, vielleicht auch Nerven und Lymphgefässe.
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BÖSARTIGE GESCHWÜLSTE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39
Ursachen: Ob ihre Bildung auf einem lokalen Leiden beruht, oder ob ihr ein Allgemeiuleiden zu Grunde liegt, d. h. ob die Dyskrasie die Ursache oder Folge der Geschwulst ist, ist noch nicht bestimmt. Als Gelegenheitsursachen beschuldigt man: das höhere Alter, das Geschlecht (hauptsächlich weibliche Thiere), Erblichkeit, Klima; ein Krebscontagium wird verneint.
Diagnose: Heftige iutermittirende Schmerzen, wahrschein­lich bedingt durch das rasche unaufhaltsame Wachsen der an­fangs hart anzufühlenden Geschwulst, Schwellung der benach­barten Lymphdrüsen; blasse, oft schmutzig graue Farbe der sichtbaren Schleimhäute; Appetitlosigkeit; in der Folge rasches Erweichen der Geschwulst; Uebergang in Verschwärung. Ent­stehen von Blasen auf der Haut, Platzen derselben, Schorf- und Jauchebildung: Offener Krebs (Cancer apertus), zum Gegensatz von Cancer occultus, verborgener Krebs, bei welchem die Haut noch unversehrt ist und das Leiden als Krebs nur vermuthen lässt. Oedeme in der Nachbarschaft. Abmagern des Thieres, cachektisches Allgemeinleiden (Krebscachexie). Ein für den Chi­rurgen wichtiges Symptom ist, dass die Haut über der Geschwulst ziemlich gespannt ist, sich nicht mehr in Falten erheben lässt und mit derselben wie verwachsen erscheint.
Nach ihrer Consistenz unterscheidet man zwei Hauptarten von Krebs, den harten und weichen Krebs. Bruckmüller unterscheidet vier Arten: a. den weichen Krebs, Zellenkrebs; b. den harten oder Faserkrebs; c. den Epithelalkrebs (Cancroid); d. den Gallertkrebs.
a. Das weiche Carcinom. Carcinoma medullare, (Markschwamm. Fungus medullaris, Encephelaid oder Zellenkrebs.)
Derselbe ist von weicher Consistenz, gefährlicher als der harte, wegen seiner raschen Erweichung, er hat meistens eine rundliche Form; seine Schnittfläche ist verschieden gefärbt und zeigt beim Drücken eine reichliche Menge Krebssaft. Er ist oft so weich, dass er beim Einschneiden breiartig zerfliesst, daher auch die manchmal wahrzunehmende Fluctuation.
b. Das harte Carcinom, Faserkrebs (Scirrhus, Carcinoma fibrosum)
unterscheidet sich von dem weichen Carcinom durch seine Fa-
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BÖSARTIGE GESCHWÜLSTE.
sern, seine derbere Consistenz; seine Oberfläche ist höckerig, die röthliche, weisse oder graue Schnittfläche zeigt deutliche Faser-züge, ist fest (Vorherrschen des Bindegewebsstroma vor den Zel­len) und knirscht unter dem Messer. Der Krebssaft tritt nur bei starkem Drücken in kleinen Tröpfchen hervor. Anfangs ist das harte Carcinom schmerzlos, die Haut leicht beweglich, später wird sie unverschiebbar durch Verwachsen mit dem benachbar­ten Gewebe. Uebergang in Erweichung ist nicht selten, ebenso Jauchebildung in derselben; er kommt namentlich bei Hunden im Euter vor.
c. Epi thelialkr ebs, Hautkrebs, quot;Warzenkrebs (Epitheliom, Cancroid)
kommt bei den Thieren in Form von Warzen auf der Haut­oberfläche vor, beim Kinde und Pferde namentlich auch auf der Schleimhaut der Verdauungsorgane (Zunge), an der Vorhaut der Hengste. Die Zellen wuchern nach der Tiefe. Anfangs ist er klein, wächst aber entschieden und wird schmerzhaft; seine Oberfläche ist rissig, höckerig, maulbeerartig; auch bei diesem kann es zur Verschwärung kommen.
d. Gallertkrebs, Bläschenkrebs, Alveolarkrebs (Cancer colloides)
hat ein maschenförmiges, sehr regelmässiges Bindegewebsstroma, in welche eine wasserhelle Flüssigkeit von gallertartiger Consi­stenz eingebettet ist; in dieser Flüssigkeit findet man noch zahl­reiche kleine Bläschen.
Bei den Thieren wird er hauptsächlich an der Ruthe, der Schilddrüse (Hunde) beobachtet. Eecidive sollen nach seiner Exstirpation selten sein.
Therapie. Die Versuche der Zertheilung oder Verödung einer Krebsgeschwulst durch innerliche oder äusserliche Mittel sind immer unsicher, wenn sie nicht gar durch ihre reizende Einwirkung schaden; sie sind nur dann angezeigt, wo der Ge­schwulst durch Operation nicht beizukommen ist. Die als Spe-cifica geltenden pharmaceutischen Mittel für innerlichen und äusserlichen Gebrauch sind theils narcotica, theils umstimmende Mittel. Erstere sollen eine Zertheilung der Geschwulst herbei­führen, ihr Nutzen besteht aber oft nur in der Linderung der oft sehr bedeutenden Schmerzen; ihre Anwendung finden sie
I .
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BÖSARTIGE GESCHWÜLSTE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4.J
eigentlich nur bei aufgebrochenen Carcinomen. Von umstim­menden Mitteln ist das gebräuchlichste der Arsenik (Tinct. Fow-leri) und die bei gangränösen Geschwüren angezeigten Arznei­mittel (Cosmesches Pulver etc.), Chlorzink, concentrirte Säuren, Sublimatpasten; durch diese bildet sich ein Schorf, der liegen bleiben muss, bis er von der Natur abgestossen wird; sie sollen wiederholt aufgetragen werden, wenigstens auf die verdächtigen Stellen. Ersatz für alle diese Mittel bietet das Brenneisen. Die sicherste, wenigstens nachhaltigste Hilfe bietet die Exstirpa-tion, vorausgesetzt, dass das Carcinom noch nicht erweicht ist und alles krankhafte entfernt werden kann. Bei einer Reci-dive, welche an derselben oder einer anderen Stelle des Thier-körpers vorkommt, muss die Operation wiederholt werden; unter­stützt wird selbe noch durch die unmittelbar auf sie folgende Anwendung des glühenden Eisens.
2. Sarkom, Fleischgeschwulst (Sarkoma). Eiweiss-
haltige Fasergeschwulst, fibroplastische
Geschwulst.
Dasselbe unterscheidet sich von dem Carcinom dadurch, dass kein Krebssaft vorhanden ist, die auf seiner Schnittfläche durch Drücken sich ansammelnde Flüssigkeit ist unbedeutend; es zeigt ein mehr drüsigtes, speckiges Ansehen, sein Gerüste ist unbedeutend, die rundlichen, spindelförmigen oder sternförmigen Zellen lagern, nur durch wenige Intercellularsubstanz von ein­ander getrennt, dichter aneinander. Meistens ist das Sarkom die Folge mechanischer Verletzungen und kann an allen Körper-theilen vorkommen. Seine Hauptmetamorphose ist die fettige. Kach seinen histologischen Verhältnissen werden drei Haupt-gruppen von Sarkomen unterschieden:
1)nbsp; Das faserigte Sarkom. Den äusseren Erscheinungen nach hat dasselbe Aehnlichkeit mit dem Fibroid; sein quot;VVachs-thum geschieht in der Regel langsam, seine Consistenz ist hart; seine Gestalt verschieden, bald glatt, bald rauh; weil arm an Blutgefässen, ist die Schnittfläche weisslich grau oder gelb. Dasselbe kommt hauptsächlich auf der Schleimhaut der Kiefer­oder Nasenhöhle vor.
2)nbsp; Das Medullarsarkom, albuminöses, gallertartiges Sarkom, Collonema, zeigt beim Durchschneiden ein gallertartiges
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42nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; TUBEEKEL.
zitterndes Gewebe, wenig Flüssigkeit auf derselben; es hat ein Gerüste von ziemlich dünnen Fasern und ist reichlich mit ziemlich dickwandigen Gefässen versehen. Man trifft es im Bindegewebe, aber ausserordentlich selten.
3) Das zellige Sarkom ist weicher als das faserigte Sarkom, zeigt eine glatte, gelblich-weisse bis rothlich-braune Schnittfläche, wenig Milchsaft und wenig Faserbündel, spindel­förmige Zellen und sehr zahlreiche Blutgefässe. Dasselbe ent­wickelt sich gern aus der Beinhaut heraus. Als Variation des zelligen Sarkoms ist noch das melanotische Sarkom (die Melanose) zu nennen. In solchen ist eine grosse Menge Pig­ment abgelagert, sie haben eine schwarz-braune Farbe, sind von verschiedener Grosse und Consistenz ; hauptsächlich werden Schimmel und deren Nachkommen davon befallen; sie kommen überall vor, ihr Hauptsitz sind die Schweifwurzel, Ohrdrüseu. In höherem Alter hauptsächlich können sie verjauchen, anfangs sind sie nur Schönheitsfehler.
Prognose: richtet sich nach der Consistenz der Geschwulst, weiche (Medullar) Sarkome sind ungünstiger zu beurtheilen, als harte.
Therapie: Sie soll sich darauf beschränken, die Schmer­zen zu mildern und die Funktionsstörungen benachbarter Organe zu heben; wenn irgend thunlich, ist die Exstirpation vorzuneh­men, mit Ausnahme der Melanosen, deren Exstirpation immer gefährlich ist.
3. Tuberkel.
Nach Virchow entwickelt sich der Tuberkel in Gestalt von kleinen, umschriebenen Knötchen (Miliartuberkel); mehrere sol­cher Knötcheu zusammen bilden den Tuberkelheerd. Die sehr kleinen Zellen und Kerne, welche aus dem Bindegewebe heraus sich entwickeln, reihen sich eng aneinander. Während seiner Entwicklung soll er Gefässe besitzen, ausgebildet zeigt er keine mehr. Im weiteren Wachsthum tritt von seinem Centrum aus die fettige Metamorphose ein und macht denselben resorptions­fähig. Bei unvollständiger Metamorphose schrumpfen durch das Schwinden der Flüssigkeit die Tuberkelelemente ebenfalls; auf der Mitte des Knötchens entsteht ein gelber Fleck (gelber Tu­berkel), der ganze Tuberkel wird undurchsichtig. (Käsigte
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NICHT OEGANISIETE NEUBILDUNGEN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 43
Metamorphose, früher mit Tuherkulisation bezeichnet.) In Drü­sen oder Knochen findet oft eine Abkapselung des Tuberkels durch Bindegewebe statt und in Folge der Ablagerung von Kalksalzen ein Vertrocknen desselben (Verkreidung).
Die Entwicklung der Tuberkulose in den Lymphdrüsen geht ziemlich langsam und schmerzlos vor sich; bei der Erweichung kommt es in einer oberflächlich gelegenen Drüse zur Verwachsung mit der Haut und zum Durchbruch durch dieselbe. Die darauf­folgende Eiterung ist sehr langwierig, die nach der Heilung sichtbare Narbe hässlich.
II. Nicht organisirte Neubildungen. (Concretionen, Concremente.)
Sie entwickeln sich nicht durch quot;Wucherung normaler Gewebselemente, sondern entstehen auf rein chemischem Wege ; sie haben somit auch kein organisches Gefüge. Von Wichtig­keit für den Chirurgen sind die sogenannten Steine, und zwar von diesen die Harn-, Thränen- und Speichelsteine. Ihre Bildung ist bis jetzt noch nicht vollständig aufgeklärt. Als Hauptursache nimmt man bis jetzt eine verlangsamte oder ganz aufgehobene Cirkulation der Secrete in den verengten Kanälen an und einen eigenthümlichen Hang des Secrets zur Zersetzung und Aus­scheidung fester Bestandtheile; übrigens beschuldigt man auch pathologische Einflüsse, wie Catarrh, Entzündung der Secretions-organe, durch welche eine Veränderung des Secrets hinsichtlich Qualität und Quantität stattfindet; ausserdem noch hygiänische Ursachen, Einflüsse des Klimas und der Lebensmittel, sowie die Anwesenheit fremder, von Aussen in die Secrete eingedrungener Körper. (Nadeln, Knochenstückchen etc.) Die Grosse der oben erwähnten Steine variirt beträchtlich; ebenso zeigen sie nach ihrer chemischen Zusammensetzung bezüglich Form und Härte ziemliche Unterschiede.
Diagnose, Prognose und Therapie s. bei den Krankheiten der einzelnen Körpergegenden.
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Drittes Oapitel.
Störungen des Ziisaminenliangs.
Continuitätsstörungen.
Die abnormen Trennungen sind theils angeboren (Miss­geburten), theils sind sie erworben. Zu den letzteren rechnet man diejenigen, welche durch äussere oder innere mechanische Einwirkungen entstanden sind und unterscheidet zwei Haupt­gruppen : a. subkutane Trennungen, Quetschungen; b. Wunden.
a. Die Quetschungen (Contusiones)
bestehen in der Trennung verschiedener Gewebe unter der Haut, ohne dass die letztere verletzt wäre, herbeigeführt durch die Gewalt eines stumpfen Körpers von Aussen her, seltener durch eine innere physikalisch einwirkende Gewalt; übermässige Con-traktionen der Muskeln veranlassen oft eine spontane Zerreissung von Muskeln und Sehnen, oder ein spontanes Abbrechen von Knochen.
Symptome: Je nach der grösseren oder kleineren Gewalt und der Widerstandskraft des betroffenen Theils unterscheidet man drei Grade von Quetschungen.
1) Zerreissung kleiner Gefässe des Bindegewebs und dadurch bedingter verhältnissmässiger Erguss von Blut und Blutserum in die Maschen und die Substanz der Gewebe. (Blutunterlaufung, Suggillatio, Ecchymosis.) An unbehaarten oder wenig und fein behaarten Stellen erscheinen sie als dunkelrothe oder blaue
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QUETSCHUNGEN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 45
Geschwülste oder Flecken, welche nach einigen Tagen je nach dem Grade der Aufsaugung sich verschieden (blau, grün, gelb) färben und allmählig verschwinden. Die Entzündung ist in der Regel nicht bedeutend, ebenso die Schmerzen, ausge­nommen, wenn sie drüsigte Gebilde (Hoden) betroffen haben, oder Hautstellen, unter welchen unmittelbar Knochen liegen.
2)nbsp; Erguss einer grösseren Blutmenge in dem subkutanen Bindegewebe in Folge der Zerreissung eines grösseren Gefässes. (Blutextravasate, Blutgeschwulst [Hilmatoma, Ecchymoma].) Letztere ist elastisch, manchmal fluctuirend, selten schmerz­haft anzufühlen. Bei Steigerung der Entzündung findet oft die Bildung eines Abscesses statt. Weitere unangenehme Fol­gen beim Aufschlagen der Gewalt auf unmittelbar unter der Haut gelagerten Knochen sind: Fissuren, Brüche derselben. (Innere Fläche des grossen ünterschenkelbeins beim Pferde.)
Bei der Anwendung richtiger Mittel kann eine Eesorption des Extravasates noch stattfinden.
3)nbsp; Bei den Quetschungen dritten Grades findet eine voll-stündige Zerquetschung der Theile und in Folge dessen Em­pfindungslosigkeit statt; die Funktion des betroffenen Theiles ist aufgehoben; die Haut stirbt brandig ab; unter dem entstan­denen Hautschorf entsteht Verjauchung, Knochen werden cariös.
Prognose: Sie richtet sich nach dem Grade der Quetsch­ung: in der Regel ist sie günstig, nur bei Quetschungen dritten Grades ungünstig.
Behandlung. Ihre Indikationen sind: Verhütung einer Ent­zündung, Resorption der ergossenen Flüssigkeit, Herstel­lung der Funktionsthiitigkeit. Vor Allem Ruhe des Thieres; Anwendung von Kälte (Lehmanstriche, Ueberschläge mit Goulard'schem Wasser, nebenbei Compressionsverbände, wo solche anzubringen sind. Waschungen oder Umschläge mit Arnikainfusum, verdünnte Arnikatinktur. (Vorsicht bei der Anwendung, nie concentrirt, es entstehen sonst leicht Ery-theme oder hartnäckige Eczeme. Oertliche Scarificationen, Entleerung des ergosseneu Blutes, Entfernung der Brand­schorfe mit dem Messer, Kataplasmen; bei Quetschungen dritten Grades Verfahren wie beim Brande.
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46nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;W U N D E N.
b. Wunden (Yulnera, Traumata).
Man versteht unter einer Wunde (Vulnus) jede auf mecha­nische Art plötzlich entstandene, äusserlich sichthare Trennung organischer Weichtheile. Man theilt sie ein: nach der Be­schaffenheit der getrennten Theile: in einfache und complicirte Wunden; nach ihrer verschiedenen Rich­tung: in Länge wunden (mit der Längenachse des Körpers verlaufend), in schiefe Wunden (die Wundspalte bildet mit der Längenachse des Körpers einen 'Winkel, in Quer wunden (queres Durchschneiden der Wundränder durch die Längeu-achse; nach ihrer Tiefe: in oberflächliche, tiefe und durch­dringende (in Körperhöhlen eindringende); nach ihrer Form: in regelmässige, unregelmässige und Wunden mit Suhstanzverlust; ausserdem in Wunden der Haut, der Muskeln, der Sehneu, Gefässe, Nerven und der Knochen; oder in Kopf-, Hals-, Brust-und Bauchwunden.
Die für die chirurgische Praxis zweckdienlichste Eintheilung: in reine und unreine, beruht auf ihrer Entstehungsweise durch die verschiedenen Instrumente; zu den ersteren rechnet man die durch scharfe Instrumente entstandenen Schnitt- und Hieb­wunden (Vulnera scissa et caesa), ebenso die durch spitzige In­strumente entstandenen Stichwunden (Vulnera puncta). Schuss-wunden (Vulnera sclopetaria), Bisswunden (Vulnera morsa), ge­rissene oder gequetschte, durch stumpfe Instrumente verursachte Wunden (Vulnera contusa et lacerata) rechnet man zu den un­reinen. Ebenso die vergifteten Wunden (Vulnera venenata). Sie entstehen bei uns durch Insektenstiche (Bienen, Wespen), Bisse von wüthenden Hunden, zufällige Uebertraguug von Kotz oder Leichengift.
Erscheinungen.
Dieselben richten sich hauptsächlich nach der Natur des betroffenen Theiles; im Allgemeinen sind es Schmerz, Blutung, Klaffen der Wundränder, Entzündung, Fieber und Nervenzufälle.
Der Schmerz entsteht mit der Verwundung, er lässt an­fangs nach, nimmt mit der Entzündung wieder zu und schwindet mit der eintretenden Eiterung; seine Heftigkeit ist abhängig von dem Nervenreichthum des Organs, von dem Grade der Ent­zündung, von dem veranlassenden Instrumente und der Empfind­lichkeit des Thieres.
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wunde N.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 47
Die Blutung ist in der Mehrzahl der Fälle das charakte­ristische Attribut einer jeden Wunde; sie ist je nach der Art der Venvundung bedeutend oder gering. Gefährlich wird sie, wenn grosse Gefässe, namentlich Arterien verletzt sind. Mau unterscheidet primäre Blutungen und sekundäre Blutungen (Nachblutung); letztere treten auf nach Loslösung eines das Gefässlumen verschliessenden Pfropfes durch Eiterung oder Ver­jauchung oder durch die Kraft der Blutwelle selbst. Je nach der Verletzung der Gefässe unterscheidet man die Blutung in arterielle, venöse und capilläre (parenehymatöse) Blutun­gen; erstere sind die gefährlichstcu.
Das Klaffen (von einander stehen) der Ränder ist die Folge der Continuitätsstörung und bedingt durch die Con-traktionsfähigkeit der betroffenen Theile; dasselbe ist manch­mal nicht stark, unter Umständen aber bedeutend.
Die Entzündung ist die Folge des stärkeren Blutzuflusses; ihr Grad und Charakter richtet sich nach dem Grade der Ver­wundung, der Empfindlichkeit des verwundeten Theils und nach der Körperconstitution des Thieres; bei grösseren Verwundungen ist die Entzündung von einem ziemlich starken Fieber (Wund­fieber, Entzündungsfieber, febris traumatica, inflammatoria) be­gleitet.
Die Nerveuzufälle sind bei den Thieren seltener; sie be­stehen in unverhältnissmässigen Schmerzen, Zuckungen, Trismus, Tetanus; ihre Ursachen sind theils chemische, theils mechanische Einwirkungen (fremde Körper in der Wunde, verletzte Nerven, Eiterung oder Jaucheansammlung in engen Stichkanälen), Er­kältung.
Je nach der Art ihrer Entstehung treten übrigens manche diagnostische Verschiedenheiten hinsichtlich der Erscheinungen auf. Schnitt- und Hiebwunden klaffen bedeutend, ihre Wundränder sind in der Regel glatt, die Blutung ziemlich stark. Bei Stichwunden ist je nach der Einwirkung der Waffe und der Verletzung grösserer oder kleinerer Gefässe die Blutung theils gering, theils stark; der Wundkanal ist ziemlich lang, die Wundöffnung manchmal nur klein; ihre Folgen sind in der Regel eine heftige Entzündung und Eiterung. Quetsch-, Riss- und Bisswunden zeigen unregelmässige Wundränder und unebenen Grund, Blutunterlaufungen in der Umgebung, manchmal sind sie von heftigen Schmerzen begleitet, oder ist
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HEILUNG DEE WUNDEN.
die Empfindlichkeit in denselben nur gering, die Contraktilitiit des Organs ist beinahe gänzlich aufgehoben. Die Blutung ist hier eine nur geringe, das Klaffen der Wunde verschieden, im wei­teren Umlaufe findet manchmal ein Absterben ihrer Ränder statt. Schusswunden zeigen je nach der Grosse, Form und Auf­schlagen des Geschosses wieder grosse Verschiedenheiten von der einfachen Hautquetschung bis zur Zermalmung, Zerschmet­terung der Knochen und Brand der betroffenen Theile.
Schrote verletzen die Haut, bleiben aber oft in ihr stecken. Flintenkugeln veranlassen Hautquetschungen, und lange, ver­schieden verlaufende Schusskanäle, heftige Entzündung und starkes Wundfieber, langwierige Eiterung, Nachblutungen, Phleg-mone, Brand, Septicämie.
Die vergifteten Wunden kennzeichnen sich durch sehr heftige Schmerzen, nicht unbedeutenden Entzündungsgrad der Haut und des Unterhautbindegewebes, Geschwulst; sie sind je nach der Lokalität oft gefährlich.
Heilung der Wunden. Dieselbe richtet sich nach den Ausgängen, welche die Entzündung macht und findet auf doppelte Weise statt:
1)nbsp; Durch Zusammenkleben der Wunde in den ersten Tagen, Verwachsung derselben in den nächsten. (Heilung durch schnelle Vereinigung; Reunio per primam intensionem.) Das Zusammenkleben geschieht durch die Ausschwitznng einer massi­gen Menge elastischer Flüssigkeit, die Verwachsung durch neues Bindegewebe.
2)nbsp; Die zweite Art der Heilung von Wunden erfolgt durch Granulationsbildung und Eiterung (Heilung auf zweitem Wege; Reunio per secundam intensionem) in Fällen, wo in Folge eines bedeutenden Substanzverlustes oder der Anwesen­heit von fremden Körpern die Wundränder nicht aneinander-gebracht werden können. Die freie Wundfläche sondert eine anfangs seröse, später plastische Flüssigkeit ab, kleine mit Eiter überzogene Höckerclien (schlangenförmige Gefässaus-wüchse, Granulationen) wuchern empor, füllen den ganzen Raum der Wunde aus, ziehen sich in der Folge zusammen und bedecken sich vom Rande her mit einem aus Epithelial-zellen gebildeten Häutchen (provisorische Narbe); auf diese lagern sich mehrere solcher Schichten, die defini­tive Narbe ist fertig (s. Abscess). Die Dauer dieses Pro-
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BEHANDLUNG DER WUNDEN.
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zesses ist verschieden (3—8 Wochen) und richtet sich nach Form, Grosse und Beschaffenheit der Wunde, ebenso nach den constitutionellen Verhältnissen des Thieres. Profuse Eiterung, heftige Entzündung der benachbarten Theile, Blutungen, Pyämie Starrkrampf können die Heilung verzögern, wo nicht ganz in Frage stellen.
Prognose: richtet sich nach den Verhaltnissen, vor Allem nach der anatomischen Beschaffenheit der Wunde (Stichwunden sind gefährlicher als Hiebwunden), nach der Heftigkeit der Blu­tung, der Wichtigkeit des betroffenen Organs und den Compli-kationen der Wunde selbst.
Behandlung: Vor Allem ist bei den verschiedenen Arten von Wunden die vorhandene Blutung zu stillen; hiebei ist haupt­sächlich darauf Rücksicht zu nehmen, ob die Blutung von einer Arterie oder einer Vene herrührt. In manchen Fällen stillt sich die Blutung von selbst und zwar in Folge des Zurückziehens des vollständig durchschnittenen Gefässes, Gerinnung des Blutes durch den Zutritt der atmosphärischen Luft, Ausschwitzung einer coagulablen Lymphe aus dem Rande des angeschnittenen Gefässes und Entstehung eines Thrombus im Gefässlumen.
Es gibt zur Stillung einer Blutung verschiedene Mittel: 1. Compression, 2. Unterbindung, 3. Drehung, 4. Gefäss-durchschlingung, 5. die styptischen, zusammenziehenden Mittel, 6. die Cauterisation. Dieselben wirken entweder andauernd oder nur momentan.
1.nbsp; Die Compression ist bei Arterienblutungen die erste momentane Hilfe; sie besteht in der Anbringung eines Druckes mit den Fingern auf das Gefäss und zwar zwischen dem Her­zen und der verletzten Stelle des Gefässes, um bis zur defini­tiven Blutstillung den Lauf des Blutes in dem verletzten Gefässe zu unterbrechen; sie ist nur möglich bei oberflächlich gelagerten Arterien (am Halse oder an den Extremitäten). Die in der Menschenheilkunde gebräuchliche Aderpresse (Tornaculum, Tourniquet) ist in der Veterinärchirurgie entbehrlich!
2.nbsp; Die Unterbindung (Ligatura) besteht in dem Zu­sammenschnüren eines Gefässes mit einem wo möglich gewachsten Faden, welcher die innere und mittlere Haut des Gefässes durch­schneidet, wodurch an dieser Stelle eine Entzündung, Aus­schwitzung eines plastischen Exsudats und ein Thrombus ent-
Fricker, Vademecum,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
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BEHASDLUXG DEE WUNDEN.
steht; letzterer verstopft das Gefässrohr: zuletzt befällt die Entzündung auch die äussere Haut und es erfolgt eine Ver­wachsung des Gefässes.
3. Die Drehung (Torsio). Durch wiederholte Drehungen der Arterie um ihre Achse wird ihre Elasticität aufgehoben
1. #9632;Wirkung der Ligatur auf eiue unterbundene Arterie.
3. Ausführung der Torsion.
a.nbsp; Blutgerinnsel bis zum nächsten
Collateralaste,
b.nbsp; Ditrehselinittene mittlere und
innere Arterienhaut, nach in­nen eingeschlagen.
c.nbsp; Aeussere Haut der Arterie.
2. Wirkung der Torsion.
Si
a.nbsp; nbsp;Mittlere und innere Schichte
der torquirten Arterie.
b.nbsp; Um seine Achse gedrehtes Ar-
terienende.
und es findet ebenfalls eine Zerreissung der mittleren und inne­ren Haut des Gefässes statt, ein Bluteoagulum schliesst die Oeffnung bis zu ihrer Verwachsung. Zu der Ausführung der­selben sind zwei Artcrienpiucetten nothwendig, von denen die eine das herausgezogene Ende des Gefässes fixirt, mit der an­deren die Drehung vorgenommen wird.
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EKHANDLUNG DEB W Cquot; X D E X.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5^
4.nbsp; Die D urchschlingung der Gefiisse, Durchzielieu des abgesclmittenen Gefiissendes durch einen in seine eigene Wand gemachten Längespalt, ist nur ein Experiment und nicht zu empfehlen.
5.nbsp; Die styptischen Mittel, zusammenziehende Mittel, veranlassen eine stärkere Contraktion der Gefässminde und rasche Gerinnung des Blutes. Zu ihnen gehören die Kälte (kalte Fomentationen, Eisumschläge, Eisyasser), Essig, Vitriol. Alaun, Thedens Schusswasser, verdünnte Mineralsäuren, Tannin, Creosot. Vor allem Ferrum sesquichloratura.
Sämmtliche Styptica, mit Ausnahme des letztgenannten, sind nur bei geringeren Blutungen von Wirksamkeit.
Die absorbirenden blutstillenden Mittel (Colophonium, Gummi arabicum, Stärkmehl) wirken durch die Bildung eines Pfropfes verstopfend und sind nur bei kleinen langsamen Blutungen von Nutzen; das Collodium entspricht als blutstillendes Mittel den Erwartungen keineswegs, nicht einmal bei parenehymatösen Blutungen.
6.nbsp; nbsp;Das Brenneisen. Durch seine Anwendung (weiss-glühend) findet eine rasche Verkohlung der organischen Sub­stanzen statt, es entstellt ein Thrombus und auf der Oberfläche ein Schorf, der früher oder später abfällt; bei uns sehr ge­bräuchlich und mit Kecht. Zur Sicherstcllung des Erfolgs em­pfiehlt Hertwig vorheriges Aufstreuen von feingeraspeltem Hörne, Colophonium auf die Wunde.
Die unter Umständen durch Loslösung der Ligatur, Ab-stossung des Schorfes durch Eiterung auftretenden Nachblutungen werden am besten durch ferrum sesquichloratum oder das Brenn­eisen gestillt.
Nachdem die Blutung gestillt ist und die Wunde durch Abspülen mit Wasser gereinigt, ist bei einfachen Wunden der Versuch zu machen, die Wunde per primam intensionem zu heilen. Diess geschieht durch Aneinanderheften der Wund­ränder mit Heftpflaster und Binden (unblutige Naht) oder mittelst Nadel und Faden (blutige Naht). Die gebräuchlichen Nähte sind hauptsächlich: die Knopf naht (Sutura nodosa), dann die umschlungene Naht (S. circumvoluta), die Zapfennaht (S. clavata). Zu allen diesen Arten sind gutstechende und gut-construirte Nadeln nothwendig; wegen der Dicke der Haut bei
#9632;
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BEHANDLUNG DEB WUNDEN.
4. Waudnadel.
unseren Hausthieren sind Nadeaij -welche mit einem Hefte versehen sind, vorzu­ziehen. Die Stuttgarter Klinik benützt zum Xiilien die neben abgebildete Nadel a b c, welche, mit einem Hefte ver­sehen, zuerst ohne Faden durch die Wunde gestochen und sodann mit einem Faden versehen wieder zurückgezogen #9632;wird. Dieselbe ist sehr leicht handzu-liahen.
Anstatt des Fadens hat man, um das Ausreissen zu verhindern, schmale Bänd­chen, Lederriemen, Blcidraht empfohlen. Uebrigens ist auch durch letzteres der Erfolg der blutigen Naht bei den Haus­thieren durch ihre Unruhe, den stark ausgebildeten Hautmuskel, das oft nicht zu verhindernde Reiben der Wunde an nahen Gegenständen nicht immer sicher. Ein Versuch mit der sogenannten elasti­schen Naht, -welche beim Menschen mit Erfolg angewandt wurde, wäre zu ma­chen. Man verwendet hei derselben zum Nähen Bändchen von mit Seide über-sponnenem Kautschuk; sie haben jeden­falls den Vortheil, dass sie sich dem -wechselnden Volumen des verwundeten Theiles anpassen und so die Wundränder exakt aneinander halten.
Die Hauptregeln bei Anlegung der Nähte sind: sorgfältiges Reinigen der Wunde, ebene Wundränder, richtiges Aneinanderpassen derselben, verhältniss-mässig tiefes Einstechen der Nadeln, gleiche Zwischenräume zwischen den ziemlich nahe aneinander gelegten Näh­ten. Schonung der Nerven und Gefässe: Knüpfen der Knoten erst, nachdem alle Nähte eingeführt worden sind und zur Seite des einen Wundrandes. Vor Eiterung
c. Natürliche Grüsse.
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B E H A N D L U N G D E E \V U X D E N.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 53
des Stichkanals müssen die Nähte vorsichtig herausgenommen werden; grössere Hausthiere sollen zum Nähen geworfen werden.
Um das ziemlich gern stattfindende Ausreissen der Nähte zu verhindern, kann man die Naht namentlich bei Längewunden der vorderen Extremitäten noch durch Anlegen von Binden oder entsprechend langen, l'/i—l'/j mal die Extremitäten umgeben­den Heftpflasterstreifen unterstützen. Dieselben ersetzen, richtig angelegt, in manchen Fällen die blutige Naht.
Dieses Verfahren ist bei der Behandlung von Schnitt- und Hiebwunden das geeignete. Ollier empfiehlt bei Verlust grös-serer Hautstücke die Transplantation von frischen, entweder dem verletzten oder einem anderen Thiere entnommenen Hautstückeu auf die Wunde. (Recueil de med. veter. 1874. Nro. 1.)
Bei Stichwunden hat man vor Allem die Richtung und Tiefe der Wunde zu erforschen, ebenso ob fremde Körper in derselben sich befinden; wenn dieses der Fall: Herausziehen der letzteren wenn möglich; misslingt der Versuch einer schnel­len Vereinigung durch einen Compressionsverband oder durch Heftpflaster und der Applikation der gegen die entstehende Entzündung nothwendigen Antiphlogose, so ist die Wundöfihung zu erweitern, oder zieht man ein Haarseil durch denselben; das praktischste ist das Aufschneiden des Stichkanals. Quetsch­wunden behandelt man wie die verschiedenen Grade der Quetsch­ungen. Bei gerissenen Wunden müssen die abgestorbenen Hautlappen entfernt, alte Wundränder durch Wegschneiden auf­gefrischt werden. Sehr bewährt hat sich ein Ueberstreichen der Wundfläche mit einer verdünnten Lösung von ferr. sesqui-chlor. gleich von Anfang an. S c h u s s wunden sind nach Ent­fernung der Kugel, wenn es nothwendig durch eine zu machende Gegenöffnung, oder Verwandlung des Schusskanals in eine offene Wunde, wie gequetschte oder gerissene Wunden zu behandeln; ihre Eiterung strenge zu überwachen und ist auf die oft ein­tretende Nachblutung, überhaupt auf alle Nebenzufälle Rücksicht zu nehmen. Ausspülen oder Verband der Wunde mit verdünn­ter Carbolsäure oder Carbolöl ist zweckmässig. Die Behandlung der vergifteten Wunden richtet sich nach der Beschaffenheit des eingedrungenen Giftstoffes; vor Allem Entfernung desselben aus der Wunde, um eine allenfallsige Aufsaugung desselben zu verhindern; Aetzmittel (Lösungen von kaust. Kali, verdünnte oder concentrirte Salz- oder Salpetersäure, Chlorzink, Glüheisen)
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FISTELN.
i;i
zuf Zerstörung desselben, später antiphlogistische örtliche Mittel bis zu eintretender Eiterung, welche eine Zeit laug zu unterhal­ten ist. Gegen Insektenstiche: AVaschungen mit verdünntem Salmiakgeist, Chlorkalklosungen, Essig oder Goulard'sches Was­ser. Das bei grössereu Wunden überhaupt eintretende Fieber wäre noch durch Verabreichung innerlicher Mittel (Salpeter, Glaubersalz oder anderer Neutralsalze) zu bekämpfen.
Fisteln (Fistulae).
Mit dem Namen „Fistelquot; bezeichnet man eine veraltete ab­norme Oeffnung eines Behälters oder eines Kanals, durch wel­chen verschiedene von irgend einem normalen oder krankhaften Secretiousorgane abgesonderte Flüssigkeiten sich entleeren. (Secret- oder Excretfisteln). Durch letzteres Merkmal unter­scheiden sich dieselben von dem fistulösen Geschwüre. Je nach der Beschaffenheit solcher Fisteln unterscheidet man Harn-, Koth-, Speichelfisteln etc. Nach den Theilen, au welchen sie vorkommen, Harnröhren-, Mastdarmfisteln etc. Dieselben können angeboren oder erworben sein; ersteres ist seltener. Die er­worbenen Fisteln verdanken ihre Entstehung im Allgemeinen verschiedenen mechanischen und entzündlichen Processeu, durch welche die Wandung eines Secretionsorgans zerstört wird und ein Ausfliessen des Secrets stattfinden kann; durch die be­ständig einwirkende Reizung wird die widernatürliche Kanals-öffuung erhalten, ihre Wundränder werden callös und bilden unter Umständen um die Oeffnung herum einen aus Bindegewebe bestellenden Ring (den sogenannten Sphincter).
Diagnose, Prognose, Behandlung u. s. w. s. bei der Beschrei­bung der einzelnen Fisteln.
Knochenbrüche (Fracturae ossium) im Allgemeinen.
Mau versteht unter Knochenbruch jede plötzliche Trennung des Zusammenhangs eines Knochens.
Ursachen: Dieselben sind vorzüglich direkte oder in­direkte äussere Gewalten (Schläge, Stösse, Fall); ebenso beschul­digt man allzuheftige Muskelcontraktioneu. Eine besondere Dis­position zum Brechen zeigen Knochen, welche an Gallerte arm
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KNOCHEN BRÜCHE IM ALLGEMEINEN. 55
sind (höheres Alter); lange Eührenknochen brechen häufiger als kurze.
Eintheilung: Nachdem Grade unterscheidet man voll­kommene (vollständig abgebrochene) und unvollkommene (Fissuren) Brüche; nach der Richtung: Quer-, Schief-, Länge-und Splitterbrüche; nach ihren Complikationen: einfache (keine Nebenverletzung), zusammengesetzte (Splitterbrüche, Bruch mehrerer Knochen zu gleicher Zeit), complicirte (Verletzung, Quetschung von benachbarten Weichgebilden und der Haut, Zer-reissungeu von Sehnen, Verrenkungen).
Erscheinungen: Heftiger Schmerz durch das Reiben der Bruchenden aneinander und die Quetschung; bedeutendes Lahmgehen oder gänzlich aufgehobene Verrichtung des ge­brochenen Theils; Entzündung, Geschwulst (oft nur un­bedeutend), abnorme Beweglichkeit (namentlich bei Brü­chen an den Extremitäten), Verschiebung der Brüchen den, Folge der letzteren Verkürzung des Fusses, überhaupt eine ver­änderte Gestalt und Lage desselben. Bei der Bewegung des Fusses hört man, sofern keine grössere Muskelschichte den Knochen bedeckt, ein durch Reiben der Bruchenden entstehen­des eigenthümliches Geräusch (Crepitatio).
Diagnose: Sie ist bei oberflächlichen Knochen (an den Extremitäten) leicht; schwieriger: wenn, wie bei den Hunden und Katzen, mehrere Knochen neben einander liegen oder wenn grössere Muskelparthieu um die Knochen herumlagern; unvollständige Brüche, Fissuren, sog. verborgene Knochen­brüche sind ebenfalls schwerer zu diagnosticiren; einen Finger­zeig geben die ungewöhnlichen Schmerzen und das sehr bedeu­tende Lahmgehen der Thiere.
Die Prognose: ist bei den Thieren von Manchem ab­hängig, vor Allem von der Beschaffenheit und der Lage des Knochens, von seiner Nachbarschaft, von der Richtung nnd der Art des Bruches, von der Thiergattung; hiezu tritt das Alter, die Constitution und das Temperament des Thieres.
Die Heilung erfolgt in den meisten Fällen durch Bildung des sogenannten Callus. Das bald nach stattgehabtem Bruche zwischen die beiden Bruchenden ergossene Blutextravasat ge­rinnt und wird allmählig resorbirt. An der Bruchstelle findet
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KX 0 C H E X B EC C H E IM ALLGEMEINES.
eine Injection der Gefässe und eine Schwellung der Beinhaut statt, dieselbe löst sich vom Knochen los. In Folge der von der Beinhaut und Markhaut ausgehenden gesteigerten Bilduugs-thätigkeit und Entzündung, an der aber später auch der Knochen selbst und die benachbarten Weichgebilde Antheil nehmen, setzt sich ein gallertartiges Exsudat ab, welches sich allmählig
in Knorpel und durch Ablagerung
, Bruch der Tibia eines Hundes geheilt. Die Tibia der Länge nach durchsägt.
von Kalksalzeu in Kuochenmasse umwandelt, die äussere Fläche scha­
lenartig umgibt, die Markhöhle aber
zapfenartig verschliesst (ä us sere r und innerer Callus). Beide hängen zwischen den Bruchenden mit ein­ander zusammen (substantia inter­media). Die Grosse des Callus ist verschieden, sie richtet sich nach der Art des Bruches, der mehr oder minder bedeutenden Dislokation der Brachenden (je bedeutender die letz­tere, desto wuchernder der Callus); nach der Festigkeit des Verbandes, je genauer die Bruchenden wieder zusammengefügt werden können, desto kleiner wird der Callus seiu. Bei unseren Hausthiereu ist durch die Schwierigkeit, einen passenden Verband anzulegen, immer eine Bei-buug der beiden Bruchenden mög­
T. Tibia. F. Fibula, a. änsse rer Callus, b. innerer, die Mark­höhle verschliessender Callus.
lich. Der Callus entwickelt sich zuerst an der Peripherie des Kno­
chens und in der Markhöhle, wäh­rend die substantia intermedia noch weich ist und erst später ossificirt. Daher ist auch die Annahme (Dupuytren) eines p r o v i-sorischen und definitiven Callus bei den Thieren gerecht­fertigt. Nach der Consolidation des Callus wird derselbe nach aussen glatter und es entsteht durch interstitielle Aufsaugung auch eine neue Markhöhle, Nicht immer gelingt die Heilung eines Knochens durch Callusbildung; manchmal entsteht om'die nicht verwachsenden Bruchenden eine fibröse Kapsel: das so­genannte falsche Gelenk (Pseudarthrosis) bedingt durch deren
!
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KXOCHEXBKÜCHE IM ALLGEMEINEN.
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fortwährende Bewegung in Folge mangel­hafter Retention, starker Dislokation der G- Paljohea Gelenk an einer
Brachenden oder durch einen krankhaften
Vegetationsprocess, Eiterung u. s. w.
Ebenso schliesst die Knochenbrüchigkeit
gewöhnlich die Bildung eines Callus aus.
Die häufigsten Stellen für solche falsche
Gelenke sind die Kippen, das Becken, der
Hinterkiefer, seltener die Extremitäten;
wenn letzteres der Fall, werden die
Thiere unbrauchbar. In seltenen Fällen
findet auch die Heilung der Bruchfrag­mente durch Eiterung statt. Die Callus-
bildung wird hiebei wesentlich erschwert;
Splitterhrüche können Necrose, Brand
der Knochen, Sequesterbildung zur Folge
haben.
Behandlung. Ein glücklicher Erfolg derselben ist nur bei Knochen der unteren Extremitäten vom Schien­bein abwärts an zu hoffen und auch hier sind mancherlei Xebenzufälle, wie Unruhe des Thieres, der Grad der Entzündung, die Art des Ver­bandes und die eigene Bildungskraft der Natur von gewichtigem Einfluss. Die erste Bedingung zur Erzielung einer Heilung sind das Zurückbringen der Bruchenden in ihre normale Lage (Repositio, Reductio) und die Erhaltung derselben in ruhiger gegenseitiger Be­rührung (Retensio). Beides ist bei den Thieren sehr schwie­rig auszuführen, oft unmöglich, wenn die Knochen von starken Muskellagen bedeckt sind und starke Muskelcon-traktionen die Ausdehnung und Gegenausdehnung (Extensio et contraextensio) verhindern, wodurch die Anlegung eines zweckentsprechenden Verbandes wesentlich in Frage ge­stellt wird. Dass die Einrichtung des Bruches gelungen, beweisen die wiedererlangte normale Form und Länge des Fusses, und dass an den Bruchenden beim Befühlen keine Unebenheiten mehr vorkommen. Vor der Anlegung eines
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E E H A X D L U N G DEE KNOOHBNBBÜOHB.
Verbandes ist für eine reichliche Streu zu sorgen, ebenso für eine gut construirte und wohl befestigte Hängegurte; eine solche kann aus starken Mehl- oder Habersäcken leicht improvisirt werden; sie wird gewöhnlich an der Decke des Stalles aufgehängt oder an die Latirbäume befestigt und um den Bauch und Brust des Thieres, ohne dass sie dieselben berührt, angelegt. Sie dient zur Unterstützung der zu längerem Stehen vemrtheilten Thiere. Die Stand­maschine (von Binz) ist, obwohl zweckmässig, in der Praxis eben nicht immer anwendbar.
Bei der Auswahl des Verbandes entscheidet die Halt­barkeit und Einfachheit desselben und werden bei unseren Hausthieren einzig uud allein die Contentivverbände be­nützt, welche dem gebrochenen Fusse eine äussere Stütze geben und einen allseitigen gleichmässigen Druck ausüben sollen. Der letztere bezweckt nicht allein eine Erschlaffung der Muskeln, sondern dient auch durch Beruhigung der Schmerzen, durch die Resorption der Exsudate und Extra-vasate als Antiphlogisticum.
Man unterscheidet drei Hauptarten von Contentiv-verbänden: den Schienenverband, den Papp- und den Gyps-verband, welche entweder jeder für sich allein oder iu Verbindung mit einander angewandt werden können. (Schie­nen- und Pappverband, häufiger Schienen- und Gypsverband.)
1) Der Schienenverband. Das Material zu dem­selben besteht aus Schienen von Holz, Eisenblech, Stahl, dickem Pappendeckel, Leder oder Guttapercha, aus sehr langen Rollbinden von Leinwand, wollenen oder baum­wollenen Stoffen, längeren schmalen Leinwandstreifeu oder Bändern. Die Binden werden um die Schienen in auf­steigenden Touren, welche sich jedesmal decken, angelegt und durch Bänder, Nadel und Faden befestigt. Obgenanntes Material für die Schienen erfüllt aber mit Ausnahme der Guttapercha den Zweck nicht, insofern solche Schienen, wenn sie noch so gut an ihren Enden und in ihren weiteren Flächen mit Watte oder Werg gepolstert sind, durch ihre Härte, Sprödigkeit und Unnachgiebigkeit in der Regel einen ungleichförmigen heftigen Druck ausüben, welcher von dem Thiere in die Länge nicht ertragen wird und die unter­stützende Kraft des Kleister- oder Gypsverbandes manch-
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BEHANDLUNG DEE K N 0 CjH ENB EU C H B.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 59
mal in Frage stellt. Das einzig brauchbare Material für Schienen ist die Guttapercha, entweder für sich allein oder, was noch empfehlenswerther, eine Mischung von 5 Theilen Guttapercha, 2 Theilen Schweinefett und l'/o Theilen Harz. Diese Masse ist weniger spröde und brüchig, als die Gutta­percha allein. Das Verfahren bei der Anlegung dieses combinirten Schieuen-Gypsverbandes ist folgendes: die aus oben erwähnten Ingredienzien bestehende Masse wird in einem Tiegel geschmolzen, hernach auf die Längeuhillfte eines nassen, den Längeverhältnissen des gebrochenen Kno­chens und seiner Gelenkverbindungen entsprechend langen und breiten Leiuwandlappens massig dick aufgegossen und dann die frei gebliebene Hälfte des Leinwandlappens über die aufgegossene Masse herüber geschlagen; hierauf wird der Lappen durch ein kaltes Wasser gezogen und über die Streckfläche, ein zweiter auf ähnliche Weise hergestellter über die Beugefläche des Knochens herüber gelegt, der Form des Fusses angepasst und so lange die Masse noch weich ist mit entsprechend langen Rollbinden, auf welche ein massig dicker Gypsbrei aufgestrichen wird, umwickelt. Der gebrochene Knochen mit seinen Gelenkverbindungen ist dadurch schaleuförmig umgeben. Bevor der in den Leinwandlappen eingeschlagene Guttaperchaguss aufgelegt wird, kann man, so weit der gebrochene Knochen reicht, eine an beiden Rändern dreiköpfige, dem Durchmesser des Knochens entsprechend breite eingeölte Binde anlegen.
Obige Masse schmiegt sich durch den bei der Um­wicklung der Binden entstehenden Druck den Contouren des Fusses genau an, wird allmählig hart und übt nach einer vollständigen Erstarrung einen gleichmässigen Druck auf alle umwickelten Theile aus. Kalte Ueberschläge kön­nen, ohne dass eine Veränderung der Masse eintritt, dar­über applicirt werden. Eine baldige Abnahme des Ver­bandes ist, wenn keine ernsten Zufälle eintreten, unnöthig. Bei der Abnahme werden die Binden mit lauwarmem Wasser erweicht. In England wird der flüssigen Guttaperchamasse ferrum sesquioxydatum beigemischt, wodurch die Masse rascher erstarre, härter, aber nicht spröder werde.
2. Der Kleisterverband (Pappverband), ebensoder ungleich praktischere Gypsverband, wird in der Regel
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BEHANDLUNG DEE K N O C H E N B E U C H E.
bei den grösseren Hausthieren combinirt mit dem Schienen-verbande angewandt, nur bei kleineren Haustbieren (Hunden und Katzen) kann der Pappverband ohne Schienen benützt werden. Beide Massen, der Kleister- sowohl als der Gyps-brei, dienen zur Verklebung der Bindentouren und durch ihre erhärtende Eigenschaft zur Fixirung des gebrochenen Knochens. Das seit neuerer Zeit in der menschlichen Chi­rurgie statt des Gypsbreies oder des Kleisters benutzte Wasserglas bietet, wenn es trocken geworden, den Vor-theil einer ausserordentlichen Festigkeit und macht den Verband um vieles leichter und dadurch bequemer. Seine Kachtheile sind das späte Erstarren, ähnlich wie beim Pappverband, und die ziemliche schwierige Abnahme der in dieser Flüssigkeit getränkten Binden. Dasselbe wäre bei uns auch wohl eines Versuches werth.
3. Der Gypsguss oder die Eingypsung (Hertwig) hat den Vorthcil eines gleichmässigen Druckes und den der AVohlfeilheit. Diese Vortheile werden aber durch die Schwierigkeit der Ausführung der Extension und Contra-extension, durch seine Schwere und das öfter stattfindende Auseinanderplatzen hinlänglich aufgewogen.
Die bei einzelnen Kuochenbrüchen empfohlenen Riun-und Stelzmaschinen (von Sind, Binz) sind wohl sehr sinn­reiche und auch brauchbare Maschinen, kommen aber nur in seltenen Fällen in Anwendung.
I.
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Viertes Capitel.
Störungen der Form und Lage.
I. Abnorme Formen (Missbildungen).
Die Missbildungen sind meistens angeboren und beruhen meist auf einer Bildungshemmung; envorben können sie werden durch entzündliche Processe, Verletzungen u. s. w. Für den Veteriniirchirurgen sind hauptsächlich von Interesse der Ver-schluss normaler Oeffnungen, Atresia.
II. Abnorme Lage.
1. Lageveränderungen der Knoclien.
A. Verstauchimg (Distorsio).
Man versteht unter Verstauchung ein vorübergehendes Auseinandenveichen zweier beweglich miteinander verbundenen Knochen; sie entstehen durch unvorhergesehene Bewegungen, Fall oder Stoss, oder durch starke Muskelcontraktionen.
Erscheinungen: Heftiger Schmerz im Augenblicke der Einwirkung der mechanischen Gewalt, starkes oder minder starkes Lahmgehen, Entzündung, Quetschung des Gelenkes, vermehrte Wärme desselben, Zunahme der Schmerzen, Ge­schwulst im Umkreise des Gelenkes. Bluterguss, Exsudation in der Synovialkapsel, Zerrung namentlich der seitlichen Hilfs-bänder, schlaffe Verbindung und leichte Beweglichkeit des Ge­lenkes, namentlich nach den Seiten hin.
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VERRENKUNG IM ALLGEMEINEN.
Diagnose: im Allgemeinen leicht, schwieriger, wenn das Gelenk von starken Mnskellagen umgehen ist.
Prognose: richtet sich nach der Art des Gelenkes, dem Grad.1 und der Dauer der Verstauchung; frische sind günstiger zu heurtheilen als alte.
Behandlung: Kalte Ueherschläge (Eis, Schnee), Lehm-austriche, Goulardisches Wasser; nach gehobener Ent­zündung: spirituüse Einreihungen, Bäder von adstringiren-den und aromatischen Infusen, Bandagircn des Gelenkes mit Rollbinden, unbedingte Ruhe und längeres Schonen des Thieres; gute Streu; Recidive von unangenehmen Folgen.
Hinken: Lahmgehen (nicht zu verwechseln mit Lähmung). Durch Reizung der Nerven entstehen sehr heftige Schmerzen, welche eine freie Bewegung des Gliedes hindern oder dieselbe ganz aufheben. Dadurch wird das Aufsetzen, Vor- und Nieder­setzen des Fusses unregelmässig ausgeführt, seine Beugung und Streckung geschieht mit grosser Vorsicht. Der kranke Fuss #9632;wird weniger . fest auf den Boden gesetzt und verweilt auch kürzere Zeit auf demselben als der gesunde, fest auftretende Fuss. Alle diese Erscheinungen treten beim Vorführen des Thieres im Schritt oder Trab, an sich gerade vorüber oder im Kreise herum, oft deutlich, oft weniger deutlich hervor. Nach der Untersuchung des Thieres während der Bewegung vergleicht man den leidenden Fuss mit dem gesunden, um etwa sichtbare Veränderungen hinsichtlich Stellung und Richtung zu ermitteln. Auf diese folgt die Untersuchung mit der Hand hinsichtlich des quot;Wärmegrades und der Schmerzen. Vorsicht in Stellung der Diagnose ist dringend zu empfehlen; man unterlasse desshalb nie die Untersuchung des Hufes.
B. Verrenkung (Luxatio).
Findet eine bleibende Lageveränderung der Gelenkenden statt, so heisst diess eine Verrenkung; bei einer solchen kommen immer zwei Knochen in Betracht, der fixirte und der verrenkte.
Ursachen: In der Regel sind es mechanische Einwirkun­gen, daher die Bezeichnung traumatische Verrenkung zum Unter­schiede von solchen Abweichungen der Gelenke, welche durch
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VEEEEXKUNG IM ALLGEMEINEN. (33
eine vorhergehende Gelenkskrankheit vorbereitet sind. Je nach der Gelenksconstruktion, nach der Lage des Gelenkes ist die Disposition zu Verrenkungen bedeutender. Eine Prädis­position für Verrenkungen gibt namentlich eine Erschlaffung und Zerrung der Gelenksbänder. Wechselgelenke verrenken gerner und in höherem Grade als straffe Gelenke. Daher die Unterscheidung in vollkommene und unvollkommene. Bei einer vollkommenen Verrenkung sind die beiden Knochen voll­ständig ausser Contakt, bei einer unvollkommenen dagegen ist ihre normale gegenseitige Stellung nicht ganz aufgehoben.
Erscheinungen: Heftiger Schmerz im Momente der Entstehung, Formveränderung des Fusses in seiner Richtung und Winkelstellung. Der Fuss erscheint manchmal verkürzt, manchmal etwas zu lang, nach aussen oder innen gedreht; seine Beweguugsfähigkeit ist sehr beschränkt, das Lahmgehen sehr stark.
Die anatomischen Veränderungen bestehen in einer sehr bedeutenden Ausdehnung, wenn nicht gar Zerreis sung der Hilfsbänder und des Kapselbandes; Zerreissung von benachbar­ten Gefässen und Nerven; Ausfüllung der Gelenkshöhle durch Exsudate. Bei längerem Bestehen einer Verrenkung entsteht Atrophie der Muskeln (fettige Entartung). Der ausgetretene Gelenkskopf bohrt sich in das benachbarte Gewebe ein und bildet in diesem oder einem anderen Knochen durch Reibung eine Art von Gelenkhöhle.
Die Diagnose wird durch die der traumatischen Ein­wirkung folgende Geschwulst, dessgleichen durch die oft sehr starken Muskelcontraktionen manchmal erschwert; ebenso durch etwaige Complikationen mit Knochenbrüchen.
Die Prognose: Bei Stellung derselben ist der Grad des Leidens, seine Ursachen und Complikationen, ebenso die Con-struktion des Gelenkes zu beachten. Bei grösseren Hausthieren sind Luxationen an den Gliedmassen ziemlich ungünstig, bei kleineren (Hund und Katze) noch günstig zu beurtheilen.
Die Behandlung hat drei Indicationen zu erfüllen: 1) die Reposition, 2) die Reteusion des ausgerenkten Theiles und 3) die Beseitigung etwaiger Nebenzufälle (s. 8. Theil: topo­graphische Chirurgie).
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HEE^IEX.
2, Lageveränderungen der Eingeweide.
Die in der Veteriniircliirurgie hauptsächlichsten siud die Lageveranderungen von Eingeweiden mit dem Austritt aus ilireu Körperhöhlen durch normale, aber erweiterte Oeffuungen oder durch erst entstandene abnorme. Es sind diess: die Einge­weidebrüche und Vorfälle.
A. Eingeweidebrüche (Herniae).
Austreten eines Eingeweides aus seiner natürlichen Höhle durch eine regelmilssige oder regelwidrige Oeffnung, sei es in das umliegende Zellgewebe unter der Haut oder in eine andere Höhle.
Ursachen: Bildungsfehler, durch welche eine normale Oeffnung erweitert wird und die Bruchpforte bildet; schlaffe, schwache Bauchwände, starke Ausdehnungen derselben und da­durch bedingte Zerreissung. Als Gelegenheits-Ursachen gelten: mechanische Einwirkungen von aussen; blähendes Futter, Gasansamralungen, starke Anstrengungen beim Ziehen schwerer Lasten und auf schmutzigem Boden, schwere Geburten, Nieder­werfen zum Zwecke von Operationen etc.
Hernien kommen bei allen unseren Hausthieren vor.
Man unterscheidet angeborene und erworbene Hernien. Die ersteren bringen die Thiere in Folge einer mangelhaften Ausbildung der Körperhöhle mit auf die Welt. Die erworbenen entstehen durch irgend einen Zufall während des Lebens der Thiere. Je nach den vorgelagerten Eingeweiden heissen sie Darm-, Netzbrüche etc., nach ihrem Sitze Nabel-, Leisten­brüche etc.
Erscheinungen: Jede Hernie zeigt den Bruchsack, in welchem die vorgelagerten Eingeweide gelagert sind und die Bruchpforte (Bruchring), d. h. diejenige Oeffnung, durch welche die vorgelagerten Theile durchgetreten sind. Der Bruch-sack ist anfangs nur klein, wird allmählig grosser und erreicht oft eine immense Grosse. Je nach seinem Inhalte ist er bald fest und hart, bald teigartig anzufühlen. Anfänglich ist der Inhalt ziemlich beweglich, d. h. er kann in sein natürliches Lager wieder zurückgebracht werden (reponible Hernie). Bringt man.
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HEBNIEN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;55
nämlich auf den Bruchsack einen Druck mit der flachen Hand an oder legt man das Thier so, dass der Bruchsack nach Oben sieht, so verschwindet die Bruchgeschwulst durch das Zurück­treten der vorgelagerten Theile. Die Bruchpforte wird deutlich fühlbar; deren Ränder sind bald glatt, vernarbt (ältere Her­men) oder uneben, zerrissen (frische Hermen). Durch Ver­wachsung des Inhaltes mit dem Bruchsacke wird das Zurück­bringen des ersteren ohne Operation unausführbar (nicht re-ponible Hernie); ebenso durch Einschnürung des Bruchinhaltes von Seite des Bruchringes (eingeklemmte, incarcerirte Hernie). Ursachen der Einklemmung sind das Eintreten eines grösseren Abschnittes von Eingeweiden, Ausdehnung des vor­gefallenen Dlirmrohres durch Futtermassen, Gasentwicklung. Die Erscheinungen eines eingeklemmten Bruches sind: Spannung der Bruchgeschwulst, vermehrte Wärme, bedeutender Schmerz, Entzündung. Wenn durch die Einschnürung die unter­brochene Blutcirculation nicht gehoben wird, entsteht Brand.
Pathologische Anatomie: Bei der Section findet man bei eingeklemmten Brüchen den Darmkanal höher geröthet und ziemlich ausgedehnt. Die Haut des eingeschnürten Darm­abschnittes ist dunkelroth, brandig und ausserordentlich mürbe, seine Schleim- und Muskelhaut blutig infiltrirt; der Bruchsack enthält blutiges Serum, sein Gewebe ist ödematös.
Die Prognose ist im Allgemeinen ungünstig, wegen der immer im Hinterhalt stehenden Gefahr der Einklemmung, ob­gleich ein Bruch Jahrelang bestehen kann, ohne irgend welchen Nachtheil für das Thier. Zu berücksichtigen sind bei Stellung der Prognose das Alter und die Stelle des Bruches, die Be­schaffenheit des Bruchrings, die Masse und Beschaffenheit der vorgelagerten Eingeweide, die Dienstverwendung unserer grös­seren Hausthiere.
Die Behandlung: Man unterscheidet ein palliatives und ein radikales Verfahren. Zu dem ersteren rechnet man die Regelung der Diät, Vermeidung aller erschlaffenden und blühenden Nahrungsmittel, regelmässige Fütterung, Scho­nung des Thiers im Zugdienste, Einreibungen von Scharf­salben, Einpinseln des Bruches mit Säuren (bei kleineren Hausthieren) Brennen des Bruchsackes. Die Anlegung von
Fricker, Vademccura.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ö
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PROLAPSUS.
Uquot;
Bandagen ist bei unseren Hausthieren in der Regel niclit ausführbar.
Die Radikalbeseitigung versucht nach der Reposition (Taxis) des Bruches in seine natürliche Höhle die Erhal­tung (Retensio) desselben in der normalen Lage. Letzteres geschieht durch Verschliessung (Verwachsung) der Bruch­pforte. Die Reposition ist, wenn eine Verwachsung des Bruchinhalts mit dem Bruchsacke stattgefunden hat oder eine Einklemmung vorhanden ist, nur durch Operation möglich. Ist die Reposition ohne blutige Operation gelan­gen : Abbinden oder Abnähen des Bruchsackes, Aulegen von Kluppen, Einreibungen von Scharfsalbe, Brennen von Punkten auf den Bruchsack (nicht zu tief). Anlegen von Binden; bei kleineren Hausthieren: Bestreichen des Bruch­sackes mit Säuren. Die blutige Operation, das Oeifnen des Bruchsackes ist lebensgefährlich und desshalb nur dann angezeigt, wenn alle Operationsmethoden fruchtlos waren, sodann bei angewachsenen oder eingeklemmten Brüchen. Bei letzteren wäre vorher die Punktion des mit Gasen und Flüssigkeiten angefüllten vorgefallenen Darmrohres zu ver­suchen und nach Entleerung desselben das Zurückbringen zu versuchen. Angeborene Brüche heilen oft von selbst (s. die Brüche im speciellen bei den chirurgischen Krank­heiten des Bauches).
B. Vorfall (Prolapsus, Proptosis).
Vollkommenes oder unvollkommenes Hervortreten irgend eines Organs aus seiner Körperhöhle, durch eine normale oder abnorme Oeffnung. Er ist angeboren oder erworben.
Erstercr meistens die Folge von Spaltbildungen (Vorfall des Herzens). Die erworbenen sind meistens bedingt durch eine Vergrösserung des Organs und Erschlaffung oder Zerreis-sung der natürlichen Befestigungsmittel der Organe, Verdrängung eines Organs durch benachbarte Neubildungen. Ausserdem kön­nen heftige Muskeleontraktionen, Gasansammlungen, lang an­dauernder Durchfall, schwere Geburten zur Entstehung dessel­ben das Ihrige beitragen.
Prognose: richtet sich nach der Grosse und der Wichtig­keit des vorgefallenen Theils, nach der Dauer des Vorfalls, nach
#9632;
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PEOLAPSUS.
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den ihn begleitenden Complikationen und nach der Möglichkeit,
den vorgefallenen Organabschnitt wieder in seine natürliche
Höhle zurückzubringen und dort zu erhalten.
Behandlung: vor Allem ist die Reposition und Retension des Organs anzustreben. Je schneller diess ausgeführt werden kann, desto besser; in manchen Fällen ist diess aber schwierig, namentlich wenn eine Zerreissung der Bän­der des betreffenden Organs oder eine Einklemmung des­selben stattgefunden hat. Die Retension geschieht entweder durch Bandagen, oder durch Anwendung von Nähten. Ausser-dem ist auf die verschiedenen Zufälle und Complikationen Rücksicht zu nehmen, benachbarte Geschwülste müssen entfernt, krankhafte Zustände gemindert oder gehoben werden.
(S. Vorfälle im Speciellen bei der topographischen Chirurgie.)
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Zweifer Theil.
Krankheiten der einzelnen Gewebe.
Erstes Oapitel.
Kranklieiten der Haut.
Viele Krankheiten der Haut haben kein speciell chirurgi­sches Interesse, vielmehr fallen viele derselben in das Gebiet der inneren Pathologie und Therapie. Es sollen hier auch nur solche besprochen werden, die eine chirurgische Hülfe nothwen-dig machen.
A. Hautentzündungen.
I. Erythema.
Hyperämie und seröse Infiltration des Papillarkörpers und
des unter demselben liegenden dichten Netzwerkes der Haut.
Erscheinungen: Geringe Schwellung der Haut, höhere Röthe an unbehaarten Stelleu, pigmentirte und leichtbehaarte Haut zeigt einen höheren Glanz; die Schmerzen sind nicht sehr bedeutend.
Ursachen: Verbrennungen leichteren Grades etc.
Behandlung s. Erysipelas.
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KKYSIPELAS.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gg
II. Erysipelas. Eothlauf. Eose.
Hochgradige Hyeramp;mie der Haut, massenhafte Exsudat­bildung zwischen der Cutis und Ejiidermis, gewöhnlich auch in das subkutane Bindegewebe. Anschwellung der Lymphdrüsen in der Nähe. Bei allen Hausthieren und an den verschieden­sten Hautstellen vorkommend.
Ursachen: Aeussere und innere Erkältungen, atmosphä­rische Einflüsse, Fütterung, Gastricismus, Verwundungen.
