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BIBLIOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
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2913 040 2
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Lehrbuch
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der
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allgemeineii cliirurgisclien
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Veterin�r-Pathologie und -Therapie
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Dr. Hermann P�tz,
Professor der Chirurgie und Director der Veterin�rschule in Bern.
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3Iit mehreren* fn den Text gedi*uck:tien: Holzschnitten.
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Be 1*11.
Verlag der J. Dalp'schen Buch- und Kunsthandlung (K. Schmid).
1874.
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Druck der St�mpflischen Buchdruckerei in Bern.
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EN
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seiner verstorbenen Eltern
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widmet
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diese Schrift in unwaMelbarer Lie�e nn� Dankbarkeit
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Der Verfasser.
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Vorrede.
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Be
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inahe sind sechs Jahre verflossen, seitdem ich durch meinen Freund
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Roloff in Halle zuerst erfuhr, dass ich Aussichten h�tte, in meine jetzige Stellung berufen zu werden. Ich antwortete hierauf, indem ich die Schluss�worte des Horaz'sehen Carmen I laquo;Ad Maecenatemgt; in folgender Weise parodirte:
�Quodsi mc magistris publicis inseris, Subluni feriam sidera vertice!quot;
Man wird daraus ersehen, wie gerne ich meine bis dahin vorzugsweise practische Th�tigkeit mit dem Lehramte vertauschte. Zwar f�hlte und wusste ich zu jener Zeit ebenso wie heute, dass die betreffende Wandlung der Dinge mich mit einer Menge von Arbeit beladen w�rde, vor welcher ich, bei geringerer Lust zur Docentencarriere in meinem damaligen Alter leicht h�tte zur�ckschrecken k�nnen; dies um so mehr, weil ich im Interesse der Erziehung meiner Kinder mich seit einigen Jahren mehr mit philolo�gischen als mit medicinischen Studien befasst hatte. Doch schon die Alten sagten:
�Lust und Lieb' zu einem Ding Machet alle M�h' gering!quot;
Und so habe ich denn, 39 Jahre alt, als Professor und Direktor der hiesigen Thierarzneischule, mit den damaligen Studenten der ersten Semester seither eine Reihe von medicinischen Vorlesungen an hiesiger Universit�t
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VI
absolvirt. Das Bewusstsein meiner -wissenschaftlichen �nfertigkeit und das Verlangen, wenigstens den bescheidensten Anforderungen meiner Stellung zu gen�gen, spornte meinen Lerneifer. Ich erfuhr immer mehr die volle Wahrheit der Worte: laquo;Docendo diseimusraquo;.
Unm�glich konnte ich mir aber verhehlen, dass es um die Auswahl unter den disponibcln thier�rztlichen Docenten nicht sonderlich besteilt sein d�rfte, wenngleich ich nie daran gezweifelt habe, dass es Collegen gab und gibt, die Manches vor mir voraus haben. Nichtsdestoweniger musste sich mir mit Macht das Gef�hl aufdr�ngen, dass die bis dahin bestandene Ein�richtung der thier�rztlichen Unterrichtsanstalten den heutigen Anforderungen in keiner Weise entspreche. Pr�fte ich n�mlich den Bildungsgang der mir bekannten thier�rztlichen Lehrer der Gegenwart;, und fragte ich mich: AVie viele derselben sich wohl sagen d�rften, dass sie bei Ueberuahme ihres Lehramtes auch nur einigermassen die Aufgaben eines akademischen Docenten zu erf�llen im Stande gewesen w�ren? So glauhte ich antworten zu m�ssen: Gewiss nur sehr wenige; diese aber haben die erforderlichen Kenntnisse nur zum Theile an einer Thierarzneischule, zum anderen Theile hingegen an einer Universit�t sich erworben. � Dass bei solchen Verh�ltnissen der Unterricht sowie die Wissenschaft leidet, ist so selbst�verst�ndlich , dass es Thorheit w�re, dar�ber weiter ein Wort zu verlieren.
Meine heutigen Bestrebungen gelten deshalb nicht nur der eignen Vervollkommnung, sondern auch der Verbesserung des gesammten thier��rztlichen Unterrichtswesens. Es freut mich, in dieser Beziehung in allen wesentlichen Punkten mit einer grossen Anzahl t�chtiger Collegen �berein�zustimmen. Zum fr�hlichen Gedeihen der Veterin�nvissenschaften geh�rt vor allen Dingen eine akademische Einrichtung der thier�rztlichen Bildungs�anstalten , wie dies durch die imponirende Majorit�t (96 gegen 2) des Frankfurter Congresses ausgesprochen worden ist. Es geh�ren aber auch Unterrichtsmittel dazu, welche dem jeweiligen Standpunkte der gesammten inedicinischen Wissenschaften entsprechen.
Seitdem ich mit dem Vortrage der Chirurgie an der Berner Veterin�r�schule betraut worden bin, habe ich den Mangel eines Lehrbuches der allgemeinen chirurgischen Veterin�r-Pathologie und Therapie um so leb�hafter empfunden, als ich dadurch gen�thigt war, neben meinen vielen
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VII
anderweitigen Arbeiten, denjenigen Theil der Veterin�r-Chirurgie, welchen ich in der Jetztzeit als den wichtigsten des theoretischen Unterrichts dieser Disciplin ansehe, auf Grundlage der modernen ineJidnischen Anschauungen selbst auszuarbeiten. In den Handb�chern der Veterin�r-Chirurgie, welche bis heute in deutscher oder franz�sischer Sprache erschienen sind, ist, soweit mir bekannt, diesem Bed�rfnisse nicht in erforderlicher Weise Rech�nung getragen, so dass es nicht leicht von irgend Jemand bezweifelt oder bestritten werden wird, dass dadurch geradezu ein Nothstand vorhanden ist, dem unbedingt abgeholfen werden muss. Desshalb habe ich mich, von einigen Freunden dazu ermuntert, zur Publikation meiner bez�glichen Vor�tr�ge entschlossen. Ich habe um so weniger Anstand genommen, zun�chst nur ein Handbuch der allgemeinen chirurgischen Veterin�r-Pathologie und Therapie herauszugeben, als einerseits hierzu das dringendste Bed�rfniss vorhanden ist, andererseits aber mir bis dato die Zeit gefehlt hat, welche die Bearbeitung der speciellen Veteterin�r-Chirurgie verlangt. Ich beab�sichtige, diese mit mehreren Specialcollegen alsbald gemeinschaftlich heraus�zugeben, so dass dem Einzelnen nur ein bestimmter [Theil dieses grossen Gebietes zur Bearbeitung zuf�llt, was wohl im Interesse einer w�nsch-baren Gr�ndlichkeit liegen d�rfte.
Ob es mir gelungen ist, in vorliegendem Werke die bez�glichen Quellen mit der n�thigen kritischen Wahl benutzt und bei der w�nschenswerthen K�rze eines Lehrbuches der allgemeinen chirurgischen Veterin�r-Pathologie und Therapie die einschl�gigen Processe im Sinne der heutigen Wissen�schaft zur richtigen und deutlichen Darstellung gebracht zu haben, muss ich dem Urtheile der Sachverst�ndigen �berlassen. Je mehr dies der Fall ist, um so grosser wird der Nutzen meiner Arbeit sein. Kritiken, welche einer Verbesserung derselben dienen k�nnen, werde ich jederzeit mit Dank annehmen.
Um den Schein zu meiden, als wollte ich mich mit fremden Federn schm�cken, bemerke ich ausdr�cklich, dass in dem Buche nur wenig eigne Originalarbeit enthalten ist, wenn ich die kritische Auswahl des Inhaltes #9632; aus einer grossen Anzahl anerkannt guter Werke nicht als solche bezeichne. An vielen Stelleu habe ich die Autoren, deren Werke ich benutzte, ge�nannt. Da dies jedoch nicht �berall geschehen ist, so halte ich es f�r
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VIII
rrticht, die Quellen, aus denen ich im Allgemeinen (jedoch in sehr ver�schiedenem Maasse) gesch�pft habe, hier noch besonders anzuf�hren.
Billroth, Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie.
Bruckm�ller, Lehrbuch der pathologischen Zootomie.
Rindfleisch, Lehrbuch der pathologischen Gewebelehre.
F�rster, Handbuch der pathologischen Anatomie.
Heitzmann. Compendium der chirurgischen Pathologie und Therapie.
H�ter, Die allgemeine Chirurgie.
Wo 1st ein, Die B�cher der Wundarznei der Thiere. � Das Buch f�r
Thier�rzte im Kriege. Virchow, Die Cellularpathologie. � Handbuch der speziellen Pathologie
und Therapie. U hie-Wagner, Handbuch der allgemeinen Pathologie. K�hne, Handbuch der allgemeinen Pathologie f�r Thier�rzte. Hering, Spezielle Pathologie und Therapie f�r Thier�rzte. Ilertwig, Practisches Handbuch der Chirurgie f�r Thier�rzte. Armbrecht, Lehrbuch der Veterin�r-Chirurgie. 1. bis 3. Lieferung. Frey, Handbuch der Histologie und Histochemie des Menschen. Roll, Lehrbuch der Pathologie und Therapie der Hausthiere. Z�rn, Die Schmarotzer in und auf dem K�rper unserer Hauss�ugethiere. Schmidt, Zoologische Klinik (Handbuch der vergl. Pathologie etc.), I. Bd. v. Pitha amp; Billroth, Handbuch der allgemeinen und speziellen Chirurgie. Die Jahresberichte der Thierarzneischulen von Dresden und Hannover. Stockfleth, Handbuch der thier�rztlichen Chirurgie, I. Abtheilung. Ravitsch, Zur Lehre von der putriden Infection etc. Verschiedene (deutsche, franz�sische und italienische) thier�rztliche, sowie
folgende medicinische Zeitschriften: Virchow's Archiv etc. Archiv f�r experimentelle Pathologie und Pharmacologie von Klebs,
Naunyn und Schmiedeberg. Deutsche Zeitschrift f�r Chirurgie von H�ter und L�cke. Pfl�ger, Archiv f�r die ges. Physiologie des Menschen und der Thiere. Ferner bemerke ich noch, dass ich da, wo es geschehen konnte, die eigenen Worte der Autoren gekraucht habe, um mir keinerlei Originalit�t
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IX
beizulegen, welche mir nicht geb�hrt. Es war mir vorzugsweise darum zu thun, ein den Bed�rfnissen der thier�rztlichen Wissenschaft und Praxis ent�sprechendes Lehrbuch der allgemeinen chirurgischen Veterin�r-Pathologie und Therapie zu schreiben. Sollte mir dies gelungen sein, so weiss der Leser, dass keineswegs mir allein, sondern zum gr�ssten Theile den genannten und anderen Autoren, die durch ihre fleissigen Forschungen mir das Material geliefert haben, das Verdienst dieser Arbeit zuf�llt.
Es sei nun noch mit wenigen Worten der Frage gedacht, ob das Studium der allgemeinen chirurgischen Veterin�r-Pathologie und Therapie auch f�r den in der Praxis stehenden Thierarzt von Nutzen sei? Ich begreife nicht, wie �berhaupt Jemand, am allerwenigsten aber wie thier-�rztliche Lehrer zwischen Theorie und Praxis einen Gegensatz finden wollen. Nur zwischen Theorie und Hypothese ist streng zu unterscheiden; diese ist zun�chst nur ein Versuch irgend einen Vorgang zu erkl�ren, der sp�ter sich als laquo;zutreffendraquo; oder laquo;irrigraquo; erweist. Sobald ersteres geschehen ist, haben wir eine fertige Theorie, die demnach nichts anderes als begriffene Thatsache, verstandene Wahrheit ist, welche die Praxis zu verwerthen hat. Je mehr der Arzt im Stande ist, die verschiedenen Krankheitsvorg�nge theoretisch richtig zu erkl�ren, um so mehr wird er bef�higt sein, jeden einzelnen Fall nach seinen besonderen Eigenth�mlich-keiten zu beurtheilen und sachgem�ss zu behandeln. Wer die theoretische Durchbildung des Arztes f�r unpraktisch h�lt, der muss sch�ne Begriffe von der Aufgabe medicinischer Unterrichtsanstalten haben.
Da ich vor Uebernahme meiner jetzigen Stellung 19 Jahre lang meinen, sowie meiner zahlreichen Familie Unterhalt aus dem Ertrage einer aus�gedehnten Landpraxis bestritten habe, so wird wohl nicht leicht ein Zweifel dar�ber aufkommen k�nnen, dass mir reichlich Gelegenheit geboten war, die Bed�rfnisse eines praktischen Veterin�rs kennen zu lernen. Ich weiss, dass man nicht jede neue Hypothese als eine fertige Theorie betrachten und ohne Weiteres in die Praxis einf�hren darf. Ich weiss aber auch, dass der sog. rein praktische Standpunkt zur rohen Empirie f�hrt. Vor etwa zehn Jahren lernte ich einen Arzt kennen und zwar einen laquo;medicinse Doctor rite promotusraquo;, der die Kr�tze stets noch innerlich behandelte und die Milbentheorie f�r Schwindel erkl�rte. Dazu war er durch seinen rein
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praktischen Standpunkt gekommen. � Und leider gibt es in unserem Fache noch eine grosse Anzahl �hnlicher (patentirter) Routiniers, die nur das f�r laquo;praktisch gt; halten, was ihnen ohne besondere Geistesarbeit eine gewisse hand wer ksm�ssige Fertigkeit erm�glicht, durch welche sie in einem eng begrenzten Kreise mit einiger Sicherheit und grossem Selbstgef�hle sich zu bewegen verm�gen. In ihrer Beschr�nktheit haben sie keine Ahnung von dem unendlich vielen N�tzlichen, das sie nicht wissen und nicht k�nnen; darin liegt der Grund, dass ihnen jedes Streben nach weiterer Vervoll�kommnung fehlt. Sie sind kaum besser, als die nicht patentirten Kurirer. Doch bald d�rfte es anders werden! denn im Wechsel der Zeiten �ndern sich Verh�ltnisse und Menschen! � Es ist ein erfreuliches Zeichen der Gegenwart, dass die Zahl der Thier�rzte, die nicht mehr nach der Schablone kuriren, sondern Krankheitsprocesse kennen lernen wollen und die ihr praktisches Handeln auf ein m�glichst klares Verst�ndniss der Lebensvorg�nge zu gr�nden trachten, in steter Zunahme begriffen ist, wie dies die Protokolle verschiedener thier�rztlichcr Versammlungen der neueren Zeit beweisen. Solchen Collegen zu dienenquot; ist mein Wunsch; ihr Beifall w�re mein sch�nster Lohn.
Bern, im August 1874.
H. P�tz.
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I. Abschnitt.
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Einleitung.
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nn wir auch �ber die ersten Anf�nge der Heilkunde, sowohl der
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Menschen- als Thierheilkunde, die stets in einer mehr oder weniger regen Wechselbeziehung zu einander gestanden haben, keine zuverl�ssigen Quellen besitzen, so darf doch aus der Natur der Sache gefolgert werden, dass die ersten medicinischen H�lfeleistungen bei Menschen und Thieren jedenfalls in die Zeiten des grauesten Alterthumes des Menschengeschlechtes fallen. Vielleicht m�gen schon die �ltesten J�gerv�lker mit Heilversuchen an Thieren sich besch�ftigt haben; ziemlich sicher d�rfte dies bei den �ltesten No�madenv�lkern der Fall gewesen sein, obgleich bei der Einfachheit der damaligen Verh�ltnisse die Heerden der Gelegenheit zu erkranken weniger ausgesetzt waren, als unsere Hausthiere, welche durch die Verwendung zu den verschiedenen Dienstleistungen und durch die Entfremdung von ihrer naturgem�ssen Lebensweise weit h�ufiger krankmachenden Einfl�ssen unter�worfen sind.
So viel wir wissen, nahmen die �ltesten V�lker vorzugsweise zu Ge�beten, Besprechungen und Beschw�rungsformeln ihre Zuflucht, um Krank�heiten bei Menschen und bei Thieren zu beseitigen, und auch heute gibt es unter den civilisirtesten Nationen der Erde noch Abergl�ubige, welche durch Gebete und magische Spr�che (Sympathie im Volksmunde genannt) Krankheiten bei Menschen und Thieren heilen zu k�nnen glauben.
Vielleicht zun�chst angeregt durch den Instinkt der Menschen und der Thiere, lt; gewisse Heilmittel bei Krankheiten aufzusuchen gt;, ist dann allm�lig eine empirische Behandlung aufgekeimt, mit deren Vervollkommnung f�r die Heilkunde nach und nach ein wissenschaftliches Fundament gelegt wurde. Die religi�sen Vorschriften, wonach im Alterthume die geschlachteten Thiere untersucht werden mussten, bevor sie als Nahrung verwendet werden durften, haben jedenfalls einen nicht unbedeutenden Antheil an der Ent-
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Wicklung der Mediciu gehabt, namentlich der Anatomie, die bekanntlich urspr�nglich eine reine Thier-Anatomie war, weil an Menschen keine Leichen��ffnungen gemacht werden durften; andererseits haben aber auch die Betr�gereien der Priester des Alterthuins der gedeihlichen Entwicklung der medicinischen Wissenschaften viele Hindernisse bereitet.
Aus alten egyptischen Gem�lden und Copien, auf welchen Rindvieh, Gazellen, H�hner etc. in thier�rztlicher Behandlung abgebildet und die mit der Aufschrift versehen sind: lt; Arzt der Gazellen gt; etc., geht hervor, dass schon die alten Egypter Thier�rzte hatten. Ebenso kann als sicher ange�nommen werden, dass die alten Parsen (etwa 500 bis 600 Jahre v. Chr.) bereits besondere Aerzte f�r Thiere gehabt haben, da n�mlich der Zend-avesta (das Buch der Lehren Zoroastersj sowohl f�r Thier�rzte, wie f�r Menscheu�rzte eine Taxe enth�lt.
Die ersten Spuren einer thier�rztlichen Literatur besitzen wir in den Werken des grossen Reformators der Mediciu, des Hippokrates, der 4G0-v. Chr. in Kos geboren wurde und wahrscheinlich 377 v. Chr. zu Larissa in Thessalien starb. Derselbe hat sich jedenfalls mit vergleichender Patho�logie besch�ftigt, wie dies aus seinen Schriften hervorgeht. In seinen beiden Werken lt; �ber die Fieber gt; und lt; �ber die Luxationeu gt; spricht er aus�dr�cklich auch von Tliieren. Seine anatomischen Kenntnisse sammelte er alle an Thieren,
Die erste schriftliche Erw�hnung veterin�r-chirurgischer Operationen finden wir bei Coluraella (Lucius Junius Moderatus), der um das Jahr 42 n. Chr. zu Gades (Cadix) unter dem r�mischen Kaiser Claudius (Drusus Caesar) geboren wurde. Er erw�hnt z. B. das Oeffnen der Abscesse mittelst des gl�henden Eisens. Er hat die Thierheilkunde in einer f�r die damalige Zeit gr�ndlich und vielseitig zu nennenden Weise bearbeitet, wobei er jedoch die Schriften seines Zeitgenossen Celsus (Aulus Cornelius), dessen Werk �ber den Ackerbau und �ber die damit verbundene Thierheilkunde verloren gegangen ist, vielfach benutzt hat. Von chirurgischen Thierkrank-heiten erw�hnt er den Biss giftiger Thiere, die R�ude und den Ohrwurm des Hundes.
Dass zur Zeit des r�mischen Kaisers Diocletian (284�305) die Thier�heilkunde gewerbsm�ssig ausge�bt wurde, darf schon daraus geschlossen werden, dass aus jener Zeit eine Taxe f�r die Thier�rzte vorhanden ist.
Galen, geb. 131 n. Chr., spricht bereits von thier�rztlichen Lehrern und nennt als solche den Vametus und Prasinus.
Eumelus von Theben, der jedenfalls vor dem Ende des III. Jahrhunderts n. Chr. lebte, beschreibt aussei- verschiedenen innerlichen auch einige chirurgische Thierkrankheiten, wie namentlich die Ohrdr�senentz�ndung
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und andere Dr�sengeschw�lste am Halse. Seine Schriften bekunden ein gewisses Maass von empirischen Kenntnissen, hingegen auch einen Mangel wissenschaftlicher Bildung.
Dasselbe gilt von Apsyrtus, der von allen griechischen Thier�rzten f�r den bedeutendsten gehalten wird. Er lebte im IV. Jahrhundert n. Chr. zu Prussa in Bythinien und folgte dem Heere Constantiu's des Grossen in seinen Feldz�gen gegen die Sarmateu (31!) bis 322 v. Chr.) als Rossarzt Aus einer Sammlung an ihn gerichteter und von ihm ver�ffentlichter Briefe gebt hervor, dass zu seiner Zeit die Aus�bung der Thieriieilkunde in Alexaudrien und in Laodica ziemlich stark betrieben wurde, und dass er selbst unter den Thier�rzten seiner Zeit eine seltene Ber�hmtheit besass. Nach seiner eigenen Angabe war sein Grossvater (Demetrius) ebenfalls Thierarzt. Er erw�hnt bereits verschiedener chirurgischer Operationen.
Bei den Griechen war die Bezeichnung lt; l'ferdearzt (tmrtaTQOs) gt; und bei den R�mern laquo;Maulthierarzt (mulomedicus) gt; und lt; Maulthiermedicm (mulo-medicina)raquo; die gew�hnlichste; seltener war die griechische Bezeichnung: Thierarzt laquo;xxrjviaxqog gt; von to xr^vog das Eigenthum, besonders an Vieh, und iiciio�craquo; Arzt. Bei Columella und Vegetius linden wir auch die Namen lt; veterinarius und ars veterinariaraquo;, woher unser heutiges lt; Veterin�rraquo; stammt, ohne dass die Etymologie des Wortes genau festgestellt werden kann.
Das erste grosse Sammelwerk, welches wir �ber Thieriieilkunde besitzen, verdanken wir dem byzantinischen Kaiser Coustantin VII. (Porphyrogenneta, 912 bis 959). Derselbe liess aus den von ihm in m�glichst grosser Menge gesammelten Schriften, namentlich �ber Geschichte, Landwirthschaft und Heilkunde Ausz�ge anfertigen. So entstand aus der Collectio veterinaria das �werthvolle Sammelwerk laquo; Hippiatrika ?.
Es ist nicht die Aufgabe, hier einen geschichtlichen Ueberblick �ber die Entwicklung der gesanimten Veterin�rwissenschaften zu geben. Es soll nur gezeigt werden, dass die ersten Anf�nge der Veterm�rchirurgie, (wie die der medicinischen Wissenschaften �berhaupt), in undurchdring�liches Dunkel geh�llt sind, und dass nur ganz allm�lig dieselbe sich zu einer besonderen thier�rztlichen Disciplln entwickelt hat. Die theoretische Abzweigung der Veterin�rchirurgie von der bis dahin sogenannten Veterin�r-kundc erfolgte erst durch Wolstein im Jahre 1783 , in welchem derselbe die B�cher der Wundarznei der Thiere und damit das erste selbstst�ndige Werk der Veterin�rchirurgie schrieb. *) Im Auftrage Kaiser Joseph II.
*) Bis dahin waren die cliinirgischcn Krankheiten in den zahlreich erschienenen Werken �ber Thieriieilkunde immer mit den �brigen Tliicrkrankhoiteii abgehandelt worden.
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erschien im Jahre 1788 als Fortsetzimg laquo;Das Buch f�r Thier�rzte im Kriege?. Durch diese Werke hat Wolstein die Veterin�rchirurgie wesent�lich gef�rdert; einestheils durch die Erhebung derselben zu einer besonderen thieriirztlichen Disciplin, andererseits durch die Mittheilung der Ergebnisse seiner sorgf�ltigen Beobachtungen und Versuche, welche er angestellt hat. Seitdem sind verschiedene Handb�cher der Veterin�rchirurgie erschienen, die der weiteren Entwicklung dieser zum Theil sehr wesentlichen Vor�schub geleistet haben.
Obgleich dem vorher Gesagten gem�ss die Erhebung der Veterin�r�chirurgie zu einer besonderen wissenschaftlichen Disciplin erst vor- etwa 90 Jahren erfolgte, so ist doch die Eintheilung der Krankheiten in innere und �ussere und eine dieser entsprechende Unterscheidung der �rzt�lichen Praxis in eine (im engeren Sinne sogenannte) medizinische und in eine chirurgische eine alt hergebrachte. Streng genommen, ist die Tren�nung der medicinischen Wissenschaften in diese beiden Hauptgruppen nicht consequent durchzuf�hren, insofern urspr�nglich �usserlichc Krankheiten selten oder nie absolut local bleiben, sondern bald mehr, bald weniger auff�llig auf das Allgemeinbefinden des Patienten einwirken und umgekehrt urspr�nglich innerliche Krankheiten im sp�teren Verlaufe mit localen St�rungen �usserer K�rpertheile sich combiniren. Und dennoch ist diese Eintheilung der gesammten Heilkunde in innere Medicin und Chirurgie aus praktischen Gr�nden beibehalten worden und aus der Menschenheil�kunde in die Thierheilkunde �bergegangen. Eine so weit gehende Trennung beider Zweige der medicinischen Wissenschaften, wie sie f�r die menschen��rztliche Praxis lange Zeit und selbst noch vor einigen Decennien bestanden hat, wo der Chirurg nicht Arzt und dieser nicht Wundarzt zu sein brauchte, wo Chirurgen verschiedener Classen und neben diesen sogenannte lt; medici puri gt; d. h. Acrzte ausgebildet wurden, die eben so wenig in der Chirurgie, wie die Chirurgen in der inneren Medicin gepr�ft zu sein brauchten, hat in der thierarztlichen Praxis nie stattgefunden. Zum Gl�cke f�r die Wissenschaft und f�r die leidende Menschheit ist diese Classificirung des �rztlichen Personales auch in der Menschenheilkunde heute ein �ber�wundener Standpunkt. Der Chirurg kann eben so wenig den Zustand seiner Patienten mit der n�thigen Umsicht behandeln ohne Kenntniss der inneren Medicin, wie der Arzt ohne Kenntniss der chirurgischen Krank�heiten, weil, wie bereits vorhin bemerkt wurde, chirurgische und innere Krankheiten sich vielfach mit einander verbinden. Schon im Buche der Lebenskunde (Ayur-Veda), welches wahrscheinlich im letzten Jahrhundert v. Chr. in der alten Sprache Vorder-Indiens (Sanscrit) geschrieben wurde, heisst es, wie Billrotb angibt:
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lt; Nur die Vereinigung der Medicin und Chirurgie bildet den voll�kommenen Arzt ;� dem die Kenntniss des einen dieser Zweige abgeht, der gleicht einem Vogel mit nur einem Fl�gel. gt;
Dem gegen�ber bedarf es einer n�heren Begr�ndung, wenn vorhin gesagt wurde, dass die Trennung der gesammten Heilkunde in innere Medicin und in Chirurgie aus praktischen Gr�nden beibehalten worden sei. Es ist leicht begreiflich, wie wichtig f�r den Unterricht und f�r die weitere Entwicklung einer Wissenschaft es ist, wenn die verschiedenen Disciplinen derselben von Specialisten cultivirt und mit derjenigen Sicherheit und Gr�ndlichkeit dem Sch�ler vorgetragen werden, wie bei dem bedeutenden Umfange der medicinischen, resp. der Veterin�rwissenschaften es heute nur noch der Specialist zu thun im Stande ist. Das ber�hmt gewordene laquo; Timeo virum unius libriraquo; beweist, dass schon die R�mer den Werth gr�ndlicher Special�studien zu sch�tzen wussten. Je umfangreicher das Gebiet einer Wissen�schaft ist, um so weniger wird es m�glich sein, dass der Einzelne sich in allen Gebieten derselben auf der Hohe befinde. Je mehr der Lehrer den Stoff seiner vorzutragenden Disciplin beherrscht, um so besser (verarbeitet) wird er denselben seinen Sch�lern zur geistigen Anschauung bringen k�nnen. Je mehr aber ein Lehrer seine Kr�fte zersplittern muss, um so nachtheiliger wird dies auf den Unterricht einwirken, weil ihm vielfach diejenige Sicher�heit und Klarheit fehlt, welche unbedingt beim Lehrer vorhanden sein muss, um dem Sch�ler eine klare Einsicht in die bez�glichen Vorg�nge ver�schaffen zu k�nnen.
Selbstverst�ndlich muss jedoch jeder Specialist irgend einer beliebigen medicinischen Disciplin, also auch ein Lehrer der Chirurgie, im Besitze einer entsprechenden allgemeinen medicinischen Bildung sein, um bei seinen Specialstudien den Zusammenhang und die allgemeine �ebersicht nicht zu verlieren.
Dass die Veterin�rwissenschaflen auch heute noch weit hinter der Menschenheilkunde zur�ckgeblieben sind, liegt gewiss zum grossen Theil daran, dass die verschiedenen Disciplinen an den meisten Thierarzneischulen nicht durch eigentliche Specialisten gelehrt werden. Wo klinisches Material in ausreichender Menge vorhanden ist, da sollte gegenw�rtig auch die Trennung der Spitalkliniken an Veterin�rschulen in eine chirurgische und medicinische Abtheilung (wie dies z. B. in Wien der Fall ist) stattfinden, damit der klinische Unterricht nur von eigentlichen Specialisten ertheilt werde. In neuerer Zeit scheint allm�lig ein besseres Verst�ndniss f�r die zeitgem�sse Umgestaltung der thier�rztlichen Bildungsanstalten sich Bahn brechen zu wollen. M�ge auch hier eine entsprechende Theilung der Arbeit recht bald allgemein Gesetz werden.
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Der Ueberladung der meisten thier�rztlichen Lehrer mit Arbeit d�rfte es zuzuschreiben sein, dass es bis jetzt an einem Handbuche der allgemeinen chirurgischen Veterin�r-Pathologie und -Therapie fehlt. Diese bildet die Grundlage der sogenannten speciellen chirurgischen Veterin�r-Pathologie und -Therapie. Die allgemeine chirurgische Pathologie besch�ftigt sich mit dem Studium der Krankheitsprocesse, welche an den verschiedenen K�rper�geweben, je nach deren anatomischer Beschaffenheit, jemals zur Beobachtung gekommen sind. Sie stellt die im Laufe der Zeit erkannten allgemeinen Gesetze auf, nach welchen die Krankheitsprocesse in den einzelnen F�llen sich entwickeln und zum Abschl�sse gelangen.
Wie die Astronomie, auf die unz�hligen Beobachtungen der einzelnen Erscheinungen in der Sternenwelt gest�tzt, schliesslich zur Erkenntniss bestimmter Gesetze gelangt ist, nach welchen die Weltk�rper im unend�lichen Himmelsraume sich gestalten und bewegen, und wie sie dadurch in Stand gesetzt worden ist, das Eintreten dieser oder jener Ereignisse, z. B. der Sonnen- und Mondfinsternisse etc. etc., voraus bestimmen zu k�nnen, �hnlich so kann der Chirurg mit H�lfe der im Laufe der Zeit construirten Gesetze der allgemeinen chirurgischen Pathologie bei concreten Krankheits�f�llen im Voraus schliessen, wie der Veilauf dieser der Regel nach sich gestalten wird. Bei der grossen Mannigfaltigkeit der in der Praxis vor�kommenden Einzelf�lle wird uns die Kenntniss dieser Gesetze selbst dann bei Beurtheilung des Ausganges concreter F�lle richtig zu leiten verm�gen, wenn ein gleicher oder �hnlicher Specialfall uns bisher noch nicht vor�gekommen ist. Die allgemeine chirurgische Pathologie ist gleichsam eine Generalisation aller correcten Beobachtungen, welche in der chirurgischen Praxis im Laufe der Zeiten �berhaupt gemacht worden sind. Wer die allgemeinen Gesetze kennt, nach denen die Krankheitsprocesse sich gestalten, der ist somit im Besitze eines wesentlichen Theiles aller bis dahin gemachter richtiger Beobachtungen und Erfahrungen. Daraus erkl�rt sich die nicht selten vorkommende Thatsache, dass wissenschaftlich durchgebildete junge Thier�rzte sich in kurzer Zeit ein sichereres Urtheil in den einzelnen Krank�heitsf�llen und damit mehr Vertrauen erwerben, als alte Routiniers, die in der Regel so sehr auf ihre praktischen Erfahrungen pochen, indess ganz rathlos dastehen, wenn ihnen F�lle vorkommen, die nicht zu den allt�g�lichen geh�ren.
Was nun zun�chst die Etymologie des Wortes lt; Chirurgie gt; anbelangt, so ist zu bemerken,-dass dasselbe griechischen Ursprunges ist. Der griechische Ausdruck lt; xsiqovqyia gt; (ij xhq die Hand und to egyov das Werk) be�zeichnet eigentlich eine Handleistung, und deutet somit an, dass die chirurgischen Heilmittel vielfach eine directe Handleistung erfordern. In
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das Gebiet der Chirurgie geh�ren demnach vorzugsweise solche Krankheiten, ^Yeiche mehr an der Aussenfl�che des K�rpers ihren Sitz haben, resp. durch Anwendung �rtlicher Mittel in der Regel beseitigt werden k�nnen. Es muss jedoch bemerkt werden, dass auch Krankheitszust�nde innerer Organe in ihrem sp�teren Verlaufe einer chirurgischen Behandlung zug�ng�lich werden k�nnen, wie z. B. Hydrothorax, die Br�ller- oder Brummel�krankheit der K�he, (welche letztere ja ausschliesslich nur auf operativem Wege geheilt werden kann) und viele andere.
Die allgemeine chirurgische Therapie hat die Aufgabe, die allge�meinen Principien aufzustellen, resp. im Allgemeinen die Wege und Mittel zu zeigen, durch welche die in der allgemeinen chirurgischen Pathologie beschriebenen Krankheitsprocesse zum erw�nschten Abschl�sse gebracht werden k�nnen.
In Bezug auf die Etymologie der Ausdr�cke Pathologie und Therapie sei hier kurz bemerkt, class auch diese beide der griechischen Sprache entnommen sind. ?} Ttad-oXoyCa die Krankheitslehre (von to n�O-oc das Leiden, die Krankheit und o X�yoc die Lehre), rj frsQanstct die Bedienung, �rztliche Behandlung (von O^sqccttevhv bedienen, namentlich �rztlich be�handeln).
In Folge der riesigen Fortschritte, welche die pathologische Anatomie besonders in den letzten Decennien gemacht hat, sind unsere Kenntnisse �ber die den chirurgischen Krankheiten zum Grunde liegenden Processe so wesentlich bereichert worden, dass die allgemeine chirurgische Veterin�r�pathologie dadurch eine viel gr�ssere Bedeutung als vormals erlangt hat und eine selbstst�ndige Bearbeitung derselben um so mehr geboten erscheint, als die bis dahin sogenannte allgemeine Chirurgie in den bis jetzt vor�handenen Lehrb�chern der Veterin�rchirurgie nicht nach den Principien der heutigen Cellularpathologie bearbeitet worden ist.
Die allgemeine chirurgische Pathologie hat es vorzugsweise mit localen und nur in zweiter Pieihe mit gewissen allgemeinen St�rungen zu thun. �m das Verst�ndniss der zu besprechenden Processe zu erleichtern, soll die Darstellung der localen St�rungen in folgenden zwei Hauptgruppen erfolgen:
I. Die Gewebserkrankungen im Allgemeinen, und II. Die Erkrankungen der verschiedenen Gewebe im Besonderen.
Die in Betracht kommenden allgemeinen St�rungen werden anhangs�weise in einem III. Abschnitte ihre Darstellung finden.
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I.nbsp; nbsp;Abschnitt.
Die Gewebserkraukungen im Allgemeinen :
A. OertlicLe St�rungen der Empfindung. Iraquo;. gt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Kreislaufs.
C.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Ern�hrung.
II.nbsp; nbsp;Abschnitt.
Die Erkrankungen der verschiedenen Gewebe im Besonderen:
D.nbsp; Erkrankungen der Weichtheile.
E.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;fester K�rpertheile.
F.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gemischter, resp. aus festen und weichen Ge�weben zusammengesetzter K�rpertheile, namentlich der Gelenke.
Es werden besprochen werden unter:
A.
Die irritable Schw�che, die Sthenie, Hypersthenie, Asthenie, der Torpor oder die Torpiditas.
B.
Die Hyperasmie und die Ischsemie (einschliesslich die Stenose und Ektasie der Gef�sse), Thrombose und Embolie, sowie die Blutungen.
C.
Die Entz�ndung, Nekrose, Nekrobiose, Induration, Atrophie, Hyper�trophie, Aplasie, Hyperplasie und die Geschw�lste.
D.
Subcutane Verletzungen der Weichtheile, einfache Wunden der Weich-theile d. h. Verletzungen der Weichtheile mit offener Hautwunde ohne erhebliche Quetschungen der betroffenen Gewebe und ohne sonstige Com-plicationen. (Schnitt-, Stich-, Hieb-, Schuss u. s. w. Wunden der Weich�theile). Quetschwunden, vergiftete Wunden, Verbrennungen und Erfrierungen; die spontanen Erkrankungen der Weichtheile. Die Erkrankungen der ein�zelnen Gewebe und Organe; die Erkrankungen der �usseren Haut, der Muskel, Sehnen und Nerven; der Blut- und Lymphgef�sse, sowie der Dr�sen.
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E. Krankheiten der Knochen und Knorpel, namentlich: Entz�ndung, Er�weichung, Schwund, Verdichtung, Ausw�chse, Eiterung, Brand, Hypertrophie, Atrophie, Wunden und Br�che der Knochen; Verletzungen und Entz�ndungen der Knorpel nebst ihren Ausg�ngen. Erweichung, fettige Degeneration, Verkalkung, Verkn�cherung, Hypertrophie und Atrophie der Knorpel, Ekchondrosen.
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Die Gelenkkrankheiten, namentlich: Contusionen, Verstauchungen, Verrenkungen, Gelenkentz�ndungen, sowie Neubildungen an und in den Gelenken.
III. Abschnitt.
Fieber (Wundfieber, septisches Fieber), Starrkrampf, Plethora, Poly-cythnemie, Leuktemie, Ansemie, Chlorose, Hypalbuminose, Hyperalbuminose, Hypinose, Hyperinose und Marasmus.
Wie jedes k�nstliche System, so hat auch das vorstehende seine M�ngel. Ich glaube indess, dass dasselbe m�glichst einer naturgem�ssen Anordnung und Keihenfolge entspricht und die Uebersicht, sowie das Ver-st�ndniss des zur Darstellung Gebrachten erleichtert.
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I. Abschnitt.
Die Gewebserkrankungen im Aligemeinen.
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Alle Lebensacte der thierischen Gewebe werden durch ihre Zellen vollzogen, so dass sowohl normale, wie pathologische Lebeuserscheinungen s�mmtlich urspr�nglich in krankhaften Ver�nderungen der zelligen Elemente der betreffenden Gewebe begr�ndet sind.
Die Einheit des Lebens, resp. die Lebenskraft, darf nicht an einem laquo;inzelnen bestimmten Punkte, oder in einem einzelnen Organe oder Systeme, z. B. im Gehirne oder im Nervensysteme (Solidar- resp. Neuropathologie), oder im Herzen resp. im Blutgef�sssysteine (Humoralpathologie) gesucht werden, sondern in den verschiedenen Elementarorganismen aller Organe und Systeme, in den Zellen.
Wenn nun auch die Anregung zur Th�tigkeit der Zellen ausserhalb �derselben zu suchen ist, so ist doch die eigentliche Leistung, die Th�tigkeit selbst, das Werk der Zelle. Weder das Blut, noch die Nerven sind dem�nach die einzigen Factoren, durch #9632; welche die Lebensprocesse angeregt werden. Beide sind aus vielen th�tigen Elementarorganen, aus Zellen, zusainmengesetzt. In der Cellularpathologie werden somit die solidar- und humoralpathologischen Differenzen ihre Vereinigung finden k�nnen, wenn gleich dies bis jetzt noch nicht in allen F�llen gelungen ist.
Das Verm�gen, sich selbst ern�hren zu k�nnen, kommt nur den Zellen zu; alle anderen Gewebsbestandtheile sind in dieser Beziehung von den Zellen abh�ngig. Jede Zelle hat ihr bestimmtes Gebiet, welches sie beherrscht.
In Geweben, wo Zelle an Zelle sich reiht, und wo diese durch eine geringe Menge verbindender Substanz von einander getrennt sind, kann �ber die Grenzen der einzelnen Zellengebiete kein Zweifel aufkommen. Anders
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verh�lt sich dies bei Geweben, wo die einzelnen Zellen durch eine gr�ssere Menge Inturcellularsubstanz von einander getrennt sind. Aber auch hier hat jede Zelle ihr bestimmtes Territorium. Es zeigt sich dies recht deutlich hei pathologischen Processen, wo sich direct erkennen l�sst, wie von jeder Zelle ein bestimmtes Gebiet der Intercellularsubstanz abh�ngig ist. Die einzelnen Zellen unter sich sind in allen Geweben bis zu einem gewissen Grade von einander unabh�ngig; selbst bei den Capillaren und anderen �hnlichen Geweben, wo die Zellen in reihen- oder li�chenf�rmiger Anordnung zusammenh�ngen, bleibt dennoch eine gewisse Selbstst�ndigkeit und Unab�h�ngigkeit der einzelnen Elementarorgane bestehen, so dass dieselben inner�halb gewisser Grenzen Ver�nderungen erfahren k�nnen, ohne dass die benachbarten in Mitleidenschaft gezogen werden. *)
Die Art der Th�tigkeit einer Zelle wird stets durch ihren Inhalt, d. h. durch die Beschaffenheit ihres Protoplasma's bestimmt, w�hrend die gr�ssere oder geringere St�rke der einwirkenden Reize nur den Grad der Keactiou bedingt. Es ist somit die Th�tigkeit der Zellen in quantitativer Beziehung nicht ausschliesslich von ihrem Inhalte und von ihrer Form, sondern auch von den auf sie einwirkenden Reizen (irritamenta) abh�ngig; w�hrend sie in qualitativer Hinsicht nur von ihrem Inhalte, d. h. von der P)escliatfenheit ihres Protoplasma's abh�ngig ist. So wird die Th�tigkeit einer in jeder Hinsicht normalen Zelle durch einen positiven Reiz stets erh�ht, durch einen negativen hingegen stets vermindert werden, d. h. die Function der Zelle wird in Hinsicht auf Quantit�t je nach der Heftigkeit des Reizes eine ver�schiedene sein k�nnen, aber in R�cksicht auf Qualit�t sich nicht wesentlich �ndern. So wird z. B. eine Muskelzelle sich mehr oder weniger contrahiren, je nachdem ein sie treffender Reiz ein mehr oder weniger wirksamer ist; nie aber wird eine normale Muskelzelle eine andere Function, als die ihr �berhaupt zukommende Contraction und Relaxation vollziehen k�nnen. Eine Dr�senzellc wird auf einen gegebenen Reiz reichlicher secerniren; auch kann das Secret in R�cksicht auf seine Bestandtheile quantitativ abnorm sein; niemals aber wird die gereizte Dr�senzelle, namentlich so lange dieselbe in normaler Constitution sich befindet, ein Secret von ganz verschiedener Qualit�t liefern k�nnen, in welchem ganz andere Bestandtheile als in dem Secrete derselben Dr�senzelle bei normalem Reize enthalten w�ren. So wird z. B. eine Leberzelle nie Speichel und eine Speichel�dr�senzelle nie Galle absondern u. dererl.
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*) Diese zuerst von Virchow aufgestellte BeLauptimg hat durch die Untersuchungen von Heidenhain f�r die Knorpel, von Aucrhach und Eberth f�r die Capillaren ihre Best�tigung gefunden.
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Das Verm�gen der Zellen, sich selbst ern�hren zu k�nnen, ist von Virchow als laquo;nutritive Reizbarkeitgt; bezeichnet worden. Diese kann in zwei Rich�tungen gest�rt werden, n�mlich entweder krankhaft erh�ht oder vermindert s^'in, so dass die einwirkenden Reize im ersteren Falle aussergew�hnlich starke, im letzteren Falle aussergew�hnlich schwache Reactlonen bedingen. Die Function der Zellen wird in Folge dessen also vorzugsweise nur quantitativ gest�rt, wie dies bereits vorhin gezeigt wurde.
Alle pathologischen Processe vei'laufen nach denselben Gesetzen wie die normalen Lebensvorg�nge; bei jenen sind nur die Bedingungen abnorm, unter welchen die physiologischen Gesetze in Wirksamkeit treten. Auch gibt es keine pathologische Neubildung, welche nicht an einem anderen Orte des Organismus in ihren Gewebselementen physiologische Analoga f�nde, da jede Neubildung an das Vorhandensein von Zellen gebunden ist, und diese nur aus fr�her vorhandenen Mutterzellen entstehen k�nnen. Der Erhaltung und Vermehrung der Zellen dient der Zellenkern; wir kennen keinen Theil, der w�chst, oder sich vermehrt, sei es physiologisch oder pathologisch, bei welchem nicht kernhaltige Elemente die Ausgangspunkte der inneren Ver�nderungen w�ren, und wo nicht die ersten erkennbaren Ver�nderungen, welche auftreten, den Kern selbst betreffen, so dass wir aus seinem Verhalten oft bestimmen k�nnen, was m�glicherweise aus den Elementen geworden sein w�rde, wenn der Vorgang fortgeschritten w�re.
Nach dieser kurzen Darstellung der haupts�chlichsten Erfordernisse f�r normale und abnorme Lebensvorg�nge wollen wir zur Besprechung der verschiedenen St�rungen �bergehen.
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A. Oertliche St�rungen der Empfindung.
Die verschiedenen Grade der �eizempf�nglichkeit eines K�rpertheiles sind von dem Ern�hrungszust�nde seiner Elementarorgane abh�ngig. In vielen F�llen jedoch sind wir bis heute noch nicht im Stande, die vor�handenen Ern�hrungsst�rungen greifbar nachzuweisen, weshalb etwas N�heres �ber dieselben zur Zeit noch nicht angegeben werden kann. Es gilt dies namentlich auch in Bezug auf die �rtlichen St�rungen der Empfindung, wes�halb dieselben nur ganz kurz hier erw�hnt werden sollen. Die Energie, so wie die Schnelligkeit und die Dauer, mit welcher die Reaction eines K�rper�theiles gegen Reize eintritt, bezeichnet man als lt; Kraft oder Schw�che gt;, je nach dem verschiedenen Grade, in welchem die betreffenden Erschei�nungen wahrgenommen werden.
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Tritt die Eeaction schnell ein, ist sie aber eine bald vor�bergehende und eine wenig energische, so bezeichnet man diesen Zustand als lt; irritable Schw�che raquo;.
Tritt die Eeaction langsam hervor, erreicht sie aber allm�lig einen hohen. Grad und eine lange Dauer, so bezeichnet man den Zustand als laquo;Kraftraquo; oder Sthenie (von to a�evug die Kraft, St�rke).
Erfolgt die Reaction schnell und stark, so spricht man von laquo;Hyper-sthenie gt;, w�hrend laquo;Astheniaraquo; den Zustand bezeichnet, wo die Eeaction langsam und in geringem Grade eintritt. Mit laquo;torpor oder torpiditasraquo; bezeichnet man die h�heren Grade der Asthenie.
Alle diese Zust�nde scheinen in bis dahin noch wenig gekannten Er�n�hrungsst�rungen der Empfindungsnerven ihren Grund zu haben.
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B. Oertliche St�rungen des Kreislaufs.
Es kann in einem Gewebe die Blutmenge in zweifacher Weise abnorm sich verhalten, insofern dieselbe entweder vermehrt oder vermindert sein kann. Eine locale Vermehrung der Blutmenge wird laquo; Hyperamiie gt;, eine locale Verminderung derselben laquo;Ischsemie gt; genannt, um die bei diesen Zu�st�nden auftretenden Vorg�nge leichter zu verstehen, wollen wir eine kurze Darstellung der histologischen Verh�ltnisse der Gelasse hier kurz voraus�schicken.
Arterien und Venen bestehen bekanntlich aus drei H�uten, welche, von aussen nach innen gez�hlt, als Adventitia, Media oder Ringfaserhaut und Intima bezeichnet werden. Die Wandungen der Arterien sind im All�gemeinen st�rker als die der Venen.
Die innere und �ussere Haut der Blutgef�sse laquo;Adventitia und Intima raquo; bestehen im Wesentlichen aus bindegewebigen Bildungen, welche in den Arterien einen je nach ihrer Grosse zunehmenden Bestand an elastischen Fasern besitzen. Zwischen beiden liegt die verh�ltnissm�ssig dicke Media, welche die muskul�sen Elemente in kreisf�rmiger (spiraliger) Anordnung enth�lt und deshalb einen sehr wichtigen Bestandtheil der Arterienwand bildet. Diese Elemente finden sich am reichlichsten in den mittleren und kleineren Arterien, w�hrend in den ganz grossen, namentlich in der Aorta, auch in der Media die elastischen Bl�tter �berwiegen. Bei keiner Vene tritt die Muskelschicht als eine so deutlich abgegrenzte, gleichsam selbst�st�ndige Haut hervor, wie in der Media der betreffenden Arterien, obgleich
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viele Veneu im K�rper vorhanden sind, welche nicht unbedeutende Muskel�schichten enthalten. Bei kleineren Gef�ssen treffen wir eine deutlich ausge�sprochene Eingfaserhaut nur noch bei den Arterien an, so dass man die Natur eines so kleinen Gef�sses, welches selbst im gef�llten Zustande dem blossen Auge nur noch als rother Faden erscheint, nach dem Vorhandensein oder Fehlen einer Eingfaserhaut noch bestimmen kann. Erst an den kleinsten Arterien�stchen verlieren sich die Muskelfasern g�nzlich, indem die Abst�nde zwischen denselben allm�lig immer grosser werden. Auch die Adventitia verliert sich allm�lig � und die neueren Erfahrungen haben zu der Ansicht gef�hrt, dass auch die bindegewebige Intima allm�lig ganz ver�schwindet, so dass die eigentlichen Capillaren nur noch aus der Epithelial-schicht der Intima bestehen w�rden. Dieselben sind aus so innig vereinten Epithelialzellen aufgebaut, dass, obgleich die Kerne dieser noch deutlich zu erkennen sind, mau die Grenzen der Zellen ohne besondere chemische H�lfs-mittel nicht mehr erkennen kann. Von Poren ist an denselben durchaus nichts wahrzunehmen; sie erscheinen vielmehr so continuirlich und homogen wie eine ungerissene Collodiumhaut. Nachdem die Capillaren eine Strecke fortgelaufen sind, setzen sich bekanntlich nach und nach kleine Venen aus ihnen zusammen, welche in die n�chste N�he kleiner Arterien treten; nicht selten wird eine Arterie von zwei Venen (zu jeder Seite eine) begleitet. Die Intima der Venen ist ebenfalls mit einer Epitheliallage �berzogen; die Ringfaserhaut fehlt dagegen im Allgemeinen, oder ist, wo vorhanden, ver-h�ltnissm�ssig weit geringer entwickelt. In der Media der st�rkeren Venen trifft man an Stelle der Ringfasern viele longitudinal verlaufende elastische Fasern, welche je nach Verschiedenheit der K�rperstelle eine wechselnde M�chtigkeit zeigen.
Dass zwischen den Gef�ssen und deren Inhalte, laquo; dem in ihnen str��menden Bluteraquo;, eine enge Beziehung und eine gegenseitige Abh�ngigkeit besteht, ist wohl selbstverst�ndlich. So hoch orgauisirte Apparate, welche aus verschiedenen Geweben (Muskelfasern, Nerven, Bindegewebe, Epithelieu und selbst Ganglienzellen) aufgebaut sind , k�nnen gegen die mancherlei Einfl�sse, welche sie treffen, selbstverst�ndlich nicht indifferent sich verhalten.
Untersuchen wir jetzt, welche Bedeutung f�r die Circulation die ver�schiedenen Elemente der Gef�sse haben. Beginnen wir mit der Media, resp. mit den Eingfasern derselben.
Jeder Eeiz, welcher die Eingfasern der Media trifft, wird eine Ver�k�rzung dieser, somit eine Verengerung des Gef�sses im Gefolge haben. Diese Thatsache hat in fr�herer Zeit zu der Ansicht gef�hrt, dass die Arterien eine selbstst�ndige Propulsionskraft besitzen; man nahm an, dass ihre Muscularis, �hnlich wie der Herzmuskel, pulsirende oder gar peristaltische
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Bewegungen erzeuge, wodurch die Arterien im Stande w�ren, die Fort�bewegung des Blutes selbstst�ndig zu f�rdern und so durch vermehrte Action ihrer Muscularis eine arterielle Hypersemie hervorzubringen. *)
Sorgf�ltige Beobachtungen haben indeSs gezeigt, dass die Musculatur eines Gef�sses auf jeden Reiz, der sie in Action versetzt, sich zusammen�zieht, dass diese Zusamraenziehung sich jedoch auf die gereizte Stelle be�schr�nkt, oder doch nur wenig nach beiden Seiten hin � nie aber peristaltisch � sich fortpflanzt. Je m�chtiger die Muskellage und je st�rker der einwirkende Reiz ist, um so st�rker wird die Zusammenziehung, somit die Hemmung der Circulation des Blutes an der betroffenen Stelle sein. An kleineren Gef�ssen geht die Contraction schneller vor�ber als an gr�sseren. Der einmaligen Contraction der Muscularis folgt eine andauernde Relaxation, folglich eine Erweiterung des Gef�sslumens. Die muscul�sen Gef�sselemente sind vorzugsweise f�r die Blutvertheilung von Belang; dagegen haben die elastischen Fasern der gr�sseren Arterien den wesentlichsten Einfluss auf die gleichm�ssige Str�mung des Blutes in den kleineren Arterien und Capillaren. Alle Beobachtungen, welche wir an lebenden Thieren in Bezug auf die Blutbewegung machen, zeigen uns, dass der stossweise Strom in den Arterien in der Richtung nach den Capillaren zu immer mehr abnimmt und in letzteren ein ganz gleichm�ssiger ist. Diese Gleichm�ssigkeit kommt aber dadurch zu Stande, dass die gr�sseren und grossen Arterien in Folge der Elasticit�t ihrer Wandungen den Stoss, welchen sie bei jeder Zusammen�ziehung der Herz Ventrikel durch erneuten Nachschub von Blut empfangen, w�hrend der Diastole der Herzventrikel dem Blute zur�ckgeben und dadurch einen, trotz Systole und Diastole, stets gleichm�ssigen Blutstrom nach den Capillaren zu und in denselben vermitteln.
Die Hyperaemie.
Mit dem Ausdrucke lt; Hyper�mie gt; (von vtciq �ber, und atfia Blut) bezeichnet man die Ueberf�llung eines Gef�ssbezirkes mit Blut. Jeder Reiz, welcher Gef�sse trifft, wirkt, wie wir eben gesehen haben, auf deren muscul�se Kreisfasern (der Media) zusammenziehend, so dass das Lumen der Gef�sse sich verengert. Hierauf tritt entweder schnell oder langsam eine Erschlaffung der betroffenen Fasern ein, wodurch eine Er�weiterung der Gef�sse bedingt wird. Da dieser Erschlaffung in der Regel
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*) Am Kaninclienohre ist auch eine derartige solbstst�ndigo Pulsation der Arterien-wandnng wirklich beobachtet worden, welche weder mit dem Ilerzpulse, noch mit den Kespirationsbewegungen zusammenfallt.
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keine neue Contraction folgt, so ist s:e mehr oder weniger lange an�dauernd. W�hrend der Verengerung der Gef�sse ist an der betroffenen Stelle eine locale Ansemie, oder wie Virchow dieselbe genannt hat, eine laquo;Ischamiie gt; vorhanden.
Eine locale Hypersemie kann in zweifacher Y\Teise entstehen, n�mlich:
a.nbsp; nbsp;durch vermehrten Zutluss des Blutes zu dem betreffenden Theile, oder
b.nbsp; nbsp;durch verminderten AMiuss des Blutes von demselben.
Erstere nennt man Congestion, letztere Blutstockung oder Infarctus (Anschoppung, infarcire, hineinfallen, hineinstopfen).
Fr�her nannte man die auf ersterem Wege entstandene Hypersemie eine active, weil man glaubte, dieselbe sei Folge einer gesteigerten Anziehung des- Blutes durch die betheiligten Gewebe, sie komme somit auf eigentlich activem Wege durch erh�hte Gewebsth�tigkeit zu Stande. Die durch ver�minderten Abfluss des Blutes aus den betreffenden Geweben entstandene Hyperacmie nannte man dagegen eine passive, weil man hierbei eine l'as-sivit�t der betreffenden Gewebe und des Fdutes annahm. Diese Bezeiclmungen und Vorstellungen entsprechen den thats�chlichen Verh�ltnissen nicht. Die fr�her als passiv bezeichnete Hyperssmie, ist eigentlich eine active Blut�stockung, weil in Folge einer Reizung der abf�hrenden Venen und einer hieraus resultirenden Verengerung des Lumens derselben der Abfluss des Blutes beschr�nkt ist. Der Grund der Hypersemie ist somit im betreffenden Falle ein activer Zustand der abf�hrenden Gef�sse. Das Blut verh�lt sich hierbei ebenso passiv, wie bei einem vermehrten Zufl�sse desselben zu einem K�rpertheile in Folge (passiver) Erweiterung der zuf�hrenden Arterien. Da die Action der Arterienwand, resp. die Zusammenziehung ihrer Mus-cularis, eine Verengerung des Gef�sslumens (resp. Ischsemie) zur Folge hat, so wird die Hyper�mie, welche in Folge der Erweiterung der Arterien zu Stande kommt, eigentlich keine active, sondern eine passive sein, da sie auf einem passiven Zustande der Arterien beruht. Es sind somit die Be�zeiclmungen lt; active raquo; und lt; passive gt; Hyperamiie gerade in umgekehrter Weise wie fr�her zu gebrauchen. Dass das Blut in den erweiterten Ge-f�ssen stets langsamer fliesse, wie fr�her (nach Henle's Versuchen) ange�nommen wurde, ist ein Irrthum, der durch Claude-Bernard und durch Virchow widerlegt worden ist. Beide Forscher haben gezeigt, dass das Gegentheil der Fall sein kann, wenn nicht chemische Qualit�ten des ange�wendeten Reizmittels eine Verdickung des Blutes und Erstarrung der Blut�k�rperchen verursachen und dadurch eine verlangsamte Bewegung desselben herbeif�hren. Auch Cohnheim und v. Recklinghausen haben am Mescn-terium des Frosches beobachtet, dass das Blut in den erweiterten Gef�ssen
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bald schneller, bald langsamer fliesst. Wenn mit der Gef�sswand solche Fl�ssigkeiten in Ber�hrung kommen, die eine exosmotische Str�mung hervor�rufen, so kann eine so bedeatende Eindickung des Blutes dadurch verur�sacht -werden, dass eine Stockung des Blutlaufs an der betroffenen Stelle eintritt (Dift�sions-Stase). Die Stockung tritt um so sclineller ein, je st�rker die exosmotische Str�mung ist.
Bei Henle's Versuchen wurde Kochsalzl�sung als Reizmittel benutzt und dadurch dem Blute sowohl Serum entzogen, als auch die Biegsamkeit der Blutzellen vermindert. � Irrig ist es ferner, anzunehmen, dass im lebenden Organismus der Blutstrom in verengerten Getasseu nothwendig beschleunigt sein m�sse; derselbe kann im Gegentheile auch verlangsamt sein. Nach den Gesetzen der Hydrostatik wird nur in den F�llen, wo dieselbe Quantit�t Fl�ssigkeit in der n�mlichen Zeit ein und dasselbe Ge-f�ssgebiet durchstr�men muss, diese bei entsprechend erh�htem Drucke schneller durch die verengerten, als durch die erweiterten Gef�sse str�men. Beide Momente treffen nun bei der Blutcirculation nicht zu; denn 1) ist der Blutdruck nicht wesentlich vermehrt, so lange die Th�tigkeit des Herzens nicht gesteigert wird, und 2) ist auch die Xotlnvendigkeit nicht vorhanden, dass die gleiche Blutmenge in der n�mlichen Zeit das verengerte wie das erweiterte Gef�ssgebiet passiren muss, weil durch den collateralen Kreislauf hinreichend Gelegenheit geboten ist, dass das anstauende Blut auf anderen Wegen abfliessen kann. Auch die Reibung und Anziehung zwischen Blut und Gef�sswand ist in verengerten Gef�ssen st�rker, als in erweiterten, wodurch eher eine Verlangsamung des Blutstromes in verengerten Gef�ssen bedingt wird.
Es ist keine Frage, dass die hydrostatischen Gesetze auch auf die Blutcirculation ihren Einfiuss aus�ben; ausser denselben kommen aber noch andere bis jetzt zum Theil nur wenig bekannte Factoren bei der Blutcirculation wesentlich mit in Betracht, so dass es unzul�ssig ist, aus der Anwendung fraglicher Gesetze allein f�r alle F�lle von Kreislaufs�st�rungen g�ltige Schl�sse zu ziehen.
Eine Verengerung des Stammes der Aorta, oder der Lungenarterie, wird ohne Zweifel eine Beschleunigung des Blutstromes an der betroffenen Stelle bedingen, weil hier ein collateraler Kreislauf in ausreichendem Masse nicht zu Stande kommen, folglich nicht gen�gend aushelfen kann; das Herz wird zu gr�sserer Action dadurch angeregt werden. Eine Erweiterung in Rede stehender Gef�ssst�mme wird ebenso sicher eine Verlangsamung des Blutstromes an der dilatirten Stelle zur Folge haben. In kleineren Arterien hingegen wird das in seiner Str�mung an einer Stelle behinderte Blut mit gr�sserer Kraft den Seiten�sten zufliessen und durch collaterale
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Fluxion abgeleitet werden, ohne class an der verengerten Stelle deshalb ein beschleunigter Blutstrom entstehen muss. Nach den Beobachtungen Cohnheim's und v. Recklinghausenquot;s am Mensenterium des Frosches k�nnen nach Einwirkung des Reizes die betroffenen Arterien und Venen sofort sich erweitern, ohne class eine Zusammenziehung derselben nothwendig voraus�zugehen braucht. Es ist wahrscheinlich, class sowohl von der Beschaffenheit der einwirkenden Heize, wie auch von der Reactionsf�higkeit der betroffenen Capillargefiissgebiete es abh�ngt, ob zun�chst eine Verengerung, oder sofort eine Erweiterung der Gef�sse eintritt.
Wo eine Erweiterung der zuf�hrenden Gef�sse, namentlich mit gleich�zeitiger Beschleunigung des Blutstromes in denselben, besteht, da wird selbstverst�ndlich in dem entsprechenden CapiUargefassgebiete eine Hyper��mie so lange bestehen, bis der Abfluss des Blutes mit dem Zufl�sse des�selben wieder gleichen Schritt h�lt. Wo dagegen der Zufluss vermindert, der Abfluss aber normal oder gar vermehrt ist, da muss nothwendig in dem betroffenen CapiUargebiete Blutarmuth oder Anaemie eintreten.
Mit dem vermehrten Zufl�sse von Blut zu einem K�rpertheile ist stets eine Erh�hung der Temperatur des letzteren verbunden, weil demselben mit der gr�sseren Blutmenge mehr W�rme zugef�hrt wird, als er durch Ausstrahlung und Mittheilung wieder abgeben kann. Die Temperatur-Steigerung ist in ihrer H�he von dem Grade der Congestion abh�ngig und kann den W�rmegrad des Herzblutes nie �bersteigen. Ver�nderungen in der Ern�hrung der K�rpergewebe sind als Folge einfacher Hyper�mie nicht wahrzunehmen. Dies wird namentlich nach Durcbsclmeidung des Sympathicus deutlich erkennbar. Durchschneidet man diesen Nerven am Halse eines Thieres, so wird die ganze entsprechende K�rperh�lfte hyperamiisch. Ob�gleich demnach alle gef�sshaltigen Gewebe der betreffenden Seite mit Blut �berf�llt sind, so tritt doch selbst nach Tagen, Wochen oder Monaten nicht die geringste Ern�hrungsst�rung hervor; so weit wir solches erkennen k�nnen, bleiben die hyperannischen Theile s�mmtlich in demselben Er�n�hrungszust�nde wie vorher. Wir ersehen hieraus, class die vermehrte Blutzufuhr f�r sich allein nicht ausreicht, um die Ern�hrungsverh�ltnisse des hyperannischen K�rpertheiles zu alteriren. Hierzu sind noch andere Bedingungen erforderlich, namentlich eine gesteigerte Anziehung der Gewebe zu dem Ern�hrungsmateriale, wor�ber wir erst sp�ter sprechen werden. Die Function des hypenemischen Theiles ist nicht immer gesteigert, sondern Umst�nden und in einem gewissen Sinne sogar vermindert, und zwar unter mechanisch behindert. (Man denke z. B. an die Folgen einer Hypenemie des Gehirns). � Auch bei Ischannie ist die Function des betreffenden Theiles vermindert. � Je passiver die zuf�hrenden Arterien eines Capillargebietes
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sich verhalten, d. h. je mehr dieselben erweitert sind, um so mehr Blut wird dein betroffenen Capillargebiete zustr�men k�nnen, oder mit anderen Worten gesagt, eine um so gr�ssere Hypersemie des von demselben mit Blut ver�sorgten K�rpertheiles wird eintreten. Jede Congestion, welche auf Er-weiterung der Arterien beruht, ist somit eine laquo;passiveraquo;. Da der Blut-strom in den erweiterten Gelassen keineswegs ein verlangsamter zu sein braucht, im Gegeutheile sogar ein beschleunigter sein kann, so wird der Grad der Hypersemie auch wesentlich von der Circulationsgeschwindigkeit des Blutes, resp. von der St�rke des Herzdruckes mit abh�ngen. Die richtige rSenrtheilung der in den einzelnen F�llen vorhandenen Verh�ltnisse ist von der gr�ssten praktischen Wichtigkeit, indem nur dadurch eine entsprechende Therapie gesichert werden kann. Eine laquo;activeraquo; Congestion entsteht, wenn die das Blut aus den K�rpertheilen abf�hrenden Gef�sse, die Venen, sich verengern, wodurch eine vermehrte Ansammlung des Blutes in dem be�troffenen Capillargebiete bedingt ist. Je activer in solchen F�llen die Venen sich verhalten, um so st�rker wird die Hypersemie sein; dieselbe wird so lange dauern, bis die erh�hte Action der Venen beseitigt ist, oder bis die durch dieselbe bedingte Circulationsst�rung durch den collateralen Kreis�lauf ausgeglichen ist. Es kann somit die Ausgleichung durch vermehrte Abfuhr von Blut aus dem hypcricmischen Gebiete durch andere Venen, oder aber durch verminderte Blutzufuhr zu Stande kommen.
Die Erscheinungen der Hypersemie sind denen der localen Anannie selbstverst�ndlich so ziemlich in allen Punkten entgegengesetzte, n�mlich : Zunahme des Volumens, der Il�the (nat�rlich nur an wenig behaarten und nicht pigmentirten Stellen der Haut wahrnehmbar) und bei vermehrtem Blutzuflusse auch vermehrte W�rme, w�hrend da, wo jene Zufuhr vermindert ist, auch die W�rme vermindert sein kann, wie dies z. B. der Fall ist bei Blutanh�ufungen in Folge von vermindertem Abfl�sse durch die Venen.
Bei Leichen�fthungen ist es nicht immer m�glich, mit Bestimmtheit zu sagen, ob dieses oder jenes Gewebe w�hrend des Lebens hypersemiseh gewesen sei. oder nicht, weil in Folge st�rkerer Zusammenziehung der Blutgef�sse nach dem Tode ihr gr�sserer Blutgehalt nicht selten schwindet. *)
Bei Behandlung der Hypersemie hat man zun�chst auf die causaleu Verh�ltnisse entsprechende R�cksicht zu nehmen und dieselben wo m�glich vor allen Dingen zn entfernen. Die Therapie gr�ndet sich auf die In�dication, entweder durch Verminderung der Blutzufuhr, oder durch
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*) Nach 'lein Tode richtet sich das Blut in Bezug auf seine Verthcilung im Tluer-k�rper vorzugsweise nach den G-esetzen der Schwere, so dass die Erscheinungen der ..Hypostasequot; (von vsrotireegig die Senkung) bald hervortreten.
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Steigerung der Blutabfuhr einen Ausgleich zu Wege zu bringen. Welcher Weg in jedem Einzelfalle der geeignetste ist, wird in der Regel nicht schwer zu entscheiden sein. Im Allgemeinen werden local Killte, adstrin-girende Mittel oder beide miteinander verbunden (Bleiwasser u. s. w.) applicirt. Die Herabsetzung des Blutdruckes durch Digitalis, Brechwein�stein, Salpeter, Aderlass, Glaubersalz etc. kann ebenfalls indicirt sein. Diese Mittel werden in der Regel mit Nutzen angewendet werden, bei gut gen�hrten, kr�ftigen Thieren, welche an Hyperaemie leiden, die in Folge vermehrter Blutzufuhr entstanden ist; Ruhe und knappe Di�t werden die�selben unterst�tzen. Gegen Hypenemien, welche hingegen die Folge ver�minderten Blutabflusses aus den Geweben sind, werden Cataplasinen, zer-theilende oder scharfe Einreibungen, �rtliche Blntentzielmngen, Gegendruck leichteBewegung bei entsprechender Di�t bessere Dienste leisten. Die gute Wirkung der W�rme und zertheilender Einreibungen ist hier leicht er�kl�rlich, da dieselben erschlaffend wirken und dadurch sowohl die Er�weiterung der contrahirten Venen als auch die Ausgleichung der Hypenemie durch den collateralen Kreislauf f�rdern.
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Die Ischiemie.
Der localen Hyper�mie entgegengesetzt ist die locale An�mie oder die Iscluemie (von tuxeiv anhalten, aufhalten, zur�ckhalten, ccifia Blut). Alle Formen der Gef�ssverengerung bedingen in loco eine Ischsemie und in arte�ri�sen Gef�ssen �berdiess eine mangelhafte Blutzufuhr zu der entsprechenden Provinz des Capillargef�sssystems, w�hrend Verengerung einer Vene lt; Hyper��mieraquo; des bez�glichen Capillardistrictes zur Folge'hat, wie dies vorhin er��rtert wurde. Ein activer Zustand, d. h. eine Verengerung arterieller Gef�sse bedingt in dem hinter den verengerten Stellen gelegenen Capillargebiete so lange eine Blutarmuth, bis entweder die Verengerung wieder gehoben, oder die Circulationsst�rungen durch den collateralen Kreislauf ausge�glichen worden sind.
Die Blutzufuhr wird bei Verengerung der Arterien um so geringer, die Ischsemie also um so grosser sein, in je h�herem Grade gleichzeitig allgemeine Blutarmuth und Verminderung der Propulsionskraft des Herzens besteht. Es wird nun aber bei verminderter Blutzufuhr in Folge von Gef�ssverengerung nicht unter allen Umst�nden eine verbreitetere �rtliche Amumie oder Ischsemie entstehen. Der Grad der Verbreitung wird von verschiedenen Verh�ltnissen abh�ngig sein und zwar von der Grosse des verengerten Gef�sses, von dem Grade der Verengerung, von der Zahl der
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etwa verengerten Gef�sse und von der M�glichkeit der Versorgung des betroffenen Carpillargebietes mit Blut durch einen collateralen Kreislauf.
Bei Verengerung der abf�hrenden Gef�sse, laquo;der Venenraquo;, wird begreif�licherweise eine Blut�berf�llung in der betreffenden Capillarprovinz und in den zu der verengerten Vene f�hrenden kleineren Venenst�mmclien vor�handen sein, wie ja in allen F�llen vor der Verengerung eine Anstauung des Blutes und im Gebiete der Arterien und der Pfortader laquo;collaterale Fluxion gt; *) entstellen muss.
Bei Verengerung der Capillaren, sowie der zuf�hrenden Gef�sse, (der Arterien und Pfortaderst�mme) ist Ischannie des betroffenen Capillargebietes die nothwendige Folge. An der Stelle der Verengerung und hinter der�selben wird im Stromgebiete der verengerten Gef�sse stets Ischaemie, vor der Verengerung dagegen Hyper�mie vorhanden sein. In der Praxis findet man deshalb die Symptome der Ischsemie fast immer mit denen der Hyperiemie gemischt, und zwar so, dass bei wenig verbreiteter Ischsemie die blutarme Partie in der Regel hyper�misch ums�umt wird. Dies gilt namentlich von der arteriellen und capillaren Ischsemie. Ist die Hemmung sehr ausgedehnt, so wird die Stauung �ber gr�ssere Arterienstrecken zur�ck sich fortsetzen und der collaterale Abfluss wird zum Theil nach ganz anderen Organen hin stattfinden. So kann es kommen, dass in Folge ausgebreiteter Ischsemie eines K�rpertheiles in einem von diesem entfernten Organe oder Systeme Hyperannic entsteht. So z. B. haben Erk�ltungen etc., Verenge�rungen der Hautgef�sse und unter Umst�nden Hypersemie, ja selbst Ent�z�ndung innerer Organe zur Folge etc. Bei ven�sen Hemmungen, welche nicht direct die Venenm�ndungen treffen, wird der seitliche Abfluss in andere Venen stattfinden; es kann somit Ischsemie oberfl�chlicher Venen mit Hypersemie tiefer gelegener in causalem Zusammenhange vorkommen. Die vor einer verengerten Vene gelegenen abf�hrenden Venenzweige, sowie die entsprechenden Capillaren k�nnen so sehr mit angestautem Blute er�f�llt sein, dass sie nur wenig Blut mehr zulassen. Bei einem gewissen Grade der Gef�ssausdehnung wird selbstverst�ndlich ohne Zerreissung der Wan�dungen nur so viel Blut in den betroffenen Gef�ssbezirk einstr�men k�nnen, als durch den verengerten Venenstamm abfliessen kann und durch Austreten von Blutbestandtheilen durch die Gef�sswandungen an Baum gewonnen wird. Die Stauung wird dadurch bis in die zuf�hrenden Gef�sse sich fort�setzen, was in klinischer Beziehung zuweilen sehr verwerthbar ist, namerit-
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*) Wenn in Folge Verengerung eines Arterienastes das in seiner Fortbewegung be-linulerte Blut mit gr�sserer Kraft den Seiteniisten zustr�mt und hier einen Abfluss sich er�ffnet, so bezeichnet man dies (nach Yirdiow) als � collaterale Fluxionquot;.
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lieh wenn in Folge dessen st�rkere Pulsation oberfi�clilicli gelegener Arte�rien entsteht. So z. B. wird die mehr oder weniger deutliche Pulsation der Plantaris (gew�hnlich Schieubeinarterie genannt), uns in der Diagnose von Lahmheiten manchmal sehr zu statten kommen. (Virchow hat die Bezeich�nung lt; Ischaemie gt; eingef�hrt, um mit diesem Ausdrucke die Hemmung der Blutzufuhr, die Vermehrung der Widerst�nde f�r den Blutstrom an den betreffenden Stellen zu bezeichnen).
Die arterielle Ischaemie wird immer mit Blutarmuth des entsprechen�den Capillargebietes gepaart sein, w�hrend die ven�se Ischsemie, wenn die�selbe nicht die Folge von allgemeiner Blutarmuth ist, sondern in Verengerung der betreffenden Venen ihren Grund hat, von Hyper�mie der entsprechenden Capillarprovinz begleitet ist, indem nur an der verengerten Stelle (und allenfalls weiter nach dem Herzen zu) der betroffenen Vene Blutarmuth vorhanden ist; dagegen wird in dem peripherisch gelegenen Gebiete der verengerten Venen f�r die Dauer der Verengerung das Blut so lange sich anstauen, bis die Hemmung des Blutlaufes an der betreffenden Stelle durch gesteigerten Collaterallauf (Erweiterung, resp, Hyper�mie) in den benach�barten seitlichen Venen ausgeglichen wird.
Die Erweiterung der abf�hrenden Venen wird die Entstehung von Ischsemie in dem entsprechenden Capillargebiete beg�nstigen, lieber Gef�ss-Verengerung und Erweiterung wird sp�ter noch ausf�hrlicher gesprochen werden.
Die wesentlichsten Erscheinungen der Ischsemie sind: Abnahme des Umfanges, der Temperatur und der nat�rlichen R�the des betroffenen Theiles. (Das Blasswerden des letzteren ist bei Thiereu an der �usseren K�rperoberfl�che nur selten deutlich wahrnehmbar). Die Abnahme des Volumens und der Temperatur erkl�rt sich von selbst durch den ver�minderten Blutgehalt, sowie durch den geringeren Stoffwechsel des ischse-mischen Gewebes. Nicht nur prim�r ist eine Verminderung des Volumens des blutarmen Theiles, eine sogenannte Deturgescenz desselben vorhanden, sondern es werden auch bei anhaltender Ischaemie die Ern�hrungsst�rungen schliesslich als Atrophie des betroffenen Theiles, somit auch durch seeund�re Volumsverminderung sich bemerkbar machen. Selbstverst�ndlich ist dies nur dann der Fall, wenn die Ischaemie l�ngere Zeit andauert, w�hrend bei schnell vor�bergehender Ischaemie hiervon keine Rede sein kann. Bei Ischaemie an der K�rperoberfl�chc gelegener Theile l�sst sich selbstver�st�ndlich am leichtesten constatiren, dass die Secretion und Transsudation gemindert ist. Ausser der Ern�hrungsst�rung wird ein ver�ndertes Mischungs-verh�ltniss des Blutes ein weiterer consecutiver Zustand sein, sobald exere-tionelle Stoffe im Blute zur�ckgehalten werden, wie dies z. B. bei l�nereg
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Zeit hindurch andauernder Amemie der �usseren Haut (der Dr�sen, be�sonders der Nieren) der Fall sein d�rfte. Da bei Isch�mie die Gewebe nicht hinl�nglich mit Blut versorgt werden. um einen normalen Stoffwechsel zu unterhalten, so muss selbstverst�ndlich die Function blutarmer Theile alterirt, resp. vermindert sein. Am deutlichsten treten die Functionsst�rungen bei Nerven und Muskeln hervor; bei ersteren nimmt die Leitungsf�higkeit und Erregbarkeit ab (locale An�sthesie); ebenso vermindert sich die Con-tractilit�t der willk�rlichen Muskeln.
Bei verbreiteter Ischamiie der �ussern Haut und anderer K�rpertheile, welche reich an seusibeln Nerven sind, kann bei einer gleichzeitig vor�handenen Hypevsesthesie ein Sch�ttelfrost eintreten, indem die Hypersesthesie der Haut krampfhafte Actionen der (�brigen organischen) Muskelapparate nach sich zieht. Bei Ischrcmie innerer Theile ist bei Thieren ein Frost�gef�hl, wie solches von Menschen empfunden wird, nur analog zu quot;ver-muthen, da dasselbe mehr eine subjective Empfindung ist, welche nach aussen (objeetiv) wenig oder gar nicht zur Wahrnehmung gelangt.
Bei Behandlung der Ischamiio hat man vorerst die derselben zu Grunde liegenden Ursachen zu erforschen und selbige, wenn irgend m�glich, zu be�seitigen. Demnach wird unter Umst�nden die feuchte quot;W�rme, um die Gef�ss-w�nde zu erschlaffen, resp. die Gef�ssnervcn zu beruhigen, am Platze sein; in andern F�llen werden einfache Frictionen, reizende Einreibungen, Douchen etc. gute Dienste leisten, indem durch den so hervorgerufenen Beiz (ubi Stimulus ibi affiuxus) eine vermehrte Blutzufuhr bedingt wird. Auch muss der all�gemeine Zustand des zu behandelnden Individuums ber�cksichtigt werden, insofern die Iscluemie bei allgemeiner Blutarmuth nur bei entsprechender di�tischer Pflege dauernd beseitigt werden kann. Was in den verschiedenen Einzelf�llen geschehen muss, wird der denkende Veterin�r demgem�ss leicht ermessen k�nnen. Aus dem Vorhergesagten ergibt sich, dass die Ver��nderungen des Gef�ssluraens, die Verengerung und Erweiterung desselben auf die Blutvertheilung resp. auf das Entstehen einer Hyperannie oder Isch�mie einen bedeutenden Einfluss haben. Da wir die Gef�sserkrankungen erst sp�ter ausf�hrlicher behandeln werden, so wollen wir hier einige f�r die Blutcirculation wesentliche Zust�nde in K�rze anf�hren.
Die Verengerung der Gefiisslichtuug.
Verengerungen der Gef�sslichtung werden Coarctatio oder Stenose ge�nannt (von coaretere eng machen � arir�c eng, schmal, d�nn; ovtlvw eng machen, verengern). Ueberall, wo Arterien �ber gr�ssere Strecken verengert werden, oder wo der �ebertritt des Blutes in die Venen behindert ist, wird in
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letzteren eine Verlangsamung des Blutstromes eintreten, wobei gleichzeitig der innere Druck auf die betreffenden Gefiisse sich vermindert. Stehen diese Gef�sse durch Anastomosen mit anderen benachbarten Venen in Verbindung, welche ihr Blut unter gr�sserem Drucke empfangen, so werden letztere einen Theil ihres Inhaltes an erstere abgehen. Dies wird namentlich bei arterieller Isclmnie geschehen, wo in Folge der Blutstauung vor der ver�engerten Stelle der Arterie ein vermehrter Druck auf den Gefassinhalt stattfindet, wesshalb die Capillaren und correspondirenden Venen der colla-teralen Arterienzweige unter st�rkerem Drucke ihr Blut empfangen. Diese secund�re Hyperannie entwickelt sich um so st�rker, je mehr die Stenose nur arterielle Gef�sse betrifft und je l�nger dieser Zustand und die davon abh�ngige Iscluemie andauert.
Bei Verengerungen der Gef�sslichtung k�nnen sowohl die muskul�sen als auch .die elastischen Elemente der Gef�sse in Betracht kommen. Durch Verdickung, Wucherung der elastischen Elemente k�nnen Verengerungen entstehen, welche einen activen Charakter haben, insofern diese Vorg�nge auf einem activen Lebensprozesse beruhen. Es kann der Umfang des Ge�lasses trotz der Verengerung seines Lumen unver�ndert bleiben. Es kann indess die Verengerung der Gef�sslichtung auch mit Verminderung des Ge-f�ssumfanges verbunden sein; dies kommt namentlich au den gr�sseren Arterien vor, indem die verdickten Wandschichten sich narbenartig zu�sammenziehen. Ueberhaupt k�nnen Stenosen der Gef�sse laquo;Angiostenosen gt;, (von to dyye'ov das Gef�ss und orsCvsiv verengern), entstehen durch:
1)nbsp; nbsp;Tonisirende Einfl�sse bei Verminderung des Seitendrucks (Arterien und Venen);
2)nbsp; nbsp;Krampfzust�nde (Arterien und Venen);
3)nbsp; nbsp;Organische Ver�nderungen, z. B. Xarbenstrictur etc. (bei Arterien, nur selten bei Venen);
4)nbsp; nbsp;Druck auf die Gefasswand, Ver�nderung des inneren Seitendrucks (bei Arterien, Venen und Capillaren).
Die Erweiterung der Gef�ssliclitung.
Die Erweiterung der Gef�sslichtung wird als Dilatatio oder Ektasie (von dilatare breiter machen, erweitern � *; i'xrccGig die Ausdehnung, sxTsi'vo) ausspannen, ausdehnen), bezeichnet. So weit dieselbe von den elastischen Elementen abh�ngt, ist sie stets in einer inneren Ver�nderung in einer Erkrankung der Gef�sse begr�ndet.
Gef�sse, welche arm an muskul�sen Elementen sind, oder derselben ganz entbehren, wie namentlich die gr�sseren Arterien, verschiedene Venen.
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sind h�ufiger solchen Erkrankungen ihrer elastischen Elemente ausgesetzt, als solche, welche reich an Muskelfasern sind. Erweiterungen der Gef�ss-lichtung entstehen stets in passiver Weise, indem die erkrankten Gef�ss-w�nde dem Seitendrucke des in sie einstr�menden, oder des in ihnen an�gestauten Blutes nicht hinl�nglichen Widerstand entgegenzusetzen verm�gen und so nach und nach sich ausbuchten.
Gef�ssei-weiterungen (resp. Angiektasien) werden verursacht durch:
1)nbsp; nbsp;Atonische Zust�nde in Folge von Ern�hrungsst�rungen (bei Arte�rien, Venen und Capillaren);
2)nbsp; nbsp;L�hmungszust�nde (bei Arterien und Venen);
3)nbsp; nbsp;organische Ver�nderungen, namentlich durch neoplastische z. B. durch Hypertrophie der Gef�sswand (bei Arterien, Venen und Capillaren);
4)nbsp; nbsp;Zunahme des inneren Seitendruckes, Verminderung des �usseren Druckes (bei Arterien, Venen und Capillaren).
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Thrombose und Emholie.
Mit dem Ausdrucke lt; Thrombose gt; bezeichnet man die Verstopfung eines Gef�sses durch urspr�ngliche oder eingewanderte Pfropfe, welche meist in den Blutgef�ssen selbst entstanden und nur selten in dieselben von aussen hineingerathen sind. Dieselben erzeugen je nach ihrer Grosse und ihrem Sitze Kreislaufsst�rungen in verschiedenen Graden und haben bei vollst�ndiger Verstopfung des Gef�sslumens eine g�nzliche Unterbrechung des Blutlaufs an der betroffenen Stelle zur Folge. Die Pfropfe oder Thromben entstehen am h�ufigsten in Folge von Blutgerinnungen. In solchen F�llen beginnt die Pfropfbildung in der Regel an der Wand des betrefi'enden Blut-gef�sses resp. an dem Endocardium des Herzens; nur da, wo von aussen fremde K�rper die Gef�ssw�nde perforiren und in das Lumen des Gef�sses hinein�ragen, gehen die Gerinnungen von allen Ber�hrungspunkten dieses K�rpers mit dem Blute aus. Der Thromb.is w�chst durch Anlagerung neuer Blut�gerinnsel, und kann endlich das Lumen des (thrombirten) Gef�sses ganz ver-schliessen, in letzterem Falle wird er ein lt; obstruirender gt; Thrombus ge�nannt. Mit zunehmender Apposition neuer Blutgerinnsel wird der Blutstrom immer mehr gehemmt. Nur selten gerinnt sogleich der ganze Inhalt eines Gef�sses; es kann dies geschehen bei Einwirkung gewisser chemischer Sub�stanzen. Schreitet die Gerinnselbildung �ber ihre Ursprungsstelle hinaus in der L�nge des Gef�sses weiter, so entsteht der sogenannte lt; fortgesetzte Thrombus gt;: derselbe reicht in der Regel bis zum n�chsten Seitenaste.
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In den Arterien ist das Waclistluun des Thrombus gegen die Peripherie des K�rpers, in den Venen dagegen nach dem Herzen zu gerichtet. Sehr ge-w�hnlich ist es, dass der Thrombus �ber die Grenzen seiner Ursprungs�stelle in der Richtung des Blutstromes sich fortsetzend, namentlich in den Venen und in den Herzohren, in ein bis dahin freies seitliches Gef�ss hineinw�chst. So bilden sich in den Herzohren zuweilen grosse (polyp�se) Blutpfr�pfe, welche bis in die Vorh�fe und selbst bis in die Herzkammern hineinreichen. Von kleineren Venen k�nnen Thromben als kolbige oder cylindrische Blutpfr�pfe bis in die Hauptst�mme hineinwachsen. Auch bei den Arterien kommt es vor, dass ein Thrombus �ber die n�chste Theil-ungsstelle des Gefdsses in der einen oder andern Art, oder in beide sich fortsetzt. Es kann aber auch das Wachsthum des Thrombus aufh�ren, bevor dieser den n�chsten Seiteuast des thrombirten Gefasses erreicht hat; selbst nach der Arterien-Unterbindung kann der Thrombus hinter der n�chsten Theilungsstelle des betreffenden Gefasses zur�ckbleiben. Bei der einfachen Venenligatur entstellt gew�hnlich zwischen der Ligaturstelle und dem Herzen ein kleiner Thrombus, der nur bis zu den n�chsten Klappen reicht.
Jeder Thrombus eines Seitenastes wird ein lt; secund�rer oder fort�gesetzter gt; genannt, w�hrend der urspr�ngliche Thrombus, gleichviel ob derselbe gross oder klein ist laquo;primitiver oder autochthonerraquo; heisst.
In den Arterien wird das durch den Thrombus angestaute Blut durch den collateralen Kreislauf abgef�hrt.
In der ersten Zeit hat jeder obstruirende Thrombus ganz die Form der Lichtung seines ihn umschliessenden Gefasses. Sein dem Herzen zu�gekehrtes Ende ist sowohl in den Arterien, als auch in den Venen stets rundlich kegelf�rmig. Bald treten an dem Thrombus Ver�nderungen ein, welche von seiner Mitte ausgehen und auf Form und Consistenz desselben umgestaltend einwirken; dieselben sind zum Theil als einfache Folgen der Austrocknung (Inspissatio) zu betrachten. Aber auch au der Wandseite macheu sich Ver�nderungen bemerkbar, die indess auf Durchfeuchtung be�ruhen. An der Wand wird der Thrombus stets von durchsickerndem Blutserum besp�lt und allm�lig in eine braunr�thliche Masse umge�wandelt , deren fl�ssige Theile mit dem Blutstrome fortgesp�lt werden. Die aufgel�sten Theile haben keinen delet�ren infecti�sen Charakter und schaden somit nicht, insofern sie nicht gr�ssere Partikelchen enthalten, welche sich an irgend einer Stelle einkeilen und den nachher zu besprechen�den Znstand der laquo; Embolie gt; verursachen. Kleinere Thromben m�gen in Folge von Erweichung vielleicht wieder ganz beseitigt werden k�nnen, indess fehlen bis dahin derartige Beobachtungen. Die gr�sseren Thromben verfallen nach der Inspissation der puriformen Erweichung; dieselbe beginnt
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damit, dass die rotlien Blutk�rperchen ihren Farbstoff an die �usseren Schichten des Thrombus abgeben, aus welchen ein Theil desselben durch die Gef�sswand diffundirt, von wo er in das benachbarte Gewebe gelangt und hier resorbirt wird. Mit diesen Prozessen ist selbstverst�ndlich eine Entf�rbung des Thrombus, namentlich im Inneren verbunden. Die ent�f�rbten Blutk�rperchen zerfallen demnach ziemlich schnell und vollst�ndig, indem ihre fl�ssigen Bestand the ile auf demselben Wege entweichen' wie der Blutfarbstoff. Nur die Eiweissk�rper derselben bleiben als kleine f�rb- und formlose K�rper zur�ck, welche Aehnlichkeit mit Eiter haben, wesshalb diese Ver�nderung den Namen der puriformen erhalten hat. In dem um�gebenden Fibringerinnsel treten demnach chemische Zersetzungsprozesse auf, in Folge deren die Fibrillen des Faserstoffes in einen feinen, k�rnigen Detritus zerfallen; dieser Zerfall schreitet von innen nach aussei! immer mehr fort, bis schliesslich die Detritusmasse die innere Gef�sswand ber�hrt, dieselbe in Entz�ndung und Eiterung versetzt. Die Zerfallsmasse kann sich nach aussen Bahn brechen, was indess nie an der j�ngsten Schuht des Thrombus geschieht, weil diese durch fortw�hrende Anlagerung sich stets erneuert. Steht der Thrombus mit einer seitlichen Oeftimng des Gef�sses in Verbindung, wie z.B. bei Aderlasswunden, so entleert sich die eiter-�lmliche Masse des aufgel�sten Blutpfropfes durch diese und stellt die sogenannte Aderlassfistel (Aderfistel) dar. Die aus der Fistel�ffnung ent�leerte Fl�ssigkeit ist aber nicht wirklicher Eiter, sondern nur macroscopisch dem Eiter �hnlich. Nur bei einer eiterigen Entz�ndung der Gef�sswand (Phlebitis suppurativa) kann der Zerfallsmasse des Thrombus wirklicher Eiter beigemischt sein. In F�llen, wo es nicht zur Entleerung kommt, findet entweder eine Einkapselung mit Verk�sung, oder eine Resorption der Zer�fallsmasse statt. Da diese nicht delet�rer Natur sind, so hat die puriforme Erweichung eines Thrombus in der Regel an und f�r sich ebenso wenig etwas Gef�hrliches, wie die Erweichung desselben an seiner Peripherie. Auch hier ist nur die Gefahr einer Metastase vorhanden, indem gr�ssere Partikelchen an der �usseren Schicht losgerissen und Veranlassung zu embolischen Processen werden k�nnen.
Weit gef�hrlicher ist dagegen die faulige Erweichung des Thrombus. Dieselbe entsteht leicht dann, wenn der Thrombus dem freien Zutritt der ausseien Luft zug�nglich ist, oder wenn die Gerinnung durch ein putrides Ferment bedingt wurde, oder wenn derselbe mit fauligen Stoffen in Ber�hrung kommt. Die faulige Zersetzung geht entweder von einem Punkte aus und verbreitet sich von diesem alhn�lig �ber den ganzen Thrombus, oder sie betrifft denselben von vornherein in allen seinen Theilen. In allen derartigen F�llen tritt eine sehr schmerzhafte Heizung
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lt;\ev Gef�sswaud und deren Umgebung, eine teigige Anschwellung (Oedem) in gr�sserer Entfernung und in Folge der Resorption der Jauche brandige Entz�ndung der Lymphgef�sse (Erysipelas gangraenosuin) ein. Zuweilen bricht die putride Masse nach aussen durch, indem eine dunkelbraunr�th-liche, chocoladefarbige Brandjauche entleert wird. So entsteht ein Fistel-canal, wie nach dem Durchbruch bei der puriformen Erweichung.
Die putride Thrombose ist besonders dadurch gef�hrlich, dass die ganze Blutmasse intidrt und dadurch Septicsemie erzeugt wird. Zu Embolien gibt dieselbe wegen des fast fl�ssigen Zustandes ihrer Zerfallsmassen seltener Veranlassung; wo dies indess geschieht, tragen auch jene von vorne herein den putriden Charakter an sich.
Bei Sektionen darf man nicht jede in den Gef�ssen vorgefundene Blutgerinnung als einen w�hrend des Lebens stattgehabten Vorgang be�trachten. Man muss stets ber�cksichtigen, dass Blutgerinnungen in den Gef�ssen weit h�ufiger nach dem Tode, als w�hrend des Lebens entstehen. Blutgerinnungen, welche nach dem Tode in den Gef�ssen zu Stande kommen, unterscheiden sich aber von den im lebenden Thiere entstandenen Gef�ss-thromben besonders dadurch, dass sie weicher, mehr .durchfeuchtet, gleich�artig gef�rbt, nicht geschichtet sind und weder das Lumen des Gef�sses vollst�ndig ausf�llen, noch auch der Gef�sswandung inniger anh�ngen.
Frische Thromben sind dunkelroth, weich, feucht und zeigen eine glatte, gl�nzende und gleiclnn�ssige Schnittfl�che. In dem Netzwerke des geronnenen Faserstofles sind die zahlreichen rothen Blutk�rperchen ein�gelagert, unter welchen einzelne farblose Blutk�rperchen sich befinden. Die �lteren Pr�pfe sind bleicher, deutlich geschichtet und meist nur in den j�ngeren Schichten r�thlich, in den �lteren rothgesprengelt und in den �ltesten Schichten grau oder gelblich. Dieselben liegen der Gef�sswand meist so fest an, dass beim Herausziehen des Propfes h�ufig ein St�ck desselben an der Wand sitzen bleibt. Die rothen Blutk�rperchen sind in einem solchen Pfropfe fast ganz verschwunden, w�hrend die woissen sich bedeutend vermehrt und zum Theil vergr�ssert haben.
Die Thrombose der Venen zeigt, so lange sie keine vollst�ndige Ver-schliessung des Gef�sskanales bedingt, in der Regel keine eigentlichen Symptome; nur zuweilen wird ein leicht entz�ndlicher Zustand der Gef�ss�wand bemerkbar. Aber auch die g�nzliche Verschliessung des Gef�sslumens kann ohne bemerkbare Erscheinungen verlaufen, wenn zur Ausgleichung der Kreislaufsst�rungen f�r den collateralen Abfluss hinl�nglich weite Anasto-inosen vorhanden sind; � oder wenn die Thrombose einen Verbindungsast betrifft, welcher f�r die Circulation nicht nothwendig ist. Da die colla-terale Circulation durch das gew�hnliche Freibleiben der kleineren Venen
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wesentlich erleichtert wird, so wird an oberfl�chlichen Venen die Ver��nderung h�chstens durch eine leichte Schmerzhaftigkeit angedeutet. Bei tiefer gelegeneu Venen geht der collaterale Strom gew�hnlich durch die oberfl�chlichen (cutanen und subcutanen) Venen, so dass die Hyperannie und Erweiterung dieser einen verwerthbaren diagnostischen Anhalt bieten.
Sind die Seitengef�sse verstopft, so dass ein ausreichender Collateral-lauf sich nicht entwickeln kann, so entsteht ein schmerzhaftes Oedem oder freier Hydrops wie namentlich bei Gef�ssverstopfung innerer Theile, so z. B. entsteht bei Thrombose der Pfortader in Folge narbiger Zusammen�ziehung der Leber (Lebercirrhose) Ascites stets sehr schnell, w�hrend bei Verstopfung von Gef�ssen an �usseren K�rpertheilen Oedem sich aus�bildet; es entwickeln sich die h�heren Grade einer ven�sen Hypememie, deren Erscheinungen unter Austritt von ser�ser Fl�ssigkeit aus den Gef�ssen oft bald wieder verwischt werden, so dass namentlich die oberfl�chlichen Theile eine anannische, teigige Beschafi'enheit erhalten. Wenn die ver�stopften Venen oberfl�chlich liegen, so erscheint im Verlaufe derselben in der Regel eine gewisse Schmerzhaftigkeit, welche aber auch ganz fehlen kann. Am regelmassigsten findet sie sich, wo die thrombirten Venen neben Nerven liegen. Immerhin bleibt die Schmerzhaftigkeit eine untergeordnete Er�scheinung des Oedems.
Die ser�sen Ergiessungen kommen in der Gegend der Capillaren und Venenwurzeln zu Stande, nicht an den Venen selbst. Es kann daher der ser�se Erguss unter Umst�nden weit von der thrombirten Vene entfernt erfolgen; derselbe stellt ein Transsudat von stark salziger Beschaffenheit dar und ist jedenfalls von dein Grade des Seitendruckes abh�ngig, indem durch den best�ndigen Nachschub von Blut aus den Arterien Fl�ssigkeit durch die gespannte und verd�nnte Gef�sswand hindurch gepresst wird.
Bekannte Zust�nde, in Folge deren Thrombose zu Stande kommt, sind zun�chst die Blutstockung und die ver�nderte Molecularattraction zwischen Blut und Gef�sswand.
Zust�nde, welche Thrombose in Folge von Blutstockung bedingen, sind:
1)nbsp; nbsp;Verengerung oder g�nzliche Verschliessung der Gef�sslichtung an einer Stelle (Ligatur, Druck durch Geschw�lste, Exsudate etc.)
2)nbsp; nbsp;Unterbrechung der Continuit�t der Gef�sse.
3)nbsp; nbsp;Erweiterung der Gef�sse und des Herzens.
4)nbsp; nbsp;Absolute Verminderung der Herzkraft (Marasmus),
Zust�nde, welche Thrombose in Folge ver�nderter Molecularattraction bedingen k�nnen, sind:
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1)nbsp; nbsp;Brand.
2)nbsp; nbsp;Erhebliche Ern�hrungsst�rungen der Gef�sswand, namentlich ent�z�ndliche.
3)nbsp; nbsp;Contact des Blutes mit fremden K�rpern.
Dass zwischen den Gef�ssen und dem in denselben str�menden Blute enge Beziehungen obwalten, wurde bereits fr�her hervorgehoben. Hier sei noch darauf aufmerksam gemacht, dass ganz besonders die Integrit�t und Yitalit�t der Gef�sswand es ist. durch welche das Blut in den Gef�ssen fl�ssig erhalten wird.
Jeder Pathologe weiss, dass an kranken oder l�dirten Stellen der Gef�ssw�nde Blutgerinnungen sich bilden, so z. B. auf verkalkten Herz�klappen, auf Unebenheiten oder Rauhigkeiten der Gef�sswand, bei athero-mat�sen Entartungen etc.; dass ferner in entz�ndeten oder nekrotisirenden Gef�ssen das Blut gerinnt u. s. w. Auch ein abnormer Zustand des Gef�ss-inhaltes z. B. puriforme Schmelzung eines Thrombus etc. versetzt die Gef�ss-w�nde in krankhaften Zustand. Wir sind gegenw�rtig noch weit davon entfernt, alle pathologischen Zust�nde der Gef�ssw�nde genau zu kennen, resp. zu erkennen, ob und in wie fern dieselben auf die Blutcirculation einen Eiufluss haben. Wir werden h�ufig in die Lage kommen, aus vor�handenen Circulationsst�rungen auf das Vorhandensein von Erkrankungen der Gef�sswand zu schliessen, selbst wenn der morphologische Befund dieser keine pathologischen Erscheinungen erkennen l�sst.
Die Thrombose der Arterien hat am meisten Bedeutung, wenn sie die Folge atheromat�ser Entartung derGef�sswand ist (s. Gef�sserkrankungen). Die Obturation kann dadurch zu Stande kommen, dass an der kranken Stelle der Gef�sswand (wandst�ndige) Gerinnsel sich bilden, welche in der Richtung der Peripherie allm�lig fortwachsen und auf ihrem Wege einen oder mehrere abgehende Arterienzweige an ihrer Ursprungsstelle verstopfen; es kann aber auch die kranke, bereits verengerte Stelle der Gef�sswand durch an-schiessende Gerinnsel selbst verstopft werden. In beiden F�llen geht der v�lligen Obturation erst Angiostenose einige Zeit voraus, wodurch die Collateralen allm�lig erweitert und so die Gefahren einer pl�tzlichen Gef�ss-verstopfung vermieden werden. Erstreckt sich indess die Gef�sserkrankung auch auf die Collateralen, so bleiben die �blen Folgen der Thrombose nicht aus. Dieselben bestehen zun�chst in Ischacmie der peripherisch gelegenen Theile; die consecutiven Zust�nde haben wir bereits besprochen.
Erkrankungen der Arterienwand und daraus folgende Thrombosen sind h�ufig auch Folge anderer pathologischer Processe benachbarter Organe oder Gewebe. So ist z. �. Brand und �lceration nicht immer die Folgei sondern auch �fter die Ursache von Thrombosen. Beim eintretenden Brande
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g�rinnt das Blut in den zuf�hrenden Gef�ssen h�utig und zwar in der Richtung von der Peripherie nach dein Centrum hin. In den seltenen F�llen, wo ein Brandheerd an eine grosse Arterie angrenzt und die Wan�dung derselben nach und nach so ver�ndert, dass eine Gerinnung des Blutes in dem betroffenen Gef�sse zu Stande kommt, hat die Arterienthrombose bedeutende Circulationsst�rungen zur Folge.
Verstopfungen von Arterien durch Druck von Seiten benachbarter Geschw�lste sind sehr selten, wenn gleich bedeutende Verengerungen h�ufiger durch selbige verursacht werden.
Die Folgen der Arterienthrombose sind vorzugsweise davon abh�ngig, ob das obturirte Gef�ss zahlreiche Anastomosen besitzt oder nicht; bei einem Gef�sse, das einen sehr isolirten Verbreitungsbezirk hat, ist kaum eine Ausgleichung der Circulationsst�rungen m�glich, w�hrend dieselbe durch Collaterallauf leicht zu Stande kommt, sofern die Seiten�ste f�r den Blut�verkehr often bleiben.
In Folge der Arteriellthrombose kommen bei l�ngerer Dauer derselben Hsemorrhagien vor, �ber deren Entstehen uns Cohnheim einige n�here Aufschl�sse gegeben hat. Dieselben erfolgen nur in solchen F�llen, wo das Blut l�ngere Zeit von einer Capillarprovinz und von den betreffenden Venenwurzeln abgeschlossen ist, sp�ter indess wieder in dieselbSn ein�str�mt. Es entsteht dann in den betreuenden Capillaren und Venen des abgesperrt gewesenen Gef�ssgebietes zun�chst Hypersemie und Aus�tritt von Blut durch die dilatirten Gef�sswanduugen, welche in Folge der l�ngere Zeit hindurch fehlenden Ber�hrung mit str�mendem Blute erkrankt sind und dadurch den Austritt von Blut per diapedesin gestatten. An Arterien, selbst an den kleinsten, kommt diese Erscheinung nicht vor.
Hat die Circulationshemmung eine gewisse H�he und Dauer erreicht. so sind Nekrose oder regressive Metamorphosen die Folgen derselben. Letztere tragen meist den Charakter der Erweichung an sich. Mit derselben ist immer ein allm�liges Absterben des betroffenen Gewebes verbunden, so dass es sehr schwer, zuweilen sogar unm�glich ist, zwischen der einfachen und der wirklich nekrotischen Erweichung zu unterscheiden. Bei nicht ausreichendem Collaterallaufe oder bei unvollst�ndigen Obturationen treten mein- einfache Atrophieen auf. Die Organe nehmen an Umfang ab, ihr Zusammenhang wird geringer und es stellt sich eine gewisse Welkheit ein, wie man solche am Herzen �fter findet.
Der einzige ganz g�nstige Ausgang ausgebreiteter Thrombose ist die Bindegewebsmetamorphose der Thromben, wodurch selbst eine partielle Herstellung des Gef�sscanales eintreten kann.
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Dieselbe kommt besonders in Arterienthromben zu Stande, indem die rothen Blutk�rperchen allm�lig verschwinden, -w�hrend die farblosen zahl�reicher werden und zu Spindelzellen auswachsen, welche mit einander in Verbindung treten und die faserige Intercellularsubstanz zwischen sich lassen. Das so entstandene Bindegewebe steht mit der Gef�sswand in inniger Verbindung und kann g�nzliche Verwachsung der Gef�ssw�nde mit einander (Obliteration) zur Folge haben.
Arterienpfr�pfe f�hren am h�ufigsten zu Bindegewebsneubildungen � Venenpfr�pfe zu Erweichung � Thromben in kleineren Gef�ssen und wahrscheinlich auch in den Capillaren zu blutigen Infarkten, Eiterungen und Verjauchungen in den Geweben und geben dadurch leicht zu weiteren Erkrankungen Veranlassung.
Die Prognose der Arterienthrombose ist von verschiedenen zum Theil uns schon bekannten Verh�ltnissen abh�ngiu. Das Auftreten heftiger Schmerzen, der Eintritt typh�ser Zust�nde, die Ausbildung regressiver Meta�morphosen und nekrotischer Processe, sowie die Einwirkung �usserer Sch�d�lichkeiten oder innerer �lterer Sch�den, sind in der Regel f�r die Beurtheilung des Ausganges bedeutungsvoller, als die St�rungen, welche von dem auf�gehobenen Gleichgewichte in der Blutvertheilung herr�hren.
Die Fibrincoagula der Aneurysmen (siehe diese), sowie manche Thromben er Venen werden allm�lig in homogene, knorpelartig dichte Massen ver�wandelt. Die bedenklichsten St�rungen k�nnen entstehen, wenn gr�ssere oder kle nere St�cke von dem centralen Ende eines Thrombus losgerissen und mit dem Blutstrome fortgef�hrt werden. Dieser nicht seltene Vorgang ist von Virchow lt; Embolie gt; *) - und das losgerissene Thrombusst�ck lt; Embolus gt; *) genannt worden. Am h�ufigsten tritt Embolie auf in Folge von Thrombose peripherischer Venen. Setzt n�mlich der Thrombus einer kleineren Vene �ber deren Ostium hinaus in den n�chsten Venenstamm sich fort, so wird der secund�re Thrombus *) unter Umst�nden weit dicker, als der prim�re. Je enger das Lumen der prim�r thrombirten Vene und je grosser der Venenstamm, in welchen sie m�ndet, um so bedeutender wird das Missverh�ltniss zwischen autochthonem und fortgesetztem Thrombus werden k�nnen. In demselben Masse, wie dies Missverh�ltniss zunimmt, wird die Gefahr einer partiellen oder g�nzlichen Losreissung des secund�ren Thrombus durch den Blutstrom sich steigern. Wird derselbe losgerissen, so
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*) r; efi�olrj das Hineinwerfen, der Einbruch, � o ifl�oXevg der Pfropf (von sfi��XXuv hineinwerfen, hineinschleudern). � 0 ^J-QO/.i�og der Klump, ein St�ck ge�ronnene Fl�ssigkeit � rj O-Qjfl�oaOtg das Gerinnenmachen (von 1/QOfl�ovv gerinnen machen).
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gelangt er mit dem Venenblute in das rechte Atrium und durch dieses und den rechten Ventrikel hindurch in die Lungenarterie. Je nach der Grosse des fortgef�hrten Thrombusst�ckes (Embolus) dringt derselbe mehr oder weniger tief in die Lungenarterie vor. In der Regel setzt er sich an irgend einer Theilungsstelle eines Lungenarterienastes fest, und zwar da, wo beide abgehenden Gef�sse zu klein sind, um den Embolus aufnehmen zu k�nnen. Ist derselbe sehr gross, so dass schon ein Hauptast der Lungenarterie durch ihn verstopft wird, so ist in der Eegel augenblickliche Asphyxie die Folge dieses Ereignisses. Je kleiner die losgerissenen Thrombusst�cke sind, um so weiter dringen sie in die Verzweigungen der Lungenarterie vor. Ganz kleine Emboli gehen bis in die feinsten Lungenarterienzweige und erzeugen von da aus die kleinsten, zuweilen railiaren Entz�ndungen des Lungenparenchyms.
Die Thatsache, dass in den Zweigen ein und derselben gr�sseren Arterie �fter eine Menge von kleinen embolischen Heerden derselben Art und des�selben Alters angetroffen werden, macht die Ansicht Virchow's sehr wahr�scheinlich, dass ein umfangreicher Embolus, welcher in einer entsprechend grossen Arterie eingekeilt ist, durch den best�ndig andringenden Blutstrom noch weiter zerst�ckelt werden kann, worauf die Tr�mmer in die Zweige des betroffenen Arterienastes entf�hrt werden.
Embolische Processe in den peripherischen Zweigen der Aorta kommen wohl meist dadurch zu Stande, dass im linken Herzen Krankheitszust�nde vorhanden sind, welche Gelegenheit zur Losreissung kleinerer oder gr�sserer Partikelchen bieten, wie z. B. Klappenulceration in Folge acuter oder chro�nischer Erweichung. Die Verstopfung erfolgt hier in ganz �hnlicher Weise, wie vorhin beschrieben worden ist; nur muss der Unterschied in der Be�schaffenheit der Emboli geb�hrend ber�cksichtigt werden. Staramen die�selben von einem Erweichungsheerde ab, so beg�nstigt ihre Kleinheit und Weichheit das Vordringen bis in die kleinsten Gef�sse in hohem Grade. Dadurch kann es zur Entwicklung der sogenannten Capillarembolie kommen. Dieselbe ist eine der wichtigsten Formen der Metastasen. Es k�nnen aber auch sehr feste Partikelchen, z. B. von verkalkten Herzklappen losgerissen werden und zu embolischen Processen Veranlassung geben; desgleichen Theilchen von solchen Arterienthromben, welche die Gef�ss-lichtung nicht ganz ausf�llen (Aneurysmen). Dass in allen diesen F�llen der embolische Process nicht Folge einer Wanderkrankung der verstopften kleinen Arterien, resp. Capillaren ist, dass vielmehr hier in loco die Emboli das Prim�re sind und secund�r Gef�sserkrankungen bedingen k�nnen, ist wohl selbstverst�ndlich.
Ber�cksichtigen wir jetzt Alles, was �ber Thrombose und Embolie
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quot;bisher gesagt wurde, so werden wir begreifen, dass die Ausg�nge der embolischen Processe sehr verschiedene sein k�nnen. So kann die Embolie in dem einen Falle fast ganz bedeutungslos und ohne nachtheilige Folgen verlaufen, w�hrend dieselbe in anderen F�llen bald einen haemoptoischen Infarct, bald Eiterung, bald Gangr�n oder Nekrose bedingt.
Die Therapie vermag bei Thrombose und Embolie nicht besonders viel zu leisten, da keine Mittel uns zur Verf�gung stehen, mit welchen wir die Aufl�sung und Zertheilung der Pfropfe bewirken k�nnen. Gleich�wohl ist in verschiedenen F�llen ein actives Eingreifen des Arztes noth-wendig.
Wo die Gef�sswand entz�ndliche Erscheinungen bietet, da ist die Neigung des Thrombus zu bleibender Organisation gering. In solchen F�llen ist ein antiphlogistisches Verfahren angezeigt. Oertliche Blutent�ziehungen, fleissige Anwendung der K�lte sind hier die Hauptraittel. Die Umgebung des thrombirten Gef�sses muss stets beachtet werden; delet�re Stoffe m�ssen, namentlich wenn die Gef�sswand verletzt ist, von der throm�birten Stelle m�glichst fern gehalten werden. Wo Gelegenheit zu der�artigen Ber�hrungen vorhanden ist, muss man die zersetzten Ausscheidungs�produkte m�glichst sorgf�ltig entfernen und antiseptische Mittel in Gebrauch ziehen; Waschungen eventuell Ausspritzung oder Bepinselungen mit Chlor�wasser, Phenylspiritus u. dergl., mit adstringirenden und anderen anti�septischen Mitteln sind �fter zu wiederholen. Auch allgemein e Blutent�ziehungen k�nnen nothwendig werden, namentlich bei asphyctischen Zuf�llen in Folge Thrombose gr�sserer Aeste der Lungenarterie.
Bei der ven�sen Thrombose werden gute und leicht verdauliche Nahrungsmittel, gelind erregendes Getr�nk, Ueberwachung, resp. Unter�st�tzung der Verdauung etc. gute Dienste zu leisten verm�gen.
Gegen erhebliche Schmerzen ist ebenfalls �rtlich streng antiphlogistisch zu verfahren, namentlich consequent K�lte anzuwenden; reicht man hiermit nicht aus, so m�ssen Narcotica hypodermatisch oder innerlich applicirt werden. Auch das Fieber verdient eine besondere Beachtung.
Unter allen Umst�nden ist Ruhe erforderlich, weil Bewegung den Organisationsvorgang hindert und selbst Zert�mmerung des Thrombus im
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haben kann.
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Die Blutungen.
Als Blutung, Hsemorrhagie (von ttlfia Blut und Qay^ Riss) bezeichnet man den Austritt von Blut aus seinen Gef�ssen. Nicht jede durch die Ge-f�ssw�nde austretende rothe Fl�ssigkeit, wie dieselbe bei localer und allge-
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meiner Blutzersetzung h�ufig in der |Nachbarschaft der Blutgef�sse ange�troffen wird, ist Blut oder ein lt; Extravasatraquo;; dieselbe wird vielmehr als Transsudat bezeichnet. Nur wenn alle wesentlichen Bestandtheile, feste und fl�ssige, des Blutes, also namentlich auch die rothen Blutk�rperchen in der austretenden Fl�ssigkeit enthalten sind, kann von Blutung gesprochen werden. Das Extravasat das heisst lt; ausserhalb der Gef�sse befindliches Blut jgt; (von gt;� extra raquo; ausserhalb und t vas gt; Gef�ss) kann mit anderen Stoffen, nament�lich mit exsudativen oder secretionellen gemischt angetroffen werden und wird dann im ersteren Falle ein hsemorrhagisches Exsudat, im zweiten Falle ein blutiges Secret genannt. Je nach der Menge des beigemischten Blutes wird in solchen F�llen das Exsudat oder Secret eine verschiedene Beschaffen�heit, namentlich eine bald mehr, bald weniger deutlich rothe Farbe zeigen. Die Zahl der beigemischten rothen Blutk�rperchen kann so gering sein, dass die ausgetretene Fl�ssigkeit nur noch eine gelbliche oder schwach-r�thliche F�rbung zeigt und dass nur mit H�lfe des Microscopes entschieden werden kann, ob dieselbe haemorrhagischer Natur ist, d. h. in Wirklichkeit rothe Blutk�rperchen enth�lt.
Je nach ihrem Sitze werden die Blutungen in innere und �ussere unterschieden. Da die inneren entweder gar nicht, oder nur zu einem geringen Theile nach aussen hervortreten, so k�nnen dieselben selbstver�st�ndlich weniger direkt erkannt werden, als die �usseren Blutungen, mit welchen wir es hier vorzugsweise zu thun haben. Je nachdem bei inneren Blutungen das Extravasat im Gewebe der K�rperorgane (zwischen den Gewebselementen) oder in vorhandenen H�hlen und Can�len ange�troffen wird, werden dieselben besonders benannt. So nennt man feinere Einsprengungen von Blut in die Gewebe laquo;Blutunterlaufung, Suffusion, Hyphaemie, haemoiThagisches Infiltrat, oder Ekchymoseraquo;; � reichlichere Blutansammlungen in H�hlen, welche in Folge Trennung des Zusammen�hanges der Gef�sswand entstanden sind, werden laquo;Blutknoten, hsemorrha-gischer Heerd, oder hajmorrhagischer Infarct gt; genannt. In neuerer Zeit hat man f�r diese Art von Blutung auch vielfach die Namen lt; Apoplexie, apoplectischer oder apoplectiformer Heerd raquo; gebraucht. Diese Bezeichnungen sind im Allgemeinen nichts weniger als gl�cklich gew�hlt, da dieselben nur dann passen, wenn mit der Blutung auch eine Functionsl�hmung verbunden ist. Letzteres geh�rt nothwendig zum Begriffe der Apoplexie, (ij dnonXr^Ca der Schlagfluss von dTtonX^aosiv niederschlagen, bet�uben!, aber keines�wegs nothwendig zum Begriffe der Blutung. Es gibt sogar gr�ssere Blu�tungen , welche ohne jede nennenswerthe Functionsst�rung verlaufen, z. B. Blutungen aus der Nase, ja selbst aus den Lungen u. dergl. mehr. Anderer�seits k�nnen hingegen pl�tzliche Functionsst�rungen (eigentliche Apoplexie)
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ohne eine Spur von Blutung zu Stande kommen (Apoplexia nervosa). Will man den Ausdruck lt; apoplectischer Heerd etc. gt; gebrauchen, so darf dies nur dann geschehen, wenn die vorhandene Blutung wirklich die Ursache einer pl�tzlichen Functionsst�rung ist.
Die Blutung wird in der Regel entweder nach dem betroffenen Organe,
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oder nach dessen Function benannt; so z. B. sagt man laquo; Lungenblutung oder Pneumorrhagie � oder besser Pneumonorrhagie raquo; (von itvsv(i(av,6 die Lunge und Qccy^,^ der Riss), laquo;Geb�rmutterblutung Metrorrhagia gt; (von raquo;; ^tqu die Geb�rmutter und (raquo;ayi'j) nach der Function sagt man z. B. c Blutharnen Hssmaturia oder Hsematuresis gt; (von ai/iia t6 das Blut und to ov^ov Urin,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ; '
Harn, otf^ffts Pissen, Harnen), wobei es allerdings unentschieden bleibt, ob die Blutung in den Nieren, den Harnleitern, der Harnblase oder der Harnr�hre ihren Sitz hat.
Gewisse Blutungen haben wegen ihres h�utigen Vorkommens (nament�lich beim Menschen) keinen weiteren speciellen Namen erhalten, sondern werden einfach mit dem Gattungsnamen bezeichnet. So z. B. heisst
lt;nbsp;Hsematocele gt; {afita Blut, x^Xrj der Bruch) w�rtlich Blutbruch; das Wortnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; : wird indess fast ausschliesslich nur zur Bezeichnung eines Extravasates im Hodensacke gebraucht; ferner wurde laquo; Epistaxis gt; (gegenw�rtig laquo;Hsemorr-
hagieraquo;), dagegen von den �lteren Schriftstellern (seit Hippocrates), ebensonbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; J
ausschliesslich nur f�r lt; Nasenblutung gt; gebraucht, w�hrend lt; inf�tagig raquo; eigentlich nur ein wiederholtes Tr�pfeln � und lt; alfio^ayCa raquo; Blutfluss bedeutet. Desgleichen bedeutet lt; aif.ioooo'i'c Plur. at^M^oidsg gt; eigentlich nur Blutfluss {aJna Blut, QhTr fliessen) und doch wird der Ausdruck
lt;nbsp;Hsemorrhoiden gt; ausschliesslich nur f�r Blutknoten am After oder f�r spontane Mastdarmblutungen gebraucht.
Die Art und Weise, wie Extravasate entstehen k�nnen, war bereits lange vor Christo bekannt. Schon Hippocrates (geb. 460 v. Chr.) spricht von verschiedenen Arten des Zustandekommens der Blutungen und De�metrius Poliorketes (geboren 337, gestorben zu Apamea am Orontes 285 v. Chr.) hat f�nf Modalit�ten des Eintritts von Blutungen angegeben, n�mlich, 1) per diabrosin (�ia�i�QcSaxetv durchfressen, zernagen) in Folge Zernagung; 2) per diseresin (StaiosTv theilen, trennen) in Folge Spaltung; 3) per diapedesin {StaTir^�r hin�berspringen � duxnrjdrjais das Durch�dringen des Blutes durch die erschlafften Gef�sse, Durchsickerung); 4) per rhexin (sect;rffvv^u und f�yvvca Fut. Qr/ita gewaltsam reissen, durchreissen) durch Zerreissung; und 5) per anastomosin (dvaarofiovv die M�ndung �ffnen, Passiv, sich ergiessen) durch Ausm�ndung; von diesen ist nur die letztere, welche auf einer falschen anatomischen Voraussetzung beruhte, zu streichen. Man glaubte n�mlich, dass an den Gef�ssenden eigenth�m-
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liehe M�ndungen (Stomata) vorhanden seien. Indess auch heute noch nehmen viele Forscher pr�formirte Oeffnungen in der Gef�sswand an (siehe �hle-Wagner, Allg. Pathologie, S. 227); diese anerkennen denn auch, wenn gleich in einem etwas anderen Sinne, die M�glichkeit der Entstehung von Blutungen per anastomosin. Die Heftigkeit der Blutung ist zum gr�ssten Theile von der Art ihrer Entstehung abh�ngig. Bei Blutungen per dia-pedesin erfolgt der Blutaustritt in so geringem Masse, dass derselbe mit blossem Auge gar nicht zu erkennen ist. Da nun bei der Diapedese, eine (wenn auch sehr unbedeutende) Continuit�tstrennung der Gef�sswand angenommen werden muss, so geh�rt dieselbe eigentlich zur Categoric der Rhexis, nichts destoweniger bleibt ihre Unterscheidung aus praktischen Gr�nden dennoch eine berechtigte. Bei der Diapedese ist die Continuit�ts-st�rung eine schneller vor�bergehende, die mehr ein Auseinanderweichen und Wiederzusammentreten der betreffenden Theile darstellt; �hnlich wie bei der Durchdringung derselben von einer feinen Nadel, einer Trichine u. s. w. (Ganz in derselben Weise, wie an Gef�ssen, vermag diese Erscheinung auch an benachbarten Theilen sich zu wiederholen, so class Blutk�rperchen aus der Gef�ss�ffiiung in benachbarte Zellen, Lymphgef�sse etc. eindringen k�nnen.) Somit ist ein wichtiger gradueller Unterschied zwischen der Diapedese und jeder anderen Form des Bluttaustrittes vorhanden. Es fragt sich nun, wie die Oeffnungen entstehen, durch welche die Blutk�rperchen bei dieser Hsemorrhagie hervortreten? Nacli den neueren Versuchen Colin-heim's muss angenommen werden, dass bei diesem Vorgange stets eine Gef�sserkrankung mit zu Grunde liegt, die allerdings nicht n�her erkenn�bar ist. Ueberhaupt sind die urs�chlichen Momente der Diapedese noch ziemlich unbekannt. � Blutungen per diabrosiu, per dkeresin und per rhexin k�nnen je nach der Grosse des verletzten Gef�sses und der in der Gef�ss�wand entstandenen Oeffnung bald in schwachem, bald in starkem Strahle erfolgen. Bei allen drei Entstehungsarten kann das Blut unter Umst�nden in so geringer Menge austreten, dass es nur tropfenweise hervortritt; man bezeichnet eine solche Blutung als lt;; stillicidium gt; (von stilla Tropfen und cadere fallen) oder als lt; staxis gt; (von i] ozuSig das Tr�ufeln). Ist der Blutstrom stark, so nennt man die Blutung einen Blutfluss oder �lutsturz laquo;Rhysisraquo; (von yvsiv tiiessen � /} yvoig das Fliessen, der Fluss).
Bei grossen Verletzungen der Gef�sswand kann das Blut selbst in r�ckl�ufiger Richtung der Oeifnung zustr�men, so dass es von beiden Seiten nach derselben hinfliesst.
Wenn bei Gef�ssen mit zusammengesetztem Bau, d. h. also bei Arterien und Venen mittleren und gr�sseren Calibers, die Verletzung nicht s�mmt-liche drei H�ute durchdringt, sondern nur die Intima, oder diese und die
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Media betrifft, so wird ein Extravasat im eigentlichen Sinne des Wortes selbstverst�ndlich nicht zu Stande kommen. Unter solchen Umst�nden kann Blut zwischen die Gef�ssw�nde sich einlagern und zwar im ersteren Falle zwischen Intima und Media, im letztern Falle dagegen zwischen Media und Adventitia. Diesen Zustand hat man mit verschiedenen Namen belegt: lt; Haemorrhagia intraparietalis gt;J lt; Extravasatum intraparietale gt;; nach
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K�lliker und Pestalozzi lt; Aneurysma spuriumraquo; oder nach Virchow laquo; disse-cirende Ektasie gt;. An gr�sseren Gef�ssen sind selbst betr�chtlichere
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Mengen von Blut zwischen Media und Adventitia zur Beobachtung ge�kommen, indem letztere den zerst�renden Einwirkungen h�utig lange Zeitnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' widerstand. Mit best�ndiger Zunahme des Extravasates wird indess die Adventitia dem Drucke schliesslich nicht mehr Stand halten k�nnen und dann durch Zerreissung derselben die Entleerung des Blutes in das Parenchym, oder an die Oberfl�che der betreffenden Organe oder Gewebe erfolgen. Bei grosser Dehnbarkeit der Adventitia kann dieselbe auf sehr lange Strecken von der Media abgel�st werden, wodurch relativ grosse Erg�sse zu Stande kommen (so namentlich an den Hirnarterien). Sind die intraparietalen Blutungen nicht umfangreich, so treten sie als Blut�streifen an der Gef�sswand hervor; selbige sieht man bei Sectionen �fter an den Lungen- und Milzgef�ssen. C
Eine intraparietule Hsemorrhagie kann nun auch durch die Vasa vasorum verursacht werden, wie dies namentlich am Herzen vorkommt, wenn dem Tode grosse St�rungen in der Lungencirculation vorangegangen sind. Die ven�se Stauung muss in solchen F�llen selbstverst�ndlich auch auf die Ern�hrungsgef�sse sich fortsetzen: dadurch entstehen, namentlich h�ufig am linken Herzen, besonders um die Basis und unter dem Endo�cardium mehr oder weniger grosse Ekchymosen.
Nach den Ursachen hat man die Blutungen als spontane und trau�matische unterschieden. Wodurch erstere bedingt werden, ist noch keines�wegs f�r alle F�lle bestimmt erwiesen. Sicher ist indess, dass bei gewissen Individuen eine gr�ssere Neigung zu spontanen Blutungen besteht, als bei anderen. Die Existenz einer haemorrhagischen Diathese erscheint dem�nach durchaus nicht zweifelhaft; worin aber der Grund derselben zu suchen sei, ist in vielen F�llen nicht so leicht zu ermitteln. Derselbe ist wahrscheinlich f�r alle F�lle in chronischen oder acuten Ern�hrungsst�rungen der Gef�ssh�ute gegeben, welche bald anatomisch mehr oder weniger leicht nachweisbar sind, bald nur aus der gest�rten Function erschlossen werden k�nnen.
Es darf nun ein anderer Umstand, der besonders f�r die Fortdauer einer eingetretenen Blutung von grosser Bedeutung ist, hier nicht uner-
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w�hnt bleiben, n�mlich die Beschaffenheit des Blutes selbst. Es ist klar, dass dieselbe einestheils f�r die Ern�hrung der Gef�ssw�nde von Be�lang ist und dadurch sowohl die Entstehung von Blutungen, als auch das Fortbestehen dieser beg�nstigen kann. Letzteres ist in zweifacher Weise m�glich. Es kann 1) die Contractilit�t der Gef�sswand in Folge der Er�n�hrungsst�rung vermindert sein, so dass die Oeffnung in den Gef�ssh�uten nicht in entsprechender Weise sich zusammenzieht; und 2) kann auch die Gerinnbarkeit des Blutes eine so mangelhafte sein, dass sich kein Thrombus bildet.
Ob die sogenannte Bluterkrankheit (Haemo- oder Haemorrha-philie) auch bei Thieren vorkommt, eventuell ob dieselbe bei diesen sowohl sporadisch, wie auch namentlich als Familienkrankheit auftrittt und als�dann besonders auf die m�nnlichen Nachkommen sich vererbt? wie dies beim Menschen der Fall sein soll � das alles sind Fragen, welche wir zur Zeit noch nicht beantworten k�nnen. Als Bluterkrankheit bezeichnet man n�mlich beim Menschen eine hajmorrhagische Diathese, welche sich durch eine ungew�hnliche Hartn�ckigkeit traumatischer Blutungen, sowie durch eine grosse Neigung zu reichlichen spontanen Blutungen zu erkennen gibt. Sowohl oberfl�chliche, wie auch interstitielle Hsemorrhagien f�hren bei den sogenannten Blutern immer eine grosse Lebensgefahr mit sich, weil auch selbst dann, wenn die Hsemorrhagie aus kleinen Gef�ssen erfolgt, die Blutstillung nicht immer gelingt und so der Tod in Folge Verblutung ein�tritt. Ich erinnere mich eines Falles aus meiner eigenen Praxis in den f�nfziger Jahren, der vielleicht hierhin geh�rt. Einein Pferde hatte ich ein Fontanell vor die Brust gelegt und demselben nach der gew�hnlichen Manier unter Bildung einer Falte die Haut an der betreffenden Stelle und in der erforderlichen L�nge durchschnitten. Die Blutung aus den kleinen Haut-gef�ssen war eine so anhaltende, dass ich mich zur Anwendung blut�stillender Mittel gen�thigt sah, nachdem bei'eits eine betr�chtliche Menge Blut abgeflossen war und ich anfing, wegen einer etwa m�glichen Ver�blutung Besorgniss zu bekommen. Die hierauf in Anwendung gezogenen styptischen Mittel wirkten keineswegs so schnell, als ich gehofft hatte; erst nach mehreren Stunden gelang es, die Blutung ganz zum Stehen zu bringen. Ich habe damals dieser Sache keine grosse wissenschaftliche Bedeutung beigelegt und dieselbe deshalb nicht so genau verfolgt, als ich dies jetzt thun w�rde.
Die hamiorrhagische Disposition ist meist in folgenden Verh�ltnissen begr�ndet:
1) Sie ist das Resultat der Gef�ssneubildung. Alle Gef�sse, gleichviel ob unter normalen oder pathologischen Verh�ltnissen entstanden, sind in
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der ersten Zeit zartwandiger und br�chiger als sp�ter; Trennungen des Zusammenhanges ihrer Wandungen erfolgen deshalb an j�ngeren Gef�ssen leichter, als an �lteren. Bei pathologischen Gebilden h�lt dieser Zustand im Allgemeinen l�nger an, als bei physiologischen. Es gibt aber auch physiologische Gebilde, deren Gef�sswand�ngen in der Regel f�r die ganze Lebensdauer d�nnwandig und zum Theil unvollkommen bleiben, so dass fast bei jeder st�rkeren Hyperssmie derselben auch eine Menge feiner Hfemorrhagieen in denselben zu Stande kommt. Ein solches Gebilde ist z. B. die Milz. Demnach kann man eine physiologische und eine pathologische Diathese unterscheiden und letztere wieder in eine allgemeine und eine locale trennen.
2)nbsp; Die H�ute gewisser Gef�sse erkranken in Folge anhaltender Steigerung des Seitendruckes. Es kann dadurch sowohl auf directem Wege Atrophie der Gef�ssh�ute zu Stande kommen, als auch zuerst Hypertrophie mit nach�folgender Degeneration der Gef�sswand auftreten.
3)nbsp; nbsp;Die H�ute gewisser Gef�sse sind atheromat�s entartet (siehe Ge-f�sserkrankungen) und dadurch weniger widerstandsf�hig.
4)nbsp; nbsp;Die hfcmorrhagische Disposition beruht auf Entz�ndungen, wie z. B. bei heftigen Catarrhen des Respirations-, Verdauungs- und Harn-Apparates, wo Bluthusten, blutige Diarrh�e, Haematurie u. s. w. folgen.
5)nbsp; Sie ist bedingt durch Ver�nderungen des Blutes, welche sowohl in quantitativen als qualitativen Mischungsver�nderungen, oder in fremdartigen Beimischungen z. B. mancher Salze, fauliger oder Secretstoffe u. s. w. be�gr�ndet sein kann. So finden wir z. B. beim Typhus, Milzbrand, Scorbut etc. eine Blutbeschaffenheit, welche zu Blutungen sehr disponirt.
F�r die Praxis ist es von Bedeutung, die Blutungen aus normalen Gef�ssen von solchen aus kranken Gef�ssen, sowie zwischen inneren und �usseren Blutungen zu unterscheiden. Bei letzteren, ebenso bei Hsemorrhagien an Schleimhautoberfl�chen und in das Canalsystem der Ausf�hrungsg�nge dr�siger Organe gelangt das Blut mehr oder weniger unver�ndert nach aussen. An Stellen, wo das Blut keinen directen Abfluss hat, wirkt das Extravasat in der Regel als hinl�nglicher Reiz, um Reactionen hervorzu�rufen, durch welche dasselbe entleert wird; so z. B. bei Lungenblutung Husten, bei Magenblutung Erbrechen u. s. w. Solche Reflexbewegungen k�nnen unter Umst�nden n�tzlich, in andern F�llen jedoch auch lebens�gef�hrlich werden; letzteres namentlich dann, wenn durch dieselben die Blutung unterhalten, gesteigert oder von Neuem hervorgerufen wird. Wo das Blut aus den Respirations- oder Verdauungsorganen resp. aus den Aus�f�hrungsg�ngen dr�siger Organe etc. entleert wird, ist dasselbe bald mehr
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bald weniger mit anderen Stoffen vermischt. � Die meisten Blutungen sidn lt;parencliymat�se gt;, d. h. weder rein arterielle, noch rein ven�se; indess kommen beide auch jede f�r sich allein vor. Die Farbe des Blutes ist keineswegs in allen F�llen entscheidend, ob eine Blutung eine arteri�se, eine ven�se oder eine parenchymat�se ist, weil stagnirendes Blut (selbst arterielles) bald dunkel wird, w�hrend dunkles (ven�ses) Blut, wenn es mit der Luft in Ber�hrung kommt, bald eine hellrothe Farbe annimmt, falls es nicht durch gewisse Krankheitszust�nde wie z. B. Typhus, Anthrax etc. seine Oxydationsf�higkeit verloren hat.
Wenn das aus den Gef�ssen getretene Blut nicht aus dem K�rper nach aussen gelangt, so kann dasselbe verschiedenen Ver�nderungen unter�liegen, welche je nachdem f�r den Organismus eine gute oder eine �ble Be�deutung haben. Das Extravasat kann in den Geweben oder in den K�rper�h�hlen entweder fl�ssig bleiben, oder, was weitaus das h�ufigste ist, es gerinnt. Geronnen gewesenes, dann erweichtes und bereits ganz ver�ndertes Blut hat allerdings �fter zu der irrigen Ansicht Veranlassung gegeben, das Extravasat sei fl�ssig geblieben. Ist dies in Wirklichkeit der Fall, d. h. gerinnt das Blut nicht, wenn es die Gef�sse verlassen hat, so sind folgende drei F�lle m�glich:
A.nbsp; nbsp;Das Blut wird wieder resorbirt, indem zun�chst das Serum in die Umgebung sich vertheilt, demnach die Blutk�rperchen sich aufl�sen, und ihren Farbstoff an die benachbarten Gewebe abgeben. Das Serum wird hierauf in der Regel alsbald resorbirt, w�hrend der Farbstoff noch lange, zuweilen sogar dauernd zur�ckbleibt. Die Resorption des Extravasates erfolgt vorzugsweise dann, wenn das fl�ssige Blut zwischen die Gewebe inflltrirt ist.
B.nbsp; nbsp;Das Blut dickt sich ein, indem die Blutk�rperchen alhn�lig die tiefste Stelle des Extravasates einnehmen. Auch in diesem Falle wird das Serum mehr oder weniger vollst�ndig resorbirt, so dass sp�ter an der betreffenden Stelle nur ein farbiger Beschlag zur�ckbleibt.
G. Das Blut geht in F�ulniss �ber.
Gerinnt das Blut, nachdem es die Gef�sse verlassen hat, wie solches in der Regel zu geschehen pflegt, so erfolgt sp�ter die Trennung in Cruor und Serum. Letzteres kann peripherisch oder central gelagert sein. In ersterem Falle wird es leicht resorbirt, w�hrend dasselbe, wenn es im Inneren des geronnenen Fibrin's eingeschlossen ist, lange Zeit zur�ck bleiben kann. Das Extravasat �ndert sich sp�ter in verschiedener Weise und zwar:
a. Es organisirt sich zu Bindegewebe, indem die weissen Blutzellen zu Spindelzellen auswachsen, welche mit ihren Ausl�ufern in Verbindung
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treten; w�hrend der Faserstoff direct in Bindegewebstibrillen sich ver�wandelt, die den Raum zwischen den Spindelzellen einnehmen. Man hat dieses gefasshaltige, meist zarte und verh�ltnissm�ssig in geringer Menge sich bildende Bindegewebe als lt; apoplectisches Narbengewebe gt; bezeichnet. In seltenen F�llen bleibt das Serum, wenn es im Fibrin central eingeschlossen wurde, in der neu entstandenen Bindegewebskapsel zur�ck; diesen Zustand hat man lt; apoplectische Cyste gt; genannt.
b.nbsp; Das H�matin wandelt sich in Pigment um, indem die Blutk�rperchen einzeln oder haufenweise einschrumpfen, oder indem ihr Farbstoff frei wird, in die Gewebe sich vertheilt und daselbst zun�chst eine diffuse F�rbung erzeugt; sp�ter schlagen sich K�rner nieder und endlich k�nnen Krystalle entstehen. Die diffusen Pigmente sind stets braun, roth oder schwarz und werden im Laufe der Zeit allm�lig resorbirt; die k�rnigen Pigmente sind gelb, braun, roth oder schwarz und verkleineren sich gew�hnlich etwas im Laufe der Zelt; die krystallinischen Pigmente sind gelbroth, roth oder schwarz und scheinen sich weiter nicht zu �ndern. Jedes Organ besitzt eine besondere Disposition zur Hervorbringung bestimmter Farben.
Sobald das Extravasat gerinnt, entstehen im sp�teren Verlaufe fast immer Bindegewebe und Pigment, die indess ein viel geringeres Volumen einnehmen, als das Extravasat und die beide allm�lig ganz betr�chtlich, ja bis zum Verschwinden abnehmen k�nnen.
c.nbsp; nbsp;Das geronnene Extravasat trocknet ein, verdichtet sich und ver�kalkt. Diese beiden lezteren Vorg�nge sind nicht h�ufig; denselben unter�liegen zuweilen grosse Extravasate in ser�sen H�hlen und in Schleimhaut�kan�len.
d.nbsp; Das geronnene Extravasat unterliegt, wenn gleich verh�ltnissm�ssig selten, der einfachen Erweichung. Dieser Vorgang ist im Ganzen ung�nstig, weil die Erweichungsprodukte leicht einen delet�ren Charakter annehmen. Audi disponirt eine solche Einschmelzung des Blutgerinnsels keineswegs in dem Maasse zur Eesorptiou (des Extravasates), wie man vielfach ange�nommen hat. Eine besondere Geneigtheit hiezu ist nur- dann vorhanden, wenn das Extravasat fl�ssig bleibt uud die Blutk�rperchen zuerst ihren Farbstoff abgeben, dann kleine dunkle K�rper in sich entwickeln, allm�lig immer mehr und endlich ganz verschwinden.
e.nbsp; nbsp;Wenn das geronnene Extravasat mit der �usseren Luft oder mit faulenden Stoffen in l�ngere oder anhallende Ber�hrung kommt, oder wenn ihm von Anfang an Fermentsubstanzen oder faulige Stoffe beigemengt waren, so tritt eine faulige Erweichung ein.
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Ein wirklich eiteriger Zerfall eines Extravasates scheint nicht vorzu�kommen ; dagegen kann im Umfange desselben ein Entz�ndungsprozess auf�treten, der bald zur Eiterung, bald zur Bindegewebsneubildung f�hrt. Im letzteren Falle wird das Exsudat abgekapselt; im ersteren kann entwer der Eiter sich dem Extravasate beimengen, oder es kann dies von seiner Um�gebung abgel�st und v�llig nekrotisirt werden.
Die Prognose ist von verschiedenen Verh�ltnissen abh�ngig, so dass dieselbe Blutung je nach Umst�nden eine sehr verschiedene Bedeutung hat. Es kommen hier besonders folgende Momente in Betracht:
1)nbsp; nbsp;Die Ursache, durch welche die vorhandene Blutung entstanden ist. Traumatische Blutungen sind bei sonst normalen Verh�ltnissen der Ge-f�sse und des Gesammtorganismus im Allgemeinen von geringerer Be�deutung, als Blutungen, welche die Folge einer hajmorrhagischen Diathese sind. Es kommt dann aber ferner in Betracht, ob diese Diathese eine chronische oder eine acute, eine allgemeine oder eine �rtliche, und im letzteren Falle, ob sie eine physiologische oder eine pathologische ist.
Bei acuter Diathese, z. B. bei Anthrax, Typhus etc. ist die Blutung an und f�r sich in der Regel weniger gef�hrlich, als die der Blutung zum Grunde liegenden Krankheitsprozesse.
2)nbsp; nbsp;Der Ort, an welchem die Blutung stattfindet. Innere Blutungen sind im Allgemeinen gef�hrlicher als �ussere, weil durch jene leichter Func-tionsst�rungen verursacht werden. Diese sind wiederum verschieden, je nachdem der eine oder andere Theil eines Organes oder Apparates von der Blutung betroffen wird. So z. B. ist eine Blutung an die Hirnoberfl�che viel weniger gef�hrlich, als eine solche in die Hirnsubstanz; eine Blutung in das Nierenhecken ist weit gef�hrlicher als eine solche in die Harnblase etc. Aber auch die Dignit�t der von der Blutung betroffenen Organe �berhaupt kommt wesentlich mit in Betracht; so z. B. sind Blutungen in das Gewebe der �usseren Haut weniger bedeutend als solche in das Gehirn, R�cken�mark, Lungen etc.
3)nbsp; nbsp;Die Menge des Blutverlustes. Dieselbe ist je nach der Thiergattung und Individualit�t von sehr verschiedener Bedeutung und h�ngt einestheils von dem Regnerationsverm�gen jener, sowie von dem Blutreichthum dieser im Wesentlichen ab. � Im Allgemeinen sind Blutungen aus grossen Gef�ssen gef�hrlicher, als aus kleinen. Gleichwohl k�nnen auch aus diesen gef�hr�liche Blutverluste zu Stande kommen, wenn n�mlich viele kleine Gef�sse gleichzeitig bluten (parenehymat�se Blutungen). Starke Blutverluste k�nnen abgesehen vom Orte des Ergusses und von der Entstehungsursache t�dtlich werden, w�hrend kleine Blutungen an und f�r sich nur bei langer Dauer
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oder durch h�ufige Wiederholung eine Gefahr f�r das betreffende Individuum bedingen. In allen F�llen, wo in k�rzerer oder l�ngerer Zeit viel Blut verloren geht, kann der Tod in Folge acuter oder chronischer Ansemie und Hydrsemie eintreten. Wird das Gewebe eines edlen Organes zertr�mmert, oder wird dessen Function durch Druck des Extravasates, oder durch Ver-schliessung der vorhandenen Can�le (z. B. in den Lungen durch Verstopfung der Bronchien) gest�rt, so kann der Tod apoplectisch erfolgen. Hierbei kommt wiederum in erster Linie die Dignit�t des betroffenen Organes mit in Be�tracht ; das Blutquantum, welches die Apoplexie hervorruft, kann je nach dem ein sehr verschiedenes sein.
4) Die Ver�nderungen des Extravasates. Dasselbe wird nur dann vollst�ndig resorbirt, wenn das Blut in die Gewebe infiltrirt und nicht ge�ronnen ist. Also nur in diesem Falle ist von einer eigentlichen Heilung die Kede. Indess lassen auch die meisten Metamorphosen des Exsudates so wenig organisirte Massen zur�ck, dass diese entweder gar keine oder nur sehr geringf�gige Funktionsst�rungen verursachen. Die Grosse des Extra�vasates ist hierbei selbstverst�ndlich von wesentlicher Bedeutung. Tritt eine faulige Zersetzung des geronnenen Blutes ein, oder entsteht in seiner Umgebung eine ausgedehntere Entz�ndung, so gestalten sich die Verh�lt�nisse ung�nstiger.
Bei Behandlung der Blutungen hat man zun�chst zu untersuchen, ob dieselben eine directe und absolute Lebensgefahr bedingen, oder nicht. Im ersteren Falle ist unter allen Umst�nden die Indication zur sofortigen Blut�stillung gegeben. Sogar bei kleineren Blutverlusten tritt diese Indication in den Vordergrund, wenn das betr. Individuum oder Organ selbst gegen solche sehr empfindlich ist. Bei spontanen Blutungen hat man die luemorrhagische Diathese allemal geb�hrend zu ber�cksichtigen, w�hrend bei traumatischen Blutungen diese Indication wegf�llt. Unbedeutende Ilamiorrhagien stehen meist von selbst; auch gr�ssere k�nnen unter gewissen Bedingungen (siehe Seite 166 und 196) spontan sich stillen. Ist dies geschehen, so hat der Arzt nur die Aufgabe, ihren Wiedereintritt zu verhindern und etwaigen ung�nstigen Zuf�llen, welche durch das vorhandene Extravasat hervor�gerufen werden k�nnen, m�glichst vorzubeugen.
Wo die Blutung Folge einer localen Hypersemie ist, kann die Unter�dr�ckung derselben nachtheilig sein, insofern dadurch die �rtliche Blut�ber�f�llung verl�ngert, oder eine Versetzung der Hyperaemie auf ein anderes, wichtigeres Organ stattfindet. Wenn demnach unter Umst�nden sogar die Wiederherstellung einer bereits unterdr�ckten Blutung nothwendig werden kann, so bleibt es gleichwohl eine Hauptaufgabe des Arztes, jede gr�ssere
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Blutung, namentlich bei anaeniischen oder hydnemischen Individuen, zur rechten Zeit zu stillen. Ausserdem muss m�glichst Sorge getragen werden, die etwa vorhandene fluxiou�re und hsemorrhagische Diathese zu mindern.
Die Blutstillung (Hsemostase) kann auf zwei verschiedenen Wegen zu Stande gebracht werden und zwar entweder durch Verschliessung der vor�handenen Gef�ss�ffnung oder durch g�nzliche oder theilweise Unterbrechung der Blutzufuhr zur blutenden Stelle. Jede H�lfe, welche in beiden Eich-tungen wirkt, ist bei dringender Gefahr besonders indicirt. Mittel, welche die Verschliessung des blutenden Gef�sses bedingen, werden laquo;styptischeraquo; oder laquo;obstrairendegt; genannt. Zu denselben rechnet man zun�chst die mechanisch wirkenden, wie Unterbindung, Durchscl�ingung der Gef�sse, Druck auf dieselben etc.; ferner die chemisch wirkenden, welche die Gerinnung des austretenden Blutes beschleunigen, wie z. B. alkoholische und adstringirende Stoffe, Gl�heisen u. s. w.
Bei manchen Geschw�lsten, Ulcerationen und Wucherungen kann eine zweckmassige Auswahl z. B. ein Aetzmittel, das Gl�heisen, die Ligatur etc. ausser der Blutung auch gleichzeitig die sie bedingende Diathese beseitigen. Andererseits werden die mit dieser Behandlung verbundenen An�tzungen und Zerst�rungen die Heilung verz�gern, wie dies auch durch die Einlagerung der entstandenen Verbindungen des Blutes mit den betreffenden Arznei�k�rpern geschieht. Die Mittel, durch welche die Blutzufuhr vermindert oder aufgehoben wird, sind namentlich solche, welche den Blutdruck herabsetzen, wie z. B. Blutentziehungen, Futterentziehung, die Erregung antagonistischer Hypersemien, besonders blutreicher Organe (Vermehrung der Darmausscheidung, Hautreize etc.); ferner sind hier alle Medicamente indicirt, welche die Th�tigkeit des Herzens vermindern (Digitalis, Aconit, Blaus�ure, die k�hlenden Mittelsalze u. s. w.). Andere Substanzen wirken, indem sie Gef�sscontractionen hervorrufen, wie z. B. Seeale cornutum, manche a;therisch-�lige und fl�ssige Stoffe, Sabina, 01. Terebinth. Creosot u. s. w. Auch haben verschiedene Salze, wie z. B. Chlornatrium, Natr. sulphuric. Magnes. sulphurica etc. bei innerlicher Anwendung sich einen grossen Ruf als Haemostatika erworben, ohne dass man bis jetzt bestimmt w�sste, wie diese Wirkung zu erkl�ren ist.
Bei spontanen Blutungen bietet die Beseitigung oder Minderung der hsemorrhagischen Diathese unter Umst�nden die meisten Schwierigkeiten. Entweder handelt es sich hierbei um �rtliche oder allgemeine Leiden, deren radicale Heilung in manchen F�llen nicht m�glich ist. Man muss dann durch eine entsprechende Prophylaxis Recidiven m�glichst vorzu�beugen suchen.
Ananuie und Hydriemie k�nnen sowohl als Ursache, wie auch als Folge-
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zust�nde von Blutungen die Aufmerksamkeit des Arztes in Anspruch nehmen. Gegen diese Zust�nde sind besonders die Eisenpr�parate und eine gute und gleichzeitig leicht verdauliche Nahrung indicirt.
Weiteres �ber die Behandlung der Blutungen bei der Wundheilung.
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C. Oertliche St�rungen der Ern�hrung.
Die Ern�hrung der einzelnen K�rpertheile beruht einestheils auf der best�ndigen Zufuhr von neuem Bildungsmaterial zu den Geweben und in der Assimilation desselben durch die Gewebselemente; anderntheils in einer entsprechenden Aufl�sung und Abfuhr verbrauchter Gewebsbestandtheile.
Als �rtliche Ern�hrungsst�rungen bezeichnet man demnach diejenigen Vorg�nge und Zust�nde, durch welche in dem normalen Stoffwechsel eines K�rpertheiles nach der einen oder nach der andern Seite hin das Gleich�gewicht gest�rt wird. Bekanntlich besitzen die Gewebe auf die im Blute kreisenden Stoffe eine verschiedene Anziehungskraft. Sind die in Folge derselben von den Geweben aufgenommenen Stoffe zu ihrer Ern�hrung geeignet, so werden bei einem Gleichgewichte in Aufnahme und Abfuhr die Ern�hrungsvorg�nge normal sein. Tritt indess eine St�rung dieses Gleichgewichtes ein, oder sind die von den Geweben angezogenen Stoffe zu ihrer Ern�hrung nicht geeignet, so treten St�rungen in der Ern�hrung auf, die je nach den ihnen zu Grunde liegenden Ursachen eine verschiedene Richtung und Bedeutung haben k�nnen.
Ern�hrungsstoiungen k�nnen demgem�ss mit Zunahme oder mit Ab�nahme des Volumens des betroffenen Theiles verbunden sein: sie k�nnen die Gewebselemente in Bezug auf ihre Qualit�t wesentlich unver�ndert lassen oder aber wesentlich ver�ndern; ja sie k�nnen sogar zum �rtlichen Tode der betroffenen K�rpertheile f�hren.
Die Massezunahme eines K�rpertheiles kann mit oder ohne numerische Vermehrung seiner Gewebselemente auftreten. Bleiben die histologischen Elemente der Zahl nach unver�ndert, so nennt man die Volumsvergr�sserung lt; Hypertrophie gt;; dieselbe wird laquo; Hyperplasie gt; genannt, wo eine numerische Vermehrung der Gewebselemente der Massezunahme zu Grunde liegt. Beide Zust�nde haben in ihrem �usseren Effect eine so grosse Aehnlichkeit mit einander, dass die Unterscheidung in der Regel nur mit H�lfe des Micro-skopes m�glich wird. Bei der numerischen Vermehrung der Gewebselemente k�nnen diese dem Typus des Matriculargewebes angeh�ren, oder von dem-
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selben verschieden sein; im ersteren Falle bezeichnet man den Zustand als
lt;nbsp;einfache Hyperplasie gt;, im zweiten Falle als lt; heteroplastische Hyperplasie oder auch hyperplastische Heteroplasie. gt;
Einfache Hypertrophien kommen an den Muskeln, Nerven, Epithelien, insbesondere an Dr�sen- und Bindegewebszellen, am h�ufigsten aber an Fettzellen vor. So z. B. verdicken sich die Primitivb�ndel eines Muskels in Folge massig erh�hter Leistung; das Herz wird hypertropMsch mit Zu�nahme der Widerst�nde in den Blutbahnen u. s. w.
Die Masseabnahme eines K�rpertheiles tritt entweder mit oder ohne numerische Verminderung der Gewebselemente auf. Nehmen diese nur an Volumen, nicht aber der Zahl nach ab, so nennt man den Zustand laquo; Atrophie gt; beruht die Volumsverminderung auf einer Zerst�rung der Gewebselemente (mit Detritusbildung), so wird der Prozess laquo;Nekrobiose gt; genannt. Als
lt;nbsp;Aplasie gt; aber bezeichnet man denjenigen Zustand, bei welchem ein nume�rischer Mangel an histologischen Gewebselementen urspr�nglich vorhanden ist. Diese ist demnach eigentlich ein Bildungsfehler, w�hrend Atrophie und Nekrobiose regressive Prozesse sind, durch welche regelm�ssig gebildete Theile ihre normale Beschaffenheit einb�ssen. Obgleich in diesem Punkte die beiden letzteren Prozesse �bereinstimmen, so sind sie doch in Bezug auf die Art der eintretenden R�ckbildung wesentlich von einander ver�schieden. Bei der Atrophie kann durch Herstellung einer normalen Er�n�hrung der verk�mmerten Gewebselemente eine restitutio ad integrum erfolgen, w�hrend diese bei Nekrobiose nur durch Neubildung gleich�artiger Gewebselemente eintreten kann. Wo die Ern�hrungsst�rung den �rtlichen Tod zur Folge hatte, bezeichnet man den Zustand als lt; Nekrose gt; u. s. w.
Bevor wir diese Ern�hrungsst�rungen n�her betrachten, wollen wir uns zun�chst mit einem Prozesse bekannt machen, der f�r die chirurgische Pa�thologie von der gr�ssten Wichtigkeit ist und Ern�hrungsst�rungen ver�schiedener Art bedingt. Es ist dies
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Die Entz�ndnug.
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Mit dem Worte lt; Entz�ndung gt; bezeichnet man einen Krankheitsprocess, der wegen seiner Complicirtheit sehr verschieden gedeutet und definirt worden ist, ohne dass es bis jetzt gelungen w�re, den vollen Begriff der�selben in einer kurzen Definition correct zusammenzufassen. Dieser Krank-heitsprozess ist wegen seiner ausserordentlichen Wichtigkeit f�r die ge-sammte Pathologie bereits seit fr�her Zeit fortgesetzt Gegenstand zahl�reicher Beobachtungen und Untersuchungen gewesen, ohne dass es bis heute
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gelungen w�re, alle bei demselben m�glichen Vorg�nge bestimmt zu er�kl�ren, wenngleich in den letzten Jahrzehnten sehr wichtige Entdeckungen gemacht worden sind, die unsere Erkenntniss in dieser Richtung bedeutend gef�rdert haben.
Der Name lt; Entz�ndung gt; wurde in den �ltesten Zeiten in die medi-cinische Wissenschaft eingef�hrt und ist wohl jedenfalls den allen acuten Entz�ndungen gef�sshaltiger �usserer Theile zukommenden Erscheinungen der gesteigerten Temperatur (Entz�ndungshitze) und der vermehrten R�the (beim Menschen) entnommen. In allen Sprachen finden wir f�r diesen Krankheitsprozess die gleiche Bezeichnung wieder und alle bisherigen Ver�suche, dieselbe durch ein Wort zu ersetzen, welches dem Wesen des Processes mehr entspreche, sind bis jetzt ohne den gew�nschten Erfolg geblieben, Es soll desshalb auch hier der Name lt; Entz�ndung gt; beibehalten werden, weil es einen passenderen nicht gibt. Auch soll von einer Definition des Begriffes der Entz�ndung abgesehen werden, weil es unm�glich ist, eine solche zu geben, die bei der w�nschbaren K�rze dennoch umfassend und correct w�re. Es d�rfte zweckm�ssiger erscheinen, die wesentlichen Ent�z�ndungsvorg�nge, so weit dieselben bis heute n�her gekannt sind, �ber�sichtlich und in m�glichst gedr�ngter Darstellung zu schildern. Dadurch wird am ehesten eine richtige und klare Einsicht in die Natur und das Wesen der Entz�ndung zu erlangen sein.
