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Die Hundswuth,
ihr Wesen, Hire Erkennung und Ursachen,
die
Vorbeugungsmittel gegen dieselbe,
nebst
Kritik der betr. polizeilichen Massregeln
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Die Hundswuth,
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ihr Wesen, ihre Erkennung und Ursachen,
die
Vorbeugungsmittel gegen dieselbe,
nebst
Kritik der betr. polizeilichen Massregeln
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Verlag von Schickhardt amp; Ebner. 1876.
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Bucbdruckerei von Hammer amp; Liebich iu Stuttgart;,
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Vorwort.
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V on der H�he der Trib�ne der Academie der Wissen�schaften zu Paris sprach vor wenigen Jahren M. H. Bouley die bedeutungsvollen Worte: �Es ist von der gr�ssten Wich-�tigkeit, die ernste Theilnahme des Publikums f�r die Fragen ��ber die Wuthkrankheit zu erregen und in die weitesten �Kreise die Kenntnisse �ber die Merkmale der Wuth, sowie ��ber ihren Verlauf, von der ersten Andeutung, welche ihr �Auftreten ank�ndigt, bis zum Augenblicke, wo das Leben �erlischt, zu verbreiten. Hiedurch wird man dem �ffent-�lichen Wohle besser dienen, als durch alle Zwangsmass-�regeln, welche der Gesundheits-Polizei zu Gebote stehen.quot; Letztere Worte sind schwer wiegend aus dem Munde eines Mannes, der wie Bouley nicht allein in Frankreich, sondern auch in Deutschland hochangesehen ist als Veterin�r. Von ihm sagt ein ber�hmter franz. Schriftsteller Eug. Gayot:
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,Bouley, ein mit reichstem Wissen ausgestatteter, anerkannt
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vortrefflicher Praktiker geht ruhmvoll an der Spitze der inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Veterin�rwissenschaften und hat �ber die Wuthkrankheit die
{|nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; eingehendsten Studien gemacht.quot; Bouley spricht sich mit
einer langen Reihe hervorragender M�nner der Wissenschaft und Praktiker f�r die M�glichkeit der freiwilligen (sponta�nen) Entwicklung der Wuthkrankheit beim Hundegeschlecht aus, und ladet sich dadurch, ahgesehen von der wissen-
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schaftlichen Seite der Frage, nicht die schwere Verantwor�tung auf sein Gewissen, dass er die Hundebesitzer zu einem gef�hrlichen Sicherheitsgef�hl und zu der Sorglosigkeit ver�f�hrt, welche sich ergibt aus dem Wahn, ohne gebissen zu sein, �berhaupt ohne Infection k�nnen die Hunde niemals wuthkrank- werden.
� Im Sinne der oben citirten Bouley'schen Worte habe ich die kleine Schrift in popul�rer Form auf wissenschaft�licher Grundlage geschrieben, und habe diese Arbeit um so mehr f�r zeitgem�ss gehalten, weil die sogenannten Con-tagionisten, welche die selbst�ndige Entwicklung der Wuth beim Hunde heutigen Tages kurzweg l�ugnen, die Beh�r�den zu Massregeln dr�ngen m�chten, welche nicht allein mehr oder weniger l�stig und nutzlos sind, sondern sogar unter gewissen Umst�nden zur Entwicklung und Verbreitung der Krankheit noch beitragen k�nnten.
Zum Gl�ck ist der Verfasser in dieser Anschauungs�weise mit so manchen erfahrenen M�nnern der Wissenschaft und Praxis einig. M�gen die nachfolgenden Bl�tter mit dazu beitragen, dass die massgebenden Factoren bei gerechter und verst�ndiger Erw�gung aller Verh�ltnisse den richtigen Weg finden, sowohl zum Sch�tze der Menschen als auch im Interesse des Thierschutzes, welcher einem der getreuesten und intimsten Hausthiere nicht ohne dringende Noth ver�sagt werden sollte.
Rueff.
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Einleitung.
Die Huudswuth hat neuerer Zeit mehr wie fr�her ein Interesse in gr�sseren Kreisen erweckt, nicht sowohl wegen der l�ngst bekannten Gefahren und Schrecknisse f�r den Menschen oder wegen ihrer gr�sseren Ausbreitung, als vielmehr dadurch, dass derzeit die Tagespresse alle m�glichen Wissensgebiete den ver�schiedensten Kreisen der menschlichen Gesellschaft aufzuschliessen oder doch derWissbegierde zu dienen sucht, namentlich werden mit Recht und mit Vorliebe die f�r die �ffentliche Gesundheitspflege wichtigen Fragen zur �ffentlichen Discussion gebracht. Durch�aus nicht bewiesen ist es, dass die Hundswuth sich gegen fr�her mehr verbreitet hat, obgleich diess vermuthet werden k�nnte wegen der Zunahme der Dichtheit der Bev�lkerung, somit auch der von dieser unterhaltenen Hundezahl, dagegen ist es That-sache, dass alle F�lle heutzutage genauer registrirt werden und mehr wie sonst zur quot;Ver�ffentlichung kommen, eben desshalb ist es nutzlos, statistische Data aus der Neuzeit zu geben, weil sie nicht in Vergleich mit fr�heren Zeiten gebracht werden k�nnen. Eine Progression der Zahlen aus den letzten Jahren gibt h�ch�stens die ganz gew�hnliche Zahlenbewegung, wie wir sie bei allen Seucheng�ngen, so also auch bei den Wuthepizootieen sehen. Ein weiterer Grund f�r das erh�hte Interesse sind die in neuerer Zeit immer mehr gesteigerten und �ffentlich bek�mpften oder besprochenen sanit�tspolizeilichen Massregeln gegen die Verbrei�tung der fraglichen Krankheit. Einzelne f�r diesen Zweck den Hundebesitzern durch Verf�gungen auferlegte Massregeln veran-lassten eben j�ngst in unserer schw�bischen Tagesliteratur man-
Bueff, Die HuDdswuth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
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cherlei Streitfragen, aus denen zum Theil sehr erbitterte Wider�spr�che entstanden. Das was aber die Hundefreunde und Sach�kenner am meisten aufregte bei dieser �ffentlichen Discussion war der mehrseitige Vorschlag, einen permanenten Maulkorb�zwang f�r alle Hunde bedingungslos polizeilich anzuordnen.
Endlich musste alle Sachkenner in Erstaunen setzen das Wiederauftauchen der schon vor Jahrzehnten aufgestellten Be�hauptung, dass die Hundswuth heutzutage nie mehr von selbst (spontan) entstehe, sondern immer nur durch Uebertragung des Ansteckungsstoffes (Contagiums) sich wieder erzeuge, so dass also die Krankheit immer nur von einem Patienten zum andern und nach obigem Satze von einer Generation zur andern �bertragen werde, wesshalb mit Verhinderung dieser Uebertragung und mit Beseitigung aller betreffenden Patienten und mit Vernichtung des Ansteckungsstoffes und deren Tr�ger diese specifische Krankheit vom Erdball ein f�r allemal weggewischt werden k�nnte, und f�r die bedrohten Menschen und Thiere das goldene Zeitalter der Wuthfreiheit entstehen w�rde. Mit dieser Behauptung sollte zu�gleich ein Hauptgrund f�r den genannten Maulkorbzwang gelie�fert werden. quot;Wer nun solchen freilich durchaus nicht n�her be�gr�ndeten Behauptungen Glauben schenkt und sich mit den ent�sprechenden Hoffnungen tr�gt, der muss nat�rlich im Interesse der von der schrecklichen Krankheit bis daher bedrohten Mensch�heit alle diejenigen Massregeln bef�rworten, welche eine Hunde�generation lang eine Uebertragung unm�glich machen k�nnten. Consequenterweise d�rfte man aber nachher, da man ja der Vernichtung der Krankheit sicher ist, das ganze Hundegeschlecht als unsch�dlich in fraglicher Richtung betrachten. Das klingt sehr erfreulich, allein leider kommt der hinkende Bote hinten-drein in Gestalt eines Ardenner Wolfes, welcher, obgleich die W�lfe die n�chsten Verwandten nach einigen Zoologen und Thier-z�chtern sogar identisch mit einzelnen Hunderacjen sind, das merkw�rdige Monopol besitzen soll �spontanquot; w�thend zu wer�den und seine zahmen Anverwandten zu inficiren.
Zweck dieser Abhandlung soll es nun zun�chst sein, dem grossen Kreise der Hundefreunde und derer, welche sich f�r die
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in neuerer Zeit angeregten Fragen interessiren, die Mittel zu eigener Belehrung an die Hand zu geben, damit sie sich selbst ein richtiges Urtheil bilden k�nnen �ber die so verschiedenen Vorschl�ge und Massregeln, und um vorkommenden Falls durch richtige Erkenntniss eines etwaigen Wuthfalles rechtzeitig und so viel an ihnen liegt zur Sicherung menschlicher Gesundheit und Existenz mitzuwirken. Beschreibungen �ber die Wuthkrank-'*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; heit sind zwar nicht selten, allein sie sind entweder in wissen-
schaftlichen Werken nicht popul�r gegeben oder es sind amtliche Belehrungen in Amts- und Eegierungsbl�ttem, welche nicht so allgemein beachtet und geachtet werden, wie es sein sollte, und wie es namentlich die sehr pr�cis gehaltene Belehrung des Kgl. W�rttemb. Medicinal-Collegiums verdiente.
Der Verfasser hat nicht allein in 23j�hriger Praxis leider �fter wiederholt Gelegenheit gehabt wuthkranke Hunde in vete�rin�rpolizeiliche Behandlung zu bekommen, sondern auch auf der Stuttgarter Thierarzneischule und an andern �hnlichen Anstalten Patienten mit quot;Wuthkrankheit lebend und nach dem Tode zu beobachten, daher er das Meiste aus eigener Anschauung kennt und nach eigener Beobachtung berichtet.
In der Literatur findet man ausser in den neueren Fach�schriften und veterin�rtechnischen Zeitschriften eine reiche Quelle der Belehrung haupts�chlich in der Monographie Fabers �ber Hundswuth, wo namentlich die in den Acten des Kgl. W�rttemb. Medicinal-Collegiums verzeichneten und in der Literatur alier Zeiten erw�hnten F�lle von Hundswuth und die Erfahrungen �ber dieselbe mit musterhaftem Fleisse und seltener Objectivit�t re-gistrirt und besprochen sind, leider ganz unbeachtet von neueren Schriftstellern, welche f�r ihre Ideen aus einigen neueren stati�stischen Erhebungen und Anschauungen in der Veterin�rwissen�schaft, ohne R�cksicht auf das, was fr�her erfahren, beobachtet und gepr�ft wurde, Capital machen. Mit souver�ner Nichtbe�achtung oder gar Verachtung fr�herer Anschauungen und Erfah�rungen ist der Wahrheit und Wissenschaft nicht gedient!
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Die Wuth im Allgemeinen.
Die quot;Wuthkrankheit (Lyssa) ist eine Nervenkrankheit, welche nach den bisherigen Erfahrungen selbstst�ndig sich nur bei Fleischfressern, speciell bei der Gattung Hund, n�mlich beim Haushund, Wolf, Fuchs entwickeln kann, dann aber durch einen nicht fl�chtigen Ansteckungsstoff auf alle warmbl�tigen Gesch�pfe, besonders auf den Menschen, alle unsere warmbl�tigen Hausthiere, sogar auf das Gefl�gel �bertragen und weiter verbreitet werden kann. Als Ansteckungsstoff (Contagium) wirkt meist der Speichel, welcher bei Gelegenheit eines Bisses mit dem Zahne des w�-thenden Thieres dem quot;Verletzten eingeimpft wird; allein auch andere Ausscheidungen des quot;Wttthenden, z. B. Schleim, Milch, sowie das Blut, haupts�chlich das warme, k�nnen ansteckend wirken. Der Eintritt der Krankheit zeigt sich zun�chst als St��rung der Functionen des Gehirns, namentlich der Instinkte, sp�ter des Bewusstseins mit ganz besonderer Neigung zum Beissen und zu Easerei, es entstehen Zuckungen, Kr�mpfe und L�h�mungen. Obgleich die Krankheit von den Meisten als eine fieber�lose bezeichnet wird, so hat man doch hier�ber noch keine exacten Beobachtungen angestellt; sie f�hrt so h�ufig zum Tode, dass man sie als eine unbedingt t�dtliche bezeichnen kann. Der Verlauf ist schnell, so dass die meisten Todesf�lle auf den f�nften Tag kommen, doch zieht sich bei einzelnen Patienten die Krank�heit acht Tage bis zum Tode hin.
Regelm�ssige und gleichartige durch die Section nachzu�weisende Entartungen des K�rpers, ein bestimmter pathologisch�anatomischer Erfund kommen dieser Krankheit nicht zu.
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Die Wuth beim Hunde.
Der aufmerksame Beobachter wird schon einige Tage vor dem Ausbruch der eigentlichen Wuth einige Vorboten derselben erkennen, und zwar in einer gewissen Verstimmung, in einer Ver�nderung des Charakters des leidenden Thieres. Ein bisher
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freundlicher, zutraulicher Hund wird ungehorsam, zieht sich zu�r�ck, erscheint m�rrisch, zum Beissen geneigt, verkriecht sich wom�glich an dunkle Orte. Hierauf tritt eine eigenth�mliche innere Unruhe auf, die Lagerst�tte wird oft gewechselt, liegend auf derselben wird h�ufig ohne besonderen Grund die Stellung ge�ndert, ab und zu ohne Grund mit dem Maule geschnappt. quot;Wenn das Fressen auch noch nicht ganz gest�rt ist, so bemerkt man doch eine qualitative und quantitative Aenderung der Fress�lust. Die Lieblingsspeisen werden etwa noch angenommen, allein das gew�hnliche Futter verschm�ht, kurz das Thier erscheint in jeder Beziehung launisch. Hat ein solcher Hund ein wenig ge�fressen, so steht er wieder ab davon, oder er bekommt Neigung zum Erbrechen und erbricht sich zuweilen wirklich. Einzelne Speisen werden entweder gar nicht angesehen oder nur ein Bissen davon aufgenommen und wieder fallen gelassen.
Bald tritt die immer deutlicher bemerkbare Neigung hervor, ungeniessbare oder doch unverdauliche, dem normalen Appetit geradezu widerstehende Gegenst�nde, Holz, Stroh, Tuch, Lappen, Leder, Federn zu verschlingen, es wird sogar der eigene und fremde Koth aufgefressen und der Harn aufgeleckt, mit Vorliebe werden auch kalte Gegenst�nde, Eisenst�be, Steine beleckt. Viel�fach tritt ein besonders starker Geschlechtstrieb hervor, die Thiere machen sich mit Vorliebe an den eigenen oder fremden Geschlechtstheilen zu schaffen und benagen sie sogar. Beob�achtet man die Hunde im Gehen, so zeigen sie eine gewisse Mattigkeit, ein Schwanken und quot;Wackeln und ein Zittern des Hintertheils. Hiermit steht in urs�chlichem Zusammenhang die Eigenth�mlichkeit, dass erkrankte R�den, welche nach ihrem Alter, d. h. vom Zahnwechsel an, den einen Fuss beim Uriniren aufheben sollten, wenn sie nicht gerade eine �berf�llte Blase haben, wie eine H�ndin mehr sich niederduckend das quot;Wasser lassen.
