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BIBLIOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
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Die
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Rotz- und Wurmkrankheit der Pferde.
Herausgegeben
0. Chr. Fr. Gilow,
Thierarzt zu Anklam.
ireifswald. quot; / J u iTü ^-raquo;itfife w a 1 d
Ikademlsche Buchhandlung
1876.
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Kann-nicht kommt nicht oben. Mag-nicht liegen bleibt, Muss-es wird geschoben. Will-es tliätig treibt.
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Vorwort.
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Die lebhafte Theilnahme für einen Gegenstand nebst dem jahrelange^ imanfhörlichen Ringen nach einem ver­steckten Ziele wird sich nicht abhalten lassen, die noch im Wege stehenden Hindemisse zu beseitigen, um den zurechtweisenden Zeichen besser folgen zu können. Das Selbstgesehene oder das Selbstgefundene mag nichts weiter als das längst Bekannte und Alte sein, es wird aber um so leichter vorstellbar und um so wichtiger werden, sobald es mit den Beobachtungen, Betrachtungen oder theoreti­schen Ansichten Anderer, sobald das alte Brauchbare mit den neuen Entdeckungen -verglichen und das Einzelne mit dem Ganzen in Einklang gebracht werden kann.
Das vielgestaltige, immer bewegliche Leben sowohl im gesunden als kranken Zustande erfassen zu wollen, erfor­dert genaue IJeberlegung und bleibt eine bedenkliche Sache, da die eigenen ganz vernünftigen Folgeningen mit dem selbständigen Gang der Natur nicht immer ganz überein­stimmen. Ich habe das gethan, was ich Aennochte, wollte
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gewissermassen eine schuldige Berufspfliclit erfiilleu, die den älteren Collegen zur Erinnerung, den jüngeren zur Belehrung dienen soll.
Mag nun auch die nachfolgende Abhandlung, ah-weichender Ansichten wegen, nicht von Allen beifällig aufgenommen werden, so erwarte ich doch ruhig die Beur-theilung derjenigen, die ihrer Sache gewiss sind, ein rich­tiges Verständniss haben und mitsprechen können.
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Einleitung.
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JJie Eotz- und Wurmkrankheit, besonders die Form, die
unter dem Namen Nasenrotz bekannt, hat wegen ihrer auffallenden
Erscheinungen und ihres übelen Ausganges bei Pferden, Eseln
und Maulthieren schon im hohen Alter die Aufmerksamkeit der
Beobachter erregt. Yiele Jahrhunderte und selbst Jahrtausendenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
sind seit der ersten Wahrnehmung dieser Krankheit vergangen.
Die Krankheit an sich mit ihrem Contagium, das zwar von
Einigen abgeleugnet wurde, ist dieselbe geblieben, die sich von
Zeit zu Zeit durch ein erneuetes, wiederholtes Auftreten mit ihren
nachtheiligen Folgen kund giebt. Ihre verschiedenen Formen
und Zwischenstufen, ihr Wechsel in den Erscheinungen, ihr offen-
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kundiges und dann wieder verstecktes Vorkommen haben eine mindere oder grössere Verwirrung über den 8itz und die Natur derselben hervorgebracht.
Die Wichtigkeit und Gefährlichkeit dieser Krankheit wurde von Vielen früh genug eingesehen; diese ist vielfach beschrieben und ihre Literatur eine sehr beträchtliche, von Thierärzten, einigennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^ quot;
Menschenärzten und anderen Schriftstellern sehr bereichert. Mögen auch noch mitunter scheinbare und wirkliche Widersprüche auf­tauchen, durch den Austausch der uneinigsten Meinungen und verschiedensten Ansichten sind diese doch näher gerückt und haben die Erkenntniss gebracht: dass, so abweichend auch dienbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;''J
Krankheit erscheinen möge, sie in ihrer Grundlage dieselbe bleibt und eine gemeinsame Triebkraft durch den Ansteckungsstoff er­halten hat.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'..'
Gilow, Rotz- and Wurmkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;S,
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Sonst sah man einzelne hervorragende krankhafte Verände­rungen und Merkmale für die Krankheit selbst an, daher die verschiedenen Samen oder Benennungen.
Eotz heisst eigentlich der ausfliessende oder ausgeschnaubte Nasenschleim, besonders eine Krankheit der Pferde, bei der ein andauernder Nasenausfluss stattfindet, der meist einseitig ist, mit Geschwüren auf der Hasenschleimhaut und mit bleibender Drüsenanschwellung begleitet wird. Doch bezeichnet man auch mit diesem Samen die Rotz- und Wurmkrankheit im Allgemeinen, wobei ein Sasenausfluss vorhanden ist, der aber auch nicht selten fehlt.
Eotzdyskrasie, die ungleiche Mischung der Bestandtheile des Blutes, oder die Verdorbenheit der Säfte rotz- und wurmkranker Pferde.
Chronischer oder langsam verlaufender Eotz ist die gewöhn­lichste und häufigste Porm der Eotz- und Wurmkrankheit.
Acuter oder schnell verlaufender Eotz ist mit anderen Krank-heitszuständen verbunden und wird auch noch als septischer, scorbutischer oder diphtheritischer Eotz unterschieden.
Scrophulöser Eotz, die chronische Form mit Lymphdrüscn-anschwellungen.
Carcinomatöser Eotz, Krebsrotz, wenn eine markschwamm-ähnliche leicht blutende Masse in der Sasenschleimhaut oder in der Lunge gefunden wird.
Blennorrhöischer Eotz, bei dem ein andauernder Sasenaus-fluss ohne Nasengeschwüre bemerkt wird.
Nasenrotz, bei dem die Nasenschleimhaut krankhaft er­griffen.
Lungenrotz wird die Krankheit genannt, bei der Miliartu-berkel oder Knoten in der Lunge, aber in den Nasenhöhlen keine Geschwüre vorhanden sind.
Gehirnrotz, Hauptsüchtig, Hauptmörtig, wenn Eiter oder eine tuberkulöse Materie im Gehirn vorgefunden wird, oder es glaubten die Alten: der Eotz entstehe aus dem Gehirn aus einem Ueberfluss an Feuchtigkeit, oder sie sahen die Stirnhöhlen für die Behälter des Gehirns an.
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Rückenrotz, wenn im Rückenmark eine Wasseransammlung vorkommt.
Herpetischer Rotz. Flechten oder grindiger Hautausschlagnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
rotziger Pferde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; p
Hautrotz, Hautwurm, Wurm, Wurmkrankheit.
Boschälrotz, Geschlechtstheilrotz, Geschwüre an den Geschlechts-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;a
theilen rotziger Pferde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j-
Knochenrotz, Knochenauftreibung rotziger Pferde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;t-
Pleurarotz, rotzige Brustfellentzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
Merenrotz, wenn die Nieren erkrankt.
Leberrotz, wenn in der Leber Tuberkel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^
Milzrotz, wenn die Milz aufgetrieben und tuberculös ist.
Steinrotz, Steinkropf, bösartige Druse, verdächtige Druse,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;v
wenn eine verhärtete Drüse zwischen den Ganaschen, ein meist einseitiger und andauernder Kasenausfluss, aber noch keine Nasen­geschwüre wahrgenommen werden; in den Lungen sind aber ge­wöhnlich Miliartuberkel.
Weisser Rotz, wenn noch ein weisser und geruchloser, statt ein gelblicher mit Blut vermischter, übelriechender Nasenausfluss wahrgenommen wird.
Trockener Rotz, bei dem kein Nasenausfluss vorhanden ist.
Larvirter Rotz, wenn die Merkmale der Krankheit zurück­getreten und nicht wahrgenommen werden.
Rotzverdächtig wird ein Pferd genannt, das mit rotzkrankennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^
Pferden in Berührung gewesen ist; oder es ist ein Pferd rotzver­dächtig, dessen Symptome mit denjenigen der Rotzkrankheit Aehnlichkeit haben, wobei man bei der Beurtheilung in Zweifel bleibt, zu welcher bestimmten Krankheit die Symptome gehören.
Rots (schwed.), Pferderotz, Rotzkrankheit.
Profluvium atticum (lat.), attischer Ausfluss, Rotzkrankheit.
Morve (franz.), Rotz, Rotzkrankheit; M. aigue, acuter; M. chronique, chronischer; M. phthisie, schwindsüchtiger; M. tubercu-leuse, tuberculöser Rotz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j.'
Morva, Moccio, Ciamora, Cimorro (ital.), Ciamorro (span.), Rotzkrankheit.
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Phthisis (gr.)j Schwindsucht, Auszehvung-; P. nasalis, Nascn-schwindsucht; P. serosa, seröse Schwindsucht.
B.faiuorrhoe, Nasenausfluss.
Pyorhinorrhoea, Eitcrnasenüuss.
Pincrinrea, Fettnasenfluss.
Blennorrlioea oder chronischer Schleimfluss der Nasenschleim-haut, verbunden mit einer Affection der Lymphdrüsen im Kehl­gange.
Schnäw, Schnöäw, Snöwo (niederd.) 1) der Geruch; 2) der Schnupfen; 3) der Rotz der Pferde; — schnäwsch — schnöäwsch — snöwsch, schnupfig. rotzig; — schnawen — sclmoawen, ge­schnoben, von sehnuwen, schnauben.
Snive, Snivesygdommens (dän.), Rotzkrankheit; — sniwe, schnaufen, schnarchen.
Druse, 1) (niederd.) Schlummer, ein schlummernder Zustand; 2) ein Mineral mit aufgewachsenen Krystallen; 3) eine Pferde­krankheit meist mit Beulen oder angeschwollenen Lymphdrüsen. Verdächtige Druse, Steindruse, Stoinkropf, Steinrotz,
Kropf, 1) eine Erweiterung der Speiseröhre der Vögel; 2) eine Geschwulst am Vordertheil des Halses; 3) Druse, eine Pferdekrankheit; Steinkropf, verdächtige Druse.
Gourme fr. Druse; faussc Gourme, falsche Druse, verschla­gene Druse, verdächtige Druse.
Coryza (lat.), Schnupfen, C. maligna, bösartiger Schnupfen, verdächtige Druse; C. virulenta, giftiger oder ansteckender Schnupfen, Rotzkrankheit.
Malis, Melis, Maliasmos (gr.), Maliasmus, Passio malioides, Rotzkrankheit; — maliasmatisch, rotzig.
Malleus, Malens (lat. von mollis weich oder von gr. Malis), Malleus humidus, der feuchte Rotz, die Rotzkrankheit der Pferde; M. fareiminosus, der Hautwurm der Pferde.
Parciminum (lat.), Wurstkrankheit-, Hautwurm der Pferde; davon: Farcin (franz.), Farcina (ital.). Farcy (eng!.), Wurm, Wurmkrankheit.
Desmatocalodium (v. gr.), Hautstrang; D. lymphaticum, Hautwurm.
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Ungenannt, so viel als Wurm.
Worm (niedere!, und engl.), Wurm.
Wurm, Wurmkrankheit', Hautwurm, Hautrotz, wenn auf und in der Haut Lymphgefassanschwellungen, Knoten oder Beulen und eigenthümlichc Geschwüre zum Vorschein kommen. In alten Zeiten hielt man die Lymphgefassanschwellungen, die meist wie die Windungen eines Wurmes schlängelnd verlaufen, als auch die Grerinsel in den Blutadern wurmiger Pferde, für einen leben­den Wurm; oder man glaubte, dass in den Beulen ein Wurm lebe, der die Haut wie der Maulwurf aufwühlt, oder so durch­löchert, als wenn sie von Würmern durchfressen sei, wie bei den Dasselbeulen der Rinder.
Aufwerfender Wurm, wenn sieh an den Füssen nach einer mehr allgemeinen Anschwellung Beulen und Geschwüre zeigen.
Pliegender Wurm, wenn die Beulen schnell nacheinander über ausgebreitete Stellen kommen.
Beitender Wurm, auf den Lymphgefassanschwellungen sitzende Beulen.
Offener Wurm, wenn die Beulen aufgebrochen sind.
Verborgener Wurm, wenn die Beulen noch nicht aufge­brochen sind, oder wenn bei der Wurmkrankheit die einzelnen Beulen und Lymphgefässo nicht wahrgenommen werden.
Malandria (lat.), eine Art Aussatz, Beulen am Halse, Mauke; Rotz.
Morbus (lat.), Krankheit; M. glandulosus, drüsige Krankheit; verdächtige Druse; M. mallearis, Rotzkrankheit; M. lymphaticus malignns, bösartige lymphatische Krankheit.
Glanders (engl.), Drusenkrankheit, verdächtige Druse, Rotz­krankheit.
Cachexia lymphatica faeeiminosa, lymphatische, wurmige Kachexie, wurmige Rotzkrankheit, Wurm.
Scrofel, Scrophel (v. lat.), Drüsengeschwulst, eine Krankheit des Lymphsystems, bei der Drüsenverhärtungen vorkommen.
Scrofel-Aussatz, Lepra scrophulosa, Wurmkrankheit.
Scrofel-Krobs, verdächtige Druse.
Scrofel-Skirrhus, Drüsenkrebsknoten, Rotzkrankheit.
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Scrophula farcimen, Wurmkrankheit.
Scrophulo-syphilis, Eotzkrankheit.
Koiradaimatisme (franz. v. Koirades; Scrofeln, gr. Choiras, Scrofel; aima, Blut), Sorofelblut, Scrofelbliitigkeit, Eotzkrankheit.
Affection tuberculeuse (franz.) Tuberkelkrankheit, Eotzkrank-heit, weil bei derselben Tuberkel oder Knoten vorkommen.
Affection calcaire (franz.) Kalkkrankheit, chronische B-otz-krankheit, weil bei derselben nicht selten verkalkte Tuberkel oder Knoten vorgefunden werden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
Phymatosis (v. gr.), Beulenkrankheit, Tuberkelkrankheit.
Knötchenartige, fleischgesclrwulstähnliehe Erhöhungen auf der Nasenschleimhaut.
Granulationszellenbildung mit destructive!' Tendenz; auch Eotzzellenbildung, wie Botzwucherung, rotzige Neubildung auf der Bespirationsschleimhaut und in den Knötchen rotz- und wurm­kranker Pferde.
Apostematosis, Neigung Abscesse zu bilden.
Diastasis, das Auseinanderweichen, die eiterige Zersetzung.
Diathesis purulenta, eiterige Anlage, eiterige Beschaffenheit Abscesse zu bilden, Dyskrasie durch Bildung von Eiter und Ent-wickelung eines Ansteckungsstoffes.
Bhinocarcinoma, Nasenkrebs; Botzkrankheit.
Ozaena (lat.), stinkendes Nasengeschwür; 0. maligna s. viru-lenta s. contagiosa, bösartiges, giftiges, ansteckendes Nasenge-schwür, Chankerkrankheit, chronischer Botz; 0. scrophulosa, scrophulöses Nasengeschwür.
Helcosis, die Bildung des Geschwürs, die Verschwärung; — der Hautwurm. Geschwürbildende Entzündung der Nasenschleim­haut, der äussern Haut, auch des Zellgewebes, ansteckende Lymphgefasskrankheit.
Beulengeschwürkrankheit, Bculenkrankheit, weil oft Beulen, Knoten und Geschwüre vorkommen.
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Die Zellen.
I.nbsp;Unter Zellen verstellt man im gewöhnlichen Leben die zwischen . den Blättchen des Zellgewebes oder auch zwischen mehreren aus
diesen gebildeten organischen Theilen bleibenden Höhlungen oder Fächer, die miteinander in Verbindung stehen, einen animalischen Dunst, eine gasartige, elastische, aber in einigen Krankheiten und im Tode eine tropfbar flüssige Feuchtigkeit enthalten.
Wegen der Lockerheit des Zellgewebes können sich leicht flüssige Substanzen, Eiter, Blut, Lymphe, Gase und andere Stoffe durch dasselbe über bedeutende Strecken des Körpers verbreiten.
Die Zellgewebshäute erleiden in manchen Krankheiten man­nigfaltige Abänderungen, und geben in der Rotz- und quot;Wurm-krankheit zur Bildung der Botzzellen Veranlassung, in den frischen Knötchen sind immer Zellen, Kerne und Interzellular­substanz, amorphe Bindesubstanz.
Die Zellhaut oder Bindegewebehaut des ZeUgewebes besteht aus mikroskopischen Zellen, die in Krankheiten neue Umände­rung erleiden.
II.nbsp; Alle organischen Wesen, Thiere und Pflanzen gehen aus einer mehr oder weniger complicirten Zelle, dem Ei, der Eizelle, dem Samenkorn und der Spore hervor. Die Zelle wird ent-wickelungsfähig durch die Befruchtung. Diese Art der Fort­pflanzung ist die sexuelle, geschlechtliche, oder es löst sich vom Individuum einfach ein Keim ab, die Spore oder das Keimkom. Dies ist die ungeschlechtliche Fortpflanzung. Beide Vorgänge kommen auch vereinigt vor und bilden dann den Generations­wechsel. Dieser besteht darin, dass sich aus dem befruchteten Ei geschlechtslose Wesen entwickeln, die sich durch Keimkörner vermehren, bis die letzte Generation wieder Individuen verschie­dener Geschlechter hervorbringt.
III.nbsp; Uebrigens wird der ganze Organismus aus mikroskopischen Zellen bestehend gedacht, die von dem Mutterkörper zuerst als eine formlose Flüssigkeit, Cytoblastema, ausgeschieden, sich bilden, sehr kleine Körperchen mit noch kleineren Mittelkörper-chen, Bläschen, Zellsaft und darin befindlichen Kern zeigen.
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Diese Zellen sollen ein eigenes Monadenleben oder ein sichtbares und producirendes Leben fuhren, neue Zellen bilden, Formver­änderungen und Verbindungen unter sich eingehen, ganz neue Gebilde hervorbringen, durch ihr Zusammenleben erst das Leben vermitteln, und durch ihr Krankwerden die Ursache zu Krank­heiten veranlassen.
So werden auch die Contagienträgor, Bacterien, Vibrionen, Mikrokokken von Innen erkrankter Organe für pathologische Zellenformen, gleich den Eiterzellen, Pseudophyten fur patholo­gische Prodncte gehalten, die nicht als Parasiten hineinwachsen, sondern sich im Innern entwickeln, frei werden und auf andere Wesen die Krankheit übertragen. Vergl. Impfversuche mit con-tagiösen Zellen, von Klenke. Käsers Archiv und Berlinische Literarische Zeitung, Nr. 60, 29. Juli 1838, S. 965. Weissen-seer Kreisblatt, 22. Dec. 1843, S. 402.
Oken stellte die Theorie auf, dass die Infusionsthierchen zwar selbst Thiere, aber zugleich die wesentliche Grundlage aller Thiere seien, erklärte die organischen Wesen für eine Anhäufung unzähliger, lebender, mikroskopischer Thiere, den thicrischen Leib für nichts anderes als ein Gebäude von Monaden. S. Lehrbuch der Naturphilosophie, von Oken, 1843, S. 169, 750. Froring's Notizen, November 1841. Schon viel früher ist gesagt: die Thiere selbst bestehen aus Thiercn, aus Thieren, die so zart und fein, dass der Verlust der letzten Gattung das Ganze fähig zu vernichten. Noch mehr zeigt das Vergrösscrungsglas uns immer kleinere Creaturen, als wäre eine Welt in einer andern Welt versteckt. S. die Jahreszeiten von Thomson.
Die Lymphe und das Farenchymplasma.
Die Lymphe ist die von den im Zellgewebe entspringenden Lymphgefässen oder Saugadern aufgenommene klare, helle, eiweiss-artige, besonders im Organismus sich selbst entwickelnde Flüssig­keit, der in's Blut zurückkehrende Theil des Farenchymplasma, das ausserhalb der Gefasse alle Organtheile durchdringt, von dem Blut ausgeschieden, in ihrem Fortgang, besonders durch Assimi-
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lation in den Lymphdrüsen der Blutmasse ähnlicher wird, und in den Blutstrom gebracht sich wieder zu Blut entwickelt.
Die Wechselwirkung zwischen Blut und Parenchymplasma besteht in einer Exosmose und Endosmose. Bei jeder Absonde­rung findet eine Aufsaugung statt. Jede Haut, Zellhaut, Ge-fässhaut, wenn sie auch geschlossen, hat die Eigenschaft gelöste Stoffe von Aussen nach Innen, Endosmose, oder von Innen nach Aussen, Exosmose, abzugeben.
Das Parenchymplasma giebt an das Parenchym, die Sub­stanz der Gewebe, Stoffe zur Ernährung ab, nimmt aber auch theils freigewordene Stoffe aus dem Gewebe wieder in sich auf, ist in den verschiedenen Organen verschieden, daher ist auch die Lymphe, je nach den Organen, von denen sie kommt, ab­weichend.
Die wieder aufgenommenen freigewordenen Stoffe aus einem krankhaft ergriffenen Organtheile, so wie sie in das zunächst liegende Lymphgefäss gelangen, bedingen eine Anschwellung desselben oder doch der betreffenden Lymphdrüse, die oft von dem primair erkrankten Organtheil entfernt liegt. So entsteht die Ganaschendrüsenanschwellung bei einer Erkrankung der Nasenschleimhaut.
Das Blut.
Das Blut warmblütiger Thiere ist eine gleichförmige, dick­liche, etwas klebrige Flüssigkeit, die nach dem Orte des Körpers, nach Constitution, Nahrungsmitteln und anderen Verhältnissen mehr oder weniger dunkel, besonders in den Venen oder hell-roth in den Arterien gefärbt ist, und eine dünnere oder festere Beschaffenheit hat, besteht wesentlich aus Blutkügelchen, die im Blutwasser schwimmen. Die Blutkügelchen oder Blutkörperchen gleichen einem Ei mit einem inneren und äusseren Häutchen, werden auch als Kerne mit Kernchen angesehen, deren eigent­liche Zellen von der durchsichtigen Lymphe des Blutes aufgelöst worden sind. Ausserdem enthält das Blut einzelne Luftbläschen, Eiweissstoff, Osmazom, thierische Materie, milch-, salz- und phos-
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phorsaures Natron, reagirt alkalisch. Aus dem frisch aus der Ader gelassenen Blute scheidet sich durch Schlagen oder Be­wegen der Faserstoff in weisslichen Fäden und Flocken aus. Die Einwirkung der atmosphärischen Luft, des Sauerstoffes, auf die im Blute enthaltenen Eiweisskörper bewirkt diese Umän­derung.
Das Blut ist das Product und das Producirende der ver-!nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;schiedenen Flüssigkeiten und der Gewebe. Es ist keine mecha-
nische oder chemische Mischung, und ist ebensowenig als andere organische Substanzen durch die Chemie künstlich herzustellen: „es ist lebendiges Blut, das neues Leben sich aus Leben schafft,quot; „denn des Leibes Leben ist in seinem Blute, so lange das lebtquot;. 3 Mos. 17, 14. Auch wird das Blut als eine Flüssigkeit ange­sehen, in der Millionen Wesen, Blutkügelchen, Blutzellen wimmeln.
Bei der Ueberladung verbrauchter Stoffe und bei der Auf­nahme fremdartiger Stoffe im Blute, wird dasselbe in quantita­tiver und qualitativer Hinsicht verändert.
Nach einer Impfung mit Eotzmaterie im Parenehymplasma ist der Krankheitsprozess zuerst noch örtlich, eine sogenannte örtliche Verstimmung, Intemperies s. Dyscrasia localis, dann macht sich eine Veränderung im Blute noch nicht bemerkbar. Die Krankheit aber, die bei dem Einfachen anfängt, bildet sich bis zu dem Zusammengesetzteren weiter. Ein hinzugetretener Frostschauer, eine Infiltration, eine Lymphdrüsenaffection, deuten schon darauf hin, dass eine Veränderung im Blute stattgefunden hat, die zwischen den Extremen der Krankheit eine um so grössere Verschiedenheit zeigt. Das veränderte Blut ist nicht die Ursache, sondern die quot;Wirkung der Rotz- und Wurmkrankheit. Das Blut erhält dann nebst anderen fremdartigen Beimischungen einen Ueberschuss weisser oder eiweissartiger Bestandtheile, eine Vermehrung der weissen Blutkügelchen und ein mehr farbloses, statt röthliches Serum. Bavitsch sah beim Eotz und Wurm in vielen Fällen das Quantum des Blutalbumins weniger als normal, s. Magazin für Thierheilkunde 27, 3. S. 351. Die auf der Stufe des Eiweisses bleibenden Stoffe im Blute bedingen meist einen
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schleichenden Kreislauf, geringe Wärmeentwickelung, eine kalte Krankheit, Schlaffheit, Blutaustretungen oder wässerige Secre-tionen, Wasseransammlungen in einigen Organtheilen.
Das Blut lebender gesunder Thiere hat einen etwas salzigen Geschmack und immer eine alkalische Eeaction. Es ist möglich, dass sich die Alkaleszens im Rotzblute steigert. Nach Kersting
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soll das Blut rotzkranker Pferde einen faulen und salzigen Ge­schmack haben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;]A
Wo Wasser und Salze zunehmen, finden sich die Blutkör-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t|quot;
perchen stets vermindert.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ?
Die Vermehrung des Salzgehaltes im Blute macht dies dünn-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j^,,
flüssiger, so dass es durch die aufgelockerten Gewebe leichternbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; v
durchschwitzt, besonders wenn die überschüssigen und wässerigen Theile im Blute durch den Lungendunst nicht hinlänglich ent-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;/
leert werden.
Die Patechien der Nasenschleimhaut, die bisweilen so aus­gebreiteten Ecchymosen, die' blutigen, fast braunschwarzen Er-giessungen in der Lunge, die festen Blutgerinnsel in den Höhlen, bezeugen die Veränderungen des Blutes. Vergl. De diverses especes de morve et de farcin, par Leblanc, p. 30.
Die krankhafte Ausscheidung aus dem Blute ist meist eine wässerige oder seröse Flüssigkeit, doch sind auch Austretungen rothen gefärbten Blutes nicht selten, zu dieser hämorrhagischen Form gehört die sogenannte Bluterkrankheit. Von zwei an Bluterkrankheit leidenden Pferden soll das eine Pferd an Druse gelitten haben, das andere an Brandmauke mit Bluten aus der Nase und aus den Maukegeschwüren. Das Bluten liess sichnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
nicht stillen. Beide Pferde starben. S. Magazin für Thierheil-kunde, 28, 3. S. 343. Solche Blutungen werden zuweilen nicht nur im Verlauf der Rotzkrankheit, sondern in einzelnen Fällennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j'-
während der Entwickelung oder im Anfang der Krankheit wahr-
genommen und erscheinen nicht nur als blutige Infiltrationen und
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Nasenbluten, auch mitunter sogar als freiwilliges Bluten durch die äussere Haut. Nach Bouley ist das Blut in einzelnen Fällen von fremdartigen Stoffen so saturirt, dass das Leben dadurch unmöglich wird, und das Thier zu Grunde geht, ehe die charak-
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teristischen Symptome Zeit haben sich auszubilden, während das Thier doch am Rotze starb, wie die Impfung desselben mit dem Elute bewies. S. Repertorium der Thierheilkunde, 23, 1. S. 32. Das solchen Pferden abgelassene Blut bleibt eine längere Zeit flüssig, gerinnt aber später zu einer bräunlichen Masse, ohne sich in einen weissen und rothen Theil zu trennen.
Das abgelassene Blut erleidet, nach der Art des Ablassens in einem kleineren oder grösseren Strahl, bei wärmerer oder kälterer Temperatur durch die Einwirkung der Luft, mancherlei Abänderungen. Das Blut, das sich während des Ablassens mit einer grösseren Menge Sauerstoff verbinden kann, wird heller gerinnbarer, scheidet mehr Serum ab, und bildet eine grössere
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sogenannte Speckhaut.
Das chronisch rotzkranken Pferden abgelassene Blut erscheint
gewöhnlich im Blutstrom dunkel und gerinnt etwas langsamer als das gesunde. In einem Glase geronnen ist es oben meist zu zwei Drittel schmutzig gelb, zuweilen grünschillernd, der unterste ein Drittel Theil ist mehr dunkelroth. Das aus dem abgelassenen Blute ausgeschiedene Blutwasser, Serum, scheint grünschillernd oder farblos, überzieht sich meist mit einem grünschillernden ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Häutchen. Die Schaumblasen, die sich auf dem abgelassenen
Blute bilden, schillern grün, gelb und roth durcheinander.
Das Aussehen des Blutes erleidet mannigfaltige Modificatio-non. Bei der Aufsaugung putrider Stoffe, bei beschwertem Athem-holen und vermehrter fieberhafter Blutbewegung hat das abge­lassene Blut eine mehr gleichmässige dunkelrothe, oft aber auch eine bräunliche Farbe, gerinnt mit der Zeit an der Luft meist zu einer gleichförmigen dunkeln Masse und trennt sich weniger in einen weissen und rothen Theil.
Leblanc sah in dem abgelassenen Blute solcher Pferde, deren Körper sich in einem Zeitraum von einem bis zweien Tagen mit kleinen Geschwülsten bedeckten, welche eine seröse Flüssigkeit enthielten, eine analoge Flüssigkeit, wenigstens dem Anschein nach analog derjenigen, welche in den kleinen Hautabscessen vorhanden ist. Kersting will in der obenaufschwimmenden Lymphe Schleim­flocken wahrgenommen haben.
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Ercolani und Kassi halten die Rotz- und quot;Wurmkrankheit für einen pyogenischen, eiterbildenden Zustand, und zur Eiter­bildung- von Eiterkügelchen oder Zellen im Blute sollen die Ein­hufer besonders geneigt sein. Die im Blute enthaltenen Eiter­kügelchen oder zusammengeklebten Impfkügelchen verstopfen die freien Blutgefässe, das nachdringende Blut zerreisst die Kanäle und bildet daselbst Ecchymosen durch Kontact oder Katalyse, Eiterzellen enthaltende Knoten, welche man unpassender Weise Rotztuberkel genannt hat. S. Repertorium der Thierheilkunde, 21, 4. S. 347.
Das Blut rotzkranker Pferde enthält nicht nur das Rotzcon-tagium, sondern aiich andere im Organismus freigewordene und wieder aufgesogene fremdartige Stoffe, die als sogenannte Schärfen wirken; so enthält es auch Zellen von erweichten Abscessen, die dem Eiter ähnlich, und zur Verstopfung der Gefässe in entfern­ten Organen und zu Infiltrationen Veranlassung geben.
Die Gerinnung des Blutes ausserhalb der Gefässe wird der Einwirkung des Sauerstoffes zugeschrieben. Die normale und abnormale Gerinnung des Easorstoffes im lebenden Blute wird von dem Hinzutritt einer freien Säure hergeleitet.
Das Gerinnen des circulirenden Blutes im Innern der Ge­fässe mag, der glatten Gefiisswände wegen, nicht so leicht vor­kommen, aber sind diese auf irgend eine Weise verletzt, dann ist die Möglichkeit vorhanden, dass das vorbeilaufende Blut an gebildete Blutpfröpfe Theile abgiebt; so findet man bei einzelnen gelähmten Pferden, die sonst anscheinend gesund sind, in den Becken- oder Cruralarterien geronnenes Blut.
Die Blutgerinnsel, sogenannte falsche Polypen, Schleim-pfröpfe sollen sich erst kurze Zeit vor dem Tode und erst meist nach dem Tode im Herzen, besonders in der rechten Herzhöhle und in einigen Blutadern bilden.
Die bei wurm- und rotzkranken Pferden vorgefundenen Blutgerinnsel in den Herzkammern und in manchen Venen, ohne oder mit Venenentzündung, scheinen mehr oder weniger durch die Aufnahme putrider Stoffe ins Blut verursacht zu sein; diese Gerinnsel deuten darauf hin, dass eine Neigung zur Zersetzung
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des Blutes in seinen nächsten BestancUheilcn schon im lebenden Zustande vorhanden ist.
Nach Leblanc (De diverses especes do morvo et de farcin, p. 31) findet man, bei Oeffimsg gewisser rotzkranker xmd wurm­kranker Pferde, blutige Gerinnsel älterer Bildung, in Gefässen von verschiedenem Durchmesser, namentlich in den Venen dos Schlauches, des Hodensacks, in den aderigen Höhlen der Nasen­haut; aber diese Veränderungen sind nicht selten bei Pferden, welche quot;weder wurmig noch rotzig sind; sie charaktcrisiren diese schwere Krankheit nicht.
Kersting hat es öfter gesehen, wenn er wurmigen Pferden eine Blutader geöfinet hatte, dass sich vor die gemachte Oeff-nung ein Polyp, Blutpfropf, setzte und zum Vorschein gekommen ist, welchen er dann mit einer Pincette angefasst und einmal einen mehr als eine halbe Elle langen Polypen herausgezogen hat. S. Kerstinga nachgelassene ilanuscripte, S. 110.
Gerlach fand in den Arterien beider Lungen eines wegen Lungenrotz getödteten Pferdes eilf alte graue, ziemlich dicke Thromben, Blutpfröpfe, die theils locker auf der Gefässwand lagen, theils damit zusammenhingen, sie enthielten Capillarge-fässe, spindelförmige Zellen, dickbäuchige, 2—3- und mehrkernige Spindelzellen und Eundzellen von verschiedener Grosse und ein­zelne grosse gekörnte Kugeln. Diese Rotz-Thromben zeigten dieselben histologischen Bestandtheile, wie die grossen grauen, speckigen und fibroiden ßotzknoten, Botzgewächsc. Die Gerinnsel in den Gefässen stören den Kreislauf des Blutes und geben wieder zu Oedemen Veranlassung. S. Zweiter Jahresbericht der Königliehen Thierarzneischule zu Hannover. 1869. S. 83.
Eggeling und Schütz fanden bei der Section eines rotz­kranken Pferdes, an der Intima der hintern Aorta, an der Thei-lungsstelle der vorderen Gekrösarterie, mehrere rauhe Stellen, die mit Gerinnselmassen belegt sind. Da wo die hintere Aorta sich theilt, liegt ein Embolus, der vorn mit abgerundetem Ende schliesst xmd nach hinten bis in die Becken- und Schenkelarterien sich fortsetzt. Der Embolus besteht aus Fibrin, ist weiss ge-
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färbt, ziemlich fest und stollenweise adhärent. S. Archiv für wissenschaftliche und praktische Thierheilkunde, 1, S. 298.
Die chemischen Bestandtheile des rotzkranken Blutes sind gewiss sehr verschieden und nicht sicher festzustellen. Dr. Simon theilt eine Analyse des Arterien-, Venen- und Pfortaderblutes eines rotzkranken Pferdes mit: Globulin ist am reichsten ver­treten, dann Albumin, ungefähr siebenmal weniger Pibrin, dann noch Extractivstoffe und Salze, Hämalin und Fett. S. Froring's Notizen, April 1840 S. 378. Jahrbücher der in- und auslän­dischen Medicin, 1841, 3. Archiv schweizerischer Thierärzte, Neue Folge, 3, 1. S. 321.
Nach Gavaret, Delafond, Hering und Anderen enthält das Blut rotzkranker Pferde weit mehr Faserstoff als das der ge­sunden, so lange jene noch nicht in Kachexie verfallen sind. Nach Ercolani und Bassi ist die krankhafte Blutkrasie nicht bloss durch die Eiterzellen oder durch die Vermehrung der Lymph-kügelchen bezeichnet, sondern auch durch Eeichthum an Faser­stoff, der hier als ein Element der Zersetzung angesehen werden muss. Nach Demis (s. Archiv für Thierheilkunde, Neue Folge, 1, 4. S. 353) existirt im Blute kein ausgebildeter Faserstoff, und das, was man dafür ansah, sei nichts anderes als coagulirtes Eiwciss, welches im Blute von den vorhandenen Salzen, mit Hülfe der dem Thiere eigenthümlichen Wärme aufgelöst er­halten wird.
Mikroskopisch zeigt das Blut rotz- und wurmkranker Pferde eine vermehrte Menge ungefärbter Blutzellen.
Bacterien, Stabthierchen, Infusorien wurden im Botzblut, im
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Milzbrandblut, in anderem krankhaft beschaffenen Blute und selbst in Pflanzenaufgüssen gefunden.
Nach Christof und Kienner sind bei rotzkranken Pferden in den Flüssigkeiten constant Bacterien, doch mehr in den pa­thologischen Producten, Geschwüren, Knötchen, Nasenausfluss. Mit den Bacterien ist zugleich Leucose, Vermehrung der weissen Bestandtheile im Blute, verbunden. S. Repertorium der Thier­heilkunde, 30, 3. S. 225, vergl. 30, 2, S. 128, 31, 1. S. 19.
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Zürn fand im Rotzblut Mikrokokkus-Zellen, Pilzzellen, die cultivirt als Parasiten der Syphilis erschienen.
Kach Naczynski ist das llotzgift ein pflanzlicher Parasit, der im Blute als Makrokokkus, Pilzsame, deutlich zu sehen ist. Magazin für Thierhoilkunde, 38, 4. S. 200.
Nach Gerlach sind die Mikrokokkus-Zellen, respective My-cotryxfaden, Bacterien, im Blute rotziger Pferde nur zufällig vorhanden. 8. Jahresbericht der königlichen Thierarzneischule zu Hannover. Erster Bericht 1868. S. 99.
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Definition der Rotz- nnd Wurmkrankheit, Erklärung, Begriff.
Die Botz- und Wurmkrankheit, die ursprünglich bei keiner anderen Thiergattung als beim Pferde wahrgenommen ist, wird bei demselben durch eine bestimmte Ursache, durch einen von aussen kommenden oder durch einen im Innern freigewordenen besonderen Ansteckungsstoff, das Botzcontagium, hervorgerufen und bleibend erhalten, und nicht allein auf die Thiere des Pferde-geschlechts, sondern auch auf einige andere Thiere und Menschen fortgepflanzt.
Der dem gesunden Körper einverleibte Ansteckungsstofi, wenn er nicht gleich durch den Blutstrom zu einem entfernten Organtheile geführt wird, erzeugt sich von Neuem und vermehrt sich an der ersten Einwirkungsstelle im Parenchymplasma, ver­breitet sich durch Imbibition oder Aufsaugung von Ort zu Ort, von einem Zellgewebe durch das andere, alterirt und entzündet dasselbe, so die zunächst liegenden Lymphgefasse und am merk­lichsten die Drüsen derselben.
