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BIBLIOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
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zu Jen pkpiöl|feclie|iüöÄ, polosiscli-anatoiiii
der Adenitis equorum
mid Hirer Complicationen
mid
über die häufigste Todesursache jener Krankheit. Demonstrirt an eigenen Beobachtungen.
Inaugural - Dissertation,
welche
unter Zustimmung der hochlöbliclien pMlosopiiischen Pacultät zu Göttingeu
zur
Erlangung der ¥ürde eines Doctors der PMlosopMe etc.
einreicht
G. Fiedeler,
EC5nigliübLlt;ev Ki^ei^tliierarsst ssvl OlUan-
307
OHLAU, 1878.
SchneUpressendracls vun A. Bial.
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-Uie Thierheütimde hat sidi im Allgeinciuen den wisseuschaftliclien Strömungen der Menschenheütunde angeschlossen und besonders willig und gerne die Lehren der Huiuoral-Pathologie in sich auf­genommen und auffallend lange Zeit gepflegt und conservirt.
13is in die Neuzeit hat jene Lelire in der thierärztlichen Litteratur ihre begeisterten Vertreter gehabt, noch in einer Zeit, als schon durch Kokitansky die patbologische Anatomie zur Geltung gelangt und Viichow durch Einführung der Histologie in die Pln-siologie und Schaffung der das Gebiet der Speculation ver­lassenden Cellular - Pathologie die mediciuiscbe Wissenschaft in andere Bahnen gelenkt hatte, wurde sie von Hering und Spinola in ihren Handbüchern über specielle Pathologie bis zur äussersten Gonsequenz durchgeführt; von dem letzteren, dessen Werk bezüglich des syratomatologischen Theils als mustergültig bezeichnet werden kann, mit der Modification, class er (ine unter - Abtheilung jener Doctrin, — die Hämato - Pathologie, — als leitenden Grundsatz anerkannte.
Erst neuerdings haben sich die thierärztlichen Schiiftsieller von den Traditionen der alten Schule gänzlich losgesagt.
Dem entsprachen die Anschauungen über das Wesen der Druse*) — Adenitis equorum, s, Morbus glandulosus; la gourme der Franzosen —, welche Krankheit zu den häutigsten Pferdekrankheiten gehört, und lässt es sich gar nicht verkennen, dass die Erklärungs­weise, durch die der meteria peccans alle Schuld aufgebürdet wurde und alle Complicationen, Wechselfälle und Expectorationen
Drüse, Kropf, Stränge] und Kehlsucht sind Synoniine.
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der Druse ihre Erledigung fanden, etwas verlockendes und bequemesnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;#9632;
hatte, für weitere Forschungen aber auf lange Zeit einen Hemm­schuh bildete.
Erst der Neuzeit, als die Physiologie und die pathologische Anatomie auf eine höhere Entwickelungsstufe gelangt waren und sieh in der TMerheilkünde eingebürgert hatten, blieb die Lösung jener Schwierigkeiten vorbehalten, die besonders der Entwickelungs-mechanismus der sogenannten verschlagenen Druse, die mit keiner menschlichen Krankheit in Analogie zu bringen ist, bereitete.
Vorweg will ich zur Oricntiruug in chronologischer Eeihen-folge einen Auszug über jenes Thema aus der mir zur Verfügung stehenden Litteratur folgen lassen.
Nach La Posse*) besteht das Wesen der Druse in einer Verderbniss der Säfte und betrachtete! er den Process selbst als ein Heilstreben der Natur, sich von diesen verdorbenen Säften mittelst des Nasenausflusses und der Eiterbeulen zu befreien. Gelangen dieselben in verkehrte Bahnen, so auf den Kehlkopf oder in die Lungen, so entsieht die Kohl- beziehentlich Luugensucht. 1st der Eiter sehr scharf, so erzeugt er Geschwüre und dadurch den ßotz. Die Druse verdickt, wie jede Entzündung, die Säfte und ist identisch mit den Meuschenpocken. Von den Todes­ursachen kennt er bereits die durch Oeffnung eines Abscesses in die Luftröhre erfolgende Erstickung.
Aehnliche Ansichten entwickelt Polycarp Erxleben**), der nach dem Grade der Unreinliclikeit im Gcblnte die gewöhnliche, falsche und bösartige Druse unterscheidet. Die letztere stellt den höchsten Grad der Blutverderbniss dar, mitafficirt gewöhnlich die Lungen und geht in wirHichen Rotz über.
Valentin Trichter***) verglicht sie mit den Blattern und Masern der Menschen und unterscheidet die echte Druse, die eine Pohlenkrankheit und ansteckend ist und ein Individuum nur einmal befällt, und Strenge], oder falsche Druse, auch wohl Kehlsucht genannt, die sich oft in Dämpfigkeit verwandelt. Der Nasenausfluss ist ein Ausdruck des Naturbestrebens, den Körper
*) Cours cV Hippiatrique. Toulouse 17öö. **) Vieharzneikuust etc. (jöttingcu 1771. ***) Der Viehavzt etc. Heilbron 17(J9.
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Inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;- 5 -
#9632;gt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; von der ünreinlichkeit zu befreien. In drastischer Weise warnt
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er davor, die Kur nicht zu verpfuschen, um dadurch nicht den Singvögeln des Wasenmeisters, mit welchen Vögeln er gewiss die Kaben bezeichnen will, einen Brocken in den Hals zu jagen.
Simon Winter*) hält gar die Druse für einen kalten Fluss, der vom Gehirne herab auf die Leber oder auf die Lungen falle. Die schleimigen Dünste können von der Leber hinauf zum Gehirne steigen, von da aber als schleimiges Wesen aus der Nase ihren Ausfluss nehmen, oder mit den vier humoribus sich vermischen und hin und wieder in dem Körper abgelagert werden.
Eobinson**) vergleicht sie mit den Mensehenblattem und befalle sie ein Individuum nur einmal.
Nach Kersting***) bestellt die Druse in einer zu grosseu Anhäufung des Schleims in den zur Absonderung desselben ge­widmeten Theilen, der eine Vorschleimung der Säfte zu Grande liegt. Nach dem Grade der letzteren richtet sich die Bösartigkeit der Druse, die am gefährlichsten ist, wenn neben einem kleinen und matten Pulse das Pferd zugleich sehr geschwind athmet und den Leib in die Höhe zieht. Als Ursache betrachtet er eine durch Erkältung — besonders bei Nordostwind — hervorgerufene Verdickmig und Stockung der Säfte.
Junge Pferde disponiren zu der Krankheit, weil sie mehr Lymphe und Schleim im Blute haben und ihre Gefässe schlaffer sind. Sie kann auf den Kehlkopf und die Lungen übergehen, auch die Speicheldrüsen können schwellen.
Dietrichs****) unterscheidet zwei Arten von Drase: die eigent­liche Druse, die eine Fohlenkrankheit ist und das Pferd nur einmal befällt, und die Druse, oder Kropf, die einen gelinderen Grad der ersteren vorstellt. Sie ist ansteckend, junge Pferde sind durch Nasenschleim zu inficiren. Strängel, Bräune, Lungen-und Brustfell-Entzündung können sich neben der Druse entwickeln. Durch Metastase des Drusenproduktes, das in Form von Ge-
*) Kerstings nachgelasseno Mauuscriptc, herausgegeben von Sothen.
Braunschweig 1803. **) 1. c. 8. 38. raquo;**) 1. c. S. 39. ****) Spcciellc Pathologie etc. Berlin 1823.
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schwülsten und Abscesson an den verschiedensten Körperstellen ausbricht, welcher Vorgang als ein kritischer und heilsamer zu betrachten ist, entsteht die verschlagene Druse, die leicht einen fauligen, astenischen Character annimmt und bösartig wird, oder in Kotz oder Wurm ausartet.
Der Luftsack wird zuweilen mit ergriffen; der dabei beobachtete Husten entsteht dadurch, dass der Schleim durch die Eustachischen Bohren Messt und — bei gesenktem Kopfe — durch die Nase nach aussen gelangt, oder — bei Kopfbewegungen — sich auf den zum Athmen geöffneten Luftröhrenkopf senkt und als mechanischer Keiz wirkt. Erkältung, Ansteckung und dumpfiges Heu sind die Ursachen.
Bouley*) sieht die Druse als einen Ausstoss schädlicher oder überflüssiger Säfte an.
La Fosse**) sah nach der Druse oft Abscesse in der Bauch-höle entstehen.
von Tenneker***) zählt sie zu den katarrhalischen Krankheiten, die zu einer Erkrankung des lymphatischen Systems hinneigen und eine Folge der Unterdrückung der Himtthätigkeit sind. Sie geht zuweilen anf den Luftröhrenkopf und die Lungen über. Die bösartige Druse ist ein Mittelding zwischen Druse und dem wirklichen Holze und kann in den letzteren übergehen.
Nach Kreutzer****) ist die Druse ein Katarrh mit prävalirender Tbeilnahme des Lymphdrüsensystenis; Katarrh ohne Lymphdrüsen-affection nennt er Strenge! oder Kehlsucht. Aus dem einfachen chronischen Nasenkatarrhe kann sich verdächtige Druse und Kotz entwickeln.
Hering*****) zählt sie zu den Krankheiten des Lymphdrüsen-systems, sie gehöre nicht zu den Jugendkrankheiten und könne ein und dasselbe Individnnm mehrere male befallen, obgleich nach dem ersten Anfalle für längere Zeit Immunität eintrete. Sie ist ansteckend und kann sich verschlagen, so anf die Lungen, wo
*) Ke'c. de mecl. veter. 1849.
**) Journ. Jes Vöterinairos du midi. Toulouse I.S52. ***) v. Sind, Pferdearzt etc. Frankfurt 1852. ****) Gniudriss der Yeturmau-Mediciu. Erlangen Iböo. *****) Spedclle Pathologie etc. Stuttgart 185laquo;.
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sie Hepatisation, Abscesse, oder Wasserergüsse verursacht. Die entstandenea Geschwülste sind meistens als Metastasen zu betrachten, durch welche der im Körper steckende Kranklieitsstoff ausgestossen werden soll; sie müssen daher niögliclist in Eiterung versetzt werden.
'Wenn der Prozess sicli über Rachen, Luftröhre und Lungen verbreitet, so entsteht die entzündliche Druse. Eine andere Complication ist die Anschwelliuig der Ohrdrnsen — Parotitis — oder Entzündung der Schleimhaut der Sinus und der Nebenhölen der Nase und der Luttsäcke, wo der abgesonderte Eiter gerne abartet. Die gutartige Druse kann in die bösartige und diese in den Rotz übergehen.
Rodet**) versichert, dass die Pferde in Italien, Spanien, Egypten und Arabien nie an Druse leiden.
Dasselbe behaupten mehrere Autoren**) von Spanien und Afrika und den südlich gelegenen rassischen Provinzen.
Nach RöU***) ist die Druse ein contagiüser Nasenkatarrh mit seeundärer akuter Lymphdrüsen-Entzitudung im Kehlgange und keine specitische Püllenkrankheit. Bei jungen Pferden ist gewöhnlich Halsentzündung damit verbunden, auch Entzündung der Lymphgelasse der Backenwandung, der Ganaschen, der Nasen­flügel und der Vorderlippen, die um so auffalliger ist, wten die Unterkiefer- oder die oberen Luftröhren-Lymphdrüsen, oder die Luftsäcke mit entzündet sind. Die Entstehung der verschlagenen Druse durch Metastase kann er nicht adoptiren. Zuweilen ent­wickeln sieh Folgekrankheiten, so durch Vereiterung der Gekrös-drüsen Bauchfellentzündung (wandernde Druse). Der Tod erfolgt durch Erstickung in Folge der Ausfüllung der Rachenhöle durch Drüsengeschwülste oder durch Entleerung eines Abscesses in die Luftröhre, oder durch Lungen-Vereiterung.
Spinola****) hält die Drase für ein katarrhalisch-lymphatisches Fieber und theilt sie ein in die gutartige und in die ausartende Druse. Das lymphatische Leiden ist nicht seeundär, von dem
*) 1. c. S. 89.
raquo;*) Röc. med. vetür. 1838.; 1847—49. *#9830;*) Specielle Pathologie etc. Wien, 1800. ****) Speeielle Pathologie etc. Berlin, 1858.
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Schleimhautleiden abhängig, sondern war sclion vor dem Aus­bruche der Krankheit vorbereitet durch eine fehlerhafte Lymph­mischung, die bei dem innigen und natürlichen Zusammenhange mit der Blutmischung auch auf diese ihren Einlluss ausübt. Eeicht die Ausscheidung des Gesammtkrankheitsprodactes — der Drusen­materie — mittelst der Nase nicht aus, so entledigt sich der Körper dieses Stotfes auf anderen Wegen und so entstehen an den verschiedensten Körperstellen die raetastatischen Abscesse, die als Ausdruck eines heilsamen Vorganges zu betrachten sind. Bei Ablagerangen in das Zellgewebe der Ohrdrüsen - Gegend und der Kehle treten die Erscheinungen der Bräune auf, durch Versetzungen auf die Lungen entstellt Lungenentzündung, die meistens tödlich verläuft.
Andere Todesursachen sind: Darmentzündung durch Abscesse, besonders in der Leber, das Faulfieber und seine Folgen und der Uebergang in Rotz. Die Druse ist ansteckend — der Ansteckungs­stoff soll ein iixer sein — und hat für eine gewisse Zeit Immunität des betreffenden Individuums zur Folge. Durch Uebergang in Faulfieber entsteht die faulige, brandige Druse, die oft zu einer Lungcntzündung führt und grosse Neigung zu Brand besitzt.
Es scheint mir, dass Spinola die letzte Drusenform mit dem akuten Kotze, und die verdächtige Druse mit der gewönliclien, chronisch verlaufenden Eotzkrankheit confundirt.