Je nachdem der Entz�ndungsprocess an K�rpertheilen auftritt, die Blut-gef�sse besitzen, oder an solchen, denen die Blutgef�sse fehlen, gestalten sich die Vorg�nge in entsprechender Weise verschieden. Wir werden diese sowohl an den gef�sshaltigen, wie auch an den gef�sslosen Geweben verfolgen m�ssen und wollen hier bei den ersteren anfangen.
Bei gef�ss- und bluthaltigen K�rpertheilen beginnt die Entz�ndung mit Hyperaemie des betreffenden Theiles; in ihrem weiteren Verlaufe f�hrt sie stets zur Exsudation, nicht selten auch zur Eiterung, Neubildung oder zu verschiedenen Ver�nderungen, ja selbst zum Untergange der betroffenen Gewebe. Demgem�ss hat die Entz�ndung bald nur eine geringere, bald eine gr�ssere St�rung, bald sogar eine vollkommene Destruction mit g�nz�licher Aufhebung der Function zur Folge.
Schon Celsus (Aulus Cornelius), der unter der Regierung des r�mischen Kaisers Tiberius in den ersten Decennien nach Christus seine acht auf uns gekommenen B�cher lt; de medicina gt; schrieb, bezeichnete als die wesent�lichsten klinischen Merkmale der Entz�ndung (inflammatio) folgende vier:
Calor, Rubor, Tumor und Dolor, also: Hitze, R�the, Geschwulst und Schmerz. F�gt man die Functionsst�rung noch hinzu, so w�re damit gewissermassen eine klinische Charakteristik der Entz�ndung gegeben.
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Die.Entz�ndungshitze (Calor), resp. die Temperatursteigerung im entz�ndeten K�rpertheile wird einestheils durch den gr�sseren Blutreich-thum, und bei fieberhaften Entz�ndungen auch durch die allgemein ver�mehrte Blutw�rme, � anderntheils durch den local gesteigerten Stoffwechsel bedingt. Diese �rtliche Temperatiirsteigerung kann drei bis vier Grad Celsius betragen, scheint iudess, soweit genaue Beobachtungen reichen, die allge�meine Blutw�rme im Inneren (namentlich im Herzen) des Individuums nie zu �bersteigen. (Der untersuchenden Hand des Thierarztes erscheint die Temperaturdifferenz zwischen gesunden und entz�ndeten Geweben zuweilen viel bedeutender; dies ist namentlich der Fall bei heftigen, acuten Ent�z�ndungen der Haut oder solcher Theile, welche nahe der �usseren Ober�fl�che des K�rpers gelegen sind). Die Hypersemie wird durch denselben Heiz hervorgerufen, der auch die Entz�ndung verursacht; sie erm�glicht den gereizten, in st�rkerer Action befindlichen Gewebselementen die ver�mehrte Aufnahme von Bildungsmaterial. Indem dieselben mehr Blutbestand-theile aus den Gef�ssen anziehen, wird der Stoffwechsel und die Temperatur in loco gesteigert. Wo die allgemeine K�rpertemperatur fieberhaft erh�ht ist, da wird selbstverst�ndlich auch die Temperatur des entz�ndeten K�rpertheiles einen h�heren Grad erreichen k�nnen, als in solchen F�llen, in welchen die Entz�ndung ohne Fieber verl�uft.
Die Entz�ndungsr�the (Rubor) beruht immer auf einem gr�sseren Blutreichthume des entz�ndeten Theiles und variirt in verschiedenen Graden. Bei unseren Hausthieren ist dieselbe wegen Pigmentirung und Behaarung der Haut weniger deutlich wahrzunehmen, als beim Menschen; nur an �usserlich gelegenen Schleimh�uten und an solchen K�rperstellen, wo die Haut d�nn behaart und wenig oder gar nicht pigmentirt ist, tritt die K�the bei Entz�ndungen der allgemeinen K�rperdecke oder von K�rper-theilen, welche in der N�he der K�rperoberfl�che liegen, mehr oder quot;weniger deutlich hervor. Die Verschiedenheit der R�the bietet f�r die Beurtheilung des Charakters der Entz�ndung keine zuverl�ssigen Anhaltspunkte.
Die Entz�ndungsgeschwulst (Tumor) wird einestheils durch den gr�sseren Blutreichthum und durch Schwellung der Gewebselemente, andern�theils durch Ex- und Transsudate, sowie durch Zellenwucherung, resp. Neubildung und Einwanderung von Lymphzellen bedingt.
Der Entz�ndungsschmerz (Dolor) wird vorzugsweise durch Druck und Spannung der Nerven, wahrscheinlich auch durch St�rungen in der Ern�hrung, sowie durch die urs�chlichen Entz�ndungsreize und durch die Entz�ndungsprodukte (pyrogene Substanzen) verursacht. Alle diese Verh�lt�nisse wirken auf die feinen Nerven-Fasern und -Enden, deren Sensibilit�t ohne diess schon gesteigert ist, als Reize ein. Der Grad des Schmerzes ist
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demnach von dem Grade der Entz�ndung, vom Nervenreichthume des ent�z�ndeten Gewebes, von der St�rke des Druckes, welchen das zwischen die Gewebselemente gesetzte Exsudat aus�bt, und von der Eeizbarkeit des erkrankten Individuums abh�ngig.
Die Funktionsst�rung ist die nothwendige Folge der Ern�hrungs�st�rungen und der Ver�nderung der anatomischen Verh�ltnisse des ent�z�ndeten Theiles. Dieselbe ist entweder in verschiedenen Graden vermindert oder ganz aufgehoben, so z. B. functionirt eine entz�ndete Dr�se gar nicht oder unvollkommen, ein entz�ndeter Muskel contrahirt sich nicht, die ent�z�ndete Cornea ist weniger oder gar nicht durchsichtig u. s. w. Auch treten in Folge von Entz�ndung �fter Ver�nderungen in der Funktion ein, welche Pieflexerscheinungen, so z. B. bei Nasencatarrh: Niesen, bei Kehlkopfcatarrh: Husten und Heiserkeit, bei Mastdarmentz�ndung: Tenesmus, bei Harnblasen�entz�ndung: Blasenkrampf etc. hervorrufen. Obgleich demnach die Funk�tionsst�rung ein wichtiges Symptom der Entz�ndung ist, so ist sie doch kein pathognomonisches Zeichen derselben, da sie auch allen anderen �rtlichen Ern�hrungsst�rungen zukommt.
Wir wollen nun zun�chst die bei der Entz�ndung eintretenden localen Ver�nderungen der Reihe nach etwas n�her verfolgen.
Auf die Einwirkung eines hinl�nglich starken Entz�ndungsreizes erfolgt zun�chst eine gleichm�ssige Erweiterung, sowie eine bedeutende Verl�ngerung der Arterien des betroffenen K�rpertheiles, welche Vorg�nge an der ge�reizten Froschzunge in etwa 2 Stunden ihren H�hepunkt erreichen und wodurch die Arterien etwa auf das Doppelte ihres normalen, �mfanges anschwellen. Die Erweiterung der Venen erfolgt viel langsamer, kann indess denselben H�hegrad erreichen, wie die Erweiterung der Arterien; eine Verl�ngerung derselben macht sich dagegen nicht bemerkbar. Die Stromgeschwindigkeit in den Blutgef�sseu des entz�ndeten Gewebes ver�mindert sich im Verlaufe von einigen Stunden so bedeutend, dass man die einzelnen Blutk�rperchen unterscheiden kann. An die Intima der Venen lagern sich allm�lig immer mehr weisse Blutk�rperchen an, bis sie schliess-lich die ganze innere Peripherie der Gef�sswand bedecken. Nach einiger Zeit erscheinen dann an der Aussenwand der Venen kleine Erhebungen, welche allm�lig grosser werden und schliesslich von der Vene sich abl�sen. Es sind dies weisse Blutk�rperchen, welche durch die unverletzte Gef�ss-wand hindurch in die umliegenden Gewebe einwandern. Dieser Vorgang tritt nun aber weder bei allen Thieren, noch an allen Venen gleich schnell auf, sondern kommt bald schon nach einer halben Stunde, bald erst nach mehreren Stunden zur Beobachtung. Um dieselbe Zeit, wo die Arterien und Venen sich erweitern, tritt auch eine Erweiterung der Capillaren
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ein, welche aber niemals den Grad der Arterien- und Venen-Erweiterung erreicht, sondern sich stets auf 7/o bis 5/i des normalen Umfanges beschr�nkt. Der Blutstrom in den Capillaren ist stellenweise verlangsamt oder ganz sistirt, w�hrend derselbe an andern Stellen best�ndig mit normaler oder sogar vermehrter Geschwindigkeit fortbesteht. Fr�her glaubte man, dass bei jeder Entz�ndung eine Blutstockung (Stasis) in den Capillaren des ent�z�ndeten Theiles vorhanden sei. Eine solche Stase kann indess nicht in grossem Umfange und f�r l�ngere Zeit bestehen, ohne dass Brand die noth-wendige Folge ist. Die massenhaften Ex- und Transsudate, welche z. B. bei Pleuritis �fters angetroffen werden, k�nnten bei andauernder Blut�stockung in den Capillaren selbstverst�ndlich nicht zu Stande kommen; schon aus diesem Umst�nde allein ergibt sich, dass die Stasis nicht nothwendig zur Entz�ndung geh�rt. Es ist aber auch durch genaue microscopische Beobachtungen entz�ndeter Theile nachgewiesen worden, dass Stasen gew�hnlich bei Entz�ndungen fehlen. Dieselben sind vorzugs�weise asthenischen und torpiden Entz�ndungen eigen, die mit einer geringeren Energie der Herzaction und mit Neigung zur Mortification des Gewebes verlaufen. � Durch die Capillargef�sswand treten ebenfalls weisse Blut�k�rperchen hindurch und wandern in die benachbarten Gewebe ein. Neben ihnen gelangen, wenn gleich in geringerer Anzahl, auch rothe Blutk�gelchen nach aussen; dieselben haben indess keine selbstst�ndige Bewegung und werden w�hrend ihrer Einkeikng in die Gef�sswand nicht selten durch den Blutstrom zerrissen, so dass nur ein Theil derselben nach aussen gelangt, w�hrend der andere Theil von dem Blute weiter getragen wird.
In Folge dieser Vorg�nge findet man nach einigen bis 24 Stunden die Capillaren gewissermassen in Blutk�rperchen eingebettet. Die farblosen bleiben indess nur kurze Zeit in der N�he der Gef�sse liegen, sie werden jedoch w�hrend der ganzen Dauer des Prozesses stets durch neu austretende wieder ersetzt. Gleichzeitig tritt auch Serum und Plasma durch die Gef�ss�wand hindurch, welches letztere bei seiner Gerinnung die rothen Blut�k�rperchen einschliesst. Diese entfernen sich nur in Folge einer st�rkeren Exsudation von den Gef�ssen, da sie keine selbstst�ndige Bewegung be�sitzen. Die weissen Blutk�rperchen hingegen kriechen selbstst�ndig in den Geweben weiter, indem sie nach Art der Am�ben Forts�tze aussenden und diesen die �brige K�rpermasse nachziehen.
Fassen wir nun die wesentlichsten Momente einer acuten Entz�ndung gef�sshaltiger Theile zusammen, so ergeben sich als solche: Hypersemie, Unregehn�ssigkeiten im Blutstrome, Exsudation von Serum und Faserstoff, sowie Auswanderung von Blutk�rperchen, namentlich farblosen.
Die Entz�ndung kann in diesem Stadium zur�ckgehen, oder es folgen
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den bisher erw�hnten noch andere Vorg�nge (Neubildung, Degeneration), die wir sp�ter n�her besprechen werden. Im ersteren Falle wird das Exsudat resorbirt, die farblosen Blutk�gelchen wandern in Lymphgef�sse ein und werden so dem Blutstrome wieder zugef�hrt, w�hrend die rothen Blutk�rperchen in der fr�her angegebenen Weise zerfallen.
An gef�sslosen Theilen stellt sich zun�chst eine vom blossen Auge be�merkbare Tr�bung und Schwellung ein, die mit einer vermehrten Zellen-proliferation in den Geweben verbunden ist. Alsbald aber treten in den n�chsten Gef�ssen �hnliche Erscheinungen auf, wie die vorhin beschriebenen, so dass um die entz�ndete Stelle ein sogenannter Entz�ndungshof sich bildet, von dessen innerer Peripherie aus reichlich weisse Blutk�rperchen in den gef�sslosen Entz�ndungsherd einwandern, insofern das Gewebe dies gestattet. Die Ansammlung von jungen Zellen kann in Folge dessen so bedeutend werden, dass das urspr�ngliche Gewebe durch dieselben ver�nichtet wird. Bei der Entz�ndung der Knorpel, (siehe Krankheiten der Knorpel), sind die Vorg�nge, welche die Entz�ndung gef�ssloser Gewebe kennzeichnen, ausf�hrlicher geschildert.
Die Exsudation ist der wichtigste Vorgang bei der Entz�ndung und fehlt bei derselben nie, obgleich sie der Quantit�t und der Qualit�t nach eine sehr verschiedene sein kann. Sie ist nicht selten die erste und an inneren K�rpertheilen manchmal die einzige Ver�nderung, durch welche die Entz�ndung post mortem nachgewiesen werden kann. Quantit�t und Qualit�t des Exsudates sind wesentlich abh�ngig von dem Grade und dem Charakter der Entz�ndung, sowie von der Beschaffenheit der betroffenen Gewebe und des Blutes.
Eingetheilt werden die Exsudate in der Regel nach ihrem Sitze und nach ihrer Qualit�t. Dem Sitze nach unterscheidet man: das freie Exsudat, das interstitielle oder infiltrirte Exsudat und das parenchymat�se Exsudat.
1)nbsp; nbsp;Das freie Exsudat findet sich auf den freien Oberfl�chen der ver�schiedenen H�ute; dasselbe reiht sich den normalen Secreten zun�chst an.
2)nbsp; nbsp;Das interstitielle oder infiltrirte Exsudat findet sich zwischen den Gewebselementen, welche es, wenn sie weich sind, zertr�mmert; sind da�gegen die Gewebe fester, so dr�ngt es die Elemente nur auseinander.
3)nbsp; nbsp;Das parenchymat�se Exsudat sitzt in den Gewebselementen selbst, vorzugsweise in Epithel- und Dr�senzellen jeder Art, sowie in Bindegewebs�und Knochenk�rperchen. Durch dasselbe quellen die Zellen auf, ihr Inhalt nimmt zu und wird durch Eiweissmolec�le st�rker getr�bt, als im Normal�zustande. Diesen Zustand bezeichnet man als lt; albumin�se Infiltration gt;. Streng genommen ist diese tr�be Schwellung der Gewebselemente (vergleiche die Vorg�nge bei der Knorpelentz�ndung) weder eine Infiltration, noch ein
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Exsudat, sondern das Resultat einer gesteigerten Aufsaugungsth�tigkeit der Zellen, einer nutritiven Irritation dieser. Das Besondere des betreffenden Zustundes wird durch die Bezeichnung Virchow's lt; parenchymat�se Schwel�lungraquo; richtiger ausgedr�ckt. Nur insofern, als das von den Zellen aufge-noimnene Material fr�her die Gef�ssw�nde passirt hat, kann von einem Exsudate die Rede sein.
Nicht selten findet man zwei, ja selbst alle drei Arten des Exsudates zu gleicher Zeit in demselben Organe.
Die Quantit�t des Exsudates ist vorzugsweise abh�ngig von der In�tensit�t der vorhandenen Entz�ndung, sowie von der Beschaffenheit der betroffenen Gewebe und des Blutes, resp. von der Qualit�t des Exsudates.
Mit R�cksicht auf die Qualit�t unterscheidet man: ser�se, schleimige, eiterige, blutige, fibrin�se, croup�se, diphtheritische und gemischte Exsudate.
11 Das ser�se Exsudat ist von dem Blutserum nur dadurch unter�schieden, dass es �rmer an Eiweiss dagegen reicher an Wasser und gew�hn�lich durch einzelne farblose Blutk�rperchen, seltener durch andere zellige Elemente, durch kleine Faserstotftheilchen, oder durch Fetttr�pfchen ge�tr�bt ist.
2)nbsp; nbsp;Das schleimige Exsudat ist in Bezug auf Consistenz dem Schleime entweder gleich, oder es ist dicker, meist indess d�nnfl�ssiger als nor�maler Schleim. Dasselbe kommt am h�ufigsten an Schleimh�uten vor und bestellt aus den von den Schleimhaut- und Schleimdr�sen-Epithelien in ver�mehrter Menge producirteu Schleimk�rperchen *) und Schleimfl�ssigkeit, sowie aus Blutzellen und Fl�ssigkeiten, welche aus den betretl'enden Blut-gef�ssen stammen.
3)nbsp; nbsp;Das eiterige Exsudat schliesst sich den beiden sub 1 und 2 ge�nannten an; es zeichnet sich im Wesentlichen nur durch einen gr�ssereu Gehalt an farblosen Blutzellen resp. Eiterk�rperchen vor jenen aus. Da alle Exsudate diese Zellen in geringerer Menge enthalten, so gibt es keine feste Grenze;quot; an welcher man anfangen muss, dieselben als eiterige zu bezeichnen. In quot;Folge dessen sind dann noch die Uebergangs-Bezeich-nungen entst�nden, ser�s-eiteriges, schleimig-eiteriges Exsudat u. s. w. Aussei- den Eiterk�rperchen enth�lt der Eiter in der Regel auch einzelne rothe Blutk�rperchen, freie Kerne und zuf�llige Beimischungen, wie z. B. Epithelien, Gewebstriimmer etc.
Bei etwas l�ngerer Dauer ist die Eiterung ein h�ufiger und wenn
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�) Das Schleimk�rperclieii ist eine grosse Eundzelle mit einem grossen Kerne und einem deutlichen Kucleolus: es ist der einkernigen Lymphzelle �hnlich.
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Substanzverluste gedeckt werden sollen, ein regelmassiger Ausgang der Ent�z�ndung. Je nachdem nun die Eiterung an den Oberfl�chen der H�ute oder im Innern ihrer Lederhaut, oder aber im Parenchym der verschiedenen Organe auftritt, werden die weiteren Verh�ltnisse mannigfach variiren k�nnen. So ist z. �. bei oberfl�chlichen (epithellalen, secretorischen) Eiterungen das Gewebe der betroffenen Haut f�r das blosse Auge entweder intact, oder es sind kleinere oder gr�ssere Substanzverluste bemerkbar. Kleinere Substanzverluste betreffen in der liegel nur das Epithel resp. die Epidermis und werden lt; Erosionen gt; genannt; gr�ssere Defecte hingegen betreffen auch die Lederhaut. Alle Eiterungen, welche an den Hautober-fl�ehen zu Tage treten und Substanzverlust der betroffenen Gewebe zur Folge haben, werden lt; Geschw�re gt; genannt. Dieselben k�nnen nun in Bezug auf Beschaffenheit und Charakter in den einzelnen F�llen wesent�liche und mancherlei Verschiedenheiten zeigen. (Ueber die eigentlichen Geschw�re sprechen wir sp�ter). Alle canalartigen Eiterungen, namentlich wenn sie aus tiefer liegenden Geweben an einer Hautoberfl�che m�nden, werden lt; Fisteln gt; genannt. Ist der Eiter zwischen die Gewebselemente infiltrirt, so bezeichnet man diesen Zustand als laquo;eiterige oder purulente Infiltration^, oder bei grossein Serumgehalte des Eiters als laquo;purulentes Oedemgt;. Durch solche Infiltrationen werden die Gewebselemente anfangs nur comprimirt und auseinandergedr�ngt. Wird der Eiter indess nicht bald wieder entfernt, so erweichen und schwinden die Gewebselemente. Diesen Vorgang bezeichnet man als lt; eiterige Schmelzung gt;. Dieselbe kommt in den einzelnen Geweben in verschiedener Weise zu Stande; ist sie vollendet und der Eiter in einer neugebildeten und scharf begrenzten H�hle _ einge�schlossen, so nennt man den Zustand einen laquo; Abscess j. Die eitrige Infil�tration ist somit die Vorstufe des Abscesses.
Was die Entstehung des Eiters anbetrifft, so wissen wir bestimmt, dass das Eiterserum ausgetretenes Blutserum, die Eiterk�rperchen, wenn nicht alle, so doch sicher zum gr�ssten Theile, ausgewanderte farblose Blutk�rperchen sind. Ob und in wie fern die Vermehrung von bereits vorhandenen Epithel-, Bindegewebs- und anderen Zellen an der Entstehung der Eiterk�rperchen Antheil hat, ist noch nicht hinl�nglich erforscht. Neuerdings soll die Umwandlung von sogenannten persistenten Zellen, z. B. von Bindegewebsk�rperchen, Hornhautk�rperchen in bewegliche Zellen mit schliesslichem Untergange dieser, oder mit Vermehrung und Umwandlung derselben in Eiterk�rperchen direkt beobachtet worden sein.
Von den Schleimk�rperchen unterscheiden sich die Eiterk�rperchen dadurch, dass diese kleine Rundzellen mit mehreren Kernen, dagegen ohne Kernk�rperchen sind. Es ist indess wahrscheinlich, dass beide Zellenarten
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gleichen Ursprunges, d. h. nur verschiedene Entwicklungsstufen von Lymph�zellen sind.
Eiter ist weniger z�he und weniger fadenziehend als Schleim; zwar n�hert sich in dieser Beziehung junger Eiter dem Schleime mehr, als alter. Stets aber fehlt dem Eiter der in der Intercellularfl�ssigkeit des Schleimes enthaltene SchleimstofF lt; das Mucin gt;. Dasselbe kann leicht erkannt werden, indem man es mit Alkohol mischt; bildet sich dann ein fadenf�rmiger und membran�ser Niederschlag, dem spontan geronnenen Fibrin �hnlich, so zeugt dieses Verhalten f�r Mucin; setzt man demselben Wasser zu, so quillt es auf und wird wieder l�slich.
Das Eiterserum enth�lt besonders Eiweissstoffe; Eiweiss wird durch Alkohol flockig gef�llt und l�st sich in sp�ter zugesetztem Wasser nicht wieder auf.
Die Disposition der einzelnen Gewebe und Organe zur Eiterbildung ist eine sehr verschiedene. So z. B. tritt an Schleim- und ser�sen H�uten leicht Eiterung ein, seltener in Muskeln und Knochen, sehr selten in der Schilddr�se u. s. w. Sie kommt �berhaupt nur im Bindegewebe und in solchen Geweben vor, welche demselben in histologischer Beziehung nahe stehen. Der Grund hief�r liegt in dem communicirenden Canalsysteme, welches die Ausl�ufer der Bindegewebsk�rperchen mit einander bilden; in demselben kann die Wanderung der farblosen Blutk�rperchen bequem vor sich gehen. Diese ist selbst im Knochengewebe durch die mit einander communicirenden Haversischen und Kalkcan�lchen, trotz der starren Inter-cellularsubstanz m�glich. Wir sehen demgem�ss den Eiterungsprocess denn auch an Knochen auftreten, w�hrend derselbe am Knorpelgewebe zun�chst unm�glich ist, weil die Knorpelzellen nicht mit einander communiciren und in der festen, ununterbrochenen Intercellularsubstanz die Wanderzelle nicht weiter kann; erst wenn die Intercellularsubstanz des Knorpels so ver�ndert, d. h. f�r Wanderzellen passirbar geworden ist, kann Eiterung im Knorpel auftreten.
Wird Eiter l�ngere Zeit im K�rper zur�ckbehalten, so unterliegt er Ver�nderungen, welche sowohl das Serum, wie auch die zelligen Ele�mente desselben betreffen und die f�r das betheiligte Gewebe, ja selbst f�r die weitere Existenz des Individuum's von gef�hrlicher Bedeutung werden k�nnen.
Die wesentlichsten Schicksale des Eiters sind folgende:
a. Resorption, b. Eindickung, c. Verkalkung, d. Schleimmetamorphose und e. Verjauchung.
a. Die Eiterresorption kann in der Weise zu Stande kommen, dass die Eiterk�rperchen zun�chst fettig degeneriren und resorbirt werden; vielleicht
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kehren auch Eiterk�rperchen durch die Lymphgef�sse in den Blutstrom zur�ck und wandeln sich wieder in farblose Blutk�rpBrehen um. Das Serum wird stets ohne Weiteres resorbirt. Nach Virchov und Anderen ist eine solche Aufnahme des Eiters in das Blut nicht nur fir dieses, sondern f�r den ganzen Organismus absolut unsch�dlich, indem dadurch niemals eine acute Dyscrasie des Blutes, eine Pyaemie entstehe! soll, wie man solches fr�her allgemein annahm und wie dies auch jetztnoch von Einigen nicht ohne Grund behauptet wird. (Hier�ber wird beim Fieber noch aus�f�hrlicher gesprochen werden). Am h�ufigsten wird Eitei resorbirt, wenn er in die Gewebe infiltrirt, oder als Abscess in denselben vorhanden, oder iu nat�rliche K�rperh�hlen eingeschlossen ist.
b.nbsp; nbsp;Die Eindickung oder die sogenannte k�sige Mitamoi-phose des Eiters besteht wesentlich darin, dass das Serum aufgesogm wird, w�hrend die zelligen Elemente Ver�nderungen eingehen, die ihre Resorption nicht beg�nstigen, oder ganz unm�glich machen. Dadurch wrd der Eiter in eine dicke, mehr oder weniger trockene, selbst k�sige Maslaquo; von graugelber Farbe umgewandelt, welche mit dem gelben Tuberkel de gr�sste Aehn-lichkeit hat. Man bezeichnet diesen Vorgang deshalb auci wohl als lt;Tu-berkulisirungraquo; des Eiters.
c.nbsp; nbsp;Die Verkalkung betrifft meistens nur kleinere Eiterhierde; in grossen ist sie selten und erstreckt sich nur �ber einen kleineren Theil derselben. Sie kommt zu Stande in Folge von Einlagerung der bekainten Kalksalze iu die vorher eingedickten Eitermassen, und f�hrt zur Bikung verschieden harter Concremente.
d.nbsp; nbsp;Die Schleimmetamorphose des Eiters, besonders derEiterk�rperchen ist in grossen und kleinen Eiterh�hlen nicht selten.
e.nbsp; nbsp;Die Verjauchung oder Verwesung des Eiters konmt unter ver�schiedenen Ver�nderungen der Eiterk�rperchen zu Stande. Ein Theil der�selben verliert seine Granulirung, w�hrend die Kerne leutlich bleiben; ein anderer Theil platzt; wiederum andere gehen die fettije Metamorphose ein und noch andere atrophiren einfach. Der so ver�ndete Eiter, dessen Farbe, je nach dem Gehalte des Eiters an rothen Blutk�rnerchen, zwischen blass und br�unlich changirt, wird laquo;Jauche gt; genannt. k.uf normale und pathologische Gebilde wirkt dieselbe corrodirend.
Zuweilen hat der Eiter keine gelbliche, sondern eine r�thliche, bl�uliche oder gr�ne Farbe. Eine r�thliche Farbe verschielener N�ancirung ist in den meisten F�llen auf einen gr�sseren oder geriigeren Gehalt an rothen Blutk�gelchen, resp. an Blutfarbstoff zur�ckzufihren. Dagegen r�hrt die blaue, seltener gr�ne Farbe von Vibrionen her, welche nach den Beobachtungen Luc ke's und Anderer durch unreines Verbandzeug auf die
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eiternde Wunde glaquo;bracht werden und nur in jenen sich vermehren. Es ist n�mlich niemals der Eiter selbst, sondern stets nur das mit Eiterserum getr�nkte Verbandzeug blau oder gr�n gef�rbt. *)
Schliesslich s;i noch bemerkt, dass der sogenannte specifische Eiter weder histologisci, noch chemisch in irgend einer Weise von anderem Eiter sich unterscheidet; die specifische Wirkung wird in neuester Zeit mikroscopischen Eirasiten zugeschrieben, die wegen ihrer ausserordentlichen Kleinheit zum Tieil noch weniger gekannt (und chemisch bis jetzt gar nicht nachweisbai) sind.
4)nbsp; nbsp;Das blutigt;e oder haemorrhagische Exsudat ist durch seinen grosseren Gehalt an rothen Blutkugelchen charakterisirt, so dass dadurch die Farbe desselben eine dxnkler- oder heller-rothe wird. Besteht das Exsudat fast ganz aus rothen Blutk�rperchen, sind nur wenige weisse Blutk�rperchen und gleichzeitig auch nur wenig Serum in demselben vorhanden, so nennt man dasselbe ein rein haemorrhagisches Exsudat. St�rkere Beimischungen dieser oder jener Substinz werden durch Zusatz eines entsprechenden Ausdruckes bezeichnet, so ;. B. ser�s-lnemorrhagisches, schleimig-haemorrhagisches, eiterig-, croup�sj diphtheritisch-, fibrin�s-hsemorrhagisches Exsudat u. s. w. Was diese Bezechnungen ausdr�cken sollen, braucht wohl hier nicht erst er�rtert zu wercbn.
Die Ursachen der hsemorrhagischen Exsudation liegen in verschiedenen, bei den Blutungin angegebenen Verh�ltnissen und ausseidem vielleicbt noch in gewissen Eigeith�mlichkeiten mancher Epizootieen. Die Blutung erfolgt nun entweder nit der Exsudation der etwaigen Beimengungen gleich�zeitig oder nacl dieser; dieselbe tritt entweder in Folge Zerreissung der Gef�sswandungei (per rhexin), oder ohne sichtbare Verletzung dieser (per diapedesin oder per anastomosin) ein. Dass die rothe Farbe eines Exsu�dates f�r sich allein nicht im Stande ist, die lisemorrhagisclie Natur desselben festzusiellen, liegt auf der Hand, da begreiflicherweise die Rothung auch von durchgbtretenem Blutfarbstoffe herr�hren kann.
5)nbsp; nbsp;Das fibrh�se oder faserstoffige Exsudat verl�sst die hypersemischen Gef�sse in fl�ssger Form, gerinnt indess bald nach seinem Austritt in Faser- oder Baikaiform, indem es in seinen L�cken das Serum einschliesst. Ist der Gehalt ai Serum grosser, so bezeichnet man das Exsudat als ein ser�s-fibrin�ses. Das Serum ist entweder klar oder tr�be; fast immer sind dem Exsudate Elerk�gelchen in verschiedener Menge beigemischt; ist ihre
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*) Da in der Veterin�rpraxis die offene quot;Wundbehandlung die gew�hnlichere ist, so kommt durch Vihrbnen blau oder gr�n gef�rhter Eiter hei unsern Hausthieren nur selten vor.
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Anzahl eine gr�sse, so wird das Exsudat ein eiterig-fibrin�ses genannt. Alle diese verschiedenen Formen des fibrin�sen Exsudates kommen am reinsten an den freien Fl�chen ser�ser H�ute vor.
Bis vor wenigen Jahren glaubte man, dass zur Entstehung von Ent�z�ndungen , namentlich zu solchen, welche ein fibrin�ses Exsudat liefern, eine sogenannte hyperinotische Krase vorzugsweise pr�disponire, ja dass diese jene sogar hervorrufe und dass die fibrin�se Exsudatioa f�r das Blut eine depuratorische Bedeutung habe. Jetzt indess wissen wir, dass im kreisenden Blute kein Fibrin fertig vorhanden ist, sondern dass dasselbe erst in den Geweben (oder an anderen Oberfl�chen) gebildet wird. Diese Fibrinbildung kommt dadurch zu Stande, dass die im Blute vorhandene fibrinogene Substanz mit der fibrino-plastischen unter Bedingungen zusammen�kommt, wo diese auf jene ihre Wirkung auszu�ben im Stande ist. Ausser der atmosph�rischen Luft wirken auch verschiedene K�rpergebilde fibrino-plastisch, wie z. B. Zellen und deren Inhalt, Schleim, Eiter, rothe Blut�k�rperchen etc. Das Blut w�rde demnach schon in den Gef�ssen gerinnen, wenn nicht der vitale Ein�uss der Gef�sswand die fibrinoplastische Wirkung der rothen Blutk�rperchen auf die fibrinogene Substanz des Blutes ver�hinderte. Die Gef�sswand �bt somit eine antilibrinoplastische Wirkung aus; diese ist auch noch anderen K�rpergebilden, so namentlich dem Sehnen- und Knorpelgewebe eigen.
Obgleich nun bei manchen Entz�ndungen, wie z. B. bei Pleuritis mehr fibrinogene Substanz ausgeschieden wird, als die gesammte Blutmenge des K�rpers unter normalen Verh�ltnissen enth�lt, so wird dennoch durch diese reichliche Exsudation das Blut nicht �rmer, sondern reicher an fibrinogener Substanz. Dies ist besonders der Fall bei Entz�ndungen solcher Organe, welche reich an Lymphgef�ssen und Venen sind, wie z. B. Pleura, Lunge. Da die fibrinogene Substanz des Blutes in Folge von Entz�ndung genannter Organe sich demnach schnell betr�chtlich vermehren kann, die fibrino�plastische (die rothen Blutk�rperchen) hingegen dies nicht k�nnen, so folgt mit Nothwendigkeit, dass in solchen F�llen das Blut, welches aus den Gef�ssen gelassen wird, Aderlassblut etc. langsamer als gew�hnlich gerinnt, somit eine dickere laquo;Crusta inflammatoria gt; absetzen wird. Der Grund hierf�r liegt selbstverst�ndlich darin, dass im Verh�ltnisse zur fibrinogenen Substanz zu wenig fibrinoplastische im Blute vorhanden ist, um jene beim Austritt aus der Ader schnell in Fibrin umwandeln zu k�nnen.
Ausser an den ser�sen H�uten kommt das (rein) fibrin�se Exsudat in anderen Organen sehr selten vor. (Man darf nur die croup�sen Exsudate nicht mit jenen verwechseln). Beimischungen von Faserstoff finden sich hingegen nicht selten, besonders in ser�sen Exsudaten und zwar nicht nur
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auf ser�sen H�uten, sondern auch in den entz�ndlichen Exsudationen der �usseren Haut und der Schleimh�ute.
Bez�glich der Metamorphosen des Faserstoffes sei im Allgemeinen auf das fr�her hei der Thrombose und Blutung Gesagte verwiesen; nur das Vertrocknen, Verhornen oder Verschrumpfen soll hier noch kurz besprochen werden. Dieser Vorgang kommt blos an kleinen Mengen Faserstoff zur Beobachtung. Berselbe wird allm�lig h�rter und trockner, l�sst sich nicht mehr in feine Fibrillen, sondern nur in schollen�hnliche Fragmente zer�spalten. Essigs�ure verliert immer mehr ihren Einfluss auf ihn.
6) Das croup�se Exsudat wird wegen gewissen Aehnlichkeiten vielfach mit dem faserstoffigen verwechselt, oder wohl gar indentificirt; es ist indess sowohl hinsichtlich seiner histologischen Beschaffenheit, wie auch hinsicht�lich seiner Entstehung wesentlich von demselben verschieden.
Das croup�se Exsudat findet sich fast ausschliesslich auf h�utigen Gehilden, welche einen Ueberzug �chter und meist geschichteter Epithelien haben. Lieblingssitz desselben sind gewisse Stellen der Schleimh�ute, namentlich der Gaumen und Rachen, die Luftr�hre, Bronchien, Lungen-alveolen, Harnkan�lchen u. s. w. Es bilden sich an den croup�s entz�ndeten Stellen hautartige Ueberz�ge, welche anfangs der Oberti�che der betroffenen Hautstellen ziemlich fest aufsitzen und erst nach einiger Zeit von diesen sich l�sen. Derartige h�utige Ueberz�ge werden lt; Croupmembranengt; genannt und sind, je nach dem Orte ihres Vorkommens bald fl�chenf�rmig, bald r�hrenf�rmig u. s. w. Das croup�se Exsudat ist eine dem frisch geronnenen, von rothen Blutk�rperchen freien Faserstoffe �hnlich aussehende Substanz, welche anfangs eine grauweisse, sp�ter eine mehr in's Gelbliche oder Schmutzige spielende Farbe zeigt. Es breitet sich entweder gleichm�ssig oder unregelm�ssig netzf�rmig �ber die betroffene Oberfl�che aus, ist wenig durchsichtig und anfangs ziemlich bedeutend-, sp�ter wenig elastisch. Diese Croupmembran ist nun nichts weniger als eine einfache Faserstoffgerinnung. Dieselbe besteht aus einem dichten Netzwerk, dessen L�cken meist eine rundliche Form haben und mit Serum, Eiterk�rperchen, freien Kernen, zuweilen auch von Epithelzellen und in manchen F�llen von rothen Blut�k�rperchen erf�llt sind. Die genannten zelligen Elemente k�nnen der Zahl nach in mannigfachem Wechsel neben dem Serum in dem Netzwerke auf�treten. Die Oberfl�che desselben ist anfangs noch von der obersten Epithel�lage der betroffenen Membran bedeckt; sp�ter jedoch ist sie unbedeckt oder von mikroscopischen Pilzen �berzogen. Die untere Fl�che des Netzwerkes grenzt entweder an die nicht ver�nderte unterste Epithellage, oder unmittel�bar an die Oberfl�che der hypersemischen oder zellig infiltrirten Schleimhaut. Das Netzwerk selbst nimmt also die Stelle des Epithels ein und ist aus
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einer eigenth�mlichen Metamorphose desselben entstanden. W�hrend bei der gew�hnlichen Eiterung an Hautoberfl�chen die Epithelien erweichen und schnell zu Grunde gehen, werden sie in Folge der croup�sen Ent�z�ndung in eigenth�mlich durchbrochene Massen umgewandelt, deren Reste das resistente, geronnenem. Faserstoffe �hnliche Netzwerk bilden. Ebenso wesentlich als demnach das croup�se Exsudat von dem fibrin�sen unter�schieden ist, eben so wenig sind Diphtherie und Croup wesentlich gleiche Processe. *)
Croup ist eine entz�ndliche, nicht ansteckende Localerkrankung, w�hrend Diphtheritis eine allgemeine, ansteckende, meist seuchenartige Infections-krankheit ist, welche zur Nekrose der befallenen Gewebselemente f�hrt. In reinen F�llen von Group zeigt hingegen die Lederhaut ausser Hyperaemie keine pathologischen Ver�nderungen. Es erfolgt demnach nach Ablauf des croup�sen Processes eine vollst�ndige Ilestitutio ad integrum, wenn nicht durch Nebenumst�nde der Tod des Individuums herbeigef�hrt wird, wie dies namentlich h�ufig bei Croup der �espirationsschleimhaut in Folge von Erstickung zu geschehen pflegt.
7) Das diphtheritische Exsudat. Bis in die neueste Zeit galten Croup und Diphtherie f�r wesentlich gleiche und nur local verschiedene Processe. Man betrachtete den Croup als einen Entz�ndungsprocess der Hautober�fl�chen, bei welchem das faserstoffige Exsudat auf die Oberfl�che gesetzt werde; die Diphtherie hielt man ebenfalls f�r einen Entz�ndungsprocess, bei welchem das faserstoffige Exsudat in das Gewebe der Lederhaut er�gossen werde, daselbst einen Druck auf die Gef�sse aus�be, in Folge dessen Gewebsnekrose eintrete. Schon die infecti�se Natur der Diphtherie musste indess bald darauf hinweisen, dass denn doch noch anderweitige, als rein �rtliche Verschiedenheiten zwischen Diphtherie und Croup vor�handen seien. �Nach Virchow handelt es sich bei Diphtherie nicht um eine faserstoffige Exsudation, sondern um einen Zerfall der Gewebselemente in Folge einer Anf�llung, namentlich der Zellen.. mit einer tr�ben Substanz, unter Freiwerden von Fett. � Nach Buhl und Wagner besteht die diph�theritische Infiltration aus Zellen und besonders aus freien Kernen; erstere
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�) Croup�se Entz�ndimgen in der Luftr�hre k�nnen k�nstlich durch Einbringen einiger Tropfen Ammoniak auf die Luftr�hrenschleimhaut hervorgerufen werden; beim reinen Croup fehlen alle jene furchtbaren Zerst�rungen, welche die Diphtherie charak-terisiren und die dem Virus des Mikrokoccus zugeschrieben werden m�ssen.
Oertel gibt an, dass die � Mikrokoccusschw�rmerquot;, d. i. der Mikrokoccus in beweg�lichem Zustande, in die jungen Exsudatzellen der Cronpmembranen eindringen, sich innerhalb derselben bewegen und deren Plasma verzehren; indess zweifelt er f�r einzelne F�lle selbst an der Richtigkeit dieser Beobachtung.
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sind den farblosen Blutk�gdchen analog. Das Hauptgewicht wird auf die Menge der Kerne und auf die dadurch hervorgebrachte Antemie und Nekrose gelegt.
In neuerer Zeit ist nun ausserdem das Vorkommen von Pilzen bei diphtheritischen Processen fast regelm�ssig beobachtet worden. Zwar be�stehen noch Meinungsverschiedenheiten dar�ber, ob der Pilz nur ein zu�f�lliger Befund, oder ob derselbe die Ursache der localen, sowie der nicht selten mit dieser verbundenen allgemeinen Erkrankung sei. In den obersten Lagen mehrschichtiger Epithelien kommt ein Pilz bei Diphtherie constant vor; man hat denselben lt; Micrococcus diphtheriticus raquo; genannt. Seine Elemente sind so klein, dass sie leicht f�r Gewebsdetritus gehalten werden k�nnen. Innerhalb der eigeuth�mlich gestalteten Epithelien finden sich nach Nassilo ff die Pilze am zahlreichsten in den Kernen und um dieselben; nach der Peripherie hin nehmen sie ab, kommen indess auch noch in den dicken Zellenausl�ufern vor.
Oertel hat die ungeheure Verbreitung des Mikrokoccus diphtheriticus nachgewiesen; nach ihm findet sich derselbe ausnahmslos in allen F�llen diphtheritischer Erkrankung in dem Gewebe der zun�chst ergriffenen Schleim�h�ute der Luftr�hre und des Kehlkopfs, nicht minder aber in den Lymph-gef�ssen und dem die Lymphgef�sse umgebenden Netze, zwischen den Maschen des Bindegewebes und der Fettzellen, ebenso aber auch in den Nieren und im Muskelgewebe, sowie im Blute selbst.
Der Diphtheriepilz besteht aus eirunden, k�rnchenf�rmigen Zellen, welche einzeln, oder h�ufiger paarweise, oder zu 4-G rosenkranzf�rmig zusammenh�ngen; dann aher auch in ungeheurer Vermehrung colonief�rmig auf der Oberfl�che und in den Gewebsinterstitien der erkrankten Organe wuchern und kugelige Ballen, cylindrische oder streifenf�rmige Nester bilden.
Die Hauptbedeutung der Oertel'schen Untersuchungen liegt in dem Nachweis, dass durch die Mikrokoccus-Colonien alle Gewebe, auch die Muskelfasern, welche sie �berspinnen oder durchwuchern, degenerirt und zerst�rt werden; die Pilz Wucherungen verbreiten sich insbesondere �ber die Schleimhaut der Trachea; belagern die Zellen, dringen namentlich in junge Exsudatzellen ein und f�hren durch ihr Verhalten eine allm�lige Aufl�sung derselben herbei; sie erf�llen die Saftcan�lchen und Lymph-get�sse und bewirken auf mechanische Weise eine Aufstauung der ab�str�menden Gewebsfl�ssigkeit, die zu ser�sen Exsudaten f�hren muss; indem sie die Capillargef�sse verstopfen, bewirken sie auch Stauung in der Blutcirculation, welche bedeutende Ern�hrungsst�rungen in den Wandungen der Capillaren und selbst Zerreissen derselben hervorruft. Ebenso sind
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bei hochgradiger Erkrankung ungeheure Massen voe Pilzen in den Harn-can�lchen und Malpighischen Kn�ueln der Nieren angeh�uft, was eine all�gemeine Erkrankung dieser Organe zur Folge hat; der Harn ist ausser-ordentlich reich an fraglichen Pilzen und scheidet dieselben aus dem Orga�nismus aus. Durch Eliminiren der Mikrokoccuszellen mit dem Harn kann ein allm�liger Heilungsprocess eingeleitet werden.
Die Diphtherie tritt zwar in der Regel zun�chst in den Schleimh�uten der Trachea auf, weil diese dem Angriffe der Mikrokoccuskeime, die ohne Zweifel durch die Luft �bertragen werden, zun�chst ausgesetzt sind; aber die Versuche von Oertel an Thieren haben gezeigt, class durch Impfung der mit, Mikrokoccusballen inficirten Exsudate in subcutanen oder offenen Wunden der verschiedensten K�rpertheile ausnahmslos eine diphtheritische Erkrankung erregt wird.
Die Diphtherie ist demnach nicht ein blos localer Krankheitsprocess. wenn Sie auch als solcher beginnt; sie ist eine allgemeine Infectionskrank-heit, welche vom Infectionsherde sich radienf�rmig �ber den ganzen K�rper ausbreitet und alle Zeichen einer Blutvergiftung tr�gt. Das Gift geht aber aus von einem Contagium, dessen Tr�ger, wie die Impfversuche zeigen die Mikrokoccuszellen sind. Die Wirkungen dieser Organismen sind spezifisch verschieden von dem gew�hnlichen F�ulnissferment, da Impfungen mit fauligen Stoffen nie im Stande waren, diphtheritische Erscheinungen her�vorzurufen.
Vielleicht w�re es dem Vorstehenden gem�ss richtiger, die Diphtherie bei den nekrobiotischen Processen, als bei der Entz�ndung zu besprechen Klebs und Andere sind der Ansicht, dass als eigentliche Entztindungserreger vorzugsweise, wenn nicht ausschliesslich, mikroscopische Organismen in Betracht kommen. H�ter hat seiner . Allgemeinen Chirurgie gt; (Leipzig 1873) die Monadentheorie zu Grunde gelegt, derselbe sagt Seite 38: lt;Die Entz�ndung ist eine Epidemie ohne zeitlich eingeschr�nkte Dauer welche ungef�hr �ber die ganze Erde verbreitet ist. Das Miasma derselben ist jedoch an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten in sehr ver�schiedener Quantit�t und Qualit�t in der Luft vorhanden.raquo; � Ich habe des�halb die Diphtherie zun�chst nicht anderswo einreihen wollen; weitere Forschungen werden uns �ber die Bedeutung der kleinsten Organismen als Krankheitserreger zun�chst noch genauere Aufschl�sse bringen m�ssen.
8)quot; Die gemischten Exsudate. Alle Exsudate sind eigentlich immer gemischte, wie dies bereits erw�hnt wurde; kein Exsudat tritt ohne irgend eine Beimengung anderer, als der ihm den Namen gebenden Substanzennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
aut. Die verschiedenen Bezeichnungen f�r die st�rkeren Beimengungen
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wie z. B. schleimig-eileriges Exsudat etc. ergeben sich aus dem fr�her Ge�sagten von selbst. (Siehe Seite 54 und 58.)
Bis jetzt haben wir als die wesentlichsten Momente der Entz�ndung die Hyperaemie und die Exsudation, incl. der Emigration der Blutk�rperchen erw�hnt und n�her besprochen. Diese Vorg�nge sind denn auch f�r sich allein im Stande, den Entz�ndungsprocess zu charakterisiren. H�ufig in-dess schliesst derselbe mit diesen Ver�nderungen nicht ab, insofern die R�ckbildung der Entz�ndung keinesNvegs immer nach Eintritt der Exsu-datiou beginnt, resp. ohne Weiteres zu Stande kommt. In solchen F�llen sehen wir denn als weiteres und zwar als drittes Ilauptmoment der Ent�z�ndung die Neubildung auftreten.
Die entziiiidlielie Geucbsneuhilduiig. Dieselbe ist weniger constant, als die Hypertemie und die Exsudation. Sie kommt vorzugsweise nach vor�ausgegangenen Verletzungen, namentlich wenn dieselben mit Substanzver�lust verbunden sind, als sogenannte Regeneration oder Narbenbildung vor;*) auch wird sie ohne Verletzungen an gewissen K�rpertheilen, z.B. an ser�sen H�uten, oder im Gefolge mancher chronischer Entz�ndungen, sowie im Gefolge degenerativer und destruetiver Vorg�nge bei Entz�ndungen fast jeder Art �fter angetroffen.
Am verbreitetsten tritt d.e Bindegewebsneubildung auf, indem dieselbe unter entsprechenden Verh�ltnissen fast an allen K�rperstellen vorkommt. Nicht selten kommen Bindegewebsneubildungen auch ohne Entz�ndungs�vorg�nge zu Stande. � Am h�ufigsten sind Neubildungen von Epithelien jeder Art, sowie von Dr�senzellen und zwar unter normalen, wie unter abnormen Verh�ltnissen. Von allen Neubildungen soll hier zun�chst nur eine besprochen werden, und zwar die Bildung von Pseudomembranen auf ser�sen-, seltener auf Synovial- und Schleimh�uten in Folge sogenannter adh�siver Entz�ndungen.
In erster Linie interessiren uns die fraglichen Neubildungen der Synovialh�ute.
Bei den adh�siven Entz�ndungen dieser H�ute entsteht an den be-troifenen Stellen (sowie auch an Stelle des Gelenkknorpels) schnell ein sehr gef�ssreiches Granulationsgewebe. Die neu gebildeten Gef�sse wachsen aus den gegen�berliegenden Wandungen einander entgegen und vereinigen sich. Ein Theil der Gef�sse bildet sich zur�ck, w�hrend ein anderer Theil dick�wandiger und weiter wird. Gleichzeitig entsteht aus dem Granulations�gewebe Bindegewebe, welches die gew�hnliche Narbencontraction eingeht. Die Gelenkh�hle geht damit ganz oder theilweise verloren.
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*) Siehe Wundheihmg per seeundam intentionem.
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An ser�sen H�uten kommt �fter eine Wucherung jugendlichen Binde�gewebes vor, welche bis in die neueste Zeit als ein Faserstoff-Exsudat an�gesehen wurde. Bei microscopischer Untersuchung findet sich zun�cht die Serosa gequollen und reichlich mit Kernen versehen; auf ihr sitzt eine gef�sshaltige Schicht, welche aus runden oder aus spindelf�rmigen Zellen und aus Kernen, sowie aus einer deutlich faserigen oder homogenen Inter-cellularsubstanz besteht; �ber dieser liegt eine gefasslose, zellenarme, aus homogenem Faserstoff bestehende Schicht, die stellenweise mit fettig oder schleimig metamorphosirten Epithelzellen besetzt ist. Die beiden unteren Schichten gehen allm�hlig in einander �ber, w�hrend die obere meist scharf sich abgrenzt. Die Gef�sse sind in der Leiche in der Regel blutleer, woher das faserstoff�hnliche Aussehen dieses neugebildeten Gewebes kommt. Neben demselben ist mehr oder weniger Serum vorhanden, welches zum gr�ssten Theile aus den neugebildeten Gef�ssen herr�hrt. Aus diesem Serum scheidet sich in manchen F�llen, namentlich beim Zutritt der atmosph�rischen Luft, Fibrin ab, welches gew�hnlich in der Fl�ssigkeit schwimmt. Am h�ufigsten scheint aucli dieser Faserstoff das Product der neugebildeten Gef�sse zu sein.
Eine Neubildung von cytogenem Gewebe in Folge von Entz�ndung kommt an den solit�ren Follikeln der Eachenschleimhaut und des Darmes sowie an den Tonsillen und Lymphdr�sen nicht selten vor. Sie betrifft bald nur die rein zelligen Elemente, welche dann schliesslich meist der Atrophie mit oder ohne Ulceration verfallen; bald jedoch betrifft sie auch gleich�zeitig das zarte Ger�st, wonach oft bleibende sog. Hypertrophieen ent�stehen; bald betrifft sie nur das Ger�st und die gew�hnlichen Bindegewebs-scheidew�nde.
Das letzte Hauptmoment der Entz�ndung bildet die Degeneration; dieselbe fehlt niemals, ist indess h�ufig so gering, dass die entz�ndeten Gewebe vollkommen zur Norm zur�ckkehren. Dies ist namentlich der Fall bei der albumin�sen Infiltration, wenn dieselbe nicht zu hohe Grade erreicht, wahrscheinlich auch bei den geringen Graden der ser�sen Infiltration und der fettigen Metamorphose. � Bei den sogenannten catarrhalisehen Entz�ndungen, wo neben vermehrter Schleiraproduction und meist geringer Eiterung die Epithelien entweder gar nicht, oder nicht bis in die untersten Lagen zu Grunde gehen, werden dieselben rasch wieder regenerirt.
In anderen F�llen jedoch sind die degenerativen Processe bei Ent�z�ndungen so bedeutend, dass eine Eestitutio ad integrum unm�glich ist; so z. B. in den h�heren Graden der albumin�sen und ser�sen Infiltration, der fettigen und croup�sen Metamorphose, der schleimigen Erweichung.
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Die betroffenen Gewebstheile gehen in Folge solcher Degenerationen zu Grunde; es h�ngt dann weiterhin von der Dauer und Beschaifenheit der Entz�ndung, von der Art des betroffenen und von dem Grade der Be�theiligung des benachbarten (namentlich des Matricular-) Gewebes ab, ob die verloren gegangenen Gewebstheile regenerirt werden. Dies geschieht bei den meisten Epithelien, bei Knochen und zuweilen bei Muskelfasern, w�hrend beim Dr�sengewebe, beim Nervengewebe (Ganglien) ein bleibender Defect fortbesteht, insofern der Substanzverlust nur durch Narbengewebe gedeckt wird.
Die degenerative Seite der Entz�ndung tritt am deutlichsten hervor bei vielen epithelialen Geweben, am Gehirn- und R�ckenmarke, am Muskel-und Knochengewebe. Sie ist ferner vorwiegend bei vielen sogenannten chronischen Entz�ndungen, wo neben einer Neubildung von Bindegewebe h�ufig ein Untergang der darin eingeschlossenen Elemente dr�siger oder nerv�ser Natur stattfindet.
Mehrere degenerative Entz�ndungsformen, sowohl in Weichtheilen als n Knochen, gehen ohne scharfe Grenze in Brand �ber. Theoretisch sind beide Processe ganz verschieden; in der Praxis aber beobachtet man viel�fache Zwischenstufen derselben. (N�heres hier�ber bei der Nekrose).
Allgemeine Krankheits-Symptome fehlen bei geringer Ausbreitung und Intensit�t der Entz�ndung in der Regel. Das Blut von Thieren, welche an Entz�ndung eines K�rpertheiles leiden, ist stets durch absolute und relative Zunahme fibrinogener Substanz, resp. durch das Auftreten der so�genannten laquo; Crusta inflammatoria gt; des Aderlassblutes characterisirt. Gleich�wohl sind die Schl�sse, welche man fr�her aus dem Vorhandensein dieser Haut auf die Existenz der Entz�ndung �berhaupt, aus der Grosse, Dicke und Festigkeit jener auf die Intensit�t dieser machte, nicht durchgehends berechtigt, da fragliche Haut auch bei Thieren (namentlich bei Pferden) vorkommt, welche nicht mit Entz�ndung behaftet sind.
Zu manchen, besonders zu ausgebreiteren und intensiveren Entz�n�dungen gesellt sich Fieber, d. h. Steigerung der allgemeinen Blutw�rme, eine vermehrte Puls- und Atherafrequenz etc. hinzu. Die H�he des Fiebers steht zur H�he der Entz�ndung keineswegs immer in geradem Verh�ltnisse. (F�r die Diagnose innerer Entz�ndungen ist das Fieber nicht selten von grossem Werthe. (Siehe N�heres �ber das Fieber im III. Abschnitte.)
Ausserdem treten h�ufig noch weitere allgemeine Entz�ndungssymptome, so. z. B. bei lange andauernder Eiterung allgemeine Ansemie, Speckentartung von Milz, Leber, Nieren u. s. w.; bei diphtheritischen Processen schweres Allgemeinleiden, L�hmungen etc. hinzu.
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Die Ausg�nge der Entz�ndung sind: Zertheilung, Resolution, �rtlicher oder allgemeiner Tod und bleibende Ern�hrungsst�rungen in Eolge von Adh�sionen, Iticlurationen, Degenerationen etc.
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Eintheilung der Entz�ndungen.
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Dieselbe gr�ndet sich auf verschiedene Momente und zwar auf 1) die Dauer, 2) die Ursachen, 3) das Vorwiegen bestimmter Elementarprozesse und 4) auf den Charakter der Entz�ndung.
1)nbsp; Mit Bezug auf die Dauer unterscheidet man: a. acute und h. chro�nische Entz�ndungen.
2)nbsp; nbsp;Mit Bezug auf die Ursachen unterscheidet man: a. traumatische, h. toxische, c. dyskrasische, d. metastatische, e. rheumatische, f. virulente (d. h. durch Contagien oder Miasmen entstandene) und g. hypostatische Entz�ndungen. *)
3)nbsp; Nach dem Vorwiegen einzelner Elementarprozesse unterscheidet man: a. congestive, h. exsudative, c. productive, cl. degenerative und e. spezifische Entz�ndungen.
4)nbsp;Nach dem Charakter unterscheidet man : a. sthenische und asthenische und b. active und passive Entz�ndungen.
1)nbsp; nbsp;Nach der Dauer.
a. Acute Entz�ndungen verlaufen schnell, indem der Entz�ndungsreiz nur kurze Zeit einwirkt und nach Beseitigung desselben die Entz�ndungs�prozesse bald zum Abschl�sse gelangen.
h. Chronische Entz�ndungen sind von l�ngerer Dauer; die Entz�ndungs�prozesse werden entweder durch die andauernde Einwirkung des ersten Entz�ndungsreizes unterhalten, oder es treten neue Reize auf, zu denen nicht selten die Entzllndungsproducte mitz�hlen.
2)nbsp; nbsp;Nach den �tiologischen Momenten.
a. Die traumatischen Entz�ndungen sind im Allgemeinen am g�nstigsten resp. am sichersten zu beurtheilen, weil ihre Ursachen meist klar zu Tage liegen und in der Regel mehr oder weniger leicht beseitigt werden, k�nnen. Auch treffen sie oft einen sonst gesunden Organismus. Gleichwohl ist die Beurtheilung derselben je nach dem Grade der vorhandenen Quetschung und Gewebszertr�mmerung eine sehr verschiedene.
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*) Wo eine veranlassende Ursache nicht zu ermitteln ist, nennt man die Entz�ndung eine idiopathische, genuine oder spontane.
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Im weiteren Sinne sind auch Entz�ndungen, welche durch die Ein�wirkung fremder Substanzen in den Geweben hervorgerufen werden (z. B. durch Blasensteine etc.) als traumatische zu betrachten.
h. Toxische Entz�ndungen sind solche, welche durch Einwirkung eines Giftes entst�nden sind. Den Uebergang von den traumatischen zu den toxischen Entz�ndungen bilden einerseits gewisse Parasiten, andererseits die Aetzmittel. Durch diese verursachte Entz�ndungen characterisiren sich durch die Anwesenheit von An�tzungen, Blutgerinnungen, Schorfen. Eine eigentlich toxische Entz�ndung ist indess eine solche, wo erst durch Ver�mittlung des Blutes an entfernten Stellen der Entz�ndungsprozess eintritt, wie z. B. wenn nach der Anwendung von Canthariden Nierenentz�ndung entsteht.
c.nbsp; nbsp;Die dyskrasischen Entz�ndungen schliessen sich den toxischen an, indem auch hier durch eine abnorme Blutbescliaffenheit die Entstehung der Entz�ndung vermittelt wird.
d.nbsp; nbsp;Die metastatischen Entz�ndungen entstehen theils in Folge von Embolie, theils durch chemisch inficirende. im K�rper erzeugte Stoffe, welche vom Blute aus als Reiz auf die Gewebe wirken. Sie treten gew�hnlich an mehreren Stellen in demselben Organe zu gleicher Zeit auf, besonders in Nieren und Milz bei Embolie, in Lungen, Leber und Milz bei sogenannter Septicaimie oder Pysemie. Sie betreffen immer beschr�nkte Stellen, ge�w�hnlich in L�ppchen- oder Keilform. Eiterung und Entartung sind die h�ufigsten Ausg�nge derselben.
e.nbsp; nbsp;Die rheumatischen Entz�ndungen entstehen durch pl�tzliche Er�k�ltungen. Die n�heren Vorg�nge sind noch wenig erforscht.
f.nbsp; nbsp;Die virulenten Entz�ndungen sind die Folge der Aufnahme von Contagien oder Miasmen, welche uns ihrem Wesen nach meistens noch g�nzlich unbekannt sind. Manche der bis jetzt ermittelten Umst�nde be�rechtigen zu der Annahme, dass dieselben durch kleinste Organismen be�dingt werden.
g.nbsp; nbsp;Die hypostatischen Entz�ndungen sind die Folge von geschw�chter Herzaction und andauernder Hypersemie, von Absonderungsproducten, welche liegen bleiben und dadurch einen Entz�ndungreiz abgeben. Bei denselben ist die R�thung gew�hnlich dunkel, livid, sowohl durch Injection, als durch Imbibition bedingt. Die Exsudation ist gering und von mehr ser�ser Be�schaffenheit; Neubildungen fehlen in der Regel und die Destructionen beruhen meist auf macerirendem Zerfall und Necrose (Decubitus).
3) Nach dem Vorwiegen einzelner Elementarprozesse unterscheidet man:
a. Die vascul�sen oder congestiven Entz�ndungen; dieselben zeichnen
sich besonders durch congestive Hypersemie aus: R�thung und Schwellung,
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sp�ter auch zuweilen Verl�ngerung und Neubildung von Gef�ssen, sind die hervorragendsten Erscheinungen derselben. Neubildung und R�ckbildung fehlen entweder ganz, oder sind nur unbedeutend; fast immer ist eine ser�se oder schleimige Exsudation, indess in geringerer Quantit�t, vorhanden; nur selten ist sie st�rker; es kann auch zur Eiterbildung kommen.
Hierhin geh�ren manche Entz�ndungen der Haut, welche acut ver�laufen und mit Genesung enden; so z. B. das Erythema, Erysipelas, die phlegmon�se Entz�ndung der Haut; ferner geh�ren hierhin die Entz�ndungen der Schleimh�ute, welche als acute Catarrhs ohne oder mit wenig Secret verlaufen, oder als phlegmon�se Formen bezeichnet werden. Die erythema-t�sen Entz�ndungen betreffen die oberen, die phlegmon�sen die tieferen Schichten der Schleimh�ute und der �usseren Haut; bei letzteren wird auch zuweilen das submuc�se resp. subcutane und das intermuscul�re Binde�gewebe mit ergriffen. Zu den vascul�sen Entz�ndungen geh�ren ferner noch die leichten, rasch verlaufenden Formen der Entz�ndung der ser�sen H�ute und die einfachen acuten Dr�senentz�ndungen (Mastitis, Parotitis, Nephritis u. s. w.).
Bei Leichen sind die Erscheinungen der vascul�sen Entz�ndungen an verschiedenen Schleimh�uten wegen ihres reichlichen Gehaltes an elastischen Fasern wenig hervortretend; so z. B. an der Schleimhaut des Kehlkopfes etc.
h. Die exsudativen Entz�ndungsformen kennzeichnen sich sowohl durch die Menge wie durch bestimmte Eigenth�mlichkeiten des Exsudats. Bei denselben ist stets eine entsprechend vermehrte Blutzufuhr vorhanden. Die verschiedene Beschaffenheit des Exsudates ist uns bereits von fr�her bekannt.
Den Uebergang von den exsudativen zu den productiven Formen der Entz�ndung bilden die Catarrhe, bei denen Schwellungen der solit�ren Follikel und der Lymphdr�sen, sowie der Milz auftreten; die Schwellung ist bedingt durch Vermehrung der Kerne und der Zellen des Dr�sensaftes. (Siehe Uhle-Wagner's laquo;Allgemeine Pathologiegt;, Seite 305).
c. Die productiven Entz�ndungen f�hren zur Neubildung persistenter Gewebe. Es geh�ren hierhin zun�chst die meisten subacuten und chronischen Entz�ndungen ser�ser H�ute, bei denen gef�sshaltiges Bindegewebe entsteht. Ferner geh�ren hieher die meist chronischen Entz�ndungen des interstitiellen Bindegewebes dr�siger und parenchymat�ser Organe. Bei productiven Ent�z�ndungen an den Schleimh�uten betreffen die Neubildungen bald s�mmt-liche, bald nur einzelne Schichten. Die Schleimhaut selbst, sowie die Sub-mucosa werden dicker in Folge Wucherung ihres Bindegewebes und ihrer Gef�sse, bisweilen auch durch Hypertrophie ihrer Dr�sen. Geschieht dies an beschr�nkten Stellen, so entstehen die sogenannten Polypen, bei denen bald die Gef�sse, bald das Bindegewebe und bald die Dr�sen vorherrschen.
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Es kommen aber auch zottenf�rmige (papill�re) Wucherungen in Folge von productiven Entz�ndungen der verschiedenen H�ute vor.
d. Die degenerativen Entz�ndungen sind meist einfach parenchymat�se Entz�ndungen, bei welchen Gef�ssver�nderungen und freies Exsudat fast g�nzlich fehlen, bei denen indess ein wahrscheinlich auch qualitativ ver��ndertes Ern�hrungsplasma in die Zellen der betroffenen parenchymat�sen Organe eintritt. Die /eilen bl�hen in Folge dessen zun�chst auf und gehen schliesslich durch albumin�se Infiltration mit consecutiver Fettmetamorphose oder auch ohne letztere zu Grunde.
Hierhin geh�ien die sogenannten phaged�nischen Entz�ndungen {(fccyeScavixoc fressend, �tzend, von (pciysiv essen und SuCvsiv nagen, fressen). Bis vor Kurzem wurde auch die sogenannte diphtheritische Entz�ndung zu den degenerativen gez�hlt. Gegenw�rtig ist man indess kaum mehr be�rechtigt, von diphtheritischer Entz�ndung zu sprechen, da die Zerst�rungen bei Diphtherie nach den neueren Anschauungen durch pflanzliche Parasiten und nicht durch Entz�ndungsprocesse verursacht werden. (Die Diphtherie�pilze dringen selbst in Knochen und Knorpel zerst�rend vor, wie dies von Nassilo ff im Pflugscharbeine und vonEberth in der Nasenscheidewand eines Fundes beobachtet worden ist.)
Die phaged�nischen Entz�ndungen k�nnen als eine besondere Art von den brandigen Entz�ndungen unterschieden werden; bei denselben zerfallen die Gebilde, nach vorausgegangener eiteriger Infiltration, schichtweise. Sie kommen in der Haut, im Bindegewebe, in den Lungen und au anderen K�rpertheilen vor. Der Brand wird bedingt bald durch Ber�hrung des Eiters mit faulenden Substanzen, bald durch absolute Blutstockung in einem gr�sseren Gef�ssgebiete, bald dadurch, dass die Entz�ndung durch brandige Jauche, Gifte, Contagien angeregt war, bald durch L�hmung der entz�ndeten Theile und manchmal dadurch, dass die Peripherie der Theile durch Eiter zerst�rt worden ist.
Zu den degenerativen Entz�ndungen kann man schliesslich auch die sogenannten tubercul�sen Entz�ndungen rechnen. Bei denselben wird ent�weder ein rein faserstoffiges Exsudat auf die freie Oberfl�che ser�ser S�cke oder in Parenchyme gesetzt, zu welchen stets eine mehr oder wreniger reichliche Kern- und Zellenbildung hinzutritt; oder es kommt nur zu massen�hafter Kern- und Zellenbildung. In beiden E'�llen geht das Exsudat sehr bald die k�sige Metamorphose ein, indem dasselbe sammt den Kernen und Zellen molecular zerf�llt; hierbei entstehen auf H�uten geschw�r�hnliche, in Parenchymen h�hlenartige Defecte, oder es kommt zu Verkalkungen oder zu atheroinat�sen Entartungen.
e. Spezifische Entz�ndungen kennzeichnen sich sowohl durch die Art
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des Prozesses �berhaupt, wie auch durch ihre Localisation, endlich auch durch die eigenth�mliche, meist spezifische Betheiligung des Gesammt-organismus. Sie sind die Folge ganz spezifischer, ihrer Art nach aber meist noch ungekannter Ursachen. Hierhin geh�ren die rotzigen und andere Entz�ndungen, die indess mit demselben Rechte auch zu den Neubildungen gestellt werden k�nnen. Es mag hier nochmals daran erinnert werden, dass auch bei diesen Krankheitszust�nden parasit�re Organismen vielleicht eine Hauptrolle spielen.
4) Nach dem Charakter der Entz�ndungen unterscheidet man:
a.nbsp; sthenische und asthenische;
b.nbsp; active und passive Entz�ndungen.
Bei sthenischen Entz�ndungen treten sowohl die �rtlichen wie auch die etwa vorhandenen Fiebererscheinungen intensiver auf. Da bei denselben der betroffene Theil sich in guten Ern�hrungsverh�ltnissen befindet, so ist der Ausgang der Entz�ndung in der Kegel ein g�nstiger. Es kann aber der betroffene Theil in Folge von Brand oder zu starker Eiterung zu Grunde gehen; namentlich bei den sogenannten hypersthenischen Entz�ndungen.
Astbenische Entz�ndungen, welche auch adynamische und bei h�heren Graden der Asthenie auch torpide genannt werden, kommen schlecht er�n�hrten, zu Entartungen disponirten Theilen zu. Hierhin geh�ren die meisten chronischen, die metastatischen und hypostatischen, sowie die dege�nerativen Entz�ndungen und ausser diesen viele Entz�ndungen gel�hmter Theile.
Es sollen nun noch gewisse Egenth�mlichkeiten der chronischen Ent�z�ndung hier besprochen werden.
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Die chronische Entz�ndung.
Durch verschiedene Umst�nde, so z. B. durch die wiederholte Ein�wirkung von Entzttndungsreizen auf einen K�rpertheil etc. kann jede Ent�z�ndung schliesslich zu einer chronischen werden. Es gibt aber auch Entz�ndungen, welche gleich von ihrer Entwicklung an die Tendenz zu einem chronischen Verlaufe in sich selbst tragen; von diesen letzteren wird in Folgendem vorzugsweise die Rede sein.
Bei der chronischen Entz�ndung kommen �hnliche Processe vor, wie bei der acuten; es treten indess noch manche andere Erscheinungen hinzu. Ihre urs�chlichen Verh�ltnisse sind verschieden, so dass es sich nicht um einen einmaligen Reiz, den man bestimmt kennt. sondern meistens um verwickelte Verh�ltnisse handelt, welche nicht immer leicht und sicher zu ermitteln sind.
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Bei der acuten Entz�ndung haben wir die �.usdehnung und Vermehrung der Capillaren durch Schlingenbildung, nebst ser�ser und plastischer Gewebs�infiltration als die wesentlichsten anatomisch-physiologischen resp. patho�logischen Vorg�nge kennen gelernt. Bei der chronischen Entz�ndung tritt die Ausdehnung der Gapillargef�sse, die Fluxion, als Symptom mehr zur�ck, w�hrend die Gewebsneubildung, sowie die ser�se Infiltration eine grosse Rolle spielen. Die infiltrirten Zellen erlangen oft eine etwas gr�ssere Aus�bildung, wobei sich das Intercellulargewebe vermindert. Die Bindegewebs-faser verliert ihre z�he faserige Beschaffenheit, das Unterhautzellgewebe b�sst seine Dehnbarkeit und Elasticit�t ein, wodurch die Gewebe mehr geschwellt, mehr gallertig-speckicht erscheinen und weniger verschiebbar sind, als im normalen Zustande. � So gestaltet sich jede chronische Ent�z�ndung in ihrem Anfangsstadium. Der weitere Verlauf kann dann in folgender Weise verschieden sein:
1) Die Gewebe bleiben dauernd in diesem Zustande der ser�sen und zum Theil plastischen, festen Infiltration; Haut- und Unterhautgewebe, Gelenkkapseln, Sehnen, B�nder, Fascien, kurz alle bindegewebigen K�rper-theile, welche sich im Zustande der chronischen Entz�ndung befinden, bieten in diesem Falle beim Durchschneiden eine ziemlich homogene, speckige Beschaffenheit dar. Bei Gelenkkrankheiten s.eht man dies h�ufig, und da beim Menschen fragliche Anschwellung der Gelenke ohne Hautr�thung vor sich geht, so hat man diesen Zustand fr�her laquo; Tumor albusraquo; genannt, eine Bezeichnung, welche auch in die Veterin�rpraxis �bergegangen ist, obgleich er hier wenig passt.
Das Gewebe kann aus diesem Zustande fast vollst�ndig zum normalen zur�ckkehren, indem das ser�se Infiltrat resorbirt wird, w�hrend die zelligen Elemente theils zerfallen, theils in Bindegewebsk�rperchen sich verwandeln. Es kehrt also nicht ganz vollst�ndig der fr�here Zustand wieder, so dass eine mehr oder weniger deutlich erkennbare Verdickung und Verdichtung zur�ckbleibt, welche mit der Contraction des neugebildeten Bindegewebes bis zu einem gewissen Punkte abnimmt.
In Folge des Ueberschusses von Ern�hrungsmaterial, der bei manchen chronischen Entz�ndungen in den Geweben andauernd besteht, k�nnen die Gewebselemente grosser und dicker werden, wodurch ein Zustand einfacher Hypertrophie sich ausbildet. Es kann aber auch zur Hyperplasie, d. h. zur Bildung neuer gleichartiger Gewebe und dadurch zu manchmal bedeutenden Verdickungen, zur st�renden UmfangsVermehrung, kommen. Solche Hyper�trophien und Hyperplasien bilden sich niemals ganz vollst�ndig zur�ck, sondern ble.ben nach Ablauf der Entz�ndung h�ufig sogar in demselben Umfange, selbst wenn die Ursachen ihrer Entstehung beseitigt sind. Sie
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kommen bei unseren Hausthieren nicht ganz selten vor und betreffen meist das Gewebe der �usseren Haut, sowie das subcutane Bindegewebe. Sie sind unter dem Namen der laquo;Elephantiasisraquo; allgemein bekannt und wegen ihrer ausserordentliehen Hartn�ckigkeit, mit welcher s e jeder Behandlung widerstehen, ber�chtigt, indem sie nicht nur das Ansehen der Thiere be�eintr�chtigen, sondern auch die Brauchbarkeit derselben mehr oder weniger bedeutend vermindern.
2)nbsp; nbsp;Wenn der chronische Entz�ndungsprozess eine Schleimhaut oder eine ser�se Haut betrifft, so wird in Folge der pathologischen Ver��nderungen in den Geweben dieser H�ute selbstverst�ndlich auch die Secretion derselben nicht normal bleiben. Gew�hnlich tritt eine Steigerung dieser ein, eine Hypersecretion; die chronische Entz�ndung kann sich sogar vorzugsweise in dieser Hypersecretion �ussern.
Die chronischen Catarrhe der Schleimh�ute k�nnen bald mehr die epitheliale, bald mehr die bindegewebigen Lagen, bald mehr die Dr�sen der Schleimhaut betreffen; in vielen F�llen leiden alle drei zugleich in gleichem Masse. Aehnlich sind die Verh�ltnisse auch in den Synovial-membranen der Gelenke; es gibt Formen chronischer Gelenkentz�ndungen, die sich haupts�chlich in reichlicher Secretion einer sehr w�sserigen Synovia �ussern, andere, die mehr in einer Verdickung der Synovialmeinbran mit nur wenig vermehrter Secretion bestehen. Die namentlich bei Pferden so h�ufig vorkommenden sogenannten lt; kalten Gelenk- und Sehnenscheiden�gallen raquo; verdanken einer solchen chronischen Entz�ndung der betreffenden Synovialmembran wohl in den meisten F�llen ihre Entstehung. (Siehe Gelenkkrankheiten.)
3)nbsp; nbsp;Die chronische Entz�ndung kann auch mit Eiterung verlaufen, und zwar sind die feineren Vorg�nge dabei ebenso, wie bei dem acuten Ent-z�udungs- resp. Eiterungsprozesse, nur dass Alles langsamer vor sich geht. Es entsteht z. B. an irgend einer beliebigen Stelle des K�rpers eine An�h�ufung von Wanderzellen mit Bildung von fl�ssiger Intercellularsubstanz, wobei nat�rlich das Gewebe, in welche diese Zellen abgesetzt werden, zu Grunde geht. Die Infiltration breitet sich allm�hlig aus; die Neigung zur Eiterbildung ist um so grosser, je weniger in dem betroffenen Gewebe die Gef�sse entwickelt sind, da in Folge der ungen�genden Zufuhr von Er-n�hrungsmaterial die Weiterentwicklung der �berm�ssig angeh�uften Zellen nicht m�glich wird. So entsteht dann langsam ein Abscess, dessen Wan�dungen fortw�hrend in eiterigem Zerfalle begriffen sind. Da dies sehr langsam und h�ufig ohne die sonst bei Entz�ndung hervortretenden Er�scheinungen vor sich geht, so nennt man derartige Eiters�cke laquo;kalte Abscesse gt; oder lt; Verschw�rung gt;. Der Eiter dieser zeigt sich bei micro-
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scopischer Untersuchung sehr reich an molecul�ren Zerfallsmassen, an aus�gebildeten Eiterzellen hingegen ziemlich arm. Auch das macroscopische Aussehen dieses Eiters ist ein anderes, als das von frischem Eiter acut entz�ndeter Weichtheile; jener Eiter ist n�mlich d�nner und heller als bei acuten Processen und entwickelt mitunter einen �blen Geruch nach Fett�s�uren ; auch k�nnen demselben Fibrin�ocken und Fetzen necrotisirter Ge�webe beigemengt sein. Beim Menschen kann ein solcher kalter Abscess Jahre lang bestehen, und endlich zum Stillstehen kommen, so dass seine Wandungen sich zu Narbenkapseln umbilden, welche den Eiter vollst�ndig einschliessen. Dieser wird in eine Emulsionsfl�ssigkeit, zum Theil mit krystallinischem Fette umgewandelt, wobei zuweilen jede Spur von Eiter�zellen verschwindet, so dass man aus dem anatomischen Befunde selbst schwerlich schliessen k�nnte, dass der betreffende Sack ein Abscess ge�wesen sei, wenn nicht der ganze Verlauf daf�r zeugte. Viel seltener ist der Fall, dass in einem kalten Abscesse die Fl�ssigkeit resorbirt wTird und ein k�siger Brei zur�ckbleibt. Die Ausheilung eines kalten Abscesses kann zu Stande kommen, wenn der Eiter nach aussen sich entleert und in den Abscesswandungen eine entsprechende Gef�ssentwicklung eintritt. An der Innenfl�che muss Granulationsgewebe sich entwickeln, wodurch eine Verwachsung der gegen�berliegenden H�hlenwandungen unter Verdichtung und Schrumpfung des neugebildeten Gewebes (Narbengewebes) alhn�lig be�zweckt wird. Mit der Zeit verliert sich die anfangs f�hlbare subcutane Narbe des Abscesses, indem diese die Beschaffenheit des gew�hnlichen Bindegewebes annimmt.
lt; Senkungs- oder Congestionsabscesseraquo; nennt man solche, welche nicht an der Stelle, wo sie angetroffen werden, urspr�nglich entstanden sind, sondern zum Theil durch Senkung des Eiters, anderntheils durch den haupt�s�chlich nach einer Richtung hin intensiver vorschreitenden Verschw�rungs-process eine Locomotion erlitten haben.
Der vorhin besprochene Ausheilungsprocess erfolgt nicht immer in #9632;w�nschenswerth schneller Weise, sondern es sind die allgemeinen und localen Verh�ltnisse zuweilen der Art, dass nach der Entleerung des Eiters entweder in dem Abscesse eine sehr acute Entz�ndung Platz greift, welcher heftiges Fieber, Pyohasmie und Marasmus folgen, oder dass der chronische Verschw�rungsprocess trotz der Entleerung des Eiters in den H�hlenwan�dungen langsam, doch unaufh�rlich weiter sich verbreitet. In solchen F�llen secerniren die Oeffnungen dieser meist grossen, oft tiefliegenden H�hlen continuirlich einen d�nnen, schlechten Eiter; die Oeffnungen solcher H�hlengeschw�re von kleinerem und gr�sserem Durchmesser nennt man lt; Fisteln raquo;,
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Ein derartiger Eiterungs- oder Verschw�rungsprocess kann auch auf einer Fl�che, auf einer Haut sich abwickeln, in welchem Falle derselbe ein sogenanntes lt; Fl�chen- oder offenes Geschw�r gt; darstellt. (N�heres �ber Geschw�re wird sp�ter folgen.)
4)nbsp; Die chronische Entz�ndung kann einen der Vereiterung sehr �hn�lichen Verlauf nehmen, n�mlich den der Verk�sung, wenn eine starke Anh�ufung von Zellen im Centrum ohne Absonderung fl�ssiger Inter-cellularsubstanz molecular zerf�llt und dadurch ein k�siger Brei entsteht. Die Infiltration schreitet in der Peripherie des k�sigen Heerdes durch Anh�ufung von Wanderzellen langsam weiter, das infiltrirte Gewebe geht jedoch ebenfalls bald die k�sige Metamorphose ein und so vergrossert sich der centrale Heerd immer mehr und mehr. Auch hier ist der Mangel einer mit der Zellenbildung gleichen Schritt haltenden Vascularisation die locale Ursache des Zerfalls; diese Art der Verschw�rung kann man als die lt; trockene oder k�sige Verschw�rung gt; oder die laquo;trockene avascul�re Ne-crotisirunggt; bezeichnen. Fraglicher Vorgang ist besonders h�ufig bei chronischen Entz�ndungen der Lymphdr�sen und wird namentlich bei der sogenannten Darrsucht in den Mesenterialdr�sen angetroffen. Auch �usserlich gelegene Dr�sen erkranken in derselben Weise und zwar nie eine einzelne allein, sondern stets mehrere, in Gruppen beisammen gelagerte. Wenn der k�sige Heerd nur einen kleinen Umfang erreicht, so kann er schrumpfen und verkalken, so dass ein von einer Narbe concentrisch um�schlossenes laquo; kalkiges Concrement gt; entsteht. (Die Darrsucht wird in Folge der Zerst�rung der Gekr�sdr�sen t�dtlich).
5)nbsp; Die chronische Entz�ndung kann zur Ablagerung des sogenannten Speckstoffes oder Amyloids f�hren. Dieser Prozess kommt haupts�chlich den inneren Organen zu und hat deshalb f�r die Chirurgie ein geringeres Interesse. Bei Thieren wurde derselbe bisher nur selten beobachtet, ist indess wahrscheinlich h�ufiger als man bis dato glaubte.
In der Zeitschrift f�r practische Veterin�rwissenschaften Jahrgang 1874, Nr. 6, S. 177 bis 191, macht Friedberger Mittheilung �ber eine Massen�erkrankung unter den Fasanen der Kgl. Fasanerie Moosach bei M�nchen, bei welcher die Section in allen F�llen amyloide Entartung verschiedener innerer Organe ergab.
Wenn der chronische Entzflndungsprocess in einem Muskel oder in einem Nerven Platz greift, so leidet das Gewebe in hohem Grade secund�r mit. Die contractile Substanz im Muskel, sowie der Axencylinder und die Markscheide der Nervenfaser gehen dabei nicht selten durch molecul�ren Zerfall oder fettige Degeneration in Folge der Ern�hrungsst�rung zu Grunde. Atrophie der Muskeln und Paralysen k�nnen daher die Folgen chronischer
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Entz�ndung sein. Wie weit unter solchen Umst�nden die Regenerations�f�higkeit der Muskeln und Nerven geht, ist nicht genau festzustellen.
Die Symptome der chronischen Entz�ndung sind dieselben, wie die der acuten, nur dass sie oft theilweise eine geringere Intensit�t erlangen und oft in anderer Ileihenfolge und in anderen Corabinationen auftreten.
Die Anschwellung des erkrankten Theiles ist gew�hnlich die zuerst auffallende Erscheinung; sie beruht zum Theil auf der ser�sen, zum Theil auf der plastischen Infiltration, weshalb die betreffenden Theile sich teigig und anfangs ziemlich fest anf�hlen. Wo es zur Abscessbildung kommt, tritt nach Wochen oder Monaten allm�lig deutliche Fluctuation ein.
Der Schmerz ist bald bedeutend, bald nur gering oder fehlt ganz; bald tritt er mehr spontan, bald mehr auf Druck oder auf leise Ber�hrung hervor. Von dem Grade des Schmerzes und der Geschwulst, sowie von dem Sitze dieser h�ngt der Grad der Funktionsst�rung wesentlich ab. � Vermehrte W�rme ist bei der chronischen Entz�ndung gew�hnlich nur in einem geringen Grade oder gar nicht vorhanden. � Fieber geh�rt nicht nothwendig zur chronischen Entz�ndung, kann indess je nach Umst�nden zu derselben hinzutreten und verschieden zu beurtheilen sein.
Der Verlauf der chronischen Entz�ndung ist h�ufig nicht gleich von Anfang an bestimmt vorher zu sehen; wo dieselbe nicht aus einem acuten Processe sich entwickelte, wird man auf ihr Vorhandensein in der Regel erst dann aufmerksam, wenn dieselbe schon einige Zeit bestanden hat und mehr oder weniger auff�llige �usserlich wahrnehmbare pathologische Vei'-
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�nderungen des betreffenden Theiles verursacht hat.
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Am wenigsten ist
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etwas Bestimmtes �ber die Dauer der chronischen Entz�ndung im Allge�meinen zu sagen, indem diese vorzugsweise von den zu Grunde liegenden urs�chlichen Momenten abh�ngt; nur das gilt im Allgemeinen, class bei derselben die Neubildung schliesslich niemals �ber die Entwicklung ganz bestimmt characterisirter Gewebsmetamorphosen hinausge�t, welche, wenn das erkrankte Gewebe nicht durch Zerfall vernichtet wird, zur Binde-gewebsneubildung (zur Vernarbung) auf die eine oder andere Weise f�hren. Dass die Neubildung kein typisches Ende erreicht, wenn die Ursachen der chronischen Entz�ndung nicht gehoben werden k�nnen, oder nicht von selbst erl�schen, dass der Process sogar mit dem Tode endet, wenn Organe zerst�rt werden, welche zum Leben nothwendig sind, oder wenn durch Eiterung die Kr�fte ersch�pft werden, versteht sich von selbst.
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Allgemeine Aetiologie der chronischen Entz�ndung.
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Die Ursachen der chronischen Entz�ndungen bestehen entweder in andauernd einwirkenden Reizen, oder in einer abnormen Reaction der Ge�webe auf Einwirkung von Reizen.
1)nbsp; nbsp;Die andauernden Reize.
Nicht selten wirken bei unseren Hausthieren Reize lange Zeit hindurch auf gewisse Stellen des K�rpers ein und erregen dadurch chronische Ent�z�ndung des betroffenen Theiles. So z. B. kommen in der Haut thierische und pflanzliche Parasiten vor, welche durch ihren best�ndigen Reiz chronische Hautentz�ndungen unterhalten, bis mit Entfernung des einwirkenden Reizes auch die Entz�ndung beseitigt wird. Es sind dann ferner die andauernden Reize hier zu nennen, welche durch schlechte Geschirre hervorgerufen werden, �fter wiederkehrender Druck oder Anschlagen der Hufe oder Eisen an gewisse K�rpertheile, wodurch oft langwierige Entz�ndungen entstehen. Stollbeulen, Brustbeulen, Knieschwamm der K�he, Streichen u. s. w. ge�h�ren hierhin.
So mannigfach diese andauernd, oder heftig wiederholt einwirkenden Reize und die durch sie bedingten chronischen Entz�ndungen auch sein m�gen, so reichen dieselben doch nicht aus, um das Vorkommen aller chronischen Entz�ndungen zu begr�nden. Wir sehen vielmehr, dass nicht selten chronische Entz�ndungen sich entwickeln, ohne dass eine derartige Ursache vorliegt, so z. B. die so h�ufige chronische Periostitis bei Pferden am Schienbeine, in Folge deren die sogenannten Ueberbeine sich ent�wickeln ; die chronische Entz�ndung der Gelenke, in Folge deren die oft colossalen Verdickungen sich bilden, wie wir dieselben bei Pferden als sogenanntes lt; Rehbein 3gt; etc. nicht selten finden. In solchen F�llen sind die causaleu Verh�ltnisse andere, meist nicht genau erkannte.
2)nbsp; nbsp;Die betroifenen Gewebe reagiren auf die Einwirkung eines Reizes abnorm. Es ist leicht zu begreifen, dass, wenn ein einmaliger Reiz ein bereits pathologisches Gewebe trifft, in diesem die Verh�ltnisse sich anders gestalten werden, als wenn ein vollst�ndig normales Gewebe von demselben Reize betroffen wird, da in dem pathologischen Gewebe die Bedingungen zur typischen Ausgleichung der St�rung fehlen. Auch in diesem Falle k�nnen die Ursachen f�r das Entstehen chronischer Entz�ndungen manch�mal sehr nahe liegen, w�hrend dieselben in andern F�llen schwer oder gar nicht ausgemittelt werden k�nnen. Ich erinnere hier z. B. an den Strahl�krebs, dessen setiologische Momente noch so gut wie ganz unbekannt sind. Wir sehen zwar, dass gewisse Thiere eine unverkennbare Disposition haben, an dieser oder jener chronischen Entz�ndung zu erkranken, und
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wir sind deshalb berechtigt, gewisse Diathesen oder Dyscrasien anzu�nehmen, auf welchen die fraglichen Entz�ndungen eigentlich beruhen. Da indess die eigentliche Kenntniss des wahren Wesens dieser Diathesen uns so gut wie g�nzlich fehlt, so legen wir auf dieselben vor der Hand keinen allzu grossen Werth. Wir wollen gleichwohl nicht unterlassen, selbige hier kurz zu besprechen, soweit denselben nach den seitherigen Erfahrungen eine gewisse Existenzberechtigung zuerkannt werden kann.
a.nbsp; nbsp;Die lymphatische oder scrophul�se Diathese besteht vorzugsweise im jugendlichen Alter und wird bei unseren Hausthieren weitaus am h�ufigsten bei Pferden beobachtet. Sie ist zuweilen so bedeutend ent�wickelt, dass sie den Grund legt zu einem mehr oder weniger chronisch verlaufenden allgemeinen Siechthume (Darrsucht der F�llen) oder auch zur Entz�ndung und Vereiterung der mehr �usserlich gelagerten Lymphdr�sen Veranlassung wird (chronische Druse). Wie weit diese Diathese zur Ent�stehung anderweitiger chronischer Entz�ndungen Veranlassung geben kann, ist nicht genau bestimmt. Im Allgemeinen gilt, dass bei der lymphatischen Constitution eine Disposition zu chronischen Entz�ndungen der Dr�sen, Knochen und Gelenke vorhanden ist, wobei der entz�ndliche Process zur Bildung von wuchernden Granulationsmassen, zur Eiterbildung und Ver�k�sung f�hren kann. Die in der thier�rztlichen Literatur in neuerer Zeit �fter besprochene Osteoporose der Pferde (siehe Zeitschrift f�r praktische Veterin�rwissenschaften, Jahrgang 1873, Nr. 5, S. 152 und Nr. 6, S. 157 und folgender Jahrgang 1874, Nr. 8, S. 233 u. ff. wurde stets an Pferden mit mehr oder weniger deutlich ausgesprochener lymphatischer Constitution angetroffen. Auch die llhachitis d�rfte zum Theil auf eine lymphatische Diathese mit zur�ckzuf�hren sein, wenn gleich nicht zu l�ugnen resp. zu verkennen ist, class auch die Art der Ern�hrung an der Entstehung dieser Krankheiten ihren wesentlichen Antheil hat. Eine Materia peccans im Sinne der Alten ist hier eben so wenig vorhanden, wie anderswo, sondern eine Schw�che bestimmter Apparate, die vielleicht durch Parasiten bedingt wird.
b.nbsp; Die tubercul�se Dyscrasie oder die Tuberculosis. Mit dem Ausdrucke lt; Tuberkel (tuberculuin das Knotehen)raquo; bezeichnet man eine Neubildung, welche aus einer Menge mittelgrosser Pamdzellen besteht, die peripherisch sich immer vermehren, w�hrend sie vom Centrum aus zu einem feinen, molecularen, trockenen Brei zerfallen, welcher bei gr�sserer Ausdehnung des Kn�tchens eine gelbe k�sige Beschaffenheit bekommt und, wie die k�sigen Produkte chronischer Entz�ndung �berhaupt, seeund�r erweichen kann, oder bei dem Stillstand des Tuberkels in seinem Wachsthum ver�schrumpft oder verkalkt; diese kleinsten Tuberkelkn�tchen entwickeln sich nach Rindfleisch am h�ufigsten in den Scheiden der kleinen Blutgef�sse.
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Das pathalogisch-anatomische Kennzeichen der Tuberculose besteht in der Combination der geschilderten Vorg�nge, in Kn�tchenbildung mit von innen beginnendem Verk�sungsprozesse und den verschiedenen nachfolgenden Aus�g�ngen.
Am h�ufigsten entwickeln sich Tuberkeln in den Lungen, besonders in den Lungenspitzen; (auch in den Knochen, besonders in den spongi�sen kommen sie vor). In den Lymphdr�sen ist dagegen der eigentliche Miliar-tuberkel ungemein selten, w�hrend gr�ssere verk�sende Heerde in denselben �fter angetroffen werden.
Buhl hat zuerst die Behauptung aufgestellt, dass der Tuberkelbildung stets die Resorption von Substanzen aus �lteren verk�sten oder eiterigen Eutz�nduugsheerden zu Grunde liege. Nach Niemeyer ist wohl eine Diathese zu chronisch-eiterigen Entz�ndungen gewisser Organe angeboren, jedoch nicht eigentlich die tuberculose Infection. Diese Auffassung der tubercul�sen Diathese oder Dyscrasie wird durch die gelungenen bez�glichen Versuche an Meerschweinchen und Kaninchen wesentlich unterst�tzt. Bei diesen Thieren erzeugt (nach dem von Villemin begonnenen und demnach von vielen Anderen fortgesetzten resp. wiederholten Versuchen) jeder dauernde Reiz eine Entz�ndung mit k�sig-eiterigen Producten und dann erfolgt von diesem Heerde aus eine tuberculose Dyscrasie, welche sich in der Production theils von Miliartuberkeln, zumal auf den ser�sen H�uten, theils von gelb�lichen Knoten in Lunge, Leber, Milz u. s. w. kundgibt und zum Tode f�hrt. Somit scheint die Buhl'sehe Ansicht richtig und der Tuberkel nur eine eigenth�mliche Form der entz�ndlichen Neubildung zu sein Es sind indess die Verh�ltnisse, welche die individuellen und die generellen Ver�schiedenheiten bedingen, durch welche die Resorption der verk�sten Massen resp. die Tuberkelbildung beg�nstigt oder verhindert wird, noch wenig oder gar nicht gekannt. Wir kennen nur die Thatsachen, dass bei der einen Thierart leichter, bei der andern seltener Tuberkelbildung in Folge localer Eiterungsprocesse entsteht, so dass unter gewissen unbekannten Umst�nden bei unseren gr�sseren Hausthieren keine Resorption verk�ster Massen ein�tritt, oder, wenn dies geschieht, keine Tuberkelbildung erfolgt. Dieser Unvollkommenheiten in unserem gegenw�rtigen Wissen ungeachtet, darf man die grosse Tragweite der vorhin besprochenen neueren Uutersuchungs-ergebnisse nicht untersch�tzen; sie sind als ein wesentlicher Fortschritt der modernen Pathologie zu betrachten und werden in Zukunft vielleicht noch zu werthvolleren Resultaten f�hren.
Was die Erblichkeit der Tuberculosis anbelangt, so lassen sich den neueren Untersuchungsresultaten manche fr�here Erfahrungen anpassen, wie z. B. die �fter gemachte Wahrnehmung, dass die directen Nachkommen
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(Kinder) tubercul�ser Eltern von fraglicher Krankheit verschont bleiben, w�hrend die Enkel und sp�tere Nachkommen der Tuberculose verfallen, wie dies bei Perlsucht von Jessen und Andern beobachtet worden ist.
Wenn die wahren Tuberkel nur durch Selbstinfection entstehen k�nnen, so ist von einer directen Vererbung der Tuberculosis streng genommen nicht mehr weiter die Rede; es ist vielmehr nur die Neigung (Diathese) zu chronisch-entz�ndlichen Processen mit Ausgang in Eiterung und Ver�k�sung, sowie die Disposition zur Resorption der eiterigen, verk�sten Masse und daraus folgender Tuberkelbildung erblich; d. h. es ist nur die scrophu-l�se, nicht aber die tuberculose Dyscrasie erblich; dadurch w�rde das Ueberspringen, resp. das Nichterkranken einzelner Nachkommen tubercul�ser Eltern schon eher erkl�rlich. Hoffentlich werden weitere Forschungen auf diesem Gebiete zu bestimmteren Resultaten f�hren.
3)nbsp; nbsp;Die Arthritis oder Gicht ist eine Krankheitsanlage, welche beim Menschen gew�hnlich erst gegen das 30. bis 45. Jahr und selbst sp�ter noch als Krankheit sich offenbart. Sie wird vielfach mit dem chronischen Rheumatismus zusammengeworfen, ist jedoch von demselben verschieden. Die wahre Gicht unterscheidet sich von dem Rheumatismus wesentlich dadurch, dass sie anfallsweise, oft j�hrlich nur einmal und zwar zu be�stimmten Zeiten die betreffenden Menschen bef�llt, w�hrend dieselben in der Zwischenzeit gesund sind. Die Entz�ndung, welche bei der Gicht auf�treten, sind besonders auf einige bestimmte Gelenke und ihre Umgebung beschr�nkt (Podagra und Chiragra).
Ob eigentliche Gicht bei Thieren vorkommt, ist zur Zeit nicht ent�schieden.
4)nbsp; nbsp;Die scorbutische Dyscrasie �ussert sich durch eine grosse Br�chig�keit der Capillargef�sse und dadurch entstehende subcutane Blutungen, die indess nach Stricker auch per diapedesin entstehen und bei Fr�schen durch Kochsalzintoxicationen erzeugt werden k�nnen. Als Wesen dieser Krank�heit nimmt man einen Dissolutionszustand des Blutes an. Sie scheint spontan, resp. sporadisch bei Hunden am h�ufigsten vorzukommen.
5)nbsp; nbsp;Die syphilitische Dyscrasie, welche beim Menschen eine so bedeu�tende Rolle spielt, kommt bei Thieren selten oder gar nicht vor. Affen k�nnen zwar an Syphilis erkranken, wie dies durch zahlreiche Versuche nachgewiesen ist. Nach den Mittheilungen Lund's (On the Occurence of Syphilis in a Monkey) scheint zwar nicht bestritten werden zu k�nnen, dass m�glicherweise bei Affen die Syphilis spontan zu entstehen vermag. (Schmidt, zoologische Klinik, Bd. L, Seite 107 und 108.)
Die Behandlung chronischer Entz�ndungen hat aussei- den �rtlichen Processen auch stets ein sorgsames Augenmerk auf den allgemeinen K�rper-
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^�quot;quot;^^quot;
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zustand zu richten. Der wirklich rationell gebildete Arzt wird sich in den verschiedenen F�llen, wo Heilung �berhaupt m�glich ist, schon zu helfen wissen, w�hrend der Empiriker h�ufig rathlos dasteht. Die �rtliche Be�handlung hat vorzugsweise f�r Beseitigung der veranlassenden Ursachen und f�r Abhaltung aller der Heilung entgegenstehenden Hindernisse zu sorgen. Die Erregung eines acuten Entz�ndungsprocesses in den chronisch entz�ndeten Geweben, der Gebrauch resorbirender Mittel, eines Druck�verbandes etc. wird je nach Umst�nden zu empfehlen sein. Bei chronischen Entz�ndungen, die zum Zerfalle der Gewebe f�hren, wird namentlich f�r eine entsprechende Vascularisation, wie solche zur Entstehung eines Granu�lationsgewebes erforderlich ist, gesorgt werden m�ssen, um die Substanz�verluste zu ersetzen und eine Vernarbung zu Wege zu bringen. Es wird also das eine oder andere Reizmittel in solchen F�llen eine geeignete Anwendung finden k�nnen.
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Die Geschw�re.
In fr�heren Zeiten wurde jede eiternde Wunde ein Geschw�r und zwar (nach Rust) lt; ulcus simplex gt; genannt. Was man heute unter einem eigent�lichen Geschw�re versteht, l�sst sich nicht mit wenigen Worten genau ausdr�cken. Folgende Definition d�rfte wohl die wesentlichsten Criterien eines Geschw�res zusammenfassen:
lt; Ein Geschw�r ist eine eiternde Wundfl�che, welche keine Tendenz zur Heilung zeigt und meist einem chronischen Entz�ndungsproce^se seine Entstehung verdankt, indem dieser Process in Folge einer zelligen Infil�tration des entz�ndeten Gewebes zur Eiterung und zum Zerfalle f�hrt. gt;
Ein solcher Entz�ndungsprocess kann in den verschiedenen Schichten der Cutis, im Bindegewebe, in den Muskeln, in den Dr�sen, im Periost oder in den Knochen seinen Sitz haben und �berall zur Geschw�rsbildung f�hren. Es scheint demgem�ss das naturgem�sseste, die Geschw�re im Anschl�sse an die chronische Entz�ndung zu besprechen.
Was die causalen Verh�ltnisse der Geschw�re anbelangt, so gilt f�r dieselben alles bei der Aetiologie der chronischen Entz�ndung Gesagte.
Tritt im Centrum eines tiefer gelegenen Entz�ndungsherdes Eiterung, Verk�sung oder eine andere Art von Erweichung und Zerfall mit allm�liger peripherischer Progression und schliesslich mit Perforation der Haut von innen nach aussen ein, so entsteht ein Hohlgeschw�r, welches vor seinem Durchbruche nach aussen einen kalten Abscess (im Kleinen) darstellt. Wenn hingegen der Verschw�rungsprocess in den obersten Schichten einer Haut von Statten geht, so entsteht ein offenes Hautgeschw�r. Die Haut ist
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in diesem Falle von erweiterten Gef�ssen durchzogen und sowohl in Folge dessen, als auch in Folge von ser�ser und plastischer Infiltration ange�schwollen und auf Druck etwas empfindlich. Die entz�ndete Cutis, zumal die oberfl�chlichen Schichten derselben, werden von quot;Wanderzellen infiltrirt und dadurch die Papillen grosser und saftreicher; auch die Zellen des Eete Malpighii werden reichlicher producirt, so dass die oberfl�chliche Schicht desselben kaum mehr den geh�rigen Grad der Verhornung erlangt. Das Bindegewebe der Papillarschicht ist weicher, zum Theil fast gallertig geworden. Eine leichte Beibang gen�gt, das #9632;weiche d�nne Hornblatt der Epidermis an einer Stelle zu entfernen, wodurch die Zellenschicht des Kete Malpighii frei gelegt wird. Kommen jetzt neue Reize hinzu, so bildet sich eine eiternde Fl�che, die in ihrer oberen Schicht aus Wanderzellen, in ihrer unteren aus den bereits stark degenerirten vergr�sserten Hautpapillen besteht. � W�rde in diesem Stadium die n�thige Ruhe und Schonung, sowie Schutz gegen neue Reize gew�hrt, so k�nnte sich alhn�lig die Epi�dermis regeneriren und das bis jetzt noch ganz oberfl�chliche Geschw�r w�rde benarben. Gew�hnlich jedoch wird der oberfl�chliche Process zu wenig geachtet, neue Sch�dlichkeiten verschiedener Art kommen hinzu, es tritt Vereiterung und molecul�rer Zerfall des freiliegenden entz�ndeten Gewebes ein, und so entsteht allm�lig ein nach und nach tiefer und breiter werdender Defect, ein eigentliches Geschw�r.
Zu diesen Hautgeschw�ren geh�ren unter anderen zwei bei Pferden h�ufig vorkommende Hufleiden, �ber deren Wesen man lange nicht recht im Klaren war, n�mlich die laquo;Strahlf�ulegt; und der sogenannte laquo;Strahl�krebsraquo;. Beide sind wohl in der Regel nichts anderes, als verschiedene Grade eines eigentlichen Verschw�rungsprocesses des Papillark�rpers der sogenannten Fleischtheile des Hufes, n�mlich des Fleischstrahles, der Fleisch-sohle und der Fleischwand.
In neuerer Zeit ist die Ansicht ausgesprochen worden, dass diese Huf�leiden m�glicherweise durch pflanzliche Parasiten verursacht werden. Z�rn fand bei Strahlf�ule Mikrokoccen, ohne indess vor der Hand sich dar�ber aussprechen zu wollen, ob diese zu jener in causaler Beziehung stehen oder nicht. Hingegen scheint er geneigt, die Ansicht Megnin's, wonach ein Pilz die Ursache des Strahlkrebses sein soll, f�r richtig zu halten. M e g n i n hat bei seinen Untersuchungen der Produkte des Strahlkrebses in den feigwarzen�hnlichen Bildungen des Papillark�rpers Parasiten gefunden, die er lt; Keraphytonraquo; *) nennen m�chte. Vorl�ufig ist in �tiologischer Be�ziehung nur bestimmt ausgemacht, dass Verletzungen (namentlich zu starkes
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*) Eichtiger in Bezug auf Etymologie w�re � Keratophyton quot;.
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Beschneiden des Strahles beim Beschlagen etc.), sowie Unreinlichkeit, die Entstehung der Strahlt�ule und des Strahlkrebses wesentlich beg�nstigen. *)
Aehnliehe Geschw�rsprocesse wie an der �usseren Haut kommen auch an den Schleimh�uten vor. Auch an diesen tritt zun�chst eine st�rkere Auswanderung junger Zellen an die Oberfl�che auf; sehr bald gesellt sich ser�se und plastische Infiltration massigen Grades in dem Bindegewebe der betreffenden Schleimhaut und eine reichlichere Secretion der Schleimdr�sen hinzu. Durch andauernde Reizung einer chronisch catarrhalisch afficirten Schleimhaut erfolgt Erweichung und Zerfall des Gewebes, in derselben Weise, wie bei Geschw�rsbildung an der Cutis dieser Vorgang vorhin ge�schildert wurde; so entsteht ein catarrhalisches Geschw�r. Bei unseren Hausthieren kommen solche am h�ufigsten am weiblichen Genitalapparate vor.
Hautgeschw�re k�nnen auch in einer mehr acut verlaufenden Weise aus Pusteln sich bilden, wenn diese nicht zur Heilung kommen, sondern sich nach Entleerung des Eiters vergr�ssern und dabei einen entz�ndlichen Charakter behalten.
Bei der Verschw�rung kommen also, �hnlich wie bei der Entz�ndung, Neubildung und Zerfall in Verbindung mit einander vor; der Zerfall er�folgt entweder durch Verfl�ssigung (Vereiterung) des Gewebes, oder durch molecul�re Nekrotisirung desselben, oder durch beide zugleich. Je nach dem nun der eine oder der andere Process, die Neubildung oder der Zerfall �berwiegt, hat man die Geschw�re in zwei Hauptarten unterschieden und dieselben im ersteren Falle als lt; wuchernde gt;, im letzteren Falle als lt; fressende gt; bezeichnet.
Wuchernde Geschw�re sind demnach solche, bei denen der Neubildungs-process �ber den Zerfall das Uebergewicht hat. Treten in Folge dessen die Granulationen pilzartig wuchernd auf, so dass sie das Niveau der Ge�schw�rsfl�che mehr oder weniger bedeutend �berragen, so nennt man die Geschw�re laquo;fung�seraquo;. Dieselben sind �usserst gef�ssreich und sondern einen schleimigen Eiter ab.
Bei den fressenden oder laquo;phaged�nischen ^ Geschw�ren erreicht der Zerfall des Gewebes manchmal einen hohen Grad von Schnelligkeit, wo�durch die Vergr�sserung der Geschw�re rapid zunimmt. � Dass zwischen den extremen Formen dieser beiden Hauptgeschw�rsarten zahlreiche Zwischen�stufen vorkommen, ist wohl selbstverst�ndlich.
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*) Ueber die Behandlung des Stral�krebses siehe Dammann's Mittheilung in Nr. 10 der Zeitschrift f�r praktische Veterin�r-Wissenschaften 1873, Seite 311 u. ff. Ferner in derselben Zeitschrift, Jahrgang 1874, Nr. 1, Seite 14 u. ff. �lieber Hufkrebsquot; von Prof. Dr. Leonhardt.
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Die Diagnose fraglicher Geschw�rsformen bietet in der Regel keine Schwierigkeiten.
Die Prognose ist von mancherlei Umst�nden abh�ngig und demnach in den einzelnen F�llen verschieden. Sind die der Geschw�rsbildung zu Grunde liegenden Ursachen zu beseitigen, so ist die Vorhersage in der Eegel eine g�nstige, insofern bei einer entsprechenden Behandlung und Pflege Heilung meistens erzielt werden kann. Wo sogenannte Dyscrasien der Geschw�rsbildung zu Grunde liegen, da wird die Prognose wesentlich davon abh�ngen, ob die vorhandene Dyscrasie beseitigt werden kann oder nicht.
F�r die Behandlung von Geschw�ren gilt im Allgemeinen als erste Bedingung, neben der Entfernung der veranlassenden Ursachen daf�r Sorge zu tragen, dass der Grund der Geschw�re wenigstens ann�hernd die Beschaffenheit einer gesunden Granulationsfl�che annimmt, und dass der Zerfall an ihrer Oberfl�che (und in der Tiefe) aufh�rt.
Bei wuchernden Geschw�ren m�ssen die �ppigen Granulationen be�schr�nkt und n�thigenfalls zerst�rt werden. Druck, Adstringentien, Aetz-mittel, das gl�hende Eisen u. s. w. sind die Mitte), welche bei der richtigen Auswahl und zeitgera�ssen Application in der Eegel die Heilung f�rdern.
Bei fressenden Geschw�ren muss man danach streben, die Ent�wicklung reichlicher Gef�sse und einer entsprechenden Zellenproliferation in der Granulationsflache anzuregen und zu unterhalten, um dadurch eines-theils die Gewebsneubildung zu f�rdern, anderntheils den Zerfall zu be�schr�nken, wozu eine hinl�ngliche Vascularisation der Granulationsfl�che unbedingt erforderlich ist. Sind Umst�nde vorhanden, die den Zersetzungs-process an der Geschw�rsfl�che beg�nstigen, so dass dadurch mehr oder weniger stark jauchende Geschw�re entstehen, so m�ssen dieselben, wenn sie gekannt und entfernbar sind, so bald wie m�glich beseitigt werden. Im Allgemeinen finden hier eine geeignete Anwendung: Holzessig, Phenyl-s�ure in verschiedener Concentration, Chlorwasser und dergleichen mehr, sowie unter Umst�nden das Ferrum candens.
Nach diesen allgemeinen Angaben wollen wir uns jetzt mit den weiteren gebr�uchlichen Bezeichnungen der verschiedenen Geschw�rsformen noch etwas n�her bekannt machen.
Der Entstehung nach kann man die Geschw�re in lt; traumatische gt; und in lt; spontane oder symptomatische gt; unterscheiden. Erstere entstehen in Folge rein localer Reize, weshalb sie auch lt; Reizgeschw�reraquo; genannt werden. Dieselben heilen in der Regel bei sorgf�ltiger Fernhaltung des veranlassenden Reizes ohne grosse M�he, wenn sie noch nicht allzu lang bestanden haben, d. h. nicht bereits habituell geworden sind, bevor sie
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zur Behandlung kommen. Recidive sind allerdings nicht selten, namentlich wenn nach gelungener Heilung neuerdings die fr�heren urs�chlichen Mo�mente wiederholt oder dauernd einwirken. � Die spontanen oder symptomatischen Geschw�re sind solche, bei welchen die veranlas�senden Ursachen in der Regel nicht n�her gekannt sind und deshalb in irgend einer Dyscrasie gesucht werden. Bei denselben hat die Therapie aussei- einer entsprechenden �rtlichen Behandlung auch die vorhandene Dyscrasie geb�hrend zu ber�cksichtigen. quot;Wo diese nicht beseitigt werden kann, ist in der Regel jede Behandlung unn�tz.
F�r die Praxis sind nun im Weiteren folgende Eintheilungsmomente nicht ohne Bedeutung:
1)nbsp; nbsp;Die �ussere Beschaffenheit, Form und Ausbreitung des Geschw�rs. Dasselbe kann kreisrund, .halbmondf�rmig, ringf�rmig, ganz unregelm�ssig, flach oder tief sein; es kann einen Canal darstellen, welcher in die Tiefe f�hrt, somit ein r�hrenf�rmiges Geschw�r, eine lt; Fistel gt; bilden. Der Bildung dieser liegt in der Regel ein Hohlgeschw�r, d. h. ein mehr oder weniger tief liegender Verschw�rungsherd zu Grunde.
Diese Unterscheidungen haben im Allgemeinen nur f�r die Zwecke einer n�heren Bezeichnung der Geschw�re eine gewisse Bedeutung, w�hrend sie f�r die Therapie mehr oder weniger gleichg�ltig sind. Nur die fistu�l�sen und Hohlgeschw�re erfordern eine besondere therapeutische Ber�ck�sichtigung , indem dieselben schwerer heilen, als flache Geschw�re, und deshalb durch Spaltung am besten in offene Geschw�re verwandelt werden, wenn nicht besondere Verh�ltnisse diese Operation verbieten.
2)nbsp; nbsp;Der Grund und die Absonderung des Geschw�res. Dieselben kommen bei der Therapie mehr in Betracht. Der Grund kann flach, ver�tieft oder hervorragend sein; er kann mit schmutziger, stinkender, ser�ser, jauchiger Fl�ssigkeit, selbst mit gangr�n�sen Gewebsfetzen bedeckt sein; es kann ferner eine amorphe, speckig aussehende, schmierige Substanz ihn bedecken; er kann aber auch allzu �ppige Granulationen mit schleimiger Eiterabsonderung zeigen (fung�se Geschw�re).
Die Therapie wird sich f�r die einzelnen F�lle aus dem fr�her Ge�sagten leicht von selbst ergeben.
3)nbsp; nbsp;Die R�nder sind flach oder erhaben; wallartig, hart (call�se Ge�schw�re) #9632;� oder weich, ausgebuchtet (sinu�se Geschw�re), gezackt, um�geworfen , unterminirt u. s. w. Die sinu�sen Geschw�re entstehen (ebenso wie die fistul�sen) in der Regel als Hohlgeschw�re. Die Spaltung der unterminirten R�nder wird die Heilung meist beschleunigen.
4)nbsp; nbsp;Die Umgebung des Geschw�rs, sowie der Grad seiner Empfindlich�keit k�nnen normal oder abnorm sein; die Umgebung kann entz�ndet,
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�demat�s, indurirt, pigmentivt u. s. w. erscheinen. Leichte Entz�ndungs-grade der Umgebung des Geschw�rs, welche die Folge von anhaltender oder periodisch wiederkehrender gelinder Reizung sind, verlieren sich in der Regel bei entsprechender Behandlung ohne Anwendung von Arzneimitteln. Ruhe und Schutz gegen sch�dliche Einwirkungen von aussen reichen ge�w�hnlich aus, die Entz�ndung der Umgebung und damit die gesteigerte Empfindlichkeit zu beseitigen.
Es kommen indess F�lle vor, wo die Umgebung des Geschw�rs dauernd entz�ndet erscheint, wo namentlich die Empfindlichkeit sehr gesteigert ist, das Geschw�r leicht blutet, und wo selbst die Granulationen bei der Be�r�hrung schmerzhaft sind. Ein solches Geschw�r nennt man ein laquo;ere�thisches gt;. Die gesteigerte Empfindlichkeit der Granulationen scheint in der vermehrten Bildung von Nervenprimitivfasern in der Wundfi�che ihren Grund zu haben.
Entz�ndete und erethische Geschw�re verlangen im Allgemeinen eine reizmildernde Behandlung, wie z. B. die Anwendung einfacher Fettsalben, Zinksalben, Bleisalben, Waschungen mit Bleiwasser u. dergl. Erst wenn nach dieser Behandlung die abnorme Schmerzhaftigkeit sich nicht verliert, w�hrend die Entz�ndung in der Umgebung abgenommen hat, ist es indicirt, die Geschw�rsfl�che geh�rig zu cauterisiren, namentlich wenn die Granu�lationen schlecht aussehen. In solchen F�llen findet wiederum das Ferrum candens eine vortbeilliafte Anwendung, indem durch dasselbe die etwa neugebildeten Nervenprimitivt�sern zerst�rt werden und ein gesunder Granu-lationsprocess in der Geschw�rsfl�che angeregt wird. Es sei hier ausdr�ck�lichst bemerkt, dass in solchen F�llen narcotische Mittel in der Regel nichts n�tzen, obgleich dieselben vielfach empfohlen worden sind.
Den erethischen Geschw�ren entgegengesetzt verhalten sich die laquo;t o r -pidengt; Geschw�re, die nicht nur eine geringe Empfindlichkeit, sondern �berhaupt eine geringe Vitalit�t zeigen. Basis, R�nder und Umgebung des Geschw�rs sind in Folge einer lange bestandenen Entz�ndung verdickt und zuweilen knorpelhart geworden.
Die Therapie' hat hier folgende Aufgaben: a. Eine Erweichung des festen, sehr gef�ssarmen Gewebes der ver�h�rteten R�nder und des Geschw�rsgrundes anzustreben; und h. eine entsprechende Vascularisation, sowohl der R�nder, als der Basis des Geschw�rs herbeizuf�hren.
Die feuchte quot;W�rme kann in Form von Cataplasmen oder von warmen Wasserb�dem oft recht gute Dienste leisten, indem bei conse-quenter Anwendung derselben eine k�nstliche Quellung und Erweichung des Geschw�rs und seiner Umgebung erzielt wird. Auch empfiehlt sich
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der Gebrauch einer Salbe aus acht Theilen Terebinth, comm. und aus einem Theile Hydrgr. prsecip. rubr. zum Verband. Sehr zweckmassig jedoch kann auch hier das Ferrum candens, oder das Ung. Tart. stib. oder Ung. Canthar. angewendet werden. Diese Mittel rufen eine reactive Entz�ndung in dem atonischen Geschw�re hervor, wo dann die feuchte W�rme immer noch ihre Anwendung finden kann. Die Heilung solcher Geschw�re fordert stets viel Zeit, und es k�nnen Falle vorkommen, in denen dieselbe ungemein schwierig, ja selbst unm�glich ist. Die Starrheit des Gewebes in der Um�gebung des Geschw�rs kann die Zusammenziehung der Geschw�rsr�nder so wesentlich behindern, dass dadurch die ganze Granulationsfl�che in ihrer urspr�nglichen Ausdehnung benarben muss. Die junge Narbe kann sich in Folge dessen nicht geh�rig, namentlich nicht schnell verdichten, weshalb sie leicht wieder wund wird, also zu Recidiven sehr disponirt; sie muss deshalb stets noch eine Zeit lang nach erfolgter Heilung vorsichtig gesch�tzt werden.
Vorstehend angegebene Bezeichnungen der verschiedenen Geschw�rs-formen d�rften ausreichen, um jedes Geschw�r einem Kunstgenossen genau beschreiben und die therapeutischen Anordnungen nach denselben treffen zu k�nnen. Die in der Menschenheilkunde gebr�uchlichen Bezeichnungen scrophul�se, tubercul�se etc. Geschw�re werden in der Thierheilkunde seltener angewendet.
Es sei schliesslich noch erw�hnt, dass der Verschw�rungsprocess nicht nur in normalen Geweben, sondern auch oft in Neubildungen, in den eigent�lichen Geschw�lsten, auftritt und dass an diesen sowohl Fl�chen- als Hohl-Geschw�re sich bilden k�nnen.
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Die Nekrose.
Der Nekrotisirungsprocess oder Brand ist der Verschw�rung oder Ulce-ration, wie wir dieselbe bei den fressenden Geschw�ren kennen gelernt haben, sehr nahe verwandt; bei dieser handelt es sich um einen molecu-l�ren Zerfall der betreffenden Gewebe, w�hrend beim Brande gr�ssere und zusammenh�ngende Gewebspartien (m�glicherweise sogar ganze Extremit�ten oder andere K�rperabschnitte) ungef�hr zur gleichen Zelt absterben.
Die Nekrose (17 vsxqwOic das Absterben, von vtxgovv todt machen) ist ein Zustand des �rtlichen Todes und nicht ein eigentlicher Lebens- oder Krankheitsprocess. Nekrotische Theile zeigen anfangs keine bemerkbaren Ver�nderungen ihrer Form; dagegen haben sie jede lebendige Reaction verloren und besitzen somit keine Empfindung, keine Bewegung mehr.
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An denselben vollziehen sich nur noch rein chemische und physikalische Processe, wodurch sie �ber kurz oder lang ihre Form einh�ssen k�nnen.
Die Ursachen der Nekrose sind verschieden. Im Wesentlichen kommen dieselben darin �berein, dass sie die Blutcirculation in dem betroffenen Theile aufheben. Jedoch nicht jede schnell vor�bergehende Unterbrechung der Cir�culation hat Nekrose zur Folge. Es k�nnen sogar K�rpertheile, welche aus dem Zusammenhange mit ihrer Nachbarschaft losgel�st sind, eine kurze Zeit lang ein selbstst�ndiges Leben f�hren, wie dies die vielen gelungenen Transplantationen losgel�ster K�rpertheile, z. B. der Hahnensporn u. s. w. hinl�nglich beweisen. Erst wenn die St�rungen, resp. Unterbrechung der Blutcirculatiou eine gewisse Zeit andauern, f�hren sie zur Nekrose des betreffenden Theiles. Alles, was die Circulation in einem Gef�ssahschuitte f�r einige Zeit zu sistiren vermag, kann Nekrose des entsprechenden Ge�webes zur Folge haben, vorausgesetzt, dass dasselbe nicht durch den Col-laterallauf das zu seiner Ern�hrung erforderliche Material zugef�hrt erh�lt. So hat z. B. ein l�ngere Zeit hindurch anhaltender oder �fter einwirkender Druck auf gewisse Stellen der �usseren Haut Nekrose zur Folge, die je nach dem auf das Hautgewebe sich beschr�nkt, wie dies hei Geschirrdruck nicht selten der Fall ist, oder �ber gr�ssere Partien der unter der Haut gelegenen Gewebe sich ausdehnt (Decubitus); auch zu fest angelegte Verb�nde, wenn dieselben nicht zeitig gelockert werden, k�nnen aus�gedehnte Nekrose zur Folge haben. Gewisse innere Zust�nde (Dyscrasien) beg�nstigen den Eintritt von Nekrose wesentlich, so z. B. Milzbrand, all�gemeine Schw�che, verminderte Energie der Herzth�tigkeit u. s. w. Wo der Brand die Folge von Entz�ndung ist, tritt derselbe in der Eegel in Folge der zu starken Spannimg der Gewebe durch die Exsudate ein, wo�durch die Gef�sse zu sehr gedehnt und zusammengedr�ckt werden und so die Blutzufuhr abgeschnitten wird; in Folge der erh�hten Reibungswider�st�nde tritt Capillarthrombose ein.
Der Process, welcher die Nekrose herbeif�hrt, wird Mortifications-process, Brand oder laquo;Gangrsenaraquo; genannt. Schon Galen gebrauchte das griechische Wort laquo; yayyQttiva. gt; von yquiveiv zerfressen, f�r Brand. Fr�her glaubte man, Brand k�nne nur in Folge von Entz�ndung entstehen; dies ist indess ganz irrig. So z. B. haben wir bereits fr�her gesehen, dass Gangr�n auch die Folge von Thrombose und Embolie sein kann, ohne dass Entz�ndung vorauszugehen braucht. Selbst bis in die neueste Zeit be�zeichnet man mit Gangr�n den sogenannten heissen Brand, bei welchem der leidende Theil noch Aeusserungen des Lebens zeigt; man versteht darunter eigentlich eine hochgradige Entz�ndung mit theilweiser L�hmung und mangelhafter Reaction des betreffenden Theiles. Von demselben wird
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der sogenannte kalte Brand oder lt; Sphacelus gt; unterschieden, der das g�nz�liche Abgestorbensein des betreffenden Theiles bedeutet.
Der Ausdruck laquo;Nekrosis gt; wurde fr�her fast ausschliesslich gebraucht, um den Brand der Knochen damit zu bezeichnen.
Das Wort lt; Sphacelus gt; wird heute auch wohl gebraucht, um damit den nekrotischen K�rpertheil selbst zu bezeichnen. Nach Galen war laquo;aydxsXog gt; ein sehr allgemeiner Ausdruck, der im gemeinen Leben jeden heftigen Schmerz, Convulsionen oder eine gr�ssere Entz�ndung bezeichnete, die leicht mit Brand enden konnte.
Die Ver�nderung des nekrotischen Theiles h�ngt wesentlich von seiner histologischen Beschaffenheit und von verschiedenen �usseren Verh�ltnissen ab, besonders von der Ber�hrung desselben mit der �usseren Luft, oder von dem Abgeschlossensein desselben. Im ersteren Falle tritt �fter F�ul-niss, im letzteren Falle Schrumpfung, Verfettung oder Verkalkung des brandigen Theiles ein. Im Allgemeinen unterliegt derselbe (und seine Um�gebung) folgenden Ver�nderungen:
Ist der brandige Theil weich und saftreich, so zerf�llt er leicht zu einer breiigen Masse oder er wird sogar fl�ssig; der Zustand wird dann als feuchter Brand lt; Gangriena humida gt; bezeichnet. Bei demselben ent�wickeln sich verschiedene Gase, wodurch der sogenannte Brandgeruch (Foctor) entsteht. Diese Gase k�nnen so massenhaft auftreten, dass sie die Fl�ssigkeiten des Brandherdes schaumig machen. Wenn dieselben unter der Haut oder in den grossen K�rperh�hlen sich ansammeln, so stellen sie im ersteren Falle den sogenannten rauschenden Brand dar, lt; Emphysema grangraenosum gt;, im zweiten Falle den sogenannten laquo;Pneumothoraxraquo; (von nvavpa Hauch, Wind und �wQcc'g Brustpanzer, Brust) oder lt; Meteorismus gt; (fletremgaffXos Aufbl�hen des Hinterleibes von [X�vsagf�ew in die H�he heben), je nachdem die Gase in der Brusth�hle oder in der Bauchh�hle sich ange�sammelt haben.
Dem trockenen Brande, der laquo; Gangrama sicca gt;, verf�llt der nekrotische Theil, wenn er hart ist und wenig Feuchtigkeit enth�lt. Die Unterschiede zwischen trockenem und heissem Brand beruhen demnach lediglich auf physikalischen und chemischen Verh�ltnissen des brandigen Theiles und seiner Umgebung. Aus dem feuchten Brande kann in Folge von Feuchtig�keitsverlust somit sp�ter noch trockener Brand sich entwickeln.
Beim Eintritt von Gangrsena tritt in den Gef�ssen des betreffenden Theiles Blutgerinnung ein und in Folge dessen capill�re Hypersemie der Umgebung, welcher Durchtr�nkung der benachbarten Gewebe folgt. Die Blutk�gelchen des geronnenen Blutes geben ihr Hsematin ab, das Oedem ver�breitet sich bis unter die Epidermis, und indem diese abgehoben wird,
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zeigen sich die bekannten Brandblasen (Bullae gangranosie) mit ihrem r�th-lichen Inhalte; dieselben platzen in der Regel bald und die Theile schrumpfen demnach ein.
Der brandige Theil kann entweder abgestossen und nach aussen ent�fernt werden, oder er kann eingekapselt (sequestrirt) werden, wobei der�selbe der Schrumpfung, der fettigen Metamorphose, der Verkalkung oder der Verkleidung anheimf�llt. Aeusserlich gelegene nekrotisirte K�rpertheile werden in der Regel abgestossen, w�hrend tiefer gelegene h�ufiger se�questrirt werden.
Die Zeit, innerhalb deren nekrotische Gewebsst�cke sich abl�sen, ist eine sehr verschiedene. Die Abl�sung erfolgt fr�her oder sp�ter, je nach dem Umfange des abgestorbenen K�rpertheiles, je nach der Consistenz des�selben und des angrenzenden Gewebes, sowie nach dem Gef�ssreichthume des letzteren und je nach dem Kr�ftezustande und der Lebensenergie des Patienten.
Als laquo;Gangiiena sine odoregt;, d. h. als geruchlosen Brand bezeichnete man fr�her einen Process, durch welchen die Gewebselemente ihre Form einb�ssen, indem sie allm�lig in eine fl�ssige Detritusmasse umgewandelt werden, ohne dass dabei F�ulnissprodukte entstehen. Es ist dies jedoch keine eigentliche Gangrama, sondern eine nekrobiotische Schmelzung des betroffenen Gewebes, eine einfache Malacie. (Siehe Seite 93.)
Wird der nekrotische Theil von seiner Umgebung abgestossen, so wird derselbe stets an seiner Peripherie durchfeuchtet, wenn nicht bereits Gan-gnena humida vorher bestand. Die Abstossung kommt dadurch zu Stande, dass in Folge des von Seiten des brandigen Theiles auf die Umgebung aus�ge�bten Reizes ein reactiver Entz�ndungsprocess mit Neubildung und Zellen-proliferation an der Grenze der lebendigen Gewebe entsteht, wodurch diese als sogenannte lt; Demarcationslinieraquo; deutlich hervortritt. Dieselbe zeigt sich zun�chst als eine um den nekrotischen Theil gezogene Linie, die durch den Eintritt von Eiterung in eine Furche, in den lt; Demarcationsgraben gt; verwandelt wird, der allm�lig sich vertiefend, das gesunde Gewebe vom todten trennt. Hat diese Trennung nach allen Seiten hin stattgefunden, so f�llt der nekrotische Theil ab, oder kann durch einen leichten Zug an dem�selben ohne M�he entfernt werden. Sehnen, B�nder und Knochen wider�stehen der Abstossung l�nger als andere Gewebe. Bis diese erfolgt ist, bleibt f�r den Patienten stets eine Lebensgefahr vorhanden, da die Auf�nahme von Brandjauche in das Blut leicht t�dtlich endende Allgemein-erkrankungen zur Folge hat.
Ist die Abstossung des brandigen Theiles erfolgt, so wird derselbe regenerirt oder durch Xarbengewebe ersetzt.
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Es kann der brandige Theil aber auch verschiedeneu Metamorphosen anheimfallen, durch welche derselbe ebenfalls unsch�dlich gemacht wird. Es sind dies namentlich die Verschrumpfung, Verfettung und Verkalkung.
Die Schrumpfung nekrotisirter Theile beruht immer auf dem Ver�luste von Fl�ssigkeit (Wasser). Zuerst wird das extracellul�re, sp�ter auch das intracellul�re Wasser in die Umgebung dift�ndirt und demnach zum Theil verdunstet, zum Theil resorbirt. In Folge dieser Vorg�nge ver�ndern die Zellen ihre Form und r�cken n�her an einander. Der Schrumpfungs-oder Mumificationsprocess kann sich an einzelnen Gewebsabschnitten, oder an ganzen Organen und Systemen, ja selbst an ganzen Individuen vollziehen (Muraification eines F�tus). Kleinere Partien saftreicher Organe oder Ge�webe k�nnen nicht muinificiren, weil von der Umgebung stets Feuchtigkeit in den brandigen Theil wieder eindringt.
Die Verfettung nekrotisirter K�rpertheile erfolgt, indem in die Poren und L�cken des Sphacelus von den benachbarten Geweben aus Fett abge�lagert wird, oder indem die Eiweissstoffe und niedriger oxydirte Stickstoff�verbindungen desselben sich in Fett umsetzen. Die Verfettung tritt erst dann ein, wenn der Sphacelus bereits einen grossen Theil seines quot;Wassers verloren hat. Sobald indess die Mumification desselben stattgefunden hat oder nur einigermassen fortgeschritten ist, kann Verfettimg nicht mehr eintreten. Dagegen kann es geschehen, dass die Aussenfl�chen nekrotisirter Theile verfetten, erweichen, sich verfl�ssigen, w�hrend im Inneren der�selben Mumification eintritt. '
Die Verkalkung oder Verkleidung (Petrificatio) tritt �fter und schneller bei kleinen K�rpertheilen, als an grossen auf. Letztere verkalken bei betr�chtlichem Umfange in der Regel nur theihveise, so z. B. die Stein�fr�chte im Uterus (Lithopasdion). Die Verkalkung erfolgt entweder von innen nach aussen, oder von aussen nach innen; im ersteren Falle dehnt sich die�selbe in der Regel vollst�ndig �ber den ganzen nekrotischen K�rpertheil aus, w�hrend im zweiten Falle der Sphacelus, wenn er nicht sehr klein ist, in seinem Inneren nicht verkalken kann, weil durch die von aussen gebildete Kalkh�lle hindurch ein Stoffwechsel unm�glich ist. Diese Art der Ver�kalkung nennt man laquo;Incrustatiogt;. Zuweilen sind die Kalkeinlageruugen eingesprengt und wechseln mit Verfettung des Sphacelus ab. Ein solcher K�rpertheil f�hlt sich wie sandiges Fett an. Die eingelagerte Kaikniasse besteht in allen F�llen vorzugsweise aus kohlensaurem, etwas phosphor�saurem Kalk und aus Spuren von kohlensaurer Magnesia. Verkalkung tritt immer erst dann ein, wenn die Eintrocknung bereits ziemlich fortge�schritten ist, oder wenn der nekrotische Theil von vorn herein nur wenig
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Wasser enth�lt. Neben der Verkalkung kann bei Luftzutritt sowohl par�tielle Mumification, als auch Erweichung des Sphacelus auftreten.
Die Diagnose von Brand ist nicht immer leicht, namentlich wenn der�selbe die Knochen oder andere verdeckt gelegene Theile betrifft. An �usserlich gelegenen Theilen wird hingegen der Eintritt von Nekrose aus den vorhin angegebenen Merkmalen leicht zu erkennen sein. (Ueber Knochen-nekrose wird bei den Erkrankungen der Knochen noch gesprochen werden.) Wo Brandblasen auf der �usseren Haut sich zeigen, oder wo diese auf�gepolstert erscheint und wo beim Ueberstreichen mit den Fingern �ber eine derartige Stelle ein Knistern oder Rauschen bemerkbar wird, d. h. wo ein Emphysem unter der allgemeinen K�rperdecke vorhanden ist, ohne dass dies in Folge einer �usseren Hautverletzung entstanden oder von den Lungen ausgegangen ist, da darf man an einen in der Zersetzung begriffenen nekrotischen Theil in der N�he der betreffenden Hautstelle denken. Hat bereits eine Aufnahme von Brandjauche in das Blut laquo; eine Blutvergiftung gt;, stattgefunden, so bekundet sich dieses durch die Gegenwart eines mehr oder weniger hochgradigen (septischen) Fiebers. (Siehe Septicaemie.) Dasselbe tritt weit h�utiger und schneller bei feuchtem, als bei trockenem Brande ein, weil bei jenem die Bedingungen f�r die Entstehung und Aufnahme von Zersetzungsprodukten begreiflicherweise weit g�nstiger sind, als bei diesem.
Die Prognose muss stets mit Vorsicht gestellt werden, (namentlich als0 bei feuchtem Brande), weil jederzeit eine Blutvergiftung eintreten und den Tod zur Folge haben kann, so lange der brandige Theil nicht vollst�ndig beseitigt oder durch die vorhin angegebenen Metamorphosen unsch�dlich geworden ist.
Die Therapie hat bei Nekrose vorzugsweise zwei Hauptindicationen zu ber�cksichtigen und zwar :
1)nbsp; nbsp;Das weitere Umsichgreifen des Brandes zu verh�ten und die Ab-stossung des nekrotisirten Theiles zu f�rdern, was durch Hervor�rufung einer reichlichen Eitersecretion an der Grenzlinie der ge�sunden Gewebe geschieht;
2)nbsp; nbsp;der Eintritt der F�ulniss des nekrotisirten Theiles, eventuell die Resorption der Zersetzungsprodukte zu verh�ten.
Die abgestorbenen Gewebsfetzen m�ssen sorgf�ltig und vorsichtig (ohne Verletzung des Gesunden) mittelst der Scheere entfernt und die kranke Stelle mit Creosotwasser, verd�nnter Phenyls�ure, Phenylspiritus (1 : 10), Holzessig, Chlorwasser (1 ^ = 30,0 Chlorkalk auf 1 S1 Wasser), Alkohol u. dergl. verbunden odes des Tages �fter bespritzt werden. Bei Gaseut-
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Wicklung an der Wundfl�che ist das reichliche Bestreuen der kranken Stelle mit Kohlenpulver nach jeder Reinigung zu empfehlen. Auch kann als Antisepticum eine Aufl�sung von etwa 8 Th. Bleizucker, 5 Th. Alaun auf 100 Th. Wasser, oder Steinkohlentheer mit Gyps (1 :-20) angewandt werden.
Will man gleichzeitig eine innerliche Behandlung einleiten, so m�gen roborhende und antiseptische Mittel (China und S�uren) in entsprechender Menge und mit geeigneten anderen Mitteln verbunden, verabreicht werden. Eine sorgf�ltige, dem Kr�fte- und Ern�hrungszustande des Patienten ange�messene Di�t muss die Kur unterst�tzen.
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Die Nekrobiose.
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Die Nekrobiose oder Involutio ist ein regressiver Process, der zur Entartung und schliesslich zum Untergang der Gewebselemente mit Verlust ihrer Form f�hrt. Der in Folge dessen entstehende Detritus wird entweder alsbald resorbirt, oder er bleibt als Fl�ssigkeit zur�ck. Den ersteren Zustand bezeichnet man als laquo; Atrophia ad numerumraquo;, den zweiten als lt; Erweichung oder Malacieraquo;. Beide Zust�nde unterscheiden sich also nur dadurch, dass bei der numerischen Atrophie Resorption und Zerfall gleichen Schritt halten, w�hrend bei der Malacie der Zerfall vorherrscht. Die anatomische Beschaffenheit der betroffenen GewTebe, namentlich ihr Blut- und Lymphgef�ssreichthum, ferner die Schnelligkeit und der Umfang des Zerfalles bedingen wesentlich die Verschiedenheit des Endresultates des nekrobiotischen Processes. Aus der Malacie kann dann auch sp�ter noch die numerische Atrophie hervorgehen, wenn n�mlich die Detritusmassen nachtr�glich noch resorbirt werden.
Von der Nekrose ist die Nekrobiose also wesentlich dadurch ver�schieden, dass letztere kein nekrotisches Gewebe, sondern eine Masse liefert, in welcher die fr�heren Gewebe nicht mehr zu erkennen sind, w�hrend nekrotische Theile, wie wir gesehen haben, vor ihrer Zerst�rung durch rein physikalische und chemische (Verwesungs-)Processe, keine bemerkbaren Ver��nderungen ihrer Form zeigen. Diese F�ulnissprodukte sind delet�rer Natur, was die Detritusmassen, welche durch Nekrobiose entstehen, nicht sind. (Siehe Wundfieber.)
Die Nekrobiose kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden. So z. B. erzeugen Aetzmittel einen nekrobiotischen Process, indem sie die Form, Consistenz, Farbe etc. des betroffenen Theiles ver�ndern und mittelbar den Tod desselben verursachen; ferner k�nnen �berm�ssige An-
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strengungen, sowie anhaltende tr�ge Ruhe bei �ppiger besonders stick-stoffarmer F�tterung Nekrobiose zur Folge haben.
Der nekrobiotische Process kann in einer fettigen Metamorphose, in einer Erweichung und Schmelzung der Gewebe sich �ussern, und wenn die Resorption mit der Schmelzung Schritt h�lt, als sogenannter Schwund in die Erscheinung treten, indem das Volumen des betreffenden K�rper-theiles abnimmt; in allen F�llen ist die Function desselben in gr�sserem oder geringerem Grade vermindert.
Bei der fettigen Metamorphose werden die specifischen Gewebszellen in Fett umgewandelt, wodurch selbstverst�ndlich ihre Leistungsf�higkeit beeintr�chtigt wird. Zun�chst treten im Protoplasma kleine, runde, gl�n�zende Fettk�rnchen auf, mit deren Vermehrung das Protoplasma sich tr�bt, w�hrend Membran und Kern in der ersten Zeit noch durchsichtig und frei von Fett bleiben; doch sp�ter unterliegen auch diese demselben Processe. So lange die Membran noch vorhanden ist, heisst die Zelle eine K�rnchen�zelle; ist die Membran und der Kern ebenfalls fettig entartet, so wird sie K�rnchenkugel genannt. Dieselbe ist ein todtes H�ufchen von Fetttr�pfchen, welches aus einer Zelle hervorgegangen ist, von dieser aber nur noch etwa eine grosse Aehnlichkeit der �usseren Form besitzt. Die Intercellularsubstanz wird nicht in die Fettmetamorphose hineingezogen, sondern erweicht einfach und zerfliesst. Ob die Form der Zelle zerst�rt wird, oder sich noch l�ngere Zeit erh�lt, h�ngt ganz von zuf�lligen �usseren Bedingungen ab. Wo die Form vernichtet wird, entsteht eine homogene, tr�be oder milch�hnliche Fl�ssigkeit, welche aus Wasser, eiweissartigen Substanzen, Fetttr�pfchen und Salzen besteht. Diese Detritusmassen wurden fr�her f�r Milchmetastasen angesehen, weil aussei- der Aehnlichkeit mit Milch auch die Milchsecretion bei derartigen Processen, bei welchen in der Eegel Fieber vorhanden ist, schnell nachl�sst oder ganz eingestellt wird. Die Fettmassen werden nun entweder resorbirt, oder verbleiben l�ngere Zeit am Orte ihrer Entstehung liegen, in Folge dessen allm�lig Cholestearin-Crystalle aus denselben sich absetzen. Liegen sie in der N�he der Hautoberfl�che, so �ffnen sie sich nicht selten nach aussen und bilden ein nekrobiotisches Geschw�r, eine sogenannte fettige �sur. Die fettige Metamorphose kann mit Ausnahme der rothen Blutk�gelchen, der Ganglienzellen und der intercentralen Nerven�fasern der Centralorgane an allen �brigen Gewebszellen (die peripherischen Nervenfasern nicht ausgeschlossen) vorkommen.
Es geh�rt zur nekrobiotischen Schmelzung auch die colloide und die schleimige Erweichung. � Die Colloidmetamorphose besteht in einer Um�wandlung der Zellen in eine leimartige Masse, welche ihrer Consistenz nach dem rohen Eiweiss sehr �hnlich ist. Zuweilen ist die Masse auch derber,
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speckalmlich, k�rnig und leicht br�chig. � Diese Erweichung kommt am h�ufigsten in den Schilddr�sen und in den quergestreiften Muskeln (be�sonders nach Starrkrampf) vor.
Die Schleimmetamorphose ist der Collo�lmetamorphose sehr �hnlich; sie kommt besonders.an der Grundsubstanz der Knorpel, des Knochens und des Bindegewebes vor. Sie besteht in einer Umwandlung des Collagen und Chondrigen in Schleimstoff [(Mucin), welcher sich von den Albuminaten dadurch unterscheidet, dass er keinen Schwefel enth�lt.
Die Behandlung nekrobiotischer Zust�nde wird je nach ihren Folgen etwas verschieden sein. Eine Hauptindication bleibt indess f�r alle F�lle, durch entsprechende Reize und Pflege die Ern�hrung und Th�tigkeit der betreffenden K�rpertheile zu f�rdern, weshalb bei Schwund der Gewebs-elemente reizende Einreibungen auf die �ussere Haut, sowie ein massiger Gebrauch der Thiere im Allgemeinen zu empfehlen ist.
Angesammelte Detritusmassen m�ssen je nach Umst�nden zur Re�sorption gebracht, oder nach aussei! entleert werden; nekrobiotische Ge�schw�re haben meist einen atonischen Charakter und verlangen deshalb neben einer kr�ftigen Ern�hrung die locale Anwendung tonisirender und geliud reizender Mittel.
Die Verh�rtung, Verdichtung, Imluratio.
Hierhin geh�rt jeder Degenerationsprocess, welcher mit Verdichtung des Gewebes und mit verminderter Leistungsf�higkeit der betreffenden Organe, resp. Gewebe verbunden ist. Letztere k�nnen dabei an Umfang zunehmen, wenn n�mlich die eingelagerten fremden Stoffe mehr Raum ein�nehmen als die schwindenden Gewebselemente. (Paratrophie, Degeneratio).
Es geh�ren hierhin:
1)nbsp; nbsp; Die Verkreidung (Cretificatio) und die Versteinerung (Petrificatio);
2)nbsp; nbsp; die Pigmentirung (Chromatosis); und
3)nbsp; nbsp; die amyloide Metamorphose.
In der chirurgischen Praxis kommt nur die Verkleidung und Ver�steinerung in Betracht. Dieselben geh�ren zu den gr�bsten degenerativen Processen und bestehen in einer Ablagerung von Kalksalzen in die Gewebe, wodurch diese zwar nicht ert�dtet, indess in ihrer Ern�hrung und Function beeintr�chtigt werden. Diese Processe gehen ganz in derselben Weise wie bei geologischen Versteinerungen vor sich, indem Kalkk�rnchen an Kalk�k�rnchen abgelagert und durch allm�lige Verschmelzung fest mit einander verbunden werden. Sind die Kalksalze in die Intercellularsubstanz ab-
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gelagert, so bezeichnet man den Zustand als lt; Verkreidung oder Ver�kalkung (Cretificatio seu Calcificatio) gt;, w�hrend eine Verkalkung der Zellen selbst als lt; Versteinerung (Petrificatio) gt; bezeichnet wird, weil in diesem Falle die Elemente ganz von Kalksalzen durchdrungen, versteinert sind. Die Form bleibt auch selbst dann erhalten.
Beginnt die Verkalkung an der Oberfl�che eines K�rpertheiles, so kann sie in der Regel nicht auf dessen Inneres sich verbreiten, weil durch die von aussen gebildete Kalkschale der Stoffwechsel unterbrochen wird. Eine solche oberfl�chliche Verkalkung nennt mau laquo;Incrustationraquo;. Ein petri-ficirter K�rpertheil kann nachtr�glich noch incrustirt und dadurch sein Umfang noch vergr�ssert werden.
Mit einziger Ausnahme der rothen Blutk�rperchen k�nnen alle Zellen des thierischen Organismus der Verkalkung unterliegen. Diese -Processe kommen nicht allein an normalen Geweben, sondern auch an pathologischen Neubildungen vor. wodurch den weiteren Metamorphosen dieser ein Ziel gesetzt wird und so nicht selten grosse Gefahren f�r die Existenz des be�troffenen Organes oder selbst des Individuums auf diesem Wege beseitigt werden. Dahingegen kann auch die Brauchbarkeit und somit der Werth der Thiere in Folge der Einlagerung von Kalksalzen in normale oder patho�logische Gewebe verlieren. Dies ist z. B. der Fall, wenn Sehnen, Sehnen�scheiden, Gelenkb�nder u. dergl., kurz wenn Theile des Locomotions-apparates in Folglaquo; der Verkalkung ihre Biegsamkeit verlieren. Am h�ufigsten wird die Verkalkung der Sehnenscheiden der Kronen- und Hutbeinbeuger angetroffen, wodurch die Umgebung der Fesselgelenke bedeutend verdickt und die Articulation derselben beeintr�chtigt wird.
Die Diagnose dieser Zust�nde, sofern dieselben in das Gebiet der Chirurgie geh�ren, bietet in der Regel keine sonderlichen Schwierigkeiten. Zwar kann w�hrend des Lebens eine sichere Unterscheidung zwischen ver�kalkten und verkn�cherten Geweben nicht gemacht werden, w�hrend eine solche Verwechselung nach dem Tode im Allgemeinen nicht leicht m�glich ist. Nur bei verkalktem Bindegewebe ist zur Unterscheidung eine genauere Untersuchung n�thig. Bei demselben verkalkt die Intercellularsubstanz, w�hrend die Bindegewebszellen frei bleiben; letztere k�nnen, da sie mit ihren strahlenf�rmigen Ausl�ufern mit einander in Verbindung bleiben, selbst bei microscopischer Untersuchung leicht mit Knochenk�rperchen ver�wechselt werden, Verkalktes Bindegewebe unterscheidet sich indess auch macroscopisch von Knochen, sowohl durch seine Farbe, wie durch seine Consistenz. Dasselbe ist gelblich braun und hat das Ansehen eines Kiesels; auch ist es h�rter, derber und dichter, somit weniger elastisch als Knochen.
Die Ursachen der Verkalkung sind zum Theile in geringem Stoffwechsel
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und in Circulationsstonmgen, zum anderen Theile in einem vermehrten Kalkgehalte des Blutes gegeben.
Die Prognose gestaltet sich in Bezug auf Heilbarkeit im Allgemeinen wenig g�nstig. Nur da, wo die verkalkten K�rpertheile ohne Nachtheil ausgesch�lt werden k�nnen, ist der Erfolg der Behandlung ein sicherer. Eine diagnostische Verwechselung von Verkalkung und Verkn�cherung der Gewebe hat deshalb f�r die chirurgische Praxis in der Regel keine sonder�liche Bedeutung.
Die Therapie vermag n�mlich im Ganzen wenig gegen die Verkalkungs�vorg�nge (ebenso wenig wie gegen die der Verkn�cherung) zu leisten. Wo der Process erst anhebt, k�nnen zu seiner Sistirung �usserlicb. belebende Einreibungen auf den erkrankten Theil und innerlich die Verabreichung weniger kalkhaltiger Nahrungsmittel versucht werden. Selbstverst�ndlich ist von einer solchen Behandlung nur bei l�ngerer Fortsetzung etwas und selbst dann nicht viel zu erwarten. Verkalkte K�rpertheile, welche durch Druck auf d:e Umgegend schaden und ohne Nachtheil ausgeschnitten werden k�nnen, sind auf operativem Wege und zwar nur auf diesem zu entfernen.
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Die Neuhilduuffen.
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Alle hierhin geh�rigen Processe sind gekennzeichnet durch Gewebs-bildung normaler oder abnormer Art. Jede Neubildung (Neoplasie), sei sie physiologischer �der pathologischer Natur, geht stets aus einem bereits vorhandenen Muttergewebe (Matriculargewebe) hervor. K�rperbestandtheile, oder beliebig andere Substanzen, welche keine Zellen enthalten, sind zur Gcwcbsbildung absolut untauglich, wenn nicht etwa von aussen eine Ein�wanderung von Zellen in dieselben stattfindet. Omnis cellula c cellula; denn auch f�r diese gilt die Urzeugung heute ziemlich allgemein als eine unberechtigte Hypothese. Der formative Process kann entweder zur Wieder�erzeugung verloren gegangener Gewebselemente � oder zur Wucherung und Transformation vorhandener Gewebe f�hren. Im ersteren Falle werden die verloren gegangenen Elemente oder Gewebe entweder durch v�llig gleiche ersetzt, in welchem Falle die Neubildung eine lt; homologeraquo; (von ofioXoyog �bereinstimmend, gleichartig) und der Process lt; Regeneration gt; (von Regenerare wiedererzeugen) genannt wird; � oder es wird das ver�loren gegangene Gewebe durch ein heterologes (von dem neugebildeten Worte griechischen Ursprunges irsQ�koyog verschiedenartig) Gewebe, z. B. Muskelgewebe durch Bindegewebe ersetzt, in welchem Falle die Neubildung als lt; Narbenbildung oder Cicatrisatio gt; bezeichnet wird.
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Die Regeneration ist wesentlich eine einfache Hyperplasie, bei welcher die neu gebildeten Gewebseleinente an die Stelle des verloren gegangenen Gewebes treten. Da bei der Regeneration Elemente derselben Art ent�stehen, so werden auch die Funktionen des verloren gegangenen Gewebes durch das -neu gebildete wieder aufgenommen.
Auf die Regeneration und Cicatrisation werden wir sp�ter (bei den Wunden mit Substanzverlust) noch spezieller zur�ckkommen; an dieser Stelle soll zun�chst die Transformation vorhandener Gewebe und die Neubildung ohne vorhergegangene Substanzverluste besprochen werden.
Durch die einfache Transformation werden bereits vorhandene Gewebs�eleinente umgestaltet, ohne dass neue hinzutreten. Diesen Vorgang be�zeichnet man als laquo; Entartung ;gt; oder laquo; Degeneration gt;; dieselbe ist ein hetero�plastischer (von trsQog fremdartig und nX�on; Bildung) Process, insofern die normalen Gewebseleinente in abnorme verwandelt werden. Tritt mit der Degeneration gleichzeitig eine Hyperplasie der betroffenen Gewebe auf, so kommt es zur Bildung der sogenannten lt; Geschw�lste oder Tumorenraquo;. Dieselben sind also das Resultat einer hyperplastischen Heteroplasie, oder, wenn man lieber will, einer heteroplastischen Hyperplasie. Eine einfache, nicht heteroplastische Hyperplasie - oder was dasselbesagt: eine einfache Ueberproduktion der normalen Elemente des Matrikulargewebes f�hrt selbst�verst�ndlich nur zur nummerischen Vermehrung, nicht aber zur abnormen Qualit�t derselben.
Bei allen heteroplastischen Neubildungen findet eine Transformation der eingewanderten oder bereits vorhandenen Zellen statt, so dass die Structur der heteroplastischen Gewebe von der Matrix abweicht. Solche Neu�bildungen vergr�ssern sich in der Regel nicht durch Vermehrung ihrer eigenen Gewebseleinente, sondern durch Zunahme des Umfanges dieser, oder durch Apposition neuer Elemente von der Grenze des Normalen aus.
Geh�rt die heteropla'stische Neubildung histologisch zu derselben Ge-websgruppe, wie die Matrix, so nennt man die Heteroplasie eine unvoll�kommene, so z. B. wenn Bindegewebe durch Fettgewebe, Cylinder-Epithel durch rtiaster-Epithel etc. ersetzt wird. Dagegen wird die Heteroplasie als vollkommen bezeichnet, wenn das neugebildete Gewebe einer andern histo-logischen Gruppe angeh�rt, wie das Gewebe der Matrix. Die unvollkommene Heteroplasie bildet ein Mittelglied zwischen der Hpyerplasie und der voll�kommen fremdartigen Neubildung, der vollkommenen Heteroplasie.
Da alle Neubildungen von den Zellen ausgehen, so wollen wir der Zellenvermehrung an dieser Stelle kurz gedenken. Die meisten Forscher nehmen an, dass dieselbe an und in den Zellen selbst und zwar entweder durch Theilung derselben oder durch Erzeugung von Tochterzellen im
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Inneren vorhandener Mutterzellen zu Stande kommt. Die Theilung soll allemal am Nucleus beginnen und jede kernlose thierische Zelle f�r die Fortpflanzung untauglich sein. Zellen, welche zwei oder mehrere Kerne enthalten, oder von Kernen ganz erf�llt sind, werden laquo; multinucle�re gt; ge�nannt. Die Bedeutung dieser ist in mancher Hinsicht noch unbekannt.
Die im Knochenmarke regelm�ssig vorhandenen multinucle�ren Zellen werden in j�ngster Zeit als die Mutterzellen rother Blutk�rperchen ange�sehen. Auch im Gehirne, in der Leber und in den verschiedensten Keo-plasmen werden mehrkernige Zellen angetroffen, so dass dieselben weder als physiologische Erscheinung selten sind, noch die eine oder andere Hetero-plasie besonders charakterisiren. In gewissen Neubildungen und zwar am h�ufigsten in Cancroiden werden im Protoplasma der Zellen nicht selten Hohlr�ume angetroffen; solche Zellen haben von dem griechischen Worte lt;raquo;; (pvaccXig die Wasserblaseraquo; den Namen laquo; Physaliden gt; erhalten.
Da bis jetzt die Vermehrung der Gewebszellen aus und durch sich selbst noch niemals in allen Stadien der Entwicklung direkt beobachtet worden ist, so wird dieselbe von Manchen bezweifelt und die Zellen Ver�mehrung auschliesslich auf die Einwanderung vom Lymphzellen zur�ckge�f�hrt. Diese letztere werden dann als lt; Zuchtzellen gt; f�r jede physiologische und pathologische Neubildung angesehen. Alle Zellen sind im jugendlichen Alter kleiner, als in vorger�ckteren Lebensperioden; sie nehmen bis zu einer gewissen Zeit und bis zu einem gewissen Grade allm�lig an Umfang zu.
Kehren wir jetzt zu den Neubildungen zur�ck. Nach ihrer histo-logischeu Structur hat man dieselben in einfache und in zusammengesetzte unterschieden. Erstere entsprechen in histologischer Beziehung einem ein�fachen normalen Gewebe; letztere dagegen sind aus verschiedenen Geweben zusammengesetzt. Ist die Anordnung dieser eine regelm�ssige, so nennt man die Neubildung eine laquo; organo�le gt;. Sind mehrere derselben so gruppirt, dass sie einem ganzen Systeme des K�rpers in unvollkommener Repro�duktion entsprechen, so bezeichnet man die Neoplasie als laquo;teratoide oder als Missbildungraquo;. Liegen dagegen organoide Neubildungen ganz unregel-m�ssig beisammen, so nennt man dies ein Naturspiel, Lusus naturae.
Alle Neubildungen, welche aus mehr als einem Gewebe zusammen�gesetzt sind, k�nnen als gemischte oder combinirte bezeichnet werden. Gew�hnlich jedoch versteht man unter Combination die Vereinigung von zwei oder mehr zusammengesetzten Neubildungen.
