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Druck und Verlag von K J. Karow, Universitätraquo; - Buchhändler
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Neue Untersuchungen
betreffend die
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Neue Untersuchungen
. betreffend die
pathologische Aiiatonile der Rinderpest.
Von
Prof. Dr. Brauen.
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DORPAT.
Druck und Verlag- vot. B. J. Karow. üniversitäts - Buchhändler.
1862.
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Der Druck wird unter der Bedingung gestattet, dass nach Beendigung desselben der Abgetheilten Censur in Dorpat die vorschriftmässige Anzahl Exemplare zuge­stellt werde.
Dorpat, den 10. März 1862.
Abgetheilter Censor de la Crolx.
No, 32. (L. S.)
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for einigen Jabren hatte ich Gelegenheit zu genaueren, die pathologische Anatomie; der Rinderpest betreffenden, Untersu­chungen, indem mir Herr Prof. Jossen im Jahre 1853 einige sehr lehrreiche, an der Rinderpest umgestandenen Rindern ent­nommene Dünndarmstücke, welche die charakteristischen Ver­änderungen der Peyerschen Plexus darboten, aus dem südlichen Russland mitbrachte, und im Jahre 1858 die Maulhöblc und die Magenabtheilungen von 2 an der durch Impfung erzeugten Rin­derpest hier in Dorpat gestorbenen Kälbern zur Disposition stellte. Die an diesen Theilen mit Loupe und Microscop ange­stellten Untersuchungen, welche ich an geeigneter Stelle mit­theilen werde, führten zu Resultaten, welche mein Interesse in hohem Grade in Anspruch nahmen, denn sie lehrten neue, für die Erkenntniss der Rinderpest wichtige, Thatsachen kennen, sie verbreiteten Licht über gewisse pathologische Gewebsver-änderungen, über welche die bisherige macroscopische Betrach­tung keinen Aufschlnss geben konnte, und eröffneten weiterer, in grösserem Umfang fortgesetzter Forschung eine sichere Aus­sicht auf eine reiche wissenschaftliche Erndte. Es war daher wohl Grund genug zur Fortsetzung der begonnenen Untersuchungen in einem grösserem Massstabe gegeben, es war ein wissenschaft-
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liebes Postulat, an eiaer möglichst grossen Anzahl von Cada-vem die Untersuchungen an den Schleimhäuten des Digestions­apparats zu wiederholen. Zugleich stellte sich die Aufgabe, die Untersuchungen auch auf die übrigen Schleimhäute auszudeh­nen, weil sich aus zahlreichen in der Literatur verzeichneten Beobachtungen, zusammengehalten mit meinen Cutersuchuugs-Resnltaten schliessen Hess, dass das älicroscop auch in anderen Schleimhäuten gleiche und ähnliche Veränderungen nachweisen werde wie ich sie in denen des Digestionsapparats gefunden hatte. Auch microscopisclie Untersuchungen anderer, nicht zu den Schleimhäuten gehörigen Organe, vorzugsweise der Blut­drüsen, war geboten, um so mehr, als in denselben Gewebs-veränderungen im Typhus nachgewiesen worden, und letz­terer von Vielen mit Rinderpest identificirt wird. Die beste Gelegenheit zur Ausführung dieses Plans, welche aus mehrfa­chen Gründen bis zum vorigen Jahre unterbleiben musste, boten die Steppen des südlichen Russlands, weil dort die Rinderpest alljährlich auftritt, und zunächst und vorzugsweise die beiden im südlichen Russland zur Impfung der Rinderpest einrichteten Anstalten, weil ich da des Beistandes der Directoren derselben mich versehen und Gelegenheit zur Beobachtung sowohl der natürlichen als der durch Impfung erzeugten Rinderpest zu finden hoffen durfte. So entstand in mir der Entschluss einer Reise in die Steppen, und derselbe kam im vorigen Jahre zur Reife, und musste zur Reife kommen, wollte ich nicht in Vor­aussicht meines wahrscheinlich nur noch auf kurze Zeit bemes­senen Aufenthalts in Russland den Plan scheitern sehön.
Die Reise wurde höheren Orts genehmigt. Als Ziel derselben waren die beiden zur Impfung der Rinderpest er­richteten Anstalten, die eine zu Karlowka, einem Gute Ihrer Kaiserl. Hoheit der Frau Grossfürstin Helena Pawlowna im Poltawa'schen, die andere zum Ressort des zur Hebung des
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Veterinairwesens und zur SoiK-lieutilgung- in St. Petersburg ein­gesetzten Comitös gehörige auf der Meierei Bondarewka im Cbersou'schen Gouvevnemeut bezeichnet. Ausgerüstet mit Loupe und Microscop sammt den übrigen zum Microscopiren nöthigen Instrumenten, Utensilien etc. trat ich am 24 Juni vorigen Jah­res die Reise an und nahm, weil ich kurz vorher erfahren hatte, dass in Karlowka die Impfungen wegen Abwesenheit des Di­rectors der dortigen Impfanstalt im vorigen Sommer unterblei­ben würden, meinen Weg direct zu der Impfanstalt in Bonda­rewka, welche von Herrn Sergeew, einem meiner früheren Zu­hörer, verwaltet wird. Dieselbe bot mir den doppelten Yor-theil, dass ich daselbst nicht nur Gelegenheit zur künstlichen Erzeugung der Rinderpest durch Impfung hatte, sondern auch mit einiger Wahrscheinlichkeit nach dem grossen Jahrmarkt in Poltawa auf den Ausbruch der natürlichen Rinderpest im Oher-son'schen Gouvernement rechnen durfte. Mit Hilfe der bereit­willigen Unterstützung welche der oben genannte Comit6 mei­nem Unternehmen angedeihen Hess, insofern er den Director der Impfanstalt angewiesen hatte, meinem Unternehmen, wo nüthig auch mit massigen Geldmitteln zum Ankauf von Thie-ren, Vorschub zu leisten, und unterstützt durch das freundliche Entgegenkommen und die mannigfachen Bemühungen von Sei­ten des Herrn Sergeew, welcher mich nicht nur in seiner kleinen, mitten in der Steppe, ungefähr 8 Werst von der gros­sen von Nicolajew nach Odessa führenden Strasse belegenen, Erdhütte, die ihm zur Wohnung dienen muss, gastlich aufnahm, sondern auch der Erreichung meines Zwecks mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln förderlich war, wofür ich ihm meinen Dank hiermit öffentlich ausspreche, und begünstigt endlich vom glücklichen Zufall gelang es mir, sowohl die geimpfte als die natürliche Rinderpest vom anatomischen Standpunkte aus zu
studiren.
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Da bei meiner Ankunft in Bondarewka noch nichts yom Ansbrucli der Rinderpcist im Cherson'schcn Gouvernement zu hören war, so wurden sofort Anstalten zur Erzeugung derselben durch Impfung- getroffen. Es wurden, weil die in Bondarewka quot;vorhandene, schon vor längerer Zeit geimpfte, und, wie aus den negativen Resultaten wiederholt mit derselben angestellter con-trolirender Versuche hervorging, gegen die Pest geschützte Rin-derheerdc nicht mehr zu meinem Zwecke brauchbar war, in der benachbarten deutschen Colonic Schulzowa, wo die Rinder­pest seit dem Jahre 1859 sich nicht wieder gezeigt hatte, ge­sunde Stiere, mit Ausnahme eines halbjährigen sämmtlich an­derthalbjährig, angekauft, zur Impfanstalt gebracht, und immer je 2 zu verschiedenen Zeiten mit Riudcrpest-Contagium mittelst Haarseils am Halse geimpft. Alle Impflinge blieben in ihren gewohnten Lebensverhältnissen, nämlich Tag und Nacht unter freiem Himmel, wurden aber, um sie häufiger beobachten zu können, am Tage in der Nähe von Herrn Sergeews Woh­nung auf schöner Steppenweide lang angebunden. Sie wurden, um die pathologisch-anatomischen Yeränderungen in verschie­denen Stadien der Krankheit kennen zu lernen, mit Ausnahme von 4 Stieren, welche ich aus später anzuführendem Grunde am Leben Hess, zu verschiedenen Zeiten nach der Impfung ver­mittelst Durchschneidung der Carotiden, nicht mehr als einer an einem Tage, getödtet und sofort nach dem Tode der ana­tomischen Untersuchung unterzogen. Des Vergleichs wegen, wurde auch ein gesunder, nicht geimpfter anderthalbjähriger Stier auf dieselbe Weise getodtet und anatomisch untersucht. Um den ganzen Tag zu den anatomischen Zeitraubenden Un­tersuchungen verwenden zu könnenund die Einwirkung der Son­nenstrahlen abzuhalten, wurde die Resection der Carotiden des Morgens sehr frühzeitig in einem Schuppen vorgenommen.. Die Resultate der Untersuchung wurden sogleich von mir notirt, und
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der später folgende Bericht ist nichts Anderes, als der Inhalt der sofort gesammelten Notizen. Der zur Impfung verwendete Stoff, bestehend aus einer Misehung von Thränen, Nasenschleim, Mundspoichcl und dem Secret der Flotzmauldrüsen, war von Herrn SeTgcew zum Thcil im Septcmher 1860, zum Theil im Mai und Juli 1861, Rindern, welche an der natürlichen Pest heftig erkrankt waren, entnommen und in luftdicht verschlos­senen Gläsern au einem kühlen Orte aufbewahrt worden. Der­selbe erwies sich, der eine wie der andere, selbst der 9 Monate alte, wirksam, erzeugte aber eine sehr milde Form der Krank­heit.
Der glückliche Zufall begünstigte mich ausserdem insofern, als ineine Hoffnung, auch der natürlichen Rinderpest zu begeg­nen, nicht getäuscht wurde. Kaum nämlich hatten die Impfun­gen in Bondarewka begonnen, so fand Herr Sergeew, wel­cher absichtlich im Interesse meines Unternehmens eine Ent­deckungsreise machte, die Rinderpest in Sliwina und Warwa-rowka, 33 und resp. 35 Werst von Bondarewka entfernten, am Bug o-eleo;enen Gütern des Grafen Lambert. Unterstützt durch die äusserst zuvorkommende Freundlichkeit des Herrn Wolsky, Obcrverwalters der genannten Güter, hatte ich reichliche Ge­legenheit zum anatomischen Studium der natürlichen Rinder­pest, und ich benutzte dieselbe, soweit es Zeit und Umstände erlaubten, indem ich zeitweilig, wenn ich in Bondarewka nicht mit anatomischen Untersuchungen beschäftigt war, mein Labo­ratorium nach Warwarowka, au das Ufer des Bug, verlegte.
Die Sectionen der im sogenannten typhösen Stadium um­gestandenen Rinder (grösstentheils Arbeitsochsen) wurden einige Stunden nach dem Tode ausgeführt. Den symptomatischen Be­weis dafür, dass ich es in Warwarowka in der That mit Rin­derpest zu thun hatte, wird man mir wohl erlassen, wenn ich bemerke, dass ich in froheren Jahren, als ich noch Docent der
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Kaeanscheu Universität war, diese Seuche im Kasan'schen und Orenburg'schen Gouvernement aus eigener Anschauung hinrei­chend kennen zu lernen Gelegenheit hatte, und dass dieselbe am Bug voriges Jahr so deutlich ausgeprägt wüthete, dass eine besondei'e Gewandheit im Irren erforderlich gewesen wäre, hätte dieselbe von mir und Herrn Sergeew, dem erfahrenen Impfer der Einderpest, verkannt und mit einer anderen Krankheit ver­wechselt werden sollen.
Hatte ich nun auch ursprünglich die Absicht, nicht nur meine früheren microscopischen Untersuchungen der Schleim­haut des Digestions - Apparats zu wiederholeu, sondern dieselben auch auf die übrigen Schleimhäute und Gewebe überhaupt aus­zudehnen, so musste ich doch leider diesen weitergreifenden Plan in Ermangelung eines in anatomischen Arbeiten geübten Gehülfen fallen lassen. loh war genöthigt, einen grosseu Theil der kostbaren Zeit, welche ich auf microscopische Untersuchun­gen hätte verwenden sollen, bei den gröberen anatomischen Ar­beiten zu vergeuden, und war es daher, und weil es darauf an­kam, die Arbeiten an jedem Cadaver zu beendigen, bevor die bei der starken Hitze rasch sich entwickelnde Fäulniss die fei­neren Sti'ucturverhältnissc für die genauere Untersuchung un­tauglich machte, unmöglich, den ursprünglichen Plan fest zu halten. Angewiesen auf meine 2 Augen und Hände, und aus­gehend von dem Princip, dass die Wissenschaft mehr und rei­fere Früchte von eindringlicheren Special - Untersuchungen ein­zelner Organe als von oberflächlicher Betrachtung aller zu er­warten habe, beschränkte ich mich daher auf die microscopische Untersuchung der Schleimhäute des Digestions- und Respira­tions-Apparats. Nebenbei wurden noch die Lymphdrüsen, und bei den Impflingen ausserdem die Knötchen der Haut und das Blut der microscopischen Untersuchung unterzogen, während im Uebrigen nu^ macroscopische Besichtigung stattfand.
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Hinzufügen muss ich endlich noch, dass ich nach meiner Rückkunft im Scptemher vorigen Jahx'es noch einige Untersu­chungen hier ia Dorpat anstellte. Es wurden nämlich eine un­gefähr 2 Jahre alte Kuh, ein halbjähriger Stier, und ein 3 Mo­nate altes Kuhkalb mit Rinderpest - Oontagium, welches ich, im Juli vorigen Jahres in Sliwina und Warwarowka gesam­melt, in gut A'eröchlossenen Gläsern niitgcbracht hatte, geimpft, und ein 8 Tage altes Kalb der natürlichen Ansteckung durch gemeinschaftliehen Aufenthalt mit den Impflingen in einem und demselben Stall ausgesetzt. Das letztere verschied am 15. Tage, der halbjährige Stier wurde am 10. Tage, das dreimonatliche Kalb am 7. Tage nach der Impfung getödtet, und alle 3 wur­den, das Kalb wenige Stunden, die übrigen sofort nach dem Tode anatomisch untersucht, während die der Klinik zugehö­rige, noch zu Oontrole-Versuchen bestimmte Kuh zu meinem Bedauern am Leben blieb.
Wenn ich nun die Resultate der in der Steppe und hier in Dorpat ausgeführten Untersuchungen veröffentliche, so wird der Leser wohl um so mehr eine Motivirung dieses Schrittes erwarten, als eihe anerkannte Autorität vor wenigen Jahren den Ausspruch gethau, dass für die pathologische Anatomie der Rin­derpest wohl schwerlich noch etwas Erhebliches zu thun übrig sei. Ich bin weit entfernt, die Leistungen meiner Vorgänger auf diesem Gebiete zu unterschätzen, zolle vielmehr den grossen Verdiensten, welche vorzugsweise neuere Forscher sich um. die pathologische Anatomie der Rinderpest erworben haben, volle Anerkennung. Beipflichten könnte man aber jenem Ausspruch wohl höchstens nur dann, wenn sich derselbe auf die gröbere Anatomie beziehen soll, denn über dieselbe gehen die in der Literatur verzeichneten Angaben nicht hinaus. Dieselben ge­währen uns keine Einsicht in die pathologischen Veränderun­gen der Gewebe und die denselben zu Grunde liegenden Pro-
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'besser sic beschränken sich auf die Deutung' des mit unbewaff­netem Auge und deshalb uuzurcicheiid beobachteten anatomi-scheu Objects, welche als Resultat der subjeetiven Anschauung der Beobachter je nach den verschiedenen Standpunkten, von welchen dieselben ausgingen, verschieden ausfallen inusstc, und, wie die Literatur beweist, ausgefallen ist. Zur Bearbeitung der pathologischen Histologie der Rinderpest, welche doch sannnt der Histochemie die Hauptgrundlagc für die theoretische An­schauung der Pathologen sein sollte, ist bisher auch nicht ein­mal ein Yersuch gemacht worden, und dürfte daher wohl die Veröficntlichung von microscopischen üntersuchunegn, welche die Resultate meiner früheren, Eingangs erwähnten, bestätigen und vervollständigen, und die Lücke wenigstens zum Theil aus­zufüllen ') im Staude sind, gerechtfertigt sein.
