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Druck der Universit�ls-Buchdrnckerei von Junge u. Sohn in Erlangen.
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Vorrede.
mcht leicht hat eine Erscheinung in der Landwirth-schaft und Veterin�rmedicin eine gr�ssere Sensation
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erregt und die Aufmerksamkeit der Regierungen, der |nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Landwirthe und Thier�rzte in h�herem Grade in An-
spruch genommen, als die Verk�ndung der Impfung der Lungenseuche des Rindviehes als eines sicheren Schutzmittels gegen diese verderbliche, dem Wohl�stande Einzelner nicht nur, sondern dem ganzer Ge�meinden, Distrikte, Provinzen und selbst L�nder so ungemein feindliche, durch kein Heilverfahren zuver�l�ssig zu bek�mpfende und die bel�stigendsten und
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den Verkehr hemmendsten Maassregeln nothwendig machende Krankheit. Was nur immer �bereilte, auf noch unzureichende Thatsachen sich st�tzende Hoff�nung und schmutzige Gewinnsucht daf�r, und
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was Vorurtheile, gekr�nkte Eitelkeit, Misstrauen und Unkenntniss dagegen aufbringen konnten, ist reich�lichgeschehen. Die Verhandlungen der Akademie der Medicin in Br�ssel bieten das treue Abbild aller Vorurtheile, Bedenken und Leidenschaften, die sich dabei geltend machten, und den vollst�ndigen Inhalt alles Dessen, was zum Nachtheile oder zu Gunsten dieser Methode �berhaupt nur immer gesagt werden konnte. Ich habe sie hier in's Deutsche �ber�setzt, aber f�r den unerquicklichen Eindruck, den sie nicht selten machen mussten, durch die klare, be�sonnene, w�rdige, gr�ndliche Arbeit des Prof. Dr. Didot in L�tt ich, in der alle Einw�rfe gegen die Lungenseucheimpfung siegreich widerlegt sind, und die ich ehenfalls vollst�ndig in vorliegendem Werke in deutscher Uebersetzung mittheile, einen gewiss vollst�ndigen Ersatz gegeben.
Die Impfung hat, wie aus den in Belgien, Hol�land, Preussen, Bayern, Oesterreichu. s. w. vorgenommenen, zusammen auf viele Tausende sich belaufenden Versuchen, deren Resultate sich zum Theil sehr ausf�hrlich in der ersten und zweiten Ab�theilung meiner Arbeit finden, hervorgeht, unter ge�wissen Bedingungen als ein wirkliches Schutzmittel sich vollst�ndig bew�hrt. Jeder, der hier�ber einen Zweifel hegt, und es sind deren gewiss sehr
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Viele, es sind ihrer Hunderte und aber Hunderte in allen St�nden und L�ndern, kann sich aus diesen grossartigen Resultaten der grossartigsten Versuche �berzeugen, wie sehr er berechtigt und verpflichtet ist, an die Stelle des Zweifels die freu�digste Anerkennung und Gewissheit von dem wirk�lichen Best�nde einer der gr�ssten Wohlthaten, die der bedrohten Landwirthschaft erwiesen wurde, eines sichern Schutzes gegen eine ihrer gef�rchtetsten Plagen treten zu lassen.
Gleichzeitig habe ich aber auch im dritten Ab�schnitte die Lungenseuche, die ich selbst so oft, so vielfach kennen zu lernen und zu behandeln Gele�genheit hatte, in allen ihren Beziehungen, dem neuesten Standpunkte der Wissenschaft entspre�chend, zu schildern, manche neue Ansichten dar�ber mitzutheilen, vieles zerstreute Gute zu vereinigen, und so eine vollst�ndige Mono�graphie der Lungenseuche, wie sie noch nicht vorhanden ist, zu liefern gestrebt, die meines Erach-tens dem sanit�tspolizeilichen, �rztlichen, thier�rztlichen und landwirthschaftlichen Publikum gleich n�tzlich sein wird.
Wollte man mir aber auch kein anderes Verdienst zugestehen, als dass ich das, was Andere bereits sagten, gut wieder gegeben habe, so w�re ich,
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der ich darauf gerne verzichte, auf den oft zwei�deutigen Ruhm, nur Neues und bisher Ungeh�rtes vorgebracht zu haben, mehr Werth zu legen, als auf den einer richtigen und wohldurchdachten Pr�fung des von Andern Erdachten und Ausgesprochenen, � auch mit dieser Anerkennung, und mit dem Bewusst-sein, einer guten Sache weiteren Eingang ver�schafft, und �ber einen so vielfach falsch beurtheilten Gegenstand, wie die Lungenseuche in ihren verschie�denen Beziehungen, eine sachgem�sse Aufkl�rung gegeben zu haben, vollkommen zufrieden gestellt. Erlangen, am 27. Februar 1854.
Dr. Ereutzer.
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Inhaltsverzcichniss.
Seite I. Abtheilung.
Verhandlungen der Akademie der Medicin in Br�ssel
I, Ernennung: einer Kommission............1
II.nbsp; Bericht der zur Pr�fung der Denkschrift des Herrn Dr. Willems �ber die Lungenseuche des Rindviehes beauftragten Kommission . 7
III.nbsp; Note des Titular-Mitgliedes Herrn Lombard �ber das von Herrn Dr. Willems zur Verh�tung der Entwicklung der Lungenseuche des Rindviehes angewendete Verfahren.........34
IV.nbsp; Mittheilung �ber die Lungenseuche und �ber die Schutzimpfung, von dem Titular-Mitglicde Herrn Didot in L�tlich.....43
Erster Theil.
1.nbsp; Kap. Thatsachen................46
2.nbsp; Kap. Erster Erfolg der Impfung...........55
3.nbsp; Kap. Uebcrall, wo man impft, stellt die Krankheit ihre Verhee-
rungen ein................59
4.nbsp; Kap. Die Impfung ist hinreichend, um das Vieh zu sch�tzen . 80
5.nbsp; Kap. Nichterfolg des Schutzes durch die Impfung.....87
Zweiter Theil.
6.nbsp; Kap. Die Impfung und ihre Wirkungen.........nbsp; 128
7.nbsp; Kap. Wahl des Giftes...............nbsp; 131
8.nbsp; Kap. �peralionsverfahren und Wahl des Ortes f�r die Operationnbsp; 142
9.nbsp; Kap. Inokulation #9830;...............nbsp; 151
10.nbsp; Kap. Verlauf und Symptome............152
1.nbsp; Artikel. Erste Gruppe...........nbsp; 153
2.nbsp; Artikel. Zweite Gruppe.....,.....nbsp; 154
3.nbsp; Artikel. Dritte Gruppe...........nbsp; 159
4.nbsp; Artikel. Vierte Gruppe...........nbsp; 165
11.nbsp; Kap. Konsekutive Erscheinungen...........nbsp; 167
12.nbsp; Kap. Versuche.................nbsp; 170
13.nbsp; Kap. Der Impfung unzug�ngliche Rindviehst�cke......nbsp; 173
14.nbsp; Kap. Geimpfte Thiore werden von der Lungenseuche befallen .nbsp; 179
15.nbsp; Kap. Einfluss der Impfung auf die Milchk�he.......nbsp; nbsp;189
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Seile Dritter Theil.
16.nbsp; Kap. Was ist die Lungenseuche?...........194
17.nbsp; Kap. Speciflcit�t der Lungenseuche..........208
18.nbsp; Kap.nbsp; nbsp; Gleichf�rmigkeit der pathol. Produkte der Lungenseuche . 215
19.nbsp; Kap. Die Lungenseuche und die Impfung........224
20.nbsp; Kap. Das Lungenseuchegifl.............236
21.nbsp; Kap. Was ist die Impfung?.............241
22.nbsp; Kap.nbsp; nbsp; Die Impfung erzeugt weder eine Ableitung, noch eine ana-
tomische Verletzung (d.i. eine Verwundung mit Leichengift) 245
23.nbsp; Kap. Einw�rfe.................253
24.nbsp; Kap. Dauer des Schutzes.............257
25.nbsp; Kap. Priorit�t.................260
26.nbsp; Kap. Schluss.................263
II.nbsp; Abtheilung.
llebersiclit der Geschichte und weitere Benrtheilung der Einimpfung der Lungenseuche.
1. Willems und De Saive..............271
II. Die Impfung der Lungenseuche, ihre Ergebnisse und Beurtheilung
A.nbsp; nbsp; In Belgien.....,........274
B.nbsp; nbsp; In Holland..............280
C.nbsp; nbsp; In Preussen .............288
D.nbsp; nbsp; In Oesterreich.............291
E.nbsp; nbsp; In Bayern..............304
F.nbsp; nbsp; In Braunschweig............318
III.nbsp; Abtheilung.
Die Luugenseuche in allen ihren Beziehungen.
I. Geschichte...................319
II. Aetiologie...................334
III.nbsp; Pathologie..................340
IV.nbsp; Symptome im Leben, Verlauf der Krankheit, Dauer u. Ausg�nge 353 V. Therapie...................361
VI. Prophylaxis und polizeiliche Maassregeln.......�. 370
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Erste Ahlheilung-.
Yerhandlungen der Akademie der Medicin in Br�ssel.
i.
Ernennung einer Kommission.
In der Sitzung der k�niglichen belgischen Akademie in Br�ssel, am 20. Mai 1852, wurde durch deren Herrn Pr�si�denten bekannt gegeben, dass Herr Dr. Willems von Hasselt eine Denkschrift �ber die Lungenseuche des Rind�viehes eingesendet habe. Auf den Vorschlag des Herrn Pr�sidenten, dass die Akademie diese Denkschrift einer beson�deren Kommission zur Pr�fung zuweisen m�chte, �usserle zuerst Herr Sauveur Folgendes: �Herr Willems nimmt in dieser Krankheit die Existenz eines Lungengilles an. In Folge hievon und zugleich sich auf das st�tzend, was bei der Schutzpocken�impfung geschieht, impft er in der Absicht, der Entwickelung der Krankheil vorzubeugen, die Fl�ssigkeit ein, welche man durch Ausdr�cken einer Portion Lunge von einem an der Lungen�seuche im ersten oder zweiten Stadium leidenden Rindviehst�cke erh�lt. Herr Willems nimmt die Operation mit einer thier�rzl-lichen Lanzelle am R�cken des Schweifes und vier bis f�nf Zoll von der Spitze desselben enlfernt vor. Nach einer Inokulalions-zeit von zehn Tagen bis einen Monat treten die Erscheinungen der Inokulation an den Tag, und dauern mehr oder weniger lange an. Das Thier ist leidend, weniger munter und sein Appetit verringert. Die Slelle, an der die Operation gemacht Kreutzer, Einimpfung d. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
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wurde, zeigt sich bei der Ber�hrung gew�hnlich schmerzhaft, schwillt an und entz�ndet sich. Die harte Entz�ndungsgeschwulst der Gewebe dehnt sich manchmal weit aus und kann schwere Zuf�lle veranlassen; oftmals zertheilt sie sich, oftmals aber be�m�chtigt sich ihrer Gangr�n, und St�cke der Haut und selbst das Ende des Schweifes fallen ab. Herr Willems f�gt bei, dass er bei einigen Thieren keine in die Augen fallende Er�scheinung der Inokulation wahrgenommen habe; diese hat auch keinen nachtheiligen Einfluss auf die tr�chtigen sowohl, als die Milchk�he; die geimpften Thiefc werden besser und schneller fett, als die anderen. Wenn die Anschwellung des Schweifes sehr stark Ist, so nimmt man seine Zuflucht zu Skarifikationen und zur Anwendung von erweichenden Umschl�gen. Die Vor�nahme der Inokulation fordert, besonders bei mageren Thieren, Voi sieht. Gegenden zehnten Tag nach der Operation gibt man ein salziges Abf�hrmitlei, das man n�tliigenfalls wiederholt.
Die Regierung hat eine Kommission ernannt, um diese Beobachtungen weiter zu verfolgen und daraus diejenigen Schl�sse zu ziehen, welche sie ziehen zu sollen f�r begr�ndet erachtet. *)
*) Die von dem k�nigl. belgischen Minisleiiura des Innern in Folge Beschlusses vom 3. April 1852 zur Anstellung von Versuchen �ber die von Dr. Willems vorgeschlagene Impfung der Lungenseuche ernannte Kommission bestand aus den Herren: Bcllefroid, Chef der Ablhcilung f�r den Ackerbau im Ministerium, Defays, Repe�titor an der Thierarzneischule, D'O nie rluigne, Thierarzt des Gouvernements Br�ssel, Glugc, Professor an der Universitiit zu Br�ssel, Sauvour, General-Inspektor des Civilmedicinalwesens, Theis, Sckieliir des Obcrgesundheitsrathes, Verheycn, Direktor und Thierncsse, Professor an der Thierarzneischule. Diese Kommission wahllc-den Herrn Direktor Vc rhey en als Pr�sidenten. Sie hatte den Auftrag, sich mit Dr. Willems in Verbindung zu setzen, mit demselben die Versuche zu verabreden, welche er f�r noting hielte, um die Wirksamkeil seines Verfahrens zu beweisen, und es ward ihr zur Aufgabe gemacht, alle erforderlichen Mittel zu ergreifen, dass diese Versuche ohne Zeitverlust an den ver�schiedenen Punkten des Landes ausgef�hrt w�rden. Durch Cirku-larc vom 24. Juni 1852 setzte der Minister dos Innern, Herr Ro-gier, die Gouverneure der Provinzen von dem Verfahren
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Nachdem der Herr Pr�sident in Anbetracht des Interes�se, das die Denkschriit des Herrn Willems bei den Mitglie�dern der Akademie erregte, sich dahin ge�ussert hatte, dass dieselben sich in irgend einer Weise an den Arbeilen der Regie-rungs-Kommission betheiligen und die Theorie, welche sich aus den Versuchen ergeben k�nnte, gr�ndlich er�rtern und durch ihre Kenntnisse diese Sache aufkl�ren sollen, und nach�dem or gefragt halle, ob Jemand gegen die Ueberweisung an
dos Dr. Willems und der Krcirung der besaglen Kommission in Kenntniss, und forderte sie auf, dieselbe auf das Wirksamste in ihren Unlernchmungen zu unlersl�tzen, und namentlich daf�r Sorge zu tragen, dass ihre Instruktionen durch die Thier�rzle, an die sie sich wenden werde, ausgef�hrt w�rden. � Die Kommission selbst erliess ein Cirkulare an die Gouvcrncmenls-Thieii �rzto, in dem sie dieselben ersucht, Impfungen der Lungenseuche anzustellen und ihre Wahrnehmungen dar�ber in den Kolumnen einer ihnen zugesendeten Tabelle, welche in der Ueberschrift: den Namen dos Thierarztes, sowie des Gouvernements und der Provinz, in denen Impfungen gemacht worden sind, und in den Spalten: die laufende Nummer, den Namen der Gemeinde, des Eigenth�mers, Bezeichnung seines Standes, Zustand der St�lle, namen�ich: ob zur Zeit der Impfung schon die Krankheit in ihnen bestand,� die Zahl der geimpften Thiere, Bullen oder Ochsen (in M�stung, Zugochsen), K�he, K�lber, Datum der Inokulationen, Erfolge, Beobachtungen, mit Angabe der Zeit, in welcher sich die Ansteckung gezeigt, und des regelm�ssigen und unregolmiissigen Verlaufes der Zuf�lle be�zeichnen sollte, zu verzeichnen. Diese Tabelle sollte alle 6 Monate eingereicht werden, und aussordem wurden die Thier�rzle ersucht, beim Vorkommen interessanter, besonders zur Aufkl�rung der Im-pfungsfiage dienlicher Thatsachon jedesmal besonders zu berichten. Dabei versprach die Kommission, die sich in dieser Sache aus�zeichnenden Thier�rzle dem Minister des Innern zu Graliftkalionen zu empfehlen. Ferner �bersendete sie gleichzeitig den Gouverne-ments-Thior�rzten eine von ihr ausgearbeitete Instruktion zur Aus-f�lnung der Impfungen, welche das Wesentlichste der Denkschrift des Dr. Willems wiedergibt. {Motiiteur helge du 3. Julliet 1852.) (Im Laufe unserer Arbeit werden die Berichte dieser Kom�mission ihrem wesentlichen Inhalte nach ebenfalls zur Kenntniss kommen. K.)
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eine besondere Kommission etwas einzuwenden habe, sprach Herr Lombard: �Der Gegenstand, um den es sich handeil, ist von h�chster Wichtigkeit, und ich bin der Ansicht, dass die Kommission sehr zahlreich sein soll. Es handelt sich darum, zu erfahren, ob man ein Mittel zur Verh�tung der die Rindvieh-species verheerenden Lungenseuche entdeckt habe, wie Herr quot;Willems es behauptet. Nicht nur Herr Willems, sondern die ganze Welt ist der Ansicht, dass die Lungenseuche durch ein Gift bedingt werde; denn wenn man an ein Blatterngift glaubt, so kann man auch an ein Gift glauben, dass die Lun�genseuche veranlasst. Ich habe gesagt, es handle sich um eine Frage von h�chster Wichtigkeit, indem wir zu erlahren berufen sind, ob hier die Entdeckung einer Art von Impfsloftquot; stattge�funden habe, durch welche die Tliierequot;gegen diese Krankheil gesch�tzt werden k�nnen. Die Frage ist von h�chster Wich�tigkeit vom Standpunkte der Wissenschaft, vom Standpunkte der agrikolen und selbst vom Gesichtspunkte gewisser pekuni�rer Interessen, weil vielleicht demjenigen ein Preis zuerkannt w�rde, welcher diese Enldeckung gemacht hat.
Daher empfehle ich, dass die Kommission zahlreich sein m�ge, weil ich der Ansicht bin, dass Viele von uns Beobach�tungen �ber den in Rede stehenden Gegenstand machen w�rden. Es ist Keiner unter uns, der sich nicht mehr oder weniger mit dieser Sache befasst h�tte; vor zwanzig Jahren, als wir eine Thierarzneischule in L�ltich errichtet hatten, habe ich mich da�mit besch�ftiget, und ich glaube, dass viele meiner Kollegen in demselben Falle sein werden.quot;
Auf die Anfrage des Herrn Pr�sidenten, ob die Aka�demie selbst die Kommission ernennen wolle, verneinte Herr Lombard dieses, indem er die Ernennung der Kommission dem Bureau anheimgeslellt wissen wollte, aber den Wunsch, dass dieselbe recht zahlreich sein m�chte, wiederholte.
Die Aeusserung des Herrn Fossion, dass die Kommis�sion wahrscheinlich Versuche anstellen w�rde, und sich, wenn sie sehr zahlreich w�re, nicht oll genug versammeln k�nnte, dass ferner jedenfalls ein Thierarzt zugezogen werden m�sse, dem Thiere zur Disposition st�nden, gab dem Herrn Pr�sidenten zu der Bemerkung An lass, dass es sich gegenw�rtig blos
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darum handle, den Werlh der Denkschrift des Herrn Willems zu beurlheilen, worauf Herr Fossion entgegnete, dass eine Frage, wie die vorliegende, nur vermittelst Versuchen gepr�ft werden k�nne. Der Herr Pr�sident sprach sich aber dahin aus, dass die von der Regierung ernannte Kommission sich mit Versuchen befassen werde; die Mitglieder k�nnten nur beab�sichtigen , dass die Kommission der Akademie mit der der Re�gierung gleichlaufend fortschreite. Dabei wiederholte, er, dass es sich f�r diesen Augenblick lediglich um Beurtheilung der Ideen des Herrn Willems handle, wobei es der Akademie unbenommen bleibe, der Kommission fernerweitig einen Auftrag zu geben, den sie f�r dienlich halte. Vielleicht habe man schon Kenntniss von der Arbeit der Regierungs-Kommission und den unter ihren Augen angestellten Versuchen, bevor die Kommission der Akademie ihren Bericht erstatte.
Herr Seutin w�nschte, dass statt einer zahlreichen Kom�mission, mehrere Kommissionen ernannt w�rden; man k�nnte z. B. eine solche in Br�ssel, eine in L�ttich, eine in Gent, eine in Antwerpen zusammensetzen, um, wie Herr Fossion sage, mit um so mehr Sicherheit durch Versuche festzustellen, ob das von Herrn Willems in Anwendung gebrachte und anempfohlene Mittel wirklich wirksam sei. W�rde man auch eine Kommission von f�nf und zwanzig Mitgliedern in Br�ssel haben, so k�nnte diese doch den Kreis ihrer Erfahrungen nicht genugsam ausdehnen, um zu einem bestimmten Resultate zu gelangen.
Der Herr Pr�sident meinte, dass ihn Herr Seutin nicht verstanden habe; er glaube gesagt zu haben, dass die Aka�demie einen ihr dienlich scheinenden Beschluss fassen soll, nach�dem sie von der Denkschrift des Herrn Willems Kenntniss genommen habe. Das Erste, was zu geschehen habe, sei Kennt�niss zu nehmen von den Ideen des Verfassers und den Erfah�rungen, worauf dieselben basirt seien. Die Kommission werde alsdann in Betreff der anzustellenden Versuche jene Vorschl�ge machen, welche sie f�r n�tzlich halte.
Nachdem Herr Seutin sich noch dahin ausgesprochen hatte, dass in der Akademie sich Mitglieder aus den verschie�denen Theilen des Landes bef�nden, welche, wenn sie die Ideen
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des Herrn Willems kennen gelernt h�llen, glciclifulls Versuche anslellen k�nnten, iiusserle Herr Fallol, dass er sich in Folge der Bemerkungen des Herrn Pr�sidenten �berzeugt halte, Herr Lombard werde seinen Vorschlag, eine grosse Zahl von Mitgliedern in die Kommission zu bringen, zur�ckziehen. Es handle sich um �eurlheilung der wissenschafllichen Seile der Arbeit des Herrn Willems. Sei diese Seile aufgekl�rt, so werde die Kommission Vorschl�ge machen, wenn Versuche an�zustellen seien, wenn die Theorie erst durch die Erfahrung sank-lionirt werden soll. Bis dahin aber gen�ge eine Kommission von zwei oder drei Mitgliedern, um die Theorie des Verfassers zu pr�fen und die Ansicht der Akademie bekannt zu geben, welche sie sich von seinen Ideen und von dem Grade der An�wendbarkeit derselben in der Praxis bildet. Herr Lombard erwiederle hierauf, die Theorie des Autors sei bekannt, und k�nne, so zu sagen, in zwei Worten ausgedr�ckt werden.
Der praktische Gesichtspunkt sei hier der wichtigste; wie k�rzlich bemerkt worden ist, handle es sich hier um eine jener Fragen, welche nur auf dem Wege des Versuches gel�st werden k�nnen. Der Autor habe Versuche gemacht; er habe die von der Lungenseuche herstammende Fl�ssigkeit oder Materie in das Schweif-Ende der Thiere geimpft, und glaube, dass diese da�durch gesch�tzt worden seien. Herr Lombard hat Kennlniss von lange vor jenem angeslellten Versuchen, und alle Thiere, welche damals geimpft wurden, sind fast gleich darauf zu Grunde gegangen.
Auf die Bemerkung des Herrn Pr�sidenten, dass dieses in der Denkschrift erkl�rt sei, entgegnete Herr Lombard, dass er sie nicht kenne. Uebrigens werde, wie bemerkt worden sei, �ber die Denkschrill Bericht erstattet, und dieser Bericht k�nnte, wenn Grund dazu vorhanden w�re, zur Ernennung von mehre�ren Kommissionen Anlass geben.
Nachdem der Herr Pr�sident hierauf angek�ndigt hatte, dass, im Falle kein Einwand statt f�nde, das Bureau die Kom�mission ernennen w�rde, welche die Zahl der nothwendigen Mitglieder in sich schl�sse, stellte Herr Francois an das Bureau die Bitte, eine eben so grosse Zahl von Aerzlen als Thier�rzten zu bestimmen.
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Das Bureau selzte nun die Kommission ans den Herren Fallol, Raikem, TU lern esse, Verlicyen und Sauvour zusammen.
II.
Beriebt der zur Pr�fung der Denkschrift des Herrn Doctor Willems �ber die Lungenseucbe des Rindviehes beauf�tragten Kommission,
crstallet von Herrn Fallol in der Sitzung der Aka�demie am 31. Juli 1852.
Der von oben erw�hnter Kommission, welche den Herrn Fallol zu ihrem Berichlerstatler ernannt hatte, abgefasste Be�richt lautete wie folgt:
�Meine Herren! Eine Entdeckung von h�chster Wichtigkeit, welche leben�dige und thals�chliche Kralle der Gesellschaft direkt belrifft, und in hohem Grade interressant ist f�r eine der Hauptquellen des �ffenllichen Wohlslandes, f�r die Landwirthschait, wurde bekannt gemacht. Es handelte sich um nichts weniger, als um die Ausrottung jener Lungenseuche vermittelst eines sicheren und leichten Mittels, welche jedes Jahr so grosse Verheerun�gen unter den Individuen der Rindviehspecies anrichtet, und ohne Unterlass den Kreis ihrer Wirksamkeit und ihrer Ver�heerungen vergr�ssert. Herr Dr. Willems von Hasselt, der diese Entdeckung gemacht hat, und auf dem von ihm entdeck�ten Wege mit jener Sicherheit fortschreitet, welche eine liefe Ueberzeugung gew�hrt, und erf�llt von dem Glauben an die Unfehlbarkeit einer Methode, die unter seinen H�nden fast nur gl�ckliche Erfolge halte, erbot sich grossm�lhig, Alle, welche damit einen Versuch anstellen wollen, seien es Fremde oder Einheimische, mit ihr bekannt zu machen, und erbat sich den Beistand und die Unterst�tzung der Regierung zu diesem men�schenfreundlichen Unternehmen. Aber ungeachtet des grossen Verlrauens, das ein so loyales und uneigenniilzigcs Benehmen einfl�st, war das Departement des Innern doch der An-
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sieht, dass eine Sache von so grosser Tragweite, welche nicht nur Belgien, sondern alle angr�nzenden L�nder in Bewegung versetzte, nicht auf das blose Wort des Bclheiligtcn angenom�men werden d�rfe, sondern, ehe sie durch die Obmkeit sank-lionirl w�rde, gewissenhaft gepr�ft, erh�rtet und konslalirl werden m�sse. Deshalb bestellte sie eine Kommission, an wel�cher Theil zu nehmen mehrere unserer Kollegen berufen wur�den , geeignet f�r diesen Zweck durch die Specialil�t ihrer Stu�dien oder durch ihre besondere Stellung, und welche den Auf�trag zu dieser Pr�fung, zu dieser Untersuchung erhielt.
Inzwischen und kurz nach der Uebersendung seiner Denk�schrift an das Departement des Inneren, �berschickte uns Herr Dr. Willems eine Abschrift davon mit dem Ersuchen um deren Pr�fung. In Anbetracht der Bedeutsamkeit der Fragen sowohl f�r die Wissenschaft als (�r die National�konomie, deren m�gliche L�sung dadurch sie voraussetzten, glaubten Sie dieses Gesuch nicht zur�ckweisen zu d�rfen. Jedoch haben Sie gleich anfangs die Unm�glichkeit eingesehen, die Haupt- d. i. die Frage, zu erfahren, ob man durch die k�nstliche Einimpfung eines durch die Lungenseuche erzeugten Gilles die dieser Ope�ration unterworfenen Thiere mit Sicherheit sch�tzen k�nne, in AngrifF zu nehmen, weil vor allem die Thatsache der Ueber-Iragung konstatirt werden musste, was Versuche im Grossen und eine Vereinigung von Bedingungen erforderte, denen die Akademie bis jetzt nicht entsprechen konnte. Ferner haben Sie beschlossen, dass Ihre Kommiss�re bei Pr�fung der Arbeit des Herrn Dr. Willems, unter dem Vorbehalte der Realit�t und des inneren Werthes der Entdeckung, nur mit der theoretischen Seite derselben sich befassen und untersuchen sollen, ob die zu ihrer Bekr�ftigung in der Denkschrift vorgebrachten Gr�nde der Art seien, um ihr von nun an einen Zugang in die Wissen�schaft zu �ffnen.
In der Voraussetzung dieser Ansicht nahm die Kommission ihre Arbeit vor. W�hrend sie sich damit besch�ftigte, wurden ihr zwei neue, aus derselben Quelle kommende Dokumente durch ihr Bureau zugeschickt: n�mlich: 1) eine Zuschrift des Herrn Dr. Willems vom 10. Juni d. J., begleitet von einem pathologischen St�cke, das von dem Widerrist eines in Folge
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der k�nsllichen Einimplung- unigeslandenen Thieres genommen worden war. Dieses St�ck sollte, wie sich die Zuschrill aus�dr�ckt, beweisen, dass die nach der k�nsllichen Ein�impfung des Giftes entstandenen �rtlichen Ver�letzungen (lokalen pathologischen Ver�nderungen) von ganz eigenth�mlicher Natur sind, genau den Ver�nderungen der Lungen gleichend, welche un�ter den nat�rlichen Einfl�ssen der Lungenseuche entstehen. Nebst diesem in Alkohol aufbewahrten St�cke war noch ein frisches, von einem an der Lungenseuche ge�fallenen Individuum der Rindviehspecies �bersendet worden, ohne Zweifel zum Behufe der Vergleichung des fraglichen Punk�tes; 2) eine Zuschrift desselben Herrn Willems, vom 25. Juni 1. J., in K�rze mehrere Gruppen von Versuchen umfassend, welche seit der Uebersendung seiner Denkschrift an das Depar�tement des Innern angestellt worden waren, und dazu beslimmt, einige Thatsachen darzustellen, verm�ge welcher der Autor zu der Folgerung Grund zu haben glaubt, dass dasLungen-seu ehe gift ins Unendliche von einem Individuum auf das andere fortgepflanzt werden k�nne, und dass dasselbe fortw�hrend die gleiche Schutzkraft behalte.
Indessen ereignete sich innerhalb der Zeit, wo die Denk�schrift in die H�nde Ihrer Kommiss�re gelangte und der ihres Zusammentrittes Behufs der Mittheilung der Eindr�cke, welche dieselbe auf sie gemacht hatte, ein Zwischenfall; die Denk�schrift war n�mlich durch die periodische Presse ver�ffentlicht worden, und fiel in Folge hievon unter die Anwendung der einen oder der anderen beiden durch Artikel 62 der Satzungen bez�glich der Druckschriften vorbehallenen Alternativen, n�mlich, dass �ber sie gar nicht oder nur m�ndlich berichtet werde.
Ihre Kommission h�tte sich gerne f�r das Erstere ent�schlossen und zwar aus folgenden Gr�nden. Alle vom Herrn Willems in seiner Abhandlung ausgesprochenen theoretischen Ansichten sind beherrscht durch eine Frage �ber eine That-sache, welche ihre Kommission nicht zu beurtheilen hatte. Alles ist darin abh�ngig von der Existenz eines Gift�S in der Lungenseuche, das �bertragbar und geeignet ist, dieselbe
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Krankheil, mitzntlicilen, von der es erzeugt wurde. Nun nuisstc aber, um ein solches Gilt als wirklich vorhanden anzuerkennen, wenigstens der Beweis der Ueberlragung geliefert sein; so lange man diesen Beweis sich nicht verschafft hat, bleibt die Exi�stenz des Giftes zweifelhaft, und alle Konsequenzen, welche man daraus zog, alle Hypothesen, scharfsinnig oder nicht, wel�che erdacht wurden, bald um die Unwirksamkeit der Inokula�tionen, bald um ihre Schattenseilen zu erkl�ren, zerfallen aus Mangel an St�tze. Jedoch, in Anbetracht der hohen Wichtig�keit des Gegenstandes, von dem die Denkschrift handelt, des Anklanges, den er im Publikum gefunden, und der Sensation, den er in diesem Saale erregt hal, glaubte die Kommission nicht, ihn durch einen Beschluss der NichLannahme zur�ckweisen zu k�nnen. Nur war die Kommission bem�ht, sich innerhalb der Gr�nze zu halten, die sie ihr bestimmt hatten, und sich aus-schliesslich mit den wissenschaftlichen Ansichten zu besch�fti�gen, welche der Autor eingeflochlen hat, indem er sie den Pr�missen gegen�berstellte, welchen sie als Folges�tze dienen, oder Thatsachen , von welchen sie die Erkl�rung liefern sollen. Nachdem sie mit der gr�ssten Aufmerksamkeil gepr�ft und mit sorgf�lliger und unparteiischer W�rdigung aller entgegengesetzten Meinungen verhandelt worden waren, glaubte die Kommission einstimmig, dass sie im Allgemeinen bei weitem nicht hinrei�chend gerechtfertigel seien, dass ein grosser Thcil von ihnen sich widersprechend, unvereinbar und mit dem Fehler behaftet sei, das als ausgemacht anzunehmen, was noch in Frage steht, woraus sich ergib!, dass jede W�rdigung, welche dermalen und so lange, als die praktische Seite der Frage nicht aufgekl�rt ist, vorgenommen w�rde, �bereilt und gewagt sein m�sste.
Die Kommission enth�lt sich absichtlich jeder der Denk�schrift entlehnten, diese Bemerkungen rechtfertigenden Citation; die Ver�ffentlichung der Denkschrift setzt Jeden von Ihnen in den Stand, die Wahrheit dieser Bemerkungen zu beurtheilen; die Details, in welche eingegangen werden m�ssle, w�rden sich schlecht mit der B�ndigkeit eines m�ndlichen Berichtes vertragen, und sind zudem nicht von der Art, dass sie einen Einfluss auf die Antr�ge �ussern konnten, deren Annahme Ihnen vorzuschlagen die Kommission mich betraut bat.
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Jedoch sei uns erlaubt, hier den Ausdruck unseres Be�dauerns niederzulegen, dass Herr Willems der Darsleliun? der Tlialsachen, der praktischen Seite seiner interessanten Ar�beit, llicoretische Betrachtungen beigemengt hat, welche Nichts zur Erh�hung ihrer Autorit�t beitragen, indem sie die Aufmerk�samkeit ablenken und anderswohin ziehen, als dahin, wo sich der Schwerpunkt und das wahrhaft Anziehende der Sache befindet.
Die Untersuchung der anatomischen St�cke, von denen weiter oben die Rede war, liess eine sehr grosse Ueberein-stimmung in ihrer Striktur erkennen. In dem einen wie in dem anderen konstatirle man mit blossem Auge die Gegenwart rauten�f�rmiger, durch dicke Zellgewebsscheidew�nde getrennter Felder, welche in dem frischen St�cke mit einer faserstoff-eiweisartigen marmorirten, schwammigen, mit Blut infiltrirten Fl�ssigkeit ausge�f�llt waren, und beim Dr�cken eineblassrothe, halbfl�ssige Materie austreten Hessen, w�hrend in dem in Alkohol aufbewahrten St�cke diese Substanz kompakt, von gleichf�rmig graulichem Grunde, mit einigen schwarzen Punkten durchs�et ist. Bei der mikroskopi�schen Untersuchung fand man in den St�cken granulirte Kiigel-chen und kleinere oder etwas l�ngere K�rperchen von sehr dunkler Farbe, die sich in der Fl�ssigkeit, in der sie einge�senkt waren, bewegten. Diese letzteren sind von Herrn Dr. Willems f�r das Gift der Lungenseuche des Rindviehes speciell charakterisirend gehalten worden, aber diejenigen Ihrer Kom�mission, welche mit dem Mikroskop vertraut sind, theilen diese Ansicht nicht. Die verschiedenen zuf�lligen Produkte scheinen ihnen lediglich Entz�ndungsk�rperchen von verschiedenen Ent-wickelungsgraden zu sein. K�rperchen, welche sich in jedem entz�ndeten Gewebe, was immer f�r einer Gattung das Thier auch angeh�ren mag, finden. Es scheint ihnen sehr wahr�scheinlich, dass eine betr�chtliche Zahl dieser alomistischen K�rperchen, auf welche Herr Willems vorzugsweise seine Aufmerksamkeit heftete und die Anderer lenkte, nur Pigmenl-und Fettk�rperchen gewesen sind.
Wie dem �brigens auch sein m�ge, so ist dar�ber Ihre Kommission einstimmig der Ansicht, dass, welches auch bei den eingeimpften Individuen das Konstante der beobachteten
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Ver�nderungen sein nmg, und selbst zugebend, dass sie sieh dabei immer kund geben, sie doch nicht zu den Konsequenzen berechtigen, zu denen unser Aulor sich verleiten liess, denn die Uebereinslimmung der Form und des Aussehens, die er zwischen den Verletzungen (pathologisch-anatomischen Ver�n�derungen), die an den Stellen eingetreten waren, an denen die Inokulation vorgenommen worden war, und zwischen denen, welche man in den Kadavern der an der Lungenseuche gefal�lenen Rindviehst�cke fand, bemerkt zu haben glaubt, kann nicht gen�gen, ihre specilische Nalur festzustellen, und beweist nur Eines, n�mlich dass in beiden F�llen eine Entz�ndung stattge�funden hat.
Was den Schluss betrifft, mit welchem der Brief vom 25. Juni d. J. endiget, und den ich weiter oben w�rtlich wieder�gegeben habe, so begreift man, ohne dass ich hier ein beson�deres Gewicht darauf lege, dass die Zeit, seit welcher die Ent�deckung des Herrn Willems gemacht wurde, noch nichliangc, noch die Zahl der Individuen, an denen sie angewendet wurde, betr�chtlich, noch die. Menge der Thatsachen, aus denen der Schluss gezogen wurde, gross genug ist, um denselben anneh�men zu k�nnen. Indem die Kommission die gr�sste Zur�ck�haltung beobachtete, wovon dieser m�ndliche Bericht das Ge�pr�ge an sich tr�gt, glaubte sie alle Rechte geachtet und ge�wahrt zu haben, sowohl die des ehrenwerlhen Herrn Willems, als die der Akademie, und nicht minder die der Wahrheit. In einer so brennenden Frage der Gegenwart, welche so m�chtig die Geister ergreift und so grosse Interessen ber�hrt, und wel�che definitiv nur durch die Zeit und die Beobachtung entschie�den werden kann, muss man begreiflich die Vorsicht verdop�peln und sorgf�ltigst dar�ber wachen, dass man keine Waffen liefert, weder den waghalsigen Geistern, welche sich f�r alle Neuigkeiten enthusiasmiren und sie ohne Pr�fung annehmen, noch jenen timiden oder verdriesslichen Charakteren, welche dieselben systematisch-und ohne weiteres verwerfen; besprechen, wenn man eine gen�gende Kenntniss von der Sache zu haben glaubt, sich der Besprechung enthalten, wenn man zweifelt, seine Un�wissenheit bekennen, wenn man Nichts weiss, dies ist die Richtschnur des Verhaltens, welcher die Kommission gefolgt ist.
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Auch die vorstehenden Betrachlnngen lassen die Frage der Thatsache g�nzlich unber�lirt und pr�judiciren, was hiemit ausdr�cklich bemerkt wird, in keiner Weise das innere Ver�dienst der Entdeckung unseres chrenwerthen Kollegen.
Wir beantragen 1) dass ihm gedankt werde mit der Bitte, uns fortlaufend in Kenntniss zu setzenquot; von den Resultaten seiner fernerweiligen Arbeilen; 2) dass drei Milglieder der Akademie ernannt werden, um den Forschungen und Versuchen zu folgen, welche an der Veterin�rschule des Landes zur Pr�fung der Methode des Herrn Willems angestelll werden.quot;
Der Herr Pr�sident machte nun bekannt, dass seitdem die Kommission den so eben vernommenen Bericht festgesetzt habe, nachstehender Brief des Herrn Willems an die Akademie
eingelaufen sei:
�Meine Herren!
Da Sie sich gegenw�rtig mit der Inokulation der Lungen�seuche besch�ftigen, halle ich es f�r n�tzlich, noch eine diesen Gegenstand betreffende Mittheilung an Sie gelangen zu lassen.
Seit dem 29. April 1852 bis zum heutigen Tage wurden in Hasselt und in der Umgegend von dieser Stadt durch die Herren Gouvernemenlsthiei�rzle Maris und Vaes und durch mich neunhundert Rindviehsl�cke geimpft. Uie Impfungen wurden in St�llen vorgenommen, in denen die Lungenseuche seit einer grossen Zahl von Jahren herrschte, und in denen sie zur Zeit der ersten Inokulationen selbst heftig w�thete. Und gleich�wohl wurde durchaus kein geimpftes St�ck von der Lungenseuche befallen, w�hrend die nicht geimpften in denselben St�llen belassenen St�cke zu verschiedenen Zeiten krank wurden. Die drei letzten Krankheitsf�lle dieser Art ha�ben erst vor drei Wochen bei den Herren Destillateuren Nys und Vanvinckeroy stattgefunden.
Von den neunhundert geimpften St�cken haben wir nur f�nf in Folge der Inokulation verloren. Wenn man in anderen Gegenden Belgiens eine gr�ssere Anzahl derselben verloren hat, so m�ssen diese Zuf�lle zuerst der excessiven Hilze, die wir vor einiger Zeit zu ertragen halten, dann aber und vorz�glich der fehlerhaften Ausf�hrung der Inokulalionsmelhode und der mangelhaften nachfolgenden Behandlung zugeschrieben werden.
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Gegenw�rtig; isl die Lungenseuche aus den St�llen ver�bannt, in welchen die Einimplung vorgenommen wurde, und w�thet mit gr�ssler Hef�gkeit in einem Stalle, in welchem das Rindvieh nicht geimpft wurde. Die Thalsache ist folgende:
Eine Vierleimeile von der Stadt Hasscll befindet sich ein von dem Herrn Moulin �bewohntes Pachlgul, auf welchem die Lungenseuche niemals geherrscht hat.
Vor f�nf Wochen kaufte dieser P�chter von seinem Bruder eine von diesem gezogene Kuh, und gleichfalls aus einem Stalle kommend, in dem niemals lungenseuchekranke Rinder sich be�fanden. Kaum aber halte er diese Kuh bei sich, als sie krank wurde, und an der Lungenseuche zu Grunde ging. Vier Wo�chen sp�ter erkrankte eine zweite Kuh und ging gleichfalls durch die Krankheit verloren; und bis quot;jetzt sind von IT Rind-viehsl�cken, welche Herr Moulin besass, drei an der Lungen�seuche gefallen, und acht andere sind von demselben Leiden in verschiedenen Perioden der Krankheil befallen.
Am 23. d. M. habe ich diese Thatsache den Herren Ma-gendie. Ginge und Thiernesse milgelheilt, welche in der Absicht nach Hasselt gekommen waren, Nachforschungen �ber die Resultate der Impfung anzustellen. Herr Thiernesse begab sich an Ort und Stelle, um die Thatsache zu konslali-ren, und diese Herren machten mir hierauf den Vorschlag, eine schwer an der Lungenseuche erkrankte Kuh des Herrn Moulin in einen der St�lle meines Vaters unter gesundes und eingeimpftes Rindvieh zu slellen. Am 23. Juli wurde diese Kuh in einen der St�lle meines Vaters gebracht und unter sechs zu verschiedenen Zeiten inokulirte Ochsen gestellt. Des andern Tages brachte der P�chter Herr Moulin eine kranke Kalbin, die in denselben Stall geslellt wurde. Die am 23. Juli einge�brachte Kuh ging in der Nacht vom 25. bis 26. zu Grunde, und ihr Kadaver wurde noch 10 Stunden lang im Stalle belas�sen, so lange n�mlich, bis wir in Beisein der Herren Sauveur, D'Outreluigne, Maris und Vaes die Sektion vornahmen. Das sp�ler eingebrachte Thier lebt noch, isl aber sehr schwer krank und wird wahrscheinlich binnen zwei oder drei Tagen mit Tod abgehen. Die Thiere, welche mit den Kranken zu�sammenstanden, befinden sich auf eine bewunderungsw�rdige
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Weise gesund, und ihr Signalement wurde von den Milgiiedern der Lungenseuclie-Kommission aufgenommen.
Ein zweiler von der Kommission mir gemachter Vorsehlag war der, zwei geimplte St�cke in den Ansteckungsheerd bei Herrn Moulin zu stellen; ich ging sehr gerne auf diesen Vorschlag ein, und habe ihn auch bereits zur Ausf�hrung gebracht.
In Holland, meine Herren, hat die Impfung der Lungen-seuehe nicht minder gl�ckliche Resultate geliefert. Inhaltlich zweier Briefe, die ich von Herrn Wellenbergh, dem Pr�si�denten der Lungenseuchc-Kommission in Holland*), den einen dalirt vom T., den anderen vom 22. Juli, erhielt, wurde dort die Inokulation bis zum 12. Juni an dreihundert Rindviehst�cken vorgenommen, die man dazu in der Umgegend von Utrecht bei Milchleuten und in zur Zeit der Einimpfung inficirlen Sl�llen ausgew�hlt hatte. Bei keinem dieser St�cke ist ein Unfall in Folge der Impfung eingetreten, und alle sind bis auf diesen Tag gegen die Lungenseuche gesch�tzt geblieben, mit Aus�nahme einer einzigen Kuh, die am 1. Juli erkrankte und am 25. Juni geimpft worden war.quot;
Da nun die Akademie von allen Aktenst�cken in Kenntniss
*) Auf das Anerbieten des Herrn Dr. Willems In Hasselt ordnete der kShigl. niederl�ndische Minister des Innern durch Erlass vom 19. April 1852 den Direktor der Thiorarznciscluile mUlrecIil, Herrn Wellenbergh, und den Professor Jcnnes an dieser Anstalt ab, um das VciTahron des Herrn Willems kennen zu lernen und dar�ber hoinach in Utrecht Versuche anzustellen. Aussei- dem von diesen Abgeordnelen am 21. September 1852 erstatlelen Berichte, der sich lediglich auf die ausserhalb der Thierarzneischule ange-slelllcn Versuche bezog, wurde noch am 28. December 1852 ein zweiter, von dem Direktor Herrn Wellenbergh und den l'ro-fcssoren Jenncs, Rijnders, Heckraeijer, Witund van Lacr unterzeichneter Bericht an den k�nigl. niederl. Minister des Innern erstattet, der sich auf die Erfahrungen st�tzte, die diese Kommission mit Impfung von zu diesem Zwecke angekauftem und in der Thier�arzneischule zu Utrecht beobachtetem Vieh gemacht hatte. Wir werden auch den Inhalt dieser Berichte ihrem Wesen nach im weiteren Verlaufe zur Kenntniss bringen. K.
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gesetzt war, wurde die Diskussion �ber den Bericht des Herrn Fallot er�ffnet.
In Folge hievon ergriff Herr Petry das Wort und �usserte Folgendes: �Meine Herren! In meiner Eigenschaft als Gouver-nementslhierarzt habe ich von dem Herrn Gouverneur der Pro�vinz L�ltich ein Schreiben erhalten, das mich ersuchte, midi nach den Instruktionen zu richten, welche mir die durch den Herrn Minister des Innern niedergesetzte Kommission geben werde. Dieses Schreiben lautet also: ��Durch den Herrn Mi�nister des Innern ist eine Special-Kommission niedergesetzt worden, um die Versuche des Herrn Dr. Willems zu wieder�holen und so zurKonstalirung der Wirksamkeit der Inokulation nls eines Schutzmittels gegen die Lungenseuche zu gelangen. Diese Kommission wird sich mit allen Thler�rzten des Gouver�nements in Verbindung setzen, um ihre Mitwirkung in Anspruch f.u nehmen. Ich ersuche Sie, mein Herr, dem Ansinnen dieser Kommission entsprechend, sich nach den Instruktionen zu rich�ten, die sie an Sie gesendet hat, indem Sie das Resultat Ihrer Versuche an sie gelangen lassen, um den Werth des von Herrn Willems vorgeschlagenen Mittels zu sch�tzen.quot;quot;
Zu der Zeit, als ich dieses Schreiben erhielt, hatte ich schon einige Inokulationen bei einigen Landwirthen, meinen Kunden, vorgenommen. Ich habe es durchaus nicht anempfoh-!en, weil ich glaubte, duss der Thierarzt sich selbst grossem Nachtheile aussetzen w�rde durch ungl�ckliche Resultate, wel�che diese Operationen zur Folge haben k�nnten; ich habe daher nur im Auftrage der Landwirlhe selbst gehandelt. Im Ganzen habe ich in dieser Zeit zw�lf St�cke geimpft, einerseits drei, andererseits neun. Dies Gift halte ich zwei oder drei Tage vorher erhalten; ich konnte mir nur am 22. oder 23. Juni Lun-genfliissigkeit von einem erkrankten Rinde verschaffen. Seil, der Publikation der Denkschrift desHerrn Willems suchte ich in meiner Praxis vergebens nach einem kranken St�cke, suchte vergebens in dem Schlachthause von L�ltich, dass doch der Sammelplatz von drei Provinzen ist, bis ich endlich am 22. Juni ein mit der Krankheit behaftetes St�ck fand. Nunmehr nahm ich die drei ersten Impfungen vor, und ich muss gestehen, dass ich durchaus Nichts von dem beobachtete, was Herr
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Willems angibt, n�mlich die Geschwulst, die Gangr�n und das Abfallen des Schweifes; nur eine einzige Kuh zeigte am Schweife eine kleine Anschwellung, welche erst vom zehnten bis f�nfzehnten Tage verschwand.
Dasselbe war der Fall bei f�nfunddreissig anderen inoku-lirlen St�cken, mit Ausnahme eines einzigen, welches Herr Lombard auf der P�chterei von Malaxhe gesehen hat und dessen Schweif sehr angeschwollen war. Hier wurde ein er�stes ausgezeichnetes St�ck befallen; es kam am 5. Juni in Behandlung und wurde am 10. get�dtet. Man ergriff diese Gelegenheit, um noch an demselben Tage, am 10. Juni, acht aridere K�he einzuimpfen. Am IT. wurde ich gerufen, um zu konstatiren, dass eine der eingeimpften K�he auf beiden Lun�gen an der Lungenseuche litt.
Ich weiss, meine Herren, dass man aus dieser Thatsache Nichts folgern kann, weil man immer einwenden k�nnte, dass bei diesem St�cke die Krankheit zur Zeit der Inokulation des�selben bereits im Inkubationsstadium zugegen war.
Sobald ich diese Thalsache konstalirt hatte, habe ich dem Herrn Gouverneur der Provinz L�ttich dar�ber Bericht erstattet, welcher zwei Mitglieder der �rztlichen Kommission, die Herren Lombard und Davreux, abordnete; bis jedoch diese Herren an Ort und Stelle kamen, hatte man das Thier (dessen Lunge gesehen zu haben Herr Lombard, den Redner unterbrechend, versichert,) get�dtet. Herr Lacour hat mit der von dieser Kuh entnommenen Materie siebenzehn Kalbinnen in einem Alter von einem Jahre, achtzehn Monaten bis zwei Jahren geimpft. Herr Lombard hat sie des anderen Tages gesehen, und, wie ich glaube, bei zweien oder dreien Anschwellung bemerkt. Was die �brigen betrifft, so hat er sie durchaus in dem von mir vorher angegebenen Zustande angetroffen. Jedoch zeigte eine frisch geimpfte Kuh am Schweife eine sehr betr�chtliche Anschwellung, wie wir es gesagt haben, und dieselbe erstreckte sich sogar bis zu den R�ckenwirbeln.
Dieses, meine Herren, sind die Erfahrungen, welche ich
gemacht habe und machen sah. Herr Lombard wird Ihnen
sagen, was er seitdem beobachtet hat. Nachdem ich das
Schreiben des Herrn Gouverneurs erhalten hatte, glaubte ich
Krcutzer, Einimpfung d. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2
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antworten zu m�ssen, dass ich aus zwei Gr�nden mich nicht an die Vorschriften des Cirkulars der niedergesetzten Kommis�sion halten k�nne, einmal, weil ich die �blen Folgen f�rchtete, die bisweilen, wie Herr Willems selbst dargethan hat, auf die Inokulation eintreten, und dann weil ich mich nicht den Vorw�rfen meiner Kunden aussetzen wollte, welche Vorw�rfe allerdings sehr begr�ndet gewesen w�ren. Denn in der That, wenn ich die Landwirthe dringend dazu veranlasst h�tte, die Vornahme der Inokulation ihrer Thiere zu gestatten, so w�r�den sie, wenn in Folge hievon Unf�lle entstanden w�ren, mir mit Recht nicht nur Vorw�rfe gemacht, sondern auch gericht�lich Schadenersatz verlangt haben, und diesem wollte ich mich nicht aussetzen.
Ich muss beif�gen, dass ich mit grossem Bedauern er�sehen habe, wie die durch den Herrn Minister des Innern nie�dergesetzte Kommission, verm�ge eines olficiell allen Gouver�nements - Thier�rzten zugesendeten Cirkulars die Impfung in einem grossartigen Maassstabe und in allen Gegenden des Lan�des vorgenommen wissen wollte. Es scheint mir, dass man dazu erst dann schreiten d�rfe, wenn das von Herrn Willems empfohlene Mittel als wirksam und verm�gend unbestreitbar erkannt w�re, das Rindvieh zuversichtlich gegen die Lungen�seuche zu sch�tzen. Aber bis jetzt ist, wie ich glaube, nichts weniger bewiesen, als dieses; denn die imposante Zahl, von der die Kommission spricht, beschr�nkt sich auf einhundert und acht Ochsen. Gestatten Sie mir, Sie daran zu erinnern, dass Herr Willems-nach dem in seiner Arbeit niedergelegten Gest�ndnisse beim Beginne seiner Inokulationen ohne Wissen seines Herrn Vaters operirte. Dieser ist Destillateur (Brannlwein-fabrikant) und daher auch Viehm�sler. Herr Willems hat also an Vieh in seinen St�llen geimpft, das schon zu einem hohen Grad von Fetlheit gelangt war; nun entsteht die Frage, ob Herr Willems, der Vater, ein Jahr hindurch die durch seinen Herrn Sohn eingeimpften St�cke behalten hat. Es fragt sich, ob Herr Willems, der Vater, wenigstens nicht einige von ihnen zu der Zeit verkauft hat, wo er nicht wusste, dass inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sein Sohn Versuche an seinem gesunden Vieh angestellt hatte;
konnte man bejahenden Falles die f�r die Konsumtion verkauf-
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len Ochsen in Rechnung bringen? Konnte man sie, mil einem Worte, als gegen die Linigenseuche gesch�tzt betrachten? Aber auch angenommen, dass alle diese durch Herrn Willems eingeimpften Thiere ein Jahr oder vierzehn Monate in diesen St�llen blieben, ohne dass auch nur der leiseste Krankheitsaniall beobachtet worden w�re, so k�nnte nach meiner Ansicht auch dieses noch nicht zu dem Schl�sse gen�gen, dass das Mittel wirksam sei. Denn der Zeitpunkt, wovon Willems be�hauptet, dass seit seinen Impfversuchen kein Vieh mehr be�fallen wurde, ist gerade derjenige, in welchem ich nirgends Lungenfl�ssigkeit erhalten konnte, n�mlich vom Monate April bis zum Juni. Sie wissen, meine Herren, dass in allen epidemischen Krankheiten Remissionen stattfin�den, die zwei, drei, vier, f�nf und sechs Monate andauern. Dieses hat stattgefunden seit der Einschleppung der Lungenseuche in unser Land, seit 1834 oder 1835. Seit ungef�hr dem 20. Juli haben wir hie und da noch einige be�fallene Thiere beobachtet, aber die Zahl derselben ist sehr beschr�nkt.
Hier sehen Sie also, auf welche Thatsachen man sich st�tzt; wir wollen nun sehen, bis zu welchem Punkte die Theorie die M�glichkeit anzuk�nden scheint, zu dem Resultate zu gelangen, das man zu erhalten hofft.
Man scheint eine Analogie, wo nicht eine Identit�t zwi�schen der Variole und der Lungenseuche anzunehmen; aber Sie wissen, meine Herren, die Variole ist eine allgemeine Krankheit, eine Krankheil der ganzen Substanz; sie ist eine Krankheit, welche neunundneunzig Individuen unter hundert ergreift, welcher der Mensch unvermeidlich, vielleicht sogar nolhwendig ausgesetzt ist, und welche von jeher ge�herrscht hat. Die Lungenseuche dagegen datirt sich erst seit einigen Jahren; man hat sie fr�her niemals in unserem Lande gesehen; sie ergreift kaum sechs Individuen unter hundert, welche Zahl ich sogar vergr�ssere, denn es sind kaum acht Individuen unter hundert. Es ist daher klar, dass man zwi�schen diesen beiden Krankheiten keine Analogie, und noch weniger eine Identit�t annehmen kann.
Die Kuhpocken, welche Sie einimpfen, erzeugen keine
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gleichartige Krankheit; denn dieVariolc ist nicht die Kuhpocke; Sie setzen k�nstlich eine gutartige Krankheil an die Stelle einer b�saitigen, w�hrend Sie hier ein Gilt haben, das, wenn es eingeimpft ist, nicht die krankhaften Erscheinungen erzeugt, welche die Lungenseuche anzeigen, welches aber gleichwohl die allerschwerslen Zuf�lle veranlasst hat.
Ich bin jedoch so gl�cklich, melden zu k�nnen, dass die Kommission in einem einschr�nkenden Cirkulare, dass sie an die Thier�rzle erlassen hat, von ihrem Irrlhume zur�ckgekom�men ist. Es ist dieses nicht (Herr Belle frei d halte es, den Redner unterbrechend, als ein erkl�rendes Cirkular f�r jene bezeichnet, welche das erste nicht verstanden h�tten) ein er�kl�rendes Cirkular f�r jene, welche das erstere nicht verslan�den haben; denn alle Well kann folgenden'Salz dieses Cirku-lars verstehen, man kann sich hier nicht l�uschen: �In der Ueberzeugung, dass die Versuche in einem grossen Maassslabe und in allen Gegenden des Landes angestellt werden m�ssen, bittet sie, mein Herr, die Kommission, welche autorisirt ist, sich mil allen Gouvernements - Thier�rzten in Verbindung zu setzen, ihr Ihre Mitwirkung angedeihen lassen zu wollen. Sie ladet Sie also ein, die Impfung vorzunehmen etc.quot;
Sie sehen also, meine Herren, dass man es auf eine all�gemeine Inokulation abgesehen hat, was kaum m�glich w�re, wenn das von Herrn Willems vorgeschlagene Mittel als so wirksam sich erwiesen halle, wie es die Vaccine ist.
Meine Herren! Die enthusiastische Vorliebe f�r die Im�pfung gehl so weit, dass ich mich nicht enthalten kann, eine Thalsache Ihnen milzutheilen, die sich zu Sonmagne zugetragen hat. Das Vieh dieser Gemeinde wird von Zeit zu Zeit vom Milzbrand-Typhus befallen. Vor Kurzem kamen einige Personen, deren Vieh von der Krankheil betroffen war, zu dem Thierarzte des Ortes, Herrn Warsage, mit der Bitte, den Karbunkel-Typhus ihrem Vieh einimpfen zu wollen. Herr Warsage, ein geschickter und wohlunterrichteter Mann, der die traurigen Folgen einer solchen Impfung wohl kannte, wies diesen Antrag nachdrucksamst zur�ck. Diese Leute haben sich hierauf nach Hassell gewendet, um einige Auskunft �ber die Impfung der Milzbrandmaterie durch Herrn Willems zu erhallen.
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Sie sehen ein, welche beklagenswerlhen Resullale aus einem solchen Versuche enlslehen k�nnlon. Ich glaube in der That, dass man viel zu weil gehl; es scheinl mir, dass, wie ich mich gegen den Herrn Gouverneur in der Anlwort auf die Zuschrift ausgedr�clU habe,' die er an mich zu richten die G�te halte, man sich auf die Anwendung der Impfung bei vierzig oder f�nfzig ausgew�hllen St�cken Rindvieh beschr�nken sollte, welche man am Leben erhallen und beobachten k�nnte; diese Thiere k�nnten in der Thierarzneischule aufgestellt werden, und wenn die Regierung Anzeige von dem Ausbruch der Krankheit an irgend einem Punkte des Landes erhallen h�tte, w�re es ein Leichtes, ein Paar der eingeimpl'len Thiere auf der Eisen�bahn dahin zu expediren, um sie in den Ansteckungsheerd und in alle Verh�ltnisse der kranken Thiere zu bringen. Dann w�rde der Thierarzl des Ortes, an dem die Krankheil herrscht, t�glich die Ver�nderungen beobachten und aufzeichnen k�nnen, welche an den geimpften Thieren allenfalls entst�nden; n�lhigenfalls k�nnte ein Mitglied der von dem Herrn Minister des Innern bestellten Kommission diesem Thierarzle beigegeben werden.
Mir scheinl, dass dieses das Beste w�re, was zu ge�schehen halle, da �berhaupt die Erspriesslichkeil dieser Methode nichts weniger als erprobt ist, indem zahlreiche Unf�lle bei ihr vorkommen. Vernehmen Sie, was sich in Preussen zuge�tragen hat: Herr Dr. Desaive hat sich in dieses Land be�geben und daselbst mehrere Thiere geimpft; wie mir gesagt wurde, sind zehn oder zw�lf von ihnen in Folge der Impfung gestorben. Diese Thalsachcn m�gen Ihnen beweisen, dass es unklug w�re, alles Vieh in Belgien zu impfen, und sich so be�klagenswerlhen Resultaten auszusetzen; schon ist eine grosse Anzahl von Thieren in Folge der Inokulation zu Grunde ge�gangen. Herr Lombard wird Ihnen sagen, dass er eine Kuh gesehen hat, deren Schweif ungeheuer angeschwollen war, und welche wahrscheinlich in Folge der Operation umstehen wird; diese Kuh war zur Zeit der Vornahme der Inokulation gesund. Herr Verheyen hat. mir eben gesagt, dass von den Thieren, an denen Herr Willems seine Versuche gemacht hat, meh�rere gestorben seien. Ich bin �berzeugt, dass, wenn man ge�naue Nachforschungen in allen Orten anstellen w�rde, man
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erf�hre, dass die Zahl der Opfer der Impliuig eine weil gr�ssere ist, als man glaubt, und dass es folglich, slall die Gesundheit und das �ffentliche Wohl zu gef�hrden, wenigstens klug w�re, zu warten, bis die Zeit und die Erfahrung �ber das durch Herrn Dr. Willems empfohlene Mittel entschieden haben.
Ich glaubte, meine Herren, in meiner Eigenschaft als prak�tischer Thierarzt Ihnen diese Bemerkungen darlegen zu m�ssen; ich stelle sie Ihrer Erw�gung anheim.quot;
Herr Belle fro id hatte das Wort verlangt, als er h�rte, dass Herr Petry die Arbeiten einer Kommission hereinzog, welche die Akademie durchaus nichts angeht. Ich glaubte, sagte er, dass Herr Petry das Cirkular sehr schlecht verstan�den hat, von welchem ich Ihnen eine Stelle vorgelesen habe. Die Kommission hatte durchaus nicht die Absicht, alle Thier-�rzte zu veranlassen, ins Blaue hinein und unter allen Um�st�nden zu impfen. Sie wendete sich an intelligente, kunstver�st�ndige M�nner; sie war der Ansicht, dass jeder derselben die Umst�nde erw�gen w�rde, unter denen er ohne Gefahr w�rde Versuche ansteilen k�nnen.
Meine Herren, die Lungenseuche ist ungemein frequent in Belgien; sie herrscht in allen Provinzen und beinahe in jedem Orte. Es scheint mir n�tzlich zu sein, dass, wenn sich ein Infektionsheerd kundgibt, der Thierarzt einige St�cke impfe und untersuche, ob die, welche er dieser Operation unterworfen hat, vor der Krankheit gesch�tzt worden sind. Dies ist die Mithilfe, welche von den Thier�rzten in Anspruch genommen wurde; mehr hat man von ihnen nicht verlangt.
Herr Verheyen berichtiget eine Thalsache; Herr Pelry habe behauptet, dass er, Verheyen, ihm von ungl�cklichen F�llen gesagt habe, die in Hasselt unter den geimpften Thieren vorgekommen seien. Solche F�lle seien ihm aber unbekannt; er habe ihm nur gesagt, dass sie Unf�lle unter den St�cken, die sie impften, beobachtet haben, indem drei von ihnen zu Grunde gegangen seien. Dieses sei die einzige Miltheilung, welche er dem Herrn Kollegen gemacht habe.
Herr Petry gibt an, die Kommission deshalb kritisirl zu haben, weil er in ihrer Verfahrungsweise etwas sah, das
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nicht nur die �ffenlliclie Gesundheit, sondern auch den Nutional-reichthum gef�hrden k�nnte.
Der Herr Pr�sident aber war der Meinung, dass Herr �ellefroid Recht habe; es liege nicht die Aufgabe vor, zu untersuchen, in welcher Weise die von dem Herrn Minister des Innern bestellte Kommission verfahre. Er glaube, unrecht gethan zu haben, dass er den Herrn Petry nicht zur Sache gerufen habe; aber er habe keinen grossen Werth darauf gelegt. Der Gegenstand der Diskussion seien die Denkschrift des Herrn Willems und die Antr�ge der Kommission.
Herr Lombard: Ich habe mich zu sagen beeilt, dass ich mich ganz den Antr�gen der Kommission anschliesse; ich habe das Wort nicht verlangt, um sie zu bek�mpfen, sondern vielmehr um sie zu unterst�tzen.
In der Abhandlung des Herrn Willems, �ber welche wir so eben einen lichtvollen Bericht geh�rt, heisst es auf S. 28: �Um die Gegenprobe zu machen, wie ich schon die Ehre ge�habt habe zu sagen, habe ich in den St�llen bunt durchein�ander mit den geimpften Thieren f�nfzig Ochsen gestellt, an denen ich die Impfung nicht vorgenommen hatte; und von diesen sind siebenzehn krank geworden.quot;
Dies, meine Herren, ist das haupts�chlichste Faktum, das einzige, worauf sich Herr Willems als Gegenprobe st�tzt, als k�nnte es f�r sich allein beweisen, dass die Impfung gegen die Krankheit sch�tze. So hat Herr Willems geschlossen, und ich bitte Sie, mir zu folgen.
�Ich impfte, sagt er, alle in den St�llen meines Vaters be�findlichen Thiere; einige Zeit nach der Operation war nichts mehr von der Krankheit wahrzunehmen; kein Thier wurde mehr krank. Um die Gegenprobe zu machen, um mich zu vergewissern, ob die Operation wirklich gegen die Lungenseuche sch�tze, habe ich f�nfzig nicht geimpfte St�cke in St�lle gestellt, in denen die Krankheit herrschte, wo jedoch die Inokulation deren Ein�wirkung auf die Geimpften verhinderte, und bald wurden sieben�zehn von diesen f�nfzig St�cken ergriffen. Daraus schliesse ich, dass die Krankheil noch in diesen St�llen herrschte, weil die Thiere, welche man neulich in sie gebracht hatte, von ihr befallen wurden. Nun aber, wenn die Krankheit in diesen
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St�llen zugegen war, so kann icli daraus schlicssen, dass die Impfung ein Schulzmittel ist, weil die geimpften Thiere dem Uebel Widerstand leisteten.quot;
Dieses also, meine Herren, ist unzweilelhalt das Raison-nement des Herrn Willems, durch das er zu seinem Schl�sse gelangte. Wir wollen nun seilen, ob es jene Bedeutung hat, die er ihm beilegt; woher kamen die f�nfzig St�cke, von denen siebenzehn erkrankten? Dies ist eine Hauptfragej welche wir nicht beantworten k�nnen, da Herr Willems nichts dar�ber gesagt hat. Kamen diese Thiere nicht aus einem inficirten Orte, trugen sie nicht den Keim der Krankheit in sich? Es muss angenommen werden, dass wenigstens einige in diesem Falle waren. Sie wissen, meine Herren, dass das Inkubalions-
stadium oft lange dauert
kein Zeichen zu erkennen gibt.
dass es sich �usserlich durch Die Jioobachtung des Herrn
Willems hat daher keinen Werth, wenn nicht erwiesen ist, dass die Thiere sich die Krankheit in den St�llen zugezogen haben, in die sie eingef�hrt wurden.
Ferner sagt Herr Willem s, dass man den Umstand, dass alle geimpften Thiere gesund blieben, der Impfung zuschreiben m�sse.
Dazu m�sste man vor Allem zugestehen, dass die Krank�heil kontagi�s und nicht epizootisch sei; und darin liegt zu�verl�ssig der Irrtluim. Es m�sste bewiesen werden, dass die Kontagion und nicht die Epizootic (das epizoolische Moment) die Krankheit erzeugt. W�re es die Kontagion, so h�tte Herr Willems Recht; dem w�re aber nicht mehr so, wenn es die Epizootic w�re. Und wir werden sogleich zeigen, dass es nicht bewiesen ist, dass die siebenzehn krank gewordenen St�cke den Keim der Krankheit in den St�llen des Herrn Willems selbst in sich aufgenommen haben. Es ist wie in der Cholera; man hat Individuen ganz gesund bleiben sehen mitten in einem Choleraspitale, in das man die Kranken von allen Seiten brachte; Niemand wurde krank; aber von dem Augenblicke an, wo die Cholera-Epidemie in die Lokalit�t ein�drang, erkrankte Jedermann, und wir haben gesehen, dass in diesem Spilale selbst geheilte Cholerakranke neuerdings von der Krankheit befallen wurden.
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Icli bin weit enlfernl, den Werlh der Entdeckung des Herrn Will c in s l�ugnen zu wollen; vielmehr w�nsche ich, dass sie alle Bedeutung besitzen m�ge, die man ihr beimisst; aber wir untersuchen die Thalsachen, und wir wollen sehen, ob zur Zeit zugegeben werden k�nne, dass Heir Wil 1 ems die Sache gef�rdert hat.
Herr Willems hat Unf�lle gehabt, wie man eben gesagt hat, und, was mich betrifft, habe ich beil�ufig siebenzig Im�pfungen bis jetzt gesehen , und wahrlich die Thiere verfielen, wenigstens eine gewisse Anzahl, in einen solchen Zustand von Krankheit, dass sie wenig Hoffnung �brig Hessen; ich werde den weiteren Erfolg in der n�chsten Sitzung berichten.
Herr Willems meint, dass man zur Vermeidung solcher �blen Folgen die krankhaften Produkte (den Impfstoff) in einem noch wenig vorgeschrittenen Stadium der Krankheit nehmen m�sse; es soll daher ein Thier in der ersten, oder allersp�te-stens in der zweiten Periode der Krankheit geschlachtet werden. Seine Ansicht ist also die, dass die krankhalten Pradukte einer weniger vorgeschrittenen Lungenseuche weniger sch�dlich seien; bei der Verwendung solchen Impfstoffes seien weniger Unf�lle zu bef�rchten, als wenn man zuwarte, bis das Thier gefallen sei, oder wenn man es erst in der dritten Periode der Krank�heit geschlachtet habe. Ich glaube, dass sich Herr Willems in dieser Beziehung t�uscht, und dass wenn ungl�ckliche Fol�gen der Inokulation eintreten, wie ich sie gesehen habe, dieses keine allgemeinen Zuf�lle sind, sondern so zu sagen zuerst �rtliche Zuf�lle, welche dann das Becken ergreifen, wo die Entz�ndung mit reichlichem Zellgewebe und vielen Blut- und Lymphgef�ssen zusammentrifft. Nach meiner Ansicht entstan�den die von Herrn Willems beobachteten Unf�lle dadurch, dass er am Schweife impfte. Welchen Grund gibt es f�r die Impfung am Schweife? Physiologische Gr�nde gibt es nicht; anatomische Gr�nde sprechen mehr gegen die Wahl dieses Ortes.
In diesem Betreffe, meine Herren, habe ich eine kurze Be�merkung niedergeschrieben, in der ich aufmerksam das be�trachtete, was man bei Operationen, die man an diesem Theile des Thieres vornimmt, antrifft; wenn Sie erlauben, dass ich
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dieselbe vorlege, werden Sie sich gleich mir �berzeiigen, dass dieser Ort f�r die Inokulation �bel gew�hlt ist. Man muss nothwendig einen Ort w�hlen^ wo ein reichliches Zellgewebe vorhanden ist, und wo die Entz�ndung sich ausdehnen kann, ohne �ble Zuf�lle zu veranlassen, ohne dass eine Einschn�rung stattfindet, und wo man grosse Einschnitte mit dem Bistouri machen kann.quot;
Der Herr Pr�sident bezweifelte, ob dies zur Sache (Ta�gesordnung) geh�re und gab, ohne den Einwand des Herrn Lombard zu ber�cksichtigen, dem Herrn Thiernesse das Wort zu einem Ordnungsanirage, welcher dahin ging, dass die von Herrn Lombard erhobene Diskussion suspendirt werde. Der Bericht des Herrn Fallet, sagt Herr Thiernesse, hat Ihnen dargethan, dass die Kommission nicht geglaubt hat, die Frage entscheiden zu sollen. Sie hat geglaubt, dass es besser w�re, zuzuwarten, bis Thatsachen vorl�gen, ehe sie in eine tiefere Untersuchung sich einliesse. Alles, was so eben Herr Lombard gesagt hat, wurde auch im Schoosse der Kommis�sion vorgebracht. Was die Wahl der Operationstelle betrifft, so wurde dieselbe getadelt; man hat sie schlecht befunden.
W�re es, meine Herren, gegenw�rtig nicht gef�hrlich, die Diskussion in diesem Sinne fortzusetzen, wodurch eine Ent�deckung in Misskredit gebracht werden k�nnte, deren Pr�fung noch nicht geschehen ist? Es ist erst noch festzustellen, ob diese Entdeckung gut ist; sie kann aber auch schlecht sein. Herr Willems wird nicht zugeben, dass sein Verfahren modi-ficirt w�rde; er wird daran festhalten, bis entschiedene That�sachen vorhanden sind. Deshalb scheint mir die Diskussion verfr�ht zu sein.
Herr Fallet findet, dass viel Wahres in dem liege, was Herr Thiernesse so eben gesagt habe; ehe man diskutirt, m�ssen die Thatsachen festgestellt sein. Herr Willems hat gesagt: �Ich impfe am Schweife, und durch das Impfen an dieser Stelle sch�tze ich das Thier gegen die Lungenseuche, ohne �ble Zuf�lle hervorzurufen; wenn ich aber dagegen an einem anderen Theile des K�rpers impfe, so werden schlimme Zuf�lle erzeugt.quot; Wenn wir nach den gew�hnlichen Grund�s�tzen der Physiologie urtheilen, so scheint uns die Inokulation
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um so sicherer zu sein, wenn sie an einer Slelie vorgenommen wird, an der die Gewebe das gr�ssle Absorptionsverm�gen besitzen: Herr Willems behauptet das Gegentheil. Wir woll�ten, f�hrt Herr Fallet fort, nicht �ber seine Meinung verhan�deln; wir wollten uns darauf beschr�nken, anzugeben, dass die herrschenden theoretischen Ansichten nicht mit dem Systeme des Autors im Einkl�nge stehen. Aber, meine Herren, jede Diskussion ist unn�tz, so lange die Thatsachen nicht festge�stellt sind.
quot;Herr Gaudy: Es ist zwar beschlossen, dass die Sache nur vom theoretischen Gesichtspunkte aus besprochen werde; man k�nnte jedoch auch die Art der Operation beurtheilen und sehen, ob die Resultate nicht mit den �blichen Ansichten har-moniren.
Darauf entgegnete Herr Fallot: Sie wiederholen verge�bens, dass eine Sache nicht bestehen k�nne, weil sie mit un-sern Ideen in Disharmonie zu stehen scheint; wenn sie be�st�nde, so miisste man sich wohl vor ihrer.Existenz beugen. Wenn die Thatsachen dem Herrn Willems Recht g�ben, so w�re es an uns, unsere wissenschaftlichen Vorstellungen zu modificiren.-
Herr Gaudy: Ich habe die Motion so verstanden, dass wir die Beibringung von Thatsachen abwarten sollen; in die�sem Falle m�ssle aber jede Diskussion vorl�ufig unterbleiben. Sie haben im Gegentheile beschlossen, dass die wissenschaft�liche Seite der Denkschrift gepr�ft werde, und ich glaube, dass die Diskussion �ber diesen Gegenstand fortgesetzt werden k�nnte.
Herr Thiernesse: Ich wollte noch bemerken (Herr Fallot hat es Ihnen zwar schon gesagt, aber es ist gut, dar�auf zur�ckzukommen), dass nach der Erstattung des Berichtes der Kommission drei Mitglieder der Akademie ernannt wurden, um den Versuchen zu folgen, welche an der Landes-Thierarznei-schule mit allen zweckdienlichen Vorsichtsmaassregeln ange�stellt werden. Diese Kommiss�re w�rden die aus den Ver�suchen sich ergebenden Thatsachen konstaliren; sie k�nnten auch andere ihnen n�tzlich scheinende Versuche angeben. Jetzt ist die Diskussion verfr�ht. Deshalb habe ich darauf an-
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getragen, dass man sie suspendire, bis die von Ihnen ernann�ten Komniiss�rc Ihnen einen vollst�ndigen Bericht erstatten k�nnen.
Nachdem Herr Craninx erkl�rt hatte, dass er gegen den Antrag, zur Tagesordnung zu schreiten, sei, weil mehrere Mit�glieder sich im Besitze von Thatsachen bef�nden, die schon jetzt der gelehrten Gesellschart milgetheilt werden k�nnten, und dass er deshalb die Fortsetzung der Diskussion beantrage, un�terst�tzte Herr Graux den Antrag auf Tagesordnung aus fol�gendem Grunde: Es scheint mir, sagte er, dass die That�sachen zuerst beobachtet sein m�ssen, ehe sie erkl�rt werden. Die Wissenscliaft ist den Thatsachen untergeordnet; sie kann dieselben nur erkl�ren.
Herr Willems hat uns eine Denkschrift �berreicht, in der er ein Mittel angibt, das er f�r geeignet h�lt, mit Erfolg die Lungenseuche zu bek�mpfen. Wohlan! Man muss ihn seine Versuche fortsetzen lassen, und wenn wir deren Resultate ken�nen gelernt haben, werden wir sie erkl�ren.
Ich vermulhe, dass in dem Operationsverfahren einige M�ngel staltfinden. W�re es nicht einfacher, nach Constatirung der Resultate sogleich die Methode zu verbessern, den Werth jener Ansichten zu bestimmen, die dahin gehen, zu bezeugen, dass die Inokulation am Schweife ungl�ckliche Folgen haben kann, w�hrend sie, an einer andern Stelle vorgenommen, gl�ck�lichere Resultate haben w�rde? Es scheint mir, wie Ihnen ganz richtig Herr Th lern esse bemerkt hat, dass eine vor�zeitige Diskussion den Eifer derjenigen schw�chen k�nnte, welche Versuche unternommen haben. Aus diesem Grunde stimme ich f�r die Tagesordnung.
Herr Lombard: Es versieht sich von selbst, dass ich gegen die Tagesordnung stimmen werde. Die zu ihren Gunsten vorgebrachten Gr�nde haben meiner Meinung nach keinen Werth; denn ich wollte nicht in der Richtung vorgehen, die man voraussetzte; es war nicht meine Absicht Thatsachen zu erkl�ren, sondern solche aufzustellen; ich habe sechzig Be�obachtungen vor Augen. Ich glaube so gut beobachten zu k�nnen, als irgend ein Anderer, und ich habe alle erforderlichen Vorsichtsmaassregeln getroffen. W�rde es sich um das Ver-
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dienst der Entdeckung- handeln, w�rde es jetzt ausgemacht sein, dass sie die ganze Bedeutung besitzt, weiche ihr Herr Wil�lems beimisst, so w�rde sich eine laquo;andere Frage aulwerfen, n�mlich die der Priorit�t, und ich w�rde diese f�r einen An�dern in Anspruch nehmen. Aber dieses heute zu thun, w�re unn�tz, und hiesse gegen Windm�hlen k�mpfen. Ich stelle nur die Thatsache fest, dass die Priorit�t nicht dem Herrn Wil�lems geh�rt.
Der Bemerkung des Herrn Pr�sidenten, dass die Frage die sei, ob man die ganze Diskussion bis zu dem Zeitpunkte verschieben soll, in welchem die der Regierungskommission beigegebenen Kommiss�re ihren Bericht erstatten w�rden, setzte Herr Lombard Folgendes entgegen: Meine verehrten Collegen sind von der vorgefassten Meinung eingenommen, dass ich die Entdeckung des Herrn Willems angreifen wolle. Ich bin aber weit entfernt, feindliche Gesinnungen gegen dieselbe zu hegen, sondern werde Alles thun, was ich kann, um sie zu vertheidi-gen. Ich hatte an die Akademie Antr�ge zu stellen, im Inte�resse der Beobachtung.
Wie wollen Sie denn die Verallgemeinerung der Beobach�tung m�glich machen? Von dem Augenblicke an, als die P�chter erfahren haben, dass manchmal Anf�lle in Folge der Operation eintreten, wird die Gelegenheit zur Fortsetzung feh�len. Gut also! Ich wollte der Akademie den Vorschlag machen, sich an die Regierung mit der Bitte zu wenden, denjenigen Entsch�digung zu bewilligen, welche ihre Thiere in Folge der Operation einb�ssen. Sie werden sich �berzeugt haben, dass Sie sehr irrth�mlich der vorgefassten Meinung huldigten, als wollte ich die Entdeckung des Herrn Willems angreifen.
Der Herr Pr�sident: Erlauben Sie! Herr Thiernesse ist der Meinung, dass die ganze Diskussion gegenw�rtig unn�tz sei; eine sp�lere vollst�ndige Verhandlung, sowohl �ber die Erfahrungen als �ber die Theorie scheint ihm den Vorzug zu verdienen.
Was die Entsch�digungen betrifft, von denen Herr Lom�bard spricht, so hat derselbe wahrscheinlich seit einigen Ta�gen den Moniteur nicht gelesen, sonst w�rde er darin den Beweis gefunden haben, dass schon mehrere P�chter durch die
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Regierung f�r die Verluste enlschiidiget wurden, welche sie in Folge der Impl�ng erlitten halten! (Einer Bemerkung des Herrn Petry zufolge, betrug die in Rede stehende Entsch�digung ein Drittel von dem Werlhe des Thieres.)
Herr Michaux: Es scheint mir, dass durch Fortsetzung der Diskussion die Sache sehr gef�rdert werden k�nnte. quot;Wenn mehrere Mitglieder der gelehrten Gesellschalt Thatsachen vor�zubringen haben, so sehe ich nicht ein, warum man sich wei�gern soll, sie anzuh�ren. Man kann �ber die Arbeit des Herrn Willems Beschl�sse fassen, aber Jeder kann seinen Anlheil zur Aufklarung der Frage beitragen.
Herr Thiernesse: Ich mache mich anheischig, wenn es nothwendig ist, zu beweisen, dass es heule unm�glich ist,
irgend eine Thalsache beizubringen, welche auch nur den min-
desten Werlh, sowohl f�r als gegen die Entdeckung des Herrn Willems haben k�nnte. Ich ben�tze diese Gelegenheit, um beizuf�gen, dass ich bis jelzl weder daf�r noch dagegen bin, und dass ich vielmehr f�rchte, als hoffe, und zwar um zu em�pfehlen, dass man den Zeilpunkt abwarte, in dem man mit Nutzen verhandeln kann.
Herr Pelry glaubt, dass gewichtige Gr�nde vorhanden seien, Herrn Lombard das Wort ferner zu lassen. Alles be-fasst sich unberufener Weise mit Inokulationen, wie man im Memorial administralif liest. Dies ist so wahr, dass die Re�gierung f�r nothwendig befunden hat, den Orlsbeh�rden die Em�piriker zu bezeichnen, welche ins Blaue hineinimpfen und so eine Verwirrung in'die Resultate bringen k�nnten, die man von der Inokulation erwarten kann. Durch Fortsetzung der Diskus�sion �ber die Thalsachen w�rde man die �bertnebene Vorliebe f�r die Impfung vermindern, welche dermalen besteht.
HerrFallot: Um diese fanatische Vorliebe zu vermindern, muss man die Thalsachen pr�fen und erh�rten. Diese Erh�r�tung muss in einer m�glichst imponirenden Weise geschehen, weshalb wir uns entschlossen haben, durch einige unserer Mit�glieder die Versuche beobachten zu lassen, welche in der Landes-Thierarzneischule angestellt werden. Da unsere n�chste Versammlung erst in zwei Monaten stattfindet, wird man Sie
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bis dahin wahrscheinlich bereils �ber einige Punkte befriedigen k�nnen.
Ich weiss wohl, dass die Hauptfrage nicht in einigen Mo�naten zur Entscheidung gebracht werden kann; aber das be�haupte ich, dass hier Alles den Fragen �ber die Thatsache untergeordnet ist.
Ist die Vornahme der Impfung am Schweife vortheilhafter, als am Widerrist? Herr Willems hat nicht nur bemerkt, dass die Impfung am Schweife weniger nachtheiligen Folgen unter�worfen sei, er sucht dieses Faktum auch nach der ihm eigen-th�mlichen Anschauungsweise zu erkl�ren. Ist dieses Faktum konstant? Veranlasst man durch Impfen an einer durch grossen Reichthum an absorbirenden Gelassen ausgezeichneten Stelle Unf�lle, welche man durch Impfen am Schweife vermeidet? Es unterliegt keinem Zweifel, dass, wenn Herr Willems beweist, dass die Inokulation am Schweife besser ausf�llt, man sich der Evidenz l�gen muss.
Ich sehe nicht recht wohl ein, wozu heule die Fortsetzung der Diskussion dienen k�nnte. Es w�rde nicht schwer sein zu beweisen, dass der gr�sste Theil der theoretischen Ansich�ten des Herrn Willems mit den gegenw�rtigen physiologi�schen Kenntnissen nicht im Einkl�nge steht, woran indessen nicht viel gelegen ist; ich glaube vielmehr, dass es f�r die Akademie von der gr�ssten Wichtigkeit ist, offlciell durch eine Kommission informirt zu werden, welche Versuche im Grossen angestellt hat, und deren Resultat die definitive L�sung des interessanten Problems in sich begreift, das uns besch�ftigt.
Herr Lombard: Ich meine, dass, wenn die Diskussion fortgesetzt w�rde, aus den vorgebrachten Meinungs�usserungen irgend eine n�tzliche Thatsache sich ergeben k�nnte, nicht um ein Urtheil, um eine Folgerung daraus herzuleiten, sondern um dem Studium der Thalsachen eine bestimmte Richtung zu geben.
Als Mitglied der �rztlichen Kommission war ich eingeladen, mich an die Orte zu begeben, wo die Lungenseuche herrschen sollte. Ich habe so eben gesagt, dass man eine grosse Zahl von K�hen eingeimpft hat. Wohlan! Was hatte ich zu thun? Halle ich die Fortschritte der Impfung zu untersuchen? Halte ich zu untersuchen, ob die geimpften St�cke von der Krank-
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heil befreit geblieben sind? Die haupts�chlichste und alles An�dere �berwiegende Frage war die, ob wir es denn wirklich mit einer Epizoolie zu thun hatten; dieses thut man nicht, und gerade mit diesem soll man den Anfang machen.
Was habe ich gethan? Ich bin zu dem Resultate gelangt, dass von einer sehr betr�chtlichen Zahl von Ochsen nur vier erkrankt waren. Kann man in einem solchem Falle sagen, dass man es mit einer Epizoolie zu thun hat?
Ich habe genug �ber diesen Punkt gesprochen. Wenn die Diskussion heute nicht fortgesetzt wird, so wird dieses zu einer andern Zeil geschehen, und ich werde auf meine Beobachtun�gen zur�ckkommen. Indem ich dieses aber abwarte, �bergebe ich dem Bureau eine Note, die ich vorlesen wollte, und em�pfehle sie zur Aufnahme in den Sitzungsbericht.
Herr Fallot: Ich bin der Ansicht, dass man �ber die An�tr�ge der Kommission abstimmen und die Diskussion in einer k�nftigen Sitzung fortsetzen k�nnte.
Ich glaube nicht, wie der verehrte Vorredner, dass die ganze Frage darin liegt, zu wissen, ob eine Lungenseuche herrsche. Die wichtigste Frage ist die, zu wissen, ob ein Gift exislire, das �bertragbar sei. Dies ist der einzige Beweis, der f�r jetzt zu liefern ist. Wenn diese Thatsache einmal erwiesen ist, so kann man die Fragen untersuchen, welche sich daraus ergeben.
Herr Craninx: Man hat sich gefragt, was denn eigent�lich der Punkt ist, welcher die ganze Diskussion beherrscht. Mir scheint es der zu sein, zu wissen, ob die Impfung wirk�lich ein Schutzmittel f�r die Thiere ist; ob man nun gerade eine Seuche vor sich hat oder nicht, immer handelt es sich darum, ob das Mittel gut ist oder nicht.
Der Herr Redner wollte mm einige Thalsachen vorbringen, aber der Herr Pr�sident unterbrach ihn mit den Worten: �Es handelt sich um die Tagesordnung, wollen Sie nicht das Wesen der Frage er�rtern!quot;
Herr Craninx: Dies ist gegen die Tagesordnung? Man hat einige Thatsachen berichtet, welche entnehmen lassen, dass das Mittel nicht an dem einen oder an dem andern Orte ange�wendet werden kann. Nun gut! es existiren zahlreiche Fakta,
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welche beweisen, dass das Millel geeignet ist, um die Thiere zu sch�tzen.
Der Herr Pr�sident: Sie sehen wohl, dass Sie hier sich auf das Wesen der Frage einlassen. F�r diesen Augenblick handelt es sich einzig darum: Wollen Sie die Diskussion auf dem Felde der Theorie fortsetzen?
Auf die Antwort des Herrn Craninx, dass er nicht dar��ber, sondern �ber die Thalsachen sprechen wolle, erkl�rte der Herr Pr�sident: Ich kann die Diskussion �ber diesen Punkt nicht fortsetzen lassen.
Als die Denkschrift des Herrn Willems der Akademie vorgelegt wurde, damals fand man es nicht f�r nothwendig, die Entdeckung dieses Arztes durch Mitglieder der Akademie einer Pr�fung zu unterwerfen, sondern man entschied sich, dass die Commission lediglich und einfach diese Arbeit vom theore�tischen Gesichtspunkte aus pr�fen soll. Jetzt will man die Pr�fung der Theorie des Herrn Willems verschieben, bis der Versuch vollst�ndig ist, d. h. bis wir zur Kenntniss der Resul�tate jener Forschungen gelangt sind, welche von einer Commis�sion angestellt werden, welcher drei Mitglieder der Akademie beizugeben man vorgeschlagen hat.
�#9632; Der Antrag des Herrn Thiernesse auf'Tagesordnung wurde zur Abstimmung gebracht und angenommen. �
Der Herr Pr�sident: Herr Fallot hat vorgeschlagen, die Antr�ge der Kommission unmittelbar anzunehmen. Sie lauten so:
Die Commission beantragt:
1)nbsp; �Es soll dem Autor Dank ausgedr�ckt werden mit der Bitte, die Akademie von seinen femerweiligen Arbeilen stets in Kenntniss zu erhalten.quot;
2)nbsp; �Es sollen drei Mitglieder der gelehrten Gesellschalt beauftragt werden, den Forschungen und Versuchen zu folgen, welche an der Landes-Thierarzneischule zur Pr�fung der Me�thode des Herrn Willems angestellt werden.quot;
Diese Antr�ge sind angenommen worden und die Akademie beschloss, dass die Commission durch das Bureau ernannt werde. � Diese Commission wurde zusammengesetzt aus den Herren Fallot, Di dot und Marinus.
Kreutzer, Einimprung der Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3
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in.
Me des Titular-Hitgliedes Herrn Lombard �ber das
von Herrn Dr. Willems zur Verh�tung der Entwickelnng
der Lungensencbe des Rindviehes angewendete
Verfahren.
Als es sich um die Pr�fung der Denkschrift des Herrn Willems handelte, hat die Akademie in der Meinung, dass es in meiner Absicht gelegen habe, die theoretischen Punkte, welche sich an die Frage der Lungenseuche-Inipfung kn�pfen, zu besprechen, die Verhandlung so lange vertagen zu sollen geglaubt, bis zureichende Thatsachen gesammelt sein w�rden. Diese Ansicht ist auch die meinige; meine Absicht war ledig�lich, einige Zeugnisse und gewisse Ausl�hrungen der Impfung zu krilisiren. Ich wollte nicht der Zukunft vorgreifen; ich that
mein M�glichstes, was sich immer nur f�r jetzt thun Hess; ich
sammelte Beobachtungen und beg�nstigte, so viel ich konnte, 'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;die Geneigtheit der Eigenth�mer der Thiere, welche einen Ver-
such mit dem Mittel, das, wie ich hoffte, gute Resultate liefern w�rde, vornehmen lassen wollten.
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Ich muss gestehen, dass ich bis jetzt keine einzige That-
sache entdeckt habe, welche die Hoffnungen schw�cht, die die Impfung erregt hat.
Ich muss aber auch sagen, dass die Unf�lle, welche ich in Folge dieser Operation eintreten sah, wie mir scheint, indem Theile begr�ndet sind, an welchem man die Operation vornimmt. F�r diesen Augenblick will ich nicht untersuchen, ob der Impf�stoff gut gew�hlt ist, ob er nicht manchmal eine putride Infek�tion (Eitervergiftung) erzeugt, oder eine anatomische Verletzung und alle ihre Folgen; vielmehr will ich mich jetzt nur mit der Stelle selbst besch�ftigen, an der die Impfung vorgenommen wird. Die St�cke, welche wir zu Grunde gehen sahen, starben nicht an einer mit der Lungenseuche identischen Krankheit, sondern in Folge der durch die Entz�ndung an der Impfstelle bewirkten Zerst�rungen. So schwillt manchmal der Schweif an der Impf�stelle an, diese Geschwulst wird grosser, erreicht das Kreuz-
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bein, und, der betr�chllichen Einschnitte ungeachtet, werden die Vulva und der After ergriffen, der Urin- und Kolhabsalz sind erschwert, manchmal unm�glich, die Krankheil ergreift das Becken, und das Thier gehl zu Grunde; in andern F�llen schwilll die Impfstelle nach neun oder zehn Tagen an, wird schmerzraquo; halt und zeigt eine ovale Gestalt; die entz�ndliche H�rte hat nur eine Ausdehnung von f�nfzehn bis zwanzig Centimeter; das Leiden wird hier eingegrenzt; nach zwanzig oder dreissig Tagen erh�lt der Schweif wieder seinen normalen Zustand, und die erh�hte Empfindlichkeit sowohl als die Geschwulst ver�schwinden. Diese Thiere haben die Impfung ohne Unf�lle �ber�standen. In vielen solchen F�llen, wo die Entz�ndung noch ausgebreitet ist und von unten nach oben sich ausdehnt, kann man mittelst tiefer und zahlreicher Einschnitte dem Fortschrei�len der Entz�ndung Einhalt thun; das Thier leidet schwer, aber es gehl nicht zu Grunde; es genest alsdann, jedoch leider zu oft mit dem fatalen Fehler, den Schweif ganz oder theilweise verloren zu haben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
Dieser letzere Unfall ist nicht so gleichgiltig, als sich die Leute vorstellen m�chten, die Fremdlinge sind in der praktischen Rind Viehzucht. Das des ganzen Schweifes oder auch nur einer gr�sseren Parthie dieses K�rpertheiles beraubte Thier hat viel von seinem Werlhe verloren. Es kann nicht mehr auf die Weide, ins Freie geschickt werden; anstatt sich dort zu ern�h�ren, w�rde es den Angriffen (nicht durch den Angriff selbst, sondern in Folge der Anstrengungen, die das Thier macht, um sich ihm zu entziehen) der Insekten jeder Art unterliegen, die in der Luft wimmeln. Die Weidemast ist aus diesem h�chst wichtigen Grunde unm�glich. Diese Thiere eignen sich daher nur mehr f�r ein abgesondertes Leben im Stalle. Man muss auf die heftigen Ausdr�cke der P�chter h�ren, wenn man sie dar�ber fragt, ob die des Schweifes beraubten Thiere noch den�selben Kaufswerth haben.
Diese Unf�lle scheinen mir lediglich von dem Orte der Impfung herzur�hren. Der Verlust des Schweifes entspringt offenbar von da aus, und was die Thiere betrifft, welche durch die Fortschritte der Entz�ndung, die das Becken ergreift, zu Grunde gehen, so sind wir �berzeugt, dass ihr Tod nicht der
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Putridil�t (B'aulniss) des Impfstoffes, sondern dem Orte zuzu�schreiben ist, an welchem die Operation ausgel�hrt wurde. Es besteht kein annehmbarer physiologischer Grund, welcher da�f�r spr�che, dass die Inokulation am Schweife der Vornahme derselben an irgend einem andern Orte vorzuziehen w�re; im Gegenlheile, es gibt eine Menge anatomischer Gr�nde, welche die Impfung an dieser Stelle verbieten; ferner geben zahlreiche Beobachtungen bei Pferden die Gef�hrlichkeit der am Schweife vorgenommenen Operationen kund. Und in der That, wenn wir den anatomischen Bau des Schweifes untersuchen, so fin�den wir hier die Haut dick und wenig ausdehnsam; das sub�kutane Zellgewebe ist daselbst dicht, zusammengedr�ngt, spar�sam; die Schweifmuskeln sind von Aponevrosen umh�llt; endlich begegnet man im Centrum dieses K�rpertheiles einer Menge von Gelenken mit ihren Synovialh�ulen und den fibr�sen Geweben, von denen sie umgeben sind. *) Diese anatomischen
*) In Anbetracht der Wichtigkeit, welche die Impfungen gegen die Lungenseuche an der Schweifspitze des Rindes f�r die Thier�rzte haben, hat Prof. Dr. M�ller in Wien in der Vierteljahrsschrift f�r wissenschaftliche Veterin�rkunde, Bd. IV., Heft 1, 1853, nach�stehende, weniger gew�rdigte, interossanle anatomische Data �ber den Schweif dieser Thiergattung ver�ffenlicht: �Bekanntlich endet in Bezug auf die kn�cherne Grundlage der Schweif des Pferdes mit einem kleinen, zusammengedr�ckten Kn�chclchen, welches sich in der Spitze vorfindet.
Beim Rinde dagegen findet man die kn�cherne Grund�lage schon 6 Zoll von der Spitze entfernt mangeln. Das letzte rundliche Kn�chelchen ist etwa 2 Linien lang, und setzt sich in einen mittleren fibr�sen Strang fort, welcher allein der Schwanz-spitze zur Grundlage dient, sich jedoch schon vor dem Ende ver�liert. Das ganze knochenlose St�ck des Schweifes tr�gt die Lang-haaro, welche sehr tiefe llaarb�lge besitzen. In der Mitte verl�uft eine starke Schlagader, als Fortsetzung der mittlern Kreuzbein�schlagader, bis zur Spitze, welche seitlich zahlreiche starke Aeste f�r die Haut und die Haarb�lge abschickt; eben so verlaufen zur Seite derselben starke Nervenst�mmc bis zur Spitze.
Es ist daher die Schwanzspitze des Rindes ein blutgef�ss- und nervenreiches Gebilde, daher gewiss f�r jede einwirkende Potenz �usserst empfindlich.
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Verh�ltnisse machen klar, warum eine Entz�ndung in dieser Gegend eine belr�chlliclie Einschn�rung- veranlassl; die Gelasse und Nerven sind komprimirt wie im Panaritium des Menschen; daher die heftigen, mit Fieber verbundenen Schmerzen, welche wir bei vielen geimpften Thiercn walirgenommen haben; daher endlich die zahlreichen Unl�lle, welche sicherlich die Verallge�meinerung der Impfungen hindern werden, wenn man fortf�hrt, dieselben an dieser Stelle vorzunehmen.
Hat man geglaubt, dass weniger �ble Folgen enlsl�nden, wenn man das Gift an das Ende des Schweifes, als wenn man es in die Herzgegend einf�hrt? Jedermann weiss, dass die Gifte nur mit Hilfe der Aufsaugung wirken, und dass sie, ein�mal aufgesaugt, sich augenblicklich �ber den ganzen K�rper verbreiten. Wer hat nicht das Erbrechen in einer Sekunde nach Anwendung von ein wenig Morphium auf eine Vesikator-wunde am Fusse eintreten sehen?
Das Verhalten der Arterie am Schweife des Rindes ist �ber�haupt ganz abweichend von dem des Pferdes. Es findet sich eigentlich ein einziger Schlagaderslamtn von bedeutender Dicke vor, welcher unmittelbar unter der Haut in der Mittellinie an der untern Fl�che des Schweifes seine Lage hat, (mittlere Schweif�schlagader). Von derselben entstehen in Abst�nden von etwa 1 Zoll beiderseits schief nach r�ckw�rts verlaufende Aeste, welche sich in der Haut und in der Muskulatur verlieren. Ausserdem entsteht jedoch an jedem Wirbel ein unpaarer Ast nach oben, welcher sich bald gabclig f�r die rechte und linke Seite theilt. � leder dieser zwei Aeste spaltet sich an der Spitze des Schweifes in einen vor�dem und hintern Zweig, welche mit den benachbarten anastomo-siren, und so die untern Seilenschweifarterien darstellen. Von ihnen entstehen zwischen je zwei Wirbeln wieder Zweige nach aufw�rts, welche sich auf �hnliche Weise spalten und in derselben Art auaslomosircn, so dass daraus seitliche, obere, jedoch sehr schwache Schweifarlerien hervorgehen , von welchen die betreffen�den Muskeln mit Blut versorgt werden. An der untern mittlern Schweitarterie ist bei K�hen der Puls deutlich zu f�hlen.quot;
Hicdurch sind auch einige Irrth�mer berichtiget, die Herr Lombard bei seiner Betrachtung des anatomischen Baues des Rindviehschweifes beging.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;K.
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Wir liaben gesehen, dtxss die iinulomisclie Beschaffenlieil des Schweiies die Ursache der Ger�hrlichkeit der Knlz�ndung dieses Theilcs ist. Uebrigens sind uns schon seit langer Zeil auffallende Beispiele von der Gel�lirliclikeil bekannt, die wir so eben bezeichnet haben. Wir haben mehrmal gesehen, dass auf die Operation des Englisirens am Schweife der Pferde sehr schlimme Zuf�lle folgten; und der ausgezcichnelc Beobachter, Herr Vanhaeist, Thierarzt erster Klasse im zweiten Artillerie-Regiment zu L�ttich, hat uns verschiedene F�lle angef�hrt, in denen selbst der Tod in Folge dieser Operation eintrat. Er hat uns die Beobachtung mitgelheilt, dass, wenn �ble Zuf�lle ein�treten , sie sich in nachstehender Ordnung entwickeln: Zuerst entsteht Hyper�mie (Blut�ber(�llung) am Schweife und im Um�kreis des Afters; und es sind jetzt schon tiefe und zahlreiche Einschnitte nothwendig. Sp�ter, und trotz der Anwendung die�ses Mittels tritt manchmal Gangr�n (heisser Brand) ein, ein h�chst gef�hrlicher Zufall, dem man selbst durch die unmittel�bare Ampulation des Schweifes so nahe als nur m�glich am After nicht immer Einhalt thun kann, denn die Entz�ndung geht hier sehr schnell auf das so reichliche Zellgewebe des Beckens, sowie auf die Blase und den Mastdarm �ber, und das Thier gehl bald zu Grunde.
Wenn diese verderblichen Zuf�lle das Resultat einer ein�fachen Operation, einer in gesunden Geweben mit einem schnei�denden Instrumente veranlassten Wunde sein k�nnen, wie sollen dieselben nicht um so mehr drohen bei einer vergifteten Wunde in Folge der Einf�hrung eines Giftes und unter eigenth�mlichen epizootischen Einfl�ssen? Diesem zufolge darf man wohl er�warten, �hnlichen Zul�llen in Folge der Impfungen der Lun-genseuche zu begegnen, die durch Einbringung einer fauligen Materie in die Gewebe des Schweifes, nach der Methode des Herrn Willems, eingef�hrt werden. Wir haben Grund, uns dar�ber zu wundern, dass, nachdem er selbst viele schlimme Zuf�lle, und sogar eine sehr grosse Zahl von Todesf�llen ge�sehen hat, Herr Willems gleichwohl nicht daran dachte, am Triel einzuimpfen, oder wenn er daran dachte, dass er sich nicht die M�he gab, zu sagen, warum er diesen Versuch nicht machte, oder wenn er ihn vielleicht machte, warum er wieder
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davon absland. Eine so wiclitige Frage verdient einige Unler-snchung; Herr Willems hal ihr gar keine Aul'inerksanikeit geschenkt. Er erkl�rt einlach, dass er versucht habe, an an�dern Stellen zu impfen, bericlilel die Geschichte einer Inokula-lion an der Nase, auf welche sehr schlimme Zuf�lle eintraten, die jedoch den Tod des Thieres nicht zur Folge hatten, und spricht sp�ter nur mehr von der Impfung am Schweife, als in Bezug auf die zur Inokulation am meisten geeignete Stelle. Ist diese Impfung an der Nase, an weicher Stelle zu impfen uns niemals im Traume eingefallen w�re, ein entscheidender Beweis zu Gunsten der Wahl des Schweifes, als dem f�r diese Ope�ration passendsten Orte? Herr Willems spricht, indem er sagt, dass man durch das Impfen der Lungenseuche die Krank�heit mit allen ihren Charakteren gleichsam nach aussen loka-lisire, eine sehr sonderbare Meinung aus, die ihn jedoch zur Aufsuchung einer Stelle h�tte verm�gen sollen, an der die Inokulation gemacht werden k�nnte, ohne wichtige Organe ins Spiel zu ziehen. Eine solche Meinung fasst nat�rlich die Vor�stellung von der Gef�hrlichkeit der �rtlichen Krankheit, welche durch die Impfung erzeugt wird, in sich. Dem ist jedoch nicht so; wir m�ssen bekannt geben, was Herr Desaive gelhan hat, der im Jahre 1836 zuerst, mit unserer Beihilfe, dieLungen-seuche des Rindviehes einimpfte. Herr Desaive inokulirte am Triel; jetzt impft er am Schweife, und verdient folglich die Vorw�rfe, welche wir diesem Verfahren so eben gemacht haben. AberHerr Desaive hat wenigstens in seiner beachlenswerthen Brochure *) zur Rechtfertigung der Wahl dieses Ortes Gr�nde angef�hrt, die wir zwar nicht als giltig anerkennen, welche jedoch beweisen, dass der scharfsinnige Beobachter sich die m�glichen Einw�rfe vorgestellt hat.
Er gesteht in dieser Abhandlung zu, dass er von 4,8T8 geimpften St�cken f�nfzehn verloren habe. Diese Zahl ist viel niedriger als die, welche wir in den Gemeinden Malaxhe, Lens-S l.-Remy und Oreye gesehen haben, wo von 80 inokulirten St�cken wir vier Todesf�lle konstatirlen, die offenbar
*) Auch den wesentlichen Inhalt dieser Brochure werden wir unsern Lesern mlttheilen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; K.
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durch die Inokulationsmelhode veranlasst wurden; demnach w�rde die Zahl der Verlusle bei 4,8T8 durcli Herrn Dcsalve vorgenommenen Impfungen sich auf 240 belaufen haben, wenn die Unf�lle, die sich bei ihm ereignelen, eben so h�ufig gewe�sen w�ren als jene, von denen wir Zeuge waren. Und, wir beeilen uns anzuf�hren, Herr Thierarzt Lacour, ein sehr aus�gezeichneter Praktiker, mit welchem wir zu wiederholten Malen die oben angef�hrten Gemeinden besucht haben, hat zudem mit Geschicklichkeit geimpft, und zur Bek�mpfung der entz�nd�lichen Zuf�lle am Schweife durch die Scarifikation eine Schnel�ligkeit und eine Entschiedenheit an den Tag gelegt, welche nichts su w�nschen �brig lassen. Bleiben wir auch bei diesem Punkte stehen! Herr Desaive impft am Schweife, k�nnte man mir sagen, und seine Verluste sind so unbedeutend, mit�hin sind Ihre Einwendungen ohne Werth. Man hat aber ge�sehen, dass unsere Einw�rfe sich nicht blos auf die Sterblich�keit, sondern auch auf den Verlust eines sehr wichtigen Organs, den Schweif des Thieres, bezogen; und Herr Desaive hat uns gesagt, dass von den durch ihn geimpften Thieren viele den Schweif verloren haben. Ferner muss angegeben werden, dass Herr Desaive gegen die in Folge der Impfung eingetre�tenen entz�ndlichen Zuf�lle ein rascheres und wie es scheint wirksameres Mittel anwendet, als das ist, dessen sich Herr Willems bedient; sogleich wenn die Geschwulst sich weiter auszudehnen droht, beeilt er sich, das unlere Ende des Schwei�fes abzuschneiden, und unverz�glich das rothgl�hende Eisen auf die Wunde zu appliciren; und so �habe ich, sagt Herr Desaive, f�nfzehn St�cke verloren, d. h. es sind in dieser Zahl mehrere inbegriffen, die in meiner Abwesenheit gefallen und nicht jenem Heilmittel unterworfen worden sind, das ich doch �berall so nachdrucksamst empfohlen habe.quot; Es er�brigt nun noch, zu erfahren, ob die pr�servirende Wirkung der Ino�kulation � der Endzweck der Operation � nach diesem Ver�fahren sich als eben so sicher erweist, als wenn man der �rt�lichen Affection ihren gew�hnlichen Verlauf liesse.
Obwohl aber das Lesen der sch�nen, der Impfung der Lungenseuche so f�rderlichen Arbeit des Herrn Desaive, mehrere in uns zur�ckgebliebene Zweifel gehoben hat; obwohl
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unbestreitbar seine Verfahrungsweise ungemein vortheilhaller isl, als die bis auf den heuligen Tag befolgte, und obgleich die Tolalil�l der Verluste, die er erlitten hat, unendlich klein isl im Vergleiche mit jenen, die wir gesehen haben: so be�stehen wir doch nichts desto weniger darauf, uns Angesichts der ausgebreiteten und zahlreichen Verst�mmelungen des Schwei�fes des Rindviehes standhaft zu Gunsten der Mutter - Idee, der urspr�nglichen Idee auszusprechen, der n�mlich, welche im Jahre 1836 den Herrn Desaive bewog, die Impfung am Triel vorzunehmen. la, meine Herren, am Triel, an dieser Region, wo das reichlich vorhandene lockere Zellgewebe enorme Anschwel�lungen erleiden kann, ohne irgend eine wichtige K�rperpartie der Kompression, der Einschn�rung auszusetzen; an dieser Region, wo man �berdiess ohne Furcht und ohne Gefahr um der Entz�ndung Einhalt zu thun, lange und tiefe Skarifikationen, und viele wiederholte Einschnitte vornehmen kann! Warum riskirt man also, da man doch im Besitze eines durch seine Beschaffenheit so g�nstigen Ortes ist, die Rind�viehst�cke so zu verst�mmeln, dass sie zur Weidemast, zum Leben auf der Weide unf�hig werden, deren Einfluss auf die Gesundheit der Thiere doch so g�nstig ist,*) und warum
*) Ich glaube nicht, dass man diese Ansicht bestreiten wird. Das Leben auf der Weide, in der freien Luft, ist die urspr�ngliche Bestimmung des Rindviehes; der verl�ngerte Stallaufenlhalt ist ihm nachtheilig; um sich hievon zu �berzeugen, gen�gt es, die Kon�stitution der Stallk�he mit jenen der gew�hnlich auf der Wiesen�weide lebenden K�hen zu vergleichen, und die viel betr�chtlichere Sterblichkeit bei den erstem als bei den letzlern zu erw�gen. Die Erfahrung der Pachter best�ttigt ebenfalls diese Ansicht, und die von Tag zu Tag betr�chtlich an Ausdehnung gewinnende Gewohn�heit, die K�he ins Freie zu schicken und so lange als m�glich dort zu belassen, spricht eben so wichtig zu Gunsten unserer Idee, als alle physiologischen Schlussfolgerungen und alle Beobachtungen der Gelehrten. Zudem d�rfte das Fleisch der auf der Weide ge�haltenen Thiere dem Menschen zutr�glicher sein, als das der im Stalle gem�steten Thiere, welche weit mehr zu jeder Art von Krankheit pr�disponirt sind. Wer weiss, ob nicht sogar die Lun�genseuche ihren Ursprung aus der M�stung im Stalle genommen
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riskirl man endlich sogar, sie zu Grunde geben zu sehen? Warum versucht man, du doch die BiT�faiung die grossen Nachtheile aulgedeckt hat, welche aus der Impfung am Schweife entspringen k�nnen, warum versucht man sie nicht an einem andern Orte, nicht an der Stelle, welche uns in allen Beziehun�gen a priori als die passendste zu sein scheint? Und w�rde man, vom wissenschaftlichen Standpunkte aus hetrachlel, durch Entdeckung einer Impfstelle, an der die �rtlichen Erscheinungen ungef�hrlich w�ren, nicht dahin kommen, das R�thsel zu l�sen, welches heul zu Tage noch ungel�st ist und es so lange blei�ben wird, als man der Inokulation am Schweife den Vorzug gibt, das R�thsel n�mlich, ob das Thier, welches zu Grunde ging, den entz�ndlichen Zuf�llen oder der allgemeinen Vergif�tung erlegen ist, welche durch die Einf�hrung fauliger Stoffe in den Organismus bewirkt wurde? Eine ausnehmend interes�sante Frage und wohl der M�he werlh, einige neue Versuche anzustellen.
Und indem wir die Inokulation am Triel anempfehlen, sagen wir ferner, dass wir grossen Werth darauf legen, dass die Impfung hier, wie �berall, durch den einfachen Stich oder Ein�schnitt, d. i. durch Einbringung des Impfstoffes mit der wenigst-m�glichen Verletzung der Gewebe geschehe. Diese von uns unbedingt in Schutz genommene Verfahrungsweise ist die des Herrn Lacour, welcher in seinem lobenswerthen Eifer, Alles zu sammeln, was zu den Fortschritten der Thierheilkunde bei-
hat. � (Es ist ein grosser Unterschied zwischen Stall und Stall, und zwischen Weide und Weide, und jedenfalls ein guter Stall einer schlechten Weide unbedingt #9632;vorzuziehen. Reichliche, nal�r-licho, gesunde Weiden, wie die Alpenwciden, die Weiden in Bel�gien, Holland, England, der Nonnandie, oder gesunde k�nstliche Weiden sind �brigens bei rationeller sonstiger Behandlung der Thicre allerdings unstreitig die gedeihlichste Haltung f�r das Rind�vieh. Wo man aber reichliche, gesunde, nat�rliche oder k�nstliche Weiden nicht hat, muss man eben das Vieh im Stalle halten, und bis zu welchem Grade man die Stallf�tterung gedeihlich und zu einem die genannten Weiden wenigstens zu einem sehr betr�chtli�chen Grade ersetzenden Surrogate machen kann, davon sind die Rindviehstalle intelligenter Rindviehhalter allenthalben Zeugen. � K.)
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tragen k�nnte, nach Hesselt ging, um selbst sich von der Impfmelhode des Herrn Willems zu �berzeugen, aber dort mit Erstaunen wahrgenommen hat, dass dieser Arzt vorz�glich die Impfung mittelst Stich und gleichzeitiger Drehung empfiehlt? Was kann man von der Umdrehung (der Lanzette in der Impfwunde) erwarten? Die Quetschung der Theile, welche die eingebrachte Materie aufsaugen sollen. Und wir wissen nicht, warum man nicht hier, wie doch sonst �berall, die Inokulation so vornehmen soll, dass man so viel als m�glich jedes Aus�str�men von Blut, welches die aufzusaugenden Substanzen wie�der aussp�len k�nnte, und die Bildung eines Blutklumpens ver�meiden soll, der die Aufsaugung verhindert und sogar manchmal, in den weitern chemischen Ver�nderungen, die er eingeht, diese Substanzen selbst zersetzt.
Diese Note schliessend und nicht gewillt, f�r jetzt n�her in Er�rterung der Priorit�t bez�glich der Impfung der Lungenseuche einzugehen, glauben wir im Interesse der Wahrheit hier eine merkw�rdige Thalsache, welche uns zu Malaxhe, in Gegen�wart der Herren Davreux, Sekret�r der �rztlichen Kommission, Lacour, Gouvernementsthierarzt, und H. Boens, meines Chefs der Klinik, bekannt gegeben wurde, anf�hren zu m�ssen. Herr Colette, P�chter in Malaxhe, hat uns erz�hlt, dass er im Jahre 1840 all sein Vieh, bestehend aus f�nf und vierzig St�cken, in Folge der Lungenseuche verloren habe. Da ich wusste, dass er den Herrn Desaive gekannt hat, fragte ich ihn in Beisein der vorgenannten ehrenwerlhen M�nner: �Aber hatten Sie denn damals keine Kenntniss von der Impfung?quot; � �0 ja! antwortete er mir, Herr Desaive hat mir mehrmals den Antrag gemacht, mein Vieh zu impfen, aber ich wollte es nicht thun lassen, und ich habe Alles verloren!quot;
IV. MiUheiliing �ber die Lnngenseuche und �ber die Scbntz-impfiing, von dem Titular-Mitgliede Herrn Di dot in
Lutticb.
Eine seuchenarlige Landplage raffte einen grossen Theil unseres Rindviehes hinweg, und bedrohte eine der wichtigsten
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Quellen unseres landwirlhschul'llichen Reichthums, als eine vortreffliche Verfahrungsweise den Verheerungen dieses Uebels ein Ziel setzte, seinen Schl�gen vorbeugte, und den ent-muthigten Landwirthen wieder Mulh einfl�sste.
Die Lungenseuche, Peripneunionia exsudativa, wurde durch die Schutzimpfung bek�mpft, und Herr Dr. Wil�lems, der Erfinder dieser scharfsinnigen Anwendung einer in der praktischen Heilkunde zu sehr vernachl�ssigten Methode, hielt sich verpflichtet, sein Geheimniss der Regierung zu ent�decken, ohne sich Etwas bez�glich der Anspr�che auszube-dingen, zu denen ihn diese Entdeckung berechtigte.
Eine durch den Herrn Minister des Innern am 3. April 1852 niedergesetzte Kommission ward angewiesen, sich mit Herrn Willems in Verbindung zu setzen, um mit ihm ein Uebereinkommen bez�glich der Versuche zu treffen, die Behufs der Konstatirung der Wirk�samkeit seines Verfahrens ohne Verzug angestellt werden sollen, in Erw�gung, lautet der Ministerial-Erlass, dass die Krankheit fortw�hrend grosse Verhee�rungen in dem Lande anrichtete, und allj�hrlich der landwirlhschaftlichen Industrie betr�chtliche Verluste zuf�gte.
Andererseits hat die k�nigliche Akademie der Medizin drei ihrer Mitglieder beauftragt, diesen Gegenstand zu pr�fen und die Grundlagen zu einer wissenschaftlichen Diskussion vorzu�bereiten.
Ich hatte die Ehre, an dieser Kommission mit den Herren Fallot und Marin us Theil zu nehmen; vom 31. Juli 1852 an standen wir der Ministerial-Kommission zur Verf�gung, an deren Arbeiten baldigst Theil zu nehmen uns ein Erlass vom 25. August gestattete.
Mehrere Monale vergingen, ehe diese Kommission uns zu ihren Sitzungen einlud , und als wir endlich eingeladen wur�den, war es mir unm�glich, ihnen beizuwohnen, weil sie un-vermuthet statt fanden, und selbst, weil ich niemals in Kennt-niss gesetzt wurde.
Meine verehrten Kollegen waren gl�cklicher als ich, weil sie in Br�ssel wohnen; sie waren aber dessen ungeachtet, wie
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ich glaube, nicht weiter vorw�rts gekommen, denn in den zwei oder drei Versammlungen unserer akademischen Kom�mission konnte ich nichts erfahren, und mir in Folge hieven auch keine Ansicht �ber den Werth des von Herrn Dr. Wil�lems vorgeschlagenen Mittels bilden.
Was blieb mir unter solchen Verh�ltnissen zu thun �brig, als entweder mein Mandat niederzulegen oder den Versuch zu machen, aus einer anderen Quelle zu sch�pfen?
Ich entschloss mich sogleich f�r das Letztere, und er�kl�rte meinen verehrten Kollegen, dass ich nichts Besseres thun k�nnte, als selbst nach Hasselt zu reisen, Erkundi�gungen �ber die thats�chlichen Verh�ltnisse einzuziehen, posi�tive Nachrichten zu sammeln, und mich, mil einem Worte, �ber das wirkliche Sachverh�ltniss zu vergewissern.
Die Herren Fallet und Marin us theilten diese An�schauungsweise, und sahen, wie ich, die Notwendigkeit eines Schrittes ein, den das Bureau durch Beschluss vom 8. M�rz 1853 offiziell guthiess.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; L
In Folge dessen begab ich mich nach Hasselt und ver�weilte dortselbst am 30. und 31. desselben Monats.
Ich habe die Ehre, hier der Akademie das Resultat dieser Exkursion vorzulegen.
Ehe ich weiter gehe, muss ich an die Nachsicht, und ins�besondere an die Unparteilichkeit des Lesers appelliren: denn ich bin sehr besorgt, ob ich in Durchf�hrung der mir gesetz�ten Aufgabe bestehen werde.
Gegen�ber dem Berichte der Zentral-Kommission kann ich mich nicht enthalten, meine Ansicht vollst�ndig auszudr�cken, und dadurch will ich eine Diskussion veranlassen, welche hinabsteigen soll auf den Kampfplatz der vielen f�r diesen Kreuzzug viel zu leichtfertig und zum Nachtheile der wissen�schaftlichen Ehre des Landes angeworbenen Streiter. Ich werde indessen nicht ermangeln, sowohl in Bezug auf meine Ueberzeugung, als die Darstellung der Thatsachen, wenigstens dem edlen und ehrw�rdigen Grundsatze zu huldigen: Jedem das Seine!
Ich werde daher mit aller Entschiedenheit den Bericht des sehr verehrten Herrn Verheyen bek�mpfen; aber vor
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dem Beginne der Diskussion finde ich mich zu erkl�ren ver�pflichtet, dass diese in keiner Weise die Gef�hle der Zunei�gung, der Hochachtung und der Bewunderung schw�chen wird, mit denen ich unserm ausgezeichneten Vizepr�sidenten ergeben bin, Gef�hle, welche Alle diejenigen begreifen werden, welche sein Herz, seinen Charakter und seine immense Gelehr�samkeit kennen zu lernen Gelegenheit hatten.