Das Vorkommen von Neubildungen ist in Bezug auf die Zahl ver�schieden. Treten dieselben vereinzelt auf, so werden sie laquo;solit�re gt; ge�nannt; kommen hingegen Neubildungen derselben Art an mehreren K�rper�stellen gleichzeitig oder kurz nach einander zur Entwicklung, so bezeichnet
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man sie als laquo;multiple?. quot; Nicht jedesmal, indess h�ufig sind die letzteren infecti�s, so dass eine bereits vorhandene Neubildung zur Entstehung se-cund�rer Neubildungen derselben Art Veranlassung gibt. Die Infection kann durch zellige Elemente, oder durch den Transport fl�ssiger Produkte, der prim�ren Neubildung, vermittelt werden. Den ersteren Vorgang be�zeichnet man als Dissemination, den zweiten als Metastase. Findet eine allgemeine Verbreitung der infecti�sen Neubildung im K�rper statt, so be�zeichnet man diese als lt; Generalisation gt;.
i Permanent oder persistentraquo; werden diejenigen Neubildungen genannt, welche die Tendenz haben, w�hrend des ganzen Lebens fortzubestehen; tragen sie dagegen gleich von Anfang an die Tendenz des Unterganges iu sich, so werden sie laquo;transitorische Neubildungen j genannt. Vereinigen sich beide Charaktere mit einander, so sind' sie laquo;gemischter Natur gt;.
Die Art der Neubildung ist im Allgemeinen abh�ngig von der Natur der Reize, von der histologischen und spezifischen Beschaffenheit der be�troffenen Gewebe, sowie auch von den Ern�hrungsverh�ltnissen. Wird das Irritamentum durch Seminien bedingt, so entstehen Neubildungen, welche denen gleich sind, von welchen die Seminien herr�hren.
Nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen wollen wir jetzt zu den�jenigen Neubildungen �bergehen, welche in der chirurgischen Praxis eine nicht unbedeutende Rolle spielen und deren sorgf�ltiges Studium der modernen Vetcrin�r-Mcdiciu vorbehalten ist.
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Sie Gesclnv�lsto (Tumores).
Geschw�lste werden solche Neubildungen genannt, welche in dem Matriculargewebe ein f�r sich abgeschlossenes Ganze darstellen, sodann eine gewisse Selbstst�ndigkeit der Organisation und des Wachsthums be�sitzen, ohne zu einem bestimmten physiologischen Abschluss zu gelangen. Die Gewebe der Geschw�lste entwickeln sich nach denselben Gesetzen, wie die normalen K�rpergewebe. Das Resultat ist nur deshalb ein abnormes, weil die physiologischen Geset'e bei der Geschwulstbildung unter abnormen Bedingungen zur Geltung gelangen.
Auch die Ern�hrung der Geschwdilste erfolgt nach den bekannten Ge�setzen. Von den Arterien der Matrix gehen Zweige in den Tumor, die sich in ein Capillarnetz aufl�sen, aus welchem die Venen mit feinen Zweigen entspringen, die sp�ter zu gr�sseren St�mmen vereinigt, in die Venen der Matrix einm�nden. Demnach bilden die Geschw�lste gewissermassen Schmarotzergew�chse, welche in einem normalen Gewebe wurzeln und sich
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auf Kosten desselben bilden und ern�hren. Die Vertheilung der Blutgef�sse in den Geschw�lsten bietet nur die Eigenth�inlichkeit, dass in denselben die CapiUaren �berwiegen, indem die in sie eintretenden Arterien nicht tief eindringen, bevor sie sich in ein Capillarnetz aufl�sen. Der Stoffwechsel in den Geschw�lsten wird sich wohl auf die Ern�hrung beschr�nken, da von einer Function dieser Neubildung im eigentlich physiologischen Sinne keine Hede sein kann.
Es wird angenommen, dass alle Geschw�lste auch Lymphgef�sse haben, wenn gleich dieselben noch nicht in allen Geschwulstformen nachgewiesen worden sind. Ob dem Blute aussei- den Produkten des Stoffwechsels auch noch andere spezifische Substanzen aus den Geschw�lsten zugef�hrt werden, ist wahrscheinlich, aber nicht absolut sicher.
Nerven fehlen den meisten Geschwulstformen. Ob hierin ein Grund der atypischen Bildung und Ern�hrung des Gesehwulstgewebes zu linden sei, kann nur vermuthet, nicht aber mit Bestimmtheit behauptet werden. Im Allgemeinen ist ja �ber den Einfuiss der Nerven auf die Ern�hrung noch wenig bekannt.
Wie die Tumoren bei ihrer Entwicklung und Ern�hrung den allge�meinen physiologischen Gesetzen folgen, so seilen wir an denselben die n�m�lichen pathologischen Processe auftreten, wie an normalen Geweben. Ent�z�ndung, Eiterung, Nekrose, Blutungen. Hydrops, Fettmetamorphose und Verkalkung; ja es kann eine Geschwnst zum Mutterboden f�r andere Neu�bildungen und Geschw�ste werden. Die Fettmetamorphose und Verkalkung derselben sind manchmal von heilsamer Bedeutung, insofern sie ihrem weiteren Lestande und Wachsthum ein Ziel setzen.
Die Classification der Tumoren bietet gewisse Schwierigkeiten. So ist namentlich die klinische Eintheilnng in gutartige und b�sartige kaum halt�bar, weil es nicht immer m�glich ist, den Grad der Gutartigkeit oder B�sartigkeit einer Geschwulst a priori zu bestimmen. Dennoch wollen versuchen, die klinischen Merkmale, welche im Allgemeinen auf dieBeuignit�t oder Malignjt�t einen Schluss zu ziehen erlauben, hier kurz anzuf�hren.
Im Allgemeinen sind gutartige Geschw�lste an sich gar nicht, oder nur vor�bergehend schmerzhaft. Nur wenn sie durch ihre Grosse oder durch ihren Sitz Druck oder Zerrung der Umgebung veranlassen, oder wenn dieselben sch�dlichen Einwirkungen ausgest tzt sind, pflegen sie Scbmerz-erscheinuugen zu verursachen. Eine Ausnahme hievon bilden die sogenannten Neurome, welche in der Hegel sehr schmerzhaft, sonst aber ansch�dlich sind. Diese, sowie alle gutartigen Tumoren sind meist homologe Neu�bildungen, welche sowohl solit�r, wie multipel auftreten k�nnen, indess nicht
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infecti�s sind; sie erweisen sich mir sch�dlich durch Verdr�ngung des normalen Gewebes.
B�sartige Geschw�lste sind gew�hnlich schmerzhaft, weil sie das um�gebende Gewebe spezifisch reizen. Dieselben sind fast immer infecti�s und treten demgem�ss secund�r gleichzeitig an mehreren K�rperstellen und in verschiedenen Gewebssystemen auf, w�hrend gutartige Geschw�lste, wie z. B. Warzen, Lipome, Fibrome, Chondrome und Balggeschw�lste h�chstens in einem bestimmten Matriculargewebe multipel erscheinen.
Bei gutartigen Geschw�lsten bleibt, selbst wenn dieselben nahe unter der allgemeinen K�rperdecke liegen, diese �ber jenen in der Regel verschieb�bar, und die Begrenzung derselben von den benachbarten Theilen ist meist eine scharf begrenzte, � w�hrend b�sartige Tumoren bereits fr�hzeitig mit der �usseren Haut zu verwachsen pflegen und in Form von Gewebs�infiltrationen, also ohne scharfe Begrenzung mit den benachbarten Geweben zusammenh�ngen. Es kann auch eine b�sartige Geschwulst in fast allen Eichtungen umschrieben und mit der �usseren Haut nicht verwachsen sein, selbst wenn dieselbe in der N�he der K�rperoberfl�che gelegen ist; die Verwachsung wird in solchen F�llen namentlich durch Aponeurosen oder durch ser�se Membranen verhindert. Umgekehrt k�nnen aber gut�artige Geschw�lste mit der Cutis verwachsen, wenn durch Druck etc. eine Entz�ndung derselben hervorgerufen wurde.
B�sartige Geschw�lste wachsen in der Hegel schneller als gutartige; aber auch hier kommen Ausnahmen vor. So z. B. wachsen einzelne Krebs�formen in den ersten Jahren oft langsam, w�hrend in anderen F�llen ein relativ gutartiger Tumor in wenigen Tagen bedeutend anwachsen und dadurch sogar gef�hrlich werden kann.
Bei b�sartigen Geschw�lsten schwellen die benachbarten Lymphdr�sen an, werden hart, mehr oder weniger schmerzhaft und weniger beweglich. Ob die Dr�senanschwellung fr�her oder sp�ter eintritt, h�ngt von der fr�heren oder sp�teren Erweichung des Geschwulstgewebes ab. In der Regel erweichen b�sartige Gesch�lste an mehreren Stellen gleichzeitig, w�hrend gutartige Tumoren nur an der Oberfl�che und zwar in Folge mechanischer Einwirkungen erweichen, eitern oder verschw�ren.
Je reicher ein b�sartiger Tumor an zelligen Elementen und an Ge-f�ssen ist, um so leichter und schneller erfolgt eine Infection der benach�barten Lymphdr�sen und des Gesammtorganismus. Die infecti�se Schwellung der Lymphdr�sen darf nicht mit der consensuellen verwechselt werden, bei welcher die H�rte weniger bedeutend und die Empfindlichkeit entweder gar nicht, #9632; oder in Folge von entz�ndlichen Processen gesteigert ist. Diese letztere Schwellung nimmt bei einer antiphlogistischen Behandlung ab und
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verliert sich ganz, wenn der dieselbe veranlassende prim�re Krankheits-process beseitigt ist.
B�sartige Geschw�lste erzeugen fr�her oder sp�ter eine allgemeine Dyscrasie und besitzen in hohem Gratle tlie F�higkeit zu recidiviren. Jede Reizung, Verletzung, theilweise Entfernung derelben etc. regt den Vege-tationsprocess in ihnen nur lebhafter an. Auch vervielf�ltigen sich die�selben auf dem Wege der Dissemination und der Metastase, was sp�ter noch n�her besprochen wird.
Gutartige Geschw�lste erzeugen nur bei sehr copi�ser und anhaltender Eiterung Dyscrasie; sie recidiviren im Allgemeinen local weniger leicht und sind gegen �ussere Einwirkungen weniger empfindlich als b�sartige.
Die Classification der Tumoren ist in der Gegenwart auf ihre histologische Structur gegr�ndet. Bei Bestimmung derselben darf man nie vergessen, dass auch diese Gebilde ein Stadium ihrer vollen Entwicklung, der Keife haben, in welchem der Typus der betreffenden Art am vollst�n�digsten ausgepr�gt erscheint; dass hingegen w�hrend des Entwicklungs�stadiums sowohl, als auch w�hrend der in denselben auftretenden Meta�morphosen und regressiven Processe die histologischen Verh�ltnisse weniger deutlich differenzirt sind. Um demnach einen Tumor richtig classificiren zu k�nnen, muss man eine genaue Keuntniss der ganzen Geschwulstbildung, resp. einschliesslich der an den Tumoren vorkommenden Metamorphosen und regressiven Processe besitzen. In Bezug hierauf ist noch zu bemerken, dass nicht alle Geschw�lste einem bestimmten einfachen Typus angeh�ren, ' sondern dass es verschiedene Uebergangsformen zwischen den Haupttypen gibt, und dass auch zwei oder mehrere Geschwulstformen mit einander combinirt in einem Tumor auftreten k�nnen.
Es sei hier ferner noch erw�hnt, dass bei Thieren s�mmtliche Haupt�arten der Geschw�lste angetroffen werden, wie beim Menschen, wenn gleich die Geschwulstlehre in der Menschenheilkunde eine weit bedeutendere Piolle spielt als in der Tierheilkunde. Bei Thieren kommen n�mlich im All�gemeinen viel seltener Geschw�lste vor als beim Menschen. Da die K�rper�gewebe bei den h�heren Thieren ganz so wie beim Menschen gebaut sind, so ist es wahrscheinlich, dass die Pr�disposition zur Geschwulstbildung bei diesem in den besonderen Lebensverh�ltnissen, namentlich in der Besonder�heit der Ern�hrung und der Besch�ftigungen ihren Grund hat. In dieser Beziehung ist die Thatsache von besonderem Interesse, dass bei pflanzen�fressenden Thieren Carcinoine weit seltener sind, als bei fleischfressenden.
Die Geschw�lste sind aus denselben histologischen Elementen zusammen�gesetzt, wie die normalen Gewebe; Zellen, Intercellularsubstanzen, Fasern, Membrane, K�hren u. s. w. finden sich auch in ihnen. Der einzige wesent-
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liehe Unterschied besteht tiarin, class in den Geschw�lsten die Gewebe nicht nach dem normalen Typus angeordnet, sondern in scheinbar un-regelm�ssiger Willk�r unter und durch einander liegen. Es gibt also keine Gewebselemeiile, welche den Geschw�lsten �berhaupt, oder einer bestimmten Geschwulstart 'ausschliesslich angeh�rig oder eigenth�mlich w�ren; die�selben finden vielmehr in dem einen oder anderen normalen K�rpergewebe ihr nat�rliches Analogen.
Das Wachsthum der Geschw�lste kann sehr mannigfaltig sein. Es kann der erste Geschwulstknoten in sich selbst weiter wachsen, ohne dass neue Erkrankungen in der Umgebung dieses Heerdes entstellen, indem in der Mitte der Geschwulst selbst, aus den an einer circumscripten Stelle angeh�uften Zellen immer-wieder neue mit derselben Entwicklungsrichtung, gewissennassen pr�destinirt f�r den in der Neubildung eingeschlagenen Entwicklungstypus, entstehen. Fr�her glaubte man, dass die Gef�ssaus-dehnung ein sehr wesentliches Kennzeichen f�r die entz�ndliche Neubildung sei; vielfache Studien ber�hmter Forscher (Billroth's u.A.) haben indess gezeigt, dass die Gef�ssausdehnung und Gef�ssverbildung bei der Entwick�lung der ersten Geschwulstknoten derjenigen bei der Entz�ndung nichts nachgibt.
Es kann jedoch der urspr�ngliche Erkrankungshecrd auch dadurch wachsen, dass in seiner unmittelbaren Umgebung immer neue Erkrankungs-heerde entstehen; das einmal in dieser Weise erkrankte Organ wird nicht nur von der Geschwulst gedr�ckt und seine Elemente von einander ge�schoben, sundern es erkrankt in sich selbst immer weiter und wird so durch die Geschwulst infiltrirt und zerst�rt; es geht in dieselbe auf.
Im ersteren Falle haben wir es mit einem isolirten Kraukheitsheerde zu thun, der einmal vorhanden, die Mittel zu seiner Vergr�sserung nur aus und in sich selbst findet (selbstverst�ndlich mit Unterst�tzung durch Wanderzellen); im zweiten Falle findet eine continuirliche Ausbreitung des Krankheitsheerdes statt. Es ist leicht begreiflich, dass das gewissermassen rein centrale Wachsthum f�r das erkrankte Organ entschieden weniger un�g�nstig ist, als das peripherische Wachsthum, welches, wenn es unbegrenzt fortschreitet, zur vollst�ndigen Zerst�rung des betrofi'enen Orgaues f�hren muss, (ebenso als wenn ein entz�ndlicher Process, eine entz�ndliche Neu�bildung progressiv bleibt). Am ung�nstigsten ist die Combination beider Arten des Wachsthums, welche jedoch nicht selten vorkommt.
Wenn man das Leben der Geschwulst selbst in's Auge fasst, so findet man, dass das neugebildete Gewebe keineswegs stabil bleibt, sondern wieder manchen Ver�nderungen unterworfen ist, wie solche z. B. auch beim Ent-z�ndungsprocesse vorkommen. In den Geschw�lsten k�nnen sich aus ver-
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scl�cdenen Gr�nden acute und chronische Entz�ndungen etabliren, d. h. es kann unter Schmerzen, Schwellung und (Jef�ssausdehnung eine kleinzellige, selbst zur eiterigen Schmelzung f�hrende Infiltration im Geschwulstgewebe zuStande kommen. Diese Erkrankung einer Geschwulst ist um so h�ufiger,' je weniger solid ihre Elemente zu einem stabilen, lebensf�higen Gewebe organisirt sind, zumal je weniger ihr Gef�sssystem regulirt und entwickelt ist. Geschw�lste, in denen der Zellbildungsprocess sich so �berst�rzt, so rapid fortschreitet, dass die Gef�ssbiklung nur langsam, dein Wachsthum des Tumors nicht entsprechend nachr�ckt, sind am wenigsten lebensf�hig; geringe St�rungen gen�gen dann, den ganzen Bildungsprocess hier oder da zum Stocken, oder, da ein Stillstand nicht stattfindet, zum Zerfall zu bringen.
Wir wollen hier auf die Metamorphose der Geschwulstgewebe etwas n�her eingehen. Dieselben k�nnen acut oder chronisch auftreten. Acute Entz�ndungen der Geschw�lste sind im Ganzen selten, indess k�nnen Ver�letzungen, Stoss, Quetschung etc. Veranlassung dazu werden. Der Ausgang dieser traumatischen Entz�ndung kann bei vascularisirten, bindegewebs-reichen Tumoren sehr wohl in Zertheilung mit oder ohne narbige Schrum�pfung erfolgen; h�utiger aber kommen mehr oder weniger ausgedehnte Extravasate, Gangr�n, auch wohl Eiterung danach vor. � Chronisch-ent�z�ndliche Processe sind in den Geschw�lsten bei weitem h�ufiger, sowohl solche mit vorwiegender Production entz�ndlicher Neubildung, mit bedeu�tender Vascularisirung, mit Bildung fung�ser �lcerationen, als auch solche mit torpiden �lcerationen.
Die Verk�sung und Verfettung des Gewebes, auch die schleimige Ver�fl�ssigung desselben sind nicht seltene Vorkommnisse. Bei diesen Er-weichungsprocessen tritt Gel'�ssthrombose und collaterale Gef�ssectasie um den Erweichungsheerd ein, wie bei der Umbildung eines Entz�ndungs-heerdes zum Abcess oder zur Verk�sung.
Durch diese verschiedenen Vorg�nge der Entwicklung und Erkrankung der Geschw�lste kann das Bild derselben derart complicirt sein, dass es nicht immer ganz leicht ist, im einzelnen Falle sofort das urspr�ngliche Gewebe der Geschwulst richtig zu beurtheilen. Es kann hierbei auch der Umstand mit in's Gewicht fallen, dass die Tumoren im Laufe der Zeit zu�weilen ihre Beschaffenheit �ndern, z. B. dass eine Bindegewebsgeschwulst, welche lange als solche bestand, durch rasche Zellenwucherungen und st�rkere Vascularisation weicher wird, oder umgekehrt: dass eine weiche Geschwulst durch Schwund der Zellen und narbige Contraction des in der Geschwulst befindlichen Bindegewebes hart wird.
Um nur diese anatomischen Verh�ltnisse, welche der Geschwulstlehre als Basis dienen, in jedem einzelnen Falle richtig beurtheilen zu k�nnen.
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ist eine Summe von Kenntnissen und Erfahrungen nothwenclig. Ja, es wird sich zuweilen ereignen, dass selbst ein Kenner der untersuchten Geschwulst keinen bestimmten Namen zu geben vermag. Geschw�lste, welche aus ver�schiedenen Gewebsarten zusammengesetzt sind, werden gew�hnlich nach dem Gewebe, welches in gr�sster Menge in der Geschwulst vorhanden ist, bezeichnet.
lieber die �ussere gr�bere Erscheinungsform der Tumoren ist nur wenig zu sagen. Dieselben sind meist rundliche, knotige� Gebilde, welche durch das Gef�hl und das Gesicht als mehr oder weniger von ihrer Umgebung abgegrenzt erkannt werden; jedoch ist dies nicht immer der Fall. So k�nnen z. B. auf H�uten die Geschw�lste sowohl eine papill�re, als auch eine knotige Form annehmen, �hnlich wie ja die chronisch-entz�ndlichen Neubildungen an Oberri�chen h�ufig in Form von papill�ren Wucherungen (Zotten) auftreten. Auch k�nnen Tumoren (von knotiger Form) an ihrer Oberfl�che, ebenso Cysten an ihrer Innenfl�che papill�re Wucherungen produciren. Die �ussere Form bietet demnach f�r sich allein keine gen�gende Anhaltspunkte, um die eigentlichen Geschw�lste von Neubildungen anderer Art genau abzugrenzen.
Es gibt eine Anzahl von Bezeichnungen verschiedener Eigenschaften der Tumoren, welche auch heute noch vielfach gebr�uchlich sind, obgleich sie nicht immer auf wesentliche Dinge sich beziehen. So z. B. pflegt man eine Geschwulst, welche in einer H�hle mit kleinerer oder gr�sserer Basis, mit l�ngerem oder k�rzerem Stiel festsitzt, einen laquo;Polypenraquo; zu nennen; man spricht demnach von Nasenpolypen, Uteruspolyp en etc., deren histologische Eigenschaften dann durch entsprechende Zus�tze, z. B. fibr�s, myxomat�s u. s. w. n�her pr�cisirt werden. Geschw�lste, welche ulcerirt sind, wie ein Pilz hervorquellen und die Form eines solchen haben, nennt man wohl laquo;Schw�mme, Fungigt;. � Wollte man fr�her ausdr�cken, dass eine Geschwulst sehr reich an Gef�ssen und Blut sei, so hing man das Wort lt; hsamp;matodes gt; an, w�hrend man heute lt; telangiectatisch gt; oder laquo;caverncesraquo; sagt. War eine Geschwulst sehr fest, faserig (nicht knorpelig oder kn�chern), so nannte man sie fr�her lt; Scirrhus gt;; dieser Ausdruck wird gegenw�rtig wenig mehr gebraucht, noch weniger das Adjectivum laquo;scirrhoesraquo;, welches eigentlich so viel wie lt; fest gt; bedeutete und von entz�ndlichen Infiltrationen eben so wohl, wie von Krebsen etc. gebraucht wurde. lt; Medullarraquo; nennt man eine Geschwulst, welche Farbe und Consistenz des Hirns hat, deren Structur aber sowohl einem Sarcom, als einem Carcinom, oder einem Lymphom u. s. w. entsprechen kann. Da Geschw�lste von fraglicher Be�schaffenheit als besonders b�sartig bekannt sind, so wird die Bezeichnung laquo;Medullarraquo; auch heute noch zur Bezeiclmung der b�sartigen Geschwulst-
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formen �berhaupt Coline R�cksicht auf deren histologische Structur) ge�braucht; so z. B. sagt man: Medullarsarcom, Medullarcarcinom u. svw. � Manche Gew�chse sind gef�rbt: hellbraun, gelblich, braunschwarz, blau�schwarz ; diese Pigmente k�nnen aus Extravasaten hervorgegangen sein, oder spezifischen Zellenth�tigkeiten ihre Entstehung verdanken. (B i 11 r o t h, Allgemeine chirurgische Pathologie, Seite GH � 612) gt;. Die F�rbung, Pigmentirung (Chromatosis) kann entstehen: a. durch Neubildung von Pigmentgewebe; b. durch die eig'ne pigmentbildende Th�tigkeit der vor�handenen Zellen, und c. durch Eindringen von Pigment von aussen, oder von anderen K�rpertheilen. Obgleich nur die sub a erw�hnte Pigmentirung zu den Neubildungen geh�rt, so will ich doch auch die sub h und c hier kurz besprechen. Die von aussei! in den K�rper gelangenden Farbstoffe lagern sich, je nach der Saftstr�mung, oder nach der Pr�dilection gewisser Gewebe, an bestimmten Stellen des K�rpers ab, so z. B. H�llenstein in der �usseren Haut und in den Nieren, F�rberr�the in verkn�chernden Geweben, Kohlenstaub in den Lungen und in den Bronchialdr�sen u. s. w. Die soge�nannte Anthrakosis letzterer Organe bei Menschen und Thieren (bei diesen am h�ufigsten bei Hunden vorkommend) ist die Folge der Autnahme f�r�bender Substanzen mit der eingeathmeten Luft. � Alle Pigmentirungen, welche von anderen K�rpertheilen ausgehen, sind die Folge des Umsatzes von H�matin in H�matoidin, welches letztere viel resistenter als das erstere ist und zwischen roth, schwarzbraun, hellbraun und gelb variirt. Den ver�schiedenen Wechsel der Farbe sieht man nicht selten sch�n an Blutunter-laufungen ungef�rbter �usserlicher K�rpertheile (namentlich unter und in der �usseren Haut beim Menschen) im Verlaufe von einigen Tagen sich vollziehen.
Solche pigmentirte Geschw�lste werden Melanome oder Melanosen ge�nannt; dieselben sind ganz oder theihveise gef�rbt und geh�ren ihrer Structur nach in der Regel zu den Sarkomen oder Carcinomen. Dieselben kommen nur bei Pferden und Hunden (Bruckm�ller), zuweilen in grosser Anzahl, vor. Lydtin erw�hnt in seinen Reisenotizen �ber Ungarn's Pferdezucht Seite 44, dass er in Mez�hegyes mehrere braune Nachkommen von mela-notischen Schimmeleltern gesehen habe, woraus er schliesst, dass das in Knoten angesammelte Pigment bei den Nachkommen in gleichmassiger Ver-theilung wieder erscheint.
Es mag gen�gen, hier nur diese wenigen Ausdr�cke erw�hnt zu haben, obgleich man fr�her vielfach derartige Bezeichnungen und Vergleiche mit diesem oder jenem Gewebe w�hlte.
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�etiologie der Gesclimilste.
Die Ursachen der Geschwulstbildung k�nnen �usserliche und inner�liche, sporadische und miasmatische sein. Meist sind dieselben unbekannt oder nur dunkel zu vermuthen. Wie und wo man die �tiologischen Momente f�r chronische Entz�ndung und Geschwulstbildung unterscheiden soll, weiss man eben so wenig, als man den Begriff lt; Geschwulstraquo; rein anatomisch festzustellen im Stande ist. Dass die Geschwulstbildimg spezifische Ursachen habe, die man bald innerhalb, bald ausserhalb des Organismus sucht, wird im Ganzen kaum ernstlich bestritten, obgleich man dieselben nicht n�her kennt. Vergleicht man die Produkte der Entz�ndung mit den histologisch entwickelteren Geschwulstformen, so muss man zugeben, dass den Ge�schw�lsten als den langsamer sich entwickelnden Neubildungen wahrschein�lich ein schw�cherer, dem normalen Wachsthume mehr verwandter lokaler Reiz zu Grunde liegt, als der Entz�ndung (Eillroth).
Eine wichtige, bis jetzt noch nicht entschiedene Frage ist die, ob durch Einimpfung von Geschwulsts�ften oder von kleinen Geschwulstbestandtheileu auch eine Geschwulstkrankheit erzeugt werden kann. Einige derartige von Doutrelepout angestellte Versuche, bei welchen die Impfung von Car-cinomen von Hunden auf Hunde vorgenommen wurde, hatten keinen Erfolg; ebenso fielen einige von mir angestellte derartige Versuche negativ aus.
Was besonders f�r die Specificit�t der Geschw�lste und f�r die Ver�schiedenheit derselben von gew�hnlichen Entz�ndungsprozessen spricht, ist die Thatsache, dass wenn in Folge von lokalen Entz�ndungsprozessen die benachbarten Lymphgef�sse und Lymphdr�sen in Mitleidenschaft gezogen werden, diese nach Beseitigung des prim�ren Entzundungsheerdes sich von selbst wieder restauriren, wahrend solches bei Infectionen der Lymphdr�sen bei und nach Geschw�lsten nicht der Fall ist. Derartige infecti�se Eigen�schaften haben namentlich diejenigen Geschw�lste, welche (wie die ent�z�ndlichen Neubildungen) sehr zellenreich sind. Durch ihre Zellen wird nicht allein die n�chste Umgebung inficirt, so dass sich zahllose neue Heerde unmittelbar um den ersten Geschwulstknoten bilden k�nnen, sondern sehr h�ufig werden auch die Lymphdr�sen afficirt, und es entstehen dann in denselben seeund�re Geschw�lste, welche die gleiche Beschaffenheit haben, wie die prim�ren.
Weder die letzteren, noch die ersteren schwinden spontan, wenn auch die prim�re periphere Geschwulst entfernt ist; im Gegenthe� treten nun auch sehr h�ufig in anderen ganz entfernten K�rpergegenden gleichartige Geschw�lste auf: laquo;meta-statische Geschw�lsten Niemals entstehen durch
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plilogistische Infection laquo; metastatische Gew�chseraquo; eben so wenig als durch Infection von einer Geschwulst aus: laquo;metastatische Abscesso in inneren Organen. Hierin liegt eine ganz specifische Verschiedenheit zwischen der Infection hei Entz�ndung und bei Geschw�lsten.
Nicht alle Geschw�lste sind infecti�s, jedoch die �berwiegende Mehr�zahl; man nennt die infecti�sefi laquo;b�sartigeraquo;, die nicht infecti�sen dagegen laquo;gutartigeraquo;. Worin der eigentliche Grund der Infectionsf�higkeit liegt, ist schwer zu sagen. Theils liegt er wohl in der Art und spezifischen Be�schaffenheit der Elemente, in der leichten Beweglichkeit derselben, und darin, dass sie, wie die Samen mancher niederen Pflanzen, fast �berall geeigneten Boden f�r ihre Fortentwicklung finden, in den ineisten Geweben des K�rpers sich weiter ausbilden und zu neuen Gew�chsen werden k�nnen; theils liegt der Grund auch wohl darin, dass die Bedingungen f�r die Aufnahme der Geschwulstelemente in die Lymph- oder Blutgef�sse bald mehr, bald weniger g�nstig sind; so ist es z. B. auffallend, dass oft ganz weiche, fast nur aus Zellen bestehende Medullarsarcome, wenn sie von einer festen Bindegawebskapsel umschlossen sind, h�ufig keine Lymph-dr�seninfection machen, sich hierin also �hnlich verhalten, wie manche grosse abgekapselte Abscesse.
Was den Entstehungsmodus der metastatischen Tumoren, den eigent�lichen Vorgang der Infection betrifft, so liegt es aus Analogie sehr nahe, dass auch sie, wie die Lymphdr�sentumoren, durch ein Semen von den prim�ren Geschw�lsten aus entstehen. Bei den jetzigen Kenntnissen �ber das selbstst�ndige Leben der .pathologisch neugebildeten Zellen darf man wenigstens nicht mehr an der M�glichkeit solcher Vorg�nge zweifeln. Wenn auch bei der ersten Entwicklung eines Tumors, wie bei der Entstehung einer entz�ndlichen Neubildung die Lymphgef�sse theilweise verschlossen und durch Zellen erf�llt werden d�rften, so k�nnen sich doch sehr wohl im weiteren Verlaufe durch Compressionsstenose capill�re Lymph- und Gef�ss-thromben bilden, in welche spezifische Geschwulstelemente einwandern, und kleinste Thrombenbr�ckel, welche sich zumal bei Erweichungsprozessen in den Geschw�lsten bilden d�rften, k�nnen in den Kreislauf gelangen, bald hier, bald dort sich festsetzen und zu neuen Geschw�lsten heranwachsen. An kleineren und gr�sseren Venen ist die Bildung solcher mit spezifischen Geschwulstelementen durchsetzten Thromben wirklich beobachtet und zu�gleich sind analoge Geschw�lste in den Aesten der Lungenarterie nach�gewiesen. Gerade der Umstand ist nicht gering anzuschlagen, dass meta�statische Abscesse vorwiegend in Lunge und Leber gefunden werden, abgesehen von den F�llen, wo die Vermittlung der Geschwulstmetastasen auf directem Wege nahe liegt, wie z. B. bei Lebergeschw�lsten, welche
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neben Geschw�lsten des Darmes oder des Magens gefunden werden: in diesen F�llen ist eine directe Wanderung der Geschwulstelemente durch, die Lymphgefilsse leicht denkbar. (Billroth.J Weitere Forschungen werden uns im Laufe der Zeit wohl noch manche Aufschl�sse und eiuen klareren Einblick in dieses Gebiet bringen.
Die Produkte der acuten Entz�ndung wirken meist pyrogen, w�hrend die der chronischen Entz�ndung diese Eigenschaft in ebenso geringem Grade besitzen, wie diejenigen der Geschw�lste; nur wenn in letzteren Neu�bildungen Zerfall eintritt, und die Zerfallmassen in den Kreislauf gerathen, tritt Fieber ein; die Infection mit solchen Auswurfsstoffen zufolge chronischer Entz�ndung von Geschw�lsten �ussert sich sp�ter nicht selten in einem allgemeinen kachektischen Zustande, zumal in bedeutenden St�rungen der gesammten Ern�hrung.
Aus dem bisher �ber die Contagiosit�t der Geschw�lste Gesagten, ergibt sich, dass die Uebertragbarkeit derselben von einem Individuum auf ein anderes noch keineswegs bestimmt bewiesen ist;*) es kann aber nicht daran gezweifelt werden, dass von Geschw�lsten aus die Lymphdr�sen und auch andere Organe inficirt werden k�nnen.
Ueber die mechanischen und chemischen Einwirkungen als Ursachen von Geschwulstbildungen, sind die Ansichten sehr verschieden. So mannig�faltig die Reize sein k�nnen und so vielfach man damit experimentirt hat, so liegt doch kein einziger Versuch vor, bei welchem es gelungen w�re, eine Geschwulst willk�rlich durch mechanische .oder chemische Heize zu erzeugen; wo wir diese auch anbringen, immer erregen sie nur Entz�n�dungen , welche den ausseien Reiz in der Regel nicht lange �berdauern. Wenn es also spezifische mechanische und chemische (nicht von Geschw�lsten herstammende) Reize gibt, nach deren Einwirkung eine Geschwulst ent�stehen muss, so sind sie bisher unbekannt. Es fragt sich nun, ob Gr�nde vorhanden sind, welche trotzdem die Annahme solcher ausserhalb des Organismus gelegener spezifischer mechanischer und chemischer Reize beg�nstigen. Obgleich F�lle vorkommen, wo nach Schlag, Stoss, Ver�wundung etc. eine Gesclnvulst entsteht, so ist die Zahl dieser F�lle doch verschwindend klein im Verh�ltnisse zu denjenigen, wo nach denselben Einwirkungen entsprechende Entz�ndungsprocesse, aber keine Gesclnvulst-bildung eintritt. Bildet sich nun aber z. B. nach Druck eine Geschwulst, die nach Aufhebung des Reizes nicht wieder verschwindet, so kann man
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*) Einzelne von mir angestellte Kropfimpfungen bei Hunden waren gleich den Carciuomimpfungen ohne positiven Erfolg. Ich beabsichtige diese Versuche gelegentlich zu vermehren und sp�ter �ber deren Ergebniss ausf�hrlichere ilittheilungen zu machen.
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deshalb den Reiz gewiss nicht als spezifisch betrachten, so.ndern muss viel�mehr die Spezificit�t in dem gereizten Gewebe suchen. Eine spezifische, qualitativ abnorme Ileactionsweise der Gewebe ist in manchen F�llen nicht zu verkennen. Virchow sagt, dass in der anatomischen Zusammensetzung einzelner Theile gewisse bleibende St�rungen existiren k�nnen, welche das Zustandekommen regulatorischer Processe hindern, und welche bei einem �eize, der an einem anderen Orte nur eine einfache entz�ndliche Affection zu Stande gebracht haben w�rde, eine Reizung erzeugen, aus welcher die spezifische Geschwulst hervorgeht. Als Beweis daf�r, dass in der anato�mischen Zusammensetzung einzelner Theile gewisse bleibende St�rungen existiren k�nnen, die zur Geschwulstbildung disponiren, wird von Virchow ein h�heres Lebensalter angef�hrt.
Es muss dem Gesagten noch beigef�gt werden, dass man keineswegs im Stande ist, immer einen localen �usseren Reiz bei der Geschwulst�entwicklung nachzuweisen; f�r die prim�r entstehenden Geschw�lste kann man f�r viele F�lle auch spezifische, im K�rper selbst entstehende soge�nannte innere Reize annehmen.
Interessant ist die Beobachtung Zaleski's, wonach durch Unter�bindung der Uretheren bei einer Gaus die ausgezeichnetste Arthritis sich entwickelte. So w�re es denkbar, dass nach St�rungen der Function der Leber oder eines anderen Excretibnsorganes Geschw�lste entstehen k�nnen?! Gewiss ist vieles-in Folge solcher St�rungen m�glich, wor�ber wir jetzt noch wenig oder gar nichts wissen. Schliesslich muss noch erw�hnt werden, dass die Diathese zur Geschwulstproduction erblich ist, wenn auch nicht in dem Grade, wie die Anlage zu chronischen Entz�ndungen.
Fassen wir zur leichteren Uebersicht das �ber die Aetiologie Gesagte hier noch kurz zusammen:
Die Tumoren entstehen wie die entz�ndlichen Xeubildungen in Folge von Reizung der Gewebe; die Differenz der urs�chlichen Momente liegt
1)nbsp; in den spezifischen Qualit�ten des Reizes. Hierf�r ist die Infection des gesunden-, einer Geschwulst benachbarten Gewebes, der n�chstgelegenen Lymphdr�sen etc. als vollg�ltiger Beweis anerkannt. Hypothetisch wird angenommen, dass unter unbekannten Umst�nden auch local im Gewebe solche spezifische, gleich an Ort und Stelle wirkende Reizstoffe gebildet werden k�nnen (Rindfleisch). Billroth ist der Ansicht, dass theils durch erbliche, theils durch erworbene Disposition, also bei vorhandener Diathese, die Entstehung von Stoffen in der S�ftemasse des Organismus denkbar ist, welche spezifisch irritirend auf dieses oder jenes Gewebe wirken.
2)nbsp; Auch ein beliebiger, in den meisten F�llen Entz�ndung erregender Reiz kann ein Gew�chs erzeugen, falls das gereizte Gewebe spezifisch f�r die
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Bildung von Gew�chsen disponirt ist. Virchow, 0. Webei-, Rind�fleisch u. A. nehmen an, class solche spezifische Eigenschaften ganz local auf einen gerade zuf�llig gereizten K�rpertheil, oder auf ein gewisses System des K�rpers (Knochen, Haut, Muskeln, Nerven etc.' beschr�nkt sind. Billroth h�lt die Localisation solcher spezifischer Eigenschaften nicht f�r wahrscheinlich; er glaubt vielmehr, dass die scheinbar localen spezifischen Eigenschaften ihren Grund in Eigenth�mlichkeiten haben, welche in dem innigsten Zusammenhange mit dem Gcsammtorganismus stehen.
Aus dieser Zusammenstellung erhellt, dass eine Differenz der ver�schiedenen Ansichten nur in dem rein hypothetischen Theile derselben liegt.
Zum Schl�sse wollen wir noch einer enzootischen Ursache gedenken, die wenig oder gar nicht n�her gekannt, indess unbestreitbar ist. Es ist dies n�mlich die geschwulstb�dende Ursache, welche bei Menschen und Thieren die Entwicklung des Kropfes zu einer Plage mancher Gegenden werden l�sst. Ich habe hier in Bern junge Hunde behandelt, die mit colossalen Kr�pfen zur Welt gekommen waren.
Was die Prognose und den Verlauf der Geschw�lste anbelangt, so geht aus dem bereits Gesagten hervor 1) dass dieselben weder spontan zu heilen pflegen, noch durch Arzneimittel leicht zu beseitigen sind, und 2) dass sie theils infecti�s wirken, andererseits nicht. Es gibt Geschw�lste, welche nach der Exstirpation nicht wiederkehren, und solche, die nicht allein in der Operationsnarbe und ihrer unmittelbaren Umgebung wiederkehren, sondern sp�ter auch in gleicher Weise in den n�chsten Lymphdr�sen, dann auch in inneren Organen auftreten. wie schon fr�her bemerkt wurde. Erstere nannte man von Alters her die gutartigen, letztere die b�sartigen Geschw�lste oder Krebse. Man sollte also denken, es w�rde nur darauf ankommen, diese Eigenschaften der einen und der anderen Geschwulstart genau zu studiren um eine sichere Prognose stellen zu k�nnen. Ein genaues klinisches und anatomisches Studium f�hrte aber nicht zu dem gew�nschten einfachen Resultate, sondern es ergab sich, dass ein solcher einfacher Dualismus gar nicht vorhanden ist, sondern dass die Verh�ltnisse viel complicirter sind. Es stellt sich nach sorgf�ltigen und zahlreichen Unter�suchungen heraus, dass ein Gegensatz von absoluter B�sartigkeit und Gut�artigkeit in dem angedeuteten Sinne nicht existirt, und dass man nicht allein solit�re, multiple und infecti�se,Geschwulstbildungen zu unterscheiden habe, sondern dass auch in den Graden der Infectiosit�t noch eine Scala aufgestellt merdeiraquo; m�sse. Die Bedeutung von solit�r und multipel wurde bereits Seite 99 und 100 angedeutet.
laquo;Solit�r gt; nennen wir demnach eine Geschwulst, welche nur in einem Exemplare am K�rper vorkommt und nur rein locale Erscheinungen macht;
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dies sind gew�hnlich Gew�chse, welche aus irgend einem ausgebildeten Gewebe bestehen: Fibrome, Chondrome, Osteome u. s. w.
lt; Multipel gt; sind die Geschw�lste, wenn eine Reihe gleichorganisirter Gew�chse nur an einem bestimmten Gewebssysteme auftritt, wenn z. B. viele Fibrome nur in der Haut, viele Lipome nur im Unterhautzellgewebe vor-' kommen u. s. w. Im Allgemeinen kann man annehmen, dass jede Art von Geschwulst gelegentlich solit�r und multipel vorkommen kann, wenn gleich letzteres bei einzelnen Geschw�lsten nur �usserst selten der Fall ist.
laquo;Infecti�s gt; nennt man eine Geschwulst, welche nicht allein in ihre n�chste Umgebung hineinw�chst, diese infiltrirt und so fortw�hrend durch Apposition neuer Heerde zunimmt, sondern auch die n�chsten Lymphdr�sen und endlich auch andere Organe in den Krankheitsprocess hineinzuziehen vermag. In dieser Hinsicht bestehen ausserordentliche Verschiedenheiten; bei manchen Geschw�lsten geht die Infection regelm�ssig nur bis zum n�chsten Lymphdr�senpacket, bei anderen geht sie von hieraus weiter, besonders auf innere Organe; endlich kommt auch Infection des ganzen K�rpers mit metastatischen Geschw�lsten vor, ohne Infection der Lymphdr�sen (manche Sarcomformen). Ausserdem ist die Schnelligkeit, mit der die Infection er�folgt, ungemein verschieden.
Das Studium der anatomischen Structur der Gew�chse ist in neuerer Zeit mit besonderer Vorliebe betrieben worden, und es hat sich ergeben, dass eine grosse Reihe der b�sartigen Tumoren allerdings charakteristische, durch macroscopische und microsc�pische Analyse zu bestimmende Eigen�schaften besitzen, dass aber dadurch keinesfalls immer die Prognose sicher zu ergr�nden ist; im Allgemeinen l�sst sich jedoch sagen, dass es ge�w�hnlich sehr zellenreiche, zu ulcerativen Processen disponirte Gewebs-bildungen sind, welche sich im weiteren Verlaufe als infecti�s erweisen. Da es im h�chsten Grade wahrscheinlich ist, dass die Infection durch die Locomotion spezifischer Geschwulstelemente erfolgt, so werden auch manche auf die Resorption bez�gliche Momente herangezogen werden k�nnen. Der Reichthum an Blut- und Lymphgef�ssen in dem Geschwulstheerde und in seiner n�chsten Umgebung, die Verh�ltnisse, welche auf Er�ffnung und Schluss dieser Bahnen Bezug haben, die Energie des Kreislaufs �berhaupt, sind in Betracht zu ziehen.
Die infecti�sen Geschw�lste treten anfangs solit�r auf, fast nie multipel in dem fr�her angedeuteten Sinne. Geschw�lste welche gleich von Anfang an multipel auftreten, werden nur selten infecti�s. � Wenn man gef�hrlich, b�sartig und infecti�s synonym gebraucht, so sieht man dabei von der speziellen Localit�t ab, an welcher die Gew�chse zur Entwicklung kommen. Eine solit�re gutartige Geschwulst im Gehirn ist z. B. immer b�sartig durch
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ihren Sitz, in Bezug auf Lebensgefahr; eine an und f�r sich infecti�se Ge�schwulst an gleicher Stelle kommt vielleicht, weil sie fr�h t�dtet, nie �ber die locale Infection hinaus. Alles dies ist genau zu ber�cksichtigen, wenn man sich Klarheit �ber fragliche Dinge verschaffen will.
Man darf auch nicht deshalb Geschw�lste unbedingt infecti�s nennen, weil nach der Operation ein Recitliv an der operirten Stelle entsteht. Es ist hierbei wohl zu unterscheiden, ob die llecidivgeschwulst aus Theilen der urspr�nglichen Geschwulst hervorgegangen ist, welche bei der Operation zur�ckgeblieben waren (continuirliche Uecidive nach Thiersch), oder ob nach einer vollst�ndigen Operation in der Narbe, oder in der Nahe viel�leicht erst nach Jahren eine neue Geschwulst aus gleichen Ursachen, wie die erste entstand (region�res Eecidiv). Bleibt die operirte Stelle frei und treten nach der Operation Lvinphdr�sengeschw�lste von gleicher Art, wie die exstirpirte Geschwulst auf, oder entwickeln sich unter gleichen Verh�lt�nissen ohne Lymphdr�senerkrankungen Gew�chse in anderen Organen, so ist als sicher anzunehmen, dass die betretfenden Lymphdr�sen und sonstigen Organe zur Zeit der Operation bereits inficirt waren, wenn dies damals auch nicht durch die Untersuchung festgestellt werden konnte.
Wenn von einer Geschwulst (oder von Entz�ndungsheerden) eine Allge-meininfection ausgegangen ist, so nennt man das bez�gliche Individuum laquo; dyscraslsch 5. In solchen F�llen circuliren fremde Materien in den S�ften, welche eine pathologische Erkrankung in gewissen Organen und Geweben und schliesslich allgemeine Ern�hrungsst�rungen im Gefolge haben. Wie bald und in welchem Grade Abmagerung, Marasmus etc. eintritt, h�ngt sehr wesentlich von dem Sitze der die Dyscrasie bedingenden Geschw�lste und von deren Eigenschaften (Erweichung, Gangr�nescirung, Ulceration etc.), sowie von dem Kr�ftezustaude und von dem Alter der erkrankten Indi�viduen ab.
Bez�glich der Behandlung der Geschw�lste sei hier im Allgemeinen nur bemerkt, dass dieselben in irgend einer Weise aus dem Organismus entfernt werden m�ssen, was entweder durch das Messer, vermittelst der Ligatur, des Ecraseurs.durch Aetzmittel oder sonst wie geschehen muss. Die Entfernung intensiv und rasch inficirender Geschw�lste ist meist nur ein Mittel, das Leben etwas zu verl�ngern, oder die Schmerzen des Patienten zu mildern; bei den unoperirbaren Tumoren kann es sich nur um symptomatische Behandlung zur Linderung der Schmerzen handeln, was jedoch in der thier�rztlichen Praxis nur selten. geschieht, indem hier in den meisten derartigen F�llen das T�dten des Patienten einer palliativen Behandlung vorgezogen wird. � N�heres wird bei den verschiedenen Ge�schwulstarten angegeben werden.
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Was die Classification der einzelnen Geschwulstfonneu anbelangt, so m�ssen wir uns zun�chst nach einem bestimmten Eintheilungsprincipe um�sehen. Von den Autoren sind verschiedene Systeme aufgestellt worden, die aber alle ihre entschiedenen M�ngel und Vorz�ge, wenn auch in nicht ganz gleichem Masse besitzen. Fr�her wurden die Geschw�lste mit Vor�liebe nach der Prognose, also haupts�chlich in gutartige und b�sartige unterschieden, und dann nach ihrem �usseren Ansehen, nach dem Grade ihrer Consistenz, nach dem Aussehen der Durchschnittsfl�chen etc.. einige weitere Unterabtheilungen gemacht. Heute jedoch ist in dieser Richtung das anatomische Princip das allgemein angenommene und wir werden des�halb dieser Eintheilung folgen, indem wir mit den aus einfachen Geweben gebildeten Geschw�lsten beginnen, und nach und nach zu den complicirter zusammengesetzten vorschreiten.
Wir werden uns hier auf die Darstellung derjenigen Tumoren be�schr�nken, welche ihrem Sitze nach in das Gebiet der Chirurgie geh�ren, w�hrend wir der pathologischen Anatomie und der speziellen Pathologie es �berlassen m�ssen, die Geschwulstkrankheiten innerer Organe zu be�handeln. In Betreff derselben werden wir uns auf gelegentliche allgemeinere Andeutungen beschr�nken.
Man kann die Tumoren ihrem histologischen Charakter nach in zwei Hauptgruppen abtheilen, n�mlich in solche, welche aus den Geweben des mittleren Keimblattes hervorgehen, und in solche, welche von dem oberen und unteren Keimblatte abstammen.
Ohne hier auf die Entwicklung des thierischen Organismus specieller einzugehen d�rften doch einige diesen Gegenstand betreffende allgemeine Bemerkungen am Platze sein, da die Vorg�nge bei pathologischen Neubil�dungen nur dann verst�ndlich werden, wenn man die Genesis des Thier-k�vpers einigermassen versteht.
Es ist eine bekannte Thatsache, dass in dem S�ugethierei mit dessen Austritt aus dem Graaf'schen Follikel der sogenannte Furchungs-process beginnt, in Folge dessen die Dotterhaut (Zellhaut) mit Furchungs-kugeln sich f�llt. Dieser Furchungsprocess ist nichts anderes, als eine endogene Zellenvermehrung, mit welcher eine entsprechende Vergr�sserung der Mutterzelle (des thierischen Eies) verbunden ist. Wird ein in der Furclmng begriffenes thierisches Ei befruchtet, so wird dadurch der Anstoss zur weiteren Entwicklung der ersten Embryo-Anlage (und des Foetus) ge�geben, w�hrend dasselbe zerf�llt, wenn nicht rechtzeitig seine Befruchtung erfolgt.
Es ist bis jetzt noch ganz unbekannt, in welcher Weise dieser Anstoss
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zu Stande kommt, insofern wir nur die gr�beren Vorg�nge bei der Be-fruclitung kennen. Aus den gleichartig aussehenden Furchungskugeln, den Tochterzellen des thlerischen Eies, differenziren sich nach und nach alle Gewebe und Organe des thierischen K�rpers. Zun�chst entsteht aus den Tochterzellen eine geschlossene Membran, die sogenannte laquo;Keimblaseraquo;, welche au die Dotterhaut sich anlegt. An einer Stelle der Keimblase bildet sich eine st�rkere Zellenanh�ufung, laquo;Fruchthofraquo; genannt, aus welchem sich der Ertibryo mit seinen Eih�uten entwickelt. Die Bildung dieser letzteren soll hier nicht weiter verfolgt werden, da dieselben f�r die Chirurgie nur eine geringe Bedeutung haben. Der Fruchthof spaltet sich zun�chst in drei Bl�tter, in ein oberes, mittleres und unteres laquo; Keimblattgt;. Da die Fruchtanlage von ihren B�ndern her sich kr�mmt und gegen einander w�chst, bis die R�nder einander treffen und sich mit einander verbinden, so wird das obere Keimblatt dadurch zum Aeusseren, das untere zum Inneren.
Das mittlere Keimblatt (Stratum intermedium) spaltet sich schon fr�h in zwei Platten, deren �ussere zur Bildung der Rumpfwand, deren innere (Visceralplatte) zur Bildung der Darmwand verwendet wird. Die Spalte repr�sentirt die sp�tere Brust- und Bauchh�hle, die sogenannte c Pleuro-peritonalh�hle gt;. Solche Spaltr�ume entwickeln sich im mittleren Keim�blatte vielfach (so z. B. entstehen an den Gliedmassen auf diese Weise die Gelenkh�hleu); dieselben gl�tten sich an ihrer Innenfl�che ab, wobei diese von einer mit un�chtem Epithel bedeckten Bindegewebshaut �berzogen wird. So kommen im Allgemeinen die sogenannten ser�sen H�hlen zu Stande, deren auch im sp�teren Leben (in Folge pathologischer Vorg�nge) in ana�loger Weise sich bilden k�nnen. Die Gliedmassen treten aus dem mittleren Keimblatte seitlich der Fruchtanlage als zw'ei paarige, solide Forts�tze, welche von dem oberen Keimblatte �berzogen werden, nach aussen hervor; sie wachsen allm�lig weiter, indem in ihnen sich immer mehr die ver�schiedenen Gewebe differenziren.
An der Entwicklung der Gliedmassen ist das untere oder innere Keim�blatt in keiner Weise betheiligt; dasselbe dient nur der Bildung der wahren Schleimhautepithelien und der aus diesen hervorgehenden dr�sigen Organe, w�hrend das obere oder �ussere Keimblatt nur zur Bildung der Epidermis der �usseren Haut und der aus derselben hervorgehenden Dr�sen, sowie des Gehirnes und R�ckenmarkes verwendet wird. Das Chorion der �usseren Haut, sowie die Umh�llungen der Nervencentra, ferner die Muskel, Nerven, Gef�sse, das Bindegewebe, die Knochen und Knorpel etc. gehen alle aus dem mittleren Keimblatte hervor. Auch das ganze Ger�st dr�siger Organe entsteht aus dem mittleren Keimblatte, da das obere, resp. untere Keim-
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blatt stets nur die eigentlich th�tigea Dr�senelemente, die Dr�senzellen zu den betreffenden Dr�sen liefern.
Versuchen wir jetzt, die Tumoren ihrer histologischen Beschaffenheit nach zu charakterisiren.
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Geschw�lste der Gewebe des mittleren Keimblattes.
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Fibrome, Fasergeschwiilste, Bindegewebsgescliw�lste.
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Geschw�lste, welche vorwiegend aus ausgebildeten Biudegewebsfasern bestehen, nennt man Fibroide. Man unterscheidet folgende Formen derselben:
a.nbsp; Die weichen Fasergeschw�lste oder Bindegewebsgeschw�lste, welche bei Menschen �fter vorkommen und ihren Sitz sonst ausschliesslich in der Cutis haben. Sie bestehen aus einem sehr z�hen, auch wohl etwas �dema-t�sen, weissen Gewebe und sind meist mit der, wenn auch oft sehr d�nnen Papillarschicht der Cutis bedeckt. (Billroth.) Ob dieselben bei unseren Hausthieren vorkommen, weiss ich nicht. Bruckra�ller f�hrt dieselben nicht an, was bei den vielen Erfahrungen dieses Autors ihre Existenz bei Thi�ren zweifelhaft erscheinen l�sst.
b.nbsp; nbsp;Die festen Fibrome oder Fibroide, auch Desmoide genannt, sind immer von sehr harter Consistenz und rundlicher, knolliger Form, meist genau begrenzt und �ber die K�rperoberfl�che hervorragend. Dieselben
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haben am h�ufigsten im Unterhautbinde-
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Rlaquo;. 1.
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gewebe ihren Sitz, sind anscheinend arm an Gef�ssen und zeigen auf der Durch-schnittsti�che ein weiss gl�nzendes, oder zuweilen blassr�thliches Ansehen. Viele derselben zeigen auf der Schnittfl�che schon dem unbewaffneten Auge eine ganz deutliche concentrische Schichtun ihrer Fasern um mehrere Achsen. Nach Bill�roth kommt diese concentrische Anord�nung dadurch zu Stande, dass die Faser�bildung um Nerven und Gef�sse herum
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entsteht und letztere also in der Mitte der ^ . , , , ,
Kleines Jnbrom des Uterus: ratur-Faserlagen eingebettet sind, wobei die liehe Grosse des Durchschnitts. Nerven nicht selten zu Grunde gehen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(Nach Billroth.)
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Die Fibrome sind verschiedener anatomischer Metamorphosen f�hig, die indess bei Thieren im Ganzen nicht h�ufig sind. Partielle schleimige Erweichung, stark sei �se Infiltration (sulziges Ansehen und Consistenz), Verkalkung, auch wahre Verkn�cherung derselben, kommen nicht so ganz selten vor. � Wir sagten vorhin, dass Fibrome anscheinend arm an Ge-f�ssen seien; sie enthalten aber, dieses Scheines ungeachtet, manchmal sehr viele Gef�sse und zwar sowohl Arterien, als Venen, welche mit dem Ge�schwulstgewebe so innig verwachsen sind, dass ihre Adventitia darin meist aufgegangen ist. Dies hat zur Folge, dass die Gef�sse nach Verletzungen sich weder der Quere, noch der L�nge nach zur�ckziehen k�nnen, dass somit ihre Lumina nach erfolgten Zusammenhangsst�rungen dauernd klaffen m�ssen, weshalb Blutungen aus Fibromen oft nicht ohne Kunsth�lfe zu stillen sind.
Fibroide, welche dicht unter einer Schleimhaut liegen, sind h�ufig oberfl�chlichen Ulcerationen ausgesetzt; sitzen sie in der Schleimhaut selbst und ragen �ber deren freie Oberfl�che hervor, so werden sie laquo;Polypenraquo; genannt. Groth exstirpirte bei einer Kuh einen Scheidenpolypen von 14 Pfund. (Mittheilungen aus der thier�rztlichen Praxis 18G9, Seite 168 und 169). Gelbke fand bei einem Schweine eine Geb�rmutter-Geschwulst, die mit der blutreichen Geb�rmutter 72 Pfund wog und nach Leisering's Untersuchung ein festes Fibrom war. (S�chsischer Bericht 18G9, Seite 30.)
Als Ursachen k�nnen f�r Fibroide, welche an der �usseren Oberfl�che des K�rpers hervortreten, mechanische Einwirkungen als wesentliche Factoren angenommen werden; zuweilen entstehen diese Geschw�lste ganz augenf�llig nach Quetschungen. Dieselben entwickeln sich in der Regel lang�sam und machen zuweilen f�r l�ngere Zeit in ihrem Wachsthum einen Stillstand.
Die Prognose ist im Allgemeinen g�nstig, insofern n�mlich diese Neu�bildungen bei entsprechender Lage leicht und sicher (Messer, Ecraseur und Galvanocaustik) entfernt werden k�nnen und zu den nicht infecti�sen ge�h�ren. Bei vollst�ndiger Aussch�lung der ganzen Geschwulst ist weder ein Eecidiv, noch eine Blutung, die zu dem Fibroid selbst in directer Be�ziehung steht, zu bef�rchten.
Die Nachbehandlung ist je nach Beschaffenheit der Operationswunde zu leiten.
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Lipoine, Fettgeschw�lste.
Die anatomische Beschaffenheit der Fettgeschw�lste ist einfach; sie bestehen aus Fettgewebe, welches durch Bindegewebe in einzelne L�ppchen
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getheilt ist. Je nachdem das Bindegewebe mehr oder weniger entwickelt ist, erscheinen die Geschw�lste bald fester (fibromat�ses Lipora), bald weicher (einfaches Lipom). Diejenigen Lipome, in welchen das Binde�gewebe so stark verbreitet ist, dass das eigentliche Fettgewebe mehr zur�cktritt, bezeichnet man als laquo;Steatome gt;, auch wenn die gr�ssere Consistenz derselben nicht von einer Stearinablagerung herr�hrt. Bei den Fettgeschw�lsten am Schweife der Rinder, welche so ziemlich die derbsten sind, ist wirklich Stearin in die Fettzellen eingelagert. Die �ussere Form ist gew�hnlich rund oder lappig, und die neugebildete Fettmasse ist durch eine verdichtete Schicht von Bindegewebe von den Nachbargeweben abgegrenzt (circumscriptes Lipom, es ist dies die gew�hnliche Form) und leicht von der Umgebung abzul�sen; seltener kommt das Lipora als auf einen K�rpertheil beschr�nkte Fettsucht als laquo; diffuses Lipom raquo; vor, welches eine Anschwellung ohne deutliche Abgrenzung bedingt. Der Sitz der Lipome ist meist im Unterhautzellgewebe, besonders des K�rperstammes; am h�ufigsten sind dieselben bei Hausthieren am Schweife, After und Schlauche. Auch im Inneren des K�rpers, namentlich in dem submuc�sen Bindegewebe des Verdauungsrohres, sowie in dem snbser�sen Bindegewebe, besonders h�ufig am Gekr�se, Netz, peritonealen Darm�berz�ge.
Das Wachsthum der Fettgeschw�lste ist fast immer ein sehr lang�sames, ihre Entwicklung nie mit wahrnehmbaren Schmerz�usserungen ver�bunden, wenn nicht gerade Nervenst�nnne durch sie gezerrt oder gedr�ckt werden, was allerdings, wenn auch nur selten, vorkommt. Aulfallend schnelle Bildung und schnelles Wachsthum zahlreicher Lipome an ver�schiedenen K�rperstellen sah Jost bei einem Pferde. (Siehe iMittheilungen aus der thier�rztlichen Praxis 1869, Seite 169.)
Diese Geschw�lste k�nnen eine sehr verschiedene Grosse erreichen und bis gegen einen halben Fuss im Durchmesser anwachsen. 'Sie sind nur selten zu mehreren (und zwar von verschiedener Grosse) beisammen; �ber�haupt sind Lipome bei unseren Hausthieren nicht h�ufig. Ueber die Aetio-logie derselben weiss man nichts Zuverl�ssiges; mechanische Einwirkungen m�gen in manchen F�llen als Gelegenbeitsursachen zu beschuldigen sein.
Die Ver�nderungen, welchen Lipome ausgesetzt sind, scheinen mehr die innerlich gelegenen zu betreffen, hingegen bei oberfl�chlicher Lage sehr selten vorzukommen. Diese Geschw�lste geh�ren zu den gutartigen; allen�falls k�nnen sie durch Durck etc. nachtheilig werden.
Die Diagnose st�tzt sich auf die angegebenen Formverh�ltnisse und auf die Consistenz der Geschwulst; ein gew�hnliches Lipora hat etwa die Consistenz einer normalen Milchdr�se, w�hlend Steatome sich fester anf�hlen.
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Die Behandlung begrenzter Lipome besteht in einfacher Aussch�lung derselben, welche in der Regel keine Schwierigkeiten bietet; hingegen ist die g�nzliche Beseitigung diffuser Lipome bedenklicher, da in der Regel die Exstirpation in grosser Ausdehnung erfolgen muss, wenn man einiger-niassen sicher sein will, dass dieselben sp�ter nicht wieder nachwachsen. Die Ausf�hrung dieser Operation d�rfte in der Veteriu�rpraxis kaum jemals, oder doch nur in ganz besonderen, sehr seltenen F�llen verlangt werden.
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Chondrome, Knorpelgeschw�lste.
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Diese Geschw�lste bestehen aus hyalinem oder seltener aus Faser�knorpel und kommen bei Thieren im Ganzen nicht h�ufig vor; �usserlich sind sie in den Hoden, unter der �usseren Haut und an Knochen be�obachtet worden. Damm an n hat ein centrales Cysteuchondrom der Knochenenden des Ellenbogengelenks bei einer Kuh (siebe Zeitschrift f�r praktische Veterin�r-Wissenschaften, 1874. Nr. 5) beschrieben. Leon-hardt theilte mir mit Cystenchondrome in der Brustdr�se bei Hunden mehrmals gesehen zu haben.
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Fig. 2.
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Direr histologischen Beschaffenheit nach sind sie normalen Knorpeln �hnlich. Die Knorpelzellen variireu der Form nach und sind oft mit mehreren Schichten einer hautartigen Masse, gleichsam wie von einer Kapsel eingeschlossen. Die Grund�substanz ist gew�hnlich gleichartig, nur selten gefasert; die den einzelnen Zellen�gruppen angeh�rige Intercellularsubstanz
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MMm
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ist oft von einander differenzirt, so dass
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f//S/mm
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zwischen den gr�sseren Zellengruppen die hyaline Substanz sich zu feinen Fasern umbildet, wodurch die durchgeschnittene Knorpelgeschwulst von kapselartig ange�
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7 /
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mw/i
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ordneten, zusammenh�ngenden Bindegewebs-Jlicroscopischer Schnitt aus der von maschen durchzogen erscheint, die dem
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Uammanu beschriebenen Ge-
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freien Auge als netzf�rmige Zeichnungen
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schwulst.
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auffallen. Eine so vollst�ndige Ver-
Bei a hyaline, bei b und c streifige, bei . , xnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;itnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;x .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; n tnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
a bsiige Grunasubstanz, �berall Knorpekeiien, Schmelzung der hyaluien Intercellularsub-
stellcnweise Fettk�rnchenringe sichtbar.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;stanz ZU eiliei- homogenen MaSSC , wie im
normalen Knorpelgewebe, findet sich in den Chondromen seltener. Ausser-
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dem unterscheidet sich das Gewebe des Chondroms von demjenigen des normalen Knorpels auch noch dadurch, dass ersteres in den erw�hnten Faserz�gen meist vascularisirt ist, w�hrend letzterem bekanntlich die Ge-f�sse fehlen. Es kommt nicht selten vor, dass die IntercellularsubstanzT
Fig. 3.
Geschwulst im Zusammen�hange von vorn und lateral gesehen.
a. Armbein.
h. IJruclistelle desselten.
c.nbsp; Vorarm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�
d.nbsp; Ellenbogen.
e.nbsp; Oberer Hauptknoten der Ge�schwulst.
f.nbsp; f. Kleine Anliangsknoten des�selben.
ff* 9- ffraquo; ff* ff* Unterer Haupt�knoten.
h. h. Tlieile des mit Kn�tchen besetzten Kapselbandes.
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Anmerkung. Fig. 2 bis 5 sind Ab�bildungen des von D a m m a n n 1. c. be�schriebenen Cystenchondroms, Das Arm�bein war von der Geschwulst so destruirt und perforirt, dass es schliesslich �ber dem Ellenbogengelenke zur Fr�ctur kam.
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sei sie hyalin oder leicht gefasert, anstatt der gleichm�ssig festen Consistenz �des normalen Knorpels eine mehr gallertige oder br�cklige Beschaffenheit
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Fig. 4.
Laterale H�lfte des durchs�gten Armbeins mit
dem gr�ssten Theile der Creschwulst.
a.nbsp; Armbein.
b.nbsp; Bruchstelle desselben. . c. Mark der Markh�hle.
Kollo des Armbeins.
e. Sehnenmasse.
/. In der Markh�hle steckender
Tlieil der Geschwulst. g. Durchbruehstelle in die Ellen*
bogengrube. h. In der Ellimbogongrube liegender
Tlieil der Geschwulst. i i Durchbruchstelle in die Roll-grubc.
Oberer Hauptknoten auf dorn Durchschnitte.
I. Unterer Hauptknoten, lateral zur Seite geschoben. in. Taubeneigrosser Knoten, der die Kollo pertbrirt hat, auf dem Durch�schnitt. n. Knoten, welcher nach der Rolle zu Tordringt und die-selbe nahezu durch-broclien bat. 0. Kleiner accesso-
rischar Knoten. y. p. Nischen in der Rolle, welche durch den aus dem Vorarm herausge�wachsenen Knoten geschaffen sind.
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zeigt; Verkalkungen des Knorpels sind in den Chondromen etwas H�ufiges; die Zellenformen k�nnen �usserst verschieden sein.
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Die �usseve Form der Cliondrome ist rundlich; sie sind meist scharf be�grenzt, an der �usseren Oberfl�che jedoch sind dieselben sehr uneben, selbst h�ckerig, als wenn sie aus einer Anh�ufung kleinerer Knollen gebildet w�ren; sie f�hlen sicli derb an, sind auf der Schnittfl�che glatt und gl�nzend. Die einzelnen Knollen werden von einem sehr dicht uinschliessenden Bindegewebe, welches derb, aber sehr gef�ssreich ist und der Schnittfl�che ein grob gefasertes, streifiges Ansehen gibt, umgeben. Ihr Wachsthum ist anfangs ein rein cen-trales; im weiteren Verlaufe wird je�doch theils durch das Auftreten neuer Krankheitsheerde in der unmittelbaren Umgebung, theils durch Umwandlung der zun�chst gelegenen Gewebe in Knorpel (locale Infection) die Ver-gr�sseruug der Geschwulst bewerk�stelligt. An jedem Chondrom treten anatomische Metamorphosen auf; am h�ufigsten entstehen verh�ltnissm�ssig grosse Hohlr�ume, welche entweder mit blasigen Bildungen, oder mit einer schmutzigen, r�thlich gelben i'adenzie-henden Schleimmasse ausgef�llt sind; durch die Schleimcysten k�nnen die sonst sehr hart anzuf�hlenden Chondrorae
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Fig. 5.
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stellenweise fluetuiren. ZwischeCysten sind in der Regel Kalksagelagert ; h�ufig gehen dabei diezu Grunde und die Geschwulwandelt sich dadurch an den beden Stellen in eine br�cklige, gKalkmasse um. Neben dieseartunsen kann gleichzeitifraquo;- an
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a.nbsp; Ulna.
b.nbsp; Vorann.
c.nbsp; Markgewebe der Markh�hle.
d.nbsp; d'. In der Vorarm-Epiphyse steckender Theil der Gescliwulst.
d'. Schleimig erweichte Partie desselben.
e.nbsp; nbsp;Schmale Br�cke spongi�spr Substanz, welche letztere von dem Mark- (c) trennt.
/. f'. Durch die Gelcnkfi�che des Vorarms durch�gebrochener Theil der Geschwulst. anderen f. IIkU der letzteren, welcher die Nischen in der
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Stellen desselben Chondroms fettiger Zerfall vorhanden sein, und in ganz
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Kolle des Armbeins geschaffen hat.
g. Gruben in der Ulna, durch die vordringend�
Geschwulst bewirkt.
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seltenen F�llen tritt auch stellenweise Verkn�cherung ein. � Diese Geschwulste sind bei Thieren im Ganzen selten; am h�utigsten kommen sie bei Hunden und zwar als cysto�le Neubildungen in den Brustdr�sen vor; �usserlich sind sie seltener und treten an den im Anfange dieses Kapitels erw�hnten Stellen auf.
Die gelegentlichen Ursachen sind zuweilen in Verletzungen, zu suchen; auch mag eine erbliche Diathese vorkommen. Das Chondrpm kann m�g�licherweise mit Carcinom oder Sarcom sich combiniren und dadurch, wie auch ohne dies infecti�s werden. Ferner k�nnen bei grossen Chon-dromen oberfl�chliche Ulcerationsprocesse auftreten; dieselben entstehen am ehesten bei stark gespannter Haut und bei Einwirkung trauma�tischer Reize.
Die Diagnose richtet sich nach den angegebenen Merkmalen. � Die Prognose ist verschieden, je nach der Beschaffenheit der Geschwulst und ihrer Combination mit anderen Geschwulstformen. Da sowohl in Fibromen, Sarcomen, Adenomen und Dr�senkrebsen ebenso wie in Chon-dromen die epithelialeu Elemente und auch das Bindegewebsger�st in eine gallertige Masse sich verwandeln k�nnen, so wird es oft genug Schwierig�keiten bieten, selbst nach der Exstirpation zu bestimmen, mit welcher Tumorart man es zu thun hat.
Die Behandlung ist auf die Entfernung der betreffenden Geschwulst ausschliesslich angewiesen. Grosse Chondrome l�sst man anr Besten unbe�r�hrt, namentlich wenn solche an Knochen sitzen, da die Knorpelmasse den ganzen Markcanal des Knochens allm�lig durchwuchert, so dass, wie bei b der Figuren 3 und 4 zu ersehen ist, in Folge dessen leicht eine Fractur zu Stande kommt.
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Osteome, Exostosen, Knocliengeschw�lste.
Eigentliche Osteome sind nicht von einein chronischen Entz�ndungs-processe abh�ngig; dieselben besitzen vielmehr ein selbstst�ndiges, eigenes Wachsthum und stellen umschriebene Knochengeschw�lste dar. Knochen-bildung kommt gelegentlich auch wohl in manchen anderen Geschw�lsten vor; als Osteom bezeichnet man indess nur solche, welche vollst�ndig aus Knochengewebe gebildet werden. Ein solcher Tumor besteht entweder aus spongi�ser Substanz, die mit Knochenmark durchsetzt ist, oder aus elfen�beinartiger, in der Anordnung regelm�ssiger Lamellensysteme der Cortical-substanz der R�hrenknochen analoger Knochemnasse; man kann demnach spongi�se und Elfenbein-Osteome unterscheiden. Dieselben treten ebenso
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h�ufig multipel, als solit�r auf; ihr Wachsthum ist in der Regel ein lang�sames und pflegt mit vorger�ckterein Alter der Thiere zu erl�schen. Unter den Weichtheilen sind es nach F�rster besonders die Hirnh�ute, an denen Osteome beobachtet wurden.
Es ist in der Praxis schwierig zu unterscheiden, ob vorhandene Knochen-auftreibungen eigentliche Osteome oder das Produkt einer vorausgegangenen Entz�ndung sind. Knochenneubildungen und Verkn�cherungen kommen in den verschiedensten Geweben, so z. �. in den Seimen und Muskeln, in den Eierst�cken, in den Kieferh�hlen u. s. w. vor. Bei vielen Thieren ist eine Disposition zu solchen Neubildungen unverkennbar. Am Hinterkiefer findet man, namentlich bei Pferden, nicht selten gestielte Knochenausw�chse. Alle Osteome l�sst man am besten in Ruhe, wenn nicht dringende Indi-cationen zu ihrer Entfernung n�thigen. Nur auf den ausdr�cklichen Wunsch des Eigenthtimers kann man gestielte Osteome mittels Meissel oder S�ge entfernen.
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Myome oder Muskelgeselnv�lste.
Dieselben sind aus glatten Muskelfasern gebildet und werden ge�w�hnlich f�r r�thlich gef�rbte Fibro'ide gehalten; ob es auch Muskel�geschw�lste gibt, welche blos aus quergestreiften Muskelfasern oder aus Mus keif as er zellen bestehen, ist fraglich. Nur ungemein selten ist die Bildung von quergestreiften Muskelfasern in Geschw�lsten (beim Menschen) beobachtet worden, niemals aber bestand ein Tumor ganz aus solchen. � Die Myome bilden rundliche, sehr derbe Geschw�lste, welche einen Durchmesser von 1 bis 2 Zoll erreichen. Sie liefern eine glatte Durchschnittsfl�che, welche r�thlich gef�rbt und deutlich gefasert erscheint; von r�thlich gef�rbten Fibromen sind sie erst durch eine microscopische Untersuchung zu unterscheiden. Dieselben sind an der Schleimhaut des Darmtraktus bei Pferden, auch unter der Schleimhaut des Uterus und der Scheide bei Hunden und Rindern beobachtet worden. Nur die in der Scheide zum Vorschein kommenden k�nnen Gegenstand einer chirurgischen Behandlung werden, die nach den f�r Geschw�lste geltenden Regeln durch�zuf�hren ist.
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Neurome, Nervengesclnv�lste.
Dieser Name wird gew�hnlich zur Bezeichnung von Geschw�lsten ge�braucht, welche an Nerven, namentlich nach Operationen (bei Thieren
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indess sehr selten) sieh bilden. Der Name ist eigentlich nicht ganz richtig; denn wirkliche N euro me w�rden Geschw�lste sein, welche ganz aus Nervenfasern bestehen. Ob solche bei Thieren vorkommen ist fraglich. Die bei Thieren an Nerven beobachteten Geschw�lste d�rften nach Bruck-m�ller's Meinung wohl haupts�chlich aus Bindegewebe be�stehen, dem m�glicherweise einzelne Nervenfasern beigemengt s^nd. Solche Geschw�lste k�nnen nie f�r sich allein, sondern m�ssen stets mit einem Theil des betreffenden Nerven entfernt werden. Dieselben recidiviren leicht. In der chirurgischen Abtheilung der Berner Universit�tsklinik sind Neurome in j�ngster Zeit erfolgreich durch den electrischen Strom be�handelt worden, nachdem dieselben nach Entfernung mit dem Messer sich einige Mal wieder gebildet hatte ;.
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Angiome, Oef�ssgesehw�lste.
Als solche bezeichnet man Geschw�lste, welche weitaus ihrer gr�ssten Masse nach aus Gef�ssen (ro ayystov das Gef�ss, medicinisch besonders Blutgef�ss) bestehen, die durch Bindegewebe zusammengehalten werden. Man hat dieselben in laquo; plexiforme Angiome oder Telangiectasien gt; (von ro Tbloc das Ende, to dy/stov das Blutgef�ss und raquo;y i'xiuuig die Ausdehnung) und in lt; cavern�se Angiome oder cavern�se Venengeschw�lsteraquo; unter�schieden. Letztere sind in ihrer histologischen Structur den Corpora cavernosa penis �hnlich. Telangiectasien kommen nur an der �ussern Haut vor; Joeim Menschen sind dieselben leicht an ihrer lebhaft rothen Farbe zu erkennen und unter den Namen lt; Weinflecken oder Feuennal (Naevus flammeus) gt; ziemlich allgemein bekannt. Angiome scheinen bei Thieren nicht h�ufig vorzukommen; nach F�rster sind solche bei (Jenseiben nur in der Haut und im Darme, beobachtet worden. Leisering untersuchte eine ihm von Opitz junior �bersandte Geschwulst an der Schamlippe einer Kuh, die sich als ein Angiom erwies. Aus einem zuf�llig in derselben entstandenen Risse war eine nicht zu stillende Blutung eingetreten, in Folge deren man das Thier get�dtet hatte.
Die Telangiectasien sind aus kleinen L�ppchen zusammengesetzt und werden desshalb plexiforme Gef�ssgeschw�lste genannt. Ihre gelappte Beschaffenheit ist die Folge der eigenth�mlich abgegrenzten Gef�ssgebiete der Schweissdr�sen, Haarb�lge, Fettdr�sen und Fettl�ppchen der �usseren Haut. Diese Abgrenzung ist mit blossem Auge sichtbar, weil die einzelnen betreffenden Gef�sssysteme alle an der Erkrankung betheiligt sind und jedes f�r sich wuchert.
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Die Diagnose der Angiome ist nicht immer leicht; oberfl�chlich gelegene erkennt man an ihrem wechselnden Umfange, der nach dem jedes�maligen Grade ihrer Blutf�llung verschieden ist. Ich sah einige Mal bei Hunden Angiom der Schilddr�sen; dasselbe war klinisch dadurch charac-terisirt, dass die Kr�pfe zeitweise den doppelten, ja drei- und mehrfachen Umfang zeigten als zu anderen Zeiten und dass sie w�hrend ihrer F�llung mit Blut deutliche Fluctuation wahrnehmen Hessen, w�hrend sie bei relativer Blutleere fast ganz verschwanden.
In Bezug auf Prognose und Therapie ist zu bemerken, dass man dieselben, so lange sie nicht besonders nachtheilig werden, am besten in Euhe l�sst, da f�r die thier�rztliche Praxis kaum ein anderes Radikalmittel zu empfehlen sein d�rfte, als die Exstirpation. Diese ist indess in der Regel nicht leicht und sicher auszuf�hren, wegen der mit derselben verbundenen oder ihr folgenden Blutungen. Man erw�ge deshalb in jedem Falle, reiflich, ob die Exstirpation oder die vorhandene Geschwulst das Leben des Thieres am meisten bedroht. Unter Umst�nden k�nnen Aetzmittel mit Vorsicht und Ausdauer angewandt, Heilung oder doch Besserung bewirken.
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Sarcome.
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Der Name cSarconn, von dem
griechischen Worte lt; uclt;q'sect; gt; abgeleitet, deutet das fleisch�hnliche Ausseben an, welches diese Geschw�lste bei Durch�schnitten zeigen. Ueber den anato�mischen Charakter dieser Geschw�lste war man lange nicht einig. Man hat versucht (Schuh), das Sarcom mit dem Myom zu identificiren. Da dies nicht statthaft ist, so definirte man dasselbe als eine zellenreiche Geschwulst, ohne ausgepr�gten alveol�ren Bau, welches kein Carcinom sei. In neuerer Zeit hat folgende Definition eine all�gemeinere und bestimmtere Anwendung gefunden:
laquo;Ein Sarcom ist eine Geschwulst, welche aus einem Gewebe besteht, das in die Entwicklungsreihe der Binde-
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Euiulzellen-Sarcom (nach Rindfleisch.)
aa. Gfifiissluraina. bb. Parenchym zum Theil ausgepinselt. Vergr�sserung 300.
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Substanzen, Muskeln und Nerven geh�rt, wobei es in der Regel gar nicht oder nur theilweise zur Ausbildung eines fertigen Gewebes, wohl aber zu eigenth�mlichen Entwicklungsformen kommtraquo;.
Man unterscheidet folgende Arten von Sarcomen:
a. Das Granulationssarcom oder das Kund zell ensarcom (Vlrchow), dessen Gewebe demjenigen der oberen Schicht einer Granu�lationsfl�che gleich oder sehr �hnlich ist. Dasselbe enth�lt immer kleine
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Fig. 7.
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runde Zellen wie Lymphk�rperchen in vor�wiegender Menge, w�hrend die Intercellular-substanz bald sehr reichlich, bald in kaum wahrnehmbarer Menge vorhanden ist; die�selbe ist entweder v�llig homogen, oder leicht streifig, oder selbst faserig, dabei auch wohl �demat�s sulzig; oder sie kann auch netzf�rmig sein und so dem Gewebe der Lymphome sich n�hern.
h. Das Spiudelzellensarcom , dessen Gewebe durch dicht aneinandergelagerte, meist d�nne, langgestreckte Spindelzellen, sogenannte Faserzellen gebildet wird, die gew�hnlich in B�ndel angeordnet sind. In der Eegel fehlt diesen Geschw�lsten jede Intercellularsubstanz; ist sie vorhanden, was zuweilen in geringer Menge der Fall ist, so kann sie homogen weich, auch faserig sein; �berwiegt die Fasermasse, so nennt man den Tumor ein laquo;Fibro-Sarcom oder Fibromraquo;. In Nr. 6 der Zeitschrift f�r prak�tische Veterin�r-Wissenschaften hat Dam-m a n n ein Spindelzellensarcom der Haut des Schlauches eines siebenj�hrigen Wallachs beschrieben, welchem er mit Il�cksicht auf die Form, in welcher der Tumor der Haut aufsitzt, die n�here Bezeichnung lt; fung�s gt; beigelegt hat.
c. Das Riesenzellensarcom, dessen Zellen eine ganz colossale Grosse besitzen und theils rund, theils polygonal und mit vielen Ausl�ufern versehen sind. (Siehe Fig. 8.) Diese Zellen, wenn gleich etwas kleiner,
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Spindelzellen-Sarcom (nach Kindfleisch).
Die leeren Stellen sintl klaifende Gcfiiss-
lumina. lgt;ie Spindelzellen theils der Lunge.
tlieils der Quere nach durclischnitten.
Vergr�sserung 300.
Filaquo;. 8.
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Eiesenzellen mit Ausl�ufern aus
einem Vnterkiefer-Sarcom
(nach Billroth).
Vergr�sserung 350.
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kommen normalerweise im f�talen Knochenmarke vor; sie-k�nnen 30 und mehr Kerne enthalten. Ihre Entstehung aus einer einfachen Zelle ist durch eine Reihe von Uebergangsstufen meist leicht zu verfolgen. Diese Eiesenzellen finden sich sowohl in Spindelzellen �, als in Fibro-Sarcoinen, zuweilen auch in Granulations- und Myxo-Sarcomen. xVm h�ufigsten sind sie in den centralen, seltener in den periostalen Osteosarcomen und auch in Muskelsarcomen angetroffen worden. Sie geben durch ihre Grosse dem Gewebe manchmal eine scheinbar alveol�re Structur und k�nnen durch Erweichung zur Cystenbiklung f�hren; auch k�nnen sie verkn�chern.
d.nbsp; Das Schleim- oder Netzzellen-Sarcom, nach Ilokitansky lt; g a 11 e r t a r t i g e s S a r c o m gt; genannt, das einestheils durch die Gegenwart von Sternzellen, anderntheils durch eine gallertige, schleimige Intercellular-substanz gekennzeichnet ist. (Es gibt auch Granulationssar come, die den Anspruch haben, als Schleim- oder Galiertgeschw�lste bezeichnet zu werden). Diese Geschwulstform ist wenig sicher zu charakterisiren.
e.nbsp; Pigmentsarcome, oder melanotische Sarcoma, in welche ein braunes oder schwarzes Pigment, meist k�rnig, selten diffus eingelagert ist. Das�selbe liegt fast immer nur in Zellen, zuweilen jedoch auch in der Inter-cellularsubstanz. Bald ist nur ein Theil, bald die ganze Masse der Ge�schwulst mehr oder weniger pigmentirt. Am h�ufigsten finden sich Spindel-zellensarcome und die alveol�ren Sarcome pigmentirt.
Im Allgemeinen bilden die Zellensarcome unserer Hausthiere knoten-oder knollenf�rmige Geschw�lste, die oft eine enorme Ausdehnung und Verbreitung erlangen. Die einzelnen Tumoren sind rundlich, weich und saftig; auf der Schnittil�che oft dr�sen�hnlich, oft deutlich gefasert, von hellweisser. oder bei grossem Gef�ssreichthume von r�thlich-weisser Farbe. Wenn dieselben sehr zellenreich. weich und saftig sind, so werden sie laquo; Markkrebse oder Markgeschw�lste gt; genannt. Sie unterscheiden sich dann histologisch vtm den eigentlichen Zellenkrebsen durch den Mangel eines gef�cherten Bindegewebsgertistes und durch den Mangel der epithelialen Zellen. Eine Verwechslung beider Geschwulstformen mit einander hat prac-tisch keine grosse Bedeutung, da die weichen Sarcome ganz so wie die Krebse sich gern ausbreiten und selbst auf innere Organe �bergehen, so dass die Gefahr, welche durch beide Geschwulstformen f�r die weitere Existenz des betreffenden Individuums gegeben ist, ziemlich gleich hoch anzuschlagen ist. Die Zellensarcome breiten sich namentlich rasch im Ver�laufe der Lymphgef�sse aus. Nach Bruckm�ller kommen die weichen Zellensarcome h�ufig in den Dr�sen bei Hunden und zwar in der Brust�dr�se, in der Schilddr�se, sehr selten in den Gekr�sdr�sen, ferner auf
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ser�sen H�uten und in den von diesen �berzogenen Organen vor. Doch fehlen dieselben auch bei Pfmlen nicht, wo Bruckm�ller sie in dem submnc�sen Gewebe der Schleimhaut im Verdauungstracte, dann in unge heurer Verbreitung auf dem Bauchfelle, in der Leber, in der Milz und in den Nieren, sowie in den Hoden gesehen hat.
Von verschiedenen Autoren werden auch die bei der Perlsucht des Rindes an den ser�sen H�uten der Pleura und des Periton�ums vorkom�menden Geschw�lste zu den Zellensarcomen gez�hlt, w�hrend Andere sie als Tuberkel ansehen.
Riesenzellen kommen bei Thieren am h�ufigsten in den von dem Knochenmarke ausgehenden Osteosarcomen vor. Mit diesem Worte be�zeichnet man Tumoren, in deren Gewebe eine wirkliche Knochenneubildung auftritt. Dieselben gehen entweder von dem Periost oder von dem Knochen-marke aus.
Die von dem Periost ausgehenden Osteosarcome zeigen immer eine kn�cherne Grundlage mit strahligen Ausw�chsen, zwischen welchen das Sarcom eingelagert ist. In den tieferen Schichten hat dasselbe oft mehr den Character eines Knorpel- oder Fasergewebes, w�hrend es in den oberen Schichten h�ufig Spindclzellen enth�lt. Die Sehnen, Nerven und Gef�sse werden nie in den Krankheitsprocess hineingezogen, selbst wenn der Tumor sich noch so sehr vergr�ssert; dieselben durchziehen, ohne irgend eine Ver�nderung zu zeigen, in Furchen oder Kan�len die Geschwulstmasse.
Nach Bruckm�ller sind die an den Gelenkenden der Pferde, namentlich am Sprung- und Fesselgelenke oft in ungeheurer Grosse vor�kommenden kn�chernen Massen, solche Osteosarcome. Dieser Autor h�lt dieselben f�r die Folge fortgesetzter Reizungen bei einfachen Knochenaus�w�chsen. Sie wurden fr�her und auch wohl jetzt noch als laquo;Winddorngt; bezeichnet und werden in allen Veterin�rsammlungen ziemlich h�ufig an�getroffen, w�hrend sie gegenw�rtig seltener vorzukommen scheinen.
Die von dem Knochenmarke ausgehenden Osteosarcome bewirken eine blasenartige, oft ganz enorme Auftreibuug der Knochen, in dessen kn��chernem Fachwerke die weiche, sarcomat�se Masse eingelagert ist. Dieselbe ist in den meisten F�llen ziemlich derb, theilweise wohl auch aus Faser�gewebe gebildet, allein an zahlreichen Stellen treten sehr weiche, saftige, meistens auch mehr r�thliche Massen auf, welche vorzugsweise aus den grossen, vielkernigen Zellen, oder auch aus Faserzellen mit einer gallertigen Grundsubstanz bestehen; nicht selten endlich zeigen sich in dieser Ge�schwulstmasse einzelne cystenartige, gew�hnlich mit einer z�hen schleimigen Fl�ssigkeit gef�llte Hohlr�ume.
Diese Knochengeschw�lste kommen am h�ufigsten an den Hinterkiefern,
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besonders der Wiederk�uer, vor und sind fr�her ebenfalls als laquo;Winddornraquo; oder als laquo;Knochenkrebseraquo; bezeichnet worden; Bruckm�ller hat solche Sarcome mit fast g�nzlicher Zerst�rung der Knochenreste auch am Vorder�kiefer bei Pferden und bei Rindern gesehen.
Am Zahnfleische, an der Schleimhaut der Kiefer- und Nasenh�hle und in der N�he alter Knochenbr�che kommen bei Thieren Geschw�lste vor, die durch ihr ungemein rasches Wachsthum und ihre Verbreitung in die Umgebung ausgezeichnet sind , ohne indess in die Lymphdr�sen oder in innere Organe sich abzulagern. Fragliche Geschw�lste sind sogenannte Fasersarcome; dieselben erscheinen wie aus vielen Knollen zusammengesetzt, haben somit eine h�ckerige, unebene, indess gl�nzende Oberfl�che. Sie sind derb und zeigen sich auf der Schnittfl�che deutlich gefasert; sie besitzen eine fleischartige Consistenz, von graulich-weisser- und bei gr�sserem Ge-f�ssreichthume von r�thlich-weisser Farbe. Sie sind den Fibromen sehr �hnlich, bestehen indess aus sehr zahlreichen, dicht geh�uften spindel�f�rmigen Zellen, welche in oft sehr breiten, fast b�ndelartigen Z�gen an einander gelagert sind. Beim Menschen kommen �hnliche, scheinbar am Zahnfleische aufsitzende Geschw�lste ebenfalls vor, welche man laquo;Epulisgt; (s'ttI auf und ovkov Zahnfleisch), d. h. auf dem Zahnfleische aufsitzend genannt hat. Dieselben geh�ren zum grossen Theile zu den Riesenzellen-sarcomen; sie gehen gew�hnlich von Granulationen um cari�se Zahnwurzeln aus, so dass ihr Aufsitzen auf dem Zahnfleische meist nur scheinbar ist.
Die pigmentirten Sarcome oder Melanosen bilden Knoten oder knollen�f�rmige Geschw�lste, die auch bis zu einer betr�chtlichen Grosse heran�wachsen , namentlich aber durch Zusammenh�ufung mehrerer derselben einen betr�chtlichen Umfang erreichen k�nnen. Die Consistenz derselben ist je nach ihrem Baue verschieden; einige sind so saftreich, dass beim Durchschneiden eine braune Fl�ssigkeit reichlich hervorquillt; dieselben bestehen vorzugaweise aus pigmentirten grossen Rundzellen; die nach der Exstirpation wiederkehrenden Knoten zeigen h�ufig eine gesprenkelte. F�rbung.
H�ufiger als diese weichen Melanosen sind die harten, welche beim Durchschneiden auf der Schnittfl�che ganz trocken erscheinen. Dieselben bestehen zum grossen Theile aus sehr dicht aneinander gelagerten Pigment�k�rnern, von denen es zweifelhaft ist, ob sie noch in Zellen eingeschlossen sind. Nach Bruckm�ller gelingt es nur selten, grosse und fast stern�f�rmige, mit Pigment gef�llte Zellen nachzuweisen.
Die Melanosen entwickeln sich am h�ufigsten in dem subcutanen und subser�sen, nur sehr selten in dem submuc�sen Bindegewebe ; auch kommen sie �fter in den parenchymat�sen Organen, wie im Herzen, in den Lymph-
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driisen, in Lungen und Nieren, sowie in Leber und Milz vor. Beide letztere Organe erleiden in Folge massenhafter Bildung von Melanosen in ihrem Gewebe zuweilen eine solche Schwellung und Vergr�sserung, dass sie bersten und den Tod der Thiere durch Verblutung im Gefolge haben. Manchmal bleiben diese Tumoren, nachdem sie eine gewisse Grosse erreicht haben, Jahre lang, ja bis an's Ende des Lebens stehen, ohne irgend einen erkenn�baren Nachtheil auf den Gesundheitszustand des Thieres auszu�ben; in anderen F�llen dagegen nebnien sie an Grosse und Zahl bedeutend zu und k�nnen zu Functionsst�rungen verschiedener Organe Veranlassung geben, so dass die T�dtung des Patienten rathsam erscheinen kann. Sie treten in der Hegel in grosser Anzahl auf, aber nur einzelne erreichen eine bedeutende Grosse (bis zu 5 Zoll); die meisten bleiben klein, werden oft kaum hirsekorngross, linsenf�rmig etc. Sie brechen zuweilen von selbst auf, wodurch ein Theil des Pigmentes mit dem Eiter entleert wird; es bilden sich eiternde Fl�chen, welche entweder vernarben oder unheilbare Geschw�re hinterlassen. Durchschnitten und in Wasser gelegt, geben sie einen Theil ihres Pigmentes ab, wodurch das Wasser sich entsprechend verf�rbt. In der N�he gr�sserer Melanome werden die kleineren immer nach allen Seiten hin zahlreich ausgebreitet angetroffen.
Melanosen kommen vorzugsweise bei Pferden (und nach den Angaben verschiedener Beobachter namentlich bei Schimmeln von orientalischer Ab�stammung) vor. Zuweilen werden sie auch bei Rindern oder Hunden angetroffen. B r u c k m � 11 e r , der sie bei Hunden zu wiederholten Malen sah, hat dieselben nie bei weissen Hunden angetroffen; auch kein anderer Beobachter bat dieselben bis dabin bei weissen Hunden beschrieben.
In dr�sigen Organen findet man oft nur ganz vereinzelte sarcomat�se Heerde, und mehr oder weniger zahlreiche Cysten neben reichlichem Binde�gewebe eingelagert. Das diesen laquo;Cystosarcomenraquo; zu Grunde liegende, die einzelnen Geschwulstknollen verbindende Gewebe ist manchmal sehr fest und derb und aus dichtem Bindegewebe gebildet (Fibrosarcome), in anderen F�llen aber sehr weich, gallertig und dem Schleiingewebe �hnlich (Myxosarcome). Die sarcomat�sen Heerde sind nur aus Zellen gebildet und stellen eine meist sehr weiche, saftige, mark�hnliche Masse dar. Die Cysten sind oft nur spaltf�rmige Oeffnungen, meist aber ziemlich grosse Hohlr�ume, oft nur in dem Gewebe hie und da zerstreut, oft aber in solcher Menge zugegen, dass die ganze Geschwulst zum grossen Theile aus Cysten zusammengesetzt ist. Dieselben enthalten selten eine ser�se, sondern meist nur eine mehr oder weniger z�he, schleimige oder gallertige, fast immer br�unlich gef�rbte Fl�ssigkeit. An der inneren Wand der Cysten erheben sich warzen�hnliche, hahnenkammf�rmige, sehr selten gr�ssere
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Wucherungen, meist auch von sarcomat�ser Bildung, mit zahlreichen, mehr faserartigen Zellen, fast ohne Tntercellularsubstanz, wodurch diese Wuche�rungen eine bedeutende Festigkeit erhalten.
Die Cystosarcome werden bei Thieren fast ausschliesslich in den Dr�sen der �Geschlechtsorgane, und zwar die weicheren in der Milchdr�se und im Hoden, die derberen (Cystofibrome) im Eierstocke und in der Vor�steherdr�se, gew�hnlich nur beim Hunde angetroffen. Daramann hat in Nr. i des Jahrganges 1874 der Zeitschrift f�r praktische Veterin�r-Wissen�schaften ein ihm von Kreisthierarzt Glokke �bersandtes Cystosarcom des rechten Hodens eines Schafbockes beschrieben, dessen zahlreiche kleine Cysten mit einer schleimigen Masse angef�llt waren; er bezeichnet deshalb die Geschwulst als laquo;cystisches Schleimsarcom (Myxosarcoma cysticum) gt;.
F�r die klinische Diagnose sind gewisse makroscopische Verh�ltnisse von Belang. Sarcoine haben in der Hegel eine rundliche Form und sind gew�hnlich von der Nachbarschaft scharf abgegrenzt, oft sogar deutlich abgekapselt, wodurch sie sich wesentlich von den infiltrirten Carcinomen unterscheiden. Wenn die Sarcoine im Unterhautzellgewebe oder im Euter liegen, so sind sie als bewegliche abgekapselte Geschw�lste f�hlbar. Nur selten tritt das^ Sarcom an Oberfl�chen in papill�rer oder polyp�ser Form auf. Consistenz und Farbe der Sarcoine sind so verschieden, dass dar�ber im Allgemeinen sich nur sagen l�sst, es herrsche in dieser Beziehung die gr�sste Mannigfaltigkeit. Wie wir bereits fr�her gesehen haben, gibt es sehr feste Sarcome und von da an in verschiedenen Abstufungen weichere bis zu fast fl�ssiger Consistenz. Die Farbe derselben kann hell-rosa, weiss, gelblich, braun, grau, schwarz, dunkelroth sein, ja alle diese Farben k�nnen in verschiedenem Wechsel auf der Schnittti�che ein und desselben Sarcoms auftreten. Die Farbenverschiedenheit ist theils von Pig�menten, theils vom Gef�ssreichthume der Tumoren und von etwaigen Blut-extravasaten �lteren oder neuereu Datums abh�ngig. Der Gef�ssreichthum ist ungemein verschieden; bald ist nur ein sp�rliches Gef�ssnetz vorhanden, bald ist die Geschwulst, wie ein Schwamm, von cavern�sen Venen durchzogen. Von allen am b�sartigsten sind die Medullarsarcome, welche zuweilen eine so rein weisse Farbe haben, dass sie, bei gleichzeitiger sehr weicher Con�sistenz, mit Hirnmasse eine grosse Aehnlichkeit zeigen. Der histologische Bau dieser Medullarsarcome kann dem einer jeden der fr�her beschriebenen Formen entsprechen.
Die anatomischen Ver�nderungen, welchen Sarcome unterliegen k�nnen, sind verschiedener Art. Erweichungsprozesse. fettige, k�sige Degenerationen sind h�ufig. In den mit Knochen zusammenh�ngenden Sarcomen ist Ossifi-
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cation etwas sehr gew�hnliches und kann bis zur mehr oder weniger voll�st�ndigen Umbildung des Sarcoms in Osteom gedeihen. Dagegen kommt narbige Schrumpfung in Sarcomen fast nie vor, wodurch wiederum ein wesentlicher Unterschied zwischen Sarcom und Carcinom gegeben ist. Ulcerirende Sarcome zeigen zuweilen gut ausgebildete Granulationen.
Als Gelegenheitsursachen f�r die Sarcombildung werden besonders locale Reize, namentlich mit Verletzungen, angenommen; auch Narben werden zuweilen Sitz der Sarcom bildung. Das Wachsthum der Sarcome ist bald schnell, bald langsam. Wenn diese Geschw�lste nicht gerade auf Nerven dr�cken, so sind sie in der Regel so lange schmerzlos, bis sie etwa aufbrechen.
Ein Sarcom kann solit�r entstehen und bleiben und nach der Exstir-pation nicht mehr wiederkehren; es kann aber auch solit�r oder multipel auftreten und nach Exstirpationen wiederholt recidiviren. Bei Sarcomen sind region�re Recidive Tiegel; bei Carcinomen die continuirlichen. Wird ein Sarcom vollst�ndig exstirpirt, so kann nach einiger Zeit in, unter oder neben der Narbe ein neues sich bilden; nach Entfernung dieses tritt an der operirten Stelle oder in einiger Entfernung davon abermals eine neue Geschwulst auf, daneben immer mehr neue und so fort bis weitere Opera�tionen unn�tz erscheinen und Patient an Marasmus zu Grunde geht. Auch k�nnen metastatische Geschw�lste in inneren Organen entstehen und bald den Tod zur Folge haben. � Sarcome von der gleichen histologischen Structur, in der Regel jedoch von verschiedener Consistenz, k�nnen in ihrem Verlaufe sich ganz verschieden verhalten, und bald einen ganz gutartigen, bald aber auch einen h�chst b�sartigen Verlauf zeigen.
In Bezug auf die Prognose gilt nun im Allgemeinen Folgendes: Alle festen Sarcome sind g�nstiger zu beurtheileu als die weichen. Zu der Con�sistenz der Geschwulst steht das Wachsthum derselben meist in geradem Verh�ltnisse, so dass weiche Sarcome in der Regel schneller sich entwickeln, als feste. W�chst ein Sarcom langsam, so ist die Prognose g�nstiger, als wenn dasselbe schnell w�chst. Namentlich gef�hrlich sind die schwarzen (besonders weichen) Saroome, sowie die weichen Granulations- und Spindel-zellen-Sarcorae; auch die alveolaren Sarcome sind sehr ung�nstig zu be�urtheileu.
Die Behandlung der Sarcome ist auf eine m�glichst sorgf�ltige, wenn n�thig wiederholte Exstirpation beschr�nkt. Bei mehrmals wieder�kehrenden Recidiven kann das Schlachten der Thiere, so lange dieselben noch in gutem Ern�hrungszust�nde sich befinden, als das Rathsamste erscheinen. Dies gilt namentlich auch f�r Osteosarcome.
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Lymphome.
Als solche bezeichnet man hyperplastische Lyniphdrusenschwellungen, wobei alle zelligen Elemente der betroffenen Dr�se, die Lyniphzellen in den Alveolen, die Bindegewebszellen der Trabekeln, der Kapseln der Al-#9632;veolen und Sinusnetze vermehrt und auch wohl vergrossert sind. Beim Menschen hat in den letzten 10 Jahren die Kenntniss dieser Geschw�lste wesentliche Fortschritte gemacht; nicht alle LypMr�sengruppen desselben sind f�r deren Entstehung in gleichem Grade disponirt. Auch in Ge�weben , welche nicht zu den Lymphdr�sen geh�ren, kommen Geschw�lste vor, in welchen sich ein den Lymphdr�sen analoges Netz nachweisen l�sst und die desshalb als Lymphome angesprochen werden k�nnen. Wie fr�her in der menschen�rztlichen, so sind noch heute in der thier�rztlichen Praxis die Lymphome als solche wenig gekannt und d�rften theils unter die Dr�senhyperplasien, theils unter die Sarcome und Markschw�mme einge�reiht werden, woraus f�r die Therapie allerdings kein grosser Nachtheil erw�chst. Erst in neuerer Zeit sind in verschiedenen thier�rztlichen Schriften Lymphome unserer Hausthiere beschrieben worden, so unter An�deren z. B. von Anacker in der Mai-Nummer des laquo;Thierarztraquo; 1874; es handelt sich hier um einen derartigen Tumor der Sammlung unserer Lehranstalt, welcher in unmittelbarer N�he einer wassers�chtigen Rinds�niere seinen Sitz hatte. � Leisering beschreibt bereits im Berichte �ber das Veterin�rwesen im K�nigreich Sachsen 1869, Seite 14�16 eine gr�ssere und zwei kleinere Geschw�lste im Schlundkopfe eines Bullen, bei deren Untersuchung sich die v�llige Indentit�t mit normalen Lymphdr�sen ergab. Derselbe berichtet 1. c. 1870, Seite 18 �ber eine entartete Lymphdr�se einer Kuh, welche auf dem Schlundkopfe lag und Form und Grosse eines Strausseneies besass. Bei off fand bei einem Schweine Lymphome in der Leber. (Siehe Mittheilungen aus der thier�rztlichen Praxis 1869, Seite 168.)
In den Jahresberichten der Thierarzneischule in Hannover sind von Carsten Harms im Jahrgange 1871, Seite 29 bis 42 �ber Puichen-Lymphome, und im Jahrgange 1872, Seite 44 bis 49 �ber Ohrdr�sen-Lymphome im Wesentlichen folgende interessante Mittheilungen gemacht worden.
Als Eachen-Lymphome bezeichnet G. H. �ber dem Kehlkopfe in der Eachenh�hle gelegene Geschw�lste, welche im Allgemeinen folgende kli�nische Erscheinungen bieten: Respirationsbeschwerden, Schlingbeschwerden, Husten und zuweilen eine gr�ssere F�lle in der Bachengegend. Der Eintritt und Grad der Respirationsheschwerden sind nicht nur von der Grosse, sondern
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auch namentlich von der Lage des Tumors abh�ngig, wenngleich Wallnuss bis H�hnerei grosse Hachenlymphome keine oder doch nur geringe Respi-rationsbesclnverden zu verursachen pflegen. C. H. hat jedoch auch bei geringerem Umfange solcher Geschw�lste betr�chtliche � und bei grossem Umfange � nur geringe Eespirationsbeschwerden wahrgenommen, was wesentlich auf die Lage derselben ankommt. Je weiter r�ckw�rts ein Rachen-lymphom liegt, um so geringer sind in der Regel die Athembeschwerden. In vielen F�llen werden die Thiere h�ufig, namentlich w�hrend des Fressens, von einem starken Hustenreize geplagt; mitunter fangen sie nach jedem Abschlucken an zu husten und strecken dabei die Zunge weit vor. Der Husten ist kr�ftig, aber trocken und pfeifend. Das Schlingen ist ebenfalls zuweilen erschwert, manchmal fast unm�glich. Ausnahmsweise sieht man eine st�rkere F�lle in der Rachengegend. Der Zustand an und f�r sich ist fieberlos. Bei starker Beugung des Kopfes nehmen die Respirations�ger�usche in der Regel zu, wenn ein Rachen-Lymphom vorhanden ist, so dass C. H. manchmal erst dadurch auf dasselbe aufmerksam wurde. � Bei stark gestrecktem Kopfe kann man, wenn eine gr�ssere Geschwulst in der hintern Partie des Rachens liegt. dieselbe f�hlen, indem man die Finger beider H�nde von den Seiten des Kehlkopfes stark vorschiebt. In zweifelhaften F�llen gibt die Untersuchung lt; per o.s gt; Gewissheit. Patient wird gut befestigt, gebrems't und dessen Kopf stark gestreckt. Alsdann f�hrt man die Hand mit der Volarflache gegen den harten Gaumen ge�richtet, bis zum Keilbeine, resp. bis zum Kehlkopfe vor. wo man selbst eine nur wenig grosse Geschwulst f�hlen und ihre Beschatfenheit leicht fesstelleu kann. N�thigenfalls wird Patient zur Vornahme dieser Unter�suchung niedergelegt. Die Entwicklung der Rachenlymphome geht ungleich schnell von Statten, so dass dieselben manchmal mehr, manchmal weniger Zeit gebrauchen, um St�rungen genannter Art hervorzurufen. Sitzen die�selben in der hinteren Rachenpartie, so treten f�r gew�hnlich nur geringe Respirations- und Schlingbeschwerden ein; die Aufnahme und Verwerthung des Futters ist bei diesem Sitze wenig oder gar nicht behindert, somit die Krankheit von nicht wesentlicher Bedeutung. In der vorderen Partie des Rachens aber werden solche Lymphome um so nachtheiliger, je mehr sie Respirations- und namentlich Schlingbeschwerden verursachen, weiLdann das Futter in zu geringer Menge aufgenommen wird und schon desshalb die Ern�hrung des Thieres leidet.
Das Uebel ist stets ein locales und nicht etwa von Scrophulosis oder einem andere:) Allgemeinleiden abh�ngig. Die Ursachen, welche dasselbe hervorrufen, sind unbekannt; vereinzelt kommt es in allen Gegenden vor, in manchen Bezirken jedoch verh�ltnissm�ssig sehr h�ufig. In Folge der Ein-
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Wirkung eines zur Zeit noch g�nzlich unbekannten Reizes nimmt die Dr�se durch Wucherung ihrer Elemente an Umfang zu. Hat der Wucherungs-process eine gewisse, jedoch nicht n�her anzugebende Zeit bestanden, so tritt neben demselben Nekrobiose ein; beide Processe verlaufen- dann neben einander und zwar, wie C. H. annimmt, in der Weise, class, wenn Zeit gegeben wird, von dem follicul�ren Gewebe schliesslich nur noch Spuren �brig bleiben.
So lange diese Geschw�lste fest und derb (namentlich wenn sie vorn angewachsen) sind, besitzen sie sehr viele �lutgef�sse; sobald sie aber im Inneren stark zerfallen, sind kaum mehr Blutgef�sse in der noch ziem�lich gut erhaltenen Substanz nachzuweisen. G. H. stellt die M�glichkeit einer Naturheilung fraglicher Tumoren nicht geradezu in Abrede, bemerkt indess, selbst keine solche gesehen zu haben. Mir ergeht es ebenso, ob�gleich ich in fr�heren Jahren viele Patienten mit den angegebenen Erschei�nungen untersucht habe, die zum Theil lange Zeit an fraglichem Zustande laborirten, so ist mir doch kein einziger Fall von Naturheilung bekannt geworden.
Die pathologisch-anatomischen Verh�ltnisse sind nach C. H. im All�gemeinen folgende:
Fragliche Geschw�lste sind hyperplastische Lymphome, welche aus den Rachendr�sen hervorgehen und an dem vorderen Ende mit den begren�zenden Theilen verwachsen, oder im ganzen Umfange nur durch lockeres Bindegewebe angeheftet sind. Diejenigen Rachenlymphome, die schon nach geringerer Gr�ssenzunahme Respirationsbeschwerden hervorrufen, sind in der H�lfte aller F�lle vorn angewachsen; solche hingegen, welche erst Respirationsbeschwerden verursachen, nachdem sie einen gr�sseren umfang erreicht haben und im Centrum zu einer k�sigen Masse zerfallen, liegen gew�hnlich im lockeren Bindegewebe und sind mit keinem der begren�zenden Theile innig verbunden.
Die Therapie besteht in der Exstirpation der Geschwulst. C. H. macht dieselbe, indem er in der Mitte unter dem Kehlkopfe die Haut in einer solchen L�nge durchschneidet, dass er die Hand bequem durch die Haut�wunde hindurchschieben kann: er trennt dann die unter dem Kehlkopfe liegenden Muskel- und Bindegewebsmassen, dringt mit der Hand seitlich und dicht neben dem Kehlkopfe in der Richtung nach dem mittleren Theile des Keilbeins vor, bis er die Geschwulst erreicht hat und verf�hrt dann, je nach den vorhandenen Umst�nden weiter. Meyer, Tbierarzt in Neuhaus an der �ste, der in den letzten zw�lf Jahren 300 Racliengeschwiilste ent�fernt hat, operirt direkt von der Mundh�hle aus. Der Erfolg ist nach beiden Methoden ein g�nstiger. Ich bedaure, an dieser Stelle nicht spezieller
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auf die Ausf�hrung der Operation eintreten zu k�nnen. Ich verweise dess-halb auf die bez�glichen Mittheilungen von Carsten Harms in frag�lichem Jahresberichte, sowie auf die Nr. 10, 1874 der Zeitschrift f�r prak�tische Veteriu�nvissenschaften, in welcher diese Mittheilungen ihres grossen Interesses halber eine weitere Ver�ffentlichung gefunden haben.
Von nicht geringerer praktischer Bedeutung als die Ilachenlymphome sind die von C. H. im Jahresberichte der Thierarzneischule zu Hannover pro 1872 beschriebenen Ohrdr�sen-Lymphome beim Rinde, die desshalb auch an dieser Stelle kurz besprochen werden sollen.
Ohrdr�sen-Lymphome nennt C. H. diejenigen Geschw�lste, welche sich unter der Ohrdr�se aus den hier liegenden Lymphdr�sen entwickeln und in C. H.'s Heimath unter dem Namen Igel- oder Ihlenkr�pfe bekannt sind. Sie kommen in einigen Gegenden selten, in anderen aber sehr h�ufig vor und bieten folgende klinische Erscheinungen : Unter der Ohrdr�se liegt eine unempfindliche, nicht fluctuirende, zur Zeit der Feststellung gew�hnlich H�hnerei bis G�nseei grosse Geschwulst, welche sich durch geeignete Ma�nipulationen hin- und herbewegen l�sst, also mit den begrenzenden Theilen nicht innig verbunden ist. In dem eben beschriebenen Zustande kann sie dann Wochen, sogar Monate lang verharren; sie wird jedoch alhniilig grosser, weniger verschiebbar, tritt schliesslich zun�chst mit dem unteren Ende gegen die Haut und verw�chst mit derselben. An verschiedenen Stellen im Inneren der Dr�se bilden sich in Folge von Nekrobiose kleine, mit einer flockigen, gelblichen, lymphatischen Fl�ssigkeit, oder mit einer gelbgrauen, k�sigen Masse gef�llte H�hlen, welche durch weitere Einschmelzung der begrenzenden Partien allm�lig an Grosse zunehmen, so dass schliesslich das Ganze aus mehreren , theils gut abgeschlossenen, theils mit einander communicirenden Hohlr�umen besteht, oder zu einem einzigen Balge um gewandelt worden ist. Dem entsprechend tritt dann nach und nach eine ziemlich scharf begrenzte Fluctuation und bald darauf ein Durchbruch ein. Von dieser Zeit an ist der Verlauf ein verschiedener.
In seltenen F�llen erfogt eine Ausheilung der H�hle, nachdem sich ihr Inhalt entleert hat, so dass f�r die fernere Lebenszeit nur eine geringe Verdickung mit leicht eingezogener Narbe zur�ckbleibt. Das Hauptgewicht bei der Beurtheilung legt C. H. auf die Beschaffenheit des.Lymphoms. Nur wenn dasselbe vor dem Durchbruche in einen einfachen Balg sich umge�wandelt hat, der an der innern Fl�che weissgrau erscheint und eine k�sige Masse enth�lt, kommt nach seinen Beobachtungen Heilung in vorhin angegebener Weise zu Stande; ist hingegen die Innenfl�che des Balges roth, d. h. ist noch follicul�res Gewebe vorhanden, so tritt dieser Ausgang nie ein, wenn auch der Inhalt aus einer k�sigen Masse besteht.
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Aber auch in solchen F�llen, wo Heilunff in der an
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erfolgt ist, k�nnen nach k�rzerer oder l�ngerer Zeit, mitunter erst nach Monaten, ein oder mehrere Ausbr�che erscheinen, welche ganz so wie der erst ere zur Heilung f�hren.
Nicht selten jedoch entwickelt sich nach dem Durchbruche, leichter noch nach k�nstlicher Er�ffnung, eine �ppige Granulation, wobei die ganze Nach�barschaft in Mitleidenschaft gezogen und stark verbildet wird. Es k�nnen die Granulationen sich allm�lig mehr und mehr organisiren und entweder stark schrumpfen, so dass nach erfolgter Heilung an fraglicher Stelle keine Hervorragung weiter zu sehen ist, oder die Granulationen bilden sich nicht zur�ck und bedecken sich schliess�ch mit einer feinen, gl�nzenden, g�nzlich haarlosen Haut. Es bleibt in diesem Falle ein verschieden stark hervorra�gender Zapfen zur�ck, der in der eisten Zeit noch immer sehr reich an Blutgef�ssen ist, folglich bei etwaigem Abreissen zu Blutungen f�hren kann.
Mit dem Ohrdr�sen-Lymphome gleichzeitig, oder etwas sp�ter, k�nnen in dessen N�he, am h�ufigsten �ber demselben, am Grunde des Ohres, ein oder zwei andere Lymphome auftreten, die schliesslich zusammentiiessen und in Folge einer damit verbundenen grossartigen Vorbildung der ganzen Umgebung Respirationsbeschwerden hervorrufen. Der fernere Verlauf eines jeden einzelnen Knotens gestaltet sich, wie bereits angegeben wurde.
Bei Ti�eren, die mit mehreren Lymphomen an der K�rperoberfl�che behaftet sind, wird nicht selten eine schlechte Verwerthung des Futters, Abmagerung und schliesslich Cachexie wahrgenommen; in solchen F�llen liegt, wie man sich durch die Untersuchung per rectum �berzeugen kann, eine allgemeine Affection der Lymphdr�sen (Scrophulosis) vor.
Eine Verwechslung dieser Geschw�lste ist nur dann m�glich, wenn dieselben mit der Haut verwachsen sind und vielleicht schon fluctuiren, wo man sie etwa f�r einen sogenannten kalten Abscess ansehen kann. Ein solcher Irrthum l�sst sich jedoch vermeiden, wenn man die Entwicklungs�vorg�nge beider Zust�nde genauer ber�cksichtigt.
Die Ursachen sind unbekannt. Das Leiden wird von den Viehbesitzern im Allgemeinen sehr gescheut, mehr als eigentlich Grund vorhanden ist.
Die Therapie besteht auch hier in der Exstirpation, deren Aus�f�hrung, so lange die Grenzen der Geschwulst noch einigermassen festzu�stellen sind, unbedingt empfohlen werden darf. Aufgebrochene Lymphome kann man leicht brennen und demnach ein Aetzmittel in Form einer Paste hineinbringen.
Zertheilende oder scharfe Einreibungen auf die a�ssere Haut sind mehr sch�dlich als n�tzlich, da sie den Krankheitsprocess eher anregen als inhibiren.
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Geschw�lste der Gewebe des oberen und unteren Keimblattes.
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Carcinome.
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Als Carcinome bezeichnet man Tumoren, welche unter reichlicher Wucherung epithelialer Zellen innerhalb eines Gewebes zu Stande kommen. Dieselben sind in hohem Grade infecti�s und zwar erfolgt die Infection wahrscheinlich vorzugsweise in Folge Verschleppung von Elementen aus der Geschwulst durch die Lymphgef�ssc und Venen in's Blut; ob nur Krebszellen oder auch zellenfreier Saft einer Krebsgeschwulst infecti�s wirkt, ist zur Zeit noch unentschieden. Die Infection erstreckt sich zun�chst auf die benachbarten Lymphdr�sen, verbreitet sich dann sp�ter auch auf andere entfernter liegende Organe.
Das Carcinom ist dadurch gekennzeichnet, dass die epitheliale Decke der �usseren Haut oder einer Schleimhaut, oder die epitheliale Auskleidung einer Dr�se in Form von rundlichen Kolben und Beeren (acin�s), oder in Form von runden Cylindem oder Walzen (tubul�s) in das Gewebe der Haut und tiefer hineinw�chst, in gleicher Weise, wie dies beim F�tus der Fall ist. Die Epithelialzellen pflegen in den ineisten F�llen dabei ihre Form beizubehalten, nur oft weit grosser als nurmal zu werden. Die Form der Dr�sen, von welchen diese Bildungen ausgehen, bleibt auch f�r die Neu�bildung im Allgemeinen typisch; nur �usserst selten kommt es zur Bildung von Hohlr�umen und zu einer eigentlich secretorischen Th�tigkeit in diesen. Das Bindegewebe, die Knochen, Muskeln u. s. w., in welche die Ein�
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br�che von Seiten des Epithels erfolgen,
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verhalten sich dabei folgendennassen: Die Gewebe k�nnen in Bezug auf Cun-sistenz wesentliche Verschiedenheiten bieten; bald sind sie in gr�sserem oder geringerem Grade erweicht, bald abnorm fest; sie sind in der Piegel von kleinen runden (Lymph-) Zellen, oft in so hohem Masse durchsetzt, dass kaum noch Faser�gewebe �brig bleibt. Knochen werden beim Vordringen des Krebsprocesses aufgezehrt, wie bei der Caries. Die bindegewebigen Theile der Carcinome sind reichlich vascularisirt. w�hrend die
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.Ansgebildetes Carcinomgewebe (nach Bindfleisch.)
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Die leeren Maschen lassen den alveolaren Ban deutlich erkennen.
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J.
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epithelialen Theile frei bleiben. Durchschneidet man ein Carcinom, so unterscheidet man meist mit blossem Auge ein bindegewebiges Ger�st, welches Hohlr�ume (Areoli) bildet, die mit Zellen ausgef�llt sind. Nur wenn dies Balkenwerk sehr fein und zart ist, kann es leicht �bersehen werden. Bei microscopischer Untersuchung findet man, dass die Zellen in Haufen oder zuweilen auch regelm�ssig geschichtet in den Maschen�r�umen liegen; dieselben zeigen eine verschiedene Gestalt und Ausbildung; gew�hnlich sind sie gross und durch einen veih�ltnissm�ssig sehr grossen Kern ausgezeichnet; sie haben meist eine abgeplattete, selten eine rundliche Form und gleichen zuweilen vollkommen den Cylinder-oder Platten-Epithelien.
Es finden sich auch sehr grosse, mit vielen Kernen versehene, in viel�fache Ausl�ufer �bergehende, nicht von einer Zellhaut umschlossene Proto�plasmahaufen, die als laquo;Mutterzellenraquo; bezeichnet werden. Sehr gew�hnlich bemerkt man in den gr�sseren Zellen fettige Degeneration, wodurch die�selben allm�lig in K�rnchenkugeln umgewandelt werden und schliesslich zu einer weichen, schmierigen K�rnchenmasse zerfallen. Zwischen den Krebs�zellen findet sich keine Intercellularsubstanz; zuweilen ist jedoch eine etwas gr�ssere Menge Fl�ssigkeit zugegen, durch deren Vermischung mit den Zellen der milchartige Krebssaft gebildet wird.
Da die Krebse stets von einem mit Epithel-Zellen bedeckten Binde�gewebe ausgehen, so finden wir dieselben haupts�chlich an den K�rper-oberfl�chen und in dr�sigen Organen. Ihr Wachsthum kommt einestheils durch Vermehrung des Ger�stes, anderentheils durch Vermehrung der Zellen zu Stande.
In Folge der Ver�nderungen, welchen die Krebszellen unterliegen k�nnen diese Tumoren auf der Schnittfl�che ein verschiedenes Ansehen zeigen. Wenn die Krebszellen fettig degeneriren und meist zur Aufsaugung gelangen , so dass nur wenige fettige K�rner zur�ckbleiben, so sieht man nur die weissen, sehr derben Balken des Bindegewebsger�stes, in welchem gelbliche Flecken und Streifen wahrnehmbar sind. In diese harte Krebse werden dann meist Kalksalze in grosser Menge abgelagert, so dass der Tumor beim Durchschneiden unter dem Messer knirscht. Wird die fettige K�rnchenmasse nicht resorbirt, so sieht man dieselbe als eine schmierige, _
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r�tzebrei�hnliche Masse zwischen die Maschen des BindegewebsgeV�stes
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eingelagert. Fettige, k�sige und kalkige Degeneration wird nicht selten neben einander angetroffen.
Eine andere Entartung der Krebszellen ist die colloide Um�nderung derselben, wodurch der sogenannte lt;Gallertkrebsgt; entsteht; derselbe ist bei Thieren sehr selten.
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Der Krebs zerst�rt das benachbarte Gewebe und breitet sich dabei immer weiter aus; er wird daher besonders als b�sartige oder fressende Neubildung bezeichnet. Die fortw�hrende Zunahme der schrankenlos wu�chernden Zellen muss nach und nach das umgebende Gewebe zum Schwunde bringen und daher dasselbe allm�lig zerst�ren, so dass an seine Stelle die neugebildete Krebsmasse tritt. Besonders gef�hrlich werden die Krebse aber dadurch, dass sie auf die Lymphdr�sen �bergehen und sogar in inneren Organen Metastasen herbeif�hren, welche mit Kachexie enden.
Alle Carcinome erscheinen immer in Form deutlicher Geschw�lste und man hat dieselben je nach ihrer Zusammensetzung und je nach der Art, der in denselben vorkommenden Zellen verschieden benannt. Der Name laquo;Krebsraquo; soll dadurch entstanden sein, dass wenn eine Krebsgeschwulst des Menschen schmerzhaft oder entz�ndet ist, h�ufig die nahe gelegenen Blut-gef�sse dabei aufschwellen und sich gleichsam wie die F�sse eines Krebses ausdehnen.
1)nbsp; Der weiche Krebs, Medullarcarcinom; derselbe stellt eine un�gemein rasch heranwachsende, sehr weiche Geschwulst von meist betr�cht�licher Grosse dar; dieselbe hat auf der Schnittfl�che eine weisse oder r�thlich-weisse Farbe, ein dem Hirnmarke �hnliches Aussehen und ergiesst mit oder ohne Druck einen tr�ben, milch�hnlichen Saft (Krebssaft); zuweilen sieht man deutlich ein faseriges, oft selbst strahlig angeordnetes, derbes Ger�ste, in welchem Gef�sse verlaufen. � Erst die genauere weitere Untersuchung zeigt das alveol�re Balkenger�st und die in dem Safte befindlichen Krebs�zellen , welche durch ihre Aufeinanderschichtung mehr oder weniger abge�plattet sind und durch ihren grossen Kern, oft auch durch ihre Grosse �berhaupt sich auszeichnen. Diese Krebsform ist gewissen Zellensarcomen sehr �hnlich, kommt indess bei Thieren selten vor. So weit ich auf Grund macroscopischer Beobachtungen zu einem Urtheile berechtigt bin, habe ich diese Krebsform vor etwa zehn Jahren einmal bei einem Binde, linker�seits neben der Wirbels�ule gerade hinter dem Widerriste in der �usseren Haut gesehen.
2)nbsp; Der harte Krebs (Fibrocarcinom) bildet eine h�ckerige, mehr derbe Geschwulst, welche selten einen bedeutenden Umfang erreicht. Auf der Schnittfl�che zeigt sich ein weisses, derbes, oft deutlich strahliges Gef�ge mit weicheren und h�rteren Stellen, oft auch mit weichen, gelblichen Flecken und Streifen. Die Schnittfl�che selbst erscheint nur wenig feucht und es kann in der Regel nur durch Aus�bung eines starken Druckes etwas Fl�ssigkeit ausgepr�gt werden.
Diese Krebse unterscheiden sich von den Medullarsarcomen durch ihre gr�ssere Festigkeitj welche in der st�rkeren Entwicklung des Ger�stes und
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in der geringeren Zellenproduction ihren Grund hat. Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Formen ist indes? nicht vorhanden, was auch klinisch dadurch sich ausspricht, dass bei Dissemination eines Fibrocar-cinoms in inneren Organen Medullarcarcinome auftreten k�nnen.
Der harte Krebs zieht oft die Haut mit in seine Bildung hinein und zeigt sich dann als eine pilz�hnliche, wie auf einem Stiele sitzende Ge�schwulst. Derselbe f�hrt bei Thieren nur selten zu Verschw�rungen, indem in den oberti�chlichen Schichten das Ger�ste weicher und saftiger wird, die Zellen sich immer mehr vermehren und endlich auch die Fl�ssigkeit bedeutend zunimmt. Zuletzt zerfallen oder zerfliessen diese Zellenmassen zu einer Jauche, welche in Folge einer andauernden Erzeugung- neuer hin�f�lliger Zellen best�ndig abfliesst. Bei Thieren sind es in der Regel mecha�nische Einwirkungen, welche an der Oberfl�che der Krebse Eiterungen und Verschw�rungen erzeugen.
3) Der gew�hnliche Epithelial krebs besteht in dichteren, aber nicht sehr derben Geschw�lsten, welche nur selten weit �ber die Ober�fl�che hervorragen. Derselbe wird auch laquo;vulg�res Epithelialcar-c i n o m gt; genannt, weil noch bis vor wenigen Jahren an ihm allein bekannt war, dass die Hauptmasse des Krebsgewebes aus Epithelien bestellt. Der Epithelialkrebs kommt an der �usseren Haut und an Schleimh�uten mit Pflasterepithelien vor. Dam mann beschreibt ein C yli n d e r - Epithelial-Cancroid vom Zahnfleisch der obern Schneidez�hne eines Pferdes (Magazin von Gurlt und Her twig 1865, Seite 290 u. ff.). Sie werden als laquo;Can-cro'idegt;, d. h. krebs�hnliche Geschw�lste angesprochen, weil man diese Hautkrebse nicht f�r so b�sartig hielt, wie die Brustdr�senkrebse, die man fast ausschliesslich als Typus �chter Krebse ansah. Das Cancroid zeigt an der Schnittfl�che eine weisse, ziemlich dichte und saftarme Masse, aus welcher zuweilen zufolge eines angebrachten Druckes, weichere, cylindrische, zusammenh�ngende Pfr�pfchen hervortreten. Die Cancroide bestehen ebenfalls aus einem bindegewebigen Ger�ste und aus in die Maschenr�ume dieses eingelagerten Zellen, welche letzteren durch ihre Form und ihre Anh�ufung von denen der Carcinome sich unterscheiden; sie haben eine rundliche, ovale, cylindrige, selbst zapfenartige Form und Aehnlichkeit mit den Zellen der Pflaster- oder Cylinderepithelien. Die an den Wandungen der Alveolen anliegenden Zellen sind mehr abgerundet, klein, die von der Wand weiter entfernten sind grosser und mehr zusammen�gedr�ckt, wie dies bei den geschichteten Epithelien ebenfalls der Fall ist. Da die Bildung der Zellen von den Wandungen der Alverlen ausgeht, so zeigen die Zellenhaufen eine concentrische Schichtung, so dass dadurch K�rper entstehen, welche in ihrer Form von den bindegewebigen Hohl-
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r�umen abh�ngen. Die innersten Zellenschicliten sind in der Regel fettig degenerirt und selbst zu einein fettigen Brei umgewandelt, der nach Durch�schneidung des Tumors bei einem angebrachten Drucke in Form von Pfr�pfchen auf die Oberfl�che tritt.
Die gew�hnlichste Ver�nderung, welche Epithelialkrebse eingehen, ist die Verschw�rung; dieselbe ist die Folge des Zerfalles der Zellenhaufen zu einem fettigen Breie. Zun�chst sind bei der fettigen Degeneration die Fettzellen noch von einander getrennt; sp�ter jedoch fiiessen sie zu gr�sseren Heerden zusammen. Dadurch entstehen in der Tiefe mit Detritus gef�llte H�hlungen, an der Oberfl�che mit solchen Massen ausgef�llte Spalten und Risse; der Zerfall greift in dem benachbarten Gewebe immer weiter um sich.
Die Epithelialkrebse treten bei Thieren oft als sogenannte b�sartige Warzen auf, die nach der Ausrottung, wenn dieselben nicht fr�h genug erfolgt, sowohl an der operirten Stelle, als auch in der Umgebung neuer�dings wiederkehren. � In anderen F�llen erscheinen die Cancroide bei Thieren als flache oder vielfach papill�re Geschw�lste, welche ebenfalls an einzelnen Stellen gern geschw�rig werden.
Der Epithelialkrebs ist bisher bei den Thieren nur in der �usseren Haut und in der Schleimhaut der Verdauungsorgane, namentlich bei Pferden und Rindern angetroffen worden. Ich habe denselben im Jahre 1872 auch bei einem zw�lfj�hrigen Hunde (Pudel) auf der linken H�fte und Secundar-knoten hinter der linken Schulter, dann bei einer Katze als Lippenkrebs, beobachtet.
4'- Der Gallert krebs besteht aus einem sehr zarten Ger�ste mit grossen Maschenr�umen, in welche weiche, br�unlich gelbe, oft kugelf�rmige, einer Gallerte �hnliche Massen eingelagert sind. Derselbe geht aus einem gew�hnlichen Krebse dadurch hervor, dass die in den Maschcnr�umen lie�genden Krebszellen colloid entarten. Indem solche entartete Zellenhaufen bei ihrer Vergr�sserung das dazwischen liegende Bindegewebe durch Druck zum Schwinden bringen, entstehen dann die grossen und unregelm�ssigen Gallertmassen.
Dieser Krebs wurde von Bruckm�ller in den Schilddr�sen bei Hunden ziemlich h�ufig angetroffen; von M�ller wurde er in der Leber eines Lippenb�ren gefunden.
Die Prognose der Carcinome und Cancroide gestaltet sich nach dem Alter, der Beschaffenheit und Verbreitung derselben verschieden. Noch locale Krebse k�nnen durch Exstirpation dauernd geheilt werden. Ist bereits eine Infection der benachbarten Lymphdr�sen erfolgt, so sind Re-cidive und schliesslich der Tod trotz wiederholter Exstirpationeu die ge-
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wohnlich unabwendbaren Ausg�nge. Aussei- der operativen ist eine arznei�liche Behandlung, namentlich die Anwendung innerlicher Mittel unn�tz.
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Papillome, Papiilar-Hypertrophieen.
#9632; #9632; #9632; i
Das Paradigma f�r diese Tumoren geben die Papillen der Schleimh�ute (Zotten, Darmzotten). Die Papillome sind n�mlich l�ngliche Erhebungen der H�ute, welche von der ephitlielialen Decke �berzogen sind, die an ihrer Oberfl�che st�rkere Verhornung zeigt. Man unterscheidet zwei Haupt�formen, n�mlich Warzen und Hauth�rner.
a. Die Warzen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie aus einem �ber-m�ssigen L�ngs- und Dickenwachsthum der Hautpapillen hervorgehen. Auf diesen abnorm vergr�sserten Papillen verhornt dann die Epidermis in Form von Z�pfchen, welche an jeder Warze mit blossem Auge wahrgenommen werden k�nnen. Diese Warzen entstehen ohne bekannte Veranlassung oft massenhaft. Ich sah selbige in solcher Menge unter dem Bauche eines Ochsen beisammen, dass ihr Gesammtgewicht prffiter propter SO Pfund he tragen haben mag; dieselben nahmen die ganze untere Bauchfl�che vom Scrotum bis zum Schaufelknorpel ein, so dass die tief herunterh�ngenden Massen fast die Erde ber�hrten. (Exstirpation in drei Malen.)
Unter den harten Warzen finden sich nicht selten, namentlich wenn sie massenhaft an einer K�rperstelle (wie bei jungem Rindvieh zuweilen unter dem Bauche) vorkommen, sogenannte Fleischwarzen; dieselben bilden rundliche oder etwas abgeplattete, weiche schlaffe Geschw�lste, welche der Haut entweder unmittelbar oder an je einem d�nnen Stiele aufsitzen und die Grosse einer Baumnuss erreichen oder gar �bersteigen. Sie bestehen aus einem sehr weichen, stark durchfeuchteten, gef�ssarmen Bindegewebe, welches sich aus dem Papillark�rper �ber die Haut erhebt und zum Theile eine sehr grosse Menge kleiner Zellen enth�lt. Sie haben in der Eegel einen stark pigmentirten, aber kaum verdickten, nicht hornigen Ueberzug und sind entweder ganz nackt, oder nur mit einzelnen H��rchen besetzt. Bei Pferden werden dieselben vereinzelt am Schlauche angetroffen. Gef�ss-reichere Bindegewebswucherungen sind die Condylome, welche mit einer mehrfachen, aus jungen Epidermiszellen gebildeten Schicht und mit einer schleimigen Masse bedeckt sind. Sie sind l�nglich runde, beerenartige, vielfach gelappte, hahnenkammf�rmige oder blumenkohl�hnliche Wuche�rungen der Haut von weicher Consistenz und mit glatter, gl�nzender Ober�fl�che. Sie erreichen keine bedeutende Grosse und kommen bei Hunden
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an den �usseren Geschlechtsorganen, an den Lippen und um das Maul herum, bei Stuten an der Scham, vor.
b. Die Haut h�rner sind gewissermassen vergr�sserte Warzen, auf welchen die Epidermis enorm vermehrt und zu einer festen Substanz sich verdichtet. Diese bildet eine Art Horn, von gerader oder gewundener Form, welches eine L�nge von mehreren Centimetern undquot; dar�ber erreichen kann. Derartige Hauth�rner sind unbeweglich mit ihrer Matrix verbunden und von sehr zahlreichen, der L�nge nach verlaufenden Hohlg�ngen durchzogen, um welche in concentrischer Anordnung die hornigen Epithelplatten gelagert sind. Bei L�ngsschnitten zeigen sie ein fast faserartiges Ansehen. Werden sie von der Haut getrennt, so findet man an dieser die Papillen der be�treffenden Stelle stark verl�ngert und verdickt; an den Hauth�rnern selbst zeigen sich an der Basis hervorstehende Zapfen, welche in die Haarfollikel eingesenkt waren.
Hauth�rner sind bei Thieren nicht ganz selten und kommen bei Pferden an der Stirn, am Ohre und am Fessel vor; bei Rindern ist die Stirn ihr Lieblingssitz und zwar entwickeln sie sich namentlich bei ungarischen Ochsen an dieser Stelle als sogenanntes drittes Horn oft in ungemeiner Grosse; auch am Bauche sind bei Rindvieh Hauth�rner beobachtet worden; bei Schafen an der Kehle und an den Ohren; bei Hunden an der Stirn, an den Ohren und in der Flankengegend. (Bruckm�ller.)
Diesen Tumoren, namentlich aber der Warzenbildung liegt unverkenn�bar eine allgemeine Disposition der Haut zu Grunde, da sie nicht selten, namentlich im jugendlichen Alter, in grosser Anzahl und an verschiedenen K�rperstellen bei dem einen oder anderen Individuum auftreten. Diese Disposition ist eine durchaus ungef�hrliche, insofern sie nicht zur Bildung solcher colossalen Massen von Warzen f�hrt, dass dadurch die Ern�hrung des K�rpers im Allgemeinen beeintr�chtigt wird, wie ich dies bei Rindvieh im jugendlichen Alter einigemal gesehen habe; in manchen F�llen verlieren sich die Warzen im sp�teren Alter von selbst. Im Volke gelten dieselben f�r ansteckend; ob mit Recht, weiss ich nicht. Professor Richter in Dresden hat in den Warzen eines Mannes sehr zahlreiche Micrococcen ge�funden; da nun die Anwendung der Phenyls�ure gegen Warzen im Allge�meinen befriedigende Resultate geliefert hat, so h�lt Z�rn es f�r wahr�scheinlich, dass die Warzen durch Parasiten pflanzlicher Natur erzeugt, oder doch in ihrer Weiterentwicklung gef�rdert werden. Ich will diese M�glichkeit nicht in Abrede stellen; gleichwohl verlange ich f�r eine solche Annahme doch zahlreichere und genau controlirte Beobachtungen; der ein�fache Schluss laquo; post hoc, ergo propter hocraquo; hat bereits zu vielen Irrth�mern
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gef�hrt. So sehr die Verdienste der Parasitologen auf Anerkennung die gerechtesten Anspr�che haben, so muss man doch ebenso sehr vor �ber�eilten Schl�ssen auf diesem Gebiete, wie andererseits vor einem zu �ngst�lichen Seepticismus sich h�ten.
Wird eine Behandlung gegen Warzen verlangt, so kann man, je nach Umst�nden Aetzmittel anwenden, oder dieselben mit dem Messer abtragen und die Operationsfl�che mit dem gl�henden Eisen brennen; gegen Haut-h�rner ist die Exstirpation das einzig anwendbare Mittel und zwar m�ssen dieselben stets mit dem betreffenden St�cke Haut, welchem sie aufsitzen, entfernt werden.
In anatomischer Beziehung sind zu diesen Epithelialwucherungen auch noch zu rechnen der lt; Hystricismusraquo; und die lt; Ichthyosis raquo; (von vOtqisect;, o oder /; eigentlich die Sauborste, dann der Igel, das Stachelschwein; � o Ixamp;vc der Fisch).
Die Ichthyosis besteht in einer schuppenartigen Verdickung der Epidermis �ber den ganzen K�rper, die bei Thieren sehr selten und wohl immer angeboren ist; wenigstens ist sie bisher bei Thieren nur bei neugebornen K�lbern beobachtet worden. (Siehe Bruckm�ller, Patho�logische Anatomie, Seite 805.)
Von einer therapeutischen Behandlung dieses Zustandes ist selbstver�st�ndlich in der Veterin�r-Praxis keine Rede.
Der Hystricismus besteht in Papillarwucherungen der Haut, welche sich von den Warzen dadurch unterscheiden, class bei ihnen jede einzelne Hautpapille zu einer langen und dicken Wucherung heranw�chst und sich mit einer stark verdickten, selbstst�ndigen Oberhaut bedeckt, ohne dass diese Bedeckungen der einzelnen Papillen mit einander verschmelzen; die Verdickung der Hornhautschicht kann bis zu V Zoll und mehr betragen. Ist die Oberfl�che derselben in Nadeln, Dornen oder S�ulen geborsten, so gewinnt die Geschwulst ein Ansehen, welches an den Igel oder das Stachel�schwein erinnert und ist in diesem Falle der Name lt; Hystricismus gt; nicht unpassend.
Im Allgemeinen bilden derartige Papillarwucherungen Kastanien- bis H�hnereigrosse, rundliche, gestielte Geschw�lste der Haut, welche an der Oberfl�che, wie die Aeste eines dichtbelaubten Baumes oder eines Blumen�kohls gebaut sind, indem sich aus dem stielf�rmigen Stamme sehr zahlreiche, kolbige, oft selbst wieder ver�stelte Zweige abheben, zwischen welchen tief eingreifende, meist mit einer schmierigen erweichten Hornschichte gef�llte Vertiefungen zugegen sind.
Partielle Epidermiswucherungen k�nnen an verschiedenen K�rperstellen als sogenannte Hautschwielen vorkommen; dieselben gehen ohne scharfe
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�#9632;raquo;
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Grenzen in die normale Haut und Oberhaut �ber. Unter denselben ist der Papillark�rper der Haut verdickt und st�rker gerothet. Diese Schwielen entstehen namentlich an Hautstellen, welche einem andauernden, oder h�ufig wiederkehrenden Drucke, oder einer st�rkeren Eeibung ausgesetzt sind; am h�ufigsten kommen sie bei Pferden und Ochsen am Widerriste und an den Bugspitzen und bei Piindvieh �berhaupt h�ufig in der Gegend der Vorderfusswurzel vor. Sie z�hlen eigentlich nicht zu den Geschw�lsten, da sie durch einen best�ndig unterhaltenen chronischen Entz�nduugsprocess erzeugt werden, mit dessen Verschwinden sie sich wieder verlieren.
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Adenome, Dr�sengeschw�lste.
Eigentliche Adenome sind Neubildungen, welche sich in ihrem ana�tomischen Bau den echten Epithel!aldr�sen (also nicht den Lymphdr�sen, wie die Lymphome) n�hern. Sie entwickeln sich in der Regel in einer vorhandenen echten Epithelialdr�se, sind aber von dem Gewebe dieser in Form einer mehr oder weniger deutlich abgegrenzten kugeligen Gesehwulst zu unterscheiden. Diese Knoten ersetzen in der Dr�se die verh�ltniss-m�ssig kleine Partie normalen Dr�sengewebes aus dem sie hervorgegangen sind. Jeder einzelne Knoten zeigt ein centrales Wachsthum; die benach�barten Gewebe werden durch sie mehr verdr�ngt als infiltrirt. Solche
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Tumoren, welche in ihrer Struc-
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tur den echten Epithelialdr�sen gleichen, sind sehr selten, w�hrend die atypischen epithelialen Neu�bildungen bei den Krebsen, weit h�ufiger vorkommen.
Die Adenome sind ausser-ordentlich zellenreiche Ge�schwulstmassen, die aber zu arm an gef�sstragendem Bindegewebe sind, als dass die Ern�hrung der�selben �berall in erforderlichem Maasse von Statten ginge. Sie unterscheiden sich dadurch we�sentlich von normalem Dr�sen�gewebe; auch liegt in diesem Mangel der Grund, weshalb Adenome zerfallen.
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Querdurchschnitt einer acin�sen Brustdriisen-Adenoms (nach C. Wedl).
Das die Acini umgel)eiide Bindcgewebsgor�st tritt deutlich hervor. Vergr�sserung 350.
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Das neugebildete Gewebe der Adenome besteht aus einem meist weichen lockeren Bindegewehe, welches Hohlr�ume einschliesst; eine Communication dieser mit dem Ausf�hrungsgange der Dr�se ist nicht vorhanden.
Nach Bruckra�ller sind Adenome bei unseren Hausthieren ver�schiedene Male in der Leber, etwas h�ufiger in der Brustdr�se und in der quot;Vorsteherdr�se der Hunde angetrotfen worden. Z�ndel sah solche am Pr�putium des Hundes (Dictionnaire etc., Seite 22). Vorstehende Figur 10 ist ein microscopischer Schnitt aus einem Adenome des Menschen.
Billroth gibt an, dass die beim Menschen so h�ufig vorkommenden Vergr�sserungen der Prostata nach seinen Untersuchungen nie in wirklicher Adenombilduug begr�ndet gewesen seien, sondern entweder in Ektasie der Dr�senacini und in epithelialer Hyperplasie bestanden, oder aber meist auf diffuser oder knotiger Myombildung beruht h�tten.
�eber die Bedeutung der Adenome bei Thieren in prognostischer Hin�sicht ist bis jetzt wenig Bestimmtes zu sagen; in der menschen�rztlichen Praxis werden sie im Allgemeinen f�r durchaus gutartig gehalten. Bill-roth glaubt dessenungeachtet annehmen zu m�ssen, dass sie aus anato�mischen Gr�nden den Carcinomen prognostisch niclit so sehr fern stehen d�rften. �Z�ndel gibt am angegebenen Orte au, dass Adenome nicht selten blos durch ihren Umfang geniren, sehr oft aber verschw�ren und �ber die Nachbarschaft sich verbreiten, die Kr�fte des Thieres ersch�pfen und t�dtlich werden. Eine Allgemein-Infection sei iudess noch nicht constatirt. Vor der Ulceration k�nnen sie zuweilen durch Jodmittel, oft aber nur auf operativem Wege geheilt werden, worauf Ilecidive m�glich sind, aber nicht vorkommen, wenn die ganze Dr�se, von welcher der Tumor ausgeht, mit entfernt werde.
Demnach w�rde die Therapie entweder eine zuwartende sein, oder in der rechtzeitigen Exstirpation der Adenome bestehen.
Auf den Schleimh�uten kommen zuweilen runde, oder l�nglich runde, sehr weiche Geschw�lste vor, welche bald einfach, bald mehr gelappt sind. Dieselben sind von dem Schleimhautepithel �berzogen und zeigen an der Oberfl�che sehr zahlreiche, oft selbst mit unbewaffnetem Auge sichtbare Oeffnungen, aus welchen sich nicht selten Schleim ausdr�cken l�sst. Diese Tumoren sitzen in der Schleimhaut selbst und bestehen aus einem sehr weichen, lockeren Bindegewebe, in welches Schleimdriisenh�lge ungemein zahlreich eingebettet sind. Viele dieser Dr�senb�lge sind ganz geschlossen, in welchem Falle sie mit einer mehr oder weniger schleimigen Masse ge�f�llte Hohlr�ume darstellen. Manchmal erweitern sich diese Schleimb�lge zu gr�sseren Hohlr�umen, so dass die Geschwulst fast nur aus letzteren zusammengesetzt erscheint. In Rede stehende Neubildungen werden im
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Allgemeinen lt;Scli leimpol ypengt; und in letzterem Falle lt; Blasen�polypen gt; genannt; dieselben geh�ren, wie aus ihrem Baue und aus ihrer Secretion hervorgeht, zu den Adenomen, deren Paradigma die Schleim�dr�sen sind. Die Schleimpolypen kommen bei Thieren sehr selten vor; Bruckm�ller, dessen Angaben ich vorstehend gefolgt bin, sah sie am h�ufigsten in der Nasenh�hle, in der Scheide und nur ganz vereinzelt in den Verdauuugsorganen. Im s�chsischen Berichte 1871, Seite 11 u. ff. beschreibt Leise ring einen Schleimpolypen des Kehlkopfes einer Kuh.' Seite 82�86 am angegebenen Orte ein zottiges Schweissdr�senadenom vom Hunde, welches unterhalb der Ohrdr�se � und Seite 86-88 1. c. ein Talg-dr�senadenom von einem Jagdhunde, welches an der vorderen Fl�che des Vordermittelfusses sass. Bericht pro 1870 enth�lt Seite 32�34 von dem�selben Autor eine Mittheilung �ber die Untersuchung eines Talgdr�sen-denoms des linken Vorderfasses eines Dachshundes.
Es muss hier bemerkt werden, dass eben so wenig bei Thieren, wie beim Menschen, alle als Schleimpolypen bezeichnete Neubildungen wirkliche Adenome sind, da keineswegs s�imntliche so bezeichnete Neubildungen in ihrem Gewebe Schleimdr�sen enthalten. Alle sind jedoch an ihrer Oberfl�che der Regel nach mit dem Epithel der sie tragenden Schleimhaut bedeckt. Die sogenannten Schleimpolypen des Menschen geh�ren bez�glich ihres anato�mischen Charakters (nach Billroth) theils zu den Adenomen, theils zu den Adeno-Sarcomen, theils zu den �demat�sen Fibromen, theils zu den Myxo-Sarcomen.
Schleimpolypen k�nnen durch Vordr�ngen benachbarter Gewebe, durch Verstopfung nat�rlicher Oeffhungen etc. je nach ihrem Sitze mehr oder weniger erhebliche St�rungen verursachen. Dieselben werden am besten vermittelst des Ecraseur's oder der sog. Polypenzange entfernt; Recidive sind nicht selten.
Von den Dr�sen ohne Ausf�hrungsgang verdient die Schilddr�se hier besonders erw�hnt zu werden, insofern dieselbe nicht selten der Sitz ver�schiedener Geschwulstbildungen ist und als �chte Epithelialdr�se auch zur Adenombildung den Boden hergeben kann.
Nicht selten kommen in gewissen Gegenden, namentlich bei Hunden, in der Schilddr�se Geschw�lste vor, welche auf der Entwicklung neuer Dr�senschl�uche beruhen, wobei es aber zugleich zu Entartungen in den Zellen und in dem parenchymat�sen Bindegewebe kommt.
Jede Umfangsvennehrung der Schilddr�sen wird laquo;Kropf oder Strumagt; genannt. Dieser Zustand besteht aber keineswegs immer in Adenombildung in dem Gewebe der Dr�se oder in einfacher Hypertrophie des Dr�sen-
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gewebes. sondern es kommen auch sarcomat�se und krebsige Neubildungen in den Schilddr�sen nicht selten vor, wie dies bereits fr�her erw�hnt wurde.
Im ersteren Falle bestehen die Kr�pfe aus weichen, mark�hnlichen weissen Wucherungen, welche besonders an den Cystenw�nden als zottige, papillare, selbst als hahnenkammf�rmige Neubildungen auftreten; zuweilen finden sich auch in dem Dr�sengewebe selbst gr�ssere, knotenf�rmige. sehr weiche und sehr blutreiche Neubildungen, welche wie jene Wucherungen an der Cystenwand gr�sstentheils aus Rundzellen gebildet werden. Ge�w�hnlich sind auch die benachbarten Lymphdr�sen in derselben Weise entartet; oft ziehen sich l�ngs den Lymphgef�sseu an der Seite des Halses ganze Kr�nze des entarteten Bindegewebes zu den am Brasteingange liegenden Lymphdr�sen; aber auch die Bronchialdr�sen nehmen oft an der Entartung Theil und gew�hnlich haben sich diese papillaren Wucherungen auf das Brustfell fortgesetzt, wo sie eine t�dtliche Brustfellentz�ndung hervorrufen; auch auf dem Herzbeutel und im Herzen treten solche sarco�mat�se (secund�re) Wucherungen auf.
Bei dem krebsartigen Kr�pfe ist die Schilddr�se von mehr oder weniger grossen. knolligen Neubildungen durchsetzt, welche ungemein weich, saftig sind und aus einer zellenreichen Krebsmasse gebildet werden; ausserdem aber zeigen sich auch unregelm�ssige, aus deutlich geschichteten Lagen bestehende, br�unlich-gelbe, gallertige Massen, zwischen welchen sich ebenso, wie zwischen den Knollen, sehr derbe Bindewebsstr�nge verbreiten, von denen aus ein zartes Netz in die Knollen und Gallertmassen sich fortsetzt oft lassen sich noch innerhalb der Gallertmassen regelm�ssige Reihen von Krebszellen unterscheiden, so dass es keinem Zweifel unterliegt, dass man es hier mit einem Gallertkrebse zu thun hat. Best�tigt wird diese Ansicht noch dadurch, dass nicht nur sehr h�ufig die benachbarten Lymphdr�sen ebenfalls krebsig entartet sind, sondern dass Metastasen eines weichen Zellenkrebses in fast allen parenchymatosen Organen getroffen werden.
Die sarcomat�sen Wucherungen gehen von der Cystenwand aus und werden selten so gross, dass sie den Raum der Cyste ganz ausf�llen. Die krebsigen Wucherungen gehen unmittelbar von den Follikeln aus und entarten zuletzt gleich diesen zu colloiden und schleimigen Massen.
Von der eigentlichen Adenombildung muss, theoretisch wenigstens, die Hypertrophie der Schilddr�se unterschieden werden. Diese entsteht durch #9632;Vermehrung und Verdichtung des Bindegewebsger�stes, sowie durch Er�weiterung und Verdichtung der Dr�senfollikel. Beim Durchschneiden einer hypertrophischen Schilddr�se ergiesst sich �ber die Schnittfl�che eine z�he, fadenziehende Fl�ssigkeit: in dem Gewebe sind sehr zahlreiche, Stecknadel-
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kopfgrosse, gelbliche Bl�schen, welche kleine Klumpen einer leimartigen Masse enthalten. Gew�hnlich trifft man auch vollst�ndig ausgebildete Cysteu an, welche die Grosse einer Bohne, ja selbst einer Wallnuss erreichen, von dem �brigen Gewebe durch eine dichtere, oft ziemlich derbe Bindegewebs-kapsel abgeschlossen sind und eine tr�be, gelblich-gr�ne, dicke Fl�ssigkeit oder eine weiche, gallertige, mit Fett gemengte Masse enthalten. In der Wand der Cyste sind oft Kalksalze in so bedeutender Menge abgelagert, dass dieselbe eine feste, selbst knochenartige Kapsel darzustellen scheint; auch der Inhalt wird zuweilen in eine von Kalksalzen durchsetzte, m�rtel�artige, selbst ziemlich consistente Masse umgewandelt.
Die Dr�se erscheint oft h�ckerig und uneben, indem sich in derselben mehr als bolmengrosse Knoten abgrenzen und �ber die Oberfl�che hervor�ragen ; sie bestehen aus dem sehr weichen, saftigen, von einer br�unlichen, gallertigen Fl�ssigkeit durchsetzten Dr�sengewebe, in welchem ebenfalls gr�ssere und kleinere Cysteu mit dem vorhin beschriebenen Inhalte ange�troffen werden. Die Gef�sse, welche die Dr�sen selbst durchziehen, sowie auch jene, welche aus der Schilddr�se hervortreten, sind gew�hnlich stark erweitert und in ihren Wandungen verdickt. Die Konsistenz des Kropfes ist im Beginne ziemlich derb, indem sich das Balkengewebe der Dr�se st�rker entwickelt; bei reichlicher Cystenbildung wird die Geschwulst weicher, an manchen Stellen selbst fluctuirend, bis endlich in Folge der oben erw�hnten Kalkeinlagerungen die Resistenz an einzelnen Stellen sich bis zur Knochenharte steigert.
Die Kropfbildung erstreckt sich entweder nur auf einen Lappen, ge�w�hnlich aber auf die ganze Dr�se, so jedoch, dass sie �fter an einem Lappen mehr, als an dein andern entwickelt ist. Auch der Verbindungs�strang zwischen den beiden Lappen nimmt oft sehr bedeutend zu. Die benachbarten Organe werden insofern in Mitleidenschaft gezogen. als die Gef�sse zur Seite gedr�ckt, die Luftr�hre aber wie von einem Halbkanale des entarteten Dr�sengewebes eingeschlossen, betr�chtlich abgeplattet und oft durch die Verschiebung nach einer Seite auch seitlich zusammengedr�ckt und gekr�mint wird.
Die Ver�nderungen, welche in dem Kr�pfe auftreten, sind nebst der Verkreidung der Cystenwand und des Cysteninhaltes laquo;Blutung und Eiterungraquo;.
In Folge der HiBinorrhagie findet man nicht nur das Gewebe stellenweise blutig infiltrirt, sondern besonders die Cysten mit einem Extravasate aus�gef�llt; nach l�nger bestandenen Blutungen ist in den Cysten ein aus Schichten gebildeter Faserstoftklumpen eingelagert, der wenigstens an den
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�ussern Schichten durch reichliche Bildung von farblosen Blutzellen er�bleicht ist; oft sind auch die Cysten mit einem weichen lymphzellenreichen, breiigen Inhalte gef�llt, und die Cystenwand ist jnit Massen von Blut-krystallen und Pigmenthaufen belegt. � Die Eiterung, welche wahrschein�lich wie die Blutung durch mechanische Einwirkungen hervorgerufen wird und von der Cystenwand ausgeht, gibt sich dadurch zu erkennen, dass die gr�sseren Cysten mit einem dicken, schmutzig-grauen Eiter gef�llt sind, w�hrend in der Cystenwand und in dem umliegenden Bindegewebe eine betr�chtliche Verdickung und Verdichtung eingetreten ist.
Die Prognose ist bei Kr�pfen im Allgemeinen insoweit g�nstig, als bei unseren Hausthieren nur selten durch dieselben erhebliche Beschwerden oder Lebensgefahr bedingt werden, es sei denn dass bei sarcomat�sen oder krebsigen Processen die fr�her erw�hnte Dissemination und allgemeine Infection erfolge.