Der Krankheitsprozess ist jetzt noch örtlich; doch bald früher, bald später wird das Blut in Mitleidenschaft gezogen und
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in seiner Zusammensetzung besonders durch Vermehrung der weissen Bestandtheile und in seiner Thätigkeit geändert, so dass es durch die beständige Neuerzeugung und Vermehrung der Ansteckungs- und sonstiger freigewordener und fremdartiger Steife veranlasst wird zu einer anhaltenden krankhaften Aus­scheidung oder Ablagerung in allen zellgewebreichen Organ-theilen, mit mehr oder weniger Ausnahme des Daucanals, dessen Absonderung eine saure Reaction hat. Am häufigsten geschieht diese Ausscheidung in der Lunge, dann in der Kasenschleim-haut, dann im Unterhautzellgewebe mit der äusseren Haut, aber auch Milz, Leber, Nieren, seröse und synovale Häute, Knochen und Knorpel werden früher oder später in den Rotzprozess mit hineingezogen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.
Die krankhaft ausgeschiedene, mit fremdartigen Stoffen ge-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gt;
schwängerte Flüssigkeit dringt in die zunächst ergriffenen Ge-
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webe, lockert diese auf, versetzt sie in eine schwächere oder stärkere anhaltende entzündliche Reizung, ändert sie in ihrer Thätigkeit und giebt zur Bildung neuer Absonderungsorgane für den Ansteckungsstoff, zur Ablagerung fester Niederschläge und durch die theilweise Wiederaufsaugung der ausgeschiedenen krankhaften Flüssigkeit zu Lymphgeiass- und Lymphdrüsenan­schwellung, auch zur Säfcezersetzung Veranlassung.
Die auf diese Weise durch den Krankheitsprozess hervor­gerufenen krankhaften Veränderungen und Merkmale: blutige oder seröswässerige Ergiessungen, Infiltrationen, Lymphgefass-und Lymphdrüsenanschwellungen, Bläschen, Knötchen oder Tu­berkeln, Rotzzellen, zellige Wucherungen, Geschwüre, Nasen-ausfluss und andere Erscheinungen, sind nicht immer gleich­zeitig vorhanden, stellen sich aber, gewöhnlich nach und nach, im Verlauf der Krankheit ein.
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Oilow, Kotz- and Wiirmkrankheit.
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Die Incubation und das Latenlsein der Rotz-Wurmkrankheit.
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Die Incubation, das Ausbrüten, die Entwickelung oder das eine Zeit lang scheinbare Liegenbleiben der krankmachenden Ursache im Organismus. Der Zeitraum zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Krankheit, heisst das Stadium des la­tenten Contagiums. latent, d. h. gebunden, heimlich verborgen, das scheinbare Ruhen der krankmachenden Ursache im Orga­nismus, und so lange noch keine, oder keine merkliche Gegen­wirkung stattgefunden hat, oder sich die Ansteckungsstoffe noch nicht soweit vermehrt haben, dass sie dem befallenen Körper fühlbar werden.
Der Zwischenraum zwischen der Einwirkung der Ursache und dem Ausbruch der Rotz- und AVurmkrankheit ist an keine bestimmte Zeit gebunden. Die Einwirkung des Ansteckungs­stoffes kann sich in einzelnen Pällen in vierundzwanzig Stunden und selbst schon früher, öfter aber erst später kund geben. Nicht nur nach der Impfung, sondern selbst bei der Ansteckung in Folge des Beisammenwohnens fand man schon nach sechs bis zehn Tagen die deutlichen Erscheinungen der Rotzkrankheit. Der Ausbruch nach der Ansteckung erfolgt oft viel später. Ist das Rotzcontagium in Folge einer Impfung oder eines sonstigen Contactes in das Parenchymplasma der Nasenschleimhaut oder der äusseren Haut gedrungen und dadurch eine Ansteckung be­wirkt, so giebt dies die erste Einwirkungsstelle kund. Aber wird der Ansteckungsstoff gleich nach der Impfung oder nach einer sonstigen Ansteckung in das Blut geführt, so kann dies unter Umständen fieberhaft aufgeregt werden oder es führt den An­steckungsstoff zu einem entfernten Organtheile, wo derselbe sich ablagert, dort eine Zeit lang, Wochen, Monate und selbst viel länger, latent zu sein scheint, sich aber doch unmerklich vermehrt, so dass der Ausbruch der Krankheit oder die nähere Erkennung derselben nach zufällig hinzugetretenen Einflüssen, Erkältung, Anstrengung und dergleichen deutlich hervortritt.
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Dass vor dem Erscheinen dor charakteristischen Symptome der Kotz- und Wurmkrankheit der Krankheitsprozess durch den An­steckungsstoff fortwirkte, darauf deuten zuweilen einige soge­nannte Vorläufer der Krankheit als; glanzloses Haar, Abmage­rung, periodenweises Hinken, Nasenbluten und andere Zufalle. Vergl. unten Prodromen und larvirte Rotzkrankheit, über die lange Incubation der Rotz- und Wurmkrankheit siehe auch: Teutsche Zeitschrift für die gesammte Thierheilkunde, von Busch, 1, 1. 8. 84. De la Morve des Solipedes. Par Delafond. Pag. 5. Archiv schweizerischer Thierärzte. Neue Folge IX, 2, S. 122. XI, 3, 227. Veterinairbericht des Konigl. Rheinischen Medici-nalcollegiums 1844 von Macke. Magazin für Thierheilkunde, '6, 4. 459. Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis, 12, S. 25 und andere mehr.
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Die Prodromen oder Vorläufer der ßotz-iind Wurmkrankheit.
Die Prodromen, Vorläufer, Vorboten, sind Krankheitser-scheiaungen, die noch keine bestimmte Form der Krankheit ausdrücken und sind der eigentliche Anfang der bestimmten Krankheit.
Bei der Ansteckung fehlen eigentlich die Vorboten der Krankheit, doch nimmt man solche in Betreff der Rotz- und Wurmkrankheit an. Die Vorboten, die der Rotz- und Wurm­krankheit angeblich vorausgehen, sind nicht zu gleicher Zeit vorhanden und an keine bestimmte Stelle gebunden, so ver­schieden sie auch sein mögen, sie haben doch alle eine ge­meinschaftliche Ursache und deuten darauf hin: dass das Blut schon eine krankhafte Veränderung erlitten hat und dass schon aus demselben eine Ausscheidung und Ablagerung krankhafter Stoffe stattgefunden hat und andauernd stattfindet.
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Besonders beachtenswerth sind hier folgende Erscheinungen und Merkmale.
Das Nasenbluten, das sich mitunter ohne bemerkbare Ver­anlassung oder doch manchmal nach einem vorhergegangenen Prusten, Brausen, Ausbrausen aus der Nase einstellt, hört ge-
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wohnlich von selbst wieder auf, wiederholt sich in einem Tage einige Male oder erst nach mehreren Tagen. Das in unbe­stimmter Menge abfliessende Blut rotzverdächtiger oder rotziger Pferde mag aus einem verletzten Blutgefass in der Nase, aus den Nasengeschwüren, doch wohl häufiger aus den ecchymo-tischen Lungen seinen Ursprung nehmen, dann ist dieses Bluten ein parenehymatöses ohne Gewebsverletzung. So gilt es auch bei Milzanschoppungen als ein Symptom. — Ein neun Jahre alter Wallach, der neben rotzkranken Pferden gestanden hatte, zeigte am 21., 24. und 25. Mai 1838 Nasenbluten. Das Pferd wurde gleich getödtet. Die Lungen enthielten Ecchymosen, keine Miliartuberkel, die Nasenschleimhaut war nicht bemerkbar verändert, die mit Blut angeschoppte Milz wog sieben Pfund. — Durch das sich periodenweise einstellende Nasenbluten soge­nannter rotzverdächtiger Pferde scheint sich das Blut eine Zeit lang auszugleichen. Die betreffenden Pferde erscheinen nach dem Blutverlust eine kürzere oder längere Zeit, einige Wochen bis einige Monate gesund zu sein, und oft dann erst treten Nasenausfluss und andere Zulalle ein, und einige Zeit vor dem eingetretenen bleibenden Nasenausfluss findet sich an den Nasen­haaren ein schmieriger Schleim.
Ausser dem Nasenbluten verdienen hier noch solche Merk­male und Erscheinungen Beachtung, die, wenn sie wahrge­nommen werden, mitunter schon auf das Vorhandensein der Eotz- und Wurmkrankheit hindeuten; als: einseitiger Nasen­ausfluss und Angentriefen, Auftreibung der Nasenknochen, schnüf­felndes, schnaufendes, auch stöhnendes Athemholen, Eurzathmig-keit oder Dämpfigkeit, trockner dumpfer Husten, schlechte Fresslust, veränderter Appetit, Abmagerung, aufgeschürzter Leib, Abgang kleinballiger oder mit Schleim überzogener Excremente, langes trockenes Haar, sowie nicht zu rechter Zeit erfolgtes
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Abhaaren, das eine Verstopfung in den Gekrösdriisen andeuten soll, öfteres Ausschachten oder Erection bei Wallachen und Hengsten, plötzlich entstehendes Hinken, seröswässerige Er-giessungen, Einschuss, Oedeme, Anschwellungen am Euter, an den Hoden und anderen Theilen.
Alle die oben angegebenen krankhaften Zustände und Merkmale können eine verschiedene Ursache und Bedeutung haben, sobald sie aber bei einem Pferde wahrgenommen werden, das einige Zeit vorher bei einem rotzkranken Pferde stand,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;?;
dann liegt die Vermuthung nahe, dass bei einem solchen Pferde die Rotz- und Wurmkrankheit nicht nur im Anzüge, im Ent­stehen, oder in der Entwickelung begriffen, sondern wirklich in vollem Gange und völlig ausgebildet vorhanden ist, zumal wenn
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sich noch ein einseitiger zäher Nasenausfluss, sowie Lymphge-fäss- und Lymphdrüsenanschwellungen hinzugesellen.
Die krankhafte Ausscheidung bei rotz- und wnrmkranken Pferden.
Nach der Einwirkung der Infection, wenn nicht sogleich die ganze Blutmasse in den Bereich des Krankheitsprozesses hineingezogen ist, beschränkt sich die krankhafte Ausscheidung noch anfangs an der Infectionsstelle.
Sobald aber nach der Einwirkung der krankmachenden Ursache, zu einer nicht genau zu bestimmenden Zeit, durch den schon im Körper vorhandenen Krankheitsprozess dem Blute freigewordene fremdartige Stoffe zugeführt werden, bestrebt sich dasselbe, sich dieser zu entledigen. Eine Art Vollblütigkeit nebst einer fieberhaften Aufregung geht nicht selten der ersten krank­haften Ausscheidung, der sogenannten Eruption oder dem soge­nannten Ausbruch der Krankheit, voraus oder begleitet sie eine
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Zeit lang. Aber in einzelnen Fällen, so allmählich, unbemerkt, ohne wahrnehmbare Zuialle versteckt, dass sie eine längere Zeit unerkannt bleibt und die erkrankten Pferde noch eine ge­raume Zeit, selbst monatelang wie gesunde erscheinen. Bei anderen Pferden jedoch wird vor dem sogenannten Ausbruch der Rotz- und Wurmkrankheit ein kränkelnder Zustand wahr­genommen, deren Zufälle als Vorläufer der Rotz- und Wurm­krankheit angesehen werden, aber das Vorhandensein derselben schon andeuten.
Die krankhafte Ausscheidung oder Ablagerung ans dem Blute rotz- und wurmkranker Pferde erfolgt anfangs mitunter an der ersten Infectionsstelle, doch aber meist in den ver­schiedensten zellgewebreichen Organtheilen, am häufigsten in der Lunge und der Sasenschleimhaut, seltener in der Leber und Milz, dann im Unterhautzellgewebe; mitunter findet diese Ausscheidung durch die seröse Haut statt, vergleiche unten Wassersucht. Im Daukanal findet diese Ausscheidung entweder garnicht oder meist unbemerkt statt, wenn sich keine typhösen Erscheinungen der Krankheit ziigesellt haben.
Die bei den rotz- und wurmkranken Pferden im Blute vor­handenen fremdartigen Stoffe werden auf die gewöhnliche Weise nicht hinlänglich ausgeschieden, sondern durch die ausgeschie­dene krankhafte Flüssigkeit wird in dem zunächst ergriffenen Organtheile ein speeifischer Entzündungsprozcss und eine Auf­lockerung veranlasst und dadurch die Bildung neuer Absohde-rungsorgane bewirkt, wohin das Blut die zum fremdartig nei­genden Bestandtheile am leichtesten absetzen kann.
Die gewöhnlichsten Folgen der krankhaften Ausscheidung sind Blutaustretungen oder wässerige seröse Ergiessungen, teigige Anschwellungen, Beulen, Knötchen, Geschwüre, Nasen-ausituss und durch Wiederaufsaugung der ergossenen Flüssig­keit, sowie gleich bei der Aufsaugung des Ansteckungsstoifes, Lymphgefass- und Lymphdrüsenanschwellung.
Am deutlichsten wird die krankhafte Ausscheidung durch einen plötzlichen Erguss seröser Flüssigkeiten im Unterhautzell-gewebe wahrgenommen. Es bildet sich an den äusseren Theilen
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am Kopf, noch häufiger an den Grliedmassen, eine schmerz­hafte teigige Anschwellung von grösserer oder kleinerer Aus­dehnung. Die ausgetretene Flüssigkeit zeigt sich gleich an­fangs, nach dem Einritzen der äusseren Haut, als ein röthlich gefärbtes Blutwasser, das nach einigen Tagen eiweissartig und hellgelb erscheint. Die nicht wieder aufgesogene Flüssigkeit sammelt sich theilweise in eiterartige Klümpchen oder abscess-artige Beulen, die eine weissgelbliche käseartige oder eine chocoladenfarbige Materie enthalten und zu Geschwüren gewor­den, eine meist gelblichhelle oder bräunliche Lymphe absondern. In der ödematösen Umgebung bilden sich immer von Neuem Beulen und Geschwüre. Die theilweise wieder aufgesogene Flüssigkeit verursacht durch ihre reizende Eigenschaft Lymph-gefäss-Anschwellungen. Vergleiche unten Wurm.
Aehnlich ist die krankhafte Ausscheidung in und unter der Respirationsschleimhaut. In der Lunge tritt anfangs eine blutig-rothgelärbte oder eine mehr farblose Flüssigkeit aus. Die an­fangs ausgeschiedene Flüssigkeit bildet meist stellenweise Ecchy-mosen von verschiedener Ausdehnung, die wieder Auflockerung, Rotzwucherung, Knoten- oder Tuberkelbildung und vermehrte Absonderung zur Folge haben; dann wird auch bald früher, bald später die Nasenschleimhaut in Mitleidenschaft gezogen, wenn sie nicht vorher schon krankhaft ergriffen war; Knötchen und Geschwüre, sowie Nasenausfluss und Ganaschendrüsenan­schwellung geben sich dann bald kund.
Die durch den Krankheitsprozess hervorgerufenen mannig­faltigen Veränderungen, verschiedenen Aeusserungen und Er­scheinungen, zeigen sich nicht zu gleicher Zeit, kommen mit­unter nicht alle zur deutlichen Entwickelung oder Ausbildung, gehen aber Öfter in einander über, compliciren sich, ändern sich auch in ihren Entwickelungsstufen oder verschwinden zuweilen eine Zeit lang.
Der Verlauf und die Dauer der Rotz- und Wurmkrankheit ist nicht gleichmässig, in den meisten Fällen ist die Krankheit schleichend, langwierig, chronisch, in einigen Fällen bei ein­zelnen edelen Pferden, auch bei Maulthieren und Eseln, beson-
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ders bei Säftezersetzung doch schnell verlaufend, acut und bald tödtlich. Race, Constitution, Beschaffenheit, Pflege und sonstige Verhältnisse, die ausgeschiedenen krankhaften Stoffe, ihre zu­falligen Beimischungen, die Wichtigkeit der krankhaft verän­derten Organe, die die Natur zur Ausscheidung gewählt hat, Nasenschleimhaut, Lunge, seröse Haut, Unterhautzellgewebe und so weiter, bedingen die Form der Krankheitserscheinungen eine Abänderung in dem Krankheitsverlauf, eine mindere oder grössere Heftigkeit der Krankheitsfälle und erregen eine Reihe von Thä-tigkeiten im Organismus, die aber die Krankheit nicht zu über­wältigen vermögen, sondern dieselbe durch stetige Erneuerung der Krankheitsursache, des Ansteckungsstoffes, wieder von Neuem anfachen und erhalten.
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Die Nasenschleimliant rotzkranker Pferde.
Wenn die Nasenschleimhaut durch den Ansteckungsstoff er­griffen ist, nur dann werden au derselben anfangs der Rotz-nnd Wurmkrankheit geröthete Stellen, Anätzungeu und Ge­schwüre wahrgenommen. Sonst aber, sowohl beim Beginn als auch mitunter im Verlauf der Krankheit, sind eine längere oder kürzere Zeit an der Nasenschleimhaut mit dem blossen Auge keine bemerkenswerthen Veränderungen zu entdecken, selbst oft dann noch nicht, wenn durch die krankhaft ergriffene Lunge der Nasenausfluss schon eine längere Zeit gedauert hat, die Ga­naschendrüsen angeschwollen und selbst schon Auftreibungen der Nasenknochen wahrgenommen werden. In diesem Falle muss aber doch durch die fremdartigen reizenden Lungenaus­dünstungsstoffe eine Imbibition oder Tränkung der Nasenschleim­haut stattgefunden haben.
Die ätzende Beschaffenheit der Ausflussmaterie aus der Lunge wirkt auf die Nasenschleimhaut bald mehr oder weniger
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zerstörend ein. Die Kasenschleimhaut erscheint dann anfangs blasser als gewöhnlich, oder blassgelb, doch auch nicht selten wie entzündet, hochrothgelblich, später entstehen oberflächliche Erosionen, Auflockerungen, geschwürige Stellen, Verengerung des betreffenden Nasenloches, das dann kleiner erscheint als das andere, und die Anhäufung des Schleimes verhindert mehr oder weniger den Durchgang der Luft durch die Nase.
Findet die krankhafte Ausscheidung mehr nach der Nasen-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
Schleimhaut statt, so ist diese oft bis auf die innern Nasenflügelnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;V,
ödematös angeschwollen, rothstreifig, kupferfarben oder bräun-
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lich gefleckt, stellenweise mit Blut unterlaufen, später feucht und kalt, bleibläulich, nach der Bewegung röthlich gefärbt, sonst ist sie meist aufgedunsen, zuweilen höckerig durch griesige Er­höhungen oder kalkige Niederschläge, meist mit zäher schlei­miger Materie überzogen, ulcerirt, mit Bläschen, Knötchen oder kleinen Abscessen besetzt, die Geschwüre, Rotzgeschwüre, bilden.
Die mitunter in der theilweise entzündeten Schleimhaut ent­stehenden Bläschen zeigen zuweilen von ihnen ausgehend kleine blaue, auch rothe Streifen, die für feine angeschwollene Lymph-gefasse angesehen werden. Delafond fand an der Nasenschleim­haut hervorspringende weissliche, unregelmässig verlaufende Linien, die eine Reihe runder, weisser, harter Körper, durch die Veränderung der oberflächlichen Lymphgefiisse der Schleim­haut gebildet, Tuberkel des Herrn Dupui. S. De la Morve des Solipedes, par 0. Delafond. Tableau synoptique. Auch unter den Narben, die zuweilen nach der Heilung der Geschwüre auf der Nasenschleimhaut, wie unter den Ulcerationen wurden kleine harte, weissliche und linsenförmige Körper gefunden. Nach Leisering sollen die sternförmigen Narben aus einer submucösen Bindegewebe vor sich gehenden Neubildung ohne vorherige Ge­schwüre entstanden sein und ein höckeriges, knotiges Ansehen haben. Hering hält diese sternförmigen Narben für jnichts an­deres als Folge einer Zerstörung und Wiederzusammenheilung der Respirationsschleimhaut. S. Repertorium der Thierheilkunde, 23, 4. S. 359. Nach Gerlach durchdringt die diffuse Wuche-
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rung der Rotzzellenbildung die ganze Schleimhaut bis in das submucöse Bindegewebe und führt durch bindegewebige Neu­bildung zu schwieligen Verdickungen, in welchen die spindel­förmigen Zellen vorherrschen. In diesen schwieligen Verdickun­gen bilden sieh diffus verlaufende Centralheerde, in -welchen die Rundzellen dichter gelagert sind, die nach und nach fettig zer­fallen, resorbirt und durch Narbengewebe ersetzt werden; die allmähliche Zusammenschrumpfung des Narbengewebes bedingt dann nach und nach eine narbige Einschnürung und so entste­hen die Leisering'schen Narben ohne vorhergegangene offene Ulceration. Doch können auch Rotzgeschwüre abheilen und nicht jede Narbe ist auf einen intra- und sübmucösen Vorgang zurückzuführen; s. Jahresbericht der Königlichen Thierarznei-schule zu Hannover. Erster Bericht 1868. 8. 95.
Erdt will die unebenen, rauhen Erhöhungen auf der Nasen­schleimhaut für keine fibroide Wucherung oder Neubildung an­sehen, sondern für degenerirte und ausserordentlich vergrösserte Schleimdrüsen. S. die Rotzdyskrasie von W. E. A. Erdt. 1863. S. 521.
Nach Roloff sind die Verdickungen der Schleimhaut durch eine quot;Wucherung des Schleimhautgewebes selbst nnd der dar­unter befindlichen Bindegewebs - Elemente verursacht; er will nirgends eine Spur von Exsudaten und stockenden Säften ent­deckt haben und hält die Elemente, welche beim Rotz in den Greweben vorgefunden, für nicht infiltrirt, sondern an Ort und Stelle entstanden. S. Magazin für Thierheilkunde 30, 1. S. 106 nnd 112. Dass aber an solchen Stellen, wo die krank­haften Veränderungen Rotzzellenbildung, Rotzwucherung, Knoten sich vorfinden, eine Infiltration stattgefunden hat, ist, mit blossem Auge gesehen, offenkundig. Das aber muss zugestanden wrerden, nicht die Infiltration an sich, wohl aber der mitinfiltrirte An­steckungsstoff veranlasst die betroffenen zelligen T heile zur Rotzwuchenmg, zur Knoten- und Rotzzellenbildung. Nach Ro­loff werden locale Infectionen von einer Rotzwucherung aus nicht immer durch Kontinuität vermittelt, sondern können auch iiuf weitere Entfernung stattfinden, s. ebenda S. 115.
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Bei dem acuten Eotz, der gewöhnlich mit teigigen An-Bchwellungen auftritt, ist die Xasenschleimhaut mehr gelblich infiltrirt, mit Patechien, auch mit gelben Pusteln besetzt. Aus den Pusteln bilden sich bald Geschwüre, die eine scharfe die Schleimhaut zerstörende Materie ausschwitzen. Die Schleim­haut erweicht sich durch das Zerfallen der Zellen oder wird brandig. Die Erweichung im lebenden Körper soll mit dem Process der Fettbildung todten Fleisches im Wasser Aehnlich-keit haben, die Gangränescens dagegen dem Verwesungspro-cesse in freier Luft mit Gasentwickelung ähnlicher sein.
Ist die Schleimhaut erweicht und in einen fauligen Zustand zurückgeführt, so verbreitet sie einen übelen Geruch. Eine pla­stische Ausschwitzung bildet sich dann zuweilen über der zer­störten Schleimhaut, um diese gleichsam zu ersetzen.
Die Nasengeschwure rotzkranker Pferde.
Die Sasengeschwüre rotzkranker Pferde, die Rotzge­schwüre, werden in der Kasenschleimhaut, und in den meisten Fällen an der Tfasenscheidewand wahrgenommen. Diese Ge­schwüre erscheinen oft ohne eine bestimmte Form, besonders wenn sie durch Anätzung, Erosion oder Verschwärung, Ulcera-tion unmittelbar nach der Ansteckung, oder wenn sie durch den scharfen Lungendunst und Ausfluss verursacht wurden. Be­stimmter geformt und von mehr exanthematischer Herkunft sind die Rotzgeschwüre, die sich in der infiltrirten, aufgedunsenen, mehr oder weniger entzündlichen Schleimhaut aus linsengrossen, bläschenähnlichen, runden Knötchen, kleinen Abscessen oder Pusteln durch Zerfall der Rotzzellen bilden, den Rotzeiter ab­sondern, der immer das Kontagium enthält, Lacmuspapier blau und Curcumapapier braun larbt. Erdt will bei einem rotzkranken Pferde gesehen haben, dass in jedes Geschwür ein zwirnfaden-
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dickes Lymphgefass mündete, aus welchem klare, bernsteinfar-bige Lymphe hervorquoll. S. Mittheilung aus der thierärzt-lichen Praxis, 5. S. 9. Einige Geschwüre sind napfförmig, oder zeigen eine trichterförmige Vertiefung, sind gewöhnlich gelblich-weiss, zackig, hartrandig, bei der Berührung leicht blutend, son­dern eine eiweissartige, wasserhelle, mitunter auch grünliche alkalisch reagirende Flüssigkeit ab, die mitunter so scharf, dass sie die zunächst liegenden Theile zerstört, die darunter liegenden Knochen und Knorpel erweicht und auftreibt, dadurch die Na­senlöcher verengt und zu einem schnaufenden Athemholen Ver­anlassung giebt. Diese Geschwüre vergrössern sich in der Breite und Tiefe, heilen garnicht oder schwer. Die aus dem Grunde der Geschwürränder sich erhebenden Granulationen reihen sich aneinander, bilden so zuweilen eine körnige, him­beerähnliche, erbsengrosse Masse, die sich eher wieder erweicht als zur Heilung mit beiträgt. Einige der Geschwüre heilen zwar, aber andere kommen dann früher oder später wieder zum Vorschein. Die geheilten Geschwüre lassen gewöhnlich stern­förmige Narben zurück. Schorf scheint sich nur auf den Impf­geschwüren zu bilden.
Die Rotzgeschwüre gelten als ein charakteristisches Krank­heitszeichen; sind sie wahrnehmbar, so ist die Krankheit leicht zu erkennen. Diese Geschwüre werden meist an der Seite ge­funden, wo der Ausfluss statt hat und dann an der Nasen­scheidewand am häufigsten, oft sitzen sie so hoch in der Nase, dass man sie nicht sehen kann; in den Nasenmuscheln, Sieb­beinen, in der eustachischen Röhre, am Kehlkopf, auch an der Schleimhaut der Luftröhre werden sie nicht selten gesehen.
Hautrotzgeschwüre sind nach Gerlach die aus Rotzknötchen sich bildenden kleinen Geschwüre, Wurmgeschwüre an den Lippen, Nasenrändern, zuweilen au den Beinen und übrigen Körpertheilen. S. Jahresbericht der Königlichen Thierarznei-schule zu Hannover 1868, S. 97. Erdt erwähnt noch auf den Schleimhäuten der Bronchien und Luftröhren äste, als auch auf der Nasenschleimhaut vorkommende leicht blutende spongiöse
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Wucherungen, Markschwamm. S. die Rotzdyskrasie von Erdt S. 318 und 319.
Die ßotzkrankheit kommt aber nicht ganz selten ohne Ge­schwüre vor. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die krankhafte Ausscheidung ohne bemerkbare fieberhatte Aufregung vor sich ging. Die Krankheit vermag dann keine Geschwür­bildung hervorzurufen, indem erdige Niederschläge, verkalkte Knötchen, aus den krankhaften Secretionsproducten erfolgen und die mehr oder weniger schützende Incrustation der absondernden Fläche selbst bewirken. Wenn wenige oder garkeine Saseu-gesehwüre im Verlauf der Kotz- und Wurmkrankheit vor­kommen, werden um sovielmehc Miliartuberkel verschiedenen Alters in den Lungen gefunden. Unter ähnlichen Umständen scheint auch die Möglichkeit gegeben zu sein, dass ohne vor­hergegangene Ulceration durch Verfall und Aufsaugung der Uotzzellen in den Knötchen der Xasenschleimhaut narbige Ge­bilde zurückbleiben.
Das gänzliche Fehlen der Rotzgeschwüre schliesst also das Zugegensein der Rotzkrankheit nicht aus, besonders dann nicht, wenn die Krankheit durch Rotzansteckung entstanden, oder wenn noch andere Merkmale und krankhafte Veränderungen aufgefunden werden, die der Rotzkrankheit eigenthümlich sind, wie beim Lungenrotz, bei verdächtiger Druse, dem larvirten Rotz. Vergl. Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis 14. S. 21, 23 und andere.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , *
Dahingegen können auch Nasengeschwüre, ohne das Vor­handensein der Rotzkrankheit, bei mehreren und manchmal gut­artigen Krankheiten vorkommen.
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Der Nasenausflnss rotzkrauker Pferde.
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Der Ursprung des Sasonimsflusses rotzkrankor Pferde ist in der aufgelockerten oder geschwürigen Xasenschleimhaut oder ganzen Respirationsschleimhaut, mithin auch und gewiss am häufigsten in der krankhaft ergriffenen Lunge zu suchen. Xach Erdt soll die, durch die Drüsengeschwulst zur Stagnation ge­brachte Lymphe aus den zerfressenen LyraphgefTissanfängen in erodirten Schleimhäuten hcrvorrinseln oder aus dem unverletzten Parenchym der Schleimhaut ausschwitzen. S. die ßotzdyskrasie von Erdt, S. 373. Aber mitunter werden ßotzgeschwüre, aber kein Nasenausflnss wahrgenommen, oder es ist ein Nasenaus­flnss vorhanden und die Nasenschleimhaut scheint noch unver­letzt zu sein. Colin meint zwar, der Nasenausflnss rotzkranker Pferde komme nicht aus den Lungen. S. Eepertorium der Thier-heilkunde 30, 1. S. 22. Doch habe ich die völlige TJeberzeu-gung, dass die krankhaft ergriffene Lunge den grössten Theil des Nasenausflusses liefert.
Die ausgeathmetc Luft entfernt die nicht assimilirbaren Materien: jeder Athemzug stösst beim Ausathmen Gase oder flüchtige Materien aus, die der Verdampfung oder Verdunstung fähig und quot;mit Wasserdünsten vermischt sind. Die Lungenaus­dünstung ist, ihrer Menge, ihrer Mischung und ihrem Gerüche nach, sehr veränderlich.
Der Ausathmungsdunst, der besonders bei rotzkranken Pferden mit Wasser geschwängert ist, verdichtet sich an der äusseren kälteren Luft zu Wassertropfen, die mitunter aus der Nase tröpfeln. Dies Tröpfeln kann aus den Lymphgefässen der Nase nicht stattfinden, wenn keine Verletzung vorhanden ist. Die krankgewordene aufgedunsene Lunge sondert später einen mehr sehleimigen, mit reizenden Stoffen geschwängerte Materie ab. Der aus der Lunge kommende Ausfluss oder Luftstrom mag mitunter durch Imbibition in die Nasenschleimhaut dringen, diese auflockern und ulceriren, aber auch ohne Nasengeschwüre Lymphdrüsenanschwellung im Kehlgang veranlassen. Mit dem Nasenausfluss, sobald die Nasenschleimhaut besonders ange-
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griffen, ist gewöhnlich ein Schleimausfluss aus den Augenwin­keln verbunden, der haarlose Stellen unter den Augen ver-anlasst.
Der Nasenausfluss rotzkranker Pferde findet häufig nur aus einem Kasenloche statt, und noch mehr aus dem linken als ausnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632; '!
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dem rechten, fliesst aber auch zuweilen aus beiden Nüstern. Die Ansteckung mag in vielen Fällen die Einseitigkeit des Nasenausflusses mit bestimmea. Dass der Nasenausfluss abernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,'''
auch dann, wenn keine Geschwüre in der Nase vorhanden sind,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ?',
am gewöhnlichsten nur aus einem Nasenloche hervorkommt, aus
dem auch der Hauch bei kalter Luft deutlicher sichtbar ist, mag davon herrühren, dass das rotzkranke Pferd den Athem aus einem Nasenloch mehr ausstösst und durch das andere mehr
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einzieht, oder der eine entsprechende gleichseitige Lungenflügel liefert mehr Materie zu dem Nasenausfluss als der andere.
Sputa, Auswürfe, Brustauswürfe sollen beim Pferde, des langen Gaumensegels wegen, nicht in die Mundhöhle kommen; doch ist es bei rotzkranken und drusenkranken Pferden nicht selten, dass sie durch das Maul einen Theil des Nasenschleims auswerfen, mögen auch den Nasenschleim mitunter verschlucken.
Die Menge des Ausflusses ist Anfangs der Rotzkrankheit quot; oft ganz unbedeutend und mitunter kaum bemerkbar, #9632;wenn nicht ein zäher Schleim an den Nasenhaaren wahrgenommen wird, nimmt später mehr zu, bleibt aber nicht gleichmässig reichlich, intermittirend, findet hauptsächlich statt, wenn das Thier den Kopf zur Erde neigt, vermehrt sich nach der Bewe­gung, vermindert sich bei der Buhe, und so lange eine einge­gebene Purganz heftig wirkt, hört das Fliessen aus der Nase gewöhnlich auf, stellt sich nachher aber bald wieder ein.
Die Farbe und Beschaffenheit des Nasenausflusses ändert sich im Verlauf der Botzkrankheit oft sehr. Anfangs der Krankheit ist der Ausfluss meist dünnflüssig, lallt in Form von wasserhellen, auch wohl von grünlichen oder grüngelblichen Wassertropfen aus der Nase. Bald erscheint der Nasenausfluss verschieden zusammengesetzt, schleimigeiterig oder gallertartig, verschiedenfarbig, nicht selten zweifarbig, weisslichgelb, grün-
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lichgelb, doch auch graugrün, bräunlich, bleifarbig glänzend, nicht selten mit Blutstreifen vermischt, enthält körnige Eotz-zellen, Epitheliumzellen, knotige Körperchen von cariös gewor­denen Knorpeln oder Knochen, oder käseartige weissliche Körn­chen, ist im letzteren Falle meist übelriechend, gewöhnlich zähe und kleberig, hängt sich theils an die Nasenhaare, be­kommt durch Oxydation früher oder später eine ätzende Be­schaffenheit und zerstört um so leichter die Nasenschleimhaut.
Bei starkem Sasenausfluss fallt derselbe zuweilen klump­weise auf die Erde. Fällt ein solcher Klumpen ins Wasser, geht er meist unter, lösst sich aber darin auf, was man aber auch beim Kasenausfluss Anfangs der Druse wahrnimmt. Bei der schnellverlaufenden Rotzkrankheit und bei faulfieberähnlichen Zuständen ist der Sasenausfluss mehr schaumig, dünnflüssig, we­niger zähe, missfarbig, schmutziggrau, auch mehr bräunlich ge­färbt, blutstreifig, meist übelriechend, penetrant stinkend.
Der Geruch des Nasenausflusses rotzkranker Pferde soll nach Sage immer eigenthümlich und zurückstossend sein, und so bei keiner andern Krankheit vorkommen. S. Traite de Koi-radaimatisme par M. Sage. Paris 1840, S. 37. Nach Leblanc, (De diverses especes de morve et de farcin, Paris 1839, p. 35,) fault die Nasenflüssigkeit rotzkranker Pferde an der Luft und verbreitet einen eigenthümlichen Greruch, der verschieden von demjenigen des Brandes ist.
Der süsslich widerliche oder übele Geruch, den man nicht immer an dem Nasenausfluss rotzkranker Pferde wahrnimmt, mag von dem zurückgehaltenen und zersetzten Nasenschleim, von den cariös ergriffenen Knorpeln und Knochen, oder von ge­platzten Lungengeschwüren seine übelriechende Eigenschaft er­halten haben, soll aber auch, nach Bossi, aus dem, an sich ge­ruchlosen Nasenausfluss durch Galvanismus hervorgerufen werden können.
Die ausgeflossene oder ausgeschnaubte ßotzmaterie, die wahrscheinlich einen salzigen Geschmack hat, wird von den rotzkranken, wie auch von den gesunden Pferden gerne aufge­leckt und niedergeschluckt. Ist bei den Pferden, die diese
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ansteckende Eotzmaterie verschluckt haben, keine Verletzung im ilaul und im Daukanal vorhanden, so geschieht dies Ver­schlucken vielleicht ohne Nachtheil, wenn noch die Magensäure den Ansteckungsstoff so zersetzt, dass er als solcher nicht ins Blut aufgenommen, oder darin aufgenommen seine Einwirkung verloren hat.
Die chemische Beschaffenheit des Nasenausflusses rotz­kranker Pferde variirt gewiss mannigfach. Lassaigne fand in demselben: Eiweissstoff, kohlensaures Natron, phosphorsauren Kalk und Wasser. Die Materie zeigte sich als ein Mittelding zwischen Nasenschleim und Eiter und reagirte alkalisch, s. Gurlt's Lehrbuch der pathologischen Anatomie. Erster Theil, S. 261. — Erdt meint: wo bei rotzähnlichen Krankheiten die krankhaften Effluvien nicht basisch reagiren, sondern neutral oder sauer sind, da haben sie keine contagiösen Eigenschaften, da ist die Krank­heit auch nie Rotz; s. die Rotzdyskrasie von Erdt. S. 345. Nach Hering soll den Nasenausfluss sauer reagiren, welche Eigen­schaft wohl durch die Einwirkung der äusseren Luft entstanden sein mag.
Alkalien in den Absonderungen sollen übermässige Entbin­dung des Organischen, in Folge speeifischer Krankheiten be­zeichnen.
Nach Viborg gab der in Wasser aufgelöste Rotzeiter mit Salzsäure gallertartige Flocken, wTelche sich zu Boden senkten; dasselbe geschah durch eine Auflösung von kohlensaurem Kali, das gegen einen in Salzsäure getauchten Stab weisse Dämpfe in einem verstärkten Grade gab. Mit salpetersaurem Silber und Quecksilberoxyd vermischt, gab die Flüssigkeit einen Bodensatz.
Die mikroskopische Untersuchung des Nasenausflusses rotz­kranker Pferde ist verschieden ausgefallen; Professor Dr. Langen-beck sagt unter Anderem: Ein brauner fünfjähriger Wallach leidet seit acht Monaten an chronischem Rotz. Ein bräunlich-gelber, klarer, gallertartiger Schleim fliesst periodisch aus dem linken Nasenloche. So weit als man die Nasenhöhlen übersehen kann, sind keine Schleimhautgeschwüre zu bemerken. Beim starken Reiten vermehrt sich der Nasenausfluss.