Einlheilung.
Ich werde diese Mittheilung in drei besondere Theile ab�iheilen.
Im ersten Theile werde ich die Thatsachen auseinander Belzert, welche ich an Ort und Stelle gesammelt habe, wobei ich mich aller nur m�glichen B�rgschaften versicherte.
Im zweiten werde ich die Methode des Herrn Willems beschreiben, und ihre thats�chlichen Erfolge angeben.
Im dritten endlich werde ich die Ehre haben, einige mei�ner eigenen Jdeen vorzutragen, hierauf werde ich einige posi�tive Folgerungen darstellen, die ich zur Geschichte der Inoku�lation gewonnen habe.
Erster Thcil.
Erstes Kapitel.
Thatsachen.
Das mittlere Europa hatte seit langer Zeit die Verheerun�gen einer jeder Behandlung Irolzenden seuchenhaften Krank�heit erduldet, bis sich ihre Erscheinung auch in unsern land-wirthschafllichen Distrikten ank�ndigle.
Untersucht durch die Gelehrten und heut zu Tage voll�st�ndig erkannt in Bezug auf ihre Entwicklung und ihre spe�zifischen anatomischen Charaktere. ist diese Krankheit schon von Bojanus und von Wagenfeld mit dem Namen rheu�matische Brustfell-Lungenentz�ndung mit Neigung zur Aussehwitzung (Pleuropneumonia rheumatico-exsuda-
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tiva) belegt, und unl�ngst als exsudative Brustfell-Lungenentz�ndung (Peripneumonia interlobularis exsu-dativa) des Rindviehes, zum Unterschiede von der ein�fachen entz�ndlichen Brustentz�ndung (Pleuropneumonia inflam-matoria simplex), deren Verletzungen (pathologisch-anatomische Ver�nderungen) ganz verschieden sind, durch Herrn Professor Ginge in Br�ssel bezeichnet worden.
Sie drang im Jahre 1836 in Belgien ein , und seit dieser Zeit w�thete sie daselbst mit f�rchterlicher Heftigkeit.
Die Stadt Hasselt, welche einen grossen Reichthum an Rindvieh besitzt, konnte dieser Plage nicht entgehen; im Jahre 1836 wurde daselbst die Lungenseuche durch einige aus Flan�dern gekommene und in die St�lle der Herren Destillateure Willems, Vater, und Platel gestellte Rindviehst�cke ein�geschleppt.
In kurzer Zeit machte das Uebel beunruhigende Fort�schritte, und die Epizootie wandelte sich in eine wirkliche En zoo tie um, welche in einer Reihenfolge von sechzehn Jahren, von 1836�1852, ohne Unterbrechung das Vieh da�hinraffte.
Ich habe keine Nachforschungen nach dem angestellt, was sich in dem Lande �berhaupt ereignet hat; die Nachweise, welche die Sch�tzung der Grosse der Verluste, die es erlitten hat, erm�glichen k�nnten , sind nicht mit hinreichender Sorg�falt gesammelt worden, und in diesen Arten von Forschungen schreitet man kaum durch r�ckw�rtsblickende Untersuchungen vorw�rts. Uebrigens begreift man die Unermesslichkeit der Verluste, welche die belgische Landwirthschaft zu ertragen hatte, wenn man aus holl�ndischen Bl�ttern*) ersieht, dass in Friesland allein f�nf Tausend vierhundert und zwei und dreissig Rindviehst�cke in zwei und einem halben Jahre ge�opfert wurden, und dass man im Jahre 1851 bis zu hundert St�cken in der Woche schlachtete.
Hier glaube ich mich auf den Bericht dessen beschr�nken zu m�ssen, was sich in der Stadt Hasselt allein
quot;) Vcrheyen: Rapport, S. 64. � Landbouw-Courant vom 23. Sopl. 1853.
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hat, und diese Darstellung wird hinreichen, um die Bedeutung-des Vorbauungs-Miltels sch�tzen zu k�nnen, welches die Sanktion durch die Wissenschaft erwartet, wie es dieselbe durch die Erfahrung schon erlangt hat.
Ich habe gesagt, dass die Lungenseuche in Hasselt vom Jahre 1836 bis 1852 herrschte. Diese Thatsache ist, wie ich wohl weiss, von mehreren Personen bestritten worden, welche aussagten, dass die Krankheit vollkommen verschwun�den war, und dass sogar Zwischenzeiten von einem Jahre oder achtzehn Monaten vergingen, ohne dass man auch nur Ein infizirtes St�ck angetroffen h�tte.
Dies ist aber ein Irrthum, von dem ich mich selbst �ber�zeugt, durch das �berzeugt habe, was ich an Ort und Stelle nicht nur aus dem Munde der Beiheiligten, sondern insbesondere von mehreren ehrenwerlhen Personen erfahren habe, deren Zeugniss vollkommen unverd�chtig ist. So haben mich die Herren De�stillateure Nys, Winkenbosch, Thiers und Andere auf das Bestimmteste versichert, dass ihre St�lle w�hrend sechzehn der Ausf�hrung der Inokulation vorangegangenen Jahren nie�mals ganz von kranken Thieren enlbl�sst waren.
Die Seuche scheint wohl manchmal an Heftigkeit ver�loren, und sogar gewisse Stadtviertel verlassen zu haben, nachdem sie in ihnen zahlreiche Opfer gefordert hatte; aber dies geschah nur, um sich anderswohin zu begeben, um in St�lle einzudringen, deren Eigenlh�mer sich schon mit der Hoffnung geschmeichelt hatten, ganz sicher von ihr befreit zu bleiben; hierauf, nachdem sie verschiedene Wanderungen gemacht hatte, sah man sie wieder an ihren Ausgangspunkt zur�ckkehren und die Berechnungen und Erwartungen Der�jenigen zu Schanden machen, welche ein Interesse daran hatten, so direkt an das g�nzliche Erl�schen des Uebels glau�ben zu machen.
Andererseits hat die Regierung mehr, als einmal geglaubt, dass die Lungenseuche in der Stadt Hasselt ausgerottet sei, weil es Zeitpunkte gab, in denen die Ortsobrigkeil keine kran�ken Thierc mehr schlachten liess, und in denen man nament�lich aufh�rte, die gesetzlich bewilligte Schadloshallung in An�spruch zu nehmen. Aber in diesen F�llen hat sich die Re-
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gierung get�uscht, oder wurde get�uscht, wiees immer der Fall sein wird, wenn das Sonderinteresse lau�ter spricht, als das allgemeine.
In der Wirklichkeit haben sich die Sachen in nachstehen�der Weise verhallen:
Wenn zu gewissen Zeilen keine Thiere mehr auf obrig-keilliche Verordnung geschlachtet wurden, und insbesondere, wenn man aulnorle, die gesetzliche Verg�tung in Anspruch zu nehmen, so geschah dieses nicht desshalb, weil die Verhee�rungen der Seuche in's Stocken gerathen w�ren, oder weil es in der Stadt Hasselt an infizirten Thieren gefehlt h�tte, son�dern vielmehr desshalb, weil die M�ster besser unterrichtet und namentlich kl�ger waren, alle bedrohten Thiere bei Seite zu schaffen, und nicht mehr zu warten, bis dieselben durch die Krankheit vernichtet w�rden, um dann die schwache Schadloshaltung zu reklamiren, welche aus den Fonds f�r Landwirthschaft zugesichert ist.
Diese Entsch�digung betr�gt bekanntlich ein Drittel des Sch�tzungswerthes des ganzen Thieres, das auf obrig�keitliche Anordnung oder des �ffentlichen Nutzens wegen ge-t�dlet wurde. Ohne allen Zweifel ist dieses eine Kleinigkeit f�r eine Industrie, von der die M�stung der haupts�chlichste und manchmal der alleinige Vorlheil ist. Auch haben die De�stillateure von Hasselt alle m�glichen Mittel angewendet, dass die Schlachtbank sie rechtzeitig von den verd�chtigen St�cken befreite, und in Folge des leichten Transportes auf der Eisen�bahn konnten sie alle ihre kranken Ochsen um zwei Drittel des Kaufwerthes verkaufen. Man h�rte daher auf, in Folge obrigkeitlichen Befehles und auf Kosten der Fonds f�r Landwirthschaft zu schlachten, aber man revanchirte sich da�durch, dass alle Schlachth�user mit lungenseuchekranken Ochsen sich f�lllcn. Auf diese Art haben w�hrend vieler Jahre Hasselt, L�tlich, L�wen, Tienen und Antwer�pen eine enorme Quantit�t kranker Thiere konsumirt.
Zweifelsohne ist es schwer, positive Angaben �ber die
Zahl der Rinder zu sammeln, welche in der Stadt Hasselt
durch das Lungenseuche-Miasma infizirt wurden; jedoch haben
mich die Destillateure, an die ich mich gewendet habe, ein-
Kreutzer, Einimpfung d. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4
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stimmig versichert, und ausserdem habe ich daf�r den schrift�lichen Beweis aus den mir mitgetheilten Dokumenten entnom�men, dass seit der Zeit, als die Krankheil in ihren Slilllen w�thete, d. i. seit einer Periode von sechzehn Jahren, von 1836 � 1852, die Orlsobrigkeit ein oder zwei Prozent der in-fizirten Thiere t�dten Hess, w�hrend die Schlachtbank immer, je nach der Heftigkeit der Seuche, f�nfzehn, zwanzig oder f�nf und zwanzig in der Woche wegnahm.
Nimmt man daher an , dass in jeder Woche zwanzig kranke St�cke an die Schlachtbank abgeliefert wurden, so er�halten wir eine Summe von sechzehn Tausend sechshundert und vierzig infiziiten Rindern, die in pr�ventiver Absicht von der Stadt Hasselt allein f�r die Konsumtion des Landes �ber�geben wurden.
Da andererseits die Durchschnittssumme der offiziell als krank bekannt gewordenen und auf obrigkeitliche Anordnung get�dtelen Thiere in den letzten sechs Jahren f�nf und f�nfzig j�hrlich betrug, so erhalten wir noch f�r die Dauer der Seuche eine Aufopferung von achthundert achtzig Ochsen, f�r welche die Muster nur das Drittel des Sch�tzungswerthes unler dem Titel einer Schadloshaltung aus dem Fond f�r Landwirthschaft erhielten.
Wahr ist es, diese Zahlen sind enorm; aber man wird einsehen, dass sie der Wirklichkeit sehr nahe sieben, wenn man geh�rt hat, dass Herr Maris, Einer der Gouvernements-Thier�rzte zu Has seit, in dieser Stadt allein nur w�hrend des Jahres 1851 mehr als dreizehnhundert lungenseuchekranke Rindviehst�cke beobachtet zu haben behauptet! � Ferner kann Jedermann aus dem zehnj�hrigen Berichte von 1840 bis 1850*) ersehen, dass der Werth des in diesem Zeitr�ume verlorenen Hornviehes zwei Millionen, f�nfhundert ein und dreissig Tausend neunhundert Franks und dreissig Centimes betr�gt, und dass sich die Summe der ausbezahlten Entsch�digungen auf eine Million sieben�hundert ein und f�nfzig Tausend siebenhundert sieben und siebenzig Franks und vierzig Centimes
�) Rapport decennal de 1840 � 1850. R�sume slalislique, pa^e 10.
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belauft. Nun sind aber diese Entsch�digungen haupts�chlich f�r in Folge der Lungenseuche eingetretene Ungl�cksf�lle ge�leistet worden, und es geh�rt keine grosse Anstrengung der Einbildungskraft dazu, um einzusehen, dass dieselben g�nz�lich unbedeutend sind im Vergleiche mit dem wirklichen Scha�den , den die Viehz�chter und M�ster erlitten haben. Herr Sauveur, General-Inspektor des b�rgerlichen Gesundheits�dienstes, ist nicht weniger bestimmt in seinem Berichte �ber den Gesundheitszustand der Hausthiere im Jahre 1850. Er dr�ckt sich in folgender Weise aus*): Die Thier�rzte des K�nigreiches haben in diesem Jahre zwei Tau�send siebenhundert f�nf und vierzig kranke Thiere nachgewie�sen; diese Zahl, f�gt er hinzu, �berschreitet betr�chtlich die Durchschnittszahl der vier Vorjahre, welche ein Tausend sieben�hundert und sieben und siebenzig betr�gt.
�Im Jahre 1851 **) belief sich die Zahl der offiziell be�kannt gewordenen lungenseuchekranken Thiere auf drei Tau�send vierhundert sieben und achtzig.quot;
Das allgemeine Verzeichniss von 1852 wird ohne Zweifel eine noch st�rkere Zunahme ausweisen, denn man liest in dem Bericht ***) �ber den Zustand der Landwirthschaft in Brabant, der am 14. M�rz 1852 ver�ffentlicht wurde, dass �dieLungen�seuche, diese furchtbare Plage des Rindviehes, in den drei ersten Quartalen ihren Gang zunehmend fortgesetzt hat, und dass man w�hrend des vierten Quarlales eine Abnahme wahr�nahm.quot; Wohlan! Es ist gut, darauf zu achten, dass letzteres genau mit der Zeit �bereinstimmt , in welcher man �berhaupt die Inokulation als ein Vorbauungsmitlel gegen die Lungen�seuche erw�hlte.
Endlich liest man in dem n�mlichen Dokumente!): �Im Jahre 1848 beliefcn sich die Lungenseuchel�lle auf die Zahl von f�nfhundert und sechzehn; im Jahre 1851 betrug dieselbe
*) Bulletin du Conseil superler d'agiicullure. Tome II, 2. parlie, page 49. **) Dasselbe Bulletin, Tome V; 2. partie, page 468. ��*) Rapport de la Commission provinciate d'agriculture du Brabant, sur l'etat de l'agriculture en 1852, pag. 41. �)�) Derselbe Rapport, pag. 41.
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neunhundert und drei und zwanzig, und im Jahre 1852 ein Tausend und ein und zwanzig.quot;
Die Lungenseuche war also bis zum vierten Quartale des Jahres 1852 unaurh�rlich im Waclisthume Gegriffen, und ihre Verheerungen erstreckten sich nur bis zu dem Augenblicke, in welchem die Inokulation die Gestalt der Sache ver�nderte.
Die grossen Zusammenh�ul�ngen von Rindvieh lieferten vorzugsweise ein enormes Kontingent von Opfern, und in die�ser Hinsicht genoss die Stadt Hasselt ein trauriges Privi-legium. �
Enlmuthiget durch alle die Verluste, welche sie erlitten hatten, und durch die Ungl�cksf�lle, welche sie niederdr�ck�ten , haben die Destillateure dieser Stadt alle erdenkbaren Ver�suche gemacht, haben alle rationellen und empirischen Mittel angewendet, um diese Plage zu bek�mpfen, oder doch wenig�stens ihren Verheerungen Einhalt zu thun.
So z. B. weiss man, dass die Mast nur bei einer Tempe�ratur von beil�ufig zwanzig Grad C. und in einer feuchten At�mosph�re gut vor sieh geht. Man nahm die Ausl�ftung der St�lle vor und brachte eine permanente Ventilation an, um die Thiere fortw�hrend mit frischer Luft zu versorgen, zum Nach-theile der M�stung, welche man zu erreichen aufgegeben hatte. Vergebliche M�he! Die Sterblichkeit nahm fortw�hrend zu. �
Man wendete R�ucherungen jeder Gattung an, man weisste h�ufig die St�lle mit Aetzkalk, man kratzte den gepflasterten -Fussboden ab, man verdoppelte endlich die F�rsorge jeder Art. Vergebliche Anstrengungen! Die Plage verdoppelte noch ihre Heftigkeit*).
Im Jahre 1850 besass Herr Destillateur Nys in seinen St�llen zweihundert in Mast stehende Ochsen, deren Reihen jeden Tag durch den Verlust der sch�nsten St�cke sich lich�teten. Von der miasmatischen Natur der Krankheit �berzeugt, fasste dieser scharfsinnige Gesch�ftsmann den Entschluss, seine St�lle zu leeren und all' sein Vieh auf die Weide zu schicken.
*) Verheyon: Rapport, p. 138: �Die Krankheit war auf's Neue in die St�lle eingedrungen, ohne dass man die Ursache davon erkl�ren konnte. Die Chlorr�ucherungen sind aufgegeben worden ....quot;
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wohin man jeden Tug- die Brannlweinschlcmpe zur Ern�hrung der Hecrde schafflc ; w�hrend der zwei Monate, in welchen diese Lebensordnung eingehallen wurde, standen die Sachen sehr gut und die Epizootic schien an Intensit�t zu verlieren; aber kaum hatte man das Vieh wieder in die �berdies voll�kommen gereinigten St�lle zur�ckgebracht, als die Krankheit von Neuem ausbrach und schreckliche Verheerungen anrichtete. Da er bei solcher Lage der Sachen keinen gl�cklichen Aus�gang sah, hielt sich Herr Nys gen�thigt, einen so undank�baren Industriezweig ganz aulzugeben. Jetzt hat die Sach�lage vollkommen ihre Gestalt ver�ndert, und nachdem die Schutzimpfung ihm Muth und Gl�ck wiedergegeben hat, besetzte Herr Nys aufs Neue wieder seine St�lle und besitzt dermalen zweihundert vierzig Ochsen, eine in Has seit nie erreichte Zahl, die sich s�mmtlich im bessten Zustande der Mast und der Gesundheit befinden.
Herr van Vinckeroy, welcher zweihundert St�ck m�stet, hatte nicht minder betr�chtliche Verluste erlitten, und wollte ebenfalls die Rindviehm�slung aufgeben. Ehe er jedoch dazu schritt, machte er den Versuch mit einem Mittel, welches ihm anger�hmt worden war, ohne jedoch sich viel von seiner Wir�kung zu versprechen. Gleich Herrn Nys �berzeugt, dass nur ein miasmatischer Einfluss so grosses Unheil anrichten k�nne, schloss dieser achtbare Gesch�ftsmann eine grosse Anzahl von Schweinen in seine St�lle in der Absicht ein, dass diese geh�s�sigen Thiere die auf dem Boden abgelagerten fauligen oder mias�matischen Stoffe vernichten sollten, und auch zu dem Zwecke, vielleicht eine auf das cigenth�mliche Leiden des Rindviehes g�nstig einwirkende Luftbeschaffenheit hervorzubringen. Der Versuch wurde also gemacht; die Schweine wurden eine Zeit lang in jedem Stalle gehalten, worauf die Ochsen wieder in dieselben gestellt wurden. Der Erfolg rechtfertigte keine dieser Erwartungen, denn die Sterblichkeit war so betr�chtlich, als zuvor.
Was habe icli nun weiter zu sagen? Die Entmuthigung hatte den h�chsten Grad erreicht, als die Entdeckung des Herrn Dr. Willems aufs Neue die Hoffnung bei den Gesch�fts�leuten anfachte, und ihnen einen Reltungsweg zeigte, den zu betreten sie sich gerne und ohne Z�gerung herbeiliessen.
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Nur einige Destillateure stimmten in der ersteren Zeit nicht mit ein, oder verweigerten es, die Impfung als ein Schutzmittel vornehmen zu lassen, weil die Krankheit �berhaupt ihre St�lle verschont hatte. Es ist wahr, diese M�ster betrieben ihr Ge�sch�ft in kleinem Maassstabe, und hielten nur eine sehr be�schr�nkte Zahl von Thieren, so dass sie ihr Interesse weniger dr�ngte, sich den Gefahren eines noch Ungewissen Verfahrens auszusetzen. Doch fand Herr Rousseau, Einer dersel�ben , am 18. August 1852 einen holl�ndischen Ochsen von der Epizootie befallen, den er eiligst zur Konsumtion f�r das Lager von Beverloo verkaufte, und am 10. September war noch ein zweiter Ochs von der Lungenseuche befallen, wie dieses die Herren Simons und Morton, Professoren am Veterin�r-Kollegium zu London best�ttiglen , welche da�mals auf Mission in Hasselt sich befanden. Es ist �berfl�s�sig, zu versichern, dass Herr Rousseau sich beeilte, all' sein Vieh impfen zu lassen, und dass von diesem Augenblicke an die Krankheit aus seinen St�llen verschwand, w�hrend sie in denen seiner Kollegen Opfer zu fordern fortfuhr. Diese That-sachen sind in dem Kommissionsberichte nicht angef�hrt, ver�dienen jedoch eine besondere Erw�hnung.
Bei meinem Besuche in H a s s e 11 war es mir unm�glich, auch nur einen einzigen Fall von Lungenseuche anzutreffen. Die Krankheit, welche vor Kurzem noch so grosse Verw�stun�gen angerichtet hatte, war vollkommen aus dieser Stadt ver�schwunden, wenigstens als eigentlich sogenannte Lungenseuche.
Herr Dr. Willems hat mir am 8. April 1853 Folgendes geschrieben:
�Jetzt, sagt er, sind mit einigen wenigen Ausnahmen, bei�nahe alle Rindviehst�cke dieser Stadt inokulirt, und die Lun�genseuche, welche daselbst als Enzootie geherrscht und dort gleichsam ihr Heimathsrecht behauptet hatte, ist jetzt davon g�nzlich befreit, so dass seit drei Monaten nur mehr f�nf St�cke von der Krankheit befallen wurden/' Auch sind alle St�lle wieder von Mastvieh voll, so dass man gegenw�rtig da�von mehr als zwei Tausend f�nfhundert St�cke z�hlt, eine Zahl, welche man seit vielen Jahren nicht mehr erreicht halte.
Es gibt nichts Sch�neres, als diese unermesslichen saal-
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�hnlichen Stalle, in denen zwei Reihen prachtvoller Ochsen eine Ueppigkeit der Formen und der Gesundheit entfalten, wie man sie seit den Verheerungen der Seuche nicht mehr mit Ireudigem Erstaunen betraehlet hat. Jetzt werden diese Thiere mit Nahrungsnii�eln �bers�ttigt und best�ndig in einer feuchten Luft von zwanzig Graden C. gehallen, w�hrend man noch vor wenigen Monaten zitterte, die Mast zu betreiben oder das Vieh in Mitte der Miasmen zu belassen. Die Impfung allein hat alle Besorgnisse zerstreut und auch den Furchtsamsten wieder Ver�trauen eingefl�st.
Ich will hier insbesondere den Herrn Destillateur Platel anf�hren, dem zu wiederholten Malen sein Viehstand durch die Seuche weggerafft wurde, und der es seit 1840 nicht mehr gewagt hatte, Vieh zu kaufen. Nun hat er seine St�lle wieder besetzt, und wird durch die Plage nicht mehr in seinem Be�sitze gest�rt. Dieses kommt daher, dass er Vertrauen in die Impfung setzte, und dass sich deren Wirkung best�ttigte.quot;
Zweites Kapitel.
Erster Erfolg der Impfung.
Die ersten von Herrn Dr. W i 11 e m s an dem Vieh seines Vaters angestellten Versuche datiren vom Anfange des Jahres 1851, und erst am 29. April 1852 glaubte er, in Folge der vortrefflichen Resultate, die er erhallen halle, die Inokulation auch bei anderen Destillateuren und in St�llen vornehmen zu d�rfen, in denen die Lungenseuche seit einer grossen Reihe von Jahren herrschte, und in denen sie noch zur Zeit der er�sten Operationen selbst heftig w�thete.
Der Bericht*) gibt an, dass Herr Willems die Operation an ein Tausend vier und dreissig Rindviehst�cken vorgenom�men hat, die einhundert acht seinem Vater geh�rigen Thiere nicht eingerechnet, deren er in seiner Denkschrift erw�hnte. Diese Zahlen sind ohne Zweifel genau; aber nicht weniger steht fest, dass bis jetzt mehr als f�nf Tausend Rindviehst�cke
*) Vcrheyen, Rapport, p. 125.
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nur in der Gemeinde Hasseil allein am Schweife eingeiinpit worden sind, und eine f�r jeden unbefangenen Beobachter auf�fallende Thalsache ist die, dass die Krankheit in dieser Stadt enzootisch zu herrschen aufh�rte, seitdem dieses Verfahren allgemeiner geworden ist. Sie ist dorlselbst verschwunden; �aber, sagt Herr Willems in einem seiner Briefe, sie ist nicht durch ein zuf�lliges Zusammentreffen, oder gar von un�gef�hr, verschwunden, wie man zu glauben scheint, sondern sie h�rte in dem Maasse auf, als die Impfung dort vorgenom�men wurde, und, f�gt er hinzu, nur durch die Impfung wur�den wir von ihr befreit. Allemal, sagt er weiterhin*), wenn die Impfung in den von der Lungenseuche infizirten St�llen vorgenommen worden war, waren f�nfzehn Tage oder drei Wochen darauf auch die leisesten Spuren dieser Krankheit da�rin verschwunden. Und rede man hier immerhin von einem zuf�lligen Zusammentreffen der Impfung und des Ver-schwindens der Krankheit, wie einige Personen mir entgegen�gehalten haben. Aber dieses Zusammentreffen ist die fixe, un�ver�nderliche Regel; eine grosso Zahl gleichartiger F�lle wurde von mir angef�hrt; von vielen anderen Beobachtern wurden eben so viele angegeben, und niemals wurde ein Fall genannt, in dem dieses Zusammentreffen nicht statt gefunden h�tte. Das ist also ein gl�ckliches Zusammentreffen , welches immerdar herbeizuf�hren gut und klug ist!quot; �
Diese Art zu urtheilen 1st vielleicht bequem; sie hat so�gar, wenn man will, das Verdienst, den Knoten mit einem Hiebe zu l�sen; aber ungl�cklicher Weise f�hrt dieselbe zur Ungerechtigkeit oder Undankbarkeit, und diese Betrachtung allein legt uns die Pflicht auf, den Thatsachen mit gr�sserer Sorgfalt nachzuforschen, den Gegenstand mit mehr Ernst zu studieren, und vor Allem unsere Urlheile mit der strengsten Unparleilichkeil zu fassen. Andererseits ist der Standpunkt un�serer physiologischen Kenntnisse nicht gar so unbedeutend, um an der Auffindung der Erkl�rung einer Thalsache zn verzwei�feln, welche sehr nat�rlich ist; und wahrlich, die Methode des Herrn Willems ist wichtig genug, ist interessant genug, um
*) Verhcyen, Rapport, pag. 57. Brief vom 27. Oktober 1852.
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uns von einem melir wissenschuftliclien, und weniger bios ud-ministrnliven Gesichtspunkte aus mit ihr zu befassen, als es die Ministerial-Kommission gethan hat. Dieses alsbald auszu-liiliren, habe ich mir vorgenommen. Inzwischen will ich die Darslellung der Thalsachen wieder aufnehmen, welche ich aussei- allen Zweifel gestellt habe; sie sind die Pr�missen, auf welche sich meine ganze Arbelt in der Folge sl�lzen wird.
Erste Thalsache.
Im Monate April 1852 richtete die Lungenseuche noch f�rchterliche Verheerungen in Hasselt und im ganzen Lande an. Von dieser Zeit an begann sie aus Orten zu verschwin�den, in denen sie epizootisch geworden war und gewisser Maasen das B�rgerrecht erlangt hatte.
Dieses ist eine erste Thatsache, die, wie ich mir vorstelle, nicht bestritten werden wird, da sie der Minislerial-Erlass vom 3. April 1852 anerkennt; da die Sterblichkeit niemals betr�cht�licher war, als in den ersten Zeiten dieses Jahres; und da man endlich gezwungen ist, ein blos zuf�lliges Zusammentreffen zur Erkl�rung des Verschwindeiis der Epizootic nach Vornalime der Pr�servativ-Impfung als unm�glich anzusehen. Ich be�schr�nke mich hier auf die Konstatirung dieser Thatsache; die weitern Ausf�hrungen werden sp�ter gemacht werden.
Zweite Thatsache.
Alle Mittel, welche man vor dem Monate April angewendet hat, um die epizoolische Einwirkung zu bek�mpfen oder zu neutralisiren, sind unwirksam geblieben.
Diese zweite Thatsache ist eben so gut ausser Zweifel gestellt, als die erste; denn das wirksamste Mittel!, welches man mit einiger Ausdauer in Gebrauch gezogen hatte, die t�g�lichen Chl orr �ucherungen hatten nur eine fl�chtige Wirkung ohne wahrnehmbaren Einfluss auf die Seuche selbst. Es wird dieses �brigens auch in dem Berichte*) best�tliget, indem derselbe sagt: �Die Krankheit war aufs Neue in die St�lle eingedrungen, ohne dass man die Ursache genauer er-
*) Verhcyen, Rapport, p. 138.
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milteln k�nnle; die C hlorr�ucherungen wurden aut-ge^eben.quot;
D rille Thalsache.
''nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;In dem Verh�llnisse, als die Impl�ng; in einem Stalle oder
in einem Orte vorgenommen wurde, slellle die Krankheit ihre Verheerungen ein und verschwand endlich ganz, mochte auch die Heftigkeit der Seuche vor der Einl�hrung dieses Verfahrens noch so gross gewesen sein.
Diese Thatsache schliesst in sich allein die ganze Wesen�heit der Streitfrage ein, denn wenn sie richtig ist, geht die Impfung siegreich aus allen Proben hervor, denen man sie unterstellt.
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Die Central-Kommission hat dieses wohl eingesehen, Sie verkannte die Wichtigkeit und die Bedeutung dieser Folgerung nicht; sie hat eben so wenig gewollt, dass man ihr vorwerfen k�nnte, sie habe sich durch das Post hoc ergo propter hoc l�uschen lassen. Diese Besorgniss hal sich ihrer sogar bis zu dem Grade bem�chtiget, dass sie ihr einen Theil ihrer Unbe�fangenheit in der Er�rterung, ihrer Selbstbestimmung in der Untersuchung raubte. In Folge des angestrengten Bem�hens, gerecht und unparteiisch zu bleiben, hat sie sich selbst gefes�selt und in einen Kreis von vielleicht klugen, aber bei officiel-len Forschern sicherlich �bertriebenen Vorbehalten einge�schlossen. Auch kann ich mich hier nicht enthalten, zu erkl�ren, dass die Kommission mir ihr Mandat nicht genau aufgefassl zu haben scheint, und dass sie daher keineswegs der Erwar�tung Jener entsprochen hat, welche in Anbetracht der pers�n�lichen Bedeutung ihrer Mitglieder eine bestimmte und hinreichend motivirte L�sung zu erhalten hofften.
Um sich zu �berzeugen, dass diese Beurtheilung richtig ist, darf man nur sehen, wie der Bericht angeordnet ist, auf welche Thalsachen und auf welche Documenle er sich st�tzt, und endlich, wie sich die specielle Frage, welche uns besch�f-ligt, in ihm gel�st findet. Protokollausz�ge �ber die Visita�tionen der St�lle, die wunderliche Ansicht einiger Praktiker, die offene Gegner der Methode des Herrn Willems sind, weit�l�ufige Gilalionen mehr oder minder feindlicher Berichte, �
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dieses sind die Materialien, welche f�r die Konstruktion des ganzen Geb�udes gesammelt wurden. Uebrigens ist die Er�r�terung mangelhaft, und die Schl�sse stimmen mit den Pr�missen nicht �berein.
Wir werden daher auf alle diese Punkte zur�ckkommen ; jetzt wollen wir sehen, wie die Sachen sich in der Wirklich�keit verhallen haben, mit Vermeidung aller f�r die Inokulation g�nstigen oder ung�nstigen Interpretation.
Drittes Kapitel
Ueberall, wo man impft, stellt die Krankheit ihre
Verheerungen ein.
Vom 29. April 1852 bis 8. April 1853 sind mehr als f�nf Tausend Rindviehst�cke nur allein in der Gemeinde Hasselt der Impfung mit dem Lungengifte unterworfen worden, und bei einem wirklichen Rindviehstande von mehr als zwei Tausend f�nfhundert St�cken hat man nur eine �ussersl be�schr�nkte Zahl von Lungensenchef�llen kohslatirt, unter denen sich nur f�nf im letzten Quartal des Winters finden. Nun sagt aber der Bericht der Lokal-Kommission zu Hassel t vom 2. August w�rtlich, �dass die zahlreichsten Lungenseuchef�lle sich vom Monat Oktober bis zum Monat April zeigten!quot;
Die in den St�llen der Stadt Has seit vorgenommene Ino�kulation co'incidirte also (ich gebrauche absichtlich diesen Aus�druck) mildem gewaltsamen oder freiwilligen Verschwinden einer Epizootic, welche seit sechzehn Jahren so grosse Verheerungen unter dem Rindvieh angerichtet hatte, und dieser Fall trat zu einer Zeit ein, welche gew�hnlich die meisten Opfer z�hlte. Hier hat man ein Zeichen und eine Thatsache, welche hoffenU lieh auch die Widerspenstigsten aeeeptiren werden.
Nun erkennt der Bericht*) an, dass Herr Dr. Willems �ein Tausend vier und dreissig Rindviehst�cke, die einhundert und acht seinem Vater geh�rigen Thiere, deren er in seiner Denkschrift erw�hnt, nicht mit eingerechnet, geimpft hat. Von dieser Gesammtsumme, heissl es, sind sechs St�cke an der Lungenseuche erkrankt, und unter diesen sechs sind vier ohne.
*) Verhcycn, Rapport, p. 137.
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eines mil zwei leih allem, uiul eines mil im zweit! culigem Erfolg geimpft worden.quot;
Der Bericht f�gt weiler bei, �von dem Momenl, in welchem die Opcralionquot; d. i. wo die erslen Impfungen bei den Herren Gebr�dern Nys vorgenommen wurden, �sind die lelzlcn lungenseuchekranken St�cke auf die Schlacht�bank spedirt worden!quot; Das will klar ausgedr�ckt so viel sagen, dass von dem Zeilpunkte an, in welchem Herr Dr. Willems eine Methode zu dem Zwecke in Anwendung zu bringen begann, gegen die Lungenseuche zu sch�tzen, kein Lungenseuche-Element mehr in den St�llen der Herren Nys war! . . . Dieser kleine Salz gehl gerade auf das Ziel eines zuf�lligen Zusammentreffens los, und sagt jedenfalls weit mehr, als er lang ist. ... Es berechtiget jedoch in den Miltheilungen des Herrn Willems Nichts zu einer solchen Behauptung, die ausserdem noch mit den Thalsachen im Wi�derspruche steht. Wenn wir z. B. die Briefe vom 10. und 26. Juni*) lesen, so ersehen -wir (mit Ausnahme einiger Unter�schiede in den Zahlen), dass Herr Dr. Willems am 29. April �sechs und vierzig St�cke in St�llen, welche von der Lungenseuche, die ihnen in jeder Woche re-gelm�ssig drei oder vier Opfer gefordert halle, wahrhaft verpestet waren, geimpft habe; sechs und dreissig andere blieben uneingeimpft.quot;
�Zwei Tage nach der Impfung, f�gt er bei, erkrankte eines von den sechs und vierzig Sl�ckcn und wurde verkauft; die
�brigen sind bis auf diesen Tag vollkommen gesund geblieben. Von den sechs und dreissig nicht eingeimpften erkrankten dreizehn: und, merkw�rdiger Weise! der letzte Erkrankungsfall ereignete sich am 21. Juni, nachdem doch nur mehr f�nf nicht geimpfte, dagegen drei und neunzig geimpfte St�cke vorhanden waren!' Demzulolge erkennt der Bericht selbst an, dass die am 29. April 1852 bei Herrn Nys geimpften St�cke �gesund blieben, w�hrend etwa zwanzig Ochsen, die derselbe wegen weit vorge-
*) Brief des Herrn Dr. Willems vom 8. April 1853.
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schrillcne.r Mast nicht impfen liess, durch die Seuche weggerafft wurden.quot;
1st es mithin m�glich, den Schutz dieser f�nf und vierzig geimpften St�cke einem einfachen zuf�lligen ZusammcnlrefTcn, einem freiwilligen Verschwinden der Seuche zuzuschreiben, w�hrend von sechs und dreissig nicht geimpften in denselben St�llen belassenen St�cken dreizehn mit derselben Hef�tigkeit, wie fr�her, befallen wurden? Es ist dieses nur eine Frage, die ich in diesem Augenblicke stelle, und die ich wiederholen werde bei Gelegenheit dessen, was in den St�llen der Herren Ponet, Vinkenbosch, Cracnenberg, Thiers, Palmers, Willems und anderer Destillateure gleichzeitig sich ereignete, wo die Lungenseuche seit mehreren Jahren die f�rchterlichsten Verheerungen anrichtete. In allen diesen St�llen ist vollkommen nachgewiesen, dass nicht nur die Lungenseuche verschwand, seitdem man alles Vieh einge�impft hat, sondern auch, dass die geimpften Thiere �berhaupt von der Infektion befreit blieben, w�hrend die der Ope�ration nicht unterworfenen noch zu verschiedenen Zeiten erkrankten.
Wolle man wohl merken, dass dieses Thatsachen, nur That-sachen sind, die ich ohne allen Commenlar anf�hre.
Ueberschreilen wir nunmehr die Grenzen der Gemeinde Hasse It, und beobachten wir die Seuche in den verschiede�nen Orten, in denen man sich f�r die Impfung entschieden hat, so sehen wir, dass dieKranheit �berall zu derselben Zeit verschwand in der man die Pr�servativ-Methode in Anwendung brachte.
Ich bitte zu merken, dass ich noch nicht gesagt habe: Post hoc ergo propter hoc! Dieser Moment ist noch nicht gekommen, und ich will, dass die zu bildenden Schl�sse sich ganz nat�rlich aus den best�ttigten und zugestandenen Thatsachen ergeben.
Verfolgen wir nun die Wendungen der Lungenseuche �berall, wo sie sich im Kampfe mit der Impfung befindet, und bezeichnen wir zun�chst die ersten Thatsachen genau, d. h. das Zusammentreffen des Verschwindens der Plage in dem Verh�ltnisse, als man ihr die Pr�servativ-Methode ent�gegenstellte.
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1)nbsp; Die Lungenseuclie war seit zwei oder drei Monaten in den St�llen des Herrn Baron von Woelmonl zu Opliew ausgebrochen, und hatte schon ein und zwanzig; der sch�nsten K�he ergriffen. Herr Dr. Willems impfte eine kranke Kuh, welche genas, und drei andere, um den Herrn School's, Gouvernemenlslhierarzt zu Looz, in der Methode zu unter�weisen. Am n�mlichen Tage, am 3. Juni 1852, impfte Herr Schoofs zwei und vierzig andere St�cke, und seit dieser Zeit ist die Krankheit vollst�ndig verschwunden. �)
2)nbsp; Am Anfange des Monats Juni trat die Lungenseuche mit Heftigkeit unter siebenzig bis achtzig in Weidenmast stehen�den und dem Herrn Loyaerts von Hackendoren bei Tienen geh�rigen Thieren auf. In wenigen Tagen waren f�nf und dreissig St�cke von der Seuche befallen. Da der Eigenth�mer die Impfung versuchen wollte, schickte er einen Diener nach Hasselt, um sich von Herrn Dr. Willems unterweisen zu lassen. Nach seiner Zuriickkunft impfte dieser Mann die ganze Heerde seines Herrn, mit Ausnahme eines Stiers und einer Kuh, welcher man sich trotz aller M�he nicht bem�chtigen konnte. Nach zwei Monaten hatte der Stier allein die Lungcnseuche bekommen.'quot;')
3)nbsp; nbsp;Bei Herrn Blyckaerls, M�ster zu Wommerson, waren acht und achtzig St�cke in zwei St�llen aufgestellt. Vom 18. Mai bis 13. Juni 1852 wurden drei St�cke von der Lungenseuche befallen.
Am 14. hat Herr Windelinckx, von Tienen, davon dreissig der am wenigsten feiten geimpft.
Am 20. wurden vier, von denen zwei geimpft waren, krank.
Sieben andere nicht gei mpfte St�cke wurden allm�hlig bis zum 20. Juli ergriffen.
Endlich entschloss sich Herr Blyckaerts, all sein Vieh, mit Ausnahme der geimpften Individuen, bestehend aus einer Heerde von. drei und sechszig St�cken, zu verkaufen. Diese Thiere sind gemeinschaftlich mit drei nicht geimpften St�cken in den von der Lungenseuche heimgesuchten St�llen gestanden.
raquo;) Verheyen, Rapport, p. 38 u. 65. Brief des Herrn Schoofs. ��) Ebcnd., p. 39�122.
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Eines dieser letztem verfiel am 29. September in die Krank�heit, und keines der Operirten erlitt auch nur den geringsten Anfall *).
4)nbsp; In den ersten Tagen des Monats Juli 1852 riss die Seuche in der Heerde des Herrn Verdeyen zu Opunter ein. Sie forderte sechs Opfer, und mehrere kranke St�cke wurden an die Schlachtbank �berlassen. Man impfte die �ber�lebenden liinfzig Thiere: das Uebel ergriff noch drei, alsdann h�rte es auf. Von drei neu angekauften K�hen, durch welche der Viehstnnd verst�rkt worden war, und die man nicht der Impfung unterworfen hatte, sind zwei gegen Ende des Monats September in die Lungenseuche verfallen.**)
5)nbsp; Herr Vand ewattyne, Thierarzt zuDixmude, impfte sechs und vierzig in f�nf inficirten St�llen stehende St�cke. Der am Schweife eingef�hrte Impfstoff blieb bei f�nf von diesen Thieren ohne Wirkung; alle f�nf fielen an der Lun�genseuche! ***) Ein sonderbarer Zufall!
6)nbsp; Herr Michels, Thierarzt zu Bevercn, hatte sechs und siebenzig Impfungen in den Gemeinden Malsala und Zwyndrecht, woselbst die Seuche das Vieh wegraffle, vor�genommen, und kurze Zeit darauf hat die Kranheit ihre Verheerungen bei allen Viehbesitzern einge�stellt, bei denen er operirt hat. f) Ein einziges geimpftes St�ck fiel am 3. Dezember, und hat die pathologisch - anato�mischen Ver�nderungen der Lungenseuche gezeigt, ff)
T) Herr Rimbaux, Thierarzt zu Saint-Josse-ten-Noode, impfte in einem Stalle, in welchem die Lungensenche im vorhergehenden Jahre geherrscht hatte: Sechs Tage darauf impfte er in einem andern Stalle, in dem sich eine kranke Kuh befand; die Lungenseuche h�rte auf. fff)
8) Herr Doutreluigne impfte am 25. Mai 1852 sechs
*) Vcrhcycn, Rapport, p. 121. quot;*) Ebend., p. 122.
*) Ebend., p. 127.
f) Ebend., p. 122.
ft) Ebend., p. 163.
fff) Ebend., p. 127.
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R�be bei Herrn Polen us zu Br�ssel, in St�llen, die von der Kommission als im h�clislen Grade unrein angesehen wur�den. Im Monate Oktober waren noeli zwei von diesen vorhan�den, die mit Erfolg geimpft worden waren. Herr Po Ion us kaufte zu dieser Zeil drei neue K�he; in den n�mlichen Stall jjfeSleUt, gingen alle drei an der Lungenseuche zu Grunde. Sie wurden wieder durch drei andere St�cke ersetzt; diese impfte Herr Doutreluigne, und sie blieben gesund. Diese That-sache ist offenbar von solcher Wichtigkeit, dass man sie nicht verkennen kann.
9)nbsp; Am 3. Juli 1852 impfte Herr Fabry, Thierarzt zu D i c s t, sechs und dreissig dem Herrn F i s c h b a c h - M a 1 a c o r d zu Zulhem geh�rige Hornviehst�cke. Sieben Milch-K�he wurden in einen Stall gestellt, wo die Lungenseuche, noch nie�mals eingedrungen war; neun und dreissig blieben im Freien. Diese Heerde hat vor der Impfung f�nf Kranke geliefert; sie muss daher, sagt der Bericht,*) als inficirl betrach-l e t werden.
Bis zum 19. Juli stellten sich noch vier neue F�lle ein, und dieSchweife dieser vierSt�cke zeiglenkeine Spur einer �rtlichen krankhaften Wirkung; die kleinen Einsliche waren mehr oder weniger vollst�ndig ver�narbt.
Vom 19. Juli an h�rte die Krankeil auf; sechs geheillc St�cke kamen wieder auf die gemeinschaftliche Weide.
Die sieben Milchk�he zeigten sich sogar einer diitten Impfung unzug�nglich.
10)nbsp; Der P�chter D'Honl zu Wcvelghem, besitzt vier�zig St�cke sch�nes Vieh. Diese Thicre sind in zwei St�llen aufgestellt, die durch einen Fullcrplalz von einander gclrennl sind, mit dem sie durch zwei einander gegen�ber befindliche Th�ren in Verbindung stehen. Die Lungenseucho lauchl in einem dieser St�lle auf; es sind allm�hig drei K�he von ihr befallen. Der Eigenth�mer cnlschiiessl sich, vierzehn anschei�nend noch gesunde K�he impfen zu lassen, die in dein inli-cirten Lokale stehen. Eine zeigt die Symptome der Krank-
*) Verheycn, Rapport, p. 120.
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heil an dem auf die Vornahme der Operation folgenden Tage (4. August.)- Von den dreizehn �brigen St�cken unterlag eines den Folgen der Impfung, und die Krankheit h�rte auf, ohne in den gegen�berliegenden Stall eingedrungen zu sein. *)
11)nbsp; nbsp;Am 4. Juli sind dreizehn auf einer Aue zu Webbe-kom in Mast befindliche und dem Herrn Dimartinelli in Diest geh�rige K�he und Kalbinnen durch Herrn Fabry geimpft worden.
Zwei Tage vorher hatte man auf dieser Aue mit Sicher�heit einen Fall von Lungenseuche ermittelt, auf der alles Vieh einen trockenen, aber starken Husten h�ren Hess.**)
Am 26. Juli z�hlte man neun St�cke unter dreizehn, bei welchen die Wirkungen der Operation sehr wahrnehmbar waren.
Alle diese St�cke sind gesund geblieben und haben sich gut gem�stet.
12)nbsp; Die Lungenseuche dringt in die St�lle des Herrn Marchand, B�rgermeister von Thinnes (L�ttich), im Jahre 1846, ohne eine bekannte Ursache, ein. Sie k�ndigt ihr Auf�treten an, indem sie sieben Opfer von der Heerde fordert. Im Jahre 1850 waren die Verheerungen der Krankheit so gross, dass dieser Landwirlh all sein Vieh verkaufte, um die St�lle desinficiren und weissen zu lassen. Im Jahre 1851 f�llte er seine St�lle wieder, und im Jahre 1852 erschien die Lungen�seuche aufs Neue und raffte ihm in kurzer Zeit acht Rindvieh-St�cke weg. Damals (am 10. Juni), als dort die Lungenseuche mit grosser Heftigkeit w�thelc, und Herr Marchand selbst zwei kranke St�cke halle, und nicht mehr wusste, zu welchem Mittel er seine Zuflucht nehmen sollte, war gerade Herr De�stillateur Nys, aus Hasseil, ein Freund des Herrn Mar�chand, in Thinnes anwesend, und erz�hlte die gl�cklichen Resultale, welche er von der Impfung erhallen hatte, und be�gab sich in der Begeisterung, die ihm seine Ueberzeugung ver�lieh, nach Hassell, holte dort Lungengift, und impfte selbst das Vieh des Herrn Marchand. Achtzig Rindviehst�cke wur�den geimpft, und seil dieser Zeil ist Herr Marchand ganz
*) Verheyen; Rapport, p. 130. ��) Ebend., p. 131. Kreutzer, Einimpfung d. Lungenseuche.
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und gar von der Lungenseuche verschont ge�blieben.*)
Wenn man nun diese merkw�rdige Thalsache in Mille von Angaben verbannt sieht, rnuss man sich nicht mit Recht dar�ber wundern, dass die Kommission sie nicht wenigstens in ihre erste Ordnung, d. i. unter die F�lle, in welchen die Impfung gesch�lzl zu haben scheint, aulgenommen hat? . . .
13)nbsp; nbsp;Zu Bocrendans, einem ber�hmlcn Gaslhausc in der Umgegend von Die st, befanden sich f�nf und zwanzig Rind�viehst�cke; die Lungenseuche halle dasselbst seil mehreren Jahren nicht mehr geherrscht.
Am 20. Juni zeigte sie sich, und am 8. Juli begab ich mich, sagt Herr Willems,**) auf Ansuchen des Herrn Mo m-men, Gouvernements-Thierarzl zu Hercllt;-la-Ville, dorthin. �Bei meiner Ankunft meldete man mir, dass vier St�cke gefal�len seien, dass eines au die Schlachtbank abgelassen worden sei, und ich habe f�nf andere im letzten Grade der Lungen-seuche erkrankt angelrofien. Ich liess ein krankes St�ck schlachten, nahm von demselben das Gift, und machte die Impfung an den noch �brigen Sl�cken. Zwei oder drei Tage nach der Impfung erkrankten noch zwei St�cke an der Lungen�seuche, und die �brigen blieben ganz gesund. Jetzt ist, einem Briefe vom 2. September zufolge, den ich von Herrn Mommen erhalten habe, die Lungenseuche ganz aus diesem Etablissement verschwunden. Von drei und zwanzig St�cken sind neun an der Lungenseuche gefallen, drei verkauft worden, und eilf wurden durch die, leider ein wenig sp�t, angewendete Impfung gerettet.quot;
Warum ist auch diese Thalsache noch unter die Angaben verbannt worden? Sie ist doch durch einen Gouvernements-Thierarzl bezeugt, und wurde nicht widersprochen! . . .
14)nbsp; Im Monate Mai 1852 wurden die St�lle des Herrn von Slraelen, Destillateur in Hasselt, durch die Lungenseuche
*) Verhcyen: Rapport, p. 52.
') Willems, Schreiben an die k. Akademie der Medizin vom 14. Scplember 1852.
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verheert, ohne dass man deren Lauf Einhalt thun konnte Die Impfung wurde an allen St�cken vorgenommen, und f�nfzehn Tage nachher war kein einziger Fall von der Krankheit mehr vorhanden. Drei Monate hindurch wendete man p�nktlich das�selbe Verfahren bei jedem neu eintretenden Thiere an, und alles Vieh blieb vollst�ndig gegen die Lungenseuehe gesch�tzt. Gegen den Anfang des folgenden September kaufte Herr Van Straelen zwanzig nicht geimpfte St�cke und vermengte sie unter die �brigen geimpften Thiere. Drei Wochen sp�ler zeigte sich die Lungenseuehe und ergriff einen sch�nen Ochsen, welcher auf obrigkeitliche Anordnung get�dtet wurde.*) Unmittelbar darauf impfte man die neunzehn andern St�cke, und seil dieser Zeit kam kein neuer Fall mehr vor.
15) Herr Lacomte, Thierarzt zu Gent, nahm in Ost�flandern vom 27. Juli bis 3. September 1852 zweihundert acht und vierzig Impfungen vor. Herr Sauveur**) sagt, dass von dieser Anzahl einhundert vier und siebenzig St�cke mit, und vier und siebenzig ohne (sichtbaren, lokalen) Er�folg geimpft wurden; hierauf f�gt er bei, dass �keines der gesunden eingeimpften Thiere von der Krankheit befallen wurde.quot;
Es ist �brigens zu bemerken, dass von den vier und sie�benzig ohne Erfolg geimpften St�cken ein und zwanzig am ersten, und f�nf an einem unheilbaren Grade der Lungen�seuche litlen.
Ausserdem erkl�rt Herr Lccomte selbst, dass man in den inficirlen St�llen wegen der Lungenseuche drei Siebentel der f�r gesund gehaltenen Thiere l�dten musste, bei welchen die Impfung misslungcn war. Es ist daher anzunehmen erlaubt, dass unter den acht und vierzig olmc Erfolg geimpften und f�r
') Ks hat sich zwischen der Kommission und dem Herrn Dr. Wil�lems eine Meinungsverschiedenheit ergeben in BelretT eines Ochsen, der am 22. Oktober 1852 fiel und als mit der Lungen�seuehe behaftet erkannt wurde. Es ist dieses der achte Fall der zweiten Ablheihing der dritten Ordnung des Rapportes (p. 156). Wir werden auf diesen Punkt weiter unten zur�ckkommen.
*) Verheyen; Rapport, p. 126.
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gesund gehaltenen Thieren zur Zeit der Operation schon eine grosse Zahl als Opfer ausersehen war, indem sie bereits dem Vorgange der Inkubation unterworfen waren.
16) Die Lungenseuche war in die St�lle des Herrn Niko�laus Marechal zu Or eye*) seit dem 7. Oktober 1851 ein�gedrungen, und hatte dreizehn St�cke von heil�ufig vierzig, welche dieser P�chter besass, weggerafft.
Am 23. Juli 1852 nahm Herr Janne, Thierarzt zu Fisse-le-Marsal, die Impfung an all diesem Vieh vor, welches be�stand aus zw�lf Milchk�hen, zwei Stieren, dreizehn Kalbinnen und einem Kalb.
Die Lungenseuche raffte das Kalb und f�nf Kalbinnen weg, bei welchen die Impfung keine Wirkung hervorgebracht hatte, und die mit Erfolg geimpften S-t�cke blieben voll�kommen gesund.
IT) Herr Lacour, Thierarzt zu Xhendrem�l (L�ttich), konstatirte das Vorhandensein der Lungenseuche in den St�llen des Herrn Colette, Besitzer der P�chterei Malaxhe, wo �brigens die Seuche schon seit l�nger als 1840 w�thete.
In einem Stalle befanden sich vierzehn Milchk�he und ein Stier, welche t�glich die Weide besuchten und des Abends wieder nach Hause kamen; eine Kuh wurde noch am 5. Juli 1852 befallen und am 10. geschlachtet.
Die Herrde wurde in zwei Abtheilungen gebracht; die erste bestand aus acht K�hen, welche am 10. mit der aus der Lunge des geschlachteten St�ckes genommenen Fl�ssigkeit geimpft wurden. In die zweite stellte man f�nf K�he, von dem P�chter als diejenigen bezeichnet, welche ihm am ges�ndesten zu sein schienen.
Sieben K�he der ersten Abtheilung zeigten die Wirkungen der Impfung. Am 16. Juli wurde die achte von der Lungen�seuche ergriffen, deren Symptome sie schon am 10., am Tage der Operation zeigte.
In der zweiten Abtheilung, bestehend aus f�nf nicht ge�impften St�cken, erkrankten drei K�he aml2., 16. und 19. August.
quot;) Vcrheyen; Rapport, p. 47-119. Brief des Dr. Willems vom 2. September 1852.
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Die zwei letzten K�he dieser Abtheiliing sowie der Slier wurden am 16. Augusl geimpft; sie sind eben so gut ge�sch�tzt geblieben, als die sieben geimpl'ten K�he der ersten Abtheilung*).
18.nbsp; nbsp; Am IT. Juli 1852 fand Herr Lacour in derselben P�chterei Malaxhe die Lungenseuche bei einer Kalbin, die zu einer Heerde von siebenzehn Jungrindern geh�rte, welche sich fortw�hrend auf der Weide befanden.
Er impfte davon f�nfzehn am 23., und eines nur beding�ungsweise. Alle blieben gesund**).
19.nbsp; nbsp; Die Lungenseuche zeigte sich in der Heerde des Herrn Mans, Landwirth und M�ster zu Oreye (L�ttich). Von zwei und zwanzig Rindviehst�cken waren vom 24. Mai bis 19. Juni vier befallen worden, an welchem Tage Herr J a n n 6 die Impfung an dreizehn in Weidemasl stehenden K�hen, fer�ner an f�nf Milchk�hen und einer Kalbin vornahm.
Die Operation blieb an sieben St�cken, unter denen sich die Kalbin und eine von der Lungenseuche genesene Kuh be�fanden, ohne sichtbare Folgen. Drei dieser St�cke ver�fielen in die Krankheit zwischen der dritten und sechsten quot;Woche, und seit dieser Zeit kamen keine neuen F�lle mehr vor ***).
Ich habe Nichts von den Resultaten erw�hnt, welche man bei den gr�ssten Destillateuren und M�stern in Belgien erhielt, bei Herrn Claes in Lembeoq, bei Herrn Van Volsem in Hai, bei Herrn Wittouck in Saint-Pierre , bei den Her�ren Baron von Overchies, Graf Mertens von Ostin, Vandendaele, und endlich noch bei vielen andern Eigen-th�mern, welche ihre Heerden von der Lungenseuche wegge�rafft sahen, ohne den Verheerungen dieser schrecklichen Seuche Einhalt thun zu k�nnen. Alle diese Besitzer haben mit Be�gierde die Inokulation als ein Schutzmittel angenommen, und die Krankheit ist aus ihren St�llen verschwunden.
Diese Thatsachen sind zu bekannt, und �berhaupt zu ver-
*) Verheyen, Rapport, p. 118. �*) Ebend. p. 118. '*) Ebend. p. 47 � 119.
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b�rgt, als dass ich mich hier weilet aul sie einlassen sollte. Es gen�gt, darauf hinzuweisen, dass �brigens bei diesen gros�ser! Viehz�chtern die Krankheit �berall in dem Vcrh�llnisse verschwand, als man die Inokulation den Vorschril'len des Herrn Dr. Willems entsprechend, vornahm*).
*) Man liest in dem Monitcur des campagnes vom 20. Juni 1853 und ferner in dem Onafhankely cke von Has seil vom 14. Juli, zwei merkw�rdige Briefe, geschrieben von den Herren Wittouck von Lecuw Sainl-Pierrc, und Van Volsem von Hai als Antwort auf die Schlussfolgcrungen des Herrn Gerard von Vervicrs. Diese beiden Dokumente sind hin�reichend, um eine ganz richtige Vorstellung von dem Falle zu geben, der bei diesen Z�chtern slatlfindet, von dieser Politik der Schule, welche die bestgegr�ndeten Thatsachcn L�gen strafen
wollte.....
�Lecuw Saint-Pierre, am 20. Juni 1853. �Herr Redakteur (des Moniteur des Campagnes!)
�Ich habe in Ihrer gesch�tzten Zeitschrift die Briefe des Herrn Thiciarztes Ger aid von Vervicrs, bclreffend die Impfung der Lun�genseuche nach dem Systeme des Herrn Willems, so wie die Bemerkungen gelesen, womit Sie dieselben begleiten zu m�ssen geglaubt haben.
Da ich ein grosses Interesse an dieser Sache habe, indem ich als Master best�ndig drei oder vierhundert St�ck Rind�vieh im Stalle halte, und da ich ausserdem die Impfung nach dem Systeme des Herrn Willems seit dem Monate Mai 1852 an�gewendet habe, pr�fte ich mit grosser Aufmerksamkeit die Gr�nde, welche Herr Gerard gegen dieses System gellend gemacht hat, und ich gestehe Ihnen, dass ich sie ganz und gar ungegr�ndet be�funden habe.
�Ich will nicht die Wissenschaft der Wissenschaft, aber ich will die einfachen Thatsachen der Wissenschaft, und die Wahrheit dem Irrthum gegen�ber stellen. Im Interesse der Landwirthschaft, wel�ches Sie so standhaft vortheidigen, im Interesse der Zucht und M�stung des Viehes, glaube ich Sie von diesen Thatsachen in Kennlniss setzen zu m�ssen.
�Herr Gerard behauptet, dass die Krankheit von selbst verschwunden sei, und dass wir ihr Verschwinden nicht dem Einfl�sse der Impfung zuschreiben d�rfen. Meine St�lle waren seil 1836 infizirt, und ich habe von dieser
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Es w�re ohne Zweifel wiinschenswerlh gewesen, class der Bericht der Zenlralkommission, so gewissenhart in Betreff der
Zeit bis zu dem Momente, in welchem ich die Impfung angewen�det habe, j�hrlich im Dinchschnitlc hundert bis zweihundert kranke St�cke gehabt. Im Jlai 1852 habe ich meine eisten Versuche an f�nfzehn St�cken angestellt; unter dieser Anzahl be�fanden sich vier kranke und zwei verd�chtige St�cke. Ich sah mich veranlassl, diese letzten sechs St�cke vor Ablauf von acht Tagen wegzulhun , und die �brigen habe ich mehrere Monate hin�durch in einem vollkommenen Zustande von Gesundheit erhalten. Drei dieser St�cke wurden die ersten bei der Preisebewerbung mit Mastochsen am Ostermontage in Br�ssel. Seit dieser Zeit habe ich �ber zw�lfhundert Ochsen geimpft, und habe nur zwei F�lle von Lungenseuche gehabt; aber ich vermulhc, dass in die�sen die Impfung nicht richtig gemacht wurde, und dass dieselbe deshalb wirkungslos geblieben ist.
�Allerdings habe ich Anfangs einige St�cke in Folge der Im�pfung verloren; aber diese Zahl bel�uft sich nicht auf ein Prozent, und dieses nur deshalb, weil ich das Mittel noch nicht geh�rig kannte , um die Entz�ndung zu paralysiren , welche bisweilen ein�tritt.
�Was die Krankheitsf�lle betrifft, welche Herr Gerard anf�hrt, so beweisen dieselben schlechterdings nichts. Herr Willems hat in der That nicht behauptet, dass sein Mittel souverain sei; er sagt selbst, dass es gewisse Ausnahmen erleiden k�nne. Kann man denn behaupten, die Vaccine (Kuhpocke) sei kein ausgezeichnetes Schutzmittel gegen die Menschenpocken, weil geimpfte Personen dann und wann von dieser Krankheit befallen werden?
Um zu beweisen, dass die Impfung kein Pr�servalivmittel gegen die Lungenseuche sei, zitirt Ihnen Herr Gerard unter andern einen Brief der Herren Gebr�der vanVolscm an den Herrn Minister des Innern (p. 161 des Berichtes der Zentral - Kommission) , in welchem Briefe angegeben ist, dass zwei K�he und ein junger Stier, die mit Erfolg geimpft worden waren, die Krankheit be�kommen halten. Dieser Thatsache will ich eine andere entgegen�setzen , n�mlich, dass die Herren Van Volsem, der in Rede stehenden Korrespondenz ungeachtet, fortw�hrend die Impfung ohne alle Einschr�nkung vornehmen und gleich mir in h�chstem Grade durch die Resultate befriediget sind, welche ihnen diese scharf�sinnige Methode liefert.
Endlich, Herr Redakteur , will ich Ihnen noch bemerken, dass
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Aufsuchung ung�nsliger F�lle, sich auch eben so bek�mmert um die Erfahrungen gezeigt h�tte, die man in grossartigem
ich in meinem h�ufigen Verkehr mit Z�chlcrn und Mastern niemals das System Willems von Einem (adeln h�rte, der es in Anwen�dung gehracht hat, dass ich aher Anfangs mehrere Thicr�rzlc Op�position gegen dasselbe erheben sah, eine Opposition, deren Werth die Thalsachen, -wie ich glaube, bald nachweisen werden.
Was mich anbelangt, so w�rde ich glauben, eine Pflicht der Dankbarkeit gegen den Mann zu verletzen, der meines Erachtens eine der sch�nsten Entdeckungen unserer Zeit gemacht hat, wenn ich nicht jedesmal, so oft sein System ungerecht angegriffen wird, mich beeilen w�rde, die Thalsachen bekannt zu machen, welche ich Ihnen bezeichnet habe. �Genehmigen Sie etc.
�F. Wittouck.-
�Hai, den 29. Juni 1853. �Herr Redakteur!
�Ich finde in dem Monileur des campagnes einen Brief des Herrn Wittouck, vom 20. dieses Monats, als Antwort auf den des Herrn Thieiarztes Gerard von Verviers. Dieser Brief macht Anspielung auf zwei K�he und einen Stier , die in unsern St�llen mit Erfolg geimpft worden, und gleichwohl einige Mo�nate sp�ter an der Lungenseuche zu Grunde gegangen seien. Ich glaube Ihnen, mein Herr, bemerken zu m�ssen, dass der fragliche Stier nur drei oder vier Tage eingeimpft war, und dass folglich die Inokulation keine Wirkung haben konnte. Auch haben wir seit dieser Zeit nicht mehr einen einzigen Krankheitsfall unter unsern geimpften Thieren zu beklagen gehabt, und wir wenden fort�w�hrend die Einimpfung mit dem besten Erfolge bei allen unsern Thieren an, wie Ihnen Herr Wiltouck geschrieben hat.
Aber ich habe Ihnen von einer andern Thatsache Kenntniss zu geben, n�mlich davon : dreizehn Arbeilsochsen wurden von d e r Regierungs-Kommission im Monat Juni 1852 geimpft; neun dieser Ochsen wurden schwer und fett im verflossenen Monat Mai verkauft; der zehnte wurde heute am 29. Juni geschlachtet. Wir hatten, zuerst geglaubt, dass der letztere an der Lungenseuche ge�litten habe; zu unserer gr�ssten Freude wurde aber durch den Herrn Thierarzt Van Custom und den Syndikus des Schlacht�hauses von Hai, Herrn Vanherom, konstatirt, dass das Thier an einem Milz - Blutschlage gelitten habe. Die drei �brigen Ochsen
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Maassstabe in den pr�chtigen Etablissements in der Umgebung der Hauptstadt gemacht hat! . . . . Ungl�cklicher Weise ist dieses nicht der Fall, und die Furcht, die Schranken der gr�ssten Unparteilickheit zu �berschreiten, hat verhindert, diese Reihe von Thatsachen in das offizielle Dokument aufzunehmen, wel�ches sie alle h�tte aufzeichnen sollen.
In einer fixen Idee befangen haben �brigens die Herren Kommissions-Mitglieder gegen eine falsche Vorstellung ge�k�mpft , welche ihnen unaufh�rlich die merkw�rdigsten That�sachen der Pr�servation durch die Impfung als das Resultat eines einfachen zuf�lligen Zusammentreffens, oder als ein freiwilliges Aufh�ren der Seuche darstellte!
Dies ist ohne Zweifel betr�bend, denn die sch�tzenswer-thesten und scharfsinnigsten Absichten sind nicht immer hin�reichend, um die Ungerechtigkeit zu vermeiden, besonders wenn der Geist von der Theorie beherrscht ist, sich der Er�kl�rung der offenkundigsten Thatsachen zu enthalten.
Wie dem auch sein m�ge, ich weiss nieht, ob die Guts�besitzer, oder die grossen Z�chter, deren Namen ich genannt habe, einige Gr�nde gehabt haben, das Aufh�ren der Lungenseuche einem freiwilligen, seit mehr als sehzehn Jahren vergeblich erwarteten, Antriebe zuzuschreiben, aber das weiss ich, dass sie alle den Namen unsers Mitb�rgers segnen, und selbst den Ge�danken entschieden von sich weisen, ihm die Ehre einer Er�findung zu rauben oder zu bestreiten, die ihnen so vortheil-halt ist.
Dieses sind insbesondere die Gef�hle der Destillateure zu Has seit, denn ihre eifrige Dankbarkeit passt schlecht zu der
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befinden sich noch in unsern St�llen, und erfreuen sich der besslen Gesundheit.
Schl�sslich theile ich Ihnen mit , dass alle unsere Thiere in die�sem Jahre eingeimpft wurden , mit (des Versuches wegen) Aus�nahme eines einzigen Ochsen, welcher, nachdem er drei Monate und sechs Tage im Stalle gestanden hatte, von der Krankheit er�griffen wurde.
�Genehmigen Sie etc. �
�Van VoIscm.quot;
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Langsamkeit der Wissenschalt, und l�sst namentlich keine Verz�gerungen zu, welche einen Verdacht auf ein Mittel wei�len k�nnten, welches ihnen wieder die Wohlhabenheit und die Gem�thsruhe gegeben hat. Einstimmig in der Ueberzengung, demjenigen ihre Dankbarkeit zu beweisen, welcher sie vor einer gewissen Verarmung bewahrt hat, haben diese ehrbaren Gesch�ftsm�nner bereits betr�chtliche Summen subskribirt*), und wollen durch eine feierliche Demonstration unmittelbar den Ge�f�hlen Ausdruck geben, von denen sie durchdrungen sind. �Er�rtern Sie die wissenschaftliche Frage, so viel es Ihnen gef�llt, sagten sie mir bei meiner Exkursion nach Hasselt, wir sehen darin kein grosses Uebel, sondern wir, die wir uns so geradezu in unsern Existenzmitteln bedroht sahen, wir ha�ben uns nur um die materiellen durch die Inokulation erlang�ten Resultate zu bek�mmern. Ja, diese Methode hat es uns m�glich gemacht, unsere St�lle wieder zu besetzen , und jetzt ziehen wir so viel Nutzen, als wir vor der Entdeckung des Herrn Willems Verluste erlitten haben; wir sind daher be�rechtiget, �ffentlich auszusprechen, dass er es ist, dem wir den Wohlstand verdanken, dessen wir uns erfreuen!quot;
Kann man diese Sprache tadeln? Kann man so ehren-werlhe Kundgebungen verdammen? Ich wenigstens habe dazu sicherlich nicht den Muth.
Werfen wir nun einen Blick auf die in andern L�ndern beobachteten Thatschen, so sehen wir, dass die Uesultalc nicht weniger gl�cklich , nicht weniger vollst�ndig sind.
20. Herr Lefour, General - Inspektor der Landwirthschaft in Frankreich, hat dem Herrn Dr. Willems am 25. August 1852 berichtet*quot;), dass Herr De Crombccque, Gutsbesitzer zu Lens (Meerenge von Kaiais) seine St�lle regelm�ssig seit sehr langer Zeit durch die Lungenseuche verheert sah, und dass in diesem Jahre, Dank der Impfung, welche er sich anzueig-
*) Der Onafhankelykc vom 28. April 1853 sagt: .,Dic im Lande er��ffnete Subskription hat schon die Zahl von sechs Tausend Franks erreicht! . . . .quot; quot;*) Verheyen, Rapport, p. 53. Brief des Herrn Willems vom 8 Sept. 1852.
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nen eillc, dieser Landwirlh kein einziges krankes Sl�ck mehr Habe; Uebrigens hat Herr De Crombecque selbst diese Thalstiche in einem Gralulationsbriefe best�tiget, den er am 29. August an den Erfinder der Methode geschrieben hat.
Diese Thalsache verdient, wie die vorhergehende, wohl einige Aufmerksamkeit; gleichwohl findet man sie (im Kom-missinnsbcrichle) nur unter den Angaben!.....
21.nbsp; nbsp; Wir lesen in dem zweiten Berichte der holl�ndischen Kommission, welcher sich in der Arbeit des sehr ehren werthen Herrn Verheyen angef�hrt findet, dass man am 2. August 1852 eine Reihe von Versuchen an sieben und dreissig Rind�viehst�cken begonnen habe, von denen zwei und dreissig ein�geimpft wurden, w�hrend man f�nf davon zur�ckbehielt, um sie der freiwilligen Ansteckung ausgesetzt zu lassen. Von die�sen sieben und dreissig St�cken fielen in Kurzem f�nf St�cke, sei es an der Lungenseuche, sei es in Folge der konsekutiven Erscheinungen der Impfung. Die zwei und dreissig �brigen St�cke wurden in einen und denselben Stall gebracht und mit Thieren zusammengestellt, die schon sehr kenntlich von der Lungenseuche befallen waren.
Nach Verlauf von dreizehn Wochen, seitdem das erste kranke St�ck in den Stall gebracht worden war*), fielen vier K�he von f�nf nicht geimpften an der Lungenseuche, w�hrend die f�nfte nur in einem geringen Grade von derselben befallen wurde.
�Die �brigen geimpften St�cke, setzt der Bericht hinzu, sind bis auf diesen Tag vollkommen gesund geblieben. Bei keiner dieser K�he hat sich innerhalb eines Zeitraumes von drei Monaten, seit der Stall infizirt ist, auch nur das geringste Symptom gezeigt, welches auch nur im schw�chsten Grade das Vorhandensein der Lungenseuche vermuthen lassen k�nnte. Alle lassen einen Zustand von Wohlbeleiblheit erken�nen ; ihr Aussehen ist �ppig und ihr Haar gl�nzend.quot;
22.nbsp; nbsp; Herr Wellembergh, Pr�sident der holl�ndischen Kommission schrieb am 22. Juli 1852 an den Herrn Dr. Wil-
*) V e r h o y c n, Rapport, p. 105. Zweiter Bericht der holl�ndischen Kommission.
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letns, �dass die Implung, welche seil dem 22. des vorigen Mona(s Juni an mehr als dreihunderl in der Umgebung von UIreclil bei Milelileuten ausgew�hlten K�hen, und in St�l�len vorgenommen wurde, die zur Zeil der Impfung infizirt waren, die gl�cklichsten Resultate geliefert habe. Bei keinem St�cke ist in Folge der Impfung ein �bler Zulall eingetreten, und alle sind bis jetzt gegen die Lungenseuche gesch�tzt geblieben, mit Ausnahme einer einzigen Kuh, die am 2. Juli erkrankte und am 25. Juni geimpft worden war. �Aber dieses Faktum hat, wie man bald sehen wird, keinen Werth, weil die Inokulation des Lungenseuchegiftes viel l�ngere Zeil erfordert.quot;
23. In einer neulich in Paris ver�ffentlichten Brochure hat Herr Dr. Desaive*) bewiesen, �dass die Impfung die Thiere unf�hig macht, von der Krankheit befallen zu werden, da kein Thier, an welchem die Impfung wirklich ihre eigen-th�mlichen Erscheinungen zeigte, ergriffen wurde.
�In allen Gemeinden in Deutschland, wo ich im Jahre 1852 operirte, hat die Impfung �ber den Unglauben gesiegt und das allgemeine Vertrauen erworben. Ich will hier keine lange und langweilige, und jetzt unn�tze Aufz�hlung der Tausende von Impfungen vornehmen, um ohne Unterlass zu wieder�holen: Die Krankheil herrschte in dem Stalle oder in der Gemeinde, alle wirklichen Impfungen haben verhindert, dass die Thiere Opfer der Seuche wur�den. Die Krankheit fuhr fort, unter den Thieren zu w�lhen, welche der Schutzimpfung nicht unter�worfen wurden.quot;
�In der Stadt Deutz unter andern herrscht die Lungen�seuche; sie hat daselbst seil langer Zeil zahlreiche Opfer ge�fordert. In dieser Stadt habe ich alle den Herren M�ller, Franck, Hiffler, Romer, Zundorff, Hilgers, Schuh�macher, Wirtz, Bliersbach, V.Deckers, J. Deckers, Kaebe, Posthofen, Saner, Neuhoffer, Hassel, Cio-wini, Hurten, Barth geh�rigen Thiere geimpft. Ueberall,
*) Desaive, de Tinoculation du Detail. Paris, in 8deg;, 1853. pag. 67.
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wo die Impfung wirklich ihre Symptome an den Tag legle, verlangte die Krankheit kein Opfer mehr.quot;
Gewiss hat diese Uebereinstimmung der Thatsachen auch ihre Bedeutung, und verdient, dass man ihr Rechnung trage.
Kehren wir jedoch zur speziellen W�rdigung der That�sachen, die Belgien betreffen, zur�ck, und pr�fen wir mit aller Strenge ihren Werth.
Wir haben bereits einer Gruppe von Beobachtungen er�w�hnt, welche weder unter den Thatsachen inbegriffen sind, welche sich auf die grossen industriellen Etablissements von Brabant, noch die unbedeutenden F�lle beziehen, welche die Kommission*) zu Gunsten der Impfung, oder vielmehr als Zeichen ihrer strengen Unparteilichkeit zugestanden hat.
Mehr als sechs Tausend der Impfung unterworfene Rind�viehsl�cke entgingen der Lungenseuche, und konnten ohne nachtheilige Folgen in den infizirten St�llen bleiben, in denen man kurze Zeit vorher allw�chentlich zahlreiche Opfer z�hlen konnte. Das ist das nat�rliche Ergebniss ,. das die Beobach�tung zuzugestehen uns n�thiget.
F�gen wir hinzu, dass dieses Resultat erlangt wurde in einer �usserst gef�hrlichen, �usserst m�rderischen Zeit, so ha�ben wir die Thalsachen, ohne Beif�gung eines weitern Kom�mentars, n�her bezeichnet.
Aber, sagt die Kommission, hat hier nicht ein einfaches Zuf�lliges Zusammentreffen stallgefunden, und k�nnen diese Resultate wohl nicht einem freiwilligen Aufh�ren der Seuche zugeschrieben werden?nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;\
Wenn diese Voraussetzung wahr w�re, so m�sste die Lungenseuche vollst�ndig im ganzen Lande verschwunden sein; man d�rfte dann nicht mehr neue Erkrankungsf�lle in den St�llen wahrgenommen haben, in denen man die Inokulalion noch nicht in Anwendung brachte; nun hat aber die Erfahrung gerade das Gegentheil dargelhan, denn die nicht geimpf-
*) Es sind dieses die vierte, die f�nfte, die eilfte und die zw�lfte Thatsachen der ersten Ordnung des Berichtes, d.i. derjenigen, in denen die Inokulation gesch�tzt zu haben scheint. Pag. 119,130, 122 und 123.
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ten St�cke sind immer noch mit derselben Heftigkeit, wie fr�her, allenthalben von der Lungenseuche befallen worden, wo ihr Einfluss sich geltend zu machen fortfuhr, allenthalben, wo sie noch der Ansteckung preisgegeben waren. Hat uns Herr Wellembergh nicht benachrichtigt, dass die Lungen-seuchef�lle in Holland ausserordenllich h�ufig sind? Wissen wir nicht, dass in Belgien noch zahlreiche Ortschaften beste�hen, die allen Gefahren der Krankheit ausgesetzt sind? Wis�sen wir endlich nicht, dass man selbst in Hasselt noch von Zeit zu Zeil F�lle von Lungeuseuche wahrnimmt, wenn n�m�lich frisch in die St�lle dieser Stadt eingef�hrte Thiere den Keim der Krankheit dahin bringen oder in sich aufnehmen, ohne der Impfung unterworfen gewesen zu sein?*).
*) Tabellanscho Ucboisichl der nicht gcimpflen Uindviehsl�ckc, welche in der Sladt Hasseil von der Lungeuseuche noch sp�ter hofallen wurden , als man bereits das quot;Verschwinden der Krankheit angenommen hatte:
1)nbsp; nbsp;Bei Herrn Destillateur Nys verfielen von vier und dreissig' nicht geimpften St�cken siebenzehn in die Lnngenscuche im August und September 1852..........IT
2)nbsp; Bei Herrn Rousseau wurden sieben Ochsen am 18. August, am 10., 18. und 23. September und am 9., 20. und 25. Novbr. 1852 belallen..........7
3)nbsp; nbsp;Bei Herrn Juveyns wurde eine Kuh auf obrigkeitliche Anordnung am 15. September 1852 gct�dlet .... 1
4)nbsp; nbsp;Hei Ilerrn Robert Van Straelcn ist ein Ochs auf obrigkeitliche Anordnung geschlachtet worden am 10. Nov. 1852..................1
5)nbsp; nbsp;Bei Herrn Brauns wurde gleichfalls eine Kuh ge�schlachtet am 1. Dezember 1852.........1
6)nbsp; nbsp;Am 27. Dezember 1852 lieferte Herr Van Russell eine kranke Kuh an die Schlachtbank ab.......1
7)nbsp; nbsp;Bei Herrn Dicrix ist eine am 30. Dezember 1852 lungcn-seuchekrank gewordene Kuh in Behandlung genommen und geheilt worden.............1
8)nbsp; nbsp;Am 5. J�nuer 1853 wurde bei Herrn Hilsbroeck auf obrigkeitliche Anordnung eine Kuh geschlachtet ... 1
0) Am 12. Januar 1853 hat Herr A. Vinkenbosch von f�nf nicht geimpften Ochsen unter sechzig einen wegen Lungenseuche an die Schlachtbank abgegeben .... 1
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Es ist demnach Unrecht, hier ein frei williges A uf-h�ren der Seuche anzunehmen. Niemals hat die Krank�heit von selbst ihre Verheerungen eingestellt! Wenn sie ausdengrossenlandwirthschaCtlichenMittelpunliten ver�schwunden ist, so geschah dieses, weil die Impfung ihr ihre Opfer streitig machte und sie gegen ihre Anf�lle sch�tzle.
Es findet lolgllch bei der Pr�servalion des geimpften Viehes etwas Anderes statt, als ein einfaches zuf�lliges Zusammentreffen mit diesem sogenannten Aufh�ren der Seuche.
Es findet eine direkte physiologische Wirkung, es findet eine �bertragene und erworbene Immuniliil, es findet endlich eine eben so faktische, eine eben so spezifische Einimpfung statt, wie diejenige ist, welche auf die Einf�hrung des Blattern�giftes in den menschlichen Organismus folgt.
Verschwinden �berdies denn �berhaupt die epidemischen und epizootischen Krankheiten auf solche Weise? H�ren die Ver�heerungen der grossen Seuchen auf solche Weise auf? Nein, Tausendmal nein! Die Erfahrung von Jahrhunderten beweist es.
Als die Cholera uns in den Jahren 1833 und 1849 verlicss, verschwand sie beinahe pl�tzlich.
Als die Variola auf die asiatische Epidemie gefolgt war
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10)nbsp; Am 18. J�nner 1833 wurde auf obrigkeitliche Anordnungnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '\ ! eine Kuh geschlachtet bei Herrn Ch.Jans.....j
11)nbsp; Am 28. J�nner 1853 wurde eine der Wittwe Schuer-mans geh�rige lungenseuchekrankc Kuh an die Schlucht-bank f�r das Lager von Bcverloo verkauft � � . . . 1
12)nbsp; Am 8. Februar 1853 ist eine Kuh auf obrigkeitliche An�ordnung bei Herrn G. Claes geschlachtet worden . . 1
13)nbsp; Am 13. M�rz 1853 wurde noch eine Kuh bei Herrn N. Macors auf obrigkeitliche Anordnung wegen Lungen-soucho geschlachtet.............1
In Summa 35 Diese tabellarische Uebcrsiclit gen�gt, um die Unrichtigkeit der in dem Berichte (p. 146) aufgestellten Behauptung zu bewei�sen, dass �die Kommission in Hasselt nirgends, selbst nicht bei den Milchlcuten, deren Vieh der Operation nicht unterworfen wor�den war, Spuren der Kranhcit augetrofien habe.quot;
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w�lhele sie einige Zeit hindurch mit Heftigkeit, bis sie auf glei�che Art, vielleicht aus Mangel an Nahrung, verschwand,'
Aber dieses zweifache Verschwinden geschah so rasch, dass wenige Tage zureichten, um keine Cholera- oder Blaltern-Kranken mehr antreffen zu k�nnen.
Die Lungenseuche hingegen f�hrt noch fort allenthalben zu w�then, wo die Impfung ihr nicht zuvorkam; sie ist daher keineswegs so pl�tzlich verschwunden, wie die grossen Epide-mieen oder Epizootieen; sie hat demnach auch nicht freiwillig aufgeh�rt, wie man glauben machen will.
Tiertes Kapitel.
Vierte Thatsache. Die Impfung; ist hinreichend, um das Vieh zu sch�tzen.
Durch die vorhergehenden Er�rterungen habe ich drei Hauptpunkte festgestellt, n�mlich:
1)nbsp; Dass im Monate April 1852 die Lungensenche in Has�selt, und �berhaupt im ganzen Lande, noch ungeheure Verheerungen anrichtete;
2)nbsp; dass alle zur Bek�mpfung oder Neutralisirung des epi-zoolischen Einflusses angewendeten Mittel vergeblich waren;
3)nbsp; nbsp;dass die Krankheit in dem Verh�ltnisse zu w�then auf�h�rte, und selbst aus St�llen verschwand, in denen sie enzoo-tisch herrschte, als man die Impfung daselbst einf�hrte, mag �brigens auch die Heftigkeit der Seuche vor der Einf�hrung dieser Methode noch so gross gewesen sein.
Es bleibt mir nunmehr ein nicht weniger wichtiger Punkt festzustellen und zu beweisen �brig, n�mlich der, dass die durch die Impfung auf d as Vieh �bertragene Immun it�l hin reich end ist, um dasselbe in den Stand zu setzen, der nat�rlichen Ansteckung zu widerstehen. Dieser Satz wird schon durch die zahlreichen vorstehenden Beobach�tungen bewiesen, besonders aber noch durch die Gegenprobe best�ttiget, welcher man viele der geimpften Thiere unterwarf, indem man sie mit nicht geimpften, oder selbst mil solchen, welche bereits der Ansteckung unterworfen waren, zusammenstellte.
Ausserdem muss man sich erinnern, dass in allen den an-
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gef�hrlen F�llen die �bertragene Immunit�t sich vollst�ndig be�w�hrt hat, d. h. dass die geh�rig geimpften Thiere gesund geblieben sind, w�hrend die nicht geimpften Thiere von der Lungenseuche befallen wurden.
Dieses hat sich besonders bei dem P�chter Dumolin zu Hassel t zugetragen. Vernehmen wir, wie Herr Dr. Willems diese Thatsache berichtet:
�EineViertel-Stunde von Hasseil, sagt er,*) befindet sich ein von dem Herrn Dumolin bewohntes Pachtgut, in welchem die Lungenseuche niemals herrschte. Vor f�nf Wochen hat dieser P�chter von seinem Bruder eine von diesem selbst ge�zogene und gleichfalls aus einem Stalle, in dem niemals die Lungenseuche vorgekommen war, kommende Kuh gekauft. Aber kaum hatte er diese Kuh bei sich, als sie krank wurde und an der Lungenseuche fiel; vier Wochen sp�ter erkrankte eine zweite Kuh, und wurde ebenfalls von der Krankheit weggerafft, und jetzt sind von siebenzehn Rindviehst�cken, die Herr Du�molin besass, drei an der Lungenseuchc zu Grunde gegan�gen, und acht andere sind mit derselben Krankheit in ver�schiedenen Perioden behaftet.quot;
�Am 23. d. M. (Juli 1852), f�hrt Herr Willems fort, setzte ich die Herren Magendie, Gluge und Thiernesse, welche sich gerade zu Hasselt befanden, um den Resultaten der Impfung nachzuforschen, von diesem Falle in Kenntniss. Herr Thiernesse begab sich an Ort und Stelle, um diese Thatsache zu konstatiren, und diese Herren machten mir hier�auf den Vorschlag, eine in hohem Grade an der Lungenseuche leidende, dem Herrn Dumolin geh�rige Kuh, in die St�lle meines Vaters unter gesunde und geimpfte Thiere zu stellen. Am 24. Juli wurde diese Kuh in einen der St�lle meines Vaters gebracht, und unter zu verschiedenen Zeiten geimpfte St�cke gestellt. Des andern Tages f�hrte der P�chter Dumolin eine kranke Kalbin zu, welche in den n�mlichen Stall gestellt wurde. Die am 23. hereingekommene Kuh fiel in der Nacht vom 25, auf den 26. an der Lungenseuche, und ist
*) Verhcyen; Rapport, p. 41. Brief des Herrn Dr. Willems vom 29. Juli 1852. (Siehe oben p. 14) Krculzcr, Einimpfung der Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 6
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noch zehn Stunden hindurch alsKadaver im Stalle belassen worden, bis zu der Zeit, wo wir im Beisein der Herren Sau veur, Doutreluigne, Maris und Vaes ihre Sektion vornahmen. Das zweiteingef�hrte St�ck ging gleichfalls neben den gesunden Thieren, nach sechst�gigem Beisammensein mit diesen, zu Grunde, und dessen ungeachtet befinden sich die geimpften Thiere, von denen das Signalement genommen wurde, jetzt noch in unsern St�llen in einem Zustande vollkommener Gesundheit.quot; *)
Ein anderer Vorschlag wurde dem Herrn Willems von den Herren Kommissions-Milgliedern gemacht und von ihm an�genommen, n�mlich die Gegenprobe von dem vorstehenden Versuche. Es handeile sich darum, einen vollkommen aner�kannten Lungenseuche-Infektions-Heerd zu w�hlen, und in den�selben gesunde und geimpfte St�cke zu stellen, um die Kraft des Widerstandes kennen zu lernen, welche sie der Seuche entgegensetzen w�rden; nun war es aber nicht m�glich, g�n�stigere Verh�ltnisse f�r diesen Versuch zu finden, als diejeni�gen waren, welche damals die Besitzung des Herrn Dumolin in sich vereinigte, der von siebenzehn seinen Viehstand bil�denden St�cken in einigen Wochen eben dreizehn befallen werden sah.
Man brachte daher zwei geimpfte und vollkommen gesunde, durch Herrn Willems eigends angekaufte und ausgew�hlte K�he, dorthin.**)
Anfangs wurden diese K�he eine nach der andern unter St�cke gemengt, welche an der Lungenseuche litten; hierauf stellte man sie einen Tag lang mitten unter die Kranken; und endlich unter die Convalescentcn. Nun wohlan! � Nach l�nge�rem Verweilen unter so gef�hrlichen Verh�ltnissen, nach An�stellung von Versuchen, denen kein nichtgeimpfles Thier Widersland geleistet h�tte, ist die Gesundheit dieser K�he in keiner Weise angegriffen worden. Dieses haben die Herren Simons und Morton von London noch am 1. September 1852, w�hrend ihrer Anwesenheil in Hasselt, best�tligel.
*) Vcrheycn; Rapport, p. 51. �*) Ebend., p. 40 (Siehe oben p. 15).
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Es ist mm�thig, beizuf�gen, dass nach so grossen erliltenen Verlusten der P�chter sein Vieli impfen Hess, und dass die Krankheit zehn Tage nach der Operation aufh�rte.*) Vier geimpfte St�cke blieben gesund; vier andere ersetzten die als krank gel�dteten und wurden operirl, worauf die Krankheil aus dieser Besitzung verschwand.
Hier hat man also zwei vollkommen entschiedene, vollkom�men festgestellte, und wie es scheint, mit allen nur w�nschens-werthen B�rgschaften umgebene Erfahrungen. Sie erscheinen sogar um so beweisender, als sie in allen Punkten den Be�dingungen des von der Kommission angenommenen Programmes entsprechen, die Impfung von den zahlreichen Neben�fragen zu trennen, welche dieses Verfahren in An�regung bringt. **)
So heissl es in Nro. 4 dieses Programms, dass man die durch Herrn Dr. quot;Willems mit Erfolg geimpften Rinder mit an der Lungenseuche leidenden Thieren zusam�menstellen, und sie ganz unter dieselben Verh�lt�nisse, wie die nichtgeimpftenThiere, bringen sollte.
Hat man dieses nicht bei dem Vieh des P�chters Dumo-lin gethan?
Nein, antwortet die Kommission, �denn die zwei kranken sechs Tage hindurch in Ber�hrung mit geimpften Thieren in den St�llen des Herrn Willems, Vater, gestandenen St�cke, begr�nden keine entscheidende Thatsache. Die Zu�st�nde, in denen sich die geimpften und nichtgeimpften Thiere befinden, an welchen die Kommission seit mehreren Monaten experimentirt, haben ihren Werlh besonders vermindert. Wenn man �brigens den launenhaften Gang des Lungenseuche-Contagiums pr�ft, so wundert man sich nicht �ber ein solches Resultat!quot;***)
Dass die Kommission sich �ber ein solches Re�sultat nicht wunderte, dar�ber werden Alle jene wenig erstaunt sein, welche den Bericht gelesen haben; aber dass sie
�) Verheyen, Rapport, p. 53. �*) Ebend., p. 112. '**) Ebend., p. 137.
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ihren Rigorismus bis zur Vcrl�ugmmg der Bedingungen des Programmes steigert, das sie selbst der ministeriellen Sanktion unterstellt hat, das wird man nicht begreilen k�nnen, und das kann nur eine �bertriebene Delikatesse gut heissen.
Die zwei mit der Lungenseuche behafteten, und aus einem der st�rksten Seucheheerdc kommenden K�he des P�chters Du-molin, haben die Krankheil den geimpltenThieren, mit denen sie in den St�llen des Herrn Willems, Valer, zusammenstan�den, nicht mittheilen k�nnen! Hier hat man die Thatsache, welche man als ein Faktum anerkennen muss, das wenigstens eben so entscheidend ist, als der gr�sste Theil der gewagten Behauptungen, die man Rapporten entnommen hat, deren Haupt�verdienst in einer systematischen Opposition gegen die Methode des Dr. Willems besteht! ....
Was die zweite mit den beiden geimpften St�cken, welche man in die St�lle des P�chters Dumolin stellte, vorgenommene Probe betrifft, so ist die Kommission ferner der Meinung, dass man diese als nichtgeschehen betrachten m�sse,*) weil die Herren Maris und Vaes diese beiden St�cke auf ei nerandern als derihnen bezeichnete n Wiese, an ge�troffen haben, und in Folge hievon die Ber�hrung der gesunden und kranken St�cke keine permanenlc gewesen sein konnte!
Wie dem auch sein m�ge, so ist wohl zu bemerken, dass diese beiden K�he, welche siegreich die gef�hrliche Probe �ber�standen hatten, auf Rechnung der Regierung angekauft und an die Schule zu Cureghem gebracht wurden, um sie neuen Versuchen zu unterwerfen.**) Von du hat man sie, wie ich glaube, nach Huy gethan, wo die Krankheit noch mit Heftig�keit wiithcle. Aber da sie immer und �berall der Infektion widerstanden, glaubte man vielleicht, dass sie keinen n�tzlichen Aufschluss mehr geben k�nnten, und nun hat man sie nach L�wen geschickt, um sie zu m�sten! . . .
Nun frage ich, welcher in dieser Sache unbefangene Mensch wird sich durch so armselige Gr�nde, als ein unm�g-
*) Verheyen, Rapiort, p. 130. **) Ebend., p. 113.
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liches zuf�lliges Zusanimenlreifen, beslimmen lassen, die direkten und unmillellnircn Wirkungen der Impfung zu liiug-nen? Welcher vorurlheilslose Mensch hat den Muth, zu be�haupten, dass liier weder ein hinreichendes Resultat, noch eine entscheidende Thalsachc vorliege, nachdem man einestheils die Schnelligkeit und Gewaltsamkeit der durch die Lungenseuche zur Zeit des Doppelversuches angerichteten Verheerung konstatirt hat, w�hrend man andererseits die voll�kommene Immunil�t CBel'reilbleiben von der Ansteckung) ken�nen lernte, welche alle geimpften Thierc inmitten des Ansleck-ungsheerdes gezeigt haben. #9632;
Um gerecht und unpartheiisch zu sein, gen�gt es nicht, eine �bertriebene Nachsicht zu Gunsten der Anklage zu zeigen, sondern man muss auch die Rechte der Vertheidigung respek-tiren, und nicht alle Angaben von misslungenen Ausg�ngen bunt durch einander zu Protokoll nehmen, ohne zu untersuchen, ob sie gut oder schlecht erkl�rt sind.
Wirklich enth�lt der Erlass der Kommission einen kleinen Satz in obigem Sinne, *) der die Verantwortlichkeit der Ent�scheidung abzulehnen scheint, um deren ganzes Gewicht auf die Herren Maris und Vaes zu werfen; aber dieses ist von geringerer Bedeutung, weil das Resultat dasselbe ist. Ob er von Hasselt oder von Br�ssel kam, der Hieb wurde immerhin gegen die Impfung gef�hrt, aber er hat sie nicht treffen k�nnen! �
Es er�brigt mir nun noch, zu sehen, ob in den an der Thierarznei-Schulc zu Cureghem vorgenommenen Versuchen sich nicht noch einige entscheidende Thatsachen finden, deren schlecht erkl�rte oder wenig verstandene Bedeutung dem allge�meinen Gesetz der durch dielmpfung bewirkten Immu�nil�t zur Besl�ltigung dient. Diese Versuche sind officiell, sie sind verb�rgt und deshalb gegen jeden Tadel gesch�tzt. Folg�lich m�ssen wir auch die Thalsachen anerkennen, behalten uns aber das Recht vor, uns �ber ihren Werth auszusprechen.
�) Verhcyen, Rapport, p. 136: Nach dem Pr o t okolle zu ur-theilen, welches die Herren Maris undVaes errichtet habe n.
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Die Kommission hat in ihrem Programme sich vorgesetzt:
1)nbsp; nbsp;Gesunde Thiere anzukaulcn, und dieselben einige Zeit hindurch zu beobachlen, um sich von der Unversehrtheit ihrer Lungen zu vergewissern;
2)nbsp; den Herrn Dr. W i 11 e ms zu ersuchen, dieselben zu impfen;
3)nbsp; nur jene derselben als gesch�tzt anzuerkennen, bei wel�chen dieser Arzt die durch eine mit Erfolg vorgenom�mene Impfung hervorgerufene (�rtliche) speeiflsche Entz�n�dung anerkannt habe, und welche er als im Besitze der Im�munit�t befindlich erkl�ren w�rde;
4)nbsp; diese St�cke mit von der Lungenseuche befallenen Thieren in einen gemeinschaftlichen Aufenthaltsort zu stellen, und diese ganz und gar in dieselben Verh�ltnisse, wie die ge�impften Thiere, zu bringen.
Herr Dr. Willems impfte am 16. August 1852 acht, aus von der Lungenseuchc verwahrt gebliebenen Ortschaften aus�gew�hlte, und vor Kurzem an der Thierarznei-Schule eingetroffene Ardennen-K�he und Kalbinnen.
Am 11. September halle die Impfung bei sechs von die�sen St�cken angeschlagen.
An demselben Tage impfte er acht andere St�cke, ferner die z w e i K � h e, bei welchen die erste Impfung misslungen war.
Am 29. September haben sich alle diese Thiere als erfolg�los geimpft erwiesen.
Am 10. Oktober nahm man bei einem Ochsen der zwei�ten Abiheilung eine Anschwellung am Ende des Schweifes wahr, welches brandig wurde und abfiel.
Am 18. Okiober schritten drei Kommissions-Milglieder zur Wiederimpfung von sechs St�cken der zweiten und von ei�nem der beiden erfolglos geimpften St�cke der ersten Abtheilung.
Ein St�ck von jeder Abiheilung wurde mithin zur�ck behalten.
Am 29. Oktober begab sich HerrDr.Willems in die Schule zuCureghem, wo ihm der Pr�sident der Kommission die dem Versuche unterworfenen Thiere zeigte, *) welche seit sehr lan�ger Zeit sich in fortw�hrender Ber�hrung mit lungenseuchc-kranken St�cken befanden.
*) Verheyen, Rapport, p. 75.
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Am 18. November wurde eine dritte Impfung an den St�cken, an welchen die fr�hem misslungen waren, vorgenom�men, blieb aber wiederum ohne sichtbaren Erfolg.
Am 15. desselben Monats stellte man in das diesen Thieren gemeinschaftliche Lokale die zwei alten K�he, welche zu Has�selt durch den Herrn Dr. Willems geimpft worden waren, und dem mit dem Vieh des P�chters Dumolin angestellten Doppelversuche widerstanden hatten.*)
Vom 24. September, **) sagt der Bericht, hat ein Zeitraum von einem Tage, und ein zweiter von acht Tagen stattge�funden, w�hrend welchem in dem Stalle keine lungenseuche-kranken Thiere sich befanden; die Zahl von diesen variirte von einem bis zu dreien.
Kurz, keines der mit oder ohne (sichtbaren) Erfolg geimpf�ten St�cke hat durch das Zusammenstehen mit inficirlen Thieren einen Anfall erlitten oder ist endlich von der Lungenseuche er�griffen worden, obwohl man zwei von ihnen nach T i e n e n, zwei in die Trappisten-Abtei bei Antwerpen, und drei nach Huy gebracht und dort in inficirte St�lle gestellt hat.
Hier hat man doch einen sehr guten Anhaltspunkt, um sich einen Begriff von der Immunit�t zu machen, welche die Impfung verschafft. Da jedoch der Kommissionsbericht sich mit aller Sorgfalt bem�hte, die Bedeutung dieser Immunit�t zu verkleinern, und in einer bestimmten Zahl von F�llen sogar zu l�ugnen, so sehe ich mich gen�thiget, wieder eine kritische und erl�uternde Pr�fung der Nichlerfolge des Schutzes, die in der dritten Ordnung der Thatsachen zusammengefasst sind, vorzunehmen, um ihnen ihre wahre Bedeutung wieder zu geben.
F�nftes Kapitel.
Nichterfolg des Schutzes durch die Impfung.
Die Summe der durch Thier�rzte und durch den Herrn Dr. Willems geimpften Thiere bel�uft sich nach Angabe des Berichtes auf f�nftausend dreihundert und ein St�ck, welche sich in folgender Weise vertheilen:
�) Siehe oben, p. 84. **) Verheyen, Rapport, p. 113.
K.
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Maslthiere........nbsp; nbsp; 2732
Mngere oder Milchlhiere . . !nbsp; nbsp; 2189
K�lber und Jungvieh ....nbsp; nbsp; nbsp; 380
Summe: 5301 Hievon befanden sich 2330 in gesunden) Und........2971 in kranken J SUillen-
5301
Unter dieser Zahl wurden 4324 mit Erfolg geimpll,
n�mlich:
In gesunden St�llen.....2030
In infizirten � . . . . , 2294
4324
Ausserdem wurden drei und siebenzig unter dieser Anzahl von 4324 St�cken von der Lungenseuche befallen , nachdem sie mit Erfolg eingeimpft worden waren *).
Es ist jedoch zu bemerken, dass in dieser Zahl nicht in�begriffen sind:
Weder die durch die Herrn Lecomte zu Gent, Ge�rard zu Verviers, Mommen zu Herck-la Vilie etc. vorgenommenen Impfungen **);
Noch die Resultate, welche man in den grossen land-wirthschaftlichen Etablissements in Brabant erhielt, welche den Herren Claes zu Lembecq, Van Volsem zu Hai, Wittouck zu Leeuw-Saint Pierre etc. geh�ren.
Endlich figurirt in ihr die Stadt Hasselt nur mit zwei Tausend f�nfhundert und sechs und f�nfzig St�cken, w�hrend die Zahl der geimpften Thiere zur Zeit der Abfassung des Berichtes bereits f�nf Tausend �berschritten halte.
Die Statistik der Kommission ist daher wesentlich mangel�haft, und kann mithin nicht zur Grundlage f�r ein richtiges Urtheil dienen, um so mehr, als man sorgf�ltig alle ung�nsti�gen F�lle in sie aufnahm, ohne sich eben so slrenge bez�glich der Gesammlheit der gl�cklichen F�lle zu erweisen.
Ich glaube ferner ohne zu �bertreiben, jetzt die Zahl der an dem Rindvieh in Belgien vorgenommenen und durch die
*) Verhcyen, Bericht, p. 114. **) Ebend. p. 152.
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Thior�rzlc beglaubigten Impfungen aut mehr als aclil Tausend annehmen zu d�rfen!
Drei und siebenzig Sl�ckc wurden, sagt man, von der Lungcnseuche befallen, nachdem sie mit Erfolg ge�impft worden waren? Sei es.
Ich nehme diese Zahl an, behalte mir aber vor, sogleich die Bedeutung dieser Thatsache insbesondere zu w�rdigen. Ich aeeeptire sie sogar, ohne von der Gunst der Kommission zu profitiren, welche ausdr�cklich �von dieser Zahl alle z w e i f elh a f-len F�lle und diejenigen abziehen will, in denen die zwischen der Impfung und dem Eintreten der ersten krankhaften Symp�tome verstrichene Zeil nicht oder nur auf eine sehr unbe�stimmte Weise angegeben ist. Man z�hlt f�nfzehn dieser Art, sagt der Bericht*), denen man, nach den Aktenst�cken, welche die Kommission besitzt, noch drei Thatsachen beif��gen muss, welche von Herrn quot;Willems bestritten oder ab�weichend erkl�rt werden.quot;
Ich will noch weiter gehen, denn den drei und siebenzig in dem Berichte angef�hrten Thalsachen will ich noch f�nf�zehn andere anreihen, die, wie man mir gesagt hat, durch Herrn Gerard, Gouvernemenlslhierarzt zu Verviers, beo�bachtet wurden, so dass wir also acht und achtzig bei mit Erfolg geimpften Rindviehsl�cken angetroffene F�lle von Lungenseuche vor uns haben.
Es ist ohne Zweifel von geringer Bedeutung, dass nachdem Berichte die Zahl dieser Thalsachen f�nf und f�nfzig, dagegen zufolge der der Kommission beh�ndiglen Aktenst�cke drei und siebenzig betr�gt; wesentlich ist das, dass die Thalsache an sich m�glich ist, dass sie in Wirklichkeil besieht, und dass sie geh�rig erwiesen ist. Was hat nach diesem eine etwas gr�ssere oder geringere H�ufigkeil zu bedeuten?
Nun folgt, da die Kommission behauptet, durch ihre sta�tistischen Nachforschungen konstalirl zu haben, dass beil�ufig vier F�nftel der Impfungen von Erfolg begleitet gewesen seien, daraus, dass unter acht Tausend operirlen Thie-
*) Verheyen, Rapport, p. 116.
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ren sechs Tausend vierhundert geh�rig (mit Erlolg) geimpft worden sind.
Von dieser Zahl w�rden acht und achtzig von der Lungenseuche, der Schutzoperation ungeachtet, befallen wor�den sein: die Unzul�nglichkeit der Impfung w�re daher wie eins zu zwei und siebenzig, achtEilftel (1: T28/'11).
Ich w�rde begreifen, dass ein solches Resultat wenig Sympathie erweckt, dass es selbst nur auf Geringsch�tzung st�sst, wenn wir irgend ein wirksames Mittel gegen diese Geissei bes�ssen; ich w�rde begreifen, dass man demselben hier wenig Werth beimisst, wenn das Uebel durch irgend ein gl�ckliches Heilverfahren neulralisirt werden k�nnte; aber, nachdem die Wissenschaft ihre Unmacht eingestanden hat, nachdem der Viehz�chter auf dem Punkte steht, nichts mehr zu erwarten, als seine g�nzliche Verarmung in Folge der un�aufh�rlichen Verluste, kann ich nicht begreifen, dass man sich in diesem Punkte spreizt, dass man endlich ein Verfahren zur�ckweist, das sicher zwei und siebenzig von drei und sie�benzig der epizootischen Infektion ausgesetzten St�cken sch�tzt. Das ist mehr als Undank, das ist Unsinn! �
Was wird man jedoch sagen , wenn ich den Beweis f�hre, dass dieses Resultat, ungeachtet seiner unbestreitbaren Vortheile, nur eine Fiktion ist, von der man eine Waffe schmiedete, um die Wichtigkeil der Impfung zu verkleinern? Was wird man sagen, wenn ich beweise, dass der gr�sste Theil der als konstatirte Lungenseuchef�ile bei mit Erfolg geimpften Thieren angef�hrten Thatsachen Thiere betrifft, bei denen die Impfung nicht gehaftet hat, oder Individuen, die schon angesteckt waren , bevor das eingeimpfte Gift die ihm eigenth�mliche organische Reaktion bewirken konnte? Was wird man endlich sagen, wenn die gegen die Methode des Herrn Dr. Willems gerichteten Thatsachen sogar zur �est�tti-gung des allgemeinen Prinzips dienen, auf dem dieselbe be�ruht, indem sie die Spezificit�t der Krankheit und deren Ueberlragbarkeit durch die Inokulation beweisen?
Sicherlich lohnt eine so gestellte Frage der Untersuchung, und diese will ich so schleunig als m�glich anstellen.
Wie man schon geahnet hat, beruht die Mehrzahl der in
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die KtUegorie der Nichlerfolge der Impfung eingereihten That-sachen auf einem Fehler der Erkl�rung.
Erstens hat man zu oft geglaubt, dass Thierc geh�rig ge�impft worden seien, w�hrend die Einf�hrung des Giftes an der Impfstelle misslungen war.
Zweitens hat man geglaubt, dass Thiere mit Erfolg ge�impft worden seien, weil die Impfung einige Anzeichen am Schweife bewirkt hatte, w�hrend die beobachteten Ersclieinun-gen nur eine gew�hnliche lokale Reaktion bildeten, ohne irgend eine allgemeine oder besondere Wirkung des Giftes anzuzeigen.
Endlich hat man lokale Erscheinungen der Impfung an�treffen k�nnen, ohne dass die sch�tzende Wirkung eintrat, weil hier schon die nat�rliche, freiwillige Ansteckung stalt�gefunden hatte. Nun wissen wir aber durchaus nicht, wel�ches die Bedingungen sind, unter denen die Entwickelung des Seuchestoffes statt findet.
Man wird weiter unten sehen, dass eine, manchmal sehr lange, Zwischenzeit den Moment, in welchem die Einf�hrung des Gilles am Schweife vorgenommen wurde, und den Zeit�punkt, in welchem die spezifischen Erscheinungen, welche auf die wirkliche Impfung folgen, sich zeigen, von einander trennt; man wird sehen, dass die Periode der Inokulation des Kontagiums von f�nf Tagen bis zu sechs Wo�chen und dar�ber dauert.
Folglich kann man erst nach Umlauf dieser Periode sagen, dass ein Thier mit Erfolg geimpft worden ist.
Mithin kann auch jede vor der vollst�ndigen Ent�wicklung der Erscheinungen der Impfung eingetretene Lungen�seuche nicht unter deren Einfluss stehen, und man darf sie ihr nicht unter dem Titel der Unmacht oder des Nichterfolges aufb�rden.
Wir sehen aus den Antworten, welche Herr Dr. Wil�lems auf die an ihn von der Kommission gestellten Fragen gegeben hat*), �dass, um versichert zu sein, ob das Thier wirklich geimpft ist, eine Anschwellung sich gebildet haben
�) Verheyen, Rapport, p. 78.
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m�sse, wek'lie auf den ersten Anbliek leicht zu sehen, oder wenigstens leicht zu f�hlen ist.quot;
Offenbar ist diese Antwort ungen�gend, denn sie nimmt tils pathognomonisches Zeichen einer speziellen Inokulation ein allgemeines Merkmal an, das man in allen auf diese Art bewirkten Verletzungen findet. Uebrigens hat dieses Herr Dr. Willems selbst eingesehen, denn er be�kennt in seiner Antwort auf die f�nfte Frage , nachdem er von der durch das eingeimpfte Gift erzeugten dynamischen Wirkung gesprochen hatte, dass �wir kein Mittel besitzen, um uns zu vergewissern , class diese Wirkung hervorgebracht wurdequot;; ferner erkl�rt er, �dass es nicht absolut nothwendig ist, dass wir lokale Erscheinungen an dem eingeimpften Theile sehen.quot; �
Alle diese Erkl�rungen haben etwas Vages; er muss die�ses wohl selbst zugestehen; auch befriedigen sie keineswegs den Geist.
Man w�rde dieselben ohne Zweifel vermieden haben, wenn man die Thalsachen besser gesammelt, wenn man mit mehr Sorgfalt und Genauigkeit die spezifischen Erscheinungen der Impfung beobachtet, wenn man endlich die Produkte jeder andern Verletzung dieser Art mit denen verglichen h�tte, welche man der eigenth�mlichen Wirkung des Lungengifles zuschrei�ben muss.
Dies ist eine L�cke, die sich in allen bis auf diesen Tag geschehenen Ver�ffentlichungen findet, und welche die Kom�mission nicht ausgef�llt hat, obwohl Herr Professor Ginge sie darauf aufmerksam machte, dass sie die L�sung der Frage nicht in den anatomischen Erscheinungen, sondern vielmehr in prak�tischen Ergebnissen suchen soll*).
Wie dem auch sein m�ge, � greifen wir nicht vor und kommen wir auf die in dem gegen die Impfung gebildeten Anklageakte als Hauptgrund f�r die Unmacht (Unwirksamkeil) angef�hrten Thatsachen zur�ck !
Und ich beeile mich, zuerst zu erkl�ren, dass die ge-naueste Beobachtung mir bewiesen hat, dass kein Grund exi-
�) Verheyen, Rapport, p. 117.
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slirt, zu glauben, dass die Lungenseuche, cine Anslcckungs-krankhcit, nichl durch nat�rliche Besudelung, gleichzeitig mit der k�nstlichen IiDpCung ihres Giftes sich entwickeln k�nne, wenn dieses nicht Gelegenheit gehabt hat, seine dynamischen Wirkun�gen zu entfalten und folglich den Organismus gegen eine wei�tere Ansteckuug zu sch�tzen, nachdem eine solche schon vorher vorhanden war.
Es ist dieses eine Behauptung, welche cinestheils f�r unm�glich gehalten, andernlheils mit Tadel belegt zu sehen ich um so mehr erstaunt bin, als sie vollkommen physiolo�gisch ist, und �brigens mit �hnlichen durch die Wissenschaft erlangten Resultaten �bereinstimmt.
Verh�lt es sich nicht manchmal so , wenn die Vaccine im Kample mit der Variola sich zur Unwirksamkeit rednzirt findet, weil sie diese zu bek�mpfen nur vermag, wenn sie (die Variola) nicht schon vorhanden ist? Sieht man nicht diese beiden Krankheiten gleichzeitig sich entwickeln ohne bedeutenden Ein-fluss der einen auf die andere?
Hat Herr Bousquet nicht ausdr�cklich gesagt*): �dass die Reaktion beider Krankheiten auf einander nur eine Chi�m�re ist, dass sie, so sehr diese beiden Eruptionen einander gleichen, eben so sehr von einander gelrennt und unabh�ngig sind? Man nimmt an, sagt er weiter, dass die Variola und die Vaccine zu gleicher Zeit ausbrechen, w�hrend ich be�haupte, dass die beiden Eruptionen mit derselben Ungebun-denheit, mit derselben Unabh�ngigkeit von einander verlaufen, als wenn sie von einander getrennt w�ren. Wofern die Variola gutartig sein soll, wird sie essein; wofern sie konfluirend sein soll, wird sie es sein; wofern sie t�dtlich sein soll, wird sie es sein. Und hinwiederum wird die Vaccine stark oder schwach, mit oder ohne Hof sein, wie sie es in der vollst�ndigsten Iso-lirung gewesen w�re.quot;
F�r diese Anschauungsweise besitzt die Wissenschaft eine grosse Zahl sehr gut beobachteter Thatsachen, und Herr Dr. Foucart hat so eben deren neuerdings einige ver�ffentlicht'**),
*) Nouveau Traile de la Vaccine. Paris, 1848. **) Gazette des hospilaux de Paris, annce 1853 , p. 297.
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araquo;
welche In allen Punkten die so bestimmten Behauptungen des Herrn Bousquet besl�tligen.
Wenn nun die Vaccine, die doch in so ausserordentlichem Grade ein Schulzmittel gegen die Anf�lle der Variola ist, nichts vermag, wenn die Variola - Ansteckung schon vorher besteht, oder gleichzeitig verlauft, warum verlangt man denn, dass die Impfung des Lungengiltes mehr verm�ge und dass es auch in allen diesen m�gliehen F�llen sch�tze? Das ist doch augen�scheinlich nicht vern�nftig!
Uebrigens muss ich bemerken, dass die Thatsachen dieser Art sehr selten sind, obwohl in dem Berichte einige angef�hrt sind, und dass sie eine Ausnahme bilden, die man ohne Ueber-treibung anerkennen muss.
Die erste Thatsache*), welche beweisen soll, dass die Impfung kein Schutzmittel gegen die Lungenseuche sei, ist den Mittheilungen des Herrn Michotte entnommen. Sie ist ohne Werlh.
Am G. August 1852 impfte dieser Thierarzt f�nf Ochsen, drei und ein halbes Jahr alt, in den St�llen des Herrn Ser-vaz Nys, zu Hoegarden, wo seit vier Jahren die Seuche nicht aufgeh�rt hatte, Opfer zu fordern.
Diese Thiere sind in dem Stalle seit drei und einem hal�ben Monat,
Man sagt nichts �ber ihre Gesundheit im Momente der Operation, nichts �ber die Gr�nde, aus denen man sie aus Hunderlen von Thieren ausw�hlte, die alle der Ansteckung ausgesetzt gewesen sind.
Vom 14. bis 25. August zeigten sich, sagt man, die An�schwellungen am Schweife; aber am 14. und 28. desselben Monats wurden zwei von diesen Thieren als mit der Lungen�seuche behaftet erkannt, und an die Schlachtbank abgegeben.
Acht und zwanzig Tage, die zwischen der Impfung und dem ersten Auftreten der Erscheinungen der Lungenseuchc verstrichen, sind gewiss eine zu kurze Frist, als dass die Operation ihre Wirkungen an Thieren h�tte �ussern k�nnen, welche drei und einen halben Monat der Ansteckung unter-
*) Verheyen, Rapport, p. 147.
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worl'en waren und in St�llen standen, in denen seit vier Jah�ren die Enzootie nicht einen Monat lang aulh�rle , Opfer zu fordern.
Ich nehme daher keinen Anstand, zu behaupten, dass, wenn diese beiden Ochsen wirklich die Symptome der Lungen�seuche darboten, wie Herr Michotte anf�hrt, dieses darin begr�ndet ist, dass sie schon vor der Impfung angesteckt waren, dass sie schon, mit dem Lungenseuche-Miasma geschw�ngert, im Inkubationsstadium sich befanden.
Uebrigens ist wohl zu bemerken, dass in diesem Falle wie in vielen andern, der Thierarzt zur Feststellung der Diagnose nur sehr unbestimmte Symptome hatte, welche
die Sektion allein beweisen h�nnte!--------Nun wird es mir
nicht schwer sein, den Beweis zu f�hren, dass eine lediglich rationelle Diagnose ebenfalls unzureichend ist, weil �ber�haupt, wenn man gesehen haben wollte, dass mit Erfolg geimpfte Rindviehst�cke von der Lungenseuche befallen wurden, sie in der That nur an einer einfachen Brustentz�ndung litten, d. i. an einer diffusen Entz�ndung der Lungen ohne alle spezifischen Erscheinungen der Seuche, die uns besch�ftigt.
Die zweite sich auf eine von Herrn Hornaerl bei dem Herrn Belangtet zuMouscron geimpfte Kuh beziehende Thatsache hat gr�ssere Beweiskraft in Bezug auf das Vor�handensein der exsudativen, raarmorirlen und enkystirten Lun* genentz�ndung; aber sie hat keinen Werth mehr in Betreff der Unf�higkeit der Impfung, der Ansteckung der Lungenseuchc vorzubeugen. Diese am 4. September 1852 geimpfte Kuh zeigte die Symptome der Krankheit am 29. desselben Monats , und am 1. Oktober schlachtete man sie*).
Bei der Sektion fand man, inhaltlich des Berichtes, die charakteristische Hepatisation! Nun will ich aber vor Allem fragen, wie viele Zeit nothwendig ist, bis das Lun�gengewebe der Rindviehst�cke, in welches das epizootischc Miasma eingedrungen ist, von dem vesikul�ren, normalen Zu�stande in den charakteristischen Zustand, d. i. in die
*) Verheyen, Rapport, p. 147.
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m a r m o r i r l c H e p a I i s a I i o n , mit seiner E x s u d a I i o n und besonders mit seiner isolirlen Kysle gelangt? Sicherlich ge-schieht diese organische Umwandlung nicht in einem einzigen Tage! �
Ich habe daher ferner Grund, in Bezug auf diese Thatsachc zu behaupten, dass die Inokulation nicht Gelegenheit hatte, ihre quot;Wirkungen zu entfalten, um den Organismus gegen die k�nf�tige Infektion zu sch�tzen. Die Infektion war hier schon vorhanden; sie bestand sogar schon bei Lebzelten der beiden andern K�he, die Herr Delanglet nach einander verloren hat, und welche mit dieser dritten seinen ganzen Viehstand bildeten: Das in den Organismus durch die nat�rliche Infek�tion eingef�hrte Miasma keimte im Inkubationsstadium, so dass die Einimpfung desselben Stoffes nichts Neues in den Organismus brachte, und folglich auch nicht die Ausbildung der Krankheit verhindern konnte, wenn gleich ihre Kr�fte sich vereinigt fanden.
Der dritte Fall unterscheidet sich nicht von dem vor�stehenden; bei dem Herrn Hamendt, Destillateur zu L��wen*), herrscht die Lungenseuche, heisst es im Berichte, gleiclisam enzoolisch, und diese Wohnst�tte ist als die am meisten infizirte in der ganzen Nachbar�schaft bekannt.
Nachdem sich drei neue F�lle gezeigt hatten , wurden am 11. Juli 1852 f�nf St�cke durch den Herrn Thierarzt Noel, zu L�wen, geimpft. Eines derselben, ein Ochs, an welchem die Impfung vollst�ndig gelungen war, zeigte die Erscheinun�gen der Lungenscuche am 19. August, oder am neun und dreissigsten Tage, und die Sektion best�ttigle die ausgespro-ciiene Diagnose.
Offenbar konnte die Impfung von keinem grossen Werthc sein bei einem in einer miasmatischen Kloake gezogenen und schon mit dem Lungenseuche-Miasma geschw�ngerten Thiere. Die Infektion bestand schon, und die sch�tzende Einwirkung war zwecklos.
Der vierte Fall**) zeigte sieh unter ganz entgegenge-
*) Vcrheycn, Rapport, p. 133, 147. �*) Ebcnd. p. 148.
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setzten Verh�ltnissen, und enth�ll gleichwohl die Best�ttigung der von mir ausgesprochenen Ideen, indem sie den dynami�schen Einfluss der Impfung beweist.
Dieser Fall ist folgender: Herr Garot, Thierarzt zu Mer-dorp, impfte am 23. Juni f�nf und zwanzig dem Oekonomen Thinart zu Waleffe geh�rige St�cke. Die Krankheit hat in diesem Stalle niemals geherrscht.
Die ersten �rtlichen Erscheinungen zeigten sich vom zwei und zwanzigsten bis zum dreissigslen Tage; sie nah�men einen sehr unregelm�ssigen Verlauf.