Die Behandlung liefert im Ganzen wenig zuverl�ssige Resultate. Sie besteht entweder in Jodinjectionen unter die Haut, oder bei Struma cystica in die Cyste � oder in der Exstirpation. Letztere ist bei sarcomat�sen und krebsigen Entartungen, sowie bei Struma cystica mit verkalkten W�nden das einzige Verfahren, welches Aussichten auf Erfolg gew�hrt. Man vergesse indess nicht, dass Kropf-Operationen sowohl bei Menschen als bei Thieren gef�hrliche Unternehmungen sind.
Schliesslich sei noch eine krebsartige Geschwulst hier erw�hnt, die Siedamgrotzky im s�chsischen Berichte 1872, Seite 59 u. ff. beschrieben und als laquo;Epitheliomraquo; bezeichnet hat. Dieselbe nahm die ganze untere Halsfl�che eines Pudels, vom Kehlkopfe bis zum Brustbeine ein. Sie f�llte die lugularis interna bis zu ihrem Eintritt in die Brusth�hle aus, sowie namentlich einen erweiterten Ast der lugularis externa und alle gr�sseren und kleineren Venen der bezeichneten Region. Nachdem S. die Neubildung auf Grund macroscopischer und microscopischer Unter�suchungen geschildert hat, bemerkt er, dass es schwer sei, derselben einen richtigen Namen zu geben, Es ergibt sich hieraus die Berechtigung meiner fr�her aufgestellten Behauptung, laquo;dass es selbst dem in solchen Unter�suchungen Ge�bten zur Zeit nicht immer m�glich sei, allen vorkommenden Neubildungen eine bestimmte Stelle im Systeme anzuweisenraquo;. � Es wird dies noch dadurch erschwert, dass man �ber die Bedeutung einzelner Be�zeichnungen nicht einig ist. So ist gerade der Begriff des Epithelioms noch nicht genau festgestellt. Manche Autoren nehmen zwei Hauptarten desselben an und bezeichnen als solche die Papillome und Adenome. Andere hingegen reihen sie den Krebsen (Cancroiden) an.
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Cysten, Balggeschw�lste und Cystome.
Diese Neubildungen werden am besten den Tumoren angereiht, ob�gleich sie nicht eigentlich als solche zu betrachten sind.
Jede scharf abgegrenzte H�hle, welche mit einer Fl�ssigkeit oder mit einem Breie angef�llt ist und eine runde oder rundliche Form hat, nennt man eine Cyste; ist dieselbe von einem besonderen h�utigen Sacke um�schlossen, so wird sie laquo;Balggeschwulstraquo; genannt. Letztere wird lt;Cystomgt; genannt, wenn sie nicht aus einem bereits vorhandenen Sacke sich ent�wickelt, sondern wenn auch dieser um die H�hle sich neu gebildet hat. Dass in den verschiedenen Tumoren Cysten sich bilden k�nnen, wurde ge�legentlich bereits zu wiederholten Malen gesagt; nehmen dieselben einen wesentlichen Theil des Tumors ein, so entstehen zu dessen Bezeichnung Namen, wie Cysto-Fibrora, Cysto-Chondrom, Cysto-Saixom, Cysto-Car-cinom etc.
Mit R�cksicht auf die der Cystenbildung zu Grunde liegenden Vor�g�nge unterscheidet man folgende Arten von Cysten:
a.nbsp; Retentionscysten,
h.nbsp; Exsudationscysten,
c.nbsp; Extravasationscysten und
d.nbsp; Erweichungscysten.
a. Retentionscysten entstehen als Folge von Absperrung des Secretes eines mit einem Ausf�hrungsgange versehenen, blind endigenden Hohl�raumes, so dass das Secret nicht an die K�rperoberli�che gelangt, sondern in den betreffenden Hohlr�umen zur�ckgehalten wird. Vorzugsweise (wenn�gleich nicht ausschliesslich) kommen hier die Dr�sen der �usseren Haut und der Schleimh�ute in Betracht. Unter den Dr�sen der �usseren Haut sind es nur die Talgdr�sen, aus denen Retentionscysten sich entwickeln. Kann das Secret der Talgdr�sen nicht auf die K�rperoberfl�che abfliessen, so werden die Acini der Dr�se mit Secret allm�lig immer mehr und mehr angef�llt und erweitert, bis die Hohlr�ume des betreffenden Talgdr�schens und Haarfollikels mit einander verschmolzen sind. Der Retentionsraum nimmt dabei schliesslich immer die Gestalt der Kugel an, gleichviel welche Form derselbe urspr�nglich besass. (Die Kugel ist bekanntlich derjenige stereometrische K�rper, welcher bei gleicher Oberfl�che den gr�ssten Inhalt hat. So lange also bei gleichbleibender Oberfl�che der Inhalt des Hohl-
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raumes zunimmt, wird'dieser der Kugelgestalt immer mehr sich n�hern m�ssen).
Solche Eetentlonscysten kommen beim Menschen in den Talgdr�sen der �usseren Haut, namentlich der Gesichtshaut, nicht selten in gr�sserer Anzahl vor und sind unter dem Namen der laquo;Mitesser oder Comedonesgt; allgemein bekannt.
Bei unseren Hausthieren fallen diese Gebilde in der Regel erst dann auf, wenn in Folge der andauernden Secretion und Ansammlung der Talg�dr�sen dieselben bereits eine betr�chtlichere Grosse erlangt haben. Die Follikelw�nde sowie das benachbarte Bindegewebe werden durch das ange�h�ufte Secret in Spannung und in einen Reizzustand versetzt, wodurch eine vermehrte Bildungsth�tigkeit in denselben angeregt und so die Follikelw�nde an Dichtigkeit, Derbheit und St�rke zunehmen. Ja, es kann selbst zur Neubildung von Talgdr�sen und Haarfollikeln in dem entstandenen Ge�schwulstbalge kommen.
Retenti�nscysten haben bei Thieren entweder in der Lederhaut selbst oder in dem Unterhautbindegewebe ihren Sitz.
b.nbsp; Excudationscysten entstehen dadurch, dass entweder in bereits vorhandene allseitig geschlossene S�cke (Schleimbeutel oder ser�se S�cke) ein abnormes Secret ergossen wird (Exsudat) oder indem um einen fremden K�rper eine Bindegewebsmembran sich bildet, welche Serum abscheidet. Stollbeulen, Piephacken, Hydatiden etc. sind solche Exsudationscysten.
c.nbsp; nbsp;Extravasationscysten sind solche, welche von einem Blut-extravasate ausgehen. Dieselben k�nnen sich bilden, indem Blut zwischen zwei platte Oberfl�chen (Periost und Knochen etcl ergossen wird, oder indem an andern Stellen von dem benachbarten Gewebe aus eine binde-gewebige Kapsel um das Extravasat erzeugt wird. Das Blut selbst kann dabei verschiedenen Ver�nderungen unterliegen.
d.nbsp; nbsp;Erweichungscysten kominen in Folge fettiger Degeneration oder sehleimiger Erweichung zu Stande, wobei die erweichten Massen glatt abgegrenzt werden, ohne dass aber es zur Bildung eines selbst�st�ndigen Balges kommt; zwar kann ein solcher anscheinend vorhanden sein, indem das den Erweichungsheerd begrenzende Gewebe den gleichen Ver�nderungen unterliegt und dadurch gegen die erweichte Masse, wie auch gegen das gesunde Gewebe absticht.
Je nach der Beschaffenheit des Inhaltes unterscheidet man:
1)nbsp; Dermoidcysten, deren Inhalt aus Producten der Lederhaut besteht;
2)nbsp; Schleimcysten oder Colloidcysten;
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3)nbsp; ser�se Cysten oder Hydatiden;
4)nbsp; Cysten, -welche fremde K�rper enthalten.
1)nbsp; nbsp;Als Dermoidcysten gelten: Atherome, Cholesteatome, Fett-laquo;ystea, Haarcysten und Zahncysten.
Atherome oder Gr�tzbeutel nennt man mit Fettbrei und mit Epidermis gef�llte Cysten, welchen einzelne Cholestearinkrystalle beigemengt sind. Die.ganze Masse hat eine Gr�tzebrei �hnliche Consistenz und Farbe. Gr�tzbeutel kommen nur in der �usseren Haut vor.
Cholesteatome sind mit einem blendend milchweissen oder hell�gelblichen Breie angef�llt, der fast nur aus Epidermiszellen, aus Fett�k�rnchen und aus perlmutterartig gl�nzenden Cholestearinkrystallen besteht. Diese Cysten sind in der �usseren Haut, in den Adergeflechten und in den Kopfknochen gefunden worden.
Die Fettcysten enthalten vorzugsweise ein weiches, schmieriges Fett, #9632;welchem Cholestearinkrystalle und Epidermisschuppen beigemengt sind. Ihre Wand enth�lt zahlreiche Talgdr�sen und kleine Haarfollikel, welche sehr feine H��rchen produciren. Diese Cysten kommen ausschliesslich in der �usseren Haut vor.
Die Haarcysten enthalten eine gr�ssere Menge gut ausgebildeter Haare, welche mit dem schmierigen talgichten Inhalte vermengt und h�ufig verfilzt sind. Solche Haarb�lge sind in der �usseren Haut und in den Eierst�cken angetroffen worden.
Zahncysten sind B�lge, deren Inhalt aus einem zakn�hnlichen K�rper besteht; dieselben sind von Gurlt in den Hoden und Eierst�cken gefunden worden. In verschiedenen Kopfknochen wird nicht selten Zahnsubstanz angetrofi'en, welche meist von einer kn�chernen H�lle umgeben ist, die der Bindegewebskapsel in weichen Geweben zu entsprechen scheint.
2)nbsp; Sch 1 eimcysten oder Colloidcysten enthalten eine schleimige Masse, die meist gelb oder gr�nlich gef�rbt, tr�b und dickfl�ssig ist. Hat der Inhalt eine honiggelbe Farbe und ein dem Honig �berhaupt �hnliches Aussehen, so wird die Cyste eine Honiggeschwulst oder laquo;Melicerisgt; genannt.
Schleimcysten kommen in der Schilddr�se, in den Eierst�cken, in den zusammengesetzten Dr�sen und in verschiedenen Neubildungen vor.
3)nbsp; nbsp;Ser�se Cysten oder Hydatiden besitzen eine an der Innen�fl�che mit Pflasterepithel �berzogene Wand, welche eine helle, w�sserige Fl�ssigkeit seceinirt. Dieselben kommen in den Eierst�cken, Hoden, Nieren, in der Leber, in der Milz , im Bauchfelle und zuweilen auch im Unter-
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hautbindegewebe vor. Es gibt belebte und unbelebte Hydatiden. Die be�lebten Hydatyden sind unter dem Namen laquo;Blasenw�rmer) allgemein bekannt. Der laquo;Cysticercus cellulos8egt;, sowie der laquo;Ccenurus cerebrailsraquo; k�nnen mit einem gewissen Kechte als in den Bereich der Chirurgie geh�rig betrachtet werden.
4) Cysten^ welche fremde K�rper enthalten. Dieselben sind in der Eegel Cysten neuer Bildung. Als fremde K�rper sind auch Er�weichungsprodukte, ausserhalb den Gef�ssen befindliches Blut und dergleichen anzusehen.
Ein und dieselbe Balggeschwulst kann zu verschiedenen Zeiten erst dieser, sp�ter jener Art von Cysten zugeh�ren. Wenn z. B. um die ver�fl�ssigten Massen einer Erweichungscyste ein Sack sich gebildet hat, so tritt in manchen F�llen an der Innenfl�che dieses eine Secretion ein, wodurch die usspr�ngliche Erweichungscyste zur Secretions- oder Exsudationscyste wird und als solche sich vergr�ssert. Derartige secund�re Secretionscysten kommen nicht allein in Weichtheilen, sondern auch in festen, �berhaupt in zellen�reichen Geweben vor. So k�nnen z. B. in Knochen Erweichuugsprocesse auftreten und dadurch Cysten gebildet werden, die eine sehr gl�nzende und glatte Membran besitzen, welche im Laufe der Zeit zu secerniren an�f�ngt. Stellen wir hier schliesslich die Momente kurz zusammen, welche wir als mitwirkende bei Cystbildung kennen gelernt haben, so w�ren dies folgende:
1)nbsp; nbsp;Blind endigende nicht allseitig geschlossene Hohlr�ume, deren Aus�f�hrungsgang durch irgend einen Umstand verschlossen wird.
2)nbsp; nbsp;Vorhandene allseitig geschlossene Hohlr�ume, in deren Innerem ein abnorme Secretions- resp. Exsudationsprocess zu Stande kommt; und
3)nbsp; nbsp;Fremde K�rper, wie z. B. Bluterg�sse, Eiter, ser�se Erg�sse, Para�siten, zerfallenes Gewebe, von aussen eingedrungene fremde K�rper u. s. w.
Eine Zusammenh�ufung mehrerer Balggeschw�lste nennt man laquo;zu�sammengesetzte Cysten gt;; dieselben werden auch wohl lt; Cystome gt; ge�nannt, wenn gleich sie dem fr�her angegebenen Begriffe eines Cystomes nicht entsprechen.
Die Diagnose oberfl�chlich gelegener Cysten ist im Allgemeinen nicht schwer; nichts destoweniger wird h�ufig eine Probepunktion erst sicheren Aufschluss gew�hren, ob man es in dem gegebenen Falle mit einem (kalten) Abscesse oder mit einer Cyste zu thun hat; die einfache Palpation kann hier allein nicht entscheiden, da beide bei dieser Untersuchung sich gleich verhalten, n�mlich Fluctuation zeigen.
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Die Prognose richtet sich vorzugsweise nach dem Sitze der Cysten. Im Allgemeinen sind �usserlich gelegene leicht und ohne Gefahr zu ent�fernen. Nur wenn sie in Knochen, Knorpeln, oder in blutreichen oder sonst wichtigen Organen liegen, kann ihre Entfernung Schwierigkeit und Gefahr mit sich bringen.
Die Behandlung hat in allen F�llen die g�nzliche Zerst�rung der Cyste anzustreben; vorhandene B�lge m�ssen gr�ndlich ausgerottet werden. Ent�weder kann die Punktion mit nachfolgender Cauterisation, oder die Exstir-pation der ganzen C3-sten zum Ziele f�hren.
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11. Abschnitt.
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II. Abschnitt.
Die Erkrankungen der verschiedenen Gewebe im Besonderen.
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ie einzelnen Gewebe des tliierischen K�rpers k�nnen in verschiedener Weise und in Folge mannigfacher � �usserer wie innerer � Einwirkungen erkranken.
Auf die Art und den Verlauf der Erkrankung hat die Consistenz der Gewebe keinen unwesentlichen Einfluss, weshalb eine Eintheilung in Er�krankungen a. der Weichtheile, b. der festen und c. der gemischten, d. h. derjenigen K�rpertheile, welche aus festen und weichen Geweben zusammen�gesetzt sind, vor Allem zweckm�ssig erscheint.
Mit R�cksicht auf die Aetiologie theilt man die Gewebserkrankungen in traumatische und in spontane oder idiopathische. Dieselben sollen in ihrem Verlaufe an den Weichtheilen, an den festen und an den gemischten K�rpertheilen hier beschrieben werden. Beginnen wir mit den fraglichen Erkrankungen der Weichtheile.
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D. Die Erkrankungen der quot;Weichtheile,
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Die Gewebserkrankungen, welche in Folge �usserer Einwirkungen ent�stehen, werden im Allgemeinen als laquo;Gewebsverletzungenraquo; bezeichnet. Die�selben k�nnen entweder mehr einfacher, oder mehr complizirter Natur sein und demgem�ss in prognostischer Beziehung eine sehr verschiedene Bedeu�tung haben. Sehr h�ufig werden zum Zwecke der Beseitigung krankhafter
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Zust�nde (kunstgerechte) Verletzungen der Gewebe nothwendig; eine richtige W�rdigung der verschiedenen Arten von Verletzungen ist f�r den Chirurgen somit in mehrfacher Hinsicht w�nschenswerth, ja nothwendig.
Mit R�cksicht auf klinische Zwecke unterscheiden wir Verletzungen mit und ohne offene Hautwunde. Es darf als ein entschiedenes Factum angesehen werden, dass im Allgemeinen alle subeutanen K�rperverletzungen weit leichter heilen, als die gleichen Verletzungen, wenn sie durch eine Hautwunde mit der Aussenwelt in Communication stehen. Die Erkenntniss dieser bedeutungsvollen Thatsache hat uns zu den sogenannten subeutanen Operationen gef�hrt und ist uns vielfach ein Leitstern f�r die chirurgische Therapie geworden, insofern wir Verletzungen mit communicirender Haut�wunde, wo irgend thunlich, durch m�glichst hermetischen Abschluss gegen aussen sch�tzen, gewissennassen in subeutaue Verletzungen verwandeln. Die Einthe.lung wird deingem�ss folgende sein: Subcutane Verletzungen der Weichtheile, einfache Wunden, resp. Verletzungen mit offener Hautwunde ohne erhebliche Quetschungen der betroffenen Gewebe und ohne sonstige Complicationen, Quetschwunden (also Quetschungen mit offener Haut�wunde) , vergiftete Wunden, Verbrennungen und Erfrierungen der Weich�theile. Denselben werden sodann die spontanen Erkrankungen der Weichtheile angereiht werden.
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Subcutane Verletzungen der Weichtheile.
Bei mehr oder weniger gewaltsamer Einwirkung eines stumpfen K�rpers auf die Weichtheile werden diese verletzt, indem die Haut in ihrem Zu�sammenhange entweder getrennt wird oder nicht. Man unterscheidet dem�nach :
Verletzungen der Weichtheile mit und ohne offene Hautwunden. Letztere wollen wir hier zun�chst besprechen.
Subcntanlaquo; Verletzungen laquo;1er Weich! heile entstehen in Folge eines ausser-gew�hnlich starken, meist pl�tzlich einwirkenden Druckes auf dieselben. Die Ver�nderungen, welche die Gewebethiednrch erleiden, k�nnen dem Grade nach sehr verschieden sein; der betroffene K�rpertheil wird bald nur kaum merkbare Ver�nderungen zeigen, bald indess mehr oder weniger zertr�mmert oder gar in einen Brei verwandelt sein. Solche Ver�letzungen werden im Allgemeinen lt; Quetschungen gt; genannt. Ob die �ussere Haut bei Entstehung dieser eine Trennung des Zusammenhanges erf�hrt oder nicht, h�ngt von verschiedenen Umst�nden ab, uud zwar vorzugsweise
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von der Beschaffenheit des verletzenden Gegenstandes, von der Dicke und St�rke der Haut an der betroffenen Stelle, sowie von der Unterlage, welche fragliche Hautstelle hat und endlich von der St�rke des Anpralles des verletzenden Gegenstandes und Tl�erk�rpers auf einander.
Bei Quetschungen ohne Wunde l�sst sich der Grad der Zerst�rung nicht unmittelbar, sondern nur mittelbar erkennen. Treten z. B. Paralysen auf, so werden wir aus dem Umfange dieser auf den Grad der Gewebs-zertr�mmerung schliessen k�nnen. Indess sind solche Paralysen in Folge von Quetschungen selten, da die Hauptnervenst�nune tief zwischen den Muskeln liegen und deshalb wenigstens nicht direct getroffen werden. Da�gegen ist der Grad und Umfang der fast regelin�ssig vorhandenen subcutanen Blutung ein Moment, welches uns in Stand setzt, auf die Ausdehnung der erfolgten Gewebszertr�mmerung einen aproxiinativen Schluss zu ziehen. Man muss jedoi h hierbei ber�cksichtigen, dass die subcutanen Blutungen in Folge von Quetschungen der Weichtheile immer viel geringer sind, als nach Schnittwunden, weil die Gef�ssenden meist rauh, uneben und fetzig dem Ausfl�sse des Blutes gr�ssere Hindernisse eutgegengestellen als bei glatten (Sclmitt-)R�ndern der getrennten Gef�sse. An den Fetzen der Gef�sswand schlagen sich Coagula an, welche das Lumen der zerrissenen Gef�sse allm�lig verstopfen und so die Blutstillung bewirken. Diese Wirkung wird dadurch wesentlich beg�nstigt, dass die Muskeln und die �ussere Haut als nat�rliche Compresse dienen; wo letztere Factoren fehlen, da werden Hiemorrhagien leichter gef�hrlich. Dies gilt namentlich von Blutungen in die K�rperh�hlen; der h�ufig t�dtliche Ausgang ist hier jedoch auch oft die Folge des Druckes auf die in der betreffenden H�hle gelagerten Ein�geweide von Seiten des entstandenen Extravasates.
Im Allgemeinen wird die Blutung um so st�rker sein, je gef�ssreicher der gequetschte Theil und je umfangreicher die Gewebszertr�mmerung ist. Auch die Beschaffenheit des benachbarten Gewebes ist von wesentlichem Einfl�sse. In lockeren und nachgiebigen Geweben breitet sich das Extra-vasat selbstverst�ndlich leichter und weiter aus , als in dichten und festen Geweben. Wo das Blut sich weit in das Gewebe vertheilt und wo in diesem die Gef�sse nicht mit gequetscht worden sind, da findet die Resorption des Extravasates am leichtesten statt. Ist aber das laxe Bindegewebe be�tr�chtlich auseinandergewichen, so dass es zur Bildung einer mehr oder weniger abgegrenzten, mit Blut erf�llten H�hle, zu einer laquo;Blutgeschwulst (Hsematoin)gt; gekommen ist, so ist die Resorption weniger h�ufig.
Die Heilung subcutaner Quetschungen erfolgt, indem die zertr�mmerten Gewebselemente vorher molecular zerfallen und resorbirt, oder bei Ver-
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eiterung des Extravasates mit dem Eiter eliminirt werden, worauf dann zun�chst Bindegewebsneubildung eintritt.
Die Prognose gestaltet sich bei subcutanen Quetschungen relativ g�nstig, indem denselben verh�ltnissm�ssig geringere Entz�ndungsgrade und weit seltener Eiterung, noch seltener aber Nekrose folgen, als den gleichgradigen Quetschungen mit offener Hautwunde. Die gequetschten Gewebe heilen entweder wieder aus, oder wenn ihre Elemente zertr�mmert sind, werden sie resorbirt und in Folge von Gewebsneubildung ersetzt.
Die Therapie hat die letzteren Vorg�nge anzustreben und vor allen Dingen die Aufgabe, eine unn�thige Perforation der Haut zu vermeiden; nur wenn die Heilung voraussichtlich subcutan nicht m�glich ist; namentlich wenn ein eiteriger Zerfall in gr�sserem Umfange bereits eingetreten ist, darf man zur Er�ffnung des Abscesses schreiten.
Bei frischen subcutanen Quetschungen der Weichtheile ist die �rtliche Anwendung der K�lte, adstringirender Mittel (Bleisalbe, Bleiwasser u. dgl.), wo m�glich combinirt mit leichtem und gleichm�ssigem Drucke, am Platze. Wo indess kein zuverl�ssiger W�rter den Patienten zu besorgen hat, wird man statt des ersten Mittels besser resorbirende, erregende, gelind reizende oder scharfe Einreibungen appliciren; letztere bewirken nicht selten selbst dann noch Resorption, wenn bereits Eiterung in geringerem Umfange ein�getreten ist. Erfolgt die Heilung bei dieser Behandlung auf dem ersten Wege nicht, so m�ssen die f�r Abscesse (siehe Phlegmone) angegebenen Regeln befolgt werden. Die K�lte kann bei Gewebszertr�mmerung leicht schaden, darf deshalb nur mit Vorsicht angewendet werden.
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Einfache Wunden.
Als einfache Wunde bezeichnet man jede durch mechanische Einwirkung entstandene Trennung des Zusammenhanges der Weichtheile, welche ohne erhebliche Quetschung der betroffenen Gewebe zu Stande gekommen ist. Je nach der Beschaffenheit des verletzenden Instrumentes unterscheidet man Schnitt-, Hieb-, Stich-, Schusswunden etc.
Als Schnittwunden bezeichnet man Verletzungen der Weichtheile, welche durch Einwirkung eines schneidenden Instrumentes entstanden und durch ebenm�ssig glatte Wundr�nder gekennzeichnet sind. Dieselben er�strecken sich gew�hnlich mehr in die L�nge als in die Tiefe und heilen bei passender Behandlung unter sonst gleichen Verh�ltnissen, d. h. bei derselben Grosse, Tiefe und Richtung, bei Gleichheit des Ortes, des Sub-
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stanzverlustes u. s. w. im Allgemeinen leichter, als fast alle �brigen Wunden. Der Grund hief�r liegt vorzugsweise darin, dass die Ge-webszertr�mmerung bei der Einwirkung schneidender Instrumente nur am Orte der Trennung erfolgt, w�hrend dieselbe bei allen andern Gewebsverletzungen, mit Aus�nahme mancher Stichwunden, mehr oder weniger �ber die Nachbarschaft sich erstreckt.
Gr�ssere Substanzverluste kommen bei einfachen Schnittwunden ge�w�hnlich nur dann vor,. wenn das schneidende Instrument in einer der K�rperoberfl�che fast parallelen Richtung einwirkt. In diesem Falle entstehen Lappen- oder Sch�lwunden, deren leichtere oder schwerere Heilbarkeit wesentlich davon abh�ngt, ob der Lappen noch mit der Nachbarschaft in lebendigem Zusammenhange steht, resp. wie breit oder schmal die Br�cke ist, durch welche dieser Zusammenhang vermittelt wird. Gelingt die An-heilung nicht, so entstehen Substanzverluste von mehr oder weniger be�tr�chtlichem Umfange, was auch der Fall ist, wenn der Lappen von vorne-herein ganz vom K�rper getrennt worden war. Solche Schnittwunden mit Substanzverlust erfordern immer mehr Zeit zu ihrer Heilung, als solche ohne Substanzverlust, um so mehr, je grosser der Hautdefect ist, wie dies sp�ter n�her erkl�rt werden wird. Schnittwunden haben mit andern Wunden die Schmerzerregung, die Blutung und mit den meisten auch das Klaffen der Wundr�nder gemein; diese Erscheinungen k�nnen in den einzelnen F�llen dem Grade nach sehr verschieden sein.
Was den Schmerz anbelangt, so sind die nerven reich en Weich-theile, namentlich solche, welche viele Endungen sensitiver Nerven ent�halten am empfindlichsten gegen Verletzungen jeglicher Art; dies ist z. B. deutlich erkennbar bei jeder Operation an Wekhtheilen, indem die Thiere regelm�ssig beim Durchschneiden der �usseren Haut am auff�lligsten den empfundenen Schmerz �ussern. Je sch�rfer das Instrument ist, und je schneller der Hautschnitt vollf�hrt wird, um so geringere Reaktion erfolgt von Seiten des Operationsobjectes.
Die Grosse der Blutung ist von der Zahl, dem Durchmesser und der Art der durchschnittenen Gef�sse abh�ngig und erfordert je nachdem eine besondere Ber�cksichtigung. Selbstverst�ndlich ist hier nur die Rede von Verletzungen sonst normaler Weichtheile, folglich von Blutungen aus ge�sunden Geweben. Man unterscheidet capillare , parenchymat�se, arterielle und ven�se Blutungen. Die meisten Hamiorrhagien bei Verletzungen sind parenchymat�se, d. h. weder rein arterielle, noch rein ven�se. Ihre Be�deutung ist von der Zahl, Grosse und Lage der betroffenen Gef�sse abh�ngig. Obgleich bei eigentlichen parenchymatosen Blutungen der Blut�verlust nur aus kleinen Gef�ssen stattfindet, so kann derselbe dennoch
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gross und lebensgef�hrlich werden, n�mlich dann, wenn viele Gef�sse ver�letzt worden sind. Capillare Blutungen aus gesunden K�rpertheilen stillen sich von selbst, indem die Gefliss�ftuungen in Folge der Contraction der verletzten Gewebe zusammengedr�ckt werden. In kranken Geweben, welche ihre Contractionsf�higkeit theilweise oder ganz verloren haben, kann indess
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selbst eine capillare Blutung sehr bedenklich, ja sogar
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werden.
Bei arteri�sen Hismorrhagien ergiesst sich das Blut meist in einem Strahle, an welchem die rliythmisclien Contractionen des Herzens bald mehr, bald weniger deutlich zu erkennen sind. Die Farbe des Blutes darf (wie bereits angegeben wurde) nur unter Ber�cksichtigung aller auf die Oxydation des Blutes einwirkenden Momente f�r die Differential-Diagnose laquo;ob arteri�se oder ven�se Blutungraquo;, mit verwerthet werden. Da die Gef�sslichtung durch�schnittener Arterien vom gr�sseren bis zum kleinsten Kaliber in Folge der Zusammenziehung ihrer muscul�sen Elemente verengert wird, so ist der Blutstrahl in der Kegel nicht so stark, als der Durchmesser des Gef�ss-lumens an der durchschnittenen Stelle vor der Verletzung betrug. Auch , wird in Folge der Contraction der Media die Arterie verk�rzt, wodurch die Schnitt�ffnungen derselben in die Gewebe sich zur�ckziehen. Beide genannte Factoren stellen sich dem Abtiusse des Blutes als Widerst�nde entgegen, die so bedeutend sein k�nnen, dass die Blutung weder in einem Strahle, noch in rhythmischen St�ssen erfolgt. Der Blutabfluss aus ganz kleinen Arterien wird in Folge dieser Verh�ltnisse h�ufig so wesentlich behindert, dass er sehr bald abnimmt und dass die Blutung in Folge g�nzlichen Verschlusses der Gef�ss�ffnungen durch geronnenes Blut spontan zum Stehen kommt. Bei Blutungen aus gr�sseren Arterien ist der Blutverlust selbst endlich Mitursache der Hsemostase, indem mit Verminderung der gesammten Blutmenge stets eine Schw�chung der Herz-contractionen verbunden ist, wodurch die Blutung allm�lig in dem Masse abnimmt, wie die Gesammtblutmenge, bis sie endlich ganz steht. In Folge dessen k�nnen Hamiorrhagien sogar aus gr�sseren Arterien von selbst sich stillen, noch ehe der Blutverlust ein so betr�chtlicher geworden ist, dass der Tod die nothwendige Folge desselben sein m�sste. Auf derselben Ursache des abnehmenden Blutdruckes mit Verminderung der Blutmenge beruht die bekannte klinische Erscheinung, dass im Anfange von Operationen aus durchschnittenen kleineren Arterien ein verh�ltnissm�ssig st�rkerer Blutstrahl hervorquillt, als gegen Ende der Operation selbst aus durch�schnittenen gr�sseren Arterien, wenn die Gesarinmtblutmenge in Folge des erfolgten Blutverlustes bereits wesentlich vermindert worden ist. So k�nnen auch innere Blutungen durch einen ergiebigen Aderlass zum Stehen gebracht
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und damit grosse Gefahren f�r das Leben des betreffenden Thieres abge�wendet werden, welche durch den Erguss des Blutes in H�hlen oder in Parenchyme des K�rpers �fter eintreten.
Verletzungen grosser Arterien, wie z. B. der Carotis, Cmralis, Axil-laris etc. etc. k�nnen nur durch Kunstmittel. namentlich durch Unterbindung oder andauernde Compression, mit hinl�nglicher Sicherheit gestillt werden. Nur in F�llen, wto derartige Gef�sse bloss angestochen sind und die Oeffnung klein ist, oder wo die Verletzung subcutan und ohne Verletzung der �usseren Haut zu Stande kam, darf eine spontane Blutstillung aus gr�sseren Arterien erwartet werden.
Blutungen aus Venen characterisiren sich im Allgemeiuen durch gleich-massig, nicht stossweise erfolgendes Ausfliessen eines dunkeln (ven�sen) Blutes. Eine benachbarte Arterie kann jedoch den Stoss auf die Vene �bertragen. Verletzungen kleiner und mittelgrosser Venen haben in der Kegel keine andauernde, sondern nur eine unbedeutende, bald vor�ber gehende Blutung zur Folge. W�hrend die Wandungen verletzter Arterien von einander entfernt bleiben, d. h. klaffen, fallen die verletzten Venen�w�nde zusammen, wodurch Blutungen aus Venen eben erw�hnten Calibers in der Kegel alsbald von selbst aufh�ren; eine andauernde Hsennorrhagie aus Venen fraglichen Durchmessers findet nur dann statt, wenn der K�ckfiuss des Blutes nach dem Herzen behindert oder wenn die Blutung durch Muskel�bewegungen unterhalten wird, oder wenn die Venenwandungen mit dem benachbarten Gewebe so verbunden sind, dass die Gef�sswandungen nicht zusammenfallen k�nnen, wie dies in pathologischen Geweben nicht selten ist. So z. B. stehen Haemorrhagiep aus der Vena iugularis nach Aderl�ssen in der Kegel von selbst, sobald die Compression zwischen der Aderlasswunde und dem Herzen aufgehoben wird. Um jedoch etwa m�glichen unangenehmen Eventualit�ten vorzubeugen, schliesst man die Wunde der �usseren Haut in bekannter Weise. Ist eine Vene quer durchschnitten, oder mehr oder weniger tief eingeschnitten, so fliesst das Blut in der Kegel nur aus dem vom Herzen entfernten Ende; das centrale Ende blutet gew�hnlich nicht, weil ein R�cktiuss des Blutes in der Richtung vom Herzen zur Peripherie in den Venen so lange verhindert wird, als die Klappen nicht insufficient sind. Mit der klappenlosen Pfortader hat die Chirurgie wenig zu thun; es ver�langen deshalb nur die Mastdarmvenen und die Vena spennatica eine aus�nahmsweise Ber�cksichtigung.
In verletzten Arterien, gleichviel ob dieselben der Quere oder der L�nge nach an- oder durchgeschnitten sind, str�mt hingegen das Blut von beiden Seiten, von der centralen wie von der peripherischen Seite her, der
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vorhandenen Oeffnung zu. Hieraus ergibt sich, dass eine .verletzte nicht ganz kleine Arterie zwei Mal, und zwar �ber und unter der Wunde unter�bunden werden muss, wenn die Blutung zum Stehen gebracht werden soll, w�hrend die Unterbindung gr�sserer Venen, wenn sie der L�nge nach angeschnitten sind, in der Kegel unterlassen werden kann und nur dann erforderlich wird, wenn dieselben der Quere nach durch- oder mehr oder weniger tief eingeschnitten sind.
quot;Was nun die Blutungen aus den grossen Venen anbelangt, so sind dieselben immer gef�hrlich; sie werden in den meisten F�llen t�dtlich, namentlich wenn nicht schnell H�lfe zur Hand ist. Aber selbst aus den grossen, dein Herzen nahe gelegenen Venen fliesst das Blut nicht in un�unterbrochenem Strome, weil an denselben der Eiufluss der Respiration sich in hohem Masse geltend macht. Mit der Exspiration quillt das Blut aus ,deni verletzten Venenstamme hervor, w�hrend dessen Wandungen bei der Inspiration zusammenfallen. Aussei- dem schnell eintretenden grossen Blutverluste kommt bei derartigen Verletzungen noch die Gefahr hinzu, dass bei jeder, namentlich kr�ftigen Inspiration das Blut aus den Venen in das Herz sich entleert, wobei nicht selten Luft eingesogen wird, was sofort den Tod zur Folge haben kann. In solchen F�llen st�rzen die Thiere pl�tzlich zusammen, indem der erfolgte Lufteintritt durch ein quir�lendes Ger�usch sich ank�ndigt. Zuweilen kommen die Thiere nach einiger Zeit wieder zu sich; in der Regel jedoch ist der Tod die Folge dieses Zii-falles. Wie derselbe erfolgt, ist physiologisch noch nicht hinl�nglich auf�gekl�rt. Die Ansicht, dass Luftblasen bis in die mittelstarken Aeste der Lungenarterie vordringen und den weiteren Zutritt von Blut in die Lungen behindern, hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit f�r sich.
Die bei Verletzungen der Weichtheile vorkommenden Blutungen k�nnen dem Vorstehenden gem�ss bald so bedeutungslos sein, dass sie bei der Behandlung keine besondere Ber�cksichtigung erfordern; bald jedoch kann ihre Stillung die allererste und wichtigste Aufgabe des Arztes bilden. Wir haben bereits fr�her von den verschiedenen �lutstillungsmethoden im All�gemeinen gesprochen. An dieser Stelle nun wollen wir die Stillung traumatischer Haemorrhagien etwas ausf�hrlicher er�rtern. Es kommen hier vorzugsweise in Betracht:
1)nbsp; die Unterbindung, Ligatur;
2)nbsp; die Compression, Torsion und Durchschlingung;
3)nbsp; chemisch wirkende Mittel, welche eine schnelle Blutgerinnung bedingen, die sogenannte. laquo;Styptica?.
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1) Die Unterbindung kann in verschiedener Weise ausgef�hrt werden, und zwar in der N�he der verletzten Stelle, oder von dieser mehr entfernt; letzteres Verfahren bezeichnet man als laquo;Unterbindung in der Continuit�tgt;. Es kann dann ferner das blutende Gef�ss frei gelegt und f�r sich allein, d. h. insolirt, oder es. kann dasselbe umstechen und mit den zun�chst gelegenen Weichtheilen unterbunden werden. Im letzteren Falle muss man namentlich genau darauf achten, dass man nicht etwa einen Kervenstamm mit in die Ligatur nimmt, weil durch das Zusammenschn�ren desselben nicht nur heftige Schmerzen, sondern auch gef�hrliche allgemeine Zust�nde herbeigef�hrt werden k�nnen. Deshalb sollte die Urastechung nur da vor�genommen werden, wo die isolirte Unterbindung gar nicht m�glich oder nur sehr schwer ausf�hrbar ist.
Die isolirte Unterbindung wird ausgef�hrt, indem man das blu�tende Gef�ss mit einer Schieberpincette erfasst, demnach die Arme dieser vermittelst des Schiebers feststellt und so das Gef�ss aus den Weichtheilen so weit hervorzieht, als zur Anlegung des Ligaturfadens nothwendig ist. Zu diesem Zwecke wird man das Gef�ss von der Umgebung etwas l�sen m�ssen, wenn dasselbe nicht ganz durchschnitten, sondern nur angeschnitten war. Alsdann zieht man mittelst einer stumpfen krummen Nadel den Ligaturfaden in der N�he der Gef�sswunde um das Gef�ss und unterbindet dasselbe. Arterien werden zweimal, und zwar sowohl �ber wie auch unter der verletzten Stelle unterbunden. Nach der Unterbindung schneidet man das Gef�ss in der N�he der Ligatur, bei Arterien zwischen den beiden Ligaturen durch. Waren die Gef�sse bereits vor der Unterbindung durch�schnitten , so fasst man das zu unterbindende Ende ebenfalls m�glichst isolirt mit einer Schieberpincette, schliesst dieselbe und zieht das Gef�ss aus den Geweben so weit hervor als n�thig ist, um die Ligatur anlegen zu k�nnen. Dann legt man zun�chst lose auf die Arme der Pincette eine Schlinge, schiebt dieselbe von da auf das hervorgezogene, isolirte Ende des zu unterbindenden Gef�sses und zieht sie fest zu, worauf man noch eine Schlinge bildet und so einen haltbaren Knoten schn�rt. � Das eine Ende des Ligaturfadens wird kurz abgeschnitten, das andere Ende auf dem n�chsten Wege zur Wunde herausgef�hrt.
Die �mstechung kann nach zwei verschiedenen Methoden ausgef�hrt werden, n�mlich subeutan, oder mit Einschluss eines Theiles der �usseren Haut. Letzteres Verfahren ist im Allgemeinen nicht rathsam und �berhaupt nur da zul�ssig, wo das blutende Gef�ss der K�rperoberfl�che nahe liegt; blos in Nothf�llen und zwar auch dann nur provisorisch sollte diese Blut-stillungsinethode angewendet werden. � Die Unterbindung in der Conti-
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nuit�t ist blos an Arterien ausf�hrbar und da angezeigt, wo das blutende Gef�ss selbst ohne bedeutende Nebenverletzungen nicht frei gelegt und die Blutung in anderer Weise nicht gestillt werden kann. Ist in solchen F�llen der Arterienstamm zu erreichen und kann derselbe ohne erhebliche Gefahr unterbunden werden, so wird die Ligatur an einer geeigneten Stelle zwischen der Verletzung und dem Herzen, und zwar der blutenden Stelle so nahe wie m�glich angelegt.
Es wurde bereits fr�her bemerkt, dass bei ven�sen Blutungen die Unterbindung nur sehr selten nothwendig wird. Da ihre Folgen gef�hrlich werden k�nnen, so vermeidet man sie m�glichst. An grossen Venenst�mmen ist sie zuweilen unvermeidlich.
2) Die Compression kann als provisorisches oder als definitives Blut�stillungsmittel angewendet werden. Die einfachste Art jener ist die Digital�compression, wobei man die blutende Arterie oder deren Stamm mit dem Finger gegen einen festen Gegenstand, gew�hnlich gegen einen nachbarlich gelegenen Knochen dr�ckt. Wo die provisorische Blutstillung auf l�ngere Zeit ausgef�hrt werden muss, da bedient man sich zweckm�ssig eines anderen Compressoriums, weil die Finger zu schnell erm�den. Ein geeignetes und fr�her in der Menscheuheilkunde h�ufiger gebrauchtes Compressorium ist das laquo;Tourniquetraquo;, welches aus einem l�nglich geformten St�ck Holz oder Leder, der sog. laquo;Pelottegt; und aus einem Bandapparate besteht. Die Pelotte wird an die Weichtheile angelegt und vermittelst Schnallen oder Schrauben fest gegen den Knochen angedr�ckt, so dass dadurch die Blutung zum Stehen kommt. Statt eines solchen Apparates kann man ein Flachs�oder Leinwandpolster an den zu coinprimirenden Theil anlegen und mit einer einfachen Binde gegen den benachbarten Knochen fest andr�cken. Die so bewirkte Compression darf nicht zu lange andauern, weil durch sie die Circulation des Blutes in dem abgeschn�rten Theile entweder ganz auf�gehoben oder doch wesentlich beeintr�chtigt wird. Dieselbe hat indess den grossen Werth, dass sie jeden gr�sseren Blutverlust bis zur definitiven Blutstillung verhindert, was in gewissen F�llen einer Lebensrettung gleich geachtet werden muss. Eine provisorische Blutstillung d�rfte noch voll�kommener und einfacher zu erreichen sein durch ein geeignetes Gummi�band, an welchem entsprechende Vorrichtungen zum Binden oder Haken und Ketten zum beliebigen engeren oder weiteren Zuschn�ren angebracht sind. Von Professor Esmarch ist in die chirurgische Praxis beim Menschen zur m�glichst vollst�ndigen Verh�tung jeglichen Blutverlustes bei Operationen die Einwicklang mittelst Kautschukbinde eingef�hrt worden, mit welcher Friedberger (siehe dessen Mittheilung in der Zeitschrift f�r praktische
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Veterin�rwisseuschaften, Jahrgang 1874, Nr. 5, Seite 163�165) einige zufriedenstellende Versuche bei Thieren gemacht hat.
Die Compression kann unter Umst�nden auch als dauerndes Blut�stillungsmittel verwendet werden. Namentlich geschieht dies �fter bei ven�sen und parenchymat�sen, sowie auch bei solchen Blutungen, welche aus einer gr�sseren Zahl kleinerer Arterien stattfinden. In allen derartigen F�llen wird der Druck dann durch Einwicklung oder durch Tamponade angestrebt. Solche Einwicklangen oder Involutionen k�nnen bei unseren Hausthieren fast ausschliesslich nur an den Gliedmassen angebracht werden und auch an diesen bietet es in den meisten F�llen nicht geringe Schwie�rigkeiten, den Verband so anzulegen, dass er hei hinl�nglich fester Lage ilie Circulation nicht zu sehr behindert. Es werden deshalb diese Involu�tionen in der thier�rztlichen Praxis als blutstillendes Mittel nur selten als gen�gend zuverl�ssig sich erweisen. Dieselben werden applicirt, indem man die Wunde zun�chst mit einer Compresse bedeckt, dann �ber diese einen mehrfach zusammengelegten Leinwandlappen in der Eichtung der Haupt�arterie auflegt und demnach die Extrerait�t von unten herauf mit einer Cirkelbinde einwickelt.
Man kann auch die blutende Wunde mit Flachs oder Charpie aus�stopfen und dann die Binde in Cirkeltouren um die Gliedmasse anlegen. Es ist aber wohl zu ber�cksichtigen, dass der Verband, wenn er einiger-massen Aussicht auf Haltbarkeit bieten soll, ziemlich fest angelegt sein muss; wird er zu locker angelegt, so verschiebt er sich in Folge der unvermeid�lichen Bewegungen, welche die Thiere machen und die Blutung tritt wieder ein. Er darf aber auch nicht so fest angelegt werden, dass er die Blut-circulation wesentlich behindert. Nur bei absoluter Euhe. wie dieselbe bei Menschen bewirkt werden kann, sind solche Involutionen behufs Blut�stillung practisch anwendbar. F�r die thier�rztliche Praxis sind sie dagegen wenig oder gar nicht (allenfalls nur bei kleineren Thieren) zur definitiven Blutstillung geeignet.
DieTaraponade besteht darin, dass man eine vorhandene H�hle mit�telst eingelegter Tampons (das sind Zapfen aus Flachs, Charpie u. dgl.) ausf�llt. Sie passt am besten zur Stillung von Blutungen aus einzelnen nat�rlichen K�rper�ffnungen, namentlich des Kectums und der Vagina. Es gibt verschiedene Arten der Tamponade. Die einfachste ist folgende: Man nimmt ein viereckiges St�ck Leinwand (dessen Grosse nach dem Umfange der blutenden H�hle sich richten muss) und schiebt dasselbe, indem man die Mitte �ber die geballte Faust legt, in das Rectum, resp. in die Vagina hinein, wobei die offenen Enden der Leinwand aussen festgehalten werden.
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Hierauf f�llt man den Raum, in welchem die Faust und der Arm des Operateurs sich befinden, recht fest mit Flachs aus, so dass ein starker Druck auf die Wandungen der betrefi'enden K�rperh�hle ausge�bt wird. Nachdem man die Blutung so zum Stehen gebracht hat, l�sst man den Tampon 24 Stunden, oder wenn m�glich und n�thig, etwas l�nger liegen. Dann entfernt man denselben, indem man an den nach aussen vorstehenden Leinwandenden einen leisen Zug aus�bt und dadurch den ganzen Tampon vermittelst des Leinwandsackes nach aussen bef�rdert. � Man kann auch eine Thier- oder Kautschukblase zum Zwecke der Tamponade benutzen, indem man dieselbe in die betreffende H�hle einlegt, demnach prall mit Wasser f�llt, gut zubindet und ihre Lage in geeigneter Weise sichert. Wenn Eis billig zu haben ist, f�llt mau die Blase zum Theil mit klein geschlagenem Eis und nachdem dieselbe in die blutende H�hle einge�bracht worden ist, prall mit kaltem Wasser. Schliesslich h�tten wir hier noch die Kluppen zu erw�hnen, die zuweilen sehr zweckm�ssig zur Con-pression und Blutstillung verwendet werden k�nnen.
Die Tamponade ist in der thier�rzthchen Praxis ebenfalls wenig ge�br�uchlich; dieselbe kann indess nach Analogie der geinachten Angaben auch in solchen H�hlen ausgef�hrt werden, welche in Folge von Substanz�verlusten entstanden sind. Im Rectum und in der Vagina beschr�nken die nat�rlichen Ausleerungen ihre Anwendbarkeit.
Die Torsion sowie die Durch schlingung k�nnen nur bei Blutungen aus v�llig durchrissenen oder durchschnittenen Gef�ssen zur Anwendung kommen.
Erstere wird ausgef�hrt, indem man die Gef�ssenden mit einer Schieber-pincette erfasst, diese zun�chst mittelst des Schiebers schliesst und dem�nach verschiedene Male um ihre Axe dreht; es entstehen dadurch spiral ige Drehungen der Gef�ssw�nde, durch welche das Gef�sskunen geschlossen wird. Dieses Verfahren ist bei Blutungen aus kleineren Gef�ssst�inmchen recht brauchbar. Eine besondere Art der Torsion ist die Akutorsion; dieselbe besteht darin, dass man eine etwa 12 Ctm. lange Kopfuadel mit ihrer Spitze durch das blutende Gef�ssende steckt und dieses durch kreis�f�rmige Wendungen der Nadel verschiedene Mal um seine Axe dreht, worauf die Nadelspitze in die benachbarte Muskulatur eingestochen wird. Die Akutorsion wird in der Menschenheilkunde vorzugsweise nach Ampu�tationen �fter angewandt; sie ist in der Veterin�rchirurgie wenig brauchbar und ganz entbehrlich. � Die Durchschlingung wird selten und nur an gr�sseren und mittleren Gef�ssst�mmen vorgenommen. Sie besteht darin, dass man die blutenden Gef�ssenden mittelst der Schieberpincette erfasst
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und schliesst; die Gef�sswandungen etwa 1 Cmt. vom (glatten) Schnitt�rande und zwar in der N�he eines Seitenrandes mit einem spitzen Bistouri durchsticht, worauf das Gef�ssende durch die entsprechend lange Spalte hindurchgezogen wird. Hierzu bedient man sich einer besonderen, an ihrem unteren Ende gebogenen Pincette. Es wird so das Gef�sslumen ebenfalls geschlossen, ohne dass ein fremder K�rper in der Wunde verbleibt.
3) Die Stiyptica sind Mittel, welche entweder eine schnelle und feste Gerinnung des Blutes oder eine feste Zusammenziehung der Gewebe be�wirken. (Siehe Seite 46.) Die Zahl derselben ist sehr gross. Hier sollen nur die in der thier�rztlichen Praxis ;gebr�uchlichsten und bew�hrtesten be�sprochen werden. Zu diesen geh�ren: die K�lte, die verschiedenen minera�lischen und vegetabilischen Adstringentia, das Creosot, Terpentin�l und � besonders der Liquor ferri sesquichlorati, sowie das Gl�heisen.
Die K�lte wirkt blutstillend, indem sie die blutenden Gef�sse und die letztere umgebenden Weichtheile zu Contractionen veranlasst, wodurch die Gef�ss�ffiTungen sowohl direct, als auch in Folge des Druckes der zusammen�gezogenen benachbarten Weichtheile, verengert und schliesslich durch Thromben ganz geschlossen werden. Durch dieselbe wird auch die Blut�gerinnung beschleunigt. Doch nur bei parenchymat�sen oder capill�ren Blutungen darf man eine ausreichende styptische Wirkung von ihr er�warten ; bei Hsemorrhagien aus gr�sseren Gef�ssen reicht sie f�r sich allein zur Blutstillung nicht aus. � Die K�lte wird angewendet in Form von Aufschl�gen von kaltem Wasser, Schnee oder Eis ; oder bei Blutungen aus H�hlen auch als Einspritzung von kaltem Wasser, und, wie bereits ange-� geben, als Eisblasen etc.
Die verschiedenen Adstringentien sind ebenfalls nur bei kleineren Hsemorrhagien (capill�ren und parenchymat�sen) zu versuchen; bei gr�sseren Blutungen reichen sie nicht aus. Die mineralischen sowie die vege�tabilischen Adstringentien k�nnen einfach als feine Pulver aufgestreut werden; die mineralischen Substanzen und die Pflanzenalcaloide k�nnen aber auch in concentrirten L�sungen und die Pflanzenk�rper in concentrirten Abkochungen angewendet werden.
Man vergesse nie, welche Bedeutung anhaltende Blutverluste haben k�nnen; wo ein geringer Verlust schon Gefahr bringt, lasse man die beiden eben genannten Blutstillungsarten lieber von vorneherein bei Seite.
Creosot und Terpentin�l, namentlich letzteres, sind weit zuverl�ssigere Styptica. Ihre Wirksamkeit ist wahrscheinlich dem Umst�nde zuzuschreiben, dass sie eine energische Reizung und Contraction der durchschnittenen Gef�ssenden hervorrufen. Auch beschleunigen sie die Blutgerinnung, indess
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sind die Coagula nicht besonders fest. Das Creosot wird zu diesem Zwecke als Creosotwasser, d. i. Creosotum solutura s. Aqua Binelii, oder als Creosot-spiritus und nur selten unverd�nnt angewandt. (Aqua Binelii besteht aus 3 Th. Creosot auf 400 Th. Wasser. Creosotspiritus besteht aus 1 Th. Creosot und 3 Th. Spiritus Vini i-ectificatissirai. Beide kann man nach Bed�rfniss st�rker oder schw�cher machen.) Das 01. terebinthinse wird gew�hnlich, unverd�nnt angewandt, namentlich in bedenklicheren F�llen. Man ber�ck�sichtige stets, dass dasselbe die betreffenden Theile stark reizt.
Der Liquor ferri sesquichlorati ist neben dem Gl�heisen das beste Stypticum. Er bildet mit dem Blute ein festes, lederartiges Coagulum, das so gut aufsitzt, wie kaum ein mit dem Gl�lieisen erzeugter Brandschorf. Seine Anwendung ist sehr einfach, indem man ein mit demselben getr�nktes Flachs- oder Charpie-B�uschchen fest auf das blutende Gewebe andr�ckt, nachdem man dasselbe vorher mit einem Schw�mme m�glichst frei gelegt hat. Nach 2 bis 5 Minuten nimmt man das B�uschchen weg. worauf selbst ziemlich starke Blutungen aus kleineren Arterien in der Regel stehen. N�thigenfalls werden diese Betupfungeu wiederholt. �#9632; Das Gl�heisen muss bei seiner Application weissgl�hend sein, weil ein rothgl�hendes Eisen einen weniger festen Schorf erzeugt, der schon beim Wegnehmen des Eisens leicht wieder abf�llt, resp. an demselben kleben bleibt, w�hrend der mit dem weissgl�henden Eisen erzeugte Schorf fest aufsitzt.
Die Anwendung der fr�her (Seite 46) angef�hrten, sowie anderer innerlicher Arzneimittel zum Zwecke der Blutstillung ist in der Veterin�r�praxis von untergeordneter Bedeutung. Dieselben k�nnen in geeigneten F�llen und bei entsprechender Wahl allenfalls als H�lfsmittel neben anderen raquo; schneller und energischer wirkenden Stypticis in Gebrauch gezogen werden.
Wenn die Blutstillung in der Chlorofornmarkose vorgenommen wird, so hat man wohl zu ber�cksichtigen, dass diese auf jene hemmend ein�wirkt , dass somit Blutungen, welche w�hrend der Narkose nur gering ersdieinen, nach derselben bedeutender und dadurch zu unangenehmen Nachblutungen werden k�nnen. Man muss deshalb bei Operationen unter der Chloroformnarkose auf die Blutstillung eine ganz besondere Sorgfalt verwenden. � Schliesslich sei noch bemerkt, dass man bei Blutungen aus mehreren gr�sseren Gef�ssen zu gleicher Zeit an jedes derselben zun�chst eine Schieberpincette anh�ngt und erst nach dieser provisorischen zur definitiven Blutstillung schreitet.
Was das Klaffen der Wundr�nder anbetritft, so ist dasselbe graduell je nach der Tiefe, L�nge und dem Orte der Verletzung, sowie nach der Beschaffenheit der betroffenen Weichtheile verschieden. Im Allgemeinen
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klaffen grosse und tiefe Wunden st�rker als kleine und seichte; Querwunden mehr als L�ngswunden. Ausser der normalen Spannung der betroffenen Gewebe kommt auch die Anschwellung der Wundr�nder und ihrer Nach�barschaft hier in Betracht. 0
Sobald die Blutung gestillt ist, untersucht man die quot;Wunde genauer, indem man dieselbe zun�chst mit kaltem Wasser reinigt und von deren Tiefe und sonstigen Beschaffenheit ein m�glichst klares Bild sich zu ver�schaffen sucht. Vor allen Dingen muss man zusehen, ob eine ser�se oder Synovial-H�hle ge�ffnet ist, ob gr�ssere Xervenst�inme oder ob Knochen verletzt oder auch nur entbl�sst sind etc., da von dem Fehlen oder Vor�handensein derartiger und anderweitiger Complicationen die Prognose und Behandlung wesentlich mit abh�ngt.
Znn�chst wollen wir solche Schnittwunden betrachten, welche einfach in einer Trennung der Weichtheile bestehen, ohne dass weitere Compli�cationen zugegen sind.
Schnittwunden der Weichtheile k�nnen auf zwei Wegen zur Wieder�vereinigung, resp. zur Heilung gelangen, und zwar:
a. durch die erste Vereinigung (per primam intentionem); h. in Folge einer eintretenden Eiterung und Gewebsneubildung (per secundam intentionem).
Die Heilung auf dem Wege der ersten Vereinigung f�hrt am schnellsten zum Ziele. Ihr Eintritt setzt folgende �ussere Bedingungen voraus: Zwischen den Wundr�ndern d�rfen weder st�rkere Lagen von Blut, noch irgend ein anderer fremder K�rper sich befinden; dieselben m�ssen mit einander so in Ber�hrung gebracht und bis zu ihrer Ver�wachsung so zusammengehalten werden, wie sie vor der Verletzung ver�einigt waren. Dies Vereinigen und Zusammenhalten der Wundr�nder kann wegen der st�rkeren Hautmuskel und der allgemeinen Behaarung unserer Hausthiere in der thier�rztlichen Praxis weit weniger als in der raenschen-�rztlichen durch Pflaster, Collodium u. dgl. bewirkt werden, da genannte Mittel auf der (behaarten) Haut nicht fest genug haften und deshalb im Allgemeinen eine zu geringe Sicherheit bieten. Eine absolute Garantie in dieser Hinsicht gew�hrt selbst nicht einmal f�r alle F�lle die Naht. Gleich�wohl ist dieselbe am meisten geeignet, um die Wundr�nder zusammen�zuf�gen und aneinander zu halten. Zu diesem Zwecke bedienen wir uns gegenw�rtig fast ausschliesslich der umschlungenen Naht oder der Knopfnaht.
Die umschlungene Nah t, laquo;sutura circu mvolutaraquo;, in der Menschenheilkunde wohl auch lt; Hasenschartennaht gt; genannt, wird in fol�gender Weise angelegt: Man f�hrt in angemessener Entfernung von einander
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lange und feine Stecknadeln durch die beiden Wundr�nder, indem man von diesen so viel Substanz fasst, als die Haltbarkeit der Naht verlangt. Nach der Durchf�hrung jeder einzelnen Nadel umschlingt man dieselbe mit einem hinl�nglich starken seidenen oder leinenen Faden und zieht vermittelst desselben die Wundr�nder aneinander. Mit dem n�mlichen Faden geht man nach Application der n�chstfolgenden Nadel zu dieser und umschlingt auch sie in der angegebenen Weise. So f�hrt man fort, bis die Wundr�nder von dem einen Ende bis zum anderen geh�rig vereinigt sind. Demnach werden die Nadeln an beiden hervorstehenden Enden so weit ab�gekniffen, dass sie an jeder Seite den umschlungenen Faden nur um 1 bis 2 Millimeter �berragen. Endlich kann man die Naht in ihrer'ganzen L�nge noch mit Collodium �berziehen, um so den Zutritt der Luft m�glichst voll�st�ndig abzusperren. Da die Fadentouren um je zwei Nadeln einer arabischen 8 �hnlich sehen, so hat man diese Naht auch laquo;Achternaht gt; genannt.
Die Knopfnaht, laquo;sutura nodosagt;, wird angelegt, indem man den einen Wundrand (am besten mit einer Hakenpincette) erfasst und in einer der Grosse der Wunde und der Beschaffenheit der Haut entsprechenden Ent�fernung vom Wundrande mittelst einer mit Heftfaden versehenen Nadel von aussen nach innen, dann den anderen Wundrand an der correspon-direnden Stelle von innen nach aussen durchsticht, hierauf den Heftfaden so abschneidet, dass er gut gebunden werden kann, und demnach auf die fest aneinander gezogenen Wundr�nder einen Knoten schlingt.
In neuerer Zeit bedient man sich zum Heften del' Wundr�nder statt seidener oder leinener F�den, �fter feiner weicher Dr�hte aus Silber oder Eisen. Dieselben bieten den Vortheil, dass sie in ihrer Umgebung weniger leicht Eiterung verursachen. In der thier�rztlichen Praxis werden nichts�destoweniger meist seidene oder leinene Heftf�den verwendet, die ihrem Zwecke im Allgemeinen auch in befriedigender Weise entsprechen. Wo man indess geeigneten Eisen- oder Silberdraht zur Hand hat und den h�heren Preis der letzteren nicht scheut, da kann man dieselben ganz zweckm�ssig benutzen.
Seit einigen Jahren werden besonders pr�parirte Darmsaiten sowohl zu Ligaturen als auch zu Suturen �fter verwendet. List er hat dieselben unter dem Namen lt; Catgut gt; in die chirurgische Praxis eingef�hrt; sie werden gew�hnlich in carbolisirtem Oel aufbewahrt, in der menschen�rzt�lichen Chirurgie besonders da gebraucht, wo die F�den liegen bleiben sollen. Die Resultate, welche in der hiesigen Universis�tsklinik mit den�selben erzielt wurden, veranlassen mich, in Zukunft auch in der Veterin�r�praxis unter entsprechenden Verh�ltnissen mich ihrer zu bedienen.
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Schliesslich sei noch bemerkt, class nur frische Wund�r�nder per primam intentionem mit einander verwachsen; sind dieselben bereits trocken oder gar vernarbt, som�ssen sie vor ihrer Vereinigung durch die Naht mit dem Messer oder mit der Scheere angefrischt werden.
In der Regel entwickeln sich demnach innerhalb der ersten 24 Stunden alle Erscheinungen der Entz�ndung, welche am zweiten und dritten Tage sich ziemlich auf gleicher H�he erhalten k�nnen, ohne class dies als eine besondere Abweichung vom normalen Verlaufe zu betrachten w�re. Bis sp�testens zum f�nften Tage m�ssen jedoch die Entz�ndungserscheinungen nachlassen, wenn auch noch nicht ganz vollst�ndig wieder verschwinden. Steigern sich dieselben noch am zweiten, dritten, vierten Tage, oder treten einzelne Symptome, z. B. heftiger Schmerz, starke Geschwulst an diesen Tagen neuerdings wieder hervor, nachdem sie bereits beseitigt waren, oder dauern sie mit gleicher Heftigkeit �ber den f�nften, sechsten Tag hinaus fort, so weicht der Verlauf der Entz�ndung von dem normalen Wege ab, der durch die erste Vereinigung zur Heilung f�hrt. In solchen F�llen pflegt eine allgemeine Reaction von Seiten des Organismus durch den Eintritt eines sogenannten Wundfiebers sich einzustellen. Bei regehn�ssigem Ent�z�ndungsverlaufe fehlt dieses, selbst bei gr�sseren Schnittwunden unserer Hausthiere gew�hnlich ganz; vielleicht jedoch m�gen geringe Fiebergrade, die der Wahrnehmung entgehen, �fter auftreten, als man weiss. (Siehe AVundfieber.)
Den traumatischen Entz�ndungen ist es eigenth�mlich, class die localen Erscheinungen in der Regel auf die Wuudr�nder sich beschr�nken, d. h. ohne besondere innere oder �ussere Veranlassung sich nicht weiter ausbreiten; anders verh�lt sich dies bei den spontanen Entz�ndungen, wie wir sp�ter sehen werden.
Beim normalen Verlaufe kann man am dritten Tage diejenigen F�den der Knopfnaht l�sen, welche am wenigsten zu halten haben: die anderen l�sst man bis zum vierten, f�nften Tage liegen. An stark gespannten Haut�stellen entfernt man die Hefte erst nach acht Tagen, oder l�sst sich die�selben von selbst l�sen. Nur in den F�llen, wo die Entz�ndungserschei�nungen die gew�hnlichen Grenzen �berschreiten, muss man die Hefte fr�her entfernen, um den vorhandenen abnormen Reizzustand m�glichst bald zu beseitigen. Als Ursache desselben trifft man in der Tiefe der Wunde nicht selten zersetztes oder mit Eiter untermischtes Blut an.
Das Entfernen der N�hte muss stets mit m�glichster Schonung ge�schehen, um eine abermalige Trennung der erst frisch verklebten Wund-
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r�ndier zu vermeiden, welche durch gewaltsame Zerrung derselben leicht verursacht wird.
Da man in der thier�rztlichen Praxis das Zusammenhalten der Wund�r�nder nicht wohl durch Pflaster oder andere Mittel unterst�tzen kann, so nehme man sich wohl in Acht, die N�hte ohne Noth zu entfernen, bevor die Vereinigung der Wundr�nder so fest ist, dass diese ohne weitere St�tze zusammenhalten. Die meisten einfachen Schnittwunden sind bei g�nstigem Verlaufe meist in sechs bis acht Tagen so fest mit einander verwachsen, dass die L�sung der letzten N�hte ohne Bedenken erfolgen kann.
Auch bei der umwundenen Naht darf man in der Eegel mit dem dritten Tage einige Nadeln entfernen; die anderen l�st man am f�nften, sechsten Tage, ohne indess den umgeschlungenen Faden abzuheben. Derselbe ist gew�hnlich mit den Wundr�ndern fest verklebt, weshalb man seine Los-stossung in den meisten F�llen am besten sich selbst �berl�sst.
In Vorstehendem haben wir die macroscopischen Erscheinungen dar�gestellt, wie sie bei einfachen Schnittwunden, welche per primam intentionem zur Heilung gelangen, sich zu gestalten pflegen. Wir wollen nun in Fol�gendem die microscopischen Vorg�nge etwas n�her in's Auge fassen. Die�selben beziehen sich auf das verletzte Gewebe selbst, auf seine Gef�sse und Nerven. Ueber das Verhalten der letztern bei den Heilprocessen per primam intentionem wissen wir zur Zeit so wenig Bestimmtes, dass ich hier darauf verzichte, die verschiedenen physiologischen Annahmen in Bezug auf ihren gr�ssern oder geringern Grad von M�glichkeit und Wahrscheinlichkeit zu discutiren. Gerade �ber die Punkte, welche hier zur Sprache kommen m�ssten, wissen wir so gut wie gar nichts. So z. B. kennen wir bis jetzt das Ende der Nerven nur f�r wenige K�rpertheile mit einiger Sicherheit, w�hrend es f�r andere noch ganz unbekannt ist. Eben so wenig weiss man �ber die Beziehungen der Nervenenden zu den Capillaren und �ber die Art und Weise, wie die trophischen Nerven wirken. Mit diesem Gest�nd�nisse unserer Unkenntniss in fraglichen Dingen soll indess keineswegs negirt werden, dass dieselben �berhaupt einen Einfluss auf die Vorg�nge bei der Heilung per primam intentionem aus�ben.
Um die Vorg�nge bei der Heilung per primam intentionem einfach und klar darstellen zu k�nnen, wollen wir uns zun�chst an das Biede-gewebe halten, welches bei Verletzungen der Weichtheile gew�hnlich auch in Wirklichkeit im Heilprocesse eine hervorragende Kolle spielt.
Zwischen den vereinigten Wundr�ndern verletzter Weichtheile finden wir der vorausgegangenen Blutstillung ungeachtet stets ein kleines Extra-vasat, welches, ebenso wie das Blut in den Capillaren von den verletzten
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Stellen bis zum n�chsten Knotenpunkte des Capillarnetzes, d. h. bis zu den n�chsten Verzweigungen, geronnen ist. Da hiedurch ein Theil der Blut�bahnen thrombirt, resp. unpassirbar wird, so m�ssen die n�chsten Zweige des Capillarnetzes mehr Blut aufnehmen, oder mit anderen Worten gesagt: hype-r�misch werden, wodurch Eothung und zum Theil auch Schwellung in der Umgebung der Wunde sich einstellt. Die Schwellung wird noch vermehrt in Folge reichlicheren Austritts von Blutplasma in die Gewebe durch die ausgedehnte Wandung der Capillaren. Bereits einige Stunden nach der Verletzung findet man die Wundr�nder von weissen Blutzellen ganz durchsetzt. Diese nehmen in kurzer Zeit sehr bedeutend zu, infiltiiren das erweichte Gewebe und wandern auch wohl von dem einen Wrund-rande zu dem andern hin�ber. Unterdessen wird die Intercellularsubstanz des Bindegewebes allm�lig zu einer homogenen gleichf�rmigen Masse um�gewandelt, die mit Zunahme der Zellen immer mehr und mehr verschwindet, bis die aneinander liegenden Wundfl�chen nach einiger Zeit fast nur aus Zellen bestehen und durch eine nur geringe Menge gallertartigen Zwischen�gewebes mit einander verbunden werden. Das neu gebildete Gewebe be�zeichnet manuals laquo;prim�res Zellengewebegt;, nach Virchow als laquo;Granu�lationsgewebe gt;, oder nach Rindfleisch als laquo;Keimgeweberaquo;. Diese entz�nd�liche Neubildung geht also aus der reichlichen Einwanderung von weissen Blutzellen in das Gewebe und vielleicht auch zum Theil aus einer Zellen-proliferation von Seiten der Bindegewebszellen hervor. Man kann die Ent�wicklung fraglichen Zustandes leicht verfolgen, wenn man bei der micros-copischen Untersuchung geeigneter Pr�parate von dem normalen Gewebe gegen die Wundr�nder hin fortschreitet. Die zellige (plastische) Infiltration erstreckt sich stets �ber die unmittelbare N�he der verletzten Stelle etwas hinaus, so dass die Wundr�nder eine festere, derbere Beschaffenheit an�nehmen. Die meist zwischen denselben gelegene d�nnere Schicht geronnenen Blutes, welche sich auch eine kurze Strecke in die Gewebsinterstitien der Wundfl�chen hineinerstreckt, vermag unter Umst�nden der Heilung per primam intentionem hinderlich zu werden. Je m�chtiger das eingelagerte Extravasat ist, um so leichter geht dasselbe die faulige Zersetzung ein oder zerf�llt eitrig, wodurch die Heilung nur noch auf dem zweiten Wege erfolgen kann. Soll diese per primam intentionem zu Stande kommen?, so muss die Blutgerinnung in dem Narbengewebe mit aufgehen und mit der Neubildung in den Wundfl�chen vollkommen verschmelzen. Diese Verschmelzung wird dadurch m�glich, dass die Zellen an den bereits locker verklebten Wund�fl�chen allm�lig in Spindelzellen sich verwandeln, w�hrend die Intercellular�substanz wieder fester wird. Jene gestalten sich zu fixen Bindegewebszellen und das junge Narbengewebe verwandelt sich schliesslich in normales fase-
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riges Bindegewebe. � In der Umgebung der Wundr�nder nimmt inzwischen die Zelleninfiltration immer mehr ab, bis sie endlich ihr gew�hnliches nor�males Maass wieder erreicht.
Unterdessen sind die verstopften Gef�ssenden der Wundr�nder zum Theil durch Resorption wieder frei geworden, anderntheils obliterirt. Die angreuzenden Gef�sschlingen schl�ngeln und winden sich fr�hzeitig vielfach und aus den Wandungen derselben sprossen zahlreiche Zweige hervor, welche sowohl unter seh, als auch mit den (neu gebildeten) Gef�ssschlingen der gegen�ber liegenden Wundfl�che in offene Verbindung treten. Die fr�her vorhanden gewesenen Gef�ssverbindungen werden so durch ein neu gebildetes Gef�ssnetz ersetzt, welches zun�chst weit zahlreicher ist, als das untergegangene. Dadurch erscheint die junge Narbe anfangs h�her gerothet; sp�ter verschwinden diese Gef�sse zum Theil wieder, indem ihre Wan�dungen zusammensinken und in solide, feine Bindegewebsstr�nge sich um�wandeln. Das Intercellulargewebe wird immer fester, wasserarmer, w�hrend, wie bereits erw�hnt wurde, die Zellen die bekannte platte Form der Binde-gewebsk�rperchen annehmen, oder auch zum Theil verschwinden. � Auf diesen Vorg�ngen beruht die Schrumpfung und die bedeutende Zusammen�ziehung des Narbengewebes, in Folge deren der manchmal betr�chtliche Umfang frischer Narben zuweilen auf die H�lfte ihrer urspr�nglichen Grosse sich reducirt.
Schon sehr fr�h wird bei der Heilung per priraam intentionem das neu gebildete, verklebende und ineinander wachsende zellige Gewebe fest, so dass schon nach 24 Stunden die Intercellularsubstanz desselben ziemlich starr fibrin�s geworden ist. Diese aus erweichtem Bindegewebe, aus trans-sudirtem Serum und aus eingewanderten Zellen hervorgegangene Kittmasse verklebt meist schon am dritten Tage die Wundr�nder so innig, dass sie nach dieser Zeit ohne Naht ziemlich fest aneinanderhalten.
Mit dem allm�ligen Verschwinden ihres Gef�ssreichthumes verliert die Narbe ihre R�the und wird schliesslich sogar bleicher als ihre Um�gebung. An der behaarten Haut unserer Hausthiere f�llt diese Erschei�nung in der Piegel weniger in die Augen, als an der unbehaarten Haut des Menschen.
Die Heilung per primam intentionem wird durch folgende Umst�nde verhindert:
1) Wenn die Spannung der gehefteten Wundr�nder so gross ist, dass diese von den Heftf�den oder Nadeln zu fr�h durchschnitten werden, � oder dass durch die starke Spannung der Gewebe die Circulation in den Capillaren gehemmt und dadurch die Aus- und Einwanderung, sowie die
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weitere Entwicklung der Zellen gest�rt wird. Schon beim Anlegen von Suturen muss man hierauf R�cksicht nehmen und die F�den nicht st�rker anziehen, als u�thig ist, um die Wundr�nder in leise Ber�hrung mit ein�ander zu bringen.
2)nbsp; Wenn eine gr�ssere Menge Blutes zwischen die Wundfl�chen ergossen wird; dasselbe wirkt namentlich dann als fremder K�rper, wenn es der fauligen Zersetzung anheimf�llt. Ebenso different verhalten sich zer�tr�mmerte Gewebselemente. Die Gewebszertr�mmerung ist zuweilen eine so wenig in die Augen fallende, dass sie beim Anlegen der Naht ganz �bersehen wird. Betrifft dieselbe nur ganz kleine Stellen, so k�nnen die betroffenen Gewebselemente alsbald molecular zerfallen und resorbirt #9632;werden, ohne dass die Heilung per primam intentionem dadurch wesent�lich zerst�rt wird.
3)nbsp; Wenn von aussen fremde K�rper zwischen die Wundr�nder ein�dringen, wie namentlich Urin, Koth oder Schmutz jeder Art. Durch die�selben wird die Wunde theils auf mechanischem , theils auf chemischem Wege gereizt und eine directe Ber�hrung der Wundfl�chen verhindert.
Schliesslich bemerken wir noch, dass auch ganz getrennte K�rpertheile m�glicherweise und bedingungsweise wieder anwachsen k�nnen und zwar auf dem Wege der ersten Vereinigung, wie dies die h�ufig gelungene Trans�plantation abgeschnittener Hahnensporen an Stelle des abgeschnittenen Hahnenkammes nach der Kastration hinl�nglich beweist. Dieses Wieder�anheilen ganz losgetrennter K�rpertheile ist indess im Allgemeinen ein so beschr�nktes, dass wir bei unseren gr�sseren Hausthieren hieraus so gut wie gar keinen Nutzen ziehen k�nnen, namentlich deshalb nicht, weil behaarte K�rpertheile nur selten oder gar nie wieder anheilen, wenn sie vollst�ndig vom K�rper losgel�st waren. Ueberhaupt heilen nur kleinere St�cke wieder an und auch diese nur zuweilen; aber nie anders, als wenn sie bald nach erfolgter Trennung wieder in geeignete Verbindung mit dem K�rper gebracht werden.
Wo die Wiedervereinigung nicht gelingt, da wird der Substanzverlust ganz in derselben Weise gedeckt, als bei anderen Schnittwunden, Avelche nicht auf dem Wege der ersten Vereinigung zusammenwachsen. Es er�folgt dann die Heilung auf dem Wege der zweiten Vereinigung, oder mit anderen Worten: per secundam intentionem. Wir wollen die bei derselben auftretenden Vorg�nge an einer klaffenden Wunde etwas genauer studiren.
Verletzungen der Weichtheile mit klaffenden Wundr�ndern verhalten sich in Bezug auf die Heilprocesse ganz ebenso, wie Wunden mit Substanz-
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verlust; in beiden F�llen muss Gewebe in entsprechende!' Menge neu ge�bildet werden, um die Verbindung der getrennten Wundr�nder wieder herzustellen. Die Grundprocesse sind hierbei dieselben, wie bei einer Heilung per primam intentionem. Die Heilung per secundam intentionem wird n�mlich ebenfalls durch einen Entz�ndungsprocess eingeleitet, bez�glich dessen Grades und Ausbreitung im Allgemeinen Alles das anwendbar ist, was �ber die Vorg�nge nach der Vereinigung der Wundr�nder durch die Naht, resp. �ber die nachfolgenden klinischen Entz�ndungserscheinungen angegeben worden ist. Etwa 24 Stunden nach der Verletzung zeigen sich an den klaffenden Wundr�ndern h�here R�the, vermehrte W�rme, Geschwulst und Schmerz, deren Grad und Aus�breitung f�r die Prognose von Belang sind. Hier�ber ist bereits bei der Heilung per primam intentionem das N�thige gesagt worden. Zun�chst sind die Gewebe noch ziemlich deutlich erkennbar, wenngleich dieselben bereits ein eigenthlimliches, grauliches, gallertartiges Ansehen angenommen haben. Auf der Wundfi�che zeigen sich viele kleine Gewebsfetzen, welche in Form von gelblichen oder graur�thlichen Partikelchen mit den Wundfl�chen noch fest verbunden sind. Am zweiten Tage verwischen sich allm�lig die Grenzen der Gewebe, indem die Wundfl�chen nach und nach ein gleichm�ssiges, graur�thliches, gallertartiges Aussehen annehmen und an ihrer Oberfl�che mit einem rothgelblichen, d�nnen Secrete sich bedecken. Am dritten Tage ist dieses Secret schon reiner gelb, etwas dicker; die abgestorbenen Ge-webspartikelchen l�sen sich und fliessen mit dem Secrete ab. Die Wund�fl�che wird immer ebener und gleichm�ssiger roth, oder wie wir diesen ganzen Vorgang technisch bezeichnen laquo; die Wunde reinigt sich gt;.
Wenn man genauer nachsieht, so findet man, namentlich bei Zuh�lfe-nahme einer guten Lupe, dass aus dem Gewebe viele, kaum hirsekorn-grosse, rothe Kn�tchen hervorsprossen, welche unter dem Namen der Fleisch�w�rzchen, Granulationen oder Granula allgemein gekannt sind. Dieselben entwickeln sich bis zum vierten, f�nften und sechsten Tage viel st�rker und fliessen alsbald zu einer feink�rnigen, gl�nzend roth aussehenden Fl�che, der lt; Granulationsfl�che gt;, zusammen. Die von dieser secernirte Fl�ssigkeit ist inzwischen allm�lig dicker geworden und hat eine rein gelbliche, rahmartige Beschaffenheit angenommen; sie stellt das lt;pus bonum et laudabileraquo; der Alten dar.
Von diesem normalen Verlaufe der Entwicklung [fraglicher Vorg�nge kommen viele Abweichungen vor, die besonders von der Beschaffenheit der Verletzung und der verletzten Gewebe abh�ngig sind. So z. B. treten bei Sehnen und Fasern, selbst in Folge von einfachen Schnittwunden, nicht
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selten so bedeutende Circulationsst�rungen auf, dass von den Wundr�ndern an das Gewebe in unerwartet grosser Ausdehnung abstirbt, w�hrend von lockerem Bindegewebe oder von Muskelgewebe nur dann gr�ssere Partie� absterben, wenn die Verletzung keine einfache Schnittwunde, sondern mit Gewebszertr�mmerung, Vergiftung etc. complicirt ist. In solchen F�llen dauert es nat�rlich viel l�nger, bis die Reinigung der Wunde sich vollzogen hat; in Folge dessen trifft man die abgestorbenen Gewebstheile noch mehrere Tage lang als weisse Fetzen mit den Wundfl�chen in festem Zusammenhange. � Fragen wir nach dem Grunde, weshalb Sehnen und Fascien h�ufig in gr�sserem Umfange abgestossen werden, so finden wir denselben einestheils in der Gef�ssarmuth, auderntheils in der Dichtigkeit und Festigkeit frag�licher Gewebe. Durch beide Factoren wird die Entwicklung eines aus�reichenden collateralen Kreislaufes wesentlich erschwert, so dass derselbe h�ufig nicht schnell genug eintreten kann, um das Absterben einzelner Partien dieser Gewebe, deren Gef�sse in Folge der Verletzung obturirt sind, zu verh�ten. Dieselben Verh�ltnisse werden wir bei Verletzungen der Knochen wieder antreffen und ausf�hrlicher besprechen.
Eine Abweichung vom normalen Verlaufe der Fleischw�rzchenbildung kann auch bedingt sein in gewissen Constitutionsverh�ltnissen des betref�fenden Individuums. Hohes Alter, schlechter Ern�hrungszustand, allgemeine oder locale Schw�che etc. sind z. B. Zust�nde, welche die Entwicklung der Granulationen einestheils verz�gern, anderntheils verursachen, dass dieselben ein schlaffes, blasses Aussehen bekommen.
Verfolgen wir zun�chst die weiteren normalen Heilungsvorg�nge. Die Granulationen mehren sich und erheben sich allm�lig immer mehr aus der Tiefe nach der Oberfl�che hin, bis sie nach k�rzerer oder l�ngerer Zeit das Niveau der �usseren Haut erreichen oder gar �berragen. Letzteres muss in einer sp�ter anzugebenden Weise verhindert werden, damit die Narbenbildung im Niveau der K�rperfl�che abschliesse. Die Granulationen werden nach und nach dicker und fliessen immer mehr zusammen, so dass sie mit blossem Auge kaum noch oder gar nicht mehr, als gesonderte Kn�pfchen erkannt werden k�nnen. Die ganze Granulationsfl�che bekommt dadurch ein glasiges, gallertartiges Ansehen; sie beginnt alsbald sich zu�sammen zu ziehen, und von ihren R�ndern aus mit neu gebildeter Epidermis sich zu bedecken. Dies geschieht, indem von den Hautr�ndern aus zu�n�chst ein trockener, weisslicher Saum sich bildet, der ganz allm�lig nach dem Centrum der Granulationsfl�che hin vorr�ckt und diese endlich ganz �berzieht; erst durch die neu gebildete Epidermisdecke wird die Narbenbildung vollendet und nach aussen abgeschlossen. Wo grosse St�cke
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Haut verloren gegangen sind, kann in Rede stehender Process mehrere Monate Zeit in Anspruch nehmen, da die Epidermisbildung nur vom Rete Malpighi ausgehen, folglich bei Hautverlusten nur von den vorhandenen Hautr�ndern aus erfolgen kann. Zuweilen h�rt die Bildung der Fleisch�w�rzchen auf, bevor diese das Niveau der K�rperoberfl�che erreicht haben. In solchen F�llen muss die Wunde in geeigneter Weise gereizt und der Granulationsprocess neuerdings augeregt werden; derselbe ist so lange zu unterhalten, bis ein quantitativer Ausgleich zwischen verloren gegangener Substanz und Xarbengewebe stattgefunden hat.
Nachdem wir jetzt die macroscoplschen Ver�nderungen bei der Hei�lung von Wunden mit Substanzverlust oder mit klaffenden Wundfl�chen kennen gelernt haben, wollen wir die microscopischen Verh�ltnisse und zwar wieder an einfachem Bindegewebe verfolgen.
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Fte. 11.
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Eine in der Eiterung begriffene Wunde mit Substanzverlust.
Schematische Zeichnung zur Veranschaulichung der in die Granulationsfl�che hineingewachsenen von den
zun�chst gelegenen Capillaren ausgehenden Gefassschlingen; zwischen diesen liegen Anf�nge der Granula,
Die Oberfl�che ist mit Eiterk�gelchen bedeckt. (Nach Billroth, etwas ver�ndert.)
Vergr�sserung circa 350.
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Zun�chst treten auch hier in den �usseren Schichten der Wundti�che dieselben Processe auf, wie bei Schnittwunden, deren Wundr�nder durch die Naht vereinigt worden sind. (Siehe Seite 178 u. ff.) Da indess die entz�ndliche Neubildung mit der gegen�ber erzeugten nicht inein-anderfliessen, somit die Vereinigung der Wundr�nder nicht sofort er�folgen kann, so bleibt das Secret zun�chst auf der Wundti�che liegen. Die (exsudirte) fibrin�se Substanz der entz�ndlichen Neubildung wird gallertartig weich; auch das zellig infiltrirte Gewebe der Wundr�nder nimmt an seiner Oberfl�che dieselben Eigenschaften an. Die nur in ge�ringer Menge vorhandene weiche Bindesubstanz, in welche alsbald junge Gef�sse in betr�chtlicher Menge hineinwachsen, h�lt die Zellen zusammen, deren Zahl fortw�hrend zunimmt. So entsteht eine reichlich vascularisirte Neubildung, welche laquo;Granulationsgeweberaquo; genannt wird. Dasselbe w�chst besonders stark vom Grunde der Wunde gegen ihre Oberfl�che hin. Die verschiedenen Schichten des Granulationsgewebes sind von ungleicher Con-sistenz, und zwar nimmt diese in der Richtung von aussen nach innen an Festigkeit zu. Die �usserste Schicht ist so weich, dass dieselbe fort�w�hrend abfliesst; sie wird durch Zellenauswanderung und Verfl�ssigung der Intercellularsubstanz aus der oberen Granulationsschicht stets erneuert. Diese andauernd neu abgesonderte Fl�ssigkeit ist der lt;Eiterraquo;. Derselbe ist demgem�ss eigentlich geschmolzenes Keimgewebe, w�hrend die Granu�lationen (ebenfalls eine entz�ndliche Neubildung) ein persistirendes Gewebe repr�sentiren, welches sich bald an der Eiterbildung betheiligt, ohne durch diese Leistung selbst an Substanz abzunehmen. An der Oberfl�che der Fleichw�rzcheu wandert fortw�hrend eine grosse Anzahl Eiterzellen aus und zwar theils direct aus dem Granulationsgewebe, theils indirect aus den Gef�ssschlingen. Diese Art Secretion ist der an ser�sen und Schleim�h�uten ganz analog, besonders gilt dies in Bezug auf letztere bei ge�steigerter Schleimsecretion, also bei Catarrh.
L�sst man frischen Eiter in einem Gef�sse eine kurze Zeit hindurch ruhig stehen, so scheidet sich derselbe in eine obere, d�nne, helle Schicht und in eine untere gelbe; erstere ist die fl�ssige Intercellularsubstanz, letztere besteht vorwiegend aus Eiterzellen. Diese stellen sich unter dem Microscope als runde, fein punktirte K�rperchen von der Grosse der weissen Blutk�rperchen dar; sie besitzen drei bis vier kleine, dunkle Kerne, welche bei Zusatz von etwas Essigs�ure besonders deutlich hervortreten. Die Kerne werden durch diese S�ure nicht sichtlich ver�ndert, w�hrend die Proto-plasmak�rnchen der Eiterzellen in derselben sich l�sen oder wenigstens durchsichtiger werden. Lebende Eiterzellen zeigen unter entsprechenden Bedingungen eine ver�nderliche Gestalt. Bringt man solche frisch in die
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feuchte Kammer eines Schultze'sehen Objecttisches und erw�rmt den�selben, so nimmt man fdurch das Microscop am�boide Bewegungen mehr oder weniger deutlich wahr, je nachdem die Temperatur der feuchten Kammer steigt. Am lebhaftesten werden diese Bewegungen, wenn die Tem�peratur bis zu einem gewissen Grade �ber die Blutw�rme hinaus gesteigert wird. Das pus bonum et laudabile ist eine transitorische entz�ndliche Neu�bildung, welche eine so betr�chtliche Menge Eiterzellen enth�lt, dass man unter dem Microscop gar keine Intercellularsubstanz wahrnimmt.
Das Granulationsgewebe aber ist eine persistirende entz�ndliche Neubildung, welche nach gewissen Metamor�phosen in Bindegewebe sich verwandelt. Sein frisches rothes Aussehen verdankt es einem bedeutenden Gef�ssreichthume. Die Gef�ss-bildung kommt in demselben ganz in der n�mlichen Weise zu Stande, wie bei der Heilung per primam intentionem. Die Gef�ssschlingen in der N�he der quot;Wundobertt�che erweitern sich, bedeutend besonders in der unmittel�baren Nachbarschaft der obturirten Gef�sse und fangen an, mit dem Wachs-thume des Granulationsgewebes sich zu verl�ngern und st�rker sich zu schl�ngeln. Um den vierten, f�nften Tag beginnt, (ganz so wie bei der Heilung auf dem ersten Wege der Vereinigungquot;) die Vascularisation der Wundoberfl�che, welche alsbald sehr reich an Gef�ssen wird. Diese sind am Cadaver gar nicht wieder zu erkennen, weil das Blut aus denselben ganz zur�ckgetreten ist oder selbige in weit geringerem Grade als w�hrend des Lebens f�llt. Aus diesem einfachen Grunde erscheint das Granulationsgewebe an todten Thieren stets viel blasser, schlaffer und weniger dick, als an lebenden. Das granulirte Ausehen desselben ist wahrscheinlich die Folge der Anordnung der Gef�ssschlingen zu isollrten B�scheln. Die Granula treten nicht in allen Geweben gleich scharf hervor, so z. B. sind sie im eiternden Muskelgewebe weniger deutlich marquirt, als im Haut- und Fettgewebe, weil beide letztere circumscripte Capillardistricte besitzen, die dem Muskelgewebe fehlen.
Mit der Gef�ssbildung im Granulationsgewebe nimmt die Hyper-semie der collateralen Aeste der (zufolge der Verletzung) thrombirten Ge�f�sse ab, wodurch die R�the um die Wundr�nder allm�lig verschwindet. Wie bereits fr�her bemerkt wurde, schliesst die Heilung per seeundam inten�tionem damit ab, dass die Granulationen, wenn sie das Niveau der K�rper�oberfl�che erreicht haben, sich mit Epidermis bedecken, oder, wie man zu sagen pflegt, laquo;sich benarben gt;. Diese Benarbung kommt in folgender Weise zu Stande: Bei der Heilung per seeundam intentionem gehen im Granulationsgewebe, abgesehen von den unz�hligen Eiterzellen, welche
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nach aussen gelangen, auch eine grosse Anzahl von Zellen durch fettigen Zerfall und Resorption zu Grunde, ebenso wie dies bei der Heilung per primam intentionem in den Wundr�ndern geschieht. Auch kehrt ein Theil der Wanderzellen in den Blutstrom zur�ck. Mit dem Abschl�sse der von der Peripherie gegen das Centrum der Wundfl�che vorschreitenden Organi�sation des Granulationsgewebes zu Bindegewebe, h�rt die Eitersecretion der Wundfl�che auf; diese deckt sicli centripetal mit Epidermis, welche nach Arnold durch Spaltung eines in der unmittelbaren N�he des Haut�randes sich bildenden, anfangs ganz amorphen Protoplasmas entsteht. Die
Fig. 12.
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Junges Karbengewebe, welches aus einer nach Granulation und Eiterung entstandene Narbe, aus dem E�cken eines Hundes, 4 his 5 Wochen nach der Verletzung
genommen ist.
Nach B i 11 r o t h (Yergr�saerung 300) a a a sind tlieils obliterirte, tlieils noch fimctionirende Blutgef�sse.
Die Bindegewehszellen sind noch relativ gross, succulent und deutlich spindelf�rmig, doch ist die
Intercellularsuhstanz reichlich entwickelt.
�bersch�ssigen Capillaren obliteriren, das Narbenge webe contrahirt sich bis zu einem gewissen Grade allm�lig immer mehr, indem es nach und nach an Feuchtigkeit verliert, an Z�higkeit hingegen Jzunimmt. H�ufig gehen, namentlich bei grossen Substanzverlusten, oder besser gesagt, bei reichlicher Neubildung von Bindegewebe, mehrere Jahre dar�ber hin, bis die Narbe ihre dauernde Beschaffenheit angenommen hat (Tenotomie).
Von den Tumoren, die, wie Seite lOu gesagt wurde, meist dauernd weiter wachsen, somit keinen definitiven physiologischen Abschluss er�reichen, unterscheidet sich jede rein entz�ndliche Neubildung durch die Tendenz, nur bis zu einem bestimmten Punkte voranzuschreiten und von diesem aus
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theihveise sich zur�ckzubilden, um demnach bleibend sich zu gestalten. Wo fraglicher Process nicht in der eben angegebenen Weise abschliesst, sondern anders verl�uft, da tragen Abnormit�ten der allgemeinen K�rper�konstitution, oder krankhafte �rtliche Verh�ltnisse hieran die Schuld.
Aus einer comparativen Durchsicht des �ber diese Vorg�nge vorstehend Gesagten wird sich leicht er�geben, dass dieProcesse bei der Heilung per primam und per secundain intentionem wesentlich dieselben sind. Auch in der Praxis tritt solches oft recht deutlich hervor, wenn n�mlich eine per primam intentionem frisch vereinigte Wunde wieder auf�gerissen wird, was bei unseren Hausthieren �fter passirt, als dem Eigen-th�mer und dem behandelnden Veterin�rarzte lieb ist. Man hat dann sofort eine granulirende und recht bald auch eine Eiter secernirende Wunde vor sich.
Die Prognose der einfachen Schnittwunden gestaltet sich im Allgemeinen sehr verschieden, je nachdem ein f�r den Gesammt-organismus mehr oder weniger wichtiger K�rpertheil verletzt ist und je nachdem zuf�llige �ussere oder innere Zust�nde auf den schliesslichen Ausgang g�nstig oder ung�nstig einwirken. So z. B. sind Verletzungen der Nervencentren, des Herzens, der grossen Gef�ssst�mme, der Brust- und Bauchorgane theils absolut t�dtlich, theils mehr oder weniger lebens�gef�hrlich, w�hrend Verletzungen der �usseren Haut, der willk�hrlichen Muskel, des �nterhautbindegewebes u. s. w. an und f�r sich nicht gef�hrlich sind. Aber auch Verletzungen dieser Theile k�nnen lebensgef�hrlich und wirklich t�dtlich werden, wenn �ussere oder innere ung�nstige Momente einwirken;, wie z. B. wenn eine einfache Schnittwunde durch genannte Theile hindurch bis in eine der grossen ser�sen K�rperh�hlen oder in eine Gelenkh�hle eindringt, oder wenn in die Wunde Gift gelangt; ferner wenn die Thiere an allgemeinen Krankheitszust�nden leiden, oder wenn solche zu fraglichen Verletzungen hinzutreten u. dgl. An dieser Stelle k�nnen wir nicht alle M�glichkeiten speciell ber�cksichtigen, welche auf die Prognose bei einfachen Schnittwunden einen Einfluss auszu�ben verm�gen; wir werden dieselben erst sp�ter, und zwar jede an ihrem geeigneten Orte ausf�hrlicher besprechen.
Die Behandlung der einfachen Schnittwunden ist im Ganzen eine wenig umst�ndliche, und so fern sie die etwaige Application und Entfernung der N�hte betrifft, bereits besprochen worden. Sie besteht nun im Weiteren darin. Alles abzuhalten, was die normalen Heilungsprocesse st�ren k�nnte; ferner ist es wichtig, dass etwa vorkommende Abweichungen
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vom normalen Verlaufe fr�hzeitig erkannt und die etwa zu Gebote stehenden Correctivmittel in Anwendung gezogen werden. So lange indess der Verlauf der Heilprocesse normal ist, muss man sich auf eine einfache Pflege der Wunde beschr�nken, weil in diesem Falle die Heilung weder per prim am, noch per secun-dam intentionem durch Arzneimittel beschleunigt werden kann.
Was nun die Pflege einfacher Schnittwunden anbelangt, so entsteht zun�chst die Frage, ob man dieselben decken soll oder nicht. Wolstein sagt in seinem Buche f�r Thier�rzte im Kriege, 1. Auti. 1788, Vorkapitel Seite X: laquo;Es ist �bel, wenn eine Wunde heute mit diesen und morgen mit jenen Hilfsmitteln bedeckt wird; �bel wenn sie der Arzt zu oft verbindet, mit Hilfsmitteln �berschwemmt, durch Pflaster, durch Salben, durch Bal�same zum Heilen zwingen will. Die Eindr�cke, welche diese Dinge in Wunden machen, sind Inschriften, die den Meister oder den Pfuscher ver-rathen, der sie verordnet hat.
Was ich hier von den Arzneien sage, ist nicht weniger von dem Ge�brauche der Binden, der Instrumente, der mechanischen Mittel, dem Schw�rm von Heilmethoden, von K�nsteleien und so vielen andern Thorheiten wahr. Pott sagt: was nichts n�tzet #9632;� schadet. � Die Hilfsmittel der Natur muss der Thierarzt zu benutzen, die der Kunst anzuwenden wissen.? � Seite XI. 1. c: laquo;Der Arzt, der diese Kunst versteht, der das Alter der Wunden und in jedem die Zuf�lle kennt, verdient den Namen � Arzt. Nur dieser kann unterscheiden, was die Zuf�lle f�r Wirkungen haben , � wann sie
Gefahr anzeigen � und wann sie heilsam sind........Wunden ohne
Entz�ndung, ohne Schmerz, ohne Geschwulst und ohne Fieber (?) in den verletzten Theilen, heilen eben so wenig, als die Wunden der todten Thiere heilen.
So nothwendig den Thieren die Luft und den Fischen das Wasser ist, so nothwendig ist den Wunden � nach der Verschiedenheit der getrennten Theile � der Schmerz, der Reiz, die Entz�ndung, die Eiterung und in vielen Veidetzungen der Brand. Der letzte ist in Quetschungen und Schl�gen und in sehr vielen anderen Gebrechen eine eben so nat�rliche Folge, als der erste bei Entz�ndungsgeschw�lsten ist.....
. . . Nie wird es dem Arzte an Hilfsmitteln fehlen, der die Sprache der Natur versteht, der die Kr�fte des Lebens kennt, der die Thierarznei im Kopfe, ge�bte Sinne und H�nde f�r sein Messer hat.raquo;
Ich habe fr�her gesagt, dass man die Achternaht zwTeckm�ssig mit Collodium bestreichen k�nne; dagegen rathe ich f�r gew�hnlich nicht .zu einem Verbinden der Wunde, weil dies meist unn�tz, wenn nicht gar
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sch�dlich ist. Dieser scheinbare Widerspruch l�s't sich, wenn man erw�gt, dass durch ersteres Verfahren die Wunde m�glichst hermetisch nach aussen abgeschlossen und dadurch gewissermassen in eine subcutane verwandelt wird, was durch einen Verband, namentlich klaffender Wunden, bei Thieren niemals auf l�ngere Zeit erreicht werden kann. Da dieser den Luftzutritt zur Wunde nur beschr�nkt, so beg�nstigt er geradezu den Eintritt von Zersetzungsprocessen, die bekanntlich bei ganz freiem Luftwechsel weniger leicht, als bei behindertem Luftverkehr zu Stande kommen. Die offene Behandlung empfiehlt sich besonders f�r eiternde Wundfl�chen, indem die mit Eiter und Luft imbibirten Verbandmittel den Eintritt der fauligen Zersetzung der Wundsecrete wesentlich f�rdern. Man sorge desshalb nur daf�r, dass der Eiter freien Abfluss hat und an keiner Stelle der Wund�fl�che l�ngere Zeit liegen bleibt. Man h�te sich aber vor zu h�ufigem Ab�waschen der Wundfl�che; gesunder Eiter ist ein reizloses Schutzmittel f�r das junge Granulationsgewebe, den man deshalb ohne besondern Grund nicht entfernen soll. Die Nachbarschaft der Wunde muss stets sauber ge�halten und zu diesem Zwecke von Zeit zu Zeit gereinigt, resp. abgewaschen werden. Zeigt der Eiter auf der Wundfl�che auch nur eine Spur von Zersetzung, so muss man f�r Ileinigung der Wundfl�che und f�r nach�herige Application eines Desinfectionsmittels sorgen, welches gleichzeitig als ein den Verh�ltnissen entsprechendes Deckmittel dient.
Unregelm�ssigkeiten im Verlaufe k�nnen zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Stadien des Heilungsprocesses sich einstellen. In den ersten Tagen nach stattgefundener Verletzung �ussern sich dieselben in einer zu starken oder zu geringen Schwellung der Wundr�nder, oder in einer ausser-gew�hnlichen Ausbreitung des Entz�ndungsprocesses in der Nachbarschaft der Wundr�nder: auch k�nnen die Schmerzen einen ungew�hnlich hohen Grad erreichen u. s. w. Gegen zu starke Geschwulst und zu grosse Schmerzen kann man zun�chst die K�lte in Anwendung ziehen; wo indess nicht bald, d. h. nicht bereits nach den ersten 24 Stunden Linderung, sondern eher eine Steigerung der Entz�ndungserscheinungen eintritt, da versuche man es mit der feuchten W�rme (schleimige Cataplasmen). Zu lange fortgesetzte kalte B�der oder Ueberschl�ge f�hren zuweilen zu erysipelat�sen Entz�ndungen in der Umgebung der Wunde, oder zur Brand�bildung in den Wundr�ndern, w�hrend warme Cataplasmen diesen �blen Zuf�llen, wenigstens dem letzteren, eher vorbeugen. Bei zu grosser Trockne und H�rte der Wundr�nder bestreicht man dieselben f�r die Nacht ganz zweckm�ssig mit einem warmen Fette, so z. B. mit Oliven�l, Glycerin und dergleichen.
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Was die Granulationen anbelangt, so k�nnen diese zu �ppig hervor�sprossen , schlaff sein und leicht bluten, oder sie k�nnen auch zu gering sein oder g�nzlich fehlen. In den meisten F�llen wird hier eine mehr oder weniger gelind reizende Behandlung eine normale Granulationsth�tigkeit ei'zeugen. Nur da, wo dieselbe als Folge einer hypersthenischen Entz�ndung der Wundr�nder fehlt, wird eine reizende Behandlung contraindicirt ?ein und am besten durch eine erschlaffende, reizmildernde ersetzt werden.
Wo die Benarbung nicht beginnt, nachdem das neu gebildete Gewebe das Niveau der Hautoberfl�che erreicht hat, da muss der fortdauernde Granulationsprocess zum Abschl�sse gebracht werden; man bezweckt dies in der Regel durch Anwendung von Druck, adstringirender, austrocknender Mittel, n�thigenfalls der Aetzmittel oder des gl�henden Eisens.
Die Heilung aller Schnittwunden wird wesentlich be�g�nstigt durch m�glichste Ruhe des verletzten Theiles. Per primam intentionem tritt sie nur dann ein, wenn die Wundr�nder unbeweglich mit einander vereinigt sind; sobald dieselben sich anein�ander verschieben, kann die Heilung nur per secundam intentionem er�folgen. Aber auch diese wird bei wiederholten Reibungen der granulirenden Wundfl�chen an einander sehr verz�gert, weil jedes Mal die Granulationen dadurch theilweise oder ganz zu Grunde gehen. Man sorge deshalb stets so gut man kann, dass die verwundeten Theile m�glichst ruhig gehalten werden.
Gegen das etwa eintretende Wundfieber ist eine directe Behandlung f�r gew�hnlich kaum nothwendig oder n�tzlich. Man sorge nur f�r die Bedingungen, welche der normale Verlauf der Heilprocesse in der Wunde fordert; sind diese vorhanden, so wird das Fieber in der Regel von selbst nachlassen und alsbald sich verlieren. Allerdings kann eine entsprechende Di�t unter Umst�nden hierbei gute Dienste leisten; auch Blutentziehungen und Antiphlogistica k�nnen bei vollsaftigen Thieren eine n�tzliche Anwen�dung finden. (N�heres hier�ber sp�ter beim Fieber.)
Wir haben bisher die Wundheilung so dargestellt, wie sie sich im reinen Bindegewebe entwickelt; sehen wir nun zu, wie dieselbe in den K�rpertheilen mit gemischten Geweben sich gestaltet. Es d�rfte sich bald ergeben, dass der Gang unserer Darstellung praktisch war und nur durch einige Bemerkungen �ber das Verhalten der einzelnen Gebilde bei der Narbenbildung erg�nzt zu werden braucht.
Zun�chst sei hier bemerkt, dass nicht alle Schnittwunden der Weich-theile (abgesehen von Complicationen durch Fracturen u. dgl.), welche
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tiefer in die K�rpersubstanz eindringen, per primam intentionem geheilt werden d�rfen. Wenn die unter der Cutis gelegenen verletzten Gewebe sich so stark zur�ckziehen, dass durch Anlegen einer Xaht nur die Hautr�nder, nicht aber die tiefer gelegenen, getrennten We ich theile aneinander gehalten werden, so kann zwar die Heilung jener, nicht aber dieser, per primam intentionem erfolgen. Es wird demnach leicht sich ereignen, dass die zu�n�chst mit Luft, dann mit Blut und Exsudat gef�llte subcutane H�hle in einen Eiterheerd sich verwandelt, wodurch hei Sorglosigkeit leicht nach-theilige Folgen entstehen k�nnen. Man wird deshalb derartige Schnitt�wunden der Weichthcile besser per secuudam intentionem heilen lassen und auf ein Heften der Wundr�nder gleich von vorneherein verzichten.
Bei Muskel Verletzungen besteht das Narbengewebe nur aus Bindegewebe. Die Muskelpriinitivfasern zerfallen w�hrend der Xarbenbildung an ihren getrennten Enden bis zu einer gewissen Grenze, woselbst eine Anh�ufung von Zellen stattfindet. Diese Enden runden sich ab, indem sie gew�hnlich eine konisch zugespitzte, seltener eine kolbenartige Form an�nehmen ; sie verbinden sich demnach mit dem neu gebildeten Naibengewebe in ganz �hnlicher Weise wie die Muskelfasern mit den Sehnen verbunden sind (Inscriptio tendinea). Eine Neubildung von Muskelgewebe findet w�hrend der Narbenbildung entweder gar nicht oder nur in sehr beschranktem Maasse statt. Im Laufe der Zeit indess soll nach 0. Weber die llegeneration der Muskelfasern allm�lig hervortreten und in den meisten F�llen eine viel vollkommenere werden, als man gew�hnlich annimmt.
Das Nervengewebe vermag unter entsprechenden Ver�h�ltnissen bekanntlich in sehr vollkommener Weise sich zu regeneriren. Wird ein Nerv durchschnitten, so weichen die Schnitt�enden etwas auseinander, schwellen leicht an und treten dann durch neu gebildetes Nervengewebe wieder mit einander in Verbindung, so dass die Nervenleitung alsbald v�llig restituirt wird. Selbst durch nicht zu grosse Fl�chennarben wachsen im Laufe der Zeit neue Nerven hindurch, womit das normale Empfindungsverm�gen allm�lig wiederkehrt. Bei diesen Vor�g�ngen ist noch Manches r�thselhaft und wunderbar; namentlich wenn man bedenkt, dass durch die neu gebildete Nervenmasse die betreffenden einzelnen Fasern, sensibele wie motorische, genau so wie vor der Trennung mit einander verbunden werden m�ssen, wenn die richtige Leitung zur�ck�kehren soll, wie dies beim Menschen und h�chst wahrscheinlich, ja ich m�chte fast sagen lt; unzweifelhaft gt; auch bei Thieren in Wirklichkeit zu geschehen pflegt. Die hierbei auftretenden feinern Vorg�nge sind von Schiff, Hjelt und Andern sehr genau verfolgt worden und gestalten sich im Allgemeinen
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folgendermassen: In den Nervenschnittenden findet zun�chst ein Zerfall der Markscheide, vielleicht auch des Achsencylinders bis zu einem gewissen Punkte hin statt; gleichzeitig tritt im Neurilemraa eine Zellenanh�ufung ein, die zur Entwicklung von spindelf�rmigen Zellen f�hrt, #9632;welche in der zwi�schen den Nervenenden liegenden und in diese hinein sich erstreckenden Substanz entstehen. Von fraglichen Zellen aus bilden sich, wie im Embryo, neue Nervenfibrillen, deren Fasern anfangs sehr blass, sp�ter aber, nach�dem sie eine Markscheide bekommen haben, von den gew�hnlichen Nerven�fasern nicht mehr zu unterscheiden sind.
Die Regeneration derNerven hat jedoch ihre bestimmten Grenzen. Bei grossen Nervenst�mmen, wie z. B. beim N. medianus etc. kommt sie nicht zu Stande. Auch erfolgt dieselbe nicht, wenn die Enden eines durchschnittenen kleineren Nervs circa drei und mehr Linien wert von einander getrennt bleiben. Eine m�glichst genaue Gegeneinanderlagerung der getrennten Nervenenden ist nothwendig, indem die Umwandlung des neu gebildeten Zwischengewebes zu Nervensubstanz nur unter Vermittlung der Nervenst�mpfe m�glich ist. So viel scheint festzustehen, wenn auch die feineren Vorg�nge bis jetzt noch nicht genau erkannt sind.
Bei Verwundungen der Nervencentren tritt bei niederen Thieren und selbst noch bei Tauben eine Regeneration mit Ausgleichung der L�hmung ein; bei h�heren Thieren ist dies jedoch nicht der Fall.
In dem Narbengewebe treten zuweilen Wucherungen auf, welche meist vom Bindegewebe ausgehen, die jedoch auch das Nervengewebe betreffen k�nnen. W�hrend die Binde-gewebswucherungen einfache Fibroide darstellen, die an und f�r sich nicht schmerzen, sind die Wucherungen des Nervengewebes zuweilen sehr schmerz�haft. Solche laquo;traumatische Neuromeraquo; werden in der Regel mit dem Messer sorgf�ltig abgetragen und demnach die Wuudfl�che cauterisirt. In neuerer Zeit hat man in der Menschenheilkunde auch den galvanischen Strom (Elektropunctur) mit gutem Erfolge gegen dieselben angewendet. Nach Rindfleisch entwickeln sich in Narben des Menschen zuweilen sarcomat�se Geschw�lste, welche als laquo;un�chte Keloide^ angesprochen werden. KeloYd nennt Rindfleisch ein narben�hnliches Sarcom der �usseren Haut, welches an vorher gesunder Stelle spontan entstanden ist.
Dass nicht alle traumatischen Neurome gleich schmerzhaft sind, wTurde bereits angedeutet; es gibt sogar solche, die gar nicht schmerzen.
Aus dem �ber die Wundheilung bei verletztem Muskel- und Nerven�gewebe Gesagten d�rfte zur Gen�ge hervorgehen, dass die n�chsten
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Vorg�nge vorzugsweise auf das Bindegewebe sich beziehen, weshalb wir die fraglichen Processe bei den �brigen Weichtheilen hier nicht noch be�sonders abhandeln wollen. Bei der sp�ter folgenden Darstellung der Er�krankungen der einzelnen K�rpergewebe werden wir, so weit als nothig, darauf zur�ckkommen und namentlich die durch die gr�ssere Consistenz der Intercellularsubstanz bei Knochen und Knorpel bedingten Eigenthtira-lichkeiten ausf�hrlicher aus einander setzen.
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Wir wollen nunmehr zu den Stichwunden �bergehen. Dieselben sind bald einfache Schnittwunden, bald tragen sie mehr oder weniger den Cha�rakter gequetschter Wunden an sich, je nachdem das stechende Instrument spitz und schneidend, oder spitz und dann in seinem ganzen Umfange breiter werdend, oder �berhaupt stumpf war.
Viele Stichwunden geh�ren zu den einfachen Wunden und heilen per primam intentionem. Wenn durch dieselben weder gr�ssere Gef�sse, noch Knochen, Nerven oder eine ser�se H�hle (einschliesslich Synovialh�hleu) getroffen worden und die Wundr�nder nicht bedeutend gequetscht noch irgendwie verunreinigt sind, so erfordert die Heilung selten irgend eine arzneiliche Behandlung, weil bei kleineren Stichverletzungen die Wund�r�nder nicht klaffen, also nicht erst vereinigt zu werden brauchen. Bei unseren Hausthieren kommen �fter Stichverletzungen vor, die mit mehr stumpfen Stallutensilien, Mistgabeln und dergleichen Ger�theu erzeugt worden sind; auch ist das Eintreten von N�geln oder von sonstigen mehr oder weniger stumpfspitzigen Gegenst�nden in die Hufe und Klauen eine keines�wegs seltene Art von Stichverletzung. Die bei den gr�sseren Hausthieren in Folge des Hufbeschlages vorkommenden sogenannten Vernagelungen geh�ren ebenfalls zu den Stich Verletzungen. Auch gelangen zuweilen stechende oder schneidende Gegenst�nde mit den Futterstoffen in den Nahrungsschlauch und dringen von hier aus in andere K�rpertheile ein. Dies passirt namentlich h�ufig bei Wiederk�uern, besonders beim Kind�vieh ; in Gegenden, wo dasselbe von Frauenzimmern gepflegt wird, kommen solche Stichverletzungen innerer Organe h�ufiger vor, als wo Mannspersonen die Pflege der Thiere zu besorgen haben, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil diese weniger Nadeln und dergleichen an sich tragen als jene. Dringen solche spitze K�rper auf ihren Wanderungen in ein wichtiges Organ, z. B. in das Herz, so verursachen sie eine lethale laquo;Pericarditis und Myocarditisraquo;. In anderen F�llen, wo sie weniger edle Organe verletzen, gelangen sie nicht selten nach l�ngerer oder k�rzerer Zeit wieder nach aussen, ohne vielleicht jemals erhebliche St�rungen in den Lebensvorg�ngen
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hervorgerufen zu haben. Auch in der menschen�rztlichen Praxis sind interes�sante F�lle dieser oder �hnlicher Art bekannt. So z. B. fand v. Langen-beck in dem Centrum eines Harnblasensteines eine Stecknadel, welche Patient vor vielen Jahren (als Kind) verschluckt hatte. Dr. Ad. Ziegler in Bern zeigte vor zwei Jahren in einer Versammlung des med.-chirurgischen Vereins des Cantons Bern eine reichlich 15 Centimeler lange Messerklinge, welche ein Mann seiner Ehefrau vom R�cken aus neben dem Schulterblatte in die Brust eingestossen hatte; das Heft des Messers war abgebrochen und die Klinge in der Brusth�hle sitzen geblieben, bis sie nach 592 Tagen vorn unter der linken Mamma von selbst wieder hervorkam. � So habe ich im Laufe meiner Praxis beim Rinde mehrere Male Gabeln und K�chenmesser hinter dem Schaufelknorpel aus dem Magen hervorgezogen, ohne dass die Heilung demnach jemals besondere Schwierigkeiten verursacht h�tte. Auch habe ich Nadeln nach aussen gelangen sehen und aus Abscessen an ver�schiedeneu K�rperstellen, an den Hinterschenkeln etc. hervorgeholt, ohne dass irgend ein dauernder Schaden in Folge dessen entstanden w�re, w�hrend selbstverst�ndlich alle derartigen Herzverletzungen t�dlich endeten. Ferner habe ich verschiedene scharfe K�rper im sehnigen Theile des Zwerch�felles so fest von einer bindegewebig-kn�chernen Kapsel umschlossen ange�troffen, dass dieselben dadurch absolut unsch�dlich gemacht waren. Ich k�nnte diese Casuistik aus der thier�rztlichen und menschen�rztlichen Praxis noch bedeutend vermehren; die angegebenen F�lle reichen indess aus, um zu zeigen, wie verschieden Stichwunden sich gestalten k�nnen und wie demgem�ss die Prognose zwischen absoluter Gefahrlosigkeit und absoluter T�dtlichkeit schwankt. Dies gilt nicht nur f�r die inneren, sondern auch f�r die �usseren Stichverletzuugen. So kann z. B. das Eintreten eines Nagels oder eines anderen spitzen, resp. stumpfspitzen Gegenstandes in den Huf, je nachdem derselbe mehr oder weniger tief eindringt und blos die sogenannten Fleischtheile, oder aber die Seimen, B�nder, Knochen, das Hufgelenk etc. verletzt, bald nur unerhebliche Folgen nach sich ziehen, bald jedoch zu langwierigen und schmerzhaften Leiden, ja selbst zum Tode f�hren. � Wir k�nnen hier unm�glich alle bez�glichen Verh�ltnisse besprechen; wir beschr�nken uns auf einige Bemerkungen �ber Stichverletzungen der Nerven.
Stichwunden der Nerven verursachen je nach ihrem Umfange ' eine mehr oder weniger ausgebreitete L�hmung; nach Entfernung des ver�letzenden K�rpers heilen dieselben in der Regel leicht und vollst�ndig. Wird der verletzende K�rper nicht entfernt, so kann derselbe einheilen; in diesem Falle bleibt die betreffende Stelle in der Regel gegen jede Be�r�hrung schmerzhaft.
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Quetschwunden.
Dieselben entstehen im Allgemeinen durch �hnliche Ursachen, wie subcutane Quetschungen; es kommt hierbei haupts�chlich auf die Form des verletzenden K�rpers, auf den Grad der Heftigkeit seiner Einwirkung auf die Widerstandsf�higkeit der Haut und auf die Starrheit oder Nach�giebigkeit ihrer Unterlage an der betoffenen Stelle an. Quetschverletzungen sind im Allgemeinen h�ufig mit Knochenbr�chen complicirt; hier aber werden wir nur die Quetschwunden der Weichtheile ohne E�cksicht auf etwaige weitere Complicationen betrachten. � Dieselben stellen entweder eine einfache Continuit�tstrennung mit mehr oder weniger umfangreicher Zertr�mmerung der Weichtheile dar, oder sie sind ausserdem mit erheb�licherem Substanzverluste verbunden. Die R�nder solcher Wunden sind in der Regel uneben, zerfetzt, besonders an der Haut, die zuweilen auf gr�ssere Strecken von den zerquetschten Wundr�ndern abgel�st ist. Gr�ssere und kleinere Fetzen, nicht selten grosse Lappen von Weichtheilen, sind in der Wunde sichtbar.
Die Grade der Zerst�rung k�nnen sehr verschie�den sein; ihre Ausdehnung ist nicht immer gleich anfangs genau zu bestimmen, weil h�ufig die Grenzen der Quetschung nicht zu erkennen sind. Manchmal �berzeugt man sich erst sp�ter, dass diese viel weiter reicht, als man bei den ersten Untersuchungen dachte. Die Grosse der Hautwunde bietet durchaus keinen Maassstab f�r die Ausdehnung und Tiefe der vorhandenen Quetschung, weil die Zerst�rungen der Weichtheile noch weit unter die R�nder der verh�ltnissm�ssig nur kleinen Hautwunde sich erstrecken k�nnen.
Da der Akt der Verletzung in der Regel sehr schnell vor�bergeht, so ist die Schmerzempfindung w�hrend desselben meist gering; auch unmittel�bar nach stattgehabter Verletzung sind die Schmerzen h�ufig unbedeutend. Dem Unkundigen erscheint dies um so merkw�rdiger, je vollst�ndiger die Zermalmung der betroffenen Weichtheile erfolgte. Die Erkl�rung dieser Erscheinung bietet jedoch keine besonderen Schwierigkeiten; wo mit den �brigen Geweben auch die Nerven vollst�ndig zerquetscht sind, da ist selbstverst�ndlich die Leitungsf�higkeit dieser, somit die M�glichkeit der Schmerzempfindung vernichtet.
Was die Blutung anbetrifft, so ist dieselbe trotz der Gewebszertr�m-merung h�ufig gegen Erwarten gering, weil verschiedene Umst�nde die baldige
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Verstopfung der blutenden Gef�sse bewirken k�nnen. Die Hsemostase tritt bei vollkommener Trennung der Gef�sse weit eher ein, als wenn diese nur eingerissen sind. Zu den bereits bei den einfachen Schnittwunden angef�hrten Momenten der Contraction der L�ngs- und Querfasern der Media und der dadurch bedingten Verminderung des Gef�sslumens kommt hier noch der Umstand hinzu, class die Fetzen der Gef�ssw�nde, nament�lich der Intima in die Gef�ss�ffnung hinein sich aufrollen und dadurch den Blutstrom so wesentlich behindern, dass nur wenig Blut verloren geht, obgleich st�rkere Gef�sse verletzt sind. Die Fetzen der Intima haben ihre Vitalit�t und damit die Eigenschaft verloren, die Gerinnung der fibrinogenen Substanz des Blutes zu verhindern. Gleichwohl darf man nicht zu leicht �ber die Blutstillung hinweggehen, da es nicht selten vorkommt, dass erst sp�ter sogenannte lt;Nachblutungenraquo; eintreten, welche laquo;absente medicogt; leicht gef�hrlich werden k�nnen. Man sehe sich also in dieser Beziehung stets bei Zeiten vor.
Was nun die Behandlung gequetschter Wunden anbetrifft, so ist zun�chst zu bemerken, dass bei denselben von einer Vereinigung per primam inten-tionem aus dem einfachen Grunde keine Rede sein kann, weil in den ge�quetschten Wundr�ndern in Folge der Zerst�rung der Gewebselemente, der Gef�sse und Nerven die Girculationsverhaltnisse, sowie die Nervenein�wirkung in einem zu bedeutendem Grade gest�rt sind; die Heilung per primam intentionein verlangt eine nur wenig oder gar nicht beschr�nkte Lebensf�higkeit der Gewebe in der unmittelbaren N�he der Wundfl�chen selbst. Gequetschte Wunden heilen deshalb stets per secundam intentionem, d. h. unter Granulations- und Eiterbildung, weil bei denselben die Lebens�f�higkeit der Gewebselemente in der N�he der Wunde vernichtet ist, und von entfernter gelegenen Elementen die Actionen ausgehen m�ssen, durch welche die zerst�rten Gewebe entfernt und ersetzt werden. Obgleich demnach von Anlegung einer Naht im Allgemeinen und namentlich zum Zwecke der Heilung auf dem Wege der ersten Vereinigung g�nzlich ab�zusehen ist, so kommt es doch vor, dass die theilweise Vereinigung ge�trennter Quetschwunden zweckm�ssig, ja durchaus rathsam erscheint. Dies kann z. B. der Fall sein, bei grossen abgerissenen Hautlappen, die man in ihrer urspr�nglichen Lage blos deshalb heftet, damit sie sich nicht gleich von vorne herein zu weit zur�ckziehen und einschrumpfen. Dies Anheften ist besonders n�thig, wenn die Br�cke des Hautlappens unterhalb der los�gerissenen Partie sich befindet, so dass diese durch ihr eigenes Gewicht von der Wundfl�che abgezogen ward und dadurch leichter austrocknet, was eine Beeintr�chtigung der Circulation und Ern�hrung zur Folge haben
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muss. Sch�lwunden heilen deshalb am leichtesten, wenn der losgesch�lte Hautlappen an seinem oberen Ende mit dem K�rper noch zusammen�h�ngt, somit durch sein eigenes Gewicht der Wundfl�che gen�hert wird.
Di e Granulationsbildung und Eiter ung erfolgt im Wesentlichen, wie bei Schnittwunden mit Substanz�verlust, nur mit dem Unterschiede, dass diese Pro-cesse etwas langsamer und stellenweise etwas un�sicherer auftreten. Viele Tage, oft Wochen lang, h�ngen hier zuweilen die Fetzen von abgestorbener Haut, Fascien, Sehnen etc. in der Wunde, w�hrend andere Stellen bereits tippig granuliren. Stets wird ein Theil der Wundr�nder in gr�sserem oder geringerem Umfange brandig und im g�nstigen Falle durch Eiterung abgestossen, indem an der Grenze des lebens�f�higen Gewebes gegen das zertr�mmerte Gewebe die sogenannte Demar-cationslinie sich bildet. Diese besteht aus einer Zelleninfiltration, sowie aus neugebildeten Gef�ssen und bald kommt es zur Granulationsbildung an derselben. Mit der Verfl�ssigung der den zertr�mmerten Gewebstheilen zun�chst gelegenen Partie der neugebildeten Granulationen, das heisst: laquo;mit Eintritt der Eiterungraquo; an der Demarcationslinie, werden die todten Massen von den gesunden Gewebstheilen getrennt und aus der Wunde entfernt. Sobald demnach in einer gequetschten Wunde eine gleicbm�ssig eiternde Granulationsfl�che sich zeigt, oder mit anderen Worten gesagt, lt; sobald die Wunde sich g�nzlich gereinigt hatraquo; ist der Heilprocess auf gutem Wege und nimmt von da ab seinen Verlauf ganz nach denselben Bedingungen, wie bei eingetretener Eiterung nach Schnittwunden mit Sub�stanzverlust.
Die Zeit, innerhalb welcher sich die zerquetschten Fetzen von dem Lebenden abl�sen, ist je nach den betroffenen Geweben sehr verschieden und h�ngt in erster Linie von dem Gef�ssreichthume derselben ab. J e reicher ein Gewebe anCapillaren ist, je leichter sich Zellen in demselben verbreiten und weiter entwickeln k�nnen, um so fr�her wird die Granulationsbildung und dieAbstossung des brandigen Theiles erfolgen. Alle diese Bedingungen treffen am besten bei dem lockeren Unterhaut�bindegewebe und bei den Muskeln zu, am wenigsten bei Sehnen und Fascien; die Cutis steht in der Mitte. Der Nervenreichthum scheint bei diesen Processen wenig in Betracht zu kommen. Ueberhaupt gehen die Entz�ndungsvorg�nge, so weit dieselben bis jetzt erkannt sind, von den gereizten Gewebselemente direkt aus, ohne dass sie auf eine be�sondere Innervation dieser nothwendig zur�ckzuf�hren w�ren. Am deut-
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liebsten l�sst sich dies an den Oberfl�chen der Gelenkknorpel, die gar keine Nerven besitzen, nachweisen. Auf direkte Reizung derselben folgen Vergr�sserung der Zellen und die der Knorpelentz�ndung (siehe diese) zu�kommenden Vorg�nge. Von einer vermittelnden Rolle der Nerven kann hier doch wohl keine Rede sein, da die n�chsten in dem benachbarten Knochenmarke gelegen sind. � Aber auch an den nervenreichsten Geweben kann man die Beobachtung machen, dass der Umfang des Reizungsheerdes keineswegs der Grosse eines bestimmten Nerventerritoriums, sondern der Ausdehnung der localen Reizung entspricht. Wenn ein Reiz in der ganzen Ausbreitung der betroffenen Nervenbezirke eine Entz�ndung hervorriefe, w�rden wir von Haarseilen und anderen Reizmitteln einen weit be�schr�nkteren, oder gar keinen Gebrauch in der thier�rztlichen Praxis machen k�nnen.
Die Abl�sung des Sphacelus kann durch Einwir�kung ung�nstiger �usserer Einfl�sse verz�gert werden. So wird anhaltende K�lteeinwirkung auf die Wunde den Austritt der w e i s s e n B1 u t z e 11 e n durch die G e f � s s -w�nde wesentlich beeintr�chtigen, w�hrend hingegen die Einwirkung.feuchter W�rme diesen Vorgang be�g�nstigt. Es liegt dies nicht allein in der Ver�nderung der Dichtig�keitsverh�ltnisse der Gef�sse und Gewebe allein, sondern auch in der direkten Belebung resp. Beeintr�chtigung der Bewegungserscheinungen an den weissen Blutk�rperchen, je nachdem sie innerhalb gewisser Grenzen einer h�heren oder geringeren W�rme ausgesetzt sind.
Ferner kommen auch innere K�rperzust�nde in Betracht, die indess g�nzlich ausser aller Berechnung liegen. Im Allgemeinen kann man zwar annehmen, dass die localen Processe bei kr�ftigen, jugendlichen Individuen heftiger auftreten, als bei schwachen und alten, indess kommen so viele Ausnahmen von dieser Regel vor, dass man nicht allzu viel auf dieselbe bauen kann.
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass die gequetschten Wunden im Allgemeinen bedeutend l�ngere Zeit zu ihrer Ausheilung bed�rfen, als ein�fache Schnittwunden, so dass der Thierarzt stets zu erw�gen hat, ob ein Heilversuch in den gegebenen einzelnen F�llen �berhaupt rathsam erscheint oder ob etwa die T�dtung des Thieres vorzuziehen ist. Dies muss nament�lich bei Schlachtwaare sorgf�ltig ventilirt werden, ganz besonders aber, wenn die vorhandenen Quetschungen noch mit Knochenbr�chen oder ander�weitigen �blen Zust�nden complicirt sind.
Bei allen Quetschwunden kann eine bedeutende Gefahr dadurch ent-
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stehen, dass die auf der Wunde sich zersetzenden Gewebstr�mmer an�steckend auf die gesunden Theile einwirken und von diesen in die Blutmasse �bergef�hrt, den Tod des betreffenden Individuums durch Septicaemie zur Folge haben k�nnen, �eber diese Art der Blutvergiftung werden wir sp�ter ausf�hrlicher sprechen. Es ist ein wahres Gl�ck, dass die an der Demar-cationslinie in den meisten F�llen schnell erfolgende Zellenth�tigkeit ge-wissermassen eine lebendige Schutzmauer gegen aussen bildet. Besonders widerstandsf�hig gegen die genannten sch�dlichen Einfl�sse ist das Granu�lationsgewebe, weshalb man, sobald an der ganzen Wundfl�che Granulations-bildung' und Eiterung eingetreten ist, die Gefahr einer Blutvergiftung durch Brandjauche als ziemlich vollst�ndig beseitigt betrachten darf. Diese Re�sistenz des Granulationsgewebes kommt uns in der Praxis in vielen F�llen sehr zu Statten. Der Grund dieses Factums d�rfte darin liegen, dass faulige Substanzen vorzugsweise durch die Lymphgef�sse resorbirt werden, welche an der Granulationsoberfl�che fehlen.
Je mehr die Gewebe von Feuchtigkeit durchtr�nkt sind, um so mehr sind sie zur F�ulniss disponirt. Je mehr der Venenkreislauf durch aus�gedehnte Gef�sszerreissungen und Quetschungen gehemmt ist, um so grosser wird in der Regel die Durchfeuchtung sein; wo starke �demat�se An�schwellungen nach Quetschungen auftreten, da ist der Eintritt des Brandes h�ufig die Folge der vorhandenen Circulationsst�rungen. Das Oedem erreicht manchmal eine Ausdehnung, welche weit �ber die Wundr�nder hinaus sich verbreitet. Dies geschieht namentlich dann, wenn die Arterien circulationsf�hig geblieben sind, das Blut durch dieselben in die Capillaren getrieben wird, von da aber nicht weiter kann, weil der Venenkreislauf in dem betroffenen Bezirke entweder ganz oder theilweise aufgehoben ist, Dass in Folge dessen das Serum in gr�sserer Menge durch die Capillar-wandungen hindurch in die Gewebe austreten muss, ist leicht begreiflich. Die Epidermis wird durch Serum, welches aus den Capillargef�ssen der Haut austritt, in Form von Blasen abgehoben, wobei die Haut ein durch�feuchtetes , matt gl�nzendes Ansehen erh�lt. Solche Blasen sind f�r die Prognose von Bedeutung, da sie den eintre�tenden Brand und somit eine Gefahr f�r das Leben des betreffenden Individuums anzeigen. In der Regel treten fragliche Erscheinungen bereits am dritten Tage auf. � Manchmal sterben nur die Fascien, Sehnen und einzelne Hautfetzen ab. � Die Zellen�infiltration und Eiterung im Bindegewebe kann eine solche Ausbreitung gewinnen, dass bereits gegen den sechsten bis achten Tag, wenn die Verletzung die obere Partie einer Extremit�t betrifft, diese von oben bis unten von Eiter und Jauche v�llig durchtr�nkt ist. Eine solche
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Phlegmone hat dann gew�hnlich den Untergang des Thieres zur Folge, indem dieselbe zu ausgedehnter Gewebsnekrose, sowie zu Blutinfectionen f�hrt. Je fr�her in derartigen F�llen die �rtlichen Processe sich begrenzen, um so g�nstiger gestaltet sich die Prognose, w�hrend mit der Zunahme der localen Erscheinungen die Todesgefahr in geradem Verh�ltnisse w�chst. � Eine grosse Gefahr kann auch durch nachher eintretende Blutungen, durch sog. laquo;Nachblutungenraquo; herbeigef�hrt werden, besonders wenn sie aus Arterien kommen, deren Gef�sswand erst einige Zeit nach der Quetschung theilweise abgestorben ist und am sechsten bis neunten Tage oder noch sp�ter sich losgel�st hat.
Eine arteri�se Nachblutung kann auch durch Vereiterung eines Throm�bus oder der Arterien wand entstehen; kommt dieselbe aus gr�sseren Arterien, so ist sie mit Sicherheit nur durch Unterbindung zu stillen.
Bei parenchymat�sen Nachblutungen quillt das Blut wie aus einem Schw�mme aus den Granulationen hervor. Die ursachlichen Momente liegen hier entweder in einer fehlerhaften Beschaffenheit der Granulationen, oder in einer Allgemeinerkrankung des betreffenden Thieres, oder es bestehen in den benachbarten Venen ausge�dehnte Blutgerinnungen, durch welche die Circulation so beeintr�chtigt wird, dass in dem Granulationsgewebe die feinen Gef�sswandungen reissen und dadurch Blut aus der Oberfl�che hervorquillt.
Die Stillung solcher Hsemorrhagien ist nicht in allen F�llen leicht. Je nach den ihnen zu Grunde liegenden Ursachen werden die K�lte, Compression oder Styptica ausreichen, w�hrend in anderu F�llen weder diese, noch andere Mittel fja manchmal sogar die Unterbindung) nicht im Stande sind, die Hsemostase zu bewirken.
Die Granulations fl�chen gequetschter Wunden sind meist sehr unregelm�ssig geformt und zeigen oft viele Ecken und Taschen. Die Quetschwunde ger�th nicht nur an ihrer Oberfl�che, sondern auch in der Umgebung in Entz�ndung. Die Haut wird von Eiter unterminirt; zwischen den Muskeln, Sehnen und Knochen kriecht der Entz�ndungs- und Eiterungsprocess nicht selten un�erwartet weiter und es zeigen sich bald hier, bald dort neue, in die Tiefe dringende Eiterherde. Der verletzte Theil bleibt geschwollen, �demat�s, die Granulationen der Oberfl�che sind schmierig-gelb, gequollen, schwammig. In der Umgebung der Wunde bilden sich im Laufe der Zeit kleinere oder gr�ssere Oeffnungen in der Haut: aus denselben kann der Eiter, welcher
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in der Tiefe stockt, sich zersetzt und dadurch einen �beln Geruch ver�breitet, m�hsam herausgepresst werden. Hat dieser Zerst�rungsprocess einen gr�ssern Umfang angenommen und dauert derselbe l�ngere Zeit an, so magern die Patienten ab, bis sie schliesslich an den Folgen eines febrilen Marasmus zu Grunde gehen.
Diese progressiv eiterige Entz�ndung ist von der fr�her beschriebenen rapid progressiven septischen Entz�ndung dadurch wesentlich verschieden, dass letztere im Laufe der ersten drei bis vier Tage, selten sp�ter, aber m�glicher Weise fr�her (schon mit 24 Stunden) nach stattgehabter Verletzung auftritt und durch locale Infection von Gewebstheilen, welche an der Oberfl�che der Wunde faulen, bedingt wird.
Zuweilen treten Verschlimmerungen ein, wenn die Wunde bereits ganz sich gereinigt hatte, ja selbst wenn zum Theil schon die Benarbung im Gange ist. Es k�nnen verschiedene Umst�nde einwirken, welche neuerdings eine Entz�ndung hervorrufen, die dann gern einen diffusen, eiterigen Cha�rakter annimmt. Auch kann die Entz�ndung der Wundr�nder einen crou-p�sen oder diphtheritischen Charakter zeigen. Der Eiter wird d�nn, der verletzte Theil schwillt bedeutend an, es stellen sich neuerdings Fieber�anf�lle ein etc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;*
Der Ausgang ist verschieden; m�glicher Weise kann der Verlauf wieder normal sich gestalten mit Genesung oder in Folge der Allgemein-infection mit Tod enden.
' Zuweilen treten Entz�ndungen der Lymphgef�ss-st�mme hinzu und eine speeifische Form von Capillar-lymphangoitis der �usseren'Haut, das Erysipel oder die erysipelat�se Entz�ndung (siehe diese) ,oder auch Entz�ndung der Venen (Phlebitis). Nicht selten vermischen sich mehrere oder alle diese Processe miteinander.
Als Ursachen derartiger seeund�rer Entz�ndungen gelten im Allgemeinen folgende:
1) Heftige Congestion zur Wunde, welche namentlich durch starke Bewegung des verletzten Theiles oder durch K�rperbewegung �berhaupt veranlasst wird. Auch k�nnen schlechte Verb�nde lt;Stauungshyper�miengt; verursachen, welche in gleicher Weise sch�dlich wirken.
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2)nbsp; Locale oder allgemeine Erk�ltung, �ber deren quot;Wir�kung wir uns noch nicht immer gen�gend Rechenschaft geben k�nnen.
3)nbsp; Mechanische Reizung der Wunde, namentlich wenn dieselbe eine partielle oder g�nzliche Zerst�rung der Granulationsfl�che im Gefolge hat, wodurch die unter diesen liegenden Lymphgef�sse blos gelegt, somit der Aufnahme virulenter Stoffe zug�nglich werden.
4)nbsp; nbsp;Chemische, fermentartige Wund reize; dieselben entstehen h�ufig durch von aussen in die Wunde gelangende organische Substanzen, welche von den Wundsecreten impr�gnirt und mit diesen zer�setzt auf die Wundr�nder �tzend einwirken. Charpie, Papierfetzen, Knochen�splitter etc. � Ferner werden microscopische Parasiten beschuldigt und von Manchen, z. B. von H�ter, Klebs und Anderen als der eigentliche Hauptfactor f�r alle derartige Processe angesehen.
Es gibt auch Stoffe, welche von den Eiterzellen aufgenommen und durch das Granulationsgewebe hin�durch in den K�rper eingef�hrt werden, wie dies durch Aufstreuen von fein gepulvertem Carmin auf eine eiternde Wunde jederzeit leicht nachgewiesen werden kann. Ob und welche infecti�se Substanzen auf diesem Wege durch das unversehrte Granulationsgewebe hindurch in den K�rper gelangen k�nnen, ist noch nicht sicher festgestellt.
Da ss infecti�se Stoffe, welche in den K�rper ein�gef�hrt werden, indem sie d as G r anulation sge webe zerst�ren, heftigeEntz�ndung verursachen, ist lejcht begreiflich. Zum Gl�cke ist die Zahl der auf Wunden einwirkenden sch�dlichen Substanzen relativ klein, im Verh�ltnisse n�mlich zu der unendlichen Zahl von organischen und nicht organischen Stoffen, welche der die Patienten umgebenden Luft beigemengt sind.
DasWundfieber pflegt beiQuetschwunden heftiger aufzutreten, als bei Schnittwunden. Der Grund hief�r liegt wohl darin, dass bei ersteren mehr delet�re Stoffe in das Blut gelangen, als bei letzteren, indem bei jenen die Zersetzung an der Obei'fl�che der quot;Wundr�nder in der Regel viel betr�chtlicher ist, als bei diesen. � In solchen F�llen, wo von dem fauligen Gifte gr�ssere Quantit�ten in das Blut gelangen, oder wo dasselbe eine besonders intensive Wirkung besitzt, nimmt das Fieber den Charakter des sogen. laquo;Faulfiebersraquo; an. Wir werden dasselbe sp�ter unter der Rubrik der Septicsemie einl�sslicher besprechen.
Als laquo;Nachfieber gt; oder laquo;Eiter ungsfiebergt; bezeichnet
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man im Allgemeinen alle Fieber, welche nicht als einfache, prim�re Wund�fieber angesehen werden k�nnen. Dieselben treten in der Eegel heftiger auf, als das prim�re Wundfieber, so dass selbst bei unseren Hausthieren meist deutliche Sch�ttelfr�ste sich einstellen. Schliesslich sei hier in Bezug auf Fiebererscheinungen noch bemerkt, dass nach st�rkeren Blutverlusten nicht selten ein Fr�steln bemerkbar wird, ohne class indess Fieber vor�handen w�re; Temperaturerh�hung ist in solchen F�llen weder w�hrend des Fr�steins wahrnehmbar, noch folgt sie bald nach.
Die Behandlung der Quetschwunden ist im Wesentlichen nach den�selben Kegeln und Grunds�tzen zu leiten, wie die Behandlung der Schnitt�wunden. Zun�chst muss die Wunde sorgf�ltig gereinigt, lose Gewebsfetzen und andere fremde K�rper aus derselben entfernt werden; dann kann die vorsichtige Anwendung der K�lte folgen. Ich habe mich bereits fr�her bez�glich dieses Mittels dahin ausgesprochen, dass dasselbe unter Umst�nden und in entsprechendem Umfange angewendet, zweckm�ssig sei, in anderen F�llen hingegen auch recht nachtheilig, ja lebensgef�hrlich werden kann, wenn es nicht zur rechten Zeit durch andere Mittel ersetzt wird. Bei allen Quetschverletzungen, wo ja ohnediess eine gr�ssere Disposition zu gef�hrlichen Circulationsst�rungen vorhanden ist, sei man deshalb besonders auf der Hut. Die feuchte W�rme wird, fr�hzeitig augewandt, die Bildung der De-marcationslinie in der Regel mehr beg�nstigen, weshalb die K�lte durch diese bald zu ersetzen ist. Aber auch der Anwendungsweise warmer Aufschl�ge muss man stets die n�thige Sorgfalt zuwenden.
Zun�chst kommt ihre Temperatur in Betracht, dann ihr rechtzeitiger Wechsel, ferner die nothwendige Reinlichkeit der aufgelegten Lappen oder S�cke, sodann die richtige Consistenz der Cataplasmamasse, die n�thige Frische, d. h. der Ersatz derselben durch frisch bereitete, bevor G�hrungs-processe in ihr auftreten u. s. wr. u. s. w. Als Zusatz zu den verschiedenen kalten oder warmen Fl�ssigkeiten, oder auch f�r sich allein in circa 100 Theilen Wasser gel�st, kann Kali hypermanganic. als belebendes und gleichzeitig desinficirendes Mittel gegen Quetschwunden empfohlen werden. Auch spiritu�se Mittel, besonders Phenylspiritus (1 : 12) k�nnen hier im Allgemeinen recht oft eine n�tzliche Verwendung finden.
Wo die Wundr�nder trocken sind und nur wenig secerniren, da wird die Eiterung durch feuchte W�rme angeregt, resp. gef�rdert werden; wo hingegen die Eiterung bereits eingetreten, sogar profus ist, wo die Gra�nulationen schlaff, �demat�s und blass sind, da werden wir zu Digestiv�mitteln und Exsiccantien unsere Zuflucht nehmen m�ssen. Arg. nitr., Hydrg. prsec. rubr., Terebinth, comm., Cupr. sulphur., Alumen ustum, Ferr. und
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Zinc, sulph., Holzkohle, Tinct. Myrrhae, Tinct. Aloes, die Empyreumatica, Collodium und Tannin, sowie andere Mittel werden uns bei geeigneter Wahl und Verbindung hier recht oft gute Dienste leisten.
Ueber das Verbinden eiternder Wunden haben wir schon gesprochen. Wo ein Verband angelegt wird, darf dies immer nur unter Beobach�tung folgender Cautelen geschehen:
1)nbsp; Die Verbandst�cke m�ssen �fter gewechselt werden, und zwar bevor in, resp. zwischen denselben und der Granulationstl�che eine Zersetzung der Wundsecrete eintritt.
2)nbsp; Jede Gelegenheit einer Infection durch die Verbandst�cke muss vermieden, diese sowie die Wundfl�chen von Zeit zu Zeit mit der n�thigen Sorgfalt gereinigt werden.
Der freie Zutritt der Luft beg�nstigt den Zersetzungsprocess weit weniger, als abgeschlossene Luft, was bereits fr�her bemerkt worden ist. Deshalb darf man sich nicht f�rchten, sondern man muss stets Sorge tragen, dem Eiter freien Abfluss zu verschaffen und n�thigenfalls zu Gegen�ffnungen, Haarseilen, Drainage u. s. w. seine Zuflucht nehmen; auch kann Bespritzen der Wunden mit desinficirenden Substanzen unter Um�st�nden recht n�tzlich, ja n�thig werden.
M�glichst vollkommene Ruhe des verletzten Theiles, Vermeidung aller Momente, welche Congestivzust�nde oder Erk�ltungen verursachen k�nnen, Abhaltung aller mechanischer, chemischer und infecti�ser Irritation u. dgl. sind Aufgaben einer verst�ndigen Therapie.
Die Regelung der Di�t, sowie die etwa erforderliche innerliche Be�handlung wird sich nach dem allgemeinen Zustande des Patienten, sowie nach dem Stadium der Entz�ndung richten m�ssen. Bei fieberhaften Zu�st�nden kommen die Antifebrilia, Sedativa und Antiseptica, China, Opium, Ferrum etc. etc. mit in Betracht.
Risswunden k�nnen mit Zerreissung eines Theiles der ausseien Haut, oder subcutan zu Stande kommen. Erstere werden in der Regel durch von aussen eingedrungene mehr oder weniger stumpfe Fremdk�rper (Haken u. dgl.) vei'ursacht, indem die erfassten Gewebe entweder in Folge der schnellen Bewegung des Fremdk�rpers oder des (erschrockenen) Thieres auf kleinere oder gr�ssere Strecken zerrissen werden. Diese Wunden sind eigentliche Quetschwunden, jedoch von den vorhin beschriebenen dadurch nicht unwesentlich verschieden, dass die Quetschung gew�hnlich auf die Wundr�nder begrenzt ist und nicht weit �ber die Nachbarschaft sich
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ausdehnt, w�hrend die Haut nicht selten auf gr�ssere Strecken von ihrer Unterlage losgerissen ist.
Die Prognose und Behandlung haben sich nach den vorhin angegebenen Grunds�tzen zu richten. Zuweilen wird eine Heilung per primam intentionera m�glich sein, weshalb in geeigneten F�llen, wenn n�mlich die Verletzung einer Schnittwunde �hnlich ist, die Wundr�nder mit dem Messer oder der Scheere geebnet und nach Vorschrift vereinigt werden m�ssen.
Im Allgemeinen heilen Risswunden aus nahe liegenden Gr�nden leichter als andere Quetschwunden. Ich sah bei einem iV^j�hrigen F�llen, welches an einem spitzigen, abgebrochenen Aste eines gef�llten Baumes, bei einem Versuche �ber denselben wegzuspringen, sich die Scapula auf eine grosse Strecke losgerissen hatte, wobei die Haut und die Muskulatur zwischen Brust und Oberarm zerrissen waren, in sechs Wochen Heilung eintreten.
Bei v�lliger Losreissung von K�rpertheilen, z. B. der Zunge, eines Ohres, des Scrotums u. s. w., wie dies in seltenen F�llen vorkommt, ist von einem Versuche dieselben anzuheilen, erfahrungsgem�ss nichts zu er�warten. Man muss sich damit begn�gen, eine Vernarbung der entstandenen Wunde mit bleibendem Defect zu erzielen. N�heres hier�ber geh�rt in das Gebiet der speciellen Chirurgie.
In Bezug auf die Aetiologie der subcutanen Zerreissungen sei hier kurz bemerkt, dass dieselben meist in Folge �berm�ssiger Kraftanstren�gungen, oder in Folge von gewaltsamen Ersch�tterungen durch Nieder�werfen u. dgl. entstehen. Zerreissungen innerer Organe, z. B. des Magens, der Leber u. s. w. sind unheilbar und gew�hnlich erst nach dem Tode mit Sicherheit zu diagnosticiren. W�hrend des Lebens kann nur dann eine subcutane Zerreissung poripherisch gelegener Gewebe bestimmt erkannt werden, wenn dieselbe einen gewissen Umfang erreicht und das zerrissene Gebilde so nahe der �usseren K�rperoberfl�che liegt, dass bei der Be�tastung die L�cke im Zusammenhange wahrgenommen wird. Liegen die betroffenen Theile tiefer oder gar in einer K�rperh�hle, so kann nur aus der gest�rten Function und aus der vorausgegangenen Gelegenheit, welcher die L�sion etwa zuzuschreiben ist (die demnach durch die Anamnese erforscht werden muss), mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit aut das Vorhandensein oder Fehlen einer Zerreissung geschlossen werden. *)
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*) Leonliardt sah vor zwei Jahren (und diagnosticirte ans den vorhandenen Functionsst�ruugen) beim Pferde eine Zerreissung der beiden Back-Schenkelbeinmuskel (muse. vast. ext. und int.), welche durch pl�tzliches Anhalten und Wenden im Wagen entstanden war. Carsten-Harms beobachtete einen �hnliehen Fall bei einer Kuh.
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Zur Heilung von subcutanen Zeri'eissungen ist eben�falls absolute Ruhe vor allen Dingen nothwendig; im Uebrigen ist die Behandlung nach den f�r subcutane Quetschungen gegebenen Regeln zu leiten. Vogel heilte ein Pferd, das sich bei einem Sprunge �ber einen hohen Gartenzaun die Sehne des rechten vorderen Kronbeinbeugers sub-cutan total abgerissen hatte, innerhalb 96 Tagen vollst�ndig.
Schusswunden kommen am h�ufigsten im Kriege vor und z�hlen im Allgemeinen zu den Quetschwunden. Dieselben sind h�ufig absolut und schnell t�dtlich, nicht selten zerschmettern sie ganze K�rpertheile, so dass in der thier�rztlichen Praxis in derartigen F�llen von Kurversuchen keine Eede sein kann.
Es kommen hier deshalb nur solche Schusswunden in Betracht, welche keine directe Lebensgefahr mit sich bringen und auch von diesen zun�chst nur diejenigen, welche ohne Complication mit Knochenfracturen u. dgl. auftreten.
Die Verletzungen, welche vermittelst Schusswaffen verursacht werden, sind mannigfach verschieden. Zun�chst ist hier die Waffe, sowie die Ladung laquo;das Projectilraquo;, von Bedeutung. Es ist selbstverst�ndlich, dass ein Schrot-schuss andere Verletzungen erzeugt als eine Kugel, und dass die Ver�letzungen dieser wieder sehr verschieden sein k�nnen, je nachdem sie mehr oder weniger schwer, rund, spitz, solid oder hohl ist u. s. w. Auch die Distanz, aus welcher der Schuss gekommen ist, verdient ber�cksichtigt zu werden. Die Veterin�rchirurgie ist in Bezug auf Schusswunden im Ganzen noch sehr wenig entwickelt, w�hrend die sogen. Kriegschirurgie der men�schen�rztlichen Praxis �ber dieses Kapitel eine bedeutende Literatur auf�zuweisen hat, die nach jedem Kriege und so auch iiainentlich nach dem deutsch-franz�sischen (1870/71) einen bedeutenden Zuwachs erf�hrt, resp. erfahren hat.
Zun�chst mag darauf aufmerksam gemacht werden, dass Schussver�letzungen keineswegs nothwendig mit Perforation der �usseren Haut ver�bunden sein m�ssen, obgleich dies wohl weitaus am h�ufigsten der Fall sein wird. Kugeln, deren Fluggeschwindigkeit bereits bedeutend abgenommen hat, die, wie man zu sagen pflegt, schon matt geworden sind, bevor sie den Thierk�rper erreichen, haben manchmal nicht mehr die Kraft, die feste, z�he Haut zu durchdringen, am allerwenigsten aber dann, wenn sie dabei in einem Winkel aufl�llen, der sich zwei Bechten n�hert. Es werden dann die �ussere Haut und die unter derselben gelegenen Weichtheile einen den Verh�ltnissen entsprechenden Grad von Quetschung erfahren k�nnen.
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ohne dass eine Perforation jener zu Stande kommt. Derartige Schussver�letzungen wurden fr�her als laquo;Luftstreifsch�sseraquo; bezeichnet, weil man glaubte, dass in den betreffenden F�llen die Contusionen der Haut und der untergelegenen Weichtheile nicht durch unmittelbaren Contact mit dem Projectil, sondern durch die zwischen diesem und dem Thierk�rper befindliche Luft entstanden sei. Man dachte sich n�mlich die Sache etwa so: wenn das Projectil nahe an der K�rperoberfl�che vorbeigehe, so werde die Luft zwischen Projectil und K�rperoberfl�che so stark comprimirt, dass in Folge dessen die Contusionen hervorgerufen w�rden, oder aber: es werde die Kugel electrisch und dadurch in einer unbekannten Weise die Verletzung per Distanz veranlasst. Von dieser etwas tr�umerischen Ansicht ist man inzwischen ganz abgekommen, ohne jedoch die Bezeich�nung c Luftstreifschuss gt; volllst�ndig aussei- Kurs gesetzt zu haben. Wo man also diesem Ausdrucke begegnet, m�ge man denselben in dem eben angegebenen Sinne interpretiren. Durch solche matte Kugeln kann nun die Haut in die Weichtheile eingedr�ckt und dadurch eine Quetschung dieser verursacht werden, ja es k�nnen sogar Rippen oder nicht zu resistente andere Knochen in Folge solcher Einwirkungen brechen, ohne dass eine offene Hautwunde nothwendig entstehen muss.
Es gibt auch noch eine andere Art von Quetschverletzungen ohne perforirende Hautwunde, welche die Folge der Einwirkung von Geschossen sein k�nnen. Nicht selten treffen die Projectile den einen oder anderen Theil der Bekleidungsgegenst�nde der Thiere (vorzugsweise also der Cam-pagne-, Train- und Bagage-Pferde), so dass dadurch selbst noch ziem�lich flugkr�ftige Kugeln vor dem Eindringen in oder auf den Thierk�rper abgehalten werden. Derartige Quetschungen verhalten sich dem Umfange und dem Grade nach selbstver�st�ndlich sehr verschieden, und sind erhebliche Commotionen edler innerer Organe in Folge der�selben nicht selten, so dass selbst durch diese eine grosse oder gar absolute Gefahr f�r das Leben des betreffenden Thieres verursacht werden kann.
Im Uebrigen sind alle derartigen Contusionen ganz nach den fr�her f�r Quetschungen ohne offene Hautwunde angegebenen Regeln zu be�handeln.
Unter den Schussverletzungen mit perforirter �usserer Haut verhalten sich am einfachsten die sogen. tStreifsch�sseraquo;. Bei denselben sind nur die K�rperdecke und die ihr zun�chst liegenden Weichtheile verletzt.
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Die Schusswuude bildet eine mehr oder weniger lange Hohlrinne. Derartige Streifsch�sse sowie auch die vorhin beschriebenen Luftstreifsch�sse k�nnen aber auch �ble Folgen nach sich ziehen, besonders wenn unmittelbar unter der Haut liegende Knochen mit verletzt wurden. Diese Eventualit�ten werden wir jedoch an einem andern Orte zu besprechen haben.
Ausser diesen beiden Hauptformen von Schussverletzungen kommen noch zwei andere vor. Es kann n�mlich das Projectil an der einen Stelle in den K�rper eindringen und an einer andern Stelle wieder aus demselben heraustreten, so dass ein perforirender Schusscanal sich vorfindet, oder es kann ein blinder Schusscanal entstehen, indem das Geschoss nur an einer Stelle die Haut durchbohrt. In diesem letzteren Falle wird das Projectil in der Regel im K�rper stecken bleiben, wenngleich die M�glichkeit vorhanden ist, dass dasselbe an einen Knochen anprallt und wieder aus derselben Oeffnung, durch welche es in den K�rper eingedrungen ist, herausf�llt. Schusswunden mit perforirendem Schusskanale werden laquo;Haarseil-sch�ssegt; genannt; bei denselben ist die Oeffnung, welche das Geschoss an seiner Eintrittsstelle in den K�rper macht, in der Regel rund, ihre R�nder sind gequetscht und gew�hnlich etwas eingedr�ckt. Mit dem Pro�jectile k�nnen auch andere fremde K�rper in den Organismus hineinge�schleudert werden, so z. B. Kugelpflaster, Theile von Ausr�stungsgegen�st�nden ix. s. w.; auch kann ein Knochen zertr�mmert und Theile desselben tiefer in den Organismus hineingerissen werden.
Ist der Schusscanal ein perforirender, so pflegt die Austritts�ffnung des Geschosses grosser zu sein, als dessen Eintritts�ffnung. Durch Zerspringen des Projectils, (was namentlich bei kleineren Hohlgeschossen im Inneren des K�rpers erfolgen kann), sowie auch durch Knochensplitter k�nnen zwei und mehr Ausgangs�ffnungen entstehen*); wobei ein oder mehrere Kugelst�cke oder Knochensplitter im K�rper stecken bleiben k�nnen. Die Kugel kann auch an irgend einer Stelle des Schusscanals ganz stecken bleiben.
Die verschiedenartige Beschaffenheit der Aus- und Eintritts�ffnungen hat einen gewissen diagnostischen Werth. Bei strafbaren Verletzungen kann die Bestimmung der Eintritts�ffnung unter umst�nden von Be�deutung sein, insofern sie die Richtung angibt, aus welcher der Schuss gekommen ist. Ein perforirender Schusscanal ist keineswegs immer noth-wendig ein gerader; es kann das Geschoss in seiner Richtung durch
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.*) Hohle Gewehrkugeln sind in dem letzten italienischen Kriege vielfach verwendet, durch die Genfer Convention indess vertoten worden.
