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ZUR
PATHOLOGISCHEN ZOOTOMIE
DES
LIMEMOTZES DER PFERDE
VON
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0. 0. PROfESSOK DER VETERINÄEMEDICIN UND DIRECTOB DER VKTERINÄEANSTälS * AN DER UNIVERSITÄT GIESSEN, r.HKKNMlTOI.IEli DES SENATES DES KAIS. KUSS, THIEB-AÜZHEt-INSTITUTES IN DORPAT ETC.
MIT \IJ IJTll^V^'amp;l^mKX TAFELN.
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Seito
I. Einleitung.................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1
II. Allgemeine Bemerkungen ftbev Rotz und die dabei in
Frage kommenden Zustände..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.')
III. Die Rotztubercel..............nbsp; nbsp; nbsp;22
VI, Der diffuse Lungenrotz............nbsp; nbsp; nbsp;.quot;)!?
V. Verzcichniss der Abbildungen..........nbsp; nbsp; nbsp;7!'
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Im Nachstehenden theile ich eine Reihe von Untersuchungen mit, welche ich theilweise auf jahi'elange Beobachtungen, theilweise auf eingehende mikroskopische Untersuchungen stütze, die ich in den letzten Jahren über den Rotaprocess der Tf'erde angestellt habe.
Ich war unentschlossen, ob ich dieselben jetzt schon der Oeffent-lichkeit übergeben sollte; doch entschloss ich mich dazu, wenigstens jenen Theil zu publiciren, der sich auf die pathologischen Verän­derungen des 'Rotstes in der Pferddunge bezieht, weil ich über diese Processe mich bis jetzt nicht nur am eingehendsten unterrichtet habe, sondern weil ich gleichzeitig auch fand, dass die Resultate meiner Untersuchungen mit den gegenwärtig herrschenden Ansichten über den Lungenrotz nicht ganz conform sind. •
Es würde für mich und für Andere, so wie gewiss auch für unsere Wissenschaft von grossem Werthe sein, würden meine Mit-theilungen die Veranlassung zu weiteren Untersuchungen geben; denn dadurch, dass von mehreren Seifen einem Ziele zugestrebt wird, kommt man der Wahrheit am nächsten. Die Wichtigkeit des Rotzprocesses verlohnt es wohl, dass man aufhöre, lediglich nach­zusagen und nachzuschreiben, was einige verdiente Männer wie VircJiow, Leiscrhuj, Gerlach bereits über den Pferderotz gesagt haben. Die grösste Wissenschaftlichkeit schützt nicht vor Irrungen und sind letztere ganz gewiss zu entschuldigen, wenn sie durch die je­weilig herrschenden medicinischen Anschauungen consfituirt wurden — haben sie ja doch unser Wissen in beregter Angelegenheit immer-
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hin wesentlich gefördert und machen gerade diese Arbeiten es möglich, dass wir (lunmehr leichter und rascher weiter bauen können.
Wenn ich im Folgenden auch Irrungen verfallen bin, so werden dieselben sicherlich durch andere Forscher klargelegt werden — oder im Falle meine Erfahrungen Andere bestiitigen, können diese sie durch weitere detaillirte Untersuchungen dort, ergänzen, wo meine Beobachtungen den vollen Abschluss nicht fanden und wird dann immer auf die eine oder die andere Art mein Wunsch nach Erkennt-niss wichtiger pathologischer Frocesse befriedigt; mich aber wolle man in jedem Falle damit entschuldigen, dass ich ja nur der Wissen­schaft Dienste /.u leisten beabsichtigte und deshalb auch nirgends mit meinen Ansichten hinter dem Berge hielt, gleichgültig, ob diese mit den Anschauungen wirklicher oder eingebildeter Autoritäten in Widerspruch stellen oder nicht. Eine (ienugthiiung habe ich aller­dings schon zu verzeichnen, nämlich, dass meine Erfahrungen mit denen Friedländers in Strassburg, die derselbe auf experimentellem Wege über die Frmdkörperjpneimonie gewonnen hat, mehrfach in Uehereinstimmung stehen, so dass im Kotzprocess es thatsächlich scheint, als wirke das Kotzgift in den Lungen einem fremden Körper analog.
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Der Hots ist bekanntlich eine besondere bei den Etähufern häufig vorkommende, mit der Druse (morbus glandulosus) der Pferde ete. durchaus nicht identische, im hohen Grade ansteckende und — mich unserer heutigen Anschauung — gewöhnlich zum Tode führende Krankheit,
Wir wissen, dass diese Krankheit zwei Brädilectionsstellen hat; die Respirationsorgane und die Haut, und je darnach unterscheiden wir selion seit Langem: den eigentlichen Ttota (malleus humidus) und den Wurm, Uautwurm, (malleus i'areiminosus).
Dass man bei rotzigen Thieren zuweilen auch noch in anderen Theilen des Körpers pathologische Veränderungen findet, wie z. B. in der Leber, Mil#, den linden, Nieren etc. ist ebenso bekannt, als dass durch Ansteckung oder Impfung der Rotz-Wurm mehr oder weniger leicht auf Menschen, Kühe. Katzen, Löwen, Tiger, Hunde, ScJiafe, Kanuielien*) w. s. w. übertragen werden kann.
*) Dilaquo; Uebei'tvagung des Rotz-Wurmes wurde z.H. Dnohgewieseiu wd Hunde von HcnauK und Leblanc, Nordström, Pütz, Decroix; Delarbeyrette impfte mit Erfolg vom Hundt! auf das Pferd j —auf Mäuse wovl Ercolani, Bassi; mt Schafe von JieiidiiU und Leblanc, Gcrlach; — auf Xiei/cn von Herlwig, Prinz, Bh'colani, Bollinger; — auf Schweine von Spinola Gerlach; — auf Kühe von Erdt; — nuf Kanindien von Schilling, Lebert, Rivolta, Colin, 0, Wyss, Bollinger; — auf Katzen von Leisering, Clwistot, Kidner, Oerlach; — auf Löwen von Leisering, Bassi, de Silvestri, in den zoolog. Gürten /.. li. von liorlin, Cöln, Breslau etc.; — auf Eisbären von Leisering; — auf Präeriehunde von Leismvng; — auf Meer-sditoeinclien von Chrisot, Kiener.
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Bezüglich der Tiespirationsorgane als Prttdilectionsstelle dor in Rede stehenden Krankheit hebe ich liier hervor, dass neben An­schwellung benachbarter Lymphdrüsen die Schleiniliaut der Nase zuweilen allein der Sitz der Rotmaffection sein kann, dass aber ge­wöhnlich auch die Nehmhöhlen dir Sasc mit ergriffen sind, häufig sieh gleichzeitig noch pathologische Veränderungen in der Lunge finden und nicht selten die Schleimhaut des TAiftsaclces, des Lai'ynx, der Trachea und zuweilen der Bronchien in Mitleidenschaff gezogen ist. Keineswegs seifen — ja vielleicht häufiger, als man anzu­nehmen geneigt 1st — sind aber die oberen huftivege ohne jegliche charakteristische Hotmffcction, und es erscheinen dann allein die jAmgen von der Krankheit heimgesucht, obgleich in diesen Fällen neben der Lungenerkvankung ineistentheils auch die Schleimhaut der Nase, sowie zuweilen die deren Nebenhöhlen, dann die des Larynx, der Trachea und der Bronchien katarrhalisch al'ficirf ist.
Bestellt Lungenrotz ohne gleichzeitigen Nasenrotz, so fehlen gewöhnlich die Rotzaffectionen in den mittleren Luftwegen.*)
Patienten dor letzteren Art und dann auch solche, welche lodig-lich Llcera im Kustachischen Luftsacke {Hering Saint-Cyr) haiien. sind — wie leicht einsehbar — anssorordonflich gefährlich für andere Pferde und für Menschen, die mit ihnen umgehen; denn da diese Kranken kaum eine geringe Dispnoe verrathen und Fidle von deutlich ausgesprochenem Dampf (asthma) bei ihnen häufig auch nicht nachzuweisen sind, so stehen sie lange (Jahre lang) unverdächtig unter einem Pferdestande, inficiren immer und immer wieder neue Kameraden und können bei nicht strenger Controle am Ende einen reichen Pferdestand andauernd deeimiren.
Der Rotz, dessen Bedeutung für den Nationalwohlstand und die allgemeine Salubrität durch obige Angabo schon zur Genüge charak-torisirt ist. wird seit den ältesten Zoiten deshalb auch einer steten
*) llftuhncr (Thierhcllkunde S. IGW siigt;,'t; „BiswcileD sind hier (Luftröhre) nur Geschwüre, während sie sonst fehlen,
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Aufmerksamkeit gewürdigt, und manche Erfahrungen über dieses ansteckende Leiden stammen aus den ältesten Zeiten.*) Aber trotz diesem und trotz den vielfachen neueren Untersuchungen, die zu den verschiedensten Zeiten über den Kotz angestellt wurden, haben wir es docii noch nicht zur völligen Klarlegung der Natur dieser Krankheit bringen können, und manche darauf bezüglichen Car-dinalfragen harren immer noch der Erledigung: denn die Fragen, ob der Kotz nicht doch spontan oder deuteropathisch entstehen, also entweder gleich als Kotz entstellen oder aus einer anderen Krank­heit (Druse, chronischen Eiterungen etc.) sich herausbilden könne, oder ob diese fragliche Krankheit in der That eine reine Contagion sei, — ob das Contagium fixer oder flüchtiger Art sei, — was der Ansteckungsstoff sei, — und ob die Krankheit wirklich immer zum Tode führe und dergi, m., sind noch keineswegs endgültig entschieden, so kampfesmuthig auch die jeweiligen Vertreter der einen oder der andern Ansicht in die Schranken traten.
Weil ich nun aber die Meinung habe, dass wir auch über die Rotzkrankheit noch manches zu erfahren uns bemühen müssen, um in die Natur der Krankheit Licht zu bringen, so erachte ich jedes Schärflein, und wenn es uns auch nur den kleinsten Einblick in den Rotzprocess gestattet, für werthvoll genug, um es zum Gemeingut zu machen.
Aus letzterem Grunde entschloss ich mich auch, zunächst einen Theil meiner Erfahrungen und Beobachtungen über die Rotzkrank­heit der Oeffentlichkeit zu übergeben, obgleich ich die Ueberzeugung habe, dass ich dadurch nichts abschliesse, sondern vielleicht nm Andere zu neuen Untersuchungen anrege.
Abstrahire ich von älteren pathologisch-anatomischen Arbeiten über die Rotzkrankheit wegen ihres hypothetischen Werthes, so muss
*) Eippokrates, 4ßO—311. Aristoteles, amp;amp;—822. Äpmjrtus, Ende dos 4. oder Anfang des 5, Jahrhunderts? Vegetius, /'. B,, wahrscheinlich Im 1. Jahrh. p, Ch, n. (niclit zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schril'tsteller über Kriegskunst).
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ich zunächst auf dio Arbeiten Virchow's verweisen, welche auch hier fördernd gewirkt haben. Die werthvollen Arbeiten V-irrlmv's über den Hot: sind in seiner speciellen Pathologie (II. Band. l.Abtb. S. 400 u. f. 1855) und in seinen Vorlcsuni/m iihcr dir krankhaften Qeschtoülste (II. B. S. 543, 1864/65) niedergelegt.
In seiner speciellen Pathologie schreibt VircJmo, dass er nach ziemlich zahlreichen Untersuchungen der Rottlmoten dieUoberzeugung gewonnen habe, dass sie wesentlich mis einer gelligen Wucherung bestehen, und Seite iVtT im II. Bd. der Geschwülste sagt er, dass die Localaffecte der RotelcranltJieit wesentlich neoplastiscJie Bildungen sind, welelie aus einer Wncherung des präexistirenden Gewebes her­vorgehen, dass aber gelegentlich auch einfach entniinäliche mnl seihst exsudative Formen vorkommen.
Seitdem Virchow dieses gesagt, hat, stimmen in der Hauptsache mit ihm fast alle Forscher überein, und mit Recht, soferne sie Virehow's Angaben nicht auf die Ijungen bemieJien, da hier es sich, wie ich im Folgenden geigen werde, in erster Linie lediglich um cntziindlichr Processe handelt, die allerdings gu entgündlichen Neu­bildungen wie jede andere Entgündung Veranlassung geben können.*)
Ich glaube mich kaum zu irren, wenn ich sage, dass die ent­zündlichen Processe beim Kotz allenthalben mehr in den Hinter­grund — und zwar zum Vortheil der Rotzneubildung — gedrängt, worden sind, als es hätte geschehen dürfen; denn die ersten Vor­gänge heim Rotz sind doch vorzugsweise entzündliche und beim
*) loh kunn niclit iimliin, hiev schon auf die Aolmlichkcit dos knotigen Lnngenrotzes mit den sog. Impftnberoeln in der Kaninchenlungc [Klein: the ana-tliomy of the lymphatic .system, II, the limy) und auf dio Fveimlkorperpnoumonio der Kaninchen (Friedländer: Bxperitnentalantersuchnngen über chvonisoho Pneu­monic und Lungenschwindsucht. Virohow's Arch. LXVI1I S. .'!25) aufmerksam zu machen. Die Lungentubercel sind pneuinoniscbe Ilcrdclieii und dio Fremdkörper-pneumonie zeigt central eine kleinzolligc Infiltration und peripher cine translaquo; parente Zone.
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Lungenrotze ist der ganze pathologische Process unzweifelhaft cnf-zündlicher Natur;*) das Rotzvirus mag dor Entzündungsreiz sein.**) Da ich nun gerade im Stande bin, In den Lungen soldier Pferde, die nur am Lungenrote litten, die mt#iinälic]ie Affection nachzuweisen, auf die Uberigens in einer recht guten, nur leider viel zu wonig beachteten Arbeit bisher bereits Eoloff***) und später J. IkncmtV) einen besonderen Nachdruck legte, und da übrigens
*) Beim Lnngonrotze dev Menschen hat man oft die Knötclien für lobnliir-pneumonische llerdchcn erklärt; so z, B, Dr. Klesch oder Kelsch? Kelsch (Koper-torium v. Hering XXXV S.846. Aniialcs de med. vet. Bnuelles 1874^ findet bei Menschen in den Lungen diejenigen Veränderungen, welchen man bei den Haupt-formen der Entzündung (der fibrösen, epithelialen, colloiden und purulenten) be­gegnet; charakteristisch war nur die Association der verschiedenen Formen und das Priidominircn der purulenten Form. Comil u. Kelsch (Rupert. XXXV. S.267, II medico veter. Torino 1874) geben die Analogie zwischen Rotz und Tuberculosis nicht zu. Sie constatiren in (Irr Menschenhniye Udiglidl pimilenle Eiil-.inidiiitij*-herde. Da Beide die Kotztnberccl in der Pferdellinge nicht untersucht haben, so glauben sie, dass sich der Pferderotz vom Menschenrotze dadurch unterscheide, dass beim Pferde Tuberccl vorkämen, beim Menschen aber nicht. Auf den Einfall, dass auch in der Lunge rotziger Pferde nur Entzündungsherde sich linden, ist keiner gekommen. — Auch CarviUe (Eecueil de Mod. vet. par Bouillot V 1868), der einen Fall von acutem Rotze eines Menschen mittheilt, bemerkt, dass sich bei der Section in der Lunge Knoten gefunden hätten, die eiterig infiltrirt und keine Tubercel waren, wie man bei der ersten Betrachtung vermuthet hatte. Die Liingenalveolen waren mit Eiter gefüllt. — C. lässt die Frage offen, ob es sich hier um Rotz handle, und ob bei Uebertragung des Rotzes auf Menschen nicht vielmehr Pyiimio (Biterinfection) entstehe'!' —
**) Ueber die Rotzallection in anderen Theilen des Körpers werde ich mich später äussern; ich betone jedoch hier, dass ich die Rotznoubildungen keineswegs leugne, in lt;h'n Lungen jedoch nur als Folge entzündlicher Vorgänge entstehen sehe. ***) Bolo/f, (die Rotzknoten in den Lungen S. 37;i. XX G. und II. Magaz.) sagt: „die Botuknoten geliert aus einer entzündlidien Mewing des Lmigenparenr eltyms lierntr, welche zur Schwellung und Wucherung desselben, und zur Bildung zahlreicher zelligcr Elemente führt. Der Process gleicht einer circumscriptcn Pneumonic.
t) •/. Hemmt, (Sür les lesions anatomiques de la morvc equine, aiguö et chronique. Compt. rend. 1875. S. 411) schildert die Rotztuberccl als kleine um einen Bronchiolus gelegene, acute Entzündungsherde, welche eine hiimorrhagische Umgebung hätten, central aber im Verlauf verfetteten und verhärteten, während in der Peripherie eine chronische interstitielle Pneumonic sich entwickle.
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die pathologische Anatomie des lAingenrotnes häutig nur so en imssant behandell wurde, so will ich zunäcbsl über die oben angedeuteteu Veränderungen in der Lunge rotziger Pferde sprechen und dabei, um Missverständnissen vorzubeugen, auf die Arbeiten verdienstvoller Forscher — welche meistens Deutsche sind — hinweisen.
Bei der Betrachtung dir Lunge rotmiger Pferde findet man, wie oben bereits gesagt, in derselben zuweilen keine pathologischen Ver­änderungen, während doch anderwärts, namentlich in der Kaue, solche sich in oft höchst reichlicher Anzahl nachweisen lassen. Das Umgekehrte kann aber auch vorkommen; man findet nament­lich Iceine loeitere Sjmr vom Nasenrotz, als die Erscheinungen eines mehr oder weniger intensiven, zuweilen kaum merklichen Nasen-katarrhs und die Lungen sind trotgdem mit verschieden aussehenden Icrankhaften Veränderungen, öfters sogar/mmlich reichlich, durchsetzt.
In jenen Füllen, in welchen ich die Lungen krank linde, sind die Bronchialdriisen häutig geschwollen, und steht somit diese Drüsen­schwellung zum Lungenrotz in demselben Verhältniss, wie die Schwellung der Kehlgangsdriisen (glandiilae submaxillares lympha-ticae) zu dem Nasenrotz.
Mit diesem Gesagten will ich jedoch keineswegs darthun, dass Nasenrote und Lungenrotg als zwei verschiedene Eotzformen auf-gofasst weiden sollen: ich stehe hier ganz und gar auf altem Boden. Nase und Lungen sind lediglich Prädilectionsstellen, auf welchen sich die Rotzinfection vorzugsweise gerne äussert; die Drüsen­schwellungen werden seeundäre Processe darstellen.
Der Lungenroti tritt Beobachtungen zur Folge in verschie­denen Formen auf, die aber in ein und derselben Lunge zugleich vorkommen können, nämlich als Knoten (nodl — tubera—tuber-cula), meinetwegen als Botütubercel, und als diffuse liotz-Erkrmiknng des Lungengewehes. Bei beiden Formen geschieht es, dass sie, wie in der Nasenhöhle, zur Ulceration, d. h. zur Bildung von Botege-schivüren führen.
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Man ist in der letzten Zeit ausserordentlich ängstlich, das Wort: „Ihtbercelquot; zu gebrauchen, well man immer fürchtet, esmöchte dadurch oine Verwechslung mit jenen menschlichen Tuberceln ein­treten, deren feineren Hau etc. man seit Lännec immerfort anders präcisirte, ohne — (li(^ Herren Pathologen \vt)lleii mich entschuldigen — sicher /u sein, dass nunmehr mitraquo; der centralen Biesemelle der Nagel auf den Kopf getroffen sei.*)
A ueli ieli finde diese Biesen/nellen, aber zuweilen an ganz eigeii-thümlichen Orten und scheinbar in einer eigenthümlichen Function.
Wer die Uiesenzeilen studiren will, dem empfehle ich, sich Präparate von perlsüchtigen Thieren zu verschaffen, und von diesen namentlich die dickschwartigen Auflagerungen, wie sieli solche häufig aal den Herzen finden, zu untersuchen.
Schon früher wurde die IPerlsucht mit der Tuberculosis iden-tifleirt, obgleich immer auch eine lebhafte Opposition bestand. llrchow, Förster u. A. hielten die Perlsucht für ein Lympho-Sarkom, und auch ich muss gestehen, dass ich mich dieser Auffassung hin­neige, obgleich ich in dieser Frage selbst noch keinen festen Stand­punkt einnehme; es genirt mich nur noch der Anhang an dem „Lymphe,quot; also das „Sarkomquot;.
Seitdem Schüppel**) die Identität der PerlsucM mit der mensch­lichen wirlclichen und wahrhaftigen Tuberculosis nachgewiesen zu haben scheint, stehen allerdings alle besseren Pathologen zur An­sicht Schüppels etc. Doch mag nun die Sache sein, wie sie will,
*) Ich habe schon an einem andern Orte behauptet, dass die Biesenzellen durchaus nichts Charakteristisches für den Tuberool seien. Dieses behauptet gegenüber SeMppel, Köster, Buhl neuestens neben Anderen auch Babl (das (Jranulationsgewebe und seine Bedeutung für die Scrophulosis: Mod. Jahrb. von Slriclicr 187(i. S. 157 u, 105), indem er sagt: „Ihnen kann somit Keinesfalls die Bedeutung eines speoiflsobon Qowebselementes des Miliartuberccls zukommen. — Die Biesemetten .sind keim: speeifisclien Oewebselemmte den Tubercels.
**) Schiippd: lieber die Identität der Tnbeveulose mit Perlsucht. Vivchow's Arch. LVI. S. 38.
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auch ich hoffe In dieser Frage ohne Voreingenommenheit noch Posto fassen und mir die nöthige Klarheit vorschaffen zu können.
Betrachten wir also von der dickschwartigen Neubildung auf dem Pericardium, uamentiieh auf der visceralenPlatte desselben, die keine Spur von Tuberceln darbietet, sondern eine homogene, — nielit ganz geeignet „spcch'uf- genannte -raquo;- Schwellung des Pericards darstellt, kleine Schnittchen unter dem Mikroskop, so findet, man Stellen, in welchen unzweifelhaft eine Lockerung des Gewebes, ein Zerfall sich einstellt. Diese Stellen sind es, in welchen man 10—30 Biesenzellen und oft noch mehr in allen Grossen findet, wie sie sich ans den Sim­peln, embryonalen Zellen im Bindegewebe bis /u jenen Formen heraus­bilden, die uns Langhans*) als bemäntelte Zellkörper geschildert hat.
Wenn ich diese Zellen nun in verschiedenen Erweichungsherden wiederfinde, wenn uns dann KöHiker**) die Riesenzellen als Osteo-klasten d. h. als die Zerstörer bereits gebildeten Knochengewebes kennen gelernt hat, wenn man selbst auch an der centralen Demar-cationslinle menschlicher, in Erweichung begriffener Tuberceln zu­weilen grössere Zellen (die Zellen von epithelartigem Charakter der Autoren) ähnlich wie die Osteoklasten im Knochen angeordnet, findet. Zellen, die in ihrem Wnu an die Riesenzellen erinnern, so darf man doch auch daran denken, oh denn diese Riesenwellen nicht die Aufgabe halten, das vorhandene Gewebe m aerstören, zu ideeriren***)? Die Riesenzellen sollen sogar — nach Angabe; Anderer — Bacterien
*) Langhans; üeber Riesenzollen mit wandständigen Kernen in Tuberceln etc. Virchow'a Arch. XLFI. S. ti.
**) Kollikrr: lgt;ie normale ßesorption des Knochengewebes und ihre Bedeutung für die Entstehung der typischen Knochenformen, 1873.