Dieser Umstand kann im Allgemeinen wenig �berraschen, wenn man ihn nur vom Standpunkte der pathologischen Physio�logie aus betrachtet, weil die Pr�servativ-Operation in einen von jeder v o r a u s g e g a n g e n e n Infektion noch freien Or�ganismus doch einen krankhaften Stoff zu dem Zwecke einf�hrt, um in ihm neue aber m�chtige Ver�nderungen zu bewirken. Hier zeigt sich namentlich die Wirksamkeit des inokulirten Giftes; denn �drei K�he, eine Kalbin und ein Ochs verlieren einen Theil des Schweifes; eine Kalbin und ein Ochs gehen zu Grunde; von den andern Thieren zeigen die einen eine hartn�ckige Verstopfung, die andern Diarrh�e, Mangel an Fullerlust etc.quot;
Diese Zuf�lle sind ohne Zweifel erheblich, aber sie ent�halten einen Nachweis, den man nicht verkennen wird: es ist die Kraft des eingeimpften Giftes, eine Kraft, welche die be-wundernswerlhesten Wirkungen hervorbringt, wenn sie gut ge�leilet wurde, welche aber verderblich wird, wenn sie der Un�erfahrenheil in die H�nde kam.
Diese Zuf�lle bilden Ausnahmen, was Niemand zu bestrei�ten wagen wird; eben deshalb glaube ich aber berechtiget zu sein, die Frage zu stellen, ob Herr Garot p�nktlich die Vor�schriften des Herrn Dr. Willems befolgt hat. Ist es nicht m�glich, dass dieser Thierarzt, indem er ein davon abwei�chendes Verfahren beobachtete, sich den �blen Folgen aus�setzte, welche dem Erfinder der Methode bei seinen ersten Versuchen begegneten, und welche er sp�ter zu vermeiden wussle, nachdem die Erfahrung ihn gelehrt halte, seine Ver-fahrungsweise zu modifiziren? Ich will dieses nicht geradezu Kreutzer, Einimpfung lt;l. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
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behaupten, aber so starke konsekutive Zuf�lle mittf einer so kleinen Zahl von Operalionen sind eine zu merkw�rdige That-sache, als dass nicht einig-e Bedenken gerechlfertigel w�ren.
Das N�mliche . gilt von diesem Stiere, welcher drei Mo�nate nach der Operation von der Brustentz�ndung beiallen wurde, an welcher er zu Grunde ging.
Ist dieses wirklich d. h. mit Erfolg geimpft worden? Die Frage ist wohl erlaubt, wenn man die andern Thiere den beunruhigendsten Erscheinungen nach der Operation unterwor�fen sieht, w�hrend dieser Stier von jedem Zufalle befreitblieb, ohne dass das Ende des Schweifes auch nur im geringsten Schaden gelitten h�tte.
Wie konnte andererseits, wenn man annimmt, dass dieses Thier mit Erfolg geimpft wurde , es die Lnngenseuche bekommen, da doch diese Krankheit niemals in dem Stalle des Herrn Thin art geherrscht halte, noch auch sp�ter dort herrsehte? ' '-'quot;
Endlich, wenn es in eine Brustentz�ndung verfiel, hat man dann Gewigsheit, dass dieses wirklich die exsudative, marmorirle und enkystirte Peripneumonie, und nicht vielmehr die einfache Brustfell-Limgenenlz�ndung gewesen ist?
Diese Fragen sind um so mehr begr�ndet, als man nur Symptome zur Feststellung der Diagnose gehabt hat.
Diesem zufolge kann man schon die Thatsache, welche spater ihre Best�ttigung erhallen wird, anf�hren, dass die In�okulation der Limgenfl�ssigkeit in den Organismus nur den Stoff der Lungenseuche selbst, und nicht ein diffe-rentes Gift einf�hrt, dessen Antagonismus die Enlwicklung der Krankheit verhindern kann? Nun f�hrt uns Alles dahin, zu glauben, dass in einigen Ausnahmsf�llen dieser Stoff eine gewisse Zeit hindurch in einem unversehrten Organismus im Inkubationsstadium bleiben kann, um in der Folge ent�weder in den Lurigeii oder in irgend einem andern Organe zum Ausbruch zu kommen, wenn er seine vollst�ndige Beife er�langt , wenn S�ttigung und Regeneration staugefunden hat.
Dieses wird noch besser die Beobachtung des dem Herrn
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De Bor man zu Hasselt*) geh�rigen Ochsen zeigen, voh dem alsbald die Rede sein wird.
Der f�nfte Fall ist weniger heweiskr�ftig, als die vor�hergehenden, denn er beruht auf einen Erkl�rungs-Fehler.
Herr Lienard. Gouvernemenlsthierarzt zu A1 o s t, impfte bei Herrn Declerq zu Er embodeghem, wo vier Lungen-seuchef�lle sich gezeigt halten**).
Eine am 26. August***) geimpfte Milchkuh zeigte am achten Tage (3. September) eine leichte Anschwellung am Ende des Schweifes, welche am zehnten verschwand. Am 13. Seixtember schwoll der Schweif dieses Thieres aufs Neue an, er nahm an Umfang zu, und an den rechten Rippen zeigte sieh eine phlegmon�se Geschwulst. Zu glei�cher Zeit traten die Symptome der Pleuropneumonie auf, welche am 18. September, oder am 19. Tage nach der Impfung, den Tod zur Folge hatten.
Hallen wir zuerst die Sache am Schweife fest, und sagen wir, dasraquo;, inderVoraussetzungdass die Impfung ganz wohlbe�gr�ndet gewesen ist, neun Tage keineswegs eine gen�gende Dauer sind, dass die Operation ihre Wirkungen �ussem, dass die Pr�servation erreicht werden k�nnte. Ich habe mich auf diese Thatsache schon n�her eingelassen und will mich hier nicht weiter mit ihr besch�ftigen.
Es gibt noch einen andern Umstand, den Herr Lienard
nicht erfasst hat, und welcher bis auf diesen Tag noch nicht erkl�rt ist, n�mlich den: dass die der Impfung des Lungen-seuchegiftes eigenth�mlichen Erscheinungen niemals Eiterung zur Folge haben, so lange die Virulenz (giftige Beschaffen�heit) besieht, so lange die durch die Operation direkt oder nnmillelbar darauf bewirkten Verletzungen unter dem Einfl�sse der Spezificit�l bleiben. Wenn die eiterige Sekretion eintritt, ist die spezifische Periode schon vor�ber und das Tliier be-flndet sich unter der Herrschaft der gew�hnlichen Gesetze des Organismus. Diese Thatsache ist sonderbar, aber sie ist un-
*) Verheyen, Rapport, p. 153. �*) Ebend., p. 148. ���) Ebend.
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bedingt richtig, und unterliegt kaum einer Ausnahme. Ich werde dieses weiter unten auf das Bestimmteste beweisen.
Folglich hat Herr Lienard nicht das wirkliche Lun-genseuchegift eingeimpft. Er hat lediglich eine anato�mische Verletzung vorgenommen, auf welche bald eine eiterige Infektion, eine sekund�re Ablagerung auf den Rippen, und endlich eine Lungenentz�ndung durch Eitervergiftung folgte.
Die Thatsache ist um so wahrscheinlicher, als die Sektion eine Diagnose nicht rechtfertigen konnte, welche , die Wahr�heit zu sagen, ganz ausserordentliche Verh�ltnisse darbot.
Die sechste Thatsache, welche in dem Berichte*) als Beweis der Unmacht (Unf�higkeit zu sch�tzen) der Impfung angef�hrt ist, fasst mehrere Beobachtungen in sich, die noth-wendig gesondert gepr�ft werden m�ssen, um ihre Bedeutung und ihren Werth kennen zu lernen.
So brach zu Loonbeek, einem gegen zwei Stunden von L�wen entfernten Dorfe, die Lungenseuche in den St�llen des Landwirthes Herrn Stroobants aus; Herr Stroobants, Sohn, Studirender der Medizin, begab sich am 16. August 1852 zu Herrn Dr. Willems, um sich in der Vornahme der Impfung zu unterrichten; des andern Tages impfte er das Vieh seines Vaters, und von da an verschwand die Krankheit voll�st�ndig aus diesem Etablissement**).
Diese wichtige Thatsache ist von der Kommission nicht bestritten worden; aber der Bericht erw�hnt ihrer nicht in dem Kapitel �ber die gelungenen Impfungen, sondern er l�sst sie mitten unter den Beilagen vergraben.
Ermuthiget durch dieses erste Resultat, f�hlte sich der junge Student verpflichtet, die Methode zu verbreiten, welche sich an seinem Vieh so n�tzlich erwiesen hatte, und er nahm eine grosse Zahl von Impfungen in der Nachbarschaft vor, unter Andern bei dem Herrn Baron von Overchie, wo die Krankheit mit grosser Heftigkeit grassirte.
Von dieser letzten Reihe von Beobachtungen beziehen sich vier auf die in dem offiziellen Dokumente verzeichneten ver�meintlichen Nichterfolge.
*) Verheycn, Rapport, pagf. 148. ��) Ebcnd , p. 52.
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In einem �riele des Herrn Noel, Gouvernements-Thierarzt zn L�wen, vom 1. September 1852, findet sich folgende Stelle:
�Am 4. November wurde ich auf die P�chterei des Schlos�ses des Herrn Baron von 0vereine gerufen, und traf dort eine pr�chtige Kuh, von welcher man mir sagte, dass sie (Ende August) geimpft worden sei, in einem unheilbaren Grade an der Lungenseuche leidend an. Die Untersuchung des Schwei�fes zeigte ganz deutlich, dass die Operation gelungen war; es bestand noch eine unbedeutende harte Geschwulst am Schwanz�rande, so wie die Spuren der Narben, welche auf die Eite�rung gefolgt waren und den geimpften Stellen entsprachen. Des andern Tages, vor dem Schlachten des Thieres, habe ich den Studirenden der Medizin, Herrn Stroobants, welcher die Impfungen vorgenommen hatte, auf diese Umst�nde aufmerk�sam gemacht.quot;
Man wird den Herrn Noel gewiss nicht beschuldigen, dass er ein fanatischer Anh�nger der Pr�servativ-Methode des Herrn Dr. Willems sei; sein in dem der Kommission *) kopirter Be�richt sch�tzt ihn gegen einen solchen Vorwurf. Indessen fehlt der vorsiehenden, wiewohl an sich sehr unwichtigen,Thalsache ein unerl�sslicher Schluss, die Nekroskopie, und Jedermann wird einsehen, dass die Besichtigung der Lungen allein eine Diagnose best�ttigen k�nnte, welche bestritten zu werden f�hig ist.
Ich habe schon gesagt, dass die �rtlichen Zeichen der Impfung nur eine Vermuthung geben, dass das Thier die Im�munit�t gegen die weitere Ansteckung erlangt habe; vom phy�siologischen Standpunkte .aus m�sste es noch andere Beding�ungen , andere Zeichen geben ; aber ungl�cklicher Weise k�n�nen wir sie noch nicht erfassen, noch nicht erkl�ren.
Wie dem auch sei , diese Kuh ist zu Grunde gegangen; sie ist zu Grunde gegangen an einer Lungenkrankheit. Von welcher Natur diese war, ist schwer zu sagen, weil die Sek�tion fehlt.
Wir werden weniger in Verlegenheit gesetzt durch die
*) Vorheyen: Rapport, p. 132.
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drei andern St�cke, welche Herr No�l in denselben St�llen antraf, und welche, wie er sagt, gleichfalls an der Lungen�seuche litten, olmohl sie mit Erfolg gcimplt worden seien. �Zwei, sagt er, Hessen den charakteristischen Husten der Krankheit h�ren; die Respiration war sehr beschleunigt. Eine dritte Kuh war sehr zweifelhaft.-------�
Einem Heilverfahren unterworfen, genasen diese drei Thiere.quot;
Ich habe sogleich Zweifel �ber die Genauigkeit der von Herrn Noel gemachten Diagnose ausgesprochen; jetzt f�hle ich mich noch sicherei', und indem ich mich auf die Autorit�t des Herrn Wellembergh st�tze, wage ich zu erkl�ren, dass diese drei K�he nicht an der Lungenseuche litten.
Sie haben ohne Zweifel Symptome irgend eines Lungen�leidens gezeigt; aber dieses Leiden war nicht die eigentlich sogenannte Lungcnseuche, weil man in keinem B'alle diese Gutartigkeit der Symptome beobachtet hat, wenn die Impfung ihre Wirkungen hervorgebracht hatte, und weil alle Thiere, welche unter solchen Verh�ltnissen von ihr befallen wurden, kurz darauf rettungslos zu Grunde gingen. In dem vorliegen�den Falle dagegen waren die Zuf�lle so wenig bedrohlich, dass Herr Noel selbst bei einer der drei K�he die Krankheit f�r sehr zweifelhaft erkl�ren musste.
Ist es nun nothwendig, dass ich mich noch bei den Beo�bachtungen aufhalte, welche der Bericht hernach blos der Er�w�hnung wegen mitlheilt? Haben sie eine Bedeutung, oder haben sie vielleicht keine? Im ersten Falle m�sste man sie in Betracht ziehen, im zweiten ist es eine Nebensache, welche vorgefassle Meinungen verr�th.
Sehen wir �brigens, welches ihr reeller Werth ist!
Zwei dem Herrn Ingelbeen zu Dedizeele geh�rige und in demselben infizirten Stalle stehende K�he sind durch Herrn Guillemyns, Thierarzt zu Thiel t, geimpft worden. Beil�ufig f�nfzehn Tage nach der Impfung zeigte sich bei diesen beiden Thieren die Lnngenseuche. Von solcher Art sind die Details dieser ersten Beobachtung, und gewiss , sie rechtfertigen den betretenen Ausweg, sie nur der Erw�h�nung wegen anzuf�hren.
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Eine andere aus inl'izirten Stallen koinmende Kuh, welche mit kranken Thieren zusammengestanden hatte, wurde von llqirn Vanhapken, Thierarzt zu Zele, eingeimpft. �Die Lungcnscuclie, hat sich,, sagt map, am drei und zwanzigsten Tage gezeigt, und der Scliweil' hatte;einen solchen Umfang erhalten, dass das Leben des Thieres dadurch gef�hrdet erschien. Die Lungenseuchc entwickelte sich gleich mit der SchweifanschweUung.quot;,
In diesem wie in dem vorhergehenden Falle hat die Ino�kulation bei dem Vorli^ndensein einer augenscheinlichen aber schon vorher vorhandenen Infektion nichts ausrichten k�nnen. Die �rtlichen Erscheinungen sind zu gleicher Zeit aufgetreten, wie. die allgemeinen, uncj diese konnten daher nicht durch eine vorbeugende Operation veranlasst worden sein? Der Aus�gang war t�dllich, wie in einem solchen Falle immer geschieht.
Diese Anschauungsweise findet ihre Reclitfertigung in der letzten Beobachtung dieser Gruppe, welche Beobachtung dem Herrn Noel entlehnt ist. �Ein an die Schlachtbank einen Mo�nat nach der mit Erfolg vollzogenen Impfung abgelieferter Ochs,
zeigte die anatomischen
Merkmale
einer fr�hern
Lungenentz�ndung.quot;
Diese Krankheit hatte also vorher bestanden und ihre Perio�den durchlaufen, sogar schon bevor man an die Impfung dachte*).
Man weiss, dass eine der wesentlichsten Eigenth�mlich-keilen der Lungenseuche in der Bildung von dicken und gleich�sam fibr�sen H�uten besteht, welche jedes von der Krankheit ergriffene Lungenl�ppchen enkystiren und einschliessen. Nach der Heilung bleiben diese L�ppchen hepatisirt und f�r die Luft vollkommen undurchg�nglich, aber sie sind gewisser Massen von dem allgemeinen Leben des Organs ausgeschlossen, und spielen die Rolle jener Geschw�lste, welche sich in den lebens�kr�ftigsten Geweben entwickeln, ohne sie in ihren Funktionen viel zu behindern. Dieses ist so wahr, dass bei dem Ochsen des Herrn Nocl die T�dtung erst das fr�here Vorhandensein des Uebels aufdecken musste, um den Gedanken an dieses scheinbare Unverm�gen der Impfung zu erzeugen.
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*) Vcrheyen, Rapport, p. 133, 150.
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Die folgende Thalsache best�Uigel auf das Beslimmlesle die Ideen, welche ich ausgedr�ckt habe, und beweist uns noch einmal, dass die Inokulation fehlschl�gt, oder ohne allge�meinen Einfluss bleibt, wenn eine schon pr�existirende Intoxikation vorhanden ist.
Diese Thalsachc und die ihr folgenden sind gleichsam offlciell, weil sie durch die Kommissionsmitglieder konlrolirt wurden, sie verdienen daher eine noch strengere Pr�fung, als die vorhergehenden. Ungl�cklicher Weise liefern sie uns eine Probe von unerkl�rbaren Meinungsverschiedenheiten, welche sich zwischen der Kommission und dem Herrn Dr. Willems erhoben haben, Meinungsverschiedenheiten, welche um so bedauernswerther sind, als sie uns von der Wahrheit ablen�ken, indem sie wichtige Interessen kompr�mittiren.
Erste Thatsache der zweiten Abtheilung der dritten Ordnung*). Eine weiss- und schwarz ge�fleckte Kuh, welche ein Bericht vom 25. Juni als Roth�scheck bezeichnet halte, ist am 27. Mai 1852**) in der Trappisten-Abtei zu Westmalie bei Antwerpen geimpft worden. Am 20. Juli darauf zeigte sie die Erscheinungen der Pleuropneumonie. Am 20. begaben sich die Herren Sau-veur, Verheyen, Willems und Dele an Ort und Stelle, und fanden eine Lungenkrankheit, �ber deren Nalur sie sich nicht verst�ndigen konnten.
Das Thier hielt den Kopf gesenkt; der Blick war elwas matt; die Nasenfl�gel und die B'lanken wurden elwas st�rker bewegt. Der Appetit war vermindert; die Milchproduklion von drei und zwanzig Litres auf zehn reduzirt; das Wiederk�uen ging nicht regelm�ssig vor sich; das Thier hustete. Die phy�sikalische Untersuchung der Brust ergab auf der linken Seile, gegen das obere Drittel und hinter der Schulter D�mpfung, so wie eine betr�chtliche Verminderung des Respirationsger�usches.
�Die Herren Dele, Sauveur und Verheyen diagnos-licirlen eine Hepatisation des entsprechenden Theiles des lin�ken Lungenlappens , und schl�ssen aus der Gesammtheit der
*) Verheyen, Rapport, p. 150. quot;) Ebend. , p. 113.
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Syniplorne auf die Lungenseiiche, welche bereits aus der Evo-lulionsperiode in die fieberhalle �bergegangen war.quot; Diese Herren lauschten sich.
�Herr Willems erkannte ebenfalls einen krankhallen Zu�stand der Lungen an, behauptete aber, dass die Symptome keineswegs die Existenz der Lungenseuche anzeigten, dass aber die durch die Exploration der Brust erhobenen anomalen Erscheinungen, welche Erscheinungen er keineswegs in Abrede stellte, von einer Tuberkulisalion oder von einer gew�hnlichen Lungenentz�ndung herr�hren k�nnten.quot; Herr Willems kam, wie die Folge lehren wird, der Wahrheil n�her.
Uebrigens behauptet der Arzt zu Hasselt, (Willems), dass, da er keine Narbe am Schweife gesehen habe, die Im�pfung auch die spezifische pr�servirende Entz�ndung habe ver�anlassen k�nnen. Er st�tzte sich auf das Zeugniss eines Kur�schmieds, welcher den Verlauf der k�nstlichen Krankheit be�obachtet und t�glich die St�lle besucht hat, so wie auf die �bereinstimmende Erkl�rung des Frater Bonaventura!
Wie dem auch sein m�ge, diese Kuh wurde am 11. Ok�toberin Beisein des Herrn Dr. Baguet, Pr�sidenten der Kommis�sion zu Antwerpen, und des Herrn Thierarzles Dele gel�dtet.
Man fand eine Verwachsung der Lungen- und Rippen-pleura, ferner eine Verh�rtung oder Hepatisation der linken Lunge in ihrer hintern H�lfte.
Am 12. Oktober wurde dieses pathologische Pr�parat in einem geh�rig verschlossenen Gef�sse an die Kommission ex-pedirt, und durch die Herren Defays und De Marbais an der Thierarzneischule untersucht, welche in einem Lun�genlappen eine harte, faustgrosse Geschwulst ein�geschlossen fanden. Die isolirte Geschwulst zeigte sich in Form einer Kyste mit harten, knorpelarti�gen Wandun gen. Ein Einschnitt zeigte ein hepa-tisirtes, dunkelrothes Lungenfragment, durchro-gen von einigen gelblichen marmorirten Streifen.
Dieses Pr�parat wurde ferner der Untersuchung des Herrn Gluge und Thi ernesse unterworfen; der erste dr�ckte, in vollkommener Uebereinstimmung mit dem zweiten, seine An�sicht in folgender Weise aus :
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�Das mir am 12. Oktober zugescliickle I'r�parul stamml ofrenbiir von der Lunglaquo; eines Thieres, das Ir�her mil der Lungenseuclie behaltet war. Es en�i�ll ein belr�chtliches Lun-genlragmenl, von der Grosse einer Faust, durch ftbrin�se Inlil-lialion undnrchg�ngig, und von der gesunden Lunge durch eine accidenielle Kyste isoiirl. Diese letztere hat sich auf Kosten des interlobul�ren Zellgewebes entwickelt, nachdem die Verstopfung der Blulgel�sse (die in Form von zottigen Verl�n�gerungen sehr deutlich zu sehen waren, als man die Kyste herausnahm) das Entstehen der Mortiflkation der kranken Partie veranlasst hatte.quot;
Dieses Thier halte also fr�her an der Lungenseuche ge�litten, wie Herr Professor Ginge sagt, weil die Jiepatisirle Partie sich unversehrt in einer Kyste mit harten und knorpeligen Wandungen fand, welche sie vom gesun�den Lungengewebe isolirte. Dieses ist die nackte Thalsache, welche die pathologische Anatomie uns lieferte.
Sehen wir nun, ob die physiologische Pathologie uns nichts angibt in Betreff des Zeitpunktes, zu welchenv diese Vorg�nge stall gefunden haben?
Diese am 27. Juni 1852 geimpfte Kuh zeigte am 20. Juli Symptome von einer Brustfell-Lungen-Affektion, die sich namentlich durch die Erschwerung der Respiration, durch den Husten, durch die D�mpfung auf der linken Seite, und eine betr�chtliche Verminderung des Respirationsger�usches zu erkennen gab.
In der Thal fand man am 11. Oktober darauf beim Schlach�ten eine Verwachsung der Lungen- und Rippen-Pleuren; femer eine harte Geschwulst von der Grosse einer Faust, eingeschlossen in einer Kyste mit dicken, knorpelartigen Wandungen, und bestehend aus einem hepatisirten und mit einigen gelblichen marmorirten Streifen durchzogenen Lungen-Fragment.
Offenbar waren hier Produkte von verschiedener Natur, und besonders von. verschiedenem Aller vorhanden; es waren die Spuren wesentlich verschiedener Krankheiten, welche man nicht mit einander verwechseln kann.
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So geh�ren die pleuralen Verwachsungen als Ei-senlhum der Pleura-, oder Pleuro-Pulmoiial-AffelUioii an, welche die Milglieder der Kommission bei ihrer Reise nach Wesl-malle beobachlel hallen; dieses erscheint im h�chslen Grade wahrscheinlich.
Was die knorpelartigc Kyste belriffl, so geh�rt sie offenbar einer enlfernlcren Epoclie an, und kann nicht auf gleiche Linie mit den der J�ngern Bildung von krankhaften Produkten gestellt werden. Diese bereits vom �brigen Orga�nismus isolirte Kyste konnte deshalb nur einen sehr indirekten Einfluss auf die der im Juli konslatirten Kr�nkelt eigenth�m-lichen Erscheinungen aus�ben; in Anbetracht dessen halte ich mich zu behaupten berechtigt, dass die Herren Sauveur, Verheyen und Dele im Irrlhum sich befanden.
Dieses wird, wie Herr Professor Ginge sagt, dadurch bewiesen, dass das die knorpelige Kyste umgebende Lun�gengewebe gesund war, w�hrend man im Innern dieser Kyste die spezifischen anatomischen Ver�nderungen der'Lwigenseuche vorfand.
Wenn die Sachen sich nicht so verhalten h�tten, wenn die epizoolische Krankheit erst zu der Zeit begonnen gehabt h�tte, wo diese Herren ihre Diagnose lediglich auf den sympto-malischen Ausdruck st�tzten, so w�rde die Pleuropneumonie ohne Zweifel noch andere Verheerungen angerichtet haben, und nicht so schnell begrenzt und in solcher Art abgeschnitten worden sein.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . .
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Uebrigens lehrt uns die palhologische Anatomie, dass alle palhologischen knorpel artigen Produkte sich nur sehr langsam vergr�ssern, dass sie oft Jahre lang station�r bleiben, und dass sie �berhaupt das Resultat einer Reihe histologischer Vorg�nge sind, welche niemals aus dem Stegreife sich bilden.
Diese Betrachtungen sind hinreichend, um darzuthun, dass die Lungenseuche fr�her die K\ih zu la Trappe befallen halte; die Entwicklung der Kr�nkelt hatte fr�her stattgefunden, als die pleurilische oder pleuropneumonalc Affektion, die am 20. Juli beobachtet worden war. Sie erkl�ren uns ferner, warum dieses Thier keine Empf�nglichkeit f�r die Impfung gc-
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zeigt hatte, und warum es niclil gegen eine luleklion geseh�lzt werden musste, die es schon lang vorher durchgeinacht halle.
Zweite Thals ache. So eben, als ich �ber die vierte Thatsache der ersten Abiheilung, beireffend die durch von Herren Garol zuMerdorp vorgenommenen Impfungen sprach, habe ich behauplel, dassdurch dielmpfung der Lungenfliissigkeit nur den Lungenseuchc-Stoff selbst, nicht ein differenles Gilt eingef�hrt werde, dessen Gegenwirkunsj die Entwick�lung der Krankheit hindern k�nnte. �Ich habe ferner hinzuge�setzt, �dass in gewissen Ausnahmsf�llen dieser Stoff (in einem unversehrten, vorher noch nicht angesteckt gewesenen Orga�nismus) sehr lange Zeit im Inkubalionssladium bleiben k�nne, um sp�ter zum Ausbruch zu kommen, sei es in den Lungen, sei es in irgend einem andern Organ, wenn er zur vollst�ndigen Reife gelangt ist, oder wenn daselbst S�ttigung stattgefunden hat.quot;
Die Beobachtung an dem Ochsen des Herrn De Bor man zu Hasselt, liefert daf�r einen neuen Beweis. Die Thatsache ist folgende: *) �Ich habe, sagt Herr Dr. Willems, zwei F�lle beobachtet, in denen die Pleuropneumonie mit den �rt�lichen Zuf�llen der Impfung gleichzeitig vorkam. So fiel am 25. August ein dem Herrn Destillateur De Bor man zu Has�selt geh�riger, am 25. Augusl geimpfter Ochs, der einen sehr angeschwollenen Schweif hatte, dessen hintere rechte Gliedmasse ferner ebenfalls sehr stark angeschwollen war, und der mit einem Worte die lokalen Erscheinungen der Impfung in ihrem h�chsten Grade zeigte, an der Krankheit, gegen die man ihn halte sch�tzen wollen. Bei der Sektion fand ich einen Kno�ten mit marmorirler Hepatisati on. Halle er die Lun�genseuche durch eine gleichzeitige oder durch eine fr�here Absorption, als die Impfung vorgenommen wurde? Oder bestanden diese pathologischen Zust�nde isolirt?
Diese Fragen w�ren vern�.iflig und verdienten wohl, dass man sich ein wenig bei ihnen aufhielte; aber statt dessen hat der Bericht nur Details ohne Werlh, oder solche Kleinlichkeilen
*) Willems; Millhcilung an die k�nigliche Akademie der Mcdicin vom 14. September 1852.
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gesehen, die man in einem offiziellen Dokumente zu finden bedauert.. Dies ist eine neue Probe von der unerkl�r�lichen Meinungsverschiedenheit; welche in dem von der Limburger-Kommission, und namentlich von dem Herrn Thier-arzte Maris, einem ihrer th�tigsten Mitglieder geliefert wurde, durchscheint.
So wurde der Ochs nach Herrn Willems am 5. August geimpft, w�hrend er nach Herrn Maris am 27. Juli operirt worden sein soll.
So w�re ferner der von Herrn Dr. Willems gefundene Knoten mit marmorirler Hepatisalion dem Berichte des Herrn Maris zufolge eine wirkliche Hepalisation der gan�zen linken Lunge gewesen.
Endlich soll nach den Herren Maris und Vinkenbosch, welche alle beide Mitglieder der Kommission zu Hasselt waren, Herr Willems eine Partie der kranken Lunge bei Seile geschafft, und sogar den Kadaver des Ochsen wegpraktizirt haben, um jede Untersuchung unm�glich zu machen!
Die Stelle, welche diese Heldenthat beschreibt, lautet: *) �Am 25. August nahmen die Herren Maris und Vinken�bosch, Mitglieder der Lokal Kommission von Hasselt, die Sektion eines von Herrn Willems geimpften und den Herren Gebr�dern De Borman geh�rigen Ochsen vor. Des dem Ab�decker ertheilten Auftrages, den Kadaver bis zu ihrer Ankunft unversehrt zu lassen, ungeachtet, hatte dieser doch die Einge�weide herausgenommen, welche allein aufbewahrt wa�ren. Sie fanden eine marmorirte Hepalisation in der linken Lunge, von der ein Theil durch den Bruder des Herrn Dr. Willems abgeschnitten war.quot;
Alles dieses ist wohl von geringer Bedeutung, wie man zugestehen wird!
Ob dieser Ochs am 27. Juli oder am 5. August geimpft wurde, ist unwichtig; er ging am neunzehnten oder acht und zwanzigsten Tage nach der Operation an den Zuf�llen der Lungenseuche zu Grunde; das ist die reine Thalsache!
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�) Verheyen: Rapport, p. 153.
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Konnte, mosste ihn die Impfung sch�tzen? Das ist die ganze Frage, die untersucht werden muss.
Nun, nach den Betrachiungen, die ich schon dargelegt 1raquo;abe, und nach den Auseinanderselz.ungen, weiche an einer an�dern Stelle dieser Arbeit stattgefunden haben, nehme ich keinen Anstand, mit Herrn Professor Wcllembergh zu erkl�ren: *) �dass die Impfung nicht im Stande ist, gegen die Krankheit zu sch�tzen, sobald ihr Keim schon in dem Organismus abgela�gert ist, wenn auch in einem geringen Grade, so das mehrere Wochen nothwendig sind, ehe die ersteh Vorboten sich zeigen k�nnen.quot;
Ich bin daher zn der Behauptung berechtiget, dass der Ochs des Herrn De Borman schon vorher inficirtwar, und dass die Impfung nicht gegen ein bereits vorhandenes Uebel sch�tzen konnie.
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' Dritte Thatsache; Ein ohne Erfolg durch Herrn Dr. Willems am 3. Juni 1852 geimpfter, und durch Herrn Maris am 8. Juli wiedergeimpfter Ochs des Herrn Dislallaleurs Thiers zu Hasselt fiel am folgenden 2. September an der Lungenseuehe.
Bei der Sektion fanden die Herren Maris und Vinken-boseh die linke Lunge enorm gross, und stark mit der Rippen-pleura verwachsen; beim Durchschneiden zeigte dieses Organ krnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; die eigenth�mliche marmorirte Hepatisation. **)
Dieses ist die reine Thatsache.
Hat die Impfung gehallet? Das ist nun die Frage.
Einerseits, sagt man, haben die Herren Maris und Vin-kenbosch �verschiedene Narben gegen das Ende des Schweifes gefunden.quot; Ausscrdem sagt Herr Maris, �dass dieses Thier nach der zweiten Operation einen kleinen Knoten entsprechend dem Sitze der giftigen Insertion gezeigt habe.quot; 1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Andererseits sehen wir, nachdem die pathologischen St�cke
*) Wellembergh: erster Bericht, Journal d'Agricullure, Janvier 1853, p. 17. Diese Uebersetzung weicht von der ab, welche durch die Kommission gemacht wurde, p. 37. **) Verhcyen, Bericht, p. 154.
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an die Kommission g'eschic'kl worden waren; �dftss der gelrock-nete und veninstallete Schweif die Operation nielit mehr er�kennen lies, welche ah ihm vorgenommen wurde.quot;
Endlich i�ssl sich Herr Dr. Willems vernehmen,*) dass �d i e s e r 0 c h s geimpft, und dass d e r S ch w e i f i m m e r unversehrt gebliebert war. Ich habe ihn selbst ge�impft, setzt er hinzu, aber die Impfung blieb ohne Wirkung.quot;
Kann man nun behaupten, dass dieser Ochs mit Erfolg geimpft war? Ich m�ssle es glauben, sogar in Ahbeiracht. dass der erste Versuch misslang, und dass die zweite Operation nur einen kleinen Knoten erzeugte! � Nun fallt es mir aber schwer, zu begreifen, dass ein laquo;inziger kleiner Knoten die Merk�male verschiedener Narben, welche sogar lediglich dutch
die Eintauchuns
in Alkohol vollst�ndig verschwanden,
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lassl halle! Die Erkl�rung der Herren Mario und Vinken-bosch st�tzt sich daher auf einen Irrthum, so d�:ss wir be�haupten k�nnen, dass dieser Ochs nicht mit Erfolg geimpft war, � um nicht mehr zu sagen I �
Diese Beobachtung hat eine gr�sse Rolle in der Corre-spondenz gespielt, und beweist glerehwohl absolut Nichts Vveder zu Gunsten der Impfung, noch gegen die Schutzkraft. Sie zeigt uns nur eines der Beispiele von gegen die k�nstliche giftige Infektion unempf�nglicheir Thieren, welche allen Gefahren der nat�rlichen Ansteckn ng ausgesetzt blieben, und rettungslos zu Grunde'gingeh, als die miasmatische Saturati�rt stattgefunden hatte. Uebrigens ging dieser Ochs z'i'i Grunde, flhhe dass wir sagen k�nnen, ob an vorausgegangener Infektion, oder ob in Folge der Inok�latronsvcrsuche.
Vierte Thatsache. Eine in Weidemast stehende Kalbin des Herrn Regnier Palmers, bildete den Bestandtheil einer Heerde von einundzwanzig St�cken, wovon Vierzehn durch den Herrn Dr. Willems am 21. Juni geimpft worden sind, w�hrend die sieben andern der Operation entrannen. **) Von der Lnn-
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*) Verheyen, Rapport, p. 50.
**) Ebend., p. 154.
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genseuche befallen, wurde dieses Thier am 15. September 1852 geschlachtet.
�Die rechte, mit der Rippen - Pleura verwachsene, Lunge war fast g�nzlich hepalisirt und marmorirt.quot;
�Der Schweif zeigte Spuren, welche, sagt man, von der Impfung herr�hrende Narben zu sein schienen.quot;
Dass diese Kalbin an der Lungenseuche zn Grunde ging, ist eine unbestreitbare Thatsachc. Wurde sie geh�rig geimpft? Wurde an ihr selbst ein Versuch der Impfung gemacht? � Das eben ist viel weniger gewiss.
In seinem Briefe vom 22. Oktober 1852 *) beschwert sich Dr. Willems bei dem Herrn Minister des Innern �ber die Art der Ausf�hrung der Instruktion vom 10. des vorigen Monats September, und sagt: �Da bis jetzt, Herr Minister, die Lokal-Kommission kein anderes Mittel angewendet hat, um zu be-st�ttigen, ob ein Rindviehst�ck geimpft wurde, oder nicht, als das m�ndliche Zeugniss des Eigenth�mers, so ist zu bel�rchten, dass Ihre Depeche vom 10. September nur dem Betr�ge zur St�tze dient.quot;
Nun, die Kalbin des Herrn Regnier Palmers machte einen Bestandtheil von einer Heerde von einundzwanzig in W e i d e m a s t stehenden St�cken aus, wovon nur vierzehn be�w�ltiget werden konnten, um sie der Impfung zu unterwerfen. Ist es nun bewiesen, dass diese Kalbin zu den vierzehn ope-rirlen Thieren geh�rte? Was zeugt denn ferner von einer ge�lungenen Impfung? Sind es die Spuren, welche Narben von der Operation zu sein schienen? Aber diese Spuren waren sogar so oberfl�chlich, dass die Gew�hrsm�nner der Beobach�tung nicht geglaubt haben, das Schweifende der in dem Ge-f�sse Nro. T eingeschlossenen Lunge beilegen zu m�ssen, � und �berdies wurden sogar diese Spuren durch Herrn Dr. Willems in Abrede gestellt.
Aber, wird man sagen, der Kommissionsbericht versichert, dass diese Kalbin zu der ersten Abtheilung geh�rt habe. Dies ist deutlich gedruckt! � Ich weiss dies wohl; aber man wird wohl bemerken, dass meine Arbeit zwecklos w�re, wenn
*) Verheyen, Rapport, p. 55.
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man alle in diesem Dokumenle enlhallenen Behauptungen zu�gestehen k�nnte. Ich folge meiner Ueberzeugung, und st�tze diese lediglich auf vollkommen festgestellte Tliatsachen; des�halb kann ich dieses nicht zugestehen, selbst nach den Kon�zessionen, welche Herr Dr. Willems in seinem Briefe vom 20. November 1852 machen zu k�nnen glaubte. *)
F�nfte Thalsache. Ein Ochs des Herrn Fabry von Hasseil wurde am 24. Juni 1852 durch Herrn Maris ge�impft, welcher an den operirten Stellen zwei grosse Knoten beobachtete, von denen einer in E ilerung �berging. Aber am 30. September darauf war man gen�lhi-gel, dieses Thier, welches im h�chsten Grade von der Lungen�seuche befallen worden war, zu schlachten. Bei der Sektion fand man in der Brusth�hle beil�ufig f�nf Liter ei�ner ser�sen, gelblichen Fl�ssigkeil, vollst�ndige Hcpalisalion der linken Lunge, und Verwachsung derselben mil der Rippen-Pleura. **) Der Schweif zeigte Narben, als, sagt man, unbestreitbare Spuren der Impfung.
Dieser Ochs hat unslreilig an einer Brustfell-Lungen-Ent�z�ndung gelitten, aber die Art der pathologischen Ver�nderung der Lungen bezieht sich nichl nolhwendig auf die exsuda-tive, marmorirte und enkystirle Pleuropneumonie.-------I�
Uebrigens kann ich kaum begreifen, dass man f�nf Liter einer ser�sen, gelblichen Fl�ssigkeil in ei ner Brusth�hle gefunden hat, deren Lunge ganz mit der Rippen-Pleura ver�verwachsen war.
In der Thal aber spricht die Beobachtung von der voll�st�ndigen Hepatisalion der linken Lunge, und von ihrer Verwachsung mit der Kostal-Pleura. Nun l�sst sich dieser Salz nur auf eine vollst�ndige Verwachsung, und nichl auf Verwachsungen anwenden. �
Diese Thatsache ist daher mit zu viel Leichtferligkeil beob�achtet worden, als dass wir uns mit ihr zufrieden stellen lassen k�nnten. Wenn man eine Methode angreifen will, welche sich auf Tausende von Erfolgen stiitzl, so m�ssen wenigstens die
*) Verheyen, Rapport, p. 67. *quot;) Ebend., p. 155. Kreutzer, Einimpfung d. Lungenseuche.
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Thalsachen vollst�ndig, und namentlich m�ssen sie unbestreit�bar sein.
Sechste Thatsache. In dieser Nummer sind zwei Beobachtungen, welche von Herrn Maris selbst stammen, zu-sammengefasst, ohne deshalb von gr�sserem Werlhe zu sein.
Die eine bezieht sich auf einen Ochsen des Herrn Van Straelen zu Hasselt, welchen Herr Maris am 3. Juli 1852 mit vollst�ndigem Erfolg geimpft zu haben versichert.
Behaftet mit einer bedeutenden Pleuropneumonie wurde dieses Thier am 12. Oktober geschlachtet, und Hess die linke Lunge ganz hepatisirt und marmorirt, und die ganze Rippen-Pleura derselben.Seite mit mem-branarligen und mit der Lunge zusammenh�ngen�den Produkten �berzogen erkennen.
Die Herren Maris und Van Vinckeroy scbliessen da�her auf das Vorhandensein der Lungenseuche. Uebrigens, sagt der Bericht, besl�ltigen das Ende des Schweifes und ein Theil der Lunge, welche der Kommission �berschickt worden waren, das Protokoll. *)
Diese Thatsache ist daher sicher, und ich gestehe sie zu.
Dieses kann aber nicht geschehen, bez�glich der andern Beobachtung, welche, nach dem Urtheile der Kommission selbst, auf einem offenbaren Irrlhum beruht.
Am 13. Oktober nahmen die Herren Maris und Vaes die Sektion eines Ochsen vor, der am 3. Juli geimpft worden war. Die falschen Membranen, das Exsudat in der Brusth�hle deuten auf eine Entz�ndung in dieser Kavil�t hin. � Aber, f�gt der Bericht bei, der Mangel der marmorirten Hepatisation gestattet uns nicht, diesen krankhaften Zustand auf die Lun�genseuche zu beziehen.
Wenn dem so ist, warum f�hrt man solche Thatsachen an, ohne eine Bemerkung �ber die Leichtfertigkeit beizuf�gen, mit der man Beobachtungen ohne Werth gesammelt hat, um sie gegen die Methode des Herrn Dr. Willems zu kehren ? Rechtfertiget dies nicht allein den den Versuchs - Kommiss�ren
*) Verheyen, Bericht, p. 155.
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gemachten Vorwurf, dass sie weit mehr ein Manifest gegen die Impfung geschleudert, als eine umsichtige und unparteiische Arbeit geliefert haben, bestimmt, eine zweifelhafte Frage aufzu�kl�ren ?
Ich bin weit entfernt, � ich wiederhole es, � in irgend einer Weise die Absichten zu verd�chtigen; ich f�hle mich so�gar gedrungen, beizuf�gen, dass Gewissenhaftigkeit und eine �bertriebene Aengstlichkeit allein die Mitglieder der Cenlral-Kommission, und namentlich den ehrenwerthen Berichterstatter, beseelten. Aber welche Bedeutung haben die reinsten Absich�ten, wenn das Resultat dasselbe ist, wenn man zuviel den geg�nerischen Vorurtheilen nachgab? Man hat uns fr�her gesagt: Die H�lle ist mit guten Absichten gepflastert, und doch sind diese guten Absichten mit ihren Urhebern verdammt! �
Siebente Thatsache. Ein Protokoll, aufgenommen von den Herren Dupont und De Vleeschouwer, Gouver-nements-Thier�rzlen zuMecheln und zuLonderzeel, dadirt vom 20. Oktober 1852, berichtet, dass eine dem Herrn De Maeyer zu Thissell geh�rige Kuh am 4. Juli operirt wor�den war, und hierauf am 28. August, d. i. f�nf und vierzig Tage nach der Operation, die Lungenseuche bekam.
Diese Thatsache ist ohne Zweifel m�glichst verb�rgt, weil sie von zwei ganz achtbaren M�nnern bezeugt wird. Auch w�rde ich keinen Anstand nehmen, sie anzuerkennen, wenn ich nicht in den Ausdr�cken der Mittheilung selbst, die sie an die Kommission berichtet haben, die bestimmtesten Gr�nde gefun�den h�tte, diese Thatsache zu verwerfen.
Dieses Dokument sagt uns n�mlich, dass die Kuh des Herrn De Maeyer fett war, und dass sie sogleich verkauft wurde, als man die pa th ognomon isehen Erscheinungen der Lungenseuche bemerkte, und dass sie unmittelbar an die Schlachtbank abgegeben wurde. Bei der Oeffnung zeig�ten dieLunge und ihre Umh�llungen die eigenth�m-lichen und charakteristischen pathologisch-anato�mischen Erscheinungen der genau nten Krankheit. Diese Ausdr�cke sind, wie ich zugestehe, vollkommen klar. Aber ich kann mich durch sie nicht zufrieden geben, weil zu viele Thier�rzte noch sich einbilden, dass jede Pleuropneu-
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monie, die in einem infizirlen Stalle anftrill, die Lungenseuche sein m�sse. Nun haben wir eben gesehen, dass die Herren Maris und Vaes in diesem Irrthum befangen waren, unge�achtet der unbestreitbaren Erfahrung, die sie erworben haben. Andererseits war diese Kuh fett; sie wurde sogleich verkauft, als man Kenntniss von dem Uebel erhielt; die patho�logisch - anatomischen Ver�nderungen waren daher weder alt noch tief, und der Zweifel an der Genauigkeit der Diagnose bleibt um so mehr erlaubt, als die pathognomonischen Symptome der Lungenseuche durchaus nicht so bestimmt sind, dass sie nicht alles Andere beweisen k�nnten.
Achte Thatsache. Ein Ochs des Herrn Robert Van Straclen, Destillateur zu Hasselt, wurde von Herrn Dr. Willems geimpft, und ist dann amquot; 22. Oktober 1852 an die Schlachtbank abgeliefert und geschlachtet worden.
�Bei der Oeffnung erkannten die abgeordneten Mitglieder das Vorhandensein der Lungenseuche. Die linke Lunge war beinahe in ihrem ganzen Umfange hepatisirt und stark mit der Rippenpleura verwachsen. Die rechte Lunge war gesund, die Brusth�hle enthielt keine Fl�s�sigkeit.quot;
�Bei der Besichtigung des Schweifes fanden dieselben zwei Narben, Spuren der Impfung. Derselbe war �brigens runzelig, und es fehlten die Haare an der Spitze, wie dieses nach der Impfung oft vorkommt. Der Eigenthfimer erkl�rte �berdies, dass eine Pustel von der Grosse einer Fingerspitze vorhan�den gewesen sei.quot;
Dieses hat auch Herr Dr. Willems anerkannt, denn diese Thatsache ist der dritte Fall von Lungenseuche, welche geimpfte Thiere befiel, wovon er in dem Briefe vom 20. November 1852 Erw�hnung gemacht hat. *)
Dass bei diesem Thiere eine Brustfell-Lungen-Entz�ndung zugegen war, wird ohne Zweifel Niemand bestreiten; aber dass dieses Leiden die exsudative, marmorirle und enkystirte Pleuro-pneumonie � die Lungenseuche � war, dieses beweist der Rapport in keiner Hinsicht; dieses w�re jedoch unumg�nglich
�) Vcrheycn, Bericht, p. 67.
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festzustellen nolhwendijj, ehe man die Konsequenzen zugeben kann, die man daraus ablcilen will.
Es gen�gt in einer so wichtigen Verhandlung, als die ist, welche uns besch�ftiget, nicht, zu behaupten; man muss noch beweisen, und auf dieses war man in vielen F�llen nicht be�dacht. Es gen�gt nicht mehr, sich auf die Lauer zu stellen, um alle pathologischen F�lle zu erhaschen, die in einem Schlacht�hause vorkommen k�nnen, um aus dem Vorhandensein jeder Lungenhepalisation mit pleuralen Verwachsungen zu schliessen, dass die eigentlich sogenannte Lungen�seuche stattgefunden und besonders, dass die Krankheit ein mit Erfolg geimpftes Thier befallen habe, weil man am Schweife einige Narben antraf; sondern man muss sich noch versichern, dass die anatomischen Charaktere ganz be�stimmt hervorgelreten sind, und untersuchen, ob die Invasion der Krankheit neu oder alt ist. Dieses nun hat man in dem vorliegenden Falle nicht gethan, so dass diese Thatsache eben so anzustreilen ist, als die vorhergehenden.
Jedoch, � ich wiederhole bei Gelegenheit dieser Beobach�tung das, was ich schon einmal im Verlaufe dieser Arbeit ge�sagt habe, � es ist mir nie im Traume eingefallen, zu l�ugnen, dass ein geimpftes Thier von der Lungenseuche befallen werden k�nne; aber icli bin vollkommen �berzeugt, dass die F�lle dieser Art unendlich seltener sind, als man geglaubt hat, und als der Bericht es behauptet.
Neunte Thatsache. Eine Kalbin des Herrn Fabry von Hasselt wurde am 24. Juni 1852 geimpft, und am 23. Okto�ber darauf geschlachtet.
: Beim Schlachten fand man in der Brusth�hle die spezifi�schen Ver�nderungen der Lungenseuche, und am Schweife die unzweideutigsten Impfnarben. Sei es. DieseThat-sache ist daher annehmbar.
Jedoch bleibt uns noch zu wissen �brig, ob die Infektion neu oder alt war; ob das Thier nicht bereits vor der Pr�ser�vativoperation eine Beute der Krankheit gewesen ist; endlich ob laquo;ich diese Lungenseuche durch schwere Symptome �usserte, dass man zum Schlachten gen�thiget war. Diese Fragen sind um so mehr begr�ndet, als bei einer altern Lungenseuche das
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Leiden enkystirt ist, und dass es �brigens oft geschieht, dass der Mast unterworfene und zu einer unnat�rlichen Ruhe verurtheilte Thiere vollkommen die Permeabilit�t einer Lunge verloren haben, ohne dass die allgemeine Gesundheit dadurch einen nachtheiligen Einfluss erleidet.
Zehnte und eilfte Thatsache. Am 26. Juli 1852 brach die Lungenseuche in den St�llen des Herrn Malev6 zu Limeletle aus.
Am 28. wurden ein und f�nfzig St�cke durch Herrn Thier-arzt Crevecoeur geimpft, und w�hrend der ersten vierzehn Tage zeigte sich kein neuer Fall mehr.
Am 4. September begibt sich Herr Husson an Ort und Stelle, und erf�hrt, dass ein geimpftes St�ck an den Folgen der Impfung gestorben ist; dass zwei um die H�lfte des Prei�ses an die Schlachtbank abgeliefert wurden; dass bei zwei andern die Anschwellung schon die Schweifwurzel und den Umkreis des Afters erreicht hatte, und sich in einem hoff�nungslosen Zustande befanden.
Eine mit Erfolg geimpfte Kuh hat, sagt man, die Symp�tome der Lungenseuche nach Verlauf von drei Wochen gezeigt, und damals war der Schweif stark angeschwollen. Sie ging zu Grunde, und die Thier�rzte vers�umten es, die Sektion vorzunehmen! � 1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dieser Fall, sagt der Bericht, muss als ungeschehen be-
trachtet werden, und �brigens musste die Impfung bei einer schon pr�existirenden Infektion ohne dynamischen Erfolg bleiben.
Zur Zeit der Ankunft des Herrn Husson hatte so eben ein Ochs verendet. �Die Brusth�hle war rechlerseits mit se�r�ser Fl�ssigkeil angef�llt, und die ganze freie Oberfl�che der Pleuren mit falschen Membranen bedeckt; die hepatisirteLunge zeigte die charakteristischen Marmorirungen. Am stark ange�schwollenen Schweife sah man, besonders gegen das unlere Ende zu, lange Einschnille, als Zeichen der Skarifikalionen. Der Anfang der Krankheil wurde am 28. August, oder einen Monat nach der Einf�hrung des giftigen Stoffes, beobachtet.quot;
Am 7. September zeigte man von Limeletle einen neuen Fall von Lungenseuche bei einem geimpften Thiere an; sie halle am 5. begonnen. Herr Husson verf�gte sich am 10.
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dahin, land die Krankheit hei einem dreij�hrigen Ochsen, und erkl�rte den Zusland l�r so bedenklich, dass er das sofortige Schlachten nolhwendig machte. �Die charakteristische mar-morirle Hepalisalion der linken Lunge, die falschen Membra�nen und ein reichliches ser�ses Exsudat besl�ttigten die Diag�nose. Der auf einen Stumpf von zehn bis f�nfzehn Cenlimeler reduzirle Schweif war stark geschwollen, und zeigte die Spu�ren der Skarifikationen.quot;
Ein j�ngster Fall kam in dem Stalle des Herrn Maleve am 15. September vor. �Wir haben ihn mit Stillschweigen �berg�ngen, sagt der Rapport, denn die Impfung halte bei dem Thiere keine deutlich wahrnehmbaren Wirkungen hervor�gebracht.quot;
Es sind also im Ganzen f�nf St�cke an den Folgen der Impfung gefallen, und vier andere bekamen die Pleuropneu-monie in einem Zeitr�ume von zwanzig bis neun und vierzig Tagen, nachdem man sie der Vorbauungsoperalion unterwor�fen gehabt hat, welche, die Wahrheit zu sagen, bei dem letz�ten nicht gewirkt hatte.
So viele Ungl�cksf�lle, welche zu gleicher Zeit eineHeerde von f�nfzig St�cken betrafen, sind gewiss ein so merkw�rdi�ges Ereigniss, dass es eine strenge Pr�fung verdient, und einige Betrachtungen �ber die wahrscheinliche Ursache dieser Un�gl�cksf�lle nolhwendig macht.
Zun�chst musste man, um es m�glich zu machen, dass die Impfung f�nf St�cke unter ein und f�nfzig t�dlete, nach�dem doch Herr Dr. Willems dahin gelangt ist, fast jeden konsekutiven Unfall zu vermeiden, vollst�ndig die Vorschriften des Erfinders der Methode ausser Acht gelassen, man musste gar Manches vernachl�ssiget haben! Dieser Ausspruch ist meines Erachlens wohl erlaubt, nachdem der Bericht selbst anf�hrt, dass die behandelnden Thier�rztc vers�umt haben, die Sektion des ersten Thieres zu machen, welches von der Krankheit befallen worden war, w�hrend die Operation, welche es gegen dieselbe sch�tzen sollte, doch ihre augenscheinlich�sten Wirkungen hervorgebracht halte! �
Die Impfung kann daher nicht allein die Verantwortlichkeit aller zu Limelette beobachteten Ungl�cksf�lle tragen. Sie
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kann es um so weniger, als nach ihrer Anwendung bei dem Vieh des Herrn Malevc , noch vier St�cke von der Seuche befallen wurden. Nun wird, wie ich vermulhe, Niemand be�haupten , dass die Infektion dieser vier St�cke, oder wenig�stens der drei, welche wirklich geimpft worden sind, nach der Operation eingetreten sei. Es liegt auf offener Hand, dass in diesem Falle die Infektion schon pr�existirt hat, und dass die giftige Infektion � Impfung � nicht gegen ein Uebel sch�tzen konnte, das bereits vorhanden war.
Ausser diesen Betrachtungen kann ich noch einen andern Umstand nicht mit Stillschweigen �bergehen, weil er in man�chen F�llen sich einstellt und weil er die schwersten Folgen veranlasst hat. Ich will von der Intensit�t sprechen, welche die Seuche mit einem Male in den St�llen des Herrn Maleve erlangt hat, wo sie, so zu sagen, vor dieser Zeil niemals er�schienen war. Diese Thatsache allein zeigt uns an, dass der krankhafte Stoff dort seit sehr langer Zeil keimte, dass er sich folglich im Inkubationsstadium in den K�rpern der Thiere be�fand, ohne dass irgend ein wahrnehmbares Zeichen seine Ge�genwart verrathen h�tte: eben darum begreifen wir diesen pl�tz�lichen Ausbruch, welchen die Impfung w�hrend der ersten vierzehn Tage hemmte, der aber kurz darauf den Verlust von vier zu sehr kompromittirten Thieren, als dass sie h�tten ge�sch�tzt werden k�nnen , nach sich zog.
Herr Dr. Willems , so wie Herr Dr. De Saive und so wie alle Destillateure zu Hasselt haben �brigens beobachtet, dass, w�hrend die Lungenseuche mit grosser Heftigkeit w�-thet, die Erscheinungen der Impfung viel auffallender und viel schwerer sind, als in Zeilen, zu denen die Krankheit schon ihre gr�ssle B�sartigkeit verloren hat. Deshalb hat dieser junge Arzt so nachdrucksam anempfohlen, nur aus Lungen von im ersten Stadium behaltet gewesenen Thieren entnommenes Gift anzuwenden; diese Fl�ssigkeit ist mit sehr scharf charakteri-sirten spezifischen Eigenschaften verschen, und sehr weil von den fauligen Produkten einer organischen Krankheit ent�fernt, welche in ihre letzte Periode getreten ist.
Hat man sich strenge an diese Anempfehlung bei den Im�pfungen zu Limelellc gehalten? Ich kann dieses nicht be-
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j�hen; auch nehme ich die Th.ilsachen, von denen so eben die Rede war, unter dem Vorbehalte alles Rechtes im Falle eines Irrlhumes oder namentlich einer Unterlassung, an. �
Zw�lfte Thatsache. �Zu Beernissem, bei Saint-Trond, fiel am 12. Oktober 1852 in den St�llen des Herrn Baron von Chestrel ein am 16. September zuvor von Herrn Willems geimpfter Ochs (an der Lungenseuche). Herr Foe-len hat uns die Lunge und den Schweif, welche in dem Ge-f�ss Nr. 11 aufbewahrt worden sind, zugeschickt.quot;
Mit andern Worten, sechs und zwanzig Tage nach der Impfung fiel ein Ochs an der Lungenseuche. Das ist die That,-sache. Hat die Impfung ihn sch�tzen sollen, hat sie ihn sch�tzen k�nnen? Dies ist die Frage.
Um sie hierauf zu beantworten, w�re nothwendig gewe�sen, dass man den Zeitpunkt der Invasion der Krankheit an�gegeben h�tte, was man aber unterlassen hat.
Ich sage daher, und beweise es sogleich, dass sechs und zwanzig Tage in diesem Falle nicht hinreichend sind, um die�sen �blen Ausgang der Impfung zur Last zu legen, weil diese Operation selbst bisweilen eine viel l�ngere Zeit braucht, um ihre Wirkungen an den Tag zu legen; weil die vollst�ndige Ausbildung der organischen Zuf�lle der Lungenseuche nicht in einigen Tagen geschieht; weil endlich anerkannt ist, dass die Inkubation des Lungenseuche - Miasma sich �berhaupt �ber eine solche Periode hinaus verl�ngert, wenn die Thiere in einem Infektionsheerde akklimatisirt sind.
Ich kann daher diesen Fall nicht f�r Misslingen der Im�pfung hallen, und �berdiess werde ich zu diesem Urtheile durch den bedeutenden Meinungszwiespalt veranlasst, welcher sich bez�glich der Darstellung der Thatsachen, die sich zu Bere-nissem zugetragen haben, zwischen dem Herrn Dr. Wil�lems und dem Herrn Foelen erhoben hat*). Ich w�rde davon keine Erw�hnung machen, wofern der Bericht der Zen-Iral-Kommission solche Details unber�cksichtigt gelassen h�tte; da er aber sie in die Darstellung der Thalsachen eingeschaltet
*) Verhcyen; Rapport, p. 59, 135, 159.
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hat, bin ich genolhiget, sie wieder vorzubringen, damit man ihren Werlh beurlheilen kann.
Es folgen also hier ein paar Worte �ber die Geschichte dieses Streites.
�Die Lungcnseuche brach, nach Herrn Willems am 4., und nach Herrn Foelen am 8. August 1852, spontan in den St�llen des Herrn Baron von Chestret zu Beernissem aus, und der zuerst infizirle Ochs wurde am 12. desselben Monats get�dlet.quot;
�Am 4. September, sagt Herr Foelen, wurdennbsp; nbsp;zwei K�he und ein Ochs krank; die eine der K�he und dernbsp; Ochs sind am T. geschlachtet worden; die zweite Kuh verfielnbsp; dem�selben Sckicksai am 13. Die Krankheit hat daher bereitsnbsp; vier Opfer gefordert. �
�Vom 4. September bis zum Zeitpunkte meines Besuches (16. September) sind, sagt Herr Willems, vier St�cke auf obrigkeitliche Anordnung get�dtet worden.quot;
�Am 16., dem Tage der Ankunft des Herrn Willems, sind, sagt Herr Foelen, f�nf neue St�cke befallen; drei Ar�beitsochsen ibefinden sich, ohne Lungensymptome zu zeigen, nicht in ihrem normalen Zustand.quot;
�Die Herren Foelen, Vater und Sohn, und ich, sagt Herr Willems, haben dort noch die Gegenwart von neun Thieren in verschiedenen Perioden der Krankheil konstatirt. Es sind also dreizehn St�cke auf diesem Gute vom 4. Sep�tember bis zum 16. desselben Monats an der Lungenseuche erkrankt. Wohlan! Und dies war gerade der Zeitpunkt, wo die Krankheit jeden Tag neue Opfer forderte, als ich dort die Im�pfung an sieben zig Bindviehst�cken vornahm: 1) an zehn gesunden Milchk�hen; 2) an f�nf in verschiedenen Graden an der Krankheit leidenden K�hen; 3) an zehn gesunden Arbeils-ochsen; 4) an vier andern mehr oder weniger kranken; 5) an f�nfzehn jungen K�lbern von vier, f�nf, sechs Monaten; 6) an sechzehn jungen Ochsen von zwei Jahren, worunter ein jun�ger Stier begriffen ist; 7) an zehn Ochsen , Kalbinnen und einem Stier von je f�nfzehn Monaten.quot;
Herr Foelen sagt dagegen, dass �Herr Dr.Willem- die
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ganze Heerde, bestehend ans sieben und sie benzig St��cken, impfte.quot;
�Von neun Kranken, sagt Herr Willems, fielen ferner � f�nf an der Lungenseuche, vier genasen wieder, und von allen geimpften gesunden Thieren ist nur noch eines von der Krankheit befallen worden, und dieses befindet sich jetzt iraquo; einem vollkommen unheilbaren Zustande. Es ist zu bemer�ken, dass am Schweife dieses Thieres keine konsekutive Erscheinung nach der Impfung sich gezeigt hat; zwei sind an den Folgen der Impfung gefallen, und bei der Sektion hat man bei ihnen eine Art begleitender oder konse�kutiver Pneumonic von der heftigen Verletzung des Schwei�fes gefunden.quot;
Herr Foelen stellt die vorstehenden Ergebnisse unter einem durchaus abweichenden Gesichtspunkte dar. �Am 18. September sind zwei von den f�nf St�cken get�dlet worden. Am 9. Oktober trat ein Stach in die Konvalescenz ein , das vierte genas , das f�nfte wurde geschlachtet. Bis zu diesem Tage hatte man dort neun Kranke! von denen sieben ge�storben sind und zwei geheilt wurden. Am 8. Oktober fiel an den Folgen der Impfung ein junger Stier von der Durham-Ra^e. Die Sektion wies nach, dass er den Keim der Lungenseuche in sich trug. Am 12. starb ein Ochs an den Folgen der Im�pfung in Komplikation mit der Lungenseuche. Am 25., � dem Datum seines Briefes, � schlug Herr Foelen die T�dlung einer Kalbin vor, bei welcher der am Schweife eingef�hrte Stoff ohne Wirkung geblieben war.quot;
Ich habe diesen Unterschied in den Zahlen und Resultaten nicht zu erkl�ren; mir gen�gt es, ihn anzugeben; jedoch muss ich bemerken, dass die f�r die Inokulation und ihre Schulz-kralt g�nstigen Zahlen in dem Berichte verringert wurden, w�h�rend man die gegentheiligen vergr�sserle. Auf welcher Seite befindet sich nun die reine Wahrheit? Dieses kann ich nicht untersuchen; dieses ist nicht meine Aufgabe.
Das nackte Resultat, das man in den St�llen des Herrn Baron von Chestrel erhielt, ist an sich selbst bedeutungs�voll genug, und das fast pl�tzliche Aufh�ren der Seuche ist
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hinreichend, um die Kraft der Operation zu begreifen, welche die Pl�gc bezwungen hal.
Um die Pr�fung der folgenden Thatsachcn abzuk�rzen, und langweilige Wiederholungen zu vermeiden, will ich mit wenigen Worlcn kund geben, dass ich die 11., 15., 16. und IT. Thalsache des Berichtes anerkenne; die 18. aber weise ich zur�ck, und ich sehe fast nicht ein, dass die 19. zu be�nutzen w�re, weil nur f�nf und zwanzig Tage zwischen der Impfung und dem Ausbruche der Lungenkrankheit verflossen sind.
Ich aeeeptire ferner die 20., 21., 22., 23. und 21. Thal�sache (des Kommissionsberichtes), aber ich proleslire gegen die 25., welche einer einfachen entz�ndlichen Pleuropneumonie anzugeh�ren schien.
Ich habe keine besondern Einwehdungen zu machen gegen die 26., 27., 28., 29. und 30. Thalsache, welche durchg�ngig zu beweisen trachten, dass ein mit Erfolg gcimpfles, oder doch wenigstens, nach dem gegenw�rtigen Standpunkte unse�rer Kenntnisse, f�r ein solches gehaltenes, Thier von der Epizoolie befallen werden k�nne.
Wir werden aber bald zu untersuchen haben , ob diese Infektion fr�her, gleichzeitig oder sp�ter, als die Einf�hrung des Giftes, vorhanden ist. Wir werden ferner zu untersuchen haben, ob der Verlust des Schweifes �berhaupt hinreicht, um zu beweisen, dass die Operation ihre spezifischen Wirkungen in dem Organismus hervorgebracht hat.
Die L�sung dieser zweifelhaften Frage ist um so wichti�ger, als die bei Herrn Mal eve zu Lime leite, und selbst bei Herrn Baron von Chestret zu Beernissem beobachte�ten Thatsachen sich in gleicher Weise an andern Orlen und namentlich zu Verviers gezeigt haben, wie ich dieses schon weiter oben gesagt habe.
Der Bericht erz�hlt diese ausserordentliche Thalsache in folgender Weise:
Nachdem Herr Gerard, Gouvernementsthierarzt zu Ver�viers, die Lungenseuche in einen mit dreissig Rindvieh-si�ckcn besetzten Stall eindringen und dort mit der �ussersten Heftigkeil w�lhen gesehen halte, glaubte er nichts Besseres thun zu k�nnen, alsalieseinc Thiere der Impfung zu unterwerfen.
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Nichts desto weniger sollen f�nfzehn mit Erfolg ge�impfte St�cke an der Lungenseuche nach Zwischenzeit von einigen Wochen bis zu zwei Monaten gefallen sein.
Ich bedauere, kein Detail �ber diesen merkw�rdigen Un�gl�cksfall zu besitzen, und f�hre ihn deshalb an, ohne einen Kommentar beizuf�gen. Allein man wird einsehen, dass in diesem Falle die Infektion zu allgemein und zu tief gewurzelt war, als dass die Impfung, ihrem Wesen nach eine Vor-bauungs-Operation, gegen ein schon vorhandenes Uebel sch�tzen konnte.
Dieses erkl�rt ferner die zahlreichen Ungl�cksf�lle, welche zu Nimy-Maisieres, bei Bergen, in Folge der ersten Im�pfungen vorgekommen sind, welche man vornahm , um dem umsichgreifenden Gange der Epizootic Einhalt zu thmi.
�Zu Nimy-Maisieres, sagt Herr Willems*), hat die Lungenseuche die betr�chtlichsten Verheerungen in den Jahren 1845 und 1846 angerichtet; von dort an ist sie aus diesen Gegenden verschwunden, um daselbst vor ungef�hr sechs Monaten (Februar 1852) wieder zu erscheinen, und seit dem Anfange des letzten Monats (Juli) hat sie ihre Intensit�t verdoppelt.quot;
�In dem verflossenen Monate Juli sind f�nfzehn St�cke von der Lungenseuche befallen worden; eines ist vor der Ankunft des Herrn Gouvernementslhierarztes gestorben; acht sind auf obrigkeitliche Anordnung geschlachtet worden, eines wurde geheilt, und f�nf sind in Behandlung.quot;
Durch die Bem�hungen des Herrn Gouvernementsthierarz-tes D u m o n t sind vom 20. Juli an gerechnet hundert und neun St�cke in dieser Gemeinde geimpft worden, und am 2. August zeigte ein einziges St�ck die ersten entz�ndlichen Erscheinun�gen der Impfung.quot;
�Den Erkl�rungen des Herrn Dumont zufolge, welche er in Beisein des Herrn Doutreluigne, Mitgliedes der Zentral-Kommission f�r die Lungenseuche, der mich nach Nimy be�gleitet hat, und in Gegenwart des Herrn Par ad is, Sch�ffen dieser Gemeinde, gegeben hat, wurde bis jetzt kein geimpftes
�) Vcrheyen, Rapport, p. 43.
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St�ck von der Lungenseuche befallen (mit Ausnahme einer einzigen Kuh am Tage nach der Operation), w�hrend acht nicht geimpfte St�cke vom 20. Juli bis 8. August krank geworden sind.quot;
Seinerseits besi�ttiget es der Bericht *), dass die Lungen�seuche in den Gemeinden Nimy-Mii isieres mit solcher Heftigkeit ausgebrochen war, dass der Herr Minister des Innern den Herrn Willems einlud , sich an Ort und Stelle zu begeben, um die Richtigkeit der von dem Herrn Thierarzte Dumont begonnenen Operationen zu untersuchen.
Herr Dr. Sauveur begab sich gleichfalls nach Nimy, und best�ttigle, sagt dasselbe Dokument, die Wahrheit der durch den Thierarzt zu Bergen angegebenen Thatsachen, welche Thatsachen dieser in einer quot;tabellarischen Uebersicht, die das Datum vom 14. November 1852 tr�gt, rekapitulirt hat, und welche sich vom 20. Juli bis 7. November, d. i. w�hrend einer Periode von beil�ufig drei und einem halben Mo�nat, zugetragen haben.
�Daraus ergibt sich, dass Herr Dumont in dieser Ge�meinde hundert und zwanzig unter dem epizootischen Einfl�sse stehende Thiere geimpft hat. Neun und f�nfzig befanden sich in St�llen, in denen die Krankheit herrschte; ein und sechzig hielten sich in Lokalit�ten auf, in welche die�selbe noch nicht eingedrungen war. Die Impfungen wurden vom 20. Juli bis 6. August ausgef�hrt.quot;
Im Ganzen sind von diesen hundert und zwanzig in Mitte des Infektionsheerdes geimpften Thieren noch siebenzehn zu verschiedenen Zeiten von der Krankheit befallen worden. Von dieser Zahl sind:
4 genesen. Die Krankheit hatte sich kundgegeben am siebenzehnlen, zwei und f�nfzigsten, acht und f�nfzig�sten und ein und sechzigsten Tage nach der Operation. Es ist gut, zu bemerken, dass Nichts beweist, dass diese vier St�cke wirklich an der Lungenseuche gelitten haben. Nach Wellembergh w�re die Genesung so�gar ein Beweis vom Gegentheil.
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�) Verheycn, Rapport, p. 168.
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3 sind gefallen. Die Symplome waren am achlzehnlen und siebenundzwanzigslen Tage in Vorschein gekommen.
9 wurden gel�dtel. Die Pleuropneumonie war eingetreten am siebenzehnten, neunnndzwanzigsten, achtunddreissig-slen, vierzigsten, l'�nfundvierzigsten, f�nfundl�nfzigslen, siebenundsechzigslen , einundsiebenzigslen und lumdert-nnddritten Tage; aber das erste dieser Thiere, am Schweife ohne Erfolg geimpft, ist sp�ter durch Herrn Willems selbst am Triel geimpft worden. Endlich wurde
1 lungenseuchekranke Kuh f�nfundf�nfzig Tage nach der
17 Impfung get�dlel.
Dieses ist die kurze Darstellung dieser siebenzehn F�lle.
Offenbar war es unm�glich, die Impfungen unter ung�n�stigem Verh�ltnissen vorzunehmen. Das mit den epizootischen Miasmen geschw�ngerte Vieh war zuvor angesteckt: es befand sich daher nat�rlich unter dem Einfl�sse der Krankheit, be�vor die Operation deren Stoffe k�nstlich in den Organismus jedes St�ckes einf�hrte. Nun will ich aber nicht aulh�ren, diese Grundwahrheit zu wiederholen, die man nicht erfasst hat, dass die Impfung nur den Zweck haben kann, dem k�nftigen Uebel vorzubauen, w�hrend sie nicht gegen das schon praeexistirende Uebel k�mpfen kann.
Wir wissen, aufrichtig gestanden, wenig von den Vorg�n�gen der Infektion, die in den Organismen eintreten, und von dem Mechanismus, in Folge dessen sich die durch diese Gat�tung von Ursachen veranlassten Krankheiten entwickeln; wir k�nnen daher dar�ber nur nach den wahrnehmbaren Wirkun�gen urtheilen, welche die Beobachtung uns zu erfassen ge�stattet. Jedoch bin ich nicht abgeneigt, zu glauben, dass unter gewissen Verh�ltnissen die Impfung die nat�rliche Infektion verst�rken kann, deren Ausbruch alsdann immer eine t�dtliche Krankheit hervorruft, wie dieses Professor Wellembergh in Holland konstatirt hat.
Dieses ist wohl genug �ber diesen Punkt!
Ich habe die Thatsachen berichtet, gepr�ft und besprochen, nach Massgabe, wie sie sich dargeboten haben, und bin dabei bem�ht gewesen, ihren wahren Werth anzugeben, ohne mich
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durch irgend eine vorgefassle Meinung fesseln zu lassen. Auf-richlig der Aufsuchung der Wahrheit hingegeben, habe ich alle R�cksicht auf Personen bei Seile gesetzt, und habe frei-m�thig Alles dargelegt, was mir von der Art zu sein schien, dass es nur auf ihre Spuren f�hren k�nnte. Man wird in der Folge sehen, ob mir dieses gelungen ist; aber es bleibt mir noch eine langwierige und unerfreuliche Aufgabe �brig!-------
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Sechstes Kapitel. Die Impfung und ihre Wirkungen.
Seit der Ver�ffentlichung der ersten Arbeiten des Dr. Wil�lems hat man viel f�r und gegen die Impfung der Lungen�seuche des Rindviehes geschrieben, und insbesondere dieses Verfahren' an Erinnerungen oder an l�ngst der Vergessenheil anheimgefallene Versuche zu kn�pfen gesucht. Es gen�gt je�doch, diese Schriften zu lesen, um sich zu vergewissern, dass sie auf Krankheiten von sehr differenler Natur Bezug haben und um ferner sich zu �berzeugen, dass die durch unsern Mitb�rger in Vorschlag gebrachte Implung nichts mit denen v. Campers oder seiner Nachahmer Groshuis, Sandifort und anderer gemein hat, welche uns Vicq-d'Azir mit so merkw�rdigen Details kennen lehrt *). Dieses hat ein aus�gezeichneter Mann so eben auf das Bestimmteste bewiesen.
Herr Renault, Direktor cler Schule zu Alfort, sagt in seiner Entgegnung an Herrn Boinet, welcher behauptet ha(,
�) Vicq-d'Azlr; memoires de la Sociele de Medecine, 1777�78, p. 163 u. f. � (Die Idee der Anwendung: der Inokulation als Schutzmittel gegen die Lungenseuche ist keine neue; denn bereits im Jahre 1819 hat Hausmann in Hannover Versuche in diesem Sinne angestellt (v. Central-Ztg. f�r die gesammle Veterin�rmedizin, 11. Jahrgg., p. 205). Auch scheint allerdings De Saivo schon im Jahre 1836 Schutzimpfungen gegen die Lungenseuche vorgenommen zu haben. Aber diese Versuche sind #9632;weder ergiebig und andauernd gewesen, noch auch bekannt genug
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dass die Lungenseuche nur der kontagi�se Typhus sei, welcher seit Jahrhunderten so grosse Verheerungen unter dem Rindvieh angerichtet habe, w�rtlich *), dass �die Impfung, deren Ge�schichte Vicq-d'Azir mit so grosser Gelehrsamkeit geschil�dert hat, sich nicht auf die Lungenseuche bezieht, wie Herr �oinet glaubt, sondern vielmehr auf den Typhus contagiosus des Rindviehes (Pestis bovina der Italiener, Rinderpest der Deutschen), eine Krankheit, so verschieden von der Lungenseuche in ihren Symptomen, ihrem Verlaufe, ihrer Dauer, der Natur und dem Sitze der sie charakterisiren-den pathologischen Ver�nderungen u. s. w., als z. B. die Pneumonic des Menschen von der Pest sich unter�scheidet! � Herr Boinet h�tte dieses in seinen Unter�suchungen bemerken sollen ! �quot;
Sie sehen wohl, f�gt Herr Renault bei, dass, was immer das Resultat^ der belgischen Idee, angewendet zu Versuchen, die gegenw�rtig in grossartigem Maassstabe gemacht werden, um das Rindvieh gegen die Lungenseuche zu sch�tzen, sein k�nnte, diese Idee, wenigstens in dieser speziellen Anwendung, allerdings unserer Zeit anzugeh�ren scheint.quot;
Der von dem Herrn Boinet begangene und durch Herrn
geworden, um das Verdienst des Dr. Willems zu schmglern, der diese Versuche zuerst im Grossen anstellte, sein Verfahren �ffent�lich bekannt machte, demselben die m�glichste Verbreitung gab, es mit der gr�ssten Ausdauer fortsetzte und veijheidigte, und so als der eigentliche Urheber der Schulzimpfung der Lungenseuche angesehen -werden muss, mag nun, was ja ebenfalls m�glich ist, in ihm die Idee von derselben, unabh�ngig von den fr�heren Ver�suchen, urspr�nglich (und vermeintlich zuerst) entstanden seinraquo; oder mag er sich der von andern nur wenig verfolgten oder noch weniger nachhaltig genug ausgef�hrten, wenn auch fr�her gefassten Ideen nur gl�cklich bem�chtiget haben. Versuche mit Impfung der Lungenseuche lediglich zur Feststellung ihrer Kontagiosit�t oder Nichtkontagiosit�t d�rfen nat�rlich nicht mit den Schutzimpfungen auf gleiche Linie gestellt werden. Ich sende diese Bemerkung hier dem Texte des Originals �ber diesen Gegenstand voraus, um den Leser sogleich mit meiner unparteiischen Ueberzeuguhg bekannt zu machen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;K,
�) Gazette mamp;licale de Paris, 1852, p. 769�TTO.
Krculzer, Einimpfung d. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
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Renault so kr�ftig enth�llte Irrlhum hat nicht verhindert, dass eine grosse Zahl von Thier�rzten sich blindlings und mit demselben Beweismittel als einziger Angriffswafie auf den Kampfplatz st�rzten.
So hat Herr Gerard, Gonvernemcnlsthierarzt und Pro�fessor der Zootechnie an der Landwirthschaftschule zu Ver-viers, am verflossenen 23. Juni in dem Moniteur des campagnes von Br�ssel, und in dem Journal agricole von Verviers *) einen sehr derben Brief ver�fTcnllicht, in wel�chem der h�mische Autor sich ein wenig lustig macht �ber das von Herrn Dr. Willems beanspruchte Verdienst der Erfindung der Impfmethode.
�Wohlan, � l�sst sich Herr Gerard vernehmen, � da haben Sie, was Herr Dr. Sella �ber die Erfindung der Im�pfung der Lungenseuche des Hornviehes in einer Abhandlung sagte, die er der k�niglichen medizinisch-chirurgischen Akademie zu Turin �bergeben hat.quot; Alsdann folgt die Angabe der Ope�rationen von Camper, Deltof, de Bergius etc. �
Gcwiss, wenn Dr. Sella und wenn Herr Professor G��rard selbst sich die M�he gegeben h�tten, das Werk von Dupuy **) zu Rathe zu ziehen, oder das des Herrn V. De-lafond ***), sie w�rden dann nicht so ungl�cklich in den Ci-talionen gewesen sein, welche von Muninckx und Vicq-d'Azir entlehnt sind; sie w�rden namentlich gefunden haben, dass die von diesen Autoren angef�hrte Krankheit sich durch ihren wesentlich fauligen Charakter, und durch dysenterische Komplikationen von der Lungenseuche unterscheidet, welche �brigens die Lungen nicht hindern, in die Destruktion mit hinein�gezogen zu werden, aber in eine Destruktion, die ganz ver�schieden ist von der marmorirten Hepatisation. End�lich h�tten diese Herren sich die Unannehmlichkeit erspart,
�) Journal agricolu de Vcrviors, 23. Juin 1853, Nr. 25, quot;*) Dupuy, Traile sur les maladies epizooliques des betes � corncs et � laine. Paris, 1836, p, 90, 101, 115, 129, 136, 152, 196, 309, 490. ***) V. Delafond, Traile sur les maladies de poitrine du gros betail. Paris, 1844, p. 32.
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die Entgegnung, welche Herr Renault an Herrn Boinet richten zu m�ssen glaubte, auch auf sich anwenden zu m�ssen.
Nun frage ich alles Ernstes: Beweist diese Thatsache nicht hinreichend, dass man nicht mit gen�gender Sorgfalt die Lun�genseuche selbst und die Impffrage studiert hat ?
Zwei Hauptgr�nde veranlassten den Herrn Dr. Willems, die Krankheit gesunden Thieren einzuimpfen. �Erstens, sagt er, dass man in der Menschen-Medizin oft epidemische und kontagi�se Krankheiten einimpft, welche in Folge der Impfung selbst gutartig werden ; dann haben wir seit 1836 in unseren St�llen mehr als f�nfhundert lungenseuchekranke Thiere gehabt; viele derselben sind mit und ohne Behandlung genesen, und niemals habe ich bemerkt, dass ein genesenes Rind zum zwei-tenmale die Krankheit gehabt h�tte.quot;
Diese mit den von Courtivron, Camper, Deltof, Munnickx, Vicq-d'Azir und Andern bei Gelegenheit des Typhus contagiosus gemachten, und namentlich von Mas sie best�tltgten �bereinstimmende Beobachtung wurde von Herrn Dr. Willems unmittelbar verwerthet, indem er seine ersten Versuche begann.
Nach nolhwendig unsichern und schwankenden Versuchen modiflzirle unser junge Mitb�rger etwas weniges seine Ideen bez�glich des Verfahrens und einer bessern Ausf�hrungsart der Impfung. Die erworbene Erfahrung lehrte ihn endlich die Vortheile und die Inkonvenienzen kennen, welche er sich zur Lehre nahm, und die ich mit den zu einer vollst�ndigen Ein�sicht in diesen Gegenstand erforderlichen Details darstellen werde.
Siebentes Kapitel. Wahl des Giftes.
Als Herr Dr. Willems seine ersten Impfungen wagte, nahm er die aus der Lunge eines k�rzlich geschlach�teten oder an der Krankheil gestorbenen Thieres ausgedr�ckte Fl�ssigkeit, wie er selbst in seiner ersten Ver�ffentlichung sagt. Diese Materie schien ihm geeignet zu sein, um die physiologisch-pathologischen Wirkungen hervorzubringen, von denen er die Pr�servation des Rindviehes erwartete, und bis
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dahin schien ihm die Wahl des Individuums beinahe gleichgillig zu sein; eine genauere Beobachtung hat ihn aber kennen gelehrt, dass die in den letzten Perioden der Krankheit aus den Lungen ausgedr�ckte Fl�ssigkeit zu faulig ist, oder bereits die spezifische Virulenz, welche allein g�nstige Resultate liefert, verloren hat, und dagegen dem Erfolge der Operation weniger g�nstige Eigen�schaften annahm.
Jetzt w�hlt Herr Willems vorzugsweise die Lunge von einem Thier, bei welchem die Krankheit nur das erste Stadium erreicht hat, oder vielmehr die von einem Thiere, welches eben deren ersten Symptome zu zeigen begonnen hat.
Durch einen massigen Druck auf eine Schnittfl�che des Organs wird aus ihm eine schaumige und blutige Fl�ssigkeit ausgedr�ckt, welche zu gleicher Zeit Blut, Schleim und beson�ders ein durch die Krankheit produzirles spezifisches Miasma enth�lt. Dies ist die �chte impfbare Fl�ssigkeit, welche am sichersten gegen die Anf�lle der Lungenseuche sch�tzt.
Zahlreiche Versuche sind mit verschiedenen von kranken Thieren stammenden Fl�ssigkeiten, z. B. dem Maul- oder Nasen�schleime, dem Blute, dem Urine, und selbst mit abgeschabten Theilen parenchymat�ser Organe angestellt worden. Aber die Impfung mit diesen verschiedenen Materien hat weder eine bemerkbare Wirkung hervorgebracht, noch selbst zu einer be-merkenswerthen Erscheinung Anlass gegeben. Dieses wurde in gleicher Weise durch den Professor Wellembergh in Utrecht best�ttiget.
Die Inokulation des gew�hnlichen Eiters hat sich nicht sehr sch�dlich f�r das Vieh erwiesen, denn kaum hatte sich an der Impfstelle eine kleine Pustel gebildet, als sie in B�lde trocken wurde und verschwand, ohne dass eine Kompli�kation gestattet h�tte, eine Gemeinschaft mit der eigentlich so�genannten Impfung festzustellen.
Die aus einer kranken Lunge im ersten Stadium ausge-driickte Fl�ssigkeit ist also die geeignetste Materie, um die Pr�servation des Thieres zu bewirken, ohne dasselbe den Ge�fahren einer fauligen Infektion auszusetzen.
Jedoch hat Herr Dr. Willems auch gefunden, dass die
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Impfmalerie aus dein Orle, an dem fr�her eine Impfung vor�genommen wurde, genommen werden kann, und dass man so�mit nichl unbedingt sich auf die primitive Materie beschr�nken muss, welche sich durch die Impfung ohne bemerkbaren Ver�lust ihrer spezifischen Eigenschaften zu regeneriren scheint.
Hier folgt das erste vom Erfinder selbst angef�hrte Bei�spiel: �Ein Ochs wurde von mir, sagt er *), bei Herrn Vin-kenbosch mit dem aus der kranken Lunge eines anderen Ochsen genommenen Gifte geimpft; Herr Maris nahm die Ma�terie von dem Ochsen, welchen ich geimpft hatte, und lagerte sie im Widerrist, und ich lagerte sie im Schweife von drei anderen Ochsen meines Vaters ab; das von diesen Schweifen neuerdings entnommene Gilt f�hrte ich in den eines andern meinem Vater geh�rigen Ochsen ein. Ich bemerkte �berall, wo ich dieses sekund�re Gift eingef�hrt hatte, unbedingt dieselben Erscheinungen, welche man gew�hnlich in Folge der Impfung wahrnimmt, und es ist mithin glaubbar, dass das Gift sich ins Unendliche fortpflanzen kann, und dass es immer die�selben Schutzkr�fte beibeh�lt.quot;
Andererseits lesen wir in einem Briefe, den Herr Dr. Wil�lems an die Kommission am 8. September 1852 geschrieben hat *), �dass das sekund�re Gift weniger Heftigkeit hatquot;, und am 14. September findet sich dieselbe Thalsache best�ttiget in der von dem genannten Arzte an die k�nigliche Akademie der Medizin gerichteten Mittheilung. �Das sekund�re Gift, hat er gesagt, pflanzt gleichfalls die �rtliche L�sion, und sehr wahrscheinlich auch die allgemeine sch�tzende Wirkung fort, w�hrend es andererseits eine weniger heftige Reaktion, als das primitive Gift, in den Geweben hervorruft, mit de�nen es in Ber�hrung gebracht worden ist. Ich glaube daher, setzte er hinzu, dass die Impfmethode sp�ter so formulirt wer�den wird: �Man nehme das sekund�re Gift und impfe die jungen Thiere!quot;
Nicht damit zufrieden, die Vorschrift f�r die Zukunft und unter dieser etwas zweifelhaften Form abgefasst zu haben,
*) Verheyen; Rapport, p. 39, Brief vom 26. Juni 1852. quot;) Ebend. p. 53.
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wollte sie Herr Willems unmittelbar in der Praxis anwenden. In seinem Briefe vom 27. Oktober 1852 sagt er dar�ber Fol�gendes *): �Es ist mir nicht bekannt, dass ein unter sechs Monaten altes Kalb an den Folgen der Impfung mit dem se�kund�ren Gift gefallen w�re. In den St�llen meines Vaters habe ich mich mit der L�sung einer sehr wichtigen Frage be-fassl, um zu erfahren, ob das sekund�re Gilt dieselbe Schutzkraft besitzt, wie das primitive. Ich habe den Ent-schluss gefasst, alle Thlerc in den St�llen meines Vaters mit dem sekund�ren Gift zu impfen, in dem Verh�ltnisse, als dieselben in diese St�lle neu eingef�hrt werden. � Das aus der Lunge eines mit der Lungenseuche behafteten Ochsen ge�nommene und durch den Organismus eines anderen Ochsen gegangene Gift folgt dem Gesetze des Giftes im Allgemeinen und scheint sich gereiniget (veredelt) und an seiner primitiven Intensit�t verloren zu haben.quot;
Diese Anschauungsweise und diese Hoffnung finden aller�dings eine grosse St�tze in den analogen durch die Wissen�schalt seit einigen Jahren erworbenen Thatsachen; um jedoch der Aufgabe der Unparteilichkeit treu zu bleiben, welche ich mir gestellt habe, kann ich mich nicht enthalten, zwei ungl�ck�liche Ausg�nge der Impfung mit sesund�rem Gifte anzu�f�hren, und die Erkl�rungen mitzutheilen, welche Herr Dr. Wil�lems dar�ber gegeben hat. In so delikaten Fragen ist es im�merhin wichtig, kein wesentliches Detail zu �bergehen, weil die einfachen Behauptungen nicht gen�gen k�nnen, um eine Ueberzeugung zu begr�nden. Aber nur bei gut beobachte�ten Thatsachen, und nur bei Thatsachen, soll dieses Ver�fahren eingehalten werden; auch werde ich sie w�rtlich an�f�hren.
Wir lesen in dem Berichte**) unter der Rubrik der be�strittenen Thatsachen Folgendes: �Am 2. Dezember nah�men die Herren J. Nolens und T. Vaes die Oeffnung eines f�nf Jahre allen, dem Herrn Willems geh�rigen Ochsen vor. Die Brusth�hle enth�lt ein reichliches ser�sblutiges Exsudat, in
*) Vorheyen, Rapport, p. 61. **) Verhcyon, Rapport, p. 171.
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welchem albumin�se Flocken sclnvimmen; die linke an der Rippenpleura adh�rirende Lunge isl in ihrem vordem Theile hepalisirt.quot; Das Protokoll sagt: �Die Nachrichten, welche wir bei den Herren Willems, Vater und Sohn, eingezogen haben, sind: �dass dieser Ochse im Laufe des verflossenen Monats September durch einen der beiden englischen Thier�rzle geimpft wurde, welche ihr Vieh untersucht und die Anwen�dung des Verfahrens zu sehen gew�nscht h�tten; dass er mit dem aus dem Schweife eines andern geimpften Ochsen genommenen Gifte geimpft worden sei, und endlich, dass diese Operation keinen Erfolg gehabt habe.
Ein Theil der Lunge und das Ende des Schweifes, an wel�chem man zwei grosse Narben wahrnahm, befanden sich in dem Gef�sse Nr. 19.
�Am 16. Dezember begaben sich die zu diesem Zwecke beauftragten Herren Maris und Vaes in die Abdeckerei, um die Sektion eines Ochsen des Herrn Willems vorzunehmen.
�Das am 1. September geimpfte Thier trug das Kennzei�chen einer mit Erfolg gemachten Operation an sich. Es hatte die ersten Symptome der Lungenseuche am 4. Dezember ge�zeigt; am II. wurde Herr Vaes durch den Eigenth�mer auf�gefordert, es zu besandeln.
Die Behandlung wurde bis zum 15. fortgesetzt; an diesem Tage sprach man sich dahin aus, dass dieses Thier nicht mehr f�r die Konsumtion geeignet sei, worauf es get�dtet und ver�scharrt wurde.
�Die Brusth�hle enthielt eine grosse Quantit�t Fl�ssigkeit; die rechte Lunge, welche mit der Rippenpleura und dem Zwerg�fell adh�rirt.e, war total hepatisirt und zeigte einen enormen Umfang.
�Ein Theil der Lunge und das Ende des Schweifes sind in dem Gef�sse Nro. 25 aulbewahrt worden.quot;
Diese beiden Beobachtungen geh�ren ohne Zweifel der Lungenseuche an, obwohl die anatomischen Erscheinungen die�ses nicht auf eine unbedingte Weise anzeigen; ich will daher keine Bemerkung an diese Thatsache kn�pfen, weil, wie ich gesagt habe, es von geringer Bedeutung ist, ob man zwei F�lle mehr oder weniger z�hlt. Das Wesentliche ist hier, kennen zu
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lernen, ob das in diesem Doppelversuche angewendete se-cund�re Gilt von guter Qualit�t war, und ob es folglich die erwartete Pr�servation bewirken konnte und mussle. Nun, die Erkl�rungen des Herrn Dr. Willems werden diesen Punkt vollkommen aufhellen.
In der Thal l�sst sich der Bericht, indem er einen Aus�zug aus dem Protokoll der Kommission zu H a s s e 11 *) anf�hrt, vernehmen, dass: �Herr Willems dem Herrn Thierarzt Vaes erkl�rt habe, dass dieser Ochs durch denselben englischen Thierarzt, der den am 2. September wegen der Lungenseuche get�dteten Ochsen impfte, mit Erfolg und mit aus dem Schweife �eines andern Ochsen genommenem Gift geimpft worden seiquot;: �W�hrend wir dagegen aus der Erkl�rung, welcheHerrWillemsan die Central-Kommisson unter dem Datum vom 14. Dezember 1852 gerichtet hat, ersehen,*) das �zwei (des Versuches wegen) mit Eiter (nicht mit Lymphe), ge�wonnen durch einen Einschnitt in den Schweif eines fr�her geimpf�ten Ochsen, geimpfte Ochsen bei Anwesenheit der Professoren Simonds und Morton, welche ihr Signalement aufgenommen halten, unter die andern Thiere des Stalles gestellt worden sind, von der Lungenseuche befallen wurden. Zwei Tage nach der Einf�hrung der giftigen Materie eiterten die klei�nen Wunden.quot;
Hieraus ersieht man den ganzen Unterschied, welcher in diesen zwei Versionen stattfindet, und folglich auch die Ver�schiedenheit, Resultate und Konsequenzen daraus herzuleiten.
Der Kommission zufolge w�ren diese beiden Impfungen vollkommen gelungen, w�hrend nach Dr. Willems nur eine einfache Einf�hrung der eiterigen Materie, aufweiche eine lokale Pustel folgte, stattgefunden hat, ohne eine der ge�w�hnlichen Erscheinungen der Impfung mit im Vollbesitze der Speziflzit�t befindlichem Lungengifte. Nun sind aber diese beiden Thatsachen einander zu un�hnlich, als dass man sie konfundiren k�nnte; es hat daher ein Missverst�ndniss statt�gefunden.
*) Verheyen, Rapport, p. 172. quot;) Ebend., p. 73.
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Dieses hat Herr Willems, Vater, wohl begriffen, als er gewisser Massen Protest gegen die Auslegung einlegte, welche man diesen zwei Thatsachen geben wollte. Wir lesen in dem Berichte der Kommission dar�ber Folgendes: �Dieser Destillateur gab uns an, mit der Bitte, in gegenw�rtigem Protokoll es zu er�w�hnen, dass R�ckf�lle, welche die Abgeordneten unserer Kom�mission an zwei aus seinen St�llen kommenden Ochsen zu kon-slatiren Gelegenheit hatten, ihm einen neuen Beweis des von seinem Sohne adoptirten Impfsystems lieferten. Diese zwei Ochsen, sagt Herr Willems, wurden durch die Professoren der k�niglichen Thierarzneischule zu London mit einer eiter�artigen von dem Schweife eines andern geimpften Ochsen gewonnenen Materie geimpft, welche er f�r ungeeignet halle. Die Erscheinungen der Impfung seien unmittelbar auf die Operation gefolgt, und h�tten ihre Perioden in Zeit von acht Tagen durchlaufen.quot;
Offenbar ist dieses nicht die eigentlich sogenannte Impfung; �brigens wird man weiter unten sehen, dass die Periode der Eiterung allein gen�gt, um anzuk�ndigen, dass die spezifische Periode schon vor�ber ist.
Wie dem aber sein m�ge, die von Herrn Willems beob-achleten Thatsachen sind bereits hinreichend, um anzunehmen, dass die Anwendung des secund�ren Giftes Vortheile bie�tet, welche man nicht verachten wird. Uebrigens muss man noch die Frage �ber die zu seiner Gewinnung passendste Zeit zu l�sen und die Dauer der Periode genau zu bestimmen suchen, w�hrend welcher dieses Gift fortw�hrend in solcher Beschaffenheit abgesondert wird, dass es seine Pr�servativ�oder spezifischen Wirkungen hervorbringen kann. Dieses ist eine Aufgabe der Zeit und der Beobachtung.
Inzwischen f�hren wir noch einige Worte des Herrn Wil�lems bez�glich der bessern W�rdigung der Natur der jener Materie, die er sekund�res Gift nennt, zugeschriebenen Er�scheinungen an.
�Mehrere Personen, sagt er, erwiesen mir die Ehre, folgende Frage an mich zu stellen: Von welcher Natur ist das Gift, wel�ches sie aus der Stelle einer fr�hern Impfung nehmen ? und zu welcher Periode, wie lange nach der Impfung nehmen Sie esquot;?
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Hier folgt meine Anlworl und meine Verfahrungsweise. �Zehn bis zwanzig Tage nach der Impfung ist bisweilen der Schweif des Thieres in gr�sserer oder geringerer Ausdehnung angeschwollen; droht derselbe in Gangr�n �berzugehen, so mache ich starke Einschnitte, aus denen viel Blut ausfliesst; des andern Tages hat der Ausfluss des Blutes g�nzlich aufgeh�rt, die Wundr�nder sind stark klaffend, und auf dem Grunde und an den R�ndern findet man eine Art von Lymphe, produzirt von dieser charakterislischen und reichlichen Exsudation, die in den Lungen der lungenseuchekranken Thiere staltfindet, und welche auch stattfindet in der Haut und in dem Unlerhautzell-gewebe an der Stelle, an welcher die Impfung vorgenommen wurde; ich fange diese Lymphe auf, jmpfc sie ein, und sie er�zeugt ganz dieselben krankhaften Ver�nderungen, wie das aus den kranken Lungen entnommene Gift. Diese Impffl�ssigkeit erzeugt aber weniger hellige lokale Erscheinungen, als das pri�mitive Gift, d. h. seine allgemeine Wirkung ist wahrscheinlich dieselbe, aber seine �rtliche gibt sich nur durch eine Art klei�ner oder Rolhlauf-Geschwulst kund.
Eine bemerkenswerthe Thatsache ist die, dass dieses se�kund�re Gift, obgleich es weniger ausgebreitete �rtliche krank�hafte Zust�nde veranlasst, schneller zu wirken scheint, als das primitive Gift.quot;
Jedoch muss ich wiederholen, dass es der Zukunft �ber�lassen bleibt, uns zu zeigen, ob dieses seeund�re Gift die Hoffnungen rechtfertiget, welche ein erster Versuch erweckt hat. Vom ausschlicsslichen Gesichtspunkt theoretischer Ideen aus w�ren wir vielleicht zu fragen berechtiget, ob die Impfung selbst in unbestimmler Zeit die virulente Beschaffen�heil wieder erzeuge; aber es w�re unvern�nftig, sich in einer Frage so schwierig zu zeigen, von der wir kaum die ersten Anlange kennen gelernt haben.
Ich habe ein grosses Gewicht auf die R�cksichten bez�g�lich der Wahl des Giftes gelegt, weil in der That diese Wahl von h�chster Wichtigkeit auf das Eintreten der Resultate ist. Haben nicht unsere Vorfahren Tausend Vorsichtsmassregeln bez�glich der Wahl der Impffl�ssigkeil genommen, wenn sie glaubten, dieses wirksame Verfahren anwenden zu sollen 7
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Haben Claus Del lot', Bulow, Munninck nicht das Gill von leicht erkrankten Thieren zu erhallen gesucht, um so viel als m�glich der B�sartigkeit der Zuf�lle, und den Zuf�llen der B�sarligkeit zu entgehen?
Haben �ourgelal, Venel Tessier und Chretien nicht vorzugsweise das secund�re Klauen-Gift, um die Schafe zu impfen (cla%'elisiren) angewendet?
Haben es endlich die Impl�rzle nichl f�r eine Pflicht ge�halten, das Gift der am meisten isolirten und gutartigsten Variola anzuwenden, nachdem die Erfahrung ihnen gezeigt hat, dass das Gift der konfluirenden Blatlern oft die gel�hrlichslen �rt�lichen und allgemeinen Symptome veranlassl?
Wohlan! Wenn man ehedem so viele Vorsichlsmassregeln genommen hat, warum soll man sie heul zu Tage weniger tref�fen, nachdem man es mit einer eben so bedrohlichen Plage zu thun hat?
Ich sage es mit Bedauern, aber ich sage es mit Ueber-zeugung: der gr�ssle Theil der seil Einf�hrung der Impfung mit dem Lungenseuchegifle in die thier�rztliche Praxis vorge�kommenen Ungl�cksf�lle sind aus keiner andern Ursache ent�standen, als durch Anwendung des fauligen Gilles und durch Ausserachtlassung der durch Herrn Dr. Willems gegebenen Vorschriften.
Herr Dr. De Saive, welcher ebenfalls sich mit dem Stu�dium der Lungenseuche-Impfung besch�lligel und so eben eine in mehr als einer Hinsicht beachlensvverlhe Arbeit vcr�ffenl-lichl hat, legt einen nicht minder grossen Werth auf die Wahl des Gilles und auf die Art, es aufzufangen; aber beherrscht von dem Verlangen, eine unm�gliche Priorit�t f�r sich in An�spruch zu nehmen, hat Herr De Saive sich in ein System von eigenn�tzigen Vorbehnllen eingeschlossen, durchw�rzl mit einer leidenschaftlichen Kritik, welche seine Brochure verun�staltet, und ihre Lekt�re peinlich macht.
Wie dem auch sein m�ge, so muss ich in diesem Augen�blicke ein Wort daraus anf�hren, um die Anforderungen ken�nen zu lehren, welche dieser geistreiche Schriftsteller bez�g�lich der Wahl des Gilles macht.
�Worin besieht die Methode des Herrn Dr. Willems,
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fragt Herr Dr. De Saive*)? In Einf�hrung von mehr oder weniger in ihrer Zerselzung vorgeschrillencn Produkten kranker Tliiere. Alle Aerzle kennen die mit der Absorption fauliger Stoffe verbundenen Gefahren, besonders wenn das Individuum, welches sie absorbirt, von lymphatischer Konstitution ist. Das Rind jedoch ist ein Thier, bei welchem das absorbirende Sy�stem sehr vorherrschend ist, und aus diesem Grunde ist es mehr als jedes andere f�r die so verderbliche Wirkung fauli�ger Stoffe empf�nglich. Wenn man ein St�ck kranker Lunge komprimirt, so treten aus derselben Blut, giftige Fl�ssig�keit und zerdr�ckte Lungensubstanz hervor, die s�mmtlich mehr oder weniger durch die Krankheit ver�ndert sind. Dieses h�lt Herr Willems f�r ein (zum Impfen geeignetes) Gift!quot;
Es ist gl�cklicher Weise wahr, dass die Wissenschaft ebenfalls ihre Apostel besitzt, und dass von Zeit zu Zeit aus-serordenlliehe Geister erstehen, welche uns die grossen Ge�heimnisse der Natur enth�llen!
Bis jetzt haben wir geglaubt, dass die Gifte (Kontagien) unanfassbar seien, dass sie jeder Analyse sich entziehen; wir haben mit allen �brigen Beobachtern geglaubt, dass es un�m�glich sei, sie von der nat�rlichen Substanz zu trennen, welche ihnen zum Vehikel dient; wir haben uns endlich ein�gebildet, dass das syphilitische Gift nicht isolirt sein k�nne von dem Chankerprodukte, dass das Wuthgift nothwendig mit dem Geifer w�thender Thiere verbunden bleiben m�sse. � Wohlan! Wir befanden uns im Irrlhume! Herr Dr. De Saive befreit uns davon , denn er ist endlich dahin gelangt, das Lungenseuchegift in seiner ganzen urspr�nglichen Reinheit zu erhalten. Durch eine zweifelsohne wunderbare Operation, welche er aber noch geheim zu hallen sich bem�ht, ist dieser Expe�rimentator dahin gelangt, die giftige Substanz von jeder hete�rogenen Materie zu trennen, und mit diesem Gifte hat er die staunenswerthesten Erfolge hervorgebracht, welche die Un�dankbarkeit der Regierungen**) noch nicht mit mancher h�b-
*) I) e Saive, De l'inoculation du Detail, p. 35. *raquo;) De Saive, 1. c. p. 61: �Ich habe allen europ�ischen Staals-Re-gierungen die unenlgeldliche und �ffenlliche Darlegung meiner Me-
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sehen Million belohnt haben. �Seit der Zeit, sagt er, als ich dahin gelangt bin, einen von allen Gefahren freien Impf�stoff zu finden, impfe ich �berall*)!quot;
Ungl�cklicher Weise, ich wiederhole es, hat Herr De Saive es nicht f�r gut befunden, uns in die Geheimnisse die�ser Musler - Operationen einzuweihen! �Ich habe geglaubt, sagt er**), dass es noch nicht an der Zeit sei, meine Entdeckung mit allen Details, welche ihren Erfolg sichern, der Oeffenllich-keit zu �bergeben, weil bei der jetzigen Lage der Sache es von Bedeutung ist, dass alle meine Rechte an der Prioril�t aufrecht erhalten bleiben.quot;
Ich bedauere aufrichtig des Herrn De Saive selbst we�gen, dass er sich in ein System von Vorbehalten h�llen zu m�ssen glaubte, welches vielleicht die Neugierde gewisser Leute rege macht, gleichwohl aber zu Nichts f�hren wird, weil alle Aerzte wissen, dass es in keinem Falle m�glich ist, das Konlagium von der Materie zu isoliren, welche ihm als Vehikel dient.
Ich f�ge noch hinzu, dass der gesunde Menschenverstand uns sagt, dass, wenn die giftige Eigenschaft lediglich dem Lungen-Exsudat inh�rirt, es dieses Exsudat ist, welches man in seiner m�glichst vollkommenen Reinheit zu erhalten suchen muss, indem man es sowohl von dem Blute, als dem Schleime, als den Lungenresten reiniget, welche Substanzen s�mmtlich als untauglich zur Uebertragung des spezifischen Elementes befunden wurden. Um nun dieses Re�sultat zu erreichen, gen�gt es, das Auspressen im eigent�lichen Sinne zu unterlassen, und dasselbe durch mehrfache Einschnitte zu ersetzen, durchweiche die Fl�ssigkeit heraustreten kann, um alsdann aufgefangen und dekantirt zu werden. All dieses ist so einfach, dass es wirklich f�r Niemand ein Geheimniss sein wird.
thode angeboten. � Die Regierungen haben meinem Anerbieten nur eine untergeordnete Bedeutung beigelegt.quot; � *) Ebend., p. 53. quot;) Ebcnd., p. 60.
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Achtes Kapitel.
Operalionsvcrfahren und Wahl des Orlcs f�r die
Operation.
�Es w�re ein grosser Irrlhum, sagt Herr De Saivc, zu glauben, dass die Impfung ohne Unterschied an allen Thieren der Rindvieh - Racje, und unter allen Umst�nden in Anwendung gebracht werden k�nne, und dass diese Operation frei von Gefahren sei.
�Vor Allem ist es nothwendig alle in der Brusth�hle ent�haltenen Organe als in vollkommen normalem und physiologi�schem Zustande befindlich erkannt zu haben.
�Nur die einer vollkommenen Gesundheit sich er�freuenden Thiere k�nnen geimpft werden. Zu was w�rde denn eine Vorbauungs-Operation gegen die Lungenseuche bei Thie�ren dienen, die schon Tr�ger des Giftes dieser Krankheit sind, mit andern Worten, sich schon in der Inkubationsperiode be�finden? Vergessen wir nicht, dass es sich um eine unheilbare Krankheit handelt, und dass die Impfung selbst eine Krankheit hervorruft, die nicht gefahrlos ist. Es ist daher wichtig, sie nur an Thieren vornehmen, die in einem gut gen�hrten Zustande sich befinden und f�hig sind, die Krankheit zu �berstehen, welche die zu dem Zwecke bestimmte Operation ver-anlasst, dass sie unf�hig werden, in die Lungenseuche zu verfallen.quot;
Die geeignetste Stelle zur Vornahme der Impfung des Lungengiftes ist unslreitbar die Spitze des Schweifes, d. i. der mittlere und obere Theil derselben, den man gew�hnlich die Quaste nennt. Diese Stelle ist jeder andern vorzuziehen, er�stens wegen ihrer Entfernung des Kreislaufes und der grossen Eingeweideh�hlen, und zweitens weil es hier leichter ist, die dynamischen Vorg�nge, welche dort eintreten, zu �berwachen und sie zu moderiren, wenn sie zu intensiv werden sollten. Endlich ist die obere oder vielmehr die hintere Fl�che des Schweifendes jeder andern vorzuziehen, weil die Impfwunden mehr gegen Quetschungen gesch�tzt sind, denen die Seilen-Iheile dieses Organs durch die unaufh�rlichen Schwanz-schl�ge ausgesetzt sind, welche das Thier nach rechts und Sinks austheilt, wenn es sich, namentlich w�hrend der Som�merhitze, gegen die M�cken wehrt.
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Anf�nglich machte Herr Willems einen Stich in die obere oder hintere Fl�che der Schweifspitzc, und einen andern auf die untere oder vordere Fl�che, in der Art, dass die beiden Impfwimden sich in Bezugquot; auf die H�he, welche sie am Schweife einnahmen, entsprachen. Jetzt hat er diese Art der Impfung, welche den Nachtheil hatte, die ganze kon-gestive Spannung auf den n�mlichen Punkt, oder vielmehr auf das n�mliche Niveau zu konzentriren, wovon sehr oft der Ver�lust des St�ckes, in welches das Schulzgift abgesetzt wurde, die Folge war, aufgegeben. Erziehtjelzl vor, zwei Stiche in derselben perpendikul�ren Richtung zu machen, aber er l�sst zwischen ihnen einen Zwischenraum von vierQuerfingern, so dass die plastische Th�tigkeil in jeder f�r sich allein vor sich geht, ohne dass die Exsudate sich vermengen, oder das eine auf das andere einen Einfluss aus�be. Man hat wiederholte Versuche gemacht, um zu erfahren , ob die Inokulation an andern K�rperslellen nicht besser am Platze w�re; man wird bald sehen, dass diese Versuche nur mit Nichterfolgen und mit bittern Entt�uschungen f�r Jene endigten, weiche den Erfinder der Methode �ber�treffen wollten.
Die Haare werden abgeschnitten oder abrasirt, der Ope�rateur nimmt die Spitze (Quaste) des Schweifes in die linke Hand zwischen den gestreckten Daumen und die vier geboge�nen Finger, w�hrend ein Gehilfe den �brigen Theil des Orga-nes in der Hand h�lt, um jede Bewegung zu verhindern.
Die Haut wird durch Ausspreitzen des Daumens und der vier Finger gespanntT). Die rechte Hand erfasst eine starke Lanzette, und macht zwei kleine oberfl�chliche Stichwunden, in welche das Lungengift abgelagert wird.
Hiebet macht Herr Willems keine bohrend e Bewe�gung, keine Drehung; er beschr�nkt sich darauf, die Spitze des Instrumentes perpendikul�r oder schief in die oberfl�chlichen Haulschichlen (unter die Ober�haut) einzuf�hren, und durch eine leich te Sei ten-be weg ung erweitert er, wie dieses beidergew�hn-
�) Fig-. 1 auf der beigegebenen lithographirlen Tafel ist eine Lanzette abgebildet, deren Heft in der Mitte auseinander geschraubt werden kann. K.
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lichen Vaccination der Fall ist, die Wundlippen, und die Fl�ssigkeit dringt nun in dieKonlinuit�ls-Trennung ein.
Man hat zu sehr �bersehen, dass bei jeder giftigen Ino�kulation die Quantit�t ohne Bedeutung ist in Bezug auf die dynamischen Wirkungen, welche man erhalten will; man hat zu sehr ausser Acht gelassen, dass das kleinste in den Orga�nismus eingel�hrte giltige Atom hinreicht, um die spezifischen Erscheinungen zu veranlassen , welche man erhalten will. Aus diesem Grunde hat man grosse und tiefe Incisionen gemacht, um eine unn�thige Menge Impfmaterie in sie abzusetzen, um sicher zu sein, dass die Operation Erfolg haben werde. Aber durch ein solches Verfahren hat man sehr oft das Ziel �ber�schritten, welches man erreichen wollte, und Unf�lle hervorge�rufen, deren Verantwortlichkeit auf die Methode �bertragen Wurde, w�hrend sie lediglich dem Operateur oder vielmehr einem wesentlich fehlerhaften Operationsverfahren zur Last fielen.
Was �brigens bei Gelegenheit der Lungenseucheimpfung geschah, ist nur die Wiederholung dessen, was man nach fticksichtslos vorgenommenen Blattern - Impfungen beobach�tet hat.
Wissen wir denn nicht, dass oft schreckliche Ungl�cks-riille in Folge zu tiefer Einf�hrung des mit dem Blatterngifte belasteten stechenden Instrumentes zu beklagen waren? Hat man nicht gesehen, dass in solchen F�llen die Wunden sich in Geschw�re vom b�sartigsten Charakter umwandelten , der Arm in seinem ganzen Umfange enorm anschwoll, und dass Erscheinungen allgemeiner Reizung das Leben des Geimpften in sehr hohem Grade gef�hrden kann?
Man sieht daher die Notwendigkeit ein, nur oberfl�ch�liche Stichwunden, d. h. Stiche lediglich unter die Oberhaut, zu machen, und in dieselben nur ein Gift abzu�lagern, das noch seine Spezificitat besitzt, ohne bereits eine fau�lige Eigenschaft angenommen zu haben. Nun ereignet es sich sehr oft, was auch der Bericht bezeugt, dass man eine aus den Lungen solcher Thiere, die schon auf den letzten Stadien der Krankheit angelangt sind, ausgedr�ckte Fl�ssigkeit anwen-
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dete, und dass man, wenn �ble Folgen eintraten, diese blind�lings der Methode selbst zur Last legte, ohne der Unvorsich�tigkeit oder Sorglosigkeit der Operateure auch nur den gering�sten Theil beizumessen.
Rufen wir uns nur in das Ged�chtniss zur�ck, dass die Pockeneinimpfung erst von dem Augenblicke an gute Erfolge z�hlte, wo die Methode von Sutton die Verfahrungsweise vereinfachte, und das Gift durch eine einfache Sub-Epider-mial-Wunde eindringen liess, worauf immer die allgemeine Wirkung erfolgte, ohne dass sich jemals beunruhigende lokale Erscheinungen gezeigt h�tten.
Wohlan! Dasselbe Resultat muss man auch durch die Lungenseuche-Impfungen zu erreichen suchen, und bereits ha�ben wir kennen gelernt, dass man sehr ungl�ckliche Versuche gemacht hat, bis man endlich dadurch zu der alleinigen Ope�rationsmethode gelangte, welche gute Ergebnisse verspricht.
Nachdem er nach einander an der Nase, an der Schweif�wurzel, am Widerrist, am Triel u. s. w. geimpft, nachdem er zahlreiche R�cke geschossen hatte, hat sich endlich Herr Dr. Willems lediglich auf die Impfung an der Spitze des Schwei�fes mittelst zweier oberfl�chlicher in gleicher perpendi-kul�rer Linie befindlicher und vier Querfinger von einander entfernter Stiche beschr�nkt.
Dieser so bestimmt ausgesprochene durch eine theure Er�fahrung erlangte Entschluss hat jedoch den Herrn Maris, Thierarzt inHasselt, nicht abgehalten, noch mehr solche f�r verwerflich erkl�rte Versuche zu machen, und so eine grosse Zahl von Thieren zu opfern, die ohne Zweifel gerettet worden w�ren, wenn man bereitwillig auf die Ehre einer unm�glichen Vervollkommnung Verzicht geleistet h�tte.
Uebrigens folgt hier das, was wir in der Mittlieilung lesen, welche Herr Dr. Willems am 14. September 1852 an die Akademie gemacht hat: �In einer fr�hem Mittlieilung habe ich mich ge�ussert, dass man vielleicht durch weiteres Forschen eine geeignetere Stelle finden k�nnte, als die Schweif�spitze. Jetzt glaube ich dieses nicht mehr, und ich beeile mich, das zu berichtigen, was ich damals �ber die Impfung am Triel gesagt habe, weil ich durch den Herrn Thierarzt Maris, der Kreutzer, Einimpfung der Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 10
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ihre Erfolge viel zu voreilig ver�ffenllichte , zu einem Irrlhum verleilet worden bin.
�Viele Personen, welche sich mit der Impfung der Lungen�seuche befassen, glauben, dass der Triel eine passendere Stelle J�r die Einbringung des Lungengiftes sei, als der Schweif; aber diese Personen lassen sich lediglich von theoretischen Ansich�ten beherrschen, und sind nicht durch die Erfahrung geleilet.
�Thatsachen sind folgende: Herr Maris, Gouvernements-thierarzt zu Hasselt, wollte seinerseits mein Schutzverfahren gegen die Lungenseuche modiflciren, und impfte beil�ufig dreis-sig Rindviehsl�cke, deren Geschichte nachstehend mitgelheill wird, am Triel:
�Anfangs des Monats August 1852 wurden in dem Herrn Claes geh�rigen Schlosse d'Herkenrode bei Hasseil sechzehn St�cke am Triel geimpft. Zw�lf St�cke sind be�reits an den Folgen dieser Operation zu Grunde gegangen.quot;
Wir f�gen bei, dass ein dreizehntes auf gleiche Weise zu Grunde ging, und dass der Eigenlh�mer, wenig geneigt, die Kosten dieser Art von Krieg zu bezahlen, verlangt hat, dass der thier�rzlliche Experimentator die Verantwortlichkeit von seinen Vervollkommenungen �bernehme! Die Regierung hat jedoch, wie ich glaube, in Folge eines g�nstigen Berichtes der Kommission von Hasselt, Schadloshaltung bewilliget.
�Bei Herrn Maris, Bierbrauer zu Hasselt, f�hrt Herr Willems fort, wurden zwei K�he am Triel geimpft, welche beide zu Grunde gingen.
�Femer wurde bei Herrn Destillateur Teuwens ein Ochs am Triel geimpft; er ging zu Grunde.
�Endlich wurde bei Herrn Destillateur Robert Van Straelen ein Ochs am Widerrist geimpft, und ist gleich�falls an den Folgen der Impfung gefallen.
�Alle andern St�cke, die nicht gefallen sind, haben schreck�lich gelitten. � Dadurch also, f�gt Herr Willems hinzu, dass man sie schlecht impfte, hat man viele St�cke einem gewissen Tode �berliefert.quot;
Diese Thatsachen besitzen eine Wichligkeil, welche man vergebens zu bestreiten suchen wird; auch kann ich mich nicht enthalten, hier neuerdings meine volle Verwunderung
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dar�ber auszudr�cken, dass die Centralkommission nicht ge�glaubt hat, ihnen eine gr�ssere Aufmerksamkeit zuwenden zu m�ssen, als den so beachtenswerlhen bei den Herren Destilla�teuren und Landwirthen Claes, von Lembecq, Wittouck, Vandendaele, Baron von Woelmont zu Ophen, Baron von Overchies, u. s. w. erhaltenen Resultaten.
Rechtfertiget man durch ein solches Verfahren nicht noch mehr den Vorwurf der Parteilichkeit, der Parteinahme, oder der offenen Feindschaft in Bezug auf eine nationale Entdeckung, welche die fremden L�nder zu begr�ssen sich beeilten, und deren Verdienst Belgien allein, zu einem wahrhaft unbegreifli�chen Zwecke, zu verkleinern sucht?
Wie aber dem sein m�ge, � die Impfung am Triel, oder gar am Widerrist, ist nunmehr gerichtet; die Beobachtung hat gesprochen, die Theorie muss weichen. Achtzehn St�cke sind gefallen, und nur bei diesen Thieren hat man das starke faserslofflge plastische Exsudat beobachtet, welche mehr als einen halben Eimer t�glich betrug, und eine so betr�chtliche Ersch�pfung zur Folge hatte, dass bei der Sektion die Thiere ganz an�misch, oder vielmehr blutleer gefunden wurden.
In seiner ersten Denkschrift hat Herr Dr. Willems �ber die Versuche berichtet, die zu dem Behufe angestellt worden sind, um zu erfahren, ob andere Stellen wicht gleichfalls geeignet w�ren, um an ihnen die Impfung vorzunehmen. Er hat namentlich die Einf�hrung des Giftes an den Nasenl�chern versucht, und von diesen f�nf Impfungen sind vier vollkommen misslungen, obwohl die Impfung mit der aus der Lunge einer im dritten Stadium der Lungenseuche leidenden Kalbin ausgepressten Ma�terie vorgenommen worden ist. Was die f�nfte betrifft, so zeigte dieselbe alle spezifischen Erscheinungen, aber das Thier lief die gr�sste Gefahr, und erholte sich erst nach langen und vielfachen Leiden, welche sehr nachtheilig auf seine Konstitu�tion eingewirkt hatten.
Wir sind daher gen�thiget, anzuerkennen, dass die Nasen�l�cher wenig f�r die Einf�hrung des Lungengifles geeignet sind, da wir namentlich ganz genau wissen, dass seine An�wesenheit in den Geweben unvermeidlich die Bildung eines Exsudates zur Folge hat, dessen Reichlichkeit die Respira-
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lions- uud Nulrilionswege erschweren, wo nicht verstopfen w�rde.
Folglich ist jetzt durchaus nur mehr am Schweif, und zwar an seiner Spitze, die Vornahme der Impfung der Lungenseuche zul�ssig.
Dieses ist nicht die Meinung des Herrn Dr. De Saive, welcher, wie man leicht glauben wird, keine der von Herrn Willems gegebenen Vorschriflen gutheissen wollte.