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Knochen oder straff gespannte Sehnen abgelenkt und dadurch der Schuss-canal winkelig werden. Die letztj�hrigen Erfahrungen haben aber gelehrt, dass Umkreisungen der grossen K�rperh�blen jedenfalls viel seltener sind, als man bis dahin angenommen hatte, und dass dieselben in dem fr�her f�r m�glich gehaltenen Umfange wohl gar nicht vorkommen. Es hat sich gezeigt, class Kugeln unter Umst�nden Eingeweide durchdringen k�nnen, ohne nothwendig absolut t�dtliche Folgen nach sich ziehen zu m�ssen; man hat sich auf das Bestimmteste �berzeugt, dass solche Schussverletzungen keineswegs immer so gef�hrliche sind, als man fr�her glaubte. Ich habe selbst durchschossene Menschenmagen, Leber etc. gesehen, ohne dass die Leute, an den Folgen dieser Schusswunden gestorben, oder auch nur schwer erkrankt gewesen w�ren, wo jedoch eine neue Verletzung oder eine bald nachher eingetretene Krankheit den Tod des betreffenden Individuums nach sich zog und zur Entdeckung dieser interessanten Data f�hrte. Ebenso habe ich das Kniegelenk perforirende Schusscan�le gesehen, wo die Pa�tienten nach sehr kurzer Zeit wieder vollst�ndig geheilt waren. Derartige Thatsachen sind f�r die erst in der Entwicklung begriffene veterin�r��rztliche Kriegschirurgie von Bedeutung und verdienen alle Beachtung. Die H�lfeleistungen des Thierarztes erstrecken sich im Kriege vorzugsweise auf solche Verletzungen, welche durch Handfeuerwaffen hervorgebracht sind. In Bezug auf diese m�chte ich anrathen, nicht jedes Thier, das eine in eine K�rperh�hle eintretende Schusswunde erhalten hat, ohne Weiteres zu t�dten, da die eben angef�hrten Erfahrungen in der menschen�rztlichen Praxis zu dem Schl�sse berechtigen, dass auch bei Thieren derartige Verletzungen m�glicherweise recht bald ohne Nachttheil heilen k�nnen. Dies best�tigt folgender in Stockfleth's Chirurgie, Seite 94 und 95 mitgetheilte Fall: laquo;Ein Milit�rpferd wurde am 12 September 1850 bei Missunde durch eine Spitzkugel, welche zwischen der vierten und f�nften Rippe eingedrungen war, verwundet. Obgleich die Kugel stecken blieb, so genas Patient doch vollkommen und blieb bis zum 16. M�r^W� es wegen vorger�ckten Alters get�dtet wurde, bei der Artillerie. Die Kugel hatte das Zwerchfell durch�bohrt und lag, von etwas Bindegewebe umh�llt, nahe hinter demselben. Das Loch im Zwerchfell war geblieben, seine R�nder waren vernarbt.
Schusswunden sind im Allgemeinen, wenigstens in der ersten Zeit wenig schmerzhaft, wie dies mit Bezug auf Thieve nicht nur per analogiam, sondern auch aus dem Umst�nde erschlossen werden kann, dass in der Schlacht verletzte Pferde, selbst wenn der Schuss eine Gliedmasse per-forirte, je nach Beschaffenheit der Verletzung noch l�ngere Zeit vollst�ndig dienstf�hig geblieben sind. Bei Menschen ist diese fast absolute Schmerz-
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losigkeit leicht und sicher zu const�tiren und ein E�ckschluss auf Thiere in diesem Falle wohl kaum als ein gewagtes Unterfangen anzusehen.
Dass indess die Schmerzempfindung und Schmerz�usserung individuell sehr verschieden ist, zeigt sich auch hier. Nach den Erfahrungen von Reuss (im deutsch-franz�sischen Kriege 1870�71) sollen scheinbar unbedeutende Absch�rfungen der �usseren Haut durch Streifsch�sse, besonders wenn dieselben in der N�he der Knochen und Gelenke sich befinden, oft ungew�hnliche Schmerzen verursachen. Das Allgemeinbefinden gestaltete sich nach der individuellen Natur der verwundeten Thiere sehr ver�schieden, so class Reuss sensibele Pferde oft sehr aufgeregt, mit Schweiss bedeckt und zitternd fand, w�hrend weniger empfindliche, ge�w�hnliche Landpferde selbst bei bedenklichen Wunden sich h�ufig ganz abgestumpft zeigten. Wo das Geschoss nicht tief eingedrungen war und ohne grosse Schwierigkeiten entfernt werden konnte, heilte die Wunde bei einfachem Reinigen mit warmem Wasser, ohne dass die Patienten auch
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nur dienstunf�h
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worden w�ren.
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E. Viborg sah 1807 ein Pferd, dem eine Kugel in das linke Knie�gelenk eingedrungen war, den �usseren Gelenkkopf des Femur abgebrochen und in zwei St�cke getheilt hatte. Patient laugte auf der Thierarznei-schule an, ohne kaum lahm zu gehen, obgleich es eine halbe Meile nach erhaltener Verletzung zur�ckgelegt hatte. Erst am dritten Tage stellte sich Functionsst�rung und Schmerz ein. � Ein Trainpferd hatte einen B�chseuschuss in die rechte Flanke bekommen und es zeigte sich bei der Untersuchung, dass die Kugel in die Bauchh�hle eingedrungen war. Das Pferd frass und trank, wie im gesunden Zustande; das Einzige, was auffiel, war der kleine Puls, woraus man auf innere Verblutung schloss. Nach Verlauf von zehn Stunden st�rzte das Pferd zusammen und starb. Die Obduktion ergab Zerreissung eines bedeutenden Blutgef�sses im Gekr�se durch die Kugel. (Stockfleth 1. c. Seite 92.)
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Die Blutung ist bei Sch�sswunden in der Regel geringer, als bei Schnittwunden; gleichwohl bleibt dieselbe immer eine sehr zu beachtende Gefahr. Menschen und Thiere sind auf dem Schlachtfelde h�ufig das Opfer einer nicht zur Zeit gestillten Blutung. Die Haemostase bietet manchmal grosse Schwierigkeiten, so dass man nolens volens zur Tamponade schreiten muss, obgleich diese f�r den Heilungsprocess nachtheilig wirkt, weil sie die Reizung des Schusscanales und demnach die eintretende Entz�ndung er-#9632; heblich steigert.
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Die Behandlung der Schusswunden hat sich im Wesent�lichen nach denselben Grunds�tzen zu richten, wie die der Quetschwunden �berhaupt. Zuerst muss eine etwa vorhandene Blutung gestillt und dem�nach der Schusscanal sorgf�ltig sondirt werden, um zu ermitteln, ob in demselben noch ein fremder K�rper steckt. Wo die Finger zu dieser Son-dirung ausreichen, sind sie am besten zu verwenden. laquo;Das beste aller Werkzeuge ist die Hand gt; sagte sehr richtig einer der �ltesten Aerzte.
Wo dw Finger nicht lang genug sind, oder wo der Schusscanal zu eng ist, bedient man sich nat�rlich einer geeigneten Sonde. Ist die Kugel in eine der grossen K�rperh�hlen eingedrungen, so unterbleibt am besten .lies Sondiren des betreffenden Schusscanales. Dass etwa aufgefundene fremde K�rper zun�chst extrahirt werden m�ssen, bedarf wohl kaum der Erw�hnung. Es ist dies allerdings nicht immer so leicht gethan wie ge�sagt. Nicht selten wird eine Erweiterung der Eintritts�ffiuung und des vor dem fremden K�rper befindlichen Theiles des Schusscanales nothwendig werden. Manchmal jedoch bringt eine solche Erweiterung wegen Nachbar�schaft gr�sserer Blutgef�sse und dergleichen eine erheblichere Gefahr mit sich, als etwa eine Kugel, oder �berhaupt ein metallischer K�rper, da diese bekanntlich recht gut ohne Nachtheil zu verursachen, an verschiedenen K�rpertheilen einheilen k�nnen. Diesen Thatsachen hat mau stets in ge�b�hrender Weise Rechnung zu tragen.
Es ist nun ferner darauf aufmerksam zu machen, dass eine Erweiterung des Schusscanales blos zum Zwecke der Heilung nicht nothwendig ist; dieselbe erfolgt, so weit die Wundheilung dies verlangt, von selbst, indem die gequetschen Canalr�nder brandig abgestossen werden. Diesem Processe geht die Losl�sung eines kleinen ringf�rmigen Brandschorfes um die Ein�gangs�ffnung voraus. Die Heilung erfolgt demnach durch Granulation und Eiterung von innen nach aussen. Bei Haarseilsch�ssen tritt die Vernarbung der Ausgangs�ffnung in der Regel etwas fr�her ein, als die der Eiutritts-�ffuung.
Zuweilen wird auch die Heilung von Schusswunden per primam in-tentionem beobachtet; dies ist jedoch im Ganzen nicht h�ufig, indem fast alle Schusswunden eine bald k�rzere, bald l�ngere Zeit eitern. � Wo fremde, namentlich organische K�rper an irgend einer Stelle im Schusscanale zur�ckbleiben, da treten beinahe ausnahmslos st�rkere und mehr in die Tiefe dringende Entz�ndungen auf. Metallische Gegenst�nde sind im Allgemeinen weit weniger ge�neigt, in ihrem Umfange heftige Entz�ndungen her�vorzurufen, als vegetabilische, weil letztere sich leicht zer-
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setzen und dann besonders durch ihre Zersetzungsprodukte sch�dlich ein�wirken. Aus diesem Grunde m�ssen nicht metallische Gegenst�nde �berall, wo dies irgend m�glich ist, aus der Wunde entfernt werden. Eingeheilte Metallk�rper bleiben nicht immer an der betreffenden Stelle liegen, son�dern senken sich zuweilen; dies geschieht einestheils in Folge ihrer Schwere, anderntheils in Folge der Muskelactionen, durch welche eine alhn�lige Verschiebung zu Stande kommt. In der menschen�rztlichen Praxis, wo Schussverletzungen viel h�ufiger vorkommen, und wo im All�gemeinen nach der Heilung auch mehr Zeit zur Beobachtung der couse-cutiven Zust�nde vorhanden ist, sind in diesem Gebiete eine grosse Menge von interessanten Vorkommnissen beobachtet und mitgetheilt worden. So z.B. haben Kugeln, welche in der H�ftgegend eingedrungen und stecken geblieben waren, nach einer Reihe von Jahren unter den Waden, oder unter der Fersenhaut sich bemerkbar gemacht und sind dann mit Leichtigkeit herausgeschnitten worden.
Reuss gelang es in mehreren F�llen nicht, das Geschoss zu finden. Dies war namentlich beim Einschlagen desselben in die starken Muskel�partien der Kruppe und des Oberschenkels der Fall.
Derartige Verletzungen wurden immer complicirt, indem die eingedrungene Kugel ausgedehnte Quetschungen und Zerreissungen der Gewebe herbeif�hrte, welche ausser dem eigentlichen Schusscanale die Bildung von fortgesetzt eiternden Fistelg�ngen nach sich zogen. Die Be�handlung solcher Patienten war trotz aller Heilmittel langwierig und un�dankbar.
Bei Haarseilsch�ssen gestalteten sich die Re�sultate etwas besser; Perforationen des Hinterkiefers ohne Zer�splitterung des Knochens und ohne Verletzungen der Hauptgef�sse verliefen gew�hnlich g�nstig. Am Halse jedoch waren solche Sch�sse bedenklicher^ da starke Blutungen die Thiere sehr entkr�fteten nnd das lockere Unter�hautbindegewebe zu umfangreichen Blutunterlaufungen Veranlassung gab. Mitunter gelang es indess auch hier Heilung zu erzielen.
Luft-Streifsch�sse in der IST � he von Knochen und an der K�r per ober fl�che gelegener Gelenke riefen sehr heftige Zuf�lle hervor, die nicht selten nach�haltige L�hmungen und Verdickungen zur Folge hatten, gegen welche spiritu�se Einreibungen mit Jod gute Dienste leisteten. Solche Contusionen wurden nicht blos durch Gewehrkugeln, sondern auch durch Sprengstttcke explodirender Hohl�geschosse erzeugt. Zahl, Form und Grosse der Sprengst�cke, sowie die
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Distanz, aus welcher dieselben kamen, waren nat�rlich f�r ihre Wirkungen wesentlich bestimmend. � Die Wunden v o n P r o j e c 111 e n aus Gesch�tzen waren meist umfangreiche, mit erheblicherem Substanz�verluste verbunden; und wenn auch nicht immer absolut t�dtliche; so doch immerhin in hohem Grade bedenkliche. Die betroffenen Weichtheile waren in der Regel zerrissen und die Knochen zertr�mmert, so dass der Tod h�ufig in Folge heftiger Commotionen oder Blutungen eintrat, oder dass die T�dtung der Patienten geboten erschien.
Oefter wurden nachhaltige Schw�che des ganzen K�rpers, langdauernde Eiterungen, Nachblutungen, Aufbrechen bereits geschlossener Wunden, An�schwellungen der Gliedmassen, L�hmungen u. s. w. unangenehm und nicht selten trat noch Starrkrampf ein, wenn die Gefahr bereits ganz beseitigt zu sein schien.
Der Grad des Fiebers richtet sich bei Schusswunden im All�gemeinen nach der Grosse und Ausdehnung dieser, sowie nach den bereits fr�her erw�hnten accidentellen Vorkommnissen und Zust�nden.
Wie bei Quetschungen �berhaupt, so kommen auch bei Schusswunden nicht selten Nachblutungen vor; man muss deshalb Sorge tragen, dass hierdurch nicht etwa ein lethaler oder sonst �bler Ausgang herbeigef�hrt wird.
Es ist von Bedeutung zu wissen, dass secund�re eiterige Entz�ndungen bei Schusswunden fast noch h�ufiger vorkommen, wie bei anderen Quetschwunden; dieselben d�rften wohl meist dem Eindringen vege�tabilischer Substanzen in den Schusscanal und dem Steckenbleiben jener in diesem ihre Entstehung ver�danken.
Schusswunden, welche in K�rperh�hlen eindringen, sind je nach ihrer Beschaffenheit, sowie nach der Wichtigkeit der etwa betoffenen Organe zu beurtheilen und zu behandeln.
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Die vergifteten Wunden.
Dieselben verbalten sich mannigfach verschieden, je nach der Natur des in die Wunde eingedrungenen Giftes. Hier ist nicht die Rede von Giften, die �berhaupt in der Natur vorkommen, sondern vorzugsweise nur von solchen, welche in thierischen K�rpern erzeugt und von diesen w�hrend ihres Lebens oder nach ihrem Tode auf andere lebende Thiere gelegentlich bei Verwundungen dieser �bertragen werden k�nnen und bereits �fter �ber-
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tragen worden sind. In einigen Thieren wird best�ndig an dieser oder jener Stelle des K�rpers ein Secret erzeugt, welches bei Einimpfung in Indivi�duen anderer Thierspecies eine mehr oder weniger heftige Entz�ndung, ja selbst den Tod zur Folge haben kann. Einzelne Gifte werden nur zu ge�wissen Zeiten und in Folge bestimmter Krankheitsprocesse im Thierk�rper producirt und verursachen bei Uebertragung auf andere empf�ngliche In�dividuen entweder mehr oder weniger locale Zuf�lle mit nachfolgender all�gemeiner Intoxication, oder aber es zeigen sich zun�chst �rtlich keine besonderen Wirkungen des Giftes, (wie z. B. beim Wuthgifte), indem erst mit Hervortreten des Allgemeinleidens bestimmte locale Wirkungen sich bemerkbar machen.
Giftige Thiere. Zun�chst kommen hier einige bei uns vorkommende giftige Insekten in Betracht, namentlich die
1) Bienen und Wespen. Dieselben besitzen an ihrem hinteren Leibes�ende bekanntlich einen r�hrenf�rmigen Stachel, der mit einer Dr�se in Verbindung steht, die ein scharfes �tzendes Secret liefert, welches in die Haut anderer Thiere gebracht eine verh�ltnissm�ssig starke Reizung her�vorruft. Zwar ist ein einzelner Bienen- oder Wespenstich ohne weitere bedenkliche Folgen, so dass dieserhalb die H�lfe des Thierarztes nicht leicht in Anspruch genommen werden d�rfte. Wird indess ein Thier von vielen Bienen oder Wespen, namentlich von mehreren sogenannten Hornissen �berfallen, so k�nnen die Verletzungen so erhebliche St�rungen nach sich ziehen, dass selbst das Leben des Thieres in Gefahr kommt.
Die Behandlung solcher Insektenstiche besteht am besten in Waschungen mit kaltem Wasser, Bleiwasser, oder mit verd�nntem Salmiakgeiste, 1 Th. Liqu. amm. caust. zu 10 Th. Wasser.
Ob auch Fliegenstiche, die an und f�r sich ungef�hrlich oder ganz unsch�dlich sind, durch zuf�llig dem Stachel anhaftende thierische Gifte t�dtlich werden k�nnen, ist noch nicht sicher entschieden, obgleich mehrere Angaben und Thatsachen daf�r zu sprechen scheinen. So z. B. werden Milzbrandinfectionen des Menschen (pustula maligna) nicht selten auf Fliegen-Stiche zur�ckgef�hrt. � Auch berichtet D a v a i n e von einer Septicannie, welche ebenso, wie der Milzbrand, durch Inoculation �bertragbar sei. Er will in Folge fortgesetzter Impfungen die Wirkung dieses Giftes nach und nach so gesteigert haben, dass schliesslich die einem Fliegenstachel an�haftende, weniger als den millionsten Theil eines Tropfens betragende Menge etwa 35 Stunden nach der Einimpfung eine t�dtlich verlaufende
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Septicsemie zur Folge hatte. Diese unglaublich erscheinende Mittheilung ist in neuerer Zeit von Bouley und Vulpian best�tigt worden. (Panum in Virchow's Archiv, Juli-Heft 1874, Seite 341.)
2) Giftschlangen. Es gibt (namentlich lebendige Jungen geb�rende) Schlangen, welche sich durch Besitz einer Giftdr�se auszeichnen. Diese steht durch einen hohlen Zahn mit der Mundh�hle in Communication, so dass beim Bisse (einer Giftschlange) der Hohlzahn sich aufrichtet, auf die Giftdr�se dr�ckt und dadurch der giftige Saft in die Bisswunde ein�str�mt. Die in Deutschland und der Schweiz vorkommenden Giftschlangen sind einzig die Kreuzotter = Vipera- oder Pelias Berns und die Vipera Redii. Beide erreichen eine Grosse von circa ll/a bis 2l/2 Fuss. Ihr Biss wird gl�cklicherweise nicht leicht t�dtlich; (nach statitischen Berechnungen sollen von 60 gebissenen Menschen etwa zwei sterben). Unsere Hausthiere werden zuweilen beim Weidegange und Jagdhunde auf der Jagd von einbeimischen Giftschlangen gebissen; nur bei den kleineren Arten werden die Zuf�lle manchmal so heftig, dass Lebensgefahr eintritt und eine thier�rztliche Behandlung dieserhalb nachgesucht wird.
Das verletzte Glied schwillt in der Regel mehr oder weniger bedeutend an, bei Bissen in die Lippen kann die Anschwelllung selbst �ber den Kopf hinaus auf den oberen Theil des Halses sich ausbreiten. Bisse in die Gliedmassen verursachen gew�hnlich bedeutendes Lahmgehen, indem die entz�ndliche Anschwellung sich bis zum Rumpfe hin ausbreitet. Auch k�nnen Symptome einer Allgemeininfection, Erbrechen, Athemnotb, Fieber, sp�ter Kr�mpfe und schliesslich der Tod eintreten, wenn nicht in den ersten Tagen die Erscheinungen nachlassen.
In anderen, namentlich s�dlichen L�nderen kommen weit giftigere Schlangen vor, so z. B. in Amerika die Klapperschlange, in Ostindien die Brillenschlange, am Cap der guten Hoffnung die Puffotter etc. deren Biss allj�hrlich viele Opfer fallen.
Behandlung: Unterhaltung einer Blutung, sp�ter Aetzen der Bisswunde, Brechmittel. In Amerika will man durch den inneren Gebrauch von Sal�miakgeist (selbst enormer Dosen) und durch directe Application desselben auf die Wunde oft Heilung erzielt haben (bei Negern namentlich) selbst nach Bissen von Klapperschlangen, und in Alabama z. B. ist (nach Heustis-Stille) Salmiakgeist das �bliche Hausmittel bei Verletzungen durch diese Reptilien. (Siehe Nothnagel, Heilmittellehre, Seite 544.)
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Das Leichengift kommt hier weniger mit R�cksicht auf die Patienten des Thierarztes, als mit R�cksicht auf seine eigene Person in Betracht. Dasselbe ist eine phlogogen wirkende, bis jetzt wenig gekannte Substanz, welche in menschlichen und thierischen Cadavern �fter sich entwickelt, ohne dass man zur Zeit die Bedingungen ergr�ndet h�tte, unter denen dieses geschieht.
Kommt etwas Leichengift in eine vorhandene Wunde eines Menschen, so kann eine local bleibende, oder eine bis zur n�chsten Lymphdr�sen-Station gehende, oder eine allgemeine Infection erfolgen. Bei rein localer Wirkung entsteht an der Infectionsstelle (in der Regel wird diese beim Menschen an einem Finger sein) im Verlaufe von 24 Stunden massiger Schmerz und eine leichte Induration; dann entsteht auf der Wunde ein trockener Schorf, unter welchem sich stets, (wenn auch nur wenig) Eiter befindet. Der Schorf bildet sich, so oft man ihn entfernt, von neuem, die Stelle bleibt schmerzhaft, hart; mit der Zeit verdickt sich die Epidermis auf der Wunde, wodurch an deren Oberfl�che ein n�ssender, schmerzhafter, warzen�hnlicher Knoten sich entwickelt, den mau gew�hnlich mit dem Namen lt; Leichentuberkel gt; bezeichnet. Wer Neigung zu diesen secund�ren �rtlichen, rein Bildungen hat, ist meist zu allgemeiner Infection wenig disponirt. Diese besteht darin, dass zu den ersten �rtlichen Erscheinungen eine Entz�ndung der Lymphgef�sse und der zun�chst gelegenen Lymph�dr�se (Achseldr�se) sich hinzugesellt, welche bei fr�hzeitiger Behandlung in Zertheilung �bergehen kann, aber oft zur Bildung von Abscessen f�hrt.
Manchmal verursacht die Wunde anfangs nur wenig Schmerzen; den�noch aber empfindet der inficirte Mensch bald eine starke Abgeschlagenheit, Kopfweh, Fieber und Uebelkeit, welchen Delirien, Sopor und zuweilen schon nach 40 Stunden der Tod folgt. (Billroth.)
Der Thierarzt muss diese Zust�nde kennen, um sich vorkommenden Falles fr�hzeitig sch�tzen zu k�nnen.
Vergiftungen durch Leichengift werden nach Rillroth am besten zuerst mit fleissigen Kaltwasser-Begiessungen oder -Waschungen behandelt, w�hrend die Blutung, wenn eine solche vorhanden ist, nicht gehemmt, sondern eher gef�rdert werden soll. In sehr vielen F�llen wird dadurch der sch�dliche Stoff gleich ausgesp�lt und es erfolgt keine weitere Infection. Da man in der Regel nicht weiss, ob in einem Cadaver Leichengift vor�handen ist, so m�sste man, um m�glichst sicher zu gehen, nach jeder Ver�letzung bei Sectionen in der angegebenen Weise prophylaktisch verfahren. � Kommt es zur R�thung um die Wunde, so empfehlen sich Aetzungen mit
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Argent, nitr. oder mit rauchender Salpeters�ure. Dieselben sind allerdings sehr schmerzhaft, aber auch von vortheilhafter Wirkung. Es bildet sich nicht selten unter dem Aetzschorf neuer Eiter; derselbe muss immer wieder abgehoben und die Stelle neuerdings ge�tzt werden, bis sich kein Eiter unter dem Schorfe mehr bildet und letzterer fest aufsitzt.
Tritt Lymphangoitis auf, so ist der Arm vor Allem durch einen Ver�band ruhig zu stellen und dann eine entsprechende Behandlung einzuleiten, welche der Veterin�r seinem menschen�rztlichen Genossen �berlassen muss.
Die Empf�nglichkeit f�r das Leichengift ist individuell verschieden; wiederholte lufectionen scheinen die Disposition eher zu steigern als zu mildern. Kleine, nicht bedeutende, noch offene nicht verschorfte oder sonst�wie gedeckte Risswuuden und excoriirte Hautstellen sind immer gef�hrlicher in Bezug auf die Aufnahme infecti�ser Substanzen, als tiefere, namentlich stark blutende Schnittwunden. Die Gr�nde f�r diese Thatsachen liegen nahe, da einerseits die Ausbreitung der am st�rksten resorbirenden wan�dungslosen Lymphgef�ssnetze gerade in der oberfl�chlichen Schicht der Cutis liegt, w�hrend andererseits durch Blutungen der in die Wunde ein�gedrungene Giftstoff zum Theil oder ganz mit fortgerissen wird.
Durch thierische Ansteckungsstoffe vergiftete Wunden werden �fter absichtlich erzeugt, wie z. B. bei der Schafpocken-, Lungenseuche- und anderen Impfungen. Es k�nnen aber auch unbeabsichtigte und h�ufig sehr unangenehme Vergiftungen von Wunden mit fraglichen Substanzen vor�kommen. Derartige Zust�nde sind jedoch nicht h�ufig Gegenstand veterin�r�chirurgischer Behandlung, weil nur selten kurze Zeit nach der Infection Er�scheinunger auftreten, welche den Eigenth�mer veranlassen, die H�lfe eines Veterin�rs in Anspruch zu nehmen. Dessen ungeachtet haben die betref�fenden Gifte, sowie namentlich die sie erzeugenden Krankheiten wenigstens zum Theil f�r den Veterin�r eine hervorragende Wichtigkeit, weil auch Menschen durch dieselben erkranken und in grosse Lebensgefahr gerathen k�nnen. Aus diesem Grunde sollen hier die Rotzkrankheit, der Milzbrand, die Hundswuth, die Aphthenseuche und die Lungenseuche kurz besprochen werden.
Die Rotzkrankheit (Malleus humidus, Maliasmus) geht urspr�nglich, so viel wir wissen, vom Pferdegeschlechte aus, kann indess auf den Menschen und auf unsere s�mintlicheu Hausthiere, sowie auf verschiedene wilde Thiere (wenigstens in Gefangenschaft gehaltene) �bertragen werden. Die Zuf�lle, welche nach Rotzinfectionen auftreten, sind je nach der Thierspecies und Individualit�t f�r den betreffenden Organismus von sehr verschiedener
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Bedeutung. Sie bleiben entweder local oder sie haben eine Allgemein-erkrankung zur Folge, welche meist mit dem Tode endet.
Von unseren Hausthieren zeigen die Gattungen lt; Schwein und Bind gt; die geringste Empf�nglichkeit f�r dieses Gift; nur sehr selten haftet es bei denselben und niemals verursacht es bei ihnen ein Allgemeinleiden, so dass Kotzinfectionen f�r diese Thierspecies so gut wie bedeutungslos sind.
Das klinische Bild der Rotzkrankheit kann ausserordentlich variiren, so dass selbst der beste Sachverst�ndige nicht immer in der Lage ist, erkennen zu k�nnen, ob ein Individuum an derselben leidet oder nicht. Zwar gibt es Symptome, bei deren Anwesenheit man mit Sicherheit auf Rotzkrankheit schliessen kann; indess nicht selten fehlen alle diese, sowie andere Krankheitserscheinungen, durch welche auch nur ein Verdacht, viel weniger eine sichere Diagnose begr�ndet werden k�nnte. Wenn bei einem Pferde ein einseitiger Nasenausfluss, einseitige, knotige Anschwellung der correspondirenden Kehlgangsdr�se, schankr�se Geschw�re auf der Xasen-schleimhaut, oder wenn sogen. quot;Wurmbeulen im subcutanen Bindegewebe, oder Rotzkn�tchen in der Haut sich zeigen, so wird der Kenner in der Regel nicht im Unklaren sein, womit er es zu thun hat, da durch diese Erschei�nungen der Nasen- und Hautrotz meist so deutlich gekennzeichnet wird, dass eineVerkennung dieser Zust�nde kaum m�glich ist. Dies sind aber nicht die einzigen Erscheinungsformen, unter denen die Rotzkrankheit auftritt, indem dieselbe nicht immer auf der Nasenschleimhaut, oder in, resp. unmittelbar unter der �usseren Haut sich localisirt. Es kann auch die Rachenh�hle, der Kehlkopf und die Trachea, sowie die Lunge der Sitz der betreffenden pathologischen Ver�nderungen sein, wo dann erst klinische Symptome zur Wahrnehmung gelangen, wenn die Krankheit schon l�ngere Zeit bestanden und an verborgenen Stellen vielleicht zu bedeutenderen Destructionen ge�f�hrt hat, oder wenn die �ussere Haut oder Nasenschleimhaut schliesslich in Mitleidenschaft gezogen und dadurch characteristische Erscheinungen geboten werden. Nicht selten sind von dem betreffenden Patienten schon mehrere Infectionen ausgegangen, ohne dass auf ihn selbst auch nur der leiseste Verdacht einer Rotzerkrankung gefallen w�re. Auch gibt es F�lle, die unter den Erscheinungen eines gew�hnlichen Catarrhs, oder einer gew�hn�lichen Druse mit Eiterung im subcutanen Bindegewebe in der Umgebung der Kehlgangsdr�sen, oder eines Luftsackcatarrhs auftreten und erst sp�ter, manchmal erst nach l�ngerer Zeit, als Rotz sich zu erkennen geben. Der�artige F�lle m�gen zu der Ansicht verleitet haben, dass aus Druse (sowie aus andern Krankheitszust�nden) Rotz entstehen k�nne, w�hrend die Sache meist wohl so liegen d�rfte, dass dieser im Verborgenen schon vorhanden
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war, ehe die Erscheinungen der Druse auftraten. Dass somit gegen Ge�fahren, welche die occulten Rotzformen mit sich f�hren, ein Schutz in der Regel nicht m�glich ist, weil der Zustand unerkannt bleibt, liegt auf der Hand. Wenn der Arzt jeder etwa m�glichen Infectionsgefahr ausweichen wollte, w�rde er die H�lfte seiner Zeit mit Desinficiren etc. zubringen m�ssen. So wenig demnach der Veterin�r die Aengstlichkeit zu weit treiben darf, eben so wenig soll er die ihm zu Gebote stehenden Schutzmassregeln leichtsinnig vernachl�ssigen. Bei Untersuchungen rotzverd�chtiger Pferde kann man sich zweckm�ssig einer Glasscheibe bedienen, was ich zuerst von Leonhardt gesehen habe. Dieselbe wird bei Inspection der Nasen�h�hlen zwischen diese und das Gesicht des Exploranteu gehalten und ist �berall da zu empfehlen, wo man einen eigenen Concavspiegel mit durch�sichtigem Centrum nicht besitzt. Ein solcher Spiegel hat etwa 36�40 Ctra. Peripherie und im Mittelpunkte einen durchsichtigen Kreis von circa 1 Ctm. Durchmesser. Derselbe wird am einfachsten vermittelst eines Bandes vor einem Auge so befestigt, dass man durch das Fenster hindurchsehen und gleichzeitig das reflectirte Licht zur Beleuchtung der zu betrachtenden Stellen verwenden kann. Nach vollendeter Untersuchung ist eine ent�sprechende Reinigung und Desinfection vorzunehmen.
Ohne an dieser Stelle auf die verschiedenen klinischen Erscheinungen des Rotzes n�her eintreten zu k�nnen, will ich nur bemerken, dass die spontane Entwicklung in Rede stehender Krankheit, resp. deren Ent�stehung aus anderen Krankheitszust�nden, sehr zweifelhaft und wenn �ber�haupt m�glich, so gewiss doch sehr selten ist. Ich stimme mit Ger lach darin vollkommen �berein, dass vom sanit�tspolizeilichen Standpunkte aus die Rotzkrankheit als reine Contagion zu behandeln sei; bereits vor zehn Jahren habe ich als preussischer Kreisthierarzt in meinen Sanit�tsberichten sowie bei einer Versammlung des Vereines rheinpreussischer Thier�rzte in C�ln den Antrag gestellt, die geeigneten Schritte zu thun, damit die veterin�r-polizeilichen Gesetze gegen die Rotzkrankheit dem entsprechend ge�ndert w�rden. Ich bemerke dies hier, um Missverst�ndnissen vorzu�beugen, welche aus nachstehender Opposition gegen das Dogma der Un-heilbarkeit der Rotzkrankheit entstehen k�nnten.
Ich will nun zun�cht �ber die beim Menschen vorkommenden Rotzinfec-tionen meine Ansichten und Erfahrungen in K�rze mittheilen, weil �ber diesen Punkt selbst in �rztlichen Kreisen zum Theil eine grosse Unwissen�heit besteht, zum anderen Theile ganz unrichtige Ansichten herrschen.
Wie beim Pferde, so gibt es auch beim Menschen eine acut und eine chronisch verlaufende Rotzkrankheit, deren erste nach vollst�ndiger Ent-
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#9632;wicklung fast absolut t�dtlich ist, w�hrend die letztere nicht selten nach langwierigen Leiden zum Tode, fast eben so h�ufig aber zu mehr oder weniger vollst�ndiger Genesung f�hrt.
Im Allgemeinen ist die Empf�nglichkeit des Menschen f�r das Rotzgift keine besonders grosse, jedenfalls aber kommen Infectionen h�ufiger vor, als mau nach den Angahen der Aerzte schliessen sollte. Wie mancher Fall mag abortiv verlaufen, ohne class der Patient eine Ahnung davon hat, was ihm fehlt, und ohne dass irgend ein Arzt zu Rathe gezogen .wird. Ein solcher Ahortivverlauf kommt aber nicht nur dann vor, wenn in Folge der Infection eine locale Erkrankung eingetreten ist (Gerlach, Bouley), sondern auch dann, wenn jede �ussere Localaffection fehlt, und eine vorhandene Erkrankung objectiv �berhaupt nicht festgestellt, sondern nur subjectiv empfunden werden kann. So theilte mir der vor circa zwei Jahren hier in Bern verstorbene Professor Gerber einige Zeit vor seinem Tode mit, class er vor etwa 15 Jahren ungef�hr 14 Monate lang an einer llotzinfec-tion gelitten habe, ohne dass sein Arzt irgendwie characteristische Erschei�nungen h�tte wahrnehmen k�nnen. Die Schmerzen im Kehlkopfe, in der Trachea und deren Verzweigungen h�tten sich sp�ter ganz verloren und seitdem sei er im Allgemeinen wieder recht gesund gewesen. In solchen F�llen ergeht es den Menschen�rzten �hnlich wie den Thier�rzten, wenn Pferde an sogen, occultem Rotz leiden. Es ist hier jiicht der Ort, auf eine weitere Casuistik einzutreten; ich beschr�nke mich deshalb darauf zu bemerken, dass es mir an weiteren Gr�nden nicht fehlt, anzunehmen, dass auch beim Menschen der occulte Rotz �ber Jahr und Tag bestehen kann, und schliesslich entweder mit Genesung oder mit Tod endet, ohne vielleicht jemals characteristische Anhaltspunkte f�r die Diagnose geboten zu haben.
Man hat in fr�heren Zeiten (namentlich in Frankreich) die Contagiosit�t der Rotzkrankheit, g�nzlich geleugnet und noch vor wenigen Jahren be�stritten, dass dieselbe auf den Menschen �bergehen k�nne. So hat Bar the-lemy der Aeltere noch im Jahre 1837 in der Academie der Medicin seine ganze Reredtsamkeit f�r die Immunit�t des Menschen gegen das Rotzgift aufgewendet. R a y e r widerlegte denselben, indem er von einem Menschen, der nach seiner Diagnose an Rotzinfection litt, die Krankheit einem Pferde mit Erfolg einimpfte.
Gelangt in eine Wunde oder in eine excoriirte Hautstelle des Menschen oder auf die Schleimhaut der Nase oder des Auges etwas Rotzgift, so k�nnen sehr acute locale Entz�ndungen sich entwickeln. Selbst von der unverletzten Haut, namentlich von solchen Stellen, an denen die Epidermis
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d�nn ist, sowie von Stellen in der N�he der N�gel bei vorhandenen Nagel�wurzeln, soll eine Aufnahme des Contagiums erfolgen k�nnen, was f�r den Verkehr mit rotzigen Pferden zu beachten ist. In g�nstigen F�llen bleibt die Infection eine mehr oder weniger locale, so dass keine weiteren Allge�meinerscheinungen folgen, indem unter allm�liger Heilung der �rtlichen Entz�ndung vollkommene Genesung eintritt. Nicht selten aber folgt alsbald eine Ausbreitung der Infection, die sowohl der Art als dem Grade nach sehr verschieden sein kann. Erreicht dieselbe einen h�heren Grad, gesellen sich zu ihr rheumatische Schmerzen in den Muskeln und Gelenken, diffuse erysipelat�se R�thung, Knoten- und Pustelbildung, starke Schwellung der Haut, copi�ser oder �belriechender (oft nur einseitiger Nasenausfluss), Heiserkeit (die bis zu g�nzlicher Aphonie sich steigern kann), Athem-beschwerden, zuweilen etwas blutiger Auswurf, Delirien, Diarrh�e, Coma und die f�r Rotzpyoh�raie des Menschen so characteristisch angesehenen Muskelabcesse, so erfolgt das lethale Ende in der Regel innerhalb vierzehn Tagen bis vier Wochen. Bei diesem acuten Verlaufe ist die Krankheit fast absolut unheilbar.
Weniger gef�hrlich sind die Rotzinfectionen des Menschen mit chro�nischem Verlaufe, die zum Theil in Genesung �bergehen, was vielleicht am h�ufigsten bei occulten Rotzerkrankungen vorkommen mag.
Die �usserlicii wahrnehmbaren Symptome der chronischen Rotzkrankheit des Menschen sind im Wesentlichen dieselben, wie bei acutem Rotz, nur pflegt das Fieber geringer zu sein und die Abwicklung der localen Erscheinungen weniger st�rmisch zu erfolgen. Die Dauer variirt zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren, mag indessen im Mittel auf vier Monate berechnet werden k�nnen. Die Zahl der acuten Rotzf�lle beim Menschen soll grosser sein, als die der chronischen; es ist dies jedenfalls richtig, wenn man die occulten Rotzerkrankungen abrechnet: wie gross die Zahl dieser ist, l�sst sich nat�rlich nicht ermitteln, jedenfalls aber ist sie grosser als man im Allgemeinen annimmt.
Meine Ansichten �ber die H�ufigkeit der Rotzinfectionen und deren Uebergang in Genesung bei Menschen und Pferden weichen von den heute ziemlich allgemein g�ltigen nicht unwesentlich ab, weshalb ich dieselben hier kurz res�miren will.
Ich halte die Rotzkrankheit weder beim Pferde, noch beim Menschen in dem gew�hnlichen Sinne f�r absolut unheilbar; dies ist erst dann der Fall, wenn dieselbe bis zu gewissen, noch genauer zu ermittelnden Stadien sich entwickelt hat. Dass die Widerstandsf�higkeit der einzelnen Organismen gegen die Angriffe des Rotzgiftes eine sehr verschiedene ist, kann nicht
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bestritten werden; es geht dies unzweifelhaft daraus hervor, dass nicht nur die einzelnen Thierspezies, sondern auch die Individuen dieser eine sehr verschiedene Empf�nglichkeit f�r dasselbe besitzen.
Es scheint mir nun zun�chst ziemlich folgerichtig, anzunehmen, dass der Kampf zwischen Organismus und Virus nicht in allen F�llen sofort sich entscheide, sondern dass es je nach dem Grade der Empf�nglichkeit und Widerstandsf�higkeit einzelnen Individuen gelingt, alle sichtbaren Wir�kungen des Ansteckungsstoffes niederzuhalten, w�hrend andere erst nach k�rzerem oder l�ngerem Kampfe siegen oder unterliegen. Demgem�ss glaube ich, dass Rotzinfectionen bei Menschen wie bei Pferden auf verschiedenen Stufen der Entwicklungsstadien, wenigstens der ersten, sich zur�ckbilden und in Genesung �bergehen k�nnen. Dieser Ansicht entsprechen auch die klinischen Erfahrungen, wenn man nicht, wie es zu geschehen pflegt, die absolute Unheilbarkeit der �otzkrankheit als Glaubensartikel betrachtet; derselbe ist jedoch bis jetzt keineswegs bewiesen und kann nur dadurch cursf�hig erhalten werden, dass man alle F�lle von dauernd geheiltem Piotzverdachte einfach f�r etwas Anderes, als f�r Rotzinfection erkl�rt. Ein solches Dogma ist um so sch�dlicher, je mehr man ihm den Anschein gibt, das Resultat exacter Beobachtungen zu sein; es verleitet dadurch zu der irrigen Meinung, class auf diesem Gebiete f�r weitere Forschungen kein ergiebiges Feld mehr vorhanden sei. Pr�ft man aber die bis jetzt feststehenden klinischen und experimentellen Thatsachen genauer, so ergibt sich alsbald, dass gerade die Frage �ber die Heilbarkeit von Rotzinfec�tionen noch weit, davon entfernt ist, eine entscheidende L�sung gefunden zu haben. Wir m�ssen hoffen, dass weitere Beobachtungen allm�lig immer mehr Lichtstrahlen in das Dunkel dieses Gebietes senden werden. Es scheint mir vor allen Dingen n�thig, den Glaubenssatz von der absoluten Unheilbarkeit der Rotzinfectionen bei Menschen, Pferden und verschiedenen anderen Thieren auf seine thats�chliche Berechtigung zu pr�fen, um dadurch neuerdings zu weiteren und zahlreicheren Studien dieser Frage einzuladen.
Eine arzneiliche Behandlung gegen die ausgebildete Kotzkrankheit hat bis jetzt eben so wenig beim Menschen wie beim Thiere besondere Resultate aufzuweisen. Es ist deshalb um so nothiger, sich vor etwaigen Infectionen so gut wie m�glich zu sch�tzen. Phenyls�ure und Chlor erfreuen sich als Zerst�rungsmittel des Rotzgiftes eines besonderen Rufes; der Sublimat d�rfte indess nicht weniger wirksam sein. Letzteren, sowie die Jodpr�parate, namentlich das Judkalium (wegen seiner milderen �rtlichen Wirkung anderen Jodpr�paraten gegen�ber) halte ich f�r die wirksamsten Mittel, um die Krankheit in ihren Anfangsstadien zu bek�mpfen. Bei jeder thera-
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peutischen Behandlung rotzkranker Individuen muss die Ern�hrung eine intensive sein, wobei Verdauungsst�rungen zu verh�ten sind.
Was die Verbreitung der Rotzkrankheit bei Pferden anbelangt, so sei zun�cht bemerkt, dass dieselbe von verschiedenen Verh�ltnissen abh�ngig ist. Eben so wenig wie alle Individuen derselben Thierspezies die gleiche Empf�ng�lichkeit f�r diesen oder jenen Ansteckungsstoff besitzen, eben so wenig hat dieser in allen F�llen eine gleich intensive Virulenz. Nach meinen Wahr�nehmungen scheint die Krankheit in einem Pferdestande besonders schnell sich auszubreiten, wenn die Glieder desselben Hautverletzungen an sich tragen, wie dies bei schlecht gehaltenen Zugpferden (Fuhrmanns- und Schiffspferden) nicht selten ist. Ich schliesse daraus, dass die immer wieder von neuem wund geriebenen Stellen als Atrium dienen, obgleich ich an denselben nie spczi�sche Erscheinungen wahrgenommen habe, die zu einem bestimmten Schl�sse �ber den Eintritt am betreffenden Orte berechtigen.
Ich bezweifle �berhaupt, dass das �otzgift in allen F�llen an der Stelle seines Eintritts in den Thierk�rper mehr oder weniger spezifische Symptome hervorruft. Wo eine unverletzte Schleimhaut (und vielleicht auch die unverletzte �ussere Haut) als Atrium dient, da d�rfte eine Intoxi�cation nicht selten ohne objectiv wahrnehmbare, namentlich ohne charac-teristische Localaffection zu Stande kommen.
Das Contagium ist fixer und, wie vielfach angenommen wird, auch fl�chtiger Natur. F�r letztere Eigenschaft sprechen die nicht seltenen Infec-tionen durch Pferde, welche an occultemRotz leiden, wobei die Ansteckung per distance statthaben kann, indem Pferde inficirt werden, die nicht in der n�chsten N�he des verborgen erkrankten Individuums stehen. Dieses Argument ist jedoch keineswegs ein so schwer wiegendes, dass es keine Einwendungen zuliesse. Beachtenswerth ist das Experiment Renault's, der sieben Nasen rotziger mit denen sieben gesunder Pferde durch je einen Schlauch so in Verbindung brachte, dass letztere die exspirirte Luft der kranken Thiere w�hrend einer Woche t�glich eine Stunde lang einathmen mussten. Keins der gesunden Pferde wurde in Folge dessen rotzkrauk.
Der Fleischgenuss von Thieren, die mit Rotzkrankheit behaftet, get�dtet worden oder gestorben sind, muss auf's strengste untersagt werden. Zwar scheint es, dass die unverletzte Schleimhaut des Verdauungsapparates die Virulenz des Rotzgiftes zu zerst�ren oder doch bedeutend zu mindern vermag. Die in neuerer Zeit nicht selten vorgekommenen F�lle von Rotz-infectionen in Gefangenschaft gehaltener wilder Fleischfresser beweisen, dass ein bez�gliches Verbot gerechtfertigt ist, wenngleich die Ansteckung vor-
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zugsweise auf den Contact rait verletzten Hautstellen zur�ckzuf�liren sein d�rfte.
Der Milzbrand, der (vielleicht wegen der schwarzen Farbe des Blutes) auch laquo; Anthrax gt; (von o uvDqu'sect; die Kohle) genannt wird, verursacht bei unseren Hausthieren im Ganzen nur selten Vergiftungen von Wunden und wohl nur dann, wenn eine Uebertragung des betreffenden Ansteckungs�stoffes durch nicht ganz sorgf�ltig gereinigte chirurgische Instrumente oder durch Stiche von Insecten vermittelt wird, welche auf Cadavern von Thieren gesessen haben, die an Milzbrand verendet sind. Im Allgemeinen schreibt man dem Milzbrandgifte eine grosse Lebenstenacit�t zu; seine Wirksamkeit bei directer Einverleibung in die S�ftemasse ist eine sehr energische, so dass schon kleine Quantit�ten ausreichen, um eine Intoxication zu Stande zu bringen.
Der Veterin�r wird nicht h�ufig dazu kommen, durch Milzbrand ver�giftete Wunden bei Thieren zu behandeln. Da aber die Behandlung des Milzbrandkarbunkels bei Menschen und Thieren vorzugsweise eine chirur�gische ist, so sei hier kurz bemerkt, dass Incisionen, die nicht ganz bis in's gesunde Gewebe eindringen d�rfen, mit nachfolgender Cauterisation mit Aetzkali, rauchender Salpeters�ure, concentrirter Carbols�ure oder mittelst des Gl�heisens, welcher sp�ter fleissiges Befeuchten, resp. Ausspritzen mit Phenylspiritus oder der Gebrauch von Cataplasmen mit Zusatz von Car�bols�ure folgen m�ssen, besonders zu empfehlen sind. � Der Thierarzt hat beim Milzbr�nde ferner noch eine andere, nicht minder wichtige Auf�gabe, n�mlich die, sich und seine Nebenmenschen vor etwaigen Infectiouen zu sch�tzen.
Gelangt Milzbrandgift in eine Wunde oder auf eine von der Epidermis entbl�sste Hautstelle, so entstellt beim Menschen eine anfangs nicht selten unscheinbare Pustel oder eine diffuse Entz�ndung in der Haut, mit sp�ter folgendem bedeutendeni Fieber.
Im Allgemeinen bleibt das Gift beim Menschen viel l�nger local, als bei Thieren; bei diesen war nach Renault's Versuchen bereits 10 bis 12 Minuten nach erfolgter Impfung die Cauterisation nicht mehr im Stande, eine Allgemeinerkrankung zu verhindern.
Diese Hautentz�ndung nimmt beim Menschen sehr bald die Beschaffen�heit eines Carbunkels mit raschem Ausgange in Brand an; sich selbst �berlassen endet die Krankheit h�ufig t�dtlich.
So lange eine Allgemeinerkrankung sich noch nicht eingestellt hat, ist der Verlauf beim Menschen h�ufig ein so milder, dass die Patienten
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sich nicht einmal ernstlich unwohl f�hlen. Nach oder mit dem Auftreten von Fieberscheinungen kommt es zuweilen zur Bildung metastatischer Kar�bunkel an verschiedenen K�rperstellen.
Ob der Milzbrandkarbunkel auch beim Menschen prim�r sich entwickeln kann, oder nur in Folge von Infection entsteht, ist bis jetzt nicht ganz bestimmt entschieden. Derselbe darf nicht indentificirt werden mit dem gew�hnlichen Karbunkel des Menschen, der ein Conglomerat von Furunkeln ist, w�hrend der Milzbrandkarbunkel von einem einzelnen scharf begrenzten Centrum ausgeht; in diesem werden meist Bacterien gefunden, in jenem nicht. Auch der Ort des Vorkommens ist verschieden. Der Milzbrand�karbunkel kommt gew�hnlich an unbedeckten Hautstellen, der nicht con-tagi�se Carbunkel im R�cken und Nacken vor.
Die Impfungen mit dem Inhalte der Pustula maligna des Menschen auf Thiere haben verschiedene, zum Theil widersprechende Resultate ge�liefert.
Die Behandlung localer Infoctionen beim Menschen besteht in der Ausf�hrung kr�ftiger Incisionen mit nachfolgender Application von Phenyl-spiritus oder in der Anwendung des ferrum candens, sowie sonstiger Aetz-mittel. Kommt der Karbunkel fr�h zur Behandlung und ist noch keine intensive Blutinfectkm vorhanden, so tritt gew�hnlich Genesung ein; bei vollkommener Entwicklung des Milzbrandkarbunkels und daheriger Septi-caunie ist dagegen der Tod so gut wie sicher.
Bei energischer Localbehandlung tritt zwar �fter noch Genesung ein, wenn die Erscheinungen bereits eine bedenkliche H�he erreicht hatten. Man darf dieselbe deshalb selbst in den verzweifeltsten F�llen nicht unver�sucht lassen. Bei g�nstigem Ausgange verlieren sich mit den �rtlichen auch die allgemeinen Erscheinungen.
Die Frage nach der Zul�ssigkeit des Fleischgenusses milzbrandkranker Thiere kann unm�glich einer difierenten Beurtheilimg unterliegen, da schon die Gefahr, welche der Contact mit solchem Fleische in sich birgt, den mit der Zubereitung zum Essen erforderlichen Verkehr durchaus verbietet. Ueberdies ist es aber auch kaum mehr fraglich, dass nicht nur von ver�letzten, sondern auch von intacten Schleimhautstellen des Verdauungstractus Infectionen mit Milzbrandgift ausgehen k�nnen. Die bez�glichen Erschei�nungen der dadurch entstehenden abdominalen Anthraxformen entsprechen dem Milzbrandfieber des Rindes und f�hren fast ausnahmslos zum Tode.
Die Erscheinungen, welche beim Menschen nach einem Mahle (ge�kochten oder gebratenen) Milzbrandfleisches eine erfolgte Infection bekunden,
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sind bez�glich der Zeit ihres Eintrittes, sowie der Qualit�t verschieden. Manchmal stellt sich bereits nach mehreren Stunden Kopfschmerz. Mattigkeit, Fr�steln, Brechneigung und wirkliches Erbrechen, Leibschmerzen, und ohne dass es zur �usseren Localisation kommt, das lethale Ende ein, nachdem Cyanose und allgemeiner Collapsus vorausgegangen sind. Es kann aber auch das Leiden weniger acut verlaufen, indem erst nach mehreren Tagen Appetitlosigkeit, unruhiger Schlaf, Depression der Kr�fte und des Gem�thes sich bemerkbar machen, welchen Erscheinungen Erbrechen, Leibschmerzen, Durchfall und Cyanose folgen; ziemlich regelm�ssig enden solche F�lle innerhall) zwei bis sieben Tagen mit dem Tode, w�hrend welcher Zeit an der K�rperoberti�che Localisationen (Karbunkel) auftreten oder nicht.
Die Hundswuth (Rabies oder Lyssa). Der Giftstoff, welcher von dieser Krankheit erzeugt wird, ist kein phlogogener, insofern er auf die prim�re Heilung der Wunden in der Regel keinen bestimmten Einfluss aus�bt; kurz vor dem Krankheitsausbruche zeigt die Narbe (wenigstens bei Menschen) h�ufig neuerdings entz�ndliche Erscheinungen. Die nach solchen Vergiftungen nicht selten folgende Allgemeinerkrankung ist eine so f�rchter liehe, wie kaum eine der andern Infectionskrankheiten. Alle S�ugethiere, viel�leicht mit nur wenigen oder gar keinen Ausnahmen, k�nnen von der Wuth befallen werden; ist diese einmal bei einem Individuum zum Ausbruche ge�kommen, so ist der Tod der gewisse Ausgang. Beim Menschen dauert die Incu-bationszeit in der Regel drei bis sieben Wochen; es kommen indess nicht selten auch noch sp�tere Erkrankungen vor, sowie auch, wenngleich seltener, fr�here. Den ersten Krankheitserscheinungen beim Menschen pflegt ein Jucken, oder ein gelinder Schmerz und R�thung der Bissnarbe vorauszugehen. Es zeigt sich im Allgemeinen zun�chst eine grosse Empfindlichkeit f�r Gem�thseindr�cke, verbunden mit grosser Reizbarkeit, Aufregung und Unruhe, und in seltenen F�llen schon fr�hzeitig Kr�mpfe heim Schlingen. In der Regel jedoch treten erst sp�ter allgemeine Zuckungen und Schlund�kr�mpfe ein, welche durch pl�tzlich wirkende Sinneseindr�cke, so nament�lich beim Anblicke von Wasser oder spiegelnder Oberfl�chen, leicht her�vorgerufen werden, weshalb die Krankheit beim Menschen auch Hydro�phobie, d. i. Wasserscheu genannt wird.
Thiere, welche von einem anderen wuthkranken oder wuthverd�chtigen Individuum gebissen wurden, m�ssen der �ffentlichen Sicherheit halber ge-t�dtet, oder l�ngere Zeit unter strenge, sachverst�ndige Controle gestellt werden. Eine Behandlung der Bisswunde ist bei Menschen und Thieren in erster Linie zu unternehmen, insofern es sich auch bei letzteren um Verh�tung des Krankheitsausbruches handeln sollte.
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In der ersten Zeit ist die etwa vorhandene Blutung der Bisswunde, durch Waschungen mit warmem Wasser m�glichst zu unterhalten. Nach�dem dies l�ngere Zeit hindurch geschehen ist, wird die Wunde t�chtig kauterisirt. sei es mit dem Gl�heisen oder, was besser ist, mit Aetzkali oder einer concentrirten S�ure; die nachfolgende Eiterung muss Wochen lang unterhalten werden. Ist die Bisswunde tief und eng, so wird dieselbe so viel erweitert, dass man mit den angewandten Mitteln bis auf den Grund kommt. Um den Giftstoff zu entfernen, ist beim Menschen auch das Aussaugen der frischen Wunden empfohlen worden; dasselbe schliesst, wenn es durch eine Person besorgt wird, die M�glichkeit einer Infection dieser nicht ganz aus, insofern die Mundschleimhaut an irgend einer Stelle verletzt sein und dadurch die Aufnahme des Giftes in den Blutstrom er�folgen kann. Wo die Gelegenheit sich bietet, wird mau deshalb zu diesem Zwecke eines sogenannten trocknen Schr�pfkopfes sich bedienen.
Ist die Wunde bereits vernarbt, so soll auch selbst dann noch das Ausschneiden der Narbe und die Aetzung derselben mit nachfolgender, mehrere Wochen hindurch unterhaltener Eiterung von Nutzen sein. Den vielen best�tigenden Angaben gegen�ber w�re es Unrecht, die Anwendung dieses Prophylacticums, namentlich im Hinblick auf die absolute Erfolg�losigkeit jeder �rztlichen Behandlung der zum Ausbruche gekommenen Wuth, zu vernachl�ssigen.
Die Aphthenseuche scheint ebenfalls eine gr�ssere Beachtung zu ver�dienen, als man bisher geglaubt hat. F�lle von Uebertragungen derselben auf Menschen sind keine so grosse Seltenheit; indess sind in neuester Zeit Mittheilungen gemacht worden, namentlich von Hugues in den laquo;Annales de Medecine veterinairo und von Ilulin in einer Denkschrift an die Academic der Medicin in Paris, mitgetheilt im laquo;Eecueil de Medecine veterinaire 1873raquo;, I. Heft, welche zu genaueren Untersuchungen auffordern. Die Mittheilungen Beider betreffen denselben Fall und stimmen mit einander ziemlich voll�st�ndig �berein. Es sollen demnach Kinder, welche baarfuss gingen, an den F�ssen sich die Krankheit eingeimpft haben. Alle, welche ohne �rztliche Behandlung blieben, sollen unter Hinzutreten von Halsaffectionen gestorben sein, w�hrend die durch Dr. Hui in mit Salzs�ure behandelten Patienten s�mmtlich genasen. Der von der L�wener Sanit�tsbeh�rde nach Vieux-Everle, so heisst n�mlich der betreffende Ort, geschickte Commissar, Prof. Craninx, bestreitet die aphth�se Natur der Krankheit, indem er dieselbe als Croup darstellt. Letztere Ansicht ist nach den bekannt gewordenen Thatsachen jedenfalls unrichtig, w�hrend andererseits auch der Zusammenhang mit der
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Maul- und Klauenseuche in keiner Weise bestimmt nachgewiesen worden ist. Es bleibt demnach vorl�ufig dahin gestellt, ob in der That so b�sartige Infectioneu des Menschen durch Aphthenseuchegift, namentlich bei nur �usserem Contact mit diesem, verursacht werden k�nnen, wenngleich die Empf�nglichkeit des Menschen f�r diesen Ansteckungsstoftquot; aussei- Zweifel gesetzt ist. An den H�nden und Lippen habe ich einen blasigen Ausschlag nach Einimpfung des Inhaltes von Aphthen des Kindes mehrmals bei Men�schen entstehen sehen, ohne dass �gend welche erhebliche Folgen sich bemerkbar gemacht h�tten; die Blasen heilten von selbst ab. Nur beil�ufig sei hier noch erw�hnt, dass die Milch von Thieren, welche an Aphthen-seuche leiden, im ungekochten Zustande bei Kindern einen blasigen Aus�schlag im Munde und Verdauungsst�rungen hervorrufen kann; dies soll namentlich dann der Fall sein, wenn auch am Euter Aphthen vorhanden sind. Ob hier die Erkrankung als solche auf die Milchsecretion einen sch�dlichen Einfluss aus�bt, oder ob vielmehr einzig die Verunreinigung der Milch mit dem Inhalte der Aphthen die sch�dliche Wirkung erzeugt, ist noch nicht ganz bestimmt entschieden. So viel ist indess sicher, dass Milch, welcher der Inhalt mehrerer Aphthen beigemengt ist, jedenfalls eine der Quantit�t entsprechende Ansteckungsf�higkeit besitzen, eventuell dieselbe erh�hen rauss.
Dass Saugk�lber nach dem Gen�sse der Milch von K�hen, welche an Aphthenseuche erkrankt sind, h�ufig an Gastroenteritis zu Grunde gehen, ist allgemein bekannt. Es soll aber die Erkrankung und das lethale Ende weniger dem eigentlichen Milchgenusse, als vielmehr dem directen Contact der Mundschleimhaut (beim Saugen) mit dem Aphthenseuchegifte, resp. der Beimengung dieses zur Milch, beizumessen sein.
Die Prognose ist bei Wunden, die mit dem Ansteckungsstoffe der Klauenseuche verunreinigt wurden, im Allgemeinen g�nstig.
Eine besondere Therapie f�r gew�hnlich nicht erforderlich, da die Heilung bei entsprechender Pflege der Wunde in der Kegel von selbst erfolgt. Wo ein therapeutischer Eingriff nothwendig wird, ist lediglich auf die Be�schaffenheit der Wunde zu sehen, ohne auf den Ansteckungsstoff besondere R�cksicht zu nehmen.
5) Die Lungenseuche erzeugt ebenfalls einen phlogogenen Ansteckungs�stoff, der unter die Epidermis eines f�r diese Krankheit empf�nglichen Thieres gebracht, nach einigen Tagen heftige Entz�ndung hervorruft. Es wurden Impfungen mit diesem Ansteckungsstoffe zu gewissen Zeiten,
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namentlich in den letzten beiden Jahrzehnten, h�utig vorgenommen, durch welche wir die phlogogene Wirkung dieses Stoffes n�her kennen gelernt haben. Nicht selten entsteht Brand in solchen vergifteten Wunden, so dass Thiere, welche am Schw�nze geimpft wurden, in fr�heren Jahren h�ufig dadurch ihren Schwanz verloren, manche sogar ihr Leben eingeb�sst haben. Die Behandlung richtet sich ganz nach den bereits angegebenen Regeln; Mittel, welche eine gute Eiterung und Granulation bef�rdern, sind bis zur erfolgten Heilung in jedem Stadium dieser Infection indicirt.
In j�ngerer Zeit ist auch die Behauptung aufgestellt worden, dass der b�sartige Carbunkel des Menschen zur Lungenseuche des Rindes in causaler Beziehung stehe. Man will n�mlich beobachtet haben, dass in Gegenden, wo unter dem Rindvieh die Lungenseuche herrscht, beim Men�schen verh�ltnissm�ssig oft b�sartige Karbunkel vorkommen. Ob dies in der That der Fall ist, weiss ich nicht; ich bezweifle aber, dass ein Causal-nexus zwischen den bez�glichen Erkrankungen des Menschen und des Rindes besteht.
Es sei hier noch kurz erw�hnt, dass alle F�ulnissstoffe eine Wunde zu vergiften verm�gen, und dass man deshalb mit denselben vorsichtig umgehen muss, wenn man eine frische Wunde hat oder sich eine solche zuzieht. N�heres hier�ber bei den septischen Fiebern.
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Verbrennungen und Erfrierungen.
Diese beiden Arten der Verletzungen werden deshalb zusammengestellt, weil dieselben in ihren Folgeerscheinungen viel Aehnlichkeit mit einander haben, so wunderbar dies auch dein Unkundigen erscheinen mag. Sprechen wir zun�chst von den
Verbrennungen.
Dieselben entstehen in Folge der Einwirkung hoher Temperaturgrade auf den thierischen Organismus. Am h�ufigsten und ausgebreitetsten kommen Verbrennungen unserer Hausthiere bei Brandungl�cken vor, bei denen es oft grosse Schwierigkeiten bietet, die Thiere dem Flammentode zu ent-reissen. Besonders Rindvieh und Schweine sind schwer aus brennenden Stallungen hinauszubringen; ich habe gesehen, dass dieselben gewaltsam herausgezogen werden mussten, um vor dem Feuertode bewahrt zu bleiben.
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Ich habe bei solchen Gelegenheiten die mannigfachsten Abstufungen von dem ersten Grade der Braudverletzung bis zur theihveisen Verkohhing einzelner Individuen angetroffen. Bei kleineren Haasthieren, welche meist in den Wohnungen der Menschen,, namentlich in den K�chen sich aufhalten, sind auch Verbrennungen durch heisse Fl�ssigkeiten, gl�hende Kohlen u. dgl. keineswegs selten. Verbrennungen mit gl�henden Eisen werden in der thier�rztlichen Praxis h�ufig absichtlich vorgenommen und k�nnen selbstverst�ndlich auch durch Zufall, resp. gegen Wunsch vorkommen.
Der Einwirkung h�herer Temperaturgrade verhalten sich die conce i-trirten S�uren und caustischen Alkalien analog, so dass die An�tzungen durch dieselben hier mit eingeschlossen werden k�nnen. Im Volksinuude werden sie fast �berall schlechtweg lt; Verbrennungen gt; genannt. Wird frisch gebrannter Kalk, das Anhydrit des Calciumoxyd, mit Wasser �ber�sch�ttet, wie dies zum Zwecke der M�rtelbereitung bei Bauten zu geschehen pflegt, so entsteht aus bekannten Gr�nden eine bedeutende Temperatur�erh�hung, weshalb das noch nicht fertige, erst im Werden begriffene Cal-ciumoxyd-Hydrat sowohl durch seine hohe Temperatur, wie durch seine chemische Qualit�t zerst�rend auf alle thierische Gewebe einwirkt.
Bei Verbrennungen ist der Grad der Intensit�t und Extensit�t der Gewebsverletzung zu ber�cksichtigen. Erstere ist abh�ngig von der H�he der Temperatur und von der Dauer der Einwirkung des die Verbrennung erzeugenden K�rpers. Man unterscheidet gew�hnlich drei verschiedene Grade der Verbrennung, welche sich in folgender Weise charakterisiren:
Der erstere, resp. leichtere Grad ist durch R�thung und Geschwulst der betreffenden Stelle mit gesteigerter Empfindlichkeit charakterisirt (Erythema von sovOcdvsiv roth machen). Diese Erscheinungen haben ihren anatomischen Grund in einer Ausdehnung (Hypertemie) der Capil-laren und in einer geringen Ausscheidung von Serum in das Gewebe der Cutis. In vielen F�llen erfolgt an der �usseren Haut nachtr�glich eine Abschuppung der Epidermis, wobei nat�rlich eine vermehrte Zellen-proliferation im Rete Malpighii vorhanden ist. In vielen F�llen wird wegen der dunklen Farbe der Haut und wegen dichter Behaarung derselben weder eine R�thung, noch eine Geschwulst deutlich erkannt werden k�nnen, so dass dann nur die gesteigerte Empfindlichkeit als �usserlich wahrnehmbares Krankheitssymptom vorhanden ist.
Die Dauer dieser wechselt bei leichten Verbrennungen zwischen wenigen Stunden bis zu einigen Tagen.
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Der zweite Grad der Verbrennung ist vorzugsweise durch Blasenbildung (bullse) gekennzeichnet, welche zu den vorhin genannten Erscheinungen des ersten Grades hinzutritt. Die Blasen entstehen entweder unmittelbar, oder erst einige Zeit nach der Verbrennung und k�nnen ihrer Grosse nach sehr ver�schieden sein; ihr Inhalt ist entweder ganz klares oder mit etwas Blut vermischtes Serum. Dasselbe befindet sich in der Regel zwischen dem Hornblatte und dem Schleimblatte der Epidermis, wie dies auch nach der Einwirkung blasenziehender Mittel der Fall ist. Sich selbst �berlassen platzt die Blase und in Zeit von sechs bis acht Tagen wird die verloren gegangene Hornpiatte der Epidermis von dem Bete Malpighii vollst�ndig regenerirt. Es kann indess auch vorkommen, dass au der verletzten Stelle nach dem Platzen der Blase eine mehrere Wochen andauernde Eiterung eintritt, wo dann der Eiter schliesslich zu einem Schorfe eintrocknet, unter welchem die Regeneration der Epidermis erfolgt. Auch diesen Zustand sehen wir nach einer etwas anhaltenden und kr�ftigen Einwirkung blasen�ziehender Mittel auf die K�rperoberfl�che in der thier�rztlichen Praxis h�ufig. Je nachdem die Nerven in den Papillen der Hautoberti�che mehr oder weniger frei gelegt sind, wird der Grad der Schmerzhaftigkeit solcher Verletzungen verschieden sein.
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Der dritte Grad der Verbrennung beginnt mit der Escharabildung, d. h. mit der Mortification eines Theiles der Haut durch die Verbrennung, (Es kann die Mortification auch auf tiefer liegende Weichtheile sich aut�dehnen.) Ueberall, wo die Zerst�rung auf den Papillark�rper mit dem Bete Malpighii sich erstreckt, wird es zu einer mehr oder weniger ergiebigen Eiterung kommen, durch welche das mortificirte Hautst�ck abgel�st wird und die Heilung auf dem gew�hnlichen Wege der Granulation und Narben-gewebsbildung erfolgt. Ist nur die Epidermis und die Obertl�che der Pa�pillen verkohlt, so wird die Eiterung in der Regel nicht lange andauern, indem von den Resten des Rete Malpighii der Ersatz der verloren gegan�genen Hornschicht bald erfolgt.
Bei ausgedehnteren Verbrennungen findet man die verschiedenen Grade derselben in der Regel vielfach neben- und durcheinander, so dass an der einen Stelle die Eiterung bald eine oberfl�chliche, an anderen Stellen eine mehr oder weniger tief gehende ist. w�hrend an noch anderen Stellen bald hier, bald dort nur die ersten Grade der Verbrennung angetroffen werden. Zuweilen bilden sich mitten in einer granulirenden Wunde Inseln von junger Epidermis. Dies hat zu der vielfach bestrittenen Ansicht gef�hrt, dass bei jeder granulirenden Wunde nicht nur von ihren R�ndern, sondern auch
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von einzelnen Punkten der mehr central gelegenen Wundfl�che die Benar-bung ausgehen k�nne. Dies scheint jedoch nur da m�glich zu sein, wo einzelne Reste des �ete Malpighii stehen gehlieben sind; wo bei Granula-tionsprocessen der ganze Pap�lark�rper der Haut fehlt, da wird die Be-narbuug wahrscheinlich stets und ausschliesslich nur von den Wundr�ndern her erfolgen, wenn nicht irgendwie Epidermiszellen aufgepflanzt werden. Hier�ber bei den Erkrankungen der Haut N�heres.
Was die Prognose anbelangt, so ist dieselbe je nach dem Grade und der Ausbreitung der Brandwunden sehr verschieden. Es wurde bereits erw�hnt, class Verbrennungen des ersten und zweiten Grades in der Regel leicht und schnell heilen, w�hrend die des dritten Grades manchmal lange Zeli zur Heilung bed�rfen. Bei gr�sserer Ausdehnung des Hautverlustes wird sogar der Tod eintreten k�nnen, ohne dass der Hauptgrund in der zum Theii aufgehobenen Hautperspiration zu finden w�re; das letztere Ende ist vielmehr die Folge der andauernden Eiterung, durch welche die Kr�fte des Patienten alhn�lig ganz ersch�pft werden, was namentlich bei jungen und sehr alten Thieren, besonders bei nicht intensiver Ern�hrung h�ufiger zu passiren pflegt.
Man darf nicht unbeachtet lassen, dass (vorz�glich bei langer und dichter Behaarung der Haut) die Ausbreitung und der Grad der Verbrennung, (namentlich wenn dieselbe durch heisse oder �tzende Fl�ssigkeiten verur�sacht worden ist) von vorneherein nicht immer bestimmt erkannt werden k�nnen, so dass dieselben im sp�teren Verlaufe sich manchmal bedeutender erweisen, als es zuerst den Anschein hatte.
In R�cksicht auf die Ausdehnung der Brandverletzungen ist prognostisch Folgendes zu bemerken: Im Allgemeinen gilt als Regel, dass Verbrennungen, welche zwei Drittel der K�rperoberfl�che betreffen, absolut t�dtlich sind, und zwar den Untergang des betreffenden Individuums meist bald zur Folge haben, selbst wenn der Grad der Verbrennung auch nur ein leichter ist. Man hat den schnell eintretenden Tod in verschiedener Weise zu erkl�ren versucht. Zuerst nahm man an, dass die gleichzeitige Reizung fast aller peripherischer Nervenendungen in der Haut als Ueberreizung auf das centrale Nervensystem wirke und dadurch eine Paralyse dieses erzeugt werde; � dann glaubte man, dass der Tod �hnlich wie nach Firniss�ber�z�gen u. dgl. der K�rperoberd�che, durch Retention der f�r die Hautaus�d�nstung bestimmten Ausscheidungen bedingt werde (Blutvergiftung, be�sonders durch Zur�ckbehaltung von Ammoniak), endlich glaubte man auch, dass der Tod die Folge einer intensiven phlogistischen oder septischen Intoxication sein k�nne. Die Bedeutung der constant gefundenen Darm-
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geschw�re (Duodenum) ist noch unbekannt und eine befriedigende Antwort auf diese Frage der Zukunft vorbehalten.
Durch arzneiliche Mittel vermag man die Heilung von Verbrennungen des ersten und zweiten Grades nicht zu beschleunigen; allenfalls kann man durch einh�llende, deckende Mittel die Schmerzen lindern, wenn die Hornplatte der Epidermis fehlt und die peripherischen Nervenenden dadurch blos gelegt sind. Im Uebrigen ist die Therapie darauf beschr�nkt, alle Momente fern zu halten, welche den normalen Heilprozess st�ren. Zur Deckung entbl�sster Hautstellen bedient man sich in der Veterin�r�praxis ganz zweckm�ssig eines Gemenges aus gleichen Theilen Kalk�wassers und Lein�ls, welche man durch sorgf�ltiges Sch�tteln in ein Liniment verwandelt. Auch ist eine Solution von Argent, nitricum (10 Gran auf 1 Unze Wasser) zu empfehlen, indess bei grossen, ausgebreiteten Ver�letzungen und bei einer gr�sseren Anzahl von Thieren ihres h�heren Preises wegen nicht so gebr�uchlich. Wo gerade kein Kalkwasser und keine Apotheke zur Hand ist, kann man die Brandwunden vorl�ufig mit irgend einem fl�ssigen Fette oder auch mit Eiweiss u. dgl. bestreichen. Die in Gebrauch gezogenen Mittel m�ssen nach angemessenen Zwischenzeiten wiederholt angewendet werden.
Die Behandlung der Verbrennungen des dritten Grades ist dieselbe wie vorhin angegeben wurde, wenn die Mortification nur die Cutis betrifft. Will man die Losl�sung der Eschara bef�rdern, so kann man dies durch Auflegen von Cataplasmen thun. An K�rperstellen, welche viel be�wegt werden, nimmt die Heilung stets eine lange Zeit in Anspruch. Es bilden sich sehr �ppig wuchernde Granulationen, bei denen die Tendenz zur Vernarbung eine geringe zu sein pflegt. oder aber es reiben sich, namentlich an Stellen, wo bei der Bewegung Falten entstehen, die Gra�nulationen aneinander ab, wodurch die Narbenbildung verz�gert oder ganz verhindert wird.
Bei An�tzungen durch caustische Alkalien oder S�uren muss man zun�chst die dem Thierk�rper noch anhaftenden �tzenden Substanzen gr�ndlich entfernen. Man kann dies durch schleimige Fl�ssigkeiten be�wirken, z. B. durch sorgf�ltiges Waschen mit Mehlwasser, Leinsamenschleim, oder einem innigen Gemisch von Eiweiss mit Milch oder Wasser u. s. w. Die besch�digten Hautstellen werden dadurch nicht nur rein abgesp�lt, sondern gleichzeitig gedeckt. Sehr zweckm�ssig ist es, wenn man die Aetz-mittel direct unwirksam zu machen sucht, indem man dieselben neutralisirt. Hierzu bedient man sich gegen caustische Alkalien der verd�nnten S�uren und gegen S�uren schwacher Aufl�sungen der Alkalien. Essig. Aschenlauge,
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Kalkwosser sind im Allgemeinen recht brauchbare Hausmittel. Besonders zu empfehlen ist: gegen Schwefels�ure: Bleiwasser, gegen Brechweinstein: L�sungen von Tannin oder Eichenrindendecoct, gegen frisch gel�schten Kalk, wie derselbe bei Bauten bereitet wird (siehe Seite 231): Essig, gegen Subli�mat: Kalkwasser, gegen Arsenik: Eisenoxyd-Hydrat. � Die eintretenden Entz�ndungsprocesse und ihre Folgen werden nach den bekannten allge�meinen Eegeln behandelt.
Thiere, welche als Fleischwaare zu verwerthen sind, lasse mau zur rechten Zeit schlachten, wenn keine Aussicht auf Heilung besteht. Aber auch da, wo diese wahrscheinlich oder gar sicher ist, muss man bei in-und extensiven Verbrennungen die sp�ter nachfolgende Karbencontraction ber�cksichtigen; wo durch dieselbe die zuk�nftige Brauchbarkeit des Thieres wesentlich beeintr�chtigt wird, bleibt unter Umst�nden (besonders bei Sehlachtwaare) die fr�hzeitige T�dtung des so besch�digten Individuums am rathsainsten.
Es k�nnen auch Verbrennungen durch Blitz bei unseren Hausthieren verursacht werden. Werden diese direkt von einem Blitzstrahle getroffen, so sterben sie meistens sofort; schl�gt der Blitz in unmittelbarer N�he ein, so finden wir Verletzungen verschiedener Grade. Die betroffenen Thiere k�nnen so bedeutende Hirnersch�tterungen erleiden, class sie einige Zeit bet�ubt daliegen; auch kommen Paralysen einzelner Glieder oder Sinnes�organe , zuweilen auch Verbrennungen und Extravasate an verschiedenen K�rperstellen vor. Die Blitz Verletzungen verlaufen beim Menschen in eigen-th�nilich verzweigten Zickzacklinien, die man an der unbehaarten Haut desselben deutlich erkennen kann. Ob dies auch bei Thieren der Fall ist, vermag ich nicht zu sagen, da mir weder aus der Literatur, noch aus meiner eigenen Praxis etwas N�heres hier�ber bekannt geworden ist. Die bez�glichen Angaben des Kreisthierarztes R�mer (im zweiten Hefte der Mittheilungen des schleswig-holsteinischen thier�rztlichen Vereines 1872) sprechen nicht daf�r, insofern man nicht annehmen will, dass die Ver��stelungen der Hauptlinien in der behaarten Thierhaut der Beobachtung leicht entgehen und dadurch unbemerkt geblieben seien. R�mer gibt an, class selbst bei t�dtlichem Ausgange an der Haut und unter derselben manchmal jede Spur von der Einwirkung des Blitzes fehlt, w�hrend in anderen von ihm gesehenen F�llen von der Widerristgegend (der Einschlags�stelle) ausgehend sich l�ngs des R�ckens deutlich eine Rinne zeigte, die auf dem Kreuze entweder sich theilte und an den beiden Hinterschenkeln herablaufend bis zu den Klauen sich verfolgen liess; oder wie er einmal sah, dass die beiden Zweige vor dem Euter sich wieder vereinigten, ohne
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von da an weitere Spuren zu hinterlassen, oder aber dass die Kinne unge-theilt vom Kreuze aus nur an einem Hinterbeine herunterlief, an welchem ihre Windungen �usserlich durch die versengten. nicht immer bis auf die Haut verbrannten Haare gekennzeichnet waren. Nach Abnahme jener zeigte sich an deren Innenfl�che ein 3�4 Zoll breiter rother Streifen, der dem Verlaufe der Rinne entsprach. � Dadurch wird es unwahrscheinlich, dass auch die Blitzverbrennungen bei Thieren in einer Zickzacklinie verlaufen, da diese an der Innenseite der Haut nicht wohl �bersehen werden kann.
Die Heilung der entstandenen Verletzungen erfolgt beim Menschen ganz wie bei anderen Verbrennungen. Auch gestaltet sich die Prognose in Bezug auf die Blitzparalysen im Allgemeinen nicht ung�nstig, indem die Nerven- und Muskelth�tigkeit nach k�rzerer oder l�ngerer Zeit vollst�ndig wiederzukehren pflegt. (B i11 r o t h.)
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Erfrierung, Congelatio.
Wenn sehr niedere Temperaturgrade l�ngere Zeit hindurch auf den Thierk�rper einwirken, so k�nnen dadurch �rtliche Erscheinungen hervor�gerufen werden, welche denen der Verbrennung sehr �hnlich sind, in diesem Falle aber als laquo;Erfrierungenraquo; bezeichnet werden. Solche Zust�nde kommen bei Gebrauchsthieren nicht so ganz selten vor. Wenn dieselben l�ngere Zeit in frisch aufthauendem Schneewasser gehen oder stehen m�ssen, zeigen sich �ber den Hufen manchmal die nachtheiligen Einwirkungen der K�lte. Nicht so h�ufig leiden durch diese andere periphere K�rper-theile (Schwanzspitze , Ohren), am ehesten geschieht dies noch hei recht scharfem, feuchtkaltem Winde. Wie bei den Verbrennungen so kann man auch bei Erfrierungen die vorhin beschriebenen drei Grade unterscheiden. Der erste Grad dieser bietet indess f�r die Diagnose noch mehr Schwierig�keiten als bei jenen. Der zweite Grad bedingt schon immer eine gewisse Gefahr f�r den betreffenden K�rpertheil, und ist im Allgemeinen un�g�nstiger zu beurtheilen, als der n�mliche Grad einer Verbrennung. Die Frostblasen unterscheiden sich von den Brandblasen dadurch, dass ihr In�halt selten klar, sondern meist blutig ist.
Bei etwaiger Behandlung des ersten Stadiums eines jeden der drei Grade von Erfrierungen gilt als Regel, die betroffenen Theile nicht zu schnell zu erw�rmen. Im Allgemeinen ist in der thier�rztlichen Praxis hier nicht viel zu thun, weil derartige Patienten in der Regel erst zur Behandlung kommen, wenn die ersten Wirkungen der K�lte vor�ber sind
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und nur mehr die consecutiven Processe zu behandeln sind. Wo erfrorene Theile gangr�n�s -werden, wird nur ganz ausnahmsweise Patient noch am Leben gelassen, in der Regel jedoch get�dtet werden. Bei der Beurtheilung von Erfrierungen muss man stets vorsichtig sein, da sich anfangs nie sicher bestimmen l�sst, wie der Ausgang wird.
Es k�nnen auch totale Erfrierungen, d. h. Erstarrung des ganzen K�rpers vorkommen, die entweder mit Genesung oder mit Tod enden. W�hrend der Erstarrung sind die Lebenserscheinungen sehr beschr�nkt; der Puls ist nicht mehr f�hlbar, der Herzschlag kaum h�rbar, der ganze K�rper eisig kalt.
Die Behandlung dieses Zustandes besteht zun�chst darin, dass man den Patienten in einem nur. wenig erw�rmten R�ume auf Stroh bettet und t�chtig mit Strohwischen frottiren l�sst; auch muss man von Zeit zu Zeit die Respiration k�nstlich anregen. Die in neuerer Zeit �ber die Wieder�belebung erstarrter Thiere angestellten Experimente scheinen daf�r zu sprechen, dass der fr�heren Annahme entgegen, erfrorene Thiere sicherer bei schnellem, als bei langsamem Erw�rmen vom Tode errettet werden.
Die meisten Hausthiere, mit Ausnahme des Esels, ertragen h�here K�ltegrade besser, als der Mensch, so dass ihre Einwirkung meist ohne Nachtheil bleibt. Stockfleth theilt in seinem Handbuche der Chirurgie, I. Theil, Seite 51 mit, dass am 28. Mai 1855 bei einem furchtbarem Nacht�froste mit starkem Sturm und Hagelschauern 55 St�ck Rindvieh mit sehr feiner Haut und feinem Haare, welche an Anpfahlstricke festgebunden waren auf der Weide bei E�skilde den Tod durch Erfrieren fanden.
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Spontane Erkrankungen der Weichtheiie.
Bis jetzt haben wir nur von denjenigen Erkrankungen der Weichtheiie gesprochen, welche die Folge der einmaligen Einwirkung eines �usseren Reizes waren. Es k�nnen incless auch Erkrankungen der Weichtheiie auf�treten, welche nicht von so auff�lligen �usseren Insulten abh�ngig sind, so dass die Ursachen manchmal schwer, oder �berhaupt gar nicht mit Be�stimmtheit eruirt werden k�nnen. Solche Erkrankungen hat man im Allgemeinen laquo;spontaneraquo; genannt. Ich will diese Bezeichnung der K�rze halber beibehalten, obgleich sie nicht ganz passend ist. insofern damit eine gewisse Unabh�ngigkeit von �usseren Einwirkungen � und ein darin
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liegender Gegensatz zu traumatischen Gewebserkrankungeu ausgedr�ckt wird, was, wie sich bald ergeben wird, nicht so unbedingt begr�ndet ist.
Diese sogenannten spontanen Erkrankungen der Weichtheile unter�scheiden sich auch durch einen bald acuteu, bald chronischen Verlauf. Wir werden dieselben hier nur kurz besprechen, indem wir bei den Er�krankungen der verschiedenen Gewebe gelegentlich auf dieselben zur�ck�kommen.
Zun�chst d�rften einige allgemeine Bemerkungen �ber die A e t i o -1 o g i e der spontanen Entz�ndungen hier am Platze sein. Hierhin geh�ren:
1)nbsp; nbsp;0 eft er wiederkehrende mechanische Reizungen, welche durch ihre cumulative Wirkung sich wesentlich in ihren Folge-zust�nden von denen eines einmaligen Reizes unterscheiden. Obgleich alle Entz�ndungen der Weichtheile, welche die Folge mechanischer Einwirkungen sind, streng genommen zu den traumatischen geh�ren, so ist in R�cksicht auf die grosse Verschiedenheit des Verlaufes und des Ausganges der nach �fter wiederkehrenden Reizen entstehenden Entz�ndungen, im Vergleiche zu den nach einem einmaligen mechanischen Insulte entstandenen, es den�noch f�r die praktischen Zwecke empfehlenswerth, jene bei den spontanen Erkrankungen der Weichtheile zu besprechen.
2)nbsp; nbsp;E r k � 11 u n g. Auch diese krankmachende Potenz kann mit mehr oder weniger Recht als eine �ussere angesehen werden. Man darf den Ausdruck: �Erk�ltungquot; nicht etwa f�r gleichbedeutend halten mit �Er�frierungquot;; diese entsteht in Folge nachhaltiger Einwirkung sehr niedriger W�rmegrade, resp. hoher K�ltegrade; jene durch pl�tzliche Abk�hlung einzelner K�rpertheile (oder des ganzen K�rpers), namentlich wenn die�selben gerade in starker Transspiration begriffen sind. Die durch diese letztere Ursache entstandenen Entz�ndungen werden wegen ihres Verlaufes und ihrer Ausg�nge ebenfalls zweckm�ssiger bei den spontanen Entz�n�dungen der Weichtheile behandelt.
In Folge von Erk�ltung k�nnen sowohl rein locale, wie auch allge�meine Erkrankungen zu Stande kommen; gew�hnlich erkrankt derjenige Theil, welcher �berhaupt am meisten zu Erkrankungen disponirt ist. Die zufolge Erk�ltung entstehenden Entz�ndungen treten meist gleich von Anfang an diffus auf. Nach humoral-pathologischer Auffassung ist diese Thatsache so zu erkl�ren, dass die laquo;materia peccans gt; gleich in einen gr�sseren Gewebsbezirk oder in ein ganzes Organ sich ergiesst. Leiden, welche als die Folge von Erk�ltung angesehen werden, nennt man seit
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Alters laquo;rheumatischeraquo; ($ev/ia der Fluss). Die Disposition zu derartigen Erkrankungen, sowie auch der locus minoris resistentite ist individuell ver�schieden. W�hrend z. B. abgeh�rtete Thiere solche pl�tzliche Temperatar-wechsel im Allgemeinen leichter ohne Xachtheil ertragen, als verweichlichte Thiere, treten auch in dieser Hinsicht Verschiedenheiten deutlich hervor^ dass bei manchen Individuen nach Erk�ltungen vorzugsweise Erkrankungen der Respirationsorgane, bei anderen hingegen vorzugsweise Erkrankungen der Verdauungsorgane, bei wieder anderen Lahmheiten etc. etc. sich aus�bilden, je nachdem dieses oder jenes Organ oder System bei den verschie�denen Individuen gegen derartige Reize eine gr�ssere oder geringere Wider�standskraft besitzt.
Seit je ist mit der Diagnose rheumatischer Leiden vielfach Missbrauch getrieben worden, indem man in unbestimmten F�llen mit der Diagnose eines rheumatischen Zustandes sich gew�hnlich ausgeholfen hat, was auch heut zu Tage leider immer noch zu h�ufig geschieht. So spielen namentlich in der Veterin�rpraxis die rheumatischen Lahmheiten immer noch eine zum Theil unberechtigte grosse Rolle. Dass solche �berhaupt nicht vorkommen, will ich keineswegs behaupten, sondern nur, dass sie h�ufig diagnosticirt werden, wo bei genauerer Untersuchung eine ganz andere Ursache der Lahmheit sich ergibt.
Die Leichtfertigkeit in der Diagnose rheumatischer Lahmheit dieses oder jenes Theiles (die rheumatische Buggelenkl�lime spielt namentlich eine Hauptrolle) geht zuweilen so weit, dass alle nicht gleich in ihrer Aetiologie und ihrem Sitze n�her zu bestimmende Lahmheiten f�r rheumatische ausgegeben werden. Wenn dann unerwartet der Eiter �ber dem Horn-schuh hervorbricht, oder irgend ein anderer Umstand als Ursache des Lahmgehens deutlich zu Tage tritt, so wird der verwunderte Eigenth�mer von solchen oberfl�chlichen und gewissenlosen Kurirern, die in der That die ehrbare Bezeichnung laquo;Arztraquo; nicht verdienen, mit verschiedenen Aus�reden angelogen; besonders gel�ufig ist solchen Ignoranten der AusdrutV lt; die Krankheit habe sich im Hufe oder an einer andern Stelle zusammen�gezogen raquo; etc.
Es gibt allerdings Lahmheiten, die h�ufig genug der erfahrenste und sorgf�ltigste Veterin�r nicht mit Sicherheit zu diagnosticiren vermag. Man wird indess erst dann auf ein rheumatisches Leiden schliessen d�rfen (und zwar nur mit einer gr�sseren oder geringeren Wahrscheinlichkeit), wenn wiederholte genaue Untersuchungen der ganzen betreffenden Gliedmasse und die Pr�fung aller einschl�gigen Verh�ltnisse ein negatives Resultat liefern.
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3) Toxische, con tag l�se und miasmatische Infection. Es gibt eine gvosse Menge von giftigen Stoffen, welche, wenn sie in den Thierk�rper gelangen, �rtliche oder allgemeine Erkrankungen verursachen. Diese Stoffe sind entweder anorganischer oder organischer Natur. Letztere kommen hier vorzugsweise in Betracht; sie werden in lt; Contagien gt; und lt; Miasmen gt; unterschieden.
Contagium (von contingere ber�hren) nennt man jeden Infectionsstoff, der in einem kranken Organismus producirt, resp. vermehrt wird und auf ein empf�ngliches Individuum �bertragen diejenige Krankheit erzeugt, welcher es seine Production verdankt.
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^ Miasma gt; (juuafia, von (uuCvsiv verunreinigen, die Verunreinigun
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vorzugsweise ein ausserhalb des Thierk�rpers sich entwickelnder An�steckungsstoff) nennt man einen krankmachenden Stoff, der seine Ent�stehung der Zersetzung organischer K�rper verdankt. Findet diese an der Oberti�che oder in den Geweben des Thierk�rpers statt, so werden ihre Producte nicht als m i a s m a t i s c h e , sondern als p u t r i d e bezeichnet, wie dies bereits fr�her gesagt worden ist. (N�heres hier�ber bei den septischen Fiebern.)
Die Wirkung dieser Gifte ist unter Andern auch dadurch verschieden, dass manche von ihnen direct, andere mehr indirect laquo;phlogogen gt; wirken. So z. B. wirken Leichengift, Milzbrandgift u. s. w. an der Stelle ihres Eintrittes in den K�rper phlogogen, w�hrend quot;Wuthgift am Infectionsatrium keine Entz�ndung erregt. Gewisse derartige Stoffe scheinen auf be�stimmte Organe sch�dlich einzuwirken, wie dies ja auch bei verschiedenen Mitteln, welche zu Heilzwecken Verwendung finden, der Fall ist; so z. B. Canthariden auf die Nieren, Digitalis auf das Herz, Strychnin auf das R�ckenmark etc. Worin eine solche spezifische Wirkung urs�chlich begr�ndet ist, kann gegenw�rtig noch nicht dargethan werden.
Bei den vergifteten Wunden sind bereits einige dieser toxischen Po�tenzen besprochen worden. Wo mau den Ort des Gifteintrittes kennt und dessen Wirkung, da wird man �ber die urs�chlichen Momente nicht leicht im Unklaren bleiben. Es gibt indess noch eine grosse Anzahl von spontanen Erkrankungen, wo unser Wissen �ber Ursache und Wirkung der bethei-ligten Factoren sehr beschr�nkt, zum Theil gleich Null ist. Vielleicht spielt die Infection bei den meisten sogenannten spontanen Erkrankungen eine viel gr�ssere Rolle, als bisher angenommen wird, resp. nachgewiesen ist.
Was die Form und den Verlauf der spontanen Entz�ndungen anbelangt, so unterscheiden sich dieselben von den fr�her besprochenen traumatischen
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dadurch, dass diese, wie wir gesehen haben, an und f�r sich immer auf den Bezirk der Verwundung beschr�nkt bleiben, w�hrend jene meist eine mehr oder weniger auffallende Neigung zur Progression zeigen, d. h. zur Ausbreitung auf benachbarte K�rpertheile. Es kommen hierbei in Betracht: die Intensit�t des vorausgegangenen Reizes, oder die Quantit�t und Qualit�t des eingedrungenen Giftes, namentlich der Grad seiner fermentirenden Wirkung auf die das Gewebe durchtr�nkenden S�fte.
Wenn aus einem vorhandenen Entz�ndungsherde ein phlogogener Stoff in das Blut eintritt und von hier aus in einem anderen Organe Entz�ndung verursacht, so nennen wir diese eine laquo;metastatischeraquo;. Solche meta�statische Entz�ndungen k�nnen aber auch noch auf eine viel gr�bere AVeise unter Vermittlung von Gerinnseln in den Blutgef�ssen entstehen, wie wir dies bereits bei der Thrombose und Einbolie gesehen haben.
Die Aus.g�nge der spontanen Entz�ndungen sind folgende:
Z e r t h e i 1 u n g oder feste Organisation der.Entz�n-dungsproducte, Eiterung, Brand.
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Die Erkrankungen der einzelnen Gewebe und Organe.
Die verschiedenen Weichtheile, welche hier noch besonders ber�ck�sichtigt werden, sind folgende:
Die �ussere Haut, die Muskeln und Sehnen, sowie die Blut- und die Lymphgef�sse.
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Die Erkrankungen der �usseren Haut.
Einzelne pathologische Zust�nde dieses wichtigen Organes sind bereits fr�her besprochen worden. Um das Verst�nduiss des bereits Gesagten, sowie des Folgenden zu f�rdern, wollen wir uns an dieser Stelle die histo-logische Structur der Haut kurz vergegenw�rtigen.
Die allgemeine K�rperdecke besteht aus zwei optisch und physicalisch ziemlich scharf von einander zu unterscheidenden Platten, deren �ussere c Oberhaut oder Epidermis gt;, deren innere laquo;unterbaut oder Cutis gt; genannt wird. Beide sind aus je zwei unter sich inniger mit einander verbundenen Schichten zusammengesetzt, so dass die Epidermis aus einer Hornschicht
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und einer Schleimschicht, die Cutis aus dem Papillark�rper und dem. Unterhautbindegewebe gebildet wird.
Die Grenze zwischen Epidermis und Cutis wird durch eine wellen�f�rmige Linie bezeichnet, deren Curven je nach der st�rkeren oder gerin�geren Entwicklung der Papillen der inneren Hautplatte verschieden steil sind.
Die Epidermis besteht, abgesehen von den sie durchsetzenden Haaren, Talg- und Schweissdr�seng�ngen, ausschliesslich aus Zellen; sie entbehrt der �lutgef�sse und Nerven. Die kleinen rundlichen Elemente ihrer Schleim�schicht (des sogenannten �ete Malpighi) sind dem Papillark�rper �berall unmittelbar aufgelagert; sie liegen dicht gedr�ngt neben einander und sind nur durch fl�ssige Intercellularsubstanz von einander getrennt. Sie beziehen Ihr Ern�hrungsmaterial aus den Capillaren der Gef�sspapillen; die Lymph-gef�sse der Papillen f�hren die Lymphe ab. Die Zellen werden gegen die Hornschicht zu immer grosser und flacher, wobei ihr Feuchtigkeitsgehalt nach innen und ausseu allm�lig abnimmt, bis die Zellen schliesslich ganz platt, polygonal und trocken werden und so die Hornschicht der Epidermis bilden.
Die Cutis besteht aus Bindegewebe, welches mit (dicken i groben Fasern von den benachbarten central gelegenen K�rpertheilen besonders von den Fascien ausgeht. Dasselbe bildet ein in verschiedener Anordnung ver�schlungenes Filzwerk, welches sich im Papillark�rper in feine wellige Fasern aufl�st, aus denen die einzelnen Papillen bestehen. Indem in den Tast�w�rzchen und an der Obertl�che des Papillark�rpers die Verflechtung der Bindegewebsfasern, �hnlich wie an der vorderen Fl�che der Cornea, eine so innige wird, dass alle Zwischenr�ume verschwinden, konnte man zur Annahme einer structurlosen Begrenzungsschicht, einer sogenannten inter�medi�ren Haut (oder Basement membrane) sich verleiten lassen. Die derben Fasern des Unterhautbindegewebes enthalten nur eine geringe Zahl von zelligen Elementen, w�hrend die zarten Fasern der Papillen etwas reich�licher mit solchen durchsetzt sind. Die Cutis ist reich an Nerven, an Blut-gef�ssen und an lymphatischen Kan�len; sie enth�lt viele kleine B�ndel platter Muskeln und wird von den Haaren mit ihren B�lgen, sowie von zahlreichen Schweiss- und Talgdr�sen durchsetzt. Im Unterhautbindegewebe ist an vielen Stellen Fettgewebe eingeschlossen. Die gr�ssere Zahl der Papillen enth�lt Gef�sse, die kleinern Nerven. Die Lymphgef�sse umspinnen das Gef�ssnetz der Papillen.
Jede �ussere Gewalt, durch welche subcutane Gewebe verletzt werden, muss zun�chst die allgemeine K�rperdecke treffen; es sei denn, dass der
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verletzende K�rper zuf�llig von einer Schleimliauth�hle eindringt. Aber auch dann, wenn die aussere Haut nicht urspr�nglich mit besch�digt worden ist, wird sie sp�ter in den Krankheitsprocess h�ufig mit hineingezogen und selbst innerliche Krankheiten compliciren sich nicht selten, namentlich in ihrem sp�tem Verlaufe, mit Hauterkrankung. Hieraus ergibt sich einer�seits , dass die Hautkrankheiten sehr mannigfach und verschieden sein m�ssen, andererseits, dass dieselben nur zum Theil in das Gebiet der Chirurgie fallen, dass es somit nicht Aufgabe der allgemeinen chirurgischen Pathologie und Therapie sein kann, dieselben alle zu besprechen. Wir werden uns hier blos mit den prim�ren Hauterkrankungen besch�ftigen. Dieselben sind s�mmtlich durch Entz�ndungszust�ude characterisirt, welche entweder die Folge bekannter �usserer oder zur Zeit noch nicht n�her gekannter Einwirkungen sind, weshalb wir auch hier wieder traumatische und spontane Erkrankungen unterscheiden.
Die Hautwunden sind entweder Schnitt- oder Quetschwunden. Sie k�nnen entweder alle vier oder nur einzelne Hautschichten betreffen. Schnittwunden, welche nicht bis in den Papillark�rper eindringen, bluten nicht. Nur selten wird wegen einfacher Hautwunden unserer Hausthiere sachverst�ndige H�lfe nachgesucht. Wo dies geschieht, wird man durch Anlegen einer Naht oder durch Absperren der atmosph�rischen Luft vermittelst eines Deckmittels (Collodium) die Heilung zu f�rdern suchen.
Auch ohne sichtbare St�rung des Zusammenhanges kommen Haut�verletzungen verschiedener Grade bei unseren Hausthieren vor; dieselben sind bald nur unbedeutead, bald mehr oder weniger bedeutend und k�nnen selbst mit so hochgradiger Zertr�mmerung des Hautgewebes verbunden sein, dass in der Folge ein entsprechend grosser Hautdefect entsteht.
Oberfl�chliche Hautquetschungen sind nicht immer leicht zu erkennen, namentlich wenn dieselben ganz frisch und nicht mit Absch�rfung der Epidermis (Excoriation) verbunden sind. Das Benehmen der Thiere f�hrt uns indess gew�hnlich auf die richtige Spur, indem dieselben die gequetschten Hautstellen zu reiben oder mit den Z�hnen zu benagen suchen. Bei genauerer Untersuchung findet man die erkrankten Partien vermehrt warm und mehr oder weniger deutlich geschwollen. Solche Quetschungen sind nicht selten die Folge von Geschirrdruck (durch den Sattel, Kummet oder andere Be�kleidungsgegenst�nde hervorgebracht) und namentlich bei Milit�rpferden sehr beachtenswerth, weil bei einer geeigneten fr�hzeitigen Behandlung (selbst auf M�rschen) die Thiere gebrauchsf�hig bleiben, w�hrend durch wiederholten Druck der betreffenden Stelle leicht bedeutende Quetschungen
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dei' Haut und der benachbarten subcutanen Theile entstehen, durch welche die Patienten f�r l�ngere Zeit dienstuntauglich -werden k�nnen. Die Sattellage (namentlich der Widerrist) und die vordere (Bug-)Partie der Brust sind am h�ufigsten solchen Verletzungen ausgesetzt. Sind dieselben mir oberfl�chliche, -so heilen sie bei Fernhaltung der Ursachen in einigen Tagen von selbst, w�hrend bei andauernder Einwirkung des Druckes auf die kranken Stellen Verschlimmerung des Leidens die gew�hnliche noth-wendige Folge' ist. Die unter der Haut gelegenen Gewebe werden in Mit�leidenschaft gezogen und je nach der Beschaffenheit dieser mehr oder weniger hartn�ckigen Zust�nde verursacht. So greifen namentlich am Widerriste anfangs nur oberfl�chliche Hautquetschungen in Folge von Unachtsamkeit und Vernachl�ssigung leicht auf das Nackenband und die Knorpel der Stachelforts�tze �ber, wodurch die Benutzimg der Thiere zu verschiedenen Verrichtungen auf mehrere Monate wesentlich beeintr�chtigt zu werden pflegt.
In �tio 1 ogischer Beziehung gilt im Allgemeinen Folgendes: Wo die allgemeine K�rperdecke eine weiche Unterlage (Muskel, Fett�polster etc.) hat, kommen Quetschungen derselben weniger leicht vor, als an anderen j(namentlich hervorragenden) K�rperstellen, an welchen die Haut festen K�rpergeweben unmittelbar anliegt. Zu enge oder zu grosse, schlecht gepolsterte; zerrissene, resp. zerbrochene �ekleidungsgegenst�nde verursachen leichter �ruckscb�den, als unbesch�digte und vollkommen passende. Satteldr�cke entstehen leicht nach zu losem Anziehen der Sattel�gurten, oder nach faltigem Auflegen der Unterdecke; gute Reiter, welche im Gleichgewichte und ruhig sitzen, dr�cken seltener, als sogenannte Sonntagsreiter u. s. w. Ausserdem sind die Pferde selbst in sehr verschie�dener Weise empfindlich gegen derartige Insulte.
Die Therapie ist bei leichten Hautquetschungen einfach; fleissiges Befeuchten mit kaltem Wasser, Bleiwasser, das Auflegen und Festbinden eines Rasens, der durch anhaltendes Begiessen mit kaltem Wasser feucht und kalt erhalten werden muss, Eisblasen u. dgl. f�hren bei geeigneter Anwendung in der Regel in Kurzem zum gew�nschten Ziele, insofern die Patienten bis zur g�nzlichen Heilung Ruhe haben, oder zu Diensten ver�wendet werden, durch welche die kranke Stelle nicht von neuem gedr�ckt wird.
M�ssen Pferde trotz Sattel- oder Kummetdruck dennoch geritten oder gefahren werden, wie dies bei milit�rischen Hebungen und im Kriege nicht selten ist, so hat man in entsprechender Weise daf�r zu sorgen, dass die kranken Stellen m�glichst geschont werden. Dies wird
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erreicht', indem man unter dem Sattel, resp, Kummet einen passenden Untersattel oder Unterkummet befestigt, welcher an der betreffenden Stelle so ausgeschnitten ist, dass diese w�hrend des Reitens oder Fabrens vom Sattel oder Kummet nicht ber�hrt wird. Unter ungarische S�ttel (B�cke) kann man geflochtene Strohmatten befestigen, die, wenn sie zweckm�ssig ausgeschnitten und aufgelegt werden, die Heilung eines Satteldruckes selbst bei fortgesetztem Gebrauche erm�glichen.
Nicht selten ist bei unseren Hausthieren, namentlich bei den grossen, der sogenannte Druckbrand, Gangraena per decubitum, der sowohl durch anhaltenden, resp. h�utig wiederkehrenden Druck von Seiten der eben genannten Bekleidungsgegenst�nde, wie auch durch l�ngeres Liegen am Boden verursacht wird. Derselbe kann als gangraena humida, oder als gangrama sicca auftreten; erstere ist selten auf das betroffene 11 autst�ck beschr�nkt, sondern mehr oder weniger �ber dessen Unterlage verbreitet und nach dem Umfange des Zerfalles und der Beschaffenheit der betheiligten Gewebe von gr�sserer oder geringerer Bedeutung. Der trockene Hautbrand wird in der Regel als laquo; Brandfleck gt; bezeichnet, weil bei demselben der Mortificationsprocess auf den betroffenen Theil der allgemeinen K�rperdecke sich zu beschr�nken pflegt. Das brandige Hautst�ck erscheint hart, un�biegsam und unempfindlich; die Haare desselben haben ihren Glanz ver�loren und liegen in der Regel flach an, oder stehen verworren durchein�ander. Zuerst findet man im Umfange des Brandfleckes geringe Entz�n�dungserscheinungen, die sich meist bald verlieren; in der Peripherie bildet sich eine Demarcationslinie, w�hrend das brandige Hautst�ck mit seiner Unterlage oft Wochen, selbst Monate lang innig verbunden bleibt, so dass es manchmal sehr lange dauert, bis die Losstossung desselben von selbst erfolgt.
Der Druckbrand ist gew�hnlich das Resultat einer zu anhaltenden und zu starken Compression der Hautgef�sse, wodurch der Stoffwechsel be�schr�nkt und schliesslich ganz aufgehoben wird. Sein Entstehen scheint durch gewisse Kraukheitszust�nde beg�nstigt zu werden. So sah ich bei einem an verbreiteter Osteoporose (resp.Gsteomyelitis) leidenden Pferde bereits nach 48 Stunden, w�hrend welcher Patient auf reichlicher guter Streu gelegen hatte, auf der linken Seite in der Mitte des Rippengew�lbes einen circa 30 Ctm. langen und 8 Ctm. breiten Decubitus entstehen, der nicht nur die Haut, sondern auch die Unterlage bis auf die Rippen betraf. � Dass ein hartes, unebenes und unreinliches Lager, sowie ein unruhiges Verhalten der darniederliegenden Thiere das Entstehen von Decubitus beg�nstigen, versteht sich wohl von selbst.
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Die Therapie richtet sich nach den uns bereits bekannten allgemeinen Regeln. Brandflecke werden am besten mit m�glichster Schonung der lebens f�higen Gewebe auf operativem Wege entfernt und demn�chst die Wund�fl�che (n�thigenfalls desiuficirt und dann) gereizt, um dieselbe zur Gra-nulationsbildung anzuregen. Wenn s�mmtliche Hautschichten durch den Mortificationsprocess vernichtet wurden, so bleibt nach der Heilung eine haarlose Narbe, w�hrend diese mit weissen Haaren sich deckt, wenn der Brand nur die obersten Hautschichten betraf, �eberall, wo grosse Hautdefecte entstehen, erfordert die Benarbung der Granulationsfl�che manchmal viele Monate Zeit, so dass dadurch die unbehinderte Benutzung der Gebrauchsthiere wesentlich beeintr�chtigt wird. Mau kann in solchen F�llen die Heilung zu beschleunigen suchen, indem man an verschiedenen Stellen der granulirenden Fl�che Hautaufpttanzungen vornimmt. Dieselben sind erst in diesem Jahrhundert in die deutsche Chirurgie eingef�hrt worden, w�hrend die Inder solche schon vor mehrern Jahrhunderten prac-ticirt haben. Es ist ein besonderes Verdienst Reverdin's, diese Operation systematisch ausgebildet und dadurch wenigstens f�r die menschen�rztliche Chirurgie ein werthvolles Heilverfahren geschaffen zu haben.
Das Gelingen derselben ist wesentlich von der Art des Verfahrens abh�ngig. Vor allen Dingen ist eine normale eiternde Wunde erforderlich, deren Granula intensiv roth gef�rbt und k�rnig erscheinen m�ssen. Nach�dem der Eiter sauber abgewaschen, resp. abgesp�lt worden ist, nimmt man, am besten an einer wenig behaarten Hautstelle (z. B. von der Innenfl�che des Oberschenkels) ein etwa l/a ^is ! Quadratcentimeter grosses Haut�st�ckchen mit einem recht scharfen Messer fort. Der Schnitt muss so gef�hrt werden, dass derselbe durch den Papillark�rper f�llt und die durchschnittenen Gef�sspapillen als kleine, durch die minimale Blutung roth gef�rbte Punkte erscheinen.
Das Hautst�ckchen wird dann sofort auf die vorher gut abgesp�lte Granulationsfl�che aufgelegt und durch Leinwandstreifen, die mit Kleb�pflaster bestrichen sind, recht sorgf�ltig befestigt. Die Zahl der aufzu�pflanzenden Hautst�ckchen richtet sich vorz�glich nach der Grosse des Hautdefectes. Die Ueberpflanzung gelingt h�ufiger, wenn die Hautst�ckehen von dem gleichen, als wenn sie von einem andern Individuum genommen werden. Adh�riren dieselben nach etwa 24 Stunden ziemlich fest auf der Granulationsfl�che, so darf man auf ihr Einheilen rechnen. H�ufig werfen dann die L�ppchen ihre Hornschicht ab , worauf sie als hellrothe Inseln erscheinen und gew�hnlich schon am vierten bis sechsten Tage nach der Ueberpflanzung an ihrer Peripherie Narbenepidermis erzeugen. � Oft wachsen die L�ppchen nicht an; auch passirt es, dass einzelne, welche
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angewachsen sind, nichts leisten. Trotz alleclem darf man sich dennoch nicht abhalten lassen, die �eberpflanzung neuerdings zu versuchen, da durch ihr schliessliches Gelingen die Benarbung grosser Wundfl�chen be�deutend abgek�rzt wird.
Zu den traumatischen Hautentz�ndungen k�nnen auch die durch Pa�rasiten verursachten gerechnet werden, wie z. B. Scabies, Herpes tonsurans u. s. w. Dieselben geh�ren jedoch nicht in das Gebiet der allgemeinen chirurgischen Veterin�rpathologie, weshalb sie hier �bergangen werden.
Wir wenden uns jetzt zu den sogenannten spontanen Hauterkrankungen.
Die erysipelat�se Entz�ndung (igvatneXag, to [Hippocrates und Galen] von sqvamp;q�s roth und to Titkoeg das Fell), hat ihren Sitz vorz�glich in der Papillarschicht und im Eete Malpighi der Cutis. Sie charakterisirt sich durch �demat�se Schwellung der Haut, welche selbst bei leiser Ber�hrung- schmerzhaft ist; an d�nnbehaarten, nicht pig-mentirten Stellen derselben macht sich eine starke R�thung bemerkbar. Sp�ter tritt eine reichlichere Abschilferung der Epidermis auf. Nicht selten gesellt sich zu diesen �rtlichen Erscheinungen ein Fieber hinzu, welches im Verh�ltnisse zur Ausbreitung des Localleidens einen mehr oder weniger auffallend hohen Grad erreicht. Die Krankheitsdauer erstreckt sich auf einige Tage bis zu mehreren Wochen. Diese Entz�ndung kommt bei allen Hausthieren und an allen K�rperthe�en vor; am h�ufigsten indess bef�llt sie die weniger behaarten, feineren Partien der Haut, so namentlich die Innenfl�che der Schenkel, die hintere Seite der K�the, die Haut der Geni�talien, der Augenlider, Lippen u. s. w.
Erysipelat�se Entz�ndungen kommen bei unseren Hausthieren zuweilen in seuchenartiger Ausbreitung vor, oft jedoch auch sporadisch. Dieselben bieten ausser den angef�hrten Erscheinungen noch gewisse Eigenth�mlich-keiten. Die Anschwellung ist stets flach und ausgebreitet, sehr oft teig�artig , so dass beim Drucke mit den Fingern Vertiefungen entstehen, welche erst ganz langsam sich wieder erheben. Die Geschwulst senkt sich all-m�lig nach unten. Die ergriffenen Hauptpartien sind vermehrt warm, im Anfange ist die Empfindlichkeit wenig, sp�ter indess bedeutend gesteigert. Wo eine Hautr�the wahrnehmbar hervortritt, kann man dieselbe durch Druck mit den Fingern auf kurze Zeit verschwinden machen. Zuweilen bilden sich an der Oberfl�che Blasen, welche eine gelbliche Fl�ssigkeit ent�halten und bald fr�her, bald sp�ter platzen, dann entweder verschorfen oder l�ngere Zeit hindurch n�ssende Stellen bilden, oder gar zur Ver-schw�rung der betreffenden Hautpartie f�hren. Derartige Hautulcerationen besitzen gew�hnlich eine ungleiche Oberfl�che, sind sehr schmerzhaft und
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secerniren eine d�nne, jauchige Fl�ssigkeit. � An der Oberfl�che der erkrankten Ilautstellen kann es auch ohne vorhergehende Blasenbildung zu einer klebrigen Ausschwitzung kommen.
Zuweilen treten die erysipelat�sen Entz�ndungen mit solcher Heftig�keit auf, dass die ergriffenen Hautpartien brandig absterben und dass die brandige Zerst�rung auch auf das subcutane Bindegewebe und auf andere tiefer gelegene Theile sich ausdehnt.
Wir haben bei den traumatischen Entz�ndungen der Weichtheile bereits erw�hnt, dass nicht selten Erysipelas denselben sich zugesellt. Dieses Erysipelas trauniaticum, oder diese sogenannte laquo;Wundroseraquo;, kommt zu gewissen Zeiten so h�ufig (bei Wunden) vor, dass man sein Auftreten m�g�licherweise von einem Ansteckungsstoffe abh�ngig sich vorstellen muss. Es kann dem Exanthem Fieber vorausgehen oder gleichzeitig mit demselben auftreten. Erst wenn die Secretion der Wunde sich mindert, oder croup�s wird, die Granulationen schwellen, kann die Diagnose auf laquo; Erysipelas traumaticum gt; gestellt werden, da das Fieber ja auch durch andere um�st�nde bedingt sein kann und das Erysipelas-Fieber durch nichts von anderen Fiebern sich bestimmt unterscheidet. Selbst nach dem Hervor�treten, der ersten localen Erscheinungen, kann man noch eine Zeitlang im Unklaren bleiben, ob man es mit einem Eiysipel, oder mit einer Lymph�angitis zu thun hat; jedoch wird der weitere Verlauf dies bald zeigen. Erysipelas erreicht selten am ersten Tage seine volle Ausdehnung; dasselbe nimmt vielmehr nach und nach an Umfang zu, indem seine deutlich auf�geworfenen Grenzen bald nach der einen, oder anderen Seite hin sich ver�schieben. So kann der Process sich allm�lig immer weiter ausbreiten, ohne dass der Grad der Entz�ndung an allen betroffenen Hautstellen ein gleich heftiger ist. Das laquo;Erysipelas ambulansraquo; � so nennt man den weiter kriechenden Rothlauf � ist vielmehr dadurch gekennzeichnet, dass immer nur ein Theil der von der Entz�ndung ergriffenen Hautpartie in der Acme sich befindet.
Einige Tage nach Eintritt der erysipelat�sen Entz�ndung beginnt die Epidermis in bald mehr, bald weniger zusammenh�ngenden, gr�sseren oder kleineren Schuppen sich abzustossen. Zuweilen wird das Hornblatt bereits beim Beginne des Erysipels blasig abgehoben, indem die Exsudation st�r�mischer als gew�hnlich auftritt; man bezeichnet dann das Leiden als laquo;Erysipelas bullosumraquo;.
Zum Eothlauf treten zuweilen andere Krankheiten, namentlich Ent�z�ndungen ser�ser H�ute hinzu. Der Verlauf des Erysipels ist gew�hnlich ein g�nstiger. Wenn dasselbe eine grosse Ausbreitung erh�lt und das
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Fieber bei dem allm�ligeu Fortschreiten der Hauterkrankung sich l�ngere Zeit auf gleicher H�he erh�lt, so wird dadurch f�r schw�chere Thiere eine gewisse Gefahr herbeigef�hrt, indem zuweilen in Folge von Ersch�pfung der Tod eintritt. Wir haben bereits vorhin erw�hnt, dass auch ausge�breitete Verjauchungen oder Brand bei Rothlauf entstehen und ein lethales Ende bedingen k�nnen.
Neben den �usseren localen Erscheinungen findet man am Cadaver keine besonders auff�lligen Ver�nderungen eines bestimmten �rganes, welche als Todesursache angesehen werden k�nnten. Die anatomischen Ver�n�derungen bei Erysipelas bestehen in Erweiterung der Hautcapillaren, in ser�ser Exsudation in das Hautgewebe und in lebhafter Zellenproliferation im Pvete Malpighi. lieber die causalen Verh�ltnisse sind wir bis jetzt noch keineswegs gen�gend aufgekl�rt. Es bleibt selbst die Frage noch definitiv zu entscheiden, ob die veranlassende Ursache eine spezifische, d. h. immer die gleiche ist, oder ob verschiedene Ursachen einen erysipelat�sen Ent-z�ndungsprocess zu erzeugen im Staude sind. Die klinische Erfahrung hat gelehrt, dass einmal �berstandene Erysipele stets eine gewisse Neigung zu Eecidiven hinterlassen.
In neuerer Zeit hat die Ansicht Anh�nger gewonnen, dass das Erysipel eine contagi�se Infectionskrankheit sei. In England fasste die Lehre von der Contagiosit�t des Erysipeis zuerst festen Boden und scheint dort gegenw�rtig ziemlich allgemeine Geltung erlangt zu haben; auch die Mehr�zahl der franz�sischen Chirurgen ist derselben zugethan. Dass das Ery�sipel (wenigstens das Wunderysipel), ebenso wie die quot;Wunddiphtheritis die Folge der Einwanderung von Parasiten (Monaden i sei, ist wohl zuerst von H�ter ausgesprochen worden. Nepveu bat bei Erysipel (und zwar bei traumatischem und spontanem) angeblich Organismen (Bacterium punctmn) gefunden, die mit den Hut er'sehen Monaden identisch zu sein scheinen. Orth hat im Archiv f�r experimentelle Pathologie etc. Aprilheft 1873. Seite 81�137 drei Versuchsreihen an Kaninchen und zwar: 1) �ber die Uebertragbarkeit des Erysipeis �berhaupt; 2) �ber die Wirkung k�nstlich gez�chteter Bacterien des Erysipeis und 3) �ber die Wirkung bacterien-haltiger spezifisch wirkender Fl�ssigkeiten nach T�dtung der Bacterien mitgetheilt, aus welchen er folgende Schl�sse zieht:
a. Das (epidemische Wund-) Erysipel wird hervorgerufen durch ein Gift, welches sowohl im Blute, als auch besonders in den an der afficirten Hautste�e befindlichen Fl�ssigkeiten enthalten ist.
h. Das Erysipel kann durch Impfung mit diesen Fl�ssigkeiten auf andere Individuen (vom Menschen auf Thiere und von Thieren auf Thiere) �bertragen werden.
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c.nbsp; nbsp;Mit der Entwicklung des Erysipels geht die Entwicklung von Bacterien Hand in Hand.
d.nbsp; nbsp;Die Bacterien stehen in enger Beziehung zu dem Gifte, da man auch durch k�nstlich gez�chtete Bacterien die charakteristischen Symptome der Krankheit hervorrufen kann.
e.nbsp; nbsp;Die Bacterien sind aber nur die indirekte Ursache der Krankheit, da sie sich nicht im Blute der Inficirten in gr�sserer Menge finden und da durch ihre Zerst�rung die Wirksamkeit der Infectionsfl�ssigkeiten zwar herabgesetzt, aber nicht ganz zerst�rt werden kann. (Orth glaubt, dass die Bacterien das Gift secerniren).
f.nbsp; nbsp;Die Bacterien geh�ren wahrscheinlich in die von C o h n aufgestellte Gruppe der Microsph�ren (Kugelbacterien) Schizoinyceten.
g.nbsp; nbsp;Es ist anzunehmen, dass die bei den verschiedenen Krankheits�formen beobachteten Bacterien auch verschieden sind, doch l�sst sich bis jetzt noch kein ganz sicherer Nachweis daf�r erbringen.
Obgleich Orth f�r sich und vorstehende Schl�sse keine Unfehlbarkeit �in Anspruch nimmt, so verdienen dieselben doch um so mehr Beachtung, als sie f�r die Therapie schon jetzt versuchsweise verwerthet werden k�nnen, wozu die bez�glichen Mittheilungen von Zippelius ermuntern. (Siehe Zeitschrift f�r praktische Veterin�r-Wissenschaften, Jahrgang 1874. Nr. 8, Seite 246�248 raquo; zur Therapie des Erysipels gt;). Von der parasit�ren Natur des Erysipels ausgehend hat Zippelius folgende Einreibung in zwei F�llen sehr wirksam gefunden: 01. Terebinth. 4 Theile, Acid, carbolic, crud. 1 Theil, zweist�ndlich einzureiben. Wenn eine antiparasit�re Therapie so schnelle und g�nstige llesultate liefert, wie Zippelius angibt, so d�rfte diese neue Errungenschaft um so mehr zu begr�ssen sein, als wir bis dahin mit der Behandlung des Erysipelas so ziemlich in der Luft schwebten und deshalb vorwiegend abwartend, verfuhren. In der menschen�rztlichen Praxis werden Bepinselungen mit.Terpenthin�l (L�cke), sowie Anstriche von Theer mit gutem Erfolge benutzt. Nach Leonhardt hat eine w�sserige L�sung von Natr. sulphuros. carbolicura amorphum (pro dosi 2 bis 3 Gramm) in der Peripherie des Erysipels hypodermatisch applicirt, bei Thieren sich gut bew�hrt; die Wirksamkeit soll nur dem amorphen, nicht aber dem crystallinischen Pr�parate zukommen. (Das Natrum sulphurosum ist von Polli gegen verschiedene Krankheiten, bei welchen er abnorme G�hrungs-vorg�nge im Blute annimmt, empfohlen worden.)
Sollte sich die neue Methode nicht bew�hren so m�ssen wir zu fol�genden bis dahin geltenden Vorschriften zur�ckkehren.
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Bei Gegenwart von Wunden wird eine entsprechende Prophylaxis in der Regel mehr zu leisten verm�gen, als die beste curative Behandlung. Alle bisher versuchten Mittel, die weitere Ausbreitung des Rothlaufs zu beschr�nken, haben sich als ziemlich ohnm�chtig erwiesen. Dass gewisse entziindungswidrige Mittel, wie z. B. die Anwendung des kalten Wassers die Entstehung von Gangr�n beg�nstigt, haben wir bereits fr�her bemerkt. Die besten Dienste leistet noch eine einh�llende Behandlung. Anstriche mit einem fetten Oele und nachherige Einwicklungen in Watte, sind an und f�r sich ganz zweckm�ssig, indess in der thier�rztlichen Praxis nicht immer anwendbar. In solchen F�llen muss man sich auf Fettanstrich oder Bekleisteruugen der kranken Hautstellen beschr�nken. Blasen werden an der tiefsten Stelle er�ffnet; die abgel�ste Epidermis l�sst man eintrocknen. Wo Gangr�n sich bildet, wird zweckm�ssig feuchte W�rme (Cataplasmen oder Fomentationen) angewendet, bis die Eschara sich gel�st hat und eine gute Eiterung eingetreten ist. Wo Abscesse im Unterhautbindegewebe sich bilden, m�ssen dieselben zur rechten Zeit ge�ffnet und demnach wie andere eiternde Wunden behandelt werden.
Eine entsprechende innerliche Behandlung kann unter Umst�nden rath-sam sein, ist indess keineswegs immer nothwendig, noch von unbestreit�barem Nutzen. Thieren, welche erbrechen k�nnen, reiche man zu Anfang des Leidens ein Brechmittel, gutgen�hrten Pferden eine abf�hrende Dosis Aloe mit Calomel. Bei lange andauerndem Fieber sind Antifebrilia, nament�lich China indicirt. Dies Mittel, sowie andere Tonica und Excitantia finden auch bei eintretender Ermattung, oder bei kraftlosen Thieren �berhaupt eine entsprechende Verwendung (Eisen, Wein, Campher u. dergl). Die zum Erysipelas hinzutretenden Complicationen sind nach den gew�hnlichen Regeln der Kunst zu behandeln.
Gegen zur�ckgebliebene Verdickungen der �usseren Haut sind den Tag �ber warme alkalische B�der fleissig anzuwenden und Abends Einreibungen eines Linimentes aus grauer Salbe und R�b�l, zu gleichen Theilen mit einander verrieben, zu appliciren.
Eine andere Art spontaner Dermatitis ist das Eczema. Dasselbe ist durch die Eruption kleiner, dicht gedr�ngt nebeneinander stehender Bl�schen gekennzeichnet, die manchmal zu gr�sseren zusammen�iessen. Ihr Inhalt trocknet nach dem Platzen auf der Oberfl�che der Haut zu einer Kruste (einem Schorfe) ein, unter welcher die Vernarbung der kleinen Defecte im g�nstigen Falle von selbst erfolgt. Bei intensiverer Hautentz�ndung fliesst manchmal l�ngere Zeit fortw�hrend Serum ab, welcher Zustand als n�ssendes Eczem und wegen des Salzgehaltes der abl�essenden Fl�ssigkeit
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beim Menschen in der Volkssprache laquo;Salztluss gt; genannt wird. Nach Ab-stossung der Schorfe und nach Vernarbung der Hautdefecte bleibt in der Kegel noch f�r l�ngere Zeit ein hyperaimischer Zustand des Papillark�rpers, sowie eine reichliche Abschuppung verhornter Epidermiszelleu (weisser Sch�ppchen) bestehen.
Steigert sich die Entz�ndung bis zu dem Grade, dass dem Serum eine bedeutende Menge weisser Blutk�rperchen sich beimischen, so entstehen statt der Bl�schen vielfach kleine Pusteln; das Leiden wird dann als Impetigo angesprochen. Je nachdem die Impetigopusteln und Eczembl�schen durchein�ander vorkommen und diese oder jene der Zahl nach �berwiegen, bezeicbnet man den Hautausschlag als Eczema impetiginodes oder Impetigo eczematodes.
Ueber die x\etiologie dieser Hautentz�ndungen ist zur Zeit nichts N�heres bekannt; in neuerer Zeit will man ihre Entstehung ebenfalls auf Parasiten zur�ckf�hren. (H�ter.)
Die Therapie ist im Ganzen einfach. Bei frisch entstandenem Eczem sucht man die Schorfbildung zu beg�nstigen, weil dadurch f�r die defecten Stellen eine sch�tzende Decke gebildet wird, unter welcher die Heilung nach der bekannten Weise in der Regel (jedoch nicht immer) bald erfolgt. Substanzen, welche die Gerinnung der eiweisshaltigen Exsudate f�rdern, oder welche ihren Wassergehalt absorbiren, sind demnach indicirt. Ein sehr billiges und wirksames Mittel ist Bleiwasser, Kohlenpulver mit Bleizucker u. drgl. Auch Glycerin, namentlich in Verbindung mit Collodium, Tannin etc. leistet gute Dienste. Als ein recht wirksames Mittel ist ferner seit langer Zeit die Theersalbe bekannt (Pix liquida mit gleichen Theilen Axung. porc); dieselbe ist namentlich gegen chronisches Eczem. sowie auch gegen Erysi�pelas zu empfehlen. Bei ersterein muss stets eine gr�ndliche Befreiung der Haut von den aufsitzenden Schorfen oder sonstigen Unreinigkeiten vorausgehen bevor die eigentlichen Eemedia angewandt werden. Man er�reicht dies am schnellsten und einfachsten durch zeitweiliges Waschen mit lauwarmem Seifenwasser (Kaliseife); n�thigenfalls werden die Schorfe durch Bestreichen mit einem fetten Oele, was je nach Umst�nden ein oder mehrere Mal wiederholt wird, aufgeweicht. Das Waschen muss mit der n�thigen Vorsicht geschehen, so dass Erk�ltungen und zu starke Durchweichung der Haut vermieden werden. Sobald diese rein ist, werden die Wa�schungen ausgesetzt und die Theersalbe oder ein anderes geeignetes Mittel applicirt. Der Gebrauch von Sublimatl�sungen (1 : 50 bis 100 Wasser) mit Zusatz von etwas Spiritus hat mir regehn�ssig vorz�gliche Dienste geleistet. Ich ziehe diese Solution besonders wegen verschiedener Annehm�lichkeiten bei der Application, der Theersalbe vor. Theer zu gleichen
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Theilen rait gr�ner Seife zusammengerieben, ist ebenso wirksam und w�scht sich leichter ab wie Theersalbe.
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Die Erkrankungen des Bindegewebes.
Die Vorg�nge bei der Entz�ndung, wie wir sie Seite 48 u. ff. dargestellt haben, treten am deutlichsten in der angegebenen Weise am Bindegewebe auf. Ueber die allgemeinen chirurgischen Erkrankungen dieses Gewebes bleibt uns deshalb hier um so weniger zu bemerken, als die localen und allgemeinen Erscheinungen, welche durch Cysticercus cellulosce und andere Parasiten im Bindegewebe hervorgerufen werden, in das Gebiet der spe�ziellen Krankheitslehre geh�rt. Es bleibt uns hier noch �brig, �ber die mehr oder weniger verbreitete Bindegewebsentz�ndung einige n�here Mit-theilungen zu machen.
Die acute Bindegewebsentz�ndung wird gew�hnlich laquo;phlegmon�se Ent�z�ndungraquo;, besser indess einfach laquo; Phlegmone gt; genannt, da dieses Wort eine Entz�ndung bedeutet (jj (plsy/jiovrj heisst urspr�nglich die Erhitzung, dann jede Entz�ndung). Dieser Ausdruck wurde fr�her fast nur f�r fieberhafte Entz�ndungen gebraucht, w�hrend er jetzt ausschliesslich die zur Eiterung neigende Bindegewebsentz�ndung bezeichnet, f�r welche auch wohl der Name laquo;Pseudoerysipelas gt; dient. Die urs�chlichen Momente sind noch keineswegs klar gelegt; es wurde bis vor Kurzem ziemlich allgemein angenommen, class dieselbe in Folge heftiger Erk�ltungen entstehen k�nne. Es ist indess m�glich, ja wahrscheinlich, dass auch hier eine Infection, (selbst b'ii unverletzter Haut) dem Entz�ndungsprocesse zu Grunde liegen d�rfte. Bei Quetschungen und Quetschwunden haben wir dieselben als accidentelle Folgezust�nde, durch Infection von gangr�nescirenden Gewebs-fetzen, bereits kennen gelernt.
Die spontane Bindegewebsentz�ndung kommt bei unseren Hausthieren am h�ufigsten an den Gliedmassen vor und zum Gl�cke h�ufiger zwischen den Fascien und der �usseren Haut, als zwischen Fascien und den unter ihnen gelegenen Theilen. Derartige Entz�ndungen treten zuweilen unmittelbar �ber den Hufen oder Klauen auf und werden dann laquo; Panaritium gt; genannt. Dieses Wort, wahrscheinlich entstanden aus laquo;Paronychias {tuxqcc neben, bei, in der N�he und ow| der Nagel), bezeichnet allgemein eine Entz�n�dung der Fussenden.
Es ist nicht immer m�glich, eine Phlegmone des subcutanen Binde�gewebes gleich im Anfange von einer perirauscul�ren Entz�ndung unterhalb
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der Fascien, oder von einer Periostitis oder Ostitis-zu unterscheiden. Be�trifft die Entz�ndung nur das Unterhautbindegewebe und kommt es zur Eiterung, wie dies h�ufig zu geschehen pflegt, so tritt bereits nach Verlauf weniger Tage an der betreffenden Stelle Fluctuation auf. Die Entleerung des Eiters erfolgt dann entweder spontan oder sie muss durch einen Einschnitt bewirkt werden. Im Uebrigen sind die Erscheinungen der Phlegmone im Anfang wie bei anderen Entz�ndungen; Schmerz, Geschwulst und unter Umst�nden E�thung der Haut, gew�hnlich mit heftigem Fieber verbunden; die Haut ist etwas �demat�s und gespannt. An Stellen, wo dieselbe in Falten zu liegen pflegt, wie z. B. an den Augenlidern, am Scrotum, Pr�puz u. s. w. werden diese ausgeglichen, wobei die Haut ein gl�nzendes Aussehen an�nimmt.
Je bedeutender das Oedem, je heftiger die Schmerzen und je st�rker das Fieber, um se mehr darf man auf einen tiefer liegenden Entz�ndungs-prozess schliessen. Ist die Spannung in den Geweben sehr gross, so wird in Folge dessen die Circulation behindert und es kann dadurch ein St�ck Haut gangr�n�s ausfallen. Auch die Fascien werden zuweilen in ihrer Er�n�hrung gest�rt, so dass sie theilweise absterben und als weisse Fetzen Von gr�sserem oder geringerem Umfange aus den Oeffnungen der Cutis her vor h�ngen.
Was die anatomischen Ver�nderungen bei Phlegmone anbelangt, so finden wir zun�chst eine Erweiterung der Capillaren, mit darauf folgender ser�ser und plastischer Infiltration der Gewebe, wobei eine grosse Menge weisser Blutzellen in das Bindegewebe einwandert. Diese Zelleneinwanderung tritt im entz�ndeten Binde- und Fettgewebe immer st�rker auf, bis die Gewebe stark gespannt sind, so dass an mehreren Stellen eine Blutstockung in den Gef�ssen, besonders in den Capillaren und Venen eintritt, wodurch es zum Absterben gr�sserer oder kleinerer Gewebspartien kommen kann. Meist jedoch geschieht dies deshalb nicht, weil die fibrill�re Intercellular-substanz in einem der Zelleneinwanderung mehr oder weniger entsprechenden Maasse schwindet. Es kann die Intercellularsubstanz hierbei eiterig zerfallen und selbst der ganze Entz�ndungsheerd in Eiter umgewandelt werden, dem dann h�ufig viele abgestorbene Gewebsfetzen beigemengt sind. Dieser eiterige Zerfall schreitet h�ufig (und zwar meist von innen gegen die K�rperfl�che zu^ weiter vor, so dass auch die Cutis schliesslich geschmolzen und der Eiter nach aussen entleert wird. Damit erreicht denn die Aus�breitung des Processes in der Regel ihr Ende, wenn n�mlich das den Eiterheerd umgebende Gewebe reichlich vascularisirt und von Zellen durch�setzt ist, so dass die Wandungen der Eiterh�hle einer Granulationsfl�che gleichen (ohne deshalb immer deutliche Granula zu zeigen), wodurch
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die Heilung per secundam intentionem gew�hnlich ziemlich schnell erfolgt. Eine Zeit lang bleibt noch das plastische Infiltrat zur�ck und die Haut bleibt dadurch fester und starrer als normal. Allm�lig zerfallen die infiltrirenden Zellen oder wandern zum Theil in die Gef�sse zur�ck; das verfl�ssigte Infiltrat wird resorbirt und die normalen Verh�ltnisse kehrenquot; wieder, �eberhaupt sind die Vorg�nge wesentlich dieselben wie sie bereits fr�her bei entz�ndeten Wunden mit granulirenden Wundr�ndern dargestellt wurden.
Bei acuten Entz�ndungen des Unterhautbindegewebes tritt �hnlich, wie bei manchen progressiven Entz�ndungen um Quetschwunden etc., ein rapider Zerfall der Gewebe ein, bevor es zur Bildung einer eigentlichen Granulationsfl�che kommt, resp. bevor die Lymphgef�sse durch Zellenneu�bildung verstopft sind; es kommt vielleicht gar nicht oder erst sp�ter bei Begrenzung des gangr�n�sen Zerfalls zur organisirten entz�ndlichen Neu�bildung. Die Zersetzungsproducte des zerfallenden Gewebes dringen in die offenen Lymphr�ume ein und verursachen dadurch eine Blutvergiftung, welche sich zun�chst durch Fiebererscheinungen kund gibt, deren Intensit�t und Dauer wiederum von der Quantit�t (und Qualit�t?) des resorbirten Giftes wesentlich mit abh�ngen. Es bleibt h�ufig genug ganz unerkl�rlich, warum spontan entstandene Phlegmonen zuweilen so ausserordentlich be�denklich auftreten, w�hrend die meisten verh�ltnissm�ssig leicht verlaufen. Dass Phlegmone und Lymphangitis sich h�ufig mit einander combiniren, wird sp�ter noch erw�hnt werden.
Die Prognose der Phlegmone gestaltet sich, je nach der Localit�t, der Ausbreitung und Entstehungsursache sehr verschieden. W�hrend die eiterige Bindegewebsentz�ndung an den Extremit�ten nach kurzer Dauer in Genesung �berzugehen pflegt, *) sind phlegmon�se Entz�ndungen in der N�he der grossen K�rperh�hlen in der Regel bedenklicher, weil hier tiefliegende Abscesse in die benachbarte K�rperh�hle sich �ffnen und dadurch gef�hrlich werden k�nnen. Nicht selten wird diese Gefahr durch die Vorsorge der Natur abgewendet, indem entweder das centrale Vordringen des eitrigen Zerfalles durch einen festen Granulationswall verhindert wird, oder indem an der die H�hle auskleidenden Serosa eine circumscripte adh�sive Entz�ndung eintritt, in Folge deren diese Stelle mit dem anliegenden Eingeweide ver�w�chst, wodurch der Abscess bei seinem Durchbruche nach innen nicht in den freien Pgt;,aum der betreffenden K�rperh�hle, sondern in das ange�wachsene Eingeweide erfolgt. Dass die Folgen hiervon je nach der Be-
*) Eiteriger Zerfall am Spranggelenke wird nicht selten bedenklieli, manclimal sogar t�titlich.
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schaffenheit des Aufnalimeorganes sehr verschieden sein m�ssen, ist leicht hegreiflich. Eine Entleerung in den Darmkanal wird h�ufig ohne jeden weiteren Nachtheil bleiben, w�hrend eine solche in die Leber, die Lungen etc. zum lethalen Ende (bald oder erst nach l�ngerer Zeit) f�hren �kann.
Ist die Phlegmone als Metastase bei allgemeiner phlogistischer oder Eiterdiathese, oder als Folge von �otzvergiftung u. dgl. entstanden, so ist wenig oder gar keine Hoffnung auf Heilung vorhanden. Im Allgemeinen ist die Prognose um so g�nstiger, je umschriebener der Entz�ndungsheerd ist und je schneller die Eiterung eintritt.
Die Behandlung richtet sich nach dem Stadium der Entz�ndung. Ist dieselbe erst frisch entstanden, so muss man danach streben, die Zer-theilimg herbeizuf�hren. Dies geschieht bei unverletzter Haut am sichersten durch Application einer Scharfsalbe. Dieselbe ist hier um so mehr am Platze, als sie den Eintritt der Eiterung nicht behindert, falls es nicht gelingt, die Zertheilung herbeizuf�hren. Wo es sich nur mehr darum handelt, den Eintritt der Eiterung zu bef�rdern, da sind ausser Cata-plasmen und Fomentationen erschlaffende Einreibungen indicirt, wie zum Beispiel die milden Fette, oder besser noch gelinde Digestivsalben, namentlich wiederum das Ung. Alth. c. 01. Lauri. Stellt sich Fluctuation ein, so er�ffne man den Abscess, was bei oberli�chlicher Lage desselben in der Regel keine Schwierigkeiten macht. Bei tieferliegenden Phlegmonen erfordern die anatomischen Verh�ltnisse stets eine entsprechende Ber�ck�sichtigung ; die Er�ffnung (Onchotomie von oyxog Geschwulst und rdinj das Durchschneiden) kann unter Umst�nden viel Vorsicht erfordern. Ist die Eiterbildung unter der Haut eine sehr verbreitete, so macht man je nach�dem zwei und mehrere Oeffnungen, wenn n�mlich eine Spaltung des ganzen Eiterheerdes eine gar zu grosse Hautwunde verursachen sollte. Im �ebrigen ist die Behandlung solcher Abscesse im Wesentlichen dieselbe, wie bereits fr�her angegeben wurden.
Nicht immer ist es leicht, das Vorhandensein von Eiter zu erkennen, namentlich dann nicht, wenn der Abscess tief liegt. Und doch ist es h�ufig gerade in solchen F�llen wichtig, denselben zur rechten Zeit zu diaguosti-ciren, um ihn zu entleeren, bevor er in eine benachbarte gr�ssere K�rper�h�hle durchgebrochen ist. Eine Explorativpunction mittelst eines geeigneten Troicarts wird meist den erforderlichen Aufschluss gew�hren. Die Er�ffnung geschieht, indem man mit dem Bistouri die auf dem Entz�ndungs-, resp. Eiterheerde gelegenen Gewebe vorsichtig und schichtweise durchschneidet und eine kleine Oeffnung in diesen macht und dann die ganze Schnitt�wunde vermittelst einer feinen Kornzange erweitert, wrenn st�rkere Blut-
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gef�sse iu der Nachbarschaft eine gr�ssere Incision verbieten. Man kann auch nach Durchschneidung der �usseren Haut vermittelst einer nicht gar zu stumpfen Hohlsonde bis zur Eiterh�hle vordringen und die so ent�stehende Oeffnung mittelst eines Knopfbistouris oder einer Kornzange entsprechend erweitern. Zuweilen bildet sich in Folge von Eiterzersetzung so viel Gas in der Abscessh�hle, dass bei der Percussion ein tympanitischer Ton entsteht. Derartige Abscesse muss man nach der Er�tthung mit Chlor�wasser, Phenylspiritus oder einem anderen Desinficiens ausspritzen.
Es kommen zuweilen Entz�ndungen des subcutanen Bindegewebes vor, welche weder in Eiterung noch in Zertheilung �bergehen, sondern einen chronischen Verlauf annehmen und zu bedeutenden Verunstaltungen f�hren k�nnen. Am h�ufigsten ereignet sich dies an den Gliedmassen (namentlich den hinteren). Der Process schreitet manchmal, jeder Behandlung spottend, bis zu einem nicht n�her zu bestimmenden Punkte weiter, so dass man zufrieden sein darf, denselben zum Stillstand zu bringen, bevor die Um-fangsvermehruug eine sehr betr�chtliche geworden ist.
Eine R�ckbildung ist bei gr�sserer Verbreitung derselben kaum zu hoffen; allenfalls eine Verminderung, welche der Contraction des neu ge�bildeten Bindegewebes entspricht. Die Behandlung kann die bei Lymphan�gitis (siehe diese) angegebene sein. Am meisten ist noch von einem continuir-lichen gleichm�ssigen Drucke zu erwarten (elastische Binden). Leider kann derselbe bei Thieren schwer oder gar nicht f�r die erforderliche Zeit in Anwendung gebracht werden, weil durch die unvermeidlichen Bewegungen der Patienten die angelegten Verb�nde sich immer mehr und mehr ver�schieben und so ihre Aufgabe nur h�chst unvollkommen erf�llen.
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Die Krankheiten der Muskel.
Die Chirurgie hat vorzugsweise nur die willk�hrlichen Muskeln (und zwar ihrer peripherischen Lage halber) zu ber�cksichtigen. Erkrankungen derselben sind einestheils wegen ihrer grossen Verbreitung im Thierk�rper nicht selten, anderntheils wegen Verminderung der Brauchbarkeit des be�treffenden Thieres, welche sie bald in h�herem, bald in geringerem Grade f�r die Krankheitsdauer bedingen, von Bedeutung, wenn auch nicht h�ufig eine absolute Lebensgefahr durch sie verursacht wird. Es sollen deshalb in Folgendem die wichtigsten Erkrankungen der Muskeln in angemessener K�rze besprochen werden.
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Hierhin geh�ren zun�chst:
1)nbsp; nbsp;Blutungen und Trennungen des Zusammenhanges (einschliesslich Her�men und Vorf�lle).
2)nbsp; Die Muskelentz�ndung mit ihren Ausg�ngen und Folgen, einschliess�lich der Atrophie und Hypertrophie der Muskeln, sowie der fremden K�rper und Neubildungen in denselben.
3)nbsp; nbsp;L�hmungen und Kr�mpfe der Muskeln.
Muskel blutungen und Trennungen des Zusammenhanges.
Dieselben k�nnen die Folge einer �usseren Gewalt, oder spontan ent�standen sein.
Die traumatischen Muskelblutungen bieten wenig Eigenth�mliches, wes�halb wir dieselben mit Verweisung auf das �ber Blutungen, Seite 35 u. if. im Allgemeinen Gesagte, hier kurz erledigen k�nnen. - Sie sind entweder mit oder ohne Hautwunde zu Stande gekommen; im ersteren Falle ist Kunsth�lfe h�ufiger nothwendig, als im letzteren. Der Grund hierf�r liegt darin, dass das Blut bei unverletzter Haut in den subcutanen Geweben sich ansammelt und schliesslich einen f�r das Zustandekommen der Hse-mostase ausreichenden Druck auf die blutenden Gef�sse aus�bt, w�hrend bei einer vorhandenen Hautwunde das Blut nach aussen abfliesst, was m�glicherweise den Tod des betroffenen Thieres (Verblutung) zur Folge haben kann. Die Grosse der hierdurch bedingten Gefahr ist wesentlich mit abh�ngig von der St�rke und der Zahl der verletzten Blutgef�sse, von dem Grade der Gewebszertr�mmerung, sowie von dem fr�heren oder sp�teren Eintritt und der Art der geleisteten Kunsth�lfe. Ist das Muskel�gewebe g�nzlich zertr�mmert, so kann dasselbe auf die blutenden Gef�sse keinen activen Druck mehr aus�ben; es wird deshalb die Blutung in der Regel st�rker sein, als wenn keine oder nur eine unbedeutende Beeintr�ch�tigung der Gontractilit�t der Muskelfasern vorhanden ist. Die Zertr�mme�rung des Muskelgewebes hat �berdiess noch den Nachtheil, dass die mit Blut getr�nkten Massen leicht zerfallen und sich in einen Jaucheheerd verwandeln, von welchem eine Blutvergiftung mit lethalem Ende ausgehen kann. Subcutane Muskeltr�mmer werden zuweilen von einer Bindegewebs-kapsel umgeben, innerhalb welcher die Verfl�ssigung des Inhaltes sich vollzieht.
Die Diagnose traumatischer Muskelblutungen wird, so weit dieselbe f�r die klinischen Zwecke von Wichtigkeit ist, in der Eegel keine Schwierig�keiten bieten. � Frisch entstandene subcutane Muskeltrennungen sind
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durch entsprechende Functionsst�rung � und bei oberfl�chlicher Lage des betroffenen Muskels, durch eine L�cke in demselben gekennzeichnet, welche indess gew�hnlich bald durch Blut oder Exsudat ausgef�llt wird.
Subcutane Muskelzerreissungen k�nnen nicht nur nach Einwirkung �usserer Momente, z. B. Druck, Stoss, Schlag u. s. w. entstehen, sondern auch die Folge zu starker und pl�tzlich eintretender Ausdehnung der Muskelfasern sein. Zust�nde, welche eine Verminderung der Consistenz des Muskelgewebes bedingen, beg�nstigen nat�rlich das Entstehen solcher Zer-reissungen. Hierher geh�rt unter anderen auch die Entz�ndung mit ihren Ausg�ngen, so dass dieselbe sowohl Ursache als auch Folge einer Muskel-zerreissung sein kann.
Die Prognose richtet sich nach den angegebenen Verh�ltnissen; dieselbe wird in den Einzelf�llen sehr verschieden sein, indem in Rede stehende Verletzungen bald ganz unerheblich, bald in verschiedenen Graden lebens�gef�hrlich sind.
Die Behandlung ist zun�chst davon abh�ngig, ob die �ussere Haut in ihrem Zusammenhange getrennt ist oder nicht. Subcutane Muskelblutungen erfordern in der Regel keine Kunsth�lfe, namentlich dann nicht, wenn dieselben unbedeutend und ohne erhebliche Gewebszertr�mmerung entstanden sind. Bei bedeutender Zerst�rung des Muskelgewebes kann die Durchschnei�dung der �usseren Haut und n�thigenfalls die Anwendung blutstillender Mittel nothwendig werden; dies muss geschehen, sobald das zertr�mmerte Gewebe und das Extravasat zerf�llt; namentlich aber, wenn bereits ein Jaucheheerd sich gebildet hat, von welchem leicht eine allgemeine Blut�vergiftung ausgehen kann, oder gar schon ausgegangen ist. Solche Jauche�heerde werden zuweilen durch Einkapselung unsch�dlich gemacht.
Kleinere Muskelblutungen mit offener Hautwunde stehen in der Regel, wenn die Wundr�nder vereinigt werden; avo demnach die Bedingungen zur Heilung per priraam intentionem vorhanden sind, wird in der fr�her be�sprochenen Weise die Naht angelegt. Wo dies nicht zul�ssig ist, bedient man sich der styptischen Mittel, des Druckverbandes, des Brennens mit dem weissgl�henden Eisen und n�thigenfalls der Torsion einzelner Gef�sse. Muskelblutungen aus grossen Gef�ssen verlangen bei offener Hautwunde stets die Unterbindung; dieselbe kann auch ohne Hautwunde nothwendig werden, namentlich dann, wenn das Extravasat unter der Haut einen zu grossen Umfang annimmt, was besonders an solchen K�rperstellen zu geschehen pflegt, an welchen die Haut locker oder in Falten �ber den blutenden Muskeln liegt.
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Spontane Muskelblutungen k�nnen local oder mehr verbreitet auftreten; im ersteren Falle sind sie in der Regel die Folge von Gefasserkrankungen, im letzteren Falle hingegen die Folge einer allgemeinen Sepsis.
Die Bluterg�sse sind oft nur klein, oft aber sind sie sehr gross, so dass ein betr�chtlicher Theil eines oder mehrerer Muskel zu einer fast gleichartigen, dunkelrothen, mit Blut gieichm�ssig infiltrirten Masse um�gewandelt wird.
Da die spontanen Muskelblutungen subcutane zu sein pflegen, so ist deren Diagnose nur bei gr�sserem Umfange m�glich; dieselbe bietet selbst dann nicht selten noch gewisse Schwierigkeiten, namentlich wenn sie nicht in der N�he der K�rperoberfl�che stattfinden. Das Weitere hier�ber, sowie �ber Prognose und Behandlung solcher M u s k e 1 b 1 u t u n g e n wird bei Besprechung der Gefasserkrankungen, so weit es in das Gebiet der Chirurgie f�llt, angegeben werden. Im Uebrigen verweise ich auf die betreffenden Abschnitte der speziellen Pathologie und Therapie (Anthrax und andere mit Sepsis verbundene Krankheiten).
Beil�ufig sei hier noch bemerkt, dass man bei Sectionen, namentlich an Thieren, welche unter Kolikerscheinungen oder in Folge von Blut�zersetzung gestorben sind, zuweilen kleinere Blutungen, sowohl in dem muscul�sen als auch im sehnigen Theile des Zwerchfells antrifft. Wo die�selben nicht von Blutzersetzung herr�hren, sind dieselben auf das gewalt�same Niederwerfen zur�ckzuf�hren; die damit verbundenen Ersch�tterungen des Zwerchfelles sind manchmal hinreichend, um Zerreissungen desselben nach sich zu ziehen. Es f�llt hierbei in's Gewicht, dass alle von einer ser�sen Haut �berzogenen vegetativen Muskeln (Zwerchfell, Darmrohr) sehr m�rbe werden, wenn ihr subser�ses Bindegewebe von einer gr�sseren Menge ser�sen Exsudates infiltrirt ist. Zerreissungen solcher Muskeln sind w�hrend des Lebens weder mit Sicherheit zu diagnosticiren, noch zu heilen.
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Trennungen des Zusammenhanges der Wandungen der grossen K�rper�h�hlen haben die Bildung von laquo;Hernien gt; oder lt; Vorf�llen raquo; zur Folge.
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Als Hernie, Eingeweidebruch oder Vorlagerung bezeichnet man im Allgemeinen denjenigen Zustand, bei welchem Theile von Eingeweiden ihre normale Lage verlassen haben und durch eine Oeffnung in der Wandung der betreffenden K�rperh�hle von der �usseren Haut bedeckt, �usserlich sichtbar hervortreten. Ist auch die �ussere Haut in ihrem Zusammenhange an der betreffenden Stelle getrennt, so dass in Folge dessen das dis-
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locirte Eingeweide frei nach aussen hervortritt, so nennt man den Zustand einen laquo;Vorfall oder Prolapsusraquo;.
Hernien k�nnen entweder angeborene oder erst nach der Geburt erworbene sein.
Die Oetfnung in der Wand der betrefl'enden K�rperh�hle wird lt; Bruch-�ffnung , Bruchpforte, oder Bruchriug gt; genannt; durch dieselbe tritt also bei Hernien ein Theil der dislocirten Eingeweide, und indem er die �ussere Haut vor sich hertreibt, buchtet er diese als sogenannten
lt;nbsp;Bruchsack gt; mehr oder weniger stark nach aussen hervor. Derselbe kann ein einfacher sein und aus der �usseren Haut allein bestehen, er kann aber auch ein doppelter sein, indem er von der die H�hle innen auskleidenden Serosa mit gebildet wird, wenn diese n�mlich in ihrem Zusammenhange ebenfalls nicht verletzt wurde. Ja, es kann unter Umst�nden ein einfacher Bruchsack nur von dieser lunenhaut allein ge�bildet werden. Dies d�rfte relativ am h�ufigsten am Sch�deldache vor�kommen, da die Serosa der Sch�delh�hle durch ihre sehr starke Fibrosa
lt;nbsp;die harte Hirnhaut jgt; sowohl der gr�sseren Eesistenz, als auch dem ge�ringeren Drucke von innen zufolge, l�nger widerstehen kann, als die schw�chere Serosa der Bauch- und Brusth�hle dem st�rkeren Drucke von Seiten der Bauch-, resp. Brusteingeweide. Die hierdurch entstehende Her�vorragung an der �mfl�che der Wandung der betreffenden K�rperh�hle wird gew�hnlich laquo;Bruchgeschwulst gt; und ihr zwischen der �usseren Haut und der Bruchpforte gelegener Raum laquo;die Bruchh�hleraquo; genannt.
Man unterscheidet zun�chst angeborene und erworbene Hernien; es ist dies eine Unterscheidung, welche f�r die Praxis von besonderer Wich�tigkeit ist. Angeborene Br�che nennt man solclie, welche bereits seit der Geburt bestehen und wo der Bruchring durch eine bei der Entwicklung des betreffenden Individuums im Mutterleibe offen gebliebene Spalte gebildet wird. Hierhin geh�ren z. B. die Nabelbr�che und bedingungsweise auch die Schenkelbr�che und Bauchringbr�che oder Hodensackbr�che. Er�worbene Br�che sind hingegen solche, bei welchen die Bruch�ffnung erst nach der Geburt entstanden ist. Diese sind unter sonst gleichen Ver�h�ltnissen leichter als erstere zu heilen, namentlich wenn sie noch nicht veraltet sind, sondern noch im frischen Zustande sich befinden.
Je nach dem Inhalte des Bruchsackes unterscheidet man: Hirnbr�che, Lungenbr�che, Darmbr�che, Netzbr�che, Magenbr�che, Blasenbr�che u. s. w. Weitaus am h�ufigsten kommen Hernien im Umfange des Bauches bei unseren Hausthieren vor; ja es sind dieselben, wenn auch nicht ganz, so
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doch fast ausschliesslich diejenigen Hernien, welche das Object der veterin�r�chirurgischen Praxis bilden. Im Allgemeinen werden dieselben schlechtweg lt; Bauchbrtiche gt; genannt; die besonderen Bezeichnungen * Nabelbr�che, Leistenbr�che, Schenkelbr�che und Flankenbr�che gt; bezeichnen den Ort ihres Vorkommens etwas genauer.
Es sei hier noch erw�hnt, dass man auch von inneren Hernien spricht und als solche die Zwerchfellbr�che, sowie den sogenannten Ueber-wurf bei Ochsen bezeichnet hat. Es sind dies jedoch in der Regel keine eigentlichen Hernien, da ihnen gew�hnlich kein Bruchsack zukommt. Man kann mit Recht nur dann von Zwerchfellbr�chen reden, wenn die dislo-cirten Eingeweide noch �berall mit einem Theile des nicht v�llig durch�gerissenen Zwerchfelles bedeckt sind; meist sind jedoch Eingeweidetheile der Bauchh�hle frei in die Brusthohle getreten, also eigentlich prolabirt.
Was die Aetiologie der Hernien anbelangt, so bestehen dieselben bei den angeboruen Br�chen in Bildungsfehlern, indem entweder an irgend einer Stelle der Leibeswand eine Oeffnung verbleibt, die bei normaler Entwicklung, resp. Ausbildung nicht vorhanden ist, oder indem eine unter normalen Ver�h�ltnissen f�r die ganze Lebensdauer verbleibende, nur von der �usseren Haut bedeckte Oeffnung zu grosse Dimensionen hat. In diesen F�llen ist gew�hnlich nur die Anlage eine angeborne, indem in der Regel erst l�ngere Zeit nach der Geburt Eingeweide durch die nat�rliche Bruchpforte, z. B. Bauchring oder Schenkelring hindurchtreten und die sogenannten Hodensackbr�che oder Schenkelbr�che bilden. Als beg�nstigende Momente wirken Schlaffheit der Gewebe, grosse Anstrengungen, zufolge deren die Eingeweide nach der K�rperperipherie hingedr�ngt werden u. s. w. � Die sogenannten erworbenen Hernien entstehen vorzugsweise nach mechani�schen Insulten, als deren Folge die Trennung des Zusammenhanges in der Leibeswand zu Stande kommt. Man k�nnte demgem�ss diese Art von Hernien als traumatische bezeichnen.
