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Itifliieiiza des Pferdes
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und in Ihrer Beziehung zum Typhus,
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von der It. Acadcmie der Hediriii 7.11 Brüssel mit einem Preise gekrönt,
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Dr. J. E. L. FALKE,
Hrotcssor der Thierarzneiwiasuiiäehaft an der Universität . Grussherzofflicb Süühsi-
-rhtüu Laitdlhlerarzti' und Veterinär- l*li\sikiif zu Jena, Vlitgliede dt-?- Vereins
Badjscher \erztt' zur Fürdeniog der Staat^arzueikuude etc.
Jena.
Verlag von Friedrich Mauke. IHÖ2.
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Die v— ^ , J~lKf~
Influenza des Pferdes
an sich
und in ihrer Beziehung zum Typhus.
Eine comparative Skizze, Ton der K. Academie der Medicin zu Brüssel mit einem Preise gekrönt.
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Von
Dr. J. E. L FALKE,
Professor der ThierarzneiWissenschaft an der Universität, Grossherzoglich Sächsi
schein Landthierarzte und Veterinär - Physikus zu Jena, Mitgliede des Vereins
Badischer Aerzte zur Förderung der Staatsarzneikunde etc.
ilPg quot;
Verlag von Friedrich Mauke 1862.
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Euch,
meinen getreuen Jugendfreunden und Studie n genos sen,
widmet
anch diese monographische Skixze
Euer
Falke.
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Der Begriff Influenza.
Sehr viele Bezeichnungen von Krankheiten bei Menschen und Thieren sind überhaupt oft so flacher, ja possierlicher Art, dass mart annehmen darf, dass sie viel öfterer von der grossen Menge, als von gebildeten Aerzten in den Sprachgebrauch ge­kommen sind. So lange sie der wissenscliaftiiehen Cultur und Durchforschung solcher damit bezeichneter Krankheitsformen nicht im Wege sind, mögen diese Bezeichnungen unangetastet bleiben, der Zahn der Zeit wird schon das Seinige thun, sie ausser Cours zu bringen. Etwas ganz Anderes ist es aber, wenn mit solchen Bezeichnungen verschiedene Begriffe confundirt, verschiedene und heterogene Leiden solchen nun für die Forschung verderb­lich erscheinenden Colleclivbezeichnungen supponirt werden.
Wie schädlich diess, das haben uns mancherlei allgemein herrschende Krankheilen, welche in der Thierarzneiwissenschaft unter dem Trivialnamen Influenza begriffen und selbst be­schrieben wurden, saltsam bewiesen, indess der Begriff Influenza in der Anthropiatrik vollständig abgerundet und wissenschaftlich begrenzt ist.
Diesem Begriffe zu Folge versieht man nun unter Influenza eine Krankheit, die 1) unerwartet schnell bei vielen eines lt;%toc unter höchst ähnlichen Erscheinungen hereinbricht, wodurch sie also epidemisch erscheint; 2) die im Ganzen, nach Würdigung aller pathologischen Momente, den Charakter der Familie, die wir als Katarrh bezeichnen, wiedergiebt, obschon sie davon in­sofern abweichend ist, als sich damit leichlere oder stärkere Nervenerscheinungen verbinden.
Viele Aerzte und Schriftsteller bezeichnen sie, freilich jeden­falls tu tag, mit dem Worte epidemischer Katarrh, epi-
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demisches Katarrhalfieber; specifisvher schon mit mias­matischer Katarrh, nervöses Katarrhalfieber; in der Schweiz wird sie mit dem zicar trivialen, aber doch, wegen ihres höchst unencarteten Auftretens, sehr bezeichnenden Worte Blitz-katarrh benannt.
Das Synonym Grippe leitet P. Frank von dem polnischen Worte Grypka (Heiserkeit), Andere leiten es von der Cicade „la grippequot; ab, die im Frühjahr 1782 sehr häufig beobachtet und als Ursache der nun eintretenden grossen Influenzaseuche bei Men­schen angesehen worden seyn soll.
Die Bezeichnung Influenza selbst, die jedenfalls italieni­schen Ursprungs ist, finden wir zuerst bei Huxham und Pringle, und ztear soll sie der grossen Epidemie v. J. 1729 erwachsen, ja das Wort mag gar dadurch entstanden seyn, dass man, wie ich bei der betreffenden Pferde- Influenza v. J. 1729 andeuten werde, einen Uebergang derselben von Tliieren auf Menschen und umge­kehrt angenommen hatte. Es erhält wenigstens meines Erachtms dadurch das Wort tlie richtigste Deutung.
Diese hier in Rede stehende Krankheitsform Influenza soll und muss aber jedenfalls die Bezeichnung für Eine Krank­heit bei Menschen und Pferden seyn, wie wir viele Bezeich­nungen für Krankheiten finden, die Menschen und Thieren zugleich eigenthümlich sind. Es treten diese gleichartigen Bezeichnungen um so bemerkenswerther schon aus älterer Zeit hervor, wo eine wissenschaftliche vergleichende Pathologie des Menschen und der Thiere noch nicht begründet gewesen ist, vielmehr hat ein em­bryonaler Zustand bis auf unsere Zeit bestanden. So viel haben aber jedenfalls klare Köpfe erkannt, dass bei Vergleichung der Krankheiten des Menschen und der Thiere keine grellen Diver-sitates, sondern nur Varietates gefunden werden dürfen, wenn wir die gleichen Organleiden des Rindes, Hundes, Schafes, Schweines u. s. w., deren Organisation allerdings gegenseitig abweicht, neben einander stellen.
Indem ich im Nachstehenden voraussetze, dass diese Ansicht die herrschende aller gebildeten Aerzte und Naturforscher ist, werde ich daher auch, wenn ich von Influenza oder gegenlheils von Typhus Im Allgemeinen spreche, ein, wenn auch nicht
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streng identisches, doch Jedenfalls analoges Verhältniss dieser Krankheiten bei Menschen und Thieren im Sinne behalten.
Wenn wir die Geschichte der Ivfluenza-Epidemieen, die schon jetzt sehr geklärt ist, einsehen, so finden wir, dass jede Epidemie ihr eigenthümliches Gepräge gehabt, ja dass in einer und derselben Seuche sich mannigfache Verschiedenheiten su er­kennen gegeben, dass denmngeachtet aber so eigenthümliche Mo­mente bei jeder Seuche hervorgetreten sind, dass wir die Influenia als eine besondere Krankheitsform hinstellen müssen. Schon P. S. Diversus sagt in seiner Influenza-Epidemie des Menschen vom J. 1580: Per unkersam Europam et ad exteras nationes vagarunt morbi, qui dioerso nomine appellali unicam tarnen formam tan-turn in omnibus regionibus habuere. Und Crato citirt in seiner Schrift: Consilia et epist. wed.. Franco f. 1595, eine Stelle, die da sagt: In universa fere Europa morbus quidam vehementissimus sed salutaris vagatus est.
Anders kann und wird es unmöglich mit der Influenza der Pferde seyn. Wir geben demnach im Folgenden eine Charakteristik derselben nach eigenen sehr gewichtigen Erfah­rungen und nach einer sehr genauen und sorgfältigen Noso-graphie von Prof. Her twig im Magazin Bd. XXIII S. 240— 256, und reihen diesem an, was nach wissenschaftlichen De-ductionen als zulässig und zuverlässig erscheint *).
*) Wenn wir reine Erankheitsbilder, also Genesis, Prodrome, Symptome, Verlauf, Dauer u. s. w. von solchen dunklen Krankheiten zu genrinnen resp. sie genau kennen zu lernen streben, werden wir jedenfalls die Mittheilungen besonders bevorzugen und an ihre innere Wahrheit glauben, wenn sie von Thierärzten herrühren, die in Gestüten, Marställen und beim Mililär ihren Beruf ausüben, die also solche Patienten vor und beim Beginnen ihres Lei­denszustandes und während des ganzen Verlaufs desselben zu beobachten die dringendste Pflicht haben.
Ich befinde mich in dieser Situation, denn nicht nur, dass ich in Bezug auf sie von meinem geliebten Lehrer Hufeland in Berlin, der nie über-trieb, in seinen Vorlesungen hatte sagen hören: „Die Grippe ist ein Ner­venfieber, und kein Jiervenfieher, sie ist ein Katarrh, und doch kein Ka­tarrh, sie ist ein Proteus, sie ist ein Chamäleon, und hat doch Charakter, und weit mehr Charakter, als mancher Mensch, den sie ergreift, sie hat auch einen guten Charakter, tie ist ein morbus benignuraquo;*, — so hatte ich
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Möge vun durch den Inhalt der nachstehenden Blätter die babylonische Sprachverwirrung, die in diesem Ptvncte die Veterinär-Nosologie immer noch bekundete, endlich Vielehen und der gemischte Stoff klar gesichlet hervortreten.
Symptomatologie der Pferde • Influenza.
Vorboten finden sich bei dieser Krankheit nicht (wenn wir nicht die locker gescfncollenen Kehlgangdrvsen und die hie und da beobachtete Röthe oder Gelbfärbung der Schleimhäute, die bei der Untersuchung der Erkrankten in Erscheinung treten, als nicht auf­fällige für den flüchtigen Beobachter, und jedenfalls nicht als urplötzlich entstandene hieher rechnen wollen), sie tritt vielmehr wie ein Dieb in der Nacht ganz unerwartet auf und sie befällt, wenn viele Pferde in einem Stalle zusammen sind , gewöhnlich mehre zugleich oder rasch hinter einander.
In der von mir im Fürstl. Marslalle zu Rudolstadt beobach­teten Influenza-Seuche im J. 1840*) wurde ich am 28. Mai zweier Erkrankungen wegen in den Marstall gerufen, und als ich mich schleunigst dahin verfügt halte, waren in der kurzen Zeit bereits sechs andere dazu gekommen und Abends waren schon nahezu ein DritUheil im Hauptgebäude, das 53 Pferde enthielt, erkrankt, am dritten Tage waren nicht mehr drei Pferde frei davon. Nach Hertwig waren die Pferde, die des Morgens noch bei gutem Appetite waren und die munter und arbeitsfähig erschienen, des Mittags schon völlig krank; die meisten Erkran­kungen fanden sich übrigens während der Nacht.
ßueft bereits in den dreissiger Jahren sie bei Menschen (und an mir sogar, wenn auch nicht so schlimm, als das zweite Ulal in den 40er Jahren) ken­nen gelernt. Als nun die unten mehr beredte Pferde - Influemaseuche im Fürstl. Marstall ausbrach, konnte ich am ersten Vormittage schon meinem Chef den gewissesten Rapport abstatten: die Influenza hat Einkehr gehal­ten! Und ich habe sie, wie ich alsbald weiter angeben werde, gelegentlich bei einer andern Krankheit kurz, aber wahr geschildert.
*} Die Stadt- und Landpferde, die „stark an Druse gelittenquot; haben sollen, genauer zu beobachten, verbot die Dringlichkeit des Dienstes.
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Wenn aber auch bei anderen Influenza - Epidemieen nicht im­mer ein so ungeheuer schnelles Ergriffenwerden beobachtet worden ist, so dürfen und können wenigstens für das Nach und Nach keine grösseren Intervallen Geltung haben.
Symptome. Indem das Pferd sich bis Jetzt ganz wohl gezeigt und munter und rüiirig gefressen hat, tritt es jähling von der Klippe zurück, zeigt gäozliche Appetitlosigkeit und Hin­fälligkeit oder Kraftlosigkeit, so dass es heim Gehen stark wankt und kaum von einer Stelle zur anderen geführt werden kann. Wenn auch hei vielen Patienten Fieherfrost mit nachfolgender höherer Hautwärme beobachtet wird, so ist der Puls doch bei den meisten nur massig beschleunigt, bei manchen mehr un­terdrückt, selten hart und gespannt, grösstenthells weich, der Herzschlag fühlbar, das Athmen kürzer und angestrengt, wie opprimirt. Eingenommenheit des Kopfes tritt gewöhnlich sehr schnell in Erscheinung und kann sich binnen 2 Stunden so stark steigern, dass die Patienten den erst auf die Krippe aufgesetz­ten Kopf vorschieben und ihn, wenn sie vorhanden, mit aller Macht an die Wand drücken, oder sie lassen den Kopf hängen, sie benehmen sich also wie kollerige Pferde. Die Ausscheidung des Kothes und Urins ist retardirt, der abgesetzte Kolh jedoch von gewöhnlicher Consistenz, bei manchen ist er dunkler ge­färbt.
Wo anfangs keine sichtliche Veränderung in den Schleim­häuten wahrgenommen wird, tritt diese, d. h. Gelbfärbung, Röthung und Anschwellung der Conjunctiva, der Nasen- und Maulschleimhaut, doch gern am künftigen Tage hervor und da­mit das Wachsen der schon genannten Zufälle: die Zahl der Pulse steigt bei Einzelnen bis auf 70, die Augenlider, beson­ders das .obere, sind geschwollen und bei den meisten Patienten geschlossen, die Bindehaut ziegelroth, stark injicirt, die durch­sichtige Hornhaut etwas graugrün gefärbt, es findet stärkere Thränen- und Schleimabsonderung statt. Das Athmen erfolgt 20 — 30 Male in der Minute, mit grösserer Anstrengung der Flanken. Sie verrathen keinen Schmerz, wenn sie an die Rip­penwände oder in der Lebergegend gedrückt werden, jedoch findet sich bei vielen ein kurzer matter Husten, oder eine Neigung
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zum Husten oder Ausbrausen, aber es scheint, als ob ein Krampf der Respiratlonsmuskeln, wie bei Tetanischen, es verhindert. Auch andere Krampfzufälle zeigen sich. Nur Einzelne nehmen etwas Futter zu sich, gewöhnlich bestehen die Appetitlosigkeit und Schwäche fort, doch ist öfters der Durst vermehrt. Manche legen sich, gewöhnlicher stehen sie Tag und Nacht. Der ent­leerte Kolh zeigt sich öfters schiecht verdaut, stinkend, mit vielem Schleim gemischt, der Urin ist sparsam, meistentheils gelblich, doch ohne Bodensatz.
Seltener an diesem 2., gewöhnlich aber am 3. Tage findet ein starkes Schleimrasseln in den Luftwegen statt, das Maul ist von mehr normaler Temperatur und feucht, und In einzelnen Seuchen scheiden sich nun sogar bedeutende Speichel- und Schleimmassen aus, gleichwie bei Rindern, die an der Maul­seuche leiden; die Nasenschleimhaut wird zugleich thätiger in der Absonderung.
Die Geschwulst der warmgehaltenen Kehlgangdrüsen geht bis zum 4. Tage hin mehr zurück; bei vielen zeigen sich dafür Hitzbeulen, oder ödematöse Anschwellungen der Füsse, oder des Schlauches, der unteren Fläche des Bauches, des Kopfes, des Halses.
Die erst geringe Absonderung des Urins wird nach und nach reichlicher und geschieht auch öfterer; er ist gelbbraun, mit vielem Schleim gemengt, der einen starken gelbweissen Bo­densatz bildet, der Geruch ist mehrentheils sehr unangenehm, etwas faulig.
Gegen den 5., 6. oder 7. Tag hin haben überhaupt alle Zufälle sichtbar abgenommen, die Zahl der Pulse und Athem-züge hat sich vermindert, die Arterien sind voller, ihre Schläge kräftiger, die Thiere richten den Kopf mehr in die Höhe, zei­gen sich munterer und bewegen sich freier, und die vollstän­dige Wiedergenesung erfolgt zuversichtlich bei den allermeisten innerhalb 8 Tagen, abgerechnet die Mattigkeit, die manchmal lange noch besteht.
Krankheitsresiduen sind wol auch eine stärkere Abmage­rung und eine grünliche Trübung der Augen, wie bei Mond­blindheit.
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Sectionserscheinimgen l)ei der Influenza.
