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BIBUOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
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Influenza der Pferde
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ihren verschiedenen Modilicationen,
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dargestellt
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os. /Spinota,
Berlin.
Bei W i 1 h. Logier.
1844.
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Vorrede*
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JKei den grossen Verlusten, welche die Influenza der Pferde den Pferdezüchtera und Pferdebe­sitzern überhaupt verursacht hat, konnte es nicht fehlen, dass diese Krankheit ein sehr allgemeines Interesse erregen, für den Thierarzt aber zum besondern Gegenstande des Studiums werden musste. Das beweisen auch zur Genüge die vielen Beschreibungen, welche über diese Krank­heit theils in besonderen Monographien, theils in den Handbüchern über Thierkrankheiten, so wie in den verschiedenen thierärztlichen Zeitschriften, geliefert worden sind. Ohne den Werth und den Fleiss, mit dem viele der vorhandenen Beschrei-
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buugeu der lufluenzci gearbeitet sind, zu verkeu-ueu, hat es mir doch geschienen, dass es noch an einer Abhandlung über diese Krankheit fehle, iu welcher dieselbe eine vollständige, über ihre verschiedenen Modificationen sich erstreckende Er­örterung finde. — Die Gelegenheit, welche sich mir besonders darbot, die Influenza nicht allein häufig selbst zu sehen und zu behandeln, sondern sie auch aus Berichten und mündlichen JVliÜhci-lungen von Andern vollständiger kennen zu lernen, machte in mir schon frühe den Eutschluss rege, so viel als möglich Materialien für eine Bearbei-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; r
tung dieser Krankheit zu sammeln. Schon im Jahre 1828, wo ich in dem Köuigl. Cavallerie-Remonte-Depots Gelegenheit fand, die ersten praktischen Erfahrungeu mit meinen Studien in dieser Krankheit zu verknüpfen, begann ich damit und habe seitdem sorgfältig meine Sammlung fortge­setzt. Dabei unterstützte mich wesentlich meine Stellung, in der mir nicht allein die sämmtlichen, aus der Monarchie eingehenden Veteriuair-Sauitäts-Be-ricbte zur Einsicht gelangen, sondern auch noch mehrere Commissorien welche mir Seiten des Kö-
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nigl. Hoheu Kriegs-Ministerium und des König!. Ober-Marstall-Amts in Betreff dieser Krankheit geworden sind. Da mir so eine reiche Quelle von eignen und fremden Beobaclituugen über die Influenza geüifnet worden, glaubte ich denn das
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Resultat meiner seitherigen Forschungen dem fürnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gt;
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die Influenza sich interessirenden Publicum wohl vorlegen zu dürfen. Ich eutschloss mich zur Her­ausgabe der verliegendeu Bearbeitung, von der ich wünsche, dass sie einer gleichen freundlichen Aufnahme und nachsichtsvollen ßeurtheilung sich zu erfreuen haben möge, wie solche meinen frü­hern Schriften zu Theil geworden sind.
Die Art und Weise, wie ich das Material verarbeitet habe, will ich nicht zu rechtfertigen suchen: Das muss das Werk selbst thun, wenn ich den richtigen Weg eingeschlagen habe; und das öffentliche Urtheil wird darüber entscheiden. Nur erlaube ich mir zu bemerken, dass ich, bei dem allgemeinen Interesse, welches die Influenza der Pferde, ausser bei den Thierärzten, auch bei vielen Andern finden musste — nicht bloss für
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die erstem allein zu schreibeu beabsichtigt habe. Die Schwierigkeit in der Lösung dieser Aufgabe: für den Einen nicht zu Viel, für den Andern nicht zu Wenig zu geben — möge den Kritiker, bei den Gebrechen meiner Arbeit, zur uacbsichts-vollen Rüge stimmen. Berlin im August 1844.
Di*. Spinoia.
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Seile I. Geschichtliche Bemerkungen und Lilernlur
znrlnfliienza............. . 1
il, äymptomatulogle der Krankheit......8
Vorhemerkung sect;. 7 —10. — Beschreilning iler Krankheit in ihren einfachen Formen. 1) tier rlieiimatischen Form sect;. 11—14. — 2) iler calarrhaliscU-rheumali-sclien Form sect;. 15 u. 16, — 3) iler gnslrisch-rlienma-lischen Form sect;. IT — 19, — Beschreibung der Krank­heit in ihrer zusammengesetzteren uml tuinpliciiieii Form sect;, 20 — 37. a) Durch Hinzutritt von örtlichen Entzündungen als: Briistenlzundmig g, 22 — 24. Halsentzündung sect;, 25. Lelverentzündung S. 26, Darmentzündung und Bauclifellentzündung g. 27, Kierenenlzündung sect;. 28, Augenentzündnng sect;. 29. Crelenkenlziindung sect;. 30. Hirn- und Bücken-marksenlzündnng sect;. 31. — Igt;) Durch nervüs-fau-ligen (typ hü sen) Fielierch ara k t er sect;, 33 — 36.
—nbsp; Verlauf, Dauer und Ausgang der Krankheit sect;. 37
—nbsp;58. — Sectionserscheinungen sect;. 59 — 64. — Nach-krankheilen sect;. 65 — 82.: Verdauiingssclnväche sect;. 66. Husten sect;. 67. Athmiingsbesclnverden sect;. 68. Sclnvind-raquo;uchl sect;. 69. Verdächtige Druse, Botz und Wurm sect;, 70 u, 71. Augenenlzündung sect;, 72. Lähmungsav-
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Seilt; lige Scliwttche sect;. 73. CoulrActuren der Sehnen, Sell-neu- und Gelenkanseliwellungeii elc. sect;. 74 — 76. Uin-fangreiclie Aliscesse, Geschwüre etc. sect;. 77—79, Harle begiäuzte Knuten in der Haut, Ausfallen der Haare sect;. 80. Verschiedene andere NacUcranVheilen sect;. öl n. 82. —
III,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aeliologie der Influenza.........72
\'lt;)rlieiiierkniig sect;. 83. Anlage sect;. 8-t. \ eranlassenile Ursachen: Miasma und Contaginm g. 85 u. 86. An-sleckungsfähigkeit der Iniluenza sect;. 8fi — 95. Die ver­schiedene Form (und Comjilicatiunen) der Inllueiiza bedingenden Einflösse sect;, 96 —102. — Nächst-Ursache, Nalur und AVesen der Krankheit (und Eigenschaften des ('unlagiums) sect;. 103 — 116, —
IV.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Diagnose, Gang und V e r h r e i t u n g der In
fluenzn.................H7
V. Prognose................123
VI. Theraphie................128
Vorliemerkung sect;. 121— 126, (Behandlung der Influenza nach a 11 u o ji a t h i s c h e n G in n :l -siitzen): Allgemeines Heilverfahren mit Berücksichtigung einzelner dringender Zufalle (als: lange anhaltender Frost sect;, 133. Uehennassige Hitze sect;, 134. Sclnveiss sect;. 135. Aufl.läUung sect;. 136. Ver­stopfung sect;. X37. Durchfall sect;. 138. Grosse Schuäche und Hinfälligkeit sect;. 139. Krämpfe und Lähmungen sect;. 140. Delirien sect;. 141. Herzklopfen etc. sect;. 112) sect;. 127 — 142. — Besonderes Heilverfahren sect;. 143- — 184. a) Behandlung der Tnfluenza in ihren einfachen Formen: 1) der rheumatischen sect;. 143—144. 2) der rheumatisch - catarrhalischen sect;. 145. 3) der rheumatisch gastrischen Form sect;. 146—149. — b) Be­handlung der Influenza in ihrer zusammengesetztern und complicirtern Form, aa) In Verbindung mit Jrt-lichen Entzündungen: Brustentzündung sect;. 150 —153. Bräune sect;. 154. Leberenlzündung sect;. 155, Darmenl-
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Seite zuuilung S. 156. Bauclifellenlzüiuliiiig sect;. 157. Nieren­entzündung sect;. 158, RUckenmatksenlzUndung sect;. 159. Hicnentzündung sect;. 160. Augenentziindung sect;. 161, Gelenkentzündung sect;, 162, bb) Wenn sie unlei tier llerrscliaft eines Nerven - oiler Faulliehers verlauft sect;, 163 —167, Leitung der Recimvalescenz liebst allge-meinen Regeln für die Beliandluni; der Naclikrank-heilen sect;. 16laquo; —177. — Heliaudlung der Influ­enza nach li o in ü o p a l li i s c li e n und ]i y drop a-lliisclten G r u n d s ii t z e n sect;. 17U —104, — Propliylaxis (und polizeiliclie Blassregeln).......li)quot;i
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Verbesserungen.
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ist „Krankheit alsquot; zu slreiclien, vor Seutlie die Wörter „Krankheit alsquot; — einzu­schalten.
lies „Augenquot; statt „Angen,quot; „ „verlheilleuquot; stall „gelheillen.quot; „ „Aigt;hllieiiquot; statt „Aiihllimen.quot; „ „Glosanthraxquot; stall „Gloranlhrax.quot; „ „siechendenquot; stall „stinkendenquot; „ „Bauchschmerzenquot; stall „Brustschmerzen.quot; „ „lockerquot; statt „trocken.quot; „ „sect;. 43.quot; statt „sect;. 40.quot; „ „wenigerquot; statt „wenigen.quot; „ „in denenquot; statt „indem.quot; „ „sect;. 51.quot; stall „sect;. 81.quot; „ „gelhsulzigeuquot; stall „gelbsulpigen.quot; „ „sect;. 99.quot; statt „sect;. 96.quot; „ „arlhntischequot; slatt „arlhrtische.quot; „ „Imquot; stall „In.quot; „ „sect;. 119.quot; stall „sect;. 122.quot; „ „vollsländigerenquot; statt „vollstilndigen.quot; „ „sect;, 101.quot; stall „sect;. 10.quot; „ „sect;. 88. Not.quot; stall „sect;. 89.quot; „ „den letzten Dezennienquot; statt „dem letzten
Dezennium.quot; „ „Thymusquot; statt „Phymus.quot; „ „sect;. 43.quot; stall „sect;. 41.quot; „ „sect;. 173.quot; stall „sect;. 143.quot;
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I. Oescliichtlidie Bemcrlunigen und liiteratur zur Influenza*
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'ic Miiiheilungcn, welche uns die Gechichie der älteren Zeit über die Tliierkrauhkeiien liefert, sind höchst dürftig. Dieser wird kaum anders als nur nebenbei von den Ge­schichtsschreibern und Dichtern, angeregt durch das Unge­wöhnliche der Erscheinung, und wenn Menschen und Thierc an gcmoinschartlichen Uebeln litten, gedacht. Da­durch erhält die Thierhcilkundc überhaupt nur eine schwache historische Basis, insbesondere aber wird es unmöglich, das Herrschen der in Rede stehenden Krankheit in altern Zeiten nachzuweisen; und es erscheint als eine blosse Ver-muthung, dass die Griechen dieselbe unter den Kamen Malis und die Römer sie unter der Benennung malis ar-thritica gekannt hätten, wie dies Viborg im 5. Band seiner Sammlung von Abhandlungen (pag. 310) annimmt und sich auf die Beschreibung einer Krankheit bezieht, welche Ve-getius — de Mulo medicina — nnd Lancisi — Appendix de bovilla peste dissertatio — geben.
sect;. 2. Bei dem fast gänzlichen Mangel an historischen Mit­theilungen über diese Krankheit, selbst ans einer Zeit, wo
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die Tliicrhellkundc schon einer wlsscnscliaffliclicn Bearbci-iung sich zu ciTreueii haue, ist vielmehr aiiznnehinen, dass dieselbe erst ein Erzeugiiiss der neacren Zeit ist; und, wie ich nicht ohne Grund anzunehmen glaube, dürfte ihr erstes Erscheinen in die Zeit zu setzen sein, wo die Ver­edlung der Pferde allgemeiner wurde.
Durch die Veredlung der Pferde scheint nämlich vor­zugsweise erst die Disposition zur qu. Krankheit den aus der Kreuzung hervorgegangenen Individuen erwachsen zu sein. *)
Mit Uebergehung der physiologisch-theoretischen Gründe, von denen weiter unten bei der Aetiologic die Rede sein wird, sprechen für diese Ansicht als (quot;attisch: 1. Dass die Krankheit, nach meinen und mehrerer an­deren Thierärzte Beobachtungen, bisher in seuchenarti­ger Verbreitung und ursprünglich nie bei unvermischt
*) IVIan hat zwar in ilec neusten Zeit auf eine sehr scharfsinnige Weise das Erscheinen neuer und ganz anderer Krankheilsformen, als sie vergangene Jahrhumlerle hesassen, auf gewisse Evolutionen unsers Erdkörpers zurückzuführen gesucht. Ohne im Geringsten diese Lehre anfechten zu wollen, das Wahre, was sie haben kann, vielmehr anerkennend, kann ich doch in Bezug auf die Thierkrank-heiten jener theils nachweisliaren, Iheils aber nur auf Hypothesen angenommenen Veränderung, welche unser Planet in seiner vorsclirei-lenden Blelamorphose erlitten hat, eben kein besonderes Gewicht heilegen. Ohne sich in Ahnungen zu verlieren oder in das Innere des Bcdkörpers sich versetzen zu müssen , bietet die Erdoberlläche der vor sich gegangenen Veränderungen schon genug dar, um in diesen die Ursachen zu neuen, bis dahin noch migekannten Krankheiten unserer Hauslhiere zu finden. Ich erinnere in dieser Beziehung nur an die vorgeschrittene Kultur des Bodens, welcher Wälder und Sümpfe gewichen, und welche sandige Steppen in fruchtbare Felder umge­wandelt hat: an die Reformation, welche die Bewirthscliaftung der Güter überhaupt erlitten und in ihrem Gefolge zu einer ganz andern Verhaltungs - und Fülterungsweise der nulzharen Hausthiere geführt hat, so wie endlich an die Systeme, nach welchen man in der neue­ren und neusten Zeit die Züchtung der Thiere betrieben. In diesen Verhältnissen haben eben so wohl bis dahin unbekannte Krankheiten ihr erstes Entstehen gefunden, als viele andere, früher nur spärlich vorgekommene Krankheiten jetzt zu den herrschenden geworden sind.
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gebliebenen Pferden gemeinen Schlages beobaebtet worden ist; und 2. dass diese Krankheit in der neusten Zeit, wo die Ver­edlung der Pferde allgemein Eingang gefunden und sich auch avf die Pferde der Landleute immer mehr und mehr erstreckt hat, viel häufiger und allgemeiner verbreitet gesehen wird, ja so zu sagen, zur stationä­ren Seuche geworden ist.
sect;• 3.
Dem eben Gesagten zufolge, fallen denn auch die er­sten und sicheren Nachrichten über die Krankheit in das Ende des vorigen nnd in den Anfang dieses Jahrhunderts, namentlich in die Jahre 1786, 1792, 1805 und 1806. In dem erstgenannten Jahre verbreitete sich wenigstens eine Krankheit seuchenartig unter den Pferden, von Holstein aus, durch das Hannoversche, welche scheint der in Rede stehenden beigezählt werden zu müssen. Die Beschreibung, welche Havemann von derselben giebt, lässt kaum einen Zweifel über die Identität beider Krankheiten zu. Später durchzog diese Krankheit auch andere tcutsche Provinzen, namentlich die Mark, Sachsen etc., und es sind uns über dieselbe mehrere Abhandlungen hinterlassen worden, als:
1.nbsp; nbsp; nbsp; Havemann. neues hannoversches Magazin, St. 71 Sep­tember 1796.
2.nbsp; nbsp; nbsp; Naumann. Bekanntmachung über die jezt herrschende Pferdeseuche in Berlin. Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen vom Jahre 1805. No. 54.
3.nbsp; nbsp; nbsp; Sander. Gutachten über die jezt an einigen Orten, vorzüglich in Hannover unter den Pferden grassirende Brustseuche. Halberstadt und Heiligenstadt 1805 und in dessen vermischten Beiträgen etc. Berlin 1810. p.
19 seq.
4.nbsp; nbsp; nbsp; Wohtein. Bemerkungen über die Pferdescnche, welche in Hamburg unter den Dragoner- und Fuhrwesen-Pfer­den .u s. w. herrscht. April 1805.
5.nbsp; nbsp; nbsp; Fehr. Ausführliche Beschreibung der Brustseuche der
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Pferde. Göttingen 1806.
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II
6.nbsp; nbsp; nbsp; Pilger. Skizzirto Dat-sicllung Hc. der jezt herrschen­den sogenannten spanischen Kopfkranltheit der Pferde. Hanau 1805.
7.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vihorg. Veterinair-Beobachiungen für das Jahr 1806. I. Die holsteinische Pferdekrankheit. Alitgetheilt in dessen Sammlung von Abhandlungen etc. Copenhagen 1807.
Doch passt die Schilderung der abgchandellen Krank­heit nicht bei allen Autoren auf die in Rede stehende Krankheit, so dass man, wie hierauf auch schon Bach­mann *) aufmerksam gemacht hat, Grund findet, anzuneh­men, dass einige der beschriebenen Krankheiten ganz an­dere waren und ohne nähere Prüfung für die in Rede stehende genommen worden sind. Denn gastrisch-nervöse und typhöse Krankheiten haben zu allen Zeiten geherrscht, meistens mit dem Namen: raquo;Slalltyphuslaquo; belegt — und herr­schen auch noch, werden aber mit Unrecht der sogenann­ten Injluenza beigezählt. Es hält dcsshalb auch sehr schwer zu bestimmen, ob die in den genannten Jahren herrschend gewesenen Krankheiten unter den Pferden alle der Influenza angehörten. Die nachweisbaren Kalamitäten, welche in mehreren jener Fälle als die Ursache der Krankheit mit Recht zu betrachten waren, machen es vielmehr wahrschein­lich , dass die beschriebenen Krankheiten eben so wenig überall gleicher Natur waren, als sie nur als verschiedene Complicationen einer und derselben Krankheit betrachtet werden könnten.
sect; 4.
Erst in den lezten 2 Decennien ist das vielfachere Erscheinen der Inßuenza oder Brustseuche unter den Pfer­den constatirt worden; namentlich bot sich in den Gestüten und bei der in diese Zeit fallenden Einrichtung von Ka-vallerie-Remonte-Depots in Preussen vielfache Gelegenheit dar, diese Krankheit näher zu beobachten und ihre Natur richtiger zu würdigen.
quot;) In einem ungediucklen, mil vorliegenden Aufsalze über diese Krankheit,
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Es war das Jahr 1821 (im Herbst), wo sie in Preusscn,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ',. ' \
nachdem sie zuvor ^1820) schon in Berlin sich zeigte, in seuchenartiger Verhreitung, und zwar unter den Geslüts-Pfcrden zu Trakehnen in JAllhauen eine rege Aufmerksam­keit auf sich zog und von dem, leider für die Wissenschaft zu früh verstorbenen, Haupt-Gestüts-Inspector und Obcr-
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Itossarzt Bachmann treflend beschrieben worden ist *).
1822 (im Spätherbst) grassirte sie auch unter dennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;.,!
Mutters!ii(cn des Gradilzer Gesfiitsvorwerks Dohlen, wohin sie durch zwei von Trakehnen aus translocirte Stuten,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4gt;i:
welche dem Graditzer Gestüt einverleibt wurden, verschleppt
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worden zu sein scheint. *#9830;) Von dieser Zeit an, nachdem sie auch in dem Jahre darauf in den zuerst in Litthauen etablirten Remonie-Depots, so wie in verschiedenen Prival-gestülen dieser Provinz auftrat, ist sie in Teutschland noch nicht wieder gänzlich erloschen, vielmehr hat sie alljähr­lich bald hier, bald dort geherrscht.
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So herrschte sie in dem Jahre 1824 in den litthauischen
Depots und zeigte sich auch in märkischen Depots, in Hes­sen , Süddeutschland, Schweden und 1825 in der Schweiz und Frankreich.
Im Jahre 1827 grassirte sie abermals in den preussi-sehen Depots und 1828 sehr ausgebreitet in den märki­schen, so wie unter den Pferden mehrerer Kavallerie-Regi­menter.
Aus dieser Epoche sind uns mehrere Abhandlungen geliefert worden, so von:
1.nbsp; nbsp; nbsp; v. Tennecker. Practischc Beobachtungen über die un­ter den Pferden herrschende chronische Lungen- und Leberentzündung. Ilmenau 1823.
2.nbsp; nbsp; nbsp; Braueil. lieber die seit mehreren Jahren in Deutsch-
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*) I, c.
**) Wie Dies aus einem mir vorliegenden Bericht des Ober-thierarzles Halhach, welcher damals mit der Untersuchung der Krank­heit vom Ober-Marstall - Amte heauftragt worden war, gefolgert wer­den muss.
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land unier den Pferden u. s. w. herrrlaquo;chende Epizoo-tie. Weimar 1825.
3.nbsp; nbsp; nbsp;Anker. Abhandlung des 1825 unter den Pferden epi-zootisch geherrschteil Nerrenfiebers. Bern, 1S26.
4.nbsp; nbsp; nbsp;Norling. Hisloirc d'unc Epizootie, obscrv6e en Suede 1S24. (Recueil de möd. veter. iom. II. pag. 444.)
5.nbsp; nbsp; nbsp; Girard. Notice sur la maladic qni regne cpizootiq. sur les chevaux (Rec. de mcd. veter. tom. 11. pag. 137.
(Beschreibung der gegenwärtig in Frankreich herr­schenden Pferdekrankheit von Girand, aus dem Fran­zösischen mit Anmerkungen von Tcuflel. Carlsruhc 1825).
sect;#9632; 5-In dem letzten Decennium war ihre zeitweise Verbrei­tung nicht geringer, und sie erschien, obwohl vorzugsweise in Gestüten, Remonte-Depots, in Mar- Kavallerie- und Post-Ställen, auch mehr oder minder verbreitet unter den Landpferdcn. Doch ergriff sie von diesen (wie Das auch schon früher beobachtet), \\A(\\ Framjue's *) Mittheilung fast ausschliesslich nur Pferde der Fuhrleute, Postpferde und Pferde, welche Handelsleute eben erst aus andern Gegenden eingeführt hatten; während die Pferde der Bauern, die nur zum Ackerbau und nicht zu Reisen benutzt wurden, davon verschont blieben.
In der jüngsten Zeit aber war ihr Erscheinen auch vielfach unter Landpferden. Wie sie denn auch, wenn gleich sie periodisch noch in allgemeiner Verbreitung auf­tritt, doch nicht gänzlich in Teutschland erloschen ist, son­dern sich in einzelnen Erkrankungen hier und dort zu er­halten wusste. Desshalb ist sie nunmehr auch als eine stationäre Krankheit zu betrachten.
Beschreibungen von den lezteu Seuchenfällen finden sich in verschiedenen thierärztlichen Zeitschriften, sowohl des In- als Auslandes niedergelegt; Monographien erschie­nen über dieselbe ausscr von Meier, (Abhandlung über die
_________
#9830;) Franque Geschichte der Seuchen etc, Frankfurt a. M, 1834.
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Pferde-Influenza clc. Potsdam 1841) meines Wissens in Teutschland nicht.
Dagegen zieht eine Schrift des Engländers Spooner (a treatise on the influenza of horses etc. Southampton u London 1S37) in sofern unsere Aufmerksamkeit auf sich, als daraus hervorgeht, dass die Injhtenza in England schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in seuchenartiger Ver­breitung aufgetreten sei; namentlich wird das Jahr 1714 als ein solches bezeichnet, wo eine bösartige Epizootic von dem Continent aus nach England verschleppt worden sei, und wo bei den Pferden einstimmig dieselben hervorstechen­den Symptome, wie bei der gewöhnlichen Epizootic (In­fluenza?) sich gezeigt haben sollen. — Wir müssen jedoch bezweifeln, dass die 1714 auch bei Pferden beobachtete Krankheit, nach der von ihr gegebenen Beschreibung, die Influenza gewesen und noch mehr, dass dieselbe vom Con­tinent aus eingeschleppt worden sei. Die leztere Annahme ist wohl lediglich einer Voreiligkeit beizumessen, indem man jene Krankheit bei Pferden, bei ihrem gleichzeitigen Auftreten neben der Rinderpest, in ursächlicher Beziehung wie diese bcurtheilte.
sect;• 6-Ob die ferner von Spooner gedachten und von Gibson in den Jahren 1732 und 1734 beobachteten und beschrie­benen beiden Epizootien, welche unter den Pferden Lon­dons und in verschiedenen Theilen des Königreichs herrsch­ten, der Influenza angehört haben, und namentlich von der lezten mit Spooner anzunehmen sei, dass sie unsrer jetzigen Influenza sehr ähnlich gewesen, wollen wir ununtersucht lassen. Aber gesetzt, es wäre der Fall wirklich, so würde die oben von uns ausgesprochene Annahme, dass diese Krankheit in Teutschland erst gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts zuerst aufgetreten sei und mit der vorschrei­tenden Veredlung der Pferde in ätiologischer Beziehung stehe, dadurch doch weiter nicht an Glaubwürdigkeit ver­lieren, vielmehr in lezter Hinsicht noch Bestätigung finden. Denn bekanntlich ist England mit der Veredlung der
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Pferde uns rorangeeiU, mithin wurde in seiner Pferdezucht auch die grösserc Anlage für die qu. Krankheit früher ent­wickelt, als in der iinsrigen. Ja, wäre meine Annahme ganz zweifelsohne richtig, so würden wir uns in Bezug der Verschleppung der Influenza vielleicht eher gegen England zu beklagen haben, als England gegen uns; denn die Krankheit erschien in Teutschland (conf, sect;. 3.) zuerst in jenen Landestheilen, die mit England zunächst in engc­rem Verkehr mit Pferden standen.
II. {Symptomatologie der Krankheit.
sect;. 7. Vorbemerkung.
Die Influenza der Pferde hat das Eigenihiimliche, dass sie nicht allein mannigfach modificirt erscheint, sondern auch mitunter selbst larvirt auftritt, und eben dadurch die Eiitwerfung eines Kranliheitsbildes, welches joden einzel­nen Fall treu abspiegelte, kaum zulässt. Die Ursachen dieser Mannigfaltigkeit liegen theils und vorzüglich in der Verschiedenheit und der Zusammensetzung der LocalaiFec-tionen, theils sind sie abhängig von dem begleitenden Fie­ber und dem Charakter, welchen die Krankheit behauptet.
So wichtig der leztere, der Charakter der Krankheit, für die richtige Würdigung der Krankheit in Iherapeuii-scher Hinsicht auch ist, so wenig ist er doch geeignet, durch ihn Anfschluss über die Natur der Krankheit zu er­halten, oder nach ihm die Modificationen der Influenza in symptomatologischer Hinsicht festzustellen. Es entscheiden vielmehr die Art und die Zusammensetzung der örtlichen Affection, zumal da, bei den verschiedenen örtlichen Affec-tionen, doch der allgemeine Character, derselbe sein kann.
Wir glauben daher eine viel treuere Darstellung der
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Krankheit zu goben, wenn wir nach der Verschiedenheit der örÜichen Aflcciion die Krankheit besclirribcn, hierbei
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besonders ihre Giitfachhcit und Zusammenscfzung berück-
sichtigen und als Grundforin der Kraukheit jene annehmen, die nachweislich die durchgrcircndslc ist.
sect;. 8.
Es ist das System der serösen Membranen, worin
diese Krankheit vorzugsweise sich zu lokalisircn sucht, und nur unter besondern Umständen, wird das Leiden dieser
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Häute durch das schärfere Hervortreten von Leiden ande­rer Organe oder Systemthcilc bald mehr, bald weniger zu-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|, ' rückgedrängt, doch höchst selten nur — raquo;venigstens mir ist nie der Fall vorgekommen, — gänzlich verwischt. Dem Sitze entsprechend ist daher die Krankheit, auch in ihrer Allgemeinheit aufgcfa.ssl. rheumaüscher Natur. ''#9632;quot;
Da nun das seröse Mcmhransystrm ein in dem Kör­per deg;weit verbreitetes isl. die serösen Häute besonders aber zur Auskleidung der Höhlen und als Limkleidung der in denselben gelagerten Organe dienen, so darf es nicht wun­dern, dass (bei dorn gewöhnlichen Verhalten fieborhafter Krankheiten in einzelnen Systeuitheilen oder Organen sich vorzugsweise zu vergegenwärtigen) die in Rede stehende Krankheit sich bald in diesem oder jenem Systemtheile oder Organe vorzugsweise localisirt, und bei ihr die ver­schiedensten Organe leiden können. Wir sehen jedoch, dass die Krankheit vorzugsweise dort sich zu localisiren sucht, wo die laquo;Prosen Häute in besonders reichlichem Alaasse angehäuft sind. Da hieher insbesondere die Brust-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
höhle gehört, so sind es auch eben die Organe derselben, die ganz gewöhnlich specieller in den Kreis des Krankheils-processes gezogen werden. Es ist Dies erfahrnngsmässig auch so constant beobachtet worden, dass man die Krank­heit hiernach allgemein benannt hat, als: epizoolisrhe Brust-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;' fellentzündung, Bruslseuche etc. Da nun aber in der Hinter­leibshöhle die serösen Häute gleichfalls weit verbreitet sind, so können Organe dieser Höhle ebensowohl an dem Krankbeitsprocess besonderen Antheil nehmen. In der
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That ist Dies nun auch der Fall, und wir sehen das Bauch­fell, die Leber und die Gedärme (von ihrem paritonäalen Ucbcrzuge aus) mit leiden. Es ist indessen die Leber, deren Mitergriffenscin bei dieser Krankheit vorzugsweise beobachtet worden ist. Warum es gerade die Leber ist, darüber vergleiche den sect;. 109.
In vielen Epizootien war das Leberleiden ziemlich con­stant, doch selten oder nie war es die Leber allein, welche litt, sondern mit ihr noch andere Organe und von diesen fast regelmässig wieder die der Brust, so dass man zur nähern und bezeichnenderen Benennung des gesammten Krankhehszustandcs den Namen : epizooHsche Brustfell-Le­ber entzimdung , epizooHsche Brtuilfeil-Lungen-Leberentzündung etc. wohl gewählt hat; eine Benennung, durch welche die Krankheit in ihrer Allgemeinheit und mit Rücksicht auf ihren vorzugsweisen Sitz aufgefasst, noch am richtigsten bezeichnet wird, Ist es nun ferner Thatsache, dass Leiden der serösen Häute auch auf entfernler gelegene, gleichar­tige Gebilde sich gern fortpflanzen oder darin reflectirt wer­den, so kann es um so weniger aufTallen, wie bei Leiden der Pleura auch die serösen Häute der Hinterleibshöhlc so leicht in Mitleidenschaft gezogen werden und umgekehrt. Endlich sehen wir auch, dass dieser organische Consens nicht blos zwischen ganz gleichartigen Gebilden obwalte, sondern sich auch auf nahe verwandte erstrecke, so na­mentlich zwischen den serösen, fibirösen und den Synovia!-Häuten bestehe, wobei allerdings auch die ätiologischen Beziehungen dieser verschiedenen Leiden in Betracht kommen. Daher wird denn auch bei der Influenza ein Mitleiden der fibrösen Gebilde sowohl, als der Schleimhäute gar häufig gesehen. Diese Erörterungen, die wir vorläufig schon hier, zur bessern Verständigung der Krankheit, ge­ben zu müssen glaubten, bestätigen die mannigfachen Ab­weichungen in dem Krankhcitsbildc.
sect;• 9-So gross nun auch die Nuancirungen der Krankheit, und so beträchtlich die Schwankungen zwischen den Haupt-
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Verschiedenheiten sind, und seihst namhafte Leiden einzel­ner Eingeweide im Verlauf der Krankheit hervortreten kön-
.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;SIM
neu: so lassen sich doch alle ganz füglich und einem prak­tisch therapeutischen Zwecke entsprechend, auf folgende 3 Hauptformen zurückführen.
1.nbsp; nbsp; nbsp; Die örtliche Aflection ist auf die serösen Häute, ge­wöhnlich der Brust beschränkt: die einfache, rheuma­tische (oder Grund-) Form.
2.nbsp; nbsp; nbsp; Neben dem Leiden der serösen Häute, oft dasselbe in den Hintergrund drängend, besteht noch eine beson­dere Affection der Schleimhäute, gewöhnlich auf die der Respirations-Organe beschränkt, und zwar ent­weder für sich allein, oder auch gleichzeitig mit einem Leiden der Lymphdrüsen: die rheumafisch-caiarrhalische (lymphatische) Form.
3.nbsp; nbsp; nbsp; Keben der Affection der serösen Häute besteht noch ein namhaftes Mitleiden einzelner Hinterleibsorgane, am gewöhnlichsten der Leber; die gastrich-rheumafische oder hiliös-rheumatische Form.
Zu bemerken ist jedoch, dass diese 3 Formverschic-denheiten nicht immer jede für sich so deutlich markirt erscheint, sondern eine Annäherung der einen an die an­dere häuGg stattfindet.
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Zufälle der Krankheit. In welcher Form die Krankheit auch auftreten mag, in der Regel gehen ihrem völligen Ausbruch Vorboten voran. Man kann wohl mit Recht sa-gen in der Regel, denn nur selten pflegte die Krankheit momentan anzuheben. Doch kommen Fälle der Art vor, -wenn die Krankheit entschieden mit dem entzündlichen Character auftritt und sehr robuste Thiere (namentlich Beschäler) befällt oder zufällig dergleichen Pferde, bei de­nen die Krankheit in Anmarsch ist, nachtheilige Einflüsse treffen *). Diese Vorboten nun, die sich im Ganzen auf ein
*) Es hält überhaupt schwer hei Krankheiten der Thiere darüber abzuurtheilen, oh Vorboten Torangehen oder nicht, Denn da dieslaquo;
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tiefes GcsiöHsein des Gemeingeluhls beziehen, daher die­ser Krankheit keinesweges eigenthümlich sind, vielmehr auch andern, nachhaltig fieberharten Krankkeiten zu kom­men, bestehen im Aflgemciiien in verminderter Munterkeit, Trägheit und Abgeschlagenheit, denen sich gewöhnlich Husten, welcher bald mehr kurz und trocken, bald mehr rauh und gedehnt ist, hinzugesellt. Die Fresslust ist nicht mehr so rege, der Appetit pflegt mehr auf Rauh­ais Körnerfutter gerichtet zu sein. Untersucht man solche Pferde genauer, so pflegt man einige Pulse wnd Athemzüge in der Minute mehr als gewöhnlich und meistens auch eine unglcichmässig über den Körper ver breitete Temperatur schon jezt wahrzunehmen. Ferner be­merkt man gewöhnlich, dass dergleichen Pferde einen ge­spannten, wackligen Gang haben, (wobei mitunter die Ge­lenke knacken) und im Stehen abwechselnd mit dem einen oder andern Hinterfusse ruhen (schildern). Ausscr diesen genannten Symptomen hat man dem wirklichen Ausbruche der Krankheit auch wohl noch andere Zufälle, als rosen-artige Anschwellung der Füsse und anderer Theile, Schwäche im Kreuze und daher schwankender Gang, so wie auch lähmungsarlige Zufälle an andern Körpertheilen, Erscheinun­gen von Krankheit, als Dummkoller etc. vorangehen sehen, wodurch dieselbe mehr oder weniger larvirt auftrat. Die Seuche betrachtet, sah man ihrer allgemeinen Verbreitung zu­weilen, als Vorläufer catarrhalische und gastrische Erkran­kungen einzelner Individuen vorangehen, so dass Erkrankun­gen ersterer Art die Influenza gewissermassen einleiteten.
sect;. 11.
1. Die einfache, rheumatische Form.
Die meisten der so eben genannten Vorboten gehen dem Ausbruche der Krankheit in dieser Form immer mehr
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sich meisleiillieils docli mir auf das Genieingefiilil beziehen, und die ersten Trübungen hier mehr subjective als objeelire sind, so geht ihre Wahrnehumng bei Thieren (wegen Mangel an Sprache) für uns stets mehr oder iveniger verloren.
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oder weniger deullitli vorher und meisiens mehrere Tage,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lt;
ja selbst Wochen lang; und nur wenn zuTällige Erkältun­gen statthaben, oder eine stürmische Witterung, namentlich mit Windströmunscn aus Nordost, eintritt, sind die Vor-
boten von kürzerer Dauer.
Ein mehr oder weniger deutlidier, doch meistens nur kurz dauernder Frostscbaner mit nachfolgender Hitze, kün­digt den Fiebereintriit und somit den völligen Ausbruchnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1 der Krankheit, in der Form eines rheumatischen Fiebers,
an. Die Thiere verhalten sich sehr ruhig, vermeiden jede
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Bewegung, werden sie dazu veranlasst, so ist ihr Gang mehr und minder gespannt, steif; die Gelenke scheinen weniger biegsam, knacken ; beim ruhigen Stehen schildern die Kranken abwechselnd mit den Hinterfüssen, eine Er­scheinung, die man characteristisch nennen könnte. So constant ist sie. Da bei diesen Kranken das seröse Mem­branen-System der locus aiTectus ist und die serösen Haute namentlich in der Brusthöhle reichlich angehäuft sind, so sehen wir denn auch hier vorzugsweise Erscheinungen der Brustaifection neben dem des Fiebers hervortreten.
sect;. 12.
Was nun zunächst das leztere betrifft, so trägt das­selbe, wie so eben bemerkt, ganz das Gepräge eines rheu­matischen Fiebers, bald mit dem Charakter einer gelinden, seltener gleich einer heftigen Synocha, bald mit dem der Schwäche; in beiden Fällen aber mit mehr oder minder hervortretendem Erethismus. Ueberhaupt verdient bemerkt zu werden, dass das den ferneren Verlauf der Krankheit begleitende Fieber alle Verschiedenheiten des Characters annehmen kann. Demnach zeigen auch Puls und Herz­schlag einige Verschiedenheiten, so dass im ersteren Falle der leztere nur undeutlich oder gar nicht hervortritt, im lezteren Falle aber derselbe m. o. m. deutlich gefühlt wird, und der Puls, wenngleich in der Regel krampfhaft und klein, im ersten Falle doch mehr gespannt, im lezteren dagegen mehr weich erscheint. Die Maul- und Nasenschleim­haut ist höher geröthet und weniger feucht; die Wärme
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im Maule vermehrt, so wie die Temperatur des Körpers überhaupt gesteigert. Doch wird nicht selten gleich zu Anfange ein häuflger Wechsel in der Körperwärme oder ungleiche Verdieilung derselben beobachtet, wenn die Krankheit mit einiger Bedenklichkeit auftritt und eine Hinneigung zum nervösen Charakter verräth. Im lezten Falle kann sich sogar der Körper kühl anluhlen; insbeson­dere aber zeigen die Extremitäten eine (eisige) Kälte. Die Excretionen sind verändert: die IVIistentleerung mei­stens verzögert, der Mist klein geballt, dunkel gefärbt und mehr trocken oder auch weich. Der Urin ist wasserhell oder gelblich gefärbt, doch nur selten, ausser wenn Local-cntziiudungcn hinzutreten, besitzt derselbe eine saturirt gelbe Farbe; häufig findet ein Reiz zum Uriniren statt.
sect;. 13. Die vlffeciion der Biuslhüulc wird nun insbesondere durch ein vermehrtes Athemholen, (so dass statt der Nor­malmittelzahl von 10 Athemziigen, 20, 30, 40—60 in der Minute wahrgenommen werden, ohne dass aber das Ath-men selbst gerade erschwert erscheint), durch die gespannte Stellung und steife IlaUinig der Kranken und die Empfind­lichkeit gegen angebrachten Druck an die Rruslwandungen erkannt. War der Husten schon früher vorhanden, so wird derselbe jezt häufiger, seiner Beschaflenheit nach kurz und trocken, gehört, oder er tritt jezt ein; jedoch ist der Hu­sten keineswegs ein constantes Symptom. Die Kranken pflegen während der Dauer der Krankheit sich entweder gar nicht zu legen, oder wenn dies geschieht, so ist es doch nur auf sehr kurze Zeit.
sect;#9632; ü-In dieser so eben beschriebenen, einfachen und gelin­den Form geht die Krankheit, fast ohne Anwendung phar-maceutischer Mittel, durch ein zweckmässiges diätisches Verhalten, meistens nach 7—9 tägiger Dauer in ßenesung über; indem sie sich durch kritischen Urin, seltener durch Schweiss entscheidet. Wo aber die Krankheit mit grösse-rer Heftigkeit auftrat, das Fieber eine bedeutende Höhe
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erreichte, Vernachlässigung cic. der Kranken staUfand, danbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^
steigert sich das örtliche Leiden ganz gewöhnlich, wird zur förmlichen Brusfentzändung, der Krankheitszustand erscheint dann complicirter und bedenklicher (cf. sect;. 21).
sect;• 15.
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Wie bemerkt, erhält sich die Influenza nicht immer so rein in ihrer einfachen rheumatischen Form, sondern erlei­det mancherlei Reimischung, 'wovon wir der obigen Ein-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; [ theilung zufolge, zunächst der Verbindung mit Katarrh ge- i
denken, die wir
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2) als die calarrhalische Form bezeichnet haben. Im Allgemeinen sehen wir auch hier dieselben Erscheinungen, wie die in den vorhergehenden sect;sect;. beschriebenen, eintreten, nur dass sie sich mit solchen, welche ein Leiden der Schleim­häute (der Respirationswerkzeuge) anzeigen, vergesellschaf­ten, und wo diese mehr oder weniger die prädomini-rendsten sind.
Von diesem Schleimhautleiden dürfte zur besseren Verständigung schon hier die Bemerkung zu machen sein, dass dasselbe bald und gewöhnlicher gleich Anfangs vor­handen ist, gewissermassen den Anfang der Krankheit macht, in andern Fällen aber tritt es erst später hinzu.
Das Mitleiden der Schleimhäute giebt sich durch die mehr oder wenigere Auflockerung der Nasenschleimhnut und der Conjunctiva des Auges, tiefere Röthe derselben; durch einen Anfangs wässrig-schleimigcn, später consisten-teren, nicht selten klümperigen und gelb gefärbten, jedoch nie sehr beträchtlichen Ausfluss aus der Nase; durch häu­figen, gedehnten, rauhen Husten zu erkennen. Das Ath-men ist etwas beengt, wird leicht hörbar, wohl selbst (durch den in der Luftröhre angesammelten Schleim) rö­chelnd. Bei jungen Thieren, (und diese sind es eben, wo eine catarrhalischegt;Beimischung am gewöhnlichsten vor­kommt) schwellen auch gern die Kehlgangsdrüsen an, so dass der Kehlgang mehr oder weniger belegt gefunden wird. Das Fieber, (dessen Eintritt gewöhnlich durch auf­fallenden und anhaltenden Frostschauder, der nicht selten
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in den folgenden Tagen periodisch wiederkehrt, mit deut­lichem Aufsträuben des Haares, verbunden ist) pflegt schon von vorn herein eine Hinneigung zum asihenischen Cha­rakter zu zeigen, daher der Puls, weun auch voll, doch wenig gespannt, und mehr weich erscheint; der Herzschlag mehr oder weniger fiililbar ist. Der Anfangs mitunter vorkommende entzündliche Anstrich des Fiebers pflegt sieh meistens bald zu verlieren, doch sehen wir dasselbe auch, bei robusten Konstitutionen und bei trockener kalter Wit­terung, mit dem stehnischen Charakter so ganz selten nicht auftreten. In diesem Falle pflegt dann aber ganz gewöhn­lich das Schleimhautleiden bis zur wirklichen Entzündung sich zu steigern, (catarrhaliscbe) Bräune und Bronchilis ge­langen leicht zur Ausbildung und rufen nun noch eine Reihe anderer Erscheinungen in dem Krankheitsbilde her­vor. Indessen verdient doch bemerkt zu werden, dass auch selbst in solchen Fällen der Charakter des Fiebers sich nicht lange als sl/ienisch erhält, vielmehr bald eine Um­wandlung in den asihenischen zu erleiden pflegt, und dann gern, bei schweren Leiden in den typhösen übergeht.
Bemerkt zu werden verdient noch, dass in der ersten Hälfte der Krankheit, bis IVasenausiluss eintritt, mehr oder weniger Eingenommenheit des Kopfes zu bestehen pflegt, die bei der sub 1 beschriebenen Form in der Regel nicht beobachtet wird. Die Abweichungen in den Digestionsver-richtungen sind denen der rheumatischen Form im Ganzen gleich, doch ist ein schleimiger Ueberzug des Mistes eine ziemlich gewöhnliche Erscheinung.
sect;• 16.
Die Krankheit verläuft in dieser Form etwas zögern­der als in erstbeschriebener, nur selten entscheidet sich dieselbe vor dem 10 bis 14. Tage, doch ist der Ausgang auch hier gewöhnlich Genesung, wenn nicht örtliche Ent­zündungen oder Erscheinungen eines tieferen lymphati­schen Leidens hinzutreten und mit ihnen eine gefährliche Krankheit überhaupt zur Ausbildiing gelangte.
Die Erscheinungen, unter welchen die Genesung erfolgt,
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r':'j sind neben dem Nachlassen der allgemeinen Krankheliszei-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lt;
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chen, ein trüber sedimentöse* Urin, Schlcimfluss aus der
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Nase, begleitet von einem lockeren Husten.
sect;• 17-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;|r
3. Häufiger noch, als die Schleimhäute sehen wir die Jlinlerleihsorgane mitleiden, und zwar, wie bereits bemerkt, am gewöhnlichsten die Leher mit in den Krankheitsproccss gezogen werden, und die Influenza dann in der von uns unterschiedenen dritten, der gasirisch-rheumatischen odernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
biliös-rheumatischen Form auftreten.
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Wir glauben auch hier wieder, wie bei der vorigen Form, darauf aufmerksam machen zu müssen, dass das ga­strische Leiden bald gleich von vorn herein mit vorhanden ist, bald aber — und Das wohl am häufigsten — erst spä­ter hinzutritt. Dass das Leztere häufig Statt finde, kann nicht anflallen, da schon an und für sich fiberhafte Allge­meinleiden von einiger Dauer, auch Störungen in der Yer-
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riebtung der Vcrdauungswerkzeuge nach sich ziehen, na­mentlich aber auch gern Störungen in der Gallcnsecrction veranlassen, zumal wenn die BeschafTenheit des Bluts, wie es eben in dieser Krankheit der Fall ist — conf. sect;. 19. — solche noch begünstigt. Dann aber liegt es, wie oben (sect;. 8.} angedeutet, schon in der Natur der Krankheit, die Hin-terleibsorganc in Mitleidenschaft zu ziehen, da auch sie mit serösen Umkleidnngen versehen sind. Wir können in vie­len Fällen sogar durch die Section nachweisen, dass nam­hafte entzündliche Leiden der Hinterivibsorgane von den serösen Umkleidungen ausgehen.
Wo bei der Krankheit gleich von Anfang an ein ga­strisches Leiden, namentlich der Leber, prävalirt, da sehen wir häufig schon unier den obeiigcnanntcn Vorboten eine gelbliche Färbung der Schleimhäute, die am stärksten an der Conjunctiva des Auges hervortritt, m. o. in. belegte Zunge, Störungen in der Verdauung etc. dem eigentlichen Ausbruche der Krankheit längere oder kürzere Zeit vor­ausgehen. Erscheinungen, welche während der Dauer der Krankheit bleibend sind und dem Grade nach noch zuneh-
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men. Der Eintritt tier Krankheit selbst kündigt sich nicht spltcn laquo;lurch gelinde Kolikschmerzen an, wobei sich die liraukcn jedoch niclii so unruhig beuehuien (sieh nur nach dem Leibe umsehen, mit dem Schweife wedeln, sich nie­derlegen und meistens längere Zeit liegen bleiben), als Dies bei einer eigentlichen Kolik der Fall ist. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen, wo wirklich Koliken zu Stande kamen, nach deren Ueberstehung die Inilueuza dann in ihrer vollen Blüte dastand; ja es sind mir und Andern Fälle vorgekommen, wo von vorn herein eine Darmeutziin-dung zur Ausbildung gelangte und die Thierc tödtetc (cf. sect;. 27). Im Ganzen und aui gewöhnlichsten sehen wir aber, dass Erscheinungen einer BrustaiTection sehr bald hinzutre­ten, so dass die sub 1) beschriebenen Symptome sich mit denen eines eiitziindlichcn Leberleidens vereinen. War jene zunächst und gleich deutlich ausgeprägt vorhanden, so gesellen sich (meistens nachdem sich eine Brustentzün­dung ausgebildet hatte) die Erscheinungen des Leberlei­dens in den ersten Tagen hinzu. Auf welche Weise nun aber auch das Leberleiden zur Eutwirkclung gelangt, so pflegt bei dieser Form der Influenza die Eingenommenheit des Kopfs gross zu sein: die Thiere stehen abgestumpft, stützen den Kopf wohl auf den Barren, die Augenliedcr erscheinen wie gedunsen, die Augen sind Laib geschlossen, gläsern; in hohen Graden treten selbst Erscheinungen nie-dern Grades des Dummkollers ein, wo denn die Kranken auch eine unrogelmässigc Stellung, meistens eine schräge, mit mehr unter den Leib gestellten Hinterfüssen, annehmen; in audürn Fällen ist die Stellung der Hinterfüsse mehr kuh-hessig; doch fehlt auch hier das Schildern der Hinterfüsse, insbesondere mit dem rechten Hinterfüsse nicht. Gegen den Druck in der Lebergegend zeigen sich die Thiere, (wenn die Abstumpfung nicht zu gross ist) empfindlich. Das Athmcn, das auch hier beschleunigt, jedoch nicht so frequent, a\s bei einfacher BrustafTeclion ist, geschieht in der Art, dass die Inspiration lang (und tief), die Exspira-tion kurz ist. Der gewöhnlich vorkandeuo Husten ist kurz,
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abgebröchen (wegen der Berührung zwischen Zwerchfell undnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
Leber) schmerzhaft und wird zu unterdrücken gesucht. Der Puls, der auch hier, zwar je nach dem Charakter des Fiebers verschieden sich zeigt, ist dadurch ausgezeichnet, dass er mei­stens in Bezug auf die Aufeinanderfolge und Beschaffen­heit eine grösserc oder geringere Ungleichheit und Unrc-gclinässigkeit zeigt, nicht selten sogar selbst aussetzend ist. Die Frcsslust ist geringe oder ganz aufgehoben; dienbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;l
Störungen in der Mistexcretion sind hier auflallender; der Mist ist klein geballt, trocken, dunkel gefärbt und glän­zend, oder auch grosser und locker geballt, unverdaute Futtersiofle enthaltend. Der Urin gelblich, safranfarbig.
sect;. 18. So lange auch hier in den örtlich ergriffenen Organen keine namhafte Entzündungen zur Ausbildung gelangen, pflegt die Influenza in dieser Form, wo das seröse Haut­leiden eine gastrisch-biliöse Beimischung erlitten hat, wei­ter nicht gefahrlich zu werden, obgleich der ganze Krank-heitszustand bedenklicher erscheint, als bei den andern beiden angenommenen Hauptformen, worüber weiter unten das Nähere. Es erfolgen mit dem 7. bis 9. Tage kritische Erscheinungen durch die Nieren, den Darmkanal, durch rosenartige Schlauchanschwellnngen etc., und Genesung tritt ein.
sect;#9632; 19-Eine auffallende Abweichung von dem Normal zeigt das Blut in jedein Falle. Es ist von einer bald mehr, bald weniger auflallend zähen Beschaffenheit und es bildet sich, in Gefassen aufgefangen, beim Erkalten desselben eine he-trächlliche Lage plastischer Lymphe (Speckhaut) über dem Blutkuchen (cruor). Dieselbe zeigt mehr eine strohgelbe, gelbgraue, und nur, wo ein Leberleiden deutlich hervortritt, mehr orangegelbe Farbe, ist meistens von geringer Elasti-cität, mehr schleimiger (sulziger) Beschaffenheit und haftet nicht so innig mit dem Blutkuchen zusammen, wie Dies bei reinen Entzündungskrankheiten der Fall ist. Nicht selten, namentlich bei deutlichem Leberleiden, lagert sich
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unter der Speckhaui eine ilfinnc Schicht einer schmierigen, gelb-grauen, schmutzig-brännlichen Masse ab. Serum wird nur wenig und sehr langsam ausgeschieden. Je deutlicher der asihenisehe Character der Krankheit ausgesprochen ist, desto dicker ist die Speckhaut, welche sich auf dem Blute ablagert (sie macht nicht selten den dritten Theil der ganzen Blutmasse aus) und von desto lockerer Beschaffen-heil ist sie und ihre Verbindung mit dem CVuor, so dass sie von diesem leicht getrennt werden kann, Bei sthenischcm Charakter ist die Speckhaut von geringerer Dicke und noch in­niger mit dem Blutkuchen verhunden.
sect;. 20. CompUcationen.
Wenn wir in dem Vorhergehenden die Infiuenca in ihrer einfachsten und am wenigsten zusammengesetzten Gestalt beschrieben haben, wie sie ohne vorherrschendelaquo; Localleiden unter der Form eines rheumatischen, rhetimatisch-calarrhalischen oder rheumatisch - gastrischen Fiebers auftritt, so behauptet sie sich, wie dies bereits oben bemerkt wor­den , doch keinesweges immer so gutartig, vielmehr wird sie, durch die in ihrem Verlaufe sich leicht und gern ent­wickelnden Entzündungen einzelner Organe, durch Umbil­dung des Fieber-Charakters in den nervösen, typhösen etc., oft genug zu einer sehr complicirten und gefährlichen Krankkeit, und ruft dem entsprechend noch die verschieden­sten Krankheitserscheinnngen hervor, die dann m. o. m. ein abweichendes Bild von dem eben beschriebenen bedingen.
Eine möglichst vollständige Betrachtung der Influenza in ihren verschiedenen Modificaüonen wird daher zu ihrer vollständigen Beschreibung und Erkennung hier zunächst noch Aufgabe sein.
sect;• 21.
Am allergcwöhnlichsten sehen wir nun wie dies (sect;. 14.) schon erwähnt worden, dass die ursprünglich entzündliche Reizung der serösen Häute bis zur wirklichen Entzündung sich steigert. Bei der sub I. sect;. 11 slaquo;q. betrachteten Form sind daher vorzugsweise Pleuritis und JPeri-pneumonie, bei der
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sab 2 beschriebenen Form sind es Laryngids und Bronchi­tis, bei der sub 3. beschriebenen Form, Leber-, Bauchfell- und Darmentzündung etc., die im weitem Verlaufe der Krankheit hervor- und hinzutreten. Es entwickeln sich somit nun auch jene pathischen Erscheinungen, die diese Krankheits-zustände characterisiren, und die wir zunächst erörtern woU len, bevor wir zu jenen Complicationen übergehen, die sel­tener vorkommen.
sect;. 22.
a) Bei der Ausbildung von Brustfellentzündung nimmt das Athmcn an Frequenz zu, nicht selten steigert es.sich, ohne besonders beengt zu erscheinen, bis auf 70—80 Züge in der Minute, ja es kommen Fälle vor, wo die Zahl der Atbemzüge die des Pulses, der gleichfalls sehr frequent (SO — 90 und darüber in der Minute) klein und krampf­haft erscheint, erreicht; es wird mit lebhafter Agitation der Nasenflügel, der Flanken und Bauchmuskeln ausgeführt, während die Bippen mehr festgestellt sind, und dadurch längs der falschen Bippen eine Rinne sichtbar wird; der vorhandene Büsten ist hellklingend), kurz und schmerzhaft, in heftigen Graden wird er zu unterdrücken gesucht. Beim Druck an die Rippen äussern die Kranken sichtbare Schmerzen, indem sie stöhnen und dem Drucke auszuwei­chen suchen. Der Schmerz, welchen die Thiere empfinden, veranlasst sie, sich nach der Seite umzusehen. Die Hin-terfnsse, womit abwechselnd geschildert wird, sind mehr unter den Leib geschoben. Ist der Herzbeutel auch gleich­zeitig mitergriffen, so wird Dies durch grössere Angst und Unruhe, kleinen, unregelmässigen Puls, ungleichen Herz schlag m. o. m. deutlich angezeigt.