Im Uebrigen bemerkt man im Aeusseren noch keine Ver�n�derung, das Thier beisst noch nicht, die Haare sind noch nicht sehr deutlich matt und glanzlos, doch wird man bei n�herer Beobachtung eine R�thung d. h. Blut�berf�llung an der Zunge und im Rachen, am Auge und den Augenlidern, sowie eine Er-
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Weiterung des Augensterns, der Pupille, erkennen. Hiedurch be�kommt ein solches Thier einen eigentb�mlichen, abschreckenden, drohenden Gesichtsausdruck, der in vollem Einklang steht mit der wirklichen Gef�hrlichkeit des Thieres schon in dieser ersten Periode. Zuweilen bemerkt man verst�rkten Speichelausfluss aus dem noch geschlossenen Maule und Schleimausscheidung aus den Nasenkan�len. Ist die Krankheit durch eine Wunde, etwa einen Biss �bertragen, so zeigt sich erfahrungsgem�ss eine neuenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;flt;
Heizung in der Bissstelle, leichte Schwellung oder K�thung, er�h�hte Empfindlichkeit, welche sich durch h�ufiges Lecken, Kratzen und Nagen an der vernarbten Stelle kundgibt.
Zwei bis drei Tage sp�ter, zuweilen noch fr�her, kommt die Krankheit wirklich zum Ausbruch, und zwar in zwei verschiede�nen Formen, n�mlich als rasende oder tolle Wuth, und als stille Wuth, bei welcher die L�hmung sogleich in Vordergrund tritt.
Der Unterschied ist eben kein qualitativer, sondern nur ein quantitativer in Betreff der Aeusserung des Grund�bels und des Paroxysmus. Beide Formen k�nnen leicht nebeneinander, noch h�ufiger nach einander vorkommen, in einander �bergehend.
Die bei der �Tollwuthquot; auftretenden Nervenerregungen und Paroxysmen sind anf�nglich am st�rksten, zeigen sich nur w�hrend weniger Tage, und charakterisiren haupts�chlich �die Wuthquot;, allein in den ruhigen Zwischenzeiten dauert doch die Krankheit und das Nervenleiden und die Gefahr fort.
Die am meisten charakteristischen Merkmale sind die auf�fallende Unruhe und die Neigung zum Beissen. Die Unruhe ist hoch gesteigert, das Thier wechselt immer den Ort, richtet sein Augenmerk auf alle Ausgangs�ffnungen und sucht auf jede Weise in's Freie zu kommen und diesen Zweck zu erreichen durch Zernagen der Th�ren und Holzw�nde, der Anbindestr�nge, aber auch Ketten und eiserne Gitter werden angegriffen und mit den Z�hnen erfasst, wobei einzelne Hunde oft so w�thend angreifen, dass sie sich die Z�hne zersplittern oder abbrechen, und aus dem Maule bluten in Folge der Selbstverletzungen. Gelingt die Befreiung, so schweifen w�thende Thiere unst�t herum, oft weite Strecken zur�cklegend. Die Haushunde kehren nach starker
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Abspannung in Folge solcher Aufregungen meistens ermattet wie�der nach Hause zur�ck, wenn sie nicht verscheucht worden sind, und verkriechen sich, wie wenn sie ein b�ses Gewissen h�tten.
In diesem ersten Stadium tritt die w�thende Beisssucht deut�licher hervor, doch zeigt sich diese Manie je nach dem Charakter, dem Temperament und der Dressur der Hunde sehr verschieden�artig. Verd�chtig ist schon, wenn ein Hund gegen ihm sonst befreundete Hunde und Katzen beisst. Einzelne schnappen nur im Vorbeigehen und wenn ihnen etwas in den Weg kommt, an�dere dagegen sind aggressiv, sie suchen die lebenden Wesen, .welche in ihrer N�he sind, heimt�ckisch oder gewaltsam zu er�reichen, um an ihnen ihre Beisslust auszulassen, und hiebei raufen manche w�thende Hunde sehr hartn�ckig und w�rgen ihre ungl�cklichen Opfer. Sind jedoch die Patienten in diesem Zustand schon verwahrt, so beissen sie toll in alle vorgehaltenen Gegenst�nde, in Gitter und Ketten, in Stroh und Fressgeschirre ein. W�hrend solcher Beisssuchtanf�lle sind die Thiere wie be-wusst- und gef�hllos, der Trieb der Selbsterhaltung ist ganz verschwunden, sie f�rchten sich vor Nichts und vor Niemanden, brechen sich die Z�hne aus an den harten K�rpern, in welche sie beissen, verletzen sich Maul und Lippen oft tief, ja sogar sie zerfleischen sich selbst und wie es scheint mit besonderer Vorliebe an ihren Geschlechtstheilen und deren Umgebung.
Die Beisssucht wird am meisten angeregt durch Ann�herung anderer Hunde, durch Katzen und Gefl�gel, weniger aggressiv verhalten sich w�thende Hunde gegen gr�ssere Pflanzenfresser, mit Ausnahme der Schafe, und gegen Menschen, welche sie ge�w�hnlich, besonders wenn ihnen dieselben bekannt sind, glimpf�lich behandeln, ja sogar noch respektiren. doch ist ihnen nie zu trauen. Nicht unwahrscheinlich ist die von Einzelnen be�hauptete Beobachtung, dass gesunde Hunde einen w�thenden in�stinktiv meiden und ihm, wenn sie k�nnen, aus dem Wege gehen.
Die Dauer solcher Tob- und Beisssuchtanf�lle in der rasen�den Wuth, deren erster gew�hnlich der heftigste und l�ngste ist, kann sich von einer Stunde bis zu einem ganzen Tage und noch l�nger hinziehen. Der Nachlass der Krankheitserscheinungen
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nach einem solchen Anfall ist oft so auffallend, dass ein Unge��bter meinen k�nnte das Thier sei nahezu gesund und genesen. Allein jede �ussere Veranlassung, namentlich jede Neckerei, ruft neue kurze Anf�lle hervor. Aber auch bei scheinbarer �usserer Euhe dauert die innere Aufregung und Angst fort, das Auge ist verzweifelnd stier. Bei dieser innern Unruhe springen die Pa�tienten oft mit Geheul auf, dr�ngen in eine Ecke oder gegen die Gitter, reissen an der Kette. #9632;�
Ein andauerndes, haupts�chlich charakteristisches Symptom �ist die ganz eigenth�mliche Ver�nderung der Stimme, welche oft schon im ersten Stadium unter den Vorboten sich bemerklich macht. W�hrend bei dem Bellen eines gesunden Hundes die einzelnen Anschl�ge von einander deutlich geschieden und gleich-t�nend sind und das Heulen in lang gedehnten sich allm�lig ab�schw�chenden Z�gen geschieht.', schlagen w�thende Hunde mit einem nicht hellen etwas heiseren Tone an, welcher in einen h�heren Ton kurz ausgezogen wird, so dass die Stimmbildung zwischen Bellen und Heulen schwankt, ich m�chte es einen �Heul-schreiquot; nennen. Diese Art zu bellen lassen die meisten w�then-den Hunde erkennen, namentlich wenn sie angebunden oder ein�gesperrt sind, oder wenn sie gereizt werden, namentlich auch anfangs, wenn sie von ihrem Herrn nach einem Besuch wieder verlassen werden.
Die Wasserscheu, welches Symptom fr�her als wesentlich betrachtet wurde und den Anlass zur Benennung der Krankheit als �Wasserscheuquot; gab, ist h�ufig gar nicht vorhanden, man hatnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
sogar Beispiele, dass w�thende Hunde durch fliessendes Wasser geschwommen sind und kann es fast bei allen w�thenden HSnden sehen, dass sie in den ihnen vorgestellten Fl�ssigkeiten lecken und saufen, soweit sie nicht durch die Schwellungen und L�hmungen im Bachen am Schlingen verhindert sind. Etwa bemerkbare Wasserscheu l�sst sich meist eher darauf zur�ckf�hren, dass die Patienten durch das Spiegeln der Wasseroberfl�che nerv�s auf�geregt werden, wie diess auch bei einzelnen vorkommt beim An�blick eines gew�hnlichen Spiegels oder gl�nzender Fl�chen.
Viel h�ufiger, fast regelm�ssig, ist eine Schlingbeschwerde
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mit der quot;Wuth verbunden, welche erstere anf�nglich durch Schwel�lungen der Schleimhaut im Rachen und sp�ter durch L�hmungen in den betreffenden Nerven und dann der Muskelfasern, sowie durch Kr�mpfe der Schlundmuskeln bedingt ist, daher kommt es auch, dass manche Stoffe mit dem Maule aufgenommen, bald wie�der ausgespieen werden, ehe sie in den Magen kommen konnten.
Abgesehen von diesem wesentlich mechanischen Hinderniss . inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Futteraufnahme ist doch auch der Appetit qualitativ ver�n-
dert. Die Patienten verschm�hen ein nat�rliches Futter, nehmen dagegen mit Vorliebe eckelhafte, unverdauliche Stoffe gierig auf, ihren eigenen Koth, das Streustroh, Kalkm�rtel, Erde, Holz. Dem entsprechend sind die Entleerungen von Excrementen ver�z�gert , vermindert, oder es besteht g�nzliche Verstopfung. Die Thiere magern sehr rasch ab, fallen in den Flanken ein, die Augen sind in ihre H�hlen eingesunken und hiedurch bilden sich die von Einzelnen als besonderes Merkmal erw�hnten klei�nen Falten an den Augenlidern und an der Stirne, wodurch die Thiere einen d�steren, heimt�ckischen Ausdruck bekommen.
Im letzten Stadium, etwa 2�3 Tage nach den ersten Aus�br�chen derTollwuth, oder ohne dass diese st�rmische Krankheits�form vorangegangen w�re, also bald nach den Vorl�ufern bei der Form der �stillen Wuthquot;, treten L�hmungserscheinungen immer deutlicher hervor, und zwar am h�ufigsten zuerst im Rachen und in den Muskeln des Hinterkiefers, sp�ter am Hintertheil. Diese L�hmungen erkl�ren uns so manche als wesentlich schon fr�her ^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; bezeichnete Krankheitserscheinungen, z. B. die Schlingbeschwer-
den, Ausfliessenlassen von Geifer und Speichel, welcher einerseits nicht hinabgeschluckt werden kann, andererseits durch die un�willk�rlich ge�ffnete Maulspalte herausfliessen kann.
Die so vielfach behauptete Tiefhaltung des Schweifes, welche durchaus kein charakteristisches Wuthzeichen ist, steht ebenfalls in ganz einfacher Beziehung zu den L�hmungszust�nden; sind diese noch nicht vorhanden, so wird auch der Schwanz wie ge�w�hnlich getragen. Dass von Verfolgern ge�ngstigte oder von innerer Angst getriebene Thiere den Schweif meist willk�rlich einziehen oder dass schon in das L�hmungsstadium eingetretene
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Thiere den Schweif nicht mehr frei tragen k�nnen, so wenig wie sie stramm und ohne Schwanken gehen k�nnen, wenn das Hin-tertheil von der L�hmung hetroffen, sind also selbstverst�ndliche Erscheinungen, welche direkt nicht der Wuth angeh�ren. AU-m�lig wird diese L�hmung so tief eingreifend, dass die Thiere das Hintertheil nur noch wie einen fremden K�rper nachschlep�pen, oder sich gar nicht mehr von der Stelle bewegen k�nnen.
Wenn nun auch die Thiere sich nur noch vorn aufrichten, wegen der Hinterkielerl�hmung kaum mehr beissen k�nnen, so ist doch nie zu trauen, weil in momentaner Erregung doch oft noch ein Zusammenraffen und Schnappen m�glich wird. Die Stimme wird immer heiserer, das Anschlagen k�rzer und schw�cher, da die L�hmung auch an den Stimmb�ndern und Kehlkopfmuskeln sich einstellt. Das Athmen ist beschleunigt, auch soll der Puls bedeutend an Frequenz zunehmen. Thermo-trische Untersuchungen �ber die K�rpertemperatur des Patienten sind aus naheliegenden Gr�nden nicht gemacht. Die Pupille ist sehr erweitert. Die Herabstimmung des ganzen Nervensystems zeigt sich auch durch eine auffallende Unempfindlichkeit, die Thiere achten nicht auf Schl�ge, beissen sogar hartn�ckig auf gl�hendes Eisen, das man gegen sie hinh�lt und scheuen sich nicht vor den oben besprochenen Selbstverst�mmlungen.
Sind die Thiere nicht in dem zweiten Stadium w�hrend eines Anfalles der rasenden quot;Wuth zu Grunde gegangen durch einen Gehirnschlag (meist, in Folge eines Gehirn�dems), oder durch einen Lungenschlag, Erstickung, so gehen die Patienten sicher im letzten Stadium der L�hmung ein und zwar am 4.-8. Tage, meist am 6ten nach den ersten Anzeichen, und zwar gew�hnlich ohne schweren Todeskampf in stumpfem Hinstarren und in Be�t�ubung. Nur wenige F�lle von Heilung oder Wiedergenesung eines wirklich wuthkranken Hundes sind bekannt.
Von gr�sster Wichtigkeit ist es, die eben besprochenen Merkmale am lebenden Thiere zu beachten und zu constatiren, denn die Section f�r sich allein bietet nur wenig constante und gar keine vollst�ndig sicheren Anhaltspunkte f�r die Feststellung der Diagnosis auf Wuth. Die Wuthkrankheit hat eben keine
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specifischen ihr allein zukommenden pathologisch-anatomischen
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Die wichtigsten Erscheinungen am Cadaver sind Blut�ber-fttllung der Gef�sse des Gehirns und des E�ckenmarks, Erwei�chungen dieser Organe, zuweilen mit w�sserigen Ausschwitzungen in die Nervenmasse (Gehirn�dem) und in Lungen (Lungen�dem). Die Schleimh�ute des Magens und des Darmes sind catarrhalisch afficirt, gelockert, ger�thet, besonders auffallend bei der stillen Wuth. Auch der Kehlkopf, der Kehldeckel, die Stimmritze und die Luftr�hre, wie ihre Verzweigungen zeigen sich im Congestiv-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j
zustande, letztere sind h�ufig mit Schaum angef�llt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; \
Die Blut�berf�llung und Neigung zu Ausschwitzungen na�mentlich auch von Blutfarbstoff tritt aber fast in allen Organen hervor, namentlich am Darmcanal, an Leber und Nieren. Das Unterhautbindegewebe, die Muskeln zeigen Blutunterlaufungen.
Die Blutaustretungen (Ecchymosen) beginnen am Nahrungs�schlauche schon oben im Rachen und sind am deutlichsten an den geschwollenen Schleimbautfalten im Magen; nicht selten be�merkt man an solchen ger�theten Stellen Absch�rfungen (Ero�sionen) der obersten Schleimhautschichten.
Das Blut in den Gelassen ist nicht zu Gerinnungen geneigt, sondern ist theerartig fl�ssig, dunkel, geht schnell in faulige Zer�setzung �ber. Ein fast regelm�ssiges Sectionsergebniss ist der ungew�hnliche Inhalt des Magens und der Ged�rme, man findet Stroh, Haare, Erde, Heu, Leder, Tuchfetzen, und daneben na�mentlich im Darme einen schwarzbraunen mit Galle vermischten dicken z�hen Schleim fast wie S�ssholzextract.
Diese Sectionserfunde k�nnen erst im Zusammenhalt mit den Erscheinungen am lebenden Thiere die Constatirung dernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '�
Wuthkrankheit geben und weisen namentlich wegen der Abnor�mit�t im Kreislaufe darauf hin, dass eine St�rung des verl�nger�ten Markes und der benachbarten Nervencentralorgane, des Ge�hirns und R�ckenmarks das pathologische quot;Wesen der Wuth be�gr�nden.
Die hier oben besprochenen Erscheinungen am lebenden und todten Patienten kommen jedoch auch bei anderen Krankheiten
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des Hundes vor, daher man sich vor quot;Verwechslungen hei der Diagnosis sehr zu h�ten hat.
Die Beisssucht kommt vor, hei verschiedenen schmerzhaften Aufregungen, hei Darm- und Magenentz�ndungen, bei Vorhanden�sein zahlreicher Bandw�rmer im Darm, bei Einwanderung eines Schmarotzerthieres des bandwurm�hnlichen F�nfloches, Pentas-tomum taenioides in die Stirnh�hlen, bei carieusen Z�hnen, vor dem Hungertode, bei einzelnen Suchtformen.