Symptome: Er fängt manchmal mit Magen- oder Darm­katarrh an. Unter heftiger, mehr und mehr zunehmender Span­nung und nicht unbedeutenden Schmerzen entwickelt sich eine der Fläche nach sich ausbreitende Geschwulst. An nicht pig-mentirter und nicht behaarter Haut ist eine höhere rosenrothe Färbung sichtbar; wenig behaarte, pigmentirte Stellen zeigen einen höheren Glanz. Beim Eindrücken mit dem Finger ent­stehen Gruben, die langsam wieder verschwinden. Oft treten Oedeme hinzu (E. ödematosum). In der Folge stösst sich die Epidermis ab. Auf der Haut entstehen Bläschen, die eine se­röse Flüssigkeit entleeren, einen Schorf hinterlassen (E. pustu-losum) oder in Schrunden oder Geschwüre übergehen, -welche Haare oder Drüsenbalge zerstören. Hiezu treten Fieber, Ein­genommenheit des Kopfes, vermehrtes Athmen, Diarrhöe (critisch).
Der gewöhnliche Ausgang ist Zertheilung (Abschülfern der Oberhaut mit oder ohne Ausfallen der Haare), Verdickung der Haut; Brand ist seltener.
Behandlung: s. die einzelnen Eothlaufentzündungen.
1. Mauke. Fussrose delaquo; Pferdes. (Paronychia eqni ervsipela-
tosa, serosa et herpetica. Eczema impetiginodes [Hertwig]. Ecz.
pustulosum.)
Rothlaufartige Entzündung der Beugefläche des Fessel­gelenks, häufiger an den Hinterfüssen, als an den Vorderfüssen.
Ursachen: Besondere Anlage: zu grosse Hautthätigkeit in den unteren Extremitäten, Genuss von sauren Gräsern, Nässe, Kälte, Störungen der Gallenabsonderung; erblich; tritt in man­cher Gegend seuchenartig auf.
Verlauf: acut oder chronisch.
Erscheinungen: Fängt meistens mit einem leichten
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MAUKE.
: ' quot; ' quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fieberschauer an; harter Puls;
Anschwellung derBeugeflächea des Fesseis an einem oder meh­reren, sogar an allen vier Fiissen; Ausbreitung der Ge­schwulst der Flüche nach bis gegen das Schienbein; ver­mehrte quot;Wärme, Spannung, Schmerz bei der Berührung und der Bewegung, Hinken, öfteres Wechseln der Füsse im Stande der Ruhe; Sträuben der Haare an der betroifenenStelle, Durchschwitzen einer klaren, klebrigen Flüssigkeit (Equine Jänners) durch die Poren der Haut, die Bildung von Bläs­chen seltener (acute Form, Schutzmaiike).Verldebender Haare in der Umgegend durch die Flüssigkeit, Bildung vonKru-sten. In seltenen Fällen findet nur ein Abschülfern der Ober­haut statt. Entstehuug von schwerheilenden, tiefen Ge­schwüren mit Jauche oder Granulation; quer über die Beugefläche des Kessels her­übergehend und schwieligte Narben hinterlassend (Sehr lin­den, Schwielenmauke, chronisch). In anderen Fällen ist die Haut unterminirt, hebt sich von den unter ihr liegenden Theilen ab, fällt brandig aus, in seltenen Fällen auch auf der Streckfläche des Fesseis (Hering), hinterlässt tiefwu­chernde Geschwüre (Brandmauke, ausfallende Mauke). Ein Reizfleber begleitet in der Regel das Leiden. Im weiteren
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MAUKE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7J
Verlaufe findet oft ein Ausfallen der Haare statt, die zurück­bleibenden stehen borstenartig von der Haut ab; die Haut ver­dickt sich, ist speckartig entartet (trockener Straubfuss); die Talgdrüsen der Haut sind geschwürig entartet, sondern eine schmierige, übelriechende Flüssigkeit ab (feuchter Straubfuss, Fig. Nr. 7) und breiten sich die Geschwüre bis zum Schienbein hinauf aus.
Weitere Folgen sind: Strahlfäule, Strahlkrebs, Hufknorpel­fisteln ; bei jüngeren Thieren heftige Catarrhe der Nasenschleim­haut, Entzündung der Lymphdrüsen, Wurm, Rotz, rascher Tod in Folge der brandigen Zerstörung.
Prognose: richtet sich nach der Dauer der Krankheit. Anfangs günstig, bei Geschwürsbildungen ungünstiger.
Behandlung: Anfangs Reinigungsbäder von lauem Wasser, Kataplasmen, von Kleie, zerquetschten gelben Rüben. Bei heftigen Schmerzen: Zusatz von Hb. conii mac. oder hyos-cyami, Einbinden in Flanell; Bestreichen des Fusses mit Glycerin oder einem milden Oele (Baumöl, Bilsenkrautöl). Seit neuerer Zeit Carbolöl empfohlen. Bleisalben empfiehlt Hering nicht; die Geschwüre und Schrunden werden mit Charpie, Werg austamponirt, um die Berührung der Wund­ränder zu verhüten; zur Begünstigung der Narbenbildung: adstringirende Mittel in Pulverform oder in Salbenform (Tannin mit Glycerin); bei schlechter Granulation: Reiz­mittel (Vesikatorliniment, rothe Präcipitatsalbe, Ungt. ba­silic. U. digest. U. aegyptiae). Sämmtliche Salben dürfen nur sehr dünn aufgetragen -werden; quot;Verband mit einer Lösung von hypermangansaurem Kali; Carbolöl oder Carbol-säurelösung, Kalkwasser, ganzer Terpentin mit Zusatz von blauem Vitriol oder Alaun (Spinola), Holzessig. Bei vor­handenem trockenem Straubfuss ist jede Behandlung nutz­los; Compressionsverbände. Feuchter Straubfuss: Abschee-ren der Haare; die weitere Behandlung wie bei Geschwüren. Als Prophylacticum empfiehlt Strauss das Niederschnei­den des Hufes an den Trachten und den Eckwänden gleich beim Beginne der Kur. Bei heftigem Fieber: innerlich Neutralsalze, Salzsäure in's Trinkwasser; das Eintreiben der Weidepferde in trockene, gut gelüftete und mit guter Streu belegte Stallungen sollte nicht unterlassen werden.
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MAUKE DES RINDES.
Hering und Gerlach fanden in veralteter Mauke Milben (Symbiotes equi).
2. Mauke des Rindes. Trüberausschlag, Fussraude, Fusskrätze.
Befällt hauptsächlich die Hinterfüsse, Fessel und Schien­bein, in seltenen Fällen noch über das Sprunggelenk hinauf.
Ursachen: Fortgesetzte Fütterung von Schlampe, ge­keimten Kartoffeln; parasitäre Infektion, Nässe, Unreinlichkeit. Erscheinungen: Im Anfang rothlaufartige Entzündung des unteren Fusses, Anschwellung der Haut, heftiger Schmerz, gespannter Gang, Sträuben der Haare, Bläschenbildung, Platzen derselben. Entleeren einer gelblichen klaren Flüssigkeit, braunen Borken, Entstehen von Geschwüren; Zürn fand in der Lymphe derselben runde Zellen und Stäbchenbacterien, sowie manchmal Gebilde, welche Stabhefezellen ähnlich sehen, in den Borken und der Epidermis der afflcirten Hautstellen oft ein reiches Ge­flecht von Pilzmycel. Im weiteren Verlaufe entstehen Risse an der hinteren Fesselfläche gegen die Afterklaue, welche eine jauchige Flüssigkeit absondern; lockere Granulation; Abmagern des Thieres. Bei Kühen: Abnahme der Milch.
Prognose: theils günstig, theils ungünstig, je nach der Dauer.
Therapie: Vor Allem Aenderung des Futters, Sorge für trockene, reinliche Streu. Reinigen der ergriffenen Haut­stellen, Bestreichen derselben mit fetten Oelen, Fett, Gly­cerin, Bleiessigsalbe. Bei Geschwürsbildung: adstringirende Pulver, Kupfervitriol; bei tieferen Geschwüren: Austampo-niren derselben mit Werg, trocken oder in Terpentin, Aloe­tinktur etc. getränkt zur Beförderung der Granulation. Brennen der Geschwürsflächen.
Innerlich: Verdauungsbefördernde Mittel. NB. Wenn das Futter (Schlämpefütterung) nicht geändert wird, helfen alle Mittel nichts.
.?. Haspe. Intertrigo, Erysipelas kerpet/cum (Rapse, Raupe, Rapfe), Psoriasis carpi et tarsi.
Oberflächliche Rothlaufentzündung der Haut an der Beuge­seite des Vorderknies und des Sprunggelenks, hauptsächlich beim Pferd.
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NEUBILDUNGEN DEE HAUT.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 73
Ursachen: Verunreinigung der Haut, mechanische oder chemische Einwirkungen (Einreibungen von Scharfsalbe).
Erscheinungen: Wärme, Schmerzhaftigkeit, scharf ab­gegrenzte Geschwulst der Haut, Sträuben der Haare, Aus­schwitzen einer klebrigen Flüssigkeit. Ablösen grösserer oder kleinerer Hautstücke, Ausgehen der Haare, Wundwerden der Haut, verbunden mit Querrissen, manchmal Geschwürsbildung.
Verlauf: Bei gehöriger Pflege und Vermeidung der Ur­sachen ziemlich regelmässiger, bei Vernachlässigung langwierig.
Prognose: Ziemlich günstig.
Therapie: wie bei der Mauke.
4. Schweifrose des Pferdes; kahler Schweif. Erysipelas caudae equi bullosum. Oberflächliche Rothlaufentzündung der Schweifwurzel. Ursa ch en: Vernachlässigte Hautpflege, Reiben des Schwei­fes an harten Gegenständen, Mastdarm-, Schweiffisteln, Bremsen im Mastdarm.
Erscheinungen: Schwellung der betroffenen Hautstelle; Schmerz, Hitze, Bläscbenbiklung, Platzen derselben, Ausschwitzen einer klebrigen Flüssigkeit, heftiger Juckreiz, Reiben' des Schweifes; Entstehen von Geschwürchen, Zusammenfliessen der­selben in grössere Geschwüre, Zerstörung der Haarbälge, Zurück­bleiben von kahlen Stellen (Rattenschweif}.
Prognose: günstig, weil die Krankheit ziemlich gefahrlos. Behandlung: richtet sich nach den Ursachen; öfteres Wa­schen, Kämmen des Schweifes (prophylaktisch); Entzündung: Bestreichen des Schweifes mit Oel, Glycerin, Einreibungen von Ungt. mercurial; bei Geschwüren: Kalkwasser. Ver­hindern des Reibens.
B. Neubildungen der Haut.
1. Warzen (^Verrucae).
Uebermässiges Wachsen der Papillen in die Länge und Dicke, Verhornung der sie deckenden Epidermis in Form von kleinen Zapfen (verhornendes Papillom). Sie kommen bei allen Hausthieren auf der Haut, an den Augenlidern, den Lippen
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NEUBILDUNGEN DEE HAUT.
(Gestütspferde), Zahnfleisch, Schleimhaut, der Zunge und den Backen (Hunde), an den Geschlechtstheilen vor, oft nur einzeln oder in Gruppen, und erreichen selten eine hedeutende Grosse; manchmal sind sie gestielt; ihre Oberfläche ist höckerig, trocken, nur in seltenen Fällen feucht durch Absonderung einer serösen Flüssigkeit (Feucht- oder Feigwarzen, condylomata); letztere sind übrigens sehr selten bei den Hausthieren.
Ursacheu: unbekannt (mechanische Einwirkungen, krank­hafte Bildungsthätigkeit der Haut, Vererbung).
Prognose: günstig wegen ihrer Unschädlichkeit; an den Augenlidern und in der Maulhöhle schwer zu beseitigen.
Behandlung: Entfernung durch Ligatur, Wegschneiden; Zer­störung durch Aetzmittel (Höllenstein), kaust. Kali, Brennen (bei Warzen mit breiter Basis); graue Quecksilbersalbe, Bestreichen mit Säuren (Essigsäure, Salpetersäure, Arsenik­salbe) , nachher Abtragen der geätzten Schichte bis Blut kommt, Wiederätzen; das Neopläsma erweicht, löst sich in dünnen Schichten ab, die Narbe ist unbedeutend. Bei jungen Hunden und Fohlen fallen solche Warzen oft von selbst ab.
2. Hautschwiele (Callositas, Tyloma).
Schwielenartige lokale Verdickung der Haut und der Epi­dermis. Sie entstehen durch anhaltenden Druck; wenn derselbe sehr stark ist, entsteht manchmal Eiterung unter der Haut. Man findet sie hauptsächlich bei schweren Zugpferden an Stellen, wo Kummete, Brustgeschirre aufliegen (Hals oder an der Brust).
Erscheinungen: Derbe, manchmal warm anzufühlende Geschwülste von verschiedener Grosse.
Behandlung: Entfernung des Druckes; Anwendung erwei­chender Mittel (Ungt. mercur.); Waschungen mit Lauge oder Seife; Einreibungen von Jod, Brennen; Exstirpation, wenn sie gross sind und die Bewegungen des Thieres be­einträchtigen.
3. Hauthörner [Cornea cutanea).
Cylindrische konische Zapfen von der Consistenz des Huf-horus oder der Hörner, aus dichtgedrängten Epidermisschuppen
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NEUBILDUNGEN DEK HAUT.
75
und durch Massenwucherung von Epithelialzellen bestehend, welche verhornen; von verschiedener Gestalt und Grosse, manch­mal nur als verschieden grosse haarlose Platten bei Pferden (Gesicht, innere Fläche des Vorarms) vorkommend. Sie bilden sich entweder aus einem Balge heraus oder hängen sie mit der benachbarten Epidermis zusammen.
Nach Contamine entstehen auf der Haut der Rinder an verschiedenen Stellen (Schulter, Rippen, Hals, Kniebeugen u. s. w.) Aftergebilde von hornartiger Beschaffenheit und unregelmässiger länglicher Gestalt (sog. Keratom und Keracele). Dieselben hängen weder durch fibröse Fa­
sern noch durch Gefässe mit der
Hornauswuchs in Folge von Kronentritt.
Haut zusammen und sind leicht
und ohne bedeutende Blutung abzulösen; die nach der Ablö­sung sichtbar werdende rund­liche Vertiefung ist von rother Farbe, bedeckt sich bald mit einem Schorf und vernarbt, ohne sichtliche Spuren zu hinterlassen.
Ursachen: noch nicht er­mittelt; manchmal die Folge von Verwundungen (Kronentritt, s. Abbildung Nr. 8).
Ihre Entfernung ist in sofern schwierig, als es nothwendig ist, das dem Horn als Matrix die­nende Hautstück mit zu exstirpiren. Palliativ: Absägen eines grösseien Theiles. Aetzmittel nicht am Platze.
Verletzungen der Haut s. Wunden im Allgemeinen.
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Zweites Oapitel.
Von den Kranklieiten des Binde-geAvebes.
1. Bindegewebsentzündung (Phlegmone).
Dieselbe entsteht primftr für sieb unter der Haut und ver­breitet sich dann auch auf andere Gebilde (äussere Haut, Beinhaut etc.). Sie hat eine ausgesprochene Neigung zur plastischen Infiltration und Eiterung; sekundär kann sie aus dem Rothlauf entstehen.
Ursachen: Verwundungen, Quetschungen, Verbrennungen oder Erfrieren. Entzündungen der verschiedenartigsten Gebilde (Arterien, Venen, Lymphgefässe und Drüsen etc.). Pyamie, Septicämie.
Erscheinungen: Schmerzhafte Spannung, bedeutende teigige Geschwulst mit wenig verschiebbarer Haut, Wärme; gegen Druck sehr empfindlich. Entstehen von Oedemen in der Nachbarschaft derselben, Ausbreitung derselben auf grössere Hautabschnitte; circumscripte Hautentzündungen dieser Art (Fu­runkeln) sind bei den Hausthieren selten. Deutliche Fluctuation des Eiters, welcher früher oder später durchbricht. In dem­selben findet man abgestorbene Bindegewebsfetzen. Jauche-bildung, brandiges Absterben. Bei intensiver Phlegmone Fieber.
Verlauf: entweder acut oder chronisch; wenn sie mehr ausgebreitet acut und mit einem Allgemeinleiden complicirt. Verdickungen, Verjauchung, Brand sind die Folgen. Zertheilung erfolgt nur in seltenen Fällen. Behandlung: Absolute Kühe des leidenden Theiles; lokal
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KRANKHEITEN DES BINDEGEWEBES.
77
nachweisbare Ursachen (Blut, Eiter, Koth, fremde Körper) sind zu entfernen; Derivationen sind nicht zu empfehlen, jedenfalls nur mit Vorsicht anzuwenden. Einreibungen von Jodtinktur; Einreibungen von Ungt. mercuriale, wenn noch keine Eiterung stattgefunden; Kataplasmen, Priesnitzische Umschläge, wo es möglich ist. Bei entstandener Eiterung: Incisionen, da wo Fluctuation unter der Haut bemerkbar sorgfältige Entleerung des Eiters. Zur Beschränkung und Verbesserung der Eiterung: Tannin oder Höllensteinlösungen. Bei drohendem Brande: Waschungen mit Chamilleninfusen in Verbindung mit Kampferspiritus, desinficirende Lösungen (Chlorkalkwasser, Carbolsäurelösung (verdünnt). Allgemein­behandlung : kräftige Nahrung.
2. Verdickung der Haut (Pachydermie). Verhärtung (Sclerosis, Elephantiasis). Befällt nur einzelne Körpertheile (Fettschlauch der Pferde, Straubfuss) oder breitet sich über den ganzen Körper aus #9632;
9. Kopf eines riwöchigen Stierkalbes. Die Verdiekung der Haut war über die ganze Hautoberfläche des Körpers verbreitet-
trifft sämmtliche Hausthiere. Die Haut ist derb, faltenreich, oft noch ziemlich biegsam oder pergamentartig; hart, spröde, trocken oder nässend, von Haaren entblösst.
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OEDEM.
Die anatomische Untersuchung ergibt eine ziemlich gleich-massige, alle Schichten der Haut und des Zellgewehs treffende Hyperplasie (hypertrophische Papillen, derbe Bindegewehs-schichten in Folge der Ablagerung von Exsudat in deren Maschen-räume, verstopfte Drüsenfollikel. Die Schnittfläche ist speck­artig (Sclerose). In anderen Fällen ist das Gewebe mit einer klebrigen lymphartigen Flüssigkeit durchtränkt, die Haut ist noch ziemlich weich anzufühlen und hat die Oberfläche auch noch ein ziemlich normales Aussehen (Pachydermie).
Ursachen: Chronische Entzündungen, Erkältungen, Ver­brennungen, fortgesetztes Einreiben von scharfen Mitteln, Ent­zündungen der Lymphgefässe und Lymphdrüsen, Thrombose. In manchen Fällen angeboren. (Gurlt.) S. Fig. 9.
Prognose: ungünstig, da die Heilbarkeit in Frage. Therapie: Beseitigung der Ursachen. Innerlich: Quecksilber, Jod, Schwefel oder Spiessglanzpräparate, wiederholte Ab­führungsmittel, bei Hunden Brechmittel; Diät mid Ruhe. Aeusserlich Reizmittel zu vermeiden; Waschungen mit sehr schwacher Lösung von Pottasche, nachher Einbinden in Flanell. Einreibungen von Quecksilbersalbe, Jodsalbe (vor­sichtig), methodischer Druckverband.
8. Oedem. Wassererguss im Bindegewebe (Anasan-i).
Durch Erguss von blutigem Serum in die Maschen des Bindegewebes entsteht eine Geschwulst, welche teigig anzufühlen ist und beim Fingerdruck Gruben zurücklässt.
Man unterscheidet ein akutes und ein chronisches Oedem; sein Sitz ist gewöhnlich das Unterhautbindegewebe (Scrotum, Augenlider). Das aknte (aktive, entzündliche) Oedem ist mei­stens sehr schmerzhaft, nicht sehr warm, manchmal mit Fieber verbunden; das chronische (passive, consekutive) verlauft ge­wöhnlich ohne Entzündungserscheinungen. Beim Einschneiden fliesst eine Menge Blutwasser aus.
Ursachen: Rothlaufentzündung, Phlegmone, Lymphgefäss-, Venenentzündung, Wunden, Knochenbrüche, Thrombosen etc.
Prognose: Beim akuten günstig; bei dem chronischen richtet sich dieselbe nach der Natur des Grundleidens. Therapie: Oertliche Einreibungen, resorptionsbefördernde Mit­tel. (Ungt. hydrarg.-ein. Liniment.-camph. Spirit, camph.
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EMPHYSEM.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 79
Linim. saponato-camphor.) Jod; häufiges Frottireu mit wol­lenen Lappen, Strohwischen, zahlreiche Einstiche mit der Lancette, Scarifikationen (keine zu grossen Schnitte, Nerven und Gefässe schonen). Innerlich: gelind abführende, harn­treibende Mittel, um die Resorption des Wassergusses zu befördern. Oeftere Bewegung des Thieres, nachheriges Einbinden des Fusses in Flanellbinden.
4. Verletzungen des Bindegewebes (Emphysem).
Traumatisches Emphysem. Durch die Verbindung eines Theiles der Luftwege mit einer Hautwunde kann eine Anhäufung von Luft entstehen; es bildet sich dadurch eine weiche elastische Geschwulst, die beim Drücken mit dem Finger ein knisterndes Geräusch hören lässt (emphysematische Crepitation).
Bei grösserer Ausbreitung treten Störungen im Kreislauf und in den Athmungsorganen hinzu; Brandblasen entstehen auf der Haut, Fieber.
Die eigentliche Ursache des sogenannten „spontanen Em­physemsquot; ist nicht ermittelt, wird aber wohl auch auf Ver­wundungen zurückzuführen sein. Therapie: Incisionen, Scarifikationen bei grosser Verbreitung.
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Drittes Capitel.
Yon den Krankheiten der Knoclien.
1. Entzündung (Inflammatio ossium).
A.nbsp; Entzündung der Knochenhaut (Periostitis).
Ursachen: Rheumatismus, Scrophulose (Hunde) Verletzun­gen, Knocheuentzündungen.
Symptome: Schmerz, Funktionsstürung am betroffenen Theile, teigige Geschwulst, manchmal Fluctuation bei sehr inten­siver Natur, Fieber.
Anatomische Veränderungen: Hyperämie der Bein­haut, leichtes Ablösen derselben, Verdickung; Absetzen eines faserstoffigen Exsudats zwischen Knochen und Periost. Auf­lagerungen von neuen Knochenmassen: wenn Eiterung vorhanden Hervorwuchern von schwammigten Granulationen, Zerstörimg der Beinhaut: heftige Phlegmone. Behandlung: Strenge Antiphlogose.
B.nbsp; nbsp;Entzündung der Knochensubstanz (Ostitis).
Ursachen: Rheumatische Affektionen, Verletzungen, Quetschungen, Knochenbrache; Entzündung benachbarter Ge­webe.
Symptome und Verlauf: Sehr heftige, intermittirende Schmerzen, geringe Anschwellung der über dem entzündeten Theile gelagerten Weichtheile, vermehrte Wärme, gestörte Funk­tion, Lahmgehen des Thieres.
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ENTZÜNDUNG DER KNOCHEN.
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Anatomische Veränderungen: Leichtes Ablösen des ebenfalls entzündeten Periost's; der entblösste Knochen erscheint glatt, glänzend, rosenroth gefärbt. Das Gewebe des Knochens #9632;wird in Folge der Erweiterung der Markzellen poröser, und da die Kalksalze schwinden, weicher, mehr knorpelartig. Ausser-dem findet eine Erweiterung der Gefässkanäle statt. In den Markzellen, der Markhöhle und unter der Beinhaut setzt sich ein anfangs blutiges, gallertartiges Exsudat (embryonale mit mole­kularem Fette gefüllte Zellen) ab (sog. rothes Mark), welches sich in Eiter oder Jauche umwandeln kann, die Gefässe des Knochens zerstört und so ein Absterben desselben zur Folge hat. Behandlung: wie bei der Periostitis: absolute Ruhe des Thieres, energische lokale Antiphlogose (Eis, Eiswasser Schnee). Blutentziehuugen; Einreibungen von Ungt. hydrarg. ein. Ist die Entzündung schleichend: Einreibungen von Ungt. cantharid. oder der Chromsalbe (1 Theil Chromkali auf 12 Theile Fett), Jodsalbe*Quecksilberjodatsalbe, Bren­nen, Beinhautschnitt.
Ausgänge der Knochenentzünduug sind:
1.nbsp; Zerth eilung. Die Schmerzen lassen nach, der vorher sehr gefässreiche Knochen erhält sein normales Aussehen wie­der, seine erweiterten Gefässkanäle ziehen sich zusammen, Kalk­salze lagern wieder in seinen Knorpeln ab, die Exsudate neh­men ab und der weich gewordene Knochen wird wieder härter und spröder. Uebrigens regenerirt sich die Marksubstanz nur langsam, die Markröhren öffnen sich erst nach Jahren wieder.
2.nbsp; Eiterung ist seltener; der Eiter sammelt sich entweder zwischen der Beinhaut und dem Knochen, oder in den Gefäss-kanälchen, oder mitten in der compakten Knochensubstanz (ge­schlossener Knochenabscess). Das erstere ist der häufigere Fall.
Symptome des Knochenabscess es. Unförmliche Auftreibung des auf seiner Oberfläche unebenen Knochens; in­nige Verbindung desselben mit den benachbarten Weichtheilen und der Haut: heftige intermittirende Schmerzen unter Zunahme der Geschwulst. Bahnt sich der Eiter nach der Oberfläche des Knochens seinen Weg, so erkennt man diess an folgenden Er­scheinungen: der Knochen röthet sich allmählig, die Röthe wird dunkler, er wird aufgetrieben, gegen seine Peripherie zu fin-
Fricker, Vademecum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0
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C AKIES.
(let eine allmählige Resorption der Knochensubstanz statt, wo­durch nach Abstossung der obersten Schichte kleine Lücken auf der Oberfläche sichtbar werden, durch welche sich die rothen Granulationen hervordrängen und das Ganze in eine eiternde Fläche umwandeln.
3.nbsp; Sclerose des Knochens. Verkalkung und Verknö­cherung des zurückgebliebenen Exsudats; Ablagerung von Kalk­salzen in die Markräume. Auf seiner Durchschnittsfläche zeigt ein solcher Knochen ein stein- oder elfenbeinartiges Aussehen: sein speeifisches Gewicht ist grosser.
4.nbsp; Vers chwärung der Knochen, Knochenfrass. (Caries.) Der cariöse Knochen ist höher geröthet, sehr blut­reich und weicher, von Eiter und Jauche durchtränkt. lieber ihm entsteht unter sehr heftigen Schmerzen eine harte Ge­schwulst, die später in der Tiefe fluetuirt (Caries centralis); die Haut bricht durch und es entleert sich ein seröser, flockiger, übelriechender Eiter (Caries aperta s. manifesta). Die Granu­lation des so entstandenen Geschwürs ist schlecht, die Fleisch­wärzchen bluten leicht; liegt der Knochen tief, so entstehen Fistelkanäle. Der Knochen seihst fühlt sich rauh an. Die dünne sehr fetthaltige missfarbene Jauche hat eine ätzende Eigenschaft (Ammoniak-Gehalt). Silberne Sonden färbt sie schwarz.
Therapie: Oertlich Haarseile, Kataplasmen, reizende Ein­spritzungen, Entfernung der abgelösten Knochenstücke.
5.nbsp; Brand der Knochen. (Necrosis ossium. Osteogan-gräna.) Lokaler Tod eines kleineren oder grösseren Knochen­stückes.
Ursachen: Alles dasjenige, was andere Gebilde lebens­unfähig machen kann.
Erscheinungen: Heftiges Fieber, ödematöse, sehr schmerzhafte Geschwulst, Verschwärung der Haut; Eiterbildung schlecht; enge Fistelkanäle; in der Tiefe stösst man beim Ein­gehen mit der Sonde auf den festen widerstehenden Knochen, der schwärzlich-grau gefärbt ist. Bei der Berührung desselben mit der Sonde hört man einen hellen Ton. Anfangs ist das nekrotische Knochenstück (Sequester) unbeweglich, später wird es etwas beweglicher, lässt sich mit der Sonde verschieben, bis es in der Folge sich vollständig losgelöst hat (Exfoliation des
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KECEOSIS.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;no
Sequesters), was man daran erkennt, dass die ziemlich engen Fistelöffnungen weiter werden, ihr Grund sich einsenkt und sich mit einer speckigen, leicht blutenden Masse bedeckt. In Folge #9632;einer reaktiven Entzündung der Nachbarschaft (des Periostes hauptsächlich) findet in der Umgebung des Sequesters eine Knochenneubildung statt, welche denselben wallartig umgibt (Capsula sequestraüs, Todtenlade). Zu jedem Sequester führt ein besonderer Fistelgang (Cloake), welcher dem Eiter zum Ab­flugs dient.
10. Sequester.
a.nbsp; Knochenneubildung um den Seaueater; Setiuesterkansel.
b.nbsp; c. Sequester. ä. d. Cloake.
Diagnose: Eine Verwechslung der Kekrose mit Caries ist leicht möglich. Vidal hat folgendes Schema aufgestellt.
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RACHITIS.
Caries.
N e k r o s e.
1, BeschaHenheit der Geschwüre in den Wei chth eilen.
A. PUteloffnung a. Band ....
weit #9632;nntermimrt, schlaff oder callüs.
speckig, schlaff, leicht blu­tende Granulatiunen auf dem Knochen.
Jauche.
ödematös, missfarbig.
brüchig, leicbtblutend, sehr schmerzhaft bei der Be­rührung.
fast auschliesslich in schwammigten Knochen.
Verschwärung ergreift den Knochen und die quot;Weich-theile.
eng mit üppigen, nicht leicht blutenden Granula­
1
tionen.
b. Grund
i üppige Granulationen ohne Zusammenhang mit dem kranken Knochen. | guter Eiter. \ fast normal, hart, meist glatt, wenig' empfindlich, grau oder schwarz, vorzugsweise in compak-
ten. der Brand bleibt auf den Knochen beschränkt.
c.nbsp; Secret . . .
d.nbsp; Umgebung . . 2.Beschaffenheit
des Knochens
3.nbsp; nbsp;Sitz ....
4,nbsp; Ausdehnung
Prognose; Im Allgemeinen nicht ungünstig, namentlich wenn die Nekrose oberflächlich und nicht sehr ausgebreitet ist, #9632;weniger wenn er sehr ausgedehnt ist.
Behandlung: Entleeren des unter der Haut und dem Perio­steum ergossenen Eiters durch Erweiterung der Fistel­öffnung, Gegenöffnungen, milde Einspritzungen, Vermeidung aller reizenden Salben. Eingekapselte Stücke müssen aus­gezogen werden: geht manchmal leicht, manchmal wird das Anbohren des Knochens vermittelst des Trepans nothwen-dig; Deberwachung des weiteren Verlaufs der Eiterung. Zur Beförderung der Exfoliation des Sequesters und der Vernarbung empfiehlt Maccacci Ferrum sesquichlorat. in Verbindung mit Braunstein in 12 —lofacher Verdünnung. Auch nach der Exfoliation des Sequesters bleibt der Kno­chen noch ziemlich empfindlich; lauwarme Bäder, kräftige Nahrung.
6. Knochenerweichung (Osteomalacia), Rachitis, Englische Krankeit, Zweiwuchs. Die Knochen werden bei der Osteomalacie sehr weich, schwammig und lassen sich leicht schneiden; die verdrossenen Markräume und die Gefäss-
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NEUBILDUNG AN DEN KNOCHEN.
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kanäle sind von blutigen fettigen Exsudaten angefüllt; dieselbe trifft meistens die Köhrenknochen, welche in der Folge durch die vorherrschende Knorpelsubstanz verbiegen (Rachitis); auch die Wirbelsäule und die Kieferknochen sind denselben unter­worfen. Uebrigens liegt der Rachitis eine allgemeine Erkrankung des Körpers zu Grunde.
Ursachen: Beide Krankheiten beruhen auf identischen Ursachen; fehlerhafte Nahrung, schlechte Fütterung, saure Wai­den etc., Vererbung. Heitzmann hat durch Versuche au Hunden und Katzen nachgewiesen, dass der fortgesetzte Genuss von Milchsäure zuerst Rachitis, später Osteomalacie, bei Pflanzen­fressern (Kaninchen, Eichhörnchen) ohne rachitisches Vorstadinm Osteomalacie hervorzurufen vermag.
Therapie: Nahrhaftes Futter, Tonika, Kalksalze; bei rachiti­schen Extremitäten Anlegung von Guttaperchaschienen, Gypsverband.
2. Neubildungen an den Knochen.
• A. Ueberbeine (Exostoses, Osteophyten),
Unbewegliche knochenharte Knochengeschwülste von ver­schiedener Gestalt und Grosse, manchmal gestielt. Ihre Textur ist derjenigen des Knochens, in welchem sie entstehen, ähnlich {elfenbeinartige- oder schwammigte Exostosen. Exostoses ebur-neae s. spongiosae. Periostoses, wenn sie den Knochen ring­förmig umgeben, Enostoses heissen sie, wenn sie in die Markhöhle hereinragen).
Ursachen: Entzündung der Beiuhaut, Quetschung der­selben; Wasser mit vorwaltend erdigen Bestandtheilen.
Sitz: Hinterkiefer, vom Hackenzahn bis zum zweiten Backzahn; an den Gliedmassen, hauptsächlich die innere Fläche des vorderen Schienbeins zwischen letzterem und dem Griffelbein.
Erscheinungen: schmerzhafte, harte, wärmer anzufüh­lende nicht verschiebbare Geschwulst von verschiedener (rund­licher oder länglicher) Form. Nach dem Glattstreichen der Haare und Aufheben des betroffenen Vorderfusses fühlt man die abnorme Erhabenheit deutlich: das Hinken tritt während der Bein-liautentzündung deutlich hervor, verliert sich aber später wieder.
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DKB LEIST.
Behandlung: Anfangs kalte Ueberschläge, Lehmanstriche. Aq. Goulardi, Bäder von Aschenlauge, Einreibungen von grauer Quecksilbersalbe; Jod-, Doppeljodquecksilbersalbej später Ungt. cantharidum, Empl. acre anglicum; das Glüh­eisen; eine Verstärkung der Salben mit Arsenik, Euphor-biura, Sublimat ist nicht zu empfehlen; auch die Chrom­salbe ist entbehrlich. Gestielte Ueberbeine können durch Absägen (Kettensäge) entfernt werden; bei sehr schmerz­haften wird der Beinhautschnitt (Sewell) empfohlen. Bei älteren üeberbeineu: Druckverband, Bleiplatten.
B. Die Schale, der Leist und das Eingbein.
Knochenauswüchse am Kronbein und Fesselbein der Pferde (hauptsächlich der gemeinen Race) von verschiedener Form und Ausdehnung.
Ursachen: mechanische Einwirkungen, Beinhautentzün­dung, Verstauchungen, Kronentritte u. s. w. Hertwig beschul­digt bei jungen Pferden eine zu reichliche Ernährung mit schwe­rem Körnerfutter, Genuss von Gras von sumpfigen Waiden; akuter Rheumatismus.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; laquo;
Erscheinungen: Vorstellen des betroffenen Fusses im Stande der Ruhe, aufrechte Haltung des Fesseis, Schmerz und dadurch bedingtes mehr oder weniger stark hervortretendes periodisches Hinken mit beschränktem oder gänzlich mangeln­dem Durchtreten. Manchmal verliert sich das Hinken wieder. Die Erhöhung an der Krone entsteht nur langsam, die Haut ist auf der Geschwulst verschiebbar, später verdickt. Bei genauem Vergleichen der beiden Füsse beobachtet man ent­weder eine mit der Krone parallel laufende oder eine partielle Erhöhung an irgend einer Stelle derselben; unterhalb dieser erscheint der Huf schmaler. Je nach seiner Form wird das Leiden verschieden benannt; einzelne begrenzte Auswüchse heis-sen Leist; reicht die Erhöhung von einem Seitenrande bis zum andern, so bezeichnet man sie mit Ring bein; ist die Krone zugleich mit aufgetrieben: Schale. Je mehr die Knochen-Neubildung am Umfang zunimmt, desto auffallender wird die stelzfussartige Stellung hervortreten, so dass das Pferd oft mit der vorderen Fesselfläche den Boden berührt.
Die Diagnose ist leicht bei ausgebildetem Leiden, nicht
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SPÄTH.
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leicht im entgegengesetzten Falle; im Anfange des Leidens ver­mehrte Wärme.
Prognose: nicht sehr günstig, namentlich wenn der Sitz am Kronbein ist und das Leiden nicht direkt bekämpft werden kann. Ihre Folgen bestehen in Verwachsung des Krongelenks, steifer Fuss.
Behandlung: entzündungswidrig (Eis, Schnee, Uleiwasser, üngt. mercur., Cantharidensalbe) wiederholtes Einreiben derselben unter Schonung der Haut am Saume, um keine Lostrennung des letzteren herbeizuführen. Brennen mit Punkten auf die Krone. Straub empfiehlt ein Verdünnen des Horns vom Saume bis zur Mitte des Hufs, Bestreichen mit Fett, Heublumenbäder, daneben Niederschneiden des Zehentheils der Hornwand, Eisen mit niederen Stollen, Einreibungen einer Scharfsalbe oberhalb der Krone, bei edleren Pferden Jodkalisalbe. Dieses Verfahren gewährt in der Regel eine nachhaltige Hilfe. In verzweifelten Fällen wird die Neurotomie empfohlen, der Erfolg ist aber nicht garantirt.
0. Späth (Spavanus).
Knochenauswuchs an der inneren Seite des Sprunggelenks.
Sitz: hauptsächlich das grosse und das kleine Kahnbein, der Kopf des inneren Griffelbeins , manchmal auch noch das Rollbein.
Ursachen: heftige Anstrengungen beim Ziehen, öfteres Galoppiren, schnelles Pariren der Pferde, Hufschläge, Verletzun­gen, Rheumatismus, erbliche Anlage.
Erscheinungen: Eigenthümliches Lahmgehen, nament­lich im raschen Traben vom Stalle weg (nach Aufhebung des kranken Fusses wie zum Beschlag): anfangs hebt das Thier den Fuss zuckend in die Höhe und hüpft auf drei Füssen weiter ; schon nach 100-200 Schritten verschwindet das Lahragehen, vorausgesetzt, dass die Entzündung nicht zu stark ist. Der Verlauf der Entzündung ist entweder akut oder chronisch und darnach auch die Wärme, der Schmerz mehr oder weniger auf­fallend und fühlbar. Je akuter der Verlauf, desto heftiger der Schmerz und desto bedeutender das Lahmgehen. Im Stande der Ruhe stellen die Thiere den spathkranken Fuss mehr auf die Zehe, lassen ihn ruhen. Das Wachsthum des Knochen-
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V E R L B T Z U N fi DEB K N O C H E N.
auswuchses häugt von der Entzündung ab; manchmal findet ein Stillstand im Wachsthum statt. Gallen, Narben etc. er­schweren oft die Diagnose wesentlich; die Untersuchung muss desshalb eine ganz genaue sein.
Prognose: günstig, wenn das Hinken nicht bedeutend oder gänzlich aufgehört hat, ungünstig, wenn durch das Hinken die Brauchbarkeit des Thieres in Frage gestellt ist. Rückfälle sind übrigens immer zu befürchten.
Therapie: Ruhe des Thieres vor allen Dingen: Einreibungen von Ungt. mercuriale in Verbindung mit Kai. carbonic, oder Jodkali, täglich 2 Mal, längere Zeit fortgesetzt. Ungt. cantharidum für sich allein und öfter wiederholt genügend. Nicht zu empfehlen die quot;Verstärkung derselben durch Euphor-bium (Zerstörung der Haarzwiebel). Empl. acr. anglic. in leichteren Fällen. Das rothglühende Eisen, Brennen in senkrechten Strichen, soweit die Auftreibung sichtbar, Scho­nung der auf der inneren Fläche verlaufenden Hautvene. Chromsalbe vorsichtig. Ein Eiterband über die Exostoste, (Hertwig) hat vor dem Brennen nichts voraus.
D. Eehbein.
Knochengeschwulst an der äusseren Fläche des Sprung­gelenks.
Sitz: das Würfelbein und der Kopf des äusseren Griffel­beines.
Lahmgehen etwas geringer wie beim Späth, Untersuchungs­art und Behandlung die aleiche.
3. Verletzungen der Knochen.
A. Knocheuwunden, Prakturen im Allgemeinen s. Störungen des Zusammenhangs.
B. Frakturen der einzelnen Knochen,
a. Brüche des Hinischädels (des Oberhauptbeines, der beiden Vorderhauptbeine und des Keilbeines)
können wie alle Brüche entstehen durch einen heftigen Stoss, durch Anrennen an harte Gegenstände, Schussverletzungen; sie
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F E A K T ü K £ N.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gg
sind verschieden nach ihrem Grade, manchmal hlos Fissuren, welche die äussere Knochenplatte treffen, manchmal sind die äussere und innere zugleich gesprungen, häufiger sind es Splitter­brüche. Ihre Begleiter sind: Gehirnerschütterung, Betäubung, Blutergiessungen; ihre Complikationen: quot;Verletzungen der Gehirn­häute und des Gehirns durch den eingedrückten Knochen selbst, deren Folge Entzündung des Gehirns, wenn das Thier nicht vorher zu Grunde geht.
Diagnose: leicht bei offenen Wunden, wo der Bruch zu sehen und zu fühlen ist, oder bei vorhandenen Eindrücken, schwer, oft beinahe gar nicht möglich, wenn heftige Quetschung der die Knochen deckenden Haut und Muskeln vorhanden oder der Bruch an der Basis des Schädels sich befindet. Die Sektion wird dann in Bälde über die Verletzung aufklären.
Prognose: ungünstig wegen der Nähe des Gehirns und den Complikationen.
Behandlung: oft gar keine nothwendig; das Thier crepirt bald nach der Verletzung; wenn dieses nicht der Fall: streng antiphlogistisches Verfahren, Eisüberschläge etc., Einschnitte in die contusirte Stelle zur Entleerung etwaiger Flüssigkeiten unter, der Haut; Trepanation, Entfernen der Knochensplitter.
b. Brüche des Stirnbeins
sind entweder blose Eindrücke seiner Fläche oder sind seine Fortsätze (Augenbogenfortsatz, Hornfortsatz beim Rindvieh) ab­gebrochen.
Diagnose: Veränderte Form und Stellung der Fortsätze, Geschwulst, Schmerz, Crepitation, Hirnerschütterung, Hirnent­zündung, Blutung, Entzündung des Augapfels.
Prognose: abhängig von dem verletzten Theile, wenn Splitterbrüche: ungünstig wegen der Folgen; bei Brüchen des Augenbogenfortsatzes: drohender Verlust der Sehkraft. Brüche des Hornzapfens sind in der Regel günstig zu beurtheilen.
Therapie: Eingedrückte Knochenstücke sind durch den Tre­pan zu entfernen, oder durch die Knochenschraube zu he­ben, vorhandene Splitter sind zu entfernen; allenfallsige Eiterung ist zu überwachen. Das abgebrochene Horn muss
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FRAKTUREN.
man in seine normale Lage wieder zurückbringen und durch einen zweckmässigen Verband in derselben erhalten. Festes Aufdrücken des abgebrochenen Hornzapfens, Abscheeren der Haare um die Bruchenden, Anlegen einer etwa daumen­breiten mit Tischlerleim iiberstrichenen Binde um die Bruch­stelle; Einspannen eines Stabes zwischen beide Hörner. Wenn keine Heilung zu erwarten: Entfernen des Horns mittelst Säge etc., Auflegen eines in Leim getränkten Werg­bausches, bei heftigen Blutungen Ausstopfen des Stumpf mit einem in Lig. ferr. sesquinchlorat. getauchten Schwamm oder mit Werg. Oertlich: antiphlogistisch. Bei drohender Hirnentzündung: Derivationen an der Seite des Halses, V. S. Innerlich : Salze.
c. Brüche des Jochbeins und des Jochbogens.
Sie sind seltener als die übrigen; gewöhnlich mit Zersplit­terung des Jochbogens und der Jochleiste und Verletzung der benachbarten Weichtheile verbunden; ebenso können auch be­nachbarte Knochen mitverletzt sein.
Diagnose: Eindruck an der betroffenen Stelle; bei Druck auf die Stelle fühlt man die Splitter, Crepitation.
Prognose: Oberflächliche Brüche sind nicht gefährlich, obgleich schwer zu heilen, da die losgetrennten Stücke der Masseters nach unten gezogen nicht leicht in ihrer Lage erhal­ten werden können: bei Splitterbrüchen ist die Beurtheilung eine ungünstige.
Behandlung: Versuch einer Keposition des losgelösten Knochen­stückes: Entfernung der Knochensplitter; bei Brüchen der Jochleiste wäre ein queres Durchschneiden der Fasern des Masseters zu versuchen; sonst lokale antiphlogistische Be­handlung (Lehmanstriche).
(1. Brüche des grossen Kieferbeines
sind ähnlich in Symptomen, Prognose und Behandlung wie die Brüche des Jochbeines.
e. Brüche des Nasenbeines.
Dieselben sind in der Regel mit Verwundungen der Sasen-schleimhaut complicirt.
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FRAKTUHEN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;91
Diagnose: ist im Allgemeinen leicht, weil die Nasenbeine unmittelbar unter der Haut lagern; deutliches Crepitations-geräusch bei Splitterbmchen, manchmal ist das Knochenstück nach innen gedrückt; Blutungen aus der Nasenhöhle; im wei­teren Verlauf: Geschwüre auf der Schleimhaut der Nasenhöhle, Neubildungen (Polypen) in derselben. Warme, schmerzhaft an­zufühlende Geschwulst; Gehirnerschütterung, Athembeschwerden, Erstickungszufälle.
Prognose: günstig bei einfachen Fissuren, ungünstig bei Splitterbrüchen, bei Geschwürsbildung etc.
Therapie: Vor Allem Zurückbringen des eingedrückten Kno­chens in seine normale Lage mittelst Hebelkraft. Einbrin­gen eines an seinem Ende mit Werg umwickelnden Stockes; herausdrücken des eingedrückten Knochens. Vorher Tra-chcotomie wegen der möglichen gefahrdrohenden Er­stickungszufälle. Ist der Bruch weit oben. Anlegen der Knochenschraube; Hebung des eingedrückten Stückes durch dieselbe oder durch den Trepan; Entfernung der Splitter mit Pincette oder Knochenzange; Eisumschläge, Bleiwasser; bei heftigen Blutungen: Einspritzungen von adstringirenden Dekokten oder von Lösungen von Alaun; Entfernung des Blutcoagulums.
Innerlich: Neutralsalze, Clystiere.
f. Brüche der kleinen Kieferbeine sind meistens Splitterbrüche.
Diagnose: Die Oberlippe hängt herab, die Zähne des Oberkiefers sind theils nach unten, theils nach der Seite gebo­gen, die Nasenfläche ist schief verzogen; dabei beobachtet mau eine sehr abnorme Beweglichkeit der Oberlippe beim Anfassen derselben; die Thiere äussern heftigen Schmerz; bei Splitter­brüchen ist ein deutliches Crepitiren hörbar; die Thiere spei­cheln sehr stark und sind unvermögend, ihr Futter zu ergreifen. Prognose: nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen günstig.
Behandlung: Entfernung der Splitter; Reposition und Reten-sion des gebrochenen Stückes; Zurückbringen der Schneide­zähne in ihre normale Lage. Anlegen eines Maulkorbes.
Das Verfahren von Hertwig ist folgendes: An dem Stirnriemen des Halfters befestigt man einen platten eiser-
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FRAKTUREN.
lien Stab oder eine Holzschiene, die bis zum Nasendemen und bis zur Oberlippe reicht, so dass dieselbe auf die Mittellinie des Nasenrückens zu liegen kommt; an diese Schiene sollen die beiden Enden eines um die sämmtlichen Schneidezähne des abgebrochenen kleinen Kieferbeines ge­wundenen Metalldrahts gewunden und so der abgebrochene Knochen in seiner Lage erhalten werden. Diät: Kleien-scblapp, Mehltränke: Hunden: Fleischbrühe.
g. Brüche des Hinterkiefers.
Der Hinterkiefer bricht entweder an den Aesten, am Kör­per oder Kronfortsatz und Gelenksfortsatze.
Diagnose: Speicheln des Thieres; ist nur ein Ast abge­brochen , so ist die Verschiebung eine geringe und das Kauen erschwert; wenn beide Laden gebrochen sind, so hängt das Kinn herab. Die Futteraufnahme, das Kauen sind unmöglich. Bei der Bewegung des Hinterkiefers hört man das Reiben der Bruchenden deutlich.
Prognose: ziemlich günstig, wenn der Bruch den Körper trifft, ebenso wenn nur ein Ast abgebrochen ist; bei Doppel-brüchcn ungünstig, weil die Heilung in Frage steht; ebenso bei Brüchen des Kronfortsatzes, bei welchen gewöhnlich ein falsches Gelenk zu Stande kommt. Manchmal Heilung durch Eiterung.
Therapie: Reposition des Bruches, Anlegen eines zweckent­sprechenden Verbandes. Binz empfiehlt ein genau passen­des, mit Werg umwickeltes Holz in den Kehlgang zu legen und es am Halfter zu befestigen, um eine Verschiebung des eingerichteten Bruches weiter zu verhindern; Splitter, lockere Backzähne müssen entfernt werden. Aeusserlich Umschläge von kaltem Wasser, Aq. Goulardi. Weiches Futter; Hunden: Fleischbrühe und Milch. Maulkorb.
h. Brüche des Zungenbeins.
Bis jetzt sind solche nur bei Pferden beobachtet worden, ihre Erkennung ist schwierig.
Diagnose: Quetschgeschwulst, auf der äussern Fläche Oedcme, Anschwellung der nicht mehr recht bewegungsfähigeu
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FEAKTUEJSN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;93
Zunge; erschwertes Kauen und Abschlucken, Speicheln und Geifern aus dem Maule; Bildung von Abscessen im Kehlgang.
Prognose: in der Regel günstig.
Behandlung: Oefteres Ausspritzen des Maules mit kaltem Wasser; Säuren in's Trinkwasser; später aromatische In-fusen; Oeffnen der entstandenen Abscesse.
i. Brüche der Hals-, Rücken- und Lendenwirbel.
Dieselben beschränken sich in der Regel auf den Bogen, den Dorn und Querfortsatz eines Wirbels, seltener den Körper. Complicirt können sie sein mit Verrenkungen, Entzündung des Rückenmarks etc.
Ursachen: üeberschlagen, ungeschicktes Niederwerfen zu Operationen, heftige Contraktionen der Rückcnmuskel.
Diagnose: sehr unsicher; Schmerz an der ermittelten Stelle: manchmal ist längs der Wirbelsäule eine Unebenheit oder eine quot;Vertiefung zu bemerken. Bei Brüchen der Halswirbel halten die Thiere den Kopf schief, oft gegen den Boden; bei Complicationen einer Riickenmarksverlotzung : Lähmung des Hin-tertheils von der Stelle an, wo die Verletzung vorhanden ist; die Thiere sind unvermögend aufzustehen, schwitzen sehr stark.
Prognose: sehr ungünstig, die Thiere crepiren unter heftigen Convulsionen. Etwas günstiger wird die Beurtheilung, wenn blos die Dornfortsätze abgebrochen sind.
Behandlung: erfolglos; grössere ITausthiere müssen in eine Gurte gestellt werden; Eismnschläge, Waschungen mit Arnicainfusum; später flüchtig reizende Mittel. Innerlich: kalte Clystiere; abgestossene Splitter sind zu entfernen.
k. Brüche der Rippen
sind nicht selten, namentlich an den falschen Rippen, manchmal complicirt mit Verwundungen der Brust, des Brustfells, der Lungen und der darauf folgenden Lungenentzündung.
Diagnose: sehr schwer, wenn keine Wunde der Haut vorhanden ist. In der Regel wird ein Bruch der Rippen gänz­lich übersehen. Das Athmen ist angestrengter. Beim Drücken auf die allenfalls ermittelte Stelle äussern die Thiere heftigen
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FRAKTUREN.
Schmerz. Sind die Bruchenden nach innen gedrückt, so wird an der Stelle eine Vertiefung wahrnehmbar; Crepitations-geräusch ist nur selten hörbar. Nach Verletzungen der Lunge zeigen sich Blutungen aus der Nase, Emphyseme unter der Haut.
Prognose: günstig, wenn die Bruchenden nicht auseinander gewichen sind; ungünstig, wenn Verletzungen des Brustfells und der Lunge stattgefunden. Heilung erfolgt oft durch Bildung eines falschen Gelenks.
Behandlung: Dieselbe beschränkt sich oft auf eine lokale Antiphlogose. Bei einer Verschiebung der Bruchenden nach innen müssen dieselben wieder gehoben werden. Blutungen aus den Zwischenrippenarterien sind durch Unterbindung zu stillen, (s. Wunden der Brust.) Ausserdem Ruhe. In­nerlich : Neutralsalze.
1. Brüche des Beckens und des Kreuzbeins.
Der äussere und hintere Darmbeinwinkel sind hauptsächlich solchen ausgesetzt; selten brechen die Scham- oder Sitzheine, dann meistens in Gemeinschaft mit dem Kreuzbein.
Diagnose: Dieselbe ist wegen der dichten Muskellage sehr schwierig. Je nach dem Sitze des Bruches ist die Form des Beckens wesentlich verändert. Bei Brüchen des äusseren Darmbeinwinkels erscheint das Thier einhüftig. Hat der Bruch seinen Sitz in der Nähe der Gelenkpfanne, so hört man beim Hin- und Herhewegen des Fusses ein dunkles Crepitiren, das Lahmgehen ist sehr bedeutend, die Thiere setzen den Fuss beim Gehen mehr nach auswärts und vornen, berühren den Boden kaum mit der Zehe. Bei Scham- oder Sitzbeinbrüchen bleibt die Form des Beckens unverändert; es entstehen am Hodensack, dem Euter Oedeme; der Gang solcher Thiere ist sehr beschwerlich. Bei Brüchen des Kreuzbeins findet ein Einsenken desselben statt; das Hintertheil und der Schweif des Thieres ist gelähmt. Zur Sicherung der Diagnose wird eine Untersuchung durch den Mastdarm wesentlich beitragen.
Prognose: in der Regel ungünstig, weil trotz der Heilung die Brauchbarkeit des Thieres in Frage gestellt ist. Durch Verschiebung der Bruchenden entsteht oft eine Verkürzung des Fusses und bleibendes Hinken.
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FEAKTÜREN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;95
Behandlung: Abwarten der Naturheilung; öftere kalte Cly-stiere; Hängegurte; kalte Ueberschläge.
m. Brüche der Schweifwirbel.
Oft sind die Schweifwirhel nur verrenkt in Folge der Zer-reissung der dieselben verbindenden Knorpelscheiben; wenn sie gebrochen, sind es meistens Splitterbrüche.
Diagnose: Der Schweif ist entweder im Winkel gebogen oder hängt er schlaff herab; er ist sehr leicht beweglich; die Crepitation ist bei wirklichen Brüchen deutlich: durch die hinzu­tretende Entzündung entsteht eine Geschwulst. Complicirt kön­nen solche Schweifbrüche sein mit Verwundungen der Haut und der benachbarten Theile (After etc.).
Behandlung: Einrichten der Knochen durch gelindes Ziehen. Anlegung eines Guttaperchaschienenverbandes. Aufhängen des Schweifes in Rollen und in massig horizontaler Richtung. Entzündung und andere Complikationen sind nach den be­stimmten Grundsätzen zu behandeln.
11. Brüche des Schulterblattes.
Dieselben sind wegen ihrer von Muskeln geschützton Lage selten, meistentheils treffen sie den vorderen und hinteren Winkel die Gräte, am häufigsten den Hals und zwar in den verschieden­sten Richtungen.
Diagnose: schwierig; starkes Hinken der Thiere, Auf­treten mit der Zehe, wenn der Schulterblatthals gebrochen ist findet eine Verkürzung des Fusses statt: in der Nähe des Bruches ist der Fuss ziemlich beweglich und auch ein Crepitiren wahrzunehmen: die entstehende Geschwulst ist warm anzufühlen und sehr schmerzhaft.
Prognose: ist günstig bei Brüchen der Gräte, des vor­deren und hinteren Winkels, ungünstig bei Halsbrüchen, weil in der Nähe des Gelenks.
Behandlung: Ein Verband ist ziemlich überflüssig; zu ver­suchen wäre allenfalls der Binz'sche Kissenverband. Hänge­gurte ; Splitter wären durch gemachte Einschnitte zu ent­fernen. Kalte Umschläge, Lehmanstriche.
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96nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; FEAKTUHEN.
o. Brüche des Annbeins.
Das Armbein bricht gewöhnlich in der Mitte und schief.
Diagnose: bedeutende Geschwulst; schlaffes Herabhängen des am Fesselgelenke zurückgebogenen, mit der Zehe den Boden berührenden Fusses. Nachschleppen desselben; heftige Schmerzäusserung beim Hin- und Herbewegen des Fusses nach verschiedenen Richtungen; abnorme Beweglichkeit desselben; deutliches Crepitiren der stark verschobenen Bruchenden; Kürzerwerden des Fusses von der Schulter bis zum Armbein; Entzündung.
Prognose: ungünstig, namentlich bei den grösseren Haus-thieren, wegen unvollständiger Heilung des Bruches und des dadurch bedingten anhaltenden Hinkens. Behandlung: Ein Verband ist schwer anzubringen. Versuch
des Binz'schen Verbandes. Hängegurt. Lokale Antiphlogose.
p. Brüche des Vorarms und des Ellenbogenbeines.
Dieselben kommen häufiger als die Brüche des Armbeins vor; bei den Pferden bricht nur das Vorarmbein, bei den übri­gen Hausthieren in der Regel alle beide zugleich (anatomischer Bau).
Diagnose: beim Pferde leicht: Schmerzen, Geschwulst, Nachschleppen des Fusses, schlaffes Herabhängen desselben im Stande der Ruhe, Verschieben der Brachenden, Kürzerwerden des Fusses, deutlich hörbares Crepitationsgeräusch; schwieriger bei den übrigen Hausthieren, wo nur ein Knochen gebrochen, der andere noch unversehrt ist. Bei Brüchen dos Ellcnbogen-höckers hält das Pferd den Vorarm im Ellenbogengelenke ge­beugt: an der Stelle des Höckers ist eine Lücke sichtbar und das abgebrochene Stück des Höckers stark nach oben gezogen, wodurch die Heilung und der Gebrauch des Thieres in Frage gestellt ist.
Prognose: bis jetzt ungünstig wegen des Mangels eines festen, zweckentsprechenden Verbandes. Querbrüche sind leich­ter zu heilen als schiefe Brüche; Brüche in der Mitte günstiger als an beiden Enden: bei kleinen Hausthieren ist die Beurthei-lung entschieden günstiger. Behandlung: Reposition des Bruches durch Extension und
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FRAKTUREN.
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Contraextension. Nach der Einrichtung Anlegung eines Guttapercha-Schienengypsverbandes (s. Störungen des Zu­sammenhangs), des hier einzig möglichen; Schenkelmieder (Hertwig).
q. Brüche der Knieknochen
kommen meistens als Splitterbrüche vor, complicirt mit Gelenks­wunden, Zerreissung der Hülfsbänder.
Diagnose: schwierig, wenn keine offene Wunde vorhan­den. Geschwulst, heftiger Schmerz, Hitze. Steifhalten des Fusses.
Prognose: ungünstig; Gelenksentzündung, Caries, Verwach­sen der Knieknochen unter sich sind die unangenehmen Folgen. Therapie: Energische Antiphlogose, Schienenverband; bei
Complikationen mit einer offenen Wunde Fenstereinschneiden
in die Schienen etc., nur bei Guttaperchaschieneu möglich.
r. Brüche des Schienbeins und der Griffelbeine.
Diagnose: Schweben des Schienbeins, Unvermögen auf­zutreten, Verschiebung der Bruchenden, Crepitationsgeräusch bedeutend; bei Pferden starke Beugung des Kniegelenks; bei Schweinen, Hunden und Katzen ist wegen des Vorhandenseins mehrerer Mittelfussknochen die Diagnose schwieriger.
Prognose: günstig, wenn ein entsprechend fester Verband angelegt wird; bei schiefen Brüchen wird die Prognose weniger günstig sein; Durchstechen der spitzen Bruchenden durch die Haut, Verletzung der Sehnen.
Behandlung: Nach der Einrichtung Anlegen eines Schienen-Gyps- oder Schienen-Wasserglasverbandes. Hertwig em­pfiehlt nach angelegtem Verbände zum grösseren Schütze noch eiserne mit dem Hufeisen verbundene Schienen; die Stelzfussmaschine von Binz. Bei Brüchen des einen oder des anderen Griff elb eins genügen einfache Compressiv-verbände ohne Schienen; kalte Ueberschläge.'
s. Brüche des Fesselbeins und der Schambeine kommen bei den Pferden am häufigsten vor.
Diagnose: ist in der Regel nicht schwierig. Die Thiere treten mit dem Fessel nicht durch, nur mit der Zehe auf oder
F ricker, Vademecum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7
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^^quot;
ggnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; FEAKTUREN.
mit einem Seiteurande; eine Verschiebung der Brückenden ist seltener wahrzunehmen, desshalb auch keine Verkürzung des Fusses vorhanden ist; dagegen ist eine abnorme Beweglichkeit des Fusses vorhanden und das Crepitationsgeräusch (besonders bei Splitterbrüchen) deutlich hörbar. Das Hinken des Thieres ist sehr bedeutend, ebenso die Schmerzen, namentlich wenn der Bruch in die Gelenkhöhle hineinreicht (Brüche in der Längen­achse des Knochens).
Prognose: bei Querbrüchen immer günstig; bei Brüchen, welche die Gclenkhöhle mittreffen, weniger wegen der Folgen (Verwachsung, Stelzfuss, Schale, dauernde Lahmheit), ebenso bei Complikationen mit Zerreissungen der Seimen wegen der kaum zu ertragenden Schmerzen. Behandlung: wie bei den Schienbeinbrüchen.
Die Sesambeine reissen manchmal quer durch: dadurch entsteht eine bedeutende Lücke; die Entzündung ist gewöhnlich sehr bedeutend; die Thiere treten im Fesselgelenk durch.
Prognose: sehr ungünstig, weil das Einrichten beinahe unmöglich.
Therapie: subkutanes Durchschneiden des oberen Gleichbein­bandes (sog. Fesselbeiubeuger, M. interosseus medius hom.), sodann Schienenverband. Kalte Ueberschläge etc.
t. Brüche des Kronbeins.
Oft complicirt mit Brüchen des Hufbeins und Strahlbeins, Zerreissung der Beugesehnen.
Diagnose: Diese ist immer schwierig, die Thiere gehen plötzlich lahm, beim Drücken auf die Krone äusseru die Thiere heftigen Schmerz. Verschiebung und Crepitation ist nur selten wahrzunehmen. Geschwulst ist nur massig, das Hinken wegen der andauernden heftigen Schmerzen sehr bedeutend; heftige Entzündung.
Prognose: ungünstig wogen der oft unverhältnissmässigen Callusbildung, welche eine Verwachsung des Gelenkes und dadurch die Unbrauchbarkeit des Thieres herbeiführt; dieselben sind höchstens noch im Schritte zu gebrauchen.
Therapie: Dünnfeileu des Ilufhorns, kalte Umschlüge (Eis,
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FEAKTUEEN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;99
Schnee, Bleiwasser), LelimumscUage, später Waschungen mit Branntwein, Camphergeist etc.
u. Brüche des Hufbeins und Strahlbeins.
Diagnose: ist ehenfalls schwierig wegen des die Knochen umgebenden Hornschuhs. Der Schmerz und das Lahmgehen ist bedeutend und wird bei Druck auf die Sohle noch gesteigert; dunkle Crepitation: es entsteht eine sehr heftige Hufentzündung, in Folge deren und des üppig wuchernden Callus eine Auf­treibung der Krone; auch Abscesse an derselben sind schon beobachtet worden. Die Thiere können nicht mehr auftreten, berühren den Boden nur mit der Zehe.
Prognose: in der Regel sehr ungünstig.
Behandlung: ist eine sehr beschränkte: energische lokale Antiphlogosc. Abnehmen des Eisens (Vorsicht). Einschnei­den von tiefen Rinnen zwischen die Wand und die Sohle, Spalten der Hornwand, Verdünnen und Trepanation der­selben (Lafosse).
v. Brüche des Backbeins.
Die hauptsächlichsten Stellen sind die drei Umdreher (grosser, mittlerer und kleiner Umdreher), der Hals oder das untere Ende; öfters sind es Splitterbrüche.
Diagnose: in der Regel schwierig wegen der dicken Muskellage; bei Brüchen am Halse wird durch die Contraktion der Muskeln der Fuss zu kurz, er berührt den Boden kaum mit der Zehe, Crepitation ist in der Tiefe manchmal zu fühlen und zu hören; ist der grosse Umdreher gebrochen, so behält der Fuss seine normale Länge, die Thiere treten noch ziemlich fest auf denselben auf; beim Gehen schleppen sie den Fuss nach; die Beweglichkeit desselben ist nicht so stark wie bei Halsbrüchen; bei Brüchen des mittleren Trochanter ist deut­liches Crepitationsgeräusch vorhanden. Brüche durch den Kör­per und am unteren Ende des Knochens constatiren sich durch heftige Schmerzen und sehr bedeutendes Lahmgehen der Thiere; die Brüche am Körper sind meistens schiefe Brüche und es findet hier eine starke Verschiebung der Bruchenden und da­durch eine Verkürzung des Fusses statt; Crepitation ist leicht
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;
100nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; FRAKTUREN.
zu hören und Jie Beweglichkeit des Fusses nach innen und aussei! ziemlich frei; bei Brüchen am unteren Ende desselben weichen die Bruchenden in der Regel nicht von einander, die Kniescheibe ist mehr in die Höhe gezogen; das Reibungsgeräusch ist nicht immer hörbar, dagegen tritt eine heftige Entziindungsgeschwulst immer hinzu, welche auch die benachbarten Gebilde trifft.
Prognose: schlecht; es ist entweder gar keine Heilung zu hoffen, oder wenn eine solche stattfindet, so hat durch die Verschiebung 'der Bruchenden eine Verkürzung des Fusses statt­gefunden. Die Folge davon ist bleibende Gebrauchsunfähigkeit; das gleiche ist bei Bildung eines falschen Gelenks zu befürchten.
Behandlung: Die Reposition des Bruches gelingt in der Regel wegen der heftigen Muskelcontraktioneu nicht; In­halationen von Schwcfeläther überwinden vielleicht die hef­tigen Contraktionen und begünstigen die Einrichtung; ein Verband ist übrigens schwierig anzubringen; bei Heil­versuchen ist die lokale Antiphlogose nicht zu vergessen.
w. Brüche der Kniescheibe.