Gilow, Rotz- und Wurmkiunliiieit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
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Die mit den Fingern aus den ^Nasenhöhlen genommene Schloimmasse bildete, dünn ausgebreitet, eine völlig durchsichtige Schicht. Diese zeigte unter dem Mikroskop von klarem Schleim umhüllte Eitcrkörperchen und grosse Fragmente vom abge-stosscuen Epithelium, Oberhäutchen. Zwischen dieser Haupt­masse aber sah man den wasserhellen Thallus, das Lager von einem Fadenpilz, und zahlreiche Häufchen rosenkrankartig anein­andergereihter, russbraungefärbter Sporen, Keimkörner, die im Durchmesser so gross als Eiterkörper. Sie besitzen ein klares lederartiges Episporium, Keimkornhüllc, welche als dunklere äusscre Begrenzungslinie erkennbar, bei stärkerem Druck durch den Pressschieber aufspringt und einen russbraun gefärbten Staub ergiesst, dessen sehr kleine, oft kettenförmig aneinander gereihte Staubmolecülen eine lebhafte Molecülenbewegung, Elementar-theilchenbewegung zeigen. Diese bräunliehen Massen bedingen, feiner zertheilt, die lichtbräunliche Färbung des Secrets. Die Sporen, als auch der Thallus werden durch Chlorwasser, Essig­säure und Aetzkali in der Kälte gar nicht verändert. Durch ein zehn Minuten lang fortgesetztes Kochen in Aetzkali entstand eine weissliche wollige Masse als Rückstand, in welchem das Mikroskop die braunen Sporen durchaus unverändert zeigte. Die Thallusfäden waren grösstentheils verschwunden und dafür eine zahlreiche Menge Sporen sichtbar geworden; s. Lehrbuch der Chirurgie von Bardeleben. 1860. S. 544.
Klenke will Rotzpilze nicht nur beim Pferde, sondern auch beim Mensehen gefunden haben, besonders in dem Nasenausfluss und in dem Eiter. Rivolta entdeckte im Rotzeiter einen Pilz, Malleomyces equestris, ausserdem Bacterien; s. Repertorium der Thierheilkunde p. 22, 1. S. 60. Ueber Infusorien in thierischen Säften s. Report. 30, 2, S. 128. Ob der von Langenbeck 1841 im Rotzeiter gefundene Pilz identisch ist mit dem von Rivolta beschriebenen, ist unentschieden.
Erdt fand Schimmelpilze in den pathischen Secreten und Effluvien der Rotzkrankheit; s. die Rotzdyskrasie S. 288. 314. Yergl. auch Saczynski TJeber mikroskopische Pilze: in dem aus der Nase fliessenden, mehr wässerigen, gelblichen lymphatischen
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Ausflusse finden sich viele Maci'oconidien und einzelne Sporidien vor, während in dem an den Nasenrändern klebenden Schleime Pilzschläuche, wie einzelne Schlauchfrüchte zu sehen sind; s. Ma­gazin für Thierheilkunde, 38, 4, S. 203.
Andere, welche die Rotzmaterie mikroskopisch untersuchten, fanden darin weder Pilze noch Infusorien und nehmen an, diese seien zufällig hinzugekommen. Vergl. Medicinische Zeitschrift 14. Jahrg. 1845, 1. Januar Nr. 1, S. 2. Hannoverscher erster Jahresbericht S. 99. Repertorium der Thierheilkunde 30, 4. 8. 360. 31, 1. S. 83 u. andere.
Rivolta fand Pilze nicht nur in dem Nasenansfiuss rotz­kranker Pferde, sondern auch solche in dem Nasenausfluss von subacutem Katarrh, welcher in kurzer Zeit geheilt wurde; s. Re­pertorium der Thierheilkunde 29, 4. S. 371.
Nach Klenke entsteht der Schnupfen, so wie er chronisch und somit ansteckend wird, aus Pilzen und Oonferven, die auf der Schleimhaut der Nase wuchern und ihre Samenkörner auf andere Individuen übertragen. So sollen in feuchten Häusern mit Pilzbildungen diese oder ihre Samenkörner die Nasenschleim­haut suchen, dort sich anheften und vermehren; s. Humorist von Saphir Nr. 153, 19. Aug. 1843. S. 668. Der ansteckende Aus­satz an Häusern s. 3. Mos. 14, 37.
Saint-Cyr w'ill ein besonderes anatomisches Element im Rotzeiter gefunden haben, das nicht zu den Pilzen zu gehören scheint, wahrscheinlich Rotzzellen; s. Repertorium der Thier­heilkunde 29, 4. S. 372.
Nach Gerlach ist das Rotzcontagium nicht an organische Formen gebunden, haftet auch nicht an den Rotzzellen als solchen, sondern nur in der Materie, die eine chemische AVir-kung haben soll; s. Jahresbericht der Königl. Thierarzneischule 1868. S. 119. Das Rotzcontagium, das eine so lebenskräftige und andauernde Krankheit erzeugt, muss noch eine andere als eine blosse chemische Wirkung haben.
Ob in den ansteckenden Plüssigkeiten Pilze, Bacterien oder sonstige Infusorien wesentlich oder zufällig sind, ist noch näher
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zu beweisen, jedenfalls aber ist der Ansteckungsstoff etwas Belebtes, das sich durch Zeugung vermehrt.
Der Kasenausfluss rotzkranker Pferde sistirt mitunter eine längere oder kürzere Zeit und wird während derselben nicht wahrgenommen, wobei die Kotzkrankheit aber nicht erloschen, sobald die krankhafte Ablagerung sich noch in anderen Organ-theilen kundgieht oder dem Auge nur verborgen ist; s. Mitthei-lungen aus der thierärztlichen Praxis, 17. Jahrg., S. 20 u. and.
LympMrttsenanscliwellimg, Anscliwellung der Kehlgangsdrüsen oder Ganascliendrüsen.
Die Lymphdrüsonanschwellung rotz- und wurmkranker Pferde kommt dadurch 2Ai Stande, dass aus einem erkrankten Organ-theilo die Lymphgefässe krankhaft veränderte und reizende Stoffe aufnehmen und bis zu den Lymphdrüsen führen, diese entzünd­lich reizen und darin zellige Wucherung, fibröse Bildungen und Verhärtung veranlassen.
Die Kehlgangsdrüsen-Anschwellung, Ganaschendrüsen - An­schwellung im Kehlgange, zwischen den Kiefern, Kinnladen oder Ganaschen entsteht dadurch, dass die Lymphgefässe krankhaft veränderte reizende Stoffe von der erkrankten Nasenschleimhaut bis zu den Kehlgangsdrüsen führen, die sobald sie verhärten, gewissermassen eine Bückstauung der Lymphe veranlassen und das Weiterdringen derselben verhindern mögen.
Die Ganaschendrüsen schwellen, wenn eine Impfung mit Rotzmaterie in der Nasenschleimhaut gefasst hat, mitunter schon zwei bis drei Tage nachher an.
Die Ganaschendrüsen-Anschwellung stellt sich in einzelnen Fällen auch dann ein, wenn die Nasenschleimhaut noch ohne eine bemerkbare krankhafte Veränderung, ohne Geschwüre sich zeigt und selbst dann, wenn noch kein Nasenausfluss wahrge­nommen wird. Dies kann nur dadurch bewirkt werden, dass
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beim Ausathmen einer erkrankten Lunge noch luft- oder dunst-fonnige, aber schon krankhaft veränderte Stoffe in die betreffende Kasenschleimhaut dringen und von dieser durch die Lymphge-f asse in die Drüse übergehen; die angeschwollene Drüse ist dann gewissermassen ein Aushängeschild, das auf die vorhandene ßotzkrankheit deutet.
Die Anschwellung der Lymphdrüsen mit einem tüberciilösen Inhalt setzt immer ein krankhaftes Blut voraus. Das Lymph-gefässsystem ist vielleicht das, worin sich am häufigsten eine tuberculöse Masse festsetzt, besonders sind die Lymphdrüsen für tuberciilöso Entartung empfänglich und dienen mit zur Fest­stellung der Diagnose.
Die bei der Rotz- und quot;Wurmkrankheit vorkommende Gana-schendrüsen-Anschwellung ist häufig einseitig, dem Kasenausfluss entsprechend, wallnussgross, auch etwas kleiner oder grosser, scharf begrenzt, kugelich, auch länglich, meist längs den Kinn­laden festliegend, lässt sich doch auch unter der Haut hin- und herschieben, ist meist von der Haut locker bedeckt, zuerst etwas empfindlich, später unempfindlich, schmerzlos, fühlt sich hart an, ist uneben, höckerig, scheint aus mehreren Drüsenknotbn zu be­stehen, als wenn erbsengrosse Knötchen aneinander gereiht wären. Uach der Mitte des Kehlganges zeigt sich zuweilen ein Anhängsel der Drüse und zwischen beiden ist dann ein kleiner Einschnitt oder eine Vertiefung. Oberhalb der Drüse findet mau in einzelnen Fällen einen Strang, der rohrhalmdick ist und sich unter die Speicheldrüse verliert. Die Drüsenanschwellung zcitheilt sich gewöhnlich nicht, geht auch nicht in Eiterung über oder nur unvollkommen, und dann wohl nur das sie umgebende Zellgewebe. Die Drüse hat sich in ein fibröses Gebilde umge­wandelt. Anfangs der Krankheit scheint die Drüse oft grosser als im Verlauf derselben, um dann aber bald kleiner, bald wieder grosser zu werden. Die wechselnde Ab- und Zunahme der ge­schwollenen Drüse rotzkranker Pferde, wie auch der Balgge­schwülste sollte mit dem Mondwechsel in Verbindung stehen.
Bei rotzkranken Pferden vermindert sich der Umfang der geschwollenen Drüse beim Nasenbluten. Die zu der Drüse
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geführte mehr oder weniger reizende Lymphe entzündet einen Drüsentheil von neuem, vergrössert ihn und macht ihn wieder empfindlich. Auch kommt es vor, dass die geschwollene Drüse, besonders beim Fressen und Kauen, den Speichelgang drückt und eine elastische Anschwellung yeranlasst, die ebenfalls ab-und zunimmt.
Die herausgeschnittene erst kürzlich angeschwollene Drüse ist noch fleischfarben und ihre einzelnen Drüsenconvolute sind dann mit lockerem Zellgewebe umgeben. Bei längerer Dauer der Anschwellung zeigt die Drüse eine blassgraue harte Masse, die nach dem Durchschneiden mit dem Messer etwas Wider­stand leistet und eine ungleichmässige Schnittfläche darstellt, theils ein weisses Zellgewebe enthält und theils blassgrau aus­sieht, mit grauwoissen, käsigen oder mehr kalkigen Ablage­rungen. Die Drüse der andern Seite ist meist ähnlich entartet, wenn auch immer viel kleiner.
Soleysel sah nach dem Ausschneiden der angeschwollenen Ganaschendrüse diese wiederkommen; s. BarteFs und Buchholtz's Pharmakopoe, S. XII.
Einem (rotzigen) Pferde wurde, am 29. December 1866, die geschwollene Drüse ausgeschnitten. Die mikroskopische Untersuchung der faserig derben Drüse ergab kleine hellgraue Knötchen mit in fettiger Degeneration befindlichen Granulations­zellen. Vier Monate blieb das Pferd anscheinend gesund. Die Operationsstelle fing an sich zu vergrössern und der iNasenaus-fluss wurde anhaltender; s. Magazin für Thierheilkunde 24, 3. S. 289.
Die Ganascliendrüscn-Anschwellung kann durch verschiedene krankhafte Zustände der zunächst liegenden Theile hervorgerufen werden, aber nur dann Kotzverdacht erregen, wenn die oben angegebenen Merkmale und Veränderungen der Drüse aufge­funden werden.
Das gänzliche Fehlen der Ganaschendrüsen-Anschwellung rotziger Pferde kommt mitunter bei solchen alten Pferden vor, bei denen die Lymphdrüsen mehr oder weniger verschwunden oder verstopft sind, mag auch dann vorkommen, wenn die be-
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treffenden Lymphgefässe weniger reizende Btofte aufnehmen undnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,; -
dadurch keine hinreichende entzündliche Reizung oder Binde-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lt;
gewebswucherung in den Drüsen veranlassen können.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'|
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Tuberkel, Knötchen, kleine Beule, kleiner Höcker, einenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j
knotige Geschwulst der Yersohiedonsten Art und in sehr ver­schiedenen Theilen, so in den Lungen Lungentuberkel oder Lungenknoten, und andere. Die Tuberkeln erzeugen sich in
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mehreren Krankheiten, besonders häufig in der Tuberkelkrankheit oder Tuberkelsuoht durch eine krankhafte Beschaffenheit der
Säfte, vorzüglich in den Lungen und Lymphdrüsen als runde
körnige Knötchen, die hirsekorngross, daher Miliartuberkel, bis zur Grosse einer Erbse, sich in einer Zelle, Lungenzelle, bilden, einzeln oder in unregelmässigen Massen vorkommen, die auch anfangs als Infiltrationen erscheinen, zuerst härter werden, in der Mitte eine käsige Consistenz annehmen, meist in Erweichung übergehen und die umgebenen Organe zerstören.
Die durch die Tuberkelkrankheit erzeugten eigentlichen oder fibrösen Tuberkel werden bei Pferden selten gefunden, häufiger bei perlsüchtigen Rindern, bei Schweinen, Hühnern, Affen und einigen anderen Thieren, sowie auch beim Menschen.
Die Eotzkrankheit nannte Dupiü Affection ütbemdeuse, und die Knötchen in der Lunge, in der Xasensclileimhaut und in der Haut nannte er Tuberkel. Da die eigentlichen oder fase­rigen Tuberkeln, wie sie in der Tuberkelkrankheit, zwar nicht der Form nach, doch ihrer Elemente wegen, verschieden von den Rotztuberkeln sind, so hat man vorgeschlagen, diese letz­teren nach Leisering Rotzknoten zu nennen; s. Mittheilung aus der thierärztlichen Praxis. 14. S. 20. Andererseits nnd mit ebensoviel Recht werden die angeschwollenen Ganaschendrüsen Rotzknoten genannt.
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Die bei der Rotz- und Wurmkrankheit vorkommenden Knöt-chen der Sasenschleimhaut und der äusseren Haut erweichen sich gewöhnlich zu Geschwüren; die Knötchen in der Lunge vertrocknen oder verhärten sich eher zu einer kalkartigen Masse, weshalb auch Gaily die ßotzkrankheit Affection calcaire nannte. So finden sich auch in den Lymphdrüsen nicht selten vor­trocknete, doch auch verkalkte Tuberkel; sonst werden alle diese Knötchen mit den geschwürbildenden Knötchen, die alle einerlei Ursprung haben, histologisch, dem Gewebe nach, für gleich gehalten. Nach Virchow sollen die Knoten in den ver­schiedenen Gewebstheilen aus einer Zellenwucherung hervor­gehen, deren Grundlage die Bindegewebskörperchen abgeben und sollen Zellen, Kerne und Intercellularsubstanz enthalten; s. Bardeleben's Chirurgie. 2. Lieferung S. 544. Vergl. Maga­zin für Thierheilkunde 27, 3. 354. Gerlach fand in den grauen, halbdurchsichtigen Miliartuberkeln Rundzellen in der Grosse der Lymphkörperchen und eine zarte bindegewebige Intercellular­substanz, in den älteren weisslichen Knötchen Rundzellen von verschiedener Grosse und meist verschrumpfte freie Kerne und einen gekörnten Detritus; s. Zweiter Jahresbericht der Königl. Thierarzneischule zu Hannover 1869, S. 84.
Erdt s. die Rotzdyskrasie, will in den Lungenknoten Schim­melpilze gefunden haben. Nach Naczynski sollen die Macro-conidien, Pilzfrüchte, die Bildung der Miliartuberkel veranlassen. Bei der Auflösung soll sich eine grosse Menge Sehlauchpilze vorfinden. Magazin für Thierheilkunde 38, 4. S. 202. Rivolta brachte Sporen des graugrünen Schimmels unter die Haut eines Kaninchens und will Miliartuberkel erzeugt haben; s. Reper-torium der Thierheilkunde 31, 2. S. 171.
Nach Ercolani und Bassi, die Rotz und Wurm für einen pyogenetischon, eiterbildenden Zustand ansehen, bleiben immer Eiterzellen in den Lungen zurück und veranlassen in denselben krankhafte Veränderungen, Tuberkel; s. Repertorium der Thier­heilkunde, 21, 4. S. 347.
Mögen nun die Miliartuberkel in den Lungen rotzkranker Pferde in einer Zellenwucherung der Bindegewebskörperchen
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oder aus Kotzzellen bestehen, nicht entwickelt eich diese Neu-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 'ff
bildung in den Lungen durch Herabfliesson der Rotzprodncte
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aus den- hintern INaseuraiim, wie es Magazin für Thierheilkunde 32, 2, S. 162 angegeben, aiich liegen die Rotztnberkel nicht in der gesunden, sondern in der krankhaft infiltrirten Lunge, sie entwickeln sich ähnlich wie die eigentlichen faserigen Tuber­keln, nach einer vorhergegangenen gewissormassen tuberculösen Infiltration. Nur die im Blute schwebenden verschiedenen fremd-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
artigen ansteckenden, mitinfiltrirten Stoffe bedingen eine Vor-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;:#9632; ,'
schiedenheit und eine besondere Beschaffenheit der neuerzeugtennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;/
Tuberkeln oder rundlichen Gebilde in einer Zelle.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i .,
In den Lungen rotzkranker Pferde fehlen diese Knotennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ',
selten, dann aber doch zuweilen, wenn die Krankheit raschnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'•#9632;':*'
verlief und wenn die Geschwürbildung in der Nasenschleimhaut besonders stark hervortritt.
Mehreres über Tuberkel s. unter Section und Diagnose.
Rotzzellen.
Die Eotzzellen oder Rotzkörperchen sind mikroskopische Körperchen, elementare Neubildungen, die bei dem Botz und Wurm in den eigenthümlichen Knoten als kleine Zellen, freie Kerne und in älteren Knoten kernhaltige Zellen, welche dicht
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gedrängt liegen und zuletzt zerfallen. Virchow hat diese Zellen zuerst erwähnt; s. Bardeleben's Chirurgie 2, S. 544. Virchow's Handbuch der speciellen Pathologie II. S. 408. Leisering hat
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diese Zellen Aveiter beobachtet und beschrieben; s. Bericht über das Veterinairwesen im Königreich Sachsen 1862. S. 121. Nach Gerlach hebt die Rotzkrankheit mit Neubildung an, die innbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,,'
Rundzellen und spindelförmigen Zellen besteht; letztere bilden zum Theil den Ausgangspunkt der Rundzellen, sind wie die Granulationszellen und Eiterkörperchen, doch speeifisch, die älte­ren nehmen das Doppelte, Fünffache bis Zehnfache an und
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haben einen gekörnten Inhalt, entwickeln sich aus dem Binde-gewebskörper, auch aus dem Epithelelemente, wachsen und zer­fallen; s. Jahresbericht der Königl. Thierarzneischule zu Hanno­ver 1868. S. 80 u. s. w. Saint-Cyr hat ebenfalls gefunden, dass den durch den Rotz hervorgebrachten Veränderungen ein beson­deres anatomisches Element zu Grunde liegt, welches keinem der normalen pathologischen Elemente gleicht; es ist weder eine einfache noch eine Epitheliumzelle, weder der Kern einer Krebs­zelle, noch ein Eiter- oder Tuberkelkörper, obwohl er eine nähere oder entferntere Aehnlichkeit mit allen diesen Gebilden zeigt. Die von Saint-Cyr entdeckten Rotzkörperchen sind sehr unregelmässig bezüglich ihrer Formen und Dimensionen, zeigen aber doch unter sich so viele Uebercinstimmung, dass man sie nicht wohl verkennen kann. Man findet sie in den sogenannten Rotztnberkcln der Lunge, in den tuberculösen Depots der Lymph­drüsen, in den Wurmbeulen und in den Rotz- und quot;Wurmge­schwüren. An allen diesen Stellen bilden die Rotzkörperchen mehr oder weniger umfangreiche Häufchen, welche in eine weiss-licho Substanz von käseartiger Consistenz eingelagert sind; s. Repertorium der Thierheilkunde 26, 4. 294.
Die Rotzzellen, Granulationszellen mit destruetiver Tendenz mögen sich aus den Bindegewebszellen oder den Epithelelementen oder dessen flüssigem Inhalt bilden, aber gewiss dann nur, wenn sich ein eigenthümlich ansteckendes Material, der Ansteckungs-stofF, dazu eingefunden, der, in der infundirten Flüssigkeit suspea-dirt, in einer Zelle ein abseessartiges Knötchen verursacht, das statt Fiterkörperchen wohl ähnliche, doch etwas anders gestaltete und theils grössere Körperchen enthält.
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Der chronische Rotz.
Der chronische, langsam verlaufende Eotz ist eine Schleich-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|*i
krankheit, die, wenn sie sich am deutlichsten ausprägt, sich innbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^ytt
den meisten Fällen durch anhaltenden, oft einseitigen Kasen-ausfluss, durch eigenthümliche ¥asengeschwüre und bleibende Drüsenanschwellung zwischen den Ganaschen kundgiebt. Diesem sogenannten Nasenrotz folgt sehr bald der sogenannte Lungen­rotz, oder dieser geht, der schon Rotztuberkel in der Lungenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' * birgt, dem Nasenrotz voraus. C,quot;
War keine Impfung, wohl aber eine unmerkliche An-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;'/,,
steckung der chronischen Eotzkrankheit vorangegangen, so wirdnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;!,
die erste Entwickclung derselben anfänglich kaum wahrgenommen.
Ohne bemerkbare Veränderungen an der Ifasenschleimhaut,
ohne sonstige sichtbare Krankheitserscheinungen, ist dennoch
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nicht ganz selten im Innern eines Organtheiles, besonders in der Lunge, vielleicht auch in der Milz oder in der Leber, der Rotzprozess thätig im Gange innerliche Veränderungen hervor­zurufen und fähig den Anstockungsstofl von Neuem zu erzeugen und weiter zu verbreiten. Mitunter stellen sich Krankheits­äusserungen ein, als dumpfer Husten, heiseres Wiehern, be­schwertes Athemholen, Nasenbluten, Oedeme, sonstige Anschwel­lungen, catarrhalische und andere Zufälle, die auf die Rotzkrank­heit hindeuten. Oder es erscheint die Xasenschleimhaut gelblich oder bläulich mit einem andauernden einseitigen Nasenausfluss, der zuerst wasserhell oder schleimig, später mehr zähe, eiweiss-artig, gelblich oder gelbgrünlich ist. Sind dann auch noch keine Rotzgeschwüre vorhanden, wohl aber eine harte, bleibende Ga­naschendrüsenanschwellung, dann ist ein krankhafter Zustand, eine Form des chronischen Rotzes eingetreten, die sogenannte verdächtige Druse, Steinkropf, Steinrotz, Rotzcatarrh. Die Lungen enthalten dann schon Miliartnberkel, die ISasengeschwüre entwickeln sich hier oft erst nach einer monatelangen Dauer der Krankheit, mitunter aber früher und wie es scheint nach einer vorhergegangenen Aufregung und unter Fieberreaction;
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eine hinzugetretene Entzündung ist dor Bporn zu einem beschleu­nigten Verlauf. Die iNascnschleimhaut scheint dann mehr ua-regelmässig geröthet, streifig, ödematös angeschwollen, besonders an einem Xasenflügel. Bei einer solchen meist auch schon knotigen und geschwürigen üsasenschleimhaut empfinden die be-trcfl'enden Pferde in derselben ein Jucken, reiben die Nasenspitze an der Krippe und anderen Gegenständen. Diese juckende Empfindung erregt gewöhnlich ein zweimaliges Ausprusten von Luft und Materie durch die Nasenlöcher, um freien Luftdurch-g-ang zu bewirken. Auch der Husten ist eine Bemühung, Beize aus den Luftwegen, besonders angehäuften Schleim und aus dem Blute durch die Limgc fremdartige dunstförmige Stoffe zu ent­fernen.
Kräftiges Prusten oder Brausen durch die Nase, sowie kräftiges Husten deutet noch auf eine gewisse Integrität der Lunge. Das unkräftige Ausprusten, sowie ein unkräftiger, kurzer, dumpfer Husten deutet mehr auf eine Schwäche der schon krankhaft ergriffenen Lunge. Das quot;Wiehern oder Nörriken und Brensehen geschieht auch dann mit einer heiseren Stimme.
Das Athemholen ist bei rotzkranken Pferden in ruhigem Zustande häufig nicht vermehrt, am gewöhnlichsten holen sie den Athcm langsam mit Geräusch ein und stossen ihn mit weniger Geräusch und rascher wieder aus. Die Athemzüge lassen in ihrer Energie nach, wenn sich die Blutkörperchen ver­mindern und das Blut mehrere salzige und wässerige Theile aufgenommen hat, vermehren sich aber bei einer schnellen Be­wegung, werden ächzend, stöhnend, unrcgelmässig mit sichtbarer Bewegung des Brustkorbes und der falschen Bippen.
Durch eine schnelle Bewegung wird die aufgedunsene Lunge noch mehr zu einer vermehrten Absonderung vcranlasst. Je grosser die Menge der Nasenausfiussmatorio, je geringer ist oft die Hautausdünstung. Verminderter oder stockender Nasen-ausfluss hat mitunter vermehrte Speichelabsonderung nebst Ohr­drüsenanschwellung, leichtes Schwitzen, auch wässerige Er-gicssungen in verschiedenen Organtheilen ztir Folge.
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Mit dem Xasenausfluss, auch ohne diesen wird nicht selten ein Augentriefen wahrgenommen; zuerst zeigen sich wasserhelle Thränen, später eine eiterige Materie in den Augenwinkeln;
diese über die Backen Hiessende ätzende Materie verursacht
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eine kahle Hautstolle. An der afficirten Seite sind die Augen-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; r'Wf
lider, Conjunctiva, Nickhaut und Thrünendrüse oft geschwollen,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; P'.;i-H
blass oder weissgelblich. Ein Theil der Gesiclitsknochen ist dann nicht selten mehr oder weniger aufgetrieben. Die Augennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; M
scheinen mitunter auifallend hell, doch auch zuweilen trübe:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' .-
Augenverdunkelungeu wurden öfter wahrgenommen. In Frorip'snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;;#9632;,'.
Notizen Nr. 252 Nov. 1839 wird angeführt, dass die Rotz-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; laquo;j''
krankheit sehr häufig von wichtigen Augenkrankheiten begleitet,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;quot;raquo;'-.
und zwar in Folge der Heizung der Aestcheu des Nerven aufnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; :.-*
der innern Xasenfläche; von 167 rotzkraukon Pferden, welche Herr Dupui in einer bestimmten Zeit behandelt hat, sind 111 blind geworden. F. iNusken (der Helfer in der Noth bei gefahr­drohenden Hausthierkrankheiten, 1844, S. 39) erwähnt eine rotzige Lungenseuche, bei der die Pferde oft mit einem oder auch mit beiden Augen plötzlich blind werden, indem die Augen ordentlich in ihre Augenhöhlen zurücktreten und zusammenfallen. Das Auge fällt gewöhnlich an der Seite ein, wo der Lungen-fiügel von der Rotzmaterie am meisten gestört ist.
Das schnaufende Athemholen deutet auf Verengerungen in den Nasenlöchern und Auftreibung der Xasenknochen, die auch
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wie die Knorpel von der Geschwürmaterie mehr oder weniger angefressen oder in den Rotzprozess mit hineingezogen sind.
Ein sägetonartiges, stossweises Athemholen lässt eine insel-förmige Blutansammlung in der Lunge vermuthen, eine fieber-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gt;
hafte Aufregung und nicht selten Nasenbluten werden dann wahr­genommen. Eine Anstrengung, auch wohl schon mitunter ein kräftiger Husten verursachen diesen Bluterguss.
Der Puls chronisch rotzkranker Pferde, bei denen die fieber-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ) •
hafte Aufregung vorüber, die noch eine gute Verdauung haben, gutgenährt und glatthaarig erscheinen, ist der Zahl nach von dem normalen Puls kaum abweichend, eher langsamer als
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schneller. Doch scheint solchen Pferden die Ausdauer zu fehlen.
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Jsach einer niclit zu grossen Anstrengung bricht der Schweiss eher aus als bei den gesunden Pferden, die Herzschläge werden fühlbarer, die Pulse schneller, sind dann aber ziemlich weich und nicht sehr ausgedehnt. Das Blut, das im Verlauf einen Ueber-schuss an weissen Bestandtheilen erhalten hat, zeigt dann auch eine Keiguag zur krankhaften Ausscheidung.
Die rotzkranken Pferde harnen gewöhnlich weniger als die gesunden.
Hengste und Wallache schachten öfter aus. Diese Erec-tionen, wobei wenig Urin abgesetzt wird, deuten auf eine er­krankte Lunge, auch wohl auf ein dünner gewordenes Blut. Solche Pferde zeigen auch nicht seiton einen veränderten und verminderten Appetit, lange rauhe Haare und einen mehr oder weniger aufgoschürzten Hinterleib. Dabei ist aber der Begat­tungstrieb selten unterdrückt. Botzkranke Stuten begehen von rotzkranken Hengsten. Bei den tragenden Stuten stellt sich aber, leichter als bei den gesunden, Einschuss und Brustwassersucht ein; sie sterben mitunter schon, wenn sie noch tragend gehen oder versetzen oder bringen ein krankes Füllen zur Welt, das auch gewöhnlich in einigen Wochen stirbt; wohl nur ausnahms­weise gebären sie ein anscheinend gesundes oder anscheinend gesund bleibendes Füllen.
Aus der Scheide rotzkranker Stuten kommt zuweilen eine eiterig-gelbe und zähe Flüssigkeit. Die Scheidenhaut ist auch dann oft geschwürig.
Bei den rotzkranken Hengsten sind die Hoden oder doch der Hodensack nicht selten angeschwollen. Vergleiche unten Ge sehl e chtstheilrotz.
Die chronische Botzkrankheit dauert bis zum Tode eine längere oder kürzere Zeit. Sie kann, unter sonst günstigen Umständen, bei guter Pflege und Fresslust monate-, selbst jahre­lang auf ziemlich gleicher Stufe bleiben. Man hat Beispiele, dass rotzkranke Pferde über zehn Jahre gelebt haben. In trocke­nen Sommern zeigen rotzkranke Pferde oft eine merkliche Besse­rung, bei nasskaltem Wetter, besonders im Herbste, treten aber die Krankheitszeichen wieder deutlicher hervor.
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Einiffe rotzkranke Pferde sind yoü selbst, andere durch Kunst-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ''#9632;'''#9632;
hülfe geheilt und noch andere nur scheinbar vrieder gesund geworden, die meisten sind aber der Krankheit erlegen oder getödtet.
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Die chronische Rotzkrankheit geht nach einer mehr odernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; hSIt'I
weniger längeren Bauer gradweise weiter. Die Aufnahme fremd-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; r quot;•''((
artiger und puteider Stoffe ins Blut bringt eine mehr hervor­ragende krankhafte TJmstimmung hervor, selbst eine fieberhaftenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;V' Aufregung, eine vermehrte Ausscheidung, Störungen in den • ' Athmungs- und Yerdauungsorganen, Athcmbeschwerden, vermin-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' dorte Fresslust, Abzehrung, sowie einen faulfieberartigen Zustand, |amp;j bei dem sich die Haare sträuben und sich leicht ausziehen lassen. ;','., Ueberhäufuug des Blutes in der Lunge bis zur Erstickung oder wassersüchtige Ergiessungen und äussere Anschwellungen wie beim Wurm erfolgen. Ein übelriechender und mehr dünnflüssi­ger ]STasenausfluss, ausgebreitete Geschwüre begleiten die faulige #9632;*amp;\ Auflösung imd Zersetzung der ganzen Säftemasse und den baldi­gen tödtlichen Ausgang, wie beim acuton Rotz.
Die larvirte Rotzkrankheit.
Larvirt, d. i. versteckt, nicht deutlich erkennbar ist die Krankheit, wenn die wesentlichen Zeichen zurücktreten, oder wenn man kein Merkmal wahrnimmt, das auf die bestimmte Krankheit hindeutet.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *
Die larvirte, sich verborgen haltende Rotzkrankheit giebt sich nach Aussen durch keine auffälligen Symptome kund. Die nach der Ansteckung zuerst verursachten Erscheinungen, die mitunter zur Wahrnehmung kamen, sind, sowie bei den unvoll­kommen geheilten rotzkranken Pferden oft so zurückgetreten und geschwunden, dass das betreffende Pferd gesund erscheint, dabei aber eine ansteckende Krankheit in sieh birgt. Mitunter mag ein Hüsteln, dämpfiges Athemholen, Hinken, Abmagerung,
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etwas zähe Flüssigkeit am Räude des Nasenlochs, auch wohl eine Xarbe an der Nasenscheidewand wahrgenommen werden. Gewöhnlich werden eine längere oder kürzere Zeit, Monatelang, keine charakteristischen Zeichen aufgctünden, bis sie durch irgend eine Veranlassung alle, oder doch theilweise und oft plötzlich zum Vorschein kommen. Ein Beweis, dass ein Stillstand der larvirten llotzkrankheit nicht stattgefunden hat. Bas wesent­liche derselben, der ßotzprozess, bleibt im innern Organismus, iu der Lunge und vielleicht in andern Orgauen, in Wirksamkeit, mögen sich auch dabei die äusseren Symptome ändern und eine Zeit lang verschwinden.
Biedermann sah bei einem fünfjährigen gutgenährten Wal­lach eine Driisenansclrvvellung im Kehlgang ohne Nasenausfluss, die Nasenschleimhaut anscheinend nicht verändert. Nach sechs Wochen war die Anschwellung verschwunden. Das Pferd blieb drei Monate anscheinend gesund. Im vierten Monat fand sich ein klebriger, jauchiger Nasenausfluss und Drüsenanschwellungen, vier Wochen nachher der deutlich erkennbare Botz; s. Vete-rinairbericht des Königl. Bheinischcn Medicinalcollegiinus 1844; s. ebendas. den von Mecke mitgetheilten Fall; s. auch noch: Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis 7, S. 10, 8, S. 23 bis 28. 10, S. 22, 21 s. 21. Magazin für Thierhcilkuude 8, 1. S. 67, Reportorium der Thierheilkunde. Bemerkungen über die Botzkrankheit von Walch, zweite Abtheilung, Marburg 1834, S. 41. Die Botzdyskrasie von Erdt S. 448. Veterinair-polizei-liche Memorabilien von Dr. S. Cohen, erste Fortsetzung, S. 29. Zu dem larvirten ansteckenden Botz ist auch noch der mit dem Symptom der Dämpfigkeit von Gerlach zu rechnen; s. Jahres­bericht der Königlichen Thierarzneischule zu Hannover. Erster Bericht 1868, S. 101. Zweiter Bericht 1869, S. 80. Bei ein­zelnen anscheinend gesunden Pferden, die neben rotzkranken Pferden standen und mit denselben getödtet wurden, sind Miliar-tuberkeln in den Lungen vorgefunden. Unter anderen von mir beobachteten Fällen will ich hier nur den einen mittheilen: Ein ungefähr neun Jahr alter Fuchs - Wallach, der einige Monate neben rotzkrauken Pferden stand, zeigte sich munter und gut-
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genährt, keine Spur von Dämpfigkeit und keine sonstigen Krank-
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heitszeichen. Nachdem dieser anscheinend gesunde Wallach in
einen reinen Stall gebracht und darin vier Wochen allein ge-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gt;
standen hatte, wurden neben ihn zwei neuangekaufte gesunde Pferde gestellt, die kaum 8 Wochen nachher für rotzkrank be­funden und getödtet wurden. Der Stall wurde desinficirt, nach sechswöchentlicher Separation der betreffende Wallach #9632;wieder zu zwei neuangekauften Pferden gestellt, bei denen schon nachnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; !**
einem Monat die llotzkrankheit ebenfalls zum Ausbruch kam.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; wi.
Der obgleich noch anscheinend gesunde Wallach wurde nunnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;
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bescliuldigt, durch den Lnngendunst die Eotzkrankheit auf die anderen Pi'crde übertragen zu haben und mit diesen zugleich getödtet. Weder an der äussern Haut noch an der Nasen-schleimhaut wurden krankhafte Veränderungen aufgefunden. Die Lungen schienen etwas aufgedunsen, doch noch elastisch; im Gewebe derselben fanden sich einzelne meist verkalkte Knötchen. Die Luftröhre enthielt etwas schaumigen Schleim, keine Narben und keine Knötchcn.
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Knochenrotz, Knochenauftreibungen, Rippengeschwülste rotziger Pferde.
Die Auftreibung oder Auflockerung der Knochen, wTie die Knorpelauftreibung wird bei rotzkranken Pferden nicht selten wahrgenommen.
Nach Leblanc (De diverses especes de Marve et de Farcin, p. 32) ist es nicht selten bei den Pferden, welche längere Zeit rotzkrank gewesen sind, Exostosen und Periostosen der Nasen­beine zu finden, welche leicht abzutrennen, indem sie die Con-sistenz der Knochenansätze haben.
Nach Uoloff treten in den Knochen und Knorpeln bei rotz­kranken Pferden dieselben Wucherungen auf, welche in der Schleimhaut vor dem Verfalle derselben beobachtet werden.
G i 1 o w, Rotz- und Wurmkranlchcit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
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Der Prozess ist kein uekrobiotischer, sondern wesentlich gleich in den Weichgebilden. Grleich wie die Hotzwncherung in den Weichgcbilden durch lokale Infection sich Terbreitern kann, so können auch Knorpel und Knochen durch Inl'ection in den Prozess mit hineingezogen werden, wenn die Rotzwuchcrung an dieselbe herantritt; s. Magazin für Thierhcilkunde 30, 1, S. 105 u. s. w.
Dr. Kirchner erwähnt das Vorkommen des ßotzprozesses an den Knochen, als Periostitis, Ostitis, Osteomyelites; s. Maga­zin für Thierhcilkunde 32, S. 101. Eggeling und Schütz fanden bei einem rotz- und wurmkranken Pferde, das gotödtot war, an der rechten Seite des zweiten Halswirbels einen wallnussgrossen abscessähnlichen Herd, der auf dicken Osteophyten sitzt und mit einem in der Diploe des Wirbels gelegenen haselnussgrosson Herde communicirt und ebenfalls mit einer eiterähnlichen Flüs­sigkeit angefüllt ist; s. Archiv für wissenschaftliche und practische Thierhcilkunde, I. Band. S. 298.
Am häufigsten sind die Nasenbeine und Kieferknochen auf­getrieben. Diese Knochenauftreibuug wird mitunter dann schon wahrgenommen, bevor Nasenausfluss und Nasengeschwüre be­merkt wurden. lu solchen Fällen, ähnlich wie das Vorkommen einer Ganaschendrüsengeschwulst vor dem KasenausHuss und vor der Geschwürbildung, entstehen diese Art Knochenauftreibungen durch das Eindringen reizender und fremdartiger Stoffe aus dem Lungendunst in die Schleimhäute bis zu den Knochen.