Nach Gerlach*) besteht die Drase aus einer Affection der Kopfschleimhäute, wobei das Drüsensystem mit erkrankt ist. Sie ist eine speeifische, ansteckende Fohleukrankheit, hat einen typischen Verlauf und Immunität des betreffenden Individuums zur Folge. Da schädliche uns nicht näher bekannte Stoffe aus dem Organismus entfernt werden, so ist der Druseuprozess als em purificirender und heilsamer zu betrachten. Sie führt oft zu einem abnormen Verlaufe, und durch Metastasen zu Complicationen — so zu Hais­und Lungenentzündung —, oder zu der sogenannten verschlagenen Drase. Die Metastasen kommen nicht durch Circulation der Eiterkörperchen im Blute zu Stande, weil diese wegen ihrer Grosse nicht durch die Capillaren dringen können, sondern durch
*) Vorlesungen an der Königlichen Thierarzneiselmle zu Hannover. 18Ö5 und 60.
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die Bildung irgend eines scharfen uns noch nicht näher bekannten SLoffes in den Säften. Durch Combination mit Typhus entsteht die faulige, brandige Druse, die sich durch kleinen Puls, gelben, lymphatischen Nasenausfluss, missfarbige Schleimhäute, bedeutende Oedeme, (dicker Kopf etc.) Brand der Haut und Schleimhaut und necrotisclie Geschwüre, die Jauche entleeren, auszeichnet, wie über­haupt alle Abscedirungen zu Ulcerationen neigen.
Bmckmüller*) versteht unter Pferdedruse eine Erkrankung der Naseuschleimhaut mit Anschwellung der Lymphdrüsen im Kehlgaiige, die im weiteren Verlaufe mit einer Affection der ßaehenschleimhaut und Anschwellung der Lymphdrüsen am Schlund­kopfe gewöhnlich combinirt wird. Von den letzten Drüsenhaufen geht der Process gerne auf die Hals- und Brustdrüsen (wandernde Druse) über; oft entsteht Lymphangitis, die Oedeme und Abscesse an den verschiedensten Körperstellen und schliesslich allgemeine Infection bewirkt. Ihre Eigenthümlichkeit bestellt also darin, dass sie sehr leicht auf andere Organe übergeht und schliesslich durch Infection zu einer allgemeinen Krankheit wird, welche bald als Scrofulose zur Phthysis, bald als Tuberculose zur Entwickelung des Rotzes Veranlassung giebt.
Köhne**) identificirt die Scrofeln mit der Druse, die gewöhnlich sich auf die ersten Luftwege und die Submaxillar-Drüsen beschränkt. Die wandernde, metastatische Druse entsteht zum Theil durch Aus­breitung auf benachbarte Theile, in denen aber eine entsprechende Prädilectiou bestehen muss, zum Theil auf erabolischem Wege auf entferntere Stelleu. Bei Gegenwart der Prädilectiou kann z. B. ein eiufacher Darmkatarrh ebenso eine Entzündung der Mesenterial-Drüsen hervorrufen, wie bei der einfachen Druse der Nasenkatarrh in den Submaxillar-Drüsen und ist jene Affection unabhängig von der der Submaxillar-Drüsen.
Ebenso wenig hat eine Transportation des Dräsenstoffes statt­gefunden; die Metastase im alten Sinne, d. h. Versetzung der materia peccans kann nicht mehr anerkannt werden. Wahrscheinlich ist das Zustandekommen der bei der metastatischeu Drase so häufig vor­kommenden Local-Affectioneu (Abscesse in den Muskeln und im
*) Pathologische Anatomie etc. Wien 18G9. **) Allgemeine Pathologie etc. 1871.
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subcutanen Bindgewebe) hauptsächlich von einer Präciilection dieser Gewebe abhängig, so dass geringe Reize heftige Entzündungen und Eiterungen zur Folge haben (Druckschäden). Auch ist an­zunehmen, dass die bestehende Leukämie wesentlich zur Entstehung der grossen Eitermassen beiträgt. Die bei der metastatischen Druse so oft vorkommenden Lungen-Affectionen entstehen gewöhn­lich durch die Ausbreitung des Katarrhs per continuitatem in dem prädisponirten Schlehnhautgewebe, oder durch Einwirkung neuer oft nur geringfügiger Ursachen, so dass eine Katarrhal-Pneumonie als Complication entsteht.
Das Resultat dieser litterarischen Studie last sich in folgende Sätze kurz zusammenfassen:
1)nbsp; Bis auf die Neuzeit wurde das Wesen der Adenitis als der Ausdruck einer Verderbniss der Säfte angesehen, deren Aus-stossung durch .den Druseprozess als ein kritischer und salutärer Vorgang betrachtet wurde. Gelangen dieselben — die Druse­materie, materia peccans des Hyppocrates, — in verkehrte Bahnen, so entsteht die sogenannte metastatisehe, wandernde r.der verschlagene Druse, die also in einer Ausbreitung der Krankheit auf benachbarte oder entferntere Kdrpertheile durch Metastase besteht. Erst ganz in der neuesten Zeit machen diese unklaren und verworrenen Ansichten der auf Speculation basirten hunioral-palhologischen Schule besseren, den wissen-scluiftlichen Fortschritten der Menschenheilkunde sich an-schliessenden Theorien Pla*:z.
2)nbsp; Roll, der geistreiche tliierärztliche Interpret der Cellular-Pathologie, war der erste, der die Metastase im alten Sinne negirte und die Adenitis für einen Nasenkatarrh hält, der eine Erkrankung der Siibmaxillar-Drüsen im Gefolge hat und oft mit anderen Krankheiten complicirt ist.
Bruckmüller und Kühne haben im Allgemeinen diese Ansicht adoptirt und giebt besonders der letztere eine wissen­schaftliche Erklärung über das Zustandekommen der metasta­tischen Drase.
3)nbsp; Es ist controvers, ob die Druse eine speeifische Fohlenkrankheit ist, oder ob sie Pferde in jedem Alter befallen kann; beide Ansichten haben ihre gewichtigen Vertreter.
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4)nbsp; Als Todesursachen werden angefahrt:
a)nbsp; Erstickung durch Oeffiiung eines Abscesses in die Luft­röhre, oder durch Ausfüllung der Eachenhöle durch die Drasengesch wulste.
b)nbsp; Darmentzündung in Folge von Abscessen.
c)nbsp; Lungenentzündung, Lungeuvereiterung und Lungenbrand.
d)nbsp; üebergang in Paulfieber oder Rotz.
e)nbsp; Erschöpfung.
5)nbsp; Die im Verlaufe der Druse öfter auftretende Lungenentzündung entstellt auf metastatischem Wege, nachKöhne durch Ausbreitung des Katarrhs auf das prädisponirte Lungengewebe, oder durch Einwirkung anderer Ursachen, so dass eine #9632;katarrhalische Pneumonie als Complication entsteht. Roll hält sie für eine Folgekrankheit, auf deren Entstehungsmechanismus und ätio­logischen Zusammenhang er nicht weiter eingeht.
6)nbsp; Diese Lungenaifeetion nimmt meistens einen tödtlichen Ausgang.
7)nbsp; Unter ungünstigen Verhältnissen geht die Druse in Rotz über, welche Möglichkeit von Gerlaeh,*) Roll und Köhne in Abrede gestellt wird.
8)nbsp; Die in der Gegend der Ohrdrüseu als Complication vorkommende Anschwellung entsteht durch Metastase; Hering leitet sie von einer Parotitis ab und Spinola lüsst sie durch eine metasta­tische Ablagerung in das Zellgewebe der Ohrdrüsen entstehen.
9)nbsp; In den südlichen Ländern scheint ihr Vorkorimen zu den Seltenheiten zu gehören.
Im Laufe dieses Jahres habe ich Gelegenheit gehabt, viele schwere Drusefälle, von denen drei einen letalen Ausgang nahmen, zu beobachten. Die wissenschaftlich am interessantesten mir erscheinenden Fälle habe icli zum Gegenstände meiner Description gewählt und werde ich zunächst zur Erzielung einer besseren üebersicht die Krankheitsgeschichte jedes einzelnen Patienten beschreiben, demnächst die Krankheits-Erscheinungen anatomisch und physiologisch begründen und zum Schlüsse die Epikiise folgen lassen.
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*) So viel mir bekannt ist, war Gerlach der erste, der die Kotzkrankheit ausschliesslich als Contagion betrachtete.
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Am 3. Mai dieses Jahres wurden mir von dem Gutsbesitzer K. in H. zwei kranke Pferde zur Untersuchung und Behandlung vorgeführt. Das eine derselben — ein achtjähriger Scliimmel-Wallach von robuster Körper - Constitution und Schlesischer Landrace —, hatte folgende Krankheits - Erscheinungen: Röthe der Nasenschleirahaut, besonders des Septum narium, Ausfluss eines glasigen Schleimes aus beiden Nasenlöchern und Anschwellung der Glandulae submaxillares, dabei geringes Fieber, wenig gestörte Fresslust und häufiges Prusten.
Bei dem anderen Pferde — ein jähiiger Eapphengst — bildeten geringer Nasenausfluss und vermehrte Eöthung der Nasenschleimhaut die einzigen erkennbaren Krankheits-Erschei­nungen.
Bezüglich der Ursache erzählte mir der Besitzer, dass er am 28. April mit dem Schimmel auf einer Reise von einem heftigen Gewitterregen überrascht sei.
Am 6. Mai wurde ich nach H. requirirt, da der Schimmel kränker geworden und ausserdem noch zwei andere Pferde erkrankt waren.
An jenem Tage habe ich über den Schimmel folgenden Befund aufgenommen:
50 reguläre und aequale Pulse uiul 15 mit geringer Dispnöe ausgeführte Athemzüge pro Minute.
38,5 Mastdarm-Temperatur.*)
Die Nasenschleimhaut intensiv geröthet, der Nasenausfluss copiöser, eiterig und grünlich tingirt.
Die Submaxillar-Drüsen stärker geschwollen und härter, in der Peripherie ödematös.
Beim Saufen fliesst ein Theil des Saufwassers aus den Nasenlöchern zurück.
Auf Druck der Pharynxgegend zeigt das Thier vermehrte Empfindlichkeit.
Das Allgemeinbefinden ist getrübt, die Futteraufnahme vermindert.
Oeftere Auslösung eines rauhen Hustens.
*) Der zu den Messungen benutzte Thermometer zeigt bei gesunden Pferden 37,9 Maximal-Temperatur.
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Zur Beschleunigung der unvermeidlichen Abscedirung ver­ordnete ich eine Einreibung der Kehlsgangsdrüsen mit Canthariden-Salbe. Die Pharynxgegend Hess ich mit wollenen Tüchern um­wickeln und die Maulhöle mit verdünntem Essig öfter ausspritzen.
Questionirter Patient war mit drei anderen Pferden und fünf Stück Jungvieh in einem massiven und gewölbten Stalle aufgestallt, der im Verhältniss zu der Kopfzahl der Thiere räumlich zu klein war und nur zwei kleine, eingemauerte Fenster ohne Flügel und nur eine Thür besass.
Zur Erzielung einer besseren Ventilation liess ich das eine Fenster ganz herausnehmen und die nach dem geschlossenen Hofraume führende Thür öffnen.
Status präseus am 9. Mai:
76 kleine und schwache, sonst regelmässige Pulse und 42 dispnoetische und costale Athemzüge*) pro Minute.
39,1. Mastdarm-Temperatur.
Weites Aufreissen der Nasenlöcher Mährend der Inspiration, starke Excursionen des Thorax und gestreckte Haltung des Kopfes.
Bei jedem Respirationsakte — am lautesten während der Inspiration — ist ein schnarchender Ton laut hörbar.
Die Schluckbeschwerden sind bedeutender geworden; das aufgenommene Wasser fliesst fast in ganzer Quantität aus den Nasenlöchern zurück.
Die Futteraufnahme ist sehr gering, nur etwas Griinfutter und Mehlwasser werden in grossen Zwischenräumen aufgenommen.
In dem grünlichen und dickflüssigen, theilweise an den Nasen-lochrändern klebenden Ausflusse sind Futterpartikelchen zu erkennen.
In der Larynx- und Pharynx-Gegend ist eine Erhöhung der Empfindlichkeit zu constatiren.
Die Conjunctival-Schleimhaut erscheint tiefroth, fast cyanotisch gefärbt, die Nasenschleimhaut aufgelockert.
Die Parotis rechterseits leicht hervorgewölbt und auf Druck schmerzhaft.
*) Ich nenne nacli Dr. Lustig den Respiiationstypus costal, wenn die Inspiration auffallend langer dauert, als die Exspiration, und abdominal, wenn umgekehrt der Exspirationsakt längere Zeit in Anspruch nimmt, als der Inspirationsakt.
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Die Backen und Lippen beiderseits ödematös geschwollen, schmerzhaft und vermehrt warm.
Die Submaxillar-Drüsen zeigen fluctuirende Stellen.
Auskultation und Percussion des Cavum thoracis ergeben ein negatives Resultat.
Geringe Anschwellung der Larynxgegend, deren Conturen undeutlich hervortreten.
Das Allgemeinbefinden des Thieres ist sehr getrübt, der Gang schwankend und träge; grosse Unrahe, die sich durch öfteres Niederlegen und Wiederaufstehen documentirt.
Die Behandlung wurde in zweckentsprechender Weise durch­geführt.
Die Tracheotomie führte ich nach der Günther'schen Methode in der Weise aus, dass ich im Bereiche des mittleren Dritttheils der Luftröhre durch einen Querschnitt zwei Luftröhrenringe so weit trennte, dass die ovale Canüle bequem hineinzuschieben war.
Nach dieser Methode ausgeführt, hat diese höchste dankbare Operation keinen Substanzverlnst der Knorpelringe zur Folge, der mit der Dietrich'schen Methoflo verbunden ist und im weiteren Verlaufe die Veranlassung zu der Entstehung des Luftröhrenpfeifens werden kann.
Nach der Operation verschwanden die lauten Kespirations-geräusche und nach einiger Zeit wurde die Respiration in ruhiger Weise ausgeführt.
Am 11. Mai:
52 mittelstarke Pulse und 16 ohne besondere Anstrengung ausgeführte Athenizüge pro Minute.
39,5 Mastdarm-Temperatur.
Die Conjunctiven haben ihre dunkelrothe Färbung verloren.
Der Nasenausfluss ist dickflüssiger geworden und bestellt nach dem Resultate der mikroscopischen Untersuchung hauptsächlich aus sphärischen Zellen von verschiedener Grosse, die theils scharf conturirt und homogen, theils nicht scharf conturirt, trübe und körnig erscheinen, theils Körnchenhaufen bilden.