Die von der unten gedachten Alforter Tliierarzneischule, von mir und vom Professor Her twig beobachteten und als unzweifelhaft bestandenen Influenzaseuclien haben das erfreuliche Resultat geliefert, dass die Krankheit niemals tödtlicb gewesen ist. Wir entbehren deshalb bis jetzt aller sicheren Belege, welche Veränderungen die organischen Theile durch die Influenza erleiden. Es macht sich deshalb bei einem neuen Auftreten einer solch gutartig verlaufenden Seuche wiinsc/tenstcerth, dass man curiositatis causa einige d. A. unzweifelliaft leidende, aber von or­ganischen Fehlern freie Pferde tödtet. Wir würden aber immer eine solche Mittheilung resultallos nennen müssen-, wenn ein Ader-lass gemacht oder wenn eingreifende innere Mittel gereicht wor­den sind.
Aetiologie.
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Da ich die Aufgabe habe, die Influenza wie den Typhus nach allen Seiten der Pathologie hin zu beleuchten und die Diagnose für erstere zu begründen, so muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich mit der Aetiologie sehr zurückstehen muss. Wahrlich, ein grosser Tadel an sich und wegen des Be­kenntnisses, dass diese Partie noch eine grosse Leere wahr­nehmen lässt, trotzdem eine grosse Menge von Ursachen von den einzelnen Schriftstellern angeführt worden sind. Es ist. zu beklagen, dass die angegebenen Ursachen ihrer Natur nach oft schnurstracks sich gegenüber stehen , wodurch sich ihr Werth gegenseitig schmälert, oder wodurch er gar vernichtet wird (z. B. in Bezug auf die Witlerungsverhällnisse vergleiche man Gluges Schrift über die Influenza. Minden 1837, S. 153—155;.
Doch liegt jedenfalls Tür Erzeugung der Influenza, jenes Blitz­katarrhs, eine schnell veränderte Luftbeschaffenheit zu Grunde; rührt aber diese von einem Miasma, von allgemeinen elektrischen Vorgängen, oder von was sonst her, wer mag es ergründen, wer wird es endlich gänzlich ergründen?!
Am wahrscheinlichsten ist die Annahme, dass die Krankheit eine Contagion und nicht an unsere Schwelle gebunden, dass sie
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vielmehr eine Pandemie ist vnd über Länder und Meere (auf denen de Schiffe und ganze Flotten keimsucht im J. 1782), oft Tausende von IM eilen fortzieht. Ob und in wie fern jene fernen Erdtheile, die so oft als die Sentina von Seuchen genannt werden, den Herd abgeben, das mögen technische Reiseberichte in der Folge mehr erhärten.
Die Entwickelung eines Contagiums bei den daran leidenden und die üebertragung desselben auf andere Pferde wollen wir aber nicht wegläugnen, wenn dasselbe auch nicht das einzig Ursächliche zur Erkrankung ist, denn hat der Influenza-Genius seine Schwingen entfaltet, so wird ein Excess nach der oder jener Richtung hin den letzten Impuls geben zur Erkrankung bis jetzt ganz gesund scheinender Individuen; oft können wir sogar keine triftige Ur­sache nachweisen.
Was meine Erfahrungen betrifft, die ich im Filrsll. Marstalle rw Rudolstadt gemacht habe, so stimme ich Hertwig ganz und gar bei, wenn er ungeeignete, dunstige, kalten Luftströmungen hin und wieder grell ausgesetzte Ställe als Förderungsmittel der Krankheit nennt, vielleicht sind sie sogar Veränderungsmittel der reinen Form, wenn eigentliche Emanationen faulender organischer Substanzen dabei sich geltend machen. Hertwig sagt S. 246 — 248 seines Berichts:
„1) Bei dem hiesigen Gärtnereibesitzer G. befanden sich 3 Pferde (eine 4fährige braune Stute, ein 1 jähriger Rappwallach und ein 16jähriger brauner Wallach, sämmtlich von verbesserter Landrage und in sehr gutem Ernährungszustande) zusammen mit 3 Kühen, in einem kaum 7 Fuss hohen, feuchten und dunstigen Stalle. Das Futter bestand aus Hafer und Kleie, Häcksel und Heu von guter Qualität, die Arbeit fast nur im Fahren eines massig schweren Wagens wöchentlich dreimal nach dem Wochenmarkt. Am 27. Januar 1852 erkrankten die zuerst bezeichneten beiden Pferde, nachdem sie am Tage vorher eine leichte Fuhre Holz geholt hatten, und Tags darauf verfiel auch der alte braune Wallach in die Krankheit.
2) Bei dem Schwiegervater des G., der mit ihm nachbarlich zusammen toohnt und ebenfalls 3 Pferde von ähnlicher Beschaffen­heit besitzt, sie auch in ganz gleicher Weise füttert und benutzt, sie aber in einem massiven, 11 Fuss hohen, geräumigen, hellen
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und trockenen Stalle hält, blieben diese drei Pferde durchaus gesund.
Z) Der Fuhrherr S. hier besass 34 Pferde, von denen 6 als Kutschpferde, die übrigen aber als Droschkenpferde dienen. Die ersteren sind veredelte Landrage; sie standen in einem geräumigen, trockenen und hellen Stalle und blieben sämmtlich gesund, obgleich sie täglich und auch oft bei Nacht tüchtig arbeitin mussten. Acht andere Pferde von ähnlichem Schlage standen neben diesem Stalle in einem sehr verbauten, finstem und dunstigen Stalle. Sie hatten täglich ihren Dienst vor der Droschke. Von ihnen erkrank­ten 6 in zwei auf einander folgenden Nächten. Zwölf andere Droschkenpferde standen in einem, von zwei Seiten nur mit Bret' terwänden versehenen, kalten Stalle, und von ihnen erkrankten innerhalb acht Tagen 10 Stück. Der Rest von 8 Pferden befand sich in einem anderen trockenen und reinen Stalle, und von ihnen erkrankten nur 2 Stück. Die Arbeit dieser Pferde war durchaus von einerlei Art, und Futter und Getränk für alle von ganz gleicher Beschaffenheit.
4)nbsp; nbsp;Ein anderer Fuhrherr hier hält 20 Pferde, von denen 4 von sehr edler Rage aus Gestüten stammen und schon über das mittlere Alter sind, aber die übrigen der verbesserten Landrage und der Mecklenburger Rage angehören, und zum Theil im Alter von 6 —12 Jahren sind. Der Stall ist über 18 Fuss hoch, geräu­mig, mit guter Luft versehen, hell und massig warm. Es wird auf sehr gute Fourage gehalten, über der Dienst im herrschaft­lichen Kutschfuhrwerk ist sehr beschwerlich, indem die Pferde auf vielen Touren schnell laufen und. dann wieder stundenlang bei jeder Witterung auf der Strosse vor den Wohnungen hallen müssen. Nur zwei davon sind sehr leicht erkrankt.
5)nbsp; nbsp;In dem grössten hiesigen Privatstalle, der in zwei parallel neben einander liegenden Gebäuden besteht, welche hell, geräumig und trocken sind, stehen beständig 80 und einige Pferde von sehr
jSjfnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;edler und veredelter Rage. Dieselben wurden vorzüglich gut ge-
pflegt und im Winter mehrentheils nur massig in einer schönen, bedeckten Reitbahn geritten; manche erhalten selbst nur einen Tag um den anderen eine massige Bewegung. Am 10. Januar 1852 hatte ich des Nachmittags sämmlliche Pferde gesund verlassen,
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am 11. Januar des Morgenraquo; fand ich 7 Kranke, sämmtlich nur in der einen Abtheilung des Stalles, nämlich in derjenigen, welche mit ihrer Längen front und mit den Fenstern nach Nordost liegt. Drei Tage später kam in diesem Stalle noch ein Erkrankungsfall vor, aber in dem zweiten, auf der anderen Seite liegenden Stalle, welcher an der Nord- und Ostseite durch andere Gebäude geschützt ist, zeigte sich die Krankheit gar nicht.quot;
Eine Uebertragung der Influenza von Thieren auf Mensehen und umgekehrt habe ich nie wahrgenommen; auch kenne ich keine sicheren Nachrichten darüber.
Einen helleren Blick haben wir aber überhaupt in die Aetiologie des Typhusprozesses gethan, und jedenfalls dürfen wir hier Miasmen nicht aus den Augen lassen: durch Zersetzung organischer Substanzen ausströmende Emanationen, die auf Blut und Nerven eines oder des anderen dazu mehr dis-ponirten Genus der lebenden höher organisirten Wesen; Mensch, Pferd, Hund u. s. w., oder auf mehre Genera derselben wirken, weshalb wir in den fernen Steppen Russlands die gefürchtete Rinderpest, in Westindien die Febris flava, im Orient das nd-d-og ßovßiSvixov, in unseren Klimaten den Entero - und Pneumo-typhus, und zu Kriegszeiten besonders den Typhus petechialis, und in Verbreitungsneigung auf mehre Genera den Anthrax und die asiatische Cholera hier nennen müssen. Jene besondere Disposition wird aber einestheils durch körperliche Eigenthüm-lichkeiten bedingt, anderentheiis durch eine schlechte, verdorbene oder dürftige Nahrung, Diätfehler, Erkaltung, Furcht, Ekel wach gerufen, oder durch sie das eingewirkte Miasma potenzlrl. Jene erzeugten Krankheiten gewinnen aber oftmals eine solche Extensität, dass sie ein Contagium erzeugen, das wieder bei anderen zum Krankheitssamen wird.
Was aber die Krankheitsanlage für die Influenza betrifft, so finden wir in sämmtlichen bekannten Veterinär-Seuchenberichten nur die Pferde genannt. Es ist aber kaum zu zweifeln, dass auch die anderen Einhufer unter ihrem Einflüsse zu leiden haben*).
*) Unwahr ist es, was Herr Verheyen S. 80 des ersten Rapporte
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Wie macht sie sich aber namentlich bei ersteren geltend? Hertwig macht folgende Mittheilungen: „Sie erschien im No­vember 1851 plötzlich bei vielen Pferden, welche ganz, verschie­denen EigenthUmern gehörten, die in verschiedenen Theilen der Stadt, zum Theil weit von einander entfernt und selbst in der Umgegend wohnten und mit einander nicht in Communication gekommen waren. Im December nahm die Ausbreitung der Krankheit so ausserordentlich zu, dass oft in Ställen von SO­SO Pferden mehr als die Hälfte von ihr ergriffen waren. Gegen Ende des Monats hatte die Seuche ihre grösste Extensität er­reicht, denn nachdem die zahlreichen Erkrankungen von dieser Zeit bis in die ersten Tage des Januar ziemlich gleichmässig erfolgt waren, minderten sie sich bedeutend und mit dem Ende dieses Monats hörten sie ganz auf.
Die Krankheit hatte gegen 10 Wochen geherrscht und wäh­rend dieser Zeit wol ein Dritttheil der sämmtlichen hiesigen Pferde ergriffen. Ihre Verbreitung war jedoch unter den Pfer­den in den einzelnen Ställen sehr unregelmässig erfolgt, denn in mehren Ställen erkrankte kein einziges Pferd, in anderen wurden aus einer grösseren Zahl nur 2—3 ergriffen, und in noch anderen blieb nicht ein Stück verschont. Die Krankheit befiel Pferde von Jeder Rafe und ohne Unterschied des Ge­schlechts. Pferde von gemeiner Rape, namentlich die gewöhn­lichen Arbeitspferde der Fuhrleute und die Droschkenpferde, waren ihr mehr unterworfen, als die von edier Rape, selbst weit mehr, als die hochveredelten Bastarde. Ich glaube, dass dieser Unterschied nicht nur durch die Rape, sondern weit mehr durch den verschiedenen Dienst und durch die ganze Verschiedenheit der diätetischen Behandlung der verschiedenen Classen der Pferde herbeigeführt worden ist. Auch das Alter schien keinen Unter­schied zu bedingen, denn ich sah Pferde von 4 Jahren und darüber, und selbst solche, die über 20 Jahre alt waren, an der Krankheit leiden. Von Füllen kann ich nichts sagen, weil solche in der Stadt sehr wenig gehalten werden.
lifter meine Influenza sagt, dass sie Menschen und Thieren gemeinsam sey; ich erklärte in meinem Memoire ausdrücklich, dass sie Menschen und Pfer­den gemeinsam sey.
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Dieselbe Krankheit fand sich auch unter den Pferden der Gutsbesitzer und der Bauern auf wehren Dörfern hiesiger Ge­gend , urnf. war überall so gutartig, dass alle Patienten, und zwar die meisten ohne irgend medicinhche Hilfe, genesen sind. In anderen Gegenden hatte sowol um dieselbe Zeit, wie auch vor und nach derselben, eine ganz ähnliche Krankheit geherrscht, die auch von den Thierärzten, die mit ihr zu thun hatten, ebenfalls für Influenza gehalten worden ist; so kam sie, laut amtlichen Berichten, vom Mon. Juni an bis in den Herbst am Rhein, später in Sachsen und Schlesien, und im Herbst und Winter in Ost-und Westpreussen und im Grossherzogthum Posen vor.'1
Diagnose.
Wenn manche Schriftsteller, wie Spinola in seiner betr. Schrift (Die Influenza der Pferde. Berlin 1844), angeben, dass
1) die Influenza das Eigenlhümliche hinsichtlich ihres Auf­tretens habe, dass dieses oflers verlarvler Art ist, oder wie Letztgenannter sogar S. 13 behauptet, dass sie tage- und wochenlange Vorboten hat, so würde sie dadurch schon eines Kennzeichens beraubt werden, das bei ihrer Constalirung in den Vordergrund gestellt werden muss, daher, wenn auch ganz ein­zelne Fälle davon abweichen mögen, ihr im Allgemeinen nicht ent­zogen werden darf. Wol aber dürfen wir Tür die Typhologie jene Eigenschaft adopliren, denn bei herrschenden Typhen sehen wir oftmals, dass eine Aura typhosa die Menschen oder das betref­fende Thiergenus niederdrückt, obschon nicht alle Individuen am Typhus erkranken: das Eintreten der Influenza und des Pferdetyphas ist ein schroff von einander verschiedenes, denn die Influenza kommt wie ein Dieb in der Nacht, und ergreift ge­wöhnlich viele Thiere zugleich, der Typhus dagegen weist oft eine lange Incubalionszeit nach. Ein höchst interessantes Bei­spiel habe ich im Magazin XIII S. 129—133 mitgetlieilt.
Aus einem grossen Mecklenburger Marstalle nämlich, wo einige 50 Pferde zusammen standen, und wo der Pferdetyphus wüthete, wurden 5 Pferde in eine ferne Gegend (nach Rudol-stadt zum Dienste bei einer Fürsll. Dame) geschickt, und kamen
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nach elflägigem Marsche gesund an, und erst nach mehren Tagen erkrankte davon ein Pferd, und mehre Tage später erst, desgleichen in Intervallen, die anderen, ganz unter den-selhen gefahrdrohenden Symptomen, wie jene im heimathlichen Marstalle, und das eine, was starb, gab dieselben Seclionsdata, wie jene in der Heimath.
Darf man diese Krankheit, wozu jene Pferde schon in der Heimath die Impression erlitten haben mussten und nun eine vierzehntägige und längere Incubationszeit zeigten, Influenza nennen? — Nimmermehr! Darf man sie Typhus nennen? Ja, auch in der Hinsicht zeigen sie sich dem Typhus des Menschen, wie dem Typhus boum contagiosus analog: Rinder, mit dem Keime der Krankheit, den sie, wenn sie nicht angesteckt werden, nur aus ihrer fernen Heimath mitnehmen, durchwandern weite, weite Gegenden, und oft erst, wenn sie das Ziel der Reise ge­funden haben und eingestallt worden sind, werden sie von der Krankheit ergriffen. — Soldaten, die alle Fatiguen des Kriegs unangetastet durchgemacht, kommen ins Spital wegen einer Verletzung u. s. w., oder sie rücken in die Winterquartiere, und hier erst mähet die Sichel des Typhustodes auf eine oft grässliche Weise ihre Opfer, in die sie längst schon ihre Spitze gedrückt hat!
2)nbsp; nbsp;Wenn aber die Krankheitserscheinungen bei den einzel­nen Individuen und Seuchengängen immer einander sehr ähnlich sind, so dürfen wir unmöglich die Einmischung eines bald rheu­matischen, bald gastrisch - rheumatischen, biliös - rheumatischen Krankheilscharaklers in den Vordergrund stellen, wie wir aller­dings wieder beim Pferdetyphus, scheinbar wenigstens, diesen Charakter oftmals auffinden.