Es sind meistens Splitterbrüche; mit denselben ist in der Regel eine sehr bedeutende Quetschung dos Gelenkes oder gar Verwundung desselben verbunden.
Diagnose: Entziindungsgeschwulst, unerträgliche Schmer­zen, Entzündung des Gelenks, Fiebererscheinungen, Auseinander­weichen der Brnchendcn in Folge der Wirkung der Streck­muskel; die Thierc berühren den Boden nur mit der Zehe.
Prognose: ist in den wenigsten Fällen günstig; das hinzu­tretende Reizfieber ist oft so heftig, dass die Kräfte des Thieres ausserordentlich rasch sinken und der Tod erfolgt.
Behandlung: lokalentzündungswidrig; später Einreibungen von Ungt. canthar.
x. Brüche des Unterschenkelbeins.
Anfangs sind solche meist nur Fissuren (sog. verborgene Knochenbrüche), erst später nach Abreibung der scharfen Ränder des Bruches wird der Bruch vollständig: meistens sind es schiefe oder Längebrüche, seltener Querbrüche.
Diagnose: Unvollständige Brüche lassen sich nur ver-
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FEAKTUEEN.
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muthen durch die heftigen Schmerzen und das denselben entspre­chende Lahmgehen. Vollständige Brüche sind leicht zu erkennen: schlaffes Herabhängen des Fusses, starkes Crepitationsgeräusch, abnorme Beweglichkeit des Unterschenkels; bei schiefen Brü­chen: Verschiebung der Bruchenden, Verkürzung des Fusses.
Prognose: richtet sich nach der Beschaffenheit des Bru­ches, ob Quer- oder Schiefbruch; bei letzterem ist die Beurthei-lung ungünstiger, ebenso wenn der Bruch in der Nähe des Ge­lenkes ist.
Behandlung: Hängegurt, selbst wenn der Bruch nur ein un­vollständiger ist (kalte Ueberschläge, Lehmanstriche); bei vollständigen: Guttaperchaschienen in Verbindung mit dem Gyps- oder Wasserglasverband. Lafontaine empfiehlt statt des Gypses eine Lösung von krystallisirtem Alaun, welcher in wenigen Minuten steinhart wird.
y. Brüche der Sprunggelenksknochen
ereignen sich selten und treffen dann hauptsächlich entweder das Kollbein oder das Fersenbein.
Diagnose: Ist der Fersenbeiuhöcker gebrochen, so wird das abgebrochene Stück durch die sich an ihn anheftende Sehne des Backfersenbeinmuskels (Achillessehne) in die Höhe gezogen, die letztere erschlafft und man findet an deren Stelle eine Lücke; die Thiere können auf den Fuss, welcher im Sprunggelenke stark gebogen ist, nicht mehr auftreten.
Bei Brüchen des Rollbein tritt eine heftige Geschwulst, Entzündung der benachbarten Sehnen und Sehnenscheiden hinzu; das Thier äussert namentlich bei der Berührung heftigen Schmerz; das Hinken ist bedeutend; das Crepitiren ist ziemlich deutlich wahrzunehmen.
Prognose: schlecht. Verwachsungen des Gelenks sind zu befürchten. Behandlung: Ruhe, Hängegurte, lokale Antiphlogose.
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Viertes Capitel.
Yon den Kranldieiten der Gelenke.
A. Entzündungen der Gelenke (Arthrophlogose, Arthrocace) und deren Ausgänge.
Ursadien: Geleiiksentzüiidungen entstellen entweder aus allgemeinen Ursachen (Rlieumatismus, Gicht, l'yamie, Rotz, Wurm) oder sind es örtliche Ursachen (Verwundungen).
Pathologische Anatomie: Die Entzündung trifft die Gelenkskapsel, die Hilfsbänder und die Knochenenden des Gelenkes. Das Bindegewebe ist stark injicirt, die Synovialhaut höher geröthet, die Gelonkzotten sind geschwellt, die Band­apparate durch ein gallertartiges Exsudat aufgelockert, er­weicht. Die Folgen dieser Veränderungen sind Eiterung und durch Wucherung des Bindegewebes eine mehr oder minder starke Gelenksgeschwulst. Auf der Synovialfliiche der Gelenks­kapsel sind eigenthümliche Granulationen sichtbar, welche leicht bluten und sehr empfindlich scheinen. Der Synovia ist Blut und Eiter beigemischt. Ebenso sind die Gelenkknorpel entartet (aufgelockert, erweicht, uneben, öfter findet man auch zarte Wucherungen auf denselben).
Die Entzündung der Gelenkenden der Knochen führt oft zu Verjauchung (Huf und Krongelenk bei Pferden), Gelenks­wassersucht, Osteophytbildung, Osteosclerose, Nekrose. (Roloff und Bruckmüller fanden in Schulter-, im Vorderknie- und im Sprunggelenke bei Pferden in der Synoria freie oval rundliche Körper eingebettet: die sogenannten G el cn k s m äu s e; die-
r
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GELENKSWASSBKSUCHT.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;J03
selben bestanden aus einem dichten fibrösen, in der Verknöche-rung, Verknorpelung oder Verkalkung begriffenen Gewebe und sollen sich aus der stärkeren Wucherung der Gelenks-zellen heraus bilden oder Folgen der Knorpelwucherungen sein, welche bei chronischen Gelenksentzündungen am Rande der Gelenksflächen sich vorfinden.
Symptome und Verlauf: Die Gelenksentziindung ver­lauft bald chronisch, bald akut.
Die ersten Erscheinungen der akuten Entzündung eines Gelenkes sind Fieber, Schmerzen in dem betreffenden Gelenk und dadurch auch erschwerte Bewegungen. An der Stelle zeigt sich die Haut sehr gespannt, glänzend und geschwollen. Nimmt die Entzündung den Ausgang in Eiterung, so ist in der Tiefe, wenn noch keine Verdickung der Haut stattgefunden. Fluctua­tion fühlbar. Die Funktion des getroffenen Gelenks ist auf­gehoben, das Fieber steigert sich. Bei der chronischen Ent­zündung sind die Schmerzen geringer und ist in der Regel auch kein Fieber vorhanden.
Prognose: ist verschieden; bei drohender Eiterung un­günstig ; die chronische Entzündung ist oft äusserst hartnäckig.
Therapie: Gegen .die akute Gelenksentziindung Ruhe, kalte Ueberschläge, Lehmanstrichc, üngt. cantharidum. Bei drohender Eiterung vorsichtige Einschnitte, um die Span­nung zu heben und dem Eiter den nöthigen Abfluss zu verschaffen. Compressivverbände, wo sie anzubringen, wären zu versuchen.
B. Gelenkswassersucht. (Hydrops articuli, Hydarthros, Gelenksgalle, Gallae. Ganglion).
Dieselbe besteht in der Ansammlung einer grösseren Menge seröser Flüssigkeit in einer Golenkshöhle; in der Regel geht derselben eine Gelenksentzündung voraus, welche meistens die Folge starker Anstrengungen, heftiger Quetschungen des Ge­lenkes ist. Schlaffheit des Gelenks, wässerigte Beschaffenheit des Blutes begünstigen die Entstehung einer meist chronischen Gelenkswassersucht. Beim Rindvieh trifft man sie am häufigsten am Vorderknie (s. Abbildung 11), beim Pferde am Sprung-
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104nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;GELENKSWASSEESUCHT.
gelenke, dem Fesselgelenke und auch zuweilen an dem Hinter­kniegelenke (Geleukgallen). Manchmal sind zugleich auch die Sehnensclieiden entzündet.
Pathologische Anatomie: Je nach dem Grade der Entzündung ist die Synovia trübe, gelblich, oder in höherem
Grade dicker, gallertartig. Die 11. Kniegeienksgaiie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Synovialkapsel ist gelockert und
verdickt. Die innere Fläche der­selben mit zahlreichen, oft ziem­lich derben Wucherungen bedeckt, welche häufig auch den knorpeligen Ueberzug der Knochenenden über­ziehen; manchmal trifft man den Knorpel geschwunden und auf den weissglänzenden elfenbeinartigen Gelenksflächen linientiefe Ab-schleifungen, -welchemit anden gegenüberliegenden Knochenenden befindlichenErhabenheiten (kleinen Rollen) so zu sagen artikuliren. Zuweilen ist der ganze Bandappa­rat des Gelenks in Mitleidenschaft gezogen: in selteneren Fällen ist die Synovialflüssigkeit verschwun­den, au ihrer Stelle lagern Osteo-phytmassen, welche die ganze Höhle ausfüllen (Verhärten der Gallen). (S. Fig. 12, 13 und 14.) Symptome: Die Gallen ent­wickeln sich unter mehr oder min­der deutlichen Entzündungser-scheinungen, theils langsam, theils sehr schnell; es entsteht eine weiche, dehnbare Geschwulst, deren flüssiger Inhalt verschieb­bar ist und deutliche Fluctuation zeigt. Das Beugen des Ge­lenkes, namentlich bei grösseren Galleu des Vorderknies, wird schwierig, die Haut ist ziemlich gespannt, sonst in der Kegel nor­mal. Das Lahmgehen der Thiere hängt von dem Entzün­dungsgrade ab.
Verlauf: ist meistens chronisch, selten tritt Zcrtheilimc; ein.
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GELENKS WASSERSUCHT.
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Prognose: in der Kegel günstig, da sie den Gebrauch des Thieres nur selten beeinträchtigen.
Behandlung: Bei vorhandenen entzündlichen Erscheinungen sind lokale kalte üeberschläge (Bleiwasser etc.), Lehm­anstriche zu appliciren; ist die Geschwulst sehr schmerz-
12. Linkes Sprunggelenk eines Pferdes (Einlagerung von bedeutenden Osteophytmasen in die Gelenkshöhle) nach Abnahme der allgemeinen Decke.
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ha.it: Mercurialsalbe in Verbindung mit Narcoticis; AVasch-ungen mit narcotischen und schleimigten Mitteln; Einbinden des Gelenks in Flanellbinden; nach aufgehobener Entzündung empfehlen sich adstringirciule Dekokte in Verbindung mit Weingeist, Waschungen mit Kupfer-, Zink- oder Eisen-vitriollosungen: bei chronischem Verlaufe: Einreibungen von Ungt. cantharidum, Tiuctura canth. Jodtinktur oder
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GELENKS WASSERSUCHT.
Salbe; Emplastrum acre; vorher wäre ein Versuch mit flüchtig reizenden Einreibungen (Salmiakgeist, Campher­geist, Terpentinöl) zu machen. Das Oeffuen und Entleeren der Gallen ist oft in seinen Folgen gefährlich und muss, wenn noch eine entzündliche Reizung vorhanden ist, ver­mieden werden. Nachherige Einspritzungen von verdünnter Jodtinktur haben in Velpeau, Gerlach u. A. 'Fürsprecher;
13. Linkes Sprunggelenk eines Pferdes von vorne gesehen, auf dem ßollbein deutlich sichtbare eingesehlift'ene Hinnen.
Hertwig, Bouley haben entgegengesetzte Erfahrungen zu verzeichnen, die von mir bestätigt werden können. Jeden­falls ist bei solchen Injektionen mit der grösstmöglicheu Vorsicht zu verfahren. Die Folgen der Einspritzungen sind: heftige Entzündung des Gelenkes (Schmerz, Wärme), starke Anschwellung, manchmal Eiterung, Ulceration.
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ANKYLOSIS.
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Bei heftigem Reizfieber: allgemeine Bluteutziehuugen.
14, Linkes Sprunggelenk eines Pferdes, von hinten gesehen.
C. Gelenksteifigkeit (Verwachsung der Gelenke). Ankylosis.
Die Unbew'eglickeit eines Gelenkes ist bedingt entweder durch die Verwachsung der beiden Gelenkeuden in Folge einer knöchernen Verschmelzung der ihrer knorpeligen Ueberzüge beraubten Gelenkflächen (Anchylosis vera), oder durch Verän­derungen der das Gelenk umgebenden Bänder, Muskeln, Kuocheu-neubildungen (Anchyl. spuria. s. extracapsularis), wobei die Gelenkhöhle intakt bleibt. (S. Fig. 15.) Verwachsungen können alle Gelenke treffen und sind meistens die Folgen von Quetsch­ungen , Verrenkungen, Frakturen in der Nähe des Gelenkes, Wunden des letzteren, Nekrose der Gelenkfläche; rheumatische Gelenksentzündungen.
Prognose: ungünstig.
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GELENLSVEELETZÜNGEN.
Behandlung: sehr beschränkt und ohne Nutzen. Einrei­bungen von Fett, Oel, Mercurialsalbe; Durchschneiden der am meisten angespannten Sehnen oder Bänder. (?)
15. Ankylose des Schultergelenks vom Pferd.
D. Gelenksverletzungen.
Eine Verletzung der Kapselbänder kann mit Verletzungen von Sehnen, Gefüssen, Knochenbrüchen u. s. w. complicirt sein.
Erscheinungen: Dieselben bestehen im Ausfluss der Synovia (kann übrigens auch aus verletzten Sehnenscheiden koramen), in sehr bedeutender Schmerzhaftigkeit und dem der­selben entsprechenden Hinken; Fieber, Anschwellung des Ge­lenks, Abscesse in der Umgegend gesellen sich hinzu; die Wund­ränder erscheinen aufgewulstet, missfarbig; es ent-svickelt sich in der Folge eine sehr bedeutende Eiterung. Die Untersuchun­gen mit der Sonde sind vorsichtig vorzunehmen, oder noch besser zu unterlassen; bei grösseren Verletzungen kann man in die Gclenkshöhle hineinblicken.
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GELENKSVEKLETZUNGEN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; JQg
Die Ausgänge einer solchen Verletzung sind: Ankylose, Ver­jauchung, Brand, Nekrose, Pyämie.
Prognose: ist im Allgemeinen ungünstig. Je grosser die Gelenksverletzung und das Gelenk selbst, desto bedeutender und Gefahr drohender werden die Entzündung und die sie be­gleitenden Zufälle und ihre Folgen sein. Ausserdem entscheidet bei Stellung der Prognose auch der Sitz und die Beschaffenheit des .Gelenkes selbst.
Behandlung: Man vereinige die Wunde so genau und so schnell als möglich, um den Zutritt der atmosphärischen Luft abzuhalten. Anlegung eines Verbandes, um die Beweg­lichkeit des Gelenkes möglichst zu beschränken; der pas­sendste Verband für diesen Zweck ist ein an der verwun­deten Stelle mit einer Oeffnung versehener Guttapercha-schienenverband ; die in dem Verbände angebrachte Oeffnung kann mit einer einfachen Binde geschlossen werden, welche, um die Wunde zu überwachen, leicht wieder abgenommen werden kann. Neben dem Verband werden anfangs Um­schläge (Eiswasser, Goulardischcs Wasser) applicirt. Bei Stich- oder überhaupt bei kleineren Wunden kann man die Verschliessung der Wunde durch das Brenneisen versuchen; dasselbe ist aber wegen des allzubalden Abfallens des Brennschorfes nicht sicher. Ausserdem empfehlen sich Einreibungen von Ungt. cantharid. in der Umgegend. Nach gehobener Entzündung und eingetretener Eiterung: Verband mit Aloe-, Myrrhentinktur, Kupfer- oder Zinkvitriol-lösungen je nach der Beschaffenheit der Wunde, Tannin­salbe oder eine Lösung von Acid. Tannic. in Wasser oder Weingeist (3,75 zu 15,0), ebenso leistet die aus der Pharm. germ, verschwundene Aegyptiaksalbe (Pulv. aerug. 8 Theile, Acet. venal. 6 Theile, Mel. crud. 8 Theile) gute Dienste. Weitere Mittel sind: Tinct. Ferri muriat; verdünnte Chlor­zinklösungen , Lösungen von Sublimat. Die durch Bil­dung eines Pfropfes wirkenden, die Wunde verschliessenden Mittel (Gyps, Alaun, Eichenrinde, Kalk, Kohlenpulver etc.) leisten nur eine palliative Hilfe. Die Hauptsache bleibt bis zur definitiven Heilung ein richtig angelegter Contentiv-verband.
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KEANKHEITEK DEE SEHNENSCHEIDEN.
110
E. Krankheiten der Sehnenscheiden.
a, Entzündung.
Dieselbe tritt bald primär auf oder ist sie die Folge von Verletzungen.
Symptome: Massige Anschwellung und Schmerz beim Druck oder der Bewegung des Fusses. Therapie: wie bei Gelenksentzündungen.
b, Seimensclieidengalle. Flussgalle. Ganglion.
Ausdehnung der Sehnenscheiden durch übermässige An-sammluug von Synovia in derselben; sie kann alle Sehnenscheiden treffen; am häufigsten befällt sie die Scheide der Beugemuskeln des Vorderknies, hauptsächlich diejenigen am Fesselgelenk, Sprunggelenk und die des Vorderknies. Die Ausdehnung der­selben wird theils auf der inneren, theils auf der äusseren Fläche sichtbar sein (einfache Sehnengalle), oder an beiden zugleich (durchgehende Sehnengalle).
Prognose: in der Regel sind es nur Schönheitsfehler und schädigen den Gebrauch des Thieres nidit wesentlich. Therapie: ist die nämliche wie bei den Gelenksgallen.
F. Krankheiten der Schleimbeutel.
Entzündung der Schleimbeutel.
Dieselbe ist für den Thierarzt nur in ihren Folgen bedeut­sam; durch die Entzündung setzt sich nämlich manchmal ein seröses Exsudat ab (Hygrom); seltener ist dasselbe eiterig: da­bei wird auch die nächste Umgebung, hauptsächlich das Binde­gewebe in Mitleidenschaft gezogen, wodurch eine Geschwulst entsteht. Man findet sie hauptsächlich an den Schleimbeuteln, welche auf dem Ellenbogenhöcker und dem Fersenbein aufsitzen.
Ursachen: meistens sind es Quetschungen; seltener ent­stehen sie aus inneren Ursachen.
Erscheinungen: Die Entstehung ist bald eine langsame.
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ENTZÜNDUNG DEE MUSKELN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; jjM
bald eine schnelle; der Verlauf bald akut, bald chronisch, letz­terer häufiger.
Bei ersterem ist die Geschwulst schmerzhaft und vermehrt warm, bei letzterem fehlen diese Symptome.
Ausgänge: Zertheilung oder Eiterung, Ulceration. Behandlung: s. Stollbeulen, Piephacken.
Fünftes Oapitel.
Krankheiten der Mnskelii und Sehnen.
A. Entzündung der Muskeln (Myositis s. Myitis).
Dieselbe trifft nicht die Substanz der Muskeln, sondern das die Fasern umgebende Bindegewebe (Perimysium). Ihre Aus­gänge sind Zertheilung, Verhärtung, Schwund, Vereiterung. Ihr Verlauf ist bald chronisch, bald akut.
Pathologische Anatomie: Die Querstreifen der Fibril-len sind nicht mehr zu sehen, die Substanz ist gleichartig und gallertig, die Farbe blässer (Virchow's entzündliche Erweichung); zuletzt findet eine fettige Entartung oder eine Auflösung der Muskelprimitivfasern statt, während ihre Bindegewebsscheide erhalten bleibt. Aehnliche Veränderungen treffen zuweilen zu gleicher Zeit das^ Herz (Bruckmüller). Bei eingetretenem Schwunde werden die Muskelfasern kleiner und müssen theils durch Fett ersetzt werden; zwischen den ersteren findet man strangförmige Streifen oder rundliche Verdickungen gelagert (rheumatische Schwielen). Bei der Vereiterung sind zwischen den Muskelfasern Eiterheerde, da und dort, aber seltener, klei­nere abgekapselte Abscesse von kalkartiger Beschaffenheit. Die Vereiterung entsteht hauptsächlich nach Verwundungen des Muskelfleisches.
Ursachen: Verletzungen, Knoehenbrüche, fremde Körper,
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112nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;SEHXENENTZÜNDUNG.
Eheumatismus etc. (Hunde, Pferde, bei letzteren bei der Schulter­lähme, Lähme der Lämmer.)
Erscheinungen: Beim akuten Verlaufe: Schmerzen an der betroifenen Stelle; anfänglich schwillt der Muskel an, ist derb und fester anzufühlen; die Bewegungsfähigkeit ist gestört, er bleibt andauernd verkürzt; Hinken der Thiere. Beim chro­nischen Verlaufe sind dieselben Erscheinungen nur weniger in die Augen fallend. Das beim akuten Verlaufe in der Regel vorhandene Fieber fehlt. Bei lang andauernder Eiterung tritt manchmal ein hektisches Fieber hinzu.
Behandlung: Aeusserlich anfangs streng antiphlogistisch; bei heftigen Schmerzen narkotische Waschungen. Bei Ver­kürzung der Sehnen: schleimigte Bäder, Versuch von Com-pressiverbänden, Tenotomie, Applikation des constanten galvanischen Stroms. Ueberwachung der Eiterung.
B. Entzündung der Sehnen.
Ursachen: sind die nämlichen, welche eine Entzündung der Muskeln hervorrufen können.
Pathologische Anatomie: Das Sehnengewebe ist glanzlos, stark injicirt und mit einem trüben Serum inflltrirt, weniger elastisch und leicht zu fasern.
Erscheinungen, Behandlung s. Entzündung der ein­zelnen Sehnen.
C. Zerreissungen der Sehnen.
Ursachen: sind meistens heftige Anstrengungen, eigene Muskelcontraktionen, Ausgleiten, Niederstürzen.
Erscheinungen: Plötzliches eigenthümliches Laiimgehen der Thiere, Anschwellung, vermehrte Wärme, Oedeme; beim Befühlen ist in der Tiefe an der Rissstelle eine Lücke wahr­zunehmen.
Prognose: ist zweifelhaft; subkutane Zerreissungen ver­einigen sich in der Regel per prim, intent.; Zerreissungen mit
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PARALYSE DEB MUSKELX.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2J3
offenen Wunden verbunden heilen nur durch Eiterung. Meist wird der Zwischenraum zwischen beiden Sehnenenden durch ein plastisches Exsudat ausgefüllt.
Behandlung: Ruhe, kalte Ueberschliige, spater flüchtig rei­zende Einreibungen, aromatische Bäder. Blutungen grösse-rer Arterienstämme sind vermittelst der Torsion zu stillen. Hängegurte.
S. die Zerreissungen der einzelnen Sehnen.
D. Paralyse der Muskeln
ist bei unseren grösseren Hausthieren seltener, bei Hunden werden dieselben häufig im Gefolge der Sucht wahrgenommen. Erscheinungen: Das Thier kann sich nicht mehr fest auf den betroffenen Fuss stützen; an demselben bemerkt man constante veitstanzartige Bewegungen; die Muskeln werden atropbisch. •
Therapie: Innerlich: Strychnin (bei noch vorhandener Em­pfindlichkeit) als Dekokt. 10,00 auf 120,00 Wasser oder in Verbindung mit Glycerin (0,06 zu 15,00) höchstens 6 Tropfen pro Dosi. Bei krampfhaften Zuckungen: Kai. bro-matum (0,06—0,18) in steigernder Dosis je nach der Grosse des Hundes) in Verbindung mit Opium. Aeusserlich: kalte Douchen, Galvanismus, Elektrizität, flüchtig reizende, scharfe Einreibungen, Haarseile.
Fricker, Vademecum.
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Sechstes Oapitel.
Krankheiten der Arterien.
A.nbsp; nbsp;Entzündung der Arterien.
Die Entzündung betrifft in der Regel nur die ftussere und mittlere Arterienhaut, kann aber auch von der inneren Haut ausgehen; in letzterem Falle bilden sich Blutpfröpfe im Lumen der Arterien und es erfolgt eine vollständige Verschliessung des Gefässes. Ihr Verlauf ist in der Regel ein chronischer, Ver-diekung der Wände, Eiterung kann ihr folgen. Am häufigsten sind Pferde ihr unterworfen.
Ursachen: sind meistens traumatischer Natur; in den Gekrösarterien etc. bei Pferden verdankt sie ihre Entstehung der Einwanderung des Embryo's, von dem bewaffneten Pallisa-denwurme (Sclerostomum armatum) vom Darme aus.
Pathologische Anatomie: Injektion der Bindegewebs-schichte, Durchfeuchtung derselben; Ablagerung eiues gallert­artigen Exsudats in derselben; die mittlere Haut ist mürbe, weich und blass, die innere glanzlos , gerunzelt; in der Regel ist das Lumen des Gefässes erweitert und durch einen Binde-gewebsstrang verschlossen. Behandlung: ist streng antiphlogistisch.
B.nbsp; nbsp;Verletzungen der Arterien.
Dieselben sind je nach der Beschaffenheit des Instrumentes bald gross, bald klein, immer aber ziemlich gefährlich.
Man erkennt sie an dem stossweissen Ausfliessen eines hell-rothen Blutes, welches der Systole und Diastole des Herzens entsprechend bald höher, bald niedriger ausstrahlt. Beim Druck auf die Arterien zwischen dem Herzen und der Wundöffnung kommt die Blutung zum Stillstand. Behandlung: S. Wunden im Allgemeinen und Speciellen. (1.
und 3. Theil.)
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ANEÜETSMA.
115
C. Aneurysma, Pulsadergeschwulst. Arteriectasis, Erweiterung der Arterien.
Man versteht darunter im Allgemeinen eine Ausbuchtung der Arterien. Eine solche entsteht durch atheromatöse Er­krankung der Gefässwande (wahres Aneurysma, im Gegensatze zum falschen [traumatischen] Aneurysma, welches seine Ent­stehung einer Verletzung, Zerreissung der Arterienhäute ver­dankt). An oberflächlich gelagerten Arterien (Vorarm-, Schenkel­arterie und Gaumenarterie beim Pferde , beim Rindvieh an der Halswirbelarterie) kommen sie bei den Thieren nur selten vor. Am häufigsten trifft man sie an der Gekrösarterie und deren Verzweigungen beim Pferde; das Aneurysma der genannten Ar­terie enthält in der Regel den Strongylus armatus. Je nach der Art der Erweiterung unterscheidet man die wahren Aneu-rysmen in gleichförmige, sackartige. Bringt man auf die pulsirende schmerzlose Geschwulst einen Druck an, so verschwin­det dieselbe, kommt aber sofort wieder nach aufgehobenem Drucke zum Vorschein. Bei der Auskultation (vermittelst des Stethoscops) von oberflächlich gelagerten Aneurysmen hört man ein eigenthümliches (blasendes) Reibungsgeräusch. Manchmal, #9632;wenn das Aneurysma grosser wird, treten durch Druck auf die Nerven heftige Schmerzen hinzu.
Pathologische Anatomie: An ihrer Bildung nehmen entweder alle drei Schichten oder nur zwei Theil; gewöhnlich findet eine Zerreissung der inneren und mittleren Arterienhaut statt und die äussere Haut erweitert sich durch das hinströmende Blut zu einer Tasche. Im weiteren Verlaufe beherbergt die Tasche ein Blutcoagulum, das allmählig sich zu einem faser­stoffähnlichen Gerinnsel umbildet.
Prognose: zweifelhaft wegen der möglichen Folgen: klei­nere sind günstiger zu beurtheilen als grössere, bei welchen die Befürchtung einer Zerreissung nahe liegt. Behandlung: Fälle von spontaner Heilung eines Aneurymas sind bis jetzt wenigstens nicht bekannt, ebenso selten aber ist die Heilung nach der Anwendung von Arzneimitteln. Die Mittel, deren man sich bis jetzt bedient hat, sind: Wasch­ungen mit adstringirenden Dekokten, Lösungen von Tannin, Eisumschläge, Applikation von concentrirten Säuren, Bren­nen in Punkten oder Strichen (nicht zu tief), Haarseile (?),
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J^ßnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;OBLITEBATION.
Druckverband, wo er möglich ist. Direkte Unterbindung der Arterien oberhalb und unterhalb der Aneurysmen (Hert-#9632;wig). Velpeau's und Petrequin's Acupunktur (Einstechen von Nadeln in die Geschwulst) zur Festheftung des Gerinn­sels etc., Electropunktur, um eine Gerinnung des Blutes und einen Verschluss des Gefässes zu ermöglichen. Injek­tionen einer Lösung von Lig. fern sesquichlorati.
D. Verstopfung der Arterien, Thrombose, Embolie. Obliteration der Arterien.
Die Veranlassung zu der Verstopfung gibt das Gerinnen des Blutes innerhalb der Arterie und das Entstehen eines Pfropfes, der allmählig grosser wird und das ganze Gefässrohr auf verschiedene Länge ausfüllt, ja sich oft in die von dem Hauptstamme ausgehenden Aeste ausbreitet. Durch den man­gelnden Blutzufluss leidet hauptsächlich die Ernährung der davon betroffenen Muskeln noth, ihre Thätigkeit wird eine be­schränkte, zuletzt gänzlich aufgehoben. Die Ursachen der Ge­rinnung bestehen in Stockungen des Blutes und in Veränderung der Gefässwand. Am häufigsten werden Pferde damit heim­gesucht und sind es vorzüglich die Arterien des Hintcrfusses, Cruralarterien, Beckenarterien; seltener die des Vorderfusses. (S. Fig. 16.)
Erscheinungen: Im Zustande der Ruhe findet man an dem Thiere nichts auffallendes. Werden die Thiere im Trabe bewegt, so beobachtet man bei vorhandener Obliteration einer Extremitätarterie nach kurzer Zeit ein Nachschleppen des Fusses, untermischt mit starken zuckenden Bewegungen. Ath-men und Puls steigern sich; in höherem Grade wird die Funktion des Fusses gänzlich aufgehoben; derselbe scheint wie gelähmt; übrigens scheint das Thier sehr heftige Schmerzen zu haben. Ein heftiger Schweissausbruch begleitet das Leiden. Der leidende Fuss ist marmorkalt anzufühlen.
Nach kurzer Ruhe kann das Thier wieder auf den Fuss stehen und ist an demselben nichts abnormes mehr wahrzu­nehmen. Bei der Untersuchung durch den Mastdarm fühlt man eine strangförmige Verhärtung der Arterien des Hinterfusscs von der Theilung der Aeste deutlich: die Gefässe zeigen nur eine undeutliche oder gar keine Pulsation mehr.
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OBLITERATION.
117
Prognose: ungünstig. Behandlun g: ist nach allen Richtungen hin vergehlich; weder entzündungswidrige Mittel noch Derivationen, ebenso wenig
10. Obliterirte Iiinterc Aorta und ibre Verzweigungen.
A,nbsp; Hintere Aorta. T. Thrombus.
B,nbsp; Beckenarterien.
a. Darmbeinarterien,
b.nbsp; Darmbeinlondenarterio.
c.nbsp; Innere Schaniarterie.
d.nbsp; Hintere Darmbeinmuskelarterie, c. Seitenkreuzbeinarterie.
die Electricität sind im Stande, die Lösung des Pfropfes etc. zu bewerkstelligen; Ruhe des Thieres bis zur Bildung eines Collateralkreislaufes, welcher das Leiden allein mildern und die Gebrauchsfähigkeit des Thieres wieder herstellen kann, ist nothwendig.
;:
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Siebentes Capitel.
\i I
Krankheiten der Venen.
A. Entzündung der Venen (Phlebitis).
Dieselbe ist viel häufiger als die der Arterien; sie entsteht ent­weder durch Gerinnung des Blutes oder rn, , , T , .
.. t, ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, -ri i #9632;#9632; 17. Thrombose der Jugulans.
ist die letztere die Folge der Entzün­dung: Verwundungen, mechanische oder ^j arzneiliche Misshandlungen der Venen sind ihre häufigsten Ursachen. Die Thrombose kommt durch Blutgerinnsel oder durch Bindegewebswucherungen der inneren Venenhaut zu Stande; ihre Folgen sind vollständige oder un­vollständige Obliteration einer oder mehrerer Venen. Einzelne Theile des Thrombus lösen sich manchmal abund ge­langen zum rechten Herzen, von hier aus in die Luugenarterie und ihre Veräste­lungen, wo sie stecken bleiben und zur Bildung metastatischer Abscosse, m anch-mal auch zum raschen Tode führen.
Pathologische Anatomie: Die Vene ist verdickt, geröthet, soweit ihre innere Fläche mit dem Blutcoagulum verbunden war.
Bei Pferden sind hauptsächlich die lugularis und die Schenkelvenen der Entzündung, ausgesetzt (s. Krankheiten des Halses und der hinteren Extremi­täten).
B. Varix, Blutadergeschwulst.
Als Blutadergeschwülste bezeichnet
J, Jugularis,
a.nbsp; Innere Kinnbackenveue.
b.nbsp; Untere Gehirnvene.
c.nbsp; Aeussere Kinnbackenvene.
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V A E I X.
119
man bleibende Erweiterungen der Venen in den verschiedensten Formen (gleichförmig, ungleichseitig, rankeuförmig, rosenkranz­artig); damit ist entweder eine Verdünnung der Wandungen oder eine Verdickung derselben verbunden.
Ursachen: mechanischeHin-isa.varicose Jugu- isb. Variöse dernisse, welche eine Verlangsa-
laria vom Pferde.
(Ungleichseitige Erweiterung.)
Sporader, munfr des Blutstromes oder eine
rosenkranzartige c,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, , laquo;^..i.
Erweiterung. Stauung desselben herbeituhren
(Druck von Geschwülsten, Blut­pfropfe). Ausserdem werden krankhafte Erschlaffungen oder Reizungszustilnde der betreffen­den Organe beschuldigt.
Durch Ansammlung von Blut in der Bindegewebsscheide einer Vene nach Verletzungen entste­hen die sog. falschen Blutader­geschwülste.
Erscheinungen: Anäusser-lich sichtbaren Venen nimmt man eine nachgiebige, auf angebrach­ten Druck an der peripherischen Seite verschwindende, an der centralen jedoch grosser wer­dende schmerzlose Geschwulst wahr. Bei Pferden trifft man sie äusserlich an den Hautvenen hauptsächlich des Sprunggelenks (Blutspath), an der Sporader, am Samenstrange und seiner Schei­denhaut (rankenförmig); beim Rind au der Milchvene (rosen­kranzartig); der sogenannte Krampfaderbruch ist ebenfalls unter dieselben zu zählen.
Prognose: im Allgemeinen günstig, da sie keinen wesent­lichen Nachtheil bringt.
Behandlung: in den meisten Fällen ohne Erfolg; anfangs antiphlogistisch; überhaupt wie beim Aneurysma.
C. Venenfisteln
s. topographische Anatomie.
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Achtes Capitel.
Kraiiklieiten der Lympligefässe und Lymphdrüsen.
A. Entzündung der Lymphgefässe (Lymphangitis, Angioleucite).
Sowohl innere als äussere Lymphgefässe der verschiedenen Körpertheile können von einer Entzündung befallen werden; hauptsächlich sind es die dicht unter der Haut liegenden Lymphgefässe der Vorder- und Hinterfüsse, der Brust, welche für den Chirurgen hiebei in Betracht kommen.
Die Entzündung verlauft hald akut, bald chronisch.
Ursachen: Verletzungen, Entzündung benachbarter Or­gane, Erkältungen, heftige Catarrhe.
Erscheinungen: Schmerzhafte über die Haut nur wenig (perlschnurartig) hervorragende Stränge, welche gewöhnlich von einer Wunde oder einem Geschwüre ausgehen, der Richtung der Lymphgefässe folgend sich zu den nächsten Lymphdrüsen hinziehen. Oedeme der Nachbarschaft; sehr beschränkte Be-wegungsfähigkeit des betroffenen Theiles, hauptsächlich der Extremitäten; Fieber. Bei chronischem Verlaufe bilden sich Verdickungen der Haut, Abscesse etc. Verwechslung mit Wurm ist leicht möglich.
Ausgänge: Zertheilung nach gehobener Ursache; Ver­wachsung des Gefässes, Vereiterung oder Verjauchung; Skle­rose der Haut.
Prognose: nicht sehr günstig. Behandlung: Vor Allem sind die Ursachen zu heben; im
Verlaufe der entzündeten Gefässe mache man Umschläge
von lauwarmem Bleiwasser, oder Einreibungen von Ungt.
merenr.: bei heftigen Schmerzen: in Verbindung mit Bella-
L.
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ENTZÜNDUNG DEB L YMP HD EU SEN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^21
donna-Hyoscyamusextrakt; Kataplasmen, Priesnitz'sche Um­schläge, Einwickeln in Flanell. Abscesse sind frühzeitig zu öffnen; zögert die Entzündung sich zu zertheilen, ist keine Neigung zu Eiterung vorhanden, so sind Einreibungen der Cantharidensalbe von Nutzen. Einreibungen von Jod­salbe. Brennen der sich bildenden Knoten. Innerlich an­fangs entzündungswidrige, später umstimmende Mittel (Sub­limat, Spiessglanzpräparate.) Gut gelüfteter Stall, Grün­futter.
B. Entzündung der Lymphdrüsen (Lymphadenitis).
Ursachen; Verletzungen, Entzündung benachbarter Ge­webe oder der Lymphgefässe überhaupt. Einführung deletärer Steife durch die Lymphgefässe, Metastasen, Catarrh der Schleim­häute der Nase, Druse, Rotz.
Die Lyinphgcfässentzündung kommt vorzugsweise bei den Pferden vor.
Sitz; Alle Lymphdrüsen des thierischen Körpers, am häufig­sten die Kehlgaugsdrüsen, Leisten- und Achseklrüsen.
Verlauf: bald akut, bald chronisch.
Erscheinungen: Die betroffenen Drüsen schwellen an, werden hart, vermehrt wann und schmerzhaft. Im weiteren Verlauf entwickelt sich durch Zusamraenfliessen der einzelnen Drüsen eine grössere, warm anzufühlende, sehr schmerzhafte Geschwulst. In der Drüse und dem phlegmonösen Bindegewebe entsteht, wenn keine Zertheilung eintritt, Eiterung; die Ge­schwulst wird mehr umschrieben, fluetuirend. Nach der frei-wiligen oder unfreiwilligen Entleerung des Eiters bleiben manch­mal langwierige, schwerheilende Geschwüre zurück. Bei dem chronischen Verlaufe ist die Geschwulst das Hauptsymptom. Allmählig verschwinden quot;Wärme und Schmerz, die Drüse wird hart und scheint mit der Haut verwachsen. Der chronischen Entzündung liegt meistens eine Dyskrasie zu Grunde (Rotz­infektion).
Prognose; hängt vielfach von der Ursache ab; bei akutem Verlauf ist sie günstig, bei chronischem weniger.
Behandlung; Einreiben von Ungt. hydrarg. ein. zur Beförde-
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m
U
122nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ENTZÜNDUNG DEE LYMPHDRÜSEN.
rung der Zertheilung; Einhüllen in wollene Tücher, Schaf­felle. Zu Beförderung einer allenfallsigen Eiterung: Pries-nitz'sche Umschläge, Einreibungen von Scharfsalbe, Jod­salbe; Kataplasmen. Sobald Fluctuation sich zeigt, muss die Geschwulst geöffnet werden. Innerlich: abführende Mittel.
Neuntes Capitel. Krankheiten der Nerven.
A. Nervenentzündung (Neuritis).
Pathologische Anatomie: Die Xervenscheide ist inji-cirt, mit kleinen Blutpunkten besetzt. Der Nerv selbst erscheint durch Einlagerung von Exsudat zwischen die Xerveufibrillen verdickt, er ist leicht zu fasern. Seine Fasern sind theilweise fettig entartet.
Die Nervenentzündung ist bis jetzt nur bei Pferden beobach­tet worden. (Nervus ischiadicus bei Lähmung einer hinteren Ex-tremität; trigeminus [5. Paar] bei halbseitiger Angesichtslähmung; Kopfkrankheit.)
Erscheinungen: Schmerz, krampfhafte Zuckungen, Läh-nrangserscheinungen der betroffenen Körpertheile und Abmagern derselben.
Therapie: Dieselbe ist ziemlich ohnmächtig; Einreibung von Scharfsalbe etc.
B. Verletzungen der Nerven.
Im Augenblick der Verletzung empfindet das Thier einen heftigen Schmerz ; ist der Nerv völlig durchschnitten, so werden die durch denselben versorgten Theile gefühllos und verlieren
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ENTZÜNDUNG DEK NEEVEN.
123
ihr Bewegungsvermögen. Bei unvollkommener Trennung dauern die Schmerzen fort, das Thier fiebert sehr stark; die Gefahr der Entstehung des Tetanus liegt nahe.
Je nach dem Grade der Verletzung findet die Heilung per prim. int. statt oder durch Eiterung. Die verletzten Nerven schwellen an, zwischen die auseinander stehenden Nervenenden lagert sich plastisches Exsudat ab. In die entstandene Narbe setzt sich sehr bald wieder Nervenmark ab und der Nerv re-organisirt sich vollständig.
Behandlung: Dieselbe ist sowohl innerlich als äusserlich streng antiphlogistisch; schnelles Abschliessen der Wunde von der Luft ist geboten. Ausserdem Ruhe und entspre­chende Diät. Nur angeschnittene Nerven müssen vollständig durchschnitten werden.
Nervengeschwulst (Neuroma) s. erste Abtheilung.
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Dritter Theil.
Topographische Chirurgie.
13. Bechte Seite des Kopfes, oberüächliche Schichte (der HaUhautmuskel, der Gesichtahautmuskel und der OhrdrüBeumuskel sind weggenommeu).
I
1' #9632; l' i
a.nbsp; Jochmuskel des Hiute rkiefors Masseter.
b.nbsp; Jochmuskel der Lippe, M, zygo-maticus.
c.nbsp; Backenmuskel. M. buccinator.
d.nbsp; Stirrauskel der Oberlippe. M. lev. labil snperiosis et alae nasi.
e.nbsp; Sehne des Erustbeinkiefermuskels. M. sterno-maxülaris.
f.nbsp; nbsp;tgt;hrspeicheldrüse.
g.nbsp; Augemvinkelveno. Vena angularis. h. Nasenrückenvent!. V. dorsalis nasi. i. i. Aeussere Kinnbackenvene. Vquot;,
maxillaris externa. k. OberÜächliche Schläfenvene. V.
temporalis superlicialis. l.m, Grosse Ohrveue. V. auricnlaiis posterior, s. Vena parotidea su­perior, n. Querlaufende Gesichtsvene. Vgt;
transversa facialis. o. Innere Kinnbackenvene. V. ma­xillaris interna.
t.
Drosselvene. V. jugularis.
Querlaufende Gesichtsarterie, A,
transversu facialis.
Gosiclifsarterie. A. facialis.
Angesicbtsuerv. NemiB facialis,
und dessen Aeste (vordere und
hintere Backonnerv.) N. buccalis
anter. et poster, (vom 7, Paar.)
Oberflächlicher Schläfen nerv. N.
temporalis superhcialis (vom 3.
Aste des 5. Paars), u. Zweiter Halsnerv mit seinen Aesten
Nerms cervlcalis seeundus. v. Halshautnerv. N. subeutaneus colli. w. Ohrhautnerv. X. subeutaneus auris. x, Hintorkiefergelenk.
y
Speichelgang der Parotis. (Ductus.
Stenonianus.) z.z. Stellen des Luftsackschnittes, oo, Stelle zum Trepaniren der Kiefer­höhle.
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I. Kranklieiten des Schädels.
A. Krankheiten der Weichtheile.
a.nbsp; nbsp;Quetscliuiigen.
Erscheinungen: Schmerzhafte, heiss anzufühlende Ge­schwülste (Blutbeulen); dieselben sitzen im Unterhantbinde-gewehe und in den Muskeln; ihr Inhalt ist meistens Blutserum.
Behandlung: kalte Ueberschlixge, Druckverband, Entleeren des Serums.
b.nbsp; nbsp;Verletzungen
treffen entweder blos die Haut, das subkutane Bindegewebe oder zugleich die Muskeln und ihre sehnigten Ausbreitungen. Com-plicirt können sie sein mit heftigen Quetschungen, Frakturen der Schiidelknocben etc.
Erscheinungen: Die Diagnose bei Hiebwunden ist leicht; Stichwunden verursachen heftige Spannung und Schmerz; in der Tiefe derselben entwickelt sich manchmal Eiter; es entsteht an der.Stelle eine heisse, schmerzhaft anzufühlende Geschwulst, Oedeme. Quetschwunden Teranlasscn heftige Erschütterungen des Gehirns, die bald vorübergehend sind, bald auch zu Hirn­oder Hirnhautentzündungen Veranlassung geben. Therapie: Nähen der Hiebwunden, Druckverband, Eisum­schläge, hei Eiterung: üeberwachen eines richtigen Abflusses des Eiters.
B. Krankheiten der Knochen des Schädels.
1. Wunden.
Das schneidende oder stechende Instrument trifft entweder nur oberflächlich den Knochen oder hat denselben in seiner ganzen Dicke durchschlagen oder schief gespalten. Beide Arten sind sehr gefährlich, da sie gewöhnlich mit heftigen Quetsch-
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126
KRANKHEITEN DES OHHBS.
ungen, Hirnerschütterung oder gar mit Verletzungen des Gehirns und seiner Häute complicirt sind und zu Caries, Necrose des Knochens etc. Veranlassung geben können.
Die Erscheinungen, welche solche mit Verletzungen des Gehirns complicirte Knochenwunden begleiten, sind je nach dem betroffenen Hirnabschnitte verschieden. Nach Verletzung des kleinen Gehirns ist die Uebereinstimmung in der Bewe­gung aufgehoben; nach Verletzung des Gehirnknotens ent­stehen Convulsionen; den Verwundungen des verlängerten Marks folgen anfangs Convulsionen, später Lähmungserscheinungen. Therapie: Entfernung etwa vorhandener Splitter, Eisum­schläge, Trepanation (nur in den seltensten Fällen von Erfolg).
2. Neubildungen.
Enostosen sind im Allgemeinen selten; man trifft sie beim Kind und Pferd; bei ersterem gehen sie von dem Keilbein aus, erreichen oft eine sehr bedeutende Grosse (Steinhirn) und verdrängen die Hirnmasse. Sie sind kein Gegenstand einer chi­rurgischen Behandlung. •
Exostosen können mit Säge oder Meisel entfernt werden; ihre Entfernung ist übrigens nicht immer ungefährlich, oft auch unnöthig. Nach der Entfernung: kalte Umschläge.
#9632;;
II. Krankheiten des Ohres.
1. Entzündung des äusseren Ohres, der Ohrmuscheln (sog. äusserer Ohrwurm)
befällt hauptsächlich langohrige Hunde (Jagdhunde, Pudel).
Ursachen: Schütteln, Anschlagen der Ohren an harte Gegenstände, Quetschungen des Knorpels; Verletzungen der Ohren, passive Hyperämie der Gefässe des Ohres.
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ENTZÜNDUNG DES O H E E S.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 127
Erscheinungen: Das betreffende Ohr ist vermehrt warm, wenig geschwollen, aber ziemlich empfindlich; die Thiere kratzen sich, schütteln mit den Ohren; an wenig behaarten Ohren ist die Injektion der Ohren deutlich sichtbar, die Haut ist höher geröthet, es entstehen Bläschen. Auf wunden Stellen, welche eitern, entstehen Geschwüre, welche bis auf den Knorpel dringen und denselben partiell zerstören.
Prognose: ist im Allgemeinen günstig; doch ist die Hei­lung oft eine ziemlich langwierige.
Behandlung: Anfangs Umschläge mit Goulardischem Wasser, Bleisalbe, Glycerin, Tannin, beide in Gemeinschaft. Hert-wig empfiehlt bei Geschwürsbildung: Ungt. hydrarg. einer. (15,0) in Verbindung mit Pulv. hydrarg. oxyd. rubr. (15,0 2,0). Aetzmittel, Lap. infern; Perubalsam (15,0) mit Carbol-säure 0,30. (Säur.) Wegschneiden des ulcerirenden Theiles mit der Scheere, nachheriges Brennen mit dem weissglühen-den Eisen. Dringend nothwendig ist das Anlegen einer richtig construirten Kappe aus Leinwand über die nach oben gelegten Ohren zur Verhütung des Schütteins und Kratzens. Innerlich: Laxanzen, Brechmittel.
2. Quetschung der Ohrmuscheln (Blutohr) bei Hunden.
Erscheinungen: weiche, vermehrt warme, schmerzhafte, in Bälde fluetuirende Geschwulst an der inneren und äusseren Fläche des Ohres, deren Inhalt meistens Blutserum ist. Schief­halten des Kopfes, öfteres Schütteln desselben. Behandlung: Anfangs lokal entzündungswidrig; Entleeren
des Blutwassers; Einspritzen ätzender Lösungen, Jodtinktur;
Durchziehen eines Haarseils; Ohrenkappen.
3. Entzündung des äusseren Gehörgangs (Otitis externa).
Von derselben werden vorherrschend Hunde mit langem Behänge befallen.
Ursachen'. Als solche werden hauptsächlich Erkältungen, Eindringen fremder Körper, Hautausschläge beschuldigt.
Erscheinungen: Vermehrte Warme, dunkelroth gefärbte Hautstellen; der äussere Gehörgang ist geschwellt und sehr
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* raquo;
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128
OHRFISTEL.
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empfindlich; binnen kurzem entsteht ein eitriger oder gar jauchi­ger Ausfluss; in der Tiefe desselben findet man oft Geschwüre: der Gehörgang wird durch das vertrocknete Ohrenschmalz, Eiter etc. oft vollständig verschlossen.
Behandlung: Oefteres vorsichtiges Ausspritzen des Ohres mit lauem Seifenwasser, Eintröpfeln von 01. amyg. dulc.; bei heftigen Schmerzen in Verbindung mit Tinkt. opii; Extr. Belladonnac; Extr. hyosc; bei allznrcichlichom Ausfluss Einspritzungen von Kupfer- oder Zinkvitriollösungen (0,30 auf 30,0 Wasser, Lösungen von Höllenstein (0,12 auf 30,0 Wasser), Creosot (0,06-0,12 auf 30,0 Wasser; nachher Versuch mit Einlagen von Wergtampons; bei Gesclnviir-und Jauchebildung können dieselben concentrirter ange­wandt werden. Aufbinden der Ohren, Ohrenkappe. Abführ­mittel.
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4. Ohrfistel.
Hertwig und Andere beobachteten bei Pferden öfters Fisteln am äusseren Rande und Grunde der Ohrmuscheln, deren Ur­sachen bis jetzt unbekannt. Hertwig vermuthet, dass sie an­geboren sind.
Erscheinungen: Aus der gewöhnlich nur kleinen Oeff-nung sickert ziiher mit Eiweiss vermischter Eiter aus: die Haare an der Stelle waren verklebt; der etwa 2 Zoll lange Fistelkanal zeigt eine einer Schleimhaut ähnliche Auskleidung und endigt manchmal mit einer sackartigen Ausbuchtung; in manchen Fällen war in diesem Sacke ein verirrter, verkümmer­ter Backzahn eingelagert (Zahnbalggeschwnlst). Mit der Sonde sind auf dem Grunde knorrige Unebenheiten zu spüren. Die damit behafteten Thiere fressen langsam und beschwerlich; ihre Ernährung leidet Xoth.
Prognose: ist günstig.
Therapie: verlangt ein Spalten des Kanals und die Ent­fernung des etwa dort befindlichen Zahns mittelst Meiseis, Zahnzange oder Rinnmesser; die Stillung der durch die Operation bedingten Blutung kann, wenn nöthig, durch das Glüheisen geschehen. Aetzmittel ohne vorhergegangene Operation wirken nur palliativ.
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KRANKHEITEN DES LUF T SACKES.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; J29
5. Krankheiten des Luftsackes.
Erkraukungen des Luftsackes der Pferde sind nichts sel­tenes; meistens kommen sie im Gefolge von Catarrhen der Luftwege, Entzündungen der Raclienhöhle, der Druse u. s. w. vor; sie bestehen hauptsächlich in Ansammlungen von Schleim oder Eiter, in selteneren Fällen lagern fettartige, bröcklige Con-cremente (Chondroide ?) von verschiedener Gestalt und Grosse in demselben. Bruckmüller hält dieselbe für Produkte des ein­gedickten käsig oder fettig entarteten Eiters.
Erscheinungen: Zeitweiser Ausfluss von Schleim und Eiter aus der Nasenhöhle, namentlich bei Tieferhalten des Kopfes beim Husten. Hat sich eine grössere Menge von Flüssig­keit in dem Luftsacke angesammelt, so zeigt sich die Parotis mehr oder minder stark gewölbt. Haben sich die Mündungen der Eustachischen Röhren durch Verdicknng der Schleimhaut oder durch Verklebung geschlossen, so sistirt das Ausfliessen von Schleim oder Eiter aus der Nase. Das Athmen der Thiere wird röchelnd, das Schlingen beschwerlich, die Thiere strecken den Hals, reiben sich an der Stelle. Ausserdem findet mau in manchen Fällen die Schleimhaut der Nase geröthet, die Ohr­speicheldrüse wärmer. Die Thiere fiebern. Eine Verwechslung mit Rotz ist bei dem einseitigen Nasenausflusse etc. wohl mög­lich, desshalb Vorsicht.
Prognose: ziemlich günstig; nur in seltenen Fällen wird das Leiden chronisch.
Behandlung: Dunstbäder von heissem Wasser, aromatischen Kräuterinfusen; Einreibung von scharfen Salben in die Ge­gend der Parotis. Einspritzungen von aromatischen oder adstringirenden Infusen in den Luftsack vermittelst des Günther'schen Luftsackkatheters, Entleeren der krankhaften Ansammlungen durch denselben. Luftsackschnitt oder Stich nach der Methode von Chabert, Viborg, Dieterichs oder Strauss (s. Hering, Operationslehre); bei etwa ver-mutheten Concretionen in demselben ist die nicht gefahrlose Operation nicht zu umgehen.
Fricker, Vademecum.
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KRANKHEITEN DES AU GAPFELS etc.
III. Krankheiten des Augapfels und der Augenlider.
20. Schematischer Durchschnitt des Auges (natürliche Grosse; aus Franck's Anatomie der Hausthiere).
1.nbsp; Vordere Augenkammer.
2.nbsp; Hintere Augenkammer,
3.nbsp; Petit'schcr Kanal.
4.nbsp; Glaskörper. a. Sei era.
b. Aderhaut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;f. Hornhautfalz.
C. Netzhaut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g, Pupille.
d.nbsp; Sehuerve.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g' Iiis.
e.nbsp; Ciiiarkürper.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; h. Krystalllinse. e' Ciliarmuskel (Ciliarband). i. Cornea.
1. Verwachsung der Augenlider (Arkyloblepharon).
Eine Verwachsung der Augenlider unter sich ist bei un­seren grösseren Hausthieren sehr selten und dann meistens an­geboren; dieselbe ist entweder vollständig oder partiell; manch­mal ist es nur eine Verklcbung durch Schleim etc.
2. Verwachsung der Augenlider mit dem Augapfel (Symblepharon).
Dieselbe ist noch seltener und entsteht durch Eiterung, Verschwarungsprocessej oder ist sie augeboren.
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UMSTÜLPUNG DEE AUGENLIDER.
131
Prognose: ist bei der ersteren günstig, bei der letzteren •weniger, namentlich wenn das Leiden angeboren und der Aug-apfel noch nicht gehörig entwickelt ist.
Behandlung: Beide Arten können nur durch Operation ge­hoben werden (Durchschneiden derselben von innen nach aussen mit einer schmalen Knopfbistouri oder einer feinen Darmscheere, wenn die Verwachsung nur auf eine kurze Strecke statt hat; ist dieselbe eine vollständige, so muss das Einschneiden von aussen nach innen geschehen. Bei Symblepharon versuche man das Lostrennen des Pseudo-ligaments vorher mit der Sonde, ehe man das Messer ge­braucht.
3. Umstülpung der Augenlider.
a.nbsp; Entropien.
Das Augenlid ist nach innen umgebogen; das Leiden ist meistens angeboren und trifft in der Regel das obere Augenlid. Therapie: Ausschneiden einer Längefalte des Lides vermit­telst der Scheere unter möglichster Schonung des Randes; nachherige Vereinigung der Haut ohne die Bindehaut ver­mittelst der umschlungenen Kaht.
b.nbsp; Ectropion.
Aus w ärts stülpung der Augenlider kann durch Verdickung der Conjunktiva nach Entzündungen entstehen. Therapie: Herausschneiden eines Stücks der umgestülpten
Bindehaut des Augenlides.
• v
4. Trichiasis.
Mit diesem Ausdruck bezeichnet man ein Einwärtswachsen
der Lidhaare, wodurch der Augapfel heftig gereizt wird, sich
entzündet und Geschwüre auf demselben entstehen.
Therapie: Ausreissen der Wimpern; genügt diess nicht, so mache
man den Versuch des Herausschneidens eines ellyptischen
Hautstückes aus dem Augenlids oder exstirpiro die Wurzeln
der einzelnen nach innen gerichteten Lidhaare; Andere
empfehlen das Wegschneiden der Haarfollikel am ganzen
Tarsalrande.
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132nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;VEEIiETZUSGEN DER AU GENE IDEE.
5. Hasenauge (Lagophtlialmu s).
Man verstellt darunter die Unfähigkeit die Augenlider zu schliessen.
Ursachen: Narben, Lähmung des Kreismuskels. Therapie: sehr beschränkt; dieselbe Operation wie bei Ec-
tropion.
6. Unwillkührliches Herabfallen des oberen Augenlides (Blepharoptosis).
Ursache: Lähmung des Augenlides nach heftigen Quetsch­ungen oder Verwundunge n. Therapie: Versuch von scharfen Einreibungen auf das obere
Augenlid, Electro-Galvanismus.
7. Verletzungen der Augenlider
betreffen meistens Pferde und sind oft mit Verletzungen des Augapfels, Brüchen des Augenbogenfortsatzes etc. complicirt.
Prognose: günstig, wenn keine Complikation zugegen ist. Therapie: Genaues Zusammenheften der quot;Wundränder vermit­telst der Knopfnaht oder besser der umschlungenen Naht (Niederlegen der Thiere, Bremsen) nach vorheriger Reini­gung. Die Nadel darf die Conjunktiva nicht verletzen. Sind die Wundränder schon unempfindlich, muss man sie auffrischen durch vorsichtiges Beschneiden mit der Scheere; das gleiche muss geschehen, wenn sie zerfetzt sind; das Herausziehen der Hefte geschieht am vierten oder fünften Tage; kalte Ueberschläge mit Goul. Wasser. Bedecken des Auges mit einer breiten Binde. Verhindern des Rei­bens , Ueberwachung der allenfallsigen Eiterung sind wei­tere Faktoren zu einer richtigen baldigen Heilung.
8. Verwundungen des Blinzknorpels
kommen manchmal in Gemeinschaft mit Verletzungen der Augen­lider vor; früher wurde derselbe absichtlich verletzt (sog. Nagel­oder Hauckschneiden) als Präservativ gegen Augenentzündungen oder Koliken. (!)
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KATABEHALISCHE AU GEN ENTZÜNDUNG.
133
Erscheinungen: dunkelgeröthete Bindehaut, Thränen, Schliessen der Augenlider; in späterem Verlaufe: verdickte Känder des ziemlich aufgelockerten und höher gerötheten Knor­pels, Eiterung, Verschwarung mit ziemlich üppiger Wucherung auf demselben; heftiger Juckreiz, verhindertes Schliessen der Lider.
Prognose: ziemlich günstig. Behandlung: Anfangs kalte Ueherschläge; bei heftigen Schmerzen: schleimigte Mittel in Verbindung mit narkoti­schen; bei starker Ulceration: Exstirpation des Knorpels; nachher Brennen. Die Nachbehandlung besteht in kalten Waschungen und einem Compressivverbande.
9. Entzündung der Bindehaut des Auges; katarrha­lische Augenentzündung. (Conjunctivitis catarrhalis. Inflammatio s. Ophthalmia catarrhalis).
Sie befällt hauptsächlich junge Thiere, Pferde und Hunde (Staupe); beim Rindvieh tritt sie oft seuchenartig auf (Augen­seuche, Ophthalmia catarrhalis epizootica).
Ursache: Kälte, Nässe, leichte örtliche Reizung. Erscheinungen: Schmerz, Hitze in der gelockerten Con-junktiva; dieselbe hat eine scharlachrothe Farbe; die Thiere schliessen meistens das Auge und zeigen starke Lichtscheu, thränen sehr stark; in anderen Fällen ist eine Trübung der Cornea vorhanden, purulente Absonderungen treten hinzu (Oph­thalmia rheumatica) oder entstehen auf der Hornhaut Bläschen, Geschwüre (Conjunctivitis phlyetaenulosa). Die Sclerotica ist stark injicirt.
Prognose: günstig bei einfachem catarrhalischem Cha­rakter der Entzündung, weniger, wenn dieselbe rheumatischer Natur ist.
Behandlung: Anfangs versuche man Waschungen mit Lein­samen, Malvenkraut, Quittenschleim; nach eingetretener starker Schleimsekretion: lauwarme Waschungen mit Cha-milleninfusum oder einer solchen von Fliederblumen, Auf­legen von Kräuterkissen; bei heftigen Schmerzen: narko­tische Dekokte (Mohn, Belladonna) oder schleimigte Flüssig­keiten mit Zusatz von Opiumtinktur, Extr. belladonnae etc.
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134 AUGEMENTZÜNDUNG DER SCHAFE.
Trägt die Entzündimg den asthenischen Charakter: Bepin­seln des Auges und der Bindehaut mit einer schwachen Höllensteinlösung, Lösungen von Alaun (0,6 auf 30,0 Wasser), Lösungen von Zink- oder Kupfervitriol. Bei chronischem Verlaufe, hei Verdickung der Conjunktiva empfehlen sich Einreibungen von Ungt. canthar. auf den Masseter, Haarseile. Hartwig empfiehlt ein 20stündiges Fontanell aus schwarzer Nieswurz auf der Backe mit achttägiger Nachwirkung; des Nachts können die kalten Ueberschläge durch Einreibungen von Ungt. hydrarg. einer, auf die Augenlider ersetzt werden; ebenso wird das Einstreichen derselben Salbe in's Auge empfohlen. Innerlich: Laxanzen: ausserdem magere Diät und ein gutgelüfteter Stall.
10. Augenentzündung der Schafe
tritt bei diesen Thieren im Gefolge der Pocken auf.
Erscheinungen: Anschwellen der Augenlider, welche heiss anzufühlen sind, höher geröthetc und gelockerte Binde­haut, starkes Thränen, Lichtscheu, bedeutend injicirte Sklera. Entstehung von röthlichen Punkten auf der Cornea, welche sich zu Bläschen und Geschwüren umwandeln (Pocken); letztere dringen in die Tiefe und durch Zusammenfliesscn einzelner in die Breite; sie hinterlassen hässliche Karben oder brechen durch: ihre Folgen sind Verlust der Sehkraft.
Prognose: richtet sich nach dem Verlaufe und dem Grade der Pocken überhaupt.
Behandlung: ist ziemlich schwierig wegen ihrer Ausbreitung auf ganze Ileerden; sie besteht in Waschungen der Augen mit lauwarmen schleimlialtigen Mitteln (Quittenschleim); Oeffnen der Bläschen mit der Lancette oder Impfnadel, Betupfen derselben mit Höllenstein; später Waschungen mit einer Alaunlösung. Hertwig empfiehlt eine Lösung von Bleizucker (1 : SO) mit Zusatz von Opium: bei Geschwürs­bildung: gelindes Aetzen mit einer Lösung von Lap. infern, oder Lap. divinus.
11. Thränenfistel (Fistula lacrymalis).
Man versteht darunter im engeren Sinne des Wortes eine fistulöse Ocffnung am inneren Augenwinkel, welche mit dem
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THRANENFISTEL.
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Thränensacke communicirt. Hertwig unterscheidet nocli eine in­nere Thränenfistel, -welche ohne eine abnorme Oeffnung in einer Ulceration des Thränensackes und des Thränenkanals hesteht.
quot;Ursachen: Chronische Entzündung, Verstopfung des Thränenkanals, Abscesse, Neubildungen in der Augenhöhle, Ca­ries des Thränenbeins etc.
Erscheinungen: Bei Beginn des Leidens beobachtet man eine kleine Geschwulst am inneren Augenwinkel, welche vermehrt warm ist, nebenbei thränt das Thier sehr stark und in der Folge entleert sich durch eine am inneren Augenwinkel sichtbare abnorme Oeffnung Eiter; die fistulöse Oeffnung ist gewöhnlich mit fungösen Granulationen bedeckt. Die Haare in der Umgebung verkleben, gehen aus: ein anhaltender Juckreiz begleitet das Leiden.
Prognose: ungünstig.
Behandlung: muss hauptsächlich auf die Entfernung der Ur­sachen gerichtet sein. Anfangs kalte Ueberschläge oder Kataplasmen; Oeffnen der Geschwulst, Einathmenlassen von quot;Wasserdämpfen. Waschungen der Augenlider mit adstrin-girenden Dekokten zur Minderung der Sekretionen. Ein­spritzungen von lauwarmem Wasser in den Thränenkanal, um ihn in seinem Lumen frei zu halten. Die chirurgische Behandlung besteht im Einführen einer Darmsaite oder einer biegsamen Sonde (sog. Drainage), um eine Erweite­rung des ziemlich engen Kanals zu bezwecken. Zu diesem Zwecke kann man später dickere Saiten benützen.
12. Entzündung der durchsichtigen Hornhaut (Keratitis).
Ursache: Sie ist in der Regel die Folge von Reizen (ein­wärts gestülpte Wimpern) oder Verletzungen der Bindehaut, Ent­wicklung von Haaren, Wolle auf der Cornea (Trichosi s), wie solche beim Rindvieh, bei Schafen und Hunden beobachtet wurden.
Erscheinungen: Verminderte oder ganz aufgehobene Durchsichtigkeit der Cornea je nach der Ausbreitung der Ent­zündung; manchmal Injektion der Skleragefässe: ebenso können Iris und Retina in Mitleidenschaft gezogen sein. Schmerz, Lichtscheu sind dem Grade der Entzündung entsprechend.
'11 I
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J36nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;VERLETZUNGEN DEE CORNEA.
Prognose: richtet sich nach der Möglichkeit der Ent­fernung der Ursachen.
Behandlung: Anfangs entzündungswidrig: kalte Ueberschläge, Einreibungen von üngt. mere; im weiteren Verlaufe sind die Uehergänge, welche die Entzündung macht, zu berück­sichtigen; die auf der Cornea befindlichen Haare etc. müssen entweder ausgerissen oder weggeschnitten werden und zwar mit Entfernung des Theiles der Cornea, auf wel­cher dieselben sitzen.
13. Verletzung der durchsichtigen Hornhaut.
Nach der Beschaffenheit des einwirkenden Instrumentes können es Stich-, Hieb- oder gerissene Wunden sein; sie sind manchmal mit Quetschungen complicirt und treffen entweder nur die äussere Hornschichto oder dringen sie tiefer, oft bis in die vordere Augenkammer.