Ferner enthält er zahlreiche Micrococcenhaufen, einzelne Platten-epithelien und lange spiralige Gebilde, die aus Faserbündeln bestehen, aus denen sich einzelne Fasern heraus gelöst Iniben, die gespaltet und geschlängelt erscheinen.
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In der Nähe des linken Maulwinkels finden sich unregelmässig vertheilt 5 erbsengrosse, runde oder rundliche, mit schwachem Schorfe bedeckte Geschwüre, deren scharfer Kand mit der Haut-obeifläche einen fast rechten Winkel bildet. Mittelst einer Sonde gelangt man in schwach taubeneigrosse, in der Subcutis gelegene Abscesshölen, die auf Druck einen rahmähnlichen Eiter entleeren.
Kechterseits 6 Ctm. vor der Einmündungstelle des Ductus Stenonis eine fluctuirende Stelle, aus der sich nach der Oeffnung ebenfalls aus der Subcutis stammender Eiter entleert.
Die ödematöse Anschwellung der Lippen und Backen hat an umfang und Schmerzhaftigkeit abgenommen.
Die Schluckbeschwerden haben anscheinend an Intensität noch gewonnen, das Thier geht mit Appetit an die Krippe, macht widerstrebend und langsam Schluckbewegungen, wobei der grösste Theil des Futters aus dem Maule fällt, oder aus der Nase zurück­gelangt, und gebt dann wieder von der Krippe zurück.
Die Auskultation und Percussion der Thoraxhöle lassen nichts abnormes erkennen.
Nach Herausahme des Tubus und Bedecken der Hautwunde mittelst der Hand tritt sofort grosse mit pfeifenden Tönen ver­bundene Athembeschwerde auf.
Die Submaxillar - Abscesse entleeren guten Biter und zeigen normale Granulation.
Das Allgemeinbefinden des Thieres hat sich gebessert, die Unruhe desselben ist verschwunden.
Aus dem Maule verbreitet das Thier einen penetranten Geruch; die Zunge ist schmutzig und belegt.
Der unter der Parotis gelegene Abscess wurde in der Weise geöffnet, dass ich nach dem Hautschnitte mittelst bohrender Einger-bewegung in die tiefgelegene Abscesshöle eindrang. Befand am 15. Mai:
65 Pulse, 26 mit vermehrter Bewegung des Thorax und der Bauchwandung ausgeführte Athemzüge pro Minute; beide Re­spirationsakte von gleicher Dauer.
40,1 innere Temperatur, die äussere an der Körperoberfläche unregelmässig vertheilt.
Die Conjunctival-Schleimhäute diffus geröthet, Husten häufig und ziemlich kräftig.
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Eechterseits in der Nälie des Nasenlochrandes und des Maul-wiukels mehrere Geschwüre von der schon beschriebenen Form und Beschaffenheit.
Die Schluckbeschwerden haben wesentlich abgenommen, das Thier verschluckte eine grössere Quantität Wasser ohne grosse Beschwerden. Ebenso hat sich die Futteiaufnahine nach der Aus­sage des Besitzers seit einigen Tagen merklich gebessert und nahm derselbe daher meine heutige, ungünstig lautende Prognose ziemlich ungläubig auf.
Nach Herausnahme des Tracheotubus, ans dem eine röthliche, rostfarbene Flüssigkeit abfliesst, und Bedecken der Wunde mittelst der Hand treten die Glottis - Geräusche in nicht nachweisbarer Intensitäts-Abuahme wieder auf.
Percussion der Thoraxhöle:
Eechterseits fast im ganzen Bereiche des unteren Drittheils der ßrustwandimg Dämpfung von verschiedener Intensität, die in dem vorderen Abschnitte am stärksten ausgesprochen ist. Die Dämpfungslinie ist nicht scharf begrenzt und wagrecht, sie beschreibt eine Zickzacklinie, innerhalb welcher die verschiedensten Intensitäts­grade der Dämpfung neben normalem Percussionstone vorkommen.
Auskultation.
Das vesiculäre Geräusch ist an den Dämpfungsstellen fast ganz verschwunden, an den gesunden Stellen verstärkt.
Status praesens am 19. Mai:
70 Pulse — Arterie klein und gespannt — 42 Athemzüge pro Minute.
41,4 innere Temperatur.
Starke Bewegung des Thorax und der Bauchwandung, die Vorderschenkel auseinander gespreizt.
Die Anzahl der Geschwüre hat sich um mehrere vermehrt.
Die Conjunctival-Schleimhäute sind dunkel, cyanotisch gefärbt.
Die exspirirte Luft verbreitet einen penetranten Gestank, ebenso die aus dem Trocheotubus stammende jauchige, chocoladen-farbige Flüssigkeit.
Herzschlag pochend, auf beiden Seiten fühlbar, beide lugalares praller gefällt und schwach pulsirend; Herztöne normal.
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Die Dämpfung ist rechterseits um eine Handbreite gestiegen, die untere Eegion läs.-t keine Intensitätsgrade mehr erkennen.
Linkerseits im untern Drittheile der Bimst Dämpfung, bei der Gnidverschiedenheiten sehr undeutlich ausgesprochen sind.
An den Dämpfungsstellen kein vesiculäres Geräusch, dafür verschiedene Kassel-und andere nicht näher zu definirende Geräusche.
Nach der Entfernung der Eöhre treten die Glottis-Geräusche nicht mehr in alter Intensität auf und hört man dieselben an den Därapfungsstellen sehr deutlich.
Das Allgemeinbefinden des Thieres hat sich sehr- verschlechtert, Appetit ist fast gar nicht vorhanden.
Seit fünf Tagen hat sich das Thier auch des Nachts nicht mehr niedergelegt.
Wegen der Hoffnungslosigkeit des Zustandes wurde die Behandlung sistirt.
Am 30. Mai abends.
Der Puls war nicht mehr fühlbar, über 80 röchelnde und pumpende Athemzüge pro Minute, kalter Schweiss über den Körper verbreitet, so dass der Eintritt des Todes in Kürze zu erwarten stand, weshalb ich von einer specielleren Untersuchung Abstand genommen habe.
In der Nacht trat der Tod des Thieres ein.
Am 21. Mai nachmittags nahm ich die Oduction*) vor und habe ich über dieselbe folgenden Befund notirt:
1)nbsp; Abgemagertes Cadaver.
2)nbsp; Aus der Nasenhöle und dem Tracheotubus tropft eine übelriechende, schmutzige, chocoladenbraune Flüssigkeit.
3)nbsp; Auf der feinen wenig behaarten Haut im Bereiche des Einganges in das Cavum oris und cav. narium finden sich unregelmässig vertheilt 17 Geschwüre von Hirsekorn- bis Erbsengrösse, die die schon beschriebene Beschaffenheit zeigen.
*) Dieselbe wurde ohne genügende Assistenz und Hülfsmittel aus­geführt und kann daher, wie wol so ziemlich alle in der thierärzt-lichen Praxis ausgeführten Sectionen nur bezüglich der grob-anatomischen Verhältnisse Anspruch auf Genauigkeit und wissen­schaftlichen Werth machen.
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Sie stehen mit kleinen Holräumen der Subcutis in Verbindung, die mein oder weniger mit Eiter gefüllt sind. Auf der ScÜeimhautfläche der Oberlippe befindet sich ein erbsengrosses und auf der der Unterlippe drei ebenso grosse Geschwüre, die mit Eiter angefüllten und taubeneigrossen Abscessen in der Subcutis communiciren.
4)nbsp; Die Subcutis der Seitenfläche des Kopfes infiltrirt und zahlreiche bis Taubenei grosse Abscesshölen bergend.
5)nbsp; Die Schleimhaut des Velum palatinum, des Zungeugrundes und des Pharynx erscheint dunkelroth und sehr stark, zum Theil wulstig geschwollen.
6)nbsp; Auf der Schleimhaut der Seitenfläche der Pharynxwand in ziemlich regelmässiger Anordnung kleine bis Erbsen grosse, rande Geschwüre, so dass sie wie areolirt erscheint.
In vielen dieser Oeffuungen, die, wenn mau auf ihre Umgebung drückt, sahneartigen Eiter entleeren, stecken Häckselstückchen oder Grannen in der Weise, dass sie über die Schleirahautoberfläche hervorragen und mit derselben einen last rechten Winkel bilden.
7)nbsp; Auf der Durchschnittsfläche der stark geschwollenen Larynx-Schleimhaut zahlreich kleine Blutextravasate.
8)nbsp; In der Wand des Velum palatinum ein etwa taubenei-grosser Abscess, der zwischen den letzten beiden Grumen-staffeln des Palatum durum mittelst einer länglichen Oeffnung in das Cavum oris einmündet.
9)nbsp; Zwischen dem Pharynx und dem Luftsacke jederseits mehrere taubeneigrosse Abscesse, die mit dem freien Kaume der Fauces communiciren und auf Druck Eiter in den­selben entleeren.
10)nbsp; Die Lymphdrüsen unter der linken Parotis geschwollen, rechterseits schliessen sie eine etwa hühnereigrosse Abscess-höle ein.
11)nbsp; Die Submaxillar-Drüsen in etwa gänseeigrosse Abscess­hölen verwandelt; das Bindegewebe zwischen den einzelnen Läppchen geschwollen und succulent.
12)nbsp; Trachea und Bronchien enthalten eine übelriechende, schmutzige und chocoladenfurbige, theils schaumige Flüssig-
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keit; ihre Schleimhaut ist stark injicirt, missfarbig, grünlich und durchfeuchtet.
13)nbsp; Die Lungen sind unvollständig zusammengefallen, im Zu­stande dor halben Inspiration.
Die unterste Hälfte des rechten Lungenflügels, mit Ausnahme des hintersten Theiles des Hauptlappens, der sehr blutreich ist. zeigt eine feste, derbe Consistenz, ebenso fast das ganze untere Drittheil des vorderen Lappens und der vorderen Hälfte des Hauptlappens vom linken Lungen­flügel. Die Schnittfläche dieser derben Stellen ist mar-morirt d. h. sie zeigt verschiedene Farbennüancen, dunkel­braune und graue Stellen wechseln mit schmutzigen und grünen Stellen ab. Auf Druck entleert sie eine schmutzige, jauchige Flüssigkeit, in der zahlreiche Futterpartikelchen deutlich makroskopisch zu erkennen sind. Beim Durch­schneiden kein Crepitationsgeräusch; kleine abgeschnittene Stückchen sinken im Wasser unter.
14)nbsp; Die Pleura pulmonalis erscheint an den hepatisirten Stellen schmutzig - grünlich, trübe und undurchsichtig; Pleura costalis wenig getrübt und spiegelnd, fast normal.
1:5) Im dem hepatisirten Theile des rechten Lungenflügels zahlreiche bis Wälschnuss grosse mit jauchigen Massen gefüllte Cavernen. In der Mitte dos Hauptlappens, kaum einen Finger breit unter der Pleura, befindet sich eine etwa gänseeigrosse Caverne, die jauchigen Inhalt enthält und mit offenen Bronchien in Verbindung steht. IG) Auf der convexen Fläche des linken Hauptlappens zwei schwach haselnussgrosse, über die Oberfläche prominireude Knoten, die durchschnitten einen rahmartigen Eiter entleeren. 17) Die an der Bifurcationsstelle der Trachea gelegenen Lymph­drüsen sind geschwollen und erscheint ihre Schnittfläche saftig, eiterig infiltrirt. An der Untersuchung des Herzens und der Baucheingeweide wurde ich durch die eintretende Dunkelheit verhindert, dieselbe lag auch weniger im Bereiche meiner Interessensphäre, da mir besonders an der Constatirung dor Pneumonie und der Art der­selben gelegen war.
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Bei dem jährigen Kapphengste, der am 3. Mai die
ersten Kranklieits - Erscheinungen gezeigt hatte, war der Verlauf der Adenitis kein letaler, obgleich derselbe ebenfalls verschiedene Complicationen im Gefolge hatte.
Die eigentlichen Druse-Erscheinungen machten den fast
typischen Verlauf durch, wie er bei jungen Pferden zur Kegel gehört.
Bei der nächsten Untersuchung am 6. Mai waren die Submaxillar-
Drüsen angeschwollen und nach kurzer Zeit in Abscesse verwandelt.
Der anfangs glasige und spärliche Ausfluss wurde copiöser
und eiterig.
Daneben im weiteren Verlaufe die verschiedensten Compli­cationen: Schluckbeschvverden, röchelndes Athmen, Empfindlichkeit der Trachea auf Druck und traclieales Rasseln, aber alle Er­scheinungen gradatim viel geringer, wie bei dem Schimmel.
Späterhin vereiterten die linksseitigen subparotidealen Lymph-driisen, womit keine Schluckbeschwerden verbunden waren, und bildeten sich die Erscheinungen einer akuten diffusen Bronchitis aus, die ich auf Grand folgender Symtome diagnostisirte:
40 oberflächliche und kurze Athmenzüge und rauhe vesiculäre Geräusche; percutorische Phänomene nicht vorhanden. Dabei geringes Fieber und gestörte Fresslust. Im weiteren Verlaufe auskultatorische Erscheinungen: Kassel­geräusche, die mit unbestimmten Geräuschen combinirt waren, oder zeitweilig mit ihnen wechselten.
Der Kespirationstypus wurde im weiteren Verlaufe abdominal, die Exspiration; unter intensiver Mitbetheiliguug der Bauchmuskeln ausgeführt, dauerte länger als die Inspiration.
Unter dem Muse, deltoideus, einige Finger breit über dem Schnabelknorpel des Sternums bildete sich ein gut faustgrosser Abscess aus, dessen Oeffnung auf die schon demonstrirte Weise vorgenommen wurde.
Unter allmählicher Abnahme waren die Krankheits-Er­scheinungen nach sechs Wochen verschwunden, die Keconvalescenz dauerte indess lange, wie das bei der grossen Abmagerung des jugendlichen Thieres nicht anders zu erwarten war.