Ich habe die ältere und neuere Literatur, welche mir zu Gebote stand, in so weit sich dieselbe auf die pathologische Ana­tomie der Rinderpest erstreckt, benutzt, um die anatomischen Beobachhum-en älterer und neuerer Forscher mit meinen üntcr-
1) Ich sehe demnach die Sache nicht für abgethau an, ich betrachte viel­mehr meine Untersuchungen nur für einen Anfang auf einer neuen Bahn, auf wel­cher weiter fortgeschritten werden muss. Es handelt sich ja um die histologiseben Veränderungen nicht blos der Schleimhaut des Digestions- und Kcspirationo Apparats, auf deren Untersuchung ich mich aus oben angeführtem Grunde fast ausschliesslich beschränken musstc, sondern auch der übrigen Schleimhäute und Organe überhaupt, und zugleich auch um chemisch - analytische Untersuchungen der festen und flüssigen Tleile des Körpers, und wäre es daher wohl wünschens-werth, ja nothwendig, dass luehrerc, derartigen Untersuchungen gewachsene und für die Sache wahrhaft sich iinteressirendc Männer sich mit einander verbünde­ten, um mit gemeinschaftlichen Kräften nach einem Ziele hinzuarbeiten, dessen Er­reichung dem Kraftmaas des Einzelnen unmöglich ist. Aufgabe vorzugsweise der bei der Rinderpest zunächst betheiligten Staaten dürfte es aber sein, ein solches Unternehmen ohne Beschränkung in Kaum und Zeit in einer der Wichtigkeit der Aufgabe entsprechenden quot;Weise zu unterstützen und in fordern, und die Ausfüh­rung des Plans, welcher ohnehin schon grosse Mühen und Entbehrungen mit sich bringt, möglichst zu erleichtern. Die Details der Expedition wären in einenraquo; besonderen Programm niederzulegen.
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Buchungs-Resultaton zu vergleichen, und -werde die erstoren, soweit sie sich auf die von mir untersuchten Organe beziehen, an den geeigneten Stellen folgen lassen. Ich berücksichtige da­bei vorzugsweise die neuere Literatur, weil dieselbe, wenn sie auch nicht durchweg frei vou dem Vorwurf ist, dass patholo­gisch-anatomische Veränderungen mit nichts sagenden Namen abgefertigt werden, doch zahlreichere, dem Vorstilndniss zugäng­liche Beschreibungen siufzuwcisen hat als die ältere, an leeren Nominaldiagnosen überreiche. Der Kürze wegen bemerke ich im Voraus, dass ich mich hinsichtlich der neueren Literatur namentlich beziehen werde auf die Angaben von Dr. Weber '), Dr. Brefcld-), Jessen :)), Dr. Spinola 4), Dr. Roll5), so wie auf Mittheilungcn, welche in der Zeitschrift von Dioterichs, Nebel und Vix, in der Wiener'und Prager Viertcljahrschrift von Prof Müller und Anderen, in den Berichten aus dem Impl-institute zu Karlowka, so wie in den über die Impfung der Rinderpest in Russland abgestatteten Berichten niedergelegt sind.
1)nbsp; nbsp; nbsp;Die Rinderpest in symptomatologischer, patholog., anatom. und medici-nalpoHzeilicher Beziehung. Prag 1852.
2)nbsp; nbsp; Xeuere Erfahrungen zur Rinderpest etc. Breslau 1SÖ7.
3)nbsp; nbsp; Ueber die pathologischen Erscheinungen auf der Mundschleimhaut in der geimpften Rinderpest etc. Dorpat 1857.
4)nbsp; nbsp; nbsp;Handbuch der spceicllcn Pathologie und Therapie. Berlin 1858.
5)nbsp; nbsp; Lehrbuch der Pathologie und Therapie des Hausthierea. Wien 1860.
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A. Natürliche Rinderpest.
1) Scbloimhaut des Mauls und Rachens.
In der Literatur werden angeführt: Röthung, Entzündung, und ohne alle Beschreibung: tächwämmchen, Aphthen, Soor, Erosionen der Maulschleimhaut, Abhäuten des Mauls und Ra­chens, Ablösung der Schleimhaut dieser Tbeile, Geschwüre, Ex­sudate, welche tou Vielen als mit einer die Schleimhaut zer­störenden, macerirenden Eigenschaft behaftet betrachtet werden. Genauer sind die folgenden Angaben: Die Aphthen werden als hirsekorn- bis silbergroschengrosse, mitunter diffuse Ge­schwüreben bezeichnet, welche mit wcissgclblichem, körnigen, leicht zerreiblichen, nicht fest anklebenden, die Schleimhaut ma­cerirenden croupösen Exsudat besetzt sein sollen. Die Erosio­nen werden betrachtet als entstanden durch freiwilliges Ablösen der Maulschleimhaut, als ausgefrossene Wunden, als Exsudate in Form breiiger, abstreifbarer, grauer oder gelblich grauer lin-sengrosser Platten, als bedingt durch Erweichung und Verwand­lung des Epitels in ein unschlittähnliches Wesen, durch Auf­schwellung, Erweichung und Abstossen des Epitels, und be­schrieben als linsengrosse, hellrothe, zum Theil von Epitel ent-blösste, und mit einer breiigen, leicht abstreifbaren graugelblichen Masse bedeckte Flecke der Schleimhaut der Unterlippe und des Zahnfleisches. Andere sprechen auch von Excoriation der Schleimhaut und Ablösbarkeit des Epitels. Ferner werden er­wähnt: Blasen, welche wohl auch als identisch mit Aphthen oder Erosionen aufgefasst werden, eiterige Blasen oder Blattern, entweder ohne alle Beschreibung, oder junter Hinzufügung der näheren Angabe, dass sie als kleine weisse Bläschen, als kleine hirsekornähnliche Erhöhungen auftreten, dass sie durch
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Erhebung des Epitels entstehen, welches sich mit einer gelben Flüssigkeit füllen soll, odor dass sie einen wässerig klaren oder mehr dicklichen getrübten Inhalt haben, sehr bald platzen und rundliche Vertiefungen zurücklassen, oder mit einer exsudatarfci-gen Masse belegt werden, und schnell, ohne Narbonspur, ver­heilen. Endlich linde ich noch augeführt: einzelne geröthete, später von Epitel sich cntblössende Stellen an der Schleimhaut der Lippen, die sich wie Knötchen in der Tiefe anfühlen und angeschwellte Schleimbälgc sein sollen, und ferner: kleine runde Knötchen, selten grosser als ein Hirsekorn, die eine gelbliche oder gelbgrauliche Masse durchscheinen und ihren Inhalt nach Berstung des Epitels zu Tage treten lassen, worauf entweder rasch Ycrhoilung eintritt, oder durch Conglomeration mehrer solcher Knötchen ein ziemlich bedeutendes Geschwür mit uurc-gelmässigen Bändern entsteht, auf dessen Grunde in Folge fort­bestehender Entzündung ein beständiger Exsudatiousprocess stattfindet, und welches entweder rasch und ohne Narbe ver­heilt, oder eine erhabene last erbsengrosse Bindegcwebsnarbe zurücklässt. Das dürften wohl die hauptsächlichsten Angaben der Autoren in Botreff der Schleimhaut des Mauls und Ra­chens sein.
Die Resultate meiner Untersuchungen sind folgende: Ich fand die Schleimhaut in der Regel stellenweise in kleineren oder grösseren Strecken mehr oder weniger geröthet, und verdankte diese Röthuug der Hyperämie der kleineren Blutgefässe, mit Eiuschluss der Capillareu, ihr Dasein. So weit die Schleimhaut geröthet war, enbehrte sie, wie das Microscop nachwies, ihr Epitel vollständig, anderwärts dagegen war die­selbe mit zum Theil kleineren, Linsen- bis Silbergroschen­grossen, zum Theil mit grösseren Platten bedeckt. Dieselben hatten eine grauweissliche oder gelbliche Farbe, unregelmässigc Form, ragten 1 — 2'quot; über die Obex-fläche der benachbarten ge-
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röthetcn Schloimhautstellcn hervor, waren weich, schmierig und fettig anzufühlen, so dass man sie wohl als talgartige Flecke hätte bezeichnen können, und licssen sich wie ein dicker Brei leicht von der Schleimhaut abstreifen. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass diese Platten dasselbe Object waren, wel­ches als Exsudat, als eroupöses Exsudat aufgefasst worden ist. Das Microscop wies aber nach, dass dieselben keine Exsudate waren. Untersuchte ich nämlich Partikelchen von der Ober­fläche jener Platten unter dem Microscop, so fand ich fettige Mo-lecularmasse, Kürnchenkugcln, Körnchenzellen und wenige Pfla­sterzellen mit körnigem Inhalt, so dass ich alle Stadien der Fettmetamorphoso und des Untergangs der Epitelzellen vor mir hatte. Je näher der Sehleimhaut die Schichten lagen, von wel­chen die zu untersuchenden Partikelohen genommen wurden, um so mehr nahm die Molccularmasse ab, die Zahl der Zellen zu, und waren die letzteren in den tieferen Schiebten rund, granulirt, und in Grosse, Form und sonstiger Beschaffenheit den in den Schleimdrüsen enthaltenen vollkommen gleich. Eine besondere Masse ausscr den erhaltenen und zerfallenen Form-elementeu, welche man als Exsudat hätte auffassen dürfen, exi-stirte in keinem einzigen Falle; die aus Fettkörnchen bestehende Molccularmasse war kein Exsudat, sondern, wie die angeführten Involutionsstadien der Zellen sehliessen Hessen, der Repräsen­tant der durch Fettinetamorphose zerfallenen Formelemente. Die unter jenen Platten befindliche Schleimhaut war eben so wie anderwärts theils durch Hyperämie der kleineren Blutgc-fässe, theils durch Capillarapoplexieen mehr oder weniger gerö-thet, in der Regel aber intact, ohne Substanzenverlust. Nur ein­mal fand ich dieselbe an einzelnen Stellen in ihrer oberflächli­chen Schicht in eine breiartige Masse zerfallen, welche micro-scopisch untersucht, aus feinen, nach Aetherzusatz verschwin­denden Molecülen bestand. Das Schleimhautgewebe betheiligt
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sich demnach zuweilen auch, zunächst in den oherflüchlicheu Schichten, an dem Zerfall der sie bedeckenden Zellen, durch Fettnietamorphoso und hierin ist die Ursache ihres Substanz­verlustes zu suchen, nicht etwa in der unbewiesenen und nicht zu beweisenden Annahme einer Schmelzung- oder Maceration von Seiten eines Exsudats, um so weniger als ein solches entschie­den nicht vorbanden ist. Auch am Rande der Lippen, so wie am Flotzmaul waren zuweilen die oberflächlichen Schichten des Epitels an einzelnen Stellen verschwunden und die noch haf­tenden Schichten wenigstens an ihrer Oberfläche in Molecular-masse zerfallen, und waren namentlich die am Rande der Ober­lippe befindlichen Papillcn zuweilen mit einer so dünnen Epi-telschicht bedeckt, dass sie roth durchscbiinmortcn.
Ferner fanden sich an der Schleimhaut der Lippen, zuwei­len auch am Zahnfleisch, bald mehr bald weniger zahlreiche kleine ruiulliche Löcberchen bis zur Grosse eines Hirsekorns und zu­weilen darüber, welche bis zu den tieferen Schichten des Epi­tels, zuweilen auch bis zur Schleimhaut selbst sich erstreckten, und deren Grund meistens von einer gelblichen, leicht abstreif­baren Masse bedeckt war. Dieselbe bestand, microscopiseh un­tersucht, aus fettiger Molecularmasse, welcher in der Regel we­nige im Zerfall begriffene Epitelzellen beigemengt waren. In einigen Fällen fand ich aber statt jener Löcherehen an einzel­nen Stellen Hirsekorngrosse, über die Oberfläche der Schleim­haut etwas hervorragende gelbliche, oder bei dunkler Färbung der Schleimhaut grauliche Hökerchen, welche man bei ober­flächlicher Betrachtung wohl leicht für Bläschen oder Pusteln hätte ansehen können, um so mehr, da dieselben bei ange­wandtem Druck eine bald dünn- bald dickflüssige gelbliche Masse aus der Tiefe hervortreten Hessen. Die microscopische Untersuchung wies aber nach, dass dieselbe in ihren oberfläch­lichen Schichten aus wenigen gekörnten Epitelzellen und Fett-
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molecularmasse, in den tieferen aus eben so beschaffenen Mole-cillen, aus freien granulirten Kernen und wenigen Epitelzellen in den verschiedensten Perioden des Zerfalls bestand. Entfernte man diese Masse, was sich immer leicht bewerkstelligen Hess, so blieben solche runde Löcherchen zurück wie sie oben be­schrieben worden, und konnte demnach über die Art ihrer Entstehung- kein Zweifel mehr obwalten. — Es ist wohl er­sichtlich, dass ich hier dasselbe Object vor mir hatte, welches die Autoren mit den Namen: „Bhasenquot; oder „Blatternquot; belegt, haben. Vielleicht gehören auch die sogenannten Aphthen we-nig'stens zum Theil hierher.
Die Schleimbaut der Unterlippe sah ich ein paarmal an 2 — 3 kleineu linsengrossen runden Stellen hügelartig- vorge­drängt, und an diesen Stellen fühlte man unter derselben kleine runde Knötchen. In der gelblichen Mitte derselben fand sich eine die Schleimhaut perforirende Vertiefung- mit ungleichen, wie ausgeuagten Bändern, welche zum Theil mit einer gelbli­chen, leichtzerreiblichen Masse ausgefüllt war. Letztere konnte deuui nbewaffneten Auge wohl leicht als Eiter oder Exsudat er­scheinen; das Microscop lehrte aber, dass dieselbe aus wenigen granulirten Kernen, wenigen im Zerfall begriffenen Epitelzellen und Molecularmasse bestand. Untersuchte ich ferner ein Seg­ment der Schleimhaut, welches ich mit dem mitten durch das Knötchen geführten Doppelmesser gewonnen hatte, unter dem Microscop, so fand ich die Schleimhaut in einer der Tiefe und Weite der oben erwähnten Vertiefung entsprechenden Dicke und Breite zerstört, und in dem den Krater unmittelbar begren­zenden Theile der Schleimhaut bereits auch schon Molecule, welche zum Theil in kleinen Gruppen die Stellen des Schleim­hautgewebes einnahmen, zum Theil linear in Reihen, entspre­chend der Richtung der Bindegewebsbündel, angeordnet Avaren, während in dem etwas weiter entfernten, aber noch innerhalb
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der Grenzen des Knötoheus befindlichen, verdichteten Schleim­hautgewebe massenhafte Kerne eingelagert waren. Aber nicht immer fand sich Substanzverlust der Schleimhaut an den Stel­len wo jene Knötchen ihren Sitz hatten. Zuweilen war nämlich nur das sie bedeckende Epitel zerfallen, die Schleimhaut intact. Man hat die eben beschriebenen Knötchen als angeschwellte Schleimbälge angesehen. Ich kann diese Ansicht nicht theilen, weil es mir trotz aller Milbe nicht gelungen ist, Schleimbälge in der Schleimhaut der Unterlippe des Rindes aufzufinden, und wenn dieselben dennoch in zootomischen Werken angeführt werden, so mag dies auf einer Verwechselung der ziemlich dicht stehenden und sehr entwickelten Papillcn der Schleimhaut mit Schleimbälgen beruhen.
Eine Vergleichung der eben mitgetheilten Untersuchunga-Resultate mit allen oben angeführten, der Literatur entnomme­nen Angaben der Autoren ist unmöglich, weil viele von ihnen auf leere Namen hinauslaufen, welche keine concreten Begriffe haben. Dahin sind zu rechnen die Schwämmchen, Aphthen, Soor, Erosionen, — Ausdrücke welche so nackt, ohne alle Be­schreibung der Zustände, welche durch sie bezeichnet werden sollen, wie sie von einzelnen Autoren hingestellt werden, nichts bedeuten, weil sie in sehr verschiedenem Sinne gebraucht werden '). Vergleicht man aber meine Untersuchungs-Resul­tate mit den oben mitgetheilten Beschreibungen der Autoren, so wird man wohl nicht in Zweifel darüber sein, dass beide auf dieselben pathologischen Veränderungen sich beziehen. Die von
1) £3 wäre wohl endlich an der Zeit, der babylonischen Verwirrung, wel­che durch den Missbrauch von Bezeichnungen, denen von verschiedenen Seiten verschiedene Begriffe nntergeschoben werden, in der ganzen Medicin Platz gegrif­fen hat, ein Ende zu machen. So lange aber nicht jede Bezeichnung ihren con­creten , scharf bestimmten Inhalt hat, liegt es im Interesse der Schriftsteller seibat und der Sache, welche sie behandeln, dass Beschreibungen an Stelle vager Aus­drücke treten.
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einigen Scliriftstellern g-emaelitcn Angaben: „Abliäuten dea Mauls und Rachens, Ablösung der Sclileimhautquot; dieser Theile beruhen, die erstei-e möglicher Weise nur auf Ungenauigkeit des Ausdrucks, die letztere offenbar auf oberflächlicher Beob­achtung, denn dass sich bei der Rinderpest die Schleimhaut des Mauls und Rachens selbst ablöse, hat -wohl noch Niemand gesehen.