***) Allerdings kann man sich auch umgekehrt vorstellen, und es wurde dieses ja auch bereits behauptet, dass durch irgend eine chemische Umsetzung im Qewebe oder der GewebsflUssigkeit, durch welche die Maceration (Ulceration) des Gewebes entsteht, eine Irritation auf die naheliegenden lymphoiden Zellen in der Kichtung ausgeübt wird, dass sich dieselben in Folge dos Reizes vergrössern und zu Riesen­zollen werden 1 -
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enthaltenl — Wo aber Bacterien sind, kann da nicht überall Er­weichung — Zersetzung entstehen? —
Wenn ich nach dem heutigen Stande unserer Wissenschaft die Bedeutung der Myoleplaques durchaus nicht, verallgemeinere und also nicht sage, dass dieselben für die Erweichung nothwendig seien, so kann ich mich von dem vorhin ausgesprochenen Gedanken doch nicht trennen und eben deswegen charakterisire ich den Tuborcel auch nicht, durch die Uiesenzelle.
Es scheint übrigens, dass auch Andere eine ähnliche Auffassung, wie ich, von den Riesenzellen haben; so sagt z, 15. //. Beigel:*) Es scheinen demnach diejenigen Beobachter der Wahrheit am nächsten zu stellen, welche für die Riesenzellen verschiedene Ursprungsquellen in Anspruch nehmen, und vielleicht hat die Annahme die grösste Berechtigung, dass jede Zelle unter günstigen Verhältnissen zu einer Riesenzelle degeneriren kann. Von den Zellen der Knochen, des Rückenmarkes, des Tubercels, der Wand der Blut- und Lymph-gefässe, von den Epithelzellen und den Geweben verschiedener Neoplasmen ist dieses bereits nachgewiesen, und es scheint, dass die Degeneration nortnediter in Riesenmellen dort begünstiget werde, tea entweder ein raseher Aufhau oder ein rascher Zerfall von (ieweben oder beides mgleicli vor sich gellt. Auch Giovanni Weiss aus iadna fand in Lymphdrüsen, welche keine Spur von Tuberculose wahr­nehmen Hessen, Miesengellen im solchen Stellen, n-o das Parenchym tiefe regressive Veränderungen zeigte, und er muss das letztere speciell betonen, weil es mit den Befunden in einem anderen Fall (Periadenitis mit miliaren Abscessen im Parenchym der Inguinal-drüsen einer Syphilitischen) und mit den von ihm angestellten Ver­suchen übereinstimmt. (Virchow's Archiv LXVI1I S. ö!): lieber Bildung und Bedeutung der Riesenzellen etc.)
Freilich wohl kommen in eienüich.jungen menschlichen Tuberceln
*) Beigeh. Zur Pathologie dor Blumenkolilgewäohso, Vlrohow's Arch. LXVI. S. 488.
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centred RiesenzeUcn vor; auch ich habe solche oft genug gesehen und will nicht darüber rechten, welche Bedeutung die /eilen in diesen Füllen haben und gebe mich vollkommen damit zufrieden, wenn man diese Tubercel „Riesma/ellentubercelquot; zu nennen beliebt, etwa wie man auch von einem Biesonzellensarkom spricht.
Spricht man aber einmal von liiesmzellen-Tuherceln , so muss es auch gestattet .sein, von noch anderen Tuherceln zu reden, so #9632;/.. 15. von Wurmtuheixeln (tubercula verminosa), die in den Schweins­lungen nicht selten sind u. dergl. m. Unzweifelhaft entspricht diese Auffassung auch am meisten dem natürlichen Gefühl tier Aerzte und ist dieselbe auch durch die Geschichte sanetionirt; denn die alten Griechen und Homer verstanden unter Tuberceln ((pvfiara) sicherlich nichts anderes, als Knoten oder Knötchen überhaupt, und heute noch nennt jeder practicirender Arzt kleine Knötchen, die er /.. Igt;. in der Lunge findet, Tubercel und fragt hintennach erst, was sind das für Tubercel? — Sind es (buch Kmbolie entstandene Knoten, sind es durch Staubinhalation zur Bildung gekommene Knoten (l'neu-monokoniosis), sind es Bronchiektasien bronchopneumonische oder peribronchitische Knoten, sind es lobullir-pneumonische Herde, sind sie durch Infection oder durch ein anderweitiges Irritament ent­standen, sind es Uotetubercel etc. etc.V
In diesem Sinne und nicht in dem BuhVs (Lungenentzündung, Tuberculose etc. S. 124), der den Pferderotz für eine „ausgesprochene Miliartiibermlosequot; hält, spreche ich also hier von liotztuberceln, und zwar des Herkommens und der Bequemlichkeit wegen, wenn auch in Opposition zu einer lleilie pathologischer Anatomen.
Was die menselüiclien Tubercel für Gebilde sind, kümmert uns hier nichts, vielleicht sind diese Tubercel erst rechte Leukocvtliome, deren Tubercelforni eine mehr zufällige durch das präexistirende Gewebe oder durch die Art und Weise des Reizes bedingte ist, und wird man überhaupt noch mannigfach verschiedene Ansichten über Lymphome, Tubercel, Perlsucht, Kotz und dergl. hören, wenn man
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sich gewöhnt, das Bindegewebe für etwas mehr zu halten, als für ein „JBinde'Getoebequot;, nämlich für riven Abschnitt des lympliatisclicn AppaTates im nderJcorper*
Die Botztubercel Icommen in der Lunge sehr häufig vor. Die seit vielen Jahren erscheinenden Berichte über das sächsische Veterinärwesen bringen allein schon zahlreiche Beweise dafür bei; ferner fand z. B. Bagge unter 107 Pferden, die wegen Rotz und Rotzverdacht getödtet wurden, hei 53 lediglich LungenroU und .'il erschienen gesund. Da man aber auch nicht, mit Unrecht annehmen kann, dass ganz kleine, im Lungenparencbym zerstreut sitzende, noch rothe Knötchen häufii;- bei den Sectionen übersehen werden, so dürfte allerdings die Zahl der Rotztubercel in den Lungen eine noch merklich grössere sein, als gewöhnlich angenommen wird.
Gerlach glaubt, was übrigens auch Böll hervorhebt, dass die Rotztubercel in der Kegel erst später eintreten. Bei aeiUer Eni-wicMung des Botzes können sie aber auch sehr früh entstellen, so sah sie Gerlach*) schon 8 Tage nach einer intensiven Infection neben grösseren Knoten und in einem zweiten Falle 3 Wochen nach der Infection. Auch Virchow (dessen Geschwülste II. S. 560) ist derselben Meinung, wie Gerlach, denn er glaubt, dass das regel-mässige Ende der rotzigen Pferde durch Lungenrotz (Metastasen?) herbeigeführt werde und diese Metastasen zuweilen sehr schnell auftreten.
Ich habe ein Pferd auf die NasenscMeimhaut geimpft, nach :'gt; Tagen inir das Thier exquisit roteig und als es dann s Tage nach der Impfung getödtet wurde, finden sieh in der Lunge die fraglichen Ttotättibercel,
Hering**) sah bei Pferden nach Transfusion vonBlut rotmiger Pferde
*) öerlaeh: Die Botzkrankhoit, 8. H8 des Jahresberichtes der Hannöv. Schule 1HIJ8.
**) Die von Hering angestellten (! Versuche hatten eine zu kurze Beobach­tungszeit (7—20 Tage) und ist daher damit die Frage, ob Rotzblut in die Cir-culation gesunder Pferde gebracht, anstecke, nicht entschieden. (Report. XXXII. 20.)
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einige Tage nach der Operation zwar auch Tubercel ilaquo; der Lunge;
es imiss aber doch dabin gestellt bleiben, ob es sieh hier um Kotz-tubercel handelte; denn es ist auch möglich, ja sogar wahrscheinlich, dass im concreten Fall lediglich embolische Herde zur Entwicklung kamen, wie wohl auch in,jenen Fällen, in welchen man Pferden gesunden Eiter in die Venen injicirte, und Knoten und Vereiterung in den Lun­gen erzeugte. Letzteres ist bekanntlich ein Experiment, welches von französischen Veterinären*) wiederholt angestellt wurde und zu
*) Die von Benatdt und Boulcij angestollten Versuche sind folgende: Eine
Stute, welche an einer Kraetur des Hüftbeins seit einem Monate im Tliierspital der Älforter Schule stand, wurde Kiter von einem gesunden Pferde, das englisirt worden war und von einer Stute, welche wegen Schultcrlahniheit ein Haarseil auf der Schulter hatte, mit dem Adertriehter in die Vena jugularis sinistra gespritzt. Der Kiter war vorher mit Wasser verdünnt und die Mischung liltrit. Das trübe Kiltrat wurde erst injicirt.
Die sofort eingetretene Aufregung in der (iefiissthiitigkeit und der Respiration legte sich bald wieder; Abends frass das Thier sehr gut. — Am andern Tage waren die sichtlichen Schleimhäute gelbröthlich gefärbt, das Thier laxirte. Am dritten Tag fand man die Erscheinungen einer Entzündung der Respirationsorgano, sehleimigen Naseuausfluss, Geschwulst der liiutcrn Extremitäten, des Euters und der Scham, Wurmheulen an der r. h, Kxtrenutät, Schwellung der Kehlgangs-driisen, Zunahme des Klebers und am i). Tage Pusteln auf der Nasenschleim­haut, welche theils geschlossen blieben, tbeils sich öffneten n. Geschwüre mit blauröthliehem, höckerigem Grund und ödematösen Rändern bildeten; diese Pusteln hatten einen hyperämischen Hof. Wurmheulen fanden sich am Kopf, Hals und an den Seitenflächen dos Rumpfes. DasAthmeu war hörbar, die Anschwellung der Küsse enorm. Puls kaum fühlbar; Abends ist Patient todt.
Bei der Section fand man die Schleimhaut der Nasenhöhle cyanotisch; auf ihr sah man zerstreutsit/.ende tnbercehlhnlidie Körperchen und marnKinihnlieb verzweigte gelbliche Zeichnungen; in den Nebenhöhlen der Nase gelbliches Serum, die Schleimhäute hyperämisoh, Die Lunge war voller Knoten, die beim Durch­schnitt theils Anhäufungen schwarzen Blutes darstellten, theila einen käsigen oder eiterigen Inhalt hatten. Die Lymphdrüsen und das subcutane Hindegewebe der Gliedmassen waren ödematös; die Beulen bestanden aus verhärtetem Binde­gewebe und hatten im Innern einen eiterigen Kern.
Mit dem Naseuausfluss dieser Stute wurde ein an Carlos dos Hufbeins leiden­des Pferd und zwar '2 mal in zwei auf ciiuiuderlolgenden Tagen am Rande der Nasenlöcher geimpft. Nach Verlauf von 14 Tagen fand man alle Zeichen des malten Rotzes, und wurde dieses auch durch die Section bestätigt.
Bemerken muss ich nur, dass man um diese Zeit (1810) über die Coutagiositüt des Rotzes in Alfort noch gar nicht einig war und selbst noch Versuche gemacht
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der Behauptung Veranlassung gab, dass durch Injection run ge­sundem Eiter in die Venen Jlots erzeugt werden kiintie.
Ich fand ferner diese Tubercel wiederholt bei solchen Pferden, welche mit rotzigen zusammengingen, und die deshalb nur für ver­dächtig erklärt werden mussten; denn während des Lebens konnte kaum ein auffallender Nasenkatarrh, noch weniger aber konnten charakteristische Rotzerscheinungen constatirt werden. Nach der Tödtung dieser Thiere fanden sich aber — und mehrmals nur in den Lungen — diejenigen pathologischen Veränderungen, die man in den Lungen rotziger Pferde anzutreffen pflegt und darunter in einem Falle dieselben sogar in sehr auffallender Grosse und Aus­dehnung,
Aus den mir zur Disposition stellenden Erfahrungen und Le-obachtungen glaube ich somit schliessen zu dürfen, dass pathologische Veränderungen in der Lunge rolsiger Pferde sich öfters sehr frühe und vielleicht luiufig sehr rasch entwickeln, für welch letztere Tbat-sache übrigens auch die Erfahrungen Anderer (vergl. oben Gerlach) sprechen; in ersterer Beziehung stimme ich aber Jenen bei, die da
wurden, welche ilio Ansteokungsfiihigkeit des Rotzos eniütteln sollton. Wie aus dem Borichte der Alforter Schule (1839—40) zu cntiielimen ist, wurden diese Ver­suche wioderliolt; es wurden jedoch nicht, alle Pferde rotzig! — Einige Pferde waren noch nach 16'Tagen vollkommen gesund; andere starben unter den Er-scheinungen des aeuten Uotzes nach 10 bis 20 'ragen. Mit dem Nasenausfluss dieser Thiere wurden andere geimpft, und brachte derselbe bei den Impflingen den aouten Kotz hervor. — Audi einoni Hunde wurde Eiter injizirt und dieser dadurch rotzig. — Diese Versuche sind zwar ausserordontlich interessant, gestatten jedoch keinen festen Sclilu.ss, da es gerade in Alfort leicht möglich sein kann, dass die benutzten Pferde an und für sich schon rotzig waren. (Kecueil de Med. vet. prat. 1840-)
Auch ein von lAaulard gemachter Versuch (Herings Beport, XXIV. S. 258quot;) ist aus gleichem Grunde mit der grössten Vorsicht aufzunehmen u, ein Vorsuch von Laisni (Clinique vet. p, Leblanc 11. 403. — Herings Report. XXXII. S. 18) beweist für den Rotz gar nichts. Infusionen von Eiter in das Blut gesunder Pferde, die Hering in Stuttgart ausführte, erzeugten nur raetastatisohe Herde (Report, XXXlI. 10.)
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sogen, (lass der Lmic/enrottf ebenso häufig, wie der Nasenrotz oder der Wurm primär auftrete.
N'ini dem Vorhandensein gewisser pathologischer Veränderungen in der Lunge, namentlich von der TSmsteiiD der Ttiiercel die Diagnose; „Eotm quot;der nicht Ttotttquot; abhängig zu machen, ist mindestes ein grober Fehler.*) Ja man kann sogar die Krage aufstellen, oh Bildungen ähnlicher Art, wie die Motgtiibcrccl, nicht auch in der Lunge nicht rotziger Pferde vorlcommen Icönnen?
Selbst mit Beihülfe des Mikroskopes wird es mehrfach uner­ledigt bleiben müssen, ob vorhandene Knoten in den Lungen .Jtotz-tubercclquot; sind; denn wie ich später auseinandersetzen werde, lässt sieb die speeifische Kotznatur der Knöttlien keineswegs weder durch das ihnen unterstellte „besonderequot; Emährungsgefäss, noch dadurch fest stellen, dass die „Rotzzellenquot; gewöhnlich etwas grosser seien, als die „Tubercelzellenquot; und namentlich eine zarte Iiiteirellular-
*) Ich kann nicht ntnlnn hier uine Ansicht zu beiilhion, die von laquo;hier sonst sehr schilt'/.baren Porsönlichkoit in leidenschaftlichei' AVciso vertreten wird. Midi geht die ganze Angelegenheit nichts an und ich treibe auch nicht gerne Polemil;; aber es wird ein Veterinär, über dessen Qualification mir allerdings kein Uitlieil zusteht, gehörig abgekanzelt und doch hat der in Krage stehende Kritiker nicht rocht! Damit die von Letzterem ausgesprochene Ansicht nicht ohne weitere Prüfung in suecum et sanguinom anderer Thicrärztc übergeht, erlaube ich mir eine sach­liche Berichtigung.
Die Trepanation der Stirn- und Kieferhöhlen ist unstreitig bei der Botzdiagnose von nicht zu unterschiltzendem Werthe — oft aber nützt sie in keiner ßiohtuug etwas. Findet mau Verdickung der Schleimhaut oder polypöse Excrescenzen in den Höhlen, so ist damit noch lauge nicht gesagt, dass ein solches Pferd auch rotzig sei; denn die polypösen Excrescenzen und die Schleimhautscliwelluiig sind nicht seilen eine Folge chronischen Katarrhs und haben gar nichts mit Rotz zu thun, so verdächtig eine solche Schleimhaut auch aussieht. Ich habe die (Jober­zeugung, dass viele solche Pferde mit Unrecht für rotzig gehalten werden. Hie Entscheidung, ob Rotz oder nicht, ist übrigens auch auf dem Sectioustisehe nicht immer leicht; muss von weiter eingehender Untersuchung Umgang genommen werden, so kann oft nur die Im|ifung entscheiden, die — mit Vorsicht ausgeführt — selten bei Pferden versagt, was hingegen hei Schafen, Hunden und Kaninchen meinen Erfahrungen zur Folge gewöhnlich geschieht, Bezüglich der Kaninchen hat Bollinger allerdings eine andere Meinung.
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Substanz haben, die bei den Tuberceln (Tubercelzellen?) fehlt; denn da es ebensowenig speciflsche Rotzzellen, wie Tubercel- u. Krebs­zellen jiibt. so siebt, man daraus das Hinfällige der Annahme: ..aus dem Aussehen der Zellen ihre Specialität erkennen zu wollen.quot; im luitialstadium der Entwicklung und in der Regression befindliche Rotztuborcel sind sicherlich schwer als solche zu erkennen, wenn man sie bloss und blank zur Untersuchung vorgelegt bekommt. Auf der EntwicMtmgshöhe stehende Knoten — so meine ich — haben übrigens ein so cliaraldmistisches Aussehen, dass iinui sie wohl für Jiotztubcrcel erklären kann, denn diesen ähnliche Knotenformen habe ich anderweitig noch nicht entdeckt und darauf mag sich wohl auch GerlaclCs*) Ausspruch beziehen, dass er die Miliartubercel, wie wir sie beim Rotz in den Lungen linden, aussei- der Rotzkrankheit noch nicht gesehen habe.
Bezüglich der sogenannten „LunyctUubercclquot; bei Pferden habe auch ich neben noch anderen besonders einen eigenthümlichen Fall beobachtet, der nur nach zwei gleich interessanten Richtungen hin sich deuten liisst. Ks wurde ein älteres Pferd zu Anatomiezwecken gekauft und wie solches gewöhnlich geschieht, ehe es in unsere Stallung kam. erst festgestellt, dass es an keiner ansteckenden Krankheit leide. Dieses Pferd wurde von mir nicht, weiter beuchtet, zudem da der Wärter, der seit vielen Jahren hier fungirt, auch keine Bemerkung über irgend eine krankhafte Erscheinung an dem Thiere machte.
Das Pferd wurde nach einigen Tagen getödtet und es fanden sich beide Lungen mit einer sehr atisehnlichen Menge bis hanfkom-grossen Knötclien durchsetzt. Auf die mir gewordene Mittheilung über diesen Befund durchsuchte ich alle Theile des Cadavers, fand aber überall nur gesunde Organe und namentlich in den übrigen Prädilectionsstellen der Rotz-Krankheil, also in Nase. Luftröhre
*) Gerlach: Die Rotzkrankheit S. 89 Hanhöv, Uoricht für 1868,
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und Lyuiphdrttscn keim' Spur einer pathologischen Veränderung, ja selbst das Lungengewebe war schon In unmittelbarster Nähe der Knötchen, mit Ausnahme einer geringen Pigmentirung, gesund und vollkommen perraeabel. Diese Knötchen sind ganz identisch mit alten verkalkten Kutzknötehen; sie bestanden aus einem cen-tralen Kalksteinchen, welches in einer dünnen fibrösen Kapsel lag, die sofort in gesundes Lungengewebe überging, In allen den vielen disserainirten Knötchen. die ich so genau durchsuchte, dass ich an hundert mikroskopische Präparate machte, fand ich immer wieder den allen, abgelaufenen Process.
Später fand ich noch zwei analoge Fälle, die ich allerdings nicht so eingehend, wie den ersteren, untersuchte und zwar, weil hier alle mikroskopischen Verhältnisse mit denen des ersteren Falls vollkommen übereinstimmten.*) In einem dieser Fälle fanden
*) Im II. Jahresb, der Hannovorschou Schule 1869 1st Soite 82 einer Zusondung unter der Uebewchrift „Tuhercelpräpamtequot; erwähnt, woloho ineinom Falle sehr nahe stellt, wenn nicht ganz analog mit ihm ist. Thierarzt PetersmlAukoigüusi sandte Lunganstllcke eines nicht rotzigen Pferdes ein, in denen sich kleine ver­kalkte Knoten von Hirsekorn- bis Erbsengrösso fanden. Da die Untersuchung dieser Knoten jedenfalls Qerlach besorgte, so lässt sich nicht annehmen, dass es sich imi verkalkte Rotentionsproducte handelte. — Interessant ist forner ein im XV. Bericht des sächs. Veterinärwesens S. 81 niedergelegter, gleichfalls analoger Kali: „Bei einem wegen Alters getödteten Pferde, das seit 3 Jahren in den Händen des letzten Besitzers und innerhalb dieser Zeit nie krank gewesen war, wurden in der Luuge zahlreiche linsen- bis erbsengrosse, durchgohends bereits verkalkte Tubercel gefunden; nur einer dieser Knoten, der aber auch verkreidä war, er­reichte die Qrösse einer Haselnuss. Ausseräem fanden sich oben in der linkin NasenMMe sioei kleine, vertiefte, stralüenförmige Karben. — Dann gehören hierher zwei Falle, die im KI. Berieht a. d. th. Praxis in Preusson S.22 niedergelegt sind. K. Th. Schwabenberg erzählt: Der erste Fall betrifft ein Pferd, welches bei einem rotzigen stand, später an Elephantiasis Arabum der Vorbrust erkrankte und deshalb getüdtet wurde. Hei der Section fanden sich in beiden Lungen zahlreichelaquo;erMfcic Miliartuborccl, ausserdem aber keine Kotzorscheinungen. Das 2. Pferd stammte aus demselben Poststalle; als dieses, ein 32 Jahr alter Hengst, getödtet war, fanden sich oi den Lungen und in dem einen verkümmerten IJuden mehrere verkalkte Miliartubor-ccl. — Solche Angaben linden sich auch noch anderweitig in der Literatur zer­streut ! —
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sich hirsekomgrosse verkalkte Knötchen in ziemlich reichlicher Menge auch in der Lebamp;i'.
Was ist das, was ich fand? —- Ks sind keine Retentionspro-duete einer ehemaligen lobulären l'neuinonie, wie man sie öfters in der Pferdelunge findet und welche die Form des Infnndilniliinis mit den anhängenden Lungenbläschen mehr oder weniger deutlich zeigen; nein, es sind, wie ich vorhin sagte, wirldiche, verkalkte, den alten Rotuknoten identische Noduli!
Ist hier die Rotzkranlcheit zur Heilung gekommen? — Oder kommen — den Hotzknoten analoge — Bildungen auch ausseiquot; bei der Rotzkrankheit im Lungengewebe der Pferde vor'.-' —
Ich wage hier keine definitive Entscheidung der Fragen, obwohl ich mich der Ansicht hinneige, class es sich in den von mir beobach­teten Fällen in der That um eine spontane Heilung der Rotzkrank­heit bei Pferden handelte.*) Ich denke, dass auch Andere in solchem Falle nicht mit Sicherheit eine Diagnose zu stellen wagen werden.
*) I oh solle gar nicht oin, warum man eine Rotzheilung nicht aiierkennon will; es durfte clorRotz in der That nur eine scliwor heilbare, nicht aber unheilbare Krank­heit sein; der Nachweis raquo;lor gelungenen Heilung rotzkranker Pferde ist nur häufig nicht leicht zu führen, woil uiiiii die (io^onlioliiuiiitung', dus l'l'ord std gar nicht rotzig gewesen, gewöhnlich nicht ontkräftigen kann, Die Heilung der Rotzkrankhoit bei Menschen ist öfters beobachtet worden, Unter den thierärztl. Autoritäten, die über die Zoonosen ein vollgültiges Urtheil abzugeben im Stande sind, steht unzweifelhaft Hmibner zu Dresden obenan und dieser sagt S. 17o seiner Thierheilknnde; „Ks gibt einzelne Fälle, in denen die Heilung erfolgte und /war von seihst oder durch Kunsthülfe Ich seihst (Haubnen habe deren aufzuweisen. Selbstheilung dürfte nach Mauhner (sächs. Vet. Bericht XV. S. 81) namentlich bei einem durchgrei­fend veränderton diätetischen Verhalten (Aufstauung im Schlempestall) eintreten!