�Herr Willems impft am untern Theile des Schweifes, sagt er :*)... . Welches sind die Gr�nde, auf welche er sich bez�glich der Wahl des Schweifes st�tzt? Weil die Schweifspitze der von den f�r das Leben wesentlich nolh-wendigen Organen am weitesten entfernte K�rpertheil ist. Ist dieser Grund auf die Physiologie basirt? Nein, ohne Zweifel, versichert Herr D e S a i v e, es w�re denn, dass Herr Willems nicht glaubt, dass die krankhafte Wirkung der Impfung sich nicht auf den Schweif beschr�nkt. Glaubt Herr Willems, dass der Schweif nach seiner Weise selbstsl�ndig und unab�h�ngig von den �brigen Organen ist? � Es bestehen also keine physiologischen Gr�nde, um diesen Theil f�r die Vor�nahme der Impfung auszuw�hlen. Im Gegentheil, die anato�mische Struktur des Schweifes, auf welche Herr Willems einen so bedeutenden Vor^iig legt, wenn es sich darum handelt, zu operiren, und welche er geringsch�tzt, wenn sie ihn durch die �blen Zuf�lle zum Opfer fordert, spricht gerade ge�gen die Wahl dieses Organes als Operationsstelle.quot;
Wenn man diesen Passus liest, so bedarf es keiner grossen Geistesanstrengung, um die durch Herrn De Saive erhobenen Einw�rfe zu widerlegen, denn er hat selbst Sorge daf�r getra�gen, die Schwierigkeiten, welche er ahnte, zu l�sen, indem er die Mittel der Vertheidigung in den Anklageakt einschaltete.
In der That, was auch dieser Schriftsteller dar�ber sagt, die Wahl des untern Theiles des Schweifes ist voll�kommen auf die Physiologie basirt, weil erstens dieser Theil am weitesten von den zum Leben wensentlich nolhwen-digen Organen entfernt und diese Bedingung niemals gleich-
�) De Saive, 1. c. p. 32 und 33.
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giltig ist, wenn es sich um Erzeugung einer �rtlichen Krank�heit handelt, deren erste Wirkung die Produktion eines harten und resistenten Exsudates von spezifi�scher Natur ist,*) welches Herr De Saive ganz genau beobachtet und beschrieben hat, und deren Ausbreitung dieser Experimentator trotz der Reinheit des von ihm angewendeten Giftes, durchaus nicht mehr, als Herr Wi 11 e m s hemmen kann**). Zweitens ist die Wahl des Schweifes f�r die Vornahme der Operation mit Bestimmtheit gerechtfertiget durc'i den Umstand, dass die Lokalisation des Lungen-Giftes all^meine Erscheinun�gen veranlasst, gerade wie auch die Lokalisation der Vaccine eine konstitutionelle Modifikation, als Endzweck der Operation, erzeugt, woraus sich ergibt, dass es hier vorzuziehen ist, einen f�r das Leben wenig wesentlichen K�rpertheil zu w�hlen, des�sen Verlust in keinem Falle die Existenz des Lebens bedrohen kann. Dieser Vorzug, gest�tzt auf eine ganz richtige Physio�logie, kommt den Impfungen am Flotzmaul, am Widerrist und besonders am Schweif nicht zu.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (
In Bezug auf die Nachtheile, welche durch die straffe Textur des Schweifes sich ergeben, hat Herr Willems schon seit langer Zeit ein Mittel angegeben, dieselben zu neutralisiren, indem er die Vornahtie*von Skarifikationen anrathet, welche die Einschn�rung verh�ten oder beseitigen, und diese rationelle Methode gen�gt im Allgemeinen, um die bedenklichsten Zuf�lle zum Schweigen zu bringen. Da jedoch das Bessere nicht im�mer ein Feind des Guten ist, so hat vielleicht Herr De Saive noch ein sicheres Mittel entdeckt, um diese Art von Kompli�kationen, zu vermeiden. Ohne Zweifel wird seine Brochure uns dasselbe kennen lehren; wir wollen sehen und suchen.
�Durch unsere Impfversuche am Schweife, sagt er,***) haben wir im Auge gehabt, die zu rasche Absorption des Gif�tes zu hemmen; dieser K�rpertheil, welcher mit wenig Zellge�weben versehen, weit von den Gentralorganen des Kreislaufes entfernt ist, und nur wenig Vitalit�t besitzt, schien uns f�r
*) De Salve, 1. c. p. 62. *�) Ebend., p. 33. ���) Ebend.
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eine langsame Intoxikation g�nstig, da wir uns vor zu unmit�telbaren primitiven Wirkungen f�rchteten; die sesimd�ren Wir�kungen m�ssen allein das Thier gegen die Anf�lle der Lungen�seuche sch�tzen.quot;
Bisher schwimmt Herr De Saive mit vollen Segeln in den W�ssern des Herrn Willems und tr�gt keine Sorge, sei�nem Kahn einen neuen Lauf zu geben.
Aber siehe da eine ziemlich diplomatische Note, deren In�halt offenbar darauf hinzielt, dieses herzliche Einverst�ndniss zu schw�chen, welches man in Folge der unwiderstehlichen Macht der Identit�t der Methoden und Verfahrungsarten zu be�siegeln wusste.
�Ich habe meine Versuche nicht auf diesen K�rpertheil des Thieres beschr�nkt, sagt Herr D e S ai v e; schon im Jahre 1836 habe ich am Triel, am Ohr, an der Schulter, am Widerrist geimpft.quot;
Ich will gewiss die Richtigkeit dieser Behauptung nicht bestreiten; aber Herr De Saive wird selbst zugestehen m�s�sen, dass keiner der von ihm angestellten Versuche w�hrend des Verlaufes der sechzehn Jahre von 1836 �1852 ein gen��gendes Resultat hat geben k�nnen.
�Seit dem ich, f�hrt er fort, daffin%elangt bin, eine ge�fahrlose Impfmaterie zu finden, impfe ich an allen Stellen; praktische Erw�gungen bestimmen die Wahl des Ortes, an dem ich das Gift einf�hre.quot;
Ich impfe an allen Stellen!! Dieses Wort ist ein h�bsches Wort, und gen�gt sogar, um den Einwurf derjenigen zu widerlegen, welche zu fragen gesonnen w�ren, warum Herr De Saive nicht anderswo impft! Ungl�cklicher Weise hat Fontana rose lange vor uns nachgedacht! �
Das: �Ich impfe an allen Stellen,quot; ist daher ein ungl�cklicher Ausspruch, welchen Herr D e Saive sicherlich be�dauern wird; denn an allen Stellen Impfen heisst Impfen am Flotz-maul, am Triel, am Ohr, an der Schulter, am Widerrist, und heisst mit einem Worte, solche �ble Folgen hervorrufen, wie man sie im Schlosse von Herkenrode und anderw�rts beobachtet hat.
Uebrigens ist es nicht leicht, zu wissen, an was man sich hinsichtlich der Operationsmethoden des Herrn De Saive
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ballen sob, denn an einer andern Slelle seiner Brochure dr�ckt er sich aus, wie folgt *): �Nachdem man den (Gesundheils-) Zustand der Thiere konstalirl hat, schreitet man zur Vornahme der Operation, wozu man den untern Theil des Triels, oder das seilliche oder untere Ende des Schweifes w�hlt.
Wenn nun beim Impfen am Triel diese �harte und re-sislenle exsudalive Sekretion von spezifischer Natur, welche die Impfung in der Wunde veran�las st, in die das Gift eingef�hrt worden ist**)quot;, und diese �blen Zuf�lle***) , welche die Periode der Regeneration bisweilen in den St�llen, in denen die Lungenseuche seit lan�ger Zeit ihre Verheerungen aus�bt, eintreten? Ist das das Mittel sie zu beschw�ren, dass man an allen Stellen impft?
Ich will jedoch den Herrn De Salve selbst fragen, ob er mit solchen Gr�nden uns begreiflich zu machen hofft f), �dass zwischen der�mpfung, wie er sie ausf�hrt, und der des Herrn Willems ein solcher Unterschied stallfindet, wie sich die Wahrheit vom Irrlhum unterscheidet.quot;
Neuntes Kapitel Inkubation.
Das in den Organismus eines Rindviehst�ckes eingef�hrte Lungengift offenbart nicht unmittelbar seine Wirkungen; es bleibt eine l�ngere oder k�rzere Zeil im Organismus, ohne seine Gegenwart durch irgend ein �usseres Zeichen zu ver-ralhen. Dieses ist die Periode der Inkubation.
Diese Periode dauert, dem Herrn Dr. Willems zufolge, von f�nf Tagen bis sechs Wochen und dar�ber.
Nach Herrn Ponza, einem italienischen Arzleft), verl�n-cert sie sich manchmal bis zu zwei Monaten und noch mehr:
*) De Saive, I. c, p. 62. �*) Ebend. *��) Ebend. p. 63. -J-) Ebend. p. 95. #9632;j-f) Ponza, S�ll' inoculazione del Virus pneumoniae, Mortara, 1852.
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�fuori qualche caso in cui I'incubazione venue prolratta a due mesi e piu.quot;
Zu Ende dieser Zeit nimmt man die ersten Anzeichen der Regeneration des giftigen Stoffes wahr, und die organische Reaktion tritt hervor.
�Das Thier ist, nach der Schilderung des Dr. Willems traurig, weniger lebhaft, frisst weniger; bei Ber�hrung der Inokulationsstelle ist dieser Theil gew�hnlich empfindlich; so�dann schwillt er an, entz�ndet sich, und verh�rtet sich stark; diese entz�ndliche H�rte der kranken Gewebe bildet sich zu�weilen in einem grossen Umfange, und wenn die Impfung an einem schlecht gew�hlten Orte gemacht ist, kann der Tod darauf erfolgen. In dem geschwollenen Theile entsteht eine ausserordentlich reiche Ansammlung von ausgeschwitzter Ma�terie, durchaus von derselben Art wie in den Lungen der kranken Thiere.quot;
F�gen wir mit Herrn Wellembergh noch hinzu, dass das Thier Frost, Tr�gheit und Langsamlfeit in der Kothent-leerung, eine grosse Trockenheit der Haare und der Haut zeigt, so haben wir wohl beinahe s�mmtliche Vorbotensymp-lome des dynamischen Prozesses angef�hrt, der nun vor sich gehen wird.
Zehntes Kapitel.
Verlauf und Symptome.
In kurzer Zeit entsteht eine Art Pustel an der durch das in die Haut und das Unterhautzellgewebe abgesetzte Blastem gebildeten Geschwulst. Wenn die plastischen Stoffe in einer zunehmend betr�chtlichen Menge ausgeschwitzt worden sind, alsdann kann man jene so merkw�rdige Erscheinung konsta-tiren, welche allen Beobachtern aufgefallen ist: d. i. alle durch die Inokulation prim�r oder sekund�r, an was immer f�r einer Stelle, erzeugten Geschw�lste, zeigen jenes marmorirte und durchaus eigenthiimliche Aussehen, welches jederzeit die Lunge der von der Lungenseuche befallenen Thiere charakterisirl.
Dieser pathologischeProzessbringt niemals urspr�ng�lich Eiterung hervor.
Im Gegentheil, das Exsudat ist immer ser�s-plastisch,
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und besteht aus einem Blastem, welches in den nicht ver�wickelten F�llen in eine trockene Kruste umgewandelt wird, unter welcher nach dem Aufh�ren der Periode der Spezificit�t eine feste und bleibende Narbe entsteht.
Die Impfung veranlasst je nach den Umst�nden, unter denen man sie vornimmt, und besonders je nach der epizoo-lischen Anlage zur Zeit der Operation, Erscheinungen von sehr verschiedener Bedeutung.
Um die Natur und die Bedeutung dieser Erscheinungen kennen zu lernen, muss man sie in ihren verschiedenen Aeus-serungen studiren, wcsshalb ich sie in vier Hauptgruppen ab�theile, gest�tzt auf die zunehmende Steigerung der Zuf�lle, welche in Folge der Einf�hrung des Lungengiftes in den thie-rischen Organismus entstehen.
In die erste Gruppe reihe ich die Erscheinungen der im Zustande der Gutartigkeit verbliebenen Impfung.
In der zweiten fasse ich die lediglich �rtlich verblie�benen Zuf�lle zusammen;
In der dritten die �rtlichen und allgemeinen Er�scheinungen, welche sich manclimalraquo;entwickeln;
In der vierten endlich will ich die allgemeinen Zu�f�lle ohne �rtliche Kundgebungen zusammenstellen.
Diese Abtheilung ist, wie ich wohl weiss, nicht fest be�gr�ndet; aber ich halte sie f�r n�tzlich, und sogar f�r noth-wendig, um eine Methode leichter zu studiren, die, nament�lich in den Augen befangener Leute, noch in Geheimniss und Dunkelheit geh�llt ist.
Erster Artikel. Erste Gruppe.
Wenn die Impfung regelm�ssig verl�uft, oder wenn sie ganz gutartig bleibt, so bemerkt man kaum allgemeine Er�scheinungen , und das Allgemeinbefinden erleidet nur eine ge�ringe St�rung.
Es entsteht die �rtliche Anschwellung, und wenn man die dadurch entstehende Geschwulst scari�cirt, so schwitzt einige Wochen hindurch ein albumin�ses Exsudat durch, unter wel�chem die Narbe ohne Eiterung entsteht, wie in den ge-
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sch�tzten (d. i. per primani inlentionem heilenden) Wun�den. Manchmal folgt auf die plastische Exsudation nach l�n�gerer 'oder k�rzerer Zeit die eiterige Sekretion, und die Vernarbung geht wie bei jeder preisgegebenen (d. i. ohne primitive Vereinigung der Wundr�nder bleibenden) Kontinui-t�tstrennnng vor sich.
Im Allgemeinen bemerkt man zwei oder selbst drei Mo�nate hindurch am Sitze der giftigen Insertion eine kleine, l�ng�liche, sehr weiche Geschwulst, welche gew�hnlich sich zer-Ihcilt, ohne dass eine Kunsthilfe eintrat, um den Fortgang der Ausscheidung zu beschleunigen.
Bisweilen jedoch endiget sich mit der Zeit der Knoten durch den Eintritt von Fluktuation und durch Eiterbildung; aber dann haben die spezifischen Vorg�nge schon lange auf�geh�rt, und ist nur mehr ein heteromorphes Blastem �brig, dessen sich der Organismus durch Losstossung, d. h. durch einen vollkommen normalen physiologischen Akt entlediget.
Die in dieser Gruppe begriffenen Thiere erlangen bald wieder ihre Munterkeit und Gesundheit, dieselben machen auch auf dem Wege der M�stifhg die schnellsten Fortschritte und widerstehen am bessten der Infektion.
Zweiter Artikel. Zweite Gruppe.
Es ereignet sich sehr oft, dass die lokalen Erscheinungen der Impfung schwieriger sich gestalten, und, ohne Zuf�lle zu veranlassen, welche das Leben des Thieres gef�hrden, gleich�wohl den Verlust der Parthie des Schweifes zur Folge haben, an welcher das Gift abgesetzt wurde.
Die F�lle dieser Ordnung sind sehr zahlreich , besonders zu Hasselt, und zu jenen Zeiten, wo die Epizootic intensiv grassirte. Der Kommissionsberichl f�hrt auf Grund der statisti�schen Erhebungen an, dass von 5301 geimpften Rind viehst�cken 74 den Schweif bis zu seinem Grunde, und 304 nur zum Theil verloren haben. Es w�re dieses also ein allgemeines Verh�lt-niss von sieben auf hundert.
Ich glaube, dass diese Zahl, wenigstens in Bezug auf die bis jetzt in Has seit beobachteten F�lle, unter der Wirklich-
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keit steht, und meines Erachlens kann man als eine allgemeine Formel annehmen, dass das Ende des Schweifes, an welchem man die Impfung vornahm, acht oder selbst neun- unter hundertmal abstarb.
In diesem Falle entsteht Gangr�n, weit die betr�cblliche Menge des Exsudates die Gewebe spannt, sie komprlmirt und die Zirkulation in dieser Parthie des Schweifes g�nzlich auf�hebt. Sie wird daher trocken, mumifizirt sich und lallt nach l�ngerer oder k�rzerer Zeit ab.
Vielleicht ist die lokale Gangr�n des Schweifendes auch das Resultat einer Art durch die Einimpfung eines zersetzten Giftes, einer f�r die Vernichtung des Lebens in den Geweben, an welchen sie angewendet wurde, hinreichend wirksamen fau�ligen Materie, veranlassten fauligen Vergiftung. Ich glaube so�gar, dass diese Erkl�rung sich um so mehr der Wahrheit n�hert, als wir gesehen haben, dass Herr Joberl von Lam-balle*) die mit einem mit fauliger Materie impr�gnirten In�strumente verursachte Wunde als eine bisher noch unbe�kannte Ursache des trockenen Brandes bezeichnet.
Nun unterscheidet sich, so zu sagen die Art und Weise, auf welche sich in den drei von dem geschickten Chirurgen in Saint-Louis beobachteten und mitgetheilten F�llen die Sachen zugetragen haben, in Nichts von dem, was man in Folge der von trockenem Brande des inokulirten Theiles be�gleiteten Impfung wahrnimmt.
Der Verlust eines Viertels des Schweifes ist ohne Zweifel kein sehr bedeutender Unfall f�r der Mast unterstellte und zu fortw�hrendem Aufenthalte im Stalle verurtheilten Ochsen; aber f�r die auf der Weide gehaltenen und deshalb zur Abwehr der Insekten, welche sie unaufh�rlich beunruhigen, gen�thigten Thiere ist derselbe mehr, als ein blosser Missstand, er ist eine Ursache der Werlhverminderung. Ohne Verlheidigungs-mitlel gegen die Angriffe ihrer zahlreichen Feinde finden diese Thiere nicht mehr Rast noch Ruhe; statt zuzunehmen, neh-
*) Abcillc mcdicalc do Paris, fevrier 1848. �idot, Essai sur le trailcmcnt cliirurgical de la gangrene spontanec, Bruxclles, 1852,
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men sie ab, und h�ren somit aul', den Forderungen zu ent�sprechen, auf welche die Industrie der Viehz�chter gerich�tet ist.
Es ist daher �usserst wichtig, derartigen Unf�llen vorzu�beugen, und zu diesem Behufe muss man schleunigst in die durch das plastische Exsudat angeschwollenen Gewebe Ein�schnitte machen, um jede Einschn�rung zu beseitigen oder sogar ihr zuvorzukommen.
Dieses Verfahren wird notwendiger Weise unwirksam sein, wenn die Gangr�n durch eine septische Infek�tion, wie ich schon besprochen habe, veranlasst wurde; aber sie wird alsdann doch noch das Abfallen der abgestorbenen Theile beg�nstigen , und zur Narbenbildung durch die geeig�neten Mittel mithelfen.
Der Verlust des Schweifes, in Folge dieser Art von Gan�gr�n, ist, wie ich hiemit wiederhole, ein Unfall, aber dieses w�rde nur ein halbes Uebel sein, wenn man darauf rechnen k�nnte, dass das Thier f�r die Zukunft eine vollst�ndige Im�munit�t gegen die Lungenseuche besitzt. Ungl�cklicher Weise ist dem aber nicht so, denn in solchen F�llen hat nicht die Impfung des Lungenseuchegiftes stattgefunden, und es kann daher auch keine Immunit�t erworben worden sein.
Daraus ersieht man zur vollsten Gen�ge, dass der Ver�lust des Schweifendes durchaus kein absolutes Merkmal ist, welches zu folgern gestattet, dass das in dieser Weise ver�st�mmelte Thier gut und geh�rig geimpft worden sei. Dieser Unfall kann durch mehrfache, der Impfung vollst�ndig hetero�gene, Ursachen entstehen, und sicherlich kann die von Herrn Jobert angef�hrte septische Infektion eben so gut die Gangr�n am Ende des Schweifes beim Rindvieh veranlassen, als die Mortifikation eines oder mehrerer Finger beim Men�schen *). Daraus ergibt sich also, dass die Wirkung von mehreren Ursachen jedenfalls nicht einem einzigen Faktor bei�gemessen werden darf.
Nun ersehen wir aber aus dem Berichte, dass die Kom-
*) Versuche an Hunden haben einen solchen Erfolg vielfach be-st�ttiget. K.
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mission immer den Erfolg der Impfung nach dem Zustande des Schweifes, und besonders nach der mehr oder minder betr�chtlichen Verst�mmelung dieses Organs beurtheilte. Auf diese Weise hat sie folglich geschlossen, dass jedes Thier, dessen Schweif eine solche Besch�digung erlitten hatte, mit Erfolg geimpft worden, und mithin nothwendig in den Besitz der Immunit�t gelangt sei. Ich habe so eben dargethan, dass diese Art zu urtheilen oft falsch war, und dass sie in einer grossen Zahl von F�llen zum Irrthume verleiten musste; wenige Worte werraquo; den gen�gen, um diesen Beweis zu vervollst�ndigen.
Die Impfung hat, wie ich bereits gesagt habe, keinen an�dern Zweck, als k�nstlich den Lungenseuchestoff in den Organismus eines von jeder Ansteckung noch freien Thieres einzuf�hren, und denselben zuerst an einem weniger wesent�lichen K�rpertheile zu lokalisiren, um dadurch zu verhindern, dass ihn die nat�rliche Infektion sp�ter nicht in f�r das Leben unentbehrlichen Organen ablagere, f�r welche er eine eben so konstante als verderbliche Vorliebe zeigt.
Nat�rlich bringt die Impfung �rtliche Erscheinungen her�vor; aber diese Erscheinungen selbst sind nur der sehr un�vollst�ndige Ausdruck der dynamischen und konstitutio�nellen Wirksamkeit, welcher die Besitznahme des Organismus durch den Gift- oder Seuchestoff best�ttiget. Nun haben wir aber bis jetzt noch kein Merkmal kennen gelernt, welches als Maassstab f�r diese Wirksamkeit dienen k�nnte; wir haben noch kein Anzeichen, welches die Wirklichkeit dieser Besitz�nahme erkennen Hesse, und die �rtlichen Erscheinungen k�nnen uns nur wenig Aufschluss dar�ber geben, weil sie in vielen F�llen fehlen, in denen gleichwohl die Immunit�t gut und geh�rig erworben wurde.
Ich bin daher wohl zu dem Ausspruche berechtiget, dass der Verlust des Schweifes durchaus nicht immer den g�nstigen Erfolg der Impfung beweist; und mehr noch kann ich behaup�ten, dass die Kommission nicht wohl reine Schlussfolgerungen bilden konnte, da die Thatsachen, auf welche sie sich st�tzt, in hohem Grade unzuverl�ssig sind.
Das Vorstehende beweist uns die volle Wichtigkeit, welche man der Wahl des Impfstoffes beilegen muss, und zeigt uns
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insbesondere, dass man sich niemals der aus den Lungen be�reits in den letzten Stadien der Krankheit befindlicher Thiere ausgepressten Fl�ssigkeit bedienen darf.
Noch ein Wort �ber den Verlust des Schweifes! Diese Versl�mmelung ist unl�ugbar ein Missstand; es gibt jedoch ein Mittel, diesen Folgen wenigstens in Bezug auf die Interes�sen der Viehbesitzer, zu mildern, n�mlich: nach dem Vor�schlage des Herrn Dr. Willems alle K�lber fr�hzeitig zu impfen, und diejenigen an die Schlachtbank zu verkaufen, welche den Schweif ganz oder zum Theil verloren haben. Auf diese Art w�rde man f�r die Landwirthschaft und die M�stung nur diejenigen beibehalten, welchen dieser �usserst wichtige Anhang unversehrt geblieben .ist.
Man kann ferner die Gefahren dieser unangenehmen Ver�st�mmelung vermindern, wenn die Thier�rzte, den Lehren der Erfahrung gehorchend, sich mehr darauf beschr�nken w�rden, den Vorschriften, die der Entdecker der Impfung gegeben hat, entsprechend zu impfen, als die als gut erkannten Verfahrungs-weisen zu modi�ziren und zu entstellen. �Auch nehme ich, sagt Herr Dr. Willems, keinen Augenblick Anstand, zu be�haupten , dass der gr�sste Theil der in Folge der Impfung ein�getretenen Unf�lle lediglich das Resultat der fehlerhaften Art und Weise ist, auf welche man sie vornimmt. Als Beweis meiner Behauptung will ich nur das anf�hren, was ich selbst in der Abtei zu La Trappe*) am 20. Juli 1852 beobachtet habe, wo beinahe alle Thiere ein mehr oder minder grosses St�ck vom Schweife verloren haben. Ich wollte die Ursache dieser mich befremdenden Thatsache kennen lernen, und da erkl�rten mir sogleich die Patres und Laienbr�der dieses Klo�sters, dass alle Thiere von meinem Verfahren abwei�chend operirt worden seien, indem man grosse Einschnitte in den Schweif gemacht und in diesel�ben das Gift mittelst eines Fl�schchens hineinge�gossen habe!quot;
�) Man sehe die 1. Thatsache der 2. Abtheilung' der 3. Ordnung, Bericht der Zentral-Kommission p. 150.
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Dritter Artikel. Dritte Gruppe.
Die Impferscheinungen werden manchmal so bedeutend, dass man funktionelle St�rungen von sehr ernsthafter Natur eintreten sieht, w�hrend sich nicht minder beunruhigende or�ganische L�sionen bilden, woraus eine direkte Gefahr f�r das Leben des Thieres erw�chst.
Jedoch beeile ich mich zu versichern , dass ein ungl�ck�licher Ausgang eine Ausnahme bildet, und dass in den mei�sten F�llen es noch m�glich ist, die Gefahr zu beschw�ren, indem man dreist skariflzirt, ehe noch das Leiden die Grenzen des Schweifes �berschritten hat.
Herr Dr. Willems hebt mit gutem Grunde die Wichtig�keit dieser Vorsichtsmaassregel hervor, welcher er einen Theil seiner guten Erfolge beimisst. Es ist �brigens ein Leichtes, sich von der VortrefTlichkeit dieser Methode zu �berzeugen, wenn man die Resultate, welche man in Hasselt erlangt hat, und die an andern Orten mit einander vergleicht.
In Has seit sind seit einem Jahre etwa f�nftausend St�cke geimpft worden, und man hat nur dreizehn St�cke in Folge der Operation verloren; ferner treffen unter dieser Zahl nur zwei Todesf�lle auf das letzte Winterhalbjahr.
In andern Orten ist man bei weitem nicht so gl�cklich gewesen, denn der Bericht f�hrt f�nf und siebenzig Todes�f�lle an, welche den in Folge der Impfung eingetretenen �blen Zuf�llen beigemessen werden m�ssen, abgesehen von eilf St�cken, welche in Folge der Einf�hrung des Giftes am Schweife gestorben sind.
Herr Professor Wellembergh hat keine besseren Re�sultate erlangt, denn von zwei hundert sieben und vier�zig geimpften Thieren sind zehn in Folge von �blen Zuf�llen dieser Art zu Grunde gegangen.
Woraus l�sst sich dieser Unterschied erkl�ren, als daraus, dass Herr Dr. Willems in Vornahme der Impfungen eine Erfahrung erlangt hat, die andern Beobachtern abgeht, und die ihm Komplikationen zu vermeiden gestattet, worauf jene noch nicht hinreichend Bedacht genommen haben?
Wie dem auch sein m�ge, die Erscheinungen, welche
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einlrelen, wenn die �rtlichen und aligemeinen Zuf�lle zu gleicher Zeit eine gef�hrliche Intensit�t erlangen, sind folgende:
Die, anfangs lokale, Anschwellung dehnt sich in Form von knotigen Geschw�lsten mehr und mehr aus, bis sie endlich den Grund des Schweifes erreicht, worauf dann die Geschwulst allgemein wird, und sich bis zum R�ckgrat erstreckt, und manchmal auch den After, dieSchaam und die Muskeln der Hinter�backen ergreift. �Die Geschwulst, sagt Herr Willems, ist ge�w�hnlich seitlich am R�ckgrat, und dr�ngt den Schweif auf die entgegen gesetzte Seite; unter dem After zeigt sie die Grosse und Form von einer Faust. Anfangs ist die Geschwulst heiss, sp�ter kalt, und zeigt bei der Ber�hrung eine grosse H�rte; die Haut bek�mmt eine bl�uliche Farbe und ein lederartiges An�sehen. Beim Einschneiden in den geschwollenen Theil h�rt man ein knirschendes Ger�usch, und diese Operation scheint den Thieren, an denen man sie vornimmt, nicht die geringsten Schmerzen zu verursachen. Aus der Wunde fliesst eine mit Blut verd�nnte gelanlin�se und albumin�se Materie aus, welche sogleich in der Wunde gerinnt. Nicht nur die �ussern Organe sind von dieser eigenth�mlichen gangr�n�sen, von Bildung einer reichlichen plastischen Substanz begleiteten, Entz�ndung ergriffen, sondern auch die innern Organe werden auf dieselbe Weise befallen, und die krankhafte Affektion dr�ngt in den Mastdarm, in die Harnr�hre und Urinblase ein. Wenn das Leiden bis auf diesen Punkt gestiegen ist, so findet man im Koth und Urin blutigen und �belriechenden Eiter und abge-stossene Epithelialschichlen. Die innere Anschwellung der befallenen Theile und ihrer Umgebungen bewirkt, je mehr sie zunimmt, eine um so gr�ssere Erschwerung des Kothabsatzes und der Harnentleerung, und dieses verursacht, dass man die Thiere sich unaufh�rlich anstrengen sieht, diese Verrichtungen auszu�ben. Sp�ter werden diese Ausleerungen unm�glich, und die Thiere sterben in dem traurigsten Zustande.quot;
Beinahe mit denselben Worten schildert Herr Dr. Willems die Erscheinungen, welche er bei den in seiner ersten Druck�schrift angegebenen Versuchen beobachtet hat, und welche die dritte Gruppe der Thatsachen bilden. Die am 10. Mai 1851
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an eilf magern St�cken mit der eine Stunde zuvor von einer Kuh, die im dritten Stadium der Lungenseuche erkrankt war, entnommenen Fl�ssigkeit ausgef�hrte Impfung zeigte bereits am 19. ihre Wirkungen, und am 31. hatten neun St�cke ihre Futterlust und ihre Munterkeit wieder erhalten, w�hrend zwei Ochsen sich in einem sehr bedenklichen Zustande befanden. �Die Schweifwurzel, sagt Herr Willems, und der ganze Um�kreis des Afters, sowie ein Theil der Hinterbacken sind be-* tr�chllich angeschwollen und hart wie Stein; die Thiere fres�sen fast nichts mehr. Sie m�ssen grosse Anstrengungen ma�chen , um ihre Exkremente abzusetzen. Es werden erweichende Klystiere, Abf�hrmittel, und �usserlich erweichende Mittel an�gewendet. Der After ist so verschlossen, dass die Spitze der Klystierspritze nur sehr schwer eindringt. Am 3. Juni geht diese eigenth�mliche Art von Gangr�n oder vielmehr diese �berm�ssige Exsudation plastischer Stoffe, welche in die Gewebe eindringt, von aussen nach innen, und ergreift die tieferen Theile. Die Thiere ersch�pfen sich fast in vergeb�lichen Anstrengungen zur Kothentleerung; der After ist ver�schlossen. Jetzt nehme ich ein Bistouri, und schneide in diese Theile wie in Holz ein; das Thier hat nicht die geringste Empfindung. Ich h�hle daselbst einen k�nstlichen After aus, nehme den ganzen Umkreis des Afters weg, und vernichte da�durch das Hinderniss, welches sich der Entleerung der Ex�kremente entgegenstellt. Alle �brigen Organe erscheinen ge�sund. Am 5. Juni ist der gereizte Zustand des Schliessmus-kels, verursacht durch das fortschreitende Umsichgreifen des Uebels, so betr�chtlich, dass die Ochsen sich durch die un�aufh�rlich wiederholten Anstrengungen zur Entleerung ihrer Ex�kremente f�rmlich abmatten. Am T. Juni leben diese beiden Ochsen in einem erb�rmlichen Zustande unter den furchtbarsten Leiden, fortw�hrend Klaget�ne ausstossend und fast jede Nah�rung verschm�hend; ich liess ihnen rohe Eier geben. Die Darmexkremente werden nicht mehr entleert, das Uebel er�reicht mehr und mehr die tiefer gelegenen Theile, und ich nehme noch einmal mit dem Bistouri St�cke aus dem kranken Gewebe fort, welches in seiner physischen Struktur die gr�sste Aehnlichkeit mit der marmorirten Hepatisation der Kreutzer, Einimpfung d. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11
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Lunge hat. Ich bediente mich nun einer Art von Spiegel, von ungef�hr einem Fuss L�nge, den ich in den Darm ein�f�hrte und welcher den Abgang der F�kalmaterien nach aus-sen gestattete. Diese Materien verbreiteten einen stinkenden Geruch und sind mit blutigem Eiter gemischt. Nach jeder sol�chen Operation scheint der Ochs eine kleine Erleichterung zu haben; aber bald darauf mnss er von Neuem Anstrengungen machen, sich zu entleeren. Der Puls wird klein, beschleunigt, sehr schwach; die Ochsen haben nicht mehr die Kraft, sich zu erheben; sie verschlucken noch eine kleine Quantit�t Heu, welches man ihnen bietet, und sie trinken viel; die Bewegung der Athmungsorgane ist ein wenig gest�rt. Das Athmen wird keuchend, das Maul ist schaumig, die Auskultation l�ssl kein Rasselger�usch entdecken, das Leben erl�scht langsam, und endlich am 8. Juni lassen mich diese beiden Ochsen meine Erfahrung theuer bezahlen.quot;
Dieses ist die Uebersicht der �rtlichen und allgemeinen �blen Zuf�lle, welche sich in ihren bedenklichsten Aeusserun-gen in Folge der Impfung des Lungengiftes am Schweife und besonders an der Wurzel dieses Organs kundgeben.
Zum Gl�cke sind, wie ich bereits gesagt habe, diese �b�len Zulalle dermalen �usserst selten; gl�cklicher Weise ferner ist es m�glich , sie zu vermeiden, wenn man nur irgend nach den Anweisungen sich richtet, welche Herr Dr. Willems in Folge der seiner Beobachtung unterstellten F�lle gegeben hat.
In der That sehen wir, wenn wir der Ursache dieser �b�len Zuf�lle nachsp�ren, dass es allgemeine Einfl�sse und spezielle Bedingungen sind, denen man strenge Rechnung tragen muss, wenn man gl�ckliche Resultate erlan�gen will.
So finden wir zuerst die allgemeine Thatsache festbegr�ndet, dass die organische Reaktionskralt gegen die giftige Impfung immer in direktem Verh�ltniss zur Helligkeit der Seuche zu der Zeil steht, in welcher die Operation vorgenommen wurde. Diese Beobachtung ist weder etwas Neues, noch etwas der Lungen�seuche Eigenth�mliches, da Sydenham, Mtiad, Budini, Sylva, Cullen, Lieuteaud und Andere dieselbe Beobach�tung in Betreff der Pockenimpfung gemacht haben; aber es
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fehlt ihr zur Zeit nicht an Interesse, weil die Beobachter auf dieselbe kaum aufmerksam gemacht haben, obwohl in Has�se 11 kein Ochsenknecht sich befindet, der nicht von ih�rer Richtigkeit �berzeugt w�re. Ferner ist jedesmal, wenn die Krankheit mit Heftigkeit w�lhet, die Periode der Inkubation kurz und werden die allgemeinen Erscheinungen furchtbar, w�hrend man das Gegenlheil beobachtet, wenn die Epizootic weniger heftig verl�uft oder weniger Opfer fordert. Die Impfung spricht sich gleichzeitig durch die L�nge der Inkubationsperiode und durch die Gutartigkeit der Reaklions-Erscheinungen aus.
Ich habe weiter oben ein Wort �ber die Wahl des Giftes gesprochen; diese ist in der That eine der Grundbe�dingungen f�r einen gl�cklichen Erfolg der Impfung. Die Un�gl�cksf�lle, welche Herr Willems und andere Experimenta�toren erfahren haben, sind eingetreten auf die Anwendung einer nicht geeigneten, d. i. einer aus einer bereits in den letzten Stadien der Krankheit befindlichen oder schon von Brand er�griffenen Lunge entnommenen Fl�ssigkeit. Nun wissen wir aber, dass alle Impffl�ssigkeilen nur w�hrend einer sehr be�schr�nkten Zeit ihre spezifischen Eigenschaften bewahren, �ber welche hinaus in Folge wesentlicher Ver�nderungen nur mehr eine eiterige oder faulige, und demnach zur Erzeugung von zu einer kurativen oder physiologischen Wirkung geeig�neten Th�tigkeit nicht mehr f�hige Fl�ssigkeit �brig bleibt. Das syphilitische Gift, das Kuhpockengift, verhallen sich nicht anders, und wenn man sie nach Ersch�pfung ihrer spezifischen Eigenschaften durch die Impfung in den Organismus einf�hrt, so bewirken sie nur eine unn�lze Wunde, oder man vergiftet diese wohl auch durch Einf�hrung eines fauligen Stoffes. Das�selbe findet ohne Zweifel bez�glich des Lungengiftes statt, denn die erworbene Erfahrung zeigt, dass man bei einem Thiere, das die ersten Zeichen der Krankheit zu erkennen gibt, das so zu sagen im ersten Stadium derselben sich befindet, das Pr�servativmitlei gegen die Lungenseuche suchen muss.
Diesen ersten Bedingungen eines gl�cklichen Erfolges muss man eine andere, nicht weniger bedeutende beif�gen; ich habe dar�ber bereits Einiges gesagt. Das Gift darf nur an einer f�r das Leben nicht wesentlichen, an Gelassen, Nerven und
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Zellgewebe nur wenig reichen Stelle eingef�hrt werden. Man muss endlich auf eine solche Weise verfahren, dass keine der grossen Eingeweideh�hlen durch das spezifische Exsudat bedroht werden kann, welches die pathognomonische Kund�gabe des Vorhandenseins des krankhaften Stoffes bildet. Nun kann allein die Spitze des Schweifes mit Sicherheit diesen Bedingungen entsprechen, und dieses ist die Stelle, welche man in allen F�llen zur Vornahme der Impfung w�hlen muss. Daran, dass Herr Dr. Willems die ersten Ochsen seines Va�ters get�dtet hat, ist Schuld, dass er an der Wurzel des Schweifes und mit einem fauligen Gift impfte. Seitdem die Er�fahrung seine Ideen gereift hat, nimmt er die Impfung nur mehr an einer der Fl�chen der Schweifspitze vor, nimmt nur mehr das unterste St�ck des Schweifes in Anspruch, �ber�schreitet nicht mehr die Dicke der Haut, und bedient sich namentlich nur mehr eines gut gew�hlten Giftes. Und diesen mit der �ngstlichsten Genauigkeit getroffenen Vorsichtsmaass-regeln verdankt seine Methode ihre konstante und allgemeine Befreitheit von Komplikationen. .Diesen Vorsichtsmaassregeln ist es insbesondere zuzuschreiben, dass von zwei Tausend f�nlhundert Rindviehst�cken, die sich zur Zeit in Hasselt befinden, w�hrend des letzten Winterhalbjahres nur zwei in Folge der Impfung zu Grunde gegangen sind. �
Wir haben ferner gesehen, dass das ganze Geheimniss der Methode des Herrn Dr. De Salve in der Wahl eines gefahrlosen d. i. von fauligen Stoffen freien Giftes besteht.
Herr Wellembergh ist der Ansicht, dass andere weni�ger bedeutende Ursachen gleichfalls das Erscheinen der allge�meinen Zuf�lle beg�nstigen k�nnen, welche die dritte Symp�tomen - Gruppe bilden, die wir betrachten, und obwohl diesel�ben �haupts�chlich der Individualit�t des Thieres, sagt er, und seiner gr�ssern Empf�nglichkeit beigemessen werden k�nnen, so gibt es gleichwohl noch gleichzeitige Verh�ltnisse, welche zur Beg�nstigung dieses Zustandes mitwirken; solche sind die Nahrung, die grosse Hitze zur Zeit der Impfung, die Arbeit, das Laufen auf den Weiden, wo die Thiere einer sehr starken Einwirkung der Sonne ausgesetzt sind, und endlich die sehr heftigen oder anhaltenden Bewegungen, und der Zustand von
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Aufregung, in welche sie durch die Insektenstiche versetzt werden.quot;
Die meisten dieser Ursachen sind ohne Zweifel von ent�schiedenem Einfl�sse, und Niemand k�nnte ihre Wichtigkeit zu l�ugnen wagen, ohne sich Ungl�cksf�llen preiszugeben. Es gen�gt daher, sie anzuf�hren, um es sich zur Pflicht zu ma�chen, sie zu vermeiden, oder die Thiere gegen ihren Einfluss zu sch�tzen. Jedoch finde ich mich, obgleich Herr Dr. Wil�lems seinerseits beobachtet hat, dass die Folgen der Impfung w�hrend der Sommerhitze am bedenklichsten seien, zu fragen veranlasst, ob dieser Umstand von der Temperatur selbst her�r�hrt, oder nicht vielmehr von den unaufh�rlichen Bewegungen, zu welchen das Organ, an dem man die Impfung vornahm, gen�thiget ist, um sich gegen die Angriffe der Insekten zu wehren. Diese Frage ist sehr wichtig und verdient von Seite der Beobachter eine sehr genaue Untersuchung. Deshalb frage ich, ob es denn so bedeutend schwierig sei, einige Mittel zur Beseitigung der gew�hnlichen Ursache dieser Bewegungen, und zum Sch�tze der Thiere gegen diese Plackereien anzu�wenden. Die Haltung im Stalle und der Gebrauch einer einfachen leinenen Decke gen�gen zur Erreichung dieses Zweckes, und besonders, um den Schl�gen des Schweifes, welche gegen die Flanken des Thieres geschleudert werden, vorzubeugen, da es so wichtig w�re, den Schweif ruhig zu verhalten. Dieses Mittel wendet man an, um die Luxuspferde gegen die Angriffe der Insekten zu sch�tzen, und es gen�gt in allen F�llen. Wenn nun dieses Mittel gut ist f�r den edlen Renner, warum soll es schlecht sein f�r das Rindvieh, wel�ches man mit Recht als das Sinnbild der Geduld bezeichnet?
Vierter Artikel.
Vierte Gruppe.
Allgemeine Erscheinungen ohne lokale Krankheits�usscrungen.
Herr Dr. W i 11 e m s und andere Experimentatoren haben Thiere beobachtet, bei welchen die Impfung so unbedeutend in ihren Wirkungen, und so verborgen in ihren Aeusserungen war, dass sie kein �rtliches Zeichen hervorrief; und gleichwohl wirkte das Gift und sch�tzte das Thier so sicher, als wenn
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die Operation eine furchtbare Reaktion von Seile des Orga�nismus hervorgebracht h�tte.
Diese F�lle sind unbedingt sehr selten; aber sie sind des�halb nicht weniger interessant f�r den Physiologen, der sich nicht enthalten kann, sie mit dem zu vergleichen, was wir in der Syphilis beobachten, wenn ein prim�rer Bubo oder noch mehr ein in der Tiefe einer Lymphdr�se verborgener Absorptions-Chanker entsteht, w�hrend gar keine oder fast keine �rtlichen Erscheinungen vorhanden waren.
Hier folgt, wie Herr Dr. Willems in Bezug auf diese Erscheinung sich in seiner Denkschrift vom 14. Septem�ber 1852 und in seinem Briefe an die Kommission vom 8. des�selben Monats ausdr�ckt*): �Ist es nothwendig, sagt er, dass die Impfung, wenn ein Thier durch sie gegen die Lungen�seuche gesch�tzt sein soll, die gew�hnliche krankhafte Er�scheinung produzire, welche sich an der Impfstelle zeigt? Ich glaube es nicht. Ich betrachte die Wirkung des in den Organismus des Ochsen eingef�hrten Lungengiftes als eine Art von Dynamisalion, d. i., das am Schweife oder an irgend einem andern K�rpertheile eingef�hrte Gift wird absorbirt, dringt in das Blut ein, wirkt auf dasselbe, ver�ndert es, und erstreckt seine Wirkung auf alle Organe, indem es dieselben so modifi-zirt, dass es sie unf�hig macht, von der Lungenseuche befal�len zu werden. Dieses Gill erzeugt gew�hnlich eine mehr oder minder starke lokale Wirkung in den Geweben, mit denen es in unmittelbare Ber�hrung gebracht wurde. Da wir kein an�deres Merkmal daf�r haben, dass das Gift seine Wirkung ge-�ussert habe, als die krankhafte �rtliche Kundgabe, so ist es der Vorsicht gem�ss, alle Thiere noch einmal zu impfen, an denen die erste Impfung keine (lokalen) Wirkungen hervorgebracht hat. Wir beobachten unbedingt dasselbe bez�glich der Vaccine beim Menschen. Ich muss jedoch bemerken, dass man oft als Beweissymptom f�r die stattgehabte Absorption des Giftes, wenn man durchaus keine krankhafte Ver�nderung der Schweifspitze sieht, die Lymphdr�sen am Kreuze in der N�he des Schweifansatzes hyper�misch hart und betr�chtlich angeschwollen beobachtet.quot;
*)Vcrheyen, Rapport, p. 50.
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Weilerhin f�gt Herr Dr. Willems einen nicht minder be-merkenswerlhen besondern Umsland bei: �Ich h�be oft, sagt er, nach der Eiiil'iihrang des Lungengiftes am Schweife die charakteristischen Geschw�lste der Impfung in verschiedenen K�rpertheilen entstehen sehen, ohne dass man an der Stelle der Einf�hrung des Giftes auch nur die geringste Ver�nderung wahr�nehmen konnte.quot;
Diese beiden Zitate sind zur Rechtfertigung der Annahme hinreichend, dass es eine aus allgemeinen oder konstitutionel�len Erscheinungen bestehende Symptomengruppe ohne lokale Aeusserungen gebe. Diesen Punkt wollte ich hier nur fest�stellen; die Schl�sse werden sp�ter folgen.
Dieses sind also die haupts�chlichsten Erscheinungen, welche die Impfung des Lungengiftes von den einfachsten Aeus�serungen bis zu den bedenklichsten Komplikationen hervor�bringt. Verm�ge der von mir getroffenen Einlheilung kann man mit einem Blicke die Gesammlheil der Erscheinungen er�fassen, ihren urs�chlichen Zusammenhang und ihr Fortschrei�len beobachten, und ganz ungezwungen zu den Konsequenzen gelangen, welche sich daraus ziehen lassen. Es hat daher die Phantasie mit Unrecht da Geheimnisse gesucht, wo man in der Wirklichkeit einen dynamischen Prozess hat, analog vielen andern, welche die Wissenschaft schon seit langer Zeit sank-tionirt hat; es w�re aber ein eitles Beginnen, wenn die abso�lute Zweifelsucht heut zu Tage so feslbegr�ndete Thatsachen negiren wollte. Wir befinden uns nicht mehr in jenen Zeiten, in denen die Gerichtsh�fe die Sonne zwingen konnten, sich um die Erde zu drehen! � Wenn die Natur uns ein Geheim-niss enth�llt, so beugt sich die Wissenschaft, wenn sie es nicht erkl�ren kann, aber sie l�ugnel es nicht mehr, es w�ie denn, dass es sich um tanzende Tische handelte! �
Eilftes Kapitel.
Konsekutive Ercheinungen.
Die gew�hnlichen �blen Folgen der Impfung des wahren Lungengiftes entstehen immer aus der �bergrossen Menge des spezifischen Exsudates, welches in die Gewebe abgelagert
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wurde, und welches die so verschiedenartigen Geschw�lste bildet, deren Geschichte ich in grossen Umrissen skizzirt habe. Es ist wohl zu bemerken, dass es sich hier nicht um �ble Zuf�lle von fauliger Nalur handelt, von denen vorher die Rede war, und welche durch die Einimpfung eines solchen Giftes erzeugt werden, wie die aus den Lungen von in den letzten Stadien der Krankheil angelangten Thieren ausgedr�ckte Fl�ssigkeit ist.
Um solchen �blen Folgen vorzubeugen hat Herr Dr. Wil�lems schon seit sehr langer Zeit als einen allgemeinen Grund�satz, wie ich bereits gesagt habe, angenommen, immer tiefe Einschnitte in die durch das Exsudat erzeugten Geschw�lste zu machen, um einmal die Einschn�rung zu verhindern, dann aber auch um der plastischen Fl�ssigkeit einen Ausweg zu verschaffen, welche unvermeidlich gegen Stellen andringt, an denen sich auch nur das kleinste Theilchen des Impfgiftes befindet.
Gew�hnlich tritt nach diesen Einschnitten Folgendes ein: Sogleich nach der Trennung der Gewebe ergiesst sich aus denselben eine sehr grosse Menge Blutes, welches bald durch eine ser�se Fl�ssigkeit, und sp�ter durch ein fibrin�s-albumi-n�ses Exsudat ersetzt wird, dessen Ausfluss im Allgemeinen eine heilsame Entleerung hervorbringt.
Die Geschwulst macht keine weiteren Fortschritte, sie sinkt zusammen, und nach einer l�ngeren oder k�rzeren Zeit bedeckt sich die Kontinuit�tstrennung mit einer trockenen und hornartigen Kruste, unter welche sich eine feste Narbe bildet, ohne dass Eiterung eingetreten gewesen w�re.
Ich werde alsbald auf diese merkw�rdigen Erscheinungen zur�ckkommen, aber zuvor muss ich noch einer sehr sonder�baren Eigenlh�mlichkeit erw�hnen, auf welcher die Aufmerk�samkeit der Beobachter bis jetzt bei weitem nicht genugsam gerichtet wurde, n�mlich des Bl aste ms (d. i. faserstoffigen plastischen Exsudates), welches aus den an dem geimpften K�rpertheile gemachten Einschnitten aussickert und zwar in solcher Menge, dass die Mehrzahl der Thiere davon t�glich bis zu einem und auch zwei Liter verliert, wenn die Impfung an der Schweifspitze vorgenommen wurde, w�hrend
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in dem gleichen Zeitr�ume von ihr mehr als ein halber Eimer ausfliesst, wenn das Gift am Triel eingef�hrt wurde!-------
Diese Thatsache allein w�rde die von Herrn Dr. Wil�lems gegebenen Vorschriften rechtfertigen, wenn auch nicht das praktische Ergebniss den Beweis f�r deren unbestreitbaren quot;Vorzug �bernommen h�tte. Ferner sind die M�ster von Has�selt vollkommen �berzeugt, dass sie die Vertreibung der Lungenseuche aus ihren St�llen nur dem sorgf�lligsten und ge-naueslen Vollzuge dieser Vorschriften, und nicht der Einmischung von Leuten verdanken, die Alles gethan haben, um eine ein�fache und nat�rliche Methode zu entstellen.
M�ge man also doch abstehen, von einem freiwilligen Aufh�ren der Seuche, das durch nichts gerechtfertiget ist, oder von einem unm�glichen zuf�lligen Zusammentref�fen (des Aulh�rens der Seuche mit der Impfung) zusprechen! Wenn die Lungenseuche aus den St�llen von Hasselt ver�schwunden ist, so geschah dieses desshalb, weil man die Schutzimpfung einf�hrte und in grossartigen Verh�ltnissen in Anwendung brachte. Ueberall, wo man auf dieselbe Weise, wie in Hasselt sie ausf�hrte, hat dasselbe stattgefunden, und Herr Willems behauptet daher mit Recht, �dass es un�m�glich ist, einen einzigen gegentheiligen Fall anzu�f�hren.quot;
Wer begreift Angesichts so vollkommener Resultate nicht die Wichtigkeit, die unerl�ssliche Notwendigkeit, in allen Punkten die Vorschriften zu befolgen, die deren Erlangung er�m�glichten? Wer begreift die Gefahren nicht, in welche man gerathen muss, wenn man nicht von Modifikationen oder ver�meintlichen Verbesserungen in einer Methode, die bereits durch die Erfahrung sanktionirt ist, abl�sst? Hat Herr Maris den Versuch, den er mit der Impfung am Triel auf dem Schlosse zu Herkenrode angestellt hat, nicht theuer genug bezahlt? Hat Herr Dr. Willems nicht selbst eine rauhe Schule durch�gemacht, indem er die ersten Ochsen t�dtete, an denen er die Impfung vornahm? Hat man endlich nicht an allen Punkten und mit allen Verfahrungsarlen experimenlirt? Und trotzdem ist nunmehr Jeder gen�thiget, wieder zur Methode des Herrn
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Dr. Willems zur�ckzukehren, welche allein die Interessen der Landwirlhschaft wahren kann.
Bedarf es noch anderer Thatsachen, um f�r die Wissen�schaft, oder vielmehr um f�r die Kommissions-Mitglieder das wirkliche Sachverh�ltniss zu besl�ltigen? Sind die Tausende von g�nstigen Erfolgen, die man erlangt hat, und das Ver�schwinden der Lungenseuche allerorten , wo man ihr die Im�pfung entgegensetzte, nicht hinreichend zuverl�ssige Thalsachen, nicht hinreichend kr�ftige Beweise, um die Bedeutung dieser Operation zuzugestehen? In der That, alle Bedenklichkeiten, die man in dieser Beziehung zeigt, streifen ungemein nahe an Ungerechtigkeit, an Undankbarkeit! �
Was mich betrifft, so sch�tze ich mich gl�cklich, der Erste in Belgien gewesen zu sein, welcher die Vertheidigung eines eben so n�tzlichen als scharfsinnigen Verfahrens �ber�nommen und bewiesen hat , dass die wahre Wissenschaft eine Entdeckung als ihr Eigenthum in Anspruch nehmen kann, wenn auch ein administratives Dokument deren Bealit�t be�streitet! �
Zw�lftes Kapitel. Versuche.
Das Lungenseuchegift wirkt nur auf das Rindvieh und vielleicht auf die �brigen grossen Wiederk�uer*).
Es scheint ganz bestimmt ohne Wirkung zu bleiben ^eim Menschen, beim Hunde, beim Ziegenbock, bei der Ziege, bei dem Schafe und bei den verschiedenen Hiihnerarlen; dieses gehl wenigstens klar aus den in der ersten Denkschrift des Herrn Dr. Willems berichteten Versuchen und Erfahrungen hervor**).
*) Wohl nur auf Thicre der verschiedenen Rinderspezics.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;K.
�*) Allerdings kann durch Einf�hrung einer aus den Lungen eines lun-genseuchekranken Rindes entnommenen, namentlich ausgepressten, Fl�ssigkeit, wenn diese feste K�rperchen enth�lt, an derlnsertions-stelle, wie z. B. am Schweife, bei Hunden und andern Thieren zuerst eine Stockung und Hemmung des Kapillarkreislaufes, dann
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In Beireff der Nichl�bertragbarkeil auf den Menschen dr�ckt sich Dr. Willems aus wie folgt*): �Die giftige Fl�s�sigkeit unter die Oberhaut des Menschen eingef�hrt, bringt daselbst keinen Zufall hervor. Fast alle Tage stechen sich Menschen, welche die lungenseuchekranken Thiere abledern, mit den mit dem Blute dieser Thiere besudelten Messern. Den 16. Juli 1851 schnitt ich mich beim Impfen von Ochsen mit einem zweischneidigen Skalpel, das mit der giftigen Materie befeuchtet war, in den Finger; diese kleine Wunde heilte wie eine gew�hnliche. Als ich am 26. Juni 1852 Ochsen ein�impfte, schnitt ich, in Folge der ungest�mmen und unerwar�teten Bewegungen des einen derselben, den Diener Vanden-beck, welcher mir Hilfe leistete, mit dem mit der giftigen Materie besudelten Messer in die Hand. Die Wunde war nach drei Tagen g�nzlich vernarbt.
Dieses einfache Zitat enth�lt schon einen halben Beweis f�r den Unterschied, welcher zwischen fauligen durch kadave�rische Zersetzung entstandenen Fl�ssigkeiten und dem gut ge�w�hlten Lungenseuchegilt besteht; man wird sogleich sehen, dass diese Substanzen durchaus nichts mit einander gemein haben.
Um die verschiedenen Fragen zu l�sen, welche seine Ent�deckung veranlasst hat , konnte sich Herr Dr. Willems nicht darauf beschr�nken, die ausschliessliche Empl�nglichkeit des Rindviehes f�r die giftige Insertion zu konstatiren ; er mussle
Hyper�mie, und zulclzl selbst Brand entstehen, oder durch die faulige Beschaffenheit der Impfmatcric eine putride Vergiftung', de�ren Wirkungen sich besonders im Darmkanale geltend machen, bei Thieren anderer Gattung, als der des Rindes , erzeugt werden: aber diese Folgen haben mit der Lungenseuche nichts ge�mein; sie sind im ersten Falle durch lediglich mechanische Ur�sachen, im zweiten durch eine septische Einwirkung, wie sie nach Einf�hrung fauliger Stoffe in das Blut, sei es auf dem Wege der Infusion oder der Absorption, �berhaupt eintreten, bedingt. Es ist in der That eine Sache, die Verwunderung erregt, dass Wil�lems u. A., die solche Versuche anstellten ,derartige Resultate von der Lungend�ssigkeit des Rindes an Thieren anderer Gattun�gen nicht erhielten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; K. *) Willems, erste Denkschrift, p. 14.
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noch die Spezificil�t dieses Giftes feststellen, und bewei�sen, dass dasselbe ausschliesslich in dem exsudirten Blastem (d. i. dem faserstoffigen plastischen Exsudate) seinen Sitz habe, ohne etwas von seiner Kraft an differenle Fl�ssigkeiten oder normale Sekretionen abzugeben. Der Erfinder der Methode hat dieses gethan.
Am 10. Februar 1851 impfte er 1) aus der Halsvene eines kranken Ochsen entnommenes Blut; 2) den Maulschleimen eines ebenfalls kranken St�ckes; 3) den spezifischen Tuberkel ein, welcher sich immer (?) bei Thieren, die an der Lungen�seuche zu Grunde gegangen sind, auf der Schleimhaut des Darmkanals findet
Diese verschiedenen an der Schweifwurzel durch einen hinreichenden Einschnitt vorgenommenen Impfungen erzeugten nur eine unbedeutende, von jeder bemerkenswerthen Eigen-th�mlichkeit freie Entz�ndung.quot;
Andererseits war es sehr wichtig, zu erfahren, ob die Einimpfung der aus den Lungen eines gesunden Ochsen ausgepressten Fl�ssigkeit nicht einige jener Symptome hervor�rufe, welche man der Einf�hrung des aus den Lungen kranker Thiere entnommenen Giftstoffes zuschrieb. Dieses hat der Ver�such vom 19. Juni 1851 insbesondere beabsichtiget. �Ich habe, sagt Herr Willems, verschiedenen Ochsen die aus den Lun�gen eines gesunden Ochsen ausgedr�ckte Fl�ssigkeit einge�impft, der vom Lande kam und ganz ausserhalb der epizoo-lischen Einfl�sse sich befand. Diese Ochsen wurden in die�selben Verh�ltnisse gebracht, wie diejenigen, denen ich die aus lungenseuchekranken Thieren ausgedr�ckte Lungenfl�ssig�keit eingeimpft habe, und zeigten durchaus keine Erscheinung an der K�rperstelle, an der ich die Stiche gemacht habe.quot;
Es leuchtet daraus klar hervor, dass die Virulenz, oder, wenn man will, die Spezificil�t ganz eigenth�mlich der von Herrn Dr. Willems entdeckten Lungenfl�ssigkeit an�geh�rt, indem diese allein die dynamischen und physiologischen Wirkungen erzeugt, in Folge welcher das geimpfteThier gegen die Infektion gesch�tzt wird, welche uns gegenw�rtig be�sch�ftiget.
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Dreizehntes Kapitel. Der Impfung unzug�ngliche Rindviehst�cke.
In seiner ersten Denkschrift hat Herr Dr. Willems ge�sagt, dass er die Bemerkung gemacht habe, dass bei einer gewissen Anzahl von Rindern kein Symptom der Impfung sich gezeigt habe. �Wahrscheinlich, � so lautet seine Aeus-serung*), waren diese Thiere nicht f�r die Lungenseuche em�pf�nglich, und in Folge hievon widerstanden sie der Wirkung des Lungenseuchegifles, oder ist vielleicht dieses Gift gar nicht mit den einsaugenden Gelassen in Ber�hrung gekommen.quot;
Seinerseits hat Herr Professor Weilernbergh sich in seinem ersten Berichte in nachsiehenden Worten vernehmen lassen **):
�Bei einigen Hornviehsl�cken brachte die Impfung, ent�weder aus Mangel an Empf�nglichkeit f�r die Lungenkrank�heit , oder wegen Unf�higkeit von ihr befallen zu werden, oder aus irgend einer andern unbekannten Ursache durchaus keine Wirkung hervor. Dieselben Individuen schienen �brigens ohne Impfung gegen jeden Anfall von diesem Uebel gesch�tzt zu bleiben. Auf dieselbe Weise misslingt die Impfung und bringt keine Erscheinung hervor bei Thieren, die schon einmal von der Lungenseuche befallen waren und von ihr wieder genesen sind.quot;
Aus diesen beiden Zitaten ersieht man, dass sie die Beobach�ter �bereinstimmend bekr�ftigen, dass gewisse Thiere jedem Impfversuche widerstanden. Sie erkennen also das Faktum an, aber sie stimmen nicht in der Abgabe der Erkl�rung �ber eine doch so ganz nat�rliche besondere Erscheinung �berein.
Ungl�cklicher Weise tr�gt die Mehrheit unserer wissen�schaftlichen Erkl�rungsversuche zu sehr die Spuren des Ein�flusses vorgefassler Meinungen an sich, welcher wir uns kaum zu erwehren wissen, und welche, allerdings gegen unser Wis�sen, sich unsers Geistes bem�chtigen, unser Urtheil irre f�h�ren, und uns an der Auffassung der wahren Bedeutung der einfachsten Thatsachen hindern.
*) Willems, erste Denkschrift, p. 31.
�*) Wellembergh, erster Bericht. Journal d'agriculture. Janvier, 1853, p. 14.
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So hat man, als man Thiere beobachlele, die der Impfung der Lungenseuche widerstanden, zuerst gegen die Bedeutung dieser Thatsache protestirt, und ist sogar so weit gegangen, sie als einen Beweis der Unwirksamkeit der Methode selbst entgegenzusetzen. Dieses war nichts anderes als ein Kampf mit der Waffe der Ausnahme gegen die Regel, und man be�griff anfangs nicht den Fehler, auf diese Weise zu urtheilen.
Gleichwohl wissen wir, dass es Menschen gibt, die durch�aus der Variola oder Vaccine unzug�nglich sind; Niemanden aber, so viel ich weiss, ist es auch nur im Traume einge�fallen , sich dieser Ausnahmsliille zu bem�chtigen, um die kontagi�se Natur der Variola zu bestreiten, oder um die Impf-barkeit der Vaccine zu l�ugnen. Wir wissen, dass es Indivi�duen gibt, welche jeder Ansteckung, selbst im Falle der Sy�philis, hartn�ckig widerstehen. Wir wissen insbesondere, dass Herr Ricord selbst mehrmals versuchte, das Chankergift einem durch seine �bertriebene Freiheitsschwindeleien ber�hmt gewordenen Demokraten einzuimpfen , und dass dieser grosse Syphiliograph niemals bei diesem Manne die spezifische Pustel hervorzurufen im Stande war. Wohlan! Ich frage, ist Jemand auf den Einfall gerathen, auf einen solchen Ausnahmfall einen Beweis f�r die Behauptung der Nichtimpfbarkeit oder der Nichtgiftigkeit des syphilitischen Chankers zu gr�nden? Nein, ohne Zweifel!
Wenn dem so ist, warum schliesst man nicht in Bezug auf die Lungenseuche gerade so, wie hinsichtlich der �brigen impf baren Krankheiten, nachdem wir doch f�nf Tausend verb�rgte Thatsachen vor Augen haben, welche die Wirklich�keit dieser Art von vorbauender Uebertragung der so h�chst verderblichen Seuche bewiesen haben?
Es scheint mir daher, dass von dem Augenblicke an, als man Thiere beobachtete, welche der Impfung der Lun�genseuche widerstanden, die erste Aufgabe darin bestanden h�tte, den Verh�ltnissen nachzuforschen, in denen sie in Be�ziehung auf die Krankheit gelebt haben, um zu erfahren, ob sie nicht zu der Zeit, in welcher man sie einer lediglich vor-bauendenOperation unterwarf, den epizootischen Keim schon in sich trugen, oder auch um sich zu versichern, ob ihre Lungen
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nicht die anatomischen Merkmale eines gl�cklich �berstandenen Anfalles an sich wahrnehmen lassen.
Diese erste Untersuchung w�re um so nolhwendiger ge�wesen, als wir, wie ich glaube, mit Umschreibung von Lis-franc's Worten, zu sagen berechtiget sind, dass jedes den Bedingungen der Ansteckung ausgesetzte Rindviehst�ck die Lungenseuche gehabt hat, hat, oder haben wird, ge�rade so wie jeder nicht vaccinirte und der Pocken-Ansteckung ausgesetzte Mensch die Blattern bekommt, wenn er sie nicht schon fr�her gehabt hat.
Dieses ist ein allgemeines Gesetz, das nur sehr wenigen Ausnahmen unterliegt.
Indem die Thatsachen, auf welcher es ruht, fest begr�n�det sind, ist es offenbar, dass, wenn im Moment der Im�pfung das Lungenseuche-Miasma bereits von dem Or�ganismus Besitz genommen hat, jede neue nat�rliche oder k�nstliche Infektion ohne fruchtbare Wirkung bleiben wird, weil der Feind schon in die Mitl� des Platzes vorger�ckt ist, und es vollkommen unn�tz w�re, an die Anordnung einer Be�sitzergreifung zu denken, die bereits vollbracht, und gegen welche der Organismus hinfort zu reagiren unf�hig ist.
Diese Anschauungsweise stimmt in allen Punkten mit den durch die Experimentatoren beobachteten Thatsachen �berein. Sie gen�gt auch, um die Unwirksamkeit der Impfungen zu er�kl�ren, welche entweder an fr�her infizirlen und die anatomi�schen Ver�nderungen einer gl�cklich �berstandenen Lungen�seuche in sich tragenden, oder eben frisch befallenen und das epizootische Miasma im Inkubationsstadium in sich einschlies-senden Thieren vorgenommen wurden.
So haben alle M�ster best�ttiget, dass ein von der Lungenseuche geheilter Ochs ohne nachlheilige Folgen den Gefahren der Ansteckung Trotz bietet, und diese Thatsache ist durch Herrn De Saive vollkommen bekr�ftiget worden.
Dieses hat ein holl�ndischer P�chter schon lange Zeil kennen gelernt, ehe von der Impfung die Rede war, und diese Beobachtung blieb bei ihm nicht fruchtlos. W�hrend alle seine Nachbarn unaufh�rliche Verluste durch die Verheerungen der
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Seuche erlitten, war es diesem P�chter gelungen, seine St�lle vollst�ndig gegen sie zu bewahren; sein ganzes Geheimniss bestand darin, dass er nur solche Thiere zur Aufstauung in ihnen ausw�hlte, welche bereits den Anf�llen des Uebels un�terworfen gewesen und dann wieder genesen sind.
�Uebrigens wird, f�gt Herr Willems hinzu, dieses Er-gebniss beinahe von allen Beobachtern anerkannt. Herr Yvart, General-Inspektor der Veterin�r - Schulen in Frankreich, be�richtet Thatsachen, welche beweisen, dass die Krank�heit nie zum zweiten Mal dasselbe Thier befallen hat. Herr Lafosse zu Toulouse sagt dasselbe; die Her�ren Verheyen und Petry, zwei gelehrte mit dieser Sache vollkommen vertraute Belgier, sind der n�mlichen Ansicht.quot;
Die Menschen-Medizin bietet auch eine ganz gleiche Er�scheinung in Bezug auf die grossen Epidemieen dar, welche niemals, so zu sagen, zum zweiten Mal dasselbe Individuum befallen; die Cholera, die Pest, der Typhus, das gelbe Fieber, das typhoide Fieber, die Variola u. s. w. sind davon deutliche Beispiele, und wenn die Wissenschaft manchmal Ausnahmen begegnet, sind sie zu selten, als dass siedle Regel entkr�ften k�nnten.
An diese zuerst von Vicq-d'Azir bekannt gemachte Wahrheit kn�pft sich die Bedeutung der von Camper, Mun-nickx, Massie, Deltof, Berg beobachteten Thatsachen, Thatsachen, welche die von Dufot, Girard, Courtivron, Leroy und Volpi beohachteten R�ckf�lle nicht zu schw�chen verm�gen.
Hier hat man also ein Hauplfaktum, ein f�r die Wissen�schaft definitiv erworbenes Prinzip, n�mlich, dass jedes von der Lungenseuche genesene Rind nicht mehr ge�eignet ist, von ihr aufs Neue befallen zu werden.
Eine andere nicht minder wichtige Thatsache, welche die Experimentatoren gleichm�ssig best�ttiget und von deren Wahr�heit alle M�ster in Hasselt sich oft �berzeugt haben, ist die, dass die Impfung des Lungengiftes bei allen Thieren ohne Er�folg blieb, welche einem fr�hern Anfalle der Krankheit unter�worfen waren.
In der That, sagt Herr Professor Wellembergh in sei-
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nem ersten Bericht, dass bei mehreren Thieren, welche man mit Sicherheil als solche erkannte, die zuvor schon von der Lungenseuche befallen gewesen waren, nicht die geringste Wirkung der Inokulation sich bemerkbar machte; sie misslang und erzeugte keine Erscheinung.quot;
HerrNys, Destillateur zu Hasselt, hat bei mehr als f�nfzig fr�her mit einigen Symptomen der Lungenseuche be�haftet gewesenen Thieren gefunden, dass ihnen die Empf�nglichkeit f�r eine von Erfolg begleitete Impfung g�nzlich fehle. Er be-sass unter andern einen pr�chtigen Ochsen, welcher ihm mehr�mals die gr�sslcn Besorgnisse bez�glich des Ausganges einiger nachdr�cklichst bek�mpften Brustzuf�lle eingefl�sst hatte. Mehr als zehnmal versuchte man, dieses Thier zu impfen, und im�mer misslang die Operation. Kurz, da die Gefahr vollst�ndig beseitiget war, setzte man die M�stung dieses Thieres fort, und verkaufte es in der Folge an einen Metzger in Antwerpen. Da aber einige Zweifel �ber die beobachteten Brustzul�lle be�standen und man sich die Ursachen nicht erkl�ren konnte, welche das Auftreten der gew�hnlichen Erscheinungen der Im�pfung verhinderten, so hat sich Herr Nys ausbedungen, dass man ihm nach dem Schlachten die Lungen wieder zur�ck�schicken soll, und man fand in ihnen mehrere Kapseln, welche die marmorirte Hepatisalion und das spezifische Exsudat der Lungenseuche enthielten.
Eine weitere, nicht weniger verb�rgte Thatsache 'endlich, welche alle Experimentatoren best�ttiget haben, und welche die beiden vorstehenden bekr�ftiget und ihnen einen ganz be�sonderen Werth verleiht, ist die, dass ein geimpftes Rind, bei welchem die �rtlichen oder allg emeinen Erschei-nungen eingetreten sind, f�rderhinunem pf�ngl ich ist f�r eine neuelmpfung des Lungengifies.
Alle Destillateure in Hasseil haben �ber diesen Gegen�stand vielfache Erfahrungen gemacht, und alle sind heut zu Tage �berzeugt, daslaquo; die giftige Insertion nur einmal an dem�selben Thiere gelingt. Die Herren Nys, Vinkenbosch, Willems und Andere haben eine betr�chtliche Menge Ver�suche mit der Wiederimpfung von Rindviehst�cken ange-Kreutzcr, Einimpfung d. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 12
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stellt, und niemals ist die Operation gelungen, wenn sie schon das erste Mal gen�gende Resultate geliefert hatte.
Uebrigens hat Herr Dr. Willems diese Thatsache und diese Immunit�t schon in seiner ersten Denkschrift angef�hrt. �Ich habe, sagt er, das Lungengift einem Ochsen eingeimpft, welcher einige Monate fr�her die Lungenseuche gehabt halle, und ich habe ferner das Gift zu verschiedenen Malen andern Thieren eingeimpft, welche fr�her schon geimpft worden wa�ren, und alle diese Thiere, mit Ausnahme eines einzigen, wel�ches an der geimpften Stelle eine kleine Geschwulst zeigte, haben keine einzige Erscheinung der Impfung mehr dargeboten.quot;
�Die Immunil�t gewisser Individuen gegen das Kontagium r�hrt nicht vom Gifte her, sagt Herr De Saive*). Seine Unwirksamkeit in gewissen F�llen' beweist nichts gegen seine Existenz. Sein eigenth�mliches Wesen ist, immer wirksam zu sein; aber es trifft auf Individuen, die f�r seine Wirksamkeit unzug�nglich sind, ohne dass es deshalb seine giftigen Eigen�schaften �berhaupt verloren h�tte.
�So begegnet man Individuen, welche sich in einer der�artigen Disposition befinden, wo das Gift zur�ckgewiesen wird, oder wo ein wirklicher pathologischer Antagonismus besieht. Die Vaccine z. B. haftet nicht mehr bei einem schon vaccinir-ten oder bei einem solchen Individuum, welches schon die Variola gehabt hat; h�rt in solchen F�llen die Vaccine auf, ein Gift zu sein? Allen Aerzten sind Individuen vorgekommen, welche ohne nacbtheilige Folgen der Syphilis Trotz boten? Darf man r.us Ausnahmsf�llen dieser Art schliessen, dass die Vaccitte und die Syphilis keine giftige Krankheiten sind?quot;
Wir sind also im Besitze von vier Hauptthatsachen, welche, ich mit .einigen Worten in K�rze hier zusammenfassen will:
i) 'edes geh�rig geimpfte Rind widersieht der Luugen-seuche;
2) Jedes von einem ersten Anfalle genesene St�ck verf�llt nicht in einen zweiten;
3) Die von einem ersten Anfalle genesenen Thiere sind f�r die Impfung niclat rr.crv; empf�nglich;
~) Do Saive, 1. c. i). 34.
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4) Endlich macht eine gut gelungene erste Impfung das Thier unf�hig zur Kundgabe einer zweiten.
Ich werde mich in B�lde mit den Folgerungen befassen, welche aus so merkw�rdigen Erscheinungen sich ergeben; zu�vor muss ich aber einige Einw�rfe beseitigen, welche man zu Angriflswaffen umgestalten k�nnte, obgleich sie in der Wirk�lichkeit wenig bedeuten w�rden.
Vierzehntes Kapitel.
Geimpfte Thiere werden von der Lungenseuche
befallen.
Ich gebe zu, dass eine gewisse Zahl von Rindviehst�cken an der Lungenseuche gefallen ist, obgleich sie geimpft worden waren.
Ich gebe dieses zu, und ich mache dieses Zugest�ndniss in den unzweideuligslen Ausdr�cken, obwohl die Mehrzahl der in dem Berichte aufgef�hrten Thatsachen ohne reellen Werlh sind, und den Stempel einer eben so unvollst�ndigen als leichtfertigen Beobachtung an sich tragen.
Nachdem ich mich vorstehend in solcher Weise ausge�sprochen habe, ist es von geringer Bedgulung, ob die That�sachen dieser Ordnung mehr oder weniger zahlreich sind; das Wesentliche ist, dass sie �berhaupt m�glich oder dass sie vorhanden sind; von diesem Augenblicke an m�ssen wir sie zugestehen, und sie dann nach den Gesetzen der exakten Phy�siologie erkl�ren. Dieses werde ich ohne viele M�he auf eine eben so nat�rliche als b�ndige Weise Uranquot;.
Die Inkubation des nach der Methode des Herrn Dr. W i 1-lems eingeimpften Lungenseuchegiftes dauert, wie er sagt, f�nf Tage bis sechs Wochen und manchmal mehr.
Nun kann das epizootische Miasma vor und w�hrend dieser Periode von dem Organismus durch nat�rliche Infektion Besitz genommen, kann sich entwickelt, und endlich den Aus�bruch der Lungenseuche selbst herbeigef�hrt haben, bevor die Erscheinungen des geimpften Giftes eingetreten sind und dem�zufolge die Pr�servation bewirkt haben, welche man bei ge�impften Thieren gem�ss dieses Antagonismus erh�lt.
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Diese Anschauungsweise ist so nat�rlich, und selbst so logisch, dass sie kaum Beweise oder Er�rterungen erfordert.
Wissen wir nicht, dass die Pockenimpfung ohne Bedeu�tung ist, wenn das geimpfte Individuum sich schon unter dem Einflnsse des Pocken - Miasma befindet?
Wissen wir nicht, dass sogar die Vaccine ganz oder bei�nahe unwirksam bleibt gegen eine Variola im Inkubalions-stadium?
Wohlan! Dasselbe findet statt hinsichtlich der Impfung des Lungengiftes in Bezug auf die nat�rliche Inkubation der�selben Seuche; aber in diesen F�llen findet von zwei Dingen Eines statt.
Entweder ist die Impfung nicht zur Reife gelangt, ohne eine �rtliche Erscheinung hervorzubringen, und in diesem Falle ist die Impfung misslungen;
Oder es sind einige �rtliche Erscheinungen eingetreten, aber die allgemeine oder konstitutionelle Wirkung fehlt voll�st�ndig, oder ist wenigstens unverm�gend, das Thier gegen die Zenlralisalion des pathologischen Prozesses in den Lungen zu sch�tzen.
Der erste Fall hat sich dem Herrn Dr. Willems oft, und
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unter Umst�nden, die kaum einen Zweifel m�glich machten, dargeboten. Die zu Oreye beobachteten Thatsachen sind von dieser Art*): �Bei den P�chtern Marechal und Mans, zu Oreye, wohin der Herr Minister des Innern mich zu senden mir die Ehre erwies, um den Resultaten der Impfung nachzuforschen, hat kein geimpftes Thier, bei welchem sich die lokalen Erscheinungen der Impfung gezeigt haben, die Krankheit bekommen, w�hrend solche Thiere von der Krank-, heil befallen waren, welche geimpft worden sind, bei denen aber auf die Impfung keine �rtlichen Symptome sich gezeigt hatten. Diese Thatsachen wurden durch Herrn Renier, Gou-vernementsthierarzt zu Waremme, und durch die Herren Thier-�rzle Coene und Janne, welche mich begleiteten, best�ttigel.quot;
�) Willems, Bericht an die k�nigliche Akademie der Medizin in Belgien, vom 14. Sept. 1852; � Bericht der Zentral - Kommission , p. 53, 119.
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Man wird sogleich begreifen, dass das, was in Oreye sich zutrug, unter viel andern Verh�ltnissen sich ebenfalls er�eignen musste, wo man wirkliche und geh�rige Im�pfungen vermuthet hat, w�hrend die Operation vollkommen fehlgeschlagen halte.
Das in die Stichwunde abgelagerte Gift haftet nicht, wie dieses mit der Vaccine in den fehlerhaften oder vielmehr fehl�geschlagenen Vaccinationen, wie es ferner mit dem Chanker-eiter geschieht, der bei dem falschen syphilitischen Geschw�r stehen bleibt, ohne die spezifische Pustel oder seine Verh�r�tung hervorzubringen.
Herr Professor Wellembergh, dessen Angaben so ge�nau sind, dr�ckt sich in seinem vortrefflichen Berichte in fol�gender Weise aus: �Die Zahl der Thiere, welche nach der Impfung in die Lungenseuche verfielen, bel�uft sich, sagt er, dermalen auf sechzehn St�cke von zwei hundert sieben und vierzig (154 Milchk�hen, 6 Kalbinnen, 32 Jungrindern und 55 K�lbern.)
�Obgleich diese Zahl sehr betr�chtlich ist, so beweist sie doch nichts gegen das Wirkungsverm�gen der Impfung. Es war vorherzusehen, dass unter den geimpften Thieren, welche mit infizirlen Thieren in Ber�hrung standen, und unter welchen einige w�hrend der Impfung angesteckt worden sein konnten, mehr oder weniger F�lle sich ergeben w�rden, in denen die Lungenseuche ihre Verheerungen ausge�bt hat. Man kann sich bei dieser Gelegenheit nicht der Bemerkung enthalten, dass bei keinem dieser Thiere weder ein Symptom von Haftung der Impfung, noch eine weitere Folge der Operation sich gezeigt hat.quot;
Es hat daher nichts mehr und nichts weniger als eine mangelhafte Operation, eine missgl�ckte Impfung stattgefunden
In andern F�llen erzeugen sich einige �rtliche Erschei�nungen, aber die konstitutionelle Wirkung fehlt oder reicht nicht hin , um das Thier vor den Folgen der nat�rlichen In�fektion, und folglich vor der Zentralisation des pathologischen Prozesses in den Lungen zu sch�tzen.
Dieses hat ohne allen Zweifel in dem bei weitem gr�sslen Theile der in dem Berichte der Zentral-Kommission bezeich-
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nelen F�lle staUgefunden, bei welcher GelegenheU man eine so merkw�rdige Vorweisung von Schweifspilzen gemacht hat. Dieses hat sich ferner an dem Ochsen des Herrn De
B o r r e m a n zugetragen
der am 5. August 1852 geimpft
wurde und zwanzig Tage sp�ter den Zuf�llen der Lungenseuche erlag, obwohl der Sehweif sehr dick, und die rechte hintere Gliedmasse sehr angeschwollen war, und obwohl mit einem Worte alle �rtlichen Erscheinungen der Impfung in ihrer gr�ss-len Heftigkeit beobachtet wurden.
Ich weiss sehr gut, dass der Bericht der Zentral-Kommis-sion sich beeilt hat, aus diesen Thatsachen den Schluss zu ziehen, dass die Impfung der Lungenseuche �berhaupt wir�kungsunf�hig sei!-------
Man hat jedoch die Fehlerhaftigkeit, so zuurtheilen, schon bemerkt, denn die Kommission leitet ihre absoluten Schl�sse aus ganz und gar anstreitbaren und ausdr�cklich bestrittenen Pr�missen her.
Nach einer gesunden Logik scheint es sehr nat�rlich zu sein, mit Feststellung der Thatsachen zu beginnen, und als�dann die nat�rlichen Folgerungen aus ihnen zu ziehen, welche sie an die Hand geben. Nun hat ganz bestimmt die Kommis�sion nicht so verfahren zu m�ssen geglaubt, indem sie alle diese vermeintlichen Nichterfolge ohne Er�rterung, und als eben so viele Beweise ohne Widerrede gelten l�sst.
In Ansehung der vielen Schweifspitzen, welche Spuren an sich tragen, die von Impfnarben herzur�hren schienen, sagen uns diese Herren: �Die Thiere sind mit Erfolg geimpft worden, und doch an der Lungenseuche ge�storben; die Impfung ist also wirkungsunf�hig!quot; �
Dies ist allerdings sehr logisch; aber meinerseits entgegne ich mit Herrn Dr. Willems*): �Die Thatsachen, welche Sie anf�hren, bieten nur eine relative B�rgschaft und sind folg�lich ohne absoluten Werlh, weil uns nichts beweist, dass sie richtig beobachtet wurden. Es ist uns demnach unm�glich, sie ohne Vorbehalt gelten zu lassen, und wir glauben zu die-
*) Willems Bemerkungen an den Herrn Minister des Innern �ber den Bericht der Zentral-Kommission.
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sem Verfahren um so mehr berechtiget zu sein, als die durch die Zenlral-Kommission direkt angestell�ten Versuche durchaus vortheilhaft gewesen sind. Hiernach k�nnen wir wohl einiges Erstaunen dar�ber aus�dr�cken, dass so zahlreiche Nichterfolge durch isolirte Thier�rzte angegeben wurden, welche allein und in ihrer Weise operirlen, welche sich selbst kontrolirlen, und welche ferner allein den Erfolg oder wahrscheinlichen Nichterfolg der Operation beurtheilten: Hat der Eine nicht da Resultate gese�hen , wo ein Anderer keine gesehen hat? Hat man nicht z. B. in Hasselt offiziell angegeben, dass alle gut oder schlecht operirten Thiere, welche nach der Impfung noch dem Einflusse der Lungenseuche unterworfen waren, mit Er�folg geimpft worden seien? Alle guten Beobachter wissen je�doch, dass bei nur zwei Dritteln der Thiere Erscheinungen nach der Impfung eingetreten sind, welche den Erfolg an�zeigen.
�Ferner, f�gt Herr Willems hinzu, weise ich mehrere in Hasselt beobachtete F�lle um so mehr zur�ck, als sie alle dem Herrn Maris vorkamen, w�hrend Herr Vaes in seiner ausgedehnten Praxis keinen einzigen derartigen Fall beobachtet hat, und ich selbst nur sechs F�lle, darunter einen einzigen mit deutlichem Erfolg, beobachtet habe.
�Die Mehrzahl der angegebenen Nichterfolge r�hren, wie ich �berzeugt bin , entweder von der Sucht her, unaufh�rlich das Verfahren zu modifiziren, welches mir so sch�ne Resul�tate geliefert hat, oder von der Ausserachllassung der Vor-sichtsmaassregeln, deren unerl�ssliche Nothwendigkeit die Er�fahrung kennen gelehrt hat.
�In Has seil hat Herr Maris ungl�ckliche Versuche ge�macht, die durchaus der Impfung selbst zur Last gelegt wurden.
�Am 8. August 1852 erschien dieser Experimentator bei den Herren Destillateuren Gebr�dern Nys; er war mit drei verschiedenen, das durch ihn modifizirte Gift enthal�tenden kleinen Fl�schchen versehen. Zahlreiche Impfungen wurden aus einem oder dem andern dieser drei Fl�schchen, in Beisein des Eigenlh�mers und des Stalljungen Doncy vorge�nommen. Sie blieben ohne Erfolg. Sp�termusslesein Herr
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Kollege Vaes in Hasselt das Gesch�ft von vorne anfangen, und es gelang ganz gut.
�Am 20. April 1853 untersuchte ich das in den St�llen desHerrn Hamendt, Destillateur in L� wen, stehende Vieh*); diese St�lle waren seil langer Zeit infizirt. Die Thiere wurden durch Herrn Noel, Gouvernementsthierarzl in dieser Stadt, geimpft, und bei einer ganz gewissenhaften Untersuchung fand ich doch nur wenige Spuren, welche eine mit Erfolg vorgenom�mene Impfung anzeigten. KeinSt�ck ist daselbst wieder�geimpft worden; auch sind einige dieser Thiere noch von der Lungenseuche befallen worden, w�hrend zehn von mir an der Schule zu Cureghem geimpfte und auf Anordnung der Zentral-Kommission seit mehr als vier Monaten in infizirtcn St�llen stehende St�cke sich jetzt noch in denselben im Zu�stande vollkommener Gesundheit befinden.quot;
Man wird nunmehr einsehen, dass es unm�glich ist, die Mehrheil der in dem Berichte unter dem Titel von Beweismit�teln, bestimmt, die Unwirksamkeit der Impfung darzulegen, angef�hrten Thatsachen als gillig anzuerkennen. Aber, wie ich bereits gesagt habe, die Zahl ist von geringer Bedeutung, und von dem Augenblicke an, wo eine einzige richtig beobachtete Thatsache beobachtet wurde, in welchen die mit, (was die �usserlichen Erscheinungen betrifft),erw�nschtem Erfolge vorgenommene Operation nicht gegen die Lungenseuche sch�tzen konnte, m�ssen wir suchen und forschen, uns dar��ber eine genaue Erkl�rung zu verschaffen: Dieses will ich nun in wenigen Worten thun.
Ob das Lungenseuchegift in den Organismus durch nat�r�liche Absorption eindringt, oder durch die k�nstliche Impfung, ist, in Wahrheit zu sagen, immer das Lungenseuchegift das produzirende Agens der Lungenseuche des Rindviehes, und seine Wirkungen weiden in beiden F�llen dieselben sein, mit Aus�nahme, jedoch der Unterschiede in den �rtlichen Erscheinungen, oder der Bedeutung der von den verschiedenen Lokalisali onen herr�hrenden funk-v lionellen St�rungen.
Von wesentlicher Bedeutung ist es daher, niemals den
*) Siehe 3. Thalsache p. 96. Komraissionsbericht p. 133 , 147.
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Hauptsatz aussei Augen zu verlieren, welcher die ganze Frage beherrscht, n�mlich , dass die Impfung in der That nichts an�deres ist, als die Einf�hrung des Keimes oder Fermen�tes der Krankheit, genommen von einem Individuum, welches deren spezifische Ver�nderungen in sich enth�lt, und abgela�gert in dem Organismus eines Thieres, welches keine wahr�nehmbare Erscheinung derselben darbietet.
Wenn nun Thiere zu gleicher Zeit die Merkmale einer eigentlichen Impfung und die anatomischen Ver�nderungen der Lungenseuche selbst dargeboten haben, so kann ich in dieser Thatsache wirklich nichts sehr Ausserordentliches erblicken. Anstatt dass an einem einzigen Punkte die Ausbildung der spezifischen pathologischen Symptome vor sich geht, geschieht dieses an zwei verschiedenen Stellen, sei es dass die Impfung und die Infektion unabh�ngig von einander gewirkt haben, sei es, was jedoch weniger wahrscheinlich ist, dass die Impfung allein hingereicht hat, um dem epizootischen Miasma Eingang zu gestalten. Uebrigens wird diese Thalsache um so be�greiflicher, als Herr Dr. Willems ,.gesehen hat, dass nach Einf�hrung des Lungenseuchegifles am Schweife sich die charakteristischen Impfgeschw�lsle in verschiedenen Regionen des K�rpers entstanden, ohne dass man an der Einf�h-r�ngsstelle des Gifles selbst die geringste Ver�nderung in den Geweben bemerken konnte*).quot;
Diese verschiedenen Thatsachen sind dem Herrn Professor Wellembergh nicht entgangen, der sie vorhergesehen, und ihre physiologische Geschichte mit einer ausserordentlichen Klar�heit geschildert hat. Hier folgt die betreffende Stelle in seinem ersten Bericht; sie ist zu wichtig, als dass ich mich enthalten k�nnte, sie w�rtlich anzuf�hren.
�Es exislirt, sagt er, ein bedeutender Unterschied in der Zeil, nach welcher die Krankheit der Lungen nach der Im�pfung sich ausspricht. Denn w�hrend bei einigen Thieren die der Krankheit eigenlh�mlichenErscheinungen wenige Tage nach der Impfung hervortreten, zeigt sie sich bei andern nach
*) Willems, Bericht an die k�nigliche Akademie der Medizin, vom 14. Sept. 1852.
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drei oder vier, und bei einigen sogar erst nach sieben Wochen nach der Impfung. Wenn man in Betracht zieht, dass eine sehr lange Zeit bis zum Eintritte der Symptome verstreichen kann, welche sich nach der Impfung kund geben, und dass in ge�wissen F�llen zur Herbeif�hrung dieser Folgen ein Zeitraum von sieben Wochen nothwendig war, so darf man sich gewiss nicht wundern, wenn die Lungenkrankheit selbst nach einer
noch l�ngern Zeit ausbricht.
Es ist �brigens bekannt.
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dass diese Krankheit manchmal erst einige Mo�nate nach erfolgter Ansteckung der Thiere zum Ausbruche kommt, so dass also zwischen der Wirkungs�weise der zur k�nstlichen Impfung dienenden und auf k�nst�liche Art in den Organismus eines Thieres �bertragenen Sub�stanz, und der der Materie, welche auf nat�rlichem Wege in den Organismus eingef�hrt wird, die gr�sste Analogie und eine unbestreitbare Aehnlichkeit besteht. Die Beobachtung, dass nach der Inokulation eine betr�chtliche Zeit verl�uft, bevor die Krankheit ausbricht, beweist, dass diese Operation nicht gegen die Krankheit zu s'ch�tzen vermag, wenn deren Keim bereits, wenn auch in einem schwachen Grade, in den Organismus abgelagert ist, so dass mehrere Wochen erforderlich sind, bis die ersten Vorboten derselben sich kundgeben k�nnen.
�Eben so ist es unm�glich , sich der Ansicht derjenigen anzuschliessen, welche angenommen haben, dass die Impfung zur Folge h�tte, der Krankheit einen weniger schweren Cha�rakter, eine weniger gef�hrliche Entwicklung zu verleihen, denn die gr�sste Zahl der nach der Operation be�fallenen Thiere sind gestorben.quot;
Herr Professor Weilernbergh begreift daher, warum man geimpfte Thiere antraf, die sieben Wochen nach der Ein�f�hrung des Giftes in die Lungenseuche verfielen, selbst wenn man den Umstand unber�cksichtiget l�sst, dass dort keine �rtliche Erscheinung statt gefunden hat; es geschah dieses, weil sie vorher schon angesteckt waren; es geschah dieses, weil die k�nstliche Impfung auf die nat�rliche Intoxikation ohne Einfluss blieb, und endlich weil diese Operation immer wirkungslos ist und sein wird bei einer pr�existirenden
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Ansteckung, mag die Gabe des Giftes auch noch so gering gewesen sein.
Dieses ist das allgemeine Gesetz, weiches aus den beo�bachteten Thatsachen sich ergibt, und welches um so fester begr�ndet zu sein scheint, als unter mehr als f�nf Tausend in Hasselt vorgenommenen Impfungen nur sechs Ausnahmsf�lle in Bezug auf Thiere vorkamen, welche von der Lungeuseuche befallen worden sind, und . ferner unter dieser Anzahl Herr Willems nur eine einzige mit deutlichem Erfolg antraf.
Immer aber ist, wie ich hiemit neuerdings wiederhole, die Zahl von geringer Bedeulung. Es gen�gt, dass wir es mil einer einzigen gut beobachteten Thatsache zu thun haben, um uns gen�thigel zu sehen, uns �ber dieselbe aufzukl�ren.
Dieses hat Herr Dr. Willems gleich uns eingesehen, und er hat hier�ber eine Erkl�rung gegeben, die ich wohl f�r gewisse Ausnahmsf�lle gelten lassen kann, die jedoch meiner Ansicht nach nicht f�r die Allgemeinheit derartiger That�sachen passl.
�Was bedeutet das, sagt er*), wenn diese Art von Plcu-ropneumonie mit der L�sion am Schweife gleichzeitig auftritt, was man bemerkt, wenn die entz�ndliche Ausschwitzung eine ausserordentliche Ausdehnung gewinnt? Wie ich schon zu sagen die Ehre gehabt habe*quot;), veranlasst man durch Ein�f�hrung des Lungenseuchegiftes in dem Organismus des Rin�des eine allgemeine Krankheit, welche auf alle Organe ein�wirkt und gew�hnlich eine spezielle Reaktion in den Geweben hervorruft, mit denen das Gift in Ber�hrung gebracht wurde. Hat nun dieses Gift eine elektive Wirkung auf die Lungen und erzeugt es daselbst einen analogen pathologischen Zustand, wie der ist, welcher es erzeugt hat? Dies ist nicht sehr wahr�scheinlich , weil diese .gleichzeitige Lungenentz�ndung sich nur in sehr ausnahmsweisen F�llen einstellt (unter zwei Tausend geimpften St�cken habe ich nur vier solche F�lle gesehen.)
*) Bericht der Zentral-Koinmission, p. 59. Brief vom 27. Oktober
1852. *quot;) Willems, erste Denkschrift, p. 9.
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Es ist daher wnhrscheinlicber, dass diese Lungenentz�ndung in einem solchen Falle das Resultat der Absorption pulrider Materien, welche sich durch die Abstossung der �randschorle erzeugen, oder dass sie selbst auch durch Metastase veran-lasst ist; so habe ich, wie ich mehrmals schon angef�hrt habe, nach der Einf�hrung des Giftes am Schweife Geschw�lste an verschiedenen K�rperstellen entstehen sehen.quot;
�Herr Delafond*) spricht von den durch Vix mit einem St�ck Lunge von einem lungenseuchekranken Thiere vorge�nommenen Impfungen, worauf die Lungenseuche mit allen cha�rakteristischen Ver�nderungen der Lungen, Marmorirungu.s.w., eintrat; daraus haben diese ausgezeichneten Gelehrten ge�schlossen, dass die Lungenseuche durch Impfung an�steckend sei. Es ist offenbar, dass dieses hier nicht richtig ist, und dass die Lungenseuche, wie ich schon in den Schluss�folgerungen von meiner Denkschrift zu sagen die Ehre hatte, durch die Impfung nicht ansteckend ist, d. h. dass die Pro�dukte der Lungenseuche nicht wieder eine Lun�genseuche erzeugen, sondern eine allgem eine Er�krankung mit �rtlichenErscheinungen anderw�rts, als in den Lungen.quot;
Vergebens hat man ferner l�ugnen wollen, dass in der Impfung der Lungenseuche Etwas ist, was uns eine dyna�mische, elektive und besondere Wirkung verr�th, wovon die herrschenden Theorien keine Erkl�rung geben k�nnen.
Ohne Zweifel besieht, wie Herr Wellembergh sagt, eine grosse Analogie, eine unbestreitbare Aehnlichkeit zwischen der Wirkungsweise der zu einer k�nstlichen Impfung dienen�den Substanz, und zwischen der Materie und dem Miasma; welches auf nat�rlichem Wege in den Organismus eindringt; aber andererseits beweisen die Ausnahmsf�lle, welche ich an�gef�hrt habe, dass die spontane Infektion, wenn sie pr�-existirt, hinreicht, um die prophylaktischen Wirkungen der Impfung aufzuheben, besonders bei Thieren von schlechter Konstitution und tr�gen Reaktionen. Sie beweisen ferner, dass bei gewissen Thieren ein Mangel an dynamischer Solidarit�t,
quot;) Delafond, de la peripneuraonie contagieuse, p. 188.
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oder ein Mangel an Zusammenwirken zwischen dem Akte der nal�rlichen Infektion, welche den Krankheitskeim in den Orga�nismus einf�hrt, und der k�nstlichen Impfung, welche das Gift an einer isolirten Stelle ablagert, an der sich dasselbe regene-rirt, ohne auf den schon im Kampfe mit demselben Ferment, aber unter einer verschiedenen Form begriffenen Organismus einzuwirken, stattfindet. Jedoch gen�gen diese Umst�nde, nicht, um uns begreiflich zu machen, warum die Erscheinungen der k�nstlichen Impfung auf die Operalionsslelle selbst und ihre Umgegend beschr�nkt bleiben, ohne jemals die Lungen zu affiziren, welche dagegen der best�ndige und ausschliessliche Sitz des exsudativen pathologischen Prozesses bei der nal�r-
lichen Ansteckung sind.
Diese Thatsache scheint mir so
wichtig
zu sein, dass denn sie ent-oder vielmehr
man sie mit einiger Sorgfalt uniersuchen muss, h�lt die ganze Geschichte der Lungenseuche,
der Krankheit, welche sie vorstellt, und ihrer Pr�servation.
Herr Professor Wellembergh hat gleichfalls die Bedeu�tung derselben eingesehen, aber er hat sich darauf beschr�nkt, ihrer zu erw�hnen, ohne zu suchen, den physiologischen Grund derselben anzugeben.
�Wir m�ssen hier, sagt er in seinem ersten Berichte, eine h�chst wichtige Beobachtung mitlheilen. Da Thiere in Folge der Impfoperation gestorben sind, und unter diesen sich meh�rere befanden , welche von der Veterin�r - Schule des Landes angekauft worden waren , um sorgf�llig die Fortschritte des Uebels zu beobachten und seine Heilung zu versuchen, so wurden alle diese gestorbenen Thiere einer genauen Sektion unterworfen; keines zeigte eine Affektion der Lungen; bei allen waren die Lungen vollkommen gesund,quot;
Hiernach halle ich mich von nun an berechtiget, zu behaup�ten, dass die Lungenseuche keine einfache Pleuro-pneumonie ist! � Dieses zu beweisen, werde ich nicht s�umen.
F�nfzehntes Kapitel*
Einfluss der Impfung auf die Milchk�he.
Die Versuche des Herrn Dr. Willems wurden vorzugs�weise an Mastochsen angestellt, und wir haben gesehen, dass
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alle Thiere, bei welchen die Impfung die spezifischen Erschei�nungen erzeugt und die regelm�ssigen Phasen durchlaufen hat, im Allgemeinen gegen die Lungenseuche gesch�tzt blieben.
Es war dieses , wie man allerdings zugestehen muss, ein immenses Resultat, aber es war nocli nicht zureichend, um alle landwirlhschaftlichen Interessen zu wahren.
Er mussle noch den Theil der Einwirkung bestimmen, welchen diese Operation bez�glich der Pr�servalion der Milch�k�he, der Jungrinder, und selbst der K�lber haben k�nnte. Dieses hat unser Mitb�rger dann noch durch vielfache Ver�suche gethan.
�Die Einimpfung der Krankheit, sagt er in seiner ersten Denkschrift, hat keinen besondern nachtheiligen Einfluss weder auf die tr�chtigen, noch auf die Milchk�he. Das bei mehrern K�lbern, von dem Aller von einigen Tagen bis zu dem von sechs Monaten eingeimpfte Gift hat keine wahnielunbaren krank�haften Erscheinungen hervorgebracht. Was ist die Ursache hie von? Ich weiss es nicht. Unter diesen K�lbern befanden sich einige, denen ich das Gift bis zu drei Malen eingeimpft habe.quot;
Erstaunt �ber diesen Unterschied in der Geneigtheit f�r die Aufnahme des Giftes und seine Regeneration, dehnte Herr Professor Weilern bergh seine Untersuchungen ebenfalls in dieser Richtung aus, und berichtet dar�ber Folgendes:
�Die Meinung, dass die Impfung eine Schutzoperation ge�gen eine unheilvolle Krankheit sei, ist f�r die Entdeckung sehr g�nstig gewesen. Jedoch hat die Kommission die Vornahme der Impfung nicht ohne gewisse Bedingungen empfehlen k�n�nen, denn das Rindvieh in Belgien ist vorzugsweise Mast�vieh, und oft zum grossen Theilc permanenter Stallf�tterung unterworfen. Die Kommission musste, bevor sie dieses Ver�fahren anempfahl, Beobachtungen und Versuche anstellen, um sich zu vergewissern, welches die Wirkungen dieses Verfahrens an den ganz andern Verh�ltnissen ausgesetzten, zu einem andern Zwecke und zu einer andern Nutzung bestimmten Vieh sein k�nn�ten ; die Kommission hat sich ferner von den Resultaten der Erfindung �berzeugen wollen bei jenen Viehhaltern, bei wel�chen die Krankheit auf eine beklagenswerthe Weise grassirte.
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�Vom 14. Juni bis 9. Juli 1852 hat die Kommission bei vierzehn Viehbesilzern zweihundert sieben und vierzig St�cke Rindvieh von verschiedenem Alter und verschiedenem K�rper�zustande geimpit. Unter diesen St�cken befanden sich vier und f�nfzig Milchk�he, sechs Kalbinnen, zwei und dreissig Jungrinder und f�nf und f�nfzig K�lber.
�Man bediente sich zur Impfung der durch Ausdr�cken der Lungen von im ersten Stadium der Lungenseuche befind�lichen Thieren erhallenen Fl�ssigkeit, und nahm sorgf�ltigst darauf Bedacht, nur mit frischer Fl�ssigkeit, und meistens nur einige Stunden, nachdem man sie erhallen halle, zu operiren.
Die Resultate der Impfung waren sehr verschieden. Zu�erst fiel es auf, dass sich die Symptome der Impfung nicht an allen der Operation unterworfenen Thieren zeigten, indem beil�ufig ein Drittel ganz und gar keine Symptome �usserte. Bei Milchk�hen und Kalbinnen war der Unterschied zwischen Impfung mit Symptomen und der ohne Symptome sehr auffal�lend; er verhielt sich wie drei zu zwei (3: 2). Dagegen wird bei den K�lbern dieser Unterschied kleiner; er ist wie Vier ein Viertel zu Eins (I1/]: 1). Diese geringere Empf�nglich�keit wurde auch durch Herrn Dr. Willems beobachtet, wel�cher die Impfung an K�lbern im Aller von einigen Tagen bis zu sechs Monaten vornahm , selbst bis zu drei Malen wieder�holte, und beinahe niemals ein positives Kesullat erhalten hat. Welcher Ursache wird nun diese Unemplanglichkeit gegen die Wirkung des Giftes zuzuschreiben sein? Man weiss es nicht, und diese Ursache entgeht um so mehr unserer Nachforschung, als man ganz gut weiss, dass die K�lber jedes Alters von der Lungenseuche befallen werden k�nnen, und noch mehr, als man sogar weiss, dass gewisse F�lle bestehen, in denen die K�lber schon mit dieser Krankheit auf die Welt kamen!quot;
Um die Nachweise zu erg�nzen, welche ich dem ersten Berichle des Herrn Dr. Wellembergh entlehnt habe, f�ge ich bei, dass:
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Unter 154 Milchk�hen 95 Impfungen gehaftet haben, �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;6 Kalbinnen 3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
� 32 Jungrindern 21nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
� 55 K�lbern 13
Also haben an 247 St�cken 132 �chte oder von sichtbarem Er�folge begleitete Impfungen sich ergeben.
In Betreff der Milchk�he berichtet Herr Wellembergh in seiner zweiten Arbeit*), dass bei sechs und zwanzig geimpften Thieren dieser Art �die Wirkungen nur wenig wahr�nehmbar und die Anschwellung bei sieben derselben unbe�deutend waren ; die beobachteten Erscheinungen waren keine anderen, als jene, welche sich an einer einfachen Wunde zei�gen. Nach sechs Tagen bemerkte man wirklich bei den vier ersten St�cken eine geringe Exsudation, die in Form von Krusten abtrocknete, aber innerhalb vierzehn Tagen war die Impfwunde vollst�ndig vernarbt. Diese vier St�cke waren da�her eben so gut geimpft, als wenn sie die schwersten Kom�plikationen erstanden h�tten, und wir k�nnen aus dieser Gruppe von Thatsachen schliessen, dass die Milchk�he alle w�nsch�baren Anlagebedingungen f�r eine zweckm�ssige Impfung dar�bieten.
Es gibt ohne Zweifel Ausnahmen, und wir finden deren eine sehr merkw�rdige in dem Berichte **), bez�glich auf sieben Milchk�he des Herrn Fischbach-Mal a cord, welche sogar gegen eine drillmalige Impfung sich unempf�nglich zeig�ten; aber dasselbe Dokument enth�lt eine hinreichende Menge gegentheiliger Thatsachen, um jener Ausnahme alle Wichtig�keit zu entziehen, die man ihr beilegen wollte.
�Wenn die Impfung ihren regelm�ssigen Verlauf nimmt und ihr Fortgang normal ist, so �bt sie, sagt ferner Herr Wellembergh, �brigens in der Regel keinen nachtheiligen Einfluss auf die Thiere aus; alle Zuf�lle konzentriren sich am Schweife. Das Verm�gen der Milchproduktion und des Tr�chtigwerdens verminderte sich nicht; das
�) Wellembergh, zweiter Bericht der Zentral-Kommission, p. 93. **) Bericht der Zentral-Kommission p. 121.
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Kalben ging zu geh�riger Zeit vor sich, und die Dauer der S�ugezeil erlitt keine Ver�nderung.quot;
Herr Lecomle, Thierarzl zu Gent, hat dieselbe Beo�bachtung und denselben Schlnss gemacht*), indem er sagt, dass �die Milch sich auf eine merkliche Weise nur in dem Falle vermindert, wenn die lokale Hyper�mie sehr bedeu�tend ist.quot;
Endlich hat Herr Dr. Willems ebenfalls Milchk�he, na�mentlich die seines Vaters geimpft, und die Beobachtung hat ihm bewiesen, dass diese Operation den g�nstigsten Einfluss auf die Milchsekretion aus�bt. Dieses Sekret ist nach der Heilung der Impfwunde reichlicher und manchmal von besserer Qualit�t, weil die Gesundheit des Thieres bl�hender, und die Ern�hrung leichter oder regelm�ssiger ist.
Der Einfluss der Impfung auf das Kalben scheint nicht sch�dlicher zu sein, denn die der Operation unterworfenen Thiere haben keine unangenehme Wirkung erlitten.
Herr Well embergh**) hat sogar bemerkt , dass w�h�rend �der Abortus in dem Verlaufe der Lungenseuche sehr h�ufig ist, man nicht mit Stillschweigen �bergehen kann, dass diese Komplikation niemals bei Thieren sich gezeigt hat, die so schwer an der Impfung litten, dass sie daran zu Grunde gingen. Wenn daher, f�gt er hinzu, die Operation einen Ein�fluss auf die Tr�chligkeit aus�bte, so kann dieses nur in der letzten Periode der Fall sein: dieser Umstand nun k�nnte von der Art sein, dass er von der Vornahme der Impfung bei hochlr�chtigen Thieren abrathet.quot;
Die Impfung hat keinen entschiedenen Einfluss auf das Auftreten der Br�nstigkeit gehabt. Wenn es erlaubt ist, sich an die geringe Zahl richtig beobachteter Thatsachen, welche zur Kenntniss kamen, zu halten, so k�nnte man vielleicht sagen, dass die Br�nstigkeit bei geimpften Rindern h�ufiger war, als bei nicht geimpften, weil der Gesundheilszusland, dessen sie sich nach der Operation erfreuten, zur Aeusserung organische^ Triebe geeigneter macht, welche ihrerseits lebhafter und m�chtiger erwachen.
*) Benchl der Zentral - Kommission , p. 126. **) Wcllcmborgh, zweiter Bericht p. 107 Kreutzer, Einimpfung- J. Lungensouche.
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194 Dritter Theil.
Sechzehntes Kapitel.
Was ist die Lungenseuche?
In der bisherigen Darstellung hat die Lungenseuche die Hauptrolle gespiell, ohne dass wir uns auf die Untersuchung n�her eingelassen haben, was sie denn ist, worin sie besteht, oder was ihr Wesen ausmacht.
Diese Punkte sind jedoch zu wichtig, als dass wir sie nicht einer strengen Pr�fung unterwerfen m�sslen; da jedoch der Bericht der Zentral-Kommission sie nicht einmal ober�fl�chlich ber�hrt hat, ist es unm�glicli gewesen, sich mit ihnen zu befassen, ohne von der Er�rterung der Thalsachen abzu�gehen, welche allein den Gegenstand der Verhandlung bildeten.
Nunmehr komme ich jedoch zur wissenschaftlichen Seile des Gegenstandes, und ich beginne mit der Frage: Was ist die Lungenseuche? Ist sie eine einfache entz�ndliche Krank�heit, wie man vermuthet hat? Oder besieht sie in einem spe�zifischen, v�llig verschiedenen Leiden?
Fragen wir die Autoren und namentlich die Deutschen, so finden wir dieselben �bereinstimmend anerkennen, dass die Lungenseuche eine allgemeine Krankheit, eine Krankheit der ganzen Substanz ist, welche den ganzen Organismus er�greift , und deren wesentliche Erscheinungen sich in den Lun�gen und ser�sen H�uten der Brust vermillelsl einer ausserordentlich starken Exsudation von plastischer Lymphe lokalisiren, welche eine vollst�ndige Hepalisation der Lunge mit Bildung von Kap�selmembranen erzeugt, die die kranken Theile auf das Ge�naueste isoliren , und, f�gen wir mit Herrn De Saive hinzu, dass sie eine ansteckende Krankheit von spezifi�scher Natur ist, welche dasselbe Thier nur einMal bef�llt. Die Beobachtung zeigt ausserdem, dass die Rindvieh�spezies allein geeignet ist, von dieser Krankheit befallen zu werden , und dass kein anderes Thier sie bekommen kann, ungeachtet der Versuche, die man gemacht hat, um sie ver�schiedenen andern Thiergattungen mitzulheilen.
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Aetiologie. Diese Krankheit, sagt Herr De Saive*), entwickelt sieh unter allen Klimalen, in den Ebenen, wie auf den Bergen, in den St�llen der Reichen, wie in den schlech�ten Verschlagen, welche der Arme seiner einzigen Kuh zum Aufenthaltsorte anweist; der Ort ist von geringer Bedeutung; �berall spottet sie der Ursachen, von denen man meint, dass sie sie hervorbringen, so wie der Schranken, welche man ihr entgegensetzt; �berall tritt sie mit demselben Gefolge von Symptomen auf, �berall zeigt sie dieselben Leichenerschei�nungen.
�Wir k�nnen die Ansicht jener nicht theilen, welche an die spontane Entstehung der Krankheit glauben, sondern meinen, dass alle Ursachen, welche man in Bezug auf diese Krankheit angef�hrt hat, nur in der Art auf die Thiere ein�wirken, dass sie dieselben in einem h�hern Grade f�r die An�steck u n g pr�disponiren.
�Der Eintritt, der Verlauf, die Dauer, die Ausg�nge, die kadaverischen St�rungen, mit einem Worte Alles in dieser Krankheit unterscheidet sie von den gew�hnlichen Lungen�krankheiten. Warum sollen die Ursachen eine Ausnahme von dieser Regelm�ssigkeit, von dieser Art spezifischer Beschaffen�heit der Lungenseuche machen, welche keiner andern Krank�heil gleicht? �K�nnten so ver�nderliche Ursachen immer kon�stante Wirkungen hervorbringen?quot; Wir wagen nicht, mit Nein auf diese Fragen zu antworten, weil es unsere Ueberzeugung ist, dass diese Reihe konstanter Wirkungen aus einer Ursache hervorgeht, die immer dieselbe ist, aus einer einzigen Ursache: dem Gift **).quot;
*) De Saivc, I. c, p. 45. �*) Nimmt man eines der gew�hnlichen thicriirzllichen Lehr- imdHand-b�chcr �ber die Krankheiten der Haussiiugcthiere zur Hand, so findet man fast bei jeder Krankheit eine Menge gleicher Ursachen ange�geben, offenbar nur deshalb, #9632;weil einmal ein oder das andere Thier sich gerade unter solchen augenf�lligen Verh�ltnissen befand, als es erkrankte , worauf man, nach dem bequemen Post hoc ergo propter hoc, sogleich dieses oder jenes �ussere Verh�llniss zu einer bestimmten Ursache der unter ihm eingetretenen Krankheit stem�pelte. Bei der I.ungenseuche namentlich findet man die heterogensten
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Entwickelung. Wenn wir nun den Verlauf der Krank�heit verfolgen so m�ssen wir drei verschiedene Perio-Einfl�sse, die ganz nolhwendig auch abweichende Wirkungen her�vorbringen m�ssten, als Ursachen der spontanen Enlwickclung an�gegeben , so dass man, wenn diese Angaben bcgi �ndet w�ren, gar nicht mehr w�sste, wo man Rindviehzucht treiben, und wie man die Thiere halten und f�ttern soll, weil unter allen Um�st�nden die Lungenseuche sich spontan entwickeln m�sste. 1st man aber zur Zeit auch �ber die wahre Ursache und den wah�ren Ursprungsort der spontanen Entwickelung dieser Krankheil noch ungewiss, und steht ausserdem fest, dass sie jetzt allenthalben weit mehr in Folge von Verschleppung und Ansteckung, als von Selbstentwickelung vorkommt: so haben denn doch die seit mehr als zehn Jahren �ber die Ursachen der Lungenseuchc in Folge der durch den landwirthschaftlichen Verein des Kreises Oberbarnim in Preussen, (der, wohl wissend, dass so wichtige und schwer zu l�sende Fragen nur durch langj�h�rige Forschungen und Versuche, durch Zusammen�wirken Vieler, und nicht durch die Illusionen eines ei nzeln en Praktike rs oder Schriftstellers entschie�den werden k�nnen, unddass die Landwirthe, statt �ber�spannte Forderungen an die Thie rheilkunde zu stel�len, vielmehr darandenken sollten, die zuVersuchen und Forschungen in grossartigem Maassstabe, aber eben darum auch grossartige Resultate, die ihnen zu gute kommen , versprechend, noth wendigen Mi t-tel zu gew�hren, mit nachahm ens werther Splendi-dit�t, Liberalit�t und Ausdauer die betr�chtlichen Summen zur Erreichung dieser Zwecke be willigte und noch bewilligt), in M�glin angestellten Versuche zu Resultaten gef�hrt, die, wenn es auch wahr ist, dass, wie sich in andern F�llen, so auch in diesen Versuchen wieder gezeigt hat, Krankheiten sich nicht so leicht sieh k�nstlich wieder erzeugen lassen, wie sie durch ein Zusammentreffen innerer und �usserer Umsliindc von selbst zu entstehen pflegen, und wenn sie auch in Betreff der Erzeugung der Lungen�seuche durch gewisse sch�dliche Nahrungsmittel Nichts mit Sicher�heit entscheiden, doch �berhaupt von zu grossem Interesse sind, als dass wir sie nicht vollst�ndig aus der Schrift: �Generalbericht �ber die zur Ermittelung der Ansteckungsf�higkeit und der Gcle-genheitsursachen der Lungenseuche des Rindviehes angestellten Versuche. Im Auftrage des etc. entworfen von Dr. E. Ulrich,
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den anerkennen, w�hrend welcher die Krankheit sich alinuihlig ausbildet, indem sie die spezifischen pathologischen Ver-
Berlin , 1852quot; anf�hlen und den Wunsch heifug-en sollten, dass sich die landwirthschaftlichen Vereine statt alles leeren Flitters und Geschreibsels, statt alles papier-nen Regiments, diese Th�tigkeit des Oberbarnim'-schcn landwirthschaftlichen Vereins zu Herzen neh�men m�chten!
Der Gcneralbericht etc. sagt: �Eine sorglallige Vergleichung aller der Resullale , welche durch die auf Ermittelung der Gelegenheits-Ursachon der Lungenseuche hin gerichteten Versuche erzielt wor�den, wobei aus oben angef�hrten Gr�nden der erste mit reiner Schlampe angestellte Versuch ganz unber�cksichtigt bleiben muss, f�hrt zu folgenden Ergebnissen:
1)nbsp; nbsp;Es ist, trotz der in gr�sster Ausdehnung und in m�glichster An-dauer durchgef�hrten F�tterungsweisen, in keinem einzigen Falle gelungen , die Lungenseuche wirklich zu erzeugen.
2)nbsp; Ein gegr�ndeter Verdacht, dass durch das Futter eine krankhafte Affektion der Athmungswerkzeuge verursacht worden, hat sich nur in einem Versuche mit Entschiedenheit geltend gemacht, n�mlich bei dem Versuche mil unreinen Kartoffeln. In diesem sind bei bei�den Thicren pathologische Ver�nderungen nach dem Tode vorge�funden worden, und zwar: bei dem Ochsen Nr. 1 eine drei- bis vierfache Verdickung von einem Theile des Lungenfells, sowie einzelne Tuberkeln am Rippenfell; und bei dem Ochsen Nr. 2 un�gleichmassige F�rbung eines Lungenst�ckes, Auflockerung der Bronchienschleimhaut und Ansammlung von Schleim in den Bron�chien; auch Auflockerung des Interlobular-Zellgewcbes, so wie einzelne Wasserblasen (Hydatiden). Die Entstehung dieser patho�logischen Zust�nde w�hrend des Versuches ist nachgewiesen, be�sonders durch die bei dem Ochsen Nr. 1 im Leben beobachtete Erkrankung, wobei vorherrschend die Brustorgano afficirt gewe�sen sind.
3)nbsp; nbsp;Ferner sind nach dem Tode Ver�nderungen in den Athmungswerk-zeugen vorgefunden worden in folgenden F�llen:
a. bei mehreren mit Kartoffelschl�mpe gef�tterten Thicren, und zwar: von vier mit blosser, frischer Schlampe ern�hrten Rindern hatten zwei gesunde Lungen; die beiden andern hatten jedes einen Eiterknoten in den Lungen, und das eine ausserdem par�tielle Verdickung des Lungenfelles mit sulziger Ergicssung im Zellgewebe. Von sechs bei frischer Schlampe und Stroh aufgc-
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�nderungen erzeugen, welche nur sie mil einer so konstanten Regelm�ssigkeil zu veranlassen f�hig ist.
stellten Rindviehst�cken hatten vier v�llig g-esunde Lungen, das f�nfte Wasserhlasen und das sechste einen Eiterknoten in den Lungen. Von den mit Schlampe neben verdorbenem Heu ge-f�ltorlen beiden Thieren hatte das eine gesunde Lungen, das andere einen Eiterknoten in denselben; endlich die beiden Och�sen, welche faulig zersetzte Schlampe bekommen hatten, zeigten jeder einige kleine Tuberkeln und der eine ausserdem noch Wasserblasen und Blutergiessungcn in den Lungen. Yen allen vierzehn Schl�mpelhieren haben demnach sieben gar keine Ver��nderungen in den Lungen gezeigt, sechs hatten Eitcrknoteiu eines hiervon, sowie das letzte, besassen Wasserblasen, alte vierzehn aber hatten im Leben den sogenannten Schl�mpehustcn h�ren lassen. Nach diesen Ergebnissen d�rfte eine sch�dliche Wirkung der Schlampe auf die Lungen nicht in Abrede zu stel�len sein, die auch selbst der frischen Schlampe nicht mangelt, welche Wirkung aber durch den Zusatz von Rauhfutter mehr oder weniger vermindert zu werden scheint.
b)nbsp; In dem Versuche mit gekeimlen Kartoffeln nebst einem Zus�tze von Keimen hatte der Ochse Nr. 1 partielle Rigidit�t des Lungen�gewebes mit Verdickung des Lungenfelles, w�hrend bei Nr. 2, wie auch bei den beiden Thieren, welche einfach mit gekeimten Kartoffeln gef�ttert waren, die Lungen ganz gesund erschienen. Alle vier hatten indess im Leben Husten wahrnehmen lassen.
c)nbsp; nbsp;Bei dem mit verfaulten Kartoffeln gef�tterten Ochsen war das hintere Dritttheil des rechten Lungenfl�gels derber befunden wor�den; die zu diesem Versuche geh�rige Kuh ist noch am Leben und erscheint gesund.
d)nbsp; nbsp;Von den beiden mit mulstrigem Heu gef�tterton Thieren hatte der Ochse nach dem Tode partielle Verwachsung der Lunge mit dem Rippenfell, livide F�rbung der ganzen Lunge, mit dunkeler R�thung eines Theiles, nebst plastischem Gerinnsel in den hier�zu geh�rigen kleinen Luftr�hrenverzweigungen zu erkennen ge�geben. Die Kuh desselben Versuches hatte sich nach dem Kal�ben krank gezeigt, doch nach dem Tode keine krankhaften Er�scheinungen in den Lungen wahrnehmen lassen.
e)nbsp; nbsp;Der Versuch mit beschlammtem Heu ergab bei einem Thiere Wasserblasen in den Lungen.
Die sub b) bis e) aufgef�hrten Resultate sind nicht geeignet, eine sichere Entscheidung �ber die Wirkung der resp. Futtermittel
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Diese Einlheilung ist diejenige, -welche die Autoren adop-tirt haben, und welche Herr V. Delafond namentlich in sei�nem Werke getroffen hat.