2) Schleimhaut des Schlundes.
üeber diese habe ich nur wenige Angaben in der Litera­tur gefunden, und diese beschranken sich auf: Röthung, Entzün­dung und Brand, lieber Ablösung des Epitels, und zwar in grossen Stücken, fand ich nur eine Notiz in dem zweiten Be­richt aus dem Impfinstitute zu Karlowka.
Ich fand die Schleimhaut bald blass, bald, wenigstens stel­lenweise, durch Hyperämie der kleinen Blutgcfässc geröthet, in allen Fällen aber ihres Epitels beraubt. Einmal fand ich in ei­nigen Falten der Schleimhaut hie und da eine grauweissliche schmierige, leicht abstreifbarc Masse, welche, mieroscopisch untersucht, aus granulirten, zum Theil erhaltenen, zum Theil im Zerfall begriffenen Zellen und reichlicher Molecularmasse bestand.
3) Schleimhaut der 3 ersten Magenabtheilungen.
Auch über diese wird in den über Rinderpest handelnden Schriften nur wenig berichtet. Es werden angeführt: Entzün­dung derselben, Röthung der Schleimhaut, Röthung der Fapil-len des dritten Magens, rothe Flecke, Ecchymoseu in der Schleimhaut des letzteren, Mürbigkeit und leichte Zcrreissbar-keit der Häute der Schlundmagen, Ablösung der sphacelirten Blätter des Lösers, Ablösung oder leichte Ahlösbarkeit des Epi-
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tcls des letzteren. Nur von Wenigen wird leichte Ablösbarkeit des Epitels der beiden ersten Magenabtbeilungen erwähnt.
Mit Ausnahme der Mürbigkeit und leichten Zerreissbar-der Häute der Schlundmägen und der Ablösung der Blätter des Lösers, Erscheinungen welche mir nicht begegnet sind, habe ich die übrigen Veränderungcu ebenfalls beobachtet, muss aber noch Folgendes hinzufügen. Bei einigen Cadavern Hess sich das Epitel im Rumen in grösseren zusammenhängenden Fetzen durch Fingerdruck leicht von der Schleimhaut abstreifen, und untersuchte man dasselbe microscopisch, so fand man die nur locker zusammenhängenden, leicht von einander zu isoli-renden Zellen mit Fettkörnchen und Fetttröpfchen erfüllt, zum Thcil schon in Zerfall begriffen und ausserdem Molecularmasse. Die Schleimhaut war in diesen Fällen durch Injection der klei­neren Blutgefässe geröthet. Bei einem Rinde ferner, bei wel­chem die Haube mit ganz dürren Futterstoffen so prall ange­füllt war, dass die letzteren in die zelligen Räume fest hinein-gepresst waren und au ihrer Oberfläche einen genauen Abdruck derselben sammt ihren Papillen darstellten, löste sich das Epi­tel ebenfalls in grösseren, den Futterstoffen anhängenden, Fetzen ab, und zeigte unter dem Microscop dieselbe Beschaffenheit wie das sich ablösende Epitel des Rumen. Die Zellen des in der Regel in grösseren zusammenhängenden Platten abgelösten Epi­tels des dritten Magens hingen immer ziemlich fest zusammen, und enthielten sehr zahlreiche Fettkörnchen. Ferner fand ich in einem Fall auf der von Epitel entblössten Schleimhaut der Blätter des dritten Magens hie ixnd da kleine linsengrosse und etwas grösscre Inselchen einer farblosen weichen Masse auf­sitzen welche sich leicht abstreifen liess und microscopisch un­tersucht aus lauter einkernigen granulirten runden Zellen, Körn­chenzellen, Aggregatkugeln und Molecularmasse bestand.
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4) Solilcimliaiit des vierteil Magens.
Uober diese finden sich fast bei allen Autoren, welclie Se-ctionen beschrieben haben, Mittheilungon. Es wurden beobach­tet: granitartige Sprenkelung, punktförmige Schwärzung, Extra-vasate, dunkelblaue Gefässinjcctionen, Schwellung und Röthung, Catarrh, catarrhalische Erosionen, mir vielem Schleim überzo­gene Gescliwürflaclicn, runde, mit wcissgelblichcm, speckigen, schwer ablösbaren Exsudat besetzte Geschwüre mit aufgewul-steten Rändern; ferner: (im 2ten Stadium) zahlreiche Va — 1'quot; dicke, platte,, oder an der Oberfläche leicht gewölbte, gelblich braune oder röthlich gefärbte, mit ihrer Mitte meist fest, mit dem häufig wie angenagten Rande nur locker der Schleimhaut anhängende weiche, plattenartige Gerinnungen (croupösc Exsu­date) unter welchen die Schleimhaut vertieft, heller geröthet, stellenweise mit Blutpunkten besetzt oder oberflächlich wund sein soll, quot;während von anderer Seite das Vorkommen von Ex­sudaten entschieden in Abrede gestellt wird. — Ferner werden heschrieben: runde Knötchcn, über welche die Angaben nicht übereinstimmen. Dieselben sollen am Pylorus-Ende vorkom­men als solitäre linsen- bis erbsougrosse dunkelblaue Körper, welche durch Druck ein festes, mit Blut tingirtes Exsudat ent­leeren und einen vertieften reinen Balg zurücklassen. Nach einer anderen Angabe sind dieselben heller als die Schleimhaut gefärbt, schmutzig grau oder gelblich und linsengross, umgehen von büschelförmigen Gefiässkränzen, und entweder von Epitel bedeckt oder nicht, später abgeflacht und vertieft, erweicht oder speckig, während die so entstehenden Grübchen bald mit einer schorfartigen Masse, die sich avic ein Propf hervorziehen iässt, bald mit purulenter Flüssigkeit erfüllt sind. Und ausserdem wird noch erwähnt sulzige Infiltration im ünterschleimliautge-wehe und dadurch Aufwulstung der Schleimhaut.
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Meine Untersuckung-en haben Folgendes gelehrt:
Ich fand in der Regel die Schleimhaut am Pylorustheile quot;wie mit sch-warzem Pulver bestreut, zuweilen auch hier und da schwärzliche Flecke und Striemen, und wurde diese Färbung in beiden Fällen, wie das Microscop lehrte, durch kleine dunkle, in dor oberflächlichen Schicht der Schleimhaut eingelagerte Pigincntklttinpchen (Reliquien Torausgegangener Extravasate), verursacht; ferner häufig Extravasate in der Schleimhaut, Schwel­lung- und bald hellere bald dunklere, dm-ch Injection der klei­neren Blutg-cfässc bewirkte, Röthung derselben, einmal auch In­filtration des submueösen Gewebes mit wässeriger, durch Druck leicht auszupressender Flüssigkeit.
Das Epitcl adhärirte der Schleimhaut nur bei einem Ca­daver an einzelnen Stellen in Form kleiner Inselchen so locker, dass es sich leicht abstreifen liess, während dasselbe anderwärts verschwunden war. Die Zellen desselben waren zum Theil er­halten und enthielten Fettkörachen, zum Theil im Zerfall be­griffen, zum Theil in Molecularmasse zerfallen. Bei den übrigen Cadavern war auf der ganzen Schleimhaut keine Spur von Epi­tcl zu finden. Demungeachtct war die Schleimhaut nicht überall cntblösst, sondern in der Regel wenigstens stellenweise mit ei­ner lose haftenden weisslichgrauen, weichen, schleimartigen Masse bedeckt, welche microscopisch untersucht aus grösseren und klei­neren runden, granulirten, einkernigen.Zellen, aus Körnchenzel­len, Aggregatkugeln und zum grösseren Theile aus Molecular­masse bestand. Die runden Zellen waren in jeder Hinsicht den in den Schlauchdrüsen sehr reichlich enthaltenen gleich und verdankten daher wahrscheinlich den letzteren ihren Ursprung.
Ferner sah ich auch ein paarmal die Schleimhaut an meh­reren Stellen von kleineren und grösseren gelblichen oder gelb­lich braunen oder röthlichen, '/a — 1'quot; dicken Platten belegt, welche in ihrer Mitte, wo sie consistenter waren, ziemlich fest,
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an ihren weichen breiartigen Rändern mir locker der Schleim­haut adhärirten, und mit den sogenannten plattenartigen Gerin­nungen oder croupösen Exsiidaton der Autoren in ihren dem unbewaflheten Auge erkennbaren Yerhältnisscn vollkommen über­einstimmten. Partikelchen, entnommen von den weichen Rän­dern, bestanden, microscopisch untersucht, aus Molecularmassc und wenigen im Zerfall begriffenen runden Zellen; Partikelchen dagegen, entnommen von den consistenten Partieen jener Plat­ten, enthielten ausserdem runde granulirte Zellen und Kerne, welche, je näher der Schleimhaut, um so mehr vor der Molecu-larmasse prävalirten, und um so fester unter einander zusammen­hingen. Bei röthlicher Färbung der Platten fand man auch einzelne geschrumpfite rothe Blutkörperchen beigemengt. Unter­suchte ich Segmente, welche mit dem durch jene Platten und die darunter gelegene Schleimhaut geführten Doppelmesser ge­wonnen wurden, unter dem Microscop, so fand ich, dass die tiefste Schicht jener Platten, so weit sie mit der Schleimhaut fest zusammenhingen, in die Schlauchdrttsen hinein sich fort­setzte, dass der zellige Inhalt der letzteren mit den Formelemen­ten zunächst, der tiefeten Schichten jener Platten, unter Mithilfe der sie verbindenden Intercellularsubstanz, ein Continuum bil­dete, und dass die erhaltenen Zellen der Platten mit den in den Schleimdrüsen enthaltenen in jeder Hinsicht übereinstimmten. Es konnte und kann demnach auch kein Zweifel darüber obwalten, dass jene Platten keine Exsudate waren, sondern dass sie einer Zellenwucherung in den Schlauchdrüscn ihren Ursprung ver­dankten. Entfernte ich die Platten, so fand ich die Schleim­haut, so weit sie von denselben bedeckt gewesen war, durch In­jection der kleineren Blutgefässe geröthet und entweder intact, oder durch oberflächlichen Substanzverlust vertieft. Bei einem Binde, bei welchem sich keine solche Platten fanden, sah ich an ein paar bohnengrossen Stellen oberflächliche, von unebenen
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Rändern begrenzte, von einer schleimartigen Masse, in welcher das Microscop runde granulirtc Zellen, Molecule und Rudimente von Schlauchdrüscn nachwies, bedeckte Vertiefungen, welche bei Berührung leicht bluteten und an die hämorrhagischen Ero­sionen und die Geschwürflächen der Autoren erinnerten, mit welchen sie offenbar identisch waren. In der Mitte der einen Vertiefung sass eine linsengrosse, in der Mitte bräunliche und consistente, fest mit der Schleimhaut zusammenhängende, am Rande weissliche, weichere und locker der Schleimhaut adhä-rirendc, den Grund der Vertiefung fast 2'quot; überragende Insel, welche, microscopisch untersucht, dieselbe Zusammensetzung zeigte als jene Platten, und ist es mir daher wahrscheinlich, dass in einem früheren Stadium die ganze Vertiefung von einer solchen Platte bedeckt gewesen, durch endlichen Zerfall und Abstossen des grössten Theils derselben bis auf eine kleine Stelle aber entblösst wurde, während der Substanzverlust der Schleimhaut wohl der schlicsslichen Betheiligung ihres Gewebes, zunächst und vorzugsweise der Schlauchdrüsen, an dem Zerfall ihres Produkts, der Zellen, ihren Ursprung zu verdanken hatte. Endlich fand ich auch ein paarmal am Pylorustheile ein­zeln stehende sphärische gelblich gefärbte, über die Oberfläche der Schleimhaut mehr oder weniger prominirende Knötchen, von welchen die grössten den Umfang einer Linse hatten, um­geben von injicirten Blutgefässen. Einige von ihnen waren voll­kommen geschlossen, viele aber an ihren hervorragendsten Punkten in der Mitte geöffnet, und einige von diesen mit einer gelblichen speckartigen Masse bedeckt. Diese Knötchen waren offenbar dasselbe Object, welches von den Autoren unter glei­chem Namen angeführt wird. Vielleicht gehören hierher auch die runden sogenannten Geschwüre, welche man mit speckigem. Exsudat bedeckt beobachtet haben will. Jene Knötchen ent­hielten aber weder ein Exsudat noch purulcnto Flüssigkeit, und
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eben so wenig -waren sie von Exsudat bedeckt. Ihr Inhalt be­stand bei den. einen aus einer gTaulicbon, consistcnten, bei den andern aus einer gelblichen, weichen, citerähnlicheu Masse, wel­che bei angewandtem Druck wie eiu Propf hervordrang' und eine kleine Höhle zurücklicss. Die graue consistentere Masse bestand, wie das Microscop Ichrtc, aus dicht zusammengedräng­ten und ziemlich fest mit einander verbundenen grossen runden Zellen, Kernen und wenig Molccularmasso, die gelbe weichere prävalirend aus der letzteren, aus Körnchouzelleu, Aggregatku­geln, erhaltenen Zellen und Kernen. Die speckartige Masse, mit welcher einzelne bedeckt waren, bestand ebenfalls aus er­haltenen und im Zerfall begriffenen Zellen, Kernen und Mole-cülen welche letztere um so mehr prävalirten, je weicher jene Masse war.
5) Schleimhaut des Dünndarms.
Im Bezug auf diese ist die Literatur sehr reich an Mit­theilungen. Es werden angeführt: Granitartige Sprenkelung entweder in der ganzen Ausdehnung oder nur an einzelnen Stellen, Färbung der Schleimhaut als sei sie mit Kohlenstaub bestreut, Schwellung, Schwellung und Lockerung in der Um­gebung der Pcyerschen Haufen, stellenweise sulzige Infiltration, Eöthung in der ganzen Ausbreitung oder stellenweise in kleine­ren und grösseren Strecken, besonders in der Gegend der Peyer-schen Haufen und um die Follikcl herum, Röthung durch Ec-chymosen oder Extravasate, kirschbraunc Färbung mit strotzen­der Gefässverästelung in der ganzen Ausbreitung,- ferner: ca-tarrhalische Entzündung, Entzündung und Brand, während von anderer Seite Entzündung in Abrede gestellt und Blutstase sta-tuirt wird, Infiltration des submueösen Bindegewebes mit einer trüben Flüssigkeit und daher Schwellung desselben.
Ferner: ausgebreitete plastische, auch wohl als croupös
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aufgefasstCj bis mehrere Linien dicke Exsudate von mehreren Fussen Länge, welche zum Theil aLgestossen und zerfliesseüd in die Darmhöhlc frei hineinragen, oder in derselben schwim-meri, zum Theil noch festhängend röhrenförmige Gerinnungen darstellen, welche gelblich, fest und derb, oder grau, schmutzig röthlich, grauroth, sulzig, oder schmutzig dunkclroth, blutig ge­färbt sind, während die darunter gelegene Schleimhaut ihres Epitcls beraubt, wund, mürbe, leicht abschabbar, in anderen Fäl­len das Exsudat zerflossen, die Darmhäute verdünnt sind. Spä­ter (im ä. Stadium) sollen sich diese Gerinnungen gegen das Centrum hin ablösen, wobei sie weich werden, am Kaude mei­stens zu einer breiartigen Masse zertliessen, und die Schleim­hautstellen, auf welchen dieselben aufsassen, durch Schwellung, hellere Röthung, Blutextravcsate, zuweilen auch durch oberfläch­liche Substanz Verluste kenntlich sein.
Es werden forner angeführt: Geschwüre und mit ankle­bendem Exsudat oder Schorfen besetzte Schleimhaut-Erosionen gleichzeitig mit Croup, vollkommenes Abstossen der Schleim­haut in der Ausdehnung mehrerer Fusse, oder Verwandlung derselben in einen krümeligen, leicht abstreifbaren, schmutzigen, der Muskelhaut inselartig aufsitzenden Brei; ja selbst Perfora­tion sämmtlicher Darmhäutc, bei welcher letzteren Angabe frei­lich nicht bemerkt worden, an welcher Stelle des Darms man dieselbe gesehen habe.