Bei der Auscultation an der Luftröhre und den Brust-wandnngen vernimmt man das respiratorische Geräusch deut­licher, als bei gesunden Thieren (haben sich aber schon Aus­gänge gebildetquot;, so kann das respiratorische Geräusch von den Brustwandungen ans auch undeutlich erscheinen). Die Frcsslust ist fast ganz aufgehoben, die Sauflust meisten-theils vermehrt, Mist- and Harnentleerung erfolgen unter
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Beschwerde, weil durch die hierbei ihäiigen Banclimnskeln die Respiration noch mehr erschwert wird,
sect;. 23.
b)nbsp; nbsp; Hat die Entzündung auch den Theil der Pleura crgrifTen, welcher als Uebcrzug der Lungen dient, so pflanzt sieh die Entzündung sehr leicht auf das Parenclivm der Lunge fort und eine Pleuro-pneumonilis gelangt zur Ansbil
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. In diesem Falle erscheint das Athmen nicht allein
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frequent (40—50 Züge in der Minute), sondern es ist auch beengt, die Respirationsbeschwerden sind viel beträchtli­cher, als wenn die Pleura und insbesondere wenn die Pleura costalis allein leidet. Dies iindet seine Erklärung leicht darin, dass der bis dahin freie Eintritt der Luft in die Lungen nunmehr behindert ist. Daher sieht man denn auch in diesem Falle bei der Athemangst, der grossen Sehmerzen ungeachtet, die Rippen beim Athemholen sich wieder bewegen; die ansgeathmete Luft nimmt einen hö­heren Wärmegrad an; der Husten ist für die Kranken.sehr peinigend, wird daher nach JVlöglichkeit zu unterdrücken gesticht, so dass oft, wenn die Kranken sich zum Husten anstellen, statt desselben nur ein Stöhnen und Aechzcn ge­hört wird. Die Thiere stehen mehr mit gesenktem Kopfe und auseinander gestellten Yorderfüsscn und legen sich nicht mehr; das respiratorischc Geräusch wird, .statt zi­schend zu sein, knisternd; die Kranken verratheu viel Schmerzen, Angst und Unruhe — Zufalle, die besonders im Auge retlectiri werden.. Futter versagen die Thiere jezt mehr oder minder gänzlich, dagegen ist das Verlangen nach Getränk sehr rege, so dass sie nach dem ihnen dargereichten sehr gierig langen, allein nur in kurzen Absätzen saufen.
sect;. 24.
c)nbsp; nbsp; Wie von der Peripherie der Lungen aus, wie in dem so eben beschriebenen Falle, eine Pnexanouie zur Aus­bildung gelangen kann, eben so sehen wir Dies auch bei der catarrhalischen Form vorkommen, wenn nämlich das Schleimhautleiden sich besonder^ in den Bronchien inani-festirt und zur wirklichen Entzündung wird. In diesem
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Falle ireten za ilcn sub 2. (!j. 15.) beschriebenen Erscheinnn-gen zunächst die einer BronchUis hinzu. Das Fieber winl be­deutender, das Athmeii noch mehr altcrirl; wegen der durch die Entzündung aufgelockerten Schleimhaut beengt, schnau­fend, röchelnd und mehr tief. Die üVasenlöcher werden weit aufgerissen; die Rippen sind nicht festgestellt, sondern werden beim Einalhmen deutlich gehoben; die Frequenz des Alhmens erreicht nicht die Höhe, wie bei der Pleuri­tis (weil hier die Berührung der Lungen mit den Rippen, was durch mehr tiefe und vollständige Athemziigc geschehen würde, wegen Schmerz vermieden wird.) Die Zahl der Athemzüge übersteigt nicht leicht 40 — 50 in der Minute. Der Husten ist häufig und besteht in einem mehrmaligen Aufhusten, ist nicht mehr so gedehnt, und seine frühere Rauhigkeit ist mehr zur Heiserkeit geworden. Der frühere schleimige Ausfluss aus der iVase pflegt nun zu verschwin­den, und statt dessen eine mehr oder weniger saturirt gelbe, wässrige Flüssigkeit aus der IVase ahzutröpfelu, (später und bei günstigem Ausgange wird sie schleimig, klümperig) dilaquo; mitunlev wohl selbst, bei sehr heftiger Entzündung und deren Üebergang auf das Parenchym der Lunge, eine blutige BeschaiTenheit annimmt. Erfolgt eine Fortpflanzung der Entzündung auf das Parenchym der Lnnge, so gelangt auch hier eine Pneumouie zur Ausbil­dung, die sich von der snb b) beschriebenen insofern unterscheidet, als das Athmen hier noch viel mehr beengt und erschwert erscheint, die Bewegung der Flanken beim Athemholen nur unmerklich ist, dagegen die Hebung der Bippen bei jedem Äthemzugc auf das äusserste stpigt, um den Brustkasten nach Möglichkeit zu erweitern; der Hu­sten bleibt zwar, doch suchen ihn die Kranken möglichst zu unterdrücken, so dass er abgebrochen, kurz und dumpf erscheint; nicht selten sieht mau auch liier, dass die Thicre zum Husten sich anstellen, aber nur stöhnen. Das respiratorische Geräusch hört sieh von der Luftröhre aus noch deutlich, hat aber eine Beschaflenheit angenom­men, die mau provinciel mitgicnicnd bezeichnet, allgemein,
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jedoch nicht ganz genau, bezeichnet kann man es pfeifend, und wenn Schleim in den Bronchien sich findet, schlot­ternd (von dem in den Bronchien enthaltenen und beim Ein- und Ausdringen der Luft mit bewegtem Schleim herrührend) nennen. Von den Bippenwandungen aus ge­horcht, bat sich das respiratorische Geräusch dem Gehör mehr entzogen. Die Eingenommenheit des Kopfes pflegt gross zu sein, die Kranken stehen mit gesenktem Kopfe (um jede Anspannung der Luftröhre zu vermeiden) mehr oder minder stumpfsinnig. Die Arferienbewegungen sind zwar nacli dem Charakter des begleitenden Fiebers ver­schieden; im Ganzen aber erscheint doch der Puls mehr oder minder gespannt. Die sichtbaren Schleimhäute sind stark (venös) geröthet, und die Maulschleimhaut pflegt längs ihrer Begrenzung an den Zähnen durch einen rothen Strei-
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fen abzustechen.
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sect;. 25. d) Gelangt Bräune zur Ausbildung, so pflegt solche zwar im Allgemeinen die Form der calarrhalischen Bräune zu behaupten, doch sehen wir sie auch mit mehr rein entzündlichen Erscheinungen, ja in sehr bösartigen Fällen sogar (wenn in dem Fieber der faulige Charakter deutlich ausgesprochen liegt) selbst in der Form der brandigen Bräune auftreten, so wie in Fällen, wo im ganzen Krankheitsbilde eine nnlhraxartige Natur sich ausspricht die Bräune selbst carbuneulöser Art sein kann. — Die Veränderungen, welche das Krankheitsbild durch den Hinzutritt der Bräune erleidet, werden somit, nach der Art der Bräune, einige Verschicdoiilicitrn zeigen, im Allgcmcineii aber kommen sie dahin übercin, dass Schlingbeschwerden eintreten, aafge-nommenes Futter und Getränk theilweise durch die Nase wieder zurückfliessen; das Athmen bei weitgeöffneten und mehr festgestellten Nüstern, schnaufend, pfeifend, schnar­chend wird, die Kranken mit vorgestrecktem Kopfe stehen (um dem örtlich leidenden Theilc mehr Baum zu ver­schaffen) und Schmerz beim Druck in der Kehlkopfgegend Hassern. Dabei verrathen die Thiere, naeh dem Grade
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des örilichen Leidens, mehr oder weniger Angst, die Augen erscheinen hervorgedrängt, der Blick ist stier, die Pupillen erweitert; in sehr hohem Grade schwellen die Adern am Kopfe und Halse auf; die Schleimhaut der Nase ist intensiv roth', nicht selten von marmorirten, bei höherem Grade der brandigen Bräune selbst von geschwü­rigem Ansehen. Aus den Nasenlöchern tröpfelt eine gelb-bräunliche Flüssigkeit*, im weitern Verlaufe der Krankheit stellt sich gewöhnlich förmlicher Ansfluss aus der Nase von verschiedener BcschafTenheit, je nach dem Ausgange, welchen die Krankheit nimmt, ein; er wird schleimig-klum-perig bei günstigem Ausgange; bei der brandigen Bräune missfarbig, übelriechend, von scharfer, ätzender Beschaffen-heit, so dass er die Thciie (Lippen) welche er berührt, corrodirt, Stückchen abgclöseten Epitheliums, selbst der Schleimhaut mit sich iiihrend. Gewöhnlich ist auch Geschwulst nach ausseii hin, vorhanden^ sie nimmt zunächst die Kehle ein', wird nicht selten aber auch so bedeutend, dass sie den ganzen Kcblgang ausfüllt, ja, (wenn ein typhöses Allgemeinleiden vorhanden ist und die Bräune als brandige besteht, erstreckt sie sich auch auf andere Partien des Kopfes: die Lippen, Augenlicder etc., wodurch dann dem Kopfe ein ganz unförmliches Ansehen verliehen wird (spanische Kopfkrankheit nach Pilger?quot;), Es kann ferner Abscess-und Gcschwfirbildung in und auf der Geschwulst zu Stande kommen. Je stärker die Geschwulst nach aussen hin ist, desto geringer pflegt die Entzündung der innern Theilc zu sein. Den verschiedenen Gradationen der Bräune ent­sprechend, treten nun auch noch verschiedene Nebenzu­fälle, als Erstickungsfälle etc. ein, deren nähere Anführung hier unwesentlich sein dürfte,
k 26 o) Leherenlsündung ist eine der gewöhnlichen Com-plicationen unserer Krankheit; in einzelnen Epizootien wurde sie fast constant beobachtet. Aus den in sect;. 109. h. a. O. angeführten Gründen, kann es auch nicht auffallen, dass die Leber, wenn auch nicht immer in ihrem organi-
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sehen Gefiige, doch von ihrer fnnciionellen Seile her, so leicht in Mitleidenschaft gezogen werde. Daher kann denn neben dem, dass schon Lungenentzündung etc..vorhanden ist, auch gleichzeitig noch Leberentzündung hinzutreten. In solchen Fällen erscheinen die Thiere um so kränker und das Krankheitsbild schlicsst dio Symptome dieser beiden Krankheiten gemeinschaflich in sich ein.
Bei den Vorhandensein einer Leberentzündung treten die sub 3. (sect;. 17.) beschriebenen, auf das Lcberleiden bezo­genen Symptome zwar schärfer hervor, doch gilt auch hierj wie bei jeder andern sporadisch vorkommenden Leber­entzündung der Satz, dass dieselbe nicht so unzweideutig erkannt werden kann, wie Dies mit Entzündung solcher Organe, die mit der Aussenwclt in unmittelbaren Verkehr treten, der Fall ist. Aus dem Grade des Fiebers und dein Allgemeinerkranktsein überhaupt, und insbesondere aus dem Grade des Gesiörtseins der Function der Leber wird auf die Entzündung dieses Organs geschlossen werden müssen. JVlit der ausgebildeten Lcberentzündnng pflegen sich die Kranken ruhiger zu verhalten, doch zeigt ein zeitweises Knirschen mit den Zähnen auf die cnipilndenden Schmer­zen hin. Die Abstumpfung und Stumpfsinnigkeit wird aber grosser, die Gelbfärbung der Schleimhäute, insbesondere die der Conjunctiva bekommt einen Stich in's Bräunliche, die Zunge hat einen bräunlichen, klebrigen Belag, erscheint im höchsten Grade selbst russig. Die kurzen Exspirationen werden noch auflallender, wie die Störungen in der Vcr-dauung und der Mistexcretion beträchtlicher, der Mist ist Mass gefärbt. Der Hinterleib pflegt meistens etwas ange-dostet zu sein.
sect;. 27.
f) Der llinzutrilt von Darmentzündung (und Bauchfell­entzündung) ist zwar seltener beobachtet, in vielen Seu­chenfällen fehlten Beispiele der Art gänzlich, in anderii wurden sie einzeln, in noch andern häufiger gesehen-, wo sie jedoch beobachtet wurden, pflegten sie am gewöhn­lichsten gleich in den ersten Tagen des sichtbaren Erkran-
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kens auf die im sect;. 17. angeführte Weise zur Ausbildung zu gelangen und als eine der gefahrlichsten Complikationcn meistens zum Tode zu führen. Die Erkennung der Darm­entzündung ist durch die heftigen und anhaltenden Kolik­schmerzen, den kleinen, harten, vibrirenden Puls, Spannung des Bauchs, Schweissausbrncli, hartnäckige Verstopfung, seltener gleich zu Anfange Durchfall etc. gegeben. Am gewöhnlichsten hat man die Därme von ihrem peritonäalen Ueberznge aus leidend gefunden, in andern Fällen wieder mehr von der Schleimhaut aus, (wenn die Kranbheit glcicli-zeitig mit einer entzündlichen, catarrhalischen AQection des Darmkanals auftrat). Im ersten Falle, wo auch das Bauchfell in andern Partien oft namhaft mitleidend gefun­den wurde, waren es vorzugsweize die dünnen, im letzten mehr die dicken Därme, worin die Entzündung Sitz ge­griffen hatte.
Mitunter hat man auch Bauchfellentzündung (Perito­nitis) beobachtet, ohne dass die Därme dabei besonders betlieiligt waren. In diesem Falle sind die Kolikzufalle nicht so beträchtlich; die Thiere legen sich nicht nieder, vermeiden vielmehr jede Bewegung, trippeln mit den unter den Leib gestellten Hinterfüssen, sehen sich häufig und anhaltend nach dem Bauche um, der Bauch ist gc spannt, aufgetrieben, beim Druck an denselben äussern die Thiere Schmerzen, stöhnen; es ist hartnäckige Verstopfung vorhanden; der Puls ist sehr frequent, klein und hart, das Athmen geschieht mit starker Erhebung der Brustwandung und möglichster Schonung der Bauchmuskeln.
Inwiefern die hier und da in seuchenartiger Verbrei­tung beobachtete Bauchfellentzündung als eine Especc uns rer Krankheit zu betrachten sei, muss ferneren berichti­genden Beobachtungen noch vorbehalten bleiben. Bemerkt zu werden verdient hier übrigens, dass die im späteren Verlaufe der Krankheit hinzugetretene Darmentzündung sich in vielen Fällen als eine Folge unzweckmässig und übermässig in Gebrauch gezogener Abführmittel (insbe­sondere des Calomels) herausgestellt haben und somit ein
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Theil der beobachteten Darmentzündung auf Rechnung der Krankheit geschoben sein mag, während sie Unvorsichtig­keit nur herbeiführte.
sect;. 28.
g) Eine, namentlich in den letzt geherrschten Epi-zootien mehr als früher beobachtete Complication, ist die mit Nierenentzündung, Das Vorhandensein derselben lässt sich ans dem Reize zum Uriniren, Drängen auf den Urin, wobei doch nur wenig oder gar kein Urin, mitunter von blutiger Beschaffenheit, entleert wird, dem gestreckten Stehen bei mehr festgestelltem, unbeweglichen Hintertheil, in -welchem sich meistens auch bald eine grosse (lähmungs-artige) Schwäche einstellt, wohl selbst gelähmt wird, dem Schmerzausdruck der Kranken bei angebrachtem Druck in der IVierengegend etc. schliessen und die Diagnose nicht leicht verfehlen. Die Nierenentzündung pflegt ge­wöhnlich erst im ferneren Verlauf der Krankheit einzu­treten und darf hierüber ebenfalls nicht unbemerkt bleiben, dass sie durch Missbrauch harntreibender Mittel, zumal in der Periode, wo sich Krisen durch die Nieren zu bilden beginnen, ähnlich wie Darmentzündung durch Miss-brauch von Abführmittel, erst herbeigeführt werden kann. In manchen Fällen sah man aber auch gleich Anfangs Er­scheinungen eines Nierenleidens eintreten, in welchem Falle dann die Häute der Nieren wohl nur vorzugsweise und primair litten.
sect;. 29.
Weniger häufig als die vorbeschriebenen Entzündungen kommen im Gefolge der lujlucnza noch vor:
h) Augenentzündung. Diese befällt bald beide Augen gewöhnlicher aber nur ein Auge. Wenn gleich auch die äusseren Augentheilc mehr oder minder mit ergriffen sind, die Augenlieder anschwellen u, s. w., so greift doch die Entzündung vorzugsweise in dem Augapfel selbst Sitz. Die Cornea erscheint verdunkelt, die wässrige Feuchtigkeit getrübt, ganz ähnlich wie bei der periodischen •flugenenl-raquo;Undung, ja bei höheren Graden bekommt die wässrige
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Feuchtigkeit selbst ein blutiges Ansehen, in Folge ausgc-tretenen Blutes, die Angen thränen stark, so dass die Thränen fortwährend über die Backen fortrollen. Ganz gewöhnlich hat man nun beobachtet, dass Augenentzün-dungen erst im ferneren Verlaufe und meistens sogar erst gegen das Ende der Krankheit eintreten und dann ihren Verlauf in der Reconvalescenz-Periode beendeten, wie in andern Fällen denn auch Augcnentziindungen späterhin noch, als Nachkrankheiteu auftretend, beobachtet worden sind.
sect;. 30.
i) Geknketüxäwhmgen sind ebenfalls nicht ganz selten beobachtet worden; bezüglich der Zeit ihres Eintritts pfle­gen sie sich ganz so, wie die Augenentzündung zu ver­halten; am liebsten befallen sie das Sprung- und Hinter­kniegelenk; sind höchst schmerzhaft für das Thier, machen dies bejammernswürdig leidend und setzen mehr oder minder den betrefienden Schenkel ausser Gebrauch. In ihren Folgen sind diese Gelenkentzündungen immer als ein sehr übler Zufall zu betrachten.
sect;• 31.
k) Auch Enlxiindung des Rückenmarks und der Hirn-Häuie sind einzeln beobachtet worden. Auf das Vorban­densein der ersteren lässt, neben den Erscheinungen der Entzündung überhaupt, die Lähmung des Hintcrtheils schliessen; wobei jedoch die Muskeln der Lendengegend und des Kreuzes sich mehr in einem gespannten (starrkrampf­artigen) Zustande befinden, und die Wärme des Hintcr­theils nicht gesunken, im Gegentheil vermehrt zu sein pflegt.
Wo eine Räckenmarksenizündung zur Ausbildung ge­langt, da pflegt sie meistens schon von vorn herein einge­leitet zu werden, (indem der Natur der Krankheit entspre­chend, hier die Rückenmarkshäute in besondere Mitleiden­schaft gezogen und ihre anfänglich rheumatisch-entzünd­liche Reizung bald bis zur Entzündung sich steigert, ähnlich wie wir Dies beim Brustfell etc. angeführt haben.) Daher denn auch gewöhnlich schon beim Eintritt der
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Kraiiklieii Schwäche im Kreuze (cf. sect;. 10.) walirgenömmen werden.
Wo eine UirnhmUentzündung zur Ausbildung gelangf, Ha sehen wir sie bezüglich ihrer Entwickelungs-Weise der Rückenmarkshaut-Eiitzündung sich analog verhalten. Störungen in den Gchirnverrichtungen, insbesondere in der Sinnesthätigkeit, aulTallende Abweichungen in der Recep-iibilität, selbst Rasen und Toben, (Deliriren) vermehrte Wärme am Hinterhaupt, nebst den übrigen bekannten Symptomen der Ilirnentzündung, lassen auf diese höchst gefährliche Complication schliessen.
Rei vorzugsweisem Ergriflensein des kleinen Gehirns und des verlängerten Markes bemerkt man, neben schwan­kendem Gange, Krenzschwäche etc. auch ein stetes Riick-wärtsdrüngen der Kranken!
sect;. 32.
In dem Vorhergehenden hätten wir nun die Krankheit von ihrer durch örtliche Entzündungen *) veranlassten Zu­sammensetzungen und Complicationen betrachtet und die Verschiedenheiten, welche dadurch in dem Krankheitsbilde veranlasst werden, näher erörtert. Wir glauben jedoch, bevor wir zur Reschreibung der anderweitigen Verbindun­gen übergehen, hier noch darauf aufmerksam machen zu müssen, dass oft mehrere der beschriebenen Localentzün-dungen gleichzeitig oder nacheinander zur Ausbildung ge­langen, dem entsprechend somit auch ein höchst compli-cirtes Krankheitsbild iu's Dasein gerufen werden kann, deren Würdigung in symptomatologischer Hinsicht dem beobachtenden und behandelnden Thierarzt überlassen bleiben muss. Denn eine Reschreibung derselben würde
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*) Aussei den genannten, kUnnen zwar nucli noch einige andere Entzündungen, -raquo;vie z. B. Fussenlzündung (Verschlag) Complicationen der Influenza abgeben; des seltenen Falles wegen, haben wii uns jedoch einer niiheren Beschreibung derselben überheben zu dürfen geglaubt, um so mehr, da die Erkennung .und Beurtheilung derselben keine Schwierigkeiten darbieten.
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nur eine Wiederholung ties bereits Gesagten in andrer Gestalt sein, und bei den unendlich vielen Niiancirungpn, mit welchen die Influenza überhaupt vorkommen kann, zu einer Weitschweifigkeit führen, durch welche dem Sach-yerständigeu doch weiter keine Belehrung verschafTt wird. — Ebenso dürfte hier noch darauf hingedeutet werden, wie in den verschiedenen Epizoolien ziemlich constant ein und dasselbe Organ leidet, eine Erscheinung, die mehr auf den Genius epizoolicus zurückgeführt werden muss.
sect;. 33.
Von nicht minderer Wichtigkeit auf die Gestaltung der Krankheit sind nun ferner auch der Character, wel­chen das Fieber im fernem Verlaufe der Krankheit be-hauptet, da auch hierdurch, besonders wenn dasselbe selbst in einer zusammengesetzten Form, als Nerveti- und Faul-ßeher auftritt, wie Dies so häufig bei unserer Krankheit der Fall ist, noch mancherlei Zufalle hervorgerufen werden.
Es ist sect;. 20. angeführt worden, dass die Krankheit in ihrer einfachsten und weniger zusammengesetzten Gestalt in der Form eines rheumatischen, rheumalisch-catarrhalischen oder rheumatisch - gastrischen Fiebers aufzutreten pflege, so wie wir bei der Beschreibung der Zufälle dieser |3. Ilauptfur-meu der Krankheit auch beiläufig auf den. verschiedenen Charakter des Fiebers, je nachdem dies nämlich mehr den sthenischen, (synochosen) oder asthenischen ^torpiden) an sich trage, hingewiesen haben. Einer noch näheren Aus­einandersetzung wird es wohl nicht bedürfen, da jedem Thierarzte die Eigcnthümlichkeiten und Unterscheidungs­zeichen dieser beiden Hauptrichtungsweisen, in denen das Fieber zunächst vorkommt, bekannt sind. Zu einer un-nöthigeu Weitschweifigkeit würde es aber nicht minder auch führen, wollte ich mich auf eine exteudirende Erör­terung der Symptomatologie des Nerven- und Faulficbers einlassen. Auf die in Folge derselben hervortretenden wichtig­sten Zufalle dürfte sich daher hier füglich beschränkt werden können; da eben sie es sind, welche (auch von dem Aichtthicrarzte wahrgenommen werden können) für
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den Thierarzt in therapeutischer Hinsicht von besonderem Intrcsse sind.
sect;• 34. Bezüglich des Nervenfiebers sei zunächst bemerkt, dass das­selbe sich, in seiner Allgemeinheit aulgefassi, auch bei unsrer Krankheit bald mehr als ein versatiles, bald mehr als ein stupides zu behaupten pflegt. Wenn im ersten Falle eine grossc Aufgeregtheit bei den Kranken beobachtet wird, krampfhafte Zufälle, theils clonischer, theils tonischer Art, wie: Zuckungen in den Schenkeln, den Lippen und den Gesichismuskeln (mitunter auch wohl in der Harnblase) etc. krankhafte Unbcweglichkeit einzelner Glieder, namentlich des einen oder andern Hinterschenkels, Trismus etc. eintre­ten können — so beobachten wir im zweiten Falle grosse Siumpfsinnigkcit, die im höhern Grade selbst soporöse und comatose Zufälle hervorrnft. Gern treten Lähmungen verschiedener Theile ein, namentlich des Hinterthciles, (von Jenen bereits genannten Paraplegieu, durch ein gleichzei­tiges Sinken der Wärme in den genannten Thcilcn wohl nnterschieden) der Lippen, Ohren, eines Vorderschenkels, oder auch einer ganzen Seite (hemiplegia) der Harnblase etc. Ja es sind selbst Fälle von Lungenlähmung beobach­tet worden. Da ferner ein regelloser Verlauf laquo;laquo; dem Cha-rakterislischen des JVervenfiebers gehört und demzufolge eine gross Veränderlichkeit in den Symptomen, nicht selten selbst die widersprechendsten Erscheinungen, hervorgerufen werden, so bietet unsre Krankheit in ihrem Verlaufe, auch in dieser Hinsicht, noch mancherlei Zufälle dar, die jedoch weniger in therapeutischer als vielmehr in prognostischer Hinsicht wichtig sind. Es beziehen sich diese Zufalle vorzugsweise auf die Krcislaufsbewegungeu und die Körpertcmperaiar. Wenn beim versatilen Nervenfieber der Puls sehr frequent ist, so pflegt Dies beim torpiden oder stupiden nicht der Fall zu sein, ja nicht selten, wenn sonst keine beträchtliche Entzündungen zur Ausbildung gelangt waren, ist der Puls sogar retard irt. auffallend sind die Abweichungen in der Körpertemperatur', nicht allein dass ein grosser Wechsel
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zwischen Kälte uiul Wärme bcobachict wird, so dass Thcilc laquo;tie kurz zuvor eine erhöhte Temperatur besassen. bald nachher eiskalt sich anfühlen, sondern wir .sehen so^ar, dass Schwciss und Frostschauer zugleich] an verschiedenen Körperthcilcn vorkommen etc. (Alles Erscheinungen, die auf einen ungleich gctheilten Xerveneiniliiss htnwreispn).
sect;. 35. Gestaltet sich das Fieber im fernern Verlaufe der Itrankheit zum Fanlßeher, so selten wir namentlich als Ausdruck der dieses Fieber charakterisirendon Sepsis der Säftcmassc überhaupt und des Blutes insbesondere, aussei' einer auflallenden Neigung zur Brandbildung (so dass an den.Stellen, wo Fontanelle gelegt, scharfe Einreibungrn gemacht, ein Absterben der Haut, des Zellgewebes und selbst der Muskeln erfolgt, an etwa zum Aufbruch ge­kommenen Drüsengeschwülsten Dasselbe entsteht) insbeson­dere an vcrschiedencii Körpertbrilen starke Anschwellung gen erfolgen, so am Kopfe, am Schlauche bei Wallachen, an der Schaam bei Stuten, an den Schenkeln etc., die gleich­falls zu brandigem Absterben der Haut (ühren können. Ferner können noch Profliivicn - Blutflüsse, Durchfälle, die meistens von meteoristischcr Auftreibung des Hinterleibs begleitet sind, durch Aphthmen auf der Alaulschleimhaut re-flectirte Geschwüre der Darmscblcimhaut (Abdominal­typhus) zur Ausbildung gelangen. Wenn Thicrc mit lymphatischer Diathese in die Krankheit verfallen, so scheint dadurch die Entwicklung des Faulfiebers nicht allein begün­stigt zuwerden, sondern ein bösartiges lymphatisches Leiden kommt im Verlaufe der Krankheit sehr leicht zur Ausbil­dung; es pflegt sich bald neben der Anschwellung der Kehlgangsdrüsen, ein sehr übler, schmutziger, stinkender Ausfluss aus der Nase einzustellen; die vorhandenen An­schwellungen nehmen einen wurmigen Charakter an, es bilden sich Wurmgeschwüre sphacelöser Beschaflenheit aus. Auch auf der Nasenschleimhaut erscheinen brandige Ge­schwüre, und der ganze Krankhcilszustand stellt die Form der sogenannten brandigen Druse oder des akuten Rotzes
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tlar. Alles Erscheinungen, laquo;lie in ilein Synipiomengruppc des gesammten Kranltheitszu.staiules auirallende Abäiuloran-gen von den bereits beschriebenen hervorrufen können.
Bei heftigen Erkrankungen, wo das ganze bildende Leben lief ergriffen wird, ist es denn auch eine gewöhn­liche Erscheinung, dass trächtige Stuten abortiren.
sect;• 36.
Wenn endlich nun, wie es in einzelnen Erkrankungs-fälien beobachtet worden, die Influenza in dem Iclzigenanu-ten Falle, hei der Neigung zur Särteentmischung, speciel-ler zum Anlhraxarligen hinüberschweift und selbst wohl in o. in. deutlich eine *lrdhruxform darstellt, — so sehen wir auch, diesem Zustande entsprechend, ein verändertes Kraulihcitshild. Die ganze Krankheit tritt heftiger auf, ihr Verlauf ist viel rapider; die Bliitentniischnng ist be-raquo;onders durch m. o, in. asphictisebe Zufälle, bläulichroth gefärbte Schleimhaut, unregelmässige Kreislaufsbewegungen (Stockungen im kleinen Kreisläufe, für deren (gt;rössc mit­unter ein Herzklopfen zeugt) ausgesprochenj so wie ge­wöhnlich auch noch, als das Charakteristische des Anthrax, Karlnmkeln hervortreten. Diese sind bald mehr nach aus-sen unter der Haut gelagert, koinmen gern an den Schcn-llt;eln in der Nähe der Cielenke vor, sehr gern aber neh­men sie auch die Kehlkopfgegend ein (raquo;Inihraxlriiune'), wo dann nicht selten gleichzeitig auch unter der Zunge — neben dem Zungenhändchen etc. — Bfandblascn erscheinen; oder es gclangon letztere au dem genannten Orte und an­deren Stellen der Maulhöhlc allein zur Aushildung (Glo-ranihrax.) Man hat daher diese Thelle hei ausgesprochmen Anthraxleiden, einer wiederholten Besichtigung zu tinterwerfen, damit die KarLunkeln zeitig erkannt iverden, welches bezüg­lich der Therapie von grosser Wichtigkeit ist.
sect;• 37. Verlauf, Dauer und Ausgang.
Der grösscren oder geringeren Einfachheit der grös-seren oder geringeren Komplication, dem Charakter des Fiebers u. s. w. entsprechend, gestaltet sich der Ver-
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lauf der Influenza maiinigracli verscliiedvu. Im den tin-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
ierschiodeiien drei HanptfornuMi beobachiot der Verlaut' zwar eine grossore Regelmässigkoit, die Krankbcit zeigt sicii überhaupt mehr gutartig; das Fieber behauptet mehr einen anhalleud naehlasscnden Typus. Nicht selten wird jedoch auch in diesen Fällen einige Unregelmäs-sigkeit in der Aiiteiiiandcrfolgc und Stärke der Symptome wahrgenommen — eine Erscheinung die, je mehr und allei­nig die serösen Häute in Anspruch genommen sind, je deutlicher überhaupt die rheumatische Natur des üeheis ausgesprochen ist, hervortritt. Daher hat man denn auch, und wohl nicht ohne Grund, der Influenza überhaupt einen imrcgelmässigen Feramp;iM/'ziigcschricbeii, der von Mehreren so­gar als etwas Charakteristisches betrachtet worden ist.
Je beträchtlichere Localentzündungen (innerer wichti­ger Organe) zur Ausbildung gelangen, desto anhaltender pflegt jedoch der Verlauf zu sein, die früher m. o. in beobachteten Reniissionen treten nicht mehr so deutlich hervor, und der ganze Krankheitszüstand erscheint über­haupt heftiger; doch treten auch hier, nach Verschiedenheit der entzündeten Organe, Abweichungen ein, die nach Dem, was bei Betrachtung der Complicationen gesagt worden ist, leicht zu bemessen sind.
Die grösste Unregelmässigkeit zeigt aber die Krank­heit in ihrem Verlaufe, sobald das Fieber entschieden ei­nen nervösen Charakter angenommen hat (wie wir dessen oben sect;. 31. erwähnt haben). Aullallende Exacerbationcn (selbst Paroxysmcn) worden hier beobachtet, worüber je­doch zu henicrkci!, dass nicht iinmer eine grösscre Fre­quenz des Pulses das Dlerkmal der Exacerbation istj denn nicht selten ist der Puls während derselben seltener, vol­ler und zur Zeit der Remission frequenter, aber schwächer.
Die grösste Höhe pflegt die Krankheit gegen den 5. 7. — 9. Tag zu erreichen, wo In den gelinderen Fällen vollständige Krisen (durch die Haut, Schleimhaut, ÜMicren etc.) unter den in sect;. sect;. 41. — 46. angeführten Erscheinungen sich einzustellen pflegen. In schweren Erkraukungsfällcn
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aber nml nauieiiUich bei dcuUich ausgesprochenem nervö­sen und fauligen Zusfaiule treten um diese Zeit, besonders wenn ein übler Ausgang bevorsteht, schwerere Nervenzu-fällc (Krämpfe, Conviilsionen, Zittern der Gliedmasseu, liähniungcn etc.) so wie Zeichen der Koiiiquation (kalte, wässrige Scbwcisse, stinkende Durchfälle, Geschwülste an verschiedenen Körpcrtheilen) ein.
sect;• 38.
Die Datier der Krankheit variit sehr. Sie richtet sich im Allgemeinen nach der Art des Ausganges, welchen die Krankheit nimmt. Hier beschränken wir uns zunächst auf die Dauer derselben, wenn sie ihren Cursum vollendet, und nicht, durch den Tod unterbrochen wird. In den ge­linden Graden, wo keine namhafte Entzündungen innerer wichtiger Organe zu Stande kommen, ist die Krankheit in 10 — 14 Tagen, d. fa, vom Tage der wirklichen Erkran­kung an gerechnet, überstanden; bei beträchtlichen Local-entziiiidungen aber und der Dildimg von Entzündungsüber-gängen, selten vor 3 Wochen beendet, und wo schwere Ner-venzufällc und die eines septischen Zusfandes überhaupt hervortreten, kann die Krankheit eine Dauer von 4 — 6 Wochen umfassen. Etwa eintretende Nachkrankheiten kön­nen die Daner dos Krankseins m. o. w. noch weiter hinausziehen, (cf. sect;. 65. seq.) Insbesondre aber verdient bezüglich des Stadium der Reconvalescenz bemerkt zu wer­den, das* dasselbe, wenngleich es sich mitunter sehr in die Länge zieht, (cf. sect;. 47. im Ganzen doch nach der Dauer der Krankheit sich riciitet.
sect;• 39.
Ausgang. Die Krankheit geht 1. in Genesung über und zwar entweder unmittelbar, indem das Fieber sich auf­löst, die zu Stande gekommenen Eutzündungcii sich zer-theilen, oder mittelbar durch Entzündungsübergängc; oder 2. sie führt zum Tode und zwar ebenfalls entweder unmit­telbar, oder mUlelbar durch übelgeartete Folgekrankheiten. Endlich aber kann sie 3. auch zu verschiedenen chroni­schen, mit relativer Gesundheit bestehenden iVachkrank-
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heilen von verscliicdoner DiguHät iiihrcii. Der IVachkrankhci-ien, die einer möglichst vollsländigen Erörlerung uus weirih erscheinen, wird in einem besonderen Kapilcl ErwShnnng ge­schehen ; weshalb wir uns hier auf die Ausgänge m Genesung und die unmitfelbar xnm Tode führenden bescliränken.
sect;• 40.
Unter welchen Umständen der tmmillelbare Ausgang in Genesung erfolge, ist bereits zum Theil bei Erörterung der Zufälle und des Verlaufs schon erwähnt. — Es steht solcher überhaupt zu erwarten, wenn das Fieber in mas­sigem Grade fortbesteht und sich als ein golind synochöses oder mehr einfach asthenisches behauptet, hochgradige Entziindnngen nicht zur Ausbildung gelangten, und heftigere nervöse Zufalle fehlen; insbesondere wenn gegen den 5, 7 — 9. Tag critische Erscheinungen hervortreten. — Am allergcwöhnlichsten nnd namentlich bei mehr reinem Lei­den der serösen Häufe, kommen Krisen durch die IVieren und Haut zu Stande. Beim Mitleiden der Schleimhäute, neben diesen Wegen, auch durch Schleimauswurf und Durchfall (wenn die Darmschleimhant mitergriflen war) letzteren sehen wir auch bei gastrischen Leiden eintreten; wo sich auch Hantansschlägc mit Lösung der Krankheit hervorbilden.
Eine richtige Erkennung der Zufälle, welche die Kri­sen begleiten, ist dahernicht allein in prognostischer Beziehung wichtig, sondern eine genaue Würdigung derselben ist auch, da der Eintritt der Krisen gewöhnlich mit einer scheinbaren Verschlimmerung (perturbalio critica) der Krankheit ver­bunden ist, in iherapeulischer Hinsicht von hoher Bedeutung. Denn nur zu leicht kann der weniger erfahrne und mit der Krankheit nicht hinlänglich vertraute Thierarzt, ver­leitet werden nnzeiiig einzuschreiten, wodurch die Katar in ihren heilsamen Bestrebungen gestört, die Krisen nicht vollständig durchgeführt oder gar üble Umwandlungen der Krankheit, längeres Siechthum herbeigeführt werden. — Wir halten es daher der Wichtigkeit des Gegenstandes ange­messen, wenn gt;vir demselben, ihn etwas ausfiihlicher erörternd,
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unsere ^anze Aulniorksamlicil schenken mul der Zufälle, welche die Krisen begleiten, specieller gedenken.
sect;#9632; 41.
1)nbsp; nbsp;Zufälle, welche die Krisen durch die Haul zu beglci-lt;en pflegen sind: Nach (gewöhnlich) vorhergegangenem, gelinden, kurzdauernden Froslschauder, tritt eine reichliche, duftende Hanlausdünstnng ein, wobei die Haut über den gan­zen Körper gleichmässig warm, weich und geschmeidig sich anfühlt. Zum förmlichen Schweissausbruch kommt es selten, wo aber solcher beobachtet wird, ist er massig und obwohl in der Flankengegcnd, am Grunde der Ohren, am untern Hulslheile gewöhnlich stärker, gleichfalls mehr über den ganzen Körper verbreitet, warm und m. o. in. von stechendem, ammoniakalischen Gerüche. Der Puls wird voller, weicher. Kommt es zum wirklichen Schweissaus-hruch, so verrathen die Kranken eine gewisse Beängsti­gung im Athmen — wodurch man sich nicht verleiten lassen muss. Gegen das Ende des Schwhzens (nach 1 — 2 und mehren Stunden) benehmen sich die Thicro behaglich, blicken freier und munterer um sich, der Puls sinkt, das Athmen wird ruhiger, und ein aus der Tiefe hervorgehendes Stöhnen (nicht Aechzcn!) wird in vielen Fällen gehört,
Schwcisse, bei denen die Temperatur des Körpers nicht gleichmässig verbreitet ist, die Extremiläten kalt bleiben, die Haut nicht weich und geschmeidig, vielmehr spröde und kalt sich anfühlt, der Puls klein und krampf­haft (statt voll und weich) ist, der Schweiss selbst un-gleichmässig, mehr auf einzelne Körpertheilc beschränkt, unbeständig, übermässig, wässrig, klebrig erscheint — sind nicht kritisch, sondern symptomatisch.
sect;t 42.
2)nbsp; nbsp;Zufälle bei Krisen durch die Nieten. Den Krisen durch die Harnwerkzeuge gehen gewöhnlich als Vorläufer: erhöhte Emfindlichkeit in der iXierengegcnd und Reiz zum Urinireii (welcher an dem widerholt Sichanschicken der Patienten zum Harnlassen erkannt wird) vorher. Man
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hat daher sich wohl in Acht zu lu-hmcn, diese Symplome nicht auf eine sicli aushiidendc Nierenentzündung zu he-ziehen. Jenen Znlallcn folgt nun (nach 12 — 36 Stunden) die reichliche Entleerung eines triihen, molkigen, sedimentösen Urins, von scharfcui, laugenhaften Gerüche. — Die Haut muss auch hier warm und geschmeidig, der Puls voll und. weich sich anfühlen. — Auch hier treten gegen das Ende der kritischen Harnentleerung, die sich nicht selten üher 1 — 2 Tage ausdehnt, und wo anfangs alle Stunden, später jedoch weniger häufig Urin, von der angeführten Beschaffenheit abgesetzt wird — die oben genannten Erscheinungen der Besserung ein.
Ein häufiges Harneraquo;, wobei der Urin, wässrig klar, die Haut kühl, trocken und spröde ist, der Puls klein und krampfhaft sich anfühlt, ist niehl krilisch, sondern symplo-matisch und ein Zeichen des krampfhaften Zustandes über­haupt und der Haut lllsbcsondcre• — Vor einer Verwechs­lung der genannten Vorläufer mit JViercnentziindung schützt man sich durch eine genaue Vcrgleichung der Symptome der Nierenentzündung mit den so eben genann­ten. Die richtige Auffassung der Summe der Erscheinun gen (nicht einzelner Symptome) lässt nicht leicht einen Fehlschluss zu.
sect;#9632; 43. 3) Zufalle des krilischen Durchfalls. Dem kritischen Durchfall gehen gewöhnlich aussetzender' Puls, Poltern im Leibe und gelinde Kolikzufällc (die jedoch mit dem Eintritt des Durchfalls nachlassen und nicht zunehmen dürfen) voran; die in reichlicher Menge mit einemmalc entleerten Excrementc zeigen zwar, nach dem Ursprünge des Durchfalls, ob solcher mehr als ein sogenannter Jca tarrhalischer oder galliger besteht — einige Verschieden­heiten in Bezug auf Consistenz, Farhe und Geruch, im Allgemeinen aber sind sie wässrig-schleimig in. o. w. un-verdanie Futterstoffe enthaltend; besitzen eine dem gc nossenen Futter entsprechende Farbe und einen säuerli chen m. o. w. stinkenden Geruch. Die Haut muss beim
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kritischen Durchfall, wie heim kritisclien Urin, warm und weich sieb anfühlen. Durchfalle von sehr fauligem, bransligen Geruch und hrauncr Farhe (wie zu Brei angerühricr Ho-nigkucheii) sind in kriiischer Bcdciilnng sehr Iriigeriscb Sind sie von Masidarmzwang (ienesmiis), Mcioorismus, gros-sem Durst, fortbestehenden Brnslschmerzen, dem Ausbruch halter Schweisse, kleinem harten, kaum fühlbaren Puls etc. begleitet; so sind sie nicht kritisch; denn dergleichen Er­scheinungen sind kritischen Durchfallen fremd. — Es sind diese vielmehr, nachdem 3—4 Entleerungen stattgefunden, mit einem sichtlichen Nachlassen der Zufalle, namentlich mit einem weichen Pulse, verbunden j sie halfen ferner nicht leicht über einen Tag an und lassen, nachdem 4—8 Entleerungen stattgefunden., nach; daher denn auch alle Durchfälle, die über einen Tag hinaus bestehen, auch wenn sie gerade nicht von obgenannten üblen Zufällen begleitet sind, sehr beachtet sein wollen.
sect;• 44.
4)nbsp; Der kritischen Nasenschleimjims, der in unserer Krankheit nur bei der sub 2. beschriebenen Form eintritt, verhält sich im Allgemeinen wie beim Katarrh und der Druse; der in sect;. 15. gedachte, anfangs wässrige Aussfluss aus der IVasc nimmt gegen den siebenten Tag eine deut­lich schleimige BeschaiTenhcit an, wird reichlicher; er ist als kritisch zu betrachten, wenn er von wcissgelber Farbe, zusammenhängend, consistent, geruchlos oder doch wenigstens nicht übelriechend und der ihn begleitende Husten trocken, gedehnt und frei ist. — Nach 3 — 5 tägiger Dauer vermindert sich der Ausfluss und verlieret sich mit voll­ständiger Lösung der Krankheit gegen 8—10 Tage ganz.
Der Ausfluss verliert seine kritische Bedeutung dage­gen, wenn er grünlich, eitrig-blutig, überhaupt missfarbig, zähe, klebrig oder übelriechend ist und länger anhält,'; die Drüsen im Kehlgange wurstförmig anschwellen, unrm-pfmdlich und hart werden,
sect;• 45.
5)nbsp; Kritische Hautausschläge und Anschwellungen. Ersierc
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hat man in der Form von Pickelchcn, Knölchen und Bläschen, die zur Ahschilferung der Epidermis und ihcil-weisem Ausfallen der Haare führten, heohach(et. I)er Sitz dieses Ausschlages zeigte im Ganzen nichts Bestimmtes, obwohl er an dem Kopfe, Halse, der untern und hinteren Bauchgegend und den Extremitäten häufiger als anderen Orts gesehen worden ist. Seiner jVatnr nach scheint der Ausschlag dem Erysipel anzugehören.
Die am Schlauche und den Schertkeln häufig als kri­tisch beobachteten Anschwellungen dürften zweifelsohne gleicher Natur sein. Wo ich sie sah, war ihre crysipelalöse Natur nicht zu verkennen. Diese Oeschwulsic sind nun mit jenen, die beim l'ebcrgangc der Krankheit in Hohlen-wassersucht, (sect;. 51.) so wie hei deutlich ausgesprochenem Faulfieher wohl vorkommen, nicht zu verwechseln. Der Symptomencomplex, in welchem jede Art dieser Anschwel­lungen vorkommen, sind zu abweichend, als dass leicht eine unrichtige Benrthcilung und Verwechslung vorkommen könnte; daher denn auch eine nähere um! comparative Erör­terung der hierher gehörenden Zufälle unbedenklich (und zur Vermeidung einer nutzlosen Weitläufigkeit) aus­fallen kann. Die hiernächst folgenden Bemerkungen wer­
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den übrigens auch massgebend sein.
46.
Als Ergänzung zu dem über die Krisen bis jetzt be­sagten hätten wir hier noch einiger Erscheinungen zu ge­denken, welche jede der genannten Arten von Krisen, theils beständig, theils häufig, iiieils nur ab und zu be­gleiten, und die wir hier, um Wiederholungen möglichst zu vermeiden, zusammengefasst anführen wollen.
Als constante und sehr wichtige Erscheinung sehen wir nun bei jeder Krisis, sie mag auf einem der genannten WTege oder auf mehren zugleich (was, wie bereits bemerkt, vorkommt, obwohl dann doch immer ein Ueber-gewicht auf einer Seite beobachtet wird) zu Stande kom­men, dass nach ihrem Eintritt ein Nachlassen der wichtigsten Krankheitserscheinungen, insbesondere in denen der Krcis-
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laufs- und Rcspirafionsorgauc erfolgt. Dicsrs VerhaUen, was zwar erst im Verfolg der genannten Ausleerungen e(c. m. o. w. (mit apodictisclicr Gewissheit) erkannt wer­den kann, giebt dalier auch das sielierstc Kennzeichen für ihre kritisclie Bedending und lässt den aufmerksamen Beo­bachter niclit leicht auf Irrwege geralhen, zumal wenn er den Paüenk-n von Anfang seiner Krankheit an behandelte. — Auf einen Umstand, der leicht, namentlich von eben in die Praxis Tretenden, falsch beurtheilt werden kann, verdient liier besonders aufmerksam gemacht zu werden. Eine Iiünfigc Erscheinung ist nämlich, dass vor dem Ein­tritte und während der kritischen Ausleerungen der Puls mcsseizetnl ist (sect;. 40.). Nach vollendeter und vollkommener Krisis pflegt der Puls wieder normal zu werden, wo aber die Krisen nicht zur vollsländigen Lösung der Krankheit führen, da bleibt der Puls i. d. R. noch aussetzend und kann Dies selbst für längere Zeit bleiben. Man gewinnt dem­nach auch an dieser Beschaflenheit des Pulses einen An­haltspunkt für die Prognosis und für die etwa erfolgte vollkümmene oder unvollkomniene Krisis insbesondere. — Ich muss gestehen', dass mir jedes influenzkranke Pferd, bei dorn ich einen aussetzenden Puls beobachtete, durch­seuchte. Hiermit will ich keineswegs behaupten, als müsse Dies immer so sein, noch, dass nicht Andere entgegenge­setzte Beobachtungen gemacht hätten. Der Synripiomen-complc.v wird auch hier entscheiden, wo ein aussetzender Puls etwa als ein bedenkliches oder gar lebensgefährliches Zeichen zn bclrachten ist.
Eine genügende, auf physiologische und pathologische Grundsätze gesUKztc Erklärung für dieses Phenomcn zu geben, halte ich mich nicht für hinlänglich befähigt. In der wohl angenomincnen Störung in der Blutcirculation des kleinen Kreislaufes oder des Pfortadersystems. wird eine genügende Erklärung nicht gefunden. Obwohl von mir der aussetzende Puls im Allgemeinen am häufigsten in schweren Erkrankungsfällen, wo die Lungen und Leber namhaft mitlitten, beobachtet worden ist, so fehlte er doch
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auch in gelinderen Fällen nicht und trat im Stadio criseos ein. Es liann übrigens auch vollständig genügen, die Aufmerksamli'eit auf diesrn Punkt gelenlit und darauf hingewiesen zu haben, dass ein aussetzender l'ttls (wie es in pathologischen Handbücliern ziemlich allgemein geschehen ist) nicht immer als eine sehr üble Erscheinung zu betrach­ten sei,
sect;#9632; 47. Wird die Krisis mit vollständiger Lösung der Krank­heit durchgeführt, so sehen wir gegen das Ende derselben schon die Thierc iminiercr werden und darauf etwa üble Angewohnheiten, wie Anlogen der Ohren, Beisssticht, Schlagen, Wtefati', Moppen etc. wiederkehren. Die Aufre­gung im Gefässystem schwindet, die Zahl der Pulse sinkt, das Alhmen wird ruhiger und freier, die Thicre legen sich nieder, der Appetit wird rege etc. und das Stadium reconvalescenliae ir\it ein. Üebcr dieses wäre zu bemerken, dass seine Dauer sehr verschieden ist, im Allgemeinen aber nach der Consdtution des Thiers, dem Ileftigkciis-grade und den C'omplicaiionen der Krankheit und den durch dieselbe consumirten Kräften und Säften, insbesondere aber nach deren Dauer sich richfen wird. Die kürzeste Zeit pflegt 8 —10 Tage zu sein, gewöhnlich aber umfasst die Periode, bis wohin die Thiere wieder im Besitz ihrer frühem Gesundheit sind, einen längern Zeitraum und man sagt nichts Unwahres, wenn man behauptet: class der In-Jluenz überhaupt eine lange Reconvalescenz zukomme, und als Mittelzeit 3. Ifochen annimmt. Oft genug umfasst die Recon-valescenzperiode 4 — 6 Wochen. Eine gesteigerte Reiz­barkeit der Respirationsorgane und Erregbarkeit des Ge fässsyslems — so dass die von der Influenz genesenen Pferde bei der Bewegung ebensowohl nnverhältiiissuiässig beschleunigt athmen, als auch bewegten Puls bekommen — bestehen nicht seifen selbst noch über diese Zeit hinaus.
Die Entscheidung der Krankheit und die Genesung er
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folgen aber nicht immer auf die vorhin beschriebene Weise, durch auffallende kritische Erscheinungen; in nicht wenigen Fällen vermissen wir dieselben und die Entschei­dung tritt auf dorn Wege der Lysis ein. Die Genesung erfolgt nach und nach ohne die oben angeführten reich­chen Ausleerungen, indem die Kraiikheitssymplomc succes­sive an Starke und Zahl abnehmen und das Reconvales-slaclinm eingeleitet wird. — In anderen Fällen erfolgen die Ausleerangen nicht reichlich genug, um zur vollkommenen Lösung der Krankheit zu führen, die vollständige Genesung wird dann zum Thcil auch durch Lysis herbeigeführt. In beiden Fällen wird die Genesungsperiode tun so länger dauern; daher denn auch zu den obengenannten, bemes­senden Momenten für die Dauer des Std. reconval. die Art der Entscheidung der Krankheit noch hinzu zurechnen ist. —
Bei nicht vollkommen durchgeführten Krisen sehen wir mitunter auch, bald nach dem Zurücktritt der Auslee­rungen , metaslaiische Geschwülste an verschiedenen Körper-theilen entstehen (namentlich in jenen Fällen, wo neben dem Schleim - Ilautlciden auch ein Eingriff in das lympha­tische System stattfand) die zwar meistens zur vollständi­gen Lösung der Krankheit führen (und somit gewisscr-massen als tlit/skrisen zu betrachten sind) aber auch gern den Grund zu chirurgischen liebeln legen, die bald leicht, bald aber auch hartnäckig sein können. Das Nähere hier­über bei den IXachkrankhciteu (sect;. 77. 78.)
sect; 49.
Geht die Krankheit nicht unmittelbar in (lenesung über, was da erfolgt, wo beträchtliche Entzündungen ein­zelner Organe zur Ausbildung gelangten, und welche be­reits Uehergängc machten: so kann die Genesung zwar noch 'aber nur mittelbar durch diese: (die Entzündungs-übergäuge) erfolgen; indem die Producte der Entzündung beseitigt werden und Gesundheit wiederkehrt. — Es kann selbst da noch Genesung erfolgen, wo eine vollstän­dige Beseitigung der Entzündungsproducte (deren sichere Erkennung nicht einmal immer möglich ist) nicht stattfand,
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d. h. es keliriGcsundheit, nach dem gewölinlichen Begriffe da­von, in dem Maasc wieder, dass die thierischen Verrichtungen ohne sichtbare Störungen von Statten gehen, und die Dienst­fähigkeit der Thiere nicht, oder doch nicht besonders beein­trächtigt wird. In anderen, und ungünstigen Fallen füll-
rcn die Entziiiulungsiibergangc zu ]\lt;tclikrankhc!(pn odor
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zum Tode. Eine nähere Betrachtung der Entzümlungs-iibergänge (und der sie anzeigenden Zufälle) dürfte daher, zu ihrer richtigen Bcurtheiluiig, namentlich in prognosti­scher Beziehung, zunächst nothwendig sein.
sect;. 50.
Die gewöhnlichen Pruducte der Entzündung sind bc-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'•
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kanutlich .hisschwilzinigi'n. Die bei der Inßuenz zur Ausbil­dung gelangenden Entzündungen hallen (wofür der Sitz auch schon spricht) nun eine sehr grosso IVeigurig bald, oft unglaublich schnell, zu Exudationcn zu führen, so dass,
wenn überhaupt einer Klasse von Entzündungen den Bei-
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namen raquo;exudativelaquo; beigelegt werden kann, diese vollen Anspruch auf solchen machen können (die sect;. 59. angeführ­ten Sectionsdata werden Dies näher darthun).
Es sind nun, wie bereits früher (sect;. 8.) angeführt worden, vorzugsweise das Brustfell und die Lungen und nächst diesen die Leber und das Baucbfell (besonders als peritonäalcr Ueberzng der Darme) welche im Verlaufe der Jnjluenzd Entzündungen unterliegen; wir glauben uns da­her auch auf eine nähere Erörterung der Entziindiings-Uebergängc in diese Organen hier um so eher beschrän­ken zu können, als sie zugleich die wichtigsten und am wenigsten leicht erkennbaren sind, ausserdem aber auch leicht (sofern sie nicht den Ausgang in den Tod veranlas­sen) den Grund zu den wichtigsten Nachkrankhciten legen.
sect;• 51.
Die titisschwilznng, als der constantesle und uns daher hier besonders interessirende Uebergang der Brustfell-Enl-xündung bei der Jujluenza (denn der Uebergang in den soge­nannten Brand führt unmittelbar zum Tode), kann nun, wie
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iihcrliauiit so ancli in unsoreui Falltquot;, doppcher Art sein; cintnal laquo;lor KesclialTfiilieil nacli wiissrig oiler plastisch, und dem Or(c nach frei in die Höhlen oder in das Pareiwhym der Organe erlbl^cii. Wir haben dalier zu erwähucn:
1) Der wiissiigen Ergiessunm in die Brusthöhle (acute JiruslwassersuchtJ einen der gewöhnlichsten Leber- (und Ans-) gänge der Influenza, bei vorzngsweisem örtlichen ErgrifTcnsein der Flevra.
Ausschwitzungen in die Brusthöhle stehen zu befürch­ten, wenn die sect;. 22. aDgeffthricn Erscheinungen der Brust-rellentzündniig vorhanden sind und dieselben in gleichem Grade mehre (3 — 5) Tage anhaKcn. Mitunter hat man jedoch auch nach 2 — 3 lägiger Dauer der ganzen Krank­heit den Tod durch Brnstwassersniht schon erfolgen ge­sehen, so dass gleich von vornherein gewissermassen uu-aufhallsniu die Tendenz zu diesem Uebcrgange der Ent­zündung gelegt war.
Aus folgenden Erscheinungen lässt sicli auf diesen Uebergang näher schliessen: Mil dem Eintritt der Wasser-ergiessung nehmen die Athmungsbcschwerden, unter wogen­den Bewegungen der Flanken zu: das Athemholen wird iinuier mehr und mehr beschleunigt und ängstlich, nimmt jene BeschafTenheit an, die man mit pumpend und haucli-schlägig bescichnet, und ist mit gev.aKsamer Erweiterung der IVasenlöcher verbunden; der meistens auf beiden Seiten der Brust hervortretende Herzschlag ist auf einer grös-scren Fläche fühlbar, pochend und prellend. Die Haut ist trocken, der Glanz der in. o. w. aufgebürsteten Haare ver­mindert; der Puls wird Klein und weich; die IVasen- und jgt;laul-8chleiuiliaut erscheint blass; die l'rinsccretiou ist vermindert und der abgesetzte Urin von wasserhcller oder schwach gelblicher Farbe; der 3Iist klein geballt und trocken , seltener besteht Durchfall; die Frcsslust ist m. o. w. gänzlich geschwunden. Alituiiier (bei mehr langsamen Verlaufe) gesellen sich noch ödematösc Anschwellungen un­ter der Brust, dem Bauche, am Schlauche, Eutern und an den Glicdmasscn den ebengenannten Erscheinungen hinzu
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und vergewissern die Diagnose. ( Diese Aiischwellungcn sind jedoch nicht mit Jenen im sect;. 45. genannten zu ver­wechseln.)