3)nbsp; Wenn, wie auch Hertwig's Worte wieder bekunden, wirkliche Entzündungen innerer Organe In keinem Falle gefunden worden sind, wenn überhaupt Entzündungen während des Herr-schens dieser Seuche äusserst selten vorkommen, so darf man auch nicht zahlreichen Complicationen, als der Pleuritis, Perlpneumonia, Laryngitis, Bronchitis, Enteritis, Hepatitis, Nephritis, Encephalitis u. s. w. das Wort reden, wie besonders Spinola es gethan hat.
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4)nbsp; Wenn der Verlauf der Influenza als acut bestimmt und ihre Dauer auf allcrhöchstens 10 Tage festgestellt wird, so ist die von Anderen behauptete mehrwöchentliche Dauer absolut undenkbar, aber dieselbe ist wieder dem Typhus eigenthümlicb.
5)nbsp; Wenn der Ausgang in Genesung der allgewöhnliche laut Erfahrung ist, so dürfen Nachkrankheiten und Todesfälle, die bei Typhuskranken öfters vorkommen, in der Influenza keine eigent­liche Rolle spielen.
6)nbsp; Wenn Influenzapatienten, die also nicht den Keim des Todes in sich tragen, sehr dürftig hervortretende Sectionsdata nach ihrer geflissentlichen Tö'dtung kund geben werden, so zei­gen jene vermeintlichen Influenza-, d. h. Typhuspatienten man­nigfache und erhebliche Sectionserscheinungen. Welcher Art dieselben sind, das habe ich im comparaliven Sinne bereits schon im J. 1847 im Magazin für die gesammte Thierheilkde. Bd. XIII dargethan.
Auch der grösste Vertheidiger einer bestehenden Analogie der wahren Influenza und des Typhus des Pferdes resp. der grösste Zweifler einer bestehenden Analogie des Typhus des Menschen und der Splnola'schen Influenza, die ich Typhus genannt habe, wird, wenn er diese positivsten aller Beweise dafür wissenschaftlich geprüft hat, unserer Meinung sich zuwen­den und diesen Kategorien zufallende Mittheilungen einer ver­ständigen Kritik unterwerfen, z. B. Gerlach's Mittheilungen in Bd. XII S. 400 des Magazins.
Die sogenannte einfache Form der Influenza oder das katarrhalisch-nervöse Fieber und die so­genannte Influenza mit ihren vielfachen und allyewöhnlichen Complicationen sind somit, ich wiederhole es mit aller Sicherheit und Siegesgewissheit, zwei ganz verschiedene Krankheitsformen, und, nach der Analogie der Pathologie des Menschen, erstere Form nur Influenza, letztere Typhus zu nennen.
Dieses Problem lösete ich aber bereits schon in meinem Libell „Der Typhus bei unseren nutzbaren Haussäugethieren, Leipzig 1840quot;, ich wurde aber fast nur von Heusinger unter­stützt, der im 3. Hefte seiner Recherches de Pathologie com-
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paräe, Cassel 1844, sagt: La seconde maladie fort importante est le typhus des cbevaux, la si dite influenza. L'histoire de cette maladie est extr^mement instructive pour la doctrine du typhus de rbomme, et tout ce que J'avais pu dire, n'aurait pas parli'; autant a l'esprit des mädecins, que les rapports que j'ai coininu-niquds et qui sont entrevoir d'une maniere trös interessante, com­ment dans tous les pays les vätörinaires sont peu ä peu par­venu d saisir le caractßre de la maladie, qu'ils avaient d'abord meconnu*).
Uebrigens muss ich noch in Bezug auf die Hertwig'sche (nominale!) Gleichstellung der 1827 und 1851 beobachteten Seu­chen erwähnen, dass man jene erstere damals ein gastrisch-biliöses (spottweise das garstig-billöse) Fieber nannte, wie ich diess um so beslinimter angeben kann, weil ich gerade zu der Zeit in Berlin die Klintk frequentirle. Dass aber unter selehen Umständen die Geschichte dieser En- oder Epidemie und die Re­flexionen, die Hertwig erst im J. 1857, also 30 Jahre später, im Mag. für die ges. Thkde. XXIII gegeben hat, leicht mtfe-lich nicht ganz sicher sind, bedarf keiner Auseinandersetzuog. Es waren vielmehr zwei verschiedene und zwar ihrem We­sen nach verschiedenlaquo; Krankheiten, die Hertwig beobachtet und beschrieben hat: Typhus und Influenza, analog denen des. Menschen.
In Frankreich wird erst San son in den Miltheilungea im Recueil de raäd. Avr. —Sept. 1856 der Sache mehr gerechtraquo; er fallt aber in den laquo;ntgegengesetzten Fehler, dass er die „gut­artige Formquot;, die die nun wol festbegründele wirkliche In­fluenza ist, deswegen wahrscheinlich seiner Diathese typhoidraquo;
#9830;) Noch Tor dem Einheben dieses ersten Bogens in Hie Press* überschkkt mir der Herr Corrector derselben, Dr. Ganther, die Beilage zum Börsenblatt Nr. 6 v. d. J., worin das Erscheinen von Gi ei raquo;berg's. „Typhus und Influenza vom Standpuncle der vergleichenden Patholagir. Pole­mische Schrift wider einen Artikel von C. Haubner, Leipzigquot; angekündigt ist Ich will meiner Arbeit die völlige Autonomie wahren und deraquo; Druck durch Herbeischaffung dieses Scbriftchens nicht aufhalten; jedenfalls darf ich aber doch annehmen, in dem Hrn. Verfasser einen Bundesgenosseraquo; gefunden zu haben.
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supponirt, weil auch bei dieser Krankheit ein wesentliches Sym-
ptom des Typhus: die Eingenommenheit des Kopfes, die schein-
bare Geistesumnebelung, gewöhnlich bemerkt wird. Sein Beweisnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^ für die Identität beider Formen, „dass der Aderlass auch bei der gutartigen Form tödtlich wirdquot;, ist wahrlich kein Beweis für die Realität des Typhus *). n
Fast in denselben Fehler verßel Baillif, der im Journ. de med. v6t. publ. ä l'^cole de Lyon Tom. XVI Juill, —Spt. 1860nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;pi
eine Abhandlung über das typhöse Fieber des Pferdes und seinenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;a
Beziehungen zum Typhus des Menschen veröffentlicht hat. B. unterscheidet 3 Formen der typhösen Affection, die erste ist die-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
jenige, welche man Katarrhalfleber, gastrisches RolhlaufHeber, gastrische Bindehautentzündung u. s. w. genannt habe; die zweite Form sey unter dem Namen typhöse Pleuropneumonie oder Brust­entzündung mit Alteration des Blutes, in Deutschland als rheu­matische Form der Influenza bekannt • die dritte Form, die abdo­minale, sey oft mit acuter Magen - Darmentzündung verwechselt, und sey unter dem Namen Magen-, Darm-, Leber- Lungenent­zündung und bei den Deutschen als gastrische Form der Influenza beschrieben worden.
Reflexionen.
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Ich habe im Vorstehenden mir es angelegen seyn lassen, dienbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Influenza nach sicheren Erfahrungen an Pferden und nach Ana-logieen der Influenza ties Menschen zu schildern. Wenn ich aber zwei oder drei Pferdeinfluenza #9632; Seuchen als Material für diesenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;J
Bearbeitung benutzt habe, so ist es noch sehr die Frage, ob diess
Material vollkommen befriedigend war, wenn es auch ziemlich all­gemeine Erfahrung ist, dass die Influenza bei ihren einzelnen Seuchengängen eine sehr gleichartige Physiognomie gezeigt hat, ob nicht vielmehr andere ältere und nettere ihierärzlliche Schrift-
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*) Es ist diese Ansicht eben so wenig stichhaltig, als die Lehre von Richond de Brus, Desruelles u. A. es war, daas die syphilitischen Krankheiten nichts Anderes, als einfache Entzündungen und ihre Folgen seyen, weil sie ohne Quecksilber geheilt werden können.
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sieller, die ick beschuldigte, dass sie zwei Krankheitsformen {In­fluenza und Typhus) zu einer Einzigen verbunden, in Ein Bild verschmolzen haben, eine gerechte Opposition mir machen können.
Um diesen Streit zu schlichten, sehen wir keinen andern Weg, als wieder die Pathologie des Menschen zu fragen, welche Grenzen sie gesteckt hat, und ob die Influenza immer so einfach beim Menschen aufgetreten ist, als beim Pferde jetzt mitgefheilt wurde. Die von mir schon in meinem Memoire an die Academie gemachte Aeusserung, dass andere Krankheiten der Influenza zu­weilen entwachsen seyn sollen, ist für das concrete Bild zu fern stehend, und jede gute Nosographie gewährt den Complicationen ein besonderes Capitel, sey es selbst aus der Ursache, um es aus­drücklich hervorzuheben i dass sie in beredter Krankheil fehlen.
Das Capilel von den Complicationen reiht sich aber der logi­schen Folge halber der Symptomatologie an, weil hiemach erst die Diagnose festgestellt teerden kann. Warum ich diese Ver­bindung zerrissen habe?
Ich hatte einen sehr triftigen Grund dazu: die Nosographie der Influenza ist bisher, wie schon sattsam gerügt worden ist, eine so verworrene gewesen, dass es endlich noting war, sie jedes fremden Attributes zu entkleiden, sie also in reiner, so zu sagen, idealer Form oder das Prototyp derselben darzustellen und dieses Bild mit der Diagnose zum Abschluss zu bringen*).
Wir gönnen aber nun jenen vermeintlichen oder wirk­lichen Complicationen einen besondern Platz, resp. wir prüfen ihren Werth oder Unwerth. Und dazu haben wir, wie gesagt, keinen anderen Weg, als wieder die hierbei von Etwelchen wohl abgerundete, aber vor den dreissiger Jahren noch fast eben­so, wie jetzt die thierärztliche Wissenschaft schwankende Patho­logie der menschlichen Influenza zu fragen. Wir ziehen zu dem
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*) Und ich freue mich jetzt doppell, dass ich d. A. meiner Aufgabe bei der K. Academie zu Brüssel nachgekommen bin, dass ich die Influenza in idealer Form dargestellt und der Complicationen resp. Ausgänge nur apho­ristisch gedacht habe. Trotz dieses Verfahrens sah aber der Berichterstatter der K. Academie den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wie Viele vielleicht würden wieder dasselbe Malheur haben, wenn sie, befangen von der allen Idee, zumal den gewöhnlichen Weg gehen müssen!
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Zwecke C. //. Fuchs, der ah ausgezeichneter wissenschaftlicher und klinischer Diagnostiker bekannt ist, zit Rathe, nachdem ich meinen eigenen Erfahrungen hier noch einen Raum werde gegönnt haben. Es sind diess vorzüglich die hervorragenden nervö­sen Erscheinungen:
Bei einem Pferde in der Seuche zu Rudolstadt waren in einem Anfalle die grässlichsten Brustkrämpfe zu bemerken: ein unwillkürliches Brüllen,' dem ähnliches bei der schmerzhaftesten Operation wol nie gehört worden ist und das selbst den rohen Wärter fast zu Thränen rührte, verbunden mit den heftigsten Athmungen, mit Aechzen, jähem Verzerren des Kopfes, der Lippen und Nasenflügel, des Halses, der Glieder.
Die Gehirnerscheinungen halte ich hier noch einer hesondern Erwähnung deshalb werth, da ich sie durch eine trif­tige Erfahrung an mir selbst bestärken kann. Ich erwähnte oben, dass manche influenzakranke Pferde den erst auf die Krippe auf­gesetzten Kopf vorschieben, ja ihn mit aller Macht an die Wand drücken, als ob sie diese durchbohren wollten. Und doch, so sagt mein Bericht in den Schmidt'schen Jahrbüchern (Bd. 114 Nr. 53 S. 137), und doch ist keine auffallende congestionelle oder eine entzündliche Reizung des Gehirns zugegen, sondern vielmehr nur eine vorherrschend nervöse Alteration des Nerven­systems, resp. ein peinlicher Gehirnschmerz.
Der Chef des Mar stalls, der Leibarzt des Fürsten, Stallbe­diente u. s. iv.. Alle bestürmten mich bei jener Seuche, den Ader-lass bei den 25 — 30 mehr Erkrankten vorzunehmen; nach der gewissenhaftesten Erwägung aller Krankheitsmomente antwortete ich mit Entschiedenheit: „Nein, nicht einen Tropfen.quot; Als ich selbst von der Grippe in den vierziger Jahren heimgesucht wurde, litt ich furchtbar, die geringste Bewegung des Augapfels, das Blinzeln mit den Augenlidern, die Berührung der Schädel-qegend von einer Fliege, kurz der geringste Reiz, der Sehen und Gefühl betraf, presste mir Jammertöne aus. Am Abende des künftigen Tages forderte bei Zunahme des Uehels mein Freund und Hausarzt den Aderlass, um eine Hirnentzündung abzuschneiden. Ich lachte ihn aus, wenn man die Grimassen bei einem solchen Leiden noch Lachen nennen kann, und entgegnete ihm, dass ich
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klar zu denken vermöge, und bei einem Menschen, der diess könne, wäre seine Befürchtung übel angebracht. Nach seiner Entfer­nung forderte ich mit aller Entschiedenheit Lagerbier (Hmient-zündung und Lagerbier!!). Die game Familie protestirie, jam' merte, weinte, und sie gab endlich nur deshalb nach, da sie sah, dass ich durch Alles diess nur noch mehr alterirt ward. Ich trank meine Flasche Lagerbier bis auf den letzten Tropfen aus, und es war das Einzige, was mir geschmeckt hatte und ich schlief bald darnach ein, schlief fest, schlief ruhig, die Haut duftete lebhaft, nach der Versicherung meiner sorgsamen Pflegerin, und ich erwachte erst Morgens, frei von Schmerz, aber mit einem tüchtigen Schnupfen und bei noch grosser Mattigkeit. In England, wohin sich zur selben Zeit die Grippe gewandt hatte, wurde der Aderlass fleissig gehandhabt bei Pferden, ivie bei Menschen, aber die Zeitungsberichte laideten, dass die Krankheit sehr mörderisch gewesen sey.
Beherzigt man nun noch, teas Her twig über die von ihm beobachtete grosse Influenzaseuche sagt, dass wirkliche Ent­zündungen innerer Organe in keinem Falle vorkamen, dass überhaupt Entzündungen während des Herrschens dieser Seuche äusserst selten vorgekommen sind, dass sie aber wieder auftauchten, als die Influenza vorüber war, so findet diess eine sehr befriedigende Bestätigung.
Fuchs sagt S. 161 im 2. Bde. seines Lehrbuches der spec. Nosologie und Therapie, Göttingen 1846;
„Die möglichen Ausgänge der Influenza sind a) in Genesting, b) in theilweise Genesung, c) in andere Krankheit. Ich habe in den beiden mir vorgekommenen Epidemieen (1833 ilaquo;. 1834,) sehr mannigfache andere Krankheiten aus der Influenza entstehen sehen. Bald steigerte sie sich zur Entzündung, Bronchitis oder Pneumonitis, bald trat Pneumochysis und Stethochysis hinzu, in Kindern wurde sie iciederholt zum Croup, noch häufiger aber zur Pertussis, und mehre, theils schwächliche, theils vollsaftige Sub-jecte gingen während derselben durch hinzutretende Eklampsie oder Encephalochysis zu Grunde. Besonders häufig metaschema-tisirte sich die gastrische Influenza des J. 1833 tn Intermittens quotidiana oder tertiana, indem sich die Respirationssymptome mässigten, der Gastricismus aber fortbestand, das Fieber seinen
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Typus änderte u. s. w. Ausser diesen Uebergmgen, die ich selbst beobachtet, kann aber die Grippe mit gastrischem Anstriche und mehr torpidem Charakter, wie sie 1833 an ver­schiedenen Orten Frankens bewies, auch in Schleimfieber und Abdominaltyphen übergehen, und die Seuchengeschichte erzählt selbst von Epidemieen, welche sich in Petechialtyphus verwan­delten (1580)*). üeberhaupt scheint Influenza die Kraft zu besitzen, Keime von Epidemieen, welche in einer Bevölkerung liegen, zur Entwicklung zu bringen, und man sieht daher un­mittelbar auf ihre Wanderungen mannigfache andre Seuchen, namentlich exanthematische Krankheiten, die Masern, den Scharlach, die Blattern, oder auch den Keuchhusten, die Cho­lera , ja selbst die Pest folgen. Eine ähnliche Wirkung übt sie im Individuum aus, erweckt auch in ihm schlummernde Krank' heitskeime: Lungentuberkeln zerßiessen, Hydrothorax, Herz­fehler u. s. w. machen rasche Fortschritte, und gern bilden sich Scropheln, Rhachitis und ähnliche Kakochymieen aus.quot;
Dieser und anderen Autoritäten zu Folge sahen wir uns notltgedrungen, auch einen prüfenden Blick in die Geschickte der Thierseuchen zu thun, um von dem nun gewonnenen Stand­punkte aus die Ueberzeugung zu gewinnen, ob wir wahr ge­zeichnet, oder ob wir einseitig dabei zu Werke gegangen sind.