Endlich werden noch folgende zum Theil bestimmt, zum Theil wahrscheinlich auf die Solitärfollikel und die Peyerschen Haufen sich beziehenden Veränderungen angegeben: Plattonar-tige, plastische Gerinnungen und croupöse Exsudate auf den Soütftrfollikeln; solitäre linsen- bis erbsengrosse dunkelblaue Körper, welche durch Druck ein festes mit Blut tiugirtes fase­riges Exsudat entleeren und ciueu vertieften reinen Balg zu­rücklassen; runde hirsekorn- bis liusengrosse, von inültrirten
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circulären erhabenen, congestionirten Rändern mngobene, mit weissgelblicliem, speckigen, schwer ablösbaren Exsudat besetzte Geschwürchen, zum Theil mit dunkelgelben bis beinahe schwar­zen, theils festsitzenden, thoils leicht ablösbaren Krusten besetzt. Ferner sollen die Mündungen (?) der solitäreu Drüsen eine gelb­liche Flüssigkeit enthalten und sich zidetzt mit plastischen Ge­rinnungen in Form eines gelben umschriebenen Pfropfs be­decken, und zwischen ihnen kleine steckuadelkopfgrosse Bläs­chen zerstreut sich finden. — Auch Ausschlag in Form von grau-weisslichen Blattern Ton der Grössc einer Erbse bis zu der ei­ner Bohne wird beschrieben, von welchen einige, fester und zäher, an der Schleimhaut fest hafteten, andere aber, die sehr weich waren, leicht von der Schleimhaut abfielen, ein Geschwür der Schleim- und Muskelhaut zurücklassend. — Ferner: die Pey-erschen Haufen iufiltrirt, speckig, knorpelartig, nicht selten von Epitel entblösst. und dann eine geschwürige Oberfläche darbietend; — stellenweise grosso diffuse Geschwüre mit dmi-kelgelben bis beinahe schwarzen, theils fest sitzenden theils leicht ablösbaren Krusten besetzt, von welchen einige frei im Darme schwimmen, einzelne Drüsenplaques bios congestionirt; — im Anfange der Krankheit die Peyerschen Drüsen wulstför-mig aufgelockert, mit weissgelblicher Flüssigkeit infiltrirt, oft '/a — 1'quot; über das Niveau hervorragend, bei weiter fortgeschrit­tener Krankheit Exsudatiön auf den Peyerschen Drüsen, auf welchen gelbliche oder mit geronnenem Blut untermischte Wül­ste theils fest aufsitzen, theils schon etwas gelösst sind, darun­ter die Drüsen selbst dunkelroth, mit weissgelblicher Flüssig­keit infiltrirt, die Drüsenkapseln geschwellt und das Gewebe leicht abstreifbar. Ferner (im 2. Stadium): auf den Peyerschen Follikelhaufen plattenartige Gerinnungen, welche gelbbraun oder blutig gefärbte, an der Oberfläche wie zernagte, mit ihrer un­teren, häufig Blutpunkte zeigenden Fläche mehr oder weniger
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fest sitzende, entweder -weielie, stellenweise riilimähnlich zer-fliessende, oder ziemlich derbe, meist mehrere Linien dicke Schicliten darstellen, während die Drüsenhanfen ein siebälmlich durchlöoLortes (areolirtes) Ansehn hahen und die meisten Oefl-nungen ein woissgelblichcs vorspringeudes Pfrüpfchen enthalten, welches durch gelinden Druck leicht herauszuheben ist. Auch wird erwähnt, dass zuweilen bei schlecht genährten Thieren die Pcyerschen Haufen mit einem zerfliessendeu, flockigen, leicht ahstreifbaren Brei bedeckt waren. Später (im 3. Stadium) sol­len sich diese Gerinnungen von der Peripherie gegen das Cen­trum hin ablösen, wobei sie weich werden, am Rande meist zu einer rahinäbnlichen Masse zerfliessen und losgestossen mit den Paeces entfernt werden, während die Sclileimhautstellen, auf welchen dieselben aufsasseu, durch Schwellung, hellere Röthung, Blutextmvesatc, zuweilen auch durch oberflächliche Substauz-verluste, kenntlich sein sollen.
Meine Untersuchungen haben Folgendes gelehrt.
Ich fand die Schleimhaut stellenweise, am häufigsten im Duodenum, wie mit grauem oder schwarzem Pulver bestreut, eine Färbung, welche dieselbe, wie das Microscop erwies, klei­nen schwärzlichen, in das Gewebe der Zotten eingesprengten, Pigmentklümpchen verdankte, stellenweise durch Injection der kleineren Blutgefässo oder durch Extravasato bald mehr bald weniger geröthet, in der Regel, namentlich im Jejunum und Ileum, stellenweise oder durchweg mürbe, so dass sie leichtem Pingerdrucke wich, an einigen Stellen wohl auch entfernt und die Muskelhaut biosgelegt, selten, am häufigsten noch im Duo­denum, an einzelnen Stellen geschwellt, immer sehr saftig, und ihres Epitels stets vollkommen beraubt. An Stelle des abge-schwundenen Epitels war die Schleimhaut stellenweise von graulichen oder rötblichen consistenteren und der Schleimhaut fest anhängenden, an den Rändern aber immer abgelösten und
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iu der Darmflüssigkeit flottirenden, oder weichereu, leicht ab-Rtreifbaren 1'quot; und darüber dicken Platten in verschiedener Länge und Breite bedeckt. Die grösste Länge, welche ich be­obachtete, betrug 6quot;, die Breite gewöhnlich 1 — 2quot;; einmal sah ich aber, dass eine eben so wie jene kleineren beschaffene Platte wie ein in den Dann hineingeschobenes ßoln- die ganze innere Fläche des letzteren in der Länge von 5quot; bedeckte. Es kann kaum eiuem Zwoifel unterliegen, dass diese Platten mit den so­genannten plastischen, croupösen Exsudaten, und den röhren­förmigen Gerinnungen der Autoren identisch sind. Dieselben waren aber keine Exsudate, keine Gerinnungen, sondern bestan­den, wie das Microscop lehrte, die weicheren vorwiegend, aus fettiger Molecularmasse und wenigen runden granulirten Zellen und Kernen, die consistenteren zum grösseren Theil aus wohl erhaltenen, zum kleineren Theil aus im Zerfall begriffenen run­den granulirten Zellen, aus Kernen und wenig Molecularmasse, welcher hie und da auch einige im Zerfall begriffene Epitel-zellen beigemengt waren. lieber den Ursprung jener runden granulirten Zellen gab das Microscop ebenfalls Aufsciiluss. Die­selben stimmten in Grosse, Form und sonstiger Bescbatfenheit vollkommen mit denen überein, mit welchen die unter den auf­gelagerten Platten befindlichen Schleimdrüsen vollgestopft waren. Und untersuchte man Segmente, gewonnen mit dem durch die Schleimhaut und durch die ihr fest adhärirende cousistentcre Partie jener Platten geführten Doppelmeseer unter dem Micro­scop, so sah man, wie die Zellen der Schlauchdrüsen mit Hilfe ihrer Intercellnlarsubstauz ein Continuum zunächst mit den tie­feren Schichten der Platten bildeten; oder umgekehrt konnte man auch sagen, dass die Platten mit zapfenartigen Fortsätzen in die Schlauchdrüsen hineinragten. — An einzelnen Stellen war die Schleimhaut mit einer dünnen, gelblichen oder granli­chen, selten röthlichen, weichen schleimartigen, leicht abstreif-
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baren Masse bedeckt, Tvelcbe grösstentheils aus Eetfcmolecülen, aus Aggregatkugeln, Körncbenzellen, wenigen runden granulir-ton Zellen und freien, meistens auch granulirteu Kernen bestand. An einzelnen solchen Stellen, an welchen die Schleimhaut ober­flächlichen Substauzvorlust erfahren hatte, und an die von den Autoren sogenannten Geschwüre und mit anklebendem Exsu­dat oder Schorfen besetzton, Schleimhaut-Erosionen erinnerte, fand man zugleich auch Rudimente zerfallener Schlauchdrüsen, und wo die Farbe der Platten röthlich war, zugleich geschrumpfte rothe ßlutkörperchen und braune Pigmentklümpchen. Die Ue-bereinstimmuug der weicheren Partieen jener oben erwähnten Platten mit der zuletzt beschriebenen schleimartigen Masse hin­sichtlich ihres microscopischen Verhaltens lässt wohl den Schluss gerechtfertigt erscheinen, dass die letztere ein späteres Involu-tionsstadium der ersteren darstellte, in welchem der grösste Theil der Zellen zerfallen war.
Ferner fand ich auf der Schleimhaut gewöhnlich des Leer­und Krummdarms stellenweise, bald einzeln bald gruppenweise gelagerte rundliche oder unregelmässig gestaltete, meist weiss-lich oder gelblich, selten hier und da röthlich oder bräunlich gefärbte, consistentere oder weichere Hftgel von Erbsengrösse und darüber, welche, in der Regel umgeben von intensiv durch Injection der kleineren Blutgefässe und Capillaren gerötheter Schleimhaut, 1 — 2'quot; und mehr über die Oberfläche der Schleim­haut hervorragten. Die consistenteren hafteten fest an der Schleimhaut, die weicheren so locker, dass sie sich leicht ab­streifen Hessen. Die Grundlage dieser Hügel bildeten Solitärfol-likel, und zwar hatten die kleineren nur einen solchen, die grösse-ren 2 — 3 dicht neben einander gelagerte zur Basis. Die Follikel hatten in der Regel eine gelbliche, selten bläuliche Farbe, waren prall angeschwellt, und aus jedem trat bei Anwendung von Druck ein in der Regel gelblicher, nur ausnahmsweise bei bläulicher
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Färbung dor Follikcl röthliclicr consistentcr Pfropf hervor, oder quoll eine weichere, golblichc, eitemhulicho Masse, eine Höhle zurtteklassond, hervor. Die den Follikelu aufgelagerte ]\[asso bestand, microscopisch untersucht, aus grosscu runden, zum Theil granulirtcu einkernigen Zellen, freien Kernen, Köru-clienzellen, Aggregatkugeln und Moleculannasse, welche letztere da prävalirte wo die Masse weicher war, während die consi-stenteren Hügel vorzugsweise aus wohlerhaltenen Formelemen­ten bestanden. Dieselben Bestandthoilc zeigte der sogenannte Inhalt ') der Follikel, der consistentere vorwiegend Avohl er­haltene Zellen und Kerne von derselben Beschaffenheit, der weichere vorwiegend im Zerfall begriffene Formelemente und Moleculannasse, und verdankten demnach jene Hügel dem Aus­tritt des Inhalts der Follikel ihren Ursprung. Bei röthlicher Farbe fand ich auch geschrumpfte rothe Blutkörperchen und braune Pigmontklümpchen in und auf den Follikelu. Einmal fand ich auch in einem geplatzten bluthaltigen und daher bläu­lich gefärbten Follikel Rudimente von kleinen Blutgefassen, deren Wandungen der Fettmetamorphose anheim gefallen, stel­lenweise schon in Detritus verwandelt waren, ein Factum wel­ches einen Wink hinsichtlich der Entstehung der Extravasate zunächst in den Follikelu giebt. Auch kleine hirsekorn- bis erbsengrossc gelblich gefärbte, runde, mehr oder wTeniger über die Oberfläche der Schleimhaut hervorragende, wie Bläschen oder Pusteln sich ausnehmende Körpercheu, in deren Umge­bung die Schleimhaut stark geröthet war, fand ich hei 2 Ca-davern, ganz entblösst, von keiner aufgelagerten Masse bedeckt. Bei genauerer Untersuchung ergab sich, dass diese Körperchen
1) Wenn ich von einem Inhalt der Follikel spreche, so folge ich nur dem bisher üblich gewesenen Sprachgebrauch, um das Veratändnias zu erleichtern. Ich vindicire damit aber den Follikeln weder einen besonderen geschlossenen Balg, noch die Dignität besonderer coustanter Organe.
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ebenfalls solitäro Follikol waren mit ziemliob cousistentem In­halt, welclicr aus diclit gelagerten, ziemlich fest mit einamler Tcrbundenen grossen runden einkernigen Zellen, in einigen mit wenigen beigemengten Molccülen, bestand.
Eine geringe Phantasie reicht wohl aus, um in den oben geschilderten, auf die Solitilrfollikel sich beziehenden patholo­gischen Veränderungen die oben angeführten plattenartigen pla­stischen Gerinnungen und die Exsudate auf den Follikeln, die solitären linsen- bis erbsengrossen Körper, die Geschwürchen, Bläschen und Blattern wiederzuerkennen. Dass diese Verän­derungen aber anders aufgofasst werden müssen, als sie gedeu­tet worden, dass sie einer in den Follikeln stattfindenden nu­merischen Zellenhyperplasie ihren Ursprung verdanken, geht wohl aus meinen vorstehend mitgetheilten Untersuchungen zur Genüge hervor.
Die Peyerschen Haufen und deren sogenannte Follikel fand ich in verschiedener Weise pathologisch verändert. In ei­nem Fallo waren die ersteren nur in sehr geringer Anzahl sicht­bar und promihirten nur unbedeutend, die letzteren klein, die Schleimhaut daselbst und in der unmittelbaren Umgebung war gvröthet. In anderen Fällen sah ich die Peyerschen Haufen zum Theil so wie oben angegeben beschaffen, zum Thoil deren Oberflä­che areolirt, eine Beschaffenheit, auf welche ich beiläufig bemerkt gar keinen pathognomonischen Werth lege, weil ich sie unter sehr verschiedenen pathologischen Verhältnissen, und selbst auch bei Thieren gefunden habe, welche nachweislich an gar keiner Krank­heit gelitten hatten. Auf der Oberfläche einzelner Haufen fand ich in der Regel, entweder einzeln zerstreut oder in grösserer An­zahl leicht beisammen stehend, und zuweilen die ganze Oberfläche der Haufen bedeckend, gelblich gefärbte, runde, scharf begrenzte, pustelartige, pralle Knötchen von Linsen- bis Erbsengrösse, wel­che, genauer untersucht, sich als vergrösserte Follikel erwiesen.
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Drückte mau einen solchen. so trat ein g'elbliches Pfröpfchen, oder es quoll eine gelbe breiartige Masse hervor, während eine runde Höhle zurückhlioh. Letztere -wie erstcre bestanden, wie das Microscop lehrte, aus denselben Bestamltheilcn wie der oben angegebene weichere und festere Inhalt der Solitarfollikel. — Ferner fand ich im Leer- und Knnnmdarm an einzelneu Stel­len einen und mehrere Zoll lange, '/#9632;2 — lquot; und darüber breite, mehrere Linien dicke, zum Theil gelblich, zum Theil röthlieh oder bräunlich gefärbte Wülste mit höckeriger Oberfläche, wel­che in der Mitte, wo sie consistenter waren, der Schleimhaut mehr oder weniger fest adhärirten, während sie von ihren un­gleichen weichen Rändern her gegen die Mitte in verschieden grosser Ausdehnung sich gelöst hatten, Microscopisch unter­sucht bestanden diese Wülste an ihren erweichten Bändern aus Molecularmassc, welcher hier und da auch geschrumpfte rothe Blutkörperchen und braune Pigmentklümpchen beigemengt wa­ren. Dieselben Bestaudtheilo fand man auch anderwärts in je­nen Wülsten; soweit dieselben aber consistenter waren, fanden sich auch constant runde einkernige Zellen mit körnigem In­halt, freie, grösstentheils auch granulirte Kerne, Ivürncheuzellen und Aggregatkugeln, und nahm die Anzahl der wohl erhalte­nen Formclemcnte mit der Tiefe der Schichten zu, so dass, je näher der Schleimhaut, um so mehr die Zellen und Kerne prä-valirtcn. Hob ich die Wülste von der Schleimhaut ab, so sah ich an der der letzteren zugekehrten Seite, soweit sie noch mit der Schleimhaut Zusammenhang gehabt hatte, zahlreiche dicht neben einander befindliche kleine runde Grübchen und unter den Wülsten geröthete und geschwellte Pcyersche Haufen, die Follikel, welchen jene Grübchen entsprachen, in der Regel prall augeschwellt bis zur Linsen- und Erbseugrösse und gegen das Darmrohr hin in ihrer Mitte geöffnet, zusammengefallen aber da wo die Wülste sich schon abgelöst hatten. Drückte man
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einen Follikel, so trat eiu gelblicher Pfropf hervor, eine Höhle zurücklassend, welcher, microscopisch untersucht, aus wenigen in Zerfall begriffenen und zahlreichen grossen runden granulir-ten, einkernigen Zellen und Kernen von derselben Grosse, Form und sonstigen Beschaffenheit wie die in den Wülsten enthalte­nen und einer geringen Menge von Moleculannasse bestand. Auch rothe Blutkörperchen und braune Pigmentklümpehen fan­den sich. Mehrere solche vollständig abgelöste Wülste fand ich einmal in der Danuflüssigkeit schwimmend. — Macro - und microscopisch ganz eben so beschaffene Wülste auf den Peyer-schen Haufen fand ich zum ersten Mal im Jahre 1853 an jenen Eingangs erwähnten Dünndarmstücken, welche mir Hr. Prof. Jessen aus dem südlichen Russland mitbrachte. — Ich fand ferner auch im Jejunum und Ileum, vorzugsweise im letzteren, derjenigen Thiere, bei welchen die zuletzt beschriebenen Verän-diTungen beobachtet wurden, hie und da einen und mehrere Zoll lauge, l/2 —1quot; breite, von stark gerötheten und geschwell­ten Schleimhautränderu cingefasste Stollen, an welchen die Schleimhaut von einer weisslichen oder gelblichen, weichen brei­artigen oder flockigen, leicht abstreifbaren Masse bedeckt war. Dieselbe bestand, microscopisch untersucht, aus fettiger Mole­culannasse, Aggregatkugeln, Köruchenzellen und wenigen noch erhaltenen runden, granulirten, einkernigen Zellen. Streifte ich diese Masse ab, so fand ich die darunter gelegene Schleimhaut durch Injection der kleineren Blutgefässe und Oapillarea mehr oder weniger stark geröthet, die hier gelegenen Follikel von Hirsekorn - Grosse. Beim Druck entleerten dieselben eine brei­artige Masse welche grosstentheils aus Molecülen und nur-we­nigen erhaltenen runden Zollen und Zelleukernen bestand. In einem Falle fand ich aber auch in jener aufgelagerten Masse Rudimente von zerfallenen Sehlauchdrüseu, und da hatte die Schleimhaut oberflächlichen Substanzverlust erlitten. Es ist
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solir wahrscheinlicli, dass an diesen, von jener breiartigen oder flockigen Masse bedeckten SohleimhautsteUen oben sülebe Wül­ste ihre Lager- oder Bildungsstätte gehabt hatten, um so mehr als die Schleimhaut an den Stellen, an welchen sich jene Wül­ste von ihren Rändern her schon abgelöst hatten, einen eben so beschaffenen Ueberzug darbot.