So sieht man auch bei einigen Pferden, die der Rotzan­steckimg ausgesetzt waren, an einer oder an mehreren Rippen wallnussgrossc bis faustdicke Rippengeschwülste, die meist schmerzhaft, bleibend sind, oder nach einigen quot;Wochen von selbst wieder vergehen. Bei solchen Pferden, die sonst anfangs kaum krankhaft erscheinen, lässt sich doch bald ein Leiden des Brust­fells vermuthen. Wenn auch die Anschwellung der Rippen verschwand, wirkt doch der Krankheitsprozess in der serösen Haut der Brust schleichend fort. Die so ergriffenen Pferde stöhnen bald bei der Bewegung, verrathen Brustbeschwerden, holen beschwert Athem, lassen vom Fressen ab, sind bald ab­gemagert, hinten aufgeschürzt und rauhhaarig, erhalten sich so
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kränkelnd einige Wochen, bis sie entweder an Brustwassersucht untergehen, oder es stellen sich die deutlichen Merkmale der Ilotz- und Wurmkrankheit ein.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;v !,
In Ostindien fand man bei rotzigen Pferden, ausser den
Tuberkeln in der Lunge, Abscesse und Erweichung der Rippen;
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s. Repertorium der Thierheilkunde 3, 1. S. 66.
Bei einem rotzigen Pferde zeigte die Obduction viele, kleine, erbsengrosse Geschwüre, mit einem dicken Eiter zwischen dennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^f'i
Muskeln und den Seimen. In der Brust wurden sämmtlichenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;''S
Bippen, in der Mitte der Brust, aufgetrieben gefunden; Knochen-frass und Eiter zeigten sich auf den Hippen unter einer leder­artigen, weisson, etwa Taubenei grossen Geschwulst, so dass es
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das Ansehen hatte, als habe das Pferd sämmtliche Bippen ge­brochen, und sich Callus gebildet; s. Provinzial-Sanitätsbericht von Pommern für das zweite und dritte Semester des Jahres 1835, S. 159.
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Wassersucht, maliasmatische oder rotzige Wassersucht,
Pleurarotz.
Die rotzkranken Pferde werden im Verlauf der Krankheit nicht selten wassersüchtig, umsomehr noch wurmige Pferde mit vielen Lymphgefässentzündungen und angesteckte Pferde, bei denen die Lymphgefässanschwellungen verschwinden oder solche, bei denen Bippengeschwülste, wie oben angegeben, wahrge­nommen werden.
An Wassersucht leidende und zu Grunde gegangene Pferde hat man nicht selten in solchen Ställen gefunden, in denen rotz­kranke Pferde standen und mit diesen in Berührung kamen. Vor dem deutlichen Ausbruch der Botz- und Wurmkrankheit bei anderen Pferden, während der Zeit und nachher, wurden Pferde wassersüchtig. Prehr sah, dass in einem Stalle, worin sich zwei rotzkranke Pferde fanden, fünf Pferde vorher an Wassersucht
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und anderen Krankheiten gefallen waren; s. Veterinairbericht des Königlichen Rheinischen Medicin. Colleginins 1Ö44. Kalcher behandelte eine rotzverdächtige Stute mit Kreosot; die Stute blieb anscheinend gesund, erkrankte dann an einer chronischen Lungenentzüuduug, welche in neun Wochen tödtlich verlief. In der Brusthöhle war viel bräunliches geruchloses Wasser, die Lungen waren klein und hepatisirt, auf der Pleura befand sich eine handdicke Schicht einer derben speckartigen Masse, in den Lungen fanden sich vier bis fünf Miliartiiberkel, au dem Urüsen-system keine Veränderungen; s. Mitthcilungeu aus der thier-ärztlichen Praxis, fünfzehnter Jahrg. S. 1G5.
Die bei der Rotz- und Wurmkrankheit gewöhnlich vor­kommenden anatomischen Veränderungen, Lymphgefäss- und Lymphdrüsen-Anschwellung, Tuberkeln oder Knoten, Beulen, Ge­schwüre, Eotzzellen werden mitunter durch eine speeifische Art Wassersucht mehr oder weniger zurückgedrängt und dann kaum oder gar nicht wahrgenommen.
Der durch den Ansteckungsstoff hervorgerufene Krankheits-prozess verursacht früher oder später ein verändertes Blut und dadurch eine krankhafte Ausscheidung desselben. Geschieht die Ausscheidung bei einer stärkeren Reaction von Seiten des Orga­nismus, dann werden die Organtheile, worin diese Ausscheidung stattfindet, mehr oder weniger von einer speeifischen Entzündung ergriffen und zur Knötchcn-, Geschwürbildung und Absonderung veranlasst. Geschieht aber diese Ausscheidung mit weniger Energie, allmählich zuerst weniger oder mehr reichlich, ist aber dabei die ausgetretene Flüssigkeit eiweissartig wässerig und weniger mit reizenden Stoßen angefüllt, so erscheint sie im Zellgewebe, nicht nur unter der äusseren Haut, besonders auch in der Lunge und in anderen zellgewebreichen Organen als eine Wasseransammlung oder Oedem.
Die serösen Häute sollen Zellgewebe mit einer Oberschicht überzogen sein, sie haben in mancher Beziehung in der Abson­derung des Dunstes mit der Zellhaut des Zellgewebes eine auf­fallende Aehnlichkeit. Auch scheint zwischen der serösen Haut und den Lymphgci'ässen ein gegenseitiges Bedingen stattzufinden.
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Bei manchen Lymphgefässentzündvmgen findet sich Brustfellent­zündung, auch Bauchfellentzündung mit reichlicher Ergiessung plastischer Lymphe vor. Ist die Keigung zur Wassersucht hei einem Pferde vorhanden, das durch die Botz- und Wurmkrank­heit angesteckt war, zeigten sich dann auch schon Lymphgefäss-ansohwellungen, Geschwüre und Nasenausflnss, verschwindennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; pj:k
diese Merkmale nicht selten. Statt deren erscheinen an den ab-
schüssigen Theilen Oedeme, die sich abwechselnd vergrössern und verkleinern, zuweilen ganz verschwinden, wenn sich die
Wassersucht mehr im Innern entwickelt, oder wie beim Ein-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;!
schuss mehr bleibend sind und in der äussern Haut Schrunden und kleienartige Abschuppimgen veranlassen. Zuweilen entstehen unter der Haiit haselnuss- bis faustgrosse begrenzte Wasserge­
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schwülste, die gewöhnhch eine synoviale Flüssigkeit enthalten. Diese Erscheinungen gehen der Ausscheidung in der Brusthöhle voraus, begleiten sie, oder sie werden nicht angetroffen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;*'
Die krankhafte Ausscheidung wässerig-eiweissartiger Stoffe durch die seröse Haut der Brusthöhle erfolgt mitunter so allmäh­lich, dass sie anfangs kaum wahrgenommen wird. Hat sich die wässerige Flüssigkeit in der Brusthöhle merklich angesammelt, so gieht sich dies bei den betreffenden Pferden bald durch Schlaff­heit der Bewegung, Oedeme an einzelnen äusseren Theilen, glanz­loses Haar, verminderte Fresslust, dumpfen kraftlosen Husten und durch heschleunigtes, beschwertes, meist wellenförmiges Athem-
holen mit mehr erhobenem Kopf und Hals, durch das fehlende Athmungsgeräusch und einen matten Ton kund.
Eine vierjährige Vollhlutstuto, die von einem rotzkranken Hengst angesteckt war, hatte am Widerrüst eine fingerlange, rohrhalmdicke Lymphgefässanschwellung, sonst weiter keine Krank­heitserscheinungen. Die mit Jodsalhe eingeriebene Lymphgefass-Anschwellung verschwand in wenigen Tagen. Vierzehn Tage darauf fing das Pfqrd an zu kränkeln, frass schlecht, schlug schneller mit den Flanken; einige Tage später wurde am Bauch und an der Brust eine ziemlich grosse teigige Geschwulst wahr­genommen und in der Brust liess sich ein fluetuirendes Geräusch hören.
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Ungefähr sieben quot;Wochen nach dem Yerschwinden der Lymph-gefassanschwellung starb das Pferd. Geschwüre und Lyuiphgc-fassanschwellungen wurden nicht wahrgenommen, auf der Nasen­schleimhaut nur ein schaumiger Schleim. Die Brusthöhle enthielt eine grüngelbliche Flüssigkeit und in derselben einige gelbliche, plastische Gerinnsel schwimmend. Die Lunge erschien zusammen­gedrückt, die Lungenhaut krünkelig, wie gekräuselt, und mit fadenförmigen Ausschwitzungen besetzt. Lungenknoten wurden nicht wahrgenommen, die Milz war etwas vergrössert und fest.
Grind, maliasmatischer oder rotziger Grind, grindiger Rotz.
Ein grindiger oder schorfiger Ausschlag mit Schrunden und struppigem Haar wird gewöhnlich an dem sogenannten Straub-fuss wahrgenommen, der nach einem vorhergegangenen Einschuss zurückblieb und der auch bei rotz- und wurmkranken Pferden zuweilen vorkommt.
Rivolta, über Ichthyosis bei Thieren, beobachtete ein vier­zehnjähriges rotziges Pferd, das an der vordem und hinteren Eläche des hintern linken Fesselbeines wunde, schrundige Haut-steilen hatte, die mit wenig Haaren besetzt, dagegen von einer dunkeln, etwas harten Materie bedeckt waren, mit Erhabenheiten theils von horniger Substanz, wie Strahlfäulc riechend. Die Haut ist an diesen Stellen hypertrophisch verdickt; s. Ecpcrtorium der Thierheilkunde 31, 1. S. 62.
Gerlach fand bei einem an acutem Rotz erkrankten Pferde ödematöse Anschwellung der Lippen und aller vier Beine, beson­ders aber der Hinterbeine und des Schlauches, an beiden Hinter­beinen eine diffuse käsige Verschorfung in der Haut vom Sprung­gelenke bis zum Fessel; s. Jahresbericht der Königlichen Thicr-arzneischule zu Hannover 1868. S. 111.
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Schwalenberg sah Lei einem rotzkranken Pferde cine Ver­dickung des subeutanen Zellgewebes, die nach und nach zunahm; s. Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis, von Hartwig. Elfter Jahrgang, S. 23.
In medicinischen Schriften ist eine Art Hautscrophel erwähnt,
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die beim Menschen in der Nasenschleimhaut beginnt, die Nasen­scheidewand, zuweilen auch die Knochen zerstört.
Günter spricht von Knötchen unter der Haut, die jahrelang vor dem Eintritt der Eotzkrankheit vorkommen sollen; s. der homöopathische Thierarzt. 1. Theil. 1841. S. 233.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
Eotzkranke Pferde litten unter sehr imgünstigcn diätetischen
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Verhältnissen vorher an der Eäude; s. Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis, von Gerlach, Berlin 1859, S. 1.
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Bear zu Camenz sah bei einem zwölf Jahre alten Wirth-schafts-Pferde, welches an einem flechtenartigen Ausschlage am Kopfe litt, einen zu Zeiten sehr geringen Nasenausfluss. A.n den Schleimhäuten war nichts Auffiilliges wahrzunehmen, auch die Kehlgangsdrüsen waren nicht geschwollen. Vier Pferde, welche neben diesem Pferde angespannt wurden, wurden nach einander angesteckt, und es hat sich später herausgestellt, dass dieses Pferd es war, welches die andern Pferde angesteckt hatte; s. Magazin für ThierheilkHnde 25, 3. S. 389.
Bei einigen alten und abgemagerten Pferden mit vermin­derter Lcbensthätigkeit zeigt sich mitunter an verschiedenen Stellen der äussern Haut eine Ausschlagskrankheit, die auch den Namen Grind oder Hungerräude führt. Dieser Ausschlag, der
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sich nur an begrenzten Stellen zeigt, besteht aus kleinen Knötchen oder wenig absondernden Pusteln, weissen Hautschuppen odernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I
Schinn. Die betreffenden Pferde empfinden an diesen Stellen eine juckende Empfindung, Neigung sich zu scheuern. Die gescheuerten Stellen zeigen ein struppiges, leicht ausfallendes Haar, weisslich scheinende Hautflecke und eine krünklige oder faltige Haut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;$inH
Das solchen Pferden aus der Ader gelassene Blut ist hell-roth, nach Kersting soll es übernatürlich scharfsalzig an Ge­schmack sein.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot; ,
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Bei einigen dergleichen Pferden findet man die im .Kehlgange mehr nach unten liegende Drüse wie eine kleine Wallnuss gross angeschwollen; zeigt die Kasenschleimhaut dahei ein streifiges Aussehen und hustet das betreffende Pferd schwach und dumpf, dann ist auch schon die Lunge erkrankt. In derselben wird man bei der Section schon mehrere grauweissliche, linsengrosse Tuber­kel finden, so in der Milz haselnussgrosse beulenartigc Erhaben­heiten. Der Magen ist gewöhnlich zusammengeschrumpft.
Kommen diese grindigen, gewissermassen ausgehungerten Pferde durch gute Pflege in einen besseren Kahrzustand, so verliert sich zwar zuweilen der grindige Ausschlag, aber die Knötchen-bildung in der Lunge macht eher Fortschritte, ein verdächtiger Easenausfluss und andere Zeichen, die auf die llotzkrankhcit hin­deuten, treten mehr hervor.
Der acute Rotz.
Der acute oder schnell verlaufende Rotz, der nach dem plötzlichen Ausbruch der Krankheit schon in wenigen Tagen zur fauligen Axiflösung oder doch zum tödtlichon Ausgang führt, wird bei Eseln und Maulthiercn wahrgenommen, angeblieh der engen Nasenlöcher wegen, kommt aber auch bei einigen edelen und jungen kräftigen Pferden vor, bei denen nicht die engen Nasen­löcher, sondern andere Bedingungen zum Grunde liegen, entweder die kräftigen E-eactionen gegen die fremdartigen Bestandtheile im Blute, oder faulige oder andere Beimischungen in demselben.
Nach erfolgter und meist anhaltender fieberhafter Aufregung mit einem vollen harten Puls, weiss - gelblicher Böthc der Schleim­haut, trockenem Husten und Appetitlosigkeit erfolgt die krank­hafte Ausscheidung besonders nach den Bespirationsorganen, ein beschwertes Athemholen und darauf wird eine bald eintretende teigigQ Anschwellung von beträchtlichem Umfange am Kopf zwischen den Kinnladen, am Hals und andern Körperthcilen, zu-
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57nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'#;'
fe weilen mit rothlaufartiger Anschwellung der Füsse nebst mehreren
oder weniger Wurmbeulen sichtbar. Die meist bedeutend ange-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -j
schwollenen Ganaschendrüsen sind schmerzhaft. Die Nasenschleim-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
haut erscheint hochroth oder mehr gelb gefärbt, mit blutunter­laufenen Flecken, auch mit gelben rothumgebenen Bläschen. Die Anfangs violetten, bald erbleichenden und sich bleifarbig zeigen­den, erbsengrossen Geschwüre mit röthlicher Umgebung, grau-
röthliohem Grund und rothen, leicht blutenden Rändern, gehen bald im Umkreise und in der Tiefe in ausgedehnte geschwürige Flächen über.
Aus einem, öfter aus beiden Nasenlöchern fliesst meist in
reichlicher Menge eine grünlich gelbe, auch schmutzig gefärbte, blutige, übelriechende, theils zähe, theils dünnflüssige, scharfenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7'^
IV #9632;!
Materiß, die nicht nur die Kasenschleimhaut, sondern auch die äussere Haut, wenn sie damit in Berührung kommt, anätzt und auflöst, so dass oft ganze Hautstücke verschwinden.
Das in den Lungen ausgetretene, zersetzte theerartige Blut bildet daselbst Ecchymosen und Sugillationen. Diese Blutüber­füllung in den Lungen hat schon in einzelnen Fällen einen plötz­lichen Tod durch Erstickung herbeigeführt. Gewöhnlich erfolgt der Ausgang zum Tode schon am zweiten oder dritten Tag nach dem Ausbruch der Krankheit, seltener am achten. Nur in einzelnen Fällen ist die Krankheit in den chronischen Zustand übergegangen, der auch wieder, am Ende des tödtlichen Ausgangs, ähnliche Symptome wie der acute Rotz zeigt. Die Selbstheilung soll in einigen Fällen vorgekommen sein.
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Der Wnrm.
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Der Wurm, die Wurmkrankheit, der Hautwurm, der Haut­rotz wird durch dieselbe Ursache, die den Rotz erzeugt, hervor­gerufen, geht in diese Krankheit über, gesellt sich zu derselben und entsteht aus derselben, kommt besonders in und unter der
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äussem Haut, an einer Seite des Körpers, mitunter über den ganzen Körper verbreitet, unter der Porm von Oedem, Lymph-gefassanschwellung-. Beulen und Geschwüre zur Entwiokelung und Aeusserung.
Ist durch die Ansteckung eine kleine Anschwellung in der äusseren Haut entstanden, vermehrt sich im Parenchymplasma der Ansteckungsstoff', inficirt durch Aufsaugung ein Lyinphgefiiss und gelangt bald früher, bald später his an das Blut, das dann auch an dem Krankheitsprozess mit theilnimmt und wieder zur Ausscheidung der krankhaften Stoffe vcranlasst wird. Diese Aus­scheidung kann sehr allmählich geschehen, gewöhnlicher aber er­folgt sie anfangs mehr plötzlich und reichlich nach einer minderen oder stärkeren deutlich fieberhaften Aufregung. Plötzliches Hinken, Einschuss oder eine geringere teigige Anschwellung werden dann wahrgenommen und bald darauf aiich einzelne Beulen und Lymphgefässanschwellungen.
Zeigen sich an der äussern Haut, am Maul und an anderen Theilen, nur einzelne Beulen und Lymphgefässanschwellungen, dann ist anzunehmen, dass eine Ansteckung an diesen Stellen vor sich gegangen ist, erseheinen aber die Beulen über den ganzen Körper verbreitet, dann ist auch schon das Blut und die inneren Theilo, besonders die Lunge in den Krankheitsprozess hineinge­zogen, dann mag die Ansteckung und die erste Entwickelung der Krankheit in der Bcspirationsschleimhaut vor sich gegangen sein.
Die Lymphgefässanschwellungen, Wurmstränge sind mit in den Krankheitsprozess gezogen und eine gewöhnliche Folge der Auf­saugung reizender Stoffe der zunächst liegenden inficirten Gewebe. Die unter der äussern Haut liegenden Wurmstränge sind unge­fähr fingerdick, öfter knotig aufgetrieben.
Die Beulen, AVurmbeulen, liegen theils auf den quot;Wurm-strängen und sind perlensclmurförmig aneinandergereiht oder sie stehen einzeln, liegen gewöhnlich unter der Haut, die sich dann darüber verschieben lässt, sind meist mit einem Oedem umgeben, zuerst schmerzhaft, hart, rund, haselnuss- bis wallnussgross; doch finden sich auch kleinere kaum erbsengrosse, mehr flache Beulen, besonders an den Stellen, wo die Haut weniger dick ist, so an
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den Umgebungen der Nasenlöcher, den Lippen, Geschlechtstheilen,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t%gt;-,j
an der inneren Fläche der Schenkel und an anderen Theilen.
Die Wurmbeulen vertheilen sich selten, brechen aber öfternbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
nach drei bis sechs Tagen auf, mitunter erst später. Bei dem Aufplatzen der Beulen bildet sich um die Oeffnung herum eine Wulst.
Die so entstandenen Geschwüre haben meist einen vertieften,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '!
speckigen Grund und eine rothrandige Umgebung, sind weich livid und bluten leicht bei der Berührung, sickern entweder eine
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gelbliche, mitunter grünschillernde, dünnflüssige, alkalisch reagi-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;:f:*lj[
rende, scharf ätzende oder eine mehr klebrige, sich verdickende eiterige oder eiterig-lymphatische Flüssigkeit.
Die Wurmgeschwüre vergrössern sich nicht selten, heilen nur langsam und ungern. Nach der Verheilung hinterlassen sie harte, runde Anschwellungen in der Haut. Statt der geheilten Geschwüre entstehen in ihrer Nähe oft andere Beulen und Ge­schwüre. Nebst den Lymphgefässanschwellungen sind auch die be­treffenden Lymphdrüsen geschwollen, besonders die Leisten- iind Achseldrüsen, später auch nicht selten die Ganaschendrüsen.
quot;Wurmkranke Pferde giebt es im Allgemeinen weniger als rotzkranke. Finden sich in einem Stalle mehrere wurmkranke Pferde, so liegt die Vermuthung nahe, dass sie durch die Striegel, womit rotz- oder wurmkranke Pferde gestriegelt waren, angesteckt wurden.
Sind bei den wurmkranken Pferden, die durch den Krank-
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heitsprozess hervorgerufenen Veränderungen von nicht zu grosser Ausdehnung, die Lungen noch frei von Tuberkeln und sonst die Athmungs- und Verdauungsorgane nicht besonders gestört, dann macht auch die Krankheit nur langsam Fortschritte und kann mehrere Monate lang dauern. Schneller ist der Verlauf, wenn sich Venenentzündungen hinzugesellen und wenn putrider Stoff eine Aufnahme ins Blut gefunden hat. Verliert sich die äussere Anschwellung durch Versetzung mehr nach Innen, so nach der serösen Haut, so entwickelt sich eine Brustwassersucht oder es findet in Lunge oder in Leber und Milz eine tuberkulöse Infil­tration und Tuberkelbildung statt,
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Die nach und nach mehr gestörte Bluthereitung, Zersetzung der Säfte, Abzehrung führen die Erschöpfung und den Tod herbei; oder es entsteht zu Ende der Krankheit von Neuem eine fieberhafte Aufregung, die Einschuss oder sonstige wassersüchtige Anschwellungen und Ablagerungen zur Folge hat, häufig aber auch Ganaschendrüsenanschwellung, Sasenausfluss und andere Symptome des liotzes, die den übelen Ausgang der Krankheit beschleunigen.
Der acute Wurm.
Der acute oder schnellverlaufende Wurm kann wie der acute Rotz das fieberhafte Ende der Rotz- und Wurmkrankheit be­zeichnen, ist aber eine gleich von vornherein acut auftretende Form dieser Krankheit.
Gcrlach unterscheidet den subeutanen und cutanen Wurm. Der subeutane Rotz hat seinen Sitz in dem lockeren Bindegewebe unter der Haut. Der exanthematische Rotz, Hautwurm soll seinen Sitz in der Haut selbst haben, erbsen- bis haselnussgrossc Knoten zeigen, die bald aufbrechen und runde Wurmgeschwüre mit zerfressenen rothen Bändern darstellen, oder ganz kleine, kaum erkennbare bis erbsengrosse Knötchen, die bald aufbrechen und flache lenticulare, stark nässende Geschwüre darstellen s. Jahresbericht der Königlichen Thierarznoisclmle zu Hannover. Erster Bericht 1868. S. 105.
Der acute Wurm ist sehr selten von mir nur bei jungen edelen Pferden, die neben rotzkranken standen, beobachtet worden.
Die Krankheit erscheint unter Fieberschauern, beschwertem Atbemholen, tief ergriffener und mehr gestörter Lebensthätigkeit und Störung der Verdauungsorgane mit plötzlich eintretender teigiger Anschwellung an einem oder beiden Hinterfüssen. Lymphgetassanschwellungen werden nicht wahrgenommen. Auf der Haut der geschwollenen Gliedmassen sind kleine erbsengrosse
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auch grössere pustelartige Beulen oder Knötchen, die an dem­selben Tage, wo sie zuerst bemerkt werden, aufbrechen und schnell um sich fressende Geschwüre bilden, die eine bräunliche, wasserhelle, so scharf ätzende Materie aussickern, dass sie Haare und
die zuerst weiss gemachte Haut auflöst und grosse, fusslange
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und breite von der Haut entblösste Stellen und mitunter eine Ablösung der Hufe verursacht, doch das Zellgewebe und die darunter liegenden Muskeln weniger anzugreifen scheint. Die so ergriffenen Pferde überleben, nach dem Ausbruch der Krankheit,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j|^..
kaum den zweiten bis dritten Tag, selten ist die Krankheitsdauer einige Tage länger.
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Gesclilechtstlieilrotz, Besclialrotz.
Die an den Geschlechtstheilen rotzkranker Pfei'de vorkom-menden Yeränderungen und Merkmale werden sowohl bei Hengsten als bei Stuten wahrgenommen. Bei Hengsten deutet die Hoden­sack- und Hodenanschwellung nicht selten schon auf den Aus­bruch der Rotz- und Wnrmkrankheit hin. Gewisse Hodenan­schwellungen gehen dem Ausbruch des Eotzes in der !Nase voraus, begleiten ihn oder folgen ihm. '
Augenard sah einen Hengst, der einen einseitigen Kasen-ausfluss und Catarrh der Harnröhre zeigte. Die Section erwies, ausser den Symptomen des chronischen Rotzes, das Yorhanden-sein zahlreicher kleiner rotzähnlicher Geschwüre auf der Harn­röhrenschleimhaut und ausserdem an der Ruthe. Die von diesem Hengst bedeckten Stuten waren nicht tragend geworden, dreissig derselben gingen an Rotz und Hautwurm zu G runde; alle rotzig gewordenen Stuten hatten zugleich Geschwüre auf der Scheiden­schleimhaut und einen periodischen, klebrigen Ausfluss aus der Scheide.
Bei Stuten, die von einem rotzkranken Hengst besprungen wurden, sah man an den Schamlippen und selbst auf der Schleim-
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haut der Scheide Geschwüre entstehen, hirsekom- bis erbsen-gross, am Bande erhaben, mit scharlachrothem Grund und mit lymphatischer trüber Ausschwitzung.
Die bei dem gewöhnlichen Beschälausschlag vorkommenden Exantheme, ohne tiefes Ergritfensein des Lymph- und Nerven­systems, stehen mit dem Rotz und quot;Wurm in keinem ursäch­lichen Yerhältniss, wohl aber mehr diejenigen der bösartigen Beschälkrankheit. Die Araber nennen die bösartige Beschäl­seuche Dourine und behaupten, dass sie ursprünglich vom Esel ausgegangen und durch Yerbastardirung mit dem Pferde hervor­gerufen worden sei; s. Bepertorium der Thierheilkunde 213, S. 231. Bei der bösartigen Beschälkrankheit kommen aussei-Lähmungen einzelner Körpertheile bei einigen Pferden rotz- oder wurmähnliche Leiden vor. Die Geschwüre, die sich an den Geschlechtstheilen aus kleinen Bläschen oder Pusteln bilden, sickern eine scharfe Flüssigkeit aus, zeigen zackig aufgeworfene Bänder und ähneln den Wurmgeschwüren an der Lippe. Latour hielt die Beschälkrankheit für eine Form des Botzes. Yergl. Busse, die Beschälseuche der Pferde. Magazin für Thierheil­kunde 24, 4. S. 458. Mittheilungen aus der thiorärztl. Praxis 11, S. 24. 12, S. 14 und andere.
Section.
Die Section oder Zergliederung, die Obduction oder Oeff-nung, die Besichtigung am todten Körper hat den Zweck, die eingetretenen Veränderungen nachzuweisen, welche der Krank-heitsprozess hervorbrachte.
Das schwächere oder stärkere Auftreten der Botz- und Wurmkrankheit, die kürzere oder längere Dauer derselben, die Eigenthümlichkeit der besonders ergrüfeuen Organe und andere Umstände bedingen einige Abweichungen der verschiedenen krankhaften Yeränderungen; die gewöhnlichsten sind: eigenthüm-
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liehe Geschwüre, Beulen, Knoten oder Tuberkel, Lj'mphgefäss-
und Lymphdrüsenanschwellung', so auch eine Ansammlung einesnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; :
krankhaft veränderten Schleims in den Respirationsschleimhaut-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'y
höhlen.
Die angegebenen für charakteristischer gehaltenen Merk­male werden aber nicht selten theilweise vermisst oder gar nichtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i wahi^g'enommen. Doch sieht man auch wieder, dass durch den Rotzprozess noch verschiedene andere und abweichend erschei­
nende Veränderungen hervorgebracht werden, die nicht selten
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eine Aehnlichkoit mit denjenigen haben, welche in Folge anderer Krankheiten wahrgenommen werden, aber unter anderen ursächlichen Verhältnissen entstanden und in anderen Verbin- laquo; 'lt; düngen sich entwickelt haben. JL
Die Nasenflügel rotzkranker Pferde können ödematös ange­schwollen und die Oeffnungen der äusseren Nasenflügel mit einer schaumigen Flüssigkeit bedeckt sein.
Die äussere Haut rotzkranker Pferde ist selten bemerkens-werth verändert, mitunter grindig, schrundig und verdickt. Bei einem rotzkrankon Pferde hatte sich allmählich eine Verdicknng der Haut im Kehlgange, der Backen- und Xasengegend gebildet; s. Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis, Vierter Jahrgang 1855—1856, S. 8.
An der äusseren Haut wurmiger Pferde finden sich ge­wöhnlich: Verdickungen, Verhärtungen, Erhabenheiten, An­schwellungen, Beulen, Geschwüre, haarlose Narben und andere zerstörte Hautstellen.
Die Unterfläche der Haut, wo diese über einer Beule ge­sessen hat, ist mehr dunkelroth; wo ein Geschwür gewesen, ist sie durchlöchert, die Haut selbst an diesen Stellen verdickt.
Das Unterhautzellgewebe ist da, wo sich teigige Anschwel­lungen fanden, anfangs mit einer röthlichen oder gelblichen, später gelbsulzigen, auch dunkelrothen, zersetzten Flüssigkeit inflltrirt und enthält eine wässerige, seröse oder purulent eiterige Materie.
Die einzelnen Beulen unter der Haut enthalten eine mehr helle, weissliche, eiweissartige oder käsige Lymphe. Neben
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diesen Beulen sollen sich noch krankhaft vergrösserte, nicht erweichte Schlcimbeutel finden.
Die angeschwollenen, theils verdickten Lymphgefäße sind mit flüssiger oder verdickter Lymphe, auch wohl mit einer käsi­gen oder bräunlichen Masse angefüllt.
Die angeschwollenen Lymphdrüsen erscheinen bleich und enthalten eine gelblich-weissc Materie. Die Kehlgangsdrüsen sind anfangs etwas rüthlich, später mehr bleich, hart und kno­tig, enthalten zwischen verhärteten Zellgeweben geronnene Lymphe oder kleine Granulationszellen, oder eine weissliche, käsige Masse, die sich durch kalkige Niederschläge verhärtet, den Miliartuberkeln in den Lungen nicht unähnlich. Das Zell­gewebe, welches die geschwollene Drüse iimgiebt, bildet eine dicke, resistente Kapsel.
Die Speicheldrüsen werden zuweilen angeschwollen und etwas härter als gewöhnlich gefunden.
Der Schlauch der Hengste und Wallache ist häufig öde-matös.
Die Hoden enthalten eine infiltrirte tuberculöse Materie. Die Samenstränge sind angeschwollen, verdickt. Die Vorsteher­drüsen sind angeschwollen und infiltrirt. Der Hodensack ist angeschwollen, die Venen desselben enthalten Blutgerinnsel.
An der männlichen Euthe der Hengste und in der weiblichen Scheide der Stuten finden sich zuweilen Pusteln und Geschwüre.
Im Euter finden sich tuberkulöse Infiltrationen.
Einen vergrösserten Eierstock fand Gerle bei einer Stute, bei der einunddreissig Tage ein heftiger Geschlechtstrieb aufge­treten, und welche an verdächtiger Druse gestorben war; s. Mag. für Thierheilkunde 10, 1. S. 90.
Hildobrand fand bei einer rotzkranken Stute ein Geschwür im rechten Eierstocke und Oedem des linken Eierstockes, bei einer anderen Stute Auftreibung der Eierstöcke; s. Mittheilungen ans der thierärztlichen Praxis 3, S. 6 und 10.
Die Sehnenscheiden und die synovialen Häute der Gelenke enthalten, wTenn diese Theile angeschwollen waren, eine blutige oder gelbliche Flüssigkeit.
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Die Muskeln sind in einzelnen Fällen bleich, in andern durch zersetztes Blut dunkelrother, oder sie sind durch eine seröse Flüssig-keit oder durch eine eiterige Materie infiltrirt.
Die Knochen und Knorpel, die mit an dem Krankheits-prozess Theil genominen haben, besonders diejenigen der Nasen­höhlen, Nasenbeine, Stirnbeine, Nasenmuschel, Siebbeine sindnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '}'( verdickt, aufgelockert, theils erweicht, ähnlich zuweilen einzelne llippenknochen und andere. ';%#9632; #9632; Die Nasenschleimhaut, die mitunter kaum bemerkbar ver- ^L'i ändert erscheint, kann nach dem höheren oder niederen Grade •;*,** und der längeren oder kürzeren Dauer der Krankheit ein sehr [j^ #9632; yerschiedenes Aussehen zeigen, sie kann röthlich, bläulich, raquo;',
gelblich, bleich oder streilig erscheinen, mit Knötchen, Pusteln, und Geschwüren besetzt und selbst aufgetrieben, auch durchge­
fressen sein. Vor der Pustel- und Geschwürbildung ist eine Infiltration der Schleimhaut, eine speeifische Entzündung, und darauf eine Auflockerung des Unterschleimhautgewebes erfolgt. In der Schleimhaut erscheinen dann der Länge nach verlaufend, verhärtete Linien, erkrankte Lymphgefässe, die durch ihre Lymphe und deren Niederschläge ausgedehnt und die man theils bis zu den Kinubaeksdrüsen verfolgen kann.
In vielen Pällen ist die Nasenschleimhaut bis in die Neben­höhlen der Nase mit Kotzmaterie überzogen. In den Win­dungen der Nasenmuschcln, den Zellen des Siebbeins, den Stirn-und Kieferhöhlen sammelt sich oft eine eiweissartige, klare Flüssigkeit, die sich später zu einer safrangelben, consistenteren Masse umändert. Nicht selten ist die Nasenschleimhaut aufge­dunsen, verdickt, mit Knötchen und Geschwüren besetzt, zuerstnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo; noch rauh und fest, später erweicht und faulig, dann übelriechend, besonders wenn die Nasenmuscheln, diitenförmige Beine und andere Theile aufgetrieben und cariös geworden sind. Unter der zerstörten Nasenschleimhaut bildet sich eine plastische Aus­schwitzung, als wenn ein diphtheritischer Schleimhautentzündungs-Prozess stattgefunden hätte. Nach Gerlach liefert die rotzige Entzündung ein Exsudat, das sehr deletär ist, sehr bald zerfallt und das Gewebe wie ein Aetzmittel zerstört, die rotzige Ent-
Gilow. Botz- und Wurmkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
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ziindung ist eine maligne Diphteritis; s. Erster Jahresborieht der Königlichen Thierarzneischulo zu Hannover S. 110.
Die Schleimhaut beider Luftsäcke fand Carsten Harms wie übersäet mit linsengrossen, über die Schleimhaut-Oberfläche frei hervorragenden Knoten, die mit Flimmcylindern bedeckt und spindelförmige Zellen und Bindegowebfibrillen enthielten; s. Mag. für Tierheilkunde 37, 5. S. 265.
Die Eotzgeschwüre, die aus Knötchen entstanden, zeigen sich nebst diesen, wenn sie vorbanden sind, gewöhnlich und am häufigsten an der Nasenschamwand, doch auch zuweilen an den Nasenmuscheln, in der Rachenhöhle, am Kehlkopf, am Gaumensegel, in den Eustachischen Eöhren und in den Luft­röhren selbst mitunter bis in die Lunge, in der die Miliar-tuberkel gewöhnlich auftreten.
Die seröse Haut, die zu einer krankhaften Thätigkeit um­geändert und an dem Hotzprozess theilnalnu, hat besonders in der Brusthöhle, theils auch in der Bauchhöhle und Gehim-höhle eine Wassersucht zur Folge. Die mehr oder minder grosse Menge der ausgeschiedenen trüben, gelblichen oder heller grün-schillernden Flüssigkeit enthält meist schwimmend eine gelblich-weisse festere Masse, plastische Lymphe, die aus der Flüssig­keit niedergeschlagen, oder von der serösen Haut, die sie faden­förmig gestaltet oder mehr schichtenweise ausgebreitet, bedeckt, hervorgewachsen ist.
Auf der Pleura fand J. K. Benkert sandartige Erhabenheiten; s. Yix Zeitschrift für Thierheilkunde 15, 3. S. 244.
Gerlach sah die Pleura am untern Drittel beider Lungen verdickt und mit kleinen perlförmigen Knötchen versehen, ganz wie bei der anhebenden Perlsucht der Rinder, in den Lungen Rotzschwielen und Knoten; s. Erster Jahresbericht der König­lichen Thierarzneischulo zu Hannover S. 104.
Nach demselben hatte in einem Falle die Lungenpleura ihren Glanz verloien, war an einzelnen begrenzten Stellen orga­nisch verdickt und mit rothen Vegetationen, d. h. mit lockeren bindegewebigen, gefässreichen Fäden besetzt; s. Zweiter Jahres­bericht der Königlichen Thierarznei - Schule zu Hannover S 83.
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An der Vordurfiäclio des Zwerchfells sind mitunter weiss-
liehc! Tupfen.
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Curlt zählt jcu dorn constanten Sections-Erffebnisse bei der Uotzkiaukheit tiucli das Vorkommen von sulzigen Ablagerungennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; jCii
in den Adergeflechten dos grossen Gehirns; s. Nachtrag zur pathologischen Anatomie zu sect; 273.
Kaezynski fand in den gelblichen Infiltrationen der Ader-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *. i
goflechte der Hirnliöhlon ebenfalls wie in anderen Theilennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;$ ,j
XlacToeonidien, Schi auch fruchte, Pilzgebilde: s. Mag. für Thier-
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heilkunde 38, 4. S. 20?,.
Der zuweilen im Gehirn, im Adergeflecht der Seitenkam-
morn vorkommende seröse, gelatinöse Erguss kommt bei meh-
lt; •#9632;,
reren Krankheiten vor.
Hering fand bei einem rotzkranken. Pferde in dem linken Lappen des grossen Gehirns einen eigrossen Abscess; s. Specielle Pathologie Erste Hälfte B. 8 1.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *,,
Im Rnekeiimarkscanal ist mitunter eine Wasseransammlung vorgefunden, besonders bei Pferden, bei denen lähmungsartige Zoialle wahrgenommen wurden, oder welche doch sehr abge­mattet und fühllos waren.
Die Nerven rotz- und wurmkranker Pferde scheinen keine Strneturveränderung erlitten zu haben und in ihrer Bewegung und Empfindung hervoiTufenden Thätigkeit kaum gestört zu sein, wenn nicht die krankhaft ausgeschiedene Flüssigkeit durch Contractwirkung oder Druck die Leitungsfähigkeit mehr odernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . j,.
weniger hindert
Hausmann junior glaubte, dass der Sitz oder Ursprung des Rotzes im Nervensystem sei; s. Mag. für Thierheilkunde 5,1. S. 119.