Als ein Hilfsmitiel zur richtigen Erkennung der in die Brusthöhle erfolgten vrässrigen Ergiessnngcn dient min auch noch die Auscultation.*) Man findet nämlich-, von den Rippenwandungen aus gehorcht, das, hei den frühe­ren, zu Anfange der Krankheit vorgenoimnenen Ausculta-tionen, deutlich wahrgenommene, respiratorisehe Geräusch immer mehr und mehr, und namentlich von der tiefsten Stelle des Brustkastens aus, schwinden; während solches von der Luftröhre aus noch, jedoch in wenigen langgezoge­nen, zischenden Tönen, vernommen wird. Ein eigentliches Plätschern des Wassers (durch die Herz- und Lungcn-bewegung hervorgebracht) wie Einige wollen, habe ich nie wahrnehmen können; es kann aber auch wohl nicht wahrgenommen werden, weil bei der horizontalen .Stellung der Thierc die Lungen während des Athmens in der Flüs­sigkeit sich blos heben und senken, und ihre Ränder die Oberfläche der Flüssigkeit nicht durchschneiden. Bei der aufrechten Stellung des Menschen verhält es sich anders: hier kann ein sogenannter Wellenschlag wahrgenommen wer­den. Das, bei dem Einalhmen durch die Lungenausdeh-nung, gehobene Wasser gleitet an der glatten Oberfläche der Lungen und den Rippen, ohne ein deutlich wahr­nehmbares, plätscherndes üeräusch zu veranlassen, herab. Ein eigenthümliches, durch Worte nicht näher und ge­nau zu bezeichnendes, schwaches Getöse wird allerdings wahrgenommen (und bei einiger Uebung leicht wieder er­kannt) was aber keineswegs mit einem Plätschern zu
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*) Die Auscultation erforderl immer viel ttabung, wenn mau Nutzeraquo; aus ilir ziehen will, Ks lassen sicli die Wahrnelnnungeiu welclie durch dieselbe genonnen werden, viel weniger hildlich treu lieschreiben, als sie durch Autopsie gewürdigt werden künuen. Da­her ich denn auch die Ergebnisse der Auscullatiun nur im Allge meinen zu bezeichnen reimag.
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vergleichen ist*). Nur tlaiin, wenn das Tliier stark anf-hustet, oder dazu vcranlasst wird, hört man etwas Aehnliches, was sich nocli am besten mit dem, aus weiter Eiilt;forming hörenden \yogen eines Sees vergleichen lässt. —
sect;• 52,
2) Amsclnvilzung plastischer Lymphe in die Brusthöhle oder in die Substanz der Lungen,
Die AusschwUznng von plastischer Lymphe in die Brusthöhle liommi ganz gewöhnlich, in nnscrer Krankheit, gleichzeitig mit den wässrigen Ergiessungen vor (cf. Sec-tionsbefund) und hat daher die vorhergenannten Erschei­nungen als Begleiter. — Sind aber die ersten sehr über­wiegend und die wässrigen mir in geringer Menge beige­geben, so werden sie Veranlassung zur Bildung von Gerinseln, die in m. o. w. dicken Lagen, je nach der Aus­breitung der Entzündung, bald nur die Oberfläche der Lungen, das Rippenfell, oder aber auch das Mittelfell und den Herzbeutel bedecken. Die Erscheinungen, welche in diesem Falle wahrgenommen werden, sind abweichend von denen bei vorherrschend wässrigen Ergiessungen. Der Herz­schlag ist nur auf einem bcschränliten Raum (nicht so ausgebreitet) und undenflich (in der Tiefe); bei beträcht­lichen Exudaten am Herzbeutel und auf der Oberfläche der Lungen (und in diesen selbst) ganz unfühlhar. Je mehr die linke Brnstseite die leidende ist, desto mehr wird der Herzschlag, wie beschrieben, sich verhallen. Der mir sehen oder sparsam abgesetzte Urin ist von zäher, fadenzichonder Beschaffenheit'; die Wärme des Körpers ist anhaltend erhöht, klebrige Schweisse pflegen hervorzutreten und es entstehen wohl noch teigartige An­schwellungen der Haut an der Brust, dem Bauche etc. Das solchen Patienten entzogene Blut zeigt eine hellere Farbe und ist von geringer plastischer Beschaffenheit. — Der Auscultation, von den Rippenwandungen aus executlrt,
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*) Man mag mitunter wolil cIukIl ein derartiges Geräusch in ilen Därmen sich haben irre führen lassen.
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ciiiziohi sich das resplraiorischc Geräusch immer m. u. m. doch mit dem Vuierschiedc von der Brusiwassersucht, dass es in. o. w. gleichmässig an der ganzen ßruslwand (der luidenden Seife) und nicht hlos von der tiefsten Stelle der Brust (vorn Brustbein) aus geschieht; dagegen wird auch hier ein eigenes Gesumme in der Brust ver­nommen.
Bei Pferden mittleren Alters und von strammen Fa-serbau, und wo die Erscheinungen der Pleuro- Peripneu-tnonie vorhanden sind und mehrere Tage in gleichem Grade fortbestehen, macht die Entzündung gern den Uebergang in plastische Exudatc.
sect;. 53.
Erfolgt die Aussc/iwilsimg in Jas Parenchym der Lungen, so führt solche zur Vergrösscrung und Verdichtung der Lungen (Hepatisalio) sofern, und was bei unserer Krankheit am gewöhnlichsten der Fall ist, die Ausschwi(znng mehr gleichmässig über einen grossen Theil oder eine ganze Lunge sich verbreifet. Sie kann aber auch auf einzelne begränzte Stellen sich beschränken und zur Bildung der sogenannten Enfzündurigs-(und Eiter-) Knoten fuhren. Ge­wöhnlich ist es nun, dass nur eine Lunge auf diese Weise verändert wird. Die Erkennung dieses Uoberganges ist im Ganzen leicht. Er steht im Allgemeinen zu er­warten , wo die Erscheinungen der Pneumonie vorhanden sind , diese 5 — 7 Tage in gleichen Grade fortbe­steht, ohne dass kritische Erscheinungen hervorfrefen, und das übrige Ycrhalfen der Kranken sich gestaltet, wie in dem so eben beschriebenen Falle, mit dem er bezüglich der Körpertemperatur, der Beschaffenheit des Pulses, des Blutes und Urins übereinstimmt. Insbesondere aber wird dieser Uebergang erkannt aus der langen Inspiration—wo­bei die Bauchmuskeln langsam nnd stark an- und die j\Ta-senlöcher sehr zurückgezogen werden — und der kurzen Ex-spirafion, wobei die Bauchmuskeln schnell herabsinken j aus dem schwachen, dumpfen, keuchenden Husten; aus dem ziem­lich constant vorhandenen Abiröpfeln einer ciironcn- oder
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orungcngelbcn, niHunier blutigen Flüssigkeit, die auch wohl geronnene Schleimparlikelclien cnlhälf, und dann kiüinprich erseheint, aus einem oder beiden Aasen löchern; aus dein Zurücktreten des früher fühlharen Herzschlages, wenn die linke Lunge die allein oder vorzugsweise leidende ist; aus dem theilweisen oder gänzlichen Verschwundensein des respiratorischen Geräusches (heim Horchen) an der kranken IiimisIseile, und dem dumpfen Tone, welche diese Seite |hei weniger gut genährten Pferden*)] bei dor Percussion von sich gieht, während von der Luftröhre ans gehorcht, das respiratorische Geräusch eine eigenthümliche knitternde oder (wenn die Ausschwifzung mehr auf begränzte Stellen erfolgte, also Knotenbildung stattfand) knatternde, selbst rappelnde (statt zischende) BesehaHenheit angenom­men hat.
sect;• 54. 3) Eiterung. Dieser Uebergang der Entzündung ist nur als eine Folge des so eben genannten zu betrachten, namentlich dann, wenn die Bildung sogenannter Enlzün-dungsknoten zu Stande kommt, nun die ausgeschwitzten plastischen Massen dor Auflösung erliegen, und an ihrer Bcgränzungsflächc Eiterbildung siatIGndei. Eiterung kann schon in sehr kurzer Zeit erfolgen, so dass die Tendenz zu derselben gewissermassen von vornherein gegeben ist. Es kömmt dieser Uebergang bei der Influenza nun zwar nicht sehr häufig vor und, wie es scheint, nur in jenen Fällen, wo die zu Stande gekommene Lungenentzündung mehr catarrhalischer IVatur ist, oder Slörungen der Krisen vorfielen.
Zu lalle, welche auf den Uebergang in Eiterung schliessen lassen sind: nach vorhergegangenem IVachlass in den Krank-
*) DiePercusiou lindet lgt;ei Pferden nur eine sehr beschränkte An-wendung; hei sehr gulgenährten Pferden ist durch sie kaum ein Resultat ülier die Beschaffenheit der Lungen zu gewinnen ; während sie heim Rindvieh durchaus sicher leitend ist und in Bezug auf das Vorhan­densein \on Heiiatisalion in den Lungen die Diagnosis durch sie allein festgestellt werden kann.
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hcHserscheinungen, (denen der Eidziiiulung n. des Fiebers) wovon jedoch der Husten ciüC Ausnahme zu machen pflegf, denn dieser wird sogar häufiger— tritt von Neuem ein m. o. w. deutlicher uiul anlialteiuler Fieberfrost, (wobei das Haar aufgesträubt, die Schleimhäute blass gefärbt crsclieinen) ein; das Athmen wird wieder beschleunigter, ebenso die Kreislaufsbcwegungon, indem sich der Charakter der Schwäche m. o. w. tlentlith ausspricht; das respiratorische Geräusch ist knackend, schlottcnul, die ausgeathmete Luft nimmt, wenn die Absccssbildung in den Lungen zu Stande ge­kommen ist, einen m, o. w. üblen Geruch an, und wenn einzelne der Abscessc (Eiterknoten) platzen, stellt sich periodisch oder auch bleibend ein eitriger, citrigblutiger Ausfluss aus der JVase ein. Diese beiden letztgenannten Zufälle nianifesiiren die Diagnose, die sonst beim Fehlen derselben (wenn die Abscesse entfernt von den Bronchien­zweigen und mehr eingeschlossen liegen) noch immer m. o. w. zweifelhaft bleibt, auf das bestimmteste. Doch lassen auch, hei dorn Niclitvorhandensein derselben: ein aus dem Urin sich bildender eitriger Bodensatz, widrig riechende Ilautausdiinstung und dergleichen klebrige Schweissc, in Verbindung mit den übrigen genannten Symptomen — auf den erfolgten Uebcrgang in Eiterung schliessen.
sect;. 55.
Wie nun in den genannten Organen der Brusthöhle die besprochenen Enlziindungsübergänge sich bilden kön­nen, so kann Dieses auch mit den Organen der Hinterleibs­höhle geschehen. Wir erwähnen hiervon zunächst:
4) Der AtMsclnvUZungen in die Bauchhöhle. Es können dieselben auch hier wässriger und plastischer Art sein. Die erstem geben die Veranlassuftg zu aeuier Bauchwas­sersucht — ein Eebergang, der mitunter beobachtet, im Gan­zen jedoch nicht so häufig gesehen worden ist als plastische .'hifischvilzniigen an dem peritonäalen Ueberzug der Därme, wodurch diese unter sich, und der Leber, wodurch diese mit dem Zwerchfell etc. (jedoch bei günstigem Ausgange nur selten bleibende) Adhäsionen eingehen.
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Es sieht der ücbergang in Bauchwassersucht zu er­warten, wenn die sect;. 27. beschriebenen Erscheinungen der Bauchfell- Darmenlziindiing cinirelen und mehrere Tage in minder hohem tirade (denn [sehr hochgradige Entzün­dungen der genannten Theile führen früher zum Tode) fortbestehen, die Excretion des Mistes anhaltend unter­drückt ist oder doch nur sehr spärlich, unter Schmerzäusse-rung, erfolgt, die des Urins vermindert ist, und der Urin die sect;. 31. seq. angeführte Beschaflcnheit hat. Aus der zunehmen­den Anschwellung des Bauchs, dem — beim Anlegen der fla­chen Hand und des Ohres an der einen Seite der Bauchwan-dnng, während auf der entgegengesetzten ein Stoss angebracht wird, um die ergossene Flüssigkeit in Be­wegung zu setzen — cinptindenden Wellenschlag, aus den zunehmenden Athmungsbeschwcrden, den ödematösen An­schwellungen am Bauche, dem Schlauche etc. — wird der Uebergang in Bauchwassersucht näher zu erkennen sein. — Geriiigfügigc und eine Genesung zulassende Aus-schwitzungen wurden nur durch die fortbestehenden Störun­gen in den Verrichtungen der betheiligten Organe, dem, mit Schonung der Bauchmuskeln ausgeübten Athmen, so wie aus dem ganzen Symptomcomplex, mit besonderer Bücksicht auf die vorangegangenen Erscheinungen , zu er­kennen oder vielmehr nur zu vertnulhen steheu.
sect;. 56.
5) Ebenso weiden auch bei vorhandener Leberentzün-dung deren etwa erfolgten Ucbergängc als: , /unsclwilzung plastischer Lymphe aiif die Oberfläche oder in das Parcnchym der Leber und dadurch herbeigeführte Vergrösseruug und Verdichtung derselben, so wie Abscessbildung elc. — aus den fortbestehenden Störungen in den Verrichtungen der Leber, während die Enlziindungssymptomc gemäs-sigter erscheinen als: aus der noch zunehmenden Gelbfärbung der sichtbaren Schleimhäute, den Störun­gen in der Verdauung, der (etwa) vorhandenen Auftrei-hung des rechten Hypochondriums und der bleibenden Schmcrzäusscrung bei angebrachtem Drucke daselbst etc.
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gefolgert, im Ganzen jedoch mehr gcinuthmussi, als sicher
erkannt werden können.
sect;• 57.
Insofern min alle die genannten Üehergänge ihrer Ari,
dem Grade und der Ausdehnmiir nach nicht Gcncsuns zu-
!**#9632;#9632;: i. lassen, aber auch nicht, durch Vernichtung wichtiger, zur
Erhaltung des Lebens nolhwendiger Fiinctionei), zum Tode führen, legen sie meistens den Grund zu IVachkrankhcitcn wovon später (sect;. 65. seq.) gehaiuleli werden wird. — Die
nähere Würdigung der genannten Uebcrgänge in prognos-
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tischer Hinsicht, wird bei der Prognose erfolgetraquo;, und es dürfte daher hier die allgemeine Bemerkung genügen, dass nur dann durch die genannten £ntziindnngstil)crgängc noch mittelbar Genesung erfolgen könne, wenn durch sie nicht so gewaltsame Eingriffe in die thierischen Verrichtungen bedingt werden, dass die Natur noch Zeit gewinnt, das krankhaft Produzirtc zu beseitigen oder für den Organis­mus unschädlich zu machen.
Die Zeichen nun, welche für einen solchen günstigen Ausgang sprechen, werden aus der Zahl, dem Grade und der Stärke der diese Uebergänge überhaupt begleitenden Zu­fälle leicht zu bemessen sein, und wir glauben uns daher der nähern Anführung derselben überhoben; da überdiess bei Gelegenheit der Prognose das Wichtigste hierüber ange­führt werden wird.
sect;• 58. Der 2. und unglückliche vlusgang, welchen die Iiifliienza nehmen kann, ist der in den Tod. 31ittclbar kann dieser nun, wie schon erwähnt, durch Entzündungsübergängc (oder durch ihrerseits bedingte Nachkrankheiten) erfolgen. Die wichtigsten davon haben wir in den vorhergehenden sect;sect;. kennen gelernt, und wird der Tod durch sie überall dort herbetgeführt werden, wo es, wie so eben erst be­merkt, der IVatur nicht gelingt, noch Genesung herbeizu­führen, oder doch eine minder wichtige, für den Augen­blick nicht lebensgefährliche Krankheit einzuleiten und so den Tod abzuwenden, Xamentlich aber wird der Tod
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sicis da cinirclcii, wo laquo;lie Enizüiidung bis zu dem Grade sieh steigertej den man mit Brand zu bezeichnen pflegt. Die Erscheinungen, welche diesen (den En(ziiiidungsüber-gängen gemeinhin beigezähHen) Zustand begleiten, die Entzündung mag ihren Sitz haben wo sie will, sind im Allgemeinen immer dieselben und die wichtigsten davon: ein lileiner, harter, liaum fühlbarer vibrirender Puls; die früher schon geröthete IVascn- und Manischleimhaut nimmt eine bleiche, livide Farbe an; die äussere Körpertempera­tur sinkt, die Extremitäten, Ohren, Vorkopf, selbst das Innere des Maules fühlen sieh eisig kalt an, desgleichen ist auch die ansgeatbmete Luft kühl; kalte Schweisse brechen aus, und es erfolgt dann bald der Tod unter Konvulsionen. Der Tod kann aber aucli eintreten ohne gerade durch Ent-ziindungsübergänge veranlasst zu werden, so durch plötz­liche Lähmung der Function einzelner wichtiger Organe, wie des Gehirns und der Lungen, in Folge heftiger Con-gestionen und Blutüberfüllung dieser Theile, durch krampf-hafte Zufälle, so wie durch allgemeine Entmiscliuug der Säftemasse, besonders wenn eine anthraxariige Beimischung der Krankheit stattfindet.
sect;. 59. Sectionserscheimmgen. Die Veränderungen, welche nach dem Tode in dem Körper gefunden werden, sind im Allgemeinen abhängig von der Art und dem Sitze der örtlichen Entzündung, den etwa schon erfolgten Uebcrgängen derselben, so wie von sonstigen Complicationen und dem Charakter der Krank­heit überhaupt. — Wie nun von diesen Momenten auch in. o. w, die Dauer der Krankheit abhängig ist, so wird denn auch der Befund nach Verschiedenheit dieser sich richten, so dass wir im Allgemeinen bei schnell zum Tode geführten Krankheitsfällen nur die Zeichen der Congestion oder m. o. w. die der Entzündung; bei längerer Dauer und schon stattgefundenen Entzündungsäbergängen die Pro-duete dieser vorfinden werden. Es kann daher auch als Re­gel gelten, dass nach kurzdauernder Krankheit die Abnormi-
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taien weniger zalilreicli sind, als wo die Krankhcii von längerer Dauer war. — Aus den Erscheinungen im Leben lässt sich auf den Befund nach dem Tode specieller schliessen.
sect;.60.
Die consianlesien Veränderungen sind in der Brust­höhle angetrofTen worden, wie Dies auch schon aus dem gewöhnlichen Sitze der zu Stande koniinenden Entzündun­gen hervorgeht; ja man sagt wahrlich keine Unwahrheit, wenn man behauptet, dass die Brnstorgane nur als sel­tenste Ausnahme bei dem Krankheitsprozess nicht bethei-ligt gefunden worden sind. Ich muss gestehen, dass bei 100 und mehr Obductionen, die ich in verschiedenen Scu-chenfällen theils selbst zu machen Gelegenheit hatte, oder worüber mir die Berichte zur Einsicht vorgelegen haben, die pathologischen Veränderungen in der Brusthöhle die erheblichsten waren.
Man findet nun in der Brust, nach kurzer Krankheiis-daucr, die Pleura entweder mehr allgemein verbreitet, oder mehr in einzelnen Parthien: als i*. costulis, P. pul-monalis, das Mediasilimtm und Pericardium entzündet und daher m. o. w. aufgelockert und verdickt, stark geröthet, vielfach mit turgescirenden Gefässen, in büschelförmiger Verbreitung, durchzogen und in deren Umgebung, bei hoch­gradigen Entzündungen, wohl Blutauslrciungcn, in welchem Falle dann die Pleura noch dunkel- und schwarzrolhe Strei­fen und Flecke zeigt. Die Oberfläche der Pletira hat ihre Glätte verloren, erscheint m. o. w. rauhzaserig und wie mit einer Schmiere überkleislerl. Ganz gewöhnlich findet sich ausserdem in der Brusthöhle ein Erguss von blutigem Serum, der bald nur geringe ist, bald aber auch in be­trächtlichem JHaasc sich vorfindet; auch der Herzbeutel enthält, mitunter in übermässiger Menge, eine gleiche Flüs­sigkeit. In andern Fällen findet man die Pleura nur we­nig verändert, dagegen aber die Lungen (gewöhnlich eine) stark mit Blut erfüllt, aufgetrieben, von dunkler Farbe und geringem Ziisanimenhaiige (mürbe)} sie zeigen
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übcrliaupt mein- oder iniiidcr dcnüich die Spuren der Entzündnng. Nach längerer Krankheitsdauer, rindet man in der Brusthöhle Ergiessungen einer wässrigen mehr oder minder gelb gefärbten, durch zu Flocken geronnene plastische Lymphe getrübten, meistens m. o. gt;v. übelrie­chenden Flüssigkeit, die oft in der Menge von einem und meh­ren Stallcimern voll vorhanden ist; oder es ist der wäss-rige Ergnss nur geringe, und die plastischen Ausschvviiznn-gen bedecken, zu lockeren, porösen oder failcnföiini^oii Massen geronnen, m. o. w. dick, in Lagen von -g- — Ijquot; und darüber, die entzündete Brusthant und verkleben die Organe der Brusthöhle unter sich, so die Lungen mit dem Zwerchfell und den Rippen, den Herzbeutel mit dem Mittelfell etc. Nicht selten sind diese plastischen Aus­schwitzungen in dem Maase vorhanden, dass sie den Mit-telfellraum ausfüllen, und mitunter als sackartige Gerinsel die ganze Oberfläche der Lungen bedecken. — in andern Fällen findet man die plastischen Ansschwitzungen in der Brusthöhle nur geringe oder sie fehlen g'anz, dagegen in das Farenchym der Lungen erfolgt und diese daher hepa-iisirt, wodurch sie: vergrössert, auf der .Schniitfläche in ihrem Cefüge verdichtet, der Porosität beraubt, von ge­ringem Zusammenhange, bald mehr dunkelroth, bald mehr grau gefärbt, gegen die Bänder zu nicht selten marmoriri erscheinen, in Wasser untersinken etc. Ausserdeui findet man in den Lungen auch wohl Eiterknoien (kleinere oder grössere Abscesse), die Bronchien blutigen, schaumigen Schleim enthaltend, oder theilweise durch zähen Schleim verstopft oder mit eitriger Flüssigkeit erfüllt, die Schleim­haut in den grösseren Aesten derselben aufgelockert, ver­dickt, abnorm gefärbt, von grünlicher, grauer, sclimutzig-rother Farbe. War Laringilis vorhanden, so findet sich auch die Schleimhaut der Luftröhre in ihrer oberen Par-ihie und namentlich im Luftröhrkopf entzündet, aufge­lockert; zwischen den Stimmritzcnbämlern, am Kehldeckel Ausschwitzungen etc.
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sect;. 61.
Die plasiischen AusschwKzungen ffhlen bei tier Jn-ßuenza, sofern überhaupt Ausscliwifzungcii zu Stande koin-inen, gänzlich wohl nie; vieiinehr #9632;\verilen selbst in ilen acutesfen Fällen, wo mir der Erguss eines blutigen Serum in der Brusthöhle statlfand, in diesem ni. o. w. Flocken ^cronnnenen Eiweis- und Faserstoflcs, wodurch die Flüs­sigkeit m. o. w. getrübt wird, gefunden.
Bei vollständiger Abscheidung der plastischen Stoffe, zu zusammenhängenden Massen, von den wässrigen, kann das in der Brusthöhle vorhandene gelblich gefärbte Wasser klar und ohne Geruch sein, wennsonst die Obduction bald nach dem Tode vorgenommen wird; so dass ein widriger, stinkender Geruch der Flüssigkeit keineswegs durchgrei­fend als ein Kriterium des Ilydrops aculus gelten kann, wie Dies von Einigen wohl angenommen worden ist.
sect;. 62.
Unter den Organen der Hinterleibshöhle wird am cou-staniesten die Leber krankhaft verändert gefunden. Oft lin-det sich blos die Oberlläche derselben mit fadenförmigen Coagulirungcn der, von dem entzündeten und verdickt er­scheinenden serösen ücberzuge ausgeschwitzten, plastischen Lymphe bedeckt, und ihre Substanz ist dicht unter demselben bis auf eine oder mehrere Linien Tiefe, (durch plastische Ausschwitzungen) verdichtet und statt von brauner von graugelber Farbe, als Zeichen, dass die Entzündung, von dem peritonäalen Ueberzuge aus, sich zwar auf die Sub­stanz der Leber verbreitet hat aber nicht tief eingedrun­gen sei. In selchen Fällen erscheint daher die Leber, auf den Querdurchschnitt von einem (orange-) gelben Bande umgeben. — In andern Fällen aber findet sich die Leber vergrössert, in ihrem Parenchym durchweg auf genannte Weise, als Zeichen der tiefer eingedrungenen Entzündung, verändert. Als seltene Abnormitäten werden Bersiung der Leber, Abscessc in derselben u. s. w. gefunden.
sect;. 63.
Zwar nicht so häufig, aber doch in jenen Fällen, wo
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im Leben die Ersolieinungcn einer Bauch feil - Darmenlztin-dmig vorhanden wiiren, finden sich, wenn der Tod schnell erfolgk', die Ergebnisse der Baiiclireil-Darmcntziindung vor, so dass das Periionänni, sowohl in seinen Bauchwandpar-Uiiecn, als da, wo es die Bauclicingeweidc, die Därme u. s. w. umkleidet, dieselbe krankhanc BeschaiTenhcit zeigt, wie die Pleura; mul gleiclifalls auch in der Bauchhöhle eine Ergicssung wässriger m. o. w. blutigen u. s. w. Flüs­sigkeit gefunden raquo;vird. — Hatte die Entzündung auch hier bereits Uebergänge gemacht, so bestehen diese auch hier, wie in der Brust, in wässrigen und plastischen Aus-schwitzungen, wovon die ersten mitunter in sehr reichli­chem Maase gefunden worden sind, so dass ihre Quantität quot;i — 4 Stalleimer voll betrug. Die plastischen Ausschwiz-zungen finden sich tbeils in Form von Flocken, (falschen) Häuten dem Wasser beigemengt, oder als Fäden an der Bauclihölileiiobcrfläche, den Därmen, dem Zwerchfell, der Leber n. s. w. ankleben; wo sie vorherrschend und in sehr reichlichem Mansc vorhanden waren, hat man selbst die Därme unter sich verklebt und deren Wände, durch Aus­tritt plastischer Lymphe zwischen seröser und Sluskcl-baut, sehr verdickt gefunden.
Tödtetc die Darmentzündung erst im fernem Verlaufe der Krankheit und wurde sie von Durchfall begleitet, so wird am gewöhnlichsten die Darmschleimhaut krank: ent­zündet, bedeutend aufgelockert, hier und da ihres Epithe­liums beraubt, Blutaustretungen zwischen Schleim- und Muskelhaut bis zu 2'quot; Dicke gefunden. Ob dieser Befund aber der Krankheit stets angehört habe und mitunter nicht Folge der unzweckinässig gebrauchten Arzneien, so des Calomels, gewesen sei, will ich nicht entscheiden. Mit, auf kleine Bäume, von der Grosse eines Silbergroschens und darüber, beschränkten Blutsngillationen, die sich bis zu 1 und mehrere Linien Dicke zwischen Muskel- und seröser Haut erhoben, findet man die Därme häufig hie und da besetzt.
Die JVieren hat man (in einzelnen Epizooticn ziemlich
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häufig) eulzuiule*, oiler sclir blulrcith, gleichsam, wie einennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
geronnenen Blutklninpen gefuiulcn. Auch an der Harn-hlase, Gcbiirmuücr warden mitunkr dcuiliche Spuren der Eniziindung wahrgenouimen.
In Fällen, wo ein namhaftes Leiden des Gehirns und
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Rückenmarlis heohachlct wurde, hat man die Erscheinun­gen vorhanden gewesener Entzündung der Hirn- und
Rückenmarkshäute und plastische Exudationen an densel-
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hen gefunden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;! ;|j %
sect;. 64.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; V
Ausser diesen Erscheinnngen werden nun auch in jenen Fällen, wo das Fieber eine typhöse Natur bekundete, noch solche vorgefunden werden, welche sich hierauf be­ziehen, so namentlich Zeichen der Entniischnng der Blut-masse, Sugillatiouen an verschiedenen, sect;. 35. genannten Körpcrtheilen. brandige Zerstörungen in änssern Theilen, so, wo Fontanelle gelegen. War mit diesem Zustande ein Schleimhautleiden besonders hervortretend, so finden sich auch noch die Ergebnisse der sect;. 35. genannten Zufälle: heträchtliche Zerstörungen auf der Nnsenschlciinhaut (und
mitunter auch auf der Diwmschleimhaut) Geschwüre daselbst, die Kieferhöhlen mit janchichter Flüssigkeit erfüllt, bran­dige Geschwürflänhen im Kehlgang etc. Waren jlitgm-oder Gelenkentzündungen vorhanden, so werden auch diese Theile verändert gefunden, so im letztern Falle die Kno-chenendeu aufgelockert, entzündet, besonders in ihrem knorpelichen Ueberzug; die Synovialhäute aufgelockert, durch plastische Ansscbwitzungen verdickt, von einer zähen, dunkclgclb oder, durch beigemengtes Blut, roth ge­färbten Gelcnkschmiere, in der sich auch wohl Gerinsel plastischer Lymphe befinden, stark ausgedehnt; in heftigen Fällen selbst die übrigen Gelenkbänder, nahliegende Seh­nen, Aponeuroscn etc. entzündet und in das zwischenlie-gendc Zellgewebe Infiltrationen einer serösen, serösblutigen Flüssigkeit. — Bei etwa anthraxartiger Beimischung, wird das Blut entmischt von schwarzer Farbe und theerartiger BcschaiTenheit, die gefässreichen Organe, wie Lungen, Leber,
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Milz von einem R\aic von gleicher Boschaflenlieii aufgeine-ben, fleckig, dunkel gcHirbt um! nnirbc gefunden, und was enlseheidend isl, es finden sich die dem Anthrax cigenthüm-lichcti gclbsulpigcu Infiltralionen, die mitunter selbst in Form von Karbunkeln erscheinen, an rerscliicdcnen Kör-perstellfn vor, so namentlich an dem sect;. 36. genannten Stellen. Indessen auch selbst in diesem schnell zum Tode führenden Fällen ist das Leiden der serösen Häute nicht gänzlich verwischt, ihre entzündliche Beschaflenheit vicl-Uichr in. o. w. deutlich zn erkennen.
sect;. 65. Nachkranfcheilen. Die so mannigfachen ördichen AfTectionen, welche die Tn/hienzii eingeht, lassen schon erwarten, dass sie auch zu den verschiedensten IVachkrankhciten führen könne. In der Wirklichkeit hat sich Dies nun aber auch so bestätigt dass die Infliienza erst eben ihrer JVachkrankheiten wegen eine so gefürchtcle Krankheit geworden ist. Hat nun auch gleich die Erfahrung gelehrt, dass die JVachkrankheiten in der letzten Zeit, gegen früher, an Zahl und Stärke gerin­ger geworden sind — eine Fruclit der jetzt besser er­kannten IVatnr der/raquo;i/Zueiisa und einer gegen früher zweck-mässigeren Behandlung derselben — so steht doch auch fest, dass ihre gänzliche Abwendung aussei- der 3Iöglich-keit ärztlicher Kingriffe liegt, und sie noch ein sehr wichtiges Kapitel in der Beschreibung der Inßuensa aus­machen. Ebendeshalb halten wir es denn auch für ange­messen, denselben ein besonderes Kapitel anzuweisen. Es würde indessen viel zu weit führen und in das Gebiet der Krankheitslchrc sehr allgemein eingreifen, wollten wir uns auf eine spezielle Beschreibung aller Nachkrankheiten einlassen. Deshalb, und um die Gränzen einer Monogra­phie nicht zu weit zu stecken, wird es genügen müssen, derselben in ihrer Allgemeinheit zu gedenken, die spezielle Würdigung (ihre Bedeutung, Gefahr etc.) wird auch füglich dem Sachverständigen überlassen bleiben können.
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sect; 66.
Die IVachkraiikhcitcn bcsielion nun ilieils in innerlichen Leiden iheiis in chirurgischen liebeln, so ilass sie hiernach in zwei Hauptklassen zerfallen ; im Ganzen aber gehören folgende zu den wichtigsten.
1) Verdauungsschwäche (Unordnungen in der Verdau-ungsthätigkeit, Alangel an Appetit, schwache, schlechte Verdauung und daher rührende mangelhafte Ernährung) gehört zu einem der gewöhnlichen Kachiihel der Li/7uenx.u. — Der Grund derselben kann im Darmkanal, in einer feh­lerhaften Secretion des Magen- und Darmsaftesj in einer krankhaften Veränderung der Gekrössdrüscu (man fami dieselben sehr vergrösseri und verhärtet oder in Eiterung übergegangen und dann mitunter beträchtliche Abscesse bildend) oder aber in chronischen Leiden der Leber und daher rührende anomale Gallcnsccretion — liegen. Im letzten Falle, bei chronischem Leberleiden, hat man auch die Ausbildung von chronischer Bauchwassersucht zu fürch­ten. Die Ermittlung des Ursprunges des Uebels ist in therapeutischer Bezieliung von ticsonderer Wichtigkeit. Daher möge hier die allgemeine Bemerkung Platz finden, dass im ersten Falle die allgemeinen Erscheinungen des Status gastricus pituitosus, im zweiten die eines lymphati­schen Leidens und im dritten die des Stat. gast, biliosus gefunden werden. Durchfall begleitet den einen oder andern dieser Zustände nicht selten und setzt die Ernäh­rung noch mehr herab. — Dergleiclien Uebel bleiben nun in jenen Fällen gern zurück, wo die Krankheit langsam verlief, das Fieber seine faulige IVatur deutlich offenbarte, so wie dort, wo die Leber und der Darmkanal in nam­hafte Mitleidenschaft gezogen wurden, Entzündungsübcr-gänge in ihnen zu vermuthen stehen, und die Krankheit zu Anfange oder in ihrem Verlaufe von Kolikzufällen be­gleitet wurde. —
Es ist der genannte Zustand immer von Bedeutung, da er in. o. w. in den Ernährungsprozess eingreifend, bei längerem Fortbestehen und fruchtlosem ärztlichen Ein-
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schreiten, leicht zu chronischen, unheilbaren Uebeln führt, die sich als cacheclische Leiden offenbaren. Am ehesten ist Dies der Fall, wenn die Gelcrösdrüsen krank sind, und da­durch eine gute Clivliflcation leidet, oder Eiterbildung n. s. w. in der Leber, Geschwürausbildung im Darmkanal zu Stande kommen. Der Ilinzutrilt eines hektischen Fiebers bekundet dann die übele Wendung und lässt wenig Hoff-
nung für die Rettung der Thicrc.
Die allgemeine Ab-
magerung nimmt dann rasch zu, es gelangen auch wohl noch Holz und Wurm zur Ausbildung.
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2)nbsp; Chronischer Husten. Ein monatelang, nach iiberstan-dencr Inßnenza, forthestehender Husten, bleibt nicht selten zurück und namentlich in den Fällen, wo die Schleimhäute der Respirationswege namhaft mitlitten. Er scheint bald lediglich auf einer gesteigerten Reizbarkeit der ebengenann-ten Schleimhäute zu beruhen und besteht dann für sich, bald aber auch mit Uebcrbleibseln der Lungenentzündung: lAingenlcnolen, Verwaehsungen der Lungen etc. zusammenzu­hängen. In diesem Falle wird er dann noch von Ath-mungsbeschwerden (Knrzathmigkeit) begleitet und dadurch von höherer Bedeutung. 3Iitunter sah man neben dem Husten, auch noch Schleimlluss, chronischen Lungenkatarrh (Blennorrhoca pulmonum) besteben.
sect;. 68.
3)nbsp; Athmnngsleschwei-den (Kurzathmigkeit, Dämpfigkeit) gehören überhaupt zu den gewöhnlicheren Folgcübeln der Injhienza in jenen Fällen, wo eine ßrustentzündung mehre Tage in beträchtlichem Grade fortbestand. — Es ist .schon sect;. 47 erwähnt worden, dass selbst in jenen Fällen, wo Ge­nesung eintritt, sehr häufig mehre Wochen eine grössere Reizbarkeit in den Respiraiionsorganen und erhöhte Er­regbarkeit in dem Gefässsystem zurückbleibe, die sich durch beschleunigtes Athmen etc., besonders wenn die Thiere bewegt werden, zu erkennen gebe. Wo sich nun die Auf­regung im Gefässsystem verliert und mit dieser nicht gleich­zeitig auch das beschleunigte Athmen, da besteht dieses in
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der Form von Kursalkmigketl fort, und es hält solche dann nicht selten noch mehre Monate an, bevor sie sich, im günstigsten Falle, verliert, oder sie ist bleibend und macht das Thier dämpjig. Im ersten Falle bemerkt man ge­wöhnlich deutlich periodische Ycrschlimmurungen, die meistens mit ungünstiger .— feucht kalter — Witterung zusammenhängen und als eine Frucht der, durch die Krankheit zuriick-gebliebcnen grösseren Enipfindlichkcit der serösen Häute zu betrachten sind. Dadurch erinnern sie an die bestehende Association zwischen rheumatischen Hebeln und widrigen Witterungsehiflüsscn überhaupt. Im zweiten Falle, wo die Kurzathmigkcit überhaupt einen höhern Grad erreicht, statt abzunehmei:, noch wohl zunimmt und bleibend wird, stellt der ganze Zustand die Dümpjig-keitj mit ihren eigeiilhümlichen Erscheinungen dar. — Ob ein Pferd nach überstandener Iii/luenza mit zurückblei­benden Athmungsbeschwcrden bleibend dämpfig sei oder nur vorübergehend: Das lässt sich mit Gewissheit von vornherein nicht bestimmen, sondern kann höchstens nur vermuthet werden. Wenigstens liegen (mir) Beispiele genug vor, dass Pferde mit allen Erscheinungen der Dämpfigkeit nach Verlauf von plusmn;, 5 — 1 Jahr wieder ganz normal athmetcii (wenn sonst sie nur zu leichten und lang­samen Arbeiten benutzt wurden) — ein Umstand, der in Bezug auf die gerichtliche Thierheilkunde wohl erwogen zu werden verdient. Eine nähere Erörterung dieses Gegen­standes kann hier nicht Aufgabe sein, und es dürfte ge­nügen auf denselben aufmerksam gemacht zu haben. —
sect;• 69. 4) Schwindsucht. Auch diese tritt in die Reihe der Nachkrankheiten der Inßuenza auf, und zwar am gewöhn­lichsten als Lungemchwindsuchl, wenn die Lungenentzün­dung in dem Grade zur Eiterbildung in den Lungen führte, dass dadurch das Ernährungsgeschäft sehr herabgesetzt und ein hektisches Fieber, mit allgemeiner Abmagerung zur Ausbildung gelangt. Es ist diese Krankheit eine der übel­sten Folgekrankheitcu der Iti/luenza, denn nur selten ist
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hier noch auf Genesung zu hoflon, doch ist diese keines­wegs gänzlich nusgcschlosscn. Bei jungen, nicht zu sehr geschwächten Thieren vermag die Natur und eine zweck-mässige Behandlung noch viel, besonders wenn zeitig (bei erkannten) Gebergänge der Entzündung in Eiferung) dem Uebel entgegen getreten wird. .
sect;. 70. 5) Verdlichüge Druse, als Folgekrankheit der In/Iuema, ist ziemlich häutig beobachtet worden- Wie sect;. 15. und 16. schon erwähnt, ereignet es sich nicht selten, dass entweder schon von vornherein das Schleimliautlciden eine lympha­tische Beimischung erleidet, oder aber im ferneren Verlaufe der Krankheit eine solche AfTection erst hervortritt (cf. auch sect;. 35.). In manchen Fällen sogar wurde die Affection der Schleimhäute verwischt, und ein Leiden des Lvniph-driisensystems (durch Anschwellung der Kehlgangsdrüsen etc. markirt) trat allein laquo;u den Erscheinungen derIii/Iuenza überhaupt: in noch andern Fällen nahm das catarrhalisch-lymphathischc Leiden mehr eine metastatische Bichtnng, erschien ganz in der Gestalt der sogenannten verschlagenen Druse (indem sich an verschiedenen .Stellen des Körpers, am Wiederrüst, auf dem Rippengewölbe, in der Nähe der Ohrdrüsc etc. Ablagerungsgeschwiilste, wie sie bei dieser Drusenform vorkommen, sich bildeten). — Solche Fälle sind es nun , wo leicht, bei besonderer Disposition der Kranken (cf. sect;. SG.J oder Vernachlässigiing, eine Ausartung in schwerere und bösartige lymphatische Krankheitsformen stattfinden, verdächtige, bösarlige Dittse zur Ausbildung gelangen, tue, wenn sie auch in vielen Fällen noch glück­lich geheilt werden, doch auch nicht minder oft,
sect;. 71. 6) zu Roll, und fVurm führen. Die Anzahl Pferde, welche, nach iiberstandener lußnenza, durch diese letztge­nannten Krankheiten noch ihren Tod fanden, ist wahrlich nicht geringe. Mir liegen Beispiele vor, wo 3 — 6 pr Ct. und darüber von den influenzkranken Pferden später wegen Rotz und Wurm getödtet werden mussten. Die hohe Be-
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deuiuug, welche daher vcrlt;lächlt;ige Druse eic. als Nach-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;t lt;
krankheit der Inßuenza unter Umständen, wie in Gestüten, Rcmonte-Depots, Cavallericställcn etc. erlangen können, liegt sehr nahe. Nur zu leicht werden die Folgeübel hier von viel ernstlichem Belange, als die Inßuenza selbst es war. — Es ergiebt sich hieraus auch die grossc Auf­merksamkeit, mit welcher die Influenza von dieser Seite aus ins Auge gefasst sein will, und dass eine genaue Wür­digung der catarrhalisch-lymphatischen Nebenleiden stets empfehlenswerth sei. In Bezug dieser und ihrer Folge-übel überhaupt glaube ich, die allgemeine Bemerkung (denn eine speziellere Betrachtung muss hier ausfallen) noch hinzufügen zu müssen, dass ihre Ausbildung oft sehr rasch erfolgt, so dass mitunter binnen 2 — 4 Wochen Pferde influenzkrank sein und rotzig werden können; nicht selten sogar wider Vermuthen. In andern und den ge­wöhnlichem Fällen aber werden die gewöhnlichen Stufen durchlaufen, und der vollendete Rotz tritt erst nach ^ bis £ bis I jähriger Frist hervor, wenn nicht, der fruchtlosen Kur­versuche müde, die Pferde früher getödtet wurden, (wozu un­ter Umständen nur zeitig gerathen werden kann). Auch ist der und zwar der übelste Umstand wohl zu berücksichtigen, dass nicht gleich und unmittelbar nach Uberstandcner Influenza die Erscheinungen der verdächtigen Druse etc. vor­handen sind, so dass diese etwa nur als eine Fortsetzung von jener zu betrachten wäre; sondern nicht selten schei­nen die Kranken (ausser einer zurückbleibenden gering­fügigen Anschwellung der Kchlgangsdrüsen) vollständig genesen, und über mehrere Wochen erst entwickelt sich successive das bis dahin gcschlutnmertc (zurückgetretene) lymphatische Leiden von Neuem. Auch dann pflegt es wohl noch in scheinbar guiartiger Drusenform aufzutreten, und erst über kurz oder lang seine bösartige Natur zu entfalten. Alan traue daher niemals solchen Erkrankungen, bei denen während des Verlaufes der Influenza ein nam-hajles cutarrhulisch-lymphatisches Leiden hervortrat.
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sect;• 72.
7)nbsp; nbsp;Wie dugenenizündungen schon im Vorlaufe tier In-Jhtcnza (cf. sect;. 29.) vorkoinmcn können, so sehen wir sie
(mehrere Wochen) nach iibersiandencr Krankheit noch viel häufiger auflreien. Es ist Grund vorhanden, eine be­sondere Disposition bei den befallenen Individuen anzu­nehmen, die durch die Influenza noch gesteigert wurde, so dass nach UeberstcLung derselben Gelegenheitsursachen (Erkältungen) einen weit grösseren Effect ausüben. Die Augcneniziindiing tritt ihrem Erscheinungen nach als rheumalische auf, und führt demzufolge gern zu Exudationen, artet aber auch gern (bei erblicher Disposition) in perio­dische Avgenenlr.ündung aus und hat in ihrem Gefolge die dieser zukonmicnden Ausgänge. Sie zeigte sich überhaupt nicht leicht, und manches Pferd ist durch sie theilweise oder gänzlich erblindet. Die Zahl der Erkrankungen an Augcnenizündiing nach überstandencr Influenza war oft sehr beträchtlich, namentlich in jenen Gegenden und bei Pfcrdeschlägen, wo und bei denen innere Augenentzündun-gen auch für gewöhnlich häufig beobachtet werden, und eine erbliche Anlage zu vermuthen steht.
sect;. 73.
8)nbsp; Lühmungsarlige Schwäche, selten förmliche Lähmung einzelner Theilc bleiben nach der Influenza in jenen Fällen, wo derartige Zufälle schon während des Verlaufes der Krankheit, als Begleiter des nervösen Fiebers, der Ent­zündung der Hirn- und Kiickenmarkshäute hervortreten, nicht selten znrück. Es kann die Lähmung an allen den sect;. 34. genannten Thcilen vorkommen, am häufigsten ist sie aber doch am Hinterthcil beobachtet Morden. In der Mehrzahl der Fälle verlor sich die Lähmung oder lähmungs­artige Schwäche, unter einer zweckmässigen Behandlung, nach und nach, doch ereigneten sich auch Fälle, wo Dem nicht so war: die Schwäche im Kreuze blieb und machte das Thier m. o. w. unbrauchbar. In solchen Fällen schei­nen unheilbare krankhafte Veränderungen im Rückenmarke zu Grunde zu liesen.
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sect;• 74.
9) Conlracluren der Sehnen, Sehnen - Scheiden und Ge­lenkanschwellungen gehören zu den häufigsten Nachkrank-heiten der Inßuenza. Die ersteren folgen der Krankheit gewöhnlich gleich, gehen gewissermassen unmitielhar aus derselben hervor; die leiztcrn Irelen dagegen entweder erst gegen das Ende der Reconvalescenzperiodc ein oder, was eben so häufig und fast noch häufiger der Fall ist, nachdem die Pferde bereits wieder zu Diensten benutzt wurden. Am gewöhnlichsten werden die Gliedmasscn er-grifl'en, und wie es scheint, die vordem mehr als die hin­tern. Die Contracluren bemächtigen sich insbesondere der Beugemuskcln der Schenkel und reranlasseu eine bockbei­nige, kiiihensländige, slelz/ussariige etc. Stellung der Schen­kel, begünstigen die Ausbildung vom Bockhuf, ja wo (in seltenen Fällen) die Seimen weit verbreitet am Körper ergriffen sind, kann eine förmliche llngeslaliung des Kör­pers veranlasst werden, wohin auch die mitunter erfolgten Riickgradsverkrümmungen gehören. Da in solchen Fällen die Bewegungen der Thiere meistens mit viel Schmerz für sie verbunden sind, so kann man mit Recht sagen, dass dergleichen Kranken zu den bemitleidcnswerlhestcn Ge­schöpfen gehören. Jede Bewegung scheuend, liegen sie fast beständig, liegen sich leicht durch etc. —
sect;• 75.
Viel häufiger nun als die blossen Contraciuren der Sehnen kommen (entzündliche) *2nsehwellungen einzelner Sehnen vor — am allergewöhnlichsten dicht über dem Fesselgelenk und zwar wieder an den Vorderschenkcln gewöhnlicher als an den Hinterschenkeln^ Sie können aber an allen Körpertheilen, wo Seimen mit Scheiden sich finden, vorkommen, so wie auch in den Aponeurosen am Vorarm, am Unterschenkel etc. Der eigentliche Sitz (der Entzündung) ist mehr in den Sehnenscheiden (des Kronen-nnd Hufbeinbeugers) als in den Sehnen selbst. Es sind diese Anschwellungen (vor deren Eintritt, worauf ich hier besonders aufmerksam machen will, nicht selten eine
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fieberhafte Aufregung im Gelasssysicm beobachtet wird) da sie vorzugsweise durch eine krankhaft vermehrte An­sammlung von Sehnenschmiere in der Sehnenscheide und da­durch erfolgte Ausdehnung der letztern veranlasst werden, in. o. w. fluetuirend (wodurch sie sich, aussei dem Sitze, dicht über dem Fesselgelcnk, von dem sogenannten Sehnen-klapp unterscheiden) und höchst schmerzhaft, so dass sie den bcfullenen Schenkel bei der Bewegung m. o. w. ganz aussei' Gebrauch setzen. Es kömmt nun bald und gewöhnlich nur an einem Schenkel eine solche An­schwellung vor, doch wurden nicht selten zwei, mit­unter drei, ja in einzelnen Fällen selbst alle vier Schen­kel zugleich ergrifTen. Dadurch werden die Thiere sehr leidend, liegen fast beständig, und wird bei ihnen ein Reizfieber unterhalten. In manchen Fällen bilden sich die mehrfachen Anschwellungen nicht zu gleicher Zeit aus, sondern es wird ein Schenkel nach dem andern und nicht selten in Zwischenzeit von 2, 4—6 Wochen und noch länger ergriffen j ein Umstand, der in prognostischer Bex-ielning von Wichtigkeit ist.
Es lassen diese Sehncnanschwellungen insbesondere, wenn sie in der Behandlung vernachlässigt werden, gern Yerdik-kungen, Schncnschcidcngallen etc. zurück. Sie erscheinen am gewöhnlichsten bei den Pferden, bei welchen vollstän­dige Krisen nicht zu Stande kamen, oder wo eine Störung derselben stattfand. Hiermit scheint auch die Beobachtung zusammenzuhängen, dass man dies Uebel häufiger dort vor­kommen sah, wo die Krankheit mit dem asthenischen Cha­rakter auftrat, oder wo Aderlässe, ohne gerade angezeigt zu sein, unternommen worden waren.
sect;.76. Die Anschwellungen der Gelenke kommen (obwohl kein Gelenk davon ausgeschlossen ist) am gewöhnlichsten am Sprung- und dem Hinterkniegelenk vor. Auch sie sind gewöhnlich entzündlicher Natur. und liieilcn dann eine gleiche Schmerzhaftigkeit mit den Sehnenanschweliungcn.
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Der cigontliclie Silt;z sind zunäolist laquo;liu Gclcnlihäiidor, von denen das Kapsclband durch Ucberriillung mit Synovia, stark ausgedehnt ist und die ganze Geschwulst m. o, w. fliictuircnd macht. Es können aber aucli im ferneren Ver­laufe die Knochen (Gelenkcnden) mit in den Kreis der
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Entzündung gezogen, und dadurch das Leiden gcfährlichci' werden. Auch die Gelenkanschwellungen lassen gern Verdickungen, Gallen, Pipphacken etc. zurück.
Die Erscheinungen nun, welche die Gelenk- wie die Sehnenanschwellungen überhaupt begleiten, lassen das Leiden für eine rheumatische Entzündwig erkennen. Hierfür spricht nicht allein der Silz, sondern auch die sie stets begleitende, vorherrschende IVcignng zu Exudationeu [Man findet gewöhnlich in dem Inhalte der Geschwulst, sofern eine Oeffnung derselben später zur vollständigen Beseitigung derselben vorgenommen wird, fadenförmige Gerinscl plastischer Lymphe.'quot;)]
sect;• 77.
10)nbsp; Nächst den so eben beschriebenen schmerzhaftennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'^ , Anschwellungen, kommen mitunter auch schmerzlose au verschiedenen Körpcrtheilen vor, die nicht selten auch
wieder die Gelenke einnehmen und hier gern zu namhaften Ansammlungen der Synovia und Bildung von Gallen führen; am Sprunggelenk auch wohl Pipphacken erzeugen. — Des­gleichen sah man
11)nbsp; nbsp;umfangreiche jlhscesse an verschiedenen Körpcr­theilen vorkommen. Der Sitz und die Beschaßcnheit der­selben werden ihre Bedeutung näher würdigen lassen; im Allgemeinen aber gehören sie nicht zu den übelsten Nach-krankheiien und dürften selbst nicht selten noch In einer kritischen Beziehung zur Influenza stehen (cf. sect;. 48.)
*) Diese fadenfilrmige Gerinsel gleichen ilen in seltenen Fällen in [den Sehnensclieiilen sich findenden Wünnetn. Wohl müglich, dass die Entstehung derselben mit dem besprochenen Krankheitszu­stande im Zusammenhange steht!
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sect;• 78.
12)nbsp; Ucblcr, ihrer Hartnäckigkeit in der Heilung wegen, sind jene schmerzhafte Jlnschwellungen auf den Rippen, die von einer Enizündung der Beinhaui und Auftrcibnng die­ser Knochen auszugchen scheinen. Auch hier entstehen, durch Eiterbildung in den bcnachbarlcn Weiehgebilden, Abscesse; nicht selten werden aber auch die Rippen selbst von Cartelaquo; ergriflen, Stückchen Knochen lösen sich ab und die Heilung verzögert sich sehr. Ja man sah selbst bei pro-fuser Absonderung eines jauchichten Eiters und durch die wahrscheinliche Absorption desselben in einem Falle ein tödliches Faulficber sich entwickeln. (Buyer). Diese (rheumatisch arlln-tische) Entzündungen, die bald den Körper der Rippen, bald aber auch die Gclenkköprc der­selben ergreifen, mitunter auch am Brustbein erscheinen, pflegen gewöhnlich 6 — 8 Wochen nach iiberstandener In­fluenza hervorzutreten.
sect;. 79.
13)nbsp; In einzelnen Fällen sah man auch Auftreibung des Speichelkanals, Anschwellung, Verhärtung der Ohrdriiso und Fisteln daselbst entstehen. Imglcichen erfolgen,
14)nbsp;wenn das die Influenza begleitende Fieber seinen fau­ligen Charakter behauptete, üble Geschtvüre an den früher geschwollen gewesenen Theilen, so wie dort, wo Haarseile, Fontanelle etc. gelegen haben. Dann und vorzüglich wur­den beobachtet: übelartige Geschwürein der Käthe, die lange bestanden, nur langsam eine Heilung eingingen und gern zu Entartungen der Haut (Verdickung etc. derselben) führten.
sect;#9632; 80.
15)nbsp; Harte begränste Knoten in der Haut, die mehrere Wochen bestanden und dann unter Ausfallen der Haare wieder verschwanden, sind auch noch den Nachiibeln der Influenza beizuzählen. — Das Ausfallen der Haare wird übrigens nach der Influenza (mit nervös-fauligem Fieber) auch ohne die ebengenannte Knotenbildung, ziemlich häufig beobachtet. Gewöhnlich gehen nur die Deckbare, mit
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Bildung von kleinen nackten Haulslellen, zum Thcil ver­loren. In einzelnen Fällen sind es aber auch vorzugsweise die Alälinen und der Schweif, welche m. o. w. gänzlich von Haaren entblösst und dadurch die Thicre geschaiulflcckt werden. Die Dckhaarc regeneriren sich zwar bald wieder; doch sieht man dieselben mitunter eine andere Farbe an-uchmen, die zwar der frühem Grundfarbe noch angehörend.
doch in einer sehr abweichenden Aüancirung besteht. Pferde, welche die Haare so verlieren, zeigen sich von der Hautseite aus sehr empfindlich gegen die Witterungsein-fliisse , was in diätetischer Beziehung beachtet sein will. —
sect;. 81. 16) Ausser den bereits genannten Nachkrnnkheitcii können nun auch noch andere der Influenza folgen, die jedoch zu den seltenern gehören. So sehen wir, wenn die Harn- und (Jeschlcchtswcrkzeuge, während des Verlaufs der Influenza besonders mit ergriffen waren, als Nach-krankheiten Störungen in der Ilarnexcretion: Ilarnhe-schwerden, Incontinenlia tirinac, Lähmungen der Rufhc etc. wohl eintreten. In einzelnen Fällen folgten Ilarnrufiren, Nieren-schwindsucht, chronische Bauchwassersucht etc. In andern Fällen blieben Störungen in den llirnverrichtungen: Stumpfsinnigkeit etc. zurück, so dass die Erscheinungen des niedern Grades des Dummkollers vorhanden waren. Diese verloren sich zwar meistens nach kürzerer oder län­gerer Zeit wieder, wurden in einzelnen Fällen aber auch bleibend.
sect;• 82. Einer interessanten Beobachtung ( welche in den Be-monte-Depots gemacht worden ist) dürfte hier schliessUch noch Erwähnung geschehen; nämlich der, dass nach über-standener Krankheit später bei mehreren Pferden raquo;mere Verblutungen vorkamen, die ihren Grund in geplatzten .Ineurysmen (der Darmaterien) fanden. Es dürfte dieser Umstand wohl den Rückschluss zulassen, dass die Bildung von Ancurysmen während der Krankheit stattfinde. Man
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dürfte die Erklärung hierfür allenfalls darin finden, dass bei einem vorzugsweisen Leiden der Hintcrlcibsorganc in Folge der Tnrgoscenss der Gcfässe (welche durch die sect;. 19. genannte Beschaflenheit des Bluts begünstigt wird) und Hemmung des Blutlaufs, besonders im Pfortadersystem, bei starkem Antriebe des Bluts in den Arterien, in diesen, (vielleicht durch Dünnheit der Wände an einzelnen Stellen begünstigt) die Erweiterungen entstehen.