Wir haben diese Prüfung vorgenommen, wir haben ganz objectiv die Sache gehalten und können nicht anders das Ur-theil abgeben, als es früher von uns geschehen ist, dass näm­lich viele vermeintliche Inßuenzaseuchen des Pferdes Typhen und wol auch andere Uebel gewesen sind, dass aber allerdings auch Seuchen in der Geschichte auftreten, die zwar ein übleres, als das von uns geschilderte Influenzagepräge haben, dass sie aber dem ungeachtet unserem gegebenen Bilde zugesellt wer­den müssen. Der letzte Zweifel bei künftigen derartigen Seuchen wird aber erst schwinden, wenn die von mir in der Diagnose gegebenen Winke sorgsam beachtet toerden. Es ist unbedingt
') Nach Griesinijer dagegen wurde nicht nur während, sondern zu­weilen lange Zeit nach der Grippe mehrfach und an den ausgeprägtesten Malariaorten ein gänzliches Erlöschen der Malariafieber beobachtet.
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eine Distinction möglich, und Geschwätz, wie „Es ist überhaupt durchaus schwierig, gleich im Anfange des krank­haften Prozesses eine Diagnose bilden zu können; im Stadium der Forboten treten bekanntlich Erscheinungen auf, welche viele Krankheiten, ja sogar solche von ganz entgegengesetztem Charakter mit einander gemein haben können; auch das Sta­dium initii morbi entfaltet häußg noch kein deutliches diagno­stisches Bild; nur erst während des Verlaufs ergiebt sich aus der Gesammtsumme der Zufälle, der Periodicität, dem Erfolge der Mittel u. dgl. ein Resultat, welches zur diagnostischen Gewissheit führen kann'1 u. s. w. (das in Martinys Influenza oder Grippe. Weimar 1835 zu lesen ist), ist mit Entschieden­heit zurückzuweisen.
Da wir wissen, dass das Bild einer jeden Krankheit durch mannigfache Aeusserlichkeiten ein ganz abartiges Colorit ge­winnen kann, dass namentlich auch dasselbe durch das techni­sche Handeln des Arztes gegen solche Krankheiten in früherer Zeit besonders, wo von einer abwartenden, ablauschenden Me­thode nicht die Rede war, wo man nicht bald genug mit schwerem Geschütz gegen die Krankheiten aufzutreten sich gezwungen hielt, eine oft dadurch sehr üble Richtung herbeige­führt hat; dass ferner auch die wissenschaftliche Würdigung und Schilderung der wesentlichen Momente solcher Uebel keine unseren Forderungen entsprechende prägnante genannt werden kann, so können wir auch
Die Geschichte der Pferde-Influenza im Nachstehenden nicht in einer streng kritischen Richtung wiedergeben, sondern nur das referiren, was den gegebenen Umständen nach Wahrscheinlichkeitsgründe für sich hat.
Wenn zu Folge der Gluge'schen Forschungen (s. seine Influenza. Minden. 1837 sect; i) bei Menschen seit dem 14. Jahr­hunderte nur 29 Influenzaepidemieen geherrscht haben, so dür­fen wir sicher auch ein ähnliches seltenes Auftreten derselben beim Pferde annehmen; wir dürfen auch, da schon von Hip­po kr at es (Epidemiol, libr. Vl. sect. FII) und von Livius (IV, 52) seuchenhaft herrschender catarrhalischer Krankheiten
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ties Menschen gedacht wird, diese auch beim Pferde in uralter Zeit nicht gerade wegläugnen; aber so sorgfältig Geschichts­schreiber und Dichter seuchenhafter Krankheiten bei Thieren gedenken, wenn sie die Interessen des Menschen und seine Ge­sundheit mehr berührten, so wenig mögen sie der Krankheit, die wir Influenza oder Grippe nennen, Beachtung geschenkt haben, wenn sie, wie in neuester Zeit bei uns, gefahrlos und schnell ihren Verlauf genommen hat.
Eine mich höchlichst befriedigende Mittheilung giebt jeden­falls Eginhard, der Geheimschreiber Carl's des Grossen, in sei­nen Annal. Francorum bei Schilderung eines Feldzuges C. d. Gr. durch Baiern und Oesterreich gegen die Ungarn: Facta est haeö expeditio sine omni rerum incommodo, praeter quod in illo, qu£m rex ducebat exercitu tanta equorum lues exorta est, ut vix decima pars de tot millibus equorum remansisse dicatur. (Würde rema-nere nicht s. v. a. „unberührt bleibenquot; bedeuten, sondern „übrig bleibenquot;, mit dem Nebengedanken, dass die übrigen Pferde alle umgekommen, so würden jedenfalls gewaltige „Incommodaquot; aus einer solchen Strages encachsen seyn.)
Die Eingangs meiner Schrift (S. 2) erwähnte Inflttemaepide-mie bei Menschen vom J. 1729 und ihre Beziehungen zu den gerade herrschenden Thierkrankheiten stellt Heusinger in seinen Re-cherches folgendermassen zusammen:
Dans fannee 1729 se developpa une fievre catarrhale ou in­fluenza des hommes, qui deptds le printemps de cette annee jusqu'au commencement de Vannee prochaine parcoura l'Europe de Fest a Vouest (Ginge, Influenza p. 73, et surtout Clifton Win-tringham. Comment, nosol. p. 117). Cette fievre a ete ob-senee dans FAutriche par Loeto, qui donne une description des maladies des animaux regnantes en mamp;me temps (febris catarrhalis a. 1729 historia): Verum etiam ob luem illam, qtiae in Italia, Palatinatu, Austria, Pannonia, Valachia, Podolia, Wollinia, Po-Ionia, inter pecora hinc inde serpebat, innumera putredinosa mias­mata eodem anno in aerem /wisse dispersa. Haec deinde et alias conlagione infecerunt. Etsi enim quidam staluant, quod contagium non nisi in sua specie radices agat, atque hinc defendant, homi-num pestem bruta non afficere, equorum luem non nisi in equos.
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bourn in boves, et suurn in suillum genus tantum ire, in aliemtm minus, vel inde tarnen contrarium elucescit, quod . .... et nostra aevo lues pecorum, tarn in Hungaria, quam Austria, mense Oetobr. et Novembr, ]729 (les mois de tinfluenza) se prodens febrem ca-tarrhalem, initium sumentem cum turbatione capitis atgue intra quatriduum vel haemorrhagia narium, vel haemorrhagia per ahum, vel etiam vomitu stercoreo terminantem, junctam habuerit, et eodent tempore in apris aliquid purulenti innuentis corrnptionem, inven-turn sit. Neque est, cur dubitemus, per cibos contaghim qnoque-in homines manasse*). Aussi Hahn fait mention dune epizootic contemporaine (Büchner, Miscell. 1729 p. 765).
Mehr als Vermulhung für die Realität der Influenza giebt auch, wegen ihres entsprechenden Verlaufes und ihrer geringen Gefahr, die Beschreibung einer Krankheit bei Pferden in London und in anderen Gegenden Englands, Ende des J. 1732, von Gibson: They were seized suddenly with a vehement, dry., sound­ing cough, which shook them so violently that some of them were often ready to drop down with hard straining and want of breath; their throats were raw and sore, many of them had their kernels swelled, and painful to the touch. For the first two days most of them refused all manner of food, as well as water, find had so many other bad signs, that when this distemper first broke out, many were afraid of a mortality coming among them; and indeed the only good sign they had, was the vehemence of their cough, that both kept their blood in motion and speedily set them a running at the nose, which generally began the third day, and continued in so profuse a manner for five or six days, that some of them in that time discharged as much as two or three pails would hold of purulent matter, which, however, was generally of a laudable colour and good consistence. While the running at the nose continued, they would not feed much, though their appetites were craving, because the matter mingled so much with their food, as to render it altogether disagreeable'; so that they lost their flesh exceedingly: but this loss of flesh proved to benefit to them rather than a detriment, and as soon as the running a bated, they eat
*) tnanare = influere Influenza.
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voraciously and soon recovered their flesh. This distemper, though no ways mortal, yet was so very catching, that when any horse u-as seized with it, I observed those that stood on each hand of him were generally infected as soon as he began to run at the nose, in the same manner as the smallpox communicates the in­fection when they are upon the tarn.quot; Oben gedachter Huxham schreibt desgl. von ihr: Im Sept.: Angina tnssiens undique inter equos quae plurimos suffocat prorsus. Im Oct.: Jam morbus equorum saevit maxime. Im Nov.: Adhuc morbus epizootictis inter equos. Im Dec: Lues equina adhuc grassatur; sed immu-nita valde est.
Femer theilt Heusinger in seinen Recherches v. J. 1758 mit: Pendant une influenza, qui attaqua tout le peuple dans le nord de TEcosse les mois de Sept. $#9632; Oct. Mr. Rob. Whytt raconte: „A gentlemen told me, that in the Carse of Gowrie in the month of September, before this disease was perceived, the horses were observed to be more than usual affected with a cold and a cough.quot;
Vom J. 1760 berichtet Heusinger über une epizootic des chevaux, qui viepargna presque aucun cheval de la contree de Cleveland en Angleterre. La maladie ne dura que huit ou dix jours. Dieser epidemische Katarrh der Pferde fing mit einem heftigen Husten an, worauf sich bald ein häufiger schleimiger Ausfluss aus den Nasenlöchern einfand, der in der Höhe der Krankheit ein eiteriges Ansehen hatte; er war insgemein mit einem stärkeren oder geringeren Fieber begleitet und in einigen Fällen auch mit einigem Grad einer Peripneumonie oder mit einer Ent­zündung etlicher Lungendrüsen., und wenn diese eiterten, so nahm diese Krankheit die Gestalt einer hitzigen Schwindsucht an. In dem Herzogthum Cleveland aber war sie selten sehr inflammalo-risch, wenigstens nicht unter den Pferden der Pachter, denn diese Hess man wenigstens den Tag über auslaufen, und ihre Körper wurden vermittelst des Grases gelind offen erhalten, und dadurch vor einer inflammatorischen Disposition bewahrt. Von diesen Pferden starb kaum eins unter vierhunderten an dieser Krankheit, ob ihnen gleich kein BltU abgenommen wurde und sehr wenige von ihnen Arznei bekamen; ein mittelmässiger Aderlass
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war imwischen gemeiniglich dienlich fur solche, die in den Stäl­len blieben und wenig Bewegung hatten.
SelonlU, Huzard wie epizootic catarrhale des chevaux suivit l'influema des hommes au printemps 1776 (Journ. de Med. UV, p. 333;.
./. 1803. Uns influema des hommes, que Ion er oil avoir ob­serve en 1800 a Whampoa dans la Chine arriva dans le Janvier de celte annee dans VAngleterre (Gluge p. 124; en quelques con-trees avant d'influenza des hommes, en d'autres en mime temps avec eile les chevaux etoient affecles d'influenza (Heusinger CCXXIX).
Jedenfalls verdienen auch nachgenannte Schriftsteller über eine Pferde-Influenza im J. ]805*;, die auch Laubender in seiner Seuchengeschichte der landwirthschafllichen Hausthiere 1.11. S. 214—252 näher anzieht, hier die grösste Berücamp;sichtigung eingedenk meiner oben ausgesprochenen Ansicht, dass diese Krank­heiten theilweise wol ganz falsch gedeutet und durch ungeeignete Behandlung mehr oder weniger verpfuscht worden sind.
„Es herrscht jetztquot;, sagt Fiedler in Hamburg, „eine Krank­heit in den Ställen unserer Pferdebesitzer, welche die Wenigsten kaum dem Namen nach kennen und dennoch für das Ganze von gefährlichen Folgen werden könnte. Frost, Hitze und Schauder sind die Vorboten, der Puls vermehrt sich bis zu 75 und mehren Schlägen, ebenso vermehrt ist das Athemholen, und eine heisse dunstige Luft wird aus den Nasenlöchern getrieben; die Lust zum Fressen verliert sich und endlich geht das Thier ganz von seinem Futter ab. Die ersten Wege sind verschleimt, die Zunge wider­natürlich trocken, das Pferd matt und träge, die Ohren bald kalt, bald brennend heiss. Gegen Zureden und Strafe ist das Pferd unempfindlich und die ganze Krankheit ist mit Verstopfung verbunden. Je mehr das Pferd der letzten Krisis nahe kommt, um so mehr vermehren sich die Zufälle, wobei die Augen wässerig, trübe und der Kopf dick und aufgeschwollen wird.
*) Von dem Heusinger sagt: Cette annee et la precedatite dlaquo;s mala­dies catarrhales avoient ete frequentes sitr les hommes, mats suii hs chevaux se developpa une influenza remarquable par so marche reguliere. #9632;'
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Director Havemann in Hannover: Die damit befallenen Pferde lassen ab vom Futter, fressen meistens lieber Heu und Stroh, als Hafer, senken den Kopf, haben einen matten, sehr nieder­geschlagenen Blick. Im Anfange legen sie sich, stehen jedoch bald wieder auf; sobald aber die Krankheit bedeutender wird, stehen sie beständig; sie gehen sehr steif und matt. Vom An­fange sind sie fieberhaft, so dass man 60 — 70 und mehre Schläge des Pulses, die geschwind und matt sind, zählen kann. Die Kranken ziehen mit dem Leibe und drückt man sie hinter den Bug gegen die Brust zu, so weichen sie dem Drucke aus, lassen auch bei heftigen Schmerzen ein Stöhnen hören. Die Augen sind mit Thränen belaufen, in dem grossen Augenwinkel sammelt sich Schleim an, die oberen Augenlider hängen herab, und nicht seilen schwellen die Augen ganz zu. Oeffnet man das Auge, so findet man die unter dem obern Augenlide be­findliche Haut mehr oder weniger angelaufen und roth. Die Drüsen unter den Ganaschen sind gewöhnlich, besonders bei jungen Pferden, etwas angelaufen. Reizt man das kranke Pferd zum Husten, so hustet es kurz und schwach, und verräth da­durch grossen Schmerz in der Brust. Ehoas rotziger Nasen-ausfluss stellt sich nur selten ein. Einige Pferde bekommen im Verlaufe ein wässriges, stinkendes Laxiren, andere lassen auch wol viel hellen und klaren Urin. Häufig ist der Fall, dass die Beine und der Schlauch anlaufen, seltener erfolgt eine Geschwulst an Maul und Nase. Einige Pferde überstehen sie in wenigen Tagen, bei andern hält sie über 8—14 Tage ttnd länger an.
Director Naumann in Berlin: Sie ist ein Nervenfieber*) und ansteckend, sie ist mit „falscherquot; Halsentzündung, Le­berentzündung, zuweilen auch mit Darmentzündung, jedoch mit letzterer äusserst selten verbunden. Sie ist aber nur dann tödi-lieh, wenn entweder eine falsche Behandlung statt gehabt, oder wo schon innere Fehler statt finden. Der Beweis, dass diese Krankheit an und für sich nicht tödtlich ist, ist, dass von 400
•) von welchem, me ich als sein Zuhörer weiss, N. sehr viel gefa­selt hat.