Mit den L�hmungserscheinungen kann die Fallsucht ver�wechselt werden, allein hei letzterer sind vollst�ndiges Zusammen�st�rzen, unwillk�rliche krampfhafte Bewegung, Geifern und Sch�u�men, �ngstliches Schreien charakteristisch. Sehr ungeschickt m�sste man sein, wenn man eine einfache Halsentz�ndung oder gar das Steckenbleiben fremder K�rper mit quot;Wuth verwechseln w�rde; das ganze Benehmen des Thieres, welches sich �ngstlich aber zutrauensvoll gegen den Herrn benimmt, das Erbrechen der aufgeschlappten Futterstoffe, Schmerz in der Halsgegend sind die sicheren Mittel zur Richtigstellung der Sachlage. Kaum zu warnen d�rfte sein vor Verwechslung mit Kieferverrenkung, wo�bei der Unterkiefer best�ndig unten steht; schon das pl�tzliche Auftreten, meist bei einem bestimmt erkannten Anlasse, z. B. hei einer Hetze, beim Apportiren, wird auf die richtige Erkenntniss f�hren. Auch in der Sucht, beim Zahnen kommen oft einzelne Symptome der Wuth vor, allein dabei bleibt es und es sind sehr deutliche andere Symptome f�r die andere Krankheit da�mit gepaart.
Auch heftige Ersch�tterungen des Nervensystems f�hren zu�weilen zu einer freilich nur vor�bergehenden Beisssucht, z. B. sehr schmerzhafte Hoden-Entz�ndungen, Milchversetzungen, Entw�h�nen der Jungen, grosse Abspannung durch lange aufregende Paarungsacte. Angst und Furcht, Einreibungen mit Terpentin�l, f�r welches Hunde sehr empfindlich sind, geben oft rasch An-lass zu einem irren Herumlaufen und zu heftiger Beisssucht.
So wenig nach dem eben Gesagten die Section allein die Wuthkrankheit beweisen kann, so ist eine solche Untersuchung in wichtigeren F�llen doch schon desshalb von Werth, weil das
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NichtVorhandensein anderer pathologischer Erscheinungen, welche auf eine andere Krankheit bestimmt hinweisen, z. B. ausschliess-lich Ansammlung von Eingeweidew�rmern, Bauchfellentz�ndungs�merkmale, sehr carieuse Z�hne etc., beim Vorhandensein der oben beschriebenen Befunde die Bedeutung dieser sowie der ver�d�chtigen Symptome w�hrend des Lebens erh�hen.
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Wuth bei den �brigen Fleischfressern.
Bei den �brigen Fleischfressern Wolf, Fuchs, Dachs, Marder, in welchen sich nach bisherigen Erfahrungen die Wuth zuweilen selbstst�ndig ausbilden kann, jedenfalls nicht selten auftritt, zei�gen sich neben den oben besagten Krankheitserscheinungen, welche alle man jedoch nie sicher wird constatiren k�nnen, da solche Thiere zu selten einer eingehenden Beobachtung zug�ng�lich sind, auffallende Abweichungen des gew�hnlichen Benehmens. Zun�chst legen die wildlebenden Thiere ihre nat�rliche Scheu ab, sie verlassen ihre naturgem�ssen Aufenthalte, laufen unstet in bewohnte Orte, auf die Landstrasse, und wenn ihnen da Men�schen oder Thiere in den Weg kommen, fallen sie dieselben w�thend an mit Bissen, sie greifen Pferde, Binder, Schafe, Hunde einzeln oder in Heerden an und springen grossen Hausthieren an die Lippen und Kehle hinauf.
Bei den Katzen geben das Verkriechen und dann wieder ein ungew�hnliches Herumspringen, ein weites Herumschweifen die ersten Andeutungen, dann folgt aber bald ein aggressives Ver�halten, wobei die Krallen und die Z�hne als Angriffswaffen be�nutzt werden. W�thende Katzen springen dem Menschen mit Vorliebe gegen das Gesicht, kleineren Hausthieren, den Hunden auf den B�cken, dem Gefl�gel an den Hals. Bald tritt Abma�gerung und L�hmung ein, auch will man bei Katzen eine Ver��nderung der Stimme, ein eigenth�mliches heiseres Schreien, er�kannt haben. Der Tod erfolgt noch rascher als beim Hund und den oben genannten Hundearten Wolf und Fuchs, n�mlich meist zwischen dem 2. und 4. Tage.
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Wuth bei dem Schweine.
Die Schweine, (Omnivoren, Allesfresser), werden gew�hnlich in der quot;Wuth sehr schreckhaft und wild, das Athmen ist sehr beschleunigt, der Blick wild, das Geifern sehr stark. quot;W�hrend der Wuthparoxysmen beissen w�thende Schweine in leblose Ge�genst�nde, zerw�hlen die Streu, verstecken sich in dieselbe, greifen Menschen und Thiere, sogar die eigenen Jungen an. Letzteres ist aber nicht zu verwechseln mit dem Anfressen eben geborener Ferkel durch die eigenen M�tter. In freien Zwischen�r�umen aber liebkosen Mutterschweine zuweilen ihre Jungen wieder und s�ugen sie. Maul und R�ssel wird bald trocken, es erfolgt rasche Abmagerung, L�hmung des Unterkiefers und des Hintertheils, meist dauert die Krankheit nur 2�4 Tage; als Vorbote gilt das Benagen der alten inftcirten Bisswunde.
Wuth bei den pflanzenfressenden Hausthieren.
Bei den Pflanzenfressern, Pferd, Rind und Schaf, an welchen man schon oft die immer durch Ansteckung auf diese Thierarten �bertragene Wuth beobachtet hat, �ussert sich die Krankheit meist zun�cht durch eine auffallende Empfindlichkeit an der ge�bissenen Stelle, die Thiere sind unruhig, schreckhaft und ge�schlechtlich meist sehr erregt. Gar nicht selten zeigt sich eine Scheu gegen Licht und gegen gl�nzende Gegenst�nde, immer aber ist eine besondere Antipathie gegen Hunde vorhanden. Zuweilen stellen sich Zuckungen der Hautmuskeln und allge�meine Kr�mpfe ein. Auch die sonst friedlichen Pflanzenfresser werden aggressiv gegen Menschen und Thiere, sogar tobs�chtig mit deutlicher Beisswuth. Bald stellen sich nach den ersten Schlingbeschwerden L�hmungen am Hinterkiefer und am Seh�nerven ein, die Thiere geifern viel, sind heiser, verfallen schnell in ihren K�rperformen und sind fr�he gel�hmt im ganzen Hinter-theil. Auch bei diesen Thieren verlauft die Krankheit meist in 4�6 Tagen. Der Tod erfolgt liegend unter Convulsionen. selten apoplectisch.
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Beim Pferde speciell �ussert sich die Wuth anf�nglich durch h�ufiges Ausschachten bei Hengsten, durch Rossen bei Stuten. Die Pferde springen in die Krippen, hauen �ber die Kette, schla�gen und beissen w�thend gegen die erreichbaren leblosen und le�benden Gegenst�nde, in einzelnen F�llen zerfleischen sie sich selbst.
Rinder dagegen sind mehr traurig ohne alle Fresslust, dazwischen sehr unruhig, wobei sie h�ufig br�llen wie die soge�nannten �Bockerinenquot;, mit den Fassen stampfen, sich zur Erde werfen und w�lzen, sie stossen nach allen Richtungen und suchen sich loszureissen, wobei oft die H�rner abgebrochen werden und die Stirne wund gerieben erscheint. Die Beisssucht zeigt sich beim Rinde selten. Das Wiederk�uen h�rt gleich anfangs ganz auf.
Beim Schafe, bei denen ich selbst schon mehrere Male die Wuth zu beobachten Gelegenheit hatte, f�llt wohl am meisten das ger�thete, stiere Auge mit weit offener Pupille auf, dann die ver�nderte Stimme, h�ufig ist ein Nasencatarrh bemerkbar. W�h�rend der Wuthanf�lle und ehe die gew�hnliche L�hmung eintritt, lassen die Schafe ein eigenth�raliches Knirschen mit den Z�hnen, ein Bebbern mit den Lippen h�ren, ihr aggressives Verhalten namentlich aber gegen den Menschen geben sie zun�chst durch kurze starke Tritte mit den Vorderf�ssen gegen den Boden .zu erkennen und dann rennen sie in raschem Anlauf an, hiebei ist auch das Beissen nicht selten, so dass man sich bei solchen Schafen wohl vor Infection in Acht zu nehmen hat. Andere Schafe, Hunde und leblose Gegenst�nde sind f�r solche Patienten Angriffsobjecte, oft machen sie ohne Grund ganz tolle Spr�nge. Ganz �hnlich benehmen sich die Ziegen in der Wuth, nur ist bei ihnen die Beisssucht mehr ausgesprochen.
Beim Hausgefl�gel (ich beobachtete selbst eine tolle Trut�henne) tritt die Wuth auch nur durch Infection auf und in �hn�licher Weise, wie bei den bis daher besprochenen Thiergattungen. Zun�chst bemerklich macht sich die Krankheit durch die heisere Stimme und durch das aggressive Benehmen, wobei die Thiere gegen den Menschen etc. aufspringen, gegen ihn picken und beissen, auch machen sie sonst eigenth�raliche Spr�nge, sind �berhaupt bis zu eintretender baldiger L�hmung sehr unruhig.
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Vorhersage bei der Wuth.
Die Beurtheilung der Gefahr (Prognosis) bei ausgesprochene! Wuthkrankheit ist entschieden ung�nstig, wenn auch in einzelnen wenigen F�llen diese Krankheit schon von selbst oder bei An�wendung verschiedener Mittel zur Heilung kam. Sehr bequem ist es zu sagen, wenn ein Wuthfall zur Heilung kam, so war es nur ein �sogenannterquot;, die Heilung sei gerade der Beweis, dass der Patient nicht wirklich an der Wuth gelitten habe. Das ist gegen�ber manchen ehrenwerthen Berichterstattern jedenfalls, um mich milde auszudr�cken, eine k�hne Logik. Nach allen Erfahrungen muss ganz entschieden von einer Behandlung w�thender Thiere abgerathen werden, weil, abgesehen von der so geringen Aus�sicht auf Erfolg, eine grosse Gefahr f�r den Menschen wegen einer durch die Behandlung gebotenen h�ufigeren Gelegenheit zur Ansteckung gegeben ist. Die Mittel, welche schon zu verschie�denen Zeiten, von Berufenen und Unberufenen angeblich mit so g�nstigem Erfolg angewendet und empfohlen wurden, sind inner�lich: Maik�fer, Canthariden, Zinkvitriol, Kupfervitriol, Quecksil�ber, Calomel, Belladonna, Hyosciamus, scutellaria laterifolia. Ge�nista tinct. Aeusserlich: starke Keize, Ableitungen durch scharfe Salben und Pflaster, Gl�heisen etc. im Genick, �ber dem R�cken�mark. Dampfb�der, t�rkische B�der, starke Aderl�sse, neue Reizung der Bisswunden etc.
Viel wichtiger ist die Vorbeugung, die prophylactische Be�handlung nach geschehener Ansteckung durch einen Biss oder sonstigen Anlass, allein da das, was hier zu sagen ist �ber die Behandlung der Thiere, auch f�r die der Menschen gilt, so ist es wohl zweckm�ssig, zuvor die Wuth bei dem Menschen ebenfalls kurz hier zu besprechen.
Die Wuth des Menschen tritt nie in selbstst�ndiger Ent�wicklung auf, sondern nur in Folge von Uebertragung des Wuth-contagiums, f�r welches jedoch wie bei allen Thieren eine indi�viduelle Empf�nglichkeit vorhanden sein muss. Der Zeitraum von der Infection bis zu dem Ausbruch der Krankheit (Incuba-tionszeit) wechselt von 8 Tagen bis 8 Wochen, ja man kennt
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sogar einige wenige F�lle einer l�nger als 1 Jahr dauernden Incubation.
Die ersten Merkmale beim Menseben sind wechselnde Hals�schmerzen, welche in keiner urs�chlichen Beziehung zu irgend einer Entz�ndung oder anderen sichtbaren oder f�hlbaren Ver��nderungen der Theile in und am Halse stehen. Hierzu kommt bald eine best�ndige Ansammlung eines z�hen milchweissen Spei�chels in der Maulh�hle, so dass der Patient fortw�hrend aus�speit oder trielt. Eine gem�thliche Verstimmung tritt ein, Nachts mit Tr�umen bei h�ufiger Angst vor Hunden und vielfacher Unruhe. Der Appetit ist vermindert, es zeigt sich aber kein Fieber, keine Aufregung im Athmen. H�ufig bemerkt man ne�ben diesen Vorboten eine Ver�nderung an der gebissenen Stelle, welche bl�ulich roth wird und etwas anschwillt oder es bricht gar die Narbe wieder auf. Das verwundete Glied wird taub oder der Patient f�hlt ein Ziehen und Spannen von der Narbe ausge�hend. Wenn jedoch noch keine Vernarbung eingetreten, werden die Wundabsonderungen d�nnfl�ssig �belriechend, es bildet sich schlaffes wildes Fleisch. Die Gem�thsstimmung wird bei hei�teren hoffnungsvollen Pausen allm�lig sehr d�ster und melancho�lisch, und nun kommt bald die Krankheit zum wirklichen Aus�bruch, es entsteht ein vorerst noch bewusster Drang zu beissen, wovor der Patient h�ufig seine Umgebung noch rechtzeitig warnt. Beim Versuche zu trinken entsteht ein heftiges W�rgen im Rachen, so dass der Kranke allen Muth verliert, Fl�ssigkeiten zu sich zu nehmen und eine Angst vor Wasser bekommt, dagegen k�nnen weiche Speisen eher genommen werden; diess f�hrte zur Annahme des Symptoms der Wasserscheu, allein jede Fl�ssig�keit erregt im Rachen Kr�mpfe, welche das Schlingen schmerz�haft, sogar unm�glich machen. Das Schrecklichste f�r die Pa�tienten werden sehr bald die innerlichen Angstgef�hle und Brust�beklemmungen, die zuletzt zu den schauerlichen Wuthanf�llen f�hren, in denen die Ungl�cklichen aus Verzweiflung wie rasend unter Geschrei und Heulen unaufh�rlich und r�cksichtslos den Speichel auswerfen, damit ja nicht durch die Ber�hrung des�selben mit dem Schlundkopfe die Schlundkr�mpfe erzeugt werden.
Kneff, Die Hundswath.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2
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In solchen F�llen ist meist das Bewusstsein noch vorhanden, doch bel�stigen h�ufig schwere Phantasien und Gesichte den Geist und das Gem�th des armen Patienten.
In kurzer Zeit steigern sich die Wuthausbr�che zu epilep�tischen Anf�llen oder zu allgemeinem Starrkrampf, in einem sol�chen Anfalle geht zuweilen der Kranke an einem Schlaganfall (apoplectisch) zu Grunde oder es entwickelt sich eine vollst�ndige Bewusstlosigkeit mit zeitweisen Wuthausbr�chen, aus welchem Zustande allm�lig vollst�ndige L�hmung sich ausbildet. In diesem letzten Act bedeckt sich die Haut mit klebigen Schweissen, der Speichel wird nicht mehr ausgespieeu, sondern fliesst aus dem stets offenstehenden Munde aus und der Tod tritt schliesslich durch Ersch�pfung ein, gew�hnlich schon vor dem 6. Tage.