Ausser diesen beiden erkrankten noch zwei Pferde, eine 15 Jahr alte Mutterstute und ein Saugfiillen, so dass sämmtliche Pferde des Besitzers von der Krankheit befallen wurden.
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Bei der State verlief die Adenitis ohne jegliche erkennbare Complication, wie es bei alten Pferden gewöhnlich der Fall ist, Den Erscheinungen des akuten Nasenkatarrhs folgte bald die An­schwellung der Submaxillar-Drüsen, dabei das Allgemeinbefinden wenig oder gar nicht gestört.
Nach 8 Tagen war das Stadium acmes erreicht, der Nasen-ausfluss wurde geringer, die Drüsen schwollen ab und nach kaum dreiwöchentlicher Krankheitsdauer war vollständige Genesung ein­getreten.
Bei dem Füllen war der Verlauf ein ähnlicher, mit dem Unter­schiede, dass die Submaxillar-Drüsen in Eiterung übergingen.
Am 12. November 1877 wurde ich von dem Kretschambesitzer S. zu 0. zur Behandlung seiner bis dahin von einem Schäfer curirten vier kranken Pferde aufgefordert. Dieselben zeigten die Erscheinungen der Adenitis in verschiedenem Grade; ein vier­jähriger brauner Wallach war ausserdem mit einer Pharingitis und einer hochgradigen Pneumonie behaftet.
Unter Berücksichtigung verschiedener Umstände, deren Aus­einandersetzung später folgen wird, stellte ich dem letzten Patienten eine absolut ungünstige Prognose.
Nach 3 Tagen war der Tod des Thieres erfolgt.
Durch die Obduction constatirte ich Abscedirung der Sub­maxillar- und retiopharingealen Lymphdrüsen, Communication der letzten Abscesse mit der ßacheuhöle, und eine Fromdkörper-Pneumonie als Todesursache*).
Auf Grund einer Requisition des Amtsvorstehers E. zu M. obducirte ich am 27. April c. ein rotzverdächtiges Pferd, das nach der Aussage des Besitzers seit mehreren Wochen die Erscheinungen der Druse gezeigt hatte.
Obductionsbeflmd:
1)nbsp; Abscedirung der Submaxillar-Drüsen.
2)nbsp; Zwischen dem Pharynx und den Luftsäcken mehrere Abscesse, die mit dem Cavmn des Pharynx communiciren.
•) Ueber diesen Fall habe ich keinen genauen Krankheits- und ßections-befund autgenoimnen, Ich habe nur kurze Notizen gemacht, die ich im wesentlichen oben wiedergegeben habe.
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3)nbsp; Die Schleimhaut des Larynx und Pharinx schmutzig-graulich gefärbt und stark geschwollen.
4)nbsp; In dem Plemasacke etwa drei Liter einer jauchigen, übel­riechenden Flüssigkeit.
Pleura costalis et pulmonalis trübe, nicht spiegelnd, an vielen Stellen missfarbig mid grünlich und mit schmutzigen Massen bedeckt.
5)nbsp; Der vordere Tiieil der unteren Hälfte des rechten Lungen­flügels ist hepatisiri, mich hinten zu geht derselbe in nor­males Lungengewebe über.
Der vordere Lappen des linken Lungenflügels ist in seinem ganzen unteren Theile ebenfalls fest und derb.
6)nbsp; Die Schnittfläche des hepatisirten Lungentheiles ist mar-morirt und mit Jauche durchtränkt. Auf der convexen Oberfläche des zungenfmmigen Lappens, über dieselbe wenig prominirend, eine etwa hühnereigrosse Caverne, die nur zum Theile durch die mürbe Pleura nach oben ge­schlossen ist. Ausserdem mehrere kleine Cavemen tiefer in der kranken Lunge eingebettet.
7)nbsp; Die Glaudulae bronchiales stark geschwollen und bergen einen gänseeigrossen Abscess.
Physiologische und pathologisch-anatomische
Begründung der Krankheits-Erscheinungen.
A. Bei dem Schimmel.
Patient zeigte am 3. Mai die Erscheinunngen der gewöhnlichen Adenitis, deren Symtomen-Complex durch Eöthe uud Trockenheit der Nasenschleimhaut, Nasenausfluss und Anschwellung meistens beider Submaxillar-Drüsen in dieser bestimmten chronologischen Aufeinanderfolge, die aber nur bei frühzeitiger Behandlung zur Beobachtung gelangt, im wesentlichen gebildet wird und die — wie in diesem Falle — der Ausgangspunkt fur die verschiedensten Complicationen werden können.
Die Abnormitäten der Naseuschleimhaut werden bedingt durch einen akuten Katarrh*), der die Schleimhaut der Nebenhölen (Autrum Higmori, Sinus sphenoidales et frontales) mit ergreift.
*) Der akute Katarrh mitersclieidet sich von dem chronischen patho­logisch durch den schneUeren Verlauf und anatomisch durch das
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Der pathologische Prozcss entwickelt sich folgendermassen: Durch die Einwirkung der uns nur aus seinen Polgen bekannten pathologischen Reizung entseht auf der Nasenschleimhaut*) eine aktive Hyperämie — Fluxion — mit ihren Folge-Erscheinungen: Eubor, tumor und calor.
Die Anschwellung hat anfangs eine verminderte Schleim-secretion zur Folge, — das Stadium der Strictur — die bald einer Hyperseeretion Platz macht — Stadium der Blennorhoe —. Die Quelle dieser Absonderung ist in einer vermehrten Emigration**) von weissen Blutkörperchen, wobei Blutserum mit austritt und in einer vermehrten Secretion der acinösen Drüsen, die in der Schleim­haut der Nase, überhaupt der Eespirationswege zahlreich vertreten sind, beziehentlich durch vermehrte schleimige Metamorphose***) — Verschleimung — des Protoplasmas der Schleimhautepitelien
*) Die Schleimhäute ciieichtern wegen der Zartheit und Permeabilität ihrer Epithelschicht Jen Zutritt der äusseren Reize und lässt die Weichheit ihres Pareuchyms eine bedeutende Erweiterung der Gelasse zu. Aeussero Schüdlichkeiten wirken daher viel intensiver und nach­haltiger auf sie ein, wie auf die äussere Haut, deren hornige Decke — das Stratum cqraeuai der Epidermis — den direkten Zutritt der Keize und die Blutfülltmg der Capillaren erschwert. Durch grossen Eeichthum an elastischen Fasern, die ebenfalls der Blutfiillung der Capillaren Widerstand leisten, tritt an einigen 8clilehii!iäuten eine theilweise Compensation bezüglich der Geschwnlstbildung ein, z. B. an der Tracheal-Schleimhaut durch die sogenannte Basalmembran. — Die Sohleimliaut der Eespirationswege ist speciell noch durch die direkte fortwährende Berührung mit der atmospliärischen Luft häufig Schädlichkeiten ausgesetzt.
*) Da ausserdem dieser Zustand mit dem subjeetiven Gefühle einer schmerzhaften Spaiinung' verbunden ist, so fehlt kein Symtom der Entzündung. Katarrh und Entzündung stellen daher Gradverscbieden-heiten eines und desselben Prozesses vor, den man, wenn die Secretions - Anomalien mehr in den Vorgrund treten, als Katarrh bezeichnet.
*) Diese schleimige Metamorphose ist für die Epithelzellen dasselbe, was für die Epidermiszellen die Verhornung ist.
Fehlen der Gefässneubildung, die denBegriif des chrouisclicnKatarrhs, beziehentlich der chronischen Entzündung construirt.
Der akute Katarrh kann hei der Adenitis chronisch werden, welcher Zustand die verdächtige Druse genannt wird.
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gegeben. Sind die letzten beiden Quellen vorherrschend thätig, so erhält der Ausfluss durch den grösseren Mucingehalt eine mehr . glasige Beschaffenheit, — der schleimige Katarrh, der meistens im Anfange der Adenitis vorherrscht.
Prädoininirt dagegen die' Emigration*), was abhängig ist von der Summe der pathologischen Keize, so nimmt der Ausfluss eine eiterige Beschaffenheit an — eiteriger, zelliger Katarrh, der sich meistens im weiteren Verlaufe, — beim Schimmel schon am 3. Mai — einstellt und Albumin**) und wenig oder gar kein Mucin enthält.
Mikroskopisch besteht der Fasenausflnss aus amorphen Schleim-massen und Kundzellen, die von den weissen Blutkörperchen nicht zu unterscheiden, wahrscheinlich mit ihnen identisch sind und einen oder mehrere Kerne besitzen, die auf Zusatz von Essigsäure erst deutlich hervortreten. Ferner enthält er gewöhnlich Cyliuder-Epithelien, die wahrscheinlich durch den Plasmastrom abgeschwemmt werden und weiter keine diagnostische Bedeutung haben, einzelne rothe Blutkörperchen und einen infectiösen Stoff, den wir nur aus seiner Wirkung auf die Lymphdrüsen, die ihre Lymphstämme aus dem erkrankten anatomischen Gebiete beziehen, erkennen.
Die Lymphgefässe, deren kleinste Zweige wahrscheinlich in den Saftkauälen des Bindegewebes ihren Anfang nehmen, saugen lebhaft, sogar noch nach dem Tode, homogene als heterogene Substanzen auf, deren Ablagerung durch die winkeligen, labyrinth­artigen Verzweigungen der Lymphbahnen innerhalb der Lymph­drüse begünstigt wird und dadurch Veranlassung zu secundären Entzündungen geben.
Die Lymphdrüsen sind daher die feinsten Reagentien für alle resorbirbaren, im peripherischen Gebiete der Lymphbahnen liegen­den Schädlichkeiten***).
#9830;) Nach Eemak, Bulil und Kindfleisch — Pathologische Histologie g. 294 — soll ein Theil des Schleimhauteiters durch endogene Bildung der oherfläehlichen Epithelzellen nachweislich entstehen. **) Unterscheidet sich von dem Mucin durch die chemische Reaction,
er wird durch Alcohol flockig, Mucin fadenförmig gefallt. ***) Nach der Beschaffenheit des Nasenausflusses richtet sich die Lymph­drüsen-Erkrankung, ist derselbe eiterig, so kann man auf eine Ahscedirung der Lymphdrüsen rechnen, enthält er speeifische Stoffe
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Ausserdem wissen wir erfahrungsgemäss, dass bei den Pflanzen­fressern, besonders beim Pferde, der Lymphapparat noch empfind­licher reagirt, als bei den Carnivoren.
Es tritt daher bei der Adenitis bald nach der Etablirung des infectiösen Nasenkatarrhes durch die Eesorption des infectiösen Stoffes eine secuudäre Anschwellung der Glandulae submaxillares, die die Lymphstämme der Nasenschleimhaut aufnehmen, ein.
Bei dein Schimmel war jene Geschwulst schon bei der ersten Untersuchung zugegen, der Nasenkatarrh musste daher schon kurze Zeit bestanden haben, was durch die Aussage des Besitzers be­stätigt wurde.
Die Geschwulst war ödematös, schmerzhaft auf Druck und vermehrt warm, wurde späterhin härter und grosser, füllte schlies-lich — noch darüber hervorstehend — den ganzen Kehlgang aus. Im weiteren Verlaufe kam es zu einer Abscedirung beider Sub-maxillar-Drüsen, die den bekannten Verlauf durchmachte.
Die Schwellung etc. ist der Ausdruck einer secundären Lymph­adenitis acnta (markige Schwellung) und ist bedingt durch ver­mehrte Füllung der Gefässe, besonders aber durch zellige Infiltration des Lymphdrüseugewebes. Die Quelle dieser Zellen, die von den Lymphkörperchen, beziehentlich den weissen Blutkörperchen mikros­kopisch nicht zu unterscheiden sind, ist noch Gegenstand der Controverse.
Nach Eindfleisch*) giebt es über ihre Entstehung drei Möglichkeiten:
1)nbsp; Emigration aus den erweiterten Gefässen.
2)nbsp; Theilung der vorhandenen Zellen.
3)nbsp; Zuwanderung aus dem Entzüngsherde.
Die Emigration ist wol die einzige Quelle, die wirklich nach­gewiesen ist.
Lehrbuch der pathologischen Histologie 1875. sect; quot;200.
so entstehen auch specifischeErkrankungen. Der rotzige Nasenkatarrh erzeugt beispielsweise eine chronische — meistens einseitige — Ent-zi'mJung der Submaxillar-Drüsen, unter hervorragender Betheiligung des die Drüse umgebenden Bindegewebes, es entsteht eine Perilyinph-adenitis flbrosa, die eine knotige Induration und Verlöthung mit der Umgebung (Festwachsen am Unterkiefer) zur Folge hat.
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Jedenfalls hält die Resorption nicht Schritt mit der Zunahme
der Zellen.
Das Bindegewehe, das in Folge seiner aiiastomosirendor Aus­läufer die Wanderung der LymphzeUeu mlässt, weshalb überall, wo Bindegewehe vorhanden, Enl/ündung vorkoimnen kann, ist eben­falls entzündlich infiltrirt, sowol das, welches die Kapseln und die Scheidewände zwischen den einzelnen Follikeln bildet, als besonders auch das die einzelnen Drüsenhaufen verbindende. Es wird dadurch die Grosse und Gleichmässigkeit der Geschwulst bedingt.
Die Abscedirung kömint dadurch zu Stande, dass die anfangs in dem entzündeten Pavenchym gleichmässig vertheilten Zellen kraft ihrer amöbenariigen Bewegungsfähigkeit, die durch das Transsudat begünstigt wird, auf einen Punkt zusammenrücken. Durch diesen Confluxus entsteht eine Verhärtung — die anfangs weiche Schwellung wird härter —, innerhalb welcher die Gelasse compriminirt werden, wodurch in der Umgebung ein Oedem (Stauungsödem) entsteht, und hört damit die Blutzufuhr und die Ernährung auf.
Alsbald tritt fettige Degeneration und Erweichung ein, in Folge dessen Fluctuation —lieif werden des Abscesses — und schliess-lich Durchbrach in der Eichtung des geringsten Widerstandes; die Haut wird durch den Druck und die Spannung des Abscesses atrophirt.
Aus der Lymphadenitis acuta ist demnach eine L. suppurativa geworden, bei der keine restitutio ad inlegrum erfolgt; das untergegangene Drüsengewebe wird durch Bindegewehsneubildung reparatorisch ersetzt.