Erscheinungen: Schliessen der Augenlider, Schmerz, Thränen, Absonderung von Schleim, entzündete Cornea (Trü­bung derselben mit deutlicher Vaskularisation). Die Wunde verwandelt sich manchmal in ein Geschwür, wobei eine Ablage­rung von Eiter zwischen die Hornhautschichten und in die vor­dere Augenkammer stattfindet; üppige Granulationen auf dem Geschwüre greifen Platz. Ist die Wunde penetrirend, so findet ein Ausfliessen der wässerigten Feuchtigkeit statt, die sich je­doch bald wieder ersetzt.
Prognose: hängt von der Lage, der Grosse und den möglichen Complikationeu der Wunde ab; ungünstig z. B. wenn dieselbe im Centrum der Pupille sich befindet, weil die nach der Heilung entstandene Narbe das Sehen beeinträchtigt.
Behandlung; Anfangs kalte Ueberschläge, Auflegen von Eis­beuteln. Bei heftigen Schmerzen: Schleimhaltige Mittel in Verbindung mit narkotischen (Tinot. op. gtt. 15 auf 30,0 Flüssigkeit). Bei vorhandenen Geschwüren: lauwarme Waschungen mit Inf. cham. und gelinde adstrin-girenden Mitteln (Decoct, cort. quere. Zinkvitriollösungen [0,00 auf 30,6], Bepinseln des Geschwürs mit einer schwa­chen Höllcnsteinlösung). Bei üppiger Granulation: Aetzmittel (Höllenstein, Augenstein). Compressivver-
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AUGENFLECKE.
137
bände über das Auge, um durcb das Geschlossenbalten der Augen die Narbenbildung zu begünstigen, wären öfter als bis jetzt geschehen zu versuchen.
14. Augenflecke (Maculae corneae). Trübung der Hornhaut.
Ursachen: Entzündung der Cornea, fibrinöser Erguss zwischen der Cornea und ihrer Conjunktiva, ebenso zwischen die Schichten derselben.
Die Augenflecke haben je nach ihrer Beschaffenheit, Form, Grosse und nach ihrem Sitze einen wesentlichen Einfluss auf das Sehvermögen. Ist die Trübung nur leicht und diffus, so bezeichnet man es mit Nebelfleck oder Wölkchen (Nebula s. nubecula), ist sie dichter, mit Kreidefleck (Albugo); die durch Narbenbildung herbeigeführte Undurchsichtigkeit der Cornea heisst Leucoma. Flecken auf dem Centrum des Auges ver­mindern die Sehkraft oder heben dieselbe auf.
Prognose: ungünstig wegen ihrer schweren Heilbarkeit und den möglichen Folgen; nur frisch entstandene Flecke lassen Hoffnung auf Heilung.
Behandlung: Sie besteht in dem Versuche, die ergossene Lymphe zur Resorption zu bringen. Bei frisch entstande­nen versuche man zuerst eine lokale Antiphlogose (Ein­reibungen von Uugt. mercur.) auf dem Masseter Haar­seile ; bei vorgerücktem Stadium: örtliche Reizmittel (Arg. nitr. [0,06 auf 30,0], aq. dest). Ist eine erhöhte Empfind­lichkeit vorhanden: Waschungen mit narkotischen Infusen, Opiumtinktur. Bleimittel sind wo möglich zu vermeiden. Ausserdem werden je nach der Beschaffenheit der Flecken Calomelsalbe (4,0 auf 15,0 Fett), Waschungen mit einer Lösung von Kai. carbonic, Kai. caustic, Jodkali oder in Salbenform empfohlen.
15. Augenfell (Pannus, Pterygium).
Dasselbe ist sehr selten und besteht in einer wulstigen rundlichen Auftreibung der Cornea, welche auf derselben sich bildet und entweder fleischähnlich geröthet ist (Fleischfell) oder eine mehr weissliche Farbe zeigt (Fettfeil). Hat dasselbe
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138nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; STAPHYLOM.
eine mehr dreieckige, mit der Spitze nach dem Centrum der Hornhaut gekehrte Form, wird es Flügel feil (Pterygium) ge­nannt. Es trifft hauptsächlich die Conjunktiva.
Prognose: ist sehr zweifelhaft, weil durch dasselbe das Sehvermögen wesentlich vermindert und gestört ist. Behandlung: Aetzen desselben mit Höllenstein (ist iu seiner quot;Wirkung nicht sicher); Umschläge einer Salmiakauflösung, Bestreichen mit einer Salbe aus rother Präcipität, Kampher und Opium (Strauss). Abbinden des Fells mittelst eines Seidenfadens, Umstechen desselben mit einer feinen Nadel; Ablösen oder Excision des betroffenen Theils der Cornea mit dem Staarmesser. Diese Operation ist übrigens ziem­lich schwierig auszuführen und auch in ihren Folgen nicht ganz sicher. (Niederlegen des Thieres. Aethernarcose.) Die Nachbehandlung besteht in einer lokalen Antiphlogose.
16. Staphylom (Staphyloma).
Man versteht darunter denjenigen Zustand der Cornea, wo in Folge einer vorausgegangenen üppigen Wucherung eine starke Hervorbauchung der undurchsichtigen Narbe sich gebil­det hat oder wo zwischen den Wundrändern der verletzten Cornea ein Theil der Iris durchgetreten ist. (Staphyloma iridis, Myocephalon. Fliegenkop f.)
Prognose: ungünstig.
Behandlung: Anfangs lokal antiphlogistisch, im weiteren Verlaufe Einreibung von Jodkalisalbe; das Wachsthum des Staphyloms aufzuhalten empfehlen sich Aetzmittcl (Silber­salpeter, Spiessglanzbutter, Schwefelsäure [verdünnt]); alles dieses gewährt aber nur einen palliativen Nutzen. Die Radikalkur besteht in dem Abtragen des Staphyloms mit Messer. Manchmal findet ein Nachwachsen des Staphyloms statt. Im günstigen Falle übernarbt die Schnittfläche. Ver­such der Iridektomio, um eine neue Pupille zu schaffen. (Aethernarcose, Niederlegen des Thieres.)
17. Eiterauge (Hypopyon).
Nach bedeutenderen Verletzungen der Cornea oder sehr intensiver Entzündung des Augapfels setzt sich manchmal ein
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AUGAPFELWASSEESUCHT.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;J39
eitriges milchigweisses Exsudat ab, welches die vorderen Augeu-kammern oft vollständig ausfüllt und eine völlige Erblindung des Auges in Aussicht stellt, indem entweder keine Resorption des Eiters oder ein Bersten des Augapfels, Vorfallen der Linse und Ausfliessen des Glaskörpers stattfindet.
Prognose: sehr zweifelhaft. Behandlung: richtet sich nach dem Grade der Entzündung; anfangs streng antiphlogistisch. (Allgemeine und lokale Blutentziehungen, Abführmittel, lokale kalte Ueberschläge); Scharfsalbe zu beiden Seiten des Halses, Haarseile. Zu Beförderung der Resorption: Kataplasmeu, Ueberschläge einer Kali carbonic. Lösung, oder von einem leichten Arnica-infusum. Einreibungen von Ungt. mere. Paraccntese der Hornhaut, um den Eiter zu entleeren; dieselbe muss aber, wenn sie von Erfolg begleitet sein soll, jeden Tag wieder­holt werden; aber auch da ist der Erfolg nicht immer gesichert.
18. Augapfelwassersuclit (Hydrops oculi, Hydrophthalmus).
Dieselbe ist bei unseren Hausthieren im Allgemeinen selten, am häufigsten trifft man sie bei Zuchtstieren.
Sie besteht in einer übermässigen Ansammlung der wäs­serigten Feuchtigkeit in der vorderen uud hinteren Augen­kammer.
Ursachen: Disposition zu Augenentzündungen, Verletzun­gen des Augapfels.
Erscheinungen: Allmählige Volumenszunahme des Aug­apfels, Hervordrängen desselben zwischen die Augenlider, wo­durch das Schlicssen derselben verhindert wird. Anfangs ist die Cornea durchsichtig, die Pupille wird ziemlich weit; später trübt sich die Cornea und auch die wässerigte Feuchtigkeit. Die Sehkraft schwindet allmählig. In sehr hohem Grade findet ein Bersten des Augapfels statt.
Prognose: zweifelhaft wegen der Folgen. Behandlung: Resorptionsbefördernde Mittel helfen nichts. Die einzige Hilfe gewährt der Hornhaut schnitt, der we­gen der möglichen Wiederansammlung der Flüssigkeit öfter wiederholt werden muss. Die Xachbehandlung besteht in
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140 WÜRMER IN DER VORDEREN AUGENKAMMER.
streng lokaler Antiphlogose, anhaltendem Druckverband. Innerlich: harntreibende, abführende Mittel.
19. Würmer in der vorderen Augenkammer.
Die Anwesenheit eines, wahrscheinlich aus der Bauchhöhle eingewanderten, Entozoen (Filaria papillosa) in der vorde­ren Augenkammer ist bei Pferden, Rindvieh, ebenso bei Schafen und Hunden beobachtet worden. Ausserdem fanden ein Penta­stoma und Finnen ihren Weg dorthin. Nicht verwechselt dürfen die in der vorderen Augenkammer liegenden Würmer werden mit dem hauptsächlich in den Ausführungsgängen der Thränen-drüse sich auflialtenden Filaria lacrymalis, welcher eine leichte Conjunctivitis verursacht und leicht mit der Pincette ent­fernt werden kann.
Erscheinungen: Verschieden sich wiederholende Anfälle einer zu Trübung der Cornea und der wässerigten Feuchtigkeit führenden Entzündung höher gerötheter Conjunktiva. Bei der näheren Untersuchung findet man den Wurm in der vorderen Kammer schwimmend. Bei längerer Anwesenheit des Wurmes entsteht jedoch auch in seltenen Fällen grauer Staar.
Prognose: unbestimmt wegen des unregelmässigen mei­stens chronischen Verlaufs.
Behandlung: das von Chaignaud empfohlene Bestreichen des Auges mit Aloetinktur, um den Wurm zu tödten, ist Zeitverlust. Die Behandlung erfordert die Extraction des Wurms vermittelst der Incision der Cornea. Nachherige lokale entzündungswidrige Methode. S. Verletzungen der Cornea.
20. Entzündung der Iris (Iritis).
Strauss beschreibt eine selbstständig auftretende Entzün­dung der Regenbogenhaut, die namentlich gegen das Ende der Darrsucht der Fohlen als Vorläufer der Lähmungserscheinungen hervortritt, in der Regel aber als nichts anderes angesehen werden darf, als für den ersten Anfall der Mondblindheit, vor­ausgesetzt, dass nicht mechanische Einwirkungen, Quetschungen des Auges dieselbe hervorgerufen haben.
Erscheinungen; sind denen der Mondblindheit ähnlich.
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monbelindheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 241
An der Peripherie der Cornea bildet sich ein weisslicher Ent-zündungskranz, die Cornea ist schleierartig trübe, die Iris selbst uneben, lichter gefärbt und mit grünlich-röthlichen Streifen und Flecken versehen. Die Pupille ist bedeutend verengt, ihre Rän­der erscheinen oft mit einander oder mit der Linsenkapsel ver­wachsen. Manchmal beobachtet man einen blutigen Erguss in der vorderen Augenkammer (nach Quetschungen).
Prognose: ziemlich günstig, wenn das Leiden nicht mit Mondblindheit vergesellschaftet ist. Therapie: kalte Ueberschläge, später reizende Augenwasser,-
Derivationen zur Seite des Halses, auf den Masseter etc.,
Einpinseln von Atropinlösung (Nagel). (S. Therapie der
Mondblindheit.)
21. Periodische Augenentzünclung, Mondblindheit (Oph­thalmia interna periodica, s. lunatica). Intermittirende, specifische Augenentzündung (0. intermittens s. speci-fica. Ophthalmia universalis periodica s. Choriodeitis.
[Strauss]).
Dieselbe betrifft nur Pferde und die mit ihnen verwandten Thiere wie Esel etc. Sie hat ihren Sitz hauptsächlich in der Iris und der Gefässhaut (Irido-Chorioiditis); ausserdem nehmen aber auch die Crystalllinse mit ihrer Kapsel, die Retina und hauptsächlich der Glaskörper an der Entzündung Theil. J a kob i fasst unter dem Namen periodische Augenentzündung vier ver­schiedenartige Processe zusammen: 1. Kerato-Iridis, 2. Irido-Chorioiditis, 3. Irido-Cyclitis und 4. Glaucoma.
Ursachen: eine besondere, oft von den Eltern vererbte Anlage, feuchte dumpfe Stallungen und ähnliche klimatische oder Bodeuverhiiltnisse, übermässige Empfindlichkeit der Netz­haut und der Ciliarnerven sollen die Entstehung derselben bei schon dazu disponirten meistens jüngeren Thieren be­günstigen. Gerlach nimmt auch eine spontane Entwicklung ohne ererbte Disposition au. Bruckmüller schreibt ihre Ent­stehung äusscren Augenentzündungen oder Blutungen im Innern des Auges zu.
Verlauf: Die Entzündung kehrt in unregelmässigen Inter­vallen nach Wochen, Monaten wieder, befällt entweder abwechs-
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142nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;MONDBLINDHEIT.
lungsweise beide Augen oder nur das eine Auge und erst nach dessen völliger Erblindung das andere; in selteneren Fällen beide zugleich. Das Endresultat ist schwarzer oder grüner Staar.
Erscheinungen: Im Anfange der Krankheit beobachtet man ein Thränen der Augen, Lichtscheu; das Pferd hält die Augenlider geschlossen, dieselben sind etwas geschwollen, wenig vermehrt warm, ihre Conjunktiva ist höher geröthet. Die Ge-fässe der Sclera sind manchmal injicirt; die Cornea wenig ge­trübt, rauchig. Im weiteren Verlaufe nehmen obige Erschei­nungen zu. Die wässerigte Feuchtigkeit trübt sich, schimmert in's grünliche, die Iris verliert ihre normale Farbe, wird mehr gelblich-grün und uneben. Die Pupille verliert ihre Beweglichkeit, contrahirt sich sehr stark und wird unregelmässig. In der wäs­serigten Feuchtigkeit setzt sich ein röthlich-gelbes Exsu­dat ab, welches bei ruhig gehaltenem Kopfe auf dem Boden der vorderen Augenkammer lagert, bei raschem Erheben und Hin-und Herbewegen desselben in der wässerigten Flüssigkeit als flockiges Gerinnsel herumschwimmt. Allmählig nehmen die Lichtscheu, die Thränenabsonderung wieder ab, das Exsudat wird nach und nach aufgesaugt und das Auge wird nach dem ersten Anfall wieder ziemlich normal. Nach öfter wiederholten der­artigen Anfällen beobachtet man aber eine constante Ver­engerung der Pupille und einen grünlichen Schim­mer aus der hinteren Augenkammer; zudem eine Entfärbung der Iris; der Augapfel ist mehr in seine Höhle zurückgezogen, das obere Augenlid faltig verzogen.
Pathologische Anatomie: Vei'flüssigung des gelblich aussehenden Glaskörpers. Mikroskopisch betrachtet zeigt er stellenweise ein feines Netzwerk (Schleimgewebe) und fettig degenerirte Kerne; ausserdem findet man, aber nicht constant. Verdickung und Auflockerung oder Schwund der Netzhaut, Verwachsung der Crystalllinse mit der Pupille, Trübung der ersteren und bei der Höhe des Anfalls das oben erwähnte Ex­sudat in der wässerigten Flüssigkeit. Atrophie des Sehnervs. Bruckmüller hat bei allen derartigen socirton Augen ein Ex­sudat zwischen Netzhaut und Gefässhaut gefunden, welches nicht nur von Pigracntkörnern durchsetzt, sondern immer auch durch Hämatin gefärbt und mit Haufen von in der Rückbildung be­griffenen Blutkörperchen gemischt war.
Prognose: ungünstig.
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MONBBLINDHEIT.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; J^g
Therapie: Die Behandlung ist in der Regel fruchtlos. Soll eine solche eingeleitet werden, so ist im Anfange streng antiphlogistisch zu verfahren. (Calomel, Aloe mit Natr. sul­phur. , allgemeine Blutentziehungen, kalte Ueberschläge.) Hertwig empfiehlt aussei' dem äusserlich derivatorischen Ver­fahren mit Scharfsalbe, Haarseilen oder Fontanellen Um­schläge von Infus. Belladonnae s. hyosc. in Verbindung mit Kai. carbon. Im zweiten Stadium wird das Einpinseln einer Salbe, bestehend aus rothem Präcipität (15,0), Atropin (0,06) oder eines Liniments aus Calomel Belladonnaextrakt (a 2,00) und Olivenöl (30,0) empfohlen, als Radikalmittel die Paracenthese der Cornea zur Entfernung des Exsudats. Nagel hat die Iridektomie mit Erfolg gegen das Lei­den versucht. Auch Jakobi hält dieselbe, gestützt auf die von ihm neuerdings gemachten Versuche, für das einzig mögliche Heilverfahren bei der Mondblindheit. (S. Gurlt und Hertwig. 40. Jahrg. S. 101.) Die Nach­behandlung besteht in kalten Ueberschlägen und einem anhaltenden Druckverband. Magere Diät, dunkler, gut ge­lüfteter Stall müssen die Kur unterstützen.
Die Mondblindheit gilt in den meisten Ländern als Hauptmangel mit verschiedener Gewährszeit.
22. Grauer Staar (Cataracta).
Derselbe besteht in einer Trübung der Crystalllinse selbst (Linsenstaar, C. lentis s. lenticularis) oder ihrer Kapsel (Kapsel-staar, C. capsulae lentis) oder beider zugleich (Kapsellinsenstaar. C. capsulo-lenticularis).
Ursachen: Entzündung, Verwundungen, Mondblindheit; bei älteren Thieren manchmal Folge verminderter Ernährungs­fähigkeit.
Erscheinungen: Grauliche oder bläulich-weisse Färbung der Crystallinse oder eines Theils derselben (Centrum oder Pe­ripherie). Manchmal sind nur kleine Punkte sichtbar (Staar-punkte) oder es überziehen trübe Striche die Linse (Balkenstaar). Je nach seiner Ausbreitung ist das Sehvermögen verringert oder gänzlich aufgehoben. Complicirt kann derselbe sein mit schwar­zem oder grünem Staar.
Pathologische Anatomie: Faserstoffähnliehe Auflage-
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144nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;GRAUER STAAH.
rungen auf der Kapsel, Verdickung, fettiger Zerfall derselben; Schwund der Linse in Folge fettiger Entartung oder Eintrock­nen des Linsenkerns; Schwellung der Linse (hauptsächlich beim Eapselstaar), Erweichung derselben.
Prognose: ungünstig, da auch die Operation nur selten von Erfolg gekrönt ist.
Behandlung: Als Palliativmittel lässt sich während seiner Entstehung ein innerliches und äusserliches entzimdungs-widriges Verfahren empfehlen; Einreibungen vonüngt. hydr. ein., nebenbei Laxanzen; später wären blasenziehende Mittel oder Haarseile zur Seite des Halses und auf dem Masseter angezeigt: Brennen. Kataplasmen auf die Augen; Fontanelle an der Brust; Waschungen mit einer Solution von Kai. carb. oder Jodkali (0,06 auf 30,0 Wasser). Alquie empfiehlt bei beginnendem grauem Staar Compressen mit Salmiakgeist getränkt auf das Auge zu legen: die dadurch erregte Entzündung und Ausschwitzung soll bis zur Hei­lung (?) forterhalten werden.
Die Radikalkur besteht in der Staaroperation. Die­selbe besteht entweder in der Extraktion oder Depression der Linse (s. Hering's Operationslehre. 2. Aufl. S. 132). Die Discision (Zerbröckelung) der Linse, nach welcher die­selbe der Resorption überwiesen wird, ist bei unseren Haus-thieren kaum auszuführen. Die Operation darf nur dann vorgenommen werden, wenn der Staar reif ist, d. h. wenn die Sehkraft vollständig erloschen ist.
23. Schwarzer Staar (Amaurosis, Gutta serena, Schönblindheit).
Lähmung des Schnervens und der Netzhaut.
Ursachen: Entzündung, krankhafte Ergüsse, Tumoren, Aneurysmen des Gehirns, erschöpfende Krankheiten, Erkältun­gen, narkotische Vergiftungen oder Operationen (hierin der Regel nur vorübergehend). Heftiger Reiz auf die Retina durch allzu grell einfallende Lichtstrahlen (?).
Erscheinungen: langsame Abnahme oder plötzliches Schwinden der Sehkraft bis zum vollständigen Erlöschen der­selben. Bedeutende Erweiterung der entweder normal gefärbten
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GKÜSER STAAE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 145
oder ill's grünliclite spielenden, gegen einfallende Lichtstrahlen unempfindlichen Pupille. Straub beobachtete übrigens bei Pfer­den eine Erweiterung der Pupille, welche sich auf Lichtreiz ebenfalls nicht coutrahirte, das Sehvermögen aber nicht wesent­lich störte (Mydriasis), s. Piep. XVIII. Seltener ist eine Ver­engerung der Pupille bei Verwachsung derselben mit der Linse, sehr selten eine veränderte Stellung und Bewegung des einen oder anderen Augapfels (Schielen, Strabismus). Hering beobach­tete dasselbe an einem nach überstandener Hirnentzüudung vom schwarzen Staar befallenenPferde. Hervortreibung des Augapfels, starrer Blick in Verbindung mit einer schiefen Stellung des Kopfes begleiten obige Erscheinungen. Im Allgemeinen ist das Auge hell und klar und bei oberflilchlicher Betrachtung nichts ab­normes wahrzunehmen, indem die lichtbrecbenden Theile des Auges vollkommen durchsichtig sind.
Pathologische Anatomie: Bei schon länger bestehen­den Amaurose findet man bei der Section eine Zerreissung der Netzhaut und der Aderhaut, eine Abtrennung der ersteren von der letzteren; Oedeme, Verdickung oder Schwund der Netzhaut, Atrophie der Sehnerven, Erweichung derselben und der Seh-nervenhiigol.
Prognose: total ungünstig.
Behandlung: Anfangs örtlich und allgemein antiphlogistisch; scharfe Einreibungen, S try chninsalbe, Haarseile im Ge­nick oder zur Seite des Halses; Brennen. Innerlich: harntreibende Mittel, starke Purganzen etc.
24. Grüner Staar (Glaucoma).
Meergrüne oder graulich-grüne Färbung des Glaskörpers während oder nach der Gefässhautentzündung (Glaucoma sim­plex) ; in der Folge sind aber auch die anderen Gewebe des Auges in Mitleidenschaft gezogen. Diese Krankheit führt ent­weder langsam oder sehr rasch zur völligen Erbündung.
Ursachen: Ein Glaucom ist stets im Gefolge der Mond-blindheit (ob vielleicht identisch mit derselben?); mechanische Einwirkungen auf den Bulbus, Blutungeu etc. Bei Lämmern fand man dasselbe angeboren.
Erscheinungen: Ausser der Verfärbung des Glaskörpers
Fr icker, Vademccum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 10
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14gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;AUGAPFELVOEFALL.
beobachtet man: Liebtscheu, eine unbewegliche, sehr erweiterte Pupille, stark injicirte Sklerotica, Trübung der Cornea, wodurch der Blick in deu Glaskörper aufgehoben wird. Der Augapfel ist derb, hart anzufühlen und dabei ziemlich empfindlich, später ist die Empfindung aufgehoben. Prognose: ungünstig.
Pathologische Anatomie: gelblich gefärbter Glas­körper: die Choroidea und die Retina sind von einander abge­hoben; erstere oft verdickt und gefässreich. (Gräfe hält das Glaucom für eine Choroiditis mit diffuser Imbibition des Glas­körpers, bei welchem durch eine Volumenszunahme der letzteren ein vermehrter intraoeulärer Druck auf die Retina etc. entsteht.) Excavation der Sclera um den Sehnerv herum. Schwund des­selben und der Netzhaut.
Behandlung: ein Glaucom ist für eine pbarmaceutiche Be­handlung ziemlich unzugänglich. Die bei der Mondblind­heit angeführten Mittel können versucht werden. Auch die zur Hebung des Leidens vorgeschlagene Operation der Ausschneidimg eines Stückes von der Iris (Iridectomie) hat sich noch zu erproben.
25. Vorfall des Augapfels (Prolapsus oculi. Exoplithalmus).
Derselbe ist meistens bedingt durch äussere Gewalten (Rau­fen der Hunde mit einander) oder durch die Anwesenheit von Geschwülsten, Knochenneubildung in der Augenhöhle.
Erscheinungen: Der ganze, manchmal ziemlich verletzte Augapfel lagert zwischen den Augenlidern, wird bei längerem Verharren in solcher Lage trocken, schrumpft zusammen oder es entstehen, namentlich wenn er verletzt ist, Dlcerationen. Die Sehkraft ist verloren.
Prognose: Complikationen, das Alter des Vorfalls ent­scheiden bei ihrer Stellung.
Behandlung: Versuch des Zurückbringens des Augapfels in seine Höhle nach vorausgegangener Reinigung desselben mit Wasser. Das Zurückbringen ist oft ziemlich schwer. Eine Erweiterung der Augenlidspalte (am äusseren Lid­winkel) wird manchmal nothwendig. Nach der Reposition
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DEE AUGENSPIEGEL.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;J4.7
sind anhaltend kalte Umschläge und ein Druckverband we­sentlich geboten. Das Zusammennähen der Augenlidspalte ist weniger zu empfehlen. Später Waschungen mit gelind adstringirenden oder aromatischen Flüssigkeiten. Bei schon geschrumpftem oder ulcerirendem Bulbus ist die Exstir-pation desselben angezeigt; Stillung der eintretenden Blu­tung durch kalte Ueberschläge. Austamponiren der Augen­höhle mit Werg. Uebcrwachung der Eiterung und der Granulation.
Nach vollständiger Heilung ist, wenn es Pferde be­trifft, das Einsetzen der früher von Schmidt, in der Neu­zeit von Hertwig empfohlenen künstlichen Augen (s. Gurlt und Hertwig (39. Jahrgang 2. Heft S. 111) anzurathen, um den durch die Exstirpation bedingten Schönheitsfehler eini-germassen zu corrigiren. Dieselben bestehen aus einer dün­nen Schale von dunklem Hörne, erhalten die Lider in ihrer natürlichen Lage und gewähren noch Schutz gegen fremde Korper, welche iu die leere Augenhöhle sich einbetten und eine fortwährende Reizung hervorrufen müssten.
26. Krebsgeschwülste (Carcinorae).
Nur selten entwickeln sich solche in der Augenhöhle bei den Thieren. Sie zeichnen sich durch rasches Wachsthum aus und diaguosticiren sich durch Reizung des Augapfels, Ulceration und Hervordrängen desselben; starke Thränen- oder Schleim­oder Eiterabsonderung. Therapie: Exstirpation des Augapfels und der Neubildung.
27. Die Untersuchung der Augen durch den Augen­spiegel.
Die verschiedenen in der Thierheilkumle gebräuchlichen üntersuchungsmethoden kranker Augen (Vorhalten einer bren­nenden Kerze vor das Auge in einem dunklen Stalle , Einfallen-lassen von Sonnenlicht, Beleuchten des Auges vermittelst einer Kerze, deren Licht man durch ein convexes Glas [Brennglas, Leseglas, Linse] auf das Auge fallen lässt (Hertwig), Einpinseln von Atropin etc. genügen zwar bis jetzt, um in forensischen Fäl­len das Vorhandensein eines Augenleidens zu constatiren. Die
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148nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;BEB, AUGENSPIEGEL.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
Wissenschaft selbst erfordert aber mehr, sie verlangt zur nähe­ren Ergründimg des Wesens einer Augenkrankheit ein tieferes Sehen. Von vielen Thierilrzten ist desshalb auch schon oft bedauert worden, dass der Ophthalmoskopie bis jetzt so wenig Aufmerksamkeit von Seiten unserer Wissenschaft geschenkt wurde und dass wir Thierärzte (es liegt dieses gewiss an uns) noch nicht dasjenige Instrument gebrauchen, welches den Menschcnärzton (specicll den Augenärzten) einen so tiefen Ein­blick in das Auge gewährt. Es ist diess der Augenspiegel. Seine Anwendung ist zwar bei unseren Hausthiereu aus ver­schiedenen Gründen viel schwieriger als beim Menschen und wird namentlich durch die Unruhe des Thiercs wesentlich er­schwert, sie ist aber, wie die auf hiesiger Schule von Professor Dr. Vogel und Anderen unter Leitung des rühmlichst bekannten Augenarztes Dr. Berlin mit dem Augenspiegel vorgenommenen Untersuchungen bewiesen haben, ausführbar. Es sollte desshalb auch in allen Fällen von Störung der Sehkraft, welche ohne Lichtscheu auftreten, der Augenspiegel benützt werden. Durch dessen Anwendung werden wir wohl manche Symptome im In­nern des Auges, von deren Vorhandensein wir vorher nicht das Mindeste wussten oder nur aus menschenärztlichon Schriften erfahren haben, kennen lernen und wird vieles bis jetzt als sicher angenommene obsolet werden. Fälle von Myopie (Kurz­sichtigkeit) oder Presbyopie (Weitsichtigkeit) wären ohne viele Mühe auch bei den Thieren mit Hilfe des Augenspiegels zu constatiren und würde der letztere dadurch auch bei der Ent­scheidung von forensisch technischen Fragen seinen Einfluss ausüben können. Der Augenspiegel besteht in seiner einfach­sten Form aus einer runden Concavplatto von polirtem Stahl oder von Spiegelglas mit einem Loche in der Mitte. Dazu kommt noch eine Convexlinse, welche vor das Auge des zu untersuchenden Thieres gehalten wird. Die Untersuchung findet in einem dunklen Stalle statt. Die Flamme wird in einem Ni­veau mit dem Auge etwas hinter dem Kopfe des Thieres durch einen Gehilfen gehalten. Vor dem durch einen Gehilfen fest­gehaltenen Kopfe des Thieres sich aufstellend hält der Unter­suchende mit der einen Hand den Concavspicgel nahe an sein Auge, um das Licht der Lampe aufzufangen und dasselbe in das Innere des Auges zu werfen. Durch die mit der anderen Hand vor das Auge des Thieres gebrachte Convexlinse hat
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KRANKHEITEN DEH NASENHÖHLE etc.
149
man den Brennpunkt zu suchen. Olme vorerst auf das Resultat der auf der hiesigen Schule angestellten Untersuchungen näher eingehen zu können, erwähne ich, dass es vor Allem nothwen-dig ist, die Bilder, welche durch die Anwendung des Augen­spiegels das gesunde Auge darbietet, kennen zu lernen (Venen und Arterien der Retina unterscheiden zu lernen, hauptsächlich aber die Einmündung der Sehnerven als den wichtigsten Punkt bei einer ophthalmoscopischen Untersuchung in den Bereich der Untersuchung zu ziehen). Erst wenn das anatomische Bild ge­hörig verstanden ist, werden wir die pathologischen Augen­spiegelbilder verstehen. Alles dieses können wir aber nicht allein, sondern nur an der Hand eines tüchtigen Augenarztes uns aneignen und wird dazu noch ein sorgfältiges, Jahrelang fortgesetztes praktisches Studium nothwendig, um für unsere Zwecke ein praktisches Resultat zu erzielen. Bierollet und Van Rooy haben Untersuchungen des gesunden und kranken Auges des Pferdes (Mondblindheit) mit dem Augenspiegel an­gestellt und das Resultat derselben in den Annales de med. vet. Jahrgang 1862 veröffentlicht. Die jedesmalige Untersuchung wurde durch eine zwei Stunden vorher gemachte Einpinselung von 2 Tropfen Belladonnaextraktlösung eingeleitet. (S. Rep. 23. Jahrgang. S. 231.) Im Interesse unserer Wissenschaft liegt es nun, vor den mancherlei Schwierigkeiten, welche der Anwendung des Augenspiegels bei unseren Hausthieren entgegenstehen, nicht zurückzuschrecken. Der Zweck dieses Capitels ist, strebsame junge Collegen auf die Wichtigkeit des Augenspiegels aufmerk­sam zu machen und zu weiteren Forschungen in der Ophthal-moscopie anzuregen.
IV. Kranklieiten der Nase, der Naseii-liölile und ihrer Nebenliölüeu.
1. Verletzungen der Nase.
Dieselben treffen vorzüglich die Nasenflügel und sind ent­weder mit Brüchen der Nascnbciiie, der kleinen Kieferbeine com-plicirt; meistens sind es Quetsch- oder gerissene Wunden.
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150nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;POLYPEN IN DER NASENHÖHLE.
Prognose: ziemlich günstig, auch bei Complikationen mit
Brüchen etc.
Behandlung: bei frischen Wunden: blutige Naht (Knopfnaht). Das erste Heft ist dicht am Rande des Nasenlochs anzu­legen, die Enden der Hefte müssen kurz abgeschnitten wer­den; Maulkorb und Vorsicht beim Füttern, Reinigen der Wunde von den Futte^resten.
2. Geschwüre auf der Nasenschleimhaut.
Ursachen: Chronische Catarrhe der Nasenschleimhaut. Haarbilduug auf derselben, typhöse Krankheiten, Erkrankung der Lymphdrüsen und Gefässe (brandiger Strenge!, Rotz); ausser-dem Verwundungen, ätzende Stofle.
Erscheinungen: Ausfluss aus der Nasenhöhle von der verschiedenartigsten Beschaffenheit je nach dem Geschwürs­charakter, periodisch auftretendos Nasenbluten. Die Beschaffen­heit der sichtbaren Geschwüre ist je nach ihren örtlichen oder allgemeinen Ursachen verschieden (s/Eintheilung der Geschwüre S. 22).
Manchmal wuchern die Nasengeschwüre bedeutend, verbrei­ten sich und geben auch Veranlassung zu Neubildungen.
Prognose: richtet sich nach der Ursache und der Be­schaffenheit der Geschwüre. Behandlung: örtlich Actzraittel: sie heilen meistens langsam
und unter Hinterlassung von sternförmigen Narben.
3. Krankhafte Vergrösserung der Nasenmuschel.
Eine solche kommt oft im Gefolge der Drüse vor.
Erscheinungen: Schleimigter oder eiterigter Nasenaus-fluss. Auftreibung der Nasen- und grossen Kieferbeine, Athern-beschwerden. Therapie: Trepanation an der erhabensten Stelle, Pieraussägen
eines länglichen Knochenstreifens, Entfernung der kranken
Conche durch die gemachte Oeffnung, Heften der Hautwunde.
Nachbehandlung den Zufällen entsprechend; die Heilung
braucht längere Zeit (ca. 2 Monate).
4. Polypen.
Ursachen: Schleimhautkatarrhe, Entzündungen, Verletzung derselben, Blutdyskrasie.
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PARASITEN IN DEE NASENHÖHLE.
151
Erscheinungen: s. gutartige Geschwülste S. 37.
Behandlung: Die nachhaltigste wohl in allen Fällen ist die Exstirpation der Polypen. Dieselbe ist aber oft wegen des anatomischen Baues der Nasenhöhle und ihrer eigenen ana­tomischen Beschaffenheit nicht möglich. Sie erreichen oft eine immense Grosse und füllen dadurch auch die Nebenhöh­len aus. Beim Hornvieh reichen sie oft bis in die Hornzapfen. Die Exstirpation wird bewerkstelligt durch Abschnüren mit­telst eines Messiugdrahts; durch die Trepanation der Höhle,
23. Polyp in der rechten Nasenhöhle eines Pferdes.
in welcher der Polyp seinen Sitz hat und nachheriges Aus-reissen desselben durch die der Länge nach erweiterte Trepanöffnung. Stillung der Blutung durch kaltes Wasser, Brennen. In Fällen von Athemnoth Tracheotomie. Manch­mal sehen sie durch den in ihrem Gefolge auftretenden einseitigen, stinkenden Nasenausfluss Veranlassung zu Rotz­verdacht.
5. Parasiten in der Nasenhöhle.
a. Bremsenlarven.
Die Anwesenheit der Larven von Oestrus ovinus in der Nasenhöhle der Schafe (seltener der Ziegen) verursacht den sogenannten B r e m s e n s c h w i n d e 1 (Hornwurmkrankhcit, Schlcu-derkraukheit) und zwar in Folge der sehr intensiven Reizung der Schleimhaut der Nasenhöhlen und ihrer Nebenhöhlen.
Erscheinungen: Niesen, Schleimausfluss aus der Nase, zeitweiliges Auswerfen von Larven selbst, cigenthümliches Hin-und Herbewegen des Kopfes (Schleudern). Im weiteren Verlaufe :
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152nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;NASENBLÜTEN.
Knirschen mit den Zähnen, Verdrehen der Augen, eigenthüm-liches Aufheben der Füsse, Convulsionen, Niederstürzen und periodische ßewusstlosigkeit, mangelnde Fresslust und Ernäh­rungsstörungen. Tod.
Pathologische Anatomie: Entzündung der Schleim­häute der Luftwege des Kopfes, soweit die Larven ihren Wohn­sitz aufgeschlagen haben, Eiterung, Brand derselben.
Prognose: im Allgemeinen ungünstig. Behandlung: Niesmittel, Schnupfenlassen von Tabak, Trepa­nation der Stirnhöhle in der Medianlinie, um in beide Höhlen zugleich zu gelangen; Einspritzungen von Lösungen eines empyreumatischen Salzes (Hirschhornsalz). Ein-atlimen erapyreumatischer Dämpfe, überhaupt alles, was die Larven zum Verlassen ihres Wohnsitzes bestimmen könnte. Am Besten zeitiges Schlachten. Als Pro-phylaeticum empfiehlt sich das Bestrcicheu der Nase mit Theer oder Hirschhornöl zur Zeit des Schwärmens der Fliege.
b. Pentastonmm taenioides. Das bandwurmähnliche Fünfloch wird am häufigsten bei den Hunden (Gurlt) in der Nasenhöhle angetroffen und veranlasst ähnliche Keizerscheinungen bei diesen Thieren wie die Bremsen­larven bei den Schafen, hiezu gesellen sich noch ein mürrisches Benehmen und Neigung zum Beissen.
Behandlung: ähnlich der bei dem Bremsenschwindel ange­gebenen.
c. Nasenbluten [Epistasda, Rhinorrhagia). Ursachen: Dasselbe entsteht wie andere Blutungen durch Verletzungen oder in Folge einer aktiven arteriellen Congestion nach heftigen Anstrengungen (Kennpferde); sympto­matisch bei Polypen, Geschwüren (Rotz); auch eine passive ve­nöse Blutung wird beobachtet bei Typhus, Petechialfieber. Behandlung: bei sehr heftigen Blutungen: Einspritzungen von kaltem Wasser oder einer styptischen Lösung. Aus­tamponiren der Nasenhöhle mit in eine leichte Lösung von ferr. sesquichlorat. oder anderen styptischen Mitteln getauch­ten Werg oder Schwamm nach vorher gemachter Tracheo-tomie.
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KRANKHEITEN DES MAULESeto.
153
V. Krankheiten des Maules und der Manlhölile.
1. Krankheiten der Lippen.
a. Verwundungen der Lippen
sind bei unseren Haustliieren, namentlich den Pferden, nichts
seltenes; meistens sind es gerissene oder Bisswunden (durch
Hunde).
Prognose: günstig; manchmal lässt die Heilung längere
Zeit auf sich warten; manchmal entstehen Geschwüre.
Behandlung: Versuch der Vereinigung per primam intensio-nem (blutige Kaht; erstes Heft nahe am Maulwinkel, kurzes Abschneiden der Hefte). Wegen der Beweglichkeit der Lippen ist ein Durchreissen der Nähte zu befürchten. Strauss empfiehlt die umschlungene Naht. Innerhalb der ersten Stunden kein Futter; geschrotener Hafer; Kleien-schlapp verunreinigt die Wunde und verhindert ihre Heilung. Bei Geschwürsbildung Aetzmittel.
6. Entzündung der Lippen. Ursachen: Verwundungen, Quetschungen, Insektenstiche. Erscheinungen: Vermehrte AVarme, Geschwulst, Schmer­zen, erschwerte oder verhinderte Aufnahme der Nahrungsmittel. Behandlung: streng antiphlogistisch; bei Insektenstichen Waschungen mit Chlorkalklösungen, verdünntem Salmiak­geist; Essig, Goulard'sches Wasser.
c. Lähmung der Lippen.
Ursachen: Sie kommen meistens im Gefolge von Nerven­krankheiten (Hirnentzündung) vor (symptomatisch); heftige Quetschungen (zu starkes Bremsen), Reizung der Lippennerven, Entzündung, Verletzung des fünften Hirnnervens durch Haar­seile an den Backen.
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154nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; KRANKHEITEN DEE ZÄHNE.
Erscheinungen: In der Regel ist die Lähmung im Ge­folge von Hirnentzündung nur eine einseitige (Hemiplegia), sel­tener trifft sie den grössten Theil des Kopfes (Paraplegia). Man erkennt sie sofort an dem Herabhängen des betroffenen Theiles, den verzogenen Maulwinkeln. Die Thiere können das Futter nicht mehr ergreifen, sind unvermögend, die Lippen zu­sammen zu bringen, speicheln stark; die betroffenen Theile sind unempfindlich; bei einer Paraplegic tritt oft noch ein Herab­hängen beider Ohren oder schwarzer Staar hinzu.
Prognose: dieselbe ist in der Regel ungünstig. Behandlung: sie ist hauptsächlich lokal. Scharfe Einreibun­gen , Haarscile, Electrogalvanismus, Glüheisen. Innerlich : Reizmittel.
d. Wanten,
s. Neubildungen der Haut S. 73.
II
2. Krankheiten der Zähne.
a. Zu lange Zähne.
Ursachen: meistens unregelmässiges Abreiben.
Erscheinungen: Schlechtes Kauen, Herausfallenlassen des Futters aus dem Maule, übler Geruch aus dem Maule; bei näherer Untersuchung der Maulhöhle findet man einen Back­zahn über die Höhe der üebrigen hervorstehen, meistens nur mit den Spitzen, welche in der Regel die Schleimhaut verletzt haben; Folge der letzteren ist die Bildung von Geschwüren etc. Behandlung: Entfernen der hervorstehenden Spitzen je nach
seiner Grosso mit der Zahnfeile, Meisol und Hammer, Brog-
niez Zahumeisel. Absägen des Zahnes (Strauss).
6. Verwundungen des Zahnfleisches.
Ursache: zu scharfe Trensen, zufällig in's Maul gekom­mene spitzige Körper.
Erscheinungen: Vermehrte mit Blut vermischte Speichel­absonderung, ungeschicktes, fortwährendes Kauen, übler Ge­ruch, Blutunterlanfungen; bei heftigen Quetschungen: Auftreibung des Knochens, Knochenfisteln.
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ZAHNFISTELN.
155
Behandlung: Oefteres Ausspritzen des Maules mit kaltem Wasser oder leicht gesäuertem Wasser, besonders nach dem Füttern; hei Geschwürsbildung: Bestreichen der Ge­schwüre mit Lapis infern. etc.
c. Zahnfisteln.
Man verstellt darunter ein Fistelgeschwür, welches gewöhn-ich seinen Anfang in der Zahnalveole nimmt und zuweilen durch das Zahnfleisch und die Kieferbeine ausbricht. Am häufigsten trifft man die Fistel am zweiten oder dritten Backzahn des Hinterkiefers, seltener am Vorderkiefer.
Ursachen: Heizung des cariös gewordenen Zahnes, der Beinhaut, Quetschung der letzteren und des Knochens durch die Kanten zu enger Krippen.
Erscheinungen: Schlechtes Kauen und Fressen, Heraus -fallenlassen des Bissens, vermehrte Wärme und Schmerz in dem in der Folge oft ziemlich aufgetriebenen Knochenabschnitte ; gelockertes, manchmal eiterndes Zahnfleisch, übler Geruch aus dem Maule, schwarze Färbung des Zahns im Umkreise der Cariesöffnung, Durchbrechen der Haut in der Nähe der Wurzel des kranken Zahnes, callöse Fistelöffnung, Knochenabscess mit
22. Zahufistel mit Knochenabscess am Hinterkiefer vom Rind; tier cariöse Zahn ist entfernt.
jauchigem cariösem Eiter. Bei der Untersuchung mit der Sonde stösst man auf den cariösen Zahn. Manchmal gesellt sich noch ein stinkender Nasonausfluss hinzu, welcher Veranlassung zu Rotzvertlacht geben kann.
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15gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;KKAKKHEITEN DEE ZUNGE.
Prognose: verschieden; günstiger, wenn das Leiden die Zähne des Hinterkiefers betrifft.
Behandlung: Vor Allem ist eine Beseitigung der Caries anzustreben; pharmaceutische Mittel lassen in der Regel im Stich. Nothwendig wird oft die Enveiterung des Fistel­kanals durch Anbohren desselben oder durch das Glüheisen, um von da aus Einspritzungen von Kupfer-, Zinkvitriol-, Car-bolsäure- oder Höllensteinlösungen machen zu können; ge­rühmt werden Einspritzungen von Creosot. Warsage em­pfiehlt das Auskitten des cariösen Zahns mit flüssiger Guttapercha (Amiales de medec. veter. 1859. S. 621). Auf der Haut sind ableitende Reize am Platze (Scharfsalbe, Jodsalbe in Verbindung mit Opium, Einreibungen von Tinet. jod. und Tinet. Aconit. zu gleichen Theilen). Die Radikal­kur besteht in der Entfernung des kranken Zahnes mittelst der Günther'sehen Zange oder Trepanation der Höhle und nachheriges Ilerausmeiseln des Zahnes; später Reinhalten der Lücke, Verhüten des Einfütterus durch Auslegen der­selben mit Wergtampons, Einspritzungen von gesäuerten Mauhvässern, Aloetinctur, Arnicatinctur, Liq. villat. Hert-wig hält die Entfernimg des Zahnes nicht allein nicht für nöthig, sondern sogar für nachtheilig in ihren Folgen (Hineinwachsen des gegenüber stehenden Backzahns in die
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3. Krankheiten der Zunge.
a. Entzündung der Zunge (Glossitis).
Ursachen: Verletzungen, Quetschungen, ätzende Sub­stanzen (Brechweinsteinpillen), Milzbrand (Glossanthrax).
Dieselbe gibt sich durch eine verschieden grosse Schwellung der Zunge und dadurch bedingtes Hervorstrecken derselben kund; zu diesem tritt noch ein starkes Speicheln, gestörtes Kauen und Abschlucken. Bläschen und Excoriationen auf der­selben. Bei Abscessbildung entleert sieh auch Eiter oder übelrie­chende Jauche aus dem Maule. Ihre Folgen sind manchmal: Brand.
Prognose: verschieden nach den Ursachen und der Intensität der Entzündung.
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WUNDEN DEB ZUNGE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; jgy
Behandlung: Entfernung der Ursachen; Ausspülen des Maules mit kaltem Wasser, gesäuertes Trinkwasser; bei starker Geschwulst, wie bei Glossanthrax, Scarificationen derselben (Vorsicht wegen der möglichen Ansteckung). Hierauf Waschungen mit verdünnten Säuren (Salzsäure, Essig mit Wasser in Verbindung mit etwas Honig), Chlor­wasser oder einer Lösung von hyperraangansaurem Kali; weiche flüssige Nahrung.
b. Verletzungen der Zunge.
Ursachen: scharfe spitzige Körper (Zähne, Nadeln, Tren­sen etc.); absichtliche Verletzungen durch rohe Wärter, nament­lich ist solchen die Zungenspitze ausgesetzt.
Erscheinungen: mehr oder minder heftige arterielle oder venöse Blutungen; oberflächliche oder tiefergehende Läuge-oder Querwunden; starke mit Blut untermischte Speichelabson­derung, unvollkommenes Kauen, Herausfallenlassen der Bissen, erschwertes Abschlucken derselben, namentlich wenn die Ver­letzung am Grunde der Zunge sich befindet. Bei längerer Dauer tritt mangelnde Ernährung ein. Ausfliessen von Schleim, Eiter, übler Geruch aus dem Maule deutet auf das Vorhandensein von Geschwüren.
Prognose: günstig oder ungünstig; tiefe Querwunden heilen oft mit Hinterlassung von verunstaltenden Narben. Bei Verwundungen am Grunde bilden sich gerne Fisteln.
Behandlung: Vor Allem Entfernung der fremden Körper; ge­gen heftige Blutungen: Brennen, Waschungen mit Liq. ferr. sesquichlor. Aussei- dringend gebotener Reinhaltung des Maules durch öfters ausgeführte Einspritzungen von kaltem Wasser kann man in den meisten Fällen die Wunde der Natur überlassen. Das Anlegen von Hefton erfordert Niederlegen des Thieres, bezweckt aber keine raschere Ver-narbung der Wunde. Leconto empfiehlt die Kürschnernaht; er bedient sich hiezu einer meiseiförmigen Nadel und statt der Zwirnfäden breiter Streifen von Schafsleder, welche vor dem Gebrauch mit Fett eingerieben werden sollen. Bei eintretender Eiterung: Aloö-, Myrrhentinctur; callöse Ge­schwüre sind mit Aetzmitteln (Lap. inf.) zu behandeln; Fisteln sind aufzuschlitzen. Wenn die Zungenspitze zum
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X58nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;VOHFALL DER ZUNGE.
grössten Theile durchschnitten ist: Amputation derselben, Stillung der Blutung; wenn nach der Heilung die Bewegungs­fähigkeit des Zungenstumpfes eine geringe ist, wäre das Durchschneiden des Zungenbändchens oder des Kinnmuskels der Zunge (M. genioglossus) zu versuchen.
c. Vorfall der Zunge (Prolapsus linguae, Glossoptosis).
Ursachen: Hypertrophie, akute Entzündung, Quetschung der Zungenmuskeln, Lähmung derselben (nach Hirnentzündung, beim Koller), üble Gewohnheit (Zungenstrecker, Zungenblöcker), Lecksucht.
Erscheinungen: seitliches schlaffes Heraushängen der Zunge oder zwischen den Schneidezähuen aus dem Maule; bei höherem Grade Unvermögen die Zunge zurückzuziehen. Stö­rung im Kaugeschäft, verhindertes Abschlucken.
Prognose: verschieden je nach der Ursache und dem Grade des Leidens.
Behandlung: adstringirende Einspritzungen, Einreibungen von flüchtig reizenden Mitteln in der Gegend der Parotis und im Kehlgang; bei Lähmung der Zunge: Electrogalvanismus, Brennen; Zurückhalten der Zunge durch Anlegen eines Leder- oder Leinwandbeutels um dieselbe. Zungeublückern empfiehlt Hertwig die Zunge mit Nadeln zu stechen; Bren­nen : Waschungen mit bitterscharfen Mitteln (Tinct. canthar. Extr. Aloes, Alaunlösungen), Anlegen von gut construirten Doppelgebissen. Als ultima ratio hat man das Beschneiden des Zangenrandes oder das Abschneiden des aus dem Maule heraushängenden Theiles der Zunge empfohlen (?).
d. Krebs der Zunge (Carcinoma linguae).
Ist bei unseren Hausthiereu selten, bei Hunden noch am häufigsten beobachtet.
Erscheinungen: Knotige Anschwellung des Zungen-abschnittes, Schmerz und Behinderung des Organs beim Saufen (Hunde), tief ausgehöhlte Geschwüre mit übelriechender Jauche­absonderung, Infiltration des Kachbargewebes, der benachbarten Lymphdrüsen durch Krebsmaterie. Abmagerung der Thierc. Behandlung s. Carcinom. S. 38.
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WUNDEN DES HARTEN GAUMENS.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;J59
e. Verletgungen des harten Gaumens.
Ursachen: Spitzige, scharfe, mit dem Futter in's Maul gekommene Körper (Glassplitter etc.); Aetzmittel; absichtliche Verletzungen (das unsinnige Gaumen- oder Kernstechen).
Ihr Sitz ist verschieden, meistens am unteren Ende des harten Gaumens; manchmal sind sie mit Quetschung, Verletzun­gen, Perforation der die Grundlage des Gaumens bildenden grossen und kleinen Kieferbeine complicirt.
Erscheinungen: Vermehrte Speichelabsonderung, mehr oder minder bedeutende arterielle (strahhveise) oder venöse (pa-renchymatöse) Blutung; beständige Kauversuche, auch ohne Futter im Maule; Herausfallenlassen der Bissen, Ausfliessen des Getränks (öfter durch die Nase, wenn zugleich eine Verwundung des Gaumensegels vorhanden ist. Bei älteren Verletzungen: übler Geruch aus dem Maule. Zur näheren Untersuchung ist die Sonde zu gebrauchen.
Folgen: Caries der knöchernen Grundlage, Knochenfistel in die Nasenhöhle.
Prognose: günstig oder ungünstig, je nach den Compli-cationen.
Behandlung: Entfernung der Ursachen, Ausspritzen des Maules mit gesäuertem Wasser, öfteres Trinkenlassen. Stillung der Blutung durch Auflegen von Weizen- oder Ktärkmehl (Hertwig): Zubinden des Maules, um das bestän­dige Kauen zu verhindern; Tamponatiou mit einem in styp-tische Flüssigkeiten (Liq. ferr. sesquichlor.) getauchten Schwamm, welcher durch eine über den Nasenrücken an­gelegte Binde festgehalten wird; Brenneisen (weissglühend); bei einer Blutung der Gaumenarterien Unterbindung der­selben (NB. vor und hinter der Arterienwunde wegen der Anastomosen mit der Arterie der andern Seite); zu diesem Zwecke muss das Thier geworfen werden. Geschwüre sind zu ätzen (Lap. infern.).
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160nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ENTZÜNDUNG DEE OHESPEI C HELDEÜSE.
VI. Kranklieiten der Speichelorgane.
1. Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Feifei - Fiebel-geschwulst, Mumps), Parotidis
ist bei unseren grösseren Hausthieren sehr selten, häufiger bei Katzen und Ziegen (Katzen-, Ziegenpeter).
Ursachen: Erkältung, Verletzungen, Spoichelsteine, Ent-züiulung der unter ihr liegenden Lymphdrüsen.
Erscheinungen: Anschwellung der anfänglich hart an­zufühlenden Drüse in ihrem ganzen Umfange, höhere Wärme, Spannung, Schmerz, behindertes Kauen und Abschlucken, Vor-•wärtsstrecken des Kopfes, verhinderte Seitenbewegungen des­selben, Abscessbildung in der Drüse; Fluctuation; Athcmbeschwer-den fehlen, sind solche vorhanden, so deutet diess auf eine Entzündung der unter der Parotis gelagerten Lymphdrüsen. Der Verlauf ist ein ziemlich akuter: ihre Ausgänge: Zerthei-lung, Verhärtung, Eiterung, selten Brand.
Prognose: günstig. Behandlung: Feuchte Wärme (Priesnitz'sche Umschläge);
Kataplasmcn, Einhüllen der Drüse in wollene Lappen oder
Lämmerfelle nach vorherigen Einreibungen von Fett, Uugt.
alth., Campherliuiment. Abscesse sind zeitig zu öffnen.
Die Eiterung ist gut zu überwachen. Bei Verhärtung der
Drüse: Einreibungen von Ungt. cantharid. Punktion mit
dem Brenneisen.
2. Verwundungen der Ohrspeicheldrüse und des Stenonischen Ganges.
Ursachen: Schneidende Instrumente beim Oeffnen von Ahscessen, Operationen des Luftsackes, Entfernung von Speichel­steinen, Verletzung des Speichelganges durch Speichelsteine, von innen heraus.
Erscheinungen: Ausfliessen von Speichel aus der Wunde in verschiedener Menge, je nach dem Orte und der Art der
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OHESPEICHELFISTEL.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;JßJ
Verletzung, namentlich beim Kauen des Thieres; Entzündung
der Drüse.
Behandlung: bei Verletzungen der Drüse: blutige Naht, Knopfnaht; bei Verletzungen des Ganges die Hasenscharten-naht; kalte Ueberschläge von Aq. Goulard, später von ad-stringirenden Mitteln; Einreibungen von Ungt. canthar.; Futtereutziehung auf 24 bis 48 Stunden; Verhinderung des Reibens.
3. Ohrspeichelfistel.
Solche entsteht gern nach Verletzungen derselben in Folge des Reibens der Thiere an harten Gegenständen.
Erscheinungen: callöse, harte Ränder der Fistelöffnung, Eiterung, fortwährender, oft sehr bedeutender Speichelausfluss, Ernährungsstörungen.
Behandlung: Versuch, die Fistelöffnung so rasch wie möglich zu schliessen; Aetzmittel zur Herstellung eines Schorfes; Applikation des weissglühenden Eisens; Aufstreuen von ad-stringirenden Pulvern etc.; Befeuchten des Schorfes mit einer Alaunlösung, Colophonium: scharfe Einreibungen in der Umgegend der Fistel; Unterbindung des Stenonischen Ganges (Viborg) mit gutgewächsten Seidenfäden oder Bänd­chen von mit Seide übersponnenem Kautschuck. Der Zweck derselben ist cine Obliteration des Ganges und eine der­selben folgenden Atrophie der Drüse zu bewerkstelligen. Um die Absorption in der Drüse zu steigern und zur Ver­hütung einer durch die Unterbindung manchmal entstehenden sehrbedeutenden Schwellung der Drüse und des Stenonischen Ganges empfiehlt Hertwig Einreibungen von Terpentinöl in Verbindung mit Cantharidenpulver oder eines Liniments von Seife und Terpentinöl. Viborg benützte hiezu das Campheröl. Bei entstehenden Ausschwitzungen auf der Haut, welche obige Einreibungen zur Folge haben können, Waschungen mit leichten Kochsalz-Salmiaklösungen oder mit warmem Seifenwasser. Haubner empfiehlt in hartnäcki­gen Fällen Einspritzungen von Salmiakgeist in den Steno­nischen Gang, um eine Entzündung und dadurch eine Ver­ödung der Drüse herbeizuführen. Zu dem gleichen Zwecke #9632;wurde auch Jodtinctur benützt. Die Herstellung eines
Fricker, Vademecura.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11
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ENTZÜNDUNG DEB KINNE AC KE ND EUS E.
neuen Speichelgaugs resp. einer neuen Oeftnung desselben in die Rlaulhöhle, ein aus der Meusclienheilkunde entlehntes Ver­fahren, hat Hüb ner in einem Falle mit Erfolg versucht. Das­selbe kann auf verschiedene Weise ausgeführt werden, entwe­der dass man von der äusseren Fistel aus die Backe bis in die Maulhöhle mit einem spitzigen glühenden Fasen durchbohrt oder mit einem spitzigen Bistouri in die Backen zwei Ein­stiche bis in die Maulhöhle macht und hierauf vom Niveau des Speichelgangs einen Bleidraht durch dieselbe einführt; die Ränder der alten Fistelöfl'nung müssen aufgefrischt, die Oetfnuug selbst mittelst der umschlungenen Naht zusammen­geheftet werden. Vielleicht gewährt in hartnäckigen Fällen die Transplantation eines Hautlappens aus der Nachbarschaft auf die Fistelöfl'nung, wie sie Ollier bei den Thieren bei Verlust grösserer Hautlappen empfohlen hat, einen Erfolg; eines Versuches dürfte diese Operation wohl werth sein.
4. Entzündung der lünnbackendrüse (Unterkieferdrüse), Froschgeschwulst, Ranula.
Ursachen: man beschuldigt in den meisten Fällen Erkäl­tungen, auch tritt sie nicht ungern im Gefolge von CatanMeberu auf; ausscrdem sollen Quetschungen zu ihrer Entstehung bei­tragen.
Erscheinungen: Beständige Thätigkeit der Zunge, Schmerz beim Hervorziehen derselben, starkos Speicheln und fortwährendes Kauen: leichte aber schmerzhafte Anschwellung im Kehlgang, höhere Köthung und Schwellung des Zungenbänd-chens; zu beiden Seiten desselben eine rundliche, ziemlich be­grenzte Anschwellung der höher gerötheten Hungerzitzen, der be­kannten Oeffnung des Whartonischen Ganges in Folge der Ver­stopfung des Kanals (Ranula). Das Entstehen vonFisteln ist selten. Abscesshildungeu kommen häufiger vor; ein solcher entleert, wenn er spät erkannt wird und von selbst aufbricht, eine stin­kende, weisslich graue Jauche.
Prognose: günstig.
Behandlung: Einreibung von Ungt. hydr. ein. im Kehlgang; feuchte quot;Wärme, Kataplasmeu; zeitiges Oefi'nen eines etwa entstehenden Abscesses. Versuch die verstopfte Oeffnung
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SPEICHELSTEIXE.
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des Whartonischen Ganges frei zu machen; Scarification desselben; Touchiren der Geschwulst mit Jodtinctur, Lap. iufernalis.
5. Entzündung der Unterzungendrüse
entsteht aus den gleichen Ursachen wie die Entzündung der Kinnhackendrüse; ebenso sind die Erscheinungen denen der letzteren ziemlich ähnlich; meistens sind beide miteinander ent­zündet.
Behandlung: wie bei der Entzündung der Kinnbacken-drttse.
6. Speichelsteine
sind bei unseren Hausthiereu, namentlich Pferden und Kindern, nichts seltenes.
Ursachen: Genuss von Wasser, welches vielen kohlen­sauren Kalk enthält, Aufenthalt der Thiere in Gegenden, wo viel Kreidestaub die Pflanzen bedeckt (Gurlt), Eindringen von fremden Körpern (Getreidekörner, Pflanzentheilchen) von der Maulhöhle aus.
Sitz: Man findet solche sowohl in den grösseren Gängen der Drüsen selbst als auch ig ihren Ausführungsgängen. Gurlt fand sie am häufigsten in den Rmnischen Gängen, Hering einen ziemlich grossen im Whartonischen Gang in der Kähe des Zungenbändchens. Ihre Bestandtheile sind (nach Gurlt) 83—020/|) kohlensaurer Kalk, 3—5% phosphorsaurer Kalk, 1 bis 40/0 kohlensaure Magnesia. Sie sind sehr hart und glän­zend; ihre Form und Grosse sind verschieden; bald sind sie rundlich, bald mehr länglich, meistens glatt; im Ductus Stenon-erreichen sie einen beträchtlichen Umfang; diess ist hauptsäch­lich dann der Fall, wenn sie sich nach dem Durchbrechen des Ganges in's benachbarte Bindegewebe eingebettet haben.
Erscheinungen: Anfänglich beobachtet maü eine ver­mehrte Speichelabsonderung; werden sie grosser, so findet eine starke Ausdehnung des Kanals statt, das Kauen ist gestört; befindet sich das Concrement im Stenonischen Kanal, so wird die Erweiterung desselben zwischen der Stelle, wo sich der Stein festgesetzt hat (Gefässausschnitt des Hinterkiefers) und
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Pf
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KBANKHEITBN DES HINTERKIEFERS.
!v:
zwischen der Drüse deutlich sichtbar; der Sitz des Steines kennzeichnet sich durch eine harte, begrenzte Geschwulst, her­rührend von dem Steine und der Verdickung der Häute des Ganges. Die Folgen sind Bersten des Kanals, Speichelfisteln. Prognose: ist günstig.
Behandlung: Entfernung des Steins mittelst Operation : nach­her Vereinigung der Wunde des Ganges durch die um­schlungene Naht, um eine Heilung per prim. int. zu erzielen; bei eintretender Eiterung wie bei den Speichelfisteln.
7. Neubildungen.
Pseudoplasmen der Parotis sind, mit Ausnahme von Melano-sen, in den Lappen der Drüsen äusserst selten. Die Anwesenheit der letzteren ist kein Gegenstand chirurgischer Behandlung. Kleine belästigen nicht und grössere zu exstirpiren ist gewagt. Uebrigens sind Fälle von glücklicher Exstirpation der stark hypertrophischen (scirrhösen?) Parotis sowohl als der Maxillaris bekannt. (Rec. 1822. S. 133. Leblanc; Belg. 1842. S. 221. Delwart.)
YIL Kranklieiten des Hinterkiefers.
1. Luxation des Hinterkiefergelenkes.
Verrenkungen des Hinterkiefers trifft man am häufigsten bei Hunden und Katzen; manchmal sind sie mit Zerreissungen der Gelenksbänder oder mit Frakturen der das Gelenk bildenden Knochen complicirt.
Ursachen: heftige mechanische Einwirkungen auf den Hinterkiefer bei zufällig weit offenem Maule; Apportiren grösse-rer Gegenstände (Jagdhunde).
Erscheinungen: das Maul steht offen und kann nicht mehr geschlossen werden. Die Thiere speicheln stark, die Zunge ist vorgestreckt, dunkelroth, das Aufnehmen der Bissen
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LUXATION DES HINTEEKIBFEEGEIiENKES. Iße,
und das Abschlucken fester wie flüssiger Nahrung ist unmöglich. Ist nur eine Seite luxirt, so sieht das Kinn nach der entgegen­gesetzten Seite hin, bei einer beiderseitigen Luxation hängt es herab. Dabei zeigen die Tbiere einen starren Blick und grosse Aengstlichkeit. In der Schläfengrube ist an der Stelle des sonst deutlich sichtbaren Proc. coronoid. eine Vertiefung sichtbar. Der Gelenkskopf sitzt in der Kegel vor der Gelenksrolle des Schuppen­theils des Schläfebeins; eine Verrenkung nach hinten ist nur möglich bei gleichzeitiger Fraktur des Zitzenfortsatzes (Proc. articul. post).
Prognose: bei frischer Verrenkung günstig, gleichgiltig ob sie eine vollkommene oder unvollkommene ist; weniger gün­stig bei älteren.
Behandlung: Man flxire den Kopf des Thieres und versuche den luxirten Hinterkiefer durch einen angebrachten Druck nach unten und hinten unter gleichzeitigem Erheben des Kinns wieder in seine Lage zurückzubringen. Am besten geschieht diess durch einen mit Leinwand umwickelten Holz­stab, welcher quer über die Backzähne dos Hinterkiefers und zwar so weit als möglich nach hinten gelegt wird; die Back­zähne des Oberkiefers müssen als Stützpunkt dienen. Die Manipulation mit dem Daumen auszuführen ist gefährlich und desshalb nicht zu empfehlen. Leo empfiehlt eine Doppel-luxation nicht zugleich, sondern eine nach der andern ein­zurichten. Nach gelungener Reduktion muss man dem Thiere noch längere Zeit eine Bandage oder einen Maul­korb anlegen, um Rccidive zu verhindern. Kalte Ueber-scbläge zur Hebung der Entzündung; reizende Einreibungen (01. tereb., Spir. sal. ammon., Spir. camph.); Waschungen mit adstringirenden Dekokten dienen nachher zur Stärkung des Tonus der Bänder etc. Diät: flüssige Nahrungsmittel. Hunden: Fleischbrühe, Milch.