Nichts desloweniger hat Herr Willems diese drei Perio�den auf zwei reduzirt, indem er den Moment als den An�fangspunkt annimmt, in welchem die ersten krankhaften Er�scheinungen zum Vorschein kommen; aber diese Anschauungs�weise scheint mir von dem nat�rlichen Verlaufe der Krankheit abzuweichen, welche ganz gewiss schon seit langer Zeit be�steht , wenn Symptome ihre Zerst�rungen verrathen; ich kann sie daher nicht accepliren.
Erste Periode. Inkubation. W�hrend der ersten Periode, die ich ebenfalls als Periode der Inkubation bezeichne, dringt der krankhafte Stoff, oder wenn man will, das epizoo-tische Miasma in den Organismus ein und bem�chtiget sich desselben, ohne noch wahrnehmbare Erscheinungen zu veran�lassen. Diese Periode kann eine Dauer von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten haben, wie dieses Heir Weilern bergh beobachtet hat, und w�hrend dieser Zeit zeigt das Thier fort�w�hrend alle Zeichen der Gesundheit.
Zweite Periode. Das spezifische Miasma bem�chtiget sich des ganzen Organismus und beginnt, seine verderblichen Wirkungen zu �ussern, gegen welche der Organismus, zum Tode unaufh�rlich reagirt.
Das Thier ist traurig, tr�ge; es verschm�ht gew�hnlich das Futter; von Zeil zu Zeit h�stelt es zuweilen mit einem trockenen Husten; seine Augen sind injicirt, seine Nase ist trocken und heiss; der ganze Rumpf zeigt eine sehr auffallende Gelenksteifigkeit. Von Zeit zu Zeit fr�stelt das Thier, vorzugs�weise gegen Abend; die H�rner und Ohren sind abwechselnd kalt und warm; der Urin ist selten, dunkelgef�rbt; der Koth ist hart, br�unlich, oft mit Schleim �berzogen; der Puls voll und beschleunigter als im normalen Zustande (f�nfzig bis sechzig Schl�ge in der Minute); endlich vernimmt man durch
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in Bezug: auf die Lungen abzugeben, indem jedem einzelnen Falle ein entgegengesetztes Resultat gegen�bersteht; indess d�rften die�selben doch f�r weitere Beobachtungen einen sch�tzenswerthen An�halt gew�hren.quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;K.
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die, ofl an einer Stelle des Thorax schmerzhafte Perkussion D�mpfung:, w�hrend die Auskultation eine grosse Rauhheit des Respiralionsger�usches ergibt.
Dritte Periode. Das Auge ist traurig, ofl triefend und in die Augenh�hle zur�ckgezogen; der Kopf h�ngt herab; die hintern Gliedmassen sind zusammengestdll und dem Schwer�punkte gen�hert, der Hinlerleib ist manchmal meterorisirl. Das Haar ist trocken und oft gestr�ubt. Das Thier hustet von Zeit zu Zeit, aber der Husten misslingt gleichsam (wird unterdr�ckt). Der Appetit fehlt, das Wiederk�uen ist vollst�ndig aufgehoben; die Milchabsonderung ist betr�chtlich vermindert oder selbst verschlechtert; der Koth ist seilen, hart, manchmal fl�ssig und �usserst �belriechend.
Der Puls ist beschleunigt und klein, man z�hlt 80�100 Schl�ge in der Minute, besonders gegen das Ende des Lebens. Die Nasenl�cher werden erweitert; aus dem Maule des Thieres fliesst in grosser Menge schaumiger Geifer aus.
Die Respiration ist �chzend, beschleunigt, geschieht dreis-sig bis vierzig mal in der Minute; das Flankenschlagen ist sehr heftig; es finden D�mpfung, bronchiales Alhmen und Rassel�ger�usche verschiedenen Charakters statt. Die Wirbels�ule ist vollst�ndig steif, wie verwachsen und ein einziges St�ck bildend.
Das aus der Ader gelassene Dlut ist dick, ausnehmend schwarz und enth�lt eine offenbar zu grosse Menge von Faser�stoff; auch bedeckt es sich bald mit einer dicken Speckhaut.
Die Dauer der Krankheit, vom Auftreten der ersten symp�tomatischen Aeusserungen an gerechnet, betr�gt zehn bis vier�zig Tage.
Der gew�hnliche Ausgang ist der Tod.
Im Allgemeinen herrscht die adynamische Form w�hrend des ganzen Krankheilsverlaufes vor.
Pathologische Anatomie. Die bei den an der Lun-genseuche gefallenen Rindviehsl�cken sich vorfindenden patho�logisch-anatomischen Ver�nderungen bieten so merkw�rdige und ausserordentliche Eigenth�mlichkeiten dar, dass ihr Vor�handensein allein gen�gt, um eine besondere von andern Lun�genentz�ndungen vollkommen verschiedene Krankheit anzuzeigen.
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Thorax. In dem Thorax beslehl eine konstante patho�logisch-anatomische Ver�nderung, und diese Ver�nderung ge�h�rt ausschliesslich der Lungenseuche an; sie besteht in einem ausserordentlich starken plastischen Exsudate, welches die Totalit�t oder einen Theil der Lungen und die entsprechende Pleura bef�llt, um sich in eine hepalisirte Masse von weiss-gelblich-marmorirtem Aussehen zu verwandeln, wie einge�kapselt in k�rnige und geschichtete falsche Membranen, deren Dicke und deren Textur so fest, manchmal so betr�chtlich ist, dass man sie f�r Gebilde von wirklich fibr�sen Gewebe h�lt.
Die kranke Lunge erlangt oft einen betr�chtlichen Umfang und enth�lt immer eine grosse Quantit�t exsudirter Fl�ssigkeit.
�Ich habe, sagt Herr Dr. Willems *), Lungenparthieen von lungenseuchekranken Thieren unter dem Mikroskop mit einer f�nf hundert vierzigmaligen Vergr�sserung im Durch�messer, also mit einer betr�chtlichem Vergr�sserung, als die�jenige ist, deren sich der Herr Professor Gluge bei seinen sch�nen pathologisch-anatomischen Untersuchungen �ber die Lungenseuche bedient hat, untersucht. Die ausgeschwitzte Materie war strukturlos; ich habe keine andere anatomische Elemente ge�funden, als granulirte Kn�tchen und Elementar-K�rper-chen mit der eigenth�mlichen Bewegung der letztern. Das Ganze gleicht sehr einer durch ihre grosse Quantit�t ausge�zeichneten entz�ndlichen Ausschwitzung. Die plastische Exsu�dation bildete sich so schnell und in einer so betr�chtlichen Menge, dass sich anatomische Elemente von einer hohemEnt-wickelung als diese Knoten nicht bilden k�nnen, weshalb man in der Masse weder Zellen noch Eiterk�gelchen (ich habe deren niemals gefunden), noch Fasern antrifft. Die Lebensth�tigkeit des Zellgewebes scheint sich durch eine zu grosse Menge der ausgeschwitzten Materie zu ersch�pfen, so dass diese zu einer h�hern Stufe der Organisation nicht ge�bracht werden kann. Es ist dieses eben so, wie man es zu�weilen bei der Wiedererzeugung der Gewebe beobachtet, z. B. bei der Durchschneidung der Nerven und bei Knochenbr�chen. Wenn in solchen F�llen die exsudirle Fl�ssigkeit in zu grosser
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*) Willems, erste Denkschrift p. 10.
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Quan�t�t vorhanden ist, oder wenn die Bruchst�cke zu ent�fernt von einander sind, so bleibt ein ausser dem Wirkungs�kreise der Lebensth�ligkeit der vorhandenen Gewebe befind�licher Theil der ausgeschwitzten Fl�ssigkeit immer auf einer Stufe geringerer Entwicklung, als der den Geweben nahe liegende.
�Was zur Best�tigung dessen am meisten beitr�gt, und wovon bisher noch Niemand gesprochen hat, ist die Existenz kleiner K�rperchen in den kranken Lungen, die eine moleku�lare Bewegung besitzen, welche bisweilen in einer gewissen Richtung sich bewegen. Sie sind wie auf dem Wege der Ent-wickelung begriffene K�rperchen, deren Bewegung derjenigen von Pigmenlk�rnchen, sowie derjenigen, welche die K�rper�chen der tuberkul�sen Materie beim Menschen umgeben, gleicht*). Uebrigens, f�gt Herr Willems bei, habe ich bei meinen mi�kroskopischen Untersuchungen immer dasselbe gefunden.
�Da ich wissen wollte, ob diese K�rperchen auch noch in andern Substanzen, als in den bereits untersuchten vor�kommen , habe ich der mikroskopischen Untersuchung unter�worfen :
1)nbsp; Den Geifer eines gesunden, aber unter dem epizooti-schen Einfl�sse siehenden Ochsen;
2)nbsp; den Geifer einer in der dritten Periode der Krankheit befindlichen Kuh;
3)nbsp; nbsp;den Urin der n�mlichen Kuh;
4)nbsp; nbsp;das Blut derselben;
5)nbsp; das Blut eines gesunden Ochsen, der seit f�nf Monaten unter dem epizootischen Einflasse gestanden hat;
6)nbsp; das Blut eines Ochsen, der sich ausser dem epizooti�schen Einfl�sse befand;
7)nbsp; Theile der Leber und des grossen Brustmuskels rechter-seils von einer kranken Kuh.
�In allen diesen Materien habe ich die kleinen K�rper�chen mit Molekularbewegung nicht angetroffen, w�hrend ich sie best�ndig in den Lungen und in den Tuberkeln des Darm�kanals der mit der Lungenseuche behafteten Thiere vorgefun-
*) Siehe lithogr. Tafel, Fig. 2.
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den habe: Hier ist also der Hauplsilz der Krankheil. Bestehen diese K�rperchen urspr�nglich oder in Folge der Krankheit? Diese Frage kann f�r den Augenblick nicht erlediget werden; ich will hier nur ihre Gegenwart in der Lungenseuche kon-slatiren.quot;
Hinterleib und andere Theile. Bei allen Thieren, welche an der Lungenseuche zu Grunde gehen, sind die Mus�keln welk und bleich; die Schleimh�ute der Respirations- und Digestions-Organe sind entz�ndet und aufgelockert; die Leber ist grosser als im normalen Zustande und entf�rbt, morsch; endlich zeigt der Labmagen mehr oder weniger bedeutende Geschw�re.
Herr Dr. Willems hat noch das Vorhandensein einer Art Tuberkel, welche man bisher verkannt, und welche er bei allen Sektionen von an der Lungenseuche gestorbenen Thieren gefunden hat, angegeben. �Diese Tuberkeln sind im ganzen Darmkanal und haupts�chlich im Dickdarm verbreitet, und zeigen, sagt er, die Grosse eines Stecknadelknopfes bis zu der einer Erbse. Sie sind von gelber oder gr�ner Farbe, und im submuk�sen Zellgewebe und zum Theil in der Darm�schleimhaut gelagert. Sie scheinen nicht von den Peyer'schen und Bruner'schen Dr�sen zu entstehen. Sind es hypertrophirle Schleimb�lge? Nichts scheint dieses zu beweisen; man sieht an ihnen keine Oeffnung. Sie sind aus einer homogenen, weisslichen, mehr oder weniger harten Materie gebildet, und zeigen unter dem Mikroskop k�rnige Kn�tchen und eine un�z�hlbare Menge von kleinen Elementark�rperchen, die eine molekulare Bewegung haben, und welche man auch in den kranken Lungen antrifft *)quot;. Man hat dieses eben ge�sehen**).
Differentielle Diagnostik. Die Thier�rzte haben be�hauptet und sehr oft wiederholt, dass es kein besonderes Merkmal, kein so deutliches Symptom gebe, um die differen�tielle Diagnostik der Lungenseuche und der einfachen oder
*) Siehe lithogr. Tafel Fig. 3.
**) Dass diese Ansicht des Herrn Dr. Willems nicht so stichhaltig ist, wird weiter unten nachgewiesen werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;K.
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lediglich entz�ndlichen Pleuropneumonie feststellen zu k�nnen. Der Bericht der Zentral-Kommission sanktionirt diese Lehre, nachdem der hochgeehrte Herr Verheyen, so wie Herr Dele*) in der Diagnose nicht jene Geschicklichkeit besassen, welche auf den ersten Blick die unterscheidenden Merkmale zwischen der gew�hnlichen Lungenentz�ndung und der Lungen�seuche erkennt.quot;
Gen�gt nun dieses, um zu beweisen, dass diese beiden Krankheiten durch dieselben Zeichen sich f�r identisch erkl�ren lassen? Gen�gt dieses, um darzuthun, dass diese beiden Krankheilen nur einen und denselben symptomatischen Aus�druck haben? Wahrlich, ich kann dieses nicht glauben, und die immense Gelehrsamkeit des hochverehrten Herrn Bericht�erstalters vermag nicht, uns in dieser Beziehung zufrieden zu stellen.
Wir wissen in der That, dass die Untersuchung des Rind�viehes zahlreiche Schwierigkeiten darbietet, wegen der gerin�gen Sympathien, die selbst die schwersten krankhaften Ver��nderungen in dessen Organismus erwecken, und wegen der Tr�gheit seines Nervensystems. Es wird daher nur durch ein best�ndiges Zusammenseyn mit diesen Thieren m�glich, diese symptomatischen Kundgebungen, diese so verg�nglichen orga�nischen Weheklagen zu erlauschen, welche nothwendig dem Gelehrten bei seinen kurzen Besuchen entgehen, und welche der Naturmensch ohne M�he erfasst, weil alle seine F�higkei�ten auf die Thiere concentrirt sind, deren Obhut ihm anver�traut ist.
Die Thier�rzle haben daher behauptet, dass kein Unter�schied zwischen den Symptomen dieser beiden Krankheiten bestehe, w�hrend der gr�sste Theil der Ochsenknechte ganz genau die Nuancen kennt, durch weiche sie sich von einander unterscheiden.
Ist diese Thatsache wunderbarer, als die durch einen ein�fachen Bauern gemachte Entdeckung der gegenseitigen Bezie�hungen zwischen der Richtung bestimmter Haargruppen bei der Kuh (Guenons Milchspiegel!) und der F�higkeit zu einer
*) Verheyen, Bapport, p. 151.
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reichlichen Milchabsonderung? Und doch haben die Thier�rzte niemals auch nur entfernt an diese wunderbare Vergleichung gedacht!
Ist diese Thatsache merkw�rdiger, als das wunderbare Wahrnehmungsverm�gen bei den wilden V�lkern, die �brigens im Vergleiche mit dem Standpunkt unserer Zivilisation v�llig stumpfsinnig sind? Die Herren Thier�rzte d�rfen sich daher kaum dar�ber wundern, dass einfache Ochsenknechte das ge�sehen haben, was sie selbst durch eine im Allgemeinen ober�fl�chliche Untersuchung nicht beobachten konnten.
Uebrigens wissen wir, dass es oft eine unendliche M�he kostet, das Joch der Vorurlheile abzustreifen, xmd in dieser Beziehung sind die Thier�rzte den Aerzten gegen�ber nicht zu beneiden! Man hat gesagt, man hat sogar behauptet, dass sich die Lungenseuche kaum von der gew�hnlichen Lungen�entz�ndung unterscheide, und man hat dieses ohne weitere Pr�fung geglaubt, gerade so wie viele Thier�rzte noch behaup�ten, dass der Rotz nicht ansteckend sei! � Experientia fallax, judicium difficile!
Die differentiellen Zeichen dieser beiden Lungenkrankheiten entstehen zuerst aus dem Unterschiede der Form, welche sie annahmen.
Da die adynamische Form der Lungenseuche die gew�hn�liche ist, so tragen die Symptome im Allgemeinen den Stempel der Adynamie an sich, und zeigen eine unverkennbare De�pression an. So ist das Thier traurig, es frisst nicht mehr, es hat seinen Kopf gegen den Boden gesenkt; seine Bewe�gungen sind m�hsam und schwankend. Dagegen hat das Thier in der einfachen, entz�ndlichen Pneumonie einen lebhalten Blick, der Kopf und die Nasenl�cher sind in die H�he gerich�tet; seine allgemeine K�rperbeschafTenheit zeigt ein Leiden an, aber die Lebensth�tigkeit ist nicht vermindert. Ausserdem be�wirken in der einfachen entz�ndlichen Pneumonie der Aderlass und der Tartarus emelicus eine entschiedene Erleichlerung, w�hrend beide in der Lungenseuche immer nutzlos und oll sch�dlich sind.
Ich masse mir nicht an, eine vollst�ndige Uebersichl der symptomatischen Abweichungen zu geben, welche zwischen
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diesen beiden Krankheiten bestehen; jedoch muss ich anf�h�ren, dass der gr�sste Theil der Ochsenknechle in Hasselt mich versicherte, dass ein allgemeiner Habitus bei den lun-genseuchekranken Thieren vorhanden sei, den man nicht be�schreiben k�nne, verm�ge dessen sie jedoch so zu sagen sich niemals �ber die Natur des Uebels t�uschen. Diesen Habitus kennen sie, sie haben ihn beobachtet, aber sie konnten von ihm keine so deutliche Definition geben, dass ich ihn begriffen h�tte. Sie haben gleichsam durch eine Th�ligkeit des Instink�tes, durch eine Art mechanischer Anschauung beobachtet, und die Erfahrung hat gelehrt, dass sie ganz richtig gesehen haben. F�r sie besteht daher die Thatsache; verlangt nicht von ihnen, dass sie dieselbe erkl�ren, denn sie w�rden euch nicht ver�stehen.
Nun ist es aber an den Fachm�nnern, sich mit der Er�forschung eines Gegenstandes zu befassen, der so eben nur angedeutet wurde; es ist an den thier�rzllichen Beobachtern, die h�chst wichtigen Angaben nutzbar zu machen, welche un�vermeidlich f�r die Wissenschaft verloren gehen w�rden, wenn man sie nicht sammelt, um sie in eine dem Verst�ndniss zu�g�ngliche Sprache zu �bersetzen.
Was die pathologisch-anatomischen Ver�nde�rungen anbelangt, so findet man, wie meines Erachtens Niemand bestreiten wird, dass die abgekapselten Marmoraquo; rirungen ganz eigenth�mlich der Lungenseuche angeh�ren, indem man sie niemals in Folge der einfachen entz�ndlichen Pleuropneumonie beobachtet.
Diese Marmorirungen werden durch ein �usserst betr�cht�liches und sehr faserstoffreiches Exsudat hervorgerufen, wel�ches sich in die Kavit�t der Lungenbl�schen, der Bronchial-�stchen und besonders in das inlervesikul�re Zellgewebe ab�lagert. Aber dieses Exsudat zeigt die Eigenth�mlichkeit, dass es sich ganz und gar in ein elementares Bindegewebe umwan�delt, ohne dass jemals die K�rnchen, welche dasselbe bilden, so vollkommen w�rden, um auf die transitorische Organisation �berzugehen, welche den Eiter bildet. Die Folge hievon ist eine Verh�rtung, eine absolute Undurchg�ngigkeit der von der Krankheit befallenen Lungentheile, ohne dass jemals auch nur
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die geringste Spur von Eiterung d. i. von Eiterk�gelchen in ihnen entst�nde.
Nun findet man in der einfachen entz�ndlichen Pneumonie Nichts gew�hnlicher, als mehr oder minder zahlreiche, mehr oder minder betr�chtliche Eiterheerde, welche sich durch Zu-sammenfliessen, oder durch Ulceration ihrer mit Eiler infiltrir-ten Wandungen vergr�ssern, und endlich sich wie alle �brigen auf dem Wege der Eiterung befindlichen Gewebe verhalten.
In der Lungenseuche wird dieses nicht beobachtet.
Im Gegenlhelle sieht man hier die von der marmorirten Hepatisalion befallenen Theile sich alsbald mit einem k�rnigen Membran mit auf einander gelagerten Schichten umgeben, welche sie einh�llt, in eben so vielen Kapseln umbildet und vollst�ndig von dem �brigen Organismus isolirt. Dieses ist eine Schranke, welche die Reaktion gegen die Fortschritte des Uebels errichtet, und welche in den gl�cklichen F�llen allein die M�glichkeit, allein das Mittel der Rettung wird.
Aber die Bildung dieser Kapsel bringt noch eine andere Wirkung hervor, denn ihrer Existenz muss man die Hemmung der weitern Entwickelung, welcher das Blastem in den Lun�gen unterliegt und die Bildung der spezifischen Marmorirungen der Krankheit zuschreiben. Wir wissen ganz bestimmt, dass es eine unerl�ssliche Bedingung f�r die Organisation eines Blastems ist, dass eine best�ndige Ber�hrung dieses Blastems mit den lebensth�tigen Organismus stattfinde, d. h. es muss zu der pathologischen Organisation, wie zu der physiologi�schen, ein best�ndiger Kontakt des Blastems mit der Blut�fl�ssigkeit, so wie ein fortw�hrender Stoffwechsel stattfinden. Da nun die Kapsel sich in sehr kurzer Zeit um die hepatisir-ten Marmorirungen bildet, so folgt daraus, dass jeder Zutritt von Blut verhindert sein muss, da die H�hle dieser Kysten vollst�ndig mit dem Exsudat ausgef�llt ist. Man ersieht daher, dass dieses nicht mehr die eigentlichen organischen Formen annehmen kann, da es vollst�ndig vom K�rper isolirt ist.
In der gew�hnlichen Lungenentz�ndung dagegen existirt diese Kapselmembran eben so wenig, als die Marmorirungen, und das exsudirle Blastem bleibt immer in Verbindung mit der allgemeinen Zirkulation. Deshalb ist oft die Zerlheilung m�g-
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lieh, und in andern F�llen tritt Eiterung- als Mitlei der transi-torischen Organisation des Exsudates ein. Deshalb ferner ver�schwinden die L�sionen der einfachen entz�ndlichen Pneumonie h�ufig vollst�ndig, w�hrend die der Lungenseuche fortw�hrend bleiben, und nicht mit der Erhaltung des Lebens harmoniren, da sie in eine komplete Kyste eingeschlossen sind, welche so�gar manchmal knorpelig wird.
Diese Erscheinungen sind ohne Zweifel sonderbar, aber da wir kein Gesetz besitzen, um sie zu erkl�ren, da solche Ver�nderungen in der Richtung der Lebensprozesse, der Th�-tigkeiten des Organismus sich weder, durch die Zusammen�setzung, noch durch den Reichthum der Blasteme erkl�ren lassen, ist man gen�thiget, auf die Spezificit�t der Ur�sachen zur�ckzukommen, indem man annimmt, dass die Ursache der Lungenseuche ganz und gar von den Faktoren verschieden ist, welche die einfache entz�ndliche Pleuropneu-monie erzeugen*).
Siolienzelintes Kapitel. Spezificit�t der Lungenseuche.
Wir haben gesehen, dass die Lungenseuche sich wesent�lich von der einfachen entz�ndlichen Pleuropneumonie durch ihre Symptome, ihren Verlauf, und namentlich durch die ana�tomischen Ver�nderungen, welche sie hervorbringt, unterschei�det. Jetzt kommen wir zu noch sch�rfern Unterschieden , in der Art der Uebertragung, welche ihr eigenlh�mlich ist, in der Hartn�ckigkeit, mit der sie �berall w�thet, wo sie einmal eingedrungen ist, in der Gleichf�rmigkeit der Erscheinungen, welche sie hervorruft, und endlich in dem -wunderbaren Ver�m�gen , sich der Vorbauungsimpfung zu f�gen.
Ansteckung. Lange Zeit hat man geglaubt, dass die Lungenseuche nur eine einfache tempor�re Epizootic sei, wie alle Epidemieen, und dass sie, gleich diesen, hier und dort die pr�disponirten Individuen ergreife, ohne dass die Ansteckung
*) Wir kommen auf den Gegenstand dieses und des nachslfolg-cnden Kapilels in imserom Zusalze �ber Geschichte etc. der Lungen�seuche am Schl�sse dieses Werkes noch einmal zur�ck. K.
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jemals als ein Millel der Forlpflanzutig: angesehen worden w�re. Heut zu Tage ist diese Meinung halllos, und wird anzuerken�nen gezwungen, dass der Stoff der Krankheit sich von Thier zu Thier mitlheilt, so dass sie ohne Unlerlass Terrain ge�winnt, und mit jedem Tage ihre Verheerungen weiter ausdehnt.
So wurde die Krankheit in Hasselt im Jahre 1836 durch aus Flandern kommende und durch den H�ndler Moras an die Herren Destillateure Willems und Platel verkaullen Ochsen eingeschleppt.
So kann man ihr Eindringen in England durch aus Irland kommende Ochsenheerden verfolgen.
Wir lesen in dem englischen Journal �The Veterina�rianquot;, dass die Gesellschaft f�r Landwirlhschaft in Schottland dem Herrn Finlay-Dun, Thierarzt in Edinburg, eine gol�dene Medaille f�r eine Abhandlung zuerkannte, in welcher die�ser Autor gem�ss der in England gesammelten Beobachtung den Beweis lieferte, dass die Lungenseuche wesentlich konta-gi�s ist. �Es handelt sich, sagt er, um eine Frage von h�ch�stem Interesse f�r unsere sch�ne Provinz, die so oft ein Opfer dieser Plage ist.quot; Finlay-Dun glaubt an die konta-gi�se Natur der Krankheit. Es ist leider nur zu leicht, den Gang dieser Seuche durch die Sterblichkeit der englischen Thiere und durch die Verarmung einer grossen Zahl von Land-wirthen zu verfolgen. Gleichwohl folgen hier einige Worte die�ses Autors, welche, indem sie neue Thalsachen beibringen, einiges Licht auf eine so vielbestrittene Frage werfen. �Indem wir beobachteten, lautet sein Ausdruck, dass diese Krank�heit �berall, wo sie sich zeigt, die �bereinstimmendsten Eigen�schaften besitzt, m�ssen wir daraus schliessen, dass die Ur�sache , welche sie erzeugt, immer dieselbe ist, und, obwohl die Ansichten dar�ber nicht einig sind, kann man doch nicht l�ugnen, dass die vorz�glichste Ursache ihrer Verbreitung die Ansteckung ist. Ein sorgf�ltiges Studium der Geschichte die�ser Krankheit wird ohne Zweifel beweisen, dass sie auf einer gewissen Entwickelungsstufe die Eigenschaft besitzt, sich voll�kommen gesunden Thieren, die durchaus nicht unter dem Ein�fl�sse irgend einer andern erregenden Ursache stehen, milzu-theilen. Die Art, auf welche sich die Lungenseuche in England Kreutzer, Einimpfung d, Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14
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von ihrem ersten Auftreten bis auf den heuligen Tag sich ver�breitet, ist an und f�r sich ein sehr �berzeugender Beweis von ihrer kontagi�sen Eigenschaft. Von dem Tage an , wo diese Krankheit, eingeschleppt durch irl�ndische Heerden zum ersten Mal auf dieser Insel auftrat, gibt es eine reiche Menge von Beispielen, welche die Ansteckung auf eine klare und un�bestreitbare Weise darthun.quot;
Die Kontagiosilat der Lungenseuche ist in gleicher Weise durch Herrn Professor Wellembergh und durch alle Mit�glieder der niederl�ndischen Kommission anerkannt worden, denn die durch diese hochachtbaren Praktiker*) beobachteten Thatsachen best�ttigen, sagen dieselben, auf die unzweideu�tigste Art, f�r diejenigen, welche noch daran zwei�feln k�nnten, die Konlagiosit�t dieser Krankheit.quot;
Ich will mich daher nicht dabei aufhalten, eine Sache zu beweisen, die ein Jeder anerkennt, und welche die gr�ssten Gegner der Impfung nicht zu bestreiten wagen werden, n�m�lich dass die Lungenseuche sich von einem kranken Thier auf ein gesundes fortpflanzt.
Es ist von geringem Belang, ob diese Uebertragung durch unmittelbare Ber�hrung, durch mittelbare Beruh rung, oder durch miasmatische Infektion statt�ndet; eine solche Untersuchung w�rde uns in Subtilit�ten der Sprache verwickeln, welche zu oft die wissenschaftlichen Er�rterungen verwirren. Ich will lediglich mit dem ehrenwerthen Herrn Fallet sagen**), dass �die Krankheilen, welche die F�hig�keit besitzen, sich milzulheilen, nur auf eine Weise allein von Individuen auf Individuen �bergehen, d. i. durch Einimpfung oder Absorption des Ansteckungsstoffes. Immer und �berall muss eine unmittelbare Ber�hrung, nicht von zwei Individuen, aber von einem von ihnen mit etwas Ansteckendem, das das andere geliefert hat, stattfinden. Die nolhwendige Folge jeder Ansteckung ist die Produktion der Krankheit; die Be�dingungen der Uebertragung sind eine zureichende Wirksam-
*) Veiheyen, Rapport, p. 106. Zweiter Wl�ndiseher Bericlif. quot;*) Fallet et Varlcz, Recherches sur les causes de Tophtalmie de l'armee, 1829, p. 85.
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keit des Ansteckungsstoffes und eine g�nstige Anlage des Thie-res, auf welches die Einwirkung staltfindet, um den Einfluss zu empfinden.quot;
Auf diese Art wird die Lungenseuche �bertragen und wei�ter verbreitet. Es besteht daher hier ein Zustand der Spezifi-cit�t, welcher ihr eigenth�mlich ist, und an welchem die ein�fache entz�ndliche Pneumonie keinen Theil hat. Dieses ist der einzige Punkt, den ich hier feststellen will.
Enzootischer Charakter. Wenn die Lungenseuche einige Zeit hindurch mit einer gewissen Heftigkeit in einem Stalle geherrscht hat, so behauptet sie sich daselbst, und wurzelt dort in der Art ein, dass man sie durch keine Maass�regel oder durch keine hygieinische Vorbauungsmitlel ausrol�len kann.
Dieses ergibt sich aus zahlreichen Beweisst�cken , welche dem Berichte der Zentral-Kommission einverleibt wurden. Die�ses hat man in Has seit schon seit langer Zeit best�ltiget gefunden, und dieses erfahren die Destillateure noch oft, wenn die Krankheit nicht geimpfte Thiere oder solche ergreift, welche in Folge einer unvollst�ndigen Operation nicht zureichend ge�sch�tzt wurden.
Meines Wissens hat die einfache entz�ndliche Pieu-ropneumonie niemals diese endemische oder enzoo�tische Form angenommen, noch auch die Andauer und die Z�higkeit gezeigt, welche wir in der Lungenseuche wahr�nehmen.
Diese beiden Krankheiten dififeriren also in ihrem Wesen und folglich auch in der Ursache, welche dieselben veranlasst. Die Rindviehspezies ist allein f�hig, in die Lungen�seuche zu verfallen, gerade so wie es auch allein den Verheerungen jenes schrecklichen Typhus conlagiosus (d.i. der Rinderpest) unterworfen ist, welche Vicq-d'Azir Blatternpest nennt, Ramazzini aber vor ihm mit dem Namen Pockenseuche der Rinder belegt hat*).
*) Professor Dr. Weber in Kiel ver�ffentlicht im �Archiv f�r pathologische Anatomie und Physiologie und f�r klinische Medizin von Virchow, Vl. Bd. 1, Heft,quot; einen
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Diese Thatsache ist allerdings merkw�rdig-, aber keines-
Aufsalz �ber die int crl obuliire Pneumonic, der in mehr als einer Hinsicht beachtens- und sch�lzcnswcrlh ist. Weber halle im Sommer 1853 Gelegenheit, die 1.ung-cnseuche des Rindyi.ehesvom pathologisch-anatomischen Standpunkte aus, also in cadavere, kennen zu lernen, und beschreibt sie in dieser Hinsicht vortrclflich. Hierauf sagt er: �Suchen wir nun in der menschlichen Leiche nach der intcrlobnl�ren Pneumonic, so bin ich �ber das Vorkommen aucli hier nicht mehr zweifelhaft, nachdem ich auf diesen Punkt genauer geachtet habe. Bei verschiedenen Erkran�kungen der menschlichen Lunge habe ich bisher Gelegenheit gehabt, die in te rlobul�r e Pneumonic, wenn auch in weit geringerer Ausbreitung und Intensit�t, zu beobachten. Namentlich muss ich bemerken, dass ich niemals die inlerlobuliire Exsudat�schicht in der Dicke antraf, dass die zentralen Thelle des Exsu�dates der Organisation sieh entzogen hatten. Ich sah sie 1) bei Pleuritis , besonders der Kinder, bei denen auch das interlobul�re Bindegewebe lockerer, als bei Erwachsenen zu sein scheint. In den F�llen n�mlich, wo die Lungenlappen durch dicke, orga-nisirte Exsudatschichten verbunden sind, und nicht, wie bei klei�nen Adh�sionen, dehnbare Zellgewebestr�nge bilden, so wie in den F�llen, wo �hnliche dicke organisirte Schichten die Lunge an die Brustwand haften, trifft man zuweilen imParenchym der Lunge das interlobul�re Bindegewebe, namentlich zwischen den L�pp�chen hohem Ranges mit grauweisser organisirtcr, jedoch d�nnerer Schicht in �hnlicher Weise durchsetzt, wie bei den oben beschrie�benen Thicrlungen. 2) Ich bewahre in meiner kleinen Sammlung, um die interlobul�re Form auch beim Menschen zu zei�gen, ein Lungenst�ck von einer alten karcinomat�sen Frau auf, die in fast allen Organen, so auch in der Lunge Carcinome zeigte. In diesem Lungenst�cke sieht man so deutlich, dass keine T�uschung m�glich ist, die weisslich-gelben organisirten Exsudate der inter-lobul�rcn Pneumonic nicht blos zwischen den L�ppchen ersten, sondern auch zweiten Ranges. Auch auf der Oberfl�che dieser Lunge gibt sich die interlobul�re Pneumonic dadurch zu erkennen, dass der lobul�re Bau durch eingef�gte Exsudatstreifen, welche die L�ppchen polyedrisch umgeben, in die Augen f�llt. 3) In der N�he solcher Lungenspitzen, die in Folge der chronisch verlaufen�den sogenannten interstiliellen Pneumonic narbig eingezogen sind, sieht man zuweilen Andeutungen der interlobul�rcn.
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wegs aussergew�hnlich; denn, wie Malouin*) sagt, indem er die an ihn zu dem Zwecke, zu erfahren, warum die Ur�sache dieser Krankheilen allein das Hornvieh ergreift, und nicht auch die andern Thiere bel�stiget, gerichtete Anfrage be�antwortet, �gibt es L�nder, in denen gewisse Thiere nicht leben k�nnen, obgleich die andern daselbst sich ganz gut be�finden und sich vermehren; es gibt in Syrien, dem Berichte
Es schliesst sich an diese Beobachtung- eine Frage an, die ich sp�ter zu beantworten gedenke, wenn ich die menschliche Lunge in Beziehung auf interlobul�re Pneumonic und ihre Ausg�nge ge�nauer ins Auge gefasst habe: In welchem Verh�ltnisse stehen Lungenabszesse und Lungenbrand vielleicht zur interlobul�renPneu-monie?quot; � Ich kann mich nicht enthalten, hier, unbeschadet der Vortrefflichkeit der Beobachtung Webers, zu bemerken, dass die Uebereinstlmmung des pathologisch-anatomischen Befundes allein noch keineswegs die Identit�t der Lungen�seuche des Rindviehes und der interlobul�rcn Pneumonie des Menschen beweist. Zu ersterer geh�ren wesentlich: die Ansteck-barkeit, die Endemicit�t, die Inokulabilit�t, �berhaupt ihre Spe-zificit�t, welche nicht am Kadaver, sondern am lebenden Thier und aus dem ganzen Gange und Verlaufe der Seuche sich ergibt-Leider wird dieses heut zu Tage zu sehr vernachl�ssiget, indem man lediglich die Endprodukte der Krankheitsprozesse, mit fast g�nzlicher Vernachl�ssigung der Ursachen und des Verlau�fes, �berhaupt der Erscheinungen und Eigenth�m-lichkeiten, wie sie sich am lebenden kranken Thiere zei�gen , zur Charakteristik der Krankheiten f�r geeignet h�lt, wodurch allerdings die pathologische Anatomie an Einfachheit, aber die Ge-sammtwissenschaft und das Leben nicht in gleichem Maasse an Wahrheit und Nutzen gewinnen. Wer D i d o t s von uns eben hier �bersetzte Abhandlung �ber die Lungenseucho des Rind�viehes mit Aufmerksamkeit liest, wird ganz sicher z. Z. sich noch sehr in Acht nehmen, ans der von Weber festgestellten Uebereinstimmung in den pathologisch-anatomischen Ergebnissen mancher Menschen = mit denen mancher Thier-Lungen eine Identi�t�t der interlobul�ren Pneumonie des Menschen und der Lungen�seuche des Rindviehes �berhaupt anzunehmen. Weber selbst hat dieses sicherlich ebenfalls nicht gewollt!nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;K.
*) Dupuy, Maladies epizootiques des betes � comes et a laine. Paris, 1836, p. 123.
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von Bergerus, Agricola und Strabon zufolge, eine Ge�gend , wo f�r das Hornvieh todlliche D�nste aus dem Boden entweichen, welche die H�hner durchaus nicht bel�stigen; was gegen die Natur einer Thiergattung ist, das ist in der That nicht immer auch gegen die einer andern, wie man denn auch sieht, dass Thiere z. B. Hunde weder die Peslkrankheiten der Menschen, noch die Menschen die der Thiere bekommen.quot;
Wie ich weiter oben schon angef�hrt habe, hat Herr Dr. Willems Versuche an Kaninchen , Hunden, Ziegen, Hammeln, Schweinen, an einem Bock, an Truth�hnen, an H�hnern, und zuf�lliger Weise auch am Menschen gemacht, und es ist keine Erscheinung erfolgt.
Eben so hat sich Munnickx �berzeugt, dass der Hund, die Katze, das Pferd, eben so wenig als der Hirsch und die Hirschkuh, obwohl letztere Wiederk�uer sind, von dem Pest-lyphus oder der Blatlernpest (d. i. der Rinderpest), sei es durch die nat�rliche Ansteckung, sei es durch die k�nst�liche Einimpfung der Krankheitsprodukte, befallen werden k�nnen.
Um den Beweis f�r die Spezificil�t der Lungenseuche zu vervollst�ndigen, er�briget mir noch, die Autorit�t eines un-streilbar sehr kompetenten Schriftstellers, welcher die genaue-sten Untersuchungen Behufs einer richtigen Erkenntniss dieser Krankheit angestellt hat, in Anspruch zu nehmen. Es folgt hier zu diesem Behufe, wie Herr V, Delafond in seinem vortrefflichen Werke sieh ausdr�ckt*): �Die Lungenseuche des Rindviehes ist nach meiner Ueberzeugung, sagt er, eine kon-tagi�se Krankheit, und folglich, wie alle diese Krankheiten, von spezifischer Natur, weil sie einen spezifischen Stoff oder ein Gift produzirt, f�hig, sie zu erzeugen und wieder zu erzeugen. Die Spezificit�t, welche ich der Lungenseuche zugestehe, ist daher sehr verschieden von der, welche Lappe, Dieterichs und H. Gelle ihr zuschreiben, weil sie sich auf die kontagi�se Natur und nicht auf die eigen-th�mliche Hepatisation der Lungen, welche sie veranlassl, st�tzt. Diese Krankheit hat ihren Sitz in den Bronchieen, in
*) V. Delafond, Traite sur la maladie de poitrine du gros belail. Paris, 1814, p. 45.
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der Lunge, in den Pleuren, und nimmt den akuten, subakulen und chronischen entz�ndlichen Typus an. Ihre Verbreitung �ber viele Thiere, die Gegenden angeh�ren, deren topogra�phische Lage verschieden ist, die einem verschiedenen hygiei-nischen Verhallen unlerworfen sind, ihr Verlauf, ihre Dauer, ihre zu oft t�dtlichen Ausg�nge, der Sitz und die Organisation der pathologischen Produkte, welche sie veranlasst, und die Schwierigkeit, ihre Heilung zu bewirken, sind Eigenschaf�ten, die sie wesentlich von den gew�hnlichen oder sporadischen Pleu ropneumonieen, und von der Phti-sis tuberculosa und von der Phlisis calcaria unterscheiden. Sie ist weder von putrider, noch von gangr�n�ser, noch von pestartiger Natur.quot;
�Was nun den Grundstoff der Spezificit�t, der nach meinem Daf�rhalten in dieser Krankheit besteht, betrifft, so fragt es sich, zeigt er sich in den fl�ssigen, oder in den festen Theilen des K�rpers? Entwickelt er sich in dem Krank�heitsprozesse, welche man Entz�ndung nennt? Ist er ein se-cernirles oder ein exhalirtes Produkt? Ich kann auf alle diese Fragen nicht positiv antworten. Ich weiss nicht, ob man nicht einwendet, dass ich darauf antworten solle. In dieser Beziehung will ich nur anf�hren, dass eine grosse Zahl h�chst verdienter Aerzte die Pest, das gelbe Fieber, die Cholera, die Pocken seit viel l�ngerer Zeit studiert haben, als sich die Thier�rzle mit dem Studium der Lungenseuche besch�ftigen, und gleich�wohl, wie ich glaube, sehr in Verlegenheit w�ren, auf solche Fragen bez�glich der einen oder der andern der genannten Krankheiten zu antworten. Alles, was ich dar�ber weiss, ist das, dass der Krankheit erzeugende und Konlagium tragende Stoff des Lungenseuchegiftes aus den kranken Respira-iionswegen auszustr�men scheint, und dass die ausgeathmele Luft mit ihm geschw�ngert ist.quot;
Achtzehntes Kapitel.
Gleichf�rmigkeit der pathologischen Produkte der Lungenseucbe.
Die einfache entz�ndliche Pneumonic veranlasst, wie man weiss, pathologische Ver�nderungen von verschiedener
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Naliir, variirend von der einfachen Hyper�mie bis zur Gan�gr�n, mit Einschluss der rolhen und grauen Hepalisation und der Eiterung.
In der Lungenseuche dagegen beobachtet man niemals Gangr�n oder Eiterung.
Die marmorirte und enkystirte Hepalisation ist hier das best�ndige und unver�nderliche pathologisch-anatomische Pro�dukt, welches man findet, und in welchem man immer die mit der Molekularbewegnng versehenen Illemenlark�rperchen antrifft, welche durch Herrn Dr. Willems angegeben wurden.
Diese Produkte sind das palhognomonische und ausschliess-liche Merkmal der Lungenseuche; man kann sogar hinzusetzen, dass sie ihr so geselzm�ssig angeh�ren, dass sie so innig mit ihrer Existenz verbunden sind, dass man sie sogar in der durch die Einimpfung der aus den kranken Lungen entnom�menen Fl�ssigkeit erzeugten Geschw�lsten findet.
Diese Thalsache ist unl�ugbar von immenser Wichtigkeit; wir werden sie daher mit einiger Aufmerksamkeit n�her un�tersuchen.
Nachdem Herr Dr. Willems die beweglichen oder viel�mehr die vibrirenden K�rperchen in den enkystirlen Marmo-rirungen der Lunge, und in den Tuberkeln der an der Lungen�seuche gestorbenen Thieren gefunden hatte, kam ihm der Ge�danke, dieselben Produkte auch in den in Folge der Impfung eintretenden Geschw�lsten aufzusuchen.
Ich habe, sagt er*), Theile der Epidermis von der �us-sern Haut, (welche ich noch in Alkohol besitze), eines in Folge der Impfung gesloibenen Ochsen untersucht. Ich fand in ihnen dieselben mikroskopischen Elemenlc und dieselben chemischen Charaktere, wie in den Lungen der lungenseuchekranken Thiere.
�Um �ber meine Beobachtungen in Gewissheit zu kommen und um sie konlroliren zu lassen , habe ich am 12. Februar 1852 dem Herrn Van Kempen, einem ausgezeichneten pa�thologischen Analomen ein St�ckchen Haut und darunter lie�gendes Gewebe von einem am Abend vorher in Folge der
*) Willems, erste Denkschrift, p. 12.
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Impfung gestorbenem Thiere zur Untersuchung �berschickt, und der gelehrte Professor hat hier�ber Folgendes geschrieben: �Ich habe die St�cke, welche Sie mir haben zukommen las�sen, untersucht das Resultat davon ist Folgendes: Ich habe darin kleine K�rperchen mit einer besondern mole�kularen Bewegung, erkannt; sie sind von sehr verschie�dener Grosse; einige sind punktf�rmig, andere bieten ein sehr bestimmtes, centrales Licht dar und diese K�rperchen wider�stehen der Einwirkung der Essigs�ure. In demselben St�ckchen Haut habe ich Anh�ufungen von k�rnigen Knoten*) angetroffen, in welcher sich ein Kern befindet. Diese Knoten widerstehen der Wirkung der Essigs�ure, und hierin liegt der eigenth�mliche Charakter dieser Knoten. Es war durchaus, als wenn eine �berm�ssige Ausschwitzung in der Haut statt�gefunden h�tte.quot;
Wir bemerken hier, dass Herr Van Kempen damals keine Kenntniss von den Impfungen hatte, die Herr Dr. Wil�lems bereits auszuf�hren begonnen hatte, und dass er die Krankheit nicht kannte, an welcher das Thier zu Grunde ge�gangen war.
�Die physischen Merkmale, f�hrt Herr Willems fort, die mikroskopische Untersuchung, und die chemischen Analysen des Theiles, an welchem die Impl�ng vorgenommen wurde beweisen, dass das durch die Impfung k�nstlich hervorgeru�fene lokale Uebel die gr�sstc Aehnlichkeil mit dem Prozess und den krankhaften Ver�nderungen hat, welche man bei und in den Lungen der unter den epizootischen Einfl�ssen der Lun�genseuche erkrankten Thieren beobachtet.quot;
Die Entdeckung dieser K�rperchen bildet eine zu wichtige Thatsache, als dass man sie unbemerkt vor�bergehen lassen k�nnte; auch hat sich die Zentral-Kommission derselben be�m�chtiget, und den Herrn Dr. Willems ersucht, den speziel�len Nachweis davon in einer ihrer Versammlungen zu liefern.
Ihr Vorhandensein wurde durch die Mitglieder der Kom�mission best�ttiget, wie es durch die Herren Willems und Van Kempen geschehen war; aber Herr Professor GI u g e
�) Siehe lithogr. Tafel, Fig. 4.
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sah darin nur gew�hnliche Produkte der Entz�ndung, wie er in der folgenden Note, die er bei dieser Gelegenheit verfassle, bezeugt.
�Es ergibt sich, sagt er *), aus dem praktischen Vortrage des Herrn Dr. Willems und aus unsern eigenen Untersu�chungen:
1)nbsp; nbsp;Dass die Lungenseuche keine eigenth�mlichen und durch das Mikroskop wahrnehmbaren anatomischen Produkte besitzt;
2)nbsp; dass das entz�ndliche Produkt der Impfung sich nicht durch anatomische Eigenth�mlichkeiten von irgend einem andern Entz�ndungsprodukte unter�scheidet ;
3)nbsp; dass die Behauptungen des Dr. Willems ober diesen Punkt nicht richtig sind;
4)nbsp; dass dieser zweifelsohne bedauerliche Missstand f�r die praktische Frage, welche mir vor Allem gepr�ft werden zu m�ssen scheint, nicht pr�judicirlich ist.quot;
Dieses erheischt einige Erl�uterungen.
Das Vorhandensein der Elementark�rperchen ist meines Er-achtens eine konstatirte Thatsache, denn es kann bez�glich der Produkte keine Streitigkeit stattfinden, welche Herr Dr. Wil�lems beobachtet, welche Herr Professor Van Kempen als wahr erwiesen, welche so viele andere, wie sie, untersucht haben, und welche endlich Jeder nach Belieben unter der Linse des Mikroskops wieder finden kann.
Es handelt sich hier um eine einfache Wahrnehmung, �ber deren Bestand nur ein einziger Richter kompetent ist, das Auge des Beobachters. F�r den, welcher sieht und sehen will, sind die Bejahungen so �berfl�ssig, als die Verneinun�gen, und aus diesem Grunde wird es Niemand beifallen, die Existenz dieser K�rperchen zu l�ugnen.
Aber wenn man geneigt ist, sich mit der Thatsache an und f�r sich einverstanden zu erkl�ren , so ist man weit ent�fernt, mit der Interpretation �berein zu stimmen.
Herr Dr. Willems betrachtet diese K�rperchen als ein
*) Verheyen, Rapport, p. 117.
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spezifisches von dem der einfachen, nicht spezifischen Ent�z�ndung verchiedenes Produkt der Lungenseuche.
Herr Professor Dr. Gluge dagegen sieht in ihnen nichts Spezifisches, und findet in den anatomischen Charakteren der entz�ndlichen Produkte der Impfung keinen Un�terschied von irgend einem andern Entz�ndungs�produkte.
Unbestreitbar ist Herr Professor Gluge eine Autorit�t in allen Fragen der pathologischen Anatomie, und wir k�nnen seine Urtheile annehmen, ohne Furcht, dass wir irrgeleilel wer�den; auch k�nnen wir Behufs der Entscheidung der uns vor�liegenden Frage nichts Besseres thun , als uns auf Herrn Dr. Gluge selbst berufen, indem wir das prachtvolle Werk dieses gelehrten Anatomen zu Rathe ziehen, um die Merkmale der Entz�ndung und aller ihrer Produkte kennen zu lernen. Darnach wird, wenn diese Elementark�rperchen mit eigenth�mlicher molekularer Bewegung in diesem Werke als eine der von dem nicht spezifischen entz�nd�lichen Exsudate angenommenen Formen beschrieben sind, die Behauptung des Herrn Professors Gluge richtig, und Herr Dr. Willems gen�thiget sein, seine K�rperchen fallen zulas�sen. Wenn dagegen diese K�rperchen nicht unter den gew�hn�lichen Formen, welche das entz�ndliche Exsudat annimmt, aufgez�hlt sind, so sind wir gen�thiget, sie unter die neo�plastischen Formationen zu reihen, und wir schliessen daraus, der Ansicht des gelehrten Br�sseler Professors entgegen, dass die Angaben des Herrn Dr. Willems �ber diesen Punkt unumst�sslich richtig sind.
Nun handelt Herr Professor Gluge in der 20. und 21. Lieferung seines Atlas der pathologischen Anatomie (p. 28�31) von der Entz�ndung, und ungl�cklicher Weise findet sich daselbst nicht ein Wort, welches sich auf mit irgend einer Bfwegung begabte K�rperchen bez�ge! � Also! � Seiner�seits hat Herr De Saive*) die von der Zentral-Kommission �ber die Natur dieser K�rperchen ausgesprochene Ansicht zu benutzen gesucht, um neue Schl�ge gegen die Methode des
�) De Saive, 1. c., p. 25.
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Herrn Willems zu f�hren, und es hat dieses Mal die Ironie allen Stoff f�r seine Beweisf�hrung geliefert, so dass f�r die Diskussion nichts Faktisches darin zu sehen ist. Ali dieser Witz ist daher ganz und gar verschwendet, denn die interes�santen Untersuchungen der Herren Ercolani und B. Gas�taldi*) haben den vollst�ndigen Beweis geliefert, dass bei lungenseuchekrankcn Thieren andere K�rperchen vorhanden sind, als die, welche man in den einfachen Entz�ndun�gen vorfindet, und dass daher die Herren Willems und Van Kempen mit vollem Rechte jenen eine besondere Ent�stehungs-Natur zuschreiben.
�Unsere erste Sorge**), sagen diese Gelehrten, war, nach den mit Molekul�rbewegung versehenen Elemen�tark�rnchen des Herrn Willems zu suchen; wir nahmen zu diesem Behufe Lungenlheile von der Stelle, wo die patho�logisch-anatomische Ver�nderung sehr betr�chtlich war, und waren sehr erfreut, zahlreiche Gruppen kleiner mehr oder weniger fest mit einander verbundener K�rperchen zu finden.
�Diese Gruppen trennten sich auf einen massigen Druck in eine mehr oder minder grosse Zahl von K�rnchen oder K�rperchen beinahe von der Grosse der Blutk�rperchen, denen sie auch ausserdem durch ihre Form sich �hnlich zeigten, d. h. sie waren sph�risch, in der Mitte concar, und gleichwohl durchsichtig und mit scharfen, deutlich angezeigten und dunk�len Contouren versehen.
�Mit reinem Wasser behandelt erlitten sie nicht diie ge�ringste Formver�nderung; dasselbe fand statt, wenn man sich statt des Wassers der Essigs�ure bediente; nur wurden sie deutlicher, weil zu gleicher Zeit, als die K�rperchen unver�sehrt blieben, die Lungentheile, in denen sie enthalten waren, heller und durchsichtiger wurden.
�Diese K�rperchen scheinen von derselben Natur wie die von Guerin-Maneville in dem Blute der Insekten gefun-
*) Giornale della Reale Acadcmia medicochir. di Torino, vol. XI11, Mai 20, p. 117. **) Journal de Medicine de la Sociele des sciences mcdieales et naturelles des Bruxclles, 1853, aout, 17. vol., pag. 193.
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denen und von ihm (�r Parasiten gehaltenen und deshalb H�matozoen genannten.
�Diese Elementark�rnchen fanden sieh wie in den Lungen, so auch in der Haut vor, wo sie jedoch zahlreicher, und in den kleinsten Gruppen vereiniget und eingeschlossen waren. Aber wir sehen in ihnen die von Willems angegebene mole�kulare Bewegung nicht; jedoch ist ihr Mangel hier ohne Be�deutung , weil diese Bewegung mehr eine passive als aktive zu sein, und nur als eine einfache Brown'sche Bewegung be�trachtet werden zu m�ssen scheint, eine Bewegung, welche sich an allen ausserordenllich kleinen K�rperchen zeigt, wenn diese frei von jeder Verbindung in Fl�ssigkeit schwimmen *). Diese letztere Bedingung nur fehlt in dem vorliegenden Falle g�nzlich, weil die K�rnchen von einer grossen Menge kongu-lirter in das Lungengewebe infillrirter Fibrine umgeben sind.
�Sind diese K�rnchen, fi�gt Willems, In dieser Krank�heit primitiv oder sekund�r?
�Wenn man erw�gt, dass �hnliche und mit derselben eigenth�mlichen Bewegung begabte K�rperchen sich bei den Larven der Ladiopteren nur in pathologischen Zust�nden besonders in der Muccardine des Seidenwurms, und best�ndig beim Schmetterlinge, wenn er des nat�rlichen Todes stirbt, vorfinden, woraus sich die Wahrscheinlichkeit ergibt, dass dieselben mehr die Folge, als die wesentliche Ursache des
�) Bekanntlich hat Gleichen schon im vorigen und Gruilhuisen zu Anfang des gegenw�rtigen Jahrhunderts bemerkt, dass sich sehr kleine, nur unter dem Mikroskop wahrnehmbare K�rper die von einzelnen thierischon Gebilden stammen , in manchen Fl�ssigkeilen fortw�hrend bewegen. Robert Brown lenkte in seinen ver�mischten botanischen Schriften, herausgegeben von C. G. Nees von Escnbcck Bd. IV. N�rnberg 1830. 8. S. 141�164 auf diesen Gegenstand die allgemeine Aufmerksamkeit und zeigte, dass die Erscheinungen an Bruchst�cken von Mineralion eben so gut, als an denen von organischen Theilen wiederkehren. Sie m�ssen nur einen sehr geringen Umfang haben, und in einer Fl�ssigkeif, die sich nicht l�st, schwebend erhallen werden. Keine st�rkere Anziehung darf �berdiess ihren Kegungen siegreich in den Wog lietcn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;K.
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Zustandes sind, welcher nat�rlich nach kurzer Zeit die voll�kommenen Insekten l�dtet; wenn man andererseits in dem ge�gebenen Falle bemerkt, dass diese K�rperchen in sehr grosser Anzahl in den tief alterirlen Stellen zeigen und dass sie in dem Verh�ltnisse seltener werden, als man sich von ihnen entfernt und dass man sie nicht mehr in denjenigen Lungenlheilen an�trifft, welche ihr normales Ansehen bewahrt haben; so ist man gedrungen, sie in dieser Krankheit viel mehr f�r sekund�r, als f�r primitiv zu hallen.quot;
Wie dem auch sein m�ge, ich kann f�r jetzt der Exi�stenz dieser K�rperchen mit molekularer Bewegung keine �berm�ssige Bedeutung beilegen, weil bei dem gegen�w�rtigen Stande unserer Kenntnisse �ber den Parasitismus, solche Vermulhungen uns noch nicht zu entscheidenden Resul�taten f�hren w�rden.
Die Arbeilen von Schelling, Henle, von Siebold, Hameau, Leukardt sind weder verstanden noch gew�rdiget genug, und �berdies sind die Beobachtungen, welche Herr Professor Spring und ich nach dem Beispiele dieser Experi�mentatoren zu machen strebten, noch nicht glaubw�rdig genug, als dass ich den Kreis durchbrechen k�nnte, welchen die klassische Wissenschaft um die Erzeugnisse der Gegenwart ge�zogen hat, welche das Auge allein nicht zur allgemeinen Gel�lung gelangen lassen kann.
Um diese Art von Vorstellungen versl�ndlich und bei allen Ansichten annehmbar zu machen, m�sslen die Physiologen die Bildung aller lebenden Wesen, welche man in der Substanz des gr�ssten Theiles der organisirlen Gesch�pfe selbst fir. ;et, erkl�ren k�nnen; sie m�ssten z. B. die Produktion der Zoos�permen, dieser Thierchen, welche man, zu willk�hrlich, ein�fachen vibrirenden K�rpern, Zellen, Wimpern, oder Staub-k�rperchen gleichstellt, verstehen und erkl�ren k�nnen; man m�sste die Arbeiten von Valentin*), Gerber**), von J. C. Mayer***) vernichten, aus welchen hervorgeht, dass die
*) Valentin, Nov. act. cur., torn. XIX, p. I., p. 237-*quot;) Gerber, Allg-emeine Anatomie, p. 210. '**) J. C. Mayer, Neue Untersuchungen zur Anatomie und Physiologic, Bonn, 1842.
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Zoospermen (oder Spermatozoiden) alle Eigenschaften wirklicher Thiere zeigen, welche, wie M�ller sagt, von denen der Wim�pern ganz verschiedene, und den willk�hrlichen ganz analoge Bewegungen ausf�hren *). Nun findet man bei allen Thieren Zoospermen, und gleichwohl hat man ihre Bildung nicht er�kl�rt, ungeachtet der gelehrten Forschungen, die Wagner mit einer �ber alles Lob erhabenen Ausdauer angestellt hat.
Es ist daher �berfl�ssig, uns nun bei der Existenz oder Produktion der K�rperchen mit molekularer Bewegung aufzu�halten, welche von Herrn Dr. Willems angegeben worden sind. Wichtiger dagegen, als die Bemerkungen, welche uns entschl�pfen, ist die Kenntniss der eigenth�mlichen Natur der Krankheit, der Speziflcit�t der Ursachen , welche ihre Ent�stehung veranlassen, und wof�r uns die Histologie nur ganz untergeordnete Aufschl�sse liefern kann.
Die Syphilis ist unstreitig eine spezifische Krankheit, eine wirkliche giftige Affektion, und gleichwohl hat uns das Mikros�kop nichts �ber die Gewebsmodifikationen der Producte kennen gelehrt, welche sie erzeugt. Die Wuthkrankheit, der Rotz, der Wurm, die Pocken sind ebenfalls spezifische und wesent�lich giftige Krankheiten: wissen wir Etwas �ber die Ver�n�derungen, welchen die exsudirten Blasteme unterliegen? Nun denn, wenn das Mikroskop uns nichts �ber diese Affektionen lehrt, warum sollen wir uns in nutzlosen Anstrengungen, in unfruchtbaren Streitigkeiten in Bezug auf die Elementar - Kn�t-chen ersch�pfen, von denen wir weder die Natur, noch die Art der Bildung kennen?
Die Speziflcit�t der Lungenseuehe gibt sich uns durch so deutliche und viele Merkmale kund, dass es uns wohl er�laubt ist, die Hypothesen unber�cksichiiget zu lassen ; auch
#9830;) Herr Didol huldiget noch der jetzt sehr in den Hintergrund ge-driinglen und wohl mit Recht fast ganz aufgegebenen Ansicht, dass die Speimalozoen parasitische Thiere seien, und ignorirt, dass die neuere Wissenschaft die Ansicht von Treviranus best�ttiget hat, gem�ss -welcher die Zoospermen (Spermazoen, Saamenlliierchcn, Spermatozoiden), keine Thiere, sondern bewegungsf�hige Zellen�gebilde sind, welche am bcsslcn Saamenk�rperchcn benannt werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; K.
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leiste ich, nachdem wir die Existenz der von Herrn Dr. Wil�lems angegebenen K�rperchen constatirt haben, auf jede Diskussion Verzicht, welche ihr irgend einen Werth als Pro�duct oder als Ursache der Krankheit zu verleihen be�zwecken h�nnle.
Die Haupt - Erscheinung, welche wir in der Lungenseuche best�ndig wahrnehmen und welche wir in Folge der Impfung beobachten, besieht in einer �berm�ssigen Exsudation von Plasma, und in Abkapselung des Exlravasates. Das ist es, was wir immer und �berall finden.
Es ist mir nicht unbekannt, dass man mehrmal behauptet hat, dass diese Erscheinung eine jeder Entz�ndung eigenth�m-lichc sei, und dass keine Lungenentz�ndung ohne Exsudation vorkommen k�nne.
Dieser Einwurf ist anscheinend wahr, aber er entbehrt der Solidit�l, denn ich habe schon die wesentlichen Abweichungen angegeben, welche die pathologischen Producte der einfachen entz�ndlichen Pneumonie von denen der Lungenseuche unter�scheiden, und man hat gesehen, dass es unm�glich ist, sie mit einander zu verwechseln, so dass ich es f�r unn�tz halte, auf dieselben zur�ckzukommen.
IVennzelmtes Kapitel.
Die Lungenseuche und die Impfung.
Man muss nun einsehen, dass die Lungenseuche eine specifische, einer einzigen Thiergattung eigenth�mliche, mit eigenth�mlichen Charakteren begabte Krankheit ist, welche ihre Verwechslung mit andern allgemeinen Krankheiten nicht zulassen.
Man muss ferner einsehen, dass, wenn diese Art von Krankheit immer von einem inficirten Thiere auf das andere �bertragbar ist, es auch oft m�glich sein werde, ihre Erschei�nungen dadurch k�nstlich hervorzurufen, dass man in den Or�ganismus eines bis dahin gesund gebliebenen Thieres das pa�thologische Produkt einbringt, welches deren wesentliche Stoffe enth�lt.
Die unerl�ssliche Bedingung, um ein solches Resultat zu
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erhalten, besteht aber in dem Besitze dieses pathologischen Productes und in zweckm�ssiger Impfung.
Dieses geschieht, wenn man die Rinderpest und den Wurm der Pferde *), und namentlich die Schafpocken inoculirt.
Diese Krankheiten geh�ren in der That bis zu einem ge�wissen Grade in die Klasse der Hautkrankheiten, welche das n�mliche Individuum nur ein Mal befallen, und Claus Dellof **) behauptet, dass man nur die Krankheilen zu impfen denken k�nne, in welchen sich die genannten beiden Bedingun�gen vereinigt vorfinden, d. i. die, deren Stoffe sich in einer Hauteruption zu einer pustul�sen oder andern. Form concentriren, und welche das von ihnen ein�mal ergriffen gewesene Thier nicht mehr befallen.
Diese Meinung ist jedoch heut zu Tage ohne Werth, weil wir wissen, dass einer grossen Zahl von Krankheiten die Vi�rulenz zukommt, welche niemals eine Wirkung auf die �ussere Haut veranlassen, und von denen die Mehrzahl dasselbe Indi�viduum nur einmal bef�llt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, l
Die Lungenseuche geh�rt mit vollem Recht zu dieser pa�thologischen Ordnung, und reiht sich daran besonders durch den Umstand, dass noch kein geh�rig best�tigtes Beispiel vor�handen ist, dass ein einem erstmaligen Anfalle entgangenes Thier zum zweiten Male krank geworden w�re.
Ausserdem localisiren sich die pathologischen Produkte der Lungenseuche in den Lungen, und concentriren sich in einer wirklichen Kyste, aus der man mit der ImpflanQette den specifischen Stoff nehmen kann, welcher das Uebel mittheilt, wenn man ihn in einem f�r das Leben wenig wesentlichen K�rpertheil localisirt.
Herr Dr. Willems hat daher die Verfahrungsweise von Camper, Munnickx, Layard und so vielen andern Expe�rimentatoren nachgeahmt, welche die Rinderpest durch k�nst�liche Inoculation der Krankheitsstoffe zu bek�mpfen suchten.
*) Bourgclat, Uccherchcs sur l'inoculalion de la cachexie varioleuse. Paris, 1770, p. 8.
**) Claus-D eliof-d'Oertzen, avis au public, concernant l'inocu�lalion de la maladie cpidemique des betes � cornos. Hambourg, 1779, in V1, art. IV.
Kreutzer, Einimpfung der Lungenseuchc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 15
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Aber gl�cklicher, als seine Vorg�nger, hat Herr Dr. Willems nicht gegen die fauligen Zuf�lle zu k�mpfen gehabt, welche in allen A�ftdtlen der schrecklichien Seuche der letztelaquo; Jahrhun�derte herrschen. Erst nach vielen Versuchen ist es ihm end�lich gelungen, die Impfmaterie zu finden, welche allein die mit denen identische Wirkungen hervorbringen kann, welche man in der in Folge der nat�rlichen Ansteckung entstandenen Lun�genseuche beobachtet.
Vergeblich hat er mit dem Blut, dem Geifer, dem Nasen�schleim und dem Urin der kranken Thiefle gettnpfl; er hat da�durch kaum einige �rtliche unbedeutende Erscheinungen her�vorgerufen. Wefln er dagegen die aus den Lungen enlnom-mene Fl�ssigkeit anwendete, so waren die Wirkungen um so ausgepr�gter, als die Impfung an zellgeweb - und gefilssreichen Stellen vorgenommen wurde.
Herr Dr. Willems bemerkte ferner, wie seine Vorg�nger, dass die Erscheinungen der Impfung um so schwerer wurden, als die angewendete Materie von Thieren stammte, die schon in einem weiteren vorgeschrittenen Grade der Krankheit sich befanden.
Lay ard und Claus Dellof haben schon nachdr�cklich auf die Notwendigkeit hin gewiesen, zu den Impfungen nur eine von einer von Natur aus gutartigen Seuche stammende Materie zu ver�wenden. �Eine b�sartige Materie, sagt der letztere, veranlasst na�t�rlich eine schwere Krankheit, �eberdies muss sie frisch sein, denn wenn man sie lange aufbewahrt, so vertrocknet sie oder geht in F�ulniss �ber. In dem ersten Falle bringt sie keine Wirkung hervor, und in dem letzten nur eine gef�hrliche, wie die von uns gemachten Erfahrungen beweisen. So haben Muskeltheile von gesunden Thieren, die man an der Luft in F�ulniss �ber�gehen Hess, brandige Congeslionen erzeugt, welche die Ver-suchsthiere in wenigen Tagen zu Grunde gehen Hessen. Zur Erlangung dieses Resultates ist die Einf�hrung einer kleinen Menge dieser fauligen Materie unter die Haut hinreichend.quot;
Claus Deltof behauptet, mit der b�sartigen Materie dreissig St�cke geimpft zu haben, von denen keines davon�kam, w�hrend man von mit gutartiger Materie geimpften
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unter hundert St�cken h�chstens zehn verlor. Camper hatte keine R�cksicht auf die Qualit�t der Impl'malerie genommen; eben darum hat er davon kaum die H�lfte gerettet!
Diese Anschauungsweise ist um so rationeller, als wir, wenn wir auf die Zeiten zur�ckgehen, wo man die Variola einimpfte, sehen, dass alle Aerzle die gr�sste Sorgfalt darauf verwendeten, sich mit der aus einer gutartigen Variola stam�menden Materie zu versehen; und gewiss w�rde heut zu Tage Niemand mehr mit Mead, Antoine, Petit, Gatti und An�deren zu sagen sich getrauen: Plus infertin quern quam a quo pus infundatur, (d. h.: Es ist von gr�sserer Bedeutung in wen als von wem der Eiter infundirt wird).
Die von Heim Dr. Willems ertheilten Rathschl�ge sind daher nur die Wiederholung der schon im vorigen Jahrhun�dert von ber�hmten Experimentatoren gegebenen Vorschriften.
Was .nun die von dem Arzt zu Hassel t adoplirte Ope-ralionsmethode anbelangt, so haben wir ferner gefunden, dass dieselbe in der Praxis Herr Dupuy f�r die Schafpockenim�pfung oder Clavetisalion der Schafe sich angeeignet hat.
�Venel, Tessier und Chretien, sind seine Worte *), haben die N�tzlichkeit der Impfung der Schafpocken kennen gelehrt; man hat jedoch aus Veranlassung der Vaccine die Versuche �ber die Impfung der Schafpocken oder die Clave-lisation wieder aufgenommen. Daraus ergab sich, dass die geimpfte Schafpocke zum zweitenmal nur sehr schnell vor��bergehende Wirkungen hervorbringt, so dass eine grosse Zahl von Thieren durch die Clavelisation am Leben erhalten wurden.
�Wir bedienen uns zur Ausf�hrung dieser Operation einer Aderlasslan(jeUe f�r den Menschen. Dieses Instrument ist viel bequemer, als die mit einer Rinne versehene Lanzette, welche ebenfalls bei der Schafpockenimpfung gebr�uchlich ist. Wir sind mit dieser Lanzette nicht der Gefahr ausgesetzt, die so feine Haut des Schafes zu durchstechen, und das Gift in das Unterhautzellgewebe abzulagern, was sehr oft zur Entstehung von Furunkelgeschw�lsten Anlass gibt, welche nicht ohne
�) Dupuy, 1. c, p. 383.
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Gefahr f�r das Thier sind, an dem sie auftreten. Durch die�ses einfache Verfahren mit der Lanzette haben wir unter f�nf-hundert nach unserer Methode geimpften St�cken nur eines verloren.quot;
�Das von Herrn Dr. Willems vorgeschlagene Verfahren ist daher keine jener werthlosen Neuerungen, dass man es mit jener geringsch�tzenden Selbstgelalligkeit aufnehmen d�rfte, welche zu viele Personen gezeigt haben, ohne vielleicht zu ahnen, dass sich so edle Erinnerungen daran kn�pfen.
Nun k�nnen wir uns fragen, was bewirkt und was kann die Impfung bei der Lungenseuche bewirken?
Ich habe bereits gesagt, dass die Impfung der Lungen�seuche in der k�nstlichen Hervorrufung der Krankheitserschei�nungen in einem f�r das Leben wenig wesentlichen Organe besteht, um dadurch zu verhindern, dass sie sich durch nat�r�liche Ansteckung in den Lungen lokalisiren.
Die Impfung hat daher und kann keinen andern Zweck haben, als die Entwicklung der Krankheil am Schweife zu ver�anlassen, anstatt ihr Zeit zu lassen, die Lungen zu befallen; oder, mit andern Worten, die Impfung bewirkt, dass die Lungenseuche unter Beibehaltung ihrer Form ihren Ort wechselt.
Wenn diese Behauptung richtig ist, so bin ich berechtiget gewesen, zu sagen, dass die Lungenseuche eigentlich keine Pneumonic ist, weil man sie ohne Weiteres an allen Orten wieder erzeugen kann, in welche das Lungenseuchegift abge�setzt worden ist, ohne dass jemals die Lungen in Folge dieser Impfung afficirt worden w�ren.
Dieses hat Herr Professor Wellembergh vollkommen best�tiget gefunden, wie er sich in seinem ersten Berichte aus�dr�ckt *).
�Wir m�ssen, sagt er, hier eine h�chst merkw�rdige Be�obachtung mitlheilen. Die in Folge der Impfung gestorbenen Thiere und unter diesen mehrere, welche durch die Landes-thierarzneischule angekauft worden waren, um sorgf�lligst die Fortschritte des Uebels zu beobachten und ferner um Heilver-
*) Morren, Journal cTAgriculture pratique.. Janvier 1853, p. 20.
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suche anzuslellen, wurden einer genauen nekroskopischen Un�tersuchung unterworfen: keines zeigte eine Affektion der Lungen; bei allen waren die Lungen vollkom�men gesund.quot;
Ausserdem hat Herr Wellembergh diese Thalsache in der f�nften Folgerung am Schl�sse des zweiten Berichtes der holl�ndischen Commission *) mit folgenden Worten bekr�f�tiget: �In den mit dem Tode endigenden schnell verlaufenden F�llen wurden nie Vereiterungen in der Brusth�hle und den Lungen gefunden; sie beschr�nkten sich stets auf die Bauch�h�hle.quot;
Die Krankheit ist daher nicht nothwendig eine Pneu�monic und der Seuchestoff muss nicht unvermeidlich die Lungen befallen, so dass unter bestimmten Verh�ltnissen es m�glich ist, bei den Thieren die organisch - dynamische Modi�fikation eintreten zu lassen, welche das speciflsche Miasma veranlasst, ohne ihr Leben nothwendig zu gef�hrden.
Dieses ist das Erzeugniss der Inoculation, indem sie an der Einf�hrungsstelle des Giftes Erscheinungen hervorruft, die mit denjenigen gleichf�rmig sind, welche man in den Lungen der durch nat�rliche Infektion erkrankten Thiere antrifft.
Der best�ndige Charakter der Krankheit ist wesentlich exsudativer Natur, wie Herr Professor Gluge ganz rich�tig gesagt hat, d. h. sie bewirkt immer und �berall, wo ihr Stoff abgelagert wurde, die Exsudation eines Blastems, welches �berall dieselbe Anlage, dieselbe Form, annimmt, und dieselben organischen Elemente zeigt.
�Ich habe, sagt Herr Dr. Willems **), Epidermialst�cke von der �ussern Haut eines in Folge der Impfung gestorbenen Ochsen unter dem Mikroskop untersucht, und dieselben mik�roskopischen Elemente, dieselben chemischen Charaktere, wie in den Lungen der lungenseuchekranken Thiere gefunden. Die Haut ***) zeigte eine betr�chtliche Dicke und bildete fast allein den ganzen harten Theil der Geschwulst (am Schenkel
*) Verheyen, Rapport, p. 107. **) Verheyen, Rapport, p. 25. ***) Willems, erste Denkschrift, p. 25.
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und Hinterbacken). Ein senkrechter Sclinilt zeigte sie mir von weissgrauer Farbe; ich fand daselbst gleichsam auf einander gelegte Schiebten, und in den Zwischenr�umen befand sich eine plastische Materie von dunklerer Farbe, als das Uebrige *). Die untenliegenden Gewebe, das Fell, das Zellgewebe und die Muskeln waren hart; �S fand sich keine Spur, weder von Gangr�n noch von Eiter (eben so wenig als in den Lungen der kranken Thiere). Unmiltelbar unter der Haut, in dem Zell�gewebe, fand ich einen beinahe zwei Theelassen f�llenden Er-guss von ser�ser cilronengelber Fl�ssigkeit. In dieser enor�men Anschwellung bemerkte ich keine injicirten Blutgel�sse; die Geschwulst entsteht wie durch Eindr�ngung einer ausge�schwitzten Materie zwischen die existirenden Gewebe.
�Wie ich schon zu sagen die Ehre halle, habe ich einen Theil der Haut dieses Ochsen Herrn Van Kempen geschickt; ich wollte seiner Controlle die physische und mikroskopische Untersuchung, welche ich an den kranken Theilen vorgenom�men habe, unterstellen, um dadurch eine festere Ueberzeugung zu erlangen, dass das Uebel, welches ich k�nstlich hervor�bringe, dem Uebel gleich sei, welches regelm�ssig unter den Einwirkungen der Lungenseuche entsteht.quot;
Herr Van Kempen hat nun in diesen Exsudaten die Gegenwart kleiner mit einer eigenth�mlichen Molecularbewe-gung begabten K�rperchen, von denen weiter oben schon die Rede war, vollkommen besl�ltiget.
Andererseits hat Herr Dr. Willems bei allen an der Lungenseuche gestorbenen Thieren eine Art noch nicht be�schriebener, im Darmkanal, und insbesondere im Dickdarm, zerstreuter Tuberkel angetroffen. Diese Tuberkel sind, wie ich schon gesagt habe, aus einer weisslichen, mehr oder minder harten Materie gebildet, welche unter dem Mikroskop k�rnige Kn�tchen und eine unz�hlige Menge von kleinen mit einer eigenth�mlichen mo-lecul�ren Bewegung begabten, d. i. in allen Punk�ten den auch in denLungen beobachteten gleichen Elemenlark�rperchen zeigt.
*) Siehe lilhographirte Tafel, Fig. 5.
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Es war daher h�chst interessant, sich zu �berzeugen, ob in den konsekutiven pathologisch-anatomischen Produkten der Impfung sich gleichfalls solche Tuberkel finden. Folgendes ist das Ergebniss:
�Was ich, sagt Herr Willems*), bei der allgemeinen Zerr�ttung der Organe dieses (in Folge der ersten Versuche der Impfung an der Schweifwurzel gestorbenen) Ochsen am sonderbarsten fand, das ist eine betr�chtliche Anzahl von S�ck�chen mit d�nnen W�nden von der Grosse eines Stecknadel�kopfes bis zu der eines Kinderkopfes. Dieselben enthielten eine gleichartige, trockene, weissgrauliche, harte Materie, derjenigen �hnlich, welche in den Tuberkeln desParm-kanaies lungenseuchekranker Thiere enthalten ist. Meine Ge�hilfen hielten die Masse f�r S�gesp�ne. (Ich besitze noch einer dieser S�ckchen in Alkohol). Einige dieser S�ckchen habe ich im Periton�um, die gr�ssle Anzahl aber (wenigstens 60) in der Brusth�hle, an der inneren Fl�che der Seitenw�nde und �berall in der Umgegend, eben so zwischen den beiden Lungen angetroffen.quot;
Die Krankheit selbst ist, wie wir gesagt haben, wesent�lich exsudaliv. Wohlan! Die Impfung zeigt ganz genau denselben Charakter, denn, wie man weiss, bilden sich oft an der Einf�hrungstelle des Giftes oder deren Umgebung, beson�ders wenn man sich bei der Operation einer ju fauligen Fl�s�sigkeit bedient, Geschw�lste, die manchmal betr�chtlich sind. Ueberdies haben wir gesehen, dass Einschnitte, welche man in diese Geschw�lste macht, eine plastische Exsndation ver�anlassen, die einen und zwei Litres t�glich betragen kann, wenn man am Schweife operirt, die aber selbst bis zu einem halben Eimer und dar�ber gestiegen ist, wenn man, wie auf dem Schlosse zu Herckenrode, am Triel impfte.
Der exsudative Charakter findet sich in der Impfung wie in der Lungenseuche selbst. Ich weiss wohl, dass ein an�scheinend wahrer Einwurf gegen dieses gemacht wurde, und dass man behauptete, dass diese �berm�ssige Exsudation nichts der Lungenseuche Eigenth�mliches sei, weil man sie bei den grosaen Herbivoren stets beobachtet, wenn ein starker Reiz
*) Willems, erster Bcricl)t, p. 20.
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auf die subkutanen Gewebe angebracht wurde, und ein akutes Oedem veranlasste.
Der Einwurf w�rde vielleicht begr�ndet sein, wenn die Sachen sich best�ndig so verhielten; aber die Erfahrung der Thier�rzle beweist, dass dieses Oedem nur selten und ganz ausnahmsweise vorkommt.
Ueberdies wissen wir, dass die das Oedem konstituirende Fl�ssigkeit sich durchaus von dem in der Lungenseuchequot; oder in Folge der Impfung exsudirten Plasma unterscheidet. Es ist niemals organisationsf�hig, w�hrend das Lungenseuche-exsudat sich immer in eine spezifische Verh�rtung umwandelt, die man sowohl in dem hepatisirten Lungengewebe, als in den durch die Impfung erzeugten Geschw�lsten findet.
Endlich hat man manchmal, namentlich in der erstem Zeit, und nach am Triel vorgenommenen Impfungen beobachtet, dass diese Exsudation so betr�chtlich wurde, dass die Thiere bald in Folge von Ersch�pfung zu Grunde gingen, und in solchen F�llen fand man sie bei der Sektion vollkommen an�misch oder vielmehr ausgeblutet. Solche verderbliche Wirkungen nun bringt das akute Oedem niemals hervor.
Das Exsudat der Lungenseuche und der Impfung unter�scheidet sich daher wesentlich von dem in den gew�hnlichen Affektionen beobachteten Oedem.
Eine weitere der durch nat�rliche Infektion entstandenen Lungenseuche und der Impfung gemeinschaftliche Erscheinung ist der g�nzliche Mangel der Eiterung w�hrend der Dauer der Krankheit, und w�hrend der Periode der Spezi-fizit�t in den durch die Impfung entstandenen Wunden oder ihren Folgen.
�Ich habe, sagt Herr Dr. Willems, in den Produkten der Impfung eben so wenig als in den hepatisirten Lungen bei der Lungenseuche jemals ein Eiterk�gelchen gefunden. Der Eiter bildet sich nur, wenn sich Gangr�n eingestellt hat, und wenn ein Theil der mortifizirten Parlhieen sich von dem �bri�gen Theile durch Suppuration lostrennt.quot; In der zweiten Gruppe der durch Herrn Dr. Willems mitgetheilten Beobachtungen sehen wir*),quot; dass eine sehr harte, h�hnereigrosse, zwischen
*) Willems, erste Denkschrift, p. 16.
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dem After und dem Anfange des Schweifes sitzende Geschwulst, verschwand, ohne zu eitern.
Bei einem anderen, an der Nase geimpften Ochsen war �die ganze Seite des Kopfes angeschwollen; die H�rte, welche die Geschwulst darbot, war skirrhusartig, und dies ist, sagt der Autor*), der eigentliche Charak�ter der durch die Impfung hervorgebrachten Ge�schw�lste. Ich machte zwei liefe Einschnitte in die Ge�schwulst, fand aber in ihr keine Spur von Eiter.quot;
Derselbe Mangel jedes eiterigen Produktes wurde ferner bei dem am 10. Mai 1851 geimpften Ochsen bemerkt, dessen Sektion am 9. Juni darauf vorgenommen wurde**). Die Ver�h�rtung hatte jedoch eine Parlhie des Hintertheils befallen. Herr Professor Wellembergh hat in seinem zweiten Berichte mehrere Thatsachen angef�hrt, welche beweisen, dass dieser gelehrte Thierarzt seinerseits die n�mliche Beobachtung ge�macht hat, ohne jedoch ihr eine besondere Wichtigkeit beizu�legen. Die Kuh Nr. 10 (eines von einundreissig versuchsweise durch die holl�ndische Kommission geimpften St�cken) zeigt, sagt er***), am 26.August zweiundzwanzigTage nach der Im�pfung, eine phlegmon�se Geschwulst von der Grosse eines kleinen H�hnereies; die Geschwulst wurde flukluirend, brach am 6. September auf, und lieferte einen Ausfluss von einer albumin�sen, klaren und durchsichtigen Fl�ssigkeit. Auf diese Erscheinungen folgte eine schorfige Ulzeration, welche lang�sam heilte.quot;
�Die Heilung der Stichwunden erforderte bei allen diesen Thieren eine sehr lange Zeit; sie erfolgte nicht, so lange nicht die Sekretion eine solche Qualit�t annahm, dass sie sich un�mittelbar in harte Krusten umwandelte. Sobald sie unter den Krusten eiterig wurde, sah man alsbald die Vernarbung eintreten.quot;
W�hrend meines Aufenthaltes in Hasselt habe ich in den St�llen der Destillateure selbst eine Menge seit k�r-
*) Willems, erste Denkschrift, p. 16. **) Ebendas., p. 19. ***] Verheyen, Rapport p. 94.
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zerer oder l�ngerer Zeit, z. B. seit zwei Monaten, geimpfte Thiere gesehen, bei welchen der Schweif fortw�hrend ein reich�liches plastisches Exsudat lieferte, ein Exsudat, welches bei einigen endlich in eine trockene Kruste sich verdichtete, unter welcher sich die Narbe bildete, w�hrend bei anderen die Hei�lung nur eintrat, nachdem das weniger reichliche Plasma die transitorische Form purulenter Produkte hatte annehmen k�n�nen, d. i. nach dem Verschwinden der Periode der Spezifizit�t.
Diese Thatsache war zu ausserordenllich, als dass sie mich nicht im h�chsten Grade h�tte interessiren sollen; eben darum habe ich seit dieser Zeit alle meine Aufmerksamkeit darauf gerichtet, mich zu versichern, ob sie eine direkte Folge der Spezifizit�t selbst ist, oder ob sie vielleicht eine allge�meine und gew�hnliche Erscheinung bei den grossen Herbivo-ren bildet.
Wir wissen ganz sicher, dass sich die Eiterung viel lang�samer bei den Wiederk�uern, als bei den Karnivoren einstellt, dass ein Haarseil z. B. beim Rindvieh erst nach acht, zehn bis zw�lf Tagen eine eiterige Sekretion veranlasse Aber von diesem Verh�ltnisse bis zum g�nzlichen Mangel der Eiterung und aller Eiterproduktion in Kontinuit�lstrennungen, die Monate hindurch klafften und blosgelegt waren, ist ein Absland, �ber den man sich nicht hinwegsetzen darf. Dieses ist so wahr, dass Herr Dr. Willems selbst darin ein Unterschied gemacht hat, lange bevor von der allgemeinen Thatsache die Rede war, welche ich so eben angef�hrt habe, und ohne viel�leicht die Bedeutung zu vermuthen, welche seine Beobachtung erlangen k�nnte. Wir lesen n�mlich in den Bemerkungen zu dem Verzeichnisse der durch diesen Arzt vorgenommenen Imr pfungen*): �Zwei mit Eiter, (nicht mit Lymphe), der aus einem Einschnitte am Schweife eines fr�her geimpften Ochsen genommen worden war, in Beisein der hochachtbaren Profes�ren Simonds und Morton, welche ihr Signalement aufge�nommen haben, geimfpte Ochsen wurden unter die anderen Ochsen des Stalles gestellt, und bekamen die Lungenseuche. Zwei Tage nach der Einf�hrung des Giftes eiter�ten die kleinen Wunden.quot;
*) Verheyen, Rapport, p. 73.
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Der Mangel an Eiterung, den wir w�hrend der spezifischen Periode best�ndig wahrgenommen haben, wird daher zum deut�lichen Beweise f�r die Virulenz der Krankheit selbst. Es findet in diesem Falle eine ganz �hnliche Erscheinung statt, wie wir sie in den pathologischen Produkten der Wuth, der Syphilis, des Milzbrands, und aller durch ein dem Organis�mus antipathisches Prinzip erzeugten Krankheiten wahrnehmen. Die pathologischen Anatomen werden vielleicht laut gegen die Bedeutung dieser Behauptung protestiren, indem sie behaupten, dass keine wirkliche Spezifizit�t in einem organi�schen Ph�nomen stattfinden k�nne, welches sich durch die gew�hnlichen Gesetze der Histologie erkl�ren l�sst. Sie werden vielleicht behaupten, dass wenn in den Impfwunden oder in dem exsudirlen Blaslem der Lungenseuche keine Eite�rung eintrete, dieses davon herr�hre, dass dieses Blastem zu �berm�ssig und mit zu wenig Lebenskraft begabt sei, um sich in der Art organisiren zu k�nnen, dass es die Elementarformen �berschreite.
Wenn dieser Einwurf so formulirt wird, so k�nnte er viel�leicht begr�ndet scheinen; aber in #9632;Wirklichkeit w�rde er durch seinen Ausgangspunkt fehlen, denn dieses hiesse eine That-sache durch eine andere selbst unerkl�rte erkl�ren wollen. Es bliebe daher noch darzuthun �brig, warum dieses �berm�ssige plastische Exsudat sich in der Lungenseuche findet, und nicht mehr in den anderen allgemeinen Krankheiten angetroffen wird.
Weder die pathologische Anatomie, noch die Histologie kann uns daher den Grund dieser anomalen Vorg�nge angeben, die dagegen sich von dem Augenblicke an ganz nat�rlich er�kl�ren lassen, als man ihre Spezifizit�t und die Virulenz der Ursache zugesteht, welche sie produzirt.
Niemand hat meines Wissens noch die wirkliche Bedeutung dieses g�nzlichen Mangels an Eiterprodukten w�hrend der Dauer der Spezifizit�t oder Virulenz aufgefasst; jedoch sieht man nun die Wichtigkeit dieser Erscheinung ein. Die Central-Kommission scheint sich nicht weiter damit befasst zu haben, obwohl man in der vierten durch Hrn. Sau veur*) an Hrn.
*) Verheyen, Rapport p. 78.
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Dr. Willems gerichteten Frage zu wissen verlangte, ob die Impfwunde eilern w�rde, eine Frage, auf welche er ver�neinend geantwortet hat.
Zwanzigstes Kapitel. Das Lungenseuchegift.
�Das kontagi�se Element, welches die Lungense�che �ber�tr�gt, ist nicht mehr gekannt, sagt Herr V. D e 1 af o n d *), als das der Schafpocke, der Hundswulh u. s. w. Die Natur dieser zer�st�renden Agenlien ist noch mit einem Schleier bedeckt, dessen L�ftung dem Menschen vielleicht in langer Zeit erst m�glich sein wird.
�Ist es das Blut oder die Lymphe, sind es die organischen Fl�ssigkeilen, welche die konlagi�sen Keime der Lungenseuche enthalten? Nichts hat dieses bis jetzt bewiesen. Oder sind es im Gegentheile die Fluida, welche aus dem Blute ausstr��men wie alle durch die Dr�senorgane sezernirten Produkte, die sie mit sich f�hren? Noch liegt keine entscheidende Thatsache dar�ber vor, dass dem so ist.
�Es wurden gleichwohl verschiedene Versuche gemacht, um den Sitz des Lungenseuchegiftes zu entdecken; aber diese Versuche waren weder zahlreich noch rein genug, um dieses R�thsel l�sen zu k�nnen.quot;
�Veith, Sick, Dieterichs haben in die Nasenschleim-haul Materie vom Nasenausflusse, vom Speichel kranker Thiere abgelagert; sie haben Einschnille in die Nasenschleimhaul ge�macht, und diese Fl�ssigkeilen in die Wunde gebracht; Haar�seile, die mit ihnen besudelt waren, wurden unter die Haut hinler der Schulter gesetzt; aber alle diese Impfungen blieben ohne Erfolg.
�Vix hat durch Impfen der pathologischen Produkte der Lungen bewiesen, dass das Gift in diesen Produkten seinen Sitz hat.quot; �
Jedoch haben, wie Herr Dr. Willems bemerkte, die Im�pfungen von Vix nur die Lungenseuche selbst in ihrer f�rch�terlichsten Gestalt hervorgebracht, weil dieser Experimentator
�) V. Delafond, 1. c, p. 209.
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die Unklugheit beging, unter die Haut am Triel noch warme St�cke kranker Lungen einzuf�hren*).
�Endlich, f�gt Herr V. Delafond bei, ergibt sich daraus als Schlussfolgerung, dass die Natur des Lungenseuchegiftes noch unbekannt ist.quot;
Ich habe sicherlich mir nicht angemasst, den Schleier zu zerreissen, welche die Anstrengung so vieler ausgezeichneter Talente nicht zu l�sen vermochte; jedoch hat die genaue Beob�achtung der Wirkungen dieses Giftes uns einen Theil seiner Eigenlh�mlichkeiten verrathen und in Folge hievon gestattet, daraus bez�glich der Erzielung der Pr�servalion des Rind�viehes Nutzen zu ziehen. Dies ist das Resultat, zu welchem Herr Dr. Willems durch sein Impfverfahren und durch die so klugen Vorsichtsmaassregeln gelangt ist, mit denen er dieses Verfahren umgeben hat.
Wenn wir jedoch Behufs einer genauen Kennlniss des Giftes die philosophische Forschung zu Hilfe nehmen, so ge�langen wir zu Resultaten, welche auf die zuverl�ssigste Weise hinreichen, um uns auf die praktischen Nutzanwendungen zu f�hren, welche die Umst�nde erheischen.
Ich habe in einer andern Abhandlung unter Adoption der Ideen des Herrn Dr. Hameau**) gesagt: �Jede heterogene Materie, welche sich selbst in einen lebenden K�rper einf�hren, in ihm eine gewisse Zeit in Unlh�tigkeit verbleiben, sich da�selbst vervielfachen, und daraus wieder heraustreten kann, um in einem andern K�rper auf dieselbe Weise zu wirken, scheint ein Lebensprinzip zu haben, und dieses heisst Gift.
�Die Gifte unterscheiden sich von den gew�hnlichen Ur�sachen der Krankheiten dadurch, dass jede der letztern ver�schiedene Krankheilen erzeugen kann, w�hrend jedes Gift immer
*) Da Vix keine ScliuUimpIversuche machle, sondern lediglich er�fahren wollte, ob die Lungenscuchc, wie sie ist, also auch in ihrer furchlerlichen Form, ansieckend sei, und durch welche Stoffe oder Theile' diese Ucbertragung am sichersten bewirkt werden k�nne, verdient sein verdienstliches Verfahren nicht, mit dem Vorwurfe der Unklugheit belegt zu werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;K.
quot;) Didot, Essai sur la prophylaxie du cancer par la syphilis, p. 5.
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und unver�nderiich dieselbe Krankheit, obgleich in verschiede�nen Graden, hervonrufl, ohne unter dem Einfl�sse der vitalen Kr�fte zu stehen, welche uns beleben.
�Drei unvertilgbare Merkmale geh�ren den Giften an, n�mlich: Die Ansteckung, die Inkubation und die Re�generation. Alle Krankheiten erzeugende Ursachen, an wel�chen man diese drei Eigenschaften finden kann, sind Gifte.quot;
Sicherlich erscheint die Frage �ber die Ansteckung der Lungenseuche richtig und geh�rig gel�st, seitdem so bedeu�tende Arbeiten dar�ber durch die thier�rztlichen Celebrit�ten aller L�nder, und insbesondere durch die Herren Verheyen und Delwart in Belgien, ver�ffentlicht wurden.
Die Inkubation des Giftes ist eine nicht' weniger kon�stante Thatsache, weil man weiss, dass manchmal eine sehr lange Zeit zwischen dem Momente, in welchem das Thier sich der Ansteckung ausgesetzt befand, und dem Zeitpunkte des ge�h�rig best�ttigten Ausbruches der Krankheit vergeht. Herr V. Delafond namentlich hat besonders interessante Untersu�chungen dar�ber angestellt, und ist zu folgendem Resultat ge�langt *): �Ich glaube f�r jetzt und bis zum Beweise des Ge-gentheils, dass die durchschnittliche Zeit, welche von dem Mo�mente an, in welchem ein St�ck Hornvieh der Lungenseuche-ansteckung ausgesetzt war bis zum Ausbruche dieser Krank�heit dreissig bis vierzig Tage, �fter unter, seltener �ber diese Zahlen betr�gt.quot;
Was die Regeneration des Giftes anbelangt, ist es denn nothwendig, sie erst zu beweisen, wenn man sieht, dass die Krankheit sich wiedererzeugt, sich forterh�lt, sich verbreitet und sich in den St�llen einwurzelt, ohne an ihrer Spezifizit�t, oder an ihrer B�sartigkeit zu verlieren ? Sicherlich kann eine krank�hafte Wesenheit, die sich auf solche Weise verh�lt, nicht die Wirkung der allgemeinen Krankheitsursachen sein; sie muss nothwendig aus besondern Ursachen entstehen.
Es ist dieses nicht blos mehr ein Miasma, in Anbetracht dass die eigentlichen miasmatischen Krankheiten in dem Maasse schw�cher werden, als sie an Zeit und
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�) V. Delafond, 1. c, p. 209.
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Raum gewinnen, w�hrend die giftigen Krankheiten allein sich verm�ge dieser Reproduktionskraft, welche man mit dem Na�men Regeneration belegt, ungeschw�chl forterhallen. �Die Lungenseuche hat ihr eigenth�mhches Wesen, sagt Herr De Saive. Im Norden wie im S�den, auf den Bergen, wie in der Ebene ist diese Krankheit �berall dieselbe; da sie sich immer mit denselben pathologischen Produkten endiget, so muss sie auch von einer einzigen Ursache, � dem Gift herr�hren.quot;
Hier w�re vielleicht der Ort, wieder auf die Eigenth�m-lichkeit der spezifischen organischen Produkte zur�ckzukommen, welche Herr Dr. Willems in der marmorirten Hepati-sation der kranken Lungen, in den Darmluberkeln, und in gewissen Zuf�llen der Impfung gefunden hat; aber unsere Kenntnisse �ber den Parasitismus sind, wie ich schon ge�s�gt habe, noch nicht vollst�ndig genug, um uns zu gestatten, absolute Konsequenzen aus einer isolirten Thatsache zu ziehen. Ich enthalte mich daher jeder hypothetischen Er�rterung, und �berlasse es Jedem, in seiner Weise diese sonderbaren Forma�tionen, welche die spezifischen Krankheilen allein uns darbieten k�nnen, zu erkl�ren.
Das regenerirte Gift findet sich nicht allein in der He-palisation der Lungen ; es scheint, dass es sich auch in den durch die �chte Impfung erzeugten Geschw�lsten findet, und dass man es dort w�hrend eines Theiles der Periode der Spe-ziflzit�t sch�pfen kann. Dieses ergibt sich wenigstens aus den Versuchen des Herrn Dr. Willems, wovon weiter oben die Rede war, und welche den Beweis zu liefern suchen, dass das sekund�re Gift bis zu vier auf einander folgenden Regene�rationen seine Wirkungen ge�ussert habe.
Die allerdings sehr merkw�rdige Thatsache enth�lt jedoch nichts Staunenswcrthes, weil dieses Verm�gen allen giftigen Affeklionen inh�rirl.
Die �rtlichen Wirkungen des sekund�ren Giftes sind, wie es scheint, weniger heftig, als die der Lungenfl�ssigkeit selbst, was jedoch in keiner Weise in sich einschliessl, dass auch die allgemeinen Wirkungen weniger kr�ftig sein m�ssten. Jedoch glaube ich, dass die praktische Anwendung den Hoff�nungen nicht entsprechen w�rde, welche ein erster Versuch
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erwecken konnte, weil die Dauer der Virulenz-Periode noch vollst�ndig unbekannt ist, und es deshalb leicht m�glich w�re, dass man eine wirkungsunf�hige oder schon eiterige Fl�ssig�keit anstatt des wirklichen Giftes bek�me, und dass man folg�lich keinen nutzlichen Erfolg erzielen w�rde. F�r jetzt ist es daher das Besste, sich an die Impfung mit der Lungenfl�ssig�keit selbst zu halten und zuzuwarten, bis die Erfahrung uns den Grad des Vertrauens anzeigt, den wir in das sekund�re Gift setzen k�nnen*).
*) Ich habe vielmals die Brochure des Herrn Dr. De Saive zilirt, und liess den von diesen Autor entwickelten wissenschaftlichen Ansichten, wenn er, die unm�glichen Pr�tentionen bei Seite lassend, sich auf die Behandlung der ImpiTrage selbst beschr�nkte, volle Gerechtigkeit widerfahren. Ungl�cklicher Weise sind diese Lob�spr�che durch die Nothwendigkeit gem�ssiget worden, in der ich mich befand, bedauerliche Neigungen und ein Benehmen schildern zu m�ssen, das Niemand billigen kann. Jetzt bin ich noch gen�-thiget, eine jener deshalb schwer zu charakterisirenden Handlun�gen, �ffentlich bekannt zu machen, weil sie mit dem uns angebornen Zartgef�hle unvertr�glich sind, welche uns das Eigenthum eines An�dern zu respekliren verpflichtet. Ich will mich dar�ber erkl�ren.
Die von Herrn De Saive adoptirte Theorie ist die des Dr. Ha-nio au, welche ich in meinem Essai sur l'anlagonisme du cancer et de la syphilis im Bulletin d'aeademie royale de Medecine de Bel-gique, tome XI, no 1, 1851 auseinandergesetzt habe. Gegen den Hauptpunkt habe ich keine Einwendung zu machen, aber dar�ber beklage ich mich, dass der gr�sste Thcil der Er�rterungen, welche Herr De Saive zu dieser Theorie gegeben hat, beinahe w�rt�lich aus diesem Werke und aus dein Vortrage abgeschrieben sind, welchen ich in der K�niglichen Akademie der Medizin in Belgien gehallen habe, um die von mir aufgestellten Ansichten zu rechtfertigen, ohne dass der Verfasser der Brochure auch nur ein einziges Mal meinen Namen oder die Quelle angef�hrt h�tte, aus der er gesch�pft hat! � �
Es ist ohne Zweifel ein Uebersehen; aber dieses Uebersehen ist in diesem Falle um so weniger begreiflich, als die ganze Brochure des Herrn De Saive in der Absicht, die Priorit�t der Impfung zur�ckzufordern geschrieben, und in der Thal eine Schutzrede zu Gunsten des Eigenthums des Gedankens ist; nun h�tte aber der Autor, wie mir scheint, um sich selbst treu zu bleiben, damit be�ginnen sollen, die Rechte eines Andern zu achten ! �
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Ein und zwanzigstes Kapitel.
Was ist die Impfung?
Die Impfung ist in Wirklichkeit, wie ich bereits gesagt habe, nur die k�nstliche Einf�hrung des Keimes oder Giftes der Krankheit, welches von einem Individuum, das deren spe�zifische Produkte enth�lt, entnommen und in den Organismus eines Thicres abgesetzt wird, welches keine wahrnehmbare Er�scheinung davon darbietet.
Mag also das Lungenseuchegift durch nat�rliche Absorp�tion oder durch k�nstliche Impfung in den Organismus ein�dringen, immer ist, so zu sagen, das Lungenseuchegift das erzeugende Agens der Lungenseuche des Rindviehes, und seine Wirkungen werden in dem einen wie in dem anderen Falle dieselben sein, mit Ausnahme der �rtlichen Er�scheinungen, wo die Bedeutung der Funktionsst��rungen von den verschiedenen Stellen abh�ngt. Diese Thatsache hat man zu viel ausser Acht gelassen.
Man hat zu leichtfertig die Impfung des Lungenseuchegif-tes als eine der Vaccination analoge Operation betrachtet, und in Folge hievon hat man sich zu viel eingebildet, dass jedes geimpfte St�ck nicht nur f�r die giftige Infektion empf�nglich sein, sondern dass es auch namentlich jeder weiteren Infektion Widerstand leisten m�sse.
So schaden vorgefasste oder zu wenig gr�ndliche Meinun�gen immer den bessten Sachen und machen sie ver�chtlich, weil man ihren Werth nicht zu begreifen, oder ihnen die ihren speziell zu kommende Bestimmung nicht zu geben wusste.
Die Impfung des Lungenseuchegifles misslingt, wie man sagt, oll, und Herr Willems gesteht zu, dass ein Drittel der Thiere sich f�r die Impfung unempf�nglich zeigt. Ich gebe die�ses zu; aber, ich habe weiter oben dargethan, dass diese That�sache nichts so Staunenswerthes hat, und ich will hier beif�-
Es ist wie Niemand bestreitet, erlaubt, zu entlehnen, aber es ist Pflicht, wieder zur�ckzuerstatten. Herr De Saive hat Unrecht gehabt, dieses zu vergessen, denn dadurch allein hat er einen furcht�baren Verdacht gegen die Rechtm�ssigkeit seiner Anspr�che ge�liefert. Kreutzer, Einimpfung d. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1quot;
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gen, dass Nichts weniger ausserordentlich ist, als diese Immu�nit�t, mit welcher alle lebenden Wesen begabt sind, wenn sie einer Epidemie widerstehen, welche ihre Gattung zu einem gros-sen Theile hinwegraffl. Wundert man sich zu sehen, dass ein Theil der Bev�lkerung siegreich jeden Anfall einer Cholera-, Blat�tern-, Pest- oder gelben Fieber-Epidemie von sich abh�lt? Zeigt man Ueberraschung, wenn ein Theil des Viehes einer Epizootie, dem Typhus, der Maulseuche, oder den Schafpocken widersteht ? Keineswegs. Wohlan! Wenn man dieses als eine ganz nat�r�liche Sache bei der spontanen Infektion anerkennt, warum soll man es f�r befremdend halten bez�glich der k�nstlichen Einimpfung? Warum soll bei dieser Art von Infektion sich nicht eine gewisse Zahl von Thieren unempf�nglich zeigen? Ich habe bereits gesagt, dass es Menschen gibt, welche der Vaccine, der Variola, der Syphilis und andern nicht minder wirksamen Kontagien widerstehen: Dieses ist ihre Idiosyn�krasie! Das ist Alles, was wir dar�ber sagen k�nnen.
Wir k�nnen uns jedoch einen Begriff von dieser Art von Immunit�t machen, wenn wir die Bedeutung gewisser nat�r�licher Verh�ltnisse studiren, welche zu allgemein einem Jeden bekannt sind. Diese Verh�ltnisse sind, ich gebe es zu, von keinem edlen Range, aber Alles, was mit der Natur zusammen�h�ngt, geh�rt von Rechtswegen zu der Wissenschaft, und der Arzt hat mehr, als jeder Andere, die Aufgabe, die Kenntniss davon in Anspruch zu nehmen, denn naturae minister, nihil naturale a medico alienum puto.
Wir wissen in der Thal, dass gewisse Personen unzug�ng�lich sind f�r die Stiche der Fl�he, w�hrend sie buchst�blich durch die Wanzen zerfleischt werden, wenn sie die Annehm�lichkeit haben, Gem�cher zu bewohnen, welche von diesen un�ertr�glichen G�sten �berfallen sind. Wir wissen aber auch, dass andere Personen ungestraft Legionen von Wanzen trotzen, w�hrend sie das traurige Privilegium haben, selbst einen ein�zigen Floh an sich zu ziehen und anzulocken, welcher sich in ihrer N�he befindet.
Dieses sind Eigenth�mlichkeiten ohne Bedeutung, werden sich die Einen zu sagen begn�gen, weil die vorgebliche Immu�nit�t, welche sie anzeigen, nur das Ergebniss entweder der Be-
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schaffenheit der Haultransspiration, oder des Zustanderaquo; der Haut, oder Tausend anderer Gr�nde ist, � die aufzusuchen nicht der M�he lohnt. Wohlan! Ich gestehe alle diese Gr�nde zu und erkl�re sie sogar als ganz vortrefflich; man wird mir dagegen hoffentlich den nicht weniger logischen Schluss zuge�stehen, dass, wenn die Transspiration oder jede andere Sekre�tion des menschlichen K�rpers zureicht, um Blutsauger, wie den Floh und die Wanze, ferne zu halten, keine Gr�nde vor�handen sind, dass nicht analoge Ursachen gleichfalls die G i ft e abhalten sollen, welche ebenfalls belebte Produkte sind, bei welchen Alles das Leben anzeigt, und welche dadurch allein zu Antipathieen und Sympalhieen f�hig sind, wie uns die Be�obachtung lehrt.
Dieses sind unrichtig beobachtete Thatsachen, werden die Anderen sagen, denn die Insekten sind zur Unterscheidung unf�hig, und die R�udemilbe unter anderen haftet ohne Unter�schied an der Haut jedes in ihr Bereich gebrachten Indiviraquo; duums. Der Einwand erscheint ohne Zweifel begr�ndet, gleich�wohl beweist er Nichts, weil die R�udemilbe selbst Zu- und Abneigungen, welche man nicht abl�ugnen kann, zeigt. Sind es nicht die Gegenden der Beugung, in die sie ihren Gang gr�bt? Vermeidet sie nicht sorgf�ltig gewisse organische Gruppen als f�r ihre Bed�rfnisse und Gewohnheiten wenig zutr�glich? Hat man sie z. B. jemals unter den aligemeinen Bedeckungen des Gesich�tes gefunden ? Dieser Einwurf ermangelt daher des unbeding�ten Werthes.
Nach dieser Betrachtung m�ssen wir, wie es mir scheint,' begreifen, warum die Impfung des Lungenseuchegiftes eine so grosse Zahl von Thieren als unempf�nglich finden l�sst.
Sie sind, sagt man, nicht pr�disponirt. Man w�rde vielleicht richtiger antworten, wenn man sagen w�rde, dass im Momente einer fruchtlosen Operation die Thiere antipathisch gegen das Gift sind, welches keine Gewalt �ber sie hat. �Es findet, habe ich in einer andern ver�ffentlichten Arbeit gesagt, Antipathie zwischen gewissen Giften, wenigstens eine Zeit lang statt, so dass ein von dem einen befallenen K�rper es nicht auch von dem andern sein kann, was von dem Str�uben der Natur, und auch von gewissen exkrementiellen Theilen,
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welche das dort imlJesitz befindlich gewesene Gift zur�ckgelas�sen hat, herr�hrt. Ich will die Vaccine und die Variola anf�hren. Dieselbe Abstossung beobachtet man zwischen den fl�chtigen Giften (Masern, Scharlach u. s. w.), und den K�rpern, welche dieselben verlassen haben, indem sie nicht mehr in diese zu�r�ckkehren; es muss dieses davon herr�hren, dass sie Sub�stanzen zur�ckgelassen haben, welche ihnen zuwider sind. Diese abstossende Ursache gleicht der, welche alle Thiere von ihren Exkrementen entfernt h�lt.quot;
Die Impfung der Lungenseuche hat Nichts mit der Vaccination gemein und darf nicht mit ihr ver�glichen werden.
Diese selbst von t�chtigen Thier�rzten lange Zelt hindurch misskannte Wahrheit hat nun keinen Beweis mehr nothwendig, weil man einsieht, dass die Kuhpockenimpfung einen Antagonismus, eine Antipathie erzeugt, welche die Blat�terninfektion ausschliesst, anstatt die Variola selbst hervor�zurufen, wie dieses durch die einfache Impfung (der Va�riola selbst) geschehen ist, die durch die Entdeckung Jenners entthront wurde.
Es ist daher nothwendig, dass man sich einmal dazu ver�steht, von einer unthunlichen Vergleichung abzugehen.
Die Lungenseucheimpfung ist der Variola- und namentlich der'Schafpocken-Impfung nachgebildet, welche Operationen zum Zweck haben, dieselbe Krankheit selbst in den Individuen zu veranlassen, welche noch nicht von ihr befallen sind; aber die Lungenseuche hat hierin das Eigenth�mliche, dass sie die Er�scheinungen der Krankheit in einem f�r das Leben wenig wesentlichen Organe lokalisirt, indem sie die Lungen ver�schont, welche immer ergriffen werden, wenn sie sich in Folge nat�rlicher Infektion entwickelt. Dieses haben die hol�l�ndischen und piemontesischen Thier�rzte vollst�ndig erfasst, w�hrend die Belgische Zentral-Kommission nur Worte des Zwei�fels und Misstrauens bez�glich der Bezeichnung dieser wich�tigen Thatsache hatte.
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Zwei und zwanzigstes Kapitel.
Die Impfung erzeugt weder eine Ableitung, noch eine anatomische Verletzung (d. i. eine Verwun�dung mit Leichengift).
Herr Gerard, Gouvernementsthierarzt zu Verviers hat in einem Journal *) einen Artikel ver�ffentlicht, von dem schon die Rede war, und welcher folgenden Passus enth�lt:' �Herr Willems leitet ganz einfach jedesmal ab, wennseinnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Stich nur lokale Erscheinungen hervorruft, weil dieser alsdann nur eine gew�hnliche Schweifentz�ndung veranlagst, die aber akut und heftig genug ist, um alle ihre Perioden bis einschl�ssig des Brandes zu durchlaufen, und da der Schweif ein verm�ge seines anatomischen Baues mit einer hohen Sensibilit�t begabtes Organ ist, f�hrt in ihm die k�nst�liche Phlegmasie, welche sich in ihm ausbildet, Schmerzen und andere k�nstlich erzeugte krankhafte Folgen genug herbei, um w�hrend einiger Zeit auf das gew�hnliche Wesen des Thieres, auf die Lungenseucheanlage, in der es sich befinden k�nnte, einzuwirken, und zwar nach dem Hippokratischen Satze: duo-bus doloribus non in eodem loco simul obortis, vehementior obscurat alterum.
�Aber es w�rde in diesem Falle diese Wirkung hervorge�bracht werden, ohne Gefahr das Thier durch Aufsaugung des Giftes zu t�dten, wenn man ein St�ck in Essig eingeweichter schwarzer Nieswurzel unter die Haut des Schweifes bringen w�rde.quot;
Wenn man diesen Wortschwall, entlehnt den sch�nsten Tagen der physiologischen Medizin, liest, so kann man kaum begreifen, dass er von einem Thierarzte herr�hrt, dessen Ver�dienste und wissenschaftliche Bildung unm�glich bestritten wer�den k�nnen. In der That m�ssen die vorgefassten Meinungen des Herrn Gerard sehr stark gewesen sein, um ihn so ver�schiedenartige Erscheinungen verwechseln zu lassen und ihn sogar in einem einfachen Journalartikel in offenbare Wider�spr�che verfallen zu sehen.
�) Journal agricole de Verviers, 23. juin 1853, p. 194.
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Zuerst lehrt uns die Beobachtung, dass, wenn die Erschei�nungen einer geh�rig ausgef�hrten Impfung rein local bleiben, man diese Schweifenlz�ndung niemals in solcher St�rke beobachtet, dass sie in Brand �berginge. Man hat auch verderb�liche Wirkungen, wie ich wohl weiss, beobachtet, jedoch hat man in solchen F�llen nicht den klugen Ratschl�gen des Herrn Dr. Willems Folge geleistet, sondern dieses Verfahren ver�bessern wollen; man hat fauliges Gift angewendet, das man von einem bereits in den letzten Perioden der Krankheit befindlichen Thiere genommen hat, und man weiss, was im Allgemeinen daraus erfolgt; endlich muss man wohl sagen, man hat schlecht geimpft! � Es gibt hier keine Alter�native, immer haben sich die Sachen in solcher Weise verhal�ten. Herr Gerard st�tzt also seine Gr�nde auf eine unm�g�liche Eventualit�t. Wenn man ein so furchtbares Gefolge von �rtlichen Symptomen sich ausbilden sah, so hat die Im�pfung immer ihre allgemeinen Wirkungen hervorgebracht, oder aber es hat gar keine eigentliche Impfung stattge�funden, weil man sich einer fauligen Materie anstatt des wah�ren Lungenseuchegiftes bediente. In dem letzteren Falle nun hat man eine Intoxikation, aber keine Inokulation vor sich.
Dieselbe Wirkung w�rde man, Herrn G e r a r d zufolge, mit ei�nem St�ck schwarzer in Essig eingeweichter Nieswurzel erhalten!
Das Rezept ist vielleicht gut; aber wir sind erstaunt, dass der ehrenwerlhe Thierarzt zuVerviers es nicht in seinem Bezirke in Anwendung gebracht hat. Zweifelsohne h�tte er ebenso ausserordenlliche Resultate erhalten, wie die, welche die Methode des Herrn Dr. Willems in den Augen der Vieh�besitzer zu Hasselt empfehlenswerth machen, und' er h�tte so die zahlreichen Unf�lle vermieden, welche schwerlich seinen Groll gegen die Impfung rechtfertigen.
Diese Zusammenstellung der Nieswurzel und der Impfung enth�lt nicht einen Schein von Wahrheit, denn Herr Gerard weiss sehr gut, dass die am Schweife eines Thieres einge�brachte Nie^wurzel niemals das durch' das dort eingef�hrte Lungenseuchegift hervorgebrachte Exsudat veranlassen kann. Herr Gerard weiss sehr gut, dass das unter der Einwirkung einer spezifischen Ursache exsudirte Plasma in Bezug auf die
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Tendenzen zur Organisation nichts gemein hat mit dem ge�w�hnlichen entz�ndlichen Exsudate; Herr G�rard endlich weiss sehr gut, dass, wenn diese Neubildungen sich, nament�lich in der ersten Zeit, in ihren physischen Merkmalen �hn�lich sind, sie nichts desto weniger ganz verschiedenen Gesetzen gehorchen, so bald die Organisationskraft sich ihrer bem�ch�tigt. Es ist folglich unthunlich zu behaupten, dass die schwarze Nieswurzel in den Geweben dieselben Wirkungen hervorbringe, wie ein Gift.
Ich muss ferner noch beif�gen, dass Herr G 6 r a r d um so weniger Grund halte, eine solche Vergleiehung aufzustellen, als er die Lungenseuche mit dem contagi�sen Typhus des Rindviehes (d. i. der Rinderpest) verwechselt hat, wie ich schon gesagt habe. Wenn nun Herr Gerard schreiben konnte, dass �die Impfung der Lungenseuche vor Herrn Willem's durch Camper, Munnickx, Bergius U.A. vor�genommen worden seiquot;, so muss Herr Gerard auch die Re�sultate dieser schrecklichen Impfungen kennen und in diesem Falle w�re es �usserst interessant, zu erfahren, wie dieser ehrenwerthe Thierarzt auch nur die geringste Vergleiehung zwischen einer Operation, welche bis zu eilf Zw�lftel durch eine wirkliche faulige Vergiftung t�dtete, und der Einbringung eines St�ckes schwarzer Nieswurzel, d. i. einem einfachen Reizmittel ohne jede �ber den entz�ndlichen Umkreis, welchen sie begr�nzt, hinausgehende Wirkung anstellen konnte.
Die Beweisf�hrung des Herrn Gerard ist daher in jeder Beziehung fehlerhaft, weil dieser ehrenwerthe Thierarzt sich weder die M�he noch die Zeit genommen hat, reiflich �ber einen complicirten und mit Schwierigkeiten bes�eten Ge�genstand nachzudenken. Die Spitzfindigkeiten eines scharf�sinnigen Kopfes k�nnen allerdings eine reizende Polemik ver�anlassen; aber niemals kl�ren sie die wichtigen wissen�schaftlichen Fragen auf, deren Studium eine Reife des Unheils erheischt, das sich im Allgemeinen in den auf die Impfung der Lungenseuche bez�glichen in die Oeffentlichkeit gekommenen Arbeiten nicht vorfindet.
Die Impfung des Lungenseuchegiftes hat nichts gemein mit der anatomischen Verletzung (d. h. einer Verwundung mit
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Leichengift). Die vorstehenden Betrachtungen w�rden allein gen�gen, um dieses einzusehen, wenn auch nicht noch aus-serdem die Erfahrung eine Reihe von Beweisen geliefert h�tte, welche jeden Vergleich, jede Verwechslung unm�glich machen. Die anatomische Verletzung veranlasst wie jede mit einem fau�ligen Contagium verunreinigte Wunde eine put ride oder pu-rulente Infektion mit urspr�nglicher oder sekund�rer Phlebi�tis, zahlreichen metastalischen Abszessen und beinahe kon�stanter Produktion eines allgemeinen fauligen Zustandes, wel�cher den Tod herbeif�hrt.
Wenn die Einimpfung des Lungenseuchegiftes mit allen durch die Erfahrung sanktionirten Kautelen vorgenommen wird, so beobachtet man niemals �hnliche Erscheinungen und na�mentlich findet man niemals auch nur die geringste Spur von Eiter in ihren Produkten so lange die Periode der Spezifi-zit�t dauert. Dieser ist eine heut zu Tage vollkommen durch alle guten Beobachter und insbesondere durch Herrn Wellem-bergh*) festgestellte Thatsache, welcher sagt, �dass die durch die Impfung erzeugte Entz�ndung keine Eitersekretion zur Folge hat, sondern ein eigenth�mliches plastisches Exsudat bewirkt, welches, durch das Hautgewebe absorbirt, eine An�schwellung der Haut bewirkt und ihr das marmorirte Ansehen beibringt, welches so entschieden die Lunge eines von dieser Krankheit ergriffenen Thieres charakterisirt.quot;
Die anatomische Verletzung t�dtet immer, oder doch fast immer, w�hrend das wirkliche Lungenseuchegift nur selten verderbliche Folgen nach sich zieht.
Man hat also mit Unrecht die wesentlich pr�servative Ope�ration des Herrn Willems mit dem so gef�hrlichen' Um�st�nde vergleichen wollen, welcher die Wunden der thierischen Organismen kompliziren kann.
Diese Anschauungsweise ist, wie ich wohl weiss, nicht von allen Beobachtern adoptirt und Herr De Saive, welcher sich so nachgiebig zeigt, wenn es sich um die durch sein ge�l�utertes Gift bewirkten Wunden handelt, weiss nichts Bes�seres zu thun, als Schwierigkeiten zu machen und die Waffen
*) Wellembergh, erster Bericht. Journal d'agricullure de M. Mor�ten, Janvier 1853, p. 13.
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der Gegner der Impfung zu entlehnen, wenn sich die Frage um die Methode des Herrn Willems dreht.
So behauptet dieser Schriftsteller*), dass, wenn die von Herrn Willems eingeimpfte Materie ein wirkliches Gift w�re, die Erscheinungen, welche nach ihrer Absorption ein�treten, sich in ihrem Verlaufe nicht so unregelm�ssig �ussem k�nnten. Man kann, setzt er hinzu, diese Unregelm�ssigkeit nicht den besonderen Dispositionen der Thiere zuschreiben, wohl aber der Beschaffenheit der eingeimpften Fl�ssigkeit. Die giftigen Affektionen charakterisiren sich im Gegentheil durch die Best�ndigkeit und Regelm�ssigkeit der Erscheinungen, wel�che sie anzeigen. Die Inkubationsperiode desselben Giftes kann nicht von zw�lf bis neunzig Tagen variiren, bis es in Thieren derselben Gattung seine Gegenwart verr�lh. Wenn Herr Willems, einen solchen Irrthum begangen hat, so r�hrt dieses davon her, dass er von der putriden Absorp�tion herr�hrende Zuf�lle f�r giftige Erscheinungen hielt.