Ich glaube die von mir beobachteten Thatsaehen, von wel­chen zuletzt die Rede war, genau genug geschildert zu haben, um den Leser die üoberzeugung gewinnen zu lassen, dass die von mir untersuchten anatomischen Objecte im Wesentlichen dieselben waren, als die oben angeführten, welche die Autoren als den Peyerschen Haufen eigenthümlich beschrieben haben, und kann demnach von Gerinnungen, von Exsudationsprocessen auf denselben, von Infiltration der Follikel etc. keine Rede mehr sein, da wir es mit einer Zellenwucberung in den Follikeln zu thun haben, welche schliesslicb mit wenigstens theilweisem Zer­fall der Formelemente, der Ursache der Ablösung der Wülste, und der Entstehung jener breiartigen oder flockigen Masse, zu­weilen wohl auch stellenweise mit Zerfall der Schleimhaut en­digt. Dass die flockige Masse, wenn sie eintrocknet, wohl auch Krusten bilden kann, welche von Anderen beobachtet worden sind, bat wohl nichts Auffälliges,
6) Schleimhaut des Dickdarms.
Der Dickdarm bietet, besonders im Blinddarm, nach eini­gen in der Literatur verzeiclmetcu Angaben, dieselben Erschei­nungen wie der Dünndarm dar. Namentlich aber werden an-geführt: granitartige Sprenkolung, Röthung der Schleimhaut in ihrer ganzen Ausdehnung oder nur an den vorspringenden Fal­ten, gleichmässig kirschbraune Färbung, catarrhalische Entzün­dung, Entzündung und Brand, Auflockerung und Infiltration der Häute, Yerdickung der Schleimhaut, Schwellung und Ex-
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coriation der Schleimhaut, des Grimm- und Mastdarms, oder des letzteren allein, Exsudate, röhrenartige oder klumpige Q-e-rinnungen im Coecum, diese oder plattenartige Schichten im Grimm- und Mastdarm, Geschwüre auf der Schleimhaut des Grimmdarms mit croupösem Exsudat besetzt, Geschwüre you. der Grosse eines Hanfsaamenkornes bis zu der eines silbernen Fünfkopekenstücks, Ausschwitzungen ähnlich einem blatternar-tigeu Ausschlag wie im Dünndarm, Abstossung der Schleim­haut des Dickdarms zuweilen in der Ausdehnung mehrerer Fusse, oder Verwandlung derselben in einen krümeligen, leicht abstreif­baren sohmutzigen Brei, welcherinselartig der Schleimhaut aufsitzt. Ich fand in der Regel die Schleimhaut des Dickdarms theils durch Injection der kleineren Blutgefässe und Capilla-ren, theils durch Extravasate stellenweise hell- oder dunkelroth gefärbt, ein paarmal auch stellenweise wie mit grauem oder schwärzlichen Pulver bestreut. Das Epitel war stets in der ganzen Länge des Dickdarms vollständig entfernt und statt des­sen die Schleimhaut mit einem graulichen Schleim bedeckt. Die oben beschriebenen Teränderungen, welche die Solitärfol-likel des Dünndarms darboten, kamen gar nicht vor, und eben so wenig jene sogenannten Gerinnungen. Die Selitärfollikel traten nur im Coecum und einige Male auch im Rectum sicht­bar hervor, hatten die Grosse von Hirsekörnern und enthielten Zellen und Kerne. — Andere Veränderungen sah ich nicht, und kann ich daher über viele der aus der Literatur angeführ­ten Beobachtungen aus eigener Erfahrung nicht urtheilen, zweifle aber nicht, dass den sogenannten Exsudaten, Gerinnun­gen und Geschwüren dieselben Processe zu Grunde liegen wie den gleichnamigen Affectionen des Dünndarms.
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7) Schloimliaut der Respirationsorgane.
TJeber diese fand ich folgende erwähneuswerthe Angaben in der Literatur: Rötkung der Nasen- und Raclienliölile, Rö-thung und Schwellung der Nasenschleiinhaut, Extravasatc in derselben, Entzündung, zuweilen auch Brand der Schleimhaut der Nase und ihrer Nebenhöhlen, der Nasonmuschelu und des Siebbeius, Verstopfung der Nasenlöcher durch croupöses Exsu­dat, gerinnendes Exsudat welches sich als weissgelbliche kör­nerartige, leicht zerreibliche Masse auf der Nasenschleiinhaut ansetzt, nach einer anderen Angabe jauchig, schmutzig ist; ferner gelblich grauer zäher schleimiger Ucberzug und zu­weilen stellweise Gerinnungen auf der Schleimhaut der Nasen­höhle, theils circulilre theils diffuse Apbthcn auf der mit weissgelblichem, körnigen, leicht zerreiblicben, nicht fest an­klebenden Exsudat besetzten Nasenschleimhaut, Hirsekoru-bis Silbergroschen-grosso, von croupösem Exsudat bedeckte Geschwüre, Excoriation und durch Ablösung des Epitels be­dingte Erosionen derselben. — Ferner: Röthung, streifige oder fleckige Rothung der Schleimbaut des Kehlkopfs, der Trachea und Bronchien, Ecchymosen der Scbleimhaut der Trachea, Entzündung, Schwellung derselben, stellweise bläuliche Elecke und Streifen in der Schleimhaut der grösseren Bronchien, schleimiger, zuweilen mit Blut tingirter Ueberziig der Schleim­haut der Trachea und ihrer Aeste, oder eiterähnlichc, schau­mige Flüssigkeit in denselben, Exsudat und Aphthen auf der Schleimhaut des Kehldeckels und Kehlkopfs, croupösc Massen auf der Schleimhaut der Trachea, gelbliches Exsudat auf der Schleimhaut des Kehlkopfs und der Trachea, Exsudat in der Trachea und ihren Aestcn unter der Form fester röhrenför­miger Gerinnungen oder eiterig zerflossen; das Exsudat von der injicirteu, aufgelockerten, mit Aphthen yersehenen Schleim-
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baut der Trachea abziehbar, zusammenhängende Schicht einer hautartig-en, wcisslich oder grünlichgelben, an den Rändern zu­weilen rahmähnlich zerfliessenden Gerinnung auf der Schleim­haut der Trachea, welche sich häufig bis in die Bronchien der dritten und vierten Ordnung erstreckt, oder plattenartige Ge­rinnungen von der Grosse einer Linse bis zu der eines Yiertel-guldenstücks, und unterhalb derselben die Schleimhaut stark geschwellt, hie und da wund, dunkel geröthet und von Blutun­gen durchzogen; Ausschwitzung und Ycrschwärung der Schleim­haut des Rachens, des Kehlkopfs und der Luftröhre von der­selben Beschaffenheit wie im Darm, nur mit dem Unterschiede, dass hier die Exsudate einen viel geringeren Umfang haben und die Ulcerationen sehr oberflächlich sein sollen.
Ich habe Folgendes beobachtet:
Am äusscren Rande des einen oder andern Nasenloches fand ich ein paax^mal kleine pfefferkorngrosse, etwas heller als das Flotzmaul gefärbte weiche Hügelchen mit unebener höcke-riger Oberfläche, welche der Haut nur locker aufsassen, und daher durch gelinden Druck sich leicht entfernen Hessen. Die darunter gelegene Haut war völlig intact. Diese Hügelchen bestanden, microscopisch untersucht, aus grösseren und klei­neren polygonalen und rundlich polygonalen Pflasterzellen und etwas Molccularmassc. — Die Schleimhaut der Nase, des Ra­chens, des Kehlkopfs und der Trachea bis in die Bronchien in der Regel stellenweise oder in der ganzen Ausdehnung durch Injection der kleineren Blutgefässe tmd Extravasate geröthet. Die Schleimhaut der genannten Theilo stets ihres Epitels voll­ständig beimibt, dennoch aber wenigstens nicht überall ent-blösst. In der Trachea und den Bronchien war die Schleimhaut stellenweise in längeren oder kürzeren Strecken in ihrer ganzen Breite von einer hautartig dieselbe überziehenden, 1—2'quot; dicken, gelblichen oder graulichen, hier und da auch roth gefärbten,
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körnigen Masse bedeckt, Avclclie sich leicht ablösen liess, und gelöst gewissermassen wie ein in die Trachea oder die Bron­chien hineingeschobener, hohler Cylinder sich ausnahm. An anderen Stellen der Trachea und der Bronchien so wie im Kehlkopf, in der Rachen- und Nasenhöhle fanden sich anf der Schleimhaut stellenweise kleinere und grössore, gelblich und weisslich oder granweisslich gefärbte rundliche oder unregel-mässig geformte, mehrere Linien über die benachbarte Schleim­haut hervorragende Hügel von Linsen- bis Erhsengrösse und darüber, und ausserdem in der Trachea eben so beschaf­fene Platten von 1 — 2quot; Länge und geringerer oder gleicher Breite, welche, breiartig an den Rändern, etwas fester in der Mitte, sich ebenfalls leicht von der Schleimhaut ablösen Hessen. An anderen Stellen endlich fanden sich gelbliche oder gelblich-weissc, weiche, breiartige Flocken und Klümpchcn, welche der Schleimhaut noch lockerer adhärirten, die kleineren Bronchien stellenweise ganz ausfüllten und durch Aufnahme von Luft eine schaumartige Beschaffenheit hatten. — Ich glaube nichc zu irren, wenn ich in den zuletzt beschriebenen, der Schleimhaut aufgelagerten Massen dieselben Objecto erblicke, welche die Autoren, wie oben angeführt, als Exsudate, croupöse, gerin­nende Exsudate, als Gerinnungen, als röhrenförmige, platten­artige, eiterig zerflossene Gerinnungen, als croupöse Massen aufgefasst haben. Ob auch die von Manchen erwähnten Aph-then hierher gehören, muss ich dahin gestellt sein lassen, da mir keine Divinationsgabe zu Gebote steht, welche es mir möglich machte, die Bedeutung dieses vielsinnigen und des­halb unsinnigen Wortes zu errathen. — Dass jene der Schleim­haut aufgelagerten Massen keine Exsudate, keine Gerinnungen waren, ging aus der microscopischen Untersuchung derselben hervor. Die cylinderförmigen Massen bestanden aus runden und länglichrunden, grösseren und kleineren zum Thcil granu-
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lirten einkernigen Zollen, aus zalilreichen freien theils glatten theils granulii'ten Kernen, aus zum Theil im Zerfall begriffenen Formclementeu und inolecularcin Detritus. Die Hügel liatten ganz dieselbe Zusamniensctzung und eten so die Platten, nur mit dem TJntcrscliicde, class die letzteren an ihren breiartigen Rändern yorwiegend Moleuulannasso zeigten, welclie auch in den Flocken und Klümpchcn vor den wenigen erhaltenen Form-elcmenten prävalirte. Ausser den angegebenen erbaltenen und im Zerfall begriffenen Formelcmenten und dem durch den Unter­gang der letzteren entstandenen Moleculardetritus war nie und nirgends eine Masse vorhanden, welche als Exsudat, als Gerin­nung hätte aufgefasst werden kaÄnen. — Die unter jener auf­gelagerten Masse befindliche Schleimhaut war in der Regel durch Injection ihrer kleineren Blutgcfässe mehr oder woniger stark geröthet, und untersuchte man mit dem Doppelmesser entnommene Dickendurchschnitte der Sehleimhaut an den Stellen, wo sie von jener Masse bedeckt Avar, unter dem Microscop, so fand man die Schleimdrüsen mit Formelcmenten ausffefttllt, welche in Grosse, Form und sonstiger Bcschaflenheit mit denen der aufgelagerten Masse völlig übereinstimmten: — Einmal fand ich an einer Stelle der Trachea in der weisslichen flockio-en, der Schleimhaut derselben aufgelagerten Masse auch Rudimente von zerfallenen Schleimdrüsen beigemengt, und da fand sich ein oberflächlicher Substanzverlust der Schleimhaut.
Endlich erwähne ich noch, dass die Lymphdrüsen der Bauchhöhle, besonders die des Gekröses, immer sehr vergrössert, von graulicher oder bläulicher Farbe und sehr saftreich waren, und dass der Saft derselben ausserordentlich reich an schön entwickelten gvossen Eymphkörpcrchcn war.
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B. Durch Impfling erzeugte Rinderpest.
Ich führte schon früher nn, dass durch die iu Bon-darewka zu meineu anatomischen Zwecken ausgeführten Im­pfungen eine sehr milde Form der Krankheit erzeugt wurde, und halte es daher für angemessen, dieselbe näher zu bezeich­nen. Bei den meisten Impflingen wurden vom 2. bis 3. Tage an beobachtet: verminderte Munterkeit, träger Gang, häufiges und längeres Liegen auf der Weide, Abmagerung trotz fortbe­stehenden Appetits und fortdauernder Eumiuatiou, Zahnknir­schen, Thränenfluss über die eine oder andere Wange, Injection der Gefässe der Sclerotica, die sogenannten Knötclien au der Schleimhaut der Unterlippe, bei einigen auch Kuötclicu auf der Haut, am häutigsten am Scrotum, und bei einigen seltener trocke­ner Husten. Ausserdem wurden noch folgende Erscheinungen wahrgenommen. Ein brauner Stier welcher schon am 2. Tage nach der Impfung sehr traurig war und verminderten Appetit zeigte, bewegte sich am 3. und 4. Tage mit grossem Widerwil­len träge vorwärts, stürzte am 3. Tage, als er zur Mittagszeit zur Tränke getrieben wurde, auf dem kurzen Wege von weni­gen hundert Schritten zu wiederholten Malen nieder, und blieb dann in sehr unbequemer und ungeschickter Lage mit unter­wärts oder seitwärts gewendetem Kopf und verdrehten Aug­äpfeln mehrere Minuten lang bewegungslos liegen bevor er, wie­derholt angetrieben, aufstand und langsam weiter ging. Ein anderer schwarzer Stier, welcher bei seiner Ankunft in Bonda-rewka eben so wenig wie die übrigen in Schulz owa gekauften ein menschenscheues, geschweige ein menschenfeindliches Be­nehmen gezeigt hatte, stürzte sich vom 2. Tage an mit stierem wüthenden Blick auf jeden sich ihm nähernden Menschen, frass und wiederkaute seltener als die übrigen und magerte schon in den ersten Tagen nach der Impfung auf eine sehr merkliche
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Weise ab. Bei einem dritten Stier fand ich am 3. Tage nach der Impfung unter den zahlreichen wasserhellen Tropfen, welche das Flotzmaul bedeckten, an mehreren Stellen auch blutroth gefärbte Tropfen, nach deren Entfernung wieder neue derglei­chen aus den Oeffnungen der Flotzmauldrüseu hervorquollen. Rothe Blutkörperchen fanden sich in diesen Tropfen nicht.