Dass auch andere gesehätzte und mwrMssj'jrc Autoren, Aehnliches behaupten, darüber kann man sich iiider thierärztliclieii Literatur mehrfach übeizeugen. obwohl dabei nie zu vergessen ist, dass Angaben solcher gelungener Heilungen immer mit Versiebt aufzunehmen und einer strengen Prüfung zu unterstellen seien! —
Schlicsslich möchte ich bei dieser Anmerkung noch auf die Fragen aufmerk­sam machen, ob Pferde mit lediglich verkalkten Rotzknötchcn wohl noch anstecken können, oder ob sie zur Rotzreoklive neigen? Einige Veterinäre sind der Meinung, dass käsige Lungenknoten schon einen abgelaufenen Rotzprocess in den Lungen anzeigen, l'as ist sicherlich unrichtig, und würde ich ein rotziges Pferd für
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und habe ich somit durch diese wenigen Fälle schon gezeigt, dass man von der Ex-istenn Meiner Knötchen in der Pferdehmge die llol.:-diagnose nicht gerade abhängig machen kann!
Bei Pferden, die wegen Rotzverdacht, oder wegen wirklich con-statirten Rotzes getödtet werden, oder an der Rotzkrankheit (hiluflg in Folge von Septicämie) sterhen, findet man die Lungen wie aus meinen bisherigen Mittheilungen hervorgeht — häufig afficirt. Die Lungen sind gewöhnlich ziemlich ausgedelint, in mittlerer Inspirations­höhe und oherflächlich nur wenig verändert*) — meistens etwas hyperämisch; doch fühlen sie sich derber an, simi schworer und lassen deutlich verschieden grosse, indurirte Stellen, oft nur einzelne Knötchen fühlen, welche mehr oder weniger oherfläelilicli sitzen, oder erst bei stärkerem Durchgreifen der Lunge in der Tiefe gefühlt werden.
Die Zahl der Knötchen ist öfters äusserst spärlicli und es gehört
gebeill nur divnn zu erklären wagen, wenn ich neljon versteinerten Botztuberceln in den Lungen etc. keine einzige weitere verdächtige Erscheinung in dein Thier-körper nachweisen könnte. Auch glaube ich nicht, dass eine starke Bindogewebs-kapscl um käsige Rotzhordchen solche Pferde unschädlich macht, d, h, iiire An-steckungsfähigkeit auflicbt, wie dieses z. 1!. I)o]i. Th. Jimncr annimmt ^Vergl. Mitth, aus der th, Praxis in Preussen X.N. S, 23,
*) Wenn der pathelogisohe Process die Plcurailäche vom Lungenparenchym aus erreicht, so flndet man allerdings zuweilen — aber nicht oft — circumscripto Pleuritis mit eiterzolliger infiltration der Pleura. Zuweilen JüntzUndung mit Neu-bildang auf beiden Pleuren (pleura costalis et pleura pulmonalis); Herr Kreis-thlerarzt Schmidt in Frankfu/ri theilte uns einen solchen Fall mit. Derselbe ist auch in denMittheilvmgen a. d. th, Praxis inPreussen (NeueFolge 1. ]87(J. S. 15.) enthalten. Schmidi fand bei einem wegen Rotz getödtotem Pferde .an der pleura pulmonalis, costalis, phrenica, so wie an dem Pleuraüberzug dos Pericardiums eine grosse Menge gefässreicher Neubildungen, welche theils fadenförmig, theils tingerdick Ubereinandergehäuft, theils fleischig, theils schwammig waren und Miliartuborcel von gelblicher Farbe und fester Consistenz enthielten. Das Qanze bot ein Bild ähnlich der Perlsucht des Rindviehes.
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eine entsprechende Aufmerksamkeit dazu, ehe mau sagen kann,
(lass in dor Lunge keine Tuhereel seien; doch mag die Zahl dieser Tubercel nodi so gross sein, so sind es — worauf aucli schon Bollinger (Zoonosen S. 416) aufmerksam gemacht hat, doch niemals so viele, wie bei der Miliartnhcrcnlosis des Menschen.
In sehr seltenen Fällen fand ich dunkel gefärbte, taubeneigrosse tluctuirende Stellen in der Peripherie je eines indurirten Hofes sitzend, aus welchen beim Einschneiden der dünnen Decke bräunliche Jauche floss. Es sind dieses die Cavernen. wie sie sich in Folge der Itotzulceration in den Lungen entwickeln.
Nach dem Durchschneiden der Lunge constatirt man auf der Schnittfläche wiederholt die in verschiedener Zahl und Grosse vor­handenen Tiibercel in einem mehr oder weniger hyperämischen oder öclematösen Parenchym eingebettet, oder man sieht eine diffuse^ weissliche Infiltration von unregelmässiger Form; findet die Cavernen und auch öfters ein schleimiges Exsudat in der Nähe der Rotz-tubercel oder in dem diffus veränderten Lungenparenchym.
Da es zweckmässig sein wird, die JRotuhibercel gesondert von der diffusen Eot/tverändemng zu besprechen, so werde ich im Nach­stehenden den Lungenrotz nach diesen beiden Richtungen hin be­trachten.
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Die ßotztubercel in den Lungen.
Diese sind KnötcJien von verschiedener Grosse: mikroskopisch klein bis gänseeigross; nur werden die kleineren gewöhnlich Tiibamp;i'-cd genannt, die grösseren scheint Ucrlach nach FiroJioto zum Theil „Botsgewäehsequot; zu nennen. Genetisch sind diese gewöhnlich nichts anderes, als das, was die Rotztubcrcel sind und unterscheiden sich von diesen nur durch ihre (irosse.
Die jungen Knötchen sind von der Consistenz hepatisirten Lungen­gewebes oder der derberer Rundzellensarkome. Die allwjilngstm Bildungen kommen natürlich nur .sehr selten zu Gesicht und sind des­halb von den meisten Forschern*) auch nicht gekannt. Sie sind ausserordontlich klein, oft nur von der Grosse eines ganz kleinen Stecknadelkoiifes (Fig. 1 u. 6); sie erscheinen als leichte Verdich­tung des Lungengewebes, sind schwarz-roth und bilden einen dunk­len Kern (rothe Hepatisation) in einem kleinen hyperämischen Hofe. Beim Durchschneiden fliesst röthliches Serum von der glänzenden Schnittfläche ab. Diese lobulären Knötchen können kaum lange in diesem Stadium der rothen Hepatisation bleiben, denn bei einem Pferde, welches nur 8 Tage rotzig war, fand ich im Centrum schon einen gelben opacen Kern (lobulare gelbe Hepatisation s. primärer Reizungsherd), Fig. 2a. Diese gelben Kerne werden im Verlauf grosser, Fig. 2d. Knötchen, welche sich auf der Höhe ihrer Ent­wicklung befinden, zeigen auf dem Durchschnitt einen rahmigen Inhalt, der von einer verschieden dicken, verhältnissmässig aber ziemlich starken, diaphanen, speckig aussehenden Zone umgeben
*) Ihiuhmr (Thierheilkundo S. 169) fand dieselben bei aentem Rotze, wenn dieThlere sofort getödtet wurdenj er nennt sie rotheTubercel. üebrigenskommen sie auch beim chronischen Rotze vor, wenn auch vereinzelt neben ausgebildeten gelben Tuberceln.
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wird, Fig..'gt;. Manche Knoten, die von einzelnen Veterinären „roihe Tuber-celquot; „Sluittibercelquot; genannt werden, haben cent ml keinen gelben, sondern einen lotlien Kern; es ist dieses die Folge einer kleinen een-tralen lliiinorriiagie Fig. 4; oder es bleibt in dein rutlien Centrum der gelbe Kern erhalten, in Fig. 5, Wird der Knoten älter, so dickt sich der gelbralinüge Herd immer mehr ein, wird käsig Fig. 2c. und dann kalkig, so dass scliliesslich erbsengrosse Steinehen in einer derben
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Bindegewebs-Kapsel eingeschlossen aufgefunden werden.
Wie also im Vorstehenden angedeutet, lassen sich die I!ot/,-tubercel je nach ihrem Alter in ganz junge Bildungen, dann in solche, die in der Blüthe ihrer Existenz stehen und endlich in solche, welche in regressiven Metamorphosen begriffen sind, unterscheiden.
Die nicht ganz jungen Bildungen, die aber noch nicht auf der Höhe ihrer Entwicklung stehen, charaktcrisiren sich durch ver-schiedengvosse, meistens erbsen- bis haselnussgrosse Verdickungen des Lungengewebes, welche in Form von Knoten schon mit den Fingerspitzen gefühlt werden können. Diese indurirten Stellen liegen unter der Pleura, mitten im Parenchym, nächst den Bron­chien: kurz an den verschiedensten Stellen in der Lunge und zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie keine scharfe, peri-pherische Begrenzung haben, sondern sich allmählich an einzelnen Stellen strahlenförmig ins normale Lungenparenchym verlieren.
Durchschneidet man solch eine ungieielnnässig und undeutlich begrenzte indurirtc Partie d. h. also ein Knötchen, so constatirt man eine, öfters zwei, drei und noch mehr ccntrale Stellen, in welchen das Parenchym nur oft stecknadelkopf gross einen gelblichweissen Farbenton zeigt, eine glatte, gleichmässige Schnittfläche besitzt und etwas brüchig erscheint, während in der Peripherie dieser centralen gelblichen Herde sich eine intensive Hlutrötlie (Hyperämie) findet (vergl. Flg. '2. a u. b).
So wechselvoll dieses erste Bild, — wie bereits gezeigt, — sich auch gestalten kann, so bleibt es in der Hauptsache sich aber doch
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immer gleich, Ich halte diese Bildungen, die man am besten jetzt seilen „lohnlär-pneumonische Herdequot; nennt, mit für die ersten An­fänge der ßotzknoten in den Lungen, welche ans den rothen Knöt-eiien (Fig. 11 sicii bilden, Sie sind von einigen Forschern erwähnt und richtig gedeutet worden. Ks sind dieses wahrscheinlich auch dieselben Knötelien, von denen Ttoloff sagt, „dass man in der Mitte der kleinen trüben Flecke gewöhnlich einen matteren, gelblich er­scheinenden Punkt (primäre Reizungsstelle) entdecktquot;, und sind frühere Bildungsstadien Jener, von denen BolUngeraquo;' schreibt, dass sie im Anfang aus einem trübweissen oder weisslich gelblichen punkt-fönnigen (entrinn bestehen, dessen Umgebung von einer mehr grau durchscheinenden Zone, eingeschlossen von einem rothen. entzünd­lichen und hyperämischen Hofe, gebildet wird.
Bei der Betrachtung der Schnittfläche dieser Rotztubcrcel muss man aber doch immer recht vorsichtig sein, um nicht durch irrige Bilder zu falschen Schlüssen veranlasst zu werden : denn führt, man z. !!. den Schnitt nicht durch das eigentliche Centrum des Knötchens, sondern wird derselbe sagittal geführt, so bekommt man vielleicht die roth hepatislrte Partie (z, B, von Fig. 2a), oder bei etwas älteren Knötchen die graue diaphane Zone der Figuren '6 oder 4 ins Centrum und kann so dahin gebracht werden, das oft mikroskopisch kleine Segment der nitli hepatisirten oder der diaphanen Zone noch für den Anfang der fraglichen Rotzknoten zu halten. Ich mache absichtlich auf diese Sache aufmerksam, weil es mir scheint, als oh einige Forscher in diesen Fehler verfallen wären. — Wir sehen in dem centralen, gelblich weissen, glatten, brüchigen Kern bereits ein Höhestadium der Entzündung; es handelt sich hier unzweifelhaft um eine lobulärpneuraonische welsse oder gelbe Hepatisation.
Diese Stelle ist der Angriffspunkt des Rotz.contaginms; hier wirkte dasselbe als Reiz und bedingte die Pneumonia lobularis malleosa.
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Im Folgenden nenne Ich diesen gelben, trüben Punkt im Centrum des üot/tubereels: „den primären Beigungsherd oder die primäre BeimngssteJle,quot;
In der kleinen Figur 6*) sehen wir ein Bild in natürlicher Grosse; es ist dieses die Schnittfläche durch ein kleines jüngeres Rotzknötchen. .Man erkennt darin drei Meinere nmdliclie Figuren, welche drei primäre Tteimngsstetten sind, auf welche das Rotzcon-tagiura als Entzündungserreger wohl zuerst wirkte: denn hier ist derEnteündungsprocess am schnellsten und amtoeitesten vwgeschritten. Der dunklere Rand, welcher die obere Cuinniissur der inneren Knüt-chen überzieht, ist bliitroth gefärbt und von da aus verliert sich eine diaphane Induration allmählich ins normale Gewebe.
Fig. 7 ist eine instructive mikroskopische Vergrösserung der eben geschilderten Fig. G. In die Schnittfläche fallen die rothe Zone und insbesonders ein primärer Reizungsherd.
Die Beschreibung dieser Figur lernt uns gleichzeitig auch die ersten pathologischen Vorgänge kennen, welche das Rotzcontagium in den Lungen erzeugt, soweit natüi'lich, als es mir gelang, dieselben in ihren Anfängen zu ermitteln. UQberall in dem Hilde der Fig. 7 selieu wir noch Lungengewebe, mag es auch stellenweise noch so .schwer kenntlich sein, vorbanden ist es doch; jeder Histologe wird in diesem Präparate den alveolären Bau der Lunge wieder her­ausfinden.
Am undeutlichsten ist allerdings das Centrum (Fig. 7a) und ich läugne es keineswegs, dass mir, gerade weil hier das Bild trüb und undurchsichtig blieb, dasselbe die meisten Schwierigkeiten machte. Dieses Centrum (o) ist der gelbliche primäre Ueizungshcrd; bi ihm sind die elastiscfien Fasern der Alveolarsepta weh deutlich erhalten, das übrige Getvebe ist aber verschwunden und an seine
*) Das Knötohen, aus welchem die Figur entnommen ist, hatte Aehnlickkeit mit dein colorirtou Knötchen Fig. 5.
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Stelle eine Unsumme dicht an einandergebaciener lliimUvllcn, meistens vom Charakter der Eitergdlen, getreten.
In der Peripherie nach oben (b) geht das Gewebe in die makroskopisch hlutroth erschienenen Partien über und nun sieht man liier unter dem Mikroskope, dass diese liöthe von stroteend mit IIInl gefüllten Oapillaren lierriihrt, — In damp;n Maschenräumen mtoteclien ilm Capülarschlingen tinden sich grosse, pölygonede Zellen mit granu-liitein Protoplasma und meistens einem grossen Nucleus mit Nu-cleolus.
In vielen derartigen Präparaten ist es auch zu oft bedeutender UümorrJiagie in dieser hyperämischen Zone gekommen; man findet dann die Maschciiräuine der C'apillarsehliugen und die lamgen-alveolen mit rothen Blutzellen vollgepfropft, letztere häufig in einem tibrindsen Uetieulum eingeschlossen.
Dass diese hämorrhagischen Infarcte zuweilen in der Mitte liegen, zeigte bereits Fig. 4; wahrscheinlich ist in diesen Fällen im Anfange der int'ectiösen Einwirkung eine bedeutende Hyperämie entstanden, welche zur Hämorrhagle Veranlassung gab. Diese Ilämorrliagic bildet einen hämorrhagischen Infarct (rothen oder Bluttubercel der älteren Autoren) und lässt die Umbildung dieser Partie; in die graue oder gelbe Hepatisation, also die Bildung eines gelben, eeutralen Herdes, nicht immer zu.
Nach nuten zu (Fig. 7c) sieht man keine Hyperämie; das Gewebe ist blass, aber hcpullsiii und zwar dadurch, dass dieAlveolen entweder durch grosse polygonale und runde Zellen oder durch deren Zerfallsproducte angefüllt, und die Blutgefässe nieht mehr inji-cirt sind.
Diese jetzt schon mehrfach erwähnten grossen rundlichen oder polygonalen infmalvcolären Zellen verdienen unsere besondere. Auf­merksamkeit, und werde ich deshalb über dieselben einige Bemer­kungen mir erlauben.
Man hält diese intraalveolären Zellen fast allgemein für gc-
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schwollene Epithel- oder Endothelzellen der Alveolen und mag hier die Schwellung durch zu reichliche Aufnahme von plastischer Lymphe
aus den früher liypcrilinisclioii Gcfüssou (Fig. 71raquo;) zu Staude ge­kommen sein. Nach Gerinnung dieser plastischen Lymphe in den Zellen erfolgt deren Abstossung (Desquamation) und das Zusammen­backen, sowie der Zerfall der Zellen. (Fig. 7 bei c).
Aus dem uns vorliegenden Präparate (Fig. 7) können wir nun schliessen, dass höchst wahrscheinlich das Rotzgift an der Stelle, auf welcher es zuerst in der Lunge einwirkte, eine circumscripte Hyperämie hervorruft, dieser folgt dann eine Desquamation der gesehwollenen Epithelzellen, welche die Alveolen ausfüllen und eine begrenzte gelbe Hepatisation bedingen.
Wo der Heiz sehr intensiv einwirkte (Fig. 2a u. 7a), da begeg­nen wir nun in grosser Menge auch den kleinen lymphoiäen Zellen. Woher dieselben kommen, vermochte ich nicht nachzuweisen; ich denke aber, sie stammen nicht allein aus den Blutgefässen, sondern sind zum grössten Theil auch durch Proliferation der lebensfähigen grossen Alveolarepithelien entstanden, von welchen ich glaube, dass sie selbst von ehemaligen Wanderzellen stammen, die durch günstige Er­nährungsverhältnisse nicht nur einen sehr ansehliehen Umfang bekom­men können, sondern zur endogenen Zellenbilduug sich noch mehr vergrössem, deutlich gekörnt werden und dann scldiesslich zu Grunde gehen, wodurch die grossen Kerne frei werden, die sich mit etwas Protoplasma umgeben, lim nun jetzt die kleineu Formen der Eiter­zellen darzustellen.
Ich habe an verschiedenen Orten die Wahrscheinlichkeit aus­gesprochen, dass sich Eiterzellen aus Wanderzellen entwickeln. In meinen Vorträgen: „üebor die Krankheiten des uropoetischen Systems der Hausthierequot; *) habe ich S. 81 in einer Anmerkung darauf aufmerksam gemacht. — In einem Vortrag: „lieber Pyogenesisquot;
*) W. Braumüller, Wien IST*;,
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in dor oberhess. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Giessen (conf, XV. Berichl d, Gesellsch. S. 79) versuchte ich die Bildung der Eiterzellen durch Wanderzellen darzulegen und stützte mich dabei aut' inelirfaclie üntersudumgen und darunter nanieutlieli auf eine solche eines Granuloms, in welchem man zuerst eine reichliche Zelleninflltration und dann eine Schwellung dieser /eilen. Ver­mehrung und Vergrösserung der Zellenkerne und endlich ein Frei­werden der vergrösserten Zellenkerne — der nunmehrigen Eiter-körperchen — constatiren konnte. Später fand ich, dass auch sehr wahrscheinlich in den Endothelzellen (und ich bemerke, dass die Lungenepithelzellen mehrfach z. B. von Buhl*) für Endothelzellen erklärt werden) sieh Eiterzellen endogen bilden. So schabte ich /.. B. in einer Wurmbeule (malleus farciminosus) die innere Wandung ab, untersuchte die abgeschabteMasse unter dem Mikroskope und fand neben reichlichen Eiterzellen gi'osse granulirte Zellen und noch grössere, in denen ich aber bis gegen 15 Eiterkörperchen zählte. Ich bin ge­neigt, diese grossen Zellen für Lymphgefässöndothelien zu halten.**)
*i llnlil: Lungonentzündnng, Tuberculose und Schwindsucht. München 1873, S. 5.
**) Ans mehrfachen Befunden in jungen Wurrabeulon der Haut erscheint es mir nicht unwahrscheinlich, iluss hier die Entzündung von der Innenhaut der Lymphgefftsse ausgeht; die Lymphgcfässe erscheinen circumscript erweitert und in diesen ektatiselien Herden findet man central Kiter, periphorisch die grossen Mutterzellen gelagert.— Die Luugenalveolon sollen uach der Ansicht verschiedener Autoren Lymphräwne mit Endothelauskleidung sein. Diese Endothelien tvon mir gewöhnlich als geschwollene Bpithelion bezeichnet) geben in den centralen Rei­zungsherden mit den im interalveolären Qewebe angehäuften Zellen zur Bildung des Eiterherdes in den ßotztubcrkeln Veranlassung! — Die BicfcHgkeit (lieser Aiisdumimii vorausgesetzt, wäre sicherlich hier eine Analogie zwischen deuBotztuberceln in den Lungen und der Nase und den Kotz-Wurmbeulen in der Haut zu suchen. Ja selbst zur Erforschung anderweitiger Zustände (käsige Pneumonie bei Tuberculosis und bei Perlsucht) dürfte hier ein Weg vorgezeigt sein, namentlich unter Beach­tung des Umstandest dass die Alveolen in offener Communication mit den Lyraph-bahnen stellen. — Veränderungen, welche man in den Lyraphbahnen rotziger Pferde nachzuweisen im Stande ist, dürften ebensowohl primäre als auch seoun-diire Frocesse darstellen; letztere (die last allgemein behauptet werden) scliliessen die ersteren (primäre Processed keineswegs aus.
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Volkmann und Steudenw*) behaupten allerdings, dus.s eine endogene Zellenbildung dadurch vorgetäuscht werden könne, dass kleinere Zellen (Eiterzellen) sich in grössere hineindrllcken und von ihnen umwachsen werden. In den obigen Fällen konnte ich jedoch nirgends die üeberzeugung gewinnen, ilass es sich liier um ein Hineindrllcken in grössere /eilen handelte; denn einmal fand man Mutterzellen in Regionen, wo weit und breit keine kleineren (Eiter-) /eilen zu entdecken waren und dann trat namentlich in dem he-i'oits erwähnten (iranulom einer Kuh die Umbildung von Wander­zellen in immer grössere und grössere und endlich in Mutter- und Eiterzellen schichtenweise so regelmässig auf, dass jede andere Annahme, als die der endogenen Eiterbildung etwas Gezwungenes wäre. Die endogene Bildung des Eiters ist dadurch übrigens durchaus nicht über Bord geworfen, wie das wohl ans den Mittheilungen von /lulu'. Ttindfleisch, HJberth, Maier, Oser, JKZ06, PiVcÄow u. A. hervorgeht,
Audi mich einer anderen Beobachtung muss ich hier gedenken, liber die ich /war schon in der Wiener Vierteljahrsschrift für wissenschaftl. Thierheilkunde referirte, die ich aber aus besonderen Gründen hier doch in nuee wiederholen möchte.
Ein Pferd, das an Melanosis litt, hatte eine indurirte Pigment­lunge. In dieser Lunge fand man und zwar im interstitiellen, inter-lobuläreu und interalveolären Bindegewehe eine grössere Menge /eilen von derselben Grosse und .Form, wie in dem Melanom, und wie hier, so waren auch die /eilen in dem Bindegewebe der Lunge stark schwarz pigmentirt, d. h. sie enthielten mehr oder weniger reichlich rundliche bräunliehe und schwärzliche Pigmentkörperchcu.
Man konnte mehrfach ganz genau beobachten, dass diese /eilen in präexistirenden Canälen (Lymphbahnen, Spalträumen) sich be­finden; sie lagen häutig in Troupes beisammen oder wohl geordnet eine hinter der andern; sie Hessen sich bis zu den Alveolen hin
*) Mcd. Centralblatt 1868. Nr. 17. Archiv für mik. Anatomie IV, S. 188.
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verfolgen, und so oft ich auch meine Präparate durchmusterte, gewann ich doch immer den Eindruck, als ob diese Zellen in das Innere der Alveolen eindrängen. In den Alveolen fand ich die Epithelien entweder im regelmässlgen Kranze angeordnet, oder den ganzen Raum prall ausfüllend, — alle die Zellen aber waren pigmentirt.