�Bei Beschreibung der Erscheinungen, welche sich bei den geimpften Thieren zeigen, h�tte Herr Willems bemerken sollen, dass ein Gift, das immer dasselbe ist, keine so ver��nderlichen St�rungen veranlassen k�nnte. Herr Willems konnte schwerlich auf eine deutlichere Weise eingestehen, dass er nur verworrene und oberfl�chliche Begriffe �ber die Mate�rien hatte, welche er in seiner Denkschrift er�rtert zu haben glaubt.quot;
Diese letzteren Artigkeiten, mit denen ich mich nicht zu besch�ftigen habe, bei Seite gesetzt, will ich meinerseits nur sagen, dass es schwer ist, verworrenere und oberfl�ch�lichere Ideen auszusprechen, als diejenigen, welche Herr De Saive im vorstehenden Citate aufgestellt hat; auch h�tte ein bischen weniger Selbstgef�lligkeit Seitens des neuerungss�ch�tigen Autors zur Nachsicht gestimmt, w�hrend die Kritik sich strenge zeigen muss, gegen�ber einer falschen Argumentation, die in herausforderndem Tone gef�hrt wild.
Wo hat nun z. B. Hen- De Saive gesehen, dass die
�) De Saive, 1. c. p. 38.
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Absorption des Giftes jederzeit Erscheinungen veraniasst, die unvermeidlich einem regelrn�ssigen Verlaufe unterworfen sind? Wissen wir nicht, dass die Wulh in der Inkubation w�h�rend einer Periode verbleibt, die variirt von zehn bis zu vierzig Tagen? Nun ist doch wohl, wie ich'glaube, die Wuth eine giftige Krankheit und gewiss wird Herr De Saive nicht be�haupten, dass diese so grellen Abweichungen nicht ausschliess-lich von den Individuen herr�hren. Es kann daher kaum be�fremden, dass die Incubalionsperiode des Lungenseuchegiftes ebenfalls variirt von zw�lf bis neunzig Tagen, w�hrend wel�cher Zeit dieser Stoff in keiner Weise seine Gegenwart bei den Thieren derselben Gattung verr�th. Hiernach ist es zur
Erkl�rung dieser Thatsache keineswegs nolhwendig, zu der
purulenten Infektion zu greifen, der in Wirklichkeil keine Ana�logie mit der Impfung des Lungenseuchegiftes zukommt.
Herr De Saive t�uscht sich ferner, wenn er sagt, dass, �man diese Gleichm�ssigkeit nicht den Anlageverh�itnissen der einzelnen Thiere, wohl aber der Natur der eingeimpften Fl�ssigkeit zuschreiben k�nne.quot; Herr Professor W ell em�ber gh hat das Gegentheil bewiesen und seine Darlegung er�laubt keinen weiteren Zweifel.
Man muss gestehen, dass Herr De Saive in der Wahl seiner Mittel sehr ungl�cklich ist, denn wenn er den Glauben an den Vorzug seines gel�uterten Giftes erwecken will, so muss er auf eine gr�bliche Weise das Werk des Herrn Willems �ber den Haufen werfen; er bemerkt aber nicht, dass er durch diese Handlungsweise die Impfmelhode selbst als eine Erdichtung zermalmen w�rde.
In dem Departement Du Nord hat die gemischteCom-mission der medizinischen Societ�t und der land-wirthschaftlichen Versammlung zu Lille gleichfalls die Meinung ausgesprochen, dass �bei den nach der Methode des Herrn Dr. Willems ausgef�hrten Impfungen der �rtliche oder allgemeine pathologische Prozess, welcher durch die Ab�sorption der aus den Lungen lungenseuchekranker Thiere ge�nommenen Fl�ssigkeit erzeugt wird, die vollkommenste Aehn-lichkeit mit dem hat, welcher durch die an derselben Stelle f.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; und auf dieselbe Weise vor sich gehende Einf�hrung des Blu-
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tes gesunder Thiere, das aber durch die faulige O�hrung ver��ndert ist, entstehe*).
Diese Ansicht z�hlt noch einige Parlheiganger J es ist aber wohl erlaubt Zweifel �ber die Giltigkeit sowohl der durch die Commission von Lille, als durch jene, welche dieselben Vor�stellungen sich angeeignet haben, gesammelten Beobachtungen, zu hegen, wenn man erw�gt, dass die Resultate, zu denen sie gelangt sind, zu sehr von denen abweichen, welche man in Belgien, in Holland, in.Piemont und selbst vor den Thoren von Lille, bei Herrn De Crombecq zu Lens kon-statirt hat.
So haben wir, um nicht von den Versuchen der Comis-sion von Lille zu sprechen, gesehen, dass in einer von drei Besitzungen, in welchem Versuche angestellt wurden, die Krankheit seil sechs Monaten ihre Verheerungen mit derselben Intensit�t fortsetzte, wie vor d�r Adoption der Erfindung des Dr. Willems. Diese Thatsache nun, welche schon durch Dr. Ulrich den in Deutschland von Herrn De Saive vor�genommenen Impfungen zum Vorwurfe gemacht wurde, steht in zu direktem Widerspruche mit dem, was man �berall da zu beobachten gewohnt ist, wo man mit Beobachtung der von dem Erfinder angegebenen Cautelen operirte, als dass wir nicht ausdr�cklichen Vorbehalt bez�glich der Bedeutung ma�chen sollten, welche man ihr beilegen will. Uebrigens stimmt Jedermann darin �berein, anzuerkennen und Herr De Saive selbst hat geschrieben und verk�ndiget, �dass man durch Impfung mit aus im letzten Stadium der Krankheit befindlichen Lungen stammenden Giftes l�dtliche Zuf�lle hervorruft.quot;
�Die alleinigen F�lle, in denen man eine wirkliche Gefahr nach der eigentlichen Impfung zu bef�rchten hat, finden sich, sagt Herr De Saive weiter, in den St�llen, in welchen die Lungenseuche seit langer Zeit ihre Verheerungen aus�bt, denn die �blen Folgen sind besonders in den Orten am h�ufigsten, wo dieses Leiden enzootisch herrscht.''
R�hrt nicht Vielleicht ein Theil der Nichterfolge der Com-
*) Rapport de la Commission mixte de Lille, par M. Loiset, vete-rinaire, rapporteur.
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mission zu Lille von diesem Umst�nde her? Es w�re aller�dings m�glich, jedoch erscheint es bei einer symptomatolo-gischen Uebersichl, welche so viele Aehnlichkeit mit den Erscheinungen einer fauligen, nicht giftigen Infektion zeigt, nicht wahrscheinlich.
Wie denn auch sein m�ge, es kommt noch eine andere Betrachtung dazu, um den Werth der Schlussfolgerungen zu schw�chen, bei dem diese achtbaren Experimentatoren stehen bleiben zu m�ssen glaubten, n�mlich die g�nzliche Unf�higkeit der Schutzwirkungen gegen eine neue Infektion. �Man hat ferner, sagt Herr Loiset, als wahr angenommen, dass das von der Lungenseuche befallen gewesene Vieh nach der Hei�lung aufh�rte, impfungsf�hig zu sein; aber die Erfahrung hat gelehrt, dass die Erscheinungen, welche nach der Einbringung des Krankheitsstoffes entstehen, in diesem Falle gerade so eintreten k�nnen, als wenn das Thier von der epizootischen Affektion frei geblieben gewesen w�re.quot; In der That, diese Thatsache widerspricht wiederum Allem, was wir in Belgien beobachtet haben, widerspricht ferner allen Resultaten, welche Herr De Saive in Deutschland konstatirt hat. �Die Impfung ist, sagt er, acht oder un�cht*). Die �chte Impfung al�lein sch�tzt gegen die Krankheit, sie haftet nicht zum zweiten Male bei demselben Thier; sie bleibt ohne Wirkung bei Thieren, welche eine fr�here Infektion durchge�macht haben.quot; Ich will endlich noch beif�gen, dass die Erfahrung dem Herrn Dr. Willems den Beweis geliefert hat, dass die dem Menschen durch ein mit gutem Lungenseu�che gift befeuchteten Instrument bewirkten Wunden in Hin�sicht einer fauligen Infektion vollkommen unsch�dlich sind; nun bezweifle ich aber, dass eines der ehrenwerthen Commis�sion zu Lille sich Stichwunden aussetzen m�chte, die mit der von in F�ulniss �bergegangenem Blute beschmutzten Lanzette bewirkt w�rden, welches ihnen als Anhaltspunkt f�r die Ver-gleichung bei ihren Versuchen gedient hat?
Bei einer so wesentlichen Abweichung bedaure ich, die Schl�sse der gemischten Commission von Lille ablehnen zu
�) De Sai-ve, I. c. p. 62.
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m�ssen, weil sie nicht das Gepr�ge einer hinreichend genauen Beobachtung an sich tragen. Uebrigens ist der Bericht selbst so lakonisch, so sparsam an Details, dass man unm�glich sich eine Vorstellung von dem Gange der Versuche machen kann, in so ferne man nur im mindesten �ber die Behauptungen des ehrenwerthen Herrn Berichterstatters hinausgehen will.
Drei nutl zwanzigstes Kapitel.
Einw�rfe.
Ein �usserst wichtiger Umstand herrscht in der Impfrage yor, wovon ich schon weiter oben ein Wort gesprochen habe. Ich muss jetzt darauf zur�ckkommen, weil auf ihm, und zwar auf ihm allein die N�tzlichkeit der Operation beruht.
Beinahe alle Thier�rzte stimmen in der Erkl�rung �berein, dass die Rindviehst�cke nur einmal von der Lungenseuche be�fallen werden k�nnen. Jedoch gibt es hier und da noch einige Praktiker, welche glauben, dass man nicht im Besitze einer zureichenden Menge von Thatsachen ist, um diese Frage auf eine so unbedingte Weise zu entscheiden.
Meines Erachtens kann in den Gr�nden f�r beide Mei�nungen etwas Wahres liegen, wie man sogleich sehen wird.
Die Lungenseuche t�dtet gew�hnlich, was, wie ich glaube. Niemand bestreiten wird. F�r die Thiere nun, welche dieser Eventualit�t unterliegen, findet die Frage ihre L�sung durch das thats�chliche Verh�ltniss selbst.
Aber wenn die Thiere die Seuche �berstehen, wenn die Krankheit sich durch Genesung endiget, sind sie dann f�hig, noch einmal befallen zu werden? Dieses zu wissen ist von Wichtigkeit, und zu diesem Behufe k�nnen wir nichts Besse�res thun, als die pathologische Anatomie und die Beobachtung zu Rathe ziehen.
Die Necroscopie lehrt uns, dass in allen F�llen von Hei�lung der Lungenseuche das krankhafte Product wahrscheinlich niemals verschwunden ist, weil es der Resolution unzug�nglich war. Aber durch eine bewunderungsw�rdige Kraft der Erhal�tung umgibt der Organismus es mit einer festen und dicken, fibr�sen, manchmal knorpelartigen Haut, welche die befallenen Theile in eine Kapsel einschliesst, und von dem �brigen Or-
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ganismus absondert, so dass sie auf diesen durch weitere Ver�nderungen keine Einwirkung mehr aus�ben k�nnen. Das Leiden ist daher fast auf g�nzliche Ohnmacht beschr�nkt, und kann so lange Zeil fortbestehen. W�hrend dieser Zeit wird das Thier gem�stet und macht darin so rasche Forlschritte, dass man es alsbald an die Schlachtbank abliefern kann.
Nichts desloweniger leuchtet ein, dass die Existenz dieser Kapsel in den Lungen selbst unter gewissen Umst�nden zur Ursache einer Krankheil werden muss, die aber nicht mehr die Lungenseuche sein wird, sondern lediglich aus der Gegenwart der fremden Masse oder den zuf�lligen Ver�nderungen entsteht, welche sich in ihr ereignen.
Wenn sich daher.unter solchen Verh�ltnissen eine Lungen�entz�ndung kund gibt, und wenn man bei der Section die mar-morirleund enkyslirle Hepatisation antrifft, wird man nicht den Fehler machen, wie die Central-Commission mehrmal gethan hat, zu behaupten, dass das Thier an der Lungenseuche gefallen sei, w�hrend es in Wirklichkeil nur mit einer einfachen oder lediglich reaclion�ren Entz�ndung gegen die Produkte einer g�nzlich erloschenen Krankheil behaftet war.
Man ersieht hieraus, in wie ferne und wie in beiden Mei�nungen etwas Wahres liegt, wie ich eben erw�hnt habe.
Uebrigens lehrt uns die Beobachtung, dass alle von einem ersten Anfalle der Lungenseuche wieder genesenen Thiere je�der weitem Infection widerstehen, allen Arten von Besudelung mit dem Ansleckungssloffe Trotz bieten, und endlich nicht mehr geeignet sind, in ein Leiden zu verfallen, von dem sie die un-verlilgbaren Kennzeichen in sich tragen.
Von diesem neuen Gesichtspunkte aus scheint man wie�derum sagen zu k�nnen, dass die Rindviehsl�cke nur ein ein�ziges Mal von der Lungenseuche befallen werden.
Ohne diese Bedingung nun w�re keine Impfung m�glich.
Zu was w�rde denn die Einimpfung einer Krankheit dienen, wenn diese vielleicht wenige Tage sp�ter wieder entstehen, und aufs Neue das Leben des Thieres bedrohen k�nnte? Sie w�re eine vollst�ndige T�uschung.
Die Einimpfung einer Krankheil kann nur in soferne wirk�liche Vortheile gew�hren, als dieselbe nur ein einziges Mal
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dasselbe Individuum bef�llt, wie dieses beim Mensehen mit den Masern, dem Scharlach, der Variola, bei der Rindviehgat�tung mit der Rinderpest, und bei dem Wollvieh mit den Schaf�pocken der Fall ist. Alle guten Beobachter sind dar�ber ein�stimmig, dass sie die Lungenseuche als eine speeifische, con-tagi�se, giftige Krankheit anerkennen, welche dasselbe Thier nur ein einziges Mal bef�llt. Man hat daher Recht gehabt, sie einzuimpfen.
Jetzt ist dieses vollst�ndig bewiesen, und die erhaltenen Resultate haben aufs Neue dargelhan, dass eine feslbegr�n-dete Thatsache mehr wiegt, als alle durch die Systemsucht zu Tage gef�rderten theoretischen Spitzfindigkeiten.
Noch ein anderer Einwurf gegen die Impfung kann ge�macht werden, wie er fr�her gegen den Typhus conlagiosus gemacht wurde.
Bergius hat n�mlich gesagt, dass, weil der Typhus nicht exanlhematisch sei, derselbe mehrmal dasselbe Thier be�fallen k�nne, und dass daher die Impfung bei ihm nicht an�wendbar sei.
Aber Claus Deltof und Bulow haben auf das Be�stimmteste nachgewiesen, einmal dass kein Beispiel existire, dass ein die Gefahren der Seuche einmal �berstanden haben�des Thier zum zweiten Mal an ihr erkrankte; dann dass ein eingeimpftes St�ck eben so befreit blieb, obwohl man es mitten in den f�r jedes nicht geimpfte Thier gef�hrlichen Ansteckungs-heerd stellte. � So hat Claus Deltof dreissig Thiere, welche die Impfung �berstanden hatten, zur Pflege an einen Ort ge�schickt, in denen wenige Tage zuvor drei und siebenzig St�cke zu Grunde gegangen waren. Sie wurden in dieselben St�lle gestellt, ohne dass diese gereiniget worden w�ren: sie blieben vollkommen gesund. �
Der Typhus contagiosus ist daher vollst�ndig impfbar, obwohl er nicht exanlhematisch ist.
Warum soll dasselbe nicht bei der Lungenseuche der Fall sein ?
Aber, wird man ferner sagen, alle impfbaren Krankheiten erzeugen viel mehr allgemeine Erscheinungen, als �rtliche Symptome. So wird die geimpfte Variola eine allgemeine
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Variola, und beschr�nkt sich nicht auf eine locale Puslelbil-.dung lediglieh am Orte der giftigen Insertion selbst. Bei der Impfung des Lungenseuchegiftes dagegen bleibt die Mehrzahl der Erscheinungen, welche in Folge der Operation eintreten, auf den Schweif beschr�nkt, und findet gleichsam keinen Wi�derhall im Organismus.
Dieser Einwurf scheint, ich gestehe es zu, begr�ndet zu sein, aber er ist dieses nur scheinbar, denn das Studium der giftigen Krankheiten lehrt Verschiedenheilen, ja Eigenth�mllch-kelten kennen, denen man volle Rechnung tragen muss, wenn man in den Grenzen der Wahrheit bleiben will.
So Ist die Syphilis, wie man weiss, wohl auch eine we�sentlich giftige und vollkommen impfbare Krankheit; jedoch wird die Syphilis nur zu einer allgemeinen Krankheit, nach�dem sie �rlliche Erscheinungen hervorgebracht hat, ohne welche keine constitutionclle Infection stattfinden kann. Die Syphilis veranlasst niemals allgemeine Krankheitserscheinungen, ohne vorher ein specifisches Geschw�r und die diesem quot;zur Basis dienende Induration hervorgebracht zu haben.
In Betreff der Variola hat man mit Unrecht behauptet, dass die Einimpfung Ihres Giftes Immer eine allgemeine Er�krankung ohne �rlliche Erscheinungen veranlasse. Ohne Zwei�fel Ist die allgemeine oder constltutionelle Wirkung unerl�ssllch, wenn die Immunit�t eingetreten sein, und das Gift Besitz er�griffen haben soll; aber diese Besllzergreifung geschieht viel�mehr durch die Qualit�t als durch die Quantit�t der ein�geimpften Substanz. So haben z. B. die Versuche des Herrn Trousseau ihm gezeigt, dass das mit einem einzigen Stiche am Arme eingeimpfte Gift der Variolols eine der Vaccine �hnliche Pustel mit einem rothen Hofe und allen �brigen Eigen�schaften erzeugt, und dass sie zureicht, die Immunit�t der Blat�ternimpfung selbst zu gew�hren, obwohl keine andere Pustel sich am K�rper entwickelte. Folglich verh�lt sich die Variola selbst im Zustande vollkommener Einfachheit nicht anders als die �brigen Gifte.
Aber, wird man endlich sagen, die Impfung einiger Tau�send auf dem Gebiete Belgiens zerstreuter Thiere kann kei�nen betr�chtlichen Einfluss auf den gesammten Rindviehstand
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des K�nigreiches aus�ben, der nach der Z�hlung von 1846 die Anzahl von 1,205,891 St�cken erreicht. Ich theile, was mich betrifft, eine diametral entgegengesetzte Ansicht, sagt Herr Willems *); denn alsbald nach der Vornahme der Impfung an Orten, in denen ein Infectionsherd bestand, bewirkte man durch Zerst�rung dieser Herde das Verschwin�den der epizootischen Einwirkung; man schw�chte mehr und mehr die Intensit�t des unbekannten Stoffes, des to Qeov der Allen.
�Wenn man die Patres der Abtei von la Trappe h�rt, wenn man die Herren Baron von Woelmont, Baron von Chestret, Charles Loyaerts (Hackendover), Fischbach, Vaes (Boerendans) und hundert andere Experimentatoren fragt, werden alle sagen, dass die Lungenseuche bei ihnen zur Zeit der Impfung in ihrem Auf treten war, und dass sie kurze Zeit darauf ihre Heerden g�nzlich verlassen hat. �Die Lungenseuche war gewiss bei den Milchk�hen in der Umgebung von Utrecht zu der Zeit nicht in ihrer Abnahmsperiode, als die Herren Mit�glieder der niederl�ndischen Commission die Impfung vornah�men, und gleichwohl hat sie alsbald zu herrschen aufgeh�rt.quot;
Tier imd zwanzigstes Kapitel. Dauer des Schutzes.
Von welcher Dauer ist die dem Rindvieh durch die Impfung des Lungenseuchegiftes bewirkte Immunit�t? Zur Zeit ist es unm�glich, dieses bestimmt anzugeben.
Herr Wellembergh und die niederl�ndische Commission**) sind, indem sie sich auf aller Genauigkeit festgestellte Versuche und ganz richtige Beobachtungen st�tzen, der Ansicht, dass �man der Impfung mindestens das tempor�re Verm�gen, vor der Lungenseuche zu sch�tzen, nicht absprechen kann; es bleibt jedoch, f�gen sie hinzu, ungewiss, bis zu welchem Punkt die Pr�disposition zu dieser Krankheit ganz oder nur eine gewisse Zeit lang aufgehoben wird. Der Natur der Frage
*) Willems, Schreiben an den Heim Minisler des Innern, vom
3. Juni 1853, p. 25. *�) Verheycn, Rapiioit, p. 108. Zweiter holl�ndischer Bericht. Krcutzer, Einimpfung d. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *lt;r
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selbst zufolge geh�rt eine ziemlich lange Zeit dazu, ehe man sie auf eine bestimmte Weise l�sen kann.quot;
Die Beigische Central-Commission ihrerseits meint, �um zu erfahren, ob die Impfung wirklich im Stande ist, vor der Lun-genseuche zu sch�tzen, und bejahenden Falles, in welchem Verh�ltnisse, und auf wie lange sieh die Immunit�t der Thiere, welche geimpft wurden, erh�lt, � zur L�sung dieser Frage m�ssen noch weitere Untersuchungen angestellt werden *).
Man kann daher dermalen �ber diesen Gegenstand nichts Bestimmtes behaupten, und muss von der Zukunft die Auf�schl�sse erwarten, welche die Gegenwart verweigert.
Nur das k�nnen wir zur Zeit best�tigen, dass die ent�sprechend geimpften Thiere sich einer unl�ugbaren Immu�nit�t gegen alle nat�rliche Infection erfreut haben und noch er�freuen, d. i. dass die mit einem sichtbaren Erfolge geimpften Thiere von Stund an f�r jede neue Impfung unempf�nglich, wie die einmal von der Lungenseuche befallen gewesenen und wie�der genesenen Thiere unf�hig sind, zum zweiten Mal in sie zu verfallen.
Diese Facta sind jetzt durch die Schriflen der holl�ndi�schen Thier�rzte und durch die in Belgien gemachten zahl�reichen Beobachtungen zu sehr festgestellt, als dass ein l�nge�res Verweilen bei ihnen nothwendig w�re. Ihre Gesammtheit ist daher zureichend, um uns die Gewissheil von der Existenz einer tempor�ren wenn nicht definitiven Immunit�t zu geben, und dieses ist f�r uns genug.
Zu verlangen, dass die Impfung der Lungenseuche einen constanlen und absoluten Schutz gew�hre, ist um so mehr un-thunlich, als auch die Vaccine einen solchen Schutz gegen die-Variola nicht geben konnte.
Wir wissen in der That, dass die Revaccination heut zu Tage eine gebieterische Nolhwendigkeit ist, indem die Schutz�kraft des Jenner'sehen Giftes nach Einigen nicht �ber zehn, nach Trousseau aber h�chstens auf f�nf Jahre sich er�streckt.
*) Verheyen, Rapport, p. 174.
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Wir wissen ferner, dass die in derW�rtenibergischen Armee vorgenommenen Revaccinalionen 20,000 vollkommen �chte Vaecinepusleln bei 44.000 im beil�ufigen Alter von 20 Jah�ren stehenden Soldaten ergeben haben, welche alle in ihrer Kindheit vaccinirt worden waren. Folglich hat beinahe die H�lfte von diesen Geimpften die Immunit�t gegen die Variola verloren, und wahrscheinlich hatte bei einer grossen Zahl von ihnen der Verlust dieser Immunit�t schon seit l�ngerer Zeit bestanden.
�Wenn man von 1799 bis 1814 gezweifelt h�tte, sagt Herr Trousseau *), ob die Vaccine gegen die Variola sch�tze, so w�rde man f�r einen Gottesl�sterer oder Narren gehalten worden sein, denn w�hrend dieser Epoche hat Niemand an der Schulzkraft der Vaccine zu zweifeln gewagt. Als man aber im Jahre 1816 sehr viele F�lle von Variola bei Individuen zu beobachten begann, die fr�her vaccinirt worden waren, und als man selbst 1824 furchtbare Blalternepidemieen ausbrechen sah, unter andern die zu Marseille, welche dreissig von hundert Kranken t�dlete, ohne die Vaccinirlen ganz zu verschonen, da musste man wohl anerkennen, dass die Vaccine keinen per�manenten Schutz gegen diese Epidemie gew�hrt, welche Jenner und die ersten impfenden Aerzte durch dieses Mittel ganz und gar ausgerottet zu haben glaubten, und die englischen Aerzte selbst konnten sich des Zugest�ndnisses nicht erwehren, dass die Vaccine lediglich eine relative Immunit�t verleihe, d. i. dass wenn eine Bev�lkerung von einer Epidemie befallen wird, diese die schon vaccinirten Individuen als Varioloid, und die �brigen als Variola, und demnach mit einer sehr verschie�denen Energie und Mortalit�t ergreift, so dass, w�hrend manch�mal die H�lfte der von der Variolaepidemie befallenen nicht vaccinirten Individuen dem Tode verf�llt, die Sterblichkeit bei den Vaccinirten in der Regel zwei oder drei vom Hundert nicht �berschreitet. Daraus geht also klar hervor, dass, �wenn auch die Vaccine keine absolute Immunit�t ge-
*) Trousseau, Brief Ober die Vaeeine. Gazelle dos hopilaux de Paris, du 28. Avril 1853, nr. 50, p. 203.
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w�hrl, 'sie doch immerhin eine relative h�chst sch�tzbare Immunit�t verleiht.quot;
Ohne den Versuch zu machen, eine unthunliche Verglei-chung zwischen den quot;Wirkungen der Vaccine und denen der Impfung des Lungenseuchegiftes anzustellen; ohne mich �ber die Abstammung der Vaccine von der Variola (des Men�schen), welche Abstammung von dem hochachtbaren Herrn Verheyen *), so vortrefflich er�rtert, und neuerlich durch einen franz�sischen Thierarzt **) wieder vertheidiget worden ist, auszusprechen, gebe ich mich mit dem durch Herrn Trous�seau adoptirten Schl�sse zufrieden, und behaupte demnach, dass �wenn auch die Impfung des Lungenseuche�giftes keine absolute Immunit�t gew�hrt, sie doch immerhin eine h�chst sch�lzenswerthe relative Immunit�t verleiht.quot;
Dieser Satz wird vielleicht noch bestritten werden, weil die Wissenschaft sich manchmal in den Kopf setzt, noch fort-zustreiten, wenn die wirklichen Interessenten bereits ein n�tz�liches Verfahren adoptirl b�ben! � Aber in diesem Falle wenigstens hat die Landwirthschaft sehr vern�nf�g gehandelt, dass sie mit Dank ein Mittel annahm, dessen Werth und na�mentlich dessen immensen Nutzen sie besser zu sch�tzen weiss, als wir die Wirkungen.
F�nf und zwanzigstes Kapitel. Priorit�t.
Man hat, und zwar mit Recht, ein grosses Gewicht auf die Prioril�tsfrage gelegt, denn das Suum cuique liegt in der Natur und ich w�rde mir nicht getrauen, diejenigen zu tadeln, welche mit der Hartn�ckigkeit ihre Rechte verlheidigen, welche
*) Vorheycn, Memoirc sur la vaccine piimilivo. Rccucil
des ihcmoii-es de l'Academic royale de Medecine de Bclgiquc, tome
premier, p. 182, 1846. quot;*) llecueil de Medecine veleiinairc, aoul 1852. Memoire de M. Gar-
reau, veterinaire a Ch�lcauncuf, sur 1c cowpox ou vaccine pri-
milive, 1852.
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imnier das Ergebniss eines Anspruches auf rechtm�ssiges Eigenllium ist.
Aber ist es wohl in diesem Falle m�glich eine absolute Priorit�t bez�glich der Impiung der Lungenseuche zu be�anspruchen ?
Ich glaube es nicht.
Laharpe kann uns wohl sagen, dass derjenige der Ur�heber einer Idee ist, welcher sie fruchtbar macht, welcher sie n�tzlich anwendet; dieses wird niemals verhindern, dass diese Idee, ausgesprochen und entwickelt durch andere Personen und zu andern Zeiten, nicht mehr neu sein w�rde.
Strenge genommen nun verh�lt es sich so mit der Im�pfung der Lungenseuchc auf diese Weise.
Ich sage strenge genommen, denn die historische Treue zwingt mich, nur vollkommen begr�ndete Anspr�che gelten zu lassen.
Hat in der That Sutton nicht die Vornahme der Variola-impfung mit einfachen Stichen beschrieben und angewendet?
Haben Tessier und Chretien dieses Verfahren nicht bei der Pockenimpfung der Schafe angewendet?
Es war daher hiebei in Betreff des Operationsverfahrens nichts Neues zu finden.
Andererseits hat Vix den Sitz des Lungenseuchegiftes ent�deckt, indem er bewies, dass dieses in der Lunge sich befindet; Vix hat jedoch dasselbe nicht von dem Gewebe dieses Orga-nes selbst getrennt, und hat �brigens nur ungl�ckliche Resul�tate erhalten.
Folglich blieb noch �brig, die wirkliche impfbare Fl�ssigkeit aufzufinden und das f�r deren Einbrin�gung geeignetste Organ zu bezeichnen, ohne sich den Unf�llen auszusetzen, welche auf die Impfungen von Camper und Munnickx eingetreten sind.
Dieses nun hat Herr Dr. Willems gethan, und in dieser doppelten Beziehung hat er ganz gewiss das Recht, eine Prio�rit�t der Erfindung und Anwendung zu beanspruchen, die ihm Niemand bestreiten wird *).
*) Man vergleiche die Anmerkung auf S. 128 � 129.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;K.
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Ich weiss wohl, dass andere M�nner von der Impfung der Lungenseuchc schon l�ngst gesprochen haben, ehe Herr Dr. Willems sich mit diesem Gegenstande befassen konnte; aber es ist mir nicht bekannt, dass entscheidende Versuche bis dahin die theoretische Idee gerechtfertiget h�tten, welche der Arzt von Hasselt allein fruchtbar gemacht hat und deren praktische Verallgemeinerung mit allem Rechte ihm angeh�rt.
So hat z. B. der hochachtbare Herr Professor Lombard �ber die Impfung der Lungenseuche in den fr�hern �ffentlichen Conferenzen vor 1836 gesprochen, aber seine Bescheidenheit hat ihn abgehalten, an eine Thatsache zu erinnern, welche noch im Ged�chtnisse der fr�hem Z�glinge der Thierarzneischule zu L�ttich vorhanden sein muss.
Seinerseits hat Herr Dr. De Saive, Direktor und Prozessor desselbenlnstituts, dem P�chter Colette zuMalaxhe anno 1840 den'Vorsehlag gemacht, all sein Vieh am Triel zu impfen, um den Verheerungen der Krankheit Schranken zu setzen, die da�mals schon in seinen St�llen grassirte und endlich dieselben leer machte. Dieses hat dieser Landwirth vor den Herrn Lom�bard, Pr�sident, und Davreux, Sekret�r der �rztlichen Pro-vinzial-Kommission, Lacour, Thierarzt zu Xhendremael und Dr. Boens auf das Entschiedenste best�tiget. Da dieser Vorschlag aber nicht angenommen wurde, so verlor Herr Dr. De Saive die Gelegenheit zur Ausf�hrung einer Theorie, de�ren allgemeines Prinzip schon seit langer Zeit der Heilkunde angeh�rt.
Darauf reduziren sich, wenn ich mich nicht irre, alle gleich�zeitigen Anspr�che auf irgend eine Priorit�t. *)
Es bleibt daher vollkommen ausgemacht, dass Herr Dr. Willems zuerst die implbare Materie bezeichnet, zuerst das f�r deren Einbringung geeignetste Organ angegeben, und end�lich zuerst eine vor seinen ersten Versuchen vollkommen in Vergessenheit geralhene Methode verbreitet und zum Gemein�gute gemacht hat.
*) Unbegr�ndet sind auch die Prioiil�lsanspr�che von Dr. Donker's-loob und von Ringnalda, die sie in der Holl�ndischen Zeitschrift: �Hot Repcrtoriumquot; erhoben haben.
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Sechs und znanzigsles Kapitel. S c h 1 u s s.
Die Impfftng, so ausge�bt, wie es durch Herrn Dr. Wil�lems geschieht, hat sich bew�hrt.
Sie bat den Landwirthcn Hoffnung und Sicherheit wieder gegeben.
Sie hat die Lungenseuche aus Orten verbannt, in denen sie so eingewurzelt war, dass sie eine schreckliche Enzootie bildete.
Und gleichwohl wird ihr noch ihr Nutzen bestritten!
Sich st�tzend auf eine vermuthliche Spontaneit�t, oder eine illusorische Coinzidenz, hat man angenommen, dass die an ihrem Ziele angekommene Seuche verschwinden mussle, weil � sie keinen Grund mehr halle, zu bestehen!
Die Krankheit grassirte aber zur Zeit, als die Impfung allgemeiner zu werden begann, mit gr�sserer Intensit�t, als jemals.
Ferner sagt die Schilderung des administrativen Zvistandes der Provinz L�ttich f�r das Jahr 1853 w�rtlich, dass �der Rotz und der Wurm, so wie die Lun�genseuche im Jahre 1852 mehr Kranke und Opfeif in der Provinz z�hlten, als im vorhergehenden Jahre! �
Es ist daher abgeschmackt, zu behaupten, dass sie ihrem Ende nahe war, als man zu impfen angefangen hatte.
Sagen wir es unverholen und ohne Einschr�nkung: es ist eine schreiende Ungerechtigkeit, noch ferner die Wohlthaten einer Methode zu bestreiten, die Frankreich, England, Holland, Piemont, Italien mit Beifall und mit Dank auf�nahmen, weil sie allein den Verheerungen einer Seuche ein Ende machen konnte, welche sich �ber die Wissenschaft lustig macht. Es ist eine schreiende Ungerechtigkeit, hartn�ckig, trotz der Evidenz der Thatsachen, darauf zu bestehen, einem Mitb�r�ger, einem Belgier, die Ehre streitig zu m�chen, dass er der Erste gewesen ist, welcher eine Methode in Ausf�hrung brachte und zum Gemeihgute machte, welche unsetfe Landwirthschaft bereichern muss, w�hrend sie zugleich deti wissenschaftlichen Ruhm des Landes erh�ht.
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Es ist mehr als blosse Ungerechtigkeit, die Wirksamkeil einer Methode in Abrede zu slelleii, welche die Landwirthe und die M�ster sich anzueignen beeilt waren, und deren Wohlthaten best�tiget sind durch Tausende von Erfolgen, die von gr�s-serer Bedeutung sind, als die prahlerischen Deklamationen der Journale.
Man hat gut sagen und gut vorstellen: Wenn die Impfung auf ein wahres Prinzip basirt ist, so wird sie sich mehr und mehr verbreiten, sie wird jeder Opposition Trotz bieten und die Fesseln zerbrechen, welche die Gewinnsucht oder die Lei�denschaft ihr anlegen wollten.
Die offiziellen durch die belgische Zentral-Kommission vor�genommenen und in dein Berichte des hochachtbaren Herrn Verheyen aufgef�hrten Versuche sind vollst�ndig gelungen, aber man hat sie nicht f�r gen�gend erachtet.
Man will neue vornehmen.
Dieses hat auch Herr Dr. Willems verlangt, wie sich aus folgendem Vorschlage ergibt, den er dem Herrn Minister des Innern in seinem Briefe vom 3. Juni 1853 gemacht hat:
�Um die L�sung der Frage zu f�rdern, habe ich, Herr Mi�nister, die Ehre, Ihnen vorzuschlagen, in einen Stall, den ich selbst der Zentral-Kommission zur Disposition stellen w�rde, und in welchem neunzehn St�cke Platz h�tten, sieben nicht geimpfte Thiere, und sieben andere, welche ich selbst impfen w�rde, zu stellen. Die �brigen Pl�tze w�rden durch lungen-seuchekranke Thiere eingenommen werden. Alle diese Thiere w�rden in dem n�mlichen Stalle ohne Kosten f�r die Kommis�sion beisammenbleiben, und wenn der von ihr mir angegebene Zeitraum verflossen w�re, k�nnte sie selbst das Resultat ver�k�ndigen.quot;
Diese Verfahrungsweise bietet unbestreitbare Vorlheile, aber andererseits l�sst sie viel zu w�nschen �brig, weil die Versuchsthiere gewisser Massen der Beobachtung der mit der Konstatirung des Wcrthes der Impfung beauftragten Personen entzogen w�rden.
Herr Dr. Willems hat der Zentral-Kommission in seinem Briefe vom 22. Febr. 1853 einen bessern Vorschlag gemacht, dem aber leider nicht entsprochen wurde.
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Herr Dr. Willems hat n�mlich die Zentral-Kommission ersucht, ihm zehn von ihr ausgew�hlte und ganz genau be�schriebene Rindviehsl�cke zuzusenden. Herr Willems w�rde dieselben selbst impfen, und ohne Kosten f�r die Kommis�sion in die St�lle seines Vaters stellen; er w�rde sorgf�llig den Verlauf der Impfung beobachten, alsdann w�rde er sie zur Disposition der Central-Kommission stellen, welche hierauf mit ihnen diejenigen Versuche anstellen k�nnte, welche ihr als geeignet erscheinen w�rden.
Diese Versuchsweise w�rde allerdings bestimmte und ent�scheidende Resultate geliefert haben; aber sie wurde nicht ac-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; * ceptirt, und die Kommission zog es vor, sich in vollst�ndiges
Stillschweigen �ber die Gr�nde zu h�llen, welche ihre Zur�ck-
weisung veranlassten. *
Schllesslich kann ich nur den Schlussfolgerungen, die Herr Dr. Willems gezogen hat, und welche vollkommen den Stand der Sache zusammenfassen, beistimmen. Ich sage daher:
1)nbsp; nbsp;dass die Versuche nicht so geleitet wurden, um ein definitives Urtheil in Betreff der Schulzkraft f�llen zu k�nnen;
2)nbsp; dass die durch die Central-Kommission selbst ange-stelllen Versuche und Gegenversuche einen vollkommen g�n�stigen Erfolg hallen;
3)nbsp; nbsp;dass die Berichte der isolirlen Herren Thier�rzte in keiner Weise als Beweis gegen die Impfung dienen k�nnen;
4)nbsp; nbsp;dass die nach der Impfung eingetretenen schlimmen Zuf�lle immer von einer fehlerhaften Vornahme dieser Operation herr�hrten;
5)nbsp; dass die Lungenseuche keineswegs in der Periode der Abnahme begriffen war, als man zu impfen begann;
6)nbsp; endlich dass zu w�nschen ist, dass die Central-Kom�mission neue Versuche unternehme und die Kenntnisse erg�nze, welche ihr gefehlt haben, um ein Mittel geh�rig zu beurlheilen, das die praktische Beobachtung der Wissenschaft empfiehlt, nachdem Tausende von Erfolgen es von der Landwirthschaft mit Jubel begr�ssen Hessen.
�Diese Versuche m�ssen direkt sein, sa;U Herr Dr. Ulrich in seinem Berichte an die preussische Kegierung, um auf
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eine klare und unverwerfliche Weise zu beweisen, dass f?e-impfle und der nat�rlichen Ansteckung durch einen langen Zeitraum und in einer f�r die Uebeitiagung der Krank�heil hinl�nglich geeigneten Weise ausgesetzte Thiere gesund geblieben sindquot;*).
Diese direkten Versuche, setzt Herr Bouley, Professor an der Schule zuAlfort, hinzu**), hat die franz�sische Kom�mission in einem grossartigen Maassstabe angestellt; sie War bem�ht, die Aulgabe zu vereinfachen, indem sie nur an voll�kommen gesunden Thieren, von derselben Herkunft, und in einer Gegend experimenlirte, welche die Lungenseuche nie�mals heimgesucht halte, auf welche Art man bei Beurtheilung der erlangten Resultate den Einfluss der nat�rlichen Krank�heit vollkommen ausschliessen, und sein Augenmerk lediglich auf die Folgen des Beisammenseins der geimpften und nicht geimpften Thiere mit kranken Thieren richten kann.
�Die in dieser Richtung angestellten Versuche Waren schon seit einiger Zeit im Gange und Alles Hess hoffert, dass sie endlich zu einer schon so lange und so ungeduldig erwarteten definitiven L�sung der Frage f�hren w�rden, als sie pl�tzlich wegen M�ngel an Fonds zu ihrer Beendigung unterbrochen werden m�sslen, weil das beschr�nkte Budget f�r Landwirlh-schaft dem Minister es nicht m�glich machte, die f�r die M�g�lichkeit der Beendigung von der Kommission beanspruchte Summe zu bewilligen. Dieser Umstand ist um so mehr zu be�dauern, als er beinahe g�nzlich die so betr�chtlichen Opfer fruchtlos macht, welche die Administration in Frankreich Seit zwei Jahren gebracht hat, um zu der gesuchten L�sung der Frage zu gelangen. Auf dem Punkte, auf welchem diese Ver�suche im Momente ihrer Unterbrechung standen, schienen ihre Resultate der Impfung g�nstig zu sein; dieses geht, wie wir glauben, aus dem Hauplberichle hervor, wel�chen die franz�sische Kommission gegenw�rtig �ber die Ge-sammlheit ihrer Arbeiten vorbereitet. So wie sie sind, k�nnten diese Resultate heul zu Tage keine entscheidenden und defi-
*) Onafharikelyke de Hasselt, 15. Sept. 1853. **) Journal d'AgricuUure pratique de France, torn ^11, 5i Sept. 1'853;
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niliven Resultate liefern; weil nichts beweist, dass, wenn ge�impfte Thiere l�ngere Zeit unversehrt in einem konzentrir-ten Ansteckungsheerde geblieben sind, w�hrend die nicht ge�impften Thiere den Anf�llen der Krankheit unterlagen, sie nicht auch von ihr befallen sein w�rden, wenn die Retfite an sie ge�kommen w�re.
�Die Versuche der franz�sischen Kommission werden nicht die Resultate liefern, welche man in Gem�ssheit dei* b�rdigen Art und Weise, in welcher sie angestellt und fortgesetzt wur�den , von ihnen erwartete.quot;
�Ist nun diese Impfl'rage bestimmt, immer ungel�st zu bleiben? Ganz gewiss nicht; aber sie wird nur durch die isolirten Versuche gel�st werden k�nnen, welche die Eigenlh�mer der Thiere vorzunehmen sich herbei lassen; und wenn, wie wir in Ansehung der zahlreichen zu ihren Gunsten sprechenden Tbatsachen immerhin �berzeugt sind, die Idee der Impfung eine richtige ist, so wird sie nicht ermangeln, fruchtbar zn werden und sich von selbst in die Praxis Eingang vetsch�ff�n.quot;
Die so edelm�thig ausgesprochene Hoffnuflg eines der hervorragendsten M�nner der franz�sischen Schule findet sich in Belgien und Holland bereits verwirkKclM, woselbst die landwirlhschaltliche Bev�lkerung vollkommen die #9632;Wichtigkeit der Dienste begriff, welche die Impfung zu leisten berufen1 {st. F�gen wir hinzu, dass dieses so schnelle Resultat unv so merkw�rdiger ist, als, da Herr Dr. Willems bekannt zu ma�chen sich entschloss, daSs die Impfung des Rindviehes unter gewissen Bedingungen und mit den Ka�telen vorgenommen, welche diese kitzfiche Operation erfordert, der Lungenseuche vorbeugen k�nne, wie Herr De Saive sagt*), er sich nicht verhehlen konnte, dass diese Entdeckung viele Ungl�ubige finden w�rde, einmal die Gelehrten, welche weit mehr Anspr�che auf diese so werlh-volle Entdeckung zu haben glauben w�rden; dann einige eng�herzige Thier�rzle, die mit dem Verschwinden der Seuche f�r sich eine Quelle des Einkommens, einen Beslandlheif ihrer Praxis sich entzogen sehen. *) De Saive, 1. c. p. 59,
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Inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 268
�Die Ungl�ubigkeil der Einen, sagl Herr De Salve wei�ter, und die Feindseligkeit der Anderen werden aufh�ren. Die Entdeckung wird ihren Weg geben. Man wird wohl ihre Ver�breitung verz�gern, ihre Wohllhaten verlangsamen k�nnen, in�dem man Misslrauen bei gewissen Eigenth�mern ausstreut. Gleich einem Flusse, welcher alle Hindernisse zu beseitigen sucht, welche man seinem Laufe entgegensetzen will, wird die Impfung des Rindviehes aber die Runde um die Erde machen, ohne dass verletzte Eigenliebe oder Unwissenheit ihre Reise aufhallen k�nnten.quot; 1*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hierin theile ich vollkommen die Hoffnungen des Herrn
De Saive, aber ich glaube, dass der Fluss, welcher die Runde um die Erde machen wird, seine Quelle nicht in
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dem Laboratorium haben wird, wto man geheimnissvoll das gel�uterte Gift pr�parirt; denn, wenn wir dem Ge�r�chte glauben, so hat dieses angebliche gereinigle Gift schon
einige Lecke erhalten, die f�r weitere Erfolge der Impfung *nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; wenig g�nstig sind. Wir theilen nachstehend mit, was Herr
Professor H. Bouley uns �ber diese ersten Versuche angibt:
�Es ist nothwendig, sagt er, dass die Landwirlhe bei ihren Versuchen mit Vorsicht zu Werke gehen, dass sie An�fangs nur in einem geringen Maassstabe experimentiren und sich derjenigen Operationsmethode bedienen, welche sich laut der Erfahrung am unsch�dlichsten erwiesen hat, d. h. der Vor�nahme der Impfung an der Schweifspilze mil zwei oder drei ein�fachen Stichen, namentlich m�ssen sie sich vor den Maneuvern gewisser Spekulanten in Acht nehmen, welche sich dieser Ma�terie zu bem�chtigen und sie auszubeuten beginnen.
�So ist uns zu Ohren gekommen, dass sich in Paris eine Gesellschaft f�r Verbreitung der Lungenseucheimpfung nach einer Methode bilden werde, die sie geheim halten wolle. Diese Gesellschalt will nun die Summe von zwanzig Franks f�r jedes geimpfte St�ck den Milchleulen garantiren, nicht etwa f�r die Folgen der Operation so weil sie dicOperalionselbsl belreffen*),
*) Und gleichwohl schreibt Herr l)e Saivc in seiner Brosch�re p. 33: �Seitdem ich dahin gelangt bin, eine von allen Gefahren freie linpf-materie zu finden, impfe ich �berall 1quot;
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sondern nur f�r ihre Resullale als Schulzmittel gegen die Lungenseuche w�hrend mindestens eines Jahres. � �Die Ein-implung des Gilles w�rde am Triel mittelst Stichen oder Einschnitten geschehen.
�Nun ist aber die Heftigkeil des Lungenseuchengiltes von der Art, dass seine Einimplung an jeder andern Stelle, ausser an der Schweifspilze, die unheilvollsten Folgen gem�ss der enormen Anschwellungen nach sich ziehen kann, welche es in der �ber�wiegenden Mehrheit der F�lle vcranlassl. Dieses ist das un-zweuelhafte Resultat der in allen L�ndern, in Frankreich wie in Belgien, in Holland wie in Deutschland angestellten Versuche.
�Werden die Experimentatoren der propagandistischen Gesellschaft in Paris mit der Vornahme der Impfung am Triel gl�cklicher sein, als ihre Vorg�nger? Wir glauben es nicht, wenn wir nach einigen Thatsachen urtheilen, welche in der kaiserlichen und Central-Societal f�r Veterin�rmedicin in ihrer Sitzung vom verflossenen Monat Juni Von zweien ihrer Mitglie�der, den Herren Prudhommc und H. Bouley, mitgetheilt worden sind. Aus den der Societal durch diese beiden Thier-�rzte gelieferten Nachweisen ergibt sich, dass die am Triel nach dem geheimen Verfahren derjenigen vorgenommenen Im�pfung, welche sich zu Propagatoren dieser Methode zu einem Zwecke gemacht haben, welcher vielleicht nicht sehr mit dem der Wissenschaft und der Landwirthschafl �bereinstimmt, schwere, oll t�dlliche Zuf�lle bei einer grossen Zahl der diesem Versuche unterworfenen Individuen zur Folge halle, und dass selbsl Kla�gen auf Schadenersalz durch die in ihren Hoffnungen get�usch-len und durch die Verluste, welche die Impfung ihnen verur�sachte, in ihren Interessen verletzten Viehbesitzer gegen die Impfoperatcure gestellt wurden.
�Das Schlimmste von den durch diese in jeder Beziehung fehlerhafte Verfahrungsweise hervorgebrachten Resultaten ist der Sehrecken gewesen, den diese zahlreichen Verluste unter den Milchleulen verbreitet haben, der Schrecken, den ihnen jetzt die Impfung verursacht und verm�ge dessen sie die Vor�nahme neuer Versuche an ihren Thieren verweigern.
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�So kann freilich, wie wir gerne glauben, eine an sieh gute Maassregel, durch eine schlechte Anwendung schlecht werden.
�Man kann die Leute, deren berulliehe Aufgabe es w�re, mit Uneigenn�lzigkeit die guten Lehren und die n�tzlichen Ver-lahiungsweisen zu verbreiten, und die sich statt dessen ein Gesch�ft daraus machen, sie ganz und gar in ihrem Privat�interesse auszubeuten, nicht genug tadeln!quot;
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Zweite Ab l� ei tuns.
lebersicht der Geschichte
und weitere
Beitr�ge zur Beurtheilung der Einimpftin der Lungenseuche.
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Im Laufe der vorstehenden Uebersctzung haben wir den wesentlichen Inhalt einiger der wichtigsten Schriften �her die Impfung der Lungenseuche mitgelheilt, weil namentlich Herr Professor D i d o l in seiner vortrefflichen Arbeit es sich ange�legen sein liess, die Ver�ffentlichungen von Willems, De Saive, von Wellembcrgu, Namens der Holl�ndischen, und die Berichte von Verheyen, Namens der Belgischen von den betreffenden Regierungen eingesetzten Kommission darzustellen und zu beleuchten.
Wir finden aber, des Verst�ndnisses wegen, und um eine Uebersichl �ber die Geschichte, das Gesarnmtmaterial und den gegenw�rtigen Standpunkt der Impffrage zu geben, auf diese Ver�ffentlichungen und Berichte noch einmal zur�ckzukommen, die Hauptmomenle aus ihnen hervorzuheben, und auch die Ergebnisse anderw�rts in mehr grossarligem oder doch Vertrauen erweckenden Maassstabe angestellten Versuche hier zur Kenntniss zu bringen, f�r nothwcndig.
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Willems und De Saive.
' Dr. Willems, Sohn eines Destillateurs, und praktischer Arzt in Hasselt in der belgischen Provinz Limburg, �bergab
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im April des Jahres 1852 dem k�niglichen belgischen Ministe�rium des Innern eine Denkschrift, in welcher er als sicheres Schutzmittel gegen den Ausbruch der Lungenseuche die Im�pfung mit der Lymphe eines aus der Lunge im ersten Stadium dieser Krankheit befindlichen Rindes angibt. Als der passendste Ort der Vornahme der Impfung wurde die untere Fl�che des Schweifes, nahe an der Spitze, empfohlen, indem dieselbe, n�her dem After zu angestellt, bedeutende Anschwellungen dieses Theiles u. s. f. herbeif�hrt, und selbst t�dtliche Folgen veranlasse Die n�mliche Denkschrift �bersendete er auch der k�nigl. belg. Akademie der Medicin in Br�ssel, welche bereits am 20. Mai 1852 (siehe S. 1) dar�ber zuerst verhandelte. Die Denkschrift erschien im Drucke unter dem Titel: �Memoire sur la Pleuro-pneumonic epizootique du Detail, adresse � M. le Ministre de l'Inlerieur. Bruxelles 1852quot;, und ist auch in den �Annales de Medecine veterinarie de Delwart etc., I. Annee, raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7 Cahierquot; enthalten.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Von dieser Denkschrift sind mehrere theils vollst�ndige
.'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; deutsche Uebersetzun gen (z. B. in Gurtl's und Hert-
wig's Magazin f�r die ges. Thierheilkunde, XVIII. Jahrgg., 4. Heft, S. 434 u. ff., Berlin 1852), dann Ausz�ge in den thier�rztlichen und landwirthschaftlichen Zeitschriften (so auch in unserer �Central-Zeilung, Il.Jahrgg., S. 133 u. ff., 1852.) erschienen, was bei dem grossen Aufsehen, das diese Schrift erregle, wohl zu erkl�ren ist. Wir haben ihren wesent�lichen Inhalt bereits kennen gelernt, und uns nicht weiter mit ihr zu befassen. Kurze Zeil nachher IratDeSaive, Exdirector der fr�her in L�ttich bestandenen Thierarzneischule, mit sei�ner Brochure: �Die Inokulation, ein Schutzmittel gegen die Lungenseuche des Rind viehes, K�ln 1852quot;, und �De rinoculation du belail, operation destinee prevenir la p leuro - pneumonie exsudative des betes bovines, Paris 1853quot; hervor. De Saive bielel darin nichts wesentlich Neues; sein ganzes Bestreben geht dahin, sich die Priorit�t der Erfindung zu sichern, und seine leiden�schal lliche und gereizte Stimmung hat ihn so hingerissen, dass er nicht nur der Wahrheit in das Angesicht schlug, sondern auch die gekr�nkle Eitelkeit und die vereitelte Hoffnung, einen
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grossen Geldgewinn durch Verkauf seines angeblichen Ge�heimnisses in Betreff der L�uterung des Impfetoffes zu ma�chen, auf eine den Freund allgemeiner Wohlfahrt und wissen-schafiiicher W�rde in hohem Grade verletzende Weise fast auf jedem Blatte zur Schau getragen. Di dot hat ihn deshalb in seiner von uns �bersetzten Arbeit mit Recht derb getadelt und b�ndig widerlegt. Auch den Inhalt dieser Dr. De Saive'-schen Schriften haben wir bereits kennen gelernt, und sind einer weiteren Mittheilung aus ihnen daher um so mehr ent�hoben, als sie nichts wesentlich Neues bieten. Nur daran wollen wir noch erinnern, dass De Saive in seiner in K�ln erschienenen Druckschrift Folgendes sagt:
�Bei 4878 Operationen sind mir bis jetzt nur HThiere an den Folgen der Inokulation gefallen. Nehmen wir als Verlust 15 St�ck an, um die Gefahren zu �bertreiben und in das Schreck�system, das einem gewissen Oekonomen so angenehm, ein�zugehen, welcher mit einer so ausserordentlichen Empfindsam�keit f�r die Schmerzen des Rindviehes begabt ist, dass der Tod eines jeden St�ckes Vieh ihn zu einer Elegie begeistert. Er nennt sich aber selbst Anh�nger der Methode. Gewiss ein Gl�ck f�r die Entdeckung. Zweifelsohne verdanke ich seiner Gulheissung die Anfragen zu mehr als 1000 Operationen.
Der Gegenstand ist aber an und f�r sich zu wichtig f�r die allgemeine Wohlfahrt, um mit demselben Scherz treiben zu d�rfen; doch wird der Leser wohl einsehen, dass ich Meinun�gen und Ansichten, die auf einer Unwissenheit basirt, nicht als wichtig oder gar stichhaltig betrachten kann. Wer wird auf die Meinung eines Blinden �ber den Werth oder Unwerth eines Gem�ldes achten!
Daher wieder zur Sache:
In Folge der Inokulation sind also 15 Thiere bei 48T8 Operationen gefallen, noch ist aber kein einzelner Lungenseuchen-Fall auf 4878 Inokula�tionen nachgewiesen. Kann es wohl ein beredteres Resultat zu Gunsten meiner Entdeckung geben! Verlrauungsvoll �bergebe ich diese Zahlen dem Publikum, ohne ein Wort weiter hinzuzuf�gen.quot;
Ferner dr�ckt er sich in folgender Weise aus: Kroulzer, Einimpfung der Lungenscuclie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 18
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�Wird man dahin gelangen k�nnen, zu bewei�sen, dass die Inokulation vor der Lungenseuche sch�tzt?quot;
Die Einen zweifeln, die Andern l�ugnen. Meine Antwort ist einfach. Bis heute habe ich auf meine Gefahr 4878 St�ck Vieh geimpft und zwar mitten unter der Epidemie, und kei�nes der geimpften Thiere ist von der Lungenseu�che befallen worden.quot;
Ausser mehreren Briefen, die Willems theils zur Best�tigung seiner fr�hern Behauptungen, theils zur Widerlegung mancher Einw�rfe geschrieben hat, und worin er auch neue Thatsachen mittheiltc, ist besonders seine �Communication � l'Acad�mie royale de Medecinc du 14. Seplembre 1852quot; inter�essant, von denen und von der, als der zweiten Denkschrift, die erste Abtheilung unseres Werkchens gleichfalls die erforder�lichen Mittheilungen macht.
Von polemischer Seite interessant, aber f�r die Sache selbst nichts Neues bietend, ist die von Willems ver�ffentlichte �Reponse aux adversaires de l'inoculation de la pleuro-pneu-monie exsudative des betes bovinesquot;, in der er lediglieh die Priorit�t der Entdeckung f�r sich relclamirt, und die Schluss�folgerungen der Belgischen Cenlral-Kommission tadelt. Da Er-steres bereits besprochen, und auch das Verfahren der Belgi�schen Cenlral-Kommission in Di dot's Abhandlung mit Sch�rfe und Umsicht beurtheilt worden ist, haben wir uns nicht l�nger bei den Schriften des Dr. Willems aufzuhalten, sondern laquo;ehen zu anderweitigen Millheilungen �ber.
II.
Die Impfung der Lungenseuche, ihre Ergebnisse und Beurtheilung*.
A. In Belgien. Indem wir uns auf das beziehen, was wir auf S. 2�3 in einer Anmerkung �ber die von dem k�nigl. belgischen Minister des Innern verf�gte Niedersetzung einer Central-Kommis-sion behufs der Untersuchung und Beurtheilung der Impf�frage angef�hrt haben, f�gen wir, was zum Theil aus ver�schiedenen Stellen der ersten Abiheilung sich ergibt, hier noch
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bei, dass, nachdem (8. Juli 1852) alle Personen, welche nicht als Thier�rzte diplomirt sind, mit den Resetzlichen Strafen be�droht worden waren, falls sie Impfungen vornehmen, und hie-durch Verwirrung- in die Resultate der Beobachtung bringen w�rden, am 28. Juli 1852 ein weiterer k�nigl. Befehl erschien, welcher allen Denjenigen eine Entsch�digung zu�sicherte, deren Rinder entweder in Folge der Ver�suche umgeslanden sind oder geschlachtet wur�den, vorausgesetzt, dass dieUmst�nde, welche den Verlust des Thieres veranlassten, angegeben wur�den und die Impfung auf A nordnung des Ministe�riums oder der Kommission vorgenommen wurde. Unter dem 10. Nov. 1852 erhielt diese Bestimmung eine weitere Erl�uterung, dahin gehend, dass die Eigentlnimer auch f�r die Thiere, von denen es authentisch best�tiget ist, dass sie wenigstens erst 15 Tage nach der mit Erfolg angestellten Impfung von der Lungenseuche befallen waren, wenn die Spitze des geimpften Schweifes und die kranke Lunge eingesendet werden, eine Entsch�digung erhallen sollen, die jedoch nie �ber 100 Fr. f�r das St�ck sich belaufen d�rfe. Am 30. September 1852 wurde der Gouverneur der Provinz Brabant angewiesen, die Thier��rzte der Umgebung von Br�ssel aufzufordern, solche Thiere, welche ganz bestimmt mit der Lungenseuche behaftet sind, aber noch einige Hoffnung zur Genesung gestatten, in die Thier-arzneischule zu Cureghem zu schicken, damit sie daselbst zu Geimpften gestellt w�rden, und hiedurch dielmmunil�t der�selben gegen die Lungenseuche erprobt werden k�nne.
Auch wurden Local-Kommissionen inslituirt, welche die Impfversuche in den Provinzen controlliren solllen, und er-hiellen Behufs der Herbeif�hrung eines gleichf�rmigen Verfah�rens bereits am 16. August 1852 eine besondere Instruction.
Nachdem die k�nigliche belgische Regierung Alles zur Aneil'erung und Unterst�tzung gethan hatte, was nur immet von ihr gethan werden konnte, lag es lediglich in der Aufgabe Derjenigen, in die sie ihr Vertrauen setzte, den Erwartungen auch in der That zu entsprechen.
Vor Allem war es die Central-Kommission, deren Arbeiten und Berichte man mit Spannung entgegen sah. Wir
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haben letztere bereits in der ersten Abtheilung- dieser Mono�graphie, zugleich aber auch das strenge Unheil kennen gelernt, das Didot �ber sie gelallt hat. Der Natur der Sache nach konnte aber dieser Bericht dort nicht einmal auszugsweise im Zusammenhange mitgelheilt werden, und es ist daher nothwen-dig, dass wir diesem Mangel durch eine gedr�ngte Darstellung seines Inhaltes hier abhelfen, wobei wir uns vor der Hand jeder kritischen Bemerkung enthalten und uns nur freuen k�nn�ten, wenn weitere Versuche und Berichte von Seite dieser Kommission dem denkenden und unbefangenen Beurtheiler keine Spur von Voreingenommenheit und L�ckenhaftigkeit zeigen w�rden.
Der Schlussbericht . d�r Central - Kommission wurde am 6. Februar 1853 durch ihren gew�hlten Pr�sidenten, Herrn Director Verb eye n, erstaltet*). Er enth�lt die olflziel-len Documente �ber die Entdeckung des Dr. W i 11 e m s, die Maass�regeln der Begierung, und die Resultate der von der Kommis�sion selbst oder unter ihrer Leitung angestellten Beobachtungen. Hiernach nun zerf�llt der Bericht in drei Abschnitle, von denen der erste die Vorschriften der Administration zur Pr�fung des Werthes der Entdeckung des Dr. Willems, der zweite die Mittheilungen des letzteren, und der drille die Berichte der Central-Kommission enth�lt, welchen die beiden Berichte der holl�ndischen Kommission, die wir ebenfalls alsbald kennen lernen werden, beigef�gt sind.
Der erste Bericht, den die belgische Cenlral-Kommission erslallele, und den wir aus dem citirlen Werkchen kennen lernen, umfasst den Zeilraum vom 24. Mai bis 15. Juli 1852. Innerhalb dieser Zeit waren theils von den Kommissions-Mit�gliedern selbst, theils unter ihrer Aufsicht 189 St�cke Rindvieh jeden Alters und Geschlechtes geimpft worden, von welchen 129 (auf 8 Truppen vcrllieilt) sich in St�llen befanden, in denen die Lungenseuche entweder kurz vorher geherrscht halle, oder noch zur Zeit der Impfung w�lhele, w�hrend die 60 anderen St�cke (in 8 verschiedenen Truppen) reine oder doch als rein
*) Rapports et documents officiols relatifs � Tinoculation de la peri-pneumonie exsudative d'apres precede de Mr. le Dr. Willems. Bruxellcs 9. 176 pag-.
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betrachtete LocalitiUen bewohnten, weil die Seuche theiis noch nie, theiis seit 1 il2 Jahren nicht mehr darin vorgekommen war. Aus diesen Impfungen ergaben sich folgende Resultate:
1)nbsp; nbsp;dass nicht bei jedem geimpften Thiere die Wirkungen des Contagiums auftraten (d. h. dass die Impfung nicht bei allen diesen Thieren gehaftet hatte);
2)nbsp; dass bei 2 K�hen der Impfstoff nicht haftete, welche fr�her an der Lungenseuche noch nicht gelitten halten;
3)nbsp; dass 5 K�he den Folgen der Impfung unterlagen;
4)nbsp; dass 2 den ganzen Schweif, und
5)nbsp; dass 6 einen Theil desselben verloren;
G) dass 4 K�lber von einer Gelenkkrankheit� L�hme � (zuf�llig!) befallen wurden;
T) dass, der Ansicht des Dr. Willems entgegen, die Im�pfung auch bei K�lbern eine Localaffection hervorrief, also haftete;
8) dass in dem Augenblicke der Ver�ffentlichung dieses Berichtes bei einer geimpften Kuh sich die Erscheinungen der Lungenseuche zeigten.
Sonst waren unter den mit Erfolg geimpften Thieren keine F�lle von Ansteckung vorgekommen und dies hat sich in Be�zug auf die damals geimpften Thiere auch nach dem 15. Juli best�tliget, so weit sie (etwa die H�lfte) im Februar 1853 noch bei denselben Besitzern vorhanden waren.
Es best�ltigte sich, dass Rinder jeden Alters f�r die Ein�wirkung des Impfstoffes Empf�nglichkeit besitzen, dass aber das Jungvieh im Allgemeinen sich weniger hiezu geneigt zeigt, als erwachsenes.
Die Kommission sah jedoch ein, dass sie nicht selbst alle Versuche �berwachen k�nne, und beschloss , indem sie denselben eine gr�ssere Ausdehnung gab, sich mit den ange�stelltem Thier�rzlcn in Verbindung zu setzen, die Lokal-Kommissionen zur Kontrollirung der Operationen zu ver�wenden, zugleich aber selbst eine Reihe direkter Versuche vorzunehmen.
Zu diesem letzteren Zwecke wurden Thiere aus gesunden Gegenden angekauft, Behufs der Ueberzeugung von dem ge�sunden Zustande der Lungen einige Zeit beobachtet, sodann
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die Impfung durch Dr. Willems selbst vorgenommen, und nur diejenigen als gesch�tzt angenommen, von denen er selbst erkl�rte, dass die Impfung mit Erfolg stattgefunden habe, end�lich wurden diese Thiere zugleich mit nicht geimpften in St�lle zu lungenseuchekrankem Vieh gestellt. Der n�here Hergang und Erfolg hievon ist auf S. 86 der ersten Abtheilung bereits angegeben, und wird deshalb darauf hingewiesen, und nur des Zusammenhanges wegen hier wiederholt, dass keines der mit und ohne Erfolg geimpften Thiere, die s�mmt-jich l�ngere Zeit zu kranken gestellt worden wa�ren, von der Lungenseuche ergriffen wurde'.
In den Provinzen wurden, dein Berichte zufolge, durch 54 Thier�rzte mit Einschluss des Herrn Dr. Willems 5301 St�cke geimpft, wie dieses auf sect;. 8T n�her auseinandergesetzt ist, wo auch zugleich die Einwendungen, die von Didot gegen die Angaben der Kommission, welchen gem�ss die Impfung bei 4324 St�cken gelungen war, in Folge der Impfung aber 86 St�cke (darunter 11 am Triel i;eiinpfte) zu Grunde gegangen sind, 74 den ganzen Schweif, 301 einen Theil desselben verloren haben, und 43 von der Lungenseuchc befallen worden sein sollen, nachdem sie mit Erfolg geimpft worden waren, gemacht wer�den, nachzulesen sind, wobei man dann linden wird, dass die Kommission selbst zugesteht, dass unter den erw�hnten 73 nach mit Erfolg vorgenommener Impfung eingetretenen Lungen-seuchef�llen, sich 15 befinden, in welchen die zwischen der Impfung und dem Ausbruche der Seuche verlaufene Zeil nicht oder unsicher angegeben ist, ferner 3 F�lle, welche Willems anders auslegt oder bestreitet, und dass also noch 55 F�lle �brig bleiben w�rden, bei welchen zwischen dem 17. und 36. Tage die Lungenseuche ausgebrochen ist. � Doch ver�gesse man nicht, auf Didots Einw�rfe und Erl�ute�rungen sehr zu achten!
Weilerhin nahm Herr Lecomte in Gent 248 Impfungen vor, von denen 74 erfolglos waren; 10 Thiere starben an den Folgen der Impfung; 24 bekamen starke Geschw�lste am Schweife und den Hinterschenkeln, und 10 verloren den ganzen Schweif. Von den mit Erfolg geimpften 174 St�cken waren 169 gesund und 5 schon von der Lungenseuche ergrif-
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fen; 2 der lelzlern wurden hergestellt, 2 f�r die Schlacht�bank bestimmt, und 1 musste wegen Heftigkeit der Krankheit geschlachtet werden. Von den 74 erfolglos geimpllen St�cken waren 48 gesund, 21 von der Lungenseuche im ersten Grade ergriffen, 5 als unheilbar bezeichnet. Die mit Erfolg ge�impften Thiere entgingen s�mmtlich derAnstekung.
Was die kleinen mikroskopischen K�rperchen mit Mole-kularbewegung betrifft, die Dr. W i 11 e m s gesehen und beschrieben hat, deren Vorhandensein aber von der Kommission ganz in Ab�rede gestellt wurde, so verweisen wir auf S. 215�224 der ersten Abtheihmg, woselbst Didots Beurtheilung dieses noch offenen Streitpunktes zu finden ist, der uns hier nicht n�her interessirt.
Der Kommissionsbericht, dessen Anordnung schon von Didot (S. 78 der ersten Ablh.) und der dann fast durchweg in Bezug auf die begr�ndete Erkl�rung der Auswahl der That-sachen scharf getadelt wird, bringt die von der Kommission beobachteten oder zu ihrer Kenntuiss gebrachten F�lle in drei Kategorien: 1) solche, in welchen die Impfung vor der Lun�genseuche gesch�tzt haben soll; 2) solche F�lle, in denen die Impfung und die in der Folge beobachtete Immunit�t nur zu�f�llig zusammentreffen, und 3) F�lle in denen die Impfung nicht sch�tzte.
In der ersten Kategorie sind 18 Beobachtungen zu�sammengestellt, von denen mehrere sich �ber eine grosseZahl von Thieren erstrecken. Es ergab sich theils, dass die mit Erfolg geimpften Thiere ohne Nachtheil zwischen kranke und genesende gestellt werden konnten, theils dass die Seuche in St�llen, wo sie herrschte aufh�rte, sobald man die noch nicht ergriffenen Thiere geimpft hatte. Die Kommission versichert, diese Berichte mit Gewissenhaftigkeit aus den Berichten, die ihr zukamen, ausgezogen zu haben, und nimmt sie, mit einem auf die folgenden Beobachtungen gest�tzten Vorbehalt f�r be�gr�ndet an.
Die zweite Kategorie soll die Frage beantworten , ob man immer annehmen m�sse, dass die in einem Stalle, in dem die Impfung ausgef�hrt wurde, verschwindende Seuche deshalb aufgeh�rt habe, weil geimpft worden ist. Sie enth�lt 9 Beobachtungen, deren letzte sich auf 81 St�cke bezieht, und
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in denen in angesteckten St�llen nicht bios die mit Erfolg ge�impften, sondern auch die ohne Erfolg geimpften und selbst gar nicht geimpften Thiere verschont blieben. (Man vergleiche hiezu besonders das 3. Kapitel der 1. Abtheilung S. 59 � 80).
In der dritten Kategorie sind die einzelnen F�lle be�richtet, in denen der Ansicht der Kommission gem�ss, die Impfung nicht gesch�tzt haben soll. Es sind 6 F�lle dieser Art der Kommission mitgetheilt, und 30 durch ihre Mitglieder kontrollirt oder ihr doch die charakteristischen St�cke (Lunge und Schweif) zur Untersuchung eingeschickt worden sind. (Hiezu vergl. man den Inhalt des 4. und 5. Kapitels der 1. Ablheilung S. 80�128).
Die Kommission zieht am Schl�sse ihres Berichtes fol�gende Schl�sse:
1)nbsp; Die Einimpfung mit dem aus der hepatisirten Lunge eines an Lungenseuche leidenden Rindes ausgepresstem Safte ist kein absolutes Schutzmittel gegen diese Krankheit.
2)nbsp; Die Erscheinungen, welche auf die Impfungen folgen, k�nnen sich mehreremale bei demselben Thiere wiederholen, sei es nun von der Lungenseuche ergriffen oder nicht; beide Affektionen k�nnen bei einem und demselben Thiere vorkom�men; es zeigen sich bedeutende Ver�nderungen an der Impf�stelle, w�hrend der Krankheitsprozess in den Lungen zum Tode f�hrende Fortschritte macht.
Um zu erfahren, ob die Impfung wirklich im Stande ist, vor der Lungenseuchc zu sch�tzen, und wenn dieses ist, in welchem Verh�ltnisse und auf welche Dauer sie die ihr unter�zogenen Thiere sch�tzt, m�ssen noch weitere Erfahrungen ge�sammelt werden. (Hier�ber lese man besonders das 13., 14. und 24. Kapitel des 1. Abschnittes und die von Di dot am Ende desselben gezogenen Schl�sse nach). �. In Holland.
Die k. holl�ndische Regierung widmete diesem Ge�genstande ebenfalls die vollste Aufmerksamkeit, wie wir aus den Anordnungen ersehen, welche sie hierauf bez�glich erlas�sen hat. (Vergl. die Anmerk. auf S. 15 der ersten Abth.)
Der erste Bericht wurde vom Direktor der Thierarzneischule in Utrecht, Wellembergh, am21. Sept. 1852 erstattet.
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Es waren von der Kommission vom 14. Juni bis 24. Juli 1852 bei 14 Viehbesitzern geimpft worden: 24T Rinder, da�runter 154 Milchk�he, 6 gelte St�cke, 32 Stiere und 55 K�l�ber , und zwar mit der Fl�ssigkeit, welche aus den Lungen ausgedr�hkt wurde, die von Thieren stammte, welche im ersten Stadium der Krankheil geschlachtet worden waren.
Mit Erfolg war die Impfung bei 95 K�hen
3 Gelten, 21 Stieren, 13 K�lbern, im Ganzen bei 132 St�cken vorgenommen worden.
In Folge der Impfung fielennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;10 St�cke.
Von der Lungenseuche wurden nach der Impfung ergriffen 16 St�cke, davon fielen 10 St�ck; bei diesen hatte sich je�doch keine �rtliche Erscheinung an der Impfstelle gezeigt; sie waren mit lungenseuchekranken Rindern in Ber�hrung gewesen
Die Zeil, innerhalb welcher sich die ersten Zeichen des Lokalleidens an der Impfstelle zeigten, variirte von wenigen Tagen bis zu 2, 4 auch 7 Wochen, wie denn ja auch die Lungenseuche selbst nicht selten erst viele Wochen nach statt�gehabter Ansteckung ausbrechen k�nne.
Die Meinung, dass der Verlauf der schon in der Ent�wicklung begriffenen Lungenseuche durch die Impfung gemil�dert werde, best�ttigte sich nicht, indem die Mehrzahl der Er�griffenen fiel. Bei Thieren, die schon fr�her von der Lungen�seuche befallen waren, haftete die Impfung nicht.
Die �rtlichen Erscheinungen der Impfung waren verschieden :
a)nbsp; Bei einigen bildete sich eine plastische Anschwellung der Schwanzspitze mit Ausschwitzung ser�ser Fl�ssigkeit an der Impfstelle, die dann zu einem Schorfe vertrocknete; bei der Genesung wird dann ein kleines Hautst�ckchen abgestossen;
b)nbsp; in andern F�llen war anfangs eine geringe Hyper�mie zugegen; bald stellte sich eine ausgebreitete Geschwulst ein; es bildeten sich Verschw�rungen an der Schwanzwurzel, und der gr�sste Theil des Schweifes fiel ab;
c)nbsp; die heftigsten F�lle waren die, an welchen sich die Geschwulst etc. ausbreitete.
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Alle 10 in Folge der Impfung umgeslandenen St�cke! hat�ten bei der Sektion ganz gesunde Lungen.
Die g�nstig verlaufende Impfung hat auf das Allgemein�befinden keinen Einfluss; die Milchabsonderung, das Kalben und Rindern gehen auf die gew�hnliche Weise vor sich.
Bis zum Tage der Berichterstattung (21. Sept. 1852) hat sich bei dem geimpften Vieh, das fortw�hrend der Ansteckung ausgesetzt blieb, kein neuer Fall gezeigt.
Obwohl nun dieses Resultat zu Gunsten der Impfung spricht, so geht denn doch aus den angestellten Versuchen hervor, dass diese Operation keineswegs ganz ungef�hrlich ist. (Hier�ber wolle man das 6., T., 8., 9., 10. und 11. Kapitel des 1. Abschnittes vergleichen).
Der zweite Komissionsbericht *) wurde am 28. De�zember 1853 erstattet. Die Kommission hatte sich zur Aufgabe gemacht, auszumitteln, in wie weit die Impfung im Stande sei, das Rindvieh vor der Ansteckung, der es fernerhin ausgesetzt w�rde, zu sch�tzen; ferner zu erfahren, ob dieses Mittel ohne Nachtheil auch bei Thieren angewendet werden k�nne, welches unter andern Verh�ltnissen lebt, und nicht zu derselben Nutz�leistung bestimmt ist, wie jenes, mit welchem Anfangs experi-mentirt wurde. Zu diesem Zwecke wurde zuerst eine Anzahl Rinder geimpft, dann der Ansteckung ausgesetzt, gleichzeitig aber eine Anzahl nicht eingeimpfter Rindviehst�cke, zur Gegen�probe, unter die gleichen Verh�ltnisse und ansieckenden Ein�fl�sse gebracht. Um auszumitteln, ob Milchk�he ohne Gefahr der Impfung unterworfen werden k�nnen, wurden vorzugsweise hochtr�chtige K�he ausgew�hlt, und gelte K�he, so wie solche, welche nach dem Kalben wieder Anzeichen von Br�nstigkeit zeigten, wurden vor oder nach der Impfung zum Bullen gelas�sen, um daraus den Einfluss der Impfung auf den Geschlechts�trieb und die damit in Verbindung stehende Milchabsonderung kennen zu lernen. Und, um ein reines Resultat zu erlangen,
*) Twpcde Verslag der proefncmingcn met de inenting als vorbehocd-middel legen de Longziekte van het Rundvec. (Mehrfach ins Deutsche �bersetzt, u. a. von mir in der Centralz. f. d. Veterin�rmedizin, Jahrg. Ill 1853, Nr. 3�9.)
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wurden die Versuchslhiere gr�sstenlheils aus Orten genommen, in denen die Lungenseuche niemals oder doch nicht in den letzten Jahren geherrscht halle.
Zu den Versuchen wurden verwendet:
1)nbsp; 20 K�he, aus zwei von der Lungenseuche verschonlen Orten;
2)nbsp; nbsp;1 von der Lungenseuche genesenes Rind;
3)nbsp; nbsp;1 Kalb, das von einer an der Lungenseuche gestorbe�nen Kuh herr�hrte;
4)nbsp; eine alle Milchkuh;
5)nbsp; 5 Rinder, welche die Kommission bei verschiedenen Besitzern schon vorher geimpft hatte;
6)nbsp; 2 Kalbinnen, die bereits von einem Thierarzle geimpft worden waren;
T) 1 Kuh, bei welcher einige Tage nach der Impfung die Lungenseuche ausgebrochen war. Diese Kuh wurde in der Absicht angekauft, zu erfahren, in wieferne die Lungenseuche in ihrem Verlaufe durch die Impfung modifizirt werde.
8) 6 Rinder, welche bis auf eines, bei dem das Vorhan�densein der Seuche nicht mit voller Sicherheit, festgestellt wer�den konnte, in unverkennbar heftigem Grade von der Lungen�seuche befallen waren.
Von diesen Rindern nun wurden geimpft 26.
Die Impfung haftete bei
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8 T 4.
Erfolglos blieb sie bei Die Lokalaffektion war schwach bei Die Lokalaffektion war massig bei Die Lokalaffektion war ausgebildet stark bei Die Lokalaffektion f�hrte zum Tode bei
Das erste Auftreten der �rtlichen Erscheinungen wechselte von 4 bis zu 21 Tagen.
Bei der unter 7 bezeichneten Kuh traten nur geringe Lo�kalerscheinungen auf; sie starb an der Lungenseuche, von der sie schon ergriffen war.
Mit Verlust des Schweifes endigte die Impfung bei 5 St�cken.
5 St�cke von 101 wurden, ohne geimpft worden zu sein,
zu den kranken gestellt.
St�cke wurden zu den
Die geimpften und nicht gcimpflen Lungenseuchekranken gestellt. Am
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24. Oktober ohngei'ahr S1/raquo; Wochen nach der Einf�hrung- dieser letztern in den Stall, entstanden bei zwei nicht geimpften die ersten Erscheinungen dieser Krankheit; das andere blieb in den Symptomen zweifelhaft.
Am 27. Oktober erkrankte eine andere nicht geimpfte Kuh und starb am 3. November; am 30. Oktober eine weitere, welche am 16. dieses Monats umstand; endlich am 3. No�vember die letzte, die am 16. fiel. Die Sektion best�tigte die Diagnose.
In einem Zeitr�ume von 13 Wochen, welche seit dem Einf�hren des ersten Thieres in den Stall verflossen waren, starben 4 von 5 nicht geimpften Thieren, w�hrend die 5. wahr�scheinlich die Krankheit in einem geringern Grade durchmachte.
Die andern geimpften Thiere haben bis zum Tage der Be�richterstattung sich einer vollkommenen Gesundheit erfreut. Alle zeichnen sich durch Wohlgen�hrtheit, gutes Aussehen und gl�n�zendes Haar aus.
Von den 5 lungenseuchekranken Rindern standen 4 um, bei dem 5. blieb der Zustand zweifelhaft.
Diese Thatsachen haben also, so weit wenigstes bis jetzt daraus zu schliessen ist, ein f�r die Entdeckung der Schutzkraft der Impfung gegen die Lungenseuche sehr g�nstiges Resultat geliefert.
Gleichzeitig aber ergab sich ein merkw�rdiger Beitrag, durch den dieKontagiosit�l dieser Seuche f�r jene auf die �ber�zeugendste Weise festgestellt wird, die daran noch zweifeln mochten.
Die Ursache der Lungenseuche kann bei diesen Thieren, welche daran auch gestorben sind, gewiss nicht einer fehler�haften oder schlechten Ern�hrung, einem feuchten und unge�sunden Stalle oder anderen hygieinischen Einfl�ssen zugeschrie�ben werden. Denn der Stall ist ger�umig und hell, und das Futter bestand aus dem besten Heu und Leinkuchen, und war �brigens bei allen Thieren gleich, w�hrend endlich f�r Wart und Pflege die gr�sste F�rsorge getroffen war.
Die Resultate dieser Versuche sind folgende:
1) Obschon die Einimpfung der Lungenseuche ein nicht in allen F�llen unsch�dliches Kunstverlahren ist, und durch sie
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selbst bedeulende Ulzeralionen, ja sogar der Tod bewirkt wer�den k�nnen, bleiben doch ihre Erscheinungen in der Regel nur auf die Operationsstelle beschr�nkt.
2)nbsp; nbsp;Um ihren nachtheiligen Folg-en so viel als m�glich vor�zubeugen, muss man einige Vorsicht beobachten sowohl in Hinsicht auf die Wahl des Stoffes, als die Zeit ihrer Vornahme. Die Jahreszeit, die Wilterungsbeschaffenheit, die gr�ssere Wohl�gen�hrtheil verm�gen einen grossen Einfluss darauf auszu�ben. Der Herbst scheint dazu aus mehr als einem Grunde die ge�eignetste Zeit zu sein.
3)nbsp; nbsp;Werden eine heftigere Wirkung und gef�hrliche Er�scheinungen, auch in entfernten Organen, hervorgebracht, so kann dieses, ausser in �usseren Umst�nden, auch in dem indi�viduellen Zustande des Thieres gelegen sein, wesshalb sie nicht jederzeit vermieden werden k�nnen.
4)nbsp; Wenn eine heftige Wirkung stattfindet und edlere Theile ergriffen wurden, so dass auch der Gesammlorganismus daran partizipirt, so kann der Verlauf eben so wenig aufgehalten wer�den, als die Lungenseuche in der Regel geheilt wird.
5)nbsp; In den F�llen, in welchen ein rascher Verlauf statt ge�funden hatte, und der Tod eintrat, wurden niemals krankhafte Ver�nderungen in der Brusth�hle und in den Lungen, wohl aber bis jetzt immer in der Bauchh�hle gefunden *).
6)nbsp; Weder auf den allgemeinen Gesundheitszustand, noch auf die Milchergiebigkeit hat die Impfung, wenn ihre Wirkung nur als ein �rtliches Leiden sich kund gibt, irgend einen nach-theiligen Einfluss. Nur in jenen F�llen, in denen sich in Folge einer heftigen �rtlichen Affektion �ppig wuchernde Ulzeratio-nen zeigen, bleiben die Thiere einige Zeit hindurch kr�nklich.
T) Was das Vorkommen der Br�nsligkeit betrifft, so hat sich in dieser Hinsicht kein bestimmter Einfluss herausgestellt. Verh�ltnissm�ssig ist dieselbe bei geimpften Rindern h�ufiger als bei nicht geimpften beobachtet worden. Es ist jedoch be-merkenswerth, dass bei einer Kuh die Br�nstigkeit sich bis
*�) Wie dieses, Versuchen zufolge, beim Einimpfen von fauligen Ma�terien meistens der Fall ist, indenr sich die Py�mie auf der Schleim�haut des Darmkanals u. s. f, lokalisirt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;K.
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jelzt nicht eingestellt hat, obgleich die Zeit dazu bereits lange eingetreten w�re.
8)nbsp; Das wiederholte Br�nstigwerden bei 2 Rindern, wahr�scheinlich in Folge von Abortus, kann', so lange diese beiden Falle f�r sich allein dastehen, nicht der Impfung zugeschrieben werden, um so weniger, als bei 3 Rindern, bei denen sich eine weit heftigere Wirkung gezeigt hatte. Solches nicht beobachtet worden ist.
9)nbsp; Obgleich nicht mit vollst�ndiger Sicherheit angegeben werden kann, ob das zu fr�he Kalben von einer Kuh, und die Erscheinungen, die sowohl bei dem Mutlerthiere, als sp�ter bei dem Kalbe beobachtet worden sind, so wie das zu fr�he Kalben einer andern Kuh, der vorhergehenden Impfung zugeschrieben werden d�rfen, so geben dieselben doch Anlass, von ihr bei sehr vorgeschrittener Tragezeit abzurathen.
10)nbsp; W�hrend Abortus bei der Lungenseuche h�ufig vor�kommt, ist auffallender Weise bei Thieren, bei denen die Fol�gen der Impfung so heftig waren, dass sie sogar den Tod ver�ursachten, derselbe niemals eingetreten, so dass, wenn die Im�pfung auf die Tr�chtigkeit einen Einfluss aus�bt, dieses wahr�scheinlich nur in der letzten Periode der Fall ist.
. . 11) Die bereits in dem ersten Berichte ausgesprochene Ver-muthung, dass das Entstehen der Lungenseuche nach der Impfung nur dem Umst�nde zugeschrieben werden kann, dass der Keim diese Seuche, bereits zur Zeit der Impfung zugegen war, ob�gleich davon nicht eineeinzigeErscheinungbeobachtet wurde, � erh�lt durch diese Versuche eine gr�ssere Wahrscheinlichkeil.
12)nbsp; Die Angabe, dass Rinder, die ein Mal die Lungenseuche gehabt haben, und davon wieder hergestellt wurden, niemals � oder doch selten � zum zweiten Male von dieser Krank�heit befallen werden, und dass bei solchen Thieren die Impfung erfolglos bleibt, ist durch einen Fall, wobei eine zweitmalige Impfung keine Wirkung hervorbrachte, aufs Neue best�tigt; endlich:
13)nbsp; W�hrend diese Versuche auf eine merkw�rdige Weise darthun, dass der Impfung, wenigstens zeitlich, das Verm�gen, gegen die Ansteckung durch die Lungenseuche zu sch�tzen, nicht abgesprochen werden kann, so bleibt es doch ungewiss.
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ob die Empf�nglichkeit f�r diese Seuche f�r immer, oder doch wohl f�r l�ngere Zeit verloren ging. Nach der Natur der Sache muss eine lange Zeit verlaufen, ehe hier�ber etwas Positives mitgetheilt werden kann *).
In Holland haben ferner van Domelen und Hufna�gel Impfversuche angestellt und deren Resultate bekannt ge�macht.
Der Erslere impfte vom 2. Juni bis 15. November 1852 169 K�he, 11 Gelle , 35 Stiere, 64 K�lber. Die Impfung hatte Erfolg bei 142 K�hen, 9 Gelten , 24 Stieren, 25 K�lbern. Die fr�heste Zeit, in welcher sich die Wirkung bemerklich ge�macht hat, war der 5. , die sp�teste der 66. Tag. In Folge der Impfung haben 2 Thiere die Spitze des Schweifes, 4 die H�lfte desselben und 1 den ganzen Schweif eingeb�ssl; 1 St�ck ging zu Grunde. Von den geimpften Thieren wurden sp�ter 13 von der Lungenseuche befallen, und zwar brach dieselbe vom 11. bis zum 35. Tage nach der Impfung aus. Nicht ge�impftes Vieh, das neben dem geimpften sich in verd�chtigen St�llen befand, wurde mehrfach ergriffen und einige dieser Thiere starben an der Lungenseuche. Van Domelen empfiehlt demnach die Impfung als Vorbauungsmitlcl und ist der Mei�nung , dass man die Viehbesitzer besonders dadurch f�r die�ses Verfahren gewinnen k�nne, wenn man denselben f�r den Fall eines Verlustes durch diese Operation eine Entsch�di gung bewilligen w�rde.
Hufnagel hat 73 St�cke mit verschiedenem Erfolge geimpft. Die erste Parlhie von T K�hen und 4 Rindern war mit Fl�ssigkeit aus der Lunge einer 24 Stunden fr�her im zweiten Stadium der Krankheit geschlachteten Kuh geimpft worden. Bei zweien dieser K�he brach die Seuche schon einige Tage nach der Impfung aus; die eine von ihnen starb nach 6, die andere nach 35 Tagen. Bei letzterer verliefen beide Krankheiten unabh�ngig von einander. Andere dieser Thiere verloren den Schweif ganz oder zum Thcil; ein Rind starb IT Tage nach dem Anschwellen des Schweifes; die Wunde war durch kein Mittel in Eiterung zu bringen gewesen. Bei der
*) Man lese hier�ber namentlich auch das 15. Kapitel der 1. Ablh.
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Sektion fanden sich gleich unter der Haut die erschrecklichen Wirkungen der Impfung; sie erstreckten sich �ber das ganze Hintertheil und bestanden in sehr copioser Ausschwitzung vom plastischen Exsudat auf und zwischen die Muskel der Hinter�backen und Lenden; in der Bauchh�hle war viel Serum ergos�sen, das Bauchfell mit gerinnbarer Lymphe bedeckt, die Darm-h�ute verdickt und die Gekr�sdr�sen vergr�ssert. Die Brust�organe dagegen waren normal. (Bei einem Impfstoffe, der von einer 24 Stunden zuvor im zweiten Stadium der Lungen�seuche geschlachteten Kuh genommen worden war, konnte ein g�nstiges Resultat nat�rlich nicht erwartet werden).
Eine zweite Parlhie von 36 St�cken, mit der Fl�ssigkeit aus der kaum infiltrirten Lunge eines Kalbes geimpft, verlor keines durch Tod und nur hei einem St�ck kam eine heftigere Anschwellung des Schweifes zu Stande.
Auch die dritte Parthie von 27 St�cken kam gut durch, abgesehen davon* dass eine Kuh und zwei K�lber an der (ohne Zweifel schon vorher in ihnen entstandenen) Lungen�seuche zu Grunde gingen. Die zuf�llige tiefe Impfung einer Kalbin halle bedeutende Anschwellung und Brand zur Folge, was dazu mahnt, das tiefere Einschneiden und Ein�stechen zu vermeiden.
C. In Preussen.
lieber die Resultate der Impfung in Rheinpreussen haben nebst De Saive, der durch die k. Regierung von Preussen zur Anstellung ausgedehnterer Versuche in dieser Provinz veranlassl worden war, auch Dr. Ulrich und Dr. L��ders dorff Bericht erstattet.
Was De Saive �ber seine Impfungen berichtet, ist aus dem in der ersten Abiheilung Milgetheilten hinreichend er�sichtlich.
Ulrich*), der von der k. preussischen Regierung abge-
*) Ulrich, Bericht �ber die zur Untersuchung des Impfverfahrens bei der Lungenseuche des Rindviehes ausgef�hrte Reise. Berlin, 1852. (Rapport adress� au Gouvernement Prussien. Par M. le Dr. C. Ulrich etc. Traduit de l'allemand et analyse par H. Imlin, veterinaire � Strasbourg. � Recucil de Medic, veterinaire. III. Serie. Tome X. Nr. 4).
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sendet worden war, um das Verfahren von Willems und De Saive kennen zu lernen und zu untersuchen, erstattete seinen Bericht zu Ende des Jahres 1852. Es geht aus dem�selben im Allgemeinen das N�mliche hervor, was die in weit gr�sserm Massstabe angestellten Versuche der holl�ndischen und belgischen Kommission gelehrt haben. Es wurde in dem Bezirk von K�ln sowohl in schon angesteckten als in noch gesunden St�llen geimpft, und zwar unter der Kontrole des Departemenlsthierarztes Stick er; mehrere Thiere verlorenden Schweif ganz oder zum Theil, andere gingen in Folge der Impfung zu Grunde; bei einigen, die fr�her die Lungenseuche �berstanden hatten, hatte die Impfung dennoch gehaltet, und endlich waren etliche mit Erfolg geimpfte Thiere, zum Theil nach 2�3 Monaten, von der Lungenseuche ergriffen worden. Anderntheils sind nicht geimpfte Thiere, die in angesteckten St�llen standen , oft von der Krankheit frei geblieben. Die Zahl der von De Saive oder seinen Agenten im K�lner Be�zirke ausgef�hrten Impfungen wird auf 204 angegeben; hiebei verloren 36 den Schweif ganz oder theilweise, 13 gingen an den Folgen der Impfung, und 12 an der sp�ter sich ent�wickelnden Lungenseuche zu Grunde. Es waren daher die Ansichten der Viehbesitzer �ber den Nutzen der Impfung noch sehr getheilt. De Saive fuhr fort, die Art der Zubereitung des Impfstoffes geheim zu halten. Maris impfte mit sekun�d�rem Stoff, d. i. mit solchem, der aus Impfstellen erhalten war; das Schweifende schien bis jetzt immer noch die g�n stigste Stelle f�r die Impfung zu sein; Thiere, die an den Ohren geimpft worden waren, bekamen eine ausserordenlliche Geschwulst des ganzen Kopfes und zeigten Symptome von Raserei. Nach einer Mittheilung in einer Zusammenkunft des Inndwirthschaftlichen Vereins in D�sseldorf soll durch das Im�pfen in Rheinsberg die Lungenseuche sich dort ausgebreitet haben , wo sie zuvor nicht geherrscht halte. Bei manchen geimpften Thieren brauchte es 2 � 3 Monate, bis die Impf�stellen geheilt waren, andere wurden mager und verloren an Milcliergiebigkeit. Zu einem entscheidenden Resultate hielt sich Dr. Ulrich noch nicht f�r berechtiget.
Das k. preussische Landes�konomie-Kollegium Kreulzcr, Einimpfung d. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;19
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in Berlin halle seinerseils den Dr. L�dersdorff zur Be-obachlung und Pr�fung der Impfung in die Rheinprovinz abge�ordnet. Er besuchte vorzugsweise die St�lle in der N�he von K�ln und Bonn, und berichtete im Wesentlichen Folgendes*):
In allen St�llen in denen die Impfung vorgenommen wurde, halle die Lungenseuche geherrscht, und waren derselben vor der Impfung nach den amtlichen Tabellen 1/j�*/? des ge-sammlen Viehstandes als Opfer gefallen. Die Seuche war im M�rz 1852 aufgetreten, und die Impfungen waren vom Juni bis August durch Dr. De Saive in K�ln und Thierarzt Schell in Bonn ausgef�hrt worden, und zwar nicht blos bei gesunden, sondern auch bei solchen Thieren, welche schon mit der Lungenseuche behaftet waren. Im letzteren Falle hat�ten sie meist mit dem Tode geendiget. Die Impfung selbst halle nur in seltenen F�llen einen t�dtlichen Ausgang genom�men. Nach �berslandener Impfung war mit. Ausnahme eines Falles in Wesselin gen bis zum 14. September kein Fall wieder vorgekommen. Neu angekauftes Vieh hatte man bis dahin nirgends in verseuchte St�lle zu bringen gewagt, ob-schon man auf die Impfung grosses Vertrauen, setzte.
In Wesselin gen waren zur Zeit der Impfung von 36 in einem Stalle befindlichen St�cken bereits 10 an der Lungen�seuche gefallen, ehe die Impfung bei 20 anderen St�cken vor�genommen wurde. Mit Ausnahme einer einzigen , wo sie von Erfolg war, blieb sie jedoch erfolglos, selbst nachdem sie viermal wiederholt wurde. Alle diese 20 St�cke bekamen nach und nach die Lungenseuche, keines war aber daran gestorben. Man muss also deshalb annehmen, doss die Impfung fehler�haft vorgenommen wurde, wornach auch bei dem einenSt�cke die Lokaleruption nicht als Impfungsresullat anzusehen w�re, oder dass die Lymphe aus einem zu fr�hen (?) Stadium der Lungenseuche enlnommen wurde.
Mit Uebergehung dieses Falles stellt sich ihm als Resume heraus:
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*) L�dersdorff und Weilernbergh, Erfahrungen und Untersu�chungen in Belreff des Eiuinipfcns der Lungenseuche des Rind�viehes. Auf Veranlassung des k. preuss. Landes-Oekouomic-Kol�legiums vcr�flenllicht. Berlin, 1833.
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� 1) dass kein geimpftes St�ck an der Seuche er�krankte , und
2) dass, wenn die Impfung ein Sclmlzmittel ist, sie auch in soweit zur�ckwirkend sei, dass sie auch in St�llen, wo die Seuche bereits ausgebrochen war und geherrscht hat, wo also schon eine Infizirung angenommen werden muss, gegen die Verbreitung der Seuche sch�tzt*).
Es kommt jedoch hiebei zu betrachten, dass die Seuche damals, als die Impfungen vorgenommen wurden, schon durch einige Zeit herrschte, und dass die Seuche, da sie ja nie alle Thiere ergreift, ihr nat�rliches Ende erreicht haben konnte**). Dem sollen aber die Erfolge in Belgien widersprechen, wo nach der Einf�hrung der Impfung in verseuchten Orten stets eine viel geringere Zahl von Thieren (weniger als Vs) f16'raquo; a^s die, welche sonst erfalmingsgem�ss der Lungenseuche unterliegt. Auch w�re der Fall in Wesselingen und ein �hnlicher aus Br�ssel bekannt geworden, wo eine geimpfte Kuh von Lungenseuche befallen wurde, (weil sie eben nicht geh�rig geimpft wurden oder aber, bei der Impfung schon angesteckt waren, in keinem Verh�ltnisse zu jenen, wo nach der Im�pfung keine Erkrankung vorkam. Sie beliefen sich wie 2: 600. Schl�sslich f�hrt auch er an, dass bei gutartigem Verlaufe der Impfung sich die Milch bedeutender einstelle, und Mastvieh nach �berstandener Impfung sich sogar schneller m�ste, als vorher. D. Oest er reich***), a) In B�hmen, woselbst die Lungenseuche seit 1851 in ziemlich bedeutender Ausdehnung herrschte, wurden im Auf-*) Nur diejenigen Thiore, welche noch nicht angesteckt sind, den Keim der Krankheit noch nicht in sich aufg-enommen haben, k�n�nen durch die Impfung gesch�tzt werden! �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; K. *quot;) Die Annahme eines spontanen Aufh�rens der Seuche, oder eines zuf�lligen Zusammentreffens dieser spontanen Beendigung mit der Impfung hat Di dot mit den schlagendsten Gr�nden als eine absurde nachgewiesen. K. laquo;*raquo;j Ergebnisse der bis jetzt angestellten Versuche der Einimpfung der Lungenseuche nach Dr. Willems Methode, als Schutzmittel gegen diese Krankheit. Milgctheilt durch Professor Roll. (Vicrteljahrs-sebrift f�r wissenschaftliche Veterin�rkundc. IV. Bd., 1. H. Wien, 1853).
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trag des k. Ministeriums des Innern Impfungen nach Dr. Wil�lems Methode, und zwar 1) im Pilsner Kreise auf den Dom�nenh�fen Planitz und Stephoklas, versucht. In Pla-nitz wurden am T. Dezember 1852 bei trockenem und heite�rem Wetter 18 St�cke und zwar 1 Stier, 9 K�he und 8 K�l�ber, und in Stephoklas am 9. Dezember 1852 bei eben sol�cher Witterung 12 Rinder und zwar 2 Ochsen, 4 K�he und 6 K�lber, also im Ganzen 30 St�cke geimpft, welche s�mmtlich gesund und stark, und von denen die meisten K�he tr�chtig waren. In Planitz wurde die noch warme, unver�nderte, ser�se Fl�ssigkeit aus dem hepatisirten rechten Lungenfl�gel eines frisch geschlachteten 4 Tage lang krank gewesenen Kal�bes eingeimpft, in Stephoklas geschah die Impfung mit dem frisch gelassenen Blute einer im ersten Stadium der Krankheit befindlich gewesenen kranken Kuh; da aber das Blut bald ge�rann , so impfte man einige St�cke mit dem Blutwasser , in welchem viele �lutk�gelchen schwammen. Die Impfstiche wur�den an der gereinigten und abgeschornen Schwanzspitze mit�telst eines scharfen Spitzbistouris angebracht. Dort, wo ein Blutstropfen zum Vorschein kam, wurde die Impfstelle neuer�dings mit dem Impfstoffe getr�nkt. Die Impfung wurde in allen angef�hrten F�llen durch den Kreisarzt Dr. Klinger und stets mit 3�4 Impfstichen ausgef�hrt; es trat weder eine �rtliche, noch eine allgemeine Wirkung der Impfung ein. Die Geimpften blieben von der Seuche zwar verschont, aber dasselbe fand auch bei der Mehrzahl der Nichtgeimpften statt; dieLungenseuchc, welche sich in den letzten Jahren durchaus nicht als kontagi�s erwie�sen haben soll und daher auch nicht anstecken konnte, war zur Zeit der Impfung in der Abnahme begriffen.
2) Im Pardubitzer Kreise wurden auf dem Krzo-wicer Maierhofc Impfversuche angestellt, welche jedoch, da die Lungenseuche bereits im Erl�schen war, und die mei�sten Rinder schon durchgeseucht hatten, ohne Erfolg blieben.
In dem Maieihofe zu Inditz wurden im Monat Februar 1853 10 anscheinend gesunde Rinder mit der aus dem hepa�tisirten Lungensl�cke einer an dieser Krankheit um gestan�denen (!) Kuh ausgepressten Fl�ssigkeit geimpft. Bei 6 derselben blieb die Impfung ganz ohne Erfolg, 4 St�cke zeig-
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len aber am 11. und 12. Tage nach der Impfung eine massige Entz�ndung und Anschwellung des Schweifes, jedoch ohne wahrnehmbares Allgemeinleiden; bei 3 St�cken verschwand die Lokalaffektion schon nach wenigen Tagen mit Zur�cklas�sung einer kleinen Kruste an der Impfstelle; bei dem 4. St�cke aber, einer dreij�hrigen Kuh, verbreitete sich die Entz�ndung �ber den ganzen Schweif und ergriff trotz energischen anti-phlogistischen Verfahrens den Aller und die Scheide ; am 20. Tage nach der Impfung ging das Thier zu Grunde. Bei der Sektion zeigte sich die brandige Zerst�rung des Schweifes bis zur Wurzel, krup�se Entz�ndung der Dickdarm- und Schei�denschleimhaut, akute Infillralion der rechten Lunge. Die ge�impften St�cke blieben zwar bis nun von der Seuche ver�schont, aber auch zahlreiche nicht geimpfte St�cke wurden von derselben nicht befallen.
Im Maierhofe zu Gross-Gbell wurden am 12. Februar 1. J. 8 St�cke Jungvieh mit einem zu Krezowitz gesammelten und in einem mit schwarzem Papiere �berzogenen Glase auf�bewahrten Impfstoff vorgenommen. Ausser einer leichten Ent�z�ndung an der Impfstelle bei 4 von diesen 8 St�cken trat keine andere Erscheinung ein; s�mmtliche Geimpfte, aber auch 18 Nichtgeimplle blieben gesund, und nur 1 von 19 nichtgeimpften St�cken wurde von der Seuche ergriffen.
3)nbsp; Im Prager Kreise impfte Dr. Ehrlich 6 Rinder in Laun ohne allen Erfolg, wogegen bei 6 von Dr. Aleman mit der aus der Lunge eines im ersten Stadium der Krankheit er�schlagenen Rindes ausgepresslcn ser�s-schaumigen Fl�ssigkeit auf dem Dobrischer Maierhofe geimpften K�hen, nach 8�14 Tagen eine massige unschmerzhafte Anschwellung der Impfstelle am Schweife entstand, an der Eiterung eintrat, die erst in der 4. Woche v�llig, unter kleienartiger Abschuppung der Oberhaut, verschwand; das Allgemeinbefinden erlitt keine St�rung. � Da die Seuche auf dem Maierhofe gar nicht zum Ausbruche kam, kann �ber die Schulzkral t der Impfung kein Urlheil gef�llt werden.
4)nbsp; Im Jiciner Kreise wurden die umfassendsten Versuche von Dr. Wydra angestellt. Derselbe impfte in drei Orten des Podiebrader Bezirkes im Ganzen 222 gesunde St�cke, darunter mit Erfolg 9T, und zwar stets mit aus den erkrankten Lungen
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frisch geschlachteter, lungenseuchekranker Rinder ausgepressler Fl�ssigkeit Der den Lungen von im ersten Stadium der Krank�heit befindlichen Thieren entnommene Impfstoff soll ohne Wirksamkeit sein.
Dr. quot;Wydra sammelte den ausgepressten Saft in einem gl�sernen Gef�sse, und vollzog die Impfung im Stalle miUelst einer starken, spitzen Adcrlasslaacelte durch 2, wenn m�glich unblutige Stiche am �ussersten Ende des Schweifes, und drang auf gute F�tterung, Warm- und Reinhaltung der Thiere. Rei allen Geimpften stellte sich am 2. oder 3. Tage eine geringe Anschwellung der Impfstiche und leichte Empfindlichkeit ohne St�rung des Allgemeinbeflndens ein, worauf bei der Mehrzahl der Geimpften (125) diese Folgeerscheinungen der Ver�wundung ebenfalls verschwanden. Dagegen traten bei jenen 91, bei welchen die Impfung hadele, in einem Falle am 10., in allen �brigen zwischen dem 14. bis 25. Tage Krankheils�erscheinungen auf, welche nach ihrer Intensit�t in 3 Grade unterschieden werden.
Im ersten , bei 46 St�cken beobachteten Grade zeigten sich massige Fiebererscheinungen, schmerzhaft aber nicht ger�thele(!) Anschwellungen des Schweifes �ber den 2. bis 3. Wirbel (?). Unter allm�hliger Abnahme des Fiebers und der Geschwulst dauerte dieser Zustand 8�12 Tage, worauf die v�llige Gesund�heit wieder zur�ckkehrte und keine Merkmale der Impfung zu�r�ckblieben.
Im zweiten Grade (bei 42 St�cken) traten die Erscheinun�gen viel heftiger hervor, die Geschwulst erstreckte sich bis zur Mitte oder Wurzel des Schweifes, wurde sehr schmerzhaft; an verschiedenen Stellen, besonders um die Impfstiche herum, ent�standen Rrandblasen, die allm�hlig in dicke, schwarze Schorfe �bergingen. Die Krankheit dauerte 14 Tage bis 3 Wochen, doch waren die Thiere bei Abnahme der Geschwulst schon munter.
Der dritte Grad gab sich durch ausserordentlich heftige Fieberbewegungen und enorme Geschwulst des Schweifes, die sich sogar �ber die Wurzel desselben hinaus �ber die Hinter�backen, Schenkel, Geschlechlslheile und den After erstreckte, und dadurch den Koth- und Urinabgang ausserordentlich er�schwerte , zu erkennen. Allm�hlig wurde die Geschwulst un-
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empfindlicli, die Haare fielen aus, ein gr�sserer oder kleinerer Theil starb brandig ab, schrumplte ein, und wurde dann mil dem Messer abgenommen. Der Krankheilsverlauf dauerte 3�8 Wochen. � Von 9 derart befallenen St�cken ist nur eine l�nf-j�hrige Kuli nmgeslanden, bei welcher sich der Erfolg der Impfung erst am 24. Tage zeigte. Die Geschwulst nahm so schnell zu, dass das Thier schon am 31. Tage nur unter un�s�glichen Schmerzen misten konnte, und auch das Harnen be�schwerlich schien; am 24. Tage erhoben sich am Schw�nze unz�hlige, mit Jauche gef�llte Bl�schen, und am 40. Tage er�folgte unler den Erscheinungen der vollkommenen Ersch�pfung der Tod. Die Section ergab Sphacelus des Schweifes, blutig�ser�se Infiltration des Bindegewebes an den Hinterbacken, in der Gegend des Afters und der Geschlechlstheile, Compression des Mastdarms und der Scheide durch in der Umgebung' der�selben abgelagertes plastisches Exsudat, welches in dem Aus�sehen aullallende Aehnlichkcit mit dein in den Lungen der an Lungenseuche umgestandenen Thiere vorfindlichen gezeigt hat; der Mastdarm selbst erschien sphacel�s, die Schleimhaut des Darmes dunkel ger�thel, sein Inhalt aashaft riechend, Leber und Milz dunkclroth und so wie die vergr�sserten Nieren m�rbe; in der Bauchh�hle viel Serum ergossen; Lungen und Herz schlaff. Die Venen von Blut strotzend.
Dr. Wydra h�lt die Lungenseuche f�r ansteckend und durch Impfling �bertragbar und die Impfung f�r vor Ansteckung sichernd, denn von allen Geimpften erkrankten nur 2 St�cke, am 2. und 5. Tage nach der hnpl�ng, also noch vor der Re�sorption des Giftes. Alle �brigen geimpften St�cke blieben ge�sund, obwohl sie mit Kranken in Gemeinschaft lebten und die Seuche heftig w�lhete. Auf dem Maierhofe Neu-Bilin waren in kurzer Zeit 5 St�cke an der Lungenseuche erkrankt und umgestanden; als der ganze Viehstand der Impfung unterzogen wurde, kam kein einziger Erkrankungsfall mehr vor. Dr. Wy�dra r�th an, als Impfstoff den ausgepressten Saft von Lungen zu nehmen, in welchen der Krankheitsprozess bereits in die vorger�ckteren Stadien getreten ist (was ganz gefehlt w�re!), und den fl�ssigen Anlheil desselben nicht zu verwenden, indem er beobachtet haben will, dass dort, wo konsistente Flocken
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an der Lanzette h�ngen blieben, die Impfung leichler haftete (was sicherlich auf einem Irrthume beruht, so wie die Befol�gung dieses Ralhes unstreitig grosse Gefahren und Nachtheile herbeif�hren w�rde). Uebrigens r�umt Dr. Wydra der Ein�impfung den ersten Platz unter allen gegen die Seuche vorge�schlagenen Maassregeln ein und ist der Erwartung, dass der ImpfstofT durch Fortimpfung von einem St�cke auf das andere gemildert, und so allm�hlig die Seuche an Orten, wo sie all�j�hrlich vorkommt, getilgt werden k�nne.
5) ImK�niggr�tzer Bezirke impfte Dr. Jedlitschka am 9. Februar 1853 im Maierhofe Langenhof, wo beinahe schon der gesammte Viehstand von der Seuche mehr oder weniger ergriffen war, 10 scheinbar gesunde, 6 genesene und 12 noch im Krankenstalle befindliche, mithin 28 K�he mit dem aus der inliltrirlen Lunge einer geschlachteten Kuh ausgepress-ten Safte. Nach 13 Tagen massige Anschwellung, Schmerz-haftigkeit und vermehrte Temperatur ohne allgemeine Reaktion; bei 6 gesunden und 2 kranken bildete sich im Umkreise von etwa 3'quot; um die Impfstelle massige Eiterung, am 21. Tage nach der Impfung war die Heilung vollendet � also wahr�scheinlich � negative Resultate. Neue Erkrankungsf�lle kamen zwar nicht mehr vor, aber die Seuche war schon vor der Im�pfung im Abnehmen, und letztere ohne Einfluss auf den Krank�heitsverlauf. Dr. Jedlitschka h�lt die Lungenseuche nicht f�r kontagi�s und stellt die Wirkung der Impfung mit der Ab�leitung durch ein Haarseil in gleiche Reihe.
Im Nimburger Bezirke impfte Dr. Genltz im Dorfe Mzel, wo die Lungenseuche von Mitte Dezember 1852 bis Ende J�nner 1853 herrschte, im Ganzen 109 Rinder, n�mlich 24 Ochsen, 64 K�he und 21 K�lber; blos bei 10 Geimpften zeigten sich an der Impfstelle haselnussgrosse Anschwellungen, welche ohne weitern Nachtheil wieder verschwanden. Seit der Einimpfung erkrankten noch 2 ungeimpfte St�cke, welche auch genasen. Es waren �berhaupt von 231 Rindern blos 11 er�krankt, davon 8 genasen, 1 fiel und 2 erschlagen wurden. Der g�nstige Erfolg wird lediglich der geringen Intensit�t der Seuche an und f�r sich, nicht der Impfung zugeschrieben.
Im Zdoniner Maierhofe wurden sogleich nach Konslati-
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rung der am 16. J�nner 1853 ausgebroclienen Seuche von 56 Rindern 50 geimpft (2 Stiere und 48 K�he). W�hrend der Dauer der Krankheit � bis zum 15. M�rz � erkrankten 34 St�cke, wovon 8 genasen, 6 fielen und 20 erschlagen wurden. Bios bei 6 St�cken (1 Stier und 5 K�hen) haltete die Impfung, und es bildeten sich haselnuss- bis h�hnereigrosse Geschw�lste, welche bei 3 K�hen brandiges Absterben der Schweifspitze her�beif�hrten. Die zweitmalige Impfung an 34 St�cken haftete nur bei 4. Die 10 mit Erfolg geimpften St�cke blieben in dem Seuchenstalle; 3 von ihnen erkrankten leicht an der Lungen�seuche; die ohne Haftung geimpften erkrankten und fielen gr�sstenlheils. Dr. Genitz schliesst daraus, dass der ausge-presste Saft der hepalisirten Lungen impfbar ist, mit Haftung Geimpfte von dem Umstehen verschont sind, die Krankheit bei ihnen mit leichten Symptomen verl�uft, der Impfstoff auf Thiere wirkt, die schon einmal ohne Haftung geimpft wurden, und gibt an, dass nach �berstandenen Leiden in Folge der Impfung mit Haf�tung die geimpften Thiere sich sehr gut f�ttern. (Wir machen darauf aufmerksam, dass, wenn mit Haftung geimpfte Thiere mit Erscheinungen eines entz�ndlichen Brustfell-Lungenleidens erkrankten, dieses entweder gar nicht die Lungenseuche, oder wenn, dass dann das Thier schon vorher angesteckt war und die Lungenseuche an und f�r sich gelinde verlief, dass aber die Annahme eines Einflusses der Impfung auf den g�nstigen Verlauf der Krankheit aller Analogie und Erfahrung ermangelt, wie Didot so sch�n nachgewiesen hat). Verletzungen, die sich Dr. Genitz mit der in Impfstoff getauchten Lanzette an den H�nden beibrachte, gingen ohne Nachtheil vor�ber.
6) In M�hren wurde nur in dem Maststalle eines�rannt-weinbrennereibesitzers zu Urspitz, der in 25 Jahren keinen Lungenseuchefall unter seinem Vieh gehabt haben soll, geimpft, nachdem gegen Ende Dezember 1852 unter 57 Ochsen und 10 K�hen, die er Anfangs Oktober vorher aus einer ganz seuchenfreien Gegend angekauft , und inzwischen beinahe ausschliesslich mit Branntweinsp�licht in einem �berf�llten, dunstigen, unreinlichen Stalle gem�stet hatte, sich die Spu�ren der Lungenseuche gezeigt hatten, welche denn auch am 2. J�nner 1853 durch die Sektion eines zu diesem Zwecke ge-
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schlachteten Rindes durch die DDr. FiUeis und Ellinger konslatirt wurde. Am 5. J�nner wurden 20 der scli�nslcn und beslgen�hrten Mastochsen mit dem aus der Lunge eines im 2. Stadium der Krankheit geschlaclitelen Ochsen ausgepresslen Safte durch 2�3 Einstiche auf der unteren Schweiffl�che 8�9 Zoll (!) von der Spitze entfernt geimpft. Hievon wurden 16 in einen isolirt stehenden Schafstall gestellt, die �brigen 10 aber in dem Maststalle, jedoch auf einem eigenen Standort belassen. Nur bei 3 der 26 Geimpften zeigten sich am 25. Tage nach der Impfung die charakteristischen Erscheinungen; bei einem St�cke entwickelte sich ein wallnussgrosser Abszess an den beiden Impfstellen, welche abtrockneten und kleine Nar�ben zuriiekliessen, bei den beiden andern eine eben so grosse Geschwulst mit gleichzeitiger Anschwellung des Schweifes bis 8quot; vor dem Aller, und bei diesen beiden letztern auch noch ein eigenth�mlicher Husten und Beschleunigung des Pulses. Bei einem derselhen nahm die Geschwulst allm�hlig zu bis an den After, und die Haut fiel sphacel�s ab; bei dem dritten stellten sich alle Erscheinungen der Lungenseuche mit grosser Heftigkeit ein, und das Thier schwebte lange in Lebensgefahr, seuchte aber durch. Alle 3 magerten sehr ab und zeigten nur wenig Fresslust; sie wurden s�mmllich der Schlachtbank �ber�geben, aber der Sektionsbefund konnte nicht konstatirt werden. Im Ganzen waren an der Seuche erkrankt 32 St�cke, davon genasen 18, erschlagen wurden 9, gefallen sind 5.
c) In Oesterreich unter der Enns wurden im Jahre 1852 blos im Gebiete der Zwettlei) Bezirks hau ptm ann�schaft und zwar mit folgenden Thieren und Erfolgen Impf�versuche angestellt:
1)nbsp; Eine T j�hrige Kuh wurde mit Impfstoff aus der Lunge eines 2j�hrigen im 3. Stadium (!) geschlachteten Thieres durch 4 Einstiche am untern Schweifende erfolglos geimpfl.
2)nbsp; Eine 4j�hrige mit der aus der Brustwand desselben Stieres ausgeschwitzten Lymphe geimpfte Kuh zeigte an der Impfstelle (unteres Schweifende) nach 12 Tagen eine bohnengrosseunemplindlichc Anschwellung, die am 9. Tage ohne aufzubrechen, mit Hinterlassung einer kleinen Narbe sich verlor.
3)nbsp; Eine 41/2 j�hrige, mit dem Impfstoffe wie Nro. I am
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Schweife geimpfte Kuh zeigte nach 14 Tagen eine erbsengrossc Anschwellung, die alim�hlig verschwand.
4)nbsp; Eine 4j�hrige Kuh, mit Fl�ssigkeit aus der Lunge eines im 2. Stadium der Lungenseuche geschiachtelen Ochsen durch
2nbsp; Zoll lange Einschni�e und Uebergiessen dieser Stelle mit Impfstoff geimpftj zeigte nach 14 Tagen eine Anschwellung, auf der am 5. Tage die Haut zersprang, und am 18. Tage sich eine bernsteinartige Kruste bildete, ohne anderweitige Erschei-nungen als etwas Husten.
5)nbsp; nbsp;Eine 4 j�hrige, wie die vorige geimpfte Kuh zeigte, ohne Allgemeinerscheinungen, nach 24 Tagen eine bohnengrosse empfindliche Anschwellung, die am 8. Tage kinderfaustgross, am 10. Tage wieder etwas kleiner, glatt, elastisch, empfindlich, am 14. Tage sehr gespannt, in der Mitte mit einer Kruste be�deckt war, unter der beim Drucke eine imp('stofrarlige(?) Fl�ssig�keit, und am 31. Tage ge�ffnet 2 Unzen Fl�ssigkeit aussicker�ten, die sp�ter mit einer bernsteinartigen Kruste sich zum Thcil bedeckte, zum Theil eiterte, und endlich am 52. Tage heilte. W�hrend der Pustelbildung war der Schweif heiss, und fand etwas r�thlicher Ausfluss aus der Scheide statt.
6)nbsp; Eine 4 j�hrige und
7)nbsp; eine T j�hrige Kuh und
8)nbsp; ein halbj�hriges Kalb, wie Nro. 4 geimpft, zeigten kei�nen Erfolg.
9)nbsp; Bei einem 8 Monate alten Kalb, das wie Nro. 4, durch
3nbsp; Zoll lange Einschnitte geimpft wurde, zeigte sich nach 28 Tagen eine erbsengrossc entz�ndliche Anschwellung, die sich am 8. Tage schon wieder verloren hatte.
10)nbsp; nbsp; Eine 5 j�hrige, mit Lungenscuchegift von einem 3 Wochen (!) zuvor umgeslandenen (!) Ochsen geimpft, zeigte keinen Erfolg.
11)nbsp; nbsp;Eine 6 j�hrige, mit chronischem Husten behaftete, mit Stoff wie Nro. 10, aber nicht nur am Schweife, sondern auch am Triel geimpfte Kuh zeigte keinen Erfolg, in Folge der ein�tretenden Lungensucht.
12)nbsp; Eine 3 j�hrige, mit Stoff aus der Impfpuslel von Nr. 5 geimpfte Kuh zeigte nach 35 Tagen eine liniendicke (!) An�schwellung, die am 10. Tage sich verlor.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
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13)nbsp; Eine 5 j�hrige Kuh mit warmem Stoffe aus der Pustel Nro. 5 durch Zoll lange Einschnitte in der Schweilmitte ge�impft, zeigte am IT. Tage eine kleine Erhabenheil, die ohne allgemeine Erscheinungen am 6. Tage fast 2 Zoll lang, weich, schlappend und schmerzhaft ist.
14)nbsp; Eine 5j�hrige Kuh, wie Nro. 13 geimpft, zeigte nach 12 Tagen eine 1 Linie hohe und 3 Linien lange Anschwellung, die am 10. Tage bohnengross ist, und noch beobachtet wird *).
d) Im Lombardisch-Venetianischen K�nigrei�che wurden und zwar laquo;) in der Provinz Lodi und Crema durch die Distriktsthier�rztc Bertani, Casorati und Cal-taneo Impfungen vorgenommen. Der erste impfte durch Ein�schnitte mittelst der Lanzette, die beiden andern durch Ein�ziehung eines in den Impfstoff getauchten Fadens mittelst einer N�hnadel.