Das Blut rotz- und wurmkranker Pferde erleidet im Ver­lauf der Krankheit eine geringere und grössere Veränderung, neigt sich leicht zu Zersetzung und zu krankhafter Ausschei­dung und gerinnt aber auch theils dann im lebenden Körper unter besonderen Bedingungen, besonders wenn eiterige, putride Stoffe in das Blut aufgenommen waren; in einigen Blutadern
und im Herzen werden dann bei der Section nicht selten Blut-
f #9632;#9632;*.
gerinsel angetroffen.
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Die Lunge, in der die Blutmasse geläutert wird, ist ver­mittelst ihres lockeren schwammigen Gewebes ein bequemer Ablagerungsplatz und Absonderungsorgan, in welcher die Aus­scheidung fremdartiger Stoffe aus dem Blute am häufigsten statt­findet.
Bei einigen rotzkranken Pferden ist die Lunge mitunter so unmerklich aufgelockert, dass man keine bemerkenswerthe Ver­änderung an ihr wahrnehmen kann, und obgleich sie gesund erscheint, enthielt ihr Ausathmungsdunst doch schon den An­steckungsstoff.
Eine allmähliche seröse Ausscheidung und eine dadurch be­wirkte Auflockerung und krankhafte Absonderung kann in der Lunge ohne Tuberkelbildung vor sich gehen. Eine mehr stür­mische Ausscheidung bedingt anfangs der Krankheit gewöhnlich eine mehr serösblutige Infiltration.
Geschah gleich beim Ausbruch der Rotzkrankheit die krank­hafte Ausscheidung nach der Lunge unter Fieberschauer, so findet man, wenn man in diesem Zustand die betreffenden Pferde tödtet, in der anscheinend normalen und noch grösstentheils knisternden Lunge, schon an einzelnen oberflächlichen Stellen derselben kleinere oder grössere blutige Infiltration. Diese unter der serösen Haut bläulich durchscheinenden Blutunterlaufungen, wie Petechien, Ecchymosen, Sugillationen, haben theils kaum einige Linien im Durchmesser, können auch handbreit und in einer grössern Ausdehnung vorkommen und dann, wie die Lobular-entzündungen, tiefer in das Lungengewebe eindringen. Nach Entfernung der serösen Haut zeigen die blutunterlaufenen Stellen ein dunkelrothes Ansehen, lassen sich leicht zerdrücken, sind mehr gleichartig roth, oder zeigen schon in der Mitte einzelne bläulichgraue oder weissliche, kaum stecknadelkopfgrosse Punkte, die noch einige Zeit mit einer rothen Einfassung umgeben bleiben. Diese Anfangspunkte der Miliartuberkeln, die sich durch Ablage­rung oder Ausscheidung der ausgetretenen Flüssigkeit nach und nach vergrössem, sind in einem Zellgewebs- oder Lungen­bläschen eingeschlossen, oder in einer eigenen Pseudomembran, um die das Lungengewebe etwas verdichtet ist. Diese Knoten
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69nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #;
liegen in einem erkrankten und in keinem gesunden Lungenge­webe, mögen sie auch mitunter anfänglich einen gefüllten Ge-fasskranz und ein eigenes. Blutgefasschen, das sich später ver-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '\gt;.'
Heren soll, zeigen. Die mehr in der Mitte dieser Infiltration früher oder später sich zeigende käsige Masse mag zerfallen, wird aber gewöhnlich nicht wieder aufgesogen, wohl aber dasnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
sie umgebende Blut. Die einzelnen weissen, weissgrauen oder gelblichen oder hellbräunlichen käseartigen Kerne werden nachnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;£amp;-
und nach durch baldige Niederschläge mehr fest und bildennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;jV-'J
dann hirsekorn-, linsen- bis erbsengrosse Knötchen, Miliartuber-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;V*. ,
kein, Rotztuberkeln, die in einem festen faserigen Balg einge­schlossen sind, sich scharf anfühlen, beim Durchschneiden {knisternnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;* '• und eine grauweisse Schnittfläche zeigen. Diese Knötchen,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^ die Leblanc Granulations pnlmonaires, Lungengranulationen nennt, bestehen nicht aus homogenen Massen, sondern aus concen-trischen Lagen, deren Mittelpunkt eine Höhle ist und eine Sub­stanz von sehr verschiedener Konsistenz enthält, bleiben in einer gewissen Menge, können aber im Verlauf der Krankheit durch erneuerte Ausscheidung an Zahl zunehmen, sind in ein­zelnen Fällen zu hunderten in Knoten vereinigt, gewöhnlicher aber in grösserer Menge unter der serösen Haut zerstreut, so #9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t dass sich die Lunge, besonders oben und an dem Rand, beim Ueberstreichen mit den Fingern, uneben wie eine Reibe anfühlt. Diese Knoten kommen aber auch vereinzelt und von verschiedener Grosse in dem Lungengewebe vor. War ein einseitiger Nasen-ausfluss und eine einseitige Ganaschendrüsenanschwellung vor­handen, so sind die Tuberkel meist in dem correspondirenden Lungenflügel, doch werden sie auch im anderen Lungenflügel gefunden.
Die Miliartuberkeln sind die gewöhnlichsten und fast con-stantesten Begleiter der Rotzkrankheit respective verdächtigen Druse, auch in den Lungen wurmkranker Pferde werden sie nicht selten angetroffen, sogar mitunter selbst bei anscheinend gesunden Pferden, die keinen Nasenausflass zeigten, aber doch während des Lebens andere Pferde ansteckten. Die verkalkten Tuberkeln sind zwar nicht im Stande, die Ansteckung zu be-
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wirken, wohl aber der mit dem A nsteckungsstoff geschwängerte Lungendunst.
In Folge der Impfung' von Kotz- und Wurmgilt sollen, nach Mi Leblanc, sich Tuberkclmassen in einem Zeitraum von nenn Tagen, doch auch in einer kürzeren oder längeren Zeit bilden. Hausmann hat schon nach drei Tagen, nach dor Inoculation, rothe Flecke und ein Lymphextravasat geiimden; s. Magazin für Thierheilkunde 5, 1. S. 120.
In der Regel mögen die Tuberkeln erst später eintreten; bei acuter Entwickolung sah sie Gerlach in einem Falle acht Tage, in einem zweiten drei Wochen nach der Infection; a. Erster Jahresbe­richt der Königl. Thierarzneischule zu Hannover S. 88.
Die Lunge rotzkranker Pferde, sobald in derselben eine Infiltration einer blutigen oder mehr serös-lymphatisch-sulzigcn Flüssigkeit stattgefunden hat, erscheint mein- oder weniger aufgedunsen und lässt sich schwerer zusammendrücken. Die vorderen Lungenlappen sind oft mehr angegriffen als die Lungen-rtügcl. Hat die Krankheit längere Zeit gedauert, so sind die Miliartubcrkeln meist verhärtet, dann erscheint auch zuweilen die Lunge weissblass, welk, wie zusammengefallen und atrophisch.
Die ovalrunden, fast gelblichen, grauweiss gefärbten, aus kalkigen Schichten bestehenden Tuberkeln, scheinen selbst in ziemlich grosser Menge eine beinahe nur mechanische Rück­wirkung auf den Organismus auszuüben; da sie den Krankheits-prozess nicht beschleunigen helfen, wenn nicht neue Tuberkel­massen ausgeschieden werden.
Die verkalkten Tuberkeln von ihrer Erstehung bis zur völligen Verkalkung und Statiouairbleibung können Monate, selbst Jahre lang in der Lunge vorhanden sein; s. Vix Zeitschrift für Thierheilkunde 16, 3. 8. 273.
Mecke sah ein Pferd, das durch ein rotzkrunkes angesteckt wurde. Das angesteckte Pferd heilte von selbst, war nach zwei Jahren von Näsenahsfluss und Drüsenanschwellung frei. 7 Jahre nach der Infection starb es in Folge einer Verstopfungskolik. In den Lungen war eine Menge fester stecknadelkopfgrosse Tuber­keln, die theils mit einem schwarzen Pigment umgeben waren;
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71nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;#9632;raquo;(f'] '
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s. Veterinair-Bericht des Königlichen Rheinischen Medicinal-Collegiums 1844.
Die verkalkten Tubei-keln bestehen grösstentheils ans kohlen­saurem mid phorphorsaurem Kalk. Die nicht verkalkten Lungen-tuberkcln enthalten, mikroskopisch betrachtet, Rotzzellen wie die
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Knötchen der Sasenschleimhaut nebst ihren Geschwüren, so auch die Wurmbeulen und die Knötchen in den Ganaschen-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i^.
drüsen. Xach Erdt finden sich auch Schimmelpilze in den Tuber-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; A
kein; s. Rotzdyskrasie S. 289.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;#9632;#9632;
Eei einer copiösen blutigen Infiltration wird die Lunge leicht mit Blut überfüllt, oder das ergossene Blut mit den darin . suspendirten fremdartigen Stoffen, wird zu einer gelblich weissen oder gelblich grauen Masse zersetzt und wirkt gleich zerstörend auf die Lunge und das Blut zurück, oder die ergossene Flüssig­keit giebt Veranlassung zur Bildung grösserer Tuberkeln, die speckig, schmutzig, gelbröthlich oder orangengelb, den acuten Abscessen ähnlich, doch ohne Eiterkügelchen, aber meist mit einer purulenten Materie angefüllt, die früher oder später ent­leert in die Blutmasse übergeführt, um so eher zur Zersetzung und Auflösung mit beiträgt.
Becker fand bei einem rotzkranken Pferde, ausser unzäh­ligen Miliartuberkeln, im vorderen Lappen der linken Lunge einen harttin speckartigen Knoten mit einer eiterähnlichen zähen Flüssigkeit. Die Schleimhäute der ^Nasenhöhle zeigten sich freinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;,
von ]Sasengeschwüren; s. Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis 16, S. 20.
Carsten Hanns fand einige von den grösseren Knoten, die in der Mitte zerfallen, eine gelbgrauc, speckige Kapsel und einen schmierigen, käsigen Inhalt zeigten; s. Mag. für Thier-heilkunde 37, 5. S. 264.
Gerlach nennt eine grössere Art der Lungenknoten, Rotz-gewächsc, die taubenei- bis gänseeigross und grosser, wobei zu­weilen der Lungenrand in eine schwielige Masse verwandelt ist. Diese Rotzgewächse sind bald mehr derb, ähnlich den fibroiden Neubildungen, bald gleichen sie mehr den rundzelligen Sarkomen;
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sie sind grau, graugelblich von Farbe und auf der Schnittfläche speckig.
Die mikroskopischen Bestandtheile sind wesentlich dieselben wie in den kleinen Knoten — die weicheren, den markigen Sarkomen ähnlichen, bestehen vorzugsweise aus Rundzellen, die derberen mehr fibroiden Rotzgewächse hingegen haben mehr spindelförmige Zellen und eine stellenweise faserige feste Inter-zellulamibstanz, in der die Eundzellcn nur spärlich eingelagert sind; s. Erster Jahresbericht der Königlichen Thicrarzneischule zu Hannover 1868. Vergl. Zweiter Jahresbericht 1869; S. 82 und 84.
Nach Hausmann junior findet man in einzelnen Fällen keine Tuberkel, sondern einen Theil der Lunge in eine harte skirrhöse Masse verwandelt, in welcher an einigen Stollen kohlensaurer Kalk abgesetzt ist; s. Magazin für Thierheilkunde 5, 1. S. 120.
Erdt nennt eine Krankheit „carcinomatösenquot; Rotz, Krebs­rotz, bei dem starke venöse Blutungen durch Nase und Maul stattfinden. In der Lunge sind Krebsgeschwüre von bedeutendem Umfange, die hart skirrhös, auf der Schnittfläche graubräunlich glänzend und grobzellig. Auf den Schleimhäuten der Bronchien und Luftröhrenästen sollen sich dann leicht blutende spongioso Wucherungen, Markschwamm vorfinden; s. die Rotzdyskrasie von Erdt 1863. 316—318.
Gerlach fand in den Arterien beider Lungen #9632; eines rotz­kranken Pferdes Thromben oder Blutpfröpfe, in denen die rothen Blutkörperchen dicht aufeinander geschichtet waren, die aus !'fnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Spindelzellen, Kernen und Rundzellen bestanden; s. Zweiter
Jahresbericht der Königlichen Thiorarzneischule zu Hannover 1869. S. 83. 84.
Die Bronchialdrüsen sind bei rotzkranken Pferden gewöhn­lich angeschwollen, die einzelnen Drüsenläppchen zum Theil schwärzlich mit einzelnen Miliartubcrkeln.
Die Leber ist bei längerer Dauer der Krankheit, nament­lich wenn die Lungenverrichtung mehr oder weniger gestört war, vergrössert und nicht selten mit festen Tuberkeln oder mit käsebutterartigen versehen; in andern Fällen mehr gelblich und
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mürbe. Eei einem seit einigen Monaten rotzkranken Pferde, das zu starke Gaben Jod erhielt und an Kolik starb, war die
mi
Leber braungelb, weich, breiartig aufgelöst und der seröse Ueber-
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zug zerrissen.
Die Milz, besonders in der larvirten Porm der Rotz- und Wurmkrankheit, ist gewöhnlich hypertrophisch oder durch Ab-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; r #9632;''
lagenmg tuberculöser Massen vorgrössert; mitunter ist sie mitnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g*
Plut überfüllt, aber dann nicht erweicht, sondern mehr fest. Yergl.: Beobachtung einer tuberculösen Milz eines sechs Jahrenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '-:#9632;
alten Pferdes, das längere Zeit an Wurm gelitten, zwar geheilt,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; V*.
und später krepirte. S. der Thierarzt von Im-Thurn, 2. Jahrg. Sr. 1. S. 57; vergl. ebenda S. 127. Eggeling und Schätz sahen an der geschwollenen Milz an der äussern Pläche des breitennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;:^
Endes derselben viele grösstentheils dicht unter der Kapsel ge­legene und schwach hervorragende weisse Knoten, die aus zahl­reichen kleineren bestehen. Die Kapsel ist in der Nachbarschaft der Knoten geröthet und von ihnen lassen sich zahlreiche mit einer röthlichen Plüssigkeit gelullte Lymphgefässe gegen die Ränder der Milz verfolgen. Ausserdem sitzen viele weissge-färbte kleinere Knoten inmitten der Müzpxilpa; s. Archiv für wissenschaftliche und practische Thierheilkunde. Erster Band, Ö. 298. Auch bei Menschen, die in Folge der Infection der Rotz- und Wurmmaterie gestorben waren, hat man eine ver-grösserte Milz gefunden; so auch fand man in derselben eine weisse, fast talgartige Substanz bei Lymphdrüsenanschwellung, die nicht leicht in Vereiterung und Erweichung übergehen.
Die Gekrösdrüscn sind bei längerer Dauer der Krankheit angeschwollen und mehr oder weniger verhärtet.
Die Bauchspeicheldrüse scheint nicht bemerkenswerth krank­haft verändert zu sein. Bei einem rotzkranken Pferde fanden sich in der Gegend der Bauchspeicheldrüse einige gelatinus-
wässerige Stellen; s. Walch, Bemerkungen über die Rotzkrank-
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heit, zweite Abth., S. 24.
St. Dizier fand in der Nicrengegend ein acht Kilogramm schweres tuberculoses Gebilde, das aus fibrösen Wesen mit Tu-
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berkeln infiltrirt bestand; s. Repertorium der Thierheilkunde 20, 3. S. 225.
Die Nieren sind bei längerer Dauer der Krankheit mit Tuberkeln besetzt, theils aufgetrieben. Im Nierenbecken findet sich auch dann eine eiterartige Materie. Der Urin, der in der Elase zurückgeblieben, ist schleimig gallertartig, verliert sich nicht so leicht im 8and, als das dünnflüssige Blut.
Die Maulschleimhaut wird nur bei längerer Dauer der Krank­heit blass gefunden. Am Graumensegel und am Gaumen sah Galy Geschwüre, a. a. 0. p. 158.
Der Magen solcher Pferde, die eine Zeit lang schlecht frassen und ernährt wurden, ist klein und zusammengezogen. Der Daukanal, der eine sauer reagirende Flüssigkeit absondert, scheint sich nicht für den Rotzprozess zu eignen. Nur dann, wenn ein typhöses Fieber sich der Rotzkrankhoit zugesellt, scheint eine krankhafte Infiltration nach dem Daukanal stattzu­finden. Im acuten Rotz wurde die Darmschleimhaut aufgelockert, infundirt gefunden; s. Hering, Repertorium 6, 2 u. a. Bei zwei Pferden fand man den Zwölffingerdarm aufgelockert und goröthet; s. Archiv schweizerischer Thierärzte. Neue Folge G, 1. S. 30. Gontaux fand bei einem rotzkranken Pferde die Schleimhaut des Dünndarms ganz überzogen mit kleinen Geschwüren, welche den Rotzgeschwüren ähnlich Maren; s. Repertorium der Thier­heilkunde 21, 2. S. 131.
Bei Mensehen bot nach Bayer (De la morve et du farcin chez Vhomme, Paris 1837, pag. 106) keine eigeuthümlichen und coustanten Veränderungen am Daucanal dar. Alexander hat rothe Flecke auf der Schleimhaut des Schlundes, des Magens und Darms gefunden; so ähnlich Williams, Elliason, Graves.
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Diagnose.
laquo;I
Die Diagnose, die unterscheidende Erkennung einer Krank­heit nach ihren wesentlichen Merkmalen, Eigenthümlichkeiten und sonstigen krankhaften A'eränderungen von einer ihr ähn­lichen leicht Terwoehselbaren Krankheit, um sich bei der Beur-theilung vor Verwechselungen zu hüten. Hier gilt es beson­ders, die Rotz- und Wurmkrankheit an sich und die ihr ähn­lichen Kraukheitszustände zu beachten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.gt;;•'
a) Eigenthümliche und zufällige Symptome oder Merk­male der Hol/- und Wurmkrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;';,
Zeigt sich ein anhaltender, zäher, auch wohl zweifarbiger und meist einseitiger Kasenausfluss, eine bleibende, harte,, nicht in Eiter übergehende G-anaschendrüsenanschwelhmg, finden sich an der ^Nascnhaut Knötchcn und vertiefte Geschwüre, sind auf der äusseren Haut Lymphgefässanschwellungen nebst Beulen und Geschwüren wahrzunehmen oder werden nach dem Tode in den Lungen Miliartuberkeln, Rotztuberkeln gefunden, dann ist die Erkennung der Rot/- und quot;Wurmkrankheit leicht. Aber das Gnmdleiden ist nicht immer an ein und dieselbe Vereinigung von bestimmten Krankheitsäusserungen und Veränderungen ge­bunden, es zeigt sich in verschiedenen Formen, und wenn ein­zelne Merkmale auch verschwinden, hört die Krankheit nicht auf solche zu sein. Die wesentlichen und zufälligen Zeichen oder Merkmale, die durch die Rotz- und Wurmkrankheit in den verschiedenen Formen bewirkt und nicht immer zu gleicher Zeit wahrgenommen werden, stellen sich oft erst nach und nach ein. Es kommt darauf an, womit ein sich äusserndea Merkmal zu­nächst zusammenhängt, was es für eine Bedeutung hat, oder ob es entfernt zur Krankheit steht, und wenn es auch mit der­selben keinen bestimmten Zusammenhang zu haben scheint, kann es doch eine nöthige Folge derselben sein; wie: periodisches Nasenbluten, blutige oder seröse Infiltrationen, teigige Anschwel­lungen, Drüsengeschwülste, anhaltender klebriger Js asenausfluss,
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Auftreibuiig einiger Knochen, kurzer, dumpfer Husten mit Athem-beschwerden oder Dämpfigkeit, sowie ein Ueberschuss der weissen Bestandthcile im Blute lassen die Rotz- und Wurmkrankheit kaum verkennen.
Die oben angegebenen Merkmale, die für charakteristisch und pathognomisch gehalten, und die zum Erkennen der Krank­heit wesentlich beitragen, selbst wenn nur einzelne vorhanden sind, können aber zuweilen sämmtlich fehlen, oder sie sind von aussen nicht sichtbar, wie die hoch in der !Nase sitzenden llotz-geschwüre und die Miliartuberkeln in der Lunge.
Der Sasenausfluss ist in einzelnen Formen der Kotz- und Wurmkrankheit nicht vorhanden, fliesst aber am gcwröhnlichsten aus einem ^Nasenloch, ist mehr oder w^eniger zähe, nicht selten grüngelb, und Einige wollen Schimmelpilze in demselben gefun­den haben.
Der Hvasenausflnss rotzkranker Pferde wird nach Kersting (s. hinterlassene Manuscripte, S. 85) von Betrügern dadurch eine kurze Zeit unterdrückt, dass sie kurz vor dem Verkauf dem Pferde Salzwasser in die Sase spritzen, wodurch die Pferde heftig niesen, prusten und die Materie aus den Stirn- und Kinn­backenhöhlen auswerfen. Auch soll es vorgekommen sein, dass
...
ein Schwamm in die Nasenhöhle eines rotzkranken Pferdes ge­steckt worden nnd die Ganaschendrüse an- oder ausgeschnitten ist.
Ein Hinderniss in der Nasenhöhle hat gewöhnlich ein schnau­fendes Athemholen zur Folge. Das Schnauben eines rotzigen Pferdes soll, nach Kersting, eigenthümlich und mehr rauschend '#9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;als das Schnauben eines drusigen Pferdes sein.
K(nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Nach Gerlach ist bei hartnäckigen Fällen von verdächtiger
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Druse eine durch forcirte Anstrengung künstlich erzielte Erkäl­tung ein sicheres Mittel, aus der verzweifelten Lage zu kommen;
s. Jahresbericht der Königl. Thierarzneischule 1868, S. 108.
Der dumpfe Percussi onston in der Gegend der Stirn-und Kinnbackenhöhlen deutet darauf hin, dass die Höhlen mit Schleim angefüllt sind.
Die hoch in der Nase sitzenden Geschwüre werden mit­unter, durch die Beleuchtung der oberen Nasentheile möglichst
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bei Sonnenlicht und mit Hülfe eines Spiegels, wahrgenommen.
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Genügt dies zur Entdeckung der Geschwüre nicht, dann ist die Trepanation der Nasen- und Kiefernhöhlen in Vorschlag gebrachtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;)
und oft in Anwendung gekommen. Bei der Kotzkrankheit sollnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.v; *•
sich nach der Trepanation eine auffallend starke Wiederent-wickelung der degenerirten Masse, der knotigen Einlagerung der verdickten Schleimhaut einstellen, und selbst die Hautlappen und Wundränder sollen bald ein älmliches Ergriffensein annch-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;*amp;'
men. Doch diese Entartung der lospräparirten Hautlappen, so-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ffquot;]^
wie die degenerirte oder polypöse quot;Wucherung der Schleimhautnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;:;f|j
wird bei wirklich rotzkranken Pferden nicht immer wahrge­nommen und die llotzgeschwüre können auch ganz fehlen. Zeigt nun die trepanirte Kiefernhöhle keine krankhaften Verän­derungen, so ist man noch nicht berechtigt, ein rotzverdächtiges Pferd für frei von der Rotzkrankheit zu erklären. Die Trepa­
nation hat demnach keinen entscheidenden Werth für die Dia-
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gnose. Stahmann warnt vor Anwendung von Fontanellen und Haarseileu, um aus deren Geschwürabsonderung einen Schluss auf den betreffenden Zustand des Thieres zu ziehen; s. Magazin für Thierheilkunde 29, 3. S. 280.
Die Impfung gesunder Pferde mit der abgesonderten Flüs­sigkeit eines verdächtigen Pferdes ist nicht immer von Erfolg. Die Impfung rotziger Pferde mit ihrem eigenen Nasenausiluss hat in keinem der von Carsten Harms beobachteten Fälle zur Entwiekelung von Rotzgeschwüren geführt; s. Mag. für Thier-heilk. 37, 5. S. 262. Hat sich irgendwo ein speeifischer Ent-zündungsprozess ausgebildet, so werden ebendadurch die übrigen gleichnamigen Gewebe bis zu einem gewissen Grade gegen seine Ausbildung geschützt, denn das entzündete Organ ist zugleich pathologisches Absonderungsorgan geworden, wohin das Blut die fremdartigen Bestandtheile am leichtesten absetzen kann; s. lieber chronische und speeifische Entzündung von Prof. Dr. Naumann in Bonn, Clarus und Radius Beiträge zur prakt. Heilkunde Band IV, Heft I.
Die Rotztuberkeln in der Lunge sollen anfänglich einen gefüllten Gefasskranz und ein Blutgefasschen zeigen, dabei grau-
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weiss und weich sein, aus kloinen Bimdzellon und Kernen be­stehen. Der Gefässkviinz soll bald verschwinden, der Inhalt wird käsig, trocknet oin; s. Jahresbericht der Köuigl. Thier-arzneisehule zu Hannover 18li8. S. 88.
Die sogenannten llotzpilze werden mit blossen Augen nicht wahrgenommen, können aber durch das Mikroskop nicht immer entdeckt werden.
Die Rotzzellen können in den Knoten und Goschwiircn, woran man die llotzkrankheit schon kennt, mikroskopisch wahr­genommen werden. Nach Govlach ist in den diphtheritiwehen liotzgesehwüren, die bei der rotzigen Entzündung, der malignen Diphthcritis nach einer stürmischen Ausscheidung eintreten, keine Spur von liotzzellen zu erkennen; s. Jahresber. d. Königl. Thier-arzueischulc zu Hannover 18G8. S. HO.
Guy glaubt die Diagnose der Rptzkrankhelt durch Per­cussion und Auscultation feststellen zu können. Das Luugen-geräusch, das einem hohlen Knistern nicht unähnlich ist, ist an den Stellen, wo plastische Exsudate und oberflächliche Tuberkeln in der Lunge vorhanden sind, nicht gleichmässig über die ganze Lunge verbreitet. Die Percussion zeigt dann die Resonanz theils örtlich verändert.
Die Percussion an beiden Brustwandungen soll theils einen matten, theils einen dumpfen Ton ergeben.
Durch die Auscultation soll sich eine merkliche Verminde-
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i'uug des Athemgeräusches im oberen Theile der Brusthöhle constatiren. Auch soll das Athemgeräusch an einzelnen Stellen .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;unterdrückt, an andern stärker sein und dann das Athemholen
nach einer Anstrengung schneller erfolgen, das Thier husten und das Einathmen länger als das Ausathmen dauern, wobei die Rippen auffallend bewegt werden; s. Repertorium der Thierheil-kunde 31, 1. S. 49. BrechWeinstein in steigender Gabe mit gleichzeitiger Einreibung einer Scharfsalbe auf den Gesichts-7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;knochen soll einen chronischen Catarrh der Xasenschleimhaut
j,vnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;bald beseitigen.
|nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ist nun das, was mau bei der Untersuchung eines rotzver-
',nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; düehtigen Pferdes gefunden hat, nicht klar und nicht deutlich
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79nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;; .f!
genug, um die Krankheit bestimmen zu könuen, so muss die Ana­mnese, die Rückeriimerung oder die Konntniss der vorhererehendeü Umstände, die einer Krankheit vorausgegangou sind, zur Erken­nung des gegenwärtigen Zustandes mit ausliehen und muss die Erkenntniss oft erst die nöthige Sicherheit geben. Die auamne-stischen Zeichen sind Folgen vorhanden gewesener Krankheiten und Krankheitsursachen, wirkliche Ueberbleibsel und sinnlieh wahrnehmbar, wie Geschwürnarben in der Kasensphleunhaut,
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geringer Sasenausfluss, Husten, dämpfiges Athemholen, oder sie
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sind ganz vergangen und nur aus den Berichten zu erforschen:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;• ü
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ob das erkrankte Pferd solchen Ursachen ausgesetzt gewesen ist, welche die Kotz- und Wurmkrankheit hervorzubringen ver­mögen. Dazu gehört aber als ein ganz anamnestisches Zeichen die Ansteckung, deren Wirkung oft erst nach einer unbestimm­ten und längeren Zeit bemerkt wird.
h) Krankheiten und krankhafte Zustände, die mit der Rotz- und Wurmkrankheit verwechselt werden können.
Durch manche Krankheiton, die hinsichtlich ihrer eigenen Natur und ihrer Entstehung wesentlich verschieden sind, wTerdeii Krankheitserscheinungen und Merkmale hervorgerufen, die, ihrer Aehnlichkeit wegen, mit denjenigen der Rotz- und Wurmkrank­heit nicht selten eine Verwechselung veranlasst haben. Beson­ders gehören hierher: Xasenausfluss, Nasengeschwüre, Knochen-auftreibungen, schnaufendes Athemholen, Ganaschendrüsenan-schwellung, LATnphgefässanschwellung, Venenentzündung, Tuber­keln, Beulen, Hautgeschwüre, Einschuss, Oodeme und anderweitige wässerige Ablagerungen.
Der Nasenausfluss von Schleim ist im normalen Zustande gewöhnlich uicht vorhanden, da die Schleimhaut bloss befeuchtet wird. Der Xasensehleimfluss ist nicht selten eine Folge des Ca­tarrh und anderer Leiden. Uebermässige Absonderung von Schleim ohne wirkliche Entzündung und Vcrsehwärung ist Folge einer er­höhten lleizbarkeit oder Atonie nach verschiedenen Krankheiten.
Der Nasenausfluss drusenkranker Pferde kommt aus beiden Xascnlöchern, ist gleich anfangs beträchtlich, schleimig, dicklich,
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weisslich, schwimmt im Wasser; klebt zuweilen an den Xasen-riindern, trocknet aber nicht zusammenhängend, sondern mehr stückig und schilforig, fast wie ein trocken gewordener Teig.
Der Kasenansfluss bräunekranker Pferde erfolgt aus beiden Nasenlöchern, ist nicht selten mit Futterstoffen vermengt, die des beschwerten Schluckens wegen, wie auch oft das Trink­wasser, wieder durch die äussem Xasenlöcher hervorkommen.
Der Nasenausfluss beim chronischen Catarrh ist gewöhnlich nicht einseitig und meist ohne Ganaschendrüsenanschwellung.
Die Ansammlung von einer schleimigen Materie in den Highmors-, Kinnbacken- oder Kiefernhöhleu kann theils die Folge einer vorhergegangenen Entzündung sein, sie ist aber gewiss in den meisten Fällen aus der verdichteten Lungenausdünstungs-materic hervorgegangen. Der meist nicht anhaltend ausfliessende Schleim riecht nicht selten übel, verursacht ein Hasseln beim Athmen und verräth, wenn man die affieirte Höhle percutirt, einen dumpfen Ton.
Catarrh der Sinus, catarrhalische Entzündung in der Schleim­haut der Nase mit Schleimausfluss; s. Magazin tür Thier-heilkunde 23, 3. S. 257.
Catarrh der Oberkiefern- und Stirnhöhlen mit ßotzknoten in der Lunge; s. Mitth. aus der thierärztl. Praxis 1873, S. 25; wie Dominicks Kiefernhöhlenentzündung, s. Mag. für Thierheilk. 28, S. 222; ist die Eotzkrankheit wie Wagenfeld's chronische Nasenblennorrhoe, s. Wagenfeld's Pathologie 2, S. 38.
Eiterige Ansammlung in der Stirnhöhle mit grünlichem ein­seitigem Kasenansfluss und einseitiger Anschwellung der Kehl­gangsdrüsen beobachtete Eoche. Kach Trepanation des Stirn­beins, Entleerung der Materie und Injection einer Zinklösung verlor sich nach vierzehn Tagen der Ausfluss; s. Kepertorium der Thierheilkunde 30, 3. S. 241.
Ein rein schleimiger, nicht an den Nasenrändern klebender, doch mitunter auch jauchig werdender und mit Blut vermischter Nasenausfluss, und mit schnaubendem, schnarchendem, röcheln­dem Athemholen deutet auf einen Polypen in der Nasenhöhle
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oder auf eine Verengerung' dieser durch Auftreibung der betref­fenden Knochen.
Ausser Polypen kommen noch andere Gewächse an dernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' Uj
Nasenschleimhaut vor. Einen Lipom in der rechten Nasenhöhlenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'• ;';
eines Pferdes erwähnt Gurlt, s. Nachträge zur pathologischen Anatomie S. 111. Einen Sarcom der Highmorshöhlo beschreibtnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .'itl
Dammann, s. Magazin für Thierheilkunde 30, 8. 1.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' ''
Bei einem Pferde mit stinkendem Nasenausfluss aus demnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'^
rechten Nasenloche fand man am Ende des Siebbeins einenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;l.: W
hühnereigrosse, Eiter enthaltende Geschwulst; s. Kepertoriumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i *raquo; .1
der Thierheilkunde 10, 3. S. 225.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,|iraquo;f']
Symptome verdächtiger Druse verursacht durch einen cariö-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i *.
sen Zahn meist mit übelriechendem Nasenausfluss s. Magazin für Thierheilkunde 19, 4 S. 437. 12, 2. S. 188. 14, 2. 8. 205. Repertorium der Thierheilkunde 18, 1. S. 83. Yeterinair polizei­liche Memorabilien von Cohen, Erste Fortsetzung, S. 26 und andere.
Bei einer Zahnfistel sind gewöhnlich die Kiefernknochen auf­getrieben und an dem unteren Band derselben findet sich dann nicht selten eine kleine eiternde Oeffnung, die bis zu einem Backenzahn reicht.
Knochenauftreibungen an den Nasenbeinen und anderen Ge­sichtsknochen können mitunter durch äussere Verletzungen, Schlag, Stoss und dergleichen hervorgerufen werden. Der sich darauf einstellende Nasenausfluss. ist dann meist schleimig eiterig, nicht zähe, aber meist übelriechend wie bei der sogen. Kiefern-höhlenentzündung, doch meist ohne Drüsenanschwellung.
Verletzungen an der Nasenschleimhaut durch scharfe stache­lige Gegenstände, Einritzungen mit den Pingernägeln, sowie Anätzungen und Ulcerationen durch Kanthariden und andere scharfe Stoffe hervorgebracht, lassen sich durch die entzündliche Umgebung erkennen.
Die Geschwüre beim Katarrh haben mehr die Farbe der Schleimhaut und eine blasse rothe Granulation.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '.'
Bei der Druse werden auf der Nasenschleimhaut weisslichenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.
oder gelblich weissliche Pusteln und daraus entstehende kleine
Gilow. Rotz- und Wnrmlcrankheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g
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weissliche, flache, leicht heilende Geschwüre mitunter wahrge­nommen.
Zuweilen erscheint ein blatterähnlicher Ausschlag in der Nase; kleine Blattern brechen auf, liefern ein trübes Serum, heilen ohne eine Spur zu hinterlassen. Auch werden bei drusen­kranken Pferden mitunter Beulen, Abscesse und Stränge der Lymphgefässe wahrgenommen; s. Magazin für Thierheilkunde 32, 1. S. 54.
Bei vier Pferden, die für rotzkrank erklärt waren, sah Heinsius zu Crossen bei einem mehr, bei dem andern weniger, die innere Nasenhaut geröthet und bleifarbig, auf derselben Hirsekörnern ähn­liche Knötchen, daneben linsen grosse bis einen halben Silbergroschen grosse Geschwüre, theils mit weissem, theils mit weisslichem Grunde, aufgeworfenen und nicht aufgeworfenen, zackigen und nicht zackigen Rändern. Die Schleimhaut war nicht aufgelockert. Die Ganaschendrüsenanschwellungen waren nicht gerundet, mehr traubenartig. Bei einigen Pferden floss aus einem, bei andern aus beiden Nasenlöchern eine wässerige Flüssigkeit, die nicht an den Nasenlöchern anklebte. Kurzathmigkeit und Husten wurden nicht bemerkt. Die erkrankten Pferde wurden strenge von den übrigen abgesondert. Unter einer angemessenen Pflege besserte sich der Zustand und die Pferde wurden wieder gesund; s. Archiv schweizerischer Thierärzte 7, 2. S. 112. Auszug aus dem Sani­täts-Bericht für die Provinz Brandenburg 1832.
Ein Pferd mit Geschwüren auf der Nasenschleimhaut wurde für rotzig erklärt, doch mit einer einfachen Höllenstein-Auflösung behandelt und hergestellt; s. Magazin der Thierheilkunde 29,
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3. S. 263.
Dacob beobachtete einen Phlyktänen-Ausschlag, dem Rotze gleichend, kleine Knötchen mit einem rothen Ring, dabei gelb­licher eiteriger Nasenausfluss und Kehlgangsdrüsenanschwellung; s. Repertorium der Thierheilkunde 10, 3. S. 211.
Sewell fand bei einigen influenzkranken Pferden die Nasen­schleimhaut entzündet, mit Petechien und kleinen Geschwüren besetzt, ähnlich denen des acuten Rotzes, und die Stirn-, Kinn­backen- und Siebbeinhöhlen, wie beim chronischen Rotz, Ge-
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schwülste und kleine Abscesse, wie beim anfangenden Wurm; s. A Treatise on the Influenza of Horses. Bey William Charles Spooner. London 1837, 8. 35.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot; |g|{
Diphtheritis der Luftwege mit Petechien auf der Nasen-sclileimhaut, übelriechender Ausflnss, Ganaschendrüsenanschwellung, Oedeme aller Schenkel; s. Magazin für Thierheilkunde 36, 1. 183.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
Vergl. 37, 5. S. 270, ist wahrscheinlich acuter Rotz gewesen.
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Vergl. Mag. für Thierheilkunde 37, 5. S. 270.
Bei herrschender Maul- und Klauenseuche sind auch Pusteln
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auf der Nasenschleimhaut der Pferde wahrgenommen; s. Herings specielle Pathologie, Erste Hälfte S. 90.
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Die Blatterdruse mit einer vcsiculösen Eruption an den
Lippen und der Nasenschleimhaut mit Anschwellung der Unter-
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zungendruse kann leicht zum Verdacht des Rotzes Veranlassung geben. Die Hitzblattern entstehen meist plötzlich über den ganzen Körper und sind an keine besondere Form gebunden; ähnlich die schmerzhaften Insectenstiche. Bei den grösseren Räudebeulen empfinden die Pferde ein starkes Jucken.
Die zuweilen haselnussgrosseu Beulen, die bei einigen jungen drusenkranken Pferden an verschiedenen Stellen unter der Haut zum Vorschein kommen, bilden, wenn sie aufbrechen, flache Ge­schwüre, die einen dicklichen milden Eiter absondern und bald heilen.