Man hat, da die innern Verblutungen besonders bei Pferden beobachtet wurden, die während der Krankheit viel Calomel erhalten hatten, auch die Vermuthung aufge­stellt, dass der Gebrauch dieses Mittels (insofern es einen stärkeren Andrang des Bluts nach den Darmkanal veran-lasst etc.) auf die Entstehung der Aneurysmen von Einfluss sei. — Nach der Seuche im Bemonte-Depot Friedrichsau im Jahre 1828 verlor ich in Zeit von 2 Monaten, von circa 200 die Seuche überstandenen Pferden 4 Stück an innerer Verblutung. Andere haben ähnliche Verhältnisse erlebt.
III. JLetiologle der Influenza.
sect;. 83.
Vorbe m erkung.
Die raquo;SeUologU der Influenza befindet sich noch keines­wegs auf dem Standpunkte, dass sie eine, auch nur eini-germassen, befriedigende Einsicht in die Pathogenic dieser Krankheit gewährte. Der Grund hiervon muss zunächst in der Schwierigkeit gesucht werden, die Ursachen bei Seuchenkrankheiten überhaupt anfzufinden; da diese als mehr ungewöhnliche Erscheinungen meistens unter Ver­hältnissen auftreten, deren Erkennung weniger zu Tage liegt. Vorzüglich aber wird das Auffinden der Ursachen
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bei diesen Krankheiten ilailurch erschwert, tlass man nurnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lt; ;
zu geneigt ist zufällig vorhandene, näher erkennbare nach-theilige Einflüsse JFiir die eigentlich veranlassenden Ursa­chen zu nehmen; während [sie nur als beiläufige, mitwir­kende, schädliche Potenzen (Witursachen, coiicatisae) zu he-irachten sind. Einseitigkeit in der Aufldeg;nssiii)g haben we-scntlieh zur Verwirrung heigetragen. So kam es denn, dass der Eine Dies der Andere Jenes als die Ursache der
Influenza anklagte, jenaclulcm man dieselbe bei einer tadelhaftcn Futlerbeschaflcnheit, unter nachtheiligen Witte-
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rungseinflüssen, unzweckmässigem Gebrauch der Pferde etc. auftreten sah. — Erst eine grosse Anzahl von Beobach­tungen verschiedener Seuchenfällc konnte die Einseitigkeit in den Ansichten darthnn und mnsste zunächst zu dem Resultate führen, dass die, bei der Influenza angeklagten Ursachen mindestens eine grosse Vielseitigkeit zeigen. Die Fälle nun, und deren Anzahl ist nicht klein, wo in dem Verhalten der Pferde gar nichts Nachtheiliges aufgefunden werden konnte, und dieselben der Influenza doch anheim-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
fielen, musste ferner nothwendig auf den Gedanken führen, dass noch andere, nicht so leicht erkennbare Ursachen die Krankheit ins Dasein zu rufen vermögen. — Diese letzten Ursachen nun scheinen sogar, bei voruHheilsfreier Prüfung und als summarisches Resultat der über die Influenza ge­wonnenen Erfahrungen zufolge, grade den wesentlichsten
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Antheil an dem Entstehen derselben zu haben. Ein Re­sultat, dass allerdings sehr wenig befriedigend ist, dafür aber ein um so grösscres Feld der Nachforschungen eröfT-nct. Ein Feld, dass zugleich zu der grössten Vorsicht in den Schlüssen mahnt; da seine Wege des deutlich Erkennbaren nur wenig bieten und fast unvermeidlich zur Hypothese lenken.
Ich habe es nun in dem Nachstehenden versuchl (!) eine grössere Aufklärung in die ätiologischen Verhältnisse der Influenza zu bringen, als bisher darin bestanden. Sie durchaus befriedigend abgehandelt zu haben, schmeichle ich mir nicht, doch bin ich mir bewusst, auf Thatsachen
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als das nur Fruchibringcndc in der Ilcilkuiulc, gebaut zu haben. Dass die hiervon abgeleiteten Schlüsse überall richüg sind, will ich nichts weniger als behaupten; gebe rielmehr gerne zu, dass das Gesagte der Ergänzungen und Berichtigungen bedürftig ist. —
sect;• 84. Anlage. Was zunächst die Anlagererhältnissc der In-ßuenza betrifft, so scheinen eine (grössere) besondere An­lage zu dieser lirankheit, aus Kreuxung hervorgegangene, veredelte Pferde zu besitzen. Wie Eingangs bereits ange­führt, ist die Influenza fast ausschliesslicb nur bei derarti­gen Pferden, nie (so viel ich darüber habe in Erfahrung bringen können) in seuclienartiger Verbreitung, bei unver-miselit gebliebenen Pferden gemeinen Schlages, in ursprüng­licher Entwicklung, beobachtet worden. Wo die Krank­heit ausnahmsweise bei einzelnen dieser Pferde gesehen wurde, muss die ursprüngliche Entwicklung derselben bei ihnen doch sehr in Zweifel gezogen werden; da stets ein Zusainmentrefleii dieser Pferde mit Kranken gegeben war, und somit eine erfolgte Ansteckung wahrscheinlich wird. Wie­derholt sind die Beobachtungen gemacht, dass gemeine Pferde, inmitten veredelter und von der Krankheit befalle­ner Pferde, verschont blieben, woraus auf eine überzeu­gende Weise hervorgeht, dass jene nur eine geringe Nei­gung in die Krankheit zu verfallen besitzen. — Wollte man diese Thatsache erklären, so dürfte der Grund davon in der höheren Sensibilität der veredelten Pferde und der daraus erwachsenden grössern Empfänglichkeit, vermöge welcher sie für äussere Einflüsse überhaupt und für schäd­liche (Krankheitsreize) insbesondere empfänglicher sind, gesucht werden müssen. Es scheint, dass, gleich wie die materielle Seite des Organismus, die Körperform, erst durch eine mehrere Generationen fortgesetzte Paarung; zu einer gewissen Constanz und Slabililiit gelangt. Dies auch mit der dynamischen Seite des Organismus der Fall sei. — Wäh­rend der Ausgleichungsperiode (die von der ersten Ver­mischung zweier verschiedener Fferderaccn bis zur Errci-
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chung eines besiimmten Hacehjpus dauert) wo gewisse he­terogene Eigenschaften gegenseitig sich ausgleichcii müssen, bevor ilie gewünschte Ifomogeniläl (Ilacetypus) erreicht wird, scheint der Organismus sowohl in somalischer als dynami­scher Hinsicht weniger fest zu sein und den äussereu Ein­flüssen eine weit grüsscre Gewalt über sich einzuräumen, diesen überhaupt weniger zu resistiren im Stande zn sein. Daher werden denn Krankheiten bei dergleichen Indivi­duen nicht allein häufiger beobachtet, sondern die gewöhn­lichsten bei Pferden vorkommenden Krankheiten, verlaufen bei ihnen immer viel heftiger, und die gutartigsten wer­den bei ihnen leichter bösarlie. Ich erinnere in dieser Beziehung nur an die Druse, die bei Pferden reiner Race viel gelinder verläuft als bei noch in der Veredlung be­griffenen. Daher tritt diese ATrankheit in Gestuten, wo noch Kreuzung betrieben, weit heftiger auf, als dort, wo bereits eine reine, constante Race erzielt wurde; daher die Druse unter den Rcmontc-Pferden (welches fast durch­weg veredelte Pferde sind) so häufig, während sie bei den Pferden gemeinen Schlages nur selten einmal jene Höhe erreicht, dass thierärztliche Hilfe nothwendig wird. Ich würde das hier eben Gesagte durch eine grosse Zahl von Beispielen, in meiner Praxis und auf meinen Reisen ge­sammelt, belegen können, wenn ich nicht voraussetzen dürfte, dass dieser Erlahrnngssntz bei den meisten Thier-ärzten sich geltend gemacht habe, und nähere Erläuterun­gen über diesen Punkt die Gränzen des mir vorgesteckten Zieles weit überschreiten würde. Da es nun jetzt bei uns fast keinen unvermischt gebliebenen Pferdeschlag mehr giebt, so lässt sich hieraus das immer allgemeiner gewor­dene Grassiren der Xnfluenza erklären *).
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•) Mit Bezug auf die zu sect;. 2. gemaclite Nole, will icli liier noch bemeiken, dass das jetzt liäuKge Vorkommen der Influenza allerdings auch nach der Ansicht seine Erklärung tliukm könne, nach weither Alles in der Natnr, nach einem ewigen, unerforschlichen Gesetze ei­nem steten Wechsel unterworfen ist, Indem hiernach consequent
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So wie nun veredelte Pfenle eine grösscre Anlage zu der in Rede stehenden Krankheit besitzen, so scheint auch das jugendliche Alter mehr für dieselbe disponirt als das höhere Alter. — Durch eben iiberstandenc andere Krank­heiten (bei Rcconvalescenton) scheint gleichfalls die An­lage für die Influenza gesteigert zu werden. So sah man Pferde, welche eben die Druse überstanden hatten, leich­ter in die Krankheit verfallen. (Bachmann.)
sect;. 85.
Vielfältigen Beobachtungen zufolge scheinen nun auch noch gewisse Ausseneinflüsse die Neigung, in die Krank­heit zu verfallen zu erhöhen, daher sie als vorhereilende Ursachen in die rfeliologie der Influenza aufzunehmen sind. Es gehören hierher besonders wiederholte Störungen in der Hantausdünstnng, mögen diese durch kalte regnige Witterung, oder auch durch ein träges, ruhiges Stehen im Stalle (denn Bewegung ist das natürlichste Anregungsmit­tel der ilautausdünstung) bedingt sein. Hierin muss der Grund gesucht werden, warum die Krankheit in nassen Jahren häufiger und weit verbreiteter beobachtet wurde, und von verschiedenen älteren Thierärzten eben in der Witterungsbeschallenheit (und in der mit dieser meistens zusammenfallenden schlechten Gewinnung — und Beschaf­fenheit — der Fnttergewächse) die veranlassenden Ursachen der Krankheit gesucht wurden.
Neuere, unbefangene und treue Beobachtungen haben indessen gelehrt, dass in den obengenannten und verschie­denen andern angeklagten Einflüssen nicht, wie wohl ge­schehen, die veranlassenden Ursachen der Krankheit gesucht ---------------
auch angenommeii weiden kann , ilass im Zei(en1aufe auch mit den Tliierim eigenlliümliclie Veränderungen vor sich gegangen sind, und .somit auch deren innere Disposition einen Wechsel erlitten hahe, so dass in verschiedenen .Zeiliierioden die ausseien Einflüsse, im Conflicte mit der inneren Disposition, ganz verschiedene Krankheils-formen hervorzuhringen vermögen: dass neue Krankheitsgallungen sich erzeugen ^ alle verschwinden, und die bleibenden mehr odn mindei modilUiit eischeinen, —
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werden liöiincn, dass ihnen allen kein anderer Anlheil an der Krankheit beigemessen werden kann, als dass sie bald den KrankheiUausbiuch beschleunigende, oder den Verlauf der Krankheit verändernde, oder zu bestimniicn Complica-tionen führende Momente abgeben. — Die Krankheit hat sich bisher unter den verschiedensten Ausseneinfiüssen ebensowohl gezeigt, als sie oft dort erschien, wo in der Fültcrungswcise und in dem Verhalten der Pferde über­haupt nichts Kachtheiliges sich auffinden Hess. Der vor-urtheilsfreic Beobachter findet sich daher zu der Annahme gedrungen, die veranlassenden Ursachen der Iirfluenza in , lei­der nicht zu erforschende, cosmisch fellurische Verhältnisse zu versetzen und ein Miasma als das hanptbedingende Mo­ment (der ursprünglichen Entwicklung) der Krankheit an­zuerkennen,
sect;. 86.
Es würde sich nun viel über dies vermeinte Miasma sagen lassen, doch dürften alle Explicationcn und Reflexio­nen hierüber weiter keine Ausbeute für eine grössere Auf­hellung der Actiologie dieser Krankheit liefern; indem wir uns dabei in ein Gebiet versetzen würden, wo blosse Muth-massungen, schwankende Meinungen und leere Hypothesen an die Stelle des Realen treten, und wir uns zuletzt doch, trotz allen Abmühens, gestehen müssen: viel gesagt und we­nig belehrt zu haben. So erging es noch allen Diiasmatolo-gen und allen Versuchern, die prima causa der Epidemien und Epizootien zu erklären. Ich erinnere nur an die Cho­lera. — —
IVur so viel muss hier bezüglich des Miasma und zur Verständigung der Natur der Krankheit erwähnt werden, dass die Influenza, einmal auf dem genannten Wege ent­standen (leicht) zur Erzeugung eines Contagiums führt, und somit hierdurch noch ein veranlassendes 3Ioment für die Entstehung dieser Krankheit (auf abgeleitetem Wege) ge­funden werden müsse. — Bei der Wichtigkeit dieses Punk­tes, wollen wir denselben zunächst noch einer besondern Erörterung unterwerfen.
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sect;. 87. Anslechmgsfähigkeil der Inßuenxa.
Die Ansichten und Meinungen über die Ansieckungs-fähigkeii der Influenza sind geiheiU. Einige (Dieterichs *) Meyer **J u. A. leugnen alle und jede Ansteckung bei die­ser Krankheit;, andere sind der entgegengesetzten Meinung (Havemann***J, Sander****), Bachmanni), u. m. A.); noch Andere {Körber ^J, FimÄe-J-f-J-) etc. halten dieselbe für zuweilen ansteckend. — Es kann diese Verschiedenheit der Meinungen weiter niclit auflallen, sie ist das gewöhn­liche Ergebniss bei allen miasmatisch-contagiüsen und selbst vielen andern Krankheiten, wo die Ursachen eine Vielsei­tigkeit zeigen oder überhaupt nicht klar zu Tage liegen. So verhält es sich mit dem Milzbrand, der Maul- mul Klauenseuche (bei dieser hat man sich ja sogar verleiten lassen eine conlagiöse und eine nicht conlagiöse zu unter­scheiden) so mit der I.ungenseuche des Rindviehs und selbst mit dem Rotz der Pferde n. m. a.
sect;. 88.
Der reine Theoretiker nnd die mehr theorelisirenden Thier-ürzte behaupten gewöhnlich, dass durch Impjversuche die Contagiosität einer Krankheit erst ausser allem Zweifel gesetzt und überhaupt dargethan werden können. Ihre Meinungen difleriren daher auch, je nachdem sie die vor­handenen Beobachtungen und etwa angestellte Versuche auf verschiedene Weise (nicht selten einer vorgefassten Meinung zu Liebe) anwenden. — Die treu beobachtenden
*) HaaclbucU laquo;U-r spezielTen Pathologie und Tlierapie für Thier-Srzle laquo;ml Landwirllie. e\c, Berlin 1826. #9830;raquo;) 1. c. ) 1. c.
****) 1
i) J.
tt) Handbucii laquo;ler Seuchen und ausleckenden Krankheilen der Hausthiere. Quedlinburg u, Leipzig. 1835.
ttt) Handbuch der siieziellen Pathologie und Therapie etc. Leip­zig WM.
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Praktiker haben dagegen gewöhnlich nur eine Meinung. Ihre gewonnene Ansicht gründet sich auf eine Reihe von Beobachtungen, gesammelt in der Naiur, erworben an den kranken Thieren und dürfte daher mehr Glauben verdienen. — Versuche sind allerdings oft entscheidend für die Er­mittelung der Ansleckungsfahigkcit einer in dieser Hin­sicht sich verdächtig gemachten Krankheit im bejahendon Falle, sie können es aber nicht immer unter entgegenge­setztem Resultate sein^ obwohl von Einigen den Versuchen allein eine entscheidende Kraft beigrnirssen wird, den blosscn Beobachtungen aber nielli. Dies muss indessen bei unbefangner Bcuriheilung ungegründet erscheinen und zwar:
1) Versuch und Beobachtung sind mir dadurch von einander unterschieden, dass bei ersterem absichtlich ein Gegenstand (Thicr) gewissen Einflüssen ausgesetzt wird, um sein Verhalten ^egen dieselbe zu erforschen. Bei der Beobachtung aber zufällig ein Gegenstand (Thier) in die­selben Verhältnisse geräth. In dem hlos Zufälligen oder Absichtlichen kann daher die grössere SicheTheit des ge­wonnenen Resultats wohl nicht gesucht werden, sondern in den Verhältnissen, unter welchen Versuch und Beob­achtung gemacht werden. Sind diese gleich, so verdient auch das Resultat auf beiden Seilen eine gleich grosse Glaubwürdigkeit. Es wird dalier dem Unbefangenen ganz gleich erscheinen müssen: ob ein krankes Thier absichtlich unter gesunde Thiere gestellt wird, ober ob es zufällig unter solche gelangt. Wenn die mit ihm in dem einen oder an­dern Falle in Gemeinschaft gerathenen Thicrc auch in dieselbe Krankheit verfallen, so muss der Verdacht der erfolgten Ansteckung in beiden Fällen obwalten. Wieder­holen sich solche Beobachtungen mannigfach, so wird zu­letzt an der Ansteckungsfäliigkeit der betreflenden Krank-lieit nicht mehr gezweifelt werden können. Wird aber durch Beobachtungen und Versuche ein entgegengosetztes Resultat gewonnen; so würde dies den Schluss zulässig erscheinen lassen: dass die betreffende Krankheit mitunter
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aber nicht immer auf dem Wege der Anslecfning sich weiter zu verbreilen im Stande sei. Dann würde es sich darum handeln, die Umsiände zu erforschen, unter welchen die Krankheit contagiös erscheint, und unter welchen nicht; ob namentlich der Grund hiervon in der Krankheit selbst begründet liege, d. h. ob sie in dem einen Falle zur Ent­wicklung eines Conlagiunis führe, in dem andern aber nicht; oder ob solcher in mehr zufälligen Einflüssen zu su­chen sei *).
2) In nicht wenigen Fällen wird bei den durch zu-
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*) Su z. B. kann ilie EinjifänglidikeU für das Cnnlagium im Thiere, durch lt;las schon frühere Ueberstehcn iler Krankheit, bereits gelilgl sein j ileini es ist eine Eigenlliiimlichkeit der meisten, und na-mentlicH der lieberhaflen contagiüsen Kranklieiten, dass sie die An­lage in dem befallen gewesenen Tliiere für dieselbe Krankheit ent­weder für immer oder doch für einige Zeit aufheben.
Durch enges Keisammenstehen vieler Kranken, besonders in nie­drigen, dunstigen Ställen, scheint das Contagium an Intensiläi zu gewinnen, hauptsächlicli ist aber der Umstand bei denjenigen Con-tagien, die bei uns urs]irfinglicll aus miasmatischen Einilüssen her­vorgehen, von Belang, dass sie an In- und Bxlensilät yerlieren, so­bald diejenigen allgemeinen schiidlichen Kintlüsse, welche die Krank­heit uTSprfingÜch veranlassten, anfhüren als Gelegenheitsursache zu wirken; indem hiervon die Disposition der Tliiere und somit deren Emjifiinglichkeit für das Contagium sehr abhängig ist. Daher ver­lieren denn auch die epizootiscll • contagiüsen Kranheiten nach dem Verschwinden jener Einllüsse ihre epizootische Bedeutung ebensowohl, als unter ihrer Beihilfe das Contagium im thierischen Körper hesser gedeiht.
In hühern Grade des jServeniiebers mit besonderer Neigung zur Säftezersetzung, besonders wenn die reproductive Sphäre oder das .Schleimmeiiibransyslem dabei in besonderer Mitleidenschaft gezogen wird, im thierischen Organisinns zur Ausbildung gelangen, und somit laquo;lie gesammte Lebenslhätigkeil in hohem Grade verletzt erscheint, desto eher gelangt ein Contagium, als das Product einer durchaus ab­normen Richtung des liildungsprocesses, zur Entwicklung. Daher denn auch der Character der Krankheit für die Bildung eines Con-lagiums immer mehr oder weniger entscheidend mit ist, und somit der Fall, wo ein und dieselbe Krankheil, bald deutlicher, hald un­deutlicher, oder gar nicht conlagiüs erscheint, auch in der Krankheit selbst hegründet liegen kann.
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fällige Beobachiungcn als coniagiös erkannie Krankheiten, durch absichtlich angestellte Beobachtungen (Versuche), so­fern diese auf die materielle Uebcrtragung des Contagiums durch Impfung (Impfversuche) berechnet sind, ein entgegen­gesetztes, oder doch wenigstens ein unentscheidendes Re-snllat gewonnen. Hier wird also die Frage zu erörtern von grosser Wichtigkeit sein müssen: verdient die Beob­achtung oder der Impfvcrsuch die grösserc Glaubwürdigkeit?nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ''tl — Bei der Beantwortung dieser Frage wird es nun zu­nächst auf die Art der Ausführung des Versuchs ankom-mcn. Ist diese von jener der Beobachtung verschieden, so dürfte die letzte an ihrer Glaubwürdigkeit eben nicht verlieren und zwar aus folgendem Grunde:
Jede contagiösc Krankheit scheint in ciuec gewissen Beziehung zu irgend einem Organe oder Systeme zu ste­hen. Dies wird durch mehrfache Beispiele höchst wahr­scheinlich *). Es wird daher das Contagium am ehesten haften, wenn es mit den Organen oder Theilen desjenigen Systems in Berührung kommt, zu denen es in besonderer Beziehung steht; und je mehr diese Beziehung hervortritt, desto entscheidender wird dieser Umstand für die Anstek-kung sein müssen. Ich erinnere hier nur an die Lungen­seuche des Rindviehs, bei der fast alle Impfversuche, sofern man von der Hauiseiic aus impfte, misslungen sind; wäh­rend eine grosse Anzahl von Beobachtungen glaubwürdiger Thicrärzte die C'ontagiosität dieser Krankheit bis zur Evi­denz geführt haben **).
sect;• 89.
Diese Vorbemerkungen habe ich, zur bessern Verstaulaquo; ___________
*) Es würde zu einer wciiläuti^en ErUrlerung führen, wollte icli diese meine Ansicht weiter verfolgen; indem das ganze Gebiet der
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euntagiiisen Krankheiten berührt werden müssle, was eine zu grosse Alischweifung sein würde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I
**) Die noch wenigen Zweifler dürften, durch die neuerdings in IMUgliu angestellten Versuche „über die Ansleckungsfühigkeil der Lim-genseuche des Rindviehsquot; und die dort gewonnenen Resultate, nunmehr auch wohl jeden Anhaltspunkt für ihre Behauiitungen verloren haben! —
6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo;
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digung und Beurtheiluiig des JVachfulgcnden, für diejeni­gen Leser, welche mit der Lehre von den Contagien weni­ger vertraut sind, vorauszusrhicken nöthig geglaubt*, da sich auf eine nähere und kritische Beleuchtung der Gründe, welche zur Befestigung dor Ansichten, welche ühcr die Contagiositiit oder IVichtcontagiositäi der Iit/htenza von verschiedenen Thieräraten aufgestellt sind, nicht eingelassen werden kann, sondern nur durch Tbatsacheu erworbene Erfahrungen zur Entscheidung dieser wichtigen Frage be­nutzt werden sullen. Ein Jeder wird, unter Anwendung des Vorausgeschickten, zu einem Resultate gelangen kön­nen, welches, da es auf Beobachtungen gestützt, frei von jeglicher vorgefassten Meinung bleiben wird.
sect;. 90.
Sehen wir uns zunächst bei den verschiedenen Schrift-siellern, welche über die Influenxa der Pferde geschrieben haben, nach deren Meinung über die Contagiosität dieser Krankheit, um, so finden wir zwar verschiedene Ansich­ten über diesen Punkt ausgesprochen, doch finden wir nur von sehr wenigen die Contagiosität geradezu geläugnet; von mehreren aber dieselbe auf das bestimmteste ausge­sprochen.
Havemann sagt: raquo;in den Jahren 1786 und 179*2 sei die Krankheit unbezweifelt gewiss ansteckend gewesen; ob Dies auch 1S05 bestimmt der Fall gewesen sei, davon habe er zwar keine so grosse Beweise gehabt, indessen müsse er es doch für wahrscheinlich halten.laquo; Die Ansteckungsfä­higkeit der Krankheit hängt nach ihm insbesondere von dem Grade der Uebelartigkeit derselben ab. Er sagt: raquo;Be­kommt ein Pferd in einem Stalle, wo mehrere Pferde zu­sammenstehen die Krankheit in hohem Grade, so lehrt die Erfahrung, dass sie, wo nicht auf alle, doch auf mehrere übergeht. Es ist daher vorzüglich nothwendig, dass man die Kranken sogleich aus der Gemeinschaft der Gesunden bringt.laquo;
Sander erklärt sich ebenfalls für die Austeckuugsfahig-keit der Brustseuche, und nach Dem, was derselbe zur
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Vorbrngung der inögliclicn WcHervcrbrciluiig der Krank­heit in Vorschlag gebracht hat, muss er dieselbe sogar in hohem Grade für ansiockend gehalten haben *). — 91an beobachtete unter Andern damals, dass die Krankheit auf dein Lande nur in den Cgt;eliöf(cn an solchen Orten- zum Ausbruch kam, wohin aus der Stadt (llannovcr) schon an­gesteckte Chasseurpfcrdc gebracht und mit den Bauerpler-den in nahe Verbindung gekommen waren. IVach Zurück-briugung der Chasscurpiordc nach llannovcr soll denn die Krankheit auf dem Lande sich nicht weiter verbreifet haben.
Viborg erklär! sich cbcnralls für die Anstcckungsfähig-keit der Krankheit indem er sagt **): raquo;Uass diese an ge­wissen Orten cnzooüschc Krankheit durch Ansteckung epizootisch werden kann, ist nickt zu bezweifeln.laquo; Ob­gleich er sich hierbei nur vorzugsweise auf die Uavemami-schen Erfahrungen beruft, so führt er doch auch cine That-sache, zur Bestätigung seiner Ansicht an.
Bachmann, dem vor vielen Andern ein grosses Feld dcrBcobachiungen in seinem Wirkungskreise***) ofl'en stand, und was noch mehr ist, der als ruhiger und gediegener Beobachter und ausgezeichneter Thicrarzt seinen Zeitge­nossen noch rühmlichst bekannt ist, hat sich, gestützt auf wiederholte Beobachiuiigen in den Gestüten, Rcinontc-De­pots etc. unbedingt für die ContagiosiläC der Influenza ausge­sprochen; ja er stellte dieselbe in dieser ihrer Eigenschaft sogar den Pocken und der Rinderpest zur Seite.
Es sei mir erlaubt Bachmann's eigene Worte aus ei­nem von ihm, unter den S. November 1829 erstatteten Be­richte ****) über den beregten Punkt, wenn auch mit
*) Cf. laquo;lessen vsnnischte Beiträge Heilm 1810, so wie Wag-laquo;IiOiiirgcr Intelligens UJatt Xo. 52, 180:7. #9830;raquo;) 1. c. p. 317. ***) Als Oliei-Rossaizl und Hau[il-Ges(iUs-Insiieclor zu Trakeh neu in Lillliauen. Leider slarb er zu früh für die. Wissenscliaft. #9830;raquo;*#9830;) In einem frülier, unler den 22. Januar 1822 von ihm er-
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Vebergchung der Belege für die ausgesprochene Ansicht, hier mitiheilen zu dürfen.
raquo;Einige Neuere haben bezweifeln wollen, dass dieselbe, raquo;(die Influenza, von Bachmann Brustseuche genannt) zu den raquo;ansteckenden Krankheiten gehöre. — In dem Jahre 1805 raquo;und später, als sie ebenfalls in Europa herrschte, ward sie raquo;allgemein als solche betrachtet, und bei so ausgedehnten raquo;Erfahrungen, wie sie in den liönigl. Gestüten und liiesi-raquo;gen Reinonie-Depots jetzt wieder haben gemacht werden raquo;können, konnte über ihre contagiösc Natur ebenfalls gar laquo;kern Zweifel weiter übrig bleiben. Ja der unbefangene raquo;Beobachter mussic als höchst wahrscheinlich aniiehmen, raquo;dass sie, wie die Pocken und Rinderpest rein contagiö-raquo;ser Natur sei. Keine der wesenllichen Charaktere conta-raquo;giöser Krankheiten mangelt derselben.laquo;
Wenngleich .wir nun auch Bachmann darin nicht bei­stimmen können, dass die Influenza mehr in die Katego-ric der reium (Jonlagionen gehöre, sondern nach dem Vor-angeschickteu vielmehr glauben, dieselbe den miasmatisch -conlagiösen Krankheiten beizählen zu müssen — so hat sich doch später, bei dem wiederholten Herrschen dieser Krankheit in den Gestüten und Remonte-Depots Prens-sens, Gelegenheit genug dargeboten, die contagiöse Natur der Influenza zu erkennen; und dieselbe ist auch von den Geslüls- und Rvmonie-Depots- Rossärzlen allgemein als an­steckend anerkannt und bei verschiedener) Gelegenheiten, durch genaue Verfolgung des Ganges der einzelnen Säuchenfälle, so xu sagen, zur Evidenz nachgewiesen,
Bei einer so ausgebreiteten Gelegenheit, wie sie sich in den Gestüten und Bemontc-Depots darbot, Beobachtun­gen in grosser Anzahl zu machen, dürfte denn auch den Erfahrungen, welche dort gesammelt worden sind, wohl mit Becht ein entscheidendes Gewicht beigelegt werden. Vor allen glaube ich in dieser Beziehung auf das Urtheil
statteten Betiehte, halle sich Bacliraann hereils entschieden für die Ansteckungsfähigkeit der Influenza ausgespiochen.
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des Kotägl. Remonle-Depots Ober - Ross • Arzt Beyer zu
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Jurgailschen in Litfhauen besonders viel geben zu müs­sen, da dessen Erfahrung über diese Krankheit besonders rei'ch zu nennen sind. Hey er hält die Influenza für wxhe-ding/ contagiös. Gleiche Erfalirungeii, wie in den Gestü*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; l c,
ten und Remonte-Depots, wurden auch vielfach in den Carallerie - Regimentern gesammelt. Wiederholt wurde hier die Beobachtung gemacht, dass die Influenza durch die neiieingelicferten Remonlen eingeschleppt, oder durch
Pferde ans dem einen Stalle in dein andern übertragen wurde *). Mitunter war Dies so augenfällig, dass die Wei-terverbreitung der Krankheit per Contagium gar nicht zu verkennen war.
Auch von, mit der Landpraxis beschäftigten Thierärz-ten ist die Beobachtung wiederholt gemacht worden, dass durch den Transport von Pferde-Abtheilungen, unter de­nen sich Influenzkranke befanden, die Krankheit in Ställe und Ortschaften verschleppt wurde, wo jene Pferde über­nachtet hatten. Desgleichen sah man durch Pferde, welche die Landwehriibung mitgemacht hatten, und als influenz-krank zurückkehrten, die Krankheit in jene Ställe bringen, die zunächst zu ihrer Aufnahme dienten, und auf diesem Wege die Influenza oft eine grosse Ausbreitung gewinnen j
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*) Der Escadrons Rossarzt F. Lausch in Tilsit liat in ilieser Hinsiebt besomlers recht hübsche Blaquo;ubacbtungen gemacht. Ich über­gebe jetloch die spezielle Mittbeiluug dieser und vieler gleichen Fälle hier, theils wegen Eis|gt;arniss an Kaum, Iheils aber weil ich nicht die Erlaubniss der Verüffentlicbimg eingeholt habe. Doch dürfte die von Körher {S. dessen sjieziells Pathologie und Therapie etc. Quedlinburg und Leipzig 1839 p. 138) mitgethcille von dem Kreis thierarzle Richter gemachten Beobacbtung hier wohl wörtlich citirt werden:
„Im Jahre I83T herrschte diese Krankheit (die Influenza) unter „den GeMUtspferden zu Graditz etc. Während der Dauer der Krank-„heil wurde der Dünger dieser Pferde durch die Pferde zweier Bauer-„gulsbesitzer laquo;usWelsau weggeschaft, und acht Tage später erkrank­ten sämmlliebe zum Wegscliaffeu des Düngers benutzte Pferde, ohne dass andere Erkrankungen der Art in oder um Wehau vorkanifn.quot;
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während in jenen Siällen, wohin solche Pferde nicht ge­langten, die Krankheit nicht auftrat. Mitunter war Dies so auifallcnd, dass auf einem und demselben Gehöft, bei ganz gleicher Fütterung und Dienstgebrauch der Pferde, in dem einen Stalle die Krankheit grassirte, in dein an­dern nicht; und in dem einen Stalle war eine Einschlcp-pung nachweisbar, die in dem andern fehlte.
Wie sich nun fast alle, der besser unterrichteten teilt-sehen Thierärzte für die Contagiosität der Influenza aus­sprechen, so ist auch im Anslandc die Ansieckungslahig-keit dieser Krankheit (wenn auch nicht in jedem einzel­nen Seuchenfalle) erkannt worden. In Frankreich , Eng­land, Dänemark, Schweden etc. Man rergl. die oben citirtc Abhandlung von Girard, insbesondere die pag. 152 hinzugefügte Note in Bezug auf Dänemark und Schweden; ferner Spooner a. a. O. pag. 94. Anker etc.
sect;1 91.
Dessen ungeachtet giebt es noch einige Zweifler, und unter diesen seihst solche, die sich als Schriftsteller eine Auctorität zu verschaffen gesucht haben. *) Sie mögen für ilire Ansicht Beobachtungen als Belege anzuführen haben. Wir wollen solche nicht gerade zu in Abrede stellen, jedenfalls aber sind die Beobachtungen entgegen­gesetzter Art bei Weitem überwiegend, so dass mau wohl, nicht ohne Grund, der Vennuthung Raum geben darf: dass es entweder Mangel an Gelegenheit war, die Krank­heit oft genug beobachten zu können, um zu einem sichern Resultate zu gelangen, oder dass die Redingnisse, die zu einer richtigen Beobachtung erforderlich sind, ent-___________.
*) Ja sclhsl einzelne Tliicrarzneisclmlen sind theilweise Merlier zu zählen. Wenn von sulclien die Ansteckungsfahigkeit der Influenza geleugnet wird, so muss Dies wolil datin gesucht werden, däss sich in ihnen laquo;eiliger genaue Beohachtungen in der genannten Beziehung niaclien lassen. Ihre Summe kann datier auch nur von ur-lergeord-neler Bedeutung för die Kntsclieidung der Frage der Amteckungs-fähigkeit der Influenza sein.
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weder nicht vorbanden waren oder nicht gehörig benutzt
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wurden. Es soll hieraus den Yerthcidigcrn der Nicht-
contagiosität der Injluenza weiter kein Vorwurf gemacht
werden, sondern silt;: erscheinen dadurch vielmehr entschul-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; J-^
dist- Eine nähere Beleuchtung und kritische Würdigung
ihrer Ansicht muss ich jedoch von der Hand weisen, und
überlasse es ihnen selber, den evidenlen Nachweis der
Nichlconiugiosiliil der Iii/Iuensa zu führen.
Es dürfte überdies anzunehnicn sein, dass die ÖViolit-coiilagiosität der Influenxa von Einzelnen mehr als eine leere Behauptung, denn als eine wohlbegründetc Ansicht aufgestellt worden ist. Als Beweis hierfür diene folgendes Citat aus Meyer's Abhandlung. Dieser Schriftsteller sagt nämlich pag 20:
raquo;Es ist, wie gesagt, durch alle Versuche und Er­fahrungen unwidersprschlich erwiesen, dass die Influenza
kein Contagium enthält, und nicht ansteckend ist, noch
durch ein Miasma erzeugt wird. Obgleich es öfter den Schein an sich hat, als ob diese Krankheit ansteckend sei, oder von einem Miasma erzeugt würde, so ist dies trotz aller Widersprüche, doch ein Irrthum, und der Schein ist täuschend.laquo;
Hiernach würde sich also eine grosse Anzahl der anerkannt besten Beobachter im Irrthum befinden. Wahrlich eine vage Behauptung. Man muss auch die Ansichten Anderer ehren!
Unbegreiflich aber muss es erscheinen, wie Meyer die Behauptung aufstellen kann, dass durch alle Versuche nnd Erfahrungen unwidersprechlich nachgewiesen sei, dass die/n/7uen2a kein Contagium enthalte. In dieser Beziehung befindet er sich ja ofTenbar selber im Irrthum! Wenn Meyer nun ferner pag. 26. sogar sagt:
So unwidersprechlich gewiss es ist, dass nie in etwas ander in als in dem länger andauernden Genüsse verdorbener IVahrungsmittcl die wahre Ursache der Influenxa Wc^i etc. :laquo;
so sieht man bald ein, wie es mit seiner Erfahrung,
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auf die er sich viel zu gute ihut, stehen müsse. — Solche einseilige und beschränkte Behauptungen sind wohl keiner Widerlegung würdig; und die Aniicontagionisten haben wahrlich an Meyer in der neuem Zeit keinen competenten Vertreter gefunden. — Wohin nicht Einseiligkeit führt! Funke erwähnt in dieser Beziehung, in seiner speziellen Pathologie uud Therapie 1. Bd. pag. 291., daher auch ganz mit Recht:
raquo;— — aber diese Verhältnisse als Gelegenhcitsursache zu betrachten, wie Dielerichs gethan, widerspricht wohl aller Erfahrung, indem sie bei den verschiedenen er­krankten Thieren verschiedenartig sich vorfanden, ja in vielen Fällen, bei der besten Pflege, Fütterung, War­tung, Aufenthalt und Constitution dennoch die Krankheit ausbrach.laquo;
sect;• 92. Bisher habe ich nun meine eigene Ansicht über die Contagiosität der Ittf/ucnza zwar noch nicht definitiv aus­gesprochen , doch bin ich als Bekenner der Contagiosität wohl schon erkannt worden. Ich glaube denn auch, auf Grund einer grossen Anzahl von Fällen, die ich selber zu beobachten Gelegenheit hatte, mich von der Anstck-lungsiahigkeit der Influenza vollkommen überzeugt zu haben, und zwar in der Art: dass dieselbe ebensowohl in ihren gelinden Graden und einfachen Formen als in ihren höheren Graden und complicirler Form einen .Instecknngsstoff entwickle, der, sofern er ßir seine Keimungsfähigkeil einen geeigneten Boden Jindet, haftet. Die Umstände und Ver­hältnisse, unter welchen das Letztere stattfindet, sind nun zwar noch nicht hinlänglich erforscht, doch dürfte nach den bereits oben gegebenen und den hiernächst noch folgenden Bemerkungen, eine etwas nähere Einsicht in diese Verhältnisse gegeben sein. Ich beschränke mich auf diese Bemerkungen und übergehe die spezielle Mitthei-Inng von ferneren Thatsachen, welche für die Austecknngs-lahigkeit unzweideutig sprechen; da eine Aufzählung aller jener hierher gehörigen: eignen und fremden, mir bekannt
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gewordenen Beobachiiingcn und Versuche zu weitläufig sein würde. Die von mir beiläufig eingeflochienen Beob­achtungen, welche dir die Ansteckungsiahigkeit der Influenza sprechen, werden in Verbindung mit den von mir namhaft gemachten Bekeniiern für die Contagiositat, auch hinläng­liche Belege für die ausgesprochene Ansicht enthalten.
sect;• 93-Wenn nun nicht immer (nicht in all und jedem Fall bei vorhandener Gelegenheit zur Ansteckung) eine Ucber-tragung der Krankheit stattfand, so ist Dies zu beziehen oh/quot; den Grad der Empfänglichkeit des der Ansiecktmg aus­gesetzten Pferdes. Es kann nämlich die Empfänglichkeit nur sehr geringe sein, oder auch gänzlich fehlen:
o) Wenn das betreflende Pferd die Krankheit schon früher überstanden hat, und Dies steht immer m. o. w. von älteren Pferden, (die sonst nicht genau gekannt sind) bei dem so allgemeinen Herrschen der Krank­heit, zu erwarten. — Es soll hiermit nun keineswegs behauptet werden, als befiele die Influenza ein und dasselbe Pferd nur einmal im Leben; denn entgegen­gesetzte Beobachtungen liegen mehrfach vor; sondern nur, dass die Anlage zu dieser Krankheit durch das frühere reberstehon derselben im Allgemeinen viel geringer ist. Dies hat durch eine Unzahl von Beob­achtungen seine volle Bestätigung gefunden.
b)nbsp; nbsp;Scheint an und für sich das höhere Alter weniger zu der Iiifluenza zu disponiren, so dass bei einer gegebenen Gelegenheit zur Ansteckung alte Pferde, (auch wenn sie notorisch die Krankheit noch nicht überstanden haben) weniger einer erfolgreichen An­steckung preisgegeben sind als junge.
c)nbsp; nbsp;Geringer ist ferner die Empfänglichkeit für das Con-tagium bei Pferden gemeinen Schlages (cf. sect;. 84.) und durch Arbeit und Strapazen abgehärteten Pferden, so dass diese, bei einer der Ansteckung ausgesetzten Gelegenheit, viel eher verschont bleiben als veredelte
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und junge, mehr untliätige (ruhig im Stalle stehende) Pferde. lt;/) Desgleichen wird die Empianglichkeit (wie dieses Umsiandes bereits oben, sect;. 88. Note gedacht worden ist) durch das Fortbestehen jener Einflüsse, welche die Krankheit zunüchst bedingten und hervorriefen, ebensowohl erhöht, als durch anderweitige Eintliisse, wie catarrhalUchc AtTccIioncu u. dgl., der Körper schon krankhaft aufgeregt ist und dadurch gegen andere Krankheitsreize empfänglicher gestimmt wird. sect;• 94. Bei einer richtigen Anwendung vorgenannter und andern Orts erwähnter Punkte werden sich viele Thatsachen, welche man als Einwürfe gegen die Contagiosität der Influenza angeführt hat, erklären lassen und an Gewicht sehr verlieren. Es wird sich erkennen lassen, Avaruut Pferde inmitten Kranker von der Krankheit verschont bleiben, warum die Krankheit nicht immer auf die Zu­nächststehenden überzugehen braucht etc..
Besonders wichtig sind diese Punkte aber für die Anstel' hing von Versuchen, indem sie beweisen, dass mil allen Pferden nicht gründlich operirt werden könne, sondern dass man sich hierzu junger, die Influenza notorisch noch nicht üherstandener Pferde nur bedienen könne; wenn sonst ein gründliches und sicher leitendes Resultat gewonnen wer­den soll. Yersnche der Art sind aber kostspielig und schrecken deshalb jedenfalls ab.
Diejenigen, welche die AnstcckungsfäLigkeii läugnen, mögen uns doch durch Versuche belehren und sich eine Koppel junger Pferde (wenn auch gerade nicht englisches Vollblut) kaufen und dazu verwenden! Ich bin überzeugt, sie würden, durch einen solchen Versuch belehrt und ge­straft, sehr bald zu einer Meiuuiigsäiulcrung gebracht werden.
sect;• 95.-Ein von mir angestellter Versuch möge hier schlicss-licli noch Dlittheilung finden.
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Ein fünf Jahr alter, vcredeUer (von Brandenburger Land-gesiüt) Fnchswallach, welcher die Influenza noch nickt ge­habt und vor dem Versuche auf dem Lande, in einem Orte und unter Pferden war, wo weder zur Zeit noch früher und später die Influenza herrschte^ und deshalb, so wie überhaupt, zu einem Versuche ganz geeignet erschien — wurde zwischen ein influenzkrankes Pferd und dessen ge­sundes, vor 2 Jahren die Influenza überstandenes Neben-gespann gestellt und mit letzterm zu leichten Arbeiten verwendet, bei einer Fütterung von Hafer und Heu, ganz tadelloser Qualität. Nach 8 Tagen schon fing das Vcr-suchspferd an zu husten, und es stellten sich die Prodrome der Influenza bei ihm immer mehr und mehr ein; und am 14 Tage war die Krankheit vollständig in ihm ausge­bildet und erreichte einen so hohen Grad, dass ich Gefahr lief das Pferd zu verlieren. Das ersterkrankte Pferd, welches überhaupt nur leicht erkrankt war, war inzwischen genesen; die Genesung des Vcrsnchspferdes erfolgte nur sehr langsam, so dass die ganze Krankheitsdauer circa 6 Wochen betrug. — Das Pferd war ein werthvolles, und es hätte mir leicht dieser Versuch sehr theuer zu stehen kommen können. Ich stand nun von allen fernem Versn-chen, da sie doch nur zu einem bestätigenden Zweck von mir hätten angestellt werden können, ab, die Wieder­holung gleicher und äiinlicher Versuche sehr gern Andern überlassend.
Diesen Versuch habe ich insbesondere noch deshalb der Miltheilung werth erachtet, weil er (in Uebercinstim-mung mehrerer von mir und Andern gemachten Beobach­tungen) dafür spricht, dass die grösserc Bösartigkeit der Krankheit eben keine besondere Bedingung für die An-stecknngsfähigkeit derselben abgiebt, sondern dass, wenn anch, wie oben (sect;. 88. Note) bemerkt, die Ansteckungs­fähigkeit der Influenza durch den nervös (auligen Charak­ter gesteigert werde, doch dieser nicht als ausschliessliche Bedingung für die Contagiosität derselben aufgestellt werden könne, dieselbe vielmehr auch in den leichten
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Gradea tier Erkrankung zur Entwicklung eines Couta-giiim führe. Warum sollte Das nicht auch der Fall sein können! Ist denn die Druse nicht auch ansieckend, trotz ttcni sie für gewöhnlich nur eine gelinde Krank' heit darstellt? —
sect;. 96.
Wenn wir nun, dem Vorausgeschickten zufolge, einer­seits in miasmalischen Einflüssen und anderseits in einem Conlagium die veranlassenden Ursachen zur Entstehung der Influenza zu suchen uns veranlasst sahen, so verdienen hier doch noch jene Einflüsse nauihart gemacht zu werden, welche, wie oben bereits beiläufig angeführt worden ist, die nähere Gestaltung der Krankheit, ihre verschiedene Com-plicalionen etc. bedingen.
sect;. 97.
1) Der Ausbruch der Influenza in der zuerst beschrie­benen, der mehr reinen rheumatischen Form wird, neben Dem, dass Pferde sensibelen Temperaments und solche, die eine fein behaarte Haut besitzen (daher besonders junge veredelte und solche Pferde, auf deren Haulkultnr mehr Sorgfalt verwendet wird) zu dieser Form besonders nei­gen — durch die sogenannte rheumatische Wittcrungscon-stitution begünstigt und befördert. Daher behauptet die Influenza bei häufigem Witterungswechsel, insbesondere bei herrschenden Windströmungen aus Osten und Nord­osten, nicht allein am gewöhnlichsten eine deutlich rheu­matische IVatur, sondern die Zahl der Erkrankungen pflegt danu auch grosser zu sein. Ansser der 'genannten Wit-terungsbeschaflenheit ist es insbesondere noch Zugluft, welche als Mitursache (concansa) erwähnt zu werden ver­dient; wie solche in grössern Stallungen, in welchen ge­wöhnlich eine grössere Anzahl Fenster und Thüren vor­handen ist, leicht entsteht; namentlich aber, wenn sie durch ihre Lage (freie, sowie in der Nähe von Seen und Flüssen etc.) und Bauart gegen „Wiudströinuugen weniger geschützt sind; dann aber auch, wenn durch unvorsichtiges Oefiiicu der Thüren und Fenster am Morgen, eine zu
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rasche Abkiihluug des Sialles veranlagst win). — Man hat auf die Beobachtung gestützt, dass gerade in grosseni Stallungen die Inßuenxa am häutigsten und ausgebreitctsten herrscht, auch wohl angenommen (Slicker) dass in Folge der raschen Abkühlung der reichlich mit Wasscrdünstennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j'
geschwängerten Luft in Ställen, wo viele Pferde zusammen stehen, cine Condensation der Wasserdämpfe, sowohl im
Allgemeinen, als insbesondere auch unmittelbar an der
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Hautoberfläche des Pferdes stattfinde, hierdurch ein Krampf­zustand in der Haut (ähnlich dem Erscheinen der so­genannten Gänsehaut bei Menschej)) und m. o. w. Schlies­sung der Hautporen entstehe, in Folgen dessen zur Ausdün­stung bestimmte Stoffe im Körper zurückgehalten und da­durch die serösen Häute auf antagonistischem Wege in eine vi-carirendc Thätigkeit und in einen Reizzustand versetzt würden. Inwiefern diese Annahme auf richiisen Prämissen beruhe, wollen wir vorläufig dahingestellt sein lassen. -— Ferner kann jede andere Erkältung ein den Ausbruch der Krankheit veranlassendes Moment, in dein angegebenen Sinne (als Nebcnursachc) abgeben. Inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sect;. 98.
Es scheint nun aber von dem Vor- oder IVicIitvor-handenscin der beiläuiig, gelegentlich einwirkenden Ursa­chen abzuhängen, in welchem Grade der Heftigkeit die Localaflectionen bei der htfluenza Zustandekommen; ob es bei einer blos entzündlichen Reizung der serösen Häute bleibe, oder bis zu einer wirklichen Entzündung dersel­ben komme, und in diesem Falle die Entzündung sich auch auf die von den serösen Häuten umkleideten Organe — Lunge, lieber etc. — fortpflanze, so zur parenehyma-töseu Entzündung werde und zugleich zur wesentlichen Verschlimmerung des ganzen Krankhcitszustandes führe.
Es würde jedoch einseilig und nicht mit zahlreichen Beobachtungen im Einklänge stehend erscheinen, sollte behauptet werden, beträchtliche Localentzünduugen könn­ten nur unter den genannten Aosseneinflüsscu zu Stande kommen: es können solche vielmehr bei laquo;iner bc-
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sondern cnlziindliclicn DiiUhcsc der Ttiicrc, auch bei deui Mungvl nachwcisbai-cr äussern Poionzcn sich ausfbilden.
sect;• 9Sraquo;. 2) Mit einer Afl'ecnou der 8chlciuihäult;c pllegi die Kranklicit im AUgcincinen am liebsten bei jungen, nock nicht abg^zahnlcn Pferden, bei denen überhaupt eine vor­herrschende Neigung zu catarrhalischcn Krankheiten, ins­besondere zur Druse obwaltet, aurzutreten.#) Alle Eiu-lliissc daher, welche einen calarrhalischen und calarfhalisch-lymphaiIschen Zusiand Lervorzubringen vermögen, gehören in das Gebiet der Ursachen der Influenza in dieser Verbin­dung. Störungen der Ilauiausdünstung durch feuchte Kälte, Regen, wenn solchen die Thierc wiederhoU ausge-selzt sind, wie Dies bei weidenden Pferden nauicntlich der Fall ist; daher denn auch bei solchen Pferden die itt-/luenza selten ohne gleichzeitige Aflcction der Schleim­häute gesehen wird. — Der Genuss eines sehr nassen und kalten Grases, wie es bei Regenwetter (besonders auf niedrig gelegenen Weiden noch mehr) und im Spätherhstc der Fall ist, erhöht den schädlichen Einlluss. — Unter sol­chen Uinsliinden sehen wir denn auch häufig, dass Erkrankun­gen an der Druse dem Ausbruche der Influenza schon vorher­gehen, dass also gewisseriuassen diese zu jener hinzutritt;**) oder wenn die Iiifltienza schon bei einzelnen Thiercn zum Ausbruch gekommen, die zur Zeit noch verschont davon geblieben, unter den genannten Einflüssen, bei ihrem Verfall in dieselbe, deutlich die Erscheinungen des Dlitleidens der Schleitnmenbranen zeigen. — Wenn die Pferde solchen Einflüssen anhaliend ausgesetzt waren, z. 15. in sehr regenreichen Sominern oder Herbsten, wenn die Weiden m. o. w. durch Ueberschwcinmungeit litten,
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i *) Da nun laquo;lie jiuigfii Pferde am JiäiiligMen von öer Injluenza liefallen laquo;erden, so erklärtes sich hieraus auch, warum diese Krank-heil tOu Vielen den catarrhalischen KniA'kheilen beigezählt worden ist. **) Was insbesondere auch auf dem Wege der Ansteckung ge­schehen kann.
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so wie, wo in Folge genannter Witleruitgsciniliisse die Gewinnung der Fuüergewächse leidet, insbesondere das Heu nieht wohl gcrätli, dasselbe von schlechter Qualität, ausgewässert, feucht, staubig ist und an die- Pferde ver­futtert werden umss — so kann in Folge fehlerhafter Be-schaflenheit des Cbylus und dadurch herbeigeführter ab­normer Erregung der Lymphgefassu und Lymphdrüsen, auch das Lymphsyraquo;lem in Miileidenscha/l gezogen werden. Dann bleibt es nicht bei einer einfachen catarrhalischeu Beimi­schung, wenn die Influenza unter solchen Umständen zum Ausbruch kommt; sondern ein schwereres lyaiphatischcs Leiden, das sich in seiner günstigem Form als sogenannte verschlagene Druse, in seiner gefährlicheren als verdächtige Druse, Wurm und Jtoiz ausspricht, gelangt, gewöhnlich nach überstandener Influenza, mitunter aber noch während die­ser, zur Ausbildung (cf. sect;sect;. 70. u. 71.) Hiermit soll aber nicht behauptet werden, als könne Botz und Wurm, in einzelnen Fällen nicht auch auf andere Weise zur Aus­bildung gelangen; vielmehr kann Dies sehr wohl auch erst durch eine üble 'Wendung der Krankheit in ihrem fernem Verlaufe geschehen, worauf bei Befrachtung des Ausgangs der Jnjluenza besonders hingewiesen M'orden ist.
sect;. 100. 3. Die gasirisch biliöse Form, zu der Pferde mittleren Alters, von cholerischem Temperamente (Hengste) und solche, die ein schweres, die (iallenbcimischnng in reich­licherem 3Iaassc bedürfendes etc. Futter geniesssn, daher auch die gewöhnlichen Arbeitspferde mehr als andere, nei­gen — findet ebenfalls unter gewissen zufallig einwirkenden Ansscncinflüssen eine gewöhnlichere Ausbildung als dort, wo solche vermisst werden. Namentlich gehören hierher: eine warme, schwüle Temperatur, daher im Sommer die Krankheit in dieser Form gewöhnlich vorkommt; eine warme dunstige Stallluft hat dieselbe Wirkung, daher in Stallungen, die vermöge ihrer Lage und Bauart, nicht ge­hörig gelüftet werden können, besonders, wenn viele Pferde darin aufgestellt sind. In sogeuannteii weichen, nnverhält-
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nissmässig warmcu Wink'rn, besonders wenn sie reich an Nobel sind, sah man die Influenza mit Leberlcidcn gleich­falls häufiger vorkommen, als in strengen Wintern, wo mehr Liingcnentziindungen vorzukommen pflegen. — Fer­ner und insbesondere sind hierher zu zählen die Beschaf­fenheit des Futters und Getränks: dumpfiger, mutteriger Hafer, schimmliches Heu etc. Besonders hat sich Kleeheu, wenn es nicht ganz gut gewonnen ist, klamm erscheint, verdächtig gemacht. Mit Host und IVIehlthau beschmutztes Stroh. Trinkwasser, sowohl schlechter Qualität als auch ungewohntes. Daher die Krankheit bei jenen Pferden ge­rade am liebsten gastrisch complicirt erscheint, die aus einer Gegend in eine andere versetzt worden waren, wo das Wasser abweichende Figenscharten zeigt. — Auflallend sind mitunter die Wirkungen des Wassers, welche durch die Art, wie das Tränken geschieht, erst veranlasst werden *). — Ferner kann die ga-slrische Beimischung auch durch zufallig vorhandene ga-_______.....___
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*) Ein iiilerressanti'r Fall tier Arl, welcher bei Celegeulieit, wo ich im December 1839 im Anflrage ties Uulieu Kriegsminislem ilie' Gamisuii iler ilriUen Arlillerie-Brigade, wegen der linier tlen Pferden derselben lierrselieuden Injluema liereisen mussle, zu meiner Kenntnissnalune gelangle , dürfte einer speziellen 3Iit-lieiltmg werlh ersrlieinen. — Ks war die Influenza zunächst hei den neueingelieferlen Kemunlen, die llieils schon krank in die Gar­nisonen anlanglen, oder doch bald nachher erkrankten, zum Aus­bruch gekommen. Erst später betiel sie uncli Pferde vom allen Ite-slaade, doch vorzugsweise die jüngeren, von denen nach Sachlage anzunehmen, dass sie die Krankheit noch nicht überstanden halten. Die Einschlejipung der Krankheit und ihrer Contagiusilät konnte kaum liezweifelt werden, besonders wurde diese Eigenschaft in der Garnison Burg, von dem dortigen Militair - Thierarzt Schröter deut­lich erkannt. In der Garnison AVillenberg — wo die Krankheit im Allgemeinen unter den Erscheinungen eines entzündlich rheumalischeu Fiebers, mit vurzugsweisem Ergriffensein der seriisen Hüute der Brust und des serösen Leberüberzugs, ohne gleichzeitiglaquo; calarrhalische Af­fection, und bei mangelnden gastrischen Beschwerden im Anfange
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sirischc Reize, als Würmer und ilcrgl. veranlagst werden, so wie sie auch bei jenen Individuen steis nicht fehlt, de­ren Verdauung schon vor dem Ausbruche der Influenza abnorm war, die überhaupt an dem Status gastricus labor!-reu, — Schliesslich kann auch nicht unerwähnt bleiben, dass bei allen länger anhaltenden fieberhaften lirankheiten
auftrat#9632;}#9632;) — wurde die HeobacMung gemacht, dass lgt;ei den meisleu kraulten Pferden der einen Com^agnie im Verlaufe der Krankheit ein Durclifall eintrat, der zur bedeutenden Verschlimmerung derselben führte und deshalb eine symptomatische Kehandlung notliwendig inachte, während bei der andern Compagnie Dies nicht bemerkt wurde. Hei dieser waren his zum Tage meiner Unlersuchiing, Ton einer fast gleichen Anzahl Kranker (resp. 21. und 22. Stück) nur ein Pferd krejiirt, bei jener aber fünf. — Die Ursache dieses Fnc-tums dürfte nun in folgendem Umstände aufgefunden werden, —
Ks war nämlich seil länger, in der Absicht, den Pferden ein überschlagenes Trinkwasser zu reichen, der Gebrauch eingeführt, die Pferde aus, im Stalle aufgestellten Kübeln, worin das aus dem Brunnen geschlaquo;iifte Wasser erst einige Zeil gestanden, zu tränken. Bei die­sem Verfahren wurde schon früher von dem, bei der Reilcompagnie stehenden Thierarzl Teichmann bemerkt, dass das Wasser eine ab­führende Kigenschaft annaliin, und demzufolge bei den Pferden eine dünnere IVIisiung einlrat) weshalb man bei dieser Comjiaguie von obiger Tränkuugsweise wieder abstand. Bei der Fusscompagnie da­gegen wurde sie beibehalten. Als nun bei Gelegenheit der herr­schenden Krankheil die Beubachlung gemacht wurde, dass nach dem Gebrauch des Calomels, bei den Kranken der Fusscompagnie, sehr bald beträchtlicher Durchfall eintrat, während nach gleichen Ga­ben dieses Mittels hei den Kranken der Beilcoinpagnie Dies nicht der Fall war: so w urde auf Anralhen des Teichmdhh die bisherige Tränkungsweise ausgesetzt und das Wasser unmittelbar aus den Brun­nen geschupft, den Pferden gereicht. Seitdem wurden die Durch: fälle nach dem Gebrauch des Calomels nicht mehr beobaclilet, und es kam kein Sterbefall mehr vor; die bemerkten 5 Todesfälle fallen vielmehr alle in die Zeit, wo noch aus dein Kübel gelränkl wurde.