Unter diesen Umständen dürfte nun doch wohl der Schluss, dass die Epithelzellen In die Alveolen eingewanderte, amöboide Zellen seien, nicht zu gewagt sein, zudem, da man ja auch anderwärts analoge Erfahrungen gemacht (Biesiaäecki) und sogar beobachtet hat, dass eigenthümliche lymphatische Knotenräume sich mittelst feiner Cantlle mit dem Lumen der Lungen alveolen verbinden. (Iwan Silcorsliij.)
Sind aber die Alveölarepithelien wirJclich eliemalige Wanäerjaellen, und Jiönnen Wandergellen in sich Eitergellen pi'oducirm, so ist die weitere I-ii/i/rnnii/ auch gerechtfertigt, das* in ÄlveolarejntheUdlen endogen Eitergellen entstehen!
11 i'e nun aber diese sogenannten Epithehcllen aus dem Geivebe in die Alveolen teandern, so können sie auch wieder reu denselben in das Getcche guriicMehren,*) und bei wenig Raum und unter
*) A. r. Ins: Experimentelle Untersuchungen über Kieselstaubinhalation, Dissertation, Bern t87G,
llii/d a a. 0. S. 20 sagt golegentlicli dor Staubiuhalatious-Krankheiten (l'neiiinoMükoniorteiO: „Körperchen wie von Kohlen- iüson- Kiesel- Kalkstaub etc, werden jedoch nicht bloss von den oberflächlichen Zellen, sondern auch vom Lun-gengewebe selbst, seltener vom Laryngoal- und Ui-onclualgewcbe aufjronoinmen
(ein Vorgang, den zu erklären na.....ntlioh im Lungengewebe bei meiner Auifassung
der Alveolen als Lymphräume nur keine Schwierigkeiten stösst); sodann werden dieselben durch die Gewebsliüssigkoit quot;der die beweglichen Zellen weiter trans-portirt, um unterwegs oder an entfernten Theilen abgelagert zu werden.quot; —
Gelegentlich dieser Bemerkung möchte ich auf eine Anmerkung Jiuhls 8. 5 a. a. 0. aufmerksam nmclien. Igt;ie oifene Communication der Alveolen mit den Lymphbalmen ist für den respiratorischen Gasaustausch nicht ohne Bedeutung, indem der eingeathmeten I.nlt in der Wand kein absoluter Widerstand entgegen-gestelH wird, welcher nur eine Gnsdiffusion durch die CapillargefiUse ins Blut
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schlechten Ernährungsverbältnissen von Ihrer Wohlbeleibtheit wieder­um elnbüssen.
Sehr wahrscheinlich sind auch die Beobachtungen Slavjanshy's*) didiin zu (leiden, dass die mit Zinnober gefüllten, intnudveolären Zellen (lymphoide und epitheliale) in die Interalveolarsepta zurück­wanderten und dort Zeichnungen bildeten, welche den stein und spindelförmigen Bindegewebszellen ähneln etc.
Ich muss auf diese Verhältnisse später zurückkommen und habe derselben deshalb an dieser Stelle Erwähnung gethan. Ebenso muss ich hier schon vor einem weiteren Irrthum warnen, in den nicht besonders erfahrene Mikroskopiker sehr leicht verfallen, näm­lich unter Umständen einen qncrdurchnittenen Bronchus mit puri-formen Inhalt für einen Uotztubercel zu erklären.
Man findet nämlich gerade in den feinsten Bronchlalästchen rotziger Pferde häufig eine Entzündung mit Bildung eines das Lumen obturirenden zelligen Exsudats. Dasselbe füllt das Lumen prall aus, lässt sich aus demselben als puriforme Materie heraus­drücken, so dass dann eine scheinbar fibröse Kapsel zurückbleibt. (im sich vor Täuschung zu hüten, rathe ich. von diesen Theilen sofort ein Präparat unter dem Mikroskope näher zu betrachten. lgt;t es ein Bronchiolus, so sieht man die glänzende Ringmuskulatur und vielleicht noch ein Knorpelschöllchen in der Nähe; die Muskel­haut ist nach innen mit einer faltigen, flimmernde Cvlinderzellen tragenden Schleimhaut ausgekleidet. Bei in Müllerscher Flüssigkeit zuerst eingelegten und dann im Alkohol gehärteten Präparaten
zuliessoi im Qegentheil es gestattet dioso Einrichtung ein divectea Eindringen der Luft in die ofTonen alveolären Lymphnetze, Wenn man auch die In die Lymphe anfgenommone, weil sogleich an sie gebundene, Luft so wenig, als die im Blute befindliche sieht, so wäre doch das intorlobuläre Emphysem sehr trockener Lungen z, IS. bei der Cholera {toul Einderpest!) nichts anderes, als die in grosser Menge und in sichtbaren Bläschen in die Lymphgefässe eingedrungene atmosphärische Luft. *) Sla/üQamky; Experimentelle Beiträge zurPneumonokoniosis-Lehre. Virohow's Archiv XLVI11 S. 828.
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llbevsieht man diese Verhältnisse so gut, wiv am frischen Gewebe; einfache Weingeistpräparate sind jedoch trügerisch! — Im Lumen des Broncbiolus finden sich dann grosse Massen von kleineren Rundzellen — Elterzellen — angehäuft; nobstdem bestehen an einzelnen Bronchien auch die Erscheinungen einer (rotzigen?) Peri-bronchitis.
Die jüngeren Rofutuhercel sind hantig sehr klein, öfters kann man sie mit Fug und Recht auch „miliarquot; d. li. milium- oder liirse-komgross nennen; im Allgemeinen würde jedoch die Bezeichnung hanfkorn- erbsen- kirschkerngross besser passen.
Es ist ein eigenes Ding mit der Grosse dieser Tubercel; denn sie kann abhängig sein von der Intensität des Reizes (Starke und Menge des einwirkenden Rotzgiftes) und von der Zahl und .Inx-taposition derjenigen Parenchymstellen, auf welche das (litt ein­wirkte.
Ist die Intensität des Reizes sehr beträchtlich, so ist die primäre Reizungsstelle natürlich merklich grosser, ja es kann in solchen Knoten das gelblich weisse Centrum allein die Grosse einer Erbse oder eines Kirschkernes erreichen und ist dann auch der umgehende entzündete und hyperämische Hof verhällnissmassig grosser.
Häutiger scheint es jedoch vorzukommen, dass das Rotzgifl zu gleicher Zeit in unmittelbarster Nähe von einander mehrere An­griffspunkte nimmt, so sind z. 1!. in Fig. 2b zwei, in Fig. 6 drei primäre lleizungsherde nebeneinander. Liegen diese primären Ild-ziingsherde unmittelbar nebeneinander, so kommt es vor, dass sie frühzeitig coutluiren, um einen grösseren, trüben Flecken zu bilden, um welchen herum sich dann j(! nach dem Alter des Knötchens und der llapiditat des Verlaufs lediglich eine hyperämische (Fig.2b) oder zuerst eine diaphane (desquamative) und dann erst eine hyper­ämische Zone anschliesst (Fig. 5 mit jedoch nur 1 prim. Herd). — Liegen die primären lleizungsherde etwas weiter auseinander, so umscbliesst sich jeder mit einer hyperämischen und entzündlichen
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Zone, später COllflulven aber diese Zonen u. 2. :'), 6, 8 und mehr solcher Herde werden dann von einer gemeinschaftlichen rothen oder entzündeten Zone umgürtet und es wird dadurch die oft auffallende Grosse (haselnussquot; his welschnussgross und noch viel grosser) eines Hotztuhercels bedingt. Es entstellt also auf diese Weise wie bei der menschlichen Tuberculose durch Agglome­ration ein grosser Knoten — ein Knötehen-, ein Rotztubercel-conglomeral I
In dem Bilde Fin'. 8, das eine Loupenvergrösserung eines primären Reizungsherdes darstellt, sind die bisherigen Mittheilungen zur besseren Veranschaulichung gebracht, — Wenn man genau zu­sieht, so findet man zwei homogene rundliehe Stellen ziemlich in der Mitte, beide durch eine dunklere körnige Zeichnung (a) von ein­ander getrennt. Das Ganze ist wieder von einer blassen granulirten Substanz (c c) von ziemlicher Dicke umgehen und einige Stellen der Peripherie der Figur haben in einem zarten reticulären Gewebe dunkle Körper eingeschlossen. Auf den zwei centralen, homogenen rundlichen Stellen erscheinen feine Linien dendritisch geordnet. Diese beiden blassen Stellen sind zwei hart nebeneinander gelagerte Reizungsherde; sie bestehen aus dicht aneinander gehackenen Zellen und werden durch einen rothen Infaret (a) von einander getrennt. Es ist unter dem Mikroskope au dieser Stelle (a) nichts weiter, wie rothes Blut zu sehen, dessen Zellen mosaikartig aneiu-under geschichtet sind.
Von dieser Stelle ziehen sich über die blassen centralen Partien
dendritisch angeordnete rot he Aederehen. Es ist diese gauze Partie
zu trüb, um hier deutlich sehen zu können; vergleiche ich aber
dieses Bild mit analogen Stellen vieler anderer Präparate, so glaube
ich mich kaum zu irren, wenn ich diese rothen Aederehen auch
hier für mit rothem Blute gefüllte Gefässchen halte. Man sieht
überhaupt an diesen Stellen gar nicht so selten ohne künstliche
Injection — zuweilen noch mit Blut gefüllte — (lefässe. Ks sind
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dit'si's die \(raquo;\ iiiclircroii Forschern*) den liotztuherceln unterstellten „eigenen Gefüsse.quot;1 Leiseriny**) hat wohl ziiGrsI auf dieselben auf­merksam gemaclit, indem er die Ansicht von Z?alaquo;ü/fec/t***) bekämpft, dass die Rotzknoten in den Lungen aus einer Capillarembolie her­vorgegangen seien. Leiseiiny saf,ft ungefilhr: Rawitsch soll nur Knoten in noch nicht metamorphosirtem Zustande injiciren, an diesen wird er sicli üherzoiigen. dass sie überall, im Centvum sowohl, als in der Peripherie ihre eigenen Gefässe führen.
Obgleich Leisering über die Herkunft dieser Gefässe nichts sagt, ist man doch mehrfach geneigt, dieselben für Neubildungen ZU halten, und scheint auch IhiUukjii- eine (ielassnciihildun.u in die­sen Knötchen anzunehmen; ich schliesse dieses wenigstens aus der Bemerkung, dass derselbe in einem Falle weite Capillaren in natür­licher Injection, strotzend mit Blut geflllit, ungefähr nach Art der neugebildeten Capillaren in Wundgramdationen sah.
Ich halte diese lilutgefässe für prüexistirende Gelnlde; es siml dieselben —wie auch die Blutgefässe in der später zu beschreibenden peripherischen, indurirten Zone — die alten Gefässchen des Lungen-parenehyms, dessen Alveolen im liepatisirten Zustande sich befinden. Das Lumen der Gefässe ist in einzelnen Fällen bei geringem extra-vasculiirem Drucke dem Blute noch zugänglich, später bei Zunahme der Zellenschwellung und Zelleninfiltration im Parenchym gehngt es vielleicht nur noch durch künstliche Injection, diese Gefässe zu markiren; immer aber werden sie endlich verschwinden und in den nekrobiotischen Process des Centrums hineingezogen werden und dann zuweilen auch noch zur Ilämorrluigie Veranlassung geben.
*) De Sylvestri, welcher Rotzknütchen in der Lunge eines Löwen unter­suchte und die erste EntwlcMung derselben nach Art derEcchj'moson fand, unter­stellt hiev „neugebildete Haar gefässequot;, (II Medico veterinario 11. Gtonua 1873/)
**) Leüeringi Znr pathologischen Ana toi nie des Rotzes. Siiehs. Vet Bericht VII, Heft. S. 128.
***) liairilsch: Einige Worte über die Fathogenese der Rotz- und Wnrni-krankhcil des Pferdes. Virehow's Aroh, XXIII. S. 88,
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Schon Hahn in München*) hat in den transitorischen Rotz-neubildungen (Tubercol?) nie andere, als die Gefftsse dos Mutter-bortens gefunden; er steht nicht an, das Verschwinden dieser Ge-t'ässe als Folge des extravascnlären Druckes anzusehen! —
Doch kehren wir wieder zur Betrachtung der Fig 8 zurück, so seilen wir, dass nach oben und unten (von a) sicli die Hämorrhagie verliert. Die mit b bezeichneten Stellen sind Lnngengewebe, in dessen Alveolen eine aus den Epitlielzellen liervorgegangene köi'nige Masse lagert. (Desquamativpneumonie Fig. 9).
Der ursprünglich doppelte Reizungshcrd mit den an einigen Stellen angrenzenden, gefüllten Alveolen (Fig. 8b) ist von einer an kleinen /eilen reichen Schicht entzündeten Lungengewebes Hin­geben (Fig. 8c); bei d ist präexistirendes fibrilläres Bindegewebe und bei b. schliessen sieh wieder die Bilder der Desquamativpneu­monie (Fig. 9) an.
Interessant ist es, wenn man diese primären pneumonischen Herdchen.in ihrer Weiterentwicklung verfolgt und namentlich solche Rotztuberceln, die sieh den jüngeren Bildungen anseliliesscn, untersucht.
Die jüngeren Bildungen sind gewöhnlich durch einen hyperämi-schen Hof, der aber nicht mit einer älteren Hämorrhagie verwechselt werden darf, zu erkennen. Man darf den rothen Hof also nicht auf alle Fälle als Kriterium des Alters der Rotztubercel betrachten, sondern kann nur jene Knötchen für jüngere Bildungen erklären, deren centrale Trübung von einem durch Hyperämie gerötheten Hof umgürtet wird. In der nächstfolgenden Zeit verschwindet die Hyperämie und mir bei stattgehabter Hämorrhagie bleibt noch längere Zeit reticulär angeordneter Faserstoff und rother Blutfarbe­stoff liegen, welch letzterer sich später in schwarzes Pigment um­wandelt.
*) llakn: Die RotzueubildangeQ. Jahresbericht der Müncbener Thlerarznei-
schule pro 1809/70. S. 81.
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Seilen wir von dieser mehr zufälligen und keineswegs uoth-wendigeu Häinorrhagie ab, so können wir als Factmn hinstellen, dass /mUl nach EnttvicMnng des ersten Herdes die Hypet'ämie vw-schtüindet, der primäre Reimunyspunct eine mehr weissliclie Farie he-liommt und um ihn hemm eine derbere diaphane (glasig-speckige) Induration (Fig. 3 dann auch Fig. 4 u. Fig. 5) entsteht, welche durchaus nicht das Aussehen einer Hülle hat, denn sie verliert sich ganz allnüihlich in normales Gewebe.
Unter dem Mikroskope ermittelt man, dass gerade wie der con-trale Reizungsherd, so auch dessen diaphane Zone aus einer Gruppe von Alveolcn besteht, welche mehr oder weniger mit Zellen gefüllt sind. Attaqulrt man den Process ziemlich frühzeitig, so sieht man das interstitielle und interalveoliire (iewebe verbreitert, ziemlich reich an rundlichen und spindeligen Zellen und in den Alvcolen die schon mehr erwähnten grossen polygonalen, reichlich granulirten, gross­kernigen Zellen, über deren Natur, wie ich ja bereits bemerkte, noch so manche Controverse besteht, die wir aber vorläufig noch für das Lungenepithel (Endothel?) erklären wollen. Fig. 10 mag zur Ver­anschaulichung dieser Verhältnisse dienen.
In mehrfachen Fällen wird man jedoch zu bemerken Gelegen­heit haben, dass die derbe und get'ässhaltige Umgebung der pri­mären Reizungsstelle im Begriffe steht, sich in eine bindegewebige Masse umzubilden; das „Wiequot; werde ich im Nachstehenden zu schildern versuchen.
Betrachten wir Fig. 11. so sehen wir die schematische Dar­stellung der Schnittfläche eines Rotztubercels auf der Uiilie. seiner Entwicklung. Ich habe hier ein dunkles Centrum bineingezeiehnet; die hellere Umgebung ist die diesem Knoten eigene diaphane, häutig um diese Zeit, aber schon weissere, weniger transparente, speckige (blutarmen Sarkomgewe.be ähnliehe) Induration, welche sich über das interalveoliire und interlobuläre (iewebe noch etwas erstreckt, um dann im normalen Parenchym zu verschwinden.
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Das CcnfrinK ist ilcr primäre Jteitunysherd; es ist jetzt nicht mehr glatt, tost und gelblich trüb, sondern es ist etwas heller und dickflüssig geworden, es ist makroskopisch betrachtet: „Eiter!quot;
Unter dein Mikroskope freilich besteht dieses erweichte Centrum nicht allein aus Kiterzellen, sondern ans Elementen, welche seine Genesis deutlich zu verrathen scheinen. Diese puriforme Masse (Fig. 12) hestehi allerdings aus finer (/rossen Menge von Eiterzellen, daneben aber auch aus ehisiisehen Fasern, selbst noch in alveolärer Anordnung, und dm grossen runden oder durch Juxtaposition poly­gonal geujordeiien, hekannten sogenannten Epithelgellen mit oft mehreren grossen Kernen. Einzelne /(dien sind ausserordenllicb gross, kugelig und stark granulirt, in wieder anderen, vielleicht dem Tode nahen Zellen, finden sieh Vacuolcn; auch einzelne freie Kerne (Kunst-produete?) und geschrumpfte lymphoide Zellen werden darunter gesellen.
Nur selten sah ich diese weiche centrale Materie bräunlich gefärbt, ein Uinstand, der dann eintritt, wenn in den eentraloii Herd eine Blutung stattgefunden hatte; die bräunliche Färbung rührt vom Blutfarbestoffe her (Bluttubercel Fig. 4 oder 5?),
Wer diese Materie durchsucht, muss nothwendig zu dem Schlüsse kommen, dass wir es hier mil einem in eiteriger Erweichung hegrif-feiien, entaiindeten LungenstücJi m tlnm haben — eine Thatsache, die wir eigentlich schon durch Beschreibung des primären Irrita-tionsherdes documentirt, haben. Stellen wir uns diesen Herd vor, wie in Fig. 7 abgebildet und denken wir, dass die centrale, hauptsäch­lich kleinzellige Masse von einer Flüssigkeit durchtränkt und dadurch erweicht würde, so haben wir die in den älteren Knoten sich vor­findende puriforme Substanz, die im Verlauf noch weitere Metamor­phosen eingeht, über die ich sprechen werde, sobald ich die derbere, speckige Zone analysirt habe; denn diese ist es, welche theilweise allein die Bezeichnung einer Neubildung und zwar einer entzünd­lichen Neubildung verdient, und Verhältnisse zei^t. welche entweder
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mit den alltäglichen Ainialiincn nicht harnioniren odor von mir gänzlich falsch gedeutet werden. Doch — errai'e est limnanum — es stellt ja Jedem frei, die Sache besser zu machen, nachdem ich wenigstens hier die Aufmerksamkeit darauf gelenkt habe! —
Ich svill hier auch gleich die offen gelassene Frage /u erledigen versuchen; was diese ilerliere, speclcige Zone ist und wie sie sich im I erlaufe der Zi. it in die bindegewehige Hiille aller, steiniger liotistuber-eel umwandelt.
Die Durchforschung dieser indurirten Umhüllung des primären Reizungsherdes ist nicht sehr leicht; denn man findet in verschie­denen Knoten immer wieder neue Bilder, deren Deutung und gene­tisch-chronologische Zusammenstellung um so grössere Hindernisse bietet, als sie manchmal wirr durcheinander vorzukommen scheinen.
Ks empfehlen sich deshalb zur fraglichen Untersuchung auch nur möglichst einfach angeordnete Rotzknötchen, Oössere llotz-knoten oder solche, welche — und es kommt dieses bekanntlich öfter vor —#9632; mehrere gelbe, nebeneinander liegende Reizungsherde besitzen, erschweren das Studium dieser Zustände ungemein und sind sie es gewöhnlich, die zu falschen üntersuchungsresultaten führen.
Die indurirte, diaplmm (speckige) Zone besteht in der Haupt­sache aus dem beredts geschilderten zellenreichen Bindegewehe und den mit geschwollenen Kpithelien angefüllten Alveolen; sie ist also nichts anderes. als pathologisch verändertes Lungengewehe und trägt den Charakter einer — besonders interstitiellenPneumonic. Jjii/il'quot;) nennt diese Form die Desqiiumativpneumonie,
üeberschaut man unter schwacher Vergrösserung Präparate aus diesen Partien, so sieht man allerdings nichts weiter, als eine massige Anhäufung fast gleich grosser rundlicher Zellen, welche das Binde­gewebe bis zur Unkenntlichkeit inliltriren.
Unter einer stärkeren Vergrösserung erkennt man aber doch,
#9632;• Huld a, ;i. 0. s, ;j8 n. f.
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(lass mail es liier mit etwas Anderem zu tiiiin habe. Mau kann aucli hier wieder vevschiodene Zonen unterscheiden und mögen diese die Ursache sein, warum man die älteren, verkästen oder gar verkalkten Rotztubercel mehrfaeh geschichtet findet,
Dir dein centrdlen Herd gimächst gelagwte Partie ist am gellen-reichsten und ich glaube, dass dieselbe schichtenweise auch allmäh­lich in den nekrobiotiselien Process hineingezogen wird.
Man sielit liier die mit geschwollenen Zellen gefüllten Alveolemiem-lieh reichlich und das interacinöse und interlobuläre Bindegewebe, wenn auch zellenreich, so doch noch nicht besonders stark verbreitert. Von da ans (jri/cii die Penpherie vei'schwindcn aber die Alveolen mrhr mxl mein- und das zellenreiche Bindegewebe nimmt ausgedehnte Partien ehr. die Alveolen sind dadurch auseinaudergedrängt, kleiner, ja sogar weniger geworden.
/// diesem Gewebe findet n/an in grössercr Menge Bhttgefässc: Arterien, Venen und ausgedehnte Capillarnetze. Die JBlutge-füssc enthalten, und das ist eine auffallende Erscheinung, die jeden­falls mit der entzündlichen Stasis und der mehrfachen Verengerung der Gefässo durch extravaseuliireu Druck zusammenhängt, häußg bis nur (jämlichen Füllung der Gefässluminu weissr lilut.:cUlt;ii, neben welchen sich jedoch auch öfters mehr oder weniger rothe Blutkör­perchen finden.
Es ist dieses ein ähnlicher Befund, wie jener von FHedländer,*) welcher nach Durchschneidung der N'ervi vagi eine Pneumonie mit reichlichem Auftreten lymphoider /eilen in den Blutgefässen con-statirte und solches durch eine Zeichnung (Fig. 3 seiner Broschüre) erläuterte. Diese Beobachtung ist übrigens auch noch anderweitig gemacht worden und findet man bei Pneumonic oft schon im Stadium der entzündlichen Anschoppung (Engouement) bei der Verlangsamung des Blutstromes eine Anhäufung der weissen und rothen Blutkör-
*) Friedländer: üntorsuohungen liber LungonontzUndung S. 24,
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perchen. - Bei jeder Entzündung ist der Hint ström verlangsamt, innerhalb der Blutbahnen häufen sich die zelligen Elemente und insbesonders gern die weissen Zellen an, die sich an den Wandun­gen anstauen und dadurch auch leichter die Gelegenheit zur Kmi-gration finden,
Dass llbrigens die Bhitgefässe in der diaphanen /one der Rotz-tubercel nur wenig rothes Blut fuhren, ist schon aus dem Befunde zu entnehmen, dass ja diese ganze derbere IIiillc gerade das charak­teristische weisslich-speckartige (diaphane) Aussehen hat und nicht, wie blutreiches Gewebe röthlich gefärbt ist.
Einzelne Bhitgefässe — und ich will das zu bemerken nicht unterlassen — enthalten jedoch auch rothe Blutkörperchen in reich­licher Menge; es scheint aber die Zahl der mit rothem Blute ge­färbten Gefässe doch nicht gross genug zu sein, um durch eine roth­lichere Färbung der fraglichen Zone zum Ausdruck zu gelangen.