Zuweilen liegen zu beiden Seiten des Rumpfes an der Ober­fläche erbsengrosse auch grössere Knötchen, die nicht aufbrechen.
Die am Rande der Lippen besonders der Oberlippe vorkom­menden Knötchen brechen auf, geben wenig Eiter und heilen von selbst.
An den Lippen und Rissen erscheinen zuweilen kleine Knötchen, welche eine lymphatische Flüssigkeit absondern und bald heilen, wenn sie ganz randige Geschwüre gebildet haben, auch zeigen sich ziegelrothe Flecken, die in Geschwüre über­gehen; Repertorium der Thierheilkunde (5, 2. S. 108,
Räber sah bei mehreren Pferden an den Geschlechtstheilen und besonders an den Lippen verschiedene grosse, harte und schmerzhafte Beulen, diebei denmeistenPferdeninungefährachtTagen
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aufbrechen. Er nannte die Krankheit den gutartigen oder den sog. Üiegenden Wurm; einige der Pferde sollen aber rotzkrank gewor­den sein, s. Archiv schweizerischer Thierärzte. Neue Folge 1, 1. S. 1.
Bei einigen Menschen, die an chronischem Schnupfen litten und an andern Krankheiten starben, fand man die Kasenschleim-haut -verdickt und geschwürig, und die Nasenknochen, mitunter auch die Gesichtskuochen aufgetrieben; s. medicinisch-chirurgische Zeitschrift, 4. April 1836.
Die Drusenanschwellung drusenkranker Pferde ist mit dem umgebenden Zellgewebe entzündet, ausgebreitet, zertheilt sich, geht aber meist in Eiterung über. Die nach der Druse mitunter zurückbleibende verhärtete Drüsenanschwellung ist meist breitlich
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und glatt, liegt lose unter der Haut und gewöhnlich an beiden Seiten.
Walch sah bei einem vierzehnjährigen Kohlfuehs-Wallach zwei wallnussgrosse, harte und sehr scharf begrenzte Knoten hinter den Ganaschen, deren einer fest sass, deren anderer sehr beweglich war. Diese Knoten sollen seit sechs Jahren von der­selben Beschaffenheit gewesen und nach einer vorhergegangenen Druse zurückgeblieben sein; s. Walch's Bemerkungen über die Eotzkrankheit, 2. Abtheilung S. 34.
Die Lymphgefässentzündungen, die durch Aufsaugung eines nicht ansteckenden aber reizenden Stoffes, oder die durch äussere
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Verletzungen und nach Anstrengung entstehen, wenn auch dabei
die betreffenden Drusen entzündlich ergriffen sind, gehen ge­wöhnlich nicht in Geschwürbildung über, oder es bilden sich kleine flache Geschwüre, die auch bald heilen. Diese Lymphge-fässanschwellungen vertheilen sich meist, verhärten sich aber auch zuweilen.
Die im Magazin für Thierheilkunde 10, 2. angeführten Fälle von Lymphgefässentzündungen sind als Folgen der quot;Wurmkrank­heit anzusehen. Ebenso die Lymphgefässanschwellungen bei der inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sogenannten bösartigen Beschälkrankheit, bei der sich aber ausser
quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;den Veränderungen und Geschwüren an den Geschlechtstheilen
noch Lähmungen einiger Körpertheile hinzugesellen.
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Hypertrophie der Lymphdrüsen bei einem Beschäler; s. Mit­theilungen aus der thierärztlichen Praxis 1844, S. 102. VergL
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Magazin für Thierheilkunde 39, S. 464.
Pyämie ist die Veränderung, welche das Plut durch Eiter erleidet. Typhämie ist die Veränderung des Blutes durch putride thierische Stoffe. Beide Zustände können für sich bestehen, sich aber auch der Rotz- und Wurmkrankheit zugesellen.
Der Umstand, dass auch faulige Stoffe bei Pferden einen krankhaften Zustand hervorbringen, welcher der Rotzkrankheit ähnlich, hat Einige, so auch Delafond (De la morve des solipedes etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '^ i*
Paris, Nr. 60), zu der Ansicht verleitet, dass die bei Menschen nach Ansteckung durch Rotzgift erzeugte Krankheit derjenigen gleich sei, die überhaupt nach Infection fauliger Stoffe, bei Sectionen u. s. w. sich ausbilden. Nach Bayer (De la morve et du farcin chez Thomnie, Paris 1837 S. 107), soll bei Menschen nach Resorb-tion von Eiter und Inoculation fauliger Stoffe kein Kasenausfluss und kein Ausschlag an der Nase und der Haut entstehen, welches aber der acuten Rotzkrankheit eigenthümlich sei.
Die Aufnahme fauliger thierischer Stoffe, thierischer Gifte, Leichengift und dergleichen, verursacht eine typhusartige Krank­heit, bei der sehr häufig Venenentzündung, auch Lymphgefassent-zündung, sowie diffuse Zellgewebsentzündung, Eitcransammlung und ein Absterben des Zellgewebes, wahrgenommen wird.
Die bösartige oder brandige Druse, oft in Verbindung mit der brandigen Bräune gleichzeitig vorkommend, verläuft zuweilen unter ähnlichen Erscheinungen wie diejenigen des acuten Rotzes, doch ohne Wurmbeulen, und zeigt diffuse Zellgewebsentzündungen; flache, ausgebreitete, diphtheritische Geschwüre, mit der Absonde­rung einer zerstörend wirkenden Flüssigkeit, die auch mitunter schon vor der Geschwürbildung vom Unterhautzellgewebe aus die äussere Haut abstösst, aber doch nicht wie beim acuten Rotz ganz auflöst.
Die ausfallende Mauke besteht zunächst in Haut- und Zell-gewebsentzündung an den Püssen bis zu einer gewissen Höhe; von den ergriffenen Stellen fallen bald brandartig gewordene Haut­stücke ab. Die von der Haut entblösste grössere oder kleinere
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Fläche ist anfangs mit einer jauchigen Lymphe oder mit einem grauen, klebrigen, übelriechenden Serum bedeckt, es stellt sich aber bald früher bald später eine Granulationsbildung und eine gutartige Eiterung ein, die geschwürige Stelle neigt sich dann zur Heilung, wenn nicht tiefer liegende Theile, Sehnen; Bänder und Knochen mit ergriffen wurden.
Wasserwurm nennt Percival eine äussere Wassersucht, eine wassersüchtige Fussanschwcllung, die nach einer Zellgewebsont-inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;zündung entstanden sein soll; s. Kepertorium der Thicrheilkünde
5, 4. S. 359.
Fettknoten in der Lunge und Milz fand Krag bei einem Pferde, das an Athcmuoth gelitten hatte; s. Ropcrtorium der Thierheilkunde 21, 1. S. 75.
Tuberkeln, Knoten oder knotige Gebilde sind you verschie­dener Art und Grosse, die der Kotzkrankhcit eigenen Tuberkel und Knoten, die anfangs einen Gefässkranz, ein Blutgefässehen haben sollen, sind sonst der Form nach kaum verschieden.
Die der Rotz- und Wurmkrankheit nicht angehörigen fibrösen
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Tuberkeln, sind ebenfalls theils hirsekomgross, Miliartuberkeln, theils erbsengross und grosser, bestehen aus dichtem Zellgewebe, reichlichen Zellen, die fettig zerfallen. Nach Gurlt enthält die er­weichte Tuberkelmasse statt der Eiterkügelchen kleine unregel-mässige Körnchen, mitunter unvollkommene Zellen und eine form­lose durchsichtige Substanz; s. Sachtrag zur pathologischen Ana­tomie sect; 21.
Die Tuberkeln schwindsüchtiger Pferde, die meist in grösserer 'tnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Knotenform und nicht sehr häufig angetroffen werden, sind an-
fänglich weisslich, etwas ins Bläuliche scheinend. Diese Art
1
fibröser Tuberkeln werden aber häufiger als bei Pferden bei Bindern,
Schweinen, Affen und Menschen in den Lungen angetroffen.
Die an Lungenschwindsucht leidenden Pferde Zeigen keine Ganaschendrüsenanschwellung, selbst wenn der Nasenfluss be­trächtlich ist, der dann gewöhnlich klumpenweise ausgewor­fen wird.
Das Vorkommen der kleineren Tuberkeln, Miliartuberkeln, in den Lungen nicht rotzkranker Pferde, wird von Einigen be-
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87nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; L4
zweifelt, von Anderen aber angenommen. Hering sah hie und
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da Tuberkeln in den Lungen der Pferde, ohne alle Spur von Rotz; s. Repertorium der Thierheilkunde 27, 3. S. 275.
Erbsengrosse Knoten fanden sich in der Lunge eines Pferdes, das an Magenzerreissung gestorben war, und das zwei Monate vorher an Lungenentzündung gelitten hatte.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;:;|
Bei einem an Influenza gestorbenen Pferde wurden Miliar-tnberkeln, ohne sonstige Erscheinungen, die auf die Rotzkrank­
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heit hindeuten, vorgefunden.
Bei einem Pferde, das an verschlagener Druse litt undnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;laquo;^
plötzlich starb, fanden sich an dem serösen Ueberzug der Lunge, des Rippenfells und Herzbeutels eine unzählige Masse Knoten,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'#9632;gt;#9632;
von der Grosse eines Hanfkornes bis zu einer Nuss; s. Reperto-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^
riurn der Thierheilkunde 26, 2. S. 162.
Tuberkulöse Auswüchse am Netz, an beiden Seiten des Zwerchfelles, wie bei perlsüchtigcn Kühen, in der Lunge Knoten von verschiedener Grosse mit grützartiger Masse, wurde bei einer neunjährigen, sehr abgemagerten, an Erschöpfung gestorbenen Stute gefunden; s. Repertorium der Thierheilkunde 2, 3. S. 4. Vergl. Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis, 15. Jahrgang S. 101 und 102.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; [
Ein seit mehreren Wochen kränkliches weibliches Schwein hatte an der serösen Haut der Lunge, am Brustfell und am Bauchfell eine Menge weiche Tuberkeln, die denjenigen ähnlich, wie sie bei perlsüchtigen Rindern vorkommen; s. auch Magazin für Thierheilkunde 35, 3. S. 316. Repertorium der Thierheil­kunde 30, 1. S. 23. Archiv iür wissenschaftliche und praktische Thierheilkunde 1, 1. S. 22. Auch werden in der Lunge der Schweine nicht selten Miliartuberkeln in grosser Menge gefunden, die denjenigen rotzkranker Pferde nicht unähnlich sind; s. auch Magazin der Thierheilkunde 17, 4. S. 346.
Miliartuberkulose bei einem Affen; s. Magazin für Thierheil­kunde 38, 2. S. 109. 37, 6. S. 326.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'[,
Bei an tuberkulöser Schwindsucht leidenden Menschen sind in der Lnnge Miliartuberkeln. So erkrankte Menschen magern
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leicht ab, rotzkrauke Pferde mit Miliartuberkeln in der Lunge behalten nicht selten eine längere Zeit ihre Wohlbeleibtheit.
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Anlage.
Die Anlage, Disposition, Diathese ist die besondere oder eigenthümliche Beschaffenheit des Organismus, die mindere oder grössere Geneigtheit oder Fähigkeit zur Ausbildung der Krank­heit oder anomale Formen des Lebensprozesses zu entwickeln, die Torbereitende Ursache.
Die Anlage erzeugt, wenn die Ursachen das Wesen der Krankheit bedingen, Abänderungen in der Grundform derselben. Es kann vorkommen, dass der Ansteckungsstoff durch eine Reaction im Organismus wieder ausgestossen worden ist, so dass der Ansteckung ausgesetzte Pferde von der Krankheit verschont bleiben. Auch ist es vorgekommen, dass gesunde, j Pferde längere Zeit mit rotzigen in einem Stalle gestanden, ohne angesteckt worden zu sein.
Gewöhnlicher aber bringt die krankmachende Ursache, der Ansteckungsstoff, die Krankheit hervor. Der Ausbruch der Rotz-und Wurmkrankheit erfolgt nach der Ansteckung entweder unter starkem Fieberschauer und verläuft schnell, oder es wird kaum eine Aufregung wahrgenommen und die Krankheit verläuft lang­sam. Auch treten mitunter die ersten Erscheinungen, die sich nach der Ansteckung einstellten, zurück und die Krankheit äussert sich erst später deutlich, oder es tritt mitunter eine Selbstheilung ein, selbst wenn schon Ulcerationen auf der If asen-echleimhaut und Ganaschendrüsenanschwellungen bemerkt wurden.
Kommt die Eotzkrankheit nach der ersten Uebertragung des Ansteckungsstoffes nicht zur Entwickelung, so erfolgt dieselbe aber gewiss dann, wenn die krankmachende Ursache wiederholt einwirkt.
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Die Anlage zur Rotz- und Wurmkrankheit oder die Em­pfänglichkeit für das Rotzcontagium ist in jedem Alter bei allen Pferden nebst Eseln und Maulthieren vorhanden, doch auch mehr oder weniger bei Menschen und einigen Thieren, Schafen, Ziegen, Hunden, Katzen, Löwen, weniger beim Schwein, bei dem nach Gerlach die Krankheit an der Impfstelle local blieb und garnicht bei Kühen und Kaninchen, bei denen die Impfung nicht haftete; s. Jahresbericht der Königlichen T hier arzneischule zunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;amp;
Hannover 1868, 8. 121. Ercolani sah nach Ansteckung Ka­ninchen und Mäuse rotzkrank werden; Repertorium der Thier-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;''J.
heilkunde 31, 4. S. 348.
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Eine von einem rotzkranken Pferde angesteckte Kuh ist in Erdt's Rotzdyskrasie 547 erwähnt. Dass auch Rotz und Wurm auf Rinder übertragen sei, führt Hertwig an; s. Magazin für Thierheilkunde 39. S. 475.
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Die erbliche Anlage.
Nicht blos in Gestalt, sondern auch in Beschaffenheit des Stoffes und der Kräfte wird das Junge seinen Erzeugern ähnlich.
Die erbliche Anlage, die von den Eltern ererbten und an­geborenen Krankheitskeime bedingen die frühere oder spätere Entwickelung der Krankheit, sie kann sich verspäten, wird sich aber später doch einstellen und gewöhnlich in den verschiedenen Entwickelungsperioden des Organismus ausbrechen.
Die Erblichkeit der Rotz- und Wurmkrankheit beruht aber nicht wie gewöhnliche erbliche Krankheiten auf Schwäche irgend eines Organs, sondern wird wohl mehr durch die Ansteckung des Foetus durch das Blut der Mutter bewirkt.
Im Allgemeinen ist anzunehmen, dass die Rotz- und Wurm-krankheit vom Hengst oder der Stute auf das Junge übergeht, wenn auch wieder entgegengesetzte Beobachtungen gemacht wurden.
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Eine Stute, die gesund von einem rotzkranken Hengst be­legt, soll vier Jahre nachher, nebst dem Fohlen gesund ge­blieben sein.
Eine wurmkranke Stute gebar ein gesundes, doch einige Wochen zu früh geborenes Füllen. Das Füllen wurde, nachdem es fast drei Monate gesogen hatte, abgesetzt, es fiel acht Tage darauf in eine heftige Drusenkrankheit, von der es hergestellt wurde und sich noch acht Jahre nachher gesund zeigte.
Eine rotzkranke Stute gebar ein Fohlen, das selbst nach drei Jahren noch gesund blieb; s. Repertorium der Thierheil-kunde 27, 2. 186 aus Dupui's Journal 1826.
Eine rotzige Stute von einem rotzigen Hengst bedeckt, soll ein gesundes Füllen geboren haben, das während fünf Jahren keine Spur von liotzkrankheit gezeigt hat; s. Vix Zeitschrift 11,
4.nbsp; nbsp;S. 439. Magzin für Thierheilkunde 5, 1. S. 121. Vergl. auch Mittlieilungon aus der thierärztlichen Praxis, Berlin 1856
5.nbsp; nbsp;142. Dagegen giebt es viele Beispiele, dass rotzkranke Stuten
schon während der Trächtigkeit verwarfen und bald darauf star­ben, und wenn sie ein Fohlen geboren hatten, sich dies auch bald rotzkrank zeigte und bald starb. Yergl. Vix Zeitschrift für Thierheilkunde 10, 3. S. 241.
Mehrere Stuten wurden Aron einem rotzkrankon Hengst an­gesteckt, die Fohlen gingen zum Theil an Rotz verloren; s. Mit­theilungen aus der thierärztlichen Praxis von Gerlach und Leise­ring, 3. Jahrg. 1856 S. 6.
M. Sage theilt Folgendes mit: Zwei Füllen waren von einem rotzkranken Hengst erzeugt. Das eine Füllen zeigte nach zwanzig Tagen einen Ausfluss aus beiden ^Nasenlöchern, von einer weisslichen fadenziehenden Materie, welcher fast zwei Mo­nate dauerte und sich nach der Behandlung verlor, aber ange­schwollene Drüsen blieben und zuweilen zeigten sich ödematöse Anschwellungen. Obgleich das Füllen von starken Eltern ab­stammte, blieb es klein, kümmerlich und hustete fast immer, er­reichte das vierte Jahr, wurde zu einem Spottpreis verkauft, wurde einige Zeit darauf wurmig und magerte beträchtlich ab.
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Das andere Füllen, obgleich es eine starke Druse hatte, zeigte
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keinen Ausfluss, aber einen schwachen bleibenden Husten, blieb
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im quot;Wachsthum zurück, vorbuttet, zärtlich, mager, wurde von periodischer Augenentzündung ergriffen, starb, viereinhalb Jahr alt, an Lungenschwindsucht. Bei den Stuten konnte man kein Zeichen der Rotzkrankheit wahrnehmen.
Eine seit einem Jahre rotzkrankc Ardenner Stute gebar ein Pullen, das angeschwollene Drüsen hatte und zwei Monate nach­her einen weisslichen zähen Kasenausiiuss zeigte. Die Schleim-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;•' . * haut war bleich, aber ohne Geschwüre. Dieses Füllen starb imnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. _ ^
Alter von sieben bis acht Monaten mit allen Charakteren der
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Lungenschwindsucht.
Eine Stute mit trockenem Husten und beträchtlicher Ab-
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magerung und sich öfter einstellenden Koliken starb an Schwindsucht. Das von ihr geborne Füllen blieb schwach, hustete viel, zeigte Drüsenanschwellung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *i
Eine schwindsüchtige Stute hatte ein Füllen geboren, das nach vier Monaten wurmig wurde; s. Traito sur la morve chronique etc. par M. Sage. Paris 1838 pag. 30 etc.
Ganze Gestüte sollen un.tergegangen sein, weil Kotz imi Wurm erblich geworden waren, und bei den Pferden zum Vor­schein kamen, wenn sie das volljährige Alter erreicht hatten; s. Busch Teutsche Zeitschrift 2, 4. S. 116. Mag. für Thierheil-kunde 26, 3. S. 322.
Ursaclien.
Die Ursachen, voraussetzenden Bedingungen, unter welchen die Entstehung einer Krankheit wirklich und möglich wird, er­regen, sowie ihre Wirkung dem Organismus fühlbar wird, eine Reihe von Thätigkeiton in demselben.
Bei den ansteckenden Krankheiten scheint der Organismus,
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zum wenigstens im Anfang der Krankheit, nur das Material, die Nahrung zu dem Contagium abzugeben, das sich mehr selbst­ständig neuerzeugt, sich vermehrt, zuerst die umgebenen flüssi­gen Theile und später in üeberschuss das Blut zu einer krank­haft veränderten Thätigkeit und krankhaften Ausscheidung an­spornt. Aus einer anfangs örtlichen entwickelt sich früher oder später eine allgemeine Krankheit.
Das Contagium wird nur von aussen dem Organismus zu­geführt, oder es ist auch unter gewissen Bedingungen die Mög­lichkeit vorhanden, sich im Innern zu entwickeln.
Die in der Auflösung begriffenen organischen und unorga­nischen Stoffe, und was sonst in den Ausdünstungen dunstiger Ställe und dumpfiger Gegenden enthalten ist, wirken besonders auf das Blut und die Absonderungsorgane, und bringen zunächst Abspannung und Niedergeschlagenheit hervor. Bei längerer Einwirkung miasmatischer Stoffe sammelt sich das ausgedehnte und verdünnte Blut in Lungen, Leber, Milz und in den Mesen-terialdrüsen, verursacht vor dem Beginn der kränkhaften Abson­derungen, Frösteln, vermehrte Pulse, stöhnendes Athemholen, Nasenbluten, wenn nicht von Seiten des Organismus die krank­haften Stoffe wieder ausgeschieden werden. So wird es mög­lich, dass dieselben Ursachen Krankheiten hervorrufen, aber bei andern mehr unwirksam vorüberziehen.
Da die Schädlichkeit und Gefährlichkeit der verdoi'benen Luft in dumpfigen Gegenden und in manchen Ställen aus der chemischen Umwandlung nicht allein erklärt werden können, hat man angenommen, dass die Luft einen nicht näher gekannten thierischen Stoff, Zoogen, enthalte, s. Handbuch der allgemeinen Pathologie der Hausthiere von G. Joseph Fuchs, Berlin 1843, 8. 104, und eine durch solche Luft hervorgebrachte Ansteckung hat man Thierdunst-Infection genannt. So sollen die wie die Keime des Ferments, in der Luft schwebenden mikroskopischen Yibrionen, Mikrozoen und Mikrophyten unter Umständen Krank­heiten erzeugen. Thomsen in seinen Jahreszeiten sagt schon: Die Natur ist ganz erfüllt und schwärmt voll Leben. Der böse Sumpf dampft faule Dünste aus, zeugt Gift und Pest. Nach
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Lamaire bringt jede G aiming und Fäulniss mikroskopische Ge­schöpfe hervor, die in die Luft übergehen, die dem lebenden gesunden Körper zugeführt assimilirt oder zerstört werden, im kranken Körper aber die Zersetzung einleiten und die üeber-
tragung einer Krankheit vermitteln können; s. Eepertorium der
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Thierheilk. 30, 3. S. 230.
Alle die Einflüsse, welche das Blut und die ganze Säfte-masse ausdehnen, verdünnen, entarten, verderben und zersetzen, wie dunstige Luft, fauliges Wasser, dumpfig gewordene mitnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '- ~
Schimmel besetzte Futterstoffe, rufen leicht typhöse oder faulige Krankheiten hervor und beschleunigen auch gewiss den Ausbruchnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,; :
der Hotz- und Wurmkrankheit bei solchen Pferden, bei denennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' ,
der Keim zur Ansteckung oder das Rotzcontagium schon vor
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den angegebenen Ursachen im Körper latent vorhanden war.
Johann Gottlieb Wollstein sagt, es sei sehr irrig, dass man diese Plagen immer von der Ansteckung herleitet, da man die vielen krankmachenden Eindrücke vergisst; s. Wollsteins Be­merkungen über die Entstehung und Verbreitung des Rotzes 1804, S. 9.
Mogford sah die Rotzkrankheit in einem Schilfe und Schrader in dunstigen Ställen entstehen; Magazin für Thierheil-kunde 7, 4. S. 448. Diese Beobachtung ist oft gemacht. Erdt beschuldigt die faulen, den Ammoniak bildenden Excremente, Magazin für Thierheilkunde 7, 1. S. 17, und nennt als eine der sichersten und allgemeinsten Ursachen des Rotzes den Genuss der Schimmelpilze und meint, dass bei continuirlicher Aufnahme der Schimmelpilze der Rotz sicher und bestimmt entsteht und dass wir ihn auf diese Weise jederzeit beliebig hervorrufen können; s. Erdt's Rotzdyskrasie S. 417. Auch das Füttern mit Aetzkalk soll die Rotzkrankheit hervorgebracht haben.
Eine mangelhafte Ernährung und langes Hungern mit An­strengung soll nach Hering eine Schärfe im Blut erzeugen und die Rotzkrankheit hervorgebracht haben.
Die häufigen Erkältungen unterdrücken die Hautausdünstung und können mancherlei Krankheiten hervorrufen, doch auch die
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schlummernde Rotzkrankheit wecken, oder wie manche behaup­ten, sie hervorrufen.
Uebermässige Anstrengungen verdünnen und verändern zu­nächst das Blut und sind durch die dadurch verursachte Auf-regung im Stande, die latente Rotzkrankheit leicht zu wecken. Ein ungefähr vierzehn Jahre alter brauner Vollblut-Wallach, der bis dahin gesund erschien, wurde im Februarmonat bei Hagel­schauer und stürmischem Wind l1/, Meile nach D. hin, und nach einem zweistündigen Aufenthalt in einem zugigen Stalle, carrier-mässig wieder zurückgeritten. Schon am dritten Tage nach dem angestrengten Ritt zeigten sich die ersten Erscheinungen der Rotzkrankheit. Vergl. Kersting's nachgelassene Manuscripte 8. 82. Mittheihmgen aus der thierärztlichen Praxis 9, S. 26.
Die Entwickelung oder der TJebergang der Rotz- und Wurmkrankheit aus anderen Krankheiten wurde und wird noch theils angenommen, von Andern wieder bezweifelt. Dass es Krankheitsformen giebt, die sich aus andern herausbilden, oder in andere übergehen, lehrt die Erfahrung genugsam, dennoch be­halten andere Krankheiten oft ihr Wesen, obgleich sie graduell sich steigern. Die sogenannte verdächtige Druse tritt sehr häufig unter den Erscheinungen eines einfachen Katarrhs auf, dem aber schon die Rotzkrankheit zu Grunde liegt, äusserte sich aber öfters viel später nach und nach, oder mehr plötzlich, nament­lich nach einer vorhergegangenen Anstrengung deutlich bemerk­bar als völlig ausgebildeter Rotz.
Eine langsam verlaufende Druse mag mit der sogenannten verdächtigen Druse und die bösartige Druse mit dem aeuten Rotz und so umgekehrt leicht verwechselt worden sein. Ein TJebergang der eigentlichen Druse in die Rotzkrankheit findet unter den gewöhnlichen Verhältnissen wohl nicht statt. Drusen­kranke Pferde können aber durch ein rotzkrankes angesteckt werden. Bayer machte bei einer dreijährigen nicht tragenden Stute die Beobachtung, dass sie nach überstandener, seuchen­artiger Druse so viel Milch absonderte, als eine säugende Stute. Bei zunehmender Abmagerung bildete sich der Rotz vollkommen aus; s. Magazin für Thierheilkunde 24, S. 390.
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Spinola sieht die Rotzkrankheit für eine Ausgaugskrankheit der Influenza an; die Influenza der Pferde 1844 S. 64. 65. 95. Albrecht ist der Meinung, dass die Rotzkrankheit als Metachema
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tismus der Influenza nicht seiton vorkommt; s. Mag. für Thier-heilkunde 27, 4. S. 474. Einige influenzkranke Pferde sind zu­weilen rotzkrank geworden, wo die Ansteckung nicht be= stimmt nachgewiesen werden konnte. Doch sind auch die bei drüsen- und influenzkranken Pferden zuweilen vorkommenden Patechien, Beulen, Geschwüre für Merkmale der Rotz- und Wurmkrankheit angesehen. Percival beobachtete bei der In-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -'
fluenza übelriechenden Xasenausfluss und Ganasehendrüsenan-schwellungen.
Haxthausen sah im letzten Stadium der Beschälkrankheit, dass sich Rotz und Wurm ausbildete; s. dessen venerische Krank­heit der Pferde 1839, S. 20. Latour's Beobachtungen; s. Kuers Jahresbericht 1835, S. 186, Vergleiche auch: der Thierarzt vonnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-,
Im-Thurn 1, 25. S. 106.
Lafosse fand im Verlauf der venerischen Krankheit der Ein­hufer einen Katarrh der Kasenschleimhaut, Anschwellung der Leisten- und Unterzungendrüsen, wurmähnliche Eruptionen, Ver­dünnung des Blutes, Verminderung der rothen Blutzellen; s. Re-pertorium der Thierheilkunde 22, 2. 8. 125.
Nach Lassona soll in einem Fall Rotz und Wurm in Eolge einer Reizung des Darmkanals stattgefunden haben; s. Reperto-rium der Thierheilkunde 2, 17. 176.
Andere Krankheiten, die in E,otz übergegangen sein sollen; s. noch Magazin für Thierheilkunde 6, 4. 508. 8, 1, 109. 4, 2. 322.
Die anhaltende Einreibung von Quecksilber, das die Mer-curialkrankheit mit Geschwüren hervorruft, soll zur Entstehung der Rotz- und Wurmkrankheit mit beigetragen haben.
Quecksilbersalbe hat die Eigenschaft, die Eiterabsonderung aufzuheben. Ein alter Widerrüstschaden wurde darnach völlig trocken, allein es bildeten sich Hautwurm und acuter Rotz aus; s. Repertorium der Thierheilkunde 2, 1. S. 43.
Die offen eiternden Wunden, Widerrüstschaden, Kronen­geschwüre und andere Verletzungen mögen dem Ansteckungsstoff
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Gelegenheit bieten, eher zu haften. Doch ohne dass eine Ansteckung nachgewiesen werden kann, sieht man zuweilen von der krankhaften Stelle ausgehend, eine Lymphgefassanschwellung wie einen Wurmstrang gestaltet, ausgehen. Rotz und Wurm mit Widerrüstschaden werden nicht ganz selten angetroffen und bei Stuten, die von rotzkranken Hengsten bedeckt und darauf am Widerrüst gebissen wurden, hat man an diesem Theil später einen Wurmstrang wahrgenommen.
Nach Venenentzündung, Aderlassfistel mit Eiterergiessung entstand Wurm; s. Magazin für Thierheilkunde 6, 4. S. 508.
Nach Youat war ein Esel mit Druseneiter von einem jungen Pferde auf der Nasenschleimhaut eingeimpft; die hierdurch be­wirkte Krankheit ging schnell in Rotz über; s. Mag. für Thier­heilkunde 4, 2. 392.
In einzelnen Fällen soll Eiter in die Venen infundirt die Rotzkrankheit hervorgerufen haben; s. Archiv schweizerischer Thierärzte. Neue l^olge 3, 3. 262. Repertorium der Thierheil­kunde 6, 6. 243. 258. 30, 1. 18. 32, 1. S. 10. Erdt will durch Impfung an Pferden mit Scrophelmaterie des Menschen Rotz und Wurm hervorgerufen haben; s. Erdt's Eotzdyskrasie S. 151.
Es wird meist allgemein angenommen, dass Impfungen von Eiter und anderen Elüssigkeiten, welche nicht von rotzigen und wurmigen Thieren kommen, nicht im Stande sind, Rotz oder Wurm hervorzurufen.
Der ins Elut aufgenommene oder in den Venen erzeugte Eiter, sowie die eiterig putriden Steife erzeugen Elutzersetzung,
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Frostschauer, Äihembeschwerden, krankhafte Ablagerungen und
Anschwellungen, bringen dann aber auch in Verbindung mit dem :'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Contagium Modificationen in dem Gange der erzeugten Krankheit
hervor.
Nach Gerlach wurden einem alten Pferde am 1. Juli 200 Gramm käsige Tuberkelmassen aus den Lungen einer Kuh, mit Wasser zu einer milchigen Flüssigkeit zerrieben, und nach drei Wochen dieselbe Quantität in gleicher Weise eingegeben. Krankheitserscheinnngen wurden hierauf nicht wahrgenommen.
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Ende November wurde das Pferd zu anatomischen Zwecken ge-tödtet. In den Lungen fanden sich viele feste Miliartuberkeln und einzelne erbsengrosse Knoten mit käsigem Inhalt, die Lymphdrüsen überall normal, weitere Veränderungen überhaupt nicht vorhanden. Ob die Knoten in den Lungen als Folge einer Infection anzusehen sind, bleibt fraglich, weil die Lymphdrüsen überall und namentlich auch im Mesenterium gesund waren; s. Archiv für wissenschaftliche und praktische Thierheilkunde 1,
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1. S. 16.
Nach llayer erleidet Eiter, wenn er lange Zeit in den Or-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;r*
ganen des Körpers verweilt, nach und nach Umgestaltungen, in Folge deren er bisweilen die Charaktere des Tuberkelstoffes an­
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nimmt. So sollen die kalkigen Concretionen bei Menschen und Pferden oft lauter Ueberbleibsel einer kleinen Eiterablagcrung sein, die von wahren Tuberkelablagerungen unterschieden werden müssen-, s. Hufeland's Journal, III. Stück, 1843, S. 109.
Hering hält es für denkbar, dass der Uebergang der Druse in Rotz durch Eiterresorbtion stattfindet, denn man findet in den degenerirton Lymphdrüsen oft kleine Eiterheerde oder Knötchen von vertrocknetem Eiter; s. Repertorium der Thierheilkunde 10,
4.nbsp; nbsp;S. 270.
Eusch wundert sich sehr, dass man den Rotz für den höchsten bösartigsten Grad der Druse hält, da doch bei andern Thieren unter ähnlichen Erscheinungen kein Rotz entsteht; s. Teutsche Zeitschrift der gesammten Thierheilkunde 1, 1. S. 80.
Bagge in Kopenhagen ist es sehr zweifelhaft vorgekommen, dass der Rotz aus andern Krankheiten entstehen könne. Es scheint ihm viel wahrscheinlicher, dass der Rotz in jenen Fällen schon von Anfang der Krankheit zugegen gewesen sei, aber in so geringem Grade oder so verborgen, dass man ihn nicht dia-gnosticiren konnte; s. Repertorium der Thierheilkunde 32, 1.
5.nbsp; nbsp;25.
Nach Frank in München entsteht der chronische Rotz nie aus andern Leiden; daher die beschuldigten catarrhalischen Schleim­flüsse nicht Ursache, sondern nur Folgeleiden der Tuberculose (!?) sind; s. Magazin für Thierheilkunle 34, 4. 405.
Gilow, Rotz- und 'Wunnkraiilheit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
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Gerlach behauptet: dass eine genuine Entwickelung des Rotzes noch nicht als nachg-ewiesen zu betrachten ist, dass der Rot? nicht aus Druse, Eitevresorbtion und ähnlichen Krankheiten, sondern bloss durch Ansteckung entstehe. Jahresbericht der Königliehen Thierarzneischule zu Hannover; Erster Bericht S. 115.
Auch noch von Anderen wird behauptet, dass eine andere Ursache bis jetzt noch nicht nachgewiesen ist, und diese eine Ursache soll die Ansteckung sein; s. Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis von C. Müller und F. Roloff, 14. S. 18. Die ansteckenden Krankheiten entstehen aus einem Krankheits-sanien, das Contagium, der Ansteckungsstoff, ist das bei einer Krankheit erzeugte Prittcip, das die Fähigkeit besitzt, auf andere Thiere durch mittelbare oder unmittelbare Eerührnng dieselbe Krankheit zu erzeugen, fortzupflanzen und zu verbreiten. So ist das Rotzcontagium das Wirkliche, Ursächliche, Erhaltende und Bleibende der Rotzkrankheit; da nun dieselbe sich nicht ohne Contagium ausbilden und auch nicht fortbestehen kann, aber es doch vorgekommen ist, dass Pferde rotz- und wurm­krank geworden sind ohne eine nachgewiesene Ansteckung, so liegt die Vermuthung nahe: dass die Selbstentwickelung oder der Uebergang der Rotz- und Wurmkrankheit, aber nur ur­sprunglich beim Pferde, doch unter gewissen Umständen und Bedingungen vor sich gehen könne, und vermuthlich dadurch, dass ein von Aussen dem Körper zugeführtes Miasma, oder eine im Organismus frtiigewordene krankhafte lebensfähige Zelle sich durch einen Generationswechsel im Innern, zu einem Contagium umwandle, sich vermehre, die Krankheit erzeuge und weiter verbreite. Doch ist der Keim zur Rotz- und Wurmkrankheit angeboren und im Körper eine geraume Zeit latent vorhanden, dann kann durch eine krankhafte Aufregung im Blut die Rotz-und Wurmkrankheit plötzlich zum Ausbruch kommen, ohne dass von Aussen. eine Ansteckung geschehen, oder diese doch nicht bestimmt nachgewiesen werden kann.
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Die Ansteckung.
Die Ansteckung ist, wenn auch nicht die alleinige, doch häufigste Ursache der Rotz- und Wurmkrankheit, und geschieht durch Impfung, Berührung, Begattung und das Zusammenwoh­nen, besonders in warmen Ställen.
Der Ansteckungsprozess setzt eine besondere Empfänglich­keit für das Contagium voraus. Die Ansteckung mag um so eher zur Wirkung kommen, je schärfer und reizender die ab­gesonderte Materie und der Organtheil, auf den diese Materie einwirkt, empfanglich ist. Uebrigens ist das Ansteckungsver­mögen gleich anfangs der Krankheit vorhanden, und selbst oft schon dann ehe sich Geschwüre gebildet haben.
Die erste Einwirkung der Impfung oder zufSUige Infection mit llotzmaterie ist zuerst meist örtlich. An der Infectionsstelle vermehrt sich der Ansteckungsstoff, verbreitet sich nach und nach weiter, inficirt das umgebende Zellgewebe und die Lymph-gefässe, dringt bis ins Blut, veranlasst dies zu einer kranken Ausscheidung und zu einer allgemeinen Krankheit. Nach der erfolgten Ansteckung, ungefähr am sechsten Tag, doch mitunter schon früher, auch nicht selten viel später, stellt sich meist eine Gegenwirkung, eine mehr oder weniger starke fieberhafte Auf­regung ein, der eine krankhafte Ausscheidung folgt, welche wieder nach der geimpften und dabei verwundeten Stelle oder auch gleich mehr nach der Lunge erfolgt.
Nach dem Beschälen, wenn dabei keine Verletzung der Haut geschah, so auch nach der Ansteckung in Folge des Bei-sammenwohnens mit rotzkranken Pferden erfolgt der Ausbruch der Krankheit gewöhnlich erst nach einigen Wochen und mit­unter noch später. Leyh sah bei einem Pferde, zu einem rotz­kranken Pferde gestellt, dass schon nach sechs Tagen der Zu­sammenstellung die Nasenschleimhaut höher geröthet und schon nach zehn Tagen Ausfluss, worauf sich auch bald deutlich die übrigen Zeichen der Rotzkrankheit einstellten; s. Repertorium der Thierheilkunde, 2, 1. S. 14.
Da eine Rotzinfection nicht nur örtlich, an einer Stelle, son-
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dern auch mitunter mehr allgemein stattfindet, da sich dann unter Umständen besonders in warmen Ställen und nach einer vorgegangenen Aufregung das Rotzcontagium mit dem Ausath-ijiungsdunst verflüchtigt und von gesunden Pferden eingeathmet, bei diesen, theils nach der aufgenommenen Menge des An-steckungsstofl'es, theils nach der Empfindlichkeit des inficirten Pferdes, eine mehr schnell oder langsamer verlaufende Rotz­krankheit erzeugt.