) In der Garnison Magdeburg mangelte der Krankheit der cnUündllelie An­strich, welchen sie in M'iltenbcrg zu Anfange hatte; sie zeigte hier vielmehr, hei gleicher örtlicher Affection, gleich von vornherein eine Hinneigung zum Nervösen. In Burg, wo die Krankheit im Ganzen am einfachsten verlief, und bei der gc. Wordenen, zweckmässigen Behandlung keine Opfer furderle, trat dieselbe fas' durchweg nur mit einer Affection der Bruslbaul auf; ein Mitleiden der Leber wurde in keinem Falle wahrgenonuuen.
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(in Folge der allgemeinen Funciionsstörungcii, wie sie bei solchen Krankheiten stets vorharulcn sind) die Verdauungs-organe immer Di. o. w. miUeiden müssen. Je bedeutender das Allgcmcinleidcn ist, je länger die Krankheit anhält, desto sicherer tritt ein Leiden der Verdauungsorganc und insbesondere Störiingcn in der Gallcnsecrction ein.
sect;. 101.
Die verschiedenen andern C'omplicalionen, namentlich örtliche Entzündungen, #9632;welche bei der Influenza nicht sel­ten hervortreten, haben ebenfalls ihre besondern Ursachen. Insoweit sie in den bereits genannten nicht schon mitbe­griffen sind, ist hierüber zu bemerken, dass sie im Allge­meinen in dem lleltigkeitsgrade (und dein Genius cf. sect;. 32) der Krankheit selbst begründet liegen, häufig als die Folge gestörten Verlaufs der Krankheit oder als Metastasen, mit­unter auch als die Wirkung zu heftig auftretender kriti­scher Bewegungen oder in Gefolge nnzweckmässig in Ge­brauch gezogener Arzneien erscheinen. So kann IVieren-entziindung durch zu heftig auftretende Krisen durch die Nieren, durch den Missbrauch von harntreibenden Mitteln ebensowohl zur Aiüsbildung gelangen, als Durchfälle und Darmentzündung durch unvorsichtigen Gebrauch des Calo­mels etc. erst erzeugt werden. Häufig scheint indessen auch eine besondere Disposition der befallenen Organe zu Fntzündungen den vorherrschenden Anthcil zu haben. Namentlich muss Dies von den Augcnentziindungcn ange­nommen werden. Zur Vervollständigung der Aetiologie über den Hinzutritt von LocalentzUndungen zur Influenza vergleiche man, was bei Gelegenheit des Verlaufs und der Nachkrankheiten gesagt worden ist.
sect;. 102.
Es würde uns nun noch übrig bleiben jener Einflüsse zu gedenken, welche die Verschiedenheit des Charakters, unter welchem die Iti/luema auftreten kann, veranlassen.
Wenngleich im Allgemeinen, die Anlage, der Stand der Kräfte im Organismus, für den Charakter der Krankheit entscheidet, und wir demzufolge die Krankheit bei robu-
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stcr Consiiintion und im iniitlcrcn Alier sich bo(!iilt;1ciidcii Pferden am gewöhnlichsten und znnächst mit dem stheni-schen Charakler auftreten sehen; hei schwächlicher Consti­tution und noch im FülicnalliT stehenden Pferden mehr den aslJienischen Charakler als den gewöhnlichsten beobach­ten, so giebt es doch auch verschiedene äusserc Einflüsse, welche, abgesehen von jenen Anlageverhältnissoii, als den Charakter bedingende Momente zu helraclitcn sind. Es gehören hierher zwar grösstenthcils auch jene Einflüsse, welche bereits in dem Vorstehenden, als die besondere Ge­staltung der Influenza veranlassende Momente betrachtet worden sind; daher denn auch insbesondere von der Ein­fachheit oder Zusanimengesetzthcit und Complication der Krankheit der Charakter derselben vorzugsweise abhängt. Doch ist nicht in Abrede zu stellen, dass, aussei' den ge­nannten, verschiedene andere Aussenverhältnissc einen nicht mindern Antheil an der Bestimninng des Charakters der Krankheit haben. So pflegt die InJItienza in Niederungen, in der Nähe von Flüssen (denen die Krankheit überdies in ihrer Ausbreitung gern zu folgen pflegt cf. sect;. 122.) gern den aslhenisch nervösen Charakler anzunehmen; während sie in Höhengcgcuden zu Anlange gewöhnlicher mit dem ent­zündlichen oder entzündlich-nervösen Charakler erscheint. In heissen, gewitferrcichen Sommern, besonders wenn die Ge­gend eine IViedcrung, mit ausgetrockneten SüinpIVn reich­lich versehen ist, zeigt die Krankheit leicht von vorn­herein eine anflallende Neigung den faulig nervösen (typhö­sen) Charakter anzunehmen, ja sogar in das Anthraxar-tige hinüherschweifen zu können (obwohl das letztere auch bei einer besondern Krankhcitsconstitution erfolgen kann) während sie in trocknen und kalten Wintern zunäclist häu­figer mit dem slhenischen Charakter auftritt und solchen auch länger behauptet. Von ganz besonderm Eiullnss auf den Charakter der Krankheit, scheint auch die BcscIiafTenhoil und namentlich die Lage der Stallungen zu sein. So nimmt die Krankheit ganz gewöhnlich den faulig nervösen Cha rakter an, wenn die Ställe cine liefe Lage haben, sehr
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dunstig' sind und in der Nähe stagnirciule Wässer (Ab­zugsgräben u. dergl.) sieb befinden, oder ihre Construction sonst die Aiihäiifungen von Vnrath begünstigen, wie schlechte Abzugskanälc bei Bohlenständen, Streuklappen etc. — In grössern Stallungen, gt;vo viele Pferde, namentlich mehrere Kranke beisammen stehen, zumal wenn bei ein­zelnen der letztern stinkende Durchfalle eintreten, wodurch die Luft verderbt wird — sehen wir die Krankheit den cbengenannten Charakter gleichfalls leicht annehmen; wäh­rend in kleinen Ställen, die nur wenige Pferde beherber­gen und sonst von guter Bauart sind, Dies seltner beob­achtet wird. Daher denn auch in grösseren Cavallcric- etc. Ställen die Krankheit viel häufiger bösartig erscheint und verhältnissmässig mehr Opfer fordert, als Dies in kleinen der Fall ist. Eine Beobachtung die so oft gemacht ist, dass sie mitunter zu nähern Erörterungen geführt hat) indem nicht selten bei den verschiedenen Pferdcabtheilun-gen eines und desselben Begiments etc. ein ganz verschie­dener Charakter der Krankheit gesehen worden ist, wo­von man die Ursache, sofern sie nicht auf eine genügende Weise in den sonstigen Locnlcinfliisseii aufzufinden waren, auf den genannten Umstand zu schieben sich für berech­tigt halten nuisstc *). — Uebrigens verdient schliesslich bemerkt zu werden, dass der generische Charakter der Krankheit, während der Dauer der Seuche auch wechseln kann. So sehen wir nicht selten, dass mit dein Eintritt einer kalten Witterung, besonders trockenen Frostes, die nun erfolgenden Krankheitsfälle, den früheren entgegen, gern mit einer m. o. w. deutlich ausgesprochenen Sthenic be­ginnen.
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*) Wenn tue Influenza bei gleitlier Fütlernngs • und Verliai-ungsueise ilec Pferde, in dem einen Stalle liecrsclil, in einem zwei­ten niclil, oder auf einem Vonverke und auf dem benachbarten uiclil, so trägt ineisleiis, sofern die Krankheit nicht (laquo;as indessen jedoch genühnlich der Fall ist) durch Ansteckung eingesclileiipl worden ist, die Lage des Stalles oder Gehüfts die Schuld davon; wie mir Dies mehrere Beispiele bestätigt hüben.
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IVächstc Ursache, Nalur und Wesen der Kranklaquo;
heli. sect;. 103. Wie uns das jVachshirsächliche und Wcscniliche der Krankheiten überhaupt meistens in. o. w. vorborgen bleibt und thatsachliche Firklärungen zu geben so zu sagen un-mSglich wird, so ist auch das Nächstursächliche der In­fluenza noch in man.ches Dunkel geliüllt und es lässi sich daher eine völlig genügende Erklärung hierüber nicht ge­ben. Alles, was gegeben werden kann, sind m. o. w. nur Vermnlhungen und Ansichten. Diese müssen nun zwar des näheren Beweises entbehren, allein insofern als sie doch durch Walirnehmungen belegt und darauf zurückge­führt werden können, führen sie doch im Ganzen zu einer vollständigen Ansicht der Pathogenic und grössern Ein­sicht in die nosologischen Verhältnisse der In/Iuenza. Ihre Erörterung wurde daher hier nicht ausfallen dürfen. — Es könnte nun zwar dem Zwecke einer Monographie entsprechender scheinen, hierbei auf historische Weise zu verfahren und die verschiedenen Erklärungen und Ansich­ten, welche über die Natur und das Wesen der Inßuenxa gegeben und aufgestellt worden sind, nebeneinander wieder­zugeben und kritisch zu beleuchten. — Wir überheben uns indessen, diesen Weg einzuschlagen, da er uns weni­ger praktisch und insofern selbst nutzlos scheint, als dabei Ansichten berührt werden müssten, die ans Beobachtun­gen eines oder weniger Seuchenfälle hervorgegangen sind und sich darauf stützen, wie in diesen Fällen die Krank­heit gerade sich aussprach; aber nichts weniger sind, als die Frucht zahlreicher Beobachtungen und geläuterter Erfah­rung. Uebrigens ist der meisten und wichtigsten Ansich­ten über diesen Funkt im Verlaufe dieser Abhandlung auch beiläufig bereits gedacht worden, oder soll dersel­ben noch Erwähnung geschehen, so dass wir aus diesem Grunde uns um so füglichcr auf die Mittheilung unsrer eignen Ansicht beschränken können.
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sect;. 104.
Ilnlicn wir uns zunächst an die Erscheinungen, welche durchgreifend bei der Inßtietiza beobachtet worden sind, so müssen wir als solche insbesondere die sect;. 19. erwähnte BoschallViilicit des Kluts bezeichnen. Insofern als nun die niiasmutischen Einflüsse höchst wahrscheinlich zunächst eine veränderte Blutmischung bewirken, die genannten, noch gelegentlich hinzukominenden nachtheiligen Einflüsse gicichl'alls der Art sind, dass sie, wenn auch, auf verschie­denem Wege die normale Blutmischung stören, insofern sie bald zur Aufnahme von nachtheilig wirlienden Stoflen von Kahrungsschlauche aus, bald durch Zurückhaltung, Retension, von Stollen im Blute, die zur Ausscheidung bestimmt waren, wie es durch gestörte Haulansdiinsiung etc. geschehen muss — so dürfte wohl das Nächslursächliche der hi/luenza in einer winomaüe der Blulmischung zu ver­setzen und dieselbe, nach der am Blute beobachteten Ver­änderung, in einer zähtlüssigen Beschaflenheit zu suchen sein, die höchstwahrscheinlich in einem nicht zur vollsländigen Läuterung gelangten Faserstoffe, mit andern Worten in einer eiweisstolfigen Beschaffenheit begründet liegt. Zahl­reiche angestellte Beobachtungen über das Verhaiten des von luflucnzkranken entnonimeneii Blutes haben mich zu dieser Ansicht gelangen lassen. — Diese Blutbeschaffen­heit behindert und erschwert nun die dunstförmigen Se-crelionen (Aushauchung) nnd da gerade die serösen Häute solchen Absonderungen vorstehen, so würde es sich auch ungezwungen erklären lassen, wie gerade diese Häute durch Funktionsstörung am meisten gestimmt werden, die Local-affeclion in der fernem Ausbildung der Krankheit im All­gemeinen abzugeben; sie werden aber insbesondere und um so deutlicher den Locoaffcdus bilden, als gleichzeitig durch slaÜgefundenc Störungen der Hautthätigkeit auf an­tagonistische Weise die Secretion der serösen Häute noch in Anspruch genommen wird. Da nun durch die genannte Blutbeschaffenheit auch andere Ausscheidungen ebensowohl ins Stocken gerathen können als die der serösen Häute, so
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lässt sich hieraus auch zugleich ilas häufige Mitleiden der Lungen (als Egestions- und blutbereitendes Organ) der Leber etc. erklären. Es ist ferner aber auch noch als ein abnorm erregendes (deprimirend wirkendes) JMnincnt auf die Nerven zu betrachten, und hierdurch lassen sich die so häufig vorhandenen, nervösen Erscheinungen im Krank­heitsprozesse wieder erklären.
sect;. 105. Insofern nun als die Blutveräuderung in versebiedeuem Grade vorhanden sein kann, so wird es hiervon höchst­wahrscheinlich auch abhängen, ob die Störungen, welche dadurch in den verschiedenen thierischen Verrichtungen hervorgerufen werden, geringer oder grosser an Zahl und von Bedeutung sind, so dass es gerade nicht erforderlich erscheint, dass jeder einzelne Krankheitsfall ganz dasselbe Bild darstelle, um die veränderte Blutbescliaffenheit als das nächstursächliche des ganzen Krankheitsprozesses zur Erklärung benutzen zu können. Was aber insbesondere noch wichtig ist, ist, dass durch Annahme des Nächstur­sächlichen der Krankheit im Blute, jene Beobachtungen auch eine Erklärung finden, wo die Krankheit unläugbar in das Anthraxartige hinüberschweifte, ja in einzelnen Fäl­len selbst unzweideutig bis zum wirklichen Milzbrand sich heranbildete — einer Krankheit, deren Wesen jetzt allgemein in eine eigcnthümlichc Blutentmischung versetzt wird. Wenngleich nun diese von jener bei der Influenza abweicht, so ist doch die Hervorbildung der ersten aus der letzten, durch besondere (wenngleich nicht genau genug gekannte) Einflüsse *) sehr wohl denkbar.
*) Solclie Einflüsse werden allerdings in noch besomlern inias-matisclien Verhältnissen gesuelit werden müssen, da uns die eigentlich veranlassenden Ursachen des Milzbrandes gleichfalls nicht näher be­kannt sind. Im Allgemeinen sah man daher auch diese Hinneigung der Jnßuenza zum Anthrax in einzelnen ihrer Krankheilsfälle zu einer Zeit Torkommen; wo Milzbrand bei andern Thieren Todes­fälle veranlusste, so wie vorzugsweise in jenen Gegenden, wo diese Krankheit überhaniit mehr zu Hause gehürl. Ob in südlichen Klimalen
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sect;. 10G.
Dem Silzc der vorherrschenden Localafleciion cnispre-cliend, wird daher auch im Gesammikrankheitszustandc die rheumatische Tftäur sich entfalten müssen; und es wird diese uwi so mehr und um so deutlicher ausgeprägt sein, je mein- zufällig noch Ursachen, wie die sect;. 97 genannten mitwirken, die an und für sich schon geeig­net sind, rhcumalische Beschwerden zu veranlassen. In diesem Iptztgenannten Falle werden dann auch leicht noch die fibrösen Gebilde: die Synovialhäute, Aponeurosen, Schnenseliciden, Sehnen etc. in Mitleidenschaft gezogen. Der steife, gespannte Gang, das Knacken in den Gelenken etc., welche oft den Ausbruch der Jti/luenza begleiten, bekunden Dies nicht allein, sondern sprechen zugleich nicht minder für die rheumatische ]Vatur des Ucbels. — Dass es nun aber auch wirklich die serösen Häute sind, welche durch­greifend örtlich bei der In/tuenza leiden, wird durch die Sectionsorgebnisse hinlänglich constatirt. Niemals wurden sie ganz frei gefunden, gewöhnlich blieben sie die vorherr­schend leidenden Thcile, in andern, den gefährlichen und häufiger zum Tode führenden Fällen leiden die von ihnen umkleideten Organe namhaft mit — cf. sect;. 8.).
sect;• 107.
In den gelindem Graden der Krankheit besteht nun das Leiden der serösen Häute in einer blossen Reizung der­selben, die sich aber gern bis zur wirklichen Entzündung steigert, und da das seröse Membrancnsysiem ein im Kör­per sehr weitverbreitetes ist, so können denn auch in Bc-____________
es liäuliger der Fall sei als in iiilnlliclien, muss daliin gestellt Iilei-lgt;eii. Noch der Kesclireilning, welolie uns Giratd von der Influenza geliefert bat, sol lie man rs verinutlien; doch sieht fest, wenngleich es noch einige Zweifler wohl gieht, dass auch liei uns, üii; Influenza eine anlhraxarlige Keimischung erleide, und nicht hloss in hohen Sommern, sondern seihst im Winter, wie Heoliachliingen der Art von r.iir und Andern gemacht worden sind. .. Belrachlen wir den Milzhrnml als ein Art des Faulfiehers , so gewinnt das Vorkommen von milz-brandarligen fnfluenzfällen noch mehr an Erklärung.
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riicksicMigung tics Umsianilcs, laquo;lass nach allgemeinen Krankheitsgesetzen Entzündungen sich nie über ganze Sy­steme gleichmässig ausbreiten, sondern immer nur ein­zelne Parthien (Organe oder Organtheile) vorherrschend ergreifen — an verschiedenen Orten Ent/.ündungen zur Ausbildung gelangen. — In der Wirklichkeit verhält es sich nun auch so: es können sowohl die serösen Häute in der Brust, als Hinterleibshöhle, die Gehirn- undRiickcnniark-häute, die Synovialltäutc etc. vorzugsweise ergriffen sein, und in ihnen und den von ihnen umkleideten Organen Entzündungen zur Ausbildung gelangen.
Wenn wir nun auch sehen, dass letztere am gewöhn­lichsten dort sich hervorbiiden, wo die serösen Häute in reichlichem Alaase vorhanden sind, wie Dies in der Brust­höhle der Fall ist, und daher die Influenza wie sect;. 8. ange­führt, fast constant dort ihren besonderen Ileerd aufschlägt und am gewöhnlichsten mit Brustentzündung sich verbin­det, wozu auch das Betlieiligtsein der Lungen in Fiebern bei­tragen mag — so werden doch gewisse Umstände m. o. vv, bestimmend für den Ort sein, wo die Entziindnng vor­zugsweise Sitz greift und sich vollständiger entwickelt, ebenso wie unter Mitwirkung besonderer Einflüsse noch andere namhafte IVebenleiden zur Ausbildung gelangen und selbst zu den prädominirensten werden können *, wie catar-rhalische und gaslrisch-hiliöse Leiden. Diese Leiden indessen als die wesentlichen der hi/Iuenxa zu betrachten und ihre Natur hiernach bestimmen und dieselbe als ein calarrhali-sches oder biliüses Leiden aufstellen zu wollen, erscheint unstatthaft, und kann sich diese Ansicht nicht, im Wider­spruch mit zahlreichen Beobachtungen, hinlängliche Geltung verschaffen.
Wir könnten liier füglich auf Das, was wir bei Gele­genheit der Sympiomatologie und .letiologie hierüber beiläutig gesagt haben, verweisen, doch glauben wir es zur Aufhel­lung der IVatur der Influenza für nothwendig, noch ei­nige Punkte hervorzuheben.
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sect;. 108.
Die hi/littuza Ist zwar, wie so eben angedeutet, von Mehreren den catarrhalischcn ilrankbciten beigezählt wor­den; mit welchem Kecbt, darüber wollen wir nicht richten. Fest steht, dass das Schleimhaiitleiden wie durchgrei­fend bei allen Kranken weder wahrgenommen, noch durch die Section ein solches in namhafter Ausdehnung nachgewiesen worden ist! — Durch die ätiologisch verwandtlichcn Beziehungen, in welchen Catarrh und llhcumalismus siehen, lässt es sich aber hinlänglich erklä­ren , wie ein llinüberschweifen des einen Krankheitszu-slandes in den andern stattfinden, oder ein Anflug von dem einen dem andern leicht verliehen werden könne. Insbe­sondere aber wird die Berücksichtigung der individuellen Anlage des Pferdes zu catarrhalischcn Leiden darüber Auf-kiäning verschaflen, warum die Injluenza, namentlich bei jungen Pferden, leicht eine catarrhalischc Beimischung er­leidet, ja unter den sect;. 99. erwähnten Einilüssen der Ca-larrh wohl selbst m. o. w. prädominiren könne. Dies berechtigt aber noch nicht der Inßuenza selbst stets eine catarrhalischc Natur unterzuschieben. Denn durch sie licssc sich das in manchen Fällen beobachtete, vorherr­schende Leiden der Gehirn- und Ruckenmarkshäute; die an denselben nach dem Tode gefundenen Exudate doch wohl nicht erklären; da die genannten Häute durchaus keine Schleimhänfc sind; ebenso das oft so allgemein beobachtete Mitleiden der Synovialhäute, der nachfolgen­den Sehnenanschwellungen etc.
sect;. 109.
Nicht gross anders verhält es sich nun auch mit dem Lcberleiden, welches, und was sehr zu verwundern ist, von Vielen als das Constanteste und der Influenza ihrem Wesen nach bestimmende betrachtet worden ist. — Gegen diese Annahme spricht aber (cf. sect;. 17.) dass das Leber-leiden keineswegs stets gleich ursprünglich vorhanden ist, dass vielmehr solches sehr oft erst im fernem Verlaufe der Krankheit hervortritt. — Das häufige Mitleiden der
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Leber bei der InJIuenza kann indessen auch weiter nicht so sehr auflallen und findet seine Erklärung sehr cinlwcJi in den Punkten, die bereits (sect;. 100 u. a. O.) erwähnt wor­den sind; dann aber auch in folgenden. Erstens sehen wir, dass in länger anhaltenden Beberhaften Leiden bei Pferden die Leber, von ihrer fnndionellcn Seite aus, weit leichter in Mitleidenschaft gezogen wird, als dies beim Rindvieh und jenen Thicren, die eine Gallenblase besitzen, der Fall ist. Es dürfte für dies Verhalten nicht ohne Grund die Erklärung darin gefunden werden, dass bei der vennindertenFntteraufnahnie einer der natürlichsten Reize für die Gallensccretion und insbesondere auch für ihre Excre­tion fehlt, somit die Leber ein Anregungsmittel für ihre Thätigkeit entbehrt, oiese somit ins Stocken geratheil muss. Bei den Thieren, welchö eine Gallenblase besitzen, wird die abgesonderte Galle (wenngleich auch hier aus gleichem Grunde ihre Absonderung als geringer anzunehmen ist) in der Gallenblase sich ansammeln, bis neue Futlcraufnahmc ihre Ergicssung in den Darmkanal erfordert. Ebendeshalb finden wir denn auch bei fast allen Krankheiten des Rind­viehs, wo längere Zeit Kein Futter genossen worden ist, in der Regel die Gallenblase durch Galle sehr ausgedehnt.
Ein anderer Grund wird nun ferner darin gefunden, dass bei allen länger bestehenden Leiden der Lungen, wie es in unserer Krankheit ja so gewöhnlich der Fall ist, in Folge des dadurch gestörten Respiratiunsprozesses und mangelhaCten Entkohlung des Bluts, dieses einen grösscren Reichthum au jenen Stoffen (eine venösere Beschaffenheit) erhält, welche für eine reichlichere Gallenbereitung geeig­net sind; hieraus also nicht allein eine Ueberladung mit genannten Stoffen im Blute, sondern zugleich auch eine grössere Bcanspriichiing der Lebcrthätigkeit erfolgen müsse*). — Allein auch zugegeben, diese Erklärung sei ungenügend, so steht laquo;loch das Factum fest, dass bei anhaltenden Stürun-
*) Die oben bemerkte Ueselialfenbeit des Bluls selbst bei lu-lluenzkranken, dürfle gleichfalls begünsligend mihvirken.
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gen der LungcnlhiUigkeit, auch Erscheinungen eines Lcbcrlei-dens, Gclbfarbiing tier Schleimhäute cic. gern hervorgerufen werden. Hiervon nun Anwendung auf die In/Juensa gemacht, würde also wenigstens für die Fälle, wo die Brustaflection die bedeutendste is(, und Dies ist gewöhnlich der Fall, die so bnufig beobachtete Gelbfärbung bei dieser Krankheit er* klären lassen, ohne dnss es nothwendig noch auf wichtige Prämissen beruhend erscheint, bei ihr die Erzeugung eines eigenthümlichen, gelbfärbenden Stotfes im Blute, welcher mit dem FärbestofTe der Galle die grösste Aelmlichkeit be­sitze, anzunclimcn, in ihm das Wesentliche der Influenza zu suchen, und sie ihrem Wesen nach als eine Cholosis aufzustellen. — Das Vorkommen dieses Stoffes (der jedoch nicht bloss dem Färbestoffc der Galle sehr ähnlich, sondern wohl als identisch bezeichnet werden dürfte) im Blute aber auch zugegeben , so würde doch seine primäre Erzeugung auf dieselben ursprünglichen Verhältnisse zurückgeführt werden müssen, die wir hei der Aetiologie überhaupt ange­geben haben, er also doch immer nur ein Mit- oder viel­mehr Nebcnerzcugniss sein könne, da die von uns (sect;. 19) angeführte Anomalie der ßlufheschafTenheit stets beobach­tet worden ist und bei Weitem die auffallendsten Abwei­chungen des Bluts in sich schliesst. — Lassen wir hier nun endlich noch den Umstand nicht unberücksichtigt, dass rheumatische Leiden so gern und leicht mit gastrisch-hiliö-sen sich verbinden, so würde durch die rheumatische IVa-tur der Influenza, die so häutige, deutlicher hervortretende biliose Beimischung gleichfalls noch an Erklärung gewin­nen, so wie denn schliesslich auch der Grundcharakter dieser Krankheit, dessen Erörterung hiernächst erfolgt, für das besprochene Phänoinen auch noch einigen Aufschluss giebt. — Uebrigens bleibt es nicht immer bei einer blosscn functionellen Störung der Leber niederer Dignität, son­dern es kann sich das Leiden auch bis zur wirklichen Eilt-zündnng dieses Organs steigern (cf. sect;. 26.) und dasselbe dadurch eine grösserc, materiellere Grundlage erhalten.
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Meistcniheils aber, wo nicht immer llt;ommt die Entzündung von laquo;lein serösen Ueberzuge aus zu Stande (sect;. 8.)
sect;. 110.
Da nun aber überhaupt sehr gewöhnlich, namentlich aber in allen jenen Fällen, wo die hiduenza mit einiger Heftigkeit auftritt, örtliche Entzündungen zur Ausbildung gelangen, so würde es sich fragen müssen, in welchem Zu­sammenhange diese mit dem Allgcmeinleidcn (Fieber) stehe; ob sie nämlich als seeundäre Ucbel oder nicht viel­mehr als das primäre im lirankheifsproecss zu betrachten sind. Wir glauben das Ersiere annehmen zu müssen.
Die Erstwirkungen der veranlassenden Ursachen be­ziehen sich auf das Blut, veranlassen in diesem die oben angegebene Veränderung. Diese Blutbeschatrcnbcit wirkt nun ebensowohl als veränderter Reiz auf die Geiassc und jVervcn (belästigend) als sie insbesondere auch zu Störun­gen in den Secrelionsgcschäften führt, in Folge Dessen Seitens des Gesammforganismus allgemeine Keactionen erfolgen, die wir mit Fieber bezeichnen, und die eine Aus­gleichung der crlUlenen Beleidigung im Organismus be­zwecken sollen. Gelingt Dies vollkommen, so entscheidet sich die Krankheit ohne Hinzutritt örtlicher Entzündungen, gelingt Dies aber nicht, so folgt auch hier der eingeleifete krankheüsprocess den allgemeinen Gesetzen, sich in irgend einem Thcile zu localisiren und zwar vorliegenden Falls als Enlzüudnng. Daher denn auch die bei der Inßuenza vorkommenden Entzündungen als das Seeundäre, Zweilcor-handene, nicht als das Primäre oder Erslvorhandene betrach­tet werden könnon. Wollte man (mit Andern) das umge­kehrte Verhältniss, neben dem so eben angeführten auch bestehen lassen, oder wohl gar noch überdicss annehmen, dass Entzünduiilt;r und Alliremeinleidcn aleichzeiiia cnlslän-
) Ja mail l)t'liaiii)lel grade keine l'iM\ahilicit, ueim man sag(, dass die Haul, laquo;lie serüseu llänle (Hruslfell) mill Lelier selion lange vor dem siclitlmreu Ausbruclie der Ivraiikeil ihre Schuldigkeit niilil uielir getlian haben.
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ilcn, das CausalrcrhäUniss, in wolclicin beide stehen kön­nen, also ein dreifaches sei, so geräth man oflenbar mit sich in Widerspruch. — Wir geben indessen gern zu — cf- sect;• 10 — dass durch gewisse Nebeneinflüssc be­dingt, Falle vorkommen, welche den Schein der primären Entstehung der örtlichen Entzündung oder der gleichzeiti­gen dieser und des Ailgemcinlcidens an sich tragen. Dergl. Fälle aber können nicht als Kegel gelten. — Uebrigcns wollen wir hier nebenbei ausdrücklich bemerkt haben, dass es ein vergebliches Abmühen sein würde, wollte man bis zur Evidenz nachzuweisen suchen, was Primär und was Secundär in einem fieberhaften lirankheitsprocess sei — verschiedene ücutuiigen sind hier zulässig! — Wir glau­ben Grund zu haben, die Inßuenza als eine primär Jleber-hafte Krankheil zu betrachten; schon die dem sichtbaren Krankheitsausbruchc vorhergehenden Trübungen in dem All-gemcinbclinden, sprechen ebensowohl dafür als der ganze Verlauf derselben etc. In ihrer einfachsten Gestalt ein (allerdings m. o. w. zusammengesetztes) Fieber darstellend, kann sie denn auch die- verschiedensten Formen des­selben durchlanfen; bis zum typhösen Fiebersich hcraii-bilden.
sect;. 111.
Was nun den Charakter, mit welchem die/nfluenca auf­tritt, anbetrifl't, so geht aus den obigen Erörterungen hervor, dass derselbe zwar sehr verschieden sein könne, doch hat sich herausgestellt, dass er im Allgemeinen als aslhenisch be­zeichnet zu werden verdient. Denn, abgesehen von einzel­nen Ausnahmen, wo die Krankheit sich länger, [mehrere Tage als eine athenische behauptete, so ist die Anzahl der Fälle doch ungleich grosser, wo der sibenische Anstrich der Krankheit nicht nachhaltig war, vielmehr bald der asthenische Charakter sich hcrvorbildete j die grösste An­zahl der Fälle aber von vornherein schon diesen Charak­ter m. o. w. deullicli ausgeprägt an sich trugen.
Die angegebenen ursächlichen Verhältnisse sind nun im Allgemeinen auch der Art, dass sie mehr für die Ans-
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bildung des asthnlschcii Cliaracicrs summen; weshalb denn auch unter den sect;. 102 angegebenen Verhältnissen und Um­ständen die Influenza so leicht unter der Allgemeinsherr-schaft eines Nerven- und Faulficbers verläuft; sich über­haupt zum Typhus gestuUen kann.
sect;• 112-
Was nun die Conlagiosilüt als eine fernere Eigenlhüm-lichkeit der Inttuenza anbetrittt, so vermögen wir zwar nicht diese näher zu erklären, verweisen vielmehr in dieser Beziehung auf das in den 5;. 87 seq. Abgehandelte, bemer­kend, dass die AnsteckungslahigkeU in allen den Fällen, wo der asllienische Charakter der liraiikhcit deutlich, zu­mal in höherem Grade hervortritt, nach Analogie anderer Krankheiten, auch im höheren 3laase hervortreten werde; obgleich, ausdriieküch sei es nochmals gesagt, in keinem Falle mit positiver tJewissheit sich behaupten lasse, dass dieselbe gänzlich fehle. IVur eine blosse Präsumption ist hier zulässig.
sect;#9632; 113.
Welche näheren Eigenschaften das C'oniagiuin besitze, ist noch nicht hinlänglich ermittelt worden. Nach den bis jetzt darüber erworbenen Erfahrungen, scheint das Conta-ginm den Qüchligen beigezählt werden zu ihiissen. In wel­cher Entfernung es sich aber von dem Heerdc seiner Er­zeugung wirksam verbreiten könne, hierüber wissen wir nichts Bestimmtes anzugeben. Körber*) glaubt, dass es sich über den Dunstkreis der kranken Pferde, ohne ent­kräftet zu werden, nicht ausbreite, und stützt diese seine Annahme auf die Beobachtung, dass in den Fällen, wo er eine Ansteckung voraussetzen musste, jedesmal das dem kran­ken Pferde zunächst stehende Pferd erkrankte. Andernfalls beobachtete er, dass dann keine AnslcckuDg stattfand, wenn kranke und gesunde Pferde in demselben Stalle zwar, aber 4—5 Schritte von einander entfernt standen. — .\ndcrorts gc-
*) Handbuch der Seuche iiag. 182,
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machte lieobachhingcn haben aber znin Thell gerade vie der das Gcgenthcil dargciban: man sah, wo zufällig infliienz-krankc Pferde in grössere Ställe aufgenommen wurden, dass in verschiedenen Entfernungen Erkrankungen in den Pferderethcn vorkamen, so dass es höchst wahrscheinlich ist, dass in einem abgeschlossenen Räume (wie in Ställen) das Contagium in grosserer Entfernung wirksum sieh zeigen kann. Der Grad, in welchem die Siallatmosphäre mit dem Confagium geschwängert ist, dürfte indessen je­denfalls hier von Einfluss sein, so dass, wenn mehrere Kranken vorhanden sind, die Entwicklung des Contagiums mithin in grösserer Quantität siattfindet, die ansteckende Kraft auch in grüsseren Entfernungen als auf die nächste Hingebung) der Kranken wirksam sei. Den grüssten Ein­fluss scheint hierbei der Grad der Empfänglichkeit der Thicre für das Contagium auszuüben. In dieser Beziehung liegen mir mehrere sehr inieressantc Beobachtungen vor*).
sect;• 114. Was die Erlhaliungsfähigkeit des Contagiums anbc-trifi't, so ist dieser Punkt noch am wenigsten erforscht; doch sah mau Pferde, die in Ställe gebracht, worin meh­rere Tage zuvor influenzkranke gestanden, in die Krank­heit verfallen. Desgleichen liegen mehrere Beobachtungen vor, wo durch Pferde, die unter iiiflucnzkranken gestanden, die Krankheit in Ställe verschleppt wurde, ohne dass sie die ersterkrankten darin ausmachten. Aus diesen Beobach­tungen lässt sich daher vorläufig wohl der Schluss ziehen: dass das frei gewordene Contagium unter den gewöhnlicheti Einflüssen sich mehrere Tage wirksam erhalten könne; dass
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*) Bachmann fulirt bezüglich dieses Punktes au: ,,l)a$s in einem Stalle nithl selten Pferde, laquo;Ue von ileu Erkrankten entfernt stehen, früher inlizirt werften als andere, die in der Nähe sieh befinden, kann daher auch nicht als Beweis gegen die Ansleckharkeit ange-noinmen laquo;erden. Jgt;ie Recepliviläi fürs Contgaium entscheidet hier laquo;olil mehr, und diese ist bei einzelnen Individuen und Familien grüsser: so ivaren z. 1J. unter den lä zueist erkrankten JMi.llerstuteu atle Töchter des Buduy, und 4 davon gingen verloren.quot;
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es femer sogar durch andere Träger, als die Atmosphäre, ver­schleppt werden könne und ihm insofern daher auch ein ge­wisser Grad von Fixheit zugeschrieben werden und anztmehmen sein dürße, dass es sehr ivohl durch DecJcen, Geschirr etc., welche bei kranken Pferden benutzt wurden, und selbst durch Wätter jener Pferde auf gesunde übertragen werden könne. Welcher Annahme Körber*) u. m. A.**) auch beilrcten.
sect;. 115.
Ob das Cunlagium zu den leicht oder schwerer zerstör­baren Anstcckstoflcn gehöre: hierüber zu entscheiden, liegt noch Keine hinlängliche An/.ahl von Iteobachlnngen oder Ver­suchen vor. Im Ganzen jedoch ist das Erstere wahrscheinlich, da man gefunden hat, dass nach dein gewöhnlichen Gebrauch der Chlorräncheningen der beabsichtigte Zweck (Zerstö­rung des Contaginni) erreicht wurde.
Als restsfehend kann aber angcnoniinen werden, dass des Contagiums Wirksamkeit auf das Pferdegeschlecht beschränkt ist, nicht aber lediglich auf das Pferd, wie Körber n. A. anneh­men. Denn mir ist der Fall vorgeltomnicn, wo die Krankheit auf einen (jungen) Esel, unter Umständen überging, die nur einer erfolgten Ansteckung zuzuschreiben waren. Wann aber die Krankheit in dem angesteckten Tigere zum Ausbruch komme, ist nicht bestimmt anzugeben) im Ganzen variirtc die Zeit zwar, doch fielen die meisten Erkrankungen zwi­schen den Sten und 21steii Tag nach vorauszusetzender, erfolgter Ansteckung.
Eine andere noch streitige Frage ist die, in welchem Stadium der Krankheit das Contagium zur Entwicklung gelange, und ob Pferde, bei denen die Krankheit selbst
raquo;) 1. c. **) Bachuiann erzähli: „In einem Fall schien die .Vnslocfcuiig mehrerer Ackerpfenle ilurch Uenutzung des Slreuslrolis, nelches bei Kranken angewendet nar, vor sich gegangen zu sein; in einem zwei­ten Falle aber durchs Fuller, welches in einem Stalle gelegen halle, worin sich Kranke befanden,quot;
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noch nicht zur vollstäntügcn Ausbildung gelangt ist, für andere schon anstccltungsrähig sein können. Man hat, auf eine sehr voreilige Weise, als notliwcndiges Requisit die vollständige Entwicklung der Krankheit für ihre Fähigkeit anzustecken überhaupt aufgestellt. Es treten dieser An­nahme aber so viele Brobachtungcn bei andern anstecken­den Krankheiten entgegen, dass schon per Analogie mehr als die blossc 3Iögliclikeit vorliegt, dass die Inßuenxa schon in ihrem ersten Stadium, dem der Prodrome, contagiös sich äussern könne. Durch einige Beobachtungen ist Dies sogar wahrscheinlich gemacht. Alan sah nämlich nach Einführung von Pferden, die selbst noch scheinbar gesund, aber, den gogebenen Umständen zufolge, den Keim der Krankheit schon in sich trugen, unter den Pferden, zu denen sie ge-slellt wurden, die Influenza zum Ausbruch kominen, bevor sie selbst noch sichtbar erkrankt waren. — Bei Gelegen­heit der Symptomatologie ist erwähnt, dass die Influenza nicht selten ein sehr langes Stadium der Vorboten habe, dies Stadium aber in andern Fällen von einer kürzeren, unter Umstäiulcn sogar gar nicht vorhanden zu sein scheine. Dieser Umstand wird zur Erklärung des Phäno­mens, dass die iiijßzirten Thiere scheinbar früher erkran­ken, als diejenigen, von denen die Ansteckung ausging, die­nen müssen, wie er gleichfalls auch zum Thcil den, in ver­schiedener Zeit erfolgenden, offenbaren Ausbruch der Krankheit nach siaügcfuiidencr Ansteckung erklären lässt. Dem Vorausgeschickten zufolge, würde die Influenza, in ihrer Totalität aufgefasst, zu bezeichnen sein als: eine ßeherhafle conlagiöse Krankheit mit vorzttgsweisem Ergrif-fensein des serösen Hlembranensyslems, die aber sehr gern und gewöhnlich, laid mit calarrhalischen, bald mil ga-shisch biüöscn Beschwerden, milunler sogar mit beiden zu­gleich sich verbindet und dadurch, so wie durch die Ausbildung von innern Enlzündungen und Ilervorbildung des nervös-fauli-gen FiebercUaralilers sehr verwickelt, (und von ihrer Primiliv-form sehr abweichend) erscheinen kann.
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Schliesslich dürfte hier wohl noch zur Frage kommen, ob der Name „lu/hwnzaquot; fur den beschriebenen Kranlt-heitszustand der passendste, und ob nicht einer der riolcn andern demselben beigelegten Namen bezeichnender sei, Auf eine weitläufige Erörterung kann sich über diese Frage nicht eingelassen werden, weil Dies im Ganzen ein frucht­loses Unternehmen sein würde, da „der Name nichts zur Sache thuf.quot; Indessen soviel dürfte hier zur Erörterung kommen, dass die meisten der, von andern Schriftstellern der Krankheit beigelegten Namen entsprechend den her­vorstechendsten Erscheinungen, den liOcalatTcctioncn, dem Fiebercharakter etc. gewählt wurden, wie sie solche in den von ihnen beobachteten Scuchenlallen wahrnahmen. Da nun aber unsere Krankheit sich sehr verschieden zeigt, so passt keiner der gegebenen Namen auf alle Fälle. — Wenn wir auch sehr wohl erkennen, dass ein Name, nach dem Sitze und dem Charakter der Krankheit ausgewählt, zu einem praktisch therapeutischen Zwecke, jedenfalls den Vorzug verdiene, so beweist doch der letztberegte Um­stand, dass, da ein speziell bezeichnender Name sich nicht geben lässt, ohne grosse, das Ohr beleidigende Zusammen­setzungen*), ein solcher den Vorzug verdienen müsse, welcher allgemein bezeiebnend ist. Ein richtiger BegrilT von der Sache lässt sich mit dem Namen immer verbinden. — Ist doch der Name „Rinderpestquot; für eine bestimmte Seuche von den vielen Seuchkrankheiteu beim Rindvieh angenommen worden, und ein Jeder weiss, welcher Krank-heitszustand damit gemeint ist. Es würde sich also nur fragen können: welcher allgemein bezeichnende Name für unsere Krankheit einzuführen sei. An dem Namen „/n-flvenzaquot; haben zwar Einige Anstoss gciiommcn, und es
*) Wie z. B. der laquo;ohl in Vorschlag gebrachte „cpizootisclic-sporadische Brustfell-Lungen-Leber-Entzündungquot; etc. Ein Name, iler Irolz seiner Länge laquo;loch noch nicht alle vesenlliche 3Iu-menle der Krankheit in sich schliesst.
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lässt sich in der Thai auch Manches gegen ihn eimrenden; wir glauben aber doch, weil er einmal schon so allgemei­nen Eingang gefunden hat, laquo;lass man ihm das Bürgerrecht vvrstatten könne, und ich habe es daher auch vorgezogen ihn beizubehalten, statt die JVotnenclatur der abgehandelten Krankheit zu vermehren. Sonst dürfte der Name „Pferde­seuchequot; als ein gleichfalls allgemein bezeichnender, vor den meisten andern eingeführt zu werden verdienen. Denn die Influenza ist zur Zeit gewiss die gewöhnlichste Seuchen-lirankheit der Pferde, und alle übrige Scuchcnkrankhcitcn dieser Thiere führen andere IVainen, so dass also derselbe zu einer Verwechslung nicht führen kann. Dies thut aber der Name Influenza jedenfalls auch nicht und ist überdies, der Bedeutung des Worts nach, noch etwas speziell-bezeich­nender als „PJ'crdesmchequot;. Daher möge denn der iVamc „Pferdeinfluenza, influenza equortunquot;, eine allgemeine An­nahme finden.
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IV. niagnose, CSang uutl Terbreitnug der luflueimi.
8. 117.
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Nachdem wir die Influenza in symptomatologischer und ätiologischer Hinsicht beschrieben und erörtert haben, dürfte es, um dieselbe in jeder Beziehung möglichst voll­ständig abzuhandeln, noch erforderlich scheinen, etwas Nä­heres über ihre Diagnose (Unterscheidung von andern ihr ähnlichen Krankheiten) zu sagen und hieran einige Be­merkungen über ihre Eigeiithüinlichkeiten als Seuche hin­zuzufügen.
Die Influenza muss zunächst (wie der IVamc Dies auch schon anzeigt) als eine Seuchenkrankheil festgestellt werden.
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Das VerhaHcn dioscr scliHc-sst indessen keineswegs das Vorkommen vereinzeller Krankheitsfälle ans (wie diese ja bei mehreren SeuchcnkrankhcUon, z. B. bei dem Milz­brand eAc. vorkonimcn). Im Gan/.on wird also auch die Influenza, ungeachtet der vereinzelten Krankheitsfälle, eine Seuche bleiben. Ihr sporadisches Vorkommen ist nur mehr scheinbar und hängt (heils mit der Grosse des Pfcrdebestandcs und dem etwa schon Belallengcwesensein der Pferde von dieser Krankbeii, und andern Umständen (cf. sect;. 93.) zusammen. In grösseren Stallungen: Mar-, Ca-vallcrie- und Postsiällen, in Gestüten, Remontedepots etc. sind bisher einzelnstehende Krankheilsfällc nicht beobach­tet; stets folgien mehrere. Dieser IJmstand hat denn auch wohl zu der Ansicht und Belianptiing geführt, dass die Influenza vorzugsweise Eigentlinm grosser Stallungen sei. Anders verhält es sich in Privatställen, wo nur ein oder ein paar Pferde stehen. Indessen die Zahl selbst der ver­einzelt vorkommenden Krankheitsfälle spricht doch unzwei­deutig genug für ihre senchenartige Natur. Denn stets ist es der Fall gewesen, dass wenn den Thierärztcn, im Be­reiche ihres praktischen Wirkungskreises, erst ein Influenza-fall vorkam, es bei diesem nicht blieb, sondern andern Ortes und in anderen Ställen gleiche Erkrankungen vorfie­len. Doch können Ansnahmeii stattfinden, wie Dies aus einer richtigen Würdigung Dessen, was oben in ursäch­licher Beziehung über die Influenza gesagt worden ist, sich entnehmen lässt.
Da nun die Influenza als ansieckende Seuche auftritt, so wird eines ihrer diagnostischen Merkmale, und ihre Unter­scheidung von andern, in den Symptomen ihr ähnlichen, sporadischen Krankheiten, auch vorzugsweise mit in ihrer C'ontagiosität aufgefunden werden müssen.
sect;i HS.
Es ist insbesondere die (rheumalische) Brustfellentzün­dung, welche eine Verwechslung mit der Influenza zulässi. Das plötzliche Auftreten, so wie die meistens nachweisba­ren veranlassenden Ursachen der sporadisch auftretenden
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Biustfellentziiiuliiiii;, reichen für gewöhnlich schon ans, sich vor einer Verwechslung zu schützen, mindestens füh­ren sie tlarauf hin, Verdacht zu schöpfen. Durch die, dem sichtbaren Erkranken an der Influenza vorhergehenden Vor­holen, ist dein Kranken selbst, bei erfolgtem Ausbruche der Krankheit, schon ein so eigenihiimlkher Habilus aufge­drückt, das ganze Krankheitsbild hat ein so hesonderes Ge­präge, da.ss es schon hierdurch allein dem erfahrenen Prak­tiker gelingt, die Influenza in ihrem ersten Krankheitsfälle richtig zu erkennen. Der minder Geübte kann allerdings noch Zweifel hegen, doch werden ihm nachfolgende Er­krankungen des Zweifels bald überheben. Für die Thera­pie erwächst indessen aus einer solchen Verwechslung weiter kein erheblicher Nachtheil, sofern, und was ja über­all beobachtet werden soll, dieselbe mit Vorsicht und Um­sicht geleitet wird. — Wer nur in der Gelbfärbung der Conjimcliva die Influenza erkennen zu können wiihnl, der wird allerdings dieselbe oft genug verkennen.
Bei dem so häutigen Suchen nach Gelhfärbnng der sichtbaren Schleimhäute, ist es denn auch die Leberentzün-dung geworden, die wohl für die Influenza in Anspruch genommen ist. Meiner Meinung nach kann aber (in Uiiek-sieht der ganz andern Gcsammterscheinungen, mit welchen die Gelbfärbung der Conjunctiva z. B. bei der Influenza in Verbindung auftritt) nur eine sehr oberflächliche Unter­suchung und Würdigung der vorhandenen Krankheitscr-sclieinnngeu etc. zu einer Verwechslung dieser beiden Krankheiten führen, und daher glaubten wir uns lt;?iues nä­hern Vergleichs derselben überheben zu können.
Leichter wird, zu Anfange der Krankheit, eine Ver­wechslung mit ßeberhuften rheumalischen, rheumatisch-caiar-rhalischen und rheumalisch - gastrisehen Krankheilszusländen stattfinden können, da die Influenza, wie sect;. 20 bemerkt, unter der Form solcher, in ihrer einfachsten Gestalt aufzu­treten pflegt. Indessen auch hier werden, theils die m. o. w. erweislichen Ursachen, und- theils und vorzüglich wie­der die Eigenthümlichkeit des Krankheitsbildes bei der In-
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fhtenxa, bei einiger Fcriigkeit in iler ErKcninnig iler Krank-heilen, das Ricliiige ohne grosse Scliwicrigkeilen auffinden lassen. Bei aiifängliehem Zweifel wird An fernere Verlauf der Krimkheil jedenfalls Aufklärung verschaffen. Dies gilt namentlich für jene Fälle, wo die Inßuenxa wie sect;. 10. an­geführt, unter der Maske anderer Krankheiten zunächst auftritt, dieselben gewissennassen als Vorläufer hat, und Ursachen vorhanden sind, die solche Erkrankungen recht­fertigen lassen. — Dieser Fall nun, wo nachtheilige Aus-sencinfliisse glcichzeilig nachweisbar sind, ist aber auch wohl der einzige, wo selbst der Erfahrene sich m. o. w. Zweifeln hingeben kann. Eine richtige Ann'assnng aller zur Diagnose behilflichen Momente, wird indessen auch hier vor grossen Fchlsclilüssen schützen und den im Hintergrund versteck­ten Feind mindestens vennuthen lassen. Sein Hervortreten wird auch bald genug die blosse Vennuthung zur Wirk­lichkeit erheben und in die bis dahin zweifelhaft gebliebene Diagnose Aufklärung bringen.
Die Conlagiosilül iler Inßuenxa wird nun in vielen Fäl­len nicht minder zu einer richtigen Diagnose führen, min­destens doch darauf hinlenken, welcher Natur die noch fragliche Krankheit sei. So, wenn sich ein gewisser Propa-galionsgang in den Erkrankungen bemerkbar machl: das erste Erkranken die, Pferde betrifft, die kürzlich erst eingeführt sind, zumal wenn sie ans Ortschaften oder Gegenden herstam-men, wo die Injluenza herrscht. Aber auch wenn Letzteres nicht der Fall ist, lässt der Umsiand des Vorhandenseins dieser Krankheit in der Nachbarschaft, oder ihr zur Zeit überhaupt häufiges Vorkommen den concreten Krankheits­fall schon verdächligen.
sect;. 119. Ueber den Seuchefigang der Influenza (die Art und Weise ihrer Weiferverbreitung) lässt sich nichts Bestimmtes anfuh­ren. Dass sie sich in einer gewissen Richtung weiter verbreite (nach einer Himmelsgegend hin), wie Dies wohl bei einigen anderen Seuchenkrankheiten sich bemerkbar macht, scheint nicht der Fall zu sein, wohl aber hat man beobachtet, dass
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sic iii laquo;ler Riclitung hin sich weilcr verbreite, in welcher Pferilcablhoiliingfii transportirt wurden, unter welchen die Influenza hcrrschlo. Daher kann diese in den verschie-densien Ricliiunsen. und zwar in allen solchen sich ver-breiten, wohin Verkehr mit Pferden stattrindet, liierauC beruht e.s auch, wenn Franque (cf. sect;. 5) anführt, dass die­selbe sieh nur an solchen Orten gezeigt habe, wohin Pferde durch Pferdehändler etc. gebracht worden. *) Das-
*) Diese neobnclilimg liat vielfiiclie Bestätigung gefunden j itocli hat sie in iler iieiislen Zeil weniger rein gemacht werden können als in früherer Zeil, wo die Inßucnzn noch nicht eine so aligemeine Verhreitung erlangt halle als jelzl. Bachmann (1. c.) erwiilint be­züglich des Ganges der Krankheit unter den GestU.tSjtferden zu Tra-kehnen im Jalire 11)21—1822 Folgendes: ,,ln den ersten zwei Mona­ten, wo sie (die Influpnzn) beobachtet wurde, litlen anfangs die Oliilzkoer l.aiulheschiiler, und dann erkrankten nur solche Gesliils-|iferde daran, die mit jenen in genauer Gemeinschaft gestanden hat­ten elc. — Demniichsl zeigte sie sich hei mehreren Ackerpferden de, und wolil aus keinem anderen Grunde, als dass solche mit Kranken leichler in millelliarer und unnütlelliarer Ilerührung kamen. — Pferde aus den rerscllieilensten Gegenden und T.eliensverhallnissen, mit den Kranken in Berührung gelgt;rachl , wurden angesteckt, z. B. meh­rere Klepper und Dienslpfenle, welche weder auf AVeide noch auf Grasung gewesen waren ^ im Gegenlheil aller blielien die Trakehner l.andbeschaler, welche iu Inslerhurg zurückgelassen wurden und mit den Oliilzkoer f.andheschälerri in keiner Kerührung gestanden halten, gesund, obwohl sie mil den hier Erkrankten lies Trakehner Marstalls früher gleiche Nahrung und Fliege genossen hallen. — Auf Vorwerken, wo die Krankheit bei einzelnen Individuen ausbrach, da blieben nur laquo;eilige verschonl, während sie auf anderen Vorwerken gar nicht vor-kainj in Ställen, wo erst ein Krankheitsfall eintrat, folgten ^ewSlinlich bald mehrere, indess Pferde anderer Sliille noch lange oder ganz gesund blieben. — Nahm die Krankheil in der Hcerde ganz den ei-genlhümlichen Gang ausleckender Seuchen: es erkrankten zuerst einzelne Individuen, nach Verlauf ion ö—7 Tage zeigten sich meh­rere, bis die Zahl der gleichzeitigen Erkrankungsfalle ein Maximum erreichte und dann allmälig wieder ahnahm. — Bei warmer feuch-ler Luft zeigten sich die meisten Kranken j das Gegenllieil aber wurde beobachtet, sobald reine Luft und eine trockene Kälte eintra­ten.quot; — Anmerh. Wo die Krankheit aber schon im Enlslehen war, da kam sie bei trockener Kälte um so schneller zum Ausbruch und erreichte einen hUhern Gradquot; elc.