Das Prusten, eine stossweise Exspiration durch die Nase, beruht auf einer Reflexwirkung.
Die durch den Reiz auf der Nasenschleimhaut entsehende Empfindung wird von den Enipfindungsnerven zu dem Empfmdimgs-centram und von diesem auf das Athmungscentmm — medulla oblongata — übergeleitet, worauf eine Muskelwirkung — stossweise. Exspiration — ausgelöst wird. Gleichzeitig wird durch die Wirkung der beiden Muskeln — levator veli palatini et constrictor pharingis superior — der Zugang der Maulhöle in die Rachenhöle vollständig geschlossen, wodurch der Lufistrom gezwungen wird, allein durch die Nase ZBrEliminirung der daselbst haftendenFremdkörperzu entweichen.
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Die Krankheits-Erscheinungen am 6. Mai:
Die Schluckbeschwerden und Schmerzetisäussenmg in der Pharynx-Gegend begründeten die Diagnose: ,Pharyngitisquot;, da dolor und functio laesa für den Pathologen den Begriff der Ent­zündung bereits constrmren.
Die Pharyngitis stellt eine im Verlaufe der Adenitis oft vorkommende Complication derselben vor, die in anatomischen Verhältnissen ätiologisch begründet ist. Die Nasenschleimhaut geht direkt in die Pharynx-Selileimhant über, wodurch die Ver­breitung der Krankheit per conünuilatem ermöglicht wird, d. h. durch die intracelluläre Saftströmung und Zellenwandemng ver­breitet sich der Prozess von der Nasenschleimhaut auf dasselbe Gewebe des benachbarten Gebietes — die Kacheuhölen-Schleimhaut — durch einfaches Weiterkriechen.
Die Schluckbeschwerden werden bedingt durch den mit der Entzündung verbundenen Schmerz, der besonders bei der mit der Bewegung des Pharynx — dem Schlucken — verbundenen Zerrung und Verschiebung desselben hervortritt.
Die Thieve suchen daher die Schluckbewegnngen zu vermeiden, sie schlucken gar nicht, oder unvollständig, so dass der ab-zuschluckende Bissen nur theilweise von den Pharynxmuskeln erfasst und abgeschluekt wird.
Im weiteren Verlaufe ist es nicht ausgeschlossen, dass durch Weiterverbreitung des Krankheitsprozesses auf die Muskeln, etwa durch eine seröse Durchfeuchtimg derselben, eine wirkliche Func-tionsstörung derjenigen Muskeln, die den SchlingungsaM durch­führen, eintritt.
In anatomischen Verhältnissen ist es begründet, dass die nicht abgeschluckten Reste nicht durch die Maulhöle, sondern durch die Nase zurück gelangen.
Das Pferd besitzt ein langes Velum palatinum, wodurch die Spalte zwischen Maul- und Rachenhöle sehr klein, halbmondförmig wird. Bei der Eückwärtsbewegung des Bissens schliesst dasselbe die Rachenhöle gegen die Maulhöle wie ein Ventil ab, so dass die Futtertheile nur mittelst der Choanen durch die Nascnhöle zurück gelangen können*).
*) Aus demselben Grunde Bndet bei Pferden die Kespiratiousluft be­sonders ihren Eingang durch das Cavum narium und ist bei ihnen
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Es ist daher beim Pferde das sicherste Zeichen von Schluck­beschwerden, wenn der abzuschluckeude Bissen durch die Nasen­löcher theilweise oder ganz zurück gelangt.
Die geringe Dispnöe und die Beschaffenheit des öfter er­folgenden Hustens, in Verbindung mit der praktischen Thatsache, dass eine Pharingitis gewöhnlich mit einer Laryngitis*) combinirt ist, legt die Vermuthung nah, class bereits diese Complication im Anzüge war.**)
Dem rauhen Husten***) liegen Unebenheiten der Stimmbänder zu Grande, wodurch die Schwingungen derselben und damit der Ton modificirt werden.
Die Krankheits-Erscheinungen am 9. Mai.
Patient zeigt eine wesentliche Verschlimmerung in seinem Krankheitszustande.
Die geringe Temperaturhöhe — 39,i — steht in keinem Verhältnisse zu der hohen Pulszahl — 76 — und der grossen Abgeschlagenheit des Thieres.
*) Aus anatomischen Verlüiltnissen, aus dem direkten Uebeigange der Rachen-Mueosa in die Larynx-Mucosa, wodurch die Verbreitung per continuitatem ihre Bedingung findet, wird dieses erklärlich. **) In der Litteratur werden meistens beide Krankheiten confundirt und mit dem Collectivhegrift Bräune — Angina — die verschiedenen im Bereiche des Larynx und Pharynx vorkommende',! Krankheiten bezeichnet. Es liisst sich allerdings nicht läugnen, dass die wissen­schaftliche Differcnzirung keinen grossen prakttachen Nutzen besitzt. ***) Husten — eine stossweise Exspiration, wobei die Luftsäule die ytimmbänder in hörbare Schwingungen versetzt — ist ebenfalls ein reflectonsches Phänomen, doch kann der Reiz, d. h. die Anregung zu der Auslösung der Muskelwirkung an den verschiedensten Körper­stellen gegeben sein, so im Larynx, in der Trachea nnd in den Bronchien, aber auch in der Pleura und in dem Digestionsapparate.
das Eingeben von flüssigen Arzneien eine so gefährliche Procedur. Es wird dabei der Kopf des Thieres in die Höhe gehoben, wodurch eine ungestörte Thätigkeit derjenigen Muskeln, die den Schlingungs-akt durchzuführen haben, durcli die Anspannung ihrer Antagonisten, besonders des musc. omo-hyoideus und des musc. sterno-tliyreuideus, unmöglich gemacht wird. Es ist deshalb ein öfteres Verschlucken unvermeidlich. Die nicht abgeschluckten flüssigen Stoffe gelangen nun entweder von der Rachenhöle in die Kehlkopfshöle und die Trachea, oder sie werden durch die Choanen znrückbeförderti
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Die Pulsfrequenz wird bedingt durch die Einwirkung der er­höhten Temperatur auf die Herznerven, oder den Vagus, beide stehen daher gewöhnlich in Verhältniss. Gehinikrankheiten, bei denen öfter neben hoher Temperatur wenig, oder gar keine Puls­frequenz beobachtet wird, machen davon eine Ausnahme.
Ihr Missverhältuiss im vorliegenden Falle wird hervorgerufen durch den vermehrten Kohlensäure-Gehalt des Blutes, der seine schädliche Einwirkung auf das Herz und die Central-Organe des Nervensystems ausübt.
Die Laryngitis war heute durch die mit costalem Eespirations-typus verbundene Athembeschwerde, durch den rauhen schmerz­haften Husten und die lauten laryngealen Geräusche in Verbindung mit der erhöhten SehmerzhafLigkeit deutlich ausgesprochen.
Die Hochgradigkeit jener Ersclieinnugen weist darauf hin, dass es sich nicht mehr um einen Katarrh oder eine oberflächliche Entzündung handelt.
Wir wissen nun, dass sowol diphtheritische Prozesse, als gangränöse und carbuneulöse post mortem am Kehlkopfe öfter nachgewiesen werden, sind aber leider nicht im Stande, intra vitam eine Entscheidung darüber zu treffen.
Jedenfalls hat der Prozess eine Anschwellung des Innen-bereiebes des Larynx, der gewissermasen ein Atrium für die durch­strömende Lnftt bildet, im Gefolge gehabt, wodurch die Functions-störung desselben, die auf die geringe äussere Anschwellung nicht zurückgeführt werden kann, sowie verschiedene andere Erscheinungen ihre physiologische Erklärung ünden.
Die Gegenwart eines Glottisödemes,*) das ähnliche Erschei-
Ist wol immer die Todesursaclie, wenn im Verlaufe der Adenitis der Tod ganz plötzlich eintritt und besteht in einer surüsen Inlil-tration der Schlehnhaut und der Submucosa des Larynx, — Ery­sipelas phlegnionosum — besonders der Duplikaturen am Larynx-eingange, der plicae aryepiglotticae, die wegen ihres cutanen Baues Neigung zu Oedembildung besitzen, und der wahren Stimm­bänder, die in Folge ihres sehr laxen, submueösen Zelleugewebes eine bedeutende Dickenzunahme zulassen. Die seröse Iranssudation entseht durch den verstärkten collaterealen Druck auf die Gefasse (collaterales Oedem) und kommt deshalb wol nur bei Anschwellungen ini Bereiche des Halses vor. Dieses Oedem bewirkt durch zwei Factoren, die icli noch später in das Gebiet meiner Erörterungen
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nungen hervorruft, muss als unwahrscheinlich bezeichnet werden, weil seine Erscheinungen rapider und in grösserer Intensität auf­treten — 60 bis 80 Athemzflge pro Minute, A.pnöe in extenso. —
Durch die Geschwulst werden die Känder der Stimmbänder näher aneinander gebracht, wodurch eine Verengung des Lumens der Glottis, der engsten Stelle des Kespirationstractus bis zur Bifurcation der Trachea, entsteht.
Dadurch verliert die bei jeder Inspiration durch die Glottis dringende Luftsäule an Umfang und ist deshalb das den Lungen zugeführte Sauerstoifquantum ein ungenügendes.
Die in Folge dessen im Blute sich ansammelnde Kohlen­säure übt auf die Medulla abloogata eine excitirende Wirkung aus, wodurch eine erhöhte Thätigkeit der Respiratiousmuskeln und besonders der inspiratorischen eingeleitet wird.
Durch die vermehrte Thätigkeit dieser Muskeln und besonders der Levatores costarum, Scaleni und Intercostales ext., die am vorderen Bande der Rippen Auheftung nehmen, werden die Ex-cursionen der Thoraxwaudungen und damit der Querdurchmesser der Brusthöle vergrössert.
Athmenfrequenz und Athmenbeschwerde — Dispnöe — und besonders angestrengte, länger als normal dauernde Inspiration — costaler Bespirationstyphus — sind demnach die Folgen, durch die ein möglichst häufiger Gaswechsel und Ueberwindung des sicli der Inspiration entgegensetzenden Hindernisses erreicht wird.*)
Zu demselben Zwecke gelangen noch andere Muskelgmppen in Wirksamkeit, deren Thätigkeit bei normaler Inspiration eine geringe ist, die sogenannten accessorischen Inspiratoren, zu denen besonders folgende gehören:
1) Die Brustportion des Serratus anticus major, die au der Sca­pula entspringt und am vorderen Rippenrande endet. Stellt
Dr. Riegel (die Athmenbewegtuigen etc. Würzburg 1875) bat expe­rimentell nachgewiesen, class dieser Bespirationstypns bei allen Respirationsliindernissen vorhanden ist, die in dem Gebiete von der Nasenspitze bis zur Bisurcationsstelle gelegen sind.
ziehen werde — Geschwulst und Muskelunthätigkeit — eine Ver­engung resp. Verschluss der Glottis und dadurch sutt'ocatorisch den Tod.
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das Thier die Schenkel nach aussen, so werden die Rippen nach vome und aussen gezogen und wird dadurch der Quer-durchmesser des Cavum thoracis vergrössert.
Die gespreizte Stellung eingt;'s brustki-anken Pferdes findet hierdurch ihre Erklärung.
Aehnlich wirken folgende Muskeln: Peetoralis major, Seratus posticus sup. und Sacro lumbaris.
2)nbsp; Die Erweiterer des weichen Nasenkanals, besonders der Muse.
sup. pyramidalis nasi und muscl. dilatator i et , deren erhöhte Thä-
J ant.
tigkeit den Zweck verfolgt, eiuen möglichst grossen Kaum für
die inspirirte Luftsäule zu schaffen.
3)nbsp; Die Erweiterer der Glottis muse., crico-thyroideus, m. crico — arytaenoideus und musc. thyro-arytaenoideus lateralis — durch deren Wirkung eine Verlängerung und Erweiterung des Glottis entstellt.
Da sicli ihre Thätigkeit auf die Vergrösserung der schmälsten Stelle im ganzen Respirationstractus erstreckt, so sind sie die wich­tigsten accessorischen Inspiratoren.
Die gewöhnliche Glottisweite, die meistens nicht über 1J Ctm. im Querdurehmesser beträgt, wird erhalten durch die natürliche Spannung der Erweiterer derselben.
Bei der Inspiration und besonders bei angestrengter tritt zu der Erhaltung der Glottisweite, beziehentlich zur Vergrösserung derselben eine aktive Muskelthätigkeit auf. Bei vollständiger Integrität jener Muskelgruppe würde durch grössere Thätigkeit der­selben die durch die Geschwulst bedingte Raumbeengung der Glottis zum grössten Theile compeusirt werden, wodurch die Ursache der Dispnöe fortfallen würde, da besonders an dieser sehr engen Stelle die Anschwellung den grössten Effect ausübt.
Nun ist aber mit entzündlichen, schmerzhaften Zuständen im Gebiete des Larynx eine Funktionsstörung derselben verbunden, und wird dadurch ihr accessorisches Eingreifen verhindert.
Nach meiner Auffassiuig ist daher in erster Linie die Ver­engerung der Glottis die häufigste Ursache der Dispnöe, wozu iu zweiter Linie noch ein anderer Factor: die Functionsstörung der Erweiterer der Glottis tritt.
Aus diesem anatomischen Verhältnisse findet auch die Ent-
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Stellung der lauten laryngealen Geräusche ihre Erklärung, die in keinem mir bekannten Lehrbnche eine genügende Abhandlung findet.
Nach physikalischen Gesetzen entstehen durch Luftströme in Röhren nur bei einer Caliber-Differenz derselben Geräusche.
In der Trachea ist eine solche Differenz durch die Glottis gegeben, welche Stenose als die hervorragendste Quelle des nor­malen bronchialen, oder Eöhreuathineus zu betrachten ist, und dadurch entsteht, dass beim Durchtritte durch jene Stenose die Luft in hörbare Schwingungen versetzt wird.
Während der Inspiration ist es am lautesten, weil die Caliber-Differenz zwischen den ersten Luftwegen und der Glottis eine grössere ist, wie zwischen der Trachea und Glottis.