Die Ansteckung wird nicht nur von rotzkranken Pferden, sondern von anderen rotzkrank gewordenen Thieren und der­gleichen Menschen weiter verbreitet.
Auf der unverletzten äusseren Haut ist es Renault gelun­gen, durch einfache Application des Rotzgiftes Rotz zu propa-giren; s. Repertorium der Thierheilkunde, 30, 2. S. 143.
Hinsichtlich des Rotzgiftes, wenn es innerlich gegeben wird, sahen Kersting, Wiborg und Andere keine Ansteckung er­folgen; dahingegen brachte de St. Bell drei Pferden Rotzeiter mit Mehl vermischt bei und beobachtete, dass das jüngste hier­von nach Verlauf eines Monats, die beiden anderen bald darauf den Rotz bekamen.
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Anstecknngsstoff, Contagiiim.
Wenngleich das Wesen des Ansteckungsstoffes noch nicht ergründet ist, so hat man doch die Erscheinungen desselben mit denen der Gährung, Zeugung und Fortpflanzung verglichen, auch für ein von Aussen aufgenommenes Miasma angesehen, das die erste Entwickelungsstufe im Körper durchlaufen hat, auch für einen mikroskopischen Parasiten, der auf Kosten des thierischen Gewebes lebt, oder für eine krankmachende ent-wickelungsiahige Zelle, die in einen gesunden Körper überge­führt wächst und neue ansteckungslahige Keime hervorbringt.
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Das Contagiiim ist ein specifisches Agens in den virulenten Flüssigkeiten, keine einfache chemische Materie, sondern da es sich durch Wiedererzeugang fortpflanzt, und wenn es auch an unsichtbare oder unkenntliche Formen gebunden, jedenfalls mit einem eigenthiimlichen Leben vorsehen. Past ähnlich den kleinsten mikroskopischen Geschöpfen, die sich nur aus einernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . I
aufgelösten, doch noch Lebenskeime enthaltenen Masse bilden, wohl dem Generationswechsel unterworfen sind, sich aber nicht in einen Organismus anderer Art umbilden. Eine Selbsterzeu­gung, eine Generatio aequivoca findet nicht statt; Omne vivo ex ovo, ein Jegliches habe seinen eigenen Samen in sich, 1. Mös. 1, 11. Aiich das Contagium hat einen eigenen Samen in sich, es ist selbst ein Same, ein lebensfähiger Keim, ein Keimkorn oder Sporn eines Pilzes, oder doch etwas Aehnliches, geht in einen gesunden Körper übergeführt auf, wächst und bringt neuen Samen.
Liebig hingegen sagt: Alles, was man als Beweise fnf ein organisches Leben in den Contagien betrachtet, sind Vorstel­lungen und Bilder, welche die Erscheinung versinnlichen, ohne sie zu erklären; s. Liebig's organische Chemie S. 317.
Gerlach fand bei dem Eotz weder Pflanzen noch Thiere, und die Infectionsfähigkeit unabhängig von den ßotzzellen, in den wasserhellen Tropfen keine Spuren von organischen Formen, auch keine Zellenelemente, und behauptet, dass das Eotzconta-gium nicht an den Rotzzellen als solchen haftet, und dass die Beobachtungen für eine chemische Wirkung sprechen sollen;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;!,
s. Jahresbericht der Königlichen Thierarzneisehule zu Hannover. 1868. S. 119. Dahingegen ist nach Xaczynski die Ursache des Kotzcontagiums ein mikroskopischer Pilz; s. Magazin für Thier-heilkunde, 38,4. S. 200. Von Riovolta wurde im Rotzeiter ein Pilz, Mcdleomyces equestrls, entdeckt, s. Repertorium für Thierheilkunde, 32, 1. S. 60. Im Blute wurden von Einigen Schimmelpilze gefunden, so auch in den virulenten Flüssigkeiten, in denen Chaveau feste Körperchen fand. Riovelta hat die Bac-terien und Körper im Rotzeiter nur zufällig gefunden; s. Re­pertorium der Thierheilkunde 30, 1. S. 318, 360. Erdt sagt:
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das Gontagium (soll wohl heissen die Rotzmaterie, die das Con-tagium enthält) reagirt . allemal scharf alkalisch und hat eine ätzende Eigenschaft, indem es auf die Pferdehaut eingerieben, Schärfe erzeugt; es wird durch die Einwirkung der Säuren zer­stört; s. Erdt's Rotzdyskrasie, S. 149. Die Contagien conser-viren sich im Stickgase, werden in Sauerstoffgas zerstört.
Das Hotzcontagium, das bei gewöhnlicher Temperatur fix, kann sich bei einer gewissen Wärme in der Hautausdünstungs­materie, besonders in dem Lungendunst oder in dem Luftstrom, der aus der Lunge kommt, mehr flüchtig zeigen. Es ist aber grösstentheils an die ausgeschiedene krankhafte Flüssigkeit gebunden, haftet nicht bloss in dem Nasenausfluss und in der Geschwürmaterie, sondern auch im Blut, in der Milch, im TJrin, im Schweiss, in der Hautausdünstung und im Lungendunst; es bleibt noch in dem gestorbenen Pferde, es wird durch Eäulniss nicht zerstört, erhält sich im geschlossenen Kaum und in der Witterung nicht ausgesetzten Stallungen, und selbst nicht völlig ausgetrocknet und wieder aufgeweicht, monate-, auch wohl jahre­lang keimfähig und wirksam, kann erst durch eine Wärme von 45 oder 64 bis 67 Grad R. zerstört werden. Man will die Erfahrung gemacht haben, dass Botzgift sehr lange seine An-steckungskraft behält, dass durch damit besudelte Geschirrstücke noch nach zwanzig Jahren, in welchen sie nicht gebraucht wurden, bei ihrer Wiederbenutzung Ansteckung erfolgte; s. Lentiu's compendiöses Taschenbuch für Thierärzte, 1845, S. 390.
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Nächste Ursache.
Die nächste Ursache, die anhaltende Ursache, das Allge­meine, Unbedingte, Absolute, Durchausbeharrliche, quot;was allen ein­zelnen und veränderlichen Erscheinungen zum Grunde liegt, das Wesen der Krankheit erzeugt, ist das, was nothwendig zu dem
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Sein derselben gehört, und was nicht, wie das Zutallige, der Veränderung unterworfen ist.
Das quot;Wesentliche der Rotz- und Wurmkrankheit ist der be­harrlich neuerzeugende und andauernd bleibende Ansteckungs-stotf. Die Wirkung desselben auf den Organismus ist zunächst eine Abweichung, Umstimmung odor Alteration der anatomischen Elemente und Flüssigkeiten, die eine moleculäre Abänderung erlitten, und eine unregelmässige Aeusserung des allgemeinen Lebens nebst dem Bedürfniss der Ausscheidung fremdartiger IStoife kund geben. Die krankhafte Ausscheidung oder Ablage­rung im Zellgewebe verändert zunächst die Zellen des Zellge­webes und veranlasst eine rotzige Neubildung, llotzzellenbildung, Granulationszellenbildung mit destruetiver Tendenz. Die Polgen hiervon sind wieder: verschiedene Anschwellungen, besonders der Lymphgefässe und Lymphdrüsen, Knoten, Beulen, Ge­schwüre oder eigenthümlich gebildete Absonderungsorgane, wobei der immer wieder von Neuem erzeugte und vermehrte An­steckungsstoff die Krankheitsursache abgiebt und die Krankheit erhält, so dass diese, selbst bei den verschiedenen Aeusserungen und Veränderungen, hinsichtlich ihrer Ansteckungsfähigkeit, we­sentlich dieselbe bleibt.
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Prognose.
Die Prognose, Vorhersagung, Vorausbestimmung oder An­deutung über den Ausgang der Krankheit, kann sich nur auf die genaue Erkenntniss derselben und die darüber gemachte Er­fahrung stützen; ob die Krankheit ihrer Natur nach heilbar, oder ob die Heilung ausser dem Boreich der Kunst liegt.
Hat die Krankheit noch nicht lange gedauert, ist sie noch mehr örtlich, ist noch dem Contagium beizukommen und un.
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schädlich zu machen, so kann eine Heilung auch eher möglich sein, als wenn die Krankheit mehr allgemein geworden ist.
Aussei* dem Contagium sind es die bei der Rotz- und Wurni-krankheit vorkommenden, bleibenden und nicht kritischen Aus­scheidungen und organischen Veränderungen, die sich mehr oder weniger dem bestehenden Missverhältniss des erkrankten Orga­nismus accommodiren, anbequemen oder angewöhnen; das Krank­heitsleben ist mit dem organischen eins geworden, der Erhal­tungstrieb des Organismus ist mit dem der Krankheit verbunden, gegen das mehr oder weniger hervortretende Missverhältniss entstellt keine Reaction oder diese ist zu schwach und zu unwirksam. Eine kritische Entscheidung der Rotz- und Wurmkrankheit ist nur ausnahmsweise zu erwarten, mehr eine langsame, unbestimmte und meist eine ungünstige. Ifaoh Delafond heilen von hundert rotzkranken Pferden kaum zehn; s. De la morve des solipedes, par 0. Delafond, pag. 4. In Aifort sollen 5 Pferde, die an acuter Rotzkrankheit litten, wieder gesund geworden sein; s. Repertorium der Thierheilkunde 3, 4. S. 345. Der acute Rotz ist eine complicirte Krankheit, bei der krankhafte Zustände vor­kommen können, die gegen den Rotzprocess zu wirken ver­mögen. Zwei verschiedene Krankheitsprocesse können neben einander bestehen. Je ausgebreiteter die krankhafte Aus-I*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Scheidung, Ablagerungen und beträchtlichen Veränderungen,
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;besonders in den Respirationsorganen, auftreten, desto schneller
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; und unaufhaltsamer wird auch die Säfteentmischung, Auflösung
und Entkräftigung vor sich gehen, so dass keine Heilung statt­finden kann. Es ist auch nicht ausser Acht zu lassen: dass die äussern Erscheinungen mitunter so zurücktreten, dass man sie nicht wahrnehmen kann; dabei dauert aber die Krank­heit im Innern verborgen fort, kommt dann nach einer kürzeren oder längeren Zeit von Seuem zum Ausbruch, oder es stellen sich wassersüchtige Zustände ein, an denen das Pferd zu Grunde geht. Bei warmer, trockener Luft tritt die Rotz- und Wurm­krankheit scheinbar gutartiger auf, bei nasser und kalter Witte­rung hingegen übelartiger.
Nach Gerlach kommt verdächtige Druse, die im Sommer
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mehr Rückschritte als Fortschritte gemacht hat, im Herbst zur
Entscheidung; verdächtige Pferde, deren Zustand sich im Herbste
bessert, statt verschlimmert, hören in der Regel auf verdächtignbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
zu sein; s. Erster Jahresbericht der Königlichen Thierarznei-
schule zu Hannover, 1868, S. 108.
Der mehr oder minder hochgradige Zustand, das stärkere und schwächere Auftreten und der mehr unregelmässige oder regelmässige Verlauf der Rotz- und Wurmkrankheit sind als
einflussreich anzusehen.
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Man spricht von einem gutartigen Wurm, doch von einer gutartigen Rotz- und Wurmkrankheit kann keine Rede sein, sie bleibt mehr oder weniger heimtückisch und bösartig, wenn sie auch mitunter in einer anscheinend milden Form auftritt; sie istnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; jlaquo;.
aber deswegen immer ansteckend, doch nicht absolut unheilbar, sondern, wTie jede andere Krankheit, in einem gewissen Stadium heilbar.
Der Ausgang in Gesundheit lässt sich zwar mit Sicherheit nicht vorher bestimmen, ist aber bei jungen, noch nicht lange und nicht in zu hohem Grad erkrankten Pferden, die frei ath-men, kräftig ausprusten, eine gute Verdauung haben und eine gewisse Munterkeit zeigen, anzunehmen oder doch zu ver-muthen.
Bei einigen Pferden, die der 'Rotzansteckung ausgesetzt waren, ist der Ansteckungsstoff, ehe er zur Wirkung gekommen, von Seiten des Organismus wieder ausgeschieden, so dass kein Ausbruch der Krankheit erfolgte. Bei einigen andern Pferden kamen nach der Rotzansteckung auf der Nasenschleimhaut In-fectionsgeschwüre zum Y erschein und dennoch erfolgte die Selbstheilung ohne zurückbleibenden Kachtheil für die betref­fenden Pferde. — Ein fünfjähriger Wallach, der zwischen zwei rotzkranken Pferden stand, zeigte linkerseits im Kehlgange eine wallnussgrosse Drüsenanschwellung, keinen Sasenausfluss, doch an der noch meist fleischfarbenen Scheidewand im linken Nasen­loch drei crbsengrosse, flache Geschwüre, mit röthlichem Unter­grund. Vier Wochen nachher war die Drüsenanschwellung ver­schwunden, die Geschwüre waren, ohne Zurücklassung von
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Narben, -verheilt. Das betreffende Pferd blieb gesund, zeigte nach drei Jahren kein verdächtiges Symptom.
Ueber die Heilung und respective Selbstheilung rotz- und quot;wurmkranker Pferde, s. unten und vergleiche: Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis, 1873. S. 28. 13. Jahrgang S. 16. Magazin für Thierheilkunde, 7, 4. Vix Zeitschrift 10, 3 und andere.
Zu der Heilung rotz- und wurmkranker Pferde gehört oft eine geraume Zeit, selbst mitunter ein bis zwei Jahre, bis die Wiederherstellung erfolgt. Vergleiche auch Kersting's nachge­lassene Manuscripte, 1862, S. 101.
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Prophylaxis.
Die Prophylaxis, das Vorwachen, die Vorbauung, Abhal­tung, Entfernung und Unschädlichmachung der Krankheitsur­sachen, welche die Krankheit hervorzubringen im Stande sind oder hervorbringen.
Zur Vorbauung gegen die Potz- und Wurmkrankheit wird die Vermeidung dunstiger Ställe, des verdorbenen dumpfigen Futters und Abhaltung anderer schädlichen Einflüsse empfohlen, besonders aber ist die Beseitigung und Unschädlichmachung des Ansteckungsstoffes nothwendig.
Gesunde Pferde, die von rotzkranken Pferden zeitig genug entfernt werden, bleiben oft gesund; bei zu später Entfemung #9632;werden nicht selten sämmtliche Pferde inficirt.
Die an der Rotz- und Wurmkrankheit leidenden Pferde sollen allein gestellt oder gleich getödtet werden.
Die rotzverdächtigen Pferde, d. h. diejenigen, die bei rotz­kranken Pferden standen, dürfen nicht neben gesunden stehen und mit diesen nicht zur Arbeit verwendet werden, sie dürfen nicht zu Landfuhren, wenn auch zu Feldarbeiten, benutzt wer-
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den; sie sind von Zeit zu Zeit, während acht Wochen und länger zu untersuchen, his man von dem Zustand völlig über­zeugt, ob die Krankheit offenbar geworden, oder ob die Gesund­heit der betreffenden Pferde ausser Zweifel ist. Eine Infec-tionsstelle, wenn sie zeitig wahrgenommen, ausgeschnitten, ge­brannt und mit desinficirenden Mitteln abgewaschen wird, heilt meist ohne dass darauf später die Krankheit zum Ausbruch kommt.
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Zum Abwaschen der Rotzmaterie dienen alle die Mittel, die
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den Ansteckungsstoff zu ersetzen vermögen und unwirksam machen,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gt;i
als verdünnte Schwefel-, Phosphor- und Carbolsäure, Chlorwasser, Chlornatrium mit zwölf Theilen Wasser verdünnt, Eichenrinden-abkochung und andere. Die Carbol- oder Phenylsäure, 2—5 Pro­zent in Wasser gelösst, zerstört Bacterien, Monaden, Vibrionen und Schimmelpilze. Ein desinficirendes Pulver besteht aus Gyps und Phenylsäure.
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Alle Gegenstände, die mit rotzkranken Pferden in Berührung gekommen waren, können mehr oder weniger ansteckend wirken, sie müssen desinficirt, von Ansteckungsstoff gereinigt werden. Aus den inficirten Ställen ist der Dung und die obere Schicht des Fussbodens fortzuschaffen und die gemachte Vertiefung mit frischer Erde oder Sand wieder auszufüllen. Die Wände sind abzukratzen und wieder frisch zu übertünchen. Die Holzwände sind abzureissen und können mit den Holzständern, Bohlen, Dielen, Krippen, Raufen, Putterschwingen und Wassereimern verbrannt werden. Zäume, Zügel, Eiemen, Sattel, Sielengeschirre sind mit heisser Aschenlauge abzuwaschen, nach dem Trocknen mit Thran einzuschmieren. Leinene oder wollene Sachen, Decken, Gurten, Schabracken, Schürzen, Zeuge und Kleider der Wärter werden in heisser Lauge gewaschen, ausgespült oder verbrannt. Striegel, Gebisse, Steigbügel müssen ausgeglüht werden. Auch die Wagen­deichsel müssen mit Chlorwasser oder heisser Aschenlauge abge­waschen und an der Luft getrocknet werden.
Der gereinigte dicht verschlossene Stall wird vier und zwanzig Stunden oder einige Tage lang mit Chlor oder anderen desinfici­renden Mitteln geräuchert und einige Tage gelüftet.
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Zur Chlorräucherung gebraucht man auf zwei Theile Braun­stein und drei Theile Kochsalz zwei einhalb Theile Schwefel­säure, dadurch wird das Chlor frei, so auch, wenn man Chlor­kalk mit Salzsäure vermischt. Die salpeterigsaure Räucherung wird aus Salpeter und Schwefelsäure bereitet.
Bei diesen Eäucherungen, so auch bei einigen andern chemi­schen Zersetzungen, als: in Wasser gelöstes Kochsalz in flachen Schalen hingestellt, hypermangansaures Kali 10 Gramm in einem Liter Wasser gelöst, so auch durch das Verdampfen von Ter-penthinöl, wird eine besondere Luftart, erregter oder elektrischer Sauerstoff, Ozon, frei. Das Ozon soll die Luft in den Ställen verbessern, die ansteckenden mephitischen und sonstigen krank­machenden Stoffe zerstören.
Als Reinigungsmittel gegen den Ammoniakdunst in Pferde­ställen dient Gyps ausgestreut, oder in einem Trog mit Säge­spänen angefüllt, mit fünfzehn Theilen Wasser und einem Theil Schwofelsäure zugesetzt.
Behandlung.
Die Behandlung, die Sorge für die Heilung und die Art und Weise, sie auszuführen, das Heilverfahren in Krankheiten, theils durch diätetische Mittel, theils durch eigene Heilmittel, muss darauf gerichtet sein, die gestörten Verrichtungen und krank­haften Veränderungen des Organismus in die normale Mischung und Form wieder herzustellen.
Die Behandlung rotz- und wurmkranker Pferde zum Behuf einer zu hoffenden Heilung kann nur dann mit irgend einem guten Erfolge unternommen werden, wenn die Krankheit gleich bei ihrem Entstehen bemerkt wurde, oder wenn sie noch keine bedeutende Veränderungen und Zerstörungen im Organismus ver-anlasst hat, so dass noch ein gewisses geregeltes und theils noch
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ein mehr gesetzmässiges Wirken im Lebensprozess wahrgenom­men -werden kann. Bei jungen Pferden und Fohlen ist die Heilung der Rotz- und Wurmkrankhoit noch eher gelungen, als bei älteren Pfei-den. 'So auch beim Wurm, wenn derselbe noch nicht von Nasenausfluss und Ganaschendrüsenansclnvellungen begleitet wird, oder wenn bei den rotzkranken Pferden der Nascnausfluss mehr weiss und schleimig und noch wenig gelblich oder zweifarbig er­scheint, das Athemholen noch ungestört geschieht und nicht schnaubend ist, wenn das Pferd noch gut frisst, gut genährt istnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|vJ
und eine glänzende Haarfarbe hat. In diesem Falle würde esnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; }
nach Kersting, s. hinterlassene Manuscripte S. 99, nicht vernünftig gehandelt sein, ein solches Pferd todt stechen zu lassen, ohne zuvor zu versuchen, ob nicht die Krankheit durch Heilmittel iiber-wunden werden könne.
Die wahrscheinliche Erwartung eines günstigen Erfolges während der Behandlung rotz- und wurmkrankher Pferde ist freilich oft genug fehlgeschlagen, doch aber mitunter noch da eingetroflen, wo die Hoffnung sich schon in ein Verzagen um­wandeln wollte.
Die Zeit, während der ein rotz- und wurmkrankes Pferd geheilt werden kann, lässt sich vorher nicht bestimmen, mehrere Wochen, mehrere Monate, selbst ein bis zwei Jahre können darüber hin­gehen, ehe ein bestimmtes Resultat über den Ausgang der Krank­heit festgestellt werden kann. Die Behandlung selbst erfordert wieder Vorsicht, Mühe, Geduld und Ausdauer, verursacht oft im Verhältniss zu viele Kosten, die zu scheuen sind, oder doch in Anschlag gebracht werden müssen.
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a) Diätetische Behandlung.
Die diätetische Behandlung oder die Behandlung ohne Arze-neien durch Nahrung und andere Ersatzmittel und Lebensweise, soll vorbereitend zur Erhaltung dienen, die in Krankheiten ver­lorenen Kräfte wiederersetzen, und so viel als möglich, die Wiedererlangung der Gesundheit zum Zweck haben.
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Die rotz- und •wurmkranken Pferde dürfen keinen schädlichen Einflüssen ausgesetzt und ihnen keine übermässige Anstrengung zuge-muthet werden, sie müssen in einem reinen luftigen Stall stehen, die Hautausdünstung muss erhalten und die Verdauung unterstützt werden. Unverdorbenes, nahrhaftes Futter, Hafer, gutes Heu, Weizen- oder Gerstenschrot und reines Wasser reichen gewöhn­lich zur Erhaltung hin.
Bei eintretenden Verdauungsbeschwerden, mit Neigung zur Verstopfung werden gelinde Purganzen von drastischen Mitteln empfohlen, doch können auf einige Tage rohe Kartoffeln, Mohr­rüben, Beete oder rothe Rüben, Runkelrüben nebst dem übrigen Futter gegeben werden. Im Frühjahr, sobald die Butterblume, Taraxacum officinale, zum Vorschein kommt, kann man auch vier­zehn Tage bis drei Wochen täglich eine Futterschwinge voll Butterblumen mit einer Handvoll Schöllkraut verfüttern. Mohr­rüben einige Wochen gegeben, nach Kersting a. a. 0. 104, machten den Ausfluss etwas flüssiger und weniger klebrig.
Die Grünfütterung hält Oger für nachtheilig, für alle Pferde mit wassersüchtigen Anschwellungen, so bei lymphatischen Affec-tionen, bei chronischen Nasenausflüssen, bei Rotz und Wurm; s. Repertorium der Thierheilkunde 27, 1. S. 70.
Trockenes Futter mag rotz- und wurmkranken Pferden am besten bekommen, doch wird auch der Weidegang empfohlen. Bei dem Fressen von der Erde müssen sich die Pferde bücken und zurückgehaltener Nasenschleim fliesst dadurch eher ab.
Nach Blanc wurden zwei Pferde auf eine mit aromatischen und tonischen Kräutern besetzte Weide gebracht und kehrten nach drei Monaten geheilt zurück.
Ein Landmann Hess vom Frühjahr bis zum Herbst vier rotzige Pferde in einer hohen Koppel gehen, worin kein Wasser zum Saufen war, und glaubte, dass die Entziehung des Wassers die Heilung der betreffenden Pferde bewirkt hätte.
Ein wurmkrankes Pferd, das auf einen Wickenacker gebracht wurde, soll nach Blaine, sich selbst überlassen, wieder gesund geworden sein; s. Das Pferd aus dem Englischen von C. Hering 1837, S. 146.
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Die Wicke als Grünfutter wirkt stärker als Klee auf die Urinabsonderung, mag wie die Pferdebohnen harntreibend wirken, die in Abkochung als Hausmittel gegen odematöse Anschwellungen und Wassersuchten angewendet werden.
Einige Hände voll frisches Sedum palustre täglich auf mageres Futter gegeben, soll wohlthütig gewirkt haben; s. Erdt's Hotzdyskrasie S. 596.
Zum Getränk für rotz- und wurmkranke Pferde ist reines
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Wasser oder Wasser mit Kleie oder Schrot und ein wenig Koch-
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salz zu benutzen; nach M. Sage, ein dickgemachter Trank mit Gerstenraehl, Weizenkleie, von jedem zwei Liter und zwei Unzen Kochsalz; Gally gab Wasser mit etwas Salzsäure, die den phos­phorsauren und kohlensauren Kalk auflösen soll. Besonders em­pfohlen, wenn man es haben kann, wird die Brannteweinsschlämpe, die aussei- Wasser einige schleimige und mehlige Theile, Essig­säure, Fuselöl und etwas Weingeist enthält, kaun aber, wenn zunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;quot;' i sauer geworden, Unverdaulichkeiten und Koliken veranlassen. Den Getränken hat man auch Mittel zugefügt, die den Ansteckungs­stoffquot; zersetzen sollen, so eine Abkochung Gerbestoff enthaltender Blätter, Wallnussblätterabkochung und dergleichen. Hyperman-gansaures Kali, 5 Centigramm auf ein Liter Wasser, so dass täglich 40 — 50 Centigramm Mangankali verwendet werden. Phenylwasser, 1 —100, das einen auffallenden Theergeruch hat, anfangs von den Thieren verschmäht wird, soll anhaltend ge­braucht, Verstopfungen hervorbringen. Die ausgeathmete Luft bekommt dadurch einen Theergeruch, so auch der Urin, der ver­mehrt abgesondert wird.
Die rohe Phenylsäure wird im Tränkwasser von Pferden oft absolut verschmäht; als Zusatz zum Trinkwasser ist die weniger unangenehm riechende crystallisirte Säure vorzuziehen.
Trockenes und warmes Wetter wirkt auf die rotz- und wurmkranken Pferde wohlthätiger, als nasskaltes Wetter, ein trockener Stall ist als Aufenthaltsort für rotzkranke Pferde zu empfehlen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; • ,
Die Hautausdünstung wird durch das Striegeln, Frottiren und durch eine leichte Bewegung erhalten.
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Eine zu anhaltende und zu starke Bewegung des Körpers ist schwächend und kann namentlich rotzkranken Pferden nicht dienlich sein. Die Lungen derselben sind meist aufgedunsen und schwerer als im Normalzustande, sie können sich dann auch weniger ausdehnen. Das tiefe Einathraen, wie es gegen die Sehwindsucht der Menschen, zur Verhütung der tuberculösen In­filtration von Ramadge empfohlen, lässt sich bei rotzkranken Pferden aber mit keinem Yortheil, nur einigermassen ermöglichen, wennman dieselben im tiefen Wasser zum Schwimmen bringt, sie holen dabei den Athem tief, aber mühsam ein, stossen ihn stark prustend, kurz ausathmend, wieder aus. Wird auch dadurch die ISasonaus-flussmaterie in ziemlicher Menge ausgeworfen, so verursacht doch das Schwimmen den betreffenden Pferden viele Angst und Be­schwerden, bedingt die krankhafte Austretung des Blutes in den Lungen, und macht die Krankheit heftiger und schlimmer auf­tretend.
Die Buhe oder das Ruhigstehen nebst einer gelinden Be­wegung scheint den rotzkrankon Pferden am dienlichsten zu sein.
Während der Observation, in Folge der Buhe, soll sich bei Pferden die Botzkrankheit sehr langsam entwickeln, oder selbst in ihren äusseren Erscheinungen wieder vollständig zu-rückbilden; s. Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis, 13, 18, auch ebenda Jahrgang 1843 und andere.
Ein rotzkrankes Pferd stand, eines Prozesses wogen, ein Jahr im Krankenstall einer Thierarzneischule und wurde wäh­rend dieser Zeit wieder gesund.
Ein rotzkrankes Pferd stand in einem Kuhstall zwei Jahre, hatte wenig Bewegung, bekam keine Medicin, und die Krank­heit verlor sich während der Zeit. Erdt Hess ein 18 Jahre altes rotzkrankes Pferd unter die Kühe stellen und mit diesen gleich füttern. Nach 8/4 Jahren wurde es gesund aus dem Stall gezogen und hat noch mehrere Jahre gearbeitet; s. Erdt's Botzdyskrasie, S. 546.
Eine vier Jahre alte englische Schimmelstuto, die im Nov. 1836 neben rotzkranken Pferden stand, zeigte verminderten
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Appetit, war beträohtlicli abgemagert und hinten aufgeschürzt. Anfang Juni 18E3 hatte sieh eine gute Prosslust eingestellt, das Pferd besserte sich zusehends, haarte völlig aus, bekam ein glattes Haar und blieb gesund; Arzcnei war nicht in Anwendung gekommen.
Die Selbsthcilung soll nach Bouley dadurch zu Standenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'(
kommen, dass sich die Potzkrankhcit gewissermassen localisirt und sich auf minder bedeutende Stellen und Organe beschränkt und Lunge, Leber, Milz und innere Lymphdrüsen freibleiben;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;• '
s. Pepertorium der Thierheilkunde, 23, 1. S. 32.
Nach Gerlach tritt der Pferderotz beim Menschen nicht bis
zur vollen Entwickelung auf; es kommt auch ein Abortivverlauf
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vor. Bei dem Pferde kommen ebenfalls Fälle vor, wo die Katur siegt und der in der Entwickelung begrifFene Rotz aus­geheilt wird; so bei einigen jungen Pferden und bei andern Thiergattungen. Mit der Abnahme der Disposition treten die Abortivformen mehr hervor; s. Jahresbericht der Königlichen Thierarzncischule zu Hannover. Erster Bericht 1868, S. 121.
Arzneiliche Behandlung.
Der gegen die Rotz- und Wurmkrankheit angewendeten und empfohlenen Arzeneion oder Heilmittel ist eine grosse Menge. Einige der Mittel, mit d~ien in einzelnen Eällen ein gewisser Erfolg erzielt wurde, bewährten sich in andern Fällen wieder nicht, sie kamen zur unrechten Zeit in Anwendung, oder sie waren den Verhältnissen im kranken Körper nicht angemessen. Aber auch Krankheiten derselben Art bieten dennoch verschie­dene Erscheinungen und lassen keine gleiche Behandlung zu. Mittel, die Geschwülste auflösen und zertheilen, tragen, beson­ders innerlich gegeben, bei einer vorhandenen Rotzdyskrasie eher
Gilow. Rotz- und Wurmkranllioit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . g
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zur Zersetzung und Auflösung als zur Heilung des kranken Or­ganismus bei.
Bei der Behandlung der Rotz- und Wunukrankheit ist auf das Wesen derselben Bücksicht zu nehmen, und darauf zu achten: dass ein Ansteckungsstoff im Organismus einen Krank-heitsprozess veranlasst, der eine anhaltende krankhafte Aus­scheidung, specifische Entzündung, Anschwellung, Auflockerung, Knotenbildimg, Geschwürbildnng und sonstige krankhafte Vorän-deruugcn hervorruft, die bei der stetigen Einwirkung der spo-ciftsch reizenden Absonderungssäfte nicht verschwinden, oder sich doch immer wieder von Xeuem bilden. Die gewöhnlichen Ableitungsmittel, Haarseilo, Fontanelle, Laxanzon sind hier nicht genügend, Purganzen nur vorübergehend wirkend, und wie an­dere herabstimmende Mittel meist schädlich.
Die Arzeneien, die gegen die Rotz- und Wurmkrankheit als wirksam erachtet werden, sollen chemisch oder durch Con-tactwirkung den Ansteckungsstofl' zerstören helfen, oder sie sollen durch die organische Reaction, die sie im kranken Kör­per hervorbringen, eine specifische Reaction erregen, die Krank­heitsstimmung verdrängen, die Umbildung des Wesens bedingen und so zur Heilung der Krankheit beitragen.
Der Ansteckungsstoff, der nur in einer Infectionswunde haftet, lässt sich durch Ausschneiden, Brennen und desinficirende Mittel wohl zerstören oder doch unschädlich machen und ent­fernen.
Sobald dem Ansteckungsstoff in einer wunden Stelle Zeit gelassen wird, durchdringt er bald, in Folge seiner stetigen Keuerzeugung und Vermehrung, mehr oder weniger den ganzen Organismus, wirkt als eine immerwährende, bleibende Ursache fort, kann durch die gewöhnlichen und neugebildeten Abson­derungsorgane nicht mehr völlig ausgeschieden werden, und ist nur durch den Gebrauch, den Organismus meist sehr angreifen­der, speeifischer Mittel in etwas beizukommen.
Ausser dem Ansteckungsstoff sollen auch noch die im Or­ganismus hervorgebrachten krankhaften Veränderungen beseitigt werden. Aber dadurch, dass mitunter die äusseren Merkmale
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zurücktreten, ist die Krankheit, die den Körper wie ein Pa­rasit die Mutterpflanze aussaugt, am Organismus zehrt und den
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Verbrauch oft bis zur Erschöpfung steigert, noch nicht ver­schwunden. Eine geringe Menge Knoten in der Lunge, mögen diese in ihrer Function wenig stören; die Lunge ist aber mehr oder weniger aufgodunsen; findet dabei ein beträchtlicher Kasen-ausfluss statt, so ist diese kränkhafte Ausscheidung, ohne wei-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
teren Xachtheil für den Organismus, nicht so leicht zum Auf­hören zu bringen.
Noch früher als die äusseren Merkmale der üotz- und
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AVurmkrankheit wahrgenommen werden, kann schon eine krank-
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hafte Ausscheidung in den Lungen stattgefunden haben. Vor der krankhaften Ausscheidung deutet in einzelnen Fällen keine bemerkbare Erscheinung darauf hin; in anderen Fällen ist eine Art Vollblütigkcit vorhanden oder doch zu vermuthen, mit der eine Neigimg zur Blutaustretung verbunden, die in den Lungen
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Ecchimoscn, Sugillationen, Lobularentzündungen verursacht, wobei sich nicht selten ein Frostschauer, eie sägetonartiges Aus-athmen und Nasenbluten kund giobt.
Das Blut, das allen Organtheilen das Leben giebt, musa auch in der Krankheit für das Wichtigste gehalten werden, durch das gegen die Krankheit eingewirkt werden kann. Bei einem vollblütigen Zustande, mit der Neigung zur Blutaustre­tung, vermag ein Aderlass, oder Weinsteinrahm mit Bittersalz, unter Umständen eine Erleichterung zu verschaffen.
Die Verminderung der Blutmasse durch einen Aderlass kann Congestionen in etwas zurückhalten, sie ist aber wohl kaum im Stande die dyskratische Beschaffenheit des Blutes zu ver­bessern.
Gaulet erzählt einen Fall, in welchem ein Fferd mit chro­nischem Rotz, nachdem es durch Lufteinblasen getödtet werden sollte, einen grossen Blutverlust erlitten, aber sich wieder auf­gerafft hatte, ohne Anwendung weitei'er Mittel sich erholte und nach zwei Jahren ganz gesund erschien; s. Bering's spe-cielle Pathologie, erste Hälfte, S. 87.
Cosson hielt den Rotz für eine Entzündung der Nasen-
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Schleimhaut und wandte gegen dieselbe -wiederholt allgemeine und örtliche Aderlässe an.
Leblanc machte bei jedem rotzkranken Pferde alle 10 Tage einen Aderlass von drei bis vier Pfund. M. Sage Hess alle sechs Tage drei Pfund Blut ab.
Karsting fing die Cur quot;wurmiger Pferde mit einem Aderlass an, liess den Pferden eine massige Portion Blut ab, -wiederholte dies drei- bis viermal im Vorlauf von vierzehn Tagen; s. Korsting's nach­gelassene Manuscripte, S. 111.
Die congestiven Zustände und nicht bestimmte Tage müssen den Aderlass bestimmen.
Die Eisenpräparate, deren Einüuss auf die Blutmasse nicht zu verkennen ist, finden bei Blutaustretungen und Nasenbluten ihre Anwendung.
Eisenhaltige Mittel mit bitteren Extracten und China wurden in Turin gegen Rotz mit Erfolg angewendet; s. ßeper-torium der Thierheilkunde, 14, 3. S. 261.
Milchsaures und Chloreisen wandte Porosini gegen Eotz er­folglos an; s. Repertorium der Thierheilkunde, 19, 3. S. 203.
Kohlensaures Eisen in Erod gebacken und gefüttert soll die Tuberkelbildung in den Lungen hemmen.
Eisensalmiak gegen verdächtige Druse; s. Repertorium der Thierheilkunde, 14, 3. S. 261. Salmiak an sich wirkt bei rotz­kranken Pferden immer schädlich.
Der blutigen Infiltration oder der krankhaften Ausschei­dung blutiger, auch seröser oder wasserheller Flüssigkeit im Zellgewebe folgt zunächst eine Auflockerung der ergriffenen Organtheile, Anschwellung der Lymphgefässe und Lymphdrüsen, die Bildung von Knötchen und die nicht seltene Erscheinung des Xasenausflusses. Ausser den desinficirenden, auch in Form von Räucherungen, haben sich adstringirende, zusammenziehende Mittel in Verbindung mit harntreibenden hier noch am erfolg­reichsten gezeigt.
Die Räucherungen von Chlor, salpetriger Säure, sowie von Theer, das auf einen heissen Stein oder auf Glüheisen gegossen, und von einigen anderen Stoffen werden in einem Stalle ge-
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macht, dessen Fenster und Thüren geschlossen sind. Die Räu-cherungon werden jede für sich oder abwechselnd mehrere Tage hintereinander angewendet; greifen sie die Lunge zu sehr an, so müssen sie einige Tage ausgesetzt worden. Die salpeterig-
sauren ßäucherung'cn werden meist bosser vortragen als die
Chlorräucherungen. Sie sollen bei den rotzkranken Pferden bis in die Lunge und von da aus auf das Blut wirken, die in den ISTasonhöhlen und Lungen zurückgehaltene Ausflussmaterie
fortschaffen und den Ansteckungsstoff im Organismus zersetzen
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und zerstören helfen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i|p
Loblano will mehrere rotzkranke Pferde mit Chlorräuche­rungen 4—5 Mal täglich, und Jodsalbe geheilt haben; s. Mag. für Thierheilkunde, 1, 2. S. 237.
F. K. Lappe, Erfalmingen über die Heilmittel in der Rotz-krankheit der Pferde, fand die salpetrigsauren Dämpfe, sobald die Rotzkrankheit einige Monate gedauert, unwirksam. Buschnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;iij, {
will die salpetrigsauren, abwechselnd mit salzsauren Räuche­rungen mit Erfolg angewendet haben; s. Teutsche Zeitschrift für Thierheilkunde, 1, 1. S. 94.