Die Krankheit ist als eine f�r den Menschen meist t�dtliche zu bezeichnen und dauert nie l�nger als 4�6 Tage. An den Gestorbenen zeigt sich sehr bald die Todtenstarre und die Ver�wesung tritt schnell ein, vielfach fand man neben den oben be�schriebenen Blut�berf�llungeu im Gehirn und R�ckenmark eine auffallende R�the in den Nervenstr�ngen, welche von der Biss�stelle ausgehen, ebenso R�thmigen des herumschweifenden Nerven (N. vagus). Durchaus nicht charakteristisch sind kleine unten an der Zunge befindliche Bl�schen, die �Marochetti'schen Bl�schenquot;, welche �berhaupt deutlicher vor dem Ausbruch der Wuth gleich�sam als Merkmale stattgehabter Infection und Wirkung derselben neben dem Zungenb�ndcheu nach manchen Beobachtern in ein�zelnen F�llen vorkamen. Im Uebrigen sind die Sectionsresultate, wie bei den Thieren, nur findet man nicht die Folgen der Ap�petitalteration, die fremdartigen ungeniessbaren K�rper im Ma�gen und Darm.
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Allgemeines �ber die Behandlung.
Wenn auch die prophylactische Behandlung der Inficirten bei Mensch und Thier im Wesentlichen die gleiche ist, so gilt doch f�r den Menschen die besondere Regel, dass man auf jede Weise zu seiner gem�thlichen Beruhigung beizutragen habe, es
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ist hief�r besonders fest im Auge zu behalten, dass von den vermeintlich oder angeblich wuthkranken Thieren nur der ge�ringste Theil wirklich w�thend war, ferner dass Bisse von un�zweifelhaft wuthkranken Thieren nur in der Minderzahl inficiren, und dass f�r wirkliche solche Infectionen nicht quot;jeder Mensch empf�nglich ist. Ist die Wuth bei einem Menschen je einmal in der That ausgebrochen, so muss zun�chst eine beruhigende tr�stende humane Behandlung des deprimirten Gem�thes unter Leitung eines Arztes stattfinden. Die gleichsam kritischen un�vermeidlichen Entladungen oder �Ausl�sungenquot; der angespannten Nervenkraft d�rfen nur insoweit gewaltsam verhindert werden, als sie den Mitmenschen und dem Patienten selbst Gefahr brin�gen k�nnten, es ist Alles zu vermeiden, was Reiz und Gegen�wirkung veranlassen k�nnte, also Aerger, Ger�usche, Anbieten klarer Getr�nke, Spiegel, Bellen, Ann�herung von Hunden. Die Mittel, welche Menschen�rzte anwenden, sind Calomel, Quecksilber�einreibung bis zum Speichelfluss, starke Aderl�sse, gegen den heftigen Durst l�sst man Eisst�cke verschlucken. Campher, Bel�ladonna in Pulverform grms. 0,2 auf 2 Mal in einem Tage, bis zu grms. 0,3 in 24 Stunden in Haferschleim gegeben. Cbloroform-und Aetherbet�ubung, auch das thloralhydrat in starken Gaben oder Morphium w�ren zu versuchen. Belladonna, Calomel und Cajeput�l hat von Schallern mit Erfolg angewendet.
Heisse Dampfb�der, t�rkische B�der, Untertauchen in kaltes Wasser sind schon mit Erfolg versucht. F�r die Zweckm�ssig-keit verschiedener Geheimmittel und angeblich specifischer Arznei�mittel, z. B. Genista tinctor. (Marochetti), scutellaria laterifolia sprechen weder die rationelle Medicin noch die Erfahrung g�nstig.
Neben obigen Mitteln wurden empfohlen der Maiwurm (Me-loe) als Hauptbestandtheil des s�chsischen und preussischen einst approbirten Mittels gegen die Wuth. Dann spanische Fliegen, ge�feiltes Blei, Messing, Ebereschenholz; Ofenruss und Eierschalen nach Karras und Bonat, Belladonnawurzel-Abkochung (Locher, Balber); Niesswurz u. a. schweisstreibende Mittel (Schneemann).
Schwalbenkrautwurzel, Eisbeerbaumrinde und Knoblauch (Sie�benb�rger Mittel), das Potkiewicz'sche und das Kakrat'sche Ge-
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heimmittel. Ausbrennen der sogenannten Marochetti'schen Bl�s�chen war meist erfolglos. Geradezu l�cherlich sind die einst an�empfohlenen oder sogar angeordneten sympathetischen Mittel, um die Wuthbisse von Seiten der Hunde unsch�dlich zu machen ; z. B. Brennen der Hunde auf die Stirne mit einem Hubertus-schliissel, Coupiren der .Schw�nze der 40 Tage alten Hunde nach Collumella. Das Ausschneiden des sogenannten �Tollwurmes'�j eines normalen Organes der Hunde, eines wurraf�rmigen St�tz�ungsknorpels, um dem Hunde durch die an dem Knorpel ange�hefteten Muskelfasern die l�ffeif�rmige Aufbiegungung der Zun�genr�nder und der Zungenspitze m�glich zu machen, ist Unsinn.
Die Infection.
Der bei der Wuth erzeugte Ansteckungstoff ist greifbarer und sichtbarer Natur, wenn auch nicht als ein isolirter K�rper dar�zustellen, er ist ein �Contagiumquot;. Solches ist kein Gift, wie man es so h�ufig f�lschlich nennt, weil es wie die Giftstoffe schon in kleinen Mengen lebensgef�hrlich wirkt, sondern es ist ein Ferment, das durch Fortp�anzung und Vervielf�ltigung das Blut zersetzt und um�ndert, es ist ein Krankheitssaamen, der in dem inficirten K�rper, wenn dieser einen empf�nglichen Boden bildet, aufgebt, die Krankheit entstehen macht und denselben Saamen wieder erzeugt und vermehrt, w�hrend ein Gift wohl auch das Blut abnorm um�ndert, entmischt, den Organismus dadurch sehr sch�digt, allein kein Gift reproducirt sich, es entsteht also keine Vermehrung des schon in kleinen Gaben so isch�dlichen Stoffes, der aber immer nur nach Massgabe seines Quantums wirkt. Jener Krankheitssaamen haftet an Speichel, Blut und allen Aus�scheidungen wuthkranker Thiere, und wird am h�ufigsten durch den Biss eingeimpft, aber auch zuweilen bei Gelegenheit freiwil�ligen Beleckenlassens eines Menschen durch beginnend wuthkranke Thiere, daher vor dieser Unsitte die Hundeliebhaber nicht genug gewarnt werden k�nnen. Merkw�rdigerweise erleidet nach mehr�fachen authentischen Erfahrungen der Speichel von Thieren, die im Stadium h�chster Aufregung durch Geschlechtstrieb, Zorn,
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Angst sich befinden, die gleiche gef�hrliche Entmischung mit gleicher Wirkung wie der Speichel der quot;Wuthkranken.
Das Contagium, welches nur fixer, nicht fl�chtiger Natur ist, wird schon im ersten Anfange der Krankheit erzeugt und ent�wickelt sich immer w�hrend der Dauer der Krankheit und be�steht noch wirksam fort nach dem Tode des Thieres, nach Roll jedoch kaum �ber 24 Stunden nach dem Tode und so lange der Cadaver noch nicht v�llig erstarrt ist. Diess kann zu einiger Beruhigung in Betreff der Gefahr bei Sectionen dienen, welche man mit R�cksicht hierauf nicht fr�her als 36 Stunden nach dem Tode vornehmen sollte. Trotz alledem ist dringend zu mah�nen zur Vorsicht bei Sectionen, bei welchen Niemand mit irgend�wie verletzten H�nden sich zu schaffen machen sollte. Am besten wird die Untersuchung und Section des Cadavers Wuthkranker mit gut einge�lten H�nden in Handschuhen von vulcanisirtem Cautchouc vorgenommen. Wenn auch Tausende von Sectionen ohne solche Vorsichtsmassregeln ausgef�hrt wurden, so sollte man doch die letzteren, wenn nur immer thunlich, nicht vers�umen, denn es sind auch einzelne F�lle bekannt, in welchen Infectionen mit ganz vertrocknetem Ansteckungsstoffe Wuthkranker statt�gefunden haben.
Die gef�hrlichsten Tr�ger des Contagiums sind also der Spei�chel und das warme Blut. Nach Hertwig sollen Milch und Fleisch nicht als Tr�ger des Ansteckungsstoffes dienen, da jedoch in ein�zelnen Gegenden, wo an Wuth gefallene Cadaver, oberfl�chlich verscharrt, von den F�chsen ausgegraben worden waren, die Wuth epizootisch unter den F�chsen auftrat, und nach Genuss des Flei�sches wuthkranker Schweine bei Menschen Wuth entstand, so ist Vorsicht anzurathen, wenn sie auch nach einzelnen Versuchen uberfldssig erscheinen m�chte.
In Folge einer Durchwanderung des Contagiums durch einen anderen oder gar andersartigen Organismus, also in zweiter Ge�neration, wird dasselbe nicht abgeschw�cht (mitigirt), obwohl diess schon von Einzelnen behauptet wurde.
Es scheint, dass einerseits ein Unterschied in der Intensit�t des Contagiums besteht, da zuweilen W�thende nur bei der ge-
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ringeren Zahl der Gebissenen Ansteckung veranlassten, wogegen einzelne bei jedem Biss inficiren, andererseits ist die Empf�ng�lichkeit f�r die Infection sehr verschieden bei den verschiedenen Individuen. Eine generelle Empf�nglichkeit besitzt das ganze Geschlecht der Hunde, weniger empf�nglich sind die Pflanzen�fresser etc. Trotzdem hat man auch bei einzelnen Hunde-Indi�vidualit�ten eine auffallende Unempf�nglichkeit, eine Art von Immunit�t wahrgenommen.
Hertwig erz�hlt von einem wiederholt und absichtlich infi-cirten Mops, welcher im Laufe von 3 Jahren gesund blieb. Ich selbst sah 1857 in Alfort einen Hund (bulterrier), der mehr als 5 Mal absichtlich den Bissen w�thender Hunde preisgegeben worden war und nach 2 Jahren noch gesund lebte, w�hrend bei beiden hier citirten Versuchen andere von denselben Patienten Gebissene der Krankheit erlagen. Wenn der Biss eines Wuth-kranken nicht zur Wirkung kommt, so gibt es hieftir noch andere Gr�nde, z. B. wenn die Z�hne stumpf sind und nicht eindringen, oder wenn dieselben beim Biss vor dem Eindringen in organische lebende Theile von der Umgebung, durch Kleider, Haare vom Ansteckungsstoff gereinigt, abgewischt wurden, was auch geschehen kann durch schnell aufeinanderfolgende Bisse, von denen nur etwa der erste ansteckt, der n�chste bei einem anderen Indivi�duum angebrachte nicht mehr. Aus diesem Grunde sind Hunde, denen die Hackenz�hne abgebrochen oder abgezwickt sind, weit nicht so gef�hrlich, als Hunde mit unverst�mmelten guten Z�hnen.
Uebrigens geh�rt durchaus nicht eine tiefe Verletzung zur Infection, im Gegentheil eine Verletzung, welche alsbald blutet, ist weniger gef�hrlich, als eine oberfl�chliche Ritze, in welche das Contagium gleichsam eingerieben wurde,. bei der ersteren Verletzung wird gar h�ufig der gef�hrliche Stoff alsbald durch das ausfliessende Blut abgewaschen und nach aussen gef�hrt.
Die Verletzungen heilen ganz nach Massgabe ihrer Bedeu�tung nach Tiefe, Ausdehnung, Lage, Verlauf und nach dem be�troffenen Organ, sie nehmen durch die Infection �rtlich keinen besonderen Charakter an, und die Thiere erscheinen eine ver�schieden lange Zeit gesund. Die Incubationszeit ist leider nicht
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pr�cis begrenzt. Eine Verl�ngerung kann etwa veranlasst sein durch Tr�chtigkeit oder manche Krankheiten.
H�ufig gibt eine bestimmte Gelegenheitsursache, z. B. Zorn, aufgeregter Geschlechtstrieb, Erk�ltung, Apportiren im Wasser, grosse Anstrengung, Absetzen der Jungen den Anstoss zum Aus�bruch. Die durchschnittliche Incubationszeit dauert nach meh�reren Berechnungen beim Hunde 3�60, bei der Katze 30, beim Kind 50, beim Schafe 40, beim Schweine 21�63 Tage.
Das Contagium scheint durch Fermentation des Blutes zur Geltung zu kommen. So lange durch einen guten Stoffwechsel die Fermentk�rper zum Ausstoss kommen, bleibt die Krankheit latent oder das Contagium wird ganz aus dem K�rper gestossen, wenn jedoch dieser Stoffwechsel nicht in Ordnung ist oder gest�rt wird durch oben genannte Gelegenheitsursachen, oder wenn, wie Roll annimmt, bei einer Wiederentz�ndung der Bissnarbe das Ferment sehr vervielf�ltigt wird, so wirkt es auf das Nerven�system und die Krankheit kommt zum Ausbruch.
Die qualitativen materiellen Ver�nderungen des Speichels sind, abgesehen von seiner Wirkung, bis jetzt vollst�ndig unbe�kannt. Nach Analogie und manchen Erfahrungen l�sst sich nur annehmen, dass die dialytische zersetzende Kraft des Speichels gesteigert wird durch gewisse psychische Aufregungen, durch hef�tigen Geschlechtstrieb, Zorn und durch die specifische Nerven�erregung bei der Wuthkr�nkheit. Hat ja doch der Speichel schon in seiner normalen Beschaffenheit die Eigenschaft, einge�spritzt in die Blutmasse gesunder Organismen, nach den Ver�suchen von Wrigth, Erscheinungen hervorzurufen, welche grosse Aehnlichkeit mit denen bei der Wuthkr�nkheit haben.
Nach Einigen ist dagegen neuerer Zeit eine acute Blutver�giftung durch Harnbestandtheile als Wesen der Wuth angenom�men worden, weil man bei einzelnen Sectionen eine ganz auf�fallende Aufl�sung und Zersetzung der Nieren gefunden hat, so dass dieses wichtige blutreinigende Organ dem Stoffwechsel nicht mehr correct dienen konnte. Endlich werden von einzelnen Patho�logen auch bei dieser Krankheit Bacterien oder Bacteriden, welche auch sonst so oft vorkommen, als Krankheitsferment beschuldigt.
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Die spontane Bildung der Wuthkrankheit.
Nachdem die allerh�ufigste Veranlassung zur Erscheinung derWuthkrankheit, die Ansteckung oder Infection, hier besprochen, sind noch diejenigen Factoren zu erw�hnen, welche erfahrungs-gem�ss die spontane oder selbstst�ndige Entwicklung der Wuth vermitteln k�nnen.