Fig. 13 mag meine bisherigen Mittheilungen illnslriren. Bei a finden sich leere Arterien; b sind Venen, von denen zwei rothe Blutkörperchen enthalten, d.. ist ein Capillargefäss, Die Alveolen mit ihren angeschwollenen, grosskernigen /eilen sind in dem zellen­reichen Bindegewebe ohne weitere Beschreibung kenntlich. Die im Bindegewebe vorkommenden Zellen sind stern- oder spindelförmig, auch rundlich; sie besitzen lange Ausläufer, die mit einander ana-stomosiren. Vergl. Fig. 14. Was loircl nun aber ms diesen Alveolen? Wo kommen dieselben hin, da ihre Stelle doch das gellenreiche ver­breiterte Bindegewehe einnimmt?
Macht man einen Schnitt durch das durchscheinend-speckige Gewebe mehr gegen die Peripherie desRotztubercels zu, so bekommt man bei mittelstarker Vergrösserung ein neues, eigenthümliches Bild. Bei erster Betrachtung kommen hier Figuren zu Gesicht, die an die Eisblumen an den Fenstern oder besser gesagt, an die .strahligen Intillrationen oder Narben auf der Nasenschleimhaut etc. rotziger Pferde erinnern.
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Eine eingohendei'e Untersuchung ergibt aber, dass (his zellenroicho interacinöse und interlobulttre Bindegewebe in verschiedenen Haupt­strängen mehrfach gewunden verläuft, und dass von diesen Haupt­zügen des verbreiterten Gewebes kleinere Faser-Bünde] sich ab­trennen und unter sieh und mit denen anderer Hauptzüge sieh so verbinden, dass dadurch das ganze Gewebe zwischen den Hauptzügen einen alveoüiren Bau zeigt. Diese Mveolen, welclie jvlaquo;/// die präeod-stirenäen äcr Limge sein dürften, .sind aber weder leer, noch mit Epifhelmellen aitsgeldciäet; sie enthalten vielmehr ein uns steiitfömdyen Zellen zu Stande gdbracMes, reticidäres Gewebe, das mittelst der Zellenausläufer mit der inneiit Alvcölen-Wand- in inniger Verbindung steht, (Vergleiche Fig. lab).
./// einer spätere)! Zeii scheinen sich die sternförmigen Zellen, welche durch die Verbindung ihrer Vortsätee das NctmerJc darstellen, mehr in die Länge zu ziehen (Fig. 16d) und sich dem bereits gebil­deten laquo;ellenreichen, breiten Bindegewebe anxuordnamp;n.
Wie bereits angedeutet, halte ich die grossen Zellen in den Alveolen für bewegungsfällige Elemente, für Wanderzellen, von denen es auffallen muss, dass sie allmählich samrat den Lungenalveolen aus der sueculenten, diaphanen Zone verschwinden, ohne dass man ausseiquot; in der unmittelbarsten Mähe des primären Reizungs-herdes und an dem üebergange der Hülle in das normale Gewebe, irgend eine regressive Metamorphose in diesen Theileu wahrnimmt.
So plausibel die Annahme ist. dass durch interacinöse etc. Bindegewebswucherung die Alveolen allmählich immer mehrcompri-mirt und endlich bis zum Verschwinden zusammengedrückt werden, wie das bei Lungeneirrhosis schliesslich der Fall ist, und so gewiss es ist, dass in einzelnen Partien der in Frage stehenden patholo­gischen Veränderungen durch interstitielle Schwellung ein Tlicil der normalen Alveolen zusammengedrückt und dadurch dieses Fungen-abschnittchen wirklich cirrhotisch wird, so fehlen doch Anhalts­punkte dafür, dieses hier allgemein anzunehmen; denn fast überall,
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wo in dem fraglichen Gewebe Alveolen siml, finden sich in diesen auch die wolevhaltonsten, wenn auch vergrösserten Epithelzellen. Verschwinden die Alveolen durch Zusammendrucken, so kann — ich meine es wenigstens dieses entweder nur dadurch möglich werden, dass leere Alveolen, welche keinen Widerstand leisten, vor­handen sind, oder dass durch extraacinösen Druck der zellige Inhalt der Alveolen atrophirt, dann zerfällt (fettig?) und endlich resorhirt wird. Alter von dem allen sieht man nichts. Die Alveolen sind gefülll und die in ihnen enthaltenen Zellen sind überall gleich gross und häufig wol erhalten: Ja man sieht oft nicht einmal, dass dort, wo die interstitielle Wucherung am meisten florirt. die Alveolen kleiner werden, — sie scheinen lediglich in dem Bindegewebe mehr zu verschwimmen, indem die Alveolen selbst sich mit Bindegewebe füllen.
Die Frage, was ans den Alveolen und deren Epithel wird, hat noch lange Zeil beschäftigt und so oft ich dieselbe zu erledigen suchte, kam ich zu einem Resultate, das clesshalb, weil es gegen die Ansichten unserer Autoritäten*) verstösst, mir durchaus nicht wahrscheinlich erscheinen wollte; — und doch, doch machte ich immer wieder denselben Befund. Deshalb aber liegt mir sehr viel daran, dass auch Andere in dieser Richtung ihre Forschungen an­stellen: eine Schwalbe macht allerdings keinen Sommer, aber sie
*) Rokitcmsky bespricht gelegentlich der Pneumonie allordings einen Vorgang, der mit meinen Beobachtungen einigermassen im Einklänge zu stehen scheint'. Kr sagt nämlich S. 71 Ira 111. II. seiner path. Anatomie ISUI: ,,liii zweiten Killte kommt es neben einer ähnlichen Wucherung joner Kerne zu einer reichlichen Zellenbildung aus der Wand der Alveolen und ihrem Qertlste nach den Räumen der ersteren hinein. Man ßndet rundliche, papillenartige Protuberanzen in die Alveoli hineinragen, welche uns Zellen, später ans schollenartigen Körperchen bestellen, und die untereinander verschmelzen und endlich in faseriges Bindegewebe nher-gehen. Indem sie die Räume ausfilllen und ringsum verwacJiseH) erscheint endlich die Lungentexkir ~i( einer Schwiele verödet, in der jene his tinf du* etwa rurhnn-denc Pigment untergegangen ist, (Vorgl. Fig. 8. S. Ti). III ßokitansky's path. Anal, mit m. Fifif, lä u. 16).
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vcnuilasst doch, sich darnach umzusehen, ob sie ein verirrtes Thier-chen ist, oder ol) deren mehrere im Anzüge sind, die uns den Sommer bringen.
Ich yinulio, ich habe die Fig. 15 u. lii sein- correct wieder­gegeben. Betrachten wir Fig. 15f n. Fig. 16, so muss es uns auf­fallen, dass die grossen Zellen in den Mveolen ihre epithelartige Gnippiruny in den Mveolen (Fig- 10) gänglich verlieren, loirr durch­einander liegen, Ausläufer he/commen, sich zu Spindeln und Sternen umgestalten, und (hum uiitclDmnlcr anastomosiren (Fig. 16b), um sich schliesslich in einer Weise anzuordnen, wie gleichfalls in Fig, 15d gezeigt wird.
.Diese ehanaligcn HJpithelzellen bleiben sicherlich nicht alle in den Älveolcn liegen, sondern wanden theihveise auch wieder in das ver­breiterte interstitielle Bindegeivebe zurücli, und viele Zellen, denen man dann hier begegnet, sind sicherlich schon innerhalb der Alveolen gelegen. In Folge dieser Einwanderung der Zellen in die Älveolar-wandung tried letztere gelockert, zeifaseii und es kommt dann xu einem Stadium, von dein man nicht anzugeben weiss, ob man es mit spindelig gewordenen Epithelzellen innerhalb der Alveolen oder mit interalveolärem Gewebe zu thun habe, in dessen Spalträumen sich diese fraglichen /eilen zerstreuen.
Dieser Bildungsprocess scheint ziemlich lebhaft vor sich zu gehen und wird wesentlich unterstützt durch den reichen Gehalt der diaphanen und sueculenten Zone an Blutgefässen (Fig. 13 u. lö). in welchen, wenn auch nicht immer rothes Blut, so doch sehr wahr­scheinlich flüssiges Ernährungsmaterial neben reichlichen weissen /eilen kreisen dürfte.
Diese eben auseinandergesetzte Beobachtung ist es, welche mich veranlasste, Eingangs dieser meiner Mittheilungen auf die Wahrscheinlichkeit hinzuweisen, dass die fraglichen Epithelzellen nicht nur im Stande sind, in die Alveolen hinein, sondern auch wieder aus denselben herauszuwandern; diese frugliclieu /eilen also
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Wanderzellen seien, aus denen sich belcanntlicli überall Bindegewebe — also auch Bindegewebe In den Älveolon — entwickeln kann! —
Diese bisher so eingehend geschilderte diaphane Umhüllung des gewöhnlich opacen, primären Reizungsherdes ist die Hauptsache der enteündlichen Neubildung des Ttotxtuhercels', dieselbe bleibt aber ebensowenig in diesem Zustande, wie der opace primäre Reizungs-hei'd, welch letzterer im weiteren Verlaufe nun regressive Metamor­phosen durchmacht.
Ehe ich jedoch von dem Stadium akmes des Rotztubercels ali-gebc, muss ich noch einige nicht unwichtige Nebendinge berühren, die gleichfalls dem Rotztubercel angehören.
In den liotztubcrccln und namentlich in deren diaphaner Zone finden sich in reichlicher Menge Blutgefilsse; diese sind wol meistens circular angeordnet, zuweilen stehen sie aber auch radiiir und werden bekanntlich von mir für die im Lungengewebe bereits vorhandenen, also nicht für neugebildete Gefässe gehalten. Dass sie häufig mit lymphoiden Zellen und im Anfange der Entwicklung der Rotztubercel auch mit rothen Zellen gefüllt sind, habeich bereits gesagt, bemerken muss ich hier aber noch, dass die Arterien nicht selten einen hellen glänzenden Pfropf — geronnenen FaserstolV edso r/iirii weissen Thrombits mkr einen Emholus, oder ein festes, hräunliches Blutcoagulum enthalten, [ch weiss nicht, ob diese Ob­turation der Blutgefässe das Primäre oder das Secundäre des Processes ist; wäre sie das erstere, so gewänne die Ansicht des verstorbenen Jlawitseh in Petersburg:*) „die Rotztubercel seien em-bolischen Ursprungsquot;, einen reellen P.oden; ist aber letzteres der Fall, so entstehen diese Gerinnungen entweder in Folge der entzündlichen Stase, oder einer Entzündung der Blutgefässe per contiguitatem, was ich in concrete für das Wahrscheinlichere halte, oder sie ent­stehen in Folge einer obturirenden l'eriarteriitis, was ja auch mög-
•) Ttawüsch: Einige Worte ülioi- die Pathogenese dor Itotz- nnd Wurmkrank-heit des Pferdes. (Virchow'a Archiv XXIII S. 33.)
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lieh wäre. Iiiuncrliiii ist es alu;r interessant. sich ein solches obturirtes Blutgefäss einmal näher anzusehen. Fig. IT stellt ein solches vor. In der Mitte liegt das hier noch bräunliche Coagulura mit einem dunkleren und derberen Centrum. Dieser rothe Throm­bus, wie icdi ihn nennen will, hat sieh von der lutima bis auf einige Fäden losgetrennt. Die Media ist hell und enthält nur die normalen Zellen einer Muscuhiris. die Advmtitia lt;ilgt;vr ist mit Zellen vom Charafäer der Eitergellen vollgepfropft; die Infiltration geht in das interstitielle und interalveoläre Gewehe üher, welch letzteres die mit den bekannten grossen epitlieliälen Zellen gefüllten Älveolen umschliesst.
Aehnlich verhält es .sieh auch häufig mit den Bronchiolcn, Die­selben sind meistens, wie auch die Blutgefässe, im Tubercel ziemlich peripher gelagert und mit Blutgefässen umgeben. Die Muscularis ist hell und von jeglicher Zelleninfiltration frei; aber c?as adven-titielle Gewebe ist verdickt und, wie die Adventitia der Arterien, mit lymplioiden Elementen ganz und gar durchsetzt [Pcribronchitis); letztere umseidiessen, da sich diese Zelleninfiltration von dem adven-titiellen Bronchialgewebe aus streckenweise auf das interstitielle und interalveoläre Gewebe ausdehnt, ähnlich wie es vorhin bei den Ge-iassen der Fall war. eine grosse Anzahl Epithel enthaltende Älveolen (Fig. 18B). Fig. Fs A sind die geschwollenen Epithelien aus den Älveolen unter stärkerer Vergrösserung.
Die Fig. 18 zeigt uns aber noch ein .Moment des fortschreitenden Processes, den ich, wenn auch noch nicht hierhergehörig, doch jetzt schon berücksichtigen will, Links oben und rechts unten (Fig. 18) ist nämlich die schützende Muscularis und tlieilweise auch die Mucosa durchbrochen und die Eiterzellen drängen sich in das Lumen des Bronchus; es ist hier ein Rotzäbscess, der sieh in den Bronchiolus öffnete — somit also das, was man ein liotzgeschtvür nennt. —
leb komme zu noch einem weiteren Befunde. Fs wird nämlich auffallen, dass in der diaphanen Zone des Hotztuhcrccls oft sclugt;n maliroskopisch sichtlich grössere und Icleinei'e ErweichungsJiercle sieh
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finden. Es können dieses, wie oben zu Genüge auseinandergesetzt wurde, primäre Reizungsherde sein, deren Hülle (durchscheinende Zone) mit der des naheliegenden grösseren Reizungsherdes zu einem Ganzen verschmolzen ist und so einen grösseren, zusammengesetzten Rotzknoten darstellen; gewöhnlieli aber sind diese Erweichungs-herde in der diaphanen Zone eines Rotztubei'kels etwas anderes.
Ursprttnglicli sind es kleine Leucocyl home, d. Ii. grösserc oder Kilt;'i-nere Anhäufungen lymphoider Elemente; am ehesten wol mikrosko­pisch kleine bis hanfkorngrosse Abscesschen,— [n Fig, 19 habe ilt;di ein solches Abscesschen stark vergrössert; es besteht ans dicht gehäuf­ten Rundzellen, zwischen welchen man hie und da noch Gewebsreste entdeckt. In der Mitte beginnt der Zerfall; peripher bemerkl man ein reticuläres Gewebe, in dessen Maschenräuraen ich nie mit Sicher­heit lymphoide Zellen nachweisen konnte: wol aber finden sich dieselben in reichlicher Anzahl in den Knotenpunkten des Reticulums. Bei a findet sich ein querdurchschnittenes Blutgefäss mit rothen Blutkörperchen gelullt und mit zellig intiltrirter Adventitia ; a stellt, ein leeres lllutgefäss dar. es scheidet das reticuläre Gewebe von einer fibrösen Induration (b) wie sie den Haupttheil der diaphanen /one (Fig. 13 u. 15) ausmacht.
Die Genesis dieser .l/wcs.s-c/laquo;-laquo;, die durch ix'riiilierische Zunahme der Zelleninfiltration sich vergrössern und durch fortschreitenden centralen Zerfall ergiebige Erweichungsherde durstellen, kenne ich nicht ; doch vermuthe ich. dass sie mit dem Blutgefässsystem, viel­leicht auch mit den Bronchiolen(Peribronchitis nodosaseupurulenta?) in naher Beziehung stehen und sich ursprünglich von ausgewander­ten weissen lilutzellen aufbauen. Vielleiclit sind diese runden Lymph-nellen- Knötchen mehrfach nur mikroslcojnsclie ScheingeMlde d. Ii. Segmente der gellig infilttirten Umgebung eines Oefässes oder Bron-ehiolus; denn betrachtet man z. 1!. einen Schnitt in der Richtung des Pfeiles a —b in Fig. 17, so erscheint die abgetragene Kappe ganz so, wie der sogenannte miliare Abscess in Fig. 19.
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Zweifelsohne sind diese kleinen rnudlichen Gebilde schon mehr­fach gesehen wurden und sind sie' es vielleicht, die hauptsilchlich zu der Ansieht verleiteten; d:iss die Rotztubercel in der Lunge veritable Tubercel seien.
Die von mir nun einstweilen Abscesschen genannten Aniraul'un^en der lymphoiden Zellen haben a bei' in soferne eine besondere Bedeu­tung, als sie. während sie central erweichen und zerfallen, also regressive Metamorphosen eingehen, durch fortwährende Zellen-Infiltration peripherisch wachsen und endlich selbst die transparente Hülle des primären Herdes nach innen so perforiren, dass sich der Inhalt der Abscesschen mil dem des centraleii Herdes der liotz-tubercel vermischt, und wenn dieser Process in der diaphanen Zone mehrfach abläuft, dadurch ein grosser, zusammengesetzter Erwei­chungsherd entsteht, der von unebenen, knotigen und buchtigen Wänden eingeschlossen wird. — Ob diese Abscesschen auch Bronchi oder Gefässe perforiren, habe ich zwar nicht nachweissen können, halte es aber für möglich und glaube, dass auf solche Weise die später zu schildernden Rotztubercel und Bluttubercel (nach Erdt) zu Stande kommen mögen.
Eine andere Frage bezüglich der Rotztiiberccl ist die nach ihrem Wachsthum. Vergrössern sich einmal mir ^Bildung yehotnmenc Rotz­tubercel, und wenn ,/'laquo;, in welcher Weise?
Die Grosse des Rotettibercels wird, wie oben schon bemerkt, ge­wöhnlich durch den pnmären Itei#ungs?ierä bestimmt. 1st dieser primäre Reizungsherd gross, oder liegen mehrere solche Reizungs­herde nahe bei einander und contluiren dieselben, um schliesslich in einer Hülle indurirten Gewebes zu Hegern, so ist der Rotztubercel selbst gross. Einzelne und kleine Reizungsherde bedingen aber nur ganz kleine Hot/.tubercel.
Nur in jenen Fällen, in welchen innerhalb der diaphanen Zone, in unmittelbarer Umgebung des primären Herdes, sich die vorhin geschilderten kleinen Abscesschen (Fig. 19) bilden, ist eine Ver-
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grösserung des primären Roizungsherdes möglich. Dass der Rotz-tubercel, wenn einmal die Bildung der sueculenten Zone uin den primären Herd abgeschlossen ist. sich uocli weifer dadurch vergrös-sert, dass die Induration und die Desquamativpneumonie sich peri-pherisch weiter verbreitet, central aber Schichte um Schichte in die Erweichung hereingezogen wird, das habe ich nicht beobachtet; im Gegcntheil glaube ich annehmen zu dürfen, dass zwar die unmittel-barstc Umgebung des primären Herdes, die sich durch eine reich­liche Zelleninfiltration auszeichnet, alliniihlieli auch zerfallt und den centralen Erweichungsherd vergrössert, gleichzeitig aber die bisher meculente diaphane Zone ilf* Uotztubercels ihr flüssiges Material ver­liert, hu* Geivebe dieser Zone wird trocken, es ordnet sich mehr ,:gt;t circidüivcrlaufendem, ßbrülcirem Bindegewebe um, wird straffer, derber, undurchdringlicher und schmäler; es wird zu einer fibrillüren Biitdege-irchs/.iipsrl. dU' deshalb eine geringe Mächtigkeit hat, weil einmal ein Theil der inneren Scliichten in den Zerfall hineingezogen wurde und die übrig gebliebenen peripherischeuPartien, sozusagen, sclerosirten.
Wie zuerst die diaphane Zone den primären Reizungslierd um-sclüoss, dadurch das Rotzcontagium gleichsam sequestrirte und für das nahe liegende Lungengewebe unschädlich machte, so um-schliesst nun die fertige Bindegewebslcapsel die schliesslich durch verschiedene Rückbildungsvorgänge vielfach veränderten primären Herde in den Rotztuberceln.
Die intraalveolüre Zellenanhäufung oder die öfters wahrnehm­bare Desquamativ-Fneumonie in der unmittelbarsten peripheren Um­gebung der durchscheinenden /lalle des primären Reiztingshercles scheint sn-h häufig zur Suntt umzubilden; denn ich sehe um alte Rotzknoten herum, dicht angrenzend an die fibrös gewordene Kap­sel, gewöhnlich nur gesundes Lungengewebe.
Ein einmal gebildeter Botztubcrcel kann allerdings durch Aggre­gation aiulercr liotzittbercel auch eine ansehnliche Grosse erreichen, ich konnte ein derartiges Wachsthum der Rotzknoten constatiren.
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wenn in dor N'älic der Tubevcel neue primäre Herde im Verlaufe der Rotzkranklieit entstanden und diese Veranlassung zu einer weiteren /eiligen Hepatisation des dem neuen primären Herde an­grenzenden Lungenpar^nchyms, also zur Bildung einer diaphanen Zone, gaben. Die von Neuem indurirt gewordenen Partien verbanden sich mit den älteren Imlnratioiieii resp. mit deren diaphanen Zone und stellten so einen durch Apposition oder Aggregation grosser gewordenen Rotzknoten dar.
Ich habe bisher sehr wenig von den Metamorphosen gesprochen, welche der primäre Herd vom ersten Augenblick der infectlösen Reizung bis zu seiner endlichen Versteinerung durchzumachen hat; nachdem ich aber gesagt habe, class die um den Reizungsherd herum zur Entwicklung gekommene Induration schliesslich zur simplen Bindegewebskapsel sich umgestaltet, kann ich auch einige Bemerkungen über die Metamorphosen des centralen Herdes der Rotz tuhetccl machen.
Icii habe schon erwähnt, class der erste Effect der Einwirkung des Rotzgiftes auf die Lungen in einer circumscripten Hyperämie besteht, der alsbald Schwellung des Alveolarepithels und Anhäufung lymphoider /eilen in den Alveolen und in dem interalveolarcu Binde­gewebe folgt, etwa so, wie dieses Friedländer*) in den Lungen seiner Kaninchen nach Durchschneidung der Nervi recurrentes und Nervi vagi, als Folge einer Fremdkörperpneuimmie beschrieben hat.
Obgleich durch die centrale Zelleninfiltration das interalveoläre Bindegewebe auseinander gedrängt und zerfasert wird, so hat sich doch durch die dichte Zusammenlagevung der lymphoiden Elemente — die grossen Epithelzellen lassen sich schon frühzeitig im Centrum des Reizungsherdes nicht, mehr nachweisen — ein fester Herd, eine oft kaum miliengrosse, häutig aber merklich grössere, gelbliche Hepatisation gebildet (Fig. 2(1 , die sich alsbald mit der bislang
*) C. Friedländer: Experimentaluntorsuchungen über chrouiache Pneuinonie und Lungenschwindsuoht;. Virchow's Archiv LXVII1. S. 325.
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eingehend beschriebenen diaphanen /one oder Hülle umkleidet (Fig. 3).
Mit dem Derberwerden dieser Zone lockert sich aber die con­tra] sitzende, lobuläre, gelbe Hepatisation wahrscheinlich dadurch,
dass freies seröses Exsudat zwischen die Zellen tritt und die ganze Masse bis zur Consistenz eines massig dicken Kiters verflüssigt. Ebenso habe ich bereits nachgewiesen, dass die centrale puriforme Masse in der Hauptsache ans Eiterzellen zusammengesetzt ist.
Diese puriforme, oder besser gesagt: wirklich purulentc Masse zeigt sich nun aber im weiteren Verlaufe nicht wie eben bemerkt, sondern man findet, dass die Flüssigkeil allmählich wieder verschwindet und der Eiterherd trockener wird. Einzelne Zellen degeneriren nämlich fettig, und diese fettige Masse, die mit der vorhandenen Flüssigkeit eine Emulsion bildet, wird sicherlich theilweise resorbirt. Häufiger scheint es aber der Fall zu sein, dass nach Verlust der Flüssigkeit die Zellen anfangen zu schrumpfen und Körperchen darstellen, wie wir sie zwar von Lebert alsTubercelkörperchen geschildert bekommen haben, von denen aber schon Beinharä*) nachwies, dass es sich hier um Kit er, also um Entzündungsproducte handle.