Der mit den Folgen der Rinderpest-Impfung Yertraute, welcher weiss, wie wenige und wenig auifälligo Krankheits-Er­scheinungen zuweilen und nicht selten der Impfung folgen, und welcher weiss, dass selbst die Impflinge, welche kaum merk­lich erkrankten, gegen die Rinderpest geschützt sind, wird nicht daran zweifeln, class die oben angeführten Symptome der Aas-druck der Rinderpest waren. Diejenigen Leser aber, welche die letztere nur aus Beschreibungen kennen, oder welche dieselbe nur in ihrer bösartigen Form beobachtet haben, in wel­cher sie, verschleppt und entstanden durch natürliche Anste­ckung aufzutreten pflegt, werden wahrscheinlich anderer Ansicht sein. Um derartigen Zweifeln zu begegnen, und den Nachweis zu liefern, dass die später folgenden Untersuchungs - Resultate in der That auf Rinderpest sich beziehen, theile ich folgende Thatsachen mit. Ich Hess 4 Impflinge, bei welchen zwar die den Impfern bekannten Knötchen an der Unterlippe auftraten, im Allgemeinbefinden aber keine Yeränderung bemerkt werden konnte, so dass ich selbst zweifelhaft war, ob die Impfung einen Erfolg gehabt habe oder nicht, absichtlich am Leben, damit controlirende Yersucho mit ihnen angestellt würden. Diese Yer-suche sind nun nach meiner Abreise von Hrn. Sergeew aus­geführt. Es sind folgende. Hr. Sergeew traf am 4. Novem­ber vorigen Jahrs im Odessaschcn Kreise die Rinderpest an, welche schon viele Opfer gekostet hatte, und nahm von einem einjährigen Stier, welcher in seiner Anwesenheit unter den hef­tigsten Erscheinungen der Rinderpest verendete und bei der so-
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fort nach dem Tode ausgeführten Sestion die derselben oigen-thümlichen pathologischen Veränderungen in unverkennbarer Weise darbot, die Haut und sämmtliche Magenabtheilungen sammt Inhalt mit nach Bondarewka, und liess dieselben am Abend desselben Tags, an welchem jener Stier umgestanden war, in einer Koppel an verschiedenen Stellen so aufhängen, dass sie von den in der letzteren befindlichen Thieren berochen werden konnten. In der Koppel befanden sich aber die 4 von mir zurückgelassenen Impflinge, ferner sämmtliche vom 10. Oc­tober bis zum 4. November vorigen Jahres geimpften, der An­stalt gehörigen Rinder, und zwei gesunde noch keiner Impfung ausgesetzt gewesene Stiere. Es wurde kein einziger Impfling angesteckt, die beiden noch nicht geimpften Stiere dagegen er­krankten, einer ziemlich heftig, an der Rinderpest. Ausser-dem wurden 3 gesunde Stiere geimpft mit Blut und dem ge­wöhnlich zur Impfung gebrauchten Impfstoff auf die gewöhn­liche Weise und mit Riemen, welche aus der Haut jenes an der Rinderpest crepirten Stiers geschnitten als Haarseile ver­wendet wurden, und alle 3 erhrankten; eben so ein vierter noch nicht geimpfter Stier, welcher mit den erkrankten einen und denselben Aufenthaltsort theilte, während die von mir zu­rückgelassenen Impflinge, welche mit demselben gewöhnlichen Impfstoff wie jene geimpft wurden und mit den kranken Thie­ren Tag und Nacht zusammen verbrachten, von der Pest ver­schont blieben. Abgesehen von dem Interesse, welches diese Thatsachen für den Impfer haben, liefern dieselben den Beweis, dass die erste mit den 4 von mir zurückgelassenen Stieren vor­genommene Impfung, trotzdem dass ihr keine bemerkbaren Symptome eines gestörten Befindens folgten, nicht ohne Wir­kung gebheben war, und sind daher wohl geeignet, dem etwai­gen Zweifel, welcher als möglich vorausgesetzt wurde, entgegen zutreten, denn hatten diese 4 sichtlich gar nicht erkrankten
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Stiere die Wirkung des Contagiums erfahren, so war dies je­denfalls in noch höherem Grädo hei den ührigen sehr merklich erkrankten Thicren der Fall gewesen.
Nach Mittheilung dieser einleitenden Thatsachen gehe ich nun zur Besehreibung meiner Untersuchungs]-Resultate über.
1) Schleimhaut des Mauls und Rachens.
Ich hatte, wie schon Eingangs bemerkt worden, im Jahre 1858 Glelogcnheit zur anatomischen Untersuchung der Schleimhaut des Mauls und Rachens von 2 an der durch Impfung erzeugten Rinderpest verendeten Saugkälbern. Obgleich die Resultate cüeser die genannte Schleimhaut, so wie die der weiter unten folgenden, die Schleimhaut der Magenabtheiluugeu betreffenden Untersu­chungen von Hrn. Prof. Jossen in den Livländischen Jahr­büchern für Laudwirthschaft (Dorpat 1858) mit meiner Bewil­ligung veröffentlicht worden, so führe ich doch dieselben der Vollständigkeit wegen hier an. Ich fand damals: das Zahn­fleisch, besonders der Schneidezähne, so wie die Schleimhaut des Zungengrundes und der Rachenhöhle durch Injection der kleineren Blutgefässc geröthet und in grosser Ausdehnung von Epitel vollkommen entblösst, an vielen Stellen aber mit unre-gelraässig geformten linseugrossen und grösseren, 1quot;' und da­rüber dicken, gelblichweisseu, sueculenten, weichen, leicht ab­streifbaren, weil lose der Schleimhaut anhängenden, Platten mit unebener Oberfläche bedeckt, welche mit unbewaffnetem Auge betrachtet für Exsudate gehalten werden konnten. Das Microscop lehrte aber, dass diese Platten aus lose unter sich zusammenhängenden rundlichen und polygonalen Zellen und sehr zahlreichen Fettmolecülen bestand. In vielen Zellen war der Kern noch deutlich sichtbar, in vielen auch nach Zusatz von Essigsäure nicht; alle Zellen enthielten mehr oder weniger
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zahlreiche Fettkörnchen, einzelne waren in wahre Körnchenzel­len verwandelt, und konnte daher über den Ursprung der freien Fettm olecüle kein Zweifel sein. Die Schleimhaut unter diesen Platten war, wie Lotipe und Microscop lehrten, völlig intact, ohne allen Substanzvorlust.
Unter den Impflingen, welche ich später zu uutcrsuchou Gelegenheit hatte, fand ich einmal iu Bondarewka bei einem schwarzen Stier am 4. Tage nach der Lnpfimg die Schleim­haut an den Seitenflächen der Zunge stellenweise von Epitcl völlig ontblöst und schwach geröthet, an anderen Stellen von einer graulichen, grauweisslichen, weichen, leiebt abstreifbaren breiartigen Masse bedeckt und unter derselben durch Injection der kleineren Blutgcfässc geröthet. Die Masse bestand, micro-scopisch untersucht, aus Fettmolccülen, ans erhaltenen und im Zerfall begriffeneu polygonalen und rundlichen, zahlreiche Fettkörncheu enthaltenden Zellen und Kernen.
Am 3. und 4. Tage nach der Impfung fand ich: Röthung des Zahnfleisches im Umkreise der Sehneidezähne und, obwohl seltener, Röthung der Schleimhaut der Unterlippe deren Blut-gefässe stark iujicirt waren. Ferner: iu der Regel, meistens an der Oberlippe, seltener an der unteren oder an beiden zugleich, kleine rundliche gelbliche Stellen von Hirsekorn-Grosse, an welchen die Schleimhaut von einer gelblichen, weichen, leiebt abstreifbaren Masse bedeckt war. Ich vermuthe, dass dies die­selben Veränderungen waren, welche in dem im Jahre 1854 er-schieneuen Bericht über die Impfungen der Rinderpest in Russ­land als nadelkopfgrosse gelbe Knötchen am Zahnfleische des' Unterkiefers beschrieben worden, und welche sich in mit Ex-sudatniassc belegte Erosionen verwandelt haben sollen. — Nach Entfernung jener gelblichen Masse wurden kleine rundliche, seichte, nicht bis zur Sehleimhaut selbst eindringende Löcher-chen sichtbar. An einzelnen solchen Stellen hob sich bei seit-
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lick angewandtem Druck ein kleiner kegelförmiger gelblicker Pfropf hervor, und da wurde der Grund der tieferen Löcher in der Hegel von der Schleimhaut selbst gebildet. Jene weiche ab-streifbare Masse bestand, microscopisch untersucht, vorwiegend aus erhaltenen aber Fettkörnchon enthaltenden, aus im Zerfall be­griffenen Pflasterzellen und Molecülcn, während das Microscop in den Pfropfen Pflastcrzcllcn mit körnigem Inhalt, runde gra-nulirte Zellen, zahlreiche theils glatte theils granulirte Kerne und Molccularmassc nachwies. Auch am Flotzinaul sah ich ein paarmal kleine rundliche, Stocknadolkopfgrosse, seichte Ver­tiefungen, entstanden durch Ablösung der oberflächlichen Epitcl-schichten. Auch au der Oberfläche der Papillen, welche den Rand der Oberlippe einnehmen, fand ich einige Male kleine oberfläch­liche Vertiefungen von derselben Grosse und etwas grosser, welche von einer graulichen, weichen, leicht abstreifbaren Masse bedeckt waren. Die letztere bestand, microscopisch untersucht, aus polygonalen, zum Thcil erhaltenen, zum Theil im Zerfall begriffenen Zellen und inolecularoin Detritus. — Jene Löcher und Vertiefungen füllten sich bei den Thieron, welche erst am 8. bis 10. Tage geopfert wurden, durch normal beschaffene Zel­len wieder aus.
Ferner fand ich in der Regel am 3. oder 4. Tage die so­genannten Knötchen an der Schleimhaut der Unterlippe zu 2—3, einmal auch ein solches am Zahnfleische des Unterkiefers dicht unter den Zangen. Es waren kleine, bis liuseugrosse, ruude weissliche oder gelbliche wenig erhabene Flekc, welche sich durch grössere Härte vor der benachbarten Schleimhaut auszeichneten. Anfänglich waren diese Flecke noch von Epitel, bald früher bald später aber in ihrer Mitte mit einer gelblichen, weichen, leicht abstreifbaren Masse bedeckt, nach deren Entfernung eine kleine, den Umfang eines Hir­sekorns an Weite nicht überschreitende oberflächliche, von
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gezackten Rändern umgebene Vertiefung- znrückblicb, deren Bo­den von den tieferen Epitelschicliten gebildet wurde. Die gelbe, diese Vertiefungen ausfüllende Masse bestand, microscopisch un-tersuebt, aus zum Thcil erhaltenen, rundliche Fettkörnchen führenden, zum Thoil im Zerfall begriffenen Epitelzellen und Molecülen. Zuweilen fand ich aber in der Mitte der Knötchen tiefe, selbst bis in die Schleimhaut eindringende, von gezackten gelblichen Rändern begrenzte, kraterförmige Löcher, ausgefüllt mit einer gelblichen, körnigen, leicht zerreiblichen Masse, wel­che zuweilen, wenn sie consistenter war, wie ein Pfropf sich leicht durch Druck hervorpressen licss. Die Pfropfe wie jene gelbliche Masse bestanden aus Molecülen, aus sehr zahlreichen freien, zum Theil geschrumpften Kernen, aus erhaltenen poly­gonalen und runden granulirten und im Zerfall begriffenen Zellen. Die erhaltenen Formelementc prävalirten in den Pfro­pfen, die Molecule in der gelblichen, weicheren Masse. Einmal fand ich auch Fragmente von Bindegewebe beigemengt, wel­ches an veschiedenen Stellen veschiedene Beschaffenheit zeigte. Zum Theil liess es die Bündel noch deutlich erkennen und ent-liielt zahlreiche granulirte Kerne und Moleculannasse, zum Theil waren die Bündel schon ganz in Moleculannasse zerfallen. Auch fand ich einmal Rudimente von Nervenprimitivröhrcn, welche vollkommen atrophisch waren, nur aus der leeren Primitivscheide ohne Inhalt bestanden. — Bis zum 11. —12. Tage waren jene Vertiefungen und Löcher durch Epitelzellen wieder ausgefüllt, die Oberfläche der Schleimhaut überall eben und glatt.
Ich will schliesslich noch erwähnen, dass ich bei den mei­sten Impflingen am I. — 5. — 6. Tage nach der Impfung an der Schleimhaut der Oberlippe gegenüber dem rechten oder linken Eckzahn ungefähr '/oquot; lange, ^—l'quot; breite, seichte, von einer gelblichen, leicht abstreifbaren Masse bedeckte, von innen nach aussen gerichtete Furchen fand. Dieselben schei-
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ncn in keiner unmittelbaren Beziehung1 zur Rindpest zu stehen, sondern durch den Einsclinitt des Eckzahns bedingt zu werden, denn sie fanden sich stets genau dem Eckzahn gegenüber, dessen Rand bei geschlossenem Maul von der Rinne aufgenommen wurde, und ihre Länge entsprach genau der Breite der Krone des Eckzahns an deren freiem Rande.
2) Schleimhaut des Schlundes und der 3 ersten Magenabtheiluugen. Bei den beiden schon früher erwähnten Kälbern, welche mir im Jahre 1858 Untersuchungs - Objecte lieferten, war das Epitel im Rumen stellenweise Terschwnndcn, und wo dasselbe die Schleimhaut noch bedeckte, hing es nur lose mit ihr zu­sammen so dass es sich leicht abziehen liess. Dasselbe bestand in seinen oberflächlichen Schichten aus polygonalen Pflaster­zellen, in den tieferen aus runden Zellen und freien Kernen. Die Zellen enthielten zahlreiche Fettköi^nchen. An mehreren Stellen erschien die innere Oberfläche des Rumen wie mit schwar­zem Pulver bestreut. Mit Entfernung des Epitels verschwand auch diese Färbung, die Schleimhaut selbst war blass oder ge-röthet. Jene schwarze Färbung wurde, wie das Microscop nach­wies, bedingt durch grösserc und kleinere, in vielen Epitelzellen eingelagerte schwarze und braune Pigmentklümpchcn. Im We­sentlichen dieselben Erscheinungen fand ich in neuerer Zeit bei dem schwarzen anderthalbjährigen Stier in Bondarewka, bei welchem, wie früher angegeben, das Epitel der Maulschleimhaut sich stellenweise abgelöst hatte, und bei einem 8 Tage alten Kalbe hier in Dorpat. Bei den übrigen Impflingen fand ich keine Yerändcrungen an den 3 ersten Magenabtheilungen, und eben so wenig im Schlünde *).
*) Die im Jahre 1858 von mir angestellten und, wie schon oben bemerkt wu/Je, in den Livländischen Jahrbüchern für die Landwirthschaft mitgetheilten Untersuchungen, welche sich nur auf die Schleimhaut des Maules und der 3 ersten
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3. Schleimhaut des vierten Magens. Das Epitel war rorhanden, von normaler Beschaffenheit, und vom 3.-4. Tage an von einer schleimigen Masse hedeckt in Avelclier das Microscop sehr zahlreiche runde granulirte Zellen und Molecularmasse nachwies. Zu wiederholten Malen fand ich auch diese Zellen zu Cylindern vereinigt, deren Querdurch­messer dem Lumen der Schlauchdrüsen entsprach^ und in dem Schleim zahlreiche Pilze. Die von Schleim befreite Schleimhaut war bei den meisten Impflingen noch am 7. und 8. Tage durch Injection der kleineren Blutgefässe schwach geröthet, und im Pylorusthcile derselben fanden sich vom 3.-4. bis zum 8 ten Tage bald mehr bald weniger zahlreiche gelbe Hirsekorn-bis Pfefferkomgrosse runde Knötchen, welche in der Regel vom 5 ten Tage an in ihrer nach innen gekehrten Mitte kleine unre-gelmässig gestaltete Oeffnungen zeigten. Bei angewandtem Druck trat entweder ein consistentcres grauliches oder gelbliches Pfröpfchen, oder eine gelbliche eiterähnliche Masse hervor, welche microscopisch untersucht dieselben Bcstandthcile zeigten wie der Inhalt der früher bei der natürlichen Kinderpest beschriebenen
Jlagenabtheilungen beziehen, haben zu einem nicht durch niicli verschuldeten Miss-verständniss geführt, welches der Aufklärung bedarf, liöll sagt in dem von der Rinderpest handelnden Capitel seines Lehrbuchs der Fathologie und Therapie, nachdem er die im vierten Magen und Darmkanal vorkommenden, von ihm soge­nannten Gerinnungen beschrieben hat; „Von Brauell werden die erwähnten platten­artigen Gerinnungen für zusatnmengehäufto Epithelialzellon und Fettmolecüle ge­haltenquot;. Dagegen erlaube ich mir zu bemerken, dass jenes damals von mir be­obachtete, aus Epitelzellen und Molecüleu zusammengesetzte Object weder von mir noch von dem damaligen Referenten als identisch mit den von Roll im vierton Ma­gen- und Darmkanal beobachteten und beschriebenen sogenannten Gerinnungen aufgefast und erklärt worden ist, und dass ich eine Vergleichung dieser beiden Objecte sogar für unstatthaft ansehe, weil dieselben, wie aus den oben angegebenen Thatsachen bevorgeht, ganz verschieden sind. Ferner bemerke ich, dass ich die betreffenden damals untersuchten Objccto nicht für Epitelzellen und Molecule ge­halten habe, sondern dass ein mir zu G ebote stehendes ausgezeichnetes Microscop diese Bestandtheile nachgewiesen hat.