Die Phenylsäure auf heisse Steine gegossen, sind von Vogel zu Einathmungen, bei purulenter Bronchitis, diphtheritischen Processen und so weiter empfohlen; s. Taschenbuch der thier-ärztlichen Arzeneimittel von Eduard J. Vogel.
#9632;
Die Essigdämpfe finden bei Nasenbluten und bei einer ent­zündlichen Reizung der Nasenschleimhaut ihre Anwendung.
Kampferinhalationen als Kaumittel empfiehlt Raspail, wahr­scheinlich wegen der antiseptischen Wirkung.
Die Eichenrindenabkochung vermag den Ansteckungsstoff zu zersetzen, eignet sich aber nur zum Verdampfen und Ein-athmen, wenn auf die betreffende Abkochung wiederholt und öfters kochendes Wasser gegossen wird.
Lymphgefassanschweilungen, täglich dreimal mit Eichen­rindenabkochung gewaschen, zertheilen sich darnach.
Eine Abkochung von Eichenrinde oder von Ratanhia, für sich oder mit Chlorkalk vermischt, ist zu Einspritzungen in die geschwürige Nase empfohlen,
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Z-wei Unzen Eichenrinde mit zwei Pfund Wasser, oder eine Cnze China mit einem Pfund Wasser, täglich eingegeben, und so lange bis der Nasenausfluss sich verliert, wurde gegen die Rotzkrankheit wirksam befunden; s. Der erfahrene Kurschmidt, Köln bei ImhofT-Schwarz, 1819.
Bei einem an Eotzkrankheit leidenden Menschen wandte Naumann eine starke Abkochung der Chinarinde, worin der Samen des Wasserfenchels ausgezogen war, auf die Geschwür-flachen mit günstigem Erfolg an; s. Vix Zeitschrift für die ge-sammte Thierheilkunde, 1, 2. S. 165. Ein anderer wurde durch abfuhrende Mittel, China, Wein u. s. w. geheilt; s. Bepertprium der Thierheilkunde, 23, 1. S. 31.
Der Gerbestoff, das Tannin, ist ein Bestandtheil der Eichen­rinde und in vielen anderen Gewächsen in der Rinde und selbst in den Blättern vorhanden, bildet mit thierischem Leim und Eiweiss eine unauflösliche bräunliche Masse, widersteht dem Gift der Tilze und den animalischen Vergiftungen; wird als Breium­schlag, auch innerlich mit Chlorwasser angewendet.
Der zu anhaltende Gebrauch der adstringirenden Mittel ver-häi-tet und verdickt die Organe, und bringt verminderten Appe­tit, Unverdaulichkeit und Abmagerung hervor.
Die Gerbestoff und Bitterstoff enthaltenden Wallnussblättcr wie die grünen Wallnussschalen wirken zusammenziehend, sind bei Lungenblennorrhöe imd chronischem Catarrh als Abkochung auf das Futter, oder als Getränk gegeben wirksam befunden. Vergl. aiich Mittheilungen aus der thierärztlichon Praxis 1855, S. 144. 1856, 8. 111.
Die Gerbestoff und Harz enthaltenden, adstringirend, stär­kend und diuretisch wirkenden Bärentraubenblätter werden für sich oder mit Wachholderbeeren, Angelikawurzel und Senega gegen Blennorrhöen der Luftwege angewendet.
Die Senega wirkt schweiss- und urintreibond, speeifisch auf die Luftröhrenäste und gegen Blutandrang, befördert die Abson-dening der Lungcu und wird gegen atonische Leiden der Respi­rationsorgane angewendet.
Die Säuren werden von den Pferden im Allgemeinen nicht
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gut vertragen. Die säuerlichen Nahrungsmittel und Arzeneiennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; lt;•
sollen bei dem Ucborscliuss der alkalischen Basen die ümstiin-
mung der Säfte bewirken-, sie sind eine Zeitlang nicht über-
mässig gebraucht anwendbar.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot;'amp;
Einen starken Appetit nach säuerlichen Speisen beobachtete Dr. Bartsch zu Waren bei einem rotzkranken Menschen, s. Jahrb. der in- und ausländischen gesannnten Medicin Bd. XXXV 1842, N. 3. S. 301.
Die Essigsäure tödtet, nach Bergeret, die im Eiter ent­haltenen Infusorien. Concentrirte Essigsäure lösst den Eiternbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;jjj auf und lässt nur eine weissliche Trübung, die Kerne, zurück.
Weinessig wird gegen Blutflüsse und gegen Vergiftung durch Alkalien für dienlich gehalten. Gegen Rotz gab Ker-sting täglich anderthalb Schoppen Weinessig und vier Wochen ohne bemerkenswerthe Wirkung, Essig mit Baumöl und Safran ist ein Volksmittel gegen verdächtige Druse.
Das essigsaure Blei, der Bleizucker wirkt zusammen­ziehend, entzündungswidrig, reizmildernd, austrocknend, verur­sacht aber bei längerem Gebrauch Verdauungsbeschwerden,
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Koliken, Kreuzlähme, Impotenz und Hodenentzündung. Der Bleizucker wirkt aber weniger nachtheilig, wenn er mit narko­tischen Mitteln, Opium, Belladonna, auch mit harntreibenden Mitteln, Terpentinöl, Theer, geriebenen Meerrettig und der­gleichen in Anwendung gebracht wird.
Ein dreieinhalb Jahr alter rotzkranker Wallach mit einem mehr weissen, stückigen, klebrigen Nasenausfluss, breiten Ge­schwüren an der Scheidewand des linken Nasenloches, schnau­fendem Atheinholen, beweglosen Ganaschendrüsen-Anschwellungen an beiden Seiten, zeigte sich gut ernährt und einen kräftigen Husten. Dieses Pferd erhielt vom Nov. 1836 bis Mai 1837 abwech­selnd aussetzend und einige Tage hintereinander, jeden Tag zwei Pillen, bestehend aus ^j Drachme Bleizucker, 5 Gran Jodina, 2 Scrupel Opium, Altheewurzelpulver 3 Drachmen und das nöthige Wasser. Am 1. Juli 1837 wurden Nasenausfluss, Nasengeschwüre, schnaufendes Athemholen und Ganaschendrüsen-
Anschwellungon nicht mehr wahrgenommen und stellten sich
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auch nicht wieder ein, — Sonst wird noch folgende Zusammen­setzung empfohlen: zwei Öcrupel Bleizucker, drei Drachmen dicken Terpentin, zwei Drachmen Belladonnawurzolpulver, Althcc-wurzelpulver und das nöthige Wasser zu einer Pille. Vier solcher Pillen werden täglich gegeben, bis der Nascnausfluss nachlässt. Treten Vordauuagsbeschwcrden ein, dann wird der Bleizucker eine Zeit lang ausgesetzt, und dagegen einige Tage Glaubersalz oder Bittersalz verabreicht.
Nach Georg Franz Eckel in Wien wurde der Bloizucker in Verbindung mit Terpentinöl bei der bedenklichen oder ver­dächtigen Druse, in einigen Fällen mit gutem, in drei Fällen ohne allen Erfolg angewendet. Bleizucker zu ein Loth täglich, und vierzehn Tage gegeben, hatte weder Bleikolik noch eine andere Wirkung zur Folge; s. Oesterr. Jahrbücher, XVII Band, 1. Stück.
Milchsäure soll den phosphorsauren Kalk der Tuberkeln auflösen.
Saure Milch mit Haferstrohhccksel empfiehlt Erdt; s. ßotz-dyskrasie, S. 554.
Buttermilch ist ein Volksmittel gegen die Rotzkrankheit.
Alaunmolken, eine halbe Unze Alaun mit zwei Quart Milch gekocht, und den Käse abgeseihet, tassenweiso getrunken, — dienen gegen Verschleimung der Luftröhrenäste, knotige Lun­genschwindsucht und gegen Bluthusten.
Alaun mit Cubebon gegen Blennorrhagie, Thecr, innerlich und äusserlich angewendet, wird gegen Eotz empfohlen; s. Ile-pertorium der Thierheilkundo 2, 1, 8. 34. Vergleiche auch Hcrtwig's Arzneimittellehre S. 456.
Carbolsäure oder Phonylsäurc wirkt zusammenziehend, des-infioirend und faulnisswidrig, soll Pflanzonsamcn und selbst thie-rischen Samen zur Befruchtung unfähig machen und Infusorien tödten, unterdrückt in kleinen Mengen die Gährung und zerstört Miasmen und Contagien. Innerlich werden vier bis zwölf Gramm mit bittern aromatischen Mitteln, Weidenrinde, Eisen, in Pillen oder Latwergen empfohlen. Muss zum äusserlichen Gebrauch verdünnt werclen,
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Gerlach machte bei einem rotzkranken Pferde eine Ein­spritzung einer einprocentigen wässerigen Lösung der Carbol-säure in die Käse täglich einmal, und gab innerlich vom 6. Juni
bis zum 19. October Carbolsäure mit Althec. Die Rotzge-schwüre heilten ohne eine schwielige INarbenbildung und der allgemeine Zustand besserte sich erheblich; s. Zweiter Jahres­
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bericht der Königlichen Thierarzneischule zu Hannover, 1869, S. 89.
Carbolsäure wendete Meyer bei zwei Pferden angeblich mit Erfolg an; s. Mittheilungen aus der thierärztliohen Praxis, 1873, S. 26.
Carbolsäure ist ein Bestandthoil des Steinkohlenthecrs.
Kreosot ist reichlich im Theer, besonders im Birkentheer und im Ofenruss, wirkt antiseptisch. Eine Drachme mit Wasser #9632;verdünnt wird zum Ausspritzen der Nase rotzkranker Pferde empfohlen; s. ßepertorium der Thierheilkunde, 9, 2. 8. 140.
Ofenruss soll gegen Wurm gute Dienste geleistet haben; s. Hertwig's Arzeneimittellehre, 1840, S. 459.
Zur Desinfection übelriechender Wunden empfiehlt Come und Demeaux 100 Theile feingepulverten Gyps, 1—3 Theile Öteinkohlenthcer. Diese Masse kann auch mit Baumöl zu einer Salbe verwendet werden; s. Kepertorium der Thierheilkunde, 21, 1. S. 12.
Die Mineralsäurcn scheinen das Blut gerinnen zu machen und sind daher in passiven Blutungen wirksam. Salzsäure löst die Eiterkügclchen ganz auf, Schwefelsäure coagulirt die Eiter­masse.
Vordünnto Salpetersäure mit Wachholderbcerenmusa und Altheewurzelpulver empfahl Naumann.
Schwefelsaures Kupfer, Kupfervitriol, Blaustein, wirkt to­nisch adstringirend, anhaltend angewandt nachtheilig. Eine so­genannte Wurmpille besteht aus zwei Drachmen Kupfervitriol, drei Drachmen Brechweinstein und Terpentin soviel als nöthig zu einer Pille.
Ein rotzverdächtiges Pferd mit Drüsenanschwellungen wurde
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mit Cuprum sulphuvicum in sechs Wochen geheilt; s. Archiv schweizerischer Thierärzte. Neue Folge XI, Heft 3, S. 227.
Stephan gab gegen verdächtige Druse, in drei Gaben ver-theilt, sechs Drachmen schwefelsaures Kupfer, eine Drachme mildes salzsaures Quecksilber mit drei Unzen Altheewurzel-pulver zur Latwerge gemacht. In drei Wochen konnte das Pferd entlassen werden. Auf das Eingeben erfolgten jedesmal leichte Kolikschraerzen; s. Magazin für Thierheilkunde, 2, S. 141.
Mr. Lord wendete gegen Wurm und Rotz Kupfervitriol mit Jod angeblich mit Erfolg an; s. Repertorium der Thierheil­kunde, 4, 2. S. 169. 3, 2. S. 156. 18, 3. S. 291. Vergl. Mittheilungen aus der thierärztlichen Praxis 1859, S. 8.
Hausmann junior gab gegen Rotz anfangs zwei Drachmen blauen Vitriol mit einer Drachme Aloe; s. Magazin für Thierheil­kunde 5, 1. S. 122. Ein ähnliches Mittel s. Vix, Zeitschrift 10, 3. S. 261; s. auch die Rotz- und Wurmkrankheit von Vers­mann 1843, 40. u. s. w. Versmann verordnete zehn Tage lang eine Pille, aus Blaustein, Aloe und grauer Seife, dann eine Aloe­pille, dann Jodkali zu zwei Drachmen mit Enzian, Altheewurzel-pulver und Syrup acht Tage lang, dann sechs Tage ausgesetzt und wiederholt, nebst Chlorräucherungen mit Erfolg.
Kalkwasser mit Milch oder schleimigen Stoflen, oder mit Milch und etwas Rum, wird als Adstringens gegen Catarrhe und Blennorrhöen der Lungen angewendet und ist auch von Chabert gegen Rotz versucht. Chabert gab innerlich Kalkwasser und flüchtiges Ammonium mit auflösenden und Husten stillenden Mitteln.
Chlorkalk bei vereiterter hartnäckiger Druse und bei ver­jauchenden Lungenknoten ist nach Hertwig's Arzeneimittellehre in vielen Fällen nützlich gewesen.
Chlorsoda zu 1, später 3—4 Unzen in Wasser gelöst, em­pfiehlt Maroud.
Chlor kann nach Gerlach nicht verwendet werden, weil es in der Veränderung nicht mehr wirkt; seine desinficirende Wir­kung kann nur äusserlich in Betracht kommen; s. Erster Jahres-
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bericht der Königlichen Thierarzneischule zu Hannover 1868,
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Chlorwasser gab Wageni'eld vier Pfund täglich vier Wochen lang ohne Erfolg.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;J]
Hartwig hat Chlorwasser bei einem rotzigen und zwei wur­migen Pferden mit günstigem Erfolg angewandt; s. Hertwig's Arzeneimittellehrc S. 667.
Chlorsaures Kali, fünf bis zehn Gramm, in einem Liter Wasser täglich angewendet, soll die Geschwüre leicht zum Ver-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; }
narben bringen; s. Kepertorium der Thierheilkunde 18, 1. S. 77.
Fluidozon, eine Auflösung des hypermangansauren Kali, ist violetroth, wirkt auf schlechtbeschaffene Wunden desinficirend.
Kochsalz 4—5 Unzen täglich und sechs Wochen hinterein­ander soll nach Ee bei einem rotzkranken Pferde die Heilung bewirkt haben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot; !
Braunstein wird gegen bösartige Druse und Hautwurm mit Erfolg angewendet.
Brochweinstein gab Vidal rotzverdächtigen Pferden zu 10 Gramm in Trinkwasser täglich zweimal, Morgens und Abends, erhöhte alle Tage diese Gabe um 2 Gramm und stieg bis zu 20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; |,
Gramm, dann verminderte er die tägliche Gabe wieder um 2 Gramm bis zur ursprünglichen Gabe. Auf die Drüsen wurden Einreibungen von Quecksilbersalbe gemacht. Vier rotzverdächtige Pferde auf diese Weise behandelt, genasen; s. Kepertorium der Thierheilkunde 27, 1. S. 71.
Jodkali, das die Abmagerung, das Schwinden und Zertheilen harter Geschwülste mehr oder weniger bewirkt, dient meist äusser-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
lieh in Salbenform angewendet, kann aber auch unter Umständen innerlich zu einer Drachme mit Altheewurzelpulver zweimal ein­gegeben werden. M. Sage liess alle 25 Tage das Jodkali aus­setzen und wiederholte steigernd die Gabe. Traite sur la morve chronique par M. Sage pag. 48.
Jodkupfer zu einer Unze den Tag oder jeden zweiten Tag wandte Meyer an, verfuhr antiphlogistisch und will dadurch die Heilung des Hautwurms und das Aufhören des Nasenausflusses
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rotziger Pferde nach mehreren quot;Wochen erreicht haben; s. Reper-torium der Thierhcilkunde 1, 2. S. 153.
Jodarsonik mit Jodquecksilber versuchte Martemucot gegen Rotz; s. Rcpertorium der Thierhcilkunde 31, 1. S. 67.
Jodtinctur mit einem Aufguss von radix Colombo wandte Frauke bei einigen rotzkranken Pferden mit Erfolg an.
Bromkali acht Gramm mit zweiunddreissig Gramm Fett wird gegen verhärtete Drüsen empfohlen.
Nach dem Gebrauch von Kalomel verschlimmerte sich ge­wöhnlich die Eotzkrankheit; s. Lappe's Erfahrungen und Bemer­kungen über die Rotzkrankheit, Göttingen 1816, S. 13.
Kalomel mit Spiessglanzmitteln in Verbindung und häufige Räucherungen mit Essigdämpfen wurden angeblich mit Nutzen an­gewandt; s. Busch Teutsche Zeitschrift für Thierhcilkunde 1, 1. S. 83.
Kalomel % Quentchen, Aloe sechs Quentchen, Cremor tartari zwei Loth, weisse Seife soviel als nöthig zur Pillenmasse, gab Kersting im Anfang der Rotzcur. Schwefelquecksilber gab Volzi täglich Y2 Unze gegen die Rotzkrankheit bis zur Appetitlosigkeitund zumSpeichelfluss, so abwechselnd bis zur Heilung.
Schwefelblüthe, Spiessglanzleber, rohes Spiessglanz und mine­ralischen Kermes empfiehlt Collaine; s. Glücklicher Versuch, den Rotz und Wurm der Pferde zu heilen; übersetzt von Fr. C. G. Gericke 1812.
Arsenik hat eine umstimmende Eigenschaft, bethätigt die Resorbtion, lösst die Stockungen in den Drüsen auf und vermehrt die Anlagerung von Ersatzstoifen und soll einen leichten Athem verschaffen.
Das arseniksaure Brechnussextract verursacht Vergiftungs-symptomo, Schwciss, Stcifigkeit der Muskeln, sonst feoll es den Ernährungsprozcss steigern.
Nach Ercolani und Bassi soll die Heilbarkeit des nicht ver­alteten Rotzes und Wurmes durch arseniksaures Strychnin theoretisch und praktisch bewiesen laquo;ein. In schweren Fällen wurde arseniksaures Strychnin und Chinin gegeben; s. Rcperto­rium der Thierheilkunde 22, 2. S. 149.
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Ghiseli heilte von vier rotzkranken Pferden eins vollständig mit arseniksaurem Morphium-Strychnin; s. ßepertorium der Thier-heilkunde 22, 1. S. 6. Hering heilte zwei rotzkranke Pferde dadurch nicht; s. Eepertorium der Thierheilkunde 22, 3. S. 180.
Arsenik acht bis zwölf Gran in steigenden Dosen, Solutio Fowleri täglich eilf, später zwanzig Tropfen auf Brod, ist gegen Wurm empfohlen; so auch arseniksaures Strychnin und Arsenik mit Nux vomica; vergleiche Eepertorium der Thierheilkunde 2G, 3. S. 198. 216. 22, 2. S. 149. 22, 4. S. 342.
Hauhner und Andere sahen nach dem Gebrauch des arsenik­sauren Strychnin eher Vergiftungen eintreten als einen guten Erfolg; vergl. Eepertorium der Thierheilkunde 23, 1. S. 41. 23, 2. S. 121. 22, 3. S. 180. u. a.
Arsenik, Erom, Chlor, Jodquecksilber, Spiessglanz, sowie die alkalischen Salze sind in der Eotzkrankheit mehr nachtheilig als nützlich; s. Herings Eepertorium der Thierheilkunde 14, 3. S. 262. Diese Mittel, die grösstentheils gegen verhärtete Lymph-gefässe und Lymphdrüsen angewendet werden, mögen erst dann eine vortheilhafte Anwendung finden, wenn die Eotzdiathese er­loschen und nur noch Verhärtungen einzelner Organthcile zurück­bleiben, um diese zu resorbiren und aufzulösen.
Die urintreibenden Canthariden, spanischen Fliegen, gab Kersting rotzkranken Pferden drei, alle vier Tage eine mehr. Die Pferde setzten häufig Urin ab, wurden immer magerer und bekamen das Auszehrungsfiebor, die Eotzkrankheit blieb; s.
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Kersting's nachgelassene Manuscripte S. 103.
Auch Hering und Andere haben keinen guten Erfolg vonnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. j
den Canthariden gesehen.
Meysehel will von Canthariden zu 15 Gran bis 23/2 Drach­men täglich zweimal gegen den Eotz der Pferde einen günstigen Erfolg gehabt haben; s. Archiv schweizerischer Thierärzte, Neue Folge 7, 1. S. 68.
Eroad gab täglich zweimal zwei Drachmen Schwofeleisen, acht Gran Canthariden mit Ingwer und Enzian; s. Eepertorium der Thierheilkunde 9, 2. S. 146.
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Webb gab gegen verdächtige Druse fünf Gran Canthariden, eine Drachme Kupfervitriol mit Ingwer und Enzian täglich.
Vines gab Canthariden, Ingwer, Enzian und Kümmel; s. der Thierarzt von Im-Thiyn 1, 11. 47.
Mineralischer Mohr 2 Drachmen, Angclikawurzel X Unze, Asa fötida 1 Drachme, Seife so viel als noting zu einer Pille; täglich drei solcher Pillen hielt Kaumann gegen Wurm sehr wirksam.
Proucet gab Abführungsmittel mit Schierling.
Eranzosenholz oder Gxiajakholz mit Zaunrebenwurzel, Kar-dobenedicten-Kraut und Schierlingskraut mit Wasser gekocht und als Trank eingegeben; s. Kersting's hinterlassene Manuscripte S. 100. Laffosse der Aeltere gab tägtich rotz- oder wurm-kranken Pferden eine Pinte von einem Decoct von Franzosen-holz. Kersting gab wurmkrankon Pferden Guajakholz, Sassa-parillwurzel, Krähenaugen, auch Zaunrübenwurzel, schwarze Kies­wurzel, Meisterwurzel u. a.
Das Allcrmannsharnisch, Radix victorialis, wird als Yolks-mittel bei Rotz und der verdächtigen Druse angewendet; s. Mit­theilungen aus der thierärztlichen Praxis 1855 S. 2.
Kieswuiztinctur injicirt soll nach Viborg den zähen Schleim, welcher die Luftröhre ausfüllt, zum Auswerfen bringen; s. Ma­gazin für Thicrheilkunde 38, 4. S. 221.
Cariol will sehr starke Aloetinctur des Morgens nüchtern eingegeben und häufige sowie reichliche Tränke von Wachholder-decoct mit Vortheil angewendet haben.
Wasserfenchelsamen ist etwas betäubend, scharf aromatisch, harntreibend, hat sich nach Hertwig bei frisch entstandenem Rotz und Wurm in einigen Fällen heilsam erwiesen; s. Hertwigs Arzeneimittellehre S. 336. Kaumann gab Wasserfenchel, islän­disches Moos, Schwefelleber mit Fliedersaft zur Latwerge.
Die Pimpinellwurzel wirkt als ein scharf reizendes Mittel auf die Schleimhaut, wird nebst dem Kraut in alten Schriften gegen aufwerfenden Wurm empfohlen; für sich allein auch mit Braunstein und etwas Kochsalz aufs Futter.
Die Sadebaumblätter sind bitter, widrig-aromatisch, beför-
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I dern die Xierenabsonderung; vier Gramm mit einem Liter Milchnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hjl
abgekocht und nach dem Erkalten eingegeben, sollen sich, wie in andern Verbindungen in der Rotzkrankheit wirksam erwiesen haben.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;jl
Stinkasand wird gegen Rotz in Hertwig's Arzeneimittellehre empfohlen.
Fingerhutkraut, Herba digitalis, verursacht bei den Pferden schon in kleinen Gaben einen taumelnden schwankenden Gang, gestörte Fresslust und harnruhrähnliche Zufälle.
Eine rotzkranke, fünf Jahre alte veredelte Schimmelstute zeigte einen einseitigen Sasenausfluss, Isasengeschwüre und eine harte, etwas empfindliche Drüsengeschwulst zwischen den Ga-naschen. Sobald sich diese Merkmale zeigten, wurde das be­treffende Pferd allein gestellt und in Behandlung genommen. Einreibungen auf die geschwollene Drüse und Räucherungcn von Chlor und andern Stoffen kamen nicht in Anwendung, dem Pferde wurde aber Ruhe gegönnt. Ausser einigen harntreibenden Mitteln, Wachholderbeeren, Bärentraubenblättern erhielt das Pferd täglich eine Drachme, zuweilen zwei Drachmen hydriodinsaures Kali, fünf bis sechs Tage hintereinander, dann ungefähr in acht bis vierzehn Tagen garnicht, und so in Zwischenräumen zehn volle Monate hindurch. Nach dieser Zeit wurden Ganaschendrüsen­anschwellung und Xasengeschwüre nicht mehr wahrgenommen. Die Xasenschleimhaut hatte ein gesundes Ansehen. Dagegen war noch ein schleimiger, einseitiger Sasenausfluss vorhanden; die Fresslust war nicht merklich gestört und der Husten noch kraftvoll. Dem Pferde wurden jetzt in vier und zwanzig Tagen im Ganzen dreissig Unzen Chlorkalk eingegeben. Kach dieser Zeit hatte sich der Kasenausfluss grösstentheils verloren, nur mitunter fielen einzelne wasserhclle Wassertropfen nach der Be­wegung aus der Nase, das Pferd stöhnte aber, wenn es herum­treten sollte, zog beim Athmen die Flanken höher auf, hustete nach dem Druck auf den Kehlkopf ungern und mit schwachem Schall. Es wurde eine Pleuritis und eine bevorstehende An­sammlung von Wasser in der Brusthöhle vermuthet; die F!,ess-lust war aber wenig gestört, doch die Kothballen klein und fest.
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Jetzt erhielt das Pferd zwei Tage hintereinander eine Pille bestehend aus zwei Drachmen Fingerhutkraut, quot;einem Scrupel schwefelsaures Chinin, drei Drachmen Alantwurzelpulver, einer Drachme Althoewurzelpulvcr und Wasser so viel als nöthig. Am folgenden Tag nach dem Eingeben der zweiten Pille frass und soff das Pferd fünf Tage hintereinander garnicht, mochte nicht von der Stelle gehen, stand an der Wand gelehnt, schwankte wenn es herum gehen sollte, setzte eine Menge schmutzig grau­gefärbten Urin ab, holte sehr ruhig Athem, es konnten kaum sechs Athemzüge in der Minute gezählt werden. Dahingegen schlug der etwas weiche Puls in derselben Zeit gegen achtzigmal, die Herzschläge waren eben so zahlreich als die Pulse und nicht vermindert, wie es nach der Wirkung der Digitalis gewöhnlich sein soll. Nachdem das Pferd ungefähr sechs Tage ohne Fresslust gestanden hatte, stellte sich dieselbe nach einer Eingabe von Doppelsalz und Enzian bald wieder ein. Athemzüge und Pulse wurden wieder normal. Yon jetzt an erhielt das Pferd täglich eine Unze Senega zwanzig Tage hintereinander, dann noch ebenso zwölf Tage hintereinander und jeden Tag eine Drachme salzsaures Eisenoxydul. Nun war die Krankheit als bezwungen anzusehen, ein Rückfall stellte sich nach Verlauf von mehreren Jahren nicht wieder ein.
, Die Impfung rotzkranker Pferde mit gutartigem Druscnstoif erwähnt Meyer; s. die Kunst ohne alle Anleitung regelmässig zu reiten. Erfurt 1808, S. 40.
Nach Lowack soll ein rotzkrankes Pferd, das einen schwer zu heilenden Widerrüstschaden bekam, nach vier Jahren dauern­der Heilung des äusseren Schadens, die Hotzkrankheit verloren haben; s. Magazin für Thierheilkunde 7, 4.
Es ist nicht unmöglich, dass wurmkranke Pferde, denen Haarseile gezogen und Fontanelle gelegt waren, bei sonstiger Behandlung wieder gesund wurden; vergl. Kersting's nachge­lassene Manuscripte S. 111. Von solchen Ableitungsmitteln darf man sich, bei dem Vorhandensein der Rotz- und Wurmkrank­heit, keinen besonderen Nutzen versprechen. So lange noch die E-otzdyskrasie oder die Neuerzeugung des Ansteckungsstoffes
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fortbesteht, sind auch uoeh andere äussere Mittel, wie Ein­reibungen, meist ungenügend wirkend und nutzlos. . Das Aus­schälen und Brennen der Geschwüre, Beulen und Wurmstränge kann nur mitunter gleich nach der Ansteckung von Nutzen sein, alier dann nicht mehr, wenn die Krankheit völlig ausgebildet ist, die nur durch die Ausscheidung alles Contagiösen zur Heilung gebracht werden kann.
Aus den oben angegebenen Mitteln lässt sich eine genü­gende Anzahl solcher auswählen, die in der Botz- und Wurm­krankheit abwechselnd nach den obwaltenden Umständen ange­wendet und zur Heilung der Krankheit mit beitragen können, aber so lange gebraucht werden müssen, bis man sieht, welchen Ausgang die Krankheit nimmt. Zur Genesung gehört Erlöschen dos Krankheitsproeeiäses, Entibruung seiner Producte, Herstel­lung der harmonischen Lebeusthätigkeit und Fortschreiten der Reproduction. Die mit Arzeneien behandelten rotz- und wurm­kranken Pferde sind nach der Heilung nicht selten sehr be­trächtlich abgemagert; die Assimilationsorgane haben mehr oder weniger gelitten, und die geheilten Füllen bleiben im Wachs-thum zurück. Bei den scheinbar geheilten Pferden, bei denen die äusseren Erscheinungen verschwunden sind, kommt die Krankheit nach einer heftigen Anstrengung, Erkältung und an­deren Ursachen, wieder zum Ausbruch. Ist aber der An­steckungsstoff völlig ausgeschieden, sind die Blutbildungsorgane zur normalen Thätigkeit zurückgeführt, dann ist das Erlöschen der rotzigen und wurmigen Diathese vollständig erfolgt, wenn dann auch Merkmale früherer krankhafter Veränderungen, wie verhärtete Drüsen, verkalkte Tuberkeln und dergleichen zu­rückblieben.
Aber die völlige Wiederherstellung der rotz- und wurm­kranken Pferde, kann man nur dann mit Sicherheit annehmen, wenn die krankhaften Ausscheidungen, Geschwüre und An­schwellungen beseitigt, wenn keine Athembeschwerden, keine Verdauungsstörungen vorhanden, wenn das betreflende Pferd kräftig prusten, brausen und husten kann, wenn es nach An­strengungen, Erkältungen und dergleichen nicht leicht erkrankt,
Gilow. Rotz- and Wnrrakrankhciit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;q
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und quot;wenn sich nach solchen Einwirkungen ein catarrhalisches oder anderes Leiden einstellt, darf das aus der Ader abgelassene und geronnene Blut keinen Ueberschuss an wTeissen Bestand-theilen haben. Die geheilten Pferde müssen noch eine Zeit, Wo­chen, selbst Monate lang, gewissennassen als -verdächtig ange­sehen werden, bis man völlig überzeugt ist: dass keine ver­borgene Krankheit mehr vorhanden ist.
Gewährzeit.
Die Gewährzeit für die Botzkrankheit (respective Wurm) ist in den meisten deutschen Staaten verschieden, in einigen auf vier Wochen und im preussischen Staate auf vierzehn Tage festgesetzt.
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Polizeiliche Verordnungen
gegen die Rotzkrankheit (respective Wurm)
nach dem
Gesetz betreffend die Abwehr und Unterdrückung
von Viehseuchen, vom 25. Juni 1875.
sect; 4. Das Verfahren zur Ermittelung und Unterdrückung der Seuchenausbrüche — liegt unter oberer Aufsicht des Mi­nisters für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten, den Landes-, Kreis- und Ortspolizeibehörden unter Mitwirkung der Deputation für das Veterinairwesen und der beamteten Thierärzte (Be­zirks- und Kreisthierärzte) ob.
sect; 7. Im Falle der Behinderung der beamteten Thierärzte oder aus sonstigen dringenden Gründen können tou den leiten­den Behörden oder Beamten andere approbirte Thierärzte als Sachverständige zugezogen werden. —
sect; 9. Gebietet den Besitzern von Hausthieren, Wirthschaf-tern, Thierärzten und Beamten, den Ausbruch einer Seuche und alle verdächtigen Erscheinungen der Ortspolizeibehörde an­zuzeigen.
sect; 14. In allen Fällen, wo dem beamteten Thierärzte die Feststellung des Krankheitszustandes eines seuehenverdächtigen Thieres obliegt, ist es dem Besitzer desselben unbenommen, auch seinerseits einen approbirten Thierarzt zu diesen Unter­suchungen zuzuziehen.
Beschwerden des Besitzers über die von der Ortspolizei­behörde angeordneten Schutzmassregeln haben keine aufschieb­bare Wirkung.
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Die vorgesetzte Behörde hat jedoch im Falle erheblicher Meinungsverschiedenheit zwischen dem beamteten Thierarzte und dem von dem Besitzer zugezogenen approbirten Thierarzte über den Ausbruch oder Verdacht einer Seuche, oder wenn aus son­stigen Gründen Zweifel über die Richtigkeit der bezüglichen Erhebungen des beamteton Thierarztcs obwalten, sofort das Obergutachton des Bezirksthierarztcs einzuziehen und dem ent­sprechend das Verfahren zu regeln.
sect; 25.' Bestimmt die Unschädlichmachung, Desinfection der inficirten Ställe, Geräthschaften und sonstigen Gegenständen.
sect; 34. Sobald der llotz (Wurm) bei Thieren festgestellt ist, muss die unverzügliche Tödtung polizeilich angeordnet werden.
sect; 35. Botzverdächtigc Thiero unterliegen der polizeilichen Beobachtung (Observation) mit den nach Lage des Falles erfor­derlichen Verkehrs- und Nutzungsbeschränkungen der Absonde­rung oder der Sperre.
Als rotzverdächtig sind auch diejenigen Pferde und son­stigen Einhufer zu behandeln, welche mit rotzki-anken Thieren in Berührung gekommen sind.
sect; 36. Die Tödtung rotzverdächtiger Thiere kann von der Landespolizeibehörde angeordnet werden:
wenn von dem beamteten Thierarzte der Ausbruch der Rotzkrankheit auf Grund der vorliegenden Anzeichen für wahr­scheinlich erklärt wird, oder:
wenn durch anderweite, den Vorschriften dieses Gesetzes entsprechende ilassregeln ein wirksamer Schutz gegen die Seuche nach Lage des Falles nicht erzielt werden kann.
sect; 37. Die Kadaver gefallener oder getöditeter Thiere müssen unschädlich beseitigt werden. Das Abhäuten derselben ist verboten.
sect; 57. Für die auf polizeiliche Anordnung getödteten Thiere wird der gemeine Werth aus der Staatskasse vergütet.
sect; 59. Keine Entschädigung aus der Staatskasse wird geleistet:
wenn die auf polizeiliche Anordnung getödteten Thiere mit
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der Tollwuth, der Eotzkrankheit oder der Lungenseuche, oder mit einer ihrer Art oder dem Grade nach unheilbaren und un­bedingt tödtlichen sonstigen Krankheit behaftet waren.
sect; 60. Spricht von der Gewährung einer Entschädigung für die mit der Rotzkrankheit behafteten Pferde.
sect; 61. Jeder Anspruch auf Entschädigung fallt weg:
wenn die vorgeschriebene Anzeige wissentlich unterlassen oder sich länger als 24 Stunden verzögert hat.
sect; 73. Mit Geldstrafe von 50 bis 150 Mark, oder Haft von 3 bis 6 Wochen wird bestraft:
Wer die Anzeige vom Ausbruch der Seuche unterlässt, oder länger als 24 Stunden nach erhaltener Kenntniss ver­zögert.
So auch: wer die Kadaver gefallener oder getödteter rotz­kranker Pferde abhäutet.
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Inhalt.
Seite
Einleitung.....................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1.
Namea oder Beuennungeu................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2.
Die Zellen.....................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7.
Die Lymphe und das Parencliymplasma...........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8.
Das Blut.....................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9.
Definition der Kotz- und Wurmkrauklicit. Erklärung. Begriff ...nbsp; nbsp; nbsp; 16.
Die Incubation und das Latentsein der Kotz- und Wurmkrankheit . .nbsp; nbsp; nbsp;18.
Die Prodromen oder Vorläufer der Kotz- und Wurmkrankheit ...nbsp; nbsp; nbsp; 19.
Die krankhafte Ausscheidung bei rotz- und wurmkranken Pferden . .nbsp; nbsp; nbsp;21.
Die Nasenschleimhaut rotzkranker Pferde.......#9632;. . . .nbsp; nbsp; nbsp;24.
Die Nasengeschwilre rotzkranker Pferde...........nbsp; nbsp; nbsp;27.
Der Naseuausfluss rotzkranker Pferde............nbsp; nbsp; nbsp;30.
Lymphdrüsenanschwellung, Anschwellung der Kehlgangsdrilsen oder
Gauaschendrüsen...........•.....nbsp; nbsp; nbsp;36.
Tuberkel, Miliartuberkel, Eotztuberkel ...........nbsp; nbsp; nbsp;39.
Kotzzellen'.....................nbsp; nbsp; nbsp;41,
Der chronische Kotz..................nbsp; nbsp; nbsp;43.
Die larvirte Kotzkrankheit................nbsp; nbsp; nbsp;47.
Knochenrotz, Enochenauftreibnngen, Rippeageschwülste rotziger Pferde .nbsp; nbsp; nbsp;49.
Wassersucht, maliasmatische oder rotzige Wassersucht, Pleurarotz . .nbsp; nbsp; nbsp;51.
Grind, maliasmatischer oder rotziger Grind, grindiger Rotz.....nbsp; nbsp; nbsp;54.
Der acute Kotz...................nbsp; nbsp; nbsp;56.
Der Wurm.....................nbsp; nbsp; nbsp;57.
Der acute Wurm...................nbsp; nbsp; nbsp;60.
Geschlechtsthcilrotz, Beschäl rotz..............nbsp; nbsp; nbsp;61.
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#9632;1
136
Seite
62. Section..................
DiagiiosP............; . . .
. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;..........88.
Anlage...............
Die erbliche Anlage.................
Ursachen.....................
„. . t ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.......99.
Die Ansteckung..............
1ÜÜ AnstecVung;sstoflquot;, Contagium................
102. Nächste Ursache..................
_nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ........103.
Prognose.........#9632;,.....
„ , . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;........106.
l^phylaxis..............
Behandlltog....................
Diätetisishe ^Behandlung-..................
Arzneiliclie Behamlluug..................
. , ;:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .....i3ö.
m% üwal'rzeit.............• •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 131
Polizeiliche Verordnuiigen.................
Buchdreckerei von Richard Poettcke in Anklam.
?fot.
n.
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