Die Inspisation des eentralen Herdes, dessen Entstehung durch klumperige Zusaramenlagerung der geschrumpften Zellen man hauptsächlich ans dem alveolären Inhalt immerfort noch erkennen kann, schreitet in der geschilderten Weise fort, und während das flüssige Material immer mehr zur Resorption kommt, bleiben die geschrumpften, todten Zellenleiber als Icäsiye Masse zurück. Diese käsige Masse durchsetzt sich spater von der Mitte aus mit Kalk­salgen und petrificirt förmlich, so dass sich endlich wirkliche Stein­chen in verschiedener Grosse -- hirsekorn- bis erbsengross — aus der einfachen Bindcgewebskapsel herausheben lassen. Die Figuren 20, iM und 22 stellen die eben geschilderte Steinbildung in den
*) Vergl. S. 2-20 Fig. To in Virchow* Cellularpathologie,
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Botztuberceln vor; Fig, 20a ist der stein; 1) ist die Biudegewebs-kapsel, wie sie sich aus der succulenten Hülle entwickelt 1ml und (1 ist schwai'zes Pigmeut, das man sehr häufig in den Bindegewebs-kapseln als den let/ten liest einer ehemaligen Hilmorrhagie findet. Bei Fig. 20 liegt der Stein innerhalb der inspisirten puriformen Masse.
Die Petrification der TtotHubercel ist nicht sehr iiiiuti^. Die Thiere leben gewöhnlich nicht so lange, sondern worden früher ge-tüdtet oder sterben, ehe es zur Steinbildung kommt, und so kann es geschehen, dass l/a/nt in München im Jahresbericht der dortigen Thierarzneischule pro L869j70 S. .'IT sagen konnte: ..niemals fand ich ihn (den cenlralen Reizungsherd — das opace Centrum) ver­kalkt. hart!'1
Bei Pferden, welche sehr lange rotzig sind, findet man sehr hantig noch keine IVtritication, so /.. Ü. fand ich erst unlängst wieder bei einem Pferde, das mir zur Section kam und das Monate lang krank war, keine verkalkten Tubercel, wohl aber mehrfach noch einzelne hyperämische Knötchen, dann sogenannte Bluttubercel und erbsengrosse Knötchen mit so dicker indurirter Bindegewebskapsel, dass nur ein stecknadelkopfgrosses eiteriges Centrum in ihnen sich vorfand, unzweifelhaft waren das alles Bildungen von sehr ver­schiedenem Alter, von Entwicklungsstufen, die Monate weit ausein­ander lagen.
Wenn man nun auch wiederholt in ein und derselben Lunge verschiedene Entwicklungsstufen der Rotztubercel findet, so muss ich doch eingestehen, dass neben verkalkten Knoten ich ganz junge Rotztubercel noch nicht gefunden habe.
Mit Vorstehendem glaube ich nunmehr die Beschreibung der Rotztubercel in den Pferdeluugen in der Hoffnung beschliessen zu
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können, zur Gentige dargethan /u haben, dass diese fraglichen Ttote-tubet'ccl duvchaus keinerlei speeifische Neoplasniuta und cmcli keine den mensehlic/ien Riesenmellenhibereeln analoge Gebilde, sondern nichts anderes sind, als dissetninirte, lobuläre Entäündungsherde, und dass somit schon Itoloff*) Recht hatte, als er sagte: „Die Roteknoten gelten uns einer enteündlichen Reimung des lAingenparmchyms hervor, welche gur Schwellung und Wucherung desselben, zur quot;Bildung**) zahlreicher zelliger Tilemente, na/menttich an der OberfläeJie der Alveölen, uml Füllung der letzteren führt?
diffuser Limgenrotz.
Irli nenne diffusen Limgenrotz oder eigentlich diffuse Lungen-induration bei rotzigen Pferden das, was Gerlach zum grössten Theil unter Rotzgetvächs verstellt und als solches auch beschreibt***). Uebergänge zwischen Rotztubercel und diffusetn Lungenrotz linden sieh übrigens immer und lüsst sieh die Grenze zwischen beiden For­men des Lungenrotzes nicht stets scharf markiren!
Leiserinfi, der denselben Process „Rotzinfiltrationquot; nennt, sagt, dass diese Infiltration neben demKnötchenrotz{RotztubevceY) so häufig auftrete, dass man sie wohl in den seltensten Fällen ganz vermissen dürfte. Jedoch sei ihr quantitatives Vorkommen sehr verschieden. Sie kann die vorwaltende Rotzerkrankung der Lunge ausmachen; sie kann aber auch so in den Hintergrund treten, dass sie fast übersehen wird. — Der injiltrirte Hot,-, linde sich gerne an den
*) RoloU': KotzkiKiten in den Lungen. Magaz. v. (i. u. H. XXX. S. ü72. **) lioloff: .spricht von Zelleubildang nacli der 1801 allgemein horrsobendon cellalarpathologlschsn Anschauung.
***) Qerlach: Die Rotzkrankhoifc, Hannöv. Jahrosb, f. 1868, S. (J0.
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Ltmgenrändem, dann unmitielbar unter der Pleura, aber auch tiefer im Lungengetvebe; kein Lungentheil werde von ihm verschont.
Diese Form des Lungenrotzes habe mit der lobulären l'neii-nionie eine gewisse Heimlichkeit und sei deshalb auch Veranlassung gewesen, dass man von einer solchen Erkrankung der Lungen rotzi­ger Pferde gesprochen habe. Das rotxig mßltrirte Ltmgengcwehe ist in der ersten Zeil von gelblich gelatinöser Masse vollkommen durchtränkt. Die Umgebungen der inliltrirten Stellen finden sich in einem m. o. w. hyperämischen Zustande. Im weiteren Verlaufe ändert sieh das Intiltrat nach zwei Richtungen hin. indem auch hier entweder die runden Zellen, — oder die Bindegeivebselemente vorwiegen können.
Im ersteren Falle vermehren sich die /eilen immer mehr, lagern sich dichter neben einander; die Stelle bekommt ein matt weisses. gelblich trübes Aussehen und wird härtlich: ihre Schnitt­fläche ist fest, trocken und hat jetzt die grösste Aelmlichheü mit der grauen Hcpatisation. Von dieser unterscheidet sie sich aber durch ihre hellere, reinere Färbung und durch die grössere Gleich­förmigkeit der Schnittfläche; ihr geht das eigentlich körnige der Hcpatisation ab. Von dem späteren Stadium der Lungenentzün­dung, der eiterigen Infiltration, unterscheidet sie sich {auffallend!) durch ihre grössere Festigkeit und durch das Xiehthervorquellen einer purulenten Masse. Ein Stadium, das sieh mit der rotiien Ilepatisation vergleichen Hesse, hat Leisering (und auch ich selbst) nie beobachten können.
Diese Stellen gehen jene regressiven Metamorphosen ein. welche wir an Rotzknoten kennen gelernt haben und ziehen das l.ungen-gewebe mit in den Zerfall hinein. Vorzugsweise fallen sie aber der Vorkäsung anheim und umgeben sieh meist mit Hindege-websumhüllungen (? —), welche, wenn sie unmittelbar unter der Pleura liegen, Veranlassung geben, hier an pleuritische Vorgänge zu denken. In noch anderen, aber seltenen Fällen können die
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zerfallenen Müssen aber auch verwesen und in. o. w. grosse JaueliC' In nli * i darstellen.
Verfolgt die Rotzinfiltration die Richtung der Bindegetvchsneu-hililmiij. so findet man entweder harte, feste üfwfolaquo; von yam fibroider Beschaffenheit,**) in denen das Lungengewebe untergegangen ist, oder aber es treten stellen auf, in denen das Lungengewebe /war noch erhalten ist. aber durch die Vorinelirung des interstitiellen Bindegewebes in seiner Function beeinträchtigt wird. Diese stellen sind in der Regel anämisch und heller gefärbt, als ihre meist hyper-iimisclien Umgebungen; in ihrer geringsten Ausbildung enthalten sie noch Lufl und verhalten sich fast wie das Gewebe von Lungen mancher dämpfiger Pferde;***) meist aber sind sie wenig lufthal-tig. oft luftleer und fühlen sich zähe, dicht und fest an; in diesem Zustande setzen sie dem Messer immer einen gewissen Widerstand entgegen : kurz diese Stellen nahern sich demjenigen Zustande der Lungen, welchen man auch weh! mit dem Namen Carnification (?) belegt hat. In noch anderen Fällen geht, die lündegewebsnenbil-dung in stärkeren Strahlen durch das Lungengewebe; unmittelbar unter der Pleura treten selbst Bilder auf. die an Botznarben in der Nase erinnern.quot;
In der Hauptsache stimmt dem makroskopischen Befunde auch Gerlach bei: des Letzteren Ausführungen über den histologisciien
*) Dio in den Lungen rotziger Pferde vorkommenden Janchehorde waren mehrfach Ursache den Rotz für eine Pyilmie und diese Herde selbst für piänüscha zu evkliircn.
**) Ks erinnert dieses an Buhl's Lungencirrhosis bei der Desquamativpneu-inonie. woselbst es ebenfalls zur Bildung veritabler Fibrome kommt {Huld: Lun­genentzündung etc. S. 57 u. f.).
***) Ich beobachtete als Ursache dos Dampfes bei Pferden unter anderen auch verbreitete, chronische, interstitielle Pneumonie rail gallertiger (schleimiger) Fül­lung derJÄlveolen, unter dem Mikroskope kann ich zwischen diesem Lungenleiden und der diffusen Induration der Lungen rotziger Pferde keinen unterschied oon-statiren, Oh Leisering einen solchen Zustavd bier im Auge lintte, kann ich natür­lich nicht entscheiden. — leb verweise übrigens hier gleich auf kleine Knötohon {müiare Eoütgcwächse), die ieb später zur Sprache bringe! —
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Bau dieser Thelle sind jedoch dahin zu deuten, dass die von ihm
gesehenen spindelförmigen Zellen dem interalveolären Lungengewebe
angehören und die grösseron Kundzellen die von mir schon mehr
erwähnten Epithelien (?) der Alveolen im Zustand der Schwellung
sind. Die von Gerlach*) beigegebenen farbigen Bilder (Fig. VI '#9632;'gt;
und Fig. VII 2) veranschaulichen allerdings ziemlich gut die in
Rede stehenden Rotzzustände.
Böllmger steht bezüglich der diffusen rotzigen Veränderungen
in den Lungen' deshalb meiner Auffassung nahe, weil er sagt:
,.wegen ihres vorwiegend entzündlichen und exsudativen Charakters
kann man diese quot;Veränderung auch als rotzige Pneumonie (Pneumonia
malleosa) bezeichnen**) und er dann weiter bemerkt: „die ergrif-
euen Partien erscheinen im Anfang luftleer, gallertig inliltrirt. von
mattweisser oder trüb gelblicher Farbe und ziemlich derb. Ihr
Umfang erreicht die (irösse eines Tauben- oder Gänseeies, manchmal
mal den eines Kindskopfes;***) die Mstologisclien Veränderungen
*) Gerlach: Die Rotzkrankheit, Hannöv, Jährest, I, 1868 S. 90 u, f. **) Diese Pneumonia malleosa constatirte übrigens bereits Virehow \raquo;,i den ßotzknoten dos Pferdes und des Menschen unter einem gewissen Vorbehalt {Virehow: Zoonoson 8. 408 u. 418 und dessen Geschwülste 11. S. öaU.)
***) Äehnlich tinssert sich auch Leisering und Gerlach, Wie aus meinen Mit-theilungen hervorgeht, zähle ich einen grossen Theil dieser Knoten zu den Rotz-tubcrceln und nicht zum diffusen Cinflltrirtcn) Lungenrotz. Zwischen den grossen Uotüuberceln und dem melvr circumscrijtt niißn/ciidcn diffusen Lungenrotz (Rotz­gewächse in meinem Sinne s. Rotzknoten ohne centralen Eeizungsherd, ohnoopaces Centrum) besteht allerdings kein laquo;'''ossor unterschied. Beim UoMubercel haben wir den centralen, opacen Reizungsherd sehr frühe, die interstitielle Entzündmig ist seoundär; beim Botugetoächse i. m. S. Ist das Primäre die interstitielle Ent­zündung, welche allerdings auch zur ülceration führen kann. Die gallertige lulil-tration des Lnngengewebes (diaphano Zone) findet sieh heim Rotztuborcel in der Umgebung des opacen Centrumsj beim Rotzgewächse sehen wir das ganze Gewebe indurirt und vom Anfange an gallertig Inflltrirti später wird es trocken und in dem trocken gewordenen Gewächse (meistens entzündliche Bindegewebsneubildnng mit gross-zelliger Füllung der Alveolen) tritt Dlceration, Verkäsung und Verkalkung auf, wenn es nicht zur Fibrombildung im kranken Lunfjonahschuitte kommt, I'm in keinen Pleonasmus zu verfallen, werde ich nunmehr jene pathologisch-anatomischen Veränderungen der Lunge, welche die Charaktere des diffusen Rotzes in mehr oir-cumsoripter Verbreitung zeigen, wühl auch Rotggewäohse [in meinem Sinne) nennen.
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entsprccJicn denamp;it der inäurativen Jbteumonie. Die Ausgänge sind in partielle purifome Schmelzung, Verkäsung, Verkalkung oder auch in Vei'jauchung, endlich in flic indurative Bindegewebsneubiklung, wobei diis Ganze ein dei'bes, scliwartigos Aussehen (Carnification?) bekommt und manchmal förmliche Cavernen einschliesst
Was ich nun Über den diffusen Liingenrott: beobachtet liabe, genügt mir eigentlich nocli viel weniger, als das, was ich seihst von den Rotefuhercchi kennen lernte. — im Grossen und Ganzen stimmen meine Erfahrungen Übrigens mit den Schilderungen llberein, welche Leiscring, (irrlach und einige Andere Über diesen Zustand geben; nur muss ich nochmals bemerken, dass einige Verschieden­heit in der Anschauung hervorgerufen wird, weil Ich mich ans bereits niedergelegten Gründen veranlasst sehe, die grossen, ei-his t'anstgrossen und zuweilen noch grösseren kugeligen — knotigen — Gebilde mit puriformem centralem Herde den häufig durch Agglo­meration entstandenen Itotztulierceln und nicht dem diffusen Kotze zuzuzählen. Derbere, circumscripte und gelblich gefärbte Indurationen in der Lunge (vergl. Fig. VII. 2 im Ilannöv. Bericht 1869 von Ger-hiih) ohne centralen Reizuugsherd rechne ich jedoch auch zu den dem Rotze eigenen diffusen pathologischen Veränderungen (Rotz­gewächse) in den Lungen.
Grosse, durch Agglomeration entstandene Rotztubercel und deutlicher umschriebene Rotzgewächse mit seeundärer centraler puriformer Schmelzung werden allerdings ihre Genesis nicht immer erkennen lassen; es geht hier, wie mit manchen anderen Dingen: die Natur liisst sich in kein System zwängen: L'ebergänge von einem Zustande in den anderen finden sich allüberall, und im Ver­laufe einer Krankheit treten manche pathologischen Erscheinungen auf, welche die Ermittlung des Entwicklungsganges absolut unmög­lich machen; in einem gewissem Stadium sind sich oft die hetero­gensten Dinge ähnlich, die -- genetisch betrachtet — doch wesent­lich von einander verschieden sind! —
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üobeiquot; Uhltwickluny und Vn/an/' des diffusen ljni;icnni/.:rs kann
Ich nur wenig sagen; es scheint, dass ich bisher mohrentheils nur solche Lungen zu Gesicht bekam, welche auf der Höhe der patho­logischen Entwicklung standen, welch' letztere unzweifelhaft ptett-moiiisclnr Natur ist und der Desgitamatwpneumonie BtthVs zuge­rechnet werden muss. Mir scheint es, als habe hier das Rotzgift glelchmässig vertheilt, wenn auch weniger intensiv, auf einen grösse-ren Lnngenahschnitl als entzündlicher Reiz — durch das Blut oder auf dem Wege der Lymphbahnen (?) -- gewirkt, während bei dem Rotztubercel das virus malleosum in intensivster Weise auf einem sehr heschräukten Räume des Lungengewebes seine afficirende Wirkung — durch die Athniungsluft, von den Bronchien aus — entfaltete.
Wenn man frische Rotzlungen nur flüchtig durchsucht, wie das ja leider nur zu oft bei den sehr ermüdenden Sectionen grosser Pferdeleichen geschieht, so findet man den diffusen Lungenrotz aller­dings viel seltener, als die Rotztubercel. Gibt man sich aber .Mühe und unterstellt eine Schnittfläche der kranken Lunge einer ein­gehenden Besichtigung, vielleicht mit einer Loupe, so sieht man. wie z. ]gt;. iu Fig. 23, allerdings gar nicht laquo;(dir selten eiyenthi'mliche, häufig äiuphane Verdicliungen*) scheinhar dem interstitiellen und intevcdvcölärcn Gewebe folgend itnd an den Knotenpuuctcn ungleich­seitige Tnduratiouen bildend. Diese letzteren sind von mikroskopi­scher Kleinheit, submiliar oder miliar und erreichen jede beliebige Grosse bis zu jenen grossen, etwas umschriebenen Bildungen, die jedem sachkundigen Beobachter sofort als diffuser Lungenrotz auf­fallen. Ilaben diese Iiidiirationeu eine bestimmte Grosse, eibsen-kirschkeru- bohnengross, erreicht, so bemerkt man wohl, dass an der ergriffenen Stelle durch die Verdickung des bindegewebigen
*) Dieso diaplianou (durclisclieinencleii) Vevdickungen dos Lungongewobos worden durch eine gallortige (schloimigo) Qiiollung dos Bindegowoljes und desAl-veolenepithols liorvorgerufcn. toll werde naohhor tlber diesen Zustand mit einige weitere Bemerkungen im Texte erlauben.
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Materiales in der Lunge, deren alveolärer Hau verloren gegarigen ist; die Lunge erscheint in einem Zustande, welcher nicht ganz passend mit der grauen Hepatisation vergliehen werden kann. Ist diese diaphane Induration der Lunge nicht sehr bedeutend, und sind die Knotenpuncte des Bindegewebes noch nicht grosser, als die mediaue Schnittfläche eines Hanfkornes, so kann man auch deutlich unterscheiden, in welchem Verhältnisse die Verbreitung des inter-alveolären Gewehes zu der des Interstitiellen steht, ja in letzterem sieht man zuweilen opace Streiten, die wohl gefüllte Lymphgefässe sein dürften. Dieses indurirte Tiindegeioehe füllt ferner dadurch noch besonders auf, dass es über dus Niveau der Schnittflüche prominirt, oder hesser gesagt, dass das noch wenig betheiligte und wenig hyperämische alveoläre Lungengewehe sich retrahirt, ganz so wie dieses bei der desquamativen Pneumonie der Fall ist.
Das, was ich hier geschildert habe, sind wohl die ersten Anfänge des diffusen Rotzes. Es finden sich dieselben Bildungen auch in der Nahe der Rotztubercel zwischen nicht zu entfernt von einander liegenden Rotzknoten; sie verbinden oft eine Anzahl derselben zu einem Knotencongloraeral oder sind — und das nennt man gewöhn­lich den diffusen Holz — selbststündige mit primären lieteungsherdcn in keinerlei Verbindung stehende Veründ-erungen des Lungengewebes. Diese graue Induration wird von Menschenärzten mehrfach für die Matrix der veritablen Tuhercel gehalten. ..Aus dieser Inliltration — sagt RoUitanslcy Band 111 S. 71 a. a. (). — taucht allmählich hie und da eine graue Tubercel-Granulation auf.quot; Die Genesis der veritabeln Tubercel kümmert uns hier nichts, aber bemerken muss ich doch, dass man auch in diesen Ttotdungm mweilen Ideinste Knötchen mit trübem Kern mitten in dein indurirtoi Gewebe findet; diese Kniitchen sind aber — soweit ich wenigstens dieselben unter­sucht habe — hier keine Tuherceln, sondern meistens quw durch­schnittene Bronchiolcn mit verstopftem Lumen, oddv Querschnitte dev vor­hin erwähnten strotzend mit moleculürer Masse gefüllten Lymphbahnen.
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Gewinnen diese geschilderten [nduvationen an Ausdehnung, so sind sie dasselbe, was auch Leisamp;ting, Gerlach und Andere in der Hauptsache als diffusen oder inflltrirten Rotz beschreiben, und man kann sich nun auch recht gut erklären, warum bei der diffusen Erkrankung der Lungen an Rotz, sieh gewöhnlich nicht abgerundete und sclmrf hcgremte Knötchen und Knoten zeigen, sondern auf der Schnittfläche der Lunge sich schliesslich verschieden grosse, meinet­wegen bis handtellergrosse, über die Schnittfläche prorainirende, gelbliche Indurationen finden, die sich strahlig und zackig und ganz allmählich, also ohne deutliche Grenzen, ins anstosscnde normale Gewebe verlieren.
Besonders interessant sind übrigens Meine Knötc/ien, welche in den Lungen rotziger Pferde sieh finden, und bei Betpachtung mit unbewaffnetem Auge, deutlich umschrieben erscheinen, die aber nichts mit den früher beschriebenen Rotztuberceln zu thun haben. Diese fraglichen Knötchen werden unzweifelhaft von den meisten Veterinären den Rotztuberceln zugezählt, aber mit Unrecht, da sie unter dem Mikroskope von diesen wesentlich verschiedene Verhält­nisse zeigen.
Diese Knötchen findet man auf Schnittflächen der Lunge häutig vereinzelt neben den bekannten Rotztuberceln; jedoch nur selten prävalirt ihre Zahl so sehr, dass sie jedem Beobachter auffallen. Ich habe bisher nur eine Section gemacht, wo diese meistens miliarenKnötchen neben wenigen Rotztuberceln in grösserer Menge auftraten. In diesem Falle fand ich auf dem Durchschnitte der Lungen in dem Lungenparenchym eingestreut eine grössere An­zahl grau pigmentirter Stellen, die sich nur wenig derb anfühlten und den Eindruck sehr weicher Knötchen von glelchmässigemGefüge machten. Eine Anzahl dieser bis hanfkorngrossen Noduli war aber auch nicht pigmentirt, sondern im Vergleich mit dem angrenzenden Gewebe sogar auffallend blass — anämisch. Die niiliere Untersuchung ergab, dass ich es hier mit kleinen, aber keineswegs deutlich um-
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sdiriebenon Knötchen zu tliun lintte, Es ivaren kleinste J/irik/ioi einer indurativen interalveolären und intcrlohulärm Pnmmoniei das iutcrlobuläre und interalvcoläre Gewebe war verbi'eitert und waren dadurcli die Alveolen vielfacb merldicli verengei't, aber niebt ganz zusammengedrückt, mehrfacb sogar noeb sehr wohl erhalten, wes­halb diese [Cnötcbea ja auch eine geringere Derbheit, wie die Rotz-tnbercel besitzen. An einzelnen Knotenpuncten des hypertrophirten interalveolären Gewebes stellte dasselbe durch eine merkliche Aus-dehnung kleine fibroide Partien dar, welche mittelst weniger reich entwickelten Bindegewebes mit ganz ähnlichen, unregelmiissig strah­ligen, fibroiden — in der nächsten Nähe liegenden — Bildungen zusammenhingen, In Jedem makroskopischen Knötchen landen sich einige solchlaquo; grössere fibroide Stellen von beiläufig 0,3—0,5 mm. Durchmesser. In diesen interalveolären und interlobulnren Ver­breiterungen fanden sich neben Bindegewebe und elastischen Fasern reichlicli Blutgefässe, ein/eine davon ampullenartig erweitert mit weissen /eilen und Zellendetritus — letzterer namentlich in den Ampullen - gefüllt; einzelne Gefässe enthielten — wenn auch nur wenige — rothe /eilen; waren aber mehrfach in Lymphscheiden gelagert, in welchen seihst wieder sich Lymphzellen befanden.