Bei der Laryngitis wird durch die Geschwulst jene Stenose noch vergrössert, das Geräusch tritt daher in einer grösseren Intensität auf, die noch erhöht wird durch die Vibrationen der wahren Stimmbänder, die in ähnlicher Weise die Schallverstärkung begünstigen, wie das Mundstück einer Clariuette.
Durch Sehwingungs-Differeuzen derselben wird die schnar­rende Beschaffenheit des Tones und der rauhe heisere Klang des Hustens erzeugt.
Auf diese Weise werden die abnormen laryngealen Geräusche laut hörbar. — schon auf einiger Entfernung — und aus dem angegebeneu Grunde während der Inspiration lauter, wie bei der Exspiratiou, während die normalen Laryux - Geräusche — das bronchiale Athmen — nur bei der Auskultation der Trachea nor-maliter zu hören ist.
Mit der Streckung des Kopfes bezweckt Patient die Her­stellung einer möglichst geraden Linie von der Nasenspitze bis zu der Glottis, damit die einströmende Luft durch die Ausgleichung der Winkel möglichst wenig Widerstand findet.
Die intensive fast cyanotische Färbung der Conjunctiven er­klärt sich durch den vermehrten Kohlensäure-Gehalt des Blutes.
Das Oedem an den Lippen und Backen ist der Ausdruck eines Erysipelas phlegmonosum, da Schmerz und vermehrte Wärme der Cutis mit Infiltration der Subcutis verbunden sind und steht wahr­scheinlich mit der Drüsen - Anschwellung in genetischem Zu­sammenhange.
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Durch Druck jener Geschwulst auf die sich um die Eami raandihulae schlingenden Pacial-Gefasse entsteht eine Hyperämie, die durch Gefässalteration, resp. durch Verlangsamung des Blut­stromes eine vermehrte Emigration von Leucocyten aus den Stommata zur Folge hat. Gleichzeitig eine Transsudation von Liquor sangunis und Infiltration der Subcutis, deren Ausdehnung durch die Stase in den Lymphgefässen, die von den Lippen und Wangen zu den Submaxillar-Drüsen verlaufen und durch die in Folge des Druckes beschränkte vicarürende Thätigkeit der Venen begünstigt wird.
Dieser Zustand war es wol, der von Gerlach und Anderen als faulige, venöse Druse bezeichnet wurde und als eine Compli­cation mit Faulfieber angesehen wurde.
Das Fehlen der Oedeme an anderen Körperstellen, auch im weiteren Verlaufe, schliesst die Gegenwart einer solchen Compli­cation aus.
Auffallend ist der hohe Grad der Schlingbeschwerden, der in keinem Verhältnisse steht zu der geringgradigen, äusserlich erkennbaren Localaffection. Durch die oft bedeutende Anschwel­lung der Ohrdrüsen - Gegend entstehen erfahrungsgemäss keine grossen Störaugen, besonders auch keine erheblichen Schluck-beschwerden, die selbst dann gering sind, wenn die Anschwellung beiderseits auftritt.
In kurzer Zeit hatte ich zweimal Gelegenheit gehabt, eine Abscedirung der retropharingealen Lymphdrüsen, die die Lymph-stämme vom Pharynx aufhehmen, durch die Obduction zu con-statiren und war mir aus den Vorlesungen der Herren Dr. Lustig und Dr. Eabe, Professoren an der Königlichen Thierarzneischule zu Hannover, denen ich überhaupt den ersten Hinweis auf das Vorkommen jenes Prozesses verdanke, bekannt, dass diese Absce-dirungen im Verlaufe der Adenitis öfter vorkommen, während wir wissen, dass diphtheritische und andere maligne Prozesse am Pharynx*) im Ganzen zu den Seltenheiten gehören.
*) Croup des Pharynx ist wol bei Pferden noch gar nicht beobachtet, bei denen croupöse Prozesse überhaupt zu den grossen Seltenheiten gehören. Ich kenne nur eine Krankheit, bei der es zur Bildung von croupösen, oder croupähnlichen Massen körnt, ich meine die Fremd-körper-Pneumonie, die durch heisseDampfe beiFeuersbrünsten entsteht.
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Unter fernerer Berücksichtigung, dass die anatomische Lage jener Drüsen — zwischen Luftsack und Pharynx — zu der An­nahme berechtigt, dass ihre Erkrankung und besonders eine Ab-scedirung derselben, durch die die Umgebung in Mitleidenschaft gezogen wird, wol im Stande ist, eine Störung in der Beweg­lichkeit des Pharynx hervorzurufen, so neigte sicli bei Abwägung dieser Verhältnisse das Zünglein der Waage zu Gunsten dieses Krankheits-Prozesses.
Obgleich diese Annahme durch Obduction Bestätigung fand, so sind doch aus verschiedenen Gründen Zweifel über die damalige wissenschaf iliche Berechtigung derselben in mir rege geworden. Eines­theils wurde gleichzeitig Kachen-Phlegmone constatirt und ist daher die Entscheidung schwer, auf welche Kosten die Schluckbeschwerden zu schieben sind, und ob überhaupt ein Prozess in hervorragender Weise daran betheiligt gewesen ist.
Anderntheils erscheint es auf Grand einer von dem Professor Lustig*) veröifentlichten Beobachtung zweifelhaft, ob jener Krank-heits-Prozess erhebliche Symtome hervorzurufen im Stande ist.
Es stehen indess derLustig'schenlnterpretation die angegebenen anatomischen Bedenken gegenüber und lässt sich der allerdings nicht wahrscheinliche Einwand erheben, dass die am 27. Juni con-statirte Pneumonic eine gewöhnliche Katarrhal-Pneumonie gewesen ist, die erst im weiteren Verlaufe durch die Einwirkung der Fremd­körper complicirt wurde. Es erscheint femer bedenklich, mit einer primären Lymphdrüsen-Erkrankung zu rechnen, deren Vorkommen nach dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft, abgesehen von äusseren Verletzungen, als zweifelhaft betrachtet werden muss und da anderseits der ganze Verlauf der Adenitis auf secundäre Er­krankungen der Lymphdrüsen hinweist.
Es liefert nun der von mir beschriebene Fall kein Material für einen direkten Gegenbeweiss, immerhin ist das Zusammentreffen in der Abnahme der Schlukbeschwerden mit der Entleerung des Abscesses, die zweifellos eine Abnahme der Spannung und des Schmerzes zur- Folge gehabt hat, eine auftallige Erscheinung, die die Annahme wol als berechtigt erscheinen lässt, dass die Schluck­beschwerden durch die Drüsenaffection entstanden sind und dass
*) Jahresbericht der Hannover'schen Thierarzneiscliule. 1876. S. 3ö.
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die post mortem constatirte Rachen-Phlegmone zu jener Zeit geringgradig gewesen und erst durch Einwirkung des Drüseneiters ihre Intensitätshöhe erreicht hat.
Ich möchte daher diesen Punkt als Controverse betrachten, deren Entscheidung von der Sammlung weiteren casuistischen Materials, womit es noch sehr schwach in der Litteratur bestellt ist, abhängig ist.
Jedenfalls gehört der von Lustig beobachtete Verlauf zu den Ausnahmen, da es Regel ist, dass die Pneumonia sich erst im weiteren Verlaufe der Adenitis — nach dem Auftreten der Eachen-affection — entwickelt.
Es stimmt dieses sowol mit den litterarischen Angaben, als auch mit meinen eigenen mehrfach geraachten früheren Beobach­tungen überein, bei denen ich mir allerdings die Entstehung der Pneumonie ganz anders erklärte, wie heute.
Das zeitweilige Ausfliessen von Speichel aus dem Maule, der durch die Chlorophyll-Aufnahme aus den Pflanzen grünlich gefärbt ist, erklärt sich ans dem gestörten Schluckvermögen, durch welches das regelmässige Abschlucken der Speichels gestört ist. Der Theil, der bei den Schluckversuchen in der Eachenhöle zurück­bleibt, gelangt durch die Choanen unter den Nasenausflnss, dem er durch seinen Chlorophyll-Gehalt die grünliche Tinction giebt.
Zu der Ausführung der Tracheotomie lagen zwei Indi-cationen vor:
1)nbsp; Die bedeutende Dispnöe, die den Tod durch Suffocation be­fürchten liess.
2)nbsp; Um die Aspiration von Futterpartikelchen zu verhüten.
Durch den unvollständigen Schlingungsprozess gelangen Speichel und Futterreste in die Rachen- und Nasenhöle, wo sie durch die Berührung mit der atmosphärischen Luft in Fäulniss übergehen.
Mittels des comprimirten, durch eine kleine Oeflhung ge-pressten Luftstromes glangen sie durch die Trachea in die Lungen, wo sie die Veranlassung zu den fast immer tödtlich verlaufenden Fremdkörper-Pneumonien geben. Durch die Tracheotomie wird der Hauptluftstrom durch den Tracheotubus in die Lungen geleitet und dadurch die Aspiration jener fauligen Massen verhütet.
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Die Krankheits-Erscheinungan am li. Mai.
Das Allgemeinbefinden des Patienten lässt eine Besserung erkennen, das Athmen wurde beinah normal ausgeführt, die diffuse ßothfärbung der Conjunctiven und die Unruhe des Thieres waren verschwunden.
Die Anzahl der Pulse — die von 76 auf 52 pro Minute gefallen ist — steht heute in richtigem Verhältnisse zu der Temperaturhöhe — 39,5 — die um $ Grad gestiegen ist, ein Beweis, dass die eigentliche Krankheit keine Besserung erfahren hat.
Die Besserung im Allgemeinbefinden und das Sinken des Pulses sind daher auf Kechnung des durch die Tracheotomie her­beigeführten normalen Gaswechsels zu setzen.
Die Localerscheinungen — Schluckbeschwerden und die nach Entfernung des Tracheotubus sofort eintretende Athembeschwerde — haben dem entsprechend nicht an Intensität verloren.
Die Phlegmone hat sehr schnell zu circumscripteu Absce-dirungen und Perforationen der Haut geführt, was ich durch die Straffheit der Subcutis der Backe und besonders der Nase und durch die feine zarte Beschaffenheit der Cutis zu erklären suche.
Die Straffheit des subcutanen Bindegewebes hat die Seiten-Ausdehnung verhindert, wegen Kaummangel musste daher die Confluenz der Eiterelemente eine beschränkte, circumscripte werden. Der Aufbruch erfolgte in der Richtung des geringsten quot;Widerstandes, der von Seiten der feinen zarten Cutis geringer war, als seitens der straffen Fascie der Gesichtsmuskeln.
Das Oedem hat an Umfang verloren, weil die Anschwellung der Submaxillar-Drüsen und damit der Druck auf die Gesichts-gefasse geringer geworden war, wodurch die Venen in den Stand gesetzt wurden, eine grössere vicariirende Thätigkeit für die Lymph-gefässe bezüglich der Eesorption jenes Transsudates auszuüben.
Der Character dieser Geschwüre — die scharfen, fast recht­winkeligen Eänder — die unregelmässige, dem Verlaufe der Lymph-gefässe nicht folgende Anordnung derselben, das Fehlen einer er­kennbaren Lymphgefässerkrankung und die bedeutende Eiterbildung schlössen den Verdacht auf die Rotz-Wurmkrankheit aus.
Die Quelle des penetranten Maulgeruches wurde durch die Section in einem in dem Velum palatinum gelegenen Abscesse aufgefunden.
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Die mikroskopische Untersuchung des Nasenausflusses lässt als hauptsächlichen Bestandtheil verschieden giosse und wegen der Nichtbehandlung mit Essigsäure nucleuslos erscheinende Rund-zelleu erkennen, als deren Hauptquelle die Emigration aus dem Blute anzusehen ist. Theilweise sind sie schon in der fettigen Metamorphose begriffen.
Die Micrococcenhaufen sind als zufallige Beimischungen zu betrachten, wenigstens stehen sie mit der Krankheit in keinem nachweisbaren aetiologischen Zusammenhange. Sie werden oft in dem Nasenausflusse gefunden und stammen aus der Luft; durch die Flimmerbewegung des Epithels werden sie gewöhnlich wieder entfernt. Vielleicht stammen sie aus der Maulhöle und haben ihren Weg mit dem Maulschleime, der fast constant diese Microorganismen enthält, durch die Choanen nach aussen gefunden.*)
Die spiraligen Gebilde sind Pflanzen - Fasern, die aus der Maulhöle stammen; die Spaltung der Enden einzelner Fasern unter­scheidet sie von den elastischen Fasern, mit denen sie grosse Aehnlichkeit besitzen.
Die Plattenepithelien könnten eine diagnostische Bedeutung für eine Eachenerkrankung haben, da der ganze Eespirationstractus, mit Ausnahme der Plicae ary-epiglotticae und der Ligamenta vocalia, mit Cylinderepithel ausgekleidet ist, wenn nicht die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit vorläge, dass dieselben in dem Cavum oris ihre Bildungsstätte besessen haben.
Der Abscess unter der Parotis ist durch eine secundäre eiterige, durch die Section nachgewiesene Entzündung der subparotidealen Lymphdrüsen, die die Lymphstämme des Larynx und Pharynx theilweise aufnehmen, gebildet.
Die Krankheits-Erscheinungen am 15. Mai.
Der Zustand hat sich wesentlich geändert durch den Hin­zutritt einer Pneumonia dextra, die auf Grund der umfangreichen Dämpfung und des verschwundenen vesiculären Geräusches diagnos-
*) Vor einem Deeennium spielten die Bacterien in der Aetiologie eine grosse Eolle, (Zürn. Die Schmarotzer etc.) seit einigen Jahren macht sich eine Reaction geltend, so dass es nur noch wenige Krankheiten giebt — Antrax und Eecurrensfieber — die mit ihnen in ätiologischen Zusammenhang gebracht werden.
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tisirt wurde und die die Bedingung für die Fiebererhöhung ab­gegeben hat.*)
Der gedämpfte Percussionston entsteht dadurch, dass die Schwingungen des Lungengewebes und der Alveolarluft durch die Füllung mittelst des Entzünduugsmateriales mehr oder weniger aufgehoben sind.**)
Die Intensitäts-Differenz ist abhängig von dem Grade der Füllung, ist die Alveolenluft durch jene Exsudatmassen gänzlich verdrängt, so entsteht der leere oder Schenkelton.