Dass auch durch Eiterung und durch andere pathologische Processe die Gewebselemente vernichtet und in Folge dessen Bruchpforten ge�bildet werden, resp. Hernien entstehen k�nnen, braucht wrohl nur kurz hier erw�hnt zu werden.
Die klinische Diagnose einer Hernie bietet im Allgemeinen wenig Schwierigkeiten, da der Zustand in den meisten F�llen ein so deutlich erkennbarer ist, dass er durch das Gef�hl leicht von �hnlichen Hervor�ragungen, welche im Umfange der K�rperh�hlen manchmal vorkommen, meist leicht unterschieden werden kann. Damit soll jedoch nicht gesagt sein,
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dass es �berhaupt keine Hernien gibt, welche in diagnostischer Beziehung Schwierigkeiten bieten. So kann z. B. eine Hernie m�glicherweise mit einem Abscesse verwechselt werden, was unter Umst�nden b�se.Folgeu hat. In zweifelhaften F�llen, wo man trotz genauer Untersuchung keine Bruch�pforte finden kann, h�te man sich, sofort eine Lanzette einzustossen, um den (vielleicht nur vermeintlichen) Abscess zu entleeren. Erst mache man der Vorsicht halber mit einem d�nnen Troicart eine Explorativpunktion, die selbst bei Anwesenheit einer Hernie keine nachtheiiigen Folgen haben w�rde.
Die Prognose bei Br�chen ist sehr verschieden; dieselbe richtet sich vorzugsweise nach der Grosse der Bruchpforte, nach dem Orte des Vor�kommens und nach dem Alter des Leidens. So sind z. B. grosse Br�che an tief gelegenen Stellen der Bauchh�hle schwerer heilbar, als kleinere und als solche, welche an h�her gelegenen Partien der Bauchh�hle vor�kommen, weil im ersteren Falle die Verschliessung der Bruchpforte weit schwieriger ist als im letzteren.
Es kommt aber auch das Alter der Br�che bei der Prognose derselben wesentlich mit in Betracht, und zwar sind frisch entstandene Hernien unter sonst gleichen Verh�ltnissen im Allgemeinen leichter zu heilen, als alte, bei denen die B�nder der Bruchpforte vernarbt oder gar entartet und in Folge dessen schwerer heilbar sind. Es ist ferner zu beachten, ob die dislocirten Eingeweide mit dem Bruchsacke verwachsen, oder ob jene in diesem frei beweglich sind. Wo eine Verwachsung stattgefunden hat, ist nat�rlicherweise die Heilung schwieriger, als wo keine solche Verwachsung besteht.
Bei der Prognose der Hernien hat man jedoch nicht allein auf die vorhandene M�glichkeit einer Heilung, sondern auch auf den gr�sseren oder geringeren Grad der Gefahr zu sehen, welche Br�che der weiteren Existenz des Patienten zu bereiten im Stande sind. In Bezug hierauf hat man zu�n�chst darauf zu achten, ob die dislocirten Eingeweide in der Bruchpforte eingeklemmt sind, so dass die Circulation dadurch wesentlich beeintr�chtigt wird. Eingeklemmte Br�che f�hlen sich mehr oder weniger fest, ja manchmal fast steinhart an und haben allemal, wenn die Einklemmung nicht zeitig genug gehoben wird, den Tod des Patienten in Folge Necrose des einge�klemmten Eingeweidetheiles zur Folge. Wo eine Einklemmung noch nicht vorhanden ist, hat man zu erw�gen, ob dieselbe mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit zu bef�rchten steht. Es gilt hier im Allgemeinen, dass die Gefahr oder M�glichkeit einer Einklemmuug w�chst, je enger die Bruch�pforte im Verh�ltnisse zur Grosse des Bruches ist.
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Bei entsprechender Ber�cksichtigung aller angegebenen Verh�ltnisse wird es nicht schwer sein, in den vorkommenden Einzelf�llen bei Hernien eine richtige Prognose zu stellen.
Die Therapie hat bei Hernien stets die Aufgabe, die dislocirten Ein�geweide in ihre normale Lage zur�ckzubringen und demnach den Verschluss des Bruchringes in m�glichst kurzer Zeit zu bewirken. Sind die Eingeweide-theile weder mit der Bruchpforte oder dem Bruchsacke verwachsen, noch in jeuer eingeklemmt, so ist die Reposition derselben in der Regel nicht schwer. Dieselbe ist stets am leichtesten ausf�hrbar, wenn das Thier in eine Lage gebracht wird, in welcher der Bruch den h�chsten Punkt der Leibeswand bildet, indem dadurch die Reposition der dislocirten Eingeweide-theile entweder von selbst erfolgt oder doch wesentlich unterst�tzt wird. Sind Verwachsungen vorhanden, so m�ssen dieselben vorsichtig gel�st werden, wenn trotz derselben ein Heilungsversuch verlangt werden sollte. Man erw�ge aber in solchen F�llen vorher wohl, ob nicht die mit der Operation verbundene Gefahr grosser ist, als die Gefahr, welche durch das Vorhandensein des Bruches bedingt wird. Anders verh�lt sich die Sache bei eingeklemmten Br�chen; bei diesen muss die Reposition unter allen Umst�nden gemacht werden, wo an die M�glichkeit der Erhaltung des Thieres gedacht wird. Ein eingeklemmter Bruch f�hrt, sich selbst �ber�lassen, stets zum Tode, w�hrend die kunstgerechte Operation desselben oft noch Rettung bringt. Zun�cht versucht man die Reposition oder Taxis durch gelinden Druck auf den Bruchinhalt, wobei man zweckin�ssig gleichzeitig reibende Bewegungen ausf�hrt. Wo man durch eine nat�r�liche K�rper�tfnung eingehen und den dislocirten Theil erfassen kann, wird man die Reposition desselben dadurch unterst�tzen, dass man neben dem Reiben und Dr�cken von aussen gleichzeitig an dem von innen erfassten Eingeweidetheile einen leichten Zug aus�bt; so z. B. kann mau die Re�position eines eingeklemmten Hodensackdarmbruches dadurch f�rdern, dass man mit einer Hand durch das Rectum eingeht und die durch den Bauch�ring in das Scrotum eingetretene Darmschlinge au ihrer Fortsetzung ober�halb des Bauchringes erfasst und in die Bauchh�hle zur�ckzuziehen sucht. Wo die Reposition in dieser Weise nicht m�glich ist, da wird dieselbe selbst nach einer nur unbedeutenden Erweiterung der Bruchpforte in der Regel leicht zu bewerkstelligen sein, weshalb diese Operation in kunst�gerechter Weise vorzunehmen ist.
Nach gelungener Taxis hat man dann daf�r zu sorgen, dass die Ein�geweide in ihrer normalen Lage verbleiben und die Bruchpforte durch Verwachsung ihrer R�nder sobald wie m�glich dauernd geschlossen wird.
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Wo eine Heilung per primam intentionem m�glich ist, kann dieselbe ver�sucht -werden, indem man die noch frischen oder neu angefrischten R�nder der Bruchpforte durch die Knopfnaht mit einander vereinigt. Der ge�w�nschte Erfolg wird dadurch in der Regel nur bei frisch entstandenen traumatischen Hernien erreicht. Wo dies nicht der Fall ist, muss man den Verschluss der Bruchpforte auf anderen quot;Wegen zu erzielen suchen. Dies geschieht, indem man nach sorgf�ltiger Reposition der vorgelagerten Ein�geweide den Bruchsack abn�ht und dadurch eine Entz�ndung hervorruft, in Folge deren die Haut mit ihrer Unterlage verw�chst, somit in Zukunft an der betreffenden Stelle sich nicht mehr ausbuchten, resp. keinen Bruchsack mehr bilden kann. Dasselbe Ziel wird erreicht, wenn man den Bruchsack durch Aetzmittel, z. B. durch Schwefel- oder Salpeters�ure in Entz�ndung versetzt und theilweise zum Absterben', anderntheils zum Verwachsen mit den R�ndern der Bruchpforte bringt. Hierbei ist eine vorhergehende Reposition nicht nothwendig. ja sie w�re sogar ganz unn�tz. Die Contractionen der Haut, welche durch den vorsichtigen Ge�brauch der S�uren hervorgerufen werden, bewirken nach und nach die Reposition, indem die dislocirten Eingeweide, �hnlich wie durch ein Bruchband, alhn�lig in die betreffende K�rperh�hle zur�ckgedr�ngt werden. Mit dem Gebrauche dieser Mittel muss man jedoch stets die n�thige Vorsicht verbinden. Man bestreicht den Bruchsack mittelst eines Pinsels einmal mit einer der genannten S�uren, die man mit Wasser zu gleichen Theilen vorher ver�d�nnt hat. Es sei hier daran erinnert, dass man die S�ure langsam in's Wasser und nicht umgekehrt dieses zu jener giessen darf, weil in letzterem Falle aus bekannten Gr�nden leicht Verletzungen der die Mischling besorgenden Person und ihrer nachten Umgebung erfolgen k�nnen. Wenn 24 Stunden nach der ersten Application sich weder eine deutlich erkennbare Entz�ndung, noch eine lederartige Trockenheit der Oberhaut zeigt, so wird am zweiten Tage die Bepinselung nochmals wiederholt. Alsdann setzt man das Mittel aus, bis die Hautentz�ndung wieder ziemlich voll�st�ndig verschwunden ist und wiederholt dessen Application nach Bed�rf-niss. Dies geschieht mit geeigneten Intermissionen so oft und so lange, bis die Heilung des Bruches erfolgt ist. � Chromsaures Kali (1 : 5�8 Th. Fett) in Salbenform t�chtig eingerieben bedingt nach kurzer Zeit eine manchmal sehr bedeutende Anschwellung, worauf nach etwa einer Woche ein trockener Hautschorf sich bildet, der nach mehrern Tagen durch Eiterung abgestossen wird. Durch nachfolgende Verwachsung der Haut mit der Nachbarschaft, resp. mit den Bruchr�ndern, sowie durch Neubildung von Bindegewebe und Schrumpfung desselben erfolgt die Heilung des Bruches. Fragliches Ver�fahren kann selbstverst�ndlich nur da Anwendung finden, wo ein blutiger
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Eingriff nicht kurz vorausgegangen ist. Nach Operation eines eingeklemmten Bruches kann die Bruchpforte nur durch die Naht geschlossen oder der Bruchsack in geeigneter Weise zum Verschl�sse der Bruchpforte benutzt werden. Letzteres geschieht, hulem man nach vollendeter Reposition des Bruchinhaltes zwei Kluppen aussei! dicht bis an die Bruchpforte heran-schiebt, den Bruehsack zwischen den Kluppen so viel als m�glich hervor�zieht und diese fest zusammendr�ckt und sorgf�ltig bindet. Dadurch wird die Verwachsung der Hautr�nder �her den Kluppen unter sich und mit der Bruchpforte (durch die eintretende Entz�ndung) herbeigef�hrt und der gr�sste Theil des Bruchsackes hrandig abgestossen. Bei Hodensack�br�chen wird in der Regel einzig die tunica propria als innerer Bruchsack (mit dem Saamenstrange), in allen andern F�llen auch die �ussere Haut mit zwischen die Kluppen genommen, gleichviel ob der Bruchsack ein ein�facher oder ein doppelter ist.
Vorfall oder Prolapsus nennt man denjenigen Zustand, bei welchem Eingeweidetheile ihre Lage verlassen haben und aus der K�rperh�hle nach aussen hervorgetreten sind. Durch die Er�ffnung eines Bruchsackes wird demnach leicht ein Vorfall entstehen. Es k�nnen aber auch Eingeweidetheile aus einer nat�rlichen K�rper�ffnuug hervortreten, wie z. B. bei Mastdarm�vorfall, Scheiden- und Geb�rmuttervorfall, Vorfall der Crystallinse, Vorfall des ganzen Augapfels u. dgl.
Die Diagnose eines Prolapsus ist im Allgemeinen leicht, insofern der vorgefallene Theil an irgend einer Stelle der K�rperoberfl�che wahrge�nommen werden kann. Am h�ufigsten prolabiren die in der Bauch- und Beckenh�hle gelagerten Eingeweide. Die bei den Hernien erw�hnten Vorf�lle von Baucheingeweiden in die Brusth�hle kommen hier nicht in Betracht.
Die Prognose ist bei Vorf�llen sehr verschieden. Im Allgemeinen sind die aus den nat�rlichen K�rper�ffnungen weniger gef�hrlich, als die aus abnormen Oeffnungen; bei erstem haben die prolabirten Eingeweidetheile ihre Schleimhaut nach aussen gekehrt, wodurch dieselben weniger leicht gef�hrlichen Entz�ndungen unterworfen sind, als wenn ihre Serosa die Aussenwand des vorgefallenen Eingeweidetheiles bildet. Die ser�sen H�ute sind ja bekanntlich gegen den Contact mit der �usseren Luft und mit anderen Aussendingen sehr empfindlich und werden dadurch leicht in einen gef�hrlichen Entz�ndungszustand versetzt. In R�cksicht hierauf kommt denn namentlich in Betracht, ob der Prolapsus schon l�ngere Zeit bestanden hat und bereits mit Entz�ndung der prolabirten Eingeweide verbunden ist, oder ob derselbe erst frisch entstanden und die Eingeweide
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rei von Entz�ndung und anderen Besch�digungen sind. Ausserdem ist die Grosse und Beschaifenheit der Verletzung in der Wand der betreffenden K�rperh�hle von Belang. Die meisten traumatischen Vorf�lle sind mit mehr oder weniger grosser Lebensgefahr f�r das betreifende Individuum ver�bunden. Wenngleich die aus nat�rlichen K�rper�ffnungen bestehenden Vorf�lle, namentlich bei entsprechender H�lfe, nur selten das Leben des betreffenden Individuums gef�hrden, so kann doch die Prognose in Bezug auf radicale Heilung recht ung�nstig sein. Auch hier verdient vorzugsweise das Alter des Vorfalles Ber�cksichtigung. Veraltete Vorf�lle aus nat�r�lichen K�rper�ffnungen sind stets weit hartn�ckiger als frisch entstandene; verschiedene habituelle Vorf�lle sind sogar absolut unheilbar. So z. B. die bei tr�chtigem Rindvieh nicht selten vorkommenden Prolapse der Va�gina, die zwar h�ufig von selbst zur�cktreten, wenn die Thiere auf�stehen, aber jedes Mal beim Niederlegen wieder zum Vorschein kommen, wenn dies nicht durch entsprechende Vorkehrungen verhindert wird. So sind auch veraltete Mastdarmvorf�lle (besonders bei Schweinen) meist sehr hartn�ckig, indess so wenig lebensgef�hrlich, class im Laufe der Zeit der vorgefallene Theil des umgest�lpten Mastdarmst�ckes ohne irgend einen Nachtheil f�r die Gesundheit des betreffenden Individuums, ja sogar mit g�nzlicher Selbstheilung, brandig absterben kann. Bei jungen Schweinen entstehen Mastdarmvorf�lle leicht in Folge von Diarrh�e und Schw�che; sind dieselben noch nicht veraltet, so pflegen sie nach Stillung des Durch�falles bei guter F�tterung und Pflege leicht zu heilen. Bei weiblichen Thieren sind auch Harnblasenvorf�lle aus der Urethra zuweilen beobachtet worden; dieselben f�hren meist durch brandiges Absterben der Blase zum Tode, wenn die Reposition nicht bei Zeiten erfolgt.
Die Therapie hat in allen F�llen die Aufgabe, zun�chst die prolabirten K�rpertheile sorgf�ltig zu reinigen und darauf in ihre normale Lage zur�ck�zubringen und in dieser (wo m�glich) zu erhalten. Die Reposition bietet in den einzelnen F�llen bald mehr, bald weniger erhebliche Schwierigkeiten. Wo m�glich soll dieselbe am stehenden Thiere bewirkt werden, wenn nicht der Patient etwa sich freiwillig niederlegt oder bereits am Boden liegend ange�troffen wird. Bei Vorf�llen aus den nat�rlichen K�rper�ffnungen kann die Reposition wohl so ziemlich ohne Ausnahme am stehenden Thiere vollf�hrt werden; bei traumatischen Vorf�llen hingegen m�ssen in den meisten F�llen die Patienten niedergelegt werden, wenn sie solches nicht etwa freiwillig thun; geschieht letzteres, so hat man den Moment mit Geschick zu benutzen, um durch Anlegung der Fesseln u. s. w. das Aufstehen f�r die Dauer der Operation unm�glich zu machen.
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Beim Niederlegen von Patienten, die an einem Vorfalle leiden, muss man immer m�glichst vorsichtig und schonend zu Werke gehen: bei gr�sseren Thieren wird man unter Umst�nden die �einigung der prolabirten Theile und die Reposition derselben so weit als thunlich am stehenden Indi�viduum bewirken, dann eine entsprechende Binde anlegen und demnach erst das Niederlegen des Patienten mit aller Vorsicht und Schonung besorgen, um nach gr�ndlicher Taxis die kunstgerechte Verschliessung der Wunde vorzunehmen. Die Behandlung dieser ist nach den gew�hnlichen Kegeln der Chirurgie zu besorgen. Tritt die Verwachsung der Wundr�nder nicht per primam intentionem ein, so ist in der Regel keine Aussicht auf Hei�lung. Dass also alle F�lle, welche eine solche Heilung von vorneherein als durchaus unm�glich erscheinen lassen, von jedem Kurversuche abrathen, dass ferner, wo ein Kurversuch gemacht werden solldie f�r die Heilung per primam intentionein erforderlichen Grundbedingungen erf�llt werden m�ssen, ist selbstverst�ndlich. (Siehe Seite 175 u. folg.) Nach vollendeter Reposition muss zun�chst f�r Leibes�ffnung gesorgt werden, damit der Kothabsatz leicht und ohne besondere Anstrengung erfolgen kann. Starkes Dr�ngen muss begreiflicher Weise bei allen Arten von Vorf�llen den Eintritt von Recidiven beg�nstigen. Um solche m�glichst zu verh�ten, kann man nat�rliche K�rper�fi'nungen in geeigneter Weise und f�r eine ent�sprechende Zeit verschliessen. Dies ist namentlich bei der Vagina auf ver�schiedenen Wegen ausf�hrbar und manchmal nicht nur statthaft, sondern geradezu nothwendig. Das Einlegen einiger Knopfn�hte oder Sauberg'scher Scheidenringe (es sind dies einfache Metallringe mit Haken und Oehse) wird diesem Zwecke entsprechen.
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Mnskelentz�ndnng (Myositis) mit ihren Ausg�ngen und Folgen.
Die Entz�ndung betriift in der Regel nur einzelne Abschnitte einer oder mehrerer Muskeln. Die klinischen Erscheinungen und der Verlauf sind im Allgemeinen wie bei Entz�ndungen anderer blutreicher Weichtheile. Schmerz, Geschwulst, vermehrte W�rme und gest�rte Function sind die bekannten diagnostischen Symptome; Zertheilung, Bindegewebsneubildung, Eiterung und Schwund die gew�hnlichen Ausg�nge.
Zertheilung pflegt einzutreten, wenn die Entz�ndung ohne Hautwunde und ohne erhebliche Quetschung der Muskelfasern besteht. Aber auch bei vorhandener Hautwunde wird die nach einer einfachen Trennung des Zu�sammenhanges entstehende Muskelentz�ndung sich zerthe�en und per primam intentionem durch Bindegewebsneubildung zur Vernarbung f�hren
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k�nnen, wenn die Wundr�nder keine Quetschung erlitten haben. Tritt hier eine Eiterung ein, so pflegt dieselbe, wenn keine aussergew�hnlieh ung�n�stigen Verh�ltnisse einwirken, nur gering zu sein und per secundam inten-tionem bald zur Vernarbung und zur Beendigung des Entz�ndungsprocesses zu f�hren.
Ist dagegen eine erhebliche Quetschung oder gar eine v�llige Zer�tr�mmerung des Muskelgewebes vorhanden, so kann die Heilung nur erst nach einer l�ngeren und entsprechend umfangreichen Eiterung eintreten. Breitet sich dieselbe �ber gr�ssere Strecken des entz�ndeten Muskels aus, so folgt eine fettige Degeneration seiner Fasern, indem der Eiter sich zwischen dieselben einlagert. Indem die Muskelfasern allm�lig ganz ein�schmelzen, entstehen ein oder mehrere Eiterheerde; im letzteren Falle fliessen dieselben schliesslich in der Regel zu einem gr�sseren Abscesse zusammen. Derselbe wird h�ufig eingekapselt; die gew�hnliche derbe und sehr dichte Bindegewebsh�lle ist meist von mehreren Oetfaungen durch�brochen, aus welchen der Eiter in das benachbarte Gewebe, resp. nach aussei! abfliesst. Bei kleineren Abscessen ist in der Regel wenigstens eine Fistel�ffnung vorhanden, nur ganz selten kapseln kleine, nie aber grosse Muskelabscesse sich vollst�ndig ab; wo dies geschieht, verwandeln sie sich durch Eintrocknung und Einlagerung von Kalksalzen in concrementartige Knoten.
Bei der prognostischen Beurtheilung traumatischer Muskelentz�ndungen verdient vorzugsweise der Umfang und der Grad der Quetschung, resp. Zer�tr�mmerung des Gewebes beachtet zu werden. Man muss wohl bedenken, dass zu Grunde gegangenes Muskelgewebe zun�chst immer durch Bindegewebe (Narbengewebe) ersetzt wird und dass demnach sowohl in Folge des Aus�falles activer Elemente, als auch durch die Contraction des neugebildeten Bindegewebes eine wesentliche Beeintr�chtigung des Thieres f�r bestimmte Gebrauchszwecke selbst nach erfolgter Heilung bedingt wird. � Namentlich leicht und vollkommen heilen traumatische Muskelentz�ndungen ohne Sub�stanzverlust und ohne erhebliche Blutung, besonders bei unverletzter Haut; Extravasat und Exsudat werden resorbirt, so dass der fr�here normale Zustand vollst�ndig wieder hergestellt oder doch nur so unbedeutend wieder ver�ndert wird, dass die Function keineswegs merkbar leidet. Handelt es sich jedoch um einen eiterigen Zerfall tief liegender Muskelschichten, so kann durch das ceutrale Vordringen des Abscesses selbst das Leben des Thieres in grosse Gefahr kommen. Auch k�nnen unheilbare Hohlgeschw�re sich bilden, die allm�lig zur Cachexie und schliesslich zum t�dtlichen Ende f�hren.
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Die Indicationen f�r die Therapie der traumatischen Muskelentz�ndung ergeben sich aus dem bisher Gesagten von selbst. Bei einfachen Verletzungen ist in erster Linie Reinigung und Vereinigung der Wundr�nder zu bewirken, w�hrend bei Zertr�mmerung des Muskelgewebes letzteres mittelst des Messers entfernt und der Eiterungsprocess angeregt werden muss.
Bei subcutaner Abscessbildung sorge man f�r rechtzeitige Oeffnung, sowie f�r unbehinderten Abtiuss des Eiters. Im Uebrigen gelten die bereits fr�her angegebenen therapeutischen Kegeln.
Die spontane oder idiopathische Myositis ist relativ selten, indem die meisten Muskelentz�ndungen traumatischen Ursprunges sind. Dem Rheu�matismus, wie derselbe (besonders bei Pferden) in den Vorarmmuskeln bei der Schulterl�hme und vorzugsweise h�ufig bei H�ftl�hme, oder in h�herm Grade bei L�hmung der Nachhand in den Psoas- und Schenkelmuskeln vorkommt, liegen leichtere Grade der Muskelentz�ndung zu Grunde. Durch �fter wiederkehrende Ueberanstrengung entsteht manchmal (namentlich bei Schiffs-, Post- und Droschkenpferden) eine chronische Myositis, gegen welche eine l�ngere Ruhe oder etwas ganz leichte Arbeit bei massiger Di�t zu empfehlen ist. Solche Patienten liegen viel.
Kheumatismus der R�ckenmuskeln wird nach B r u c k m � 11 e r bei Hunden �fter angetroffen. Derartige Entz�ndungen sollen in der Regel �ber mehrere Muskeln sich ausbreiten, wobei nicht selten die Herzmus�kulatur �hnliche Ver�nderungen zeigt.
Die Ausg�nge der idiopathischen Myositis sind: Restitution des nor�malen Zustandes, Schwund und Vereiterung; letztere bei den sogenannten metastatischen Muskelentz�ndungen.
Als Ursachen werden namentlich Erk�ltungen und embolische Processe angesehen; diese beziehen sich auf die metastatischen, jene auf die rheu�matischen Muskelentz�ndungen. Jede Myositis, deren Ursachen man nicht kennt, wird zun�chst als eine idiopathische bezeichnet; jedenfalls ist ein Theil dieser auf mechanische Reize zur�ckzuf�hren. So z. B. wurde die Trichinose als Rheumatismus angesehen, w�hrend die bei derselben auf�tretenden Muskelschmerzen durch die massenhaft eingewanderten Trichinen rein mechanisch bedingt werden.
Die Diagnose der metastatischen Muskelentz�ndungen bietet bei oberfl�chlicher Lage der betroffenen Muskeln keine Schwierigkeiten; dagegen sind die rheumatischen Muskelentz�ndungen w�hrend des Lebens in der Regel nicht leicht und meisteutheils nur mit mehr oder weniger Wahr-
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scheinlichkeit zu diagnosticiren. Da rheumatische Schmerzen vorzugsweise nur subjectiv empfunden werden, und selbst bei grosser Heftigkeit kaum oder gar nicht zur objectiven Wahrnehmung gebracht werden k�nnen, so sind unsere Wahrscheinlichkeitsdiagnosen ziemlich ausschliesslich auf den Rheumatismus der locomotorischen Muskel und hier einzig auf das Lahra-gehen und einen ziemlich vollkommen negativen Befund angewiesen; selbst die angebliche Periodicit�t der rheumatischen Schmerzen ist bei Thieren in der Regel nicht so auff�llig, um die Diagnose auch nur einigermassen sicher stellen zu k�nnen. Es scheint fast, als wenn Manche gerade f�r Lahmheiten daraus die Regel sich construirt h�tten:
Was man nicht erkennen kann
Gibt man als Rheumatismus an.
Jedenfalls hat diese Regel sehr viele Ausnahmen, und f�hrt deshalb bei nicht sorgf�ltiger Ber�cksichtigung derselben h�ufig zu Fehldiagnosen.
Der Muskelrheuraatismus verl�uft h�ufig chronisch und endet entweder mit Genesung oder mit Atrophie der betreffenden Muskeln; gern bleibt auch im ersteren Falle eine Neigung zu Recidiven.
Die metastatische Myositis wird nach Thrombose und bei Eiterinfection zuweilen beobachtet; auch bei der Rotzkrankheit kommt sie vor und betrifft hier besonders den Hautmuskel. Es bilden sich ziemlich derbe Knoten von der Grosse einer Erbse bis zu der einer Haselnuss, welche zu kleinen Abscessen zerfallen.
Die Prognose der idiopathischen Muskelentz�ndung ist sehr verschieden; im Ganzen unsicher und h�ufig ung�nstig. Sie ist bei Metastasen vorzugs�weise von der Beschaffenheit des Grundleidens abh�ngig. Besteht dasselbe in einer schweren Allgemeinerkrankung, so ist sie nat�rlich ung�nstig. Auch kommt die Lage der betrofienen Muskel bei Metastasen in Betracht. In Bezug hierauf gilt das bei den traumatischen Muskelentz�ndungen Gesagte.
Die Behandlung des Muskelrheumatismus ist eine rein empirische; spiritu�se Einreibungen, Campher etc., sowie die seit neuerer Zeit mehrfach empfohlenen hypodermatischen Veratrin-Injectionen sind am meisten in Gebrauch. Von letzterem Mittel habe ich zu wiederholten Malen eine recht befriedigende Wirkung gesehen. Man verwendet am besten stark w�sserige L�sungen, weil die zu viel Spiritus haltenden leicht Abscessbildung im subcutanen Bindegewebe zur Folge haben, die bei grosser Ausbreitung sogar den Untergang des Patienten nach sich ziehen kann. (Veratr. 0,6�0.15, Aqu. dest. A. Spirit, vini aa 5,0 � 6,0.) Schwitzkuren oder kalte Douchen
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mit nachherigem Frottiren und Schwitzen unter Decken haben bei geeigneter Durchf�limug h�ufig ebenfalls gute Resultate geliefert. � Bei metasta-tischer Muskeleutz�ndung, wo gegen das derselben zu Grunde liegende Leiden nichts zu machen ist, bleibt die Therapie auf eine entsprechende Behandlung der Abscesse beschr�nkt; im andern Falle inuss das prim�re Leiden seiner Natur nach behandelt werden.
Die anatomischen Ver�nderungen, welche die Muskelentz�ndung charac-terisiren sind im Allgemeinen folgende: Anfangs ist die Muskelsubstanz lebhaft ger�thet, sp�ter wird sie bleich, ja selbst ganz fahl und gelblich-roth. Das intramuskul�re Bindegewebe ist stark durchfeuchtet, von einer r�thlich-gelben, z�hen, gallertigen Fl�ssigkeit durchsetzt, so dass die Muskel�substanz gelockert, weich, m�rbe, leicht zu fasern ist. Die Muskelfasern sind bleich und haben ihre Querstreifung verloren; in denselben befindet sich eine aus feinen, br�unlichen K�rnern bestehende, mit Fetttr�pfchen gemengte Masse. Die Muskelb�ndel sind weich, von fahlen und gelblichen Streifen durchsetzt, welche letzteren durch die fettig-k�rnige Entartung vieler neben einander liegender Muskelfasern gebildet werden. Nach abge�laufenen Muskelentz�ndungen findet man zwischen den erhaltenen Muskel�fasern ein graues, ziemlich derbes und starres Gewebe, welches strangartige, streifige oder rundlich begrenzte oder ver�stelte Verdickungen zeigt. Man bezeichnet diese Neubildungen als lt; rheumatische Schwielen gt;; sie finden sich aber auch nach Muskelentz�ndungen, welche traumatischen Ursprunges waren, bald nur vereinzelt, bald mehrfach in den Muskeln der Pferde, Rinder und Schweine.
Atrophie und Hypertrophie der Muskeln kommen unter verschiedenen Verh�ltnissen vor. So z. B. ist Muskelatrophie im h�heren Alter, feiner bei mangelhafter Ern�hrung, bei verschiedenen Krankheiten, namentlich bei chronischen Lahmheiten, oder bei anhaltendem Druck, z. B. durch benachbarter Neubildung etc. eine gew�hnliche Erscheinung. quot;Wo nicht das Sarkolemma selbst, sondern nur sein Inhalt schwindet, pflegt die Atrophie eine vor�bergehende zu sein, indem nach Beseitigung der Ursachen eine vollst�ndige Regeneration der Muskelfasern eintritt. Massiger Gebrauch der betroffenen Muskeln ist aber der Entfernung der urs�chlichen Momente hierzu fast absolut nothwendig und zuweilen allein ausreichend. Wo die Muskelfasern vollst�ndig (also auch das Sarkolemma) zu Grunde gegangen sind, werden dieselben nicht regenerirt. Es bleibt in diesem Falle eine wirkliche Atrophie dauernd zur�ck, selbst wenn auch die verloren gegangene Muskelsubstanz durch Bindegewebe reichlich, ja �ber das normale Maass hinaus, ersetzt wird. Damit ist weder die Atrophie beseitigt, viel weniger
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#9632;�nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 273
eine eigentliche Hypertrophie des Muskels entstanden. Solche kommen im Bereiche der willk�rlichen Muskel selten oder nie, �fter dagegen in den vegetativen Muskeln (Herzhypertrophie etc.) vor. Es kann demnach ein Muskel atrophiren, indem er an Umfang abnimmt, oder indem er sich gleich bleibt, oder gar zunimmt. Die Atrophie kann n�mlich ohne Neubildung auftreten, oder von mehr oder weniger reichlicher Neubildung anderer Gewebe begleitet sein (rheumatische Schwielen).
Fremde K�rper in den Muskeln sind nicht selten. Als solche kommen sowohl thierische Parasiten als auch abnorme Gewebsbildungen in Betracht. Von ersteren kommen in den Muskeln vor die Blasenw�rmer einiger T�nien (Cysticercus, Echinococcus), die Trichina spiralis, die Psorospermien und der St�tzschwanz (Onchocerca reticulatum).
Als abnorme Gewebsneubildungen in den Muskeln sind anzuf�hren:
a.nbsp; Die Neubildung eines derben Bindegewebes, welches gern tief in die Musculatur eindringt und ein ver�steltes Narbengewebe bildet. Das�selbe findet sich nicht nur in Folge einer chronischen Entz�ndung bei der sogenannten Schwielenbildung, sondern auch als eigentliches Narbengewebe nach Verletzungen und Eiterung.
b.nbsp; Die Vermehrung und Neubildung von Fettgewebe zwischen den ver�schiedenen Muskeln und selbst zwischen den Muskelfasern ; dieselben greifen bei mastig gef�tterten Thieren h�ufig derart um sich, dass in Folge dessen die Muskelfasern durch Druck zum Schwinden ge�bracht werden. Die Fettwucherung kann aber auch secund�r auf�treten, wenn n�mlich in Folge von andauernder Unth�tigkeit der Muskel, Atrophie dieser sich ausbildet und an Stelle der Muskelb�ndel Fettgewebe tritt.
c.nbsp; Die Neubildung von Knochenmasse wurde bei einem Pferde von Gurlt in einer fibr�sen Geschwulst des E�ckenmuskels gefunden.
d.nbsp; Concremente sind in den Muskeln nicht selten gefunden worden; verkalkte Eiterherde, Trichinenkapseln und Bindegewebsschwielen etc.
e.nbsp; Melanosen kommen bald als derbe, bald als sehr saftige Geschw�lste zwischen den Muskelfasern vor.
/. Carcinom.
Muskell�hmnug.
Eigentliche Muskell�hmimg, Akinesis (amnjata, dxivrjOic die Unbeweg-lichkeit, sowohl die active als passive von d priv. und xivsTv bewegen) ist
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bei willk�hrlichen Muskeln da vorhanden, wo die motorischen Nervenfasern durch Willensacte nicht erregt, folglich die Muskel des oder der betroffenen Nerven nicht contrahirt werden k�nnen. St�rungen der willk�hrlichen Be�wegung, welche durch andere Ursachen, z. B. durch Gelenk- oder Knochen-ki-ankheiten bedingt sind, z�hlen demnach nicht zu den eigentlichen L�h�mungen. Die Ursachen der Muskell�hmung sind verschieden ; dieselben k�nnen auf die Nervencentren (Gehirn und K�ckenmark) oder auf die peri-pherischen Verbreitungen der motorischen Nerven einwirken.
Die vom Gehirn ausgehenden Muskell�hmungen sind meistens mit St�rungen des Bewusstseins verbunden; auch verbreiten sie sich gew�hnlich �ber gr�ssere K�rperabschnitte und sind h�ufig nur auf einer Seite vor�handen (Paraplegie oder Hemiplegie; laquo;.nccQciTilrjyi'a* von nccQanh'jOasiv amp;amp;-neben schlagen, naQanlrjaosaamp;ui bet�ubt werden, die L�hmung eines oder einiger Theile des K�rpers; t^fUJrXrjyiay ff[.a halb und nlrfli] der Schlag, der einseitige Schlag, die einseitige L�hmung). Sie sind Folge von Gehirn�erkrankungen, welche die Centralherde des Willens oder der Vorstellung in ihrer Function theilweise oder vollst�ndig behindern.
Die vom B�ckenmarke ausgehenden Muskell�hmungen sind h�ufig beidseitig; sie verbreiten sich �ber die Muskelgebiete derjenigen Nerven, welche an und hinter der erkrankten Stelle des R�ckenmarkes entspringen. St�rungen der Gehirnfunctionen sind gar nicht oder nur in geringem Grade mit denselben verbunden. Sie entstehen in Folge von R�ckenmarkserkrankungen, welche die Function derjenigen Fasern, die die Erregung von den Central-herden des Willens zu den motorischen Nerven leiten, betr�chtlich alteriren oder g�nzlich sistiren. Als causa proxima liegen den centralen Muskel-l�hmungen folgende pathologische Zust�nde zu Grunde: Hyper�mie und Entz�ndung des bez�glichen Nervencentrums; Extravasate, Exsudate, Neu�bildungen, Parasiten oder behinderte Blutcirculation in denselben (Behin�derung der Blutzufuhr durch Druck auf die zuf�hrenden, oder Behinderung des Abflusses auf die abf�hrenden Gef�sse; Thrombose und Embolie); ferner Ver�nderungen des Blutes durch narcotische und metallische Gifte, oder durch andere (pathologische) Processe.
Die von einem der beiden Nervencentren ausgehenden L�hmungen werden als laquo; c e n t r a 1 e gt;, die von einem oder mehreren Nervenst�mmen ausgehenden als laquo; pe r iph er i s ehe gt; L�hmungen bezeichnet.
Die n�chste Ursache dieser liegt in der Regel in traumatischen Ein�wirkungen, in Trennungen von dem betreffenden Nervencentrum,. in Er�n�hrungsst�rungen und daraus folgenden Texturver�nderungen in Druck, welcher durch Extravasate, Exsudate oder Neubildungen auf gr�ssere oder
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kleinere Nervenstamme ausge�bt wird u. s. w. Peripherische L�hmungen werden am h�ufigsten im Bereiche der N. N. facialis, recurrens und vagus, sowie im Bereiche des Plexus brachialis und ischiadicus bei Pferden ange�troffen. Bei einem Pferde, welches im Fr�hling des Jahres 1873 dem hiesigen Thierspitale zur Behandlung �bergeben wurde, war eine L�hmung der rechten Vordergliedmasse zugegen; dieselbe trat ohne St�rung des Bewusstseins auf, verbreitete sich bald �ber den rechten N. facialis, so dass das Gesicht, namentlich der Mund, nach der linken Seite hin verzogen war; sp�ter verbreitete sich die L�hmung auch �ber die rechte hintere Extremit�t, wenngleich in geringerem Grade.
Als Ursache von Muskell�hmungen m�ssen nun schliesslich noch �her-m�ssige Anstrengungen und starke Erk�ltungen angef�hrt werden. Die auf letztere Weise entstandenen L�hmungen werden als laquo;rheumatischeraquo; be zeichnet. Dieselben k�nnen auf einzelne Muskeln oder �ber gr�ssere Gebiete sich erstrecken.
Aus dem vorhin Gesagten geht bereits hervor, dass die Muskell�hmung entweder eine vollkommene, eine sogenannte laquo;Paralysisraquo; {naqdXvau;, von naQccXvsiv aufl�sen, heisst eigentlich L�sung, dann einseitige L�hmung, endlich L�hmung �berhaupt) sein kann, wobei jede, auch selbst die geringste Contraction des betroffenen Muskels unm�glich ist; oder sie kann eine unvollkommene, eine sogenannte laquo;Paresisraquo; {ndqsoic, von naqCijiu nach�lassen, heisst urspr�nglich das Vorbeilassen, dann das Erschlaffen der Kr�fte, die Abspannung, die unvollkommene L�hmung) sein, indem Contractionen von geringerer Energie und Intensit�t noch m�glich sind.
Muskell�hmungen entstehen bald allm�lig, bald pl�tzlich; sie k�nnen zur Zeit der Untersuchung noch frisch oder bereits veraltet sein. Im letz�teren Falle sind die gel�hmten Muskel atrophirt, was sich in der Regel durch Abnahme ihres Umfanges zu erkennen gibt; es wird jedoch, wie bereits fr�her bemerkt worden ist, der Schwund zuweilen durch Fettabla�gerung verdeckt.
In das Gebiet der Chirurgie geh�ren nur die peripherischen und etwa die centralen L�hmungen, welche in Folge Einwirkung einer �usseren Gewalt, z. B, in Folge Fracturen am Sch�del oder an der Wirbels�ule etc. entstanden sind. Der Erfolg einer etwaigen Behandlung h�ngt in erster Linie von der Beschaffenheit der bedingenden Ursache ab. Wo dieselbe nicht ausgemittelt werden kann, ist die Prognose stets sehr zweifelhaft. Kann die Ursache nicht entfernt werden oder sind die betroffenen Nerven und Muskel bereits vollst�ndig degenerirt, so ist Heilung unm�glich. Nur in solchen F�llen, wo die Ursachen bekannt und entfernbar sind, wo ferner
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die betreffenden Nerven und Muskeln entweder gar nicht oder so wenig ent�artet sind, dass sie v�llig regenerirt werden k�nnen, gestaltet sich die Pro�gnose g�nstig. Im Wesentlichen wird es sich hier bald um die kunstgerechte Aussch�lung einer Geschwulst, bald um eine Trepanation, bald um die F�rderung des Resorptions- oder Schmelzuugsprozesses, bald um die Appli�cation von Hautreizen oder Haarseilen u. s. w. handeln.
Die Wichtigkeit einer sorgf�ltigen Untersuchung und Anamnese behufs Erforschung der zu Grunde liegenden Ursache ist demnach eben so ein�leuchtend, als die Erf�llung dieser Aufgabe in vielen F�llen schwierig.
Muskelkr�mpfe. Im lebenden Muskel ist selbst im ruhenden Zustande ein gewisser Grad von Spannung vorhanden, welche als laquo;To n u s raquo; be�zeichnet wird; derselbe ist durch den Einfluss der Nerven bedingt. In Folge behinderter oder aufgehobener Innervation kommt es, wie wir vorhin gesehen haben, zu L�hmungen (Akinesis) w�hrend gesteigerte Nervent�tigkeit krampfhafte Zusammenziehungen verursacht. Diese gesteigerte Tb�tigkeit der motorischen Nerven wird, im Gegensatze zur Akinesis, Hyperkinesis *) genannt; sie �ussert sich in Contractionen der Muskel, welche unter dem Namen lt; Kr�mpfe gt; allgemein bekannt sind. Dieselben sind ihrer Verbreitung nach entweder allgemeine (Tetanus) oder partielle Kr�mpfe einzelner Muskel, z. B. der Kaumuskel (Trismus); der Form nach unterscheidet man lt; tonische oder anhaltende raquo; � und lt; clonische oder nachlassende gt; Kr�mpfe. Bei letzteren wechselt Zusammenziehung und Erschlaffung der erkrankten Muskel ab, w�hrend bei ersteren die Contractionen f�r die ganze Dauer des Krampfes anhalten.
Die Ursachen der Kr�mpfe sind bald in den Centralorganen des Nervensystems, bald in den peripherischen Nerven zu suchen. Nicht nur von den motorischen, sondern auch von den sensiblen Nerven k�nnen, unter Vermittlung der Nervencentra, Kr�mpfe ausgehen. Dieselben werden als lt; �eflexkr�mpfe sgt; bezeichnet und d�rften wohl die am h�ufigsten vor�kommenden sein.
F�r das Verst�ndniss verschiedener Vorg�nge auf diesem Gebiete sind die Resultate der Untersuchungen von Frisch und Hitzig von Bedeutung. Dieselben zeigen, dass durch scwache galvanische Reizung bestimmter, mehr nach vorn gelegener Theile der Hirnoberfi�che combinirte Muskelcontrac-tionen in der entgegengesetzten K�rperh�lfte entstehen, welche bei ganz
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*) fj xt'rjvGig die Bewegung; Akinesis = Uubeweglichkeit, Erschlaffung; Hyper-kinesis = zu starke Contraction.
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schwachem electrischem Strome auf bestimmte, eng begrenzte Muskelgruppen localisirt auftreten, w�hrend sie bei st'�rkerm Strome �ber mehrere Muskel�gebiete sich verbreiten. Die M�glichkeit isolirter Erregung einer begrenzten Muskelgruppe ist auf sehr kleine Stellen der Hirnoberfi�che beschr�nkt. Solche Stellen bezeichnet Hitzig der K�rze halber als laquo;Centraraquo;; so z. B. nennt er die Stelle, an welcher es gelingt durch Anwendung eines schwachen electrischen Stromes Contractionen in den Muskeln der Vorder- oder Hinter-extremit�t zu erzeugen, das laquo;Centrum f�r die Muskel der Vorder-, resp. f�r die der Hinterextremit�traquo;. Ganz geringe Verschiebung der Electroden setzt in der Eegel noch die gleiche Gliedmasse in Bewegung, jedoch andere Muskelgruppen derselben, so dass z. B. statt der erst erzielten Beugung des Fusses jetzt Streckung desselben erfolgt. Durch Exstirpation der einem solchen Centrum angeh�rigen Partien der Grosshirnrinde werden Bewegungs�st�rungen (unvollst�ndige L�hmungen) in dem entsprechenden Muskelgebiete hervorgerufen. � Bei Hunden wurden von H. und F. folgende Centren experimentuell ermittelt:
1)nbsp; nbsp;f�r die Nacken- und Eumpfmuskeln,
2)nbsp; nbsp;f�r die Extensoren und Adductoren, sowie
3)nbsp; nbsp;f�r die Flexoren und Rotatoreij des Vorderbeines,
4)nbsp; nbsp;f�r die Muskeln des Hinterbeines,
5)nbsp; nbsp;f�r die vom Facialis versorgten Muskeln (sp�ter von Hitzig laquo;Centrum f�r Bewegung und Schutz des Augesraquo; genannt).
Durch die sp�teren von Hitzig allein ausgef�hrten Arbeiten wurde die Kenntniss von diesen Centren wesentlich erweitert. Nament�lich fand dieser noch Centra
6)nbsp; nbsp;f�r die Schwanzmuskeln,
7)nbsp; nbsp;f�r beide Extremit�ten einer Seite,
8)nbsp; nbsp;f�r die Zunge,
9)nbsp; nbsp;f�r die Kiefer�ffnung,
10)nbsp; f�r Schluss der Kiefer, Eetraction der Mundwinkel und Retraction der Zunge, sowie
11)nbsp; f�r Ohrbewegungen.
Hierbei ergab sich, dass die (sub 5) als Facialis = Centrum angesehene Stelle die Bewegung der Augen und nur der vom Facialis versorgten Muskeln, welche dem Sch�tze des Auges dienen, beherrscht. Er nannte dieselbe deshalb laquo;Gentrum f�r Bewegung und Schutz des Augesgt;.
Die genannten 11 Centra geh�ren beim Hunde und ebenso bei der Katze fast ausschliesslich der Oberfl�che des Scheitellappens des Gross�hirnes an.
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Die Muskelcontractionen, welche man durch Reizung des einen oder anderen Centrums der Grosshirnrinde ausl�st, zeigen nun, wie H. nach�weist, eine, wie es scheint, ganz allgemeine und h�chst interressante Eigen-th�mlichkeit; sie f�hren stets zu Muskelactionen, welche sich in aus�gepr�gtester Weise als sogenannte coordinirte darstellen, d. h. welche solche sind, wie sie das Thier auszuf�hren pflegt, wenn es durch dieselben be�stimmte Zwecke erreichen will. Deutlich zeigt sich dies schon, wenn man durch Reizung der Grosshirnrinde vom entsprechenden Centrum aus Be�wegungen der Vorder- und Hinterextremit�ten hervorruft; noch deutlicher tritt die zweckm�ssige Coordination der ausgel�sten Bewegungen hervor, bei Reizung des laquo;Centrums f�r Schutz und Bewegung des Augesraquo;. Durch Reizung der betreffenden, kaum stecknadelkopfgrossen Stelle der Grosshirnrinde werden hier Contractionen in Muskeln hervorgerufen, welche von ganz verschiedenen Nerven versorgt werden, in Muskeln, deren Th�tigkeit indess functionell unver�usserlich zusammengeh�rt. Die gleichen Contractionen des Sphincter palpebrarum, welche zum Heben des unteren, zum Senken des oberen Augenlides f�hrend die entsprechend bewusst vollzogenen Bulbusbewegungen stets begleiten, treten auch hier im Experimente constant neben letzteren auf. Ebenso werden vom laquo;Centrum f�r Fressbewegungenraquo; aus viele ganz verschiedenen Nervengebieten angeh�rige, lediglich functionell zutammen-geh�rige Muskeln innervirt.
Die Beziehung der laquo;motorischen Centra der Grosshirnrinderaquo; auf func�tionell zusammengeh�rige Muskelgruppen zeigt sich ganz eigenth�ralich in Folgendem:
Die Bewegungen, welche in den Extremit�ten durch Reizung der genannten Centra ausgel�st werden, treten bei entsprechend schwachem Strome immer blos in der correspoudirenden Extremit�t auf, w�hrend im Gegentheil die Zusammenziehimgen der Nacken- und Rumpfmuskeln, der Fress-, Zungen- und Gesichtsmuskeln bei schwacher Reizung der ent�sprechenden Centra meist doppelseitige sind. Es stimmen diese exprimen-tellen Ergebnisse mit den klinischen Wahrnehmungen �berein, dass die vom Grosshirne ausgehenden L�hmungen nach der functionellen Zusammen�geh�rigkeit der betroffenen Muskelgruppen auftreten.
Die St�rke der von H. angewendeten constanten und inducirten Str�me, sowie der Abstand der von ihm gebrauchten Stromgeber war bei den fraglichen Versuchen stets so gering, dass die Mitwirkung irgend erheblicher Stromschleifen ausgeschlossen war.
Bei Anwendung st�rkerer Str�me zeigen sich auch bei Reizung der in der Grosshirnoberfi�che gelegenen laquo;motorischen Centraraquo; h�ufig sehr aus-
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gebreitete und schwer zu deutende Muskelcontractionen; dieselben m�ssen zum Theil auf Reizung tiefer in der Substanz des Grosshirns (auch noch der Grosshirnrinde) liegende Centra bezogen werden. Dieselben sind wegen ihrer Lage schw�cheren Str�men nicht zug�nglich, weshalb deren isolirte Reizung und eine genauere Bestimmung ihrer Function noch nicht m�glich war. Bei starker electrischer Reizung der Grosshirnrinde beobachtete H. h�ufig �chte epileptische Kr�mpfe; dasselbe war der Fall, wenn er bei Hunden kleine Erweichungsheerde in der Grosshirnrinde k�nstlich hervor�brachte. (Archiv f�r experimentelle Pathologie und Pharmacologie, III. Bd. I. Heft, Seite 80�84.)
Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, dass diese Untersuchungs-resultate schon jetzt f�r die Praxis ihre Bedeutung haben, und dass weitere Aufschl�sse im Gebiete der Nervenphysiologie und Pathologie sehr w�n-schenswerth sind.
Der Verlauf der Kr�mpfe ist ein sehr verschiedener; desgleichen ihre Dauer. (Man denke an die periodisch eintretenden, z. B. an Epilepsie, und an den acut verlaufenden Tetanus etc.)
In das Gebiet der Chirurgie geh�ren nur diejenigen Kr�mpfe, welche durch chirurgische Mittel entfernt werden k�nnen, und die gew�hnlich einer Verletzung, Zerrung oder Di-uck u. s. w. ihre Entstehung verdanken. In vielen F�llen wird der Krampf nach Beseitigung dieser Zust�nde aufh�ren, in anderen F�llen dagegen fortbestehen.
Eine in der Chirurgie wohl zu beachtende Thatsache ist, dass selbst durch einfache Wunden lt; Starrkrampfraquo; entstehen kann, der im Gegensatze zu dem aus Erk�ltung entstandenen sogenannten idiopathischen Starrkrampf lt; Wundstarrkrampf gt; genannt wird. Derselbe kann in jedem Stadium der Heilung einer Wunde auftreten; am h�ufigsten geschieht dies zur Zeit der Granulation.
N�heres hier�ber werden wir erst im dritten Abschnitte dieses Buches erfahren.
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Die Erkrankungen der Sehnen.
Dieselben lassen sich fast s�mmtlich auf die Entz�ndung und ihre Ausg�nge zur�ckf�hren.
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Sehnenentzimdung, Tenontagra oder Tenalgia.*)
Entz�ndungen der Sehnen kommen namentlich bei Pferden nicht selten vor und sind h�utig die Folge mechanischer Einwirkungen; besonders geben starke Anstrengungen im schweren Zuge, zu lange anhaltendes Laufen und Springen, Uebersetzen �ber Barrieren und Gr�ben, sowie Druck, Quetschung u. dgl. die gew�hnlichen Entstehungsursachen ab. Aber auch andere Ver�h�ltnisse k�nnen der Sehnenentz�ndung zu Grunde liegen. So seilen wir solche z. B. nach �berstandeuer Intiuenza, nach Typhus und anderen schweren Krankheiten, oder auch w�hrend des Verlaufes fraglicher Leiden neben mehr oder weniger heftiger Synovitis der Sehnenscheiden auftreten. F�r die Praxis ist es von Wichtigkeit, auf diese Verh�ltnisse R�cksicht zu nehmen, weil Prognose und Behandlung bei der traumatischen Sehnen�entz�ndung sicli anders gestalten, wie bei der idiopathischen, der soge�nannten metastatischen. Beide Arten betreffen wohl nie oder doch sehr selten eine Sehne in ihrer ganzen L�nge, sondern meist nur einen gr�ssern oder kleinern Theil derselben; sie zeigen stets Neigung zu einem chroni�schen Verlaufe.
Die traumatische Sehnenentzlindung, Tenalgia traumatica betrifft weitaus am h�ufigsten die Kronen- und Hufbeinbeuger der vorderen Extremit�ten, und zwar gew�hnlich nur einer einzelnen Vordergliedmasse. Es dauert immer mehrere Tage, bis der Entz�ndungsprozess seinen H�hepunkt erreicht hat. Die Thiere schonen anfangs den betroffenen Fuss nur wenig, treten indess im Fessel nicht geh�rig durch. Bei der Untersuchung zeigen sie bei Druck aut die entz�ndete Sehne Schmerz und etwas vermehrte Temperatur an der �ber ihr gelegenen Stelle der allgemeinen Decke. Allm�lig schwillt die Sehne an, die Temperatur der �usseren Haut steigt an der leidenden Stelle, der Schmerz nimmt zu und erreicht nicht selten einen hohen Grad, so dass die Thiere nur noch mit der Zehe des Hufes den Boden ber�hren, viel liegen und nur wenig mehr fressen.
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*) Tenontagra =. rt rtvovxdyqa (die Steifheit der hinteren Halsmuskeln bei Call. Aurel. morb. chron. 5,2.) o zdl'cav, (von teivw spannen) eigentlich Spanner, Strecker, dann die Sehne, Flechse nnd rj uyqu das Gefangene, die Beute, auch das Fangen, die Jagd. Tenontagra wurde erst zur Bezeichnung eines rheumatischen Leidens der Sehnen und schliesslich f�r Sehnenentz�ndung �berhaupt gebraucht. � Tenalgia (aus tivwv und rd �kyoq jedes Leiden, jeder Schmerz, a/ym' Schmerz empfinden) Sehnenleiden �berhaupt.
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Es kann die Sehnenentz�ndung in Zertheilung �bergehen, was bei einer entsprechenden Behandlung gew�hnlich zu geschehen pflegt, wenn keine communicirende Hautwunde vorhanden ist, � oder aber es kommt zur Organisation des zwischen die Gewebsfasern gesetzten Exsudates, was bei Vernachl�ssigung des Zustandes, sowie bei Sehnenentz�ndung mit offener Hautwunde die Regel ist. Eiterung und Brand treten bei Sehnenentz�ndung selten auf; da aber Sehnen an Blutgetassen arm sind, so neigen alle Entz�ndungen derselben zu einem chronischen Verlaufe, indem der Stoff�wechsel in ihnen �berhaupt ein tr�ger ist.
Zufolge der entz�ndlichen Neubildung und Exsudation entstehen mehr oder weniger umfangreiche Verdickungen der kranken Stelle; diesen Zustand der Sehne bezeichnet man als lt; Sehnenklapp oder T enoncus gt; (von tiIvcov und 6 oyxog; letzteres Wort heisst urspr�nglich Biegung, Er�m-mung, Erhabenheit). Nicht selten kommt es zu Verwachsungen der ent�z�ndeten Sehne mit den benachbarten Geweben, was namentlich h�ufig am Huf- und Kronenbeinbeuger der Vordergliedmasse auf kleinere oder gr�ssere Strecken geschieht. Sehnenentz�ndungen sind �berhaupt immer mit mehr oder weniger umfangreichen pathologischen Ver�nderungen benachbarter Gewebe verbunden. Das zwischen den Sehnenfasern sich neu bildende Bindegewebe zieht sich sp�ter zusammen, wodurch Verk�rzungen der Sehnen zu Stande kommen, welche f�r die ganze Lebensdauer bestehen bleiben, wenn nicht durch die Tenotomie Abh�lfe geschafft wird. Die in Folge Contractur der Beugesehnen des Kronen- und Hufbeines bedingte Vorbie�gung der betreffenden Gliedmasse im Fesselgelenke wird laquo;Sehnen�stelz fussraquo; genannt.
Die Sehnen der Hintergliedmassen werden zuweilen von den Schmieden beim Ausschneiden der Hinterhufe mit dem Stoss- oder Wirkmesser ver�letzt. Auch werden diese Sehnen h�ufiger als andere durch sonstige Zuf�lle, wie z. B. durch scharfe oder stumpfe Instrumente etc. besch�digt. Die nach derartigen Verletzungen entstehenden Sehnenentz�ndungen sind wegen der vorhandenen Hautwunde, vielleicht auch wegen der ungleichen Span�nung und theilweisen Losreissung der durchschnittenen von den nicht ver�letzten Sehnenfasern, trotz ihrer anfangs scheinbaren Unbedeutenheit stets sehr hartn�ckig und hinterlassen gern dauernde Verdickungen, selbst Ver�k�rzungen der betroffenen Sehne. Etwa halb oder �ber die H�lfte durch�schnittene oder zerrissene Sehnen wird man deshalb am besten vollends durchschneiden, wenn dadurch die Gliedmasse nicht jeden Halt verliert. W�rde es sich zum Beispiele bei v�llig getrennter Kronen- und Hufbein�beugesehne um eine Verletzung des Fesselbeinbeugers, resp. des oberen
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Gleiclibeinbandes handeln, so w�re durch die g�nzliche Durchschneidung dieses den letzten Phalangen beim Auftreten jeder Halt genommen, was namentlich bei gr�sseren Hausthieren um so fataler ist, als in den meisten F�llen eine ausreichende Feststellung der Gelenke durch einen Verband nicht zu erreichen ist. Noch vor Kurzem hatte ich bei einem Pony Gelegenheit, dies zu erfahren. Fragliches Pferd hatte sich s�mmtliche drei Sehnen in der Mitte des Schienbeines an beiden Hinterbeinen durch Schlagen gegen die Wagenscheere zerschnitten. Es starb am sechsten Tage der Behandlung an Septic�mie.
Die Prognose hat sich nach verschiedenen Verh�ltnissen zu richten, unter welchen die Ursachen, die Dauer und der Grad des Leidens, der N�hrzustand und die zu erwartende Pflege des Patienten eine Hauptrolle spielen. � Im Allgemeinen sind traumatische Sehnenentzttndungen ohne Hautverletzung am g�nstigsten, weniger g�nstig mit Hautwunden (und noch ung�nstiger idiopathische Sehnenentz�ndungen) zu beurtheilen. Sind bereits Verk�rzungen vorhanden, so ist ohne Tenotomie eine Eadicalheilung in der Eegel nicht zu erwarten. Diese Operation gew�hrt am ehesten Aussiebten auf einen befriedigenden Erfolg, wenn dieselbe an einer nicht verdickten oder an einer sonst nicht kranken Stelle der Sehne vorgenommen werden kann. Frisch entstandene traumatische Sehnenentz�ndungen heilen bei passender Behandlung und Pflege nicht selten ganz vollst�ndig, insofern keine Verletzung der Sehne mit offener Hautwunde oder mit Zertr�mme�rung der Sehnenfasern vorhanden ist. Die Folgen der erstereu keimen wir bereits; bei Zertr�mmerung des Sehnengewebes tritt nicht selten Eiterung und Brand ein. Obgleich gr�ssere Defecte in Sehnen verh�ltnissm�ssig leicht und schnell ersetzt werden, so entstehen dennoch durch die Con�traction des neugebildeten (Narben-) Gewebes sp�ter so betr�chtliche Ver�k�rzungen, dass hierdurch mehr oder weniger erhebliche Functionsst�rungen verursacht werden.
F�r die Prognose ist ferner der Umstand noch von Belang, dass Sehnenentz�ndungen, welche nicht ganz vollst�ndig geheilt werden, stets eine Neigung zu Recidiven hinterlassen. Noch nicht veraltete Ver�dickungen k�nnen durch Schmelzung und Resorption des Exsudates ziem�lich vollst�ndig beseitigt werden, w�hrend bereits organisirtes Narben�gewebe sich nicht zur�ckbildet, sondern nur contrahirt. K�nnen die Thiere w�hrend der Dauer der Behandlung nicht im Stalle gehalten werden, so steht es um die Aussicht auf Heilung schlecht. Man darf ausserdera nicht vergessen, dass Sehnenentz�ndungen, namentlich kurz nach ihrer Heilung, gern reeidiviren und dass deshalb noch l�ngere Zeit nach dem Verschwinden aller Entz�ndungszuf�lle die Thiere geschont werden m�ssen.
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Eine Behandlung von Thieren, welche an Sehnenentz�ndung leiden, verlangt vor allen Dingen, dass die Patienten Ruhe haben und keinerlei Ortsbewegung machen k�nnen; es ist dies die erste und unerl�sslichste Bedingung, eine wirkliche conditio sine qua non. Man stelle derartige Pa�tienten auf eine recht weiche Unterlage, wie z. B. auf S�gesp�hne u. dgl. Thiere, welche gut gen�hrt sind, m�ssen w�hrend der Kur knapp gef�ttert werden und d�rfen namentlich nur wenig oder gar kein K�rnerfutter erhalten. Unter Umst�nden kann selbst eine allgemeine Blutentziehung, sowie von Zeit zu Zeit ein Abfiihrungsmittel zul�ssig erscheinen; bei heruntergekom�menen Thieren darf eine etwas kr�ftige Di�t verordnet werden.
Die �rtliche Behandlung ist nach den Ursachen verschieden. B�der (anfangs kalte, sp�ter warme) mit der n�thigen Energie gebraucht, ver�m�gen bei traumatischer Sehnenentz�ndung recht gute Dienste zu leisten. Auch sind Waschungen mit Oxykrat (K�ltemischungen) zweckm�ssig, nur m�ssen dieselben recht fleissig angewendet werden. Einreibungen mit Scharfsalben (Cantharidensalbe besonders f�r Pferde zu empfehlen) sind, so lange noch entz�ndliche Erscheinungen bestehen, stets von Nutzen. Sp�ter, wenn es sich um die Bef�rderung der Resorption, um Beseitigung von Verdickungen handelt, sind die bekannten Quecksilber- und Jodquecksilber-Salben, lauwarme B�der mit Zusatz von Kali carbonicum, die Terpentinseife, Seifenspiritus sowie das scharfe Pflaster vielfach im Gebrauch; von allen ist letzteres am billigsten, bequemsten und wirksamsten. In sehr hartn�ckigen und veralteten F�llen ist das Gl�heisen in geeigneter Weise zu appliciren. Man bedenke, dass es sich in diesem Falle um die Erregung eines neuen Entz�ndungsprocesses in den bereits organisirten Neubildungen handelt, um dieselben dadurch zur Einschmelzung und Resorption zu bringen, dass es sich also nicht darum handelt, die �ussere Haut zu verbrennen, sondern eine entsprechende Quantit�t W�rme in die Tiefe eindringen zu lassen, um dadurch einen Entz�ndungsreiz im Sehnengewebe zu setzen.
Bei der Anwendung des ferrum candens h�te man sich, die Cutis durchzubrennen, da hierdurch die Sehne blosgelegt wird und leicht gr�ssere Partien der Haut brandig abgestossen werden. Es wird damit die Aus�sicht auf einen g�nstigen Ausgang so gut wie ganz vernichtet und �ber-diess eine sehr schmerzhafte Entz�ndung und ein langwieriger Eiterungs-process hervorgerufen. Um diesem fatalen Ereignisse vorzubeugen, brenne man nur mit schwach rothgl�henden Eisen und nehme stets R�cksicht auf die Dicke der Haut.
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Zur Veranschauliclmng der schmelzenden Wirkung des Entz�ndungs-processes mag nachstehende Figur dienen. Es wird dadurch leicht be�greiflich, wie ein frischer acuter Entz�ndungsprocess da von Nutzen werden kann, wo es sich um die Resorption bereits organisirter Neu-
Piff. 13.
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Entz�ndlich infiltrirtes Bindegewebe.
Die Faserung ist durch die zellige Infiltration und deren erweichenden Einfinss ganz geschwunden:
die Geiasswanclungen sind gelockert und wie durchl�chert. � Vergr�sserung etwa 500.
(Nach B i 11 r o t h , etwas ver�ndert.)
hildungen handelt; nur muss man f�r die Entstehung einer energischen subeutanen Entz�ndung, sowie nach erfolgter Schmelzung und Resorption der verfl�ssigten Gewebsbestandtheile f�r den zeitigen Abschluss der Ent�z�ndung sorgen, damit es nicht neuerdings zur Gewebsneubildung kommt.
Nicht selten treten an einem veralteten Sehnenklapp in Folge zu starker Anstrengung etc. neuerdings Entz�ndungserscheinungen auf; Schmerz und Temperaturerh�bung sind dann im Verhaltnisse zu der vorhandenen Geschwulst gew�hnlich gering. Dass solche Nachsch�be (ganz besonders bei unpassender Behandlung und Pflege) zur Steigerung der bereits vorhandenen pathologischen Ver�nderungen beitragen, bedarf keiner weiteren Auseinander�setzung. Gegen dieselben sind lauwarme Fussb�der, namentlich von Holz�aschenlauge oder von anderen resorbirenden Fl�ssigkeiten, Morgens und Nachmittags jedes Mal mindestens zwei Stunden lang angewendet, Abends fette oder resorbirende Einreibungen, z. B. graue Salbe, einfache Jodqueck�silbersalbe, Terpentinseife u. s. w. zu empfehlen. Sehr gute Dienste leistet auch hier die Application einer Scharfsalbe, n�thigenfalls in geeigneten
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Zwischenr�umen wiederholt. Sind die heftigsten Entz�ndungserscheinungen beseitigt und die Haare wieder hinl�nglich nachgewachsen, so ist das scharfe Pflaster allen andern Mitteln vorzuziehen. Dasselbe wird bei geeigneter Application, Wiederholung und K�he am bequemsten und sichersten zu dem durch Arzneimittel �berhaupt erreichbaren Ziele f�hren. Wegen der Neigung nicht ganz vollkommen geheilter Sehnenentz�ndungen lt; zu reci-diviren gt; sei hier nochmals vor zu fr�hem Gebrauche der Patienten ein�dringlichst gewarnt.
Die idiopathische SehnenentzUndung betrifft fast nur die Sehnen der Gliedmassen; sie tritt gew�hnlich gegen das Ende schwerer Krankheiten (besonders bei und nach Intiuenza) oder w�hrend der Reconvalescenz an einer oder an mehreren Sehnen hervor. Dieselbe entwickelt sich schneller als die traumatische SehnenentzUndung, um desto hartn�ckiger allen Heil�bestrebungen gegen�ber sich zu behaupten. Pl�tzlich schont der Revon-valescem. die eine oder andere Gliedmasse in so auffallender Weise, dass entweder nur noch die Zehe des Hufes den Erdboden ber�hrt oder dass die Gliedmasse periodisch sogar ganz von demselben entfernt, d. h. in die H�he gehoben wird. Bei n�herer Untersuchung findet man an der betrof�fenen Stelle die gew�hnlichen Erscheinungen der Entz�ndung, wobei jedoch der Schmerz im Verh�ltnisse zur Geschwulst sehr bedeutend ist. Sie breitet sich gew�hnlich �ber eine gr�ssere Strecke der befallenen Sehne aus und ergreift h�ufig auch die Sehnenscheiden, welche dann in der Regel st�rker als die Sehnen selbst erkranken.
Der Verlauf dieser Sehnenentz�ndung ist im Allgemeinen ein sehr chronischer, so dass Monate vergehen k�nnen, bevor die Schmerzen sich verlieren und Genesung wiederkehrt. Gar nicht selten bleiben die Thiere in Folge Verk�rzung und Verwachsung der betroffenen Sehnen mit der Nachbarschaft f�r immer unbrauchbare Kr�ppel. Ein anderer grosser Uebel-stand ist der, dass zuweilen eine oder mehrere Seimen neuerdings zugleich oder in verschieden langen Zwischenzeiten nach einander erkranken, w�h�rend das Uebel der zuerst befallenen Sehne noch fortbesteht, oder bereits in der Reconvalescenz begriffen ist. Es kann dadurch das Leiden in einer ganz unberechenbaren Weise sich in die L�nge ziehen.
H�ufig werden idiopathische Sehnenentz�ndungen vonFiebererscheinungen begleitet, deren H�he in der Regel zur Heftigkeit der Entz�ndung in geradem Verh�ltnisse steht und namentlich dann bedeutend zu werden pflegt, wenn mehrere Seimen zugleich ergriffen sind. Die Thiere liegen dann meistens am Boden und verrathen durch St�hnen ihre Schmerzen. Fast immer tritt
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unter solchen Umst�nden in Kurzem Decubitus hinzu, um das Bild des Jammers vollkommen zu machen.
Die Prognose gestaltet sich bei idiopathischer Sehnenentziindung un�g�nstig, wenigstens sehr zweifelhaft; zun�chst wegen ihres stets chronischen Verlaufes, dann aber auch deshalb, weil, wie bereits erw�hnt wurde, eine andere Sehne sich nicht selten frisch entz�ndet, wenn die zuerst erkrankte bereits mehr oder weniger in der Heilung fortgeschritten ist. So kann der Zustand �ber Jahr und Tag sich protrahiren. Leiden mehrere Sehnen gleichzeitig, so gehen die Patienten in der Regel an den Folgen des Unver�m�gens sich auf den Beinen halten zu k�nnen zu Grunde. (Decubitus, febriler Marasmus.)
Die Therapie kann mit Ausschluss der K�lte dieselbe sein, wie bei traumatischer Sehnenentz�ndung. Leidet nur eine Gliedmasse, so l�sst sich die Schonung dieser durch Auflegen eines B�geleisens erzwingen. Auf eine weniger gewaltsame Weise kann mau entz�ndete Beugesehnen auch dadurch vor zu starker Anspannung sch�tzen, dass man an das betreffende Eisen hohe Stollen anbringt; es ist dies sowohl bei traumatischer, wie bei idio�pathischer Sehnenentz�ndung bis zum Nachlassen der Schmerzen und der local vermehrten W�rme recht zweckm�ssig. Die weitere Behandlung ergibt sich aus dem fr�her (bei der Therapie der traumatischen Sehnenentz�n-dung) Gesagten.
Die anatomischen Ver�nderungen, welche wir bei Sehnenentz�ndungen antreffen, sind im Allgemeinen folgende: Die Sehnen haben ihren Glanz, sowie ihre H�rte verloren und sind mit dem benachbarten Bindegewebe mehr oder weniger fest verschmolzen; ihr Gewebe ist von stark injicirten, deutlich sichtbaren Gef�ssen, hin und wieder selbst von kleinen Extra-vasaten durchsetzt und mit einer tr�ben Fl�ssigkeit getr�nkt, daher leicht zu fasern, weicher, indess weniger elastisch als sonst; sowohl deshalb, als auch ganz besonders in Folge vorhandener Verwachsungen mit den benach�barten Geweben, wodurch die Elasticit�t der betreffenden Muskel in ihrer retrahirenden Wirkung wesentlich beschr�nkt wird, springen beim Durch�schneiden die Enden der getrennten Sehnen weniger zur�ck.
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Erkrankungen der Blutgef�sse.
Verletzungen gr�sserer Arterien sind in ihren Folgen wesentlich von ihrer Beschaffenheit abh�ngig. Ganz kleine Stichwunden heilen in der Eegel ohne die geringste wahrnehmbare St�rung zu verursachen, w�hrend schlitz-
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f�rmige Wunden in der Algerien wand, je nach ihrer Grosse und dem Klaffen der getrennten Gef�sswand, zun�chst eine mehr oder weniger bedeutende, unter Umst�nden sogar t�dtliche Blutung zur Folge haben k�nnen. Die Stillung dieser wird demnach die erste Aufgabe des Chirurgen sein, und durch Compression oder Unterbindung erf�llt werden m�ssen. Wo die Blu�tung in Folge der Compression steht, erfolgt die Vernarbung des Gef�sses nicht selten, indem sich der Thrombus zum Theil zu Bindegewebe orga-nisirt, zum anderen Theile resorbirt wird. Es kann indess der in das Gef�sslumen etwas hineinragende Theil des Thrombus durch Anlagerung neuer Fibrinschichten sich vergr�ssern und dadurch schliesslich zur voll�st�ndigen Arterienthrombose f�hren; dies ist indess selten. Dagegen gestaltet sich der Verlauf manchmal in anderer Weise ung�nstig. Es ist n�mlich nicht selten, dass unter der jungen Hautnarbe eine Ge�schwulst sich entwickelt, welche allm�lig an Grosse zunimmt und eine regelm�ssige Pulsation zeigt. Die Auscultation dieser Geschwulst ergibt ein deutliches Brausen und reibendes Schwirren. Wird die betroffene Arterie zwischen dem Herzen und der Geschwulst comprimirt, so f�llt letztere etwas zusammen und die angegebenen Auscultationsger�usche verlieren sich. Im Allgemeinen wird jede Geschwulst, welche mittelbar oder unmittelbar mit einer Arterie communicirt laquo;Aneurysma {to avsvQil�fia die Erwei�terung, von avevQvveiv erweitern, �ffnen) oder Schlagadergeschwulstraquo; genannt. Ist dieselbe in Folge einer Verletzung entstanden, so nennt man sie laquo;Aneuiysma traumaticum s. spuriumraquo;, im Gegensatze zum laquo;Aneurysma verumraquo;, wie man ein durch anderweitige Erkrankung der �.rterien spontan entstandenes Aneurysma nennt. Hier haben wir es nur mit dem Aneurysma traumaticum zu thun. Ein solches entsteht, indem durch die noch nicht fest vernarbte Oeffnung in der Arterienwand Blut in die Weichtheile austritt und in diese hineingetrieben wird, so lange der Druck des Blutes st�rker ist, als der Widerstand von Seiten der Gewebe.
So bildet sich eine mit Blut gef�llte H�hle, die mit dem Arterienlumen in directer Communication steht. Alsbald entsteht um das theilweise gerinnende Blut eine leichte Entz�ndung des angrenzenden Gewebes, in Folge deren es zur Bildung eines bindegewebigen Sackes kommt, in dessen H�hle das Blut aus- und einstr�mt, w�hrend an der Innenwand derselben ein Theil des Blutes schichtenweiss sich anschl�gt und gerinnt.
Kleinere Aneurysmen verursachen kaum irgend welche erheblichen Beschwerden. Indess werden dieselben in der Regel allm�lig immer grosser und veranlassen dann sp�ter Functionsst�rungen; schliesslich kann der Aneurysmasack platzen und dadurch das Leben des betreffenden Thieres (in Folge der eintretenden Blutung) gef�hrdet werden.
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Traumatische Aneurysmen kommen nicht ausschliesslich nur nach Stichverletzungen vor, sondern k�nnen auch die Folge von Zerrungen oder Quetschungen ohne �ussere Wunde sein, sobald eine Zerreissung der H�ute einer Arterie mit denselben verbunden ist. Bleibt die Adventitia ganz und wird durch den Blutstrom von der Media abgedr�ngt, so entsteht ein sogenanntes laquo;Aneurysraa spurium s. dissecansraquo; (s. Seite 39).
Bei Stichverletzungen kann auch der Fall eintreten, dass eine Arterie und eine Vene, welche nahe beisammen liegen, gleichzeitig verletzt werden. Dies geschieht zuweilen sogar bei der absichtlichen Er�ffnung einer Vene, beim Aderlass, wenn n�mlich das Aderlassinstrument durch die Venenw�nde hindurch bis in die Lichtung der Arterie eindringt. Auch in solchen F�llen kann unter g�nstigen Umst�nden und bei entsprechender Behandlung voll�st�ndige Heilung eintreten; es kann aber auch zur Bildung eines einfachen oder eines complicirten Aneurysmas kommen. Letzteres bildet sich, wenn die Oeffnung der Arterienwand mit der ihr zun�chst gelegenen Oeffnung der Venenwand verw�chst, so dass arterielles Blut direct in die Vene ein�str�mt. Hierdurch m�ssen nothwendig Stauungen in dem Blutstrome der betreffenden Vene und dadurch an der Stelle, wo die Venenw�nde einem erh�hten Drucke ausgesetzt sind, Ausbuchtungen derselben entstehen. Jede begrenzte Ausbuchtung der Venenw�nde wird im Allgemeinen laquo;Varixgt; genannt; communicirt derselbe mit einer Arterie, so wird er laquo;Varix aneu-rysmaticusraquo; genannt.
Ebenso k�nnen auch Pulsadergeschw�lste in Folge der vorhin ange�gebenen gleichzeitigen Verletzung von Arterie und Vene sich entwickeln und mit der Vene in Communication bleiben. Eine solche Pulsadergeschwulst wird laquo;Aneurysma varicosmm genannt. Dieses sowohl wie auch der laquo;Varix aneurysmaticus gt; characterisiren sich klinisch durch ein f�hlbares und h�r�bares Schwirren, welches wahrscheinlich die Folge der sich begegnenden entgegengesetzten Blutstr�me ist. Zuweilen ist auch eine schwache Pul�sation an der ausgedehnten Vene wahrzunehmen, welches Symptom einen hohen diagnostischen Werth hat. Da das Schwirren in den Venen auch durch Druck auf diese erzeugt werden kann und bei manchen Herz�krankheiten vorkommt, so ist dasselbe f�r sich allein nicht hinreichend, um eine vorhandene Communication zwischen Arterie und Vene mit Sicherheit zu diagnosticiren.
In den Venen bilden sich nach Verletzungen ihrer Wandung weit h�ufiger ausgedehnte Gerinnungen, als in den Arterien; auch bringt jede Venenthrombose in Folge von Embolie in der Piegel weit bedenklichere Zust�nde hervor, als die meisten Thrombosen der Arterien. Man vergleiche
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das bereits fr�her bei der Thrombose und bei den Blutungen hier�ber Gesagte.
Die Heilung der traumatischen Aneurysmen und Varicen kann in der Veterin�rpraxis mit einiger Sicherheit nur durch Unterbindung des be�treffenden Gef�sses bewirkt werden. Um deren Entstehung nach Gef�ss-verletzungen zu verh�ten, muss man einen Druckverband anlegen und denselben bis zur vollst�ndigen Vernarbung der verletzten Gef�sswand liegen lassen. N�heres hier�ber weiter unten.
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Spontane Erkrankungen der Blutgefasse.
Zu diesen Erkrankungen geh�ren zun�chst die Gef�sserweiterungen, welche ohne vorausgegangene traumatische Einwirkungen entstehen. Sind dieselben auf bestimmte Stellen einzelner gr�sserer Gef�sse beschr�nkt, so werden die an den Arterien vorkommenden laquo;Pulsadergeschw�lste oder Aneurysmenraquo; die an den Venen vorkommenden laquo;Blutadergeschw�lste, Venenbmche oder Varicenraquo; genannt. Erstreckt sich die Gef�sserweiterung �ber einen gr�sseren Bezirk, �ber gr�ssere Strecken mehrerer kleinerer oder mittlerer Gef�sse, so werden sie schlechtweg Gef�sserweiterungen oder laquo;Telangiectasien, (von rt/oc Ende clyysTov Gef�ss und �crelmr ausdehnen) oder Gefassendausdehnungenraquo; genannt.
Ich will mit den Aneurysmen beginnen.
Es wurde bereits vorhin von den traumatischen oder un�chten Aneu�rysmen und Varicen gesprochen, weshalb ich bez�glich auf das Gesagte verweise.
Das spontane Aneurysma kann auf verschiedene Weise zu Stande kommen. Am h�ufigsten liegt demselben eine fettige Degeneration oder die sogenannte atheromat�se Erkrankung der Intima und Ringfaserhaut der Arterienw�nde zu Grunde. Die einfach fettige Degeneration kommt zuweilen an der Ringfaserhaut der Arterien, am h�ufigsten jedoch an der innersten Schicht der Intima der Arterien und Venen vor. Die degenerirten Binde�gewebszellen behalten ihre normale, eckige, strahlige Form, indem besonders in ihren Forts�tzen perlschnurartig aneinander gereihte Fetttr�pfchen auftreten. Derartige Stellen an der inneren Gef�ssfl�che erscheinen dem blossen Auge trilby, gelblich-weiss. Sp�ter erweicht auch die Intercellular-substanz und die Zerfallsmassen werden in kleinen Partikelchen vom Blut�strome weggeschwemmt. Dadurch entstehen Stellen von sammtartigem
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Aussehen. Dieser Process f�hrt namentlich dann zur Bildung von Aneu-rysmen, wenn derselbe die Ringfaserhaut in gr�sserem Umfange betrifft.
Die sogenannte atheromat�se Degeneration beginnt als ein acliver Pro�cess (als eine laquo;Endoarteriitis atheromatosagt;) mit Schwellung und Wuche�rung der Bindegewebszellen in den tiefsten Schichten der Intima der Arterien, der zum nekrobiotischen Zerfalle f�hrt. Schreitet dieser Process bis an die Innenfl�che der Intima vor, so gelangen in Folge Zerreissung dieser die Zerfallsmassen in die Blutbahn und k�nnen zu Erabolien in dem Capillargebiete des betreffenden Gef�sses Veranlassung geben. An der Stelle der Degeneration kann ein Arterienthrombus sich bilden, der je nach seinem Verhalten unsch�dlich ist oder gef�hrlich f�r den betreffenden Organismus zu werden vermag.
Sowohl die einfach fettige, wie die atheromat�se Degeneration beruhen auf einem nekrobiotischen Processe, der bekanntlich stets zur Entartung und schliesslich zum Absterben der Gewebselemente mit Verlust ihrer Form f�hrt. Beide Arten der Nekrobiose kommen nicht nur an den Blut-gef�ssen, sondern auch am Endocardium, besonders an den Herzklappen vor (Endocarditis atheromatosa) und geben dadurch Veranlassung zur Entstehung von Insufficienz, ja selbst zur Durchbohrung oder Zerreissung der Herzklappen und zu embolischen Processen. Die Herzklappen verlieren in Folge dieser Erkrankung ihre normale Resistenz und buchten sich dem-gem�ss an der betroffenen Stelle aus. Wo die Gef�ssh�ute s�mmtlich an der Ausbuchtung betheiligt sind, nennt man den Zustand ein Aneurysma verum; wenn hingegen die Media und Intima in Folge der atheromat�sen Entartung zerreissen und die Adventitia allein ausgebuchtet ist, so wird auch hier der Zustand ein laquo;Aneurysma dissecansgt; genannt.
Es kann auch eine L�hmung der vasomotorischen Nerven die veran�lassende Ursache von Aneurysmen werden; auch kann die Entz�ndung der Arterienw�nde in Folge Bindewebswucherung zur Erweiterung der Arterien�w�nde an der betreffenden Stelle und dadurch zur Entstehung eines Aneu�rysma verum f�hren; auch kann endlich durch Abscessbildung in der Media Zerst�rung dieser und in Folge dessen ein A. spurium sich entwickeln.
Form und Grosse der Aneurysmen sind sehr verschieden. Betrifft die Erweiterung den ganzen Umfang der bez�glichen Arterie , so wird das Aneurysma ein laquo;gleichf�rmigesgt; genannt; ist die Ausbuchtung der Arterien�wand nur nach einer Seite hin erfolgt, so heisst das Aneurysma ein laquo;sack�f�rmigesraquo;. Man hat noch verschiedene andere Formen mit besonderen Namen belegt, wie z. B. laquo;cylindrischegt;, laquo;spindelf�rmigeraquo; u. s. w. Aneu-
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rysmen. Auf diese Unterscheidungen will ich indess hier nicht weiter eingehen.
Wo ein Aneurysma dem Auge und dem Gef�hle zug�nglich ist, da macht die Diagnose desselben in der Regel keine Schwierigkeiten. Es ist gekenn�zeichnet durch eine verschieden grosse rundliche oder spindelf�rmige fluc-tuirende Geschwulst, die mit jedem Herzschlage eine mehr oder weniger deutliche Pulsation wahrnehmen l�sst; zuweilen ist die Pulsation so stark, dass sie deutlich gesehen, in anderen F�llen hingegen nur durch den auf�gelegten Finger wahrgenommen werden kann. Die Geschwulst l�sst sich durch Druck ganz zum Verschwinden bringen; sie tritt indess sofort in ihrer fr�heren Beschaffenheit wieder hervor, wenn der Druck aufgehoben wird. Comprimirt man die Arterie zwischen dem Aneurysma und dem Herzen, so wird bei vollst�ndiger Unterbrechung der Circulation die Ge�schwulst und Pulsation ebenfalls zum Verschwinden gebracht; an Stelle der Geschwulst findet man dann bei genauerer Palpation entweder einen weichen, h�utigen Sack, oder die durch Blutcoagula oder Bindegewebs-neubildung verdickten Wandungen des Aneurysmasackes. � Durch einen Druck auf die Arterie peripherisch vom Aneurysma wird die Pulsation und Spannung in diesem st�rker. Zwischen dem Aneurysma und der K�rper�peripherie ist die Pulsation der Arterie schw�cher oder ganz verschwunden; die Hebung der Arterienwand erfolgt nicht ganz isochronisch mit dem Herz�schlage und dem Pulse des Aneurysmas, sondern alle Mal etwas sp�ter. Manchmal, jedoch nicht immer, vernimmt das angelegte Ohr ein blasendes, rauschendes oder schwirrendes Ger�usch.
Es k�nnen nun verschiedene Umst�nde die Diagnose erschweren, oder gar unm�glich machen. In der Tiefe liegende, weder dem Auge noch dem Gef�hle des Arztes zug�ngliche Aneurysmen sind in der Veteriu�rpraxis nicht zu diagnosticiren. Aber auch der K�rperoberfl�che n�her gelegene Aneurysmen werden in Folge von Verdickungen ihrer Wandungen oder durch Coagulation ihres Inhaltes, ferner durch Entz�ndung benachbarter Gewebe u. s. w. zuweilen so verdeckt, dass ihre Diagnose sehr unsicher wird. Solche Ver�nderungen der Wandungen und des Inhaltes treten an gr�sseren Aneurysmen im sp�teren Verlaufe in der Regel ein. Sie sind die Folge von Entz�ndungs- und Neubildungsvorg�ngen in den Gef�ssw�nden mit Verdickung und Verdichtung des Gewebes oder von Gerinnungen des Blutes u. s. w.
Je nach ihrem Sitze, ihrem Umfange und ihrem weiteren Verhalten k�nnen die Aneurysmen bald mehr, bald weniger erhebliche St�rungen, ja selbst den Tod im Gefolge haben. Sie k�nnen benachbarte Theile dr�cken.
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und dadurch, je nach der Beschaffenheit dieser, bald Schmerz, bald Ent�z�ndung oder Schwund derselben etc. verursachen. In Folge von Losreissung quot;eronnenen Faserstoffes von ihrem Gerinnsel kann Embolie entstehen oder es kann der prim�re Thrombus ein obturirender werden und die verschie�denen Folgen der Thrombose und Embolie (siehe diese) nach sich ziehen. Ja, es kann sogar der Tod die Folge von Aneurysmen sein, wenn ihre Wandungen reissen und die so entstandene Blutung eine bedeutende ist und nicht fr�h genug erkannt und gestillt wurde.
Aneurysmen, welche in den Bereich der chirurgischen Yeterin�rpraxis fallen, sind sehr selten, weshalb denselben an dieser Stelle auch nur eine geringe Aufmerksamkeit geschenkt werden soll. Nach Brackm�ller sind solche vereinzelt an der Vorarm- und Schenkelarterie, an der Gaumen�arterie bei Pferden und an der Halswirbelarterie bei Rindern angetroffen worden.
Von der Media der kleinen Arterien geht zuweilen ein Degenerations-process aus, von welchem die betreffenden Gefasse zuerst stellenweise, dann strichweise und schliesslich ganz ergriffen und durch denselben in starre R�hren verwandelt werden. Allm�lig verbreitet sich der Process mehr oder weniger �ber alle Capillaren des betreffenden Gef�ssgebietes. Dieselben verdicken sich und bringen durch Druck die Gewebselemente zum Schwinden, so dass der degenerirte Theil schliesslich entweder ganz aus verdickten Gef�sswandungen besteht, oder die Gewebselemente selbst theilweise amyloid entartet sind. � Diese amyloide Degeneration tritt in der Regel in mehreren Organen gleichzeitig auf, und zwar besonders am D�nndarme, am Rectum, an den Nieren, der Leber, den Lungen und dem Herzen; dagegen verschont sie Knochen, Gehirn und Nerven. Da diese Erkrankung somit nicht in das Gebiet der Chirurgie f�llt, will ich hier nicht n�her auf dieselbe eintreten. In Nr. 6 der Zeitschrift f�r practische Veterin�rwissenschaften, Jahrgang 1874, auf Seite 177 u. folg. hat Fried-b e r g e r eine sehr interessante Mittheilung �ber dieselbe gemacht.
Die Erweiterung der Venen, lt;Varix oder Plebektasiegt; (von (fXikp die Blutader und axvaai: die Ausdehnung) tritt ebenfalls als cylindrische oder als sackf�rmige auf. Dieselbe erstreckt sich nicht selten �ber gr�ssere Strecken der betreffenden Gef�sse und ist dann in der Regel mit Ver�l�ngerung und Schl�ngelung dieser verbunden. Verschiedene Phlebektasien fallen in das Gebiet der Chirurgie; es sind dies besonders folgende:
Bei edlen Pferden sieht man h�utig die oberfl�chlichen Hautvenen an verschiedenen Stellen in Form kleiner Anschwellungen erweitert, welche
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nicht selten platzen, oder von den Thieren aufgerieben werden und dadurch zu (meist unbedeutenden) Blutungen Veranlassung geben.
Bei Hengsten und Stieren sind oft die Venen des Saamenstranges rankenf�rmig erweitert und dann nicht selten bedeutend ausgedehnt. Diesen Zustand nennt man laquo;Varicocele oder Cirsocelegt;. Die Erweiterung kann sich selbst auf die Venen der Scheidenhaut und des Hodens ausdehnen. Auch werden gleichzeitig, oder auch ohne Cirsocele die Venen des Schlauches und Hodensackes bei alten Hengsten �fter (varic�s) erweitert angetroffen.
Ein nicht seltener Varix bei Pferden ist der sogenannte lt;Blutspathgt;, der in einer Erweiterung der Vena saphena magna an der Stelle besteht, wo dieselbe iu der Sprunggelenkbeuge �ber die vordere Fl�che der Gelenk�kapsel tritt.
Die Therapie ist bei den Aneurysmen unserer Haustbiere sehr be�schr�nkt. Wo keine direkten Nachtheile hervortreten, �berl�sst man dieselben am besten sich selbst, wenngleich spontane Heilungen in Folge von Throm�bose und Obliteration selten sind. Wo eine Behandlung indicirt erscheint, bleibt kaum eine andere Wahl, als die betreffende Arterie zu unterbinden. � Die Ligatur kann in verschiedener Weise ausgef�hrt werden, n�mlich a. indem man die Arterie oberhalb und unterhalb des Aneurysma unter�bindet, nachdem die zuf�hrende Arterie vorher comprimirt, der Aneu-rysmasack gespalten und von seinen Coagula befreit worden ist; h. indem man den Arterienstamm zwischen dem Aneurysma und dem Herzen, jenem so nahe als m�glich, und c. indem man die Arterie unterhalb des Aneu�rysma und diesem wiederum so nah als m�glich unterbindet. Diese drei Methoden werden als laquo;doppelteraquo;, laquo;centraleraquo; und laquo;periphereraquo; Ligatur angesprochen.
Die doppelte Ligatur wird wegen der gr�sseren Verwundung bei der�selben im Ganzen seltener ausgef�hrt, als die centrale; beide aber verdienen vor der peripheren Ligatur �berall den Vorzug, wo dieselben ausf�hrbar sind; nur da, wo dies nicht der Fall ist, wird die periphere Ligatur allen�falls angewendet werden k�nnen; dieselbe ist indess in ihren Erfolgen wenig zuverl�ssig. � Eben so wenig kann ich f�r die Veterin�rpraxis das Einf�hren von Nadeln in resp. durch die Wandungen des Aneurysmasackes (geschehe dieselbe mit oder ohne Anwendung des electrischen Stromes) empfehlen. Dieselbe bietet wegen der Unruhe der Thiere gewisse Schwierig�keiten und ist in Bezug auf Erfolg wenig zuverl�ssig.
Eher noch ist von dem Gebrauche concentrirter S�uren oder des gl�henden Eisens in Punkten oder Strichen auf die �ussere Haut applicirt,
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namentlich gegen erst vor Kurzem entstandene, begrenzte, der K�rper�oberfl�che nahe gelegene Gefilssausdehnungen eine g�nstige Wirkung zu erwarten. Auch kann man vermittelst eines Haarseiles, welches nicht ganz unmittelbar an der kranken Stelle vorbeigezogen wird, einen Entz�ndungs-process hervorrufen, um durch die entstehende Exsudation und Binde-gewebsneubildung, sowie durch die nachfolgende Verwachsung und Narben-contraction einen andauernden Druck auf die erkrankten Gef�ssw�nde auszu�ben. Das Haarseil muss nach Eintritt der Entz�udungserscbemungen (in der Regel bereits nach einigen -Stunden) wieder entfernt werden. N�thigenfalls spritzt man in den Haarseilcanal von Zeit zu Zeit ein Reiz�mittel in geeigneter Concentration ein, um dadurch den Entz�ndungsprocess so lange zu unterhalten, bis die Neubildung der weiteren Ausdehnung der Gef�sse einen hinl�nglichen Widerstand entgegensetzt, und ein Platzen der�selben verhindert. Bei dieser Behandlung bleibt die Gef�sslichtung in der Regel offen, das Gef�ss somit f�r die betreffende Fl�ssigkeit passirbar.
Ein Druckverbaud ist bei Thieren nur selten oder gar nicht anwend�bar, da es fast absolut unm�glich ist, denselben die erforderliche Zeit hindurch in seiner Lage zu erhalten.
Die Erkrankungen der Lymphgef�sse beziehen sich vorzugsweise auf die Entz�ndung. Dieselbe beschr�nkt sich entweder auf die Anf�nge der Lymphgef�sse, oder sie betrifft auch gr�ssere Lymphgef�ssst�mme. Nur im letzteren Falle spricht man von einer eigentlichen Lymphgef�ssentzlindung, lt; Lymphangeitis, Lymphangoitis oder Lymphangitis gt; (Lympha, wohl vom griechischen /.spepog Schleim, Wasser, auch mit allerhand S�ften ge�schw�ngertes Wasser und to �yymov das Gef�ss) da bei jeder Biude-gewebsentz�ndung die Anf�nge und die kleineren Lymphgef�sszweige in Mitleidenschaft gezogen weiden. Die Lymphangitis kommt bei Pferden nicht selten und zuweilen auch beim Rinde vor, w�hrend sie bei Hunden ganz fehlt. Sie betrifft am h�ufigsten die Lymphgef�sse in und unter der Haut der Vordergliedinassen, der Brust (Schulter), des Bauches und der Innenfl�che der Hintergliedmassen. Das Leiden charakterisirt sich durch strangf�rmige Anschwellungen, welche in der Richtung nach den n�chstgelegenen Lymphdr�senstationen verlaufen, gegen Ber�hrung sehr empfindlich sind und sich vermehrt warm anf�hlen. Auch die betreffenden Lymphdr�sen selbst sind entweder gleich anfangs angeschwollen, vermehrt warm und sclimerzhaft oder es treten diese Erscheinungen erst sp�ter au ihnen hervor (Lymphadenitis). Im Umfange der Lymphgef�sse bilden sich �demat�se Anschwellungen, welche namentlich an den unteren Partien des betroffenen K�rpertheiles deutlich sichtbar werden. Wird eine Gliedmasse
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von Lymphangitis befallen, so ist die Bewegung derselben auffallend be�hindert; die Thiere gehen stai*k lahm, indem sie das betreffende Bein nur unvollst�ndig, halbsteif vorw�rts bewegen, ja manchmal sogar nach�schleppen. Zuweilen entstehen an verschiedenen Stellen in den Lymph-gef�ssen Knoten, welche entweder durch Zertheilung oder durch Abscess-bildung wieder beseitigt werden. Wo es zur Bildung solcher Knoten kommt, da ist eine Verwechslung des Leidens mit Hautrotz (Wurm) leicht m�glich, da beide Zust�nde �usserlich durch nichts von einander unter�schieden sind. Es ist deshalb in allen derartigen F�llen Vorsicht noth-wenclig, bis durch den weiteren Verlauf des Leidens oder durch Impfungen jeder Verdacht auf Rotzkrankheit beseitigt ist. � H�ufig ist bei Lymph-gef�ssentz�ndung ein mehr oder weniger heftiges Fieber vorhanden. Das�selbe tritt manchmal auf, bevor die �rtlichen Erscheinungen eine gr�ssere Ausbreitung erlangt haben. Diese Erscheinung l�sst sich bei localer In�fection etwa so erkl�ren, dass man annimrat, die von dem Eintrittsatrium des Giftes aufgenommenen Stoffe werden theils durch die Gef�sswandungen hindurch in das Gewebe eines laquo;locus minoris resistentiae gt; auswandern und daselbst Entz�ndung verursachen; bevor dies indess geschieht, k�nnen die in den Blutstrom gelangten Stoffe bereits Fieber hervorgerufen haben. (Siehe Billroth, Seite 354.)
Ueber die pathologisch-anatomischen Vorg�nge bei Lymphangitis der Haut und des Unterhautbindegewebes wissen wir noch wenig; unsere Kenntnisse der bez�glichen Verh�ltnisse sind im Wesentlichen auf fol�gendes beschr�nkt. Die Blutcapillaren des benachbarten Bindegewebes sind stark erweitert und hyperaemisch (Perilymphangitis), wodurch dieselben an wenig behaarten und schwach pigmentirten Hautstellen als rothe Streifen wahrnehmbar sind. Ob die Lymphe, (welche im Allgemeinen schwerer als Blut gerinnt), gleich anfangs Gerinnsel bildet und die Gef�sswancl reizt, ist fraglich; wahrscheinlicher ist es, dass die Lyraphgef�sse erst in einem sp�teren Entz�ndungsstadium durch gerinnende Lymphe verstopft werden. In gewissen Stadien enthalten die erweiterten Lymphgef�sse reinen Eiter, wobei die Umgebung ser�s und plastisch infiltrirt angetroffen wird. Nie bleibt der Krankheitsprocess auf die Lymphgef�sse allein beschr�nkt, immer trifft man in dem Gewebe, in welchem sie entspringen, mindestens �dema-t�se Schwellung, gew�hnlich aber auch einen mehr oder weniger heftigen Entz�ndungsprocess. Die plastische Infiltration des Bindegewebes kann sich zur eiterigen Infiltration, zur Abscessbildung steigern, bei welcher die d�nnwandigen Lymphgef�sse selbst mit zerfallen. Je dichter die ent�z�ndeten Lymphgef�ssnetze beisammen liegen, um so weniger ist eine
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Lymphangitis von einer Entz�ndung des subcutanen Bindegewebes zu unterscheiden.
Der eiterige Zerfall des Bindegewebes kann verschiedene Dimensionen annehmen. Beschr�nkt sich derselbe auf einzelne, den Lyraphgef�ssen folgende kleinere Stellen, so treten deutlich begrenzte Knoten auf, welche allm�lig erweichen und manchmal spontan sich �ffnen. In Folge dessen entstehen Geschw�re, welche bald rasch, bald jedoch sehr schwer heilen. Die urspr�nglich linsen- bis wallnussgrossen Abscesse breiten sich zuweilen im Unterhautbindegewehe allm�lig aus, wodurch die Haut auf gr�ssere-Strecken unterminirt wird.
Zur Veranschaulichung der eiterigen Infiltration des Bindegewebes m�ge nachstehende Figur dienen.
Tis. U.
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Eiterige Infiltration des �ntcrhautbindegewelies in der Mitte zum Abscess confluirend. Scliemutischc Zoiclmung. � Yergr�sseruBg etwa 500. (^sacli B i 11 r o fc h.)
Die Knoten k�nnen auch k�sig zerfallen und zur Entstehung k�siger Geschw�re mit aufgeworfenen speckigen B�ndern f�hren. Beiderlei Ver��nderungen der Konten werden �fter unmittelbar nebeneinander angetroffen.
Die Ursachen der Lymphgef�ssentzflndnng sind h�ufig unbekannt. Zu jedem Entz�ndungsheerde kann gelegentlich eine Lymphangitis hin�zukommen. Dieselbe ist sehr wahrscheinlich die Folge der Aufnahme einer virulenten Substanz in das Blut. Ueber die Natur dieses Giftes ist zur Zeit nichts N�heres bekannt, ilan nahm bis vor Kurzem ziemlich all�gemein an, dass als inficirendes Agens verschiedene Stoffe wirksam seien,
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so z. B. zersetztes Wundsecret, patride Substanzen verschiedener Art, Stoffe, welche in Folge wiederholter und gesteigerter Reizung in einem Ent-z�ndungsheerde sich bilden k�nnen u. a. m. Wenn z. B. bei Verletzungen der Gliedmasse, durch sogenanntes Streichen, Lymphangitis entstellt, so glaubte man, dass in Folge der gesteigerten Eeizung ein Agens erzeugt werde, welches auf die resorbirenden Lyraphgef�sse und auf deren Umgebung sehr irritirend einwirke und in den Lymph- und Blutstrom gelangt, bald Erysi�pelas, bald Lymphangitis, bald Phlegmone zur Folge habe. Es sollen auch virulente Stoffe im Eiitziindungsheerde ruhen und durch Eiterung aus dem K�rper entfernt werden k�nnen, ohne besondere Nachtheile erzeugt zu haben. Wird in solchen F�llen der Blutdruck gesteigert, wie dies bei unseren Hausthieren nicht selten durch angestrengte. Bewegungen geschieht, so kann in Folge dessen das Gift in die Lymphgefilsse getrieben und in den Blutstrom �bergef�hrt werden, so dass dadurch eine eigentliche In�fection zu Stande kommt. Warum nun in solchen F�llen bald Erysipelas, bald Lymphangitis, bald Phlegmone entsteht, bleibt vorl�ufig ein ungel�stes R�thsel: nur so viel ist gewiss, dass die Beschaffenheit des einwirkenden Giftes, sowie gewisse locale Verh�ltnisse hierbei eine Bolle spielen. In neuerer Zeit wird auch f�r diese Entz�ndung von Vielen die Einwanderung kleinster Organismen in den Thierkorper als Ursache angenommen.
Nur die der �usseren K�rperoberfl�che nahe gelegenen Lymphgef�sse zeigen w�hrend des Lebens im entz�ndeten Zustande wahrnehmbare klinische Erscheinungen.
Bei Behandlung an Lymphangitis leidender Thiere m�ssen diese vor allen Dingen ruhig im Stalle gehalten werden. Aeusserlich sind Ein�reibungen eines Quecksilberliniinentes (Ung. Hydr. ein. und 01. Rap. ana) t�glich zwei bis drei Mal applicirt, ganz zweckm�ssig; ebenso gute Dienste thun Einreibungen von Sap. vir. und 01. tereb. (8 : G Th., denen man noch 1 Th. Kali carb. zusetzen kann: (Sapo terebintbinatus s. Balsamus vitae externus). Auch kann man den kranken Theil mit Kleien bepudern und denselben einwickeln, wenn dies m�glich ist. Innerlich gibt man Ab�f�hrmittel und zwar bei Pferden am besten wiederum Aloe und Calomel, bei Bindvieh Tart. stib. mit Natr. sulph. in geeigneten Gaben. F�r die erste Zeit werden die Patienten auf magere Di�t gesetzt.
H�ufig gelingt es bei dieser Behandlung die Lymphgef�ssentz�ndung innerhalb 8 bis 14 Tagen zur Zertheilung zu bringen; wo sie trotz der�selben zunimmt, da wird es meist zur Eiterung kommen. In solchen F�llen sind dann feuchte W�rme, fleissige Einreibungen eines milden Fettes, oder
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des Ung. Alth. c. 01. Lauri anzuwenden, bis an irgend einer Stelle deut�lich Fluctuation sich zeigt. Der angesammelte Eiter wird alsdann durch einen Einstich entleert und die Behandlung noch einige Zeit hindurch mit denselben Mitteln fortgesetzt.
Bei allen chronischen Lympligef�ssentzundungen kommt es zur Neu�bildung im benachbarten Bindegewebe und zur Sclerosirung desselben, so dass dadurch mehr oder weniger bedeutende Verdickungen entstehen, die selten wieder ganz sich zur�ckbilden. Diese Verdickungen sind manchmal an einzelnen Stellen von eitrig oder k�sig zerfallenden Knoten durchsetzt. Magere Di�t, von Zeit zu Zeit wiederholte Purganzen, Einreibungen von grauer Salbe oder Terpentiuseife, resorbirende oder adstringirende B�der, anhaltender Druck vermittelst elastischer Binden und dergleichen sind die Mittel, welche hier eine den Verh�ltnissen angemessene Verwendung finden m�ssen. Man darf bei derartigen Verdickungen nicht zu bald die Geduld verlieren. Abscesse und Geschw�re werden nach bereits fr�her angegebenen Hegeln behandelt.
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Die Krauklieiten der Dr�sen.
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Die in der N�he der K�rperoberfl�che gelegenen Dr�sen sind nicht selten Erkrankungen ausgesetzt. Namentlich sind es die Lymphdr�sen, welche (vorzugsweise bei Pferden) durch verschiedene Gewebserkrankungen mit afficirt werden.
Von den eigentlichen Epithelial- oder wahren Dr�sen haben wir hier nur die Schilddr�sen und die am Kopfe gelegenen Speicheldr�sen zu ber�ck�sichtigen.
Die klinisch wichtigen Erkrankungen der Lymphdr�sen sind im Wesent�lichen durch Abnormit�ten des Umfanges, der Consistenz und des Zusammen�hanges mit der Nachbarschaft gekennzeiclmet. Die Umfangsvermehrung, resp. die Lymphdr�senschwellung ist die am h�ufigsten vorkommende patho�logische Erscheinung; dieselbe kann sowohl durch acute, als auch durch chronische Processe bedingt sein. Bei acuten Schwellungen ist die Dr�se gegen Druck empfindlich und die �ber ihr gelegene Haut in der Hegel vermehrt warm; es liegt derselben eine acute Entz�ndung der Dr�se und des benachbarten Bindegewebes zu Grunde, so dass mit der eintretenden Exsudation die scharfe Begrenzung zwischen denselben f�r die Dauer der Entz�ndung schwindet. Bei einem entsprechenden Verhalten pflegt alsbald Zertheilung oder Eiterung einzutreten und demnach die Dr�se nach einiger
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Zeit ihre fr�here Beschaffenheit wieder anzunehmen; jedoch kann zufolge reichlicher Bindegewebsneubildung m�glicherweise eine Yerdickung zur�ck�bleiben. Solche Lj-mphdr�senschwellungen sind bei Pferden in den Jahren ihrer Entwickelung sehr h�ufig. So z. B. ist ein Catarrh der Naseaschleim�haut (Strengel) h�ufig von Schwellung, und zur Eiterung f�hrender Ent�z�ndung der Kehlgangslymphdr�sen (Druse) begleitet.
Gew�hnlich ist die Lymphdr�senentz�ndung (Lymphadenitis) die Folge einer Lymphangitis, indem die virulenten Stoffe, welche letztere bedingen, den Dr�sen zugef�hrt werden und auch in diesen den Entz�ndungsprocess anregen. Da hier�ber bereits fr�her gesprochen wurde, so verweise ich der K�rze halber auf das Seite 108 u. ff. Gesagte.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^
Ob Entz�ndungen der Lymphdr�sen vorkommen k�nnen, ohne dass ein Theil der zuf�hrenden Lymphgef�sse gleichzeitig entz�ndet ist, muss min�destens fraglich erscheinen, da bei Lymphadenitis, wobei die oberfl�chlich gelegenen Lymphgef�sse zwar keine Entz�ndungssymptome zeigen, doch die tiefer gelegenen entz�ndet sein k�nnen.
In den Lymphdr�sen dehnen sich mit Eintritt der Schwellung die Ge-f�sse bedeutend aus und das Gewebe wird reichlich von Serum durchtr�nkt, w�hrend die Alveolen stark mit Zellen sich f�llen. Dadurch ist die Circu�lation der Lymphe in den Dr�sen wahrscheinlich erst verlangsamt, sp�ter ganz sistirt und so die Weiterverbreitung des Infectionsprocesses an diesen Lymphstationen bis zu einem gewissen Grade verhindert. Ein in den Lymphdr�sen eingekapseltes Gift kann durch sp�ter eintretende Fluction zu den betreffenden Dr�sen wieder in den Kreislauf gebracht werden und neuerdings eine Infection zur Folge haben. Auf diese Weise sind wiederholte Recidiverkrankungen, sowie ein langes Latentbleiben gewisser Infectiouskrankheiten zu erkl�ren.
Durch Abscessbildung k�nnen Eitersenkungen entstehen, wie dies im Verlaufe von Entz�ndungen der tief liegenden oberen Halslyraphdr�sen nicht selten ist. Durch k�sige Entartung des Exsudates wird der Ueber-gang zur chronischen Lymphdr�senschweliung vermittelt. Diese betrifft immer mehrere in Gruppen beisammensitzeude Lymphdr�sen, wobei jedoch der Grad der Erkrankung in den einzelnen Dr�sen ein sehr verschiedener sein kann. Das zwischen diesen gelegene Bindegewebe ist gew�hnlich mehr oder weniger stark verdickt, ziemlich derb, oft auch so geschrumpft, dass die Dr�sen unmittelbar zusammensitzen und eine verh�ltnissm�ssig grosse, gleichartige oder knollige Geschwulst bilden, welche scharf begrenzt, fest und hart, aber nur wenig oder gar nicht schmerzhaft und mehr oder weniger fest mit der Nachbarschaft verwachsen ist, so dass sie nur wenig
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verschoben werden kann. Die Schwellung entwickelt sich manchmal langsam, manchmal schnell, so dass die Dr�se im letzteren Falle recht bald einen bedeutenden Umfang erlangt, indem das Bindegewebe sich immer mehr ver�dickt und die Verk�sung sich weiter ausbreitet.
Bei den Pflanzenfressern kommen Anschwellungen der Lymphdr�sen
weit h�ufiger vor, als bei Fleischfressern. Beim Rinde und Schweine sind die chronischen Erkrankungen der Lymphdr�sen h�ufiger als die acuten.
Die anatomischen Ver�nderungen tragen bei der acuten Lymphdr�sen�schwellung im Allgemeinen den Character der Entz�ndung an sich und sind nach dem Stadium dieser etwas verschieden. Die vergr�sserte Dr�se ist weich und schlaff und je nach dem Grade ihres Blutreichthums mehr oder weniger ger�thet. Die innere Substanz ist in eine weiche, breiige Masse umgewandelt, die vorzugsweise aus Lymphzellen besteht.
Bei der chronischen Lymphdr�sensclnvellung sind die vergr�sserten Dr�sen sehr derb, saft- und blutarm. Bei Durchschnitten zeigt die Schnitt�fl�che eine fast gleichm�ssige grauliche Farbe, oder sie ist von verschieden grossen gelben Flecken durchsetzt, welche durch die k�sige Entartung der Lymphzellen entstanden sind. Manchmal wird dieselbe von Strahlen und Balken eines verdichteten Bindegewebes durchzogen, durch welche die Dr�se in einzelne L�ppchen getheilt erscheint.
Die Therapie hat vor allen Dingen auf die der Lymphdr�senschwellung zu Grunde liegenden Ursachen R�cksicht zu nehmen. Bestehen dieselben in Erkrankungen anderer Gewebe, so sind diese ihrer Natur nach zu behandeln. Gegen acute Lymphdr�senschwellung sind �rtlich zertheilende oder die Eiterung bef�rdernde Einreibungen indicirt, Terpentinseife, Althee-salbe mit Lorbeer�l, graue Salbe u. dgl. in schon fr�her angegebener Weise eingerieben, leisten h�ufig die gewninschten Dienste. Die Cantharidensalbe bewirkt noch �fter Zertheilung oder Eiterung, wenn die vorhin genannten Mittel sich nicht wirksam genug erweisen. Warme Breiaufschl�ge k�nnen ebenfalls mit Vortheil angewendet werden, erfordern indess immer viel Aufmerksamkeit und Fleiss, wenn sie stets die erforderliche Temperatur und Consistenz haben sollen. Man vergesse nicht, dass bei nachl�ssiger Anwendung derselben leicht Erk�ltungen und sonstige Nachtheile entstehen. Gegen chronische Lymphdr�senschwellungen sind �rtlich die Terpentin�seife, die Jod- und Quecksilbersalben durch l�ngere Zeit hindurch ange�wendet, von Nutzen. Wo dieselben nicht ausreichen, kann die Exstirpation der vergr�sserten Dr�se vorgenommen werden.
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Von den in den Lymphdr�sen vorkommenden Neubildungen m�gen hier die weichen Sarcome und Krebse, sowie die Tuberkel kurz erw�hnt werden. Letztere finden sich bei der Rotzkrankheit des Pferdes in den Kehlgangsdr�sen h�ufig. Aus dem bei den betreffenden Abschnitten Gesagten ergibt sich die Therapie, sowie das Weitere hierhin Bez�gliche von selbst.
Von den Erkrankungen der Blutdr�sen fallen nur die der Schilddr�se in das Gebiet der Chirurgie. Vorzugsweise sind es die auf Seite 150 u. folg. besprochenen Vergr�sserungen, welche ein besonderes Interesse f�r uns haben. Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich hier auf fraglichen Abschnitt.
Von den Krankheiten der Dr�sen mit Ausf�hrungsg�ngen interessiren uns diejenigen der am Kopfe gelegenen Speicheldi'�sen. Am h�ufigsten kommt die Entz�ndung der Ohrspeicheldr�sen lt; Parotitis 2gt; (nccooirk von rzceod neben und ovg, Gen. oh�g das Ohr = die Ohrspeicheldr�se) vor; aber auch diese ist relativ selten und zwar seltener, als vielfach angenommen wird, indem Entz�ndung und Vereiterung der unter ihr gelegenen Lymphdr�sen manchmal f�r Parotitis gehalten werden. Die klinischen Erscheinungen der Speicheldr�senentz�ndung sind die der Entz�ndung �berhaupt zukommenden: Anschwellung und Schmerzhaftigkeit der be�troffenen Dr�se, vermehrte W�rme der unmittelbar �ber ihr gelegenen Partie der ausseien Haut, sowie anfangs vermehrte, sp�ter aber verminderte Speichelsecretion und mehr oder weniger erschwertes Kauen. Sie verl�uft gew�hnlich massig acut, so dass ihre Dauer auf 14 Tage bis 4 Wochen sich zu erstrecken pflegt. Ihre h�ufigsten Ausg�nge sind Zertheilung oder Eiterung und in ganz seltenen F�llen Brand. Die Eiterung kann im be�nachbarten oder im interstitiellen Bindegewebe der Dr�se auftreten. Im letzteren Falle bilden sich kleine Abscesse, die durch allm�lige Ausbreitung schliesslich confluiren und so einen oder mehrere gr�ssere Eiterheerde darstellen. Dieselben pflegen sich spontan zu �ffnen; nicht selten bleiben dann bei unpassender Behandlung verdickte, narbige Stellen zur�ck. Wenn die Eiterung in dem von der Dr�se bedeckten Bindegewebe auftritt, so dauert es oft recht lange, bis die spontane Oeffnung der Abscesse erfolgt. Ein operativer Eingriff ist aber wegen der Gefahr einer Verletzung von Speichelkan�len oder in der X�he gelegener Blutgef�sse h�ufig bedenklich. Wo Eitersenkungen zu bef�rchten sind, rauss dennoch die rechtzeitige Oeffnung des Abscesses mit der n�thigen Vorsicht unternommen werden. Bei unpassender Behandlung, namentlich nach zu fr�hzeitigen Einschnitten, bleiben ebenfalls gern verdickte narbige Stellen zur�ck.
Als Ursachen der Speicheldr�senentz�ndung werden neben verschieden-
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artigen mechauischen Insulten auch Erk�ltungen beschuldigt. Demnach kommt dieselbe bald f�r sich allein, bald mit catarrhalischen Affeetionen verbunden vor.
Die Prognose ist im Allgemeinen g�nstig zu stellen, da nur selten schwer heilende Verschw�rungen, Fisteln u. dgl. zur�ckbleiben und noch seltener der Tod in Folge von Brand eintritt. Etwa zur�ckbleibende Ver�h�rtungen verlieren sich sp�ter gew�hnlich wieder, wozu eine zweckm�ssige Therapie viel mit beitragen kann.
Die Behandlung hat sich nach den bei der Lymphadenitis angegebenen allgemeinen Regeln zu richten. Die Patienten m�ssen weiches Futter in geringer Menge erhalten und dabei gegen ung�nstige �ussere Einwirkungen gesch�tzt werden. Anderweitige gleichzeitig vorhandene Krankheitszust�nde sind ihrer Natur nach zu behandeln. Aeusserlich werden ableitende matu-rirende oder zertheilende Einreibungen auf die Haut applicirt.
Entz�ndung der Ausf�hrungsgange der Speichel�dr�sen wird bei Pflanzenfressern durch das Eindringen von Grannen, Haferk�rnern u. dgl. verursacht; sie betrifft weit h�ufiger den Wharton'-schen als den Stenonianischen Gang. Bei der Untersuchung des Patienten findet man in der Umgebung der M�ndung des Ausfuhrungsganges und l�ngs desselben eine Anschwellung, das Gewebe von einem sulzigen gelben Exsudat infiltrirt, die Oeffnung des Speichelganges ist gew�hnlich wulstig hervorgetrieben. An der Stelle, wo der fremde K�rper liegt, bildet sich Eiter und nach dessen Durchbruch durch die Maulh�hle durch den best�n�digen Reiz, welchen das Futter auf die eiternde Stelle aus�bt, entstehen h�ufig Geschw�re mit stark verdickten R�ndern, aus welchen Speichel hervorfliesst (Speichelfisteln). Zuweilen setzt sich die Entz�ndung auf die zugeh�rige Speicheldr�se fort.
Die Behandlung richtet sich nach dem Grade der Entz�ndung und nach der Beschaffenheit der Geschw�re etc., sie wird nach den allgemein g�ltigen, fr�her angegebenen Principien durchgef�hrt. Die Therapie der Speichelfisteln wird weiter unten noch n�her angegeben werden.
Erweiterungen des einen oder anderen Speichelganges sind bei verschiedenen Thieren zur Beobachtung gekommen. Dieselben sind entweder die Folge einer narbigen Verwachsung nach vorausgegangener Eiterung, oder sie entstehen nach Verstopfung des Canales durch einen von aussen einge�drungenen fremden K�rper oder durch einen Speichelstein. Die Aus�dehnung ist entweder mehr begrenzt, oder �ber eine gr�ssere Strecke des Ductus ausgedehnt und entweder gleichf�rmig, oder durch Einschn�rungen unterbrochen. Die Speichelsteine bestehen vorzugsweise aus kohlensaurem
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Kalk und enthalten oft einen meist excentrischen Kern (ein Haferkoni oder einen anderen Fremdk�rper), wobei die Appositionssehichten um den�selben ungleichm�ssig und im Ganzen wenig deutlich abgegrenzt erscheinen. Der Abfluss des Speichels wird durch dieselben behindert und der Speichel�gang an der betreffenden Stelle ausgedehnt, erweitert. Durch den an�dauernden Druck schwindet die Wand des Ausf�hrungsganges allm�lig immer mehr, bis sie endlich reisst, wodurch der Stein in das angrenzende Bindegewebe gelangt, in welchem er eingekapselt wird. Der gleichzeitig in das Bindegewebe austiiessende Speichel verursacht fr�her oder sp�ter eine eiterige Entz�ndung; der Eiter bricht sich nach aussen oder innen Bahn, wodurch in der N�he des Steines eine Fistel entsteht.
Sind mehrere Speichelsteine in einem Ductus vorhanden, so liegen die gr�sseren, wie sie im Stenon'schen Gange vorzukommen pflegen, gew�hn�lich in gelenkf�rmiger Anpassung dicht hinter einander, indem das vordere abgerundete Ende jedes folgenden Speichelsteines in eine hintere Concavit�t des unmittelbar vor ihm gelagerten eingef�gt ist. Speichelsteine k�nnen nur auf operativem Wege aus dem Ductus entfernt werden, worauf die ent�stehenden Speichelfisteln nach den im folgenden Abschnitte angegebenen Eegeln zu behandeln sind.
Verletzungen der Speicheldr�sen und ihrer Ausfuhrungsg�nge betreffen fast ausschliesslich die Ohrspeicheldr�se (Parotis) und den Ductus Steno-nianus. Dieselben sind an dem best�ndigen Ausflusse von Speichel aus der Wunde sehr leicht zu erkennen. Durch jede Bewegung, namentlich aber durch Actionen der Kaumuskel wird die Salivation gesteigert; die Quantit�t des auf diese Weise verloren gehenden Speichels ist auch von dem Sitze, der Grosse und Tiefe der Wunde mit abh�ngig. Verwundungen der Dr�se in der N�he des Ausf�hrungsganges (oder dieses selbst) werden aus leicht begreiflichen Gr�nden bei gleicher Grosse und Tiefe einen betr�cht�licheren Ausfluss von Speichel zur Folge haben, als solche am entgegen�gesetzten Ende der Dr�se.
Die Prognose ist in Bezug auf Heilbarkeit verschieden. Oberfl�chliche Verwundungen der Dr�se heilen namentlich in einiger Entfernung vom Ausf�hrungsgange leichter, als Verletzungen in der N�he desselben; am schwersten heilen Wunden des Ductus selbst. Complicationen, wie z. B. gleichzeitige Verletzung von gr�sseren Blutgef�ssen, starke Quetschung oder Zertr�mmerung des Dr�sengewebes etc. sind nach den bekannten allgemeinen Kegeln zu beurtheilen und zu behandeln. Wenn nun derartige Verletzungen zwar nicht leicht lebensgef�hrlich werden, so beeintr�chtigen
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sie doch die Ern�hrung des Thieres im hohem Masse, weshalb man auf eine m�glichst schnelle Sistirung des Speichelflusses bedacht sein muss.
Die Therapie hat also dieses Ziel vor Allem anzustreben. Dasselbe ist manchmal nur mit Vernichtung der physiologischen Function der betref�fenden Speicheldr�se zu erreichen. Zun�chst muss man die Speichelsecretion in allen F�llen bis zur erfolgten Heilung zu beschr�nken suchen. Dies ge�schieht am einfachsten dadurch, dass man die betreffende Dr�se durch Application einer kr�ftigen Scharfsalbe auf die sie bedeckende Haut in Entz�ndung versetzt. Vorher wird man die Hautwunde, wenn selbige Aussicht auf Heilung per piimam intentionem bietet, durch die Naht ver�einigen und durch einen Collodiumanstrich gegen die scharfe Salbe sch�tzen. W�hrend der ersten 48 Stunden darf Patient gar kein Futter erhalten; derselbe muss in einen abgelegenen Stall allein gestellt werden, damit er andere fressende Thiere weder h�rt noch sieht, weil sonst die Speichel�secretion angeregt w�rde. Am dritten Tage reiche man demselben kleine Quantit�ten Mehltrank. Ist die Wunde in etwa acht Tagen ganz trocken geworden, so kann man die Heftf�den vorsichtig entfernen; fliesst zu dieser Zeit noch Speichel aus, so erfolgt die Heilung auf dein Wege der ersten Ver�einigung nicht. Zuweilen gelingt es, kleinere Verletzungen der Dr�se oder des Ductus auf die angegebene Weise in kurzer Zeit zu heilen, wenn nicht, so sind die folgenden Heilverfaliren zu versuchen.
Die Wunde der verletzten Dr�se oder des verletzten Ausf�hrungs-ganges wird vermittelst des Gl�heisens zu schliessen versucht; wo der Schorf zu fr�h abf�llt, muss ein neuer gebrannt werden. Haftet derselbe etwa 8 bis 10 Tage, ohne dass an irgend einer Stelle Speichel durchsickert so pflegt mit dem Abfallen des Schorfes die Wunde geschlossen zu sein. Durch geeignetes Anbinden des Patienten muss man daf�r sorgen, dass derselbe die gebrannte Stelle nicht reibt. Wo die Heilung nach wiederholter Application des Gl�heisens nicht erfolgt, kann man bei einer Wunde des Ausf�hrungsganges diesen zwischen jeuer und der Dr�se unterbinden. Ist dies geschehen, so muss die Entz�ndung der Dr�se durch wiederholte Anwendung einer Scharfsalbe auf die �ussere Haut bis zur Vernichtung der Speichelsecretion unterhalten werden. Die Entz�ndung und Ver�dung der Speicheldr�se kann auch dadurch bewirkt werden, dass man in den Ausf�hrungsgang derselben irgend eine �tzende Fl�ssigkeit (nach Haubner etwa 8 Gramm Salmiakgeist) einspritzt und demnach w�hrend etwa 5 Mi�nuten durch Zusammendr�cken des Ductus den R�ckfluss des Aetzmittels verhindert. In Folge der eintretenden Dr�senentz�ndung bilden sich manchmal Abscesse, wie dies bereits vorhin erw�hnt wurde.
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Verletzungen der Speicheldr�sen und ihrer Ausf�hrungsg�nge heilen auch wohl spontan, weshalb man angerathen hat, dieselben sich selbst zu �berlassen und nur Sorge zu tragen, dass die Speichelsecretion der be�treffenden Dr�se bis zur erfolgten Heilung verniimiert und dass diese nicht durch Einwirkung ung�nstiger Einfl�sse gest�rt werde.
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Erkrankungen der Nerven.
Selbst unbedeutende anatomische Ver�nderungen des Nervengewebes (namentlich der Centralorgane) haben nicht selten die erheblichsten St�rungen zur Folge. Leider sind wir recht h�ufig aussei- Stand, die bez�glichen pathologischen Verh�ltnisse erkennen zu k�nnen, so dass unser Wissen im Gebiete der Nervenkrankheiten im Ganzen noch sehr beschr�nkt ist. Es liegt deshalb in der Natur der Sache, dass dieses Kapitel mangelhafter als die anderen ausfallen wird.
Zun�chst haben wir zu unterscheiden zwischen Erkrankungen der Nervencentren und der peripherischen Nerven. Bei ersteren beziehen sich die klinischen Erscheinungen nicht blos auf das erkrankte Organ, sondern auch auf das ganze Gebiet eines oder mehrerer peripherischer Nerven, w�hrend bei letzteren die St�rungen sich nur auf einen Theil der be�troffenen Nerven zu beschr�nken pflegen. Die verschiedenen Erkrankungen der Nervencentren geh�ren in das Gebiet der speciellen Krankheitslehre, weshalb wir hier auf die Darstellung derselben nicht eintreten.
Die f�r die Praxis wichtigen Krankheiten der peripherischen Nerven sind meist traumatischer Natur, weshalb wir mit den Verletzungen der�selben beginnen wollen.
Zufolge ihres sehr z�hen und derben Neurilemmas entgehen Nerven bei Einwirkungen �usserer Gewalt Zerreissungen leichter als Blutgef�sse, so dass nicht selten zwischen den klaffenden W�nden zerrissener Weich-theile st�rkere Nervenzweige quer hin�berlaufen. Die Therapie hat hier zun�chst die Aufgabe f�r deren fernere Integrit�t m�glichst zu sorgen. Dies muss selbst dann geschehen, wenn die Nervenfasern theilweise durch�schnitten oder zerrissen sind. Ich hebe dies deshalb ausdr�cklich hervor, weil man solche Nervenverletzungen als besonders bedenklich geschildert und die g�nzliche Durchsclmeidung derselben f�r solche F�lle angerathen hat. Es ist dieselbe aber nur dann zweckm�ssig, wenn in den Bahnen der nicht getrennten Nervenfasern besonders heftige Beizerscheinungen sich bemerkbar machen. � Sind in einer klaffenden Schnittwunde Nervenenden
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zu bemerken, so thut man gut, wenn man dieselben mittelst eines feinen seidenen Fadens so zusammenn�ht, wie sie fr�her vereinigt waren. Man muss hierbei darauf achten, dass man nur das Neurilemma und nicht die Nervenfasern selbst durchsticht, lieber die Eegeneration der peripheren Nerven haben wir bereits bei den Wunden gesprochen; dieselbe soll nach Schiffs Angaben bei Quetschungen bedeutend l�ngere Zeit erfordern, als nach Schnittwunden; ferner sollen Gef�ssnerven schneller und leichter als Empfindungsnerveu und diese rascher als motorische Nerven heilen.
Durch schneidende Instrumente kommen Continuit�tstrennungen der Nerven ungef�hr ebenso leicht zu Stande, wie die anderer Weichtheile; die durchschnittenen Nervenenden ziehen sich aber nicht erheblich zur�ck, weshalb sie zwischen den Wundr�ndern in der Regel sichtbar und greifbar sind. Die Heilung erfolgt um so leichter, je sch�rfer das Instument war, welches die Trennung bewirkte.
Da die Leitung aller durchschnittener Nervenfasern f�r die Dauer der Trennung g�nzlich aufgehoben ist, so wird die Continuit�tstrennung eines gr�sseren Nervenstammes, der aus Fasern mit verschiedener Function zu�sammengesetzt ist, gemischte Erscheinungen zur Folge haben. Nach Demme kehrt die Empfindung fr�her wieder als die Bewegung. Bei nur ange�schnittenen Nerven kann das klinische Bild noch complicirt werden durch Reizung und Entz�ndung der nicht durchschnittenen Fasern.
Die traumatische Entz�ndung der peripherischen Nerven wird in der Regel durch directe Verletzungen verursacht. � AYenn die Nerven selbst nicht direct verletzt sind, so nehmen sie an der Entz�ndung benachbarter Gewebe nur selten Theil.
Die Nervenentz�ndung oder Neuritis (von vevqCov = Demin. von vsvqov Sehne, Nerv) betrifft vorzugsweise die Nervenscheide, welche leb�haft ger�thet, ser�s infiltrirt, erweicht und geschwellt erscheint. Sie ver�l�uft bald acut, bald chronisch; im letzteren Falle pflegt sich die Nerven�h�lle zu verdicken und mit dem umgebenden Bindegewebe zu verwachsen. Die Entz�ndung der eigentlichen Nervensubstanz ist selten; R�thung, Schwellung und starke Erweichung dieser kennzeichnet sie; die Nerven�b�ndel sind aufgefasert und auseinander gedr�ngt. Klinisch ist die Neuritis durch eine continuirlich gesteigerte Empfindlichkeit des betroffenen Nerven in seinem Verlaufe characterisirt; die Reizbarkeit der innervirten K�rper-theile ist anfangs in der Regel gesteigert, fr�her oder sp�ter jedoch wird die Leitungsf�higkeit des [entz�ndeten Nerven aufgehoben und es tritt L�hmung desselben, resp. der von ihm versorgten Gewebe ein. Die Er�n�hrung der Gewehe ist bis zu einem gewissen Grade von der Innervation
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unabh�ngig, so dass selbst die g�nzliche Durchsehneidung eines Nerven�stammes an und f�r sich nicht das Absterben des von ihm innervirten K�rpertheiles zur Folge hat. Erst bei anhaltender L�hmung dieser tritt Atrophie derselben ein.
Die Reizungserscheinungen beschr�nken sich nicht immer auf die eigenen Bahnen des irritirten Nerven; dieselben k�nnen vielmehr durch Vermittlung eines Centrum's auf andere Nerven sich fortpflanzen. Man nennt dies eine indirecte oder �eflexreizung. Die Reflexactionen sind im Allgemeinen sehr verschieden; alle aber stimmen darin �berein, dass ihnen die directe Reizung eines anderen Nerven vorausgeht, und dass jene von dieser abh�ngig sind, insofern mit Beseitigung des prim�ren Nervenreizes auch die Reflexactionen sich zu verlieren pflegen.
Die Therapie muss stets auf Entfernung des prim�ren Reizes gerichtet sein, indem ohne dies eine Badicalcor nicht m�glich ist.
Vor allen Dingen ist bei jeder Nerven irritation absolute Ruhe n�thig. Fremde K�rper, sei es dass dieselben von aussen eingedrungen sind, oder in benachbarten Tumoren, oder bei Fracturen in Knochensplittern u. dergl. bestehen, m�ssen, wenn solches geschehen kann, entfernt werden, nament�lich dann, wenn die Irritation in centraler Richtung fortschreitet. Wo die Nervenreizung durch Entz�ndung benachbarter Gewebe bedingt wird, ist eine entsprechende Behandlung dieser Hauptaufgabe; hierf�r gelten die bekannten Regeln. Gegen directe Nervenreizung k�nnen recht kalte oder aber lauwarme Aufschl�ge, Cataplasmen u. dergl. angewendet werden; der �usserliche Gebrauch narcotischer Mittel ist unn�tz. Als wirksames Palliativ�mittel sind hypodermatische Einspritzungen von Morphium (1 Gran: 60) in der N�he des gereizten Nerven zu empfehlen, bei deren Wiederholung man jedesmal die Einstichstelle wechselt. Gegen etwa zur�ckbleibende L�hmungen sind Douchen, spiritu�se Einreibungen und der constante electrische Strom oder subcutane Injectionen von Strychnin oder Veratrin in Gebrauch zu ziehen; jedoch erst dann, wenn der Reizzustand ganz beseitigt ist. Dringt ein fremder K�rper in einen Nerven ein, so wird derselbe, wenn er stecken bleibt, durch die folgende Bindegewebswucherung entweder v�llig einge�kapselt und dadurch unsch�dlich gemacht, oder es entstehen bei unvoll�st�ndiger Umh�llung desselben meist langwierige und hartn�ckige St�rungen.
Gegen Nervenschmerzen = Neuralgien (von vevgov Nerv und a/.yoc Schmerz) ist der Nervenschnitt = Ncurotomie (von rcvgov und roiit^ der Schnitt) in der Veterin�rpraxis �fter versucht worden. Die Bedingungen, welche diesen operativen Eingriff rechtfertigen, sind noch nicht genau
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festgestellt. Im Allgemeinen sind hierbei folgende Momente in Erw�gung zu ziehen:
Die Operation ist nur dann von Erfolg, wenn die Neurotomie oberhalb der erkrankten Stelle ausgef�hrt werden kann, also nur bei Leiden mit excentrischem Sitze. Dieselbe soll erst dann unternommen werden, wenn alle anderen Mittel nicht im Stande waren, den heftigen Schmerz zu be�seitigen, oder wenn die Nervenreizung in centraler Kichtung sich weiter verbreitet. Sobald diese auf ein Centrum sich fortgesetzt hat, ist der Er�folg durchaus unsicher.
Die Durchschueidung gemischter oder rein motorischer gr�sserer Nerven hat zuweilen dauernde Muskell�hmung und erhebliche Ern�hrungsst�rungen zur Folge; die mit ersterer verbundene Gef�hlsl�hmung l�sst anderweitige Krankheitsprocesse in dem empfindungslos gewordenen K�rpertheile leicht zu gr�sseren Zerst�rungen gelangen, ohne dass von Seiten des Thieres darauf in einer Weise reagirt w�rde, welche ein rechtzeitiges Einschreiten noch erm�glichte.
Um die h�ufig bald wiederkehrende Leitungsfahigkeit des betreffenden Nerven zu verz�gern oder ganz zu verh�ten kann man statt der einfachen Neurotomie die sogenannte Neurectomie (von vevqov Nerv, ix aus und ro^ Schnitt) machen d. h. statt den Nerven einfach zu durchschneiden ein St�ck von 1�2 Cm., aus demselben herausnehmen; hierbei muss der erste Schnitt an der centralen, der zweite an der peripherischen Stelle gemacht werden. Die Neurectomie ist jedoch eine viel eingreifendere Operation als die einfache Nervendurchschneidung und kann erhebliche Gefahren f�r den Patienten nach sich ziehen.
Eine besondere Art traumatischer Nervenverletzungen sind die sogen. Commotionen. Dieselben kommen mit oder ohne sichtbare Verletzungen eines Nerven vor. quot;Wer h�tte wohl beim Anstossen mit dem Ellenbogen gegen einen festen K�rper noch nie den eigenth�mlich vibrirenden Schmerz empfunden, der nicht nur auf die getroffene Stelle sich beschr�nkt, sondern mehr oder weniger �ber dieselbe hinaus sich ausbreitet. Dieses Gef�hl ist das Ee-sultat der Ersch�tterung, welche die Nervensubstanz in Folge, des Stosses erlitten hat. Billroth nimmt an, dass dieselbe (namentlich die Axen-cylinder) hierbei eine molecul�re Verschiebung erleiden, die sich in der Eegel alsbald spontan wieder ausgleicht. Manchmal haben derartige Com�motionen sehr bedenkliche Folgen. Beim Menschen sind sogar pl�tzliche Todesf�lle durch Hirnersch�tterungen �fter beobachtet worden, ohne dass anatomische Ver�nderungen irgendwo aufgefunden wurden. Solche Com�motionen k�nnen durch Niederst�rzen auf die F�sse oder das Ges�ss
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aus selbst unbetv�chtlicliev H�he verursacht werden. Ueberhaupt haben Ersch�tterungen der Nervencentren, sowie mancher peripheren Nerven�st�mme schwere Zuf�lle zur Folge. Heftige Commotionen der Herz-und Lungennerven verursachen durch St�rung der Circulation und Re�spiration leicht bedenkliche Erscheinungen. Bei Ersch�tterungen der sym�pathischen Nerven scheint eine R�ckwirkung auf das Gehirn stattzufinden. Mancher Leser hat gewiss an sich selbst schon erfahren, dass ein heftiger Stoss gegen den Bauch eine gew�hnlich bald vor�bergehende, einer Ohn�macht nahe kommende Beklemmung hervorrufen kann.
Dass bei Thieren �hnliche Zust�nde nach Nervenersch�tterungen vor�kommen , darf man mit einiger Sicherheit annehmen, obgleich uns die Wahrnehmung der subjectiven Empfindung nicht mitgetheilt werden kann. Leider sind die Vorg�nge bei Commotionen noch so wenig gekannt, dass wir �ber ihre etwaige Bedeutung f�r die Heilprocesse so gut wie gar nichts wissen.
Die Therapie ist bei Commotionen auf Gew�hrung der erforderlichen Ruhe beschr�nkt. Seeundare Zust�nde sind nach ihrer Beschaffenheit zu behandeln.
Die Nervengeschw�lste wurden bereits Seite 125 und 12� besprochen; Muskell�hmung und Muskelkr�mpfe auf Seite 273 bis 279; der Starrkrampf wird im dritten Abschnitte ausf�hrlich behandelt werden
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E. Verletzungen fester Theile.
Die Krankheiten der Knochen.
Im Allgemeinen kommen folgende Knochenkrankheiten bei nasern Hausthieren vor: Knochen-Entz�ndung, -Erweichung. -Eiterung, -Auf�lockerung, -Schwund, -Brand, -Hypertrophie, -Ausw�chse, -Verdichtung, -Wunden, -Br�che, abnormer Inhalt, sowie Abweichungen in Bezug auf Gestalt und Verbindung der Knochen. Unter allen diesen m�ssen wir in erster Linie die Entz�ndung betrachten, insofern dieselbe den meisten der ge�nannten vorkommenden Knochenerkrankungen zu Grunde liegt. Eine Ver-gegenw�rtigung der wichtigsten anatomischen Verh�ltnisse der Knochen wird das Verst�ndniss der Vorg�nge, welche bei und in Folge von Knochen-
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entz�uduiigen auftreten, wesentlich erleichtern; wir wollen dieselbe deshalb in gedr�ngter Uebersicht hier recapituliren.
An jedem Knochen unterscheidet man drei verschiedene Hauptbestand-theile, n�mlich: 1) die Knochenhaut; 2) die feste oder sogenannte eigent�liche Knocliensubstanz; und 3^ das Mark.
Die Knochenhaut oder das Periost (Vr*gi um, doziov der Knochen) besteht aus zwei Schichten; einer �usseren, lockeren Bindegewebsschicht und einer inneren, h�utigen oder fibr�sen Schicht; letztere umschliesst unmittelbar die ganze Knochenoberii�che, ausgenommen die �berknorpelten Stellen (Gelenkfl�chen).
Die eigentliche Knochensubstanz (Tela ossea) besteht, wie jedes andere K�rpergewebe, aus Zellen und aus Intercellularsubstanz; letztere wird auch Grundsubstanz genannt und besitzt bei normalen Verh�ltnissen einen bedeutenden Grad von H�rte. Die Tela ossea wird aus organischen und anorganischen Elementen aufgebaut. Dieselben sind so innig mit ein�ander verbunden und durchsetzen sich gegenseitig so gleichm�ssig, dass sie morphologisch wie eine Masse erscheinen. In verd�nnter Salzs�ure oder Salpeters�ure kann man die anorganischen Bestandtheile allm�lig entfernen ohne die organischen zu zerst�ren; der Knochen wird durch dieses Verfahren weich und biegsam. Durch Gl�hen des Knochens kann man die organischen Bestandtheile zerst�ren, mit Hinterlassung der erdigen; in diesem Falle wird der Knochen spr�de, und ziemlich leicht zerreibbar. In beiden F�llen indess hat der Knochen seine Form nicht ver�ndert. � In Bezug auf Dichtigkeit ist die eigentliche Knochensubstanz sehr verschieden und wird deingein�ss in ctnnpacte und in spongi�se Sub�stanz unterschieden. Beide sind in den einzelnen Knochen in verschiedener Menge vorhanden und wird letztere immer von ersterer eingeschlossen. Die compacte Knochenmasse ist sehr widerstandsf�hig und wird �berall da in gr�sserer Menge angetroffen, wo der Knochen bei geringerer Dicke gr�sseren Anstrengungen ausgesetzt ist, z. B. an der Diaphyse der R�hren�knochen. Die spongi�se Substanz ist bei gr�sserem Umfange viel leichter und elastischer, als die compacte Substanz; man trifft dieselbe vorzugs�weise reichlich an den Epiphysen der langen Knochen, wo ein gr�sserer Umfang wegen der Muskelans�tze und eine gr�ssere Elasticit�t wegen der N�he der Gelenke erw�nscht ist.
Die harte Grundsubstanz des Knochengewebes besteht aus einer amorphen oder leicht granulirten Masse, welche in concentrischen Schichten abgelagert ist. Diese Schichte bilden zwei verschiedene Lamellensysteme, die als Grund- oder Geuerallainellen � und als Special- oder Havers'sche
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Lamellen unterschieden werden; erstere gehen vom Periost aus und erstrecken sich �ber die ganze Knochenperipherie, so dass sie unmittelbar unter dem Periost und an der grossen Markh�hle deutlich zum Vorschein kommen; letztere umgeben die Havers'schen Can�le, die bekanntlich ein
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Fiff. 15.
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laquo;laquo;. Quer durchschnittene Havers'sclie Can�lchen, xun welche die concentrische Au-orduung der Speeiallainellen deutlich hervortritt.
hb. Generallamellen. � Zwischen den Lamellen die Kuochenh�hlen mit ihren Aus�l�ufern (Kalkcan�lchen).
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besonderes R�hrensystem bilden, welches die harte Grundsubstanz nach allen Richtungen hin durchzieht und in der compacten Substanz vorzugs�weise entwickelt ist. In den Platten und B�lkchen der Spongiosa treten diese Can�le njehr zur�ck, indem ein Theil derselben unter trichter�f�rmiger Erweiterung in die zelligen Markr�ume ausm�ndet. In und zwischen diesen Lamellen befinden sich die wesentlichen Elemente des Knochengewebes, n�mlich laquo;die Knochenkorperchen oder Knochenzellenraquo;, welche in besondere H�hlen der ossificirten Intercellularsubstanz, in die sogenannten laquo;Knochenh�hlen gt; eingelagert sind. Diese entsenden eine grosse Menge feiner Ausl�ufer, die sogenannten laquo;Kalkcan�lchenraquo; nach verschiedenen Piichtungen, mittelst deren sie sowohl unter sich, wie auch mit den Havers'schen Can�len, dem vorhin erw�hnten gr�sseren
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t�ckensysteme, wie mit den KnochenoberH�chen und den Markr�umen ilaquo;. Verbindung stehen.
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Fig. 16.
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Der L�nge nach durchschnittene Havers'sehe Can�lchen; zwischen denselben zahl�reiche Knochenh�hlen, die durch ihre Ausl�ufer (Kalkcan�lchen) sowohl unter sich, als auch mit Havers'schen Can�lchen vielfach communiciren. Die zahlreichen Punkte in den Z�gen der Havers'schen Can�lchen bezeichnen die Einm�ndungssteilen der Kalkcan�lchen.
In dem spongi�sen Gewebe sind die Knocheuk�rperchen in den Zwischen�w�nden dieses Gewebes unregelm�ssig vertheilt.
Das Knochenmark ist eine zellig-fette Masse, welche die Markh�hle der E�hrenknochen und die Aiveolen des spongi�sen Knochengewebes er�f�llt. Dasselbe besteht aus einem feinen Balkenger�ste eines zarten Binde�gewebes, welches den Gef�ssen und Nerven als St�tze dient; ferner aus Fett, das sowohl in Bl�schen eingeschlossen, wie auch in freien Tr�pfchen in dem Mark enthalten ist; endlich aus verschieden gestalteten zelligen Elementen. Das Mark der grossen Knochenh�hlen ist gelb und das der Spongiosa rothlich. In letzterem hat man kleinere lymphoide, contractile Zellen mit deutlichen Kernen und einem granulirten Inhalte gefunden (sie kommen auch an der Oberfl�che des gelben Knochenmarkes hie und da vor), in welchen man Ueberg�nge zu den farbigen Blutk�rperchen vermuthet.
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Aus dem Peviost treten die Ern�lmmgpgefasse durch die Ern�hrungs-l�cher in die Knochensubstanz ein und verzweigen sich in dem E�hren-systeme der Havers'schen Cau�le und in den Markr�umen der spon-gi�sen Substanz. Knochen, die gr�sstentheils aus spougi�ser Substanz bestehen, und an ihrer vom Periost bedeckten Oberfl�che nur von einer d�nnen Schicht compacter Substanz umschlossen werden, besitzen eine gv�ssere Anzahl Ern�hrungsl�cher (Foramina nutritia); dieselben sind von ungleicher Grosse und imregelm�ssiger Anordnung �ber die Knochenober-fl�che zerstreut, so dass sie dieser ein fast sieb�hnliches Ansehen geben. Mit Zunahme der compacten Substanz nimmt die Zahl der Ern�hrungs�l�cher immer mehr ab, bis sie schliesslich an der fertigen Diaphyse eines R�hrenknochens auf zwei oder auf eins sich beschr�nkt. Das Foramen nutritium der Diaphyse eines R�hrenknochens geht bekanntlich in schr�ger Richtung zur Markh�hle; es nimmt ein Ern�hrungsgef�ss auf, welches Zweige in die Havers'schen Can�le sendet und das Markgewebe mit Blut versieht. Das Gef�ssnetz dieser Arterie communicirt vielfach mit den Gefassen des spongi�sen Gewebes der Epiphysen.
Die Venen liegen in der Regel neben den Arterien; oft aber treten sie auch durch besondere weite Oefluuugen, welche an solchen Stellen vor�kommen,, wo die spongi�se Substanz reichlich vorhanden ist, aus der Knochen-substanz hervor. Die Venen der Knochen sind immer umfangreicher als die Arterien und zeigen in ihrem Verlaufe zuweilen blasenf�rmige Er�weiterungen.
Auf dieser anatomischen Grundlage wollen wir nun in Folgendem die Krankheiten der Knochen besprechen. Wir beginnen mit der
Knoclienentz�iiduiig.
Wenn gleich die Erkrankung des einen Knochengewebes meist eine Mitleidenschaft der anderen (namentlich bei recht chronischer Krankheits-dauer) im Gefolge hat, so muss doch die Entz�ndung jedes der drei den Knochen constituirenden Gewebe ihrer besonderen Eigenth�mlichkeiten halber f�r sich abgehandelt werden. Wir betrachten demnach
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1. Die Entz�ndun
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der Knochenhaut:
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gt;
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eigentlichen (festen) Knochensubstanz; und
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o. gt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Knochenmarkes.
Die Knochenhautentzlindung (Periostitis) beginnt gew�hnlich in der �usseren Schicht des Periost's, indem in derselben Gef�ssausdelmung und plastisch-ser�se Infiltration sich entwickelt. Der fernere Verlauf einer
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Periostitis ist (wie der Verlauf bei Knoclienentz�ndungen �berhaupt) ein chronischer. Sie geht entweder in Zertheilung, Osteophytenbildung, Eiterung oder Brand �ber; bei l�ngerer Dauer l�sst sie die benachbarte Knochen�substanz nie unver�ndert. Jede Periostitis ist immer von einer Entz�ndung des benachbarten Bindegewebes begleitet. Die Erscheinungen einer Knochen�hautentz�ndung sind im Allgemeinen zwar dieselben, welche Entz�ndungen �berhaupt kennzeichnen; in vielen F�llen jedoch, namentlich wenn nur kleinere, oder mit Weichtheilen �berdeckte Partien des Periost's entz�ndet sind, treten die �rtlichen Erscheinungen so wenig wahrnehmbar hervor, dass das Leiden nur schwer oder gar nicht diagnosticirt werden kann.
Die Schmerzen sind in den einzelnen F�llen sehr verschieden; sie k�nnen sowohl sehr heftig, wie auch weniger heftig auftreten, manchmal scheinen sie sogar ganz zu fehlen, besonders dann, wenn die �ussere lockere Bindegewebsschicht des Periost's allein erkrankt ist. Wo dagegen die Ent�z�ndung die fibr�se Schicht des Periost's mit erfasst, und von diesem auf die Oberfl�cche der Tela ossea sich fortsetzt, da sind die Schmerzen intensiver. � Gewisse klinische Erscheinungen, z. B. bei Periostitis der Extremit�tenknochen: das zeitweise Heben und Niederstellen der kranken Gliedmasse, sprechen f�r remittirende Schmerzen bei Knochenhautentz�n�dungen unserer Hausthiere; ob aber, wie beim Menschen, besonders zur Nachtzeit die Schmerzen zuweilen besonders heftig, bohrend, reissend sind, kann h�chstens vermuthet, keineswegs aber mit irgend welcher Zuverl�ssig�keit bekauptet werden. Bei Periostitis solcher Knochen, welche bei der Bewegung eine wesentliche Ver�nderung ihrer Lage erfahren, also nament�lich bei Periostitis der Extremit�tenknochen, ist in der Regel ein st�rkeres oder geringeres Lahmgehen die erste in die Augen fallende Erscheinung. Nur da, wo die entz�ndete Partie der Knochenhaut unmittelbar unter der allgemeinen K�rperdecke liegt, oder doch nur von einer d�nnen Lage Weichtheile bedeckt ist, wird es m�glich sein, eine Entz�ndungsgeschwulst und vermehrte W�rme wahrzunehmen; auch kann nur in solchen F�llen durch Druck eine deutlich wahrnehmbare Schmerz�usserung hervorgerufen werden. Es scheint jedoch, dass der Schmerz von den an Periostitis er�krankten Thieren subjectiv h�ufig weit st�rker empfunden wird , als man nach dem Grade der Schmerz�usserung auf angebrachten Druck vermuthen sollte.
Der Ausgang der Periostitis in Zertheilung tritt vorzugsweise dann ein, wenn nur die �ussere Schicht der Knochenhaut von dem Entz�ndungs-processe befallen ist und wenn der Heilung g�nstige Verh�ltnisse obwalten; bei einer entsprechenden Behandlung kann er aber auch erzielt werden,
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wenn die fibr�se Schicht des Periost's mit ergriffen ist. Zertheilung, resp. Kesorption und v�llige Wiederherstellung des entz�ndeten Periost's ist selbst dann noch m�glich, wenn bereits andere Entz�ndungsausg�nge, wie z. B. Osteophytenbildung, Eiterung etc. eingetreten sind.
Der Ausgang in Osteophytenbildung kommt bei Periostitis unserer Hausthiere weitaus am h�ufigsten vor, namentlich bei chronischem Verlaufe. Unter Osteophyten versteht man die bei entz�ndlichen Processen des Periost's zwischen diesem und der compacten Knochensubstanz (Corticalsubstanz) entstandene, ossificirte Neubildung, lieber den Ursprung neugebildeter Knochenmassen an der Oberfi�che der Tela ossea bestehen verschiedene Meinungen. Im Allgemeinen nimmt man an, dass dieselben an der inneren Fl�che des Periost's erzeugt werden. Diese Annahme d�rfte f�r die grosse Melirzahl der F�lle die zutreffende sein und deshalb der Name Osteophyt, d. i. Kuochengew�clis (co oGts'ov � und to (fvrov das Gew�chs) den Vor�zug verdienen vor der Bezeichnung Exostose, d. i. etwas aus dem Knochen selbst Hervorgegangenes (ex aus und Sartor). Damit soll jedoch die M�glichkeit keineswegs in Abrede gestellt werden, dass nicht auch die eigentliche Knochensubstanz an der Bildung von Knochenauflage�rungen Antheil nehmen k�nne; nur so viel d�rfte indess als ausgemacht gelten, dass dieselbe niemals ohne Betheiligung des Periost's erfolgt, w�hrend sie andererseits ausschliesslich von diesem ausgehen und ohne Betheiligung der eigentlichen Knochensubstanz entstehen kann. F�r diese Annahme scheinen wenigstens die Auflagerungen zu sprechen, welche mit dem Periost von der Corticalsubstanz ohne Besch�digung dieser sich ab�l�sen lassen. Ausf�hrlicher auf diese Frage hier einzutreten, d�rfte �berfl�ssig erscheinen, da dieselbe f�r die Praxis von untergeordneter Be�deutung ist.
Tritt Osteophytenbildung an den Gelenkenden in Folge von Periostitis auf, so kann sich der Process auf die Gelenkkapsel fortsetzen und dadurch eine Ucberbr�ckung zu Stande kommen, in Folge deren die Beweglichkeit der beiden verbundenen Knochen an der betreffenden Stelle aufgehoben wird. Dies wird namentlich h�ufig an den Sprunggelenksknochen (bei Spat) und bei den Wirbelk�rpern des Pferdes beobachtet. � Der Knochen wird durch Osteophyten an der betroffenen Stelle mehr oder weniger betr�chtlich verdickt. Solche Verdickungen gelangen unter g�nstigen Ver�h�ltnissen entweder ganz oder theilweise wieder zur Resorption; es kann aber auch der Entz�ndungs- und Neubildungsprocess verschwinden und die Verdickung dauernd zur�ckbleiben.
Der Ausgang einer Periostitis in Eiterung ist bei unseren Hausthieren
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seltener und findet sich fast nur bei Knochenverletzungen, namentlich wenn der Knochen blos gelegt ist. Am h�ufigsten ist derselbe an den riachen Knochen desquot; Kopfes und an den Rippen beobachtet worden. M�glicherweise kann eine suppurative Periostitis ohne besondere Mit�leidenschaft der Knochensubstanz auftreten, indem in dem ser�s-plastisch-infiltrirten Periost reichlich Gef�sse sich entwickeln, das Bindegewebe zu einer gallertigen Intercellularsubstanz sich umwandelt, in welchem Wanderze�en auftreten. Eine solche Granulationsmasse kann bald fr�her, bald sp�ter zu Eiter sich verfl�ssigen. In weitaus den meisten F�llen wird die Corticalschicht des Knochens in Mitleidenschaft gezogen, so dass eine ulcerative Periostitis fast immer mit Caries superficialis ver�bunden auftritt. Ueberhaupt wird in Folge des Gef�sszusammenhanges nur selten oder nie eine etwas bedeutende und anhaltende Periostitis vor�kommen, ohne dass dieselbe auf die Oberfl�che des Knochens sich fort�setzt. Betheiligt sich die Corticalschicht des Knochens an dem Eiterungs-processe, wie dies leicht geschieht, wenn zwischen Corticalschicht und Periost Eiter sich angesammelt hat, so kann es zur Bildung eines Knochen�geschw�res kommen, welches von neugehildeten Knochenauflagerungen wulstf�rmig ums�umt ist. quot;Wo in Folge der Eiteransannnlung die von dem Periost an die Corticalsubstanz gehenden En�lhrungsgef�sse zerst�rt werden, da tritt nat�rlich oberfl�chliche Nekrose der betroffenen Partie des Knochen�gewebes auf.
Wie in anderen F�llen von Abscessbildung so wird auch bei suppu-rativer Periostitis der Eiter sich einen Weg nach aussen suchen und �ber kurz oder lang an einer Stelle der �usseren Haut zum Durchbruch kommen.
lieber den Ausgang einer Periostitis in Brand werden wir sp�ter sprechen.
Bei unseren Hausthieren kommt Periostitis am h�utigsten an solchen K�rperstellen vor, an welchen die �ussere Haut den Knochen unmittelbar �berzieht; dies ist vorzugsweise an den Extremit�ten und am Kopfe der Fall.