Bei Querschnitten der arteriellen Gefüsse sah man die weiter oben bereits beschriebene Periarteriitis und an den Bronchien eine Verilyronchitis; anssenlem fanden sich in den Spalträumen desBinde­gewebes viele lymphoide /eilen und mehrfach auch Pigmentflecken, von denen man sich überzeugte, dass sie ans einer kleinen Anzahl (.quot;gt;—10) lymphoider /(dien bestehen, die mehr oder weniger mit schwarzen oder schwarzbraunen Pigmentkörperchen gefüllt sind. Aelmliche lymphoide /eilen fanden sich, wenn auch immer nur wenige und ungeordnet, in den Alveolen und enthielten diese häufig gleichfalls schwarzes, körniges Pigment. Die pigmenthaltigen Zellen sind reichlich in der Nähe der Gefässe und in der Peripherie der Rronchiolen; ob es sich hier um Ueberbleibsel einer früheren Hyper-
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iliiiif handelt, wage ich nicht zu behaupten, wohl aber, class die geschilderten Knötchen selbst nichts anderes sind, als miliare Rots-gewächse i. m. S., BildiDigen also, (li(! zu dem diffusen Rotze zählen, — wie man insbesondere uns meinen weiteren Ausführungen ent­nehmen wird,
Der diffuse Hof.: findet sich Uberall im Lungenparenchym, zu­weilen in bedeutender Ausdehnung,*) iiilntiji; in den Lungenspitzen, subpleural,**) in der Nähe der Bronchien, und dürfte auch jene zellige Infiltration des adventitiellen Bronchial- und Gefässgewebes***) hierher gehören, von der ich schon bei den Rotzknoten gesagt habe, dass sie unter den anatomischen Erscheinungen einer l'eiibron-chitis verlaufe.
Die älteren Processe des diffusen Limgenrot#es, meistens (lurch ihre mehr gelbliche Farbe und geringere Saftigkeit kenntlich, geben ein anderes makroskopisches Bild, als die jungen Bildungen; auf ersteres werde ich näher eingehen, wenn ich die histologischen Details der frischen Zustande geschildert habe, da man aus den histogenetiseben lieobacbtiingen sowoid die gröberen, als auch die feineren Veränderungen, die bei älteren Processen gefunden werden, besser zu beurtheilen im Stande ist.
Fig. 23 ist das Bild eines ziemlich jungen, diffusenRotzprocesses, bei dessen Betrachtung man sofort geneigt ist. einen interstitielleu Process zu unterstellen, und in der That wird man finden, dass in derartigen Fällen es sich um nichts weiter handelt, als um peri-
*) Hei einom b Monats lang unter Beobachtung; gestandenen Pferde dwul Kreis-Th. Pech (preuss. Vet. Ber, XVIII. S. 20) die Lungen fast zu zwei Dritt-theilen verödet und aussor der Tubamp;'celinfiliration landen mcIi noch Tubercel,
**) Kine zellif^o Infiltration findet sich auch In der Pleura [julraonalis und wird diese dadurch niolit nur verdickt, sondern auch matt auf der Oberlliiche und triibo (gelblichgran) auf der Schnittfläche — wie ich Gleiches auch schon bed den subpleuralen Rotztnberceln bemerkt habe.
***) Vergletohei Schulz: Beiträge zur Kenntniss der Lungenkrailkheiten der Pferde (Archiv f. Tb. H S. 106).
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bronchiale und perivasculäre Zustände neben einer wohlausgespro­chenen Desguamativjmenmonie, die dem Rotze eben so gut eigen ist. wie anderen schweren Allgemeinleiden z. !!. dein Typhus, der Pyämie, dem Scharlach etc. des Menschen, bei denen sie Buhl (a. a. O. S..quot;),.)) nachgewiesen und censecutivc Desquamativpneumonie genannt hat. Bezüglich des Lungen-ßotzes muss ich jedoch bemerken, dass die Processe intensiverer Art sind, als sie Buhl bei der consecutiven Desquamativpneumonie beschreibt; der Rotz ergreift entweder mit einer grossen Heftigkeit (neuter Uotg) das Lungengewebe #9632;— oder der Verlauf ist ein chronischert und so mag es kommen, dass die anatomischen Veränderungen bei diffusem Lungenrotze mehr jenen gleichen, die wiederum lltilil (a. a, 0. S. 47) die neu nine Desqua­mativpneumonie nennt.
Wenn mau mit dem Mikroskope die durchscheinenden und indurirten Stellen betrachtet (Fig. 24), so dürfte es zunächst in die Augen fallen, dass die mit wohlerhaltenen Epithelien ausgestatteten Bronchiolen selten nur einen Zellendetritus innerhalb ihres Lumens besitzen, wohl aber alle äusserlich mit ungeheuren Mengen lymphoider Elemente umgeben sind, welche das peribronchiale Gewebe durch­setzen. An jenen Stellen, woselbst die Bronchiolen sich mehrfach verzweigen und sie mit benachbarten Bronchialästchen nahe zusam­menliegen, sieht mau ausser der Bronchialwandung nichts weiter, als dicht zusammengelagerte Eiterkörperchen (Peribronchitis) und mehr­fach unter diesen: (iefasse. die mit rothen Blutkörperchen gelullt sind, An einzelnen Stellen bedingt die Anhäufung der /eilen eine knotige Venlickiing der Bronchialwand (Peribronchitis nodulosa). Diese Zelleninfiltration bleibt aber nicht auf das peribfonchiale Gewebe beschränkt, sondern erstreckt sich von da aus ganz be­sonders auch auf das interlobulare Lungengewebe und auf die Alveolarsepta. Durch diese Infiltration wird das bindegewebige Material der Lunge sehr breit und scheint es. dass dadurch die Alveolen gänzlich bis zur Atelectase des betroffenen Lungenab-
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Schnittes comprlmirt werden. Letzteres muss ich annehmen, da ich in dem den Bronchien angrenzenden Lungengewebe weder Alveolen, noch die bekannten grösseren Epithelzellen unter den lyraphoiden
Elementen entdeckte. Während etwas weiter davon entfernt, woselbst
die pure Bindegewehshypertrophie ohne Zelleninflltration der Alve-olarsepta bestand, ich die Alveolen mit den bekannten grossen poly­gonalen oder runden Epithelien sehr wohl bemerkte. An jenen Stellen, wo die zellige Infiltration verschwindet, ist der interlobulnre undinteral-veoläre Process — d. h. die Massenzunahme des Bindegewebes — so bedeutend und dieses selbst so verbreitert, dass es in den Vor­dergrund tritt, und man genötbigt ist, liier von einer Bindegewehs-]iypertrojgt;Me auf mteündlicher Basis Pneumonia interstitialis oder eigentlich: Pneumonia desquamativa raalleosa) zu sprechen. Hier bemerke ich, dass diese interstitielle Pneumonic das verbreitetste Bild ist, ivelches man bei dem diffusen TAingenrotee consfatirt, mitl dass ich dieses deshalb mich für das den diffusen Lungenrotz besonders cliarak-tensirende erMäre.
Wie vorhin in den peribronchialen Processen, so findet man auch hier bluthaltige Gefässe und ist es mir nur fraglich, warum diese Partien bei auffallendem Lichte nicht geröthel erscheinen.
Bei den Blutgetässen in diesem cirrhotischen Gewebe vermisse ich übrigens die perivasculäre Zelleninfiltration, die bei allen Ge-fässen in der Nähe der peribronchitischen Veränderung nachzu­weisen war; hier linden sich die feinsten Blutgefässe ebenfalls nicht selten in einer Lymphscheide und zwischen dieser und der Gefäss-wandung ist eine reichliche Anhäufung lymphoider Elemente.
In dem zuletzt beschriebenen cirrhotischen Lungengewebe sind immer noch wohl erhaltene Alveolen mit ihren grossen Epithelzellen zu sehen.
Ich habe diese Epithelzellen schon mehrfach beschrieben und wie überhaupt alle Autoreu. welche über Lungenentzündung und derffl. berichten, das Aussehen dieser Zellen geschildert, Ks sind
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grosse Zellen, rund oiler polygonal mit granullrteni Protoplasma und meistens mit einem grossen trüben (granulirten) Kern und einem oder zwei Kernkövperchon. So linde Ich diese /eilen nun aber nicht überall; in gar vielen Alveolen erscheinen sie heller, durchsichtiger und dabei haben sie einen hellen, homogenen, stark retlectirenden Kern ohne Nucleolus oder sonstigem granulirten Proto­plasma, Mir kommt es vor, als befinden sieh derartige Zellen im Zustande einer schleimigen odor colloiden Degeneration,
Sowohl aus den durch breites interalveoläros Gewebe mit deut­lichen Alveolen charakterisirten Abschnitten des diffusen Lungen­rotzes (Pneumonia clesquamativa malleosa), als aus den peribronchi-tischen Veränderungen in der Lunge (l'eribronchitis malleosa) entwickelt sieb ein förmliches Fibrom; d. h. mau iibersiehl unter dem .Mikroskope ganze Strecken des Lungengewebes, die unter­gegangen sind und durch ein an elastischen Lasern reiches, lymph-und blutgetasshaltiges Bindegewebe ersetzt wurden, dessen Genesis sich durch sehr viele kleine, runde, schart'begrenzte Lücken und kleine Alveolen wohl vermuthen lässt. Die kleinen, rundlichen im Durch­messer circa 0,024 mm. grossen Lücken sind allerdings vielfach leer, ihr Inhalt ist höchst wahrscheinlich ausgefallen; andere Lücken ent­halten ein, zwei oder mehrere gelbe Fetttröpfchen, — wieder andere eine grösserc Zolle und in dieser sind die gelben Fetttröpfchen, — und noch andere Lücken eine Zelle vom Charakter der gcquolleneu Lungenepitbelien. Neben diesen Lücken findet man deutlich sehr kleine Alveolen mit drei bis vier oder etwas mehr Epithelzellen mit stark granulirtem Protoplasma (so dass man an mikrococcen-haltige Zellen erinnert wird) und mit grossem glänzenden homogenen Kerne.
Ich bin der Ansicht, dass durch die stetige Zunahme des inter-alveolären Bindegewebes die Alveolen in diesem Falle immer mehr und mehr bis zu den erwähnten kleinen Lücken verkleinert werden
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und auch diese zuletzt gar verschwinden, dann also das eigentliche Fibrom fertig ist.*)
Während dieses Vorganges mögen die Epithelien zum Tliell aus den Alveolen ins interstitielle Gewebe zurückwandern, zum Theil verfallen sie verschiedenen Metamorphosen, von denen die fettige, die häufigste zu sein scheint,
Wir haben schon bei sehr jungen Bildungen des diffusen Lungen­rotzes verschiedene Zustände kennen gelei'nt, wie sie im Verlaufe des Processes zur Entwicklung kommen; ist der Process aber älteren Datums und charakterisirt er sich durch eine ziemlich trockene, gelbe, gleichmässige Induration, so ist in der Hauptsache nichts wesentlich anders geworden. Die gelbe Farbe mag durch den ver­minderten BlutgehaK der diffusen Veränderung hervorgerufen sein, wie wir dieses bei cirrhotisehen Zuständen gewöhnlich finden. Durch diese Farbe, durch eine gewisse Derbheit des Gewebes und durch ihren allmählichen üebergang in normales Gewebe unterscheiden sich die älteren Zustände von den jüngeren.
In den älteren l'urtirn prävalirt also, wie gesagt, die fAingen-cirrhosis, die jedoch nur sehr selten zu der vorhin erwähnten eigent­lichen Fibrombildung**) führt. Die Lungencirrhosis erscheint in der Mehrzahl der Fälle als ein interstitieller Process, welcher die Alveolen nicht verschliesst resp. zusammeiulrttckt, sondern durch Verbreiterung insbesondere der Alveolarsepta die Lungenbläs­chen nur verkleinert und weiter auseinanderdrängt. Das anfänglich zellenreichere Bindegewebe wird zellenärmer und statt der früher
*) J.eiserin;/ sagt a, a. 0., laquo;lass, wenn die Rotnnftltration die Richtung der üinäegewebsneubildung verfolgt, man entweder harte, feste Knoten von ganz jibroider Beschaffenheit flndot, in denen das Lungongewebe untergegangen ist, oder es treten Stellen auf. in denen das Lungengewebc zwar noch erhalten ist, aber durch die Vermelvfung des itttwstötiellen Bindegetoebes in seiner Function lieeinträchtigt wird. —
**) Vergleiche öwtoc/j, s.i)i des 1. Jahresberichtes der Hannoverschen Thier-arzneischulo 18C8.
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vorhandonen Ruuclzellen neben den Spindelzellen findet man jct/t nur noch die Spindelzellen in nicht zu geringer Menge und dann noch präexistirende Blut- und Lymphgefässe, In den Alveolen sind die Epithelien mehr oder weniger gut angeordnet oder auch ab-gestossen in Form von festen Pfropfen zu finden; hin und wieder sieht man auch in denselben eine geronnene Materie (vergl. ff. ll. die Gallertinfiltration). Im Gegensatze zu dem Rotztubercel (Tuber-eiiliiin malleosum) möchte ich diesen eben Jetzt und auch schon vorhin geschilderten Process, der im Verlaut' allerdings mehrfache Veränderungen eingeht, die, rotzige diffuse Desquamativpneumonie (Ptmnnonia desquamativa matteosa et diffusa) nennen. l)as Rotz-geicäcJis dürfte dann als umschriebene rotzige Desquamativpneumonh i Pncitmonia desquamativa malleosa et circJWMsmjijta) bezeichnet werden,
In den Lungen rotziger Pferde finden wir, wie oben angedeutet, nicht selten ehu Füllung der Alveolen mit einer zähflüssigen, schlei-migen Materie,
Solche Lungen oder Linigenabschnitte sind fester, als die nor­male Lunge: sie erscheinen weniger elastisch und sinken beim Oeffnen des Thorax nicht oder nur wenig ein. Sind nur einzelne Abschnitte ergriffen, wie dieses bei der Rotzlunge gewöhnlich der Fall ist, so prominiren dieselben über die eingesunkenen Partien der Lungen­oberfläche. Im Wasser sinken derartige Lungensfücke unter. Leim Durchschnitt knistert die kranke Lunge gewöhnlich nicht (Atelec-tasis); ebensowenig kommt Blut zum Vorschein; die schleimige Materie fliesst nicht freiwillig ab, sondern beim Druck auf das Gewebe drängt sich eine oft reichliche Menge fadenziehender, kleb­riger Flüssigkeit lioraus. Falls die Lunge im Wasser schwimmt. so liisst sieh beim Druck auf dieselbe aus der Schnittfläche neben Schleim auch noch Luft auspressen; es ist dieses natürlich ein Zeichen der nicht vollkommenen Atelectasis, sowie dass in den Alveolen neben Schleim auch noch einige Luft enthalten sei.
Die Schnittfläche ist glatt, hat ein gallertiges (sulziges), etwas
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glänzendes Aussehen; ist grau oder gelblicligrau, je nach dem Blut­gehalte der ergriffenen Lungenpartie, Geröthet oder gar hyperftmisch fund ich gallertig inflltrirte Stellen nicht, wohl aber eine collaterale Hyperämie in der Umgebung der gallertig Inflltrirten und diffus indurirten Abschnitte der Lungen rotziger Pferde. Schon mit blossem Auge kann man ferner auf der gelblichen Schnittfläche die verbreiterten und in ihr eingelagerten, mit einer körnigen Masse gefüllten Lymphgefässe unterscheiden.
In manchen Fällen ist die betroffene Partie mehr umschrieben — wie beim Rotzgewächs; liegt sie nahe unter der Pleura, so prominirt sie über das Niveau der Lungenoberfläche. Nicht in allen Fällen ist der Gehalt der Alveolen an Schleim so reichlich, dass er sofort bemerkt wird; erst durch die mikroskopische Untersuchung wird in solchen Fällen die Anwesenheit des Schleimes in den Alve­olen mit Sicherheit constatirt.
Wenn diese fragliche Intiltration mehrfach für einen speäflschen Ttotzprocess erklärt wurde, so ist dieses unrichtig^ denn sie findet sich auch in den Lungen nicht rotziger Tlüere /,. B. beim Milzbrand und der Pviimie (Bniclmüller); sie wird sehr oft in der mensch­lichen Lunge /.. 1!. in der Umgebung der Tubercel angetroffen und fehlt wiederum oft gänzlich in den kranken Lungen rotziger Pferde. Es ist aus diesen Gründen die schleimige Infiltration des Lungenye-#9632;irt'-bcsauchheinesioegseinepatlwgnomisohe Uksclieinungdes lAnxjcund-cs.
Bei alten, abgetriebenen Pferden wird diese gallertige Infiltration der Lungen übrigens auch zuweilen gefunden. Schiit:*) hat bei der­artigen Pferden, welche zu anatomischen /wecken an der Berliner Thierarzneischule verwendet wurden, die Intiltration häutig beobach­ten können.
Dass diese Infiltration bei dämpfigen Pferden (Lniigeneirrhosis, Pflug,) über beide Lungen verbreitet vorkommen kann, habe ich
*) Schiit.:: Beiträge zur Kenntniss der Lungonkrankheiton des Ffordes. Archiv f. Thicrhoilkundo II. S. Hb.
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bereits vorhin in einer Anmerkung niedergelegt und auch Brück-müllei'*) beschreibt dieselbe bei der croupösen Lungenentzllndung**) als eine besondere Infiltration der Alveolen und dos Bindegewebes.
Wahr ist es, dass die gelatinöse Infiltration am häufigsten in rotzkranken Lungen in diffuser (diffuser Lungenrotz) und in cir-cuinscrlpter (Rotzknoten) Verbreitung vorkommt; bei der letzteren sieht man bekanntlich die gelatinöse Infiltration gewöhnlich den eigentlichen Rotzknoten umschliessen.
Ob man diese dorn Hilssigeu HUhnereiweiss ähnliche Materie vielleicht mit Unrecht .,Sr/ilriti)quot; nennt, will ich nicht entscheiden; im Spiritus wird sie nicht weiss und nach Schüü soll sie auch kein Miicin enthalten.
In der Flüssigkeit finden sich wenig corpusculäre Elemente: lymphoide Zellen sind noch am meisten (?), dem Lungenepithel angehörige Zellen dagegen weniger vertreten, (Schütg a, a. 0. S. 98 —#9632; Iluhl Lungenentzündung etc. S. 12).
lgt;a in menschlichen Lungen dieser sogenaimte Schleim häutiger, als in den Thierlungen gefunden wird — Bruchnilller /.. 1!. hat ihn bisher nur bei Pferden gesehen und auch ich erinnere mich nicht, ihn in den Lungen anderer Thiere bemerkt zu haben — so ist es erklärlich, dass über diese eigenthümliche Infiltration die menschen-arztlicho Literatur mehr Aufschlüsse gibt, als die thierärztliche. Von den Veterinären hat eigentlich nur Schute a. a. lt;). S. 97 sich eingehender damit befasst.
Die Frage nach der Genesis dieser schleimigen, gallertigen oder gelatinösen Infiltration, wie sie verschiedentlich genannt wird, hat auch Schuh zu beantworten versucht, in der Hautsache hält er — wie, auch die, Menschenärzte — diese schlcimartige Masse für
*) Bruckmüüer: pathologische Zootomio S. 589.
**) Förster (pathologische Anatomie II S. 246) betrachtet diese gallertige Inflltration l'ür eliu' Variation der gewöhnlichen, acuten, croupösen Pneumonle und findet sie In der Umgebung hepatisirter und tuherculisirter Stellen.
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ein entzündliches Exsudat, das bei Pferden, die an catarrhalischeiquot; Pneumonie leiden, unter gewissen Bedingungen (Atelectase, Anämie) auftritt; aucli der Rotzprocess sei eine Bedingung zur (secundären) gallertigen Infiltration, da derselbe eine besondere Veranlassung zur Atelectase und zur allgemeinen Körper- und speciellen Lungenanämie gebe (sdni/.: S. 104 u. f.).
Beim Nachweis der schleimartigen Materie in der Lunge ist es wohl auch gestattet, zunächst daran zu denken, ob dieser soge­nannte Schleim nicht vielleicht durch Aspiration von den Bronchien aus in die Lungenbläschen gelangt sein könnte*)'.-' — Wir müssen diesen Umstand in Betracht ziehen, wenigstens bei dem diffusen Lungenrotze, da bei rotzigen Pferden in dem Respirationstractus ungeheuere Mengen von Schleim producirt werden, die Pferde all­mählich herabkommen , und, wie ich mich zur Geniige Überzeugt habe, durch den interstitiellen Process (Lungencirrhosis) die Ela-sticitiit der Lungenbläschen verloren geht, so dass die Miitel und die Kraß zur Expectoration dieser zähflüssigen Materie, fehlen.
Srln'i/.: hat allerdings behauptet, kein Mucin in dem fraglichen Infiltrat gefunden zu haben und auch ich vermisse an ihm einige Erscheinungen, die dem Schleime zukommen; aber damit ist doch noch nicht gesagt, dass die fragliche Materie wirklich kein Schleim sei. So hoch ich die Arbeit des Herrn Schute im II. Bande des Archivs für Tliierheilkumle schätze und so sehr ich sie der Beach­tung eines jeden Veterinärs empfehle, so genügt nur die eine An­gabe: „kein Mucinquot; gefunden zu haben, doch noch nicht:**) die
*) Vorglolciio auch Jlnlil: Lungenentzündung etc. S. 11. **) bei der croupöson Pneumonio des Menschen nimmt Hind/teisch (path. Anatom. ISüTdlraquo; S. ÖG3) eine Umwandlung dea^Faserstoffs in Schleim an, Dless geschah im Hinblick auf das veränderte Verhalten des Kxsudates gegen ICssig-säure. Während dieselbe bei der rotlion Hepatisatiou nur dazu dient, das Exsudat auizuklüren und die Fibrinfäden zu liiscn, bewirkt sie jetzt eine deutliche Mucin-fällung, Doch ist hierbei wohl im Auge zu behalten, dass dieses Mucin. welches wir in den späteren Stadien der Lungenentzündung timlen, auch aus einer anderen
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Analyse der schleimigen Körper ist keine so einfache, als dass nicht Irrungen vorkommen könnten.
Findet man alior in dieser zähtüissigen Masse Mucin, so ist dadurch keineswegs der Beweis geliefert, dass diese Masse aus den Bronchien und nicht aus den Alveolen stamme; denn das Alveolen-epithel kann ja selbst dor Schleimdegeneration verfallen und ausser-dcin kann aus dem Blute eine allinminöse Masse exsudirt oder transsudirt werden, die sich durch chemische Umsetzungen in Schleim verwandelt.
Ueher die fragliche Materie habe ich selbst weder analytische Untersuchungen gemacht, noch bestimmte Erfahrungen gesammelt und glaube deshalb die Frage nach der Qualität und der Genesis des schleimälmlichon oder wirklich schleimigen Körpers offen lassen zu müssen.
Ob die fragliche Materie wirklicher Schleim oder nur ein Körper von der physikalischen Beschaffenheit des Schleimes ist, ob dieselbe von den Schleimdrüsen in den Bronchien oder dem Bronchialepithel producirt wird und durch Aspiration in die Lungen­bläschen gelangt {Buhl) — oder ob sie einer schleimigen Metamor­phose zelliger Elemente (liind/leisch) oder eines albuminösen Exsu­dates in den Alveolen {Förster') ihre Entstehung verdankt, das sind die immerhin noch offenen fragen, auch wenn ich anzunehmen geneigt wäre, dass der fragliche zähflüssige Körper kein veritable!' Schleim, sondern ein zähflüssiges, albuminöses, entzündliches Exsudat, mithin dasProdud einer interstitiellenPneumonic sei, welches wegen der durch Entzündung verloren gegangenen Elasticität der Alveolen-wandung nicht expectoriri werden kann und sich demnach in dem cirrholischen Lungengewebe ansammeln muss. — Dass die mehr-
Quelle stammen, ilass esz. 15. einer schleimigen Metamorphose der zelligen Elemente seine Entstehung verdanken Iüoih, während anderseits das Fibrin in eine lösliche Modification übergegangen sein kann, welche nicht nothwendig Schleim zu sein braucht.quot;
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fache Verstopfung der Bronchien und die Schwäche heruntergekom­mener rotziger Pferde, respective die Asthenie der Respirations­muskeln derselben die Entstehung der gelatinösen [nflltration zu begünstigen im Staude ist. kann keinem Zweifel unterliegen.