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Kranken i die seit 3 Wochen unter meiner Aufsicht behandelt wurden lt; auch nicht ein einziges gestorben. Das Pferd zeigt in den ersten Tagen grosse Mattigkeit, Hinfälligkeit, und die Fresslust ist vermindert; den 3. und 4. Tag nimmt die Krank­heit zu, dann bekommt das Pferd eine Schlummersucht und verhält sich beinahe wie ein dummkolleriges Pferd. Es lässt entweder den Kopf tief hängen, oder stützt solchen fest in die Krippe. Die Augenlider hängen tief über das Auge herab, der Augapfel ist entzündet und trübe, und in dem innern Au­genwinkel zeigt sich ein Ausßuss einer eit er ähnlichen Materieraquo; nun ist die Fresslust ganz verloren, hingegen haben sie mehr Durst. Einigen schivillt der ganze Kopf an, bei anderen hin­gegen ist es nur das Maul. Bei denjent'gen, welche mit Hals­entzündung befallen sind, ist das Zahnfleisch, der Gaumen und die Zunge angeschwollen und sieht blauroth aus. Die eine Leberentzündung haben, ist das Zahnfleisch gelb und die Zunge mit einem zähen, gelben Schleime belegt, und man findet öfters die wässrige Feuchtigkeit in der ersten Augenkammer ebenfalls gelb. Sie schlagen mit den Flanken, doch nicht so heftig, wie bei einer Lungenentzündung, der Puls ist klein und geschwind, und schlägt in einer Minute 60 — 70 Male. Ohren und Extre­mitäten sind kalt, der Schlauch und die Hoden bei Hengsten schwellen beträchtlich an, sie bekommen geschwollene Beine, auch findet sich häufig eine wässrige Geschwulst unter dem Bauche ein. Sie misten und stallen, nur bei einigen zeigt sich in den ersten Zeiten eine Verstopfung, einige misten nur ein­zelne harte Ballen weg, bei einigen schwellen die Drüsen im Kehlgange an. Die Krankheit dauert bis zum 7. oder 9. Tag mit gleicher Heftigkeit] fort, alsdann fängt sie allmählig an abzunehmen, und das erste Zeichen der Besserung ist, dass das Pferd etwas Stroh aus seiner Streu sucht und dieses mit Appetit frisst. Die Augenlider hängen nicht mehr so über das Auge herab und lassen den Augapfel mehr als zur Hälfte sehen, welcher ebenfalls seine Trübheit verloren und sein voriges glän­zendes Ansehen bekommen hat. Diejenigen Pferde, die sich während der Krankheit nicht gelegt haben, legen sich nun und liegen viel. Gemeiniglich tritt den 5., 7., 9. Tag ein Durchfall
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ein, der 12—14 Stutiden dauert und dann von se'bst aufhört. Diese Wirkung der Naturkräfte darf man nicht unterdrücken, wenn sie nicht zu lange dauert, indem nach derselben die Besse­rung sichtlich zunimmt. Dieser Durchfall ist bei manchen brei­artig mit vielem Schleim vermischt und sehr übelriechend, nur bei einigen Pferden war er ganz icässerig.
Director Vieroih in Karlsruhe: Die im nördlichen Deutsch­land grassireden Seuche unter den Pferden sey eine Lungenaffection ohne Entzündung mit nervöser Schwäche, und habe bereits auch im Badischen um sich gegriffen, sie sey bei richtiger Behandlung nicht gefährlich, hingegen durch die gewöhnliche Behandlung der Afterärzte durch Aderlassen und Abführungen gewöhnlich tödtlich.
Prof. Reuter in Dresden deutet sie höchst wunderlich: Sie ist eine katarrhalische, mit einem fauligen, entzündlichen, nervösen, gastrischen Fieber und brandigen entzündeten edlen Eingeweiden verbundene Krankheit. Im Anfange sey sie bei zweckmässiger Behandlung nicht gefährlich für das Leben der Thiere, auch nicht ansteckend, im Fortgange aber sey sie äusserst bösartig, arte in einen Typhus aus und tödte alsdann alle damit befallenen Thiere, oder Hesse sie nur langsam, oft mit chronischen Gebrechen behaf­tet, zur Gesundheit zurückkehren und sey dann auch als Typhus ansteckend* ).
Fehr in seiner „Ausführlichen Beschreibung der im Frühjahr 1805 herrschend gewesenen sogenannten Brustseuche. Göttingen 180öquot;; Die Kennzeichen sind Zittern der Muskeln an den Vorder-und Hinterbeinen, auch wohl am ganzen Körper, darauf folgt Mattigkeit, Müdigkeit, Trägheit und Abstehen vom Futter; wird bei clem ersten Erzittern das Thier zweckmässig behandelt, so er­reicht das Uebel den zweiten Grad nicht. Bei dem zweiten Grade wirkt die Krankheitsmaterie auf diesen oder jenen Theil: Wirkt sie auf den äussereu Theil des Halses, so entsteht Steißgkeit des­selben und die Pferde lassen nun den Kopf hängen; wirkt sie auf den Kopf, dann entsteht Geschwulst desselben mit geschwollenen, entzündeten oder eiternden Augen; wirken die Ursachen auf den inneren Theil des Halses oder im Rachen, so entsteht Entzündung
*) M'eUer kann der Unsinn nicht getrieben werden!
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in demselben, Bräune, wobei dann viel Schleim im Halse abge­sondert wird und bei dem Pferde {lurch das Maul und auch wol durch die Nase zum Vorschein kommt; wirkt die Materie auf die Brust, so entsteht eine Entzilndung der Gedärme; wirkt sie auf die vorderen und hinteren Gliedmassen, so entsteht Krampf der Muskeln, wovon die Folge, dass die Pferde mit nahe zusammen­gestellten Beinen stehen, und auch sehr oft den Kinnbackenkrampf, auch wol Steifigkeit und Lähmung der Glieder am ganzen Körper erleiden, so dass Pferde kaum stehen und sich nur mit der grössten Mühe bewegen können.
Thierarzt Giesker in Osnabrück: Traurigkeit, Mangel an Fresslust, Unvermögen, das Futter hinunter zu schlucken, mattes Herabhängen des Kopfes, kleiner, geschwinder Puls, öfteres Gäh­nen, wechselsweises Aufheben der Beine, trockene, rothe Nasen­haut, heisse Zunge und Maid, um die Kehle eine schmerzhafte Härte, vermehrte Wärme und Anschtoellung der Mandeln, bei dem Drucke dieser Theile Husten. Am 2. und 3. Tage Thränen der Augen, steifer ausgestreckter Hals, Steifigkeit in allen Bewegun­gen,' Geschwulst der Schenkel, des Schlauchs, der Beine, des Kopfs; zu dieser Halsentzündung gesellt sich noch Brustentzün­dung, wenn das Thier sich selbst Überlasseti bleibt, oder wider­sinnig behandelt wird; alsdann bemerkt man kurzen, beschwerlichen Athem, Flankenschlagen, weit aufgerissene Nasenlöcher, einen äusserst kleinen und schnellen Puls und Patient legt sich nicht nieder. Bei Pferden, die schon einen alten Fehler der Lungen hatten, kann man den tödtlichen Ausgang vorher sagen, tcenn ein stinkender Ausfluss aus der Nase erfolgt.
Die eclatanteste Bestätigung meiner Ansicht über die wahre Influenza und die erste vollkommene Analogie für meine ersten und vorzüglichen Erlebnisse bei der Influenza im J. 1840 finde ich jetzt bei Durchblätterung der Heusinger sehen Recherches in folgender Mittheilung auf S. CCCLXXIX aus dem Compte rendu de Vecole vet. d'Alfort im J. 1833 (Recueil de Med. vet. X pag. 520,). Ich gebe für das allgemeinere Verständniss nach­stehend die Uebersetzung davon: „Im Laufe letztverflossenen MaVs und Junis, also in der Zeit, wo die Grippe unter den Menschen in fast ganz Frankreich wüthete, wurde eine grosse Zahl von Pfer-
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den, die sich als Reconealescenten von inneren Krankheiten oder die wegen äusserer üebel in unseren Spitälern sich befanden, von einer Krankheit heimgesucht, welche die grösste Analogie mit jener darbietet. Die Verminderung des Appetits, die Schwere und Hitze des Kopfes, die allgemeine Mattigkeit, die Hitze und Trok-kenheit des Mundes, die Röthe der Binde- und Schleimhäute kündigten den Anfang der Krankheit an; später verbanden sich damit die Schwierigkeit, zu schlingen, eine reichliche und schlei­mige Salivation, ein zuerst seltener und trockener, hernach ein bald lockerer und sehr häufiger Husten mit Auswurf durch die Nasenlöcher; in vielen Fällen beobachtete man, dass die Thiere durch die Nase von dem aufgenommenen Heue oder der Gerste wieder etwas auswarfen, oder von der Flüssigkeit, die sie gerade verschlucken wollten. Ein geringer Druck auf den Kehlkopf war im Allgemeinen sehr schmerzhaft und rief einen mehr oder weni­ger sich wiederholenden Husten hervor, der für das Thier penibel war. Der Puls, beinahe beharrlich normal bei einzelnen Kranken, war blas beschleunigt bei der grössern Zahl, aber er war nur stark, beschleunigt und voll bei denen, die eine grössere Intensität in den übrigen Krankheitserscheinungen wahrnehmen Hessen. Die kranken Thiere legten sich nicht, aber die stehende Stellung war für sie qualvoll, in jedem Augenblicke wechselten sie dieselbe. Diese Krankheit, welche auf ein Mal neun Pferde zu gleicher Zeit befiel, war andauernd, währte aber nicht länger, als 8—10 Tage. Der Ausgang war immer günstig.quot;
Die in den Recherches darauf folgend beschriebene Krankheit mag ich noch lange nicht Influenza nennen. Und selbst die azis dem The Veterinarian X/F (1841, p. 92) p. CCCXXVHI u.s.w. in den Recherches mitgetheilten Seuchen muss ich noch in der Schwebe lassen, jedenfalls haben sie einen deutlich erysipelalösen Grund­charakter. Es sind überhaupt alle anderen, mir wenigstens be­kannt gewordenen, hier aber nicht aufgeführten Beschreibungen so vag und confus, mit Typhus des Pferdes vermischt oder gar idenlificht, dass sie mit der Academic zu Brüssel als rudis indi-gestaque moles hinsichtlich der Jnfluevzafrage erklärt werden müs­sen, so werthvoll sie auch an sich und theilweise für die Typhologie seyn mögen. Es ist mir attch die Verheyen'sche, p. 77 und 78
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seines ersten Rapportes (Ann. 1861 nr. 2) geschilderte Ep'nootie noch eine zweifelhafte, weil sie nicht ins Detail eingeht, und weil sie keine Kritik der eimelnen Krankheits- und keine Erwägung der eimelnen diagnostischen Momente bietet. Hr. Verheyen lässt sich xu sehr von dem ebenfalls tu vagen Ausdrucke „epidemi­scher Katarrhquot; gefangen nehmen. Die Angina an sich, die Cho­lera nostras, die Diarrhöe, der Katarrh der Respirationsorgane, die Ruhr, die Nasenaphthen bei Pferden, der Bläschenausschlag der Genitalien sind auch Katarrhe, können aber auch in grösserer Ausbreitung, epidemisch, herrschen, und doch sind sie keine In­fluenza. Die Influenza hat ein ganz specifisches Gepräge, und zwar ein solches, wie ich es in meiner Nosographie und in der Diagnose mit den bestimmtesten Worten ausgesprochen habe. Oder sollten andere tüchtige Nosologen Herrn Verheyen's vermeintliches Bild der Influenza richtiger deuten können? Vorurtheilsfreie Nosologen gewiss nicht! Hören wir Verheyen's Worte: Uepidemie de 1858, qui a fait l'objet d.'une discussion ä FAcademic, marchait de pair avec une epizootic catarrhale des voies respiratoires du cheval. Cetle fois encore, oidre le catarrhe bronchique febrile, quelquefois compltque de pneumonic, l'angine e'fait frequente. Von a meine recueilli quelques cas de croup. Des qu'un cheval se trou-rait atteint dans une ecurie, toule la population subissait le meme sorte, ä plusicurs endroits, les travaux des champs ont du Hre interrompus. Dans quelques exploitations, des iumeurs phlegmo-neuses se dcceloppaient aux parotides, entre les branches du maxil-laire infe'ricur, aux levres, ä tencolure et au poitrail. Ce n'etait pas seulement les jeunes chevaux, chez lesquels surgissaient les abces gourmeux, des que Vaffection catarrhale prenait cette forme dans une ferme, tous, jeunes ou viettx la subissaient. Comme partictdarite, on a encore observe que la convalescence, surtout celle des poullains, a etc longue 8f penible. JJepizootie catarrhale de 1858 s'est eteinte en automne, pour se receiller I'annee suicante; dans les mois de juin, juillet et aout, eile epargne bien pen -de localiies du pays. Des renseignements par-ticuliers nous ont appris que Vhiver, eile avail sevi dans le nord de VAUemagne; que de nombreux convois de chevaux destines a l'exportation, avaient flu s'arriter a Hambourg, ou its
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etaient tombes malades. Nous ignorons si la grippe humaine a pant en 1859.
Cette revue retrospective demontre qu'entre le catarrhe epide-mirjue de Fkomme et le catarrhe ephootique du cheval, it y a communaute, sous le double rapport de Vorigine et des lesions, et que le nom d'influenza dome en 1805, au catarrhe epizootique se rapportait non ä des etats morbides divers, mat's bien a uve maladie de Forganisme collectif parfaitement definie, a la grippe du cheval.'1
Ich erkenne diese „terme d'Influenzaquot; vollkommen an, aber ich wiederhole, dass uns Herr Ver hey en zu wenig oder gar nicht diese terme charakterisirt hat; denn nach vorliegender Be­schreibung kann man jeden andern epizootischen Katarrh der Respirationswege, am wenigsten aber die Eigenthümlichkeit der Grippe daraus wieder erkennen. Seine im darauf Folgenden ausgesprochene frühere schwankende Ansicht über die Influenza hat bei dieser Sachlage noch jetzt seine vollste Gültigkeit. Noch lange kein voller Beweis ist es, dass bei diesem herr­schenden Katarrh auch die Grippe unter den Menschen herr­schend war. Vielleicht war diess übrigens auch nicht Grippe, sondern nur gewöhnlicher Katarrh..
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Ich bitte 'den Leser, nun am Schlüsse dieses Abschnittes bei sich noch einmal Einkehr zu halten, um, wenn er noch zweifelhaft war, eine Ueberzeugung zu getvinnen. Meine wissen­schaftliche Ueberzeugung spreche ich mit aller Entschiedenheit summarisch nochmals dahin aus, dass ich die Knotenpunkte des Sujet resp. der Brüsseler Frage nach dem jetzigen Stand­punkte der Wissenschaft gelSset habe, dass aber die bezüglichen Worte in den „Reflexionenquot; wohl zu beachten sind, dass der letzte Zweifel bei künftigen derartigen Seuchen nur erst schwin­den wird, wenn die in der Diagnose gegebenen Winke sorgsam beachtet werden. Den nothwendigen Hohenstandpunkt hat dazu hoffentlich der Leser nun eingenommen, und in Lazarethen, Kasernen, Instituten u. s. w. wird ihn auch der noch schwan­kende Menschenarzt besonders verwerthen können.
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Ich erlaube mir diese Aeusserung zu thun *), nachdem ich in einigen neueren Werken über Anthropiatrik ersehen musste, dass man über diese Krankheit sehr glatt hinweggeht, und weil man alljährlich sieht, wie nicht nur von Layen, sondern nament­lich auch von Aerzten jeder Modeschnupfen mit der Grippe verwechselt wird. Für meine Ansicht habe jcä) auf dem Felde der anthropiatrischen Literatur einen bewährten Bundesgenossen in Gluge gefunden, der mühsame Forschungen über die In­fluenzaseuchen des Menschen angestellt, sie aber auch durch Autopsie kennen gelernt hat. Er giebt in seiner schon genann­ten Schrift S. 32 folgende gemeinsame Charakteristik der Krankheit: „Es ist ihr eigenthümlich das plötzliche Erschei­nen in Land und Individuen, das regelmässige Fortschreiten, das Ergreifen von Tausenden auf ein Mal, die schnelle Ausbil­dung der Symptome und die eben so schnelle Wiederherstellung von der eigentlichen Krankheit und die hartnäckige unverhält-nissmässige Schwäche.quot;
Prognose.