Freilich ist schon vielfach, in England schon vor 50 und mehr Jahren von J. Hunter, Vaughan, Migrel, Darwin, Blaine, Bardsley, Youatt, in Deutschland zuerst von Ribbe, dann in neuester Zeit von quot;Virchow und von manchen Thier�rzten Deutsch�lands behauptet worden, die Wuth k�nne sich nicht mehr von selbst entwickeln und verbreite sich heutzutage nur noch durch Ansteckung, allein weder die eine, noch die andere Ansicht ist exact bewiesen. Wenn man einerseits sagen kann, die �Spon-tanistenquot;, die Anh�nger des Glaubens an selbstst�ndige Ent�wicklung der Wuth bei dem Hundegeschlecht, lassen sich zu sehr irre f�hren durch das post hoc ergo propter hoc und die Infec�tion sei eben bei allen den angeblich spontan entstandenen Wuthf�llen wegen der Unsicherheit des Zeitraumes �der Incu�bationquot; nicht erkannt und nachzuweisen vers�umt worden, so kann man andererseits sagen, dass nach der Analogie mit ande�ren Krankheiten die Krankheitsursachen sich immer wiederholen, dass solche ein h�heres Culturleben der Thiere noch mehrte, dass gar h�ufig Wuthanf�lle vorkommen, wo weit und breit seit Jahren keine Wuth existirte. Schliesslich die W�lfe als die jeder Controle sich entziehenden n�chsten, wenn auch wilden Verwandten der zahmen Hunde als die Erzeuger und Verbreiter der Wuth�krankheit ohne irgend einen Beweis anzuklagen, ist mehr als phantastisch, ein naturhistorischer Verstoss und um so mehr ge�sucht, als ja auch bei den F�chsen die selbstst�ndige Ausbildung der Wuth nach den bisherigen Beobachtungen angenommen wer�den kann. Freilich haben die �Contagionistenquot; das f�r sich, dass sie ihrer Theorie nach mit Vernichtung aller Patienten auch die Krankheit aus der Welt zu schaffen versprechen. Was aber die
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�Contagionistenquot; in praxi bis jetzt bei Anwendung ihrer Lehren auf die Veterin�r-Polizei geleistet haben, das hat man nament�lich bei ihren entsprechenden Massregeln gegen die Lungenseuche in den Niederlanden sehen k�nnen, und man wird es immer deutlicher noch einsehen lernen bei den geplanten Massregeln gegen den Rotz. Wer die eingehenden und gewissenhaften Er�hebungen Dr. M. E. Faber's aus den Acten des Kgl. W�rttemb. Medicinal-Collegiums und aus der so reichen Literatur �ber die�ses Capitel, sowie die neuesten Rapporte und Aeusserungen hoch angesehener franz�sischer und belgischer Thier�rzte gelesen, dem k�nnen kaum mehr Zweifel aufsteigen dar�ber, dass in gar man�chen F�llen bei dem zahmen Hunde die Wuthkrankheit sich spontan entwickeln kann und heute noch sich entwickelt.
Als Ursache der spontanen Wuth ist schon Mancherlei an�gesehen worden. Neben der generellen Anlage glaubte man schlechte Nahrung und Pflege, hohes Alter, Hunger, Durst, K�lte, das m�nnliche Geschlecht, Race, Hitze, gewisse Jahreszeiten, Klima, grosse Schmerzen, Zahnweh, hohle Z�hne, Hautkrank�heiten, die Hundesucht, Zur�cktreten der Milchabsonderung, Ein�geweidew�rmer beschuldigen zu sollen.
Als die stichhaltigste, weil durch sehr viele Erfahrungen und directe Versuche unterst�tzt, d�rfen wir die Behauptung anneh�men, dass grosse physische Aufregungen, namentlich bei Furcht, Zorn und durch Geschlechtstrieb die gef�hrliche Umstimmung des Nervensystems, die eigenth�mliche Entartung des Speichels und die Wuth hervorrufen k�nnen. Es ist hier nicht der Ort, um die lange Reihe von Beispielen und Versuchen wiederzugeben, es mag gen�gen, dass sehr erfahrene Thier�rzte in Deutsch�land, D�nemark, aber auch in Frankreich dieser Entstehungs-Erkl�rung beistimmten und gerade neuester Zeit noch ausdr�cklich beistimmen.
Es kann �brigens nicht behauptet werden, dass diess die absolute Krankheitsursache abgebe, sondern das Zusammenwirken dieser und jener Factoren ruft die spontane Entwicklung hervor. Selbstverst�ndlich ist damit die Verbreitung durch Infection und zwar in der ganz entschiedenen Mehrzahl der F�lle nicht bestritten.
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Prophylactische Behandlung. Yorbeugtrngscur.
Die vorbeugende Behandlung eines gebissenen Menschen oder Thieres besteht vor Allem in der sorgf�ltigsten Untersuchung der K�rperoberfl�che, um zu constatiren, wo eine Verletzung be�ziehungsweise Infection wirklich stattgefunden hat. Bei unseren Hausthieren mit ihrer behaarten K�rperoberfl�che ist eine solche Untersuchung kaum sicher durchzuf�hren, weil kleine und doch gef�hrliche Impfwunden in den Haaren leicht �bersehen werden, daher mir auch polizeilich angeordnete Untersuchungen aller Hunde einer Stadt, in welcher ein wuthkrankes Thier sein Un�wesen getrieben hat, ganz nutzlos erscheint und zu h�chst un�gerechten Urtheilen und Massregeln f�hren kann, indem man entweder wirklich beigebrachte Impfwunden nicht entdeckt oder auch zuf�llig entstandene Verletzungen f�r Bisswunden erkl�rt. Hat man aber die von einem w�th enden Thiere wirklich appli-cirte Bisswunde oder Verletzung, wenn auch nur mit einer Kralle namentlich einer Katze aufgefunden, so hat man so bald und schnell wie m�glich f�r eine gr�ndliche Reinigung zu sorgen und wird diese am besten dadurch unterst�tzt, dass man die Wunde so lange wie m�glich blutend erh�lt. Diess wird erreicht durch B�der mit einer der Blutw�rme nahekommenden oder sie etwas �berschreitenden Temperatur. Ein gebissener Arm oder ein Fuss kann in ein Bad von 28�35deg; R. gebracht werden. Ein einfacher Ersatz, der um so wirksamer ist, weil er meist rasch geboten werden kann, ist Waschung mit frisch gelassenem Urin. Die Reinigung mit solchen Fl�ssigkeiten geschehe mehr durch ein Baden und Aussp�len, als durch ein direktes Auswaschen, man unterst�tze die Blutung durch Dr�cken und Streichen von der Pe�ripherie gegen die Mitte der Wunde, oder man lege einen so�genannten trockenen Schr�pfkopf auf die Wunde an, hiezu kann man ein Kelchgl�schen, einen Fingerhut, Federrohrdeckel, Nadel�b�chschen u. dgl., deren Innenraum man �ber einem Licht erw�rmt und dann rasch �ber die Wunde satt und luftdicht ansetzt, be�n�tzen. Daneben ist jedoch f�r die Beseitigung der mit dem Wuth-contagium etc. besudelten Umgebung, der Haare etc. zu sorgen.
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Ist man zu Hause, so mache man die Waschungen mit Lauge, Seifenwasser, starkem Salzwasser. Ist durch die Verh�ltnisse ein Reinigen durch Aussp�len nicht m�glich, so sauge man die Wunde aus, und kann man diess sogar auch bei Andern beru�higt thun, wenn man keine Verletzungen an den Lippen und im Munde hat. Im Munde kommen n�mlich Ansteckungsstoffe nicht so leicht zur Aufsaugung und Wirkung, immerhin ist das Aus�spucken des angesaugten Blutes rathsam.
Ein weiteres Mittel zur Verhinderung der Aufnahme des Infectionsstoffes in den Blutkreislauf ist die Unterbindung des verletzten Gliedes zwischen der Wunde und gegen das Herz zu, sofern eine solche �berhaupt mit einem Bindfaden, Eiemen, Ho�sentr�ger, Taschentuch etc. m�glich ist.
Nach obiger haupts�chlich mechanischen Reinigung suche man den etwa noch haftenden Ansteckungsstoff zu zerst�ren und zu�gleich eine heilsame Umstimmung in der Wunde herbeizuf�hren durch ein Aetzen oder Ausbrennen derselben. Diess kann ge�schehen durch Eintr�ufeln von Chlorwasser, Salicyls�ure-, Carb�l-s�ure-L�sung, Salmiakgeist, Kalilauge; von Spiessglanzbutter, ver�d�nnter Schwefels�ure, Salpeters�ure, Salzs�ure, Essigs�ure, oder man brenne aus mit dem H�llensteinstift, mit einem gl�henden Draht oder Stricknadel, brennendem Schwamm. Das Ausbren�nen mit Schiesspulver ist zu umst�ndlich, ungenau und schmerz�haft. Die in Eiterung �bergegangene oder durch Kunsthilfe zur Eiterung gebrachte Wunde wird durch Aufbringen oder Verbin�den mit Senf, einem Zwiebel, Meerrettig oder mit einer Eiterung bef�rdernden Salbe, durch Eigelb mit Terpentin, Digestivsalbe einige Zeit in andauernder Eiterung erhalten. Wie lang diess zu geschehen hat, um die Entwickelung des Wuthcontagiums hintanzuhalten, ist mit Sicherheit nicht zu bestimmen. Es scheint nach bisherigen Erfahrungen, dass eine dreiw�chentliche Eiterung der Wunde zum Sch�tze ausreicht. Im Uebrigen ist die Wunde nach den gew�hnlichen Regeln der Chirurgie zu behandeln, und keinerlei bez�gliche Verletzung zu �bersehen.
Besonders eindringlich ist zu warnen vor dem Volksgebrauch, die Wunde mit Haaren des Hundes, der gebissen hat, zu ver-
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binden. Ganz abgesehen davon, dass hiedurch die richtige Be�handlung solcher quot;Wunden vers�umt wird, steigert sich die Ge�fahr der wirklichen Uebertragung der Wuth auf den Verletzten dadurch ganz bedeutend, dass solche Haare sehr h�ufig mit dem Geifer des erkrankten Hundes besudelt sind, so dass das Con-tagium no^h k�nstlich auf die f�r die Aufsaugung besonders em�pf�nglichen wunden Stellen aufgetragen wird.
Geradezu an Tollheit grenzt der Kath, die Wunde von dem schuldigen Hund lecken zu lassen, so dass wenn der Hund wirk�lich w�thend ist, die Gefahr neuer Verletzungen entsteht, jeden�falls aber die Infection eine um so gewissere wird, wenn das Thier etwa in alter Anh�nglichkeit den Gebissenen noch leckt.
Wie bei dem Ungl�ck einer Infection das Wichtigste die Vor-bauungscur gegen ihre Folgen ist, so ist auch die- Vorkehr gegen das Inficirtwerden h�chst wichtig und verdienen die betreffenden Massregeln eine gr�ndliche Er�rterung.
In den meisten Beziehungen ist es Aufgabe der Sanit�ts-Polizei, die geeigneten Schutzmassregeln gegen ansteckende Krank�heiten zu Gunsten der menschlichen Gesellschaft zu treffen.
Es fragt sich nun, was kann durch Polizeimassregeln nach Recht und Billigkeit, mit Aussicht auf Erfolg, geschehen. Mit einer Art mathematischer Sicherheit wirkt jedenfalls die Verminderung der Zahl der Hunde und der Angeh�rigen des Hundegeschlechts. Wie diese erreicht werden soll, dar�ber sind die Ansichten sehr auseinandergehend. Seit einigen Jahren sucht man sie zu er�reichen durch alle m�glichen Massregeln: Verbot des Mitbringens der Hunde in �ffentliche Locale und Pl�tze, durch strenge Mass�regeln gegen die Bel�stigung des Publikums durch Hunde, in neuester Zeit aber suchen Einzelne durch Empfehlung eines per�manenten Maulkorbzwangs die Beengung der Hundebesitzer zu steigern, und ihnen die Hundehaltung zu verleiden.
Auch diesem Vorschlag steht abgesehen von der aus einer solchen Massregel und ihren mancherlei Vexationen sich ergeben�den Decimirung der Hundebev�lkerung auch die mathematische Wahrheit scheinbar zur Seite, indem man zugeben muss, dass je mehr Hunden das Maul Jahr aus Jahr ein zugebunden bleibt.
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um so weniger beissen k�nnen, allein es hat Alles seine zwei Seiten, und werde ich nachtr�glich noch einmal auf den Maul�korb und seine Beziehungen zur Wuth zur�ckkommen.
Die Verminderung der Hundezahl wird gewiss richtiger an�gestrebt durch eine h�here und streng durchgef�hrte Besteuerung und ohne Steuer - Categorieen, und auch erreicht, wie ich in einem statistischen Artikel im Hohenheimer Wochenblatt in Folge von Berechnungen �ber 20 Steuerjahre in W�rttemberg nachge�wiesen habe. Die Hundesteuer wurde bisher nie als eine Finanz�steuer, sondern mehr als eine polizeiliche Prohibitivmassregel be�trachtet, eine Conlrole nicht strenge gehandhabt, schon desshalb nicht, weil die Gemeinden nur ein Dritttheil davon zu gemessen bekamen. Wollte man die Steuer erh�hen, dieselbe zu einem gr�sseren Theile den Gemeinden zuweisen oder ihnen den Steuer�ansatz in gesetzlich limitirten Grenzen �berlassen, so w�rde gewiss noch weit mehr erreicht. Eine Erh�hung der Steuer gibt aber auch eine gewisse Garantie f�r eine im Allgemeinen bessere Pflege, Ern�hrung und Ueberwachung, worin wieder eine Sicherung gegen mancherlei Thierqu�lerei, sowie gegen Wuth-entstehung und Verbreitung liegt.
Aber auch in andern L�ndern hat eine Steuererh�hung zur auffallenden Verminderung der Hunde gef�hrt, z. B. j�ngst in Bayern, nach so manchen Mittheilungen in den Tagesbl�ttern. In Baden gab es 1832 bei einer Steuer von 3 fl. 26000 Hunde, bei Herabsetzung der Steuer auf lll2 fl. stieg die Zahl der Hunde bis zum Jahre 1844 auf 45000 und sank erst wieder auf 26000 bei einer Steuer von 4 fl. In Kopenhagen stieg die Zahl der Hunde bei einer Steuer von 2 Thlrn. in den Jahren 1839�1852 von 2468 auf 5673, fiel aber wieder durch eine Erh�hung der Steuer auf 5 Thlr. bis 1862 auf 2121 St�ck.
Vielfach wurde schon vorgeschlagen, wegen des Missverh�lt�nisses der weiblichen Thiere zu den m�nnlichen, welche letztere in ganz eminenter Ueberzahl vorhanden und desswegen selten in der Lage sind, den Geschlechtstrieb zu stillen, die Zahl der H�n�dinnen durch eine niedrigere Steuer zu vermehren.
Nach meiner pers�nlichen Ueberzeugung g�be es keine ver-
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kehrtere Massregel, wenn man hiebei eine Vorkehr gegen die Wuth im Auge hat, als diese Beg�nstigung der H�ndinnen. Oben habe ich darauf hingewiesen, dass am allermeisten der aufge�regte und nicht befriedigte Geschlechtstrieb der Hunde in ur�s�chlicher Beziehung stehe zur spontanen Entwicklung der Hunds-wuth. Nun weiss aber jeder Hundebesitzer und Hundekenner, dass beim �R�dquot; der Geschlechtstrieb erst recht rege wird durch die N�he einer br�nstigen �l�ufigenquot; H�ndin, dass die Hunde hiebei allen Gehorsam und Selbsterhaltungstrieb verlieren und sich allen m�glichen Sch�dlichkeiten, Gefahren, Raufereien und Aufregungen aussetzen. Wo weit und breit keine l�ufige H�n�din, da erscheinen die meisten R�den gerade wie geschlechtslos. Also mit R�cksicht hierauf nur keine Beg�nstigung der Vermeh�rung der H�ndinnen, die dann naturgem�ss, wenn sie dem be�absichtigten Zweck dienen und den Geschlechtstrieb der R�den und zwar doch nur einer verschwindend kleinen Zahl befriedigen, durch ihre Nachzucht wieder bedeutend zur Vermehrung der Hundebev�lkerung beitragen. Nimmt man aber an, dass ja die Jungen willk�rlich beseitigt werden k�nnen und d�rfen, so droht diesen H�ndinnen wieder ein krankmachender Factor, die Milch-versetzung oder die Aufregung �ber den Verlust ihrer Rinder. Dagegen w�re es eine sehr zweckm�ssige Massregel, wenn das freie Umherlaufenlassen oder das Mitnehmen l�ufiger H�ndinnen auf den Strassen strenge verboten w�rde, und zwar nicht allein zum Zweck der Vermeidung geschlechtlicher Aufregungen, als auch aus R�cksicht f�r die �ffentliche Moral und den Anstand.