Veranlassung zur Entstehung von Knochenhautentz�ndungen k�nnen mechanische, und chemische Beize verschiedener Art werden, wenn sie die Knochenhaut direct oder indirect treffen (Schl�ge, St�sse, Erk�l�tungen, Verbrennungen, Dyscrasien etc.). Bei manchen Individuen treffen wir eine besondere Anlage zu periostalen (und anderen Knochen-) Erkran�kungen, die gew�hnlich ererbt ist, aber auch eine erworbene sein kann.
Der Verlauf der Knochenhautentz�ndung ist immer langsamer, als bei Entz�ndungen von Weichtheilen und neigt im Allgemeinen sehr zum
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chronischen. Selbstverst�ndlich sind hierbei die Entstehungsursachen und der Sitz des Leidens, sowie die Zeit des Eintritts einer entsprechenden Behandlung von bestimmender Wichtigkeit. Ueber letztere werden wir sp�ter reden.
Die Entz�ndung der eigentlichen Knochensubstanz, laquo;Ostitisraquo; (oder eigent�liche Knoclienentz�ndung) genannt, zeigt immer einen chronischen Verlauf, und zwar deshalb, weil die Gef�ssenveiterung, Zelleninfiltration und Durch--f'euchtung des Gewebes nicht in der Weise erfolgen k�nnen, wie dies bei(acuten) Entz�ndungen der Weichtheile der Fall ist. An vielen Stellen weiden die Blut-gef�sse von den Havers'schen Can�len so eng umschlossen, dass eine nennens-werthe Ausdehnung jener (Hyperaemie) nicht m�glich ist, bis eine Erweiterung dieser (der Havers'schen Can�le) stattgefunden hat; auch ist das Knochen�gewebe einer bedeutenderen Quellung, resp. Durchfeuchtung nicht f�hig, bis es seine starre Festigkeit mehr oder weniger eingeb�sst hat, was immer eist im Vei'laufe l�ngerer Zeit geschieht W�hrend z. B. das Bindegewebe durch den Entz�ndungsprocess sehr schnell in eine gallertige (eiweissreiche) Sub�stanz umgewandelt wird, dauert es bei Knochen immer l�ngere Zeit, bis eine Erweichung der harten Grundsubstanz in Folge der chemischen und physicalischen Ver�nderungen im entz�ndeten Knochengewebe sich ent�wickeln kann. Die Ostitis bietet, je nach dem sie in der compacten oder spongi�sen Substanz auftritt einige wesentliche Verschiedenheiten.
Die Entz�ndung der compacten Substanz ist gew�hnlich auf kleinere Strecken begrenzt, w�hrend die der Spongiosa diffus sich ausbreitet, so dass sie rasch �ber gr�ssere Strecken sich ausdehnt.
In der compacten Knochensubstanz tritt zun�chst eine mehr oder weniger umfangreiche Hyper�mie auf, in Folge deren die Gef�ss- oder Markcan�lchen sich allm�lig erweitern. Die dieselben umgebenden con-centrischen Lamellen werden resorbirt; in Folge dessen entstehen deut�lich sichtbare L�cken, die mit weichen (r�thlichen) Granulationen ausge�f�llt werden. Unter fortschreitender Wucherung des Granulationsgewebes schwindet das Knochengewebe an der erkrankten Stelle immer mehr und wird schliesslich in eine nur noch von zahlreichen Knochenbl�ttchen und Knochensplittern durchsetzte derbe, aber nicht mehr harte Gewebsmasse umgewandelt. Der entz�ndete Knochen erweicht in Folge der eben ge�schilderten Vorg�nge manchmal so betr�chtlich, dass er mit dem Messer geschnitten werden kann. Diesen Zustand bezeichnet man als laquo;rothe oder entz�ndliche Osteomalacieraquo; (r; fiaXaxia die Weichheit). Ueberwiegt die entz�ndliche Neubildung �ber die Resorption, so wird das erweichte Knochengewebe mechanisch auseinander gedr�ngt, wodurch der Knochen an
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Umfang zunimmt. � Nach der Maceration erscheint er dann in den ver�schiedensten Graden aufgehl�ht, osteoporotisch. � Von dieser entz�ndlichen ist die physiologische Osteomalacie, in Folge deren im h�heren Alter s�mmtliche Knochen von ihrer Peripherie aus allm�lig erweichen und re-sorbirt werden, zu unterscheiden.
Knochenerweichung kommt bei unseren Hausthieren in sehr ver�schiedenen Graden und unter sehr verschiedenen Umst�nden vor. Die�selbe tritt bald nur an einzelnen Knochen auf, bald verbreitet sie sich allm�lig auf die meisten oder gar auf alle Knochen des Scelets. Sie wird in der Veterin�rliteratur h�ufig mit lt;�hachitisgt; verwechselt.
Die Rhachitis ist eine Krankheit des jugendlichen Alters, deren Wesen haupts�chlich darin besteht, dass die Grundgewebe des Knochens (Knorpel und Bindegewebe) in Folge einer entz�ndlichen Beizung �berm�ssig wuchern, w�hrend die Ossification derselben sehr unvollkommen oder gar nicht erfolgt. Sie ist somit eine Erkrankung der Knorpel und kann nur in einem Alter auftreten, in welchem die Bildung des Scelets noch nicht vollendet ist. Ganz anders verh�lt sich dies mit der Osteomalacie; das Wesen dieser besteht n�mlich darin, dass in bereits vollst�ndig ausgebildetem Knochengewebe die harte Grundsabstanz weich wird, wodurch der Knochen seine Festigkeit verliert, biegsam wird. � Bei Milchk�hen habe ich einige Mal so bedeu�tende Erweichung der Beckenknochen angetroffen, dass ich mit der Hand kaum mehr zwischen den nach innen eingeknickten H�ftbeinen hindurch kommen konnte.
Die entfernteren Ursachen der Osteomalacie k�nnen verschiedene sein; kalkarme Nahrung, sowie gewisse Dyscrasien beg�nstigen ihren Eintritt in unverkennbarer Weise; ein mehr oder weniger chronischer Entz�ndungs-process d�rfte ihr stets als causa proxima zu Grunde liegen.
Chossat hat gefunden, dass man an Thieren k�nstlich Knochen�erweichung erzeugen kann, wenn mau ihnen eine an phosphorsaurem Kalk sehr arme Nahrung reicht. Dagegen lehrt die Erfahrung, dass weder Osteomalacie noch Rhachitis durch Darreichung von Calc. phosphor, allein mit Sicherheit geheilt werden, wenn nicht zugleich eine Reihe anderer di�tetischer und hygieinischer Bedingungen erf�llt werden.
In Folge der fortschreitenden Erweichung der Knochensubstanz kann schliesslich die Resorption dieser so sehr �berhand nehmen, dass an ein�zelnen Stellen der erkrankten Knochen fast nur das Feriost bleibt, welches manchmal entweder gar keinen oder (unter sp�rlicher Osteophytenbildung)
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nur einen geringen Antheil an der Erkrankung nimmt. (Bei Ehachitis hin�gegen ist das Perichondrium der kranken Knorpel stets stark ger�thet, verdickt und in eine saftige schwammige Masse verwandelt).
Bei Osteomalacie der compacten Substanz schmilzt diese nicht nur von der Markh�hle aus ein, so dass letztere an Umfang immer mehr gewinnt, sondern auch von den Haversischen Can�len aus, wodurch die Knochen�rinde also nicht nur d�nner, sondern auch por�ser und somit leichter zer�brechlich, aber nicht eigentlich br�chiger wird. -Die Vorg�nge, welche die entz�ndliche Osteomalacie bedingen, werden wir bald noch n�her kennen lernen.
Die Entz�nduny der spongi�sen Substanz combinirt sich stets mit einer Entz�ndung des in ihren Maschenr�umen eingelagerten Knochenmarkes, gestaltet sich somit von vorneherein als eine eigentliche laquo;Osteomyelitisraquo;. Durch die im Markgewebe auftretenden Granulationen werden die Knochen-pl�ttchen und B�lkchen immer mehr eingeschmolzen, so dass dieselben nur noch in rudiment�rer Verbindung mit einander bleiben. Die Grade der Einschmelzung k�nnen nat�rlich sehr verschieden sein und demnach der anatomische Befund. Das Mark sieht r�thlich, gallertig aus und ent�h�lt neben Granulationsinassen viel Fett. Dasselbe ist oft fl�ssiger, was namentlich in der grossen H�hle der Diaphyse in den fortgeschrittenen Graden der Osteomalacie und bei recht chronischem Verlaufe der betref�fenden Pr'ocesse sehr in die Augen f�llt.
Die in Folge einer Osteomyelitis sich bildenden Granulationen k�nnen allm�lig in verkn�cherndes Bindegewebe sich umwandeln und die L�cken des Knochens mit Knochensubstanz wieder ausf�llen, so dass hierdurch der Knochen verdichtet wird. (Siehe Knochenmarkentz�ndung.) Wenn das Periost fr�her oder sp�ter bei einer Ostitis an dem Eutz�ndungsprocesse sich betheiligt, so wird der verdichtete Knochen durch Auflagerung von neugebildeten Osteophyten mehr oder weniger verdickt. H�ufig nehmen auch die Bindegewebselemente, namentlich das umh�llende Bindegewebe der aus- und eintretenden Blutgef�sse der Knochensubstanz an der Knochen�neubildung Antheil; aus den Haversischen Can�len treten nicht selten sp�ter ossificirende Granulationen an die Oberfl�che des Knochens und tragen zu dessen Verdickung mit bei. In solchen F�llen k�nnte man die Verdickung, resp. den Knochenauswuchs, mit Recht laquo;Exostosegt; nennen.
Die Bildung von Eiter kommt im Knochen ganz analog, wie in den Weichtheilen zu Stande. Im entz�ndeten compacten Knochengewebe kann das in den Gef�sskan�lchen ausgebildete Granulationsgewebe eiterig zer-
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fallen oder es kann an der Oberfl�che des Knochens Eiter sich bilden, wie dies bei Thieren namentlich dann gescbleht, wenn der Knochen des Periosts beraubt ist. Wie von diesem, so kann auch von der Markh�hle aus die Corticalschicht in einen Entz�ndungszustand versetzt werden. Demnach unterscheidet man eine Ostitis externa und interna, und wenn dieselbe in Eiterung �bergeht eine Caries superficialis und centralis. Auf letztere kommen wir bei der Entz�ndung des Knochenmarkes ausf�hrlicher zur�ck. Der Name lt; Caries gt; wurde fr�her ausschliesslich f�r den mit Eiterung ver�bundenen Verschw�rungsprocess, f�r ein offenes Knochengeschw�r gebraucht; heute wird derselbe vielfach synonym mit laquo;chronischer Ostitis und Knochen�aufl�sung gt; gebraucht. So z. B. bezeichnen Virchow und Volk mann mit laquo;Caries siccagt; eine Knochenzerst�rung mit Granulationswucherimg ohne Eiterung.
In Folge von Knochenvereiterung kann auch Nekrose entstehen, wenn n�mlich die Gef�sse zerst�rt werden, welche die betreffenden Knochen mit Blut versehen. Es werden dann zeitweise bald kleinere, bald gr�ssere Knochenst�ckchen abgestossen und dem Eiter beigemengt. Nach Verwun�dungen und Quetschungen des Knochens treten gern Eiterungen auf, welche das Periost auf gr�ssere oder kleinere Strecken abl�sen oder zerst�ren und dadurch zur oberfl�chlichen Nekrose des Knochens f�hren. Ueberhaupt zieht jede eiterige Periostitis leicht Necrose nach sich, und zwar lt;Nekrosis superficialis oder Exfoliatiom-, wenn der subperiostale Abscess fr�hzeitig nach aussen durchbricht. Geschieht dies nicht, so geht vom �usseren Periost und von den benachbarten Theilen eine Knochenneubildung aus, welche den Eiter und das nekrotische Knochenst�ck kapselartig um-schliesst. Diese Nekrose bezeichnet mau als laquo;Nekrosis centralism Geht dieselbe von der Markh�hle aus, oder von einer Entz�ndung der eigent�lichen Knochensubstanz, so dass der Eiter im Knochengewebe oder in der Markh�hle gebildet wird, dann wird der Knochen aufgebl�ht; Eiter und Sequester liegen in der im Knochen selbst entstandenen H�hle. Im Inneren des Knochens findet sich ein mit dickem Eiter gef�llter Abscess, welcher das nekrotische Knochenst�ck umsp�lt. Die aus einer ziemlich dicken Bindegewebsschicht gebildete Abscessmembran zeigt innen Granu�lationsbildungen und ist nach aussen von der verdickten und stark sclero-sirten Corticalschicht umgeben. Die Abscessh�hle wird an einer oder an mehreren Stellen von Fistelg�ngen durchbrochen und tritt durch diese mit den Weichtheilen und sp�ter mit der K�rperoberfl�che in Verbindung.
Wenn ein gr�sseres Knochenst�ck (oder gar ein ganzer Knochen) nekrotisch wird, so bezeichnet man dies als laquo;Nekrosis totalisi-; bei derselben
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tritt im Periost und in den umgebenden Weichtheilen eine sehr lebhafte Bildung von sp�ter verkn�cherndem Gram�ationsgewebe ein, welches das abgestorbene Knocbenst�ck einkapselt. Im Inneren dieser Kapsel wird eben�falls stets Eiter erzeugt, von welchem das necrotische Knocbenst�ck be�st�ndig umsp�lt und allin�lig zerst�rt wird.
Durch die in der Kapsel vorhandenen Oefihungen (Kloaken) dringt der Eiter in die umliegenden Weichtheile. welche stets in den Eiterungs-process mit hineingezogen werden. Der Abscess gelangt dann in der Hegel �ber kurz oder lang an der �ussercn Haut zum Durchbrach.
Ein necrotisches Knocbenst�ck nennt man laquo;Sequesterraquo;: ein gr�sserer Sequester wird in der Regel erst dann von dem lebendigen Knochen ab-gestossen, wenn die um jenen neu gebildete Knochenkapsel (Sequesterlade) stark genug ist, das verlorene Knochenst�ck zu ersetzen. Man erkennt einen Sequester daran, dass man bei bestehender Eiterung mit der Sonde den betreffenden Knochen fest, hart und uneben f�hlt, zuweilen auch bewegen kann. Bei Caries, namentlich der Spongiosa f�hlt man den kranken Knochen erweicht.
Bei Caries necrotica. d. b. wo Caries und Gekr�se gleichzeitig vor�handen ist, wie dies bei etwas acut verlaufender Entz�ndung spongi�ser Knochen zuweilen vorkommt, f�hlt man mit der Sonde weiche und harte Knochenmassen, letztere je nach Umst�nden beweglich.
Die compacte Knochensubstanz hat im Allgemeinen eine geringere Dis�position prim�r zu erkranken als die spongi�se. welche �fter von chroni�schen Entz�ndungsprocessen befallen wird: diese sind (aus nahe liegenden Gr�nden) stets gemischster Natur und in der Regel, namentlich an den Gelenkenden, hartn�ckiger als in der compacten Knochensubstanz. Wir werden dieselben besser verstellen, sobald wir die Entz�ndung des Knochen�markes kennen gelernt haben.
Die Knochenmarkeniz�ndung oder laquo;Osteomyelitis QivsXog Mark) be�ginnt mit einer st�rkeren Injection der Blutgef�sse, welcher bald zahlreiche kleine Blutungen und die Ausschwitzung eines gelblichen und sulzigen Exsudates folgen, wodurch das Knochenmark eine dunklere F�rbung erh�lt.
Im spongi�sen Gewebe werden die Maschenr�ume mit einer weichen, r�thlichgrauen Granulationsinasse erf�llt, welche die Knochenb�lkchen allm�lig verdr�ngt (dasselbe geschieht auch, wenn gleich langsamer, an der inneren Fl�che der Rindensubstanz, indem das saftige Granulations�gewebe in die Gef�sskan�lchen allm�lig eindringt); die Knochenplatten der
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Corticalschicht werden durch die Wucherungen im Markgewebe ausein-andergedr�ngt und dadurch die erkrankte Knochenstelle umfangreicher.
Die Knochenmarksentz�ndung f�hrt zur Verdichtung und Verdickung des Knochens, wenn das in den Markr�umen gebildete Granulationsgewebe ossificirt und mit den noch vorhandenen kn�chernen Scheidew�nden ver�schmilzt. In diesem Falle kommt die Verdiekung des Knochens also nicht durch Auflagerungen von aussen, nicht durch Osteophytenbildung, sondern durch Auseinanderweichen der llindensabstanz und durch Ossification des granulireuden Markgewebes zu Stande. Eine solche Osteomyelitis nennt mai} eine lt;sclerosirendegt; (von �xh^ooc hart, fest). Ossificiren die Granulationen des Markgewebes nicht, so wird mit ihrer Zunahme und der fortschreitenden Resorption der Tela ossea der betroffene Knochen an Festigkeit immer mehr verlieren. Zuweilen entstehen aus diesen Granulationen graue, sehr derbe Bindegewebsmassen, welche blos noch an einzelnen Stellen von nicht mehr unter sich zusammenh�ngenden Knochensplitterchen und Pl�ttclien durch�setzt sind. Die Rindensubstanz kann so weit zur Resorption gelangen, dass dieselbe an manchen Stellen nur noch papierdick ist. Der Knochen wird dann in der Regel unf�rmlich dick und in eine umfangreiche, festweiche, fleischartige Masse verwandelt. Dieser hohe Grad der sogenannten laquo;rare-ficirendenraquo; (von rarefacere = locker machen) Osteomyelitis, wurde fr�her laquo;Caries carnosa, oder Carnificatio ossisraquo; (von caro Fleisch) bezeichnet. Die diffuse entz�ndliche Erweichung kann sich bei Osteomyelitis der Epiphysen auf die Gelenkknorpel fortsetzen, indem diese von zapfenf�rmigen Mark�granulationen durchbrochen werden, so dass mehrere feine Durchl�cherungen entstellen, welche senkrecht gegen die Gelenkfi�che gerichtet sind (Arthocace von aaamp;Qov Gelenk und xux�g schlecht). Diese Art der Knorpelzerst�rung findet sich nie bei Gelenkentz�ndungen, welche von den Weichtheilen aus�gegangen sind. Nach Durchbreclumg der Gelenkknorpel wird das Gelenk in weitere Mitleidenschaft gezogen.
Tritt bei Knochenmarkentzundung Eiterung ein, so beschr�nkt sich dieselbe meist auf eine kleinere Stelle; der Abscess kommt dann sp�ter an einer benachbarten Stelle der K�rperoberfl�che zum Durchbruch. Die Entz�ndung des Knochenmarks combhnrt sich in der Regel, namentlich in spongi�sen Knochen, mit Ostitis und umgekehrt diese mit jener (s. S. 319).
Im Allgemeinen werden Knochenentz�ndungen bei unseren Hausthieren h�ufig durch mechanische Einwirkungen oder durch Ausbreitung eines Krankheitsprocesses von den Weichtheilen her, verursacht. Nach �usseren Einwirkungen, welche in Folge ihrer Beschaffenheit und ihres Ortes eine Verletzung des Periosts. oder dieses und des Knochengewebes bewirkt
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haben, was nicht immer sofort mit Sicherheit erkannt werden kann), darf man nie vergessen, dass Periostitis oder Ostitis sich stets langsam entwickeln, so dass nicht selten erst mehrere Tage nach Einwirkung der mechanischen Gewalt die Thiere anfangen zu lahmen. Schl�ge an K�rper�stellen, an denen die Knochen nur von der ausseien Haut gedeckt sind, m�ssen deshalb in Bezug auf ihre Folgen anfangs stets mit Vorsicht beur-theilt werden.
Am h�ufigsten kommen traumatische Knochenerkraukungen im Allge�meinen wohl bei Pferden vor, und zwar vorzugsweise an den Extremit�ten, namentlich am Sprunggelenke; seltener am Kronen- und Fesselgelenke. In Folge derselben k�nnen Ueberbr�ckungeu von einem Knochen zum andern sich bilden, wodurch die Articulation wesentlich beschr�nkt oder ganz aufge�hoben wird, wie solches bei Pferden an den Wirbelk�rpern und an der Amphiarthrose des Sprunggelenkes �fter und besonders dann geschieht, wenn der Entz�ndungsprocess das Periost und die Gelenkb�nder betrifft.
Osteomyelitis entstellt in den selteneren F�llen durch Fortpflanzung des Entziindungsprocesses, resp. der Eiterung von der Knochenrinde her; h�ufiger ist dieselbe die Folge einer starken Ersch�tterung oder nicht n�her gekannter Dyskrasien. Sie kann eine Zeit laug ohne auffallende Theil-nahme der compacten Substanz oder des Periosts bestehen, w�hrend die Knochenpl�ttchen der Spongiosa fr�hzeitig mit afficirt werden.
In Folge dyscrasischer Zust�nde k�nnen �ber das ganze Skelet ver�breitete Knochenerkiankungen bei unseren Hausthieren sich entwickeln, z. B. die Kuochenbr�cliigkeit des Rindes, Osteoporose des Pferdes u. dgl.; erstere kommt manchmal epizootisch und h�ufig enzootisch vor. Sie ist an gewissen Orten station�r (enzootisch), w�hrend sie in anderen Gegenden so gut wie g�nzlich unbekannt ist; aber auch hier kann sie unter beson�deren Umst�nden auftreten und manchmal eine grosse Verbreitung ge�winnen. So sah ich dieselbe nach dem trocknen Sommer des Jahres 1867 h�ufig, Yorzugsweise unter den tr�chtigen und milchgebenden K�hen meines damaligen kreisthier�rzilichen Bezirkes, in welchem man fr�her dies Leiden so gut wie gar nicht kannte.
Die Prognose richtet sich hei Knochenentz�ndungen wesentlich nach den �tiologischen Momenten.
Traumatische Knochenentz�ndungen sind im Allgemeinen g�nstiger zu beurtheilen als dyscrasische; aber auch bei diesen kann das Leiden h�ufig gehoben werden, wenn die der Dysciasie zu Grunde liegenden Ursachen bekannt und zu entfernen sind. Man vergesse bei der Beurtheilung nie, dass Knochenentz�ndungen immer einen mehr chronischen Verlauf haben
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und dass in Folge dessen die Eutz�ndungserscheinungen der zweckm�ssigsten Eeliandlung nicht selten l�ngere Zeit widerstehen, ohne dass sichtbare Besserung hervortritt. So k�nnen z. B. bei einer mechanischen Verletzung des Periost's oder des Knochens acht Tage nach Einwirkung der �usseren Gewalt verstreichen, bevor die Erscheinungen der Entz�ndung wahr�nehmbar werden; es k�nnen diese. namentlich Schmerz und Knochen-geschwulst, dann einige Woche i hindurch permanent steigen, so dass, obgleich die Behandlung eine ganz zweckm�ssige ist, erst nach Verlauf von etlichen Wochen allniiilig Besserung eintritt. indem die Schmerzen und Geschwulst allmillig abnehmen und erstere in kurzer, letztere hingegen immer erst nach l�ngerer Zeit, oft erst nach Monaten sich ganz verlieren.
Dyscrasische Knochenentz�ndungen werden erst nach Beseitigung der sie verursachenden Dyscrasien heilen. Wo diese bekannt und entfernbar sind, k�nnen auch die auf denselben basirenden Knochenentz�ndungen voll�kommen oder mit Hinterlassung gewisser Entz�ndungsfolgezust�nde heilen.
Die Therapie besteht bei localen Knochenentz�ndungen vorzugsweise in der �rtlichen Application entz�ndungswidriger, resp. ableitender Mittel. K�lte, namentlich fortgesetzte Begiessungen mit kaltem Wasser oder Eisaufschl�ge, bei unverletzter �usserer Haut Einreibungen der Cantha-ridensalbe, bis eine kr�ftige Ausschwitzung und Krustenbildung eingetreten ist, sp�ter Einreibungen von resorbirenden Mitteln, der verschiedeneu Jod-und Quecksilber-Salben, der Terpentinseife, der Gebrauch des scharfen Masters u. s. w. werden den Fortgang der Heilung wesentlich f�rdern.
Da gr�ssere Sequester erst nach langer Zeit (nach Jahr und Tag) durch den andauernden Eiterungsprocess entfernt werden, so wird man in geeig�neten F�llen auch in der thier�rztlichen Praxis die Sequesterlade in kunstgerechter Weise �tfnen und den Sequester extrahiren; man nennt diese Operation laquo;Sequestrotomiegt;: dieselbe wird in der Menschenheilkunde jetzt h�ufig mit grossem Nutzen ausgef�hrt. Es werden dadurch die lang�wierigen Eiterungsprocesse, welche nur allm�lig zur Aufl�sung und Elimi-nirung des Sequesters f�hren und die Patienten immer sehr herunter�bringen oder ganz zu Grunde richten, coupirt.
Man muss bei Ausf�hrung der Operation in der Veterin�rpraxis namentlich darauf sehen, dass die Sequesterlade (durch Er�ffnung derselben) nicht in dem Masse geschw�cht wird, dass sie in Folge dessen w�hrend der Operation oder nach derselben bricht. Wo hierzu Gefahr vorhanden ist, wird man selbstverst�ndlich auf die Ausf�hrung der Sequestrotomie verzichten.
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Nach der operativen Entfernung des nekrotischen Knochenst�ckes f�llt sich die Sequesterlade in der Regel in verhaltnissm�ssig kurzer Zeit durch ossificireude Granulationen.
Bei dyscrasischen Knochenentz�ndungen wird die Therapie eine verschiedene sein. Im Allgemeinen hat dieselbe hier die Aufgabe, durch eine entsprechende Di�t und die Anwendung innerlicher Mittel die Dyscrasie zu beseitigen. Es geh�rt die Behandlung dieser Zust�nde somit eigentlich mehr in das Gebiet der speziellen Pathologie und Therapie. Ich will des�halb hier auch nur kurz bemerken. dass ein entsprechender Wechsel in der F�tterung oft allein ausreicht, um eine g�nzliche Heilung der Osteo-malacie bei nicht allzu weit vorgeschrittenen Ver�nderungen zu bewirken.
Vennehrung und Abnahme der Masse eines Knochens mit Ver�nderung seiner Textur kommt, wie tr�ber gezeigt wurde, als Eolge von Entz�ndung h�ufig vor. Dagegen ist eine eigentliche Hypertrophie oder Atrophie des Knochens, d. h. eine Vermehrung oder Verminderung (Zunahme oder Ab�nahme) seiner Masse ohne Texturver�nderung seltener. Eine eigentliche Hypertrophie oder Hyperplasie, d. b. ein Riesenwachsthum wird bei unseren Hausthieren wohl nur an den Sch�delknochen solcher Individuen beobachtet, welche mit Hirnh�hlenwassersucht geboren werden. Bei den�selben erreichen besonders die Stirn- und Scheitelbeine eine Uinfangsver-mehrung nach allen Seiten, ohne dass die histologische Structur des Knochens eine wahrnehmbare Aenderung erleidet.
Eine Atrophie ohne Texturver�nderung d�rfte vielleicht noch seltener sein, wenngleich dieselbe h�utiger ohne vorausgehende Entz�ndung eintritt; so zum Beispiel im hohen Alter, dann in Folge von Druck benachbarter Theile etc.
F�r die klinischen Zwecke erscheint es immerhin rathsam, in jedem Falle den Krankheitszustand zu ermitteln, durch welchen eine Vermehrung oder Verminderung des �mfangs eines Knochens bedingt wird.
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Knocheubr�che.
Als Knochenbrach (Fractura von frangere brechen) bezeichnet man eine so erhebliche Continuit�tstrennung der Tela ossea, dass dadurch der Zusammenhang des betroffenen Knochens bedeutend geschw�cht oder an einer oder mehreren Stellen ganz aufgehoben ist. Man unterscheidet voll�st�ndige und unvollst�ndige, einfache und complicirte Knochenbr�che oder Fraeturen.
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Unter vollst�ndigen Fracturen versteht man solche, wo der betreffende Knochen in zwei oder mehr St�cken zerbrochen ist, die entweder gar keinen oder nur einen geringen Zusammenhang mehr haben. In diesem Falle unterscheidet man: Querbr�che, L�ngsbr�che, schiefe Br�che, Splitter�br�che, gez�hnte Br�che, einmalige und mehrmalige Br�che desselben Knochens etc. Was man unter diesen Ausdr�cken zu verstehen hat, braucht wohl nicht erst auseinandergesetzt zu werden.
Bei vollst�ndigen Fracturen k�nnen die Fragmente in ihrer normalen Lage verharren oder in verschiedener Weise verschoben (dislocirt) werden. Eine einfach seitliche Verschiebung der Fragmente wird als laquo;dislocatio ad latusraquo; bezeichnet; bilden die Fragmente einen Winkel, wie ein ge�knickter Stab, so bezeichnet man dies Verh�ltniss als laquo;dislocatio ad axingt;. Hat sich ein Fragment mehr oder weniger um seine A.xe gedreht, so nennt man dies eine ulislocatio ad peripheriamraquo;; liegen die Bruchenden neben einander, so dass sie in der L�ngenrichtung verschoben sind, so nennt man dies eine laquo;dislocatio ad longitudinemraquo;. Diese Bezeichnungen sind kurz und pr�cis; Jeder, der die zum Studium einer medicinischen Wissenschaft erforderlichen Sprachkenntnisse besitzt, wird sich dieselben mit Leichtigkeit aneignen.
Unvollst�ndige Fracturen sind solche, wo nur eine theilweise, also keine die ganze Breite oder L�nge des Knochens durchdringende Trennung der Gewebe stattgefunden hat. Man untertscheidet: Fissuren und Infractionen.
Fissuren sind Spalten oder Risse, welche am h�ufigsten bei platten, aber auch an R�hrenknochen (neben und ohne Fracturen) vorkommen; der Spalt oder Eiss kann klaffen oder nicht. Die Infraction ist ein partieller Bruch, der in der Regel nur bei sehr elastischen Knochen vorkommt und am leichtesten durch Einknickimg des Schafts einer G�nsefeder zur An�schauung gebracht werden kann. Aussei- diesen beiden Hauptformen unvoll�st�ndiger Fracturen kommen, namentlich h�ufig in der Kriegschirurgie, auch noch �hnliche Verletzungen durch Kugeln, S�belhiebe etc. vor, welche man als Lochfractur, Absplitterung u. s. w. bezeichnet. Lochfracturen werden an gewissen Knochen des Kopfes auch durch die Trepanation �fter absichtlich erzeugt.
Eine einfache Fractur ist eine solche, mit welcher keine nennenswerthe Quetschung oder Zerreissung, namentlich keine Hautwunde, verbunden ist. Man bezeichnet eine solche Fractur auch wohl als eine lt;subcutanegt;.
Complicirte Fracturen gibt es demnach verschiedener Art, indem ein
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Knochenbruch durch Quetschungen der Weichtheile, Verletzung derselben durch Knochenspitzen, Splitter u. s. w. vielfach complicirt werden kann. Wenn man dagegen kurzweg von complicirten Fracturen spricht, so ver�steht man darunter gew�hnlich Knochenbr�che, die mit Hautwunden ver�bunden sind. Obgleich dies streng genommen ungenau ist, (weil es nicht nur weniger schlimme, sondern auch viel bedeutendere Complicationen gibt), so bleibt diese Bezeichnung f�r die Praxis dennoch ganz brauchbar. Wenn z. B. Fracturen des Sch�dels eine Hirnquetschung, oder Rippenbr�che eine Zerreissung des Lungengewebes verursacht haben, so sind dies gewiss erhebliche Complicationen, selbst wenn die �ussere Haut unverletzt ist. Aber gerade deshalb, weil in solchen F�llen das Gehirn-, resp. Lungen�leiden viel bedeutungsvoller f�r den Gesammtorganismus ist, als der Knochenbruch, so spricht man dann lieber von einer Hirnquetschung oder Lungeuzerreissung in Folge einer Sch�del- oder Rippenfractur.
Die Ver�nderungen, welche nach Knocheubr�chen an den Wundr�ndern der beiden Knochenfragmente eintreten, weiden wir nach dem �ber Knochen-entz�nduugen Vorausgeschickten leicht verstehen. Ob und in welcher Zeit diese Ver�nderungen eine Heilung des Bruches, resp. eine Wiedervereini�gung der beiden Knochenst�cke zur Folge haben wird, ist vor allen Dingen davon abh�ngig, ob der Knochen nicht zu kleineren St�cken zersplittert oder gar zertr�mmert ist, und ob die Fragmente wieder in eine mindestens ann�hernd normale Lage gebracht und in dieser f�r eine bestimmte Zeit ruhig erhalten werden k�nnen. Die Beschaffenheit des Bruches und der Ort, resp. die K�rperstelle, wo derselbe stattgefunden hat, kommen dem�nach in erster Linie in Betracht.
Ein entsprechendes ruhiges Verhalten des betreffenden Individuums wird die Heilung wesentlich beg�nstigen; auch von dem Allgemeinbefinden des Thieres wird dieselbe mit abh�ngen.
Bevor wir die an den Bruchenden auftretenden Heilprocesse n�her betrachten, will ich, ohne auf die Behandlung der Knochenbr�che vor der Hand n�her einzutreten, nur bemerken, dass die richtige Aneinanderlage-rung der Fragmente eine wesentliche Heilbedinguug ist und deshalb in allen F�llen so gut wie m�glich bewirkt werden muss; lose Knochensplitter m�ssen entfernt werden, weil dieselben als fremder Reiz wirken und den Heilprocess beeintr�chtigen.
Da die Fracturen weitaus am h�ufigsten die langen Knochen betreffen, so will ich den Heilungsprocess an einem gebrochenen R�hrenknochen in
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Folgendem etwas n�her schildern und durch eine beigegebeue schematische Zeichnung die Anschauung der Hauptmomente gewissermassen versinnlichen.
An den Fragmentenden und in deren Nachbarschaft tritt zun�chst ein mehr oder weniger betr�chtliches Extravasat auf, die Weichtheile schwellen um die Bruchstelle an, indem sie elastisch fest werden; die Muskeln und das Unterhautbindegewebe erhalten ein speckiges Aussehen. Die so be�schaffenen Weichtheile bilden zun�chst eine nicht sehr dicke, spindel�f�rmige Geschwulst um die Fragmentenden. An diesen ist das Feriost. zuweilen etwas von der Corticalsubstanz abgel�st und h�ngt stets mit den plastisch infiltrirten Weichtheilen innig zusammen. In den Bruch�enden selbst entsteht eine Neubildung, in Folge deren das Mark, die Havers'schen Kan�lchen, das Feriost und die anliegenden Muskeln und Sehnen intiltrirt werden. Diese entz�ndliche Neubildung besteht auch hier zun�chst aus kleinen rundlichen Zellen, welche sich massenhaft vermehren und die infiltrirten Gewebe verdr�ngen. Im Knochenmarke schwinden namentlich die Fettzellen in dem Maasse, in welchem die Wanderzellen in demselben auftreten. In den Havers'schen Kan�lchen erscheinen bis zu einiger Entfernung von den Bruchstellen der Fragmente zun�chst zwischen den Bindegewebsb�ndeln, welche die Gef�sse umgeben, reichlich Zellen. Durch eine zu st�rmische Zellenproliferation daselbst k�nnen die Blutgef�sse vollst�ndig comprimirt und dadurch Nekrose des infiltrirten Bruchendes herbeigef�hrt werden. Erfolgt indess die Zellen�vermehrung in den Gef�sskan�lchen langsamer, so werden diese durch allm�lige Resorption ihrer Wandungen weiter und die Blutgef�sse in den�selben durch Schlingenbildung vermehrt. Wie diese llesorption zu Stande kommt, ist zur Zeit noch nicht bestimmt ermittelt; die angeh�uften Zellen, besonders die vielkernigen Biesenzellen (von K�iliker laquo;Osteoklastenraquo; genannt) und die neugebildeten Gef�ssschlingen d�rften vielleicht einen wesentlichen Antheil an derselben haben. Die Erweiterung der Havers'schen Can�lchen ist bald eine mehr gleichm�ssige, bald eine ungleichmassige (buchtige). Die Zelleninfiltration im Bindegewebe des Knochens bietet an und f�r sich nirgends etwas Besonderes; dieselbe bildet in Folge der anatomischen Verbreitung des Bindegewebes in der Knochen- und Marksubstanz sowie im Feriost ein zusammenh�ngendes Ganze. Die Zellenproliferation ist mit Bildung von Granulationen verbunden und wird die durch beide zu Stande gebrachte Neubildung laquo;Callusgt; genannt. Derselbe tritt sowohl an der �usseren Um-fl�che und in den Markr�umen, wie auch an der Bruchfl�che der Knochen�fragmente auf und w�chst sich, bis zum Zusammentreffen und Verschmelzen mit einander, entgegen. Letzteres erfolgt ganz in derselben Weise, wie bei
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der Zusammenheilung getrennter Weichtheile. Die Knochenk�rperchen
scheinen an den geschilderten Vorg�ngen keinen activen Antheil zu nehmen; das Knochengewebe wird wahrscheinlich (ebenso wie die Weichtheile) bei einer gewissen H�he des Entz�ndungsprozesses aufgel�st und durch neues ersetzt.
Indem durch die Neubildung in den Bruchenden die Knochensubstanz verdr�ngt wird, muss der Knochen an der betreffenden Stelle selbstver�st�ndlich zun�chst por�s werden. Die dadurch entstehenden L�cken in dem Gewebe der Fragmentenden werden indess sp�ter durch Verknocherung der Neubildungen wieder ausgef�llt. Der Ossiticationsprocess kommt hierbei in ganz normaler Weise entweder direct oder indirect zu Staude. indem im letzteren Falle die Neubildungen erst in Knorpel sich verwandeln. Es richtet sich dies vorzugsweise nach der Thierart, welcher das betreffende Individuum angeh�rt; so z. B. pflegt der junge Callus bei Kaninchen stets erst in Knorpel umgebildet zu werden, w�hrend er bei �lterelaquo; Hunden in der Kegel direct verkn�chert. Der Grund dieser Verschiedenheit ist bis jetzt v�llig unbekannt. W�hrend die Neubildungen, welche in den durch Resorption erweiterten Gef�sskan�lchen sich angeh�uft haben, bereits ver�kn�chern und so die erweiterten L�cken mit Knochensubstanz wieder aus�f�llen, dauert die Zellenproliferation im Marke und an der Knochenober-fl�che noch einige Zeit fort.
Eine Periostitis oder Osteomyelitis, welche vorwiegend oder aus-schliesslich zur Bildung von neuem Knochengewebe f�hrt, nennt man eine laquo;osteoplastischeraquo;. Bei den eben geschilderten Heilungsvorg�ngen ist der Callus das Product der osteoplastischen Entz�ndung.
Das urspr�ngliche Periost der Fracturenden wird in dein neu gebil�deten Callus miteingeschmolzen, an der Aussenfl�che dieses (des neu ge�bildeten Callus) bildet sich dann ferner zun�chst ein dichtes Bindegewebe, welches sp�ter zum neuen Periost sich umgestaltet.
Der aus den umliegenden Weichtheilen hervorgegangene, zuerst knor�pelige Callus umschliesst die Fracturenden spindelf�rmig; in demselben treten eigenth�inlich gestreckte Gef�ssst�mmchen auf, welche fast im rechten Winkel in den Knochen eindringen. Die Verknocherung des Callus tritt zun�chst mantelartig um diese Gef�sse herum ein, so dass mau kleine, parallel laufende Knochens�ulchen, welche nat�rlich gleichfalls ziemlich rechtwinkelig auf der L�ngsachse des Knochens stehen, namentlich mit der Lupe deutlich wahrnehmen kann. Der aus diesem Callus hervorgehende Knochen ist durchweg por�s und wird (nach Dupuytren) laquo;provisorischer Gallusgt; genannt. Nach und nach verkn�chert sowohl der periostale, wie
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auch der eudostale Callus ganz, so dass dadurch die Fracturenden zun�chst wieder fest mit einander verbunden werden. Sobald die Markh�hle mit fester Knochenmasse ausgef�llt ist, wird die theilweise Functionsf�higkeit um so mehr wieder hergestellt sein, als die Fracturenden auch an ihrer �usseren Fl�che ziemlich weit nach unten und oben von dem �usseren Callus um�schlossen werden. Der eigentliche Knochencallus, durch welchen die defi�nitive Verwachsung der Corticallamellen an der Bruchstelle vermittelt wird, bildet sich erst nach erfolgter Herstellung des Zusammenhanges der Knochen�fragmente durch den (provisorischen) periostalen und endostalen Callus.
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Fig. 17.
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Die weiteren Ver�nderungen beziehen sich nun zun�chst auf die spongi�se Substanz des Callus. Dieselbe h�rt auf sich zu vergr�ssern, die in der Markh�hle gebildete Knochensubstanz, so�wie ein grosser Theil des �usseren Callus wird allm�lig resorbirt. w�hrend die Knochenneu-bildung zwischen den Corticalschichten an den Fracturenden allm�lig in dem Maasse an Dichtig�keit zunimmt, dass sie vollst�ndig die normale H�rte der Rindensubstanz erlangt. Dadurch wird die Fractur allm�lig so vollkommen geheilt, dass man am lebenden Thiere nach vollendeter Heilung die Bruchsteile kaum oder gar nicht mehr her�ausfindet, falls nicht die Fragmente an der Bruch�stelle eine Verschiebung oder unpassende Zu�sammenstellung erfahren hatten. Bei Kaninchen ist der ganze Process an einem R�hrenknochen in circa 26 bis 28 Wochen abgeschlossen; bei gr�s-seren Thieren dauert derselbe bedeutend langer, so dass selbst bei (jungen) Pferden und Rindern jedenfalls �ber ein Jahr vergeht, bevor er voll�st�ndig beendet ist. Selbstverst�ndlich k�nnen indess die Thiere bei regelm�ssigem Verlaufe weit fr�her wieder zur (anfangs leichteren und sp�ter auch zur schwereren) Arbeit verwendet werden. Bei unseren grossen Hausthieren kann in g�nstigen F�llen der Patient aus dem Bauchgurte (H�nge�oder Unterst�tzungsgurte) etwa 4 bis 6 Wochen nach einem Beinbruche genommen und zun�chst vorsichtig etwas gef�hrt werden.
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Durchschnitt eines K�hrcn-knochens, w�hrend der Heilung einer Fractur in der Diaphyse desselben, a a laquo; a. Compacto, e e. Spougi�se Substanz, h amp;. Acusserer, c c. In�nerer, d (l. Intermediiirer oder definitiver Callus, ff ff. Periost, welches �ber dem �usseren Callus neu sich gebildet hat.
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Die Heilung von Fracturen macht bei Thieren im Allgemeinen nur deshalb gr�ssere Schwierigkeiten als beim Menschen, weil es in vielen F�llen sehr schwer oder ganz unm�glich ist, die dislocirten Fracturenden richtig aneinander zu setzen und bis zu ihrer festen Wiedervereinigung (durch die prim�re Callusbildung) ruhig in ihrer Lage zu erhalten. Wo eine Dislocation der Fragmente nicht erfolgt, oder wo die Reposition der�selben in ihre normale Lage ganz oder ann�hernd m�glich ist, und wo dieselbe in dieser Lage bis zur festen Wiedervereinigung ruhig erhalten werden k�nnen, da gelingt die Heilung bei Thieren eben so leicht und ehen so vollkommen, als beim Menschen. Ich habe vor 20 Jahren bei einem f�nfj�hrigen Pferde eine Fractur des rechten Oberarmbeines so voll�kommen heilen sehen (um nicht zu sagen geheilt), dass das Thier seine volle Brauchbarkeit und somit seinen fr�hern Werth bereits nach einigen (3 bis 4) Monaten wieder erlangt hatte.
Wenngleich die Veterin�rmedicin es in der chirurgischen Praxis nie so weit bringen wird als die Menschenheilkunde, so ist doch die Veterin�r�chirurgie noch einer grossen Vervollkommnung f�hig; dieselbe wird nicht lange auf sich warten lassen, wenn an den thier�rztlichen Bildungsanstalten ebenso wie an den medicinischen Facult�ten die verschiedenen Disciplinen durch besondere Specialisten gelehrt und ge�bt werden.
Was die Fracturen platter und spongi�ser Knochen anbetrifft, so ist zu bemerken, dass die Heilung derselben in der n�mlichen Weise zu Stande kommt, wie vorhin angegeben wurde. Die Dislocation der Fragmente und die Bildung des �usseren Callus ist in der Regel geringer als bei R�hren�knochen. Die R�ume der spongi�sen Substanz in der n�chsten Nachbar�schaft der Fractur werden mit Knochensubstanz ausgef�llt, welche sp�ter zum Theil wieder resorbirt wird.
Werden bei Dislocation der Brucheuden diese nicht wieder in die richtige Lage gebracht, so entsteht theils von der ganzen Oberfl�che der dislocirten Fragmente, theils zwischen denselben in den Weichtheilen und mit Zerst�rung dieser, ferner auch von der Markh�hle aus eine so betr�cht�liche Callusbildung, dass die Fragmente in einer gewissen L�nge von Knochenmasse umgeben und zusammengel�thet werden. Je grosser der Reizungsbezirk der Fragmente ist, um so verbreiteter stellen sich auch die zum Zwecke der Heilung auftretenden Neubildungen ein. Und auch in diesen F�llen thut die Natur hinterher ihr M�glichstes, um im Laufe der Zeit die meist betr�chtlichen Verdickungen auf ein Minimum zur�ckzu�f�hren. Durch Resorptions- und Venliehtungsprocesse weiden Unebenheiten der verschiedensten Art beseitigt, so dass. mit Ausnahme der unab�nder-
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liehen Drehung oder Biegung des Knochens, die fr�here Form desselben m�glichst wieder hergestellt wird. Und nicht nur dies, sondern auch eine neue Markh�hle wird in den R�hrenknochen in der Regel wieder gebildet-So schreitet im Laufe von mehreren Monaten bis zu einigen Jahren auch hier die Heilung und Ausgleichung so weit voran, dass ausser der abnormen Stellung nur noch die Corticalsubstanz an der Bruchstelle etwas verdickt geblieben ist.
Bei Infractionen und Fissuren ist im Allgemeinen die Bildung des provisorischen Callus gering und kann bei letzteren, wie es scheint, zu�weilen auch ganz fehlen. Auch bei Lochfracturen tritt nur eine dem Ers�tze der verlorenen Substanz entsprechende Neubildung ein.
Die Diagnose der Fracturen macht in manchen F�llen gar keine, in anderen hingegen nicht unerhebliche Schwierigkeiten. Subcutane Fissuren sind in der Regel gar nicht zu diagnosticiren. Bei der Langsamkeit, mit welchen sich die Eutz�iKlungserscheinungcn nach Knochenverletzungen zu entwickeln pflegen, k�nnen noch nach mehreren Tagen und ohne dass man es ahnte, in Folge von Knocbentissuren totale Fracturen entstehen. So sah ich vor etwa zehn Jahren einen Fall, wo ein Pferd geschlagen und ungef�hr acht Tage sp�ter zur Schmiede gef�hrt wurde. Beim Beschlagen der linken Vordergliedmasse war das Pferd etwas unruhig geworden und der Fuss beim Niederschlagen auf die Erde etwa in der Mitte des sogenannten Schien�beines, an der Stelle gebrochen, wo fr�her der Schlag getroffen und eine Fissur des Knochens zur Folge gehabt hatte.
Eine totale Knochenfractur wird man ohne jede Schwierigkeit erkennen k�nnen, wenn die Bruchstelle dein Auge und der Hand frei zug�nglich ist. Wo indess Weichtheile die Bruchstelle bedecken und diese weder mit dem Auge, noch mit der Hand zu erreichen ist, da bietet die Fest�stellung selbst totaler Knochenbr�che nicht selten mehr oder weniger erhebliche, ja mitunter sehr grosse Schwierigkeiten. Man wird in solchen F�llen vorzugsweise das Ohr und den Gef�hlssinn zu Rathe ziehen m�ssen, indem bei totalen Br�chen bei entsprechenden Bewegungen der Fragmente die Enden dieser sich aneinander reiben und dadurch, wie man sich aus�zudr�cken pflegt, laquo;Crepitationsger�uscheraquo; h�rbar und f�hlbar werden. Ferner muss darauf geachtet werden, ob eine Beweglichkeit (Verschiebung oder Biegung des zu untersuchenden K�rperabschnittes nach der einen oder andern Seite hin) an einer Stelle m�glich ist, wo dieselbe bei normalen Verh�ltnissen fehlt.
Ohne hier des Weiteren auf die Untersuchung einzelner F�lle einzu�treten, will ich nur zur gr�ssten Genauigkeit und Vorsicht bei der Unter�suchung und Diagnose rathen.
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Q n ri 003
Die Prognose ist sehr verschieden; bei Br�chen der Extremit�ten�knochen grosser Hausthiere meist ung�nstig: bei kleineren Hausthieren sind totale Fractureu der nicht mit Weichtheileu bedeckten Partien der Gliedmassen meist g�nstig, dagegen an Stellen. welche mit Weichtheileu bedeckt sind, ebenfalls ung�nstig zu beurtheilen. Querbr�che heilen ge�w�hnlich leichter als schiefe Br�che, und zwar vorzugsweise deshalb, weil bei ersteren die Fragmente leichter und sicherer in ruhiger Lage erhalten werden k�nnen.
Bei Schlachtwaare sei man besonders auf der Hut. dass man nicht durch fruchtlose Kurversuche das Interesse der Besitzer zu sehr sch�dige; man bedenke, dass bei erfolgloser Behandlung nicht nur die Kurkosten verloren sind, sondern dass auch die Schlachtwaare in der Kegel je l�nger je'mehr an Gewicht und Werth abnimmt.
Die Behandlung einfacher Fracturen betrifft bei unseren Hausthieren vorzugsweise die Extremit�tenknochen, da Br�che anderer Seeletab-schnitte verh�ltnissm�ssig selten sind und in der Kegel ohne wesentliches Zuthun der Kunst heilen oder nicht.
Die Therapie hat zun�chst die Aufgabe, f�r die richtige Lage der Frag�mente zu sorgen, somit in allen F�llen, wo eine Dislocation derselben statt�gefunden hat. die Reposition zu bewirken. Bei grossen Hausthieren erfordert dies meist einen sehr betr�chtlichen Kraftaufwand, der nur durch geeignete Anstellung mehrerer Geh�lfen zu erzielen ist. Umquot; die erforderliche Kraft entwickeln zu k�nnen. muss man �ber und unter der Fracturstelle ein geeignetes Zugmittel (Wurffessel. Bandstricke etc.) befestigen und namentlich bei L�ngenverschiebungen (dislocationes ad longitudinem) der Fragmente in entgegengesetzter Richtung ziehen lassen. Den Zug an dem unteren Theile der gebrochenen Extremit�t nennt man die 'Extensionraquo;, den an dem oberen die laquo;Contraextensiom.
Die Reposition dislocirter Fragmente ist (namentlich bei L�ngenver�schiebungen) bei grossen Hausthieren meist nur mit H�lfe eines An�sthe-ticums zu bewerkstelligen. Nach meinen Versuchen hat sich zu diesem Zwecke Chloroform noch am besten bew�hrt. Weder Morphium, noch Chloralhydrat haben sich bei Pferden f�r chirurgische Zwecke als brauchbare An�sthetica erwiesen.
Bei kleineren Thieren kann der Operateur die Reposition mit den H�nden meist ohne fremde H�lfe selbst vollziehen, w�hrend derselbe bei gr�sseren Thieren. nur f�r die richtige Aneinanderf�gung (Coaptation) der Fracturenden zu sorgen hat. Dieselbe bewirkt er in folgender Weise. Indem
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die Gehiilfen die Extension und Contraextension ausf�hren, umfasst der Operateur die Gliedmasse in der Nahe der Fractur mit der einen Hand �ber, mit der anderen nnter der Bruchstelle und bewirkt zur rechten Zeit die Aneinandersetzung der Fragmente. Diese werden nach vollendeter Keposition durch einen Verband in der normalen Lage zu erhalten gesucht. Seit Einf�hrung des Gypsverbandes in die Chirurgie sind wir auch bei gr�sseren Hausthieren mehr denn fr�her im Stande gebrochene Glied�massen, namentlich wenn bei Br�chen einer vorderen Extremit�t der Bruch unterhalb der H�lfte des Yorarmbeines, an der hinteren Extremit�t unterhalb der H�lfte des Uiiterschenhelbeines sich befindet in ihrer normalen Lage zu erhalten.
Die Zeit, zu welcher der Verband angelegt werden soll, ist um so g�nstiger, je unmittelbarer nach der Fractur dies geschehen kann. Fr�her wartete man mit der Einrichtung der Fragmente und mit Anlegung des Verbandes, bis die Anschwellung, welche fast nie ausbleibt, wenn nicht alsbald ein Verband angelegt wird, wieder beseitigt war. Man glaubte, dass durch zu fr�hzeitiges Verbinden Brand entstehe und die Gallus-bildung verhindert werde. Beides ist bei einer entsprechenden Vorsicht und Controle nicht zu bef�rchten. Durch Feststellung der Fraginentenden wird deren Reibung aneinander m�glichst behindert und dadurch ein sehr heftiger Entz�ndungsreiz zweckm�ssig eingeschr�nkt.
Unter den verschiedenen Verb�nden ist der Gypsverband in der heutigen Veterin�rchirurgie der gebr�uchlichste, weil er vor den �brigen verschiedene Vorz�ge besitzt. Neben demselben kommen noch der Schienenverband und bei kleineren Thieren auch der Kleister- und Wasserglasverbanu in An�wendung. Gutta-Percha eignet sich ebenfalls zu Verbandst�cken ganz vor�z�glich, da es erw�rmt sehr dehnbar ist und jede beliebige Form annimmt, w�hrend erkaltete, etwas starke Platten sehr resistent sind. F�r die thier-�rztliche Praxis ist dasselbe im Allgemeinen zu theuer und deshalb fast nur bei kleineren Hausthieren verwendbar.
Wir wollen nun vorerst die angef�hrten Verb�nde einzeln etwas n�her betrachten.
Der Gypsverband. Sobald die Fragmente in der richtigen Lage sich befinden, legt man �ber, auf und unterhalb der Fractur auf die �ussere Haut eine ziemlich dicke Schicht Watte oder Flachs und umwindet dieselbe gleichm�ssig und entsprechend fest mit einer leinenen oder wollenen Roll�binde. Dann nimmt man eine zweite solche Binde und bestreut dieselbe in ihrer ganzen L�nge auf der einen Seite mit fein gepulvertem, frisch und gut gebranntem Gyps, rollt sie auf und legt sie dann in ein Gef�ss
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mit Wasser, bis dieselbe ganz durchfeuchtet ist. Ist dies geschehen, so legt man die Gypsbinde in drei bis vier �bereinanderlaufenden Cirkeltouren �ber die Unterbinde. Man kann die Begypsung der Oberbinde auch in der Weise ausf�hren, dass man dieselbe in einen aus feinem, gut gebrannten Gyps-pulver und Wasser ganz frisch bereiteten Gypsbrei tr�nkt, demnach aufrollt und um die Unterbinde anlegt. Bei den kleineren Hausthieren erh�lt ein solcher Verband hinl�ngliche Festigkeit, w�hrend derselbe hei den grossen Hausthieren durch Ueberstreichen einer dickeren Lage von Gypsbrei ent�sprechend verst�rkt werden muss. Der Vorgang bei Erstarrung dieses ist folgender: Crystallisirter Gyps besteht aus einem Aequivalent Calciumsulfat und aus zwei Aequivalenten Wasser Ca SO4 -j- 2 H20. Durch Erhitzen �ber Feuer k�nnen die zwei Aequivalente Wasser (Crystallisationswasser) ausgetrieben und das Anhydrit von Calciumsulfat erhalten werden. Dieses verwandelt sich dann, mit einem entsprechenden Antheil Wasser zu einem Brei ger�hrt, schnell wieder in krystallinisch festen Gyps um, wobei das verwendete Wasser als Crystallisationswasser chemisch gebunden wird. Zu Verbandzwecken muss man deshalb mit m�glichster Sorgfalt f�r gut aus�gebrannten Gyps sorgen, da andernfalls derselbe weder schnell, noch fest genug erstarrt. 1st Gyps aber noch so gut ausgebrannt, resp. seines Cry-stallisationswassers beraubt worden, so nimmt er dasselbe im Laufe der Zeit aus der atmosph�rischen Luft wieder auf, namentlich wenn dieselbe viel Wasser enth�lt. Dadurch wird er zu Verbandzwecken unbrauchbar und muss dann vor der Anwendung erst einige Zeit lang wieder stark erhitzt werden. Gebrannten G3'ps muss man deshalb in gut verschlossenen B�chsen an trockenen Orten aufbewahren.
Selbst st�rkere Auftragungen von gut bereitetem Gypsbrei werden in kurzer Zeit so fest, dass sie bei entsprechender Dicke die Erhaltung der Fragmente in ihrer Lage selbst an den Extremit�tenknochen des Pferdes (und Rindes) zu bewirken im Stande sind. Da man indess diese Thiere behufs Einrichtung von Fracturen niederlegen muss, so werden hierdurch f�r solche F�lle, wo die Fragmente dislocirt sind, verschiedene Schwierig�keiten entstellen, deren Beseitigung indess nicht absolut unm�glich ist; am h�ufigsten wird das Aufstehen der Patienten von der Streu Besch�digungen des Verbandes im Gefolge haben. Es ist deshalb vor allen Dingen nothwendig, denselben recht trocken werden zu lassen und demnach erst das Thier in die H�he zu bringen; dies muss mit m�glichster Schonung der gebrochenen Gliedmasse und mit kr�ftiger Unterst�tzung der Patienten durch Geh�lfen geschehen.
Die Entfernung (Abnahme) des Gypsverbandes macht, namentlich bei
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st�rkeren G�ssen, zuweilen einige-Schwierigkeiten, so dass bei gr�sseren Thieren unter Umst�nden Hammer und Meissel zur Durchbrechung der Gypskruste benutzt werden m�ssen.
Der Schienenverband war fr�her mein- als jetzt gebr�uchlich: der�selbe wird meist nur noch dann angewendet. wenn kein anderes besseres Yerbandmittel zur Hand ist. Er besteht darin, dass �ber die entsprechend mit Watte oder Flachs umh�llte Fracturstelle zweckm�ssig geformte Schienen der L�ngsachse der betreffenden Gliedmaasse nach mit einer Cirkelbinde befestigt werden. Dieselben werden meist aus Pappdeckel. Holz oder Blech, am zweckmassigsten aber aus Gutta-Percha angefertigt. Ein solcher Ver�band aecomodirt sich weniger der Unterlage und der Gliedmaasse, auch ist der Druck auf letztere ein weniger gleichm�ssiger als beim Gypsverband. Guttapercha-Schienen erh�rten fast noch schneller als Gyps und adaptiren sich eben so sch�n und leicht. In der N�he von Fabriken kann mau die�selben aus abgenutzten Trieb- oder Transinissionsriemen oft billig und zweckm�ssig herstellen.
Der Kleisterverband wird, wie beim Gyps- und Schieneaverbande, �ber einen Unterverband angelegt. Auf diesen applicirt mau passend geschnittene, in Wasser ganz erweichte Schienen von massig dicker Pappe und befestigt dieselben vermittelst einer vorher in Kleister, fl�ssigem Leim oder Mehlbrei durchtr�nkten Cirkelbinde. Da die Erh�rtung erst mit v�lliger Austrock�nung, also langsam erfolgt, so muss man bis dahin �ber den Ivleister-verband noch einen Schienenverband anlegen. Das Trocknen des ersteren kommt etwas schneller zu Stande. wenn man an Stelle der Schienen von durchweichter Pappe solche von Guttapercha nimmt. Der Kleister�verband ist nur bei kleineren Thieren brauchbar.
Der Wasserglasverband. Statt des Kleisters wird auch wohl eine Aufl�sung von Wasserglas (Kalium- oder Natrlum-Silicat) verwendet. Man streicht dieselbe mittelst eines grossen Pinsels auf eine geeignete Binde und rollt dieselbe demnach auf. Sie wird �ber den Unterverband in mehreren Lagen �bereinander angelegt. Wasserglas trocknet schneller als Kleister, dagegen weniger schnell wie Gyps und wird auch nicht so fest, wie dieser. Dasselbe eignet sich nur zu Verb�nden bei Hunden und Katzen, sowie bei Gefl�gel. Pjei ersteren beiden Thiergattungen kann es namentlich da angewendet werden, wo von zwei nebeneinander liegenden Extremit�tenknochen nur einer gebrochen ist.
Unsere gr�sseren Hausthiere werden nach angelegtem Verb�nde bei einer Gliederfractur in den Unterst�tzungsgurt gestellt. Die Frage,
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wie lange sie in diesem bleiben sollen, l�sst sich nur in sofern all�gemein beantworten, als dies so lange geschehen muss, bis die Ein-schliessung der Fracturenden in Callusinassen und die Verh�rtung dieser so weit erfolgt ist, bis dieselben stark genug sind, den gebrochenen Knochen zu vertreten.
Schliesslich w�re noch zu ermitteln, wie lange der Verband liegen bleiben soll und welche Umst�nde zur Abnahme desselben vor eingetretener Verwachsung auffordern. Hierhin geh�rt zun�chst Anschwellung des Gliedes unterhalb der Bruchstelle, namentlich wenn dieselbe kalt und gef�hllos wird. Es kann in diesem Falle geschehen, dass die Gliedmasse unterhalb der Bruchstelle brandig abstirbt, wenn die rechtzeitige Abnahme des Ver�bandes vers�umt wird. Hierdurch wird in der thier�rztlichen Praxis jede weitere Behandlung in der Hegel ausgeschlossen, da nur ganz aus�nahmsweise Amputationen gr�sserer Abschnitte einer Gliedmasse bei Thieren gew�nscht werden. Jeder Thierarzt sei deshalb namentlich in den ersten Tagen nach Anlage des Verbandes auf der Hut und vers�ume nicht den Zustand des Patienten sp�testens 24 Stunden nachher zu untersuchen und etwa erforderliche Aeuderungen vorzunehmen.
Die Anlegung eines festen Verbandes ist auch dann nicht coutraindicirt, wenn bereits eine bedeutende Entz�ndungsgeschwuist in den der Fractur-stelle benachbarten Weichtheilen vorhanden ist. Nur muss man in solchen F�llen viel Watte oder Flachs zum �nterverbande verwenden und etwas locker verbinden. Starke Quetschungen oder gar Zertr�mmerungen der nahe gelegenen Weichtheile verbieten dagegen das sofortige Anlegen eines festen Verbandes.
Im Allgemeinen h�ngt die Erneuerung des Verbandes von dem Eintritt der Lockerung desselben, sowie von der gr�sseren oder geringeren Neigung zur Dislocation der Fragmente ab. Werden Gypsverb�nde bald nach statt�gehabtem Knochenbruche und nach sorgf�ltiger Reposition angelegt, so erfolgt die Bildung des provisorischen �usseren Callus immer in geringerem Maasse als bei st�rkerer Dislocation der Fragmente, oder bei sp�ter ange�legtem Verb�nde. Die Bildung des definitiven Callus, durch welchen die Fracturenden wieder mit einander verbunden werden, wird dagegen durch einen rechtzeitigen Verband in keiner Weise beeintr�chtigt.
. Es kommt zuweilen vor, dass die Callusbildung verz�gert wird oder gar nicht eintreten will. In solchen F�llen versuche man zun�chst durch einfache Pieibung der Fracturenden aneinander einen osteoplastischen Ent-z�ndungsprocess hervorzurufen. Wo Allgemeinleiden vorhanden sind, welche den Knochen-Neubildungsprocess beeintr�chtigen, wie z. B. Rhachitis oder
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Osteomalacie, da ist die Darreichung von Xahrungsmitteln zu versuchen, welche reichhaltig au Knochensalzen sind. Milne Edwards und G�s�sel in geben an, dass (k�nstlich erzeugte) Fracturen bei Thieren schneller heilen und ein st�rkerer Callus sich bildet, wenn man ihnen an phosphor�saurem Kalke reiches Futter gibt. Es bedarf diese Angabe indess noch der n�heren Best�tigung durch weitere Versuche und Erfahrungen.
Wo an den Fracturenden zwar Granulationen sich bilden, die aber nicht zur Verkn�cherung gelangen, da entsteht ein sogenanntes falsches Gelenk, eine Pseudarthroselaquo;. Dieselbe-kann aus einem einfachen soliden Zwischenbande bestehen, oder aber es kann in Folge der Reibung beim Gebrauche des betreffenden Gliedes in dem Bande eine ser�se H�hle sich bilden, ja die Fracturenden des Knochens k�nnen sich sogar mit Knorpel �berziehen. In der thier�rztllcheu Praxis kommt die Behandlung solcher Zust�nde nur ausseist selten vor und es mag deshalb gen�gen, wenn ich hier die verschiedenen Behandlungsmethoden nur kurz anf�hre. Reizung des Bandes durch Nadeln, Electricit�t oder Haarseile; Entfernung desselben durch das Messer und Anfrischuug der Knochenenden, Durchbohrung und Befestigen dieser vermittelst Drahtes. Einschlagen von Elfenbeinzapfen oder Brennen mit dem Stift und allenfalls Amputation sind die Mittel, welche auch in der Veterin�rchirurgie versucht werden k�nnen.
Die Behandlung offener Knochenbriiche. Gleich wie subeutane Verletzungen von Weichtheilen im Allgemeinen viel leichter und schneller heilen, wie die gleichen Verletzungen mit offener Hautwunde, ebenso, ja noch in h�herem Maase, ist diese Verschiedenheit auch bei Knochenverletzungen mit oder ohne durchdringende Hautwunde wahrzunehmen. W�hrend n�mlich subeu�tane Fracturen bei gesunden Hausthieren (ebenso wie beim Menschen) regel-m�ssig ohne Allgemeinerkrankung verlaufen und heilen, sehen wir bei offenen Knochenbr�chen h�ufig Fieber und anderweitige schwere Erkrankungen auftreten.
Gerade f�r die thier�rztliche Praxis hat man diejenigen Momente, welche die Prognose besonders ung�nstig gestalten, genau zu erw�gen, um danach bemessen zu k�nnen, ob mit R�cksicht auf die �conomischen Interessen des Besitzers in dem gegebenen Falle eine Behandlung rathsam ist oder nicht. Gar mannigfache Umst�nde sind zu ber�cksichtigen, die je nach der Thierspezies und dem Nutzungszwecke des Individuums sehr verschieden beurtheilt werden m�ssen. Ohne jetzt schon auf diese Verh�ltnisse n�her eintreten zu k�nnen, will ich nur einzelne derselben kurz andeuten. So wird man z. B. eine als Zucht- oder Milchthier
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besonders gesch�tzte Stallkuh, an einer complicirten Fractalquot; selbst dann noch behandeln, wenn eine radicale Heilung der vorhandenen Sch�den zwar nicht m�glich,,indess Aussicht vorhanden ist, den Patienten ohne zu bedeutenden Kostenaufwand so weit herzustellen, dass derselbe so viel sich bewegen kann, als die Nntzungszwecke dies erfordern. Handelt es sich bei ganz den gleichen oder �hnlichen Complicationen um ein Zug-thier, so ist zu erw�gen, ob dasselbe so weit wieder hergestellt werden kann, dass es den bez�glichen Anforderungen zu entsprechen im Stande ist. W�hrend n�mlich im ersteren Falle eine Anchylosis ohne erheblichen Nachtheil eintreten kann, w�rde dieselbe im letzteren die Brauchbarkeit des Thieres f�r die bez�glichen Dienstleistungen m�glicherweise vollst�ndig vernichten. Selbstverst�ndlich muss man immer untersuchen, wie viel Werth das betreffende Thier als Schlachtwaare vor der Behandlung hat; ferner ist zu ber�cksichtigen, ob das Thier nach der Heilung zu leichtem oder schwerem Zuge, auf weichem oder festem Boden, in langsamen oder schnellen Gangarten gebraucht werden soll, etc. etc.
Es ist aber manchmal eine eben so schwierige als wichtige Aufgabe, eine offene Fractur gleich im Anfange prognostisch richtig zu beuitheilen, so dass selbst bei der genauesten Sachkenntniss und bei der gr�ssten Sorgfalt in jeder Beziehung dennoch ein Irrt hum vorkommen kann. Die Symptome einer offenen Fractur sind zwar wesentlich dieselben, wie die einer subcutanen, nur dass in der Regel eine Blutung aus der Hautwunde besteht und dass das eine oder andere Bruchende, oder beide durch die Wunde hervortreten oder in derselben sichtbar sind. Man muss demnach zun�chst auszumitteln suchen, wie die Gewalt beschaffen war, die den Bruch zur Folge gehabt und ob dieselbe direct oder indirect eingewirkt hat. Ein offener Knochenbruch, der durch Einwirkungen eines spitzen oder scharfen Instrumentes entstand, ist mit weniger Quetschung der Haut und der benach�barten Weichtheile verbunden, als wenn ein stumpfes Instrument, namentlich direct, eingewirkt hat. Bei indirecter Einwirkung einer solchen Gewalt kann ein Hautriss sehr wohl ohne nennenswerthe Quetschung der benach�barten Weichtheile entstehen, namentlich wenn der Bruch die Folge einer zu starken Biegung des Knochens war.
Man muss dann ferner untersuchen, ob der Knochen ein oder mehrere Mal gebrochen oder gar zertr�mmert ist, ob mit den Weichtheilen auch st�rkere Nervenst�mme gequetscht oder zerrissen sind, ob eine starke Blutung besteht und aus welchem Gef�sse dieselbe kommt, oder ob in Folge einer Blutung der allgemeine Zustand des Patienten Besorgniss erregt, oder ob dass Allgemeinbefinden des Patienten aus anderen Gr�nden
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zu Bedenken Veranlassung gibt etc. etc. Diese und noch manche andere umst�nde �conomischer Natur m�ssen bei Beurtheilung des Falles vor Uebernahme oder Abweisung der Behandlung mit Sorgfalt erwogen, nament�lich mit den Kosten und M�hen der Behandlung, mit dem Werthe des Thieres zur Zeit der ersten Untersuchung und nach erfolgter Heilung ver�glichen werden. Man vergesse hierbei nicht, dass besonders bei ung�nstigem Verlaufe die Patienten w�hrend und in Folge des eintretenden Entz�ndungs-processes und seineu Consequenzen, mehr oder weniger bedeutend ab�magern. � Die Grosse der Hautwunde und der Grad des Zusammenhanges der Weichtheile au der Fracturstelle sind von grosser Wichtigkeit f�r die Prognose.
Die Heilung einer offenen Fractur kann auf sehr verschiedenen Wegen zu Stande kommen. Wo die Heilbedingungen m�glichst g�nstig sind, da kann die Verwachsung, wie bei einem subcutanen Knochenbruche, per pvimam intentionem erfolgen. Dieser g�nstigste Fall tritt bei eigentlich coraplicirten Fracturen verh�ltnissm�ssig selten ,� dagegen ziemlich regel-m�ssig ein. wenn die Hautwunde mit der Stelle, wo der Knochen gebrochen ist, nicht communicirt; es wird dann die Fractur begreiflicherweise durch die Hautwunde nicht eigentlich complicirt. Wo diese mit der Bruchstelle communicirt, da darf mau sehr zufrieden sein, wenn nur in den mehr obertl�chlich gelegenen Theilen in der Nachbarschaft der Fractur Eiter sich bildet, ohne dass derselbe bis zu den Fracturenden vordringt und diese in den Eiterungsprocess mit hineinzieht; es kann dann der Heilungsprocess am Knochen wie bei einer einfachen Fractur vor sich gehen. Wo hingegen die Fracturenden von Eiter umsp�lt und in den Eiterungsprocess mit hinein�gezogen weiden, oder wo dieser bis in die Markh�hle sich erstreckt, wo ferner ene grosse Hautverletzung mit starker Quetschung der die Bruch�enden umgebenden Weichtheile, oder wo gar halblose Knochenst�cke vor�handen, die Fragmente auf l�ngere Strecken gespalten sind, da kann eine Heilung per primam intentionem selbstverst�ndlich nicht mehr erwartet werden.
Wir wollen nun in Folgendem untersuchen, welche Vorg�nge hier die eigentlichen Heilprocesse begleiten und vermitteln.
Die Th�tigkeit der Weichtheile im Umfange der Bruchendeu wird im Allgemeinen und Wesentlichen der Tendenz nach dieselbe bleiben, wie bei einfachen Fracturen; ein nicht unerheblicher Unterschied besteht jedoch darin, dass die entz�ndlichen Neubildungen nicht direct in Callus sich ver�wandeln, weil die zerquetschten Weichtheile zum Theil nekrotisch werden, und weil neben den sp�ter ossificirenden Granulationen auch Eiter sich
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bildet, durch welchen die abgestorbenen Fetzen aufgel�st und nach aussen entfernt werden. Der sich bildende Callusring wird somit an einer oder mehreren Stellen L�cken bekommen, die erst sp�ter durch ossificirende Granulationen, welche aus der Tiefe hervordringen, geschlossen werden. Dass unter diesen Umst�nden die Heilung mehr Zeit erfordert, als wo dieselbe durch die erste Vereinigung erfolgt, ist leicht begreiflich.
Ganz analog wie in den Weichtheilen gestalten sich die Heilungs�vorg�nge in den zerquetschten oder vom Periost entbl�ssten Knochen-fragmenten; auch hier tritt an den Brachenden die plastische Thatigkeit bis zur Grenze des Lebendigen ein. Es bilden sich interstitielle Granula�tionen und Eiter, wodurch die nicht mehr lebendigen Knochenst�cke schliess-lich als Sequester abgestossen werden. quot;Wie weit dieser Abstossungsprocess sich erstreckt, h�ngt nat�rlich davon ab, in welcher Ausbreitung dem Knochen die zum Leben n�thige Blutzufuhr abgeschnitten wurde. Diese Ausbreitung kann eine sehr verschiedene sein und sich nur auf die ober�fl�chliche Schicht der verletzten Knochenstelle erstrecken, oder diese ganz betreffen. Im ersteren Falle werden nur an der Oberfl�che des Knochens ein oder mehrere Knochenpl�ttchen abgestossen; man nennt dies eine Ne�crosis superficialis oder Exfoliation, im Gegens�tze zur Necrosis centralis, bei welcher ein Theil im Innern des Knochens abgestorben ist. (Siehe Seite 320.) Wird ein grosses Knochenst�ck von einem Bruchende losgestossen, so bezeichnet man dies als laquo;Necrosis partialisraquo;, auch wohl als laquo;Nekrosis totalise. Letzterer Ausdruck wird aber mehr gebraucht, um damit zu bezeichnen, dass eine ganze Diaphyse eines R�hrenknochens oder doch der gr�sste Theil derselben abgestossen wurde. Dass bei Knochenverletzungen leichter Necrose eintritt als bei Verletzungen der Weichtheile ist nat�rlich, weil die Blutgef�sse in den Havers'schen Kan�len sich nur wenig ausdehnen k�nnen und Ern�hrungsst�rungen selbst in kleineren Capillardistricten durch den collateralen Kreislauf nur sehr unvollkommen ausgeglichen werden. Es k�nnen aber auch in Folge Vereiterung des Bindegewebes in den Havers'schen Can�len die Gef�sse mit zerst�rt werden, oder es k�nnen durch Thrombose in diesen Gef�ssen bedeutende Ern�hrungsst�rungen in den betroffenen Districten leicht eintreten.
Bei der Behandlung complicirter Knochenbr�che hat man vor allen Dingen die vorhandene Blutung zu beachten. Ist diese nicht unbedeutend, so muss zun�chst die Stillung derselben in geeigneter Weise erfolgen, wozu bei Blutungen aus gr�sseren Gef�ssst�mmen die Ligatur sich besonders eignet. Demnach muss man eine m�glichst genaue Reposition der Knochenfragmente bewirken, ohne die Wunde vorher mehr als nothwendig zu sondiren. Bei
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Splitterbr�chen nehme man nur die ganz losen Knochenst�cke heraus; Spitzen an den Fragmentenden sollen nur dann abges�gt werden, wenn sie die Reposition wesentlich erschweren oder bei derselben weitere Verletzungen der Weichtheile verursachen w�rden. Ist die Reposition mit der n�thigen Genauigkeit ausgef�hrt, so muss ein Verband angelegt werden, der eine Verschiebung der Fragmente m�glichst verhindert, da durch eine �fter wieder�holte Reibung der Bruchenden aneinander die Heilung sehr verz�gert wird. Ausserdera muss der Verband eine oder mehrere Oefthungen erhalten, welche mit den vorhandenen Hautwunden communiciren. sobald erhebliche Gewebs-zeitr�inmerungen mit der Fractur verbunden sind; diese Oetfnungen nennt mau Fenster und einen derartigen Verband einen lt;gefe�Stertengt;. Zahl, Ort und Grosse der Fenster sind von der Zahl, dem Orte und der Grosse der vorhandenen Hautwunden abh�ngig. Die Anlegung eines solchen Ver�bandes ist f�r den Thierarzt nicht leicht und bei unseren gr�sseren Haus-thieren unter strenger Ber�cksichtigung aller w�nschbaren Cautelen kaum ausf�hrbar. Vor allen Dingen d�rfen die in dem Verb�nde eingeschnittenen Fenster demselben die erforderliche Festigkeit nicht nehmen: sodann muss daf�r gesorgt werden, dass die aus der Wunde kommenden Secrete freien Abfluss haben und nicht etwa den �nterverband von den R�ndern der Fenster aus imbibiren, weil dieselben sich leicht zersetzen und die Haut corrodiren w�rden.
Das Ausschneiden der Fenster muss mit m�glichster Sorgfalt geschehen und zwar bevor die Substanzen, welche den Binden die nothige Wider�standsf�higkeit geben sollen, ganz fest und trocken geworden sind. Die R�nder der Fenster m�ssen mit den Stollen des Unterverbandes sorgf�ltig ums�umt und mit Gyps oder anderen Substanzen m�glichst undurchdringlich gemacht werden. Um das Findringen von Wundsecret unter den Verband zu verhindern, schiebt man Flachs oder Watte mit einem geeigneten spateif�rmigen Instrumente unter die Fensterr�nder.
Dies sind die allgemein zu beachtenden Vorschriften f�r die Application eines gefensterten Verbandes; alle m�glichen etwa erforderlich werdenden Modificationen und die unter verschiedenen umst�nden n�thigen Ab�nde�rungen anzugeben. ist fast oder geradezu ein Ding der Unm�glichkeit. Der Thierarzt muss selbst im Stande sein, dieselben jedes Mal dem Bed�i i'nisse entsprechend zu ersinnen. Es sei deshalb hier nur noch bemerkt, dass Knochenst�cke, welche etwa im Verlaufe des Heilprocesses losgestossen, aber nicht bald von selbst eliminirt werden, als fremder Reiz wirken und deshalb mit m�glichster Schonung extrahirt werden m�ssen.
Ich habe in mehreren F�llen bei complicirten Fracturen an Extre-
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init�tenknoclieu kleinerer Hausthiere, welche frisch zur Behandlang kamen und ohne erhehliche Gewebszertr�mmerung bestanden, mich eines unge-fensterteu Verbandes bedient und danach einige Male Heilung per primam intentionem eintreten gesehen. Ich bin deshalb der Meinung, class in der Veterin�rpraxis der gefensterte Verband nur eine sehr beschr�nkte An-Aveiulung finden d�rfte, weil die F�lle, welche einen solchen unbedingt verlangen, sich f�r die thier�rztliche Praxis aus nahe liegenden Gr�nden im Allgemeinen wenig eignen und deshalb in der Tiegel besser unbehandelt bleiben.
Die Behandlung complicirter Fracturen erfordert ausser den n�thigen Fertigkeiten und Kenntnissen auch viel Umsicht und Sorgfalt, und selbst wo alle diese Requisite vorhanden sind, wird dennoch der Erfolg der Be�handlung nicht immer befriedigen. Es ist deshalb rathsam, die Behand�lung solcher Knochenbr�che nur auf ausdr�ckliches Verlangen des Eigen-th�mers bei werthvollen Thieren mit einer bestimmten Reserve bez�glich des Erfolges zu �bernehmen.
Wo der Callus einen zu grossen Umfang erreicht, �berlasse man dessen Verkleinerung der sp�ter folgenden Resorption, oder man kann diese durch Einreibungen von Jod- oder Quecksilber-Pr�paraten, oder von geeigneten Verbindungen der Alkalien, z. B. durch Seifenspiritus. Terpentin�seife etc. zu bef�rdern suchen. Nie lasse man sich verleiten, denselben etwa mit S�ge oder Meissel zu Leibe zu gehen, weil dadurch leicht �ble Folgen entstehen k�nnen.
Wenn bei complicirten Fracturen Eiterung eintritt, dann steht es um die Aussichten auf Heilung in der Veterin�rpraxis in vielen F�llen deshalb raisslich, theils weil dieselbe l�ngere Zeit in Anspruch nimmt und aus diesem Grunde aus �conomischen R�cksichten auf eine weitere Behandlung h�utig verzichtet wird, theils aber auch, weil es viele Schwierigkeiten bietet, die zur Heilung erforderlichen Bedingungen w�hrend der langen Dauer der curativen Behandlung zu erf�llen. Diese hat im Wesentlichen die Aufgabe, die Fragmentenden bis zu ihrer festen Verwachsung mit einander in ihrer normalen Lage zu erhalten, die Wunde und ihre Um�gebung sorgf�ltig rein zu halten, namentlich vor Zersetzungsproducten zu sch�tzen. Im Uebrigen ist die Eiterung nach den allgemeinen Regeln zu behandeln.
Die Behandlung von schief geheilten Knochenbr�chen kommt in der thier�rztlichen Praxis nur ganz ausnahmsweise vor; am ehesten noch mag es sichquot; ereignen, dass die Rectification einer noch nicht fest verwachsenen
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Fractur gew�nscht wird, wenn n�mlich die Behandlung, vesp. die Repo�sition und der Verband zun�chst von unge�bter Hand besorgt wurde. Die Reposition und Streckung der Fragmente hat so lange als keine Ossification der Granulationen vorhanden ist, keine Schwierigkeiten. Sind indess die Callusmassen bereits fest geworden, so k�nnen dieselben nur gewaltsam zerbrochen oder nach Bloslegung des Knochens, oder aber subeutan durch�schnitten werden. In der Menschenbeilkunde geschieht dies, indem man nur einen kleinen Schnitt bis auf den Knochen macht, denselben mittelst eines Bohrers von massiger Dicke perforirt, ohne iirdess auf der entgegen�gesetzten Seite die Weichtheile zu verletzen; in das Bohrloch wird eine S�ge eingef�hrt, mit welcher man erst nach der einen und darauf nach der anderen Seite den Knochen durchschneidet, denselben streckt und dem�nach einen entsprechenden Verband anlegt. Auch kann man ein keil�f�rmiges St�ck aus dem Knochen herauss�gen, dessen Spitze der Con-cavit�t, dessen breiter Theil der Convexit�t des Knochens entspricht.
Die grosse Seltenheit des Vorkommens dieser Operationen in der thier-�rztlichen Praxis verbietet es, auf dieselben hier n�her einzugehen. Man darf indess nicht glauben, dass derartige Operationen in der Veterin�rpraxis absolut unm�glich seien; sie werden nur deshalb selten gew�nscht und ausgef�hrt, weil die �conomischen Interessen deren Aus�bung in der Hegel nicht rathsam erscheinen lassen.
Es bleiben noch die Schussfracturen zu besprechen, was mit wenigen Worten erledigt werden kann. � Dieselben sind entweder subeutane, durch matte oder schief auffallende Kugeln verursacht, oder, was weit h�ufiger der Fall ist, mit Verletzung der �usseren Haut und der benachbarten Weich�theile complicirt. Spongi�se Knochen werden von den Kugeln nicht selten einfach durchbohrt, w�hrend compacte Knochen, z. B. die Diaphysen der R�hrenknochen, meist zersplittern. Im ersteren Falle erfolgt die Heilung durch Granulation und Eiterung in der Regel verh�ltnissm�ssig schnell und vollst�ndig. Ist die Kugel in einem spongi�sen Knochen stecken geblieben und nicht leicht zu extrahiren, so erfolgt auch hier die Einheilung ganz wie in den Weichtheilen.
Splitterfracturen nach Schussverletzungen unterscheiden sich nicht wesentlich von anderen Splitterbr�chen; vielleicht sind die Splitter im Ganzen etwas sch�rfer.
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Die Krankheiten der Knorpel.
Die Knorpelerkrankungen sind seit langer Zeit Gegenstand vieler wissenschaftlicher Untersuclumgen und Controversen gewesen, ohne dass unsere Keuntniss derselben bis heute eine besondere Genauigkeit und Voll�kommenheit erlangt h�tte.
Einfache Knorpelwuuden heilen in der Eegel langsam, und zwar immer erst durch Bindegewebsneubildung, so dass die Wiederherstellung des Zu�sammenhanges meist erst nach mehreren Wochen vollendet .ist. An der Schnittfl�che tritt unter Erweichung der Knorpelgrundsubstanz eine Ver�mehrung der Knorpelzellen ein, wobei die neu entstandenen Zellen die Kuorpelkapseln verlassen, in die Wunde gelangen und neues Bindegewebe bilden, das sp�ter zu Knorpel- oder Knochengewebe transfonnirt wird. Nach Earth's Beobachtungen heilten vollst�ndig durchschnittene Rippen�knorpeln nach drei Monaten, wobei die Verwachsung zun�chst durch Binde�gewebe erfolgte. Die Regeneration des Knorpelgewebes scheint im Allge�meinen da zu erfolgen, wo das Pericbondrium erhalten bleibt; sie wird an den Gelenken weit seltener als an den Bippenknorpeln beobachtet. In der Regel erlangt das neu gebildete Knorpelgewebe schliesslich alle Eigenschaften des normalen hyalinen Knorpels.
Bei compllcirteren Knorpelverletzungen erfolgt die Heilung in derselben Weise; nur verlangt sie je nach dem Grade und der Eeschaft'enheit der Complication mehr Zeit. Die neuen Gef�sse des Narbengewebes entstehen aus den Gef�sscn des Perichondriums.
Die Entz�ndung der Knorpel bietet gewisse Eigenth�mlichkeiten, die einestheils in dem Mangel an Blutgef�ssen, anderntheils in der Festigkeit ihrer Intercellularsubstanz (namentlich bei hyalinen Knorpeln) ihren Grund haben. Noch im Anfange dieses Jahrhunderts stellte man die M�glichkeit des Vorkommens einer wirklichen Knorpelentz�ndung in Abrede und zwar haupts�chlich deshalb, weil dem Knorpel die Blutgef�sse fehlen.
Seitdem man indess das Wesentliche der Entz�ndung nicht mehr in einer Hyper�mie der Gewebe, sondern in einer Ern�hrungsst�rung der Gewebselemente, in der sogenannten tr�ben Schwellung *) derselben sucht und der englische Forscher Redfein zun�chst auf die Ern�hrungs-
*) Vergleiche Seite 53 bei 3, das parencbymat�se Exsudat etc.
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St�rungen im Knorpel in Folge verschiedener Reize aufmerksam gemacht hatte, wies Virchow (1852) nach, dass die Knorpelzellen durch vermehrte Aufnahme von Material sich vergr�sseren, wenn man einen Faden durch den Knorpel zieht. Genauere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Ver-gr�sserung der Knorpelkapseln mit Vermehrung neuer zelliger Elemente und mit Verminderung der Intercellularsubstanz verbunden ist.
Damit aber sind die wesentlichsten Vorg�nge, welche man heute als zur Entz�ndung geh�rig und dieselbe characterisirend betrachtet, gegeben; n�mlich: die tr�be Schwellung der Gewebselemente. Ern�hrungsst�rung, vermehrte Zellenproliferation, resp. Einwanderung von Lymphzellen in das entz�ndete Bindegewebe. Es sei hier ausdr�cklich hervorgehoben, dass die Zellenvermehmng in den gereizten Knorpeln als eine endogene Vermehrung der Knorpelzellen anzusehen ist, da (namentlich bei hyalinen Knorpeln) wegen der Dichtigkeit der Intercellularsubstanz dieselbe nicht wohl auf die Einwanderung der Lymphzellen aus den Blutgef�ssen des Perichondriums oder benachbarter Gewebe zur�ckgef�hrt werden kann, wie dies bei der Cornea und bei gef�sslosen Sehnen (aus histologischen Gr�nden) zul�ssig ist. Die endogene Vermehrung der Knorpelzellen wird (wenngleich noch nicht in allen Phasen der Entwicklung der Tochterzellen beobachtet ziemlich allgemein als feststehend angenommen.
Die tr�be Schwellung kommt im Allgemeinen dadurch zu Stande, dass die Parenchymzellen des betreffenden Gewebes in Folge eines Reizes in gesteigerte Action versetzt werden und eine gr�ssere Quantit�t von Ern�hrungsmaterial anziehen, resp. in sich aufnehmen, als sie in normaler Weise verarbeiten k�nnen. Die zuerst gereizten Zellen beziehen das Material zun�chst aus ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, sind also keineswegs auf die Blutgef�sse direct angewiesen, wenngleich diese in letzter Instanz herhalten m�ssen, insofern sie das X�hrmaterial den K�rpergeweben zuf�hren. W�rde das Material, welches die Zellen im Zustande der tr�ben Schwellung ent�halten, direct aus den Blutgef�ssen bezogen, so m�ssten die den Er-n�hrungsgef�ssen zun�chst gelegenen Zellen zuerst in den Zustand der tr�ben Schwellung gerathen, was indess nicht der Fall ist und in gef�ss-losen K�rpertheilen, resp. Geweben w�re dieselbe gar nicht m�glich, oder in�sste nothwendig von den zun�chst gelegenen Gef�ssen ausgehen, w�hrend in Wirklichkeit die tr�be Schwellung an den zuerst gereizten Zellen ein�tritt. Allerdings kann nun auch der Entz�ndungsreiz m�glicherweise die Zellen der Gef�ssh�ute und Nerven direct zuerst treffen und von diesen aus auf das Parenchym der Organe �bergehen. Aber auch in gef�ss- und bluthaltigen Geweben verursacht, wie wir bei der Hyper�mie gesehen
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haben, der vermehrte Blutreichthum eines Gewebes an und f�r sieb keine tr�be Schwellang der Gewebselemente, �berhaupt keine Ern'�hrungs-st�rongen, wenn nicht das Blut Stoffe enth�lt, welcbe auf die Gewebe reizend einwirken und von diesen vorzugsweise augezogen werden, oder wenn nicht die Gewebe in einem Zustande krankhaft gesteigerter Sensi�bilit�t und Irritabilit�t sich befinden, so dass dadurch ein an und f�r sich normaler Eeiz eine abnorme Wirkung zur Folge hat.
I)a die Eiterung im Wesentlichen auf einer bedeutenden Zellen-anh�ufung im eiternden Gewebe beruht, wobei die Eiterzellen entweder das Product einer Vennehrung der in den Geweben bereits vorhandenen Zellen sind, oder von der Einwanderung weisser Blutk�rperchen in die entz�ndeten Gewebe herr�hren; da ferner f�r den Eiterungsprocess die Anwesenheit eines Canalsystemes erforderlich ist, in dem die Fortbewegung der Eiter�zellen stattfinden kann, so wird derselbe am schnellsten und ergiebigsten in solchen Geweben zu Stande kommen k�nnen, welche diesen Anforde�rungen am vollkommensten entsprechen.
Alle Gewebe der Bindesubstanz, mit alleiniger Ausnahme des Knorpel�gewebes , erf�llen die erforderlichen Bedingungen in vorz�glicher quot;Weise, indem sie ein r�brenartiges Canalsystem und ausserdem meist auch Blut-gef�sse besitzen; letzterer Umstand ist aus dem Grunde nicht gleichg�ltig, weil er die Anh�ufung von Eiterzellen in Geweben, die mit einem kanal�artigen R�hrensysteme versehen sind, durch Einwanderung farbloser Blut�zellen wesentlich beg�nstigt. Ob auch die fixen Gewebszellen oder nur die in den Geweben vorhandenen Wanderzellen an der Zellenproliferation sich be�theiligen k�nnen, ist gegenw�rtig noch nicht bestimmt entschieden, �eber-haupt ist noch in neuerer Zeit von der einen Seite die Emigration von farblosen Blutk�rperchen, von der anderen die M�glichkeit einer Vermehrung der vor�handenen Gewebselemente durch Theilung etc. bestritten worden. Die Emi�gration farbloser Blutk�rperchen in die (entz�ndeten) Gewebe ist indess von Colin heim und anderen Forschern unzweifelhaft nachgewiesen, sowie auch den einschl�gigen Versuchen und Beobachtungen gem�ssan der Cornea*) und den Gelenkknorpeln die Zellenproliferation der in den Geweben vorhandenen Zellen als feststehende Thatsache angenommen werden muss.
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*) Die Cornea kann in histologischer Hinsicht f�glicli zu den Knorpeln gez�hlt werden, da dieselbe beim Kochen C'hondrin gibt. Indess sind die Sternzellen (Homhaut-korpercheu) mittelst ihrer Ausl�ufer vielfach zu einem Zcllennetze verbunden. In dem Gewebe der Cornea ist ein Canalsystem vorhanden, in welchem die Wanderung lym-phoider Zellen stattfinden kann, wie dies zuerst von Eecklingliausen vor eiuigen Jahren festsrestellt worden ist.
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Da nun das Knovpelgewebe weder Blutgef�sse hat, da ferner weder die Knorpelkapseln unter sich in offener Communication stehen, noch in der starren Intercellularsubstanz ein kanalartiges R�hrensystem vorhanden ist, wodurch eine Fortbewegung der Eiterzellen erm�glicht w�rde, so sind die Bedingungen f�r den Eintritt einer Eiterung im Knorpelgewehe m�glichst ung�nstig, so dass, wenn eine solche �berhaupt zugegeben wird, dieselbe immer erst nach l�ngerer Zeit und zwar erst dann ein�treten kann, wenn das Knorpelgewebe in seiner histologischen Structur solche Ver�nderungen erfahren hat. dass die quot;Wanderung von Zellen in demselben m�glich geworden ist. So sehen wir an den Gelenk�knorpeln (namentlich bei jungen Thieren), am Hufknorpel der Pferde, am Ohrknorpel der Hunde etc. eine eitrige Infiltration des Knorpelgewebes entstehen, indem die Knorpelzellen in den Kapseln sich ungemein ver�mehren, die Knorpelgrundsubstanz allm�lig erweicht und so das Knorpel�gewebe zu Eiter zerfliesst.
Brand der Knorpel entstellt namentlich dann, wenn dieselben vom Perichondrium entbl�sst werden, indem sie dadurch den Zusammenhang mit dem sie ern�hrenden Gewebe verlieren. Die Nekrosc ist entweder die Folge einer eiterigen Perichondritis oder diphtheritischer oder typh�ser Ge�schw�re, oder von Verjauchungsprocessen; sie ist bei Thieren an der Nasen�scheidewand, am Kehldeckel, an den Giesskannenknorpelu, an den Knorpeln der Bronchien, zuweilen am Hufknorpel, seltener noch an Gelenkknorpeln bei Pferden, und bei Hunden zuweilen an den Ohrknorpeln angetroffen worden.
Degenerative Processe im Knorpel sind bei unseren Hausthieren im Allgemeinen nicht selten; Erweichung, fettige Entartung, Verkalkung, Ver-kn�cherung, Zerfaserung der Intercellularsubstanz, Hypertrophie und Atrophie sind mehr oder weniger h�ufige Vorkommnisse; auch die schleimige Degeneration kommt im Knorpelgewebe unserer Haustl�ere vor. Bruck-m � 11 e r sah dieselbe in grosser Ausdehnung und mit starker Wucherung verbunden nur einmal in einem hypertrophischen Fl�gel- und Nasenscheide-Wandknorpel bei einem Pferde; kleinere Erweichungshenle in dem Knorpel der Nasenscheidewand kommen nach Br. ziemlich h�ufig vor; derselbe hat auch zuweilen die Nasenscheidewand gespalten angetroffen; die zwischen den beiden Bl�ttern vorhandene H�hle hatte in einigen F�llen eine L�nge bis zu 3 Zoll und einen Durchmesser von circa 1 Zoll; sie war mit einer schleimigen z�hen Fl�ssigkeit ausgef�llt.
Besonders h�ufig verfallen einzelne Partien der Gelenkknorpel der Erweichung und Schmelzung (der nekrobiotischen Malacie), ohne dass diese
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Vorg�nge �ber gr�ssere Strecken des betroffenen Knorpels sich ausdehnen. Da keinerlei Schmerz�usseruag den Process begleiten, so hat man denselben als schmerzlose Verfl�ssigung laquo;Colliquatio insensibilisraquo; bezeichnet. Dieselbe wird am h�ufigsten bei Pferden und zwar im Sprunggelenke, an den Gelenkknorpeln des Kollbeins und des Unterschenkelbeins angetroffen. Die Knorpelsubstanz l�st sich an den kranken Stellen in eine schleim�hnliche, z�he Fl�ssigkeit auf, in welcher noch einzelne Knorpelst�ckchen oder bei fettiger Degeneration derselben Fettk�ruchenk�gelchen und Fetttr�pfchen schwimmen. Dieser Process kann an der Knorpeloberfl�che oder unter der�selben vor sich gehen. Im ersteren Falle werden die Zerfallsraassen der Synovia beigemengt, ohne dass dadurch ein Nachtheil sich bemerkbar macht. Bei der Section findet man bei Er�ffnung des Sprunggelenkes nicht selten einen solchen (corrosiven) Defect, der m�glicherweise bis auf den Knochen vorgeschritten sein kann. � Geht die Schmelzung unter der Knorpel�oberfl�che vor sich, so bildet sich ein Hohlraum, laquo;eine cystische Degene�rations in dem betreffenden Knorpel.
Als Ecchondrose bezeichnet man kleine Knorpelausw�chse, welche an verschiedenen Knorpeln vorkommen k�nnen, ohne incless eine besondere practische Bedeutung zu besitzen.
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llhacliitis.
Trotz der vorz�glichen Monogi'aphieen (Boloff laquo;�ber Knochenbr�chig-keit und L�hme [Osteomalacie und llhacliitis|?, Sch�tz laquo;llhacliitis der Hunde gt;', sowie trotz der pr�gnanten Darstellung beider Krankheitszust�nde in Pi�lTs Lehrbuch der Pathologie und in Bruckm�ller's pathologischer Zootomie wird dieser Krankheitsprocess noch so h�ufig unrichtig aufgefasst und von so Vielen mit Osteomalacie verwechselt oder identificirt, dass ich mich veranlasst finde, an dieser Stelle ausdr�cklich auf die genetisch wesentliche Verschiedenheit beider Krankheitszust�nde aufmerksam zu machen. Die Identificirung derselben kommt unzweifelhaft daher, dass die klinischen Erscheinungen und der Befund der Knochen bei Sektionen, namentlich bei oberfl�chlicher Betrachtung, grosse Achnlichkeit bei beiden Krankheiten miteinander zeigen. Anschwellungen und Verbiegungen, In-fractionen und Br�che kommen in Folge der Weichheit verschiedener Skeletabschnitte sowohl bei Rhachitis als bei Osteomalacie vor. Jene bezeichnet nach ihrer Etymologie eigentlich eine laquo;R�ckgratkrankheitgt; (gt;; (gt;laquo;x'e das R�ckgrat); bei Kindern sind Verbiegungen der Wirbels�ule
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in Folge von Rhachitis sehr h�ufig und auch hei Thieren. (nach Bruck-m�ller besonders hei Schweinen), sind dieselben nicht selten. Diese Krankheit ist nicht eigentlich in einer Erweichung des Knochengewebes, sondern in einer St�rung des Verkn�cherungsprocesses der Knochenknorpel begr�ndet, w�hrend die Osteomalacie eine Knochenerkrankung ist, durch welche fr�her normales Knochengewebe seine Festigkeit verliert, erweicht.
Dr. Paul Bouley erkl�rt sich in seiner hoi P. Asselin in Paris (1874) �ber Osteomalacie des Menschen und der Thiere erschienenen Schrift (siehe Annales de Medecine veterinaire, Novembre 1874, pag. 665) f�r eine ab�solute Trennung der Rhachitis von der Osteomalacie. Hol off h�lt beide Processe an und f�r sich nicht wesentlich, sondern nur der Form nach f�r verschieden, und diese f�r abh�ngig von dem Alter, d. h. davon, ob der Knochen fertig, oder noch in der Entwicklung be.ritfcn ist.
Um die Vorg�nge bei der Rhachitis leichter zu verstehen, muss man mit der normalen Knochenbildung einigermassen bekannt sein. Es soll deshalb das Wesentlichste der hierbei stattfindenden Processe in gedr�ngter Darstellung und zwar durch eine kurze Schilderung der Bildung eines R�hrenknochens vorausgeschickt werden.
Die normale Bildung von Knochen erfolgt bekanntlich entweder direct aus Bindegewebe oder aus Knorpel: an den meisten Skelettheilen sind beide Gewebe betheiligt, so namentlich auch an den R�hrenknochen. Ausser der Bewegungsgliederung, welche in der Fruchtanlage, im F�tus in den Extremit�tenforts�tzen des mittleren Keimblattes durch Bildung der Gelenke eintritt, kommt in den verschiedenen Skeletabschiiitten bekanntlich auch eine Wachsthuinsgliederung vor, zufolge deren die knorpelige Anlage eines R�hrenknochens in einen mittleren Theil (die Diaphyse) und in zwei End�st�cke (die Epiphysen) geschieden ist. (Von den sogenannten Apophysen, den starken Hervorragungen f�r die Muskelans�tze an verschiedenen Epi�physen, soll der K�rze halber hier nicht weiter gesprochen werden.)
Bei der Bildung eines R�hrenknochens geht in den Richtungen, in welchen eine bedeutende Verl�ngerung desselben stattfinden soll, zu�n�chst eine lebhafte Wucherung des Knorpels der Knochenbildung voran. Der Knorpel f�llt bei der Ossification zum Theil der Resorption anheim, w�hrend das Perichondrium zum Periost sich gestaltet. Jeder R�hren�knochen w�chst, wie alle gr�ssere Knochen �berhaupt, in zwei Richtungen, n�mlich in die L�nge und in die Dicke. Das L�ngenwachsthum ist zum gr�ssten Theile das Resultat des Knorpelwachsthums, w�hrend das Dicken-wachsthum vorzugsweise auf Rechnung des Bindegewebes (der laquo;Couche osteogene^ des Periosts) zu setzen ist.
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Der Verkn�chemngsprocess beginnt stets in der Mitte des Diaphysen-knprpels, indem derselbe an der betreffenden Stelle zun�chst in seiner ganzen Breite verkalkt und sp�ter wirklich ossificirt. Ob dabei die Knochen-k�rperchen unmittelbar aus den Knorpelzellen entstehen, ist noch eine offene Frage, wird indess von verschiedenen bedeutenden Forschern (unter Andern auch von Virchow) als wahrscheinlich angenommen.
Nach den neuesten Untersuchungen von Klebs (Archiv f�r experi�mentelle Pathologie etc., II. Bd., 5. Heft, Seite 430) sollen die Knorpel�zellen an der Mark- und Knochenbildung in allen F�llen in hervorragender Weise betheiligt sein und weder unter pathologischen, noch normalen Ver�h�ltnissen untergehen; falls dieselben nicht vollst�ndig zur Mark- und Knochenbildung verwendet werden, bilden sie die �iesenzellen des Mark�gewebes. Von der Mitte der Diaphyse schreitet der Verkn�cherungsprocess allm�lig und zwar in der ganzen Breite des Knorpels gegen die Epiphysen zu vor, indem die Verkalkung des Knorpels stets der Ossification voraus�geht. So lange letztere nicht erfolgt ist, bleibt nach Entziehung der Kalk�salze kein Knochengewebe, sondern Knorpelgewebe zur�ck; ich henierke dies hier, um dadurch ausdr�cklich zu betonen, dass der Ossifications-process keineswegs in einer einfachen Verkalkung des Knorpels besteht. Der neu gebildete Knochen ist anfangs immer dicht, solid, alsbald jedoch wandelt sich derselbe (d. h. der Knorpelknochen) nach und nach in Mark�gewebe um. In analoger Weise wie Knochengewebe aus Knorpel- und Bindegewebe gebildet wird, entwickelt sich aus Knochengewebe und Knorpel das Knochenmark. Bei der Entwicklung eines R�hrenknochens wird zun�chst Knorpelgewebe durch Knochengewebe und dieses demnach durch Markgewebe substituirt. Letzteres ist ein zusammenh�ngendes Gewebe, welches die Mark�r�ume und Markh�hle der Knochen ganz und gar ausf�llt und welches wieder zuKnochengewebe transformirt werden kann, wie wir dies bei der sclero-sirenden Ostitis, resp. Osteomyelitis gesehen haben. Es wird das Knochen�gewebe bei der Bildung des Knochenmarkes keineswegs einfach aufgel�st, sondern in ein anderes Gewebe, welches nicht die F�lligkeit besitzt, die Kalksalze zur�ckzubehalten, umgewandelt.
Wenn der Ossificationsprocess in einem Knorpel anhebt, so tritt zu�n�chst eine bedeutende Vermehrung seiner zelligen Elemente ein. Die Knorpelzellen werden anfangs grosser, theilen sich, wodurch immer grossere Gruppen von Zellen entstehen, die von der Knorpelkapsel aus durch Zwischenwachsen von Scheidew�nden jede ihre besondere Umh�llung er�halten, wobei jedoch die ungeheuren Mengen von Zellen, welche aus einer Mutterzelle hervorgeangen sind, von der gemeinsamen Mutterkapsel um�schlossen bleiben.
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Diese endogene Zellbildang geht bei der Ossification sehr schnell von statten, so dass in verli�ltnissin�ssig kurzer Zeit die Mutterkapseln mit jungen Zellen sich f�llen. Bei fortgeschrittener Zellenwucherung besteht der Knorpel fast nur aus Zellen, indem nur wenig Intercellularsubstanz zwischen den einzelnen Elementen liegt. Dass in Folge dessen der Knorpel an Umfang zunehmen, d. h. wachsen muss, ist leicht begreiflich. Bei der Verkalkung wird jede einzelne Zelle von einem Kalkringe umzogen, wo�durch die F�lligkeit laquo;sich noch weiter vermehren, resp. wachsen zu k�nnengt; verloren geht. Es ist dies f�r die �ussere Form des Knochens von Klang. Da die Ossification in der Mitte der Diaphyse beginnt, so wird der Knorpelknochen daselbst die geringste Dicke (Querdurchmesser) bekommen, weil das Wachsthmn des Knorpels an fraglicher Stelle am fr�hesten auf�h�rt. Bei der allm�lig gegen die Epiphysen zu fortschreitenden Verkalkung und Ossification des Knorpels wird dieser um so l�nger wachsen k�nnen, je weiter er von der Mitte der Diaphyse entfernt ist, folglich nach seiner Verkn�clierung gegen die Epiphysen zu an Querdurchmesser zunehmen. Ausserdem sind auch Resorptionsvorg�nge an den AnssenfUlchen des Knochens f�r dessen Gestalt von wesentlicher Bedeutung, indem durch dieselben ein Theil der Tela ossea aufgesogen wird, w�hrend anderw�rts neu gebildete Knochensubstanz sich ansetzt. Es mag gen�gen, an dieser Stelle auf das Vorkommen der sogenannten Resorptionsfl�chen aufmerksam gemacht zu haben, ohne auf Details einzutreten.
Wenn die Ossification der Diaphyse bereits ziemlich weit fortgeschritten ist, so beginnt dieselbe auch in den Epiphysen (und Apophysen), indem in jeder ein Knochenkern sich bildet, der in der vorhin angegebenen Weise so lange sich vergr�ssert, bis schliesslicb die Verkn�cherungsgrenzen der Diaphyse mit denen der Epiphysen (und Apophysen) zusammentreffen. Mit dem Verschwinden der sogenannten Intermedi�rknorpel oder Knorpelfugen zwischen der Diaphyse und den Epiphysen h�rt unter normalen Verh�lt�nissen jedes nennenswerthe E�ngenwachsthum des betreffenden R�hren�knochens auf.
An den ossificirten Knorpelpartien beginnt in dem fr�heren Perichon-drium, dem jetzigen Periost, ebenfalls der Knochenneubildungsprocess, indem die innerste gefassreiche Schicht desselben anschwillt und an Dicke zunimmt; die Periostk�rperchen wuchern und gestalten sich allm�lig zu Knochenk�rperchen. So entstehen um die �ussere Peripherie der neu gebildeten Knorpelknochenscheiben aus dem Periost Knochenringe, welche jene einschllessen. Diese Periostringe werden selbstverst�ndlich in der Mitte der Diaphyse am zahlreichsten sein, da sie immer erst da gebildet
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werden k�nnen, wo der Knorpel bereits verkn�chert und das Perichondrium damit zum Periost geworden ist. Dieselben werden somit von der Diaphysen-mitte gegen die Epiphysen zu an Zahl (resp. an Dicke) ahnehmen, hin�gegen an L�nge immer mehr gewinnen, da ja die Ossification des Knorpels und damit der Uebergang des Perichondriums in Periost stets fortschreitet, letzteres somit an L�nge in entsprechendem Maasse zunimmt, wodurch die Periostknochenbildung alhn�lig immer mehr in die L�nge sich ausdehnt.
Durch die bereits erw�hnte Umwandlung des Knorpelknochens in Markgewebe entsteht in dem Mittelst�cke der Diaphyse die grosse Mark�h�hle, w�hrend an den Endtheilen derselben ein Theil des Knorpelknochens als Pl�ttchen und B�lkchen stehen bleibt, wodurch kleinere Markr�ume in gr�sserer Zahl gebildet werden, die sowohl unter sich als auch mit der grossen Markh�hle communiciren. Hieraus erkl�ren sich die macroscopischen Stracturverh�ltnisse der R�hrenknochen leicht. Da der Periostknochen viel weniger zu Markgewebe sich weiter metamorphosirt, sondern fest und compact bleibt, so wird die die Markh�hle umgebende Rindenschicht des Knochens in der Mitte der Diaphyse am st�rksten sein und gegen die Epi�physen hin alhn�lig sich verd�nnen. Nach den neuesten Untersuchungen von C. R�ge gilt als ausgemacht, dass neben der cartilagin�ren und periostalen Zunahme auch ein intercellul�res oder interstitielles Wachsthum der Knochen existirt. Dasselbe erfolgt vorzugsweise in Folge Zunahme der Intercellular-substanz, wobei Form und Grosse der Knochenk�rperchen sich wenig �ndern. Nur f�r die erste Zeit des Lebens kann eine Vermehrung der Knochenk�rperchen durch Theilung mit Wahrscheinlichkeit angenommen werden. Mit dem h�hern Alter nimmt die Intercellularsubstanz der Knochen in constanten Verh�ltnissen ab. In Folge Zunahme der Zwischensubstanz im jugendlichen Alter wird der Knochen gewissennassen auseinandergedr�ngt. Dieser jugendlichen Expansion tritt die sp�tere intercellul�re Resorption entgegen. Aus allem dem geht hervor, dass der Knochen kein todtes, unver�nderliches Gebilde ist, sondern in stetem Wechsel progressiver oder regressiver Art sich befindet.
Nach dieser kurzen Excursion in das Gebiet der Entwicklungs�geschichte des Knochens werden uns die Vorg�nge bei der Rhachitis in ihren allgemeinen Z�gen leicht verst�ndlich werden.
Die Ver�nderungen bei dieser Krankheit bestehen wesentlich darin, dass bei der zur Zeit der Ossification im Knorpel auftretenden Wuche-�rung dieses, einerseits die Verkn�cherung nicht erfolgt, w�hrend anderer�seits der bereits gebildete Knorpelknochen sich in Markgewebe um�wandelt. Es zeigen sich hierbei die gr�ssten Unregelm�ssigkeiten, die namentlich darin bestehen, dass der Verkalkungsprocess des Knorpels nicht
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in einer horizontalen Ebene von der Mitte der Diaphyse aus gegen die Epiphysen zu vorschreitet, wie dies bei der normalen Ossification der Knorpel geschieht, sondern dass die Verkalkung in einer der Mitte der Diaphyse n�her gelegenen Stelle nicht erfolgt, w�hrend sie an einer andern Stelle bereits weit gegen die betreffende Epiphyse hinaufreicht, so dass Knorpelinseln in dem Knochen entstehen, deren Umwandlung in Knochen- und Markgewebe l�ngst h�tte stattfinden sollen. W�hrend bei nor�maler Verkn�cherung die Markr�ome stets zwischen der Verkalkungsschicht und der Diaphyse sich bilden, treten dieselben bei Rhachitis zuweilen jenseits der Verkalkungsgrenzen nach den Epiphysen zu auf und bilden eine Reihe zusammenh�ngender H�hlen im Knorpel, welche mit einem weicheren, leicht faserigen, gef�sshaltigen Gewebe erf�llt sind. Bei einem Querschnitte der Diaphyse trifft man w�hrend der normalen Ossification entweder auf unverkalkten oder verkalkten Knorpel, oder auf Knochen-und Markgewebe; bei der Rhachitis hingegen trifft man an Stellen, weder Process seine H�he erreicht hat, bei einem Querschnitte auf Knorpel, osteoides Gewebe oder Knochen und auf Markgewebe, alles in derselben Ebene neben- und durcheinander. In Folge dieser Unregelm�ssigkeiten, resp. dieser Hemmung des Ossificationsprocesses erlangt der rhachitische Diaphysenknorpel nicht die Festigkeit des normalen Knochengewebes, so class Infractionen und Br�che desselben leichter als sonst vorkommen k�nnen. Weil auch die Epiphysenknorpeln wuchern und nicht zur regel-m�ssigen Verkn�cherung gelangen, so begreift sich leicht, warum rhachi�tische Knochen besonders in der N�he der Gelenke manchmal so unf�rmlich anschwellen und sowohl durch Zug der Muskelans�tze an den Apophysen, als in Folge derBelastung durch das Gewicht des K�rpers die mannig�fachsten Verbiegungen erfahren. Da eine feste Vereinigung der Epi- und Apophysen mit der Diaphyse des rhachitischen Knochens nicht erfolgt, so werden durch Verschiebung dieser aneinander Missbildungen in der N�he der Gelenke wesentlich beg�nstigt. Bei einer Vergleichung dieser Ver�nde�rungen mit der bei der Osteomalacie vorkommenden, d�rfte es keine Schwierigkeiten haben, zwischen beiden Krankheitszust�nden selbst macros-copisch wahrnehmbare Verschiedenheiten aufzufinden.
Die Rhachitis erscheint entweder �ber das ganze Skelet verbreitet, oder sie betrifft nur einzelne Abschnitte desselben. Ersteres kommt nur bei ganz jungen Thieren vor, w�hrend letzteres bei Individuen von mehreren Wochen so lange eintreten kann, bis der Ossificationsprocess des Skeletes vollkommen abgeschlossen ist. Die locale Rhachitis betrifft vorzugsweise die Extremit�tenknochen, kommt aber auch an anderen Skeletabschnitten vor.
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Die Prognose gestaltet sich bei allgemeiner hocbgradigei' Rhachitis meist ungflnstig; selbst bei localer Erkrankung ist dieselbe wegen der stets zur�ckbleibenden Verdickungen und sonstigen Missbildungen nach erfolgter Beseitigung des pathologischen Processes f�r sp�tere Arbeitsthiere nicht be�sonders g�nstig; um so weniger, da auch hier in Folge von Zerrungen der Knochenhaut Periostitis entstehen kann, die manchmal zu Eiterungsprocessen in der Umgebung, Gelenkentz�ndung, zu Pysemie und zum Tode f�hrt. Zwar sind F�lle bekannt, in welchen junge Schweine und andere Thiere nach einer entsprechenden Behandlung in kurzer Zeit selbst von hoch�gradiger Pihachitis genasen. (Roloff, Mittheilungen aus der Praxis, 17. Jahrgang, Seite 154�150 und 18. Jahrgang, Seite 145�147. Therapie: F�tterung von Knochenmehl, Gr�nfutter). Wenn die Krankheit durch bestimmt erkannte Di�tfehler oder arteficiell entstanden ist, so mag die Kalkbehandlung, namentlich bei zeitigem Gebrauche, h�ufig gute Resultate liefern. Nicht selten aber scheinen tiefere, noch wenig gekannte St�rungen der Rhachitis zu Grunde zu liegen, insofern die Verabreichung von Kalk�salzen, wie schon erw�hnt, keineswegs immer Heilung bewirkt.
Die Aetiologie der Rhachitis ist noch wenig eruirt; so viel jedoch darf als ausgemacht angesehen werden, dass eine ungen�gende Zufuhr von Kalksalzen, sowie sonstige St�rungen oder Unregehn�ssigkeiten in den Verdauungs- resp. Ern�hrungsvorg�ngen eine Hauptrolle spielen. Die Krankheit kommt am h�ufigsten bei F�llen, L�mmern und Ferkeln, seltener bei K�lbern vor. Nach Bruckm�ller geh�rt bei Hunden die Rhachitis zu den seltensten Krankheiten, w�hrend sie nach Sch�tz unter den Hunden Berlin's h�ufig vorkommt; ich habe dieselbe in den letzten Jahren �ber s�mmtliche Extremit�tenknochen verbreitet bei jungen Hunden einige Mal gesehen. � Von Interesse sind noch die Angaben Roloff s, dass bei K�hen die Osteomalacie h�ufig, bei K�lbern die angeborene Rhachitis selten ist, w�hrend bei Schafen die Osteomalacie bei Mutter-thieren bis jetzt nicht beobachtet wurde, hingegen die angeborene Rhachitis bei L�mmern h�ufig vorkommt. Roloff zieht daraus den Schluss, dass Schafe m�glicherweise eine geringere Disposition zur Knochenbr�chigkeit besitzen, als K�he (und Ziegen), indem ihre Knochen die Kalksalze mehr fixiren und die Ausscheidung von Kalk durch die Secrete weniger energisch und bei mangelhafter Zufuhr nicht auf Kosten der Knochen stattfindet. (Siehe 1. c. Seite 35.)
Die Therapie hat den Zustand der Verdauung ins Auge zu fassen und n�thigenfalls f�r Herstellung und Erhaltung einer normalen Digestions-th�tigkeit zu sorgen. Die Verabreichung hinreichend kalkhaltiger Nahrungs-
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mittel gen�gt f�r sich allein nicht Heilung zu bewirken, der Organismus inuss auch im Stande sein, dieselben in entsprechender Weise zu assimiliren. Die Behandlung rhachitischer Thiere ist in der Regel nicht rathsam, weil die einmal vorhandenen Deformit�ten des Sceletes f�r die ganze Lebens�dauer bestehen bleiben, weshalb durch T�dtung der betreffenden Patienten die pecuni�ren Yortheile des Besitzers in den meisten F�llen am besten gewahrt werden.
Die Wechselbeziehungen zwischen Bhachltis und Osteomalacie einerseits und zwischen Mutter und Frucht andererseits sind hinl�nglich constatirt. M�tter, welche w�hrend der Tr�chtigkeit an Osteomalacie erkranken, bringen gew�hnlich Junge mit normaler Ossification des Sceletes, w�hrend M�tter, welche rhachitische Junge geb�ren, von Osteomalacie verschont zu werden pflegen.
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F. Gelenkkrankheiten.
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Da die Gelenke bekanntlich complicirte Vorrichtungen sind, so werden auch die im Allgemeinen vorkommenden Gelenkserkrankungen wesentliche Verschiedenheiten zeigen, je nachdem der eine oder andere Gelenk�theil in hervorragender Weise ergriffen ist. An der Erkrankung eines Gelenkes k�nnen die �berknorpelten Knochenenden, der Synovialsack, die fibr�se Gelenkkapsel und die H�lfsb�nder � sowohl was die Heftigkeit, als auch was die Ausdehnung der Erkrankung anbelangt, in den einzelnen F�llen in sehr verschiedenem Grade betheiligt sein.
Die Hauptrolle jedoch spielt bei diesen Erkrankungen in der Regel die Synovialhaut, so dass der Zustand dieser bei Beurtheilung der Be�deutung einer vorhandenen Gelenkerkrankung wesentlich mit in Betracht kommt.
Im Allgemeinen unterscheidet man:
Quetschungen, Verstauchungen, Verrenkungen und Entz�ndungen der Gelenke; ferner Fracturen der Gelenkenden und je nach deren Beschaffen�heit, Br�che der Gelenkknorpel, sowie partielle Losreissung dieser; � Zer-reissung der Gelenk-Kapsel und -B�nder; � Exsudate und Extravasate in und um die Gelenkh�hle, sowie schliesslich Neubildungen verschiedener Art in und an den Gelenken.
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Quetschung und Contusion eines Gelenkes kann durch Schlag oder Stoss entstehen. Sie kennzeichnen sich im Wesentlichen durch Anschwellung, vermehrte W�rme an der contundirten Stelle und durch Schmerz resp. Lahmgehen. Diese Erscheinungen sind je nach dein Grade der vorhandenen Quetschungen bald in nur geringerem, bald in h�herem Grade vorhanden.
St�rkere Quetschungenquot; sind in der Regel mit einer kleineren oder gr�sseren Blutung in die Synovialhaut oder in die Gelenkh�hle selbst ver�bunden. In seltenen F�llen wird diese sogar ganz mit Blut gef�llt, so dass ein sogenanntes Blutgelenk oder Hsemarthron (alfia Blut und aqamp;qov Ge�lenk) sich bildet, welches bei Gelenkcontusionen mit Knochenbruch in der Kapsel regelm�ssig angetroffen wird.
Geringe und frisch entstandene Quetschungen weichen einer ent�sprechenden Behandlung in der Regel innerhalb weniger Tage, wenn die�selbe mit der n�thigen Ruhe und Schonung des Patienten verbunden ist. � Betrifft das Leiden ein Gelenk der Extremit�ten unterhalb der Fusswurzel oder diese selbst, so ist bei Sommerzeit (resp. bei warmer Witterung) das Einstellen des Patienten in kaltes Flusswasser bis �ber das leidende Gelenk sehr zu empfehlen. Diese Kaltwasserb�der werden t�glich zwei Mal (Vor- und Nachmittags) jedesmal zwei Stunden lang, angewendet. Zur Winterzeit, resp. bei rauher Witterung, oder bei Quetschungen von Ge�lenken . welche �ber der Fusswurzel liegen, werden im Stalle Aufschl�ge von kaltem Wasser oder Bleiwasser, oder aber zertheilende Einreibungen applicirt; letztere namentlich in allen F�llen, wo man nicht sicher ist, dass die Aufschl�ge nach Vorschrift gemacht werden. Bei einer unzweckra�ssigen Behandlung, namentlich bei zu fr�hem oder ungeeignetem Gebrauche der Thiere k�nnen selbst leichte Gelenkquetsclmngen ein l�ngeres Lahmgehen verursachen, indem ein chronischer Entz�ndungsprocess sich entwickelt, der m�glicherweise sehr hartn�ckig werden und recht �ble Folgen haben kann.
Die Behandlung st�rkerer Gelenkcontusionen verlangt absolute Ruhe des Patienten mit m�glichster Feststellung des Gelenkes. Die Erf�llung letzterer Bedingung hat in der thier�rztlichen Praxis ihre Schwierigkeiten, verdient indess immer noch eine gewisse sorgf�ltige Beachtung. Wenn die �ussere Haut es gestattet, erf�llt die Application einer kr�ftigen Scharfsalbe die gegebenen Indicationen am vollst�ndigsten und f�hrt am schnellsten und sichersten Heilung herbei. Wo indess der Zustand der Haut die An�wendung dieses Mittels nicht gestattet, da wird man durch Einwicklung des Gelenkes in nasse Binden, oder durch kalte Aufschl�ge, oder durch zertheilende Einreibungen, die alle mit dem n�thigen Fleisse und mit vieler
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Ausdauer gebraucht werden m�ssen, das Ziel zu erreichen suchen. Wo ein Gypsverhand haltbar angelegt werden kann, ist derselbe allen anderen Mitteln vorzuziehen. Dies gilt namentlich f�r Contusionen mit Fractur des Knochens. quot;Wie bei allen Gelenkleiden, so ist auch hiei- ein weicher, elastischer Stand (S�gemehl, Gummiplatten unter der Hufsohle u. dergl.) f�r den Patienten wohltliuend und die Heilung beg�nstigend.
Die Verstauchung besteht unwesentlichen in einer Zerrung, zu starken Dehnung und auch theilweisen Zerreissung der Gelenkkapsel oder der H�lfs-b�nder, wobei Blut in das Gelenk und die umgebenden Weichtheile aus�getreten sein kann. Diese Sch�den werden hervorgerufen durch gewaltsame momentane Verschiebungen der Gelenkfl�chen aneinander, worauf diese in ihre normale Lage zur�ckkehren. Die Verstauchung oder Distorsion ist somit eine raquo;S'ubluxation. Zwischen beiden ist zwar ein Unterschied gemacht worden, indem man mit Subluxation den Zustand bezeichnet hat, bei welchem die Gelenkfl�chen auf einander verschoben sind, ohne ganz von einander abzuweichen und wobei sie in dieser abnormen Stellung verharren. Mir will f�r diesen Zustand, der beil�ufig bemerkt bei Thieren nicht h�ufig vorkommt, die Bezeichnung laquo;unvollkommene Verrenkung oder Luxatio in-completaraquo; passender erscheinen. �Verstauchungen entstehen gew�hnlich in Folge heftiger St�sse w�hrend der Bewegung, namentlich beim Ueber-setzeu �ber Barrieren, Gr�ben u. dergl, sowie bei zu kurzer Parade aus schnellen Gangarten, wobei die Thiere nicht selten in den Fesselgelenken �berknicken (�berkothen). Bei Fesselverstauchungen finden sich am h�u�figsten entz�ndliche Affectionen des Bandapparates hinter dein Gelenke, welche die Folge von starkein Durchtreten zu sein pflegen.
Bei der Diagnose aller Gelenkkrankheiten hat man namentlich das Alter derselben zu ermitteln und bei der Anamnese, sowie bei der objec-tiven Unlersuchung nichts zu vers�umen, was in dieserquot; Hinsicht n�here Aufschl�sse zu geben im Stande ist.
Die Prognose richtet sich nach dem Befunde; bietet dieser die Er�scheinungen eines frisch entstandenen (acut entz�ndlichen) Leidens, so gestaltet sich dieselbe g�nstiger, als wenn Erscheinungen eines bereits veralteten Zustandes mit pathologischen Ver�nderungen der Gelenktheile vorhanden sind.
Die Behandlung ist hei der Distorsion im Wesentlichen dieselbe, wie bei der Contusion; auch hier bildet die m�glichst vollst�ndige Feststellung des betreffenden Gelenkes eine der wichtigsten Heilindicationen. Ruhe ist unbedingt erforderlich. Scharfsalben, oder wo haltbar anzubringen. ein Gypsverhand, stehen in erster Linie. Die Gefahr einer chronischen Gelenk-
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Entz�ndung soll nie aus dem Auge gelassen werden. Die Patienten d�rfen deshalb erst dann wieder zur Arbeit (Dienstleistung) verwendet werden, �wenn das Lahmgehen vollst�ndig beseitigt ist.
Verrenkungen kommen als vollst�ndige und als unvollst�ndige vor. Bei ersterer befinden sich die Gelenkfl�chen der mit einander verbundenen Knochen vollst�ndig aussei- Ber�hrung, indem die Gelenkenden neben ein�ander verschoben sind; dieselbe wird als luxatio completa bezeichnet, im Gegensatze zur luxatio incompleta. bei welcher die Gelenkfl�chen, ohne sich ganz zu verlassen, nur aus ihren normalen Ber�hrungspunkten verschoben sind. Vollkommene Luxationen sind wohl immer mit Zerreissung der Ge�lenkkapsel verbunden, w�hrend dies bei unvollkommenen Verrenkungen nicht nothwendig der Fall ist. Je nach den Ursachen, welche die Luxation bedingen, unterscheidet man traumatische, spontane und ange�bor ene Verrenkungen. Eine traumatische Luxation ist eine solche, welche durch die Einwirkung einer �usseren Gewalt zu Wege gebracht wurde, w�hrend die spontanen Luxationen in Folge von Krankheitsprocessen an den Gelenkb�ndern oder an den Gelenkfl�chen der Knochen entstehen; dieselben werden deshalb auch pathologische Luxationen genannt. Diese, sowie die angeborenen Verrenkungen werden, (wie leicht begreiflich) aus finanziellen R�cksichten kaum jemals Object der thier�rztlichen Praxis werden.
Wir wollen uns deshalb an dieser Stelle nur mit den traumatischen Luxationen besch�ftigen. Dieselben k�nnen einfach oder mit anderen Ver�letzungen compliclrt sein. Letzteres ist der Fall, wenn gleichzeitig etwa ein Knochenbruch oder eine Haut Verletzung, eine Zerreissung grosser Gef�sse oder Nerven etc. vorhanden ist. Diese und andere Zust�nde k�nnen nun entweder einzeln f�r sich, oder mehrere derselben, ja sogar alle zugleich, die Complication bilden. Vollst�ndige Luxationen sind bei unseren Haus-thieren im Ganzen selten, am h�ufigsten noch werden sie im H�ftgelenke, namentlich bei Rindern angetroffen. Eine solche kann nur mit Zerreissung des dig. teresraquo; zu Stande kommen. Beim Pferde, wo dies Band sehr kr�ftig und das Acetabulum viel tiefer als beim Rinde ist, kommt eine vollst�ndige Luxation im H�ftgelenke sehr selten, unvollkommene Luxationen dagegen h�ufiger vor. � Man bezeichnet diese Verrenkung als Luxation des Ober�schenkels, indem stets der unterhalb des betroffenen Gelenkes gelegene Sceletabschnitt als der verrenkte bezeichnet wird. Bei Pferden wird die Verrenkung der Kniescheibe nach aussen, namentlich im jugendlichen Alter, nicht ganz selten beobachtet. Dieser Zustand ist als eine duxatio incompleta#9632;gt; aufzufassen, weil nur das Sesambein (die Patella) verschoben
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ist, ohne die Rolle des Oberschenkelbeins ganz zu verlassen; die beiden Hauptknochen des Gelenkes nehmen an der Verschiebung nicht Theil.
Wird ein luxirtes Gelenk aus irgend einem Grunde nicht zur rechten Zeit wieder eingerichtet, so kann sich allm�lig dennoch ein gewisser Grad von Beweglichkeit wieder ausbilden, der unter besonders g�nstigen Ver�h�ltnissen der normalen Beweglichkeit fast gleich kommt; in anderen F�llen dagegen ist und bleibt die Beweglichkeit resp. Brauchbarkeit der Gliedmasse eine beschr�nkte, das Glied ist steif und seine Muskeln atrophiren.
Die hierbei nach und nach eintretenden anatomischen Ver�nderungen sind im Wesentlichen folgende:
Das in die Gelenkh�hle und Umgebung gesetzte Elutexti avasat wird resorbirt, die Gelenkkapsel collabirt und verschrumpft, die Weichtheile um die dislocirten Knochenenden werden plastisch infiltrirt, verwandeln sich dann in narbiges Bindegewebe, welches zum Theil verkn�chert, so class eine Art kn�cherner Gelenkkapsel, sowie eine Bimlegewebskapsel um das Gelenk-ende des dislocirten Knochens neu gebildet wird. Der Gelenkknorpel der dislocirten Knoclienenden wird rauh, faserig und verw�chst durch ein narbiges, festes Bindegewebe mit den Theilen, auf denen er aufliegt. Diese Verwachsung wird mit der Zeit ausserordentlich fest, namentlich wenn sie wenig gest�rt und der luxirte K�rpertheil wenig bewegt wird. Die um�gebenden Muskeln verlieren einen grossen Theil ihrer Fasern, theils durch molecul�reu Zerfall, theils durch fettige Metamorphose der contractilen Substanz; sp�ter bilden sich zuweilen wieder neue Muskelfasern. In diesem Zustande nennen wir die Luxation eine veraltete.
Die Ursachen der Verrenkungen und Verstauchungen sind vorzugsweise in gewaltsamen Einwirkungen verschiedener Art gegeben, namentlich solcher, welche pl�tzlich mit grosser Kraft auftreten; so z. B. entstehen diese Zu�st�nde h�utig beim Ausgleiten, beim St�rzen, Einsinken in weichem Ter�rain , beim Einklemmen einer Gliedmasse in Spalten und dergleichen. Schlaffheit der Muskel und B�nder beg�nstigen das Entstehen dieser Zu�st�nde. Nur sehr selten sind Neubildungen in oder an den Gelenken, etwas h�ufiger Muskelkr�mpfe oder -L�hmungen Ursache einer Luxation. (Kniescheibenverrenkungen in Folge von Muskelaffectionen siehe,BoIoff und M�ller: Mittheilungen aus der Praxis, 18. Jahrgang, Seite 153�155).
Beim Rinde ist die Gelenkpfanne der Beckenbeine flacher, das laquo;Lig. teresgt; schw�cher und das Colluin femoris l�nger als bei allen �brigen Hausthieren, so dass bei demselben aus diesen Gr�nden die Entstehung
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einer habituellen Luxation durch Erschlaffung des Kapselbandes ohne Zer-reissung desselben denkbar ist und wirklich vorkommt.
Die Prognose der Verrenkungen ist im Allgemeinen sehr verschieden; ung�nstig, wenn dieselben veraltete sind; je l�nger der Zustand bereits besteht, um so weniger ist eine Wiederherstellung der normalen Verh�ltnisse m�glich. Man wird die Behandlung deshalb immer nur mit dem aus�dr�cklichsten Vorbehalte �bernehmen d�rfen, dass man f�r den Erfolg in keiner Weise einstehe.
Im Allgemeinen gilt, dass die Behandlung aller complicirter Luxationen bei unseren Hausthieren meist eine wenig versprechende ist; namentlich gilt dies in Bezug auf die gr�sseren Hausthiere, besonders Arbeitsthiere. Als Complication trifft mau bei Luxationen am h�ufigsten Fracturen ein�zelner Theile oder des ganzen Gelenkkopfes.
Es ist in der Regel sehr schwer, complicirte Luxationen genau und richtig zu beurtheilen. Ist eine Fractur als Complication vorhanden, so macht die Reposition des luxirten Knochens in der Regel aussergew�hnlich grosse Schwierigkeiten. Auch wird, je nach dem betroffenen Gelenke, das Anlegen eines festen Verbandes mehr oder weniger umst�ndlich oder ganz unm�glich sein. Es ist deshalb die Prognose stets sehr zweifel�haft, ja fast allemal absolut ung�nstig zu stellen und eine Behandlung nur in ganz besonderen F�llen versuchsweise einzuleiten. Noch ung�nstiger gestaltet sich die Prognose, wenn mit der Luxation eine offene Gelenk-wunde verbunden, ganz besonders aber, wenn gleichzeitig eine Gelenk-fractur vorhanden ist. Nur bei sehr werthvollen Lieblingsthieren, wie bei Schosshunden u. s. w. bei denen es weniger auf g�nzliche Heilung als auf Erhaltung ankommt, (eine vollkommene Brauchbarkeit des Gliedes ist nie zu erwarten), oder bei sehr gesch�tzten Zuchtthiereu etc. k�nnte ein Ver�such zul�ssig erscheinen. Bei offenem Gelenkbruche w�re in solchen F�llen vielleicht die kunstgerechte totale Resection des Gelenkes zu versuchen.
Die Behandlung der Luxationen hat in der Regel mit der Einrichtung des Gelenkes zu beginnen; diese ist bei unseren grossen Hausthieren meist sehr schwer zu erf�llen, weil die Extension des verrenkten Theiles und die Einf�hrung des Gelenkkopfes durch den Riss in der Gelenkkapsel wegen der starken das Gelenk umgebenden Muskelmassen kaum m�glich ist. Ausserdem aber bietet es recht oft Schwierigkeiten, die normale Lage zu erhalten, weil jede Bewegung des betreffenden Gliedes leicht neuerdings eine Ausrenkung zur Folge hat und die absolute Feststellung des Gelenkes ein durchaus unerf�llbarer frommer Wunsch bleibt.
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Die Reposition der Kniescheiben-Verrenkungen wird bei grossen Hausthieren am einfachsten und schnellsten durch Application eines kr�f�tigen, fl�chtigen Hautreizes im Umfange des Kniegelenkes und durch vorsichtiges F�hren des Patienten zu Wege gebracht. Diese Subluxation kommt am h�ufigsten bei F�llen vor und zwar mit einer gewissen Neigung zu Eecidiven; in der Regel verliert sich diese Neigung mit vollendeter Entwicklung, weil damit eine gr�ssere Straffheit in den Fasern der Gewebe eingetreten ist.
Vollst�ndige Luxationen im H�ftgelenke sind bei grossen Thieren schwer heilbar, weil die Reposition kaum m�glich und ausserdem viel Zeit er�forderlich ist, bis nach gelungener Einrichtung des Gelenkes die Functions-f�higkeit des Gliedes g�nzlich wiederkehrt. Bis zur vollst�ndigen Ver�narbung des Kapselrisses muss eine m�glichst absolute Ruhe des Ge�lenkes angestrebt werden. Am besten und einfachsten erreicht man dies, indem man in oder unmittelbar unter der �usseren Haut einen Entz�ndungs-process zu unterhalten sucht, also durch wiederholte Application einer Scharfsalbe auf die �ussere Haut oder eines Haarseils unter derselben gerade �ber dem Gelenke; das Haarseil muss von Zeit zu Zeit neuerdings mit einem reizenden Mittel befeuchtet werden, um stets einen etwas kr�f�tigen Reiz unter der Haut zu erhalten. Ein Entz�ndungsprocess in den �usseren Theilen �ber dem Gelenke wirkt in mehrfacher Hinsicht vor-theilhaft. Nach der Reposition tritt selbstverst�ndlich eine Entz�ndung der Synovialmembran mit Erguss von Fl�ssigkeit in die Gelenkh�hle ein, wodurch das Gelenk eine Zeit lang steif und schmerzhaft bleibt. Der Reiz auf oder unter der Haut hilft zun�chst das Gelenk so gut wie m�glich feststellen und wirkt ausserdem als Ableitung vortheilhaft auf den Verlauf der Entz�ndung der Synovialmembran ein. Nur bei frischen Luxationen ist einige Hoffnung auf eine v�llige Wiederherstellung des fr�heren nor�malen Zustandes vorhanden. Werden zu fr�h Bewegungen ausgef�hrt, noch ehe der Kapselriss vernarbt ist, so tritt leicht eine neue Luxation ein; es erfolgt dann zuweilen gar keine Ausheilung des Kapselrisses oder es erlangt die Narbe eine so betr�chtliche Dehnbarkeit, dass die Luxation eine habituelle wird; dies trifft man namentlich bei K�hen nicht selten, wo dann bei der Bewegung ein h�ufiges Springen des Caput femoris aus dem und in das Acetabulum pelvis beobachtet wird.
Liegt der Verrenkung eine Muskell�hmung zu Grunde, so ist im All�gemeinen eine reizende Behandlung indicirt, w�hrend bei Muskelkrampf hypodermatische Injectionen von narkotischen Mitteln (Morphium etc.) zu versuchen sind. Die Reduction der verrenkten Knochen wird erst nach Beseitigung des Krampfes vorgenommen, falls sie nicht von selbst erfolgt.
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An Thieren sind bis jetzt zu wenig Resectionen ausgef�hrt worden, als dass �ber ihren Werth f�r die Veterin�rpraxis heute schon ein be�stimmtes Urtheil sich abgeben liesse. Die g�nstigen Erfolge indess, welche in den letzten zwanzig Jahren durcb dieselben bei Menschen und zum Theil bei Versuchsthieren erzielt worden sind, d�rfen als ein Triumph der neueren Chirurgie bezeichnet werden und fordern zu Yersuchen in geeigneten Krank�heitsf�llen bei Thieren auf. Die Eesection w�rde bei fraglichen complicirten Luxationen darin bestehen, die zerbrochenen Gelenkenden frei zu legen, abzus�gen und demnach einen entsprechenden Verband zu appliciren.
Die Behandlung angeborener Luxationen d�rfte weder rathsam sein, noch leicht verlangt werden; dieselben sind im Ganzen selten. Man darf sie nicht verwechseln mit solchen, welche w�hrend der Geburt, durch ungeschicktes Ziehen an den vorliegenden Geburtstheilen etwa entstehen k�nnen. (Luxationes inter partum acquisitai). Diese sind selten vollst�ndige Verrenkungen und in der Regel leicht heilbar, w�hrend die wirklich ange�borenen oder congenitalen Luxationen wegen der stets vorhandenen Miss�bildung der Gelenktheile in der Regel absolut unheilbar sind.
Die Entz�ndung der Gelenke betrifft entweder den Bandapparat, d. h. die fibr�se Gelenkkapsel und die H�lfsb�nder, oder den Synovialsack, oder die Gelenkenden der Knochen. Demnach unterscheidet man eine �ussere, innere und allgemeine Gelenkentz�ndung. Es ist indess zu bemerken, dass die Entz�ndung von dem einen Gelenktheile leicht auf einen anderen �ber�geht, so dass Gelenkentz�ndungen, welche sich ausschliesslich nur auf einen einzelnen Gelenktheil erstrecken, in Wirklichkeit nicht leicht vorkommen. In der Regel wird der Entz�ndungsprocess allerdings in dem einen oder anderen Gelenktheile beginnen und von da sich ausbreiten. Der Grad, in welchem die einzelnen Gelenktheile von dem Entz�ndungsprocesse befallen werden, kann ein sehr verschiedener sein; manchmal sind die inneren oder die �usseren Gelenktheile vorzugsweise, in anderen F�llen hingegen in ziem�lich gleichem Grade ergriffen. Es beh�lt deshalb die Unterscheidung einer �usseren v inneren und allgemeinen Gelenkentz�ndung aussei- f�r die Des�cription auch f�r die Praxis einen gewissen Werth.
Mit R�cksicht auf die anatomischen Ver�nderungen, welche in Folge von Gelenkentz�ndung eintreten k�nnen, unterscheidet man eine
1) Arthritis vasculosa exsudativa, welche durch starke Gef�ssinjection und durch Neubildung von Gef�ssen. sowie durch Exsudation (meist ser�se) sich auszeichnet;
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2)nbsp; nbsp;Arthritis purulenta, welche durch Eiterbildung sich characterisirt und
3)nbsp; nbsp;Arthritis defonnans, bei welcher in Folge theils von Neubildung, theils von R�ckbildung augenf�llige Forraver�nderungen, namentlich der Gelenkenden der Knochen zu Stande kommen.
Ber�cksichtigt man die �tiologischen Momente, so unterscheidet man eine trauinatische Arthritis, welche die Folge einer �usseren Gewalt, � eine rheumatische Arthritis, bei welcher eine kurze Zeit vorausgegangene Erk�ltung entweder nachweisbar ist, oder angenommen wird, � eine scro-phul�se und tubercul�se Arthritis, mit welcher ein schiechter Ern�hrungs�zustand, sowie Schwellung der Lymphdr�sen (namentlich der Mesenterial-dr�sen) oder eine tubercul�se Diathese (resp. Tubercul�se) verbunden ist; � endlich eine pyamiische Arthritis, welche iu Folge allgemeiner Pyohamiie auf metastatischem, resp. embolischera Wege sich entwickelt hat. In manchen F�llen m�gen indess Ursache und Wirkung hierbei verwechselt werden.
Die pyannische Gelenkentz�ndung darf nicht mich der eiterigen Synovitis, von welcher nachher die Rede sein wird, verwechselt werden. Erstere ist characterisirt durch rasche F�llung des Gelenkes mit Eiter bei ra�ssigera Schmerz und bei sehr geringen Ver�nderungen der Gelenktheile. Das Bindegewebe zwischen den B�ndern, Seimen und Muskeln in der N�he des Gelenkes sind zuweilen ser�s infiltrirt; die Synovialhaut ist h�ufig ganz unver�ndert, zuweilen etwas injicirt; getr�bt und verdickt. Die Gelenk�knorpel sind bei der pyamiischen Arthritis stets frei, insofern dieselben nicht etwa zuf�llig und von dieser unabh�ngig erkrankt sind. Die Affection kann sich auf ein Gelenk beschr�nken, oder auf mehrere, zuweilen sogar auf fast alle Gelenke sich erstrecken.
Bei unseren Hausthieren sind Erkrankungen der verschiedenen Gelenk�theile in Folge mechanischer Einwirkungen weitaus am h�ufigsten, weil dieselben sowohl durch ihre Dienstleistungen, als auch in Folge von roher Behandlung Verletzungen der Gelenke ausgesetzt sind. Die trauma�tischen Gelenkentz�ndungen pflegen bei fr�hzeitiger und zweckm�ssiger Behandlung auf die �usseren Gelenktheile beschr�nkt zu bleiben, wenn nicht die inneren Gelenktheile, namentlich die Synoviahnembran, direkt mit verletzt sind. Die Entz�ndung bedingt eine betr�chtliche Schwellung, Lockerung und Durchfeuchtung des von kleinen Blutungen durchsetzten Bindegewebes. Auch die B�nder werden durchfeuchtet und aufgelockert, indem eine gallertige Fl�ssigkeit zwischen die Fasern derselben sich ein�lagert, diese auseinanderdr�ngt und die B�nder alhn�lig zu einer weichen
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Masse umwandelt; gleichzeitig findet eine erhebliche Neubildung von Binde�gewebe statt.
Das Periost der benachbarten Knochen wird h�ufig, seltener dagegen werden die Seimen und Sehnenscheiden in den Entz�ndungsprocess mit hineingezogen. Die Entz�ndung geht entweder in Eiterung �ber oder es bildet sich die als laquo;Tumor albus gt; bezeichnete Gelenkgeschwulst. Diese Bezeichnung ist aus der Menschenheilkunde in die Thierheilkunde auf�genommen worden, obgleich sie hier wenig passt. Fr�her nannten die Aerzte fast alle Gelenkanschwellungen, welche ohne Il�thung der Haut verliefen, Tumor albus; die heutigen Chirurgen gebrauchen diesen Ausdruck ziemlich �bereinstimmend nur noch bei eiterigen und fung�sen Gelenk�entz�ndungen.
Wo die �ussere Gelenkentz�ndung bei unseren Hausthieren in Eiterung �bergeht, da schwillt das Bindegewebe zwischen den Gelenkb�ndern und Sehnenscheiden sehr betr�chtlich an, lockert sich auf, wird speckartig ver�dickt und ist stellenweise sogar eiterig infiltrirt. Anfangs bilden sich einzelne, sp�ter aber zusammenfliessende, oft sein- ausgebreitete Abscesse, welche entweder in der N�he des Gelenkes die Haut durchbrechen oder sich weit�hin von dem Gelenke versenken und zur Bildung von Fisteln f�hren.
Bei Verjauchungen, wie sie besonders nach Verletzung des Periost's oder einer Epiphyse in der N�he des Gelenkes entstehen, sind die Sehnen�scheiden fast immer betheiligt, indem auch sie mit eiterig jauchiger Fl�ssig�keit sich f�llen. Die Entz�ndung und Erweichung der darin laufenden Seimen, sowie die Verjauchung des intrainuscul�ren Bindegewebes erstreckt sich zuweilen bis zum n�chsten Gelenke, ja selbst �ber dieses hinaus. Die Synovialhaut bleibt selbst bei sehr ausgebreiteten Verjauchungen in der Umgebung des Gelenkes, gew�hnlich unver�ndert; nur wenn sie durch die mechanische Einwirkung direkt mit verletzt wurde, besonders aber wenn von dem Gelenkrande ein Knochenst�ck absplitterte, tritt auch innere Ge�lenksverjauchung ein.
Die �ussere Gelenk Verjauchung kann an jedem Gelenke vorkommen. Bruckm�ller hat sie in der eben beschriebenen Form (und zwar dmxh Pysemie t�dtend) bei Pferden an der hinteren Extremit�t am h�ufigsten am Sprung- und Kniegelenke, sehr selten auch an der vorderen Extre�mit�t am Ellenbogengelenke angetroffen.
Bei der fung�sen Gelenkentz�ndung nimmt die Wucherung des Binde-ge-webes immer mehr zu, bis es die Dicke von einem bis zu mehreren Zoll erreicht und in eine derbe fibr�se Masse umgewandelt ist. Die Gelenk�kapsel, die B�nder und Sehnenscheiden verbinden sich zu einem fast gleich-
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massigen, gr�ulich weissen, blutarmen, derben, speck�hnlichen Gewebe, in welchem hie und da kleine, durch den Zerfall des Gewebes gebildete Abscesse sich finden. Der Eiter in denselben dickt sich sp�ter zu einer gelben k�sigen Masse ein, um schliesslich zu verkreiden. Bei der Section von Thieren, bei welchen die Bildung der Gelenkgeschwulst bereits ziemlich fortgeschritten ist, trifft man in der Regel Abscesse in den verschiedensten Stadien; w�hrend einige bereits verk�st, andere sogar schon verkreidet sind, sieht man auch h�ufig noch solche, welche innerhalb eines lebhaft ger�theten, zottigen Granulationsgewebes einen schmierigen Eiter enthalten. Die Sehnenscheiden sclerosiren und verwandeln sich schliesslich in starre Hinnen, in welchen die Sehnen frei bleiben oder anwachsen. Die Beweglichkeit des Gelenkes wird durch die Gewebsneubildung bedeutend herabgesetzt. Ist eine allgemeine chronische Gelenkentz�ndung vorhanden, so erreicht die Steifheit einen besonders hohen Grad. Wenn die Neubildungen den gr�ssten Theil eines Gelenkes umgeben und sich noch weich anf�hlen, nennt man diesen Zu�stand auch wohl lt;weiche Schales. Sp�ter tritt in denselben eine wirkliche Ossification ein.
Bei Behandlung der �usseren Gelenkentz�ndung erweisen sich im Anfange derselben scharfe Einreibungen in allen F�llen am wirksamsten, wenn die �ussere Haut ihre Application gestattet. Die K�lte wirkt in der thier�rztlichen Praxis meist nur dann intensiv genug, wenn der Schaden am unteren Theile einer Extremit�t sitzt und der Patient direct in's kalte Bad gestellt wird. Ableitungen auf die �ussere Haut wirken der Erfahrung gem�ss vortheilhaft, so dass die Zertheilung der �usseren Gelenkentz�ndung nur selten ausbleibt, wenn die Application des betreffenden Mittels fr�h und kr�ftig genug stattfand. Selbst wenn die �ussere Haut eine kleine Verletzung erlitten hat, kann man, mit entsprechender Schonung der betref�fenden Stelle, eine Scharfsalbe einreiben; die Anwendung derselben ist nur dann contraindicirt, wenn die �ussere Haut in gr�sserem Umfange die Merkmale starker Quetschungen bietet. Kommt die �ussere Gelenkentz�n�dung erst zur Behandlung, wenn dieselbe bereits Ausg�nge gemacht hat, so wird sich die Therapie entsprechend verschieden gestalten m�ssen.
Tritt Eiterung ein, so �bereile man sich nicht mit Er�ffnung des Abscesses; wenn nicht besondere Verh�ltnisse, wie z. B. Eitersenkungen u. s. w. n�thigen, so �berlasse man die Oeffnung des Abscesses der Natur. Besonders h�te man sich vor Verwechslungen ausgebuchteter Synovial-s�cke mit Abscessen. Es ist die Verwechslung um so leichter m�glich, als fragliche Ausbuchtungen bei Gelenkentz�ndungen �berhaupt h�ufig vor-
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kommen. Bei Eiteiungsprocessen f�llt der Umfang der vorhandenen Zer�st�rungen besonders in's Gewicht. Ist Caries des Knochens zugegen, so empfiehlt es sich, die ergriffenen Knochentheile zu entfernen und durch Einlegen von Flachsb�uschchen in Phenyls�ure getr�nkt, einen osteoplasti-schen Entz�ndungsprocess im Knochen anzuregen.
Die innere Gelenkentz�ndung beruht im Wesentlichen auf einer Ent�z�ndung der Synovialmembran; dieselbe kann die Folge direcfer L�sionen sein und sich im weiteren Verlaufe auf die Knorpel oder andere Gelenk-theile fortsetzen, oder aber es sind diese zuerst und secund�r das Kapsel�band erkrankt, resp. seine innere Auskleidung in Mitleidenschaft gezogen worden. Ausser den Gelenkh�hlen gibt es noch andere Bindegewebss�cke, welche mit einer Synovialhaut ausgekleidet sind, n�mlich die Sehnenscheiden und die subcutanen (Haut- und Sehnen-) Schleimbeutel. Alle k�nnen in gleicher Weise an Entz�ndung erkranken, weshalb wir diese hier miteinander besprechen wollen , obgleich weder die Sehnenscheiden, noch die Schleim�beutel eigentliche Gelenktheile sind. Erstere stehen aber zuweilen mit der benachbarten Gelenkh�hle in directer Communication, so dass ausser anderen Zweckm�ssigkeitsr�cksichten auch deshalb ihre Erkrankungen hier am besten mit abgehandelt werden.
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Die Entz�ndung der Synovialh�ute.
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Dieselbe wird im Allgemeinen als laquo;Synovitisgt; bezeichnet und in eine S. serosa. sowie in eine S. purulenta unterschieden, je nachdem das Exsudat mehr ser�ser oder eiteriger Natur ist. Beide k�nnen acut und chronisch verlaufen.
Es darf hier -wohl als bekannt vorausgesetzt werden, dass s�mmtliche Synovials�cke, ebenso wie die grossen ser�sen K�rperh�hlen, aus Spalt�r�umen des mittleren Keimblattes hervorgegangen sind. Das n�chste Re�sultat einer acuten Synovitis ist dem einer Entz�ndung ser�ser H�ute analog und besteht in dem Erg�sse einer finbrinreicheu Fl�ssigkeit (Serums) in den betreffenden Synovialsack, welcher weisse Blutzellen in sehr verschiedener Menge beigemischt sind. Es kann dieses Exsudat wieder g�nzlich resorbirt werden, oder es kann dasselbe zur�ckbleiben und ver�schiedenen Ver�nderungen unterliegen.
Die Synovitis serosa der Gelenkkapseln wird laquo;Gelenkhy drops gt;, eine Synovitis purulenta derselben laquo;Gelenksempyemgt; genannt. Beide k�nnen
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acut und chronisch verlaufen und Erkrankungen des Knorpels, der Knochen, des fibr�sen Bandapparates, des Periosts und benachbarter quot;Weichtheile im Gefolge haben.
Bei aculer Synovitis serosa einer Gelenkkapsel sind die Erscheinungen etwa folgende: Patient lahmt und zeigt hei Untersuchung Schmerz im Gelenke; liegt dasselbe ziemlich frei, d. h. ist dasselbe von nur wenig Weichtheilen bedeckt, so ist in seinem Umfange an der �usseren Haut etwas vermehrte W�rme wahrzunehmen.
Bald nach Eintritt dieser Erscheinung stellt sich an der einen oder anderen Stelle oder in der ganzen Peripherie des Gelenkes Fluctuation ein; dieser acute Gelenkshydrops wird gew�hnlich eine laquo;entz�ndliche Gelenksgalleraquo; genannt.
Der anatomische Befund des Gelenkes ist hierbei folgender: Die Sy-novialhaut ist leicht geschwollen und massig vascularisirt, die Gelenkh�hle mit Serum erf�llt, welches mit der Synovia sich gemischt hat und einige Fibrinflocken enth�lt. Alle �brigen Theile des Gelenkes k�nnen bis dahin ganz gesund sein, insofern die Entz�ndung ohne vorausgegangene Verletzung jener Theile ein zur Zeit gesundes Gelenk befallen hat.
Eine solche Galle ist in der Regel ziemlich leicht zu heilen. Die Appli�cation kr�ftiger Ableitungen im Umfange der ausserlich wahrnehmbaren Ausbuchtungen der Haut wird mit der Beseitigung jeder Schmerz�usserimg in der Hegel auch die Resorption des Exsudates der Synovialh�hle zur Folge haben. Wo dies nicht der Fall ist, muss man durch Auflegen eines scharfen Pflasters, oder durch Einreibungen von grauer Salbe, oder Jod�quecksilbersalbe, oder durch Bepinseln der �usseren Haut an fraglicher Stelle mit Jodtinktur etc. die Resorption anzuregen suchen. Bis zum Ver�schwinden aller acut entz�ndlichen Erscheinungen, namentlich des Lalnn-gehens des Patienten, muss diesem absolute Ruhe geg�nnt werden.
Die chronische Synovitis serosa zeichnet sich besonders durch ihren schleichenden Verlauf aus. Die Erscheinungen derselben entwickeln sich so allm�lig, dass sie den Gebrauch des Thieres erst dann beeintr�chtigen, wenn der aus ihr hervorgehende chronische Gelenkhydrops (Hydrops chro-nicus articulorum) einen gr�sseren Umfang erreicht hat, oder wenn in Folge von Eindickung der in die Gelenkh�hle ergossenen Fl�ssigkeit die Articulation behindert wird. Die Synovia, welche sich in der Gelenkkapsel nach und nach ansammelt, ist ziemlich d�nnfl�ssig, und da die Thiere weder Schmerz, noch ein anderes ausserlich wahrnehmbares Symptom der Entz�ndung zeigen, so war man fr�her der Meinung, dass die in der
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Oelenkh�hle angesammelte Fl�ssigkeit nicht das Resultat eines Entz�u-lt;lungsprocesses, sondern einer verminderten Aufsaugung der quantitativ normalen Sekretion sei. Dass auch eine urspr�nglich acute Synovitis in Folge ung�nstiger Verh�ltnisse zu einem chronischen Gelenkshydrops, oder wie man denselben wegen der in loco fehlenden Temperatursteigerung auch genannt hat, zu einer lt;kalten Gallegt; f�hren kann, ist leicht begreif lieh; es d�rfen ja nur die klinisch wahrnehmbaren Entz�ndungserscheinungen schwinden, ohne dass das Exsudat zur Resorption gelangt.