Allen sicheren Erfahrungen bei Pferden zu Folge ist die Influenza im Allgemeinen als gutartige Krankheit zu betrachten; die Genesung erfolgt selbst in vielen Fällen ohne Medicin und selbst bei nur nothdürftiger diätetischer Pflege.
Behandlimg der Influenza.
1) Die Prophylaxis fordert, alle Excesse in der Lebensweise und die Ansteckung zu vermeiden, 2) diese Excesse von den bereits Ergriffenen, also jegliche Arbeit, schwer verdauliche oder schlechte Nutrimente, Erkältung, Zugluft, aber auch einen dunstigen, überfüllten Stall u. s. w. u. s. w. um so mehr abzu­halten, da, wie gesagt, die Geschichte vieler Seuchen es lehrt, dass gerade vorhandene, insbesondere chronische Leiden durch
*) obgleich ich nicht Dr. med. bin (weil ich es zh passender Zeit aus Mangel an pecuniären Mitteln nicht werden konnte),
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die Influenza verschlimmert, Ja dass längst unterdrückte Affeclio-nen wieder durch sie ins Leben gerufen worden sind, dass selbst bei speciflschen Einflüssen Influenzapatienten in Typhus verfallen seyn sollen.
Die Indication der Krankheit gestattet, wenn sie einen ere­thischen Charakter zeigt, laut Erfahrung, ein Exspectativverfah-ren; als Nahrung Weizenkleie, kleine Mengen Grünfutter, mucilaginöses Getränk oder reines Wasser, bei kritischen Be­strebungen milde Diaphoretica. Tritt aber auch die Krankheit unter entzündlichen Erscheinungen auf, so ist erst sorgfältig zu prüfen, ob diese Symptome nicht Maske sind, weshalb in der grossen Mehrzahl der Fälle der Aderlass unbedingt zu ver­meiden seyn wird, wol aber ist von Neutral- und Mittelsalzen, Cremor Tartari, selbst vom Calomel Gebrauch zu machen. In der torpiden Form sind Kali nitricum und andere antiphlogistische Salze mit massigen Gaben Campher oder anderen diaphoretischen Vegetabilien zu reichen; bei vorherrschend nervösen Symptomen desgleichen mit Campher, mit Rad. Valer. min., mit Extract. Hyoscyam.; diess auch mit Ammon. muriatic, bei schmerzhaftem Husten; es sind aber auch bei Gastricismus der in derThierheil-kunst sehr beliebte Tartarus stibiatus mit Chamillen, Rhapontica-wurzel, Pomeranzenschalen, selbst in torpideren Fällen mit Rad. Levistici u. dgl., und in vielen Fällen überhaupt Revulsivmiltel, ableitende Klystiere, Frictionen der Haut, scharfe Einreibungen, aber nur bei tieferem Ergriffenseyn Fontanelle am Platze.
Reconvalescenten bedürfen längere Zeit noch grosse Scho­nung, obschon massige Bewegungen, selbst schon während der Krankheit, vortheilhaft sind. Zuweilen sind auch in diesem Stadium noch einzelne Symptome medicinisch zu bekämpfen.
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Nachrede.
Statt der üblichen Vorrede diessmal wirklich eine Nachrede , die mir von der K. Academic der Medicin zu Brüssel abgenötliigt worden ist, trotzdem ich dnrch eine Preismedaille fiir meine Leistung volle Befriedigung gehabt habe, meinen Dank der Academic auszusprechen! Wolle der Leser die Beweggründe zu dieser Nachrede aus dem Nachstehenden entnehmen.
Im Jahre 1858 schrieb die K. Academic der Medicia u. a. die Preisauf­gabe aus:
„Determiner la nature et l'eliologie des etats morbides consideres chez le cheval sous le nom vague d'Influenza, faire ressortir les rapports, qu'ils peuvent avoir avec les affections lyphoides de Thomme, et exposer les medications, qui leur sont le mieux appropriees.quot;
Am 21. Mai 1860 wandte ich mich, dieser Preisfrage wegen, an die K. Academie. Soviel ich mich dieses Schreibens, dessen Brouillon ich nicht re-servirte, noch erinnern kann, war der Inhalt*) der, „dass ich diese Frage schon im J. 1810 durch mein Schriftchen: Der Typhus bei unseren nutzbaren Haussäugelhieren, nach eigenen Erfahrungen und wissenschaftlichen Deductionen bearbeilet, — und durch eine im Blagazin Bd. XIII gegebene grössere Ab­handlung gelöset habe, dass ich mich demnach füglich nicht als Combaltant K. Academie präsenliren könne, dass ich aber mich hiermit des Prioritätsrechts halber doch auf der Arena einführen wolle.quot; Die Eroberung des ausgesetzten Preises hatte ich daher gar nicht im Auge.
Darauf entgegnete mir Herr Dr. Sauveur, der Secrelär der Academie, in einem Schreiben, datirt vom 29. Mai, dass zur Geltendmachung von An­sprüchen die Concurrenzschrift nothwendig, dass sie aber nur bis zum 30. Juni, als dem festgesetzten Termine, angenommen werden könne, dass ferner auch der Autor daraus nicht erkannt werden dürfe.
*) Den die Academie, welche jenes Schreiben jedenfalls zu den Acten ge­nommen, bestätigen wird.
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Dieser Brief kam den 1. oder 2. Juni in meine Hand, und damit die Arbeit zu rechter Zeit ankommen könne, musste sie doch spätestens den 27. dess. Slon. an die Post abgegeben werden. Ich hatte also keine 4 Wochen Zeit. Wahrlich, eine höchst kurze Frist für eine Concurrenzschrift *
Im wahresten Sinne des Wortes vollendete ich sie in der letzten Stunde der mit der Sache verträglichen Zeit; an eine Abschrift war nicht zu denken.
Was aus der Arbeit geworden, davon erfuhr ich bis Mitte October 1861, also über iy^ Jahr, kein Wort. Jedenfalls, so glaubte ich, war ich durchge­fallen. Da kam ich nach Dresden und mit Herrn Professor L e i s e r i n g zu­sammen , der die Vermuthung gegen mich aussprach, dass eine im Aprilhefle der Annal. de Med. veter. bekannt gemachte Preiserlheilung wol mir gelle. Nun wandte ick mich unterm 22. October an die K. Academie, erklärte mich als den Verfasser und genehmigte damit die Eröffnung des Converts, das meinen Namen einscliloss.
Trotzdem die mir hierauf behändigte Medaille und die beigegebenen Bank billets lange nicht im Werthe des ausgesetzten Preises waren, so war doch die Fassung des Urtheils eine so schmeichelhafte, dass ich durch diese Medaille wahrlich höchlich erfreut wurde. „Multum egerunt, qui ante nos fuerunt, sed non peregerunt, multum adhuc restat operisquot;, so tröstete mich das so wahre Sprüchwort. Den indirecten Tadel über vorhandene Mängel bezog ich auf so vieles von mir selbst gefühlte Lückenhafte in meiner Arbeit, besonders aber auf die Bearbeitung der Aetiologie, in der ich mich, wie der Leser in der vorstehenden Abhandlung ersehen kann, sehr stark selbst anklage; bei Be­sprechung der Therapie erfährt diese auch geradezu, freilich in zum Theil abge­griffenen Redensarten, eine gewisse Rüge. Den, wie es mir schien, in schwülstiger Sprache geschriebenen Rapport konnte ich aber jetzt um so weniger genau studiren, da mir die kurzen Tage und die Dienst- und wegen eines auswärtigen Todesfalles aussergewöhnliche Familienangelegenheiten nur sehr beschränkte Zeit Hessen zur Ausarbeitung noch mancher Nummern meines Jahresberichtes über Thierarzneiwissenschaft für die Schmidt'schen Jahrbücher der Gesammtmedicin, der von mir jedesmal mit Anfang des Jahres an die Redaction abgeliefert werden muss. Ich wollte auch die genaue Erörterung aus dem speciellen Grunde bis dahin verschieben, wo ich die Kritik über die Haubner'sche Influenza (welche letzere im Magazin Bd. XXVI erschienen und worüber ich, was hier von grossem Belang ist, zu sagen, bei meiner An­wesenheit in Dresden dem Med.-Rath Haubner, einem alten Sludiengenossen, ohne Rückhalt geäussert halte, dass ich über sie um so mehr meinen Tadelquot; aussprechen müsse, weil auch er noch am Alten klebe und den Namen Influenza für den Pferdetyphus gebrauche,) niedergeschrieben, um nicht Ideen und Worte Verheyen's unwillkürlich mit den meinigen zu amalgamiren, um viel­mehr des Berichterstatters H. Verheyen's Urtheil summarisch jener Kritik über Haubner's sogenannte Influenza anschliessen und so meine Arbeit und meine Ideen durch die der K. Academie affirmiren und zugleich die vorliegen-
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den Dissonanzen zwischen mir und der Academic wo möglich ausgleichen resp. meine, wenn vorhandenen, begründeten Rechte wahren zu können.
Ich Hess meinen höflichen Dank in dieser guten Zuversicht nach Brüssel abgehen. Als ich aber diesen Rapport nun verbotenus hernahm, erkenne ich zu meinem Erstaunen und Schrecken, dass K. Academic meiner Arbeit neben dem rühmlich Erwähnten noch eine moule und ein amalgame typhoide vindicirt. Ich hatte nun nichts Eiligeres zu thun, als K. Academic eine Reclamation zugehen zu lassen. Zugleich that ich in letztgenanntem Jahresbericht nach der H a u b n e r'schen Kritik jener Beschuldigung Erwähnung. Ich musste diess sogar thun, denn die gegebene Medaille d'Encouragement bedingt nicht, dass man schweigen und den Irrthum des Gegners hochachtungsvoll respectiren, sondern dass man die practisch und wissenschaftlich gewonnene Ueberzeugung und das gute Recht mannhaft verlheidigen soll. Per varies casus, per tot discrimina rerum tendimus in Latium. Ein wissenschaftlicher Mann kann nicht anders; bleibt mir fern Ihr schlaffen Menschen ohne Ziel. Was ich weiss, das will ich, und was ich will, das weiss ich!
Im Bulletin Nr. 4 v. J. 1862 wird ein Rapport abgedruckt, den ich, weil er wahrlich kein Zeichen der Urbanität, geschweige der Gerechtigkeit ist, nicht wieder in den Mund nehmen mag. Aber meine Antwort darauf mag und kann ich nicht zurückhalten.
Acht Tage nach Empfang jenes Bulletin gab ich dieselbe. Sie lautet:
Hochzuverehrender Herr Präsident,
Illustre K. Academic!
Der Rapport in Bulletin Nr. 4 der Academie royale de Medecine, den ich durch Ihren Herrn Secretär erhielt, fordert unabweisbar die Beantwortung.
Ich fasste erst den Entschluss, diess in einer besondern Brochure zu thun; aber wenn ich nun gegen Herrn Verheyen die Waffen öffentlich gebrauchen müsste, die den seinigen gleichen, so muss ich damit zugleich die ganze Aca­demie treffen, denn er ist Mitglied der K. Academie, und die Academie hat seinen Rapport nicht zurückgewiesen, sie hat ihn sogar veröffentlicht.
Das deutsche Gemüth fühlt aber Pietät gegen jedes Institut, das zum Wohle der Menschheit und der Wissenschaft gewirkt hat, und es sucht jede Gefahr abzuwenden, sey es, dass sein guter Name, oder sein segensreiches Wirken bedroht wird. Und die edlen Männer, die die Wissenschaft mit Stolz nennt und deren Bildnisse meinen Namen auf der Medaille umschliessen, ge­bieten mir nicht minder ein Exspecta paullisper in meiner Fehde zur Academie. Aber auch das Andenken an Sie, verehrtester Herr Präsident, den ich beim Congris scientifique de France zu Strassburg kennen zu lernen die grosse Freude hatte, und dessen ich gar oft in Verehrung gedacht, hat mir diese Forderung ans Herz gelegt.
Ich wähle deshalb noch einmal den friedlichen Weg, und gebe dabei vor­erst zu bedenken, mit Hindeutung auf die schöne, auf die grosse Bedeutung
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der Preisschriften, wodurch so manches schwierige und inhaltsschwere Problem gelöset worden ist, dass dieser monströse Streit, den Herr Verheyen auch ein Recht nennt, die schwierige Frage über1 die Bedeutung der Influenza des Pferdes wieder vielleicht auf lange Zeit hinaus ungelöst lässt, wenn es jetzt nicht geschieht. Und welcher wissenschaflliche Mann sollte hinfort überhaupt bei so bewandten Verhältnissen zur Beantwortung ausgeschriebener Preisfragen sich veranlasst fühlen? ! —
Ich erkenne aus voller Ueberzeugung an, dass die K. Academic die goldene Medaille als anverlrautes Gut so gewiss betrachten und selbige mit ihren Waffen so lange noch scliülzen soll, bis der letzte Zweifel gelöst ist. Ein solcher Streit besteht allerdings zu Ri-cht, drnn er ist ein ehrlicher und wis-senschafllicher Streit. Eine Conlroverse ist jedoch mit „Absprechen, Abläug-nenquot; wahrlich nicht identisch. Letzteres wird zum schnöden Gegenlheil!
Ich will bei dem Gedanken, dass jeder Mensch irren und in seinem Irr-thum Anderen wehe thun kann, dass aber die Wahrheit doch über den Ver-irrten noch siegt, noch einmal die Hand zur Versölmung bieten, ich will jede mir gewordene Kränkung als ungeschehen betrachten, ich will thun, als ob nur eine würdige wissenschaftliche Conlroverse slatt gefunden, und wiederhole deshalb die Behauptung, dass die Commission sich geirrt habe.
Nach Absendung dieses Briefes werde ich aber sofort an die Bearbeitung der öffentlichen Entgegnung gehen, und diese dem Drucke und der Veröffent­lichung anheim geben, wenn bei ihrer Vollendung, die doch im Laufe des Mon. Juli statt haben wird, keine vollkommen befriedigende Satisfaction d. h. Anerkennung der vollkommenen Lösung und, was dieser zur Seite steht, die Behändigung der goldenen Medaille mir zu Thell geworden ist. Ich würde auch mit derselben Beharrlichkeit um eine kupferne Medaille kämpfen, wenn diese als Kampfpreis hingestellt worden wäre. Ich war wegen der empfange­nen silbernen Medaille hoch erfreut und gewährte es gern, dass dies Ge­schenk oder dieser Preis (wie es bei uns nach solchen Ehrenbezeigungen üblich ist) in öffentlichen Blättern angezeigt wurde. Mit dieser Gesinnung drückte ich auch meinen aufrichtigen und höflichen Dank in Brüssel aus. Als ich aber behufs des Referats für die Schmidt'sclien Jahrbücher den Rapport verbotenus hernahm und die unbegründete Maule und das Amalgame typhoide als Gründe der Verweigerung der goldenen Medaille ersah, forderte ich sie, weil ich das begründetste Recht dazu hatte*), und am Schlüsse des Referats über die Influenza in den Schmidt'sclien Jahrbüchern (Bd. 114 Nr. 53 S. 139) gedachte ich desgl. dieser Forderung, und ich musste ihrer gedenken.
Der Ausdruck meiner ganzen Ar bei t ka nn für jeden Un­befangenen kein anderer seyn, als dass ich die feste Ueber­zeugung habe, dass die Influenza etwas ganz Anderes, als
*) Denn es war nicht das Mangelhafte der Arbeit, sondern das Gute der­selben getadelt worden.
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Typhus ist, dass aber das, was man gewöhnlich Influenza nennt, eine dem Typhus des Menschen ganz analoge, wenn auch nicht identische Krankheit ist. Identisch kann sie nicht seyn, denn der Mensch ist kein Pferd, die Organisationsver-hältnisse sind andere, die Kr ankheit sei nflüs se können des­halb a ucli nicht ganz so wirken u nd I den t iselics bewirken. „Es können aber bei diesen anders gearteten Verhältnissen immer nur Varietates, und keine grellen D ive rsitates*)' bewirkt werden,quot; wie ich in der Einleitung hervorhebe.