Was nun den oben ber�hrten permanenten Maulkorbzwang betrifft, so halte ich diese in neuester Zeit von Manchen nach dem Beispiel einzelner St�dte, namentlich auch bei den Stutt�garter Gemeinde-Collegien durch eine besondere Eingabe empfoh�lene polizeiliche Massregel insofern f�r h�chst bedenklich, als hiedurch einerseits eine permanente Thierqu�lerei angeordnet wird, von Organen, welche dazu berufen sind, den Thierschutz zu vermitteln, andererseits weil die rechtzeitige Erkennung der so gef�hrlichen Krankheit sehr erschwert, daher die Gefahr ver�mehrt wird, und weil hiebei die gr�?ste Vorsicht des Hunde-
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eigenth�mers nutzlos wird. Ausserdem wird der unbemerkt w�-thend gewordene Hund, wenn er zu Hause seinen Maulkorb los�geschnallt bekommt, in seinem Drang zu entweichen, eine Ge�legenheit finden, doch in's Freie zu kommen, so dass die thier-qu�lerische Massregel schliesslich noch umsonst war. Das Beneh�men eines Hundes mit einem Maulkorb ist ohnediess ein abnor�mes und scheues, und eine Reihe von Wuthsymptomen, nament�lich auch das charakteristische Bellen, die L�hmung des Unter�kiefers, wird besonders durch einen engen Maulkorb verdeckt. Dazu kommt noch, dass ein mit einem Maulkorb versehener Hund, weil in seinen Yertheidigungsmitteln lahmgelegt, durch Angriffe anderer Hunde gar oft in Aufregung, Angst und Furcht, die Hauptfactoren der spontanen Wuthentwicklung, versetzt wird. Der Eigenth�mer selbst ist, weil er mit einem etwa krank gewordenen Thiere so unmittelbar verkehren muss beim Abneh�men und Anlegen des Maulkorbs, der gr�ssten Gefahr ausgesetzt. Die Thierqu�lerei besteht aber nicht sowohl 'in der jeden�falls nur schwer zu vermeidenden localen schmerzlichen Bel�sti�gung durch das Gitter, sowie durch den die Blutcirculation in wichtigen Blutgef�ssen st�renden, wegen der gen�genden Befe�stigung stets eng zu schnallenden Halsriemeu, als vielmehr darin, dass der Maulkorb durch Beengung in der freien Oeffnung der Maulspalte den Respirations- und Transspirations-Process ganz wesentlich behindert. Man sollte doch nicht vergessen, dass der Hund durch seine Haut fast gar nicht wie andere Thiere und der Mensch perspirirt und transspirirt. Beim Hunde sind es die Schleimh�ute der Lungen, welche die Functionen der �usseren Haut zu ersetzen haben, und daher muss, je rascher die Bewe�gung, je echauffirter der K�rper, das Maul um so mehr ge�ffnet werden, um Respiration und die so k�hlende Transspiration zu erleichtern. Die Nasenkan�le sind beim Hunde viel zu eng, um die gen�gende Menge von atmosph�rischer Luft f�r ein be�schleunigtes Athmen zuzuf�hren. Abgesehen von der Qual einer permanenten Beengung 'des Athmungs- und Ahk�hlungs-Processes ist wohl zu beachten, dass diese beiden Th�tigkeiten im thie-rischen Haushalte f�r die Zwecke der Blutreinigung, d. h. f�r
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eine richtige Blutmischung, also f�r einen normalen Gesundheits�zustand eine sehr wichtige Rolle spielen.
Diess sind jedenfalls sehr gewichtige Nachtheile, welche gegen den \on so Manchen bef�rworteten permanenten Maul�korbzwang vom pathologischen und di�tetischen Standpunkt aus sehr deutlich sprechen. Wollte man diesen Nachtheilen begeg�nen durch einen entsprechend construirten recht weiten Maul�korb, so w�rde er seinen Zweck nicht erf�llen, er w�rde zu leicht abgerissen, oder er g�be Anlass zum Yerfangen mit den F�ssen, H�ngenbleiben und dadurch zu verschiedenartigen Selbststrangu�lationen der Thiere. Auch der beste Maulkorb wird zuweilen ab-i
gerissen, daher um das Entwischen ohne Maulkorb zu hindern � Anbinden, Einsperren, wodurch fast alle Hunde b�sartig werden.
Eine weitere, wenn auch nicht so wesentliche Thierqu�lerei und Gesundheitsgef�hrdung besteht in der nicht rechtzeitigen oder beliebigen Stillung von Durst und Hunger. Endlich darf nicht unerw�hnt bleiben, wie die mit einem Maulkorb permanent ver�sehenen Hunde vertheidigungslos gemacht sind, gegen ihre na�t�rlichen Feinde, die blutgierigen Hautschmarotzer. Welcher Thierfreund bedauert nicht stets die Hunde, wegen dieser grossen �kleinen Leidenquot; des Hundelebens, welche ein Hund sich erleich�tert durch Nagen und Beissen mit seinen Z�hnen.
Ber�cksichtigen wir zu alledem noch die Arbeitslast, welche den Polizeiorganen entsteht aus der �eberwachung der betreffenden Vorschriften und aus der Behandlung der vielen unvermeidlichen Straff�lle, die Vexationen, welche daraus auch f�r den loyalsten B�rger sich ergeben, und die daraus erwachsende Missstimmung gegen die Polizeiorgane, so ist der beabsichtigte Nutzen nur ein verschwindend kleiner, gegen alle diese Nachtheile. Selbstver�st�ndlich k�nnen alle diese R�cksichten nicht in Betracht ge�zogen werden, wenn es sich um Nothst�nde handelt gegen�ber wirklich gef�hrlichen oder b�sartigen Thieren, sowie bei einer durch eine Wuthseuche begr�ndeten Hundesperre. Ohne Noth-stand ist es aber gewiss nicht zu rechtfertigen, wegen der even�tuellen M�glichkeit einer Gefahr eine continuirliche Qu�lerei eines unserer beliebtesten und n�tzlichsten Hausthiere und eine
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Bel�stigung ihrer Besitzer anzuempfehlenl, wie solche veranlasst sind durch einen permanenten Maulkorbzwang.
Diese Massregel w�rde ganz sicher von Manchen, namentlich Hnndebesitzern, welche sie heute noch gut heissen, sp�ter bei ihrer practischen Durchf�hrung mit herben Worten verdammt. Welcher Hundebesitzer sollte nicht verstimmt werden durch die immer wiederkehrenden Sorgen, Aufregungen in der Familie, die Ausgaben, welche entstehen aus dem Entwischen des Lieblings ohne Maulkorb, wozu ja t�glich so oft Gelegenheit geboten, ohne irgend eigene Schuld des Besitzers.
Welche Consequenzen w�rden sich ergeben aus der Einf�h�rung des permanenten Maulkorbzwanges f�r die Polizei, wenn sie auch nach andern Eichtungen hin sich f�r verpflichtet erach�ten wollte, ihre sch�tzende Hand �ber alle Staatsb�rger auszu�strecken, ich erinnere an b�se, scheue, durchgehende Pferde, an die Schweine, die jedes Jahr Hunderten von Menschen lieben oder Gesundheit kosten. Wie so manche nicht einmal n�tzliche Thiere gibt es, welche Gesundheit und Leben des Menschen be�drohen, und doch ist es noch Niemand eingefallen einen Ver�nichtungskrieg gegen jene predigen zu wollen. Wie weit m�sste man �berhaupt bei �hnlich strengem und r�cksichtslosem Vor�gehen im Interesse der Sanit�ts-Polizei zuletzt kommen bei Ueberwachung der Nahrungsmittel, bei dem Kampfe gegen an�steckende Krankheiten und Seuchen bei Menschen und Thieren. Es stimmt nicht zu dem Geiste der heutigen Zeit, in dieser Art durch Gesetze und Verf�gungen den B�rger zu sch�tzen.
Anmerkung: Nach meiner festen Ueberzeugung ist die erst am 5. November 1874 erlassene Verf�gung des Kgl. W�rtt. Ministeriums des Innern, A) betreffend den Schutz des Publikums gegen Gef�hr�dung und Bel�stigung durch Hunde und B) betreffend die Massregeln zur Verh�tung der Verbreitung der Wuthkrankheit von Hausthieren vollst�ndig ausreichend und m�chte nur die Massregel des F�hrens der mit einem Maulkorbe versehenen Hunde an einer Leine w�hrend der ganzen Zeit einer Hundesperre als entbehrlich zu bezeichnen sein. Die Verf�gung B. selbst verlangt diese Massregel laut sect;. 10, wo es heisst: �die Einsperrung der s�mmtlichen Hunde des Ortes ist, so lange noch
Ealaquo;ff, Die Hundawnth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
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�Gefahr von dem wuthverd�chtigen Hunde f�r sie zu f�rchten oder �die genaue Erhebung der gerauften oder verletzten Hunde noch nicht �vollendet ist, fortzusetzen, doch ist nicht verwehrt, Hunde mit Maul-�k�rben, welche das Beissen sicher verhindern, an der Leine auszu-�f�hrenquot; nur f�r besondere F�lle.
Wenn, wie die Verf�gung selbst voraussetzt, der Maulkorb correct ist, so ist in der That die Leine nicht n�thig, um so weniger, da sie nicht allein dem Hundebesitzer eine weitere sehr l�stige Massregel, welche sehr vexatorisch wirken kann, auferlegt, sondern auch auf der Strasse den Verkehr in mancherlei Weise st�rt und �rgerliche Collis-sionen veranlasst. Das, was aber am meisten beachtet zu werden ver�dient, ist der Umstand, dass angebundene, wenn auch gef�hrte Hunde nur ungerne, einzelne gar nicht, ihre nat�rlichen Bed�rfnisse befriedi�gen ; dass diess der Gesundheit nachtheilig ist, weiss Jedermann. Der Sachkenner hat aber auch namentlich bei der Zur�ckhaltung der Urinentleerungen, daran zu denken, dass einzelne neuere Pathologen die Hundswuth als eine durch Zur�ckbleiben von Harnbestandtheilen im Kreislaufe veranlasste Blutvergiftung oder als eine acute Nieren�krankheit aufgefasst haben.
Die Vorschrift der Einsperrung resp. des F�hrens an der Leine ist aber doch zun�chst gemacht f�r die Zeit, in welcher noch Gefahr von dem wuthverd�chtigen Hunde wirklich droht, oder so lange �ber die etwa gerauften Hunde noch Untersuchungen angestellt werden. Letztere aber erstrecken sich meist nur auf wenige Tage und die Gefahr von einem wuthverd�chtigen Hunde, wenn er nicht eingefangen ist, dauert in keinem Falle l�nger als 8 Tage, weil die Krankheit bekanntlich in 8 Tagen verlauft, entgegengesetzten Falls h�rt der Wuthverdacht auf. sect;. 10 Schluss d�rfte also nur f�r 8 Tage gelten.
Die Anwendung des sect;. 11, �die Sperre hat 6 Wochen lang fort�zudauern, wenn eine genaue Erhebung der gerauften oder verletzten �Hunde nicht zu erzielen ist,quot; sollte doch nur in besonders schwie�rigen F�llen stattfinden.
Das, wor�ber man sich zu beklagen hatte und von verschiedenen Seiten �ffentlich beklagte, war die strenge und lang dauernde Durch�f�hrung des Schlusssatzes von sect;. 10 der Verf�gung. Diese H�rte liegt aber nicht in dem Statut selbst, sondern sie lag in einer rigorosen In�terpretation des sect;. 10 nnd 11 von Verf�gung B. durch die Executlv-behcrden, wie denn auch die etwas strenge, rechtlich vielleicht aulaquo;h zu beanstandende Durchf�hrung der Verf�gung B. Passus 3 in sect;. U
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�Freihenimlaufende Hunde sind zu t�dtenquot; gar zu schroff interpretirt wurde, w�hrend das Wort �freiquot; doch wohl nur heissen soll, ohne nachweisbaren Eigenth�mer. Es w�ren besser sect;. 3 und 4 der Verf��gung A. zur Anwendung gekommen, hiedurch w�re manche Erbitte�rung gegen die Beh�rden erspart worden. Sie heissen: �sect;. 3. Hunde, �welche vorschriftswidrig betroffen werden, ist Jedermann einzufangen �befugt, der eingefangene Hund muss jedoch sofort an die Ortspolizei-�beh�rde abgeliefert werden. Gegen Erlegung einer Einfanggeb�hr �von 2 Mark und gegen Erstattung der F�tterungskosten ist derselbe �dem Eigenth�mer zur�ckzugeben. sect;. 4. Wenn der Eigenth�mer we-�der durch ein Halsband des Hundes bezeichnet ist, noch binnen zwei-�mal 24 Stunden nach der Einlieferung des Hundes sich bei der Po-�lizei anmeldet, noch in dieser Zeit sonst ausgekundschaftet wird, so �f�llt der Hund der freien Verf�gung der Folizeistelle anheim und ist �nach Beschaffenheit der umst�nde entweder zu t�dten oder zu ver-��ussern. � Im letzteren Falle ist der Erl�s nach Abzug der Kosten �dem sich legitimirenden Eigenth�mer des Hundes auszufolgen. Bei �werthvolleren Hunden, durch deren Ver�usserung der Ersatz s�mmt-�licher Kosten zu erlangen ist, hat der Ver�usserung ein �ffentlicher �Aufruf des Eigenth�mers unter Anberaumung einer kurzen Frist zur �Anmeldung seines Anspruches vorauszugehen.quot;
Selbstverst�ndlich ist die Massregel polizeilicher ganz ener�gischer Verfolgung aller wuthverd�chtigen Hunde und haupts�ch�lich die Beibringung des wom�glich lebenden Thieres zur genauen technischen Beobachtung, ferner die alsbaldige T�dtung aller von einem nachgewiesen w�thenden Thiere gebissenen oder sonst in-ficirten Hunde nicht zu beanstanden, dagegen sollte eine veteri�n�rpolizeiliche Ueberwachung der verd�chtigen weil mit einem wuthverd�chtigen Thiere gerauften Hunde sich nicht blos auf 6 Wochen, sondern sogar auf 12 Wochen mit R�cksicht auf die M�glichkeit einer langen Incubationszeit erstrecken und k�nnte diese Ueberwachung geschehen durch Einstellung des Hun�es beim Thierarzte oder auch durch Besuche des Thierarztes beim Hundehesitzer, endlich sogar durch zeitweises allw�chentliches Zuf�hren des f�r solche Contumazzeit mit einem Maulkorb zu versehenden Thieres zu dem Thierarzte. Auch das Verbringen solcher Hunde aus dem polizeilich als verd�chtig erkl�rten Be-
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-Be�zirke, ausser unter polizeilicher Gutheissung und Controle, kann nicht gestattet werden, allein zu weit gehend ist es, wenn man desshalb die Bahnh�fe polizeilich �berwacht und keine Hunde-fahrbillets mehr abgibt. Diese Massregeln sind nutzlos, weil leicht zu umgehen. Eine Strafe im Sinne des Verbots ist gen�gend.
quot;Weitere polizeiliche Massregeln, welche man als Mittel gegen Auftreten oder Weiterverbreitung der Wuth vorgeschlagen oder in einzelnen L�ndern vorgesehen hat, sind periodische oder f�r den Fall angeordnete Hundevisitationen von Sachverst�ndigen. Vom technischen Standpunkte aus kann man den quot;Werth dieser Mass�regel f�r Erreichung des beabsichtigten Zweckes nicht allein an�zweifeln, sondern muss dieselbe als zu den grellsten Verst�ssen und Ungerechtigkeiten f�hrend, bezeichnen. Wenn einzelne sehr hervorragende Thier�rzte f�r solche periodische sogar mehrmals des Jahres wiederkehrende Visitationen (Hundeschlag) plaidirt haben, so scheinen sie mir hiezu gestimmt worden zu sein, einer�seits durch eine individuelle Antipathie gegen die Hunde, anderer�seits durch eine grosse Sympathie f�r die materiellen Interessen des thier�rztlichen Standes. quot;Wir d�rfen doch nicht annehmen, dass eine Beh�rde hiebei einen wirklich wuthkranken Hund her�auszufinden hofft, den sie in die zahlreiche Versammlung von Hunden und betheiligten Menschen zur genaueren Untersuchung und Diagnosticirung �ffentlich vorf�hren l�sst, das w�re doch gar zu toll! quot;Welcher Techniker ist je im Stande, einem Thiere bei solchen summarischen Visitationen anzusehen, ob dasselbe morgen oder in n�chster Zeit wuthkrank werde, oder dass diese oder jene Wunde oder Hautritze von einem Bisse und zwar eines w�thenden Thieres herkomme. Sogar in wirklichen Noth-st�nden ist eine solche Massregel h�chstens als ein Act zur Be�ruhigung der ge�ngstigten Menge, nach deren Berechtigung und Zweckm�ssigkeit man nicht weiter fragen darf, schweigend hin�zunehmen und der Beh�rde ist die Verantwortung der grassesten Ungerechtigkeiten und Ungeschicklichkeiten, welche daraus sich ergeben k�nnen, anheimzugeben. Ich f�r meinen Theil bedaure es, wenn der thier�rztliche Stand zu solchen Gewaltschritten der Polizei herangezogen wird und dutah sein Urtheil, f�r das er
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keinerlei correcte. Basis hat, die Gewaltmassregeln gegen Ein�zelne decken muss.