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Knötchen des vierten Magens. Nach dem 8. Tage sah ich diese Knötchen nicht mehr. Einmal fand ich auch (in Dorpat) bei einem 8 Tage alten Kalbe das submucöse Bindegewebe stark ödematos, von einer leicht auszupressenden wässerigen Flüssig­keit infiltrirt.
4. Schleimhaut des Dünndarms.
Das Epitel der ganzen Dünndarm-Schleimhaut war zti al­len Zeiten vorhanden, mit der Schleimhaut in normaler Ver­bindung, und von reichlichem Schleim bedeckt; die Schleinibaut selbst meistens ziemlich succulent, am 3. und 4. Tage in grösseren und kleineren Stücken, in der Regel im Leer- und Kvummdarm, selten im Zwölffingerdarm durch Injection der kleineren Blutgefässe mehr oder weniger stark geröthet, bei einigen Impflingen stellenweise auch wie mit schwarzem Pulver bestreut, eine Färbung, welche durch braune in den Epitelzellen und schwarze im Gewebe der Zotten eingelagerte Pigmentklümp-chen bedingt wurden. Die Eöthung nahm vom (1—7. Tage ab, war aber am 10. und 11. Tage nach der Impfung, wenn auch nur schwach, bemerkbar. Die schwarze Punktirung wurde bei den nach dem 5. Tage getödteten Thieren. nicht beobachtet.
Ferner fand ich bei allen Impflingen vom 3.-4. bis zum 11. Tage nach der Impfung constant im Ileum, meistens zu­gleich auch im Jejunum, nur ausnahmsweise im Duodenum, bald mehr bald weniger zahlreiche, zerstreut gelagerte, in der Hegel gelb gefärbte, nur ausnahmsweise bläuliche oder gerö-thete runde Pfefferkorn- bis Erbsengrosse, pralle, zum Theil härtere, zum Theil weichere, mehr oder weniger über die Ober­fläche der Schleimhaut hervorragende Knötchen, welche immer geschlossen waren, und durch die serosa unter der Form gelber oder blauer Elecke durchschimmerten. Die hart sich anfühlen-
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den zeigten1^ durchschnitten eine gelblichgraue saftige Schnitt­fläche einer derben Substanz, welche, microscopisch untersucht, aus ziemlich fest mit einander verbundenen, aber doch isolirbaren, zum Theil spindelförmigen, zum Theil grossen runden einker­nigen Zellen und freien Kernen bestand. Der Inhalt der wei­ch er eu, welcher Aehnlichkeit mit dickem Eiter hatte, bestand aus erhaltenen runden einkernigen Zellen mit körnigem Inhalt und Kernen, aus im Zerfall begriffenen Zellen und Molecular-masse, welche um so reichlicher, je weicher die Masse war. Nach Entfernung derselben blieb eine kleine Höhle zurück. Bei den bläulich gefärbten Knötchen hatte auch die derbe Schnittfläche eine bläuliche Farbe, bedingt durch zahlreiche zwischen und in den Zellen eingelagerte dunkle Pigment-klümpcheu.
Die Peyerschen Haufen waren zu allen Zeiten in bald grösserer bald kleinerer Anzahl sichtbar, mehr oder weniger geschwellt und mehr oder weniger durch Injection der kleine­ren Blutgefässe geröthet. Die meisten oder auch alle Follikel einzelner Plexus waren von gewöhnlichem Umfang und in der Regel tief in der Schleimhaut versenkt, die Oberfläche der ersteren daher areolirt. An einzelnen Peyerschen Haufen aber waren einzelne Follikel in grösserer oder geringerer Anzahl zu 2, 3—5 bedeutend vergrössert und ragten als pfefierkorn-grosse runde pralle, gelbe Knötchen mehr oder weniger über die Oberfläche der Schleimhaut hervor. Beim Durchschneiden derselben quoll eine gelbliche dickflüssige Masse hervor, welche microscopisch untersucht aus grösseren und kleineren einkerni­gen runden Zellen und Kernen, aus im Zerfall begriffenen Zel­len und aus Molecularmasse bestand, welche letztere um so reichlicher war, je weicher jene Masse. Nach Entfernung der­selben blieb eine kleine runde Höhle zurück.
Erwähnen will ich noch, dass ich bei einem am 4. Tage
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getödteteu Stier an einer Stelle des Leerdarms die Schleim-und Muskelhant in Form eines '/.,quot; langen und 2'quot; breiten Spal­tes perforirt fand. Dass diese Perforation aber in keinem Cau-salnexus mit dem Erfolg der Impfung stand, gebt daraus heryor dass die jene Spalte begränzenden liänder der fest mit einan­der venvaebsenen Scbleim- und Muskelbaut weder gerötbet noeb geschwellt waren, und die Narbe aus festem, vollkommen aus­gebildeten Bindegewebe bestand, also älteren Datums sein musste.
5) Scbleimbaut des Dickdarms. Bei allen der anatomischen Untersuchung unterworfenen Impflingen war das Epitel vorbanden und mit einer dicken Lage von Scbleim bedeckt. Bei dem sebon früher erwähnten, am 4. Tage getödteten schwarzen Stier und bei einem andern am 5. Tage getödteten waren von der valvula coeco-colica an die Sülitärfollikcl des Colon ascendens in einer Strecke von 5—6quot; ziemlich diebt stehend deutlich sichtbar, ohne irgendwie pathologisch verändert zu sein. Am 7. Tage fand ich die Fol-likel im Colon, am *.). Tage am Grunde des Coecum und am 10. Tage in beiden Danuabtheilungeu bis zur Grosse kleiner Pfefferkörner angeschwellt, prall, von gelber Farbe und von gerötbeter Scbleimbaut umgeben. Bei Durcbscbneidung derselben quoll eine gelbe dickflüssige Masse hervor, welche, mierosco-pisch untersucht, aus Kernen, aus zum Theil erbaltenen runden einkernigen, zum Theil im Zerfall begriffenen Zellen und Mo-lecularmasse bestand. Bei den übrigen Impflingen fanden sich keine bemerkbaren quot;Veränderungen.
6) Schleimhaut der Respirations organe.
Bei zwei Impflingen fand ich am 5. Tage und bei einem
dritten am 8. Tage nach der Impfung am äusseren Rande des
linken Nasenlochs graulicb gefärbte rundliche Knötchen von
Pfefferkorn-Grosse, welche sich leicht yon der Haut abstreifen
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liegsen. Dieselben bestanden, mieroscopisch untersucht, aus grösseren und kleineren polygonalen und rundlichen Zellen mit körnigem Inhalt, und aus Molecularmasse. Die darunter be­findliche Haut war intact. Bei einem andern Impfling fand ich am 7. Tage die Haut in den Nasenlöchern mit mehreren linsengrossen grauen, Va—1'quot; prominirenden, leicht abstreif baren Hügeln besetzt, welche, mieroscopisch untersucht, aus polygo­nalen und runden granulirten Zellen und Molecularmasse be­standen. Das Epitel der Schleimhaut war stets wohl erhalten, gelbst die Flimmerhärchen. Die Schleimhaut selbst fand ich nur einmal in der Nase am 9. Tage durch Injection der klei­neren Blutgefässe stark geröthet, bei allen übrigen Impflingen normal.
Schliesslich knüpfe ich noch folgende Beobachtungs - Re­sultate an.
Die Lymphdrüsen des ganzen Körpers, vorzugsweise aber die der Bauchhöhle, und unter diesen oben an die Mesenterial-drtisen, waren stets vergrössert und sehr saftig. Der von ihrer Schnittfläche abfliessende Saft war ausserordentlich reich an schön entwickelten Lymphkörpercheu. Die Gekrösdrüsen hatten meistens eine graue, bläuliche oder grünliche Farbe, waren von eben so gefärbter Flüssigkeit durchfeuchtet, und enthielten, vor­zugsweise die grünlich gefärbten, zahlreiche lebende Exemplare von Pentastoma denticulatum. Derselbe Wurm wurde übrigens auch bei dem des Yergleichs wegen getödteteu, nicht geimpften Stier in vielen ebenfalls bläulich und grünlich gefärbten Mesen-terialdrüsen gefunden, und steht daher zur Rinderpest in keiner Beziehung. Einmal sah ich auch am 4. Tage nach der Impfuug auf der Schnittfläche einiger sehr vergrösserten, aber in der Farbe unveränderten Gekrösdrüsen dicht unter der Oberfläche runde pfefferkorngrosse, durch gelbe Farbe und grössere Dicht­heit vor der benachbarten Drüsensubstanz sich auszeichnende
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Flecke, welche man ihrem Ansehn nach als markige Infiltration hätte bezeichnen können und welche wohl auch an die specki­gen Exsudatmassen erinnerten, welche einige Autoren in den Gekrösdrüsen beobachtet haben wollen. Es war hier aber nichts infiltrirt, und eben so- wenig ein Exsudat vorhanden, sondern die Flecke verdankten, wie das Microscop lehrte, einer dichter als anderwärts gedrängten Lagerung massenhafter Lymph-körperchen ihr Dasein.
Auf dor äusseren Fläche des grossen Netzes sah ich am 4. Tage bei einem anderthalbjährigen Stier, am 8. Tage nach der Impfung bei einem halbjährigen Kalbe ziemlich dicht ste­hende rundliche und längliche zottenartige, durch Injection kleinerer Blutgcfässo geröthete, Fortsätze, welche aus jungem Bindegewebe bestanden.
Die Schleimhaut der Gallenblase war bei einem Stier am 4. Tage nach der Impfung mit einer fast 1'quot; dicken gelblichen, weichen, leicht abstreifbaren Masse bedeckt, welche dem unbe­waffneten Auge.wohl als Exsudat, als plattenartige Gerinnung imponiren konnte. Das Microscop wies aber nach, dass die­selbe aus Molecularmasse und Zellen bestand, welche in den innersten Schichten länglich, in den weiter nach aussen gele­genen rund und granulirt waren. Zwischen dieser Masse und der Schleimhaut war kein Epitel vorhanden. — Bei einem halbjährigen, am 8. Tage an der Pest umgestandenen, Kalbe fand ich ferner bei microscopischer Untersuchung der Leber die Zellen derselben ganz blass, ohne alles Pigment, aber mit körnigem Inhalt, welcher nach Zusatz von Aether schwand. Bei diesem Kalbe war die Schleimhaut der Gallenblase sammt ihrem Epitel in normaler Verfassung.
Im linken oder rechten Hcrzventrikel oder in beiden waren bei den meisten secirten Impflingen kleine Extravasate unter dem Endocardium bemerkbar. Das Blut gerann bei allen, eben
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so wie bei dein ungeimpften Stier, schnell und fest, trieb aber entweder gar kein Serum aus, oder erst bis zum andern Tage ein geringes Quantum. Das Microscop wies keine Veräuderun-o-en im Blute nach.
Bei allen secirten Lnpflingen fand ich unter der Arach-noidea des grossen Grcbirns bald mehr bald weniger entweder rötlilichcs, oder, was in der Regel der Fall war, gelbliches oder ungefärbtes wässeriges Transsudat, das ganze grosso Gehirn ödematös, in den Scitenventrikeln helles klares Transsudat, am reichlichsten bei denjenigen, bei welchen sieli während des Le­bens Symptome von Hirnaffection kund gegeben hatten; die oberflächlichen Blutgefässo der gestreiften Körper von Blut ausgedehnt, zuweilen auch die Blutgcfässe der Adergeflechte stark injicirt.
Bei vielen Impflingen sah ich auch die schon von Ande­ren beobachteten, als Krusten, Ausschlag etc. bezeichneten Knöl-chen auf der Oberfläche der Haut. Dieselben hatten ihren Sitz in der Nähe des Afters, oder tiefer herab näher dem Scrotum, oder am häufigsten an dem letzteren selbst, oder an der inneren Oberfläche der hinteren Oberschenkel, und stellten sich dar als kleine Hirsekorn-, bis Pfefferkorn-, bis Erbsen-grosso, 1 bis 2'quot; prominirendc, auf der Oberfläche rauhe, bald consistentere bald weichere, je nach der dunkleren oder helleren Farbe der Hautstellen welchen sie aufsassen, dunkel oder gelblich gefärbte Höckereben, welche Sich durch Druck leicht entfernen Hessen. War dies geschehen, so sah man die unterliegende haarlose Haut gleichmässig, ohne sichtbare Gefässe, geröthet, aber stets ohne Substanzverlust. Die resistenteren Höckerchen bestanden, microscopisch untersucht, in den oberen Schichten aus polygo­nalen, in den tieferen aus rundlichen Zellen mit körnigem In­halt, die weicheren aus denselben Elementen und ausserdem im aus Zerfall begritfeuen Zellen und Molecularmasse. Im
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corpus papillarc der von jenen Höckerchen bedeckten Haut-stellcn fanden sich kleine Extravasate. Ein paarmal fand ich auch in der oberflächlichsten Schicht des Papillarkörpers unter jenen Höckerchen feine Molecule gruppenartig gelagert, durch welche offenbar der Zerfall des Gewebes eingeleitet war und zweifle ich dabei- auch nicht daran, dass zuweilen Substanzver-lustc der Haut entstehen, welche von einigen Beobachtern als Geschwürflächen bezeichnet werden*). Pusteln, welche nach Angabe mancher Autoren vorkommen sollen, habe ich nie ge­sehn, und vermuthe dass jene Höckercheu, welche namentlich
*) Eine analoge, in mancher Hinsicht mir noch räthsethafte Erscheinung habe ich vor mehreren Jahren zu heohachten Gelegenheit gehabt. Einer meiner früheren Zuhörer, Herr Grühn, referirte mir, dass auf einem Gute im Wolmar-schen Kreise die Kühe von Anschlag, besonders am Kopf und Hals, befallen wür­den und daran crepirten, konnte mir aber keine Auskunft über den Sectionsbe-l'und geben. Auf meine Bitte schickte mir H. Gröhn mehrere frische, mit sol­chem Ausschlag behaftete, vom Kopf und Hals entnommene Hautstückc. Ich fand dieselben mit Hirsekorn- bis Erbsen- bis Silbergroschen- bis Thaler-grossen und noch grösseren, zum Theil resistentoren und der Haut ziemlich fest ansitzenden, zum Theil weicheren und leicht abstreifbaren haarlosen, bis mehrere Linien dicken Höckern und Platten mit unebener OberHäche ziemlich dicht besetzt, am dichtesten am Gesichtstheil der Haut und an den Ohren. Die unter den Höckern und Platten be­findliche Haut zeigte an verschiedenen Stellen ein verschiedenes Verhalten. Da wo kleinere dünnere und zugleich resistentero Höckerchen und Platten aufsassen, war sie unverändert, nur an einzelnen solchen Stellen geröthet. Unter den dickeren und weicheren, leicht abstreifbaren aber hatte sie Substanzverlust erfahren, wel­cher entweder nur die oberflächlichen Schichten betraf oder die Haut in ihrer ganzen Dicke. An Stelle des Hautgewebes fand sich eine gelbliche oder gelblichweisse körnige schmierige, aus Molecülcn bestehende Masse. Die resistenten, der Haut fest anhaftenden Höcker und Platten bestanden, mieroscopisch untersucht, aus viel­fach über einander gelagerten Schichten von Epidermiszellen, die weicheren aus den­selben Elementen und ausserdem aus mehr oder weniger zahlreichen im Zerfall begriffenen Zellen und Molecularmasse, welche letztere stets in den tieferen Schich­ten prävalirto und somit darauf hinwies, dass der Zerfall von den tieferen Zelleu-schichten ausgegangen war. Wir haben also auch hier ein Beispiel von Wuche­rung der Epidermiszellen vor uns welche mit Zerfall derselben und nachfolgen­dem Zerfall des Hautgewebes endigt. Leider, ist es mir noch nicht gelungen, weitere Aufschlüsse über diese Krankheit zu e. langen. Dass sie mit dem söge-
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dann wenn sie gelb, und die tieferen Zelleuschichten zerfallen sind, mit Pusteln einige Aebnlichkeit haben, für solche ge­halten worden sind.