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selbe kann oiTulgen durch Remonten. welche ilcn Cavalle-rie-Regiinenlt;crii zugeführt worden, durch Pferde, welche die Landwehrühung mifgemacht hahen e(c. (cf. sect;. HO). Dabei ist es jedoch nicht immer der Fall, dass diese Pferde die Krankheit von Hanse aus mit sich foi'tschle|gt;|ieii, sondern sie können solche ebensowohl erst auf dem Transporte er­worben oder durch denselben sich zugezogen haben, (n diesem Falle gelangt dann nicht selten die Krankheit bei ihnen erst zum Ansbrncii, nachdem sie einige Tage, am Orte ihrer Kestimmnng, der Ruhe genossen haben.
Wenn nun auch die Iiißitenza keinen bestimmten Zug in ihrer Weilerverbreilung beobachtet, so sprechen doch mehrere Fälle tlai'iir, dass sie gern den Flussgebieten folge; freilich wird Dies nur für ihren miasinatischen Ausbrei-iungsweg gelten köiifien. und nur bedingt auch auf den contagiösen Anwendung finden. Auf dem letiten Wege in ihrer Weiterverhn-iiung begünstigt, sehen wir sie mitunter nur einen bestimmten Zug nehmen; wenn nämlich mehrere Pferdctransportc nach entfernten, in einer Uicbturg liegen­genden Gegenden stattfinden; anderen Falles aber nach Ortschaften, in den vcrseliiedensten Hichtungen gelegen, verschleppt werden. Dafür liegt eine grosse Anzahl von Beobachtungen vor. Oft schon sah man die Ilrankheit zum Ausbruch kommen, wo Iloppelpferde etc. unter denen die Krankheit notoriscli grassirle, übernachtcleii; während die nebenliegenden Ortschaften verschont blieben; ebenso auch von Alärkten etc. aus, durch daselbst angekaufte Pferde, in mehrere Ortschaften zugleich verschleppt werden.
sect;. 120.
Durch die so eben berührten Verhältnisse werden nuji auch (wie hierauf schon sect;. 102, in der Note, hingedeutet worden) jene.Fälle ihre Erklärung finden, wie es D.öglich sein kann, dass die Influenza, unter scheinbar ganz gleichen Aiissciicinflüssen, unter einem Pferdestande herrscht, unter einem benachbarten nicht. So war es verschiedene 3Iale schon der Fall, dass die Pferde einzelner Vorwerke eines und
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desselben RsmoiWc-Dopois oder Gestiiis, von der Influenza verschont blieben; während sie unter den Pferden aller übrigen Vorwerke grassirle. Diese Thatsachen haben sich meistens durch eine erfolgte Ansteckung erklären lassen.
Wie nun die coniagiöse Eigenschaft der Influenza auf die Art und Weise ihrer Weiterverhreitnng, den Seuchen­gang, von Einllnss sein kann, so hat man hiervon auch auf das mehr periodische Auftreten der Krankheit, in ein und dcrselbtMi Provinz, Anwendung gemacht und, auf firund vornngegnngener Beobachtungen, angenommen (Bachmami), ilms der hiflnema meistens eine dreijährliche Eruption eigen sei. Dies Verhalten hat man eben dadurch zu erklären geglaubt, dass, da bei einem allgemeinen Verbreitetsein derselben m. o. w. alle Pferde, welche die Krankbeit noch niebt überstanden (cf. sect;. 89) von ibr ergriflen wurden; und die Pferde nicht wieder in dieselbe zum zweiten Alalc verfielen — die Disposition erst in den nachfolgenden Gencralionen wieder aufkommen könne, und dass so in der Regel eine mehrjährige Pause, während welcher eine grösscre Anzahl infectionsfähiger Pferde wieder herangewachsen, eintreten müsse, bevor wieder eine grössere Verbreitung der Seuche vorkommen könne.
Wenn gleich diese Annahme, in ihrer ganzen Ausdeh­nung, sich nicht bestätigt hat, so liegt ibr doch etwas Wahres zu Grunde und ist nicht ganz Hypothese. Der zur Zeit viel regere Verkehr mit Pferden, als früher, mag dazu beitragen, dass die Periodizilät in der neuesten Zeit weniger mehr hat wahrgenommen werden können. Indes­sen es verdient dieser Punkt, nicht ganz aus den Augen verloren zu werden; vielleicht dass eine Sammlung (chro­nologisch verfolgter) einzelner Seuchenfälle, doch noch zu interessanten Resultaten führt. — Die in dieser Beziehung mir vorliegenden, eigenen und fremden Beobachtungen scheinen mir noch nicht hinreichend, um daraus einen sichern Schluss zu ziehen. Sie vorläufig als Fragmente zu einem spätem Ganzen mitzutheilen, dürfte leicht als eine
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belasirnde Zugabe tlicses Buches erscheinen; und habe ich daher lieber von einer solchen Miiiheilung absieben wollen.
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1. Prognose.
sect;. 121.
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Welchen Ausgang die Influensa nohme, lässi sich gleich zu Anfange der Krankheit nicht immer inh der zu wün­schenden Sicherhcii bcsUmmcn; da im fcraerii Verlaufe derselben sich leicht und gern Complicationen etc. hinzu-gesellen, die, selbst bei einen anfänglich gelinden Anscheine der Krankheit, doch noch einen üblen Ausgang bedingen. Dieser llmstand nun malint insbesondere in prognostischer Beziehung zur Vorsicht und warnt vor voreiligem Aus­spruch.
Fassen wir die Inflncnza zunächst in ihrer Allgemein­heit auf, so gehört dieselbe im Ganzen nicht zu den bös­artigsten Seuchenkranlilicilen, selten nur ist die Sterblich­keit sehr gross. Bei den verschiedenen Senchenfällen ha­ben sich zwar sehr verschiedene Besultatc herausgestellt. Im Allgenieinen ist die Erfahrung gemacht, dass sich die Influenza ähnlich andern Seiichenkrankhciten verhält, in­dem sie sich bei ihren ersten Ausbrüchen bösartiger zeigte als später — doch ist der Verlust selten nur über 10 pCt. gewesen. In der neusten Zeit hat er meistens nicht 5 pCt. überstiegen; in vielen Fällen sogar nur 2 — 1 pCt. be­tragen. — Wenn die jetzigen günstigem Resultate gegen die früheren ungünstigern, wie bemerkt, zum Theil dem Verhalten der Influenza selbst zusgechrieben werden müs­sen, so ist dabei doch auch nicht zu übersehen, dass hieran auch eine zweckmässigere Behandlung einen nicht ge­ringen Antheil habe. Durch die genauere Kenniniss, welche
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man sich von dieser KranKheii, bei ihrem häufigen Herr­schen, zu rerschaffen Gelegenheit fand, konnie ihre Be-Iiandliing auch auf lichtigcro Indicalionen zuriickgefiihrt werden; man hielt sich nicht blos nielir an den Namen, sondern individnalisirtc mclirl Die erfreulichen FortschrUte, wclclie die Tiiierhcilliiindc in dem letzten Dccenninm über­haupt gemacht hat, brachte auch die Influenza mit auf den Lehrstuhl; und es konnte den angehenden Tliierarzk-n schon eine vollständigere Reschreibung über dieselbe gegeben werden: sie (raten nicht mehr als Neulinge an die Kran­ken! — Ebendeshalb ist denn auch jetzt die In/hnns.a tüchi mehr die grfürchtete Krankheit wie vor 15 — quot;20 .Taliren.
sect;• 122. Fassen wie nun ferner die Influenza in jrrognostischer Beziehung, als Seuche auf, so werden sich die Anhalliings-punklc für eine richtige Beiirthcilung und somit auch für die Vorhersage insbesondere daraus ergeben, in welcher Gestalt sie auftritt. In ihren einfachen Gestalten, wie sie in den sect;sect;. 11 — 1quot; beschrieben worden, ist ein tüdtlicher Ausgang seltener; wo sie dagegen mit Dntziindungcn Ver­bindungen eingeht, da wird sie zu einer viel wichtigern Krankheit und ein übler Ausgang ist viel mehr zu fürch­ten ; der Sitz der Entzündung wird für die grössere oder geringere Gefahr entscheiden, dene Seucbenfälle, die im Allgemeinen mit Rrustentzündungen auftraten, waren von einer geringen Sterblichkeit begleitet, als wo ausserdem auch noch Lcberentziindiing bestand; am übelsten zeigte sich die Seuche stets, wenn sie in der (sect;. 27.) besrhriebe-iien Complication mit Darmentzündung vorkam. Von ganz besondern Einfliiss ist ferner der Vharucler. welchen die Krankheit im Allgemeinen behauptet. Alle jene Scuchen-fälle, die unter der Allgemeinherrschaft eines nervösen, ner­vös Jauligen Fiebers verlaufen, zeigen sich bösartiger; und die Sterblichkeit erreicht hier leicht einen hohen Grad, so­bald gleichzeitig (und Dies ist in der Regel der Fall) ir­gendwie beträchtliche Localentzünduiigcn mit zu denGtund-zügen der Kränkelt gehören, während jene Seuche-afalle
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wo das begleitende Fieber einen gelind synochösen oder mehr einfachen aslhenischen Charakter behauplele, fast ohne Ster-befällc vorübergingen. Sehr ungünstig wird sich die Prog­nose gestalten, wo ein Hinübersehwoifen der Krankheit in das Anthraxartige stattfindet, oder, als mehr unzweideutige Zeichen hiervon, bereits Karbunkeln (an den sect;. 36 genann­ten) Stellen zur Ausbildung gelangt sind — weil die Krank­heit, bei ihrem höchst rapiden Verlauf, dem ärztlichen Ein-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (! schreiten keine Zögerung verstattet, Ks wird daher ganz besonders die Prognose von laquo;1er zeitigen Erkennung; des Krankhcilszustandcs abhängig gemacht. Auch Kace, Ge­schlecht etc. sind für laquo;lie Stellung der Prognose (die Krankheit als Seuche aufgel'asst) gleichfalls von einiger Bedeutung. Im Allgemeinen sah man hei vercdelien Pfer­den die Seuche leichter einen üblen Verlauf nehmen: in Beschälerdepots zum Atisbruch gelangt, gestaltet sie sich gewöhnlich heftiger; tragenden iUntterstufen wird sie leich­ter verderblich. — Witterungs- und Localitäts-Einflüsse sind endlich nicht minder in Anschlag zu bringen: bei Irockncni, heiteren Wetter bleibt die Krankheit gewöhnlich gutartiger; bei slürmiscliem, kalten, regnigen und Schnee-Wetter, tritt sie übler auf. In Niederungsgegendcn; in der Nähe von Flüssen, stagnirenden tiewässern, in grössern, dem Zuge mehr ausgesetzten Stalltingen etc. neigt sie mehr zum bösartigen Charakter.
Die Influenza als Krankheitsfall bcurtheilt — da richtet
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sich die Prognose nach bekannten Grundsätzen: die Hef­tigkeit und dor Grad, mit welcher und in welchem die Krankheit auftritt; der Charakter, welchen sie behauptet; die Zusainmenselzungen und Verwickelungen, welche sie eingeht; die conslitutioiicllen Verhältnisse des Kranken; das Stadium der Krankheit; ob eine zeitige oder verspätete Behandlung eintritt, so wie endlich auch die Aussenvcr-bältnisse, unter denen die Krankheit verläuft und die Kur unternommen wird — sind insbesondere bei Bestimmung des Ausganges der Krankheit im concrctcn Falle in Erwä-
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gnng zu ziehen. Es werden sick daher die nähern An­haltspunkte für die Vorhersage auch nach Analogie ande­rer, dem gegebenen Krankheitsfall entsprechenden Krank­heiten gewinnen lassen. — Eine nähere, in das Detail gehende Erörterung aller hierher gehörigen Momente zu liefern, dürfte indessen ebensowohl zur Weitschweifigkeit führen, als sie für den Thierarzt überflüssig erachtet werden muss. Daher müssen wir uns denn hier auf die wichtigsten und allgemein leitenden zu beschränken, alle Veranlassung finden.
So lange die Tn/lnenxu ohne namhafte örtliche Entzün­dungen bleibt, ist die Prognose gut. Gelangen Entzündun­gen hohem Grades zur Ausbildung, so kömmt zunächst die Art und der Sitz derselben in Betracht; namentlich aber, ob sie etwa schon Uebergänge gemacht haben, oder eine besondere Hinneigung zu gewissen llebergängen zei­gen, wovon die in nettle IVassersuchl am gewöhnlichsten und übelsten mit ist. — Brusl/eüenlzimdungen lassen bei zeitiger Behaiullung eher einen günsligeii Ausgang hoflen als Lungenenizündwig. Sehr übel und nteistentheils tödt-lich sind Darm- und Jiauchfellenlziindungen, und am übel­sten Hirn- und HückenmarksenlsündungeH. Ic mehr Organe gleichzeitig entzündet sind, desto gefährlicher ist die Krank­heit und ein tödtlichcr Ausgang zu fürchten. Schon er­folgte Uebergänge der Entzündung sind stets misslich, wenn auch gerade nicht bezüglich eines tödllichen Endes der Krankheit, doch in Bezug sich ausbildender Utaehkrank-heilen. Diese, wo sie wirklich erfolgen, sind ihrer Art nach zu beurtheilen, worüber die allgemeinen Anhaltspunkte in der sect;. 65 — 83 goliefcrlen Beschreibung der Nachkrankhei-ten leicht aufgefunden werden können. Uebel zu beurthei­len ist die Influenza, wenn sie eine lymphatische Bei­mischung erleidet, wegen leicht nachfolgendem Bolz oder Wurm. — Der Eintritt beträchtlicher nervöser, so wie von Sepsis (und ilnihrax) zmgender Erscheinungen (cf. 34—37.) bringen grosse Gefahr. Sehwächliche, so wie sehr robuste Konsiiiulionen erliegen eher. — Eine frühzeitige zweck-
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massige Behaiullung lässt im Allgemeinen auf einen gün­stigen Ausgang hoffen; eine verspätete (und unrichtige) hringt leicht Schaden. Bleibende, grossc Unregelmässig-licit und Unbeständigkeit in den Symptomen ist gerährlich; Eintritt einer Uebcreinstimmung der Symptome giebt Hoff­nung zum günstigen Ausgange. Je mehr einzelne drin-gende Symptome bei der Behandlung eine vorzugsweise Berücksichtigung erfordern, desto grosser ist die Gefahr;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^
je weniger Solches der Fall ist, oder gar nicht stattfindet, desto geringer. Doch ist ein sehr beschleunigtes Aihemho-len, bei frequenlcm Pulse, nicht grade als ein sehr übles Zeichen zu betrachten (sect;. 22.) — Je deutlicher sich ein Ileilbestrebcn der Natur im Verlaufe der Krankheit zu er­kennen giebt und kritische Erschcinuiigen hervortreten, desto sicherer gelingt eine gründliche Heilung. Daher sind die oben sect;. 40. seq. aufgeführten Zeichen der Krisen für die Stellung der Prognose besonders inassgebcnd. Je we­niger solche Heilbestrebungen wahrgenommen, oder gänz­lich vermisst weiden, desto mehr hat man, wenn auch ge­rade nicht einen tödtlichcn, doch einen ungünstigen Ausgang, Aachkrankheit etc. zu fürchten. — Ebenso ist auch der Erfolg der Behandlung, die Wirksamkeit der in Gebrauch gezogenen Mitk-l, massgebend für die grössere oder gerin­gere Gefahr. Insbesondere gilt Dies von den äussern Ab-leitungsmittcln. — Wo eine starke Anschwellung an den Applicalionsstellen erfolgt, hat man solche im Allgemeinen zwar als eine gtinsligc Erscheinung zu betrachten, doch muss die Art (Beüchaficiihcit) der Anschwellung entschei­den, ob sie auch wirklich von günstiger Bedeutung sei. Es kann nämlich die Anschwellung auch üdematös sein, und ist dann kein günstiges Zeichen. Bei fauligem (und anthraxartigem) Charakter der Krankheit, tritt oft eine sehr grossc und weitverbreitete Geschwulst in der Umge­bung des Fontanells ein, und dennoch ist die Gefahr grade sehr gross. Der erfahrne Thierarzt wird sich daher bei Stellung der Prognose nicht von einzelnen Symptomen Ici-
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ion lassen, soiulcrn ihre etwa günsiige Bedeutung nach der Verbindung, in welcher sie mit andern Zufallen auftreten, bemessen.
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VI. Therapie.
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Vorbemerkung:
lieber das dor Injtvenza entgegen zu setzende Hcil-verrahren hat schon manclior Streit unter den Tliierärzten bestanden, und noch sind die verschiedenen Meinungen nicht geschlichtet. Der Eine hielt sein Verfahren für das beste, weil er es durch die Erfahrung erprobt gefunden haben wollte, und verwarf das des Andern; dieser glaubte wieder dem scinigen, was er gleichfalls in praäi geprüft hatte, den Vorzug oinräninen zu müssen und tadelte das des Erstercn. Ja Einzelne (voll Dünkel, aber von weniger Erfahrung) liesscii sich wohl verleiten, ihre Methode als untrüglich auszugoben, indem sie beliaupteten, dass jeder Kranke dadurch gerottet würde. In der Wirklichkeit aber hielten sie nicht Wort und — mussten anderer Ueberzeu-gnng werden.
Verschiedene Mittel sind als besonders heilsam empfoh-Ich worden, und man rühnitc sich des hesion Erfolgi der­selben, die andern Orts versucht, sich als unwirksam, ja zum Tbeil selbst als schädlich bewährten. Zu welcher Me'mungs-Verschiedenheit hat nicht in letzter Beziehung der Aderlass Ver-anlussung gegeben?
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Forschen wir nun nach der Ursache dieser grossen Verschiedenheit in den ileilansichten, so liegt die Antwort sehr nahe. Einseitigkeit und Voreiligkeit haben sie herbei­geführt. Man verfiel in das Ucbel, das Hcilverfahrer, nach
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•lein Namen der Krankheit zu benriheileii. Jeder hatte dem Namen nach die Influenza, oder wie er sie sonst zu henennen beliebte, vor sich, aber nicht alle eine gleiche Krankheit! Was Wunder also, wenn der Eine die Krank­heit dem Namen nach, nach einer sehr angepriesenen Me­thode hehandelte und, sich getäuscht findend, zu einer an­dern übersprang, die (ihm) erspriesslichere Dienste leistete und diese nun für besser ausgab und jene verwarf; ein Dritter wieder diese versuchte und in denselben Fail ge-rieth. —
Der Grund aller dieser Mcinungsverscbicdenheifcn lag mit einem Worte darin, dass man die Vielseitigkeit der Krankheit (wie wir sie in der Symptomatologie kennen ge­lernt haben) nicht auflassfe, sondern sie einseitig so beur-theilte, wie man Gelegenheit fand, sie zu sehen und zu behandeln und nun glaubte, es müsse überall so sein. — Aber wir wollen auch gerecht sein: auch diese Einseitig­keit findet mehr oder weniger Entschuldigung. Durch eine Reihe von SeuchenfiiUeu (nicht blos einzelne Krankheits­fälle) konnte erst die grossc Verschiedenheit, welche die Influenza überhaupt darbietet, festgestellt, näher beurthcilt und zu dem Resultate gelangt werden: lt;/a,ss nicht überall ein und dasselbe Heilverfahren passe, sondern dieses ebenso verschieden ausfallen müsse, als die Influenza, ihrem Cha­rakter, Complication etc. nach, verschieden sich zeigt.
Bei Gelegenheit der Symptomatologie haben wir uns bemüht, die Influenza in ihren mannigfachen Nüancirungen möglichst treu darzustellen. Es ist daraus, ohne in weit­läufigem Erörteruiigeii einzugehen, leicht zu entnehinen, dass es kein Heilverfahren geben kann, tvelches bei dieser Krankheil durchgreifend und allgemein in Anwendung gebracht werden könne. — Es werden daher auch die Regeln für die Behandlung ebenso speziell gegeben werden müssen, wie wir die Krankheit seihst beschrieben haben. Dessen­ungeachtet aber giebt es doch einige Regeln, die bei je­dem Seuchefallc mehr oder weniger Beachtung verdienen, und derer wir daher hier, gewissermassen als eine Einleitung
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;n dein (speziellen) Heilverfahren, in der Kürze gedenken wollen.
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Im Allgemeinen gilt, dass die Influenza ein Feind von vielen innerlichen Arzneien ist, namentlich gilt Dies für jene Fälle, wo Roburantia und Excitantia angezeigt sind. — Aeus-serlichc ableitende Mittel finden in jedem Falle Anwen­dung, und sie sind in Verbindung mit einem Aderlass, so-fern solcher angezeigt ist, im Allgemeinen von viel grössc-rem Belang als die iiuieni Arzneien (worauf auch schon Havemann aufmerksam gemacht hat). — Ein angemessenes diiUisches Verhalfen ist eine wichtige Stütze. Dieses allein, unter Anwendung äusserlicher ableitender Mittel, führt in manchen Fällen (den gelinderen) schon zur glücklichen Vcberstuhung der Krankheit; daher denn auch ein exspcela-tives Verfahren im Allgemeinen und namentlich in Fällen, wo der Krankheitscharakter nicht deutlich ausgesprochen liegt, sehr zu empfehlen ist. In manchen, sehr complicirten Fällen ist ein direktes Heilverfahren kaum möglich. Wir sehen uns auf ein indirektes, mehr symptomatisches, be­schränkt, und man fährt bei diesem, aufmerksam durebge-fiihrt, selbst viel sicherer und gewinnt weit bessere Resul­tate, als wenn man (auf unsicherem Wege) direkt einzu­schreiten versucht.
Alan vertraue nicht zu sehr auf einzelne Mittel: es giebt A-em Specifictim gegen die Injhienza; mehrere der em­pfohlenen (wie z. ß. Calomel) bedürfen einer grosseu Vor­sicht in ihrer Anwendung. — Die Symptome sind es nicht allein, welche die Heilindicationcnfeststellen, auch der Aranamp;-heitsgamis (den man leider so oft unbeachtet Hess) will berücksichtigt sein. Ebendeshalb erfordern auch die Erst­erkrankten, bevor die Krankheit noch deutlich erkannt ist, eine vorsichtige Behandlung. IJebrigcns vergesse man auch nicht, dass bei langdauernder Seuche der Krankheitsgenins sich ändern könne! — Dem Erfolg, mit welchem einzelne Mittel in Anwendung gezogen werden, muss nicht selten der Vorzug über die aus den Symptomen entlehnten Indi-
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calioncn eingeräuDii werden. Nainenllich gilt Das vom Adorlass! Oft schien er tiurck die Syuiptome angezeigt mul sein Erfolg war schlecht, und umgekehrt: man hielt ihn für contraindicirt und massige, gleich zu An fange der Krankheit unternommene Blutenllcerungen bewährten sich. — Der umsichtige TMerarzt wird sich daher bei der Influenza nicht lediglich durch die Symptome leiten lassen, sondern auch den Krankheilsgenius ztt erforschen suchen; er wird prüfen und das Beste behalten!
Mitunter wird auch noch ein energisches ärztliches Einschreiten durch besondere Umstände beschränkt, so na­mentlich bei tragenden Stuten, wo der Gebrauch inner­licher Arzenei nach Möglichkeit zu vermeiden ist; und in Fällen, wo starke Blutentziehungen angezeigt sind, dürfen diese nicht mit einem Male ausgeführt werden, sondern sind durch Aderlässe in kurzen Zwischenzeiten wiederholt zu bewerkstelligen.
rfügemeines Heilverfahren. Aus der grossen Mannigfal­tigkeit in der Gestaltung der Influenza, und mit Rücksicht auf das in den vorigen sect;sect;. Angeführte, dürfte sich nun leicht ergeben, dass durchgreifend giltige Iteilindicationen sich (als Basis für die Behandlung) nicht aufstellen lassen. Nur sehr allgemein würden solche dahin gegeben werden können, dass:
1)nbsp; solche Einflüsse, die etwa als (mitwirkende) ursäch­liche Momente der In/luenza zu betrachten sind, und solche, welche überhaupt nacbtheilig auf den ferneren Verlauf der Krankheit einwirken, zu beseitigen sind.
2)nbsp; Entgegnung der Krankheit selbst, durch vernünftige Leitung der Krisen, Beseitigung der Localentzündungen und deren etwaigen Ucbcrgäuge (und ]Xachkrankheiten) und
3)nbsp; Zweckmässigc Beförderung der Reconvalcscenz.
In Bezug auf die erste Indication würden die bei Gele­genheit der Aetiologie (sect;, 97. seq.) genannte als die besondere Form der in/YHcnslaquo; gestaltenden, nachlhciligen, Einflüsse uu-
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sere Aufmcrksamlipii vcnliencn Und (tic fhiorc ilenselbcn ZU ciifziehcn; ferner aber auch solche Einflüsse abzuwenden sein, welche etwa erst nocb Ursache zu wichtigen Compli-cationen der Krankheit werden könnten. Dabei ist jedoch zu bemerken, dass sich nur selten gegen die (Mit-) Ur­sachen noch viel unternebmen lässt; indem in der Mehr-zabl der Fälle weniger mehr sie selbst zu beseitigen, als vielmehr ihren Erstwirkungcn zu begegnen sein wird. In Bezug dieser lässt sich aber oft durch ein zwerkmässi-,';es Verfahren viel tbun, wie wir Dies bei der Präservativ-kur näher angeben werden, bei welcher Gelegenheit auch das Vorfahren bei muthmasslich erfolgter Ansteckung Er­örterung finden wird.
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Bezüglich der zweittn Indication verdient bemerkt zn werden, dass derselben nur da vollständiger genügt wer­den kann, wo überhaupt ein direktes Heilverfahren sich einleiten lässt. Von diesem wird bei Gelegenheit, wo das spezielle Heilverfahren besprochen] wird (sect;. 143. seq.) die Rede erst sein können; hier beschränken wir uns darauf, für jene Fälle, wo mir indirekt verfahren werden kann, die allgemeinen Regeln an die Hand zu geben. — Indirekt wird nun im Allgoineincn überall dort die Behandlung nur sein können, wo der Charakter der Krankheit nicht deut­lich ausgesprochen ist (und somit ein direktes Verfahren, ohne leicht MissgrilTc zu machen, sich nicht einleiten lässt), die Localaffeclionen noch nicht scharf genug iicryorgetrcten sind, um ihre Bedeutung genau würdigen zu können; so wie endlich dort, wo einzelne Zulalle eine besondere Ent­gegnung erheischen, weil sie entweder an und für sich schon gefahrdrohend sind, oder doch auf den günstigen Verlauf der Krankheit, insofern durch sie die Einleitung von Krisen behindert und eine glückliche Entscheidung der Krankheit beeinträchtigt wird, von störendem Ein-fluss sind.
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Ein zmckmässiges diätetisches Verhalten und Unterhal-
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lung der normalen Se- und Excrelionen, bilden die Ornsid-lagen des indireklt;en Verfahrens (für die crsigcnoimk'u Fälle):
Man sorge für einen reinen (cuiperirien Siuü (unreine, übelriechende Gegensiändo müssen forigesebafft oder ge­reinigt werden) und gebe den Kranken eine reichliche und trockene Stren, auch wenn sie sich nicht legen, und be­decke sie (im Winter) nöthigenfalls mit einer Decke, die aber nicht fest gegürtet werden darf. — Bei dem meistens regen Durste, welchen die Kranken änssern, darf man es ihnen an einem angemessenen und hinreichendem Getränk nicht fehlen lassen. Da indessen die Pferde an reines Wasser gewöhnt sind, so pflegt ihnen in Krankheiten jede fremde Beimischung zuwider zu sein; und man wird dalier in vielen Fällen auf die Anordnung einer angemessenen Quantität und geeigneten Temperatur des Wassers sich beschränken müssen. Alan reiche den Patienten oft und in kleinen Portionen überstandenes Wasser; ein höherer Wärmegrad ist ihnen meistens zuwider und selten auch passend. Sehr kaltes Getränk, besonders wenn davon in der Fieberhitze viel auf einmal genossen wird, ist durch­aus zu vermeiden. — Nehmen die Kranken zubereitetb Getränke an, so passen Gerstenwasser oder mit Kleie oder aufgelösten Leinkuchen angerührtes Wasser. — Als Fatter reiche man leicht verdauliche Stoflc und nicht mehr als zur Erhaltung der Kräfte nothwendig scheint. Im Allge­meinen vermeide mau Körnerfutter, was überdies meistens von dem Kranken schon verschmäht wird. Ein gutes Heu im Winter, im Sommer Gras, in kleinen Portionen, in den Bemissionzeiten gereicht, sagt den Patienten am besten zu, sonst ist auch passend Schrot, Kleie, mit wenigem Heksel vermischt und angefeuchtet. Die Fütterung von Mohrrüben, etwas rohen KartoiTeln, kleingeschnitten, sind gleichfalls in den meisten Fällen ein sehr zweckmässiges Futter, besonders im Winter, wo die Gelegenheit zu Grün-futternng fehlt und die Mistuiig befördert werden soll. Wenn Sangfüllen wegen Krankheit der Mutter von dieser
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genommen werden müssen und nicht Gelegenheit zürn Aüi-incii vorhanden ist, so sind neben IHilch besonders Eier zu empfehlen, deren ich mich in dergleichen Fällen immer mit nnsserordcntlichein Vorlheil bedient habe*).
sect;. 130.
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Bezüglich der Unterhaltung der natürlichen Ah- und Aussonderungen verdienen neben der Hautausdünstnng ins­besondere die Harn-Se- mid Excretion und die Mistentlec-rung alle AuCmerksamkeit. Meistens sind beide (in den Fällen, von denen hier nur die Rede sein kann) vermin­dert und verzögert, was in einem gewissen Grade, als Folge der (ieberhaften Aufregung im Körper, zwar weiter nicht beunruhigen kann, dessenungeachtet aber gilt als Regel, sle(s für Leihesoffnung und reichliche Vrinenllecrung Sorge zu tragen. In vielen Fällen wird Dies durch zweck-mässige Auswahl des Futters und reichliches Getränk, in der Art, wie so eben angegeben, schon erreicht werden; in andern Fällen aber wird noch Zuflucht zu besondern Mitteln genommen werden müssen; so bezüglich der Mistuhg zunächst zu der Application von eröfTnendcn Klystircn, wo diese aber nicht ausreichen, zu dem Gebrauch von Glau­bersalz und anderen abführenden Salzen, die man in an­gemessenen (nicht gerade abführenden) Dosen den zube­reiteten Getränken beigemischt, oder in Latwergenform eingiebt. Besonders empfchlenswerth ist auch der Brech­weinstein, da, seiner übrigen Wirkungen wegen, dnreb ihn mehrere Zwecke zugleich erreicht werden, — Nicht minder
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*) Zu empfehleu ist übrigens, laquo;lass, wenn man lt;lie Füllen an ihrer Mutier auch nicht raquo;äugen lassen kann, iliesellien doch einige­mal ileraquo; Tageraquo; zur Müller liringt, damit sich diese nicht von dem Füllen entwiihnt. Mir ist einmal der Fall hegegnel, dass ein Füllen, welches 9 Tage keine Nahrung an der Mutter finden konnte 5|gt;8ler, nach erfolgter Genesung derselben und dem Wiedereintritt einer gu­ten Milchsecretion, von der Mutler nicht wieder angenommen wurde, obgleich es während der ganzen Zeil dicht neben der Mutler jOacirt genesen war.
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ist auch auf die Haut ein besoult;lcres Augenmerk zu richten. Wo ihre Thaiigkeit ilarnicderliegt, ist solche durch FroUj-rungen, warme Bederkung etc. anzuregen.
o. I #9632; jI. Was nun die Begegnung einzelner, wichtiger Zufälle betrifft, so ist diese besonders insofern von ganz ansscr-ordcntlicbcm Belang, als durch dieselhen der Eintritt kri­tischer Ausleorungen geslört und verzögert werden kann. Eine vernünftige Leitnng der Krisen gehört (cf. sect;. 127.)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;f
mit zu der llauptaurgahe einer zweckinässigen Behaiidlung der Influenza. Es muss daher auch zunächst das Wich­tigste für den Thierarzt sein zu erforschen, auf welche Weise und auf welchem Wege sich die Krankheit ent­scheiden werde. Gelingt es, sich hiervon nach Anleitung der in sect;. 41. seq. gemachten lgt;Iittheilungen Kcnntniss zu verschalTen, so hat man zu trachten, die Entscheidung herbeizuführen; indem man dicsclhe auf alle mögliche Weise unterstützt. Doch ist auch hierin Vorsicht und Behutsamkeit zu empfehlen, damit nicht durch zu starke kritische Ausleerungen Nachtheil gestiftet werde.
S/c/i/ durch die Haut die Entscheidung xu erwarten, so sind Frottirungen derselben mit Strohwischen entweder blos für sich oder (wenn etwa Congestionen nach innern Theilen die Entscheidung durch die Haut verzögern und erschweren) nachdem zuvor die Haut mit Terpentinöl be-sprengi worden, anzuwenden und uächstdem aber die Thiere mit Decken zu belegen. Auch durch innere, die Hautausdünstung befördernde Slittel, können die Krisen auf diesem Wege unterstützt werden; so durch Eingüsse von warmem Kamillen- und Fliederthee etc.
Steht eine Entscheidung durch die Harnwege bevor, so ist ein zu warmes Verhalten, wodurch die Hautthätigkeit zu sehr angeregt wird, zu vermeiden, dagegen sind passend: leichte oder gar keine Bedeckung, reichliches Getränk und der innerliche Gebrauch von harntreihenden Bütteln, deren Auswahl sich nach dem Charakter der Krankheit richten
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muss, als Salpeter, Borax, Brecliwcinsieiii Wachholder-beercn, gekochten Terpentin u. dgl.
Ist auf eine Entscheidung durch den Darmfeanal zu rech­nen, so sind warme schleimige Getränke (Abkochiingeii von Leinsaamen) mit einem Zusatz von Kochsalz zweckmässig; so gt;vie der Gebrauch von Latwergen, bestehend aus schlei­migen und gelind bittern Nilteln mit Zusatz von massigen Quantitäten Natr. sulphur., Magn, sulphur, etc., ganz an ihrem Orte sind.
Krisen durch die Schleimhaut (der Respirationswege) werden befördert durch das Einatlimenlassen von warmen Wasserdämpfen etc.
sect;. 132.
Bei der Schwierigkeit mit Gewissheit zeitig ermitteln zu können, auf welchem Wege, die Krankheit sich ent­scheiden werde; überdies die Entscheidung oft auf meh­reren Wegen zugleich erfolgt z. B. durch vermehrte Hautausdünstung und Harnabsonderung, und dann weni­ger deutlich erkannt wird — ist einerseits ebensowohl Bö-hiitsamkcit zu empfehlen, als anderseits oft mehrere der angegebenen Verfahrnngsarten zu verbinden sind. Insbe­sondere wird aber der (sect;. 128. gedachte) Fall nicht selten eintreten, wo einzelne Zufälle eine symptomatische Behand­lung erfordern. Es sind Dies thcils solche, die der Krank­heit selbst angehören und durch zu hohe Sieigcniug Be­sorgnis* erregend werden (syinptomata fortnita), oder es sind ganz none, zufallig hinzugetretene Symptome (sympt. snpervenieiitia). Die wichtigsten sind nun folgende, und wir gedenken ihrer gleich hier mit dem Bemerken, dass sie nicht bloss in den Fällen, wo der Charakter der In­fluenza, wie sect;. 128. bemerkt, noch nicht deutlich erkannt und also ein direktes Verfahren nicht eingeleitet werden kann, sondern überhaupt und überall Berücksichtigung ver­dienen, wo sie in beunruhigender Weise hervortreten. Daher denn auch, in fernerem Verfolg der speziellen The­rapie der Influenza, auf das hier, zunächst Gesagte zum Thcil verwiesen und Bezug genommen werden wird.
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sect;. 133.
1)nbsp; nbsp;Lange anhaltender Frost. Durch laquo;Icusolben wird die freie Blntcireulaüoii gehindert, und durch Zurück-drängung des Bluts aus den peripherischen Gefasscu werden leicht Ansainniluugcn und Siockungoii von Blut in inneren hlutrcichen Organen vcraulasst, und dadurch die Entwicklung von Localcntzündungnn etc. hegünstigt. Hier­aus ergieht sich die Wichtigkeit dieses Zufalles in thera­peutischer Beziehung und fordert zur Beseitigung auf. Warme Bedeckung, nachdrücklicke Frottirungen der Hant, massige Einreibungen von Terpentinöl und Spiritus äl längs der Wirbelsäule sind die Mittel, die wir zunächst in Anwendung zu bringen haben, mit denen meistens auch ausgereicht wird, und die vor dein Gebrauch von inner­lichen erwärmenden Mitteln stets den Vorzug behalten werden. Wo man sich jedoch des Gebrauchs der letzten bedienen zu müssen glaubt, wähle man stets solche, deren Wirkung bald vorüber und nicht nachhalllg ist; weil sonst die nachfolgende Hii/e dadurch leicht gesteigert und all die Nachtheile, welche diese mit sich führen kann, erst herbeigeführt werden, denn
sect;. 134.
2)nbsp; nbsp;eine übermässige Hitze kann ebenso wie der Frost Nachtheil bringend sein, weil sie schwächt, die Empfind­lichkeit der Haut steigert, symptomatische Schtveisse veran­lagst, dagegen andere Absonderungen vermindert und hin­dert und dadurch die Yofanlassung zu Störungen in ver-schiedenen andern thicrischen Verrichtungen giebt; nament­lich aber begünstigt sie die Ciitstehnng örtlicher Entzün­dungen und steigert schon vorhandene. Daher muss man denn auf Verminderung der Hitze bedacht sein. Hierbei hat man zunächst ihre Ursachen zu erforschen, ist sie le­diglich als ein Symptom der besonders gearteten Krank­heit zu betrachten, so findet ihre Begegnung durch das Verfahren gegen diese schon statt, und es kann hier die Bemerkung genügen, dass ausserdem bei heftigen entzünd­lichen Fiebern reichlich kühlende Getränke mit einem Zu-
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sat/, von Salpeter oder Fruchtsäuren (Sauerteig) und bei ty­phösem Fieber von Mineralsauren passend sind. Es kann die Hitze aber auch durch Zufälligkeiten erzeugt oder ver­mehrt werden; so durch zu warmen Stall, zu warme Be­deckung, unterlassenes Tränken, den übermässigen Gebrauch erregender, erhitxender, diaphoretischer Mittel etc. — Ucbel-stände, nach deren Rescitignng dann auch die liitze bald nachlasson wird.
sect;. 135.
3) Schweiss. Es ist sect;. 41. des kritischen Schweisses Erwähnung geschehen, daselbst auch der Erscheinungen desselben, so wie der Unterscheidungsmerkmale von dem symptomatischen Schweisse, von dem hier die Rede ist, ge­dacht worden. — Wie die Hitze, so ist auch der sympto­matische Schweiss eine üble Erscheinung und erfordert insofern seine besondere Berücksichtigung, als er zur schnellem Consumption der Kräfte beiträgt, die Entschei­dung der Krankheit auf einem anderen Wege, namentlich durch den Urin erschwert und verhindert.
Die Veranlassung zu symptomatischen Schweissen kann zwar auch durch Znfälligkoiten, wie die bei der Hitze ge­nannten, gegeben werden; viel gewöhnlicher aber ist er ein Zufall höherer Grade von wahrer Schwäche unä ein zur Zersetzung und Säfteentmischnng hinneigender Zustand. Deshalb werden denn auch symptomatische Schweisse bei der Influenza vorzugsweise in jenen Fällen beobachtet, wo der nervöse faulige Charakter deutlich ausgesprochen ist.
Was nun die Behandlung dieses Zufalles anhctrifTt, so wird sich solche hauptsächlich auf die Entfernung der Ur­sachen beziehen. Sofern nun diese in zufälligen Ucbcl-ständen, wie die bei der Hitze genannten, gefunden wer­den, ist deren apgemessene Beseitigung auch hier zunächst Aufgabe. Man vermeide eine zu hohe Temperatur des Aufenthaltsorts, verhalte dergleichen Kranke vielmehr kühl, gebe nur leichte oder gar keine Bedeckung, reiche ihnen angemessenes Getränk, beseitige etwa vorhandene Ver­stopfung, und suche ebenso etwa bestehende verminderte
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Urlnsecretion za heben. — Wo aber die Ursachen in der IVatnr der Krankheit liegen, wird sich zwar speziell gegen den Schwciss nur wenig lt;hun lassen; indessen bleibt es doch auch hier, wie bei allen symptomatischen Schweissen, Regel, ein besonderes Augenmerk auf die Haut zu richten. Da sich diese mci'stentheils in einem Schwächezustande befindet, so sind theils trockene Reibungen, thcils erre­gende Einreibungen (bei nervös-fauligem Fieber), so von Kampherspiriltts, aromatischem Essig (durch Aufgnss Ton kochendem Essig auf aromatische Kräuter als: Phymiis, Blcntha etc. bereifet) in Anwendung zu bringen.
4) Aufblähung. Dieser Zufall, der bei der gastrischen Form der InJIuenza und überhaupt, wo eine grosse Schwä­che im Darmkanal, fehlerhafte Beschaffenheit der Vcr-dauungssäffc insbesondere der Galle besteht, gesehen wird, und der gern gleichzeifig mit Versfopfung vorkommt, wirkt insbesondere nachtheilig durch Ausdehnung der Därme nnd dadurch herbeigeführte Störung der räumlichen Ver­hältnisse. Er veranla.sst daher Bauchschmerz, Harnver­haltung, behindertes Athmcn, Störung in der Blutcircula-tion des Hinterleibes cfc. Die Aufblähung ist daher im­mer als ein unangenehmer Zufall zu befrachten und ihre baldige Beseitigung Aufgabe des Thierarzfes. Man bedient sich der sogenannten windtreibenden Mittel, von denen die Schwefelleber am allgemeinsfen Anwendung findet, verab­säume aber nicht mit diesen die Application von Klystiren, und erforderlichen Falles das Ausräumen des Mastdarmes zu verbinden; ebenso sind Fricfionen des Hinterleibes und Drücken desselben wesentliche Hülfsmiffel. Ist Misfvcrhal-tung die Ursache der Aufblähung, so wird diese noch be­sonders mit zu berücksichtigen und Abführmittel anzuwenden sein. Da nun, wie bemerkt, die Aufblähung überhaupt dort leicht vorkommt, wo Schwäche des Darmkanals und eine fehlerhafte Beschaffenheit der Verdauungssäftc besteht, so wird auf diese bei der Behandlung besonders Rücksicht zu nehmen sein, und bittere Mittel: Entien, Aloe, Ochsen-
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ga/Ze (welche zugleich den in solchen Fällen, wegen ver-ntinJericr Gallcnabsoiulcrung, staüfiiulomlcu mangelnilcn Reiz der Galle einigerniassen ersclzen) in angemessenen Dosen Anweiulnng finden und selbst da in Gebrauch zu ziehen sein, wo ein allgemein stärkendes Heilverfahren
sonst nicht angezeigt ist.
Der umsichtige Thierarzt wird
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in solchen Fällen von einem sogenannten gemischten Ueil-ya/u-elaquo; Gebranch zu machen verstehen, überhaupt einzelnen, dringenden Symptomen ohne gerade das eingeschlagene Radicalvei-rahren zu verlassen, zu entgegnen wissen.
sect;. 134. 5) Verstopfung. Verlangsamte Mistentleerung ist eine gewöhnliciie Erscheinung bei fieberhaften, namentlich ent­zündlich fieberhaften Krankheiten und daher auch bei der Influenza ein häufiger Zufall; nicht selten aber tritt auch wirkliche Mistverhalinng oder Verstopfung ein, und zwar und gewöhnlicher gleich zu Anfange der Krankheit, wie sect;. 27. u. a. O. erwähnt worden, oder aber auch im ferne­ren Verlaufe der Krankheit, wo dann mitunter ein krampf­hafter Zustand zu Grunde zu liegen scheint. Auch in der Reconvalesccnz - Periode worden Zurückhaltungen des Allstes, als eine Folge allgemeiner Schwäche und Unthätig-keit des Darmkanals, nicht selten beobachtet. — Verstopfung ist nun immer ein sehr übler Zufall, da sie Veranlassung zu Congestionen, Steigerung etwa vorhandener Rrustaffec-tionen, Angst und Unruhe, Aufblähen und selbst zu Koli­ken werden kann. Ihre baldige Reseitigung ist daher von grosser Wichtigkeit. Doch werden, wie sich aus dem Ebengesagten schon von selbst ergiebt, nicht Überall die­selben Mittel passen, sondern diese den Ursachen der Ver­stopfung und dem allgemeinen Krankheitscharaktcr entspre­chend auszuwählen sein. Es werden indessen salzige Ab­führmittel, wie Glaubersah, Bittersalz, Doppelsalz etc. ziem­lich allgemein Anwendung finden. Alan lasse sich von dem Gebrauch derselben selbst in Fällen von allgemeiner Schwäche, sobald diese nur keinen zu hohen Grad er­reicht hat, nicht abschrecken. Durch einen angemessenen
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Zulaquo;alt;Z Von bittern Miüt-ln, uml initcp laquo;lein Fortgebranch der gegen laquo;len Gcsainmtzustaiul angeordneten Mittel, wer­den die etwaigen üblen Nebenwirknngen leicht verwischt. Auch handelt es sich in solchen Fällen ja nicht darum, einen Durchrall zu veranlassen, als vielmehr nur Leibesöff­nung zu verschaffen, wozu meistens geringe Dosen der ge­nannten Salze führen. In Fällen von zu befürchtender Darmreizung sind die Salze mit schleimigen, öligen 311t-teln, und wo ein Krampfzusland zu vonnuthen steht, in welchem Falle dann auch gewöhnlich m. o. w. Aufblähung vorhanden ist, mit krampfstillenden in Verbindung zu ge­ben. Fleissige Application von eröffenden K'lystiren, die beim Krampfzustande aus Kamillen etc. zu bereiten sind, verdienen als Unterstützungsmittel nm so mehr empfohlen zu werden, als nicht selten eine Träglicit des Mastdarms an der Mistverhaltung besonders Theil hat, ja in gewissen Fällen, z. B. um die Zeit der Krisenbildung durchj die Haut, wo eine längere Zurückhaltung der Excremente ganz gewöhnlich vorkömmt, und diese beunruhigend erscheinen sollte, hat man sich auf die Application von Klystiren al­lein zu beschränken. Unter Berücksichtigung der (sect;. 41.) genannten Erscheiiiungen, wird man solche Fälle nicht leicht verkennen und sich vor einem mizeitigen Einschrei­ten schützen.
sect;. 138. 6. Durchfall. Wir haben des Durchfalls bereits sect;. 41. als einer kritischen Erscheinung gedacht. Von diesem ist hier natürlich nicht die Bede (wenngleich auch er insofern eine Beachtung verdient, als er übermässig sein und da­durch schwächen kann) sondern nur von dem symplomali-schen Dttrchfall. Als solcher erscheint derselbe nun am ge­wöhnlichsten bei der ln/Iuenza, wenn sie vom nervösen fau­ligen Fieber begleitet wird, und ist dann immer als eine gefährliche Erscheinung zu betrachten, weil durch ihn die Körperkräfte, die ohnedies durch die Krankheit schon ge­schwächt sind, noch mehr erschöpft werden. Er kann aber auch durch verschiedene andere Umstände veranlasst wer-
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den. So können zuräliige Erkaliuugcn siaitgcfiiiicleu haben; es kann ein krampfliafter Zustand der Haut, oder Blutcon-gestionen nach dem Darmkanal obwalten, oder er rührt von angesammelten Unreinigkeiten im Darmkanal her, oder aber er beruht auf Schwäche und grosser Reizbarkeit desselben; endlich kann er Folge von dem genossenen (schlecht beschan'encn) Futter und Getränke, insbesondere von zu viel auf einmal genossenem kalten Wasser und von
andern Miss
In letzterer verdient namentlich das Calomel seiner schon
Beziehung
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vielfach erzeugten Nachtheilc wegen hier namhaft gemacht zu werden. Bei gewissen Zuständen des Darmkanals und wie es scheint, wenn eine vorwaltende Säurebildung statt­findet, wie Dies namentlich bei gastrischen Zuständen häu­fig1 der Fall ist, wird das Calomel schlecht vertragenj schadet oft schon in mittelmässig starken Dosen; veranlagst heilige, stinkende, selbst blutige Durchfälle, Ablösung des Epitheliums, Auflockerungen der Darmschleimhaut und C'orrosionen derselben.
Der verschiedenen Fntstehungsweisc des Durchfalls entsprechend, werden zwar die Mittel zu dessen Entfernung auszuwählen sein. Es ist aber nicht immer so leicht die eigentliche Ursache des Durchfalls zu erspähen, mau bleibt vielmehr darüber gar oft im Dunkeln. In solchen Fällen hat man sich zunächst an dem Charakter des gesammten Krankheitszustandes zu halten und gegen den Durchfall Mittel in Anwendung zu bringen, die überhaupt (bei jeder Art) eine allgemeine Anwendung finden, als: Reibungen der Haut, besonders des Hinterleibes, Einhüllung desselben in Decken, Einreibungen in demselben von flüchtig erre­genden, reizenden Dingen; innerlich schleimige Getränke: Abkochungen von Leinsaamen, Buchweilzengrütze, Roggen-niehl etc. Sollten die Getränke nicht freiwillig genommen werden, was jedoch, bei dem grossen Durste, von welchem der Durchfall in der Regel begleitet wird , gewöhnlich zu geschehen pflegt — so müssen sie als Eingüsse gege­ben werden; und es ist dann der Zusatz einer Abkochung
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von Bilsenkraut, Mohuköpfeu etc. in tlen meisten Fällen zweckmässig.
Bei Darchfällen, nach zufälligen Erkältungen entstan-laquo;len, finden warme Eingüsse von Flieder- oder H'amillen-thee, Warmbier etc. Anwendung. — Steht ein krainpfhaC-ter Zustand der Haut zu vermuthen, wofür eine trockene, spröde Haut, struppiges Haar, anhaltendes Frösteln spre­chen, so sind Infusa von PfefTermünze, Baldrian, mit odernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, ohne Zusatz von Kampfer, Terpentinöl angezeigt. — Lie­
gen dem Durchfall llnrcinigkciten in den ersten Wegen
zum Grunde (wofür dumpfe Kolikschmerzen, Wechsel in der Frequenz und Beschaflcnheit des Pulses, stark belegte Zunge etc. sprechen), so erreicht man oft durch Abführ­mittel am ehesten seinen Zweck; doch ist hierzu nur zu
rathen, wenn keine entzündliche Beizung des Darmkanals
vorhanden ist. (Deutliche Kolikschrnerzen, kleiner, harter Puls, geröthete Schleimhäute etc. lassen solche vermuthen.) Wäre Dies der Fall, so sind einhüllende, schleimige, ölige Mittel, in grossen Dosen, anzuwenden, und erst nach Be­seitigung der entzündlichen Beizung greife man erforder­lichen Falles zu den abführenden Salzen. — Gleichfalls vorsichtig ist jener Durchfall zu behandeln, welcher von einer Congestion des Bluts nach dem Darmkanal abhängig erscheint. Er erfordert eine sorgfältige Erwägung des etwa vorhandenen entzündlichen Zustandes. Nicht selten wird hier eine antiphlogi.stische Behandlung und selbst ein Adcrlass nothwendig. — Liegt dem Durchfall eine grossc Schwäche des Darmkanals, eine fehlerhafte, entartete Ab­sonderung der Darmsäfte zu Grunde, ist er überhaupt colliquativer Natur, wie bei hohen Graden des fauligen Zu­standes, so sind Bleizucker, Eisenvitriol mit vegetabilischer Kohle (neben dem Gebrauch anderer antiseptischer und erregender Mittel) zu versuchen. — Ist Mastdarmzwang mit solchen Durchfällen verbunden, so sind Zusätze von narkotischen Dliiteln und die Application von schleimig-öli­gen Kh stiren, gleichfalls mit einem Zusatz von narkotischen Mitteln (Abkochungen von Bilsenkraut, Mohnköpfen etc.)
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hinzuzunigeii. — Treten Durclil'iille in Folge zu grosser Dosen von AbriilirmUteln, namentlich ties Culomels ein, so sind dergleichen Dliüel vorab sofort auszusetzen und zur Hvhnng des Durchralls reichlich schleimig-ölige Eingüsse, mit Zusatz von SclnveCeileher und irgend einem narkoti­schen .Mittel: Kelladunna, Opium etc. zu geben. — Die, in der Rcconvalesccnzpcrioden, wohl zurückbleibenden Durch­fälle, die bald auf einer zu grossen Erregbarkeit, bald aber auch auf Schwäche des Darmkanals beruhen, erfordern eine umsichtige und nachhaltige Behandlung, weil sie leicht die Ausbildung cachectischer Nachkrankheiten begünstigen. Durch zweckmässige Fütterung, Vermeidung saftigen Fut­ters und Darreichung gerösteter Körner, insbesondere des Darrmalzes, muss hier das Meiste geschehen.
sect;. 139.
7) Schtväche (und Hinfälligkeit). Der Eintritt einer auflallenden Schwäche ist bei der Injluenza kein so selte­ner Zufall. Dieselbe kommt theils a\s wahre, theils a\s fal­sche Schwäche vor; die erstere ist, mit Ausnahme jener in der Rcconvalescenzperiode vorkommenden, selten nur Folge einer unzulänglichen Kcproduction, sondern sie geht viel­mehr vom IVervcnsystem aus und erscheint daher bei der In/luenza vorzugsweise dann, wenn das begleitende Fieber ein nervöses ist. Sie kann aber auch durch ein unzweck-mässiges Heilverfahren, durch Missbrauch der schwächen­den Methode: durch Ubermässige, von der Krankheit selbst ausgehende Ausleerungen, durch Durchfall etc. veranlasst werden. — Ihre Erkennung ist leicht aus der auffallend verminderten 3Iiiskclkraft zu entnehmen: die Pferde ver­mögen sich kaum zu bewegen, schwanken und taumeln, wobei nicht selten, besonders an den Vordercxtremitaten, ein Zittern wahrgenommen wird.
Die falsche Schwäche, welcher eine Untet'drUckung der Kräfte zu Grunde liegt, ist meistentheils abhängig von Con-gestionen (venösen Turgescenzcn) nach dem Kopfe und da­durch veranlasstem Druck auf das Gehirn, die ihrerseits wieder nicht immer von primärer Reizung des Gehirns,
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sonJcrn niclil soHen auf piner sympiomaiischcn Reizung (durch gastrische Ureinigkei(en), vom Darmkanal nusi;laquo;'-gehend, beruhen: ein Umstand, der wohl berücksichtigt zn werden verdient. Sie können aber auch auf einem Man­gel an Blutznfluss nach dem Gehirn beruhen, wenn Hin­dernisse in der Fortbewegung des Bluts, wodurch dasselbe in der Brust, dem Ilinterleibc zurückgehalten wird, beste-hen. — Die falsche Schwäche wird daher auch in jenen Fällen der In/Iuenza beobachtet, wo das Fieber mehr den sthenischen Charakter behauptet und gastrisch complizirt ist. Ihre Unterscheidung von der wahren Schwäche, ist daher auch vorzugsweise durch die Erscheinungen, welche diesen Zustand bezeichnen (und mit Berücksichtigung der Konstitution der Kranken) gegeben, und eine Verwechslung beider nicht leicht möglich. — Die falsche Schwäche ist zwar kein so gefährlicher Zufall als die wahre, welche, be­sonders wenn sie plötzlich eintritt, auf eine grossc Bösar­tigkeit der Krankheit hindeutet; indessen verdient doch auch jene die Aufmerksamkeit des Thierarztes.
Die wahre und plötzlich eintretende, vom Nervensystem ausgehende Schtoäche erfordert die stärksten erregenden und belebenden Mittel zu ihrer Beseitigung: aromafische Infttsa mit Zusatz von SchtvefeliUherweingeisl, Kampher, Ter-penihinöl etc., verbunden mil Hatilreiirn. — Wo sie als Folge unzweckmässigen Heilverfahrens, übermässiger Ausleerun­gen etc. entseht, muss den IVachtheilen desselben auf an­gemessene Weise begegnet, und Durchfälle auf eine Weise beseitigt werden, wie im sect;. 138. angegeben worden. — Diejenige Schwäche, wie sie bei langdauernder Krankheit gewöhnlich und namentlich in der Reconvalescenzperiodc eintritt, hat man vorzugsweise durch nährende Mittel zu beseitigen.