1)nbsp; nbsp;Von 18 durch Bertani geimpften St�cken stand eines um, das schon die Erscheinungen der Lungenseuche darbot; die �brigen 17 blieben gesund.
2)nbsp; nbsp; Von 67 durch Casorati und Cattaneo geimpften St�cken, unter denen 7 schon krank waren, brach einige Tage nach der Impfung die Lungenseuche bei 5 aus; von den 7 fr�her erkrankten standen 5, und von den 5 sp�ter erkrankten 2 um ; die �brigen genasen ; ferner mussten 2 der Geimpften wegen heftigen �rtlichen Erscheinungen vertilgt werden.
3)nbsp; Von einer durch Casorati geimpften Heerde von 60 St�cken, unter den sich 8 St�cke vorher schon lungenseuche-krank zeigten, brach die Krankheit bei 2 St�cken nach der
*) Wir haben diese Impfversuehe aus der Zweltler Beziskshaupt-inannschaft, welche durch und durch jeder Vorschrift des Dr. Wil�lems nicht nur zuwiderlaufen, sondern Allem, was Wissenschaft und Erfahrung �ber Impfung und hnpfverfuhren �berhaupt lehren, Hohn sprechen, nur mitgetheilt, um zu zeigen, wie man nicht impfen darf, und um ein schlagendes Beispiel zu liefern, -vie Besultate aus solchen Versuchen, wenn sie ausposaunt werden, bei Unkundigen zwar den Worth der Impfung auf Null reduciren, beim Sachverst�ndigen aber das tiefste Bedauern �ber fljlnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;eine so leicht- als widersinnige Verfahrungsweise in einer so hoch-
wichtigen Angelegenheit hervorrufen m�ssen.
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Impfung- aus. 8 St�cke standen an der Seuche, 2 in Folge der Entz�ndung des Schweifes und der Genitalien um, die �brigen 50 wurden bisher gesund erhallen.
4)nbsp; nbsp;43 St�cke, unter denen 6 bereits schwer erkrankt wa�ren, wurden durch Casorati geimpft. Alsbald erkrankten noch 5 St�cke, von denen bei 4 sich kein �rtlicher Erfolg gezeigt hatte. Die �brigen 32 blieben bis nun gesund.
5)nbsp; nbsp;Von durch denselben geimpften 66 Rindern, unter denen 1 St�ck die Symptome der Lungenseuche zeigte, das aber genas, stand 1 St�ck in Folge heftiger �rtlicher Reaction um; die �brigen sind gesund.
6)nbsp; nbsp;Bei einer am 6. M�rz durch Callaneo und
T) bei einer am 20. M�rz 1853 durch Casorati geimpften Heerde ist der Erfolg noch unbekannt. Uebrigens wurden noch viele andere gl�ckliche Resultate durch Casorati in den Provinzen Mailand und Brescia erzielt.
Die erfolgten �rtlichen und allgemeinen Impfsymptome ka�men mit den von Dr. Willems angegebenen �berein. Die ein�zelnen schnell eintretenden Entz�ndungen am Schweif und dem Gcs�sse endeten in Folge �rtlicher Anwendung von emollirenden Mitteln durch Resolution oder Abscessbildung in Heilung. Ver�breitung der Entz�ndung auf den After, die Harn- und Geschlechts-Iheile trat nur selten, und dann meist nach Vornahme der Impfung w�hrend vorger�ckter Tr�chligkeit ein.
Die Autopsie der in Folge �rtlicher ReactionUmgeslan-denen zeigte: Die Lungen gesund, die Geschlechts- und Harnwerkzeuge entz�ndet, am Schweife und Ges�sse und in der Umgebung des Mastdarms und der Scheide speckig-fibrin�sc Ablagerungen.
Resultat: Von 231 geimpften, anscheinend gesunden Stucken blieben bis nun gesund 219; bei 12 St�cken brach die Seuche aus, doch war ihr Verlauf durch die Impfung gem�ssigt(?).
Tabelle.
Viehslandnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Erkranktnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gesund geblieben
im Anfange in Bch.in(llung | geheilt | gefallen vorhanden 1 gcschlaehtet der Seuchenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;12_____ 14nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;73nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 278nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 57
99nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;335
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�) In Mailand. 1) Im 1.Distrikte von Mailand wurde nach Verendung- von 2 St�cken an der Lungenseuche eine Heerde von 74 H�uptern mittelst Einziehens eines in den Lungensaft von einem gefallenen Thiere getauchten Haarseiles in die Schweif�spitze geimpft. Die Heerde z�hlte vor der Impfung 74 St�cke, wovon 1 zur Gewinnung von Impfstoff vertilgt wurde, 1 in Folge der Lungenseuche, 5 in Folge der �rtlichen Entz�ndung umstanden, 16 den Schweif verloren, bei 49 sich die Entz�n�dung beschr�nkte, und bei 2 bereits erkrankten g-ar keine Re�action eintrat. Die Milch nahm h�chstens nach dem 15. Tage durch 3 Tage ab. Der letzte Fall von Lungenseuche kam am 24. April 1853 vor. Die Thiere befinden sich noch in dem�selben Stalle.
2) Bei 22 mit dem Aderlassblute einer krank scheinen�den (!) Kuh durch Einziehung eines Haarsciles geimpften St�cken sah die Reactionsgeschwulst nicht der gleich, wie sie nach der Impfung mit Lungenseuche mit Impfstoff sich zeigt. Von einer zweiten Heerde desselben Besitzers waren 9 St�cke au der Lungenseuche umgestanden, die �brig gebliebenen wur�den im Anfange Aprils mit der fr�hern Heerde vereint und die Krankheit brach allgemein aus. f\,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3) Am 28. M�rz 1853 wurden einzelne St�cke einer
Heerde durch Einziehung des Haarseiles mit dem Lungeneiter (?) einer zwei Tage vorher wegen Lungenseuche gel�dleten Kuh -und am 31. M�rz die ganze Heerde mit dem Eiter (?) eines 9 Tage zuvor an der Lungenseuche umgestandenen Kalbes mit�telst des Haarseilcs geimpft. Am 4. April halte sich noch bei keinem St�cke eine �rtliche Reaction gezeigt; aber bald darauf erkrankten 5 St�cke, von denen am 18. April eines get�dtet und mit dessen Eiter neu geimpft wurde. Am 22. April war bei Einigen, wahrscheinlich in Folge der fr�hern Impfung, Re�action eingetreten. In der That war bei einer am 18. April nicht, wohl aber fr�her (zwei Mal) geimpften Kuh ein St�ck Schweif brandig abgestossen. Bis zum 24. April erkrankten auch 5 St�cke von den am 18. Geimpften an der Seuche und
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eben so auch jenes mit dem verlornen Schweifst�cke. Die ersleren 5 St�cke zeigten keine Reaction an der Impfstelle.
Von der ganzen aus 52 St�cken bestehenden Heerde waren vor
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der Impfung umgeslanden 1, nach der Impfung standen um (ohne Reaction) 4, zur Gewinnung- des Impfstoffes wurde ver�tilgt 1, ohne Reaction an der Impfstelle erkrankten 6, gesund sind 40. Von 40 Geimpften zeigten 4 eine gef�hrliche, 15 eine leichte oder beginnende und 21 keine Reaction.
4)nbsp; Von 48 am IT. M�rz v. J. mit dem Lungenciter eines get�dteten St�ckes mittels einer eigens angefertigten gr�ssern Nadel geimpften St�cken zeigten nach 14 Tagen nur 2 St�cke eine Reaction, wovon 1 umstand. Am 5. April wurden alle Uebrigen mit warmem Lungeneiler (im Beginne des 2. Stadiums entnommen) revaccinirt. Am 13. April zeigten alle neu Geimpften eine verschiedenartige, bei gut Gen�hrten, helligere Reaction, mit Ausnahme von 6 St�cken, davon 3 bereits fr�her anLungen-seuche erkrankten. 2St�cke verendeten in Folge heftiger �rtlicher Reaction. Ueberhaupt wurden von diesen 48 St�cken zur Gewin�nung von Impfstoff vertilgt 2, in Folge der Impfung standen um 3, ohne Erfolg der Impfung standen an der Lungenseuche um 1, an der Seuche erkrankte ohne �rtliche Impfung 1, gesund blieben 41.
5)nbsp; Am 9. April wurden 29 St�cke, darunter 2 lungenseuche-kranke, und die �brigen mehr oder weniger hustend, geimpft. Das Husten Hess bald nach. 9 Tage darauf (nach vorheriger Vertilgung der ersten) stand auch die zweite der kranken K�he um. An 16 St�cken zeigte sich eine Reaction; Eines, ohne eine solche, verfiel in die Lungenseuche. Es waren also zur Ge�winnung von Impfstoff vertilgt 1, an der Seuche umgestanden 1, an der Seuche erkrankt 1, gesund verblieben 26.
Experimentirt wurde im Ganzen an 221 Rindern. Dr. Buf-fini, welcher diese Versuche anstellte, zieht folgende Schl�sse:
1)nbsp; der Impfstoff wirkt �rtlich gewiss nach Dr. Willems Angabe;
2)nbsp; die verschiedene Reaction gibt keinen Anhaltspunkt;
3)nbsp; sie ist stark bei gut gen�hrten Thieren;
4)nbsp; bei schon ausgebrochener Seuche ist die Impfung nutzlos;
5)nbsp; der Erfolg h�ngt vom Stoffe ab;
6)nbsp; der Stoff darf nicht alt sein; T) der Stoff muss aus der Lunge genommen werden;
8)nbsp; das Haarseil ist gef�hrlich;
9)nbsp; der �rtliche Erlolg stellt sich erst am 25__30.Tage ein;
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10)nbsp; die Wiedereinimpfung an demselben Orte ist gef�hrlich;
11)nbsp; die Sterblichkeit in Folge der Impfung belauft sich auf 6-7 raquo;/o-
E. Bayern.
An der k�nigl. Central-Thierarznei-Schule in M�nchen wurden in Folge Auftrages des hohen Staats�ministeriums des Handels und der �ffentlichen Ar�beilen ebenfalls Versuche zur Ermittelung des Werthes der Inokulation derLnngenseuche, und zwar in nachstehender Weise, vorgenommen, wie wir dem Jahresberichte dieser An�stalt vom Jahre 1853 entnehmen:
�Am 22. Febr. d. Js. wurden 3 junge, seit 2 � 3 Monaten mit dem zweiten oder dritten Kalbe tr�chtige , v�llig gesunde K�he, wovon die eine der Pinzgauer, die andere der Mies�bacher Race und eine dritte der schw�bisch-limburgischen Ra^e angeh�rte, in den neuerbauten Contumaz-Stall der Anstalt ge�bracht , um daselbst, von den �brigen Thieren sorgf�ltig ge�sondert, der Impfung unterworfen zu werden.
Zu der Impfung wurde die Lymphe aus der Lunge einer Kuh verwendet, die erst seit 24 Stunden unter sichtbaren Er�
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scheinungen erkrankt war, d. h. die seit dieser Zeit aufgeh�rt hatte zu fressen, dabei �fter hustete und nur wenig Milch gab. 1 fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Die eine Lunge dieser Kuh war etwa zu einem Drittel, jedoch
nicht in hohem Grade erkrankt, zeigte nirgends sehr dunkle oder gar schwarz gef�rbte Stellen, die zwischen den lichtgelben Zellgewebsz�gen eingeschlossenen Lungenl�ppchen waren viel�mehr blass, nur wenig h�her als im gesunden Zustande ge-r�thet und die beim Einsehneiden in dieselbe ausfliessende Lymphe war von reiner gelber Farbe, ganz unblutig und wurde �berdiess nicht aus der Mitte der kranken Parthie, sondern mehr aus den gegen die Grenzen derselben gelegenen Stellen gew�hlt, in einem Glase aufgefangen und 4 Stunden sp�ter verwendet. Da sich hiebe! ein Theil dieser Fl�ssigkeit koagu-lirt fand, so wurde das Ganze zuvor mit einem gleichen Theile
warmen Wassers abgerieben und so ben�tzt.
Die Impfung selbst wurde mittelst einer gew�hnlichen, etwas breiten und langen Lanzette am untern Ende und auf der untern Fl�che des Schweifes in der Art vollzogen, dass
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die zuvor in den Impfsloff eingelauchle Lanzelle durch die Haut bis in das subkutane Zellgewebe und in demselben circa '/,, Zoll nach abw�rts gestochen, dann eine rotirende Bewe�gung mit derselben gemacht und hernach wieder ausgezogen wurde. Um recht sicher zu gehen, dass eine gen�gende Menge Impfstoff eingebracht werde, wurde die Lanzette nochmals in die Fl�ssigkeit getaucht und wiederholt eingef�hrt.
Die erste der geimpften K�he mochte bei der Impfung; etwa 2 bis 3 Drachmen Blut verloren haben und die zweite fing unmittelbar darnach an, sich an der Impfstelle zu lecken woran sie durch Anlegen eines Maulkorbes verhindert werden mussle. Mit Ausnahme der einige Tage nach der Operation sich einstellenden, um einige Schl�ge in der Minute beschleu�nigten Gef�sslh�tigkeit, konnte an allen 3 K�hen eine andere Erscheinung durchaus nicht wahrgenommen werden ; dieselben hassen vielmehr fortw�hrend gleich gut und gaben die ge�wohnte Quantit�t Milch, und da sich auch nach Ablauf von 30 Tagen bei keinem dieser Thiere irgend eine Reaktion ein�gestellt hatte, so wurde angenommen, dass der gew�hlte Impf�stoff zu wenig intensiv gewesen sei und desshalb am 23. M�rz zu einer wiederholten Impfung geschritten.
Diessmal wurde hiezu die Lymphe aus der Lunge einer Kuh gew�hlt, die zur Zeit der Schlachtung schon seit 3 Tagen in dem fieberhaften Stadium der Krankheit stand, deren eine Lunge bereits zur gr�sseren H�lfte hepatisirt, sehr tr�be, m�rbe und schon ziemlich dunkelroth, stellenweise selbst schwarz gef�rbt war, und welche beim Durchschneiden keine reine, sondern eine tr�be blutige Fl�ssigkeit aussickern liess. Diese Lunge wurde noch warm in die N�he des Stalles gebracht, hier ein kleiner Abschnitt von derselben genommen und dieser zum Impfen ben�tzt.
Etwas unterhalb der ersten Impfstelle wurde nun, nachdem zuvor die Operationsstelle von den Haaren befreit war, mit�telst eines geballten Bistouris ein Querschnitt durch die Haut gemacht, dann mittelst einer Lanzette die Haut nach abw�rts circa �/, Zoll tief von den darunter liegenden Theilen getrennt und dann erst die Lymphe, aus dem Lungenabschnitte aus und auf die Lanzette gepresst, wie fr�her eingebracht. Bei der Kreutzer, Einimpfung d. Lungenseuchc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 9laquo;
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Pinzgauer Kuh wurde die Impfung in der Art ausgef�hrt, dass, nachdem die Lanzette eingef�hrt und so gedreht worden war, dass ihre Fl�chen vertikal zu den Schwanzwirbeln standen, die Haut also von den darunter liegenden Theilen abstand, Lymphe unmittelbar in die Wunde eingetr�pfelt wurde. Bei der Pinz-gauer und schw�bisch-liinburgischen Kuh stellte sich schon am dritten Tage hiernach, bei der Miesbacher Kuh aber erst am siebenten Tage eine auf 65 bis TO Schl�ge in der Minute erh�hte Gei�ssth�ligkeit ein, ohne dass jedoch andere krank�hafte Erscheinungen wahrgenommen werden konnten. Alle �brigen Funktionen gingen regelm�ssig von Statten und auch die Milchsekrelion war nicht vermindert.
Am neunten Tage konnte bei der Pinzgauer Kuh schon eine leichte Entz�ndung der Impfstelle und ihrer Umgebungen wahrgenommen werden , die im Laufe der n�chstfolgenden 3 Tage so zunahm, dass das jetzt sehr stark angeschwollene, harte und gespannte Schwanzende ein bl�ulich rothes, livides, gl�nzendes Aussehen bekam, wobei an der Impfstelle selbst ziemlich viele klare, gelbe Lymphe ausgesickert wurde. Die Gefdssth�tigkeit war noch um etwas gesteigert, das allgemeine Befinden jedoch ungetr�bt.
Am f�nfzehnten Tage nach vorgenommener Impfung stieg die GeC�ssth�tigkeit auf 90 �95 Schl�ge und die Respiration auf 15 Athemz�ge in der Minute, der Schwanz war bis in die N�he des Afters stark angeschwollen und sehr empfindlich, in dem unteren circa 3 bis 3 L/, Zoll langen St�cke hatte sich bereits Sphacelus eingestellt, dasselbe war kalt, unempfindlich und feucht, �emungeachlet war weder in der Futter-Aufnahme noch in der Milchsekrelion irgend e\ne St�rung zu bemerken.
Theils um einen h�heren Grad der Entz�ndung des Schwan�zes zu vermeiden, theils um eine allenfallsige Weiterverbrei�tung des Sphacelus zu verhindern, wurde nun der angeschwol�lene Theil in seiner ganzen L�nge mittelst mehreren sehr lan�gen, durch die Lederhaut dringenden Schnitten skarillzirt und die hierauf entstehende Blutung einige Zeit lang unterhalten.
Schon am darauffolgenden Tage hatte sich die Gefdssth�tigkeit bis 80 , die Anschwellung des Schwanzes jedoch nur um weniges gemindert und es wurde desshalb wiederholt, wo
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m�glich noch kr�ftiger, skarifizirt, wonach sich die Anschwel�lung bei sonstigem vollkommenen Wohlbefinden des Thieres im Laufe der n�chstfolgenden 6 Tage fast v�llig verlor.
Da sich jedoch inzwischen das sphacel�se Ende des Schwanzes immer deutlicher von den gesunden Theilen ab�grenzte, und da dasselbe zur mikroskopischen Untersuchung verwendet werden sollte , so wurde es am 14. April koupirt, wonach die eingetretene Blutung 5�G Minuten sp�ter ohne alles Zuthun von selbst aufh�rte.
Bis zum 21. April hatte sich, bei �brigens fortw�hrend gleich gutem Wohlbefinden des Thieres, der Rest der noch vorhandenen Anschwellung des Schwanzstumples fast v�llig verloren, und da sich gerade Gelegenheit dazu darbot, so wurde dieses Thier noch an diesem Tage in einen Stall gebracht, in welchem seit 3 Wochen die Lungenseuche ziemlich intensiv herrschte und aus welchem bereits 3 K�he wegen dieser Krank�heit geschlachtet worden waren. Die letzte dieser K�he war erst an diesem Tage zur Schlachtbank gef�hrt worden, und es wurde Sorge getragen, dass die geimpfte Kuh an den zuvor nicht gereinigten Platz jener zu stehen kam.
Bei den �brigen beiden K�hen war, obgleich eine erh�hte Gef�ssth�tigkeit durch volle drei Wochen hindurch beobachtet werden konnte, eine �rtliche Reaktion gar nicht eingetreten, es wurde angenommen, dass dieselben keine Empf�nglichkeit f�r das Lungenseuche-Kontagium besitzen und sie wurden da�her wieder in den Stall der Pepiniere zur�ckgebracht.
Am 28. April wurden abermals 3 K�he geimpft und hiezu eine f�nfj�hrige Kuh des Itzgninder Schlages, eine sechsj�hrige Pinzgauer Kuh und eine dreij�hrige, durch ihre vorz�gliche Beleibtheit ausgezeichnete Kalbin der Glanra^e gew�hlt. Zum Impfstoff wurde Lymphe aus der Lunge einer Kuh genommen, die schon seil 3�4 Tagen in der fieberhaften Periode der Krankheit stand und deren eine Lunge fast vollst�ndig degene-rirt, sehr m�rbe und theilweise ganz schwarz war und auf de�ren Oberfl�che sich eine bedeutende Masse plastischer Stoffe exsudirt hatte.
Die Impfung wurde erst 6 Stunden, nachdem dieses Thier geschlachtet worden war, vorgenommen, die Lunge wieder in
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die N�he des Stalles gebracht und hier ein noch etwas war�mer Abschnitt aus der am meisten entarteten Stelle derselben genommen ; diessmal wurden bei jeder Kuh 2, je 1 '/, Zoll von einander entfernte Einschnitte und zwei Einstiche gemacht und in diese liess man, nachdem die Lanzette eingef�hrt und gedreht war, die sehr tr�be und blutige, aus der kranken Lungenparthie ausgepresste Lymphe unmittelbar eintr�ufeln.
Neun Tage sp�ter konnte bei der Itzgr�nder Kuh etwas erh�hte Gef�ssth�tigkeit und vermehrte Temperatur der Impf�stellen, am folgenden Tage aber schon Anschwellung der letz�teren wahrgenommen werden, Erscheinungen, die an diesem Tage auch bei der Pinzgauer Kuh eintraten.
Bei nunmehr gleichm�ssig fortdauernder auf 70�80 Schl�ge erh�hter Gef�ssth�tigkeit neben vollkommen ungest�rtem All�gemeinbefinden, nahm die Entz�ndung und Anschwellung des Schwanzes bei beiden K�hen einige Tage lang zu, erstreckte sich aber bei der Pinzgauer Kuh bis zum Ans�tze des Schwei�fes, w�hrend sie bei der Itzgr�nder auf das unterste Ende des Schweifes beschr�nkt blieb. Die Impfstellen sickerten ziemlich viel Lymphe aus. Am IT. Mai konnte bei der Pinzgauer, am 18. bei der Itzgr�nder Kuh, der beginnende oberhalb der obern Impfstelle sich begrenzende Sphacelus bemerkt werden, die treffende Parlhie war von lividem Aussehen, kalt, un�empfindlich und feucht.
Das letzt bezeichnete Thier zeigte sich am Schw�nze sehr empfindlich, schlug best�ndig mit demselben um sich, so dass in Folge dessen einigemale Blutungen eintraten. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes wurde am 26. Mai das bereits mortifizirte Ende des Schwanzes sammt ungef�hr '/j Zoll der gesunden Parthie amputirt und die Blutung mittelst des Gl�heisens ge�stillt. Da die Pinzgauer Kuh eine solche erh�hte Empfindlich�keit nicht zeigte, da die Abschwellung des Schweifes sich all-m�hlig von selbst machte und das sphacel�se Schwanzende sich immer mehr abl�ste und zuletzt ganz vertrocknete, so wurde das ganze Abstossungs-Gesch�ft der Natur �berlassen, und da jetzt auch die Gef�ssth�tigkeit bei beiden Thieren wie�der auf das normale Mass zur�ckgekehrt war, so wurden beide am 31. Mai wieder in den Stall der Pepiniere zur�ckgebracht.
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Am 20. Mai, also 22 Tage nach vorgenommener Impfung, stellte sich auch bei der Kalbin von der Glanrape Entz�ndung der Impfstellen und Aiisschwitzung von Lymphe ein, und am darauf folgenden Tage hatte die Anschwellung zugenommen und war die Gef�sslh�ligkeit gesteigert. Bis zum 26. nahm die Anschwellung fortw�hrend zu, und erstreckte sich an diesem Tage bis zum Ans�tze des Schweifes. Gleichzeitig war jedoch die Gef�ssth�tigkeit gesunken , und schon am 27. Mai war das untere Ende des Schwanzes in der L�nge von 4�4,/j Zoll kalt und empfindungslos, ohne dass inzwischen das Allgemein�befinden des Thieres getr�bt worden w�re. Die Anschwellung der oberen Parthien des Schwanzes und die erh�hte Empfind�lichkeit in denselben dauerte bis zum 6. Juni fort, von wel�cher Zeit an sich das untere Ende immer deutlicher und sch�r�fer abgrenzte , immer mehr bis zur Dicke eines kleinen Fin�gers zusammenschrumpfte und vertrocknete � und auch im gegenw�rtigen Augenblicke (27. Juni) noch nicht abgestos-sen ist.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
Auch diese 3 K�he werden in St�lle gestellt werden, in welchen die Lungenseuche herrscht, wozu sich aber bis jetzt eine schickliche Gelegenheit noch nicht dargeboten hat.
Die zuerst mit Erfolg geimpfte Pinzgauer Kuh blieb volle sechs Wochen in dem bezeichneten Stalle stehen, wurde, nachdem daselbst die Lungenseuche als erloschen betrachtet werden musste, wieder in die Anstalt gebracht, steht seitdem hier, hat inzwischen ein Kalb geboren und zeigt sich fortw�h�rend gesund.quot;
Es ist zu bemerken, dass die hier geimpften Thiere nur aus Gegenden angekauft waren, in welchen die Lungenseuche entweder gar nicht oder doch schon seit langer Zeit nicht ge�herrscht hat, und welche zur Zeit des ersten Versuches bereits 5 Monate in der Anstalt sich befanden, und w�hrend dieser Zeit sich v�llig gesund erwiesen, mithin zur Erlangung reiner Resultate ganz geeignet waren.
Ein sp�ter im Kreis-Intelligenzblatte f�r Ober�bayern bekannt gemachter Bericht des Herrn Docenlen Niklas an der genannten Anstalt theilt zuerst das Vorstehende mit, und f�hrt dann fort:
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�Weil jedoch diese isolirt stehende Erfahrung einen be-stimmlen Schluss zu ziehen nicht gestattet und um noch mehr geimpfte Thiere in recht innigen Contact mit wirklich erkrank�ten zu bringen, wurden an der k�nigl. Central-Thierarzneischule selbst noch weitere Versuche angestellt, und zu diesem Zwecke und um die Versuchsthiere von allen �brigen strenge geschie�den zu erhalten, in der Holzschupfe der Anstalt ein eigener Stall f�r 3 St�cke hergestellt, in denselben zwei der geimpften und zwischen diese eine zu diesem Behufe gekaufte, im zweiten Stadium der Lungenseuche stehende Kuh gestellt.
Bei dieser gekauften Kuh nahm jedoch die Krankheit einen so rapiden Verlauf, dass dieselbe, wollte man sie nicht zu Grunde gehen lassen, schon am 4. Tage geschlachtet werden mussle. Ehe aber dieses geschah, wurden die verschiedenen Se- und Excrete derselben, als Speichel, Nasenschleim, Urin, auf die Schleimh�ute der gesunden zu wiederholten Malen ein�gerieben, ohne dass dadurch irgend eine krankhafte Erschei�nung bei diesen, weder sogleich noch sp�ter bemerkt werden konnte. Da nun eine nur wenige Tage dauernde Cohabitation der geimpften gesunden, mit einem kranken Thiere noch kein bestimmtes Resultat liefern konnte, so wurde, sobald sich wie-\nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Gelegenheit hiezu darbot, eine zweite, diessmal im ersten
Stadium der Lungenseuche stehende Kuh angekauft und gleich-
falls zwischen die bezeichneten zwei mit Erfolg geimpften K�he gestellt. Es ist eine allgemein anerkannte Thatsache, dass die Ansteckungsf�higkeit der Lungenseuche dann zur h�chsten Potenz gesteigert wird, wenn sich die daran leidenden Thiere bereits im Stadium der Reconvaleszenz befinden, weil in diesem Sta�dium das ganze Bestreben der Heilkraft der Natur dahin ge�richtet ist, die �berm�chtige Menge der in dasParenchym der Lunge abgelagerten plastischen Produkte, mithin auch das an dieselben gebundene Contagmm auf allen Wegen und folglich auch durch die Lungen-Exhalation so viel als m�glich zu be�seitigen. Desshalb wurde denn auch bei dieser Kuh eine Be�handlung eingeleitet, von welcher mit Wahrscheinlichkeit er�wartet werden konnte, dass in Folge derselben das Thier zur
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Wiedergenesung gef�hrt werden k�nnte, insoferne n�mlich bei der einmal ausgebildeten Lungenseuche �berhaupt von Wieder-
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genesung gesprochen werden kann. Das zu diesem Zwecke ge-w�lille und t�glich bis zu der Dosis einer Unze gegebene schwe�felsaure Eisen entsprach den gehegten Erwarlnngen vollkommen, und schon nach nennzelmt�giger Dauer dieser Behandlung konnle es keinem Zweifel mehr unterliegen, dass die Krankheil, des Heilverfahrens ungeachtet, zwar aus dem ersten in das zweite Stadium, aus diesem jedoch in das Stadium der Wiedergene�sung �bergegangen war. Wie es aber bei allen derartigen Hei�lungen geschieht, dass ein eigentlicher, bis zur Wiederherstel�lung der normalen Textur des Lungengewebes f�hrender R�ck-bildungs-Prozess nicht mehr erm�glicht werden kann, so auch hier; die gr�ssere H�lfte der kranken rechten Lunge wurde n�mlich von der Organisation ausgeschlossen, es kam jener Prozess zustande, in Folge dessen der als amorph zu betrach�tende Theil der Lunge abgekapselt wird, und somit auch all-m�hlig dem Chemismus verf�llt.
Dadurch wurde aber gerade jenes Verh�ltniss herbeigef�hrt, in welchen allen bisherigen Erfahrungen zufolge eine Ansteckung am leichtesten und ehesten erfolgt.
Obwohl nun diese Kuh volle 6 Wochen in ununterbroche�ner Ber�hrung mit den 2 gesunden Thieren stand, best�ndig mit ihnen aus einer Krippe frass und aus einem Gelasse trank, obwohl auch von ihr alle Secrete genommen und auf die Schleim�h�ute der gesunden �bertragen wurden, so ist es doch nicht gelungen, dieselben krank zu machen.
Als bei dem Gutsbesitzer v. Hirsch zu Planegg die Lun�genseuche ausgebrochen war, wurde derselbe ersucht, eine ge�impfte Kuh in seinen Stall aufzunehmen und mitten unter die kranken St�cke zu stellen; diesem Ansinnen wurde mit Ver�gn�gen entsprochen und die fragliche Kuh steht bereits 4 volle Wochen in dem genannten Stalle, und befindet sich fortw�h�rend wohl.quot;
Bei den meisten bekannt gewordenen Impfversuchen waren immer bei einzelnen Thieren solche Erscheinungen eingetreten, in Folge deren sie entweder geschlachtet werden mussten, oder wenn dieses nicht geschah, zu Grunde gingen.
Da aber bei den an der k�nigl. Central-Thierarznei-Schule vorgenommenen Impfversuchen nur irgendwie beunruhigende Er-
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scheinungen niemals vorgekommen waren, so hielt es Herr Doc. Niki as f�r seine Aufgabe, wo m�glich noch an einer viel gr�sseren Anzahl von Thieren, die zugleich auch unter anderen Verh�ltnissen lebten, Impfversuche vorzunehmen, und da sich ihm auch hief�r eine sehr passende Gelegenheit darbot, so hat er die Resultate dieser Versuche, obgleich diese nicht an den Thieren der k�nigl. Cenlral-Thierarznei-Schule, sondern an sol�chen einzelner Privaten vorgenommen wurden, gleichfalls vorge�legt, Resultate, die im Zusammenhalte mit jenen an der Anstalt erhaltenen um so wichtiger sein d�rften, als sie sicherlich v�llig geeignet sind, den Unterschied der Impfung bei v�llig gesunden und bei solchen Thieren, die sich in bereits inficirlen St�llen befinden, darzulhun.
Ende Juli d. Js. brach bei dem Oekonomiebesitzer Herr�mann vonBogenhausen die Lungenseuclie aus. Derselbe hatte bereits von der Impfung geh�rt und wollte einen Versuch mit derselben machen, dessen Ausf�hrung dem etc. Niklas zu einer Zeil �bertragen wurde, wo bereits schon vier Thiere Krankheitshalber geschlachtet worden waren, das wirkliche Vorhandensein der Lungenseuche in dem fraglichen Stalle nicht nur zweifellos constatirt war, sondern auch angenommen wer�den musste, dass bereits mehrere Thiere angesteckt seien. Von den zur Zeil im Stalle des Herrmann noch vorhandenen 21 St�cken waren 8 sehr gut gen�hrt, nahezu ausgem�stet, also auch bereits zur Schlachtbank bestimmt, und mit Ausnahme dieser wurden alle �brigen noch vorhandenen 16 K�he nach den oben angegebenen Methoden geimpft.
Zwischen dem 10. und 30. Tage nach der Operation stellten sich bei den meisten geimpften Thieren die gew�hnlichen Er�scheinungen, leichte Anschwellung der Impfstelle, Aussickern von Lymphe an derselben, erh�hte Gef�sslh�tigkeit und w�h�rend der Dauer dieser auch einige Verringerung der Milcb-secretion ein; bei zwei Thieren traten diese Erscheinungen nicht ein, wohl aber zeigten sich bei der einen Kuh schon nach 8, bei der anderen aber nach 13 Tagen alle Erscheinungen der Lungenseuche, was denn auch die alsbald vorgenommene Schlachtung dieser Thiere best�tigte.
Am 19. Tage stellte sich bei einer dritten Kuh, bei welcher
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sich einige Tage fr�her die gew�hnlichen Folgen der Impfung bemerklich gemacht hatten, pl�tzlich eine so ausserordenlliche Anschwellung des oberen Theiles des Schweifes ein, dass dieser in der N�he seines Ansatzes am Kreuzbeine amputirt werden miisste, wonach sich fand, dass in dem subcutanen Bindegewebe des Schweifes enorme Massen plastischer Lymphe ergossen waren.
Trotzdem, dass die nach der Amputation eingetretene be�deutende Blutung m�glichst lange unterhalten und sp�ter eine entsprechende �rtliche Behandlung eingeleitet wurde, wollten doch die Symptome einer �usserst heftigen, �beraus schmerz�haften Entz�ndung, die sich bis auf die Muskeln der Kreuz-parlhie erstreckte, nicht weichen, und als nun bei diesem Thiere vier Tage sp�ter auch die unverkennbaren Zeichen der Lungen�seuche selbst sich einstellten, wurde dasselbe sogleich ge�schlachtet und hiebei schon weit vorgeschrittene Desorganisa�tionen, wie sie der Lungenseuche eigenth�mlich sind, gefunden. Bei einer anderen Kuh stellte sich gleichfalls nach 13 Tagen eine etwas starke Anschwellung des Schweifes, jedoch mehr an der unteren H�lfte desselben ein, weshalb dieser in seiner Mitte amputirt wurde. Allein da sich einige Tage sp�ter gleichfalls die Lungenseuche unverkennbar deutlich aussprach, so wurde auch diese geschlachtet.
Es sind sonach von 16, zu einer Zeit geimpften Thieren, wo die Lungenseuche wirklich schon in dem fraglichen Stalle herrschte, 4 an dieser Krankheit erkrankt, und zwar 2 ohne dass eine �rtliche Reaction an der TmpfstelJe eintrat, 2 andere aber nachdem zuvor ungew�hnliche Reaciionen daselbst zu Stande gekommen waren; die �brigen 12 K�he blieben ver�schont, sind gegenw�rtig noch v�llig gesund und eine von diesen hat die Spitze des Schwanzes verloren.
Der genannte Eigenth�mer hat seitdem 1 Kuh und 4 Stiere gekauft, es aber nicht gewagt, diese Thiere unvorbereitet zu seinen �brigen in den Stall zu stellen, obgleich dieser letztere aufs Sorgf�ltigste gereinigt worden ist, dieselben mussten viel�mehr zuerst geimpft werden, und erst als sich unverkennbare Zeichen des Erfolges der Impfung eingestellt hatten, brachte er dieselben in seinen Stall.
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Gegen Mitte August brach auch hei dem Nachbar des vor�genannten Eigenth�mers, dem Ockonomen Sedelmayer von Bogenhausen, die Lungenseuche aus, und derselbe wollte, nach�dem er bereits 2 K�he dieser Krankheit wegen schlachten lassen musste, gleichfalls Versuche mit der Impfung anstellen lassen.
Zur Zeit der Impfung standen noch 25 K�he in dem Stalle, die s�mmtlich der Operation nach der angegebenen Methode unterworfen wurden, wobei jedoch an zweien, sonst noch v�llig gesund erscheinenden, schon der der Lungenseuche eigenlh�m-liche Husten bemerkt wurde. Diese beiden Thiere erkrankten denn auch wirklich, das eine am 8., das andere am 13. Tage nach vorgenommener Impfung, an der Lungenseuche, ohne dass sich zuvor eine Reaction an der Impfstelle eingestellt h�tte, wurden aber auch alsbald entfernt. Die �brigen 23 St�cke blie�ben alle von der Lungenseuche verschont, und sind mit Aus�nahme einer Kuh, von welcher sogleich die Rede sein soll, zur Zeit noch vollkommen gesund.
Bei dieser letztgenannten Kuh stellte sich gegen den 20ten Tag nach der Operation eine sehr bedeutende Anschwellung des ganzen Schweifes und zwar bis hinauf in die Kreuzbeingegend ein. Die hiegegen vorgenommenen sehr ergiebigen Scarifica-tionen, sowie die in Anordnung gebrachten B�der von aroma�
tischen Kr�uterbr�hcn, blieben erfolglos, die Anschwellung
wurde immer grosser, griff immer weiter um sich und gegen den 30. Tag stellte sich sowohl am Ans�tze des Schweifes, als in der Umgebung des Afters und der Scheide Sphacelus ein, fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; so dass dieses Thier, sollte es nicht g�nzlich verloren gehen,
JAnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; geschlachtet werden musste. Hiebei zeigte sich die Lunge die-
ser Kuh v�llig gesund. Merkw�rdig ist es aber, dass in die�sem Falle und trotz des bereits eingetretenen �rtlichen Todes, das Allgemeinbefinden fortw�hrend ungetr�bt blieb, das Thier nicht nur seine gewohnte Menge Futter frass, sondern auch die bisherige Quantit�t Milch lieferte und die Gef�sslh�ligkeit nur ganz unbedeutend erh�ht war.
Durch die seither erhaltenen 3 F�lle, in welchen die Thiere der Folge der Impfung unterlagen, insbesondere aber durch den letztgenannten Fall, wo dieser Ausgang zu Stande kam, ohne dass fr�her eine Ansteckung auf nat�rlichem Wege stattgefun-
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den hatte, die Lunge also auch v�llig gesund war, aufmerksam gemacht, dr�ngte sich dem Herrn Niki as die Frage auf, ob an diesen und �hnlichen ung�nstigen Ausg�ngen nicht vielleicht der Umstand Schuld trage, dass er, der von Anderen gegebenen Vorschrift gem�ss, den Impfstoff vielleicht auch in etwas zu grosser Menge in das subcutane Zellgewebe brachte und ob es nicht gen�ge, eine viel geringere Quantit�t Lymphe, wie diess analog ja auch bei jeder anderen Impfung geschieht, blos unter die Epidermis zu bringen ? Dem entsprechend hat derselbe denn auch bei den von Herrmann zuletzt gekauften 5 St�cken die Impfung vorgenommen, die Impfnadel nur einfach in die frisch aus der kranken Lunge gepresste Lymphe getaucht, und die�selbe blos unter die Epidermis gef�hrt, und es sind hiernach wohl die erw�nschten Erscheinungen, aus deren Eintreten auf den Erfolg der Impfung geschlossen wird, leichte Anschwellung und Ausschwi�tzung n�mlich, jedoch weitere �ble Folgen nicht entstanden.
Fassen wir nun, sagt Hr. Niki as, die Ergebnisse der an 55 theils ganz gesunden, theils schon verd�chtigenThieren vorge�nommenen Impfung zusammen, so d�rfte sich daraus ergeben:
�1) dass ganz reine, wasserhelle und unblutige Lymphe, besonders wenn dieselbe schon ein paar Stunden fr�her aus einer kranken Lunge ausgepresst und bis zum Gebrauche in einem, wenn auch gut verschlossenen Gelasse, aufbewahrt wurde, einen brauchbaren Impfstoff nicht liefern, dass sich hiezu vielmehr am besten blutige Lymphe aus der Lunge eines im ersten Stadium der Lungenseuche stehenden Thieres, bei welchem die Krankheit einen gutartigen oder regelm�ssigen Ver�lauf genommen hat und zwar nicht aus der am meisten ent-arteten Stelle, sondern aus der Mitte zwischen dieser und der Grenze der gesunden Parthie entnommen, eigne, wobei es aber am geeignetsten erscheint, diese Lymphe erst in dem Augen�blicke, wo dieselbe verwendet werden soll, auszupressen, um sie so unmittelbar aus der wo m�glich noch warmen kranken Lunge, auf das zu impfende Thier �berzutragen, dass aber hiezu stets nur eine ganz geringe Menge, so viel n�mlich, als in der Rinne der Impflancette h�ngen bleibt, erforderlich sei, und dass es vollkommen gen�ge, diesen Impfstoff unter die Epidermis zu bringen;
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2)nbsp; dass von alien 55 im Zustande volligerGesundheit geimpften Thieren nur eines, also nicht einmal 2 proC. an sol�chen �rtlichen Erscheinungen erkrankte, dass selbes, w�rde es nicht rechtzeitig geschlachtet worden sein, unfehlbar h�tte zu Grunde gehen m�ssen, dass jedoch bei allen �brigen, unzwei�felhaft gesunden Thieren die Operation, mit Ausnahme des Ver�lustes der Schwanzspitze, keinerlei Nachtheile zu erzeugen im Stande war, wie dieses sowohl die 9 an der k�nigl. Central-Thierarznei-Schule als die 5 bei Herrmann sp�ter geimpften Thiere beweisen;
3)nbsp; dass von den 41 zu einer Zeit geimpften Thieren, wo die Lungenseuche bereits in den betreffenden St�llen herrschte, somit also sicherlich eine nat�rliche Ansteckung vor der Impfung stattgehabt haben konnte, 6 Thiere trotz der Impfung, ja viel�leicht gerade in Folge derselben schneller of^er doch heftiger erkrankten, und dass bei zweien derselben �berdiess auch un�gew�hnlich starke �rtliche Reaclionen an der Impfstelle und in der N�he derselben sieh einstellten, die an und f�r sich schon und auch ohne das gleichzeitige Vorhandensein der Lungenseuche einen t�dtlichen Ausgang bedingt haben w�rden;
4)nbsp; nbsp;dass einmal mit Erfolg geimpfte Thiere, d. h. solche, bei denen sich massige Anschwellung des Schwanzes an der Impfstelle und Ausschwitzung von Lymphe einstellt, wenigstens f�r die Dauer eines Jahres � da uns l�ngere Erfahrungen zur Zeit noch fehlen � gegen die Einwirkung des Lungenseuche-
quot; Contagiums gesch�tzt bleiben, indem solche Thiere ohne alle Gefahr mit Lungenseuchekranken in Ber�hrung gebracht wer�den k�nnen, die Impfung also die Empf�nglichkeit l�r dieses Contagium aufzuheben scheint.
Die 6 F�lle, in welchen nach vorgenommener Impfung die Lungenseuche dennoch zum Ausbruche kam, sprechen nicht im Geringsten gegen dieses Verfahren, da es eine bekannte Thatsache ist, dass das latente Stadium der Lungenseuche viele Wochen, ja mehrere Monate lang dauern kann, ohne dass auch bei der sorgf�ltigsten Untersuchung nur die Spur einer Krank�heit ermittelt werden kann, obgleich man bei der Schlachtung solcher Thiere nicht seilen einen nicht unbedeutenden, selbst faustgrossen Theil der Lunge in der der fraglichen Krankheit
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eigenth�mlichen Weise entartet findet. Es nuiss also in allen diesen F�llen angenommen werden, dass bei den fraglichen St�cken schon vor der Impfung eine Ansteckung auf nat�rli�chem Wege statlgefunden habe, dass diese Thiere sich also zur Zeil der Impfung bereits im latenten Stadium der Krankheit befunden haben, und dass somit auch trotz der Impfung die Krankheit fr�her oder sp�ter nolhwendig und unvermeid�lich ebenso zum offenbaren Ausbruch kommen mussle, wie dieses geschehen w�re, wenn die Impfung nicht vorgenommen worden w�re. Aus den zuletzt genannten Umst�nden d�rfte sich aber auch noch
5) ergeben, dass die Zeit, in weicher die Lungenseuche bereits schon in einem Stalle aufgetreten ist, die zur Vornahme der Impfung geeignete nicht sei, wenn man sich nicht von vor-neherein auf einen mehr oder weniger grossen Verlust gefasst ma�chen will, indem, wenn auch vorerst nur wenige Thiere erkrankt w�ren, doch niemals mit Sicherheil bestimmt werden kann, wie viele andere von diesen bereits angesteckt worden sind, dass vielmehr mit Sicherheil nur an v�llig gesunden Thieren, die den Einwirkungen des Lungenseuehe-Contagiums nicht ausgesetzt waren, die Impfung dieser Krankheit als wahre Schutz-Impfung vorgenommen werden d�rfe, dass man aber, wenn demunge-achlel die Impfung als Noth-In.pfung vorgenommen werden wollte, auch jedesmal den Verlust aller bereits angesteckten zu erwarten habe.
Diess sind die Schl�sse, welche Herr Niklas aus den bisher gesammelten Erfahrungen ziehen zu m�ssen glaubte, die jedoch noch einer vielf�lligeren Best�tigung bed�rfen, um als unzweifelhaft ausgemachte Erfahrungss�tze hingestellt werden zu k�nnen.
Es erscheint deshalb w�nschenswerth, dass nicht nur die bisher angestellten Versuche dahier fortgesetzt, sondern auch eine Anzahl jener Thier�rzle, in deren Bezirken die lungenseuche mehr oder weniger einheimisch ist, zur Vornahme solcher Ver�suche und seinerzeitigen Berichterslattung aufgefordert werden m�ge.quot;
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F. Braunschweig.
Dr. Bartels berichtet') �ber die �rztliche Behandlung und den Werth der Noth- und Pr�kautionsimpl'ung des Lungenseuche des Rindviehes und �ber einen auf Be-schluss der Centralkommission der Braunschweig'schen allgemeinen Viehversicherungsgesellschaft ausge�f�hrten Impf versuch zu Calv�rde. Er w�hlte zum Impfen die reine, in den kleinen Zellr�umen des die Lungenl�ppchen verbindenden Zellgewebes enthaltene Lymphe, und pr�parirte dieses Zellgewebe nebst Inhalt zu dem Ende aus einer im zwei�ten Stadium der Krankheit befindlichen Lunge, von einer zu diesem Zwecke ausgesuchten und geschlachteten Kuh heraus, dr�ckte es aus, und gewann dadurch eine ziemlich klare, gelb-r�lhliche Lymphe, aus welcher sich binnen 12 Stunden ein leichtes Koagulum ausschied. Er h�lt diesen Ansteckungsstoff f�r den gelindesten, dagegen den Bronchialschleim (ohne sich auf einen Versuch zu st�tzen) f�r den b�sartigsten. B. impft nicht tief, unter die Lederhaut, sondern bringt den Impfstoff flach unter die Oberhaut, und glaubt dadurch, wohl mit Recht die Entstehung b�sartiger Geschw�re, ohne Beeintr�chtigung der Schulzkraft, wirksamst verh�ten zu k�nnen. Es wurden in 31 St�llen von 98 St�cken Rindvieh 87 St�cke geimpft; die zu impfenden Thiere waren k�rzere oder l�ngere Zeit mit lun-genseuchekrankem Vieh zusammengestanden, und in den �bri�gen St�llen zu Calv�rde forderte die Seuche w�hrend der Impfperiode ununterbrochen ihre Opfer. Als allgemeines Re�sultat stellt sich aus diesem Versuche heraus:
1)nbsp; Dass die Impfung der zu jungen Thiere gef�hrlich ist;
2)nbsp; dass die Impfung der 4 � 5 Monate tragenden St�cke leicht Verkalben bewirkt;
3)nbsp; dass die von 98 St�ck Vieh, welche gleichen Verh�lt�nissen ausgesetzt waren, geimpften 87 St�cke w�hrend der Dauer des mit der Impfung enstehenden absoluten Schutzes, die B. nur auf 2�3 Monate angibt, nicht erhrankten;
5)nbsp; dass die die zwischen den geimpften stehenden nicht geimpllen K�he an der Lungenseuche erkrankten;
6)nbsp; dass endlich 7 erkrankte St�cke in den verschiedenen St�llen w�hrend ihrer Krankheit standen, dadurch aber keine Ansteckung bei den Geimften bewirkt wurde.
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*) Gurll und Hartwig, Magazin f. d g. Thlkde. XIX. Jahrgg. (1853) 4. Heft.
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Drille Abiheilung:.
DieLungcnseuclie in allen ihren Beziehungen.
I. Geschichte.
Die Lungenseuche des Rindviehes Peripneu-monia boum inleriobularis exsudativo-contagiosa, isl offenbar in �llern Zeilen nicht vorgekommen, und die An�nahme, dass sie den Juden zur Zeil, als sie noch in einem eigenen slaatlichen Verb�nde lebten, bereits bekannt gewesen sei, sowie auch die Angabe, dass das von Aristoteles unter dem Namen xgavgog angef�hrte seuchenarlige Lungenieiden des Rindviehes mit unserer Lungenseuche �bereinstimmte, dass sie der Dichter Siiius It aliens*) als eine bereits 212 Jahre vor unserer Zeitrechnung in Sicilien vorgekommene Seuche geschildert habe, sind eben so unbegr�ndet, als die Meinung, dass L. I. M. Columella (.beil�ufig 40 J. v.Chr.) diese Lungenseuche gekannt habe **); sie sind ohne allen Werlh und ermangeln jeder Spur von Wahrscheinlichkeit. Die Eigenlh�mlichkeiten der Lungenseuche des Rindviehes, namentlich die pathologisch�anatomischen Ver�nderungen in den Lungen sind so constant und so in die Augen springend, dass sie bei einer Thiergattung, die doch f�r die Schlachtbank bestimmt war, und deren Lungen der Gegenstand allt�glicher Besichtigung waren, auch dem ge�meinen Manne nicht h�tten entgehen k�nnen. Nun findet sich aber bei den Alten keine Beschreibung, die auch nur ann�he�rungsweise auf unsere Lungenseuche passen w�rde, w�hrend
�) h. a., V11I, 22, 2.
**) �Arebat ling�a, et gelidus per viscera sudor Corpore manabal tremulo: descendere fauces Abnuerant siccae jussomm alimenta eiborum. Aspera pultnonum tussis qnatit, et per anhela Igneus efflatur sitientium spiritus ora. Lumina ferre gravem vix sufficicntia lucem, Unca naie jacent, saniesque immixta cruoro Exspuilur, inembrisqne cutis tegit ossa paresis.quot;
Siiius Italiens Punic. Lib. XIV. ***) �Bst etiam illa gravis pernicics, cum pulmones exulecrantur; inde lussis et macies, et ad ultimum phlisis ingradit.quot; L J. M. Colu�mella de re rustica, lib. VI, e. 14.
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sie andere Krankheiten, z. B. den Rolz der Pferde, den Milz�brand der Thiere mit unverkennbaren Z�gen gezeichnet haben. Man nimmt fast allgemein an, dass die Lungenseuche im Jahre 1693 zuerst und zwar in Hessen aufgetreten sei, was Andere jedoch nicht gelten lassen, indem sie der Ansicht hul�digen, dass diese Seuche schon fr�her vorgekommen, und dass sie in diesem Jahre, und zwar in Hessen, nur zuerst n�her bekannt oder vielmehr ihre n�here Bekanntschaft zum Ersten�mal in der Seuchengeschichte aufgezeichnet worden sei. Allein auch nicht einmal das Letztere ist erwiesen, da man bei der damals in Hessen vorgekommenen Seuche, welche den gr�ss-ten Theil des Rindviehes zum Opfer forderte, die Lungen als �vereitertquot; bezeichnet, was sie bekanntlich bei der Lungenseuche nicht sind *). Mit gr�ssler Sicherheit kann man aber anneh�men, dass die in der Schweiz, und zwar im Kanton Z�rich und der dem Nachbarkantonen, im Jahre 1743 wenigstens zum ersten Male in Aufsehen erregender Ausdehnung aufgelre-lene Seuche unter dem Rindvieh die Lungenseuche gewesen ist. Leider sind wir mit den Bedingungen und Verh�ltnissen nicht bekannt, unter denen sie dort auftrat, und unter denen allenfalls ihre Selbstentwicklung statt fand, und entbehren somit um somehr eines wichtigen Anhaltspunktes f�r die Einsicht in die wirkliche Natur ihrer sie urspr�nglich erzeugenden Ur�sachen, als wir bisher hier�ber, wie bekannt, in keiner Weise auch nur ann�herungsweise irgend einen zuverl�ssigen Aufschluss erhalten haben. Gewiss ist ferner, dass die Lungen�seuche von dort an von Jahr zu Jahr bald mehr bald weniger in den verschiedenen Gegenden der Schweiz grassirte, und noch grassirt, wie namentlich aus dem Archiv schweizerischer Thier�rzte zu ersehen ist.
*) �Boves sane et vaccae catervalim suecumbebant, cnjus rei causa sta-tuebatur inter alia ros corrosivus , lintea maculis plus minus luteis conspurcans, ot omnino coirodons. Ex carnificum observatione plerumque phtisi pulraonali necabanlur.quot; � Valenlini (Ephem. Natur. Cur. et Sydcnham. Opp. et Geneve I., p. 276). **) Nach Wirth (Lehrbuch der Seuchen und ansteckenden Krankhei�ten der Hauslhiere ; 2. Aufl., Z�rich, 1846, S. 298) soll die Lun�genseuche schon in den Jahren 1713 und 14 in Schwaben und in einigen Kantonen der Schweiz erschienen sein, ohne je�doch sich sehr ausgebreitet und dadurch ein grosses Aufsehen er�regt zu haben. Auch hat sie diesem Schriftsteller zufolge 1726� 1727 den Winter �ber an mehreren Orten in der Schweiz und in den Nachbarlanden in bedeutsamem Grade geherrscht; und ist auch in den Jahren 1736 bis 1739 hier und dort in der Schweiz aufge�taucht, ohne indess grosse Verheerungen anzurichten. Wahrschein�lich hat aber hier vielfach eine Veiwechslung der Lungenseuche theils mit der Rinderpest, theils mit dem Milzbrand stattgefunden, und ist nur von 1733 an mehr Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass man es wirklich mit der Lungenseuche zu thun hatte.
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In Frankreich wurde die Lungenseuche im Jahre 1T65 in der Champagne und zwar durch Bourgelat, den Gr�nder der Thierarzneischulen, beobachtet und 1T69 beschrieben, und zwar lassen die bei der Section vorgefundenen Erscheinungen in der Brust und an den Lungen keinen Zweifel dar�ber �brig, dass die damals beobachtete Krankheit, deren Entstehung man dem Witterungswechsel zuschrieb, die Lungenseuche wirk�lich gewesen ist. Vom Jahre 1T69 an hat sie dann fast alle Jnhre in Frankreich sich gezeigt und namentlich wurde sie im Jahre 1788 von Gervy*) in dem Allier-Depar-lement beobachtet; von Huzard **) und von Vicq-d'Azir, welche im Jahre 1791 die Krankheit untersuchten, erfahren wir ferner, dass sie in den Jahren 1772, 1770, 1780, 1787, 1789, 1791 und 1792 unter den Milchk�hen, in Paris und des�sen Umgebung geherrscht habe, und ihre Entstehung den engen und dunstigen St�llen zugeschrieben wird. Chabert**), der Nachfolger Bourgelats in der Direction der Thierarznei-schule zu AI fort, hat sie ebenfalls beobachtet und beschrieben, und 1793 auf die Ansteckungsgefahr bei dieser Seuche hingewiesen, und vor der Communication lungenseuchekranker Thiere mit. gesunden gewarnt, so dass, wenn man der von ihm zuerst und damals schon ausgesprochenen Behauptung und Warnung die geb�hrende Aufmerksamkeit geschenkt und darnach gehandelt h�tte, jene enormen Verluste vermieden worden w�ren, die erst jetzt, nachdem mit Ausnahme einiger starrk�pfiger, eigensinniger und eigenliebiger Menschen, kein Vern�nftiger mehr die Ansteckbarkeit dieser Seuche und die Nolhwendigkeit, die Gefahren der Ansteckung m�glichst zu be�seitigen, bezweifelt, sich in erfreulichem Grade vermindern m�ssen. In sehr gutartiger Form muss die Lungenseuche zu Ende vorigen Jahrhunderts im LoireDepartement ge�herrscht haben, denn Gas teuere schildert dieselbe als eine einfache catarrhalische Entz�ndung. Eben daselbst wurde sie von 1816�1820 von Grognier beobachtet. Michalet und Bragard sahen sie seit 1822 im Isere-Departement grassiren. Vom Jahre 1827 an sah Delafond die Lungen�seuche fortw�hrend in den St�llen vor Paris und seiner Um�gebung, wo sie mehrmals bedeutenden Schaden angerichtet hat, herrschen. Seit 1830 herrscht die Krankheit in der Pi-cardie, Ober-Normandie. Pas de Calais, in der Umge-
*) Hurtrel d'Arboial, W�rterbuch der Thicrheilkunde. Ucbersotzt
von Renner. Weimar, 1831. 3. Bd. S. 88. **) Huzard, de la peripneumonie chronique. ou phtisc pulmonaire etc. � Paris. 1794. Essai sur le maladie, qui affecto les vaches lai-tieres, 1799. ***) Chabert, Instruction sur la peripneumonie, ou affection jangrae-neuse. Paris, 1794.
Krnutzer, Einimpfung der Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 21
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gend von Arras, Amiens, Lille elc. In den Gegenden von Rouen, im Thale von Auge und in dem Braylande kannte man die Seuche vor 1831 gar nicht. Jetzt gibt es wenige Departements in Frankreich, wo die Lungenseuche nicht ge�herrscht h�tte oder noch herrscht, wie man insbesondere durch Delalond*), und durch Tisserant**) erf�hrt, der die Seuche im Jahre 1849 im Deparlemenl de l'Ardeche behandelte, wo sie seit 1847 einige Bezirke verheerte und in 3 Jahren etwa 5000 St�ck Vieh wegraffte. Er land die Lungenseuche in 8 St�llen mit etwa 300 St�ck Vieh, von denen bereits der vierte Theil verloren gegangen war, und noch �ber 50 St�ck an der Lungenseuche litten. Mehrere Besitzer waren seit 184T wiederholt heimgesucht und dadurch an den Bettelstab gebracht worden. Ein von Richard***), Namens der zur Untersuchung der Natur der Lungenseuche in Frankreich ernannten Commis�sion, zur Begr�ndung der zu diesem Beh�te gestellten Geldfor�derung erstatteter Bericht enth�lt mehrere interessante Anga�ben �ber die Verbreitung der Lungenseuche in Frankreich, den Schaden, den sie bereits angerichtet hat, die T�dtlichkeit der Krankheit je nach den verschiedenen Lebensverh�ltnissen der Thiere, und somit f�r eine k�nltige Geschichte und Statistik der Lungenseuche sehr werlhvolle Thatsachen. So z. B. hat Loiset folgende Tabelle mitgetheilt: W�hrend des Herrschens der Seuche erkrankten in den St�llen der Viehz�chter von 314 St�cken 154, von welchen 131 starben und 23 hergestellt wurden; bei Landwirthen, die kein Vieh aufzogen, er�krankten unter 335 St�cken � 214, von welchen 131 starben und 55 durchseuchten: von T50 St�cken in den St�llen der Mast er erkrankten 310, davon starben 292 und kamen nur 18 durch. Von 408 St�cken, die den Branntweinbrennern geh�rten, erkrankten 114, welche s�mmtlich starben; endlich von 440 St�cken, die mit den Abl�llen der R�benzuckerfa�briken gef�ttert wurden, erkrankten 214, starben 19G, und kamen durch 18 St�ck. Die Gesammtzahl von 2,267 St�cken Vieh in St�llen, wo die Seuche herrschte, lieferte 1006 Er�krankungen, darunter nur 114 mit g�nstigem, dagegen 892 mit t�dtlichem Ausgang. Es ist somit von den der Ansteckung ausgesetzt gewesenen Thieren nahezu die H�llle wirklich an�gesteckt und von diesen nur 12'/, Procent gerettet worden. Yvart, General-Inspector der Thierarzneischulen Frankreichs,
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*) Traile sur la maladie de poiliinc du gros belail, connuc sur 1c nom de p�iipncumonie conlagieusc, par C. Delafond, professeur � l'ecole veteiinaire d'Alfort elc. Paris, 1844. **) Journal de medecine volorinaire publie a l'ecole de Lyon. Tom. V. 1849. ***) Recueil de medecine veteiinaire pratique. 111. Serie. Tome VIII, 1851, Nr. 8, p. 561.
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berichtet �ber die Lungenseuche in der Au vergne, wo sie seit Jnliren herrscht, aber erst in neuerer Zeit eine bedeutende Aus�dehnung erreicht hat *). Ueberall bemerkt man, dass, da, wo die Einfuhr von l'remdem Vieh und der Verkehr, am regsten sind, auch die Lungenseuche am h�ufigsten vorkommt.
In Italien, namentlich inPiemont hat die Lungenseuche schon sehr fr�hzeitig geherrscht. Toggia hat sie daselbst und in andern Gegenden Italiens in viel sp�terer Zeil beobach�tet. In Baden ist, wie wir aus Sauler's Schrift**) ersehen, die Lungenseuche seit 1790, und zwar sowohl auf den trocke�nen felsigen H�hen des Schwarzwaldes und des Heuberges, als in den Niederungen, an Fl�ssen Seen und in sumpfigen Gegenden, mit Ausnahme des Jahres 1818, bis zum Jahre 1834 allj�hrlich vorgekommen, und hat seil dieser Zeit, andern Nachrichten zufolge, sich in verschiedenen Gegenden dieses Landes gezeigt.
In Bayern hat die Lungenseuche im Jahre 1T8T, 1T88, 1T92, 1794quot;und 1798 geherrscht, ebenso in den Jahren 1806 und 1807; im Jahre 1810 wurde sie im untern G�nzthale, wo sie �berhaupt fast jedes Jahr vorkommt, genauer beobach�tet, und von 1824 an verging kein Jahr, indem dieselbe nicht da oder dort, mehr oder weniger verheerend aulgelreten w�re. Die Jahresberichte der k.Central-Thierarzneischule geben dar�ber sehr werthvolle Aufschl�sse; auch finden wir speciellere Nachrichten dar�ber, � umfassend die Jahre 1824�30, � von Baumann, Gaderman nund Fr�hlich***), und von A. Schmidt f), der uns das Erscheinen der Lungen�seuche aus den Jahren 1829�1840 vom Fichtelgebirge und den Th�lern des Mains berichtet. Wir selbst haben sie in den Jahren 1836 �1841 in den Landgerichlsbezirken Was�serburg und Haag auf Anh�hen und in Th�lern, bei rei�chen Brauern und Mastern, bei wohlhabenden Bauern und Vieh�z�chtern, und in den Sl�llen armer Leute vielfach beobachtet und behandelt, und vom Jahre 1842�1848 in und um Augs�burg mehrfach zu conslatiren Gelegenheil gehabt. Gegenw�r�tig bestellt in Bayern kein Kreis, und in manchem Kreise, z. B. in Oberbayern, kein Bezirk, ja in manchem Be�zirke kein Dorf, in dem nicht diese verderbliche Krankheit ihre Opfer gefordert h�tte. In manchen Ortschaften dem s. g. Dachauer-Moose z. B. ist sie eine fast best�ndige Plage,
*) Observations faitcs en Auvergne sur l'Epizootie connue sous le nom
de peripneumonie des betcs bovincs ; par Yvart.� Rcc. de medec.
veterin. praliq. 111. Serie. Nro. 3 � 5. (1851).
**) Die Lungenseuche dos Rindviehes, von J. Sauter, Wintcilhur, 1835.
***) Wcidenkeller, Jahrbuch der ThierheilUunde von und f�r Bayern.
t) Vix und Uebel, Zeitschrift f�r Thierheilkunde. Bd. X, S. 263;
Giessenj 1843.
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und in Gegenden, in denen sie lange nicht ihren Einzug hielt, ist sie doch in neuerer und neuester Zeit ein bemerkbarer un�lieber Gast geworden, z. B. in einigen Landgerichtsbezirken von Mitlelfranken. So kommen zur Zeit seit mehreren Monaten in der Gemeinde M�hrend orf, Landgerichts Erlangen, und im ganz nahe liegenden Seebach F�lle vonLungenseuche vor.
Aus W�rlern herg verlauten die Nachrichten �ber das Auftreten der Lungenseuche viel sparsamer. Dass es zu einer Zeit, wo sie in Baden herrschte, und im angrenzenden Bayern grassirte, nicht verschont geblieben ist, kann als eine ausge�machte Sache angenommen werden, wenn auch n�here Anga�ben fehlen. Wirth *) bemerkt ausdr�cklick, dass im Jahre 17TT die Gemeinde Tuttlingen allein nicht weniger, denn 150 Binder an ihr verloren habe, und dass sie in den Jahren 1806 und 180T in Baden und W�rlemberg vorgekommen sei. Uebrigens hat sich die Regierung dieses Landes zum Erlasse einer Verordnung (22. December 183T) bez�glich der Maass�regeln gegen diese Seuche veranlassl gesehen. Um das Jahr 1846 wurde sie von W�rlemberg aus in dem bayerischen Landgerichtsbezirk Weiler eingeschleppt, und Thierarzt Lan�det hat sie im Jahre 1850 im Oberamle Neuenburg zu be�handeln Gelegenheit gehabt ***);
In He chin gen ist die Lungenseuche 1845 von Kohler***) beobachtet worden.
Was Oesterreich anbelangt, so soll sie nach Bot-tani bereits im Jahre 1T59 � 1761 daselbst und im Vene-tianischen vorgekommen sein ; ganz sicher ist sie jetzt in Steyermark, Tyrol und den Gebirgsgegenden Salzburgs enzoolisch geworden. Nach Swaton****) herrschte sie daselbst auf den Alpen sowohl als in den Th�-lern, in den Jahren 1825, 1829�32 in hohem Grade. Veith f�hrt an, dass sie in B�hmen w�hrend des Sp�tsommers 181T durch einen Oekonomen Wranna beobachtet wurde, der behauptet, dass sie schon vom Herbst 1816 her sich entwickelt habe f)- Dass sie in neuerer und neuester Zeit in diesem Lande vielfach vorkam, ist bekannt, und geht aus den Mitthei�lungen von Jan ich ff), der sie in mehrern Ortschaften bei Postelberg in den Jahren 1849, 1851 und 1832 sah, und aus dem hervor, was wir weiter oben �ber die j�ngsten Impf-
*) Archiv Schweiz. Thier�rzte, Bd. V und VI.
**) Rcperlorium dor Thicrhcilkundc von Hering-. XII. Jahrg. (1831.) 3. H. p. 213. laquo;*�) Dasselbe Rcperforium, VII. Jahrgg. (18-16), 3. H. S. 202. ***) Sammlungen und Beobachlungen �ber die Lungcnf�ule etc. von J. Swaton. Linz, 1834, S. 35. f) Veith, Handbuch der Veteriniirkundc, 4. Aufl. 2. Bd. 1. Ablhlg.p.432. -J-f) Vierteljahresschrift f�r wissenschaftliche Vcterin�ik�nde. 111. Bd. (1853). 1. H.
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versuche in B�hmen angef�hrt haben. In Schlesien hat sie Rausch schon in den Jahren 1TT8, 1181 und 1784 beobach�tet, und sie ist dort mehrfach und in allerneuesler Zeit wieder auf dem zum Gute Roy geh�rigen Maierhofe zu Ottrembau im Teschner politischen Bezirke Schlesiens ausgebrochen. Dass sie im Lrraquo; mbardisch-Veneti anischen K�nigreiche l�ngst bekannt ist, wissen wir; Laurin *) beobachtete sie in der Umgegend von Pavia, wo sie fast allj�hrlich herrscht. Dass sie in neuester Zeit daselbst vorkommt, ergibt sich aus den oben angef�hrten Impfversuchen. In Ungarn sah sie im Jahre 1818 Sch�tz durch Ansteckung von fremdem Vieh entstehen.
In Russland herrscht die Lungenseuche ebenfalls nicht seilen. Bojanus schon hat sie in Litt hauen etc. beobach�tet; Jessen hat ebenfalls oft Gelegenheit gehabt, sie zu sehen und erw�hnt *1quot;) namentlich einer im Jahre 1824 vorgekomme�nen Lungenseuehe, an der gegen 800 K�he starben, und Haupt spricht sich ***) dahin aus, dass er sie in Sibirien mehrfach angetroffen habe. Busse ****) hat sie in den Jahren 1843, 1844, 1845 und 1850 in der Umgegend von Petersburg be�obachtet. Kehren wir nun wieder nach Deutschland zur�ck, so linden wir in Bezug auf Preussen der Lungenseuche schon in dem Edikt des Generaldirektoriums vom 8. Oktober 1TT5 erw�hnt; sie war damals schon �fters und an verschie�denen Orten ausgebrochen. Wie schon bei Oesterreich er�w�hnt, herrschte diese Seuche in den Jahren 1TT8, 1T81 und 1T84 in Schlesien, und haben wir die Nachrichten hier�ber dem th�tigen Kausch zu verdanken, der sie in seinen Original�bemerkungen niedergelegt hat. Die vom Jahre 1802�1810 in Preussen herrschende Lungenseuche wurde von Sick f), der sie auch selbst fleissig beobachtete, beschrieben ; �ber ihr Vorkommen von 1815�1820 berichtet Dieterichs tf), und in der Schrift von Wagen leid fff) finden wir amtliche Nachrichten �ber diese Krankheit im Regierungsbezirke Dan-
*) G. B. Laurin, Trattato sistemalico delle Epizoozie elc. Milano 1829, Vol. 1, p. 207. **) Magazin f�r Thierheilkunde von Gurlt und Herlwig, Bd. II. (1836), Heft 2, S. 217. ***) Ueber einige Seuehenkrankheiten in Sibirien etc. von W. Haupt
elc, Berlin, 1845 (S. 328). *�**) Herings Repertor., XlII. Jahrgg. (1852), 1. H. S. 1. f) In Rudolphi's Bemerkungen aus dem Gebiete der Naturgeschichte, Medizin etc. Thl. 1, Berlin, 1804. ft) Dieterichs, �ber die h�ufig herrschende Lungenseuche des Rind�viehes. Berlin, 1821. fff) Die Lungenseuche des Rindviehes. Von L. Wagenfeld. Danzig, 1832.
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zig vom Jahre 1821�1831. Gielen*)si(h die Lungenseuche 1832 in der Mark Brandenburg, und sp�ter von 1837�1843 in der Provinz Sachsen herrschen. Recht ausf�hrlich ist die Geschichte der Lungenseuche in Rheinpreussen von 1830 �1840 von Saubergin seiner vortrefflichen Monographie **)
erz�hlt.
Diesem Schriftsleller zufolge betr�gt der Verlust an
Rindvieh durch
die Lungenseuche von 1832-
1810 im Regie-
allein 10,000 St�ck. �Hiernach, f�gt er hinzu, wird man leicht ermessen k�nnen , -weiche Ver�luste die ganze Rheinprovinz in den zehn letzten Jahren durch die Seuche erlitten hat, wobei nicht ausser Acht zu lassen ist, dass der unberechenbare Nachtheil f�r die Oekonomie in vie�len F�llen mindestens dem realen Verlust des Viehes gleich-zusch�lzen ist. Diese bedeutende Einbusse, in welcher der Ruin des Wohlstandes von so manchen Einzelnen enthallen Ist, m�sste, wenn das so fortgeht, eine der Hauptst�tzen, auf welchen, wie nicht zu verkennen , das materielle Wohlergehen der Staaten beruht, allra�hlig minder oder mehr untergruben.quot; Gerlach ***) vei�ffen�icht in einer Weise, die alle Nachah�mung verdient****); eine statistischeUebersicht der anstecken-
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*) Annalcn der Landwiitliscliaft in den k�nigl. preussischen Slaalcn.
II. Jahrgg. Berlin, 1844, S. 308. *quot;) Die L�ngenseuche des Rindviehes und ihre Geschichte besonders in Rheinpreussen und Holland, seit dem Jahre 1830. Leipzig und Clcve, 1846. ***) Magazin f�r Thierheilkunde, XIX. Jahrgg., 3. H. (1853). ****) Die Erstallung von Quartal- oder doch Semes tral-Veteri n�r-Sanitiilsbe rich ten soll, nach dem Vorgange Preussens, �berall gefordert werden, wo gebildete Thicr�rzto sind. Bei den Provinzial- oder Krcisregierungcn m�ssten die Berichte aus der betreffenden Provinz rosp. dem Regierungsbezirke gesich�tet, geordnet und dem Wesentlichen nach ausgezogen und zusam�mengestellt , diese Zusammenstellungen aber dem vorgesetzten i\l i -nisterium oder der T hiera rz nei schule eingesendet, dort neuerdings gesichtet und zu einer Haupt�bersicht #9632;verarbeitet wer�den, welche dann im Interesse der Wissenschaft heim Unterrichte ben�tzt und den Thier�rzten zu ihrer Belehrung bekannt gegeben werden sollte. Ein solcher Bericht h�tte folgende Rubriken zu er�halten: 1) Einfluss der Witterung, der Nahrungsmittel und anderer allgemeiner Ursachen auf die Gesundheit der Hausthierc. 2) Epi-zoolien und Enzoulien unter den verschiedenen Arten der Haus�thierc. 3) Ansteckende Krankheilen (Rotz, Wurm, Hundswulh etc.). 4) Sporadische Krankheiten bei den verschiedenen Arten der Haus-thiere. 5) Benierkcnswerthe einzelne F�lle von innerliehen und �usserlichen Krankheiten, nebst 6) Bemerkungen �ber die in Ge�brauch gezogenen Kurniethoden. 7) Wissenschaftliche Bemerkun�gen etc. 8) Veteriii�rpolizeiliche Bemerkungen. 9) Gerichtlich-veterin�rmedizinische Mittheilungen und Bemerkungen. � Es liegt auf platter Hand, dass daraus ein grosser Gewinn entstehen m�sste, und es sollten einstweilen derVerein deutscher Thier�rzte,
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den Krankheiten, laquo;Be in dem preussisehen Staate vom 1. April 1851 bis ultimo M�rz 1852 vorgekommen sind, woraus sieh ergibt, dass die Langenseuche fast in dem ganzen Staate ver�breitet war, und nur noch wenige Regierungsbezirke davon frei sind. �Nicht erw�hnt, sagt Gerlach, ist die Seuche in den Berichten von den Regierungsbezirken Stettin, Stralsund, Liegnitz, Arnsberg, Trier und Aachen; in den beiden pommorischen Regierungsbezirken mag es seine Richtigkeit ha�ben, in den �brigen Bezirken aber bleibt es noch sehr frag�lich, ob die Lungenseuche nicht vorgekommen oder verheim�licht ist. In den Regierungsbezirken Oppeln, Breslau, Potsdam, Magdeburg, K�ln, D�sseldorf und Koblenz ist die Seuche zur Zeit am meisten verbreitet.quot;
In Braunschweig hat die Lungenseuche sich mehrmals gezeigt, und ist von Giesker beobachtet worden. Dann hat Quid de *) sie 1833 auf dem Kreuzkloster vor Braunschweig und in der Stadt Braunschweig selbst und sonst in deren N�he beobachtet.
In Hannover stammt die erste Nachricht �ber den Aus�bruch der Lungenseuche aus dem Jahre 180T, in welchem Jahre sie zuerst im Herbste in Castrow sich zeigte; 1808 erschien sie ebenfalls im Herbste auf zwei grossen eine Stunde von einander entfernten Oekonomieen; 1809 und 1810 kam sie gleichfalls, aber immer noch mehr vereinzelt vor, und schon im Jahre 1809 erhoben sich Stimmen, dass sie sich durch An�steckung verbreite. Von 1812 an, wo die Krankheit in Wulf ing-h au sen und M�ggenburg auftrat, verbreitete sie sich, wie in den angrenzenden L�ndern, so auch in Hannover auf viele Orlschalten, und im Jahre 1816 kam auch ein Fall in der Stadt Hannover selbst vor. Auch 181T und 1818 herrschte sie in mehreren Ortschallen des K�nigreiches ; dass dieses auch im Jahre 1819 der Fall war, ist aus den Impfversuchen ersichtlich, welche, wie wir oben S. 128 in einer Anmerkung angegeben haben, Hausmann in diesem Jahre angestellt hat, um die Schutzwirkung der Impfung zu erproben. Ferner wurde sie in den Jahren 1820, 21, 22, 24, 25 und 28 verschiedentlich beobachtet. Unter die Gegenden, in denen vom Jahre 1835�1843 die Seuche herrschte, geh�rt das Amt Burgdorf. Ausser Hausmann haben auch Havemann **)
namentlich aber das Generalkomite der thier�rztlichen Kieisverei ne in Bayern und jeder dieser letztern sich eine solche Thatigkeil und Tha t igke i tsausseru ng angele�gen sein lassen, falls sie nicht officiell angeordnet werden sollte. F�r wahr! diese Th�tigkcit w�re eine verdienstvolle und Achtung gebietende!
*) Zeilschrift f�r die ges. Thierhlkde. von Nebel und Vix. II. Bd. (1835) S. 281.
**) Hannoversches Magazin, 71 St�ck; 1815.
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und Lappe *) ihre Beobachtungen �ber diese Krankheit mil-gelheilt.
Aus dem K�nigreiche Sachsen besitzen wir nur spar�same Nachrichten ; gleichwohl ist dort die Lungenseuche nicht fremd. Dass sie in den Jahren 1827, 1834 und 35 in einigen Orten, besonders in der Umgegend von Leipzig, in Leipzig selbst und in Dresden herrschte, hat Prinz **) milgetheill.
In Holstein***) scheint die Lungenseuche aus dem Han�no v er'sehen �ber AI ton a eingef�hrt worden zu sein. Sie hatte sich schon 1842�43 gezeigt, dann aber wieder abgenom�men, kehrte wieder 1847�J9, und herrschte bis 1851.
In Kurhessen, wo, jedoch ganz unerwiesencr Massen, die Lungenseuche schon 1693 vorgekommen sein soll, sah Busch ein Jahrhundert sp�ter, von 1796�1797 in Ober-h es sen viel Rindvieh von der Lungenseuche weggerafft wer�den, Kohlst�dt ****), Kreislhierarzt in Bin lein, halte im Jahre 1826 zuerst Gelegenheit, in Heisebad, im Kreise Hof�geis man, die Lungenseuche uirter dem Rindvieh zu beob�achten ; 1830 sah er sie zu Frankenhausen, 1834 zu Ro-denberg und der Stadt Oldendorf, und in Fischbeck, 1835 in Sachsenhagen und Bin lein, 1836 zu A p eiern, auf der Domaine Coverden, auf der Fettweide zu Rinteln, dann zu Echlrighausen f) u. s. w.; ferner trat sie in den Jahren 1837, 38 und 39 in den Kreis seiner Beobachtung. Nach Walch ff) war der Kreis Hersfeld mit sehr einzelnen Ausnahmen von der Lungenseuche verschont geblie�ben, obwohl sie fast alle Provinzen des Kurstaates seit ei�ner Beihe von Jahren, hier mehr, dort weniger, von ihr heim�gesucht worden waren, als sie 1832 pl�tzlich in mehreren Or�ten dieses Kreises mit grosser Heftigkeit ausbrach.
Im Grossherzogthum Hessen hat Franquefff) den Verlauf der Lungenseuche von 1791�1796, und von 1802 �1807 aufgezeichnet. V i x ttff) hat die Lungenseuche schon fr�her kennen zu lernen Gelegenheil gehabt, aus den Jahren 1829,1830, 31, 33 und 34 aber besondere F�lle derselben erw�hnt.
�eber die Lungenseuche in Nassau erfahren wir durch
*) Lappe, �ber die Lungenseuche G�tlingen, 1818. *�) Clarus und Radius, Beitr�ge etc. Jahrgg-. II. H. 1. S. 81. ***) Auszug in Herings Repertorium der Thlkde. XV. Jhrgg. (1854) 1. H- aus der �Tidsskrift for Vet er in air er of Bendz og Bagge. Forste Binds. Kjobenhavcn, 1853. *raquo;**) Zeitschrift f�r die ges. Thlkde. und Viehzucht IX. Bd. (1844), S. 58. -j-) Auch im Lippe-Schaumburgischen Orte Noust�dt hat K. die Lungenseuche angetroffen, tf) Geschichte der Seuchen etc , Frkfrt. 1834. ttf) Zeitschrift f. d. g. Thlkde. II. Bd. (1835.) S. 388. tftt) Zeitschrift f�r die ges. Thlkd. Bd. 1. (1834) S. 175.
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Franque #9830;), dass sie sich vom Jahre 1T73 � 1832 fast un�unterbrochen dort zeigte; er liefert die genaueste Uebersicht, sowohl der Zeit als dem Orle nach, und versichert, dass die Aerzte auf dem Westerwalde seit Menschengedenken die Lun�genseuche daselbst wahrgenommen und sie f�r eine hier ein�heimische Seuche gehalten haben. Steiger**), Bezirks-thierarzt zu Liniburg in Nassau sagt, dass die Lungenseuche schon seit l�ngerer Zeit, vorz�glich in den letzten Jahrzehnten, auch in dem n�rdlichen und westlichen Theil des Herzogthums Nassau herrschte, und besonders schon lange in den Gegen�den des Rheins, in Vallendar, Neuwied etc. grassirt und daselbst fast niemals aufgeh�rt habe. Er selbst hat sie be�sonders im Jahre 1828 beobachtet ***).
In Belgien trat die Lungenseuche zuerst im Jahre 1827, also bevor die Trennung Belgiens von Holland stattgefun�den hatte, auf. Sie zeigte sich pl�tzlich in den Gemeinden Hakendoren, Neerlinter, Aplinten und Wommersom, und ist nach Verheyen ****), um jene Zeit aus der preussi-schen Rheinprovinz, wo sie schon fr�her in den Gegenden von K�ln, Koblenz, Trier, Bonn, Bittburg, Dhaun, Adenau und Zeil geherrscht habe, eingef�hrt und, ausser der Pest, als die verheerendste Krankheit des Rindviehes erkannt worden. (Dagegen bemerken die rheinischen Thier�rzte, dass die Lungenseuche in den Regierungsbezirken von K�ln, D�s�seldorf und Aachen durch infizirtes Vieh aus den Niederlanden zu jener Zeit unterhallen worden sei.) Verheyen zeigt das amtlich konstalirte allm�hlige und langsame Fortschreiten der Seuche in Belgien von ihrem Erscheinungspunkte an den Grenzen, in immer gr�ssern Kreisen, bis in das Innere des Landes. Wir haben in der ersten Abtheilung die weite Ver�breitung derselben und namentlich auch ihren unheilvollen Ein�zug in Hasselt kennen gelernt.
Im heutigen Holland geschieht der Lungenseuche vor 1833 nirgends Erw�hnung. Sauberg f) gibt �ber das Ein�dringen der Lungenseuche nach Holland, und zwar in die Provinz Gelderland, folgende Aufschl�sse: Niel ist ein Dorf
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*) 1. c.
**) Zeitschrift f. d. g. Thkde. Bd. IV. (1637quot;), S. 69. **#9830;) Diese L�cken in der Geschichte der Lungenseuche in Deutschland sind ein trauriger Beleg, wie wenig man bisher an manchen Orten Werth auf eine geschichtliche Bearbeitung der Seuchen legte, die denn doch so viele Aufschl�sse bieten m�sste. M�chten f�rderhin alle Thier�rzte hierin zusammenwirken, um die L�cken zu erg�n�zen und jedes sich darbietende Material mitzutheilcn ! Die thier�rzt-lichen Vereine und ihre Leiter und Leitorgane haben liier ein sch��nes und lohnendes Feld f�r ihre Wirksamkeit. *#9830;**) Fuchs, die Frage der Ansteckung-sf�higkeit der Lungenseuche des Rindviehes. Berlin, 1843, S. 120. t) 1. c. S. 34 und 51.
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der clevischen Rheinniederung, dicht an Holland grenzend. Als nun in diesem rheinpreussischon Doric dem G. Pniys im Winter IS12/^ ein grosser Theil des Viehes an der Seuche gestorben war, trieb er im August 1833 einen Theil der wie�dergenesenen und andere noch gesund scheinende Thiere in eine Weide, welche an der � schon zu Holland geh�rigen � des J. van de Povert und Th. Hendriks zu Leuth in Holland angrenzte, und nur durch die gemeinschaftliche Tr�nke, den Zeeland'sehen Wasserleitungsgraben, von die�ser getrennt war. Im September erkrankten dem G. Pruys in dieser Weide noch 3 St�ck Vieh an der Seuche. Hierauf wurde die erste Milchkuh des J. v. d. Pavert im November krank, und bei diesem trat sie also in Holland, und zwar im No�vember 1833, zuerst auf. Acht Tage sp�ter erkrankte ihm eine zweite Kuh, die, wie die erste, 14 Tage nach dem Aus�bruche der Krankheit starb ; am 16. Dezember erkrankte wie�der eine Kuh, und im weilern Verlaufe wurden noch 12 St�cke von der Krankheit ergriffen. Die Zahl der Erkrankten wuchs den Winter hindurch bis auf 30 St�ck, von denen 26 fielen und 4 hergestellt wurden. Den 12. Juni 1834 kam der letzte Erkrankungsfall bei einem einj�hrigen Kalbe vor. Schon im verflossenen Herbste hatte der Eigenlh�mer 4 St�ck Vieh an einen Metzger in Nymegen verkauft, von denen 3 St�ck nach dem Schlachten kranke Lungen zeigten. Zu derselben Zeit, da sich die Lungenseuche bei dem vorgenannten Besitzer zeigte, brach sie auch bei dessen n�chstem Nachbar Th. Hendriks zu Leuth aus, dessen Vieh ebenfalls, wie wir gesehen haben, auf jener Weide ging, die von der zu Niel geh�rigen, nur durch die gemeinschaftliche Tr�nke getrennt war, so dass es nicht anders m�glich und denkbar ist, als dass das lungen-seuchekranke Vieh des G. Pruys von Niel jenes des J. v. d. Pavert und des Hendriks zu Leuth infizirt habe. Von da aus drang nun die Seuche in dieOoy vor, und zwar zeigte sie sich im Mai 183J in Nymegen, und nunmehr verbreitete sie sich in der Provinz Gelderland so, dass bis zum Jahre 1838 nicht weniger als 1319 St�ck Rindvieh an der Lungen-seuche erkrankt waren, von denen 1023 starben (3:1) und 3T6 St�ck von der Krankheit wieder hergestellt wurden. Im Jahre 1839 starben 211 St�ck von 259 von der Seuche Er�griffenen ; 1840 erkrankten 355 H�upter und starben 249. Von 2T8 Erkrankten fielen w�hrend 1841, 225 St�ck Rindvieh, und 1842 starben 296 von 365 St�ck an der Seuche erkrankter Rinder. In 8T Gemeinden der Provinz Gelderland war die Lungenseuche bis dahin eingedrungen, die im Ganzen 2545 St�ck verloren. Nachdem die Lungenseuche ununterbrochen zwei Jahre hindurch allein in der Provinz Gelderland ge�herrscht hatte, erschien sie im M�rz 1835 zu Renswoude in der Provinz Utrecht unerwartet bei dem Landmanne W. Weld-
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huizen, durch krankes Vieh aus Gelderland eingeschleppl, und starben 8 St�ck. Durch strenge und fr�hzeitige Abson�derung der Kranken von den Gesunden wurde der Ausbreitung der Seuche hier zuvorgekommen und beschr�nkte sich blos aul einen Hot'. Aber im Jahre 183T entstand sie, aus Sfid-holland eingeschleppt, in den daran grenzenden Gemeinden Wulvcrhorst und Linschoten, und �berzog von hier aus die benachbarten Gegenden und allm�hlig den gr�ssten Theil der Provinz Utrecht, in der von 183T bis zum dritten Quar�tal des Jahres 1842 in T9 Gemeinden �ber 5000 St�ck Rind�vieh von der Seuche weggerafft wurden und durchschnittlich von 100 Erkrankten 76 St�ck starben.
In der Provinz S�dholland kam die Lungenseuche zuerst im Dezember 1835 zu Lier durch 6 eingef�hrte K�he, welche aus Gelderland nach dem Rotterdamer Viehmarkte ge�bracht, von einem Viehh�ndler aus Sluis angekauft waren, und kurz darauf in der in der N�he gelegenen Gemeinde t'W o u d in Vorschein. Bis August 1842 erlitten durch die Lungenseuche 230 Gemeinden dieser Provinz einen Verlust von 49,661 St�ck Rindvieh; von 100 Erkrankten unterlagen ge�w�hnlich 10 der Seuche. Die Lungenseuche kam in der Pro�vinz Nordbrabant zuerst im Anfange des Jahres 1837 zum Vorschein, und zwar in der Gemeinde Khindert und zu Osterhout. Im Ganzen starben in dieser Provinz bis August 1842 in 117 Gemeinden 2211 St�ck Rindvieh; von 100 Er�krankten kamen in der Regel nur 26 St�ck auf. Nach Nord�holland drang die Lungenseuche im Fr�hjahr 1838 in ver�schiedene Gegenden dieser Provinz ein; sie erschien hier, wie gew�hnlich im ersten Jahre, wenig heftig und ausgebreitet, und von 346 Erkrankten starben 187 St�ck. In dem folgenden Jahre �berzog die Seuche schon einen gr�ssern Theil der Pro�vinz und es starben 667 St�ck von 1101 Erkrankten. Bis zum August 1842 waren in 69 Gemeinden 5082 H�upter an der Seuche gefallen ; von 100 Erkrankten starben in der Regel 60 St�ck. In der Provinz Zee land trat nach van Hertum die Seuche zuerst auf dem Eiland Schouwen in der Gemeinde Renesse im April 1838 auf, wohin sie durch Rinder aus S�dholland eingeschleppt worden war. In 11 Gemeinden der Provinz fielen 115 St�ck Rindvieh vom Jahre 1838 bis 1840 an der Lungenseuche. Die an Gelderland grenzende Provinz Overyssel blieb bis zum Oktober 1839 von der Lungenseuche verschont, zu welcher Zeit sie in Geneml�den erschien, woselbst sie im Jahre 1840 zum zweiten Male auf�trat. Bis zum Jahre 1849 starben in 11 Gemeinden 198 St�ck. In der Provinz Dreuthe kamen 1837 in der Stadt C�v�-den 2, und 1840 in einzelnen St�llen in dieser Gegend mehrere F�lle von Lungenseuche vor; 1842 brach sie auf's Neue aus. In der Provinz Groningen kam die Lungenseuche im Okto-
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ber 1839 zu K o I h a m bei einem einzigen St�cke vor, und Im Januar 1840 erkrankte ein zweites St�ck desselben Eigenth�-mers ; im April 1840 kam die Krankheit zu Stedum vor. Zur Vorbeugung der Weiterverbreilung wurde hier alles Vieh get�dtet und hat sich die Seuche nicht weiter gezeigt. In der Provinz Vriesland brach im Januar 1842 die Lungenseuche zu Nyaga aus, wohin sie durch Zufuhr von D�nger von Blockzyl CProvinz Overyssel), wo damals die Lungen�seuche herrschte, hingebracht worden sein soll. Darauf zeigte sie sich auch im M�rz zu Wams. In beiden F�llen wurde sowohl das gesunde, als das kranke Vieh auf Befehl der Re�gierung gel�dtet. Im Herzogthume Limburg trat die Seuche im Jahre 1841 auf, und bis August 1842 betrugen in 8 Ge�meinden die Slerbef�lle in der ganzen Provinz 40 H�upter. � Die Verg�tung; welche die holl�ndische Regierung binnen 10 Jahren den Viehbesitzern f�r Verluste durch die Lungenseuche gew�hrte, betrug nicht weniger als lll2 Million Gulden.
Was England betrifft, so behauptet zwar Professor Si-monds, dass ein Dr. Bark er schon 1T35 eine Seuche be�schrieben habe, deren Ausbruch ein rauher Husten vorausging, und die bei der Sektion eine vergr�sserte Lunge, mit ausge�f�llten Blulgef�ssen �. s. w. zeigte. Es ist aber keineswegs ausgemacht, ob dieses wirklich die Lungenseuche gewesen ist; jedenfalls muss sie alsbald verschwunden und kann nicht wei�ter verbreitet und gekannt gewesen sein. Denn als im Jahre 1842 erwiesener Massen die Lungenseuche in England auftrat, war sie den dortigen- Thier�rzten so unbekannt, dass sie ihr den Namen �Neue Krankheitquot; gaben. Die Behauptung, dass England von der Seuche verschont blieb, so lange sich diese Insel vor dem Verkehr mit Hornvieh von dem Kontinente ab-schloss, und dass die Engl�nder die Bekanntschaft mit ihr dem aufgehobenen Verbote der Vieheinfuhr, oder vielmehr der Ge�stattung derselben gegen einen gewissen Zoll, zu verdanken haben, erh�lt dadurch eine nicht unerhebliche St�tze und einen sehr hohen Grad von Wahrscheinlichkeit, dass in der That nach Aufhebung dieser Absperrung alsbald nach den ersten Transporten holl�ndischer K�he, von Rotterdam aus,, die Lungenseuche in England sich strahlenf�rmig von den Markt�pl�tzen aus, in denen diese K�he weiter verkauft und zer�streut wurden, sich verbreitete und schon betr�chtliche Ver�heerungen anrichtete. Leider wird in England nicht energisch genug gegen diese Seuche verfahren, und, wenn Niemand den Engl�ndern von der Schutzimpfung gegen dieselbe einen richtigem und vortheilhaftern Begriff beibringt, als Professor Simonds *), so werden sie von dieser so wohllh�tigen Ope-
*) Bekanntlich war Simonds mit Morton in Belgien, um die
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ration noch lange keinen Gebrauch machen. Noch muss be�merkt werden, dass Dun zwar auch angibt, die Lungenseuche sei 1841 nach England gekommen, dass er aber den Trans�porten irischen Viehes die Einschieppung bcimisst.
Erw�hnenswerth ist ferner, dass die Lungenseuche 184T mit englischem Rindvieh nach Schweden gewandert ist, und sich hier in den drei Provinzen Holland, Sk�ne und Sma-
Impffrage praktiscli zu studieren. Als Rcsullate seiner Forschungon und Experimente f�hrt er in seinem Berichte Folg-endcs an :
�1) Die Inokulation durch oberfl�chliche Stiche und durch Ero�sionen der Haut bringt niemals eine �rtliche Entz�ndung hervor, w�hrend das Gegenlhcil stattfindet bei den Kuh- und Schafpocken und andern spezifischen Aflcktioncn.
2)nbsp; nbsp; Bei der Ben�tzung von frischer ser�ser Fl�ssigkeit und bei einem reinen kleinen Schnitt entsteht, so lange die Temperatur nieder ist, nicht die geringste Spur von einer Entz�ndung.
3)nbsp; nbsp;Bei tieferen Impfwunden entstehen die gew�hnlichen Symp�tome , die man beobachtet, wenn in die Wunden ein leicht irrili-rendes Agens gekommen ist.
4)nbsp; nbsp;In einer h�heren Temperatur, bei st�rkerer Verletzung und wenn die Fl�ssigkeit einige Tage alt ist, entsteht �rtliche Ulzcra-tion und Brand, selbst bisweilen der Tod des Patienten.
5)nbsp; nbsp;Die scro-purulente Materie von einer Impfwunde genommen, wirkt schneller, als die Fl�ssigkeit aus einer kranken Lunge.
6)nbsp; nbsp; Das Rindvieh ist nicht nur empf�nglich f�r eine zweite Im�pfung, sondern auch f�r weitere Impfungen mit exsudirtcr Fl�ssig�keit aus den kranken Lungen.
7)nbsp; nbsp;Ein mit ser�sem Exsudat geimpftes Thier ist keineswegs vor der Wirkung der sero-purulenten Fl�ssigkeit, die sich in den Impf�stellen erzeugt, gesch�tzt.
8)nbsp; nbsp; Thiere, bei denen die Lnngenseuche nicht vorkommt, z. B, Hunde und Esel, sind f�r die lokale Wirkung der Fl�ssigkeit aus den Lungen und der Materie aus den Impfwunden empf�nglich.
9)nbsp; nbsp; Die ser�se Fl�ssigkeit aus den Lungen ist weder ein spezifi�sches Virus, noch eine spezifische Lymphe, wie sie h�ufig be�zeichnet wird.
10)nbsp; nbsp; Auf das Impfen mit medizinischen Reizmitteln folgen ahn�liche Symptome, wie auf das Inokulircn mit exsudirtem Serum.
11)nbsp; nbsp; Die Impfung wirkt �fters wie ein einfaches Fonlanell und der Schutz, den die Impfung manchmal gew�hrt, h�ngt zum Theil davon, haupts�chlich aber von unbekannten Ursachen, welche den Ausbruch, die Verbreitung und das Verschwinden von epizootischen Krankheiten reguliren, ab.
12)nbsp; nbsp; Die Impfung des Rindviehs, wie sie von Willems und Andern vertheidigt und ausgef�hrt wird, ist nicht auf eine wis�senschaftliche Basis oder auf ein festes Gesetz gegr�ndet.
13)nbsp; nbsp; Die Lungenseuche kommt in verschiedenen Zeitabschnitten nach einer sogenannten erfolgreichen Impfung vor.
14)nbsp; nbsp; Die Heftigkeit der Krankheit wird keineswegs durch die vorherige Impfung gemildert; die Krankheit bleibt sich im Verlauf und den Folgen gleich, beim ungeimpften wie beim geimpften Thier.quot; (Aus The Veterinarian in Herings Repertor. XV. Jahrgg. (1854), 1. H.
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land verbreitet hat. Von hier wurde sie 1848 nach D�ne�mark, wo sie bei unserer Anwesenheit im Herbste 1817 mir aus der Literatur bekannt war, verschleppt, wo sie durch so�fortiges T�dten der Heerden, unter denen sie sich zeigte, vor�erst wieder getilgt wurde. Im Oktober 1850 gelangte die Lun�genseuche mit voigtl�ndischem Vieh nach Finnland, woselbst sie im Jahre 1851 zum Ausbruche kam, ihrem Um�sichgreifen aber durch sofortiges T�dten aller verd�chtigen Rinder begegnet wurde.
II. Aetiologie.
Bereits im dritten Theile des ersten Abschnittes, Kap. 16. ist dargethan worden, dass man die Ursache der Selbst�entwickelung oder spontanen Erzeugung der Lungen�seuche nicht kennt, und es hat sich aus dem Vorhergehenden ergeben, dass man nicht mit Gewissheit weiss , wann und wo und unter welchen Verh�ltnissen die Lungenseuche zum Ersten Male sich selbst entwickelte. �Man kennt, sagt Gerlach*), keine Ursache der prim�ren Entstehung, weshalb denn auch die ganze Aetiologie ersch�pft und alles als Ursache beschuldiget worden ist, was �berhaupt m�glicher Weise nach�theilig auf den K�rper wirken kann; ein ungl�cklicher Gebrauch in der Pathologie, durch den man sich den Weg zum weitern Nachforschen abschneidet oder erschwert; es ist viel besser, die wirklichen L�cken in unserem Wissen vor allen Augen offen zu lassen, damit sie fortw�hrend zum weiteren Nachfor�schen mahnen, als sie mit allgemeinen und nichts sagenden Raisonnements zu verdecken. Ja man kennt nicht einmal an�n�herungsweise die Ursache einer spontanen Entwickelung; alles, was man beschuldiget hat, fehlt sehr oft da, wo die Krankheit auftritt, und alle namhaft gemachten Sch�dlichkeiten haben vielfach da statt, wo die Lungenseuche noch nie entstanden ist. Die Krankheit kommt unter allen Verh�lt�nissen vor, in gebirgigen wie in ebenen, offenen Gegenden, auf H�hen wie in Niederungen, beim Weidegange wie bei der Slallf�tlerung, bei jeder Witlerungskonstitulion; weder ge�wisse klimatische, geognostiscbe noch landwirthschaftliche Verh�ltnisse sind namhaft zu machen, unter denen eine spon�tane Entwickelung vorkommt. Durch den beliebten Schluss: post hoc ergo propter hoc, den das Reich der Krankheitsur�sachen bei den Thieren �berhaupt sehr vergr�ssert, aber auch sehr verfinstert hat, ist zwar die Schlempe in Kartoffelbrannt-
�) Die Lungcnseuche in staatspolizeiliehcr Beziehung. Ein Vordaf, gehalten in der Aula der k�nigl. Thierarznciscliule am 15. Oktober 1852 von Gerlach. (Mag. f�r die ges.Thlkde. XIX. Jhrgg.l.H.)
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weinbrennereien in das �ble Ger�cht gekommen, dass sie die Ursache der Lungenseuche sei, wodurch selbst die Kailoffel-brennereien einmal ganz in Verrut kamen; indess auch dies ist ein Vorurtheil. Nicht etwa aus den Resultaten der Ver�suche, welche der Oberbarnim'sche landwirthschaftliche Verein in seinen r�hmlichst anerkennungswerlhen Bestrebungen angestellt hat, folgere ich, dass die Schlempe unschuldig ist, eine solche Folgerung w�rde man mit Hecht leichllertig nen�nen, sondern aus den beiden Thatsachen, einmal, dass die Lungenseuche viel �lter ist, wie die Brennereien und zweitens, dass sie nicht ein Verm�chlniss der Brennerei �berhaupt, son�dern nur unter besonderen Umst�nden ist. Jahre vergehen, ohne dass sich Lungenseuche zeigt, und in solchen Brennereien sieht man sie niemals aultreten. wo entweder gar nicht oder nur aus bekannten Stallen angekaull wird; dagegen kommt sie gerade in den Brennereien am h�ufigsten vor, wo man den vermeintlichen �blen Folgen der Schlempeifitterung dadurch zuvorzukommen sucht, dass man den Viehstand allj�hrlich wechselt, oder doch kein St�ck l�nger als zwei Jahre beh�lt. Als die Zuckersiedereien aulkamen, da gaben manche Land-wirlhe haupts�chlich der Lungenseuche wegen das Brennen auf und fingen an, Zucker zu kochen; sehr bald musslen sie aber gewahr werden, dass sie auch in dieser Branche von der Lungenseuche verfolgt wurden; die Pressr�cksl�nde kamen hiedurch mit der Schlempe in eine Kategorie und so gab es nun in den Augen mancher Landwirlhe und selbst kurzsichti�ger Sachverst�ndiger wieder eine Ursache der Lungenseuche mehr. Bei einer unbefangenen Auffassung aller dieser Ver�h�ltnisse ist es unverkennbar, dass die Schlempe eben so we�
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nig wie die Pressr�ckst�nde Ursachen der Lun
geuseuuue WCI-
den , dass diese Krankheit weder in den Brennereien noch in den Zuckersiedereien geboren, sondern in diese wie in andere quot;Wirthschalten hineingeschleppt wird.quot;
Es ist nun allerdings wahr, dass wir heut zu Tage keine Ursachen der prim�ren Entwickelung nachzuweisen verm�gen; indessen wissen wir doch aus eigener Erfahrung, dass die Seuche bisweilen an Orten entstand, die weit und breit von Orten entfernt waren, in denen die Krankheit herrschte, und wo �berhaupt namentlich ein Viehhandelsverkehr mit Gegen�den , in denen die Lungenseuche vorkam, nicht stattfindet, ob�wohl nicht zu l�ugnen ist, dass man kaum im Stande sein wird , den vielfach verschlungenen Wegen des oft indirekten Verkehrs, um so mehr, als �ber die Natur und Verschlepp-barkeit des Lungenseuchegifles durch verschiedenartige Tr�ger noch wenig festgestellt ist, zu folgen. Indessen darf man denn doch die spontane Entwickelung der Lungenseuche in un�serer Zeit und in gewissen Gegenden nicht geradezu f�r un�m�glich hallen, und es ist nicht einzusehen, warum nicht die Um-
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st�nde, welche sie zuerst ins Leben riefen, in ihrer � noch unbekannten � Geburtsst�tte auch dermalen noch fort�wirken, oder warum sie nicht anderw�rts gleichfalls vorhanden sein sollen k�nnen.' Fortgesetzte Aufmerksamkeit, strenge Un�tersuchung, unbefangenes Uitheil werden erst in der Zukunft diese Frage zum Abschl�sse bringen.
Ganz sicher hingegen kennt man nunmehr eine andere Entstehungsursache der Lungenseuche, n�mlich die An�steckung. Sie ist, wenn auch nicht die alleinige, so doch gewiss jetzt die h�ufigste Ursache des Erscheinens die�ser verderblichen Seuche , und man kann in der bei weitem gr�ssten Anzahl von Lungenseuchef�llen, wie bei andern wirk�lich ansteckenden Menschen- und Thierkrankheiten, ihr Auf�treten und ihre Verbreitung von Stall zu Stall, von Dorf zu Dorf, von Bezirk zu Bezirk, von Provinz zu Provinz und selbst von Land zu Land nachweisen. Eben ihrer ansteckenden Na�tur wegen, die durch die Uebertragbarkeit des Ansteckungs�stoffes , durch die Impfbarkeit der Lungenseuche, nunmehr auch f�r den gr�ssten Zweifler zu einem unl�ugbaren Faktum geworden sein d�rfte, folgt sie stets den grossen Strassen-z�gen und dem Handelsverkehr mit Hornvieh auf den Fersen, ist h�ufiger da , wo ein Wechsel mit dem Viehstande, ein Ankaufen fremden Viehes f�r den Bedarf, als wo eigene Zucht stattfindet, wird im Fr�hlinge und Herbste, wo der Viehhandel am lebhaftesten betrieben wird, auch am meisten beobachtet, und fasst in allen L�ndern, Bezirken und Ortschaften festen Fuss, wo keine zweckm�ssigen Sicherheitsmaassregeln beste�hen, oder wo sie schlaff gehandhabt oder umgangen werden, w�hrend sie unter den entgegengesetzten Verh�ltnissen sich fast oder vielleicht nie station�r wird, wenn auch die Ein�schleppungen sich wiederholen. Da aber, wo die Bedingungen vorhanden w�ren, welche die Selbslentwickelung der Lungenseuche veranlassen w�rden, k�nnte und kann von einem solchen Erfolge der gew�hnlichen Maassregeln nicht die Rede sein, und w�rde also das Fortbestehen und Wiederentstehen der Seuche ohne Einschleppung und Ansteckung bei strenger Anwendung der zweckm�ssigsten Vorkehrungen gegen die An�steckung einen Beweis daf�r geben, dass in der bez�glichen Lokalit�t ein Lungenseuchemiasma, ein sie urspr�ng�lich erzeugendes Agens vorhanden sei.
Was die Natur des kontagi�sen Prinzips (Konta-giu ms, Ansteckungsstoff es, Lungenseuchegiftes) betrifft, so ist dasselbe, wie �berhaupt, bei keiner der konta�gi�sen Krankheilen, an sich nicht bekannt oder dargestellt worden, und durch keine physikalische, chemische oder sonst objektiv nachweisbare Eigenth�mlichkeit von andern nicht kontagi�sen Krankheiten �hnlicher Form zu unterscheiden. Wir kennen es nur aus seinem Verm�gen, disponirte Thiere blos des Rind-
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viehgeschlechtes, zu der charakterischen Form derselben Er�krankung zu bringen, von der es herstammt. Unzweifelhafte Thatsache ist mir, dass es seine Wirkungen nicht nur in n�chster N�he, sondern auch in einiger Distanz �ussert und eben sowohl fixer, als fl�chtiger Natur ist, dass die Fl�ssig�keit des in dieser Krankheit in das Zwischenzellgewebe der Lungen gesetzten Exsudates dasselbe enth�lt, sein Vehikel ist, dass aber auch die ausgeathmete Luft*) der kranken Thiere dasselbe enth�lt, und mithin ebenfalls ein Vehikel desselben ist. Wir wissen ferner, dass es sich mit sammt seinem Vehikel an beliebige K�rper, todte und lebendige, die Tr�ger des Kontagiums, anh�ngen, an ihnen kleben, laquo;und erst von diesen aus ein anderes Individuum infiziren kann; dass die Exkremfente der kranken Thiere, rauhe, wollige, haarige K�rper (Heu, Stroh, Kleider der Menschen, Decken der Thiere, die Haare lebender Thiere der Rindvieh- und (vielleicht) jeder andern Thiergattung) und wohl auch die St all w�nde besonders die Tr�ger des Kontagiums sind, und dass wenn ein K�rper einmal Tr�ger des Kontagiums geworden ist, er die kontagi�se F�higkeit be�halten kann, selbst wenn jede Spur von dem urspr�nglichen Vehikel verschwunden ist. Es ist ferner dieses Kontagium, wie jedes andere, einer Vervielf�ltigung l�hig,.und kann eine h�chst kleine Menge des Vehikels auf ein disponirtes Individuum �ber�tragen , in diesem zahlreiche Produkte hervorrufen, die alle in gleicher Intensit�t die kontagi�se Eigenschaft haben, wie jene, so dass bei einem grossen und gedr�ngten Rindviehstande das eingef�hrte, erst auf wenige St�cke wirkende Kontagium sich allm�hlig ausbreiten und Hunderte und aber Hunderte^ergyeifen kann, die alle wiederum den kontagiisen Stoff produziren, dass aber die Vermehrung des konlagi�sen Prinzips nicht nur in dem erkrankten K�rper durch die Erkrankung selbst bewirkt wird, sondern dass das Kontagium sich auch an todten Stoffen vervielf�ltigen zu k�nnen scheint, so dass z. B. ein ein�ziges infizirles Kleidungsst�ck auch andere mit ihm in Ber�h�rung gebrachte Kleidungsst�cke u.s. fraquo; vergiften kann, und diese Gegenst�nde wieder zu Tr�gern des Kontagiums werden k�n-
*) Diese Luft verdient besonders untersucht und ihr allenfallsiger Un�terschied von der exhalirlen Luft gesunder oder an andern Krank�heiten leidender Thiere erhoben zu werden. Nach einer m�ndlichen Mitthcilung' des Herrn Direktors Dr. Fraas in M�nchen hat man an der dortigen Thicrarzncischule kranken und gesunden Thieren Glas vor die Nasen gehalten, und in dem auf diesem niederge�schlagenen Hauche bei erstem K�rperchen entdeckt, die bei letztern fehlten. Es wurde mir ausdr�cklich bemerkt, dass dieser verein�zelten Beobachtung durchaus keine Bedeutung beigelegt werde, und ich theile sie hier nur mit, um �berhaupt zur Untersuchung dieser Luft aufzufordern'.
Kreulzer, Einimpfung d. Lungenseuche.
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nen. W�hrend sich ferner das Lungenseuche-Kontagiqm manch�mal nur in wenigen Individuep erh�lt, sich nicht weiter aus�breitet, nimmt oft pl�tzlich (wegen der verschiedenen Wege, auf welchen die Ansteckung vermittelt werden kann) die Kon-tagiosit�l zu, und die Krankheil erh�lt einen epizootischen, d. h. wirklichen Seuche-Charakter, njstel sich wohl auch in einem Orte oder einer Gegend f�rmlich ein, � wird zur En-zootie. � Pas Lungenseuche-Kontagium hat eine ungemeine Tenaeit�t, d. h. Tr�ger, die mit ihm inflzirt sind, behalten die F�higkeit anzustecken lange ; es fehlen aber zur genauen Be�stimmung dieser Tenaeit�t und f�r die Sch�tzung der Umst�nde, auf .welche es dabei ankommt, n�here und zuverl�ssige wis�senschaftliche Untersuchungen. Uebereinstimmend mit diesen Eigenschaften des Lungenseuche - Kontagiums hat man nun beobachtet, dass nicht blos fieberhaft an der Lungenseuche erkrankte, sondern auch im fieberlosen Stadium befindliche, ferner solche Rinder, die bereits seit l�ngerer Zeit (z.B.8�10 Wochen und noch sp�ter) von der Lungepseuche genesen sind, andere Rinder anzustecken verm�gen; dass die meisten F�lle von Ansteckung durch Zusammenleben in einem Stalle, auf der Weide, auf M�rschen, (wohl auch Viehtransportw�gen der Eisenbahnen) entstehen, ganz sicher aber auch durch das Rieptien an den Abf�llen der Kranken oder der Kadaver An�steckung erfolgen kann; dass Thiere, welche bei lungenseuche-kranken standen , die Seuche ip andere St�lle verschleppten, ohne selbst davon befallen zu werden; dasgmanche Individuen der Ansteckung f�r lange Zeit oder f�r immer widerstehen, andere dagegep gar nicht; dass die Krankheit � bei der auch fl�chtigen Eigenschaft desKonlagiums � nicht immer das zun�chst, h�ufiger das gegen�berstehende (der Exhalation unmittelbar ausgesetzt), oft aber auch ein weiter entfernter stehendes St�ck ansteckt; dass die Ansteckung auch durch Menschen *) (deren Kleider und Haaye,) Rauhfulter, Streu und
�) Ein eben so widersinniges als gelahrliches, aber h�ufiges Verfahren ist die Vornahme der gtallvisilationen, nachdem eben erst in einem Stalle die Lung-enseuche konstatirt wurde. Der Thierarzt,.der Gemeindevorsteher, der Gemeindediener begeben sich unmittelbar von dem Seucheherde aus und oft nach recht genauer Be�r�hrung mit kranken Thieren in andere St�lle, um nachzusehen, ob dort die Krankheit nicht ebenfalls schon sich vorfindet. Sie , finden Nichts, lassen aber etwas zur�ck�das Kontagium,� und sind somit die Verbreiter der Seuche geworden. Was so auf platter Hand liegt, soll denn doch nicht ignorirt werden. Ich w�rde jeden Eigenth�mer und W�rter auf Ehre und Gewissen fragen und selbst eidlich vernehmen lassen, ob er nichts an seinen Thieren bemerkt habe, was Verdacht erwecke oder begr�nde, ihn zur unges�umten Anzeige verpflichten und Alles thun, was Sicherung zu bieten ver�mag, aber eine Maassregel ausser Wirksamkeit setzen, die selbst die Gefahr erzeugt, der man vorbeugen will.
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D�nger geschieht, u. dgl.,
dass das Konlagium impfbar ist.
Man
amp;ibt auch an, dass sogar Thiere in kurzer Zeit angesteckt
worden sein sollen, welche nach mehreren Wochen in St�lle gestellt wurden, in denen zuvor seuchekrankes Vieh stand, dass selbst das Weiden an Stellen, wo lungenseuchekrankes Vieh vor drei Monaten verscharrt worden war, Anlass zur Ansteckung gegeben habe und diese auch eingetreten sei, nach�dem gesundes Vieh einige Zeit mit Grummet gef�ttert worden war, welches auf dem Boden eines Stalles gelegen, worin l�n�gere Zeil an der Lungenseuche krank gelegenes Vieh gestanden hatte, und welches Futter von dem Dunste des kranken Viehes und mithin von dem Ansteckungsstoffe durchdrungen gewesen sein sollte, zumal die Decke des Stalles hin und wieder nicht dicht genug gewesen sei. Eine Beobachtung aus unserm eige�nen Erlahrungskreise wollen wir hier lediglich anf�hren, ohne ihr eine besondere Bedeutung mit Zuversicht beizumessen. Auf einem Landgute hatte ein benachbarter Wirth, der in sei�nem Stalle die gr�sste Ordnung hielt, und von fr�herher durch Verluste in Folge der Lungenseuche gewitzigt und von ihrer Ansteckbarkeit �berzeugt, sonst Alles nach M�glichkeil anwen�dete, was die Seuche von seinem Vieh abhalten konnte, gleich�wohl aus besondern, schwer bei Seile zu setzenden R�cksichten, dasSchlachlen mehrerer lungenseuchekrankerK�he vorgenommen. Er trug selbst ein St�ck solchen Fleisches nach Hause, und ging, ohne seine Kleider zu wechseln, in seinen Viehslall. Dort hat er, seiner Angabe nach, sich besonders bei der sch�nsten seiner K�he l�ngere Zeit aufgehalten, und diese ihn f�rmlich berochen und abgeleckt; kurze Zeit darauf erkrankte zuerst diese Kuh an der Seuche, und bald folgten noch mehrere Erkrankungsf�lle nach.
Eine weitere Art der Entstehung der Lungen�seuche ist die Vererbung, d. h. man hat bei neugebornen und selbst noch nicht einmal ausgetragenen K�lbern lungen-seuchekranker K�he deutlich die eigenth�mliehen krankhaften Ver�nderungen in den Lungen wahrgenommen, oder doch ge�sehen, dass sie in Folge der vererbten Anlage (m�glicherweise auch durch Ansteckung nach der Geburt) in 15�16 Tagen von der Krankheit befallen wurden und in 20�24 Tagen daran starben.
Die Disposition f�r die Lungenseuche fehll den Rindern in keinem Lebensalter ganz.
Dass das einmalige Ueberslehen (wie das Impfen) der Seuche die Empf�nglichkeit f�r das kontagi�se Prinzip, die M�glichkeit einer nochmaligen Ansteckung oder Lungenseuche-erkrankung wenigslens f�r l�ngere Zeit, wo nicht f�r immer, aufhebt, ist eine unzweifelhafte Thatsache.
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III. Pathologie.
Anatotnisch-physiologischeVorbemerkungen*). Man begreift die im Leben wahrnehmbaren Erscheinungen einer Krankheit am leichtesten, wenn man vorher die pathologisch�anatomischen Vorg�nge, wie sie sich bei zahlreichen Sektionen von Leichen, die an der fraglichen Krankheit litten, herausgestellt haben, kennen gelernt hat. Zu diesem Verst�nd�nisse geh�rt aber, dass man sich den anatomischen Bau der betrefl'enden Theile, hier der Lungen des Rindviehes, vergegenw�rtiget.
Die Lungen sind bekanntlich zwei grosse zusammenge�setzte traubige Dr�sen, welche als rechte und linke unter�schieden, und auch als rechter und linker Lungenfl�gel bezeichnet werden. Beim Rinde ist jeder Lungenfl�gel durch tiefe Einschnitte in Abtheilungen gebracht, welche man Lun�genlappen nennt, deren im rechten Fl�gel drei, in linken zwei sind; ausserdem findet sich hinter dem Herzen noch ein Anhang des rechten Fl�gels, den man auch als dritten Lun�genfl�gel bezeichnet. Jede Lunge f�llt die eine Seile der Brusth�hle vollkommen aus, so dass die �ussere Oberfl�che der Lungen an der innern Fl�che der Rippen anliegt. Aeusser-lich ist die Lunge von einer ser�sen Haut � dem Brust�fell oder der Pleura � �berzogen, welche Blulgef�sse und Nerven enth�lt. Die gesunde Lunge f�hlt sich eigenth�mlich schwammig an, schwimmt im Ganzen und in den kleinsten Theilchen bei allen lebendig gebornen Thieren auf dem Wasser, und besteht aus den Verzweigungen der Luftr�hren��sle, aus zahlreichen Blutgef�ssen und Nerven, welche zusammen ein Ganzes ausmachen. DieLuft-r�hre (Trachea) theill sich in der Brusth�hle in zwei Aeste (Bronchi), von denen ein jeder an der Lungenwurzel in seine entsprechende Lunge, als rechter und linker Luftr�hrenast, ein�tritt. Hier beginnen sie sich mehr und mehr zu ver�steln und allm�hligimmer feinerund feiner zu werden, bis sie endlich nur den Durchmesser von I/l01/j0 Linie haben. Diese feinen Zweige enden mit zwanzig bis dreissig blind geschlossenen, endst�ndig aufsitzenden Bl�schen, welche man Lungenbl�schen oder Luftzellen nennt. Sie stehen alle mit ihren entsprechenden Luftr�hren�stchen, und dadurch mit der Luftr�hre selbst in offener Gemeinschaft, sind w�hrend des Lebens immer von Luft ausgedehnt, welche durch das Ein- und Awsalhmen fort�w�hrend erneuert wird, und im gespannten Zustande dem Auge deutlich als kleine, mohnkorngrosse, dichtgedr�ngte und sich
�) In R�cksicht auf die landwirthschafllichcn und nicht�rzt-liehen Leser dieser Schrift schienen uns diese Vorbemerkungen notliwendis zu sein.
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wechselseitig etwas abplattende Bl�schen sichtbar. Jene Bl�s�chen, welche zu einem gr�ssern Luftr�hrenst�mmchen geh�ren, sind unter einander inniger verbunden; sie sitzen auf den klei�nern abgehenden Aestchcn auf und bilden ein deutlich um�schriebenes Ganze, welches man Lungenl�ppchen nennt; die Lungenl�ppchen sind unter einander durch ein schlaf�fes Zellgewebe, das interlobul�re oder interstitielle Zeil- oder Bindegewebe � verbunden, welches beim erwach�senen Menschen, beim Pferde u. s. w. sehr sparsam, beim Rinde dagegen ungemein lax und grossmaschig ist, so dass also bei ihm die L�ppchen nur sehr locker mit ein�ander verbunden sind, und schon auf der Oberfl�che als deutlich von einander abgegrenzte eckige Felder erscheinen, und man auf Durchschnitten der normalen Rindslunge die Lun�genl�ppchen erster und zweiter Ordnung in weiter Ausdehnung an einander verschieben kann *). Die Knorpelringe der Luft�r�hre setzen sich auch auf die Aeste fort, allein nach und nach werden dieselben kleiner, sie zerfallen endlich in mehrere St�cke, fangen an zu verschwinden, zuletzt finden sich nur unregelm�s-sige Knorpelst�ckchen in den Aesten der f�nften und sechsten Ordnung, welche endlich ganz aufh�ren, so dass die Lungen�bl�schen oder Luftzellen nur von der Schleimhaut, welche nach innen eine Oberhaut und nach aussen Mus�kelfasern besitzt, gebildet werden. Die Lungen stehen durch ihre Blutgel�sse einzig in ihrer Art da, indem sie zwei gr�ss-tenlheils gesonderte vollst�ndige Gef�sssysteme haben, das der Bronchialgefasse, zur Ern�hrung gewisser ihrer Theile und das der Lungengef�ssse zur Vollziehung ihrer eigenlh�m-lichen Funktion. Die Aeste der Lungenarlerie folgen so ziemlich den Bronchien und schliesslich gelangt zu jedem se�kund�ren L�ppchen ein Zweig, der dann im Allgemeinen ent�sprechend der Zahl der kleinsten L�ppchen in noch feinere Zweige sich spaltet und die einzelnen Luftbl�schen versieht. Diese feinsten L�ppchenarlerien ziehen zwischen dem die L�pp�chen vereinigenden Gewebe hin, und ihre feineren Zweige drin�gen von aussen an und zwischen die Luftbl�schen, theilen sich noch mehrfach, verbinden sich auch hie und da untereinander oder mit Zweigen anderer Lobulararterien, und l�sen sich zu�letzt in das Kapillarnetz der Lungenbl�schen auf. Direkt gehen nach Ger lach *) aus diesen Netzen Venen nicht her�vor, sondern es stehen dieselben durch Kapillargel�sse in un-
*) Figur 6 auf der lithograpliirten Tafel stellt die �usserc Oberfl�che der Lungen einer Kuh, deren Luftzellen mit Wachs injizirt wurden, 30 mal vergr�ssert, dar. aaa Luftzellen. bb Grenze der kleinsten L�ppchen.