2. Neubildungen am Hinterkiefer.. Die gewöhnlichsten an demselben vorkommenden sind:
a. Exostosen.
Ursachen: Druck, Quetschung des hinteren Randes des Hinterkiefers, hauptsächlich in Folge zu enger Krippen.
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WIXDDOEN.
Erscheinungen: rundliche, begrenzte, nicht verschieb­bare Knochengeschwulst am hinteren Rande eines oder beider ITinterkieferaste; Entzündung, Schmerz an der nämlichen Stelle (Periostitis), später ohne Entzündungserscheinungen.
Prognose: günstig. Behandlung: im Anfange entzündungswidrig; Versuch, die noch nicht consolidirte Knochenneubildung zur Resorption zu bringen (Einreibungen von Ungt. hydr. einer. — Ungt. jod. — Ungt. cantharid.). Gestielte können mit Hammer und Meisel oder mittelst der Säge entfernt werden.
b. Fibrome. Faaergesehwülste, Ursachen: die nämlichen wie bei den Exostosen. Erscheinungen: rundlich geformte, verschieden grosse weicher als Exostosen anzufühlende, auch leichter verschieb­bare Geschwülste, manchmal gestielt; manchmal findet man eine nicht unbeträchtliche Menge von Knochenmasse in denselben abgelagert, wodurch sie fester, aber nicht unbeweglich anzu­fühlen sind.
Prognose: günstig. Behandlung: Einreibungen von derivatorischen Salben oder Tincturen, Exstirpation mit dem Messer; bei heftiger Blu­tung: Stillung derselben mit dem Brenneisen; Entfernen (na­mentlich der gestielten) mittelst der Ligatur, des Ecraseurs. Nachbehandlung: Die Eiterung muss überwacht werden.
3. Osteosai'kom des Hinterkiefers. (Spina ventosa.)
Winddorn.
Ursachen: Knochenentzündung, Entzündung des Knochen­marks, Scrophulose (Füllenlähme), Cachexie; hauptsächlich wer­den Rindviehstücke davon befallen; bei Pferden (Fohlen) wird es seltener beobachtet und erreicht bei letzteren auch nicht den hohen Grad wie beim Rindvieh.
Erscheinungen: Langsam sich entwickelnde und stetig sich ausbreitende Geschwulst eines oder beider Hinterkieferäste, Schmerzhaftigkeit derselben, verhindertes, wenigstens sehr be­schwerliches Kauen und Abschlucken der Futterstoffe, Entstehung von Knochenabscessen, Durchbrechen derselben durch die allge-
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WINDDOEN.
167
meine Decke, schlechte Eiterung. Lockerwerden der Backzähne in Folge Erkrankung ihrer Alveolen; Fistelbilclung, Frakturen; Abtrennung von Knochenstiicken.
Pathologische Anatomie: Ausfüllung der stark erwei­terten Markräume mit einer weichen, theils eitrigen, theils jau­chigen Masse mit Verdrängung der compakten Knochensubstanz; die Oberfläche des Knochens ist rauh anzufühlen, der Durch­schnitt zeigt ein mehr schwammigtes Gewebe, der macerirte Knochen ist in Folge des Schwundes der Knochensubstanz von
23. Aufblähimg (Osteoporoee) des Hinterkiefers von einem Fohlen mit Fraktur des linken Hinterkieferastes.
zahlreichen Lücken durchsetzt oder findet man, wie diess bei den Pferden der Fall ist, nur eine Aufblähung (Osteoporose) des auf der Oberfläche rauh anzufühlenden Knochens.
Prognose: ungünstig.
Behandlung: Anfangs streng antiphlogistisch, Lehmanstriche, Einreibungen von Ungt. hydrarg. einer, (überhaupt wie bei der Knochenentzündung S. 81); bei fortdauernder schlei­chender Entzündung empfiehlt Hertwig das Einreiben von Chromsalbe (Kai. bichrom. 3 Tbeile auf 30 Theile Fett). Lockere manchmal cariöse Zähne, ebenso etwa vorhandene Sequester sollen entfernt werden. Bei Fisteln: Einspritzun­gen von Kalkwasser, Losungen von Carbolsäure, Salpeter­säure, Terpentinöl etc.; Ausbrennen derselben mit einem
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WINDDOEN.
I:
spitzigen Eisen. Abtragen der nur knorpelharten Geschwulst mit dem Messer, oder wenn knochig, Entfernung derselben mit Hammer und Meisel; Zerstörung der zurückgebliebenen degenerirten Masse durch Aetzmittel oder das Glüheisen. Alle angewandten Reizmittel, namentlich aber die letzt­erwähnten Operationen erzielen unter umständen gerade einen entgegengesetzten Erfolg.
Zeitiges Schlachten des schlachtbaren Thieres ist dess-halb angezeigt. Innerlich: versuche man geeignete, die Dyskrasie oder Scrophulose bekämpfende Mittel.
4. Lageveränderung der Schneidezähne des Hinterkiefers.
Ursachen: Brüche der Körper, heftige mechanische Ein­wirkungen auf denselben, wie Stösse, Schläge, Fall. „.„,.,.„ , , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;In ihren Folgen sind übrigens
24. Geheilter Knochenbiuch , , xnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . _ 0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . ,. 0
eines Ochsen mit Lageveräu-solche Lageveranderungen ziemlich un-derung der Schneidezähne, schädlich, da die Zähne, wenn sie nicht entfernt werden, in der Regel wieder in den Theil oder Knochenabschnitt, in wel­chen sie sich verirrt haben, hineinwachsen und aussei' einer etwas erschwerten Fut-teraufnahme keinerlei nachtheiligen Ein-fluss für das Thier haben. Behandlung: Sie muss darauf gerich­tet sein, die Zähne in ihre normale Lage wieder zurückzubringen oder wenn diess nicht möglich, sie ganz zu entfernen; sind es Splitterbrüche, steht die Heilung nicht in Aussicht, so wäre die Amputation des Körpers des Hinterkiefers auszuführen. Die­selbe soll in ihren Folgen nicht ge­fährlich sein. (Rcc. XV. 1838. S. 624. Rep. II. S. 22.) Die Thiere können ohne Mühe fressen.
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GENICKBEULE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;IQQ
YIIL Kranklieiten des Halses.
1. Genickbeule. Mauhvurfsgeschwulst (Talpa, Talparia). Genickfistel.
Ursachen: Entzündung des dort gelagerten Schleim­beutels, Quetschungen der umliegenden Theile durch Anstossen des Kopfes an harte Gegenstände, wie Krippen, sogenannte Tischraufen; besondere Disposition durch die strangförraige An­heftung des Nackenbandes. Einige Thieriirzte glauben an eine erbliche Anlage. Schwere Zugpferde sollen Genickbeulen mehr ausgesetzt sein (d'Arboval). Rheumatische Leiden, Metastasen nach der Druse etc.
Erscheinungen: Schnell oder langsam entstandene, an­fangs schmerzlose, später schmerzhaft und warm anzufühlende, in der Folge fluetuirende Geschwulst am obersten Theile des Halses, zwischen den Ohren; erschwertes Kauen; steifes Halten des meist gegen den Boden gesenkten Kopfes; in vorgeschritte­nem Stadium: Abgestumpftheit des Thieres, Appetitlosigkeit; Fieber. Convulsionen, Lähmungserschoinungen nach Eiterver-senkungen in den Riickenmarkskanal.
Pathologische Anatomie: Schwellung des Unterhaut-bindegewebes, Erguss von Blut oder Blutserum in dessen aus­einander gedrängte Fasern; Verdickung des Gewebes, Entartung des Schleimbeutels (Kalkablagerung), Eiter- und Jauchebildimg bei Eiterversenkungen, Caries der Halswirbel, Osteophyten.
Prognose: sehr verschieden je nach der Intensität der Quetschung, ihrer Ausbreitung, dem Grade der einwirkenden Ursache und ihren Folgen.
Therapie: Anfangs antiphlogistisch (Lehmanstriche, Befeuch­ten derselben mit Aq. Goulardi); bei mehr asthenischer Entzündung: Waschungen der Geschwulst mit Salmiak­oder Pottaschelösung; Einreibungen von Scharfsalbe); schnell entstandene Geschwülste müssen zeitig geöffnet und das in ihnen enthaltene Blutwasser entleert werden; der hiebei eintretenden Blutung ist durch kalte Waschungen, Aus-
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170 ENTZÜNDUNG DEE KEHL GA N G S 1, YMPHDEÜS E N.
ii
tampoiiiren der Geschwulst mit einer in Liq. ferr. sesqui-chlor. getränkten Wergwickel zu begegnen ; Einreibungen von Ungt. cantharid. in der Umgegend; die in der Regel kleine Fistelöffnung ist zu erweitern oder sind die vorhan­denen Fistelkanäle wo möglich in eine offene Wunde um­zuwandeln, um dem Eiter den gehörigen Abfluss zu ver­schaffen ; ist dieses wegen der Tiefe des Kanals nicht thunlich, so versuche man ein Haarseil durch die Fistel zu ziehen, nachher Einspritzungen von einer leichten Lösung von Lap. infer.; Liquor Villati. In hartnäckigen Fällen empfiehlt sich das Querdurchschneiden des strangförmigen Theils des Nackenbandes, um den fortwährenden durch die Bewegung desselben entstandenen Reiz zu heben. Die Nachbehandlung besteht in: Ausfüllen der Wunde mit Werg, öfterem Verbände damit; ausserdem Antiphlogistica; später der Beschaffenheit der Wunde angemessen.
2. Entzündung der KehlgangslympMrüsen. Eine solche kommt hauptsächlich bei Fohlen vor und ent­steht theils sporadisch, theils tritt sie seuchenhaft auf.
Ursachen: Erkältung, nasskalte Witterung, schlechte Nahrung, Miasmen; metastatische Ablagerungen eines im Blute sich entwickelnden kranken Stoffes (Drüsenstoff nach Haubner); Ueberführung deletärer Stoffe durch die Lymphgefässe in die Kehlgangsdrüsen.
Erscheinungen: Anschwellen der heiss und schmerzhaft anzufühlenden Drüsen in Verbindung des benachbarten Binde­gewebes, Eiterung , Abscessbildung; dabei fiebern die Thiere, sind traurig, haben keinen Appetit und athmen etwas beschwer­lich ; in der Regel ist sie mit einer catarrhalischen Affektion der Respirationsschleimhäute verbunden.
Behandlung: Einreibungen von Ungt. mercur.; Bedecken mit Fett, wollenen Lappen; Kataplasmen, Priesnitz'sche Um­schläge ; bei mehr asthenischera Charakter der Entzündung: 01. laur., Ungt. cantharidum. Oeffnen des reifen Absces­ses, Ueberwachung seiner Heilung. Bei Geschwürsbildung: Betupfen mit Höllenstein, Auspinseln desselben mit einer Höllensteinlösung; bei drohender Verhärtung: Bepinseln der Drüse mit Tinct. canthar., Tinct. jod.; Einreibungen von Ungt, canth.; Brennen.
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ENTZÜNDUNG DEB OBEREN HALSLYMPHDRÜSEN. ,J7J
3. Erkrankung der oberen Lymphdrüsen des Halses.
Unter dem Namen Ohrdrüsen-Lymphorae beschreibt Harms Geschwülste, welche sich ans den innerhalb der Ohrspeichel­drüse gelagerten oberen Halslymphdrüsen entwickeln. Strauss hat dieselben bei jungen Pferden ebenfalls beobachtet.
Erscheinungen: Innerhalb der Ohrdrüse entwickelt sich eine unempfindlich harte, verschiebbare Geschwulst bis zur Grosse eines Hühnereis. Oft erst nach Monaten wird dieselbe grosser, verwächst mit der Haut, fluctuirt deutlich, bricht end­lich durch und es entleert sich eine lymphatische, mit vielen gelben Flocken vermischte Flüssigkeit, manchmal ist es eine graue puriforme Masse. Selten findet eine baldige Heilung statt, weit häufiger tritt eine üppige Granulation ein, wobei das ganze Nachbargewebe in Mitleidenschaft gezogen wird. Ausser-halb der Wunde beobachtet man eine dunkelrothe, dickfaserige, knopfförmige Masse, welche reich an Blutgefässen ist und stark blutet. Allmählig organisirt sich die Granulation und schrumpft zusammen oder bedeckt sich mit haarloser Haut, kegelartig hervorragend. Oefter treten hauptsächlich am Grunde des Ohres ein oder zwei andere Lymphome hinzu, die einen ähn­lichen Process durchmachen. Athembeschwerden begleiten das Leiden; seine Folgen sind Abmagerung, Cachexie.
Pathologische Anatomie: Nach der microscopischen Untersuchung bestand der Inhalt aus einem fettigen Betritus ' mit Lymphoidenzellen; die grauröthliche und markige Substanz ist follikuläres Gewebe, in dessen Maschenräumen lymphoide Zellen eingebettet sind.
Behandlung: Nach Harms sollen scharfe Einreibungen mehr schaden; er hält die Exstirpation für unbedingt geboten, namentlich so lange die Grenzen der Geschwulst noch fest­zustellen seien. Ist die Geschwulst schon aufgebrochen: starkes Ausbrennen der Höhle, Einbringen einer Aetzpaste, dann erst Vornahme der Excision. (S. der Thierarzt. XIII. Jahrgang Nro. 2. S. 40.)
4. Entzündung der Schilddrüse (Thyreoideitis).
Ursachen: Erkältungen, Quetschungen, Genuss von kalk­haltigem Wasser (Hertwig).
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X72nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;STEUMA.
Erscheinungen: Heisse und sehr empfindliche Geschwulst auf der vorderen Fläche oder zur Seite des oberen Theiles des Halses; in ihrem Gefolge sind Athem- und Schlingbeschwerden; Venenpuls am Halse wird ebenfalls beobachtet. Ihr Verlauf ist ziemlich akut; ein häufiger Ausgang ist Eiterung (namentlich bei Hunden). Aufbrechen des Abscesses, wenn er nicht vorher geöffnet wird.
Behandlung: örtliche Antiphlogose; Einreibungen von Ungt. hydr. einer.; Kataplasmen von narkotischen Kräutern (Hb. hyosc. — bellad. — con. mac); später: Einreibungen von Scharfsalben (Vorsicht bei Hunden wegen des möglichen Ableckens, desshalb Umhüllen mit einem Tuche), Oeffnen des reifen Abscesses durch Aufschlitzen nach unten; lässt die Heilung desselben längere Zeit auf sich warten: Einpin­seln mit einer Höllensteinlösung, Canthariden- oder Jodtinc-tur. Bei etwaiger Vorhärtung: s. Behandlung des Kropfes.
5. Kropf (Struma, Bronchocele).
Man versteht darunter eine andauernde Hypertrophie der Schilddrüse. Derselbe kommt am häufigsten bei Hunden vor, selten bei grösseren Hausthieren.
Ursachen: Gewisse Eigenschaften des Wassers und der Luft (kalkhaltiges Wasser begünstigt seine Entstehung); voraus­gehende Entzündungen der Schilddrüse.
Erscheinungen: weich und schmerzlos anzufühlende, manchmal schnell wachsende Geschwulst, an der Stelle wo die Schilddrüse ihren Sitz hat; manchmal ist dieselbe nur auf eine Seite beschränkt; je nach ihrer Grosse verursacht sie Athem-oder Schlingbeschwerden; öfteres Husten des Thiercs.
Pathologische Anatomie: Hypertrophie des Drüsen­gewebes (Vermehrung und Verdichtung des Stroma's, Erweite­rung der Follikel), dasselbe ist von stecknadelgrossen Bläschen, die eine leimartige Masse enthalten, durchzogen oder findet man ziemlich grosse Cysten, welche mit einer mehr oder minder festen Masse ausgefüllt sind oder eine honigartige, braungelb­liche, mit Fett untermischte Flüssigkeit enthalten (Mcliceris, Honiggeschwulst der alten Pathologen). Auf der inneren Wand der Cystenkapsel sind manchmal Kalksalze abgelagert; öfter findet man auch in dem Cysteninhalt kalkige oder Knochen-ablagerungen. Ihre Metamorphosen sind Verkreidung der Wand,
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NEUBILDUNGEN IN DEE SCHILDDRÜSE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;JJg
Umwandlung ihres Inhalts in Blut mit voiherrschend vorhan­denen Lymphzellen, oder in Eiter (beträchtliche Verdickung der Cystenwand, dicker schmutziger Eiter).
Behandlung: das bewährteste Mittel ist Jod und Jodkali, äusserlich und innerlich angewandt; Waschungen der Ge­schwulst mit einer Lösung von Jod mit Jodkali, Einreibun­gen von einer Jodkalisalbe; wegen der möglichen schäd­lichen Folgen ist jedoch öfters mit diesen Mitteln auszusetzen; Hertwig empfiehlt auch Einreibungen der Mercurialsalbe in Verbindung mit Pottasche oder des Campherliniments; Aufstechen der oberflächlichen gelagerten, in der Kegel fluctuirenden Cysten. Ausspritzen des Balgs mit lauwarmem Wasser; Einspritzungen mit einer verdünnten Jod- oder Jodkalilösung. Chirurgische Eingriffe, wie Exstirpation der Drüse sind wegen der heftigen Blutungen nur in Fällen, wo allenfalls durch das schnelle Wachsthum der Geschwulst Erstickungsgefahr entsteht, zu empfehlen.
Innerlich: Jod, Calomel, harntreibende Mittel; Hun­den gibt man ein Brechmittel.
6. Bösartige Neubildungen in der Schilddrüse.
Sarkome wie Carcinome kommen in den Schilddrüsen in den seltensten Fällen vor und sind bis jetzt nur bei den Hun­den beobachtet worden. Gewöhnlich treffen sie nur einen Ab­schnitt der Drüse. Die Sarkome gehen von der Cystenwand aus, während sich die viel selteneren Carcinome von den Folli-keln aus entwickeln.
S. Carcinom und Sarkom S. 88—41.
7. Verletzungen der Haut und der Muskeln des Halses. Dieselben sind leicht zu erkennen und prognosticiren sich
auch ziemlich günstig; sie sind nur bei etwaigen Verletzungen
grösserer Nervenstämme in ihren Folgen (Tetanus) gefährlich.
Behandlung: Sie richtet sich nach der Beschaffenheit der Wunde (ob Hieb-, Stich- oder Schusswunden). Ein er­probtes Antiphlogisticum und ziemlich rasche Heilung der Wunden erzielendes Mittel sind Waschungen oder Um­schläge mit einer Mischung von Zinc, oxydat. 4,0, Cuprum sulphuric. 15,0 auf Aq. destill. 720,0. Vor der jedesmaligen Anwendung ist die Flüssigkeit, da eine Lösung des Zinc.
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174nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; VEHLKTZUNG DKK CAROTIS.
oxydat. nicht stattfindet, tüchtig zu schütteln. Bei ent­stehender Eiterung ist dasselbe wegzulassen; ich habe mit diesem Mittel auch bei grösseren Wunden einen ziemlich sicheren Erfolg hinsichtlich der baldigen Schliessung der Wunde auch ohne die Anwendung der blutigen Naht er­zielt. In der Folge ist die Eiterung zu überwachen, wo­fern die Wunde nicht per primam intensionem heilt.
8. Verletzung der Carotis. Dieselbe ist in der Regel mit Verletzungen der Jugularis, der Luftröhre, des grossen sympathischen Nerven etc. complicirt. Ursachen: Aderlässen oder andere mechanische Einwir­kungen.
Erscheinungen: stossweises Ausfliessen von hellrothem Arterienblute; bei Complikatiou einer Jugularis-Verletzung, ver­mischt mit dunklerem Venenblute. Entstehung einer Goschwulst in der Peripherie der Verletzung in Folge Blutergusses in das Unterhautbindegewebe (falsches Aneurysma); erschwertes Athmen und Abschlucken: Verblutung (blasse Schleimhäute, kleiner schwacher Puls); Tod.
Prognose: ungünstig: eine einfache Punktion der Arterien ist weit gefährlicher als die vollständige Durchschneidung des­selben, weil die Hauptbedingung zur Stillung der Blutung, das Zurückziehen der Arterien, unmöglich ist. Behandlung: wenn die Hilfe noch zeitig genug kommt, was in der Regel nicht der Fall ist: Auflegen einer aufgeroll­ten Cirkelbinde auf die Wunde, Befestigen derselben mit einer weiteren Binde um den Hals (Lemoigne); Auflegen von Lein-wandtainpons auf ähnliche Art in Liq.ferr.sesquichl. getränkt. Ligatur unter Schonung der die Arterie begleitenden Nerven. (N. sympathicus magnus et vagus.) Die Unterbindung muss wegen der Anastomosen ober- und unterhalb der Gefäss-wunde geschehen. Nach gelungener Unterbindung: strenge Antiphlogose, genaue Ueberwachung der Wundheilung wegen der möglichen Gefahr einer sekundären Blutung nach Ab-stossung der Ligatur.
9. Verletzungen der Jugularis, Fistel derselben. Ursachen einer Aderlassfistel: Aderlassen mit schartigen, rostigen, ungereinigten Instrumenten (?): Einbinden von Haaren,
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ADEELASSriSTKL.
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Reiben an der Wunde, ungeschicktes Ausführen der Operation, Disposition.
Erscheinungen bei einer einfachen Verletzung der Jugularis: Ausfliessen von venösem Blute aus der ge­machten Oeffhung; bei einem auf die Vene ausgeübten Drucke oberhalb der Oeffnung sistirt die Blutung.
Erscheinungen bei einer Aderlassfistel: Entstehung einer massigen Geschwulst au der Aderlassstellc, aufgewulstete Bänder der Wundöffnung, Eiterung, zeitweilige Blutungen, strangartiges Anfühlen der Vene, namentlich nach aufwärts, in Folge Verdickuug ihrer Wände und Bildung eines Thrombus; speckige Entartung der Umgebung; Jaucheabsonderung, Um­wandlung der Wunde in ein Geschwür (Aderlasshohlgeschwür). In Folge der ünwegsamkeit der Vene entstehen Congestionen gegen den Kopf; die Thiere zeigen sich abgestumpft, halten den Hals und den Kopf ziemlich steif, zeigen wenig Appetit und fiebern manchmal stark. Die Fistel befindet sich oft nur im Unterhautbindegewebe und verlauft in demselben und der im Lumen noch wegsamen Vene entlang; öfters gehen von da aus noch weitere Fistelgänge in die Tiefe und es entstehen da und dort Abscesse.
Prognose: günstig im Allgemeinen, weil das Leiden heilbar; unter gewissen Umständen bei vorschreiteudem, in der Regel gegen die Theilung der Vene sich hinauf erstreckendem Thrombus ungünstig wegen drohender Hirnentzündimg oder Uebergang in Pyämie.
Behandlung: Anfangs antiphlogistisch (Lehraanstriche, Ein­reibungen von Ungt. hydrarg. einer, soweit die Entzündungs­geschwulst reicht); Kataplasmen bis die Vene weich und eine gute Eiterung erzielt ist; öfter wiederholte scharfe Einreibungen längs des Venenstammes; Brennen von Strichen oder Punkten der verdickten Vene entlang; bei hartnäckig widerstehender Heilung: Drainage (Einbringen eines mit Oeffnungen versehenen Gummirohrs), um dem Eiter einen freien Abfluss zu verschaffen. Ziehen eines Haarseiles, Aufschlitzen des Fistelkanals im subkutanen Bindegewebe; Ausschälen des entarteten Venenstammes. (Unterbinden der Vene in noch gesundem Theile oberhalb und unterhalb der Fistelöffnung.) Ueberwachung der stark eiternden Wunde bis zur Heilung.
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NEUBILDUNGEN IM S CHLUNDK OPFB.
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IX. Krankheiten des Schlundkopfes und des Sclilundes.
1. Verletzungen des Sclilundkopfes
entstehen entweder von innen nach aussen oder von aussen nach innen: kleinere heilen oft einzig und allein durch Naturhilfe; grossere sind in manchen Fällen mit Zerreissungen von Gefässen, Verletzungen des Gaumensegels etc. complicirt und geradezu tödtlich.
Erscheinungen: Starkes Speicheln der Thiere, öfteres Husten, blutiger Schleimausfluss aus dem Maule und der Nase; erschwertes Schlingen, Herausfallenlassen des Bissens, Abgang von Futtertheilen durch die Nase; hörbares (brummendes) Athmen. Schmerziiusserung der Thiere beim Druck auf die in der Um­gegend entstandene Entziindungsgeschwulst: höhere Röthung der Schleimhaut: Fieber.
2. Fremde Körper gerathen in der Regel mit den Nahrungsmitteln in denselben, bohren sich (Knochenstücke bei Hunden) in die Pharynxwunde ein und verursachen Schlingbeschwerden, Athemnoth. Behandlung: Entfernung mit der Hand oder der Kornzange; Tracheotomie bei der Athemnoth.
3. Neubildungen im Schlundkopfe
werden der Mehrzahl nach als Polypen angesehen; dieselben sind ziemlich selten; sie sind bald gestielt, bflld breit aufsitzend.
Erscheinungen: Erschwerte schnarchende Respiration, behindertes Schlingen wegen Drucks auf das Gaumensegel, Zurücktreten der flüssigen Nahrungsmittel durch die Nase, Her­aushängenlassen der Zunge, Husten und Brechreiz, wirkliches Erbrechen der Thiere, welche sich erbrechen können. Die Thiere verfallen in Abzehrung.
Die Diagnose ist bei grösseren Hausthieren sehr erschwert.
Prognose: nicht sehr günstig, weil die Behandlung eine sehr beschränkte. Behandlung: Die Entfernung der Geschwulst mittelst Opera-
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N E U B I L D U N G E K IM S C H L U N D K O P F.
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tion ist angezeigt; gestielte könnten vielleicht bei gehöriger Beleuchtung und nach Einbringen eines gut construirten
25 ii. 20. Polyp in der liachenhühle.
a, Zungengrund. b. Der G-atunensegel. c. Der Kehldeckel. d. Die Stimmritze, e. Der Polyp.
Maulgatters mit der Kornzange erfasst und ausgerissen worden: die nachherige Blutung ist durch kaltes Wasser zu
quot;Fricker, Vademecum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i*-
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WUNDEN DES SCHLUNDES.
#9632; |
stillen: bei Athemnoth: Tracheotomie. Bei gestielten Poly­pen ist die Athemnoth oft mir perioiliseh, je nachdem der Polyp seine Lage ändert. Einen solchen Fall beobachtete ich in der Stuttgarter Klinik und erläutern denselhen die beiden Abbildungen Nr. 25 und 26. Die Diagnose war sehr erschwert. Weder mehrmalige Untersuchung durch die Maulhöhle noch die ziemlich weit oben ausgeführte Tracheotomie verschafften Gewissheit und konnte nur mit Wahrscheinlichkeit auf eine #9632;willktthrlich ihren Platz ändernde , in der Nähe des Kehl­kopfs placirte Neubildung geschlossen werden. Und so war es auch. So lange der Polyp in der Maulhöhle lag, so war das Athmen nur wenig erschwert, placirte er sich aber in der Rachenhöhle, so traten in Folge Drucks auf den Kehldeckel und dadurch bedingte Verengerung der Stimmritze die hef­tigsten Athmungsbeschwerden hinzu.
4. Verletzungen des ScMimdes.
Ursachen: Waffen der verschiedensten Art (Nägel, Lanze, Mistgabel bis zur Flinte und dem Bistouri [Schlundschnitt]), um stecken gebliebene fremde Körper zu entfernen.
Meistens sind sie mit Verletzungen benachbarter Organ­abschnitte (Jugnlaris, Carotis, Luftröhre etc.) complicirt,
Erscheinungen: Ruck weises Abschlucken des Futters und des Getränkes; Ausfliesscn von Speichel, Getränke und Futtertheilen durch die Wunde: Entstehung einer Goschwulst im Umkreise der Wunde (auf der linken Seite des unteren Halsdrittels, heim abnormen Verlauf des Schlundes auf der rechten) in Folge einer Ansammlung von Futter in dem Unter­hautbindegewebe. Grössere Wunden der Haut lassen die Ver­letzung des Schlundes deutlich erkennen ; Ocderae in der Nach­barschaft.
Prognose: ziemlich günstig, namentlich wenn eine baldige Vereinigung der Wunde durch die blutige Naht stattgefunden hat; weniger günstig, wenn Futter- oder Eitersenkungen gegen die Brusthöhle hin drohen oder schon stattgefunden haben. Behandlung: Heften der Schlundwunde mittelst der Knopf­naht (gewachste Seidefäden, die elastische Naht s. Wunden S. 52) nach vergrösserter Hautwunde und der Entfernung eines allenfalls vorhandenen fremden Körpers; die Hefte müssen so nahe als möglich aneinander gelegt werden.
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FEEMDE KÖEPEE IM SCHLÜNDE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; J79
Nacli Anlegung der Naht Zurückbringen des zu obigem Zwecke hervorgezogenen Schlundes, Einlegen eines Werg­bausches, Vereinigung der Hautwunde durch einige Hefte; die Hautwunde darf sich vor Heilung der Schlundverletzung nicht schliessen.
Die Nachbehandlung besteht in Diät, nach 24—48 Stunden Heu oder Gras; Kleienschlapp, Mehltränke ver­unreinigen die Wunde. Reiben ist zu verhindern. Geris­sene oder gequetschte Wunden heilen nur durch Eiterung; bei allzu üppiger Granulation: Höllenstein. Moidant con-struirte (nachdem ihn die Naht im Stich gelassen) einen kluppenähnlichen Apparat, mit welchem er die ausgedehnte Schlundwuude bei der Fütterung des Thieres verschloss; in der Zwischenzeit blieb die Wunde offen. Die Heilung erfolgte in 20 Tagen; der Apparat erprobte sich noch in zwei ähnliehen Fällen. (Rec. de med. vet. 1860.)
5. Fremde Körper im Sclilunde.
Man trifft solche von der verschiedensten Beschaffenheit (Kartoffeln, Rüben, Knochen etc.) sowohl in der Hals- als in der Brustportion des Schlundes an.
Erscheinungen: Speicheln, verhindertes Abschlucken der Futterstoffe, Austreten derselben durch die Nase, Strecken des Halses und Kopfes, ängstlicher Blick, Brechreiz: Auftrei­bung der Stelle, wo der Körper steckt, nur sichtbar im unteren Drittel der Halsportion, Aufblähen, beschleunigtes Athmen, Athemnoth.
Prognose: günstig oder ungünstig; jedenfalls ist eine schnelle Hilfe erforderlich.
Behandlung: Versuch des Zurückbringeus des Körpers in den Schlundkopf und die Maulhöhle, Entfernen desselben mit der Hand (Stockflcth), wenn derselbe in dem oberen Theil dos Schlundes steckt; Herausziehen desselben mit der Hertwig' oder Cocnlet'schen Schlundzange oder mittelst der Instrumente von Wogcrcr (s. Rep. XXVIII. S. 310), wofern man im Besitze solcher Instrumente ist; Hinabstossen des Körpers durch einen biegsamen Stock oder durch die Monro'-sche Schlundröhre; Zertrümmern, Zerquetschen des fremden Körpers; Schlundschnitt (s. Verletzungen des Schlundes); subeutaner Schnitt (Lafosse s. Toni. IX. S. 492).
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SOHLÜNDVEBENGBEUN 6.
(3. Verengerung des Schlundes (Strictura oesophagi).
Ursachen: unbekannt, manchmal Eolge der Heilung von Verletzungen des Schlundes.
Erscheinungen: Sehr erschwertes Schlingen, Zurück­kehren der Bissen durch Maul und Nase: Unruhe des Thieres, Vorwärtsstrecken des Halses. Bei der Untersuchung des Schlun­des vermittelst eines biegsamen spanischen Rohres stösst man auf die verengte Stelle, das Einbringen desselben ist dann we­sentlich erschwert.
Prognose: ungiinstig; zum Glück ist bei unseren Haus-thieren das Leiden sehr selten.
Beb andlung: Versuch der Erweiterung des verengten Schlund­abschnittes durch systematisch fortgesetztes Einbringen biegsamer anfangs dünner, später dickerer Röhren von Fischbein, Guttapercha, spanischem Rohr. Liegenlassen derselben circa 8 Minuten. Ernährung des Thieres mit weichem flüssigem Futter. Schlundschnitt.
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7. Erweiterung des Schlundes. (Schlundbruch, Oesophagus ventriculosus).
Ursachen: Zerreissungen der Muskelhaut, Durchtreten der Sehleimhaut durch den Muskelriss: Striktaren des Schlundes; Ausdehnung desselben durch fremde Körper.
Erscheinungen: Teigartige, schmerzlose Geschwulst längs des Schlundes, entstanden durch die divertikelartige Aus­buchtung der Schlundhäute und Eintritt von Futter in den Divertikel. Ihre Grosse hängt von der in der Geschwulst be­findlichen Futtermasse ab; Schlingbeschwerden, Zurücktreten von Futterstoffen, wirkliches Erbrechen, Angst.
Prognose: verschieden nach dem Grade der Ausdehnung und ihrer Einwirkung auf den Organismus.
Behandlung: Eine Heilung kann nur auf operativem Wege erzielt werden (Durchschneiden der Haut und des Haut­muskels, Aufsuchen des Schlundes, Entleeren des Schlund-divertikels durch Drücken, Weeschneiden desselben mit der
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FKEMDE KÖRPER IN DEN LÜFTWEGEN.
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Scheere so weit es thunlich; Heften der Schlundwunde; Versuch der Heilung per prim, inteusionem). Das Glüh-eisen oder Einreibungen von Ungt. cantharid. sind hier nur Palliativmittel.
X. Krankheiten des Kehlkopfs und der Luftröhre.
1. Verletzungen der Luftröhre und des Kehlkopfs.
Ursache: Alles was eine Verletzung des Schlundes herbei­führen kann; selten entstehen sie für sich allein, sondern treffen Gefässe, Nerven etc. Tracheotomie.
Erscheinungen: Austreten von Luft aus der Wunde, in der Regel entstehen nach Stichwunden in der Umgebung Emphy­seme in Folge der Verschiebung der inneren und äusseren Wunde; nicht unbedeutende Blutung nach aussen und nach innen, in letzterem Falle Athemnoth, Erstickungszufälle; bei Verletzungen des Stimmnerven (IS'ervus recurrens) ist das Ein-athmen brummend, röchelnd; mögliche Folgen der Verletzung sind bleibendes Hartschnaufen, Dampf.
Prognose: bei kleinen Wunden nicht ungünstig, wenn sie für sich allein besteht; bei Complikation mit heftigen Blutungen sehr gefährlich; Kehlkopfsverletzungen sind schwer zu heilen.
Behandlung: Nähen der Hautwunde; kalte Ueberschläge. Innerlich: Neutralsalze; V. S. bei Fiebererscheinungen.
2. Fremde Körper in den Luftwegen. Dieselben dringen in der Regel durch die Stimmritze ein. Erscheinungen: Hustenreiz, wenn sie klein1 sind, Er­stickungszufälle, wenn sie das Lumen der Luftröhre ausfüllen. In die Bronchien gelangt veranlassen sie Entzündung, Brand, Lungenvereiterung.
Behandlung: Versuch, grössere Körper durch die Tracheo­tomie zu entfernen.
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VBBBNGBBUNG DEE LUFTEÖHEE.
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3. Neubildungen am Kehlköpfe.
Solche lagern sowohl aussen als innen in der Höhle des Kohlkopfes, mau hezeichnet letztere mit dem Namen Polypen; die ausserhalb auf den Knorpeln vorkommenden können Fibrome, Enchondrome etc. sein. Dieselben sind theils gestielt, theils sitzen sie mit einer breiten Basis uuf.
Erscheinungen: Husten, Athembeschwerden bis zur Er-stickuugsgefahr; verhindertes Abschluckeu der Bissen, mangel­hafte Ernährung, Abzehrung. Die Tracheotomie gibt vielleicht die einzig sichere Auskunft über das Vorbandensein und den Sitz der Polypen.
Behandlung: Entfernung des durch die Diagnose festgestellten Polypen, wenn es möglich ; wenn er gestielt vielleicht durch den Ecraseur, jedenfalls Tracheotomie zur Linderung der Athembeschwerde: Einbringen und Sitzenlassen eines Trachco-tubus, um das Pferd in der Folge benützen zu können.
4. Verengerung der Luftröhre (Tracheostenosis).
Dieselbe ist eigentlich keine selbstständige Krankheit: sie entsteht am häufigsten nach der Tracheotomie, hauptsächlich nach einfacher Spaltung einiger Pieife und narbiger Verengerung durch Umbiegung der Knorpelreife nach innen, Knorpelbrüchen, durch anhaltenden Druck von Geschwülsten, schlecht construirte Ge­schirre. In seltenen Fällen sind es krankhafte Veränderungen der Luftröhren wunde, welche eine Verengerung verursachen.
Erscheinungen: Athembeschwerden.
Prognose: ungünstig wegen der in Frage gestellten Brauchbarkeit des Thieres. Behandlung: sie beschränkt sich auf die Entfernung der
Ursachen: Exstirpation der die Verengerung bedingenden
Geschwülste: bei narbigen Verengerungen Versuche der
wiederholten Tracheotomie. (Ausschneiden eines Stückes
der Luftröhre.)
5. Schwund der Kehlkopfmuskeln.
Ursachen: Lähmung der Stimmnerven und der auf sie folgenden Lähmung der die Kehlkopfhöhle erweiternden Mus­kel, wodurch Pfeiferdampf entsteht.
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BBUSTBEULE.
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PathologischeAnatoinie: fettige Entartung der Muskel­substanz, Schwund derselben.
Behandlung: Dieselbe bat die Hergtellung des Thieres vom Pfeiferdampf im Auge. Um die in Folge der aufgehobenen Thätigkeit der Muskeln entstandene Einsenkung des Knor­pels zu heben, entfernte Günther ein Stück des Giesskannen-knorpels mit einem eigens dazu construirten Messer. Stock-fleth hat (Dan. 17. S. 27) die Operation beschrieben und in einigen Fällen auch mit Erfolg ausgeführt. Als üble Folgen der Operation sollen Fisteln am Halse, Eindringen von Futter in die Luftwege vorgekommen sein.
XL Kranklieiten der Brust und des Rückens.
1. Brustbeule, Bugbeule
kommt nur bei Zugpferden vor: ihren Sitz hat sie au der Spitze des Schaufelknorpels, häufiger zur Seite desselben auf und innerhalb dem gemeinschaftlichen Muskel des Kopfes, Armes und Halses. (Pars muse, deltoidei et m. cleido-mastoi-deus hom.)
Ursachen: Quetschungen durch zu enge Kummete oder schlecht construirte Brustgeschirre, zu schweres Ziehen.
Erscheinungen: warme, schmerzhafte Entzündungs­geschwulst von verschiedener Grosse auf der vorderen Brust­fläche, deren Inhalt Blut, Blutserum, Eiter oder Jauche ist. Eiterversenkungen, Caries des Brustbeins, Brand der Haut, Skle­rose derselben sind manchmal ihre Folgen.
Pathologische Anatomie: bedeutende Wucherung des Bindegewebes, Hohlräume, in welche Eiter oder Blut ergossen ist, Auf ihrer inneren Fläche findet man kolben-, warzenformige oder knollige Wucherungen; manchmal sind dieselben zu Binde­gewebe organisirt mit speckartiger Entartung (Fibroids).
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W'ID EREÜSTPISTELN,
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Therapie: anfangs lokal, entzündungswidrig (Lelimanstriche, Umschläge von kaltem Wasser, Aq. Goulardi, Oxykrat. oder warme Bähungen mit,aromatischen Kräutern, Kataplasmen), um eine Zertbeilung herbeizuführen. Entleeren der ergos­senen Flüssigkeit durch Einstiche, Einschnitte an der tief­sten Stelle, Haarseile, fortgesetzte Waschungen mit^ aroma­tischen Infusen, Einspritzungen von solchen; hei astheni-schem Zustande: Reizmittel in Verbindung mit leichten Ad-stringentieu: bei starker Eiterung Einlegen von trockenen Wergtampons; bei schlechter Eiterung: Ausspritzen mit Aloe-, Myrrhentinctur; bei Jauchebildung: Verband mit Carbolsäurelüsungen, Carbolöl. Die gleichen Mittel dienen gegen Caries des Brustbeins. In höherem Grade: Ein­spritzungen von Höllensteinlösungen oder von Liq. Villati, Ausbrennen der Fisteln. Bei drohender Organisirung der Geschwulst zu einer Neubildung: Einreibungen von Scharfsalbe, Auflegen eines Pflasters aus 12 Theilen Ter­pentin und 1 Theil Sublimat (Hertwig).
2. Quetschungen des Widerrüstes; Fisteln desselben.
Ursachen: mechanische Einwirkungen durch Druck von engen oder schweren, überhaupt schlecht construirten Kummeten; schlecht aufgelegte Sättel, unruhiger Sitz des Reiters. Als prädis-ponirende Ursachen gelten die Form, die Beschaffenheit des Hal­ses, des Widerrüstes, des Rückens. Senkrechte Stellung der Rip­pen und Schultern; dicker mit Fett überladener Hals, scharf ge­schnittener breiter oder niederer Widerrüst, Senk- oder Karpfen­rücken. Durchnässtwerdeu der Pferde bei grösseren Märschen, wobei die Pferde nicht abgesattelt werden dürfen.
Erscheinungen: Flache oder erhabene Geschwulst von verschiedener Grosse; dieselbe ist dabei beiss, schmerzhaft, hart, oder elastisch und ziemlich gespannt; die Haare sind an dieser Stelle manchmal abgerieben, die Haut ist wund: in der Folge entsteht an ihrem obersten Theile ein verschieden grosser Brandfleck, der manchmal trocken, lederartig und gefühllos, in der Tiefe aber von Eiter oder Brandjauche unterminirt ist, mit starker umgrenzter Geschwulst und schmerzhaft. Der Eiter senkt sich manchmal gegen die Tiefe, ergreift das Nackenband, die Rückenwirbel und kann bis in den Wirbelkanal eindringen;
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W ü ND E N DEE B B U S T.
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es entstehen Fistelgiinge nach allen Richtungen, besonders zwi­schen Rippen und Schulterblatt; Pyämie.
Prognose: ist wegen der Gefahr einer Eiterversenkung, der Entstehung von Fisteln mit Vorsicht zu stellen.
Behandlung: Anfangs kalte Umschläge, Lehmanstriche (Blei­wasser), während des Marsches Auflegen friscbgcstochener Rasenstücke auf die gequetschte Stelle unter den Sattel, öfteres Befeuchten derselben mit kaltem Wasser, Stroh­ringe. Einreibungen von Kampfergeist, Seifengeist; Ver­such der Zertheilung durch Kataplasmen oder Einreibungen von Ungt. canth.; bei reifem Abscesse: Oeftnen des­selben und Entleeren des Eiters. Genaue Untersuchung, ob schon Fistelgänge vorhanden; Erweiterung der Fistel­öffnung und wenn möglich Aufschlitzen der Fistel; jeden­falls Gegenöffnungen durch Haarseile; Sorge für den un­behinderten Abfluss des Eiters; bei Brandflecken: Entfernung nach seiner Erweichung, Entleeren der unter ihm angesammelten Flüssigkeit (Blutserum. Eiter, Jauche), Ausspritzen mit lauwarmem Wasser oder aromatischen Flüssigkeiten mit Zusatz von Essig, Chlorwasser; Verband des Geschwürs mit Aegyptiaksalbe, Aloetinctur etc.; bei schlechter Granulation: Einspritzungen von Kampfer­geist, überhaupt flüchtig reizender Mittel: wenn das Nacken­hand angegriffen ist oder Caries der Rückenwirbel vor­handen: Einspritzungen von Aetzmitteln, Villate's Liquor, Jodtinctur, Brennen bis auf den Grund; Durchschneiden des erkrankten Nackenbandes; bei allzu üppiger Gra­nulation: Aetzmittel; Blutungen werden durch styptische Mittel (Liq. ferr. sesquichlor. vor allen anderen) gestillt. Bei Verhärtungen der Quetschgeschwulst: Einreibungen mit Ungt. canth., Ungt. chrom., Bxstirpation der Neubildung.
Innerlich: Unterstützung der Kur durch kleine Gaben von Nux vomica. Diät und Schonen des Thiers ist geboten.
3. Verletzungen der Brust.
a. Oberflächliche Wunden.
Erscheinungen: Klaffen der Hiebwunden je nach ihrer Länge, Anschwellung des betroffenen Theiles, Blutungen in der
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quot;WUNDEN DEE BRUST.
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Regel nicht sehr bedeutend. Die Wunden an der öeitenwancl der Brust und die durch Dcichselstösse etc. verursachten Ver­letzungen au der vorderen Fläche der Brust, welche zwischen den Rippen und der Schulter eindringen, haben neben der Verletzung der Muskeln noch Zerreissungen der an dieser Stelle aus- und eintretenden üefässo und Nerven im Gefolge, die Blutung ist sehr stark, stillt sich aber durch die sehr be­deutende Quetschung in der Regel von selbst. Sollte diess nicht der Fall sein, so muss die Wunde mit in Liq. ferr. ses-quichloratum getränktem Werg austamponirt werden. Behandlung: nach den allgemeinen Grundsätzen: Stillung der Blutung, Anlegen der blutigen Naht; Autiphlogose; Uebcrwachung der Eiterung, wenn die Wunde nicht per priraam intensionem hält. Um einer zu profuseu Eiterung oder der manchmal hinzutretenden Jauchebildung entgegen­zutreten und somit die Granulationen zu befördern, ist ein Austamponiren der Wunde mit Werg, das mit autiseptischen Flüssigkeiten getränkt ist, nothwendig: hiezu werden be­kanntlich verdünnte Lösungen von Carbolsäure am zweck-mässigsten verwendet. In neuester Zeit wurden mit der von Kolbe in Leipzig aus der Carbolsäure in grösscrer Menge gewonnenen Salicylsäure im Krankenhause in Leipzig von T h i e r s c h Versuche bei grösscren Amputationswunden angestellt. Dieselbe bewährte sich bis jetzt als antisepti­sches Mittel auch für chirurgische Fälle und zwar auf noch nicht gereinigten Quetschwunden, ebenso auf schorfeuden Krebsflächen, als Pulver für sich oder mit Stärkmehl ver­mischt aufgestreut; sie zerstört nach Thiersch die Fäulniss­gerüche, ohne nennenswerthe entzündliche Erscheinungen hervorzurufen. Das Verdünnungsverhältniss bei Lösungen ist: 1 Theil Säure auf 300 Thcile Wasser. Lösungen von 1 Theil Salicylsäure, 3 Theilen phosphorsaurem Natrum und 50 Theilen Wasser begünstigen die Ueberhäutung von Granulationsfläehen. Bei frischen Wunden, welche damit verbunden wurden, entstand weder eine Geschwulst, ebenso­wenig Schmerzen und Fieber. Das unter dem Verband zurückgehaltene Wundsekret war geruchlos. (S. Journal für praktische Chemie von Hermann Kolbe. 1874. Band 10. 1. und 2, Heft S. 111 und 112.) Da die Salicylsäure nach den von Kolbe angestellten Versuchen auch auf thierische
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WUNDEN DER BRUST.
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Flüssigkeiten, wie Milch, Harn und somit auch auf das Blut selbst eine antiseptische Wirkung ausübt, so würde daraus hervorgehen, dass der in's Blut aufgenommene Eiter durch ihre Anwendung nicht weiter zersetzend einwirken kann; der Uebergang der Salicylsäure in's Blut lässt sich leicht dadurch constatiren, dass dieselbe schon 2 Stunden nach ihrer Anwendung auf Wunden im Harn nachgewiesen werden konnte. Ich empfehle nun die Verwerthung der Salicylsäure in chirurgischer Beziehung meinen Colleger! auch aus dem Grunde, als es seheint, dass dieselbe die der Carbolsäure manchmal eigenthümliche entzündungserregende Nebenwirkung nicht besitzt. (DerPreis des Mittels, 100 Gramm einen Thaler, steht der Anwendung in der Thierheilkunde nicht entgegen. Zu beziehen ist es bis jetzt nur von Dr. Fr. von Hcyden, Dresdener Neustadt, Leipziger Strasse 10.)
b. Penetrirende Qin die SruathäMe dringende) Wunden.
Erscheinungen: Einströmen der Luft beim Einathraen, Ausströmen derselben beim Ausathmen unter zischendem Ge­räusch, beschleunigtes Athmen der Thiere; Entstehen von Emphysemen in der Umgebung der Wunde; die Thiere stehen mit nach der verwundeten Seite gekrümmtem Rücken da; die Blutung ist oft sehr bedeutend, namentlich wenn die Zwischcn-rippeuarterien oder gar die innere Brustarterie verletzt sind; bei grösseren Wunden ist Vorfall der Lunge (namentlich bei kleineren Hausthiercn) beobachtet worden.
Zu diesen Erscheinungen treten noch, je nachdem eine Verletzung der in der Brusthöhle gelagerten verschiedenen Or­gane stattgefunden hat, auch noch denselben eigenthüraliche Symptome hinzu. Kleine Verletzungen des Herzens oder grösserer Gefässstamme diagnosticiren sich nur durch einen langsameren Herzschlag: grössere haben eine sehr starke arte­rielle und venöse Blutung im Gefolge und endigen mit dem Tode , der meist sehr rasch unter heftigen Athembeschwerden und Convulsionen eintritt; bei Lungen Verletzungen trifft man ein Ausfliessen von #9632; schaumigtem Blute aus der Nase, dem Maule und der Wunde selbst; das Athmen ist sehr kurz, be­schleunigt und röchelnd; auch sie führen in der Regel entweder rasch durch Verblutung oder langsam durch Vereiterung, Brand
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WUNDEN DER BRUST.
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der Lungen zum Tode; manchmal findet eine Heilunjr durch Verwachsen der Lungenpleura mit dem Rippenfell statt; Ver­letzungen der Brust portion des Schlundes sind absolut tödt-lich wegen der durch mechanische Reizung entstehenden Lungen­entzündung ; man kann auf solche Verletzungen schliessen, wenn Futter und Geträuke aus der Nase und dem Maule austritt. Bei Verletzungen des Zwerchfells wird das Athmen kurz und sehr beschwerlich, die Beweglichkeit der Rippen eine sehr geringe, in der Regel tritt durch die quot;Wundöffnung ein kleiner oder grösserer Dünndarmabschnitt in die Brusthöhle ein und wird eingeklemmt.
Prognose: ist bei den penetrirenden Wunden ungünstig wegen der vielfältigen Complikationen, doch entscheidet hier viel die Empfindlichkeit der Thiere überhaupt (Pferde sind z. B. viel empfindlicher als das Rindvieh, Hunde oder Katzen). Behandlung: rasche Verschüessung der Wunde, um das Ein­dringen der atmosphärischen Luft zu verhindern; scharfe Einreibungen in der Peripherie der Wunde oder blutige Naht und hernach lokale Antiphlogose: Versuch eines Ver­bandes von mit flüssigem Leim bestrichenen Leinwand­binden (statt Heftpflaster) nach vorherigem Auflegen einer mit Leim getränkten Leinwandcompresse. Bei eintretender Eiterung täglich Verband der Wunde mit trockenem AVerg; vor Abnahme des Verbandes müssen die uöthigen Verband­stücke hergerichtet sein, um den abgenommenen Verband wegen der möglichen Gefahr des Eindringens von Luft so rasch als möglich ersetzen zu können. Bei einem allenfalls entstandenen Vorfall der Lungen, welcher aber nur bei kleineren Hausthieren zu Stande kommt, muss der vor­gefallene Theil auf die grösstmöglichste schonende Weise zurückgebracht werden. Dabei ist für gehörigen Eiter-abfluss zu sorgen.
Innerlich: Calomel, Brechweinstein: bei Wasserguss: harntreibende Mittel etc.
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WUNDEN DES BAUCHES.
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XII. Krankheiten des Bauches
1. Verletzungen der Bauchwandungen.
Man unterscheidet sie in: a. oberflächliche, b. eindringende, mit oder ohne Complikationen.
a. Oberflächliche Matichwunden.
Erscheinungen: Dieselben diagnosticiron sich ähnlich #9632;wie andere Wunden: bedeutendes Klaffen der Wundränder, mehr oder minder starke Blutungen: in ihren Folgen sind sie oft nicht unerheblich: es entstehen heftige Entzündungen (Schmerz, heiss anzufühlende Geschwulst) namentlich nach Verletzungen der sehnigten Ausbreitungen der Bauchmuskeln und des zwischen denselben lagernden Blutergusses; mögliche Verletzung innerer Organe in Folge der starken Erschütterung des Körpers etc.
Prognose: ist desshalb sehr vorsichtig zu stellen. Behandlung: lokal antiphlogistisch: blutige Naht, Unter­stützung derselben durch Anlegen einer entsprechend langen Rollbinde um den Bauch als Prophjlacticum gegen drohende Bauchbrüche; bei entstehender Eiterung: sehr vorsich­tige Erweiterung der manchmal kleinen Wunde zum Zwecke eines richtigen Abflusses des Eiters; täglicher, zweckentspre­chender Verband und Anlegen einer Binde um den Bauch.
b. Eindringende Wunde.
Erscheinungen: Ein- und Austreten der atmosphärischen Luft, öfters mit einem pfeifenden Geräusch wie hei penetriren-den Brustwunden; Geschwulst in der Umgegend; Emphj'seme; Kolikzufälle: Erbrechen bei Thieren, welche sich erbrechen können; beim Sondiren mit dem Finger spürt man, wenn die Wunde gerade eingedrungen ist, die Baucheingeweide; manch­mal ist aber die innere Wunde nicht unmittelbar unter der äusseren, sondern es liegt zwischen beiden ein verschieden langer Wundkanal. Sind die Wunden gross, so compliciren sie sich in der Regel mit Vorfällen von Eingeweiden (Netz, Gekrös und vornehmlich dünne Gedärme). Verletzungen von Bauch­eingeweiden sind sehr schlimme Complikationen; dieselben sind
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WUNDEN DBS BAUCHES.
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in ihren Erscheinungen ziemlich verschieden und lassen nicht immer eine bestimmte Diagnose zu, mit Ausnahme, wenn ein Vorfall derselben mit complicirt ist. Als diagnostische Merk­male von Wunden des Magens, der dünnen oder dicken Ge­därme werden angenommen: Ausströmen von stinkenden Gasen, Durchtreten von sauer riechenden Futterstoffen (Magenverletzung) oder von Darrakotli durch die Wunde; aufgetriebener Leib, Kolikzufälle, Brechreiz, Brechen von unverdautem Futter und Blut; Wiederkäuer sind gegen Verletzungen der zwei ersten Magen (Pansen und Haube) nicht empfindlich. Verletzungen der Leber, der Milz und Gallenblase diagnosticiren sich violleicht durch den Sitz der Wundöffnung und durch das Aus­treten von Galle und Blut; bei Nieren Verletzungen zeigt das Thier Lähmungserscheinungen des Hintertheils: es ist ziemlich ab­gestumpft und wenig empfindlich; Harn fliesst unter Umständen aus der WundöfEnung. Bei allen diesen Verletzungen liegt bei etwaiger Heilung die Gefahr von Koth-, Harn-, Gallenfisteln nahe. Xach Verletzungen grösserer Gcfässstämrae verenden die Thierc unter allen Erscheinungen einer sehr raschen Verblutung. Prognose: richtet sich hauptsächlich nach den Compli-kationen: einfache penetrirende Wunden lassen, obgleich gefähr­lich, immer Hoffnung einer Heilung zu; bei Verwundungen von Eingeweiden ist durch das Austreten von Futtertheilen in die Bauchhöhle der Tod die unvermeidliche Folge. Behandlung: Rascher Verschluss der Bauchwunde nach der ebenso schnell nothwendigen Reposition der vorgefallenen, vorher mit lauem Wasser und einem reinen Schwamm ahgewaschenen Eingeweideparthie durch die blutige Naht (Zapfennaht). Hiczu müssen die Thiere geworfen werden; unter das Vorder- und Hintertheil kommt ein Bund Stroh zu liegen, um dadurch eine Erschlaffung der Bauchmuskeln zu erzielen; das Zurückbringen eingeklemmter, durch Gas oder Kothmassen ausgefüllter Darmparthicn gelingt durch Erweiterung der äusseren Wunde an dem einen oder an­dern Winkel. Sind die vorgefallenen Theile verletzt, so müssen diese vorher genau wieder durch die blutige Naht (Knopf- oder Kürschnernabt mit sehr feiner Nadel und Seidefäden, welche kurz abzuschneiden sind) vereinigt wer­den. Buhl empfiehlt bei penetrirenden Bauchwunden als Antiphlogisticum die von Professor Dr. C. Hüter zuerst em-
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N A B E L E N T Z Ü N D U N G.
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pfohlenen sog. parenchymatösen Injektionen einer Lösung von Carbolsäure (2,00) in Wasser (100,00) in die Bauch­höhle auf Grund der von Professor Nussbanm gemachten Erfahrungen (s. Wochenschrift der Thierheilkuude. XVIII. Jahrg. Nr. 26. S. 239). Bei Brand einer vollgefallenen Parthio ist hei dem Zurückbringen derselben mit der gröss-ten Vorsicht zu verfahren. Die Nachbehandlung nach der Reposition und der Vereinigung durch die Zapfennaht be­steht in einer strengen Antiphlogose. Zur Vorsicht muss eine fest um den Bauch anliegende und zweckmässig befe­stigte Rollbinde die Kähte decken. Bei allenfallsiger Eiterung ist dieselbe zu überwachen.
Innerlich: Entzündungswidrige Mittel, magere Diät, Clystiere, höheres Stellen der Thiere mit dem Hintertheile im Stalle.
2. Nabelentzündung (Omphalitis), Nabelgeschwulst.
Dieselbe kommt beinahe ausschliesslich nur bei den Kälbern und Fohlen vor.
Ursachen: Entzündung und Thrombose der Kabelvene in Folge des Abreissens der Nabelschnur.
Erscheinungen: warme, schmerzhafte, in der Mitte derb anzufühlende, an ihrer Peripherie mehr weiche Geschwulst, welche an ihrem Ende offen und mit Eiter bedeckt ist (Eiter­nabel). Durch die Oeffnung entleert sich mit dem Eiter auch Harn; in der Folge ist sie hart anzufühlen: manchmal äussern die Thiere Kolikschmerzen, die Entzündung setzt sich gegen die Bauchhöhle fort und die Thiere gehen zu Grunde.
Prognose: ist verschieden. Behandlung: Abwaschen des Kabels mit schleimhaltigen
Mitteln, Aetzen der eiternden Stelle bis tief in die Vene. Innerlich: Salpeter-, Calomel, Clystiere.
3. Heniien.
Ä, Der Nabelbruch QHerma umbilicalis. Omphalocele. Exomphahis),
Austreten von Eingeweiden durch den Kabelring. Ursachen: dieselben sind theils angeboren oder entstehen
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B AU CHBKU OH.
dl
sie kurz nach der Geburt; aber auch ältere Thiere können noch
damit behaftet sein.
Erscheinungen: Die nicht vermehrt #9632;warme, teigartige oder elastische Geschwulst an der Nabelgegend (Bruchsack) ist von verschiedener Grosse und Form (manchmal birnförmig); der Sack ist von der allgemeinen Decke gebildet, welche zuweilen sehr dünn (namentlich bei jungen Thicren) ist, aber eine ziemlich derbe Epitheliaschichte besitzt; ausserdem nimmt an der Bildung des Sackes das Brustfell ebenfalls Antheil; seinen Inhalt bildet gewöhnlich ein Abschnitt des Colons oder des Coecums. Bei angebrachtem Drucke auf den Bruchsack verschwindet der Sack, weil die Eingeweide durch den den B r u c h r i n g bildenden Nabelring in die Bauchhöhle zurücktreten, wofern dieselben nicht mit dem Sacke schon verwachsen sind; nach aufgehobenem Drucke treten aber dieselben rasch wieder hervor. Bei einer Einklemmung der vorgetretenen Eingeweide wird der Sack heiss und sehr schmerzhaft anzufühlen sein; ausserdem äussert das Thier Kolikschmerzen; Hunde erbrechen sich.
Prognose: günstig; manchmal erfolgt namentlich bei jugendlichen Thieren Selbstheilung: nur bei eingeklemmten un­günstig.
Behandlung: bei frischen Brüchen gelingt die Heilung in der Regel durch Einreibungen von scharfen reizenden Mitteln (verdünnte oder concentrirte Schwefelsaure, Salpetersäure; letztere ist in ihrer Wirkung intensiver; Canthar.-Salbe, Brennen); durch deren Anwendung entsteht eine heftige Entzündungsgeschwulst, auf der Haut und dem subkutanen Zellstofl' bilden sich Ausschwitzung, zuletzt findet ein Ein­schrumpfen des Sackes und in Folge einer Adhäsiventziindung eine Verwachsung des Nabelrings statt. Bandagen sind bei unseren Hausthieren nur in seltenen Fällen von Wirkung; die Radikalkur besteht in dem operativem Verfahren (Abbinden des Bruchsackes, Abnahme desselben, Anlegen von Kluppen). Vorsicht ist hiebei insofern geboten, dass keine Darm­schlinge zwischen die Ligatur genommen wird. Als ultima ratio dient die blutige Operation, der Bruchschnitt.
B. Der Bauclibruch (^Hernia veniralis).
Jede Stelle des Bauches ist Verletzungen unterworfen, so­mit können auch in Folge derselben Hernien entstehen; am
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BAU CHBRUCH.
193
häufigsten kommen letztere in oder neben der weissen Linie oder an den Flanken vor; den Bruchring bildet eine Verletzung der Bauchmuskeln, seinen Inhalt die in 'er Bauchhöhle gelager­ten Eingeweide. Je nach dem Sitze des Bruches und der Thier-gattung ist der Inhalt ein verschiedener. Ist der Bruch links, so lagern in demselben beim Pferde die dünnen Gedärme, rechts das Coecum und ein Theil des Mastdarms; beim Rind rechts der rechte Sack des Pansens, links die dünnen Gedärme; an der un­tern Bauchwand bildet beim Pferde das Colon, beim Rind der
27. Bauchbruch feiner Kuh neben der weissen Linie; der Inhalt des Bruch­sackes war der hochträchtige Uterus; das Thier wurde unmittelbar vor der Geburt geschlachtet.
Pansen und die Haube den Bruchinhalt. Ausserdem kann aber auch das Ketz, die Leber, der trächtige Uterus vorgefallen sein. S err es theilte die Bauchhernien in frische (20 Tage) und alte (länger als 20 Tage bestehend), in obere und untere.
Ursachen: starke Anstrengungen, vorgeschrittene Träch­tigkeit, starkes Drängen beim Geburtsgeschäft.
Erscheinungen: Verschieden grosse Geschwulst an ir­gend einer Stelle des Bauches, welche weich, elastisch, aber nicht vermehrt warm und schmerzlos ist; dieselbe erreicht oft eine immense Grosse. Bei einer Rückenlage des Thieres
Fricker, Yademecnm,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18
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X94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; LEISTENBEUCH.
beim Drücken mit der flachen Hantl versclnvindct die Geschwulst, kommt aber ohne solches gleich wieder zum Vorschein; nur bei allenfallsigen Verwachsungen des Bruchinhalts mit dem Bruch­sack und bei eingeklemmten Brüchen ist letzteres nicht der Fall; der Bruchring ist nach der Reposition leicht zu fühlen; frisch entstanden sind dessen Ränder uneben, hei schon älteren Brüchen hart und verdickt (Narbengewebe). Bei eingeklemmten Brü­chen zeigen die Thiere heftige Kolikschmerzen, die Geschwulst wird vermehrt wann, schmerzhaft, die eingeklemmten Theile entzünden sich, gehen in Brand über und der Tod erfolgt, wenn nicht rechtzeitige Hilfe geschaffen wird. Die Vergrösse-rung eines Bauchbruches geht nur sehr langsam vor sich.
Prognose: ist günstig, wenn das Thier noch jung, der Bruch kein eingeklemmter ist. Letztores ist in der Regel nur bei kleinen und bei frisch entstandenen zu befürchten; Flanken­brüche sind günstiger zu prognosticiren als Brüche in oder neben der weissen Linie.
Behandlung: Anfangs kalte Waschungen, Lehmanstriche; nach gehobener Entzündung: Einreibungen von Ungt. can-tharid.. Auflegen von Emplastr. acre angl., Bronnen (nicht zu tief); Salpetersäure, Schwefelsäure (namentlich bei Hun­den); S err es empfiehlt die Anlegung einer in Alaun ge­tränkten Pelotte und Befestigung derselben auf dem Bruch­sack durch eine um den Leib gelegte Gurte; das Abbinden, Abnähen, Anlegen von Kluppen ist ebenfalls zu vorsuchen. Einen ähnlichen Verband, aus Alaun und Weingeist be­stellend, cmptiehlt Benzlen. Alaun und Weingeist (gleiche Theile) werden erhitzt, bis das Ganze syrupartig ist und ein dünnes Häutchen auf der Oberfläche sich gebildet hat. Die Binde wird damit bestrichen und umgelegt; der Ver­band wird sehr hart. Eingeklemmte Brüche können nur durch die Eröffnung des Bruchsackes und Erweiterung des Brnchrings zurückirebracht werden.
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C. Lei*tenbriich, Hernia inguinalis [Bubonocele}. liodensack-brucli. Hernia scrotalU (Oscheocele).
Mit diesen Namen bezeichnet man diejenige Hernie, welche durch einen oder beide Leistenringe heranstritt. Mau trifft dieselben hauptsächlich bei Hengsten, seltener bei Wallachen,
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LEISTBKBEUCH.
195
ebenso bei den bekanntlich mit einem Leistenring versehenen Hündinnen. Je nach dem vorgefallenen Theile und seiner Lage imLeistenkanaleoderimllodensacke unterscheidet man Leist en-kanal- oder Hodensackdarm-,
28, Leistenbruch eines Pferdes.
Netz- und Netzdarmbrüche. H e-
ring beobachtete einen nurschein­baren Leistenbruch : der Bruch lag unmittelbar unter der Haut des Scrotum im Bindegewebe. Den Bruchring bildete eine abnorme, sehr grosse, dicht neben dem Lsi-stenringe gelegene Spalte in den Bauchmuskeln. Das Thier cre-pirte schon am dritten Tage. (S. Figur 29.)
Ursachen: heftige Anstren­gungen beim Ziehen, Stosse, Schlüge , ungeschicktes Castriren (Zerren des Samenstranges und dadurch bedingte Erweiterung des Leistenrings), Vererbung (Viborg und Hertwig).