Im vorliegenden Falle zeichnet sich die Dämpfung durch Gradverschiedenheiten aus, die in dem vordersten und untersten Lungentheile am deutlichsten ausgesprochen sind.
An der Grenze des gesunden Lungengewebes ist die Dämpfung eine beschränkte, circumscripte. dazwischen giebt es Stellen, die einen normalen Percussionsschall erzeugen, es müssen also kleine hepatisirte Heerde mit gesundem Lungengewebe abwechseln.
Wir wissen nun, dass diejenige Pneumonic, die durch Fremd­körper entsteht, einen solchen Verbreitungsmodus besitzt, bei ihr werden immer nur kleine Lungenabschnitte, zuerst die vordersten und abhängigsten, von den Fremdkörpern getroffen, die afficirten
*) Nach Traube ist bei der Brustkranklieit ansser der Fieberhitze noch eine andere Quelle der Pulsfrequenz durch die abnormen Wider­stände, die das entzündliche Exsudat der Entleerung des rechten Ventrikels entgegensetzt, gegeben. So sah er nach der Punction und Abflüsse der pleuritischen Ergüsse den Puls von 120 auf 80 fallen, offenbar dadurch bedingt, dass die durch das Exsudat auf ein kleines Volumen reducirte Lunge sich nach der Punction wieder ausdehnen muss, wodurch der Querschnitt des Strombettes, in welches der rechte Ventrikel seinen Inhalt ergiesst, wieder vergrössert und die Widerstände verringert werden.
Aehnlich liegen die Verhältnisse bei der Pneumonie, durch die ein Theil des Strombettes in Folge der Hepatisation ganz un­wegsam geworden ist, wodurch der Querschnitt des gesunden Theiles relativ, in Vergleich zu der grösscren in ihn eindringenden Blut­masse kleiner wird.
**) Der normale Percussionsschall ist umnusikalisch, weil er sich nicht in die Notenscala einreihen lässt, und findet dadurch seine Ent­stehung, dass die durch den Percussionshammer erzeugten Oscillationen der Thoraxwaud auf das unter der percutirten Stolle gelegene Lungen­gewebe und auf die darin enthaltene Alveolarluft fortgepflanzt werden-
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Stellen ziehen ihrerseits ihre Umgebung in Mitleidenschaft, so dass eine Zeit darauf vergeht, ehe die Hepatisation eine vollständige und umfangreiche geworden ist.
Es war deshalb die Verrauthimg berechtigt, dass ich es mit einer Fremdkörper-Pneumonie zu thun hatte, deren Quelle aus den schon angegebenen Gründen in einer Vereiterung der retro-pharingealeu Lymphdrüsen gesucht werden musste. Demgemäss stellte ich eine ungünstig lautende Prognose.
Durch das Exsudat ist der athmosphärischen Luft der Zutritt zu den Alveolen versperrt und damit das vesiculäre Athemgeräusch aufgehoben.*)
Die röthliche Färbung des Ausflusses giebt den Beweiss, dass Blut in toto aus den Gefässen und zwar in geringer Menge aus­getreten ist, was auf eine Capillarblutung schhessen lässt.
Durch die Infiltration und Ausserdieuststellung eines Theiles der Alveolen nimmt die respirirende Fläche an Umfang ab, wodurch die ungenügende Decarbonisation des Blutes und die diffuse Färbung der sichtbaren Schleimhäute bedingt wird.
Die im Blute sich ansammelnde Kohlensäure tührt auf die schon demonstrirte Weise eine Athemfrequenz und eine Thätigkeit der accessorischen Muskeln herbei, durch die der Ausdruck der Dispnöe entsteht.
Durch beide Momente wird eine grössere vicaiiirende Thätigkeit der gesunden Lungentheile herbeigeführt.
Da kein Kespirationsakt in einseitiger hervorragender Weise erschwert ist, so treten sowol die accessorischen Lispiratoren wie Exspiratoren in Wirksamkeit und sind beide Akte vongleicher Dauer.
Von den Inspiratoren kommen, weil die Luft durch den Tracheo-tubus strömt, nur die Rippenmuskeln zur Geltung, durch deren Thätigkeit umfangreichere Excursionen des Thorax bewirkt werden.
*) Nach Laennec und Skoda entsteht das vesiculäre Geräusch durch die Reibung der Luft an den feinsten Bronchien und Alveolen, deren Contractionsfähigkeit die eintretende Luft zu überwinden hat, wes­halb es auf der Höhe der Inspiration seine grösste Stärke erreicht. Nach einer anderen Theorie soll noch eine Quelle in der Caliber-differenz gegeben sein, die durch die Stenose der Infundibeln, auf denen die Alveolen raaulbeerartig aufsitzen, entsteht. (Vogel. Physikalische Diagnostik etc.)
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Accessorische Exspirationen*) sind die Bauchmuskeln, die
am hinteren Bande der Eippen entspringen — muse, rectus
I ext.
ahdorainis, m. obliquus \ et et m. tvansversus abdominis. — [ inferior
Ihre Wirkung bedingt eine ßückwärtsbewegung der Eippen, wodurch eine Verkleinerung des Querdurchmessers des Cavum thoracis und eine Kaumbeschränkung des Cavum abdominale er­folgt. Durch den letzten Umstand werden die Eingeweide in die Richtung, wohin sie ausweichen können, — nach vorne —, ge­drängt, was durch Ausgleichung des convexen, in die Bauchhöle gerichteten Zwergfellbogens eine Verkleinerung des Läugendurch-messers des Cavum thoracis zur Folge hat.
Durch diese Verkleinerung des Längen- wie des Querdurch­messers der Brusthöle wird die Exspiration in ausgiebiger Weise unterstützt.
Am 19. Mai:
Der Entzündungsprozess hat sich auf die linke Lunge aus­gedehnt und aus der einfachen Pneumouie ist eine Pneumonia putrida — Sepsis pulmonum — geworden, die durch den penetranten Geruch der exspirirten Luftschicht und die aus dem Tubus flies­sende Jauche constatirt wurde**)
Die Ausbreitung erfolgt durch die Einwirkung der Jauche viel schneller, weil es nicht zur Bildung einer Demarkationslinie kömmt, die Hepatisation ist daher eine ununterbrochene und verbreitetere ge­worden und sind daher die Schalldifferenzen fast ganz verschwunden.
Die pathologische Entwickelung der Sepsis pulmonum ist folgendermassen zu Stande gekommen:
Durch die Einwirkung des pathologischen Eeizes entsteht wahrscheinlich durch Emigration eine Anhäufung von Eundzellen und Liquor sanguinis in den Alveolen.
*) Die normale Exspiration ist ein passiver Akt, der ohne aktive Muskelthätlgkelt allein durch die Erschlaffung der Inspiratoren und die Elasticität der Lungen zu Stande kömmt.
**) Die Constatirung erfolgt gewöhnlich zuerst durch den Geruchssinn; die Cavemen sind durch Percussion erst im weiteren Verlaufe und nur dann zu diagnostisiren, wenn sie nahe der Brustwandung ihre Lage und eine gewisse Grosse haben und mit offenen Bronchien in Verbindung stehen.
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Bei der Einwirkung von Eiter oder anderen Fremdkörpern ist die Reaction und damit die Anhäufung des Entzündungs-materiales sehr gross, wodurch es leicht zu Compressionen der Emährungsgefässe der Lungen, der Arteriae bronchiales, die an jeden Lobus einen Zweig abgeben*), kömmt.
Die nächste Folge ist Mortification — Gangräna pulmonum —. Coininunicirt ein solcher gangränöser Heerd — Sphacelus — mit oftenen Bronchien, so dass mittelst der Luft Fäulniss-erreger eintreten können, so verfällt er dem Chemismus, verfault, verjaucht und es entsteht Sepsis pulmommi, die bald den Tod des Individuums herbeiführt.
Durch diesen chemischen Prozess werden Fettsäuren gebildet, die das Lungongewebe, sowol das Bindegewebe wie die elastischen Pasern zerstören, weshalb man die letzteren nur im Anfange der Sepsis in dem Ausflusse mikroskopisch nachweisen kann.**) Da­gegen findet man öfter Fettsäure-Krystalle, so die von Virchow zuerst nachgewiesenen Margarinkrystalle, oder Cholestearin- und Hämatokrystalle, die pathognoiniscli für die Sepsis sind.
Die Entstehung des üblen Geruches erfolgt durch die in Folge der chemischen Decomposition entstehenden flüchtigen, der Kohlenwasserstoffreihe angehörenden Säuren und durch Gase, so besonders durch die Bildung von Amoniak, Phospor-, Schwefel-und Kohlenwasserstoffgasen.***)
Die grünliche chocoladenartige Farbe der Jauche wird durch Beimischung von Zersetzungsprodukten gebildet.
Die Bronchophonie — das Hörbarwerden der Glottis-Geräusche an den Thoraxwandungen — wird durch die Hepatisation der Lungen, die einen guten Schallleiter bildet, bedingt.****)
*) Durch Druck, oder Obliteration der Venae pulmones entstellen Circulationsstüruugen und kein Brand, weil sie mit der Ernährung der Lungen nichts zu thun haben. **) Bei gangränöser Pneumonie findet man sie fasst immer, d. h. so lauge der Sphacelus nicht durch eine dissecironde Entzündung ein-• gekapselt ist. ***) Köhne. Allgemeine Pathologie etc.
?***) Das normale bronchiale Athemgeräusch, das bei keinem Eespi-rationsakte eine Intensitäts-Differenz erkennen lässt, wodurch es sich von dem vesiculären Geräusche, das auf der Höhe der Inspi­ration am lautesten ist, unterscheidet, ist unter normalen Verhält-
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Die gespannte Arterienwand ist der Ausdrack einer Herz­schwäche, in Folge welcher die Blutwelle weniger gut die Elasti-cität der Arterienwand überwindet.
Die pralle Füllung und Pulsation der Jugularon werden bedingt durch die Stauung im rechten Ventrikel, die durch den vermehrten Wiederstand, den die Entlerung des­selben wegen der Verkleinerung des Querdurchschnitts des Strom­bettes findet, hervorgerufen wird.
Brustkranke Pferde legen sich selten, weil während des Liegens die Excursionen des Thorax beschränkt werden und da­durch die Dispnoe gesteigert wird. Sind sie sehr müde, so legen sie sich auf die kranke Seite, um die gesunde Seite nicht in ihver vicariirenden Thätigkeit zu beschränken.
Am 20. Mai war der Zustand ein hoffnungsloser, der nicht mehr fühlbare Puls, — ein Beweis von der eingetretenen Läh­mung der linken Ventrikels —, das röchelnde Athmen und der über die Körperoberfläche verbreitete kalte Schweiss sind bereits die Vorboten des Todes.
Auf Grund des Sectionsbefundes begründet sich folgende anatomische Diagnose;
1.nbsp; Erysipelas phlegmonosumderSeitenfläche des Kopfes und des Velum palatinum.
2.nbsp; Pharyngitis phlegmonosa.
3.nbsp; Follikular-Verschwärung der Phaiynx-Schleim­haut*).
4.nbsp; Laryngitis carbunculosa**).
*) Die kleinen zahlreichen Pollikel-Abscesse sind dadurch entstanden, dass durch copiöse Zellenanhäufung ein Platzen der Follikel her­beigeführt ist, dieser Ausgang tritt besonders gerne auf den dün­nen Schichten des Cylinderejüthels ein, während das vielfach ge­schichtete und dickere Plattenepithel resistenter ist. Die verhältnis-mässig grossen Abscesshölen erklären sich aus der Mitbetheiligung an der Vereiterung des die zahlreichen Follikeln der Pharynxschlehn-haut umgebenden Bindegewebes.
**) Unterscheidet sich von anderen Entzündungsformen durch die zahl­reichen hämorhagischen Heerde.
nissen an der Brustwandung nicht zu hören, weil die gesunden Lungen schlechte Schallleiter sind.
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5.nbsp; Lymphadenitis suppurativa der Submaxillar-, der subparotidealen und retropharingealen Lymj^drusen, Gom-munication der retropharingealen Abscesse mit dem freien Räume der Fauces.
6.nbsp; Oberflächen-Necrose der Mucosa der Trachea und der Bronchien.
7.nbsp; Broncho-Pneumonia putrida dextra et sinistra.*)
8.nbsp; Jauchige Entzündung der Pleura pulmonalis.
B. Bei dem Bapphengste.
Der Verlauf war günstiger, wie bei dem Schimmel, die Krankeits-Erscheinungen geringgradiger; einzelne Complicationen fehlten ganz, dagegen waren die Erscheinungen eines akuten Tracheal- und Bronchien-Katarrhes zugegen,**) dessen Entstehung durch einfaches Fortkriechen des Krankheitsprozesses von der Larynx-Schleimhaut auf die benachbarte Tracheal-und Bronchial-Schleimhaut zu erklären ist.
Bei diesem Patienten leidet also die Schleimhaut in ihrer ganzen Ausdehnung auf den Respirationstractus.
Der Bionchial-Katarrh zeichnet sich aus durch die grosse Athemfrequenz, die bedeutender ist, wie bei einer Pneumonie. Sie ist Folge der durch die Schleimhautschwellung der Bronchien entstehenden Verkleinerung des Querdurchschnittes des Blutstrom-bettes, deren schädliche Einwirkung auf den Gaswechsel im Blute durch keinen anderen Factor compensirt werden kann.
Im weiteren Verlaufe verbreitete sich der Prozess auf die hinteren Abschnitte des Bronchialbaumes, wobei der BronchM-muskel und die elastischen Fasern — zwei Factoren der Exspi-ration — mit afficirt wurden, was die Umänderung des costalen Kespirationstypus in den abdominalen zur Folge hatte.
Die Entstehung des Abscesses über dem Manubrium stemi ist auf eine Lymphadenitis suppurativa der Glandulae tracheales inferiores zurückzuführen.