Bei dem gesunden nicht gimpften raquo;Stier, welcher des Ver­gleiches halber getödtot und in derselben Weise der anatomi-chen Untersuchung unterzogen wurde wie die Impflinge, fanden sich, mit Ausnahme der genannten Entozocn in deu Mesentc-rialdrüsen, die hei den Impflingen beobachteten pathologischen Veränderungen nicht.
Die Hauptresultate meiner Untersuchungen sind mm kurz zusammengefasst folgende:
A. iVatürlichc Kiiulcrpcst.
1)nbsp; nbsp; Das Epitel der Schleimhaut des Digestionsapparats wird ahgostossen. Kein Theil des letzteren ist vor diesem Verlust geschützt, am wenigsten die Maulhöhle, der Ra-chen, der Schlund, der dritte und vierte Magen und der Darmkanal, am meisten die beiden ersten Magenahthei-lungen.
2)nbsp; nbsp; An der Schleimhaut der Lippen, zuweilen auch am Zahn­fleisch (und am Motzmaul) schwindet das Epitel nur an kleineren begrenzten Stellen, in anderen Gegenden des Nahrungsschlauchs wird es in grösseren Strecken oder überall abgestossen.
3)nbsp; nbsp; Während und wahrscheinlich schon vorher, bevor das Epitel sich ablöst, fallt es der Fettmetamorphose anheim
nannten Maulgrind nicht identisch sei, schliessc ich daraus, dass meine voratehend mitgetheilten Untersuchimgä-Rcsiiltatc mit der Beschreibung-, welche vom Maulgrind gegeben wird, nicht übereinstimmen. Pusteln, durch welche sich nach Roll der letztere charakterisiren soll, so wie Krusten, zuquot;welchen jene vertrocknen sollen, fand ich nirgends.
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und wird dadurch wenigstens zum Theil in Molecular-masse verwandelt. Im Darmkanal konnte zwar dieser Zerfall nicht heohachtet werden, weil hier das Epitel stets Yollständig' -verschwunden war; es lässt sich aber im Dann derselbe Process voraussetzen, welcher an den übri­gen Partiecn des Nahrungsschlauchs beobachtet wurde.
4)nbsp; nbsp; In den Schleimdrüsen der Maul- und Eachenschleimhaut findet gleichzeitig mit dem Zerfall des Epitels (vielleicht und wahrscheinlich auch schon vorher) Neubildung von Zellen statt, in den Schlauchdrüsen des vierten Magens und Dünndarms Zellenwucherung, welche zwar erst nach Entfernung des Epitels beobachtet wurde, wahrscheinlich aber schon früher beginnt. Die hervorwuchernden Zellen zerfallen über Kiirz oder Lang in Molecularmasse, nach­dem sie eine Zeit lang plattenartig die Schleimhaut be­deckt haben.
5)nbsp; nbsp; In der Schleimhaut der Unterlippe findet häufig partielle, auf kleine Stellen begrenzte, numerische Hyperplasic der Eonnelemente des Bindegewebes statt, durch welche die linsengrossen sogenannten Knötchcn hervorgebracht werden.
6)nbsp; nbsp; Die Schleimhaut der Maiil - und Rachenhöhle, des vierten Magens und Dünndarms zerfallt zuweilen an einzelnen, bald kleineren bald grösseren begrenzten Stellen, eben so wie das Epitel in Molecularmasse und erleidet dadurch scharf begrenzten Substanzverlust (häraorrhagische Ero­sionen und Geschwurflächen der Autoren) oder sie zer­fällt in grösserer nicht scharf begrenzter Ausdehnung im Dünndarm.
7)nbsp; nbsp; Die in der Schleimhaut des vierten Magens sich ent­wickelnden follikclartigen Knötcheu so wie die aus densel­ben entstehenden sogenannten Geschwüre, verdanken der Zellenwucherung ihr Dasein.
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8)nbsp; nbsp; lu den Solitärfollikelu des Dünndarms findet Zollenwu-cherung statt, welche mit wenigstens theilweisem Zerfall dor rormelemcntc emlig't. Die sogenannten plastischen Germnungen und cronpösen Exsudate auf den Follikeln, der blattemartige Anschlag und die Geschwüre der Soli-tarfollikcl, welche yon den Autoren beschrieben werden, verdanken der Zellenwucherung ihren Ursprung.
9)nbsp; nbsp; Zuweilen nehmen die Blutgefässe der Solitärfollikel an dem Zerlall der Formeleuieute der letzteren Theil, wodurch wahrscheinlich die Extravasate in den Follikeln bedingt werden, welche man zuweilen beobachtet.
10)nbsp; nbsp; In den Pcrerschcn Follikeln findet derselbe Process wie in den Solitärfollikelu statt; die Zellenwucherung ist aber bedeutender als in den letzteren.
11)nbsp; nbsp; Das Epitel der Schleimhaut der Respirationsorganc wird abgestossen.
12)nbsp; nbsp; In den Schleimdrüsen der Schleimhaut der Respirations­organe findet Zellenwucherung statt, zugleich aber auch, was ich hier ergänzend noch hinzufüge, Wucherung der Formclemente des Bindegewebes der Schleimhaut, und verdanken die der letzteren aufgelagerten Massen diesem Wucheruugsprocessc ihren Ursprung. Der Zerfall der letzteren ist das Ende dos Vorgangs.
13)nbsp; nbsp; Die Schleimhaut der Respirationsorgane zerfällt zuweilen an einzelnen scharf begrenzten Stellen und erleidet da­durch Substanzverlust.
li) Exsudate kamen nie und nirgends vor.
II. Durch impfiiiig erzeugte Rinderpest.
15) Mag der Verlauf der Krankheit noch so gutartig gewe­sen sein, so dass während des Lebens nur unbedeutende.
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kaum auf Rinderpest hinweisende Symptome bemerkbar waren, so finden sich dennoch gewisse derselben cigen-thümlichc pathologisch -anatomische Veränderungen.
16)nbsp; nbsp; Der durch Impfung erzeugten Rinderpest liegen im We­sentlichen dieselben Proccsse zu Grunde wie der natür­lichen, aber bei mildem Charakter der Krankheit in geringerer Ex- und Intensität. So kam die Ablösung des Epitels der Schleimhaut des Digestionsapparats nur zuweilen an einzelnen Stellen, im Darmkanal und iu den Respirationsorganen gar nicht vor; ebenso wenig eine Zellen Wucherung in den Schleim- und Schlauchdriisen, welche zu plattenartigen Auflagerungen geführt hätte, und die Zclleuwuchening in den solitären und Peyer-schen Follikcln war viel unerheblicher als in der natür­lichen Rinderpest. (Dass die durch Impfung entstandene Rinderpest aber auch zuweilen sehr viel ex- und inten­sivere Veränderungen bedingt, geht aus Beobachtungen hervor welche in den Berichten über die Impfung der Binderpest in Russland niedergelegt sind.)
17)nbsp; nbsp; Mit der Zollenwuchcrung in den Follikcln geht (wie bei der natürlichen Rinderpest) ein Zellcnreichthiun in den Mesenterialdrüsen parallel, was bei der physiologichen Homologie beider im Voraus zu erwarten war.
18)nbsp; nbsp; Die auf der Haut erscheinenden Knötchen verdanken ihre Entstehung einer örtlich auf kleine Stellen beschränkten Wucherung von Epidermiszellen, von welchen die tiefe­ren über Kurz oder Lang zerfallen und das Ablösen der Knötchen bewirken.
10) Die oberflächlichste Schicht der Haut, soweit sie von jenen Knötchen bedeckt ist, zerfällt zuweilen ebenfalls in Molecularmasse.
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20) Constant in den Seitenventrikeln des Gehirns, häufig- auch unter der Arachnoidea des grossen Gehirns, findet sich Transsudat.
Auf Grundlage der hauptsächlichsten üntersuchungs - Re­sultate könnte ich nun, wenn ich die in der Pathologie übliche Methode: nach einzelnen hervorstechenden Erscheinungen Krank­heiten zu bcurthcilen und zu benennen, die Rinderpest als einen Krankhcitsprocess bezeichnen, welcher auf Dcsquamation des Epitcls der Schleimhäute des Digestions- und Respirations-Apparats, auf Zcllcnwucherung in den Schleim- und Schlauch-drflsen, so Avie in den Follikeln und auf der Haut mit nach­folgendem völligen oder partiellen Zerfall derselben Formele-mentc, welche durch Wucherung entstanden und des Gewebes der genannten Schleimhäute und der Haut beruht. Und würde ich gewisse in der Literatur verzeichnete Beobachtungen zur Hilfe nehmen, so würde ich die Rinderpest als einen solchen Krankhcitsprocess aller Schleimhäute bezeichnen, denn es gibt nicht eine, an welcher nicht pathologische Veränderungen in der Rinderpest beobachtet worden wären, und zwar zum Thcil solche, welche, soweit aus den Beschreibungen ersichtlich ist, wenn auch anders gedeutet, doch zweifelsohne auf dieselben Processo zu reduciren sind, welche ich an den von mir unter­suchten Schleimhäuten nachgewiesen habe. Ich erinnere unter Anderem nur an die sogenannten Exsudate, welche man auf der Conjunctiva gesehen hat, an die sulzigen sogenannten Ge­rinnungen und Exsudatplatten auf der Schleimhaut der Gallen­blase, an welcher ich selbst einmal, wie oben angeführt, Des-quamation des Epitcls und die Producte der Zellenwucherung sah; ferner an die Epitelialfetzen, welche im schlammigen Bo­densatz des Urins gefunden wurden, so wie an die besonders interessanten, in der Schleimhaut des Nierenbeckens, der Ure-
Ui.
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tcren, der Harnblase und Harnröhre beobachteten stecknadel-kopf- bis linsengTossen Knötchen, welche mit denen in der Schleimhaut des vierten Magens vorkommenden übereinzustim­men scheinen, und über welche im dritten und vierten Bericht über die Impfungen in Karlowka (Dorpat 1861) referirtt wird etc. leb würde aber selbst im letzteren Falle die Gränzen noch viel zu eng ziebeu, denn viele bekannte Erscheinungen subor-diniren sich jener Begriffsbestimmung nicht, und dass viele noch unbekannte Yeränderungen, namentlich diejenigen, über welche man von der Chemie Aufschluss zu ertrarten hat, sich ebenfalls nicht fügen werden, dies vorauszusehen bedarf keiner Prophetengabe. Ich halte das vermeintliche Recht: die pars pro toto nehmen zu können, für ein der Wissenschaft verderb­liches Unrecht, auf dessen Ausübung ich Verzicht leiste, weil durch sie die Lücken verschleiert werden, statt dass dieselben offen und ehrlich blosgelegt werden sollten. Was hat man in der Erkenntniss der Rinderpest gewonnen, wenn man, sich stützend auf einzelne Erscheinungen, dieselbe zum Beispiel als Entzündungsprocess bezeichnet, oder mit dem Typhus abdominalis des Menschen identificirt? Zugegeben auch, es würden sich manche Erscheinungen auf Entzündung reduciren lassen, so gehören doch viele andere in eine andere Kategorie, und diese letzteren bleiben unbeachtet und ungewürdigt, wenn die Krank­heit einfach als Entzündungsprocess hingestellt wird. Gegen eine Vergleichung einzelner, der Rinderpest und dem Typhus eigenthümlicher Erscheinungen, zu welchen jetzt nun auch die Zcllenwuchenmg in den Follikeln des Darms zu zählen ist, welche von Lebert und Lambl im Typhus des Menschen beobachtet worden ist, wie ich sie in der Rinderpest nachge­wiesen habe, wäx^e nichts einzuwenden. Beide Krankheiten aber auf Grundlage einzelner Yeränderungen, welche ihnen ge­meinschaftlich sind, identificiren zu wollen, ist ein Yerstoss
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gegen die Logik, welche für die Berechtigung- des Schlusses der vollkommenen Gleichheit zweier Dinge die genaue Kenntniss aller Eigenschaften beider fordert. Von dieser Kenntniss sind wir aber im Bezug auf Typhus wie auf Rinderpest noch sehr weit entfernt; wir wissen nichts über die im Blute statt­findenden chemischen Proeesse und deren Resultate, nichts von der Rolle welche die Leber in beiden Krankheiten spielt, nichts über den Nexus in welchem die Veränderungen verschiedener Organe mit einander stehen etc. Und wenn man daher die Rinderpest durc^ den Typhus erklären will, so setzt dies nichts mehr und nichts weniger als die Möglichkeit des Kunststücks voraus, ein Dunkel mit einem andern Dunkel zu beleuchten. — Dahin führt aber die Methode: das Einzelne für das Ganze zu nehmen.
(Juvier behauptete, dass die natura naturans, wenn sie personiticirt erscheinen könnte, auf den blossen Anblick der Füsse eines Menschen hin alle Form Verhältnisse, alle Eigen-thümlichkeiten desselben zu demonstriren im Stande sein würde. Geben wir auch diese Möglichkeit zu, so dürfen wir doch nicht vergessen, dass wir nur zu den Repräsentanten der natura naturata gehören, welchen der zur Construction des Ganzen aus dem Einzelnen erforderliche Scharfblick nicht zu Gebote steht. Damit aber wird es wohl hinreichend motivirt sein, wenn ich keinen Versuch mache, die Resultate meiner Untersuchungen, wenn gleich sie uns in der Erkenntniss der Rinderpest einen Schritt weiter geführt haben, zum Aufbau eines neuen noso-logischen Lehrgebäudes der letzteren zu verwenden, mich viel­mehr bescheide, einen wesentlichen Theil des Materials für das Fundament desselben geliefert zu haben.
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Berichtigungen.
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le 11 v. u.nbsp; lies: Theile statt; Tleile.
3nbsp; v. u.nbsp; nbsp;„ welche statt: welcher. 5 v. u.nbsp; nbsp;„ untergeschohen statt: nntergeschoben.
11 v. ii.nbsp; nbsp;„ Schlauchdrüsen statt: Schleimdrüsen.
4nbsp; v. u.nbsp; nbsp;„ dicht statt: leicht.
1 v. o.nbsp; ist hinter dem quot;Worte Schleimhaut das Komma zu streichen.
1 v. o.nbsp; lies: Kinderpest statt: Rindpest.
11 v. o.nbsp; nbsp;„ Strecken statt: Stücken.
5nbsp; v. o.nbsp; nbsp;referirt statt: referirtt.
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In allen Uuohliandlungcn, in Dorpat bei E. J. Karow, üniversi-
täts-Bachhändler, sind zu haben: Jessen, Prof. P., Mittheilungen aus dem Vcterinairfachc. Dorpat 1849. 60 Kop.
------------------Ucber die gänzliche Ausrottung- der Rinderpest.
Dorpat 1852. 50 Kop.
------------------Neu zusammengestellter Hufbeschlagkasten.
St. Petersburg. 1857. 40 Kop.
------------------Uebcr die pathologischen Erscheinungen auf
der Mundschleimhaut in der geimpften Rinder­pest und deren Werth für die Diagnose der­selben. Dorpat 1857. 30 Kop.
------------------ Erster Bericht über die Impfungen der Rinder­pest in dem Impfinstitute auf dem Gute Kar-lowka, im Poltawaschen Gouvernement. Dor­pat 1858. 40 Kop.
------- ------- Dasselbe. Zweiter Bericht. Dorpat 1859.
40 Kop.
------- ------- Dasselbe. Dritter und vierter Bericht. Dorpat
18G1. 30 Kop.
------- -------- Einige Worte zur Beleuchtung des Aufsatzes:
über pestartige Rinderkrankheiten, vom K. K. Kreisarzte Dr. Alois Witowsky in Czäslau. (Vierteljahrsschrift für die praktische Heilkunde, Jahrgang YIH, Bd. 3, Prag 1861.) Dorpat 1862. 20 Kop.
------------------ und A. TJnterberger, Prof.-Adjunct, Die Wirksam­keit der Klinik der Dorpatschcn Vcterinairschulo in den Jahren 1860 und 1861. — Mit Rück-hlicken in die frühere Zeit. Dorpat 1862. 80 Kop. TJnterberger, Prof. Fr., Mittheilungen aus dem Innern von Russ­land, zunächst für Pferdeliebhaber. Dorpat 1853. 1 Rbl. S.
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