Erscheinungen: Die Er­kennung eines Leistenbruches ist schwer: eine mehr oder gering ausgedehnte Geschwulst in der Gegend des inneren und äusseren Leistenrings, etwas oberhalb dem Poupartischen Bande, ist manch­mal vorhanden; dabei beobachtet man öfter ein Auf- und Abziehen
des Hodens. Bei einem Hoden­sack brücke dagegen ist der Ho­densack stark ausgedehnt. Bei der
a.nbsp; Linker Hoden.
b.nbsp; Dünndarms lilinsrc.
c.nbsp; Vorgefallefler Thcil derselben.
d.nbsp; Sclieidenhaut des Hodens.
örtlichen Untersuchung fühlt man neben den elastisch oder teigig anzufühlenden Eingeweiden den Samenstrang, ebenso die peristaltische Bewegung des Darms: öfter ist ein gurgelnder Ton wahrzunehmen. Die Untersuchung durch den Mastdarm wird den besten Aufschluss geben. Ein-
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h E I S T E N J? K U C H.
geklemmte Brüche kennzeichnen sich durch die vermehrte Wärme des Hodensackes, den gespannten Gang der Thiere, Verstopfung, K o lik er schein un gen u. s. w.; mit Kolik be-
29. Hodensackbruch.
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. Linker Hoden, Bruchoffnung.
b. Rechter Hoden, c. Rechter Bauchring. e. Dünner Darm. f. Vorgefallene Schlinge.
haftete Hengste sollten desshalb immer einer näheren manuellen Untersuchung ihrer Leistengegend unterworfen werden.
Prognose: ist ungünstiger als bei anderen Hernien wegen der häufiger vorkommenden Einklemmung derselben. Behandlung: Eine solche wird, da sie nur in der in ihren
Folgen oft sehr gefährlichen Operation bestehen kann, nur
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LEISTEN BEUCH BEI HÜNDINNEN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; X97
in den Fällen vorzunehmen sein, wenn durch den vorge­fallenen Theil wegen seines Umfangs das Thier belästigt wird, oder wenn Einklemmungeu vorhanden sind. Die Ope­ration besteht in der Reposition des vorgefallenen Theiles. Die Reposition geschieht entweder ohne Eröffnung des Hodensackes vermittelst der in den Mastdarm eingebrachten Hand oder mit Eröffnung desselben, mit oder ohne Castra­tion. Bei der Castration wird von einigen Thierärzten em­pfohlen, die Kluppen über die Scheidehaut sehr hoch anzule­gen ; Verwachsungen des Bruchinhaltes mit dem Bruchsacke können die Operation sehr schwierig machen und ist biebei die grösstmöglichste Vorsicht nöthig; manche empfehlen das Zu­nähen des Leistenrings. Bei einer Einklemmung von Einge­weiden ist zum Zwecke der Reposition des vorgelagerten Theiles eine Erweiterung des Leistenrings durch das Messer nothwendig, ebenso bei stark ausgedehntem Darmabschnitte. Patey empfiehlt, um die Reposition zu ermöglichen, bei eingeklemmten Brüchen Einspritzungen einer Mischung von Belladonnaextrakt (3,75) oder Opium mit Mandelöl; vor­gefallene Netzabschnitte können ohne Schaden mit dem Messer entfernt werden.
D. Leistenbruch hei Hündinnen.
Den Bruchiuhalt bildet in der Regel der Uterus,' welcher seine Lage in dem Leistenring genommen hat.
Erscheinungen: Elastische, weiche Geschwulst am Euter, welche sich, wenn der Bruch nicht eingeklemmt ist, mit der Hand wegdrücken lässt, wodurch dann auch der Bruchring deutlich zu fühlen ist. Auf eine incarcerirte Hernie erfolgt Er­brechen oder zeigen die Thiere Erscheinungen von einer Darm­entzündung; zu Irrungen in der Diagnose gibt manchmal das bei Hündinnen normal in dem Leistenringe gelagerte Mutter­band , namentlich wenn letzteres sehr stark ausgebildet ist, Veranlassung. Die Untersuchung muss desshalb eine genaue sein. Behandlung: ist wie bei den Leistenbrüchen und Nabel­brüchen angegeben ist.
E. Schenkelbruch (Hernia femoralis s. cruralis.^) Einen Schenkelbruch nennt man denjenigen, welcher zwi­schen dem Schenkel und dem Poupartischen Band herabsteigt
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198nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;INNEEBB BEUCH.
und unterhalb des letzteren zum Vorschein kommt. Den Bruch-ring bildet das Poupartische Band und der innere Darmschenkel­beinmuskel (M. sartorius). Dieser Bruch ist bei den Hausthiereu äusserst selten: am häufigsten noch bei Hunden.
Erscheinungen: Dieselben sind nicht sehr in die Augen fallend; die Bruchgeschwulst wird, weil sie nicht sehr gross, gewöhnlich übersehen; gespannter Gang, Unruhe des Thieres, verminderte Fresslust etc. können als Fingerzeig für die Diag­nose dienen; bei incarcerirter Hernie aussern die Thiere hef­tigen Schmerz.
Prognose: nicht ungünstig (Lafosse). Behandlung: ist dieselbe wie bei den Leistenbrüchen; Diät,
Operation.
F. Innerer Bruch (Hernia interna abdom/'nalisj. Ueberwurf. Verschnären.
Ursachen: Zerreissen der am Rande des Beckenein­gangs von der inneren Samenarterie bis zum Bauchring herab­laufenden, die Gefässe und Nerven des Samenstrangs und Hodens einschliessenden Bauchhautfalte bei der Castration; in diese Oeffnung tritt manchmal ein Stück Darm, in der Regel von vorne nach hinten, seltener von der Beckenhöhle aus ein und kann, namentlich wenn es mit Futter angefüllt ist, nicht mehr zurück, wird eingeklemmt. Das Leiden wird in bergigen Ge­genden häufig und fast ausschliesslich nur auf der rechten Seite des Bauches beobachtet.
Erscheinungen: Unruhe, Hin- und Hertreten, Wedeln mit dem Schwänze, Niederliegen auf die kranke Seite, vermehrtes Athmcn, beschleunigter Puls, aufgehobene Fresslust; verzögerter, mit Blut oder Schleim vermischter, bald gänzlich aufgehobener Mistabsatz, wechselnde Temperatur des Körpers, mühsames Gehen, manchmal schleppt das Thier beim Gehen den Hinter-
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fuss der betroffenen Seite nach oder hinkt es, ist empfindlich beim Drücken auf die Flankengegend. Bei der Untersuchung durch den Mastdarm fühlt man eine teigige, ziemlich empfind­liche Geschwulst (die eingeklemmten dünnen Gedärme und den gespannten Samenstrangstumpf.
Prognose: günstig, wenn rechtzeitige Hilfe geleistet wird, wo nicht. Eintreten von Brand.
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EUTEBFISTELN.
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Behandlung: Operation durch Abreissen des Samenstrang-rudiments vom Mastdarme aus; die blutige Operation mit­telst Einschnitt in die Flanke wird nur in den seltensten Fällen nothwcndig werden.
XIII. Kranklieiten der Milchdrüsen.
1. Verletzungen des Euters und der Zitzen.
Ursache: Bisse, Stiche, Schläge; die Zitzen der Hündinnen sind oft durch die spitzigen Zähne der Jungen Verletzungen ausgesetzt.
Erscheinungen: Oberflächliche Wunden bluten; bei Quetschwunden entstehen unter der Haut Sugillationen; bei tieferen findet ein Aussickern von Milch statt. Die Zitzen und das Euter sind sehr empfindlich anzufühlen, schwellen an.
Prognose: günstig bei oberflächlichen und bei Thieren ohne Lactation, weniger günstig bei milchgebenden Thieren, indem namentlich nach Verletzungen eines grösseren Milch­ganges gerne Abscesse entstehen und eine Milchfistel zurück­bleibt. Auch bei Quetschwunden ist die Beurtheilung weniger günstig.
Behandlung: bei frischen Wunden: Heften der Haut durch die blutige Naht (Knopf- oder Kürschnernaht); kalte Ueber-schläge bei heftigen Quetschungen; bei Verletzungen mit Substanzverlust empfiehlt Her twig wiederholtes dickes Aufstreichen eines Liniments von Eiweiss und pulverisirtem Alaun (zu gleichen Theilen). Die Milchentleerung ist durch das Einführen von Milchröhrchen zu unterhalten.
2. Euterfisteln (Fistulae mammae).
Ursachen: tiefgehende Verletzungen, Quetschwunden. Erscheinungen: kleine, callöse Oeft'nung, durch welche
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E U T E K E NT Z Ü N D U N G.
entweder Eiter (Eiterfistel) oder Milch (Milchfistel) sich entleert, in der Regel beides zusammen; verschieden langer Fistelkanal. Behandlung: Bei Eiterfisteln: Spalten des Ganges oder der Gänge bis zum Eiterherd, um dem Eiter freien Abfluss zu verschaffen; Glüheisen. Bei Milchfisteln: Beschränkung der Milchsekretion; nachheriges Aetzen des Fistelkanals mit­telst Höllenstein.
*
3. Entzündung des Euters (Mastitis).
Ursachen: Meistens sind es mechanische Einwirkungen, Quetschungen, Erkältungen, Nässe, zu mäste Fütterung, Con-tagien, Miasmen, Genuss von gewissen Pflanzen (Rychners gelber Galt). Wenn miasmatische Einflüsse im Spiele sind, so tritt sie gewöhnlich bei mehreren Thieren zu gleicher Zeit oder rasch hinter einander auf. Eine besondere Anlage zu Entzün­dungen zeigen grosse Euter (sog. Fett- oder Fleischeuter). Die letzteren sind aber auch eine Folge derselben. Die Entzün­dung befällt hauptsächlich Rindvieh und Schafe; bei letzteren tiitt sie während der Säugeperiode oft seuchenartig auf; beim Rindvieh im Gefolge von Aphten im Maule. Ihre Ausbrei­tung ist verschieden; bald ergreift sie beide Drüsen, bald nur die Eine oder beschränkt sie sich nur auf einen kleineren Ab­schnitt, wie z. B. die Zitzen; sie ist bald nur oberflächlich, bald trifft sie das Drüsengewebe selbst. Ebenso verschieden ist ihr Charakter (traumatische oder rothlaufartige Entzündung); bald ist sie sthenisch, bald mehr asthenisch. Nach allem diesem richtet sich auch ihre Intensität.
Erscheinungen: Entzündete Zitzen sind sehr schmerz­haft, schwellen an, die Haut ist rosen- oder dunkelroth gefärbt, es entstehen oberflächliche Excoriationen, Schrunden, welche oft eine sehr bedeutende Tiefe erreichen. Die Thiere gehen gespreizt, hinken manchmal. Die Entzündung verbreitet sich dann auf das Euter. Nachlassen der Milch hinsichtlich Quali­tät und Quantität. Bei oberflächlicher Entzündung ist die Haut ebenfalls höher geröthet, glänzend und sehr warm anzufühlen. Die Thiere sind bei der Berührung sehr empfindlich; auf der Haut entstehen kleine Knötchen, aus welchen sich in der Folge Bläschen entwickeln (Bläschenausschlag im Gefolge der Maul-und Klauenseuche). Die Bläschen platzen, hinterlassen einen
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EUTEEENTZÜKDUNG.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 201
Schorf; mit dem Abfallen desselben geht die Heilung in der Regel vor sich. Der Genuss der Milch von solchen Kühen er­zeugt, wenn sie nicht gekocht ist, beim Menschen Bläschen im Munde. Die Geschwulst ist oft nur unbedeutend, manchmal dringt sie in die Tiefe und trifft das Parenchym, daher die Unterscheidung in oberflächliche und parenchyma-t ö s e Euterentzündung; letztere soll in der Regel nur nach der Geburt und dem Abgewöhnen der Jungen vorkommen und (nach Gerlach) grosse Neigung zu Eiterbildung zeigen. In höherem Grade findet ein Gerinnen der Milch statt, die in Flocken und unter heftigen Schmerzen des Thicres ausgemolken wird, oder versiegt sie ganz. Heftiges Fieber, verminderte Fresslust, schmerzhafter Harnabsatz, gestörtes Wiederkauen begleiten das Leiden.
Ihre Ausgänge sind: Zertheilung, Verhärtung, Eiterung, Brand (letzterer vornemlich bei dem seuchenartigen Auftreten der Entzündung bei Mutterschafen); in den entzündeten Zitzen trifft man deren Ausgänge mit einem eiterigten oder serösen Exsudate infiltrirt oder (nach Cartwright) erbsenähnliche beweg­liche Verhärtungen. Beide bedingen eine Verschliessung oder gar eine Verwachsung des Kanals. Bei einer Drüsenverhär­tung findet man ein Schwinden der Drüsensubstanz, welche inselartig in dem beträchtlich vermehrten und verdichteten Bindegewebe eingebettet liegt. Beschränkt sich die Bindegewebs-wucherung nur auf einzelne Stellen, so entstehen derb anzu­fühlende Knoten (Euterknoten). Die Eiterung beginnt in der Regel im Parenchym des Euters; sie kennzeichnet sich durch das Grösserwerden der Geschwulst, welche sich allmählig scharf begrenzt und weich und fluctuirend anzufühlen ist. Bei eintre­tendem Brande wird das Euter kalt, gefühllos, teigartig, auf der missfärbigen Hautoberfläche erheben sich Brandblasen und in der Folge fällt ein grösserer oder kleinerer Hautabschnitt brandig aus; an seine Stelle treten jauchige Geschwüre; in dem benachbarten Unterhautbindegewebe entstehen Oedeme; ebenso bilden sich im Parenchym der Drüse Jaucheherde.
Prognose: ist verschieden; sie gründet sich auf die Ur­sachen, die Intensität und die Ausgänge der Entzündung. Die von Rychner bei Kühen beobachtete Euterentzündung (der sog. gelbe Galt), bei welcher Fleisch und Fett auffallend gelb ge-
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EU TEBENT ZÜNDUNG.
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färbt ist, soll neben seiner Ansteckungsfähigkeit unheil­bar sein.
Behandlung: Bei allen Euterentzündungen mussein fleissi-ges Ausmelken des Euters stattfinden. Traumatische Entzündungen erfordern kalte Umschläge, Lehmanstriche, Befeuchten der Drüse mit einer Lösung von Kali carbonic. in Wasser oder von Salmiak (30,0 auf 4 Pfund Wasser); Aderlass an der Bauchwandvene (Milchvene der Kühe). Innerlich Salze. Bei roth lauf artigem Charakter: trockene Wärme, Einreibungen von Ungt. camph. — jod. — kali carbonic. Vogel gebraucht In hartnäckigen Fällen eine Mischung von Camphersalbe mit Kai. carbonic. Hat die Entzündung einen mehr ast heni s chen Verlauf: Ein­reibungen von Ammoniakliniment, Cantharidensalbe, Jod­quecksilbersalbe, Kataplasmen aus Kleie und Ilollunder-blüthen, Auflogen von Senfteig. Bei sehr heftigen Schmerzen: Kataplasmen von narkotischen und schlei­migten Pflanzenstoffen, Dunstbäder von den gleichen Pflan­zen; Einreibungen von Extr. hyosc. — belladonn.; 01. hyoscyami. Abscesse müssen geöffnet werden; Aus­spritzen der Abscesshöhle mit einer Lösung von Lap. infer.; leichtes Betupfen derselben mit dem Glüheisen oder mit Lapis infern.; Ueberschläge von aromatischen Kräutern. Bei Knotenbildung: Jodsalbc mit Zusatz von Kai. carbonic; Jodtinctur; Harz- oder Terpentinpflaster (Hertwig); Ein­reibungen von Ungt. cantharidum. Brand im Euter erfor­dert ziemlich tiefe Scarificationen bis auf den gesunden Theil; später Verbände mit Chlorwasser, Carbolsäurelösung, Carbolöl, Camphergeist, Terpentinöl, Holzessig, bis zur Ab-stossung des brandig ergriffenen Theils. Ist der grösste Theil des Euters vom Brande ergriffen, so empfiehlt sich die Exstirpation des ganzen Euters oder die Entfernung des vom Brande ergriffenen Theiles. Nachher Herstellung einer guten Eiterung und Ueberwachung der öfters lang­wierigen Heilung. Bei Fiebererscheinungen leistet der Brech­weinstein gute Dienste.
4. Geschwülste im Euter und in den Milchdrüsen.
Dieselben sind bei unseren grösseren Hausthieren selten, am häufigsten trifft man sie noch bei Hunden. Sie rubriciren
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MILCHSTEINB.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;203
sich theils unter die Fibrome oder die Knorp elgeschwiilste (knollige, feste Geschwülste, in denen man aussei- Knorpelsub­stanz häufig auch Knochenablagerungen antrifft). Cysten, deren Inhalt theils Blut oder eine gallert- oder schleimiihnliche, röthlich oder bräunlich aussehende Flüssigkeit ist; ihre innere Wand kleidet ein Pflasterepithelium aus. Dieselbe ist oft mit starken Wucherungen besetzt. Sarcome trifft man nicht blos bei Hunden, sondern auch bei Pferden; durch dieselben findet eine sehr bedeutende Vergrösserung der Drüse statt, ebenso Melanosen; Carcinome (weiche oder harte) fand man bis jetzt nur bei den Hunden.
Behandlung: die Radikalkur dieser gut- oder bösartigen Ge­schwülste besteht in ihrer Exstirpation. S. Geschwülste Seite 32 und folgende.
5. Milchsteine.
Dieselben trifft man in den erweiterten Milchgängen der Kühe und Ziegen.
Ursachen: Hindernisse in der Milcliabfuhr, Gerinnen der­selben, Ausscheiden der in der Milch gelösten Erdsalze.
Dieselben bestehen (nach Fürstenberg) aus phospborsau-rem Kalk, zeigen einen geschichteten Bau, eine längliche oder runde Form und eine glatte Oberfläche; ihre Farbe ist gelblich. Die sogenannten Ps endorailchsteine unterscheiden sich von den wahren nur durch den in ihrem Innern fehlenden Kern, wel­cher durch einen hohlen Raum ersetzt wird. Beide Arten können mit den durch eingedickten Eiter oder aus kalkig entarteten Zellenhaufen entstandenen, in den Milchdrüsen vorkommenden Concrementen verwechselt werden. Diese zeigen eine rauhe Oberfläche, im Innern keine Schichten und keinen Kern.
Erscheinungen: entzündete geschwollene Zitze, in deren Kanal der Milchstein sich befindet; Unruhe des Thieres; Schmerz; unergiebiger Milchausfluss, der auch beim Melken nur in einem sehr dünnen Strahle oder nur tropfenweise ab­geht, manchmal ganz sistirt ist. Bei der manuellen Unter­suchung fühlt man den Stein als einen harten nur wenig oder gar nicht verschiebbaren Gegenstand; das Einführen einer Sonde in die Milchcisterne wird durch denselben verhindert.
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204nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;KKANKHEITEN DES MASTDARMES.
Prognose: günstig. Behandlung: Dieselbe besteht in der Entfernung des Steines mittelst der Operation, wofern er nicht schon bei einem Melkversuche entfernt werden kann. Nachher Schliessen der gemachten Wunde durch Heftpflasterstreifen, Kautschuk­ring, Collodium (?) oder durch Anlegen der blutigen Naht; kalte Ueberschläge.
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XIV. Krankheiten des Mastdarmes und des Afters.
1. Yerschliessung des Afters (Imperforatio ani, Atresia ani).
Dieselbe ist in der Regel angeboren und betrifft meistens Kälber. Man unterscheidet verschiedene Grade. Manchmal ist der After nur durch eine dünne Haut verschlossen und durch das hinter demselben sich ansammelnde Meconium hervor­getrieben; der Darm selbst reicht bis zum After oder er endet an irgend einer Stelle in einen Blindsack und ohne dass ein After überhaupt vorhanden ist. Die Begleiter des Leidens sind aufgetriebener Bauch, Kolikschmerzen, keine Lust zum Saug­geschäfte.
Prognose: günstig, wenn nur eine Verwachsung des Afters vorhanden ist, ungünstig bei fehlendem After und halb aus­gebildetem Darm.
Behandlung: Eröffnung des Afters durch Incision mit dem Messer oder dem Troikar, Offenhalten desselben durch Einführen eines Bougies; Reinhalten des Darms. Kann in Folge des nach unten gesenkten unausgebildeten, in einen Blindsack endigenden Mastdarms derselbe nicht mit dem Troikar erreicht werden, so empfiehlt sich das Tödten des Thieres.
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WUNDEN DES MASTDARMES.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;205
2. Erweiterung des Mastdarms.
Ursachen: unbekannt, meistens die Folge einer Lähmung der Muskelhaut.
Erscheinungen: Verstopfung; bei näherer Untersuchung mit der Hand findet man den Beckentheil des Mastdarmes oft enorm ausgedehnt und in demselben wahrscheinlich als Folge der lähmungsartigen Unthätigkeit des Mastdarms eine Menge von Koth angesammelt.
Prognose: zum mindesten zweifelhaft. Behandlung: Täglich sehr oft wiederholte kalte Clystiere; Ausräumen der Kothballen: später Clystiere von aroma­tischen und adstringirenden Mitteln unter Zusatz von Eisen­vitriol, Alaun; Electrogalvanismus. Innerlich massige Gaben von Aloe; kleine Gaben von Nux vomica.
3. Verletzungen des Afters und des Mastdarms.
Ursachen: mechanische Einwirkungen (verhärtete Koth­ballen), fremde Körper im Mastdarme (kleine spitzige Knochen) ; unvorsichtiges Einbringen des Clystierrohi'S in den Mastdarm, heisse Clystiere, ungeschicktes Manipulirenin demselben; schwere Geburten, Anwendung der Geburtshaken, gewaltsame Begattung.
Erscheinungen: bei frischen Wunden: Abgang von Blut oder bei älteren Wunden von Eiter und Schleim; das Absetzen der mit Blut oder Eiter untermischten Excremente geschieht nur mit Zwang und unter Schmerzen; bei penetriren-den Wunden ist derselbe gänzlich aufgehoben; aufgetriebener Bauch. Untersucht man den Mastdarm mittelst der Hand oder eines Fingers, so wird man die Stelle, die Grosse und Beschaffen­heit der Wunde auskundschaften. Manchmal ist dieselbe mit einem Mastdarmvorfalle oder einer Verletzung der Scheide com-plicirt. Periodische Kolikerscheinungen.
Prognose: ist ziemlich verschieden; sie richtet sich nach dem Sitze, der Grosse und der Beschaffenheit der Wunde und nach ihren Complikatiohen; Verletzungen an der oberen Wand des Mastdarms sind entschieden günstiger zu beurtheilen; pene-trirende Wunden sind wegen des Austretens von Koth in die Becken- und Bauchhöhle in der Regel tödtlich; langwierige Eiterung, Geschwürsbildung sind naheliegende Ausgänge.
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206
MASTDAEMFIS TEL.
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Behandlung: die verletzenden fremden Körper müssen auf chirurgischem Wege entfernt und die Wunde wo möglich durch die hlutige Naht geschlossen werden. Ersteres ge­schieht mit der Kornzange, letzteres ist ziemlich schwierig; wenn die Wunde zu weit von dem After entfernt ist, gar nicht möglich. Zur Beschränkung der Blutung und der Entzündung dienen kalte Clystiere. Bei heftigen Blutungen: Austamponiren der Wunde mit Werg, in Liq. ferr. sesqui-chlor. getränkt. Geschwüre, welchen beizukommen ist, sind mit Aetzmitteln zu tonchiron. Einspritzungen einer Lösung von Carbolsäure oder der Seite 186 erwähnten Salicylsaure wären zu versuchen. Auch liier ist das Reinhalten durch häufige Clystiere von kaltem Wasser oder Chamilleninfusen dringend geboten.
4. Entzündung des Mastdarmes.
Ursachen: dieselben, welche eine Verletzung herbeiführen können.
Erscheinungen: Erschwerter, mit Schmerzen verbun­dener Mistabgang; Anschwellung des Afters, höher geröthete nnd ziemlich heisse Schleimhaut des Rectums, öfter wieder­kehrende leichte Kolikzufälle. Ueber einen etwa vorhandenen Abscess wird die manuelle Untersuchung des Mastdarmes auf­klären.
Prognose: günstig; bei grösseren Abscessen weniger, da
die Heilung oft langwierig wird.
Behandlung: kalte oder schleimigte Clystiere: Bestreichen der Anus mit Ungt. mere; Oeffnen des Abscesses. Ent­leeren dos Eiters, Reinigen der Wunde; Ucberwachung der Eiterung; öfteres Clystiereu (nach jedesmaligem Mistabsatze), Einspritzungen von einer leichten Lösung von hypermangan-saurem Kali in die Abscesshöble vermittelst eines in die Hoble eingeführten Catheters (Fleischhauer). Ist die Abscess­höble gross, Austamponiren derselben mit Werg, welches mit dieser Flüssigkeit getränkt ist.
5. Mastdarmfistel (Fistula recti s. ani).
Man versteht im Allgemeinen unter derselben einen neben dem Schliessmuskcl des Afters verlaufenden Fistelkanal und
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MAST DARMFISTEL.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 207
unterscheidet zwei Arten: die vollständige (äclite) Fistel; dieselbe kennzeichnet sich durch eine äussere Oeft'nung neben dem After und eine in den Mastdarm einmündende innere Oeff-nung; die unvollständige Fistel besitzt nur eine innere im Mastdarm befindliche Oeffnung. Die unächte, blinde Fistel hat nur eine äussere, keine innere Mündung; ihr Kanal en­digt blindsackartig im Zellgewebe (Afterhohlgeschwür; Strauss).
Ursachen: Verletzungen der Darmschleimhaut, Abscesse, Verletzungen von aussen (bei den anächten).
Erscheinungen: Eiter- oder Jaucheausfluss aus dem After, namentlich während des ziemlich erschwerten Mistabsatzes, Krusten von vertrocknetem Eiter an der Schweifwurzel und den Hinterbacken; bei vollständigen Fisteln findet man die äussere Oeffnung etwas verklebt durch Eiter und Futterparti-kelcheu: beim Hervordrängen des Afters sieht man oft die innere Fistolmündung. In der Nachbarschaft der äusseren Fistelöffnung entstehen Oedema. Eine verhältnissmässig lange und biegsame Sonde wird über den Verlauf des Kanals auf­klären.
Prognose: zweifelhaft, da der Verlauf ein sehr langwie­riger ist, namentlich wenn der Fistelgang ulcerirt: unächte Fisteln bcurtheilen sich in der Regel sehr ungünstig (Xecrose des Beckens)
Behandlung: Einen Erfolg erzielt nur die operative Behand­lung. Erweiterung der äusseren Oeft'nung , Einspritzungen von Aetzmitteln, Haarseile, Einschicbungen von Aetzbougies, Ausbrennen des Kanals wirken meistens nur palliativ. Bei den unächten ist desshalb die Verwandlung der Fistel in eine offene quot;Wunde angezeigt; das Badikalverfahren bei voll­ständigen Fisteln besteht Inder Anwendung einer Drahtliga­tur; hei derselben wird ein woblausgeglühterMessing- oder Blei­draht durch den Fistelkanal hindurchgezogen, die beiden En­den mit einander verbunden und täglich mehr und mehr zu­sammengedreht, bisschliesslich der Fistelgang gänzlich durch­schnitten ist. Das Aufschlitzen des Fistelgaugs einer voll­ständigen Fistel kann nur dann ausgeführt werden, wenn der Fistelkanal nicht zu lang ist. Hiebei wird von Hartwig und Anderen eine Schonung des Schliessmuskels des Afters angerathen, da die Heilung einer solchen Wunde sehr in
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208nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; HÄMOBEHOIDEN DER HUNDE.
Frage gestellt sei. Derartige Fälle sind allerdings bekannt, denselben stehen aber auch solche gegenüber, bei welchen die Heilung des absichtlich oder unabsichtlich verletzten Sphincter keine verhältnissmässig lange Zeit brauchte; die menschliche Chirurgie empfiehlt sogar bei hartnäckig der Heilung widerstehenden Afterfisteln die Durchschneidung des Schliessmuskels, um seine Contraktionen auf einige Zeit zu paralysiren und dadurch die Granulation zu begün­stigen. Nach der Operation muss die Wunde satt mit Werg austamponirt werden; Blutungen verlangen styptische Mittel (kaltes Wasser, Liq. ferr. sesquichlorati, Collodium stypticum [1 Thoil Liq. ferr. sesqnichl. und G Theile Collo­dium]). Reinlichkeit, Deberwachung der Eiterung und Granulationsbildung sind Hauptbedingungen bei der Nach­behandlung.
6. Polypen im Mastdarm.
Ursachen: Entzündung, Verletzung, Abscesse.
Erscheinungen: starkes Drängen beim Mistabgang, er­schwertes Abgehen von Mist: bei vorgeschrittenem Wachsthum werden sie bei der Untersuchung mit der Hand zu fühlen sein, oder sind .dieselben beim Hervordrängen der Rose zu sehen. Sehr grosse hängen oft zum After heraus. Dieselben sind in der Regel sehr gefässreich, ihre Farbe ist dunkelroth, ihre Form länglich: entweder sind sie gestielt oder sitzen mit breiter Basis auf; manchmal sind sie ziemlich derb anzufühlen (Fibroide ?) oder ziemlich weich (Schleimpolypon).
Prognose: nicht ungünstig.
Behandlung: Entfernung der gestielten durch die Anlegung einer Ligatur, Abquetschen vermittelst einer Drahtschlinge oder durch den Ecraseur. S. Polypen S. 36.
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7. Hämorrhoiden der Hunde.
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Als Hämorrhoiden bezeichnet man die durch die Erweite­rung der Venen des Mastdarms bedingten grösseren oder klei­neren Knoten, welche in manchen Fällen mit dem Absetzen der Excremente sichtbar werden (Hämorrhoidalknoten). Die sie deckende Schleimhaut ist gewöhnlich verdickt. Ihre Consistenz
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ENTZÜNDUNG DEE AP TEBDBÜS EN etc. 209
ist verschieden, bald sind sie härtlich, bald mehr weich, letz­teres hauptsächlich, wenn eine Einklemmung derselben zwischen dem After stattfindet, öfter heiss und schmerzhaft anzufühlen; ihre Farbe ist dunkelroth. Ein Aufbrechen der Knoten wird hei den Hunden selten beobachtet, ebenso wenig der Uebergang in Eiter und Geschwürsbildung, häufiger ist, dass sich die Knoten entzünden, in Folge des Keibens des Afters an harten Gegen­ständen. Die mit Hämorrhoiden behafteten (meistens alten) Hunde gehen mit dem Hintertheii sehr gespannt, rutschen mit dem After auf dem Boden, belecken den After und winseln wegen der Schmerzen.
Ursachen: Quetschungen der Venen durch die Ansamm­lungen einer grösseren Masse von Excrementen im Mastdarm, Störungen im Pfortadersystem, Verstopfung, allzureichliche Nah­rung, mechanische Reize (heisse Clystiere), allzu drastische Laxirmittel.
Prognose: nicht ungünstig, da dieselben von keinen gefähr­lichen Folgen begleitet sind.
Behandlung: Die Therapie beschränkt sich in chirurgischer Beziehung auf das operative Verfahren; vor Allem ist eine Beseitigung des Grundübels anzustreben: Hebung der Ver­stopfung durch Ricinusöl, Wienertrank, Electuar. lenitiv; örtlich: kalte Clystiere; Bestreichen des Afters mit einer Bleisalbe (Hertwig); bei starkem Hervordrängen der Knoten oder einer entzündlichen Schwellung derselben: Scarifl-cationen, um sie zu entleeren; Abbinden der Knoten mit gut gewachstem Seiden- oder Zwirnfaden; das letztere ist nicht so ungefährlich wegen der oft ziemlich starken Eiterung und ausgebreiteten Verschwärung; Ecraseur; Kauterisation.
8. Entzündung der Afterdrüsen der Hunde.
Bekanntlich besitzen die Hunde zur Seite des Afters zwei blindsackartige Umstülpungen der allgemeinen Decke, welche mit den Namen Afterdrüsen, Analbeutel bezeichnet werden. Dieselben münden seitlich am Rande des Afters aus. Sie sind oft der Sitz einer Entzündung und einer Fistel.
Ursachen: wahrscheinlich wie bei den Hämorrhoiden.
Erscheinungen: Entstehen einer Geschwulst auf einer
Frioker, Vadcmecum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; l**
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MASTDABMVOKPAIiL.
Seite des Afters oder auf allen beiden Seiten; Entleeren einer eiterigen jauchigen Flüssigkeit (nicht zu verwechseln mit der schon im normalen Zustande von diesen Beuteln abgesonderten Flüssigkeit), welcher manchmal Blut beigemischt ist; ausser-ordentliches Drängen zur Kothentleerung.
Prognose: günstig. Behandlung: Ausdrücken der Drüsen, Bestreichen der Stelle
mit Gerat, saturni; Clystiere.
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9. Mastdarmvorfall, Vorfall aus dem After (Prolapsus recti s. ani. Exania).
Derselbe besteht in einer Umstülpung des hinteren Theiles des Mastdarmes und Heraustreten desselben durch den Alter. Am häufigsten trifft man ihn bei jungen Schweinen, Hunden, Katzen und mitunter auch bei Fohlen.
Ursachen: Natürliche Schlaffheit der Gewebe des Mast­darms, heftiges Drängen bei hartnäckiger Verstopfung oder lang andauernder Durchfall, Reizung des Darms durch Würmer, Verwundungen etc. Symptomatisch trifft man ihn bei der Wind­kolik der Pferde und der Trommelsucht des Rindes.
Erscheinungen: Die Grosse des hervorgedrängten Darm­abschnittes ist verschieden. Manchmal tritt nur eine Falte der Schleimhaut heraus und präsentirt sich als eine röthliche glatte Geschwulst; in anderen Fällen ist mit der Schleimhaut auch die Muscularis, überhaupt die ganze Dicke des Darms vor­gelagert. Ist das Letztere der Fall, so sieht man aus dem stark auseinander gedrängten After eine dunkel geröthete, ver­schieden lange, röhrenförmige Geschwulst heraushängen. Das Eindringen in die an ihrem unteren Ende befindliche meistens ziemlich enge Oeffnung ist oft sehr erschwert, ebenso das Ein­gehen zwischen dem Afterrande und dem prolabirten Theile. Manchmal entleert sich aus der Oeffnung Schleim, Eiter oder Futterstoffe. Anfangs ist die Geschwulst nicht sehr empfindlich; hei längerem Verharren des vorgefallenen Theiles an der Luft wird derselbe empfindlicher, die Häute schwellen an, zwischen Muskel und Schleimhaut findet eine Infiltration von Blut statt; es entsteht Eiterung; Fisteln, Verschwärung, Brand sind deren Folgen; durch die immer stärkere Volumenszunahme findet eine
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MASTDABMVOEFALL.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;211
Einklemmung zwischen dem Afterrande statt. Der Vorfall ist manchmal mit Verletzungen des Mastdarms complicirt. (Kolik­erscheinungen, namentlich hei penetrirenden Wunden.)
Prognose: ist bei einem frischen, zum erstenraale auftre­tenden Prolapsus ziemlich günstig, hei älteren, deren Gewebe schon pathologisch verändert sind, weniger; bei Complikationen mit penetrirenden Wunden ungünstig.
Behandlung; Beseitigung der Ursachen (wie Diarrhöe, Erschlafl'ung) durch adstringirende Clyatiere, oder bei er­höhter Reizbarkeit schleimigt-narkotische Clystiere; Wasch­ungen des entzündeten Theils mit kaltem Wasser, Auflegen von Eis- oder Schneesäckchon auf denselben. Nach geho­bener Ursache suche man den Vorfall zurückzubringen und in seiner Lage zu erhalten; vor dem Zurückbringen des Darms ist eine sorgfältige Reinigung desselben dringendes Gebot; hat eine Infiltration in die Gewebe stattgefunden: Scarificationen; zur Verhütung des gewöhnlich sehr bedeu­tenden Drängens versuche man die Aethernarkose. Lessen empfiehlt bei veralteten oder vernachlässigten Vorfällen das Aufstreuen von einer Mischung Kohlenpulver mit Eisenvitriol auf den vorgefallenen Theil, bis derselbe sich (nach 8—10 Tagen) zurückgezogen habe.
Die Retension des Vorfalls geschieht durch das An­legen zweckentsprechender Bandagen; Anlegen eini­ger Hefte durch die Afterränder. Bei kleineren Hausthieren wie bei Hunden empfiehlt sich bei nur vorgelagerter Schleim­haut das Anlegen von Ligaturen um einige Abschnitte der in Falten erhobenen Schleimhaut. Als ultima ratio hat Viborg das Abbinden des vorgefallenen Darmrohrs über eine vorher eingebrachte Röhre empfohlen. Regelung der Diät, öftere Application von kalten, schleimigten Clystieren, Höherstellen der grösseren Hausthiere mit dem Hintertheile sind wesentlich geboten.
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KEANKHEITEN DEE HAENEÖHEE etc.
XY. Kranklieiten der Harnröhre und der Harnblase.
30. Harnorgane des Ochsen.
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a.nbsp; Harnblase.
b.nbsp; Harnleiter (abgeschnitten.
c.nbsp; Vorsteherdrüse (Prostata), d.d. Beckenstück der Harnröhre, e. Harnröhrenmuskel.
k. Vorderes Ende (Eichel).
f.nbsp; Anfang des cavernüsen Körpers der Kuthe (abgesclmitteu).
g,nbsp; Umbiegung am Sitzbeinausschuitt. h. Erste Krümmung, i. Zweite Krümmung der quot;Rutbo.
1.1. Afterrutheubänder.
1. Verletzungen der Harnröhre.
Dieselben sind je nach der Beschaöenlieit des verletzenden Körpers, der Art seiner Einwirkung von verschiedener Bedeu­tung; bei männlichen Thiercn meistens mit Verletzungen der Ruthe complicirt.
Ursachen: stechende und schneidende Instrumente, Quetschungen; auf der Wanderung begriffene, an irgend einer Stelle der Harnröhre stecken gebliebene Harnconcremente, welche die Harnröhre von innen heraus durchbohren und in dem benachbarten Gewebe sitzen bleiben.
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HAKNRÖHEENFISTEL.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 213
Erscheinungen: Austräufeln von Urin und Blut aus der offenen Wunde; Infiltration des Urins in das umgebende Ge­webe, bei Verletzung der Harnröhre allein Geschwulst an dieser Stelle; Eiterung, schlechte oder gute Granulation. Abgehen des Harns unter Zwang oder Schmerzen; Harnverhaltung.
Ihre Folgen sind oft Harnabscesse, Harnfisteln an ver­schiedenen Stellen (Scrotum oder Penis), Stricturen durch die entstandene Narbe.
Prognose: ziemlich ungünstig. Behandhing: Einbringen eines Catheters aus Kautschuck oder einer Metallröhre von entsprechendem Durchmesser in die Harnröhre zu Verhütung der drohenden Infiltrationen in das Nachbargewebe; Versuch die Wunde durch Anlegung von Heften per prim. int. zu heilen (Nähen der Harnröhren­wunde für sich allein, dann erst Schliessen der äusseren Wunde durch ein paar Hefte; die äussere Wunde darf vor der Heilung der Röhrenwunde nicht geschlossen werden). Gelingt die Heilung nicht durch erste Vereinigung: Ueber-wachung der Eiterung und der Granulation; bei callösen Wundrändern Brennen derselben.
2. Hamröhrenfistel.
Ursachen: Verletzungen der Harnröhre, Verjauchung der Wunde.
Erscheinungen: Kleiner, meistens sehr enger Fistel­kanal von verschiedener Länge, welcher mit der Harnröhre in Verbindung steht und manchmal in schräger Richtung in die­selbe einmündet; enge, callöse Fistelöffnung an verschiedenen Stellen, manchmal sind mehrere zugleich vorhanden (vollkom­mene Harnröhrenfisteln), durch welche namentlich beim Absetzen des Harns Tropfen von Eiter mit Harn vermischt herausgepresst werden, reichlicher Absatz findet statt, wenn die äussere Fistelöffnung grosser ist, und in Fällen einer starken Ausdeh­nung des Blasenhalses. Der Harnabgang ist mit Zwang und Schmerzen verbunden. Bei unvollkommenen Fisteln fehlt die äussere Oeffnung; als „blinde Fistelquot; bezeichnet man ein fistu­löses Geschwür, dessen Kanal gegen die Harnröhre zu seinen Weg nimmt, ohne mit derselben durch eine abnorme Oeffnung in Verbindung zu stehen.
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STBICTUE DEE HAENKÜHEE.
Prognose: sehr zweifelhaft; bei vorhantlenen Stricturen ungünstig.
Behandlung: Die Heilung solcher Fisteln kann nur auf ope­rativem Wege stattfinden: die empfohlenen pharmaceu-tischen Mittel, wie Quecksilbersalbe, Jodsalbe etc. haben in der Regel keinen Erfolg. Vor Allem ist die in der Regel vorhandene Strictur der Harnröhre zu beseitigen; diess geschieht durch Einbringen von entsprechend dicken metal­lenen Röhren. Die dadurch herbeigeführte Erweiterung der Harnröhre macht es möglich, dass der Harn wieder seinen normalen Weg einschlägt und nicht mehr den oder die Fistelkanäle passirt. Wenn dieses gelingt, so steht der Heilung die durch das Eindringen von Urin vorher bedingte fortwährende Reizung des Fistelkanals nicht mehr entgegen; unterstützt wird dieses Heilverfahren durch Einspritzungen von Jod- oder Cantharidcntinktur in die Fistel, oder zweck-mässiger noch durch Einspritzungen von Aetzmitteln (Lösung von Lapis infern.) oder durch das Brennen der Fistel. Die jedenfalls eintretende Eiterung ist zu überwachen; callöse Wundränder sind aufzufrischen.
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3. Verengerung der Harnröhre (Strictura urethrae).
Ursachen: bedeutende Quetschung oder Verletzungen der Harnröhre, Narben (permanente Strictur), Krämpfe (spasmo -dische Strictur).
Erscheinungen: Die Entleerung des Harns geschieht nur in einem schwachen dünnen Strahl und unter bedeutendem Zwang (Dysnrie), oft nur tropfenweise (St rangurie); öfterer Versuch von Seiten der Thiere, Harn zu lassen; manchmal ist eine vollständige Harnverhaltung vorhanden (Ischarie, Reten-sio urinae). Die Symptome der Harnverhaltung sind: Traurig­keit, verminderter Appetit, Stöhnen, Zähneknirschen, öfteres Umsehen nach dem Bauche, Stampfen mit den Hinterfüssen, Zucken mit dem Schweife, Emporheben desse'ben, Pulsation im Mittelfleische, hornähnliches Vertrocknen des Haarbüschels vor-nen am Schlauche (beim Ochsen). Fluctuation in der Harnröhre in Folge der Ansammlung von Harn in derselben (beim Pferd). Das Einführen einer Sonde oder eines Catheters wird über den
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FREMDE KÜBPEB IN DBB HAKNBÖHBE. , 215
Sitz der Strictur Aufklärung geben; die Folgen der Strictur sind
oft: Bersten der Harnblase.
Prognose: sehr zweifelhaft.
Behandlung: Ihre Aufgabe ist, die Harnblase wieder frei zu machen durch allmählige Erweiterung der verengten Harn­röhre. Diess kann man versuchen durch das Einbringen von anfangs dünnen, später immer dickeren Bougies; hierauf Einführen einer metallenen Röhre. Wenn die Strictur in der Nähe der Eichel ist, so empfiehlt Hertwig: die­selbe der Länge nach zu durchschneiden und dann durch Bestreichen der Wunde mit reizenden Salben und das perio­dische Einführen eines dicken Katheters die Heilung mit einer recht breiten Narbe zu erzielen; diess gelingt aber nicht immer. Ausserdcm wird von demselben empfohlen: die Harnröhre oberhalb der Strictur zu spalten, um in die­selbe eine metallene mit einem Querbalken ( i ^1 ver­sehene Röhre einzuschieben. Das obere Ende (a) des senk­rechten Theiles und der horizontale Balken (b) sind durch­bohrt, das untere Ende des senkrechten Balken geschlossen; die Röhre wird dadurch in ihrer alten Lage erhalten, dass man nach dem Einbringen derselben an dem oberen und unteren Winkel der Harnröhrenwunde Hefte anbringt. Durch diese Röhre, welche in der Folge förmlich in die Wunde ein­heilt, soll der Urin nach hinten unter Umgehung der Strictur ausgeleert und einer drohenden Berstung der Harnblase vor­gebeugt werden. Die geeignetste Stelle für diese Operation dürfte wohl das Perinftum sein.
4. Fremde Körper in der Harnröhre.
Meistens sind es bei unseren Hansthicren Blasensteine, welche aus der Blase in die Harnröhre gelangt, sich dort fest­setzen. Ihre Form ist rund oder länglich, ihre Oberfläche glatt oder kantig; ihre Grosse variirt von der einer Erbse bis höch­stens einer Wallnuss (letzteres nur bei Pferden), Dieselben werden häufiger bei männlichen Thieren gefunden (Stier, Ochse und Schaf, seltener bei Pferden, Schweinen und Hunden; Bruckmüller fand sie häufig bei Stuten und weib­lichen Schweinen). Ihr Sitz ist bei den verschiedenen Haus-thieren verschieden, beim Rind z. B. bleiben die aus der Blase
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216
VERLETZUNGEN DEE HABNBLASE.
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herausgepressten Steine gewöhnlich in der S-förmigen Krümmung der Harnröhre stecken (s. Fig. 30), bei Schafen gewöhnlich in oder unterhalb derselben. An diesen Stellen ist die Harnröhre am eng­sten; zugleich wird durch die Krümmung selbst die Passage des Steins erschwert; bei Hunden ist es in der Regel das obere Ende des Ruthenknochen; bei allen anderen Hausthieren können sie an verschiedenen Punkten vom Blasenhalse an bis zur Glans ihre Lage haben.
Erscheinungen: Harnverhaltung in den verschiedensten Graden. Kähere Auskunft gibt die manuelle Untersuchung des Becken- und Ruthenstacks der Harnröhre, wobei man den Stein gewöhnlich an irgend einer Stelle als einen harten Körper fühlt und auch das Thier bedeutenden Schmerz äussert; fühlt man den Stein nicht, so sondire man durch Eingehen mit einem Catheter von der Harnröhrenmündung aus oder mache man den Harnröhrenschnitt und suche den Sitz des Steines mit der Sonde auf (beim Ochsen gewöhnlich an einem der beiden Krümmungen).
Pathologische Anatomie: An der Stelle, an welcher die Steine längere Zeit lagern, findet sich neben der Verschor-fung der Schleimhaut das Ruthengewebe blutig durchtränkt, manchmal sind Verschwärungen vorhanden. Die chemischen Bestandtheile der in der Harnröhre befindlichen Steine sind die nämlichen wie bei den Harnsteinen (s. diese Art).
Prognose: ist, wenn kein Allgemeinleiden (wie z. B. ein Nierenleiden bei den Schafen) zugegen ist, ziemlich günstig, da der Stein in der Regel durch Operation entfernt werden kann. Recidive sind beobachtet worden.
Behandlung: Entfernung des Steins durch Operation (Harn­röhrenschnitt am Sitzbeinausschnitt, hinter oder vor dem Hodensack, hinter der Harnröhreninünduug).
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5. Verletzungen der Harnblase.
Ursachen: zu starke Ausdehnung der Blase; mechanische Einwirkungen der verschiedensten Art.
Erscheinungen: In den meisten Fällen alle Anzeichen einer durch das Ausfliessen des Harns in die Bauchhöhle ent­stehenden Peritonitis und des Brandes. Behandlung: unnütz; rasches Schlachten des Schlacht-
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BLASENSTEINB.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;217
baren Hausthieres, da der dem Fleische sich mittheilende Harngeruch dasselbe ungeniessbar macht.
6. Entzündung der Harnblase (Cystitis).
Sie ist bei unseren Hausthieren sehr selten. Ursachen: meistens sind dieselben mechanischer Art (Blasensteine, Verletzungen, Einbringen von scharfen Stoffen in die Blase (Canthariden, um Thiere brünstig zu machen), Er­kältungen.
Erscheinungen: Drang zum Absetzen des Harns, Ab­gang desselben in sehr massiger Menge und unter Anstrengung und Schmerzen, Kolik, Fieber. Bei der Untersuchung durch den Mastdarm findet man dieselbe in der Regel leer, auf Druck sehr empfindlich; ihre Wände sind verdickt. Als Ausgänge derselben sind ausser Zertheilung der Uebergang in chronische Entzündung (Blasencatarrh), Eiterung und Brand anzuführen.
Prognose: ist zweifelhaft. Behandlung: Die chirurgische Therapie beschränkt sich auf Einspritzungen von kaltem Wasser oder von schleimigten Einspritzungen in die Blase (bei männlichen Thieren schwer auszuführen; Brognicz Catheter) bei den Pferden; bei den Wiederkäuern ohne Harnröhrenschnitt unmöglich. Beim Blasencatarrh sind Einspritzungen von adstringirenden oder oberflächlich cautherisirenden Flüssigkeiten (Lösungen von schwefelsaurem Zink oder von Lapis infern.) zu versuchen. Die allgemeine Behandlung besteht in einem Aderlass, der Verabreichung von Neutralsalzen in Gemeinschaft von schleimigten und narkotischen Mitteln. Kalte Clystiere. Ist die Entzündung die Folge der Anwesenheit von fremden Körpern in der Blase, so müssen diese vorher zu entfernen gesucht werden.
7. Blasensteine.
Man findet dieselben bei Pferden und beim Rindvieh, dann auch bei Hunden und den übrigen Hausthieren. Sie bieten hinsichtlich ihrer Grosse, Form und Zahl Verschiedenheiten dar. Bei dem Vorhandensein von nur einem Steine erreicht derselbe oft eine sehr bedeutende Grosse, dehnt und füllt manchmal die
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BL ASENSTBIXB.
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Harnblase aus. Liegpn mehrere beieinander, so sind ihre Flächen abgeschliffen; griesartigcConcremente{Harnsedimente), welche in grosser Menge vorhanden sein können, werden mit dem Urine entleert. Die Form eines vereinzelten Harnsteins ist die rund­liche oder eiförmige; dessen Oberfläche ist entweder glatt oder rauh; in der Regel sind sie ziemlich bröcklich; ihre Farbe ist weiss oder gelblich, bei Wucherungen der Schleimhaut dunkel-gelb bis braun. Was ihren Sitz betrifft, so lagern dieselben meistens im Blasengrunde, kleinere verändern aber durch Wan­derung ihren Sitz; nur in seltenen Fällen sind sie in besondere von der Schleimhaut gebildete Divcrtikel eingebettet (Calculi saccati). Gewöhnlich findet man in seiner Mitte einen Kern (Sedimente, griesartiges Körnchen, selbst fremde Körper wie Strohhalme). Die Bestandtheile derartiger Concremente sind vorherrschend kohlensaurer Kalk, selten phosphorsaurer .Talg­ammoniak und noch seltener phosphorsaurer oder oxalsaurer Kalk (Analyse von Fürstenberg, Gurlt und Hartwig Band X. S. 461. Bruckmüller unterscheidet gestutzt auf die Fütterungs­art 1) kohlensaure Harnsteine (Pflanzenfresser), 2) kieselsaure (Kinder und Schafe), 3) kleesaure (Hunde und Schweine) und 4) die organischen, vorwaltend aus Harnsäure gebildeten.
Ursachen: Beschaffenheit des Trinkwassers und des Fut­ters; Einwandern von der Miere aus.
Erscheinungen: Dieselben sind nach der Grössc des Steines und seinem Sitze verschieden. Bei einer Wanderung, welche der Stein vornimmt, äussert das Thier in Folge der Reizung der Blasenschleimhaut Schmerzen (Umsehen nach dem Bauche, Stampfen mit den Fassen, Wedeln mit dem Schweife); dieselben steigern sich bis zu Kolikerseheinungen: das Harnen ist sehr erschwert oder gänzlich behindert (wenn der Stein im Blasenhalse steckt) und geschieht nur unter heftigem Zwang; die Thiere stellen sich öfters zum Harnen; zuweilen geht mit dem Harn Blut ab. Das Gehen mit den Hintcrfüssen ist ein ziemlich gespanntes, oft hinken dieselben mit einem Hinterfusse, schleppen ihn nach. Bei der Untersuchung der Blase durch den Mastdarm (Rückenlage des Thieres) fühlt man den Stein ziem­lich deutlich. Stuten reiben sich fortwährend an dem Schweife in Folge des fortwährenden Reizes des Steines auf die Schleim­haut, der zur Verschwäruug derselben Veranlassung geben kann.
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BLASENSTEINB.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 219
und durch den zwischen den Hinterschenkeln abflicssenden Schleim ; sie sind empfindlich in der Nierengegend. Alle diese Er­scheinungen steigern sich bei den verschiedenen Hausthieren in verscbiedenem Grade. In der Folge wird der allgemeine Ge­sundheitszustand beeinträchtigt; bei den Schafen ist das Leiden gewöhnlich mit einer Erkrankung der Nieren complicirt. Die Thiere gehen an Abzehrung zu Grunde oder erfolgt der Tod als Folge der Verschwilrung und des Brandes der Blase selbst. Zur Sicherstellung des Leidens, welches möglicher Weise mit anderen Blasenleiden etc. verwechselt werden kann, ist ausser der Untersuchung der Blase durch den Mastdarm noch eine Ex­ploration durch die Harnröhre nöthig; diess geschieht bei Heng­sten und Wallachen mittelst eines Catheters, ist aber sehr schwie­rig auszuführen, namentlich dann, wenn Stricturen der Harn­röhre vorhanden sind. Bei den Stuten geschieht die Untersuchung am besten am stehenden Thiere durch die Scheide, mittelst Eingehens in die Harnröhre mit einem Finger oder mit der Sonde, je nach der Weite der Urethra; das Aufstossen einer metallenen Sonde auf den Stein gibt je nach der Consistenz des­selben einen dumpferen oder helleren Ton.
Prognose: ist bei grossen Steinen sehr ungünstig, da solche auch nicht durch Operation entfernt werden können; bei Stuten und weiblichen Thieren ist die Entfernung auch eines grösseren Steines eher möglich.
Behandlung: Harnsedimente gehen nach Verabreichung von harntreibenden Mitteln in grösserer Menge ab. Waldinger empfiehlt bei Anhäufung solcher Sedimente und dadurch entstandener Ischurie bei Pferden Senf- und Terpentinöl (15,0 täglich) innerlich zu geben. Chemisch wirkende Mittel (verdünnte Salzsäure, Salpetersäure etc.), welche den Stein auflösen sollen, lassen in der Regel im Stich, wenn sie nicht gar oft noch schädlich einwirken. (Entzündung der Blase und der Harnröhre, Lähmung des Hintertheils etc.). Fürsten­berg glaubt, dass die Chlorwasserstoffsäurc sich am besten für diesen Zweck eigne. Eine radikale Heilung wird nur durch die Entfernung des Steines durch die Operation be­zweckt. Dieselbe besteht in dem Blasensteinschnitt (Cysto-tomie, Lithotomic), welcher gewöhnlich am Mittelfleische oder bei grösseren Steinen durch den Mastdarm vorgenom­men wird; der Stein selbst wird mit einer Zange (Kugel-
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LAHMUNG DER HARNBLASE.
zange) entfernt, oder vorher zertrümmert (Lithotripsie, Lithotritie, welche bei Stuten mit Erfolg ausgeführt wurde. [Straub, Repcrt. XIX. S. 81.]). Zur Zertrümmerung des Steines dienen die Instrumente von With, Bouley, in Er­mangelung desselben aber eine feste Kugelzange und ein Kugelbohrer. Manchmal wird hiebei eine operative Erwei­terung, Spalten der Harnröhre, nothwendig. Nach der Ope­ration genügt öfteres Ausspritzen der Blase mit kaltem, später lauwarmem Wasser oder schmerzstillenden Einspritzun­gen (wässerigte Opiumlösung). Eine Veränderung des Futters und des Wassers ist dringendes Gebot.
II
8. Polypen (Carcinome) in der Harnblase
trifft mau nur und sehr selten beim Pferde und beim Rinde au.
Erscheinungen: Grösscrc Aftergobiide kennzeichnen sich durch Harnverhaltung, Abgang von blutigem Urin und unter Schmerzen; bei der manuellen Untersuchung der Blase fühlt man die Neubildung als einen derben (weniger harten), knotigen Körper; bei derselben äussert das Thier Schmerzen. Dupont beobachtete mehreremal Blasenkrebs beim Ochsen (Krebszellen (?) beim Uriniren). Behandlung: Schlachten des schlachtbaren Hausthieres ; bei
Pferden Versuch des Blasenschnittes und nachheriges Ab-
reissen (?) des gestielten Gebildes.
9. Lähmung der Harnblase.
Dieselbe ist meist symptomatisch und entstellt nach Ver­letzungen von Nerven oder des Rückenmarks, ebenso bei typhösen Fiebern; sclbsständige Lähmungen sind äusserst selten.
Erscheinungen: periodisches, umvillkührliches Abgehen des Harns (Enuresis) oder Harnverhaltung, volle, auf angebrach­ten Druck jedoch schmerzlose Blase. Lähmungserscheinungen des Hintertheils.
Prognose: sehr ungünstig. Behandlung: kalte Clystiere, kalte Einspritzungen in die
Blase, V. S. Einreibungen von flüchtig reizenden Mitteln
(Kampfer-Ammoniakliniment, Cantharidentinktur, Senföl auf
das Kreuz). Innerlich: Nnx vomica.
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ENTZÜNDUNG DEK PEOSTATA.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;221
XYL Krankheiten der Prostata.
Entzündung (Prostatitis).
Dieselbe befällt nur die Hunde; ihr quot;Verlauf ist meist chro­nisch.
Ursachen: allzustarker Geschlechtstrieb, zu grosse Thä-tigkeit der Prostata selbst.
Erscheinungen: sie sind anfangs nicht sehr in die Augen fallend. Herunirutschen auf dem Hinterthcile, Drängen wie zur Kothentleerung. Beim Einführen des Fingers in den Mastdarm findet man den einen oder anderen Lappen oder die ganze Prostata geschwollen, vermehrt warm, ziemlich empfindlich. Aus der Prostata entleert sich bei Druck auf dieselbe oder beim Liegen der Hunde, ebenso während des Absetzens von Excre-menten eine weissliche stinkende Flüssigkeit durch die Harn­röhre. Im vorgeschrittenen Stadium findet man das Mittelfleisch ziemlich gewölbt. Harnbeschwerden, Harnverhaltung und Ver­stopfung treten hinzu. Durch den Mastdarm ist die Drüse sehr geschwellt, derb oder weich und fluctuirend anzufühlen. Wenn letzteres der Fall ist, so kann man auf einen Abscess in der­selben schliessen, welcher in Folge von ülceration aufbricht und im günstigsten Falle sich durch die Harnröhre oder in das die Drüse umgebende Bindegewebe entleert. Die Thiere magern zusehends ab und gehen schliesslich an Cachexie zu Grunde. Ein weiterer Ausgang der Entzündung ist Verhärtung, Hyper­trophie der Drüse: übrigens findet man bei älteren Hunden eine hypertrophirte Prostata fast constant, ausserdem Cysten und sarkomatöse Neubildungen in derselben.
Prognose: sehr zweifelhaft. Behandlung: kalte Waschungen des Mittelfleisches, Einrei­bungen von Jodsalbe an derselben Stelle; Clystiere von Ri-cinusöl oder lauwarme Clystiere. Die gefüllte Blase ver­suche man durch Druck mit dem Finger vom Mastdarm aus zu entleeren oder durch Einbringen eines Catheders nach
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222nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; WUNDEN DES HO DB N S AC K S.
vorher ausgeführtem Harnrohrenschnitt. Hering punktirte in einem solchen Falle bei einem Hunde die sehr ange­füllte, zum grössten Theilc in der Bauchhöhle liegende, höchst gespannte Blase vom Bauche aus mit günstigem Erfolge. Hat sich ein Abscess nach aussen entleert: Rei­nigung derselben durch lauwarme Clystiere, Ueberwachung der Eiterung.
XYIL Kranklieiten des Hodensackes, des Hoden und des Samenstranges.
1. Verletzungen des Hodensackes.
Ursachen: Bisse der Hunde, fremde spitzige Körper, Castration.
Erscheinungen: bei Bissen etc. sind dieselben mit Quet­schungen complicirt: Anschwellungen des Sackes, vermehrte Wärme, Schmerz, Infiltrationen, gespannter Gang des Thieres, Oedeme. Bei Eindringung der Luft entsteht Hodenentzündung. fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; P r o g n o s e: in der Regel günstig.
Behandlung: Anlegung von Nähten, entzündungswidrigeUeber-schläge von kaltem Wasser his zur eintretenden Eiterung, Ueberwachung der Eiterung, ohne viel zu salben; bei Ab-scessbildung baldiges Oeffnen, Ausbrennen.
Entzündung des Hoden und Samenstranges
(Orchitis).
Ursachen: mechanische Gewaltthätigkeiten, Quetschungen, Erkältung, Blutdyscrasie.
Erscheinungen: Gespannter Gang mit den Hinterfüssen, Lahmgehen mit einem derselben. Anschwellung. Vermehrte
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HYDEOCELE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;223
Wärme und Schmerzhaftigkeit des ergriffenen Hodens, welcher in der Regel bis zum Bauchringe hinaufgezogen wird. Oedeme am Scrotum und Schlauch. Fieber. Die Entzündung setzt sich bei sehr intensiver Einwirkung oft bis zum Bauchfell hinauf fort und kann eine nicht unbedeutende Bauchfellentzündung zur Folge haben. quot;Weitere Folgen sind: Verhärtung und Eiterung des Hodens.
Pathologische Anatomie: Beträchtliche Verdickung und Vergrösserung namentlich des Nebenhodens, starke Injektion der erweiterten Gefässe, eiterähnliche Flüssigkeit in den Saraen-kanälchen, Verwachsung des ebenfalls stark geschwellten Ho­dens mit der Scheidehaut, fibröse Entartung des die Hoden­substanz umgebenden Gewebes. Eiterung, Einlagerung von Tuberkeln in die Substanz desselben (Rotzinfektion).
Prognose: günstig, wenn sie durch traumatische Einwir­kungen entstanden; ungünstig, wenn die Entstellungsursachen Dyskrasien sind (glanzloses Haar, Anschwellung an den Füssen, quot;Wurmbeulen).
Behandlung: örtlich kalte Umschläge, Lehmanstriche. Wa­schungen mit Oxycrat oder einer Pottaschelösung; Auflegen von nassen Schwämmen, Anlegen eines Suspensoriums; bei heftigen Schmerzen: narkotische Lösungen, Kataplasmen aus Conium oder Hyoscyamus und Leinsamenmehl. Bei drohender Verhärtung: üngt. mercur. in Vorbindung von Ammonium und Kampfer; Jodsalbe. V. S.
Innerlich: abführende Mittel (Neutralsalze, Brech­weinstein).
3. Wasserbruch (Hydrocele).
Man versteht darunter eine Ansammlung von Wasser in der Höhle der besondern Scheidenhaut (Tunica vaginalis propria) des Hodens und des Samenstranges.
Ursachen: In der Regel ist der Wasserbruch ein Folge­zustand der Entzündung, oder einer Verletzung des Hodens, oder einer Erkältung.
Erscheinungen: birnförmige Anschwellung des Hoden­sacks mit glatter Oberfläche von verschiedener Grosse, ohne Schmerz, nur durch ihr Gewicht das Thier belästigend. Schwap-
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224
HAMATOCELB.
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pen des Wassers. Gibt man dem Thier eine Rückenlage, so wird durch das Zurückfliessen des Serums in die Bauchhöhle der Hodeusack ziemlich leer. Ist die Hydrocele die Folge einer Erkrankung des Hodens, so fühlt man auch an dem Hoden selbst Verdickung; manchmal sind auch vorgelagerte Darm­schlingen u. s. w. zu unterscheiden. Eine Verletzung des Ho­dens beurkundet das Thier durch heftige Schmerzäusserungen, Ausfluss von Blut.
Prognose: zweifelhaft. Behandlung: Waschungen des Scrotums mit aromatischen und adstringirenden Mitteln; Anlegung eines Suspensoriums. Punktiren des Hodensacks und Entleerung des Serums durch den Troikar (Vorsicht, dass der Hoden nicht verletzt wird). Wenn kein Wasser nach dem Troikarstich ausfliesst, so hat man, vorausgesetzt, dass die Diagnose überhaupt eine richtige war, entweder nicht tief genug gestochen oder die Troikarröhre zu tief eingeschoben, oder durch ein Gerinnsel verstopft. Einspritzungen reizender, den Tonus stärkender Mittel: sehr verdünnte Jodtinktur. Die Radikal­kur besteht in der Castration und ist hauptsächlich bei Er­krankung des Hodens selbst angezeigt.
Innerlich: Nitrum, Natrum sulphuricum. Calomel.
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4. Krampfaderbruch (Varicocele).
Mit diesem Namen bezeichnet man eine Erweiterung der Venen des Samenstranges; derselbe ist bei den Hausthieren sehr selten.
Ursachen: Schlaffheit der Struktur, behinderter Rückfluss des Blutes.
Erscheinungen: weiche, knotig anzufühlende Geschwülste um das rankenförmige Venengeflecbt des Samenstrangs. Behandlung: ohne Erfolg.
5. Blutbruch (Hämatocele).
Bezeichnet denjenigen Zustand, in welchem in Folge von Verletzung Blut in die Scheidenhaut ausgetreten ist. Behandlung: kalte Waschungen in Verbindung mit resorp-
tionsbefördernden Mitteln, wie Arnikatinktur; Punktion des
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1 lt;3
SAMENSTRANGPISTBLN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 225
Hodensacks, um das ergossene Blut zu entfernen; desglei­chen bei entstandener Eiterung.
6. Fleischbruch (Sarcocele).
Besteht in einer Vergrösserung des Hodens, welche durch die verschiedensten pathologischen Veränderungen herbeigeführt werden kann.
Ursachen: Verletzungen, dyskrasische Leiden, Einlage­rung von Cysten, Chondrome, Sarcome und Carcinome (Mark­schwamm) : letztere kommen bei Hunden nicht selten vor.
Prognose: zweifelhaft. Behandlung: Versuche mit äusserlichen Mitteln sind Zeit­verlust; hulicirt ist einzig und allein die Entfernung des kranken Hodens durch die Castration.
7. Samenstrangfisteln.
Ursachen: Castration: Zurückbleiben des Samenstrang­stumpfes zwischen der Wunde des Hodensacks in Folge der Unachtsamkeit des Operateurs bei der Abnahme der Kluppen, üppige, pilzäbnliche, sehr gefilssreiche Wucherungen an seinem Ende (sog. Champignons;: letztere überdecken auch die Wuud-ränder). Reizung der Wunde. Besondere Disposition. Drüsen-leiden.