Die Bezeichnung ,,Typhusquot; ist von mir streng im F u c h s'schen Sinne auf den der Rapport grosses Gewicht legt, gebraucht worden: Typhus ist ein Colleclivwort für eine Familie („die typhoiden Krankheitenquot; der französischen Literatur), aber sie wird auch speclell für den bei uns gewöhnlich herrschenden Typhus abdominalis genommen. Diess habe ich auch zur Wahrung aller meiner Rechte in dem Postscriptum hervorgehoben: „Ich, der Verfasser, habe immer nur vom Typhus bei den brennenden Fragen, nicht aber von den verschiedenen Species und Subspecies desselben gesprochen. Ich glaube, damit der Aufgabe und der Sache gerecht geworden zu seyn, Wesentliches von Unwesentlichem geschieden und das Problem gelöset zu haben. Wird diese Lösung anerkannt resp. von K. Acadetnie sanctionirt, dann erst kann ja auch die weitere For­schung exact und auf die wesentlichen Einzelnheiten und Unterschiede Rück­sicht genommen, mit einem Worte: eine vergleichende Typhologie des Men­schen und der Thiere angestrebt werden. Dazu sind aber sehr präcisirte Fragen von Neuem aufzustellen, da bckannllich viele abweichende Ansichten über die cerli fines einzelner Species und Subspecies bei Menschen bestehen. Dank, heissen Dank der K. Academie, die diesen einzig richtigen Weg, um zum Ziele zu gelangen, verfolgt.quot; Halle die K. Academie eine Erörterung der typhoiden 'Formen des Menschen gewünscht, so hätte es in ihrer Aufgabe heissen müs­sen: „der einzelnen typhoiden Affectionenquot;**). Doch wenn ich wirklich eine Unterlassungssünde hierbei im Verb eyen'schen Sinne begangen hätte, wie passt hierauf der Tadel, dass sich eine Moule und ein Amalgame typhoide finde?
Wenn aber der S. 263 gerügte, im deutschen Bronillon gebrauchte Aus­druck ,,typhusarligquot; auch ganz aus dem Zusammenhange gerissen würde, so wird er doch mit „genere typhi oder in die Kategorie des Typhus gehörigquot; idenlificirt werden dürfen, zumal wenn Nr. 6 meines Memoire, als die Ein­leitung zu den anatomisch - pathologischen Erscheinungen, beachtet wird. Ich
*) Diversilates sind bekanntlich, der Ableitung dis und verto entsprechend, wesentliche Verschiedenheiten. So sagt Livius: Diversa duo vitia avaritia et luxuria.
**) Es wäre diess aber überdiess rein überflüssig gewesen, da die Influenza nicht einmal zum Collectivwoite Typhus eine verwandtschaftliche Beziehung bat.
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sage dort: „Wenn Influenzapatienten, die (nach Nr. 5 laut Erfahrung) gewöhn­lich wieder genesen, sehr dürftig hervortretende Sectionscrscheinungen nach ihrer geflissentlichen Tödtung kund geben werden, so zeigen jene vermeint­lichen Influenza- (d. h. Typhus-) Patienten mannigfache und erhebliche Sec­tionscrscheinungenquot;. (Der S. 261 angezogene lateinische Passus steht zu sehr ausser Zusammenhang.) Jene Beachtung verdient auch der Schlusg der anatomischen Betrachtung, wo es heisst: „Auch der grösste Zweifler einer bestehenden Analogie zwischen dieser Krankheit des Menschen und des Pferdes d. h. der Spinola'schen Influenza und des Typhus des Menschen wird, wenn er diese positivsten aller Beweise (also die anatomischen Beweise!) dafür wissenschaftlich geprüft hat, unserer Meinung sich zuwenden.quot; Dieselben Worte wiederhole ich in meinem schon erwähnten Jahresberichte in den Schmidt'schen Jahrbüchern (Bd. 114 S. 138). Und noch mehr wird es durch meinen, von Hrn. Verheyen (S. 263) angezogenen Ausspruch „La malencon-treuse influenza de Spinolaquot; bestätigt. Nimmermehr habe ich aber gedacht und gesagt, was gleich darunter ausgesprochen wird: „Les autopsies donneront des eclaircissements ulterieurs sur ridentite de l'influenza veterinaire et mon typhus,quot; denn immer wird im Memoire zu lesen seyn, wenn ich „von (meinem) Typhusquot; spreche, dass ich hinzufüge: die vermeintliche, die sogenannte, also die malencontreuse Influenza de Spinola; und wem dies nicht bestätigend genug ist, der wird weitere Bestätigung in dem schon gedachten, an die K. Academic eingeschickten Jahresberichte in den Schmidt'schen Jahrbüchern finden, dessen Nr. 53, wie ich daselbst gesagt, ein Abglanz meines Memoire ist. Und wäre wirklich einmal das Adjeclivum „sogenannte, vermeintlichequot; vergessen worden, so giebt doch der Sinn der ganzen Arbeit das Zeugniss ab, dass nur die Spinola'sche Influenza dem Typhus als analog zur Seite gestellt wird.
Ebenso unwahr ist es,, dass in meinem Memoire ausgedrückt ist, was Hr. Verheyen zu Anfange S. 263 ausspricht: le genus typhi decrit par Fuchs n'est pas le typhus. Warum werden nicht immer ipsissima verba und diese in ihrem ganzen Umfange benutzt*)?!
Die Zueignung des Gedankens von dem Ausdrucke „affection typhiformequot; weise ich desgl. entschieden von mir (obgleich er in etymologischer Hinsicht dem Ausdruck „affection typhoidequot; zur Seite steht), denn es ist nicht elegant und correct, Hibriden zu gebrauchen. Ueberdies giebt ja wol die französische Literatur den affections typhiformes noch einen vagern Begriff?
Wenn aber Hr. Verheyen sagt, dass ich über Nacht meine Ansichten wechsele, so ist dies eine ungeheure Beschuldigung. Habe ich in dem der K. Academic von mir überschickten Hefte des XIII. Jahrg. des Magazins, Berlin 1847, S. 133 bekannt, dass ich vor 16 Jahren in die alte Meinung
*) Ich möchte sogar fragen, warum nicht zur Beweisführung die ganze Abhandlung abgedruckt worden ist.
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zurückgefallen, dass ich aber nach einer Prüfung mittelst der yergleichenden Pathologie alsbald wieder eingelenkt*), so habe ich dies in eigenem Freimuth gethan, der nichts verschweigt, der den Menschen giebt, wie er ist nnd wie er zu der und der festbegründeten Ueberzeugung gekommen ist, und zwar in der Absicht, um den noch an der alten Meinung klebenden Leser für die richtige Ansicht durch den dargelegten überwundenen Irrthum zu gewinnen; ich habe dless Bekenntniss selbst in der Kritik der Haubner'schen Influenza (s. meinen Jahresbericht in den Schmidt'schen Jahrbb. S. 139) ebenso aufrichtig wiederholt, um ihn, den von mir wissenschaftlich Angegriffenen, wieder mit mir zu versöhnen und für meine Ansicht zu gewinnen. Wo entsteht wol im Nu etwas Festes, Plastisches in Wissenschaft und Kunst und ohne solche Schwankungen? Ist denn die Philosophie fertig geworden trotz der grössten Denker aller Jahrhunderte, und haben nicht manche der grössten Männer ihre Ansichten geändert und die veränderte Ansicht bekannt?! Ein solches Bekennt­niss, und wenn es eine Niederlage für den Autor ist, ist ein Segen für die Wissenschaft, und nur diese allein, nicht sich selbst soll der wahre Jünger derselben im Auge behalten! „Profitenquot; ist mein Dienstspruch**).
Es ist ferner eine höchst unlautere Behauptung, dass ich mehre Krank-
*) Es heisst dort: „Es kann dem wissenschaftlichen Manne nicht zum Tadel gereichen, wenn er bei seinen Forschungen auf schwierig wegzuwälzende Steine des Anstosses trifft und er dadurch von dem Wege, den er als den wahren und richtigen erkannt und solchen in seinem praktischen Beruf auch bereits betreten hat, momentan abweicht. „Ach, jeder Schrittquot;, sagt A. v. Humboldt, „welcher den Naturforscher seinem Ziele zu nähern scheint, führt ihn in den Eingang neuer Labyrinthe.quot; Obgleich ich durch gewichtige Bei­spiele den Unterschied zwischen Influenza und Typhus in meiner monogra­phischen Skizze und bei Gelegenheit niedergeschriebener Kritiken gezeichnet hatte, verleitete mich doch einmal das Buntdurcheinander in den Schilderungen über vermeintliche Influenza .... zu einer solchen wissenschaftlichen Ver-irrung.quot;
**) Würde es auch nicht höchst unklug,'ja schamlos gewesen seyn, von der Academie für eine Schrift über die Influenza einen Preis angenommen zu haben und gleich hinterdrein in den Schmidt'schen Jahrbüchern das absolute Gegentbeil auszusprechen und doch zu sagen: „Das ist der Abglanz meines der K. Academie behändigten Memoire.quot; Massvoller Blödsinn, den Hr. Ver-heyen in die ganze medicinische, gebildete Welt hineinzuschreien wagt, nnd ihn nun nicht einmal ungeschehen machen will! Hätte ich wirklich meine An­sicht über diese Krankheit geändert und nur mein Interesse bedacht, so brauchte ich ja gar nicht dieses Thema in den Schmidt'schen Jahrbüchern zu behandeln, denn die Redaction derselben giebt mir ja nicht Aufgaben, wie die Schule ihren Zöglingen, sondern ich besorge vielmehr ganz selbständig die Bearbeitung und Redaction des Berichts, und die Redaction der Schmidt'schen Jahrbücher aecommodirt diesen nur dem ganzen einzigen Sujet.
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heiUn zu einem Quasiproleus versclimolzen, denn ich babe bei der Spinola'sclien Influenza nur die allen Typhen gemeinscliafllichen Seclionsdata bei Menschen aus dem 1. Bd. des Fuchs'sdien Werkes angezogen, und ich musste es sogar, taut der Preisaufgabe, thun!
Und wie kann ferner von dem Berichterstatter einer Partie meiner Arbeit in seinem Gutachten am Schlüsse und im Allgemeinen meinem verdienstlichen Wirken in der Einleitung so höchst lobend gedacht werden, indess die andere Partie, die anatomische Sphäre, so ganz widersprechend seyn soll?! Die phy­siologischen Und anatomischen Erscheinungen sind ein unzertrennliches Ganze für die Bestimmung einer Krankheit. Es mussten diese Momente, von denen ich ja ausdrücklich sagte, dass ich sie sowol bei der Influenza, wie beim Typhus nicht in der Studirstube ausgedacht, sondern dass ich sie in der Praxis und namentlich auch beim Typhus durch Sectionen kennen gelernt resp. dass ich in den physiologischen und anatomischen Erscheinungen die grösste Analogie der sogenannten oder Spinola'sclien Influenza mit dem Typhus des Menschen wieder gefunden habe, in Einen Rahmen gebracht und als Ein Bild aufgefasst werden, und diess Eine Bild mussle, wie eine gesunde Logik diess nur unabweislich vorschreibt, eine gute oder schlechte Kritik erfahren. Wenn aber Spinola z. B. der Enteritis, Hepatitis, Encephalitis, Pneumonitis, Ne­phritis etc. als physiologischer Theilerscheinungen seiner (sogenannten) In­fluenza gedenkt, so müssen diese auch bei Sectionen sich wieder finden, und da wir diese physiologischen und anatomischen Erscheinungen beim Typhus wirklich finden, bei der wahren Influenza aber nicht, so muss jene Krankheit auch zu den typhoiden Affectionen gerechnet resp. Typhus genannt werden.
Das Excerpt aus Fuchs' Pathologie über die Peyer'schen Drüsen verstärkte ich nicht weiter'., als die allgemeine Charakteristik des Typhus (nach meinem Postscript im Memoirc und 5. Seite dieser Nachrede^ es verlangt: „Die Drüsen sind in früheren Stadien der Krankheit hyperämisch, rolhblsu, angeschwollen, spä­ter aber werden auch sie, wie die Peyer'schen Drüsen, speckig und markirt infil-trirtquot;, zumal letzlere Spinola gar nicht erwähnt. Die Peyer'schen Drüsen sind auch in Wahrheit beim Pferde typhus nicht immer sichtbar ergriffen*). So sagt
*) Sogar beim Menschen findet selbst im Ileotyphus ein ähnliches Ter-hältniss statt, wie die berühmtesten Anthropotomen es klar aussprechen. So sagt Griesingcr, dass bei ganz frei gebliebenem Ileum in einzelnen Fällen nur der Dickdarm und zwar in der grüssern Ausdehnung Sitz der typhösen Erkrankung sey oder, mit Uebergehung des Ileum, das Jejunum und Duodenum, selbst der Pylorustheil des Magens. Die Infiltration könne dort selbstverständ­lich keine Peyer'schen Drüsen treffen, sondern nur Solitärfollikel, die Schleim­haut und das submuköse Gewebe, wodurch dann förmliche Gürtelgeschwüre entstehen; dass ferner in allen grossen Epidemieen sich Fälle finden, die den Symptomen nach sich ganz als Ileotyphus präsentiren, aber an der Leiche keine erheblichen Veränderungen, höchstens Catarrh im Ileum zeigen. Wir finden
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Prof. Roll, der den Pferdetjphus sattsam beobachtet und Sectionen mit grosser Ge­nauigkeit und Sachkenntniss gemacht bat, S. 23S seines Lehrbuchs der Patbologilaquo; und Therapie der nutzbaren Hauslhiere, Wien 1856; „In seltenen Fällen ragen im ersten Stadium die Peyer'schen Drüsenhaufen in Gestalt dunkclgerülheter Wülste hervorquot;, und S. 236: „Im zweiten Stadium erscheinen nur in sel­tenen Fällen die Peyer'schen Drüsenhaufen geschwellt u. g, w.quot; Da Herr Spinola nicht Menschenarzt ist*), so kannte er wahrscheinlich gar nicht die Bedeutung der Peyer'schen Drüsen in ihrer Veränderung und ignorirte die etwa vorfindlichen; ihm ist es überhaupt, laut seiner speciellen Pathologie, ganz gleichgültig, was Andere von dem Wesen seiner Influenza halten. (Ich besitze dessen specielle Pathologie nicht selbst, glaube aber, nachdem ich die Stelle bei Behändigung der Schrift durch den Buchhändler gelesen, ganz den Sinn seiner Worte ausgedrückt zu haben.)
Ich habe im Hinblick auf meinen Diensteid als Jenenser Professor, der mir auferlegt, die wissenschaftlich erkannte Wahrheit immer und überall auszu­sprechen, ohne Scheu, ohne Rückhalt, die strittigen Funkte nun erörtert, und nun time die K. Academic, was Ueberzeugung und Gewissen Ihr vorschreibt!
Diese meine letzte schriftliche Entgegnung habe ich in deutscher Sprache geschrieben, weil ich ersehen habe, dass von der Academic die deutsche Sprache verstanden wird; unter diesen Umständen wäre es aber schimpflich oder lächer­lich , seiner Muttersprache sich enthalten zu müssen-
Dr. Falke.
Ich erhielt keine Antwort, obschon das Retour-Recepisse der Poslverwaltung und Herrn Dr. S a u v e u r's Unterschrift auf selbigem mir versichert hat, dass der Brief an seinem Bestimmungsorte angelangt ist. So sehe ich mich nun nothge-drungen, nachdem auch ein Abdruck vorstehenden Briefes, den ich an die Academic am 12. Juli schickte, unbeantwortet geblieben ist, endlich, um durch jene Schmäh­schrift nicht länger verdächtig zu erscheinen, einen Weg zu betreten, der mir, gegenüber der Academie, bitter ans Herz greift. Aber die Nothvvehr zwingt mich dazu, und jedenfalls ist es grausamer, wenn Einer aus einem grossen ruhm­reichen Corpus und dieses hinter sich einen einzelnen Mann auf einer, wie man fürchten muss, Arena nigra angreift, als es ungerecht ist, dass dieser
ja auch Fälle von Wechselfieber ohne Milzanschwellung, von Cholera ohne grosse Transsudatirn im Darm , von Scharlachfieber ohne Exantbetn.