* Die Farbcnnuancen der liepatisirten Stellen erklären sich aus der Hyperämie, die im weiteren Verlaufe durch Compression der Ge-fässe durch das Entzündungsmaterial geringer wird und schliesslich einer Anämie Platz macht. Die schmutzige, grünliche Farbe ist durch Einwirkung der Jauche entstanden.
** Unterscheidet sich anatomisch von der Pneumonie dadurch, dass bei dieser die Alveolen mitafflcirt sind.
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Die Easselgeräusche entstehen durch Schwingungen von Flüssigkeiten.
C. Bei den anderen Pferden:
Bei der Zuchtstute und dem Saugfullen verlief die Ade­nitis ohne erhebliche erkennbare Complicationen; sie könnte als Prototyp eines regelmässigen normalen Verlaufes dienen.
Die Sectionsbefimde vom 27. April und 15. November be­sitzen grosse Aelmlichkeit mit dem vom 21. Mai, mit dem Unterschiede, dass noch Perforation der Pleura durch den Inhalt einer Caveme, diifuse jauchige Pleuritis und Lymphadenitis snppurativa der Glandulae bronchiales constatirt wurden.
Epicrise.
Die Adenitis besteht aus einem iufectiösen Nasenkatarrlie, der bald zu einer secundären Erkrankung der Submaxillar-Drüsen fuhrt. Gewöhnlich gelangt diese Keihenfolge nicht zur Beo­bachtung, weil die Druse meistens erst nach voller Eutwickehing zur Behandlung kömmt; bei dem Rapphengste und der Stute de-monstrirte sie sich in schönster Weise.
Der Verlauf der Submaxillar-Druseu-Erkraukung ist meistens abhängig von dem Alter des Thieres.
Bei ausgewachsenen Pferden, #9632;— so bei der Stute — bleibt es meistens bei einer markigen Schwellung, — Lymphadenitis akuta—, die mit Abnahme des Nasenkatarrhs verschwindet und zu einer restitutio ad integrum führt,*) höchstens eine geringe Pigmeut-ablagerung zurücklässt.
Nimmt die Druse diesen Verlaut, so wird sie auch wol Stränget genannt, besonders in Süddeutschland.
Bei jungen Pferden kömmt es gewöhnlich zu einer Lymph­adenitis suppurativa, was bedingt wird durch die grössere Thä-tigkeit der Lymphdrüsen im jugendlichen Alter, die deshalb stärker auf die einwirkenden Schädlichkeiten reagiren. Ausser-dem ist ihre Anzahl grosser — die Thymusdrüse verschwindet beispielsweise ganz — und tritt mit zimehraendem Alter eine theilweise, oder gänzhche Verödimg einzelner Lymphdrüsen ein.
Die Lymphkörperchen werden fettig degenerirt, darauf resorbirt und gelangen in die Blutbalm, wo sie vorübergehend eine Lcucocytoso erzeugen.
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Wie jedem Praktiker bekannt ist, kann auch bei jungen Pferden die Abscedirung der Submaxillardrüsen ausbleiben und dieselbe ausnahmsweise mal bei ausgewachsenen Thieren vor­kommen, wie der Verlauf bei dem Schimmel lehrt.
Die Abscedirung ist demnach kein specifisclies Attribut der Füllen mid die Adenitis überhaupt keine specifische Fohleu-krankheit.
Meistens ist der Verlauf nicht so einfach, in der Mehrzahl der Fälle kommt es zu mehr oder weniger hochgradigen Com-plicationen, die ich an der Hand der von mir beschriebenen Be­obachtungen kritisch abhandeln will.
Bei dem Schimmel beansprucht der Verlauf der Adenitis das wissenschaftliche Interesse im höchsten Maasse.
Die Lymphadenitis der Submaxillar-Drüsen wird eine ei­terige, ein Ausgang der bei erwachsenen Pferden selten ist.
Der hifectiöse Prozess pflanzt sieh auf die Mucosa des Laiynx und Pharynx fort — bei dem Eapphengste auch auf die Trachea und Bronchien — und führt im weiterenVerhmfe immer zu secnndären Erkrankungen der Lymphdrüsen des erkrankten anatomischen Gebietes.
Die secundäre Entzündung der retropharingealen Lymph­drüsen führte zu Abscessbildungen, die durch äus'sere manuelle Exploration nicht erkennbar sind, wahrscheinlich aber bedeutende Schluckbeschwerden hervorgerufen haben.
Hochgradige Schluckbeschwerden, die ohne grosso erkenn­bare Localaffection auftreten, begründen daher den Verdacht auf eine solche Drüsenaffection.
Die Abscesse haben, wie durch die Section nachgewiesen ist, ihren Inhalt in die Eachenhöle entleert, der von da aus ana­tomischen Gründen seinen Weg in das Parenchym der Lungen nehmen musste,*) wo er eine sogenannte Fremdköiper-Pneumonie erzeugt hat.
Der Eiter musste von der Rachenhöle direkt in die Larynxliöle dringen, weil mir während des Scldingungsprozesses durcli eine Wendung des Larynx die Epiglottis im Staue ist, das Lumen jener Hole abzascUiessen. Wegen des durch die Tracheotomie abgelei­teten Luftstromos ist das Thier nicht im Stande gewesen, durch eine kräftige Exspiration jene Fremdkörper zu eliminiren, die nun durch die Glottis und Trachea in die Lungen eingedrungen sind.
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#9632;
Zuerst erkrankte nachweislich der rechte Lungenflügel, was zu dem Schlüsse berechtigt, dass die rechte Drüse zuerst zum Auf­bruche gelangt ist.
Ausserdem haben noch andere Fremdkörper zur Entstehung der Pueumonie beigetragen und zwar der bei der Fallikular-Ver-schwärung entstandene Eiter und die zahlreichen, bei der Section aufgefundenen Futter-Partikelcheu,*) die beide auf die beschrie­bene Weise in die Lungen eingedrungen sind.
Die grosse Menge dieser Fremdkörper hat den akuten Ver­lauf der Pneumonie bedingt.
Die Entzündung hat sich durch das subpleuvale Bindege­webe auf die Pleura verbreitet und eine locale seeundäre Pleu­ritis erzeugt.
Im weiteren Verlaufe entstand auf die demonstrirte Weise eine Pneumonia putrida, die schon intra vitam nachgewiesen wurde und die Todesursache geworden ist.
Die grosse dicht unter der Thoraxwand gelegene und mit offenen Bronchienstämmen communicirende Caverne ist nicht zu Lebzeiten des Thieres constatirt, trotzdem sie die Bedingungen zur Entstehung des bekannten percutorischen Phänomens — Ton des gesprungenen Topfes — in sich trug.
Die Oberflächen-Necrose der Tracheal- undBronchial-Mucosa entstand durch die Einwirkung der aus dem Tubus fliessenden Jauche.
Ich betrachte es als wahrscheinlich, dass die Laryngitis und Pharingitis durch die Einwirkung des Dräseneiters an In­tensität zugenommen haben.
Es entzieht sich wegen der unvollständigen Section der Beurtheilung, ob der Tod durch lusufficienz des Athraens,**) oder durch Jaucheresorbtion - - Septikämie, — erfolgt, ist.
Das letztere halte ich fär das wahrscheinlichste, weil der jauchige Prozess einen grossen Umfang erreicht hatte; bei gan­gränösen Prozessen erfolgt der Tod gewöhnlich durch Asphyxie.
*) Sind nicht durch Aspiration in die Lungen gelangt, weil schon längst vor der Entstehung der Pneumonie die Tracheotomie aus­geführt war.
**) Es entsteht dadurch eine Kohlensäure-Vergiftung, die durch Pa­ralyse der Medulla oblongata und durch Asphyxie den Tod herbeiführt.
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Einen ähnlichen Verlauf hat gewiss 'die Adenitis bei den am 15. November und am 27. April obducirten Pferden durch­gemacht, die ebenfalls durch eine Fremdkörper-Pneumonie, deren Quelle in einer Vereiterung der retropharingeulen Lymphdrüsen nachgewiesen wurde, ihren Tod gefunden haben.
Wir stehen demnach der auffälligen Thatsache gegenüber, dass bei drei letalen Ausgängen jedesmal eine durch Vereiterung der retropharingealen Lymphdrüsen entstandene Fremdkörper-Pneu­monie die Todesursache bildete.
Es ist ferner eine auffällige Erscheinung, dass in der Litte-ratur die im Verlaufe der Druse auftretende Lungenentzündung wegen ihres meistens tödtlichen Verlaufes sehr gefurchtet ist, welche Thatsache ich durch mehrere Beobochtungen bestätigen könnte, so dass ich zu der Praxis gelangt bin, dass ich jeden Druse-Patienten für einen Todescandidaten erkläre, sobald eine Pneumonic hinzutritt.
Es collidirt dieses mit der praktischen Thatsache, dass eine gewöhnliche Katarrhal-Pneumonie bei Pferden sehr oft zu Genesung führt.
Die Bösartigkeit jener Druse-Pueumonien scheint darauf hinzuweisen, dass diese meistens, wenn nicht immer durch Fremd­körper ihre Entstehung finden.
Unter fernerer Berücksichtigung der an der Hannover'schen Thierarzneischule gemachten Beobachtungen scheint jener Aus­gang häufig vorzukommen, während anderere Todesursachen sel­ten constatirt werden, und ist es demnach als wissenschaftlich erwiesen zu betrachten, dass die häufigste Todesursache der Ade­nitis in einer sogenannten Fremdkörper-Pneumonie besteht, die meistens durch eine Abscedirang der retropharingealen Lymph-Drüsen, seltener durch Futtertheile erzeugt wird.
Die anderen bekannten Todesursachen: Glottisödem, Darm­entzündung, Erschöpfung und Fremdkörper-Pleuritis*) stehen
* Durch den Obductionsbefund vom 27. November — Lymphadenitis suppurativa der Bronchial-Drüsen — wird die Möglichkeit einer durch Eitererguss in das Cavum thoracis sich entwickelnden Pleu­ritis doinonstrirt.
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in Bezug auf Häufigkeit in keinem Verhältnisse zu der Fremd-körper-Pneumonie.*)
Es unterliegt wol keinem Zweifel, dass die Krankheit von dem Schimmel auf die anderen Pferde übertragen ist,**) welche Thatsache sich im vollen Einklänge befindet mit der täglichen Erfahrung.
Die dem Ausbruche der Adenitis bei dem Schimmel vor­ausgegangene Gelegenheit zu Erkältung, die allgemein in aeti-ologischen Zusammenhang mit der Druse gebracht wird, spricht für diese Krankheits-Ursache. Mit dieser Annahme stimmt die praktische Thatsache überein, dass die Druse im Frühjahre und im Herbste bei wechselndem Wetter und bei dem Haarwechsel am häufigsten beobachtet wird und in südlich gelegenen Ländern fast gar nicht vorkömmt.
Aussei- diesen thermischen Reizen muss noch eine andere specifische Ursache — vielleicht ein Miasma — einwirken, da durch einfache Erkältung ein gewöhnlicher und kein infectiöser Katarrh entsteht.
Aus den vorstehenden Untersuchungen und Beobachtungen ergeben sich folgende Resultate:
1.nbsp; Die Adenitis besteht aus einem infectiösen Nasen­katarrhe, der regelmässig zu einer secundären Affection der Submaxillar-Drüsen führt.
2.nbsp; Bei jungen Pferden besteht diese Erkrankung in einer Lymphadenitis suppurativa, die sich bei ausgewachsenen Pferden auf eine Lymphadenitis akuta beschränkt; Ausnahmen von dieser Regel kommen in der angegebenen Richtung vor.
3.nbsp; Die Adenitis ist daher keine specifische Füllen­krankheit.
4.nbsp; Meistens führt sie zu Complicatiouen, deren Ent­stehung auf die angegebene Weise erfolgt.
*) Der Uebergang in Eotz ist noch nicht nachgewiesen und beruht diese Annahme wol auf einer ungenauen Differential-Diagnose.
Ob eine Complication mit Paulfleber wirklich vorkömmt, will ich dahin gestellt sein lassen.
**) Durch die schlechte Stallventilation war für den Ansteckungsstoff, der zweifellos flüchtiger Natur ist, ein gutes Vorbereitungsfeld ge­geben.
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5.nbsp; Diese Complikationen besitzen die Eigenthüm-lichkeit, dass sie regelmässig zu secundären Er-krankuugen derjenigen Lymphdrüsen führen, die die Lymphstämme aus dem erkrankten anatomi­schen Gebiete aufnehmen.
6.nbsp; Laryngitis und Pharyngitis sind die häufigsten Complicationen, besonders bei jungenPferden und können im weiteren Verlaufe zu einer Vereiterung der retropharingealen Lymphdrüsen führen.
7.nbsp; Die häufigste Todesursache der Adenitis besteht in einer Fremdkörper-Pneumonie, die gewöhnlich durch die Entleerung der retropharingealen Ab-scesse in die Eachenhöle, in seltenen Fällen durch andere Fremdkörper hervorgerufen wird.
8.nbsp; Die im Verlaufe der Adentis öfter vorkommende Lungenentzündung steht daher mit jener Krank­heit in direktem genetischen Zusammenhange und nimmt fast immer einen tödlichen Verlauf.
9.nbsp; Die Anschwellung der Ohrdrüsengegend wird meistens bedingt durch eine Lymphadenitis der unter der Parotis gelegenen Lymphdrüsenhaufen, die einen Theil der Lymphstämme des Larynx und Pharynx aufnehmen, und verursacht keine hoch­gradigen Krankheits-Erscheinungen.
10.nbsp; Hochgradige Schluckbeschwerden und laute mit Dispnoe verbundene laryngeale Geräusche bilden eine Vitalindication für die Ausführung der Tra-cheotomie.
11.nbsp; Die laryngealen Geräusche entstehen durch eine durch die Geschwulst bedingte Stenose der Glot­tis und werden durch Vibrationen der wahren Stimmbänder verstärkt.
12.nbsp; Die im Gefolge der Laryngitis auftretende Dispnoe ist Folge jeuer Stenose und einer Functions-störung der Erweiterer der Glottis.
13.nbsp; Die Adenitis ist zu den Erkältungskrankheiten zu rechnen, zu deren Entstehung noch ein anderer uns unbekannter Factor mitwirken muss.
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