Ich erinnere hier an die fr�heren, gottlob l�ngst durch die Erleuchtung des Jahrhunderts in W�rttemberg abgeschafften pe�riodischen Hundevisitationen unseligen Angedenkens, bei denen die h�chste Willk�hr und Ignoranz sich geltend machen konnte, wor�ber heutzutage noch so manche komische Anecdote cursirt. Diess ist gewiss nicht zu viel gesagt, wenn man sich daran er�innert oder davon erz�hlen h�rt, wie damals wegen eines leichten Ausschlages, oder weil das Thier ein kl�ffiger Mops, oder ein wegen vorger�ckten Alters etwas fetter Schoosshund war, oder weil sein Herr oder er selbst auf eigene Gefahr �j�chteltequot;, als zur Wuth disponirt von technischer Seite bezeichnet, durch einen Machtspruch der Polizei oft zum gr�ssten Jammer der Eigen-th�mer dem Fallmeister zur alsbaldigen T�dtung �bergeben wurde.
So wenig solche Hundevisitationen einen realen Nutzen in Bezug auf Sicherung gegen die Hundswuth gew�hren, ebenso wenig zweckdienlich sind die auch schon, namentlich in �sterreich. Bl�ttern empfohlenen perennirenden veterin�rpolizeilichen Ueber-wachungen aller Hunde, wodurch die betreffenden Polizeithier-�rzte immer in eine schiefe Stellung kommen, die Staats- und Gemeindekassen aber zu grossen und doch nutzlosen Ausgaben gef�hrt werden. Eine solche fortdauernde veterin�rpolizeiliche Ueberwachung aller Hunde resp. Hundebesitzer w�rde dem Geiste der Neuzeit vollst�ndig widerstreiten und zu tief in das Privat�recht eingreifen, namentlich wenn die Thier�rzte aus dem Beutel der Hundebesitzer honorirt werden m�ssten.
In neuester Zeit ging von J. Bourrel, einem franz�sischen Thier�rzte, welcher Versuche in der bez�glichen Richtung ge�macht hatte, der Vorschlag aus, man solle allen Hunden die Vorderz�hne abstossen, weil durch diese haupts�chlich beim Beisseu die Einimpfung des 'Wuthcontagiums stattfinde. Die Ver�suche des Betreffenden gingen so weit, dass er nicht allein w�-thende Hunde, welchen diese Z�hne abgestossen waren, mit an�deren gesunden Hunden raufen liess, sondern sogar in seine eigene, mit einem Lederhandschuh versehene Hand wiederholt
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beissen Hess; nie trat nach dem Biss solcher Hunde die Wuth ein. Immerhin m�sste, abgesehen von der Schwierigkeit der Durchf�hrung und Ueberwachung dieser Massregel, welche �bri�gens wenigstens in Bezug auf die Haken oder Eckz�hne l�ngst in Anwendung bei fast allen Sch�ferhunden, die Sicherheit, also auch die Zweckm�ssigkeit derselben beanstandet werden.
Sehr empfehlenswerth ist aber die strenge Anforderung, dass jeder Hund in einem gewissen Alter, also etwa nach dem Ein�tritt der Steuerpflichtigkeit, ein zweckm�ssiges, darunter verstehe ich namentlich ein weiches, nicht starres (etwa von Blech), Hals�band mit genauer Adresse des Besitzers nebst Steuermarke trage. Biess h�tte den grossen Vortheil, dass man bei Hervortreten ver�d�chtiger Erscheinungen an einem seinem Herrn nicht gerade beigesellten Hunde, ersterem alsbald Mittheilung hier�ber machen k�nnte, es w�re ein weiteres Mittel zu der so werthvollen fr�hen Erkenntniss der gef�hrlichen Krankheit und zu rechtzeitiger Ein�leitung ortspolizeilicher Massregeln, zur leichteren und rascheren Ergreifung und Internirung eines gef�hrlich gewordenen Hundes. Es k�nnte dienen zu der besseren Ueberwachung correcter Be�steuerung, sowie zur Anzeige etwaiger, an dem Hunde ausge��bter Thierqu�lerei.
Die Massregel, den Hunden einen �Kn�ppelquot; an dem Hals�bande vor die Vorderf�sse zu h�ngen, ist fr�her in einzelnen Gegenden, z. B. in Mecklenburg, bei �Hundesperrenquot; �blich ge�wesen, der Kn�ppel verhindert ein unn�thiges Herumlaufen, ver�h�tet manche Raufereien und erleichtert bei verd�chtigen Er�scheinungen das Einfangen des Thieres. Mit dem �Kn�ppelquot; ist auch das beste Pr�servativ gegen das �Jagenquot; der Hunde ge�geben, was mit vollem Rechte die Indignation aller Jagdfreunde und Jagdbesitzer stets erweckte. Der �Kn�ppelquot;, obgleich un�sch�n und l�stig, w�re immer noch dem Maulkorb und seinen Bel�stigungen und Qualen vorzuziehen, und w�rde den Antrag�stellern auf ein Gesetz, welches das Niederschiessen jagender fremder Hunde gestatten soll, noch mehr Ersatz bieten f�r die Zur�ckweisung des Antrages, als der permanente Maul�korbzwang.
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Eine sehr wichtige Massregel endlich ist das tiefe Eingrahen der unter verd�chtigen Symptomen oder wegen wirklicher Wuth get�dteten oder verstorbenen Thiere. So lange man noch keine exacte Kenntniss hat, ob, wie es wiederholt vorgekommen sein soll, gesunde Menschen und Thiere durch den Genuss von Resten eines w�thend gewesenen Thieres inficirt werden k�nnen, muss �ngstlich daf�r gesorgt werden, dass nicht F�chse oder Dachse einen solchen Cadaver ausw�hlen und sich daran �sen. Leicht k�nnten so Wuthseuchen entstehen, Vorsicht ist also ge�boten und leicht anzuwenden, wenn auch die Theorie und viel�fache Erfahrungen gegen die Infection vom Nahrungsschlauche aus sprechen. Es darf nicht unbeachtet bleiben, dass bei einer fr�heren Wuthepizootie unter den W�lfen im Elsass das Aus�graben von Fleisch einzelner an Wuthkrankheit crepirter Thiere etwa durch F�chse als Ursache der Seuche beschuldigt wurde.
Auch Darwin erz�hlt in seiner �Reise eines Naturforschers um die Weltquot;, dass in S�damerika Menschen inficirt worden seien, die von dem Fleische wuthkrankgewesener Ochsen genossen h�t�ten. In Betreff letzteren Beispiels ist aber in Anschlag zu neh�men, dass das Fleisch in S�damerika nur durch Trocknen an der Sonne conservirt und roh verspeist wird, wobei die H�nde, welche Verletzungen haben k�nnen, vielfach mit dem Fleische in Ber�hrung kommen. Gekochtes Fleisch wird nie inficiren.
Schliesslich ist nur noch die m�glichst allgemeine Belehrung �ber die Merkmale der wirklichen Wuth dringend zu empfehlen. Je mehr Sachkunde in dieser Beziehung bei Hundefreunden und im Publikum �berhaupt verbreitet ist, um so seltener wird es vorkommen, dass durch unbegr�ndete Behauptungen die Polizei�beh�rden und die Einwohnerschaft einer Gegend allarmirt wer�den, dagegen wird man viel h�ufiger eine rechtzeitige Erkennt-niss der Krankheit, daher rechtzeitige Massregeln zur Verh�tung von Unheil zij hoffen haben.
Im Hinblick hierauf m�ge man auch dieser Belehrung eine freundliche Beachtung schenken.
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Anhang.
Nachdem das Voranstehende schon in die Druckerei gege�ben, erschien eine kleine Brochure unter dem Titel: �Die Hunds-wuth, richtige Erkennung Und Verlauf der Krankheitquot;, von Dr. E. Vogel, Professor der medicinischen und chirurgischen Klinik an der Kgl. Thierarzneischule zu Stuttgart. Letztere Schrift wird eifrigst in den H�usern und quot;Wirthschaften Stuttgarts col-portirt und so f�r die besonderen Ideen des Verfassers, welche derselbe schon vor mehreren Wochen durch das �Neue Stuttgar�ter Tagblattquot; (Nr. 131 1876) in einem l�ngeren Artikel dem Publikum kundgegeben hatte, Propaganda gemacht. In diesen beiden Schriftst�cken werden in categorischer Form, jedoch ohne irgend eine n�here Begr�ndung, Lehrs�tze und Behauptungen auf�gestellt, welche manchen in vorliegender Schrift enthaltenen An�gaben und Anschauungen geradezu widersprechen. Da nun durch den Titel die Vogel'sche Brochure den Schein einer Art fach�licher, sogar amtlicher Autorit�t gewinnt, so sehe ich mich ge-n�thigt, so ungern ich mich in eine solche Polemik einlasse, die besonderen Vogel'schen Doctrinen noch nachtr�glich hier zur Be�sprechung zu bringen, beziehungsweise zu widerlegen, namentlich in R�cksicht auf W�rttemberg. Zu diesem Zweck m�ge man mir gestatten, die haupts�chlichsten S�tze Vogel's zu repetiren. Im Tagblatt heisst es:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
�Ueber die der Entstehung der Hundswuth zu Grunde liegenden �Ursachen kursiren verschiedene Ansichten, welche alle insofern als �irrth�mlich bezeichnet werden m�ssen, als sie nicht festhalten, dass �die Wuth immer nur auf dem Wege der Infection zum Ausbruch ge-
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�langen kann. Allerdings waren es erst die exacten Forschungen und �statistischen Erhebungen der in den letzten Jahren erfolgten grossen �Seuchenausbr�che in Frankreich, Deutschland, Oesterreich und Russ-�laud, welche viele seither als feststehend betrachteten Lehren der �Entstehungsart und Weiterverbreitung der Wuth �ber den Haufen �geworfen und berichtigt haben.
�Die von berufenen Thier�rzten erhobene Thatsache, dass die �Wuth nicht von selbst entsteht, sondern sich nur in Folge des Bisses �w�thender Thiere fortpflanzt, ist von der gr�ssten staatspolizeilichen �Wichtigkeit, weil sie die einzig richtigen Wege angibt, auf denen die �entsetzliche Krankheit wirksam bek�mpft werden kann. In der That �ist sie auch einer vollst�ndigen Ausrottung zug�nglich und dass das �Radicalmittel innerhalb der Infe ctionsherde in der so vielfach ange-�fochtenen Massregel des obligatorischen Tragens von Maulk�rben �gelegen ist, braucht hienach nicht des Weiteren er�rtert zu werden.quot; H�tte Herr Professor Vogel einfach sich dahin ausgesprochen, dass er der von manchen �erfahrenenquot; Thier�rzten neuerdings wieder aufgenommenen Anschauung, dass die Wuth nicht spontan entstehe, ebenfalls beitrete, so Hesse sich dagegen keine Ein�sprache erheben, allein von �exacten Forschungenquot; und �von berufenen Thier�rzten erhobenen Thatsachenquot; bei Aufstellung seines Satzes �ber die Entstehung der Wuth beim Hunde zu sprechen, das geht zu weit, namentlich weil in dieser Darstel�lungsweise eine vollst�ndige Nichtbeachtung der Arbeiten und Ausspr�che einer langen Reihe ehrenwerther Beobachter und Lehrer der Thierheilkunde liegt. Beide Anschauungen �ber die Entstehungsart der Wuth haben gleiche Berechtigung, denn es ist weder die eine noch die andere bis jetzt exact nachgewiesen und auch in Zukunft wird keine zweifellos als die richtige be�wiesen werden k�nnen.
Betrachten wir zun�chst mit n�chternem Blicke die Behaup�tung �von der erhobenen Thatsache, dass die Wuth nie von selbst entsteht,quot; so ergibt sich, dass diese �Thatsachequot; einfach in der Negirung der Wahrnehmungen und Referate anderer Techniker besteht. Ich m�chte fr�heren in der Literatur reichlich gesam�melten Beispielen von Selbstentwicklung der Wuth der Hunde einen h�heren Werth beilegen f�r die Beurtheilung dieser Frage,
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als den Hypothesen und Erkl�rungen �ber Entstehung verein�zelter Wuthfalle, wobei wohl manche Techniker mit Vorliebe durch die Brille der Contagionisten blicken. Bei dieser Frage ist eben meist die subjective Anschauung maassgebend f�r das Urtheil. Auffallen muss es auch, dass ein Staatstechniker die Anschauung der h�chsten medicinischen Beh�rde seines Landes, des E. Medicinalcollegiums, vollst�ndig ignorirt. Die der neue�sten Verf�gung gegen die Hundswuth beigegebene Belehrung vom 5. Nov. 1874 beginnt n�mlich sect;. 1. mit den Worten:
�Wenn bei dem Hunde die Wuth sich von selbst entwickeltquot; etc. Ein anderer besonders auffallender Vogel'scher Satz war: �Es ist neuestens sehr wahrscheinlich, dass die quot;Wuth origin�r �beim Hunde gar nicht vorkommt, sondern nur vom Wolfe ausgeht.laquo; Gegen diese Anschauung muss jeder naturwissenschaftlich Gebildete den einfachen Einwurf machen, Wolf und Hund sind so nahe verwandt, dass vielfach ihre Unterscheidung als verschie�dene Art nicht anerkannt wird, weshalb beide nur als Variet�ten angesehen werden sollen, gar Viele leiten die Abstammung mancher Hunderacen direct vom Wolfe ab.