*) Handbuch der allgemeinen und speziellen Gewebelehre von Dr. J. Gerlach, ord. off. Professor in Erlangen. 2. Auflage, Mainz 1853, S. 279.
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mittelbarer Verbindung mit den Gef�ssnetzen nahe gelegener Lungenbl�schen, aus welchen sich erst die Venen entwickeln. Die Kapillarnetze auf der Schleimhaut der Bronchien entstehen aus Seitenzweigen der die Bronchien begleitenden Aeste der Pulmonalarterie. Die Kapillaren dieser Netze haben die gleiche Breite, wie die der Lungenbl�schen, w�hrend die unregelm�ssig l�nglichen Maschenr�ume zwei bis dreimal gros�ser, als die der Lungenbl�schen sind. Die Venen, welche aus diesen Netzen hervorgehen, m�nden zum Theil in nahe gelegene Lungenvenen, zum Theil in die Bronchialvenen. Die Bronchialarterien verbreiten sich an den Wandungen der Bronchien, und die hier vorhandenen Gef�ssnelze stehen in ka�pillarer Verbindung mit den Gef�ssnetzen der Bronchialschleim�haut, welche von der Pulmonalarterie stammen. Dieser Zusam�menhang zwischen Pulmonal - und Bronchialgel'�sscn wird bei Zirkulationsst�rungen in der Lungenarterie wichtig, indem bis zu einem gewissen Grade, die alsdann erweiterten Bronchial�arterien f�r die Lungenarlerie vicariren. Ausserdem versehen die Bronchialarlerien die Wandungen der Lungengef�sse und gelangen mit den feinern Bronchien bis zur Lungenpleura, wel�che jedoch nicht allein von ihnen, sondern auch von kleinen, in den Lungenb�ndern liegenden Gef�ssen, ihr Blut erh�lt. Die den Bronchialarlerien entsprechenden Bronchialvencn besitzen Klappen, w�hrend die Lungenvenen klappenlos sind. Auch besitzen die Lungen sehr zahlreiche Lymphgelasse, Iheils oberfl�chliche, welche thells unmittelbar unter der Pleura netz�f�rmig ausgebreitet sind, Iheils tiefe, welche mit den oberfl�ch�lichen in direkter Kommunikalion stehen, und die Bronchien bis zu den an der Lungenwurzel gelegenen Bronchialdr�sen begleiten. Die Nerven der Lungen verbreiten sich vorz�glich mit den Bronchien und der Arieria pulmonalis, begleiten aber auch hie und da die Lungenvenen und die Vasa bronchialia.
Durch die Lullr�hre gelangt die almosph�rische Luft mit�telst des Einathmens bis in die Lungenbl�schen. Sie bewirkt dort eine Um�nderung des durch die Lungenarterie zugeleiteten schwarzen Blutes in rolhes. Durch das Ausalh-m e n wird ein Theil der Luft aus den Lungenbl�schen und aus den Luftr�hren�sten wieder entfernt. Bei jedem Einathmen er�weitert sich die Brusth�hle, beim Ausathmen wird sie wieder kleiner. Ein Ein- und Ausathmen zusammengenommen nennt man einen A them zu g; die Zahl derselben betr�gt beim er�wachsenen Rinde 8�12 in der Minute; junge Thiere athmen schneller. Das Eindringen der Luft in die Athmungsorgane und das Austreten derselben ist von Ger�usch, das beim Auf�legen des Ohres an den betreffenden Theilen wahrgenommen wird, begleitet; es entsteht dies Ger�usch, welches Athmungs-ger�usch heisst, von der in dieLuftr�hren�slchen und Luflzellen der Lungen ein- und aus ihnen ausstr�menden Luft, und ist bei ge-
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sun den Rindern beim Anlegen des Olires hinter das Schuller-blalt auf die Rippenwandungen vernehmbar und dem einer in einem hohlen, luftteif�lllen Raum arbeitenden S�ge nicht un�hn�lich. Legt man sodann zwei oder drei Finger der linken Hand platt und massig fest auf die oben bezeichneten Stellen des Brustkastens und f�hrt auf erstere mit dem Kissen (der Pulpa) der Spitze des Mittelfingers der rechten Hand kurze elastische Schl�ge in gemessenen Zeitr�umen, so erzeugt man bei ge�sunden d. h. von Brustleiden freien Thieren einen mas�sig hellen, nachhallenden, trommelartigen Ton (Perkussionsion), welcher sich physikalisch durch die Elastizit�t der Brustwan�dungen einerseits und der hinter ihnen gelegenen 'luflerf�lllen Lungen andererseits erkl�rt. Das erw�hnte Horchen ist die Auskultation und das beschriebene Klopfen die Per�kussion *).
Pathologische Anatomie. Es muss hier ein Unterschied ge�macht werden zwischen dem Befunde bei in dem Anfangssta�dium und in wenig vorgeschrittenem Grade der Krankheit ge�schlachteten und dem bei an derselben gefallenen oder in h�hern Graden gel�dleten Thieren.
a) Bei dem im Anfange oder doch in einem hoch nicht weit vorgeschrittenen Grade der Krankheit geschlachteten lungen seuchekranken Rinde in noch vor ganz Kurzem erst befallenen Lungen findet man noch keine Exsudate **) von irgend erheblicher Dicke, sondern meistens an ganz einzelnen isolirt stehenden Stellen das interlobul�re Bindegewebe mehr mit Blut angef�llt als gew�hnlich (d. i. hyper�misch), durch Infiltration seiner Hohlr�ume um Etwas aufgetrieben und getr�bt, mit einer ge�ringen F�rbung ins Weissgelbe. Ist der Prozess um ein We�niges fortgeschritten, so trifft man eine ganz d�nne noch aus amorphem (d. i. noch nicht bestimmt und deutlich geformtem) Exsudat besiehende Schicht im inlerlobul�ren Bindege�webe an, und nicht selten haben aus den Haargef�ssen (Ka�pillaren) der Luflbl�schen kleine nadelkopfgrosse Blutungen stalt�gefunden, wodurch der Durchschnitt des Lungenl�ppchens ein dunkelpunklirles Ansehen erhielt.
Auch tritt um diese Zeit allm�hlig an der ergriffenen Stelle
*) Man vergl. �Die Anwendung der Auskultation und Perkussion in den Krankheiten der Brusth�hle des Pferdes. Von Dr.'J. Crocq. Aus dem Franz�sischen �bersetzt von Dr Kreutzer. Erlangen 1853. �*) Unter Exsudaten versteht man gew�hnlich alle Arten von fl�s�sigen, breiigen oder festen Stoffen, welche sich in ser�sen H�hlen (z. B. in der Brust-, in der Bauchh�hle, im Herzbeutel) oder im Innern (in der Substanz, im Parenchym) eines Organs z. B. der Leber, der Lunge, der Milz u. s. w. krankhafter Weise abge�lagert finden und hier mannigfaltige Um�nderungen erleiden oder schon erlitten haben.
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das akute Oedem ein (d. h. die hyper�mischen Lungen-Capillaren haben ein ser�ses d. i. d�nnfl�ssiges, w�sseriges, klares, blassgelbliches) Exsudat gesetzt), und eben so wird das all-m�hiige Lultleerwerden beobachtet. Einige durch Exsudat schon etwas mehr eingeschn�rte L�ppchen sind nun bereits luftleer und �demat�s (wassers�chtigO geworden, w�hrend an andern Stellen, die noch weniger eingeschn�rt sind, neben bereits vorhandenem Oedem, noch eine Anzahl lufthaltiger Bl�schen, die indess dem blosen Auge schon vergr�ssert erscheinen (emphyse-mat�s ausgedehnt sind), sich zeigen. Die �ussersten und feinsten Verzweigungen der Luflr�hrcn�sle sind gleichfalls mit Serum �berf�llt, so dass weder neue Lull in sie eindringen, noch aus ihnen ausgef�hrt werden kann. Dieses Anfangsstadium findet sich meistens in der Mitte der Substanz der Lungen oder etwas h�her unten oder oben, ohne dass gleichzeitig schon die Pleura (der ser�sh�utige Ueberzug der Lungen) ergriffen w�re. Ist aber der Sitz des Prozesses ganz nahe an der Ober�fl�che der Lungen und in dem der Pleura zun�chst liegenden Lungentheil, so findet man auch die letztere gegen�ber den L�ppchen, deren inlerlobul�res Bindegewebe die angef�hrte Ver��nderung erlitten hatte, auf �hnliche Weise getr�bt, und bei etwas weiterm Fortschreiten findet man alsdann ebenfalls eine ganz d�nne, noch aus amorphem Exsudat bestehende, Schicht, sowohl unter der Pleura, als auf ihr. Die Hyper�mie und die kleinen apoplektischen Erg�sse zeigen sich oft nur in einem Um�fange von wenigen Linien bis zu einem halben Zoll. In h�chst seltenen F�llen, die aber gleichwohl vorgekommen sind, ist nicht nur blos das interlobul�re oder �berhaupt Zwi�schenbinde-Gewebe oder dieses und die Pleura, son�dern auch das eigentliche Lungengewebe, (die Lungen�bl�schen), d. h. ihre H�hle, der Sitz des entz�ndlichen amor�phen Exsudates, welches man in diesem Falle alsdann statt des akuten Oedems in den Luflzellen antrifft, wo es dann die alsbald weiter zu beschreibenden Ver�nderungen eingeht, wie in dem Bindegewebe und auf und unter der Pleura. In man�chen F�llen werden gleich anfangs gr�ssere Strecken des Bin�degewebes befallen, und bisweilen beginnt der Krankheitsprozess in der Mitte und auf der Oberfl�che der Lungen zugleich. Der Krankheitsprozess tritt sehr oft nur in einer, und zwar weder h�utiger in der linken, noch in der rechten Lunge auf, und bleibt entweder auf diese beschr�nkt, oder verl�uft l�ngere oder k�rzere Zeit in ihr, bis auch die andere ergriffen wird, oder aber er beginnt gleichzeitig oder fast gleichzeitig in bei�den Lungen, was jedoch weit seltener der Fall ist.
Ist nun der Prozess weiter fortgeschritten, hat er etwas l�nger gedauert, so ist die Schnittfl�che der erkrankten Lungenstelle durch bedeutende und mehr oder weniger um�fangreiche Ver�nderungen (von der Grosse eines Apfels einer
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Mannsfaust, bis zu 1I4 � Vlaquo; der Lunge, und zwar ohne dass im Leben nothwendig Fieber zugegen gewesen w�re) aus�gezeichnet, n�mlich derartig hepatisirt, dass der ver�n�derte Lungenlheil auf der Schnittfl�che marmorirt er�scheint. Bei gleichzeitiger Anlheilnahme der Pleura hat die betreffende Oberfl�che der Lungen ein gelbliches Ansehen *). Beim Oeffnen des Brustkastens gewahrt man, wenn die Pleura mit ergriffen war, in verschieden dicker Schicht das gelbe pleurilische Exsudat; der ser�se Theil desselben hat sich von dem feslern mehr oder weniger abgeschieden und lagert in kleinen, zahlreichen Hohlr�umen des ergossenen Faserstoffes. Auch findet man jetzt schon solche Produkte an der ser�sen Haul der Rippen (Rippenpleura), und des Zwerchfells und Herzbeu�tels), auch wohl schon mehr oder weniger von einem citron-gelben oder helleren Serum in den H�hlen der Pleuras�cke, �berhaupt Zust�nde, die denen sich n�hern, welche sogleich beschrieben werden.
b) In den Kadavern der in h�heren Stadien ge-l�dteten oder an der Lungenseuche umgestandenen Rinder findet man, in der Dauer und Intensit�t angemesse�nem Grade, die erkrankte Lunge vergr�ssert, ihr Gewicht bedeutend vermehrt, (so dass ein Lungenfl�gel, der im gesunden Zustande 4�5 Pfund wiegt, nun ein Gewicht von 8 � 10�20�30, ja selbst bis 50 selbst 60 Pfund hat); sie ist fest, kompakt, leberartig; sie knistert nicht mehr beim Durchschneiden und leistet dabei betr�chtlichen Widerstand; beim Einblasen von Luft wird nat�rlich ihr Umfang nicht ver�gr�ssert, weil die Luft nicht mehr eindringen kann, und die Luftzellen durch das Exsudat zusammengedr�ckt sind. Schon durch einen massigen Druck mit den Fingern dringt man in die kranke Masse, in der gleich nach dem Tode die h�chste Tem�peratur des Kadavers wahrzunehmen ist. Nicht selten ist eine schw�chere oder st�rkere Verklebung (Adh�sion) mit der Rippenpleura oder mit dem Zwerchfell oder mit Jem Herzbeu-beutel zugegen. Die Farbe der Lungen ist so wohl in sich, als wie auch von der gesunden sehr verschieden, wie dieses auch schon im Anfangsstadium der Fall ist; die Lungen�bl�schen (das eigentliche Lungengewebe) sind n�mlich we�gen der Ueberf�llung mit Blut, hoch- selbst dunkelrolh ge�f�rbt, die Lungenoberfl�che aber ist nicht gleichm�ssig dunkel, sondern, wie ebenfalls schon beim Weiterschreiten im ersten Stadium, und nur jetzt noch mehr und deullicher, entspre�chend derUmgr�nzung der L�ppchen durch zahlreiche weiss-gelbe, oft 3�4 Linien (finger-) breite Streifen in zahl�reiche eckige Felder ahgelheill. Die Schnittfl�che bietet
*) Sehr gut und genau beschreibt Weber in Kiel 1. c, den patholo�gisch-anatomischen Befund bei der Lungenseuche des Rindviehes.
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dem entsprechend das sch�nste, ausgepr�gteste Bild dieser besonderen Form von Lungenentz�ndung dar, indem Citte aus Hunderten von grossen und kleinen Feldern uhregeim�ssiger Form bestehende Fl�che zu Gesicht kommt, und die Lunge auf einem solchen Durchschnitte ein elegantes, schachbrettartiges, marmorirtes Ansehen *) hat. Diese gr�sseren und kleineren Felder sind die durch dickere �rtd d�nnere gelbe und weissliche Exsudalmassen von einan�der getrennten Lungenl�ppchen Verschiedener Ordnung. Die gr�feseiren sind durch dickere Exsudatschichten, die im inter-lobul�ren Bindegewebe liegen, die kleineren L�ppchen durch d�nnere, nicht selten aher doch 1�2Linien dicke Schichten von einander geschieden. Von diesen hellen und scharf von ihnen abgegf�nzten Dutdischnitten der Exsudate zeichnen sich dann die Lungertl�pp�hert selbst durch ihte rothe, grell von der Farbe def Fxsitdatdurchschnitte abstechende Farbe aus. Aus der grossen Schnittfl�che fliesst wie ein Strom, bei senkrechter Lunge, ein sehwach r�thlich gef�rbtes Serum aus, haupts�chlich aus den Schnitlfl�chen der mit demselben vollst�ndig getr�nkten rothen Lungenl�ppchen, die durch akutes Lungen�dem im h�chsten Grade erf�llt, und in diesem Stadium der Krankheit absolut luftleer sind, zum Theil aber
auch aus den kleineren Bronchien mit Serum erf�llt sind, kommend, lersuchnng findet man in der Regel die ohne Sp�r V�rt kfoup�sen Exsudaten (d.
die gleichfalls Bei genauerer Un�kleinen Bronchien i. von Faserstoff in
verschiedenen Formen und Graden der Gerinnung bald mehr rein, bald mehr mit anderen Blut- und Exsudatbestandtheilen vermischt); ihre Schleimhaut ist in den gr�sseren Zweigen meistens ganz normal; in den feineren ist ausser dem bereits erw�hnt�n ser�sen Inhalt in sehr vielen Fallen kaum eine ka�tarrhalische Injektion wahrzunehmen. Da das eigentliche Lun�gengewebe, (die Lungenbl�schen) in der Regel nun mitOedem, nicht mit festerem Exsudat erf�llt ist, so kann man in einem
�) In der gew�hnlichen Lungenentz�ndung des Rind�viehes trifft man eine solche Marmorirung nicht oder doch nie in einem hohen Grade an, weil dort das Exsudat vorzugsweise, wo nicht ausschllesslich in die Kavil�t der Lungenbl�schen, jedenfalls nur in geringer Menge in das inlerlobul�re Zellgewebe gesetzt wird, w�hrend die I.u'ngentz�ndung bei der Lungenseuche, wo meist ganz aUsschliesslich, so doch immerhin vorwiegend eine interlobtfl�re ist. Auch ist bei der gew�hnlichen (sporadischen) Lungenentz�ndung die Hepatisalion mehr gleichm�ssig; bei der Lun-genieuche tritt das Exsudat in der Mehrheit der F�lle nicht so pl�tzlich, sondern mehr schleichend auf, w�hrend bei der gew�hnlichen Pneu�monic das Gcgentheil statt findet; Abszesse, Gangr�n, sind bei die�ser Weit ha�liger, duth verl�uft sie viel �fter ohne gleichzeitige Ple�fitis, als dieses bei der Lungensenche der Fall ist.
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solchen Falle ein ausgeschnittenes St�ckchen durch den Dr�ck zwischen den Fingern vollst�ndig entleereil, und zu einer d�nne* Schichte normalen Lungengewebes zusammendr�cken, und dan n wieder aulblasen. Nur, wenn sich ausnahmsweise auch in die Lungenbl�schen hinein selbst eirt festes, krotlp�ses Exsudat, wie bei der gfew�hnlichcn Lungenfertti�ndutig gebildet hat, findet mdn dafe L�ngengewebe selbst, wie bei dieser, h�tt-lich urtd br�chig; es l�s�t sicih zwar auch hier Serum in ge�ringerer Menge ausdr�cken, aber die gedr�ckten St�ckchen kollabirfen weniger und lassen sich kaum ;nilblnscti, und die mikroskopische Untersuchung zeigt liier ein lesleres Exsudat aus molekularen K�rnchen bestehend; die betreffende Stella ist dann wirklich hepatisirt, w�hrend bei der blosfcn �dema-t�sen Beschaffenheit des Lungengewebes selbst, die die Regel bildet, und Folgezustand des urspr�nglichen Exsudativprozesses im interlobul�ren Bindegewebe, und n�thwendige Folge d�r bedeutenden Blutstase, die in deh Lungenl�ppchen zu Stande kommen musS, ist, eine Hep�tisation des Lungengewe-bes nicht stattfindet. Man erkennt diese Blutstase (Blutstockung) in den Haargefassen der Lungenbl�schen schon aus der be�schriebenen hoch- oder dunkeirothen F�rbung auf der Schnitt�fl�che, und noch mehr nntet einer nur geringen Vergr�sserling durch die .Loupe, weil und wenn dieBl�scheti nicht mit festen, undurchsichtigen Exsudaten, sondern nur mit Serum erf�llt sind. Diese sekund�re, durch einschn�rende Exsudate des in�terlobul�ren Bindegewebes erzeugte Blutstase in den Lungen-l�ppclitn selbst gibt sich noch dadurch kund, dass man h�ufig auf der Durschnittsfl�che mancher L�ppchen, ehe sich das Parertchym sehr mit Serum getr�nkt hat, eine Menge gafllaquo; kleiner, zuweilen auch etwas gr�Sserer, und, wie wohl seilen, so g�r ziemlich betr�chtlicher Blutextravasate (ans den Ge-f�fesen ergossenes oder ausgetrenes Blut), die dem Durchschnitte des einzelnen L�ppchens das Bild reichlicher Kapillarapoplexien aufdr�cken, manchmal, bei gr�sserer Menge, auch einen be�tr�chtlicheren apoplektischenHerd darstellen, antrifft. Man findet also an den eingeschn�rtenLilngenl�ppchenHypetttmie(Blutan-h�ufung in den Kapillargef�ssen), Apoplexie (aus den �lut-gef�ssen in das Lungenpafenchym ausgetretenes Blut), ser�se Infiltration der Lungenbl�schen, und � jedoch seltenwirkliche Hepati�ation.
Je nach dem Grade der Theilnahme der Pleura an dem Prozesse und der Ausdehnung dieser Theilnahme, und wohl auch nach der ah und f�r sich mehr oder weniger hydr�mi-schen Beschaffenheil des Blutes findet man nun auch die n�m�lichen Exsudate, welche in das interlobul�re Bindegewebe aus�geschwitzt sind, in, auf und unter der Pleura der Lungen, der Rippen, des Zwerchfells, des Herzbeutels und im Mediastinum, und in der Brusth�hle selbst jene schon beschriebene ser�se.
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mehr oder weniger helle oder tr�be, geruchlose oder auch �bel�riechende Fl�ssigkeit in prosserer oder geringerer Menge (von einigen Pfunden bis zu 1 Eimer) angeh�uft. Die letzte der auf der Oberfl�che derPleuren gebildeten Exsudatschichlen ist eine weisslich graue oder gelbliche, weiche S�lze, die unten liegen�den, fr�her gebildeten Schichten sind dicht, fest, membranartig ausgebreitet, und es lassen sich diese Schichten leicht von der unverletzten Pleura, die oft nur leicht ger�thet. mehr oder we�niger getr�bt, meist nicht verdickt, und glatt ist, abl�sen. Sulzige und festere Kl�mpchen von verschiedenem Umfange schwimmen biswellen in der in die Brusth�hle ergossenen Fl�ssigkeit.
Das Verhalten des Exsudates im interlobul�ren Bindegewebe ist nunmehr ein verschiedenes. Die sehr dicken Exsudate des interlobul�ren Bindegewebes, welche die L�ppchen ersten Ranges von einander trennen, bestehen in ihren Gr�nzen, da, wo sie dasquot; eingeschn�rte L�ppchen ber�h�ren, aus einer heilern, dem Messer etwas mehr Widerstand bietenden Substanz, die sich sowohl ihrem �ussern Ansehen nach, als auch bei mikroskopischer Untersuchung durchaus nicht als ein in der Organisation begriffenes Exsudat verh�lt. Unter dem Mikroskop zeigt sich theils farbiges, theils in der Entwicklung begriffenes Bindegewebe; beim Behandeln mit Es�sigs�ure wird das Pr�parat durchsichtig und zeigt eine Menge Kerne. Ueberhaupt unterscheidet sich dieses Ex�sudat in keiner Weise von andern Entz�ndungsex-sudaten, die in der N�he organisirter Theile liegen und selbst leicht organisiren. Der innere centrale Theil dieser dickern, interlobul�ren Exsudate ist h�ufig nicht organi-sirt, und liegt in d�nnerer oder dickerer Schicht, eingeschlossen von dem organisirten Theil als noch rohes, etwas k�sig br�ck-liches, oder mehr in Lamellen zerrupfbares Exsudat auf der Schnittfl�che, die durch einen Theil der kranken Lunge gef�hrt wird. Unter dem Mikroskop unterscheidet dieser mehr gelb�lich gef�rbte Theil des Exsudates wiederum durchaus nicht von den Entz�ndungsprodukten jungem Datums -in andern Organen *). Dieses nicht organisirle Exsudat spielt in manchen F�llen eine wichtige Rolle bei dem noch sp�tem Stadium der Krankheit; dasselbe l�sst sich auf dem Durch�schnitte der Lungen, eingeschlossen von dem organisirten, in langen gelblichen Z�gen oft ununterbrochen �ber grosse Strecken verfolgen, zuweilen sind jedoch diese geschn�rkellen Z�ge durch solche Stellen unterbrochen, wo das inlerlobui�re Exsudat in ganzer Dicke organisirt ist.
*) Die da und dort behauptete Existenz eigcnthii ml icher K�rper�chen mit Molekuiarbewegung, an und f�r sich schon nicht sehr wahrscheinlich, beruht wohl auf einem Irrthum.
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Die gr�ssern Aesle der Bronchialgei�sse, die nahe an den Bronchien liegen, sind in ihren Hauten bedeutend verdickt und jetzt von einer dicken in Organisation begriffenen Exsudatschicht umgeben, nicht selten sogar durch feste Fibringerinnung ver�schlossen. Die kleineren Zweige bis zu den Haargef�ssen herab liegen eingemauert in den Exsudaten des interlobul�ren Binde�gewebes, und erscheinen bei g�nstigen Schnitten theils der L�nge nach auf der Schnittfl�che verlaufend, theils quer durch�schnitten, anscheinend sehr erweitert, zuweilen in grosser Menge, und die feinern durch die Loupe sichtbaren Gelasschen durch Fibringerinnsei gleichfalls erf�llt. Diese Blut- und Fibringerin�nungen in den gr�ssern und kleinern Ver�stelungen der Bron�chialgei�sse und die dadurch bedingte Unwegsamkeit der letz�tern entstehen wahrscheinlich in Folge der Stockung im ent�z�ndeten mit Exsudat durchsetzten Organtheil.
Was das Exsudat auf der Pleura belrifit, so bilden sich auf der Innenfl�che der Rippenpleura bisweilen kleine Granu�lationen, wie Erbsen. Die zuletzt ergossene sulzige Masse er�scheint nach Ginge *) unter der 250maligen Vergr�sserung formlos oder k�rnig mit einzelnen Eiterk�gelchen gemischt; nur sparsam zeigen sich hin und wieder Fasern mit ungleichen Umrissen, nicht aus Zellen sich bildend, sondern wahre Kry-stallisationen; selten finden sich gr�ssere^ mit K�mern gef�llte, runde Zellen oder Entz�ndungskugeln, h�ufiger runde, blasse K�gelchen von der Grosse der Eiterk�gelchen ohne Kerne, oft Feltlropfen beigemischt. Die unter der sulzigen Masse liegen�den membran�sen Schichten sind in der Regel durch eine fl�s�sige gallertartige Masse getrennt, so dass der Durchschnitt der Pleura sehr sch�n die geschichtete Lagerung zeigt. In diesen neuen Membranen bilden sich Gef�sse und Fasern vollst�ndig inmitten der amorphen Masse aus (welche wohl auch in den dicken organisirten Exsudatschichten im interlobul�ren Binde�gewebe reichlich stattfinden d�rfte). Die Fasern haben zuerst ein etwas k�rniges Aussehen, werden dann glatt und lagern in B�ndeln zusammen; sie geben den neuen Membranen eine ge�wisse Elastizit�t, und diese erreichen durch dichte Lagerung oft eine knorpelartige H�rte. Ihre Ausdauer steht aber mit der Ausbildung der Krankheit in geradem Verh�ltnisse. Die Gra�nulationen unterscheiden sich in ihrer Struktur nicht von den �brigen Membranen, schliessen aber nicht selten eine gr�ssere Menge von Entz�ndungsk�gelchen ein.
Die weiteren Ver�nderungen in dem Exsudate im interlobul�ren Bindgewebe selbst begr�nden ein neues, sp�teres Stadium, das aus dem oben beschriebenen wahr�scheinlich deshalb h�ufig sich entwickelt, weil die interlobul�ren Exudatmassen nur zum Theil �rganisirt sind, zum andern Theil
*) Atlas der pathology. Anatomie. 6. Lief. S. 23.
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aber, als nicht organisirt, anderweitige Metamorphosen ein�gehen. �Dieses Stadium, sagt Weber, ist als ein h�ufig vor�kommender Ausgang der beschriebenen Krankheit zu betrach�ten, und weicht von den gew�hnlichen Endmelamorphosen an�derer Formen der Pneumonic verm�ge des Sitzes der Exu-date wesentlich ab.quot; Es l�sen sich gr�ssere oder kleinere, unregelm�ssig geformte Lungenst�cke im Innern der Lunge von den sie umgebenden Lungenparthieen zuweilen vollkommen lost, � es findet Necrose statt. In der bei weitem gr�ssten Mehr�heit der F�lle, namentlich in denen, wo die Pneumonia keine sehr weite Ausbreitung fand, wird nach dieser Lostrennung das nekrosirte St�ck eingekapselt. Man trifft dasselbe zwar in eiterigem Zerfliessen, jedoch nicht in brandigem Ab-r sterben in einer aus neu gebildetem Bindegewebe bestehenden, mehrere Linien dicken Kapsel an, die zuweilen verm�ge ihrer dicken Wandung t�uschende Aehnlichkeit mit tuberkul�sen Ab�kapselungen, deren W�nde beim Rinde sehr dick sind, zeigen kann. Man findet aber in nicht sehr alten F�llen in der Kap�sel, welche das nekrosirte St�ck einschliesst, hie und da noch deutlich den lobul�ren Bau des abgekapselten St�ckes. Auch sind die beschriebenen Abkapselungen in der Regel viel, sehr viel grosser, als tuberkul�se, und liegen mitten in der grossen, schweren auf die oben angegebene Weise erkrankten Lunge. Hingegen k�nnen die kleinern Abkapselungen dieser Art schon weit eher verwechselt werden, indem ihr Inhalt der Hauptsache nach aus einem eingedickten Brei besteht, und bei einem schon recht alten Prozesse finden sich denn nicht selten Ablagerungen von Kalksalzen in dem eingedickten Eiter, wodurch die M�g-Uchkeit der Verwechslung mit verkalkten Tuberkeln um so mehr erh�ht wird, Noch leichter kann diese Verwechslung in den F�llen staltfinden, wo sich kleine, eingedickte Eilerdepots, die auch eingekapselt werden, in der dicken Exudatschichl selbst befinden, ohne als Inhalt abgestorbene Lungenl�ppchen zu f�hren. Wenn nur ein oder mehrere kleine Theile der Lunge, nicht aber die ganze Lunge, von dieser interlobul�ren Pneumonic befallen werden, was zum Gl�cke nicht so selten der Fall ist, so erfolgt die Genesung meist auf obige Weise. In andern F�llen erhalten sich durch die gr�ssere H�hle hin verlaufend einzelne dicke, strangartig geformte St�cke des er�krankten Lungengewebes vom Absterben frei; sie laufen um�geben von einer dicken Schicht organisirter weisslicher Organe, dwreh die H�hle hindurch in der Weise, dass sie mit beiden Wandungen noch in organischem Zusammenhange sind, und so dem Herausheben des unregelm�ssig geformten bereits ausser Zusammenhang gesetzten Lungenst�ckes hinderlich wurden, in�dem sie durch lelateres hindurchliefen. Beim Einschneiden in diese noch dem Zerfall nicht anheimgegebenen Str�nge, erkennt man deutlich das mit r�lhlichem Serum gef�llte Lungengewebe,
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und isl so vor Verwechslung mil Gef�ssen gesichert; in dem sie umgebenden organisirlen Exsudat sind ausgedehnte Haar-gef�sse sichtbar. In andern F�llen, den seltenem dagegen, findet man aber das zwar k�sige Exsudat, das von dem in der Orga�nisation begriffenen eingeschlossen ist, in eiterigem Verfall be�griffen, oder ganz eiterig zerfallen, und die miliroskopische Un�tersuchung Eiterk�rper zeigend; aber die grossen, unregelm�s-sig geformten Lungenst�cke lassen sich aus einer Eiterh�hle von sehr unregelm�ssiger Form herausheben, und man findet oft die auf diese Weise aus allem organischem Zusammenhang gel�sten grossen Eungenst�cke von der Beschaffenheit, dass ihre eiterige Lostrennung dem Ansehen nach vor Kurzem erst erfolgt sein konnte, denn sie zeigen dann noch keinen weitem jauchigen oder brandigen Zerfall, sondern lassen auf ihrem Durchschnitte ausser blasserer F�rbung der sonst rolhen L�pp^ chen, nur viele, gleichfalls im eiterigen Zerfall begriffene inter-lobul�re, fr�her k�sige Exsudate, zwischen den Lungenl�ppchen, die deutlich zu erkennen sind, wahrnehmen. Zuweilen, jedoch nur bei sehr heftig erkrankt gewesenen Thieren, und bei diesen nur selten, zerfliessen diese, oft ausser allem organischen Zu�sammenhange liegenden losgetrennten Lungenst�cke jauchig oder brandig, und der Durchschnitt einer solchen Lunge liefert dann das Bild von Lungenbrand, der siph durch aashalt stin�kende Verjauchung des durch eiterige Loostrennung isohrlen Lungen theiles zu erkennen gibt.
Ausser den bisher beschriebenen Ausg�ngen des H�hesta-diums tritt eine unvollkommene R�ckbildung auch noch in fol�gender Weise ein, Man findet in solchen Lungen n�mlich, die zum grossen Theil an der interlobul�ren Exsudalion �tten, jedoch nicht in so hohem Grade, dass von der organisirlen Exsudat�schicht auch nicht organisirte Exsudattheile eingeschlossen wa�ren, �berhaupt wo die interlobul�re Exudatschicht eine d�nne, v�llig organisirte, oder in der Organisation begriffen war, im sp�tem Stadium der Krankheit eine beginnende und zuweilen auch schon weit fortgeschrittene Erblassung des in fr�herer Periode hochrothen eingemauerten Lungengewebes. Die Hype�r�mie der Kapillaren ist gewichen, und der Blutfarbstoff, wel�cher das akute Oedem gef�rbt hatte, entweder erblasst, oder zum Theil v�llig entfernt. In diesem Falle k�nnen die einge�schn�rten, nur mit akutem Oedem erf�llten, der Gefahr des Necrosirens nicht ausgesetzten, allm�hlig durch Resorption und Ausfluss durch die Bronchien, Luftr�hre und Nase (Expector-tion) von dem Oedem wieder befreit werden, dessen Erblas�sung die beginnende R�ckbildung andeutet. Man hat bei einer Kuh, die gegen das Ende des zweiten Jahres nach �berstan-dener Lungenseuche geschlachtet worden war, neben einer faust-grossen, br�ckeligen, grauen Masse beinahe die ganze vordere H�lfte der Lunge scheinbar geschwunden gefunden; eine ge-
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nauere Unlersuchung ergab ober, dass das Parenchym der Lunge nur so �ussersl zusammengeklaffl war, und sieh durch Einblasen von Luft durch eine k�nstliche Oeffnung wieder er�kennen Hess. Warum sollte nicht in obigem Falle in die er-blassten Bl�schen von Neuem Luft eindringen k�nnen? Es sieht vielmehr fest, dass in F�llen, in denen die Perkussion und Auskultation im Leben eine sehr grosse Ausdehnung des Krankeitsprozesses, eine Unwegsamkeit einer ungemein grossen Menge der Lungenbl�schen durch Compression von Seite des massenhaften Exsudates in das interlobul�re Bindegewebe, wo�durch das Serum schon im Leben aus den Lullbl�schen, wo es noch angeht, ausgedr�ckt wird und durch die Nase ausfliesst, ergab, eine fast vollst�ndige Besorption des fl�ssigen und festen, nat�rlich zuvor durch die l�sende Exsudation fl�ssig gemach�ten, Exsudates stattfindet. Denn man trifft in F�llen der Ge�nesung, bei, zwei Monate nach dieser, geschlachteten Thieren die Lungen bis an die Grenzen des vorhin beschriebenen ab�gestorbenen Theiles vollkommen gesund, und offenbar hat eine B�ckbildung des Oedems in den meisten der von akutem Oedem befallenen Luftzellea stattgefunden.
Dass auch sp�ter noch in der zur�ckgebliebenen Masse eine Verfl�ssigung und Aufl�sung und Aufsaugung statt finden kann, ist als sicher anzunehmen, sobald aber die Masse von gr�sserm Umfange war, so scheint eine solche Aufl�sung und Beseitigung nicht mehr statt finden zu k�nnen, weshalb man denn auch noch in so vielen F�llen nach Jahr und Tag eine 1 � 2 � 3 F�uste grosse, oder selbst mehrere solcher, wenn auch weniger grosse, Massen von bald mehr kugeliger, bald mehr l�nglicher Form und der oben beschriebenen Beschaffen�heit findet.
Das Blut zeichnet sich, wenigstens bei sonst gut gen�hr�ten Thieren, die an sich ein faserstoffreiches, dagegen kein zu w�sseriges Blut bei ihrer Erkrankung halten, wenn erst ge�nannte Thiere, nachdem sie schon einen hohen Grad der Exsu�dation in den Lungen zeigten, aber eine Zeitlang vor dem frei�willigen t�dllichen Ausgang der Krankheil gel�dlet werden, noch durch seine Gerinnbarkeit aus. Erw�gt man die grosse Masse (selbst bis zu 1/7 des K�rpergewichtes) Faserstoff, die sich in der Lungenseuche in das interlobul�re Bindegewebe oft in sehr kurzer Zeit ergiesst, so muss man nothwendig in der ver�nderten Komposition des Blutes, die auch durch die Er�zeugung des Ansteckungsstoffes erschlossen wird, wenigstens eine Hauptveranlassung der Entartung annehmen. Leider be�sitzen wir noch keine Analyse des Blutes in dieser Krankheit, die jedenfalls an einer grossen Zahl von Thieren in verschie�denen Epochen des Leidens, ferner bei verschiedenen B�ssen. Schl�gen, Ern�hrungsverh�llnissen und K�rperkonslitutionen vorgenommen werden m�sste, wodurch vielleicht eine ange-
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messene Therapie gefunden werden k�nnte. Jedenfalls ist die�ses Blut durch die leichte Trennbarkeit des Faserstoffes von dem Serum ausgezeichnet. Nach den Analysen des Professors Lassaigne in Alfort variirt die Menge des in den krank�haften Produkten (plastischen Exsudaten) enlhaUe-nen Fibrins und Albumins von 88�95 per Hundert, und der Ueberrest besteht aus Salzen. � Bemerkenswerth ist noch, dass man bisweilen auch die Nerven in den ergriffenen Pro�dukten krankhaft ver�ndert, so das Herzgeflecht mit einem st�rkern Gef�ssnetz umgeben, den Vagus schmutziggelb ge�f�rbt, auch hie und da erweicht, antrifft.
Je weniger Fl�ssigkeit, dagegen je mehr feste, fibrin�se Exsudatmassen zugegen sind, desto mehr ist der Zustand vor�handen, den man im gemeinen Leben als trockeneLungen-seuche bezeichnet, dagegen viele Fl�ssigkeit mit weicher, sulziger, schmieriger Exsudatmasse zu dem Namen �nasse Lungenseuchequot; Anlass gegeben hat. Letzteren Zustand findet man meistens bei schlecht gen�hrten, schlecht konsti-tuirten, schw�chlichen, jenen aber bei kr�ftigeren und gut ge�n�hrten Thieren. Ersterer f�llt meistens mit dem was man unter synoch�ser Lungenseuche versteht, zusammen und die nasse Lungenseuche hat zumeist auch die Bedeutung der torpiden.
In den �brigen Organen, namentlich der Bauchh�hle, findet man oft keine Ver�nderungen, namentlich nicht die von Willems angegebenen Darmluberkeln, und wenn sich Abwei�chungen finden, so lassen sie sich nur aus der Theilnahme des Gesammtorganismus erkl�ren und sind nicht wesentlich. Wenn man ferner in der Bauchh�hle Eiters�cke, oder in ihr und in der Brusth�hle Wasserblasen, steinige Konkremente u. s. w. findet, so deutet dieses auf fr�here, mit der Lungen seuche nicht zusammenh�ngende krankhafte Zust�nde hin.
IV. Symptome im Leben, Verlauf der Krankheit, Daner und Ausg�nge.
Wir m�ssen uns hier vor Allem recht lebhaft vorstellen, dass die interlobul�re Lungenentz�ndung bei der Lungenseuche entweder �ber eine ganze Lunge oder wenig�stens �ber einen grossen Theil derselben sich erstrecken kann, oder aber dass sie nur kleine, scharf abgegr�nzle Lungentheile in Anspruch nimmt (in diesem Falle wahrscheinlich nicht t�dt-lich wird, weil sie in ihrer sp�teren Enlwickelung der Ab�kapselung bei genesenen Thieren beim Schlachten h�ufiger an�getroffen wird), dass beide Formen ungef�hr gleich h�ulig vor�kommen und dass, obwohl der Hergang in beiden F�llen der�selbe ist, denn doch diese Verschiedenheit der r�umlichen Aus�breitung , mag sie nun von Anfang an bestehen, oder erst im Krentzcr, Einimpfung d. Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 23
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weiteren Verlaufe hervortreten, auf die Symptome im Leben einen wesenlliehen Einfluss �bt. Dass die Symptome ausser-dem dadurch modifizirt werden, ob das Thier von Haus aus kr�ftig, bis zur Erkrankung mit gesundem, durch ein richtiges Verhallniss seiner einzelnen Bestandtheile ausgezeichnetem Blute versehen, oder ob es schwach, kraftlos, blutarm, oder das Blut durch einen anderen vorwiegenden Wassergehalt ausge-zeiehnel war, leuchtet ein.
Wir verweisen im Allgemeinen auf das 16. Kapitel des I. Theiles (S. 19-4 u. ff.), und k�nnen uns daher hier kurz fas�sen. Da wir �ber die Ursachen der spontanen Entwicke-lung der Lungenseuche �berhaupt Nichts wissen, so k�nnen wir auch nicht angeben, in welcher Zeit nach deren Einwirkung die ersten Zeichen der Krankheil in Vorschein treten. Wohl aber wissen wir, dass nach Einwirkung des Ansteckungsstolfes, des Lungenseuchcgiftes, sei es in mehr allgemeiner Weise durch Einathmen der mit ihm geschw�ngerten Atmosph�re, oder mehr �rtlich durch Besudelung mit einem Tr�ger des Konlagiums, nicht sofort unmittelbar Symptome auftreten, sondern ein Sta�dium der Latenz, ein Incubationsstadium, statt findet, w�hrend dessen keine krankhaften Erscheinungen wahrnehmbar sind. DiesePeriode kann von 5 Tagen (vielleicht sogar von nur wenigen Stunden) bis GWochen und dar�ber dauern und es ist nicht ermittelt, ob auf diese Dauer die mehr allgemeine oder die blos �rtliche Einwirkung des Kontagiums irgend einen Ein�fluss aus�bt. (Vergl. S. 151).
Die unverkennbarsten Zeichen �ber die Ausdehnung des Prozesses in den Lungen und �berhaupt in der Brusth�hle er�h�lt man durch die Perkussion und Auskultation der letzteren, aber aus ihnen kann man keineswegs die Natur des Leidens erschliessen, d. h. nicht erkennen, ob man es mit der Lungenseuche oder mit einer einfachen Lungenentz�ndung zu thun hat. Denn die Perkussion zeigt nur an, obund in welchem Umfange die Lunge luflh�ltig ist, oder nicht, und die Au skul ta�li on belehrt nur �ber das Zuslandekommen des Athmens, die Lebhaftigkeit desselben oder sein Fehlen an einer Stelle, �ber die Gegenwart von Fl�ssigkeilen, durch welche die ein- und ausgealhmete Luft streichen tnuss, �ber den Zustand der Bron�chien und die die Pneumonic allenfalls begleitende Schwellung ihrer H�ute, �berhaupt �ber Verh�ltnisse, die eben so gut bei der einfachen Pneumonie oder Pleuropneumonie und ihren Fol�gezusl�nden und �berhaupt bei den verschiedenartigsten Krank�heilen sich vorfinden, als bei der inlerlobul�ren Pneumonie der Lungenseuche. Man kann also aus den bei Krankheiten der Brusth�hle und ihrer Eingeweide entstehenden Modifikationen des normalen Perkussionslones und Athmungsger�usches nach physikalischen Grunds�tzen R�ckschl�sse auf den jedesmaligen
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pathologischen Zustand dieser Organe in der genanntert Beziehung mit grosser Sicherheit machen.
Nach der in der Lungenseuche eingetretenen Ausschwitzung plastischer Lymphe, wenn dieselbe mehr an der Oberfl�che liegt und nicht in einer zu geringen Menge zugegen ist, wird der Perkussionston ged�mpfter, das Athmungsger�usch knisternd-rasselnd und undeutlich, nur ein leichtes Blasen und Reiben darstellend. Je mehr die Masse des Exsudates zu�nimmt, je grosser dieses in dem Gewebe der Lungen als auf deren Oberfl�che wird, um so ged�mpfter, dumpfer, leerer wird der Perkussionston und um so undeutlicher das Ath�mungsger�usch, das endlich g�nzlich verschwindet. Ist also in einem Stalle oder in einer Ortschaft die Lungen�seuche ausgebrochen und aus dem Sektionsbefunde eines ge�schlachteten oder umgestandenen Rindes oder aus anderen Um�st�nden erkannt worden, so s�ume man ja nicht, neben sorg�f�ltiger Ber�cksichtigung aller prophylaktischen, di�tetischen und sanit�tspolizeilichen Vorschriften, den Brustkorb aller Kin�der von Zeit zu Zelt zu auskultiren und zu perkutiren, ohne dabei zu vers�umen, die Thiere in ihren �brigen Ver�richtungen zu beobachten', ihren �usseren Habitus im Auge zu behalten, auf ihre Fresslust Acht zu geben u. s. w. Findet man dann bei einem (sonst stets gesund gewesenen und nicht mit einer �lteren Brustkrankheil behafteten) Thiere in Folge dieser Untersuchung einen Punkt, von welchem das Athmungsge�r�usch undeutlich, ged�mpfter oder gar verschwunden er�scheint, der Perkuss ions ton aber matt und dumpf klingt, dann hat in diesem Thiere die Lungenseuche (der interlobu-l�re Entz�ndungsprozess) ihren Anfang genommen und muss die therapeutische Behandlung beginnen oder ein anderes zweckm�ssiges Verfahren Platz greifen, auch kann in einem sol�chen Falle die Impfung nicht mehr sch�tzen, weil die Krank�heit schon vorhanden ist. (Dagegen soll man den Impfstoff aus einem solchen zu diesem Behufe geschlachteten, sonst ge�sunden, Thiere nehmen, um andere, noch nicht angesteckte Rinder zu sch�tzen). Im weiteren Verlaufe der Krankheit l�sst uns die Auskultation und Perkussion genau das Vorw�rtsschrei�ten, Stehenbleiben oder Zur�ckgehen des Exsudates erkennen; je mehr die D�mpfung und Leere des Perkussionstones und das Verschwinden des Athmungsger�usches zunimmt, in einem desto gr�sseren Theile der Lunge ist das Exsudat abgelagert, und je weniger leer und ged�mpft die Perkussion wird und je deutlicher das Athmungsger�usch wieder hervortritt und je nat�rlicher, nachdem es zuerst wieder knisterrassend geworden ist, es wird, desto mehr ist die Krankheil in der Abnahme begriffen.
Die �brigen �rtlichen, die Athmungsorgane betreffen�den Erscheinungen sind entsprechend dem Sitze und der Ausdehnung des Exsudates und darnach zu- oder abnehmend:
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Anfangs ein � fast niemals fehlender � eigenth�mlicher, kurzer Husten, eigentlich nur ein fast tonloses, kaum wahr�nehmbares H�steln , besonders eintretend am Morgen, oder wenn man die Thiere trinken Hess, oder wenn sie eben vom Liegen aufstanden, Beschleunigung des Athmens um einige Z�ge, wechselnde und geringere Fresslust, vermin�derte Milchsekretion. Sp�ter: Ungew�hnliche Erweiterung und Senkung der Nasenfl�gel, mehr oder weniger beschleunigtes, kurzes und ungleiches Athmen (18�24 mal in der Minute), wobei der ganze Vorderk�rper mehr fest und unbeweglich steht, das Zwerchfell und die Bauchmuskeln aber um so an�strengender sich bewegen. Bei schnell verlaufender Krankheit und wohlgen�hrten kr�ftigen Individuen ist das Athmen aber oft schon von Anfang an auf25�40 Z�ge beschleunigt, und ge�schieht mit St�hnen und so beschwerlich, dass die kranken Thiere mit offenem Maule, vorgestreckter Zunge und lebhaft auf- und abw�rts bewegten Nasenl�ppchen athmen. Bei einem mehr langsamen Verlaufe und bei schw�chlichen Thieren ist das Athmen mehr abgestossen, st�hnend; die Kranken ath�men nicht tief genug ein und pressen die Luft dann stossweise, h�rbar, oft keuchend, mit starker Bewegung der Flanken, aus. Die Zuf�lle der krankhaften Respiration werden selbst bei der geringsten Bewegung nach dem Saufen, der Futteraufnahme, u. s. w. in ihrer Heftigkeit vermehrt. Die ausgeathmete Luft wird, nachdem sie zuvor erh�ht gewesen, im Verlaufe und ge�gen das Ende der Krankheit mehr k�hl und nimmt oft einen �blen Geruch an. Der eigenth�mliche Husten wird nun heller, trockener, schmerzhafter; die Thiere husten mit stark gekr�mmtem R�cken und gerade gestrecktem Halse unter hef�tiger Ersch�tterung des ganzen K�rpers. Je heftiger und st�r�ker nun die Krankheit wird, um so seltener wird der Husten, und bei den heftigsten, schnellslverlaufenden Krankheitsf�llen und stark aufgebl�hten St�cken wird h�ufig gar kein Husten wahrgenommen. Bei jungen, bei kr�ftigen und wohl�gen�hrten Thieren sind die sichtbaren Schleimh�ute, namentlich die der Nase anfangs h�her ger�thet und trocken, sp�ter nimmt die R�the ab und an ihre Stelle tritt eine weiss-gelbliche oder �berhaupt mehr blasse F�rbung; diese weiss-gelbliche und blasse F�rbung ist bei schw�chlichen, alten, schlechtgen�hrten Thieren schon von Anfang an zugegen. Im sp�teren Verlaufe fliesst aus der Nase mehr oder weniger eine entweder klare, d�nne, oder dicke und z�here und ver�schieden gef�rbte Fl�ssigkeit aus, welche von den Thieren nicht abgeleckt wird. Diese Fl�ssigkeit ist, wenn ein gleich�zeitiges katarrhalisches Leiden der Nase und der Luftr�hre be�steht, diesem zuzuschreiben, kann aber auch lediglich aus den letzten Verzweigungen der Bronchien und den Lungen�bl�schen kommen und fl�ssiges oder fl�ssig gewordenes Ex-
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sudat des Lungenseucheprozesses sein; oft sind die Luftr�hre und gr�ssere Luftr�hren�ste mit z�hen, fingerdicken Massen dieser Art angef�llt, und nicht selten werden in den Aeslen und Zweigen der Bronchien ausgeschwitzte Masseh ausgehustet, worauf die Respiration gew�hnlich leichter und freier wird. Der Druck auf den Brustkasten, hinter der Schulter, auf dem Widerrist, so wie in die Lendengegend ist den Thieren be�schwerlich und schmerzhaft; sie biegen die gedr�ckten Theile tief ein und st�hnen. �
Die �rtlichen Erscheinungen in ihren nicdern Graden bestehen oft l�ngere Zeit, mehrere Wochen, ja selbst Monate lang fort, ohne dass allgemeine Zuf�lle (Fieber) hinzugetreten w�ren, und zwar wird dieses fieberlose, chronische Stadium in der Mehrheit der F�lle beobachtet, wogegen der Fall, dass die gesundesten und kr�ftigsten Thiere nach vorausgegangenem bessten Wohlbefinden fast pl�tzlich in das hochentwickelte fieberhafte Leiden verfallen, selten, und noch nicht geh�rig erkl�rt ist.
Im fieberhaften Stadium, mag nun dasselbe dem Gesagten zufolge fr�her oder sp�ter eintreten, ist bei kr�f�tigen, gutgen�hrten Subjekten im Anfange der Krankheit der Puls voll und hart, wenigstens gespannt, bei schw�chli-gen, schlechtgen�hrten Thieren aber weich und voll, und bei beiden statt etwa 45 mal nunmehr 50 � 60 mal in der Minute f�hlbar; w�hrend des Verlaufes verliert bei den einen Thieren der Puls seine Spannung, H�rte und Volle, und ist bei allen klein, weich und schnell, und unter zunehmende^ Schw�che desselben z�hlt man 80 �100 Schl�ge in der Mi�nute. Die Schl�ge des Herzens, welche bei den Thieren mit vollem, hartem Pulse anfangs nicht oder kaum f�hlbar waren, werden nun auch bei diesen, wie sie es bei jenen von Anfang an sind, deutlicher wahrnehmbar, (wenn nicht das be�deutende Exsudat der betreffenden Lunge diese Wahrnehmbar�keit �berhaupt hindert), zuweilen pochend und pl�tschernd. � Die Thiere stehen im Beginne der fieberhaften Periode mit auf�w�rts gebogenem R�cken, gerade ausgestrecktem Halse und Kopfe, und ausw�rts gebogenen Schultern im Stalle von der Krippe entfernt, auf der Weide aber von der Heerde abgesondert, in der Regel hinter einer Hecke, oder aber in der N�he der Gr�ben oder Tr�nke. Mit Zunahme der Krankheit stehen die Thiere in der Regel fast anhaltend , mit dem Vorderk�rper unbeweglich, dagegen mit den Hinterf�ssen �fter hin - und hertretend, und legen sich nur kurze Zeit und selten, und dann h�ufig auf die leidende Seite oder auf das Brust�bein mit unterschlagenen oder nach vorne ausgestreckten Vor-derf�ssen nieder. Bei dem chronischen Verlaufe stehen die Thiere gew�hnlich mehr, als wenn die Krankheit gleich mit Heftigkeit und fieberhaft auftritt, In der letzten Zejl, und wenn
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die Erslickung nicht mehr ferne ist, liegen die kranken Thiere mit ausgestrecktem Halse und Kopfe und offenem Maule. Sind die Thiere zum Gehen veranlasst, so ist die Bewegung tr�ge, mit den Vorderf�ssen schleppend und nachziehend , und diese stossen leicht beim Schreiten �ber etwas erhabene feste Ge�genst�nde an , wobei dann ein leises oder st�rkeres St�hnen h�rbar ist Auf der Weide folgen, im Anfange der fieberhaf�ten Periode, die Erkrankten m�hsam noch derHeerde, bleiben dann zuweilen, in Folge des sich einstellenden Hustens, stehen, und gehen dann langsam und mit sichtbarer Anstrengung wie�der weiter. Das Haar ist besonders an der Brustwandung und auf dem R�cken, glanzlos, wenig anliegend, struppig, wie be�st�ubt; an den �brigen K�rperlheilen zeigt sich wohl auch im Anfange der Krankheit und zur Zeit des Fr�hjahres das Haar kurz und gl�nzend, w�hrend hingegen auf den Rippen noch das lodte glanzlose Winterhaar festsitzt. Je l�nger die Krank�heit anh�lt, um so matter und glanzloser wird das Haar. Die Haut ist trocken, auf dem Widerriste und an den Brustwan�dungen fester anliegend als an den andern K�rperlheilen; die Temperatur des K�rpers gew�hnlich vermindert; beim Ein�tritte des Fiebers gelindes Fr�steln, dann Wechsel der Haul-w�rme, besonders an den Ohren und H�rnern; oft Schweiss bei k�hler Haut. Die Ausd�nstung der Haut und der Ex�kremente ist von auffallendem und eigenth�mlichen Ger�che, namentlich wenn viele Kranke in dicht verschlossenen St�llen beisammen stehen. Das Auge hat bei gut gen�hrten, kr�ftigen Thieren anfangs einen feurigen, starren Blick, und ist aus seiner H�hle hervorgedr�ngt, bei schw�chlichen Thieren und im weiteren Verlaufe der Krankheit auch bei den erstgenannten ist es malt, tief in seine H�hle zur�ckgezogen, immer feucht und triefend; oft gibt ein eigenth�mlicher Wulst um die Augen�lider den Thieren ein besonderes leidendes Ansehen. Die Fresslust und das Wiederk�uen verlieren sich im fieber�haften Stadium bald g�nzlich; die Aufnahme des Getr�n�kes geschieht mit sichtbarer Anstrengung, absatzweise, um nach jeder kleinen genossenen Portion Luft zu athmen , und erregt leicht Husten. Die Thiere trinken, namentlich auf der H�he und gegen das Ende der Krankheit, wenn �berhaupt, so doch noch am liebsten kaltes, reines Wasser. Aus dem an�fangs trockenen Maule fliessl eine h�ufig mehr oder weniger z�he, schmutzige, �belriechende Fl�ssigkeit oder ein schaumi�ger Geifer Die Milch, welche in geringer Menge abgeson�dert wurde und fettarm, wird nun gar nicht mehr secernirt; der Urin ist dunkelbraun und scharf riechend, und seine Entleerung geschieht unter Beschwerden; der Koth wird gleich beim Beginne der Krankheit seltener, fester, dunkelbraun, mit gl�nzendem Ueberzuge und in Scheiben abgesetzt; nicht selten stellt sich aber auch ein weiches, braunes Misten ein, dem
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dann festere, schw�rzliche Massen folgen. Im h�heren Grade der Krankheit ist entweder Verstopfung zugegen, oder der Kolh wird hart, schwarz wie Torf, enlleen, oder es stellt sich ein gr�ner, w�sseriger, stinkender Durchfall ein. Besonders zeigen im Fortgange der Krankheil die kranken Thiere eine grosse Abstumpfung des Gemeingef�hls und Herabstim�mung des Empfindungsverm�gens, ein Nichtbeachten der Umgebung und allenfallsiger Ger�usche, Nichtabwehren der Fliegen, geringen Schmerz beim Haarseilziehen und selbst Brennen, Reaktionslosigkeit bei den sch�rfsten reizenden Ein�reibungen, und durchZ�hneknirschen und Zunahme des St�hn ens, das zuletzt stossweise und sehr stark wird, geben die Thiere die grosse Beklemmung und den grossen Schmerz zu erkennen.
Bisweilen, jedoch selten, findet man auch Anschwel�lungen des Kopfes, um so h�ufiger hingegen �demat�se Geschwulst vor und unter der Brust; Aufbl�hen ist oft am Anfange der Krankheit zugegen und verschwindet dann rasch wieder, oder es tritt nicht selten erst im Laufe der Krankheit ein und h�lt dann bis zum t�dtlichen Ausgange an. Abortus entsteht nicht selten entweder unmittelbar vor dem Ausbruche der Lungenseuche, oder beim Eintritte und im Ver�laufe derselben; �fters stellen sich Erscheinungen von Gelb�sucht ein; manchmal wird L�hmung, besonders des Kreu�zes , namentlich zu Anfang der Krankheit, wahrgenommen, ausserdem aber bei vielen kranken St�cken nur eine auffallende Schw�che in den hinlern Gliedmassen; h�chst selten stellt sich Erbrechen, bei dem Rindvieh bekanntlich ohnehin eine ganz aussergew�hnliche Erscheinung, ein. � Komplikation der Lungenseuche mit Milzbrand ist eben so unwahrscheinlich, als unerwiesen.
Der Verlauf der Krankheit, die Art, wie die verschie�denen Erscheinungen entstehen, sich weiter entwickeln, auf einander folgen, ist bei den verschiedenen Individuen, je nach ihrer K�rperkonstilution, dann nach der gr�sseren Gut- oder B�sartigkeit des epizoolischen Charakters an sich, nach der Menge und Beschaffenheit und auch nach dem Sitze des Ex�sudates mancherlei Modificalionen unterworfen, und daher kei�neswegs immer ganz gleich, wie ja dieses bei jeder andern Krankheit ebenfalls stallfindet, ohne dass deshalb das eigent�liche Wesen der Krankheit, der ganze Hergang im Allgemeinen, andere w�rden. Die s. g. synoch�se Lungenseuche, wie sie bei robusten, kr�ftigen und wohl�gen�hrten Thieren, wenigstens im Anlange der Krankheit und w�hrend einiger Zeit selbst des fieberhaften Verlaufes, auftritt, ist meist viel st�rmischer, heftiger und von k�rzerer Dauer, als die torpide Lungenseuche der schw�chlichen, zu jun�gen oder schon sehr alten, schleehlgen�hrten Thiere, nament-
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lieh solchen Melkviehs. Ist einmal die fieberhafte Periode ein�getreten, so erreicht die Krankheit gew�hnlich in 7�14 Ta�gen , seltener fr�her, h�ufiger noch sp�ter , unter Steigerung und Vermehrung der Symptome ihre H�he. Zuweilen treten nach dem ersten Erkranken, namentlich in Folge einer raschen, heftigen Infektion, Zeichen scheinbarer Besserung, � das Sta�dium der Latenz oder Inkubation � ein, aber nach mehreren Tagen oder Wochen kommen die Symptome der Lungenseuche nur mit um so gr�sserer Heftigkeit zum Vorschein.
Die Dauer der ganzen Krankheit richtet sich besonders darnach, ob das chronische oder fieberlose Stadium lange dauerte oder nicht; in ersterm Falle kann sie sich (inclusive der sp�ter hinzutretenden fieberhaften Periode gew�hnlich T�14 t�giger, auch k�rzeren oder l�ngeren Dauer, wie wir eben ge�sagt haben), auf mehrere Wochen, ja selbst bis zu drei Mo�naten erstrecken; wogegen, wenn die fieberhafte Periode sehr fr�he, oder gar schon beim Beginne der Krankheit sich ein�stellt, die ganze Dauer in 7�14 Tagen, seltener darunter, h�u�figer noch dar�ber, am seltensten jedoch erst in 6 Wochen beendiget ist. Die Ausg�nge der Krankheit sind
a)nbsp; der Tod, leider der h�ufigste Ausgang. Unter steter Zunahme, besonders der abendlichen Verschlimmerungen, er�folgt der Tod entweder schlagfluss�hnlich oder durch Erstickung, oder aber es trilt g�nzliche Hinf�lligkeit und Abmagerung ein, die Extremit�ten, der Grund der Ohren und die Wurzel der Homer erkalten, es entstehen wohl auch Emphyseme, und das Leben erlischt langsam und allm�hlig mit dem Aufh�ren des Athmens. Der Tod erfolgt, wie bei der gew�hnlichen Pneu�monic, durch Ausdehnung des Exsudates auf den gr�ssem und selbst den gr�ssten Theil der Lungen, namentlich auf beiden Sei�ten, indem dadurch der Luftzutritt und die Funktion des Organs unm�glich werden; durch Zusammendr�ckung des noch gesun�den Theiles der Lungen durch massenhafte ser�se Erg�sse in die Brusth�hle; durch zunehmende Ausdehnung des akuten Lungen�dems; durch Ersch�pfung in Folge einen enormen Ex�sudates und dadurch bewirkte An�mie, besonders wenn, was allerdings bei der Lungenseuche nur sehr ausnahmsweise ge�schieht, das Exsudat pl�tzlich in enormer Quantit�t gesetzt wird; bisweilen auch in Folge der enormen, z�hen, in den Bron�chien angeh�uften, den Durchtritt der Lull unm�glich machen�den Fl�ssigkeit; h�chst seilen in Folge von Lungenbrand; �der auch durch Erkrankung und L�hmung der Nerven der Lungen.
b)nbsp; Unvollst�ndige Genesung, indem eine oder die andere der oben beschriebenen Metamorphosen des Exsudats ein�tritt, oder auch Brustwassersucht, Herzbeutelwassersucht, chro�nisches Lungen�dem fortbestehen, und fr�her oder sp�ter den Tod bedingen.
c)nbsp; Vollkommene Genesung durch vollst�ndige Zer-
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theilung und Resorption des Exsudates, der seltenste Ausgang, und wohl nur m�glich im Beginne und in den ersten Zeitr�u�men, und unter allm�hliger Abnahme der Krankheitserscheinun�gen und Wiederkehr der Gesundheitszeichen erfolgend.
Hieraus ergibt sich also, dass die Prognose, die Vor�hersage des Ausganges, bei der Lungenseuche im Allgemeinen sehr ung�nstig ausfallen muss, besonders, wenn das Entwick-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; \
lungsstadium �berschritten, die fieberhafte Periode bereits ein�getreten, der epizootische Charakter ein sehr intensiver, das Fieber torpid, die Krankheit sehr ausgebreitet ist, und man kann im Aligemeinen noch von Gl�ck sagen, wenn nur ,/4, muss aber h�ufig sehen, dass 2I3 der Erkrankten an der Seuchenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;
fallen oder auch als unheilbar geschlachtet werden m�ssen.
V, Therapie.
Je weniger gegen eine Krankheit durch Arzneimittel �berhaupt auszurichten ist, je h�ufiger bei ihr der t�dlliche Ausgang erfolgt, desto grosser ist auch die Zahl der gegen sie versuchten oder doch vorgeschriebenen Medikamente und Methoden, desto widersinnigere und einseitigere Verfahrungs-weisen finden Eingang und Anpreisung, und desto mehr greift selbst der besonnene Landwirth bei derartigen Erkrankungen seiner Thiere, mag er auch sonst in Allem noch so �berlegend und nach wohldurchdachtem Plane handelnd vorgehen, und nur mit der gr�sslen Vorsicht anempfohlenen Neuerungen sein Ver�trauen schenken, in seiner Trostlosigkeit nach jedem neuen Mittel, das da gegen solche Krankheiten als heilsam anger�hmt wird. Er nicht nur, sondern auch mancher Thierarzt, greift darnach, ohne daran zu denken, dass man auch bei der Lun�genseuche nach Grunds�tzen verfahren, den Zustand der Thiere, den synoch�sen und lorpiden Charakter der Krankheit, den Grad und die Intensit�t des Leidens und die Nebenumst�nde ber�cksichtigen m�sse. In dem einen Falle hilft daher, was in dem andern nicht hilft, und oft glaubt man geholfen zu haben, wo bei der Gutartigkeit des Leidens oder der Konstitution die Genesung von selbst nur bei zweckm�ssiger di�tetischer Pflege erfolgte, oft glaubt man auch und macht Andern glauben, dass man die Lungenseuche geheilt habe, w�hrend man es gar nicht mit ihr zu thun halle*). Wir haben kein Specificum gegen die Lungenseuche, so wenig wie dss Wesen des Seucbe-giftes kennen; es bleibt uns nichts anderes �brig, als gegen die leichte Trennbarkeit und Ausscheidbarkeit des Faserstoffes, gegen die Exsudation zu k�mpfen, und die Entz�ndung und ihre Folgen, mit genauer und sorgf�ltiger Ber�cksich-
*) Wir selbst haben einen Fall kennen gelernt, in dem nach Anwen�dung eines gew�hnliehen Brusllhees, wie er f�r Menschen verord�net wird, eine Heerde Rindvieh als von der Lungenseuche geheilt angegeben wurde, w�hrend lediglich ein epizootisches ka�tarrhalisches Fieber zugegen war.
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tigung der Konstitution der Thiere, des Charakters der Krank�heit, ihrer Stadien, und der Nebenumst�nde und dringenden Symptome zu behandeln, und so weit es �berhaupt m�glich ist, wird durch ein solches Verfahren weit mehr gen�tzt oder doch weniger geschadet, als durch den Windm�hlenkampf mit vermeintlichen spezifischen Mitteln vom Bruslthee und Vogei-beerendecoct bis zum Arcanum irgend eines Charlatans.
Oben an bei jeder Behandlung dieser, wie fast jeder an�dern Krankheit, steht die Wart und Pflege, � das di�tetische Verhalten, das allerdings leichter vorzuschreiben, � als bei dem Mangel an Mitteln und Gelegenheit � nicht zu sprechen vom Mangel an Fleiss und gutem Willen � zu befolgen ist. So viel als nur immer m�glich und vor Allem m�ssen die er�krankenden Thiere, sogleich bei den ersten Anzeichen der Erkrankung von den noch gesunden entfernt und zwar erslere, am bessten und wo thunlich in einen andern Stall oder sonst pas�senden Ort gestellt, jedenfalls so viel es angeht, abgesondert werden; eine solche Absonderung hat auch auf der Weide zu geschehen. Diese Trennung und Absonderung hat aber be�greiflich dann einen Zweck, wenn die kranken Thiere von Per�sonen gepflegt, und wenn bei jenen solche Utensilien gebraucht werden, die weder in unmittelbare noch mittelbare Ber�hrung mit den gesunden kommen,, eine Vorschrift, die eben so vern�nftig, als unter manchen Verh�ltnissen schwer aus�f�hrbar ist. Die n�chste Sorge muss auf best�ndige Reini�gung und Erneuerung der Luft in den in massiger Temperatur und reinlich zu haltenden St�llen gerich�tet sein; man darf nur leicht verdauliches, gesundes Futter, in kleinen Portionen vorlegen, falls die Thiere noch oder wieder Futterlust zeigen; dabei soll die Haut, die ja gleichsam einen Theil der Lungenfunklion mit �bernehmen muss, durch fleis-siges Putzen und Reinigen in Th�ligkeit erhalten werden. Wo es ohne Gefahr f�r andere Thiere geschehen kann, ist es sehr zweckm�ssig, die nicht zu schwer erkrankten Thiere bei g�n�stiger Jahreszeit und Witterung ins Freie, d. h. in G�rten oder auf Wiesen, die nicht sehr weit entfernt sind, zu lassen. Das Ausl�ften des Stalles, und Ausr�uchern mit Chlor, Lohe-, Essig-inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; und andern s�uern D�mpfen ist dann mit Nutzen vorzunehmen.
Sonst vermeide man jede Aufregung, jedes Jagen, Treiben und Aengstigen der kranken Thiere.
Die Behandlung von Seite des Thierarztes ist folgende: A. Am Anfange der Krankheit, so lange noch nicht nur kein Fieber vorhanden ist, sondern auch das Exsudat noch keine sehr grosse Ausdehnung erreicht hat: a) bei robusten, kr�ftigen, wohlge�n�hrten Thieren, bei vollem, starkem Pulse � �ber�haupt deutlich ausgesprochenem synoch�sen oder sthenischen Entz�ndungs-Charakter a) eine allge-
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meine Blutentleerung-, ein Aderlass an der Jugularvene von 6�12�16 Pfund. Der Aderlass vermindert die Blutmenge und den Seitendruck der Gei'�sssysteme, er macht die stockende Zirkulation wieder frei, er vermehrt die w�sserigen und ver�mindert die festen Bestandtheile, die Blutk�rperchen und das Eiweiss, aber keineswegs den Faserstoff, der vielmehr, wie die farblosen K�rperchen des Blutes, ohngeachtet des Aderlasses, wenn nicht durch ihn, vermehrt wird, daher es Thorheit ist, aus der gr�ssern Dicke und Dichtigkeit der Speck�haut die Indikation f�r eine Fortsetzung der Blutentziehung her�zuleiten, indem vielmehr durch jeden Aderlass die Blutk�rper�chen und das spezifische Gewicht der Blutfl�ssigkeit vermin�dert, der Faserstoff aber vermehrt, also die Bedingungen der Speckhautbildung gesteigert werden, und so h�ufig genug der Feind erst erzeugt wird, gegen den man k�mpfen will.
�) Antiphlogistische Salze, innerlich angewendet; sie wirken augenscheinlich k�hlend und beruhigend, ver�mindern den Stoffumsatz zum Theil dadurch, dass sie reichli�chere Entleerungen hervorbringen, und wohl auch dadurch, dass sie wahrscheinlich chemische Verbindungen mit den Blut-beslandtheilen ein-, und vielleicht selbst in die erkrankten Ex�sudate �bergehen, und hier auf einem mehr indirekten Wege resolvirend wirken. Viele von diesen Substanzen wirken durch die Sekretionen und Exkretionen, die sie hervorrufen, zugleich revulsoriscli (derivatorisch, antagonistisch), ja manche erscheinen geradezu als Gegen reize, indem sie an entfern�teren Punkten neue Irritationen setzen. Es geh�ren hieher
1)nbsp; der Tartarus stibiatus oder Brechweinste in,
2)nbsp; das Natrum sulphuricum oder Glaubersalz oder statt dessen das Kali sulphuricum,
wogegen sich der Salpeter und, wenigstens nach unsern Erfahrungen, das Calomel hier weniger empfehlen, weil er-sterer leicht zu sehr schw�cht, und bei der interlobul�ren Entz�ndung (der Lungenseuche) auch bei dem anfangs stheni-schen Charakter ohnehin nur zu gerne und zu bald der asthe-nische eintritt, und weil das Calomel in gr�ssern Gaben und l�nger fortgesetzt angewendet werden m�ssle, in diesem Falle aber bei den quot;Wiederk�uern gerne eine heftige, schwer zu stil�lende, ersch�pfende Diarrh�e erzeugt wird.
Man gibt diese Mittel, wegen des vorhandenen Reizzu�standes in einer schleimigen Abkochung, z. B. Rp. Decocti Herbae altheae reg;jj. Tartari stibiali li?, Natri Sulphurici Ijv. Es werden t�glich 3�4 solcher Gaben, nachdem die Salze vollst�ndig in der Fl�ssigkeit aufgel�st sind, gegeben, in glei�chen Zwischenr�umen verabreicht, und die Salzgaben des Brechweinsteins bei sehr grossen und starken Thieren bis auf
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2 3 erh�ht, bei kleinen und jungen aber bis auf ,/j 3 ver�mindert *).
3) Aeussere Reiz- und Ableitungsmittel, unter denen wir, weil wir bei diesem Charakter der Entz�ndung die zu grosse Aufregung durch scharfe Einreibungen und die Fort�pflanzung des durch sie bewirkten Reizes auf die Pleura, als in dieser Hyper�mie und Entz�ndung hervorrufend, f�rchten, dem Haarseile vor der Brust den Vorzug geben, und selbst die Nieswurzel in den Triel oder auch die Senfteige em�pfehlen.
b)nbsp; Ist der sthenische, oben beschriebene Cha�rakter nicht sehr ausgepr�gt, aber doch kein wirk�licher Schw�chezustand zugegen, so unterbleibt die allgemeine Blutenlleerung; die �brige Behandlung erleidet ent�weder keine Ver�nderung oder noch zweckm�ssiger ist es, das Kali subcarbonicum anzuwenden, das bekanntlich durch seine Faserstoff- und Eiwefss l�sende und diureti-sche Wirkung ausgezeichnet ist. Man gibt es t�glich 2 h�chstens 3 mal in einer schleimigen Abkochung und zwar zu V, | in jeder Gabe.
c)nbsp; Sind die Thiere von seh w�chlicher Kon stitution, schlecht gen�hrt, ist der Puls weich, klein oder auch voll, der Herzschlag sehr f�hlbar, die Farbe der sichtbaren Schleimh�ute mehr weissgelb oder blass, �berhaupt der asthenische oder torpideCha-rakter ausgepr�gt; so darf nat�rlich nun und nimmermehr eine allgemeine Bluten tieerung vorgenommen werden. Es empfiehlt sich hier das Eisen und es ist in Holland schon im Jahre 1841 die Erfahrung ver�ffentlicht worden **), dass gewisse Eisenpr�parate als Vorbeugungsmittel gegen die Lungenseuche wirkten, und dass solche Eisenpr�parate selbst bei ausgebrochener Krankheit noch am meisten Nutzen gew�hrten***). Kreisthierarzt K�nig hat es aber erst als Heilmittel gegen die Lungenseuche so recht eigentlich, aber leider zu einseitig und zu ausschliesslich empfohlen****) und viele unbedingte Nachbeter und Nachahmer gefunden; immerhin aber bleibtihm das
*) Ich lege bei allen innerlichen Krankheiten der Wiederk�uer, in Cnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; denen innerlich Arzneien in fl�ssiger Form, � �berhaupt f�r die-
selben die geeignetste � zur Anwendung kommen, einen Wcrlh 1-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;darauf, dieselben in kleinen Portionen langsam cinzugiessen,
damit sie sogleich in der dritten d. i. in den eigentlichen Magen gelangen und mache nur bei Krankheiten des ersten und zweiten Magens selbst eine Ausnahme.
�*) Hering, Repertorium etc, VI. Jahrg. 3. H. S. 199. quot;�) Hering, Repertorium etc. XII. Jahrg. 3.H. S. 263. *�*�) Gurlt und Hartwig, Magazin f�r d. g. Thlkde., Jahrg. XVI, S. 284 und Jahrg. XIX. S. 1T4.
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grosse Verdienst unbestritlen, ein unter Umst�nden ganz vorlrefFliches Mittel zur allgemeineren Anerkennung gebracht zu haben. Fragen wir nun, wie und was wirkt das Eisen im thie-rischen Organismus, so m�ssen wir antworten: das Eisen wirkt vorzugsweise zur Bildung des H�matins in den Blutzellen und f�rdert somit indirekt den gesammten organischen Stoff�wechsel und dient also vorzugsweise da, wo eine wirkliche Verminderung der farbigen Blutk�rper stattfindet, was bei Thie-ren, die schlecht gen�hrt, schw�chlieh sind, w�sserige, kraft�lose, an dem f�r den Organismus doch so n�thigen Eisen zu arme Nahrung erhielten, und ein w�sseriges Blut haben oder olich�misch, d. i. blutarm sind was in den ersteren F�llen o f t, in dem letzteren, mit dem ersteren o f t verbundenen, aber in der Regel stattfindet. Das Eisen hat hier eine st�rkende Wirkung; wie es �berhaupt schon im gesunden Zustande die Gesundheit �st�hltquot;, so hebt es auch in den angef�hrten Zust�nden die gesunkene Kraft, vermehrt die rothen Blutk�rperchen, beth�ti-get den stockenden Kreislauf in den Kapillaren, verringert durch seine zusammenziehende, tonsirende Wir�kung das Lumen der Gef�sse und beschr�nkt da�durch die Sekretion. Da von allen Eisenpr�paraten im�mer nur ein sehr kleiner Theil resorbirt wird, der Rest des Eingef�hrten aber mit dem Darminhalle ausgeleert wird, oder die Darmh�ule selbst affizirt, so sind alle Eisenpr�parate, auf deren ResorptionsWirkung man rechnet, stets nur in kleiner Gabe zu reichen, und ist daher der t�glich 2 maligen Anwendung des Eisenvitriols, Ferrum sulphuricura, der sich seiner Wohlfeilheit wegen besonders eignet, zu 1/2 Unze pro dosi, wie sie K�n ig em�pfiehlt, die t�glich 3 ja 4malige Anwendung vonje2�3 Drachmen desselben, in 1 Pfund Wasser aufgel�st, vorzuziehen. Auch muss nun die blutverbessernde Wirkung des Eisens zu erzie�len, das Eisenmittel lange Zeit fortgegeben werden. Es kann statt des Ferrum sulphuricum auch das Chloretum ferri oder Eisenchloriir in denselben Gaben angewendet werden, das je�doch eine schw�chere adstringirende Wirkung, als das vorige hat. Die Angabe, dass man jedes Eisenpr�parat eben so gut gebrauchen k�nne, ist vollkommen unrichtig; denn die Pr�parate, welche, wie z. B. die Eisenfeile, der Eisenmohr, das rothe Eisenoxyd, zwar die Blutmischung um�ndern, aber ohne erhebliche adstringirende Nebenwirkung sind, die ge�rade hier eine Hauptsache ist, passen nicht zur Behandlung der Lungenseuche, eben so wenig als jene, welche mit der blutverbessernden Eisenwirkung die fl�chtig erregende ihrer Aufl�sungsmittel verbinden, z. B. die �therische essigsaure Eisenlinktur, der eisenhaltige Schwefel�lhergeist, abgesehen von anderen ihrer Anwendung entgegenstehenden Momenten, in diesem Stadium der Lungenseuche geeignet sind.
Die �usseren Ableitungsmittel, welche K�nig
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nicht nur f�r nutzlos, sondern sogar f�r sch�dlich erachtet, sind es in dieser Periode noch nicht. Von anhaltend an�gewendeten kalten Wasserumschl�gen um die Brust, die jedoch bei einem grossen Krankenstande kaum zu bewerkstelligen sind, bis hinauf zum Gl�h eisen sind sie n�tzlich. Namentlich haben wir die Einreibung einer starken Brechweinslcinsalbe (mit Zusatz von Kanthariden und Terpentin�l, aber ohne das von Walch empfohlene Euphor-biumgummi und die Basilicumsalbe) in die vorher von ihren zu langen Haaren befreite und t�chtig frotlirte Haut der Brusl-wandungen von Nutzen gefunden, wenn dieselbe eine schnelle und heftige Wirkung, die sich durch Geschwulst und Aus�schwitzung in derHaut und im Unterhautzellgewebe zu erkennen gab, hatte. Nur dann, wenn bereits Pleuritis zugegen ist, m�ssen wir vor dem Gebrauche solcher Mittel nachdr�ckliclt warnen und anrathen, sich auf die kalten Umschl�ge zu beschr�nken, ja sogar eher noch das Gl�heisen anzuwenden, als Brechweinstein, Kanthariden u. dgl. einzureiben.
B. Im a) bei der
weiteren Verlaufe der Krankheit ist synoch�sen Lungenentz�ndung die obige
Behandlung mit Kali subcarbonicum noch fortzusetzen, jedoch ein Aderlass gewiss nur in den seltensten F�llen zu wiederholen oder vorzunehmen, wenn eben die Erscheinungen, die einen solchen anzeigen, noch in voller St�rke fortbestehen oder �berhaupt vorhanden sind. Man sei aber hierin sehr vorsichtig und bedenke, dass je massenhafter das Exsudat in den Lungen wird, desto mehr der Krankheitsprozess selbst einen schw�chenden Aderlass, am unrechten Orte, bewirkt hat, dessen Folgen nicht ausbleiben, indem selbst, wenn das ausbrechende Fieber noch so sehr den sihenischen Charakter, den Charakter der St�rke zeigt, denn doch sehr bald das Leiden mehr oder weniger aslhenisch wird. Man lasse sich ja nicht durch die Speckhaut des ersten Aderlass�blutes verleiten, denn die Vermehrung des Faserstof�fes ist unabh�ngig vom Kr�ftezustande des kran�ken Thieres und von der Zu- und Abnahme der an�deren festen Stoffe des Blutes; er steigt mit dem Grade und der Dauer der Entz�ndung; selbst bei vollkommener An�mie (Olich�mie) und Hydr�mie bedingt Entz�ndung noch Zunahme des Fibrins*). Den Brechweinstein jetzt noch anzuwenden, ist nur dann rathsam, wenn er nicht schon vorher gebraucht wurde und das Thier noch in einem wenn schon etwas weiter vorger�ckten oder sogar fieberhaften Zustande von Synoche sich befindet; denn
*) Lehmann, Lehrbuch der physiologischen Chemie, 2. Bd. S. 252, Leipzig 1850.
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eine zu lange fortgesetzte Anwendung des [Brechweinsteins k�nnte, wenn das Thier geschlachtet werden m�sste, den Ge-nuss seines Fleisches f�r die Menschen nachtheilig machen*). Je weiter die Exsudation fortschreitet, je mehr der rein ent�z�ndliche, synoch�se Zustand dabei in den Hintergrund tritt, desto weniger sind �ussere Reize passend, es m�ssen dann sogar die fr�her angebrachten entfernt werden und muss die nachfolgende Behandlung der torpiden Krank�heil Platz greifen.
b) Beim torpiden Character der Krankheit, der nie, mag das Fieber auch noch so heftig sein, einen Aderlass ver�tr�gt, wird das Eisen fortgesetzt, und, jedoch nur mit Zunahme der Fl�ssigkeit in den Bronchien oder, wie K�nig sagt, wenn das Eisen allein seine Heilwirkung mehr oder weniger versagt, mit Salmiak verbunden, den man dem Elsenpr�parate zu 1ji Unze pro dosi beisetzt. Nicht genug gepr�ft, aberErfolg versprechend ist ferner das Joduretum ferri oder Jodeisen, Eisenjod�r, bei dem sich neben der blutverbes�sernden Wirkung noch die resolvirende und resorptions-bef�rdernde des Jod geltend macht, die hier mehr am Platze ist, als die lediglich secretionsbeschr�nkende. Man gibt 2 Drachmen pro dosi. In hohem Schw�chegraden gibt man das Eisen und den Salmiak besslen nicht mehr in blossem Wasser, sondern in einem Aufgusse von Arnika-Wurzel, indem man f�r jede Gabe 2 Unzen der Wurzel mit 2 Pfund heissen Wassers infundirt, welches Infusum vorzugsweise (ei-genlh�mlich) reizend, tonisirend, st�rkend auf die Reproduk-tions- und Respirationsorgane und deren Nerven wirkt. Bei sehr hoher T�rpidit�t, bei einem sehr betr�chtlichen Grade von Depression des Nervensystems, nehme man statt der Wurzel die Arnika-Blumen, deren Wirkung schneller eintritt und sich �ber die bezeichneten Organe hinaus, auf das ganze Ge-f�ss- und Nervensystem, namenllich auch auf das R�cken�mark erstreckt, an den Respirations- und Verdaunngsorganen aber in einem weit h�hern Grade, als die der Wurzel, beson�ders sichtbar wird. � Wenn bei Anwendung des Eisens Ver�stopfung des Hinlerleibes einlrill, gibt man inzwischen 4�6 Unzen Glaubersalz in Wasser aufgel�st auf einmal ein.
Aeussere Ableitungsmittel und Reize sind bei gr�sserer Ausdehnung des Exsudates und zuneh�mender Schw�che zu vermeiden und die alten zu entfernen, mit Ausnahme der kalten Wasserum�schl�ge.
*) Aus diesem Grunde ist die Anwendung von Giften zu Heilzwecken bei Thicren, die f�r die Konsumtion bestimmt sind, in allen F�llen zu widerrathen, in denen die Krankheit von der Art ist, dass viel�leicht das Thier k�rzere Zeit nach der Anwendung solcher Gifte geschlachtet oder seine Milch ben�tzt werden m�sste.
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Wir haben oben erw�hnt, dass bisweilen sehr z�he, selbst Erstickungsgefahr drohende, copi�se Massen in den Bronchien und ihren Aesten vorhanden sind; sollten diese wirklich sehr bedrohlich sein, und die Wirkung des Salmiaks nicht abgewar�tet werden k�nnen oder nicht zureichend sich erweisen, so mache man k�hn von den jetzt, aber nur jetzt, ganz wohl indizirten und an ihrem Platze befindlichen Niesmitteln Ge�brauch. Man bedient sich entweder des Niespulvers, oder des Niesessigs. Ersteres wird bereitet aus l1^ Unzen Be-tonica officinalis (Zehrkraut), eben so viel Radix Asari euro-paei (Haselwurzel) und 1 Unze Radix veratri albi (weisse Nies^ w�rz). Diese drei Substanzen m�ssen wohl getrocknet sein, und werden dann zu einem gr�blichen Pulver gerieben. F�r junge Thiere kann man die Dosis der weissen Nieswurz etwas vermindern. Dieses Pulver wird des Tages 1�2 mal', auch �fter, in die Nasenl�cher eingeblasen, worauf Ausbrausen er�folgt, und die angesammelte, z�hfl�ssige Masse entleert wird.
Lange zuvor, ehe der franz�sische Thierarzt Dehan den Niesessig in der Lungenseuche anwendete, sahen wir sol�che Niesmittel von Empirikern in Deutsland, freilich oft zu fr�he, bei bestehender Reizung der Bron�chialschleimhaut und dann mit offenbarem Nach�theile, zur rechten Zeit gebraucht aber mit sichtbar gu�tem Erfolge, durch die Nase lungenseuchekranker Rinder ein-giesseu*). Der Niesessig wird bereitet aus Nitrum fusum, Nitrum crystallis., Alumen crudum, Vitriolum Zinci, Piper lon-gum anajjj, Piper hispan. Cinnamom.,Theriac. analj, Olei Juni-per. ijj. Man �bergiesst das Ganze mit 3 Pfund oder 1 Maass guten Weinessig, l�sst es 24 Stunden in der W�rme stehen, seiht es durch ein leinenes Tuch und bewahrt die Fl�ssigkeit auf. Statt dieser sonderbaren Komposition bedient man sich aber mit gleichem Erfolge eines mit Weinessig bereiteten Pfef-teraufgusses mit Zusatz von etwas Terpentin�l. Von dieser Fl�ssigkeit gibt man des Morgens und Abends einen Essl�ffel voll in die Nase (bei hochgehobenen) Nasenl�chern ein, und f�hrt damit so lange als n�thig und die angegebenenMas-sen in den Bronchien vorhanden sind, fort Es wer^ den alsdann dieselben, oft in h�utiger Form, bei diesem Ver�fahren ausgeworfen, und wird die Resorptionslh�tigkeit in den Lungen dadurch gleichzeitig vermehrt.
*) Bei einer der Wanderversammlungen deutscher Land- und Forst-wirthe hat ein hochgcslcllter bayerischer Staatsdiener ein solches, von einem Empiriker angewendetes, wenn auch wunderlich zusam�mengesetztes Niesmittel bekannt gegeben. Die Schulweisheit-hat sogleich sich dar�ber lustig gemacht, statt das Wahre an der Sache geh�rig zu w�rdigen. Und doch hinkt so h�ufig die Wissenschaft der Erfahrung nach und besch�mt letztere nur zu h�ufig die aprio-ristischen Lehrs�tze und Regeln der erslercn!
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Dieses ist die Behandlung, durch welche nach unserer Ueber-zengung am ehesten noch die Heilung der Lungenseuche, gegen deren Nachkrankheiten die dort indicirten Mittel (z.B. gegen Wasser--sucht, die Digitalis) angewendet werden m�ssten, wenn man jaden meist nicht. lohnesnden Versuch machen wollte, und die im Stadium der Reconvalescenz lediglich ein zweckm�ssi-ges di�tetisches Verhallen, eine gute, leicht verdauliche, weiche, saftige Nahrung, Ruhe, eine gute Lagerst�tte und Reinhaltung nothwendig macht, herbeif�hrt. Mit der therapeutischen Behandlung h�rt man auf, wenn die Anzeigen f�r ihre Anwen�dung, aufh�ren, wenn die Krankheitserscheinungen verschwin�den1 und die Zeichen der Gesundheit wiederkehren. C a m-pher, Hirschhorn�l u. dgl. allen S�ften den ihnen eigenth�mlichen. Geruch mitlheilende Mittel, die in den h�ch�sten Schw�chegraden, wohl ohne auch nur.Einen konstatirten Fall von wirklichem Nutzen zu besitzen, anempfohlen werden, wendeten wir als nutzlos und zudem, den Fleischgenuss beim in solchen F�llen fast unvermeidlichen Schlachten, wenn man n�mlich das Thier nicht an der Krankheit zu Grunde gehen lassen will, behindernd niemals an. Einzelne Wahrnehmungen von erfolgler Heilung nach Anwendung des Phosphors (4 � 6 Gran in 1 5 Mohn�l oder Vraquo; Unze Terpentin�l aufgel�st) und alle 8 Stunden eine solche Gabe dem (torpid- lungenseuche-kranken) Thiere durch das Maul eingegeben, getrauen wir uns nicht auf Rechnung des Phosphors zu schreiben, wollen aber die Thalsache nicht verschweigen.
Wir haben sch�n angegeben, dass, wenn die Erscheinun�gen der Lungenseuche verschwunden sind, aber die Thiere noch matt und kraftlos erscheinen, nur die di�tetischen Mit�tel� h�chens mit Eisen bei sehr hydr�mischem oder auch olich�mischem Zustande � in Anwendung kommen sollen.
Sind die Thiere ganz genesen, husten sie nach ein paar Monaten nicht mehr, nehmen sie wieder zu, geben Milchk�he wieder ihr volles Quantum Milch in geh�riger Qualit�t, sind die Erscheinun�gen der Auskultation und Perkussion nor mal: so kann man die Thiere ferner zur Zucht und zu jedem ihnen angemessenen Dienste fortgebrauchen; ein allenlallsiger Knoten etc. in den Lungen r der keine Erscheinun�gen macht, gar nicht zu erkennen ist, keine St�rung in dem Befinden und Nutzerlrage des Thieres hervorbringt, hat auch keine weitere Bedeutung. Ist aber dieses nicht der Fall, blieben.Nachkrankheiten zur�ck, so soll man die Thiere m�glichst schnell m�sten, oder auch, wenn sie zu sehr kr�nkeln und keine'Mast anzuneh�men versprechen, alsbald schlachten, und nicht Zeit, Geld und Futter umsonst vergeuden. Man kann in einem solchen Falle leicht Diurelca, Expecloranlia, Resolventia, Krnutzer, Einimpfung der Lungenseuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;24
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Robjorantia u. dgl. mehr anwenden, als das Thier je wieder werlh werden kann, abgesehen davon , dass � sie meistens Nichts fruchten.
VI. Prophylaxis und polizeiliebe Haassregeln.
Da wir die Ursachen der Selbstentwickeiung; der Lungenseuche nicht kennen , so verm�gen wir auch nicht, sie mit Sicherheit zu verh�ten. Wenn wir aber die Thiere vor allen die Gesundheit benachtheiligenden Einfl�ssen im Stalle, auf der Weide, bei der Arbeit m�glichst sch�tzen, wenn wir die K�nsteleien in der Ern�hrung nicht zu weit trei�ben, wenn wir die Rinder m�glichst nalurgem�ss, bei .voll�ster Ber�cksichtigung des �konomischen Zweckes der M�stung, Milchnutzung und Arbeit, verpflegen, f�ttern und warten, so haben wir das Unsrige gethan, und wenn gleichwohl die Lungenseuche sich einmal entwickeln sollte, uns nicht nur keinen Vorwurf zu machen, sondern ganz sicher in der Zwischenzeit viele andere Krankheilen abgehalten. Hat man aber nun einmal die Mittel nicht, die Thiere so zu halten, und musste man mehrmals bei schw�chlichen, hydr�-mischen oder olich�mischen Thieren die Lungenseuche aus�brechen sehen, ohne dass Ansteckung nachzuweisen gewesen w�re, so wird man gut thun, von Zeit zu Zeit ein Eisenpr�parat, wie oben gezeigt, 8 � 14 Tage hindurch anzuwenden und so das Blut zu verbessern.
Je weniger man aber mit Sicherheit gegen die Selbst�entwickeiung der Lungenseuche auszurichten vermag, desto mehr soll man sich bestreben, seinen Viehstand gegen An�steckung zu sch�tzen. Die Mittel hiezu w�ren folgende:
1)nbsp; Man kaufe kein Rind aus. einer Gegend, in welcher die Lungenseuche h�ufig herrscht, oder doch seit Jahr und Tag nicht vollkommen erloschen ist
2)nbsp; Man h�te sich, wenn man nicht gleichwohl, ein durch-geseuchtes noch ansteckungsf�higes, oder ein im Inkubalions-stadium befindliches , oder ein aus einem Seuchenherde kom�mendes , wenn auch nicht angestecktes, so doch den An-sleckungsstoff an sich tragendes Rindviehst�ck zu acquiriren Gefahr laufen will, vor dem Ankaufe des Rindviehes von un�bekannten, fremden Leuten und H�ndlern.
3)nbsp; Man dehne diese Vorsicht auch auf Thiere anderer Gattung aus, die mit lungenseuchekranken in Ber�hrung standen.
4)nbsp; Man gehe nicht in St�lle, in welchen die Lungenseuche herrscht, und gestatte auch Niemand den Zutritt, der lungen-seuchekrankes Vieh pflegt und wartet und mit ihm umgeht.
5)nbsp; nbsp;Man kaufe auch nicht Heu oder Stroh aus von der Lungenseuche infizirten H�fen u. s. f.
6)nbsp; Man z�chte so viel und wo nur immer thunlich seinen
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Viehstand selbst, um nicht durch den starken Wechsel die �efahr zu begr�nden oder doch betr�chtlich zu erh�hen.
7)nbsp; Man stelle neu angekaufte Thiere, wo nur immer (lei�der aber nicht oft) thunlich, einige Wochen von den andern getrennt und pflege sie gesondert.
8)nbsp; nbsp;Man lasse seine Thiere nicht auf Weiden, auf denen oder in deren N�he lungenseuchekrankes oder verd�chtiges Rindvieh weidet.
9)nbsp; nbsp;Man vermeide m�glichst die Einstellung in Wirthshaus-st�llen.
10)nbsp; Man trage schnell, entschlossen und kr�f�tig dazu bei, dass die bei einem Nachbarn oder OrtsinwohnerausgebrocheneLungenseucheschleu-nigst getilgt und somit der Ansteckungsherd ver�nichtet werde, und bedenke wohl, dass die Gleich-giltigkeit oder die Betheiligung am Verheimlichen der Lungenseuche bei den Nachbarn die eigene Verlustgefahr unendlich vergr�ssert
Sollte jedoch in dem eigenen Viehstande die Lungen�seuche ausgebrochen sein, so nehme man
1)nbsp; sogleich eine strenge Sonderung der gesunden und kranken Thiere vor. Wenn der Erkrankten nur wenige sind, und sie noch nicht lange in dem Stalle standen, die Krankheit auch sogleich bemerkt wurde, somit der Ansteckungsstoff im Stalle noch nicht weiter verbreitet oder eingewurzelt ist, so bringe man die Kranken aus dem Stalle, entgegengesetzten Falles die Gesunden, wobei freilich auch die vorhandenen R�umlichkeiten maassgebend sind. Jedenfalls stelle man sie m�glichst weit von einander, und nicht einander gegen�ber.
2)nbsp; Man gebe den Kranken eigene W�rter und Utensilien^ die mit Personen, welche das gesunde Vieh pflegen, nicht in Ber�hrung kommen, � eine besonders bei kleinern Landwir-then schwer durchzuf�hrende Maassregel.
3)nbsp; Man trenne auch auf der Weide die Gesunden und Kranken und halte sie wenigstens 100 Schritte von einander, vermeide gemeinschaftliche Wege und Tr�nken, und lasse ge�sundes Vieh nicht vor 14 Tagen auf Pl�tze gehen, welche vorher von Kranken beweidet und begangen wurden.
4)nbsp; Beim Umsichgreifen der Seuche bringe man thunlichst gr�ssere Viehst�mme in kleinere Parcellen, mit steter Abson�derung der Verd�chtigen und Kranken; Behufs der Entdeckung der Krankheitsausbr�che sind die Thiere jeder gesunden Par-celle fleissig durch Jemand zu untersuchen, der mit den Kran�ken nicht in Ber�hrung stand.
5)nbsp; Man suche die Krankheit im ergriffenen Viehstamme baldigst zu Ende zu bringen; denn so lange sie besteht, wird auch Ansteckungsstoff entwickelt und zwar immer in zunehmender Menge, wodurch ein wahrer
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Austeckungsherd entsteht, der die eigene Ver�lustgefahr und die Gefahr f�r Andere erh�ht und fortdauernd erh�lt. � Freilich w�re es am bessten, wenn diese Beendigung durch rasche Heilung herbeigef�hrt werr den k�nnte. Da aber bisher bei allen Heilversuchen, wenn die Seuche nicht einen ganz gutartigen Charakter hatte, gleich�wohl mindestens 15 � 20 Prozent verloren gingen oder nicht vollst�ndig genasen, da die Krankheit bei den einzelnen Thie-ren desselben Stalles oder derselben Weide zu so verschiede�nen Zeiten ausbricht, und bei dem einen oft l�ngere Zeit erst anf�ngt, nachdem sie bei dem andern in irgend einer Weise aufgeh�rt hat, so dass man bei wenigen St�cken Monate lang und dar�ber mit der Seuche zu thun hat, sind Kurver�suche in der Regel gewiss die unsichersten und am wenig�sten empfehlenswerthen Mittel zur Abk�rzung der Seuche, es sei denn, dass namentlich bei spontaner Entwickelung der letzte�ren, eine m ehrgleichzeitige Erkrankung aller Thiere desselben Besitzers eintrat. Immerhin aber ist es damit eine unsichere, kostspielige, den Verkehr hemmende, die land- und hauswirth-schaftlichen Verh�ltnisse des Besitzers st�rende Sache! Daher bleibt es am Gerathensten und Zweckm�ssigsten, die kran�ken und verd�chtigen Thiere sogleich zu schlach�ten! Da aber er dadurch in Nachtheil ger�th und Opfer bringt, welche auch Andern, seinen Nachbarn u. s. f. zu Gute kommt, ist es nicht mehr als billig, dass diese ihm diese Opfer.durch angemessene Entsch�digungsbeitr�ge m�glichst er�leichtern, und dass alle Bedrohten zusammenstehen oder angehalten werden, dieses wirksamste Abk�rzungs- und Til�gungsmittel ohne empfindliche Verluste, f�r den Einzelnen zu erm�glichen.
6) Nach dem Erl�schen der Seuche hat die Desinfektion der Stallungen, der Kleidungsst�cke der W�rter, der Stallutensi�lien u. s. f. in der alsbald zu beschreibenden Weise zu ge�schehen, um die Ansteckung des neu einzustellenden Viehes zu verh�ten.
Jedermann sieht aus der Natur der Krankheit, des An-sleckungsstoffes, aus der Eigenth�mlichkeit des Verlaufes ein, dass die s�mmllichen hier zur Verh�tung der Lungenseuche vorgeschlagenen Maassregeln vollkommen begr�ndet sind, dass sich gegen ihre Richtigkeit und Wichtigkeit Nichts ein�wenden l�sst. Gleichwohl geh�ren sehr viele derselben in An�betracht der notwendigen Verkehrsverh�ltnisse, der unerl�ss-lichen landwirthschaftlichen Bed�rfnisse, des Wohlstandes, der wirthschaftlichen Einrichtung u. s. f. der Einzelnen in das Reich der frommen W�nsche und sind, f�r den Einen mehr, f�r den And ern weniger, unausf�hrbar.
Um so mehr sind wir dem Dr. Willems zum Danke verpflichtet, dass er da, wo eine Gefahr der Ansteckung droht.
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und kaum auf eine andere Art abzuwenden ist, in der Im�pfung der Lungenseuche ein sehr seh �tz ens wer the s und man kann sagen sicheres Schutzmittel kennen gelehrt hat, wenn sie an noch nicht angesteckten Thieren, mit geeignetem Impfstoffe, an geh�riger Stelle und in rechter Weise, vorgenommen wird. Wir verweisen in dier ser Beziehung auf das 6., 7. und 8. Kapitel der ersten Abtheilung (S. 128--15t), und f�hren hier nur in K�rze Folgendes an:
Wenn die Lungenseuche in einem Stalle, auf einer Weide, in einem Dorfe u. s. f. erst ausgebrochen ist, sich nur an einem oder doch wenigen St�cken zeigt, und man nicht wohl darauf rechnen kann, auf andere Weise die noch gesunden Thiere zu sch�tzen, so nehme man an den bedrohten gesunden Thieren, an denen die Auskultation und Perkussion keine krank�hafte Erscheinung nachweist, die nicht auch bereits zu lange in einer mit dem Ansteckungsstoffe geschw�ngerten Atmosph�re lebten (� denn solche werden meist schon angesteckt sein, und an ihnen hilft die Impfung Nichts, sie werden daher am bessten get�dtet �) die Impfung vor.
Es wird zu diesem Behufe
1)nbsp; ein noch im Anfangs- oder doch in einem noch nicht sehr vorgeschrittenen, fieberlosen Stadium der Lungenseuche befindliches Thier geschlachtet.
2)nbsp; In den erkrankten Lungentheil werden Einschnitte gemacht.
3)nbsp; Die ausfliessende Fl�ssigkeit wird aufgefangen und im frischen, unzersetzten, nicht fauligen Zu�stande zum Impfen verwendet. Noch besser ist es nach,der Methode von Bartels (S. 318) den Impfstoff zu.gewinnen; h�chst gefehlt und gef�hrlich aber, die ausgepresste nicht filtrirte Fl�ssigkeit zu verwenden.
4)nbsp; Das Impfen geschieht an der Spitze des Schwei�fes auf der �ussern (resp.) hintern Fl�che desselben, nachdem vorher die Haare daselbst entfernt worden sind.
5)nbsp; Mit der mit dem Impfstoffe impr�gnirten schief gehal�tenen Spitze der Lanzette macht man nach Ansp annung der Haut an der Impfstelle zwei bis h�chstens 4, mindestens!1/, Zoll von einander anzubringende Einsliche unter die Ober�haut und zwar auf jeder Seite des Schweifes je einen oder zwei, nach jedem Stiche die Lanzettspitze von Neuem wieder mit Impfstoff versehend. Die Lanzette darf nicht so tief einge�stochen werden, dass sich Blut ergiesst.
6)nbsp; Den in Folge der Impfung allenfalls eintretenden zu hefr ligen Anschwellungen und dem drohenden Brande sucht man durch erweichende B�hungen und namentlich durch Skariflka-tionen zu begegnen. (Wenn �brigens auch ein Theil des Schwei�fes verloren geht, so hat dieses bei Stallthieren nicht sehr viel zu bedeuten).
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Ob der Impfstoff und wie lange er in hermelisch ver�schlossenen Gl�sern mit Beibehaltung seiner Tauglichkeit und Wirksamkeit aufbewahrt werden kann, ist erst zu erproben, eben so, ob der aus der Geschwulst,�dem Exsudate, � ander Impfstelle entnommene Stoff sich zurSchutzimpfung wirklich eigne, und sogar ein milderes und ungef�hrliches Schutzmittel sei, und auf wie lange die Impfung sch�tze.
Wo keine Gefahr der Ansteckung besteht, wo man die Lungenseuche nicht kennt, braucht man nicht zu impfen. Die Rathsamkeit und N�tzlichkeit der Impfung w�chst mit der Gefahr des Eintrittes der Lungenseuche sei es in Folge spon�taner Entwicklung oder in Folge der Ansteckung. Die beson�dern Verh�ltnisse sind dabei entscheidend.
Was nun das Einschreiten der Polizei in Betreff der Lungen�seuche des Rindviehes anbelangt, so wird dasselbe dadurch als ein nothwendiges gerechtferliget, als der Einzelne seinen Viehsland selbst, auch.bei dem besten Willen, f�r sich allein in der Regel nicht gegen die Ansteckung zu sch�tzen vermag, und als Gewissenlosigkeit, Unverstand, Privatinteressen u. s. w, nur zu oft die Gefahr f�r Andere, und zwar oft in weiter Ausdehnung, bis zur Gef�hrdung des allgemeinen land-wirthschafllichen Wohlslandes herbeif�hren und verwirklichen.
Im Allgemeinen liegt es zuerst in der Aufgabe der Po�lizei, so schleunig als m�glich von jedem Ausbruche der Lungenseuche in ihrem Bezirke sogleich in Kenntniss gesetzt zu werden. Sie kann dieses nur erwarten, wenn sie in jeder Gemeinde Sorge tr�gt, dass die Viehbesitzer �ber die Gefah�ren der Ansteckung und Verheimlichung der Lun�genseuche wohl unterrichtet sind, wenn sie die ver�st�ndigen und zuverl�ssigen M�nner einer Ge�meinde zu veranlassen weiss, in R�cksicht auf ihr eigenes und das Wohl der ganzen Gemeinde, so�gleich Anzeige von dem Ausbruche des ersten Fal�les zu machen; wenn sie auf eine wohlgeordnete, durch Sachverst�ndige vorgenommene Fleischbe�schau allenthalben dringt; wenn sie die Wasenmei-sterordnung in Bezug auf Anzeige von vorkom�menden Seuchef�llen mit Strenge handhabt, und ihre Aufsichls organe zur Ueberwachung dieses hochwichtigen Gegenstandes, wichtiger als manche andere Gegenst�nde des Lebens, mit aller Strenge anh�lt; wenn sie den rechtzeitigen Anzeiger belohnt, und wenn es seinen eigenen Viehsland be�trifft, ihm jede zul�ssige Unterst�tzung zur Erleichterung seines Verlustes zu Theil werden l�sst. Die Polizeimaassregeln m�ssen ferner derNatur der Seuche wirklich entsprechend.
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ausf�hrbar, vern�nftig und billig sein, und d�rfen in keinem Falle einen unn�thigen Druck, eine Behinderung oder Erschwerung in einer ohne Gefahr f�r Andere m�glichen Verwendung und Behandlung der erkrankraquo; ten und verd�chtigen Thiere bedingen, und �ber�haupt d�rfen sie nicht im Missverh�ltnisse zu der Gefahr stehen, und nicht ungeb�hrlich in die Rechte und das Eigenlhum des Einzelnen oder der Gemeinden eingreifen. Wenn man in Polizeiverord-nungen liest: Die kranken Thiere m�ssen in besondere St�lle gebracht werden, solche doch in der Regel nicht vorhanden sind; wenn die Polizei anbefiehlt, die kranken Thiere m�s�sen von eigenen Personen, die mit Andern gar nicht in mit�telbare und unmittelbare Ber�hrung kommen d�r�fen, gewartet werden; wenn sie den Befehl erl�sst, die Thiere gut zu f�ttern und mit reicher Streu zu versehen, ohne das gute Futter und die Streu, wo Mangel ist, gleich mit dem Befehle ins Haus zu schicken; wenn sie gebieterisch verlangt, die St�lle sollen gesund, den di�tetischen Regeln gem�ss gebaut sein, ohne vorher das Geld und die Mittel zu einem solchen Baue beschafft zu haben, � wenn man solche Befehle liest, dann kann man sich des Lachens nicht erwehren. Wenn man aber noch wahrnimmt, dass da oder dort die Polizei durch ihre Leute das Konta-gium der Lungenseuche von Stall zu Stall schleppen l�sst; dass sie in Wochenbl�ttern und gr�ssern amtlichen Organen wegen eines Seucheausbruches in einem oder in wenigen St�llen eine �ffentliche Warnung ergehen l�sst, die den ganzen Verkehr einer Gemeinde hemmt; � dann ist die. Sache nicht mehr zum Lachen, eben so wenig, als wenn sie so ohne wei�ters das Schlachten ganzer Viehst�mme und Viehbest�nde an�befiehlt und dabei nicht die Verwerthung des in. dieser Krankheil im Anfange und w�hrend der fieberlosen Periode, je nach dem sonstigen Zustande des Thie-res, wie das eines gesunden zu sch�tzenden und ohne alle Gefahr zur Konsumtion geeigneten Flei�sches, die oft nicht am Orte der Seuche selbst geschehen kann, erm�glichet und erleichtert. Und so lange nicht durch Privatversicherungsanstalten oder durch den Staat f�r eine angemessene Entsch�digung des Einzelnen oder selbst einer gr�ssern Anzahl von Besitzern, die im �ffentlichen Interesse ihre Thiere t�dten lassen, gesorgt ist. Und als man das durchgesuchte Rind, an dem keine Erscheinung irgend einer Krankheit mehr wahrzunehmen ist, durch ein L. S. brand�markt und seinen Werth dadurch ohne alle Befugniss herab�setzt, wird man vergebens erwarten, dass die Zahl der Ver�heimlichungen nicht grosser sei, als die der Anzeigen. Eine vollkommene Sperre an der Landesgrenze, wenn
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im Nachbarlande die Seuche ausgebrochen ist, muss als eine unausf�hrbare, den Verkehr ungemein hemmende, tiefst�rend in die �ffentlichen und landwirthschaftlichen Verh�ltnisse eingrei�fende, nutzlose Maassregel bezeichnet werden. Bei der, langen Incubalionsdauer, bei dem Umst�nde, dass Menschen, dass Pferde und andere Thiere Tr�ger des Contagiums sein k�nnen, dass die Seuche sich auch im eigenen Lande spontan ent�wickeln kann, dass man im Stande ist, durch zweckm�ssiges Verfahren, dieselbe, wenn sie eingeschleppt w�re, alsbald zu tilgen und ihr durch die Impfung vorzubeugen, erscheint eine solche Maassregel durchaus unbemessen. Hingegen w�re es, abgesehen von der notwendigen Sorge f�r Belehrung und Gesittung der Landleute, von der Gr�ndung von Privat-oder �ffentlichen Viehversicherungsanstalten, im h�chsten Grade zweckm�ssig, wenn in den einzelnen Staaten entspre�chende, �bereinstimmende Po lizei Verordnungen gegen die Lungenseuche und andere ansteckende Krank�heiten best�nden.
Solche Polizei-Maassregelu nun sind:
1)nbsp; Bricht in einem Stalle oder auf einer Weide die Lun�genseuche aus; so ist durch den Eigenth�mer oder seine Nach�baren, durch die Thier�rzle, und durch die Aulsichtsorgane der Polizei, die Fleischbeschauer und Wasenmeister, wenn sie da�von Kenntniss haben konnten oder mussten, Anzeige zu erstatten.
2)nbsp; Die ersten m�glichen Separations-Maassregeln sind durch die Ortspolizeibeh�rden zu treffen, und alle Vorkehrun�gen gegen Ausfuhr und Verschleppen des erkrankten und ver�d�chtigen Viehes zu treffen.
3)nbsp; Der Anzeiger ist zu belohnen und zu unterst�tzen, der Verheimlicher ohne Nachsicht exemplarisch zu bestrafen.
4)nbsp; Nach Konstatirung der Seuche durch den aufgestell�ten Thierarzt ist sogleich in geeigneter Weise eine kurze, verst�ndliche Belehrung den Eigenth�mern, ihren be�drohten Nachbarn, und selbst der bedrohten Gemeinde, in der Gemeinde, �ber die Natur, vorz�glichsten Zeichen und Gefahren der Ansteckung, und die Tr�ger des Contagiums der Lungen�seuche, �ber die zweckm�ssigsten Verh�tungs- und Tilgungs-Maassregeln, �ber die Nothwendigkeit der Verkehrshem�mung oder Beschr�nkung in Bezug auf die kranken, angesteck�ten und als mit ihnen zusammenlebend, verd�chtigen Rinder, wirklich bekannt zu geben.
5)nbsp; Anzeigen und Warnungen an benachbarte Gemein�den und Distrikte (auch der Nachbarl�nder) smd nur, wenn die Gefahr in Folge der Ausdehnung der Seuche laquo;der des Ungehorsams und der Verschleppung von Seite der Betroffenen, denen diese Maassregel f�r einen solchen Fall ausdr�cklich anzudrohen ist, zul�ssig. Es k�nnen selbst, wenn die Seuche nur auf wenige St�lle beschr�nkt ist,
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Viehm�rkte in einem Orte, ohne Naehtheil abgehallen wer�den. Alle R i n d v i e h m � r k t e sind oitspolizeilich und thier�rzflieh zu beaufsichtigen und wirklich verd�chtige St�cke m�glichst lerne zu hallen.
6) Allgemeine Stall-Visitationen sind zu ver�meiden, und nur in den wirklich als in�zirt angezeigten St�l�len ist der Viehbeschrieb aufzunehmen und die Sperre zu ver�f�gen.
T) Es sind ausser der Orlsobrigkeit besondere Ver�trauensm�nner zu erw�hlen, welche in ihrem und der Ge�meinde Interesse und in dem des �ffentlichen Wohles Alles �berwachen und jede Gefahr, jeden neuen Ausbruch anzeigen, und �kein St�ck Rindvieh aus denSt�llenundaus dem Orte las�sen, das nicht ganz unverd�chtig ist, zu welchem Behufe sie gemeinsam in solchen F�llen die Beschau in dem betreffenden Stalle mit Vorsicht in Bezug auf den Wechsel der Klei�der vornehmen, und in zweifelhalten F�llen sogleich deren Vornahme durch den Thierarzt veranlassen. Die Distriklspoli-zeibeh�rde weist ihre Aufsichtsorgane zur Wachsamkeit an.
8)nbsp; nbsp;An dem infizirten Stalle (oder den St�llen) ist eine deutlich in die Augen fallende Tafel mit der Inschrift �Lun�genseuchequot; anzubringen. Auf inlizirten Weiden sind Stangen mit besonderen Signalen zu stecken. .
9)nbsp; nbsp;Der Verkauf des gesunden Viehes ist unter obiger Vor�sicht zu gestalten, das Abschlachten des kranken und verd�ch�tigen Viehes und die Verwerlhung des Fleisches allenthal�ben m�glichst zu beg�nstigen.
10)nbsp; Jede Ver�nderung in dem Viehstande der gesperrten St�lle, sei es durch Heilung, Schlach�ten oder Todesfall, ist der Ortspolizeibeh�rde anzuzeigen.
11)nbsp; nbsp;Heilversuche und Impfungen d�rfen nur durch aulori-sirte Thier�rzte vorgenommen werden.
12)nbsp; Das von der Lungenseuche befallen gewesene, aber geheilte Rindvieh darf vor 8 Wochen nicht anders, als zum unmiltelbaren Schlachten, ohne Zusammenkunft mit anderen, nicht gleichzeitig dazu bestimmten Rindern, verwendet werden.
13)nbsp; nbsp;Gesundes Rindvieh, das im Dunstkreise der kranken sich befunden hat, muss ebenfalls 8 Wochen lang wie das vorige behandelt, d. h. es darf nicht mit anderen gesunden Thieren zusammengestellt werden.
14)nbsp; Geimpftes Vieh ist nach dem Einlritte und der Hei�lung der �rtlichen Impfwirkungen dem freien Verkehr zu �ber�lassen.
15)nbsp; Die Kadaver gefallener Thiere m�ssen ohne Zerstreu�ung von Abf�llen auf den Abdeckerplatz oder einem sonstigen f�r Rindvieh unzug�nglichen Ort geschafft und dort abgeh�u�tet, die Haut aber sofort in eine Gerberei gebracht, oder sonst, von Rindvieh entfernt, getrocknet werden.
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16)nbsp; An dem Abh�utungsplatze ist das Ausschmelzen des Talges geslallel; die unbrauchbaren Abf�lle sind tief zu ver�scharren.
17)nbsp; nbsp;Nach der Genesung oder Entfernung des zuletzt erkrankten St�ckes ist unter Leitung eines von der Polizei da�zu autorisirten Thierarztes die Desinfektion alsbald vor�zunehmen, wenn kein Thier mehr im Stalle steht und ist dann die Sperre aufzuheben, die Tafel abzunehmen, entgegengesetz�ten Falles darf sich 8 Wochen lang kein neuer Krankheilsfall mehr ergeben haben, ehe die Aufhebung der Sperre und die polizeilich angeordnete Desinfektion vorgenommen wird.
18)nbsp; Die Desinfektion hat sich auf den Stall, die Stalluten�silien und die Kleider des Warlpersonales zu erstrecken. Die metallenen Theile m�ssen ausgegl�ht und die Theile von an�deren Stoffen in Aschenlauge ausgekocht werden. Die zum Tr�nken allenfalls ben�tzten Eimer sind zun�chst mit heissem Sande und Wasser abzuscheuern und dann in kochender Lauge abzubr�hen. Die Anlegeketten sind auszugl�hen, die Anlege-slricke zu verbrennen, die bei den kranken Thieren benutzten Decken sind in Aschenlauge auszukochen, worauf sie an der Luft getrocknet und gut ausgeklopft werden. Nunmehr wird der Mist des Stalles auf den D�ngerhaufen, am besten (durch Pferde) auf das Feld gefahren oder doch so untergebracht, dass er f�r Rindvieh unzug�nglich ist. Darauf werden die Stallw�nde, namentlich an der Kopfseite der Krankenst�nde, mit einem stumpfen Besen scharf abgekehrt und dann die da�durch erhaltenen Abf�lle gleich dem Miste weggeschafft. Als�dann werden die Krippen oder Tr�ge, nachdem das in ihnen etwa noch enthaltene Futter und Getr�nk unter den D�nger�haufen oder an einen abgelegenen Ort vergraben ist, mit heis�sem Wasser und scharfen B�rsten oder Besen gut abge�scheuert und der Pflaster- oder Diehlenboden des Stalles mit siedendem Wasser begossen, gewaschen und gerieben. Ist aber der Fussboden von Erde, so muss man eine 2�3 Zoll tiefe Schichte davon wegnehmen, und in eine Grube oder un�ter den D�nger bringen und an ihrer Stelle andere Erde auf�fahren. Dann �berweisst man die W�nde des Stalles mit Kalk, wozu Chlorkalk gemischt wurde, �berstreicht die Krip�pen und Tr�ge und den Fussboden mit einer Aufl�sung von Chlorkalk in Wasser, macht Chlorr�ucherungcn, verschliesst hierauf w�hrend 36 Stunden den Stall gut, wenn die noch vorhandenen Thiere, die man am besten auch mit einer schwa�chen Chlorkalk- oder Laugen-Aufl�sung abw�scht und abb�r�stet, w�hrend dieser Zeit an einen anderen passenden Ort gebracht werden k�nnen, worauf man ihn wieder �ffnet, 3�4 Tage lang l�ftet, und nun � das Einstellen neuen Viehes gestattet und die Sperre auch dahin, wohin von ihr Mitthei�lung gemacht wurde, als aufgehoben erkl�rt.
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Die Gesetzgebung muss aber der Polizei zu Hilfe kommen, indem sie die Lungenseuche f�r einen Gew�hrs-mangel (unter bestimmten Voraussetzungen) erkl�rt und den fahrl�ssigen oder mulhwilligen Verbreiter derselben f�r den von ihm angerichteten Schaden verantwortlich macht.
Dieses sind die Maassregeln, die im Allgemeinen aus der Natur der Seuche sich als nothwendig ergeben und von denen im Wesen nie abgewichen werden darf, obwohl die einzelnen Oerllichkeilen und Verh�ltnisse mancherlei Modifika�tionen nicht nur zulassen, sondern auch nothwendig machen.
Sie sind l�stig, schwer, wenn auch nicht unm�glich durchzuf�hren, aber bei entstandener und bestehender Lun�genseuche un erl�sslich. Werden sie strenge und kon�sequent gehandhabt, und noch besser, w�rden der Staat, die Gemeinden, Privaten und Viehversicherunggesellschallen kr�f�tigst zusammenwirken, um sie gar nicht nothwendig zu ma�chen, � dann h�tte die Lungenseuche oder doch die grosse durch dieselbe bedingte Gefahr als�bald ein
Ende.
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