Wenn Sie, Herr Yerheyen, bei Comparatiren in der Pathologie Kritiker seyn wollen, so beachten Sie ja ganz besonders, dass man Symptome, Sections-data und Aetiologie im grossen Ganzen und diess nothwendig vom transscen-dentalen Standpuncte aus auffassen muss!!
*) Ich wollte sagen: Da er die Pathologie des Menschen nicht stndirt zu haben scheint.
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Einzelne sich seiner Haut wehrt und den Angriff auf seine Ehre und auf sein wissenschaftliches Wirken mit Wort und That zurückweiset. Es ist Herrn
Vnbsp;er he yen's Angriff um so hämischer, da derselbe dag Gael recht, auf dessen Vertrauen ich, um die Lösung einer schwierigen Frage zum Abschluss zu bringen, in die Mitte der K. Academie trat und das Jedem , auch dem wil­desten Indianer, heilig ist, gänzlich ignorirte. Eine solche Handlungsweise warnt jedenfalls, eine Concurrenz bei ausländischen gelehrten Gesellschaften einzugehen, selbst wenn nur ungenügende Kenntnisse unserer einschlägigen, namentlich periodischen Literatur und unbefriedigende Bewältigung der in solchen Jlcmoires gebrauchten Lingua bei den Preisrichtern befürchtet werden muss. Ignoranz ist hei Preisrichtern auch eine Sünde zu nennen.
Halten wir noch eine ganz kurze „Revue retrospectivequot; über Hrrn.
Vnbsp;e r h e y e n's Manoeuvres:
Derselbe sagt S. 70 seines ersten Rapports: L'anatomie comparee a acquis une methode et une base stables. Gut denn, auch die vergleichende Pa­thologie fordert sie. Besitzt sie Herr V er h eye n, der Berichterstatter, der Kritiker? Ich [saget Nein! Er sagt es ja selbst S. 84: „En presence des nom-breux dissentiments, qui ont cours sur les affections typhoides, dont le rappor­teur n'a pas suivi la clinique, le plus prudent serait de s'abstenirquot;. Wie der Herr Verfasser zu seinem Bischen Kenntniss in der Sache gekommen, das erzählt er im Nächstfolgenden. Wie kann sich aber damit ein Academiker in der Eigenschaft als Berichterstatter, als Kritiker geriren! Und wie kann er so keck sagen: „Nicht ein Thierarzt hat die Krankheit des Pferdes bestimmt, welche verdient, den Namen Typhus zu erhaltenquot; (Pas un n'a precise la maladic du cheval, qui merite de resevoir le nom de typhus). Ich darf wiederholen, dass ich den wissenschaftlichen Weg dafür schon in meinem Schriftchen „Der Typhusquot; vollständig angebahnt, und dass ich diesen Weg in meinem „Hand­buchquot; und in meinen „Principienquot;, sowie in mehren Abhandlungen und Re-censionen weiter cultivirt habe. Auch andere deutsche Gelehrte haben dieses Ziel verfolgt. Namentlich sagt sein Gewährsmann Griesinger in dem Vir-chow'schen Handbuche der spec. Pathologie und Therapie, II. Bd. 2. Abthlg. sect; 195: „Eine dem Ileoiyphus ganz entsprechende Krankheit kommt bei einigen Tbieren (Pferd, Esel u. s. w.) vor.quot; Mit einem Worte: Der Typhus des Pfer­des ist wahrlich nicht „aussi confusquot;, als der Herr Berichterstatter Verheyen selbst. Und hätte ich auch hierbei eine allzu zuversichtliche Meinung von meinen Leistungen, so geht das dem Berichterstatter übrigens hier gar nichts an, denn nach der Preisaufgabe sollen ja bloss die Beziehungen der Pferdeinfluenza zu den typhoiden Krankheiten des Menschen dargelegt werden. Ich ging weiter, ich zog auch den Typhus des Pferdes näher an, weil ich damit die grosse Kluft der Frage ausfüllen konnte.
Man muss auch, wenn eine Arbeit von der Academie lateinisch verlangt wird, als Berichterstatter die lateinische Sprache verstehen, oder man muss sich eine gute, getreue Uebersetzung anfertigen lassen. Das ist ja keine
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Schande, denn nicht alle Academiker können Falerner Irinken, der nur allein dag lateinische Blut restaurirl! — Wohl aber ist es eine grosse Schande,'mit Igno-rantenhochmuthe Jemandes wohlerworbene Rechte zu verneinen oder zu verküm­mern. Wie wenig Werth ich darauf lege, dass ein practischer Arzt oder Thierarzt, wenn er auch auf das Prädicat „wissenschaftlichquot; den grössten Werlh legt, wenn er auch Academiker ist, ein lateinischer Sprachkünstler seyn soll, so höchst schätzens-, ja beneidenswerth mir ein Solcher auch an sich ist, das beweise ich Herrn Verheyen geflissentlich durch Worte in meinem dankenden Briefe, sowie durch folgende Stelle in meiner Reclamation: „Je n'accepte point le compliment, d'avoir ccrit le dit ouvrage dans une pure latinite, n'ayant pas pratique la langue latine pendant fort long temps*), mais j'ai la conviction d'y avoir ete comprehensible; ich beweise es ihm ferner da­durch, dass ich bei jener Reclamation an ihn meinen in deutscher Sprache, geschriebenen Brouillon schicke, um die Arbeiten vergleichen zu lassen; ein fertiger Lateiner macht nicht erst einen deutschen Brouillon, sondern er denkt lateinisch und schreibt es sofort nieder. Diess kann ich, aufrichtig gestanden, nicht mehr, denn die Fülle der Gedanken für den zu behandelnden Stoff würde beim augenblicklichen Mangel des lateinischen Wortreichtbums erlahmen und paralysirt werden, und so slatt einer guten Abhandlung ein leidliches lateini­sches Extemporale erreicht werden. Das ist aber Gymnasiasten-Ehre. Auf deutschen Universitäten wird dieser lateinische Zopf wol nur noch bei ganz alten Herren gesehen. Und dass wir das, diesen Letzteren gegenüber, so ganz frank und frei gestehen! Ja, ja, es kommt mir mit diesem Sacrilegium vor, wie mit den guten Frankfurtern: Als nämlich im Beginn des 18. Jahr­hunderts die ersten Anzeigeblätter entstanden und der Rath von Frankfurt a. M. dem Unternehmen gestattete, eine wöchentliche Liste der Getauften, Ge­trauten und Gestorbenen zu veröffentlichen, erhob sich ein Schrei des Unwil­lens, weil man diese delicaten Verhältnisse publik machen wolle.
Aber Herr Verheyen behauptet, auf wiederholte bescheidene und artige Winke hin, mit Entschiedenheit, dass er auch meine in lateinischer Sprache geschriebene Arbeit recht wohl verstanden habe. Die Worte S. 92 documen-tiren meine Behauptung, dass er sie nicht verstanden hat, oder sie lassen gar den Argwohn auftauchen, dass er sie nicht hat verstehen wollen. —
Um einer möglichen Schuld meiner Seits, dadurch nämlich, dass ich vielleicht bei der stürmischen Eile, mit der ich das Memoire verfasste, leicht möglich mich falsch ausgedrückt, oder dass „mein Scribaquot; ein Versehen be­gangen, entschieden zu begegnen und sie wirkungslos zu machen, schickte ich bei meiner Reclamation nicht nur mein Schriftclien über den Typhus, meine grössere Arbeit darüber im 13. Bd. des Magazins und meine Principien, son­dern ich schickte sogar, wie ich eben gesagt habe, eine Abschrift meines
*) Selbstverständlich: die umfangreiche Uebertragung deutscher Gedanken in die lateinische Sprache, nicht aber umgekehrt!!
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in deutscher Sprache (bgefassten Brouillons über das der Aeademie behändigte Memoire an Hrn. Verheyen und bat um die Vergleichung beider Schrift­slücke, damit das obwaltende Bedenken und jeder Hader abgeschnitten und somit gewissen Eventualitäten Unstatthaftes entzogen werden möge. Es wurde von Hrn. Verheyen kein Widerspruch dieses letzteren mit dem ersle-ren Schriftstücke in dem zweiten Berichte gegeben, es wurden aber in dem­selben sogar neue Accumulation.en seiner Behauptung vorgefunden, die ich als Unwahrheiten bereits erklärt habe. Dass auch der Passus „Afin de trouver une analogic dans l'influenza du cheval, l'auteur invoque une complication d'encepbalite et de myelite, inflammation des membranes et des ezsudats plasti-quesquot; eine solche colossale Unwahrheit ist, dass ich vielmehr das absolute Gegen-theil in meinem Memoire ausgesprochen habe, davon werde ich nun wol Beweise genug gegeben, und der unparteiische Leser wird genugsam erkannt haben, dass Hr. Verheyen mit den andern Commissionsmitgliedeni böse, böse ge­faselt hat. — Wahrlich, Montaigne bat gar Recht, wenn er sagt: Pour exercer la critique il faut science et conscience!
Zur vollständigen Würdigung meiner Arbeit muss ich dem lieser bemerken, dass vorstellende Abhand­lung über die Influenza so weit der genaue Abdruck meines Memoire an die Aeademie und meiner Kritik über die Haulmer'sche Influenza in den Schmidt'schen Jahrbüchern ist, als die gewöhnlichen Ilt;ettern dazu gebraucht worden sind. Die mit Cursivschrift gedruckten Theile mussten zur Vervollständigung der Abhandlung für ihren, der Polemik fern liegenden Hauptzweck da­mit zu einem Cranzen verflochten werden.
Würdige und unparteiische Kritiker, wozu ich diessmal im besten Sinne wol auch Anthropiatriker rechnen darf, bitte ich nun im Interesse der Sache, über den Inhalt dieser Schrift ihr Urtheil in geeigneten Zeitschriften mit Namensunterschrift niederzulegen, und die Verlagshandlungen freundlichst zu veranlassen, mir die betr. Bogen oder das betr., die Kritik einschliessende Heft gegen Postvorschuss zugehen zu lassen.
Mag nun der Inhalt der zu erwartenden Kritiken eine Zurechtweisung und ein gerechter Tadel für mich seyn, oder die Zuerkennung der Würdigkeit des ersten Preises resp. eine billige Anerkennung für die Bestrebungen, die ich seit 22 Jahren unablässig der Influenza und der Typhologie geschenkt habe, gleichviel, ich spreche im Voraus dafür meinen aufrichtigen Dank aus; es wird doch nun endlich auch Tag werden auf diesem Fleckchen Erde!
Jena, im Juli, (emitlirt den 4. Aug.)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Der Verf.
1862.
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In demselben Verlage sind erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Ackermann, J. F., Infaintis androgyni historla et ichnogra-phia. Acced. de sexu et generatione disquisitt. physiolog. et tabb. V aeri inclsae. Fol. 3 Thlr.
—nbsp; nbsp; — De combustionis lentae phenomenis, quae vilam organl-cam constit. 4. 6 Sgr.
Sllbetfon'ö, 3., SSerfuc^ übet bie 9Jatnr unb copy;ntftc^ung bcS 21nlaquo; ftcrfungdraquo;@ifte6 bei giebern. 2!. b. (Sngl. übrrf. u. m. 2lnmerff, raquo;erfe^cn raquo;on SB. sect;. @. SSu*^ 0I3. 8. V/2 copy;gr.
Annalen, jenaische, Tür Physiologie und Medicin. In Ver­bindung mit mehreren Gelehrten herausgeg. von 0. Domrich, A. J. Förster, E. Martin, F, Ried, M. J. Schieiden,
E. Seh mid und A. Sieb er t. 2 Bde. Mit Abbildungen u.
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Tabellen, gr. 8. brosch. ä 2 Thlr.
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Bretschneider, C. A. J. H., De Prosopalgia. 8. geh. 10 Sgr.
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Srugman, copy;.3., unb helped), 3., lieber ben ^oöpitalbranb. 21.quot; b, ^oüänb. it. granjöf. iiberf., mit 2lnmevff. u. einem 2Inf)ange, biefe 5?ranff)eit unb bie ßrvidjtung raquo;on S^n nnb Sararfen bei überfüllten unb angefteeften Sajarelljen betr., begleitet burdj 2). reg;. Äicfer. gr. 8. i Sfjlr.
Domrich, 0., Die psychischen Zustände, ihre organische Ver­mittlung und ihre Wirkung in Erzeugung körperlicher Krank­heiten. 8. geh. 2 Thlr.
Falke, J. E. L., Milzbrand und Hundswuth sind Typhen und durch die Impfung tilgbar. Lex,-8. brosch. 10 Sgr.
Förster, Aug., Lehrbuch der pathologischen Anatomie. Mit 4 Kupfertafeln. Sechste verbesserte Auflage, gr. 8. brosch. 2 Thlr. 20 Sgr.
—nbsp; nbsp; — Grundriss der Encyclopädie und Methodologie der Me­dicin. gr. 8. hrosch. 221/2 Sgr.
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Friedberg, H., Chirurgische Klinik. Beobachtungen und Erläuterungen in dem Gebiete der Chirurgie. I. Bd. Mit 23 Tafeln Abbildungen, gr. 8. brosch. 2 Thlr. 20 Sgr.
Ginge, G., Abbandlungen zur Physiologie und Pathologie. Anat.-mikrosk. Untersuchungen mit 5 Taff. gr. 8. geh. 1 Thlr. 10 Sgr.
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Gluge, G., Atlas der patholog. Anatomie oder blldl. Darstell, und Erläuterung der vorzüglichsten krankhaften Veränderungen der Organe und Gewebe des menschlichen Körpers. Zum Ge­brauch f. Aerzte u. Studirende. Br.-Fol. br. colorirt 40 Thlr., mit schwarzen Kupfern 10 Thlr.
Grabau, W., Der Schlag und die Töne des Herzens und der Arterlen. 8. brosch. 1 Thlr.
Grüner, Ch. G., Script ores de sudore anglico. Post mortem
auctoris adornavit et edidit H. Haeser. Lex.-8. brosch.
4 Thlr. Gutherz, S., Die Respiration und Ernährung im Fötalleben.
Eine von der medic. Facultät zu München gekrönte Preis-
schrlft. gr. 8. geh. 15 Sgr.
V. Hessling, Theod., Histologische Beiträge zur Lehre von der Harnabsonderung. Eine vergleichend-anatomische Abhand­lung. Mit 1 Stahlstich, gr. 8. brosch. 20 Sgr.
Klencke, Ph. P. H., Ueber die Contagiosität d. Eingeweide­würmer nach Versuchen und über das physiolog. und patholog. Leben der mikroskop. Zellen nach empirischen Thatsachen. gr. 8. brosch. 1 Thr. 24 Sgr.
Oesterlen, F., Beiträge zur Physiologie des gesunden und kranken Organismus. Mit 3 Kupfertafeln, gr. 8. brosch. 1 Thlr. 15 Sgr.
Reumont, A., Die aachener Schwefelthermen in compllcirter Syphilis. 8. brosch. 6 Sgr.
Schillbach, Ludw., Beiträge zu den Resectionen der Kno­chen, gr. 8. brosch. 1 Thlr. 18 Sgr,
Schmidt, E. 0., Handbuch der vergleichenden Anatomie. Ein Leitfaden bei akademischen Vorlesungen und für Studirende. 4. Aufl. gr. 8. brosch. 1 Thlr. 15 Sgr.
—nbsp; nbsp; — Hand-Atlas der vergleichenden Anatomie. Zum Gebrauch bei academ. Vorlesungen und für Studirende. Mit 12 Kupfertaf. Breit-Foi. brosch. 4 Thlr.
Sehöman. Fr. X., Lehrbuch der allgemeinen und speciellen Arzneimittellehre, als Leitfaden zu academischen Vorlesungen und zum Selbststudium. Dritte verm. und verb. Auflage auf dem Grunde der neuesten Preussischen Pharmacopöe. Lex.-8. brosch. 3 Thlr. 10 Sgr.
—nbsp; nbsp; — Lehrbuch der allgemeinen und speciellen Receptirkunst für Aerzte. Als Leitfaden zu academischen Vorlesungen und zum Selbststudium. Zweite verm. und verb. Auflage auf dem Grunde der neuesten Preussischen Pharmacopöe. Lex.-8. br. 1 Thlr. 10 Sgr.
Druck der Friedr. Manke'aehen Officin (I. Schweiger) in Jena.
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