Nicht unerw�hnt kann ich aber lassen, dass es nichts Neues, sondern eine l�ngst bekannte Thatsache ist, dass beim Wolfe wie beim Haushund und bei F�chsen, Mardern, Dachsen, Katzen, in neuerer Zeit auch, wie man in Amerika beobachtet haben will, beim Stinkthier Wuthseuchen zu verschiedenen Zeiten aufgetreten und wieder verschwunden sind, schon in den Jahren 470 und 487 kamen in Frankreich unter den W�lfen Wuthepizootieen vor. Vom Jahre 1590 berichtet Bauhin �ber wttthende W�lfe, welche bei Beifort, M�mpelgard und Hericourt viele Menschen verletzten und dadurch mehreren (14) derselben die zum Tode f�hrende Wuth mittheilten. Ueber die Wuth von W�lfen hat man so gut wie �ber die von andern Thieren auch aus Italien, Ungarn und andern L�ndern Nachrichten, aber nirgends ist bewiesen, dass die W�lfe vor den andern Thiergattungen und Thierarten, bei denen man ebenfalls Wuthseuchen beobachtete, die spezifische Eigen�schaft voraus haben, die Wuth selbst�ndig in sich zu entwickeln. Sind w�thende W�lfe erst den F�chsen in den Bau nachgekro-
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eben und den Katzen und Mardern auf die B�ume nachgeklettert! Bei lebhafter Fantasie wird man freilich auch eine Erkl�rung ausfindig machen k�nnen f�r die Seucheausbreitung unter den genannten Thierarten durch die W�lfe. Es kann ja ein m�des krankes Individuum aus den fremden Arten und Geschlechtern von einem w�thenden Wolf attrapirt worden sein, worauf jenes zu seinem und seines Stammes Ungl�ck in Folge der Infection an der Wuth erkrankte. Das Resultat des hier besprochenen Satzes w�re aber jedenfalls: alle Maassregeln gegen die Wuth-seuchen unter den Hunden sch�tzen uns nicht sicher und nach�haltig, so lange noch W�lfe �berhaupt existiren.
Es ist hier nicht mehr der Raum, nochmal auf eine Dis�cussion �ber die Entstehungsgr�nde der Wuth einzugehen. Da�gegen werde ich ganz objeetiv Vogel's Lehren �ber Entwicklung und Verbreitung der Wuth, sowie �ber den Werth des von ihm vorgeschlagenen permanenten Maulkorbzwangs mit einem Material zu widerlegen suchen, welches ich aus der von Professor Vogel selbst herausgegebenen Zeitschrift �Repertorium der Thierheil-kundequot; am bequemsten entnehme, und gebe ich hier, um den Leser in die Lage zu versetzen, sich selbst ein Urtheil zu bilden �ber den Werth der Vogel'schen Behauptungen, nur kurz folgende Ausz�ge aus den neuesten Jahrg�ngen 1875 und 1876, eben weil diese Professor Vogel selbst bearbeitete und redigirte, sie also kennen musste. In diesen zwei neuesten Jahrg�ngen ist keine' Spur zu finden, welche auf die besondere Stellung hinweisen w�rde, welche Vogel nun im �Neuen Tagblattquot; und in seiner neuesten Brochure eingenommen hat, namentlich zu �den neuen �Wuthgesetzen, welche allenthalben entstanden sind, weil in �Baden, W�rttemberg, Baiern und der Schweiz sich gegenw�rtig in �Stadt und Land die Wuth eingenistet hatquot;, vergleiche Vorrede I der Brochure. Gegen alle die seiner Anschauung entgegenstehen, den Referate �ber Thatsachen und gegen derartige Aeusse-rnngen anderer Fachm�nner findet man von Seiten Vogel's kein Wort der Rectificirung oder des Widerspruchs. Die betreffenden Referenten �ber die bez�glichen Punkte sind aber doch als be�rufene Thier�rzte zu bezeichnen, da dieselben l�ngst als Autori-
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t�ten durch ihre zuverl�ssige Berichterstattung und �chte Wissen�schaftlichkeit anerkannt sind in weiten Kreisen von Sachverst�n�digen und verst�ndigen Beurtheilern.
Weder in der mir zug�nglichen Fachliteratur noch in dieser technischen Vogel'schen Zeitschrift fand ich Eeferate�ber �exacte Forschungen, welche die irrth�mliche Ansicht der andern �ber den Haufen geworfen habenquot; sollten. Man darf doch wohl vor�aussetzen, dass wenn in der That so wichtige Errungenschaften vorlagen, diese wenigstens in der Form kurzer Anmerkungen bei den Mittheilungen der entgegenstehenden Ansichten im Reperto-rium den Lesern von dem Herausgeber angedeutet worden w�ren. Ich fand keinerlei Referate �ber derartige Forschungen, dagegen im Jahrgang XXVI. 1. �Mittheilung des Obermedicinalraths v. Straub aus den Jahresberichten der Oberamtsthier�rzte von 1874quot;: �Im Oberamte Waldsee wurde ein Fall von spontaner �Wuth bei einem m�nnlichen castrirten Rattenf�nger, llf2 Jahr �alt, beobachtet.quot; Derselbe in dem Jahresberichte von 1875: �Spontane Wuth wurde bei einem auf einer Ein�de im Oberamte �Wangen befindlichen Hunde, welcher mit einem andern in gar �keine Ber�hrung gekommen war, beobachtet; ein anderer Fall �im Oberamte Baiingen, wo seit Jahren sich die Hundswuth nicht �bemerklich gemacht hatte.quot;
Ob.-Med.-Rath v. Hering sagt in einem Referat aus einer gr�ndlichen Abhandlung �ber Hundswuth von Westring �Was der �Verfasser hier theils aus eigener Anschauung, theils und haupt-� s�chlich aus der Literatur mittheilt, beweist nur, dass man so-�wohl �ber die Ursachen der Wuth, als �ber ihr Wesen, noch �ebenso im Unklaren ist als fr�her.quot; Ferner sagt hiebei Hering: �es ist nicht richtig, die Spontanisten den ausschliesslichen Contagio-�nisten gegen�ber zu stellen, da die ersteren die Ansteckungsf�higkeit �der Wuth keineswegs leugnen, sondern nur die Unm�glichkeit der �Selbstentwicklung, einmal muss diese wie jede andere ansteckende �Krankheit durch das Zusammentreffen besonderer Umst�nde spontan �entstanden sein.quot;
Ich will nicht von meinen eigenen Erfahrungen sprechen w�hrend einer viermaligen Wuth-Epizootie in dem Bezirke Statt-
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gart, wobei ich 4 wirklich wuthkranke Thiere zur Beobachtung im Leben bekam und bei 2 derselben nach ihrer ganzen Haltung und ihrem Lebensgang spontane Erkrankung annehmen musste. In Vogels Zeitschrift finde ich aber einen Bericht �ber eine gr�ssere wissenschaftliche und statistische Arbeit von Leblanc, welcher nachweist, dass seit 1864�1872 in Paris die Zahl der Wuthf�lle gestiegen ist (bei Maulkorbzwang), so dass Leblanc Gegner des Maulkorbes ist und die Mittel gegen Verbreitung der Hundswuth in der Besteuerung und in genauer Controle und Aufsicht der Hunde sucht, und namentlich Hundesperre von 90 Tagen verlangt bei wuthverd�chtigen Thieren. Auch Leblanc (welcher mit seinem Vater in einer ausgedehnten Praxis und Klinik reiche Erfahrungen gesammelt), ist der Ansicht, dass die spontane Wuthentwicklung durch heftige Aufregungen im Ge�schlechtsleben hervorgerufen werden k�nnen. Sein Bericht ist vom Jahre 1873 Recueil de M�decine vet�rinaire und im Auszug im citirtem Repertorium gegeben.
quot;Wenn auch Hertwig anfangs der zwanziger Jahre bei seinen Versuchen �ber die Folgen aufgeregten Geschlechtstriebs nur ne�gative Resultate erreichte, so hat man doch vor ihm und neuerer Zeit �hnliche Versuche in Italien und Frankreich mit ganz ande�ren Resultaten gemacht. Herings Repert. der Thierheilk. ent�h�lt gerade in den letzten Jahren einige ganz schwer wiegende h�chst interessante Beispiele von Wuthentwicklung fast unmittel�bar nach heftigen Aufregungen in besagter Beziehung.
Faber, der gewissenhafteste, rein objective literarische Be�arbeiter der Wuthkrankheit kommt nach der Zusammenstellung aller m�glichen Ursachen der Wuth oder der Wuthseuchen (Epi-zootieen) unter fleissiger Beachtung der Literatur aller Zeiten und L�nder und speciell nach den Wahrnehmungen in W�rttem�berg, zu dem Schl�sse: �dass die Wuthseuchen nicht die alleinige �Folge der Ansteckung von einem Individinm auf andere seien, �d�rfte aus der Art der Verbreitung , namentlich aus der That-� sache, dass diese Epizootieen an weit von einander entfernt lie�genden Bezirken zumal ausbrechen, als erwiesen angenommen �werden. Bei einer ausschliesslichen Verbreitung durch Ansteckung:
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�w�re auch nicht einzusehen, wie eine Epizootic, wenn sie einmal �ihre H�he erreicht hat, also die gr�sste Menge von w�thenden �Thieren vorhanden, somit die Verbreitung durch Ansteckung am �meisten m�glich ist, wieder abnehmen k�nnte, ohne dass der �gr�sste Theil der gesunden noch ansteckungsf�higen Thiere ge-�t�dtet worden w�re.quot;
Als Beweis gegen die spontane Entstehung der Wuth bietet uns Vogel in seiner Brochure Seite 19 Folgendes: �dass die Wuth nie von selbst, sondern nur durch Biss entsteht, da-�f�r liegen folgende Beweise vor. In grossen St�dten geht die Krank-�heit, wenn sie pl�tzlich nach einer Pause auftritt, immer nur von �einem Punkte aus, wo der erste w�thende Hund sein Unwesen ge�ntrieben und verbreitet sich von hier aus nach verschiedenen Eich-�tungen. Der Gang der Seuche kann dann so genau verfolgt werden, �wie eine andere, z. B. die Cholera, wenn sie von Haus zu Haus geht �oder einzelne Strassen �berspringt.quot;
Dieser Beweisversuch ist ein nicht ganz gl�cklicher, da in einer Stadt ein Hund in k�rzester Zeit unbemerkt nach den ver�schiedensten Endpunkten gelangen und die Infection besorgen kann, oder m�glicherweise gar keine Gelegenheit zur Infection findet, so dass der Beweis sogar f�r den nat�rlichen Seucbegang fallirt. Wenn aber die Art der Verbreitung durch das ganze Land in �hn�licher Weise zur Beweisf�hrung herbeigezogen werden wollte, so w�rde diess geradezu gar nicht stimmen. Aus Straubs so zuver�l�ssigen statistischen Notizen in Vogels Kepert. ist zu entnehmen :
WnthTerdftchtige Thiere. Wttthende Thiere.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ober�mter. Orte.
1873nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 53nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 38nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;24nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;38
1874nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 35nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 29nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33. Ganz Aehnliches ergibt auch die Statistik der fr�heren Jahre, denn bei der Wuthseuche von 1839�1843 kamen die 242, pro Jahr also 60 w�thenden oder verd�chtigen Hunde in 42 verschie�denen Bezirken und noch weit zahlreicheren Ortschaften vor. Damit soll nat�rlich nicht von mir bestritten werden, dass in den meisten F�llen die Seucheausbreitung erfolgt durch die leben�digen wandernden Tr�ger des Contagiums. Meine Opposition gilt mehr der eigenth�mlichen Beweisf�hrung in citirtem Satze, welche
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nur f�r die Contagiosit�t der Krankheit spricht, aber nicht f�r die Unm�glichkeit einer Selbstentwicklung.
Brochure Seite 19 unten:
�W�rttemberg war volle 20 Jahre lang, von 1843 �1863 ganz �verschont.quot;
Diess ist nicht richtig. In der angedeuteten Zwischenzeit kam in dem Amtsbezirk Stuttgart ein Fall von Wuth vor.
Brochure Seite 20:
�Heilmittel gegen die Wuth gibt es nicht; daher kommt es, dass �noch niemals Genesung eingetreten.quot;
Ein sch�ner Trost f�r alle leidenden Gesch�pfe! wo es keine Heilmittel gibt, gibt es keine Genesung!! ? wie wenn die Natur nicht selbst heilen k�nnte.
Zur Beruhiguftg m�ge dienen, dass schon manche F�lle ver�zeichnet sind, von Patienten, welche unzweifelhaft an der �chten Wuth litten, und sei es durch die eigene Naturkraft, sei es bei Verwendung sehr verschiedenartiger Heilmittel genesen sind.
Der Satz des Prof. Vogel in Brochure Seite 17:
�Da beim Herrschen einer so furchtbaren Ansteckungskrankheit �Jedermann in jedem Augenblicke der Gefahr ausgesetzt ist, sein �Leben auf die denkbar traurigste Art zu verlierenquot; etc. etc.
ist abgesehen davon, dass hiezu noch eine Menge anderer Vor�bedingungen geh�ren, durch Prof. V. selbst wieder abgeschw�cht mit den Worten: �Gott sei Dank, dass der Mensch nur ganz we-�nig Neigung zur Hundswuth hat, daher k�mmt es auch, dass so �wenig gebissene Menschen an der Wuth sterben m�ssen.quot;
Die neuerer Zeit wieder auferweckte von Vogel in seinen Kundgebungen vorgef�hrte Contagion sichre halte ich insofern f�r eine ganz gef�hrliche, weil sie, abgesehen von den f�r die Sanit�tspolizei von Vogel gezogenen Consequenzen, mit ihren oben besprochenen vielfachen Menschen- und Thierqu�lereien die Leute zu einem sch�dlichen Sicherheitsgef�hl einschl�fert, was ich jedoch schon in dem Vorwort bemerkte.
Uebrigens kann diese Doctrin auch im Sinne meiner Anschau�ungen wirken, worauf ich schon auf Seite 2 hingewiesen. Wenn aber der als Mittel gegen die Verbreitung und zur Tilgung der
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Wuth empfohlene permanente Maulkorbzwang nur gemeint ist f�r eine einzelne Gegend oder Stadt, wie es eine Eingabe an den Stuttgarter Gemeinderath ausgesprochen hat, so kann diese Mass�regel ganz sicher die besagten Zwecke nicht erf�llen, denn es ist ja unm�glich, den Verkehr der Hunde von und nach der Stadt ganz zu verhindern oder zu �berwachen; diesem Gedanken konn�ten sich gewiss die Antragsteller auch nicht verschliessen, es-wird daher nicht zu weit gegangen sein, wenn man annimmt, die�selben h�tten mehr einen Schutz nicht sowohl gegen die quot;Wuth als vielmehr^ gegen Bel�stigung und Gef�hrdung durch Hunde �berhaupt erstrebt. Einen solchen Schutz gew�hren uns aber in hinreichendem Masse die bestehenden W�rttemb. polizeilichen Anordnungen und civilrechtlichen Bestimmungen, man darf sie nur in Anwendung bringen, und die Bel�stigtingen nicht ruhig hinnehmen. Ehe die V�ter der Stadt eine besondere strenge Massregel, angeblich aus F�rsorge gegen die Wuth, beschliessen, d�rften dieselben wohl auch in Betracht ziehen, dass man durch die beantragten Massregeln nicht allein bel�stigt, sondern auch be�ngstigt, in �hnlicher Weise wie durch Berichte und �ffentliche Klagen �ber ung�nstige Mortalit�ts- und Sanit�tsverh�ltnisse, �ber Unsicherheit im Verkehr auf der Strasse. Ich erinnere daran, wie leicht man durch vor�bergehende Verh�ltnisse durch einsei�tige Anschauungen und daraus entstehende Agitationen zu Mass�regeln gelangen kann-? die man dann sp�ter als nutzlos, ja sogar als nachtheilig wieder zur�cknehmen muss und welche man nach Jahrzehenten f�r unglaubliche erachtet, als Beweis daf�r diene das Edikt Friedrich des Grossen vom 20. Febr. 1767, in welchem in Folge eines Gutachtens des �rztlichen Collegiums in Berlin das Ausschneiden des �Tollwurmsquot; aus der Zunge aller Hunde (vergl. S. 20) im Laufe der n�chsten 3 Monate von Be�kanntmachung des Edikts bei hoher Strafe angeordnet worden ist. Diese, total unbegr�ndete, nutzlose, thierqu�lerische Mass�regel wurde erst nach 30 Jahren durch ein Edikt Friedrich Wilhelms wieder aufgehoben, und wird heute nur als eine ko�mische Ausgeburt des damaligen Zeitgeistes betrachtet!
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