Gegen die falsche Schwäche finden, bei activen Con-gestionen nach dem Gehirn, rfderlass und ein derivalarisches Verfahren, bei blossen venösen Turgescenzen das letztere, neben Frottirungen und reizenden Einreibungen der Hals-seitcntheile, Anwendung; bei gastrischen Reizen bedient
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man sich clor müden AhjuhrmlHel. Wo als (Jiuml der falschen Sclnväclic ein niangelndor Zufluss des BlnU nacli dein Gehirn angenommen werden muss, da kommt der Siiz der Hindernisse in der Bluicireulaticn und deren Ur­sachen in ßelracht. Meistens sind diese igt;n(züudlirher, sei­len lirarnpfhaftcr IVadir. Im ersten Falle wird eine anliphlo-gislisches und alleilendes; im letzten mehr ein anlispasmodüches VciTahrcii einzuleiten, insbesondere aber nachdrüclilichc Reibungen dor Haut, um die Blutcirculaiion zu betliätigen, in Gebraucli zu ziehen sein. Ein liüiines VciTahren bringt oft Rettung in solch wahrhaft verzweifelten Fällen. So wird man Behufs Abwendung der augeiiblicklichen Lebensgefahr, z. B. bei passiven Congestionen von Blut in den Lungen und drolicndem suflocatorischen Tode, von einem Adcrlass Gebrauch, machen müssen, wo er den übrigen Zufällen nach ganz contraindizirt ist. Ich könnte Dies durch mehre, sehr interessante Krankeitsgcschichtcn aus meiner Praxis belegen. —
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sect;. 140.
S) Krämpfe und Lähmungen. Zillern (trcuiot'), als niedrig­ster Grad des Krampfes, ist eine ziemlich häufige Erscheinung bei der Inßuenza mit nervösem Fieber, indessen auch c/o-nische Krämpfe (Convulsionen in cinzeliien Theilen) sind keine ganz seltene Erschciuung (cf. sect;. 3L) i seltener sind Ionische Krämpfe, und wenn solche vorkommen, so erschei­nen sie meistens als irismus. Wenngleich die Dignitäl der Krämpfe sich nach der Art, dein Sitze und Grade dersel­ben richtet, so sind sie doch stets als ein sehr übler Zu­fall zu betrachten, und insbesondere deshalb^ weil wir über ihre Ursachen uns selten einen genügenden Aufschluss ver-schaflen können, ihnen selten giöberc materielle Ursachen zu Grunde liegen, als vielmehr eine besondere Prädispo­sition dazu im IVervcnsysiem obwaltet, sie sogar ihrem We­sen nach bis jetzt unerkannt geblieben sind. Ebendeshalb bieten sie nun auch in der Behandlung die grössten Schwie­rigkeiten dar. — Direkt lässt sich gegen die Krämpfe selbst nur wenig unternehmen; ihre Beseitigung ist vielmehr der
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llcitkraft der Natur zu überliissen. Wir inüssion uns lic-gnua;ou, sie von laquo;lor Seile ihrer Folgen ins Auge zu fas* sen. Sie können nämlich Schiagfluss (apophxia) veran­lassen oiler Lähmung (paralysis) zurücklassen. Diese all­gemeinen Amleuhingeu müssen hier für die Behandlung der Krämpfe hei der lii/luenza genügen und dem handeln­den Thicrarzt das spezielle Verlahren, nach allgemeinen therapeutischen Grundsätzen einzuleiten, überlassen blei­ben. Dabei wollen wir jedoch bemerken, class für das spe­zielle Verfahren besonders der Sitz und die (muthmasslicke) Ursache, mit gleichzeiliger Berücksichtigung des Ursprungs der Krämpfe, entscheiden müssen. Demnach würde in den Fällen, wo dieselben aus den ersten Wegen, durch An­häufungen von Unreinigkciten, Verstopfung etc. abzulei­ten wären, ausleerende und Jemulcirende Mittel angezeigt sein. Ist Dies nicht der Fall, so wie auch dort, wo sie von grossen Schmerzen begleitet sind, passen narkotische Mittel, besonders das Opium; dieses in grossen Dosen (sjj) angewendet, leistete mir die besten Dienste. Frfolgen Krämpfe nach zurückgetretenen Metasiascn, so ist die meiste Hilfe von äusserlich angebrachten Reizen zu erwarten. Wo nachfolgende Lähmungen zu befürchten stehen oder solche, ohne vurhcrgegangeiic Krämpfe, eintreten, da ist eine excitirende Behandlung der gelähmton Theile einzulei­ten. Die gelähmten Theile unverzüglich mit Terpenthinöl eingerieben, leistete mir in einigen Fällen von Paraplegic auflallend gute Dienste. In all den Fällen, wo lähmungs­artige Zufälle einlrelcn, besonders wenn sie das Hinter-tlieil betreflen, hat man auch ein besonderes Augenmerk auf itfiraquo;lt;- und Harnentleerung zu verwenden! — Gegen die bei der Influenza häufig vorkouiuiendcn Zuckungen in den Gliedmassen, die mehr als der Ausdruck rheumatischer Schmerzen zu betrachten sind, bedarf es kaum einer be­sondern Beachtung, da sie der Behandlung gegen die Krankheit selber schon weichen. Aussei- fleissigem Rei­ben und etwa Einküllcn der Gliedmassen (wenn solches an­geht) erfordern dieselben weiter keine Berücksichtigung.
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sect;. 141. 9) Delirium. Wo das ilic In/hienza begleitende Fieber .ils IVcrvc-nficbcr auftritt, sind Delirien keine ganz seltene Erscheinung; ebenso dort, wo die lliniliäute in namhafte Mitleidenschaft gezogen werden (cf. sect;. 31.). Sie pflegen meistens nur vorübergehend zu sein und zur Zeit der Exacerbation einzutreten. Im Uebrigcn sehen wir, dass, jenachdem das Fieber als ein versatiles oder als ein stupides Nervenßeher erscheint, das Delirium sich bald mehr als so­genanntes wildes oder als stilles zeigt. Das letztere, in der iiestalt von Betäubung auftretend, kömmt gern anhaltend vor, das ersterc mehr vorübergehend. Beide Arten des Deliriums sind immer gefährliche Erscheinungen und lassen auf ein tiefes Ergriirenscin der sensiblen Sphäre schliessen. Während das wilde Delirium unter Erscheinungen von Ra­serei auftritt, drückt das ruhige den Pferden das Bild des Dammkollers auf. Die Erkennung unterliegt somit keinen grossen Schwierigkeiten; nicht so leicht ist es, ihre ver­anlassenden Ursachen spezieller aufzufinden. Bei dem wi/-den Delirium liegt meistens eine Hirnreizung zu Grunde, oder wo diese vermlsst wird, eine so hoch gesteigerte Empfindlichkeit des Gehirns, dass selbst naturgemässe Ein­wirkungen, wie die des Bluts, schon eine Aufregung und Störung in dessen Fnnctionen veranlassen. Bei dem ruhi-gen Delirium walten Ursachen, die deprimirend auf das Ge­hirn wirken und meistens in der Blutmischung (kohlen-unil wasserstoflreichen Beschaflcnheit) aufzusuchen sein dürf­ten; weil wir dies Delirium gewöhnlich dort eintreten se­hen, 'wo das Pfortadersystem (sammt der Leber) in nam­hafte IHilleidcnschaft gezogen ist, das Blut überhaupt eine venöse Beschaflcnheit annimmt und zur Entmischung neigt, so dass es in dieser seiner JHisrhungsveränderung das Gehirn und die Nerven nicht mehr hinlänglich normal erregt. Indessen können auch vom IVahrungschlauche aus, auf sympatischem Wege, Delirien veranlasst werden; so in Folge von anhaltenden, einen hohen Grad von Er-schöpfungsschwächc herbeiführenden Durchfällen; durch
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heftige Reizungen des Darmkanals eic., durch Heinmuiigen im kleinen Kreislauf und dadurch bedingte venöse Tur-gescenzen im Gehirn.
Die Begegnung des Deliriums muss nach der Wahr-gcheinlichkeit der veranlassenden Ursachen geleitet werden. Steht eine Hirnreizung und Congestion nach dem Gehirn zu vermuthen, oder scheinen venöse Turgcscenzen die Ur­sache abzugeben, so ist im ersten Falle ein starLer, im zweiten ein kleiner Aderlass angezeigt. Man erwarte von diesem jedoch nicht Alles, sondern ziehe äusserlichc und innerliche Ableitungsmiftel und, bei activen Congestioiien nach dem Kopfe, kalte Umschläge auf dem Kopf in Ge­brauch ; bei venösen Turgcscenzen sind noch passend : Frot-tirnngen und reizende Einreibungen des Halses. — Wo lediglich eine gesteigerte EmpGndlichkcit des Gehirns zum Grunde zu liegen scheint, sind abslumpfende Mittel in An­wendung zu bringen, wobei man jedoch die Unterhaltung einer gehörigen LeibesöiTnung nicht zu übersehen hat: denn Hartleibigkcit darf durchaus nicht geduldet werden. — Wo (ruhige) Delirien nach heftigen Durchfällen eintreten, sind, bei mangelnder Darmreizimg, erregende Mittel an­zuwenden. — Gastrische Reize sind auf eine passende Weise zu entfernen; mitunter führt hier dreiste Anwen­dung drastischer Purgirmittel (wenn man sicher vor einer entzündlichen Reizung des Darmkanals ist) am ehesten zum Ziele. — Bei hohem Grade von Betäubung kann man sich der kalten Begiessungen (Sturzbäder) bedienen, die, mit Vorsicht angewendet, oft Hilfe brachten.
sect;. 142.
Ausser den im Vorstehenden speziell gedachten, eine besondere Berücksichtigung erfordernden Zufällen, können auch noch verschiedene andere, im Verlaufe der Li/Iuensn auftreten und gleichfalls die Aufmerksamkeit des Thicr-arztes in Anspruch nehmen; sie sind im Ganzen jedoch von viel geringerer Bedeutung und ihre Begegnung nach allgemeinen Regeln leicht zu bewerkstelligen. Nur eines Zufalleslaquo;
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10) rfrlaquo; tterr.klop/ens, giaubrn M'ir hii'r nodi mil ein paar Worlcn godcnken zn müssen, da liassclltc hoi drr In-Jhunxa nicht so ganz solicn bpobachtot wird. Wenngleich das IIlt;T/.kl()|iiVii am gewöhnlichslcn dort wahrgcnoiiiini'ii wird, wo die Lunten in namhafte lUilleidenschaft gezogen sind, so tioinmt dasselbe doch auch vor, ohne dass die /laquo;-fliienza mit vorherrsehenden Lnngenleiden (Ltingenenlziin-dnn^) zusamineiihüngt, uiul zwar am ehesten bei robusten Tbii-ren, wie Bescliäler, wenn die Krankheit unter der All-gemeinherrschart eines Xerven- oder FauKicber.s auCtritl. — Wenn in dem ersten Falle eine Hemmung in der Blutberaquo; wegung in den Lunten als. Ursache des Herzlilopfcns an­gesehen werden ninss, so scheint im letztgenannten Falle dasselbe mehr vom Nervensystem selbst auszugehen: sei es nun mittelbar, dass die veränderte Blutbescbaflenheit das Gcfasssystein (und mit diesem das Herz, als ('entral-organ desselben insbesondere) abnorm errege, oder unmit­telbar, durch ein nicht genau zu erkennendes Leiden der Herz- und Gefässnerven selbst. Genug, wir müssen diesen Unterschied, Behufs einer zweckmässigen Begegnung dieses Zufalles aufstellen: denn immer ist heftiges Herzklnpfen in seinen Folgen eine sehr üble Erscheinung, und erfor­dert daher alle Beachtung. In den ersten Fällen tritt das Herzklopfen in Verbindung mit Erscheinungen einer hefti­gen Lungenentzündung überhaupt auf und erfordert dann keine besondere Behandlung; da die gegen die Lungenent­zündung gerichtete (antiphlogistische) Behandlung auch die geeignetste gegen diesen speziellen Zufall ist. Im letzigenannlen Falle fehlen die Erscheinungen einer hefti­gen Entzündung der Lungen, oder Congcstioneii nach den­selben; ja das Athmen erscheint nicht einmal besonders beengt, mitunter sogar frei, und dennoch sind die Herzbe­wegungen so gewaltsam, dass man sie sehen und hören kann. In diesem Falle muss daher eine andere Ursache Schuld sein, und hin ich geneigt, als solche (d. h. für un­seren Fall) eine abnorme Erregung, vom Blute ausgehend, anzunehmen. Hierfür sprechen sowohl die gleichzeitig vor-
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haiidi-iicn Erscheinungen, welclie darauf hindouien: dass nämlich, wie vorhin erwähnt, das Herzklojifen hei der In-ßuenxa am gewJihnliehsten gesehen wird, wenn sie unter der Herrschaft des Xerven- oder Faulfiehers verläuft, als insbesondere auch der Erfolg des in Gebrauch gezogenen Heilverfahrens. Ilaquo; dieser Beziehung will ich nun bemer­ken, dass man, ungeachtet des Allgenieinziistanderaquo;, sich einer massigen Blutentziehung mit Vortheil bedient, ohne dass die innerliche Behandlung jener entsprechend eine an-liphlogislische zu sein braucht, sondern diese bleib!, dem allgemeinen Zustande entsprechend unverändert (eine mehr erregende, die Blutmasse verbessernde, antiseplischc — cf. sect;. 163.). — IVlan sieht nach einer Blutentleerung nicht allein das Herzklopfen abnehmen, sondern gewöhnlich tritt die Blutwellc in den Arterien auch deutlicher hervor; doch wird es sich nur selten ereignen, dass nach dem Aderlass das Herzklopfen sich vollständig bald verliert. Dies findet seine Erklärung aber auch leicht. — Froltirungen über dem ganzen Körper, insbesondere der Extremitäten, sind beim Herzklopfen nicht hintenan zu setzen,
sect;. 143. Besonderes Heilverfahren. Was nun die spezielle Be­handlung der Inßuensa anbelangt, so wird diese nach dem Charakter: der Einfachheit, den besondern Verbindungen und Complicationen, unter welchen dieselben auftreten und vorkommen kann, Abweichungen darbieten. Wir glauben deren am besten auch hier wieder auf die Weise zu ge­denken, wenn wir die Behandlung in derselben Beihefolge besprechen, der wir bei Gelegenheit der Symptomatologie gefolgt sind.
1) In ihrer einfachsten und reinsten Gestalt, wo die Krankheit in der Form eines rheumalischen Fiebers auftritt, reicht in den gelinden Fällen ein Verhalten aus, wie es sect;. 129 und 130. angegeben ist. Wo aber die Thiere auf­fallend erkrankt sind, das Fieber bedeutend ist, darf ein ernstliches ärztliches Einschreiten nicht verabsäumt wer-den. Die Wahl der .Mittel richtet sich hier zunächst nach
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dem Charakfcr des Fiebers, so dass also auch, selbst bei dieser einrachstcii Form der Inßuenxa, nicht überall die­selben Mittel passen. — Das Fieber pflegt nun im Allge­meinen, wie sect;. 12. angeführt, als ein gelind erelisch-synochö-ses aurzutreten; es ist daher auch ein gelind antyphlogUlU sches Verfahren und demgemäss der innerliche Gebrauch der kühleiidcn Salze als: Salpefer, Glauber-, Bitter- und Doppehairaquo;: des Brechweinsteins und Calomels angezeigt, und je deutlicher der sthenische Charakter sich ausspricht und die Ausbildung örtlicher Entzündungen zu bcliirchten steht, in je grösseren Dosen und nachhaltiger sind diese Mittel, und nanicntlich der Salpeter oder der Brechweinstein, in schleimigen Vehikeln, zu geben und mit ihnen ein Ader-lass von 4—8 Pfd. zu verbinden, welcher sonst in den ge­lindern Graden besser fortbleibt. Sticht dagegen der asthe-nische Charakter mehr hervor, so passt insbesondere der Brechweinstein in Verbindung mit Fliederblumen, Fenchel, %flnies und denen ähnlichen Mitteln — cine Composition, die sehr zu empfehlen ist und der man, bei trocknet und träger Mistung, am ersten Tage noch etwas Glaubersalz mit Vortheil zusetzen wird. — In Fällen, und Das ist nicht selten, wo der Charakter dubiös bleibt, passt mehr ein ge­mischtes Heilverfahren, d. h. wir geben antiphlogistische Salze mit gelind erregenden Mitteln, und es eignet sich für solche Fälle besonders die letztgenannte Verbindung mit Zusatz von Salpeter. Eine Blutentziehung kann hier
nur versuchsweise und in kleinen Quantitäten — 2__4 Pfd.
— unternommen werden, doch hat sich ein Adrrlass, worauf sect;. 126. besonders hingedeutet worden ist, oft sehr heilsam gezeigt. Man könnte seine gute Wirkung da­durch erklären, dass, insofern durch ihn eine Quantität des zähflüssigen und daher zur freien Circulation weniger geeigneten Blutes entfernt wird, dadurch die Circulation erleichtert, die Thätigkelt des Gelasssystems überhaupt freier und Stockungen des Blutes und die Ausbildung von Entzündungen weniger begünstigt werden. Durch ange­messenen Gebrauch des Tart. stibita. wird indessen in der-
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aHigen Fällen und selbst in solchen, wo der Charakter der Krankheit mehr zu dem entzündlichen hiniiberschweift, der Aderlass entbehrlich gemacht. Einige praktische Sicher­heit lässt, unter Berücksichtigung des im sect;. 126. bezüglich des Krankheitsgcnius tSesagten, leicht das rechte Mittel finden,
sect;• 144. Uebcrall nun, wo von vornherein der nsthenische Cha­rakter deutlich ausgesprochen ist, ist ein Aderlass (wenn nicht einzelne dringende Symptome, wie z. B. grosse Blut-anhäulungen in den Lungen und Erstickungszuiallc ihn an­zeigen (indicatio vitalis) zu vermeiden, das Ilcilverlahrcn muss hier vielmehr ein erregendes sein. Doch hat sich auch hier noch errahrungsniässig der BrccLweinstein, in kleinen Dosen den erregenden Mitteln in den ersten Tagen des Krankseins zugesetzt, bewährt (z. B. Fenchel, Entian oder Kalmus v. j. 6 Lth. Brechweinstein 5 Lth. mit Wachhol-dersulzc zur Latwerge gemacht). Es wird sich der Zu­satz des Brechweinsteins (oder auch des Calomels) beson­ders da bewähren, wo die Ausbildung von innern Entzün­dungen bevorsteht, ohne darin, dass dieselben als asthe-nisebe betrachtet werden eine besondere Contraindica­tion zu finden. In Fällen der letztgenannten Art (wo Ent­zündungen innerer Organe bevorstehen) machen nun äusser-Uche^ abteilende Mittet den wichtigsten Theil des Heilappa­rats mit aus, und die Application eines Fontanells unter der Brust, scharfe Einreibungen oder Senfpflaster auf deu Rippenwandungen, wovon letztere beide in dieser Form der Inßiienza den Vorzug vor ersterein verdienen, dürfen nicht unterbleiben. Es ist sogar zu ihrem Gebrauch, auch ohne dass man in den sich ausbildenden inneren Entzün­dungen eine besondere Lidication für ihre Anwendung fin­det, gleich zu Anfange der Krankheit zu rathen, weil da­durch oft der Ausbildung beträchtlicher innerer Entzün­dungen vorgebeugt wird; durch sie also einer wichtigen Anzeige (iud. praeservativa) genügt wird. Wo man aber auch glaubt, ohne permanent wirkende äussere Ableitnngslaquo;
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unKcl aiiszuk-niiuDon, da vprabsäume man (in jedem Falle) nicht, laquo;lurcli I'nforlialUina; einer regoren IlanfausdünNtnng laquo;lie KraiiklieK einer scliiiellern nml gliifliliclrern Enlscliei-ilmii; eii(y,egei) zu (iihren. Täglich 1—2 mal zu wieiler-liolendo Besprciigungen mit Terpendiinöl (auf die Seilen-vrandnn^Pii der iirnst) mit nachfolgenden gelinden Frotll-rnngcn hahen sieh sehr bewälirf. Es versteht sich von seihst, dass man die- Quantität des zu verwendenden Ter-]jeiit)iiiiöl.s nach der Einpfindliehlieit des Thieres hemisst, lim nicht durch eine zu starke Anfregnng das Fieber zu steigern — daher denn, bevor die Einpfmdiichkeit des Thiers ermittelt isf, nnrangs nur geringe Quantitäten (quot;zß—j) des Ter|)enthinols tnid mit zwei Theilcn Spiritus vermischt in Gebrauch zu ziehen sind.
sect; 145. 2) Bei der zweiten von uns nnierscliiedencn, der rAeM-malisck calarrhaliscfien Form ist insbesondere nun noch das .Schlelmiiaufleiden zu berücksichtigen. Auch hier wird zunächst der Charakter für die Wahl der Mittel entschei­den. Selten, dass die Krankheit den stlienischcu deutlich ausgesprochen an sicli trägt (cf. sect;. 15.) und wo Dies der Fall ist, stellt meistens die Ausbildung von Lungencnt-zündiingen etc. zu befürchten. Es wird daher auch hier im Allgemeinen ein gleiches Verfahren, wie im vorigen sect;. angegeben, passen, insofern nämlich als in dem einen Falle mehr antiphlogistisch in dem andern erregend zu ver­fahren ist. Im ersten Falle finden die obengenannteu Salze in reichlicheren Gaben Anwendung, besonders ist es aber der Salmiak, welcher hier, nachdem die kühlenden Salze 1 — 2 Tage gegeben sind, Anwendung findet; häufiger noch wird er gleich Anfangs in Verbindung mit zuchersloff-ItaUlgen und gelind erregenden Mitteln angezeigt sein (z. B. Salmiak 3 — 1 Loth, Fenchel oder Anies und Süssholz-wurzelpnlver v. j. 6 — 8 Loth pr. Tag). Statt des Sal­miaks findet juich der Brechweinstein Anwendung, doch hat sich der erstcre in dieser Form der InJInenza einen vor­züglicheren Ruf erworben. — Je mehr das Schleimhaut-
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Iciilni min liefer hinab his in ilie Lisngeu sich erstreck*, laquo;leslo mehr ist die Anzeige zum Geliiaucli raquo;los Goldschvue-fels. der Schwe/tlleber vic. vorluindeiraquo;. das erstcre 3lil(el is( kaum durch ein anderes zu ersWzen. Alan srtzi den Gold:-Schwefel zu ^jj — jv. lt;lie Stliwefellcbcr zu gj — jj. der cbeii^eiiannieii ComiMisiliou zu, laquo;uler, wo die Anzeige zniu For(s;ehranch des Salmiaks (bei allgriineln nus^es|)rochei)eii astbeuischem Zustau'.lc) nicht mehr vorliandeu sein solWe, fällt dieser fort. — Auch der Schwefel, Scliwe/elspicssglanz finden hier Auwcndilflg, docii stehen sie in ihrer Wirksam­keit dem fioldsrhwefel und der Schwefeileber bei Weilern nach. Bei sehr frequcntem Pulse ist auch der Znsalz der Digilalis i^] —j/3 pr. l\v) ganz |jasspiid.— Aderlass wird seilen angezeigt sein, doch ist derselbe bei dieser Iquot;gt;miii keineswegs ausgeschlossen, und es werden Bluleni/.iehiin-gen in Fällen, wo das SSchleimhanileideii sich bis zur Ent-ziindilug steigert, überhauijt die Erscheinungen des sthe-nischen Fiebers vorhanden sind, der Husten kurz und schmerzbafl ist, nicht hinlenan zu setzen sein. — Die An-weiiduug äusserliclier Ableilungsmillel, nameutlich eines Fon-lanells oder liaarseils vor die Brust, welche den im vori­gen sect; genannten scharfi'n Kinreibungen vorznzielien sind, darf auch hier nicht unterbleiben. Da endlich auf eine Entscheidung durch die .Sclileimliäuie, durch vermehrte Schleimsccrction zu rechnen ist, so kann diese durch das Eiiiathinen von Wasserdampfen (die jedoch mit Vorsicht und namentlich mit Vermeidung von nacbrolgendcr Erkäl­tung applicirt werden iniissen) zweckmässig befördert und unterstützt werden. Die Fütterung von IVlohrrüben, wo dieselben zur Hand sind, ist sehr zu emplehlen.
sect;. 146. 3) Bei der rhewnalisch gastrischen Form fällt die Be­handlung etwas zusammengesetzter aus, und die Abwei­chung von der in den vorigen sect;sect;. angegebenen Behand-lungswoisc bezieht sich insbesondere auf die .lit des ga­strischen Müleidens. Ist es bloss die Leber (durch eine ge­störte Gallcnsecretion) ohne vorhandene gastrische Unrei-
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nigkeiien, bei mehr allgemein rhenmaiischetn Anstrich, so sind der Brechweinslein nnd das Calomel, wovon man dem letzten vielfach den Vorzug eingeräumt hat, für sich, blos mit schleimigen Mitteln, als Althäwurzelpulver etc. oder bei entziindlichein Zustande und träger, trockner Mistung mit Glaubersalz, Doppelsalz etc. in Verbindung, oder bei aslhenischem Zustande mit gclind erregenden Mitteln (als Entian, Kalmus, Wachholderbecren etc.) angezeigt. Ueber-baupt hat sich in den Fällen, wo ein biliöses Leiden lt;Ieu(-lich hervortritt, der Zusatz von irgend einem bittern Mit­tel, in geringer Dosis, zu den obigen, um den in solchen Fällen mangelnden Reiz der Galle für den Darm ciniger-massen zu ersetzen, in der Erfahrung als sehr zwechmässig bewährt. Dieser dient zugleich dazu, der schwächenden Wirkung der obgenannten beiden Mittel, besonders aber ties Calomels, auf den Darmkanal zu begegnen. Mit dem Gebrauch des Calomels muss überhaupt die nöthige Vorraquo; sieht zu verbinden, nicht untcrlasssn werden. Bei deut­lich sthenischem Charakter und der Befürchtung der Aus­bildung von Leberentzündung passen allerdings grösserc Dosen (zjß — zjj. p. T.); bei einer Hinneigung zur Astbe-nie aber fällt es besser ganz aus, und statt desselben ist lieber der Brechweinstein zu geben j wenigstens übersteige man nicht die Dosis von -j. pr. T. Im letztgenannten Falle will mau auch den Wehtslehi mit Erfolg angewendet haben. — Ucberall, wo das Calomel in Gebrauch gezogen wird, namentlich aber wenn es in der Absicht gegeben wird, um Abführung durch dasselbe zu bewirken, ist die zeitige Erkennung dieser seiner Wirkung von Wichtigkeit. Sobald man Pollern im Leibe wahrnimmt, darf dasselbe nicht mehr fortgegeben werden, auch wenn noch keine durchfällige Mistung eingetreten ist; weil durch unvorsichti­gen Fortgebrauch des Mittels leicht übermässige Darment-leernngen erfolgen, die zum grössten Nachtheil führen kön­nen. Daher ein zeilweises Horchen am Bauche (Auscuhiren) sehr zu empfehlen ist, um möglichst zeitig von der ein­tretenden Wirkung des Calomels sich Nachrichi zu vep-
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schaffen. Je mehr die Scblcimhaui des Dannkanals mit zu leiden scheinf, und ein allgemeiner verbreiteter catar-rhalischcr Zustand liervortritt, desto weniger passt das Ca­lomel; ebenso wenn gastrische Unrcinigkeitcn zu vermii-then stehen. In diesem Falle hat, nach vorheriger Anwen­dung von gelind abluhrenden Mitteln, Behufs Fortschaflung der angehäurten Unreinigkciten (Schleim etc.) jedenfalls der Salmiak den Vorzug. — Man giebt diesen bei allge­mein entzündlich fieberhaftem Zustande zunächst noch mit abführenden Salzen (Glaubersalz clc.) lässt aber diese nach eingetretener weicher Mistung fort und verbindet ihn mit gelind erregenden Mitteln (Fenchel, Anies, Entian, Bitter­klee etc.) Bei asthenischem Charakter wird er sogleich mit letztgenannten Mitteln gegeben, und je mehr der Schwäche-Charakter überhaupt und insbesondere eine Un-thätigkeit des Darmkanals und Ycrschleimung desselben hervortritt, desto mehr passen hier tonisirende Mittel, wo­von jedoch die mehr rein bittern (insbesondere frische Ochsengalle, wenn sie zu beschaflen ist) vor den erhitzen­den den Vorzug haben. Mecrrcttig und Senf sind für solche Zustände auch passende Mittel ; ebenso ein Zusatz von Kochsalz zu den bittern Mitteln. Mit dem Gebrauch der innerlichen, sind auch hier änsserliche ableitende Mittel zu verbinden. Bei deutlichem Leiden der Leber, passen um so mehr scharfe Einreibungen in der rechten IJnterrippengegcnd, als die Ausbildung von Leberentzün-
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dung zu vermuthen steht.
Wo solche weniger zu be-
fürchten ist, unterstützen fleissige Frottirungen des Hin­terleibes und reizende Einreibungen in demselben die Wir­kung der innerlichen Mittel sehr.
sect;• 147, Wie sect;. 17. erwähnt, tritt die Influenza in ihrer gastri­schen Verbindung nicht seilen zunächst unter Erscheinun­gen von Kolik auf, in welchem Falle eine Reizung des Darmkanals vorausgesetzt werden muss. Ausser dem ge­wöhnlich hier nothwendig werdenden Aderlass, sind inner­lich vorab schleimig-ölige Mittel (Abkochungen von Lein-
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mameii etc.) in mcliliclicn Gaben, und bei gloichzeUi^ vor-liandonpi' llarlleibi^kcit nillaquo;-r Alisivi-rbaHung mit i'inem Zu­satz von Calompl, Glauber- oder Biftorsalz anzuwenden. SSi'i Forhandencn Dm-ciirall aber lässt man jeden andern Zusatz furl. Fleissigo und nachdriieliUcbc Frotlirungen des iliutcrleibcs und bei anhaltenden Leibschmerzen selbst reizende Einreibiuigeii, so von Terpenlhinöl und Spiritus 1^, sind liier nicht zu rerabsäumen und um so weniger hin-tenan zu setzen, als zulällig stattgerundeno Erkältungen zu vermutlien stehen. Auch unterlasse man nicht bei ver­zögerter Misfung einige eröffnende Klijsiiere zu appliziren. — Kach Beseitigung der Kolikziifällc wird die fernere Ttehandlung nach den vorhin gegebenen Vorschriften fort­zusetzen sein. Nicht ganz selten ereignet es sich, dass in dergleichen Fällen, im ferneren Verlaufe der Krankheit, die Kolikzufällc ab und zu repetiren und dann leicht gc-fährliciier werden ; da sie auf ein besonderes Mitleiden des Darmknnals hindeuten, und einen tüdlicben Ausgang durch Darmcntziihdimg befürchten lassen. — Es erfordert daher die Jitfluenza in den Füllen, ivo sie mit Kolik beginnt, eine ganz besondere Aufmerksamkeit und Becichtnng des Verhallens des Darmtraclus im fernem Verlaufe U7id mahnt zur Forsicht in dem Gebrauche von erregenden und reizenden Mitteln. Fiinc Vorsicht, die nicht genug empfohlen werden kann!
sect;• 548. Die in dem Vorhergehenden für die drei llauptformen, in welcher die Jitfluenza vorkomaien kann, gegebnen An­weisungen Behufs einer zweckmässigen Behandlung, müssen nun auch für die anderweitigen lUodificationeu und Com-plicationen der Krankheit als Bicbtschnur dienen. Mit Be­zug auf die in den sect;sect;. 132 — 142 erläuterte Behandlung einzelner, dringender Symptome, würden hier insbesondere nur noch die hinzutretenden Entzündungen und der lleber-gang des Fiebers in ein Nerven- oder Faulfieber, welcher von höherer therapeutischer Digiiitat ist — ihre Erörte­rung finden.
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sect;. 149. Was nun zunäclist die Bcliamllmig tlor Injlmma in den Fällen anbelangt, wo dieselbe mit vollständig zur Aus­bildung gelangten Entzündungen vorkommt, da noluiien diese, als prädominirendc Leiden die ärztliche Tiiäti^keit vorzugsweise in Anspruch. iVach den Organen, welche leiden, wird nun zwar die Beliaiullnng verschieden aus-fallen müssen, doch ist hierbei nicht zu übersehen, dass die Entzündungen i. d. R. rheumatischer Natur (exudati-ver Art), und insofern hei allen m. o. w. gleiche iliicksich-ten zu nehmen sind. — Eine vorherrschende IVeigung der die Inßuenzu häufig begleitenden Entzündungen zu Aus-schwitzungen zu führen, muss ümen nach den Resulta­ten, welche die Seciioiu'n geliefert haben, zugeschrieben werden. Bei dieser Aeigung nun, wird in der Behandlung besonders auf Steigerung der Resorplions/hiiligkeil hinzinvir-ken sein, und man ivird D\es durch Vermehrung der natürli­chen Secrelionen zu erreichen irachlcn Es wird daher als eine sehr allgemein durchgreifende Regel gelten, und sie hat sich in der Erfahrung auch bestätigt, mit den .niltcln, welche den erhöhten Vegetaiionsprozcss in den entzünde­ten Organen mehr direct herabzusetzen vermögen, solche zu verbinden, die diuretische iiiul diaphoretische Wirkungen besitzen. Dies Verfahren entspricht auch ganz der rheu­matischen iVatur dieser Enfzündungcii. Ebendeshalb hat sich denn auch der Tarl. stibial. welcher mit seiner anti-phlogistiscben \\ irkung die genaiinicn verbindet, einen so groshen Ruf erworben und vor dem mciirseitig' angeprie­senen Calomel im Allgenienien auch liier den Vorzug da­vongetragen; wenngleich wir in letztem! Falle, wo die Ent­zündungen mehr parenehymatöser Art sind und zu plasti­schen Exudationeu führen, wie bei Limgeti- und Lrber-ciitzfindungcn, seine gute Wirkung keineswegs absprechen wollen. Doch hat das Calomel auch in diesen letztge­nannten Fällen keine besonderen Vorzüge vor dem Salpeter, dürfte diesem sogar eher nachstehen, sobald die Entzündimg svhr acut verlütiß.
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sect;. 150. Wie sect;. 14. angerührt, geht die Inßumza am gewöhn­lichsten eine Verbindung mit Brusienlzündung ein, die mei-stenthcils als Plemilis, weniger hanfig als wahre Pneumo-niiis auftritt. — Welches von beiden der Fall sei, ist für die Behandlung von grösserer oder geringerer Wichtigkeit und wird nach Dem, was oben in den sect;sect;. 22—24 über die Zufälle und den Verlauf angeführt worden, auch nicht schwer zu ermitteln sein. — Die Application ätamp;serer Ablei-iungstnitlel, sofern solche nicht schon früher in Anwendung gezogen worden, ist nun dringend nothwendig. Bei Pleu­ritis sind Vesicalorien, Sinapismen auf die Bippenwandungen, in sehr dringenden Fällen Einreibungen der Brechweinslein-salbe den Fontanellen vorzuziehen. Die letzteren passen da-gegen, wenngleich sie den Gebrauch der ersteren Mittel nicht ausschliessen, mehr bei Pneumonilis, und je nachdem diese von den Bronchien aus als Bronchitis, oder mehr von der Peripherie der Lungen aus, als Peri-Pneumonitis,
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ausging, vor oder unter der Brustj Zündungen selbst an beiden Stellen.
in heftigen Brustent-Bei gleichzeitigem
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Leiden der Leber ist das Fontanell in der Schaufclknorpclg'C-gend zu logen. — Insofern nun die Entzündung den sthe-nischen Charakter behauptet, und Dies wird bei Pnenmonien, gewöhnlicher als bei Pleuritis der Fall sein, werden un­verzüglich Blutentziehungen stattfinden müssen, für deren grössere oder geringere Quantität der Grad der Entzün­dung und des Fiebers, so wie die Constitution des Thieres entscheiden müssen. — Wo die Pneumonie gleich voji vorn­herein rasch und unaufhaltsam sich entwickelt, da sind sehr ergiebige Aderlässe meistens angezeigt; wo dagegen dieselbe zögernder auftritt, gewöhnlich nur mittelstarke, wie denn überhaupt massige Blutentziehungen bei der Pleuritis mei­stens nur Anwendung finden. Ueberhaupt kann in diesem Falle nicht genug Vorsicht, bezüglich der zu entziehenden Quantität Blut, empfohlen werden; da durch Missgriff' hierin, bei der Neigung der Krankheit, Ausschwitzungen zu veran­lassen, insofern leicht JVachthcil gestiftet wird, als zu starlaquo;
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kcr Blutverlust ivässrige .luxschivilzangrn begünstigt, und Bruslwassersuchl leichter zur Ausbildung gelangt. Uc-berall, wo der asthenische Charakter deutlich ausgespro­chen ist, fällt der Adcrlass fort: der Wirksamkeit der äusscrlichen Ablcitungsmittel ist hier der günstige Aus­gang anheim zu geben. Die innerliche Behandlung wird von der in dein sect;. 144. angegebenen keine wesentliche Ab­weichung erleiden. Bei Pnttimonilis mit sthenischem Charak­ter ist der Salpeter in Vcrbiinliiiig mit Glaubersalz, Doppel­salz und Bittersalz zu geben, und erst wenn die Entziin-dung etwas gebrochen, lässt man das Calomel oder ßrech-weinstein, in bekannten Dosen, folgen; letzteres 91ittel wähle mau jedesmal bei Pleuritis und bei einer Hinneigung zum asthenischen Charakter. Spricht sich in der Krank­heit dieser Charakter deutlicher aus, so passen zwar die erstgenannten Salze nicht mehr, doch wird dadurch der Gebrauch des Tart. stibiat. keineswegs ausgeschlossen, nur wird er dann in Verbindung mit erregenden lUitteln ver­abreicht. — Stellt die Lungenentzündung sich mehr als eine tatarrhalische dar, so verdient, nachdem die etwa bei sthenischem Zustande nöthig gewordenen, kühlenden Salze nicht mehr erforderlich scheinen, der Salmiak und Gold­schwefel besonders enipCohlcn zu werden, denen man, bei hohen Fiebergraden zweckmässig Digitalis zusetzt, und wo Asthenie. im höherem Grade prävalirt, lässt man den Sal­miak fort und verbindet Kampher neben andern (gclind) erregenden Mitteln, mit dem Goldschwefel und der Digita­lis (z. B. Rp.: Camph. tritae. — pulv. herb. Digit, purp. quot;3.1--jj- — Sulph. stibiat. aurant. 5JJ — jß —• pulv. se­min. Foenicul et. rad. Gent. rubr. jj 5jjj — farin et. aq. q. s. ut f. elect. DS. in 24 Stunden zu verbrauchen. Eine Composition, die mir sehr erspriessliche Dienste ge­leistet hat.).
sect;• 151.
Gelingt es nicht, die hinzugetretene Brustentzündung durch das genannnte Verfahren zur Zertheilung zu brin-
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gen, so inaciii dieselbe die im sect;. 51. seq. geuannien Ucber-gängo, die nun ihrer Art nach zu behandeln sind.
Bei erfolgten wüssrigen Ergiessungen hat man nicht allein auf Beseitigung der bereits ergossenen Flüssigkeiten Buclisicht zu nehmen, sondern auch dahin zu trachten, dass den ferneren Ergiessungen Einhalt gethan werde. — üeseUigung des gestörten Verhältnisses zwischen Absonderung und Aufsaugung und Ausleerung macht somit #9632; den Haupt­zweck der Behandlung aus. — Dieser doppolten Anzeige wird durch die Anwendung der resorhirenden und die natürlichen Ab - lind Aussonderungen, namentlicJi durch die Nieren utid Haut, befördernde Mittel genügt; doch wird der Zweck nicht so leicht erreicht. Daher hat man denn auch, worauf oben besonders hingewiesen worden ist, bei bemerkter Nei­gung dieses Uebergangs der Entzündung auf Verhütung desselben hinzuarbeiten.
igt;Iiltcl, welche hier Anwendung finden, sind : Ging die Bnistwassersucht aus ursprünglich slhenischer Brustentzün­dung hervor, und stellen neben den wässrigen auch plasti­sche Ausschwifzungcn zu vermuthen, so wird meistens noch der Tart. stibiat. in Verbindung mit harntreibenden 31itteln, wie Digitalis, gekochten Terpenthin, Wachholderbeeren, Schwalbemuurzel in Gebrauch zu ziehen sein. Besonders passt in solchen Fällen der Borax, den ich aus Erfahrung empfehlen kann. In anderen Fällen aber, und wo der Brechwcinstcin schon früher anhallender gegeben wurde, und die Verdauung gleichzeitig geschwächt erscheint, bleibt er besser fort. Höhere Grade der Astheuic erfordern die Anwendung des 'J'erpenthinöls mit Arnica, Valeriana etc. Mit dem Gebrauch der innerlichen Dlittel sind misserliche, die Hautlhütigkeit erregende Einreibungen, in weiter Verbreitung, über die Brust anzuwenden, wozu man sich des Terpen-tbinöls allein oder in Verbindung mit Spiritus bedient, die Wiederholung der früher gemachten scharfen Einreibungen ist gleichfalls passend. — Erreicht man durch die genann­ten Mittel eine vermehrte Harnentleerung, wird die Haut weich, warm und feucht, so ist Hoffnung zur Beseitigung
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des in der Brusi ergossenen Wassers. Wo iiicbf, so bleibt als leizier Versuch nur noch die nniniitelbai-e Entleerung der ergossenen Flüssigkeit mittelst: der Paracentese übrig; ein Verfahren, durch welches jedoch nur ausnahmsweise Hilfe gebracht wird, und wozu nur in Fällen, wo das Lei­den mehr zum chronischen neigt, das Fieber in keinem hohen Grade mehr besteht, die Patienten einige Fresslust zeigen, eine schwache Hofl'nung gewährt wird. Es schlicsst jedoch dies Verfahren, durch das lediglich nur die ange­sammelte Flüssigkeit entfenit, nicht zugleich aber auch ihre fernere Wiederansaminlung verhindert, überhaupt das oben angedeutete iVIissverhältniss zwischen Absonderung und Aufsaugung nicht gehoben wird — den Fortgebrauch inner­licher Mittel durchaus nicht aus. Da es bei der Para­centese eine Hauj)'aufgäbe ist, das Einströmen von Luft in die Brust zu vermeiden , so würde Behufs Abzapfung des Wassers ein mit dem Troikar in Verbindung zu setzender Saugapparat sehr zu empfehlen sein, an dem sich eine Vorrichtung befindet, durch welche das Eindringen der Luft verhindert wird.
sect;. 152. Stehen mehr plastische als wässrige Ausschwitzungen zu vermuthen, so bei vorhandener Hepatisation, so wird ein Verfahren eintreten müssen, durch welches die ausge­schwitzten plastischen Stoife wieder verflüssigt und so rc-sorptionsfähig gemacht werden: man schreibt besonders den Alkalien und einigen Alkaloiden narkotischer Pflanzen, wie auch der Essigsäure diese Wirkung zu. Daher in sol­chen Fällen: Kali carbonicum, herb, Conii maculati. Bella­donna Anwendung finden. Man giebt diese und Mittel von gleicher Wirkung nach dem allgemeinen Kräftestande im Organismus bald mit gelind, bald mit stärker erregenden und solchen Mitteln in Verbindung, welche gleichzeitig den Besorptionsprozess erhöhen; unter Umständen, bei noch vorhandener entzündlicher Beizung, auch mit einem Zusatz
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von Calomel. Theer und Theerwasser verdienen ihrer Wohl­feilheit wegen besonders empfohlen zu werden. In Ver-
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binduiig mit Polasche gi-bcn dieselben zugleich eins der wirksamsten Mittel ab*)
In manchen Fällen, wo noch ein gewisser Reizzusiand und Blutandrang in und nach den Lungen bestehen, die Thicrc noch gut genährt sind, bewährt es sich, dem Ge­brauch der genannten Mittel — die hier immer länger fortgesetzt werden müssen — von Zeit zu Zeit ein Laxier­mittel zu interponiren.
sect;. 153.
Bei dem Ausgang der Lungenentzündung in Eiterung, lüsst sich durch die Kunst im Ganzen wenig thun; es muss hier vielmehr der Natur überlassen bleiben, den gebildeten Eiter zu entleeren (was durch freiwillige Oeflnung des Abscess in einen Bronchienzweig geschehen kann) oder durch Aufsaugung theilweisc oder ganz wieder zu entfer­nen und den zurückgebliebenen abzugränzen. — Das ärzt­liche Verfahren kann nur auf Erhaltung eines guten Er­nährungszustandes und Vermeidung jeder Beizung der Lungen gerichtet sein. Auf die Sorge für leicht verdau­liche und nalu-liaflc, aber reizlose IVahrungsmittel, wovon Malzschrol und Mohrrüben besonders xa empfehlen sind, ist unser Handeln meistens beschränkt. Erst wenn Ab-secsse platzen, und man es mit einem offenen Lungenge­schwür zu thun hat, ist der Moment gegeben, mehr thun zu können. Man hat in solchen Fällen (und auch über­haupt bei noch geschlossenen Abscessen) die balsamisch harzi­gen Mittel zum innerlichen Gebrauch empfohlenj mehr als durch den Darmkanal, bringen sie Nutzen als Räucherun­gen angewendet, um so unmittelbar auf die Geschwürs­fläche einzuwirken und die Vernarbung zu befördern. Hilfreicher als balsamische Mittel hat sich der innerliche Gebrauch des Bleizuckers und Opium (oder Bilsenkraut) mit Znsatz von andern, dem Zustande angemessenen Mitteln gezeigt. Da das Platzen der Abscesse, besonders wenn es
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*) Es ist Dies meine geuUhnliche Veibimlung, deren ich mich im chronischen Stadium der Lungenseuche des Rindviehs bediene,
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grossc sind (wegen der Aeizung, welche Uieils tier Inhali auf die Schleimliaut der Luftwege ausübt, theils aber ört­lich durch den Riss in der Abscesswand und das Einströ­men der Luft in die Abscesshöhle bedingt wird) ganz ge­wöhnlich von Neuem eine entzündliche Aufregaug in ilen Lungen entsteht: so wird hier oft ein angemessenes anti-phlogistisches Verfahren für einige Zeit wieder nothwen-dig werden. — Uebrigens streiche man nicht zu früh die Segel: es können sich Abscesse verheilen, die ein oder mehre Quart Eiter entleeren, wie ich Dies durch einige Beispiele aus meiner Praxis belegen kann. Das Einatlimen-lassen von Wasserdämpfen dient dazu, dem an der Schleim­haut anklebenden Eiter zu entfernen und ist daher beson­ders erapfehlungswcrth, wo der entleerte Eiter eine weni­ger milde Beschaffenheit zeigt.
sect; 154. Bei vorhandener Complication mit Bräune ist die meiste Hilfe von äusserlichen Ableitungsmitteln, von Ein­reibung mit Scharfsalben in die Kchlkopfsgegend (wobei man sich jedoch auf die Seitenlheile beschränkt und nicht auch die untere Fläche miteinreibt, weil Dies bei kräftiger Wirkung der Salbe leicht Nachtheil bringt!). Die Einrei­bung von weniger scharfen Dingen, als des ylächtigen Li­niments etc. ist nicht räthlich: bei eben heftiger Entzün­dung ist ihre Wirkung viel zn gering, und in nur gelinden Fällen sind sie entbehrlich. Sie können aber selbst da­durch leicht schädlich werden, dass durch ihren Vorge­brauch, sobald man später doch noch zu kräftiger einwir­kenden Mitteln zu greifen sich genöthigt sieht, die Theile nun für diese kräftigern Mittel weniger Empfindlichkeit zeigen. — In dringenden Fällen scarifizirc man vor der Anwendung der Scharfsalbe zuvor die Haut. — Wo die Bräune unter der Herrschaft eines Faulficbers zur Ausbil­dung gelangt, pflegt sie meistens von bedeutender Ge­schwulst der Aussentheile, mitunter des ganzen Kopfes, begleitet zu sein. In diesem Falle sind dann Bähungen und Umschläge von aromatiseben Kräuteraufgüssen, mit
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Zusatz von Essig oder etwas Chlorkalk, in Anwendung zu bringen. Bei drohender Erstickungsgefahr von dem Lnfl-röhrenschnill Gebrauch zu machen, muss ich aus Erfahrung widerrathen. In dem letztgenannten Falle wird er ohne Yortheil gemacht und in den übrigen ist er zu entbehren, wenn man nur darauf bedacht ist, die äusserlichen Ahlci-tungstnittel schnell zur Wirksamkeit zu bringen. Daher ist es anräthlich, in sehr dringenden Fällen die oben ge­nannten Stellen mit dem Gliihciscn oberflächlich zu brennen. Die innerliche Behandlung erleidet bei dieser Compli­cation keine wesentliche Veränderung von der früher an­gegebenen ; nur wird, bei Unvermögen zu schlucken von dem Eingeben von Arzencien abgestanden werden müssen. Wo Dies aber auch nicht der Fall ist, wird mau doch, weil bei dem erschwerten Schlucken von den gereichten Arze­ncien meistens in der Bachenhöhle mehr oder minder zu­rückbleibt, wohl thnn, solche Arzencien von dem Ccbrauch auszuschliessen, welche örtlich die Schleimhaut zu sehr rei­zen und daher zur Steigerung der Entzündung und Ver­schlimmerung der Zufälle nur beitragen. Besonders gehört der Ürechweinsiein hierher, welcher unvorsichtig angewen­det, oft schon Schaden durch Erzeugung von Blasen und Cor-rosionen in den Maul- und Bachenhöhle gebracht hat. Wo man ihn nicht entbehren zu können glaubt, ist es nicht zu un­terlassen, nach jedesmaligem Eingeben das Maul- mit schleim-haliigen Waslaquo;raquo;' auszuspritzen! — Ein Eimer mit Kleiwasser etc. muss den an Bräune leidenden Patienten stets, zum beliebigen Ausspülen des Mauies, was sie meistens freiwil­lig gerne thun, vorgesetzt sein oder doch sehr häufig vor­gehalten werden. Man kann darin den Brechweinstein auf­lösen und auf diese Weise seine Beibringung (da die Kran­ken Flüssigkeiten noch am ehesten zu schlingen vermögen) versuchen. Eine Art und Weise, die überalt, wo man dies Alittcl (und andere auflösliche Substanzen) in Gebrauch zieht, nicht genug empfohlen werden kann, vorausgesetzt, dass die Thiere bei einigem Durste bleiben.
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sect;. 155.
Die Complication mil Leberenlziindvng bedingt vorzugs­weise wieder eine Rücksicli(snahnie in der .4ppUcaiIons-stclle der äusscrlichen Ablchungsmittel. Es ist olinc Zeit­verlust eine scharre Einreibung etc. oder ein Haacscil in der licbergegeiul zu appliciren, für deren sclmeile Wirk­samkeit mau laquo;acli Möglichkeit Sorge zu tragen hat. Be­züglich der innerlichen Behandlung ciTordcrt sie im Allge­meinen keine besondern Abweichungen von der im sect;. 146. angegebenen; nur dass bei deutlich ausgesprochenem slheni-nischem Charakler, ausser einem Aderlass, die hier, ans Rücksicht auf das Lebcrleiden, empfohlenen antiphlogislischen MUiel in grösscren Dosen zu verabreichen sind. Es tritt gewöhnlich auch eine begründetere Anzeige für den Ge­brauch des Calomels ein. Man gilbt es (unter Beachtung seiner eintretenden Wirkung, cf. sect;. 146.) zu 5J — 3JJ Pr-Tag mit schleimigen Mitteln entweder für sich allein, oder verbindet es, bei vorhandener Harlleibigkeil, namentlich zu Anfange der Krankheit und bei slhemschem Charakter, mit Glauber-, Doppel- oder Bittersalz. Bei sehr raschem Ver­laufe und branddroheader Entzündung (was jedoch selten der Fall ist) hat man den Kampher beizugeben empfohlen. — Wo der Allgcmeinzustand aathenisch ist, das begleitende Fieber in o. w. entschieden den fauligen Charakter an sich trägt, da empfiehlt man, je nach dein Grade dieses Charak­ters, das Calomel mit schleimig-bittern, aromatisch und ßüch-tig erregenden Mitteln zu geben.
Bei schon zu vermuthenden Uehcrgiingen der Leber­entzündung (die hier meistens in plastischen Ausschwhzuu-gen in das Parenchym der Leber bestehen) und bereits ge­sunkenem Fieber hat man eine Verbindung des Calomels mit Terpenthinöl und Digitalis gepriesen. Passend sind in die­sem Falle auch der Brechweinslein mit gelind bittern Jliiteln, besonders frischen Pflanzensliftcn, so von Cichorien, iö-wenzalin, Bitterklee, insbesondere aber der frischen Ochsen­galle, so wie auch der Aloe in kleinen Dosen. — Bei mehr schleichendem Verlaufe, fortbestehender träger Mistung
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und grosser Eingenommenheit des Kopfes ist cine Purganz aus .tfloe mit Doppel- oder Glaubersah (z. B. Rcp.: Pnlv. Aloes socotr. gvj — gj _ Kali Sulphur. ?vj — vjjj.) sehr zn empfehlen, und es sind selbst solche Purganzen, im fernem Laufe des Leidens und hei fortbestehender be­deutender Störung der Lebcrfunktion, den übrigen in Ge-brauch gezogeneu Mittel ab und zu zn interponiren. —
sect;. 156.
Gegen hinzutretende Darmentzündung ist durch Ader-lass, reizende Einreibungen an dem Hinterleib und innerlich reichlich schleimige ölige Eingüsse, denen den Umständen angemessen Salpeter oder Calomel in kleinen Dosen zuge­setzt werden können, zu verfahren und hiermit, sofern Verstopfung besieht, eröffnende Klyslire zu verbinden. Der Gebrauch abführender Mittel erfordert viel Vorsicht, da die bei der Influenza auftretende Darmentzündung gern Durchfälle in ihrem Gefolge hat. Durch eine umsichtige Auskultation des Hinterleibes wird man sich indessen vor groben Missgriffen leicht sicher stellen. Wo ein häufiges Poltern in den Därmen bemerkt wird, hat man Durchfall, mindestens nicht Verstopfung zu befürchten. Die schlei­migen, öligen .Mittel dienen indessen auch schon dazu, die Mistexcretion zu befördern. Man beschränkt sich daher am sichersten auf diese, da durch sie die wichtigste An­zeige, Minderung der Darmreizung erfüllt wird. Sollte Durchfall eintreten, so ist nach Anleitung' des sect;. 138. zu verfahren.
Wicht jede vom Hinterleib ausgehende Schmcrzäussc-rung deutet schon auf Darmenfzündung, was bezüglich des in Gebrauch zu ziehenden Aderlasses alle Beachtung ver­dient! —
sect;. 157. Sollte sich, den vorhandenen Zufällen nach, auf ein vorherrschendes Leiden des peritonäalen Ueberzugs der Därme schliessen lassen (cf. sect;. 27.) so findet ausser dem Calomel, insbesondere der Brechweinstein Anwendung, wel­che dann den schleimigen Eingüssen in Dosen von 3ß—3j
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zugefügt werden. Würde auf ein vorherrschendes Leiden des die Bauchhöhle auskleidenden Thcils des Peritonäums geschlossen werden müssen (cf. 27.) also eine Bauchfell-eitlzündung in der Entwicklung hegriffen sein, so ist, bei einer gleichen innerlichen Behandlung — wobei man dem Calomel vor dem Brechweinstein wohl den Vorzug gege­ben hat — statt der oben empfohlenen reizenden Einrei­bungen in den Bauchwandungen, eine scharfe Einreibung zu beiden Seiten des Hinterleibes zu machen, und diese Ableiiungsmittel noch durch Legung eines Fontanclles unter den Bauch zu verstärken. Nur durch kräftige äus-sere Ableiiungsmittel hauptsächlich mit, kann die grossc Neigung dieser Entzündung, bald Uebergängc zu machen beschwichtigt werden. Sollte es aber dessenungeachtet nicht gelingen, die letzten abzuwenden, so wird nach Art derselben die Behandlung1 ganz nach Analogie, wie es bei den Uebergängen der Brustentzündung (cf, sect;. 151. sq.) angegeben, zu verfahren sein.
sect;. 158. Zur Ausbildung gelangende Nierenentzündung erfordert insbesondere Vorsicht in dem Gebrauche von Mitteln, wel­che von reizender Wirkung auf die Nieren sind; daher die alkal'mischen Salze (deren Ausscheidung durch die Nie­ren erfolgt) nur beschränkte, besser gar keine Anwendung finden. Statt ihrer passt mehr das Calomel. — Die Wahl der äusserlichen, in die Nierengegend zu applicirenden Ablcitungsmittel muss ebenfalls aus gleichen Bücksichten geleitet werden. So will man namentlich bei feinhäutigen Pferden von dem Gebrauche der Cantharidensalbe Nacbtheil in Bezug auf die Nieren gesehen haben ; dasselbe gilt von Teipenthinöl. Daher wählt man, bei gleichzeitig vorhande­nem entzündlichen Nierenleiden diese Mittel nicht und be­dient sich statt deren anderer Ableitungsmitiel.
sect;. 159. Eine Verwechselung der Nierenentzündung mit Rük-henmarksentzündmg wird — wenn auch beide die lähmungs-ariige Schwäche oder Lähmung des Hintortheils gemein
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haben, nicht leicht statifiiHlcn, wenn man die sect;. 2S. und 31. angeführten Symptome — und den Verlauf der Krank­heit — gehörig würdigt, doch würde solche nicht ohne allen Nachtheil bleiben, da die letztere, (neben Aderlass) den Gebrauch der antiphlogistischen Salze erfordert und jene Rücksichtsnahme in der Wahl der äusserlichen Ab­leitungsmittel nicht erheischt. — Eine nachdrückliche scharfe Einreibung längs des Rückens oder selbst lirenneu daselbst ist bei zu fürchtender Rückenmarksentzündung nicht zeitig genug in Anwendung zu bringen. — Das wohl empfohlene Aufhängen der Patienten in Gurten bei schon erfolgter Lähmung des Hintertheils ist nicht anräthig — man beschränke sich auf eine reichliche, weiche Streu und zeilweises Umlegen des Kranken. — Auf JVIist und Harn­entleerung ist ein besonderes Augenmerk zu richten; da beide im Icfztgenannten Falle verzögert, selbst aufgehoben sein können. Die Application von Klysüreu genügt hier selten allein, sondern es muss der Mastdarm ab und zu ausgeräumt werden, um den angesaininelten Allst zu be­seitigen. Ebenso wird die Harnentleerung nöthigenfalls durch Kunsthilfe bezweckt werden müssen. Wenngleich unter solchen Umständen die Hoflnung auf Erhaltung der Thiere nicht gross sein kann, so schlicsst doch die Rük-kenmarkseutzündung, bei einer sorgfältigen Rchandlung, nicht jede Genesung aus.
sect;. 160. Etwa hinzutretende JJirnhaulenlziindung macht im All­gemeinen ein sowohl üussetlich als innerlich ableitendes Ver­fahren nothwendig: Fontanell vor der Brust, oder scharfe Einreibung an den Seiten des untern Halstheiles, der in-uern Fläche der Hinterschcnkel, innerlich Salze verbunden mit einem Aderlass, der bald grosser bald kleiner sein muss, jenachdem der allgemeine Zustand (Fiebercharakter) es erfordert. Nur selten wird solcher ganz wegfallen kön­nen. Kalte Umschläge auf den Kopf, wie solche bei idio-pathischen Hirnentzündungen passen, bewähren sich weni-
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ger, doch ist ihr Gebrauch keineswegs für alle Fälle aus­geschlossen.