Erscheinungen: Oedeme, empfindliche Geschwulst des Hodensacks. Aussickern von Eiter oder Jauche aus einer klei­nen, mit callösen Rändern besetzten Oeffnung am Hodensack; fester, derb anzufühlender und bei der Berührung sehr schmerz­hafter Samenstrang: verschieden lange Fistelkanäle in den speckartig entarteten Gewoben desselben; Eiterkrusten auf der inneren Fläche der Hintcrschenkel: Knoten oder Abscesse im Hodensack. OeilematöseAnschwellung dessclbenbis zum Schlauch.
Prognose: ziemlich günstig, wenn rechtzeitig Hilfe gelei­stet wird; ungünstig bei zu grossen, gegen den Bauchring hin sich erstreckenden Degenerationen und ihren Folgen (Pyämie etc.).
Behandlung: Lösung des an den Hodensack adhärirten Samen­strangs, Unterbindung der Champignons, Wegbrennen der­selben ; Beseitigung der schleichenden Entzündung; Aetz-mittel. Ausbrennen der Fisteln. Das radikalste und dess-
Fricker, Vademeciim.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15
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226nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ENTZÜNDUNG DEE VOKHAÜT.
halb auch sicherste Mittel ist die Entfernung der entarteten Parthieen mit dem Messer; Stillung der in der Regel sehr starken Blutung während der Operation durch kaltes Wasser, nach derselben durch das Brenneisen: Anlegen einer Kluppe um den gesunden Theil des Samenstrangs.
XYIII. Kranklieiten des Penis und dessen Yorliant.
1. Entzündung der Vorhaut (Inflammatio praeputii).
Ursachen: mechanische Insulten, fremde Körper, Insekten, Ansammlungen von der sog. Vorhautschmiere, untermischt mit Urin; Erkältungen; Miasmen (?); Ansteckiuig bei der Begattung.
Erscheinungen: Vermehrte Wärme, Schmerz, starke Anschwellung und Verdickung des Schlauches; Injektion des Bindegewebes; gespannter Gang mit den Hinterfüssen; Ver­dickung des Schlauches in Folge Ansammlung eines reichlichen Exsudats im Bindegewebe (Rindvieh): Geschwiirsbildung. Aus-fluss von Eiter oder Jauche ; behindertes Uriniren. Bei vielfach zur Zucht verwendeten alten Hengsten kommt oft als Folgezustand einer Bindcgewebsentzümluntc der Vorhaut eine bedeutende Ver-dickuug des Schlauches in Folge vonFettablagcrung in dem locke­ren Bindegewebe, und Vermehrung des letzteren vor (Fettschlauch der Hengste, Posthoncus: derselbe wird als Vorbote der Rücken­markslähmung angesehen [Strauss]). Manchmal ist auch die Eichel des Penis in Mitleidenschaft gezogen und zeigt alle Stadien des Entzündungsfiebers. Neubildungen am Schlauche und am Penis (Rindvieh, Pferd); Fisteln sind oft ihre Folgen. Behandlung: Entfernung der Ursache: sorgfältige Reinigung des Schlauches (Einspritzen von lauwarmem Wasser, später kalte Einspritzungen, Aq. Goulardi), verdünnte Lösungen
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ENTZÜNDUNG DES PENIS.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;227
von Zinkvitriol in Verbindung mit schleimhaltigen Mitteln oder von Bleizucker (2,00 zu 500,0 Wasser). Gesclrwüre müssen mit Aetzmitteln: Höllenstein, geätzt werden: Lösun­gen von Kupfervitriol, Höllenstein oder Carbolsäure. Neu­bildungen, welcher Art sie sein mögen, sind mit dem Messer zu, entfernen: Brennen. Oft wird ein Spalten der Vorbaut notbwendig.
2. Vorhaut-Eichel-Tripper (Blennorrhoea purulenta praeputii)
wird sebr häufig bei den Hunden beobacbtet; Bruckmüller be-obacbtete sie auch beim Ocbsen und bei Schweinen, Hertwig bei Pferden.
Ursachen: Catarrh der Schleimhaut des Schlauches, Neubildungen (Warzen, Feigwarzen), Geschwüre.
Erscheinungen: tropfenweiser Ausfluss von Schleim, Eiter, Jauche aus der Vorhaut.
Behandlung: s. Entzündung der Vorhaut.
3. Entzündung des Penis (Inflammatio penis).
Ursachen: mechanische Einwirkungen (Schläge, Stösse, Peitschenhiebe), Ansteckung bei der Begattung (Beschälkrankheit, Chankerseuche) durch die Stuten.
Erscheinungen: vermehrte Wärme, höhere Röthe, Sehmerz und Geschwulst der Eichel und des Penis, welcher ent­weder schlaff heraushängt oder zur Seite gebogen ist; Ensteben von gelblich-weissen Bläschen auf der starken Glanz zeigenden Enthe, welche platzen und Geschwüre zurücklassen. Diese Er­scheinungen begleiten Hodenanschwellung, Schwellung der Leistendrüsen, wie überhaupt zu dem lokalen Leiden ein All­gemeinleiden des Lymphsj'Stems hinzutritt. Die Thiere gehen an Lähmung oder Abzehrung zu Grunde.
Prognose: günstig bei traumatischen Ursachen; ungünstig, wenn das Leiden durch Ansteckung entstanden. Behandlung: Die örtliche Behandlung ist die nämliche wie bei der Entzündung des Schlauches in ihren verschiedenen Stadien: innerlich Spiessglanz, Sclnvefelpräparate, Diure-tica und Diaphoretica. Unterbrechung des Beschälgescbäfts.
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PARAPHIMOSIS.
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4. Phimosis.
Abnorme Verengerung der Vorhautmündung, so dass die­selbe nicht mehr oder nur sehr schwer über die Eichel zurück­gebracht werden kann. Dieselbe trifft hauptsächlich Ochsen (Raumschlauch), aber auch Pferde und Hunde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Ursachen: Ansammlung des Talgdrüsensekrets, Excoria-tionen auf der inneren Flüche der Vorhaut in Folge der Reizung durch den scharfen Harn, Geschwüre daselbst, Genuss von auf Moorgrund wachsenden Pflanzen (La Kotte).
Erscheinungen: fluetuirendo, schmerzhafte und heiss anzufühlende Geschwulst; verhinderter Abgang des Harns; Ver­dickung der Vorhaut.
Prognose: günstig.
Behandlung: erweichende, zerthcilende Mittel, Waschungen, Einspritzungen mit lauem Wasser, Chamilleninfusum etc. Im äussersten Falle Erweiterung der Vorhaut mit dem Messer. Bei sehr verdickter Vorhaut: Circumcision, Ab­schneiden des Vorhautendes bei Hunden.
5. Paraphimosis.
Einschnürung der Eichel durch die in der Regel sehr ver­dickte Vorhaut: trifft am häufigsten Hunde und Pferde.
Ursachen: heftige fruchtlose Anstrengungen beim Akte der Begattung, Entzündung des Penis und in Folge dieser An­schwellung desselben sind heftige Reizung der Vorhaut.
Erscheinungen: Heraushängen des manchmal nach rück­wärts gebogenen, dunkclrothen, hart, warm und schmerzhaft anzu­fühlenden Penis; Schrunden an demselben, Brand (kalter und unempfindlicher Penis).
Prognose: günstig.
Behandlung: kalte Waschungen (Wasser, Eisumschläge), bei Blntinfiltrationen: Scarificationon am Schlauch und am Pe­nis, geeignete Bandagen; bei entstehendem Brande: tiefe Einschnitte in den Penis, Spalten des Schlauches. Als letztes Mittel: Amputation der Rutho.
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VOR HAUT ST EINE.
229
6. Bruch des Penis.
Zerreissung des schwammigten Körpers des Penis.
Ursachen: allzuhitzige Begattung von Seiten des Hengstes oder des Stieres; Anstossen des im Friktionszustande befind­lichen Penis an das Becken: äussere mechanische Einwirkun­gen auf denselben.
Erscheinungen: Schlaffes Herabhängen der meist zur Seite gekrümmten Ruthe ausserhalb des Schlauches, Blutextra-vasate im Gewebe desselben, ringförmige Geschwulst an der Stelle der Zerreissung, später auch am Penis; Entzündungs­erscheinungen und Oedeme.
P ro g n o s e: ung ilustig.
Behandlung: Zurückbringen der Ruthe in den Schlauch, An­legung von geeigneten Bandagen, um denselben in seiner Lage zu erhalten: im Ucbrigcn lokale Antiplilogose (kalte Waschungen, Einspritzungen von kaltem Wasser, später mit einem leichten Arnicainfusum; bei Blutextravasaten: Scarifi-cationen zur Entleerung des Ergusses. Diät, Ruhe.
7. Vorfall der männlichen Ruthe.
Ursachen: Lähmung der Afterruthenbänder, Lähmung des Hintertheils.
Erscheinungen: beständiges Heraushängen des erschlaff­ten männlichen Gliedes aus dem Schlauche.
Behandlung: kalte Begiessungen; Strichfeuer: innerlich ver­ordnet Rychner Chinawein (3 Löffel voll auf dem Futter); Waschungen in der Lendengegend (Strauss).
8. Vorhautsteine.
Dieselben sind bis jetzt nur bei Pferden und Schweinen beobachtet worden; sie bestehen aus den Sedimenten des Harns. Ihre Lage haben sie beim Pferde in den Taschen der Vorhaut, beim Schweine in dem sogenannten Nabelbeutel. Ihre Ober­fläche ist rauh, ihre Form länglich-rund, bei Schweinen manch­mal rund.
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ENTZÜNDUNG DEK SCHEIDE etc.
Erscheinungen: So lange sie noch klein sind, beobach­tet man an den Thieren nichts Auffallendes; später sind Harn­beschwerden das einzige diagnostische Merkmal, ausser der manuellen Untersuchung. Behandlung: Bei der Untersuchung der Vorhaut mit dem
Finger werden sie bald gefunden und können leicht entfernt
werden; manchmal werden Einschnitte in das Präputium
nothwendig.
XIX. Kranklieiten der Sclieide und des Uterus.
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1. Entzündung der Schamlippen und der Scheide.
Ursachen: gewaltsame, öfter wiederholte Begattung; schwere Geburten: Einbringen von Reizmitteln, Miasmen; An­steckung vom Hengst oder von der Stute selbst.
Erscheinungen: Höhere Rötlie, Schmerz, vermehrte Wärme der angeschwollenen Schamlippen mit glatter glänzender Haut; lebhaft gerottete und geschwellte, stellenweise mit Ecchy-mosen besetzte Schleimhaut der Scheide. Dieselbe ist rauh und uneben anzufühlen (Schwellung der Schleimbautkörperchen), mit Schleim überzogen. Sind scharfe Stoffe die Ursache, so trifft man auch Anützungen der Schleimhaut. Auf der serös infiltrir-ten Schleimhaut, hauptsächlich an der inneren Fläche der Schamlippen, erheben sich linsen- bis erbsengrosse durchsichtige und mit einer klaren Lymphe gefüllte Bläschen, welche nach ihrem Aufplatzen zu Krusten sich umwandeln, entweder heilen oder ulceriron (Aphthenkrankheit, Phlyctänenauss chlag der Genitalien). Zu demselben gesellen sich Oedeme am Mittel­fleische , Schwellungen der benachbarten Lymphdrüsen und ein nicht unbedeutender Ausfluss von Schleim aus der Vagina; Fieber.
Prognose: günstig.
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VEELETZUNGEN DEE GEE ÄIUIUT T EE.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 231
Behandlung: kalte Umschläge, Bestreichen der Schamlippen mit Ungt. hydrarg. ein., schleimigte, schmerzstillende, später gelind adstringirende Einspritzungen und Waschungen ; hei Geschwürshiklung: gelinde Aetzmittel: bei Fieber; V. S. Innerlich: Glaubersalz, Salmiak, Calomel. Clystiere.
2. Verletzung der Schamlippen und der Scheide.
Ursachen: Schwere Geburten, ungeschicktes Verfahren beim Accouchiren, spitzige Geburtshaken, Reiben an spitzigen Gegenständen.
Erscheinungen: Blutungen, Geschwulst um die verletzte Stelle, Schmerz; manchmal erstreckt sich die Verwundung bis zum After oder in den Mastdarm; bei penetrirenden Wunden dringt Luft in die Bauchhöhle, die Thiere zeigen Kolikerschei­nungen; Vorfall des Mastdarms oder der Harnblase.
Prognose: günstig bei einfachen Verletzungen, ungünstig bei durchgehenden.
Behandlung: Reinigen der Wunde; Anlegen der Knopfnaht; local entzündungswidrig: Ueberwachung der eintretenden Eiterung.
3. Verletzungen der Gebärmutter.
Der Fruchthälter ist hauptsächlich im hochträchtigen Zu­stande und während des Geburtsgeschäfts Verletzungen aus­gesetzt; dieselben erlangen eine verschiedene Ausdehnung.
Erscheinungen: heftiges Drängen zum Kothabsatz, Blutung aus der Scheide; bei einem Vorfall der letzteren und des Uterus selbst kann man die blutig intiltrirteu und mit Blut­gerinnungen belegten Wundränder sehen.
Prognose: kleinere Verletzungen an der oberen Wand sind nicht sehr gefährlich, heilen manchmal leicht, bei grösseren ist die Bcurthcilung ungünstig, ebenso bei Complicationen mit Vorfällen derselben.
Die Behandlung ist eine sehr beschränkte; sie besteht, vor­ausgesetzt , dass es keine penetrirenden Wunden sind, in lauwarmen Einspritzungen von schleimigten oder adstrin-sirenden Mitteln.
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VORFALL DES FEUCHTHALTERS.
4. Fruchthälter-Wassersucht (Hydrometra).
chronische Entzüuclung,
Ursache:
Catarrh des Frucht-
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hälters.
Erscheinungen: dünner Schleim oder Eiter ähnlicher Ausfluss aus der Scheide, Volumcnszunahme des Bauches (Ver­wechslung mit Trächtigkeit), öfterer Mist- und Harnabsatz unter Zwang, gespannter Gang, auffallende Schwäche im Hintertheil; schwacher beschleunigter I'uls, Ernährungsstörnngen, Abmage­rung. Die manuelle Untersuchung des Uterus durch den Mast­darm findet denselben schwappend in Folge der oft sehr bedeu­tenden Ansammlung einer schleimigten Flüssigkeit.
Prognose: zweifelhaft. Behandlung: Kalte Einspritzungen, Injektion eines Infusum von Hb. sabinae, eines Dekoktes von Cortex quercus oder von Alaun-Zinkvitriollüsungen in den Uterus, nachdem man vor­her den Muttermund mit dem Finger oder durch Bestreichen eines Belladonnaextracts zugänglich gemacht hat; die Ein­spritzungen geschehen am besten durch eine in den Mutter­mund eingebrachte Kautschukröhre; Entleeren der Flüssig­keit durch das Einstechen eines Troikars rechterseits zwischen den Rippen und den Hinterkniegelenken (Cart-wright, Nurrik).
Innerlich: Verdauungsbelebende Mittel. Oeftere Clystiere.
5. Vorfall des Fruclithalters (Prolapsus uteri, Hyper-optosis, Metroptosis).
Derselbe ereignet sich am häufigsten bei (trächtigen oder nicht trächtigen) Kühen, seltener bei Pferden oder Hunden.
Ursachen: Strukturschwäche der Gewebe und Bänder des Uterus, heftige Anstrengungen beim Geburtsgeschäft, rohe Hilfeleistungen bei demselben, heftige Contraktionen des Frucht-hälters, überhaupt alles, was einer regelmässigen Geburt hindernd in den Weg tritt. Abortus. Tagelanger Transport der Thiere auf Eisenbahnen. Besondere Anlage.
Erscheinungen: Dieselben sind nach dem Grade des Vorfalls verschieden; entweder beobachtet man ein nur einfaches
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VORFALL DES PRÜCHTHÄLTEES.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;233
Vortreten des Muttermundes in die Scheide, oder in höherem Grade dagegen findet eine Umstülpung der jranzen Gebärmutter statt. Der Körper desselben sammt seinen Hörnern tritt in die Scheide und wird zwischen den Schamlippen als eine blaurothe, rundliche oder länglichte glänzende Wulst sichtbar: diese Um­stülpung hat eine Hyperämie, leichte Blutungen, oberflächliche Excoriationen, Entzündung und bei längerem Verweilen oder bei Einklemmung Brand zur Folge; in letzterem Falle wird die Schleimhaut braunlich, trocken, verdickt und bekommt Risse; Verschorfungon lagern auf derselben. Das Allgemeinbefinden der Thiere wird zusehends gestört, das Wiederkauen und der Appetit ist aufgehoben, die Thiere sind unruhig, schwitzen sehr stark, das Athmcn ist erschwert, der Puls beschleunigt, Ver­stopfung und Harnbeschwerden treten hinzu.
Prognose: günstig, wenn der Vorfall noch neu und keine Complikationen wie Verletzung, Einklemmung, Brand vorhan­den sind.
Behandlung: Dieselbe besteht in der Pieposition und Reten­tion des vorgofalleuen Thoils. Vor der Reposition: Reini­gung desselben (lauwarmes Wasser, Umhüllen des Theiles mit nasskalteu Tüchern), Milderung der drohenden Ent­zündung (Waschungen mit schleimigten Infusen, Bestreichen desselben mit fetten Oelen, Bilsenkrautöl), Höherstellen der Thiere mit dem Hiutertheil. Vorher werden manchmal Scarificationen des sehr geschwollenen Uterus uothwendig. Ein neues Verfahren, den manchmal sehr aufgeschwollenen Uterus zu verkleinern und dann zu reponireu, hat Coculet angegeben. Statt der oft lange nothwendigen Bähungen und dem Kneten mit der Hand legt man das vorgefallene Organ auf ein 4 Fuss langes und 2 Fuss breites Stück Lein­wand und umwickelt den Fruchthälter damit. Unter Zu-giessen von warmem Wasser wird die Leinwand von Minute zu Minute stärker angezogen. Man beginnt mit der Zu­sammenschnürung am äussersten Ende des vorgefallenen Uterus und nähert sich so allmählig der Basis. In 15—20 Minuten soll der Uterus wieder auf seinen gewöhnlichen Umfang zurückgebracht und leicht zu reponiren sein. Ist die Reposition gelungen: Injektionen von fettem Oele oder einer schleimhaltigen Flüssigkeit. Einbringen eines Pessa-riums (eine mit Leinwand umwickelte Flasche, Mutterringe).
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amp;EBAE3IUTTEEUMDKBHUKlaquo;.
Anlegen einer zweckmässig constrnirten Bandage (Pferds-geschirre), Strickgitter, Luad'scher Trachtenzwinger.
Eine der einfachsten Bandagen ist die von Boy er. Es wird ein fingerdickes Seil mit der Mitte auf die Lenden vor dem Hüftbein gelegt, an einer Bauchgurtc befestigt; seine beiden Enden werden dann zwischen den Schenkeln durch über das Mittelfleisch heraufgeführt und in der Lenden­gegend an dem Mittelstück befestigt; gegenüber der Scheide werden beide Stricke, um das Abgleiten zu verhindern, durch eine Schnur nach Art dos Strickgitters vereinigt. Bei der Reposition zwingt Boyer die Kuh zum Niederknieen, in­dem er dem stehenden Thiere eine Gurte unter dem Bauch durchführt, diese an der Decke des Stalles befestigt und so das Hintertheil des Thieres in die Höhe zieht. Ein wei­teres Ketentionsmittel besteht in dem Zunähen der behaar­ten Haut des Wurfs mit Peitschenriemen, Bindfaden, Messing- oder ßleidraht (sogenanntes Ringeln). Die ultima ratio ist bei kleineren Hausthieren die Exstirpation des Fruchthälters. Bei Brand und sehr bedeutenden Verletzun­gen ist bei schlachtbaren Thieren das Schlachten vorzu­ziehen.
(3. Scheidenvorfall {Prolapsus vaginae, Elytroptosis).
Hervorstehen der Scheideuschloimhaut zwischen dem Wurf, meistens complicirt mit dem Fruchthältervorfall.
Ursachen, Prognose und Behandlung die nämlichen wie bei Prolapsus uteri.
Der Fruchthälter- und Scheidenvorfall gilt, sofern er nicht unmittelbar nach der Geburt vorkommt, in manchen Ländern als Hauptmangel; derselbe ist beim Stehen des Thieres nicht zugegen und nur während des Liegens der Thiere sichtbar. Er ist habituell.
7. Gebärmutter-Umdrehung (Contorsio uteri) findet sich verhältuissmässig nur selten; man trifft denselben in der Hegel nur bei trächtigen Kühen: in sehr wenigen Fällen wurde sie auch -bei den Stuten beobachtet.
Erscheinungen: vergebliche Wehen, ohne Abgang von Fruchtwasser. Röthe, Geschwulst der Scheide. Beim Eingehen in die Scheide mit der Hand stösst dieselbe bald auf Widerstand
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GEBÄBMÜTTBEKREBS.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 235
und man findet das vordere Ende der Scheide und das hintere Ende der Gehärmutter entweder stark gefaltet oder schrauben­artig aufgewunden; diese Windungen gehen entweder von links nach rechts oder umgekehrt; der Muttermund ist meistens ver­schlossen, die Drehung entweder vollkommen oder unvollkommen, je nachdem sie einen Viertelkreis oder einen halben Kreis bil­det. Entzündung und Brand sind die unausbleiblichen Folgen, #9632;wenn das Leiden nicht in Bälde gehoben wird. Behandlung: Oefteres Ueberwälzen der gefesselten Kuh nach rechts, wenn die Umdrehung nach links geht, und umgekehrt nach links, wenn eine Umdrehung nach rechts stattgefunden hat. Die in den Fruchthälter eingeführte Hand muss das Verfahren unterstützen und wird über den Erfolg desselben baldigst Auskunft geben. Geduld und Ausdauer ist hier drin­gend nothwendig. In verzweifelten Fällen wird die Ausführung des Flankenschnittes empfohlen, um von da aus die Auf drehung zu bewerkstelligen. Bei Brand: Schlachten des Thieres.
8. Gebärmutter- und Scheidenpolypen.
Es werden auch hier Faser- und Schleimpolypcn unter­schieden. Dieselben können eine beträchtliche Grosse erreichen; in der Eegel sind dieselben gestielt.
Erscheinungen: heftiger Reiz in der Scheide, Reiben an den Geschlechtstheilcn, vermehrter Schleimausfluss aus den­selben, öfteres Entleeren des Urins unter heftigem Drängen; bei näherer Untersuchung findet man in der Scheide eine rundliche oder länglich geformte gelbliche oder hochrothe Geschwulst, welche entweder ziemlich derb oder weich anzufüh­len ist.
Behandlung: Bei gestielten in der Nähe der Schamlippen placirteu Polypen: Entfernung durch den Ecraseur oder durch eine Drahtschlinge (Levret'scho Cylinder). Das Ab­schneiden mit dem Messer hat oft sehr bedeutende Blutungen zur Folge (Brennen, Liq. ferr. sesquichlorat).
9. Gebärmutter- und Scheidenkrebs (Scirrhus et Carcinoma uteri et vaginae) befällt meistens ältere Hündinnen, welche zur Zeit des Läufig­werdens öfter übergangen wurden. Gerlach hat denselben auch bei Stuten und Kühen beobachtet.
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#9632;
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VEREENKUNGEN DER HALSWIRBEL.
Erscheinungen: anfangs wird das Leiden gewöhnlich übersehen. Langsame Volumenszunahme, Infiltration, Ver­dickung der Häute (Cancer occultus), in der Folge be­obachtet mau periodische Blutungen aus der Scheide: die Thiere magern zusehends ab; der durch Infiltration vergrösserte Ab­schnitt wird uneben und härter, die Blutungen werden häufiger, zuletzt beobachtet man einen fortwährenden stinkenden Jauche-ausfluss aus der Scheide: durch die manuelle Untersuchung ist zuweilen das unrcgelmässige, bei der Berührung leicht blutende Krebsgeschwür leicht zu erkennen.
Prognose: durchaus ungünstig. Behandlung: beschränkt sich in der Regel auf ein pallia­tives Verfahren, da bei der meist nur engen Höhle mit dem Messer nichts auszurichten ist. Hertwig empfiehlt Ein­spritzungen einer Lösung von Eisenvitriol (4,0 auf 360,0 Wasser). Innerlich: Solut. arson. Fowl. (gtt. 5 pro dosi. 2—3 mal des Tages.) Ich habe bei offenem Krebs den Liq. ferri sesquichlorati zur Sistirung des Jaucheausflusses (Einlegen von in dieser Flüssigkeit getränkten Wergtam­pons in die Scheide) mit ziemlichem Erfolge angewandt. Von nachhaltigem Erfolge ist keines der genannten Mittel. Frische Luft, gute Fleischnahrung müssen die Kräfte des Thieres unterhalten.
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XX. Kranklieiteii der Wirbelsäule.
1. Verrenkung der Halswirbel.
Ursachen: Niederstürzen auf den vorwärts gebogenen Kopf, Ueberscblagen des Körpers, Einklemmen des Kopfes zwi­schen feste Gegenstände.
Man unterscheidet vollkommene und unvollkommene Ver­renkungen.
Erscheinungen: Die Diagnose ist im Allgemeinen ziem­lich schwierig, da nur in den seltensten Fällen die Erscheinungen
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VERBENKUNGEN DER HALSWIRBEL.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;237
sichere Anhaltspunkte bieten. Schmerz, vermehrte Wärme an der Stelle; nach der Luxationsseite hin gekrümmter Hals; in manchen Fällen beobachtet man eine Vertiefung an einer Stelle, und in unmittelbarer Nähe eine Erhöhung; die Muskeln sind an dem convexen Bogen des gekrümmten Halses straff und ge­spannt; das Thier kann bei unvollkommenen Verrenkungen zwar noch gehen, dasselbe geschieht aber in der Regel mit gesenktem Kopfe und ziemlich unregelmässig; eine vollkommene Verrenkung ist in der Regel mit einer Zerreissung der Bänder und Blutgefässe, Blutextravasaten in das Rückenmark und Quetschungen des letzteren complicirt. Die Thiere können sichnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;*
mit dem Hintertheil nicht mehr erheben und sind von der Stelle des gequetschten Rückenmarks an -wie gelähmt; versucht man dem Halse seine normale Richtung wieder zu geben, so entstehen heftige Convulsioncn. Der Appetit ist in der Regel noch gut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;f:
Prognose: sehr ungünstig; bei unvollkommenen zum min­desten zweifelhaft.
Behandlung: nur bei den unvollkommenen von wahrschein­lichem Erfolg: Versuch der Einrichtung; wenn dieselbe, welche übrigens mit grossen Schwierigkeiten verbunden, gelungen ist, Anlegen von Holz-, Blech- oder Guttapercha-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , I
schienen, welche letztere nach ihrer Erhärtung sich ohne Druck den Contouren des Halses anpassen: dieselben müssen übrigens entsprechend lang sein, vom Schultergelenk bis zum Kopfgelonk reichen; sie werden durch Binden in ihrer Lage erhalten. Bis zur Erstarrung ihrer Masse müssen zwei Gehülfen auf der Stelle der Verrenkung einen gleich­förmigen Druck ausüben und den Hals gestreckt halten; das Pferd darf nicht liegen.
Bei vollkommenen Verrenkungen ist keine erfolgreiche Behandlung zu hoffen, desshalb sind die Thiere am zweck-mässigsten zu tödten.
2. Verrenkung der Eüclcen- und Lendenwirbel.
Ohne gleichzeitigen Bruch ist eine Verrenkung der einzelnen Wirbel nicht möglich.
Erscheinungen: Dieselben beschränken sich auf ver­mehrte Wärme, Schmerz an der betroffenen und Lähmung des Hintertheils von der verletzten Stelle an; von einem einfachen
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ygt;
238 VERKENKUKGEN DEE S C H WE I F W I EB E L.
Knochcnbruch sind dieselben #9632;während des Lebens der Thiere
schwer zu unterscheiden.
Behandlung: ganz erfolglos; dass aber doch etwas geschieht, wenn der Eigenthümer Anfangs sich nicht zum Tödten des Thieres entschlicssen kann: lokale Antiphlogose. V. S. Cly-stiere. Innerlich: Neutralsalze.
3. Verrenkung des Kreuzbeins (Abweichung des
Kreuzbeins vom Becken)
ist ausserordentlich selten und bedingt durch Zerreissung der dasselbe mit dem Darmbein verbindenden Bänder in Folge des Auffallens von schweren Lasten etc.
Er scheiiumgen: Schwanken mit dem Ilintertheil: Hinken mit dem Hinterfusse: tieferes Liegen der Kruppe der betroft'enen Seite: bei der Untersuchung durch den Mastdarm konnte allen­falls die Senkung des Kreuzbeinflügels wahrgenommen werden. Behandlung: entzündungswidrige Umschläge; Ruhe, scharfe
Einreibungen, Clystiere.
4. Verrenkung der Schweifwirbel.
Ursachen: wie bei sämmtlichen Verrenkungen. Erscheinungen: zitternde Bewegungen des Schweifes, Verkrümmung nach der luxirten Seite, Schmerz, vermehrte Wärme, Einknickungen des Schweifes, Fieber der Thiere. Ver­renkungen der letzten Schweifwirbel sind von keiner Bedeutung. Behandlung: Einrichtung, Anlegen von Guttaperchaschienen (s. Brüche der Schweifwirbel S. 95). Bei Complikationen mit Verwundungen der Schweifrühe ist manchmal eine Quetschung und Blutunterlaufung vorhanden; die Blutungen aus den Schweifarterion sind nicht unbedeutend. Die Heilung solcher Wunden geschieht meistens durch Eiterung, die wegen der möglichen Entstehung einer Schweiffistel genau zu überwachen ist. Ausserdem droht auch Caries der Knochen. Vor Allem ist manchmal die Arterien-hlutung zu stillen (Unterbinden der Gcfässe, Glüheisen, Austamponiren der Wunde mit in Ferrum sesquichlor. ge­tauchtem Werg). Da die Wunde doch nicht per primam intensionem heilt, so ist letzteres in der Regel genügend; nach der ersten halben Stunde Lockerung der die Tampons
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ANKYLOSE DER BU C K ENW I EB EL.
239
in ihrer Lage haltenden Leinwandstreifen (s. Hering's, Hert-wig's, Forster's Operationslehren: das Englisiren). Hernach Einbinden der Schweif haare, Aufhängen des Schweifes in horizontaler Richtung. Ist wegen der Complikation eines Bruches ein Schienenverhand augelegt, so müssen in den­selben Fenster an der Wundstelle eingeschnitten werden, um die Wunde gehörig überwachen zu können. Verband der eiternden Wunde je nach ihrer Beschaffenheit. Fisteln sind aufzuschlitzen.
5. Verrenkung der Eippen.
Dieselben sind selten und meistens mit Rippen- und Wirbel­frakturen, Zerreissung ihrer Bänder verbunden, auch nicht leicht von demselben zu unterscheiden.
Erscheinungen: die richtigste Diagnose stellt die Section. Behandlung: ohne Erfolg.
6. Ankylose der Rückenwirbel
trifft man bei Pferden und Schweinen an und zwar in der Regel zufällig bei der Section.
31. Ankylose der letzteu Kückenwirbel von einem mit einem Senkrücken be­hafteten Pferde; dasselbe war bis in sein hohes Alter, trotz der Verw-achsimg der Wirbel, ein ausgezeichnetes Rennpferd und zeichnete sich durch seine Fähigkeit zum Setzen aus.
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240
VERRENKUNG DES S C H ULTER G ELE NK S.
Ursachen: sind meistens chronische Entzündungen etc.
Erscheinungen: ausser einer geringen Bewegungsfähig-keit nicht sehr in die Augen fallend. Die Gebrauchsfähigkeit der Thicre ist durch dieselbe nur selten in Frage gestellt.
XXL Krankheiten der vorderen Extremität.
1. Verrenkung des Schultergelenks
ereignet sich bei unseren llausthieren sehr selten; bis jetzt ist sie nur bei Pferden, Kälbern und Hunden beobachtet worden.
Ursachen: sehr heftige mechanische Einwirkungen.
Erscheinungen: ziemlich starkes Hinken, Schmerz bei Druck auf das Gelenk oder bei dem Versuche der Beugung und Streckung des Fusses: Quetschgeschwulst, Vertiefung unterhalb der Gelenkhöhle, Erhöhnng da wo sich der Gelenkkopf des Armbeins placirt hat. Der Kopf des Armbeins ist gewöhnlich nach vorne und oben verschoben. Ich beobachtete einen Fall von Schulterverrenkung bei einem Pferde in Folge der Zerrcis-sung der Sohne des Unterschulterblattmuskels (M. subscapula-ris). Bei der Bewegung des Pferdes war besonders auffallend, dass das Armbein beim Auftreten stark nach einwärts drückte; das Thicr wurde unbrauchbar und musste getödtet werden. Die Section ergab obgenanntes Resultat.
Prognose: ungünstig wegen der Complikationen: bleiben­des Laiungehen.
Behandlung: Versuch der Einrichtung am liegenden Thiere; kalte Umschläge, Binz'scher Verband: scharfe Einreibungen als theilweiser Ersatz eines nur sehr schwer anzulegenden
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BÜGLAHMHEIT.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 241
Dmckverbandes. Hängegurte, Ruhe. Wenn eine Heilung erfolgen sollte, liegt die Befürchtung einer Ankylosirung des Gelenkes nahe.
2. Buglahmheit.
Ursachen: Rheumatismus. Erschütterungen von un­ten herauf, ungleichmässige Vertheilung der Körperlast des Pferdes und der Last des Reiters (Gerlach). Zerrung des Kapselbandes, Quetschung der Gelenkenden, des Schulterblattes und des Armbeins, Verstauchung des Gelenkes. (Hartwig.) Strauss scheidet die durch Rheumatismus entstandene Buglahm­heit strenge von der durch Zerrung der benachbarten Muskeln entstandenen Buggelenksentzündung.
Erscheinungen: Vorstellen des Fusses im Stande der Ruhe; unbedeutendes Lahmgehen mit vollständigem Durchtreten der Sohle auf dem Boden; nickende Bewegungen des Kopfes bei jedesmaligem Auftreten mit dem kranken Fusse, Kürzertreten des leidenden Fusses, öfteres Stolpern auch auf ebenem Boden. Verstärktes Hinkon bei Wendungen auf dem kranken Fusse und beim Bergaufgehen: Nachschleppen der Zehe beim Zurück­treten. Die freie Bewegung der Schulter ist gehemmt. Auch beim Hin- und Herbewegen des Fusses treten die Schmerzen in der Schulter deutlicher hervor. Quetschungen des Gelenkes beurkunden sich durch vermehrte Wärme, Schmerz beim Druck auf das Schultergelenk und durch viel bedeutenderes Hinken. Bei längerem Bestehen: Atrophie der Schultermuskeln; zur Sicherstellung der Diagnose: Untersuchung des Hufes.
Prognose: zweifelhaft. Behandlung: richtet sich hauptsächlich nach den Ursachen; hei vermutheten Verstauchungen und Quetschungen : anfangs lokal antiphlogistisch (Lehmanstriche, Eisumschläge); bei rheumatischer Lahmheit: Einreibungen von flüchtig reizen­den Mitteln (Kampferliniment, Kampfergeist, Seifengeist, Terpentinöl, kalte Douchen, Priesnitz'sche Umschläge), nach-heriges Frottiren der Stelle oder Reiten des mit einer wollenen Decke versehenen Pferdes bis zum Schweiss-ausbruche. Wiederholtes Begiessen mit kaltem Wasser; Bedecken des Halses und des Körpers mit wollenen Teppi­chen ; Fontanelle (fruchten in der Regel nichts); Haarseile
Frickor, Vademecum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 16
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242 VEEEENKUNG DES EL L ENBOGE N GEL ENKES.
auf der Schulter und an der Bugspitze, Bestreichen der­selben mit Terpentinöl. Scharfe Einreihungen, später aro­matische Bähungen; Brennen in Punkten oder Strichen auf der Schulter (wegen der späteren Narben wo möglich zu vermeiden).
3. Verrenkung des Ellenbogengelenkes
ist bei den Pferden, Rindvieh und Schweinen gewöhnlich mit einem Bruche des Ellenbogenbeines und Zerreissung der Hilfs­bänder des Gelenkes vergesellschaftet. Bei Hunden und Katzen werden unvollkommene Verrenkungen (Verstauchungen) öfter beobachtet.
Erscheinungen: Sehr starkes Hinken in Folge der hef­tigen Schmerzen; heiss anzufühlende Geschwulst. Auftreten des Thicres mit der Zehe, die je nach der Verrenkung nach aussen oder innen gerichtet ist. Bei der manuellen Untersuchung fühlt man den Kopf des Vorarmbeines entweder neben dem untern Ende des Armbeins oder an der inneren oder äusseren Seite desselben. Der Fuss scheint verkürzt.
Prognose: ist bei den grösseren Hausthieren ungünstig, bei Hunden und Katzen ziemlich günstig.
Behandlung: Einrichten des verrenkten Knochens; zu diesem Zwecke vorhergehende Aethernarcose, da die Einrichtung ziemlich schwierig, nachher Auflegen eines grossen Pech-pflasters. Schienenverband (s. Brüche des Vorarms und des Ellenbogens S. 96). Einreibung von Ungt. cantharidum, später flüchtig reizende Einreibungen oder adstringirende, den Tonus stärkende Waschungen.
4. Stollbeule, Stollschwamm, Ellenbogenbeule.
Dieselbe hat ihren Sitz am Ellenbogenhöcker.
Ursachen: Quetschungen von Seiten des Stollens der Hufeisen. Entzündung des dort gelagerten Schleimboutels.
Erscheinungen: Eine bei ihrem Entstehen vermehrt warm und schmerzhaft anzufühlende, später fluetuironde, Blut­serum enthaltende Geschwulst von verschiedener Grosse und Form. Dieselbe geht manchmal in Eiterung über, manchmal in Verhärtung; in letzterem Falle verschwinden die Entzünduugs-
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KNIEBEULE.
243
erscheinungen, die Geschwulst wird in Folge der Wucherung und Verdichtung des Bindegewebes fester und sclimerzlos; beim Durclischneiden zeigt sie sich speckartig, knorpelig entartet, in anderen Fällen findet man in ihr eine verschieden grosse, mit Serum oder Eiter gefüllte Höhle (Cyste).
Prognose: günstig.
Behandlung: Vor Allem Abnahme des Hufeisens. Bei Ent­zündung s erscheinungen: Lehmanstriche, Eisüberschläge. Bei Fluctuation: Entleeren der Flüssigkeit; Durchziehen eines Haarseils ; Reinigen der Höhle mit lauwarmem Wasser; Austamponiren mit Werg, bei schlechter Eiterung Ein­spritzungen von Aloetinktur, Jodtinktur (Vorsicht). Bei üppiger Granulation: Aetzmittel {Lapis inf.). Ausbrennen der Hohle. Einspritzungen von Salpeter- oder Schwefel­säure oder einer Mischung von Cantharidenpulver mit Schwefel- und Salpetersäure (Hartwig). Bei veralteten speckartig entarteten Stollbeulen empfiehlt Hertwig eine Mischung von 4,00 Quecksilbersublimat, 8,00 Canthariden und Euphorbium einzureiben. Dieselben werden in einem irdenen Gefässe gemischt und die Salpetersäure (24,0) hinzu­gegossen und nach ihrem Erkalten (sie erhitzt sich bedeu­tend) auf die Beule aufgestrichen. Das Thier kann zur Arbeit benützt werden, da nur eine unbedeutende Entzün­dung und beinahe gar keine Ausschwitzung entsteht; die Oberhaut schrumpft allmählig ein und löst sich innerhalb 8 Tagen vom Rande aus ab; manchmal treten in der Kach­barschaft Oedeme auf; ich habe dieselbe in mehreren Fällen ebenfalls bewährt gefunden. Ausserdem leisten Einreibungen von Ungt. cantharidum, Exstirpation mit dem Messer, nach­her Abbinden, Ecraseur ihren Dienst; das Einbringen einer Arsenik-Sublimatpaste ist unsicher in ihrer Wirkung und oft gefährlich. In der Folge Beschlag ohne Stollen.quot;
5. Kniebeule, Knieschwamm.
Ursachen: Quetschungen des Vorderknies durch Stürzen auf den Boden, Niederliegen und Aufstehen (Rindvieh) der Thiere.
Erscheinungen: oberflächlich oder tiefer gehende, manch­mal bis auf die Knochen sich erstreckende Quetschgeschwulst
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244 VEELETZUNGEN DBS VO E D E RK N IE GELE NK E S.
von verschiedenem Umfange. Dieselben erreichen oft eine im­mense Grosse. Stockflcth beobachtete eine solche bei einer Kuh von der Grosse von 2lli Ellen. Anfangs mit allen Erscheinun­gen der Entxündung: Anhäufung von Serum (weicher Knie-schwanun des Rindes. Haubner); zuweilen Eiterung: speckartige Entartung derselben: Ausbildung eines Lipoms oder eines Osteosarcoms; sehwielenartige Verdickung und Sclcrose der Haut, Ankylose der einzelnen Knochen.
Prognose: nicht sehr günstig, namentlich bei Knochcn-neubildungen.
Behandln n g: Bei vorhandenen Entzündungserscheinungen: ent­zündungswidrige Umschläge (kaltes Wasser, Aqua Goulardi). Bei asthenischer Entzündung: Eataplasmen von aromati­schen Kräutern, Waschungen mit einer Kochsalzlösung oder einer Mischung von Essig und Salmiak. Einreibungen von Ungt. cantharid. Punktion dos Schwammes und Entlee­rung der in derselben enthaltenen Flüssigkeit; Erregung einer adhäsiven Entzündung in der Höhle durch Einspritzun­gen von reizenden Mitteln (Jodtinktur) oder Durchziehen eines Haarseils (Hertwlg); beim Riadvieh empfiehlt Haubner (Gurlt und Hertwig. XXI. S. 345) die Exstirpatiou.
6. Verletzungen des Kapselbandes des Vorderknie­gelenkes.
Ursachen: Niederfallen der Thiere auf spitze Steine etc.
Erscheinungen: Ansdiessen von Synovia: sehr heftige Schmerzen in Folge der hauptsächlich durch das Eindringen von Luft entstehenden sehr heftigen Entzündung. Bei der näheren Un­tersuchung mit der Sonde oder bei grösseren Wunden mit dem Finger gelangt man in die Gelenkshöhle (Erforschung etwa an­wesender fremder Körper): die Untersuchung mit der Sonde muss äusserst vorsichtig geschehen und darf nicht oft wieder­holt werden. Caries, Gelenkverwachsungeu sind oft Folgen.
Prognose: Dieselbe richtet sich hauptsächlich nach dem Grade der Entzündung und nach der Art der Verletzung (Stich-, Quetsch- oder gar gerissene Wunden: dieselbe ist aber in allen Fällen sehr vorsichtig zu stellen. Behandlung: s. Gelenksverletzungen im Allgemeinen S. 109.
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ENTZÜNDUNG DEB B E U G E S E H N E N.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 245
7. Entzündung der Beugesehnen des Vorderfusses.
Ursachen: übermassige Anstrengung beim Ziehen schwerer Lasten, rascHes Pariren, überhaupt heftige Quetschungen; ausser-dem rheumatische Entzündungen.
Erscheinungen: Hinken mit dem betroffenen Fusse, un­vollständiges Durchtreten mit dem Fessel, vermehrte Wärme, Schmerz (beides anfangs nur gering und nur beim Drücken auf die Sehnen, später Zunahme der Schmerzen und der steilen Hal­tung im Fessel), Anschwellen der Sehnen. Bei chronischem Ver­laufe findet nicht selten eine Verhärtung, Verdickung der Sehnen statt, es entsteht Verwachsung der Sehnen der beiden Beuger (Arm­kronbeinmuskel und Arm-Vorarmbeinmuskel des Hufbeins), Ver­kürzung derselben (Sehnenklapp), in höherem Grade Stelzfuss, (Sehnenstelzfuss). Derselbe kennzeichnet sich durch Vorstehen des Knies, Zurückstehen des Schienbeins und überaus steilen, oft nach hinten gerichteten Fesseln. Ist die Entzündung rheu­matischen Ursprungs, so entsteht das Leiden sehr schnell und trifft dann in der Hegel beide Fasse, abwechselnd und vorzugs­weise die Sehnenscheiden. Die vermehrte Wärme, der Schmerz und somit auch das Hinken sind bedeutender; der Uebergang der Entzündung in Eiterung oder Brand ist ausserordentlich selten. Prognose: zweifelhaft wegen ihres chronischen Verlaufes und der öfteren R,ccidive.
Behandlung: anfänglich entzündungswidrig (kalte Ueber-schläge, Aq. Goulardi, Lehmanstriche, Einroibungen von Ungt. mercur. V. S. Innerlich: Neutralsalze; bei rheuma­tischer Ursache: Kataplasmen, warme Bäder von aroma­tischen Kräuterinfusen (Heublumen). Jv'achheriges Einbinden in wollene Tücher; bei Verdickungen etc. Waschungen mit einer Lösung von Pottasche, Schwefelleber oder reiner Aschenlauge, Einreibungen von Ungt. cantharid.; Brennen von Punkten oder Strichen längs der Sehnen; Hufeisen mit hohen Stolleu; Schnabeleisen: Tenotomie (subkutan).
8. Zerreissung der Seimen des Krön- und des Huf­beinbeugers (Armkronbeinmuskel und Arm-Vorarmbein­muskel des Hut'beins. M. perforans et perforatus).
Ursachen: Springen über Barrieren, Ziehen schwerer Lasten etc., anhaltendes heftiges Aus- und Anschlagen an harte Gegenstände, schnelles Pariren.
#9632;V gt;
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246 VEESTAUCHUN6EN DES FESSELGELENKES.
Ersclieiuungen: momeutan heftiges Hinken, starkes Durchtreten im Fesselgelenke, so dass die hintere Fläche des Fesseis beinahe den Boden berührt; bei genauerer Untersuchung der Sehnen findet man an der Stelle der Zerreissung eine Lücke; der Fuss selbst schwillt an, wird vermehrt warm. Bei gleich­zeitiger Verletzung der Haut steigern sich alle Erscheinungen der Entzündung, namentlich werden die Schmerzen ausser-ordentlich.
Prognose: ungünstig. Behandlung: Hängegurte; Eisüberschläge so fleissig als mög­lich. Kach gehobener Entzündung: geistige Einreibungen, aromatische, adstringirende Bäder; bei zurückgebliebenen Verdickungen: Glüheisen oder Einreibung der Canthariden-salbe. Beschlag mit hohen Stollen; Anlegen eines Gutta-perchaschieuenverbandes.
9. Verstauchungen des Fesselgelenkes.
Ursachen: harte, schlechte Strassen, Fehltritte, un­geschicktes Aufspringen, starke Quetschungen der Gelenkenden und ihres knorpeligen üebcrzugs, Zerrung und Dehnung der Bänder; eine besondere Disposition zeigen Thiere, welche im Fessel zu gerade stehen.
Erscheinungen: v er mehrt e Wärme, S chmerz beim Drücken oder bei dem Beugen und Strecken des Gelenks, all-mählige Anschwellung des Gelenkes; vorsichtiges Auf­treten mit dem Fusse und meist nur mit der Zehe; Ueberknicken mit dem Fessel.
Behandlung: kühlende, entzündungswidrige Umschläge (Eis, Schnee). Nach der Entzündung: Bäder von Arnicainfusen; Einreibungen von verdünnter Arnicatinktur; Contentiv-verhände; spirituöse Einreibungen. Wenn die Thiere in der Folge nicht mehr recht durchtreten: Niederschneiden der Trachten der Hufe, sogenannte Halberen, wodurch die Trachten nicht geschützt sind und die Thiere zum Durch­treten genöthigt werden.
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KEÄNKHEITEN DES HINTERFUSSES.
247
XXII. Kranklieiten der lüuteren Extremitäten.
32, Innere Seite des rechten Hinterfasses vom Sprunggelenk abwiirts.
A. SprunggelenkCTarsus).
B.Spitze des Fersenbeins (Tuber calcanei).
C.nbsp; Schienbein (es meta­tarsi).
D.nbsp; Griffelbein,
E.nbsp; Fesselbein.
b. Innere Schienbeinarto-rie (Fesselarterie).
cc. Innere grosso Schien­beinvene. V. interos-sea plautaris; weiter oben Schrankader. V. saphena magna (Sit z des Blutsp ats).
d. Innere.Seitenveue der Zehe (Fesselveue).
e.Innerer(grosser)achien-beinnerv. N. plantaris interuus.
f.f. Verbindungsast zum äusseren Schienbeia-nerveu.
g. Innerer Seitennerv der Zehe (Fesselnerv).
k. Stelle des Scbleimbeu-tels am Fersenbein.
m. Sehne des Backkron­beinmuskel (Kron-boinbeuger). JM. plan­taris et flex, digit, ped. brevis h.
n. Sehne des grossea Schenkellmfbeinmus-kels. Hufigt;cinbeuger. M. flexor lialluc. lon-gus, M. tibialis anti-cus et M. flexor digi-tor. pedis longns h.
o. Oberes Gleichbeiuband (Fesselbeinbeuger. M. interosseus medius hom.)
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248nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ENTZÜNDUNG DER S C H E N K E L VE N E etc.
1. Entzündung der Schenkelvene und der Lymphgefässe der inneren Fläche des Hinterschenkels (Lymphophlebitis cruris). Tiefes Rothlauf des Pferdes (Erysipelas phlegmo-nosum | Hering]). Einschuss; heisse Schenkelgeschwulst.
Ursachen: Erkältung, nasskalte Witterung, starkes Schwitzen der Thiere, gastrische Zustünde, schlechtes, verdor­benes Futter; tiilt't meistens Arbeitspferde; eine ähnliche Krank­heit trifft das Rindvieh (teigiges Kothlauf). Die Krankheit ent­steht sehr rasch und verlauft in der Regel akut.
Erscheinungenquot;: Anschwellen der inneren Fläche desHin-terschenkcls, heftige, sich steigernde Schmerzen, vermehrteAVärme, Hinken in verschiedenem Grade: strangförmig anzufühlende, bei der Berührung sehr schmerzhafte Schenkelvene, Schwellung der Lymphgefässe; Oedeme des Hodens und des Euters, welche be­deutend vergrössert sind; Veränderung der Milch bei säugenden Thieren. Gelbfärbung der sichtbaren Schleimhäute; Appetit­losigkeit, Verstopfung, Keizfieber, bei Steigerung der Krankheit Zehrfieber. In selteneren Fällen entstehen Abscesse, die, wenn sie unter der Fascia lata lagern, zu Eiterversenkungen Veran­lassung geben können, und nach ihrer Eröffnung häufig bedeu­tende Blutungen veranlassen oder in Verjauchung übergehen. Ein weiterer Uebergang ist Brand; Elephantiasis eine nicht seltene Folge (s. d. A.).
Behandlung: Einreibung der Geschwulst mit Ungt. mercuriale in Verbindung mit narkotischen Mitteln (Bilsenkrautöl, Extr. belladonnae); Kataplasmen von narkotischen Pflanzen; Waschungen mit derartigen Dekokten oder mit einer Lösung von Kali carbonicum, Jodkali; nachheriges Einbinden des Fusses in Flanellbinden ; Hering empfiehlt Eisumschläge im Anfang ihres Entstehens, Jessen das Einreiben eines Pul­vers von Kreide, Kohle und Kampher; bei drohenden Ab-scessen: Einreibung einer Scharfsalbe, einfache Brei­umschläge zur Beschleunigung der Reife des Abscesses; zweckentsprechende Behandlung des Abscesses nach seiner Eröffnung; Einspritzungen von Digestivwasser, Ausbrennen der Abscesshöhle (Hertwig).
Innerlich; Weinstein, Säuren im Trinkwasser, La-xanzen (Calomel, Aloe, Senf): Adcrlass, Diät, massige Bewe­gung in frischer Luft. S. Rothlaufentzündung.
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VEEEENKUXGEX DES HÜFTGELENKES. 249
2. Verrenkung des Hüftgelenkes.
Solche findet meistens in Gemeinschaft mit der Zerreissung des Kapselhandes und des runden Bandes statt.
Ursachen: sind meistens nur mechanischer Art; unge­schicktes Niederfallen, Ausgleiten etc.
Erscheinungen: Dieselhen sind je nach der Lage, in #9632;welclrer sich der verrenkte Kopf des Femur hefindet, verschie­den; entweder ist der Fuss verkürzt (der Gelenkkopf lagert nach hinten und ohen, wie diess beim Pferde in der Regel der Fall, die Zehe ist nach aussen gerichtet), oder erscheint der­selbe länger und zwar wenn derselbe auf der unteren Fläche des Schambeins, der Sitzbeine oder in das Verstopfungsloch sich eingebettet hat. In letzterem Falle wird die Untersuchung durch den Mastdarm unter gleichzeitigem Hin- und Herbewegeu des Fusses die Diagnose erleichtern. Die übrigen Symptome sind: ausserordentlich erschwerter steifer Gang während der Bewegung mit nach einwärts gerichteter Zehe. Heftige Schmer­zen. Die Thiere können, wenn sie liegen, nicht mehr aufstehen. Im späteren Verlaufe, wenn sich, wie Fälle derart beobachtet wurden, der Gclenkkopf an seine abnorme Lage gewöhnt hat, tritt Atrophie der Muskel des betroffenen Fusses hinzu, die Schmerzen lassen nach, es bleibt aber ein auffallendes Hinken zurück.
Prognose: ungünstig bei grösseren Hausthieren; bei klei­neren zum mindesten zweifelhaft.
Behandlung: Versuch der Wiedereinrichtung; zu diesem •#9632; Zwecke müssen grössere Hausthiere (wie Pferde, Rinder) chloro-formirt werden. Die Erhaltung des reponirten Knochens in seiner Lage ist übrigens sehr schwierig, da geeignete Bandagen fehlen; als Ersatz für dieselben dienen Einreibungen einer Scharfsalbc, Auflegen eines entsprechend grossen, das Gelenk vollständig deckenden Pechpflastcrs; oder kann man das Empl. acre anglicum benutzen. Hängegurt. Später Waschun­gen mit aromatischen und adstringirenden Flüssigkeiten, Einreibungen von flüchtig reizenden Mitteln.
3. Verstauchungen des Hüftgelenkes. Ursachen: Dehnung, Zerrung des Kapselhandes und des runden Bandes, Quetschung der knorpeligen Enden der das
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250 DISLOKATION DES AUSSEEEN KEEUZSITZBEISJIUSKELS etc.
Gelenk zusammensetzenden Knochen (Gelenkspfanne des Beckens und Kopf des Oberschenkelbeines).
Erscheinungen: Dieselben beschränken sich im Stande der Ruhe auf Schmerzäusseruugen beim Drücken auf die leidemle Stelle; vermehrte Wärme ist kaum deutlich fühlbar, eine Ge­schwulst ebenfalls nicht sichtbar. Bei der Bewegung zeigen die Thiere Schmerz, hinken mit dem Fusse, schleppen denselben nach; das Hinken tritt namentlich bei Wendungen des Thieres auf dem kranken Fusse deutlich hervor; in geringerem Grade beobachtet man nur ein kürzeres Treten mit dem leidenden Fusse. Das Zurücktreten geschieht nur mit Mühe. In höherem Grade und bei längerer Dauer tritt Schwund der Muskeln hinzu. Charakteristisch ist beim Gehen noch das Niedersenken der Hüfte des leidenden Fusses, ebenso des Kreuzbeins (Hüftlahm, Lendenlahm).
Prognose: darf nicht allzu günstig gestellt werden. Behandlung: kalte Waschungen (Oxykrat, Aq. Goulardi); Lehmanstriche: nach gehobener Entzündung: flüchtig rei­zende spirituose Einreibungen (Karapfergeist, Terpentinöl), Waschungen mit Arnicainfusum. In hartnäckigen Fällen: Einreibungen von üngt. cantharid., Eiterbänder, Brennen in Punkten um das Gelenk herum.
4. Dislokation des äusseren (vorderen) Kreuzsitzbein­muskel des Schenkels (M. biceps femoris).
Eine solche ist öfter beim Rinde beobachtet worden und zwar namentlich bei Arboitsthieren.
Der genannte Muskel nimmt seinen Anfang an den drei letzten Dornfortsätzen des Kreuzbeins, gemeinschaftlich mit dem äusseren Darmbein-Umdreher-Muskcl (M. glutäus maximus), sodann an den Querfortsätzen der 2—3 ersten Schweifwirbel und am Sitzbeinhöcker; er endigt, über den Trochanter sich herüberziehend, beim Rinde mit zwei an dem Kamme der Tibia und der tiefen Schenkelbinde sich anheftenden Aesten. Die Stelle am Trochanter ist es nun hauptsächlich, welche bei der Abweichung dieses Muskels in's Gewicht fällt, indem der vor­dere sehnigte Rand des Biceps über den Umdreher zurücktritt und dort in der Regel festgehalten wird.
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DISLOKATION DES ÄUSSEREN KKEUZSITZBEINMUSEELS etc. 251
Ursachen: aussergewöhnliclie Streckung und Auswärts­drehung des Oberschenkels. Eine Disposition zu dem Leiden zeigen Thiere mit spitzigem Hiutertheile, abschüssiger Gruppe und stark hervorstehendem Umdreher des Oberschenkels. Auch soll das Leiden in Gebirgsgegenden häufiger vorkommen. Win kl er hat dasselbe aber auch häufig in nicht gebirgigen Gegenden beobachtet (Zeitschrift für prakt. Vet.-Wissenschaft 1. Jahrgang. Nro. 3. S. 70).
Erscheinungen: eigenthümlichescharakteristischesLahm-gehen. Die Beugung des Fusses ist sehr erschwert und wird oft mit einem Ruck unterbrochen. Der vordere sehnigto Theil des Muskels ist bei der Bewegung sehr gespannt und der Mus­kel selbst von seinem Anfangspunkte bis zu seiner Endigungs-stelle strickartig anzufühlen. Ausserdem beobachtet man bei der Bewegung der Thiere im Schritte unter der Haut theils das Hin- und Zurückgleiten des Muskels auf dem Trochanter, ebenso eine Vertiefung im ganzen Verlauf des Muskels. Die mähende Bewegung des Fusses, welche einige Autoren (Hering etc.) an­geben, will Winkler nicht beobachtet haben. Bleibt der Muskel wieder in seiner normalen Lage, so schwindet das Hinken plötz­lich. Nur selten treten Entzündungserscheinungen hinzu. Ver­wechselt könnte es allenfalls mit einer Kniescheibenverrenkung werden; bei letzterer ist aber keine Beugung des Fusses mehr möglich.
Prognose: ist günstig.
Behandlung: Die Heilung ist nur durch die blutige Operation, der Durchschneidung der gespannten Muskelparthie mög­lich. Dieselbe kann am stehenden (nach Hering auch am liegenden) Thiere vorgenommen werden. In beiden Fällen muss .das Thier richtig befestigt sein. Der Opera­teur schneidet zuerst die Haut 5 Centimeter unterhalb des Trochanters in einer Länge von circa 71/, Centimeter senk­recht durch, führt unter dem Muskel eine Hohlsonde ein und schneidet mit einem auf der Hohlsoude eingeführten convexen Bistouri von innen nach aussen den gespannten Muskel durch. Die Wunde wird dann mit trockenem Werg verbunden und ihrer Beschaffenheit gemäss behandelt; die Blutung ist gewöhnlich unbedeutend (s. Bering's Operations­lehre. 2. Aufl. S. 307).
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252nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; YEKEENKL'KG DEE KNIESCHEIBE.
5. Verrenkung der Kniescheibe (Kampf, Ramm, Kamme).
Die Kniescheibe kann nach aussen oder innen ausweichen, häufiger in erstercr Richtung. Der Grund hiezu liegt in dem Baue des Rollfortsatzes, da die innere Rolle höher und grosser als die äussere ist, ausscrdem aber in dem stärkeren Zuge von Seiten der Extensoren nach aussen. Manchmal bleibt die Knie­scheibe auf dem vorderen Rande des äusseren oder inneren Rollfortsatzes haften (unvollkommene Verrenkung).
Ursachen: Stösse, Schläge, Ausgleiten beim Aufstehen, Erschlafl'ung oder Zerreissung der Bänder; plötzliche Contrak-tionen der Extensoren. Besondere Anlage (schwächliche junge Thiere). Manchmal entsteht eine solche Ortsveränderung der Kniescheibe plötzlich ohne alle nachweisbare Ursache (spontane Verrenkung, Goodwine).
Erscheinungen: Das Kniegelenk kann nicht mehr ge­beugt werden. Die Stellung des ganzen Fusses ist eine mehr gerade; beim Gehen erscheint der Fuss zu laug: die Thiere halten denselben ziemlich steif und stossen überall mit der Zehe an; im Fessel findet manchmal ein Ueberkuicken des Fusses statt. Bei Vergleichuug beider Füsse fällt die ungleiche Form der beiden ziemlich in die Augen; an der normalen Stelle der Patella ist eine Vertiefung, da wo sie abnorm lagert, eine Er­höhung. Die manuelle Untersuchung findet eine bedeutende Spannung der Bänder und der daselbst gelagerten Muskeln. Im weiteren Verlaufe beobachtet man manchmal Symptome von Entzündung (vermehrter Schmerz, Wärme, Geschwulst).
Prognose: ist bei frisch entstandenen günstig, weniger bei alten oft habituellen Verrenkungen.
Behandlung: Reposition der Kniescheibe; dieselbe gelingt manchmal durch einfaches Vor- und Zurücktretenlassen des Thieres und durch Druck auf die Kniescheibe. In der Regel genügt diess aber nicht. Um eine Erschlaffung der Streckmuskeln und der Knicscheibebänder herbeizuführen, wird der Fuss durch einen Gehilfen oder mittelst eines um den Fessel befestigten Strickes nach vorwärts gegen die Brust gezogen, dann das Thier unter gleichzeitigem Druck auf
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VERRENKUNG DES GROSSEN UNTERSCHENKELBErNS. 253
die Kniescheibe rasch vorwärts getrieben. Durch diese Manipulation findet ziemlich häufig ein Einrenken der Kniescheibe in ihre normale Lage statt. Im Nothfalle und bei bösartigen Pferden müssen diese Manipulationen des Vorwärts- und Rückwärtsziehens des Fusses etc. am liegen­den, an den drei gesunden Fassen gefesselten Thiere vor­genommen werden. Ist die Reposition gelungen, so stellt man das Thier in den ersten Tagen in eine Hängegurte, macht kalte Umschläge (Goulardisches Wasser, Eis, Schnee). Nach gehobener Entzündung: Waschungen von adstringirendon, flüchtig reizenden, den Tonus stärkenden Mitteln. Als Er­satz der an dieser Stelle nur schwer anzubringenden Ban­dagen dienen Einreibungen von Cantharidentinktur, Cantha-ridensalbe: Auflegen von Empl. acr. angl. Strich- oder Punkt f euer.
ß. Verrenkung des grossen Unterschenkelbeins
kommt äusserst selten bei Kühen vor und ist immer nur bei gleichzeitiger Zerreissung der Bänder möglich.
Erscheinungen: Verkürzter Fuss, Vorwärtslagerung des oberen Endes der Tibia, steife Haltung am Sprunggelenk: sehr bedeutende Funktionsstörung.
Prognose: sehr ungünstig. Behandlung: Reposition (Aethernarcose): Hängegurt: scharfe
Einreibungen.
7. Verrenkungen des Sprunggelenks.
Vollkommene Verrenkungen sind selten und meist mit Zer­reissung der Bänder oder mit Frakturen der Sprunggelenks­knochen complicirt. Bei unvollkommenen Verrenkungen zeigt das Thier ähnliche Erscheinungen wie beim Entstehen des Späths.
Behandlung: Bei vollkommenen Verrenkungen ist eine Be­handlung w-cgen der Complikationen erfolglos. Letztere erfordern eine lokale Autiphlogose: Einreibungen von schar­fen Salben {s. Späth): Ruhe.
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254 ZEREEISSUNGEN DES BACKSCHENKELBEINMUSKELS etc.
33. Rechtes Sprunggelenk vom Pferd mit den Sehnenüsten der M. tibialis anticus und durchgehender Galle und Späth.
1.nbsp; Grosses Uutcrschenkelbein.
2.nbsp; Schienbein.
a* Baokbeinmufikel des Fessel-, Krön- und Hufbeins (langer Zehenstrecker). I\I. extensor digitorum communis longus.
b.nbsp; r.ackschenkclbeinmuskel des Schi enbeins{P.euger desSchien­beins). M, tibialis anticus.
c.nbsp; Oberes Querbaud.
d.nbsp; nbsp; Sehne des langen Zehen­streckers.
o. Aeusserer Sehnenast der M. tibialis anticus.
f.nbsp; Innerer Sehnonast desselben.
g.nbsp; jMittlererinnerer Sehnenast des M. tibialis anticus.
h. Mittleres Band (Schleife für
den langen Zehenstrecker), i. Unteres (Juovband. G. G. Durchgehende Galle, (s.
S. 108.) S. Späth/ (s. S. S7.)
8. Zerreissungen des Backschenkelbeinmuskels des Schienbeins. M. tibialis anticus (Schienbeinbeuger).
Dieselbe kommt bei Pferden nicht so selten vor.
ürsaeben: imverhilltnissmassiges Strecken des Fusses nach rückwärts beim Fallen oder Ausgleiten, Steckenbleiben mit dem Fusse in Löchern etc.
Erscheinungen: Im Stande der Ruhe eine beinahe senk­rechte Stellung des Sprunggelenks, welches von Seiten des Thieres nicht mehr gebeugt werden kann; die Thierc stellen den Fuss auf die ganze Sohle und treten im Fessel gut durch; hebt man den Fuss in die Höhe, so findet eine bedeu­tende Erschlaffung des Backfersenbeinmuskels (Achillessehne) statt, so dass hiebei leicht eine Verwechslung mit einer Fraktur
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ZEEEEISSÜNG DES B ACKEEESE NBEINMTJSKEL S. 255
der Tibia vorkommen kann. Bei der Bewegung hinken die Thiere in verschiedenem Grade, sie zeigen einen eigenthiimlichen tappenden schlaffen Gang, das Sprunggelenk kann hiebei durchaus nicht gebeugt werden. Bei der manuellen Unter­suchung äussert das Thier in der Regel keinen Schmerz, und findet man nur eine durch die Zerreissung eines Sehneuastes be­dingte Vertiefung meistens oberhalb des Sprunggelenks, vornen am Unterschenkel.