Bei chronischer Synovitis ist die Synovialhaut anfangs nur wenig ver��ndert, allm�lig jedoch wird sie dicker und fester, das Bindegewebe nimmt zu, ohne dass eine erhebliche Vascularisation eintritt. Ihre Innenfl�che wird allm�lig von zottigen Neubildungen �berwuchert, welche mehr oder weniger stark ger�thet, theilweise ziemlich derb sind und zuweilen netzartige Ver�schlingungen bilden.
Unter denselben findet man bei Sektionen die Gelenkknorpel theilweise oder ganz geschwunden. Im letzteren Falle sind die kn�chernen Gelenkenden an der betreffenden Stelle gl�nzend weiss, elfenbeinartig und zeigen oft linientiefe Furchen, denen Erh�hungen an der Gelenkfl�che der gegen�ber�stehenden Epiphyse entsprechen. Am h�ufigsten trifft man diese Ver�nde�rungen am Fesselgelenke und am Sprunggelenke, seltener am Vorderfuss-wurzelgelenke der Pferde. Zuweilen, aber selten, nimmt bei chronischer Synovitis auch der Bandapparat an der Gewebswucherung und Verdickung Theil.
Die klinische Diagnose sowohl der acuten als der chronischen Synovitis kann dem Vorhergesagten gem�ss keine Schwierigkeiten bieten. Gleichwohl setzt eine genaue Differenzialdiagnose gewisse Kenntnisse und Uebungen voraus. So z. B. kann eine Synovitis des Vorderfusswurzelgelenkes m�glicher�weise mit einer Synovitis der Sehnenscheide des einen oder andern der drei Strecker des Fusses oder des Kniebogens verwechselt werden, was unter Umst�nden, namentlich wenn vorhandene st�rkere F�llungen operativ ent�fernt werden sollen, wie dies bei Gallen der Streckseimen sehr wohl m�g�lich ist, fatale Folgen haben kann.
Die Prognose gestaltet sich am g�nstigsten, wenn der Hydrops nach einer acuten oder subacuten Synovitis zur�ckblieb. Es tritt dann bei zweckm�ssiger Behandlung in der Regel vollst�ndige Resorption ein. Recht hartn�ckig sind hingegen die F�lle, in welchen die Krankheit ganz chronisch verl�uft.
Die Behandlung ist auch hier in erster Linie auf die consequente Anwendung resorbirender Mittel angewiesen. Ein von Zeit zu Zeit wieder-
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holtes scharfes Pflaster verdient wegen seiner ausgezeichneten Wirkung besondere Empfehlung; dasselbe hat vor den recht wirksamen Jod- und Jodquecksilberpr�paraten den f�r die thier�rztliche Praxis wohl zu beach�tenden Vortheil der bedeutend gr�sseren Billigkeit. Als letztes Mittel ist die Er�ffnung der Gelenkh�hle und die nachfolgende Injection von Jod-tinctuv, oder das Brennen der ausseien Haut �ber der Galle mittelst des roth gl�henden Eisens zu empfehlen, um dadurch in der Gelenkkapsel einen activen Entz�ndungsprocess und durch diesen die Ausgleichung der vor�handenen St�rungen anzubahnen. Jodtinctur soll wegen ihres Weingeist�gehaltes leicht eiterige Entz�ndung und dadurch Gefahr hervorrufen, wes�halb an ihrer Stelle L�sungen von Jod und Jodkalium in destillirtem Wasser empfohlen werden.
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Die Synovitis purulenta characterisirt sich durch sehr heftige Schmerzen, so dass Patient die leidende Gliedmasse wenig oder gar nicht zu gebrauchen wagt; wohl immer ist dieselbe von Fiebererscheinungen begleitet. Die llussere Haut in der Umgebung des entz�ndeten Gelenkes ist sehr warm und �demat�s geschwellt; Fluctuation tritt nicht deutlich hervor, obgleich oder weil eine starke Anschwellung auch der �usseren Gelenktheile stets sich einfindet. Der von dem entz�ndeten Gelenke peripherisch gelegene Theil der Gliedmasse ist gew�hnlich �demat�s geschwollen.
Der anatomische Befund bei Synovitis purulenta ist folgender: Die Synovialhaut ist stark geschwollen, wulstig und intensiv gerottet; in der Gelenkh�hle ist nur wenig, mit flockigem Eiter vermischte Synovia vor�handen; das Gewebe der Gelenkkapsel ist plastisch und ser�s stark infil-trirt; der Gelenkknorpel ist an seiner Gelenkfl�che zun�chst getr�bt, sp�ter erweicht und zerf�llt derselbe, wenigstens stellenweise, zu einer br�unlichen schmierigen Masse. Wo keine Oeffnung (nach einer �usseren Verletzung) in der Gelenkkapsel vorhanden ist, entsteht dieselbe in Folge des Ver-schw�rungsprocesses; der Eiter bahnt sich durch den Bandapparat und die Haut einen Weg nach aussen, wodurch eine Gelenkfistel sich bildet. Greift die Eiterung, resp. Verjauchung auch auf den Bandapparat �ber, so ver�breitet sich der Zerst�rungsprocess nicht selten auf die Umgebung des Ge�lenkes, was h�ufig Py�mie nach sieht zieht. Eine solche Gelenksverjauchung ist am h�ufigsten bei Pferden, namentlich am Huf- und Kronengelenke, seltener am Sprung- und Kniegelenke und in einzelnen F�llen am Fessel�gelenke und Vorderfusswurzelgelenke beobachtet worden. Dieselbe kann nach zu starkem Brennen von Schale oder Spat, namentlich nach dem Brennen mit dem Stift, wenn dieser in die Gelenkh�hle eindringt, entstehen.
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Bei Behandlung einer Synovitis purulenta kommt sehr viel auf die Art und auf die Zeit des Eintrittes derselben an. Vor allen Dingen ist die absoluteste Ruhe n�thig. Kr�ftige Ableitungen auf die �ussere Haut rund um das Gelenk herum erweisen sich auch hier um so n�tzlicher, je fr�hzeitiger dieselben nach dem Auftreten der ersten Entz�ndungs�erscheinungen applicirt werden. Je nach dem Grade des Fiebers und nach dem Ern�hrungszustande des Patienten muss die Di�t sich richten; auch kann eine innerliche Beliandlung, und zwar je nach Umst�nden eine anti-phlogistische, in anderen F�llen eine roborirende, die �ussere Kur unter�st�tzen. Bei ganz frisch entstandener Arthritis purulenta erweist sich die ener�gische Anwendung der K�lte, namentlich Eisaufschl�ge auf das entz�ndete Gelenk oft recht n�tzlich. Warme Aufschl�ge lindern bei consequenter Application zwar die Schmerzen, beg�nstigen aber den Eintritt der Eiterung und sind deshalb zu meiden. Als schmerzlinderndes Mittel ist die hypoder-matische Injection geeigneter Dosen Morphium, trotz des hohen Preises dieses Mittels, der feuchten W�rme vorzuziehen. Von der consequenten Anwendung der angegebenen Mittel wird der Ausgang zum grossen Theile abh�ngen.
Gelingt es, die Entz�ndung zu beseitigen, so muss Patient noch einige Zeit nach eingetretener Genesung ruhig gehalten und darf erst allm�lig von leichten zu schweren Dienstverrichtungen wieder verwendet werden.
Tritt Gelenkverjauchung ein, so ist kaum mehr auf Erhaltung, resp. Wiederherstellung eines vollst�ndig brauchbaren Gelenkes zu hoffen und demgem�ss, unter entsprechender Ber�cksichtigung der gr�sseren oder geringeren Entbehrlichkeit des betroffenen Gelenkes f�r die Dienstzwecke des Patienten h�ufig von jeder weiteren Behandlung abzurathen. Dies gilt namentlich f�r Schlachtthiere bei jeder fieberhaften Synovitis purulenta, da die Thiere in Folge des h�chst schmerzhaften und fieberhaften Leidens allemal bedeutend abmagern und sogar an Pysemie verenden k�nnen. Auch bei Zugthieren wird in vielen F�llen eine Behandlung in den sp�teren Stadien der Krankheit nicht rathsam erscheinen, w�hrend bei Milch- und Zuchtthieren die Erhaltung des Individuums selbst mit Verwachsung des betreffenden Gelenkes gegen�ber dem Abschlachten noch vortheilhaft, somit w�nschbar sein kann.
Entz�ndungen der Sehnenscheiden sind ebenfalls der Mehrzahl nach die Folge mechanischer Einwirkungen. Dieselben k�nnen aber auch spontan entstehen, wie dies bei der Sehnenentz�ndung bereits erw�hnt wurde.
Acute Sehnenscheidenentz�ndungen geben sich zun�chst durch Schmerz bei der Bewegung (durch Lahmgehen) zu erkennen. Bei genauerer Unter-
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suchung findet man an der betreffenden Stelle gesteigerte Empfindlichkeit gegen Druck, vermehrte quot;VV�rme der �usseren Haut und Schwellung. Zu�weilen nimmt man auch Reibungsger�usche wahr, welche von der auf�gelegten Hand, noch deutlicher von dem angelegten Ohr, als ein Knarren empfunden werden. Diese Ger�usche entstehen, wenn die Oberfl�chen der Sehnensclieiden und der umschlossenen Sehnen durch fibrin�se Auflage�rungen rauh geworden sind und dadurch bei der Bewegung sich mehr oder weniger stark reiben.
In der Mehrzahl der F�lle tritt die acute Entz�ndung der Sehnen�scheiden als Synovitis serosa auf; bleibt das Exsudat nach Ablauf der Entz�ndungserscheinungen, so bezeichnet man diesen Zustand als laquo;Sehnen-scheidengalleraquo;; am h�ufigsten jedoch entstehen solche in Folge einer chronischen Synovitis der Sehnenscheiden.
In Bezug auf die klinische Diagnose ist Folgendes zu beachten:
Sehnenscheidengallen erkennt man im Allgemeinen an der elastischen Ausbuchtung der allgemeinen K�rperdecke an einer Stelle, wo eine Sehnen�scheide liegt. So lange sie weich und elastisch sind, verursachen sie nur dann Lahmgehen, wenn sie in Folge einer Synovitis serosa acuta erst frisch entstanden, oder wenn neuerdings entz�ndliche Erscheinungen in der Sehnen�scheide zu alten Gallen hinzugetreten sind. Im Laufe der Zeit pflegt der Inhalt des Synovialsackes sich einzudicken, wobei manchmal feste K�rper sich bilden; die Sehnenscheide kann verkalken oder verkn�chern und durch diese, sowie andere pathologische Zust�nde die Beweglichkeit mehr oder weniger beeintr�chtigt werden.
Verwechslungen von Sehnenscheiden- und Gelenkgallen sind nur bei oberfl�chlicher Untersuchung da m�glich, wo Sehnenscheiden in unmittel�barer N�he der Gelenkkapsel liegen, wie dies vorzugsweise hei den Streck�sehnen der Fall ist. Es sollen deshalb die f�r operative Eingriffe ge�eigneten Strecksehnenscheidengallen in differential-diagnostischer Hinsicht hier kurz besprochen werden.
Bei Sehnenscheidengallen an der Dorsalfl�che der Vorderfusswurzel dehnt sich die Geschwulst in senkrechter Pachtung aus, w�hrend sie bei Gallen des Vorderfusswurzelgelenkes quer verl�uft und durch die �ber sie hinweggehenden drei Strecksehnen Unterbrechungen erleidet. Bei Biegung des Gelenkes treten Sehnenscheidengallen st�rker hervor, w�hrend die Gelenkgallen verschwinden.
Man h�te sich besonders vor der m�glicherweise sehr fatalen Ver�wechslung einer F�llung der Sehnenscheide des Kniebogens, mit einer
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solchen der ihr zun�chst gelegenen Sehnenscheide des Fesselbeinstreckers; beide treten n�mlich an der �usseren Seite hervor. Auch hier ist das Verhalten bei Beugung des Vorderfusswurzelgelenkes entscheidend, indem die Sehuenscheidengalle dadurch praller, die F�llung des Kniebogens hin�gegen schlaffer wird.
Beim Rinde kommt nicht selten (bei anderen Hausthieren weniger h�utig) eine Losbl�tterung der Haut vor dem Vorderfusswurzelgelenke vor, welche durch Druck beim Liegen auf zu fester Unterlage entsteht, indem ein ser�ser Erguss in das subcutane Bindegewebe stattfindet; derselbe wird nach Bewegungen zum Theil resorbirt, wodurch die Spannung der Haut sich wesentlich vermindert, was bei Gallen nicht der Fall ist. Verwechslung mit einer Galle einer Strecksehnenscheide h�tte keine weitere nachtheilige Bedeutung. Beim Pferde hat L e o n h a r d t eine solche Losl�sung der Haut au der inneren Seite des Metacarpus �fter gesehen.
Die vordere Fessel-SehneKscbeklengalle tritt oberhalb des Gelenkes hervor, weshalb sie mit einer Fesselgelenkgalle nicht wohl verwechselt werden kann.
Die Seiten-Sprunggelenk-Sehnenscheidengalle betrifft die Sehnenscheide
des Seitenstreckers des Fessel-, Kr�n- und Hufbeins und kommt an der �usseren- Seite unmittelbar unterhalb des Sprunggelenkes vor. Eine Ver�wechslung mit einer F�llung des Synovialsackes dieses ist demnach kaum m�glich.
Unter dem Titel laquo;Alte Erfahrungen �ber die operative Behandlung der Sehnenscheidengallenraquo; gibt G�nther im Jahresberichte der Hannover'-sehen Thierarzneischule pro 1S73, Seite 77 bis 84, eine sehr werthvolle Zusammenstellung f�r die bei Behandlung von Selmenscheidengallen wich�tigen Momente. Die bez�glichen Mittheilungen gr�nden sich auf Erfah�rungen, welche bis zum Jahre 1.S59 an der Hanno vergehen Thierarznei�schule gemacht wurden. Die allgemeinen Schl�sse G�nther''s sind etwa folgende:
Zu gefahrlosem operativem Eingriffe eignen sich alle Ansammlungen der Synovia in den Scheiden derjenigen Sehnen, die dem Streckapparate angeh�ren; m�gen sie so gross sein, wie sie wollen; sie sind auf operativem Wege, aber auch nur auf diesem heilbar! Hierher geh�ren:
1)nbsp; die Vorderknie-Sehnengallen,
2)nbsp; die vordere Fessel-Selmengalle,
3)nbsp; die Seiten-Sprunggelenk-Selmengalle.
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Die Operationen der Sehuenscheidengallen des Tragapparates dagegen sind immer mit einer gewissen nicht zu untersch�tzenden Gefahr verbunden. Nach den Erfahrungen G�nther's (und seines seligen Vaters) eignen sich zur operativen Behandlung demnach nicht :
Fessel-Sehnengallen (Flussgallen),
Hintere Kronengallen,
Kniebogengallen,
Sprunggelenksehnengallen,
Curhengallen,
Achilles-Sehnengallen.
Die Heilung der genannten Sehuenscheidengallen des Streekapparates wurde stets bezweckt durch Einziehen einer bindfadenstarkeu seidenen Schnur, die bei der vorderen Fessel-Sehnenscheidengalle unter der Streck-sehne durchgef�hrt wurde, durch Eiterung, ohne jemals � auch nicht bei edeln Pferden � irgend welchen Misserfolg zu haben.
Nach der Operation stellt sich heftige Entz�ndung', auch wohl Fieber ein, und zwar zuweilen so erheblich, dass eine antiphlogistische Behandlung r�thlich wird; weiterhin besteht noch l�ngere Zeit Schmerz und ein reich�licher Ausfluss von Sehnenschleim fort, der sp�ter einem allm�lig dicker werdenden Eiter Platz macht.
Gallen im sogenannten tauben Gelenke, zwischen Kniescheibe und Oberschenkelbein sind in der angegebenen Weise zwar auch geheilt worden; dennoch wird von derartigen Versuchen abgerathen, weil wiederholt sehr schwere Entz�ndungen und Verjauchungen des dahinter liegenden Knie�gelenkes den Verlust des Thieres zur Folge gehabt haben.
Mit dieser Darstellung G�nther's bin ich im Allgemeinen ganz ein�verstanden. Nur muss ich bemerken, dass ich Selmengallen des Streck�apparates auch ohne operativen Eingriff �fter geheilt habe, und zwar durch die wiederholte Application des scharfen Pflasters. Wo dies nicht ausreicht, wird durch das Einziehen eines Fadens in angegebener Weise immerhin die Heilung noch versucht werden k�nnen. Die vorherige Application des scharfen Pflasters verdient trotz der geringeren Sicherheit des Erfolges deshalb versucht zu werden, weil Patient bei dieser Behandlung zu ge�wissen Dienstverrichtungen w�hrend der Kur weniger untauglich gemacht wird, als dies beim Einziehen des Fadens durch die Galle der Fall ist. Man darf indess nicht gleich von dem ersten Pflaster einen zu grossen Erfolg erwarten. Die Abnahme der Galle wird in der Pegel erst nach dem zweiten oder gar nach dem dritten Pflaster deutlich bemerkbar, und die
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#9632;g�nzliche Heilung verlangt zuweilen sogar eine vierte Application. Die Wiederholung der Pflaster erfolgt, wenn das fr�here abgefallen und die Haut wieder ausreichend behaart ist. Patient kann w�hrend der Kur zu leichter Arbeit verwendet werden.
Es sei noch erw�hnt, dass Leonhardt Sehnenscheidengallen des Tragapparates seinen mir gemachten Angaben gem�ss h�ufig ohne �ble Zu�f�lle und mit dem gew�nschten Erfolge operativ behandelt hat, indem er eine L�sung von Jod. pur. 0,1-5 J oder Kali jodat. 2,0 auf Aqu. destill. 10,0 .zur Injection verwendete. Ob dadurch die �blen Folgen, welche G�nther bei seinem Verfahren kennen lernte, mehr oder weniger ausgeschlossen werden, muss die Zukunft lehren.
Wie die Synovialmembran der Gelenke, so scheint auch die der Sehnen�scheiden bei acuter Entz�ndung zuweilen Producte zu liefern, welche die Umgebung besonders heftig inficiren. Tritt eine ausgedehnte Eiterung ein, so werden die eingeschlossenen Sehnen in der Kegel necrotisch und k�nnen nach einiger Zeit, wenn die Sehnenscheide auf spontanem oder operativem Wege ge�ffnet worden ist, als weisse Fetzen oder F�den aus der Abscess-�ffnung hervorgezogen werden. An der Synovialhaut bilden sich nach diesen Vorg�ngen Granulationen, so dass. wenn demnach Heilung eintritt, eine gewisse Steifheit des betreffenden Theiles fur's ganze Leben zur�ckbleibt. Sind auch die Gelenke mitergriffen, so kommt es zur Anchylose oder es kann gar das Leben des Patienten zu Grunde gehen. Bei der acuten eiterigen Sehnenscheidenentz�ndung ist das Fieber anfangs manchmal un�bedeutend, kann indess auch einen h�heren Grad erreichen; dies ist namentlich bei lethalem Ausgange des Leidens der Fall. Je weiter sich Entz�ndung und Eiterung ausbreiten, um so dauernder und st�rker wird das Fieber, wodurch die Patienten in kurzer Zeit sehr herunterkommen.
Kommt es nicht zur Eiterung, oder bleibt dieselbe nur auf kleinere Stellen beschr�nkt, so tritt bei passender Behandlung und Pflege allm�lig Zertheilung ein; indess bleibt auch dann das Glied noch lange Zeit steif, indem die gebildeten Verklebungen zwischen Sehne und Sehnenscheide sich -erst nach l�ngerem Gebrauche wieder l�sen.
Die pathologisch-anatomischen Ver�nderungen bei Sehnenscheidenent�z�ndungen sind folgende; Die Sehnenscheide ist mit einem dicken, eiterigen oder blutigen, selbst jauchigen Exsudate gef�llt; die innere Wand derselben, und besonders die zur Sehne f�hrenden Forts�tze sind lebhaft ger�thet, von kleinen Blutungen besetzt, stark verdickt und mit faserstoffigen Ge�rinnungen, theils mit Eiter oder mit Jauche beschlagen; an der Innenfl�che der Svnovialmembran erheben sich zahlreiche Granulationen. welche der-
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selben ein rauhes, unebenes Ansehen geben. Die Sehne selbst ist wenigstens an der Oberfl�che entz�ndet, im Zustande der eiterigen Infiltration und des jauchigen Zerfalles. Das umgebende Gewebe ist stark injicirt und mit einem ser�sen, oft gallertigen Exsudate infiltrirt; h�ufig haben sich einzelne, die Haut durchbohrende Fistelg�nge gebildet.
In Folge zweckm�ssiger Behandlung bedeckt sich die Sehne und die Sehnenscheide manchmal mit stark wuchernden Granulationen, welche sp�ter�hin zur Verwachsung der Sehnenscheide mit der Sehne und zu einer Ver�dickung dieser f�hren; in anderen F�llen aber entwickelt sich eine schnell t�dtlich endende Jauchevergiftung des Blutes.
Die eiterige Sehnenscheidenentz�ndung kommt vorzugsweise bei Pferden vor und entstellt entweder in Folge einer Verwundung oder Quetschung derselben oder durch Andringen eines Jaucheheerdes. Sie findet sich am h�ufigsten an den Beugesehnen vor und wird an denselben nicht selten durch Verjauchungen im Hufe verursacht; auch an den das Sprunggelenk umgebenden Sehnenscheiden entsteht sie �fter in Folge einer �usseren Gelenksverjauchung.
Die Prognose richtet sich bei Sehnenscheidenentz�ndung nach dem Grade und der Heftigkeit fier vorhandenen Entz�ndung, sowie nach dem Stadium und dem Character derselben. Leichtere Grade der subcutanen Sehnenscheidenentz�ndung gestatten bei zweckm�ssiger Behandlung und Pflege Aussicht auf g�nzliche restitutio ad integrum, w�hrend ofl'ene Wunden der Sehnenscheiden stets eine unsichere Prognose bedingen. Gelingt es, die Wunde zu schliessen, ohne dass es zur Entwicklung einer Synovitis puru-lenta kommt, so kann auch hier im Laufe der Zeit noch v�llige Heilungquot; eintreten, w�hrend eiterige Synovitis der Sehnenscheiden, namentlich wenn der Eiterungsprocess einen betr�chtlicheren Umfang erreicht hat, stets dauernde St�rungen in der Bewegung hinterl�sst, deren Bedeutung je nach der betroffenen Sehnenscheide eine verschiedene sein kann. Wo es zu gangr�n�sem Absterben der in der Sehnenscheide liegenden Sehne kommt, bleiben ebenfalls Bewegungsst�rungen zur�ck, welche dem eingetretenen Defecte, der mit der Piegeneration desselben erfolgenden Neubildung und der Wichtigkeit der betreffenden Sehne fur die Locomotion entsprechen. Ausserdem darf man nicht aussei- Acht lassen, dass sowohl durch Blut�vergiftung, wie auch durch Ersch�pfung der Tod als Folge einer Synovitis purulenta der Sehnenscheide eintreten kann.
Die Therapie ist anfangs eine antiphlogistische, welche je nach der Constitution des Patienten und nach dem Grade der Entz�ndung in ver-
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scliiedener Intensit�t zur Verwendung kommen kann. Sind die Entz�ndungs-erscheinungeu beseitigt, so erscheinen resorbirende oder adstringirende Einreibungen oder B�der in Verbindung mit Druck als zweckm�ssig. Von allen Mittetn ist aber f�r die Veterin�rpraxis in diesem Stadium das scharfe Pflaster wiederum das geeignetste.
Wo innerhalb der geschlossenen Sehnenscheiden ein Verjauchungs-process eintritt (man erkennt dies an dem hohen Fieber und an den hef�tigen Schmerzen), da muss die Sehnenscheide er�ffnet und ihr Inhalt entleert werden. Demnach spritzt man den Synovialsack mit lauem Wasser aus oder reinigt denselben durch lauwarme B�der und sucht dann durch Einreibungen von Quecksilber- oder Jodsalben, oder durch Application der Cantharidensalbe auf die �ussere Haut eine Umstimmung des Entz�ndungs-processes hervorzurufen. Zweckm�ssig wird man die Erreichung dieses Zieles durch Einspritzungen von Jodtinctur, Aloe- oder Myrrhentinctur u. dgl. in geeigneter Verd�nnung zu f�rdern suchen.
Die Entz�ndung der Synovialmembran der subeutanen Schleimbeutel ist
von geringerer Bedeutung. Dieselbe kommt am h�ufigsten an der bursa anconea und calcaneaals sogenannte laquo;Stollbeuleraquo; und laquo;Piephackeraquo; vor; auch die bursa pnepatellaris ist derselben, wenngleich weit seltener, wie beim Menschen, ausgesetzt. Diesen Entz�ndungen liegen meist mechanische Insulte zu Grunde; dieselben gehen zuweilen, indess selten, in Vereiterung �ber, wenn sie nicht durch therapeutische Eingriffe veranlasst wird. Bruck-m�ller sah bei einem Pferde den grossen Schleimbeutel, der unter der Sehne des Vorarmbeugers am oberen Ende des Oberarmes liegt, in Ver�eiterung mit beginnender Caries am Knochen.
Bei Thieren scheinen sich den Schleimbeuteln �hnliche Bildungen aus ser�sen Cysten im Unterhautbindegewebe entwickeln zu k�nnen.
Die Behandlung der Synovitis bei den subeutanen Schleimbeuteln ist im Allgemeinen nach denselben Regeln zu leiten, wie vorhin bei den Sehnenscheidenentz�ndungen angegeben wurde. Die Punction des ver-gr�sserten und mit Fl�ssigkeit gef�llten Beutels, wie selbige vielfach em�pfohlen wird, ist im Allgemeinen nicht rathsam; die Heilung wird durch dieselbe nicht gef�rdert, h�ufig hingegen verz�gert. Wenn aber der ge��ffnete Schleimbeutel t�glich mehrere Mal (mit der Pravaz'schen Spritze) entleert wird, so soll nach den Beobachtungen Leon hard's der Erfolg ein sehr g�nstiger sein. Im entz�ndeten Stadium sind auch hier K�lte�mischungen oder 'scharfe Einreibungen, sp�ter resorbirende Einreibungen oder das scharfe Pflaster indicirt. Die Entz�ndung der Schleimbeutel bleibt
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selten auf die Synovialmembran beschr�nkt, breitet sich vielmehr gew�hnlich �ber das benachbarte Bindegewebe aus. Es bilden sich zun�chst Hohlr�ume (ein oder mehrere), welche mit Fl�ssigkeit gef�llt sind, wodurch die ganze Geschwulst eine weiche, schwammige Beschaffenheit zeigt. Alhn�lig nimmt die Wucherung und Verdichtung des Bindegewebes zu, so dass die Hohl�r�ume ganz oder doch zum gr�ssten Theile ausgef�llt werden; die Ge�schwulst wird in Folge dessen fest, derb und stellt eine fibroide Neu�bildung dar, welche jetzt nur noch durch Exstirpation oder durch stark resorbirende Mittel beseitigt werden kann. Gegen derartige Stollbeulen empfehlen sich w�hrend mehrerer Wochen fortgesetzte Einreibungen der Kaliseife oder folgendes von Hertwig empfohlene Mittel:
Hydrg. chlor, corr. 3j =4,0, Pulv. Canthar. et Euphorbii ana 3ij ^ 8,0, Acid, nitric, fum. oiij = 12,0, Acid, sulphuric, cone. J^'j = 24,0. Die S�uren werden zusammengegossen und den untereinandergemengten Pulvern tropfenweise und unter best�ndigem Umr�hren zugesetzt. Die Umgebung der Stollbeule wird mit fl�ssigem (erw�rmtem) Wachs sorgf�ltig bestrichen und demnach das Mittel auf die Stollbeule vermittelst eines Spatels auf�getragen und eingerieben. Ich habe Hertwig's Angaben in einer gr�sseren Anzahl von F�llen best�tigt gefunden. Eine Wiederholung des Mittels ist in der Regel nur bei recht grossen und hartn�ckigen Beulen nothwendig; doch darf man sich hiermit nicht �bereilen und selbst bei anscheinend schwacher Wirkung das Mittel vor Verlauf von 14 Tagen nach seiner ersten Application nicht zum zweiten Male anwenden. Es bildet sich gew�hnlich bei nur geringer Ausschwitzung ein trockner Hautschorf, der sich vom Rande her nach sechs bis acht Tagen und noch sp�ter zu l�sen beginnt und ganz alhn�lig abgestossen wird. Die Verkleinerung der Geschwulst erfolgt alhn�lig durch Resorption, und es scheint, dass nach l�nger als vier Wochen die Wirkung noch fortdauert. Die Thiere k�nnen w�hrend der ganzen Zeit der Kur zu ihrem gew�hnlichen Dienste verwendet werden. Das Mittel l�sst nur bei verh�rteten speckartigen oder knorpeligen Stoll-und Brustbeulen im Stiche, wo dann die Exstirpation des Tumors vorzu�nehmen ist. Ich bin in meiner nunmehr dreiundzwanzigj�hrigen Praxis bei Stollbeulen mit dem Hertwig'schen Mittel fast in allen F�llen an's er�w�nschte Ziel gelangt.
Die allgemeine Gelenksentz�ndung betrifft neben den dem Gelenke an-geh�rigen Weichtheilen besonders auch die Knochen und Knorpel. Dieselbe geht gew�hnlich von den Knochenenden, selten von den Weichtheilen aus. Man hat eine chronische Gelenkentz�ndung oder L�hme'der jungen Thiere und eine chronische Gelenkentz�ndung erwachsener Thiere unterschieden.
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Die Gelenkskrankheit junger Thiere, bekannt unter dem Namen F�llen-, Schweine-Lahme oder Gelenkseuche, ist entweder angeboren, oder tritt erst einige Zeit nach der Geburt ein. Roloff sagt (siehe Zeitschrift f�r prak�tische Veterin�nvissenschafteii vom August 1873, Seite 162 u. ff.): das Leiden sei meist die Rhachits (wenigstens bei Schweinen und bei jungen Bindern), bei welcher in Folge der Bewegung durch Muskelzerrung an den weichen Knochen zun�chst das Periost, die Gelenkb�nder und das Binde�gewebe gereizt werde und demnach eine allgemeine Gelenkentz�ndung sich ausbilde. Manchmal sind (nach Koloff) die entz�ndlichen Affectionen ein�zelner Gelenke eine Theilerscheinung der Scrophulosis, beziehungsweise auf scrophul�ser Diathese wurzelnd; manchmal sind sie auch pyoha?mischer Natur, �ber welche letzteren, bis dahin in der Literatur noch nicht er�w�hnte F�lle am angegebenen Orte ausf�hrlicher berichtet ist. Aus Vor�stehendem ergibt sich, dass mit dem Worte laquo;L�hmeraquo; bei jungen Thieren verschiedenartige Krankheitszust�nde bezeichnet werden, so dass Roloffs Vorschlag laquo;jene Benennung gar nicht mehr zu gebrauchenraquo;, durchaus motivirt erscheint. Die Krankheit findet sich am h�ufigsten bei L�mmern und F�llen. Ist dieselbe angeboren, so kommt es gew�hnlich nicht zu Gelenkanschwellungen, obgleich die Bewegungen bedeutenden Schmerz bekunden. In solchen F�llen tritt der Tod, namentlich bei L�mmern, gew�hnlich unter Convulsionen oder allgemeiner L�hmung ein. Kommt die Krankheit erst nach der Geburt zur Entwicklung, so treiben nament�lich die Gelenkenden der Knochen auf. Je nachdem das Leiden blos an den Gliedmassen, oder auch au den Rumpfgelenken sich einstellt, gestaltet sich die Haltung der Patienten bei der Bewegung, die stets sehr schmerz�haft ist, verschieden. Gew�hnlich ist das Leiden von Fieber begleitet.
In geringeren Graden der Erkrankung geht diese bei passender Be�handlung in Genesung �ber, meist jedoch mit Hinterlassung der bereits vorhandenen Deformit�ten an den Knochen, resp. an den Gelenken. Hatte die Krankheit bereits bedeutendere Fortschritte gemacht, ehe dieselbe zur Behandlung kam, so endet sie gew�hnlich mit dem Tode und zwar ent�weder in Folge von Ersch�pfung, oder in Folge der in den Knochen und Gelenken auftretenden Eiterung, resp. der sich entwickelnden Pyolueniie. Oefter erfolgt an einem Gelenke Heilung, w�hrend an einem anderen Ge�lenke das Leiden neuerdings hervortritt.
Bei der Section werden die Erscheinungen der Rhachitis und einer aligemeinen Gelenkserkrankung angetroffen; gew�hnlich sind auch meta-statische Abscesse in Lungen und Leber, oder Brust- und Bauchfellentz�n�dung und bisweilen Schwellung und Vereiterung von Lymphdr�sen, vor-
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handeu. Die letztere Form der allgemeinen Gelenksentztindung bildet die sogenannte Arthritis scrofulosa.
Einen ganz anderen Charakter besitzt die chronische allgemeine Ge�lenkentz�ndung bei erwachsenen Thieren. Dieselbe zeigt stets eine osteo-plastische Tendenz und entsteht vorzugsweise in Folge mechanischer Ein�wirkungen; sie kommt, wie es scheint, fast ausschliesslich nur bei Pferden vor.
Die Entstehungsursache ist in der Rpgel eine mechanische, namentlich starke Ersch�tterungen des Gelenkes, starkes Anprallen der gegen�ber stehenden Gelenkknochen auf einander, wie dies z. B. bei pl�tzlichem und scharfem Pariren aus schnellen Gangarten u. s. w. nicht selten vorkommt. Eine angeborene Anlage beg�nstigt nat�rlich die Entstehung fraglicher Gelenkentz�ndung. So werden Pferde mit wulstigen Gelenken und mit schlaffer Constitution h�ufiger und leichter von derselben befallen, wie Pferde mit mageren aber starken Gelenken und von straffer Constitution. Die chronische allgemeine Gelenkentz�ndung hat in der Regel einen so schleichenden Verlauf, dass es nicht immer m�glich ist, den Sitz des Leidens im ersten Stadium auszumitteln, obgleich ein mehr oder weniger bedeu�tendes, oft ein intermittirendes Lahmgehen vorhanden ist. Deutlich wahr�nehmbare Entz�udungseischeinungen sind bei der klinischen Untersuchung in der Regel nicht zu constatiren. Erst wenn die Knochenneubildung an der Aussenfl�che der Gelenkenden greifbar wird, ist die Diagnose ganz gesichert. Im Laufe der Zeit treten n�mlich Wucherungen auf, welche vom Knochen ausgehen und an dessen Oberfl�che hervortreten (Exostosen und Osteophyten). Gleichzeitig oder auch schon fr�her k�nnen Knochen-wucherungen den Gelenkknorpel durchbrechen und eine vollst�ndige Ver�schmelzung der articulirenden Gelenkfl�chen zu Wege bringen. Gelenke, welche l�ngere Zeit an chronischer allgemeiner Entz�ndung erkrankt waren, zeigen bei der Section im Wesentlichen folgende Erscheinungen. Die spon-gi�sen Gelenkenden der Epiphysen sind verdickt und entweder verdichtet, so class sie eine bedeutende H�rte zeigen, und wenn die Gelenksknorpel ganz geschwunden sind, an den Gelenksfl�chen einen elfenbeinartigen Glanz besitzen; oder das Knochengewebe ist rareficirt, was z.B. beim Spat an den kleinen Sprunggelenksknochen, namentlich am lt;Os navicularo der Fall zu sein pflegt. Da die Verdickungen der Knochensubstanz und der Schwund der Knorpel niemals gleichm�ssig stattfinden, so findet man an den Gelenks�fl�chen Erh�hungen und Vertiefungen, welche mit solchen an der entgegen�stehenden Gelenkfl�che ziemlich regelm�ssig ineinandergreifen. Die Synovial-membran ist verdickt und mit Wucherungen besetzt; auch der Band-
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apparat ist verdickt und von Kuochenneubildungen, welche vorzugsweise vom Periost ausgehen, durchsetzt. Nicht selten kommt es zu bedeutenden Gewebsmicherungen mit theilweiser Ossification in denselben.
Die besonders hei Pferden nicht selten vorkommenden wichtigsten Formen der allgemeinen Gelenkserkrankungen sind:
1)nbsp; die Hufgelenkslahmheit, chronische Hufgelenkentz�ndung;
2)nbsp; die Kronengelenksentz�ndung;
3)nbsp; der Spat oder Sp�th;
4)nbsp; das Kehbein;
5)nbsp; die Knochenhasenhacke;
6)nbsp; die traumatische Vorderfusswurzelentz�ndung;
7)nbsp; die Gelenkentz�ndung zwischen je zwei Wirbelk�rpern;
8)nbsp; die Gelenkseuche, insofern dieselbe hierhin gez�hlt werden soll.
Die Bedeutung der meisten dieser Zust�nde wird nach dem vorhin Gesagten leicht und richtig beurtheilt werden k�nnen.
Bez�glich der Gelenkverletzungen sei hier noch bemerkt, dass dieselben stets am heftigsten auftreten, wenn die Synovialmembran gleichzeitig ge��ffnet wurde. Es entwickelt sich dann immer eine Synovitis, die je nach Umst�nden bald einen geringeren, bald einen h�heren (vom niedrigsten bis zum h�chsten) Grad erreicht. Sind gleichzeitig Fracturen der Gelenk�knochen und Knorpel mit partieller Losreissung der letzteren, und Extra-vasate in der Gelenkkapsel vorhanden, so werden diese Complicationen den Grad der Synovitis wesentlich steigern. Bei Bluterg�ssen in die Gelenks�h�hle, sowie bei Fracturen der Gelenkenden tritt stets Vereiterung des Gelenkes ein. Die Ausg�nge sind demnach sehr verschieden. Bei leichteren F�llen (ohne Complioationen), wo nur eine Synovitis serosa zur Ausbildung kommt, folgt gew�hnlich vollkommene Heilung. Nach einer leichteren Synovitis purulenta bleibt gern Hydrops mit Verdickung der Synovial�membran und partieller Hypertrophie ihrer Fransen f�r k�rzere oder l�ngere Zeit zur�ck. Nach st�rkeren Eiterungsprocessen in der Synovial-haut bildet sich Anchylose des Gelenkes aus.
Bei Behandlung perforirender Gelenksverletzungen hat man vor allen Dingen Sorge zu tragen, dass die Wunde in der Synovialmembran so bald wie m�glich geschlossen wird. Man erreicht dies am einfachsten und besten durch fortgesetzte Application kalter Begiessungen, durch Waschungen oder Ueberschl�ge mit Bleiwasser, in Folge deren die Synovia zum Gerinnen gebracht und die Gelenkwunde bis zur Vernarhung durch einen Thrombus
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geschlossen wird. Coucentrirte Abkochungen von Eichenrinde, Tannin-l�sungen und verschiedene andere Mittel sind f�r diesen Zweck ebenfalls recht brauchbar. Ich ziehe das Bleiwasser wegen seiner Billigkeit und der bequemen Herstellung grosser Quantit�ten allen anderen Mitteln vor, weil man es ungenirt als quot;Waschmittel fleissig und reichlich anwenden lassen kann, ohne einen Verband anlegen zu m�ssen. Selbst wo ein solcher durch Gummib�nder haltbar applicirt werden kann, suche ich denselben zu ver�meiden, weil er in der Hegel Einwicklangen der unterhalb gelegenen Partien n�thig macht, um das Entstellen eines starken Oedems zu verhindern. Es wird also durch einen Verband die ganze Technik der Behandlung un-n�thigerweise complicirt. Ist ein fester Thrombus vorhanden, so behandle man die eintretende Synovitis nach den fr�her angegebenen Regeln.
Die Prognose, resp. der Ausgang ist aussei- von den vorhandenen Coniplicationen auch wesentlich von dem Gelenke mit abh�ngig, insofern die verschiedenen K�rpergelenke die Oeffnung der Synovialmembran keines�wegs gleich gut ertragen. W�hrend z. B. eine derartige Verletzung an der Vorderfusswurzel meist sehr gutartig verl�uft, ist die Oeffnung des Sprung�gelenkes, des Kniegelenkes und anderer Gelenke, selbst ohne jede andere Complication, stets eine sehr erhebliche Besch�digung. Im Allgemeinen gilt, dass die Er�ffnung kleiner Gelenks�cke unerheblich, die der grossen dagegen gef�hrlich ist. So z. B. hat eine in die Amphiarthrose des Sprung�gelenkes eindringende einfache Wunde in der Regel keine bedenklichen Folgen, w�hrend eine penetrirende. Verletzung des oberen Sprunggelenkes (des Giuglymus-Gelenkes) stets bedeutende Zuf�lle, unter Umst�nden sogar Lebensgefahr, nach sich zieht. � Beim Niederst�rzen werden au der Vorder-fusswurzel gew�hnlich nur die kleinen Gelenks�cke ge�ffnet und dann ist die Besch�digung eine f�r die zuk�nftige Brauchbarkeit, Heilung etc. wenig bedeutende; wird aber der grosse Gelenksack zwischen Radius und der oberen Reihe der Vorderfusswurzelknochen ge�ffnet (was gl�cklicherweise nur selten passirt), so ist die Verletzung keine unerhebliche, sondern mehr oder weniger von bleibendem Nachtheile f�r die weitere �ienstt�chtigkeit, und unter Umst�nden sogar gef�hrlich. Ich habe einmal eine solche Ver�letzung gesehen, in Folge deren eine Anchylose des Gelenkes zwischen Radius und der oberen Reihe der Vorderfusswurzel eintrat, wodurch das fr�her werthvolle Pferd f�r jede Dienstverwendung so gut wie ganz un�brauchbar wurde.
Verletzungen des Bandapparates werden nur dann nachtheilig, wenn eine starke Quetschung derselben mit bedeutender Blutung stattgefunden hat, weil dann leicht eine ausgebreitete Verjauchung sich einstellt.
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Neubildungen an den Oelenken.
Die an clem Banclapparate vorkommenden Neubildungen entstellen meist durch Blndegewebsneubildung in der Umgebung des Gelenkes, welche bald laquo;weiche Schalegt;, bald laquo;Gelenksgeschwulst oder Tumor albusgt; genannt wird. (Siehe Seite ?gt;G6.) Diese Bindegewebswucherungen k�nnen von kalkigen Ablagerungen durchsetzt werden, die meist als einzelne, kleinere Herde auftreten. Ossification derselben kommen dagegen oft in grosser Ausbreitung vor, namentlich an den Sprung-, Fessel- und Kronengelenken der Pferde.
An der Synovialmembran werden ebenfalls Bindegewebsneubildungen angetroffen, welche oft eine betr�chtliche Verdickung der Gelenkkapsel und eine bedeutende Verl�ngerung und Vermehrung der �elenksfransen be�dingen ; zuweilen ossificiren auch zum Theil die Bindegewebswucherungen der Gelenkskapsel.
Als Gelenksm�use bezeichnet man entweder bindegewebige oder kn�cherne. frei in der Gelenksh�hle liegende K�rper. Die ersteren ent�stehen in Folge von Wucherungen an der Synovialmembran. Die Gelenks�fransen wuchern zu ovalen, plattgedr�ckten, erbsen- bis haselnussgrossen Bindegewebsgeschsv�lsten heran, welche erst an einem Stiele h�ngen, sp�ter aber sich abl�sen und frei in der Geienksh�hle liegen. Die kn�chernen Gelenksm�use gehen aus gestielten Wucherungen des Gelenksknorpels hervor, die allm�lig ossificiren und vom Knorpel sich abl�sen.
Ausser den uns bereits bekannten Osteophyteu und Exostosen kommen an den Gelenken auch Osteosarcome als Knochenneubildungen vor. Die�selben gehen von der �ussereu Fl�che der Gelenkenden aus, wuchern in die benachbarten Gewebe hinein und behindern die Bewegung des Gelenkes in hohem Grade, indem sie von einem Knochenende auf ein anderes �bergehen.
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III. Abschnitt.
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Ill Abschnitt.
Allgemeine St�rungen.
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Fieber.
-Laue mit localen St�rungen h�ufig gleichzeitig oder in deren Folge auftretende allgemeine St�rung ist das Fieber; ein Zustand, den wir zwar in seinen Erscheinungen, aber nicht in seinem Wesen kennen. Dasselbe ist im Haupts�chlichsten gekennzeichnet durch vermehrten Stoffumsatz und eine daraus resultirende Steigerung der allgemeinen K�rper-, resp. Blut�w�rme ; ferner in der Mehrzahl der F�lle durch eine gr�ssere Pulsfrequenz, sowie durch Verminderung der Fresslust und durch Steigerung der Sauflust; endlich durch gewisse Ver�nderungen in den Se- und Excretionen. Zuweilen treten auch nerv�se Erscheinungen auf, so namentlich Frostschauer; der�selbe kann indess bei Thieren g�nzlich fehlen oder so unbedeutend sein, class er �bersehen wird. Das constanteste und am meisten characteristische Symptom des Fiebers ist die erh�hte K�rpertemperatur, weshalb ein Thermo�meter f�r jeden gebildeten Thierarzt heute ein unentbehrliches Instrument ist. Wir m�ssen hier dem alten Gebrauche, das Vorhandensein von Fieber lediglich auf Grund der vorhandenen Pulsfrequenz constatiren oder negiren zu wollen, auf das entschiedenste entgegentreten, da bei manchen Fiebern die Zahl der Pulse normal oder gar vermindert ist. Wenn es sich um ein sicheres Urtheil �ber Vorhandensein oder Fehlen von Fieber handelt, so kann dies in manchen F�llen einzig auf Grund sorgf�ltig vorgenommener Temperaturmessungen abgegeben werden. Temperatursteigerung fehlt bei Fiebern nie und ist schon im Stadium der Vorboten, vorhanden; auch
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bestellt sie in allen genommen, fort.
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�brigen Stadien, das Froststadium keineswegs aus-
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�ber
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die �usseren K�rpertheile ist eine ungleiche und
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Die Vertheilung der Temperatur namentlich an den Extremit�ten der Thiere
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wechselnde, so dass besonders die Ohren und Beine � und bei geh�rnten Thieren auch die H�raer � in dieser Beziehung oft recht variable Ver�schiedenheiten zeigen. Dieselben k�nnen begr�ndet sein:
1)nbsp; nbsp;in ungleicher quot;Wanneproduction der einzelnen K�rpertheile;
2)nbsp; nbsp;in ungleicher Abk�hlung der betreffenden peripherischen Stellen, namentlich gegen�ber einer W�rmezunahme in einzelnen inneren Theilen;
3)nbsp; nbsp;vorz�glich in einer Verschiedenheit der Gef�ssf�llung.
In Folge des Eintiusses der erh�hten Bluttemperatur auf die Herz�ganglien und das Herz selbst, theils durch L�hmung des Hemmungsnerven des Herzens, des N. vagus, bestellt zwar gew�hnlich gleichzeitig eine ver�mehrte Pulsfrequenz, welche im Allgemeinen zu dem Grade des Fiebers in directem Verh�ltnisse steht; dieselbe ist aber keineswegs ein pathogno-monisches Symptom des Fiebers, noch weniger aber ein sicheres Mittel, um den Grad desselben zu bestimmen.
Bei Untersuchungen auf Fieber darf man nicht vergessen, dass die K�rpertemperatur, selbst unter normalen Verh�ltnissen, nicht immer gleich, oder besser gesagt, von gewissen normalen Einwirkungen auf den Orga�nismus nicht unbeeinflusst bleibt. So z. B. sehen wir dies'elbe w�hrend der Verdauung um 0,3 bis 0,4deg; C. steigen, w�hrend �ussere Abk�hlungen, sowie Kaltwasserklystiere dieselbe herabsetzen. Auch Geschlecht, Alter und Tageszeit haben einen gewissen Eintiuss; so zeigen weibliche und junge Thiere im Allgemeinen eine h�here Temperatur als m�nnliche und �ltere; die Abendtemperatur ist beim Pferde meist um etwa 0,2deg; C. geringer, als die Morgentemperatur (zu beiden Tageszeiten um 6 Uhr gemessen). Ebenso haben die Verschiedenheit der zoologischen Species und wohl jeden�falls auch der Ern�hrungszustand einen gewissen Einfluss auf den Grad der Temperatur und endlich sind auch Bewegung und die �ussere Um�gebung der Thiere, sowie verschiedene andere Umst�nde keineswegs absolut gleichg�ltige Dinge (siehe Rosen thai, W�rme) f�r die innere K�rperw�rme derselben.
Die normale mittlere Blutw�rme betr�gt nach W. Richardson beim Pferde 37,7deg;, beim Rindvieh 38,2deg;, beim Schweine und Hunde 38,8deg;, beim Kaninchen 39,4deg; und beim Gefl�gel 42,2deg; Celsius. Schwankungen, welche
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1deg; �ber oder unter dieser mittleren Temperatur liegen, werden noch als normal angesehen; gehen dieselben mehr als 1deg; �ber dieselbe hinaus, so gilt dies als ein Zeichen des Fiebers. Die gesteigerte K�rpertemperatur gibt nicht nur das einzige pathognomonisclie Symptom, sondern auch den einzig sicheren Massstab f�r den Grad des Fiebers ab.
Die Quelle der gesteigerten K�rpertemperatur, resp. der Fieberhitze, ist die der thierischen W�rme �berhaupt. Bei Fiebern mehrt sich die Verbrennung der K�rperbestandtheile nicht nur in dem etwa urspr�nglich afficirten Organe, sondern allerorts in dem fieberkranken Organismus. Zun�chst liefern vorzugsweise die Fette das Material f�r die be?chleunigte Verbrennung. Die schnelle Abmagerung fieberkranker Thiere ist keineswegs durch die meist vorhandenen Verdauungsst�rungen allein bedingt, sondern ganz vorzugsweise die Folge des bei allen Fiebern allgemein gesteigerten Verbrennungsprocesses.
Die Temperatursteigerung bei Fiebern ist zum Theil auch noch von anderen, allerdings mehr untergeordneten Factoren abh�ngig. So lange n�mlich die �ussere Haut im Zustande der Contraction sich befindet, trocken, gleichviel ob warm oder kalt sich anf�hlt, muss sich die W�rme im Inneren des K�rpers mehr anh�ufen, weil durch die contrahirten Gewebe der Haut die Ausstrahlung der W�rme beeintr�chtigt wird. Erst wenn eine Ilelaxation des Hautgewebes und damit der sogenannte kritische Schweiss erscheint, wird durch Verdunstung von Fl�ssigkeit und durch vermehrte Ausstrahlung von W�rme an der K�rperoberfl�che mehr W�rme nach aussen abgegeben, als im Innern frei wird; die nat�rliche Folge des kritischen Schweisses ist demnach das Sinken der allgemeinen K�rper�temperatur.
Die sogenannten kalten Schweisse, welche in prognostischer Beziehung von den kritischen Schweissen sorgf�ltigst zu unterscheiden sind, entstehen in Folge einer erheblich gest�rten Innervation der �usseren Haut und der L�hmung ihrer Capillaren; sie deuten meist auf ein sehr bedeutendes Allgemeinleiden und auf das nahe bevorstehende Lebensende. Bei kritischen Schweissen hat hingegen die gesteigerte Perspiration neben der abk�hlenden, die allgemeine K�rpertemperatur (Fieberhitze) vermindernden Wirkung, auch eine depuratorische Bedeutung f�r das Blut; kritische Schweisse wirken dadurch im Allgemeinen g�nstig auf den weiteren Verlauf des fieberhaften Leidens ein und sind deshalb in der Picgel als die Vorl�ufer der beginnenden Besserung zu betrachten.
Die gew�hnlich vorhandene Abnahme der Fresslust hat in der Regel ihren Grund in dem mit Fiebern meistentheils verbundenen Magendarm-
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katarrhe, w�hrend die Steigerung der Sauflust die einfache Folge der Eintrockiuuig der Schleimhaut der Mund- und Rachenh�hle zu sein scheint.
Die Frage �ber die urs�chlichen Momente des Fiebers ist bis jetzt noch keineswegs definitiv beantwortet; dieselbe kann an der Hand cellular-pathologischer Deductionen. zur Zeit wenigstens, nicht befriedigend gel�st werden. In Folge dessen wird auf diesem Gebiete der alte Kampf zwischen Humoral- und Solidar-. resp. Neuro-Pathologen, mit Heftigkeit weiter gef�hrt.
Zun�chst stehen sich folgende zwei Ansichten gegen�ber:
Nach der einen Ansicht ist die Fieberhitze die Folge einer verminderten W�rmeabgabe des fieberkranken K�rpers; nach der anderen Ansicht ist sie die Folge einer gesteigerten W�rmeproductiou.
Wir haben vorhin bereits bemerkt, dass beide Factoren (also weder der eine, noch der andere ausschliesslich) hierbei eine Holle spielen. Die gesteigerte W�rmeproductiou ist sowohl durch chemische, als auch durch calorimetrische Untersuchungen, ferner durch W�gungen auch die schnelle Abmagerung fieberkranker Thiere ziemlich sicher festgestellt. Die Ver�brennungsprodukte des Thierk�rpers, laquo;Harnstoff, Harns�ure. Kohlens�ure), werden w�hrend des Fiebers in gr�sserer Menge erzeugt und ausgeschieden. Ueber die Temperatursteigerung von Fiebern in Folge verminderter W�rme�abgabe nach aussen haben wir bereits oben gesprochen.
Wie die Steigerung der Verbrennung der K�rperbestandtheile nicht nur an einer Stelle, sondern ganz allgemein in dem fieberkranken Or�ganismus zu Stande kommt, ist eine zur Zeit noch nicht befriedigend beantwortete Frage.
Mit der alten Schule eine Anh�ufung von Brennmaterial im K�rper, eine vermehrte Plasticit�t des Blutes anzunehmen, hat.keinen Werth; eine solche Anh�ufung bedingt an und f�r sich noch keine gesteigerte Ver�brennung, weil sonst nach jeder Mahlzeit eine bedeutendere Temperatur�steigerung , resp. Fieber eintreten ra�sste. , Man glaubt deshalb, dass die fiebererregenden Ursachen den ersten Angriff auf die Regulatoren des Stoffwechsels, d. h. auf die Xervencentren machen und kann demnach die Beschleunigung des Stoffumsatzes auf zwei verschiedenen Wegen zu Stande kommend sicli denken, und zwar durch Reizung der Erreger oder durch Depression der Moderatoren des Stoffwechsels. Somit sollte denn sowohl in Folge einer erh�hten, als auch in Folge einer verminderten Innervation eine Temper�tursteigerung eintreten k�nnen. Dies trifft jedoch keineswegs immer zu: so sehen wir. dass die gr�ssten Erregungen gewisser Gebilde,
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wie z. B. die der Muskeln beim Tetanus universalis, anfangs ohne Tem-peratursteigerung bestehen, w�hrend diese bei fieberhaften Krankheiten von dem ersten Frostanfalle an vorhanden ist.
Nach O.Weber ist der Fieberfrost die Folge einer Reizung des Sym-pathicus, von welcher der Krampf der kleinsten Gef�sse, namentlich der�jenigen der Hautoberfl�che, wie der Krampf s�mmtlicher organischer Haut�muskeln abh�ngt; der dadurch bedingten Ammnie der �usseren Haut entspricht die Anh�ufung des Blutes in den inneren Organen und seine zum Theil durch die verminderte W�rmeabgabe mit bedingte Temperatur�steigerung, sowie die hiervon abh�ngigen Symptome des Unbehagens, der Unruhe u. s. w. Auch die Erscheinungen im Bereiche des Vagus, besonders die in der Kegel gesteigerte Th�tigkeit des Herzens, ferner die gastrischen St�rungen deuten auf die fr�he Betheiligung des Nervensystems hin. Dass die Fieber erregenden Stoffe den Stoffwechsel direct wie Fermente f�rdern und als wichtige Erreger f�r das Centralnervensystem (besonders der Ge�f�sse) wirken, unterliegt keinem Zweifel.
Wo ein local gesteigerter Verbrennungsprocess im K�rper vorhanden, d. h. dein Fieber vorausgegangen ist, k�nnte man die allgemeine Tem-peratursteigerung der gesammten Blutmenge von dem lokalen Processe abh�ngig sich denken. Entz�ndungs- oder hyper�mische Heerde produciren aber nie. so grosse W�rmequantit�ten, dass die normalen Abflusswege zur Ausgleichung nicht ausreichen sollten. Nur wenn die W�rmeabgabe krank�haft vermindert ist, kann die locale Steigerung des Verbrennungsprocesses etwas zur Steigerung der allgemeinen K�rpertemperatur beitragen. Immerhin bleibt aber zu ber�cksichtigen, dass der locale Heerd zur gesammten K�rpermasse in der Regel in einem so untergeordneten Verh�ltnisse steht, dass die in demselben gesteigerte Verbrennung zur Erh�hung der Gesammt-temperatur des K�rpers nicht wesentlich beitragen kann. Ausserdem l�sst sich die Fieberhitze im Allgemeinen nicht auf solche locale Processe zur�ck�f�hren,, da wir gerade bei den heftigsten Fiebern, z. B. bei Infections-krankheiten in der Regel dann die Fieberhitze einen hohen Grad erreichen sehen, wenn die Fiebererscheinungen den localen Symptomen vorangehen, w�hrend umgekehrt die Fiebererscheinungen, namentlich die Temperatur�steigerung des Blutes �berhaupt, nur massig auftreten, wenn dieselben den Localst�rungen folgen.
Viele Untersuchungen und klinische Erfahrungen sprechen daf�r,nbsp; nbsp;dass die gesteigerte Oxydation der K�rperbestandtheile durch Substanzennbsp; ver�ursacht wird, welche entweder im Organismus selbst gebildet wordennbsp; oder von aussen in denselben gelangt sind. Solche Substanzen nenntnbsp; nbsp;man
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i pyrogene gt;. Wir wollen hier die wichtigsten Ergebnisse neuerer Forschungen auf diesem Gebiete kurz zusammenstellen.
Blut von Thieren, welche an Entz�ndungen leiden, sowie die S�fte aus entz�ndeten Organen erzeugen bei anderen Thieren, wenn es diesen auch nur in geringer Menge injicirt wird, sofort eine ansehnliche Steigerung der Temperatur. Billroth und 0. Weber haben unabh�ngig von einander nachgewiesen, dass nicht blos gewisse in faulenden K�rpertheilen sich bildende Zersetzungsproducte (wie Schwefelwasserstoff, Schwefelaimnonium, Leucin u. A.) so gut wie faules Blut- und Eiter-Serum Fieber erregende Eigenschaften besitzen, sobald sie in das Blut gelangen, sondern dass auch frischer Eiter und Eiterserum, die noch keine Spur von F�ulniss zeigen, sowie lange eingetrockneter Eiter ebenso wirkt. Ganz gleich verh�lt sich Blut von Thieren, welche zufolge Einspritzungen von Eiter oder von fauligen Substanzen fiebern, als pyrogenes Ferment (desgleichen Aufg�sse von faulen Pflanzenstoffen). Die H�he des Fiebers ist (zum grossen Theile) von der Quantit�t des aufgenommenen pyrogenen Stoffes abh�ngig. Hieraus erkl�rt sich, weshalb die Temperatursteigerung bei Peritonitis h�ufig eine so be�deutende ist, da zufolge der offenen M�ndungen der Lymphgefasse in die Bauchh�hle die Aufnahme pyrogener Stoffe aus dieser schnell und leicht erfolgt.
Nach VIrchow's und 0. Weber's Versuchen ist es kaum zweifelhaft, dass das durch die Aufnahme entz�ndlicher Producte vergiftete Blut nicht allein Fieber erregend, sondern auch Entz�ndung erregend zu wirken ver�mag Entz�ndungen der Darmschleimhaut erreichen gerade bei Thieren, die an Wundfieber leiden, nicht selten sehr hohe Grade (auch beim Menschen fehlen sie nie ganz).
Es ist nicht zu leugnen, dass die Mischungsverh�ltnisse des Blutes auch w�hrend des Fiebers und durch dasselbe ver�ndert werden k�nnen, indem normale Blutbestandtheile entweder in zu grosser Menge erzeugt und dem Blute beigemengt, oder in zu grosser Menge ausgeschieden werden, oder indem fremdartige Stoffe, welche durch den gesteigerten Verbrennungs-process erzeugt worden (pyrogen) sind, dem Blute beigemengt werden.
Die vermehrten Ausscheidungen haben f�r das Blut in der Regel eine depuratorische Bedeutung. Werden indess die excretionellen Substanzen in andere Organe, als die zu ihrer Ausscheidung geeigneten, abgelagert, so findet eine Ern�hrungsst�rung dieser, eine sogenannte laquo;Metastaseraquo; statt. Dieselbe kann verschiedene Folgen, wie z. B. Entz�ndung mit ihren Aus�g�ngen, Degeneration, Embolie u. s. w. mit sich f�hren. Auch diese k�nnen f�r die Krankheit selbst eine kritische Bedeutung haben. Dies ist z. B.
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der Fall bei den exanthematischen Fiebern, bei welchen mit Eruption des Hautleidens eine quot;Verminderimg der Fiebererscheinungen in der Regel ver�bunden ist. Wo dies nicht geschieht, da hat die Metastase keine kritische, sondern nur eine sympathische oder symptomatische Bedeutung. Die Localisation stellt dann eine Complication dar, die ihrerseits zu neuen St�rungen f�hren kann.
Die Ausgleichung der fieberhaften St�rungen erfolgt auf denselben Wegen, auf welchen die Mitleidenschaft der Nervencentren und anderweitige secund�re Affectionen zu Staude gekommen sind, nur ist die Pachtung eine umgekehrte.
Nach der altgriechischen Humoralpathologie sollte der in's Blut gelangte iiebererregende Stoff, die laquo;Materia peccansjraquo;, durch das Fieber, laquo;die Kochunggt;, derartige Umsetzungen erleiden, dass sie durch die Krisen als laquo;Materia coctagt; ausgeschieden werden k�nne, w�hrend sie im rohen Zu�stande als laquo;Cruditas oder Acrimoniagt; hierzu nicht geeignet sei, und durch diese Ausscheidung sollte die Genesung herbeigef�hrt werden. Man sah mithin die kritischen Entleerungen als die Ursache der Genesung an.
In der Krise ist indess eine zweckm�ssige Aeusserung der Natur�heilkraft eben so wenig zu erkennen, wie in dem Fieber selbst; beide sind eine nothwendige Folge gewisser, noch wenig gekannter Verh�ltnisse und m�ssen in allen F�llen zu Stande kommen, in welchen die krankmachende Potenz nicht zu heftig und anhaltend wirkt, oder nicht zu h�ufig wieder�kehrt, oder wo nicht so erhebliche allgemeine Nutritionsst�rungen in den Sekretionsorganen selbst herbeigef�hrt worden sind, dass eine Ausgleichung und eine Wiederherstellung der normalen Ern�hrungsvorg�nge unm�glich geworden ist.
Der Typus fieberhafter Krankheiten ist im Allgemeinen ein verschie�dener, je nachdem deutliche Remissionen und Exacerbationen in den Er�scheinungen auftreten oder fehlen; im ersteren Falle nennt man das Fieber ein laquo;nachlassendes, febris remittensraquo; , im letzteren Falle ein laquo;anhaltendes, febris continuaraquo;. Streng genommen gibt es kein absolut anhaltendes Fieber, da bei genauer Controle Remissionen stets wahrgenommen werden.
Zeigen sich bei l�nger fortbestehenden fieberhaften Krankheiten gewisse unerhebliche Schwankungen in dem Grade der Fiebererscheinungen, so bezeichnet man das Fieber als ein laquo;anhaltend-nachlassendes, febris continua remittensgt;; treten keine wahrnehmbaren Remissionen ein, so bezeichnet man das Fieber als ein laquo;fortw�hrend anhaltendes, febris continua continensraquo;. Treten die erw�hnten Schwankungen mit einer gewissen Regelm�ssigkeit auf, so sagt man: das Fieber habe einen bestimmten Typus. Dem ent-
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gegen zeigen laquo;atypische? Fieber einen unregelmassigen Wechsel in den Er�scheinungen und in dem Grade derselben.
laquo;Intermittirendgt; wird ein Fieber dann genannt, wenn alle Fiebererschei-nungen eine Zeit lang g�nzlicli zur�cktreten. Kehrt das Fieber t�glich wieder, so hat es einen eint�gigen Typus (Quotidianfieber, laquo;Typus quoti-dianus)gt;; vergehen zwischen je zwei aufeinander folgenden Fieberauf allen bis zu 36 Stunden, so heisst das Fieber eine lt;Tertianagt;, weil die Anf�lle am dritten Tage wiederkehren; bleiben diese 48 bis 60 Stunden aus, so wird das Fieber laquo;Quartana (Quartanfieber)raquo; genannt, da die Anf�lle am vierten Tage wiederkehren. L�nger als drei Tage andauernde Inter-missionen sind bis jetzt noch nicht beobachtet worden. Ueberhaupt aber ist es noch fraglich, ob wirklich intermittirende Fieber, aussei- bei Hunden, bei unseren Hausthieren vorkommen; �berdiess haben dieselben f�r die Veterm�rchirurgie kein besonderes Interesse. Die bei den Wundfiebern, besonders bei der Pysemie, nicht selten vorkommenden Intermissionen treten in unregelm�ssiger Weise auf und sind stets von neuen Localst�rungen abh�ngig, k�nnen folglich nicht dem eigentlichen Wechselfieber zugez�hlt werden. Zwar ist auch bei diesen die Dauer der fieberfreien Zeit, laquo;Apy-rexie gt; nicht immer gleich lang., so dass der Paroxysmus nicht immer zur gleichen Tagesstunde oder nach gleich viel Stunden sich einstellt. Geschieht #9632; dies aber, so ist der Typus ein fixer. laquo;Typus fixusraquo;, im Gegensatze zum laquo;Typus mobilisraquo;, bei welchem die Wiederkehr des Paroxysmus eine wechselnde ist. Verk�rzt sich die fieberfreie Zeit um eine oder mehrere Stunden, so bezeichnet man den Typus als einen vorsetzenden laquo;Typus anteponensgt;; verl�ngert sie sich hingegen, so nennt man den Typus nach�setzend laquo;Typus postponensj. Fieber mit diesem Typus gehen in derBegel bald in Genesung, solche mit vorsetzendem Typus in ein anhaltend nach�lassendes Fieber �ber.
Die Ursachen der Intermissionen sind nicht n�her gekannt. Uns sollen hier auch nur diejenigen Verh�ltnisse eingehender besch�ftigen, welche sich auf die f�r die Chirurgie besonders wichtigen Fieber beziehen. Es sind dies die Wundfieber und die septischen Fieber.
Fieber, welches in Folge von K�rperverletzungen entsteht, wird ent�weder durch die Aufnahme von pyrogenen Entz�ndungsproducten oder von zerfallenen (mortificirtenj Gewebsmassen in das Blut bedingt. Fr�her wurde allgemein zwischen Wundfieber, Pyamiie, Eiterfieber, Septicsemie und Faul�fieber streng unterschieden. In neuerer Zeit werden diese Zust�nde vielfach f�r wesentlich gleich und nur graduell f�r verschieden gehalten. Ob in
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Piede stehende Identificirung eine wirklich berechtigte ist.
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erscheint min-
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destens gegenw�rtig noch zweifelhaft. Jedenfalls wird man gut thun, vor�l�ufig f�r die klinischen Zwecke zwischen Pygeraie und Septieaemie zu unterscheiden, wenngleich Virchow vorgeschlagen hat, den Begriff der Pygemie fallen zu lassen und denselben in die Begriffe der Ichorluemie (Jauchevergiftung) und der Embolie aufzul�sen. Die �bereinstimmenden Ergebnisse der bez�glichen Versuche von Billroth und O. Weber, wo�nach gerade frischer, noch warmer, ganz geruchloser und durch Filtriren von Gerinnseln befreiter Eiter die st�rkste Fiebersteigerung hervorruft, scheinen mir geeignet, zur Vorsicht auf diesem Gebiete zu malmen. Viel-% leicht mag es auch vorkommen, dass Eiter zuweilen ohne weitere Folgen, besonders ohne dass Fieber entsteht, resorbirt wird. (Vergl. Seite 57. a die Eiterresorption.)
Allein in solchen F�llen d�rfte es sich stets um einen durch Fett-metamovphose bereits verwandelten Eiter handeln. Billroth hat n�mlich gefunden, dass d�nner, schon l�ngere Zeit in Congestionsabscesseu ver�haltener und ver�nderter Eiter die Fieber erregende Kraft in viel gerin�gerem Grade besitzt, als frischer. Wir wollen deshalb den Begriff der Pyannie insoweit festhalten, als wir Fieber, welche durch das Eindringen von Eiterk�rperchen in die Circulation hervorgerufen werden, als py�mische bezeichnen. Dieselben sind durch die metastatischen Eiterungen auch klinisch hinl�nglich characterisirt. Pyseu�e und Septicamiie mit einander zu identiticiren. wie Klebs vorgeschlagen hat, scheint mir nach den bis jetzt bekannten Versuchsresultaten unzul�ssig zu sein.
Die Frage nach der Qualit�t des putriden Giftes ist noch keineswegs entscheidend gel�st. Nach den in Dorpat angestellten Versuchen glaubte man vor einigen Jahren die putride Substanz krystallinisch dargestellt zu haben. Schmiedeberg fand aber bald, dass dieser von ihm laquo;Sepsingt; genannte K�rper nicht selbst die septische Wirkung erzeuge, sich in dieser Hinsicht vielmehr indifferent verhalte, und dass der fr�here Irrthum durch Verunreinigung des gewonnenen Crystalles verursacht worden sei.
Gegenw�rtig hat die Hypothese der parasit�ren Natur des septischen Giftes die meisten Anh�nger. Bergmann in Dorpat hat gefunden, dass sich beim Gefrieren faulender Fl�ssigkeiten zwei Schichten bilden, deren untere micrococcenhaltig ist und septische Wirkungen erzeugt, welche der oberen micrococcenfreien Schicht fehlen.
Die Frage nach der Natur der die Sepsis beherrschenden Factoren bildet gegenw�rtig einen Hauptgegenstand der wissenschaftlichen Forschung. LTnter vielen Anderen hat -auch Klebs mit derselben sich eingehender besch�ftigt. Mit einer aus der entz�ndeten Lunge eines Septieseniischen
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stammenden, fast nur aus Sporenlager bestehenden breiigen Substanz liess er vor einigen Jahren in hiesigem pathologischen Institute Versuche an�stellen , in Folge deren er sich in einem gewissen Sinne zu Gunsten der parasit�ren Natur des septischen Giftes entschieden hat. Den betreffenden Pilz hat er laquo;Microsporon septicumraquo; genannt.
So viele Gr�nde auch f�r die organische Natur des septischen Giftes sprechen m�gen, so lassen sich doch auch gegen dieselbe sehr erhebliche Einwendungen machen, die nicht ohne Weiteres von der Hand gewiesen werden k�nnen. Es sind dies im Wesentlichen folgende:
W�hrend bei organischen Giften in der Regel minirne Quantit�ten ausreichen, um eine Infection zu bewirken, tritt nach Infusionen des septi�schen Giftes,' je nach der einverleibten Quantit�t, eine bald mehr, bald weniger heftige, bald gar keine Wirkung ein. Die Intensit�t derselben steht in geradem Verh�ltnisse zur Menge des injicivten septischen Giftes, so dass eine ganze Reihe von St�rungen dadurch in verschiedenen Abstufungen bedingt wird, je nachdem eine gr�ssere oder geringere Menge Sepsin in das Blut gelangte.
Nach Bergmann bewirken zwei Drittel der t�dtlichen Dosis oft Tage lang andauernde Durchf�lle mit �usserster Consumption des sich langsam wieder erholenden Thieres; die H�lfte ruft nur rasch vor�bergehende Diarrh�e, die nicht einmal immer die f�culente Beschaffenheit verliert, hervor; ein Drittel erzeugt blos Tenesmen ohne Ausleerungen ; eine noch geringere Dosis l�sst allein die Temperatur ansteigen, das Athmen frequent werden und einige W�rgbewegungen folgen, im Uebrigen bleibt das Thier gesund. Ein Zw�lftel der t�dtlichen Gabe bedingt in der Regel gar keine erkennbare Wirkung.
Wenn man nun auch die Schl�sse anerkennen wollte, welche aus den unter Klebs Leitung von E. Tiegel im hiesigen pathologischen Institute vor einigen Jahren angestellten Versuchen gezogen worden sind, laquo;dass die durch Thouzellen nicht passirenden Bacterien durch ihren Lebensprocess das septische Gift erzeugen, w�hrend die dem Thierk�rper einverleibten Mikrosporen selbst durch unausgesetzte Erzeugung dieses Giftes ein lethal endendes Fieber hervorrufengt;, so lassen sich damit die von Bergmann angef�hrten Thatsachen doch nicht in Einklang bringen. Dass mit Ver�minderung der Gabe das septische Gift seine Gef�hrlichkeit und Wirksamkeit allm�lig ganz verliert, scheint zu Gunsten seiner anorganischen Natur zu sprechen, da organische Gifte gerade dadurch sich characterisiren, class sie, in Folge ihres Verm�gens sich im Thierk�rper vermehren zu k�nnen, selbst in minimen Quantit�ten schliesslich die Wirkung gr�sserer Gaben erzeugen.
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Um ein leicht greifbares Beispiel hier anzuf�hren, erinnere ich daran, d�ss eine einzige befruchtete weibliche Kr�tzmilbe die Kaude ebenso, wenn auch in etwas langsamerer Verbreitung, zu verursachen im Stande ist, als deren 10 oder 20 und noch mehr. Man sollte demnach glauben, dass niedrigere Organismen, deren Vermehrung bekanntlich eine erstaunliche zu sein pflegt, selbst in kleinster Menge eine spezifische Wirkung hervorrufen m�ssten-, wenn man nicht annimmt, dass dieselben im lebenden Thierk�rper aussei- Stande sind, sich vermehren zu k�nnen. Somit ist der Beweis noch nicht geliefert, dass der laquo;Sepsingt; genannte Stoff organischer Natur sei. � Nach der Untersuchung Kehr er's (�eber das putride Gift, Archiv f�r experimentelle Pathologie und Pharmacologie, 1874, Band II, Heft I, Seite 33 bis 61) ist es noch fraglich, ob derselbe ein einfacher K�rper oder ein Complex von Stoffen ist; ob derselbe eine bestimmte chemische Constitution hat, ob letztere nicht in den Einzelf�llen verschieden, vielleicht einem fortw�hrenden Wechsel unterworfen ist.raquo;
Hiermit stehen die Angaben Bergmaim's zum Theil im Wider�spruch; derselbe sagt (siehe Deutsche Zeitschrift f�r Chirurgie, Band I, Seite 373 bis 398), dass alle faulende Fl�ssigkeiten, wenn in denselben nicht anderweitige giftige Substanzen enthalten sind, bei Infusion in's Blut in gleicher Weise wirken. Es sind L�sungen der verschiedensten thierischen und pflanzlichen Substanzen der F�ulniss �berlassen und hinsichtlich ihrer Wirkung gepr�ft worden. Falls die L�sungen gut filtrirt waren, trat aus�nahmslos, gleichg�ltig ob sie alkalisch oder sauer reagirten, dieselbe Reihe von St�rungen ein, welche �ltere wie neuere Beobachtungen geschildert haben. Demnach w�re man berechtigt, aus den gleichen Wirkungen auf ein und dieselbe Ursache zu schliessen.
Ueber die Vermittlung der Aufnahme des Sepsins in den thierischen K�rper sind die Autoreij eben so wenig einig. Billroth glaubt dass die flebererregenden Substanzen aus Entz�udungsheerden vorzugsweise durch Lymphgef�sse aufgesogen werden; 0. Weber hingegen ist eher geneigt, eine Aufnahme desselben durch die W�nde der Blutgef�sse anzunehmen, und zwar deshalb, weil die Wirkung so schnell eintritt.
Indem wir die L�sung dieser verschiedenen wichtigen Fragen weiteren Forschungen anheimgeben, wollen wir hier nur noch die Erscheinungen kurz zusammenstellen, welche nach der Injection entsprechender Mengen einer putriden Fl�ssigkeit eintreten. Wir folgen den bez�glichen Angaben Bergmann's.
Schon w�hrend der Injection werden die Thiere unruhig. In k�rzester Zeit folgen Brechbewegungen und Erbrechen. Die Respiration wird frequent.
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desgleichen der Herzschlag beschleunigt und die K�rpertemperatur steigt. Unter sichtbaren Tenesmen werden anfangs f�culente, dann fl�ssige, dunkel und blutig gef�rbte Massen abgesetzt. Die Sklera wird ikterisch gef�rbt, die Temperatur bleibt hoch und die Durchf�lle werden immer profuser, bis das Thier verendet. Sowie sich diese St�rungen in rascher Aufeinander�folge entwickeln, gehen die Versuchsthiere immer zu Grunde und ihre Sektion zeigt regelm�ssig dasselbe Bild. Die Schleimhaut des ganzen Darm-tractus ist intensiv ger�thet, die Dannlichtung mit fl�ssigen, rosarothen Massen erf�llt, das Epithel in kleineren und gr�sseren Fetzen abgestossen. Vorzugsweise afficirt sind der Pylorustheil des Magens, das Duodenum und das Ccecum. Der Kamm der Quer- wie L�ngsfeiten des Darmes ist am st�rksten verf�rbt und von Extravasaten durchsetzt. Die Mesenterialgef�sse sind strotzend gef�llt, desgleichen die Vasa vasorum der grossen Gef�ss-st�mme, zumal der Aorta. In der Milz finden sich Infarcte und unter dem Endocardium des linken Ventrikels. sehr oft auch unter dein Pericardium, der Pleura und dem Peritonaeum Ekchymosen.
Die St�rungen. welche nach Infusion faulender Fl�ssigkeiten in die Venen sich entwickeln, sind nicht dieselben, wie bei Injection in das Unter�hautbindegewebe; hier bewirken sie keine anderen St�rungen, als die einer acuten Phlegmone, welclie bald bis zum Tode fortschreitet, bald sich begrenzt und dann nach Durchbmch eines oder mehrerer Abscesse rasch ausheilt.
In den Magen k�nnen grosse Dosen faulender Fl�ssigkeiten gebracht werden, ohne das Allgemeinbefinden der Versuchsthiere sichtbar zu alte-riren. Bei Thieren, welche leicht zum Erbrechen geneigt sind, wie Hunde und Katzen, werden die mittelst der Schlundsonde eingef�hrten Massen rasch erbrochen, Kaninchen und Pferde reagiren in keiner Weise auf die�selben.
Wir kehren jetzt zu den klinischen Allgemeinerkrankungen nach K�rperverletzungen zur�ck. Bei unseren Hausthieren kommen Wundfieber in der Piegel nur nach erheblicheren K�rperverletzungen vor, und zwar vorzugsweise bei besonders reizbaren Individuen. Bei wenig reizbaren Thieren k�nnen selbst erhebliche Verwundungen ohne jede fieberhafte Pieaction verlaufen. Dieselbe pflegt, wo sie eintritt, in der Regel innerhalb der ersten 24 Stunden sich zu entwickeln, kann jedoch auch erst sp�ter sich einstellen. Neben allgemeiner Abgeschlagenheit, verminderter Fresslust, gesteigertem Durste, Zittern, K�lte der K�rperoherfl�che , namentlich der Extremit�ten (Froststadium), die mit erh�hter W�rme (Fieberhitze) wechselt, sind die Qualit�t und Quantit�t des Pulses, sowie besonders die innere K�rpertemperatur zu beachten.
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Nach den bisherigen Resultaten der mit fauligen Fl�ssigkeiten ange�stellten Versuche ist man ziemlich allgemein geneigt, das einfache Wund�fieber als eine leichte putride Intoxication, als eine laquo;septische Febriculagt; anzusehen.
Die Prognose des einfachen Wundfiebers, wie ?s bei sonst gesunden Individuen aufzutreten ptiegt. gestaltet sich im Allgemeinen ziemlich g�nstig. Hierin stimmt dasselbe �berein mit dem fieberhaften Zustande, der nach Infusion entsprechend geringer Mengen Sepsins in den Blutstrom entsteht.
Die Therapie wird vorzugsweise f�r eine entsprechende Behandlung der Wunde zu sorgen haben. Behinderung des F�ulnissprocesses an den Wund�fl�chen und der Aufnahme der Pred�cte desselben in's Blut bilden die Hauptindicationen. Reinhalten der Wunde, �fteres Befeuchten derselben mit antiseptisclien Mitteln, reine, frische Luft neben einer entsprechenden Di�t werden in der Regel ausreichen, um das Fieber bald zum Verschwinden zu bringen. Die in neuerer Zeit in Leipzig versuchte Salicyls�ure scheint als Antisepticum der Pheuyls�ure, dem Chlor und anderen Mitteln nicht nachzustehen, w'eshalb dieselbe weiter versucht zu werden verdient.
Innerlich m�gen besonders bei heruntergekommenen Thieren die robo-rirenden Mittel, China, Eisen, Natrum subsulphurosum u. s. w. unter um�st�nden als brauchbare Antifebrilia eine geeignete Anwendung finden k�nnen.
Als laquo;sepiisches Fieber, Septhasmie oder Septicsemiegt; werden schwerere Allgemeincrkrankungen bezeichnet, welche der Aufnahme putrider Stoffe in die Circulation folgen und leicht den Tod des Patienten nach sich ziehen. Die Fiebererscheinungen treten pl�tzlich hervor und erreichen schnell einen hoben Grad; dies gilt namentlich auch in Bezug auf die Abstumpfung und Hinf�lligkeit des betreffenden Thieres. Das Blut befindet sich in'einem Zustande der Dissolution, indem sowohl die Sekrete durch aufgel�sten Blutfarbestoff ger�thet erscheinen, als auch das Blut bei der Section, oder w�hrend des Fiebers aus der Ader gelassen, nur unvollkommen #9632;oder gar nicht gerinnt und von theer�hnheher Beschaffenheit ist. Der Puls ist gew�hnlich sehr beschleunigt, klein und schwach, die Respiration er�schwert, jedoch nur selten sehr beschleunigt; in den h�heren Graden des Fiebers ist der Urin zuweilen r�thlieh, der Koth weich, mitunter ist blutige Diarrh�e vorhanden. An verschiedenen K�rperstellen, namentlich im sub-cutanen Bindegewebe, bilden sich metastatische Ablagerungen, die einen putriden Charakter haben; auch in inneren Organen k�nnen metastatische
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Heerde sich bilden und je nach dem betroffenen Organe verschiedene Erscheinungen bedingen.
Der Verlauf der Krankheit ist meist ein acuter; er kann aber auch ein weniger acuter sein, indem die S�fteverderbniss laugsamer zunimmt. Wo keine Ablagerungen, namentlich in �ussere K�rpertheile zu Stande kommen, da pflegen die Fiebererscheinungen, besonders die Abgeschlagen�heit und der Verfall der Kr�fte schneller sich zu steigern, als wenn solche Metastasen sich bilden; betreffen diese indess innere Organe, so k�nnen sie, wie leicht begreiflich ist, den Eintritt des Todes wesentlich beschleunigen.
Die Cadaver an Septic�mie verendeter Thiere gehen schnell in F�ulniss �ber, so dass dieselben h�ufig schon kurze Zeit nach dem Tode durch F�ulnissgase stark aufgetrieben sind. Bei starker Spannung dieser in der Bauchh�hle wird das Rectum nach aussen hervorgepresst und bietet ein blutr�nstiges Aussehen. Aus den nat�rlichen K�rper�ffuungen. namentlich aus den Nasenl�chern, fliesst nicht selten ein r�thliches Blutserum und aus den beim Abh�uten des Cadavers durchschnittenen Gef�ssen schmierig fl�ssiges Blut aus. Dasselbe r�thet sich beim Luftzutritte nur wenig oder gar nicht, weil die Blutk�rperchen das Verm�gen verloren haben, den Sauerstoff der Luft sich anzueignen.
Die K�rpergewebe sind an verschiedenen Stellen mit blutigem Serum infiltrirt oder von metastatischen Ablagerungen durchsetzt; besonders das Gewebe der Lunge, der Milz, der Leber, Nieren, des Gehirns und des Herzfleisches, bei Pferden namentlich das Gewebe der Nasenschleimhaut. Die Grosse dieser Ablagerungen ist sehr verschieden zwischen dem Umfange eines Hirsekornes und einer Faust variirend. Die �berall im Gewebe zer�streuten kleineren Ablagerungen kennzeichnen sich als Folgezust�nde embo-lischer Processe in den Capillaren. Viele derartige kleine Kn�tchen k�nnen zu einem gr�sseren Abscesse zusammeufliessen. Acute Milzgeschw�lste und blutige Schwellungen der Mesenterialdr�sen sind fast regelnuissige Sections-erscheinungen. .
Die Prognose bei Septic�mie ist namentlich bei schwerer Erkrankung ung�nstig, mindestens unsicher.
Die Therapie hat zun�chst f�r die Entfernung der veranlassenden Ursachen zu sorgen, in der Zersetzung begriffene Substanzen m�ssen von der Wunde entfernt und in dieser eine gesunde Granulation angebahnt werden; der Appetit muss angeregt, f�r frische massig k�hle Luft und f�r leicht verdauliche, gute Nahrung gesorgt werden. Die Behandlung der Wunde mit antiseptischen Mitteln steht immer in erster Linie. Innerlich
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gebe man China; wegen seiner Billigkeit und dennoch fast gleichen Wir�kung hat das laquo;Chininum muriaticum amorphum gt; vor dem viel theureren #9632;tChininum sulphuricumgt; in der Veterin�rpraxis den Vorzug. Salicin, Salicyl-und Phenyl-S�ure, Chlorpr�parate, namentlich Chlornatrium, Chlonvasser, verd�nnte S�ureri, sp�ter Eisen u. s. w.
Bei der Wundheilung verdient immer die Prophylaxis gegen Septi-caemie eine besondere Beachtung. Das Bedecken der Wunde mit Leinwand-lappen, welche in einer L�sung von Kali hypermanganicum oder verd�nnter Phenyls�ure u. dgl. getr�nkt sind, oder das �ftere Bespritzen der Wunden mit diesen Fl�ssigkeiten wird in neuerer Zeit vielfach empfohlen und ver�dient auch unter Umst�nden diese Empfehlung. Wo indess die Patienten in guten, luftigen Stallungen und die Wunden entsprechend sauber gehalten werden, tritt auch ohne die Anwendung fraglicher Mittel nur selten Septicsemie bei unseren Hausthieren auf. Wo diese indess in un�g�nstigen �konomischen Verh�ltnissen an K�rperverletzungen behandelt werden m�ssen, wird eine fr�hzeitig antiseptische Behandlung im Allge�meinen zweckm�ssig erscheinen. So n�tzlich diese auch sein mag, so darf man doch nicht erwarten, dass bei derselben der Eintritt von �blen Aus�g�ngen absolut unm�glich sei.
Als laquo;Pyaemiaraquo; bezeichnet man ein fieberhaftes Allgemeinleiden, welches einestheils durch deutliche Remissionen, *) anderntheils durch die Neigung zur Entstehung zahlreicher Abscesse (sogenannter pyaemischer Heerde) und eiteriger Exsudate characterisirt ist und durch Aufnahme von Eiter in das Blut verursacht wird. In neuerer Zeit ist einestheils die Un�sch�dlichkeit, andererseits die Unm�glichkeit der Aufnahme gesunden Eiters in das Blut behauptet worden. Die erstere Behauptung ist nach den bereits erw�hnten Experimenten Weber's und Billroth's als eine berechtigte nicht anzusehen, da frischer Eiter in's Blut injicirt, pyrogene Wirkungen hervorzubringen im Stande war.
Wir haben denn ferner erw�hnt (Seite 5G und 57), dass Eiter vielleicht in den Blutstrom gelange, indem die fl�ssigen Bestandtheile desselben direct aufgesogen, die Eiterk�rperchen aber m�glicherweise durch die Lymph-gef�sse aufgenommen und dem Blute zugef�hrt werden. Wenngleich nun
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*) Oefter wiederkehrende Sch�ttelfr�ste, hohe Temperaturen mit schnellen Schwan�kungen, metastatische Gelenkschwellungen und Eiterungen, ferner pneumonische Processe sind f�r Pysemia multiplex des Menschen wichtige diagnostische Erscheinungen. In der Veterin�rpraxis m�ssen die Symptome dieser Krankheit noch sorgf�ltiger ausgemittelt werden.
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402 .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;#9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� #9632;
diese Vermuthung nicht als ein erwiesenes Factum angesehen werden kann,, so ist eben so wenig ein Grund vorhanden, dieselbe als unm�glich auszu-schliessen. Demnach ermangelt die Ansicht K�hue's (siehe dessen allge�meine Pathologie, sect; 25), dass morphologischer Eiter nicht resorbirt werden k�nne, des Beweises. Wenn erfahrene und mit den Ergebnissen der neuesten Forschungen durchaus vertraute Chirurgen (wie z. B. Billroth, H�ter und viele Andere) der Autorit�t Virchow's gegen�ber an dem spezifischen Begriffe der Pysemie festhalten, so werden dieselben hierf�r ihre gewichtigen Gr�nde aufzuweisen haben, die allerdings vorzugsweise auf klinische Er�fahrungen sich st�tzen m�gen. Die Besonderheit der Pyannie liegt f�r den Kliniker in den metastatischen Eiterungen, die vielleicht dadurch zu Stande kommen, dass die Eiterk�gelchen wegen ihrer Grosse und Starrheit in den Capillargef�ssen stecken bleiben und hier embolische Heerde erzeugen, welche die Umgebung schnell in eine purulente Entz�ndung versetzen.
Bereits bei der Wundheilung per secundam intentionem wurde gesagt, dass gesunde Granulationen gewissennassen eine Schutzmauer bilden gegen die Aufnahme von Substanzen aus der vorhandenen Wundfl�che. Dem entsprechend pflegen Eiterungen mit Bildung normaler Granulationen ohne Fieber zu verlaufen. Werden diese indess zerst�rt und dadurch die hinter ihnen liegenden Wurzeln der Lymphgef�sse mit den eiterigen Sekreten der Wundoberfl�che in Ber�hrung gebracht, so tritt zuweilen, namentlich dann Fieber auf, Avenn die Restitution der Granulationsfl�che nicht bald erfolgt. In der Regel bilden sich bei unseren Hausthieren an gesunden Geweben wieder neue Fleischw�rzchen, wobei es dann gew�hnlich nicht zu fieber�haften Reactioneri kommt. Das Eiterfieber ist also stets von localen Gra�nulationsst�rungen abh�ngig. Wenn der ziemlich unbestrittene Satz:
laquo;Alle Metastasen haben einen der urspr�nglichen Affection �hnlichen Character, z. B. eine Eitermetastase erzeugt wiederum eine purulente Entz�ndung, faulige Stoffe rufen putride Processe, Entz�ndungsprodukte einfache Entz�ndungen hervorraquo;, wirklich richtig ist, so folgt daraus das Spezifische der Eiterinfectionen von selbst. Eine weitere nothwendige Con-sequenz scheint mir aber die zu sein, Fieber, die mit Abscessbildung an verschiedenen K�rperstellen in causalem Zusammenhange stehen, als laquo;Eiter�fieberraquo; von den laquo;septischen Fiebernraquo; zu unterscheiden. Ein Fieber, welches als Folge einer reinen Eiter infection ohne Metastasen besteht, bezeichnet H�ter als laquo;Pysemia simplexraquo;, ein solches mit Metastaten als laquo;Pysemia multiplexraquo;.
Die Versuche Hut er's haben die fr�here Annahme der Autoren, wo�nach die metastatisclren Eiterungen auf embolischem Wege durch losgerissene
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Thrombusst�ckchen zu Staude kommeu sollen, als unwahrscheinlich hin�gestellt ; dieselben scheinen vielmehr unter Anh�ufung weisser Blutk�rperchen in den Gef�ssen und durch allm�lige Verstopfung dieser sich auszubilden.. Nach einer zuerst von Griesinger ausgesprochenen und von H�ter als wahrscheinlich angenommenen Ansicht werden die Eiterk�rperchen, welche in den Blutstrom gelangen, von den Blutcapillaren. und zwar zun�chst von den Lungencapillaren abfiltrirt, wodurch die inetastatischen Lungenabscesse entstehen. Es ist demnach nicht gerechtfertigt, alle metastatischen Heerde auf Thrombo-Embolie zur�ckzuf�hren, wie dies von Virchow geschehen ist; die Mehrzahl derselben kann sicher nicht auf einen solchen Vorgang bezogen werden. Ein Embohis. der aus normalem Faserstoff besteht, wird einen blutigen Infarct, aber keine Entz�ndung erzeugen, weil ein Thrombus an und f�r sich keine entz�ndungserregenden Irritamente enth�lt; nur wenn er solche einschliesst, wird Entz�ndung nach Embolie eintreten. So weit also thrombo-embolische Processe bei der Pyiemie mit in Betracht kommen, betrifft dies nur die eiitz�nduugserregemlen Beimischungen des Embolus. Das Wesen dieser Irritamente wird seit neuester Zeit, wie bereits vorhin erw�hnt wurde, vielfach in kleinsten Organismen (Monaden, Micrococcus, Bacterien u. s. w.) gesucht.
Birch-Hirschfeld ist durch zahlreiche Untersuchungen und Ex�perimente zu der Ansicht gelangt, dass Pysemie durch einen spezifisch entarteten Eiter verursacht werde. Die Spezifit�t sei in der Anwesenheit von Kugelbacterien begr�ndet, die je nach ihrer Menge eine dem Grade nach verschiedene Verschlechterung der Eiterung bedingen, wobei die Eiterzellen verschieden gross, dunkel und gr�ber gek�rnt, stachelig, wie angenagt erscheinen.
Die Zahl der monadenhaltigen Blutk�rperchen soll in der Pyeemie bedeutend vermehrt sein, was auch H�ter beobachtet zu haben glaubt.
Die Granulirung, welche durch Einlagerung genannter Kugelbacterien in das Protoplasma der Eiterzellen bedingt wird, unterscheidet sich wesentlich von einer durch Fettk�rnchen bedingten. Wie die locale Verschlechterung des Wundsecretes mit der Vermehrung der Bacterien in demselben zimimmt, so ist auch der Grad der pysemischen Erscheinungen, die Heftigkeit und der mehr oder weniger schnelle Verlauf des Allgemeinleidens von der Menge der in den Blutstrom gelangten Bacterien abh�ngig. � Diese sowie andere Forschungsresultate k�nnen vorl�ufig nur auf eine gr�ssere oder geringere Wahrscheinlichkeit Anspruch machen. Eine bestimmte Erkenntniss der betreffenden Vorg�nge und ihrer Ursachen wird hoffentlich als End-ergebniss die so m�hsamen und verdienstvollen LTntersuchungen der Forscher kr�nen.
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Experimeutell sind die pyaimischen Fieber noch wenig studirt. Nach den in neuester Zeit vorgenommenen Einspritzungen von Eiter hat sich ergeben, dass derselbe, wenn er gut filtrirt ist, zwar hohes Fieber, indess keine metastatischen Eiterungen verursacht; enth�lt derselbe kleine Flocken, so entstehen kleine metastatische Heerde. Durch wiederholte Injectionen kann man bei Thieren den intermittirenden Gang des pyaemischen Fiebers k�nstlich hervorrufen.
In der Praxis pflegen pya^mische Aligemeinerscheinungen erst dann aufzutreten, wenn die locale St�rung eine gewisse Ausbreitung erlangt hat. Die metastatischen Eiterheerde werden am verbreitetsten in den Lungen angetroffen. Es kann auch nach andern Wundfiebern mit protahirtem Ver�laufe zu eiterigen Metastasen kommen, namentlich in den Gelenken, indess nicht in den Lungen und in den grossen Unterleibsdr�sen, wie bei achter Pysemie. Dass diese sich mit anderen Zust�nden vielfach combiniren kann, bedarf wohl kaum erw�hnt zu werden.
Wo ein pytemisches Fieber vorhanden ist, da k�nnen die dasselbe veranlassenden Substanzen oder Organismen aus dem Blute zum Theil in den verschiedensten K�rpertheilen angelagert werden und zu neuen Eite�rungen Veranlassung geben. Auf diese Weise erkl�rt sich das h�utige Vor�kommen der metastatischen Eiterheerde in den verschiedensten K�rper�theilen leicht, deren Deutung auf thrombo-embolischem Wege nur f�r Lungenmetastasen verst�ndlich w�re, hingegen f�r die grossen Hinter�leibsdr�sen (Milz, Leber, Nieren), sowie f�r andere K�rpertheile Schwierig�keiten bietet. Die fr�heren Annahmen, dass einzelne Emboli klein genug seien, um die Lungencapillaren passiren zu k�nnen, und gross genug, um in den Aortencapillaren stecken zu bleiben, vielleicht nachdem sie w�hrend ihres Durchganges durch die Blutbahnen durch Anlagerung von Fibrin sich vergr�ssert h�tten; dass ferner bei Metastasen in den Lungen aus throm-birten Lungenvenen Emboli in den arteriellen Kreislauf �bergef�hrt werden und so in verschiedenen K�rpertheilen Metastasen verursachen, haben jedenfalls keinen gr�sseren Anspruch auf Berechtigung, als die vorhin erw�hnte neuere Ansicht, wonach das pycemische Gift aus dem Blute in andere K�rpertheile abgelagert zur Entstehung eines neuen Eiterheerdes f�hrt. Billroth sah bei Verwundeten, die neben einigen subcutanen Frac-turen auch eine solche mit offener Hautwunde hatten, nach Eintritt des pyaemischen Fiebers auch in den subcutanen Fraeturen, die sonst doch per primam intentionem zu heilen pflegen, Eiterung eintreten.
F�r die Prognose ist die Thatsache von Wichtigkeit, dass, wenn nur ein �usserlich gelegener Eiterheerd einer Pysemie zu Grunde liegt, eine
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entsprechende locale Behandlung zur Beseitigung des Fiebers viel beizu�tragen vermag, w�hrend die Therapie ziemlich ohmn�chtig ist, sobald metastatische Heerde, namentlich im Inneren des K�rpers, existiren. Je zahlreicher und verbreiteter diese, um so grosser ist die Gefahr f�r das Leben des Patienten. Je fr�her die Symptome innerer Metastasen auf�treten, je schneller die Kr�fte abnehmen, je h�her und rapider das Fieber steigt, um so eher ist der baldige Eintritt des Todes zu gew�rtigen. Im Ganzen ist es selten, dass Pyaemia multiplex mit Genesung endet, was zu�weilen Vei'anlassung zur Verwechslung derselben mit acutem Rotz geben mag.
Die Therapie vermag namentlich gegen multiple Pyacmie wenig zu leisten; um so mehr Gewicht f�llt auf die Prophylaxis, welche in der sorg�f�ltigen Ber�cksichtigung der fr�her f�r die Wundbehandlung angegebenen Regeln wurzelt.
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Starrkrampf (Trismus und Tetanus).
Zu vorhandenen K�rperverletzungen treten zuweilen nach Verlauf von einigen Tagen bis zu mehreren Wochen pl�tzlich die Erscheinungen des Starrkrampfes hinzu, wodurch Thiere, die an ungef�hrlichen, oder an bereits in der Heilung begriffenen Wunden leiden, mit einem Male ganz uner�wartet in die gr�sste Lebensgefahr versetzt werden. Aus diesem Grunde erscheint es geboten, fragliche Krankheit hier in ihren wesentlichsten Er�scheinungen darzustellen.
laquo;Trismusgt; (o vgi�jxog das Knirschen, der Kniebackenkrampf, vom wenig gebr�uchlichen tqi'Qm zischen, knirschen) nennt man einen tonischen Krampf der Kiefermuskeln, w�hrend ein solcher Zustand aller, oder fast aller K�rpermuskeln lt;Tetanusgt; (d xtitavos die Spannung, der Krampf, gew�hn�lich f�r allgemeinen Starrkrampf gebraucht, von rtiveiv spannen) genannt wird. Bei diesem letzteren werden bald die Muskeln des Rumpfes der vorderen oder hinteren K�rperh�lfte, bald die Muskeln der Gliedmaassen vorzugsweise ergriffen. Trismus sowohl, als auch Tetanus k�nnen bei unverwundeten oder bei verwundeten Thieren auftreten; im ersteren Falle wird der Zustand als laquo;idiopathischer Starrkrampf Trismus resp. Tetanus idiopathicusraquo; � im letzteren Falle als lt; Wundstarrkrampf Trismus resp. Tetanus traumaticus s. vulnerariusraquo; bezeichnet. Diese Krankheitszust�nde kommen unter den grossen Hausthieren am h�ufigsten bei Pferden vor, weshalb ich das Krankheitsbild, wie es sich bei diesem darzustellen pflegt, nachstehend skizziren will. Die ersten Anf�nge der Krankheit werden
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h�ufig �bersehen, oder selbst von erfahrenen Pferdebesitzern unrichtig beurtheilt, so dass die Patienten trotz des in der Entwicklung begriffenen Starrkrampfes manchmal noch mehrere Tage hindurch gebraucht werden. Derselbe beginnt bekanntlich oft an einer bestimmten K�rperstelle des Vorder- oder Hintertheiles und verbreitet sich von da allm�lig weiter. Geht er vom Kopfe aus, so stellen sich bald Kaubeschwerden ein, die Nasen�l�cher werden aufgerissen etc.; es entwickelt sich alsbald das Bild des sogenannten laquo;Kinnbackenkrampfes oder Trismusraquo;, der von den Laien in der Regel fr�hzeitiger erkannt wird, als der vom Hintertheile ausgehende Starrkrampf. Es kann der Krampf auf die Kopfmusculatur sich beschr�nken, oder stetig fortschreitend im Verlaufe einiger Tage �ber alle willk�rlichen �K�rpermuskel sich verbreiten, wodurch der Trismus in den Tetanus uni-versalis �bergeht. � Beginnt der Krampf am Hintertheile, so f�llt zu�n�chst der gespannte, steife Gang auf, wobei der Schweif in der Regel gerad nach hinten ausgestreckt wird. Diese Erscheinungen f�hren den Sachverst�ndigen sofort auf die Diagnose des beginnenden Starrkrampfes. Derselbe breitet sich nach vorne fortschreitend in der Regel bereits in den n�chstfolgenden Tagen �ber die meisten oder s�mmtlichen willk�rlichen Muskel aus. Am auff�lligsten treten die Muskelcontractionen in der Regel am Halse, an den Gliedmassen und am Schweife hervor. Die gespreizte Stellung der Gliedmassen, der steife gespannte Gang, der steil gestellte Hals und Kopf, �hnlich wie beim Hirsche, der h�her getragene und steif nach hinten, selten nach einer Seite hingezogene Schweif geben dem Thiere ein s�gebock�hnliches Ansehen (Hering, Repertorium, Jahrgang 1S72, Seite 19�27).
Bei n�herer Untersuchung zeigt auch der Blinzknorpel des Auges eine auff�llige Tr�gheit in seinen Bewegungen, so dass derselbe, wenn man an Starrkrampf leidenden Pferden den Kopf schnell in die H�he st�sst, �ber die Cornea sich weit hervorschiebt und nur langsam wieder in seine fr�here Lage zur�ckkehrt. Im Interesse der leidenden Thiere will ich nicht unter�lassen, hier darauf aufmerksam zu machen, dass st�rkere Si�sse unter den Unterkiefer bei Pferden, die an Starrkrampf leiden, die Patienten so sehr alteriren k�nnen, dass sie pl�tzlich niederst�rzen, was aus Humanit�ts�r�cksichten um so vorsorglicher vermieden werden rauss, als die Patienten in der Regel trotz aller Anstrengung nicht im Stande sind, allein wieder auf die Beine zu kommen.
Pferde, die an vollkommen ausgesprochenem Starrkr�mpfe leiden, zeigen im Allgemeinen folgendes Bild:
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Die Stellung ist eine gestreckte, steife, mehr oder weniger gespreizte. Die Musculatur ist gespannt, straff und verleiht dem Thiere im Stande der Ruhe gewissermassen das Ansehen einer edleren Herkunft. Der Kopf ist mehr oder weniger gehoben, der Hals meist grad gestreckt oder sogar nach hinten eingebogen, �hnlich dem Hirschhalse, weshalb die Krankheit auch wohl den Namen laquo;Hirschkrankheitraquo; erhalten hat; nur sehr selten ist-der Hals nach der einen oder nach der anderen Seite eingebogen. Die Patienten vermeiden m�glichst jede Bewegung, und wenn sie zu solchen gezwungen werden, so erfolgen dieselben stets unbeholfen, steif und unsicher. Freiwillig legen sich an allgemeinem Starrkrampf leidende. Dferde nitht nieder, k�nnen aber durch unvorsichtiges F�hren und Umdrehen leicht zum Niederst�rzen gebracht werden, oder sie brechen auch wohl, in sp�teren. Stadien der Krankheit, aus Mattigkeit zusammen. Beim Trimus sind der Ober- und Unterkiefer oft so- fest aneinandergezogen, dass es unm�glich ist, dieselben zu �ffnen; allenfalls gelingt es bei geringeren Graden des Krampfes in den Kaumuskeln die Kiefer bis zu etlichen Centimeter aus�einander zu bringen. Aus dem Maule h�ngen Schleim und. Speichel in langen F�den herunter; auch die Zimgenmuskel sind beim Trismus meist vom Kr�mpfe ergriffen, wo denn die Zunge hart und fest sich anf�hlt; zuweilen ist dieselbe zwischen den Z�hnen eingeklemmt. Die N�stern sind h�ufig weit aufgesperrt und wenig beweglich; die Respiration ist anfangs. in der Regel ruhig; erst mit Zunahme des Krarapfzustancles und Ausbreitung desselben �ber die Respirationsmuskel steigt die Frequenz des Athmens. allm�lig bis auf 80 und mehr Z�ge in der Minute. Die Pulsfrequenz ist merkw�rdiger Weise selbst in den sp�teren Stadien der Krankheit nur wenig gesteigert, w�hrend die Temperatur auf 40 bis 42 Grad in die H�he geht; die Spannung und Kleinheit des Pulses steht mit dem vorhandenen Krampfzustand in Einklang. Hunger und Durst sind in der Regel vorhanden,-k�nnen indess bei Trismus einestheils wegen der Unm�glichkeit zu kauen, andererseits auch h�ufig wegen erheblicher Schlingbeschwerden (in Folge Krampfzustandes der Schlund- und Schlundkopf-Musculatur) nicht aus�reichend gestillt werden. Es scheint den Patienten stets sichtlich wohl zu thun, wenn sie das Maul h�ufig in frischem, reinem Wasser sp�len k�nnen.
An Starrkrampf leidende Thiere sind sehr reizbar und �ngstlich; grelles Licht, jeder L�rm, namentlich pl�tzlich in ihrer N�he entstehende Ger�usche u. 's. w. regen sie allemal bedeutend auf. Koth- und Urin-Ent-. leerungen erfolgen seltener.
Obgleich der Krampf an und f�r sich immer ein tonischer ist, so treten dennoch in manchen F�llen deutlich erkennbare Remissionen ein. w�hrend
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deren die Thiere sich merklich erleichtert f�hlen. Man darf sich durch dieselben ja nicht zu eitelen Hoffnungen und Versprechungen dem Besitzer gegen�ber verleiten lassen. � Gl�cklicherweise ist Starrkrampf eine ver-h�ltnissm�ssig seltene Krankheit. Nach Hering's Angabe (1. c Seite 20) kommen auf 300 bis 400 Pferde der station�ren Klinik in Stuttgart j�hr�lich 1 bis 2 Starrkrampff�lle. Innerhalb der 47 Jahre, auf welche die Mittheilungen H e r i n g' s sich beziehen, kommen Pausen von 2 bis 3 Jahren vor, in denen kein Fall von Tetanus mit lethalem Ausgange notirt ist, obgleich die meisten F�lle mit dem Tode geendet haben. W�hrend der dreizehnj�hrigen F�hrung der Verlustlisten der Dienstpferde des w�rtembergischen Truppen�corps durch Hering gingen 11 Pferde an Starrkrampf, darunter G an Wundstarrkrampf, zu Grunde. Die Gesammtzahl der pr�senten Dienst�pferde mag in der angegebenen Zeit zwischen 31,000 und 32,000 betragen haben; somit kommt auf 3000 Pferde ein Todesfall durch Starrkrampf.
Was nun speciell den Wundstarrkrampf anbelangt, so tritt derselbe in der Regel immer erst einige Tage bis mehrere Wochen nach der statt�gehabten Verletzung ein, ja manchmal sogar noch zu einer Zeit, wo man jede Gefahr bereits f�r g�nzlich beseitigt hielt. Es ist dies um so fataler, als der Ausgang des Tetanus, wie bereits erw�hnt, gew�hnlich ein lethaler ist, den selbst die umsichtigste und sorgf�ltigste Behandlung nicht abzu�halten vermag.
Der Tod kann unter schneller Steigerung der Krankheitserscheinungen, besonders der Athemnoth, in Folge von Kohlens�urevergiftung durch R-e-tention derselben im Blute, bereits nach einigen Tagen eintreten; in in der Kegel erfolgt derselbe indess erst nach 6 bis 10 Tagen und nicht selten erst nach zwei bis drei oder gar erst nach vier Wochen. Die Krank�heit zieht sich am gew�hnlichsten dann in die L�nge, wenn die Respirations�muskeln weniger mitergriffen sind, weil dann der Tod erst nach allge�meiner Ersch�pfung der K�rperkr�fte zu erfolgen pflegt. Wo die Krank�heit sich �ber drei Wochen hinauszieht und wo Trismus fehlt, oder nur in so geringem Grade vorhanden ist, dass die Futteraufnahme nicht allzu sehr bebindert wird, da darf man noch am ehesten auf einen g�nstigen Ausgang hoffen. In den (namentlich bei Wundstarrkrampf) seltenen F�llen, wo diese Hoffnung sich verwirklicht, nimmt die Reconvalescenz l�ngere Zeit in Anspruch, so dass dieselbe nicht selten zwei und mehr Monate verlangt; w�hrend dieser Zeit k�nnen bei sorgloser Pflege etc. jederzeit Recidive und in Folge deren der Tod sich einstellen.
lieber die Ursachen des Starrkrampfes ist nichts Zuverl�ssiges bekannt. Wie dies gerade dann gew�hnlich zu geschehen pflegt, so hat man auch hier
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die verschiedensten Dinge als urs�chliche Momente beschuldigt; ung�nstige Witterungseinfl�sse, besonders schw�le Gewittertemperatur oder auch feucht kalte Witterung, Erk�ltungen durch Zugluft, fehlerhafte Behandlung der Wunden, sowie viele andere Dinge werden als Entstehungsursachen des Starrkrampfes angegeben, ohne dass irgend ein bestimmter Causalnexus zwischen den angef�hrten Verh�ltnissen und dem Starrkr�mpfe nach�gewiesen werden kann.
Die Statistik des Starrkrampfes ist gerade f�r die Aetiologie von be�sonderem Interesse. Nach Hering fallen von 64 Todesf�llen durch Starr�krampf auf den Januar 4, Februar 9, M�rz 9, April 7, Mai C, Juni 8, Juli G, August 2, September 3, Oktober 2, November 4, December 4. Dem�nach treffen weitaus die meisten F�lle zwischen den Sp�twinter und den Fr�hsommer, n�mlich 45, w�hrend auf die Monate August bis incl. Januar nur 19 F�lle und von diesen je 4 in Summa 12 auf die Monate November, December und Januar kommen. Die wenigsten F�lle fallen in die Monate August, September und Oktober, was zu der Annahme, dass schw�le Ge�witterluft (August) oder feucht kalte Witterung, Erk�ltungen (September, Oktober und November) nicht recht stimmt. Beide letztgenannte Monate geh�ren zu den unangenehmsten des Jahres und liefern zu catarrhalischen Erkrankungen im Allgemeinen ein ansehnliches, hingegen zu Starrkrampf�erkrankungen verh�ltnissm�ssig ein geringes Contingent.
Dass Verletzungen eine Gelegenheitsursache (vielleicht das Atrium f�r den ausserhalb des Thierk�rpers gelegenen Factor) bilden k�nnen, welche das Entstehen des Starrkrampfes beg�nstigt, ist unverkennbar. In 27 der von Hering zusammengestellten 04 F�lle konnte eine Verletzung bestimmt nachgewiesen werden; darunter 10 Hufverletzungen und 8 Hautverletzungen. Einer Castration folgte nach vierzehn Tagen, dem Coupiren des Schweifes nach vier Wochen der Starrkrampf. Wie unbedeutend die Verletzung sein kann, beweist ein Fall, in welchem durch einen Schlag mit der Reitpeitsche die Haut des Pferdes oberfl�chlich verwundet worden war, worauf Starr�krampf folgte (Heringl.
Der Wundstarrkrampf soll am h�utigsten nach Quetsch- und Risswunden, besonders nervenreicher K�rpertheile, namentlich dann, wenn gr�ssere Nerven gequetscht, oder zerrissen, oder wenn fremde K�rper stecken ge�blieben sind, vorkommen; so z. B. soll derselbe nach Castrationen, wo der ganze Samenstrang unterbunden oder abgedreht wird, h�ufiger als nach anderen Castrationsmethoden, und zwar verh�ltnissm�ssig h�ufig bei Schafen auftreten. Aber nicht nur nach bedeutenden Verletzungen, sondern auch nach ganz unerheblichen Wunden kann derselbe entstehen, wie dies der
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410nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #9632;.��:.,
vorhin mitgetheilte Fall von Hering beweist, demgem�ss ein Pferd nach einer leichten Hautverletzung mittelst einer Reitpeitsche in Starrkrampf verfiel. � Ich sah vor etwa 15 Jahren hei einem Pferde, w�hrend der anscheinend ganz normal verlaufenden Heilung einer Sch�lwunde auf der rechten Seite der Kruppe, bei welcher die �ussere Haut als ein dreieckiger Lappen mit breiter Br�cke in der ungef�hren L�nge von 5 bis 6 Centimeter von der Musculatur ohne besondere Verletzung dieser losgel�st war, nach etwa vierzehn Tagen Tetanus eintreten und lethal enden. Ueberhaupt scheint gerade zur Zeit der Granulationsbildung der Wundstarrkrampf am h�u�figsten sich einzustellen.
Die Wahrnehmungen W a 1 d i n g e r' s und H e r i n g' s, mit denen meine eigenen weniger zahlreichen, sowie die anderer Beobachter �bereinstimmen, lehren, dass der Starrkrampf in gewissen Zeitperioden h�ufiger, in anderen seltener vorkommt, so dass man dadurch zu der Annahme eines ausserhalb des thierischen. Organismus gelegenen, bis jetzt indess noch ganz unbekannten Factors, gedr�ngt wird.
Auch dar�ber ist man noch nicht einig, ob die Nerven, oder das Blut bei dieser Krankheit in erster Linie ergriffen werden. Die Einen glauben, eine eigenth�mliche Reizung der Nerven, die Anderen eine spezifische Er�krankung des Blutes sei die Causa movens zur Entstehung des Starr�krampfes.
Es ist vielfach auf die grosse Aehnlichkeit zwischen Starrkrampf und Tollwuth hingewiesen, ja es sind dieselben sogar so weit itlentificirt worden, dass man letztere f�r eine Art Wundstarrkrampf erkl�rt hat. Mir scheint indess, dass von manchen nicht unwesentlichen Verschiedenheiten im klinischen Verlaufe abgesehen, namentlich die Contagiosit�t der Tollwuth, und der Umstand, dass diese noch sehr lange Zeit nach der g�nzlichen Heilung der infecti�sen Verletzung zum Ausbruche kommen kann, w�hrend der Wundstarrkrampf immer vor dem vollendeten Abschl�sse der Wuud-heilung eintritt, auf eine wesentliche Verschiedenheit beider Krankheiten hinweise.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� '
#9632; Darf man demnach die etwaige M�glichkeit nicht bestreiten, dass der Starrkrampf ebenso wie die Tollwuth eine Infectionskrankheit sein k�nne, so ist es doch immer noch nicht wahrscheinlich, viel weniger aber er�wiesen, dass beide Krankheitszust�nde demselben Virus ihre Entstehung verdanken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;
Aus dem Allen ergibt sich f�r die Praxis, dass von einer bestimmten Prophylaxis oder Therapie gegen den Starrkrampf vorl�ufig keine Rede sein
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kann, insofern man denselben weder mit Sicherheit von verwundeten Thieren fernzuhalten, noch seine Heilung durch Arzneimittel wesentlich zu f�rdern im Stande ist. Wir sind darauf beschr�nkt, verwundete Thiere nach den Regeln der Kunst zu behandeln und an Starrkrampf leidende Thiere vor allen als sch�dlich bekannten Einfl�ssen m�glichst zu sch�tzen.
Die constantesten Sectionserscheinungen an Starrkrampf verendeter Thiere, die sich auf diesen Zustand beziehen, sind folgende:
Die Muskel haben ihre nat�rliche rothe Farbe und Resistenz verloren, sie sind m�rb und erscheinen gekochtem Fleische ann�hernd �hnlich. Das Blut ist in der Hegel gar nicht, oder nur locker geronnen; die Lungen sind meist stark hyper�misch oder �demat�s, an ihren Spitzen h�ufig hepatisirt. Die Harnblase ist immer mit einem sedimentreichen Harne an�gef�llt, bedeutend ausgedehnt-, ihre Schleimhaut zeigt die Erscheinungen eines catarrhalischeu Zustandes, sowie Blutextravasate an verschiedenen Stellen und in verschiedenem Umfange.
#9632; Weniger constant sind diejenigen Erscheinungen, welche vielfach als charakteristische oder wesentliche augesehen worden sind und die sich vor�zugsweise auf die Nervencentren, namentlich auf das R�ckenmark beziehen. Zuweilen werden zwar.Hyper�mien der H�ute des R�ckenmarkes und des Gehirns oder dieser Nervencentren selbst angetroffen, h�ufig jedoch fehlen dieselben. Auch sind Blutextravasate in Muskeln und Nervenscheiden nicht selten, und als capillare Blutungen in Folge der heftigen Muskelcontractionen leicht zu erkl�ren. Ebenso ist auch die Injection der Nervenscheiden, die Schwellung oder Erweichung der Nervenb�ndel der von dem verwundeten Theile abgehenden Nerven, wo solche angetroffen werden, leicht als con-s'ecutiver Zustand zu deuten.
In Bezug auf den Starrkrampf der �brigen Species unserer Hausthiere ist zu bemerken, dass derselbe bei Eindvieh in der Regel langsamer als bei Pferden sich entwickelt, so dass gegen vierzehn Tage vergehen k�nnen, ehe bei Trismus das Maul ganz verschlossen ist. Es stellt sich nicht selten Trommelsucht ein, gegen welche der Pansenstich indicirt ist. � Bei Ziegen und Schafen entsteht der Starrkrampf am h�ufigsten bei m�nnlichen Individuen und zwar nach der Castration, besonders in solchen Zeiten, die sich durch ein �fteres Vorkommen des Starrkrampfes im Allgemeinen aus�zeichnen.
Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, dass die Prognose beim Starr�kr�mpfe, ganz besonders aber beim Wundstarrkr�mpfe eine sehr ung�nstige ist. Erst wenn die Krankheit zwei bis drei Wochen bestanden hat und
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bereits eine stetige Abnahme des Kvampfzustandes sich zeigt, darf man bei fortgesetzter Sorgfalt in der di�tetischen Haltung und Pflege des Patienten Wiedergenesung mit einiger Wahrscheinlichkeit in Aussicht stellen. Etwa 10 Procent werden im Allgemeinen genesen. Vogel gibt den Verlust der an den beiden Starrkrampfformen in der Stuttgarter Klinik, w�hrend 25 Jahren gestorbeneu Thiere auf 72 Procent der Starrkrampferkrankungen an. (Siehe Kueff, die Kgl. W�rtemb. Thierarzneischule zu Stuttgart nach ihrem 50j�hrigen Bestehen. Stuttgart 1871, Seite 69). Demnach w�ren 28 Procent genesen, was jedenfalls ein ausnahmsweise g�nstiges Verh�ltniss sein d�rfte. Verbreitet sich der Krampfzustand schnell �ber den ganzen K�rper, wird die llespiration sehr beschleunigt, oder tritt sogar eine Lungen�entz�ndung zum Starrkr�mpfe hinzu oder stellen reichliche Schweisse sich ein, steigert sich die Temperatur betr�chtlich, so ist die Prognose erst recht ung�nstig. Im Allgemeinen sollen mehr Patienten in schlechtem , als in gutem Ern�hrungszustande vom Starrkr�mpfe genesen.
F�r die rationelle Behandlung des Starrkrampfes lassen sich bis jetzt keine bestimmten medicinischen Indicationen aufstellen, da wir zur Zeit noch keine greifbaren pathologisch-anatomischen Anhaltspunkte besitzen. Man hat einen Reizzustand der Servencentren, besonders des R�ckenmarkes angenommen, indess durch die Sectiouen noch keineswegs als das eigent�lich Wesentliche nachweisen k�nnen. Die Therapie kann sich deshalb fast ausschliesslich nur auf die bisherigen klinischen Erfahrungen st�tzen, ob�gleich die Resultate dieser im Ganzen leider wenig befriedigende sind. Die Behandlung ist fast ausschliesslich auf die Fernhaltung bestimmter sch�dlicher Einwirkungen beschr�nkt.
Zun�chst m�ssen die Patienten gegen alle sch�dlichen �usseren Ein�wirkungen m�glichst gesch�tzt werden. Vor allen Dingen bringe man die�selben in einem dunklen, trocknen, massig warmen Stalle unter, der wo m�glich so gelegen sein muss, dass in seiner N�he wenig Verkehr herrscht, damit Patient wenig oder gar nicht beunruhigt wird. Das Streustroh darf nicht zu lang sein, muss also geschnitten werden, damit Patient sich in demselben nicht verwickle und dadurch zum Niederst�rzen gebracht werde. An die Krippe lasse man ein Gef�ss mit frischem Wasser, welches des Tages einige Mal erneuert werden muss, so anbinden, dass es dem Patienten ohne grosse M�he m�glich wird, sich �fter das Maul aussp�len zu k�nnen; n�thigenfalls muss der W�rter bei jedem Besuche dem Patienten das Wasser unmittelbar vor das Maul halten, um demselben zur �fteren Wasseraufnahme die erforderliche Gelegenheit zu bieten. Als Futter reicht man Mehl- und Kleien-geschlapp, Heu und Gr�nfutter, je nach Umst�nden. Im Ferneren
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gilt dann als allgemeines Gesetz^ dass es um so besser ist, je weniger man die Patienten beunruhigt. Man gehe also nicht �fter zu ihnen, als zu ihrer Pflege erforderlich ist und verkehre �berdiess sehr ruhig und sanft mit ihnen. Jedes Ger�usch und jede Bel�stigung durch fremde Personen oder Thiere halte man so gut wie irgend m�glich von ihnen ferne. Die Er�f�llung dieser Forderungen ist schon aus reinen Humanit�tsr�cksichten geboten, damit den armen. Thieren ihr ohnedies schweres Leiden nicht unn�thigerweise noch unertr�glicher gemacht werde.
Will man arzneiliche Mittel versuchen, so wende man Morphium oder Atropin hypodennatisch an; auch Aether und Chloroform m�gen in Form von Inhalationen versucht werden. Leonhardt hat in zwei F�llen mit Kalium bromatum (20 Gramm pro die) einen g�nstigen Erfolg erzielt.
Wenn gleich die Heilwirkung dieser Mittel keineswegs eine sehr auf�f�llige genannt weiden kann, so darf doch andererseits auch nicht behauptet #9632;werden, dass sie absolut unn�tz seien. Wenn aber ihr Nutzen auch kein anderer als der w�re, den armen Thieren ihre Leiden ertr�glicher zu machen, so m�sste dies schon vollkommen ausreichen, um die Anwendung fraglicher Mittel f�r alle F�lle zu empfehlen, wo die pecuni�ren Verh�lt�nisse des Besitzers dieselbe gestatten.
Von der innerlichen Anwendung arzneilicher Mittel muss man hin�gegen ganz absehen, da die bestehenden Schlingbeschwerden leicht Veran�lassung werden, dass die betreffenden Stoffe von der Rachenh�hle aus zum Theil in die Luftr�hre eindringen. Diese Annahme erscheint nicht nur a piori als sehr leicht m�glich, sondern ist auch durch Hering thats�ch-lich n�her begr�ndet worden. Derselbe fand bei der Section an Starr�krampf verendeter Pferde h�ufig ein Lungenleiden, welche auf einen trau�matischen Ursprung hinwies. Dies gilt namentlich f�r die Jahre 1823 bis 1839, wo man glaubte, den Starrkrampfpatienten mindestens Mehlwasser vorsetzen, oder mit der Spritze in das krampfhaft geschlossene Maul in-jiciren, oder gar einsch�tten zu m�ssen. War das Maul nicht ganz ver�schlossen, so gab man Latwergen etc. Nachdem man dies Verfahren sp�ter als gef�hrlich erkannt und verlassen hatte, wurde die Lungenverjauchung (1840 bis 1857) seltener mehr beobachtet. Hering sah bei einem in der Eecon-valescenz befindlichen Starrkrampfpatienten pl�tzlich Erstickungszuf�lle, w�hrend des Fressens eintreten. Die sofort vorgenommene Tracheotomie rettete das werthvolle Thier, indem ein in den Kehlkopf eingedrungener Bissen Heu entfernt wurde.
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Allgemeine Ver�nderungen des Blutes in Bezug auf Quantit�t oder
Qualit�t.
Vollbl�tigkeit. Polyaemia (von Ttolvg viel und ceJiia Blut). Plethora oder Repletio {uIvO-�Squ = dem lat. laquo;repletiogt; die F�lle, Anf�llung) wird der Zustand genannt, bei welchem die Gesammtblutmasse vermehrt ist, ohne dass indess feine qualitative Ver�nderung derselben zugegen zu sein braucht. Weicht das Blut nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ vom Normalen ab, so dass das Verh�ltniss der das Blut zusammensetzenden Stoffe alterirt ist, so erh�lt der Zustand je nach der Zunahme des betreffenden Blut-bestandtheiles eine besondere Bezeichnung. Sind z. B. die rothen Blut�k�rperchen vermehrt, so wird der Zustand laquo;Polycytluemia (mbra)raquo; genannt. Das griechische Wort xvtoq heisst eigentlich die H�hlung, wird aber in dieser und anderen Zusammensetzungen medicinischer Kunstausdr�cke ge�braucht, um die rotheu Blutk�rperchen zu bezeichnen. Polycythsemie (von xvioc, Tiolvc, affia) bedeutet somit einen Ileichthum des Blutes an rothen Blutk�rperchen. Derartige Zust�nde entwickeln sich am ehesten bei Thiereu in jugendlichen und mittleren Lebensjahren, namentlich wenn dieselben aus schlechter Fliege und Behandlung mit einem Male in Verh�ltnisse gebracht werden, in welchen sie bei wenig und leichter Arbeit regelmassig und kr�ftig gef�ttert werden. Man darf indess Polyamiie und Polycythsemie nicht f�r gleich bedeutend halten mit der Zunahme an K�rpergewicht, wie dies bei der Mast z. B. der Fall ist. Dieser Zustand ist in der Kegel weder von Polysemie noch von Polycythsemie begleitet. Letztere charakterisiren sich beide durch ein g�nstigeres Mass von Kraft, durch h�here R�the der sicht�baren Schleimh�ute, vollen Puls, stai'ke Turgescenz der Venen u. s. w. Der�artige Individuen sind an und f�r sich zwar gesund, disponiren indess mehr als sonst zu Hyperteraieen, namentlich zu Hirn- und Lungenhypersemleen. In Folge dessen ist die Ausdauer der Thiere zu l�nger anhaltenden k�rper�lichen Anstrengungen vermindert. Durch entsprechende Behandlung, die vorzugsweise eine entziehende oder auf den Darm ableitende sein muss, k�nnen diese Zust�nde in der Piegel bald wieder beseitigt werden, da die�selben in den meisten F�llen vor�bergehende sind.
Die Annahme, dass nach pl�tzlicher Entfernung eines gr�sseren K�rper-theiles z. B. der Amputation einer Gliedmaasse, dieselbe Blutmenge, wie vor der Entfernung des betreffenden Theiles erzeugt werde, f�hrte zur Auf�stellung einer besonderen Vollbl�tigkeit, n�mlich der Plethora apocoptica
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(dnoxoTTTeiv abschneiden). 0. Weber hat indess gefunden, dass nach der Amputation einer ganzen Hintergliedmasse des Hundes der Blutdruck in der Carotis sich vermindert. Das nach der Operation eintretende Wundfieber steigert den Verbrennungsprocess so sehr, dass eine wirkliche Plethora nicht eintritt.
Wo eine wahre Polysemie oder Polvcythamiie anf�ngt, ist unbestimm�bar, da weder die normale Blutmenge �berhaupt, noch das Verh�ltniss der rothen Blutk�rperchen zu den �brigen Blutbestandtheilen genau bekannt sind, und selbst wenn dies w�re, die Ermittlung fraglicher Verh�ltnisse, die beil�ufig bemerkt best�ndig gewissen Schwankungen unterliegen, w�hrend des Lebens, wenigstens zur Zeit unm�glich sein w�rde.
Ein der Polycythose entgegengesetzter Zustand ist die Leukocythose oder Leukaemie (von Xevx�g leuchtend, gl�nzend, weiss; y.vToc und laquo;/,laquo;laquo; gebildet). Bei derselben ist die Zahl der rothen Blutk�rperchen relativ und absolut vermindert, w�hrend die der farblosen Blutzellen in sehr verschie�denen Graden vermehrt ist. Die Blutmenge ist entwed�r gar nicht, oder doch nicht wesentlich vermindert. In den h�heren Graden der Leukaemie kommen auf je 10 bis 2 farbige Blutk�rperchen ein oder noch mehr farblose, w�hrend das normale Verh�ltniss etwa 300 zu 1 ist. Die Farbe des Blutes ist demgem�ss je nach dem Grade des Leidens mehr oder weniger hell.
Der Polysemie entgegengesetzt ist die Oligaemie (von oXiyos wenig und aifia) oder An�mie, bei welcher die Blutmenge im Ganzen. oder doch die f�r die Ern�hrung wesentlichsten Bestandtheile vermindert sind. Eine_ reine Amemie, d. h. ein Zustand, bei welchem die Blutmenge wirklich absolut vermindert ist, kommt nur nach grossem Blutverluste f�r sehr kurze Zeit vor, weil schon w�hrend desselben ein vermehrter Zufluss von Lymphe und von sogenannter Parenchym- resp. interstitieller Fl�ssigkeit in die Gef�sse stattfindet. In Folge dessen werden diese bald wieder mit einem Blute gef�llt, welches an Blutk�rperchen, besonders an rothen, sowie an Eiweiss arm, dagegen an Wasser reich ist. Diesen Zustand nennt man Hydramiie (von v�tog Wasser und ai/ia Blut) = Blut w�sserigkeit, �eber-g�nge zwischen Anaemie. Hydrasmie und Leukaemie sind demgem�ss nicht selten.
Die Ursachen der Anaemie sind verschieden; vorzugsweise h�ufig bestehen dieselben in grossen Blutverlusten, �berm�ssiger Anstrengung, schlechter Ern�hrung und Pflege, fieberhaften und namentlich chronischen Eiterungsprocessen. Schleimfl�ssen, die ein Allgemcinleiden zur Folge haben, Cachexien u. dersl.
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Die klinischen Merkmale der Ansemie sind im Wesentlichen folgende:
Allgemeine Schw�che, Bl�sse der Schleimh�ute, schwacher, weicher, manchmal kaum f�hlbarer Puls, starker, selbst pochender Herzschlag, an�gestrengtes Athmen. welche beiden letzteren Erscheinungen sich schon nach kurzer Bewegung auffallend steigern, wobei auch die Pulsfrequenz zunimmt; die Temperatur der peripherischen K�rpertheile sinkt.
F�r die praktischen Zwecke ist die Unterscheidung einer aeuten und chronischen Anaemia recht brauchbar; erstere ist in der Regel leichter als letztere zu beseitigen. Bei sehr acut auftretender Ansemie in Folge starker Blutverluste werden die Thiere pl�tzlich sehr matt, schwanken, oder fallen gar um, wobei der Herzschlag ganz unf�hlbar werden und eine v�llige Ohnmacht sich einstellen kann. W�hrend derselben steht die Blutung, be�ginnt indess beim Erwachen des Patienten von Neuem, wenn inzwischen nicht f�r geh�rigen Verschluss der blutenden Gef�sse gesorgt worden ist. Bei der aeuten Anaemie, die durch starke Blutverluste pl�tzlich herbei�gef�hrt wurde, k�nnen die Thiere m�glicherweise gut gen�hrt sein, w�hrend dieselben bei mehr allm�liger Ausbildung der Ansemie meist abgemagert sind.
Die Prognose und Therapie richten sich vorzugsweise nach den der A n ae m i e z u Grunde 1 i e g e n d e n U r s a c h e n. Tragen grosse Blutverluste, �berm�ssige Anstrengungen, schlechte Ern�hrung und Pflege die Schuld an der vorhandenen Blutarmuth, so gen�gt es, wenn die Patienten geschont und entsprechend gef�ttert werden, wobei eine geregelte Pflege von grosser Bedeutung ist. Bei regem Appetit muss man die Thiere vor U�berladung der Verdauungsorgane bewahren, w�hrend bei geringer Lust zur Futteraufnahme diese angeregt werden muss. Man reiche zu diesem Zwecke bittere Mittel mit Kochsalz, Brechweinstein, Nux vomica, Chinarinde oder Chininum muriaticum amorphum u. dergi. Nur dann, wenn die Ursachen entfernbar sind, darf eine radicale Heilung der Blutarmuth erwartet werden. Langhaarige Pferde werden zur leichteren und gr�nd�licheren Cultur der Haut geschoren. Bei der chronischen Anfemie, deren Aetiologie unbekannt ist, wird neben einer entsprechenden Ern�hrung und Pflege der Patienten innerlich Chinin, oder Chinarinde, Eisenpr�parate, sowie besonders Arsenik gegeben. Von letzterem habe ich bei Pferden manchmal sehr gute Wirkungen gesehen, besonders wenn dieselben bei reger Fresslust und guter F�tterung und Pflege ohne jede bekannte Ursache herunter�gekommen waren. In allen F�llen der chronischen Blutarmuth, denen eine unheilbare Krankheit zu Grunde liegt, wird man von einer Radicalcur absehen m�ssen. Wird eine Palliativbehandlung gew�nscht, so hat dieselbe dahin zu streben, den Fortschritt der Krankheit m�glichst zu behindern. Im Allgemeinen
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gelten hier folgende Regeln: Etwa bestehende Eiterungen oder Schleim�fl�sse m�ssen beschr�nkt, wo m�glich geheilt und die Ern�hrung mit allen zu Gebote stehenden #9632; Mitteln gef�rdert werden. Innerlich werden Eisen-und China-Pr�parate gegeben, wobei man darauf zu achten hat, class durch erstere die Verdauung nicht bel�stigt wird.
Die Chlorose (von xXmQos blassgr�n, gelblich) ist eine Ansemie, bei welcher die rothen Blutk�rperchen meist betr�chtlich, die weissen hingegen wenig oder gar nicht vermindert erscheinen. Auch Eiweiss und Faserstoff sind in normaler Menge vorhanden. Der Wassergehalt des Blutes erscheint im Verh�ltuiss zur Abnahme der rothen Blutk�rperchen erh�ht, die Blut�menge im Ganzen nicht vermindert. Der K�me ist aus der Menschenheil�kunde in die Thierheilkunde �bergegangen, obgleich die eigenth�mliche Farbe der �usseren Haut bei chlorotischen Menschen an Thieren selbst�verst�ndlich nicht wahrnehmbar ist. Bei Thieren kann nur eine �hnliche Beschaffenheit der sichtbaren Schleimh�ute, sowie besonders eine mikro-scopische Untcrsuclmng des Blutes die Feststellung einer Chlorose sichern.
In Bezug auf den Eiweissgehalt des Blutes wird eine Vermehrung, sowie eine Verminderung die normale Blutbeschaft'enbeit alteriren. Da die Eiweisse nicht nur f�r die Ern�hrung und das Wachsthum direkt, sondern auch indirekt von Bedeutung sind, (letzteres insofern die Blutfl�ssigkeit zu�folge ihres Eiweissgebaltes die F�higkeit besitzt, d�nne Fl�ssigkeiten nach den Gesetzen der Membrandiffusion, sowohl aus dem Verdauungsrohre, wie auch aus den Parenchymen zu absorbiren) so sind die Ver�nderungen im Eiweissgehalte des Blutes praktisch von Wichtigkeit.
Nimmt das Eiweiss im Blute ab, so wird dasselbe durch Wasser oder durch Salze, insbesondere durch Kochsalz ersetzt. Es tritt f�r 8 bis 14 Theile Serumeiweiss 1 Theil der im gew�hnlichen Verh�ltnisse ge�mischten Blutsalze ein.
Hypalbuminose nennt man den Zustand, wenn die Eiweissraenge der Blutfl�ssigkeit vermindert ist; der Eiweissgehalt kann hierbei von 80 0/oo auf 70, � 50, � ja selbst bis 370/oo sinken. � Bei der Hyperalbuminose ist der Eiweissgehalt der Blutfl�ssigkeit vermehrt.
Als Hyperinose und Hypinose (ioto unter und rji'g, tVo? die Muskelfaser, die krankhaft verminderte Muskelth�tigkeit, � die Verminderung des Faser�stoffs) bezeichnet man eine Vermehrung, resp. Verminderung des Faser�stoffes (oder besser gesagt der fibrinogenen Substanz) im Blute. Wir
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schliessen auf das Vorhandensein dieser Zust�nde aus der schnelleren oder langsameren Gerinnung des aus der Ader gelassenen Blutes und aus der esteren oder lockeren Beschaffenheit des Blutkuchens. Ueber die Ver�mehrung der fibrinogenen Substanz im Blute in Folge von Entz�ndungen vergleiche man das beim fibrin�sen Exsudate (siehe Seite 58�60) Gesagte.
Marasmus (o (tagaafioe das Schwachwerden, besonders das Abnehmen der Lebenskraft im hohen Alter oder durch abzehrende Krankheit [fuxqutvm erl�schen, zu brennen aufh�ren], i] (idqavaig das D�nn-, Welkwerden, vom Alter) nennt man den Zustand, welcher in Folge allgemeiner Atrophie fast aller Organe und Gewebe zu Stande kommt. Derselbe ist dem h�heren Alter eigenth�mlich, kann indess unter gewissen abnormen Verh�ltnissen in jedem Lebensalter sich entwickeln. Der Marasmus s. Maransis senilis ist zwar streng genommen ein krankhafter Zustand, indess gleichwohl der normale Ausgang des Lebens. Bei unseren Hausthieren tritt indess der Tod in Folge von Altersschw�che aus leicht begreiflichen Gr�nden weit seltener, als bei Menschen ein. Bei demselben bringt irgend eine, oft nur sehr geringe und schwer nachweisbare, locale St�rung das bereits wenig energische Getriebe des Organismus zum Stillstand.
Marasmus prsematums, der sogenannte vorzeitige oder Krankheits-Marasmus unterscheidet sich vom senilen in seinen wichtigsten und end�lichen Folgen nur wenig oder gar nicht. Bios ist bei dem pramaturen Marasmus das eine oder andere Organ oder System vorwiegend afficirt, w�hrend bei senilem Marasmus fast alle Gewebe und Organe in beinahe ganz gleichem Maasse atrophirt sind.
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Inlialtsverzeichiiiss.
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A.
Abscess 65.
� kalter 73. Aderfistel 28. Aderlastfistel 28. Adenome 148. Adeno-Sarcome 150. Adventitia 14. Akinesis 278. Akutorsion 172. Amyloid 75. Ausemie 415. An�tzungen siehe Yerbren-
nungen. Anchylosis 339. 381. Aneurysma 287. � spurium 39. Augiektasie 26. Angiome 126. Aplasie 48. Aphthenseuche 228. Apoplexie 36. Arterienpr�pfe 33. Arthritis 80. 363. Arthrocaoe 322. Astheuie 14. Atherome 156. Atrophia ad numerum 93.
B.
Balggeschw�lste 154. Bauchbr�che 262.
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Beuarbung 186.
Bindegewebsgesfhwiilste. 117.
Bindegew ebsneubildung 64.
Blasenpolypen 150.
Blasenw�nner 157.
.Blutadergeschw�lste 289.
Bluterkrankheit 40.
Blutgelenk 357.
Blutgeschwulst 163.
Blutharnen 37.
Blutknoten 36.
Blutspath 293.
Blutstillung 45.
Blutstockung 17. 52.
Blutungen 35.
Blutuuterlaufung 36.
Blutver�nderungen, allge�meine 414.
Blutvergiftung 92.
Blutw�sserigkeit 415.
Brand 88.
Brandblasen 90.
Brandgenich 89.
Brustbeule 77.
Bullse gangraenosse 90.
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Catgut 176. Cellularpathologie 11. Centra 277. Chiragra 80. Chlorose 417. Cholesteatome 156. Chondrome 120. Chromatosis 95. Cicatrisatio 97. Cirsocele 293. Coaptation 333. Coarctatio 24. Coenurus cerebralis 157. Colloidcysten 155. Colloidmetamorphose 94. Commotionen 308. Compression 170. Concrement 75. Congelatio 236. Congestion 20. Congestionsabscess 74. Contagium 240. Contraextension 333. Contusion s. Quetschung. Crepitationsger�usche 322. Cretificatio 95. Croup 60. Croupmembran 60. Crusta iuflammatoria 59. 66. Cysten 154. � apoplectische 43. , Cysticercus cellulosee 157. Cystome 154.
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Callus 328. Carcinome 140. Caries 320. Carnificatio ossis 322.
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Cystosarcome 132. Cutis 241.
Igt;.
Darrsucht 78. Decubitus 88. Degeneration 65.
�nbsp; nbsp; amylokle 95. 97.
�nbsp; nbsp; atheromat�se 290. Demavcationsgrabcn 90. Demaicationslinie 90. 198. Dernioidcysten 155. 156. Desmoide 117. Diathese, lympliatisclie oder
scroful�se 78.
Dilatatio (der Gef�sse) 25.
Diphtherie 61.
Disposition (haemorrha-gische) 40.
Dissemination 100.
Druckbrand 245.
Dr�sengeschw�lste 148.
Druse (chronische) 78.
Durchschlingung (der Ge�f�sse) 172.
Dyscrasie, tubercul�se 78.
� scorbutische 80.
E.
Ecchondrose 349. Ecchymose s. Ekchymose. Eczema s. Ekzema. Eingeweidebrnch 260. Eiter 54. 185. Eiterfieber 202. 394. Eitcrk�rperchen 55. Eiterresorption 56. Eiterserum 55. Ekchymose 36. Ektasie der Gef�sse 25. 39. Ekzema 251. Elephantiasis 73. Embolie 26. 27. 33. Embolus 33. Emphysema gangreenos. 89.
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Endoarteriitis 290. Endocarditis 290. Entartung 65. 95. 97. Entz�ndung 48.
�nbsp; nbsp; des Bindegewebes 253.
�nbsp; nbsp; der Gelenke 363.
--------Knochen 313.
--------Knorpel 345.
--------Nerven 306.
�nbsp; nbsp;� Sehnenscheiden 371.
--------Synoviulh�ute 367.
Epidermis 241. Epithelialkrebs 143. Epithcliom 153. Epistaxis 37.
Epulis 131.
Erfrierungen 230. 236. Erk�ltung 238. Erkrankungen der �usseren Haut 241.
�nbsp; nbsp; dos Bindegewebes 253.
�nbsp; nbsp; der Blutgef�sse 286. --------Dr�sen 298.
�nbsp; � Gelenke 356.
�nbsp; � Knochen 309.
�nbsp; nbsp;� Knorpel 345.
--------Lymphgof�sse 294.
--------Muskel 257.
--------Nerven: 305.
-------Sehnen 279.
�nbsp; nbsp; spontane 237.
_ der 'Weichtheile 161. Erosion 55. Erweichung 93.
�nbsp; nbsp; faulige 28.
�nbsp; nbsp; puriforme 27. Erweichuugscysten 154. Erweiterung der Gef�sse 25. Erysipelas 29. 69. 2*7. Erythema 69. 231. Exfoliation 320. Exostose 315.
Exsudat 53. Exsudation 53. Exsudationscysten 154. Extension 333. Extravasat 36. 39. Extravasationscysten ,154.
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F.
Fasergeschw�lste 117. Faserstoff 58. Faulfieber 203. 394. 399. Fettcysten 156. Fettgeschw�lste 118. Fibrin 59. Fibrocarcinome 142. Fibroide 117.
Fibrome 117. Fibrosarcome 128. 132.
Fieber 387.
Fissuren 326.
Fisteln 55. 74. 85.
Fl�chengesohw�r 75.
Flankenbriichc 262.
Fluxion, co�aterale 22.
Foetor 89.
Fracturen 325.
Fruchthof 116.
Fungi 106.
Furchungsprocess 115.
Furunkel 226.
O.
Gallen, entz�ndliche 368. 372.
�nbsp; nbsp; kalte 73. 369. Gallcrtkrebs 141. 144. Gangraena 88.
�nbsp; nbsp; per deeubitum 245.
�nbsp; nbsp; sine odore 90. Geb�rmutterblutung 37. Gef�sscrweiterung 289. Gef�ssgeschw�lste 126. Gclenkempyem 367. Gelenkentz�ndung 363. Gelenkgallen 368. Gelenkhydrops 367. Gelonkkrankheiten 356. Gelenkra�use 383. Generalisation 100. Geschw�lste 100. Geschw�re 55. 81. Gewcbserkrankungen im
Allgemeinen 11.
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421
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Gewebsneufcildung, entz�nd�liche 64.
Gram�ationsfl�che 182.
Granulationsgewebe 179. 185.
Granulationssarcom 128.
Gr�tzbeutel 156.
Gypsverband 334.
H.
Haaroysten 156. Haarseilsch�sse 209. Hsemartnron 357. Hsematocele 37. Hsematom 163. Hsematuresis s. Hsematurie
37. Hsemorrhagie 35. Hiemorrhapliilie 40. Ifeniorrhoiden 37. Hssmostase 45. Hautgescliw�r 81. 83. Hauth�rner 146. Hautkrankheiten 241. Hautwunden 243. Havers'sche Kan�lclien 311. Hcerd, apoplectiformer 36. � apoplectischer 36. Hemiplegie 274. Hernie 260. Heteroplasie 98. Hirschkraiikbcit 407. H�hlengeschw�re 74. Hohlgeschw�re 81. 85. Humoralpathologie 11. Huudswuth 121. Hydatiden 156. Hydrsemie 415. Hydrophobie 227. Hypalbuminose 417. HypeiEemie 14. Hyperalbuminose 417. Hyperinose 417. Hyperplasie 47. Hypersecretion 73. Hypersthenie 14. Hypertrophie 47.
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Hyphaemie 36. Hypinose 417. Hystricismus 147.
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Knochennekrose 320. 311. Knochensubstanz 310. Knochenwachsthum 350. Knochenzellen 311. Kuorpelentz�ndung 345. Knorpelfuge 352. Knorpelgeschw�lste 120. Knorpelwunden 345. Kraft 14.
Krankheiten der �usseren Haut 241.
�nbsp; nbsp; des Bindegewebes 253.
�nbsp; nbsp; der Blutgef�sse 286.
-------Dr�sen 298.
-------v Gelenke 356.
-----r Knochen 309.
-------Knorpel 345.
-------Lymphgef�sse 294.
-------Muskeln 257.
�nbsp; � Xerven 305. -------Sehnen 279.
�nbsp; nbsp; spontane 237.
�nbsp; nbsp; der Weichtheile 161. Krase, hyperinotische 59. Krebs 142. Krebszellen 140.
Kropf 150.
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Ichorhseraie 395. Ichthyosis 157. Impetigo 252. Induration 95. Infarctus 17. 36. Infiltrat, eiteriges 55. � hamorrhagisches 36. Infractionen 326. Intermedi�rknorpel 352. Intinia 14. Involutio 93. Ischsemie 14. 21.
IC.
Kalkkan�lclien 311. Karbunkel 226. Keloid 193. Kcimblase 116. Keimblatt 116. Keimgewebe 179. Kera(to)phyton 82. Klanenseuche s. Aphthen-
seuche. Kleisterverband 336. Kloake 321. Knieschwamm 77. Knochenatrophie 325. Knochenbr�che 325. Knochenentz�ndung 313. Knochenerweichung 818. Knochengeschw�lste 120. Knochengew�chs 315. Knochenhaut 310. Knochenhautentz�ndung
313. Knochenh�hlen 311. Knochenhypertrophie 325. Knochenk�rperchen 311. Knochenkrebse 131. Knochenmark 312. Knochenmarkentz�ndung
321.
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L�hme (jtmgei Thiere) 379. L�hmungen 274. Lebenskraft 11. Leistenbr�che 262. Leuksemie 415. Leukocythose 415. Lipome 118. Luftstreifsch�sse 208. Lungenblutung 37. Lungenseuche 229. Lusus naturae 99. Luxationen 359. Lymphadenitis 294. 299. Lymphangitis 294. Lymphdr�senentz�udung
299. Lymphdr�seusehwellung
quot;299.
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Lympligef�ssentz�ndung
294. Lyraphome 135. Lyssa 227.
M.
Malacia 93.
Maransis s. Marasmus 418.
Markgesohw�lste 129.
Markkrebs 129.
Materia peccans 238. 393.
Maulseuche siehe Aphtheu-
seuche. Media 14.
Medullarcarcinom 142. Melanosen 131. Metamorphose (amylo'ide)
95. 'Metastase 100. Meteorismus 89. Metrorrhagie 37. Miasma 240. Mikrococcus diplithoriticus
02. Mikrosporon septieum 396. Milzbrand 225. Milzbrandkarbuukel 226. Missbildung 99. Morficationsprocess 88. Mucin 56. 95. Muskelatrophie 272. Muskelblutungen 258. Muskelentz�ndung 258. 268. Muskelgeschw�lste 125. Muskelhypertrophie 272. Muskelkr�mpfe 276. Muskell�hmung 273. Muskelverletzungen 192. Myome 125. Myositis 268. Myxosarcome 132. 150.
IST.
Nabelbr�che 262. Nachblutungen 197. 201. Nachfieber 203. N�hte 175.
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Narbenbildung 97. Narbengewebe 179.
�nbsp; nbsp; apoplectisches 43. Naturspiel 99. Nekrobiose 93. Nekrosis 87.
�nbsp; nbsp; des Knochens 320. 341. Nekrotisirung 75. Nervcncentra s. Centra. Nervoneutz�ndung 306. Nervengeschw�lste 125. Netzzellensarcom 129. Neubildung, entz�ndliche �4. Nenrome 125.
�nbsp; nbsp; traumatische 193. Neuopathologie 11. Neurecton�e 308. Neurotomie 308.
O.
Oberhaut 241. Obliteration 33. Oedem 29. 30.
�nbsp; nbsp; purulentes 55. Olirdr�senentz�uduug 301. Ohrdr�senlymphoin 138. Oligeemie 415. Onchotomie 256. Ossificationsprocess 351. Osteoklasten 328. Osteomalacie 317. Osteome 124. Osteomyelitis 319. Osteophyten 315. Osteosarcome 130. Ostitis 317.
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Periost 310. Periostitis 313. Petrificatio 95. Phlebectasie 292. Phlebitis 28. Phlegmone 253. Physaliden 99. Piephacke 377. Pigmentsarcom 129. Plethora 414. Pleuroperitonealh�hle 116. Pneumorrhagie 37. Pneumothorax 89. Portagra 80. Polysemie 414. Polyoythtemie 414. Polycythose 415. Polypen 106. Prolapsus 266. Pseudarthrose 338. Pseudoerysipelas 253. Pustula maligna siehe Milz�brand. Pyajmie 394. 401.
�nbsp; nbsp; multiplex 402.
�nbsp; nbsp; simplex 402.
Q.
Quetschungen 162. Quetschwunden 196. Qnotidiana 394.
Jt�raquo;
Kabies 227. Racheulymphome 135. Regeneration 97.
�nbsp; nbsp; der Nerven 193. Rehbein 77.
Reizbarkeit (nutritive) 13. Reizgeschw�re 84. Reteutionscysten 154. Rhachitis 318. 349. Rhenmatismns 270. Rhysis 38.
Riesenzellensarcom 128. Risswunden 205. Rotzkraukheit 218. Rundzellensarcom 128.
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Panaritium 253. Papillarhypertrophie 145. Papillome 145. Paralysis 275. Paresis 275. Paraplegic 274. Paronychia 253. Parotitis 301. Perilymphangitis 295.
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Sarcome 127.
Schale, weiclie 366.
Schenkelbr�che 262.
Schienenverhand 336.
Schlagadergeschwulst 287.
Sehleimbentelentz�Dduiig 377.
Schleimcysten 155.
Schleimk�rperchcu 54.
Schleimmetaiuorphose 95.
Schleimpolypen 150.
Schleimsarcom 129.
Schleimcystisches 133..
Schmelzung, eiterige 55.
Schnittwunden 164.
Sehusswunden 207.
Schw�che, irritable 14.
Schw�mme 106.
Schwellung, tr�be 53. 345.
Schwielen, rheumatische 272.
Scirrhus 106.
Sehnenentz�ndung 280.
� idiopathische 285.
Selmenldapp 281.
Sehnenscheidengallen 372.
Sehnenstelzfuss 281.
Senkungsabscess 74.
Sepsin 395.
Septhtemie oder Septicoemie
394. 399. Sequester 321. Sequesterlade 821. Sequestrotomie 324. Solidarpathologie 11. Sphacelus 89. Speckstoff 75. Spindelzellensarcom 128. Starrkrampf 405. Stase 52.
� (Diffusions) 18. Stenose (der Gef�sse) 24. Sthenie 14.
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St�rungen, allgemeine 387.
�nbsp; nbsp; der Empfindung 13. --------Ern�hrung, �rtliche
47.
�nbsp; nbsp; des Kreislaufs 14. Stollbeule 77. 377. Strahlf�ule 82. Strahlkrebs 82. Streichen 77. Streifsch�sse 208. Stichwunden 194. Struma 150. Styptka 173. Substanz, fibrinogene 59.
�nbsp; nbsp; fibriuoplastische 59. Suffusion 36. Synovitis, purulenta 370.
�nbsp; nbsp; serosa 367.
X.
Tamponade 171. Tela ossea 310. Telangiectasie 289. Tenalgla 280. Tenoncus 281. Tenontagia 280. Tertiana 394. Tetanus 405. Thrombose 26. Trismus 405. Torpiditas 14. Torpor 14. Torsion 172. Tuberkel 78. Tuberculosis 78. Tumor albus 72. 365. Tumoren 98. Typus der Eieber 394.
XJ.
Ueberwurf 262. UIcus simplex 81.
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Unterbindung der Blutge-
f�sse 168. Unterhaut 241.
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Varicocele 293. Varix 288. 292. Verband (gefensterter) 342. Verbrennungen 230. � durch Blitz 235. Verdichtungen 95. Verengerung der Gef�sse 24. Verh�rtung 95. Verkn�cherungsprocess 351. Verkreidung 95. Verletzungen der quot;VVeich-
theile 162. Vernarbung 76. Verrenkungen 359. Vcrschw�rung 73. Verstauchung 358. Versteinerung 95. Verwundungen der Iserven-
centren 193. Vollbl�tigkeit 414. Vorfall 266. Vorlagerung 260.
W,
Wachsthumsgliederung 350. quot;Warzen 145. quot;Wasserglasverband 336. quot;Wasserscheu 227. Winddorn 131. quot;Wunden 164. 215. Wundfieber 398. quot;Wundheilung 175. 181. Wundstarrkrampf 408.
Z.
Zahncysten 156. Zellengewebe 179. Zellenterritorien 12. Zuchtzellen 99. Zwerchfellbr�che 262.
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Berlchtignnj,' einiger Druckfehler.
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Seite 3, Zeile 7 von oben lese man 322 n. statt 322 v.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;v -d � laquo;
0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nmss'eingeschaltet-werden: hinter septisches lieber �iyamie
'' quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � Starrkrampf �Allgemeine
Ver�nderungen des Blutes in Bezug auf Quantit�t oder Qualit�tquot;. 11nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5 � � ist das Wort �krankhafterquot; zu streichen.
] 19, quot; 3 I unten muss das �#9632;Wortquot; unter an den Anfang der 4. Zeile von unten gesetzt werden. Seite 64 ist mit der Zahl 46 versehen.
� 80, Zeile 5 von unten lese man �sogarquot; statt �zwar.
217. � 19 � oben muss �reiuquot; vor ��rtliclien11 gesetzt werden. quot; 242, � 4 � unten muss �kleinerequot; statt �kleinerenquot; stehen. quot; 247' � 9 � � streiche man in Hautpartienquot; das erste p. � 254, � 14 � ohen setze �soquot; statt �sequot;. ^ � 263, � 16 � unten � �keinequot; statt �einequot;. � 267, � 1 � ohen � �freiquot; statt �redquot;. Statt �Skeletquot; ist einigemal �Sceletquot; gedruckt, so z. B. Seite 818, Zeile 9 und 16 von oben. Seite 369 ist mit der Zahl 269 versehen.
Anderweitige etwa �bersehene Druckfehler wolle der geneigte Leser selbst corrigiren; sinnst�rende werden aussei- den einzelnen erw�hnten hoffentlich keine mehr vorkommen.
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