Da die bei der Inßuenza als Complication auftretende Hirn- wie Rückenmarksentznndung sehr gern bald zu Exiula-tionen führen, so wird man häufig noch mit den Entzün-dungsübergängen zu liäm|)fen haben. Slittel, welche den Resorptionprozess erhöhen, und die längere Unterhaltung von Fontanellen , Haarseilcn werden hier Anwendung fin­den. Zu jenen gehören, je nachdem mehr wässrige oder plastische Ansschwitzungen zu vermuthen stehen, die Di­gitalis mit Brechweinstein, das Calomel mit Terpenthinöl, wel­ches letzte jedoch nur Anwendung findet, wenn das Fieber beschwichtigt ist. — Ucber die Behandlung der gewöhn­lich nach nicht völlig zcrtheilter Hirn- und Kückenmarks-cnlzündung zurückbleibenden Nachkrankheilen vergl. sect;. 143. — Auf die mögliche Verwechslung mit jener das Nerven-lieber begleitenden exaltirlen oder dcprimirlen Hirnlhätigkeit mit Hirnenlzündung will ich hier noch besonders auf­merksam gemacht haben, da aus einer solchen leicht Nachtheil erwachsen kann.
sect;. 161.
Die im Verlaufe der Influenza auflreleuden Augen-etitsiindungen erfordern alle Beachtung, doch lässt sich ge­gen sie, während der Dauer der (•rundkrankheit nicht im­mer energisch genug verfahren. Ziehen eines Haarseils auf der Backe; Bedecken des Auges, um es gegen das Licht zu schützen, so wie fleissige Bähungen des Auges mit einer Abkochung schleimiger und narkotischer Mittel; Einreibungen der grauen QtiecksilbersaUte in die Augenge-gend am Abend, sind indessen die Mittel, welche recht
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zeilig anzuwenden sind.
sect;. 162.
Eintretende Gelenkentsiindungen werden mit umfangrei­chen scharfen Einreibungen, scharfem Pflaster oder Bren­nen am sichersten behandelt: sonst passen auch (in gelin­den Fällen) Bähungen und Umschläge eines Infuso-deco-cts von aromatischen und narkotischen Kräutern, denen in
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Betracht tier auflalienden Neigung, welche auch diese Ent-ziincliingen besitzen, bald zu Exmlationen zu führen, ein Zusatz von Pötiasche ganz zvreckniässig ist. Später passen dann Einreibungen mit grauer Quecksilbersalbe für sich allein oder durch einen Zusatz von KaU hydroiodicnm ver­stärkt j ebenso auch das flüchtige Liniment für sich oder zu gleichen Theiien mit obengenannter Salbe. Gegen etwa vorkommende Fttssenlzündung, ist nach vorheriger Ab­nahme der Eisen und Dünnschnciden der Sohle durch kalte Umschläge um die Hufe, örtlichen Aderlass , Einrei­bung von reizenden Dingen in die leidenden Schenkel, schar­fen Einreibungen auf der Krone und dem Fessel, zu ver­fahren und für eine weiche und sehr reichliche Streu Sorge zu tragen.
sect;. 163.
Von nicht minder wichtigem Einfluss auf eine zweck-mässige Behandlung der Influenza, wie die verschiedenen hinzutretenden Entzündungen es sind, ist endlich insbe­sondere auch noch die Hervorbildung eines Nerven- oder Faulfiehers. — Der verschiedene Fiebercharakter, mit wel­chem die Iiiftuenzu vorkommen kann, ist schon in dem früher Gesagten, in therapeulischer Hinsicht in gebührende Berücksichtigung gezogen worden. Deshalb werden wir, mit Hinweisung darauf und insbesondere auch auf Das, was oben (sect;. 132 —142) über die Behandlung einzelner Zufälle, wie sie in Begleitung des Nerven- und Faulfiebers auftreten, gesagt worden ist — im Ganzen nur noch we­nig hinzuzufügen haben. Ueberdies kann eine specielle Erörterung der Behandlung dieser Fieberarten hier nicht Aufgabe sein.
Bezüglich des Nervenfiebers verdient bemerkt zu wer­den, dass bei diesem zunächst darauf Rücksicht zu neh­men ist, ob dasselbe mehr in der Form dos versatilen oder tiltipiden Nervenfiebers besteht. — Im ersten Falle (wo bei vorherrschenden Erethistnus eine grosse Fnregclmässigkeit und selbst Widerspruch in den Symptomen sich ausspricht) tritt die Anzeige zur Hcrabstimmung der krankhaft er-
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höhlen Thäiigkcit im Nervensystem ein, und es bedarf liier, zur ErCiillung dieser Anzeige, des Gebrauchs der reiziniu-dernden und abstumpfenden Mittel. Sofern nun vorhandene schmerzhafte Entzündungen die Ursache abgeben, ist das Verfahren auch besonders gegen diese zu richten. Es wird daher in Fällen, wo unter diesen Umständen der allge­meine Krankheitscharakter noch einen entzündlichen An­strich besitzt (entzündliches Nervenfieber) die Thiere gut genährt sind, selbst wohl noch vom Aderlass Gebrauch gemacht werden müssen. Besteht dagegen mit der erhöh­ten Erregbarkeit zugleich Schwäche, was gewöhnlicher ist, so sind die obengenannten Mittel, mit stärkenden — vorzugsweise aus der Klasse der reizenden — zu verbin­den. Erst beim stupiden Nervenfieber finden die (flüchtig) erregenden Mittel, wie Baldrian, Jlngelika, Kampher, Asafo-iida, Jiirschhornöl, Terpenthinöl, Aether etc. eine allgemei­nere Anwendung; und es sind mit ihnen, zur Aufregung der Lebenskräfte auch äusserliche Beize: Senfteige, Einrei­bungen von flüchtigem Liniment zu verbinden.
sect;. 164.
Dies im Allgemeinen angegebene Heilverfahren wird nun der besondern Zusammensetzung der Krankheit, ob nämlich rheumatische, catarrhalische oder gastrische Beschwer­den hervorstechen, spezieller angepasst und bald diesen bald jenen der genannten Mittel der Vorzug in der Anwendung gegeben werden müssen, selbst den Gebrauch noch anderer Mittel erheischen. So hat sich das Hirschhornsalz beim Nervenfieber in den beiden erstgenannten Verbindungen sehr nützlich gezeigt; so wie bei gastrischen Beschwer­den, sofern sie auf einen Salurralzusland beruhen, eine kühne Anwendung von Ahführmittcl sich oft hilfreich zeigte. —
Es ist die Schwierigkeit nicht zu verkennen , jederzeit ein dem Nerrenfieber mit seinen besondern Zufallen ent­sprechendes Heilverfahren einzuschlagen; da es sich nicht allein um die Behandlung des Nervenfiebers an sich und in seinen beiden Hauptarten handelt, sondern vielmehr
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häufig genug tlic örilichcn AfTcdionen und anderweitige vorkommende Zufällo die HauptbcrUcksichiigung erfordern. Hierzu kommt noch das Veränderliche in seinem Verlaufe und das Täuschende in seinen Symptomengruppen, so dass es in nicht seltenen Fällen nur dem durch Erfahrung ge­schärften praktischen Blick gelingt, das ganze Bild der Krankheit zu durchschauen.
sect;. 165. Beim vorhandenen Faulfieber passt zwar im Allgemei­nen ein antiseplisches Verfahren — daher ausser dem Ge­brauch sowohl der permanent als flüchtig erregenden und zusammenziehenden Mittel insbesondese auch die Mineral-sauren und versüsslen Säuren Anwendung finden. Doch ist nicht zu längncn, dass hiervon nach Umständen man­nigfach abgewichen werden muss. Namentlich verdient in dieser Beziehung hervorgehoben zu werden, dass man bei noch robusten Constitutionen, die Jliichlig erregenden Mittel häufig sehr vortheilhafi mit aniiphlogutischen wie Salpeter, Brechweinstein verbindet. Von diesen beiden Mitteln hat man jedoch dem letzten den Vorzug gegeben, und nament­lich auch dessen Verbindung mit .tlaun gerühmt. Ganz besonders aber gilt dies Verfahren für die Fälle., wo der allgemeine Krankheitscharakter zum anthraxariigen hin­neigt. — Hier haben wir besonders auf zwei Lebetisfactoren hinzuwirken, sowohl auf das Blut- als IVervenleben. Den Stockungen und der Entmischung des Blutes ist ebenso­wohl zu begegnen, als durch Erregung des Nervensystems, die unter seinem Einfluss siehende Bewegung anzuspornen ist. Hierauf scheint eben die heilsame iVirkung einer Verbin­dung des Salpeters oder des Brechweinsteins mit flüchtig erre­genden Mitteln, wie Kampher, Terpenthinöl und, wo bedeu­tende Nervenzufälle (torpider Art) bereits eingetreten, des Hirschhomöls zu beruhen. Ja selbst ein Aderlass wird häu­fig genug noch aus gleichen Bticksichten Anwendung finden und sich hilfreich beweisen. Denn durch ihn wird unmittelbar ein Theil des bereits entmischten, ßir eilte freie Circulation we-
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niger geeigneten, die Nerven abnorm erregenden (deprimirend wirkenden) Blutes entzogen, die Circulation freier gemacht und den blutbereitenden Organen (den LmigenJ Erleichterung und eine freiere Thätigkeit verschafft. — Die Einsicht des han­delnden Thicrarztcs wird in dergleichen kritischen Fällen den Ausschlag für die Wahl des cinzaschlagenden Heil­verfahrens geben müssen. Er wird sich nicht durch den IVamen „Faidjieberquot; blenden lassen und bedenken, dass der faulige Zustand — Neigung zur Entmischung des Bluis — auf verschiedene Weise herbeigeführt werden kann, und hiernach sein Verfahren modificiren.
sect;. 166. Aussei' den genannten Mitteln finden ihrer antisepti­schen Wirkung wogen auch der Chlorkalk, der Eisenvitriol, so wie aus gleichen llücksichten auch der Arsenik Anwen­dung. Letzterer, in der neueren Zeit gegen den Milzbrand empfohlen, würde in Fällen, wo die Influenza eine an-thraxartige Natur gewinnt, versucht zu werden verdienen. Für diese Fälle eignen sich aber auch insbesondere die \erschiedenen Chlorverbindungen wovon man den Chlorkalk aucJi imsserlich, entweder in Auflösung für sich oder als Zusatz zu aromatischen Bähungen, gegen Karbunkeln an­wendet. Die BeschalTenhcit der Karbunkeln wird indessen für die Wahl der Mittel m. o. w. entscheiden müssen. Brandblasen neben der Zunge sind unverzüglich zu öffnen, wobei man auf schnelle Entfernung des Inhalts zu sehen hat. Daher Ist es nothwendig, dass nach ihrer Oeflnung die Maulhöhlc mit einer schleimigen Flüssigkeit, der etwas Chlorkalk zugesetzt worden oder, bei mangelndem Chlor, kalk, Essig und Wasser reichlich ausgespritzt werde; ja es ist selbst anräthlich, unmittelbar vor der Eröflnung Dies schon zu tbun; später aber sind die Ausspritzungen des Maules von Zeit zu Zeit zu wiederholen oder ein in obi­gen Flüssigkeiten getränkter Schwamm etc. von Zeit zu Zeit in das Maul zu bringen und ausserdem den Grund der Blase mit einem Gemisch von Sauerhonig und Kampher oder einem andern erregenden Mittel zu bestreichen.
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Auch in die au andern Siclloii des Körpers vorliom-inendeu Karbunkeln, sofern ihre Lage es erlaubt und sie mehr von schwappender Bcschaficnheit sind, ist es zweck-mässig, Einschnifie zu machen und dann, nach vorherigem Bähen mit einem aromatischen Infusuin mit Zusatz von Essig, .Breiumschläge auf dieselben zu machen, nm Eiterung in der Tiefe (der Schnitte) zu erzeugen. — Wo Dies nicht angeht, haben sich auch scharfe Einreibungen, über den Umfang des Karbunkels hinaus angewendet, heilsam ge­zeigt, so wie auch bei vorherrschender Karbunkelbildung die Jlpplikaiion eines Haarseils, Fontanelle etc. angezeigt ist. Zur Erregung des Nervensystems hat man beim Milzbrand, auch ohne durch Karbunkeln dazu aufgefordert zu sein, das Brennen auf einer heschriinJilen Stelle, z. B. mit einem thalei-fönnigen Eisen auf den Brustwandungen, als sehr nützlich angepriesen.
Die nicht karbunkelartigen Anschwellungen, wie sie beim Faulfieber (cf. sect;. 35.) vorkommen, erfordern eine erregende, reizende Behandlung, so Bähungen mit einem aromatischen Infusum, Eichenrindeabkochung eic. — Waschungen mit erwärmten Essig und Brandwein, trockne Beibungen mit wollenen mit Kampherpulver bestreuten Lappen; Einrei­bungen mit Kampherspiritus, flüchtigem Linenient etc.
sect;. 167.
Wie beim Nervenfieber, so werden auch beim Faul­fieber häufig genug einzelne Zufälle eine vorzugsweise Be­rücksichtigung erfordern und somit eine symptomatische Kur den wichtigsten Theil in der Behandlung ausmachen. Dem­zufolge wird bald diesem bald jenem der empfohlenen Mit­tel der Vorzug eingeräumt werden müssen, #9632;wobei jedoch das Verhalten des Darmtractus für gewöhnlich am meisten in Betracht kommen wird, so namentlich ob Durchfall be­steht oder nicht. —
sect;. 168.
Was nun endlich die Erfüllung der 3ien in sect;. 127. auf­gestellten Indication, die vernünftige Leitung der Reconva-
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lescenz anbciriffi, so wird es bei dieser sich besonders da­rum handeln; die dynamischen und materiellen Wirkungen und Folgen der Krankheit, als Mattigkeit und Schwäche. Magerkeit, erhöhte Reizbarkeit und Empfiudiichkcit zu heben und hiermit zugleich auch die Neigung zu RUckfallcn und andern Krankheiten zu beseitigen. — Im Allgemeinen wird nun diese Indication ihre Erfüllung in einem zxeeck-mässigen diäletischen Verhallen finden müssen, wohin insbe­sondere eine angemessene Fütterung und Rcvvahrnug vor solchen Aussen-Einflüssen (Erkältungen) gehören, die über­haupt als nachthcilig zu betrachten sind, vornehmlich aber geeignet sein könnten, Rccidivc zu veranlassen. Demzu­folge passen leicht verdauliches Futter, wohin in Fällen, wo die Thierc sehr herunter gekommen sind, besonders die Fütterung von Malzschrol gehört. Rei etwa vorhandener Hartleibigkeit ist die Fütterung von Mohrriilen und etwas rohen Kartoffeln sehr zu empfehlen, die jedoch wieder bei dünner Mistung zu vermeiden sind, da hier mehr trockenes Futter passt. Massige Rcvvegung in freier Luft befördert durch ihre wohltliätige und belebende Einwirkung auf die Verdauungs- und Hauithätigkeit gar sehr die völlige Wie­derherstellung; auch trägt solche sehr dazu bei, etwa vor­handene Anschwellungen der Schenkel etc. zu beseitigen. Als Regel muss gelten, die Folgen der Krankheit, insofern sie sich auf die Kräfte beziehen, und diese zu heben sind. Dies weniger durch Arzneimittel, als vielmehr durch näh­rende Mittel zu erreichen. IVur in jenen Fällen, wo eine geschwächte Verdauung der normalen Aneignung der IVahrungsmittul heinmend in den Weg tritt, wird erst zur Relebung der Verdauung der (gebrauch verdauungsstärken-der Mittel nothwendig werden. Im Allgemeinen kann an­genommen werden, dass eine wirkliche Nachkur nur da nothwendig wird, wo neben den gewöhnlichen, oben ge­nannten Folgen der Krankheit, noch besondere Leiden als Nachkrankheiten zurückblieben, was, wie wir in dem sect;.65. gehört haben, bei der Influenza so häufig der Fall ist. — Diese sind es mm auch ganz besonders, welche schon in
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der Reconvalescenzpcriodc bcriiekslchiigi sein wollen, da­mit durch sic eine möglichst vollkommene Genesung nicht vereitelt werde. Eine ganz besondere Berücksichtignng verdienen in der Reconvalcscenzperiodc zwei Erschcinun-gen, nämlich HarlleiligkeU und Durchfall. Beide Zufälle dürfen nicht geduldet werden, da durch ihr Fortbestehen leicht erst der Grund zu nachfolgenden chronischen Leiden
gelegt wird.
Sofern
ihre Beseitigung nicht durch eine
zweclcmässige Auswahl des Futters und Getränkes erreicht wird, müssen sie, nach Anleitung der sect;sect;. 137 und 13S ge­gebenen Regeln, zu heben gesucht werden.
sect;. 169.
Es würde zu weit führen, sollte hier neben der Be­handlung der In/ltienza selbst, auch noch im Detail die Therapie ihrer Nachkrankheitcn angegeben werden, daher wir uns auf einige allgemeine Bemerkungen beschränken werden.
Gegen die in sect;. 66. beregte Verdauungsschwiiche und Unordnungen in der Ycrdauungsthätigkeit überhaupt, und daher rührende mangelhafte Ernährung, wird, den daselbst beschriebenen verschiedenen Ursachen entsprechend, auch das therapeutische Verfahren einzuleiten sein. Wo sich das Leiden mehr als eine Verschleimung (Status gastricus piluilosus) darstellt, ist es Aufgabe, den angesammelten Schleim zu entleeren und dessen Wiedererzeugung, durch Belebung der Verdauung und Hebung der Kräfte, zu be­gegnen. Abführmittel mit bitteren Mitteln in Verbindung (Glauber- Doppel- oder Bittersalz mit Entian) finden da­her hier die gewöhnlichste Anwendung. Unter Umständen verdient (beim sog. Saburalzustand, bei noch kräftigen Constitutionen und mehr trockner Mistung) jedoch oft eine drastische Purganz den Vorzug und führt schneller zum Ziele. — Vor dem Gebrauch erhitzender Arzneien hat man sich bei diesem Zustande im Allgemeinen in Acht zu nehmen, daher die rein bittern Mittel (Endan, Bitlerklee} auch besser zu bekommen pflegen, als die ätherischölig-bittern Mittel (wie Wermuth. Kalmus etc.)
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Wo dagegen mehr ein galligter Zustand (Slat. gast, biliosusj zum Grunde liegt, hat man zunächst zu erforschen, ob derselbe davon abhängig sei, dass sich in den ersten Wegen Galle angesammelt habe, oder ob vielmehr die Galle nicht auf den natürlichen Wegen ausgeschieden werde. Im ersten Falle würde man die angesammelte Galle zunächst durch milde Abführmittel zu entfernen haben, und diesen dann bittere JVIittel folgen lassen. Die häufig bei diesem Zustande vorkommenden (periodischen galligen) Durchfälle geben für gewöhnlich keine Contra­indication für den Gebrauch milder Abführmittel ab. — Im zweiten Falle wird ein Verfahren einzuleiten sein, wo­durch die naturgemässe Absonderung der Galle wieder hergestellt und nach dem Darmkanal geleitet wird. Mit Rücksicht auf den Grad der Erregbarkeit und Kmpfind-lichkcit des Darmkanals passen in solchem Falle der Brech-weinstein, der IVeinslein, der Salniiak, das Calomel mit schleimig bittern Mitteln; als Hausmittel sind zu empfeh­len: Cicliorien, Hopfen, Metrrellig, als Futter: Disteln und fFurzelwerk.
Wo mehr in den Assimilationswegcn (den Gekröss-drüsen) der Grnnd der mangelhaften Ernährung zu suchen sein sollte, da wird meistens schon eine nachhaltige Be­handlung erfordert. Mittel, denen man eine spezifische Wirkung auf das Lymphgefässsystem zuschreibt, welche die Stockungen in demselben zu lieben vermögen, finden hier Anwendung. Daher sind *intimonialia und Mercurialia mit Littern Mitteln in Verbindung: schleim- und zucker­haltige Stoffe — als Nahrung bei solchen Zuständen ganz be­sonders zu empfehlen. So die Fütterung von .Molirrüben und Malz.
sect;. 170.
Gegen den wohl zurückbleibenden Husten lässt sich wenig durch eine medizinische Behandlung ausrichten; sie würde überdies zu kostspielig sein. Unter Beachtung eines zweckmässigen Verhaltens der Thtere, unterstützen schleimige Getränke das Verschwinden desselben. Sonst
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wird meistens der Salmiak gegen ihn passen, und solcher am einfachsten mit Theer und Fenchel in Verbindung ge­geben werden. Eine Composition, die für die Mehrzahl der Fälle angezeigt sein wird. —
Ebenso lässt sich auch gegen die zurückbleibenden .4/Amungsielaquo;cAwm/en wenig unternehmen: Ruhe, leicht ver­dauliches Futter, nur wenig Rauchfuttcr; wenn es die Jahreszeit gestattet Grünlutter, besonders aber Wcldegang, tragen zur schnellem Bcsciiigung bei. — Wo sie noch mit Aniregung im Gelasssystem bestehen, ist die längere Unterhaltung einer Fontauclle anräthlich. Ueberall, wo man sicli indessen mit dein angegebenen Yerfahren nicht begnügen zu dürfen glaubt, oder Seitens der Besitzer die Anwendung von Arzuneimittel gewünscht wird, muss die Auswahl der Mittel nach dem nach Möglichkeit zu ermit­telnden Ursachen erfolgen. Welche Ursachen zum Grunde liegen, hierüber wird eine genaue Beaufsichtigung dos Krankhcitsverlaufs und insbesondere auch die Beschaffen-
heit des Hustens Aufschluss geben.
In der grössten
Mehrzahl der Fälle werden solche in L'cbcrbleibseln der Eiitzündungsproductc bestehen und daher Mittel anzuwen­den sein, welche den Resorpiionsprozess anspornen. — Sollte bloss eine zu sehr gesteigerte Reizbarkeit der Re-spirationsorganc zum Grunde liegen, so sind narkotische Mittel, insbesondere die Blausäuren zu versuchen.
sect;• !quot;!•
Gegen Lungenschwindsucht lässt sick nur, wenn sie noch in der Ausbildung begriffen, etwas ausrichten. IVcben angemessenem diätetischen VerhaUcn bewährte sich mir Bilsenkraut oder Opium (Abkochungen frischer Mohnköpfe) mit Bleizucker noch am besten.
Von den übrigen sect;. 70. und 71. genannten und inner­liche Leiden darstellendoii jVachkrankheiten, als verdächtige Druse, ffurm und Bolz würde fast ausschliesslich nur die erstere noch zu Heilversuchen die Veranlassung geben können, die beiden letzten dagegen wohl lediglich nur •
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noch aus präscHaiivcn Riicksichlcn ilic T)iätigl.cH des Tin'orarzies in Anspruch nclimcn.
sect;• 172. Die iiachrolgcnclcii Augcnenlzüiulungen erfordcni eine der periodischen Augenenizündung analoge Behandlung, igt;lit Blutcniziehungen sei man nicht zu kärglich und 1111-terlasse nicht, nchen den örtlichen Mitteln, drnstische Pur-girmillel in Gehrauch zu ziehen. ITcberhaupt muss es als Regel gelten, sich nie auf eine blos örtliche Behand­lung des Auges zu beschränken, wenn man mit Erfolg der­artige Augenentzündungen behandeln will.
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sect;. 173.
Gegen zurückbleibende lähmungsartige Schwäche im
Kreuze etc. sind scharfe Einreihingen, Haarseile, Brennen, Moxa, Actipunkfur zu versuchen. Mehr als diese Mittel leisteten mir in einigen Fällen kalte Touchbäder, oder tägliches Schwemmen in Flüssen. Durch innerliche Mittel richtet man im Allgemeinen sehr wenig aus, doch würde die 7iux vomica zu versuchen sein.
Auf gleiche Weise sind etwa zurückbleibende Störun­gen in der Hirnthätigkcit (Stumpfsinn) zu behandeln: leicht verdauliches, einen trockenen Mist unterhaliendcs Futter (Grünfutter, rohe KartoiTeln etc.) kühler Aufent­haltsort und Ruhe sind nothwendige Requisite, wenn noch eine Heilung des Hebels, die jedoch nur langsam eintritt, erfolgen soll. Ab und zu solchen Patienten eine Furganz gegeben, hat sich nützlich gezeigt.
sect;• l'l. Uebel in der Rehandlung sind die Cordracturen der Beugesehnen, besonders wenn solche alle vier Schenkel ergriffen haben. Es werden hiergegen nicht selten noch innerliche, die Hautausdünstung befördernde Mittel mit in Gebrauch zu ziehen sein, namentlich verabsäume man sie nicht, wenn die Haut fest anliegt, trocken und staubig er­scheint. Die mehrseitig wohl cmpfohlnen reizenden und selbst scharfen Einreibungen längs der leidenden Sehnen, leisten im Allgemeinen Das nicht, was man von ihnen er-
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-wartet; mehr haben sich mir bewährt irarmc schleimige Bäder und ßähungen, so ans Schlempe, aufgekochter Kleie, mit warmen Wasser angerührtes Lcinkucheninchl etc. und ausserdem (in den Zwischenzeiten, namentlich für die Nacht) Einreibungen von erwärmtem Ocl, Fischthran etc. Für weiche 31ishing ist, durch passende Auswahl des Futters, zu sorgen; ebenso darf es dergleicheu Patienten an einem weichen Lager nicht fehlen; ein warmer Auf­enthaltsort sagt denselben ebenfalls sehr zu. Wo solcher nicht zu beschaflen, ist für warme Bedeckung Sorge zu tragen. Im Sommer ist Weidegang sehr zu empfehlen.
sect;• 1quot;5-Die sogenannten Sehnenanschwellungen weichen, nach vorherigem Abscheeren der Haare, am sichersten nachdrück­lichen Einreibungen von Scharfsalbcn, der Application von scharfem Pßastir und dem Brennen. Die wohl empfohlenen Einreibungen von grauer fytecksilbersalbe, oder Jlüchtisem Liniment oder beide in Verbindung, sowie der Jbf/saWe (die jedoch schon sichrer wirkt) etc. werden mit viel weniger sicherem Erfolge und bei eben bedeutender Sehnenan-schwellung', meistens ohne den Zweck zu erreichen, ange­wendet; so dass man später doch noch gezwungen wird, zu erstcren Mitirin seine Zuflucht zu nehmen. — In Bück­sicht der entzündlichen BcschafTenhcit, welche die An­schwellungen bei ihrem Eintritt zeigen, hat man auch wohl kalte Umschläge gegen dieselben in Anwendung gebracht und mitunter auch wohl mit Erfolg. Es ist diese Methode. in Bezug der Natur dieser Anschwellungen, aber nichts weniger als zu empfehlen, da sie in anderweitiger Bezie­hung neben Dem, dass sie unsicher ist, selbst leicht Nach-theil bringt. Dagegen werden zweckmässig Seifenbäder (3 — 4 mal täglich ^ Stunde lang) als Hilfsmittel zur schnellern Zertheilung, nach vorherigen scharfen Einrei­hungen, in Gebrauch gezogen; doch hat man dafür zu sorgen, dass die Füsse nach dem Bade jedesmal gut ab­getrocknet werden. Bewährt hat es sich auch, unmittelbar nach dem Bade eine Flanellbinde über die Geschwulst
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anzulegen. Bei der häufigen Wiederholung dieser Art Anschwellungen (cf. sect;. 75) zieht man mit Vorthcil auch: Fontanelle, drastische Purgir- und harntreibeiule Mittel in Gebrauch! Die begleitenden Zufüllo werden für die ange­messene Bcnutzuug dieser, so wie vielleicht noch andrer Mittel entscheiden.
Sollte nach einmaliger Einreibung der Canthariden-Salbe die Anschwellung nicht völlig beseitigt werden, so ist solche zu wiederholen. Ein durch Erfahrung gereifter Blick wird auch bald und frühzeitig genug die Notwen­digkeit der Wiederholung entdecken, was indessen auch nothwendig ist, nm nicht die passende Zeit zu verlieren. Wer sich noch nicht sicher genug glaubt, thut daher wohl, nachdem die Salbe etwa 3 — 4 Tage gesessen , dieselbe sammt den sich gebildeten Schorfen mit lauem Seifen­wasser abwaschen zu lassen und dann, nachdem der Theil trocken geworden, sofort die Einreibung zu wiederholen. Von der richtigen Application der Salbe hängt der Erfolg ganz besonders ab; gut applizirt leistet eine Einreibung mehr, als drei mit Nachlässigkeit (und ohne vorherige Ab-scheerung der Haare) angebrachte. Wer die Salbe in die Haare schmiert und ohne wiederholtes Nachreiben auszu­kommen glaubt, wird wenig mit ihr ausrichten. — Soll sie von zuverlässlicher Wirksamkeit sein, so ist es nölhig, die Haare von der Applicalionsstelle (die über den Umfang der Geschwulst hinaus sich erstrecken muss) dicht auf der Haut abzuschecren, und nachdem die Parthie unter der Geschwulst (Köthe) zuvor mit einem Mehl- oder Lehmbrei dick überstrichen und derselbe trocken geworden ist, wird die Salbe aufgetragen und nachdrücklich eingerieben und dann im Laute des Tages (anfangs alle Stunde) mehr­mals nachgerieben. Auf diese Weise die Salbe applizirt, kann man sich von ihrer Wirksamkeit überzeugt halten; und ein Zusatz von Aetzmittel zur Cantharidensalbe, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen, wird i. d. R. zu entbehren sein.
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doch hat man bei ilircm Gebrauch darauf zu hallen, ab und zu durch Abwaschung mit lauem Wasser ihre, durch Kanzigwerdcn reizende Wirkung auf die Haut zu beseiti­gen. Im Sommer hat man solche Thierc auch noch gegen
die Fliegen zu schützen. —
sect;• 178.
Behandlung der Influenza nach homöopathischen
und hy d r opa thischen Grundsätzen.
Wie die Homöopalhie und Hydropathie in der Menschen­heilkunde ihren Anbeter gefunden, so hat sich auch der letztem Schwester, die Thierheilkunde, nicht ganz vor ihren Verführungen zu sichern vermocht. Auch sie hat m. o. w. den Hcilprincipicn jener willig ihr Ohr geliehen, und man hat diesen selbst, wenigstens in Bezug der Homöopathie, eine festere Basis zu geben gesucht; wofür die verschiede­nen homöopathischen Schriften, zoopathologischen, zoophar-macodynamischen etc. Inhalts sprechen. Es hat somit nicht fehlen können, dass auch die In/hienza der Pferde nach die­ser neuen Hcillehre behandelt wurde. Wir glauben es nun zwar der Vollständigkeit schuldig zu sein, das uns hierüber bekannt Gewordene liier in der Kürze mitzuthei-len, sei es auch nur, oin dem Vorwurf der Anhänger der genannten Heiilehre zu entgehen. Auf eine nähere Erör­terung über die Brauchbarkeit derselben in der Thierheil­kunde überhaupt und in specie bei der Iiifluenxa kann sich jedoch nicht eingelassen werden; es dürfte auch genügen, die Behandlung der Inßuensa in dieser Hinsicht kurz an­zuführen. —
sect;. 179.
Von den verschiedenen homöopathischen Arzneien wer­den gegen die Influenza vorzugsweise das Jlconil, die Bryo-nia und Arsenicum album Anwendung finden. Das erste
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MiUcl, wo die Krankheit mit dem sthenischen Chavalitcr und örtlichen Entzündungen auftritt; das zweite, wo sie mit den asthenischon Charakter vorkommt, oder die ortli­chen Entziiiulungcu hereits Uebcrgänge (durch Ausschwit-zung) gemacht hahon; das dritte, wo dieselbe mehr den typhösen (und anthraxartigen) Charakter entfaltet. Genske *) empfiehlt aussei* den erst genannten beiden Mitteln bei der Influenza auch Rhus und ganz besonders Phosphor und riilimt namentlich den Gehrauch der Tincl. PJwspJi. welche nach seiner Anweisung unverdünnt in einer Habe von 6 — 8 Tropfen (auf eine Oblate geträufelt, da die Vermischung mit Wasser sehr leicht eine Decomposition bewirkt) gege­ben werden soll.
sect;• 176.
Man will nun im Allgemeinen gefunden haben, dass bei den grössern Hausthiercn, und somit auch beim Pferde, die ersten Verdünnungen, etwa bis zur sechsten (also 1. 2. I. 4. 5. 11.) die anwendbarsten sind und nur in höchst acu-ten Fällen höhere Potenzen (IV — VIII) Anwendung fin­den; die höchsten (als IX. 28. 29. X.) aber ausfallen kön­nen *'). Ebenso sollen im Allgemeinen kleine Gaben von respect. 3 — 6 Tropfen oder Granen, je nachdem das Mit­tel in Form der Tinchiren oder Pulver bereitet wird, den Vorzug verdienen, dafür aber öfter gegeben werden.
Zum Vehikel der homöopathischen Arzneien bedient man sich bekanntlich der (ungefärbten!) Oblaten, worauf die Flüssigkeit (Essenz) getröpfelt und dann dein Pferde auf die Zunge gelegt wird; oder ein Weniges Weizenmehl, womit die Arzenei in einem Mörser (der aber nach jedes­maligem Gebrauche sehr sorgfällig mit heissem und kaltem Wasser gereinigt werden muss) zusammengerieben und dann ebenfalls den Pferden auf die Zunge gebracht wird. Doch ist es auch slallhafl sich des Wassers zu bedienen. ----------------
*) Allg. Honiüopathische Zeitung. Jalug. 1844. No. 19. pag, 298. **) Fried, Aug. Günther: iler homiioiialhisclie Thierarzt etc. 3. Th. jag. 82. Sondersliausen 1840.
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Man will sogar sclbsi in tier neuesten Zeit, nach vielfäUi-gen Krfaliruiigen als die zweckmässigsle Anwendungsweise der homüopatliischcn Mittel diejenige bewährt gcCunden haben, nach welcher die rorsebriftsmässige Gahe der Arz­nei unter eine kleine Quantität Wasser (doch wohl dcstil-lirtcs?) gemischt wird, und vermittels eines Eingebcgläs-chons, welches nach jedesuialigem Gebrauche ebenfalls sorg­fältig ausgespült werden muss, dem kranken Thiere in das Maul gicsst *). Wo, wegen krankhafter Verscbliessnng des Maules, wie z. 15. beim liinnbackenkrampfe, ein unmit­telbares Eingeben der Arzneien nicht möglich ist, soll man entweder einen Zahn ausbrechen (I!—) oder dieselbe dem kranken Thiere in die Nase gicssen, oder mit Wasser vermischt, als Klystior anwenden **).
sect;• 181.
Die Gabe des Mittels wird alle 5 — 4 — 6 Stunden, je nachdem die Dringlichkeit des Zustandes es erfordert, gereicht, doch dürfte es öfterer Wicdcrbolnngen kaum bedürfen, da man nach Günthers ***) Behauptung bei Brnstentzündungen z. B. nicht ängstlich zu sein braucht: '•die Homöopathie hilft hier sicher und schnell und hat schon oft Pferde, welche der allöopathische Thierarzt für verloren erklärte, nach % — 2 Stunden vollkommen hergestelltlaquo; III
Bei dem Gebrauche der homöopatischen Mittel, hat man sich aber aller änsserlichen Mittel, als Einreibungen etc. zu enthalten, weil dadurch sonst die Wirkung der in­nerlichen Mittel gestört wird. Ueberbaupt die homöopa­thisch-diätetischen Yorschrifteu genau zu befolgen. Selbst in der Nähe derjenigen Patienten, welche nach homöopa­tischen Grundsätzen behandelt werden, dürfen keine mit #9632;
*) In der jüngslen Zeit hat man sogar behäuflet, ilass esliinrei-clieml sei, neun die Palienlen an der liumiioiiatliisvlien Arznei Moss riechen.
**) Günilier 1. c. pac, 84, ***5 '• lt;=• 1 ™- MS- 148.
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allöopathischcn Arzneidoscn bcLandcKc stehen, wenn die Kur nicht vereitelt werden soll.
sect;, 182.
Aussei- den gcnannlen Mitteln iinden unter Umstünden, je nach der besondern Verbindung und Complication der Influenza auch noch andre Mittel Amrendung, wie ]\Urum, Opium, nux vomica, Mercurius vivus etc. jN'ähere Bclchruiis hierüber wird man sich in Genshe's homöopathischer *drzenei-mütellehre für Tinerürzle etc. Leipzig 1837, verschaffen können. Wir beschrünken uns auf das Gesagte, jedoch noch bemerlicnd, dass nach den Grundsätzen der Isopalhie, (der allcrhüchsicn Potenz —) bei der AnstecKungsfähig-keit der Inßuenxa in dem Ansteckungsstoffe selbst noch ein homöopatliisches livilniittel aufzufiiulen sein wird.
sect;. 183.
Was nun die Behandlung der Influenza nach hydropa­thischen Grundsätzen (laquo; la Priessnilz) anbetrifft, so ist der Hauptzweck dabei, eine recht starke Uautausdünstung zu bewirken, welche durch anlmltendes Reiben des Körpers mit harten Slrohwisehen, durch kräftige Uebergiessungen desselben mit kaltem Wasser, so wie durch häufiges Ein­geben von kaltem Wasser zu erzwecken gesucht wird.
Das Verfahren hierbei ist Folgendes: Der Patient wird in einen massig warmen, temperirten, zugfreien Stall gebracht, mit 2 — 3 wollenen Decken belegt, wobei nicht allein der Rumpf, sondern auch die Extremitäten möglichst einzuhüllen gesucht werden müssen. Nach diesen Vorbe­reitungen beginnt die üusserliche Kur damit, dass das Pferd mit fest zusamniengedrehten Strohwischen, die öfter in kaltes Wasser getaucht werden, während vier Minuten gerieben wird. Bei diesen Früitirungen kommt es weniger auf die Kraft, als viclinchr auf die Schnelligkeit an, wo­mit sie uusgeführt wird. iV'ächstdem wird der Patient, an­fänglich 6, im fernem Verlaufe der Kur aber 8 Minuten hindurch mit kaltem Wasser aufs kralligste übergössen, wozu man am Einfachsten der Stalleimer sich bedient. Je stärker und in je grössercr Masse das Wasser gegen delaquo;
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Körper geschleudert wird, desto kräftigere Rcaclionen stehen zu erwarten. Unmittelbar nach der Uebergicssung ist der Körper mit trockenen, fest gewiclicltcn Strohwi­schen, während einer gleicheraquo; Zeit, wie das erste Mal, ab­zureiben, worauf dann das Pferd schnell wieder in wollene Decken (unter welche man aber jetzt noch eine nasse lei­nene, der Grosse des Körpers entsprechende, legt) anf das sorgfältigste eingehüllt und in seinen Stall zurückge­führt wird. Behufs Ausführung der genannten Manipulationen sind 5—6 Menschen erforderlich und es ist dazu ein Platz zu wählen, der gegen Zugluft geschützt und möglichst in der Nähe des Stalles, wo der Patient aufgestellt, gelegen ist, um zu verhüten, dass das Thior mit durchnässtcu Körper lange der Luft ausgesetzt bleibe. Nach Ver­lauf von etwa -^ Stunden pflegt das Thier in Schwciss zu gerathen, welcher oft bis 6 Stunden anhält und von ziemlicher Heftigkeit ist. Nach dem Vorübersein des Schwitzcns, wird zuerst die leinene Decke, dann in Zwi­schenzeiten von mehreren Stunden die wollenen bis auf eine von ihnen, die bis zur nächsten Uebergiessung liegen bleibt, entfernt. Die genannte Prozedur ist täglich und zwar so lange zu wiederholen bis ein allgemein über den Körper verbreiteter (liritischcr) Ausschlag auf der Haut, in Form von Knötchen, eingetreten ist. Mit dem Hervortreten des Ausschlages werden die Reibungen eingestellt, um seinen vollständigen Ausbruch nicht zu stören; mit den Ucbergiessungen wird jedoch noch einige Tage fortgefah­ren, dann aber auch mit diesen successive aufgehört, indem man sie anfänglich einen Tag, später aber mehre Tage aussetzt und sie zuletzt ganz einstellt. Kinc gleiche Vor­sicht ist auch bezüglich der gänzlichen Entfernung der Decken zu beobachten. — So weit die üusserliche Kur. Die innerliche ist höchst einfach und besteht in der häufigen Verabreichung von kaltem Wasser, welches dem Patienten theils durch Eingüsse in das Maul, theils in Ithstieren beigebracht wird. Man giebt dem Thicrc alle i Stunde s Quart Wasser ein und appliziri ihm zu glcic'.ier Zeit
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äavon ein Klystier. Es werden die Eingüsse und Klysliere so lange fortgesetzt, wie die Uebcrgicssnngen dauern und dürfen nicht vernachlässigt werden, indem durch sie einer­seits wesentlich zur Beförderung des Schweisscs beigetra­gen, andererseits eine grösscre Freiheit in den ersten Wegen bedingt wird. — Bei vorhandener bedeutender BrustafTcciion ist mit dem Eingicssen viel Vorsicht zu verbinden, und daher erst zu versuchen, ob das Thicr nicht freiwillig säuft, welches es während des Schwilzens gewöhnlich thut. In diesem Falle hat man aber genau darauf zu ach­ten, dass es nicht mehr als die bestimmte Quantität zu sich nimmt.
In der neusten Zeit hat man sich, wegen des Um­ständlichen bei dem Wasscreingeben, auch wohl auf die blosse äusserlichc Anwendung des kalten Wassers be­schränkt, und Behufs Erregung des Schweisses innerlich schiveisstreiiende Mittel gegeben, überhaupt die Wasserkur mit andern Knrmethoden zweckmässig zu vereinigen ver­sucht.
sect;. 184.
Die Resultate, welche durch die Wasserkur bei der Influenza erreicht wurden *), sind im Ganzen günstig zu nennen, mindestens waren sie viel besser als die Ho­möopathie sie zu erreichen vermochte. Dessenungeachtet aber dürfte die Wasserkur, der grossen Umständlichkeit in der Ansführung und der Gefahr halber, welche aus Ver­sehen dabei erwachsen können, in der Thierheilkunde über­haupt, wie gegen die Influenza insbesondere, nur wenig Eingang finden, und die Allöopathic nicht zn fürchten haben, durch sie ersäuft zu werden. Wohl aber muss sic den Unbefangenen zu der Ueberzeugung führen, dass auch ohne (oft zur Ungebühr angewendete) pharmaccutischc niittcl, Heilnngen zu Stande kouunen können; und es da­her immer für den Allöopathen eine wohl zu beachtende
*) Die meisten Versuche der Art sind vohl in Trakelinen inil Umsicht angestellt gt;vordeii.
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Regel bleiben müsse, nicht zu süirmisch mit allüopatlii-schen Dosen gegen unsere Krankheit zu verfahren; wie wir davor in dem sect;. 126. ausdrücklich auch gewarnt haben.
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#9632;
Prophylaxis.
i R 1 ex
Von einem erfolgreiclicn Präservadvverfahren kann zwar bei der Influenza, mit Rücksicht auf Das, ,was wir oben in ätiologischer Reziehung angeführt haben, eben nicht die Rede sein; (denn sollte dasselbe sichere Grund-stützen gewinnen, so würde Dies eine genauere Dekannt-schaft der veranlassenden Ursachen voraussetzen). Dessen­ungeachtet verdienen doch einige Massnahmcn alle Beach­tung, weil durch deren Befolgung, wenn auch grade nicht der Ausbruch der Krankheit bei drohender Gefahr abge­wendet, dieselbe doch in ihrem Verlaufe gemildert wird. — Diese Massnahmcn finden nun bei herrschender Influ­enza grösstcntheils ihre Erfüllung in einem zwcckniässigeu diätetischen Verhalten der noch von der Krankheit ver­schont gebliebenen Pferde überhaupt, als insbesondere in Beseitigung oder Milderung der oben sect;. 97. seq. genannten wichtigere C'omplicationeii der Krankheit bedingendeii Aus-sencinflüssc; namentlich sind die Pferde sorgfältig vor jeg­lichen Abkühlungen und ErkäUungen zu schützen, durch Frottirungen und nachdrückliches Striegeln der Haut und angemessene Betuegtuig die Hautthätigkeit anzuregen (die Pferde ruhig im Stalle zu halten ist durchaus zu wider-ralhenquot;) und solche IXahrungsmittcl zu vermeiden, die
*) Wietlerliolt ist die lieubaclitung gemacht, laquo;lass nach Kulie-iagen die Zalil der Ktkiankungeu guisser war. Viel und leiclile Be­wegung kann ick aus Eifaluung als liüdist zweckmässig eupfeklen.
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durch ihre SchwcrvcrdaulichUcit oder ungesunde Beschaf­fenheit irgendwie gasirische Zustände begünstigen könnten. — Für reine Luft in den Ställen ist besonders Sorge zu tragen, und die sect;. 102. genannten Nachtheile der Siallung müssen nach Möglichkeit zu beseitigen oder zu mindern gesucht werden.
Wenngleich nun auch diese Massnahmcn, wie die Er­fahrung genugsam gelehrt, nicht im Stande sind die Krank­heit gänzlich abzuwenden, so ist ihr wolilthätiger Einflnss im Allgemeinen doch stets erkannt worden.
Man hat ausserdem verschiedene Mittel aus präserva-tiven Rücksichten in Gebrauch zu ziehen empfohlen, im Allgemeinen haben jedoch auch sie den beabsichtigten Zweck, Verhütung der Krankheit, nicht allgemein erreicht. Allein, wenn Dies auch der Fall war, so ist ihr Gebrauch doch keineswegs als durchaus nutzlos und daher verwerf­lich zu betrachten, wenn sonst nur das richtige Mittel ge­wählt wird, und man nicht nacli Universalmitteln hascht.— 3Ian muss mit dem Gebrauch solcher Mittel weniger die Absicht verbinden, die lirnnkheit gänzlich abwenden zu wollen, als vielmehr den üblen Complicationen zu begegnen und die Thierc in einen solchen Zustand zu versetzen, welcher für- einen gutartigen Verlauf der Krankheit dis-ponirt. —
sect;. 186.
Ebenso verschieden, wie die Krankheit sich gestalten kann, worden daher auch die Mittel auszuwählen sein. Da es nun aber höchst schwierig, fast unmöglich ist. Dies vorauszusehen, so leuchtet ein, dass ein Präservaliv- Ver­fahren, auch selbst in dem genannten Sinne, immer seine grossen Beichränkwngen erleide, und dabei mir nach sehr allgemeinen Regeln verfahren werden könne. Die Anhaltspunkte für die Wahl der Präservafivmittel müssen vorzugsweise ans dem Genius der Seuche und dem Character der Krankheit abge­leitet werden. Wenn diese nun, -wie wir oben auseinan­dersetzten, verschieden sein können, die Injhienza überhaupt in sehr mannigfachen Modiiicationen auftreten kann — so
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leuchtet daraus auch ein, ilass einzelne 3Iitie), wie nament­lich der wohl empfohlene Aderlass, Alführmillel etc. nicht eine allgomeinc Anwendung iinden, sondern nur für ge­wisse Fälle passen können. — Für das speziellere Präser-tativ-Verfahren lassen sich daher auch keine allgemein durchgreifende Arorsclirif(en geben. Es muss ganz der Einsicht des handeliulcn Thicrarztcs überlassen bleiben, welche Mittel in den concreten Seucbenfällcn aus präser-vativen Kücksichtcn etwa in Gehraucli zu ziehen sind. Als 31itlt;cl jedoch j welche eine sehr durchgreifende An-wendiHig finden werden lind insbesondere auch ans den sect;. 1quot;27. genannten Uücksichten angewendet zu werden ver­dienen, glaube ich aus Erfahrung die Application von Fon-lanelkn, die Darreichung von Kochsalz und IVachholder-leeren in nngeniesenen Dosen, für sich allein oder noch mit einem Zusatz von gchochlem Terpenlhin, empfehlen zu können. Ich habe über den Erfolg dieser Mittel verglei­chende Versuche*) angestellt, und das Resultat war ein günstiges.
sect;• 187. Mit den ebengenamiten Mitteln Clilorräucfierungen zu verbinden ist in allen Fällen anziirathen; inicrlässlich aber sind sie in jenen Fällen, wo eine Wciterverbrcitung der Krankheit auf dem Wege dor Ansteckung zu befürchten steht; und Das ist überall dort der Fall, wo die Krankheit in grössern Stallungen bereiis zum Ausbruch gokommen ist. Daher ist denn in präservativer und polizeilicher Hinsicht auch noch die Separation zwischen Kranken und den Gesunden nicht liintenan zu setzen. — In Fällen, wo eine erfolgte Ansteckung zu vermuthen steht, Ihut man wohl, ausser den vorhin genannten Mitteln, solche in Ge­brauch zu ziehen, welche schweisstreiliende Eigenschaften
*) Es sind diese Versuche milgellieilt in meiner „Sammlung von Gutachten, Berichten etc. Berlin 1836. in einem Berichte „Vorhauungsmassregeln wider die Brustseuche unter den Re-montepferdenquot;- jiag, 231.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gt;-
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besiizen — in der Absicht das bereits assimilirte Coniagium nicht zur völligen Wirksamkeit gelangen zn lassen, wozu sich Brechweinslein und Kampfer in einem warmen Flieder-blumeninfusum, besonders eignen dürften'gt;f). Sonst würde für solche Fälle auch der Gebrauch des kalten Wassers in derselben Weise, wie man sich dessen aus curativen Rück­sichten bedient (cf. sect;. 183.) versuchsweise zu cmprehlcn sein. Säuerliches Getränk wird in Fällen, wo die Krank­heit entschieden mit dem /auligen Charakter auftrift, so wie insbesondere dort, wo einzelne (iniercurrirendc) Fälle eine anthraxartlge IVatur verrathen, als passend in Anwendung zu bringen sein: desgleichen auch /'trr. sulphur, im Getränk.
sect;. 188.
Eine noch aus präservativen Rücksichten aurzinveriVmlc Frage ist die: Erfordert die Inßuenza ihrer Natur nach nicht auch besondere polizeiliche JUassregeln? — Im Allgemeinen würde diese Frage, da diese Krankheit ganz gewöhnlich als Seuche auftriff und ansteckend ist, mit raquo;./alaquo; beantwor­tet werden müssen. Im Resondern Jedoch dürfte die Ant­wort nicht so unbedingt bejahend ausfallen.
Wenn die Anstcckiingsfähigkcit der hi/Iuenza einerseits auch polizeiliche Massregcln zu gebieten scheint, und zwar ausscr einer blossen Absonderung der Kranken von den Gesundlaquo;]], auch die gewöhnlichen anderweiügen Alass-nalimen, als die Finsiellnng des freien Verkehrs mit Pfer­den während des Hcrrschens der Seuche (wie das Verbot des Verkaufs von Pferden aus Stallungen etc., worin die Krankheit grassirt, des fortzusetzenden Transportes von Pferdeabtheilungeu, in welchen die Krankheit zum Ausbruch gckominen ist) — so werden doch anderseits diese Mass­regeln nie vollkommen und überall ihren Zweck (Abwen­dung und Verminderung der Weiterverbreitung der Seuche)
*) Wie der Tart. stibiat. eins der Ijeslen Ciiralivmillel ist, wiril er unter ricliliger Würdigung des Krankheilscliaraklers und unter BerUcksidiligung des Verliallens der Seuche überhaupt auch in igt;raservativei Absicht passende Anwendung finden.
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erreichen können. Das deshalb nicht, weil die Injhienxa ihre vorzngsweise Eniwickelung auf miasmatischem Wege iimlef, und selbst ihre Weiterverbreitung durch Ansteckung auf diesem mit begünstigt zu werden scheint (cf. sect;. 85). Dieser und der wichtigere Weg lässt sich aber nicht ab­sperren, und daher würde dann, selbst bei aller Strenge in der Ausfülnung der Massregeln, das Weiterumsichgreifen der In/htenta doch nicht allgemein verhindert werden können. — Es werden also in manchen Fällen die Polizeirnassre-gcln nutzlos bleiben und daher als doppelt drückend er­scheinen müssen. — Es würde sich indessen noch insbe­sondere fragen lassen, ob — wenn auch durch Polizei-inassrcgcln der Zweck nicht allgemein, nicht in all und jedem Falle zu erreichen sei — doch die besondern Fälle, wo solche mit Erfolg gehandhabt werden könnten, dieses besondern Nutzens wegen nicht allgemein zur Ausführung gebracht zu werden verdienten, und somit zum Besten gewisser Fälle von andern ein Opfer gebracht werden müsse. — Für die Beantwortung dieser Frage würde ins­besondere die Gefahr der Inßuenza entscheiden müssen. Diese Krankheit gehört nun im Allgemeinen nicht zu den sehr gefährlichen, beschränkt ihre Ansieckungslahigkcit lediglich auf das Pferdcgeschlecht (sect;. 115.) und bedroht daher weder andere Thierc, noch insbesondere den Men­schen. Demnach dürften denn auch, meiner Meinung nach, slrengcre polizeiliche Massregeln nicht im Verhältnisse mit der Gefahr der Krankheit stehen, und die Nachtheilc der Beschränkungen, welche jene nothwendig hervorrufen müssen, im Ganzen viel drückender sein als die, welche die Krankheit selbst im Allgemeinen in ihrem Gefolge hat. — Die Influenza der Pferde dürfte meiner Ansicht nach, in vrterinairpolizeiiicher Hinsicht ähnlich der Aphihenseuche zu bcurtheilen sein, und ich glaube, dass bei jener, wie ich es über diese anderwärts bemerkt habe *) die Polizei-massregeln sich, ausser der oben schon als zweckmässig
*) Die Krankheiten der Schweine. Berlin 18-12. pag. 201.
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caipfolilcncn Absonderung iler Kranken von ilcn Gesumlcn, auf die Warnung vor der Anfnalimc von kranken unier gesuiule Pferde, und auf die Anordnung ersirecken müsse, dass die Transportirung von Pfcrdcabilieilungen, unter denen die Injlueiixa zum. Ausbruch gekommen, mit der nötlugen Uücksicht gegen die Pfordebesilzcr jener Ort-srhafteu, welche die Transporte passiren, erfolge, dass solche namentlich davon in Kcniitniss gesetzt werden, um die nöthigen Schutzmassregcln ergreifen zu können und nicht, wie es bisher meistens geschehen, das Vorhaudenscin der Kranklicii unter den transportirton Pferden mit still­schweigen übergangen, oder wohl gar die mitgeführtcu Kranken in Ställen untergebracht werden, die gleich darauf wieder mit andern Pferden besetzt wurden oder noch zum Theil damit besetzt waren. —
Eine Ücbcnvachung der Inßuenza von Polizeiwegen dürfte demnach wohl, als der Sache entsprechend, anräth-lich erscheinen.
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Geilruclt l)ei F. Nielack.
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