Unter dem Mikroskope linde ich in den gallertig inflltrirten Lungenabschnitten eigenthürallche Bilder und zwar solche, welche tiieihveise einer catarrhalischen, theilweise einer croupösen Pneuraonie anzugehören scheinen. Das ganze Lungengewebe ist im Zustande der Quellung; einzelne Alveolensepta erscheinen sogar seihst, schlei­mig oder colloid entartet; sie sind stark retlectirend, gelblich, homogen. Auch die Media vieler Arterien linde ich gequollen und gelblich glänzend! In den Alveoleu findet sich eine gelbliche, colloidartige Materie, welche die Alveolenwandung nach innen auskleidet und zuweilen zungenförmig tiefer in den Alveolus hineinragt. Manches­mal findet man auch diese homogene colloide Materie von der Alveolenwandung abgelöst und in diiuncu Schichten nicht gelblich, sondern lichter erscheinend in dem Lumen der Lungenbläschen; — dann wieder linden sich viele nebeneinander liegende Alveoleu total mit der schleimig-gallertigen Masse gefüllt, — oder man sieht in andern Alveoleu mehr oder weniger — nie aber viele — isolirte Schleimtröpfchen neben gequollenem Alveolarepithcl.
In munchen TMiigcribläschcii finden sich IS'ctav ycvonnciwn l'ascm-stoffcs und in diesen eingeschlossen oft ziemlich viele cmfyeqiiollcnc Einthelim. Auch diese; EpitJwlicn haben etwas besonderes. Sie sind gewöhnlich nicht polygonal, sondern rund, sphärisch und erreichen häufig eine auffallende Grosse;*) denn während die gequollenen Kpithelien, die wir bisher kennen lernten, gegen 0.010 mm. Durch­messer haben, erreichen die in Frage stehenden sphärischen Zellen
*) Wenn wir daran denken, dasa diese Bpithelzellen ständig in einer schlei­migen Flüssigkeit eingeschlossen liegen, so können wir uns auch die Yergrösserung derselben als Quellungsphänomen durch Aufnahme der umgebenden Flüssigkeit, erklären. (Friedländen Untersuchung ober Lnngeucntzttndung, Berlin 187.'). S. 13 n. II.)
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einen Durchmesser über 0,026 mm. und besitzen meistens mehrere, dt't sehr viele Kerne.*) Gerlach lüilt diese Zellen für Uioseii/ellen. wie aus einer Abbildung Fig, III. 5 des I. Berichtes der Hanno­verschen Thierarzneischule hervorgeht, und auch Iviedtihulvr in Strasshurg**) erklärt ähnlielie Zellen für Biesemellen. Ich kann mich dieser Auffassung nicht anschliessen; ich halte dieselben für jene längst bekannten Mutterzellen, ans welchen durch Kernver­mehrung sich die Eiterzellen bilden und die nicht allein in den Lungenalveolen, sondern überall dort vorkommen können, wo eine (Ippige Zellenvermehrung stattfindet, wie #9632;/.. 1gt;. in den Lymphdrüsen. Sie unterscheiden sich in mehrfacher Hinsicht von den Riesenzellen. Kiterzellen konnte ich in den Schleim enthaltenden Alveolen nur ganz vereinzelt hin und wieder einmal entdecken. Das interal-veoläre Gewebe ist in den gelatinös infiltrirten Partien nicht immer verbreitert, wohl aber tritt dann das respiratorische Capiilarnetz deutlicher hervor, obgleich es mit rothen Blutkörperchen***) nicht
*) Diese grossen Mutterzellen — wie ich sie nenne — liegen übrigens niclit immer in einem fibrösen Rotioalum, sondern linden sich nncli bei rotzigen Pferden innerhalb schleim- und fibrinfreier Alveolen neben den andern Epitlielzellen.
**) Friedländer: Experimenfcaluntersuchungon über cUronische Pneumonie etc. Virchow's Archiv LXVII1. 8. 325.
***) Ks sei mir hier eine vorläufige Bemerkung bezüglich des Blutes rotziger, wurmiger und drusekranker Pferde gestattet Ms gibt Autoren, welche geradezu behaupten, dass bei diesen Krankheiten Leucocythose bestände, d. h. also eine Zunahme der weissen Blutkörperchen in Folge einer Affection des lymphatischen Apparates (Leukämia lyraphatica acuta). Diese Belmv/ptung ist unrichtig; es mag in einzelnen Fällen ein solcher Zustand des Blutes vorkommen, im Allgemeinen ist es aber gang bestimmt nicht der l'all. Ich wenigstens habe bei keiner lilut-untersuchung eine Leucocythosis nachweisen können und schmeichle mir doch, so gut wie Andere, die weissen Blutkörperchen von den rothen nntersclieiden zu können! — In einem falle fand ich bei einem an Rotz und Wurm leidenden Pferde im Kiter einer Wurmboule und zwischen den Pasern eines fettig degenerirten iMnskelstiickcs in der Nähe einer Wimnbenle, sowie im lilutc, gegliederte Thallus-fäden, von denen unter sehr starker Vcrgrösserung jedes (ilied aus 8—5 den Micrococcen ähnlichen Körperchen bestand. Ich oonstatiro einfach diese Thatsachc, ohne daraus weitere Schlüsse ziehen zu wollen: bemerke jedoch noch, dass das Blut ich selbst, den Kiter der Assistent Schul: und die Muskelfasern Assistent
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gefüllt und die diffuse Rotzerkrankung der Lunge eine gelbliche Farbe besitzt, sie also nicht liypcräiniscii ist.
Nachdem Ich nunmehr verschiedene Bemerkungen, insbesondere auch Über die gallertige [nftltration in den Rotzlungen gemacht habe, will ich wieder zur Jlespycehidhj jener Veränderungen .mriiek-kehren, von welclien ich gesagt habe, dass sie die verhreitetsten des diffuse)) L)mijenn)l.zi;s sind. Ich habe, diesen Zustand mit der Dcs-quamativpneumonie BuhVs identifleirt und l'neionimiu äesgiiamativa nndleosii genannt. Fragen wir nun aber nach den folgenden Studien dieser pathologisch veränderten Lungenpartien, so erfahren wir. dass hier purifonne Schmelzung, phthisischer /erfüll (antimische Nekrose, Verkäsung, Ulceratkm), .Bfofom^eraquo; (Bluttubcrcel Erdfs) und VerkalJiungeti vorkommen können.
lieber diese Veränderungen zu sprechen, soll meine nunmehrige und scbliesslicbe Aufgabe im vorliegenden Elaborate sein,
insbesondere in jenen circumscripten Bildungen, die ich unter Rotugewächs (Pneum. desq. circumsc.) verstehe, die sich also haupt­sächlich aus peribronchitischen und interstitiellen Processen zusam­mensetzen, die ohne scharfe Grenze, sondern ganz allmählich sich ins gesunde Lungengewebe verlieren und die endlich keinen primär centralen Reizungsherd besitzen, findet man nicht selten eine oder mehrere Stellen, die innerhalb einer buchtigen, oft nur mikroskopisch
Schmidl untersuchte und jeder von uns — der mit anderen Medien arbeitete — ohne darauf vorbereitet zu sein, diese Pilztheile fand. — Bei einem anderen rotzigen Pferde, welches ;l, Jahr von mir beobachtet wurde, aber wohl ein Jahr krank war und endlich dem Tode nahe (septieäraischos Fieber) getödtet wurde, fand ich auch keine Leucocythosis, wohl aber zahlreiche Bacterien. — Da wir hier in einer Milzbrandgegend leben, so werden Blutuntersuchungen der Tbier-leichen sehr oft vorgenommen und muss ich deshalb auch hier wieder betonen, dass, wenn nicht eine höhere Sommertomperatur herrscht, in den ersten 0—12 Stunden ich auch noch keine liacteriou im Pferdeblut gesehen habe; wohl aber schiosson sehr frühe zarte, stilbchenförraigc Blutkrystalle an, die schon mehr­fach — wie die Geschichte der Mihbrandbacteridien lehrt — für Bacteridion ge­halten worden sind.
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kleinen, oft alter auch llber haselnussgrossen Höhle eine purulente Materie enthalten; denn diese Materie bestellt in der That aus einer Anhäufung von Eiterzcllcn, wie man dieses unter dem Mikro­skope ja unzweifelhaft erkennen kann.
Um die Genesis tin sir piirulcntcn Schmelwmg zu ermitteln, machte ich mikroskopische Schnitte durch solche Präparate, die zuerst in Müller'scher Flüssigkeit gelegen waren und dann im Alkohol gehärtet wurden, und überzeugte mich dabei, dass wir es hier in der Hauptsache mit jenen pathologischen Veränderungen /u thun hatten, welche Buhl (a. a. 0. S. 90) als Pcribroncldtis purulcnta beschreibt, deren ich übrigens weiter oben auch schon gedacht habe.
Dass bei dem diffusen Lungenrotze die Peribronchitis eine be­deutende Rolle spielt, habe ich schon wiederholt gezeigt. Wir linden sowohl die Wandungen der allerfeinsten Bronchiolen, als auch solcher, die noch durch Knorpelplättchen markirt sind, ganz und gar in Eiterzellen eingehüllt, und da es insbesondere das adven-titielle Gewebe der Bronchien ist. welches sosehr mit /eilen durch­setzt wird, so werden die Bronchialwandungen dadurch wesentlich verbreitert, so dass man sogar zuweilen an den aufgeschnittenen Bronchien schon makroskopisch eine peribronchiale gelbe Induration wahrnehmen kann. Sind diese im Gewebe vorhandenen /(dien nicht nur sehr reichlich, sondern auch noch durch eine intercelluläre Flüssigkeit gelockert, so haben wir dann das, was mau Liter zu nennen pflegt.
Von den erwähnten Jironchicäwanäungen aus schleicht dann die eiterige Infiltration iIlt;iii Bindegewebe folgend weiter Ins auf die Äl-vedlarsepta und dringen ran da aus die TZiteriseUen seihst in die fjungenbläseken hinein. Es kommt zur völligen Zerstörung der Alveolarsepta und dann vermischen sich die intraalveolären Kiter­zellen mit jenen, welche die Septa intiltriren. Diese so entstan­denen kleinsten TJitercavcrnen confluiren mit benachbarten ähnlichen
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Herden zu grösseren Kit er enthaltenden Hohlen, uiu eine Art kleinen Abscess darzustellen, der allerdings durch Umsichgreifen der eite­rigen Maceration der Alveolarsepta und des Intcrlobulüron Ilinde-gewebes an Grosse zunehmen kann. Im Allgemeinen wird ein soelier Eiterherd — wenigstens so weit, als meine Beobachtungen reichen — auf diese Weise wohl kaum grosser, als haselnussgross. Es versteht sieh dabei von selbst, dass ich gegen anderweitige Be­obachtungen keineswegs opponire; ich constatire hier lediglich, dass ich selbst nie grossere Ahscesse. die auf dem angegebenen Wege zu Stande gekommen sind, in den Rotzlungen gesehen habe. Ja ich muss sogar betonen, dass in den meisten Fällen die fraglichen Abscesschen oder ülcern weit unter Haselnussgrösse zurückblieben und gewöhnlich nur erbsengross waren.
Eine weitere VevyvösscruiKj dev purulentcix Erwcichuuysherde kommt wohl auch dadurch zu Stande, dass, wenn die soeben be­schriebenen kleineren Herde nahe zusammenliegen, allmählich die sie trennenden Ptrückeu gleichfalls der eiteriger. Schmelzung ver­fallen und nun die erbsengrossen Herde mit einander confluiren und grosse Eiterherde darstellen. Der so sehr ausgeprägte buchtige Hau der grossen Eiterherde scheint mir wenigstens für diese Art ihrer Entstehung zu sprechen; obgleich ich selbst diesen Vorgang, respective die dabei nothwendigen Zwischenstadien, nicht beob­achten konnte.
Meinen Erfahrungen zufolge ist die Entwicklung der grösseren Absccsse oder besser gesagt: der grösseren ülcera gewöhnlich eine andere und zwar deshalb, weil in diesen Fällen die Betheiligung der eiterig macerirten Bronchialwandung eine ganz besondere wird.
Man findet nämlich, dass die eiterig infiltrirte Bionchiulwan-dung an einer umschriebenen Stelle nur noch aus Kiterzellen zu bestehen scheint; wenigstens ist es bei der einfachen mikrosko­pischen Betrachtung dieser Stellen absolut unmöglich, von dem Bronchialgewebe mehr noch zu sehen, als die Knorpelplättchen
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oder die Muscularis; In jenen feineren Bronchiolen, in deren Wan­dung die Knorpelschöllchen leiden, und die Muscularis ohnehin sehr schwach vertreten ist. findet man aber auch davon keine Spur.
liis es zu dieser totalen Zerstörung der Bronchiolen kommt, muss schon eine sehr reichliche Eiterbildung Stattfinden, denn selbst bei einer sehr bedeutenden eiterigen infiltration des peribronchialen Gewebes und der Bronchialwand sieht man doch mich lange fort die cylindrischen Flimmerepithelien der Bronchioli; ergreift aber im weiteren Verlaufe die eiterige Schmelzung auch die Kmnehialseldeim-liant, so werden die Epithelien abgehoben, sie zerfallen und ihr Detritus vermischt sich mit den auf die Schleimhautoberfläche der Bronchiolen getretenen Kiterzellen, welche gleichfalls sich in eine detrite Masse umwandeln. Alles zusammen stellt einen central sitzen­den Pfropf dar.
Aus dem eben Gesagten geht hervor, dass die bronchialen und peribronchieden Ahsccsse die Uronchiahvanduny nach innen, il. h. ins Jjumen der Bronchioli pet'forircn können ; durch diese Oeffnung entleert sich der perihronchiale Abscess, und die atmosphärische Luft mit ihren Fäulnissewcgern gelangt bei offenem Dronchialrohre in die Cavernen, Da im Verlaufe die Cavernenwandungen schichtenweise durch eiterige oder jauchige Maceration zerstört werden, so kann es gar nicht ausbleiben, dass mit der Vergrössernng der Cavernen auch Alveolen geöffnet und dann benachbarte lobuläre Abscesschen mit derGaverne confluiren, um hierauf ewe grosse Cavcrne darzustellen.
Da ferner gelegentlich der fortschreitenden Vcrschwiirnng der Gavernenwandung zuweilen Blutgefässe coirodirt werden, kommt es dann zu Hämorrhagien in solche Cavernen, und unter Umstünden, wenn während des Lebens das Blut seinen Weg nach oben findet, auch dadurch zu blutig gestrkmtetn Nasencms/iuss*) und wirklichen
#9632;•#9632;) Blatig gestrierater NasenausAusa wird auch durch üloeratioaen auf der Nasenscheidewand etc. bedinert.
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Ltmycnhlukmcfen,*) sofern die indurirte und atelectatische Um­gebung der Cavernen dieses nicht verhindert. Letzteres scheint mir Öfters der Fall ZU sein, denn Blut findet sieh oft in den Caver­nen, während man intra vitam keinerlei blutigen Ausfluss ans der Nase bemerken konnte. In den Cavernen wird das Blut in eine chocoladefarlnge, krümlich-dickliche Flüssigkeit umgewandelt. Diese Cavernen sieht und fühlt man von der Lungenoberfläche aus öfters; sie stellen tluctuirendc Knoten dar. die beim Einschnitt ihren brüunlichrothen, krümlichen Inhalt ausfliessen lassen.**)
Da nun bei Communication der Cavernen mit der Atmosphäre faulige Zersetzungen in ihnen Platz greifen, so geschieht es natür­lich gar manchesmal, dass die ausfliessende Materie einen höchst foetiden Geruch besitzt.
Von diesen Jaucliecavernen aus mag wohl zuweilen eine putiide Infection erfolgen, die unter septieämischen Erscheinungen, ins-besonders hochgradigem Fieber, das Ende des Drama herbeiführt. Durch die gewöhnlich dichte ümwalhmg derartiger Jaucheherde mit eiterig iuliltrirtein Gewebe (pyogene Membran) scheint aller­dings diese Art der Blutvergiftung sehr hinausgeschoben und des­halb selten auch Todesursache zu werden. Die rotzigen Pferde werden früher getödtet, bevor sich die Septicämie ausbildet. Schnei­det man in Rotzlungen Bronchien auf, so findet man allerdings sehr häutig die Bronchialschleimhaut intact, öfters allerdings im Zustande eines chronischen oder auch acuten Catarrhs: hin und wieder begegnet man auch Schleinihautgeschwürchen (manchmal in grosser Menge vorhanden) vom Charakter der Rotzulcera in der Trachea. Verhältnissmässig jedoch nur sehr selten findet man
*) Erdt: Rotzdyscrasie 518.
**) ich habe bereits oben auf die Bluttuberoel verschiedener Autoren auf­merksam gemacht; manche Thierärzte belieben auch Bildungen der oben beschrie­benen Art mit diesen Namen zu belegen, andere scheinen die geschilderten Blut-cavernen für metastatische Herde zu halten.
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aber die vorhin geschilderte Cavernenbilduug, wobei eine Coinmu-nication zwischen Cavevne und Bronchus bestellt, so dass man mittelst einer Sonde von tlem Hronchiallninen in die Kiter- oder Jauchehöhle gelangen kann.
Dass dieser Befund in der That ein seltener ist. mag schon daraus hervorgehen, dass der diffuse Rotz, so wie wir ihm bei den Rotz-gewächsen begegnen, selbst selten zur Entwicklung kommt, dass dann nicht in allen Rotzgewächsen purulente Erweichungshevdc entstehen, nicht alle Knveiehimgsherde die Bronchialwand pevforiren und end­lich nicht alle dadurch zu Stande gekommenen Cavernen in Jauche-herde umgewandelt werden.
*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *
Wenn ich nun damit die Schilderung meiner Beobachtungen SChliesse, obwohl ich einsehe, dass ich selbst über manche Zustände nicht genugsam orientirt bin, und weitere Beobachtungen und Un­tersuchungen über diese hochwichtigen und complicil'ten l'rocesse zur Expletion und Verification meiner Arbeiten noch stattfinden müssen, so dürfte ich doch den Beweis geführt haben: dass auch liciui diffusen Lungenrotn es sich nicht ion speeifische Neuhiläungen handelt^ dass vielmehr der diffuse Lungenrotst voi'amp;ugsweise eine des-
quamative Vneumonio ist, die auch hier .....- wie gewöhtüich — mit
peribronchitisehen Proeessen conibinirt auftritt, und es wäre dann die Anfangs meiner Mittlieilungen aufgestellte Behauptung gerecht­fertigt : dass heim Ldingenrotis Uhevhaupt lediglich entzündliche Proccssc ablaufen und zwar theihueise ciixmnscripf {fldlitithrrecl), tlicilweisc diffus {Desqiiamativpneumonie). Was man ah Neubil­dung heim Lungenrotsi findet^ ist seeundürer Art, wie sie in Folge einer jeden Entzündung auftreten leann.
Sieht in den Proeessen seihst, sondern in der Form und Grup-pirung ihres Auftretens liegt das Char'aJcteristische des Luni/niro/.i'rs!
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Verzeichniss dor Abbildiinffen.
Ki^', I. a u, b Taf, I. Dlo Jüngsten Elotzknötcben (nnt, Grosse).
Pig. '1. i\ Taf. I. ßotzknötchen mit kleinstem opacen Kern (nat. Grosse^,
P'ig. 2. Ij Taf. 1. Rotzkaötchen mit 2 centralon mitcv einander verbundenän Rei-zuugshorden (nat. Grosse).
Pig. 2. o Taf. L Rotztubercol mit kamp;sigem Centrum (nut. Grosse).
Fig, 2. lt;l Taf, i. Kot/Jauitchcii mit grösserem opacen (eiterigen) Kern (nat. Grosse).
Pig. :gt;. Taf. I. Eletzknötcben auf der lliilio seiner Gntmeklung mit rahmigem Centrum in einer diaphanen Zone von einem liyperämischen Hofe \iiiigeli(Mi (nat. (i rosse).
Pig. 4. Taf. I. Botzknötohen rait oentraler Hilmorrhaglo irother Tuborcel).
Pig. ;quot;gt;. Taf. I. Rother Botztnbevcei mit centralcm gelben Koni (nat. Grosse).
Pig. G. Taf. I. Schnitt durch ein ßotzknötchen mit .'i primären Reizungsherdon. (nat. Grosse).
Fig. 7. Taf. I. Mikroskop. Bild vun einem Theil der Fig. 6. Man sieht hier die centrale Eiterung a., oben die hyperiimischen Blutgefdsse b.. und unten (c) abgostossene, in Zerfall begriffene Epithelien, welche die Alveelen füllen,
Fig. 8. Taf. II. Lowenvergrösserung eines Botzkuotena mit •! primären Reizungs­herden, in welchen Blatgefässe sichtbar sind.
Fig. !). Taf. 11. Einfache Desquamativpneuraoniej mikroskopisches Bild aus Fig. 8 bei b,
Pig, 10. Taf. 11. ii Lungouaiveolen mit verbreitertem, zellenroichem Zwischengewebe, welche grosso polygonale Epithelzellen (Endothelzollen) enthalten,
Fig. 11. Tat', 11. Durchschnitt durch ein auf der Höbe seiner Entwicklung stehen­des RotzUnötohonj im Centrum puriforme Materie, peripherisch eine graulich homogene, etwas durchscheinende (diaphane) dichte Zone, welche sich in dem angrenzenden interalveolarem Gewebe allmählich verliert.
Fig. 12. Tat'. II. Die centrale puriforme Materie ans Fig. 11. unter dem Mikroskope betrachtet.
Fig. lü. Tat'. V. Partie ans der diaphanen /.one eines Rotztuborcels; man siolit verbreitertes, zellenreiches intoralvooliires Gewebe, verkleinerte mit grossen polygonalen /eilen gelullte Alveolen und viele Blutgefässe (a u, b.)
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Fig, 11. Till'. 111. Stilrkore VorgrÖsserung des Interalreolüron Bindegewebes ans Flg. 18, um voraohledeno Zellonformen zu zeigen,
Fig. lö. Taf, 111. Füllung der Alvcolcn (?) mit retioulärem, zelleurelohem(föwebe,
Fig. 16, Tal'. III. Stark vergrösserte Lungenaiveöle mit verschieden gestalteten Epithellen and AufldSke^ung der Alvoolenwand durch Zelleneinwanderung, (?)
Fig. 17. Taf. IV. Arterie mit i-othen Thrombus und perivasculäror zelliger Infil­trat hm (Feriarteriitis),
Fig. 18, Taf, IV. Poribronohltis. Fig, 1laquo; A, 4 .stark vergrösserte Zellen aus den Alvoolcu.
Fig. 10, Taf, VI. Absoesse (?) in der diaphanen Zone einzelner Rotztubercel.
Fig. 20. Tal'. VI, 21, Taf, V. 22, Taf, VI. Versteinerung des centralon Herdes der üot/.tulierccl Innerhalb einer bindegewebigen Kapsel.
Fig. -IW. Taf, VII, Anlangsstadinm des dill'iisen I.ungenrotzes hei Loupenver-grössoriing betrachl et,
Fig. i'\. Taf, VII. Diffuser Lungenrotz unter dem Mikroskop betrachtet, a o, b iiitei-alveoläre Bindegewehswncherung (Tium* des diffwen Motzen:) b., Atoleo-tasis durch liindegcwehswuchernng, c., I'erihronchitis, d., Bronchien,
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