Prognose: günstig. Behandlung: Hängegurt, mehrwöchige Buhe; bei Entzün­dungserscheinungen: kalte Ueberschläge; Bouley jr. em­pfiehlt scharfe Einreibungen (Ungt. canth.).
9. Zerreissung der Sehne des Backfersenbeinmuskels (Achillessehne). Musculus gastrocnemius.
Ursache: die nämliche, wie bei allen Zerreissungen; trifft meistens Pferde und Rinder und zwar an dem Ueber-gang des Muskels in seine Sehne.
Erscheinungen: Starkes Beugen des Fusses im Sprunggelenk (da dieser Muskel der einzige Strecker von Bedeu­tung ist, die Wirkung des M. plantaris ist nur unbedeutend), Er­schlaffung der Achillessehne; heftige Schmerzen, vermehrte Wärme an der Stelle, nicht unbedeutende Geschwulst; Fieber, beschleunigtes Athmen. Bei einer unvollständigen Zerreissung treten die Entzündungserscheinungen etc. nicht so vollwichtig auf; Schmerzen und Geschwulst sind geringer. Das Auftreten geschieht dann in der Regel mit der Zehe.
Prognose: ungünstig; die Heilung erfolgt nie so voll­kommen, dass sie die Gebrauchsfähigkeit des Thieres nicht in Frage stellen würde; sehr ungünstig, wenn sie mit Wunden der Haut complioiit. Behandlung: Hängegurte, kalte Umschläge so fleissig als
nur möglich; später spiritu
reibungen; absolute Ruhe.
10. Piephaken.
Geschwulst auf dem Höcker des Fersenbeins von verschie­dener Beschaffenheit und Grosse.
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256nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;HAHNENTEITT.
Ursachen: äussere mechanische Einwirkungen, Quetsch­ungen und Entzündung der Haut, der üher den Höcker des Fersenbeins herüherlaufenden Sehnen, ihrer Scheiden und des dort gelagerten Schleimheutels.
Erscheinungen: vermehrte Wärme an der betroffenen Stelle, mehr oder minder bedeutende Anschwellung, unbedeu­tendes Lahmgehen: bei längerer Dauer haben sich die Ent-zündungserscheinungen vollständig verloren, die Geschwulst ist kalt, derb und schmerzlos anzufühlen.
Prognose: günstig, weil in der Regel nur ein Schönheits­fehler, ihre völlige Beseitigung ist übrigens ziemlich schwierig.
Behandlung: wie bei den Stollbeulen.
11. Hahnentritt.
Unter demselben versteht, man eine eigcnthümlich zuckende Bewegung, mit welcher manche Pferde den einen Hinterfuss oder beide zu gleicher Zeit in die Höhe heben. Derselbe, ist manchmal nur in geringem Grade sichtbar, in andern Fällen erreicht aber die Beugung im Knie- und im Sprunggelenk einen sehr hohen Grad, sei es im Sehritt oder im Trabe. Bei man­chen Pferden verliert sich im Trabe die Bewegung oder wird weniger in die Augen fallend.
Ursachen: Es werden deren viele beschuldigt, keine ist aber noch nachgewiesen. Günther glaubt, ein krampfartiges Zusammenziehen des hinteren Kreuzsitzbeinmuskels des Schweifes (M. semitendinosus) sei seine Ursache. G. will sogar bei sehr ausgeprägtem Hahnentritt dessen krampflge Zusammenziebung beim Vorgreifen des Schenkels sehr deutlich gefühlt haben; bei der Section fand er ihn in seinem oberen Theile mit Narben­gewebe durchsetzt. Lafosso sucht dessen Ursache in einem Krämpfe der Beugemuskeln des Schienbeins. Wieder Andere beschuldigen ein Hängenbleiben des inneren geraden Bandes der Kniescheibe auf der Rolle des Oberschenkelbeins, zu starke Entwicklung der Gräte der Tibia. Renner fand bei einigen mit Hahnentritt behafteten Pferden den Nerv, ischiad. entzündet und einen stark entwickelten Schleimbeutel des Trochanter. Behandlung: je nach der Annahme seiner Entstehnngs-
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BLUTSPAT.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 257
Ursachen verschieden. Erweichende krampfstillende Um­schläge; Brennen von Punkten an der inneren Seite des Sprunggelenks. Durchschneiden des äusseren Darmschenkel­heinmuskels, Tensor fasciae latae; Tenotomie an der Sehne des Schenkelbeinmuskels, des Fessel-, Krön- und Hufbeins, Muse, peronaeus longus.
12. Blutspat.
Derselbe besteht in einer Ausdehnung (Varix) der an der inneren und vorderen Seite des Sprunggelenks herauflaufenden Schrankader (Vena saphena). Er ist ausserordentlich selten und kann leicht eine Verwechslung mit einer Galle oder mit Spat stattfinden. Von letzterem unterscheidet er sich aber schon durch seine Consistenz und seine ziemliche Elasticität. Bei einem oberhalb der Ausbuchtung auf die Vene stattfindenden Drucke mit der Hand wird er grosser.
Ursachen: Quetschungen. Behandlung: ist sehr beschränkt (Druokverband) und mei­stens ohne allen Erfolg. Es ist desshalb am besten, gar keine Behandlung einzuleiten.
XXIIL Kranklieiten des Hufliorns.
1. Hornspalt. Hufspalt.
Trennung des Zusammenhangs der Hornwaud des Hufes seinen Fasern nach.
Ursache: fehlerhafte Form und Beschaffenheit der Hufe (schiefe Wände, zu trockenes und sprödes Horn), Verletzungen der Fleischkrone, Quetschungen und Prellungen des Horns bei schnellem Laufen auf hartem Boden. Beschlagsfehler: unglei­ches Beschneiden der Wände, zu starke Nägel und Eisen; schlecht aufgerichtete Hufeisen.
Fricker, Vademecum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
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HOENSI'ALT.
Man untersclioidet die sogenannte Hornritze (einfache Trennung der äusseren Hormvandschichte); den vollkomme­nen Hornspalt (die Hormvand ist ihrer ganzen Länge und Dicke nach gespalten): Kronenspalt (Spaltung der Horn-wand von ohen nach unten); Tragrandspalt (Spaltung der Hornwand von unten nach ohen).
Nach ihrer Lage werden sie in Zehen- (Ochsenspalt, häu­figer an den Vorderfilssen), Seiten- oder Trachtenspalt ein^etheilt; ihrer Zeitdauernach In frisch entstandene und ver­altete; Hornspalten, welche zugleich mit einer Trennung der Fleischwand und Einklemmung und Entzündung der letzteren complicirt sind, heissen zusammengesetzte Spalten; unter einem inneren Hornspalt versteht man eine Entzündung der Fleisch-wand und darauffolgendes Entstehen einer Spalte meistens vom Saume der Hornwand ans.
Bei allen diesen Arten äussert das Thier ein mehr und minder bedeutendes Hinken, namentlich wenn die Hornspalten durch Sand u. s. w. verunreinigt sind; das gleiche gilt, wenn die Spaltränder sich nach innen umgebogen haben, wodurch eine Quetschung der Fleischhlättchen entsteht.
Prognose: verschieden. Bei Zehenspalten ungünstiger als bei den anderen.
Behandlung: llomritzen verlangen nur Feuchthalten des Hufes und fleissiges Einfetten desselben.
Bei einem Kronenspalt müssen die vom Saumrand los­getrennten Splitter unter möglichster Schonung der Fleisch­krone mit dem Messer entfernt werden. Bei Schmerz: kalte Uehcrschläge: später befördern Ilarzsalben das Her­unterwachsen des Horns; Einreibungen von Ungt. cantharid. an der Krone oder Brennen oberhalb des Saums; dünnes Raspeln des Saums. Um das Eindringen von Staub etc. in die Spalten zu verhindern, bestreiche man dieselben mit Klebwachs, Collodium, Defay's Hufkitt oder einer Lösung von Guttapercha in Collodium (König). Umgebogene Spalt­ränder müssen entfernt und die Hornwand an dieser Stelle überhaupt sehr dünn geschnitten werden, ebenso verfährt mau bei Einklemmung der Fleischwand; nach diesem em­pfehlen sich vor Allem kalte Bäder (Aqua Goulardi); die manchmal hinzutretende Eiterung verlangt Verband mit einer Lösung von Zink- oder Eisenvitriol; bei schlechter
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HOENKLÜFT.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 259
Eiterung: Aloetinktur, Myrrhentinktur; später lauwarme Bäder und zur Beförderung des Wachsthums der Hornwand Einreibungen von Lorbeeröl oder Cantharidensalbe an der Krone.
Eine Hauptbedingung zur Heilung ist neben einem richtigen Beschlag das Zusammenhalten der Spalte. Das Letztere wird auf verschiedene Weise bezweckt. Frische Zehenspalten vereinigt man durch Einschlagen von kleinen Hufnägeln quer über den Spalt her. Mayer und Andere ge­brauchen auch hiezu Klammern, die in die Hornwand einge­trieben, mittelst einer Stellschraube vereinigt und allmählig mit einem Schlüssel zusammengezogen werden. Bei Trachten­spalten: Niederschneiden der hinter dem Spalte liegenden Hornwand, Hufeisen ohne Stollen, oder ein sogenanntes Hornspalteisen; ein 3/4 Eisen. Seitenspalten verlangen ein geschlossenes Eisen. Ausserdem empfiehlt Mayer bei Seiten­oder Trachtenspalten eine mit ganzem Terpentin über-strichene schmale Zirkelbinde um den Huf herum anzu­legen; dieselbe wird theilweise durch das Umbiegen der Spitze des Zehennagels in ihrer Lage erhalten. Der Ver­band soll einen ziemlichen Halt haben. In allen Fällen darf eine Verdünnung des Hufhorns mittelst Raspel etc. nicht unterlassen werden.
2. Hornkluft.
Trennung der Hornfasern in querer oder oft auch in schrä­ger Richtung.
Ursache: Kronentritte, Vernageln, Steingallen, überhaupt Quetschungen, welche eine Trennung des Saumrandes von der Fleiscbkrone herbeiführen.
Behandlung: Verhinderung des Eindringens von fremden Körpern, Ausfüllen der Kluft mit Baumwachs. Defay's Hufkitt. Wegnahme der losgetrennten Horntheile. Nieder­schneiden des Tragrandes unterhalb der Kluft. Aufnageln eines an der Stelle der Kluft mit einer Kappe (Aufzug) versehenen Eisens, um die Wand, resp. das losgetrennte Horn zusammenzuhalten.
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260nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;STIC H.
3. Hohle Wand.
Abtrennung der Hornwand von der Hornsohle und der Fleischwand an der weissen Linie. Dieselben sind oft sehr be­deutend und reichen manchmal bis zur Krone (hohle Wand).
Ursachen: fehlerhafter Beschlag. Disposition: flache Hufe.
Erscheinungen: Schmerz beim Druck mit der Hufzange; blödes Gehen, Hinken der Thiere; bei frischen Trennungen: Bluten.
Behandlung: Niederschneiden des Tragrandes vor und hinter der hohlen Stelle: Entfernung des losgetrennten Horn-bliittchens. Verband mit Werg und Terpentin. Besch'ag mit einem Kappeneisen; Weglassen der Niigel an der Stelle der Trennung: Verstärkung des einen Armes von dem Huf­eisen, unter Weglassung des Stollens. Kalte Bäder, Ein­schmieren des Horns mit Hufsalben.
XXIV. Krauklieiteii der im Hufliorn eiiigesclilosscnen Gebilde.
1. Stich.
Unter Stich versteht man ein Eindringen der Spitze eines Hufnagels in die Weichtheile des Hufes und zwar während des Beschlags.
Behandlung: rasches Ausziehen des Nagels; Verstreichen der Oeffnung mit Terpentin: Weglassen des Nagels an dieser Stelle; bei tieferem Eindringen des Nagels und der Befürchtung einer nachfolgenden Entzündung der Weich­theile: Abnahme des Hufeisens, Verdünnen der Sohle, Niederschneiden des Tragrandes und Erweiterung der Nageloffnung; Austamponiren derselben mit Werg; kalte Umschläge, bis die Entzündung gemindert ist. Ist gar die
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VERNAGELN.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 261
Spitze des Nagels zurückgeblieben, so muss diese unter allen Umständen entfernt werden.
2. Vernageln
Schlecht eingeschlagener, die Fleischsohlc oder die Fleisch-wand drückender oder verletzender Hufnagel.
Ursachen: Ungeschicklichkeit oder Unachtsamkeit des Schmiedes, zumal noch bei kleinen oder zu stark ausgeschnit­tenen Hufen, schwache spröde Wand und Sohle, zu enge oder zu weite Hufeisen, grosse splitterige Hufnägel.
Erscheinungen: Die Thiere zucken schon beim Ein­schlagen des Kagels, dasselbe wird aber von Seiten des Auf­halters und des Schmiedes öfter übersehen; im weiteren Verlaufe beobachtet man ein ziemlich starkes Lahmgehen des Thieres, das alhnäblig zunimmt. Im Stande der Ruhe: Vorsetzen des Fusses, öfteres zuckendes Emporheben desselben. Zur Consta-tirnng des Leidens wird die Untersuchung mit der Hufzange, Abnahme des Eisens, Entfernung des Horns im Umkreise des Nagellochs nothwendig, wonach der Eiter herausquillt; derselbe ist gewöhnlich schwarzgrau und ziemlich dünnflüssig. Nach die­sem verschwindet der Schmerz und die Thiere sind wieder diensttauglich. Uebrigens kann eine Vernagelung in ihren Fol­gen (Verletzung, Eiterung in der Tiefe, Caries des Hufbeius Fisteln etc.) manchmal gefährlich werden.
Behandlung: Verdünnung der Hornsohle, bedeutende Erwei­terung der Nagelöft'nung, um dem Blutwasser oder der Eiterung einen richtigen Abfluss zu verschaffen; Verband der Wunde mit ganzem Terpentin, Aufschlagen eines Eisens, welches an der Stelle des Tragrandes nicht auf­liegt ; bei länger dauerndem Leiden und heftigen Schmer­zen: kalte Umschläge, Lehmumschläge, später Heublumen­bäder, Bäder aus Käsepappeln, Eibischwurzeln, Verband der Wunde mit gelinden Aetzmitteln (Werg in Kupfer­vitriollösung getaucht), Theerverband; bei schlechter Eite­rung : Aloe- oder Myrrhentinktur. Deckeleisen. Gute Streu, Ruhe.
Eine ahnliche Behandlung ist bei einem sogenannten Nag eltritt (zufälliges Eintreten des Thieres in einen
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262nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; STB1NGALLEN.
Nagel) einzuleiten. Beide Leiden können von einem Reiz­fieber begleitet sein.
3.nbsp; Steingallen.
Rothe oder blaue Flecken in den quot;Winkeln der Hornsohle des Vorderhufes, entstanden durch Quetschung der Fleisch­sohle an dieser Stelle.
Ursachen: Spröder trockener Fuss, starkes Beschneiden der Eck streben, der Trachten und der Sohle, schlecht ge­richtete, schwache, schmale oder zu kurze Hufeisen, besondere Disposition (enge, schmale, an den Trachten zu hohe Hufe).
Erscheinungen: die erwähnten dunkelrothen oder blauen Stellen in den 'Winkeln; heisser schmerzhafter Huf an der Trachtenwand, eingezogene Wände; unter umständen: Loslösen der Hornsohle oder Hornwand aus ihrer Verbindung; mehr oder minder starkes Lahmgehen der Thiere. Nach Abnahme des Hufeisens und beim Einschneiden auf die mit der Hufzange vorher zu ermittelnde Stelle findet man entweder nur vertrock­netes Blut (trockene Stoingalle) oder kommt Serum (nasse Stein­galle) oder Eiter (eiternde Steingalle) zum Vorschein.
Behandlung: richtet sich nach dem Grade. Nach dem statt­gehabten Ausschneiden und nachdem das Serum oder der Eiter entleert, Verband der Wunde (Klebwachs, Terpentin und Werg); sind Entzündungsorscheinuugen (vermehrte Wärme, Hinken etc.) vorhanden: kalte Umschläge, Ein­stellen des Fusses in einen Lehmbrei; später Bäder von aromatischen Pflanzen oder Umschläge von solchen. Bei Eiterung: austrocknende Mittel (Zink-, Kupfervitriollösun-gen): bei Fistelbildung: Liq. Villati (s. Hufknorpelfisteln). Der Beschlag rauss darauf Rücksicht nehmen, dass kein Druck auf die Steingalle stattfindet (Hufeisen mit verstärk­ten Armen und ohne Stollen, geschlossene Eisen; das sog.-Steingalleneisen).
4.nbsp; Kronentritt.
Alle Verletzungen, welche an der Krone der Hufe vorkom­men und in der Regel durch scharfe Stollen veranlasst wer­den, bezeichnet man mit dem Namen Kronentritt.
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HUPKNOEPELFISTEL.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 263
Erscheinungen: abgeschürfte Haare, Bluten , Eiterung, Geschwüre an der betroffenen Stelle, Schmerzen, mehr orter minder bedeutendes Hinken, Auftreten der Thiere mit der Zehe. Folgen derselben: Ueppige Hornwucherung (s. Fig. 8), Fisteln. Prognose: günstig bei frischen, zweifelhaft bei länger dauernden, in die Tiefe bis auf die Strecksehne oder gar in das Gelenk sich erstreckenden Wucherungen. Behandlung: Abscheeren der Haare im Umkreise der Ver­wundung , Wegnahme der losgetrennten Hornparthie: Eei-nigen der Wunde, Entfernung allenfalls vorhandener frem­der Körper; Untersuchung der Wunde auf Tiefe, Länge (mittelst der Sonde) und sonstige Beschaffenheit; bei noch vorhandener Entzündung: kalte Ueberschläge (kaltes Wasser mit Bleiessig), Verband der Wunde mit trockenem Werg, um die Verunreinigung der Wunde durch Sand, Koth etc. zu verhindern. Bei eiternden Wunden: Verband mit harz-haltigen Salben, Aloe- oder Myrrhentinktur, täglich wieder­holte Bäder von Heublumen, Käsepappeln; allzu üppige Granulationen erfordern gelinde Aetzmittel (Kupfer-, quot;Zink-vitriollösung), Verband mit Creosot, mit Weingeist verdünnt. Höllenstein, Glüheisen; Fistelgänge s. Hufknorpelfistel. Bei Fiebererscheinungen: innerlich Neutralsalze.
5. Hufknorpelfistel.
Röhrenförmiges Geschwür mit verschieden langen gegen den Hufknorpel hin verlaufenden Gängen und bald nur einer, bald mehreren Oeffnungen.
Ursachen: vernachlässigte oder schlecht behandelte Steingallen, Kroneutritte, Quetschung und Entzündung der Sohle überhaupt; lange im Hornschuh eingeschlossener Eiter, der sich nach oben einen Ausweg sucht.
Erscheinungen: starke Auftreibung der Krone, Degene­ration der Haut, Ausfliesscn von Eiter oder Jauche aus der oder den Fistelöffnungen, Caries des Knorpels und des Hufbeins, Hinken der Thiere in verschiedenem Grade.
Prognose: sehr zweifelhaft wegen des langwierigen Ver­laufs des Leidens und der dadurch bedingten Unbrauchbarkeit des Thieres.
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264nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; VEKBÄLLUNG.
Behandlung: ist anfangs entzüudungswidrig (kalte Bilder und Umscliläge), Einspritzen von Aloö-oder Myrrheutinktur; im weiteren Verlaufe: Einspritzungen von Aetzmitteln (Kupfer­vitriol-, Ilöllensteinlösungen, Villat's Liquor). Ausbrennen der Fistel mit einem spitzigen weissglühenden Eisen; Haar­seile; scharfe Einreibungen an der Ivrone; Exstirpation des Knorpels des Ilufbeins (Javart Operation) in den Fällen, wo eine Betheiligung dieses und des Hufbeins (Caries) ver-muthet wird. Die Operation besteht in der Wegnahme eines Seiten- und Trachtenwnulstiickes des Hornschuhs und naehheriger Entfernung des krankhaften Knorpelabschnittes unter Schonung der Krone und der Flcischwand. Dieselbe ist ausserordentlich schmerzhaft und die Blutung dabei sehr bedeutend (Hufbeinaiterie). Stillung derselben durch kaltes Wasser während der Operation. Nach der Operation wird die Wunde mit trockenem Werg verbunden und ein ziem­lich fester Verband angelegt. Bei der Nachbehandlung ist die Beschaifenheit des Eiters, ebenso das Fieber wesentlich zu berücksichtigen; die vollständige Wiederherstellung des Thieres erfordert viel Zeit.
6. Verbällung.
Man versteht darunter eine Entzündung der Fleischballen und des Fleischstrahls.
Ursachen: Quetschungen, langes Gehen auf frisch be­schlagenen harten Strassen etc.
Erscheinungen: Hinken der Thiere unter hauptsäch­licher Schonung des Ballens. Die Ballen sind vermehrt warm, beim Druck mit der Hand sehr empfindlich und aufgetrieben; complicirt kann das Leiden mit einer Verletzung der Ballen sein.
Prognose: günstig.
Behandlung: lokale Antiphlogose; bei Erguss von Flüssig­keiten unter dem Ballen: Entleeren derselben; später lau­warme Bäder und bei etwaiger Eiterung die entsprechenden Harztinkturen (Aloe-, Myrrhentinktur). Beschlag mit Eisen.
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HUFENTZUNDÜNG.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 265
7. Hufentzündung, Klauenentzündung (Inflammatio ungularum, Podophylitis, Paronyclna).
Ursachen: mechanische Einwirkungen, Quetschungen (traumatische), welche durch den harten Boden herbeigeführt oder durch schlechten Beschlag etc. verursacht wurden, Erkäl­tungen, allzu nahrhaftes Körnerfutter (Roggen, Gerste, Weizen, Wicken), längerer Aufenthalt im Stalle (rheumatische).
a. Traumatische Ilufentzündung.
In der Regel befällt sie nur einen Fuss und lokalisirt sich auf die Stelle, wo die schädliche Einwirkung stattgefunden hat, auf einen Abschnitt der Sohle, des Strahls, oder verbreitet sie sich zuweilen auf die ganze Sohlenfläche etc. und tiefer.
Erscheinungen: Vorsetzen des kranken Fusses; Schmerz an der betroffenen Stelle, desshalb auch verschiedenes Auf­stellen des Fusses, entweder mit Schonen der Zehe oder der Ballen; senkrechte Haltung des Fesselgelenks, Hinken der Thiere. Bei der manuellen Untersuchung ergibt sich ein stär­keres Pulsiren der Schienbein- und Fesselarterien, vermehrte Wärme im Hnfe selbst oder an dem Sitze der einwirkenden Gewalt. Schmerzäusserungen beim Drücken mit der Hufzange. Beim pigmentlosen Hufhorn ist eine höhere Röthe bemerkbar. Hiezu tritt bei höherem Grade der Entzündung Fieber.
Prognose: richtet sich nach der Dauer des Leidens, welches bei sehr bedeutender ausgebreiteter Entzündung oft sehr hartnäckig werden und Eiterung, Brand (Ablösung des Saums an der Krone, Jaucheentleerung, Ausschuhen) zur Folge haben kann.
Behandlung: Sehr fleissige kalte Umschläge um den Huf (Lehmbrei); Dünnschneiden der Sohle; Entfernung der vor­handenen Exsudate oder des Eiters durch Ausschneiden des #9632;von der Fleischsohle getrennten Hornsohlentheils; die kalten Ueberschläge müssen unter allen Umständen fortgesetzt werden. Bei drohender Caries des Hufbeins (dünnflüssiger stinkender Eiter): Einspritzungen von Liq. Vill., Creosot, Kupfer-, Zinkvitriollösung, daneben Bäder von aromatischen Infusen, letztere auch bei drohendem Brand, oder Chlor­kalkwasser, Carbolsäure, Holzessig bis zu einer guten
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266
P AN AHITIUM.
Eiterung. Bei heftigem Fieber ist ein reichlicher Aderlass an der Jugularis von Nutzen, welcher übrigens schon beim Beginne der Krankheit nichts schadet. Innerlich Neutralsalze.
b. Rheumatische IJufentzündimg.
Je nach ihren Ursachen (s. o.) auch Stallrhehe, Windrhehe, Futterrhehe genannt. Ihr Sitz ist die Fleisclnvand und der vordere Theil der Fleischsohle; manchmal tritt sie im Gefolge von Lungenentzündungen auf; in der Regel ist sie mit akuten Rheumatismen verbunden. Sie trifft meistens beide Vorder-füsse, in seltenen Fällen die Hinterfüsse, oder alle vier Füsse zugleich.
Erscheinungen: Dieselben sind je nach ihrer Verbrei­tung auf die einzelnen Gliedmassen verschieden; sind beide Vordcrfüsse von der Entzündung befallen, so stellen die Thiere dieselben nach vorwärts und mehr auf die Ballen auf; die Hinterfüsse, zum Stützpunkt des Körpers dienend, werden mehr unter den Leib gestellt. Trifft die Entzündung die Hinterfüsse, so stellt das Thier dieselben mehr nach hinten und die Vorder-füsse unter den Körper. Dabei beobachtet man ein beständiges Wechseln der Füsse. Das Gehen der Thiere ist sehr erschwert, das Auftreten findet mehr mit dem Ballen als mit der Zehe statt. Bei der Untersuchung mit der Zange äussern die Thiere heftige Schmerzen an der Zehe; ausserdem beobachtet man noch ein starkes Pulsiren der Schien- und Fesselbeinarterien; Fieber, vermehrtes Athmen begleiten das Leiden. In der Regel liegen die Thiere sehr viel (Decubitus).
Prognose: zweifelhaft wegen der möglichen Folgen; Recidive treten gerne ein. Ihre Folgen sind Deformitäten des Hufes (Vollhuf, Knollhuf).
Behandlung: gute, reichliche Streu, streng lokale und all­gemeine Antiphlogose, V. S.; überhaupt wie bei der trau­matischen Ilufentzündung. Innerlich: Laxanzen aus Aloe.
8. Panaiitium (Paronyclüa). Entzündung der untersten Fussenden (metastatische Hufentzündung; Hertwig).
Je nach der Tiefe und dem Sitze unterscheidet man 1) Pa-naritium cutaneum (Entzündung der. Haut der Krone); 2) Pa-
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P A N A K ITI U M.
267
naritium tendinosum (Entzündung der Sehnenscheiden); 3) Pa-naritium periostei (Entzündung der Knochenhaut mit Erkran­kung des Knochens seihst). In Mitleidenschaft ist die Fleisch­wand und die Fleischkrone. In der Praxis entscheidet haupt­sächlich die Intensität der Entzündung, die bei den verschiedenen Arten in ihrem Verlaufe verschieden ist. (Oberflächliches und tiefes Panaritium. P. superficiale et profundum.)
Ursachen: Hertwig sieht das Panaritium für eine Folge eines biliösen. anthraxartigen Zustandes des Blutes an. Es können aber auch mechanische Einwirkungen zur Entstehung eines sol­chen beitragen.
Erscheinungen: heftiger Schmerz bei Berührung der Krone, von welcher das Leiden stets seinen Anfang nimmt,
34. Panaritium cutaneum.
Lahmgehen der Thiere, Anschwellung an der Krone, vermehrte Wärme; schon nach einigen Tagen bildet sich unter der Haut
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268nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; CHRONISCHE HUFGELENKSLAHMHEIT.
der Krone Eiter, welcher durch Aufbrechen der Cutis an ver­schiedenen Stellen sich entleert. Bei tiefer gehender, die Fleisch-wand treffender Entzündung steigern sich die Symptome (na­mentlich der Schmerz) in hohem Grade; auf der Krone entstehen Geschwüre; der Saumrand löst sich los und es findet manchmal ein Ausschuhen statt. Das Panaritium tendinosum äussert sich ebenfalls durch heftigen Schmerz und oedematöse Anschwellun­gen; die Eiterung entsteht nur langsam und bricht meistens am Ballen durch und hinterlässt ein Geschwür, zu welchem oft neue hinzutreten. Trifft die Entzündung die Beinhaut, so treten die Symptome einer heftigen Hufentzündung hinzu; auch hier aber entstehen im Umkreise der Krone Geschwüre. Die verschiede­nen Formen begleitet Fieber, verminderter oder gänzlich auf­gehobener Appetit. Gelbfärbung der Schleimhaut, Gastricismus. Prognose: zweifelhaft; hat die Entzündung die tieferlie­genden Gebilde: Sehnen, Sehnenscheiden, Htifbein etc. ergriffen, ungünstig.
Behandlung; Vor Allem Bekämpfung des etwa vorhandenen Gastricismus. Aloepillen, Glaubersalz. Aeusserlich: Warme Ueberschläge von schleimigten Mitteln in Verbindung mit narkotischen (Leinsanion, Käsepappeln, Chamillon, Heublu­men, Bilsenkraut); Fussbäder von schleimigten und narko­tischen Substanzen; baldiges Oeffnen der Abscesse. Be­handlung der Geschwüre nach Rücksicht ihres Grundes und ihrer Ränder (s. Behandlung der Geschwüre); Einreibungen der Cantharidensalbe, Brennen von Punkten oberhalb des Ballens (Sehnenpanaritium); Wegschneiden des getrennten Horns. Das Panaritium periostei erfordert anfangs eine lokal entzündungswidrige Behandlung, wie sie bei der trau­matischen Hufentzündung angegeben ist.
9. Chronische Hufgelenkslahmheit. *) Entzündung des Ilufgelenks und des benachbarten Slrahl-beins. Man trifft dieselbe vorzugsweise bei Reitpferden und häufig an den Vorderfüssen, aber auch an den Hinterf'üssen.
Ursachen: Spröde Hufe, Zwanghuf, disponiren dazu, zu starkes Beschneiden des Strahls und der Eckstreben, gerade Fesselstellung (vordere Hufgelenkslahmheit), Quetschungen des
*) Synonym : Strablheinslähme , chronische Fussrollenentzündung , Podo-trochlitis chronica (Branell). Naviculararthritis (Percival).
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CHEONISCHE HUF G E 1, BNK S ], AHMHE IT.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;269
Strahlbeins (hintere Hufgeleuks-Strahlbeinlahmlieit (Reimer), des Hufgelenks und der Sehne des Hufbeinheugers, Knochenneu­bildung in letzterer.
Erscheinungen: Vorstellen des kranken Fusses im Stande der Ruhe, vorsichtiges Aufsetzen des Fusses auf den Boden, baldige Ermattung und öfteres Anstossen mit den Zehen, steile Stellung im Fesselgelenke.
In der Folge Labmgehen, Aufwulstung, Wärme, grössere Empfindlichkeit an der Krone. Schwinden des Hufes in Folge des Zusammenziehens der Trachtenwand. Bei der manuellen Untersuchung äussert das Thier Schmerz beim Druck auf den Strahl, das Hinken verliert sich von Zeit zu Zeit, kehrt aber periodisch wieder. Atrophie der Schultermuskeln. Als Unter­scheidungsmerkmal von der Hufentzündung dient das Fehlen des bei der Hufentzündung constant vorhandenen stärkeren Pulsirens der Fesselarterien. Ihre Folgen sind Deformitäten des Hufhorns (die sog. Rhehelmfe: Ring-, Voll-, Knollhuf).
Prognose: ungünstig bei vorgeschrittenen Leiden, wobei schon Entartungen in der Sehne, Exostoscn am Strahlbein sich gebildet haben, oder wenn die Ursache in einem fehlerhaft ge­formten Hufe liegt.
Behandlung: Ausschneiden der Sohle und des Strahls, Auf­schlagen eines mit kleinen Stollen versehenen hohlgerich­teten Eisens: dann kalte Fussbädcr, Einschlagen des Hufes in einen Lehmbrei, der sehr fleissig angenetzt werden muss. Haarseil durch den Strahl (Sewell), Einreibungen von Ungt. canthar. am Ballen und der Krone unter Schonung der Haut am Saume. Umlegen eines feuchten Lappens um den Huf; Fussbäder von lauwarmem Wasser. Verwerflich ist die Herausnahme der Hornsohle. Das von Sewell empfoh­lene Durchschneiden des Fesselnerven hebt die Empfindung und somit auch das Hinken für einige Zeit auf, ist aber in seinen Folgen oft gefährlicher als das Leiden selbst; Brüche des Hufbeins sind in Folge des aufgehobenen Gefühles und demgemässen festeren Auftretens schon beobachtet worden, ebenso das Ausschuhen der Hufkapsel.
10. Strahlfaule.
Krankhafte Erweichung des Horns am Strahl mit Abson­derung einer stinkenden, graulichten dünnklebrigen Flüssig­keit vom Fleischstrahle aus.
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270nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; STKAHLKREBS.
Ursachen: Unreinlichkeit, längeres Stehen in Urinpfützen, veruachliissigtes Beschneiden der Trachten, zu stark beschnit­tener Strahl, oft metastatisch nach üb erstandenen innerlichen Krankheiten.
Behandlung: Niederschneiden der allzu hohen Trachten, häu­fige Fussbäder von kaltem oder lauem Wasser, Entfernung aller losgetrennten Theile; bei allzu starker Absonderung: Einstreuen von fein gepulvertem Kupfer- öder Zinkvitriol in die Furchen des Strahls. Innerlich abfiihremle Mittel.
11. Strahlkrebs.
Wucherung des Papillarkörpors am Fleischstrahle und an der Fleischsohle unter fortwährender Neubildung von Epi-dermiszellen und nachfolgender Zerstörung derselben durch die aus dem Papillarkörper aussickernde stinkende Jaucheflüssig­keit. Die neuere Pathologie ist darüber einig, dass es keine krebsige Entartung, sondern eine einfache vorjauchende Pa-pillargesclrwulst ist. Hartnäckige reeidivirende Fälle hält Leon-hardt für sarkomatöse Papillome.
Ursachen: längere Durchfeuchtung des Horns durch Urin, heftige Quetschungen des Strahls.
Erscheinungen: Circulationsstörungen. Aussei- der oben bemerkten Wucherung und Erweichung beobachtet man Bloslegung des Fleischstrahlos und der Eckstreben, starke Schwellung, Verdickung des Gewebes, welches eine blassröth-liche Farbe zeigt. Die ganze Fläche ist mit wärzchenartigen Wucherungen und einer stinkenden schmierigen Masse bedeckt. Lostrennung der Hornwand von der Fleischwand; ebenso wird in manchen Fällen das Saumband verändert (weisslich und weich). Zuweilen beobachtet man nur ein unbedeutendes Hinken oder zeigen die Thiere einen blöden Gang. Reiben und Jucken an der Krone.
Prognose: verschieden; sie richtet sich hauptsächlich nach der Ausbreitung und den ursächlichen Momenten: günstig oder ungünstig, jedenfalls sehr langwierig, unter Umständen unheilbar, namentlich wenn mehrere Füsse zu gleicher Zeit er­griffen; Uebergang in Rotz, Wurm nach länger andauernden Leiden, ist beobachtet worden.
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STEAHLKSEBS.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;271
Behandlung: Entfernen der Wuclierungen durch das Messer, Stillung der oft heftigen Blutung (kaltes Wasser, Lquot;iq. ferr. sesquichlorat.), hierauf Verband mit Aetzmitteln (Eisenvitriol), multiple punlctförmige Scarifi-cationen neben Jodeinpinselungen (Dam­mann). Adstringirende Mittel: die Verwendung des Chlorkalks in Verbindung mit Eichenrindenpulver, die Krebstinktur von Babolna, Verband mit Schwefelsäure, Salpetersäure, Holzessig etc. wurden empfohlen und theilweise wieder verlassen. quot;Wiederholtes Aetzen oder Bren­nen; Druckverband; Deckeleisen. Bei heftigen Blutungen, welche manchmal im Gefolge des Leidens auftreten, hat Leonhardt durch Beschränkung der Blutzufuhr (Unterbin­dung' der grossen Schienbeinarterien [arteria interossea dorsalis externa]) ein günstiges Kesultat erzielt; die lokale Behandlung bestand in Eisurascblägen und Druckverband. Neben allen diesen Mitteln muss auf eine passende Diät, Bewegung in der frischen Luft etc. Rücksicht genom­men werden. Laxanzen aus Aloii.
12. Bösartiges Klauengeschwür der Schafe (Paronychia ovium contagiosa).
Chronische eigeuthümliche und ansteckende Entzündung der äussersten Fassenden der Schafe, Hertwig beobachtete dieselbe auch beim Binde.
Ursache: Das Uebel entsteht durch Ansteckung; warme Ställe, feuchte Witterung u. s. w. sollen die Ausbreitung des­selben begünstigen.
Erscheinungen: Schonendes Auftreten, öfteres Wechseln mit den Füssen, vermehrte Wärme der Klauen, Abblättern des Horns der inneren Klauenwand, Durchschwitzen einer klebrigen stinkenden Flüssigkeit zwischen den Klauen am Saume; heftige Schmerzen. Hinken, Voneinanderstehen der Klauen, Lostrennung der Ilornwände durch die auch im Hornschuh angesammelte Jauche; das Leiden verläuft in der Regel fieberlos; es entstehen in der Folge Fisteln, Caries der Klauenbeine, Ulcerationen an den Bändern etc.
Prognose: ungünstig. Beh and hing: Vor Allem strenge Sonderung der von dem Leiden
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272nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;BÖSARTIGES KLA ÜBNGESC H WÜE.
befallenen Thiere von den gesunden; Wegschneiden des los­getrennten Horns mit einem starken Messer; Ueberstreichen der darnnter befindlichen jauchenden Fläche mit einem Aetz-mittel (Butyr. antim., blauer Vitriol- (Hering), Salpetersäure, Sublimat; Waschungen mit Chlorkalklösung oder Auftragen von Chlorkalk (Günther). Fisteln müssen aufgeschlitzt werden. Trotzt das Leiden der ersten Behandlung, so muss dieselbe wiederholt werden. Das Leiden ist leicht zu verwechseln mit der bei Rindern, bei Schafen und anderen Thierspecies auftretenden gutartigen Klauenseuche (richtiger Aphthen-seuche). Dieselbe tritt bekanntlich meistens im Gefolge von der Maulseuche auf und verläuft ausserordentlich rasch, ohne die Gelenke und Knochen in Mitleidenschaft zu ziehen.
13. Entzündung des Klauensäckchens der Schafe.
Das zwischen den Klauen der Schafe befindliche Säckchen (Sinus cutaneus ungularum) ist bekanntlich eine Einstülpung der allgemeinen Decke, hat im Innern kurze Haare und besitzt demnach Talgdrüsen. In demselben häuft sich oft eine weisse dickliche Masse an, dehnt dasselbe aus (Klauenwurm und Klauen­geschwulst) und gibt dadurch zu einer Entzündung desselben Veranlassung, an der die benachbarte Haut etc. theilnimmt; dieselbe kann bei Vernachlässigung in Eiterung und Geschwüre übergehen.
Erscheinungen; vermehrte Wärme, Schmerzen, Hinken der Thiere.
Behandlung: Reinigungsbäder, Ausdrücken des Säckchens, kalte Waschungen, Üeberwachung der Eiterung und der Geschwüre.
14. Der Tiingliuf. Derselbe ist meist der Bogleiter des Voll- und Knollhufs.
Ursachen: Uugleichmässige Thätigkeit der Gefässe der Fleischkrone und dadurch bedingtes periodisch wechselndes Wachsthum des Hufhorns. Entzündung der Hufe etc.
Erscheinungen: ringförmige Erhabenheiten und Ver­tiefungen, welche parallel die ganze Hornwandfläche umgeben.
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KNOLLHUP.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 073
15.nbsp; Der Vollhuf.
Ursachen: Eine gewisse Disposition: er entsteht manch­mal aus dem Platthuf bei unzweckmässigem Beschlag (hohl­gerichtete Eisen); Hufentzündung.
Erscheinungen: flache hohle Wände und Trachten, Ringe ähnlich wie beim Ringhuf; gleichmässige convexe Wölbung der Sohle, welche über den Tragrand des Hufes hervorsteht. Behandlung: zweckmässiger Beschlag (Kesseleisen). Bei sehr dünnen Sohlen empfiehlt sich das Unterlegen eines Filzes zwischen Huf und Eisen; geschlossene Eisen bei niederen Trachten und bröckligem Tragrande, wie solche beim Platt­hufe gebraucht werden. Abhalten von Feuchtigkeit (Be­streichen der Sohlenfläche mit Theer oder Terpentin).
16.nbsp; Der Knollhuf.
Ursachen: Hufentzündung, Rhelie.
Bildung des Knollhufs: Derselbe entsteht durch ein Missverhältniss des Wachsthums der Hornwand gegenüber der Zehenwand. In Folge einer sehr bedeutenden Verdickung der Fleischblättchen und des dazwischen liegenden Gewebes entsteht ein neues schichtenweise sich aufhäufendes weiches Horn und lagert zwischen Fleischwand und Eöhrchenhorn ein. Das Länge-wachsthum des Zehentheils des Hufes hört beinahe auf, wäh­rend das Wachsthum an den Trachtenrändern in bedeutendem Grade zunimmt, wodurch ein bedeutender Druck nach innen und aussen ausgeübt wird. Der nach innen stattfindende Druck von Seiten der neugebildeten Ilornmasse drückt das Hufbein allmählig nach unten und hinten, so dass dasselbe mehr senk­recht zu stehen kommt, sich mehr der Hornsohle nähert, wo­durch diese letztere sich mehr und mehr nach unten wölbt, während die Oberfläche der Zehen eine unförmliche Gestalt annimmt. An der Hornwand bilden sich Ringe, welche nicht wie beim Vollhuf in gleich weiter Entfernung die ganze Wand­fläche umziehen, sondern gegen die Trachten zu auseinander-, laufen.
Erscheinungen: Ausser der Deformation des Hufes beobachtet man an den Thieren einen eigenthümlichen schleu­dernden Gang: sie setzen den Fuss mehr auf dem Ballen auf.
Fricker, Vademecum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 18
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274nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;KNOLLHUF.
Prognose: ungünstig.
Behandlung: Verdünnen des Saumrandes der Zehe mit der Raspel, so dass nur eine ganz schwache Hornlage die Fleischwand bedeckt und das Horn dem Fingerdrucke nach­gibt. Einhüllen des operirten Theiles in Fett, Unschlitt. Einreibungen von Scharfsalbe, Cantharidenöl und Lorbeeröl auf der Fleischkrone. Kataplasmen; allmähliges Beschnei­den der deformirten Zehe; die vollständige Wiederherstel­lung ist aber immerhin zweifelhaft und erfordert Monate.
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Register.
Abscess 19.
„ heisser 20.
„ kalter 21.
„ metastatischcr 22.
„ Senkungsabscess 22.
„ vielfächeriger 19.
,, Abscesshaut 19. Abscessmembran 19. Adenoma 33. Aderfistel 175. Aderlässen 14. Aderpresse 49. After, künstlicher 204. Afterfisteln 205. Afterverletzungen 205. Akiurgie 2. Albugo 137. Alyeolarkrebs 40. Amaurosis 144. Arabustiones 28. Amputation des Euters 202.
„ der Gebärmutter 234.
„ des männlichen Glie-
„ des 228.
„ des Mastdarmes 211. Anämie 4. Anätzungen 27. Angioleucite 120. Angiome 33. Aneurysma 115. Ankylose 107. Ankylose der Rückenwirbel 239.
Antiphlogistische Methode 13. Arkyloblepharon 130. Apostema 19. Arteriectasis 115. Arthrocace 102. Arthrophlogosr 102. Atheroma 35. Atrcsia ani 204. Atrophia 7. Arthritis 115. Aufliegen 28. Augapfelvorfall 146.
„ Wassersucht 139. Augenentzündungen 141.
„ bei Pocken 134.
„ von Würmer 140. Augenfell 137. Augenseuche 134. Augenspiegel 147. Augenverletzungen 132.
B.
Balggeschwulst 35. Balkenstaar 143. Bauchbruch 192. . Bauchwunde 189. Beinfrass 82. Beinhautentzündung 80. Beinbautschnitt 86. Beinschwiele 55. Bienenstiche 46. Bindegewebsentzündung 76.
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276
Register.
Bmclegewebsgeschwulst 32. Bindehautentzümhmg 135. Bisswunden 46. Blasenschnitt 219.
„ stich 219. Blasensteine 217. Blastem SO. Blilschenkrehs 40. Blepharoptosis 132. Blutaderbruch 118.
,, geschwnlst 118. Blutbruch 224. Blutentziehungen allgemeine 14.
,, örtliche 14. Blutgeschwulst 45. Blutextravasat 45. Blutohr 127. Blutpfropf 116. Blutspath 257. Blutstillen 49. Blutungen 47. Blutunterlaufung 44. Bougies 184. Brand 26.
„ feuchter 26.
„ trockener 26. Brandblasen 27. Brandfleck 26. Brandmauke 70. Breigeschwulst 35. Breiumschläge 248. Bremsenlarven 151. Bremsenschwindel 151. Brüche s. Hermen 64. Bronchocclo 172-Bruchgeschwulst 65. Bruchring 64. Bruchsack 64. Brustbeule 183. Brustwunden 185. Bubonocele 194. Buglahm 241.
c.
Callositas 74. Callus 55. Cancer 38.
„ apertus 39.
„ colloides 40.
„ occultus 39. Cancroid 40. Carcinoma 38.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;fibrosura 39.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;medullare 89.
Caries 82. Cataracta 143. Catheter 215. Chirurgie allgemeine 2.
„ specielle 2. Cholcsteatom 33. Chondrom 34. Cicatrix 19. Circocele 225. Combustiones 28. Compression 49. Concremente 43. Coucretionen 43. Congelatio 29. Congestion 8. Conjunctivitis 133. Contiguitätsstörungen 61. Continuitätsstörungen 44. Contractionen 44. Contnsionen 44. Cornea cutanea 74. Crepitatinnsgeräusch 55. Cysten 35. Cysto-Sarcom 41. Cystoblastem 35.
D.
Darmbruch 64. Darmfistel 206. Darmnaht 190. Darmvorfall 190. Darmwunden 190.
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.Register.
277
Decubitus gangränosus 28. Degenerationen 15. Dermoidcysten 35. Demarkationslinie 27. Dickhäutigkeit 77. Distorsio 61. Digestivwasser 25. Diphteritis 150. Dislokation 56. Dolor 9.
Drehen der Blutgefässe 50. Drüsengeschwülste 33. Druckbranrl 28. Druckschaden 28. Durchliegen 28. Durchschlingung d. Blutgefässe
51. Dysuria 214.
E.
Ecchymoma 45.
Ecchymosen 44.
Ectopia 131.
Eczema impetiginodes, pustu-
losum Einklemmung 65. Einriebt, d. Knochenbrüche 57. Einschuss 248. Eintheilung der Chirurgie 1. Eiter und Eiterung 16. Eiterauge 138. Eiterbeule 18. Eiterblut 18.
Eiterbefördernde Mittel 20. Eiterungsfieber 18. Eiternabel 191. Eitervergiftung 18. Elastische Naht 52. Elephantenfuss 70. Elephantiasis 77. Ellenbogenbeule 242. Embolie 116. Emphysem 79. Encephaloid 39. Enostosis 85.
Entzündung im Allgemeinen 8. „-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ Speciellen 68.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;active 12.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; asthenische 12.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; dyscrasische 11.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; idiopathische 11.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; passive 12.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sthenische 12.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Arterien 114.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Beinhaut 80.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Beugesehnen
245. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, Bindehaut 133.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„Blutgefässell4.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Venen 119.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, Drosselvenen
118. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Euters 200.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;., Gehörganges
127. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Gelenke 102.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Harnblase 217.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Haut 69.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Hoden 222.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Hufe 265.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, Kinnbacken-
drüse 162. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, Knochen 80.
„ derKnochenhaut 80. „ „ Lippen 153. „ „ Lymphdrüsen 121. ., „ Lymphgefässel20. „ des Mastdarmes 206. „ der Mutterscheide 280. ., „ Muskeln 112. „ ., Nabels 19L „ „ Nerven 122. „ „ Ohrmuschel 126. „ .. Ohrspeicheldrüse
160. „ „ Prostata 221. „ ,, Schamlippen und
Scheide 230. „ ., Sehnenscheiben
110.
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Register.
Entzünd. tier Sehnen 112.
„ ,, Schilddrüse 171.
„ „ Schleimbeutel 110.
„ „ Unterzungen­drüse 163.
„ „ Vorhaut 226.
„ „ Zunge 186. Entzimdungsarten 11. Entzündungsausgänge 15. Entzündungsbehandlung 12. Entzündungsfieber 9. Entzündungsschmerz 9. Entzündungstheorie 10. Entzündungsursachen 10. Entzündungsverlauf 15. Epithelialkrebs 40. Epitheliom 40. Erfrierung 29.
Eröffnung des Luftsackes 129. Erschütterung des Gehirns 89. Erweichung 39. Erweiterung des Mastdarmes
205. Erysipelas 69.
„ oedematosum 81. ,, phlegmonosum 69. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; pustulosum 69.
Erythem 68. Euterverletzung 199. Eutertisteln 199. Eutergeschwülste 202. Exania 210. Exfoliatio 82. Exomphalos 191. Exophthalmus 146. Exostosis 85. Exstirpation des Augapfels 147.
„ d. Balggeschwülste 36.
„ des Euters 202.
„ der Polvpen 38.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; derStolibeulen242.
Exsudatio 11. Extravasat 45.
F.
Fadenwürmer 140.
Faulfieber 18.
Fäulniss der Ruthe 228.
Fasergeschwulst 32.
Faserkrehs 39.
Febris inflammatoria 9. „ hectica 18. „ pyämica 18. „ septica 18.
Feifelgeschwulst 160.
Feigwarzen 74.
Fettfell 33.
Fettschlauch 77.
Feuer, heiliges 69.
Fibroid 32.
Fibroma 32.
Filaria papillosa 140. „ lacrymalis 140.
Fissuren 55.
Fistelgeschwüre 54.
Fisteln 54.
Flankenbruch 193.
Fleischbruch 225.
Fleischeuter 201.
Fleischfell 137.
Fleischgeschwulst 41.
Fleischwärzchen 19. .
Flügelfell 137.
Fluctuation 20.
Flussgallen 110.
Fontanelle 15.
Fracturen 54.
Fracturen der einzelnen Kno­chen 88.
Fragilitas ossium 54.
Fremde Körper im Maule 157. „ im Schlünde 179. „ in der Harnröhre 215. „ in Wunden 48.
Funktionsstörung 9.
Froschgeschwulst 162.
Fungöses Geschwür 23.
Fungus haematodes 39.
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Register,
279
Fungus medullare 39. Fussräude 72. Fussrose 69. Fussrollenentzündung 268.
G.
Gallen 103.
Gallertkrebs 40. Ganglion 103. 110. Gangraena 26. Gebarmutterwassersucht 232. Gefassgeschwulst 33. Gegenausdehnung 57. Gelenkentzündung 103. Gehirnerschütterung 89. Gelenk, falsches, künstliches 56. Gelenkgallen 103. Gelenksteifigkeit 107. Gelenkverletzung 108. Gelenkwassersucht 103. Gelenkwunden 108. Genickbeule, Genickfisteln 169. Geschwulst bei Entzündung 9. Geschirrdruck 184. Geschwülste 80,,
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; bösartige 38.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gutartige 82.
Geschwüre 22. Geschwürshaut 19. Getrennte Wand 260. Gewächse 80. Guttapercha-Schienen 58.
„ -Verband 58. Gypsguss 60. Gypsverband 59. Glaucoma 141. 145. Glossitis 156. Granulationen 19. Grauer Staar 143. Grüner Staar 145. Grützgeschwulst 35. Gutta serena 144.
H.
Haarbildung 35. Haargeschwulst 35. Hämatocele 224. Hämatoma 45. Hahnentritt 256. Harnblasenschnitt 219. Harnblasenstein 217. Harnblasenstich 219. Harnfisteln 213. Harnröhrenschnitt 216. Harnröhrensteine 215. Harnröhrenverengerung 214. Harnverhaltung. 220. Hartschnaufen 181. Hasenhacke 110. Hasenschartennaht 51. Hasenspat 110. Hauthörner 75. Hautkrebs 40. Hautverhärtung 74. Hautschwiele 74. Hämorrhoiden der Hunde 208. Heften der Wunden 51. Heftnadeln 52. Heftpflaster 51. Helcosis 22. Hernia 64. Herzwunden 187. Hiebwunden 46. Hirnschädelbrüche 88. Hodenentzündung 222. Hodensackabscesse 223. Hodensackbruch 194. Hodenverletzung 222. Ilohlgeschwüre 26. Homöoplasia 7. Honiggeschwulst 35. Hornbildung 75. Hornhautentzündung 135. Hornhautflecke 137. Hornhautgeschwüre 137. Hornkliifte 259. Hornspalten 257.
1
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280
Register.
Hüftgeleiikslahmheit 249. Hufentzündung 265. Hufgelenkslahmheit 249. Hufknorpelfistelu 263. Hydatiden 35. Hydrarthron 108. Hydrocele 223. Hydrophtalmus 138. Hydrops articulorum 103. Hydrometra 232. Hyperämie 3. Hyperexostosen 85. Hyperplasie 15. Hypertrophie 7. Hypogastrocele 193. Hypopyon 138. Hydrops oculi 139.
J.
Jauche 18. Ichor 17. Igelfuss 70. Incarceratio 192. Induratio 8. Insecteustiche 46. Intertrigo 72. Irido-Choroiditis 141. Iridectomie 143. Ischämie 5. Ischuria 220.
K.
Kapselstaar 143. Katheterapplication 215. Katzenpeter 160. Kehlkopfpfeifen 176. Keratitis 135. Klauengeschwür 271. Kleisterverband 59. Kniebeule 243. Knieschwamm 243. Knochenauflagerungen 86. Knochenbrand 82.
Knochenbrüche im Allgemei­nen 54.
Knochenbrüche im Speciel-len 88.
Kuochenbrüchigkeit 84.
Knocheneiterung 81.
Knochenentzündung 80.
Knochenerweichung 84.
Knochenfrass 82.
Knochengeschwulst 34.
Knochenneubildung 85.
Knochenwurm 166.
Knollhuf 273.
Knopf 189.
Knopfnaht 51.
Knorpelgeschwulst 34.
Knoten, schwarze 42.
Kuotengeschwulst 39.
Knotennaht 51.
Kopfrose 69.
Krampfaderbruch 224.
Krankheiten der einzelnen Ge­webe 68.
Krebs 38.
„ offener 39.
„ verborgener 39.
Krebsgeschwüre 38.
Krebskern 38.
Krebsmilch 38.
Krebssaft 38.
Krebszellen 38.
Kreidefleck 137.
Kreuzlähmung 238.
Kronentritt 263.
Kropf 172.
Kürschnernaht 52.
Kummetdruck 184.
L.
Lagophthalmus 132. Lahmgehen 62. Lapides 43. Leist 86. Leistenbruch 194.
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Register.
281
Leucoma 137. Ligatur 49. Linsenstaar 143. Lipoma 33. Luftröhrenschuitt 181. Lösung 15. Luftröhrensticli 181. Luftröhrenverengenmg 182. Luftsackkatheter 129. Luftsack 129. Luxation 62. Lj-mpliabscess 19. Lymphe 120. Lymphangitis 120. Lymphorae 171.
N.
Nabelbruch 191. Nabelgeschwür 191. Nabelgeschwulst 191. Nackenfisteln 169. Naht, blutige, unblutige 51 Nageltritt 261. Narben 19. Narbengewebe 19. Narben der Hornhaut 136. Nasenpolypen 150. Nasenbluten 152. Nebelfleck 137. Nekrosls 82. Neoplasmen 80. Nervengeschwulst 34. Neuritis 123'. Neuroma 34. Neurotomie 269. Netzbruch 197. Neubildungen 30. Nubecula 137.
Maculae corneae 137. Markschwamm 39. Mastdarmfistel 206. Mastdarmvorfall 210. Mastdarmerweiterung 205. Mastitis 200. Mauke 69.
„ des Rindviehs. 72.
„ Schrunden 70.
„ Schutz 70. Maulwurfsgeschwulst 169. Melanom 42. Melanose 42. Meliceris 35. Metastasis 18. Milchsteine 203. Missbildungen 61. Mondblindheit 141. Mortiflcatio 26. Mumps 160.
Muskelfasergeschwulst 36. Mutterkränze 233. Myoma 34. Myitis 112. Myositis 112. Myxom 33.
0.
Obliteration 116.
„ der Schenkelarterien
116. Ochseuspat 110. Oedem 78. Oestrus ovinus 151. Oesophagus venticulosus 180. Ohrflstel 128. Ohrgeschwüre 126. Ohrspeicheldrüsenentzündng
160. Ohrspeichelfistel 161. Ohrwunden 127. Ohrwurm 126. Omphalitis 191. Omphalocede 191. Operative Chirurgie 2. Ophthalmia 133. Orchitis 223.
/
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282
Register.
Oscheocele 194. Osteitis 80. Osteo-gangrana 82. Osteoid 34.
Osteom in Osteosteatom 34. Osteomalacie 84. Osteo-nekrosis 82. Osteopliyten 85. Osteoporose 81. Ossificatio 55. Ostitis 80.
Polypen in d. Rachenhöhle 170.
„ „ „ Urinblase 220. Prolapsus, Proptosis 66. Pseudarthrose 56. Pseudoerysipelas 70. Pseudomembran 30. Pseudo-plasmata 30. Pterigium 137. Pulsadergeschwulst 115. Pus 16. Pyämie 18. Pyin 16. Pyogenia 17. Pyosis 16.
Pachydormia 77. Pannus 137. Panaritium 266. Pappterband 59. Paralyse der Muskeln 113. Paraphimosis 228. Paraplegia 154. Panorycliia eqni 09. Parotitis 100. Penis, Amputation 228. „ Bruch 229. „ Entzündung 227. Periosteitis 80. Periostosis 80. Periostotomie 86. Perlmutterfleck 137. Pentastomum taenioidcs 152. Pflaster, enijlisclies 88. Phimosis 228. Phlebitis 118. Phlegmone 76. Phlogosis 8. Phlyctaenea 230. Piephacke 255. Plasma 30. Polypen 36.
,, der Bindehaut 147.
., im Kehlkopf 176. „ Mastdarm 208.
,, in der Matterscheide 235.
,, „ „ Nasenhöhle 151.
Quetschungen im Allgem. 44. „ der Ballen 264. ., „ Beugesehnen 245. ., am Ellenbogen 242. „ „ Knie 243. „ cl.Köthengelenks 246. „ d. Ohrmuscheln 127. „ d. Sohle 262. ., d. Spitze des Sprung-Gelenks 253. „ des Widerrüstes 184.
R.
Ranula 162.
Rachitis 84.
Ramm, Ramp, Rampf 252.
Rehbein 88.
Reposition d. Hermen 67.
„ d. Knochenbrüche 15.
„ d. Verrenkungen 63.
„ d. Vorfälle 67. Resolutio 15. Resorptionsfieber 18. Restitutio 15. Rctentio urinae 214. Rhehe 266. Rhchehuf 266.
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Begister.
283
RheumatischesLahnigelien266. Rheumatismus 266.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;acuter 266.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;chronischer 266.
Ringbein 86. Rhinorahagia 152. Ringeln 234. Robor 8.
Röthe, bei Entzündung 8. Rose 69. Rothlauf 69.
„ brandiger 69.
„ blasenartiger 69.
„ falscher 69.
„ oedematöser 69.
„ traumatischer 72. Ruthe, Amputation 228.
s.
Samenstrangfisteln 225. Samenstrangverletzungen 225. Sarcocele 225. Sarcom 41. Sarcosis 41. Sattel druck 184. Scarificatio 41. Schale 86. Schädelbrüche 88. Schädelverletzungen 88. Schenkelbruch 197. Schenkelgeschwulst heisse 248. Schienenverband 58. Schiffförmiges Bein 268. Schilddrüsenentzündung 172. Schlangenbiss 46. Schlempemauke 72. Schleimbeutelwassersucht 110. Schleuderkrankheit 151. Schleimpolyp 36. Schlund 176. Schlundbruch 180. Schlundschnitt 178. Schlundzange 179. Schmerz bei Entzündung 8.
Schnittwunden 46. Schönblindheit 144. Schulterlahmheit 241.
„ rheumatische 241. Schusswundeu 46. Schutzmauke 70. Schwarzer Staar 144. Schweiffistel 73. Schweifrose 73. Schwiele 74. Schwund 7.
„ der Kehlkopf muskeln 182. Sedimente in d. Harnblase 218. Scirrhus 39. Scirrhoma 39. Sclerosis 77. Sehnengallen 110. Sehnenklapp 245. Sehnenstelzfuss 245. Senkungsabscess 22. Septicämie 18. Sequester 83. Seröse Bälge 35. Sohlenflecke, rothe 262. Spat 87. Spavanus 87. Speckgeschwulst 33. Speichelfistel 161. Speichelsteine 163. Sphacelus 26. Spina ventosa 166. Sprunggelenksentzündung 253. Staaroperation 144. Staarpunkte 143. Staphylom 138. Stasis 8. Steatoma 33. Steingallen 262. Stelzfuss 245. Stichwunden 46. Stollbeule, Stollschwamm 242. Strahlbeinlahmheit 268. Strahlfäule 269. Strahlkrebs 270. Stranguria 220.
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284
Kügister.
Straubfuss 71. Strickgitter 211. Struma 172. Styptica 51. Subluxatio 63. Sugillatio 44. Suppuratio 16. Symblepharon 130.
T.
Talpa 169.
Tampons, Tamponation 174. Taleangiectasie 33. Tetanus traumaticus 47. Thränenfistel 134. Trichinosis 131. Thrombus 49. Thrombosis 116. Torsion 50. Tornaculum 49. Tourniquet 49. Träberausschlag 72. Tripper 227. Trismus 47. Tuberkel 42. Tumor cysticus 35. Tyloma 74.
u.
üeberbein 85. Ueberköthen 246. Uebenvurf 198. ülceratio 22. Ulcus 22.
Umschlungene Naht 51. Umstülpung d. Augenlider 131.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gebärmutter 322.
Umdrehung d. Gebärmutter 234. Unterbindung d. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;49.
„ der Blutgefässe 174.
„ des Stenonischen Ganges 101. Urethrotomia 216.
Varix 118. Venae sectio 14. Venenentzündung 119. Verband bei Knochenbrüchen
58. Verbällen 204. Verborgener Bruch.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Krebs 39.
Verbrennungen 28. Verdickung der Haut 77. Verengerung des Afters 204.
„ des Gebörgaugs 128.
„ der Luftröhre 182.
„ des Schlundes 180.
„ der Vorhaut 228. Vereinigung der Wunden 51.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wundränder 51.
Vergiftete Wunden 46. Verhärtung 15. Verkürzung der Beugesehnen
245. Verletzungen des Afters 205.
„ der Augen 132.
,, des Augapfels 136.
„ der Augenlider 132.
„ des Bauches 189.
„ d.Blinzknorbelsl32.
., der Brust 185.
„ d. Drosselaterie 174.
., d. Drosselvenen 176.
„ des Euters 199.
„ d. Fleisclikrone 262.
,, d. Fleischsohle 200.
,, d.Fleischstrahls 261.
„ d. Fleisclnvand 257.
„ d. Gallenblase 190.
., des harten Gaumens 159.
„ d. Gebärmutter 231.
., der Gelenke 108.
„ der Gefässe 44.
,, der Harnblase 216.
,, der Harnröhre 212.
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Register.
285
Verletzungen des Herzens 187. „ der Hoden 222. „ d. Hodensackes 222. „ der Hornhaut 136. „ des Hufbeinbeugers
245. „ des Kehlkopfes 181. „ der Krone der Hufe
262. „ der Laden 154. „ der Leber 190. „ der Lippen' 153. ,, der Lungen 187. „ des Magens 190. „ des Mastdarms 205. „ der Maulwinkcl 156.
der Milz 190. „ der Muskeln 46. „ der Mutterscheide 231. ,, der Nase 149. „ der Nerven 122. „ der Nieren 190. „ der Ohrdrüse 160.
dos Ohres 127. „ d. Rachenhöhle 176. „ der Ruthe 221. „ des Samenstranges
225 „ des Schädels 125. ,, d. Schamlippen 231. „ des Schlundes 178. „ des Schlundkopfes
176. „ Schweifes 238. „ der Sehnen od. Sch-
nehscheiden 110. „ des Speichelganges
160. Wurfes 231. „ Zahnfleisches 154. „ der Zitzen 199. „ Zunge 157.
des Zwerchfells 188. Vernagelung 261. Verstauchung 61.
Verjauchung 22. Verschwarung 22. Verrenkung 62.
„ des Schultergelenks
240. „ Backbeines 249. „ Ellenbogengelenkes
242. „ Fesselgelenkes 246. der Halswirbel 236. „ des Hinterkiefers
164. „ der Kniescheibe 252. „ Lenden und Rücken­wirbel 237. „ Rippenwirbel 239. „ des Sprunggelenks 253; ,, der Schweifwirbel 23amp; „ des Unterschenkel­beines 253. „ des Vorarmes 242. Verichtungen gestörte 9. Verrucae 73.
Verwachsung des Afters 204. der Augenlider 130. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des iinsseren Ge-
hörganges 128. der Gelenke 107. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Pupille 145.
Vollhuf 273.
Vorfall im Allgemeinen 66. ., des Augapfels 126. „ der Gebärmutter 232. „ der Harnblase 231.
der Mutterscheide 234. „ des Penis 229. „ der Zunge 158. Vorhautentzündung 226. Vorhautsteine 229. Vorhautverengerung 228. Vulnus 47.
w.
AVilrme, erhöhte 8.
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—^^^^^
286
Register.
Wand getrennte 260. Warzen 73. Warzenkrebs 40. Wasserbruch 223. #9632;Wassersucbt der Scbeidenhaut
223. Wespenstiche 46. Widernatürlicher After 204. Widernatürliches Gelenk 56. Widerrüstflstel 184. Winddorn 166. Würmer in den Augen 140. Wunden im allgemeinen 46.
„ einfache 46.
„ vergiftete 46.
„ complicirte 40.
„ zusammengesetzte 46. Wundtieber 46. Wundliegen 18. Wundstarrkrampf 47. Wundnadeln 52.
z.
Zahnbalggescluvulst 128. 35.
Zähne zu lange 154. Zahnlageveränderung 168. Zahnfistel 155. Zapfennaht 51. Zehrfieber 8. Zellenkrebs 39. Zellgewebsentzündung 76. Zellgewebserhärtung 77. Zellgewebswassersucht 78. Zerreissungen der Achillessehne 255.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Beugers des
Schienbeins 254.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Muskeln 112.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Sehnen 112.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ sehnigen Aus-
breitungen 112. Zerreissungen der schwammi­gen Körper 228. Zertheilung 15. Ziegenpeter 160. Zungonstrecker 158. Zweiwuchs 84. Zwerchfellbrache 188.
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